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Contestshipping One-Shot Sammlung

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10/2022 Frösche, Kobra, Sash

"Was zur Hölle soll das werden, wenn es fertig ist?", fragte ein grünhaariger junger Mann und blickte entnervt auf seine Mutter. Diese ließ sich nicht beirren und bastelte weiter an ihrem neusten Projekt. Dass sie nicht nur die Blicke ihres Sohnes auf sich zog, sondern auch die einiger Menschen, die sich in der Lobby des Pokemon Centers befanden, störte die Blondine nicht weiter. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht zog sie Strich für Strich mit einem Pinsel einzelne Buchstaben und so machte sich allmählich ein Schriftzug auf ihrem Projekt sichtbar. Drew schüttelte nur ungläubig den Kopf und wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken, als seine Mutter mit einem stolzen "Tadaaa" ihr Kunstwerk empor hielt, nachdem sie den letzten Strich zog. Sie nickte glücklich und zufrieden und lobte sich innerlich selbst für ihre Meisterleistung. Diesmal hatte sie sich tatsächlich selbst übertroffen.

"Und was soll das jetzt bitteschön darstellen?", fragte Drew genervt und hatte zugleich Angst vor der Antwort. "Na das ist ein Sääääsh! Das ist doch wohl offensichtlich, mein kleines Honigkuchenponita!", antwortete die Frau prompt und war noch immer völlig verzückt von ihrem Werk. "Ein... bitte was?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue und versuchte dabei den peinlichen Kosenamen zu ignorieren. "Na ein Säääsh, kennst du das etwa nicht? Ach herrjemine, da muss dir deine Mutter wohl noch etwas beibringen." So erklärte Jeanette ihrem Sohn, dass es sich bei einem Sash einfach um eine Schärpe handelte. Das ist offenbar ein neuer hipper Begriff, zumindest hatte die ältere das neulich in einem frisch eröffneten Hippster Café in LaRousse City aufgeschnappt.

Drew hingegen hielt sich nur seine Hand gegen die Stirn und schüttelte ungläubig den Kopf. "Und was willst du mit dem Ding bezwecken? Und was soll dieser Brokkoli auf dem 'Säääsh'?", fragte der jüngere verwirrt und deutete leicht angewidert auf ein grünes Etwas, das die Schärpe zierte. Auch fragte er sich, ob seine Mutter nun durch das Hippster Café zum Veganismus konvertiert war. Zumindest hatte er keine andere Erklärung dafür, dass seine Mutter nun dem heiligen Brokkoli huldigte.

Als Jeanette plötzlich noch ein Banner aus ihrer Tasche zog und Drew den Schriftzug zusammen mit dem auf der Schärpe las, wurde ihm so einiges klar. "Nein...", war das einzige, was er hervorbrachte, während ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht entwich. 'Contest-Boy' konnte man auf der Schärpe neben dem Brokkoli lesen. Das Banner hingegen war mit der Aufschrift 'Mach sie alle platt, mein kleines Herzblatt!' und einigen Rosen verziert, in denen mit schnörkeliger Handschrift Drews Name eingearbeitet war. Da wurde ihm auch schlagartig bewusst, dass seine Mutter nicht dem heiligen Brokkoli huldigte, sondern der heilige Brokkoli war ein Abbild Drews, oder bessergesagt seines Kopfes, der aufgrund mangelnder Zeichenkünste auch für ein grünes, buschiges Gemüse gehalten werden konnte. Als er nach wenigen Augenblicken wieder zur Besinnung gekommen war und gerade einen tiefen Atemzug nahm, um Protest einzulegen, erstarrte er abermals, als er hinter seiner Mutter eine ihm sehr vertraute Gestalt vernahm.

"Was hast du denn so plötzlich, mein kleiner Krümelkeks? Gefallen dir die Sachen etwa nicht?", fragte die Hobby - Bastlerin mit einem Schmollmund. Dabei hatte sie sich für ihren Herzbuben so sehr ins Zeug gelegt. Aufmerksam wie sie als Vorzeigemutter nun mal war, ist ihr auch nicht entgangen, dass ihr Sohn gar nicht mehr geistig anwesend war, sondern irgendetwas hinter ihr sein Interesse erweckt hatte. Gerade, als die Blondine Anstalten machte sich umzudrehen, reagierte der Grünschopf instinktiv und ließ die Sachen in der Tasche seiner Mutter verschwinden. "Mum, wir sollten jetzt gehen!", sagte er bestimmt. "Ich muss mich doch schließlich noch auf den Wettbewerb vorbereiten." Fast schon flehend sah er seine Mutter an und packte sie am Handgelenk, sodass sie ihren Blick nun wieder auf ihren Sohn richten musste. 'Hoffentlich hat sie Maike nicht gesehen...'
 

"Vielen Dank, Schwester Joy!", sagte eine junge Frau und verbeugte sich leicht, nachdem sie ihre Pokemon am Tresen in Empfang nahm und sie sich alle in einem guten Zustand befanden. "Bitte beehre uns bald wieder!", erwiderte die rosahaarige Frau und wünschte Maike noch einen angenehmen Aufenthalt in Wiesenflur. Gerade, als sie einige Schritte in Richtung Lobby machte und dabei ihre Pokebälle verstaute, fiel ihr von weitem eine grüne Haarpracht auf, welche sie stark an ihren Rivalen erinnerte. Gerade, als sie einige Schritte in seine Richtung machte, packte er seine Gesprächspartnerin rasch am Handgelenk und verschwand leicht panisch wirkend.

Etwas irritiert starrte Maike in die Richtung, in der soeben der Grünschopf mit seiner Begleitung verschwand und war aufgrund der Tatsache, was sich da eben vor ihren Augen abspielte, bewegungsunfähig. Ging er ihr etwa aus dem Weg? Seufzend wollte sie sich gerade auf den Weg in ihr Zimmer machen, als plötzlich einer ihrer Pokebälle anfing sich selbständig zu machen und aus ihrer Tasche auf den Boden fiel. Entgegen ihrer Erwartung kam dort keines ihrer Pokemon heraus, stattdessen rollte der Ball in die Richtung, in der ihr Rivalen verschwand und Maike blieb nunmal nichts anderes übrig, als dem rollenden Objekt zu folgen.

"Hey, warte auf mich! Nicht so schnell! Wo zur Hölle willst du überhaupt hin?", schrie sie vergeblich hinter her und legte einiges an Tempo zu, da sie Probleme hatte dem Pokeball zu folgen. Als dieser dann auf einem Platz vor dem Pokecenter endlich zum Stehen gekommen war, war Maike völlig außer Atem und ging die letzten Meter sehr gemächlich. Dabei schlang sie eine Hand um ihre Taille, da sie Seitenstechen hatte. Als sie sich bückte, um den Pokeball aufzuheben, bemerkte sie, dass dieser offenbar an einem Paar Schuhe zum Stehen gekommen war. Da Maike die ganze Zeit fixiert auf den Boden starrte, bemerkte sie gar nicht, wem dieses Paar Schuhe gehörte.

"Tse, du musst ja nicht gleich vor mir auf die Knie fallen... wobei, ich könnte mich daran gewöhnen.", kam es nur spöttisch von dem Schuhbesitzer. Schwer atmend erhob sich die Brünette wieder mit ihrem Pokeball in der Hand und sah mit knallrotem Kopf nach oben. Dort stand er nun, verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie mit einem arroganten Grinsen an. Wütend ballte sie die Hand zur Faust und funkelte ihren Rivalen an. "Duu...duu...", stammelte sie und brachte nicht mehr hervor, da sie von der Pokeball Jagd noch immer völlig außer Atem war. "Ich weiß ja, dass du noch nie die wortgewandteste Person auf diesem Planeten warst, aber das ist selbst für deine Maßstäbe unterirdisch."

"Ich...ich... musste rennen...", stammelte sie daraufhin nur und kramte eine Flasche Wasser aus ihrer Tasche. "Und wie so ziemlich alles andere kannst du wohl auch das nicht besonders gut. Ich würde dir für den Anfang leichtes Kardiotraining empfehlen. Und du solltest unbedingt deine Pokemon unter Kontrolle bringen, wenn sie dir jetzt sogar schon auf der Nase rumtanzen, während sie sich im Pokeball befinden." Dabei zeigte Drew auf den Fußboden, da dort schon wieder ein Pokeball der Brünetten lag und Anstalten machte abzuhauen. Doch diesmal konnte Maike den Ball rechtzeitig aufhalten.

"Man, was ist denn nur los mit dir? Los, komm raus, Glibunkel." Das froschartige Pokemon verließ den Pokeball und sprang in einen nahegelegenen Brunnen. "Oh man ...", seufzte Maike nur genervt und wusste genau, dass sie sich gleich wieder einen spöttischen Kommentar ihres Rivalen anhören durfte.

