Erste Begegnungen
Es war eine durchaus beeindruckende Gruppe, die an diesem regnerischen Sommermorgen die Barrikade zwischen den Gleisen 9 und 10 durchbrach und zielstrebig auf den schon eingefahrenen, karminroten Hogwartsexpress zuschritt. Kaum verwunderlich, waren die Eintreffenden doch Mitglieder einer der bedeutendsten reinblütigen Zaubererfamilien Englands. Allen voran schritt ein großer dunkelhaariger Mann mittleren Alters, einen Zylinder tragend und die ihm hastig ausweichenden Zauberer geflissentlich ignorierend. Hinter ihm lief eine schöne, wenn auch nicht mehr ganz junge Frau, die tiefschwarzen Haare zu einer kunstvollen Hochfrisur aufgetürmt und den Blick unablässig auf ihren Sohn gerichtet, den sie an der Hand hinter sich her zog. Ihr wiederum folgte eine Schar schwer bepackter Träger, und den Abschluss bildete ein großer dunkelroter Koffer, der hin und herschwankte und offensichtlich von einem Hauselfen getragen wurde: Kreacher.
"Geht das dahinten nicht ein bisschen schneller?!" In der Stimme des Mannes schwang deutlicher Ärger mit. "Leonora, beeil dich! Wir wollen doch nicht, dass der Junge sein Abteil mit irgendwelchen Dahergelaufenen teilen muss!"
"Der Junge" erwiderte den Blick seinen Vaters ebenso gereizt. Seine Mutter zupfte derweil an seinem Schulumhang herum, wobei sie einige gute Ratschläge wiederholte, die er heute wohl schon zum hundertsten mal hören musste. ( Bedenke immer, wer du bist- mach uns keine Schande- sieh bloß zu, dass du nach Slytherin kommst, dass ist Familientradition- und lass dich niemals mit den falschen Leuten ein...)
"Er wird schon aufpassen, mit wem er in einem Abteil sitzt, nicht wahr?" fragte sie und zupfte noch ein letzes mal an seiner Kleidung. "Ja Mom..." seufzte er und rollte ein wenig mit den Augen. "Oh, Schau doch!" Seine Mutter deutete plötzlich auf eine andere Gruppe von Menschen, welche ebenfalls nicht minder edler aussahen. "Die Malfoys..." fuhr sie fort. "Lucius ist jetzt schon in seinem dritten Schuljahr an Hogwarts. Ein sehr hübscher und vornehmer Junge..." sie warf einen kurzen Seitenblick auf ihren Sohn "an IHM könntest du dir ruhig ein Beispiel nehmen." "Ja Mom..." antwortete er wieder nur kurz und sah zu, wie sein Gepäck in den Zug verstaut wurde. Er schien sich nicht die Spur für die Malfoys zu begeistern, sondern beobachtete lieber Kreacher, welcher mit Müh und Not den dunkelroten Koffer in den Zug hiefte. Sie seufzte und blickte Stirnrunzelnd auf ihn: "Was sollen wir nur mit dir machen? Ich hoffe nur, dass dein Bruder nicht so wird wie du..." Der Vater räusperte sich leicht. "Ich unterbreche dich ja nur ungern Leonora, aber der Zug fährt bald ab."
Auf diese Worte hin gab Leonora Black ihrem Sprössling einen Schubs in den Rücken. "Dein Vater hat recht, du solltest endlich gehen. Sieh zu, dass du ins selbe Abteil wie Lucius kommst...er kann dir nur gut tun." Und damit rauschte sie davon in Richtung der Malfoys, ihrem Mann hinterher, welcher sich schon gutgelaunt mit selbigen unterhielt. "Wahrscheinlich schmieden sie schon Zukunftspläne für mich und dieses Ekel", dachte Sirius grimmig und sah zu dem Jungen namens Lucius hinüber, der gelangweilt neben seinen Eltern stehend zu ihm herüberstarrte. Er hatte ihn zwar noch nicht oft getroffen, aber die wenigen Male hatten ihn zu dem Schluss kommen lassen, dass er lieber nichts mit diesem hochnäsigen und aufgeblasenen Jungen zu tun haben wollte. Ja, er zweifelte nicht daran, dass Lucius ihm im Sinne seiner Eltern "gut tun" würde, hatte er doch all die Eigenschaften, die seine Eltern an Sirius so schmerzlich vermissten: Skrupellosigkeit, Rücksichtslosigkeit, und einen untrüglichen Sinn für "reines" Blut...ein "würdiger" Spross einer der vornehmsten Zaubererfamilien eben.
Sirius riss sich von diesem Gedankengang los: heute war sein erster Schultag im Zaubererinternat und er würde ihn sich verdammt noch mal nicht verderben lassen! Er widmete seine Aufmerksamkeit nun wieder ganz dem Zug, und da er schon seit längerem keine Spur seines Gepäcks mehr gesehen hatte, schloss er, dass es Kreacher wohl endlich gelungen war, seinen Koffer (arabisches Drachenleder höchster Qualität) zu verstauen. Warum also noch länger untätig hier herumstehen? Er warf noch einen kurzen Blick aus seinen nachtschwarzen Augen auf die Eltern, die ihn allerdings bereits abgefertigt glaubten. Sollte ihm recht sein. Also bestieg er den Zug und schlängelte sich durch den Mittelgang bis zum letzten Abteil vor. Zufrieden stellte er fest, dass es leer war. Wunderbar! Was er jetzt brauchte war Ruhe, und niemanden, der ständig an ihn hinredete und ihn kritisierte. Er ging zum Fenster, öffnete es einen Spalt breit, atmete zufrieden die Luft ein und gestattete sich einen erleichterten Seufzer. Dann drehte er sich um, und wollte sich gerade in die herrlich bequem aussehenden Polster fallen lassen, als er plötzlich eine Bewegung neben sich registrierte und mit einem quietschenden Geräusch die Abteiltür aufgeschoben wurde...
"Meine Güte" sagte ein Junge mit rabenschwarzen Haar, welcher das Abteil betrat "die Tür hier quietscht aber erbärmlich laut" Um seine Worte zu unterstreichen schob er Abteiltür noch ein wenig hin und her. "Na ja..." er blickte sich in dem Abteil um "hier ist es wenigstens schön leer. Hast du ein Problem damit wenn ich mich zu dir setzte?" Ohne auf eine Antwort abzuwarten ließ er sich auch schon auf einen Platz fallen. Sirius stand noch immer still im Abteil. "Sag...willst du dich nicht setzten?!" fragte der Junge verwundert und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar um es zu zerstrubbeln (wobei es schon mehr als genug zerstrubbelt war).
Sirius seufzte. Na das war's ja dann mit der Ruhe.
Sirius ließ sich nun auch nieder und betrachtete den gegenübersitzenden Jungen. Er war ungefähr genauso groß wie er selbst, hatte haselnussbraune Augen, ein schmales Gesicht, und kurze dunkle Haare die sehr verwegen aussahen. "James Potter" er lächelte Sirius freundlich an und reichte ihm die Hand. "Sirius Black" er lächelte zurück. "Erstes Jahr in Hogwarts?" James nickte und warf zufällig einen einen Blick nach draußen. Er runzelte die Stirn "Siehst du die dort?" Er deutete aus dem Fenster. Sirius nickte. "Meinst du die Malfoys?" "Oh, du kennst sie?" fragte James etwas überrascht. "Wohl oder übel. Daneben sind übrigens meine Eltern." antwortete er verächtlich. Er sah zu James hinüber "Sag...bist du 'Reinblütig'?" das wort 'reinblütig' betonte er. "Wenn nicht, dann würden mich meine Eltern ohne zu zögern erstmal ordentlich desinfizieren und mich nie mehr in deine Nähe lassen. Eine Woche Hausarrest würde ich auch noch bekommen, da ich mich mit dir abgegeben habe-"
"Und das lässt du dir gefallen?" fragte James etwas ungläubig.
Doch ehe Sirius antworten konnte wurde wieder die Abteiltür aufgeschoben.
Herein kam Lucius Malfoy. Sein seidiges, hellblondes Haar lag wie ein Heiligenschein um seinen Kopf, und er gab sich alle Mühe, erstaunt zu wirken. "Ach hier bist du, Black? Ich habe dich schon ewig gesucht. Deine Eltern haben mich gerade beauftragt, ein Auge auf dich zu werfen..." Grinsend sah er Sirius an und fuhr dann genüsslich fort: "könnte ja sein, dass du was dummes anstellst..." Der Blick, mit dem er James musterte sprach Bände. "Oh, aber wie es aussieht komme ich wohl etwas zu spät."
