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Bloody Life

Blut ist doch dicker als Wasser ...
von

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Schreie in Paris

Panische Schreie schallen durch die leeren Straßen von Paris.

Ein kleines Mädchen, vielleicht acht oder neun Jahre alt, rannte so schnell es konnte und mit rasselndem Atem durch die verlassenen Gassen und die dunklen Durchgänge zwischen den einzelnen, dicht aufeinander stehenden Häusern der Hauptstadt.

Sie wurde verfolgt, schon eine ganze Weile. Anfangs hatte sie es nicht bemerkt, hatte gedacht sich die leichten Schritte nur eingebildet zu haben. Doch dann, als sie abbog, verfolgten sie die zwei Gestalten immer noch. Sie hatte begonnen zu rennen, es waren ja nur noch knappe vier Minuten zu dem kleinen Haus, in dem sie wohnte. Da konnte sie sich ihrer geliebten Mutter in die Arme werfen und war endlich sicher.

Doch noch war sie nicht daheim, konnte sich nur mir der Angst und dem Gedanken an ihre Eltern vorwärst treiben, während sie mit ihren kleinen Händen ihr langes schweres Kleid hoch hielt um besser laufen zu können.

'Geh noch zur Oma und bring ihr den Schinken, den ich heute gekauft habe.

Aber beeil dich und komm schnell wieder nach Hause!', hatte ihr ihre Mutter gesagt, als es angefangen hatte zu dämmern.

Doch sie würde ihre Mutter und ihr zu Hause nie wieder erreichen ...
 

Unheimlich baute sich vor ihr eine zierliche Gestalt auf. Eine Frau in einem schwarzen Umhang, zwischen dem ein helles weißes Kleid hervor blitzte.

Schon fast dankbar blieb die Kleine stehen und sah die Frau an. Vielleicht würde sie ihr ja helfen, sie vor ihren Verfolgern beschützen und sie nach Hause begleiten.

Doch als sie in die Augen der jungen Frau mit den feuerroten Haaren sah, erschrak sie beinahe zu Tode.

Ihr sahen zwei schwarz leuchtende Augenpaare entgegen und das Lächeln der Person vor ihr entblößte schneeweiße Zähne. Die verlängerten Eckzähne schimmerten im diffusen Licht der Straßenlaterne über ihnen.

"Wo willst du denn noch so spät hin, meine Kleine??

Solltest du nicht schon längst in deinem Bettchen liegen??", sagte die Frau mit einer Stimme, die dem Kind eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

Und gerade als sie sich umdrehte und wegrennen wollte, stellte sich ihr eine weitere Person in den Weg.

Auch ein Frau, doch sie war ganz in Schwarz gekleidet und trotz ihrer langen weißen Haare sah sie jung aus. Ihre dünnen Haare waren kunstvoll hochgesteckt. Einige seidenartige Strähnen wehten sacht im Abendwind mit als sie fast flüsternd sagte:

"Laurell hat recht, was machst du denn noch hier draußen, und sooooo allein???"

Ihr hämisches Lächeln war genauso furchteinflößend und zeigte auch ihre längen Eckzähne.
 

Dem Mädchen stand der Angstschweiß auf der Stirn, sie zitterte am ganzen Leib und ihr Herz schlug so schnell, als wöllte es aus ihrem Hals springen und davon laufen. Doch sie konnte nicht laufen, war unfähig sich zu rühren und von der Angst vollkommen gelähmt.

"Wir haben Hunger und Durst, kannst du uns nicht helfen?"

Die Stimme der Frau in schwarz klang so lieblich, dabei bedeuteten ihre Worte den sicheren Tod

Die weißhaarige Frau kam auf sie zu, aber noch ehe sie sie hätte berühren können, kramte das Mädchen einen Rosenkranz auf ihrem Kleid heraus und streckte es ihrem Gegenüber entgegen und sagte mit bebender Stimme:

"Geh weg ... du ... du Monster !!!"

Amüsiert lachten beide Frauen auf, kamen ihr trotzdem immer näher.

"Aber aber, wir sind doch keine Monster!", sagte die rothaarige Frau hinter ihr.

"Wir sind Vampire!!"

El Eclipse

Voll und rund stand der Mond am Himmel und sandte sein fahl weißes Licht auf den kleinen Berg Scharise in der Nähe der französischen Hauptstadt Paris.

Wie eine helle Schlange wand sich der Kiesweg vom Fuße des Scharise bis hinauf zu dem beeindruckenden Bauwerk. Die Mauern waren dunkel, bestanden fast aus steingewordenem Schatten. Viele hohe Zinnen, kleine Erker und einige höhere Türme aus dem schwarzen Stein ragten in den klaren Nachthimmel. Unzählige glühende Sterne spiegelten sich in den hohen und kunstvollen Glasfenster, von denen nur wenige erhellt waren. Das schwere eisenbeschlagene Eichentor war unnachgiebig verschlossen und versperrte den Blick in den kleinen Innenhof, der sich dahinter verbarg.

Frisch wehte der Wind auf als zwei Vögel auf das alte und geheimnisvolle Schloss zuflogen, das auf dem Hügel seinen Sitz hatte.

Ein feuerroter Falke und ein kleiner schneeweißer Adler ließen sich von dem kalten Nachtwind auf das uralte Bauwerk aus Stein hintragen. Elegant landeten beide auf einem Fenstersims in einem der vielen kleinen Türme und falten lautlos ihre Flügel auf dem Rücken.

Vorsichtig, aber doch laut genug klopfte der Adler an die dünne Scheibe und wartete geduldig. Kaum später wurde der lange schmale Flur auch schon von einem schwachen Kerzenschein erhellt und das Fenster mit einem markerschütternden Quietschen geöffnet.

Ohne die Flügel auch noch einmal zu öffnen sprangen die beiden gefiederten Kreaturen auf den prachtvollen Purpurteppich und sahen zu dem älteren Mann auf, der ihnen Einlass gewährt hatte.

Seine dunkelblauen Augen sahen ehrfurchtsvoll zu den beiden Vögeln herab und einige seiner grauen Haare, die aus seinem Zopf im Nacken gerutscht waren, hingen ihm dabei ins Gesicht. Von seinen 1,79m aus sah er den beiden Tieren abwechselt in die Augen.