"Warum bist du vorhin vor mir abgehauen und wer war deine Begleitung?", fragte die Brünette rasch, ehe Drew etwas zu ihrem Glibunkel sagen konnte. Der Grünhaarige verlor für einen Moment die Fassung, da er mit einer solchen Frage nicht gerechnet hatte, jedoch fing er sich recht schnell wieder, sodass Maike davon nichts mitbekam. "Ich wüsste nicht, wann ich vor dir weggerannt sein sollte. Aber schön, dass du offenbar ein solches Interesse an meinem Privatleben hast und mich sogar stalken musst. Du kannst dich gerne einem der zahlreichen Drew-Fanclubs anschließen.", gab er leicht bissig zurück.

"Und meine Begleitung hat dich nicht zu interessieren. Ich kann nichts für die krankhafte Eifersucht meiner Fangirls, zu denen du jetzt offenbar auch zählst."

"Pff... als ob ich eines deiner hirnlosen Fangirls bin. Das hättest du wohl gerne, was?", entgegnete die Brünette gereizt.

"Hm, wer weiß, vielleicht gefällt mir ja die Vorstellung.", antwortete er mit einem süffisanten Grinsen und kam einen Schritt auf Maike zu, was sie sichtlich nervös machte.

"Was ist denn los Maike, mache ich dich etwa nervös? Ich...oh shit..." Sein Grinsen verschwand zusammen mit seiner Gesichtsfarbe augenblicklich, als er hinter Maike eine Gestalt vernahm, die seiner Mutter sehr ähnlich sah. Maike war nur sehr verwirrt über die ganze Situation und wollte gerade etwas sagen, nur kam ihr da eine Stimme hinter ihr zuvor.

"Ah, da ist ja mein Kleiner Rosenprinz! Ich habe noch vergessen dir etwas zu geben! Und wie ich sehe ist mein kleiner Casanova noch nicht am Trainieren, das trifft sich ganz gut!", schrie die Blondine außer sich vor Freude, als sie ihren Sohn mit einer bezaubernden jungen Frau erspähte und sich den beiden näherte.

"Soso, ist dieses reizende Herzblatt etwa der Grund, warum du deine Mutter so schnell los werden wolltest?" Freudig nahm sie Maikes Hände und stellte sich vor.

"Äh... ok, ich glaube ich muss los...", stotterte Maike perplex, schnappte sich ihr Froschpokemon und verschwand rasch, bevor die seltsame Frau noch mehr seltsame Dinge in ihrer Gegenwart von sich geben konnte.

"Nein, warte auf mich, Maike!", schrie er seiner Rivalin nach, bevor er ihr hinterher rannte. Es war ihm lieber sich diese Blöße zu geben, als irgendeinem Vortrag seiner Mutter über Liebe, Gefühle und was auch immer lauschen zu müssen.

Zurück blieb eine total verzückte Jeannette, die anfing in Erinnerungen zu schwelgen. "Hach, wie schön das wäre auch noch einmal jung zu sein. Ich hoffe mein kleines Milchschnittchen vermasselt es nicht mit der kleinen Kaktusfeige."

11/2022 Helden, Aufzug, Bindung

"So ein Mist aber auch!", fluchte eine junge Frau, die im strömenden Regen durch die Straßen Seegrasulb Citys rannte. Schützend hielt sie ihre Kapuze tief in ihr Gesicht und fixierte sie mit beiden Händen, damit sie vom stark wehenden Wind nicht die ganze Zeit von ihrem Kopf gefegt wird. Als es auch noch zu donnern anfing und die ersten Blitze über den spätnachmittaglichen Himmel zuckten, beschleunigte Maike ihr Tempo. Sie wusste zwar, dass diese Gegend berüchtigt war für das unbeständige Wetter, aber eine solch schnelle Änderung von strahlend blauem Himmel zu tropischen Regenschauer inklusive Gewitter hatte die Junge Frau selbst noch nicht erlebt.

"Es müsste gleich dort vorn sein!", versuchte sie sich selbst zu ermutigen und beschleunigte abermals ihr Tempo. Die zahlreichen Pfützen auf den Straßen ignorierte sie und rannte einfach hindurch, wodurch allmählich auch Wasser in ihre Schuhe drang. Zu ihrem Glück war es gerade Hochsommer und die Temperaturen trotz des Gewitters sehr angenehm. Wenige Augenblicke später zierte ein zufriedenes Lächeln das Gesicht der jungen Frau, als sie vor den automatischen Schiebetüren des größten Einkaufscenters in ganz Hoenn stand. Schwer atmend betrat sie das riesige Hochhaus und legte im Eingangsbereich glücklich ihre Kapuze ab, um einen freien Blick zu haben. Triefend vor Nässe hielt sie Ausschau nach einem Aufzug. Es dauerte auch nicht lange, bis sie einen erblickte. Erneut legte sie einen Zahn zu, als sie beobachten konnte, dass bereits eine Person einstieg und sich die Türen schließen wollten. "Halt! Ich will mit!", schrie sie schwer atmend und schaffte es gerade noch so sich mit in den Aufzug zu drängeln. "Puh, das war knapp...", sagte sie glücklich und lehnte sich an eine der Wände des Fahrstuhls. "Das ist so typisch für dich! Du hast keinerlei Manieren.", kam es von der anderen Person, die sich zusammen mit Maike in dem kleinen Raum befand. "Häää...waas?", stammelte die Brünette aufgebracht, als sie realisierte, von wem sie gerade wieder einmal heruntergeputzt wurde. "Was machst du denn hier?", fragte sie wütend und zeigte mit ihrem Finger auf Drew. Dieser schmunzelte nur belustigt, als ein Wassertropfen von ihrer Fingerspitze zu Boden fiel. Der Grünhaarige musterte seine gegenüber von Kopf bis Fuß. "Du bist nass.", erwiderte er sachlich und ignorierte die Frage seiner Rivalin. "Ach wirklich? Danke Drew, ohne dich hätte ich das womöglich niemals mitbekommen!", gab sie sarkastisch von sich und wollte gerade Anstalten machen den Fahrstuhl wieder zu verlassen, aber dieser schloss genau in dem Augenblick die Türen und war auf dem Weg zum Dachgeschoss. "Nichts zu danken!", antwortete Drew und sein Blick blieb auf Maikes T-shirt kleben, welches ebenfalls völlig durchnässt und aufgrund der hellen Farbe somit leicht transparent war. "Vielleicht solltest du deine Klamottenwahl das nächste Mal bei solch einem Wetter nochmal überdenken.", sagte er belustigt und deutete auf Maikes Oberkörper. Diese ließ ihren Blick nach unten gleiten und bemerkte, was Drew genau meinte. Instinktiv schlang sie ihre geöffnete Jacke um ihren Oberkörper und versuchte den Reißverschluss zu schließen. "Drew...du bist so...argh! Aber gib es doch zu, dir Perversling gefällt doch sicher der Anblick!", konterte sie, während sie noch immer versuchte ihren kaputten Reißverschluss zu schließen. "Ich habe nie behauptet, dass es mir nicht gefallen würde. Aber ein Perversling bin ich trotzdem nicht.", sagte er, während er aus seiner Tasche ein Handtuch kramte. "Hab aber schon Besseres gesehen, also bilde dir nichts darauf ein.", fügte er arrogant hinzu und reichte seiner Rivalin das Handtuch, welches sie etwas widerwillig annahm. Maike versuchte den Kommentar des Grünhaarigen zu ignorieren, da sie wusste, dass er oft solche verletzenden Sprüche brachte, diese aber nie so meinte, zumindest redete sie sich das ein. "Vielleicht solltest du die Jacke einfach ausziehen, sonst wirst du niemals trocken."

"Jaja, du willst doch nur weiter gaffen!", protestierte die Brünette und schleuderte das Handtuch in Drews Gesicht. Dieser nahm es augenrollend in seine Hände und wollte gerade einen Schritt näher an Maike herantreten, um es ihr über die Schulter zu legen, als der Aufzug abrupt mit einer Erschütterung anhielt. Kurz danach war ein lautes Knallen sowie ein unheimliches Donnergrollen zu hören und Drew fand sich unweigerlich in den Armen seiner Rivalin wieder, was ihm erst richtig bewusst wurde, als das schummrige Notfalllicht den Raum in ein fahles Licht hüllte. Schlagartig entfernte er sich wieder und räusperte sich entschuldigend.