Sirius blieb die Luft weg. DAS konnten seine Eltern nicht gewagt haben! Sie konnten ihm nicht auch noch Lucius als AUFPASSER auf den Hals gehetzt haben! Er kochte vor Wut. Gerade wollte er aufspringen und dieses widerwärtige, schleimige Ekel mit einem saftigen Fußtritt aus dem Abteil befördern, da-
"Halt die Klappe, Großmaul", James klang stinksauer, "was bildest du dir eigentlich ein? Wer bist du überhaupt?" Er ließ Lucius jedoch nicht zu Wort kommen.
"Lass mich raten - du musst dieser Malfoy sein! Hab schon einiges von dir gehört. Checkst wohl gerade den Zug nach "Schlammblütern" ab, was? Na hier hast du jedenfalls kein Glück; ich bilde mir zwar nichts drauf ein, aber zufällig bin ich genauso "reinblütig" wie du!" Den Augenblick, den James brauchte, um empört nach Luft zu schnappen, nutzte Sirius, um schnell hinzuzusetzen: "Und selbst wenn das nicht der Fall wäre, -was dich übrigens nichts angeht, Malfoy-, es ist ganz allein MEINE Sache, was ich tue, und mit wem ich mich abgebe! Und jetzt..." er warf James einen raschen Blick zu, den dieser mit einem angedeuteten Grinsen erwiderte, "RAUS!!!" Zusammen stürzten sie sich auf Lucius, packten ihn an den Armen und warfen ihn hochkant aus dem Abteil.
Danach schloss James schweigend die Tür.
Sirius starrte wieder aus dem Fenster und seine Augen brannten. Was musste dieser Potter jetzt von ihm halten? Lucius hatte alles verdorben, hatte ihn als Schwächling hingestellt, jetzt wollte James bestimmt nichts mehr von ihm wissen...
Auf einmal hörte er hinter sich ein prustendes Lachen.
"Was für ein Blödmann", kicherte James, "glaubte doch tatsächlich, er hätte gegen uns beide ne Chance!. Aber als wir ihn rausgeschmissen haben sah er wirklich urkomisch aus! Er hatte bestimmt mit allem gerechnet nur nicht damit!"
James Heiterkeit wirkte ansteckend und obwohl er es gar nicht vorgehabt hatte, musste Sirius dann doch mitlachen. Als sich die beiden wieder etwas beruhigt hatten, und nur noch gelegentlich von Lachkrämpfen geschüttelt wurden, sagte er: "So, jetzt hattest auch du die zweifelhafte Ehre, ein Mitglied der Familie Malfoy kennenzulernen." Sirius grinste breit. "Die Blacks sind in etwa genauso..." er wischte sich eine Haarsträne aus dem Gesicht, "nur schwarzhaarig."
James legte seinen Kopf etwas zur Seite und betrachtete Sirius. "Du scheinst in deiner Familie aber eine Ausnahme zu sein, oder? Habe ich es hier etwa mit einem Rebellen zu tun?" Er schaute ihn mit erschrocken gekünstelter Mine an. "Mit Rebellen darf ich mich ja eigentlich nicht in ein Abteil setzten...das haben mir meine Eltern verboten." Er legte eine Unschuldsmine auf. "Allerdings hab ich nicht so einen feschen Aufpasser..." "Auf welchen ich nicht stolz bin." grummelte Sirius und blickte auf, da die Abteiltür schon wieder aufgeschoben wurde.
"Entschuldigung?" ein groß gewachsener Junge, welcher einen überdimensional großen Hut trug, lugte herein "kann ich mich zu euch setzten? In den anderen Abteilen stapeln sich die Schüler schon regelrecht." Ein lächeln huschte über seine Lippen.
Sirius nickte und sah zu James hinüber, welcher den Jungen zu kennen schien.
"Elphias? Warum trägst du diesen albernen Hut? Er wirkt recht..." er überlegte kurz und fuhr fort "...bizarr."
"Findest du?" Er setzte sich neben James und nahm den Hut ab "ich war mit meinen Eltern in Ungarn. Dort sind sie der letzte Schrei!"
Sirius konnte sich ein Grinsen nicht unterdrücken, als er sich den Hut genauer betrachtete. Er bemerkte das James auch alle Mühe hatte nicht plötzlich zu lachen.
"Ach..." der Junge nahm seinen Hut ab um sich am Hinterkopf zu kratzen und wandte sich Sirius zu "Ich hab mich dir noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Elphias Doge und erfreut dich kennen zu lernen."
"Sirius Black." antwortete er nur kurz und nickte.
"Black?" er runzelte die Stirn.
"Genau!" mischte sich James ein "leg dich besser nicht mit ihm an, ansonsten wird sein Aufpasser kommen und dich bei seinen Eltern verpetzten" Er prustete los "nein, wie albern..." Sirius nickte.
"Aufpasser?" fragte Elphias verwundert und setzte sich wieder seinen Hut auf. "Jep, Lucius Malfoy..bin echt stolz drauf! So stolz das wir ihn im hohen Bogen aus diesen Abteil beförderten" grinste Sirius.
"Ihr habt euch mit Lucius angelegt?" Elphias' Augen wurden größer. "Das erklärt auch warum er stinksauer durch den Zug gestampft ist... hat seine Wut erstmal an ein paar Leuten ausgelassen."
Er schüttelte den Kopf "Mit ihm will ich nicht wirklich was zu tun haben."
"Da bist du aber nicht der Einzigste" spottete Sirius. "Da fällt mir ein..." fuhr Elphias fort "habt ihr schon diesen einen seltsamen Jungen gesehen?"
"Also...von seltsamen Jungen gibt's hier wirklich mehr als genug" antwortete James mit einem Seitenblick auf Elphias, dessen Lippen schmal wurden "unheimlich komisch...wirklich! Nein, ehrlich! Der ist ziemlich klein und dünn, hat eine riesige Hakennase und hat etwas längere schwarze Haare. Die sehen so aus, als hätte er sie das letzte mal vor ein paar Monaten gewaschen."
James schüttelte den Kopf. "Nie gesehen", sagte er. Ihm war allerdings nicht ganz klar, was an einem solchen Jungen wohl so sehenswert sein sollte. "Na das werdet ihr ja dann spätestens bei der Häuserauswahl." stellte Elphias fest.
"Mein großer Bruder sagt, sie stellen dir vor der ganzen Schule eine Reihe unangenehmer Fragen..."
"Na dann hat er dich wohl reingelegt! Die setzen uns da bloß nen alten Hut auf den Kopf!", triumphierte James, "Ich komme auf jeden Fall nach Griffindor!"
"Und ich geh überall hin, wenns nicht Slytherin ist, so viel steht fest!", stellte Sirius klar.
Mit lautem Stampfen und Schnaufen setzte sich der Hogwartsexpress in Bewegung.
Während die beiden anderen sich ausführlich über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Häuser unterhielten, bemerkte Sirius auf einmal, dass sein Koffer ja gar nicht in diesem Abteil war. Kreacher musste ihn irgendwo anders untergebracht haben! Toll, jetzt durfte er alle Abteile abklappern...Seufzend stand er auf.
"Ich geh mal eben."
"Wohin?"
"Aus dem Abteil raus"
Diese erschöpfende Antwort schien James seltsamerweise nicht zufrieden zu stellen, denn er warf Elphias einen entschuldigenden Blick zu und erhob sich ebenfalls.
"Und wenn du draußen bist?"
"Dann suche ich meinen Koffer, den unser dämlicher Hauself verschlampt hat."
"Ihr habt einen Hauself? Echt wahr???", fragte James begeistert.
Diese Begeisterung teilte Sirius absolut nicht.
"Ach, der taugt nichts. Er macht mehr Schaden als Nutzen,...siehst du ja."
Zusammen gingen sie in den Mittelgang und betraten das nächste Abteil, in dem sie zwei weitere Jungen, und zwei große Koffer vorfanden. Zwei, nicht mehr, wie Sirius enttäuscht feststellte. Er schnupperte: in diesem Abteil roch es angenehm nach Schokolade. Auf einmal traf ihn ein leichter Stoß von James in die Seite, und er begriff sofort: der eine der Jungen konnte nur der sein, den Elphias ihnen beschrieben hatte.
