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Dream of us

Elsa x Mario
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zu einer neuen Geschichte - meiner längsten bisher ;) wenn man die Chronik mal rauslässt zumindest ;)

Was mir früher nicht so richtig bewusst war, ist das Schulsystem in Japan. Grundschule, Mittelschule, Oberschule.
Ich habe die Kitahara einfach wie ein Gymnasium in Deutschland behandelt.
was ich immerhin inzwischen mache, ist dass ich die die Schulzeit von April-März angepasst habe (denn auch da habe ich mich zu beginn an Deutschland gehalten - verzeiht mir das)

Na gut, lange Rede, langer Sinn - der Beginn spielt kurz vor Ende der Grundschule - Elsa und Mario sind also 12 Jahre alt und ab dem nächsten Kapitel sind sie dann auf der Mittelschule :)

Viel Spaß ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist er, Rike ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel mag ich sehr ^^
hoffe, ihr auch ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo miteinander,
morgen bin ich leider sehr im Stress und werde nicht zum Hochladen kommen. Um mir den Stress zu nehmen, lade ich einfach heute schon hoch ;)

also viel Spaß mit dem neuen Kapitel - und ich hoffe, ihr habt zu lachen, so wie ich ;)

Eure Tasha Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
okay, ich gestehe, dieses Kapitel hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm >.<
das nächste wird Kickers-lastiger ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir leid, wenn ich euch eventuell ein wenig überfordere mit der Häufigkeit neuer Kapitel, aber da ich wirklich noch viele Geschichten in petto habe, habe ich mal entschieden, dass ich einfach mal hochlade - ob ich es jetzt täglich mache, weiß ich noch nicht - lasst euch überraschen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halbzeit ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da diese Geschichte etwas länger ist und ich sie gerne vorwärts bringen will, lade ich heute einfach nochmal ein Kapitel hoch - bin gerade ein bisschen lustig darauf ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, eine Woche Pause - ließ sich aushalten, oder?
wobei ich es schon vermisst habe, hochzuladen >.<
aber gut, die Pause ist vorbei ;p

Weiter geht es mit Elsa und Mario ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, das ist das offiziell letzte Kapitel von "Dream of us"
morgen folgt noch der Epilog ;) Komplett anzeigen

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Kapitel 1

Mario lief auf das Haus seines besten Freundes Gregors zu. Seine Hände steckten in seinen Hosentaschen, auf seinem Kopf saß die für ihn typische grüne Kappe.

Gregor und er wollten heute über ein wichtiges Thema reden. Es war Ende November, in ein paar Monaten und zwar im April, würden er selbst sowie Christoph, Philipp und die Zwillinge in die Mittelschule wechseln. Sie würden nicht nur an eine andere Schule sondern auch in andere Ortsteile gehen. Was würde dann aus den Kickers werden? Und genau darum ging es, denn Mario wollte nicht, dass die Kickers sich auflösten, nur weil er nicht mehr an der Kitahara war. Und Gregor und er wollten heute überlegen, was für Möglichkeiten es gäbe, genau das zu verhindern.

Als er vor dem Gartentor ankam, öffnete er dieses und trat in den Vorgarten ein. An der Haustüre drückte er auf die Klingel unter dem Namensschild “Daichi” und wartete, dass ihm die Türe geöffnet wurde. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, da wurde diese aufgerissen.

“Mario!”, rief Gregor und grinste ihn breit an.

Der Angesprochene konnte gar nicht anders, als ebenfalls zu grinsen. “Hey Gregor.”

“Komm rein. Da habe ich dir schon ein paar Hausschuhe hingelegt, sollten passen, oder? Sonst sag Bescheid, wir haben noch andere da. Und deine Jacke kannst entweder mit hoch in mein Zimmer nehmen oder an die Garderobe hängen, wie du magst, fühl dich da frei.”

Mario schmunzelte. Sein bester Freund war aufgedreht wie eh und je, aber er hatte ihn auch nie anders kennengelernt. So war er von Anfang an gewesen und das machte ihn eben aus.

Nachdem er seine Schuhe gegen die Hausschuhe getauscht hatte, folgte er dem Jüngeren in die Mitte des Flurs, wo dieser an der Treppe stehen blieb.

“Geh du doch schon mal hoch, Käpt´n. Ich mache uns noch einen Tee und dann reden wir, ja?”

Mario nickte und griff nach dem Geländer der Treppe.

“Zweite Türe auf der linken Seite”, erklärte Gregor noch, dann verschwand er durch eine Türe, die wohl in die Küche führte.

Mario trat den Weg nach oben an und ging zu dem genannten Zimmer. Dort griff er nach der Klinke und öffnete die Türe. Er trat über die Türschwelle und blieb wie erstarrt stehen.

“Elsa”, brachte er hervor und sein Herzschlag nahm einen Takt zu. Das hatte er ja total vergessen, Gregor und seine Schwester teilten sich das Zimmer!

“Mario”, gab die zweite Bewohnerin des Zimmers von sich und sah ihn mit großen Augen an. “Stimmt, Gregor hat vorher gemeint, dass du heute noch vorbeikommst …” Sie sah mit roten Wangen zur Seite. Um ganz ehrlich zu sein, sie hatte gehofft, dass sie ihn noch sehen würde.

Der Torwart trat langsam in den Raum hinein. “Ähm, ja, wir sind verabredet. Störe ich dich gerade, dann kann ich auch unten warten und …? ”

Sofort schüttelte sie ihren Kopf und lächelte. “Nein, tust du nicht. Ich habe gerade die Mathe-Hausaufgaben gemacht und noch kontrolliert, damit bin ich aber jetzt fertig.” Elsa, die an ihrem Schreibtisch saß, klappte demonstrativ das Heft vor sich zu und auch das darüber liegende Buch. Dann drehte sie sich wieder zu dem Besucher um. “Ich denke, dass ich dann sicher gleich runter gehe, dann können du und Gregor hier bleiben. Wo ist der überhaupt?”

Mario deutete mit seinem Daumen über die Schulter. “Der wollte noch Tee machen.” Er trat zu der Glastür, die auf den Balkon hinaus führte. Es dämmerte bereits. Mit einer Hand zog er den Vorhang ein Stück zur Seite. “Ihr habt hier sicher eine tolle Aussicht”, murmelte er gedankenverloren.

“Das stimmt.” Elsa trat neben ihn und sah ihn an. “Magst du mal raus?”, fragte sie und deutete durch die Glasscheibe nach draußen.

“Ähm, meinst du wirklich?”, fragte er sie verwundert.

“Na klar. Du hast ja noch deine Jacke an. Also?” Sie zeigte erneut nach draußen.

“Warum nicht?” Mario nickte.

“Dann geh raus, ich komme sofort nach.”

Elsa öffnete die Türe, durch die Mario sogleich auf den Balkon hinaus trat. Sie selbst ging zu ihrem Kleiderschrank, aus dem sie sich eine dicke Strickjacke holte, die sie überzog.
 

Mario war an die Brüstung getreten und sah in die Ferne. Man konnte tatsächlich relativ weit sehen. Als seine Klassenkameradin neben ihn trat, drehte er seinen Kopf einen Augenblick zu ihr, ehe er wieder geradeaus blickte.

Elsa lehnte sich mit beiden Armen an das Geländer. “So kann man es aushalten, oder?”

Der Junge nickte. “Doch, das kann man. Auf jeden Fall ein schönerer Ausblick als auf eine Mauer und eine Straße.”

Der Ausblick aus seinem Fenster zuhause war tatsächlich nicht so prickelnd. Aber gut, Daichis wohnten in einem Einfamilienhaus in einer guten Lage, er selbst mit seinen Eltern in einer Wohnung direkt über der Apotheke in der Stadtmitte, die sein Vater betrieb und in der auch seine Mutter mitarbeitete.

“Das stimmt vermutlich. Weißt du, ich komme oft hier raus, um nachzudenken, gerade wenn es dunkel ist, das tut meist gut.” Wieder wurden Elsas Wangen rot. Auf keinen Fall durfte der neben ihr Stehende wissen, wie oft sie hier an diesem Ort bereits an ihn gedacht hatte.

“Es ist schön, dass du einen Ort dafür hast. Ich weiß gar nicht, ob ich so etwas habe.” Mario runzelte seine Stirn. “Ich glaube, ich nutze meist das Fußball spielen.”

Das Mädchen kicherte. “Also viel nachdenken kannst du da sicher nicht.”

Auch er lachte auf. “Da hast du wohl recht. Das ist eher die Gelegenheit, bei der ich meinen Kopf komplett leeren kann, da ist dann nur noch der Fußball …”

“Also doch nicht komplett leer.” Elsa sah ihn schmunzelnd an. “Sag mir, Mario, an welchem Ort denkst du tatsächlich nach?”

Bei ihrem Blick machte sein Herz erneut einen Satz und er sah wieder nach vorne, er wollte sich nicht verraten. “Hmm … ähm ... “ Etwas fiel ihm ein. “Zum einen vermutlich im Park, weißt du, da wo wir Kickers trainieren. Und wo du und ich mal …” Er verstummte und spürte, dass seine Wangen wärmer wurden.

“Du meinst, als das mit Harry damals war”, gab sie mit leiser Stimme von sich.

Mario nickte.

“Die Aussicht dort war auf jeden Fall noch viel schöner als hier”, erklärte Elsa leise.

“Das stimmt.”

Beide schwiegen einen Moment.

“Und was ist dein zweiter Ort?”, fragte sie nach ein paar Minuten.

“Zweiter Ort?” Mario sah sie verwirrt an.

Elsa kicherte leise. “Dein Ort zum nachdenken. Du hast gemeint, der Park ist der erste, also muss es noch einen zweiten geben, oder?”

“Oh, stimmt.” Mario griff sich an den Hinterkopf, ließ seine Hand aber recht schnell wieder sinken. “Ähm, beim zweiten ist es wohl so ähnlich wie bei dir, allerdings sehe ich eben nur auf eine Mauer und eben eine Straße.” Als das Mädchen ihn fragend ansah, schmunzelte Mario. “Mein Zimmer hat zwar keinen Balkon aber eine Fensterbank und da sitze ich öfter.”

Wieder schwiegen sie ein paar Minuten.

“Denkst du da in letzter Zeit auch öfter über deine Zukunft nach?”, fragte Elsa irgendwann leise.

Erneut sah der neben ihr Stehende sie fragend an.

Sie hob ihre Schultern. “Naja, die Mittelschule halt. Bald endet die Grundschule für uns und dann geht es ja weiter. Weißt du schon, auf welche Schule du gehen wirst?”

“Ja, auf die Mittelschule des elften Bezirks. Und du?” Hoffnungsvoll sah er sie an, erkannte aber bereits die Enttäuschung in ihrem Blick, sodass die Hoffnung bei ihm ziemlich schnell nachließ, spätestens mit ihrer Antwort.

“Ich werde auf die vom siebten gehen.”

Auch ihn überkam Enttäuschung. “Schade”, murmelte er.

“Ja ... “ Elsa seufzte. Gleich darauf erklang ihre Stimme so leise, dass er sie kaum hören konnte. “Ich werde dich vermissen …”

Er riss seinen Kopf zu ihr herum und sah sie an. Ihre Wangen waren rot, aber das waren seine sicherlich auch. Er blinzelte unsicher, ehe er sich einen Ruck gab.

“Ich dich auch”, erwiderte er und sah eilig wieder geradeaus. Sein Herz schlug jetzt unglaublich schnell. Sie würde ihn vermissen … ein sanftes Lächeln erschien auf seinen Zügen.

“Und was wollt ihr besprechen? Also du und Gregor?”, schien Elsa ablenken zu wollen. “Sicherlich irgendwas wegen den Kickers, oder?”

Mario nickte und runzelte seine Stirn. “Ja, tatsächlich, ebenfalls wegen dem Schulwechsel. Ab April sind auch Philipp, Christoph, die Zwillinge und ich auf der Mittelschule und damit nicht mehr an der Kitahara. Die Frage ist daher, wie es weitergeht mit den Kickers. Weißt du”, er umgriff mit beiden Händen das runde obere Geländerteil und blickte darauf, “ich will gar nicht daran denken, nicht mehr bei den Kickers zu sein. Wir haben sie vor ein paar Jahren gegründet und auch wenn wir zu Beginn wirklich schlecht waren”, nun musste er schmunzeln, “so hat sich das doch geändert. Wir sind ernstzunehmende Gegner geworden, allein durch deinen Bruder, der uns neuen Mut und Ehrgeiz gegeben hat. Es wäre doch alles umsonst gewesen, wenn wir das jetzt einfach fallen lassen würden, nur weil ein Teil von uns die Schule wechselt. Natürlich könnte jeder von uns sich eine neue Fußballmannschaft suchen und die Kickers an der Kitahara verbleiben und nach neuen Mitgliedern suchen. Aber …”

Ihre Hand schloss sich nur wenige Zentimeter von seiner entfernt ebenfalls um das Geländer und trotz dessen, dass sie sich nicht berührten, konnte Mario die Wärme, die von ihr ausging, auf seiner Haut spüren.

“Es ist einfach ein Teil von dir und du ein Teil von ihnen. Es ist ein Teil deines Herzens, auch wenn das vielleicht kitschig klingt. Da ist es doch verständlich, dass du nicht einfach nur aufgeben und den einfachen Weg gehen willst.”

Erstaunt sah der Torwart das Mädchen neben sich an, das mit wenigen Worten das wiedergab, was ihn beschäftigte. Nach wenigen Sekunden nickte er.

“Ja, genau.”

“Hmm … da wird sich auf jeden Fall eine gute Lösung finden lassen, da bin ich mir sicher!”, erklärte Elsa entschieden, woraufhin sie wieder erstaunt angesehen wurde. “Ihr bleibt einfach als Kickers zusammen. Ihr, also du und die anderen, die ab April auf die Mittelschule gehen werdet, ihr kommt einfach nach eurem Schulschluss auf die Kitahara und spielt dort auf dem Platz. Ich bezweifle, dass das ein Problem für den Direktor sein dürfte, immerhin kann er eure Erfolge dann weiterhin der Kitahara gutschreiben. Direkt nach dem Unterricht werdet ihr nicht mehr trainieren können, aber dann abends und am Wochenende. Vielleicht sogar doch mal nachmittags, aber das werdet ihr schon sehen.”

Ein leises Lachen erklang neben ihr und daher drehte Elsa ihren Kopf und sah den neben ihr Stehenden mit roten Wangen an.

“Ent-entschuldige bitte, das war etwas … voreilig … ähm … das geht natürlich nur euch etwas an und …”

Ehe sie aussprechen konnte, legte Mario sanft seine Hand auf ihren Unterarm. “Ich glaube, du solltest unsere Managerin werden, Elsa, denn soweit war ich noch gar nicht. Das war das, was ich mit Gregor besprechen wollte. Vielleicht sollte ich mich zukünftig immer erst an dich wenden, denn ich habe das Gefühl, du weißt genau, was wir tun sollten.”

Das Mädchen wurde noch röter. “Das … ähm …”

Er zog seine Hand zurück und schmunzelte. “Danke, Elsa.”

Nun lächelte auch sie. “Ich bin froh, wenn ich dir irgendwie helfen konnte mit meinem Gequatsche.”

Wieder lachte er leise und stieß sanft mit seiner Schulter gegen ihre. “Du kannst dir das mit der Managerin ja überlegen.”

Und wieder färbten sich ihre Wangen in einem roten Ton und sie schüttelte ihren Kopf. “Nein, das … nein, das kann ich nicht und …”

Nun landete seine Hand auf ihrer Schulter. “Alles gut, Elsa. Es war nicht ganz ernst gemeint, ich wollte damit nur sagen, dass du das Zeug dazu hättest. Also falls du doch mal willst, dann komm zu mir. Ich denke, da findet sich eine Lösung.”

“Oh Mario!”

Elsa sah ihn vorwurfsvoll an, doch er konnte nicht anders als zu lächeln. Auch wenn es sich doof anhörte, irgendwie hatte sie ihm einen Stein von der Brust genommen.

“Wie gesagt, danke dir. Es hat gut getan, mit dir zu reden.”

Auch sie lächelte. “Immer wieder gerne.”

Sie sahen sich einen Moment nur an, dann blinzelte Mario plötzlich und drehte sich schnell herum.

“Was ist los?”, fragte Elsa verwundert.

“Ich habe deinen Bruder vergessen.”

Nun weiteten sich auch Elsas Augen. “Oh …”

Mario und sie wechselten nochmal einen Blick, dann schob sich Elsa an dem Torwart vorbei. “Lass uns reingehen.”

Drinnen warf sie einen Blick auf die Wanduhr in ihrem und Gregors Zimmer. Mario und sie hatten fast eine Stunde gemeinsam auf dem Balkon gestanden. Auf ihrem Schreibtisch stand auf einem Tablett der Tee, den Gregor angekündigt hatte, als Mario gekommen war.

“Er scheint hier gewesen zu sein. Hat er uns nicht gerufen?”, richtete der Torwart an das Mädchen.

Sie schüttelte ihren Kopf. “Nein, das hätten wir sicherlich gehört.” Sie schenkte aus der Teekanne Tee in eine der drei Tassen auf dem Tablett und trank dann einen Schluck. “Also der ist eiskalt, Gregor muss ihn schon vor einer Weile hierhin gestellt haben.” Sie stellte die Tasse zurück. “Komm mit, wir suchen ihn.”

Mario nickte und folgte Elsa gleich darauf aus dem Zimmer hinaus und die Treppe hinunter. Dort blieb sie einen Augenblick stehen, die Hand noch auf dem Geländer und schien zu lauschen.

"Hier entlang", richtete sie an den hinter ihr Laufenden und ging ins Wohnzimmer. Dort schob sie die Schiebetür in den Garten zur Seite und trat hinaus.

"Hey Gregor", rief sie dabei.
 

Mario folgte ihr auf die Terrasse hinterm Haus. Tatsächlich, dort war Gregor auf dem Rasen, vor seinen Füßen einen Fußball und bei ihm ihr Hund Maradona, der vor dem Ball kniete und mit dem Schwanz wedelte. Als er jedoch die Neuankömmlinge bemerkte, sprang er auf und kam zu ihnen. Elsa ließ er links stehen und wand sich direkt Mario zu, der seine Hand flach vor ihn hielt und nachdem der Hund daran geschnuppert hatte, ihm durchs Fell streichelte.

"Ah ihr zwei." Gregor kam grinsend auf seine Schwester und seinen besten Freund zu.

"Warum hast du denn nichts gesagt, als du vorher oben warst?", wollte Elsa von ihm wissen.

"Ihr wart so in euer Gespräch vertieft und da wollte ich euch nicht stören", erklärte dieser selbstverständlich. Die beiden hatten so zufrieden und gelöst gewirkt, als sie zusammen auf dem Balkon gestanden hatten, da wollte er sie nicht stören und war daher wieder runter gegangen.

"Entschuldige bitte Gregor, ich wollte dich nicht vergessen und…", versuchte Mario zu sagen, durfte jedoch nicht aussprechen, da hob der Jüngere bereits seine Hand.

"Alles gut, Mario, ich meinte, wie ich es gesagt habe. Ihr zwei habt euch doch sicher gut unterhalten. Und nun bist du ja da, dann können wir jetzt reden."

Mario sah ihn überrascht an, damit hatte er nicht gerechnet. Er sah von dem Jüngeren der Daichi Geschwister zu der Älteren der beiden vor sich und legte kurzerhand eine Hand auf deren Schulter.

"Gregor, deine Schwester muss unsere Managerin werden, Elsa hat viele gute Ideen und Gedanken zu dem Wechsel von ein paar von uns Kickers-Spielern auf die Mittelschule."

Der Angesprochene sah erstaunt zu seiner Schwester. "Wirklich?"

Diese wurde rot, schüttelte ihre Kopf und wollte gerade etwas sagen, als Mario bereits sprach.

"Oh ja, das hat sie."

Gregor zuckte mit seinen Schultern. "Sehr gut, dann kommst du einfach auch direkt mit, Elsa, denn darauf bin ich jetzt sehr gespannt."

"A-aber …", stotterte Elsa und sah hilfesuchend neben sich.

Mario, der seine Hand immer noch auf ihrer Schulter liegen hatte, drückte diese. "Deine Ideen waren wirklich gut, Elsa. Bitte komm mit."

Das Mädchen zögerte noch einen Augenblick, dann nickte sie. "Okay."

Das Lächeln, das sich auf seinen Zügen ausbreitete, sagte ihr, dass ihre Antwort richtig gewesen war. Und um ganz ehrlich zu sein, freute sie sich darauf, so noch etwas Zeit mit ihm verbringen zu können.
 

~~~
 

Es war bereits spät, als Mario sich verabschiedete. Tatsächlich hatten Gregor und er einige Ideen und Pläne aufgestellt, wie es möglich war, dass sie als Kickers bestehen bleiben konnten, auch wenn die Mannschaftsmitglieder auf unterschiedliche Schulen gingen. Die Pläne wollten sie morgen mit den restlichen Kickers besprechen und wenn alle einverstanden waren, wollte Mario zum Direktor der Kitahara gehen, denn dessen Einverständnis bräuchten sie ebenfalls.

Gregor war bereits in den Flur getreten, als Mario sich Elsa zuwand, um sich von ihr zu verabschieden.

"Danke nochmal für deine Hilfe, du hattest wirklich tolle Ideen."

Mit roten Wangen winkte sie ab. "Ach Quatsch, das war doch nichts."

"Doch, für uns schon. Und wir … ich bin dankbar dafür." Mario lächelte das Mädchen an, woraufhin auch sie lächeln musste.

"Dann sehr gerne."

Mario trat einen Schritt zurück. "Bis morgen in der Schule, schlaf gut."

Elsa nickte. "Ja, bis morgen. Komm noch gut nach Hause."

Der Torwart nickte ihr zu und griff bereits nach der Türklinke der geöffneten Türe, um sie hinter sich zu ziehen zu können, ehe er sich nochmal zu ihr herum drehte.

"Du Elsa?"

Sofort sah sie zu ihm. "Ja?"

Und wieder spürte er seine Wangen warm werden. "Du erinnerst dich noch daran, was wir sonst so auf dem Balkon draußen gesprochen haben?"

"Natürlich", antwortete sie.

Ein Lächeln erschien auf seinen Zügen. "Ich bin mir ganz sicher, dass wir uns auch noch sehen werden, wenn wir auf unterschiedlichen Schulen sind. Ich hoffe, dass wir Freunde bleiben." Und vielleicht auch mehr als das, aber um das laut auszusprechen, brachte er den Mut nicht auf.

Elsa lächelte ebenfalls und nickte. "Das hoffe ich auch Mario, es wäre sehr schön."

Nochmal sahen sie sich einen Moment an, dann nickte Mario ihr zu und drehte sich herum, um anschließend die Zimmertüre hinter sich zu schließen.

Elsa sah noch ein paar Minuten auf das Türblatt. Es wäre wirklich sehr schön, wenn Mario und sie Freunde bleiben würden. Und noch schöner wäre es sicherlich, wenn sie ihm endlich sagen könnte, was sie für ihn empfand. Und sie hoffte sehr, dass sie das irgendwann schaffen würde.

Kapitel 2

Dreieinhalb Jahre später
 

Elsa und ihre Freundinnen, mit denen sie in eine Klasse der Mittelschule ging, waren in der Stadt unterwegs. Sie waren gemeinsam direkt nach der Schule dorthin gegangen, weshalb sie auch alle noch ihre Schuluniform trugen. Heute war ein neuer Comic herausgekommen und den hatten die anderen unbedingt haben wollen, daher waren sie in eine Buchhandlung gegangen.

Elsa schmunzelte, als sie ihre Freundinnen beobachtete, die den Comic nun kichernd in ihrer Hand hielten und ihn durchblätterten, sie selbst hatte sich nur ein Buch mitgenommen, das war ihr lieber und sie selbst hatte in ihren Augen mehr davon.

“Was wollen wir jetzt noch machen?”, fragte Akemi in die kleine Runde hinein und steckte ihren Comic in ihre Schultasche.

“Sollen wir uns noch einen Milchshake holen?”, fragte Kiyo.

“Oh, das klingt gut”, stimmte Kazue zu.

“Finde ich auch”, nickte Elsa.

“Na dann, kommt.” Kiyo deutete in eine Richtung und lief los.

Elsa unterhielt sich mit Kazue, als vor ihnen plötzlich ein Kichern erklang. Erstaunt sahen die beiden Mädchen auf und blickten zu Kiyo und Akemi, die beide eine Hand vor ihren Mund hielten.

“Was ist denn los?”, fragte Kazue neugierig.

“Da, schaut mal, sehen die nicht gut aus?” Akemi deutete auf eine kleine Gruppe von Jungen von einer anderen Schule, was an deren Schuluniform erkennbar war.

“Oh, das tun sie wirklich!”, stimmte Kazue zu und kicherte ebenfalls.

“Nicht wahr? Schau mal, der Braunhaarige ganz rechts, der gefällt mir.” Kiyo deutete unauffällig auf den Jungen, den sie meinte.

“Ach, ich mag den Schwarzhaarigen neben ihm mehr. Der sieht wirklich gut aus”, seufzte Akemi auf.

Auf Elsas Zügen erschien in dem Moment ein Lächeln. Bereits als sie die dunkelblaue Schuluniform erkannte, hatte ihr Herz einen hoffnungsvollen Satz gemacht. Ob er wohl einer dieser Schüler war? Und ja, da war er. Sie wandte sich ihren Freundinnen zu.

“Ich bin gleich wieder bei euch.”

Und dann sahen ihre Freundinnen ihr mit großen Augen ungläubig hinterher, als sie auf die Gruppe zuging.
 

~~~
 

“Uh, da sind ja süße Mädchen!”, bemerkte Manabu.

“Das sind sie wirklich. Von welcher Schule sind die denn?” Kisho sah fragend in die Richtung der Schülerinnen.

“Ich glaube von der siebten. Oh, schaut mal, da kommt ja eine auf uns zu!” Jiro grinste breit.

Mario hob seinen Kopf ebenfalls. Als Manabu von Mädchen gesprochen hatte, hatte er kein Interesse daran gehabt, denn für ihn gab es nur eine einzige und da musste er nach niemand anderem schauen. Aber als es von der siebten Schule hieß und dass jemand auf sie zukam, musste er einfach nachsehen. Als er das Mädchen erkannte, nahm sein Herzschlag einen Takt zu und er musste lächeln. Sie schien auch direkt nach der Schule in die Stadt gegangen zu sein, denn sie trug ebenfalls noch ihre Schuluniform. Eine weiße Bluse, einen blau-grün-karierten Rock, einen dunklen Blazer und die zum Rock passende Krawatte. Ihre Haare hatte sie, wie meist, zu einem hohen Zopf gebunden. Und sie war schon fast bei ihnen. Während seine Klassenkameraden versuchten sich so aufzustellen, dass sie das Mädchen beeindrucken konnten, schob er selbst eine Hand in die Hosentasche und machte zwei Schritte auf sie zu.

“Was? Hey Mario, du kümmerst dich doch sonst auch nicht um Mädchen, lass die für einen von uns!”, zischte Danji hinter ihm.

“Hat der nicht sogar irgendjemanden?”, fragte Jiro in dem gleichen beleidigten Ton hinter dem Torwart, der beide einfach ignorierte, er wusste schließlich, wegen wem das Mädchen auf sie zu lief. Da kam Elsa auch schon bei ihm an.

“Hallo Elsa”, begrüßte Mario sie schmunzelnd, seine Klassenkameraden weiterhin ignorierend.

“Hallo Mario”, erwiderte sie die Begrüßung lächelnd.

“Was machst du denn hier?”, fragte er.

“Meine Freundinnen”, sie deutete über ihre Schulter nach hinten, “wollten in die Buchhandlung und etwas kaufen, da bin ich mit gegangen.”

Mario deutete auf die kleine Tüte in ihrer rechten Hand. “Du scheinst ja auch fündig geworden zu sein.”

Sie nickte, öffnete die Tüte und hielt sie ihm entgegen, damit er hinein sehen konnte. “Du hast es empfohlen, da muss ich es doch auch lesen.”

Er lachte auf und zwinkerte ihr zu. “Du hättest es doch auch von mir leihen können.”

Auf diese Aussage hob sie eine Augenbraue. “Mario Hongo. Du hast damit vor zwei Wochen begonnen, bei deinem aktuellen Wochenpensum hätte ich vermutlich noch Monate warten müssen, bis ich es ausleihen kann. Und ich will es jetzt lesen.”

Und wieder musste Mario laut lachen und er hob seine Schultern. “Leider hast du damit zur Zeit recht. Vermutlich bist du sogar früher als ich damit durch, lesen ist gerade einfach keine meiner Prioritäten.”

Auch Elsa lachte. “Da hast du sowas von recht. Vielleicht musst du einfach mal beim Training statts dem Fußball ein Buch wälzen, kannst es ja in den Trainingsplan aufnehmen.”

Sofort schüttelte er breit grinsend seinen Kopf. "Denkst du, das würde ich durchbekommen? Und ich erinnere nur einen kurzen Moment an deinen Bruder, du weißt, was er darüber denken würde."

Elsa legte ihren Kopf leicht schief. "Mit der richtigen Lektüre hättest du vielleicht eine Chance."

Seine Augenbrauen hoben sich. "Und an was denkst du dabei?"

Ihre Wangen färbten sich rot und sie hielt eine Hand abwehrend hoch. "Keine Ahnung, an was du jetzt denkst, aber irgendetwas mit Fußball halt."

Erneut hob Mario seine Augenbrauen und sah das Mädchen fragend an. "Will ich wissen, an was du gerade gedacht hast?" Sein Herz hatte einen ordentlichen Satz gemacht. Er war gerade wirklich stolz, dass er sich so gut zusammenreißen konnte, sie sollte nicht bemerken, was er nun dachte.

"Ihr seid halt alles Jungs", murmelte sie und sah zur Seite.

"Aha …", erwiderte Mario und wusste nicht, was er darauf antworten sollte … daher, Themawechsel.

"Apropos Fußball, wir spielen am Sonntag gegen die Teufel. Kommst du zusehen?" Man konnte die Hoffnung in seinen Augen sehen.

Elsa legte ihren Kopf schräg. "Natürlich. Du bist auch nicht der Erste, der mich frägt."

Mario griff an seinen Hinterkopf. "Ach, Gregor vermutlich, oder?" Er ließ seine Hand wieder fallen.

Sie nickte. "Auch."

"Auch?" Nun sah der Torwart sie verwundert an.

Seine Gegenüber hob ihre Hand hoch, um die Finger abzählen zu können. "Zum einen war da Gregor, richtig. Dann noch Conny, Viktor und sogar Kevin. Du bist also der Fünfte."

"Viktor und Kevin?", fragte Mario erstaunt

Elsa nickte. "Ja, genau. Irgendwie hätte ich erwartet, dass du einer der ersten bist, der mich fragt."

"Ähm …" Erneut griff er an seinen Hinterkopf. Vermutlich hätte er eigentlich nach dem Schirm seiner Kappe gegriffen, aber diese trug er nicht, wenn er an der Schule war, da dies zur Schuluniform nicht mehr gewünscht war.

"Was mich zu folgendem bringt: ich habe in zwei Wochen einen Leichtathletik-Wettkampf. Wie viele Personen haben dich schon gefragt, ob du dorthin kommst?" Elsa piekste ihn mit ihrem Zeigefinger in die Brust.

"Noch niemand", antwortet er.

"Samstag in zwei Wochen, ab neun Uhr. Und wieviele Personen haben dich jetzt gefragt?"

"Eine", lautete die Antwort auf ihre nächste Frage.

Sie grinste und schüttelte ihren Kopf. "Immer noch niemand."

Seine Augenbrauen hoben sich und er verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper. "Tja, die Frage ist ja, ob du willst, ob ich komme und dir zusehe und dich anfeuere."

"Hmm … würdest du das denn für mich machen?"

"Das solltest du eigentlich wissen, Elsa."

Auf diese Aussage hob sie ihre Augenbrauen ebenfalls. "Du gehst davon aus, dass ich einiges über dich weiß, Mario." Sie erinnerte sich daran, dass es diese Antwort von ihm schon mehrmals gab.

"Genug hoffentlich."

Sie legte ihren Kopf schräg und sah ihn nun ernst an. "Ich denke, dass das leider immer noch zu wenig ist. Aber ja, es wäre schön, wenn du dabei wärst."

Mario löste seine Hände und nickte. "Dann komme ich sehr gerne dazu."

Plötzlich legte sich ein Arm um Marios Schultern und er wurde ein Stück hinunter gedrückt.

"Mario, willst du uns diese junge Dame nicht vorstellen?"

Der Angesprochene sah seinen Klassenkameraden an. "Eigentlich nicht."

"Tja, dann mache ich das halt selber." Der Junge zog seinen Arm von Marios Schultern und hielt seine Hand stattdessen Elsa entgegen. "Hallo, ich bin Manabu. Und du bist?"

Elsa sah den Jungen erstaunt an. Noch bevor sie antworten konnte, erklang Marios Stimme und er drückte Manabus Hand herunter.

"Nicht interessiert", knurrte er, woraufhin Elsa ihn blinzelnd ansah und ihre Wangen sich rot färbten.

"Hast du sie etwa für sich beansprucht?" Danji sah ihn verwundert an. So kannte er seinen Klassenkameraden nicht.

"Sie ist Gregors Schwester", erklärte Mario und deutete auf Elsa.

"Oh, achso." Manabu sah das Mädchen erstaunt an.

"Genau, und ich habe keine Lust, meinem besten Freund zu erklären, dass sich so ein paar Typen aus meiner Stufe an sie rangemacht haben."