"Na toll, jetzt haben wir wohl einen Stromausfall und ich sitze hier ausgerechnet mit dir fest", protestierte Drew, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Er sah, wie sich Maike auf den Boden den Fahrstuhl zusammenkauerte und ihren Kopf auf ihre Knie ablegte. "Oh man, ich hasse Aufzüge. Jedes Mal habe ich davor Angst, dass genau so etwas passiert.", jammerte sie kaum hörbar. Drew merkte erst jetzt, dass er wohl mit seinen Sticheleien aufhören sollte, da diese Situation für Maike scheinbar weniger erträglich war als für ihn. "Keine Panik, der Fahrstuhl wird sicher wieder jeden Moment anspringen, das Einkaufscenter verfügt mit Sicherheit über Notstromaggregate für genau solch einen Fall.", versuchte er seine Rivalin zu beruhigen und reichte ihr seine Hand. "Wenn du so nass dort unten sitzen bleibst, erkältest du dich noch." Maike musste einsehen, dass ihr Rivale Recht hatte und stand auf. "Wieso bist du aufeinmal so nett zu mir?"

"Ich kann doch nicht zulassen, dass meine lieblings- Rivalin den nächsten Wettbewerb verpasst, weil sie sich erkältet hat."

"Lieblings-Rivalin?", wiederholte die Brünette etwas perplex und wurde aufgrund der Nettigkeit des Grünhaarigen leicht rot im Gesicht. Drew war ihrer Meinung nach wie ausgetauscht.

"Ja, es macht immernoch am meisten Spaß gegen dich zu gewinnen."

"Da ist er wieder, der arrogante Idiot."

"Hey, was heißt hier arroganter Idiot? Ich meine das völlig ernst. Und jetzt zieh deine nassen Klamotten aus, bevor du dich wirklich noch erkältest. Hier drin ist es schließlich recht kühl, bis vor kurzem lief hier noch eine Klimaanlage.", sagte er wieder mit etwas harscherem Tonfall.

"Ich soll... bitte was? Du hast sie ja wohl nicht mehr alle?!"

"Nun hab dich mal nicht so, du hast in deiner Tasche garantiert Wechselklamotten."

"Ja, schon, aber ich zieh mich doch nicht hier vor deinen Augen um! Du spinnst wohl?!" Maikes Kopf hatte inzwischen die Farbe einer Tomate angenommen und vor lauter Aufregung hatte sie schon beinahe wieder der Stromausfall vergessen.

"Was genierst du dich denn so? Du bist jahrelang mit drei Kerlen durch die Gegend gereist. Und außerdem habe ich dir doch bereits gesagt, dass ich mit Sicherheit schon besseres gesehen habe."

"Einer davon war mein Bruder!", protestierte Maike lautstark. "Und du bist auch nicht unbedingt eine Augenweide!"

"Aber die anderen beiden nicht! Und ich seh ja wohl tausendmal besser aus als dein Möchtegern Champ Ash!"

"Was heißt hier MEIN Möchtegern Champ Ash?", fragte die Braunhaarige und wurde sichtlich immer wütender und wenn Maike Wütend war, neigte sie dazu Dinge zu sagen oder zu tun, die sie unter normalen Umständen nicht sagen oder tun würde.

"Tse, das weiß ja wohl jeder, dass du was mit dem hattest!", gab der jung Mann bissig von sich und man könnte meinen, dass ein Hauch von Traurigkeit in seiner Stimme lag.

"Spinnst du? Bist wohl eifersüchtig auf ihn, oder was?", schrie sie ihren Rivalen an, welcher plötzlich auf sie zu kam und eine Hand an die Aufzugwand stützte, gegen welche sich Maike lehnten. Er beugte sich zu ihr runter und sah ihr mit seinen smaragdgrünen Augen eindringlich ins Gesicht. Maikes Herz fing an wie wild zu pochen, als ihr der Grünhaarige so nahe kam.

"Ja.", war seine Kurze knappe Antwort und er sah entschlossen und zugleich wütend in die saphirblauen Augen, in die er sich einst verliebte.

12/2022 Känguru, bezaubernd, Vertreter

Es war Frühling in der Hoenn Region. Maikes Eltern hatten sie darum gebeten auf das Haus, die Arena und die zahlreichen dort lebenden Pokemon aufzupassen, während sie ihren Jahresurlaub auf der Insel Mele-Mele der Alola Region verbrachten. Die angehende Top-Koordinatorin hatte dafür kurzzeitig ihre Reise durch Hoenn unterbrochen. Da sie gerade sowieso in der Gegend war, kam ihr diese kleine Auszeit recht gelegen und so versuchte sie daraus einen Vorteil zu ziehen. Immerhin waren ihre Eltern im Besitz eines beheizbaren Pools sowie einer kleinen, elektrisch betriebenen Sauna. Auch gab es in ihrer Heimatstadt zahlreiche Läden, die zum Geld ausgeben verleiteten.

An einem Mittwochmorgen beschloss die Braunhaarige sich zunächst wie jeden Morgen um die Pokemon und andere Dinge, die im Haushalt zu erledigen waren, zu kümmern, bevor sie sich auf in die Stadt zum Markt machen wollte. Am Mittwoch gab es immer zahlreiche Stände, an denen frische Lebensmittel verkauft wurden. Besonders interessiert war die junge Frau an den frischen Beeren, aus denen sie mit Sicherheit Pokeriegel erstklassiger Güte für ihre treuen Freunde zubereiten konnte. Nach getaner Arbeit duschte die Brünette, zog sich frische Sachen an, trocknete die Haare und machte sich danach auf den Weg zum Marktplatz.

Dort angekommen versuchte Maike sich nicht von den zahlreichen anderen Ständen und Marktschreiern beirren zu lassen, heute hatte sie keine Zeit für ausgiebige Shoppingtouren. Sie wollte lediglich ihre Beeren, daraus dann zu Hause Pokeriegel herstellen und dann einen ganz gemütlichen Nachmittag auf der Couch mit ihrer aktuellen Lieblingsserie verbringen.

Als die Braunhaarige nach einer gefühlten Ewigkeit endlich einen der Beerenstände erspähte, marschierte sie schnurstracks darauf zu und musste sich auf dem Weg dorthin durch die Menschenmassen kämpfen. Überall standen sie vor den Ständen und betrachteten die Waren der Händler oder aber sie standen völlig sinnlos im Weg herum, dieses Phänomen kannte Maike bereits von anderen öffentlichen Plätzen, wie zum Beispiel Bahnhöfen.

Die junge Koordinatorin betrachtete kritisch die Been, bis sie von einer netten älteren Dame angesprochen wurde. "Guten Tag, meine Liebe. Darf es etwas Bestimmtes sein oder siehst du dich nur um?", fragte die nette Dame und strahlte dabei die Brünette an. "Guten Tag!", antwortete Maike höflich und verbeugte sich leicht. "Ich suche Zutaten für Pokeriegel, können Sie mir etwas empfehlen?", fragte Maike freundlich und nahm eine ihr unbekannte Beere in die Hand, um sie zu begutachten. Die Beere hatte eine kräftig rosane Farbe und war übersät mit kleinen Haken. "Das, was du dort gerade in der Hand hältst, ist eine Burleobeere. Sie stammt aus Sinnoh und eignet sich meiner Meinung nach nicht besonders gut als Pokeriegel Zutat. Sie hat eine leichte Säure, ist aber zudem auch leicht bitter. Sie wird eher als Kampfitem genutzt. Die vielen Haken, die du an der Beere siehst, dienen ihr zur Verbreitung. Sie haftet sich damit an wilden Pokemon und kann so weite Strecken zurücklegen. Häufig findet man sie an wilden Palimpalin oder Klingplim, die in Sinnoh leben." Maike war erstaunt über das Fachwissen der Älteren und lauschte gebannt ihren Worten.

"Wenn du Beeren möchtest, die ausschließlich als Zutat für hochwertige Pokeriegel Verwendung finden, solltest du hier einen Blick hineinwerfen.", sagte die Verkäuferin und zeigte auf kleinere Körbe, die etwas abseits neben den großen Verkaufsboxen standen. Die Brünette ließ sich ausgiebig von der älteren beraten, die sich sehr darüber freute ihr Fachwissen mit einer jungen aufgeschlossenen Frau zu teilen, bevor sie sich eine schöne Mischung zusammenstellen ließ. Sie bezahlte ihren Einkauf und bedankte sich vielmals für die tolle Beratung, ehe sie sich mit einem Korb voller frischer Beeren auf den Heimweg machte.