Dieser Junge saß zusammengekauert auf einer der Bänke und beachtete die Neuankömmlinge nicht im geringsten. Er hatte seine Stirn gegen die Fensterscheibe gelehnt. Sein fahles Gesicht spiegelte sich in ihr wider; umso besser, da er zuvor mit seinen wirklich außergewöhnlich fettigen Haaren offensichtlich einen Schmierfilm auf ihr hinterlassen hatte. Er sah wirklich außerordentlich erbärmlich aus, gleichzeitig hatte er jedoch etwas wirklich abstoßendes an sich. James war er sofort zutiefst unsympathisch und auch Sirius verzog den Mund.
Ein scheues "Hallo" riss die beiden Jungen aus ihren Betrachtungen. Der andere Junge sah zu ihnen auf und lächelte sie freundlich an.
"Hi" sagten James und Sirius fast gleichzeitig. "Sucht ihr etwas bestimmten?" fragte der Junge höflich - ihm war der suchende Blick von Sirius nicht entgangen.
"Jep, mein Koffer ist mir abhanden gekommen." antwortete Sirius und ließ seinen Blick über den Jungen schweifen. Er war etwas kleiner wie er selbst, jedoch war er sehr blass, wodurch er etwas krank aussah. Jedoch hatte er große aufgeweckte Augen, sowie kurze hellbraune Haare. Sah Sirius tatsächlich ein paar graue Strähnen in ihnen? Sein Mantel schien recht abgetragen zu sein...hatte er ältere Geschwister, welche diesen Mantel schon einmal trugen? Auf jeden Fall -und da war Sirius sich sicher- würde es seinen Eltern gar nicht gefallen, wenn er sich mit jemanden wie ihm abgeben würde. Na wenn das schon kein Grund wäre mit ihm Freundschaft zu schließen... Der Junge riss ihn aus den Gedanken. "Hmmm..." er kratzte sich mit dem Zeigefinger an der Wange "ein roter Koffer?" fragte er stirnrunzelnd.
"Genau!"
"Arabisches Drachenleder höchster Qualität?"
"Jep! Also hast du ihn gesehen?" fragte Sirius freudig.
"Oh ja!" kicherte er und nickte kurz zu den anderen schwarzhaarigen Jungen rüber, welcher sich noch immer gegen die Fensterscheibe lehnte. "Er..." fuhr der braunhaarige Junge fort und flüsterte "ist vorhin über den Koffer gestolpert und hat dabei Lucius Malfoy mitumgerissen. War für beide eine große Blamage. Hat von Lucius ganz schön was zu hören bekommen..." er redete wieder lauter "naja...auf jeden Fall ist der Koffer in dem zweiten Abteil links von hier."
"Dankeschön!" Sirius war plötzlich überaus gut gelaunt! Er atmete durch...das hatte Malfoy verdient! "Freut mich, dass ich helfen konnte." Er lächelte und wühlte in seiner Manteltasche rum "Ich hab hier etwas Schokolade...wollt ihr welche?"
"Na, wenn du uns soooo lieb fragst..." sagte James und blickte auf die Schokoalde "...dann her damit!" Er und Sirius nahmen sich jeweils ein wenig und der Junge selbst biß auch in ein Stück. "Du auch?" fragte er den Jungen am Fenster, welcher allerdings nur kurz grunzte und den Kopf schüttelte.
"Nun gut...wir müssen dann weiter" sagte James mit vollem Mund. "Aber wir werden uns bestimmt später wiedersehen!"
"Hoff ich doch!" antwortete er "ich bin übrigens Remus Lupin".
"James Potter."
"Sirius Black." Er schmunzeltze.
Wie oft müsse er heute noch seinen verhassten Namen nennen?
"Also dann Remus..." fuhr er fort "man sieht sich!" Er warf noch kurz einen Blick zu dem schwarzhaarigen Jungen und verschwand dann zusammen mit James aus dem Abteil.
Wieder draußen im Gang sahen sich James und Sirius allerdings einem unerwarteten Problem gegenüber: ein überdimensionaler Teewagen beladen mit den köstlichsten Leckereien nahm vor ihnen den gesamten Platz ein und bewegte sich schwankend unter seiner Last auf sie zu. Geschoben wurde er von einer molligen Hexe mit rundem Gesicht, die allerdings größtenteils von ihm verdeckt war. Verblüfft starrte Sirius diese Szenerie an. Wie um alles in der Welt, wollte sie DAMIT am Ende des Ganges wenden? Er kratzte sich am Kopf. Eine weitere Frage, auf die er wahrscheinlich nie Antwort bekommen würde...
"Na, eine Kleinigkeit vom Wagen gefällig, ihr Süßen?", fragte die Hexe freundlich.
James strahlte. "Au j-"
Sirius indignierter Blick ließ ihn stocken.
"Uhm, ich meine, das kommt jetzt ein wenig unpassend, Mrs.", beendete er seinen Satz hastig.
"Ja, in der Tat... Ma'am, wir habens wirklich sehr eilig. Könnten wir vielleicht irgendwie vorbeikommen?", fragte Sirius vorsichtig.
Die Hexe kicherte belustigt, schob den Wagen allerdings unbeeindruckt weiter.
"Na, ihr könnt es ja mal versuchen, Schätzchen..."
James hob eine Augenbraue und beäugte kritisch den engen Spalt zwischen Wagen und Wand. "Sirius, meinst du wirklich wir kommen DA durch??...sieh mal, heute ist unser erster Schultag...und ich wollte eigentlich schon noch eine Weile länger leben..."
Statt einer Antwort spürte er einen kräftigen Schub von hinten.
"Du schaffst das schon!"
"Sirius..."
"Ist doch überhaupt kein Problem so dünn wie du bist..."
"Sirius!!!"
James rammte seine Fersen in den Boden.
"James, ich glaube an dich!"
"SIRIUS!!!", in seiner Stimme schwang nun deutlich Hysterie mit.
"ES IST ZU ENG!!!"
...
"Wirklich? Gibst du dir auch genug Mühe?"
James' hierauf folgendes, wahrhaft beängstigendes Knurren ließ Sirius zusammenfahren.
"Na gut, hab ich wohl deine Breite unterschätzt...-Ziehen wir uns ins Abteil zurück!", beschwichtigte er, und zog James wieder in Remus Abteil.
Remus sah breit grinsend hoch.
"Nanu, schon wieder zurück?", fragte er scheinheilig. "Lasst mich raten: es ist jetzt halb zwölf...ihr seid doch nicht etwa auf den Süßigkeitenwagen gestoßen...?"
Die eben eingetretenen starrten ihn verdutzt an.
"Woher weist du-...?"
Remus lächelte und deutete viel sagend auf seine Schokoladenvorräte.
"Was meint ihr, wo ich die alle her habe?"
Er zog Sirius und James auf die Polster neben sich, und die drei beschäftigten sich gemeinsam eine Weile damit Remus' Vorräte nach Kräften zu dezimieren. Als etwas später der Speisewagen vorbeikam, begnügten sie sich mit jeweils einer Hand voll Bertie Botts Bohnen, die sie skeptisch eine nach der anderen aßen, und dabei die grässlichsten Grimassen schnitten.
Die beste Show lieferte ihnen jedoch James, der plötzlich aufsprang und unter schrecklichen Würgegeräuschen und mit den Armen fuchtelnd versuchte, aus dem Fenster zu springen. Glücklicherweise stolperte er dabei über den fremden Jungen und fiel zu Boden, sodass Remus, der geistesgegenwärtig reagierte schnell das Fenster schließen konnte.
Der schmierige Junge schnaubte entrüstet und murmelte etwas, von dem Sirius jedoch nur "dämlich" und "Idioten" verstand, er war sich allerdings nicht einmal da ganz sicher, denn seine Konzentration litt erheblich darunter, da James gerade versuchte, ihm den Fuß abzubeißen.
Wenig später, als James gerade beschäftigt war Remus zu ärgern, verließ Sirius das Abteil um sich seinen Koffer zu holen. Er fand ihn genau dort, wo Remus es beschrieben hatte. Einige ältere Hogwartsschüler befanden sich in dem Abteil - niemand von Interesse, weswegen Sirius auch sofort wieder das Abteil verließ.
Als er zurückkam, war James gerade damit beschäftigt den schwarzhaarigen Jungen zu nerven. "Was liest du da?" fragte er und sah auf das Buch, welches der Junge vorhin schon hervorgezogen hatte, um so die anderen Drei besser ignorieren zu können. Doch bevor dieser auch nur antworten konnte, hatte James ihm das Buch entrissen und las: "Die dunklen Zauberkünste des 17. Jahrhunderts. Für sowas interessierst du dich?" sagte er verächtlich und blätterte gelangweilt durch das Buch. Der Junge sprang auf und versuchte ihm sein Eigentum zu entreißen "Gibt's zurück!" fauchte er, doch Sirius war plötzlich hinter ihm und hielt ihn fest, während James mit einem Lächeln das Fenster öffnete und das Buch raushielt. Remus saß auf seinem Platz und blickte schweigend von einem zum anderen.