"Ach, meinst du, dass ihm das etwas ausmachen würde?" Kisho stemmte seine Hände in seine Seiten.

Mario zuckte mit seinen Schultern. "Kannst es ja mal probieren. Du weißt, wie zielgerichtet er den Fußball kicken kann, den willst du aber sicherlich nicht abbekommen."

Elsa sah den Torwart fragend an. Gregor? Der tat doch keiner Fliege etwas zuleide. Behauptete er das von ihrem Bruder etwa nur, damit seine Klassenkameraden sie nicht anmachten? Beziehungsweise, dass diese sie in Ruhe ließen?

Gregor hatte sich beim Wechsel auf die Mittelschule für die Gleiche wie sein bester Freund entschieden, wie auch einige der anderen Kickers. Nun spielten sie dort an der Schule, hatten einen neuen Fußballplatz und einen neuen Clubraum. Den Platz mussten sie nicht einmal mehr teilen, trotzdem gingen sie häufig in den Park zum trainieren, gerade am Wochenende.

"Ich glaube ja eher, dass du sie für dich behalten willst, Mario", mischte sich der letzte der Gruppe, Jiro, ein.

Mario sah ihn stirnrunzelnd an, seine Aufmerksamkeit wurde dann aber durch ihre Hand auf seinem Arm wieder auf das Mädchen vor sich gerichtet.

"Du, ich gehe mal wieder zu meinen Freundinnen zurück. Ich komme dann am Sonntag und drücke dir die Daumen."

Ein Lächeln erschien auf seinen Zügen. "Dann freue ich mich noch mehr, bis Sonntag."

"Bis dahin." Elsa hob eine Hand und drehte sich herum, um zu ihren Freundinnen zurück zu kommen. Sie konnte bereits von weitem die Neugierde von diesen erkennen. Da würde sie jetzt wohl ebenfalls Rede und Antwort stehen müssen.

Mario sah ihr nachdenklich nach. Er hatte sich wirklich sehr gefreut, sie zu sehen, aber Manabus Aktion ging ihm gewaltig auf den Zeiger. Elsa brauchte keinen Freund, zumindest keinen außer ihm … Sein Herz stockte einen Moment. Sie waren jetzt schon so lange Freunde und seit sie beide auf die Mittelschule gingen, wenn auch unterschiedliche, hatten sie sich tatsächlich noch mehr angefreundet, er würde sie beide als sehr gute Freunde bezeichnen. Und trotz dessen, dass sie sich so gut verstanden, hatte er es bis heute nicht geschafft ihr zu sagen, was er für sie empfand. Er hatte sich bereits in der Grundschule in sie verguckt, wenn man es so sagen wollte … Er hatte sie damals schon sehr gerne gemocht, viel mehr als alle anderen Mädchen und seine Gefühle waren in den letzten Jahren nicht weniger, sondern stärker geworden. Er würde eindeutig sagen, dass er in sie verliebt war, vermutlich auch damals schon. Aber es ihr einfach sagen, das schaffte er einfach nicht. Dabei hatte er mehr als genug Möglichkeiten. Er sah sie mindestens einmal in der Woche, meistens, wenn er Gregor besuchte. Aber irgendwann, er ballte seine Hände zu Fäusten, da würde er es ihr sagen!

“Hat sie denn einen Freund?”, erklang Jiros Stimme hinter ihm.

Mario erstarrte. Diese Frage hatte er befürchtet. Die richtige Antwort wäre nein, aber er wollte es gar nicht soweit kommen lassen, dass die Jungs sich überhaupt erst Hoffnungen machten.

“Ja, daher lasst sie einfach in Ruhe”, antwortete er und deutete über seine Schulter. “Gehen wir jetzt noch oder hat sich das schon erledigt?”

“Oh, klar. Also los.” Kisho setzte sich in Bewegung und nach kurzem Zögern folgten ihm alle.

Mario blieb noch einen Moment stehen und sah in die Richtung, in der Elsa bei ihren Freundinnen stand. Ach ja, er wünschte sich wirklich sehr, dass er ihr fester Freund wäre.
 

~~~
 

“Oh Gott, Elsa!” Kiyo sah ihre Freundin ungläubig an. “Woher kennst du den denn?”

“Der war ja süß und er sah gut aus. Läuft da etwas zwischen euch?”, brachte Kazue hervor.

“Ich kann es gar nicht glauben, dass du einfach zu ihm hin bist. Du bist doch sonst eher zurückhaltend”, gab auch Akemi von sich.

Die gerade Zurückgekehrte wurde rot. “Ähm …”

“Also? Jetzt sag schon! Erzähl von ihm!” Akemi legte ihr eine Hand auf die Schulter.

“Ihr saht so aus, als würdet ihr euch schon länger kennen.” Kiyo legte eine Hand an ihr Kinn und musterte Elsa fragend. “Und warum wirst du eigentlich so rot?”

Kazue kicherte. “Das fragst du noch? Die Antwort ist doch klar: Es liegt eindeutig an ihm!”

“Jetzt antworte schon!” Akemi schüttelte sie leicht.

“Ja, sag!”, fügte auch Kazue hinzu.

Elsas Wangen schienen noch wärmer zu werden. “Das war Mario”, murmelte sie leise und sah angestrengt zur Seite. “Er ist Gregors bester Freund. Und wir waren zusammen in einer Klasse in der Grundschule.”

“Ach, das ist alles?” Akemi klang schier enttäuscht.

“Das kann nicht alles gewesen sein. So wie ihr beide euch unterhalten und ausgesehen habt, da muss doch noch mehr dahinter stecken!” Kiyo verschränkte ihre Arme vor ihrem Oberkörper.

Elsas Herz schlug so schnell in ihrem Oberkörper. Sie hatte einen einzigen Wunsch: am liebsten würde sie sagen, dass er nicht nur ein Freund sondern ihr Freund war. Bereits so lange empfand sie mehr für ihn, seit sie ihn kannte eigentlich … Als sie ihn kennengelernt hatte, hatte sie ihn nett gefunden. Und dann war einiges geschehen und irgendwann hatte sie festgestellt, dass ihr Herz immer schneller geschlagen hatte, wenn er in der Nähe gewesen war. Als sie dann auf unterschiedliche Mittelschulen gegangen waren, hatte sie sich Sorgen gemacht, dass sie ihn nicht mehr sehen würde, aber das Gegenteil war eingetreten, sie hatten sich sogar noch mehr angefreundet. Sie fühlte sich in seiner Nähe so unglaublich wohl und sie hatte oft das Gefühl, dass sie bei ihm viel offener als bei allen anderen war, ausgenommen ihrem Bruder und ihrer Freundin Conny. Sie seufzte leise auf. Ihr Blick wanderte zu dem Jungen, der ihre Gedanken gerade wieder ganz einnahm. Dieser lief gerade mit seinen Klassenkameraden davon, aber sie würde ihn ja bereits am Sonntag wieder sehen und sie freute sich darauf.

"Jetzt komm schon, Elsa. Erzähle etwas über ihn", erklang Kiyos Stimme und riss sie aus ihren Gedanken.

"Äh …" Sie blinzelte ertappt. Hoffentlich bemerkte keine von ihren Freundinnen, wie es ihr tatsächlich ging. "Ähm … er ist Gregors bester Freund, wie bereits gesagt. Die beiden spielen zusammen in einer Fußballmannschaft, Mario ist der Kapitän und Torwart. Wir kennen uns jetzt schon einige Jahre und wir sind inzwischen auch Freunde geworden. Es wäre komisch gewesen, einfach nur an ihm vorbei zu laufen, das hätte ich nicht machen können", erklärte das Mädchen und hoffe, dass keine weiteren Fragen kommen würden.

"Hach …" seufzte Kazue, "sucht er vielleicht noch eine Freundin? Ich würde mich nämlich anbieten." Auch sie sah in die Richtung, in die die Jungen gegangen waren.

Elsa sah sie wie erstarrt an. Was? Am liebsten würde sie rufen: nein, sucht er nicht! Er hat mich, er braucht niemanden sonst! Doch das traute sie sich nicht.

"Du", sie räusperte sich, um weiter sprechen zu können, "du kannst dich gerne seinem Fanclub anschließen, es gibt da nämlich einige Mädchen, die ihm hinterher rennen."

Daran hatte sich seit der Grundschule tatsächlich nichts geändert. Sein Fanclub bestand immer noch. Ann, Wane und Ellen würden sich vermutlich niemals ändern. Aber dadurch hatten die Kickers immer noch ihre lautstarken Anfeuerinnen, die sich das vermutlich niemals würden nehmen lassen. Und vermutlich würden sie es auch niemals unterlassen Mario anzubaggern, auch wenn dieser inzwischen anders damit umging.

"Wollten wir nicht noch einen Milchshake trinken?", versuchte sie das Thema zu wechseln.

"Stimmt ja. Ich glaube, heute will ich Schokolade, los geht es." Kazue lief los und ihre Freundinnen folgten.

"Ich nehme Vanille", rief Kiyo und schloss auf.

"Ich vielleicht Erdbeere, aber ich überlege noch", sagte Akemi.

"Erdbeere nehme ich auf jeden Fall", meinte Elsa neben ihrer Freundin. Und während die anderen drei vor sich her plapperten, wandten sich ihre Gedanken wieder Mario zu und ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. Am Sonntag würde sie ihn wiedersehen …

Kapitel 3

Elsa sah auf ihre Armbanduhr, als sie an der Mittelschule des zehnten Bezirks ankam. Diese lag in der Nähe der Nanyo-Grundschule, an der früher die Teufel gespielt hatten. Diese waren, ebenfalls wie die Kickers, sozusagen auf die Mittelstufe umgezogen.

Das Mädchen hatte noch genug Zeit, ehe das Fußballspiel startete. Sie trat auf den Schulhof, wo bereits einiges los war, aber das war ja auch verständlich, ein Spiel zwischen den Kickers und den Teufel war ein Spektakel und immer gut besucht. Das wollten sich inzwischen sehr viele Leute nicht mehr entgehen lassen. Elsa ließ ihre Blick über die anwesenden Personen gleiten, auf der Suche nach ihrer Freundin, mit der sie sich verabredet hatte, um das Spiel gemeinsam zu schauen, allerdings sah sie diese auf den ersten Blick nicht.

"Elsa!"

Sie drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Der Junge, der auf sie zu kam, grinste sie breit an.

"Hey, schön dich hier zu sehen, das ist immer wieder eine große Freude." Kaum dass er vor ihr stand, zog er sie in seinen Arm und umarmte sie zur Begrüßung, ehe er die Umarmung löste, einen Arm stattdessen jedoch um ihre Schultern legte. "Auf der Suche nach dem besten und bestaussehenden Torwart dieser Stadt? Was sage ich da, der ganzen Welt. Keine Sorge, du hast ihn gefunden, ich bin hier."

Elsa kicherte und schüttelte ihren Kopf. Für dieses Selbstbewusstsein bewunderte sie ihn doch immer wieder. "Nein, auf der Suche nach deiner Schwester", erwiderte sie. “Weißt du, wo ich sie finde?”

"Schade aber auch." Er zwinkerte ihr zu und deutete in Richtung des Fußballplatzes. "Da vorne war sie, direkt am Spielfeldrand, deinen Bruder anschmachten."

"Tja, Viktor, anscheinend wird sie dich nicht anfeuern." Elsa schmunzelte, das war eindeutig nichts unerwartetes. Dass Conny Gregor sehr mochte, war allen klar und glücklicherweise beruhte das auf Gegenseitigkeit. Sie war sein größter Fan und versuchte bei jedem Spiel dabei zu sein und ihn anzufeuern.

Der Torwart der Teufel zuckte auf Elsas Aussage mit seinen Schultern. "Das bin ich bereits seit ein paar Jahren gewöhnt. Von kein Interesse an Fußball zu: 'Ich feuere jetzt nur noch deinen größten Rivalen an'."

"Deinen größten Rivalen also? Weiß Gregor das?", fragte Elsa und schlenderte neben dem Größeren zum Fußballfeld.

"Nein und ich werde es ihm auch niemals sagen, sonst bildet er sich noch etwas darauf ein. Also Elsa", er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, "ich erwarte von dir, dass du ihm auch nichts sagst."

Sie nickte und versuchte dabei ernst auszusehen, konnte das zucken ihrer Mundwinkel jedoch nicht unterdrücken. "In Ordnung, mein Mund ist verschlossen", sagte sie und strich sich mit den Fingern über den Mund, um zu demonstrieren, dass sie diesen zuschloss.

Viktor schmunzelte und schüttelte seinen Kopf.

"Na dann hoffe ich mal das Beste."

Er sah wieder nach vorne und deutete dann auch in diese Richtung. "Da ist der von dir Gesuchte."

Elsas Blick folgte dem Fingerzeig und als sie erkannte, auf wen der Torwart deutete, wurde sie rot. "Viktor! Ich habe wirklich deine Schwester gesucht!", brach aus ihr heraus.

In dem Moment sah der Junge mit der grünen Kappe, auf den Viktors Finger gerichtet war, auf und ein Lächeln trat auf seine Züge. Er sagte noch etwas zu den bei ihm stehenden Kickers-Spielern, dann kam er auf sie zu.

"Hallo Elsa, schön dass du da bist."

Sie konnte nur ein leises "Hallo" erwidern, dann sprach auch schon der Teufel-Torwart.

"Sie feuert heute mich an."

"Was?" Verwundert sahen das Mädchen sowie der Kapitän der Kickers Viktor an.

Erneut legte dieser einen Arm um Elsas Schultern, zog sie an sich und deutete mit seiner anderen Hand auf sie.

"Conny feuert euch an, als Ausgleich Elsa uns Teufel und damit mich. Das nennt sich ausgleichende Gerechtigkeit."

Mario schüttelte sofort seinen Kopf. "Sie entscheidet das immer noch selbst, wenn sie anfeuert, ob euch oder die Kickers. Und es sollte doch klar sein, wen sie anfeuern will."

"Ihr habt doch euren Fanclub dabei, damit habt ihr genug Mädchen, die euch anfeuern. Da könnt ihr auf Elsa doch problemlos verzichten."

Nun deutete Viktor auf Ann, Ellen und Wane, die auf der anderen Seite des Spielfeldes standen und mit beleidigten Mienen zu ihnen herüber sahen. Elsa stand nicht sonderlich hoch in ihrer Gunst und das, seitdem sie Mario noch in der Grundschule an Valentinstag eine Praline geschenkt hatte, obwohl sie den Mädchen zuvor gesagt hatte, dass sie ihn nicht so mochte. Aber so war das eben, Mario und sie waren Freunde, damit mussten die drei klarkommen.

"Ähm, Viktor?", fragte Mario und deutete auf eine Horde Mädchen auf der anderen Seite, die ganz klar nicht wegen dem Spiel, sondern eindeutig nur wegen dem Kapitän der Teufel da waren, wie man unter anderem an den Plakaten, die hochgehalten wurden, erkennen konnte. >Ich liebe dich, Viktor Uesugi< war doch eindeutig eine Aussage dafür, dass es der Besitzerin dieses Plakates nicht um Fußball sondern nur um den Jungen ging.

Der zuckte mit seinen Schultern und sah stattdessen wieder Elsa an.

"Also Elsa, du feuerst die klaren Sieger an, oder? Damit ist klar, dass du uns Teufel anfeuern solltest."

Elsa, die zu den beiden Fanclubs gesehen hatte, hob ihren Kopf ein Stück, um Viktor in die fast schwarzen Augen sehen zu können. "Ähm …"

Noch ehe sie etwas antworten konnte, spürte sie eine Berührung an ihrem Handgelenk und im nächsten Moment wurde sie in die andere Richtung zu Mario und damit aus Viktors Arm gezogen.

"Die klaren Sieger anfeuern, also uns Kickers", sagte er und zwinkerte dem Mädchen dabei zu, während er seine Hand immer noch um ihr Handgelenk liegen hatte, jedoch so sanft, dass sie ihre Hand jederzeit aus dem Griff ziehen könnte.

Elsa seufzte auf. Was war das denn jetzt für ein Hahnenkampf zwischen den beiden Kapitänen? Darauf hatte sie nicht wirklich Lust.

"Wisst ihr was, den heutigen Gewinner werde ich zukünftig immer anfeuern. Also gebt euch einfach beide Mühe, der Bessere möge gewinnen." Sie hob eine Hand und tätschelte sanft Marios Wange, der sie daraufhin mit großen Augen ansah. Da hatte sie bereits ihre andere Hand aus seinem Griff gezogen. "Bis nachher."

Und während ihr die beiden Torwarte und Kapitäne hinterher sahen, ging sie zu Conny die sie endlich entdeckt hatte.
 

Mario blinzelte verwirrt und sah dem Mädchen mit immer noch geweiteten Augen hinterher, während sein Rivale nur grinste.

“Oh, das ärgert dich jetzt, oder? Dass sie nicht sofort gesagt hat, dass sie dir zujubelt sondern vielleicht sogar mir.”

“Was?” Nun sah Mario Viktor mit großen Augen an. “Nein, ich …”

“Und wie wird es zukünftig für dich sein, wenn sie nur noch mir zujubelt? Denn nach dem Spiel heute wird das so sein.” Der Torwart der Teufel verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper und zog seine Mundwinkel noch mehr nach oben.

Der Kapitän der Kickers, schüttelte entschieden seinen Kopf. “Du glaubst doch selbst nicht, dass ihr heute gewinnen werdet, vor allem nach dieser Ansage! Du, nein ihr Teufel, ihr werdet keine Chance bekommen, keine einzige!”

Viktor lachte auf. “Mir ist schon klar, dass du dir jetzt erst recht Mühe geben wirst. Darauf hoffe ich auch, sonst wird es langweilig. Also viel Glück, du, nein, ihr werdet es gebrauchen.”

“Werden wir nicht, wir haben Gregor”, erwiderte Mario mit zu Fäusten geballten Händen.

“Tja, das denkst du, jedoch bin da immer noch ich. Also bis gleich, möge der Besser gewinnen und du weißt, dass wir das sein werden.” Viktor trat an Mario vorbei, legte diesem aber noch einen Moment eine Hand auf die Schulter. “Und sei nicht eifersüchtig, wenn Elsa zukünftig mich anfeuert. Das hat ja nichts über ihre Gefühle auszusagen … wer weiß.”

Und damit ging der Ältere davon.
 

Mario biss seine Zähne zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten, während er seinem Rivalen hinterher sah. Was war das jetzt gewesen? Er dachte, sie wären Freunde! Doch was Elsa anging … nein! Er würde nicht zulassen, dass Viktor gewann! Elsa gehörte zu ihm, in jeder Hinsicht. Sein Herz schlug schneller als zuvor und einen Moment überkam ihn Verzweiflung. Hätte er ihr bereits gesagt, was er für sie empfand, hätte sie so etwas gar nicht gesagt, sondern Viktor klar gemacht, dass sie ihn, Mario, anfeuern würde. Und vermutlich wäre Viktor auch gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie ihn anfeuern könnte.

Doch es war ganz einfach: die Kickers würden jetzt gewinnen! Sie würden die Teufel fertig machen! Und dann müsste er sich nie wieder Gedanken darüber machen, dass sie jemand anderem beim Spielen ihre Aufmerksamkeit schenken würde!

Er drehte sich entschlossen herum und ging zum Spielfeld. Mit einem Handzeichen zeigte er an, dass seine Mannschaft zu ihm kommen sollte. Gleich darauf standen sie alle um ihn herum.

“Jungs”, fing er an und sah einen nach dem anderen ernst an, “es war noch niemals so wichtig gegen die Teufel zu gewinnen, wie heute. Wir werden sie fertig machen, sie in Grund und Boden stampfen. Sie werden diesen Platz als Verlierer verlassen, klar? Ihr werdet alles dafür tun, dass sie keinen Fuß zu fassen bekommen! Ihr werdet ihnen jeden Ball abnehmen, sie nicht bis zum Tor durchlassen! Und vor allem”, er sah nun Gregor direkt an, “werdet ihr Viktor einen Fußball nach dem anderen ins Tor hauen! Ihr werdet jede Chance verwandeln, verstanden? Viktor wird ebenfalls keine Chance haben! Die Teufel dürfen nicht gewinnen! Sie werden heute gnadenlos verlieren!”

Alles sahen ihren Kapitän mit großen Augen an. So eine Rede hatte er noch nie gehalten, noch nie hatte er so eine Kampfansage gebracht. Was war mit ihm los?

“Habt ihr mich verstanden?”, fragte er mit einem eigenartigen Glitzern in den Augen.

“Natürlich!”, rief Gregor und alle anderen stimmten ein.

“Dann los! Auf die Kickers!” Mario hob seine Faust in die Luft und seine Mannschaft tat es ihm gleich. Und gleich darauf rannten sie alle aufs Feld.

Mario sah zufrieden aus. Doch, heute war ganz eindeutig er der Gewinner. Sein Blick wanderte zu Elsa, die neben Conny am Spielfeldrand auf einer Bank saß. Sie war alles wert! Und das würde er ihr auch beweisen.
 

~~~
 

"Los Gregor!", rief Conny durch ihre am Mund anliegenden Hände, als dieser mit dem Fußball zu Tor der Teufel lief.

Er spielte den Ball ab, Jeremy nahm ihn rechts außen an, um ihn kurz darauf zurück zu der Nummer 10 der Kickers zu spielen.

"Deckt Gregor!", rief Viktor und deutete auf den Mittelstürmer, denn dieser war die größte Gefahr für ihn, man durfte ihn nicht unterschätzen. Und schon standen zwei Teufel-Spieler bei dem Kicker und kesselten ihn ein.

"Kevin!" Gregor spielte diesem das runde Leder durch die beiden Teufel-Verteidiger zu, woraufhin dieser einen Angriff aufs Tor ihrer Gegner startete. Dieses lag bis auf einen weiteren Verteidiger und eben Viktor im Tor, frei.

Kaum hatte Kevin den Ball angenommen, ließen die Teufel-Verteidiger um Gregor herum dessen Deckung fallen und liefen zu dem anderen Kickers-Spieler, um nun diesen zu umkesseln. Doch Kevins Angriff auf das Tor der Gegner war nur eine Finte gewesen. Kaum dass die Teufel-Spieler sich der Nummer Sieben der Kickers zugewandt hatten, spielte dieser den Fußball wieder zu Gregor zurück und der nutze den freien Raum um direkt aufs Tor zu schießen. Eine sehr gute Chance für die Kickers! Doch das Spiel hatte er ohne den Torwart gemacht, der auf so etwas nur gewartet hatte.

"Nicht mit mir!" Viktor sprang in die rechte Ecke und griff das runde Leder im Sprung mit beiden Händen. Breit grinsend zeigte er ihn Gregor. "Hättest du wohl gerne gehabt."

Der seufzte auf, ehe auch er grinste. "Der nächste geht rein, ich sags dir."

Viktor schüttelte seinen Kopf. "Keine Chance, Gregor, keine einzige!"

Er wand seinen Blick dem anderen Torwart auf der anderen Seite des Spielfeldes zu. Erneut hob er den Fußball an und schüttelte seinen Kopf. Ihm war bewusst, dass Mario dank der Entfernung keines der Worte hören konnte, die er sagte, aber dieser konnte seine Geste sehen. Von seinem Platz aus war er sich sicher, erkennen zu können, wie sein Gegner seine Fäuste ballte. Viktor lachte laut auf.

"Eric!", rief er und schmiss den Ball seinem Stürmer zu. Dieser musste endlich ein Tor machen und dann würde er Mario bald noch mehr triezen können, was Elsa anging. Er hatte es auch nicht anders verdient! Warum gestand er dem Mädchen nicht endlich seine Gefühle? Dass er etwas für sie empfand und das bereits seit Jahren, wussten doch inzwischen wirklich alle, außer Elsa anscheinend. Den beiden war wohl nicht mehr zu helfen … okay, das hier war ein Versuch dazu und den hatte Elsa sogar unwissentlich selbst angestoßen. Viktor nutze es nur, er sprang quasi auf den fahrenden Zug auf. Hoffentlich half es etwas. Wenn man Mario beobachtet, dann erkannte man ganz klar, dass er sehr viel verbissener wirkte als sonst.

“Tja Mario”, murmelte Viktor in seinem Tor, seinen Blick auf seinen Gegner gerichtet, der nun dran war, denn der Teufelsdreier stürmte auf das Tor der Kickers zu, “jetzt zeig, was du willst. Und du weißt”, er grinste breit, “ein Fehler von dir, und du hast Elsa an uns verloren.” Und er selbst würde sicher nicht absichtlich ein Tor durchlassen, nur damit Mario gewinnen würde. Diesen Sieg musste sein Freund sich selbst erarbeiten.
 

~~~
 

"Oh Gott, das ist heute ja noch spannender als sonst!" Conny ließ sich wieder neben ihre Freundin auf die Bank fallen und wedelte sich mit einer Hand Luft zu. "Hast du auch das Gefühl, dass das Spiel heute viel angespannter wirkt als sonst?", fragte sie dann und beugte sich nach vorne, um ja keine Sekunde davon zu verpassen.

Elsa zog ihren Kopf ein wenig ein. Ob sie auch das Gefühl hatte? Ja. Und sie ging auch fest davon aus, dass sie wusste, warum. Es kam ihr so vor, als wären die Kickers heute kampflustiger als sonst, doch Viktor schien ihnen keine Chance zu geben, nur einen Ball zu verwandeln. Das tat Mario auf seiner Seite ebenso, kein Fußball war bisher durchgekommen, aber was wenn doch noch? Elsas Augen weiteten sich und ihr Atem stockte. Was hatte sie da vorher nur zu ihm und Viktor gesagt? Es kam für sie doch gar nicht in Frage, jemand anderen als Mario und damit die Kickers anzufeuern. Aber das hatte sie vorher nicht sagen können, als sie vor ihm stand, sie hatte es sich einfach nicht getraut. Stattdessen hatte sie nur so eine dumme Aussage herausgebracht, dass sie zukünftig einfach den Sieger dieses Spiels anfeuern würde. Oh Gott, was, wenn die Teufel gewinnen würden? Ihr Blick wanderte zu Mario, während ihre Hände sich auf ihrem Schoss zu Fäusten ballte. 'Bitte, bitte gewinne!'

Kapitel 4

“Null zu null.” Conny sah ungläubig auf das Ergebnis an der Anzeigetafel und schüttelte ihren Kopf. “Also so verbissen wie die alle waren, hatte ich das nicht erwartet. Die haben doch wirklich alles gegeben.”

Elsa sah ebenfalls nachdenklich auf die Zahlen, während Conny mit ihren Schultern zuckte.

“Na gut, mein Bruder und Mario waren ebenfalls so verbissen, da hatte ja niemand auch nur den Hauch einer Chance auf ein Tor. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Spiel der beiden Mannschaften, mal schauen, ob sie da genauso drauf sind. Was denkst du, Elsa?” Die Jüngere der beiden sah ihre Freundin an.

Diese biss auf ihre Unterlippe, konnte ihren Blick nicht von dem Ergebnis des Spiels nehmen. Eigentlich war sie froh über dieses Ergebnis, wobei sie sich über einen Sieg der Kickers noch mehr gefreut hätte. Denn dann … Ihr Blick wanderte zu dem Jungen mit der grünen Kappe, der gerade seinem Gegner die Hand schüttelte. Viktor und er sprachen über etwas, was man von hier aus nicht hören konnte, vielleicht war das auch besser so, denn es könnte auch sein, dass sie über sie redeten und das, was sie gesagt hatte. Elsas Wangen wurden rot. Hoffentlich nicht … Es war peinlich genug, was ihr da rausgerutscht war. Und diese Verbissenheit, vielleicht hatte das ja auch gar nichts mit ihrer Aussage zu tun, vielleicht hatten beiden Mannschaften einfach nur das Verlangen danach, dieses Spiel zu gewinnen. Wie kam sie überhaupt auf die Idee, dass das ihretwegen war? Wer war sie, dass ihretwegen zwei ganze Fußballmannschaften sich so anstrengten? Sie schüttelte ihren Kopf. Sie musste diesen Gedanken ganz schnell aus ihrem Kopf bekommen. Dass Viktor auf ihre Aussage gerne gewinnen würde, konnte sie sich vorstellen. Der Kapitän der Teufel wollte immer gewinnen, alles, er verlor nicht gerne. Und zudem hatte er es ja vehement versucht, dass sie ihn anfeuerte. Mario hingegen, er war zwar mit ihr befreundet, der beste Freund ihres Bruders, aber ob er ihretwegen alles geben würde? Sie hoffte es, ihr Herz wünschte es sich, aber sie wusste es eben nicht. Und …

“Elsa?”, riss Connys Stimme sie aus ihren Gedanken.

“Was?” Mit hochroten Wangen sah sie die Jüngere an. Diese hob ihre Augenbrauen.

“Alles in Ordnung, Elsa? Ich habe dich angesprochen und von dir kam keine Reaktion. Setzt dir das Spiel so zu?”

Sofort schüttelte die Ältere ihren Kopf. “Was? Nein … also … nein, natürlich nicht. Es war … ähm …”

“Spannend?” Als Elsa nickte, schmunzelte Conny. “Ich verstehe, was du meinst. Wenn die Teufel und die Kickers gegeneinander antreten, ist es immer spannend, aber so wie heute noch nie. Wir können froh sein, das nicht verpasst zu haben, denkst du nicht auch?”

Erneut nickte die Ältere. Conny lachte auf, ehe sie ihren Blick auf das Fußballfeld zurück richtete. Im nächsten Augenblick spürte Elsa einen unnachgiebigen Griff um ihr Handgelenk.

“Komm mit, Elsa!”

Und schon wurde diese von Conny mit auf das Spielfeld gezogen, direkt auf ihren Bruder zu.

“Hallo Conny.” Gregor drehte sich zu ihnen herum, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.

Das Mädchen blieb abrupt stehen, Elsa gezwungenermaßen ebenso. Gregors Blick war ganz auf das Mädchen vor sich gerichtet, das sich nun plötzlich schüchtern die schwarzen Locken hinter die Ohren strich.

“Hallo Gregor.”

“Und wie fandest du es?”, fragte er aufgeregt während er so auf Conny konzentriert war, dass er niemand anderen mehr wahr nahm.

Elsa zog ihre Hand aus dem Griff ihrer Freundin, die auch schon nichts anderes mehr als den vor ihr stehenden Fußballspieler sah. Die Ältere seufzte auf und trat ein paar Schritte zurück, während sie sich umsah. Ihr Blick fiel auf Mario, der sie in diesem Augenblick ebenfalls ansah. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er war nur ein paar Meter von der Stelle entfernt an der sie stand und nun kam er auf sie zu. Elsa lächelte ebenfalls und bemerkte Vorfreude in sich aufsteigen. Doch noch ehe er bei ihr war, wurde sie von einer Stimme hinter sich abgelenkt.

“Elsa?”

Sie drehte sich fragend um. “Ja? Oh Gordon.” Erstaunt sah sie einen der drei Stürmer der Teufel vor sich stehen, der sehr unsicher wirkte. Er blinzelte sie an, eine Hand lag an seinem Hinterkopf.

“Schön, dass du hier beim Spiel warst. Hat es dir gefallen?”

Elsa blinzelte verwirrt. Sehr viele Worte hatte sie mit ihm noch nicht gewechselt, auch wenn sie ihn schon ein paar Jahre kannte, wobei kennen zuviel gesagt war. Er war eben ein Stürmer der Teufel, dadurch oft mit Viktor zusammen anzutreffen, aber so wirklich zu tun hatte sie mit ihm noch nicht gehabt.

“Ähm ja, es war mal wieder sehr spannend”, antwortete sie.

“Das freut mich zu hören. Beim nächsten Spiel bist du doch sicher auch wieder dabei, oder?”, fragte er aufgeregt.

Erneut nickte Elsa. “Selbstverständlich. Die Spiele von den Kickers gegen euch Teufel darf man sich nicht entgehen lassen.”

“Das freut mich auch.” Ein strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das gleich darauf wieder von Unsicherheit eingenommen wurde. “Ähm … sag mal, hast du eigentlich einen Freund?”

Die Augen seiner Gegenüber weiteten sich. Was? Wollte er etwa ...? Ihr Blick fiel einen kurzen Moment über ihre Schulter und sie erkannte Mario, der nicht weit von ihr entfernt stehen geblieben war und jedes Wort hören dürfte. Sein Blick war mit gerunzelter Stirn auf den Stürmer der Teufel gerichtet.

“Ich … äh …”, versuchte sie zu antworten, als sie ihren Blick wieder auf Gordon gerichtet hatte. Mit einer Hand griff sie nach ihrem anderen Oberarm und hielt sich dort fest. Langsam schüttelte sie ihren Kopf. “Nein”, murmelte sie leise. Wie gerne hätte sie jetzt etwas anderes auf diese Frage geantwortet.

Nun breitete sich Hoffnung auf seinen Zügen aus. “Das ist gut … äh … also”, er schluckte, “würdest du vielleicht mal mit mir ausgehen? Ins Kino oder ein Eis essen? Was auch immer du magst.”

Die Hoffnung auf eine positive Antwort war ihm mehr als anzusehen und Elsas Herz schlug unangenehm ihn ihrer Brust. Wieder sah sie über ihre Schulter und dieses Mal traf ihr Blick direkt auf Marios, der sie regelrecht schockiert ansah. Er blinzelte, als dies geschah. Sie sahen sich einen kurzen Augenblick einfach nur an, ohne dass sie irgendetwas anderes taten. Dann lächelte Elsa, ehe sie sich wieder zu Gordon herum drehte.

“Es tut mir leid Gordon, aber …” Nochmal sah sie nach hinten und war sich sicher, dass sich Erleichterung auf Marios Zügen auszubreiten schien. Ihr Blick richtete sich erneut auf den Jungen vor ihr, den sie nun enttäuschen würde. “Ich kann nicht ... “

Enttäuschung machte sich in ihrem Gegenüber breit. “Ach so ... “ Er versuchte zu lächeln, verzog aber nur seine Mundwinkel schief. “Weißt du, ich hätte mich geärgert, wenn ich dich nicht gefragt hätte. Lieber weiß ich so Bescheid, als mir immer nur Hoffnung zu machen. Also dann, wir sehen uns sicher.” Er tippte sich mit der Hand an die Stirn, ehe er sich herum drehte und schnell davon ging. Einige Meter weiter wurde er von Viktor empfangen, der ihm eine Kopfnuss gab.

“Was war denn das für eine dumme Aktion? Du weißt doch genau, dass Elsa nicht zu haben ist! Sie gehört zu Mario!”

Elsa lief bei den Worten hochrot an und drehte sich herum, wo sie Mario an der immer noch gleichen Stelle stehen sah. Dieser sah mit ebenfalls roten Wangen zu Viktor und Gordon hinter ihr, ehe er zu dem Mädchen blickte und zu dem Schirm seiner Kappe griff, die er dieses Mal jedoch nicht herunter zog. Sie blinzelte und öffnete und schloss ihren Mund ein paar Mal, ohne ein Wort zu sagen.

“Gutes Spiel”, brachte sie irgendwann hervor, drehte sich herum und lief davon. Ihr Herz schlug so schnell und ihre Wangen waren hochrot. Was war das bitte gewesen? Außer peinlich natürlich. Wie sollte sie ihm jetzt gegenüber treten? Er würde sie vermutlich für verrückt halten ...
 