"Ahh, endlich kann ich fernsehen!" Maike ließ sich auf die Couch fallen und streckte ihre Gliedmaßen von sich. Sie hatte zwar Spaß daran einkaufen zu gehen und Pokeriegel herzustellen, dennoch waren das etwas KräftezehrendeTätigkeiten, weshalb Maike fand, dass die Couch und der Fernseher nun mehr als verdient waren. Freudig zückte sie die Fernbedienung und schaltete ihre aktuelle Lieblingsserie ein, von der heute eine neue Staffel erschien. Gebannt starrte sie auf den Fernseher und genoss das Intro, als es an der Tür Klingelte. Genervt pausierte sie das Video und ging widerwillig zur Haustür, um diese zu öffnen. Dahinter verbarg sich ein junger Mann, schätzungsweise Mitte zwanzig, welcher die Brünette mit seinem charmantesten Lächeln anstrahlte. "Guten Tag junge Frau. Mein Name ist Shouta. Ich hoffe, dass ich dich gerade nicht störe.", stellte sich der junge Mann vor und stellte seinen Koffer auf dem Boden ab. "Hallo, mein Name ist Maike" , Und ja, eigentlich störst du mich gerade sehr...', setzte sie in Gedanken fort, war aber viel zu höflich diese Überlegung laut auszusprechen. "Was kann ich denn für dich für dich tun, Shouta?", fragte die Brünette und betrachtete skeptisch den Koffer, den der junge Mann zuvor abgestellt hatte. 'Hoffentlich ist das nicht irgend so ein komischer Sektentyp, darauf hab ich ja jetzt so gar keinen Bock...' Seufzend lehnte sie sich gegen den Türrahmen und beobachtete den Störenfried, wie er seinen Koffer öffnete und irgendein abstruses Gerät herausholte. "Du magst bestimmt Pokemon, oder?", fragte er, während er an dem ominösen Gerät irgendwelche Einstellungen vornahm, zumindest war das das einzige, was sich Maike erklären konnte, sie war sich nicht sicher, was genau dieser Shouta dort eigentlich tat. "Äh, ja ich mag Pokemon...", sagte die Brünette etwas irritiert, da sie sich im Haus des Arenaleiters der Stadt befand und besagte Arena direkt am Grundstück des Hauses lag. Zudem trug sie ein Werbegeschenk eines Schlüsseldienstes in Form eines T-shirts, auf welchem sich ein Eneco als Glückskatze befand. Anstelle einer Münze hielt es einen Schlüssel in der einen Pfote und winkte mit der anderen. Maike fand das Shirt ganz niedlich, weshalb sie es gerne in ihrer Freizeit anzog.

"Dann wird dir dieses Teil hier sicher gefallen!", sagte er und stellte für einen kurzen Moment sein Gerät ab, um in seiner Hosentasche herumzufummeln. Da Maikes Blick das Gerät fixierte, bemerkte sie nicht wie hinter dem Typ plötzlich ein weiterer Typ auftauchte und ihn an der Schulter tippte.

"Bei irgendwelchen Teilen, die du aus deiner Hose ziehst und meiner Freundin gefallen könnten, habe ich auch noch ein Wörtchen mitzureden!"', sagte plötzlich eine für Maike sehr vertraute Stimme und die dazugehörige Person strich sich schwungvoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Drew? Was machst du denn hier?", fragte sie überrascht. "Deine Mutter hat mich darum gebeten mal vorbeizuschauen. Und wie ich sehe war das offenbar auch nicht unbegründet.", stellte er sachlich fest und funkelte Shouta böse an. "Nein, nein. Du verstehst das völlig falsch! Ich wollte der jungen Dame doch nur die neuste Innovation auf dem Gebiet des Pokemon Trainings vorstellen!", versuchte sich der Vertreter zu rechtfertigen, wurde aber prompt von Drew abgewiesen. "Wir haben kein Interesse. Und jetzt geh, bitte. Wir haben noch etwas vor." Drew betrat das Haus und machte die Tür vor Shoutas Nase zu. "Das war aber ganz schön unhöflich. Eigentlich war er doch ganz nett!", protestierte die Braunhaarige. "Der rennt bestimmt schon seit Tagen durch die Gegend und versucht ahnungslosen Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und die Nettigkeit gehört zu seinem Job, schließlich muss er ja irgendwie übertünchen, dass seine Waren eigentlich unnötiger Mist sind."

"Aber du musst ja trotzdem nicht gleich so garstig werden!", tadelte sie den Grünhaarigen. "Du wärst den doch sonst nie losgeworden."

"Vielleicht wollte ich ja wissen, was das tolle Gerät kann!"

"Ja, da bist ja auch nur eine zweitklassige Koordinatorin, die verzweifelt ist und auf irgendwelche Verkaufsmaschen hereinfällt."

"Bist du jetzt nur hergekommen, um mich wieder runter zu machen? Dann kannst du direkt wieder gehen."

"Keine Sorge, ich hatte nicht vor zu bleiben." Langsam wurde der Grünhaarige echt sauer, schließlich hatte er extra einen Umweg gemacht um seiner Rivalin einen Besuch abzustatten, wenn auch eher unfreiwillig auf Bitten ihrer Mutter.

"Und was sollte das eigentlich eben heißen?", fragte die Brünette aufgebracht, denn das beschäftigte sie schon die ganze Zeit.

"Maike, ich habe dir schonmal gesagt, dass du deine Fragen ruhig etwas präziser formulieren könntest.", antwortete der Angesprochene genervt und berührte mit seinen Fingerkuppen seine Stirn. "Ich habe schließlich während meines kurzen Aufenthalts schon viel gesagt, zu viel für mein Geschmack."

Maike wippte nervös hin und her, sie hatte eigentlich gehofft, dass sie das nicht noch einmal wiederholen müsste, aber ihre Neugier siegte letztendlich.

"Naja, das von wegen ich sei deine Freundin", antwortete sie zögerlich und sah verunsichert auf den Boden.

"Wovon redest du genau?!", fragte Drew etwas irritiert. Maike wurde daraufhin nur noch nervöser und allmählich stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht.

"Na, als du den Typ an der Tür abgewimmelt hast, hast du behauptet, dass ich deine Freundin bin und wir noch etwas vorhaben." Sie traute sich schon gar nicht mehr in sein Gesicht zu blicken.

"Naja, das war doch der schnellste Weg ihn loszuwerden, oder nicht?", antwortete er wahrheitsgemäß und fragte sich, warum seine Gesprächspartnerin den Boden bedröppelt anstarrte.

"Hm, ja mag sein", war ihre knappe Antwort und ein Hauch von Traurigkeit wohnte dieser Aussage inne. Sie konnte ihrem Rivalen ja nicht sagen, dass ihr die Vorstellung seine Freundin zu sein insgeheim gefallen würde.

"Warum interessiert dich das?"

"Hm, ach nur so...", sprach sie etwas traurig, bevor sie die Haustür öffnete.

"Du wolltest doch gehen. Also, dann geh jetzt. Ich habe noch etwas vor." Sie deutete mit ihrer Hand auf die Türschwelle und sah ihm dabei weiterhin nicht ins Gesicht, dafür war sie viel zu enttäuscht. Maike war sich bewusst, dass ihre aktuellen Emotionen völlig unbegründet waren, aber dennoch machte sich das Liebeschaos in ihrem Kopf breit und sie wollte sich jetzt einfach in Ruhe mit ihrer Lieblingsserie trösten.

Drew hingegen verließ wortlos das Haus und zog von Dannen.

'Mist, ich habe wohl wieder übertrieben...', verfluchte er sich selbst innerlich, denn eigentlich hatte er gehofft die Nacht bei Maike verbringen zu können, zum einen aus praktischen Gründen, denn die Suche nach einer Unterkunft in einer Stadt wie Blütenburg City konnte durchaus schwierig sein. Zum anderen genoss er einfach die Nähe seiner Rivalin, was er aber in ihrer Gegenwart niemals zugeben würde.

01/2023 ganz, haben, bewegen

"Los Papinella! Setz' Windstoß ein und verwirbel das Laub auf dem Fußboden!"