Noch einmal ordnete er seinen schwarzen Frack, strich eine Falte aus seiner schwarzen Hose und zog das blutrote Band um seinen Hals etwas enger, bevor er mit höfflicher Stimme sprach:

"Ich freu mich sie beide wohlauf wieder hier auf El Eclipse begrüßen zu dürfen.

Ich hoffen, dass die Damen wohl gespeist haben."

Hochachtungsvoll verbeugte der Butler sich und sah beide Tiere an.

"Ich danke dir James, das du uns geöffnet hast.", sagte der weiße Adler.

"Ja, vielen Dank James ...", antwortet auch der Falke.

"Wenn ich die Damen dann bitten dürfte, sie werden im schwarzen Salon erwartet."

Beide Vögel nickten, bevor sie den langen Gang hinunter liefen. Währenddessen entzündete James die restlichen Kerzen an den steinernen Wänden, rückte noch ein altes Portrait zurecht und ging dann schnellen Schrittes die breite und langgeschwungene Treppe hinunter.
 

Die Türen zu den Zimmern, in das die gefiederten Kreaturen eintraten, standen offen, als würden die Räume wissen, das sie kommen würden.

Am Ende des Ganges ging der Adler links und der Falke rechts ab, durch den hohen Türbogen und in die Mitte des großen Raumes, der eher einem kleinen Saal glich.

Das linke Zimmer war vollkommen in schwarz und dunkelrot gehalten, bis auf die Bettwäsche des hohen Himmelbettes, das rechts von der Türe an der Wand stand. Sie war weiß, mit feiner Spitze und einem kunstvollen Rosenmuster, das in einem tiefen rot erstrahlte. Dem gegenüber an der Wand stand ein gewaltiger und uralter Holzschrank. Seine Türen waren mit Silber und anderen edlen Metallen beschlagen, ein aufwändiges Muster war in das schwarze Ebenholz geschnitzt worden und die Griffe der Türen und Schubladen hatten die Form eines Adlers.

Vor den großen und hohen Fenster hingen schwere Vorhänge aus schwarzem Samt. Außerdem befand sich in dem Raum noch ein großer Spiegel an der Wand, ein langer und prachtvoller Schreibtisch und an der Wand neben dem Bett noch ein kleiner Tisch mit einer Kerze und Streichhölzern. Aber der Blickfang war immer noch der alte Sarg neben dem Schrank. Er war aus dem selben Ebenholz wie der Schrank selbst und war auch mit Silber beschlagen worden. Er stand leicht offen und man konnte das blutrote Polster sehen, mit dem er ausgelegt worden war.

In der Mitte an der Decke hing ein großer und schwerer Kronleuchter, an dem zahllose Kerzen leicht flackernd das Zimmer erhellten. Ihre Halterungen waren aus feinen und haarähnlichen Silberfäden geflochten worden, was dem an sich so gigantisch anmutenden Leuchter eine gewisse Feinheit und Grazie verlieh.

Auch der andere Raum war gleich eingerichtet worden. Er war zwar kleiner als sein Gegenüber, doch bot er immer noch genug Platz.
 

Aber dann geschah in beiden Kleinsälen das gleiche, unheimliche Schauspiel.

Beide Vögel zerstoben in ihre tausend einzelnen Federn, wie nach einer Explosion. Doch anstatt die Federn leicht auf den Boden fielen und dort verharrten, zerplatzen sie noch weiter, bis sich ein feiner Nebel gebildet hatte, der wie von einem sachten Wirbelsturm angetrieben im Kreis schwebte. Langsam, fast schleichend setzten sich die einzelnen Perlen wieder zusammen, bildeten feste Körper. Erst konnte man sie nur verschwommen sehen, doch dann wurden sie immer deutlicher und nahmen letztendlich die Gestalt zweier Frauen an. Gespenstisch und ungesund ließen sie ihre Knöchel knacken, streckten sich noch einmal und gingen dann fast zeitgleich aus ihren Räumen, trafen sich auf dem Flur und schritten nebeneinander den Gang entlang, in Richtung Treppe.
 

"Sag mal Alexiel, wer könnte uns denn da heute erwarten?"

Fragend sah Laurell zu der jungen Frau neben ihr, während sie das weiße Lederband um ihre Haare im Nacken noch einmal prüfend nachzog. Doch trotzdem rutschten ihr wieder einige ihrer seidigen Haarsträhnen aus dem langen Zopf, rutschten ihr über die leicht spitzen Ohren und legten sich geschmeidig um ihr bleiches Gesicht. Leicht lagen die dunkelroten Haare, die ihr bis zu ihrer schmalen und zierlichen Hüfte gingen, auf ihrem weißen Kleid. Es war sehr lang und zeigte nur einige Zentimeter ihre langen schwarzen Stiefel. Es war mit Spitze versehen, hatte halblange Ärmel, ein peinlich genau gesticktes schwarzes Dornenmuster am unteren Rockrand und war mit einem schwarzen Ledergürtel in ihrer schlanken Taille zusammengebunden. Ihr nachtschwarzer Umhang wehte bei jedem ihrer anmutigen Schritte leicht nach hinten.

Ihre giftgrünen Augen sahen die junge Frau neben sich immer noch auffordernd an, als diese antwortete:

"Ich weiß es nicht Laurell, aber ich denke, dass wir es bald herausfinden werden."

Leicht lächelnd sah Alexiel zu ihrer Freundin und zeigte ihre makellosen Zähne, bei denen einem die längeren Eckzähne sofort in die Augen sprangen.

Alexiels Haare hatte sie mit einer großen Silberspange hochgesteckt, und auch ihr fielen einige Haare über die spitzen Ohren ins Gesicht und verliehen ihr ein leicht verwegenes Aussehen.

Ihr schwarzes Kleid war ein krasser Kontrast zu ihren schneeweißen Haaren und hob sich genauso drastisch von ihrer blassen Haut ab. Auch die immer dunkelroten Lippen distanzierten sich von ihrem blassen Teint. Lächelnd sah sie mit ihren eisblauen Augen gerade aus und ging mir anmutigen Schritten in ihren leicht hochhakigen knielangen Stiefeln, die ebenfalls schwarz waren, die lange Treppe hinunter. Dabei flatterte der leichte Stoff ihres pechschwarzen Kleides leicht und lies ihn leise rascheln. Das Kleid war mit Silberfäden durchzogen worden, hatte ebenfalls halblange Ärmel und wurde von einem ebenso dunklen Gürtel mit glänzender Silberschnalle in der zierlichen Hüfte zusammen geschnürt.