~~~
 

Erst nach einer halben Stunde traute sie sich wieder zurück in die Nähe der Fußballspieler. Bis dahin hatte sie sich verzogen, war ein wenig herumgelaufen. Doch nun wurde es langsam Zeit, nach Hause zu gehen. Sie wollte sich noch von Conny verabschieden und auch den anderen und dann würde sie gehen.

Als sie beim Fußballfeld ankam, war von den Zuschauern nichts mehr zu erkennen, zumindest waren fast alle weg. Nur noch die beiden Fußballspieler waren vor Ort und es war bemerkbar, dass sich zumindest die Kickers bereits in Aufbruchstimmung befanden.

“Hey Elsa”, rief Viktor wieder von weitem und sofort sahen alle zu dem Mädchen.

Dieses wurde rot und sie erkannte, wie Mario seine grüne Kappe etwas weiter in sein Gesicht zog, was er vorher ja nicht getan hatte.

“Tja, heute ist wohl keine Entscheidung getroffen, wenn du zukünftig anfeuern wirst”, richtete Viktor an sie, als sie näher kam.

“Das … ja”, antwortete sie leise.

“Ach, beim nächsten Spiel dann, da wird es wieder eines geben und dann wird eine Entscheidung getroffen werden. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel wie man so schön sagt, ich habe also nochmal die Möglichkeit, deine Gunst zu erklangen.” Er zwinkerte ihr zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. “Bis bald, Elsa.”

“Bis dann, Viktor”, erwiderte Elsa lächelnd. “Deine Schwester?”, fragte sie, nachdem sie diese nirgends hatte entdecken können. War sie etwa schon gegangen?

“Mit deinem Bruder auf und davon.”

“Oh …” Elsa blinzelte erstaunt. Das hatte sie nicht erwartet. “Na gut, dann mache ich mich auch auf den Weg nach Hause. Bis die Tage, Viktor.”

“Bis dahin.” Er zwinkerte ihr noch einmal zu, ehe er sich zur Seite drehte und zu seinen Mannschaftskollegen ging.

Elsa sah zu den Kickers. “Auf Wiedersehen.” Sie verbeugte sich zum Abschied vor ihnen und wollte gerade losgehen, als sie eine wohlbekannte Stimme hörte.

“Willst du nicht mit uns laufen? Wir haben doch einen recht ähnlichen Weg.”

Erstaunt sah sie den Kapitän der Kickers an und ihr Herzschlag nahm einen Takt zu.

“Ja, komm mit uns mit”, gab Kevin von sich und deutete auf sie.

“Ja, mach schon.”

“Bitte Elsa.”

Alle Kickers grinsten sie an, woraufhin sie ebenfalls grinsen musste.

“Na gut. Dann muss ich mir zumindest keine Sorgen darüber machen, überfallen zu werden. Mit zwölf, äh, elf starken Männern an meiner Seite.”

Lautes Lachen erklang.

“Keine Sorge, wir werden niemals zulassen, dass dir was passiert!” Charlie zwinkerte ihr zu.

“Vor allem, da wir uns dann vor Gregors Zorn zu fürchten hätten.” Jeremy verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper und erntete die nächsten Lacher.

Dass Elsas Bruder nicht wirklich schlecht drauf sein konnte, geschweige denn zornig, war ihnen schließlich allen bekannt. Dieser war einfach die gute Laune in Person. Noch hatte keiner erlebt, was es benötigte, den Mittelstürmer wütend zu machen. Und sie hofften alle stark, dies auch nie zu erleben.

Die Kickers verabschiedeten sich von den Teufeln, wechselten noch einige Worte mit ihren Rivalen und gleichzeitig Freunden, ehe sie sich gemeinsam mit Elsa auf den Heimweg machten.

Während sie durch einen Park liefen, hatte Elsa mit fast allen der Kickers ein paar Worte gewechselt, als Mario sich auf ihre Seite fallen ließ. Christoph und Benjamin, die neben dem Mädchen gelaufen waren, hatten es plötzlich eilig und liefen nach vorne, so dass die ehemaligen Klassenkameraden nur zu zweit als Schlusslicht ihrer Gruppe liefen.

Eine Weile schwiegen beide noch, bis Mario das Wort ergriff.

“Es tut mir leid, dass wir verloren haben.”

Verwundert sah Elsa ihn an. “Wie meinst du das?” Wollte er ihr etwa sagen, dass er darauf gehofft hatte, dass sie zukünfigt ihm zujubelte?

“Ähm … du willst ja sicher lieber die Mannschaft deines Bruders anfeuern als deren stärkste Rivalen.” Der Torwart griff nach dem Schirm seiner Kappe und zog sie etwas tiefer in seine Stirn.

Enttäuschung überkam sie und sie richtete ihren Blick nach vorne auf den Weg. “Ja, das schon.”

“Dann …”, Mario atmete tief ein, ließ seine Hände fallen und ballte diese zu Fäusten, “dann werden wir das nächste Mal gegen sie gewinnen.”

Ein Lächeln erschien bei seinen Worten auf ihrem Gesicht … vielleicht steckte ja doch mehr dahinter, mehr von dem, was sie sich erhoffte.

“Mache das, denn ich würde lieber”, sie sah zu ihm hinüber und traf auf seinen Blick, “die Kickers anfeuern. Die mag ich einfach mehr …”

Auch er musste lächeln. “Dann werde ich mir das nächste Mal für dich noch mehr Mühe geben.”

Ein Kichern erklang. “Das hast du doch, du hast keinen Fußball durchgelassen. Das Problem waren eher die fehlenden Tore.”

Mario hob seine Augenbrauen, ehe er langsam nickte. “Das stimmt wohl. Also, Frau Managerin, Tipps, wie wir besser werden können?”

Auch sie hob ihre Augenbrauen. Managerin - das hatte er schon lange nicht mehr zu ihr gesagt. Ein diabolisches Grinsen erschien auf ihren Zügen. “Als erstes würde ich den Trainer feuern.”

“Was?” Ungläubig sah er sie an, bis er ihr Grinsen richtig deutete. “Ich glaube eher, ich feuere die Managerin gleich wieder.” Immerhin war er selbst auch fürs Training der Kickers zuständig.

Sie zuckte mit ihren Schultern. “Ich habe dir schon immer gesagt, dass ich nicht die Richtige für diesen Job bin.”

“Also bisher war ich davon überzeugt, dass doch. Aber mit der Aussage bezüglich des Trainers nehme ich alles zurück.”

“Was wiederum bedeutet, dass ich endlich Ruhe vor diesem Job habe.” Elsa kicherte erneut.

Als sie eine Hand an ihrem Ellenbogen spürte, sah sie zu ihm auf. Wann war er so nahe zu ihr gekommen? Ihr Herzschlag nahm wieder zu und sie war sich sicher zu spüren, dass ihre Wangen wärmer wurden.

“Tja, für ein paar Tage, dann frage ich wieder an. Ich bleibe dabei, dass du die Beste für diesen Job bist.”

“Du gibst nie nach, nicht war?” Lächelnd blickte sie ihn an.

Er erwiderte ihren Blick mit ernstem Gesicht. “Wenn es um die wichtigen Dinge geht, nein, niemals.”

Ihr Herzschlag nahm unter seinem Blick noch weiter zu und nun glühten ihre Wangen sicherlich.

“Hey Käpt´n, Elsa, macht mal ein wenig schneller!”, erklang Kevins Stimme weiter vorne und riss sie so aus diesem Augenblick.

Mario ließ seine Hand von ihrem Ellenbogen sinken.

“Ähm, komm, machen wir mal, dass wir zu den Anderen aufschließen. Und keine Tipps mehr bezüglich Trainer feuern, ja? Nicht, dass die noch auf dumme Ideen kommen.”

Er zwinkerte dem Mädchen zu, das nur nicken konnte. Sie blieb noch einen Moment stehen und sah ihm hinterher, als er sein Schritttempo anzog, ehe sie ihre Augen schloss und tief ein- und ausatmete. Warum konnte sie nicht endlich ehrlich zu ihm sein und ihm von ihren Gefühlen erzählen? Sie würde nie wissen, wie er empfand, wenn sie es ihm nicht sagte. Sogar Gordon hatte mehr Mut als sie bewiesen, auch wenn er sich schlussendlich einen Korb eingefangen hatte. Was hatte er nochmal gesagt? Lieber so, als dass er sich weiterhin immer Hoffnung machen würde. Sie wünschte sich diesen Mut ebenfalls.

“Elsa?”, erklangs eine Stimme und riss sie aus ihren Gedanken. Als sie aufsah, bemerkte sie, dass Mario sie anlächelte. “Komm, ich will dich hier nicht zurücklassen.”

Ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie nickte. “Ich komme”, rief sie und lief schnell zu ihm.

Und während er sie mit diesem Lächeln ansah, war ihr klar, dass sie den Mut irgendwann aufbringen würde. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen, aber irgendwann würde sie es ihm sagen, was sie für ihn empfand. Irgendwann ...

Kapitel 5

Es herrschte lauter Trubel um sie herum, das Geschnatter ihrer Mitschüler, die anderen Menschen, die heute hier waren, herum fahrende Autos und Busse. An dem Platz, an dem ihr Reisebus geparkt hatten, standen noch einige weitere. Ein Schulausflug hierher schien obligatorisch zu sein, wenn man die verschiedenen Schuluniformen sah, deren Besitzer hier herum liefen. Elsa hatte schon mindestens drei unterschiedliche gesehen, ihre eigene nicht mit eingerechnet.

Das Mädchen schloss ihre Hände um den Träger ihrer Tasche und legte ihren Kopf in ihren Nacken, um den vor sich aufragenden Turm genauer anzusehen.

“Hui, hier ist ja viel los”, stellte Kazue fest, die neben ihr stand.

“Und so viele Schüler. Ich bin gespannt, ob es da oben dann auch so voll wird.” Akemi deutete auf die Aussichtsplattform, die sich fast ganz oben auf dem Turm befand.

“Wer weiß, vielleicht müssen wir dann ja warten und es dürfen immer nur ein paar Personen auf einmal hoch.” Kiyo verschränkte ihre Arme vor ihrem Oberkörper.

Elsa runzelte ihre Stirn, ehe sie ihre Freundin ansah.

“Ist für unsere Klasse nicht auch eine Führung gebucht? Das werden die doch hoffentlich eingerechnet haben.”

Kazue nickte. “Doch, daher gehe ich auch erstmal davon aus, dass wir als Klasse zusammen da hoch gehen, das ist sicher Teil der Führung.”

“Ja, das denke ich auch”, stimmte Elsa ihr zu.

“Kommt bitte alle hier zusammen”, erklang die Stimme ihrer Lehrerin Frau Takeda.

Als sich alle um sie herum versammelt hatten, sah diese sie an.

“Meine Lieben, ich freue mich, dass ihr alle hier seid. Wir werden heute gemeinsam den Fernsehturm besichtigen. Wir erhalten eine Führung, bei der uns alles gezeigt wird, einschließlich des Turms selbst. Wir werden also auch ganz nach oben auf die Aussichtsplattform fahren und können dort die Aussicht genießen. Um zwölf Uhr machen wir eine Mittagspause, eine Stunde lang, danach treffen wir uns wieder unten im Eingangsbereich und werden uns anschließend auf den zweiten Teil der Führung machen. Bitte reißt euch alle zusammen und stellt nichts an. Falls irgendetwas ist, dann wendet euch bitte an uns Begleitpersonen. Hat noch jemand Fragen?”

Während die Lehrerin noch die ein oder andere Frage beantwortete, wanderte Elsas Blick wieder zu dem Fernsehturm. Doch, ein Schulausflug machte mehr Spaß, als im Unterricht zu sitzen. Ein paar Minuten später machten sie sich auf den Weg in den Eingangsbereich des Fernsehturms, wo Frau Takeda sie anmeldete und sie alle nochmal ein paar Minuten warten mussten. Elsa redete mit ihren Freundinnen, lachte darüber, was Kazue gesagt hatte und ließ dann ihren Blick durch den großen Eingangsbereich wandern. Auch hier waren viele Menschen und Schüler versammelt.

Als sie ein paar dunkle Augen auf sich gerichtet sah, stockte sie und ihre eigenen Augen weiteten sich. Ein Lächeln erschien auf den Zügen ihres Gegenübers, der sich im nächsten Moment in Bewegung setzte. Auch sie musste lächeln und lief ihm entgegen.

“Hallo Elsa, dürft ihr heute auch die Aussicht genießen?”

Sie lachte auf. “Ja und ihr anscheinend auch, wenn ich es richtig deute.”

Mario breitete seine Hände aus. “Oh ja.”

“Vorher habe ich noch gedacht, dass das wohl der obligatorische Ausflug für alle Schulen ist.”

Der Torwart lachte auf die Worte des Mädchens. “Da hast du wohl recht, wobei es mir fast lieber ist, als den Tag in einem stickigen Klassenzimmer zu verbringen. Ich meine, es ist Anfang Juni, langsam wird Sommer, da habe ich auch keine Lust auf Unterricht, bei dem Wetter kann ich mir besseres vorstellen.”

Elsa verschränkte ihre Arme vor ihrem Oberkörper und legte ihren Kopf schräg. “Lass mich raten, es hat etwas mit einem Ball zu tun. Weiß und schwarz, aus Leder. Und das Runde muss ins Eckige.”

Wieder lachte er auf. “Also im Großen und Ganzen ja, allerdings ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Runde eben nicht ins Eckige reingeht.”

“Das stimmt, ich habe wohl eher die Aufgabe meines Bruders beschrieben.” Elsa ließ ihre Hände wieder sinken und schmunzelte.

“Das hast du und ich muss sagen, das macht er gut. Wobei mir bei dem Wetter noch mehr einfällt, was man machen könnte.”

Seine Gegenüber seufzte auf. “Baden gehen, schwimmen, einfach abkühlen bei den Temperaturen.”

Mario nickte. “Ja, oder von innen kühlen, zum Beispiel durch Eis essen.” Sein Herz nahm einen Takt zu. Er könnte sie doch jetzt einfach fragen, ob sie mit ihm eines essen gehen wollte, sie vielleicht um ein Date bitten und …

“Elsa, kommst du? Es geht los!”, erklang die Stimme von Frau Takeda hinter ihnen.

Das Mädchen sah über ihre Schulter und nickte.

“Ich komme”, rief sie und sah wieder ihren Gegenüber an, Enttäuschung erschien in ihrem Gesicht. “Du hörst, ich muss. Ähm … bis bald, Mario.”

In dessen Augen spiegelte sich ihre Enttäuschung. “Okay. Dann … bis bald.”

“Ja.” Sie hob ihre Hand zum Abschied an. Als sie sich herum drehte, ließ sie diese wieder sinken. Sie kam jedoch keinen Schritt weit, da wurde sie an ihrer Hand festgehalten.

Verwundert sah sie über ihre Schulter.

“Wann macht ihr Mittagspause?”, fragte Mario.

Elsa blinzelte einen Moment. “Äh, um zwölf Uhr.”

“Gut, treffen wir uns wieder hier und essen zusammen?” Erwartungsvoll sah er ihr in die Augen.

Diese begannen zu strahlen und begeistert lächelte sie ihn an. “Ja, sehr gerne.”

“Dann bis nachher, Elsa.”

“Bis nachher, Mario.”
 

~~~
 

“Natürlich ist dieser Fernsehturm nicht mit dem unserer Hauptstadt, dem Tokyo Tower zu vergleichen, trotzdem hat auch dieser hier seine Wichtigkeit. Und man kann nur empfehlen, wenn man in Tokyo ist, den dortigen Fernsehturm zu besuchen, diesen sollte sich keiner entgehen lassen.”

Elsa lauschte der Mitarbeiterin, die die Führung ihrer Klasse durchführte. Bisher war das alles auch sehr interessant gewesen, trotzdem sah sie ständig auf ihre Armbanduhr und wünschte sich, dass die Zeit etwas schneller vorbeigehen würde, denn sie konnte es kaum erwarten, dass es zwölf Uhr wurde.

“Habt ihr euch schon überlegt, wo wir unser Mittagessen zu uns nehmen?”, fragte Kazue in diesem Moment.

“Hmm, hier gab es doch auch irgendwo eine Kantine, da können wir sicherlich auch hingehen, vielleicht sogar dort etwas essen und nicht unser mitgebrachtes Essen, für die, wo wollen zumindest”, meinte Kiyo und legte nachdenklich eine Hand an ihr Kinn.

“Oh, das klingt wirklich gut. Da bin ich dabei”, stimmte Akemi ihr zu.

“Ich … ähm, ich habe etwas anderes vor”, brachte Elsa mit roten Wangen hervor.

“Wie?”

“Was?”

Mit großen Augen wurde sie von ihren Freundinnen angesehen.

“Was hast du vor?”, fragte Kazue sie direkt.

“Hat das was mit dem süßen Typen von vorher zu tun? Der von der elften Schule, mit dem du vorher unten geredet hast?” Akemi wackelte mit ihren Augenbrauen.

Elsa wurde noch etwas röter.

“Hah, da hast du die Antwort, Akemi!” Kazue deutete auf Elsa.

Das Mädchen seufzte auf, ehe sie nickte. “Ja, wir essen zusammen zu Mittag.”

“Uh, das wird ja ernst zwischen euch beiden.” Kiyo kicherte.

Elsa hob abwehrend ihre Hände. “Ich habe euch doch schon einmal gesagt, dass wir, er und ich, Freunde sind.”

“Was nicht ist, kann ja noch werden. Aber”, Kazue legte eine Hand auf ihren Rücken und lächelte sie an, “wir lassen dich mit dem Thema einfach mal in Ruhe. Genieß das Mittagessen einfach.”

Die Angesprochene entspannte sich und lächelte ebenfalls.

“Danke”, gab sie leise von sich.

“Passt schon.” Kazue winkte ab.

“Aber …”

“Wir wollen doch nur wissen, ob …”

“Nein! Es reicht jetzt, lasst Elsa in Ruhe.” Kazue sah Akemi und Kiyo ernst an, die beide enttäuscht aussahen.

“Na gut”, murmelte Akemi.

“Okay”, auch Kiyo.

Elsa sah ihre Freundinnen dankbar an. Sie war wirklich froh, keine weiteren Fragen beantworten zu müssen, denn sie wollte nicht über Mario sprechen. Eigentlich schon, am liebsten würde sie ihre Gefühle für ihn herausschreien, aber das konnte sie nicht, lieber behielt sie es für sich. Und daher, nein, so war es besser. Und sie freute sich darauf, ihn nachher wieder zu sehen, denn das letzte Mal hatte sie ihn tatsächlich bei dem Fußballspiel gegen die Teufel gesehen und mit ihm gesprochen.
 

~~~
 

Kaum dass die Lehrerin ihre Klasse in die Mittagspause verabschiedet hatte, hetzte Elsa hinunter in den Eingangsbereich. Sie konnte es immer noch kaum erwarten, Mario zu sehen. Ihr Herz schlug aufgeregt in ihrer Brust und kaum dass sie unten angekommen war, sah sie sich suchend um, konnte ihn jedoch nicht entdecken. Enttäuschung überkam sie und anschließend Angst, Angst davor, dass er doch nicht auftauchen würde, dass er mit seinen Klassenkameraden etwas essen gehen würde. Sie biss sich auf die Unterlippe. Was, wenn … Und noch ehe sie den Gedanken zu Ende denken konnte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter, woraufhin sie zusammen zuckte

“Oh, entschuldige Elsa, ich wollte dich nicht erschrecken”, ertönte Marios Stimme und er zog seine Hand zurück.

Das Mädchen drehte sich herum und sah ihn lächelnd an, während ihr Herz in ihrer Brust galoppierte.

“Alles gut.” Ihre Wangen färbten sich rot. “Ich bin froh, dass du da bist”, fügte sie leise hinzu.

Marios Hand wanderte zu seiner Stirn, wo sie einen Moment stockte, ehe er sie wieder herunter zog.

“Ich auch”, erwiderte er ebenso leise.

Langsam schob er seine Hand in seine Hosentasche. Er hatte nach seiner Kappe greifen wollen, wie so oft, um seine roten Wangen zu verbergen, aber er trug diese ja nicht, da er heute in seiner Schuluniform unterwegs war. Das war ihm in diesem Moment jedoch nicht klar gewesen.

“Was … was würdest du denn gerne machen? Also essen?”, fragte er schnell, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber würde er das, wenn er mit ihr zusammen war? Er hoffte darauf, denn die ersten Minuten, die sie miteinander verbrachten, waren immer so … Zuerst war er schüchtern, sie wirkte auch so und je mehr Zeit sie zusammen verbrachten, umso lockerer wurden sie und darauf baute er nun sehr stark.

Elsas Hand wanderte zu ihrem Oberarm. “Ähm … also … wenn es für dich in Ordnung ist … ich habe etwas zum essen dabei. Ich habe mir für heute extra etwas vorbereitet und habe mehr gemacht, damit auch Gregor etwas in die Schule mitnehmen kann. Als ich ihm die Bento-Box heute morgen geben wollte”, nun musste sie schmunzeln, “hat er mir gesagt, dass Conny ihm heute eine Bento-Box machen wollte, weswegen er auch früher los ist, um sie noch vor der Schule zu treffen.”

“Conny macht ihm eine Bento-Box?”, fragte Gregors bester Freund erstaunt.

Elsa zuckte mit ihren Achseln. “Ja. Vielleicht ist das so, wenn man eine Freundin hat.”

“Freundin? Gregor und Conny sind zusammen?” Marios Augen weiteten sich erstaunt.

Seine Gegenüber hob eine Hand hoch. “Ich habe keine Ahnung, zumindest gibt es da nichts offizielles. Aber lange wird es bei den beiden sicherlich nicht mehr dauern.”

“Da wirst du vermutlich recht haben. Und wenn ich es richtig sehe, bin ich ja jetzt Nutznießer davon, oder?”

Sie lachte. “Ja, das bist du, in der Hoffnung, dass es dir schmeckt.”

Mario lächelte ebenfalls. “Das wird es mir sicherlich. Sollen wir dann raus in den Park sitzen, der dem Fernsehturm gegenüber ist? Du hast ihn sicher auch gesehen, oder?”

Als Elsa zustimmte, drehte er sich herum und lief los. Das Mädchen schloss zu ihm auf und gemeinsam machten sie sich auf den Weg in den Park.

Ein wenig später saßen sie nebeneinander auf einer Bank, die am Rand des Weges standen. Die Bäume spendeten ihnen Schatten und trotz der Nähe zum Funkturm und der Menge an Leuten, die dort gewesen waren, war es sehr ruhig hier. Vereinzelt liefen Menschen an ihnen vorbei, doch es war wirklich angenehm und vor allem trafen sie keinen ihrer Klassenkameraden, auf diese Gespräche hatten sie beide keine Lust.

Kaum dass sie saßen, zog Elsa aus ihrer Tasche zwei Bento-Boxen hervor, von der sie eine Mario reichte. Gleich darauf zog sie eine Art Mäppchen hervor, aus dem sie noch zwei Paar Stäbchen holte.

“Da.” Sie reichte ein Paar an Mario. “Ich habe gedacht, dass sicher jemand von den anderen etwas davon würde haben wollen, daher habe ich einfach mehrere Stäbchen eingepackt.”

“Noch besser für mich.” Mario lachte auf und stieß sie sanft in die Seite.

“Gut, dass du mich getroffen hast, das ist richtig.” Elsa lehnte sich einen Moment leicht an ihn, ehe sie sich wieder zurückzog und die Bento-Box öffnete, die sie auf ihre Oberschenkel stellte. Sie nahm ihre Stäbchen in die Hand und sah zur Seite, um Mario dabei zu beobachten, wie dieser ebenfalls die Bento-Box öffnete.

“Elsa, das sieht richtig gut aus”, gab er von sich, als er die rechteckige Box betrachtete, die verschiedene kleine Fächer hatte. Gefüllt mit den typischen Onigiri (Reisbällchen), Kaarage (frittiertes Hühnchen), Tsukemono (eingelegtes Gemüse), Tamakoyaki (gerolltes Omelette) und Goyoza (kleine Teigtaschen), alles liebevoll angerichtet.

“Ich traue mich fast nicht, etwas davon zu essen”, erklärte er, während er alles ansah. Hatte er von seiner Mutter schon einmal so eine Bento-Box mitbekommen?

“Tja, dann hast du aber Pech gehabt”, erwiderte Elsa und nahm sich mit ihren Stäbchen ein Goyoza und schob es sich in den Mund.

Der neben ihr Sitzende hob seine Augenbrauen und sah sie an. Sie hob eine Hand vor ihren Mund und kicherte leise, ehe sie mit ihren Stäbchen etwas des Tsukemono aus seiner Bento-Box nahm und kurzerhand in seinen Mund schob. Mario kaute, blinzelte währenddessen und schluckte dann. Damit hatte er nicht gerechnet und ihre Aktion hatte ihn wirklich überrascht. Sein Herzschlag nahm ordentlich zu.

“Schmeckt es dir?”, fragte sie hoffnungsvoll.

Sofort nickte er. “Ja, das tut es.”

Ein Lächeln erschien auf ihren Zügen und schon sah sie zurück auf ihre Bento-Box.

“Das freut mich”, gab sie leise von sich und schob sich schnell ein Stück Tamakoyaki in den Mund.

Mario sah sie von der Seite noch eine Weile an, ehe er ebenfalls wieder etwas aus seiner Bento-Box nahm. Er war wirklich mehr als froh und sogar sehr glücklich darüber, sie heute getroffen zu haben, das war sein Highlight des Tages.
 

~~~
 

“Nochmals danke Elsa, es hat wirklich sehr gut geschmeckt.” Mario hielt dem Mädchen, das gerade ihre Sachen in ihrer Tasche verstaute, die leere Bento-Box und die Stäbchen entgegen. Sie nahm die Gegenstände aus seinen Händen und schob diese ebenfalls in ihre Tasche.

“Das freut mich wirklich zu hören”, erwiderte sie lächelnd.

Er stand in der Zeit auf und streckte sich. "Ich könnte mich wirklich daran gewöhnen, Bentos von dir zu bekommen."

Er ließ seine Hände wieder sinken und drehte sich zu Elsa herum, erstarrte, als er ihren Blick und ihre roten Wangen bemerkte. Seine eigenen Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, was sie vermutlich dachte. Vorher hatten sie noch darüber gesprochen, dass das wohl Jungen von ihren Freundinnen bekamen und dass er jetzt gemeint hätte, dass er sich daran gewöhnen könnte, Bentos von ihr zu bekommen implizierte irgendwie, dass sie beide …

"Ähm …" Mit nun ebenfalls roten Wangen drehte er sich schnell herum. "Da hinten stand vorher ein Eiswagen", versuchte er das Thema zu wechseln und deutete in die Richtung, die er meinte,"sollen wir uns da noch eines holen?" Er atmete tief ein, ehe er sie wieder ansah. "Ich würde dich gerne einladen, als Dankeschön für das Essen."

Ihre Wangen waren immer noch rot und sie strich sich mit einer Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hinter ihr Ohr. "Das musst du nicht … also ich meine, ja, ein Eis wäre schön, aber du musst mich nicht einladen …"

Noch ehe sie den Satz beenden konnte, stand Mario direkt vor ihr. "Ich will aber, wirklich. Bitte, Elsa."

Er sah sie mit so einem Blick an, dass sie gar nicht mehr anders konnte, als zu lächeln. "In Ordnung."

Zehn Minuten später hatte jeder von ihnen eine Eiswaffel in der Hand und gemeinsam liefen sie durch den Park, wobei sie sich miteinander unterhielten und immer wieder lachen mussten. Sie genossen die Zeit miteinander.

Doch schließlich war es an der Zeit, dass sie wieder zurück mussten. Gemeinsam liefen sie zum Fernsehturm zurück.

"Nächsten Samstag hattest du gesagt, nicht wahr? Neun Uhr", überraschte Mario das Mädchen nochmal, als sie im Eingangsbereich ankamen.

Elsa sah ihn an und nickte lächelnd. "Ja, genau."

Er lächelte ebenfalls. "Dann komme ich zum Daumen drücken."

"Das wäre wirklich sehr schön." Sie lächelte immer noch, wollte damit auch nicht mehr aufhören, doch schließlich mussten sie sich voneinander verabschieden.

"Bis bald, Elsa. Es war wirklich schön, dich zu sehen."

"Das fand ich auch."

Schließlich hatten sie es geschafft, sich voneinander zu trennen und Elsa lief zu ihrer Klasse, die sich an einer Stelle des Eingangsbereichs sammelte.

"War das nicht der Typ, den wir demletzt in der Stadt getroffen haben?", fragte Kiyo neugierig, nachdem sie Mario nochmal genau betrachtet hatte, während Elsa und dieser sich voneinander verabschiedet hatten.

Elsa nickte und spürte, ihre Wangen wärmer werden.

"Und was habt ihr gemacht?" Akemis Hand schloss sich um Elsas Unterarm.

"Und lass ja kein Detail aus", fügte Kazue hinzu.

Elsa blinzelte, ehe sie über ihre Schulter sah und sich suchend nach ihm umsah. Als sie seinen Blick auf sich gerichtet bemerkte, musste sie lächeln. Doch, es war wirklich sehr schön gewesen und sie freute sich darauf, ihn bald wieder zu sehen.

Kapitel 6

Drei Wochen später kam Mario bei der großen Turnhalle an, in der der Leichtathletik-Wettkampf stattfand, an dem Elsa teilnehmen würde. Auch hier war schon einiges los, es waren viele Zuschauer da, da jedoch mehrere Schulen antraten, war das nicht verwunderlich.

Nachdem der Torwart in die Halle eingetreten war, ließ er seinen Blick auf der Suche nach dem Mädchen, wegen welchem er hier war, über die Menge gleiten. Er sah sie nicht, stattdessen wurde er gesehen.

"Hey Mario! Käpt'n! Hier sind wir!"

Ein Grinsen erschien auf seinen Zügen. Ja, Gregor war nicht zu überhören. Und auch nicht zu übersehen. Sein bester Freund war von seinem Sitzplatz aufgestanden und winkte mit beiden Händen wild über seinem Kopf. Mario hob seine Hand und ging nach einem kurzen suchenden Blick nach Elsa, die er immer noch noch nicht finden konnte, auf Gregor zu.

"Hey Alter", begrüßte dieser ihn und stieß ihm eine Faust gegen die Schulter. "Warum hast du denn nicht gesagt, dass du auch zu Elsas Wettkampf kommst? Dann hätten wir uns doch verabreden und gemeinsam hierher kommen können."

Mario hob seine Augenbrauen. "Hast du da nicht etwas vergessen? Oder jemanden?" Er deutete auf die Person neben seinem besten Freund. Der drehte seinen Kopf und erstarrte.

"Oh … ähm, ja, Conny und ich waren ja schon verabredet."

"Genau, oh." Mario schüttelte schmunzelnd seinen Kopf, ehe er sich Gregors Begleitung zuwandte. "Hallo Conny, schön dich zu sehen. Und nimm es ihm nicht übel dass er dich vergessen hat, du weißt ja, wie verpeilt er manchmal ist."

Die Angesprochene lächelte und nickte. "Ich weiß, daher kann ich ihm auch gar nicht böse sein."

Während von Gregor nur ein Schnauben und von Conny ein Kichern kam, begrüßte Mario noch die Eltern von Elsa und Gregor, die ebenfalls anwesend waren, um ihrer Tochter Beistand zu geben. Etwas unsicher war er sich dabei, sie kannten ihn als Gregors besten Freund und Kapitän der Kickers, aber er war ja wegen Elsa hier. Hoffentlich machten sie sich jetzt keine Gedanken darüber oder sprachen ihn darauf an, er wüsste nämlich nicht, was er darauf erwidern sollte. Aber seine Gedanken schien Frau Daichi nicht zu lesen, denn:

“Das ist aber schön, dich hier zu sehen, Mario. Bist du auch da, um Elsa anzufeuern?”

Als seine Wangen sich rot färbten, griff er nach dem Schirm seiner Kappe und zog diese etwas tiefer. “Ja, ähm, sie feuert ja auch immer uns Kickers an und da will ich mich revanchieren und daher … äh … ja.” Mehr brachte er nicht hervor.

Ein Schnauben erklang schräg neben ihm, das dafür sorgte, dass seine Wangen noch röter wurden.

“Na klar, wegen den Kickers …”

Frau Daichi hörte es entweder nicht, oder sie ignorierte ihren Sohn einfach. “Das ist wirklich nett von dir, Mario.” Sie lächelte. “Falls du ihr noch persönlich Glück wünschen willst, sie ist da drüben. Das Team mit den blau-grünen Trikots, die Farben ihrer Schule.”

Der Torwart folgte dem Fingerzeig von Elsas Mutter auf eine Gruppe Sportler und gleich darauf machte sein Herz einen Satz. Da war sie.

“Dann werde ich mal …”, murmelte er.

“Mache das. Bei uns ist danach sicher noch ein Platz für dich frei, wenn du dich gerne zu uns setzen magst.” Frau Daichi lächelte ihn noch einmal an, dann lehnte sie sich auf ihrem Platz wieder nach hinten.

“Der Platz neben mir ist der deine”, erklärte Gregor in dem Moment.

“Danke dir”, erwiderte Mario.

“Dafür nicht. Und jetzt ab zu meiner Schwester. Die hat sich vorher schon die ganze Zeit fragend umgesehen. Bis vor ein paar Minuten wusste ich nicht warum, aber jetzt ist es mir klar.” Gregor winkte mit seiner Hand ab.

“Alter …”, grummelte dessen bester Freund, ehe er seinen Kopf schüttelte und dann tat, wie der Jüngere gesagt hatte.
 