"Na? Ich glaube nicht, dass du das Buch noch gebrauchen kannst, oder? Ich werde so frei sein und es für dich entsorgen." Der Junge versuchte sich aus Sirius' Griff zu befreien, allerdings war es ihm unmöglich. Sirius war eindeutig stärker als er.
James nickte zu Sirius, welcher plötzlich den Jungen losließ. James schmiss ihm das Buch gegen den Brustkorb und prustete los: "Nur'n Scherz!" Sirius und Remus brachen ebenfalls in Gelächter aus.
"Hast du wirklich geglaubt wir machen Ernst?" James ließ sich auf einen Sitz nieder und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Du hättest dein Gesicht sehen sollen!" Sirius klopfte ihm auf die Schulter. Der Junge schlug Sirius' Hand weg, schnappte sich seinen kleinen Koffer und verließ, Verwünschungen gegen die Drei ausstoßend, das Abteil. Sirius schüttelte den Kopf "Der scheint keinen Spaß zu verstehen..." James nickte, Remus jedoch enthielt sich lieber, ging zum Fenster und blickte hinaus. "Wir sind bald in Hogwarts. 10 Minuten... höchstens. Wollen wir nicht unsere Umhänge anziehen?"
Die anderen Zwei waren einverstanden und gerade als der Zug zum Stehen kam, waren sie umgezogen.
Zusammen mit den Anderen verließen sie den Zug. Es war mittlerweile dunkel und der Mond schien über den großen See. "Erstklässler hierher!" hörten sie plötzlich eine kräftige Stimme ertönen und sahen in die Richtung von wo sie kam. Ein extrem großer und kräftiger Mann überragte die Schüler um einiges und deutete auf die Boote, welche am Seeufer ankerten. Er hatte langes struppiges Haar und einen Filzbart. "Ist...ist das ein Riese?" fragte James erstaunt und rückte sich seine Brille zurecht.
"Wohl kaum," antwortete Remus "er ist zwar groß, aber nie im Leben ein Riese. Vielleicht ist er zur Hälfte einer, aber kein Vollblütiger!"
"Ist doch egal." murmelte Sirius und ging hinüber zu den Booten, wo sich die Erstklässler sammelten. Elphias Doge stand auch bei ihnen und schürzte die Lippen als er Sirius und James erblickte.
"Wieso seit ihr nicht zurück gekommen?" fragte er "Ich hab die halbe Fahrt alleine im Abteil gesessen!" Ehe er ein Antwort erhalten konnte, drängt der Riese (James nannte ihn jetzt einfach so - für ihn war es einer) sie ihn die Boote "Drei bis Fünf immer in ein Boot! Und bitte etwas Beeilung!"
Remus, Sirius, James, Elphias und ein weiterer Junge, der sich als Frank Longbottom vorstellte und einen sympathischen Eindruck machte, stiegen zusammen in ein Boot.
Mit einer kleinen Verzögerung, welche dank Sirius und Elphias stattfand ("Verdammt! Warum hast du meinen Hut über Bord geworfen?" "Ich hab ihn nicht geworfen....er ist mir aus die Hand geflogen!") kamen sie in Hogwarts an.
Strafarbeit
Wartend standen die neuen Erstklässler - der Riese meinte sie sollten hier kurz warten- in der großen Eingangshalle und sahen sich neugierig um. James erspähte den Etwas verloren wirkenden, schwarzhaarige Junge mit der Hakennase: Genervt dreinblickend (seine Blicke galten wahrscheinlich den kichernden Mädchentrupp) stand er allein an der Wand der Halle. Alten Freunden aus seiner Sandkastenzeit wie Dädalus Diggel und Benji Fenwick winkte er erfreut zu.
Die Anderen Erstklässler kamen ihm nicht bekannt vor.
Gerade als sie sich anfingen zu fragen, wie lange sie noch hier herumstehen sollten, erschien eine äußert grimmig dreinblickende Frau am Ende der Treppe und bat um Ruhe. Sie hatte ihr schwarzes Haar zu einen festen Knoten zusammengebunden und blickte über ihre Brille hinweg (James war sich sicher: 5 Millimeter weiter und die Brille würde ihr von der Nase rutschen!) zu ihnen hinunter.
"Willkommen in Hogwarts! Ich bin Professor McGonagell. In wenigen Minuten werden Sie alle in eines der vier Häuser - Hufflepuff, Ravenclaw, Gryffindor oder Slytherin - eingeordnet. Über die Hausordnung werden sie nach dem Essen unterrichtet. Stellen sie sich aber nun erst einmal ordentlich in eine Reihe auf und folgen Sie mir! Ich werde ihre Namen aufrufen und ihnen den sprechenden Hut aufsetzen. Danach gehen sie bitte an den jeweiligen Haustisch, zu welchem sie zugeordnet wurden!"
Kaum hatte sich eine ordentliche Reihe gebildet drehte sie sich um und ging mit großen Schritten vorwärts. Nervös folgten sie ihr.
Sie standen vor einer großen Doppeltür, welche sich von alleine öffnete, und betraten die große Eingangshalle. James sah vier große Tische in der Halle stehen, an welche die Schüler saßen. Über ihnen schwebten Hunderte von Kerzen und erleuchteten den gesamten Raum. Als er zur Decke sah, erkannte er, dass diese den nachtklaren Himmel zeigte. Sterne leuchteten und auch der Halbmond war zu sehen.
Sie eilten hinter Professor McGonagall her, welche zu einem fünften Tisch am anderen Ende der Halle ging. An diesem saßen die Professoren sowie der Schulleiter von Hogwarts - Albus Dumbledore.
Vor dem Lehrertisch stand ein vierbeiniger Hocker auf welchem ein alter - mit Flicken übersäter- Hut lag.
Professor McGonagall wies sie auf stehen zu bleiben und stellte sich neben den alten Hut. Schweigen trat ein und kurz darauf fing der Hut an, sich zu bewegen. Die Krempe formte sich zu einer Art Mund. James staunte nicht schlecht als er anfing zu singen.
Das Lied welches er sang interessierte ihn wenig... er hatte schon viel von den vier Gründern und den Häusern gehört, er schaute sich lieber um...und auch Sirius schien den sprechenden Hut nicht sonderlich interessant zu finden. Nachdem dieser sein Lied beendet hatte, rollte Professor McGonagall eine Pergamentliste auf und las laut den ersten Namen vor:
"Bones, Amelia!"
Ein hübsches Mädchen ging leise nach vorne und setzte sich auf den Hocker, während Professor McGonagall ihr den Hut aufsetzte. Er war viel zu groß und rutschte ihr bis zur Nase. Der Hut schwieg kurz und rief laut "Hufflepuff!" in die Halle.
Der Tisch der Hufflepuffs jubelte. Sie nahm den Hut ab und ging, sichtlich erleichtert es hinter sich zu haben, zu ihnen. Sie setzte sich neben einen etwas älteren Jungen, welcher Ähnlichkeit mit ihr hatte - wahrscheinlich ihr Bruder.
Zu James' Erstaunen wurde nun der Name "Black, Andromeda!" aufgerufen. War sie Sirius Schwester? Nein, dazu besaßen die Zwei rein äußerlich kaum Ähnlichkeit. Vielleicht war sie seine Cousine? Seine Gedanken wurden durch den sprechenden Hut unterbrochen, der lauthals hören ließ, dass diese nach Slytherin kam.
James warf einen Seitenblick auf Sirius, der sich nervös auf die Unterlippe biss. Natürlich erwarten seine Eltern auch, dass er nach Slytherin kam. James blickte benommen zu Boden. Innerlich hoffte er mit Sirius in das selbe Haus zu kommen, als dessen Name auch schon aufgerufen wurde.
Er hörte ihn nervös neben sich schlucken und sah wie er ängstlich zu Hut ging und diesen aufgesetzt bekam. Bildete er sich es ein oder sah er Sirius die Worte "Nicht Slytherin!" formen?
"GRYFFINDOR!" rief der Hut nach einer Weile aus. Sirius nahm freudig den Hut vom Kopf und ging zu dem Tisch der Gryffindors, an welchem er auch herzlich empfangen wurde.