Das weinrote Futter des sonst schwarzen Umhanges blitze immer wieder auf, während sie die Stufen hinunter ging.
 

Nach einigen Minuten hatten beide Frauen den schwarzen Salon im Erdgeschoss erreicht. Knarrend wurde ihnen von dem treuen Butler die hohe und schwere Tür aufgehalten und sie traten in den nicht umsonst 'schwarz Salon' genannten Saal ein.

Der 'schwarze Salon'

Flackernd war das Feuer des alten Karmines, der den großen Raum mit Licht und einer angenehmen Wärme durchflutete.

Zwei Siluetten hoben sich drastisch von dem goldgelben Licht der Flammen ab und warfen lange dunkle Schatten in den an sich schon düsteren Raum.

Mit einem leichten lächeln auf den dunklen Lippen ging Alexiel auf ihre beiden Besucher zu und sagte gewohnt leise:

"Großvater, Tante, ich hatte euch nicht erwartet.

Bitte entschuldigt das ich euch hab warten lassen ..."

Ohne Eile drehten sich die beiden Personen um und sahen die Schlossherrin grinsend an.

Ein stattlicher Mann, um die 90 Jahre alt, in vollkommen schwarzer Kleidung und mit schwarzem Haar sah mit fast weißen Augen auf Alexiel nieder um d lächelte leicht als er mit gewaltiger Stimme meinte:

"Alexiel, meine Enkelin!"

Fast väterlich nahm er sein Kindeskind in den Arm und rückte sie leicht an seinen 1,80m großen Körper.

Als er sie wieder losließ, wandte sich Alexiel zu der grauweiß gelockten Frau, die neben ihnen stand und der Begrüßung tonlos zugesehen hatte. Ihre beinahe schwarzen Augen funkelten freudig, als auch sie Alexiel in den Arm nahm.

Dabei raschelte ihr prachtvolles langes Kleid aus nachtblauem Samt leicht und ihr weißer Umhang rutschte auf ihren Rücken zurück. Die schwarze Spinnenspange in ihrem Haar hob sich drastisch von dem weißgrau selbigem ab und ihre zarten Gesichtszüge wurden von einem mütterlichen Lächeln umspielt.

Das Weiße Spitzenband um ihren Hals bewegte sich fast unmerklich mit, als sie sprach:

"Alexiel, meine Nichte!

Wie schön dich einmal wieder zu sehen!"

"Ich freu mich auch euch bei mir begrüßen zu dürfen."

Alexiel sprach wie immer sehr leise, das war eine Angewohnheit von ihr. Aber sie musste ja auch nichts leise sagen, schließlich war es auf El Eclipse nie von Nöten gewesen lauter zu sprechen.
 

Nachdem auch Laurell von Alexiels Verwandten begrüßt worden war, setzten sich alle vier in die dunklen Sessel vor dem Kamin.

Alt und abgenutzt knarrte das Leder, als sie Platz nahmen.

"James, bringst du unseren Gäste bitte eine Erfrischung?"

"Jawohl meine Herrin."

Ehrfurchtsvoll deutete der Butler eine Verbeugung an und verschwand dann durch den hohen Türbogen, schloss den schweren Türflügel und ging mit großen Schritten in die Schlossküche.

Sofort wand sich Alexiel wieder ihrem Besuch.

"Also, womit hab ich die Ehre?"

Fragend sah sie von einem zum andren.

"Seraphitan und ich wollten euch waren."

Verheißungsvoll klang die Stimme der Tante und in ihren Augen spiegelte sich Besorgnis.

"Amanda hat recht.

Es gibt beunruhigende Neuigkeiten ..."

Verheißungsvoll sah Seraphitan von Laurell zu Alexiel und dann zu seiner Tochter.

"Und was heißt das?", fragte Laurell neugierig.

Sie war schon immer abenteuerlustig gewesen und liebte die Gefahr. Sie war aufmerksam geworden, wusste sie doch das Alexiels Tante Amanda durch nichts aus der Ruhe zu bringen war. Und nun das, da musste doch was faul sein.

Gespannt wartete sie auf eine Antwort.

Auch Alexiel war nun hellhörig geworden.

Mit einem unterdrückten Seufzen begleitet von dem leisen Knistern seines schwarzen Umhanges zog Seraphitan ein vergilbtes Blatt Papier aus der Umhangstasche. Seine Ränder waren schon eingerissen und das Papier leicht gewellt.

Ohne noch ein Wort zu sagen reichte er die Rolle seiner Enkelin, die sie sofort auseinander zog und mit ihrer geheimnisvollen Stimme zu lesen begann:
 

STECKBRIEF
 

LADY ALEXIEL INQUERIO LESION
 

LAURELL SKARNO VON TAORI
 

JE 5,500 GOLDSTÜCKE
 

TOD ODER LEBEND
 

LORD RAMON LE EXEKUT
 

Seufzend faltete sie das Papier wieder zusammen und legte es auf den niedrigen Tisch vor ihnen und lies sich dann wieder in die weiche lehne des Sessels fallen.

"Ach ... langsam bin ich diese ganzen Steckbriefe leid!"

Abwartend sah sie in die Runde und wartete auf eine Reaktion.

"Du hast recht.

Es ist immer das selbe und immer haben wir den Stress an der backe kleben ...", fügte Laurell nickend hinzu.

Seraphitan warf ihr einen strafenden Blick zu.

"Sein nicht so frech.", meinte er tadelnd, klang aber eher belustigt.

Er war eben ein alter Vertreter von Anstand und des gepflegten Umgangs und hatte etwas gegen Laurells für ihn respektlose Ausdrucksweise.

"Mit deinen 1025 Jahren müsstest du doch langsam schon gelernt haben, dich gewählter auszudrücken!"

Auffordernd und streitlustig funkelte Laurell den alten Mann an.