~~~
 

“Oh Mensch, ich bin echt mal wieder aufgeregt!” Kiyo holte tief Luft und sah durch die Halle, die voller Menschen war.

Elsa nickte, während sie wieder versuchte, tief ein und auszuatmen und sich damit zu beruhigen. Sie konnte ihre Freundin wirklich verstehen, denn so ging es ihr auch. Sie war wirklich nervös, doch sie war sich sicher, dass wenn sie nachher antreten musste, dass es dann gehen würde, so war es bisher jedes Mal, bei jedem Wettkampf gewesen. Sie war dann immer so konzentriert, dass alles andere nach hinten geschoben wurde, ebenso die Nervosität und gerade ging ihr eigentlich auch noch etwas anderes durch den Kopf.

Zum wiederholten Male ließ sie ihren Blick über die Menschen gleiten, die sich auf der Zuschauertribüne tummelten. War er wirklich hier? Er hatte zwar gemeint, dass er kommen würde, aber sie hatte diesbezüglich nichts mehr von ihm gehört. Wieder suchte sie nach der grünen Kappe, er würde sie doch sicherlich tragen, das tat er schließlich immer! Doch sie konnte ihn nicht sehen und wieder überkam Enttäuschung sie. In zehn Minuten würde es losgehen und sie hatte so sehr gehofft, dass er da wäre und ihr die Daumen drücken würde. Enttäuscht sah sie auf den Boden.

"Hey Elsa." Kiyo griff plötzlich aufgeregt nach ihrem Arm und zerrte an diesem.

Verwirrt sah Elsa ihre Freundin an, die mit ihrem Finger hinter sie zeigte.

"Ist das nicht der süße Typ, den du bei unserem Schulausflug getroffen hast?"

Elsas Herz machte einen Satz und mit geweiteten Augen drehte sie sich hoffnungsvoll um. Und tatsächlich, dort stand er und sah zu ihr. Ein Lächeln erschien auf seinen Zügen, das sich sogleich auch auf ihren ausbreitete. Sofort drehte sie sich herum und ging auf ihn zu.

"Hallo Mario, ich dachte schon, dass du doch nicht kommst", richtete sie an ihn, als sie zu ihm getreten war. Er sah sie an und schüttelte seinen Kopf.

"Nein, es ist doch selbstverständlich, dass ich hier bin und dich anfeuere, vor allem, wenn du persönlich von deinem Wettbewerb erzählst und mir auch sagst, dass du dich freuen würdest, wenn ich dazu komme." Und wieder lächelte sie, zumindest einen kurzen Augenblick, ehe er weitersprach. "Du kommst ja auch immer, wenn wir Kickers spielen, da muss ich mich doch revanchieren."

Das Lächeln auf ihren Zügen schwand. Elsa blinzelte und sah leicht zur Seite. Das war also der Grund, dass er da war. Nicht wirklich ihretwegen, einfach nur, um sich zu revanchieren, es ging ihm also doch mehr um die Kickers als um sie. In ihrem Herz stach es schmerzhaft und sie biss einen Moment ihre Zähne aufeinander, ehe sie sich zwang, wieder zu lächeln.

"Ich freue mich natürlich über jeden, der mir die Daumen drückt."

Er wurde ernst. "Das werde ich immer, versprochen. Ich bin noch kurz zu dir gekommen, um dir viel Glück zu wünschen. Gewinn das Ding, Elsa."

Das gekünstelte Lächeln wich einem echten. "Vielen Dank, Mario."

Der legte seine Hand auf ihre Schulter. "Ich setze fest auf dich, Elsa Daichi. Du wirst das hier sehr gut machen, das weiß ich."

"Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, da es bei deinen Erwartungen an mich ansonsten peinlich für mich werden könnte." Sie lachte auf.

Ihr Gegenüber grinste verschmitzt. "Ich kenne dich halt und weiß, was du kannst."

"Ich hoffe, dass ich dich nicht enttäusche."

Er schüttelte seinen Kopf. "Das wirst du niemals, das weiß ich. Ich bezweifle stark, dass du das überhaupt kannst." Er ließ seine Hand sinken. "Wir sehen uns nachher und feiern deinen Sieg. Ich glaube auch fest an dich, Elsa." Er tippte ihr mit einem Finger gegen die Stirn. “Und nur, um das hier fair zu machen - wenn du nicht gewinnst, muss ich mir zukünftig jemand anderen zum anfeuern suchen.” Ihre Augen weiteten sich und er zwinkerte ihr zu. “Vielleicht weißt du jetzt, was das mit einem macht, also so eine Aussage, denn eigentlich will ich gar niemand anderen anfeuern.”

Elsas Wangen färbten sich rot.

“Das … das habe ich damals eigentlich nicht so gemeint”, murmelte sie und sah auf den Boden, um seinem Blick ausweichen zu können. “Viktor, er hat mich … und dann noch du … da ist mir der Satz einfach so rausgerutscht. Eigentlich will ich nur … also …”

Vorsichtig sah sie zu ihm. Als sie seine leuchtenden Augen und die Freude in seinem Gesicht sah, entspannte sie sich wieder etwas. Langsam legte er seine Hand an ihren Oberarm, was dafür sorgte, dass ihr Herzschlag zunahm.

“Das freut mich sehr zu hören, denn”, er ließ seine Hand herunter streichen, bis er sie an ihrem Unterarm liegen hatte, “wenn du mich anfeuerst, dann gebe ich mir am meisten Mühe.”

Er sah sie so ernst an, dass sie nicht mehr antworten konnte. Ihr Herz schlug nun so schnell, dass sie Angst hatte, dass es gleich ihren Brustkorb durchstoßen würde. Sie blinzelte ungläubig.

“Also Elsa, wie gesagt, gewinn dieses Ding hier, ich glaube fest an dich.” Er lächelte sie an, ließ seine Hand zu ihrer Hand wandern und drückte diese sanft, ehe er sich herum drehte und in Richtung der Zuschauertribüne ging.

Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie sah ihm hinterher. Er war doch ihretwegen und nicht wegen irgendetwas anderem hier. Nur ihretwegen! Es bedeutete ihr unglaublich viel, dass er da war und es machte sie glücklich. Ihr Blick richtete sich auf die Stange, die an einer Stelle der Halle aufgebaut war. Doch, das würde sie locker schaffen, denn sie wollte ihm beweisen, dass er sich nicht in ihr irrte! Mit neuem Mut drehte sie sich zu ihrem Team und ging zu diesem.

Frau Yurino, ihre Trainerin sah sie erstaunt an, ehe sie zufrieden nickte. "Was auch immer das ist, was dich so wirken lässt, Elsa, es scheint zu helfen. Du strahlst gerade eine Zuversicht aus, von der sich alle anderen eine Scheibe abschneiden können." Sie wandte sich allen zu. “Und jetzt geht da raus und gebt euer Bestes. Ihr könnt das, das weiß ich. Also los!”
 

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Elsa war bereit. Ihr Blick ruhte auf der Stange, über die sie gleich springen würde. Sie konnte das hier. Es waren so viele Menschen hier, die ihr die Daumen drückten, die fest an sie glaubten. Und keinen davon würde sie enttäuschen und erst recht nicht … das Bild eines schwarzhaarigen Jungens erschien vor ihren Augen, der lächelte und dessen dunkle Augen sie anstrahlten. Sie würde gewinnen! Für ihn! Und dann lief sie los.
 

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“Herzlichen Glückwunsch, Elsa.” Frau Daichi nahm ihre Tochter in den Arm. “Der zweite Platz, das ist großartig!”

Elsa erwiderte die Umarmung und als ihre Mutter sie löste, wurde sie sofort in Connys Arme gezogen.

“Du warst super!”, rief die Jüngere.

“Danke dir. Es ist wirklich toll, dass du auch da warst.”

“Hey, du bist meine Freundin, natürlich bin ich da dabei und feuere dich lautstark mit an!”

Mario stand neben Gregor und beobachtete dessen Schwester lächelnd. Sie war wirklich toll gewesen und er war froh, dass er hatte dabei sein können. Ging es ihr auch immer so, wenn sie ihm bei einem Spiel zusah? War sie dann auch so aufgeregt und konnte kaum auf dem Platz sitzen bleiben? Denn so war es ihm ergangen. Er atmete tief aus. Als er seinen Blick neben sich richtete, erstarrte er einen Augenblick und spürte seine Wangen warm werden.

“Was?”, grummelte und sah schnell in eine andere Richtung.

Gregor sah seinen besten Freund breit grinsend an.

“War doch nett, dass du einen Grund hattest, meine Schwester die ganze Zeit anstarren zu können, nicht wahr Käpt´n?”

Marios Augen weiteten sich und er starrte den neben ihn Stehenden doch wieder an. “W-was?”, brachte er hervor.

“Tja, du kannst nichts verheimlichen, Mario.”

“Ich … ich will doch gar nichts verheimlichen! Und was willst du denn überhaupt? Du bist doch selbst nicht besser und …”, stieß Mario aufgebracht hervor.

“Ähm, also ich habe ein Date.” Gregor deutete auf Conny, die immer noch bei Elsa stand.

“Das … das …” Marios Wangen waren nun hochrot angelaufen.

“Vielleicht solltest du sie auch einfach mal um ein Date bitten, also Elsa, dass das klar ist.” Gregor tätschelte ihm auf die Schulter, ehe er einfach an ihm vorbei und auf seine Schwester zuging. “Elsa, du warst großartig!”

Mario sah ihm ungläubig hinterher. Was war das jetzt gewesen?

Es verging noch ein wenig Zeit, dann konnte er in Ruhe zu Elsa treten. Gregor konzentrierte sich wieder auf Conny, Frau und Herr Daichi sprachen miteinander.

"Herzlichen Glückwunsch, Elsa."

Mit leuchtenden Augen drehte sie sich zu ihm herum. "Vielen Dank Mario."

Er trat ganz nahe an sich, ein Grinsen auf den Lippen und beugte sich leicht zu ihr vor.

"Wobei man sagen muss, der zweite Platz ist nicht der erste."

Ehe er es sich versah, schlug sie ihm gegen die Brust. "Mario Hongo", gab sie laut von sich, "du kannst mal ganz ruhig sein. Bei eurem letzten Spiel hast du auch nicht gewonnen!"

"Also laut der Aussage unserer Managerin kann ich bei so etwas nur empfehlen, die Trainerin zu feuern." Mario grinste immer noch breit, jedoch nur kurz. Als ein Räuspern hinter ihm erklang, drehte er sich fragend herum und erstarrte im nächsten Moment.

Hinter dem Torwart stand eine Frau, die ebenfalls in den Farben von Elsas Schule gekleidet war. In ihren Händen hielt sie ein Klemmbrett und einen Stift und ihr Blick war mir hochgezogen Augenbrauen auf Mario gerichtet. Elsa kicherte und zog Marios Blick dadurch wieder auf sich. Sie legte eine Hand auf Marios Arm und deutete mit ihrer anderen auf die Frau.

"Mario, darf ich dir vorstellen, das ist meine Trainerin Frau Yurito."

Seine Wangen wurden tiefrot. Schnell verbeugte er sich tief vor der Frau. "Bitte entschuldigen Sie meine Aussage, Frau Yurito, natürlich soll Elsa sie nicht feuern, das war nur ein Witz zwischen ihr und mir." Er richtete sich wieder auf und ihm wurde bewusst, was er mit seinem Satz auch noch ausgesagt hatte. Schnell schüttelte er abwehrend seine Hände. "Dieser Witz hat nicht sie betroffen und …"

Weitersprechen musste er nicht, denn da ergriff Elsas Trainerin das Wort, das sie direkt an ihre Schülerin richtete.

"Ich nehme an, dass dieser junge Mann der Grund dafür ist, dass du vorher so gut gelaunt und voller Tatendrang warst."

Nun waren es Elsas Wangen, die sich rot gefärbt hatten und sie vermied jeden Blick zu Mario, der sie nun mit großen Augen ansah.

"In dieser Hinsicht, muss ich mich wohl bei dir bedanken. Ich hoffe, du unterstützt deine Freundin weiterhin so tatkräftig", richtete Frau Yurito direkt an Mario.

Dieser sah sie an und schüttelte seinen Kopf. "Wir … wir sind nicht … also ..."

Die Frau sah ihn überrascht an. "Ihr seid kein Paar?" Da beide ihren Kopf schüttelte, legte sie nachdenklich eine Hand an ihr Kinn. "Oh, das hatte ich jetzt tatsächlich gedacht. Na dann, du hast Elsa trotzdem zu Höchstleistungen angetrieben. Und das nächste Mal wird sie gewinnen, nicht wahr Elsa?"

Das Mädchen nickte entschlossen. "Ja, das werde ich."

"Sehr gut. Dann genieße das restliche Wochenende und feiert deinen zweiten Platz, du warst wirklich sehr gut, ich bin zufrieden mit dir. Und", der Blick der Trainerin richtete sich erneut auf Mario, "gefeuert wird hier niemand."

Während dieser seine Kappe peinlich berührt tiefer zog, verabschiedete sich Elsa und kurz darauf standen die beiden wieder allein da. Mario sah sie vorsichtig an, würde sie noch einmal etwas wegen seinem Fettnäpfchen sagen? Als er das breite Grinsen auf ihren Zügen erkannte, war ihm klar, dass er nicht ohne irgendwelche Sprüche davon kommen würde.

"Das hat dir jetzt gefallen, oder?", fragte er und versuchte jedem Spruch zuvor zu kommen.

Kichernd nickte sie. "Schon ein wenig."

Mario seufzte auf und verschränkten seine Arme vor seinem Oberkörper. "Na wenn ich dich damit amüsieren konnte."

Sofort nickte sie. "Oh ja, das konntest du."

Noch ehe Mario etwas entgegnen konnte, trat Elsas Vater zu ihnen.

"Elsa, gehst du dich umziehen? Wir würden dann gleich noch zusammen essen gehen."

Das Mädchen nickte. "Ja, das mache ich gleich."

Herr Daichi wand sich an den Jungen, der neben seiner Tochter stand. "Mario, kommst du ebenfalls mit? Wir laden dich ein."

Der Angesprochene blinzelte erstaunt. "Ähm", brachte er hervor und sah anschließend fragend zu Elsa.

Diese lächelte und legte eine Hand auf seinen Unterarm. "Ich würde mich freuen", richtete sie an ihn.

Mario nickte, nachdem sein Herzschlag einen Takt zugenommen hatte. "Sehr gerne, ich müsste nur noch meinen Eltern Bescheid geben beziehungsweise sie fragen, ob das für sie in Ordnung ist."

Herr Daichi nickte zufrieden. "Na dann machen wir beide das doch, während Elsa sich richtet, ja?"

Die beiden Jugendlichen nickten und gleich darauf ging Elsa in Richtung der Umkleideräume, während Mario sich mit Herrn Daichi auf den Weg machte.

Kapitel 7

Mario saß auf seiner Fensterbank, in seinen Händen drehte er einen Fußball hin und her. Immer wieder hielten seine Hände einen kurzen Augenblick still und drückten den Fußball zusammen, ehe sie ihn wieder weiter drehten. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken umher und sein Herz schlug bereits die ganze Zeit sehr schnell. Er konnte es nicht abschalten, immer und immer wieder musste er an sie denken, an das Mädchen, das er so sehr mochte und das ihm unglaublich viel bedeutete.

Er war vor ungefähr zwei Stunden nach Hause gekommen und seitdem saß er hier. Heute Vormittag hatte Elsas Leichtathletik-Wettkampf stattgefunden, bei dem er gewesen war, um sie anzufeuern. Danach war er mit Familie Daichi essen gegangen, da diese ihn überraschend eingeladen hatten. Seine Eltern hatten damit kein Problem gehabt. Da die Apotheke bis heute Mittag geöffnet gehabt hatte, waren diese sowieso am arbeiten und er wäre sich selbst überlassen gewesen. Selbstverständlich war auch Gregor bei dem Essen dabei gewesen und ebenso Conny, die tatsächlich ein Date mit diesem gehabt hatte. Wobei das Wort tatsächlich in diesem Zusammenhang falsch war, denn eigentlich hatten doch alle nur darauf gewartet, dass die beiden miteinander ausgehen würden. Und wie Gregor ihn heute immer wieder aufgezogen hatte, hatten ihre Freunde wohl nicht nur auf ein Date zwischen ihm und Conny gewartet, sondern warteten auch immer noch darauf, dass zwei andere Leute ebenfalls endlich miteinander ausgehen würden … und einer dieser beiden Personen war eben ihr eigener Kapitän. Und daher … Wieder holte er tief Luft. Er sollte endlich seinen Mut zusammennehmen und Elsa um ein Date bitten, das hatte im Gregor heute auch schon mehrmals zu ihm gesagt, diesem war der Erfolg bei Conny wohl zu Kopf gestiegen. Doch sein bester Freund hatte ja recht, wenn er, Mario, es nicht endlich hinbekommen würde, dann würde er Elsa vielleicht an jemand anderen verlieren … Wobei, mochte sie ihn überhaupt so wie er sie? Er bildete es sich doch sicherlich nicht ein, dass sich ihre Wangen röteten, wenn er in der Nähe war, wie sie ihn immer mit diesen leuchtenden und wunderschönen Augen ansah, wie sie in seiner Nähe erst schüchtern wirkte und dann doch so offen ihm gegenüber war. Sie verstanden sich normalerweise sehr gut, konnten über alles miteinander reden und hatten viel Spaß zusammen. Das konnte er sich gar nicht einbilden, da war er sich sicher! Und Gregor würde ihm gegenüber doch nicht solche Sprüche über seine Schwester bringen, wenn von ihrer Seite nicht ebenfalls mehr wäre, sie ihn nicht auch so mögen würde, wie er sie! Erneut füllte sein Herz sich mit Hoffnung. Und daher …

Entschlossen stand der Junge von seiner Fensterbank auf und warf den Fußball auf sein Bett. Er schloss das Fenster wieder und ging anschließend aus seinem Zimmer hinaus. Im Flur zog er seine Schuhe an und verließ die Wohnung, anschließend machte Mario sich auf den Weg in die Apotheke, wo seine Eltern noch beschäftigt waren, jedoch betrat er diese durch den Hintereingang, da die Öffnungszeiten vorüber waren und nun geschlossen war.

“Mama, ich muss nochmal weg”, richtete er an seine Mutter, als er sie beim Regale auffüllen antraf.

“Wo musst du denn jetzt nochmal hin? Du bist doch den ganzen Tag unterwegs gewesen”, erwiderte Chiyoko Hongo.

Mario zog seine Kappe etwas tiefer in die Stirn, als er spürte, dass seine Wangen wärmer wurden. Er wollte seine Mutter nicht sagen, was er tun wollte, dass er auf dem Weg zu Elsa war und sie um ein Date bitten wollte, das musste sie nun wirklich nicht wissen.

“Ähm … also ich muss nochmal … zu Gregor … und …”

“Du hast ihn doch fast den ganzen Tag über gesehen.” Chiyoko hob ihre Augenbrauen an.

“Das … ja schon, aber …”

“Oder hat es vielleicht etwas mit seiner Schwester zu tun, die du heute immerhin bei ihrem Wettkampf unterstützt hast?” Als sich die Wangen ihres Sohnes nun tiefrot färbten, lachte sie auf. “In Ordnung, komm aber bitte nicht zu spät nach Hause, dein Vater und ich freuen uns, wenn wir noch ein wenig von dir haben.”

“Ja, okay. Dann bis nachher”, murmelte Mario leise, ehe er sich schnell herum drehte und die Apotheke verließ. Er wollte nicht noch mehr solche Aussagen von seiner Mutter hören. Warum wusste diese eigentlich immer so viel? Manchmal hatte er das Gefühl, dass man vor ihr keine Geheimnisse haben konnte. Und vermutlich, er seufzte leise, wusste sie auch über seine Gefühle Bescheid, auch wenn er ihr gegenüber niemals ein Wort über Elsa verloren hatte. Vermutlich waren Mütter einfach so.
 

~~~
 

Nervös stand Mario vor der Haustüre von Daichis und wippte auf seinen Füßen vor und zurück. Was tat er hier? Und warum eigentlich? Okay, er wusste, was er tat. Er wollte Elsa endlich um ein Date bitten! Und warum? Weil er sie mochte, sehr sogar. Nein, er war in sie verliebt, schon lange, es war also an der Zeit! Aber was, wenn sie nun nein sagen würde, wenn er sie fragte? Alles in ihm zog sich zusammen, als er daran dachte. Langsam machte er einen Schritt zurück, es fühlte sich so an, als würde ein Fluchtreflex über ihn kommen. Am liebsten würde er umdrehen und einfach nach Hause gehen, denn wenn er Elsa nicht fragen würde, könnte sie auch nicht nein sagen. Im schlimmsten Fall würde ihre Freundschaft dadurch vielleicht einen Knacks bekommen oder sogar ganz kaputt gehen. Nein, das wollte er nicht riskieren, auf keinen Fall. Und da er noch nicht geklingelt hatte, würde sie ja auch gar nicht wissen, dass er da gewesen war. Also lieber jetzt wieder schnell nach Hause gehen und nicht mehr daran denken, was er gerade eigentlich vorgehabt hatte. So konnte er nicht verlieren, oder? Und lieber unentschieden spielen als zu verlieren.

Doch dann hörte er Gregors Stimme in seinem Kopf: “Wir geben nicht auf, niemals! Wir werden gewinnen!”

Nun gut, das sagte der Jüngere normalerweise, wenn es um die Kickers ging, aber das würde er ihm sicherlich auch jetzt sagen, da war Mario sich ganz sicher. Entschlossen ballte er seine Hände zu Fäusten, nahm wieder seinen ganzen Mut zusammen, trat die restlichen Schritte auf die Haustüre zu und drückte schnell auf die Klingel, ehe der Mut ihn wieder verließ. Und als der Klang der Glocke an sein Ohr drang, fing sein Herz so schnell an zu schlagen, dass er sich sicher war, dass man es von Außen erkennen konnte. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, was er getan hatte. Nun konnte er es nicht mehr rückgängig machen, er konnte nicht einfach weglaufen. Nervosität überkam ihn.

Schneller, als er gehofft hatte, erklangen Schritte von innen, die näher kamen und dann öffnete sich auch schon die Haustüre. Mario stand wie erstarrt davor und verzweifelt versuchte er, die Panik zu bekämpfen, die in ihm aufstieg.

“Oh, hallo Mario”, begrüßte Elsas Mutter ihn lächelnd. “Haben wir irgendetwas von dir aus Versehen mitgenommen? Oder hast du irgendetwas bei einem meiner Kinder vergessen?”

Mario schüttelte seinen Kopf und schluckte.

“Ich …”, Krächzte er und schluckte, ehe er einen zweiten Versuch startete. “Ich würde gerne … mit Elsa … sprechen”, brachte er schließlich stockend hervor.

“Ah, natürlich, warte einen Moment, ich rufe sie.” Damit trat Elsas Mutter zurück und ging in den Flur. “Elsa, Mario ist da!”, rief sie laut. “Sie kommt gleich”, richtete sie anschließend an den Jungen und ging dann ins Wohnzimmer.

Dieser wurde vor der Haustüre blass. Nun war es wirklich soweit. Entschlossen ballte er erneut seine Hände zusammen, doch, er würde es jetzt durchziehen, er würde sie fragen, sie um ein Date bitten! Sein Gesicht nahm wieder normale Farbe an, während sein Herz wild in seinem Brustkorb schlug.

Und dann erschien …

“Hey Käpt´n! Was machst du denn hier? Sehnsucht nach mir oder tatsächlich nach meiner Schwester?”

Mario blinzelte seinen besten Freund überrascht an. Was wollte dieser denn jetzt, er hatte doch nicht nach ihm gefragt, warum tauchte er also jetzt hier auf? Okay, gut, er wohnte ebenfalls in diesem Haus, war schließlich Elsas Bruder, aber gerade hatte er ihn gar nicht auf dem Schirm gehabt.

“Was … was machst du hier?”, brachte er trotzdem hervor.

Gregor hob seine Augenbrauen. “Ich wohne hier?”

“Ja, das schon, aber …” Mit einer Handbewegung deutete Mario vor sich.

“Ach so.” Gregor hob seine Schultern an. “Erstens ist der Name meines besten Freundes gefallen und zweitens verwechselt meine Mutter oft meinen und Elsas Namen, warum auch immer und daher, kann ja sein, dass sie mich gemeint hat, immerhin ist es wahrscheinlicher, dass du Zeit mit mir verbringen willst.” Er musterte seinen Gegenüber. “Oder willst du wirklich zu meiner Schwester?” Als Mario wieder rot wurde, verdrehte Gregor seine Augen. “Mensch Alter, frag sie doch endlich nach einem Date!”

“Was glaubst du eigentlich, warum ich hier bin?”, zischte der Ältere.

Nun hoben sich Gregors Augenbrauen erneut erstaunt. “Was? Wirklich? Also … echt jetzt?”

Mario verdrehte bei der Stimmlage seines besten Freunds seine Augen. “Ist das so unglaublich?”

“Ähm … ja? Ich meine, du himmelst sie schon seit der Grundschule an, da ist es wirklich mal an der Zeit, aber du hast es bisher ja auch nicht geschafft sie zu fragen. Daher, auf deine Frage zurückzukommen, ja, es ist unglaublich. Und auch unglaublich toll.”

“Wow, toller bester Freund. Womit habe ich dich nur verdient?”, knurrte Mario sarkastisch.

Noch ehe Gregor darauf etwas erwidern konnte, erschien Elsa hinter diesem und sah Mario neugierig an, ihre Wangen wieder mit einem sanften Rotton.

“Hallo Mario, alles in Ordnung? Hast du irgendetwas vergessen?”, fragte sie ihn erstaunt. Mit ihm hatte sie heute nicht mehr gerechnet.

“Ähm … nein.” Mario schüttelte seinen Kopf und spürte, wie seine Wangen erneut rot wurden. Da sie ihn nur fragend ansah, zwang er sich dazu, schnell weiter zu reden. “Ich wollte dich fragen, ob du noch einmal mit mir ein Eis essen gehen willst”, stieß er die Worte so schnell heraus, dass er fast darüber stolperte und fast vergaß zu atmen. Kaum das er ausgesprochen hatte, holte er tief Luft. Elsa blinzelte nur, Gregor sah ihn fragend an.

“Noch einmal Eis essen? Habe ich da etwas verpasst?”

Doch Mario antwortete seinem besten Freund nicht, sein Blick war fest auf Elsa gerichtet, während er das Gefühl hatte, dass sein Herz kurz davor war, seinen Brustkorb zu durchstoßen, so stark wie es nun schlug. Er war noch nie in seinem Leben so nervös und aufgeregt gewesen und doch war da irgendwo auch ein Gefühl der Erleichterung, dass er sie endlich gefragt hatte. Doch dass sie nicht antwortete, das machte ihn noch nervöser als vor ein paar Sekunden. Sie würde doch nicht etwa nein sagen und damit seine schlimmsten Gedanken wahr werden lassen.

“Ähm, natürlich können wir nochmal zusammen ein Eis essen gehen, klar”, antwortete sie langsam.

Marios Herzschlag beruhigte sich langsam. Sie hatte ja gesagt. Warte, warum hatte sie sich so zögerlich angehört? Alles in ihm zog sich zusammen.

“Mensch Schwesterherz”, richtete Gregor da an Elsa, “Mario hat dich gerade eben um ein Date gebeten!”

Ihre Augen weiteten sich. “Was?”, brachte sie ungläubig hervor.

Marios Gesichtszüge erstarrten, ehe er seinen Kopf zur Seite drehte, um sie nicht ansehen zu müssen. “Du musst natürlich nicht, wenn du das gar nicht magst, da habe ich Verständnis für”, murmelte er.

“Doch! Doch, natürlich will ich!”, rief sie laut auf.

Als der Torwart seinen Blick wieder auf sie richtete, registrierte er die wieder leuchtenden Augen, ihre roten Wangen und ihr Lächeln, das auf ihn gerichtet war.

“Ähm, also ja, ich würde gerne mit dir ein Eis essen … auf ein Date gehen”, gab sie leiser von sich. Auch auf Marios Zügen erschien ein breites Lächeln.

“Ja wunderbar!” Gregor klatschte begeistert in die Hände und zog so die Blicke seiner Schwester und seines besten Freundes auf sich, die ihn einen kurzen Augenblick ganz vergessen hatten. “Was denn?”, fragte er auf die Blicke hin. “Ist doch super. Der Kerl hier”, er deutete auf Mario, “hat sich ja wahrlich genug Zeit gelassen. Oder du dir, so kann man es auch sehen.” Er sah seine Schwester an und legte seinen Kopf schräg. Sie biss sich auf die Unterlippe.

“Das … das … ist halt ...”, murmelte sie leise und beendete ihren Satz nicht.

“Aber jetzt hat er dich ja endlich gefragt. Ich freue mich darüber und ihr beide”, er zeigte mit seinem Zeigefinger von einem zum anderen, “solltet jetzt noch einen Tag und eine Zeit für euer Date ausmachen, sonst war das hier alles umsonst.”

“Ähm … ja.” Mario sah das Mädchen an.

“Das stimmt wohl”, stimmte auch Elsa zu.

“Wann könntest du denn?”, richtete Mario an sie.

“Was … was hältst du von morgen?”, fragte sie ihn daraufhin, sie wollte nicht mehr zu viel Zeit vergehen lassen, ehe er sich doch noch umentschied.

“Ja, sehr gerne. Soll ich dich abholen? Und wann?”

“Um 15 Uhr? Und ich würde mich sehr freuen, wenn du mich abholen würdest.” Elsa lächelte ihn an. Mario erwiderte das Lächeln nickend.

“Ja, das mache ich.”

“Ähm, ich mische mich zwar ungern ein, aber wir beide sind morgen auch verabredet, Käpt´n.”

Sofort drehten sich dem Jüngsten zwei Köpfe zu.

“Was?”, fragte Mario, der das tatsächlich total vergessen hatte.

“Ja, um 13 Uhr. Wir wollten ein wenig kicken gehen. Sollen wir es absagen?” Gregor grinste ihn an.

“Ähm …”, brachte der Angesprochen nur hervor, der etwas überfordert war. Die Freude darüber, dass Elsa einem Date zugesagt hatte, verdrängte alles andere, in dem Fall, dass er mit Gregor verabredet gewesen war.

“Wir … wir müssen morgen nicht Eis essen gehen. Wir finden sicherlich auch einen anderen Termin”, gab Elsa von sich und wurde immer leiser. Man konnte ihr die Enttäuschung anhören.

“Nein, auf keinen Fall! Ihr beide habt morgen euer Date, darauf bestehe ich!”, gab Gregor sofort entschlossen von sich. “Mario”, richtete er dann direkt an diesen, “ich habe zwei Vorschläge: Wir treffen uns morgen entweder gar nicht oder wir kicken und du kommst dann direkt mit mir hierher, um Elsa abzuholen.”

“Ich sollte vorher aber noch duschen und mich umziehen …” Mario sah ihn nachdenklich an.

“Ist doch kein Problem! Du duscht einfach hier bei uns und ziehst dich dementsprechend auch hier um. Und dann kannst du direkt mit Elsa von hier aus starten, deine Sachen lässt du einfach solange bei mir und nimmst sie eben wieder mit, wenn du meine Schwester zurück nach Hause bringst.”

Der Ältere sah fragend zu Elsa, die lächelnd nickte.

“Das klingt doch gut.” Das Lächeln schwand ein wenig. “Oder? Zumindest müsstest du dann auf nichts verzichten.”

“Wenn es für dich wirklich in Ordnung ist? Denn um ehrlich zu sein”, Mario hob seine Mundwinkel, “das Date mit dir ist mir wichtiger.”

“Hey”, erklang belustigt hinter ihnen.

“Dich sehe ich oft genug, da fällt einmal kicken weniger wirklich nicht ins Gewicht”, richtete Mario an seinen besten Freund, ehe er wieder Elsa ansah. “Also, was denkst du? Ich mache das, was du willst.”

Das Lächeln auf ihren Zügen breitete sich noch weiter aus. “Dann gehe mit Gregor Fußball spielen und komm mit ihm anschließend hierher. Und wenn du geduscht hast, dann gehen wir beide zusammen weg, ja?”

Auch Marios Lächeln wurde noch strahlender. “Dann mache ich das so. Ich freue mich wirklich darauf, Elsa.” Er hob ihr eine Hand entgegen, die von ihr ergriffen wurde, nachdem sie einen Schritt auf ihn zugemacht hatte und nun direkt vor ihm stand. Ihre Finger verschränkten sich leicht miteinander.

“Ich mich auch”, erwiderte sie und hob ihre andere Hand vor ihren Mund. Man konnte ihr die Freude wirklich ansehen.

Gregor grinste neben ihnen, ehe er sich herum drehte. “Bis morgen Käpt´n, ich gehe jetzt erstmal Conny anrufen.”

Sowohl seine Schwester als auch sein bester Freund ignorierten ihn jedoch einfach und bekamen nicht mit, als er ins Haus hinein ging, sie sahen nur noch sich.

Kapitel 8

"Und? Aufgeregt?", fragte Gregor seinen besten Freund, vor seinen Füßen seinen Fußball, den er immer wieder mit dem Fuß ein Stück nach vorne kickte.

Die beiden waren auf dem Weg zu Gregors Zuhause. Gemeinsam waren sie, wie ausgemacht, kicken gewesen. Mario würde nun noch schnell bei Daichis duschen und dann mit Elsa auf ihr erstes Date gehen.

Dieser runzelte bei Gregors Frage nachdenklich seine Stirn, ehe er seinen Kopf schüttelte. "Nein, eigentlich nicht. Weißt du, ich kenne deine Schwester jetzt ja auch schon einige Jahre und ich weiß auch, wie schön es ist, Zeit mit ihr zu verbringen." Ein Lächeln legte sich bei den Gedanken an das Mädchen auf seine Züge.

Gregor schmunzelte. "Hach ja, das wird schon. Und wer weiß, vielleicht wirst du ja doch noch mein Schwager." Er zwinkerte ihm grinsend zu, ehe er sich wieder auf den Fußball vor seinen Füßen konzentrierte.

Mario blieb wie erstarrt stehen, während Gregor, der dies nicht bemerkt hatte, weiter lief. Als er es dann doch tat, blieb er erstaunt ebenfalls stehen und sah zu seinem besten Freund, der sich ein Stück hinter ihm befand.

"Mario, alles okay?", fragte er und ging wieder ein paar Schritte zurück.

Der sah ihn zerknirscht an. "Gregor … Ich habe nie mit dir darüber gesprochen, ob es für dich überhaupt in Ordnung ist, wenn Elsa und ich … also … wenn da mehr wäre."

Nun legte der Jüngere seinen Kopf schräg.

"Warum das denn? Es geht mich ja schließlich nichts an und ich habe da nichts zu zu sagen."

Mario trat auf ihn zu. "Doch natürlich hast du das! Du bist Elsas Bruder und mein bester Freund, vielleicht hast du damit ja ein Problem und findest es nicht gut."

Gregor runzelte seine Stirn. "Warum sollte ich das nicht gut finden?"

Mario zuckte mit seinen Schultern.

"Vielleicht willst du das ja nicht mischen, Familie und Freunde."

Der Angesprochene lachte auf. "Was sollte es denn besseres geben, als dass der Freund meiner Schwester mein bester Freund ist? Zudem kenne ich dich und weiß, dass du es ernst mit ihr meinst. Und falls nicht, dann bin ich dir nahe genug, um dir so richtig in den Hintern treten zu können."

Bei der Aussage musste auch Mario schmunzeln, unrecht hatte Gregor damit ja nicht. Doch trotzdem, eines musste er noch wissen. "Ist es für dich also wirklich in Ordnung, dass ich mit deiner Schwester ausgehe?"

Der Jüngere wurde ganz ernst und sah seinen besten Freund an. "Mario, ich vertraue dir und ich weiß, dass Elsa dir wirklich am Herzen liegt. Daher ja, es ist für mich vollkommen in Ordnung. Du musst mir nur eines versprechen."

"Und das wäre?", fragte dieser neugierig.

Gregor sah ihn immer noch ernst an. "Behandle sie gut und verletze sie nicht."

Ohne es selbst wirklich wahr zu nehmen, legte Mario seine Hand auf sein Herz. "Das werde ich, versprochen."

Nun grinste sein Gegenüber wieder an. "Sehr gut, das wollte ich doch hören. Und jetzt sollten wir machen, dass wir nach Hause kommen, denn die Zeit wird knapp, bald startet dein Date."

Die beiden Fußballer liefen mit ihren Fußbällen weiter.

"Und bist du jetzt nervös?", erklang Gregors Stimme erneut.

Die Antwort war unter anderem ein Lachen. "Nein, immer noch nicht. Ich freue mich einfach nur."

"Hmm, das ist noch besser."

"Ja, das finde ich auch."
 