James folgte der Einteilung aufmerksam: Dädalus Diggel kam nach Hufflepuff, ebenso wie Amos Diggory und Davey Gudgeon.
Elphias, welcher nun endlich seinen albernen Hut abnehmen musste, kam nach Gryffindor. Hestia Jones gesellte sich ebenfalls wenig später an den Gryffindortisch, ebenso ihre Freundin Marlene McKinnon.
Antonin Dolohow war der erste männliche Slytherin an diesem Abend.
James' alter Freund Benji Fenrick kam nach Ravenclaw, was James ein wenig enttäuschte, dafür gesellte sich Frank Longbottom zu Sirius, als dieser nach Gryffindor kam.
Ein finster dreinblickender Junge namens Rabastan Lestrange mit schwarzem Haar wurde Slytherin zugeteilt und setzte sich neben einen Jungen der ihn sehr ähnelte nur etwa zwei Jahre älter war.
"Lupin, Remus!" durchschnitt McGonagells Stimme die Halle.
Dieser ging lächelnd nach vorne zum Hut und ließ ihn sich aufsetzten.
Er saß geschlagene fünf Minuten dort bis der Hut sich für "GRYFFINDOR!" entschied.
Ziemlich rot im Gesicht setzte er sich neben Sirius, welcher ihn breit angrinste.
Nach Remus ging die Einteilung etwas zügiger voran.
Zu Sirius' und Remus' Freude gesellte sich auch letztendlich James zu ihnen.
Sturgis Podmore wurde zu einem Ravenclaw, wogegen Peter Pettigrew nach Hufflepuff kam. Ein großgewachsener schwarzer Junge den McGonagell als Kingsley Shacklebolt aufrief kam nach Ravenclaw.
Der schwarzhaarige Junge, Severus Snape wie sie nun mitbekamen, wurde Slytherin zugeordnet - der Hut war kaum auf seinen Kopf als er sich dafür entschied- genauso Augustus Rookwood.
Der letzte unzugeordnete Junge namens William Steblins wurde ebenfalls ein Ravenclaw. Nach Huffelpuff kam Sibyll Trealawney, ein seltsam aussehendes Mädchen mit hunderten von Armbändern und Ketten um sich geschlungen und einer riesigen Brille, die ihr verträumtes Aussehen nur noch unterstrich.
Letzte war Emmeline Vance, welche nach Ravenclaw kam und sich zu Dorcas Meadowes gesellte.
Auf ein gutgelauntes Klatschen Dumbledores hin füllten sich nun die Platten, Schüsseln und Schalen auf den langen Tischen mit allen erdenklichen, herrlich duftenden Speisen und nach einigen erstaunten Oooh- und Aaah-Rufen begannen Lehrer und Schüler munter schwatzend ihre Teller zu beladen.
James konnte sich nicht entscheiden: sollte er eine dieser gigantischen Kürbispasteten nehmen, oder doch lieber von dem Riesenschokopudding, der kaum eine Armlänge entfernt auf einer Silberplatte stand und ihm verheißungsvoll zuwackelte. Gerade wollte er nach dem Pudding greifen, als dieser plötzlich weggezogen wurde: Remus war ihm zuvorgekommen und war nun damit beschäftigt, zu testen, welche Menge an Pudding man auf einen Hogwarts-Standardteller auftürmen konnte...James machte große Augen.
"Soviel kannst du doch nie im Leben essen! Schau dir doch auch mal die ganzen anderen Leckereien an, willst du die verpassen?"
Das brachte ihm allerdings nicht mehr als ein mitleidiges Lächeln von Remus ein, dem daraufhin ein lautes, demonstratives Schmatzen folgte.
"Köschtlisch, Dschames, willscht du nich auch wasch?"
Ganz ohne Zweifel schien es Remus zu schmecken, und so schaufelten sich auch Sirius und James von dem Pudding auf ihre Teller und konnte Remus Urteil nur beipflichten. Der Pudding schmeckte phantastisch. Kurz darauf wurden sie jedoch von Frank Longbottom, der ihnen gegenüber saß und gerade an einer Hähnchenkeule nagte, unterbrochen:
"Sirius, schau mal unauffällig hinter dich. Da drüben am Slytherintisch redet Lucius Malfoy gerade mit einem älteren Mädchen...ich glaub die sprechen über dich."
Sirius war nicht ganz klar, wie Frank überhaupt irgendetwas vom Slytherintisch von seiner Position aus mitkriegen sollte: immerhin hatte er es geschafft so viel Essen zu horten, dass von ihm kaum mehr als Stirn und Haare sichtbar waren. Trotzdem drehte er sich ohne Kommentar um und erkannte gleich, was Frank meinte. Lucius Malfoy unterhielt sich angeregt mit einer großen, schlanken Drittklässlerin, die ihre langen schwarze Haare zwischen den Fingern drehte und immer wieder spöttische Blicke zu ihm herüberwarf. Als sie bemerkte, dass Sirius sie anstarrte, gab sie Malfoy einen leichten Stoß, und jetzt sah auch er auf und grinste unverschämt.
Sirius stöhnte gequält und drehte sich ruckartig wieder um.
"Was wollen die denn von dir?"
James sah ihn neugierig an, und auch das Schmatzen neben ihm war verstummt, was bedeutete, dass er nun auch Remus volle Aufmerksamkeit genoss.
"Ich meine, was Lucius will, weiß ich ja inzwischen, aber was ist mit diesem Mädchen? Kennst du sie?"
"Sie ist meine Cousine. Bellatrix", murmelte Sirius finster. "Ich hab sie schon ewig nicht mehr gesehen...sie muss jetzt in die Dritte gehen. Und wie ihr seht, versteht sie sich prächtig mit Lucius, womit ihr Verhältnis mir gegenüber ja schon geklärt wäre!"
"Gibt es hier etwa noch mehr Blacks?" Remus ließ den Löffel sinken. "Vorhin wurde doch noch ein Mädchen aufgerufen.... Andromeda Black, wenn ich mich recht erinnere."
James stimmt ihm zu.
"Jaaah... sie ist eine mehr drei Cousinen, und ich mag sie auch von allen am meisten. Sie bildet sich auf ihre Familie auch nicht allzuviel ein. Ihr könnt euch vorstellen, wie die Familie darauf reagiert hat..., aber Bellatrix... "
Er hielt inne und verzog sarkastisch den Mund.
Und dann gibt es noch meine dritte Cousine, Narzissa. Die kommt aber erst nächstes Jahr nach Hogwarts. Sie ist fast noch ein Baby... sieht aus wie ein harmloses Püppchen mit ihren Goldlöckchen, aber hat´s faustdick hinter den Ohren. Als ich sie das letzte mal getroffen hab, hat sie meinem Besen alle Borsten ausgerissen. Die kommt hundert pro nach Slytherin..."
Sirius hob entschuldigend die Hände.
"Was soll ich sagen, ich hab euch schließlich vor meiner Familie gewarnt...Was ist mit euch, habt ihr Geschwister hier?"
Beide schüttelten ohne Bedauern den Kopf, und ein breites Grinsen breitete sich auf James Gesicht aus.
"Nö Mann, aber ich denke, deine Verwandten und Bekannten hier reichen uns, was Remus?"
Remus schaute hinter seinem Berg Pudding hervor und nickte zustimmend "Absolut!" Er schaufelte sich die nächste Portion Pudding auf den Teller. Als er die staunenden Blicke von Sirius und James bemerkte sagte er etwas verlegen und mit vollen Mund: "Ihr wischt ja gar nischt wie schehr isch dasch Zeug liebe!"
"Ich kann's mir ungefähr vorstellen. Wundert mich nur, dass du so dünn bist...eigentlich müsstest du auseinander gehen wie ein Hefekuchen!" sagte James und kratzte sich an der Wange. Sirius nickte und wandte sich auch wieder seiner Kürbispastete zu.
Nachdem alle mit dem Essen fertig waren, erhob sich Dumbledore zu einer kurzen Rede. "Nachdem nun hoffentlich alle satt sind, folgen die Erstklässler bitte den Vertrauensschülern zu ihren Gemeinschaftsräumen. Mr. Filch bittet darum, dass sich alle Schüler an die Hausordnung halten, welche sie in ihren Gemeinschaftsräumen am großen Brett nachlesen können. Dieses Jahr wurde übrigens ein sehr seltener Baum auf dem Schulgelände gepflanzt. Der peitschenden Weide kommen sie besser nicht zu Nahe, andernfalls werden sie wahrscheinlich wohl oder übel Madame Pomfrey im Krankenflügel aufsuchen müssen. Und das wollen wir doch bitte vermeiden, nicht war?" Er fuhr sich mit der rechten Hand über seinen Bart. "Nun...ich wünsche ihnen allen ein erfolgreiches Schuljahr!" Er zwinkerte den Schülern aufmuntern zu.