Zur frühabendlichen Stunde an einem lauschigen Spätsommertag trainierte eine junge, ambitionierte Koordinatorin für einen bevorstehenden Wettbewerb, doch aus irgendwelchen Gründen wollten ihr und ihren Pokemon die Kombinationen nicht gelingen. In ihren Vorstellungen malte sich die Brünette die herrlichsten Bilder aus, wunderschöne Attacken, die nahtlos ineinander übergehen, ganz viel Glitzer, ganz viele tolle hübsche Farben, in denen ihre atemberaubenden Pokemon einfach wunderschön zur Geltung kommen und allen du Show stahlen. Ein Publikum, welches vor lauter Begeisterung in tosenden Applaus verfällt und Maike, wie sie ihr neu gewonnenes Band stolz empor hielt und sich vor ihren jubelnden Fans dankbar verbeugte. Ja, in ihren Vorstellungen war die Welt völlig in Ordnung. Unbewusst lebte sie ihre Tagträume aus und verbeugte sich vor ihrem imaginärem Publikum, das in der realen Welt nur aus ihrem Papinella bestand, welches umwickelt von seinem eigenem Fadenschuss in einem Laubhaufen lag. An einigen Stellen klebten bunte Blätter an den klebrigen Fäden, die den gesamten Körper des schmetterlingartigen Pokemons zierten. Mit einem leicht unzufrieden klingenden

"Paap..." machte es seine Trainerin auf sich aufmerksam und riss sie damit aus ihren Träumen. Natürlich brauchte Maike einige Sekunden um diese Tatsache zu realisieren und so hielt sie noch für einen kurzen Moment in ihrer Bewegung inne und öffnete ihre Augen. Leider bemerkte sie dadurch, dass sie offenbar beobachtet wurde, denn hinter dem Gemisch aus Laub und Papinella lehnte ganz cool eine ihr sehr vertraute Person an einem Baum und grinste sie frech an. Schlagartig nahm ihr Körper wieder eine etwas natürlichere Haltung ein und ihr Gesicht färbte sich vor Scham rot. Natürlich musste ausgerechnet wieder Drew in der Nähe sein, wenn sie sich oberpeinlich verhielt.

"Du kannst dich ruhig weiter vor deinem Meister verbeugen, oder was auch immer das werden sollte.", ergriff der Grünhaarige das Wort. In seiner Stimme lag ein gewisser Hohn und er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, zu sehr amüsierte ihn die Tatsache, dass Maike sich wieder vor ihm lächerlich machte. Entweder schien das bei ihr ein Dauerzustand zu sein oder aber er hatte das Glück immer zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Was auch immer es war, Drew war einfach dankbar, dass er wieder in den Genuss einer peinlichen Vorstellung seiner Rivalin kommen durfte.

Maikes Augen verengten sich zu Schlitzen, aus welchen sie den Grünhaarigen heraus bedrohlich anfunkelte. Mit diesem Blick hätte sie jedem furchteinflößenden Drachen-Pokemon Konkurrenz machen können.

"Waaas? Meister? Du hast sie ja wohl nicht mehr alle!", schrie sie empört und fuchtelte mit ihren Armen herum.

"Tse, du machst dich gerade wieder lächerlich. Du solltest vielleicht nicht nur an den Moves deiner Pokemon arbeiten, sondern auch an deinen eigenen.", gab er spöttisch von sich, aber es lag auch ein gewisser Hauch von Wahrheit in seiner Aussage. Letztendlich wollte er der Brünetten nur helfen, würde dies aber niemals zugeben. So richtig gestand er sich selber diesen Umstand nicht einmal ein, denn es war doch auch irgendwo unlogisch der Konkurrenz zu helfen.

"Bist du wieder nur hier, um dich über Papinella und mich lustig zu machen?"

"Dein Papinella kann nichts für die Unfähigkeit seiner Trainerin."

Betrübt blickte Maike zu Boden, die Aussage traf sie doch etwas härter, als sie zugeben wollte. Wortlos rief sie ihr Papinella zurück in den Pokeball und ging mit gesenktem Haupt. Drew sah ihr verwirrt hinterher, machte aber keinerlei Anstalten sie vom Gehen abzuhalten. Natürlich bemerkte er auch der Blick seiner Kontrahentin, jedoch hatte er absolut keinen Bock auf irgendwelche Dramen, weswegen er es einfach dabei beließ und sich auf den Weg ins Pokemoncenter machte.

Unterwegs vergaß er schnell wieder die Brünette und betrachtete die Umgebung etwas genauer. Er war nicht allzu weit entfernt vom Pokemoncenter, aber da sich dieses nicht mitten in der Stadt befand, sondern an einem Wanderpfad etwas weiter außerhalb, war der Grünhaarige umgeben von Natur. Er versuchte sich ein wenig von den äußeren Begebenheiten inspirieren zu lassen, denn er war noch nicht sehr zufrieden mit seinen Kombinationen für die Vorrunde des bevorstehenden Wettbewerbs. Drew war sich zwar bewusst, dass er dennoch um Welten besser war als der durchschnittliche Koordinator, aber er strebte stets nach Perfektion und investierte deshalb sehr viel Zeit in die Aufzucht und das Training seiner Pokemon, besonders wenn es sich dabei um ein frisch gefangenes handelte.

Er beobachtete, wie sich die ersten Blätter von den Bäumen lösten und gemächlich angetrieben von einer leichten Brise zu Boden schwebten. Ob sich Maike wohl auch von den Blättern inspirieren ließ, dies aber in keiner guten Kombination unterbringen konnte? Und wieder war der junge Koordinator mit seinen Gedanken bei der Braunhaarigen. Dabei überlegte er, wie man ihre eingesetzten Attacken sinnvoll und harmonisch miteinander verknüpfen konnte.

Als Drew nach einigen Minuten Fußmarsch im Pokecenter angekommen war, holte er seine Pokemon von Schwester Joy ab, welche es sich nicht verkneifen konnte den Grünhaarigen für die ausgezeichnete Verfassung seiner Pokemon zu loben. Auch fragte sie nach einem Autogramm, welches ihr der Trainer nach all den Komplimenten nicht verwehren konnte. Außerdem genoss er insgeheim die Tatsache, dass er mittlerweile in ganz Hoenn Fans hatte und auf der Straße erkannt wurde. Das einzige, worauf der junge Koordinator gut und gerne verzichten würde, waren die zahlreichen Fangirls, die sich zum Teil schon zu ganzen Fanclubs gruppierten und gemeinsam zu den Wettbewerben anreisten. Aber leider gehörten sie ebenso zu seinen Fans, ohne denen er nicht den Erfolg erlangt hätte, weswegen er sich leider auch ihnen gegenüber stets freundlich verhalten muss, was dann oftmals auch in einem kleinen Flirt endete.

Schwester Joy bedankte sich vielmals für das Autogramm und gab ihm seinen Zimmerschlüssel. Drew bedankte sich ebenfalls und machte sich auf den Weg in das hauseigene Bistro, da er heute noch nicht so viel gegessen hatte. Das war etwas, das öfter bei dem Grünhaarigen zu Kurz kam, besonders wenn er in ausgiebigen Trainingsessions vertieft war. Er studierte das Angebot und musste feststellen, dass die Auswahl nicht besonders groß war, was ihn zugegebenermaßen nicht verwunderte, schließlich war das Pokemoncenter mehr eine Art Raststätte und dementsprechend sah das Angebot aus. Neben einigen Backwaren, wie belegten Brötchen oder einzelnen Pizzastücken, gab es auch einige Kantinenklassiker, wie Pommes oder Nudeln mit Tomatensoße. Auch gab es in dem Bistro ein Kleines Abteil, in dem man sich diverse abgepackte Sachen, wie zum Beispiel Salate oder diverse Teesorten kaufen konnte. Drew entschied sich für eine Packung Oolong-Tee, einen Salat so wie ein belegtes Brötchen von der Theke. Er verstaute seine Sachen, bezahlte sie und machte sich auf die Suche nach seinem Zimmer.

Die Zahlen an den Türen führten ihn in den 2. Stock. Er lief einen langen Flur entlang an dessen Ende sich zwei Türen befanden, von denen eine mit der Zimmernummer versehen war, die auch seinen Schlüssel zierte. Er öffnete die Tür und betrachtete den geräumigen, lichtdurchfluteten Raum, der sehr zu seiner Begeisterung sogar über einen kleinen Balkon verfügte. Drew stellte seine Tasche ab und setzte sich an einen Kleinen Tisch, an dem er seine gekauften Lebensmittel verspeiste.

Allmählich wurde es draußen etwas dunkler und der junge Mann entschied sich dazu, einen Tee zu kochen und auf dem Balkon ein wenig über den bevorstehenden Wettbewerb zu sinnieren. Er betrachtete wieder seine Umgebung und stellte fest, dass sich sein Zimmer nicht am Wanderpfad befand, sondern auf der anderen Seite. Hier hatte der Koordinator einen schönen Blick auf eine Kleine Wiesen, welche umgeben von Wald war. Durch die bereits fast verschwundene Sonne, wurde die Landschaft in ein Zusammenspiel aus verschieden Rot- und Lilatönen getaucht. Abgesehen von dem Zirpen der Grillen, welche die bevorstehende Nacht ankündigten, war es still. Drew hatte schon die Vermutung, dass das Pokemoncenter relativ leer war, was auch erklären würde, dass er dieses Mal ein so tolles Zimmer bekommen hatte. In gut besuchten Pokecentern musste man teilweise schon Glück haben überhaupt eines zu bekommen.