~~~
 

Elsa lief in ihrem Zimmer hin und her. Ihr Bruder und Gregor waren vorher nach Hause gekommen und vermutlich war Mario nun duschen gegangen, davon ging sie zumindest aus, wenn sie die Stimmen im Flur richtig verstanden hatte. Sie war so aufgeregt, richtig nervös. Es war tatsächlich wahr - Mario und sie würden auf ein Date gehen. Sie hatte es sich schon so lange gewünscht, sich vorgestellt, wie es werden könnte und jetzt … Hoffentlich würde es gut werden, hoffentlich würde Mario sie danach immer noch mögen. Sie schüttelte unwirsch ihren Kopf. Warum sollte er auch nicht? Aber trotzdem. Was wäre, wenn … Nein, das war ein total irrwitziger Gedanke! Sie brauchte nun dringend noch etwas Zuspruch von ihrem Bruder, dieser wusste immer genau das Richtige zu sagen und das zum passenden Zeitpunkt. Elsa sah auf die Uhr an ihrer Wand, zwei Minuten würden sicher ausreichen. Gregor sagte etwas, das ihre Nerven beruhigen würde und dann würde sie wieder herkommen und darauf warten, dass Mario fertig wäre und sie los könnten. Doch, das war genau passend jetzt.
 

Kurzerhand verließ Elsa ihr Zimmer, das sie inzwischen allein bewohnte, trat auf die gegenüberliegende Türe zu, klopfte an und riss diese auf.

“Gregor”, sagte sie laut, als sie hinein stürmte.

Und im nächsten Moment blieb sie wie angewurzelt stehen und sah mit großen Augen den Jungen an, der dort in Gregors Zimmer stand. Das war nicht ihr Bruder! Und … er war halbnackt.

“Elsa!”, stieß dieser hervor und sah sie mit ebenfalls geweiteten Augen an. Seine Hände verkrampften sich um das T-Shirt, das er in der Hand hielt und das er sich gerade über den Kopf hatte ziehen wollen. Da sein Blick auf dem Mädchen lag, konnte er erkennen, wie ihr Blick über seinen Körper glitt, was dafür sorgte, dass sein Herz einen weiteren Schlag zunahm. Er hatte geduscht und sich zumindest eine Unterhose und seine Jeans angezogen. Sein T-Shirt hatte er in Gregors Zimmer vergessen. Der Jüngere war ins zweite Badezimmer im Erdgeschoss gegangen, sodass er allein in dessen Zimmer war.

“E-Elsa”, brachte er nochmals hervor und nun reagierte das Mädchen endlich. Sie schlug sich beide Hände vors Gesicht und drehte ihm ihren Rücken zu.

“Ent-entschuldige bitte”, stotterte sie.

Mario blinzelte, dann kam auch wieder Bewegung in ihn und schnell zog er sein T-Shirt über den Kopf.

“Alles gut”, murmelte er leise. “Du kannst dich auch wieder umdrehen.”

Sie sah vorsichtig über ihre Schulter. Als sie erkannte, dass Mario sich das T-Shirt übergezogen hatte, drehte sie sich langsam herum.

“Entschuldige bitte, Mario”, wiederholte sie leise, “ich wollte eigentlich nicht so bei dir reinplatzen. Also … ich wollte eigentlich noch kurz zur Gregor und da … naja ...”

Ihr Gegenüber hatte sich von dem kurzen Schreck erholt und zwinkerte ihr zu.

“Sieh es einfach als Ausgleich dafür, dass ich damals in der Grundschule bei dir in den Umkleideraum geplatzt bin. Jetzt warst eben du dran.”

Ihre Augen weiteten sich einen kurzen Augenblick, dann lachte sie leise. “In Ordnung, das werde ich, dann sind wir jetzt quitt. Wobei ich”, sie legte ihren Kopf schräg und sah ihn mit funkelnden Augen an, “wohl noch etwas weniger anhatte.”

Marios Augenbrauen hoben sich. “Hmm … wenn ich mich richtig daran erinnere, hast du jetzt aber mehr Haut bei mir gesehen, als ich damals bei dir.” Als ihm bewusst wurde, was er da laut gesagt hatte, hob er schnell seine Hände mit den Handflächen zu dem Mädchen und schüttelte diese. “Das … das klang anders, als ich es gemeint habe. Bitte nicht falsch verstehen, ich …”

Als sie kicherte, verstummte er.

“Okay, ich denke, wir sind quitt”, stimmte sie seiner vorherigen Aussage zu.

Noch ehe einer von ihnen etwas weiteres sagen konnte, trat Gregor in sein Zimmer herein.

“Oh, Elsa. Seid ihr schon fertig zum gehen?”

Die beiden Anwesenden sahen erst Gregor und anschließend sich gegenseitig an.

“Also … ich wäre soweit”, sagte Mario zögerlich. Wollte sie noch mit ihm ausgehen? Er hoffte es so sehr.

Elsa sah nachdenklich von ihm zu ihrem Bruder. Eigentlich hatte sie ja mit diesem noch sprechen wollen, damit er ihr die Nervosität nahm … aber das hatte sie gar nicht mehr notwendig. Die paar Minuten mit Mario gerade eben, mal abgesehen von der Situation, als sie hereingekommen war, hatten ausgereicht, um ihr die Nervosität zu nehmen. Sie war unglaublich gerne mit ihm zusammen und sie war sich sicher, dass das Date wundervoll werden würde.

“Ich bin auch soweit fertig, also von mir aus können wir gerne gleich gehen.” Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Auch er musste daraufhin lächeln und die Freude war ihm anzusehen.

“Na dann, los mit euch.” Gregor lief ins Zimmer hinein, legte eine Hand auf Marios Rücken und schob diesen in Richtung der Zimmertüre. Als er neben Elsa ankam, griff er mit seiner zweiten Hand nach deren Oberarm und zog sie so mit sich.

“Also viel Spaß euch beiden”, erklärte er ihnen und schubste sie aus seinem Zimmer.

Überrascht sahen seine Schwester und sein bester Freund ihn an. Er jedoch zwinkerte ihnen nur zu und schloss dann die Zimmertüre vor ihren Nasen.

Erneut wechselten Elsa und Mario einen Blick, ehe beide schmunzelten.

“Also das heißt wohl, dass wir beide los sollten, oder?”, fragte Mario das Mädchen. Dieses nickte.

“Das denke ich auch. Also, wohin willst du mit mir?”
 

~~~
 

Einige Zeit später spazierten Elsa und Mario durch den Park. Sie unterhielten sich, lachten viel und hatten jede Menge Spaß. Gemeinsam waren sie in einer Eisdiele gewesen und hatten sich jeder ein Eis schmecken lassen. Danach hatten sie entschieden, noch ein wenig spazieren zu gehen. Sie wollten zu dem Trainingsplatz der Kickers und sich dort hinsetzen und den bald kommenden Sonnenuntergang genießen. Sie waren schon öfter gemeinsam dort gewesen und hatten die gemeinsame Zeit genossen und Elsa mochte es dort zu sein, seit Mario ihr einmal erzählt hatte, dass es einer der beiden Orte war, an dem er auch gerne war, um seinen Kopf leer zu bekommen oder nachzudenken. Gemeinsam blieben sie vor der Treppe stehen, die nach oben führte. Elsa legte ihren Kopf in ihren Nacken und sah die Stufen hinauf.

“Naja, zumindest können wir uns so das Eis gleich wieder abtrainieren, wenn wir da jetzt hochsteigen.”

Mario lachte. “Schon ein wenig.”

“Hmm, sollen wir ein Wettrennen machen?”, erklang neben ihm ihre Stimme.

Überrascht sah drehte er seinen Kopf und sah sie an. Ihre Augen waren funkelnd auf ihn gerichtet.

“Und wer von uns gewinnt, der darf sich etwas wünschen.” Elsa legte ihren Kopf leicht schräg.

Mario blinzelte. Irrte er sich oder hatten sich ihre Wangen leicht gerötet?

“Also was denkst du?” Sie legte ihre Hand auf seinen Unterarm und lächelte ihn an.

Auch er musste lächeln. “Wenn du willst, dann können wir das gerne machen. Aber meinst du”, er zwinkerte ihr zu, “dass du gegen mich überhaupt eine Chance hast?”

“Mario Hongo!” Elsa stemmte ihre Hände in die Hüften und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Du vergisst wohl, dass ich auch Kondition habe, da ich regelmäßig Sport mache, ich schlage dich locker.”

Wieder lachte er, griff nach einem ihrer Unterarme und zog daran, um ihre Hand von ihrer Hüfte zu lösen. “Das bestreite ich auch gar nicht. Nur laufe ich die Treppe sehr viel öfter als du hinauf.”

“Papperlapapp, alles nur Ausreden. Wenn wir oben sind, wirst du schon sehen, dass das nichts zu sagen hat.” Elsa grinste ihn an und hob ihren Arm leicht nach oben, um ihn aus seinem, schon sehr lockeren, Griff zu befreien und um anschließend ihre Hand in seine zu legen. “Also, bist du dabei?”

Mario hob seine Augenbrauen, ehe er ebenfalls grinste und nickte. “Natürlich.”

“Na dann.”

Elsa hielt immer noch seine Hand und lächelte ihn mit so einem Strahlen an, dass sein Herz einen Satz machte. Er wollte ihre Hand am liebsten nie wieder loslassen. Sie fühlte sich so gut in seiner an, ihre Haut so weich.

“Eins.”

Mario sah sie immer noch an, in ihre leuchtenden Augen und nahm nichts anderes mehr war. Sie war so wunderschön. Ihre braunen Augen, die langen Wimpern, die diese umrahmten, dieses Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erhellte. Wie sie strahlte.

“Zwei.”

Und ihre Lippen. Sein Blick landete auf diesen und sein Herzschlag nahm nochmals einen Takt zu. Waren diese so weich, wie sie aussahen? Wie wäre es wohl, sie zu küssen? Wie in seinen Vorstellungen? Und davon hatte er sehr, sehr viele. Vermutlich war es noch besser, er konnte sich nichts anderes als das vorstellen …

“Drei.”

Er bemerkte, dass Elsa ihre Hand aus seiner löste und die Treppe hinauf rannte. Stirnrunzelnd sah er ihr hinterher, bemerkte das Gefühl des Verlustes, das durch das Wegziehen ihrer Hand entstanden war. Warum war sie einfach davongelaufen und … Seine Augen weiteten sich. Verdammt! Sie hatten doch ein Wettrennen machen wollen! Und er war von ihr so abgelenkt gewesen, dass er alles andere vergessen hatte. Wirklich Schuld konnte er ihr nicht geben, da sie ja nichts gemacht hatte. Und nun kam auch endlich Bewegung in ihn.
 

~~~
 

“Das darf doch nicht wahr sein!”

Mario lachte und hob seine Schultern. “Hey, so ist eben.”

Elsa stand schwer atmend vor ihm und schüttelte ungläubig ihren Kopf. “Das ist unfair. Du hast sicher geschummelt, immerhin hattest du einen Vorteil! Du bist diese Treppe schon viel öfter als ich hochgelaufen.”

Der Junge trat zu ihr und legte beide Hände auf ihre Oberarme. Seine Augenbrauen waren hochgezogen, als er sie musterte. “Sehe ich nicht so. Erstens hast du da unten noch gesagt, dass du auch trainiert bist und Kondition hast und zweitens hattest du einen ordentlichen Vorsprung. Und wenn man so will hast du, drittens, das Wettrennen die Treppe hoch überhaupt erst vorgeschlagen.”

Elsa sah ihn mit gerunzelter Stirn an, ehe sich diese glättete und sie schief grinsend mit ihren Schultern zuckte. “Okay, da hast du wohl recht. Du bist heute einfach besser gewesen. Das wiederholen wir irgendwann”, sie beugte sich leicht zu ihm vor, “und da werden wir sehen, wer dann der Bessere ist.”

Wieder grinste ihr Gegenüber. “Der Bessere impliziert es doch schon - ich.”

“Hey!” Elsa gab ihm einen leichten Stoß mit der Hand gegen die Brust und ließ diese anschließend dort liegen. “Wir werden sehen, wer beim nächsten Mal der oder die Bessere ist”, sagte sie und sah auf ihre Hand. “Du … du darfst dir aber jetzt etwas wünschen.” Ihre Stimme war leiser geworden.

Mario musste schlucken. Seine Hände lagen immer noch auf ihren Oberarmen und langsam, ohne dass er es selbst bemerkte, fing er an, mit seinem Daumen über ihre Haut an diesen Stellen zu streicheln.

“Ich …”, murmelte er, woraufhin sich ihr Blick auf seinen richtete, “ich hätte da schon eine Wunsch, aber ich weiß nicht, ob ich mir das wünschen darf und …”

Er konnte seinen Satz nicht beenden, denn plötzlich legte sie ihre Hände auf seine Wangen, stellte sich leicht auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf seine.

Elsa hatte ihre Augen geschlossen und ihr Herz flatterte wie ein kleiner Vogel wild in ihrer Brust. Sie hatte gerade all ihren Mut zusammengenommen und kurzerhand gehandelt. Schon so lange hatte sie ihn küssen wollen, ihm so nahe kommen und nun hatte sie es getan, einfach so. Nach wenigen Sekunden löste sie sich bereits von ihm und zog sich ein Stück zurück. Langsam öffnete sie ihre Augen und erstarrte im nächsten Moment. Alles in ihr zog sich zusammen, als sie seinen Blick, aus weit aufgerissenen Augen, auf sich bemerkte. Sie löste auch ihre Hände, trat langsam nach hinten wodurch sie sich aus seinem Griff löste und senkte ihren Blick, um ihm nicht mehr in die Augen sehen zu müssen.

“Ent-entschuldige, ich dachte nur, dass das vielleicht das ist, was du dir wünsch… vergiss es einfach, es tut mir leid und …”

Marios Hände griffen wieder nach ihren Oberarmen. “Das war es auch”, gab er mit rauer Stimme von sich.

“Was?” Überrascht sah Elsa ihn an und wieder nahm ihr Herzschlag zu.

“Das hatte ich mir gewünscht”, sagte er zwar mit leiser, aber fester Stimme.

Ein Lächeln erschien auf ihren Zügen. Langsam legte sie beide Hände wieder auf seine Brust und richtete ihren Blick darauf. “Wenn … wenn … Müsste ich auch ein Wettrennen gewinnen, um mir das noch einmal zu wünschen?”

Elsa sah auf und blieb still stehen, als sie seinen Blick bemerkte. Dieser war so intensiv, direkt auf sie gerichtet ohne dass er nur einmal blinzelte. Langsam schüttelte er seinen Kopf und dann lagen seine Hände plötzlich auf ihren Wangen und er senkte seinen Kopf mit leicht geöffneten Lippen, um diese sogleich auf ihre zu legen.

Elsas Herz schien ihren Brustkorb fast zu durchstoßen. Alles in ihr zog sich vor Freude zusammen. Dieses Gefühl - es fühlte sich so gut an. Ihre Hände krallten sich in sein T-Shirt, als sie ihren ersten Kuss von dem Jungen bekam, in den sie verliebt war und von dem sie diesen Kuss hatte bekommen wollen und sie wünschte sich, dass er nie enden würde.

Kapitel 9

“Der hat heute echt gute Laune”, tuschelte Daniel leise.

“Ja. Also nicht, dass ich mich beschweren möchte, aber … warum?” Philipp schob seine Brille zurück, während er nachdenklich nach vorne sah.

“Warum warum? Ist doch schön, wenn es Mario gut geht”, erklärte Gregor, während er, auf einer Bank sitzend, seine Turnschuhe zu schnürte.

“Natürlich ist das schön, da sagt ja auch niemand was. Wir fragen uns nur, ob es da einen Grund gibt.” Tommy zuckte mit seinen Schultern.

Kevin stützte sich mit einem Arm auf Gregors Schulter ab. “Hmm … sag mal Gregor, weißt du was?”

Der sah fragend auf. “Warum?”

“Wie war das gerade eben? Warum warum? So halt eben!”, antwortete Kevin ihm.

Gregor lachte auf. “Ihr seid ganz schön neugierig, oder? Fragt Mario doch selbst, ob es einen Grund gibt.”

“Für was soll es einen Grund geben?”, fragte dieser in diesem Moment und alle drehten sich zum Eingang ihres Clubraums um.

Mit Wechsel auf die Mittelschule, waren die Kickers auch dorthin umgezogen, zumindest, nach dem der Großteil von ihnen auf die Mittelschule gewechselt hatte, ein Jahr, nachdem Mario damals auf die Mittelschule gekommen war. Da der Großteil von ihnen hier auf der Schule war, spielten sie nun von hier aus und hatten, im Gegensatz zu früher, kein ganzes Clubhaus sondern einen Clubraum im Erdgeschoss ihrer Schule.

Es war Montag Nachmittag, da keiner der Kickers-Spieler an diesem Nachmittag eine AG oder anderweitige Termine hatte, war dies einer ihrer normalen Trainingstage.

Gregor grinste nur breit, woraufhin Mario ihn verwirrt ansah. Der Blick des Torwartes glitt dann noch über die anderen Kickers, die ihn alle peinlich berührt ansahen.

“Was genau meinte Gregor?”, fragte Mario in die Runde hinein.

Es herrschte Schweigen, zumindest bis ...

“Wir wollten eigentlich nur wissen, was der Grund für deine gute Laune heute ist …”, murmelte Sascha.

Marios Augen weiteten sich einen Moment und er sah zur Seite.

“Ähm … also …”, gab er von sich und vermied jeden Blick zu einem seiner Freunde.

“Ach, selbst wenn es keinen genauen Grund gibt, es ist schön, wenn du gute Laune hast, das kann ruhig öfter so sein”, richtete Gregor an seinen besten Freund, ehe er zu den anderen sah. “Seht ihr das nicht auch so?”

“Doch, schon.” Jeremy nickte.

“Ja, kannst ruhig öfter, wenn nicht sogar immer haben”, fügte Charlie hinzu.

“Oh … ähm … ja”, erwiderte Mario.
 

~~~
 

Zwanzig Minuten später verabschiedeten sich Benjamin und Christoph und damit waren nur noch Mario und Gregor in ihrem Clubraum. Mario schloss seine Sporttasche und drehte sich herum. Er erstarrte, als er Gregors amüsierten Blick auf sich bemerkte.

“Was … ist?”, fragte er diesen.

Der Jüngere lehnte sich an die Wand hinter der Bank und legte eine Hand an sein Kinn.

“Weißt du”, begann er breit grinsend, “tatsächlich bist du nicht der Einzige, der heute erstaunlich gute Laune hat. Meine liebste Schwester hat nämlich auch ziemlich gute Laune, sie lächelt die ganze Zeit. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass sie glücklich ist und dazu summt sie sogar, den ganze Morgen über eine Melodie nach der anderen. Und wenn man ihr ganz genau in die Augen gesehen hat, dann hat man darin sogar Herzen erkannt. Und Käpt´n”, Gregor beugte sich nach vorne, um ihn noch direkter ansehen zu können, “wenn ich dir tief in die Augen sehe, dann kann ich darin auch Herzen erkennen.”

“Alter”, brachte dieser hervor, ehe er einen Schritt auf Gregor zu ging. “Elsa wirkte glücklich? Wirklich?” Mario war aufgeregt.

Gregor lachte auf. “Euer Date muss gestern ja ein voller Erfolg gewesen sein, wenn ich euch beide so anschaue. Ihr schwebt ja auf Wolke sieben.”

Die Wangen des von ihm Gegenüberstehenden färbten sich rot und ein Lächeln ließ sein ganzes Gesicht erstrahlen.

“Es war so wunderschön”, schwärmte Mario. “Nein, Elsa war wunderschön, wundervoll. Einfach … einfach wundervoll.”

Wieder lachte Gregor. “Man, du bist ja total verliebt.”

Mario griff mit einer Hand nach dem Schirm seiner Kappe auf dem Kopf. Einen kurzen Moment sah er den Jüngeren nur ernst an, dann nickte er, ohne etwas weiteres zu sagen.

Der Angesehene wirkte daraufhin sehr zufrieden, griff nach seiner Tasche neben sich und stand auf. Er lief auf Mario zu, blieb neben diesem stehen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

“Genau das meinte ich, Mario. Mach sie glücklich. Bisher machst du das sehr gut. Bis morgen dann.”

“Bis morgen.”

Mario sah dem Mittelstürmer noch hinterher, bis die Zimmertüre ihres Clubraums hinter diesem zu fiel. Erst dann erlaubte er sich, dass das breite Grinsen, das er unterdrückte hatte, sich auf seinem Gesicht ausbreiten durfte. Dass Gregor gesagt hatte, dass Elsa glücklich wirkte, machte auch ihn glücklich. Und natürlich gab es einen Grund für seine gute Laune heute - und der Name des Grundes lautete eben Elsa. Sie waren gestern noch ewig im Park gewesen und hatten sich immer und immer wieder geküsst. Er hatte es sich gewünscht, sich vorgestellt, bereits seit Jahren, aber sie dann wirklich zu küssen, zu berühren, zu fühlen und zu schmecken, das ließ sich nicht mit seinen Vorstellungen vergleichen. Es war einfach so viel besser. Und er konnte es nicht erwarten, sie wieder zu sehen, ihr wieder nahe zu sein und ihr vielleicht noch einmal einen Kuss zu stehlen … nein, nicht nur vielleicht und er war sich auch ziemlich sicher, dass er ihr keinen Kuss stehlen müsste, sondern dass sie ihn gerne küssen würde.

Immer noch mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht griff er auch nach seiner Tasche und verließ den Clubraum ebenfalls. Er schloss die Türe hinter sich ab und steckte den Schlüssel wieder ein, ehe er sich auf den Weg machte.

Er kam nicht weit, da wurde er aufgehalten.

“Mario”, erklang eine helle Stimme.

Sofort blieb er stehen und drehte sich fragend zur Seite.

“Oh, hallo Ann”, lächelte er das Mädchen an. Normalerweise versuchte er ihr beziehungsweise seinem Fanclub einigermaßen aus dem Weg zu gehen, daran hatte sich seit der Grundschule nichts geändert. Doch heute war er so gut drauf, dass er die ganze Welt umarmen könnte, auch wenn er das natürlich nicht machen würde. “Was kann ich für dich tun?”, fragte er sie.

Das Mädchen schob ihre Brille ein Stück zurück und holte tief Luft. “Ich wollte dich etwas fragen, Mario. Und ich hoffe, dass du mir eine positive Antwort darauf gibst.”

Er blinzelte sie verwundert an, nickte dann aber. Heute war sowieso ein positiver Tag, also warum nicht? Er lächelte noch immer und schien ihr damit Mut zu machen, denn sie holte tief Luft.

“Gehst du mit mir aus?”, brachte sie schnell hervor. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, während sie ihm direkt in die Augen sah.

“Was?”, fragte Mario ungläubig. Das Lächeln war verschwunden und er erwiderte ihren Blick mit aufgerissenen Augen. Ehe er etwas weiteres sagen konnte, stellte sich das Mädchen vor ihm auf ihre Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf seine. Mario war wie erstarrt. Und dann erkannte er, an Anns Kopf vorbei, jemanden im Hintergrund stehen. Es fühlte sich an, als würde alles in ihm einfrieren und zerbrechen.

Ihre hellbraunen Augen waren weit aufgerissen und er war sich sicher, Entsetzen darin zu erkennen. Eine Hand hatte sie vor ihren Mund gepresst. Und als sie sich abrupt herum drehte und davon stürmte, schwang ihr brauner Zopf um ihren Kopf. Und erst jetzt regte Mario sich wieder. Er stieß Ann von sich und sah diese ebenso entsetzt an, wie Elsa vermutlich ihn gerade angesehen hatte.

“Elsa”, krächzte er und ohne weiter auf das Mädchen vor sich zu achten, rannte er los, den Weg entlang, wo er das Mädchen, dass er niemals verletzen wollte, verschwinden gesehen hatte. Sein Herz schlug schmerzhaft in seiner Brust und ihm war total schlecht. Was war das gewesen? Und warum?
 

~~~
 

Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht kam Elsa bei Marios und Gregors Schule an. Sie sah an dem Gebäude auf. Sie war schon hier gewesen, aber noch nie, um Mario direkt zu treffen. Aber nach gestern … Sie seufzte glücklich auf. Es war wunderschön mit Mario gewesen und obwohl sie sich gestern das erste Mal geküsst hatte, vermisste sie ihn schon sehnsüchtig. Vielleicht hätte er ja ein wenig Zeit für sie. Sie hoffte sehr, dass er noch da wäre, ansonsten wäre das ein ganz schöner Reinfall gewesen.

Sie ging vorsichtig in das Schulgebäude hinein. So ungefähr wusste sie, wo der Clubraum der Kickers lag und sie hoffte auch, ihn zu finden, sonst könnte das ein kurzer Überraschungsbesuch gewesen sein. Voller Freude schlug sie diese Richtung ein. Doch lange musste sie nicht laufen, denn dann konnte sie Mario bereits erkennen. Ihr Herz machte einen Satz. Noch schien er sie nicht gesehen zu haben und sie hoffte, dass er sich so freuen würde, wie sie sich auf ihn freute. Plötzlich trat ein Mädchen in seinen Weg. Elsa runzelte ihre Stirn, war das nicht Ann? Doch, anscheinend schon. Mario lächelte das Mädchen an, er schien sich zu freuen, sie zu sehen, zumindest wirkte das von Elsas Platz aus so.. Und dann fühlte es sich so an, als würde ihr jemand mit voller Wucht in den Magen schlagen. Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie beobachten musste, wie Ann und Mario sich plötzlich küssten. Ihr wurde schlecht. Sie trat einen Schritt zurück, dann drehte sie sich auf den Ansatz herum und rannte davon. Das Blut schien viel zu schnell durch ihre Adern zu rauschen, ihr Herz schlug unregelmäßig in ihrer Brust und die Tränen liefen in Sturzbächen über ihre Wangen. So ein verlogener … Sie fand kein Wort, das ihn nur ansatzweise beschreiben konnte. An jeder Hand ein Mädchen, vielleicht sogar an jedem Finger eines. Er hatte sie belogen und betrogen, so ein falscher Hund! Als sie ihren Namen hinter sich vernahm, dazu noch die Stimme, die sie zu gut kannte, wurde ihr noch schlechter. Elsa zog das Tempo an, sie wollte ihn nicht sehen und nicht mit ihm reden. Doch sie kam nicht weit, ein paar Meter weiter legte sich eine Hand um ihr Handgelenk und sie wurde gestoppt.

“Elsa, bitte”, brachte Mario hervor und sah ihr in die Augen, nachdem er sie zu sich herum gedreht hatte.

Sofort sah Elsa zur Seite und verweigerte jeden weiteren Blickkontakt zu dem Jungen. Sie zog krampfhaft an ihrem Arm und versuchte diesen aus seinem Griff zu befreien.

“Lass mich in Ruhe! Geh doch wieder zu ihr zurück!”

Mario lockerte seinen Griff und folgte ihr, als sie einfach davon ging. “Es tut mir so leid, Elsa. Ich wusste nicht, was sie vor hat. Und ich hätte mich nie von ihr …”

“Ist sie deine Freundin? Betrügst du sie mit mir? Oder mich mit ihr? Du bist so falsch, Mario! Das hätte ich nicht von dir gedacht.” Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen.

Mario blinzelte verwirrt, ehe er erneut nach ihrer Hand griff und sie festhielt. Elsa zog dagegen und versuchte ihn abzuwehren.

“L-lass mich in R-ruhe. Ich w-will nicht…”, schluchzte sie. “Du Lügner. Wie konnte ich auf dich reinfallen?” Elsa schlug mit ihrer freien Hand gegen seine Brust, wieder und wieder.

Mario griff auch nach ihrer zweiten Hand und hielt sie fest. Da das Mädchen daraufhin wild an ihren Armen zog und schimpfte, schob er sie kurzerhand nach hinten und gegen die Mauer, neben der sie zu stehen gekommen waren. Er legte seine Hände rechts und links von ihr an die Wand und schloss sie so dazwischen ein.

“Elsa … Ja, Ann hat mich geküsst, aber ich habe sie sofort weggeschoben, als ich reagieren konnte. Ich will nichts von ihr! Und vor allem …”

Das Mädchen vor ihm sah ihn an, erwiderte aber nichts. Immer noch konnte man die Tränenspuren auf ihren Wangen erkennen und ihre Augen wirkten dunkler als sonst. Sie schluchzte leise, sagte aber noch kein Wort.

“Elsa, wie kommst du darauf, dass ich etwas mit einem anderen Mädchen haben könnte? Noch dazu, dass ich mit mehreren gleichzeitig etwas habe? Das könnte ich gar nicht! Ich bin seit der Grundschule in dich verliebt und ich habe es erst vorgestern geschafft, meinen ganzen Mut zusammen zu nehmen und dich um ein Date zu bitten. Glaubst du wirklich, dass ich den Mut finden würde, das mit mehreren Mädchen zu machen? Außerdem will ich doch gar niemand anderen mehr! Ich will nur eine einzige haben! Ich empfinde nur für dich so viel. Bitte glaube mir, bitte Elsa.”