"Möglich, aber du hast in deinen über 4000 Jahren ja wohl auch ein gewisses Maß an Toleranz entwickelt ..."

Aber noch ehe Seraphitan darauf mit antworten konnte, wurde er von Amanda daran gehindert.

"Jetzt hört auf, alle beide!"

Ungehalten sah sie die beiden Streithälse an. Bei fast jeder Gelegenheit kriegten sich Laurell und Seraphitan in die Wolle. Es war aber eher ein freundschaftliches Streiten und es wurde nie erst miteinander gestritten.

Etwas beleidigt sah Seraphitan zu Amanda und meinte dann mit zuckenden Schultern:

"Ich weiß ohne hin schon, was sie sagen wollte ..."

"Oh nein, jetzt hast du schon wieder meine Gedanken gelesen???"

Laurell war sauer. Sie konnte es nicht leiden, wenn Seraphitan ungefragt und ohne ihre Erlaubnis in ihrem Kopf herumstöberte.

Der Alte grinste nur und meinte dann:

"Tut mir leid, es kommt nicht mehr vor."

"Das sagts du jedes Mal ..."

Eingeschnappt verschränkte die Frau, die das Aussehen einer 23jährigen verkörperte, ihre Arme vor ihrer Brust und sah schmollend in die gelbrot züngelnden Flammen des Kaminfeuers.

Amanda, Seraphitan und allen voran Alexiel bedachten sie mit einem versöhnlichen Lächeln. Dabei blitzen bei allen dreien die schneeweißen langen Eckzähne im zuckenden Licht des Feuers.

In diesem Moment betrat James das Zimmer, mit einem Tablett und vier hohen Gläsern darauf. Leise stellte er sie auf den Tisch neben den Steckbrief.

Alexiel betrachtete sein rechtes Ohr, bei dem die Spitze leicht angefressen aussah und begutachtete seine blitzenden Eckzähne als er sprach:

"Wünsche einen guten Appetit."

Nach einer kurzen Verbeugung machte er sich wieder auf den Weg in die Küche.

"Ich verstehe das nicht ..." Amanda nahm kopfschüttelnd eines der Gläser und trank einen kleinen Schluck von dem dunkelroten Blut.

"Ich hatte auch meine bedenken, doch James wollte es nicht anders.

Er wollte mir dienen, schon von anfang an. Und weil er ja ein Sterblicher war, hatte er mich gebeten ihn zu einem von uns zu machen, mit dem unterschied das er nicht frei ist. Letzte Woche wurde er zum Guhl. Jetzt wird er für immer 60 bleiben ...

So ist das eben mit unserem unten alten James, er war besorgt darum wer sich um mich und Laurell kümmern sollte und so ist das gekommen ..."
 

Lange saßen die vier Vampire noch zusammen und unterhielten sich.

Alexiel schwebte aber immer noch der Steckbrief im Kopf herum, auch als sie schon in ihrem Bett lag. James hatte die Vorhänge schon zugezogen, so dass das Sonnenlicht nicht in den Raum scheinen konnte.

Er wollte einkaufen gehen, schließlich können Guhls das Licht des großen Feuerballes ertragen, ganz im Gegensatz zu Vampiren.

Amanda und Seraphitan waren schon vor der Morgendämmerung in den Wald Sangro nahe des Scharise in ihr kleines Schloss Maldito zurückgekehrt.

Der Jäger

Knarrend öffnete sich die hohe Tür zu dem großen Gerichtssaal im Zentrum von Paris, als ein junger Mann eintrat.

Leicht stickige Luft und der Geruch von alten Büchern schlägt ihm entgegen.

Schlagartig drehen sich die vier sitzenden Männer um und mustern den schwarz gekleideten Ankömmling argwöhnisch.

"Ah, Herr Roskero, wie immer mehr als pünktlich!"

Der Mann hinter dem hohen Richterpult lächelt selbstgefällig, während er sich eine seiner grauen Haarsträhnen unter seine weiße Perücke zurückschiebt, worunter er seine schon leicht schütteren Haare. Zufrieden mustern die hellgrünen Augen des 48jährigen Andre, der sich direkt vor dem Richterpodest aufgebaut hatte.

"Ich wolltet mich sprechen, Karl Miron!?"

Kühl sehen seine dunkelbraunen Augen unter der schwarzen Krempe seines großen Hutes hervor.

"So ist es.

Ich habe wieder einen Auftrag für sie."

Andre nickt wissend.

"Und wer oder was ist es dieses Mal?!"

Wie immer schwang in seiner tiefen Stimme, die nicht selten Distanz schaffte, seine ewige Skepsis und das Misstrauen mit.

Karl (franz. Aussprache: "Scharl") durchsuchte seine Unterlagen und reichte Andre schließlich ein leicht eingerissenes Stück Papier.

Während der ganz in Schwarz gekleidete 28jährige Mann es entgegen nahm, sprach der Richter:

"Es sind zwei Vampire, zwei Frauen.

Sie machen mir schon seit Monaten wieder das Leben schwer. Der Stadtrat sitzt mir im Nacken und wenn sie nicht bald eliminiert werden, könnte es mich den Kopf kosten.

Ihr wisst ja, wie ungemütlich die Herren werden können!"

Andre nickte und sah sich den Steckbrief, den er in Händen hielt, genauer an.

"Deshalb möchte ich euch den Auftrag zukommen lassen.

Ich bin mir sicher, dass ich auf euch, den gefragtesten Vampirjäger Paris, verlassen kann.."

Mithochgezogener Augenbraue sah Karl Andre an.

Der nickte nur wieder und wand sich dann um, in Richtung Tür.

"Ich empfehle mich, meine Herren ...", sagte er noch zu den Männern, die ihm nun mit fast offenen Mündern hinterher sahen.
 

"Und Andre, wie ist es gelaufen?!

Was hat mein Onkel gesagt??"

Fragend sah Luis seinen Freund an, während er ihm die Zügel zu seinem Pferd wieder gab.

"Ich habe einen neuen Auftrag.", war seine nüchterne Antwort.

Luis fing an zu grinsen.

"Na, dann haben wir ja bald wieder Geld im Haus ...

Wurde ja auch mal wieder Zeit!"

"Freu dich mal nicht zu früh!"