In seinen Gedanken wurde er unterbrochen, als er plötzlich ein Geräusch vernahm, das sich wie das Öffnen eines Fensters anhörte. Als plötzlich am Balkon links von ihm eine zierliche Gestalt in das Licht der Abenddämmerung trat, wusste er, dass das Geräusch nicht von einem Fenster kam, sondern von der Balkontür nebenan. Interessiert beobachtete er die junge Frau, wie sie mit einem Papinella, welches auf ihrem Haupt verweilte, zum Balkongeländer trat und ihre Arme darauf abstützte. Dabei bewegte sie sich elegant und grazil, was Drew gar nicht gewohnt war. Er kannte Maike eher als eine sehr tollpatschige und plumpe Person, eben das typische Donphan im Porzellanladen.

Offenbar war sie so sehr in Gedanken versunken, dass sie die Anwesenheit des Grünhaarigen gar nicht bemerkte. Dieser nippte nur an seinem Tee und musterte Maike mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Er war zugegeben fasziniert von ihrem Auftreten. In dem fahlen Licht glitzerten die Flügel ihres Pokemons und auch die Braunhaarige hatte mit ihrem dünnen, weißen Nachthemd und der zierlichen Figur etwas elfenartiges an sich. Dieses Bild war für Drew der Inbegriff von Ästhetik und er vergaß sogar für einen Moment, dass er gerade in gewisser Weise für seine Rivalin, die er sonst immer zur Weißglut trieb, schwärmte. Erst, als ein kühler Lufthauch ihn erschaudern ließ, wurde er aus seinem tranceartigen Zustand gerissen.

"Ist dir in dem Aufzug nicht kalt?", unterbrach er plötzlich die Stille, während er sich lässig gegen das Geländer lehnte und seinen Tee trank. Es amüsiert ihn zu sehen, wie Maike aus ihren Gedanken hochschrank und ihm einen verwirrten und zugleich fassungslosen Blick schenkte. Unfähig etwas zu sagen, starrte sie Drew nur mit geweiteten Augen an und zeigte auf ihn. "Duu...Wieso...was?", stammelte sie vor sich hin und war sichtlich überfordert mit der Situation. Sie hätte nie im Leben damit gerechnet, dass Drew im selben Pokecenter wie sie übernachtete und schon gar nicht, dass er ihr Zimmernachbar war. "Wieso beobachtest du mich schon wieder?", schrie sie ihn aufgebracht an. Da war sie wieder, die Maike, die er kannte.

"Wieso ziehst du dich auch so freizügig an?", fragte er mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht.

"Waas? Was soll das denn schon wieder heißen?" Wutentbrannt ballte sie eine ihrer Hände zur Faust und stampfte herum. Ihr Papinella hatte Probleme damit sich auf dem Kopf seiner Trainerin fest zuhalten und entschied sich dafür lieber neben ihr herum zu schweben.

"Naja, du wirst schon wissen, was du tust." Er schnippte sich lässig eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ging wieder in sein Zimmer. Da er nun Dank Maikes kleinen Wutausbruch wieder das ursprüngliche Bild von ihr vor Augen hatte, konnte er auch in Ruhe schlafen.

02/2023 schwanken, Artikel, Pick

Ding Dong! Nächster Halt Jubelstadt Süd. Der Ausstieg befindet sich in Fahrtrichtung links.

 

Maike gähnte und streckte sich kurz, bevor sie sich ihre Tasche schnappte und sich auf den Weg zu einer der Türen machte. Dabei schwankte sie einige Male hin und her, da der Zug beim Einfahren in den Bahnhof mehrere Weichen passierte. Innerlich verfluchte sie sich dafür, dass sie nicht einfach noch zwei Minuten sitzen geblieben ist. Maike streckte ihren rechten Arm nach oben aus und erreichte gerade so die Stange, um sich daran festzuhalten. Sie hangelte sich den Gang entlang, bis sie letztendlich eine Tür erreichte. 

'Außer Betrieb' , konnte sie auf einem Zettel lesen, der an der Tür klebte. 'Na toll...' , stöhnte Maike innerlich und hangelte sich zur nächsten Tür ihres Abteils. An dieser Klebte immerhin kein Zettel.

Zu ihrem Glück war der Zug um diese Uhrzeit recht leer und so kam sie dort relativ schnell heraus, als dieser endlich am Gleis anhielt und die Türen öffnete. Maike sah sich kurz um, sie kam planmäßig auf Gleis drei an und erspähte eine Treppe, die nach oben in das Bahnhofsgebäude führte. Oben angekommen hielt sie Ausschau nach dem Ausgang, welchen sie sofort ausfindig machen konnte. Wieder einmal war Maike froh, dass sie sich außerhalb der Stoßzeiten für eine Zugfahrt in die größte Stadt Sinnohs entschieden hatte und noch froher war sie über die Tatsache, dass sie nur bis zu einem Randgebiet fahren musste.

Erleichtert seufzte sie, als sie draußen war. 

Ihr Blick schweifte über das Gelände. Im Osten erstreckte sich in weiter Ferne eine Gebirgskette, welche quer durch Sinnoh verlief und die Region optisch in zwei Hälfte teilte. Zu gern würde Maike eines Tages das Gebirge durchqueren und dessen höchste Erhebung, den Kraterberg, erklimmen. Sie hat schon viel über die verschiedenen Pokemon gelesen, die in dem Gebirge heimisch waren, auch, dass die speziellen geographischen Gegebenheiten bei manchen Pokemon eine Entwicklung auslösen, die außerhalb der Gebirgskette nicht möglich wäre. Sinnoh ist schon ein sehr spezieller Ort und die junge Koordinatorin kann es kaum erwarten eines Tages auch durch diese Region zu reisen. Für die nächste Wettbewerbssaison hatte sie jedoch schon andere Pläne. Aktuell verbrachte sie zusammen mit ihrer guten Freundin Solidad einen Kurzurlaub in einem Wellnesshotel in der Nähe von Zweiblattdorf, um sich vom letzten großen Festival in Johto zu erholen, bevor sie wieder mit dem Training anfingen. 

Sie kramte kurz ihren PokeNav heraus und checkte die letzte Nachricht von Lucia, in der sie ihr eine detailierte Wegbeschreibung zum Café schickte, in welchem sich die beiden treffen wollten. Dass sie relativ spontan ihre Freundin treffen konnte, war ein weiterer Vorteil des Kurzurlaubs in Sinnoh.

 

>Vom Haupteingang aus über den Bahnhofsvorplatz bis zur Straße laufen, dort dann rechts abbiegen und bis zur ersten Kreuzung. Dort ist dann das Café, in dem wir uns treffen.

 

Danach war im Chatverlauf ein Bild von Poogle Maps zu finden, welches mit bunten Kringeln und Pfeilen verziert war. Einer der Kringel veranschaulichte Maikes Standort, der Bahnhof. Der andere Kringel stellte das Café dar. Die Pfeile sollten wohl den Weg darstellen, den sie laufen sollte. Maikes Mundwinkel zogen sich nach oben zu einem sanften Lächeln. Irgendwie fand sie es süß wie viel Mühe sich Lucia gab, andererseits war sie auch etwas verärgert über ihre Freundin, da sie ihr offenbar nicht zutraute den Weg zu einem Café zu finden, das sich in unmittelbarer Nähe befand. 

Ja, Maike hatte nicht den besten Orientierungssinn, das gab sie auch ehrlich zu. Doch bezog sich ihr Defizit eher auf Gegenden, die ihrer Meinung nach gleich aussahen, Wälder zum Beispiel. In Städten hingegen konnte sich die shoppingbegeisterte Feinschmeckerin sehr gut orientieren.

Sie schaute sich nocheinmal um, um kurz einen Überblick zu bekommen und setzte sich in Bewegung. Sie lief über den Bahnhofsvorplatz und schreckte dabei unbeabsichtigt einige Staralili auf, welche zuvor an den Resten eines Brötchens pickten. Kurz empfand Maike ein wenig Mitleid, aber sie wusste, dass die gierigen Vogelpokemon jeden Moment wieder zurück kommen würden und so setzte sie ihren Weg fort.

 

Maike öffnete die Holztür sehr schwungvoll und war selbst etwas überrascht. Entweder war sie plötzlich stark wie ein Ursaring oder die Tür hatte extrem wenig Widerstand. Resigniert gestand sie sich ein, dass wohl Letzeres zutraf.

Warme Luft strömte ihr entgegen, als sie das Gebäude betrat. Sie vernahm einen leichten Duft von Kaffee, welcher sich mit der süßen Note verschiedenster Gebäckstücke vermischte. Das Café war modern, aber dennoch gemütlich eingerichtet. Sie entschied sich für einen Platz hinten in einer Ecke auf einem kleinen Zweisitzer. An dem Tisch standen außerdem noch zwei Stühle. Neben ihrem Zweisitzer stand in der Ecke ein Farn, welcher so buschig war, dass eigentlich nur noch einer der beiden Plätze der kleinen Bank zum Sitzen geeignet war. Kurzerhand entschied Maike sich dazu den Platz zu nutzen, um dort ihre Sachen abzulegen. Sie kramte ihrer PokeNav aus ihrer Tasche heraus, da sie ein leichtes Vibrieren vernahm.