Die meisten Schüler erhoben sich von ihren Plätzen und auch James, Remus und Sirius folgten den Vertrauensschülern in ihren Gemeinschaftsraum.
"Butterbier!" sagte einer der Vertrauensschüler als sie vor dem Porträt einer fetten Dame standen. Das Bild rutschte zur Seite und gab nun den Eingang zu ihren Räumen frei.
Die Drei gingen zu ihren Schlafräumen hoch und packten ihre Sachen aus, wenig später gesellten sich auch Elphias und Frank zu ihnen.
Bald lagen sie auch schon müde auf ihren Betten, während James aus den Fenster blickte. "Schaut mal! Von hier aus kann man die peitschende Weide sehen!"
Er hörte nur ein Murmeln als Antwort.
"Wir könnt ihr nur müde sein?" fragte er entrüstet und blickte zu ihnen hinüber.
Sirius hatte seine Arme hinter dem Kopf gekreuzt, gähnte herzhaft und antworte knapp: "War halt'n anstrengender Tag..."
Remus nickte und richtete sich plötzlich auf "Habt ihr ein Problem damit, wenn ich die Vorhänge zuziehe? Das Mondlicht scheint direkt auf mein Bett. Ich kann bei solch einer Helligkeit nicht schlafen..."
James seufzte. Er zog die Vorhänge zu und schmiss sich mitsamt seinen Sachen aufs Bett. Kurz darauf hörte Sirius ihn auch schon schnarchen.
Am nächsten Morgen riss ihn ein lautes Geschrei unsanft aus dem Schlaf. Er fuhr erschrocken hoch, riss die Vorhänge seines Bettes auf und sah direkt in Sirius Gesicht, das ihn von gegenüber überrascht anstarrte. Dann erblickte er Remus, der gerade auf einem Bein hüpfend, seine Hose überzog, und dabei mit gehetztem Blick den Boden nach seinen Socken absuchte.
"Habt ihr eine Ahnung, wie spät es ist?!!" schrie er und krabbelte unter sein Bett, von wo aus die beiden Freunde seine Stimme nur noch gedämpft vernahmen.
"In fünf Minuten beginnt der Unterricht! Ganz unten im Keller, zusammen mit den Slytherins!!! Wir haben verschlafen! Und das am ersten Schultag!!!"
Er tauchte wieder auf, und zog sich eine grüne Socke über, die er tatsächlich dort gefunden zu haben schien.
"Los, macht euch fertig! Ich will nicht schon in der ersten Stunde zu spät kommen!"
James sprang schwungvoll aus dem Bett.
"Ich bin fertig, wir können los!", triumphierte er.
"Kein Wunder, du hast dir gestern ja auch nicht die Mühe gemacht, dich zum Schlafen umzuziehen!", fauchte Sirius.
Er kämpfte noch mit seiner Hose.
Keine halbe Minute später rannten drei reichlich zerzauste Jugendliche durch die verzweigten Gänge Hogwarts. Sie erreichten gerade noch rechtzeitig den richtigen Kerker, damit endete jedoch ihre Glückssträhne: es waren nur noch 3 Plätze in der ersten Reihe frei, und einer davon direkt neben dem Severus Snape, dem fahlgesichtigen Jungen aus Remus´ Zugabteil...
Einen Augenblick standen sie wie erstarrt und warfen sich unbehagliche Blicke zu, dann wurde ihnen jedoch bewusst, dass ihr Lehrer, Professor Slughorn; ein älterer und unglaublich dicker Zauberer mit Glatze sie aufmerksam und missbilligend taxierte und etwas in ein in schwarzes Leder gebundenes Buch notierte.
Remus schluckte hörbar.
James staunte eher über seinen silbernernen gewaltigen Walrossbart.
"Wenn die drei Herren dann bitte die Freundlichkeit besäßen, sich zu setzen..."
Professor Slughorn machte eine ungeduldige Handbewegung in Richtung der verbliebenen Plätze und nahm dann gemessenen Schrittes Position hinter seinem Pult ein. So schnell wie möglich setze sich Remus hinter die am weitesten von dem fremden Jungen entfernte Bank, und Sirius nahm gerade noch vor James den Platz neben ihm in Besitz.
James sah ihn halb entsetzt, halb wütend an. Letztendlich blieb ihm jedoch nichts anderes übrig als sich neben Snape zu setzen. Von dort aus warf er seinen Freunden immer wieder so leidende Blicke zu, dass sich diese beherrschen mussten, nicht laut loszulachen.
Auch der Slytherin schien über seinen Banknachbar keineswegs erfreut zu sein. Demonstrativ und mit zusammengekniffenen Lippen stapelte er Bücher zwischen sich und James zu einer Mauer auf. Anscheinend hatte er den Übergriff im Zug weder vergessen, noch verziehen.
Nun begann der alte Zauberer mit welker Stimme zu sprechen.
"Willkommen in ihrer ersten Zaubertrankunterrichtsstunde."
Professor Slughorn blickte in die Runde und fuhr fort: "Wie sie sich wahrscheinlich selbst denken können, wird ihnen hier das Wissen für das richtige Mischen der Zutaten diverse Zaubertränke beigebracht, sowie die Auswirkungen und Bedeutungen der Tränke. Die meiste Zeit wird der Unterricht praktisch stattfinden. Die Zauberstäbe werden sie eher selten gebrauchen."
Er hielt kurz inne und ließ wieder seinen Blick durch die Klasse schweifen.
"Wir werden heute mit einem ganz einfachen Trank anfangen, um euch einen guten Einstieg in die kommenden Jahre zu geben."
Kaum hatte er den Satz beendet, zog er seinen Zauberstab unter seinem Umhang hervor und zauberte mit seiner Hilfe die nötigen Zutaten aus dem Schrank. Mit einem weiteren Wink zur Tafel hin, erschien dort die benötigte Anleitung für den Trank.
"Ein recht nützlicher Trank," erzählte Professor Slughorn wenige Zeit später, als er die Reihen entlang ging und dem einem oder anderen behilflich war "er lindert Bauch- Kopf- und Rückenschmerzen. Obwohl sie in ihrem Alter ja eigentlich noch recht fit sind."
James zerstückelte gerade einen Krähenfuß, als er neben sich Severus murmeln hörte: "So ein albernes Zeug...könnte was besseres beibringen...-"
"Sag mal..." Sirius spähte in James' Kessel hinein "mein Gebräu ist orange. Remus seins ist violett..., deines auch- muss ich irgendwas verkehrt gemacht haben" Grummelnd wandte er sich wieder seinem Kessel zu.
"Bitte achten Sie darauf, nicht zuviel Flieder zu benutzen" ermahnte Professor Slughorn laut, als er an Elphias' Platz vorbeiging und einen kritischen Blick in seinen Kessel warf.
James hörte einen gequälten Laut,welchen er Sirius zuordnete, der nun anscheinend sein Versäumnis erkannte. Remus´ Miene verzog sich mitleidig.
"Du...hast nicht...?"
"Woher sollte ich denn wissen, dass da Flieder rein muss?!" schmollte Sirius.
Remus ersparte sich die Mühe, ihn erneut auf die Tafel hinzuweisen.
"Jetzt ist es jedenfalls zu spät", bemerkte er trocken und stocherte vorsichtig im vorbildlichen Inhalt seines eigenen Kessels, "du kannst das Zeug wieder wegpacken."
Mit dem "Zeug" meinte er die Handvoll zerknitterter Blätter und Blüten, die sein Freund gerade in den Kessel werfen wollte.
"Ach was, Sirius, versuch´s doch einfach mal, vielleicht merkt der Alte gar nichts."
James war zu seinen beiden Freunden gekommen und zwinkerte Sirius zu. Dann starrte er gespannt auf die orange Brühe, während er darauf wartete, welche Wirkung der Flieder wohl herbeiführen würde. Remus wendete sich kopfschüttelnd ab, und tat damit genau das richtige, denn kaum hatte Sirius die Faust geöffnet und die Blätter fallengelassen, da ging von seinem Kessel ein unheilvolles Zischen aus und plötzlich traten dicke Rauchschwaden hervor und hüllten binnen kürzester Zeit den ganzen Kerker ein, sodass sämtliche Schüler in lautes Husten ausbrachen. James tränten die Augen und seine Kehle fühlte sich rau an. Er konnte neben sich gerade noch Sirius´ verschwommene Konturen erkennen und sah, dass es ihm nicht besser ging. Er hörte vereinzelte Flüche von denjenigen, die weiter entfernt gewesen waren, und schloss daraus, dass es sie beide wohl am schlimmsten erwischt hatte.