Mit unheilvollem Gesicht saß Andre auf und sah Luis an, der sich auch in den Sattel schwang.

"Warum denn?!"

Luis verstand nur Bahnhof.

"Das wird nicht so einfach werden ..."

Leicht drückten die beiden jungen Männer die Hacken an die Pferdeleiber und setzten sich in Bewegung.

Die eisenbeschlagenen Hufe der zwei Pferde klapperten auf dem glatten Pflasterstein und erfüllten die kühle Herbstluft.

"Erstens sind das zwei der gefürchtetsten Untoten in unsere Gegend und

Zweites ist nicht nur der Pariser Stadtrat daran interessiert sie aus dem Weg zu räumen."

Luis begann zu ahnen, was Andre meinte.

"Du meinst doch nicht etwa, dass dieser verrückte Lord Ramon auch einen Steckbrief rausgegeben hat?!"

Andre sagte nichts, nickte nur. Wie schon so oft.

Er war bei Leibe kein Freund der großen Worte.

Schweigend ritten die beiden Freunde weiter durch den feinen Nebel, der sich zu so früher Stunde noch in den Straßen von Paris befand.

Luis auf seinem Schimmel Alas und Andre auf den pechschwarzen Diablo.

Meeting

Seufzend lies sich Alexiel in einen der hohen Stuhle des hohen und fast schon riesigen Speisesaales sinken.

Die sternenklare Nach war noch jung und sie war eben erst von ihrem Abendmahl mit Laurell zurückgekehrt. Gestärkt und gesättigt von dem Blut einer jungen Frau waren sie auf das Familienschloss zurückgekehrt und hatten im großen Speisesaal im zweiten Geschoss der alten Gemäuer Platz genommen.

Sie erwarteten Besuch.

"Ich weiß nicht, das Blut der Jungfrauen ist auch nicht mehr das was es einmal war ..."

Kopfschüttelnd lies sich nun auch die 1,70m große Vampirin in einen der dunklen Lederstühle sinken, die um den mächtigen Eichentisch standen.

"Ja, da hast du wohl recht Laurell ..."

Mit einem teuflischen Grinsen, das wohl anderen Kreaturen das Blut in den Adern gefrieren ließ leckte sich Alexiel die Finger ab, an denen noch einige Blutstropfen geklebt hatten.

Ihr schneeweißes Gebiß mit den langen Eckzähnen schimmerte gespenstisch im flackernden Licht der vielen Kerzen und des Kaminfeuers.

Ihre Umhänge hatten beide Damen neben der hohen Tür an einen Hacken gehängt und hatten sich in ihren langen und aufwendig gearbeiteten Roben gesetzt.

"Sag, machst du dir eigentlich sorgen wegen der vielen Jäger die auf uns angesetzt worden sind?

Ich habe gehört, das nicht nur der Pariser Stadtrat jemanden geschickt hat um uns zu jagen, sondern auch dieser verrückte Lord.

Oder irre ich?"

Abwartend sah Laurell ihre Freundin an während sie eine ihrer langen Haarsträhnen zwischen den schlanken Fingern ihrer linken Hand drehte. Das dunkelrot der Haare hob sich drastisch von dem blassen Farbton ihrer Haut ab und lies die Untote unheimlich leblos erscheinen.

"Ich weiß nicht recht was ich davon halten soll, das sich so viele Menschen an unserem endgültigen Ableben interessieren.

Aber eigentlich könnte es uns ja egal sein, wir sind schon mit so vielen dieser erbärmlichen Vampirjäger fertig geworden, da machen die paar jetzt auch keinen Unterschied mehr."

Alexiel legte eine Pause ein bevor sie weiter sprach.

In der Tat hatten sie schon vielen der Jäger das Leben genommen und hatten ihr Blut getrunken.

"Lord Ramon Le Exekut.

Ja, mit ihm werden wir wohl unsre Liebe Not haben.

Seraphitan und Amanda haben uns ja auch schon vor ihm gewarnt. Und wenn selbst diese zwei uns vor diesem Sterblichen zur Vorsicht raten, dann muss er wohl wirklich gefährlich sein."

Laurell nickte.

Auch sie war der Ansicht, das wenn zwei der ältesten und dazu noch mächtigsten Untoten der Gegend vor einem Menschen warnten, dann musste man diese Warnung sehr ernst nehmen.

"Doch genau wegen diesem Problem habe ich heute einen Gast nach El Eclipse geladen.

Eigentlich müsste er ja schon ...-"

Doch noch ehe Alexiel ihren Satz beenden konnte, wurde auch schon an die eisenbeschlagene Tür des Saales geklopft und James trat ein.

Der geheimnisvolle Butler deutete eine vornehme Verbeugung an und sagte mit lauter Stimme:

"Meine Damen, der Besuch ist soeben eingetroffen."

Mit einer einladenden Geste seiner rechten Hand gewährte der alte Mann dem Gast Einlaß.

Doch anstatt eines Menschen oder eines Vampires trat ein schwarzbrauner Bussard in den durch Feuerschein erhellten Schlosssaal ein.

"Ich darf vorstellen, Sir Gilian Le Erajo."

Und mit diesen Worten verließ James den Saal auch wieder und schloss die knarrende Tür hinter sich.

Huldvoll verbeugte sich der dunkelgefiederte Greifvogel und ging wippenden Schrittes auf den Tisch und die beiden Untoten Frauen zu.

"Schön dich einmal wieder zu sehen Gilian."

"Das Vergnügen ist ganz meiner Seits.", krächzte der Bussard las Antwort für Alexiel.

"Gilian, ich möchte dich dann doch bitten deine wahre Gestalt anzunehmen."

Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete Laurell den Vogel.

"Aber nur wenn es dir keine zu großen Umstände bereitet.", fügte sie noch mit einem beinah hämischen Grinsen hinzu.

"Aber nein, wenn Madame das wünscht, werde ich ihrem Bitten nachkommen."

Und kaum hatte der anmutige Flieger seinen Satz beendet zerplatze er auch schon in abermillionen kleine Kugeln, bis er nur noch eine schwarzen wabernden Nebel bildete. Nach und nach setzten sich die dunklen Perlen wieder zusammen und formten den Körper eines 1,77m großen Mannes.