 

>Bin gleich da, mein Bus hat 10min Verspätung -.-

>Blöder Bus, ich sitz schon drinnen. Bis gleich :)

>Bis gleich <3

 

Maike steckte ihren PokeNav zurück in die Tasche und betrachtete die Umgebung. Es war relativ leer, was aber auch daran lag, dass es bereits später Nachmittag und dieses kleine Café in Jubelstadt ein Geheimtipp war, den Touristen gar nicht kannten. Sie ließ ihre Blicke über die Tische gleiten und sah, dass auf manchen Zeitschriften oder Flyer verteilt lagen, ihr Tisch jedoch war bis auf ein paar Krümel leer. Maike entschied sich dafür die Speisekarte vom unbesetzten Nachbartisch zu nehmen und stellte fest, dass darunter die neuste Ausgabe des Sinnoher Koordinatorenmagazins lag. Skeptisch betrachtete sie die Zeitschrift.

 

Die große Enthüllung

 

In Gedanken las sie die größte Schlagzeile des Covers und genau darunter befand sich ein riesiges Foto ihres Rivalen - Drew. Zähneknirschend wandte sie rasch den Blick ab und versuchte die kleine Speisekarte zu studieren. Sie versuchte mehrmals die ersten Zeilen der Speisekarte zu lesen, aber jedes Mal stellte sie fest, dass sie entweder die ersten Sachen vergessen oder nicht richtig gelesen hatte. Verärgert über ihre mangelnde Konzentration klappte sie die Karte wieder zu und schielte erneut zum Nachbartisch, auf welchem noch immer das Magazin lag. Das Grün seiner Haare leuchtete sie an, ebenso die smaragdfarbenen Augen, welche sie sogar auf dem Foto spöttisch anlachten. Maike konnte seinen Hohn deutlich spüren und innerlich kochte das Mädel vor Wut. Oh, wenn er nur wüsste, dass selbst ein bloßes Foto von ihm sie zur Weißglut brachte...

Dennoch war sie etwas interessiert, wieso ihr Rivale es schon wieder auf die Titelseite geschafft hatte, schließlich zierte er als Gewinner des großen Festivals erst vor zwei Wochen die Cover sämtlicher Zeitschriften.

 

Was verbirgt sich hinter seiner coolen Fassade?

Wir haben das Geheimnis gelüftet

 

Maike runzelte skeptisch die Stirn. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Drew einer Art Enthüllungsinterview freiwillig zustimmen würde. Selbst das Bild auf dem Cover wirkte nicht sonderlich gestellt, wie es bei solchen Aufnahmen ja meistens der Fall war. Lässig vergrub er seine Hände in den Hosentaschen und grinste mit einem süffisanten Lächeln die Leser an - Drew in seiner natürlichen Haltung eben.

Gerade als sie zaghaft nach dem Magazin greifen wollte um herauszufinden, was es denn mit dieser großen Enthüllung auf sich hatte, wurde die Tür des Cafés schwungvoll aufgerissen. Maike schrak zusammen, da sie sich irgendwie ertappt fühlte und ließ die Zeitschrift an Ort und Stelle liegen. Ihr Körper verkrampfte sich und sie merkte wie sich ihr Puls beschleunigte, als sie sah, dass Lucia das Gebäude betrat. Eigentlich freut sie sich ihre Freundin zu sehen. Andererseits hoffte sie einfach nur, dass sie ihr starkes Interesse an der Zeitschrift nicht bemerkt hatte.

Da Lucia sich suchend umsah, entspannte sich Maikes Körper kurzerhand wieder und sie winkte ihrer Freundin zu, um auf sich aufmerksam zu machen.

Die beiden umarmten sich zur Begrüßung und Lucias Sachen gesellten sich zu denen von Maike und wurden von Farnwedeln leicht bedeckt.

Die beiden fingen sofort an ausgiebig über dies und das zu erzählen und wurden nur unterbrochen, um zum einen ihre Bestellung aufzugeben und zum anderen um diese einige Minuten später entgegen zu nehmen.

 

"Aber echt schade, dass du nicht gewonnen hast", sagte Lucia und man merkte, dass wirklich Trauer in ihrer Aussage steckte. 

Maike seufzte und senkte den Blick betrübt auf ihr Getränk. Unentschlossen entschied sie sich für einen Cappuccino. Als sie auf das niedliche Gesicht eines Evolis im Milchschaum starrte, wusste sie, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte.

"Drew war einfach besser. Er hat verdient gewonnen. Ich war einfach zu schlecht - mal wieder.", sagte sie und schaute von ihrem Heißgetränk auf. Dabei bemerkte sie, dass das Interesse ihrer Gesprächspartnerin nicht mehr bei ihr lag.

"Ah, sehr schön, sie haben hier die neuste Ausgabe des Koordinatoren-Magazins! Die ist heute erst rausgekommen." Lucias Augen funkelten und sie schnappte sich die Zeitung vom Nachbartisch. Maikes Magen verkrampfte sich, als ihre Freundin die Zeitschrift in ihren Händen hielt. Gleich würde sie womöglich erfahren, was es mit der großen Enthüllung auf sich hatte. Sie atmete tief ein und versuchte ihre Nervosität zu übertünchen.

"Den Mist liest du? Da steht doch eh immer nur Quatsch drin. Was soll dort außerhalb der Saison schon Tolles drin stehen? Sicher nur Tra-" 

"Nah das trifft vielleicht auf die Ausgabe in Hoenn zu.", unterbrach Lucia ihre Freundin und erhob mahnend einen Zeigefinger. "Das Magazin hier in Sinnoh enthält nur die neusten Trends und topaktuelle News, welche äußerst gründlich recherchiert werden und der Wahrheit entsprechen.", schwärmte sie für eines ihrer Lieblingsmagazine. Maike verdrehte nur genervt die Augen und nippte an ihrem Getränk. "Auch außerhalb der Saison findet man dort drin sehr viele Nützliche Dinge. Hoffentlich haben sie wieder ein neues tolles Knursp-Rezept veröffentlicht." 

Die angesprochene zuckte nur leicht mit den Schultern, da sie sich nicht sonderlich für Knurspe interessierte. Ihre Pokemon bevorzugen Pokeriegel, was sicherlich auch daran lag, dass Maike mit der Zubereitung dieser wesentlich vertrauter war als mit dem Gegenstück aus Sinnoh.

Lucias Augen weiteten sich interessiert, als sie sich das Titelbild genauer ansah.

"Ist das nicht dieser Typ, gegen den du verloren hast?", fragte sie aufgebracht, hielt Maike dabei die Zeitung ins Gesicht und zeigte auf den Grünschopf.

"Ja, und wenn schon ...", gab sie leicht schnippisch zurück und drückte Lucias Hand samt Zeitung auf den Tisch, um wieder freie Sicht zu haben.

"Der scheint ja echt eine Berühmtheit zu sein, wenn er es schon wieder auf die Titelseite geschafft hat." Etwas verblüfft über diese Tatsache, blätterte sie direkt zum Artikel über Drew Spanien und ließ dafür sogar ihre heißgeliebten Knursprezepte links liegen, zumindest vorerst. Viel zu gern wollte sie mehr über diesen mysteriösen jungen Mann erfahren.

Maike erzählte in ihrer Gegenwart nicht besonders viel über ihn, da ihre Freundin bei Geschichten über Männer dazu neigte Dinge hinein zu interpretieren, die nur in ihrer Fantasie existierten. Leider war sie auch eine kleine Tratschtante und Maike wollte nicht riskieren, dass sie sich plötzlich in einer ausgedachten Liebesgeschichte wiederfand.

"Willst du das wirklich jetzt lesen? Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen und du liest jetzt Zeitung.", sagte sie mit einem gespielten Schmollmund.

"Ja, lass mich das nur kurz überfliegen und dann haben wir auch direkt neuen Gesprächsstoff." Lucia vertröstete ihre Freundin mit dieser Aussage und blätterte weiter in dem Magazin herum. Als sie den gesuchten Artikel gefunden hatte, überflog sie zunächst die Bilder. Die Bilder auf der ersten Doppelseite waren nichts Besonderes: Drew mit dem Pokal des großen Festivals in Johto, Drew mit seinem Roselia, Drew mit seinen anderen Pokemon, Drew beim Autogramme geben. Lucia ging davon aus, dass im ersten Teil nur geschildert wurde, wer er war, woher er kommt, sein Sieg beim großen Festival- wahrscheinlich dienten diese Informationen nur als Einleitung in die Thematik und Lucia konnte aus Erfahrung sagen, dass bei dieser Art von Artikeln die wirklich pikanten Details erst auf den folgenden Seiten zu finden waren.