Das Mädchen stand mit weit aufgerissenen Augen direkt vor ihm und sah ihn einfach nur an. Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne dass sie auch nur ein Wort von sich gegeben hatte.

“Bitte”, flehte Mario noch einmal. Auch ihm war ganz schlecht von dem, was passiert war. Am allerschlimmsten war für ihn allerdings, dass Elsa verletzt worden war. “Bitte, sag etwas”, sprach er weiter.

“Du …”, brachte sie schließlich hervor. Dann schwieg sie wieder. Die Wut und Verletzung in ihrem Blick war Unsicherheit gewichen.

“Elsa, bitte glaube mir. Ich bin bereits so lange in dich verliebt, es gab noch nie jemand anderen als dich für mich, ich habe noch nie an ein anderes Mädchen so gedacht wie an dich. Und das Schlimmste wäre es für mich, dich zu verlieren. Das setze ich doch nicht aufs Spiel, in dem ich jemand anderen einfach so küsse. Das gerade eben, das ging nicht von mir aus und ich habe Ann auch sofort von mir gestoßen. Ich will niemand anderen als dich an meiner Seite.” Seine Hände waren während seiner Rede von der Mauer zu ihren Oberarmen gewandert und hielten nun diese fest.

“Mario, ich …”, gab das Mädchen kläglich von sich.

“Kannst du mir glauben?”, sagte dieser leise und unbewusst festigten sich seine Griffe.

“Es … es tut mir leid”, flüsterte sie und wieder flossen Tränen über ihre Wangen.

“Das muss es nicht. Es tut mir leid, das hätte nicht passieren dürfen.”

“Du … kannst doch nichts dafür, oder? Ann hat dich geküsst … Und nicht du sie …” Wieder klang der letzte Satzteil sehr zögerlich und unsicher.

“Das würde ich nie tun! Vor allem nicht, wenn ich dich nach so langer Zeit endlich an meiner Seite habe. Das hoffe ich zumindest …” Auch der letzte Teil seines Satzes klang unsicher. Sein Blick war auf Elsas gerichtet und so viel stand darin: Hoffnung, Unsicherheit, Angst.

Elsas Hände wanderten langsam auf seine Brust, wo sie sie ablegte.

“Du bist bereits seit der Grundschule in mich verliebt?”, fragte sie leise.

Mario blinzelte verwundert, ehe er nickte. “Ja.”

Langsam erschien ein sanftes Lächeln auf ihren Zügen.

“Ich auch in dich”, sagte sie leise.

Marios Augen weiteten sich und sein Herzschlag nahm zu.

“Wirklich?”, fragte er atemlos.

“Ja. Und … ich glaube dir. Denn wenn du genauso fühlst wie ich, dann tust du so etwas nicht …”

Sofort nickte er und nun stand Erleichterung in seinem Blick.

“Es tut mir leid …”, ihre Hände krallten sich in den Stoff seines T-Shirts, “dass ich dir so etwas unterstellt habe …”

“Das … muss es nicht. Ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn ich dich in so einer Situation vorgefunden hätte”, erwiderte Mario in dem gleichen leisen Tonfall wie das Mädchen vor ihm.

“Sicherlich nicht so. Du … du hättest mir zugehört und mir nichts unterstellt.” Ein leises Schluchzen entkam Elsa. Was, wenn er sie nun nicht mehr mochte? Was, wenn sie dadurch ihre gerade erst aufkeimende Beziehung zerstört hatte?

“Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe sehr, es niemals herauszufinden.” Marios Hände glitten von ihren Oberarmen zu ihren Seiten und zogen sie so sanft an sich. “Aber was ich weiß ist, dass ich dich niemals so verletzen will und dass ich dich nie wieder so sehen will.”

Langsam nickte sie. “Ich bin mir sicher, dass so etwas nie wieder passieren wird.”

Er nickte ebenfalls, aber sehr viel entschiedener als sie. “Das wird es nicht, nie wieder. Alles was ich will, ist dich an meiner Seite zu haben. Ich …”, er schluckte, da sich sein Hals plötzlich so trocken anfühlte, “ich würde mir wünschen … dass du an meiner Seite bist. Nicht nur als Freundin … also schon als Freundin … aber als meine feste Freundin.” Wieder schluckte er. War es der falsche Zeitpunkt gewesen, das anzusprechen? Doch auf ihren Zügen erschien ein Lächeln und ihre Augen begannen zu leuchten.

“Das wäre ich sehr gerne”, erwiderte sie leise. Doch dann legte sich erneut ein Schatten über ihr Gesicht. “Wenn du das überhaupt noch willst, nachdem, was ich gesagt habe.”

Auch seine Augen leuchteten nun und das Lächeln auf seinem Gesicht konnte er gar nicht mehr ablegen.

“Natürlich will ich das, ich wünsche mir nichts mehr als mit dir zusammen zu sein, dich als meine Freundin bezeichnen zu dürfen.” Er legte eine Hand auf ihre Wange und fuhr mit seinem Daumen über die weiche Haut.

“Dann … dann mach das.” Elsa sah ihm tief in die Augen, während ihr Herz immer schneller schlug.

Mario stockte in seinen Streicheleinheiten. “Ja?”

Ein leises Kichern entkam ihr. “Ich wünsche mir ebenfalls nichts mehr.”

Eine Erwiderung erhielt das Mädchen zwar nicht, stattdessen zog Mario sie fest in seine Arme und schmiegte seinen Kopf in ihre Halsbeuge, auch wenn er sich dazu etwas verrenken musste. Elsas Hände legten sich auf seinen Rücken.

“Ich … ich bin so froh”, nuschelte Mario an ihrer Haut.

“Ich auch”, erwiderte sie leise.

Seine Umarmung festigte sich noch mehr, woraufhin auch Elsa sich enger an ihn drückte.

Langsam hob er seinen Kopf und sah ihr in die Augen. Das Mädchen schluckte, als sie das Glitzern in Marios Blick erkannte. Ihre Wangen röteten sich sanft. Langsam kam er ihr näher, sein Atem streifte ihre Lippen, sorgte dafür, dass ihr Herz wieder wie ein kleiner Vogel zu flattern begann. Und dann berührten seine Lippen endlich ihre und verschloss ihren Mund zu einem Kuss. Elsas Augen schlossen sich und sie ließ sich ganz in ihn fallen, in seine Umarmung, seine Nähe, seine Wärme. Und sie war froh und glücklich hier zu sein, hier bei und mit ihm.

Kapitel 10

Marios Blick fiel auf die Wanduhr. "Okay, ich muss jetzt gleich gehen. Gregor", er sah den Jüngeren an, "kannst du abschließen?"

Dieser nickte. "Klar, mach ich."

"Vielen Dank." Mario nickte seinem besten Freund zu und griff nach seiner Sporttasche ehe er eine Hand zum Abschied hoch hob. "Bis morgen dann", richtete er an die anderen und schon war er weg. Sie hatten heute trainiert und sich nun noch in den Duschräumen geduscht und sich frische Kleidung angezogen. Die meisten der Kickers sahen ihrem Kapitän hinterher.

"Was ist eigentlich bei dem los?", fragte Benjamin nachdenklich, ehe er den Reißverschluss an seiner Sporttasche zuzog.

"Was meinst du?" Sascha, der gerade noch ein seiner eigenen Tasche herum wühlte und gleich darauf eine Tüte mit Keksen herauszog, blickte auf.

"Seit ein paar Wochen ist Mario Montags und Donnerstags immer der Erste von uns, der geht. Dabei ist er doch sonst immer der Letzte von uns und schließt normalerweise auch ab. Kommt euch das nicht komisch vor, dass er das plötzlich nicht mehr macht, zumindest an diesen beiden Tagen?", erklärte Benjamin seine Frage.

"Ja, jetzt wo du es sagt …" Sascha runzelte seine Stirn und schob sich gleich darauf einen Keks in den Mund. "Meint ihr nischt …", mümmelte er mit vollem Mund, "dasch er einfach nur nen Termin hat und deschhalb pünktlisch hier rausch musch?" Erst als er den Satz zu Ende gebracht hatte, schluckte er.

"Also ich bin schon überzeugt davon, dass er etwas vorhat, eine Verabredung quasi", Kevin beugte sich nach vorne, “und ich bin mir sicher, dass das etwas mit einem Mädchen zu tun hat!"

"Ein Mädchen?" Tommy sah ihn mit großen Augen an.

"Also … so ein richtiges Mädchen?", fügte Daniel ungläubig hinzu.

Kevin runzelte seine Stirn und schüttelte unwirsch seinen Kopf.

"Natürlich ein richtiges Mädchen, was denn sonst? Eine aus Plastik sicherlich nicht!"

"Äh … hehe, ja, natürlich ..." Daniel strich sich peinlich berührt über die Haare.

"Gregor! Du weißt sicher Bescheid!" Jeremy stellte sich auf Gregors rechte Seite.

"Äh … was?" Der Mittelstürmer, der auf der Bank an der Seite des Raumes saß und gerade seine Schuhe gebunden hatte, richtete sich auf und sah seinen Freund verwirrt an.

"Na ist doch klar! Für Mario gibt es nur ein einziges Mädchen! Deine Schwester!" Charlie erschien auf seiner linken Seite.

Der Angesprochene sah von seiner rechten Seite zur seiner linken und wieder zurück. Warum musste er jetzt in dieser Situation sein?

"Äh … das … würde er euch doch sagen … also ich … weiß von nichts."

Gregor runzelte seine Stirn. Das gefiel ihm wirklich nicht, er wollte niemanden anlügen. Doch Mario und Elsa hatten ihn darum gebeten, dass er es erst einmal für sich behielt, ehe sie ihre Beziehung öffentlich machten. Und das tat er natürlich. Trotzdem … Er verdrehte innerlich die Augen. Warum hatten sie ihm das angetan? Jetzt musste er sich irgendetwas ausdenken und die anderen anlügen. Eigentlich sollten Elsa und Mario sich selbst mit allen anderen auseinander setzen. Aber was tat er nicht alles für seine Schwester und seinen besten Freund?

"Du denkst aber nicht, dass Mario irgendetwas mit einem anderen Mädchen hat, oder?", fragte Tino bestürzt. Mario war doch ganz eindeutig bereits seit der Grundschule in Elsa verliebt und auch wenn er es bisher nicht geschafft hatte, dass er es ihr sagte, so würde er doch nicht von einem auf den anderen Tag ein anderes Mädchen haben, für das er sich interessierte. Das konnte wirklich nicht sein!

"Also ganz ehrlich, das kann doch nur ein Mädchen sein, das dafür sorgt, dass unser Kapitän andere wichtige Dinge zu tun hat. Und wenn es nicht Elsa ist, dann eben eine andere, vielleicht hat er ja jemanden kennengelernt, die ihn mehr interessiert als Elsa." Kevin verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper.

“Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!”, rief Philipp kopfschüttelnd.

"Ach, vielleicht ist es ja auch etwas ganz anderes!", rief Gregor und hob seine Hände mit den Handflächen in Kevins Richtung. "Mario wird sicherlich einen triftigen Grund haben, das er schon weg ist!"

"Mhm …" Kevin antwortete nichts weiter und nickte langsam. "Na ja, wenn du meinst."

Erleichtert nickte Gregor, das Letzte was er wollte war, dass es plötzlich hieß, dass sein bester Freund etwas mit einem anderen Mädchen am laufen hatte, gerade, wo dieser und Elsa nach der langen Zeit endlich ein Paar waren.

"Sag mal Gregor, wolltest du heute nicht Conny von ihrer Schule abholen? Du hast vorher so etwas erwähnt …", unterbrach Tommy seine Gedanken.

Gregor runzelte seine Stirn und sah auf. Als er der Wanduhr die Uhrzeit entnahm wurde er blass. Er sprang auf und fuchtelte mit seinen Händen herum.

"Verdammt, ich bin zu spät dran!", jammerte er laut.

"Geh, mach dass du wegkommst, ich schließe gleich ab." Kevin deutete auf die Türe des Clubraums.

"Wirklich?" Gregor sah ihn mit großen Augen an. Sein Freund nickte.

"Natürlich, also los!"

"Danke, du bist der Beste, Kevin!" Gregor grinste ihn erleichtert an, während er seine Tasche packte, allen nochmal zuwinkte und dann aus dem Clubraum verschwand.

Kevin wartete noch einen Moment, ehe er sich allen restlichen Anwesenden zuwand.

"Okay, hört zu, ich bin davon überzeugt, dass es nur ein Mädchen sein kann, das unseren Kapitän dazu bringt, das hier nicht mehr so wichtig zu nehmen!"

"Meinst du wirklich? Ich finde schon, dass ihm die Kickers noch sehr wichtig sind", warf Christoph ein.

Kevin winkte ab. "So meinte ich das gar nicht. Natürlich sind die Kickers Mario immer noch sehr wichtig, ich meinte damit eben, dass er der Erste ist der geht und so, ihr versteht sicher, was ich damit sagen will. Und daher …"

"Was meinst du oder sollte ich eher fragen, was hast du vor?" Philipp schob seine Brille mit dem Zeigefinger auf seiner Nase hoch und beugte sich in die Richtung ihres häufigen Pläneschmieders. Und eines musste man ganz klar sagen: nicht wirklich alle von Kevins Plänen waren gut gewesen

"Das sage ich euch jetzt:", Kevin stellte sich noch aufrechter hin, "wir werden Mario hinterher spionieren!"

"Was? Wie stellst du dir das vor?" Tommy hob seine Augenbrauen und blickte neugierig zu seinem Mannschaftskollegen.

"Wir werden ihn verfolgen und beobachten. Dabei werden wir ja sehen, mit wem er sich trifft." Kevin grinste zufrieden.

"Wir alle? Das könnte schon sehr auffällig sein", gab Benjamin zu bedenken.

"Natürlich nicht alle auf einmal, das wäre tatsächlich viel zu auffällig. Aber ich würde sagen, da wir zu zehnt sind, können sich immer zwei zusammentun, vielleicht auch drei oder vier von uns und ihm dann eben folgen, wenn er sich auf den Weg macht. Natürlich mit einem gewissen Sicherheitsabstand." Kevin fuchtelte mit seiner Hand in der Luft herum.

"Nur wir zehn? Was ist mit Gregor?", fragte Sascha.

Sofort stöhnte der Angesprochene auf.

"Mensch Dicker, denkst du eigentlich mit? Wir reden hier von Marios bestem Freund, der würde ihm das doch sofort stecken! Nein, der darf davon nichts erfahren. Und vor allem glaube ich auch, dass der viel mehr weiß, als er zuzugeben bereit ist."

"Das könnte ich mir auch gut vorstellen", stimmte Benjamin nickend zu.

"Seht ihr?" Kevin wirkte zufrieden. "Also, seid ihr dabei?"
 

~~~
 

“Elsa, entschuldige bitte, dass ich nicht pünktlich war.” Mario kam vor seiner Freundin zu stehen und verbeugte sich vor ihr.

Diese lächelte und strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. “Alles gut, Mario. Ich weiß doch, dass du das nicht absichtlich tust … oder weil du mich vergessen hast.”

Seine Augen weiteten sich und er trat zu ihr. “Niemals!”

Ein Kichern entkam ihr. “Das hoffe ich doch.”

“Wie gesagt, niemals. Ich könnte dich nie vergessen, dazu bedeutest du mir zu viel und bist mir zu wichtig.” Mario zog das Mädchen sanft in seine Arme und drückte sie an sich.

Elsa erwiderte die Umarmung und schmiegte sich an ihn. Jetzt waren sie schon drei Wochen zusammen und noch immer fühlte es sich teilweise wie ein Traum an. Und für sie war es auch ein Traum, ein wunderschöner Traum, ihn als ihren Freund bezeichnen zu dürfen. Sie konnte es manchmal immer noch kaum glauben, dass Mario das Gleiche empfand wie sie und mit ihr zusammen sein wollte. Sie war glücklich, er machte sie glücklich. Für ihr Empfinden löste Mario die Umarmung jedoch viel zu schnell wieder.

“Wollen wir?”, fragte er und hielt ihr seine Hand entgegen, die sie sogleich ergriff.

“Ja, sehr gerne.”

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg durch den Park. Sie waren bereits ein paar Meter gelaufen, als Mario seine Freundin von der Seite aus ansah.

“Bist du nervös?”

Elsa blieb stehen und blinzelte ihn an.

“Ja, ein wenig”, gab sie zu.

“Das musst du nicht, wirklich nicht.” Mario sah sie lächelnd an. Sie sollte heute das erste Mal mit zu ihm kommen und auch seine Eltern kennenlernen. An sich hatte sie diese schon einmal gesehen, aber nun war sie seine feste Freundin, das war doch nochmal etwas anderes. "Sie freuen sich wirklich sehr, dich zu sehen."

Sein Händedruck festigte sich und er lächelte sie so liebevoll an, dass es sie beruhigte. Wobei allein er, seine Anwesenheit, ihr so gut tat. Es war einfach so schön, nicht mehr nur eine Freundin zu sein, sondern seine feste Freundin. Seine Hand halten zu dürfen, ihm nahe sein zu dürfen und auch, ihre Wangen färbten sich rot, ihn küssen zu dürfen. Es fühlte sich jedes Mal so schön an.

Schneller als gedacht waren sie in der Straße angekommen, in der Mario und seine Eltern lebten.

"Wir müssen in die Apotheke", Mario deutete auf das weiße Schild mit dem grünen Kreuz, "sie werden noch eine Weile arbeiten müssen."

"Oh, okay." Unbewusst verstärkte Elsa den Griff an seiner Hand. Die Nervosität kehrte wieder zurück.

Mario schien es gespürt zu haben, denn er zog sie sanft an sich und legte eine Hand auf ihren Rücken.

"Wenn du nicht willst, ist es auch in Ordnung, dann lernst du sie wann anders kennen."

Das Mädchen schüttelte ihren Kopf. "Nein, ich bin doch hier, um sie kennen zu lernen. Lass du mich einfach nur nicht allein."

"Niemals, versprochen." Sanft streichelte er mit seiner anderen Hand über ihre Wange, ließ diese dann aber nach einem kurzen Moment wieder sinken. “Bist du bereit, Elsa?”

Das Mädchen atmete noch einmal tief ein, dann lächelte sie ihren Freund an. “Mit dir an meiner Seite immer.”
 

Kurz darauf öffnete Mario die Eingangstüre der Apotheke und ließ Elsa vor sich eintreten. Ein kleines Glöckchen kündigte ihr Ankommen an.

"Willkommen in … oh, hallo Mario", erklang eine helle und freundliche Stimme. "Und Elsa, schön dich endlich mal wieder persönlich zu sehen." Chiyoko Hongo kam vor ihnen zu stehen, ihren Blick auf das Mädchen gerichtet und lächelte sie an.

Dieses verbeugte sich zugleich vor ihr, ihr Herzschlag hatte wieder zugenommen. Hoffentlich machte sie einen guten Eindruck auf Marios Mutter.

"Guten Tag Frau Hongo, ich freue mich."

Als eine Hand über ihren Rücken streichelte, richtete Elsa sich wieder auf. Ihre Wangen wiesen einen sanften Rotton auf. Mario ließ seine Hand auf ihrem Rücken liegen, zeigte ihr so, dass er hier bei ihr und sie somit nicht allein war.

"Hallo, wen haben wir denn hier?", erklang eine tiefe Stimme und dann stand Masato Hongo ebenfalls vor ihnen, neben seiner Ehefrau.

"Hallo Papa", richtete Mario an diesen und noch ehe die neben ihm Stehende etwas sagen konnte, sprach er weiter. "Das ist meine Freundin Elsa."

Masato lächelte immer noch. "Ich freue mich, dich zu sehen und nicht nur vor dir zu hören, Elsa. Der da", er deutete auf seinen Sohn, "redet sehr viel von dir und das schon seit Jahren, ich weiß aber nicht, ob ihn das überhaupt bewusst ist."

"Papa!", murmelte dieser mit vor Scham roten Wangen.

Elsa neben ihm kicherte und legte dazu eine Hand vor ihren Mund. Als Mario sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, legte sie ihren Kopf schräg und schmunzelte.

"Ich höre das halt gerne, kannst du mir doch sicherlich nicht verdenken."

Nun schmunzelte auch er. "Nein, das kann ich tatsächlich nicht." Mario wand sich wieder seinen Eltern zu. "Wir gehen dann mal hoch."

"Macht das. Wir kommen in ungefähr eineinhalb Stunden ebenfalls hoch. Elsa", Chiyoko sah von ihrem Sohn zu dem Mädchen, "habe ich das richtig verstanden, dass du zum Abendessen bleibst?"

Die Angesprochene nickte. “Ja, sehr gerne, wenn ich darf.”

"Natürlich darfst du. Es freut mich sehr, dass du hier bist. Dann bis nachher."

"Bis dann." Mario hob eine Hand zum Abschied, legte die andere wieder auf Elsas Rücken und schob die zur Rückseite der Apotheke, wo sich die Hintertüre befand.

Kapitel 11

"Komm mit." Mario schob seine Hand in Elsas und zog diese im Treppenhaus hinter sich die Treppe hinauf. Im ersten Stock zog er einen Schlüssel hervor und schloss die Türe auf. “Herein mit dir.”

Elsa trat ein und sah sich neugierig um. Sie standen in einem schmalen Flur, in dem auch die Garderobe untergebracht war. Das Mädchen streifte ihre Straßenschuhe ab und nahm die Hausschuhe an, die Mario ihr entgegenhielt. Seine Tasche hatte er auf den Fußboden gestellt und dort an die Wand geschoben.

“Willst du gerne etwas trinken?”, fragte er und spielte mit seiner Kappe, die er in den Händen hielt und hin und her drehte

Seine Freundin, die sich wieder umgesehen hatte nachdem sie die Schuhe gewechselt hatte, richtete ihren Blick auf ihn und nickte.

“Sehr gerne.”

“Dann gehen wir einfach gleich in die Küche und holen uns etwas, das wir mit in mein Zimmer nehmen.”

Nachdem er seine Kappe auf die Garderobe gelegt hatte, ging Mario wieder voraus. Kaum dass man den Flur verließ, ging eine Türe nach rechts weg. In diese trat er ein und gleich darauf standen sie im Wohnzimmer, in dem auch ein Esstisch stand. Eine weitere Türe hinter dem Esstisch führte in die Küche, in die Mario zielgerichtet ging.

“Magst du gerne einen Tee?”, fragte er das Mädchen. Als dieses nickte, füllte er den Wasserkocher und schalt diesen an, anschließend holte er eine Kanne und zwei Tassen aus einem Hängeschrank und stellte alles auf ein Tablett. Interessiert beobachtete Elsa ihn dabei, wie er grünen Tee abmaß, diesen in einen Teebeutel gab, den er danach in die Kanne hängte und anschließend das kochende Wasser darüber goss.

“Du machst das wohl öfter”, sagte sie belustigt, als ihr klar war, dass er dies mit einiger Routine tat.

Mario sah zu ihr, der rote Schimmer auf seinen Wangen war gut zu erkennen.

“Ehrlich gesagt”, murmelte er und sah wieder in auf das Tablett vor sich, “mache ich mir oft einen Tee zum lernen … also … ja.”

Als er hörte, dass sie sich bewegte, sah er wieder hinter sich und drehte sich dann komplett um, da Elsa zu ihm getreten war. Sie stand direkt vor ihm und legte eine Hand auf seine Schulter, die sie ein wenig tiefer gleiten ließ und auf seinem Brustkorb liegen ließ, während sie ihn mit schräg gelegtem Kopf ansah.

“Weißt du, es ist schön, jetzt auch noch diese Dinge von dir kennen zu lernen. Ich will alles von dir wissen.”

Das Leuchten in ihren Augen und das sanfte Lächeln zeigten ihm, dass sie es ernst meinte. Mario legte seine Hand auf ihre an seiner Brust.

“Das ist schön. Und ich will dir alles zeigen.”

Das Lächeln vertiefte sich und sie verringerte den Abstand zwischen ihnen endgültig, um ihren Kopf anstelle ihrer Hand an seine Schulter zu legen.

“Das finde ich auch schön.”

Mario lächelte ebenfalls und legte beide Arme um Elsa, um sie fest an sich zu ziehen. Wie immer überkam ihn dieses wunderbare Gefühl, das sein Herz zum schneller schlagen brachte und dafür sorgte, dass er sie am liebsten nie wieder loslassen würde. Doch schließlich tat er es doch.

“Gehen wir gleich in mein Zimmer, ja?”, fragte er leise.

Als Elsa nickte, drehte er sich wieder herum, zog aus einem Schrank noch eine Packung Kekse und legte diese ebenfalls auf das Tablett, das er mit beiden Händen nahm.

“Dann komm wieder mit”, richtete er an seine Freundin und ging vor dieser durch eine zweite Türe, die direkt in den Flur führte, aus der Küche hinaus. Er wand sich nach rechts. Mit seinem Kopf deutete er hinter sich. “Da vorne haben meine Eltern noch ihr Schlafzimmer. Und das hier”, er ging zu einer Türe, die vor ihnen lag und öffnete diese mit dem Ellenbogen, “ist mein Zimmer.”

Er trat ein und ging zu seinem Schreibtisch, der in der hinteren, linken Ecke stand und stellte das Tablett mit dem Tee darauf ab. Dem Schreibtisch direkt gegenüber stand sein Bett, darüber hingen ein paar Hängeschränke. Vor dem Bett an der Wand, rechts von der Türe, stand ein schmaler, hoher Schrank. Diesem gegenüber, und damit direkt hinter der Türe, die er gerade geöffnet hatte, standen zwei Regale. In einem davon hatte er eine Musikanlage stehen, ansonsten auch noch Bücher, Spiele, was man eben so hatte.

“Es ist nicht besonders groß wie du siehst”, murmelte er und sah unsicher zu seiner Freundin, die ja schließlich ein vermutlich doppelt so großes Zimmer hatte.

“Ach, es reicht doch völlig aus”, erwiderte Elsa, die hinter ihm in das Zimmer getreten und die Türe wieder geschlossen hatte.

Erneut glitt ihr Blick neugierig durch den Raum, hier noch mehr, als durch den Rest der Wohnung, immerhin war das hier das Zimmer ihres Freundes. Sie trat zu Mario, der immer noch unsicher wirkte.

“Oh, das kenne ich doch.” Sie griff an ihm vorbei nach dem Bild, das auf dem Schreibtisch stand. Das alte Kickers-Bild, das noch in der Grundschule aufgenommen wurde, kurz bevor Mario auf die Mittelschule gewechselt hatte. Die Fußballer sahen darauf alle so jung aus, was kein Wunder war, immerhin war es vor vier Jahren aufgenommen worden.

“Gregor hat das auch noch bei sich im Zimmer stehen, wenn ich es richtig weiß”, erwiderte Mario leise.

“Richtig. Und das hier auch.” Sie deutete auf ein neueres Bild der Kickers, das auch erst ein paar Monate alt war.

Elsa lächelte und stellte das Bild zurück, als sie die Ecke eines weiteren Fotos erkannte, das unter einem Schulbuch lag.

“Was ist das?”, fragte sie und schob das Buch ein Stück zur Seite. Und kaum dass sie das Bild sah, wurde sie rot. Als sie hinter sich sah, erkannte sie, dass auch Mario hochrot war.

“Das … ähm … also …” Mario hatte beide Hände abwehrend vor sich gehalten.

“Ich … wusste garnicht, dass es ein Foto von uns beiden zusammen gibt”, sagte Elsa leise und sah auf das Bild, das sie nun in ihren Händen hielt. Sie saßen nebeneinander, sich zugeneigt auf einem Baumstamm und unterhielten sich lachend. Beide wirkten auf dem Foto gelöst und strahlten über das ganze Gesicht. Man konnte auf dem Bild erkennen, dass sie sich wohl fühlten bei- und miteinander. Man konnte auf dem Bild doch eindeutig erkennen, wie sie füreinander empfanden. Hatten das alle anderen auch gesehen? Elsas Herz machte einen nervösen Satz. doch sie freute sich sehr über das, was sie auf dem Foto sah.

“Ähm … ja … das … hat Daniel gemacht, als wir einen der Kickers Siege gefeiert hatten. Du warst damals auch dabei und wir haben uns da eine ganze Weile unterhalten. Und … ich glaube, dass er es mir in den Spind geschoben hat …, zumindest war es dort und seitdem .. naja … habe ich es hier ...”, erklärte Mario schüchtern.

Elsa legte es auf den Schreibtisch und streichelte nochmal mit ihren Fingerspitzen darüber. “Davon hätte ich auch gerne eines.”

Als sie nicht irgendwie sauer oder beleidigt reagierte, dass er ein Foto von ihr hatte, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch kein Paar gewesen waren, atmete er erleichtert aus.

“Vielleicht können wir Daniel irgendwann mal fragen, ob er dir noch einen Abzug davon machen kann.” Und wieder bekam er ein Lächeln geschenkt.

“Das wäre wirklich sehr schön.”

Sie ließ das Bild liegen und sah sich weiter um. Schließlich trat sie zu seinem Fenster.

“Du meintest damals, dass du auch auf deiner Fensterbank gerne nachdenkst. Also hier?”

Sie zeigte darauf und Mario hob erstaunt seine Augenbrauen. “Du hast dir das gemerkt?”

Sie legte ihren Kopf schräg und schmunzelte. “Wie sagst du es immer zu mir? Das solltest du eigentlich wissen.”

Das Schmunzeln zog sich auch über sein Gesicht. “Das wolltest du auch schon immer mal zu mir sagen, oder?”

Ein Kichern entfuhr ihr und sie nickte. “Ja, das wollte ich. Schön, dass es endlich mal geklappt hat.”

Auch Mario lachte leise. “Das glaube ich dir. Und ja, das ist die Stelle.”

“Darf ich auch mal?”, erklang Elsas Stimme.

“Natürlich.” Mario nickte und griff nach der Klinke des Fensters, um dieses zu öffnen.

Als es offen war, ging Elsa dorthin und sah neugierig nach draußen. Sie erkannte das Gitter, das vor dem Fenster angebracht war und sozusagen ein Fallschutz war.

“Ah, da unten ist der Eingang zur Apotheke, oder?”, fragte sie, als sie die Straße und die Mauer gegenüber erkannte. Außerdem konnte man von hier aus das Apothekenschild an der Hauswand erkennen.

“Genau. Der Haupteingang des Hauses ist auf der anderen Seite, da ist auch das Treppenhaus, durch das wir hier hochgekommen sind. Und das erreicht man eben auch durch den Hintertüre der Apotheke.”

Elsa nickte nachdenklich, ehe sie ihren Freund ansah und grinste.

“Du hast schon recht, besonders schön ist der Ausblick nicht, verglichen mit meinem.”

Er lachte auf. “Das stimmt wohl. Vielleicht sollte ich ab sofort zum nachdenken zu dir kommen. Wobei ich mir sicher bin”, er wurde ernst und sah sie an, “dass ich da viel zu abgelenkt bin, um groß nachdenken zu können. Oder eher, dass ich zuviel an etwas … jemand anderen denken muss.”

Die Wangen seiner Freundin färbten sich rot.

“Dann müssen wir vielleicht schauen, ob wir das auch anders hinbekommen”, murmelte sie leise.

“Also los, hoch mit dir.” Mario deutete auf die Fensterbank und versuchte so von der Situation abzulenken, was glücklicherweise auch funktionierte.

Gleich darauf saß Elsa auf der Fensterbank und sah hinaus. Sie versuchte alles aufzusaugen, was sie sah, alles aufzunehmen und zu wissen, wie sich Mario fühlte, wenn er hier saß. Mario selbst ließ sich auf den Rand seines Bettes sinken und beobachtete sie. Er war furchtbar aufgeregt und nervös. Sie war einfach hier, bei ihm, in seinem Zimmer. In dem Zimmer, in dem er schon so viel an sie gedacht hatte … und er würde sich niemals trauen, auszusprechen, an was er alles gedacht hatte, sie betreffend.

Nach ein paar Minuten verließ Elsa die Fensterbank wieder und schloss das Fenster. Sie sah zu Mario, der auf seinem Bett saß und überlegte sich, was sie tun sollte. Zögerlich ging sie zu ihm und setzte sich dann langsam neben ihn. Keiner von beiden sprach ein Wort, die ganze Atmosphäre war angespannt. Mario war nicht der einzige, der aufgeregt und nervös war, so ging es Elsa nämlich auch. Obwohl sie nun schon drei Wochen zusammen waren, waren sie noch selten nur zu zweit in einem Zimmer gewesen. Meist waren sie draußen zusammen unterwegs gewesen, spazieren, im Park, Eis essen und wenn sie bei Elsa zuhause gewesen waren, war dort meist Gregor und manchmal auch Conny dabei.

Aber hier, in diesem kleinen Zimmer, auf einem Bett … Sie fühlten sich beide sehr unsicher. Was sollten sie tun? Was sagen?

Es herrschte minutenlang Stille, die sehr angespannt wirkte. Irgendwann seufzte Mario laut auf, ehe er leise lachte.

“Oh man, was machen wir hier eigentlich?”

Elsas Kopf drehte sich mit großen Augen zu ihm.

“Was?”, fragte sie. Was meinte er? War irgendetwas schlecht oder falsch? Wollte er sie doch nicht hier haben? Doch allein durch seine nächste Aktion beruhigte er sie.

Seine Hand griff nach ihrer und schob seine Finger sanft zwischen die ihren. “Wir kennen uns jetzt schon so lange, haben schon so viel miteinander geredet und wissen doch auch einiges voneinander. Dann sollten wir das doch jetzt auch ohne Probleme schaffen, oder? Und zusammen sind wir auch schon drei Wochen. Warum sind wir so nervös? Also … zumindest bin ich nervös.”

Elsa blinzelte, dann lächelte sie und lehnte ihren Kopf sanft an seine Schulter. “Du hast vollkommen recht. Ich bin ehrlich gesagt auch nervös, keine Ahnung, warum, immerhin, du hast es ja selbst gesagt, kennen wir uns schon lange.”

“Ja, eben.”

Mario lachte leise und Elsa stimmte mit ein. Der Griff an ihren Händen verstärkte sich.

“Geküsst haben wir uns ja auch schon”, sagte Mario plötzlich.

Elsa hob ihren Kopf und sah ihm in die Augen. “Heißt das, dass du mich küssen willst?”

Seine Augen weiteten sich erschrocken. Was erwartete sie jetzt nach seiner Aussage? Dass er über sie herfallen wollte? Denn das wollte er doch gar nicht! Schnell schüttelte er seinen Kopf.

“Nein, nein!”

Er erkannte den Ausdruck, der sich über ihr Gesicht legte. Enttäuschung, Traurigkeit.

“Ach so …”, murmelte sie leise und drehte ihren Kopf zur Seite.

Da wurde ihm erst klar, was er gesagt hatte.

“Doch! Doch, natürlich will ich dich küssen!”, rief er laut auf.

Elsas Blick richtete sich wieder auf seinen und sie musterte ihn nachdenklich. Man konnte erkennen, dass sie nachdachte, dann holte sie tief Luft, wie als ob sie all ihren Mut zusammen nehmen musste.

“Warum tust du es dann nicht?”

Wieder weiteten sich Marios Augen. Mit so einer direkten Aussage, schon regelrecht Aufforderung, hatte er nicht gerechnet.

“Ähm …”

“Du musst natürlich nicht.” Und wieder war da diese Enttäuschung in ihrer Stimme.

“Aber ich will”, erwiderte Mario leise.

Und als Elsa nun wieder zu ihm sah, legte er eine Hand auf ihre Wange, beugte sich zu ihr und legte seine Lippen sanft auf ihre.

So saßen sie eine Weile da und küssten sich. Irgendwann schlang Elsa ihre Arme um Marios Nacken, um ihm noch näher zu sein. Er beugte sich weiter zu ihr und im nächsten Moment verlor er das Gleichgewicht und warf sie beide dadurch auf sein Bett. Er lag auf ihr und drückte ihren Oberkörper mit seinem Gewicht auf die Matratze.

“Ent-entschuldige”, stotterte er und wollte sich schnell aufrappeln, um von ihr herunter zu kommen.

Doch soweit ließ es Elsa gar nicht kommen. Ihr Griff um seinen Nacken festigte sich.

“Küss mich weiter”, hauchte sie ihm entgegen.

Mario erstarrte. Sein Blick lag auf dem Mädchen unter sich, dessen Wangen einen sanften Rotschimmer aufwiesen, deren Lippen ebenfalls rot waren und die ihn nun unter noch halb geschlossenen Augenlidern mit strahlenden Augen ansah.

“Bitte, Mario.”

Er musste lächeln. Sein Herzschlag ging so schnell und um ganz ehrlich zu sein, wollte er gerade eben auch nichts anderes. Daher beugte er sich wieder zu ihr, um sie erneut zu küssen.
 