Mitten in diesem Chaos stolperte Professor Slughorn auf ihn zu, wobei er ein Tuch vor die Nase gepresst hielt. Er hielt den Zauberstab erhoben, wurde jedoch mehrmals von Husten unterbrochen.
"Vacuefacio!"
Der Rauch verschwand Augenblicklich und doch wünschten sich Sirius und James, er wäre geblieben, als sie die Miene seines Lehrers sah.
"Wie kann man so einen einfachen Trank verderben?!!", polterte dieser. "Alles steht Punkt für Punkt an der Tafel! Aber die Jugend von heute hat es ja nicht nötig, sich unsinnige Vorschriften anzusehen, nicht?"
Er fuchtelte mit seinem Finger vor Sirius´ Gesicht.
"Ich werde Ihnen ausnahmsweise noch keine Punkte abziehen, Black, da dies heute Ihr erster Schultag ist, aber sie werden mir bis zur nächsten Stunde drei Rollen Pergament liefern, auf denen sie mir genauestens beschreiben, wie dieser einfache Trank funktioniert!"
Wieder holte er sein Notizbuch hervor und schrieb nun schon zum zweitenmal etwas hinein. "Jawohl, Professor Slughorn."
Er drehte sich um und zu seiner Beschämung mischte sich heiße Wut: Severus Schultern bebten bei dem Versuch, das Lachen zu unterdrücken, aber es war offensichtlich, dass er sich über Sirius´ Strafpredigt freute.
James ballte die Fäuste. Nur jetzt keinen Streit vom Zaun brechen, nicht vor dem Lehrer...
Professor Slughorn beendete die Stunde und ließ die Schüler einzeln mit verkorkten Proben ihrer jeweiligen Gebräue vor sein Pult treten.
James klopfe seinem Freund aufmunternd auf die Schulter und sagte ihm, dass er ihm helfen würde, immerhin war es auch seine Schuld. Er sah wie sich dessen Gesicht ein wenig aufhällte, was wohl daran, dass Rabastan Lestrange ebenfalls eine Strafarbeit bekam, nachdem er versucht hatte, seine Probe mit der eines anderen zu vertauschen. Immerhin war er nun nicht mehr der einzige mit Strafe.
Am nächsten Nachmittag saßen James und Sirius im Gemeinschaftsraum und machten ihre Hausaufgaben. Sirius drehte eine Feder zwischen den Fingern und starrte angespannt das leere Pergament, das vor ihm auf dem Tisch lag, an.
"Lass doch Snape deine Strafarbeit schreiben, ich habe gesehen er ist ziemlich gut in Zaubertränke. Hat gestern keinen einzigen Fehler gemacht und immer nur rumgemault, dass er unterfordert wäre..." James zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
"Zufällig weiß ich, dass er gerade in der Bibliothek rumhängt. Hat die ganze Zeit seine lange Nase in irgendwelchen Büchern. Komm, wir statten ihm einen Besuch ab..."
Ein seltsames Lächeln umspielte Sirius´ Züge. Er nickte, raffte seine Schreibutensilien zusammen und machte sich mit James auf.
Wenig später traten die beiden an Madame Pince vorbei in die große Bibliothek ein. Remus, der einige Meter entfernt an einem Tisch saß und las, blickte auf, und lächelte ihnen zu. Sie grinsten verschwörerisch zurück und ihre Blicke suchten Severus. Er saß mit mürrischem Blick über ein Pergament gebeugt und schien seine Umgebung gar nicht wahrzunehmen.
"Na Snape?" James legte seinen Unterarm auf Severus' Schulter und stützte sich ab "was schreibst du da so wichtiges, dass du mit deiner Nase fast am Blatt klebst?" Noch ehe dieser antworten konnte, schnappte sich James den Zettel und überflog die ersten Zeilen. "Gebt mir-" Severus sprang wütend auf und fuchtelte verzweifelt in die Richtung des Blattes "Lestranges Strafarbeit wieder?" beendete James den Satz für ihn. "Gerne... wenn du Sirius seine auch noch schreibst."
"Niemals!" fauchte ihm Severus entgegen.
"Nun gut...dann werden wir diese hier behalten" James drückte Sirius die Strafarbeit in die Hände und lächelte demonstrativ "grüß ihn von uns!"
"Das wird nicht nötig sein." Lucius Malfoy kam mit Rabastan im Schlepptau, hocherhobenen Hauptes hinter einem Bücherregal hervor und sah Sirius direkt in die Augen. "Gibt es Probleme Severus?" fragte er ihn ohne seinen Blick von Sirius zu wenden.
Doch noch ehe dieser Antworten konnte, fiel ihm James dazwischen. "Hey, wie kommst du auf diese absurde Idee? Wir haben uns lediglich mit Severus ein wenig unterhalten...wir wollten ihn fragen, ob er Sirius bei seiner Strafarbeit helfen kann...Nicht wahr?"
Severus Augen loderten hasserfüllt, aber er ersparte sich eine Antwort. Wie sollte er entscheiden, wen er in diesem Augenblick reizen sollte? Beide waren arrogant genug, ihn für eine unbedachte Äußerung sofort büßen zu lassen und ihm war klar, dass in diesem Raum wohl niemand Partei für ihn ergreifen würde. Ein rascher Blick bestätigte seine Vermutung: sämtliche Schüler hatten sich vom Geschehen abgewandt und taten so, als wären sie vollauf mit Lesen beschäftigt...nur Remus Lupin hatte sein Buch zugeschlagen und blickte unschlüssig herüber, aber der war ja auch nur ein Freund dieses Griffindorpacks! Von dem hatte er sicher nichts zu erwarten.
James sah zu Severus und fuhr fort: "Ich weiß gar nicht warum er jetzt ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter macht" Er zuckte leicht mit den Achseln und warf Severus einen leicht vorwurfsvollen Blick zu. Dieser wollte gerade auffahren als sie hinter sich ein leichtes Hüsteln hörten.
Remus war zögernd vom Tisch aufgestanden und gesellte sich zu James. "Ihr wollt Severus doch bestimmt nicht weiter stören, oder? Ich kann euch gerne helfen", fuhr er fort und sah James und Sirius bittend an.
Sirius blickte auf, sah Remus an und dann James, der immer noch die Fäuste geballt hatte, die Entscheidung aber seinem besten Freund überließ.
Das Flehen in Remus Blick erschreckte James ein wenig. Was war es nur, dass Remus so in die Defensive zwang?
Er versuchte ein beruhigendes Lächeln. Sirius zog ihm am Ärmel.
"Komm James, gehn wir. Wäre blöd uns wegen sowas noch mehr Ärger einzuhandeln."
James bemerkte wie schwer diese Worte aus Sirius Mund kamen. Es schien, dass Lucius´ unverschämtes Grinsen Sirius Entschluss auf eine harte Probe stellte, auf welche er sich jedoch nicht einließ.
"Na schön, dann schwirrt jetzt ab und verkriecht euch in eurem Gemeinschaftsraum!", tönte Lucius und zupfte sich ein paar imaginäre Fussel vom Umhang.
"Snape hier hat nämlich noch ne Menge zu tun..." warf Rabastan ein und stierte sie finsteren Blickes an.
Er klopfte Severus scheinbar freundschaftlich auf die Schulter. Dieser fuhr zusammen und wurde noch bleicher, aber Rabastans Hand lag schwer auf seiner Schulter und drückte ihn zurück auf seinen Stuhl.
James bemerkte wie Remus auf den Boden blickte und leicht mit dem Fuß scharrte.
"Uhem... also... brauchst du auch hilfe Severus?" fragte er.
Empärt stieß ihm James in die Seite und antwortete: "Ach wo~ Schnieffelus schafft es auch ohne dich!"
chapter 3
Sie verbrachten den Rest des Nachmittags damit, zusammen Sirius´ Strafarbeit zu
schreiben, wobei der Großteil der Ideen auf Remus selbst zurückging. Zumindest der
verwertbaren.
James liess sich erschöpft in einen Sessel im Gryffindorraum fallen. "Puh... ihr
glaubt nicht wie sehr ich Strafarbeiten hasse"
Remus lächelte ihn an "Es ist aber auch unglaublich, wieviel du zu der Arbeit beigetragen hast, nicht wahr?"