Gilian Le Erajo war ein Vampir von 1099 Jahren, sah allerdings aus wie 27. Seine kurzen schwarzbraunen Haare hatte er unter einem schwarzen Hut versteckt und auch seine dunkelgrünen Augen blitzten nur bedingt unter der breiten Krempe hervor. Seine vollkommen schwarze Erscheinung verlieh dem eigentlich immer gut gelaunten Vampir ein erschreckend übellauniges Auftreten und machten ihn so zu einer gruseligen und unheimlichen Erscheinung.

"Schon besser .."

Mit einem leichten Kopfnicken deutete Alexiel auf einen der Stühle gegenüber von ihr.

Ohne zu zögern nahm Gilian die Einladung sich zu setzten an, doch zuvor legte er noch seinen Hut und seinen langen Mantel ab.

"Also, womit habe ich die Ehre eine Einladung nach El Eclipse nachkommen zu dürfen?", fragte Gilian in seinem gewohnt höflichen Ton.

Doch wussten Laurell und Alexiel nur zu gut das er auch ganz anders konnte.

Es bereitete ihm lediglich einen rießen Spaß sich so hochgestochen auszudrücken und Alexiels Nerven damit zu strapazieren.

"Ich denke, du hast schon von Lord Ramon gehört, oder?"

"Natürlich, er will uns Vampiren alle ans Leder ..."

Da war er wieder, der alte Gilian.

"Also deshalb hast du ihn hier her gebeten?"

Fragend sah Laurell Alexiel an, die nur stumm nickte.

"Sollte ich etwas wissen?"

Neugierig wechselte Gilians Blick von Laurell zu Alexiel und wieder zurück. Er konnte es auf den Tod nicht ausstehen wenn andere etwas wussten was er nicht wusste.

"Auf uns wurde ein Kopfgeld ausgesetzt und zwar von gesagtem Lord.

Doch das ist nicht das Hauptanliegen wes wegen ich dich her gebeten habe."

Während Alexiel das gesagt hatte, hatte sie die silberne Spange an ihrem langen Zopf gelöst und war mit ihren langen schwarzen Fingernägeln durch ihr schneeweißes Haar gefahren, so dass sich der Zopf löste.

Mit einem leisen Klacken hatte sie die Spange aus dem edlen Metall auf den Tisch gelegt.

Dabei war sie von Gilian beinah neidisch beobachtet worden.

"Es ist eine Frechheit, das dir das Silber nichts anhat ...

Man sollte meinen das du damit aus der Art schlägst.

Aber ich will dich nicht beleidigen, schließlich kann es dir einmal von großem Wert sein, dass du nicht verbrennst wenn du es berührst, habe ich recht Laurell?"

"Wohl wahr ...", bestätigte die Vampirin, warf Gilian aber doch einen vernichtenden Blick ihrer giftgrünen Augen zu.

Aber es war in der tat so: Alexiel verbrannte sich nicht am Silber. Keiner konnte das so recht erklären, selbst der weise Seraphitan nicht. Alexiel stammte aus einer erstklassigen Familie, da war die Verunreinigung keine Erklärung. Doch ein Geheimnis hatte sie doch, ein sehr großes: keiner wusste wie alt sie wirklich war. Es war nicht einmal sicher, das Seraphitan ihr Großvater und Amanda ihre Tante war. Es hätte auch so sein können, das Alexiel die Vorfahrin der beiden wäre.

"Du weichst vom Thema ab", tadelte Alexiel ihren Freund und führte somit auf ihr eigentliches Anliegen hin.

"Der Grund für deinen Besuch sind die Pläne von Lord Ramon.

Ich denke du hast davon gehört?"

"Ja, habe ich.

Und wenn ich das sagen darf, es paßt mir ganz und gar nicht was er das geplant hat."

"Würde man mich wohl einweihen?!"

Leicht empört sah Laurell zwischen Gilian und Alexiel hin und her.

"Du hast noch nicht davon gehört?!"

Erstaunt sah Gilian sie an.

"Nein, habe ich nicht.

Sonst würde ich ja wohl kaum um Erklärung bitten ..."

Plötzlich wurde Gilians Gesichtsausdruck hart wie Stein und man hätte annehmen können, das auch noch das letzte Fünkchen Leben aus seinem blassen Gesicht gewichen wäre als er mit unheilvoller Stimme sprach:

"Lord Ramon El Exekut will alle Vampire auslöschen lassen ..."

Treffen im Schloß

Laurells Augen weiteten sich unnatürlich.

Erstaunen, Misstrauen und auch Angst spiegelten sich in ihren grünen Augen und sie musste dagegen ankämpfen, dass ihr nicht der Mund offen stehen blieb.

"Er hat was vor?!"

Ihre ungläubige Stimme zerschnitt die vollkommene Stille die in dem Saal geherrscht hatte wie ein heißes Messer die Butter.

Doch Gilian und Alexiel nickten beide fast gleichzeitig und gaben Laurell die grausige Bestätigung.

Denn, warum sollten ihre Vampirfreunde sie auch anlügen?

Es gab keinen Grund dazu und außerdem machten sie über ein so prikeres Thema keine Witze, dazu war es einfach zu ernst.

Beinah erschöpft lies sich Laurell noch tiefer in das schwarze Leder des Ohrensessels sinken.

Das hatte sie nun wirklich nicht ahnen können.

"Und was sollen wir dagegen tun?"

Gilian und Alexiel zuckten beide die Schultern.

"Ich weiß es nicht, aber untätig rumsitzen können wir auch nicht ..."

Alexiel erhob sich aus dem Sessel, das Knarren des alten Leders war das einzige, was den Raum erfüllte. Selbst das Feuer schien aufgehört haben zu knistern, obwohl seine Flammen noch immer gierig an den Holzscheiten fraßen.

Raschelnd rieben die vielen Falten ihres pechschwarzen Kleides aneinander, das feinbestickte Mieder schmeichelte ihrer grazilen Figur und die langen Ärmel des edlen Kleidungsstückes waren an den Enden mit weißem dünnen Leinen versehen, in dem Alexiel ihre schlanken blassen Hände verstecken konnte. Nur ihre schwarzen langen Nägel blitzen manchmal darunter hervor, wie die Krallen eines lauernden Raubtieres.