~~~
 

Sie lagen in seinem Bett und küssten sich, ließen ihre Hände immer wieder über ihre Rücken und Seiten streicheln und wollten sich gar nicht mehr loslassen, als es plötzlich an der Türe klopfte und die Stimme von Chiyoko Hongo erklang.

“Mario, Elsa, es gibt in zehn Minuten Essen.”

Sofort saßen die beiden Jugendlichen aufrecht in Marios Bett.

“Was?”, brachte dieser ungläubig hervor. Sein Blick ging zu dem kleinen Wecker, der auf seinem Schreibtisch stand. Seine Eltern hatten doch angekündigt, erst in eineinhalb Stunden hochzukommen. Und tatsächlich zeigte die Uhrzeit an, dass seit dem Zeitpunkt bereits zwei Stunden vergangen waren. Seine Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, dass sie nun fast zwei Stunden knutschend auf seinem Bett verbracht hatten. Doch dann musste er lächeln. Es war unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen war, aber dass der Grund dafür war, dass sie zusammen und sich so nahe waren, war einfach wunderschön.

Kapitel 12

“Also dann bis morgen.” Mario verabschiedete sich von seinen Mannschaftskollegen und verließ den Clubraum, wie die letzten Wochen auch, an diesem Montag als erster.

“Bis morgen”, rief Kevin und hob eine Hand. Kaum dass die Türe ins Schloß gefallen war, sah er zu Christoph und Benjamin, die ihm unauffällig zu nickten und nach ihren Taschen griffen.

“Wir verabschieden uns dann auch mal”, sagte Christoph und machte einen Schritt auf die Türe zu.

“Bis morgen”, fügte Benjamin hinzu und folgte dem Verteidiger.

“Habt ihr auch noch was vor?”, fragte Gregor neugierig.

Sofort blieben die beiden stehen und wechselten einen schnellen Blick, ehe sie zu dem Fragesteller sahen.

“Ähm …”, murmelte Benjamin.

“Also …”, gab Christoph gleichzeitig von sich.

“Häh? Dürfen die nicht gehen, wenn sie wollen?”, richtete Kevin scharf an Gregor und sah diesen aus zu Schlitzen gekniffenen Augen an.

“Was?” Gregor erwiderte den Blick total verwundert. “Das meinte ich doch gar nicht, ich … ähm … war doch nur neugierig ...”

“Kevin, lass das!”, richtete Philipp an ihn und sah ihn streng an.

Der Angesprochene hob seine Augenbrauen. Normalerweise sprach Mario so mit ihm doch da ihm klar war, dass Philipp irgendwo ja recht hatte, hielt er den Mund, er wollte schließlich nichts verraten - sobald Gregor Bescheid wüsste, würde es auch Mario wissen.

“Schon gut, ne, wir ähm … wollten halt noch ein wenig …” Benjamin sah hilfesuchend zu Christoph.

“Reden!”, brachte dieser schnell hervor.

“Ach, klar, das ist immer gut. Also dann bis morgen”, erwiderte Gregor breit grinsend, während Benjamin seinen Kumpel mit leichtem Entsetzen ansah. Reden? Das klang so, als müssten sie jetzt über Gefühle sprechen. Bloß nicht!

“Also los, raus mit euch. Sonst schafft ihr es nicht mehr, ähm, miteinander zu reden”, wies Kevin sie an und deutete mit einer Hand zur Türe.
 

~~~
 

“Verdammt, wo ist er?” Christoph sah sich suchend um.

Er und Benjamin liefen, rannten regelrecht in die Richtung, von der sie ausgegangen waren, dass Mario dort entlang gelaufen war. Auch sein Begleiter sah sich um.

“Ich kann ihn nicht sehen”, keuchte er und drehte sich noch einmal im Kreis.

“Okay. Park oder Stadtmitte?” Es gab zwei Möglichkeiten, der sie nun nachgehen konnten.

Benjamin sah den anderen Verteidiger nachdenklich an.

“Park!”, entschloss er kurzerhand

“Gut.” Christoph nickte und gleich liefen sie beide wieder los.

Es konnte ja nicht sein, dass gleich der erste Observierung-Tag schief ging. Die anderen wären enttäuscht und Kevin würde ihnen eine Standpauke halten, dabei konnten sie ja überhaupt nichts dafür, dass sie Mario nicht rechtzeitig hatten folgen können, das war ja viel mehr Gregors Schuld. Aber diesem hätten sie auch nicht sagen können, dass sie Mario schnell folgen mussten, damit hätte er als dessen bester Freund sicherlich ein Problem gehabt und es diesem höchst vermutlich auch erzählt.

“Da, schau!” Christoph war abrupt stehen geblieben und griff nach Benjamins Oberarm, um diesen ebenfalls zum Stehen bleiben zu zwingen. Mit seiner freien Hand zeigte er auf den Gesuchten. Mario stand ein ziemliches Stück von ihnen entfernt auf dem Weg im Park, eigentlich konnte man ihn gerade noch an seiner grünen Kappe ausmachen, zum Glück trug er diese immer. Doch das war nicht das, weshalb Christoph so aufgeregt war, nein, das lag daran, dass ihr Kapitän gerade ein Mädchen umarmte.

“Kannst du sie erkennen?”, fragte Benjamin, der ebenso aufgeregt wirkte. Das war die Entdeckung! Und auch der Beweis dafür, dass Kevin recht gehabt hatte! Mario verschwand nur deshalb so früh, weil er ein Mädchen traf.

“Nein … Meinst du, das ist Elsa?” Christoph trat einen weiteren Schritt in die Richtung, in die Mario gegangen war.

“Also … das Mädchen hat zumindest braune Haare … aber … hat sie nicht meist einen Zopf? Haben wir sie schon mal anders gesehen?” Benjamin runzelte nachdenklich seine Stirn. Er hatte Gregors Schwester und gar nicht heimliche Schwärmerei ihres Kapitäns gerade nicht anders im Kopf.

“Sie sind einfach zu weit weg! Warum dreht sie sich nicht um?” Christoph versuchte das Mädchen, das mit dem Rücken zu ihnen stand und dessen braune Haare bis in die Mitte des Rückens fielen, zu erkennen. Doch dazu waren Mario und dieses doch zu weit weg.

“Oh nein, sie gehen!” Benjamin lief ein paar Schritte in die Richtung, da Mario und das Mädchen ihre Hände miteinander verschränkt hatten und nun davon liefen.

Christoph seufzte auf. “Okay, sagen wir es mal so. Wir haben zumindest den Beweis, dass es tatsächlich ein Mädchen ist, mit dem Mario sich trifft. Aber wir wissen nicht, wer es ist.”

Benjamin nickte. “Ja … schade, es ärgert mich, dass wir nicht schneller waren.”

“Noch schneller? Hätten wir Gregor weg tackeln sollen?” Christoph hob seine Augenbrauen, woraufhin sein Kumpel grinste.

“Sieh es so - es wäre gutes Training gewesen, da wäre Mario sogar stolz auf uns.”

Christoph lachte laut. “Da hast du recht. Na gut, dann mache ich mich jetzt auch auf den Nachhauseweg. Wir sehen uns heute Abend.”

Benjamin hob seine Hand. “Ja, bis heute Abend.”
 

~~~
 

Die Sonne ging bereits unter, als sich das Observierungs-Team an ihrem Trainingsplatz im Park traf. Alle Kickers, außer eben Mario und Gregor, waren da, zumindest fast alle anderen. Sie saßen auf dem Geländer und davor auf dem Boden in einem großen Kreis.

Kevin, der als Rädelsführer mehr oder weniger die Leitung der Aktion übernommen hatte, tigerte hin und her. Wo blieben Benjamin und Christoph nur? Die beiden waren heute doch diejenigen, die etwas zu erzählen hatten. Und er hoffte sehr, dass sie auch etwas zu berichten hatten und Mario nicht verpasst hatten, nur weil Gregor mal wieder neugierig gewesen war. Das wäre sowas von ärgerlich. Da kamen sie endlich die Treppe hinauf.

“Da seid ihr ja!”, begrüßte er sie schlecht gelaunt.

“Ähm, ja, hallo”, erwiderte Christoph die Begrüßung.

“Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?”, fragte Benjamin.

Der Angesprochene stemmte seine Fäuste in die Hüfte.

“Laus? Sicherlich nicht! Ihr! Ihr beiden! Wo wart ihr bitte? Wir waren verabredet! Schafft ihr es nicht, einfach pünktlich zu sein?”

“Also der ist wirklich schlecht gelaunt?”, murmelte Daniel leise neben Tommy. Der nickte.

“Ich glaube, jetzt verstehe ich Mario ein wenig, dass der meckert, wenn wir zu spät kommen. Und der ist ja noch relativ freundlich zu uns, wenn man ihn mit mit Kevin jetzt vergleicht.”

Nun nickte der Jüngere. “Du hast vollkommen recht.”

Beide richteten ihre ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen vor ihnen.

“Also los, jetzt erzählt endlich!” Anscheinend war Kevin nicht der Einzige, der es nicht abwarten konnte, was das heutige Observations-Team gesehen hatte beziehungsweise, ob sie überhaupt etwas gesehen hatten, denn gerade war es Philipp gewesen, der die Frage gestellt hatte.

“Also”, Christoph und Benjamin, die sich ebenfalls gesetzt hatten, wechselten einen Blick, ehe sie ihre Freunde ansahen, “wir haben Mario noch gesehen, allerdings nur vor weitem.”

“Mensch Christoph, sprich weiter!” Jeremy beugte sich ungeduldig nach vorne.

“Lass dir nicht alles einzeln aus der Nase ziehen!” Auch Charlie beugte sich nach vorne.

“Entschuldigt.” Der Angesprochene zog seinen Kopf ein. “Also ja, wir haben Mario noch gesehen. Und Kevin hatte recht, er hat sich tatsächlich mit einem Mädchen getroffen!”

Lautes Raunen erklang.

“Ich habe es euch doch gesagt”, rief Kevin laut und wirkte sehr selbstzufrieden.

“Und? Habt ihr sie erkannt? War es Elsa?”, fragte Tino aufgeregt.

Benjamin hob seine Schultern. “Leider nicht. Also ich meine, dass wir sie leider nicht erkannt haben, sie waren zu weit weg. Dass wir Mario erkannt haben lag auch nur an dessen Kopfbedeckung, die hat ihn ja geradezu herausgehoben unter den Menschen im Park.”

“Aber denkt ihr, dass es Elsa sein könnte?”, fragte Philipp nach.

“Hmm … vielleicht, schwer zu sagen. Also das Mädchen hatte auch braune Haare, dementsprechend könnte es schon Elsa gewesen sein. Sie stand die ganze Zeit mit dem Rücken zu uns, dazu noch die Entfernung.” Benjamin runzelte nachdenklich seine Stirn.

“Sie sah aber irgendwie nicht wie Elsa aus”, fügte Christoph hinzu. “Ihr kennt Elsa doch. Sie trägt ihre Haare meistens zu einem Zopf. Das Mädchen, das Mario getroffen hat, der gingen die Haare bis ungefähr hierhin …” Er versuchte mit seiner Hand auf seinem Rücken die Länge der Haare anzudeuten.

“Habt ihr sie mal von vorne gesehen? Also das Gesicht?”, fragte Jeremy.

“Nein, überhaupt nicht. Sie stand wirklich die ganze Zeit mit dem Rücken zu uns.” Benjamin zuckte mit den Schultern.

“Und was haben die beiden gemacht? Meint ihr, die haben sich nur so getroffen oder geht da mehr?”, fragte Daniel neugierig.

“Also sie haben sich gerade umarmt, als wir sie gesehen haben, wie lange weiß ich gar nicht. Und als sie sich getrennt haben, scheinen sie aber noch nahe beieinander gestanden zu haben”, antwortete Christoph.

“Ja, und als sie dann weitergelaufen sind, haben sie Händchen gehalten”, fügte Benjamin hinzu.

“Warum habt ihr nicht geschaut, dass ihr näher hingekommen seid um das Ganze besser zu erkennen?”, fragte Kevin missmutig.

“Dann hätte Mario uns sicher gesehen!” Benjamin funkelte seinen Mannschaftskollegen an.

“Wir hätten gar nicht weiter aufschließen können. Er stand da so auf dem Weg, wie stellst du dir das vor?” Auch Christoph klang alles andere als begeistert auf Kevins Aussage.

“Dann hättet ihr einfach besser Schritt halten sollen!”, zischte dieser.

“Wie das denn? Wir sind ja froh, dass wir ihn überhaupt noch gesehen haben! Er hatte einfach schon einen guten Vorsprung!” Benjamin sprang auf und ballte seine Hände zu Fäusten.

Auch Kevin sprang auf und tat das Gleiche. “Warum habt ihr das nicht hinbekommen? Ihr hättet Mario direkt folgen sollen!”

“Das hatten wir auch wollen, konnten es aber nicht, wie du selbst weißt. Was hätten wir machen sollen? Gregor einfach weg tackeln?”

“Vielleicht!”, knurrte Kevin als Antwort.

“Du hast sie ja nicht mehr alle!”

“Nein, du hast sie nicht mehr alle!”

Um die beiden herum hielten alle anderen die Luft an. Das schien zu eskalieren, damit hatten sie nicht gerechnet.

“Hey, nicht streiten! Das war heute doch nur der erste Tag unserer Observierung”, erklang Saschas Stimme und sofort drehten sich diesem alle Köpfe zu. “Wir sollten Mario einfach nochmal verfolgen und schauen, ob wir das Mädchen erkennen können. Christoph und Benjamin haben ihre Sache gut gemacht. Sie können beide nichts dafür, dass Gregor sie aufgehalten hat, das sollte man ihnen nicht zum Vorwurf machen. Und sie haben ja etwas herausgefunden, das ist ja schon viel mehr, als wenn sie gar nichts gesehen hätten.”

Kevin löste die Fäuste und sah den ihm Gegenüberstehenden entschuldigend an.

“Sascha hat ja recht”, murmelte er, “entschuldigt bitte. Hättet ihr ihn nicht gesehen, wüssten wir ja noch gar nicht, dass es tatsächlich wegen einem Mädchen ist. Und ihr habt ja auch beobachten können, dass es wohl was ernsteres zu sein scheint und nicht nur, dass er irgendeine Bekannte trifft oder so.”

Benjamin, der ebenfalls entspannter da stand sowie Christoph nickten.

“Danke”, sagte ersterer leise.

“Und ob es doch Elsa ist, sehen wir einfach beim nächsten Mal”, entschied Kevin kurzerhand. “Am Donnerstag laufe ich ihm nach. Wer will mit?”

Charlie und Jeremy wechselten einen Blick, dann hoben sie gleichzeitig ihre Hände. “Wir!”, erklang einstimmig.

Kevin nickte zufrieden und grinste. “Sehr schön.” Er rieb sich die Hände. “Mach dich auf was gefasst, Käpt´n! Dieses Mal werden wir schon sehen, mit wem du dich so durch die Gegend treibst!”
 

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Elsa stand im Park und wartete nervös auf ihren Freund. Was würde dieser wohl sagen, wenn er sie gleich sehen würde? Vermutlich würde er sie für verrückt bezeichnen, zumindest tat sie selbst es. Warum hatte sie es nicht geschafft, nein zu sagen, als ihre Freundinnen auf diese Idee gekommen waren? Sie hatte es zwar versucht, aber sich nicht wirklich durchsetzen können. Und das hatte sie nun davon. Da konnte sie Mario auch schon erkennen, der angejoggt kam, auf seinem Gesicht ein breites Lächeln. Und kaum dass sie ihn sah, machte ihr Herz einen Satz und auch sie konnte nicht anders, als zu lächeln.

“Hallo”, begrüßte er sie, als er vor ihr zu stehen kam.

“Hallo Mario”, erwiderte sie die Begrüßung.

“Was ist das denn? So habe ich dich ja noch nie gesehen, also mal abgesehen außerhalb deines oder meines Zimmers in den letzten Wochen.”

Seine Hand ging zu dem Schirm der Kappe, die sie auf ihrem Kopf trug. Er ließ die Hand wieder sinken und legte sie stattdessen auf Elsas Seite, um sie sanft in seine Arme zu ziehen und sie an sich zu drücken. Elsa erwiderte die Umarmung und schmiegte sich an ihn. Es war einfach schön, ihm so nahe sein zu dürfen.

“Das … ähm …”, murmelte sie und sah zur Seite, als Mario die Umarmung wieder löste und sie neugierig ansah.

“Ja?”, fragte er, als sie nicht weitersprach.

Sie holte tief Luft und sah ihn ernst an. “Du musst mir versprechen, nicht zu lachen!”

Einen Moment runzelte er seine Stirn, dann nickte er.

“Natürlich.”

Elsa schloss ihre Augen, dann griff sie nach der Kappe und zog sich diese vom Kopf. Ihre Haare, die sie darunter verborgen hatte, fielen ihr nun über die Schulter. Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie ihren Freund unsicher an und erkannte, wie dieser sie betrachtete, in seinem Blick war die Überraschung zu erkennen.

“Also, was denkst du?”, fragte sie, als er nichts sagte. Er streckte daraufhin seine Hand aus und nahm eine Haarsträhne von ihr zwischen seine Finger.

“Also das ist was anderes und sehr ungewohnt. Aber es sieht nicht schlecht aus. Ich könnte mich daran gewöhnen.”

Sofort schüttelte Elsa ihren Kopf. “Das musst du nicht. Meine Freundinnen haben gemeint, dass sie das bei mir ausprobieren wollen und ich habe mich nicht vehement genug gewehrt.”

Mario lachte leise auf und beugte sich zu ihr. “Du siehst gut aus. Ich mag dich sonst auch sehr gerne, natürlich, aber das hier ist auch hübsch.”

Und noch ehe Elsa etwas erwähnen konnte, drückte Mario ihr einen schnellen und leichten Kuss auf die Lippen, ehe er sich wieder aufrichtete und ihr eine Hand entgegen hielt.

“Sollen wir gehen?”
 

~~~
 

Ein paar Meter weiter saßen Kevin, Charlie und Jeremy hinter einem Busch und beobachteten ihren Kapitän mit großen Augen. Was passierte hier?

“Ähm, haben Christoph und Benjamin nicht gemeint, dass Mario am Montag ein braunhaariges Mädchen getroffen haben?” Charlie, der links von Kevin auf dem Boden kniete, sah seinen Bruder und seinen Kumpel an. Jeremy, auf Kevins rechter Seite, nickte langsam.

“Das habe ich auch im Kopf”, murmelte er.

“Leute, das ist doch eindeutig kein braun!”

Kevin schüttelte ungläubig seinen Kopf und deutete auf das Mädchen, das mit dem Rücken zu ihnen stand. Auch sie drei hatten, obwohl sie Mario eigentlich auf den Fuß gefolgt waren, keinen Blick auf das Gesicht des Mädchens werfen können. Wer hatte auch gedacht, dass ihr Kapitän direkt, nachdem er das Schulgelände verlassen und davor eigentlich genug Sport gemacht hatte, losjoggen würde? Aber anscheinend hatte er es eben eilig gehabt.

“Sie gehen”, sagte Jeremy.

“Ach man, ich habe nichts erkennen können, ihr?” Charlie sah die beiden neben sich an.

Beide schüttelten ihre Köpfe.

“Außer eben, dass Mario sich mit einem Mädchen getroffen hat, wie am Montag schon. Und das das eindeutig nicht Elsa ist.”

“Nein, wirklich nicht.” Jeremys Stimme konnte man die Enttäuschung anhören.

Und man konnte sie allen dreien auch ansehen, als sie Mario und dem schwarzhaarigen Mädchen hinterher sahen, das dessen Hand hielt.

Kapitel 13

“Wie, es war nicht Elsa?” Sascha blickte Kevin ungläubig an.

Sie hatten sich an diesem Abend wieder getroffen, um zu besprechen, was Kevin und die Zwillinge heute herausgefunden hatten, als sie Mario gefolgt waren. Doch was diese erzählten, hatte sie schockiert.

“Seid ihr wirklich sicher, dass das Mädchen schwarze Haare hatte, mit dem Mario weggelaufen ist?”, fragte Christoph nach.

“Denkst du wir sind blind?”, zischte Kevin ihn an.

“Ja, war sie”, antwortete Charlie im Gegensatz zu diesem ganz ruhig.

“Also das Mädchen, mit dem er sich am Montag im Park getroffen hat, hatte aber eindeutig braune Haare”, erwiderte Benjamin, nachdem er einen Blick mit Christoph gewechselt hatte.

“Sie hatte aber eindeutig schwarze Haare, das war nicht falsch zu erkennen”, sagte Jeremy.

“Lange schwarze Haare. Das kann gar nicht Elsa gewesen sein. Die hätten wir doch erkannt”, fügte Charlie seinem Zwillingsbruder hinzu.

“Habt ihr ihr Gesicht gesehen?”, fragte Tino neugierig.

“Ähm …” Kevin kratzte sich am Hinterkopf und sah zur Seite, um niemanden ins Gesicht sehen zu können. “Also … ehrlich gesagt, nein”, murmelte er.

“Wir haben sie nur von hinten gesehen.” Charlie zuckte mit seinen Schultern,

“Ach man …”, murmelte Daniel.

“Mach es doch besser!” Jeremy funkelte ihn wütend an.

“Ja, war ja nicht böse gemeint.” Daniel hob abwehrend seine Hände.

Kevin sah den Jüngsten ihrer Gruppe an. “Daniel, du folgst Mario am Montag.” Er sah in der Runde herum. “Wer geht mit ihm mit?”

Sascha hob seine Hand. “Ich gehe mit.”

“Super, dann rocken wir das am Montag.” Daniel grinste ihn an.

“Das machen wir.” Sascha nickte entschlossen.

Langsam kam Aufbruchsstimmung in die Runde und die ersten standen bereits auf, um nach Hause zu gehen.

“Hmm … ich muss noch etwas anmerken”, meinte Philipp nachdenklich, woraufhin sich dem Jungen alle Blicke zuwanden.

“Was hast du noch?”, fragte Tommy.

Philipp sah auf. “Findet ihr es nicht seltsam, dass sich Mario anscheinend mit zwei verschiedenen Mädchen getroffen hat? Das ist doch nicht unser Kapitän. Und noch schlimmer, keine von ihnen scheint Elsa gewesen zu sein und wir wissen doch alle, wie sehr er sie eigentlich mag.”

Auf diese Aussage herrschte Stille und einen Moment sagte keiner von ihnen etwas. Langsam ließen sie sich alle wieder auf den Boden sinken.

“Du … du hast recht”, murmelte Tino ungläubig.

“Seid ihr euch sicher, dass Mario mit dem jeweiligen Mädchen mehr hatte, als dass sie sich einfach nur so getroffen haben, freundschaftlich?” Philipp sah von Kevin und den Zwillingen zu Christoph und Benjamin, immerhin hatten diese Mario bisher als einzige mit einem Mädchen gesehen.

“Also ich würde schon sagen, dass da mehr war. Ich meine, die haben Händchen gehalten.” Benjamin verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper.

“Und er hat sie umarmt. Aber spätestens das Händchen halten … ihr kennt Mario doch, der macht das nicht einfach nur so.”

“Also das Mädchen heute hat Mario sogar geküsst!”

Erneut herrschte Stille und alle sahen Jeremy ungläubig an.

“Er … Mario hat das Mädchen … geküsst?”, fragte Daniel mit weit aufgerissenen Augen.

Kevin nickte. “Ja, hat er. Also scheint da auf jeden Fall mehr zu gehen.”

“Also heißt das im Umkehrschluss”, murmelte Sascha und schüttelte seinen Kopf, “dass Mario tatsächlich …”

“Ja, anscheinend. Unser Kapitän scheint tatsächlich zwei Mädchen am Start zu haben.” Tommy blinzelte ungläubig.

“Das … also das kann ich mir gar nicht vorstellen. Das ist doch nicht unser Kapitän.” Christoph zog seine Augenbrauen zusammen.

“Naja, vielleicht hat es ja auch eine gute Erklärung. Vielleicht war er Montag noch mit der einen zusammen und jetzt eben mit der anderen.” Sascha sah fragend zwischen seinen Freunden umher.

Kevin schüttelte unwirsch seinen Kopf. “Auch das ist nicht unser Kapitän.”

“Da hast du natürlich recht. Am Montag folgen Daniel und Sascha Mario und dann sehen wir erstmal weiter. Mehr werden wir so jetzt nicht herausfinden.”

Alle nickten zu Philipps Worten. Und damit war wohl der Schlusspfiff gegeben, denn nun standen sie auf und machten sich auf den Weg nach Hause.
 

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Mario warf einen Blick über seine Schulter. Er fühlte sich irgendwie beobachtet und das bereits, seit er die Schule verlassen hatte. Doch jedes Mal, wenn er sich umdrehte, sah er niemanden. Was war das nur? Er konnte nicht einmal mehr zählen, wie oft er sich umgedreht hatte, als er im Park ankam. Doch kaum als er das Mädchen sah, das dort auf ihn wartete, schob er alles nach hinten und er musste einfach lächeln.

“Hallo Mario”, begrüßte sie ihn, als er bei ihr ankam.

“Hallo du”, erwiderte er die Begrüßung. Doch dabei blieb es nicht, er griff nach ihr und zog sie kurzerhand in seine Arme. So wollte er sie am liebsten immer bei sich haben. Sie erwiderte die Umarmung und so standen sie ein paar Minuten da und hielten sich fest. Als sie sich wieder voneinander lösten, griff Mario nach einer ihrer Haarsträhnen, die inzwischen einen dunklen Braunton angenommen hatte.

“Das Schwarz wäscht sich doch relativ schnell raus, ich bin gespannt, wann du deine normale Haarfarbe wieder hast.”

Elsa nickte. “Ich auch. Das nächste Mal renne ich einfach schnell weg, wenn eine der Mädels mit einer Tönung auf mich zukommt.”

Mario lachte auf. “Ach, mit schwarzen Haaren hast du mir auch gefallen. Wahrscheinlich”, verschmitzt grinsend beugte er sich nahe zu ihr, “wirst du mir mit jeder Haarfarbe gefallen.”

Sie legte ihren Kopf schräg und erwiderte sein Grinsen. “Das bin ich froh zu hören.”

“Ich werde es dir gerne immer und immer wieder sagen.” Er zwinkerte ihr zu, dann runzelte er jedoch seine Stirn und drehte sich zur Seite.

“Was ist los?”, fragte seine Freundin und legte ihre Hand auf seine Brust. Mario sah sie wieder an.

“Ach, ich weiß nicht so recht. Irgendwie habe ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber da ist niemand.”

“Wie meinst du das?” Elsa blinzelte verwirrt.

“Seit ich die Schule verlassen habe, denke ich irgendwie, da ist jemand hinter mir. Aber immer, wenn ich schaue, ist da nichts und niemand. Daher scheine ich es mir nur einzubilden.” Er sah wieder zur Seite und erstarrte im nächsten Moment, dann griff er nach Elsa und zog sie zur Seite. “Okay, vergiss es, ich habe mir nichts eingebildet.”

“Was meinst du jetzt damit?” Das Mädchen wollte ebenfalls in die Richtung schauen, in die Mario gesehen hatte, der hinderte sie allerdings daran.

“Dahinten ist Sascha. Ich weiß nicht, wer bei ihm dabei ist, aber ich glaube, er ist nicht allein. Nein, dreh dich nicht um”, hielt er sie erneut auf.

“Meinst du, er hat uns gesehen?” Elsa sah ihren Freund fragend an, der langsam nickte.

“Ich gehe davon aus, ich weiß nicht, ob er dich erkannt hat. Komm, gehen wir lieber.”

Er griff nach ihrer Hand und zog sie kurzerhand mit sich.

“Und jetzt?”, fragte Elsa, als sie in Richtung von Marios Zuhause liefen.

“Ich bin gespannt, ob Sascha morgen etwas sagen oder mich auf dich ansprechen wird.” Mario zuckte mit seinen Schultern. “Und dann sollten wir es ihnen vielleicht doch bald mal erzählen.”

Die neben ihm Laufende lachte auf. “Ich finde es sowieso immer noch erstaunlich, dass du ihnen so lange nichts von uns beiden erzählen wolltest.”

Der Junge neben ihr griff nach dem Schirm seiner Kappe und zog diese tief in sein Gesicht.

“Ich wollte es halt noch für mich behalten und mir nicht irgendwelche Sprüche der Jungs anhören. Du kennst sie doch auch, da sind sie nicht ruhig. Und du kennst vor allem Kevin, der wird auch seinen Spaß daran haben, mich aufzuziehen.”

Als Elsa einfach stehen blieb, musste auch Mario gezwungenermaßen stehen bleiben.

“Ist es für dich so schlimm, dass sie von uns wissen? Ich dachte …”

Sie zog ihre Hand aus seinem Griff und schlang ihre Arme stattdessen um ihren Oberkörper. Marios Herzschlag stockte, als er ihren Blick sah. Sofort trat er vor sie und legte beide Hände auf ihren Oberkörper.

“Nein! Nein, das ist es wirklich nicht, Elsa. Es ist einfach nur … ich wollte …”

“Ja?” Fragend sah sie ihn an.

“Ich … ich wollte einfach nicht, dass sie sich darüber lustig machen und mich aufziehen”, murmelte Mario, “das hier … ich weiß nicht, ob mir schonmal etwas ernster war, als das mit dir. Das will ich auf keinen Fall riskieren.”

Ihre Augen weiteten sich auf diese Aussage. Mario, der ernste Junge, der mit Herz, Verstand und Seele für den Fußball eintrat, der es im Fußball so weit gebracht hatte, mit der Mannschaft, die er in der Grundschule gegründet hatte und die er, mit Gregors Hilfe, voran gebracht hatte und dem bisher nichts über die Kickers gegangen war, sagte ihr hier, in diesem Augenblick, dass sie ihm wichtiger war, als der Fußball. Ihr Herz machte einen Satz und sie schlang ihre Arme um seinen Hals und hüpfte ihm nächsten Moment an ihm hoch. Perplex schlang er seine Arme um sie, um sie nicht fallen zu lassen. Kurz schwankte er noch, dann hatte er sein Gleichgewicht wieder gefunden. Und schon in der nächsten Sekunde spürte er ihre Lippen auf seinen. Nicht lange, nur kurz, dann waren sie schon wieder weg.

“Du bist mir auch wichtiger als alles andere”, hauchte sie leise gegen seinen Mund.

Ein Lächeln erschien dort.

“Das ist gut”, erwiderte er, dann legte er seine Lippen wieder auf ihre. Langsam ließ er sie heruntersinken, löste den Kuss aber nicht. Als er es dann doch tat, griff er wieder nach ihrer Hand.

“Lass uns gehen”, gab er leise von sich. “Ich würde davon gerne noch mehr haben.”

Elsas Wangen färbten sich rot, dann kicherte sie. “Das ist gut, denn”, sie sah ihn mit funkelnden Augen an, “ich auch gerne.”
 