James nickte bekräftigend. "Ich sag euch: Auch wenn ich nur einen einzigen Satz
beigetragen habe, dieser ist der beste im ganzen Aufsatz!"
Remus sah seinen Freund an, als würde er sich ernsthafte Sorgen über seinen
Geisteszustand machen.
"Schon...zugegeben...den gemeinen braunen Schmutzkäfer findet man tatsächlich
verdächtig oft in den Gängen nahe des Slytherin-Gemeinschaftraums. Aber war es
wirklich nötig, noch ein halbzermatschtes Exemplar zu Anschauungszwecken in den
Aufsatz einrollen??"
James zuckte mit den Schultern "Klar... dient besser zu Anschauungszwecken,
findest du nicht?" Remus seufzte resigniert und schwieg.
Sirius blickte gelangweilt von einem zum andern, stand auf, ging zum Fenster und warf einen Blick auf das Schulgelände. "Hey, was geht denn da ab?"
Er deutete hinunter. James und Remus traten ebenfalls zum Fenster.
Eine Schülerschar hatte sich vor einem großen Baum, der einzeln auf dem Schulgelände stand und recht verloren aussah, gebildet und deuteten auf sie, da sie wild mit ihren Ästen um sich schlug als ein Junge versuchte sich ihr zu nähern.
"Ist das nicht die Peitschende Weide von der Dumbledore gesprochen hat? Kommt! Betrachten wir sie uns mal aus der Nähe!"
Remus blieb stehen und machte keine Anstalten ihnen zu folgen, als diese den Gemeindschaftsraum durch das Portrait der fetten Dame verlassen. Er war wirklich nicht erpicht dadrauf die Peitschende Werde heute schon näher zu betrachten... Innerlich seufte er. Die Anderen würden ihn nicht verstehen...
"Nun komm schon" drängelte James, worauf er ihn mit sich zerrte.
In sich sträubte sich alles dagegen, aber was solllte er tun?
Sie rannten in Windeseile hinunter und gesellten sich ebenfalls zu der großen Traube der Schüler, welche in sicherem Abstand von der Weide entfernt standen.
"Warum hat man sie geplanzt? Ist die nicht zu gefährlich?"
"... ob sie einem wirklich etwas antut wenn man zu Nahe kommt?"
"Mein Vater hat mir einmal erzählt wie sich ein Baum selbstständig gemacht hat und gelaufen ist! Erklärte ein Hufflepuff seinen Freunden. "Hat dann ausversehen einen Muggel getötet weil er unter seine wurzeln geraten ist. Nicht dass das auch so ein Baum hier ist-" sagte ein großer blonder Hufflepuffjunge der -wenn Sirius sich nicht täuschte- Davey Gudgeon hieß und auch in der ersten Klasse war.
"Das ist doch lächerlich" prustete James. Er sah zur Peitschenden Weide hinüber. "Hey! Was haltet ihr davon wenn wir einen kleinen Wettbewerb machen?" Dabei klatschte er erfreut in die Hände und sah in die Runde. "15 Galleonen für denjenigen der den Stamm als erstes berührt!"
Remus schluckte hörbar neben ihm und auch einige andere Schüler wurden bleich und gingen ein paar Schritte zurück.
James konnte das nicht tun! War er denn lebensmüde?
Einzig Sirius und Davey sahen aus als ob ihnen die Idee gefallen würde. James nickte zufrieden "- also sind wir zu viert. 5 Galleonen von jedem Verlierer für den Gewinner!"
Er lächelte Sirius, Davey und danach Remus zu, welcher jede Farbe aus dem Gesicht gestiegen war.
"James" er zog ihn beiseite und flüsterte "Ich kann das nicht! Ich... ich..." er suchte verzweifelt nach einer glaubwürdigen Ausrede" ich habe nichtmal soviel Gold!"
"Egal," ihm wurden die Haare von James zerstrubbelt "die schenk ich dir dann. Und tu bloß nicht so als ob du das nicht könntest" spöttelte er und schubste Remus in die Richtung der Weide. "Auf Drei!" rief Sirius. "1...2...3!!!" Sirius und Davey rannten entschlossen in Richtung der Weide. Remus wurde von James mitgezogen.
Die vier Jungen rannten mehr -oder in Remus' Fall weniger- zielstrebig auf den um sich schlagenden Baum zu. Zuerst lief es noch ganz gut. James, der am schnellsten war duckte sich geschickt unter dem gemeinen Hieb eines Astes durch und schlitterte auf Knien die nächsten halben Meter im Dreck, ehe er sich hastig aufrappelte und weiterrannte. Auch Sirius näherte sich dem Stamm hakenschlagend. Er schien ebenso wie James Spass daran zu haben. Ein überschwängliches Jauchzen kam über seine Lippen und für einen kurzen Moment grinsten sich die beiden Gryffindors zu, ehe sie beide einer erneuten Attacke der Weide ausweichen mussten.
Remus war weniger glücklich. Er war nicht so halsbrecherisch wie seine beiden Freunde und deswegen auch noch nicht soweit vorangekommen.
Aber er hielt sich -zu seinem eigenen Erstaunen- dennoch gut.
Der vierte Junge, Davey Gudgeon, war ebenfalls dem Stamm schon recht nahe. Er war in etwa so weit wie Sirius, also noch hinter James. Verbissen starrte er in dessen Richtung- und dieser kurze Augenblick der Unaufmerksamkeit wurde ihm zum Verhängnis. Einer der Äste traf ihn mit voller Wucht gegen das Gesicht und riss ihn von den Beinen.
Blut spritzte auf und die Schüler, die um sie herumstanden und gafften. Entsetzte Schreie waren zu hören. Remus erstarrte erschreckt einen Moment und konnte sich im letzten Moment vor einem Ast ducken.
Auch Sirius und James schienen durch die Schreie alarmiert worden zu sein und änderten sofort ihre Richtung.
Mit Müh und Not wichen sie den peitschenden Ästen aus und erreichten schliesslich ihren bewusstlosen Mitschüler. Zusammen zerrten sie ihn aus der Reichweite des Baumes und blieben keuchend und schuldbewusst stehen.
"Was ist hier los?!" Eine vor Wut schäumende Professorin McGonnagell bahnte sich den Weg durch die Schülerschar. Ihr Umhang wehte bedrohlich hinter ihr her. Offenbar hatte ein geistesgegenwärtiger Schüler sie herbeigeholt, als die Wette begonnen hatte.
Mit wutverzerrten Gesicht, deutete sie auf James, Sirius und Remus und herrschte sie an: "In mein Büro! Soetwas... gleich am zweiten Schultag!!!" Mit funkelnden Augen wandte sie sich von den Dreien ab und beugte sich zu Davey hinunter.
"Sensationel!" hörte Remus eine ältere Ravenclaw mit blonden lockigen Haaren sprechen. "Was für eine Schlagzeile für die Schülerzeitung! 'Schüler verliert bei Wettkampf ein Auge!'" Sie blickte schwärmerisch ihn in die Luft und machte sich kurz darauf Notizen auf einem Block.
Hestia Jones, welches sich bis eben noch Blut vom Rock wischte, fand das anscheinend nicht sonderlich sensationell, denn nach einem kurzen Blick auf das Gesicht Daveys' wandte sie sich schnell ab und gab würgende Geräusche von sich.
"Miss Kimmkorn ich muss doch bitten!" sagte McGonagell ärgerlich und blickte schließlich besorgt auf die Verletztung im Gesicht
"Machen Sie sich nützlich und helfen Sie mir ... in den Krankenflügel zu bringen!"
Vorsichtig half sie ihm aufzustehen und ging, ihn mit der Ravenclaw stützend, Richtung Schloss. Als sie an den drei Freunden vorbeiliefen murmelte McGonagell etwas was verdächtig nach "Punkteabzug" und "Bestrafung" anhörte.
Remus war noch bleicher als sonst im Gesicht und nickte James und Sirius zu endlich zum Schloss hochzugehen.
Schweigend liefen sie nebeneinander her, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Schließlich gelangten sie zu McGonagells Büro und warteten davor, da sie anscheinend noch beim Krankenflügel war.
Endlich brach James das Schweigen. "Remus... du bist unschuldig. Wir sagen das McGonagell, sie wird's schon verstehen." Remus sah nicht unbedingt beruhigter aus, denn er schien nicht davon überzeugt. Ein Blick auf Sirius verriet ihm, dass er genauso dachte.