Die hohen Stiefel verursachten klackende Geräusche auf dem harten ebenen Steinboden.

Ihre schon knielangen Haare hoben sich schneeweiß von dem Schwarz des Stoffes ab und lagen ihr seidig und glatt auf dem Rücken. Einzelne Strähnen wehten schwerelos wie Spinnweben nach hinten, als sie an das Fenster getreten war.

Im fahlen Mondschein wirkte sie noch viel bleicher und der Sternenglanz funkelte in ihren eisblauen Augen.

Ihre Stimme klang kalt und unnahbar und es schwang Ironie mit, als sie sagte:

"Wobei ich mir nicht viel aus den anderen unserer Spezies mache.

Sie haben mich und dieses Schloß immer gemieden und hinter meinem Rücken böse Sachen über mich erzählt.

Auch ihnen ist nicht verborgen geblieben, dass das Silber meine Haut nicht verbrennt und mein Fleisch zerfrisst.

Sie sind neidisch und missgönnen mir diese Gabe.

Deshalb ist es mir ziemlich egal, ob dieser Lord Ramon sie pfählt und ihre verbrannte Asche in der Mittagssonne über die Seine streut."

So hart und egoistisch ihre Worte auch klangen, sie waren doch wahr.

Die anderen Vampire, die sich um Paris herum trieben, mieden sie wirklich wie das Tageslicht. Sie war ihnen unheimlich und deshalb hatten sie sich nicht mehr in das Schloß getraut. Dabei war es seit mehreren Jahrtausenden ein beliebter Treffpunkt der untoten Blutsauer gewesen.
 

Lange redeten die drei Freunde noch.

Und als es schon nahe der Dämmerung war und die ersten kleinen Sterne sich schon im nachtblau des Himmels verloren, öffnete James knarrend die hohe Tür zum Speisesaal.

Höflich verbeugte er sich kurz und sagte mit leidenschaftsloser Stimme:

"Entschuldigt meine Damen, mein Herr.

Ich habe mir erlaubt das Gästezimmer für Herrn El Erajo herzurichten, da ich schätze das er es nicht vor Sonnenaufgang wieder unter den Louvre schaffen wird.

Ich hoffe, das ich zu eurer Zufriedenheit gehandelt habe, Lady Alexiel?"

Alexiel schmunzelte.

James war wirklich unersetzbar für sie geworden und sie wäre wohl ziemlich in die Bredulie gekommen, hätte er sich nicht freiwillig von ihr zu einem unsterblichen Guhl machen lassen und wäre eines Tages verschieden.

"Es freut mich zu hören, dass du so vorausschauend gehandelt hast James.

Ich denke doch das es im Sinn unseres Gastes sein wird, den Tag hier zu verbringen und erst in der nächsten Nacht wieder nach Hause aufzubrechen.

Oder?"

Nun sah Alexiel Gilian fragend von der Seite an.

Der zuckte nur mit den Schultern und meinte:

"Das Angebot nehme ich doch dankend an.

Ich habe keine gesteigerte Lust mich als graues Aschehäufchen in den Straßen von Paris wieder zufinden."

Laurell musste sich ein Lachen verkneifen und auch Alexiel kämpfte mit ihrer Selbstbeherrschung.

Gilian war einfach einmalig. Mal war er übertrieben höflich und ein anderes mal könnte man meinen er spräche mit der ungehobelten Stimme eines Bauern.

"Das fasse sich als ein 'Ja' auf Sir Gilian.

Gut, dann werde ich noch die letzten Vorbereitungen treffen und mich wieder bei ihnen melden, wenn der Sonnenaufgang kurz bevor steht, damit sich die Herrschaften in Ruhe zur Tagesruhe begeben können."

Und nachdem er sich abermals höflichst verbeugt hatte zog James die schwere Tür hinter sich zu und verschwand in den vielen Gängen des Schloßes.

"Daran könnte ich mich gewöhnen ...", sagte Gilian und lehnte sich wieder bequem in dem Sessel zurück.

Die Kerzen in den alten schwarzen Metallständern mit den vielen Verschnörkelungen waren schon beinah herunter gebrannt.

"Ich habe dir schon mehrmals angeboten hier auf El Eclipse einzuziehen."

Alexiel bedachte ihren Freund mit einem fast vorwurfsvollen Blick.

Auch Laurell seufzte wissend.

Gilian zuckte die Schultern.

"Ich hätte das Angebot auch schon längst angenommen, aber der Louvre wäre nicht das selbe ohne meine Wenigkeit.

Einer von unserer Rasse muss ja da nach dem Rechten sehen ..."

"Ach hör doch auf, wir wissen doch alle warum du lieber in den Kanälen von Paris rumstromerst als hier im Schloß zu leben!"

Laurell hob eine Augenbraue und sah Gilian prüfend an.

Der war bei ihren Worten leicht zusammen gezuckt.

'Mist, sie wissens doch ...', schallte es durch seinen Kopf.

"Du kannst es uns ruhig persönlich sagen, wissen tun wir es ohnehin schon länger.", bohrte Laurell weiter.

Es machte ihr Spaß hin in die Mangel zu nehmen.

Besonders da er immer so unverwundbar und unnahbar tat.

Hilfesuchend hatte Gilian zu der Vampiren neben sich gesehen, die, wenn man die spitzen Eckzähne wegließ, aussah wie eine 25jährige Frau von Adel. Doch Alexiel dachte nicht daran sich da einzumischen. Auch sie fand es sehr amüsant ihren Freund so schwitzen zu sehen. Denn schließlich wusste auch sie, warum er ihr Angebot nicht angenommen hatte, wollte es aber noch einmal aus seinem Mund hören.

Nach einigen quälenden Minuten der Stille, die Gilian vorkamen wie ein ganzes jahrzehnt, hielt er es nicht mehr aus.

Es platze fast aus ihm heraus als er genervt sagte:

"Na gut, ihr miesen Blutsauerinnen, ich geb ja zu das ich nur wegen Tanja noch in den Katakomben unter dem Louvre hause.

Ich könnt es mir nicht verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen wurde, besonders weil es auch einige unserer Gattung auf ihr Blut abgesehen haben.