Maike hingegen checkte in der Zwischenzeit, ob sie irgendwelche Nachrichten bekommen hatte, da sie zwischendurch wieder Vibrationen ihres PokeNavs vernahm. Und tatsächlich hatte Solidad ihr geschrieben, was Maike etwas irritierte. Sie öffnete die Nachricht, was sie im nächsten Augenblick bereute.

Genau im selben Moment schaute Lucia ihre Freundin mit geweiteten Augen an und Maike wusste genau, dass sie jeden Moment erfahren würde, was es mit der großen Enthüllung auf sich hatte. Es war möglicherweise dasselbe, wovor Solidad sie per Nachricht gewarnt hatte und Maike beschlich so langsam das Gefühl, dass auch sie Teil des Artikels war.

"Wieso hast du mir nie davon erzählt? Ich dachte wir sind Freunde. Ich habe dir doch auch von Paul erzählt." In Maikes Magengegend zog sich alles zusammen. Sie hatte ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache.

"I- Ich weiß nicht, wovon du redest." Röte schoss ihr ins Gesicht, da sie schon eine vage Vermutung hatte. "D-Du musst schon etwas präziser werden." Eigentlich wollte sie gar nicht, dass Lucia noch präziser wurde. Vielmehr war es ein kläglicher Versuch Zeit zu schinden und ihre Nervosität herunter zu spielen.

Lucia legte ihr nur die Zeitung vor die Nase.

"Schau dir die Bilder an. Ich muss den Artikel gar nicht lesen. Die Bilder sagen im Prinzip alles."

Die Angesprochene wollte gar nicht hinsehen, aber dennoch war ihr Interesse zu groß. Sie fühlte sich wie ein Omot, das von einer gefährlichen Lichtquelle angezogen wurde.

Auf einem Bild sah man sie und Drew, wie sie links und rechts von Harley standen, welcher seine Arme um die Nacken der beiden schlang und gespielt in die Kamera grinste. Die anderen beiden sahen weniger glücklich aus.

Freunde fürs Leben, konnte Maike unter dem Bild lesen und verzog angewidert das Gesicht. Harley wollte sie nun wirklich nicht als 'Freund fürs Leben' bezeichnen.

Das nächste Bild hatte Mehr als nur Freunde als Titel und Maike konnt darauf eine ihr sehr vertraute Szene erkennen. Drew reichte ihr eine wunderschöne rote Rose.

Dann gab es noch einige andere Bilder, wie die beiden zusammen lachten, ihre Pokemon pflegten, zusammen den Wettbewerb im Aufenthaltsraum verfolgten und und und.

Ein Bild weckte dabei besonders das Interesse der jungen Frau, auf diesem Bild waren nur die beiden zu sehen und sie starrten sich einfach nur verträumt an. Maike war etwas geschockt dieses Bild zu sehen, da ihr ihr merkwürdiger Blick gegenüber Drew wahrscheinlich sonst nie aufgefallen wäre.

"Also...", ergriff nun Lucia wieder das Wort.

"Was läuft da nun zwischen euch?" 

"Nichts."

"Das sieht aber nicht nach nichts aus."

"Das sind nur unvorteilhafte Aufnahmen, mehr nicht. Wir sind Rivalen.", versuchte Maike sich zu rechtfertigen. 

Lucia zog die Zeitschrift wieder zu sich und blätterte eine Seite weiter.

"Und was ist das?", fragte sie etwas wütender und deutete auf ein Bild, auf dem Drew von Hinten zu sehen war. Vor ihm stand Maike, auch wenn man ihr Gesicht nicht sehen konnte, da die beiden sehr dicht beeinander standen. Drews Arme ruhten dabei auf ihren Schultern.

"Das sieht aus, als würdet ihr euch küssen. Und das auch noch in der Öffentlichkeit." 

Maike betrachtete das Bild und kann sich genau an diesen Moment erinnern. 

Es war am Abend nach dem großen Festival und sie waren zusammen mit Harley in der Lobby des Pokemon Centers. Da an diesem Abend auch die große Abschlussfeier stattfand, waren sie allein dort. Maike wollte nicht an der Feier teilnehmen, da sie zu enttäuscht von ihrer Niederlage gegen Drew war, Drew war nicht auf der Party, da er solche Veranstaltungen generell mied und Harley wollte die beiden dazu bringen mit ihm hinzugehen.

Drew und Maike kamen ein wenig ins Gespräch und letztendlich wollte ihr Rivale sie nur ein wenig aufbauen. 

Sie seufzte lautstark.

"Nein. Harley hat uns offenbar heimlich aus einem blöden Winkel fotografiert.", antwortete sie ehrlich, aber insgeheim wusste sie, dass sich ihre klatschbegeisterte Freundin damit nicht zufrieden geben würde.

"Ahja. Und was habt ihr da bitteschön getrieben?"

"Nichts."

"Maike!"

"Er... hat mich getröstet. Mehr nicht."

"..." 

"Wirklich! Ich war an dem Tag ziemlich fertig...", gab sie betrübt zu.

Lucia zog ungläubig eine Augenbraue nach oben.

"Ihr seid Rivalen?"

"Ja"

"Nichts weiter?"

"Ja"

"Machen Rivalen sowas?" Lucia deutete dabei erneut auf das Foto der beiden.

"Ähm...ja...?", war Maikes zögerliche Antwort und sie selbst zweifelte in diesem Moment über der Glaubwürdigkeit ihrer Aussage.

"Nein, Rivalen machen sowas nicht. Ein Rivale verschenkt keine Rosen, schon gar nicht rote. Ein Rivale umarmt dich nicht. Ein Rivale schaut dich nicht verträumt an."

"Aber..."

"Nichts aber! Du brauchst mir nichts erzählen! Ich erkenne wahre Liebe sofort." 

"Du irrst dich. Du bist schließlich meine Freundin, ich hätte dir schließlich davon erzählt."

"Hmm..."

"Wirklich!"

"Na gut, das Argument zieht. Ich glaube trotzdem, dass da etwas zwischen euch läuft, auch wenn ihr es vielleicht selber noch nicht wisst."

"Genau dasselbe erzählt mir Solidad auch ständig..."

 

Als Maike am Abend das Hotel erreichte, verabredete sie sich mit Solidad zum Abendessen.

"Das ist total furchtbar!", winselte Maike, als ihre Freundin mit dem leidigen Thema Drew anfing.

"Ach, so schlimm ist das nicht. In ein oder zwei Wochen interessiert sich eh keiner mehr dafür.", versuchte Solidad ihre Freundin zu beruhigen.

"Jeder weiß doch, dass man der Presse nicht allzu viel Glauben schenken sollte." 

"Das sagst du so einfach..." 

"Ja, weil es stimmt!" Solidad sah Maike mit einem warmen Lächeln ins Gesicht.

"Aber du solltest der Presse vielleicht in Zukunft weniger Angriffsfläche bieten. Dasselbe gilt auch für Drew. Auch wenn seine kleinen Flirts für dich keine Bedeutung haben, können Außenstehende das ganz anders verstehen."

"Hat er schon etwas dazu gesagt?"

"Hm?" 

"Na Drew. Ihr schreibt doch täglich miteinander. Hat er den Artikel schon gesehen?"

Solidads warmes Lächeln warch zu einem breiten Grinsen.

"Ja, er hat den Artikel gelesen.", antworte sie ehrlich und es amüsierte sie Maikes Gesicht zu sehen, als diese auf eine etwas präzisere Antwort wartete. In diesem Punkt konnte der Rosahaarige ihren Freund verstehen, es machte schon ein wenig Spaß Maike mit solchen Kleinigkeiten zu ärgern.

"Ja, und? Was hat er gesagt?"

Solidads Grinsen wurde noch breiter. 

"Das kannst du ihn auch selber fragen."

"Hä? Wieso? Ich hab doch nichtmal seine Nummer."

Nun fing Solidad an leicht zu kichern.

"Du kannst ihn persönlich fragen. Wenn du Glück hast ist er noch mit seinen Pokemon im Poolbereich."

In Maikes verdutztes Gesicht zu blicken war für Solidad einfach Gold wert. Am liebsten hätte sie diesen Moment mit einem Foto für die Ewigkeit festgehalten, doch das wollte sie ihrer Freundin nach diesem Tag nicht antun.

"Das ist doch jetzt nicht echt dein Ernst..."

Solidad brach daraufhin in schallendes Gelächter aus.



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