Ohne mich wäre sie schon längst tot oder noch schlimmer, ein Guhl der hirnlosen Sorte ..."

Gilian hatte, während er gesprochen hatte, die Fäuste geballt.

Es machte ihn rasend wenn er an Abschaum dachte, der hinter Tanjas Lebenssaft her war.

Ja, Tanja Pallero.

28 Jahre alt, hüftlange blonde Haare meist im Nacken geflochten, hellbraune Augen, 1,69m groß. Sie arbeitete als Prostituierte in einem Pariser Bordell und war schon seid einigen Jahren mit Alexiel, Laurell und Gilian befreundet. Die total liebe und nette junge Frau in den smaragdgrünen Kleidern, den hohen braunen Lederstiefeln und dem grauen Mantel hatte die drei eher durch Zufall kennen gelernt.

Sie war vor einigen Jahren allein durch die dunklen Straßen Paris gelaufen und war mit Gilian zusammen gestoßen, der gerade von seiner nächtlichen Mahlzeit zurück zum Louvre gehen wollte. Und irgendwie, beide wussten selber nicht so genau wie, hatte Tanja herausgefunden, wer oder besser was Gilian war. Doch anstatt sie zu fressen, wie er es eigentlich hätte tun müssen, war er, nur der Teufel weiß wie, mit ihr ins Gespräch gekommen.

Und so hatte sich die ganze Sache entwickelt. Nach einigen Monaten hatte Gilian ihr Alexiel und Laurell vorgestellt und Tanja hatte sie des öfteren im Schloß besucht.

So war diese seltsame Freundschaft entstanden.

Gilian seufzte und Laurell grinste triumphierend während Alexiel nur den Kopf schüttelte.

"Aber wenn du so viel Angst hast das sie von unseres Gleichen ausgesaugt wird, warum bietest du ihr dann nicht an sie zu einem Vampir zu machen?

Dann müsstest du dir keine Gedanken mehr um ihre Sicherheit machen und sie könnte mit uns allen auf El Eclipse leben.

Oder mach sie zu einem Guhl mit eigenem Willen, dann könnte sie auch in Paris bleiben und so weiter leben wie andere Menschen auch, nur das sie nicht älter werden würde und sterben müsste."

Alexiels Stimme klang sachlich und sie hatte ja auch recht damit, was sie sagte.

Trotzdem reagierte Gilian leicht gereizt.

"Das ist es ja, ich kann sie das ja wohl schlecht fragen.

Was würde sie denn dann denken?

Erst halte ich die anderen Vampire von ihr fern und dann will ich selber ihr Blut trinken?

So viel Ehrgefühl und Selbstachtung habe ich dann auch noch ..."

"Also hast du sie noch nicht einmal gefragt.", stellte Laurell fest.

"Nein, wie auch?"

Gilian wirkte gereizt und etwas verzweifelt.

"Indem du deinen Mund auf und zu bewegst und dabei Laute von dir gibst!"

Laurell prustete los und ihr helles Laschen erfüllte beinah das ganze Schloß und auch Alexiel musste laut lachen.

Gilians Gesicht war beinah glutrot.

"Jaja, macht euch nur über mich lustig!

Mit mir kann man ja seine Scherze treiben ..."

Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust.

Und nachdem sich Laurell und Alexiel sich wieder eingekriegt hatten, meinte Alexiel beschwichtigend:

"Jetzt schmoll nicht wie ein kleines Kind dem man seine Lieblingspuppe weggenommen hat!"

Laurell wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und strich einige ihrer dunkelroten Haarsträhnen, die sich aus dem durch die weißen Bänder gehaltenen Zopf gelöst hatten, aus dem Gesicht

"Tut mir leid Gilian, ehrlich, ich nehme es wieder zurück.

Aber sag, was machst sie eigentlich gerade, dass sie keine Zeit mehr findet uns einmal wieder zu besuchen?"

Doch bevor Gilian antworten konnte, schwangen auch schon wieder die schweren Flügeltüren des hohen Saales auf.

"Würden die Herrschaften ihre Gespräche wohl bitte auf dem Weg zu ihren Gemächern beenden, denn der Sonnenaufgang steht uns kurz bevor.

Ich habe alles zu ihrer Zufriedenheit hergerichtet und würde sie nun bitten sich zur ruhe zu begeben."

Mit einer höflichen Handbewegung deutete James den dreien sich zur erheben und ihm zu folgen.

Er hatte recht, denn kaum waren Alexiel, Laurell und Gilian in ihren Särgen verschwunden, zeichnete sich auch schon der erste dünne Sonnenstrahl am Horizont ab.

Ein neuer tag brach im Frankreich des Jahres 1288 n. Chr. an.

Und bis zum Abend und zur Dämmerung würde es ein schöner Herbsttag werden.

Und dann, wenn die Sonne sich wieder verzogen hatte, würden sie wieder aus den Särgen und den dunklen Verstecken und Winkeln kriechen, die Untoten, die Guhls, die Vampire ...



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Myrdal
2004-10-17T13:03:33+00:00 17.10.2004 15:03
Also, ich weis gar nicht was die alle haben, ist doch super geworden^^ Mach nur weiter so!Bin schon echt gespannt aufs nächste Kapitel.

ciao,
bis zum nächsten mal ^^°
Von: abgemeldet
2004-07-04T15:31:05+00:00 04.07.2004 17:31
Huuuu, also ich finde den Anfang echt cool. Hört sich an als würde man anfangen ein richtig langes Buch zu lesen. Vor allem weil du alles so gut beschreibst. Wie sie aussehen, wo sie wohnen und so. Das find ich gut. Ich schreib auch über Vampire. Vieleicht willst du es dir ja mal anschauen.

By bye Renesati
Von:  Soulprayer
2004-05-26T11:05:13+00:00 26.05.2004 13:05
Ohayoo~~ :)

Und schon habe ich auch diese Geschichte gelesen ^^
Aber auch hier werde ich erst noch abwarten, wie sich der Hauptplot entwickelt.
Ich werde später auf Details zu sprechen kommen.

Spiele auch gerne Rollenspiele ! :)
Im Moment Vampire & DSA.
Deswegen interessiert mich auch diese Geschichte, wie sie weitergeht ^^

Bis bald
Souly


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