~~~
 

“Gregor, hast du nachher noch einen kurzen Moment für mich?”

Der Angesprochene drehte sich zu seinem besten Freund herum und sah ihn verwundert an, ehe er nickte. “Klar doch, für dich immer, weißt du doch, Käpt´n.” Er stellte seinen Fuß auf den Fußball vor seinen Füßen und mit einem kurzen Tritt hatte er diesen vor sich in die Luft befördert, um mit beiden Händen danach zu greifen. "Aber jetzt, Käpt'n, jetzt hau ich dir den rein!"

Mario grinste breit. "Du hast keine Chance, keine einzige!"
 

~~~
 

"Also Mario, was ist los?" Gregor trat neben seinen besten Freund und lehnte sich mit seinem Rücken an den Spind, direkt neben den, in dem Mario gerade herum wühlte.

Der Angesproche sah sich noch mal in Raum um, doch es waren nur noch sie beide da.

"Du musst mir einen Gefallen tun, Gregor", richtete er an diesen.

"Klar, tue ich. Was willst wissen? Elsa mag ziemlich viel. Mit einem Picknick würdest du ihr sicher eine Freude machen. Oder die mag diese kleinen Dinger da zum essen. Irgendwas europäisches oder so. Makos? Nein, Markos? Nein, ähm, äh, ja Macorons. Die sind echt lecker. Ansonsten … "

"Es geht nicht um deine Schwester, Gregor", unterbrach Mario ihn und griff dann an seinen Hinterkopf, "okay, doch schon irgendwie, aber …"

Gregor legte seinen Kopf verwundert schräg. "Häh? Was willst du dann von mir?"

Mario seufzte auf. "Kannst du dich bei den anderen mal umhören, ob die wissen, dass ich mit Elsa zusammen bin? Oder einfach nur, ob die davon ausgehen, dass ich eine Freundin habe?"

Der Gefragte war zwar verwundert, zuckte aber mit den Schultern. "Mache ich, kein Problem. Aber sagst du mir, warum?"

Er folgte seinem besten Freund und setzte sich neben diesen auf die Bank, die an der Wand stand.

"Du weißt ja, dass ich es bisher für mich behalten habe, dass Elsa und ich zusammen sind."

"Ja, du hattest keine Lust auf die Sprüche."

"Richtig", antwortete Mario. Gregors Antwort klang so unbekümmert, er schien es zu verstehen und kein Problem damit zu haben. "Naja, auf jeden Fall haben Elsa und ich uns gestern wie jeden Montag im Park getroffen. Es war irgendwie seltsam, ab dem Zeitpunkt, an dem ich die Schule verlassen habe, habe ich mich beobachtet gefühlt. Und im Park habe ich dann Sascha gesehen, der sich hinter einem Busch versteckt oder es zumindest versucht hat. Ich bin mir nicht sicher, ob er allein war oder noch jemand dabei war, einer der anderen und ich dachte, vielleicht spricht mich heute jemand darauf an, dass ich mich mit Elsa oder zumindest einem Mädchen getroffen habe, aber es kam nichts und jetzt würde es mich interessieren, ob es nur Zufall war, dass Sascha auch im Park war. Würdest du da mal unauffällig nachhaken?"

Gregor nickte und winkte ab. "Klar, mache ich. Ich gebe mein Bestes."

"Danke dir, Gregor." Mario wirkte erleichtert.

"Doch nicht dafür. Nach der Erzählung bin ich jetzt auch gespannt, was da dahinter steckt. Aber vielleicht, hmm …"

"Was ist los?", fragte Mario, als sein bester Freund plötzlich nachdenklich wirkte.

"Ich weiß nicht, ob das Sinn ergibt, aber die anderen waren in letzter Zeit irgendwie öfter komisch. Und … das könnte halt passen, sind in der letzten Woche schon immer welche von den anderen relativ schnell nach dir gegangen, gerade an den Tagen, an denen du dich mit Elsa getroffen hast. Und es war auch öfter so, dass welche von denen miteinander gesprochen haben und wenn ich dazu gekommen bin, haben sie ganz schnell wieder aufgehört. Vielleicht hängt das ja zusammen."

Mario runzelte seine Stirn.

"Okay, jetzt will ich erst recht, dass du ihnen auf den Zahn fühlst. Ich habe das Gefühl, da steckt tatsächlich mehr dahinter."

Gregor nickte. "Das habe ich jetzt auch, Käpt'n."

Die beiden sahen sich an und in ihren Augen spiegelte sich Entschlossenheit.

Kapitel 14

Am nächsten Tag hatte Gregor vor umzusetzen, was er mit Mario besprochen hatte. Und um ganz ehrlich zu sein, er war inzwischen sehr neugierig, ob tatsächlich etwas dahinter steckte, dass die anderen Kickers in letzter Zeit so seltsam waren. Daher nutzte er das Training an diesem Abend und ließ sich zu Sascha zurückfallen, während sie am Strand mit ihren Fußbällen laufen waren.

“Hey Sascha”, richtete er an diesen.

“Hey … Gregor …”, keuchte der Junge.

Er war sehr viel fitter, als früher, war auch schlanker als damals, trotzdem war er immer noch der Rundlichste der Gruppe und auch der Langsamste.

“Alles klar bei dir?”, fragte Gregor, der währenddessen den Fußball vor seinen Füßen hin und her tanzen ließ.

“Ja”, antwortete Sascha, während er sich weiter darauf konzentrierte, den Fußball vor seinen eigenen Füßen zu behalten.

Gregor dachte währenddessen darüber nach, wie er es anstellen konnte, seinen Nebenmann danach zu fragen, ob dieser etwas von Marios Freundin wusste. Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Marios Freundin … Elsa, seine, Gregors, Schwester … Wie er zu Mario gesagt hatte, vor einigen Wochen, kurz vor dessen und Elsas erstem Date, er freute sich darüber, dass die beiden zueinander gefunden hatten. Mario war der beste und auch zuverlässigste Kerl, den er kannte und damit auch der beste Freund, den Elsa haben konnte. Zudem war es auch toll, Zeit mit beiden gemeinsam zu verbringen.

“Hast du eigentlich eine Freundin?”, platzte es aus ihm heraus.

Anscheinend war das nicht die beste Frage gewesen, denn alles was er anschließend hörte, war ein lautes und erschrockenes Einatmen, ein “Was?” und das Geräusch eines dumpfen Aufpralls, da Sascha über seine eigenen Füße gestolpert war und sich in den Sand gelegt hatte. Sofort blieb Gregor stehen und lief zu ihm, um sich neben ihm hinunter zu beugen.

“Sascha, alles in Ordnung?”, rief er besorgt.

Der rappelte sich auf und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. “Ähm … ja, doch …”

Gregor legte seinen Kopf schräg. “Aber das ist jetzt nicht passiert, weil ich dich gefragt habe, ob du eine Freundin hast, oder?” Sascha lief knallrot an und der Mittelstürmer hob seine Augenbrauen. “Deshalb? Wirklich?” Als schlimm hatte er die Frage nun wirklich nicht empfunden, wobei, vermutlich war sie wirklich nicht besonders subtil gewesen. Aber etwas anderes war ihm auf die Schnelle nicht eingefallen.

“W-wie k-kommst d-du d-denn d-darauf?”, stotterte sein Freund.

“Also nicht?”, fragte Gregor und bekam darauf nur ein Kopfschütteln, ein ziemlich wildes, als Antwort.

“Schade. Und einer der anderen?” Gregor war zufrieden, das war doch eine gute Überleitung gewesen. Einer der anderen Kickers, das schloss ihren Kapitän, seines Zeichens auch sein bester Freund, eindeutig ein und darauf könnte Sascha doch antworten.

“Nicht dass ich wüsste”, murmelte dieser, während er nach seinem Fußball griff, der bei seinem Sturz davon gerollt und zu dem er gerade gelaufen war.

“Wirklich niemand? Kevin? Charlie oder Jeremy? Christoph? Mario vielleicht?” Nun wurde er verwundert angesehen.

“Mario? Das solltest du wenn dann doch sowieso du wissen, du bist doch sein bester Freund!”

Gregor zuckte mit seinen Schultern. “Vielleicht weißt du ja mehr als ich.”

Sascha runzelte seine Stirn und er sah den Mittelstürmer nachdenklich an. “Also … ich weiß jetzt nicht so richtig, ob er eine … oder mehrere Freundinnen hat …”

Nun hoben sich Gregors Augenbrauen. “Mehrere Freundinnen?”

Die Augen seines Gegenübers weiteten sich entsetzt und er fuchtelte abwehrend mit beiden Händen vor sich durch die Luft. “Das … so habe ich das … gar nicht gemeint! Ähm, also wenn … Mario mag doch deine Schwester, oder? Wenn da was ist, solltest du das wissen! Aber … vielleicht mag er auch jemand anderen? Oder mehrere? Was weiß ich! Ich … ich habe keine Ahnung! Und … warten die anderen nicht schon längst auf uns? Wir müssen!”

Und dann stürmte Sascha los, so schnell, wie er vermutlich noch nie zuvor gelaufen war. Einfach nur, um Abstand zwischen sich und Gregor zu bekommen, um sich nicht noch mehr zu verquatschen. Die anderen, und allen voran Kevin, würden ihm den Hals umdrehen, wenn das passieren und Mario so Wind von der Sache bekommen würden. Es war schlimm genug, dass Mario ihn und Daniel am Montag eventuell gesehen hatte. Doch das hatten sie beide den anderen erstmal verschwiegen, vor allem da sie sich gar nicht sicher gewesen waren, ob Mario sie tatsächlich gesehen hatte. Da ihr Kapitän aber bis heute kein einziges Wort erwähnt hatte, gingen er und Daniel eher nicht davon aus. Also Glück im Unglück und damit war es richtig gewesen, den anderen nichts zu sagen und jedes Anmotzen damit zu vermeiden.

Gregor hingegen sah dem Flüchtenden verwundert hinterher. Was war das jetzt gewesen? Und was war das für eine Aussage gewesen? Mehrere Mädchen? Wie kam Sascha denn auf so eine Idee? Nein, damit hatte er sicherlich nur aussagen wollen, dass Mario vielleicht doch auf einen anderen Typ Mädchen als Elsa stehen würde … doch das tat er ja eindeutig nicht. Den Elsa war das einzige Mädchen, das Mario jemals interessiert hatte und es war schön, dass die beiden endlich ein Paar waren. Gregor zuckte mit seinen Schultern, lief zu seinem eigenen Fußball und dribbelte mit diesem den anderen Kickers hinterher, um wieder aufschließen zu können.
 

~~~
 

“Bis morgen dann.”

“Machts gut!”

“Wir sehen uns.”

Nach und nach verabschiedeten sich alle und liefen die Treppe im Park hinunter, nachdem das Training geendet hatte.

“Bis morgen”, verabschiedete sich auch Mario und schloss zu seinem besten Freund auf, der auf ihn wartete.

Sie machten sich gemeinsam auf den Weg und als er sich sicher war, dass keiner ihrer Freund mehr in der Nähe war, sah Gregor den neben ihm Laufenden an.

“Also ich habe Sascha darauf angesprochen, ob er weiß, ob du eine Freundin hast, hat sich ganz gut ergeben. Ob das jetzt wirklich unauffällig war, weiß ich nicht, aber zumindest kann ich dir sagen, dass Sascha wohl von nichts weiß, zumindest hat er so getan.”

“Oh, danke dir Gregor, da warst du ja wirklich schnell, ich habe dich ja erst gestern darum gebeten, dich mal umzuhören”, erwiderte Mario überrascht.

Gregor winkte ab. “Ich wollte es ja auch wissen. Aber Mario …”

“Ja?”, fragte dieser.

“Also er hat zwar gesagt, er wüsste von nichts, aber er war komisch. Er meinte, dass er nicht weiß, ob du eine Freundin hast oder mehrere.” Gregor zuckte mit seinen Schultern. “Keine Ahnung, was Sascha damit gemeint hat. Vielleicht, dass du auf einen anderen Typ von Mädchen als meine Schwester stehst oder so, ich habe wirklich gar keine Ahnung, warum er so eine Aussage gebracht hat. Hast du eine Idee?”

Da sie die Treppe bereits vor einigen Metern hinter sich gebracht hatten, ließ Gregor den Fußball regelrecht um sich herum tanzen, während sie den Weg entlang liefen. Sein bester Freund runzelte die Stirn.

“Nein, ich habe wirklich keine Ahnung, was Sascha damit sagen wollte. Außer, hmm, vielleicht …”

“Was denkst du?” Gregor sah ihn fragend an, woraufhin er seinen verpasste, der gleich darauf neben ihm auf dem Boden landete.

Mario griff nach dem runden Leder , der bis zu ihm rollte und hob ihn auf. Nachdenklich drehte er ihn anschließend zwischen seinen Händen hin und her.

“Was, wenn sie Elsa nicht erkannt haben? Du weißt selbst, wie sie in den letzten Tagen ausgesehen hat.” Als Gregor auf diese Aussage eine Augenbraue hob, wurde Mario bewusst, wie der Satz auch geklungen hatte, wie als ob er Elsa komisch gefunden hätte. Er riss seine Augen auf. “Sie sah natürlich gut aus! Die ganze Zeit über!”

Sein bester Freund lachte laut auf. “Tut mir leid, aber diese Steilvorlage musste ich wirklich ausnutzen. Ich weiß schon, wie du das gemeint hast. Also ja, durch die Haarfarbe könnte es wirklich sein, dass sie sie nicht erkannt haben, je nachdem, ob sie ihr Gesicht gesehen haben.”

Erleichtert atmete Mario aus.“Weißt du was?” Er warf Gregor den Fußball wieder zu, den dieser mit der Brust annahm und ihn dann auf seinem Knie hoch und runter springen ließ.

“Was?”

“Ich werde einfach mal weiter abwarten. Entweder wissen sie etwas oder eben nicht. Und vermutlich werden wir es bald einfach öffentlich bekannt machen, das sollte das kleinste Problem sein. Ich muss es vorher nur mit Elsa besprechen, was sie darüber denkt, allein kann ich diese Entscheidung nicht treffen.”

Gregor ließ den Fußball auf den Boden fallen und stellte einen Fuß darauf.

“Das klingt gut, Käpt´n. Mach das mal und ich werde auch Augen und Ohren offen halten, vielleicht erfahre ich ja noch etwas.”

“Das wäre tatsächlich nicht schlecht. Und ich treffe mich morgen ja auch mit Elsa, dann werde ich mit ihr reden, wann wir es den anderen erzählen, dass wir”, Marios Wangen färbten sich leicht rot und ein Lächeln trat unbewusst auf seine Lippen, “zusammen sind.”

“Wie lange jetzt schon?”, fragte Gregor neugierig nach.

“Fünf Wochen waren es am Montag!”, brach es wie aus der Pistole geschossen aus Mario heraus.

“Vielleicht ist es dann wirklich mal an der Zeit. Du weißt, wie sehr die sich alle freuen werden, dass ihr zusammen seid. Also, keine falsche Scheu, junger Mann.”

Gregor klopfte ihm auf die Schulter, ehe er wieder losging, den Fußball zu seinen Füßen.

Mario lachte auf.

“Da wirst du wohl recht haben. Und ich bin gespannt, ob bis zu dem Zeitpunkt, an denen Elsa und ich es ihnen erzählen werden, noch irgendetwas kommt oder ob sie überrascht sein werden.”

“Dazu würde ich mal sagen, musst wohl du dich überraschen lassen.” Gregor zwinkerte seinem besten Freund los und erntete wieder ein lautes Lachen.
 

~~~
 

Bereits am nächsten Tag war Mario wieder mit Elsa verabredet. Natürlich trafen sie sich auch noch öfter als nur zwei Mal pro Woche, aber Montags und Donnerstags hatten sie beide am späten Nachmittag keine Termine mehr, wogegen an den anderen Tagen Mario meist bis Abends Training hatte. Daher hatten sie diese beiden Tage fest ausgemacht und trafen sich auch drumherum und am Wochenende. Sie wollten soviel Zeit wie möglich miteinander verbringen.

“Hallo hübsche Frau”, begrüßte er seine Freundin mit einem breiten Lächeln. “Du siehst ja wieder wie gewohnt aus.”

“Nicht wahr?” Elsa lächelte breit und beugte sich zu ihm, um ihm unter dem Schirm seiner Kappe in die Augen sehen zu können. “Ich glaube, meine natürliche Haarfarbe mag ich einfach lieber.”

Ihr Freund legte ihr eine Hand auf den Kopf und zuckte mit seinen Schultern. “Du gefällst mir, egal wie.”

Wieder lachte sie auf und legte ihre Arme um seinen Nacken. Dabei sah sie über seine Schulter und erstarrte gleich darauf, ehe sie ihre Augenbrauen hob und Mario erneut ansah.

“Also … zu deinem Verfolgt-Gefühl vom letzten Mal …”

“Ja?”

“Dahinten versuchen Tommy und Tino sich zu verstecken. Und noch jemand von deinen Jungs, den ich gerade nicht erkennen kann, da er hinter einem Baum steht.”

Marios Hände, die auf ihrer Hüfte lagen, festigten ihren Griff.

“Was?”, brachte er hervor.

“Ja. Und jetzt?” Sie sah ihn fragend an.

Ihr Freund seufzte auf, legte seinen Kopf in den Nacken und sah zum Himmel hinauf.

“Diese Jungs!” Er senkte seinen Kopf wieder und schüttelte ihn. “Wir machen nichts, ganz einfach. Wobei ich jetzt fest davon ausgehe, dass es doch kein Zufall war, dass Sascha am Montag im Park war.”

Elsa sah kurz an ihm vorbei, ehe sie nickte. “Das glaube ich auch, denn die versuchen ganz eindeutig, dich zu beobachten. Warum sollten sie sich sonst da hinter den Bäumen und Büschen zu verstecken zu versuchen?” Sie sah ihrem Freund wieder in die Augen. “Mario, falls ihr irgendwann anstelle von Fußball Verstecken spielen solltet, solltest du das mit ihnen vorher wirklich gut üben, denn sie sind verdammt schlecht darin.”

Ein Lachen entkam dem vor ihr Stehenden. “Natürlich, Frau Managerin.”

Elsa hob ihre Augenbrauen, ehe sie ihm ihre Hand auf die Brust schlug, während sie ebenfalls lachen musste. “Tja, wenn ich als Managerin das Wort habe, dann muss ich das wohl viel öfter ergreifen.”

Mario beugte sich zu ihr hinunter und blieb nur Zentimeter mit seinen Lippen vor ihren stehen. “Ich gehe fast davon aus, dass ich fast alles tun werde, was du mir sagst.”

Elsas Hände wanderten zu seinem Nacken zurück.

“Hmm … da fällt mir doch einiges ein.”

Marios Griff um ihre Hüfte festigte sich erneut und er musste schlucken. Die Bilder, die jetzt durch seinen Kopf schossen, das war sicherlich nicht das, was Elsa gemeint hatte, soweit waren sie noch lange nicht … und doch …

“O-okay”, stotterte er.

Sie legte ihren Kopf schräg und sah ihn nachdenklich an. “... will ich wissen, was du gerade denkst?”

Und nun färbten sich seine Wangen rot. “Das … weiß ich nicht”, murmelte er leise.

Sie kicherte erneut leise. “Vielleicht fangen wir klein an, mit etwas zu trinken und vielleicht einem Kuss.”

Mario zog sie etwas enger an sich. “Da bin ich dabei”, antwortete er leise.

Elsa ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken. “Das ist gut.”

“Ja, ist es.”

Sie schwiegen einen Moment, dann hob Elsa ihren Kopf wieder und sah erneut über Marios Schulter zu der Stelle, an der Marios Verfolger standen und sich versteckten, beziehungsweise es immer noch versuchten. Mario sah verwundert auf seine Freundin in seinem Arm hinunter, als sie sich plötzlich versteifte.

“Also … der dritte ist Philipp und er hat mich gerade eindeutig angesehen und erkannt”, erklang Elsas Stimme. Sie sah ihrem Freund in die Augen. “Und jetzt?”

Mario löste seine Umarmung und schob seine Hand in ihre. “Jetzt gehen wir, komm mit.”

Und dann ging er einfach los. Elsa drehte sich kurzerhand mit dem Oberkörper nach hinten und winkte den Kickers noch einmal zu, ehe sie ihren Schritt ebenfalls beschleunigte und neben Mario entlang ging.

Tino, Tommy und Philipps Blicke folgten dem Paar mit weit aufgerissenen Augen.

“Also das …” Tommy schluckte.

“... war eindeutig Elsa”, beendete Tino seinen Satz.

Philipp nickte. “Und das bedeutet, dass alles viel schlimmer ist, als wir bisher gedacht haben.”

Kapitel 15

“Heute war es Elsa.”

Diese Botschaft brachte alle anwesenden Kickers zum verstummen. Sie saßen wieder im Kreis auf ihrem Trainingsplatz im Park. Philipp griff nach seiner Brille und zog sie von seiner Nase, um sie anschließend mit zuhilfenahme seines Pullovers zu putzen, ehe er sie wieder aufsetzte und seine Freunde beobachtete, wie diese auf seine Nachricht reagierten.

“Ich weiß, das ist eine dumme Frage, aber seid ihr euch wirklich ganz sicher, dass es Elsa war?”, fragte Charlie.

Tino runzelte seine Stirn. “Natürlich! Wir kennen sie schließlich auch schon lange.”

“Ja, richtig. Und außerdem hat sie uns zugewunken, sie hat uns gesehen und auch erkannt”, fügte Tommy hinzu.

“Sie hat euch gesehen?” Benjamins Stimme klang schockiert.

“Ja”, erwiderte Tino kleinlaut.

“Anscheinend hatten wir uns nicht gut genug versteckt”, erklärte Philipp und setzte sich aufrecht hin. “Aber egal ob sie uns gesehen hat oder nicht, es war eindeutig Elsa.”

“Und wie hat Mario darauf reagiert?”, fragte Christoph. Der Verteidiger sah seinen Kollegen an.

Dieser bewegte sich einen Moment nicht, ehe er langsam seinen Kopf schüttelte. “Das war irgendwie seltsam. Er hat sich nicht einmal umgedreht, stattdessen hat er Elsas Hand gegriffen und sie einfach mit sich gezogen. Nur Elsa hat nochmal kurz nach hinten gesehen und uns zugewunken.”

“Er hat gar nicht nach euch gesehen?”, fragte Kevin, der sehr nachdenklich wirkte.

“Ja, das ist richtig. Er hat uns nicht einen Blick geschenkt”, antwortete Tommy auf die Frage.

“Das ist seltsam. Wäre es nicht eine normale Reaktion, dass man sich eben auch umdreht um nachzuschauen, wenn man hört, dass da Menschen stehen, die man kennt?” Kevin runzelte seine Stirn.

“Eigentlich schon, murmelte Jeremy.

“Aber was gäbe es für eine Erklärung, dass er das nicht macht?”, fragte Tino.

“Wenn er nicht will, dass wir ihn tatsächlich von Angesicht zu Angesicht sehen sollten”, murmelte Philipp und sah nachdenklich in die Mitte des Kreises.

“Das denke ich auch”, stimmte Benjamin zu und griff nachdenklich mit einer Hand nach seinem Kinn.

“Aber warum nicht? Was sollte der Grund dafür sein, dass er niemanden von uns sehen will? Was er mit Elsa macht, dass er auf und davon läuft?”, fragte Christoph.

“Eine Erklärung wäre es, dass er weiß, dass wir wissen, dass er sich die letzten Tage mit mehreren Mädchen getroffen hat als mit ihr und dass er nicht wollte, dass sie es erfährt”, schlussfolgerte Philipp.

“Aber woher sollte er wissen, dass wir wissen, dass er sich mit mehreren Mädchen getroffen hat?”, fragte Jeremy.

“Das könnte er doch nur wissen, wenn er uns gesehen hat, wie wir ihn beobachtet haben …”, überlegte sein Bruder.

“Ähm …”, murmelte Sascha und sah betroffen auf den Boden.

Sofort richtete sich Kevins Blick auf ihren Auswechselspieler. “Sascha! Was willst du damit sagen? Hat Mario euch etwa gesehen?”

“Das … das wollten wir doch gar nicht”, murmelte dieser.

“Es war wirklich ein Versehen! Wir haben uns gerade verstecken wollen. Und eigentlich dachten wir, er hätte uns vielleicht gar nicht gesehen, immerhin hat er seither kein Wort zu uns gesagt und irgendwie dachten wir, er würde uns vielleicht darauf ansprechen, was wir im Park gemacht haben.” Daniel verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper.

“Verdammt! Ihr hattet nur eine einzige Aufgabe! Ihr solltet dafür sorgen, dass Mario euch nicht entdeckt, ihn beobachten und herauszufinden, ob er sich eben mit einem Mädchen trifft. Seid ihr zu blöd, euch zu verstecken? Es lag sicherlich an Sascha! Daniel ist schließlich klein, der kann sich hinter jeden Busch oder Baum stellen ohne entdeckt zu werden. Aber Sascha, der bräuchte fünfzig Bäume!” Kevin fuchtelte wütend mit seinen Fäusten in der Luft herum.

“Lass ihn in Ruhe! Jeder von uns hätte entdeckt werden können”, ging Benjamin dazwischen.

“Richtig, wir wurden ja auch gesehen”, murmelte Tommy.

“Weil ihr eben auch …”

Noch ehe Kevin den Satz beenden konnte, war Philipp aufgestanden und sah ihn mit zu Fäusten geballten Händen an.

“Besser du sprichst diesen Satz nicht zu Ende!”, zischte er.

Kevin schloss seine Augen zu Schlitzen und sah den Brillenträger an. Man konnte ihm ansehen, dass er das Für und Wider abwog, ehe er langsam nickte und sich nach hinten lehnte. Ein Streit brachte sie jetzt tatsächlich nicht weiter und ehrlich gesagt war er gerade auf jemand anderen viel mehr wütend. Er holte tief Luft, ehe er einen nach dem anderen ansah.

“Okay, lassen wir das, aber sehe ich es richtig, dass Mario in dieser und letzter Woche, Elsa heute mit eingeschlossen, vier verschiedene Mädchen getroffen hat? Und das sind ja nur die, von denen wir mitbekommen haben, keine Ahnung, wie lange er das schon macht und was er sonst noch am Laufen hat.”

Es herrschte Stille, in der alle verarbeiteten, was Kevin gerade ausgesprochen hatte.

“Sind wir sicher, dass er sich mit allen vieren, also die, die wir gesehen haben, zu mehr getroffen hat, als nur zum reden?”, fragte Jeremy.

“Naja, er hat mit ihnen Händchen gehalten, sie umarmt, das eine Mädchen geküsst”, murmelte Daniel.

“Es hat nicht den Anschein gegeben, als wären die nur Freunde oder so”, meinte Tommy.

“Und wir haben niemanden von den Mädchen erkannt, außer eben Elsa heute?”, fragte Kevin weiter. Die Antwort war nur das Nicken der Anwesenden. “Und Mario hat tatsächlich niemals etwas gesagt, oder? Also dass er ein Mädchen trifft, Elsa, eine andere … Dass er eine Freundin hat oder sowas?”, lautete die nächste Frage ihres aktuellen Anführers.

“Ehrlich gesagt”, gab Sascha leise von sich und sofort sahen ihn alle an. Der dicke Junge wurde rot im Gesicht, als alle Blicke auf ihn gerichtet waren. “Ähm, gestern kam Gregor auf mich zu und er hat gefragt, ob ich wüsste, ob Mario eine Freundin hat.”

“Häh? Wenn, dann sollte das doch er selbst als bester Freund wissen”, krähte Charlie.

“Das habe ich ihm auch gesagt. Vor allem”, Sascha runzelte nachdenklich seine Stirn, “sollte es doch auch am ehesten Gregor wissen, wenn Mario sich mit dessen Schwester trifft.”

“Da hast du vollkommen recht.” Christoph nickte.

“Außer eben, Mario will eben nicht, dass Gregor es weiß. Denn wenn er sich eben mit mehreren Mädchen trifft, dann sollte Gregor eben nicht wissen, dass Elsa nur eine von vielen ist.” Kevin schwieg einen Moment und sah zu Boden. Als er wieder aufsah, war Wut in seinem Blick zu erkennen und auch in seiner Stimme zu hören, als er weitersprach. “Ich verurteile es! Ich verurteile es zutiefst, dass Mario mehrere Mädchen hintergeht! Aber Elsa, sie ist unsere Freundin! Und ich werde es ziemlich sicher nicht zulassen, dass er sie so betrügt und verletzt! Und daher…” Er stand auf und ballte erneut seine Hände zu Fäusten.

Alle Blicke waren auf ihn gerichtet und alle warteten erstaunt, was er nun sagen würde.

“Ich werde ihn zur Rede stellen und dafür sorgen, dass dieses falsche, hinterhältige und betrügerische Verhalten nicht weitergehen wird!”

Ein Raunen erklang, erst leise, dann immer lauter. Alle sprangen auf und stimmte ihm zu, ermutigten ihn und feuerten ihn an. Kevin hatte nämlich vollkommen recht! So konnte und durfte das nicht weitergehen! Kein Mädchen hatte so etwas verdient. Und Elsa erst recht nicht!
 

~~~
 

“Hier.” Mario stellte eine Tasse Tee vor Elsa auf den kleinen Tisch vor dem Sofa.

“Danke dir.”

Das Mädchen sah zu ihrem Freund auf und lächelte ihn an. Er erwiderte das Lächeln und setzte sich neben sie auf das Sofa. Er hob einen Arm und sofort schmiegte sie sich an ihn.

“Also …”, gab er zögernd von sich.

“Ja?”, fragte Elsa ihn.

“Nachdem die Kickers wohl Bescheid wissen, dass wir beide zusammen sind, sollten wir es dann vielleicht wirklich offiziell machen”, sagte Mario.

Elsa sah auf. “Das denke ich auch. Außer du willst es ihnen vielleicht gar nicht sagen.” Sie griff an seiner Brust nach seinem T-Shirt und rollte es zwischen ihren Fingern hin und her.

Mario griff nach ihrer Hand und schloss seine darum.

“Es ist nicht so, dass ich dich verheimlichen will, auf keinen Fall. Aber ich weiß, was für Sprüche die Jungs, allen voran Kevin bezüglich dir schon die letzten Jahre gebracht haben, in denen wir bisher noch gar nicht zusammen waren, ich befürchte stark, dass die Sprüche nur noch fieser werden könnten.”

Elsa seufzte auf, ehe sie sich aus seiner Umarmung befreite und sich aufrecht hinsetzte.

“Kannst du das nicht ab? Was ist dir wichtiger? Wie deine Jungs reagieren oder mit mir zusammen zu sein?”, fragte sie geradeheraus.

Marios Gesichtszüge erstarrten, ihm wurde jetzt erst bewusst, was er durch sein Zögern, die Beziehung seinen Freunden mitzuteilen, irgendwie aussagte.

“Das … das habe ich so gar nicht gemeint”, rief er erschrocken.

Sie legte ihren Kopf schräg. “Ach ja?”

Sofort legte er eine Hand auf ihre Wange. “Habe ich wirklich nicht, keine Sekunde lang. Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Und ja, es ist blöd gewesen, dass ich es nicht gleich von Anfang erzählt habe, es tut mir leid, wenn ich dir das Gefühl gegeben habe, dass ich dich verheimlichen wollte, so war es nicht gemeint.”

Als seine Freundin nun kicherte, blinzelte er erstaunt. Elsa streckte sich zu ihm und blieb mit ihrem Gesicht nur ein paar Zentimeter von seinem entfernt.

“Du Dummerchen”, sagte sie und legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel, “ich weiß doch, wie du das gemeint hast, immerhin haben wir darüber gesprochen und sozusagen gemeinsam dafür entschieden, dass wir unsere Beziehung erst noch für uns behalten wollen.”

Man konnte Mario die Erleichterung ansehen, die ihn überkam. Seine Hand auf ihrer Wange strich nach unten und blieb auf ihrer Schulter liegen.

“Und was denkst du dann jetzt darüber?”

Elsa rutschte noch ein kleines Stück näher zu ihm. “Sag es ihnen einfach, raus damit. Dann kann ich dich bald auch offiziell abholen, meinen festen Freund.”

Ein Lächeln erschien auf den Zügen ihres Gegenübers und auch er beugte sich näher zu ihr, sodass sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Ihr Herz machte einen Satz und ihr wurde ganz kribbelig. Sicherlich würde er sie gleich küssen und das Gefühl, dass sie dabei immer empfand, liebte sie.

“Dann sollte ich das doch machen. Immerhin bin ich ganz schön stolz darauf, dass ich diese wundervolle und wunderschöne Person als meine feste Freundin bezeichnen darf.”

Auf dieses Kompliment färbten sich Elsas Wangen rot. Mario senkte seinen Kopf noch weiter, jetzt waren es nur noch Millimeter zwischen ihren Lippen.

“Dann ist das doch entschieden”, murmelte Elsa.

“Mhm ... “, erwiderte Mario noch, dann streckte Elsa sich das letzte Stück und ihre Lippen berührten sanft seine.

Marios Arm wanderte zu ihrer Hüfte, zog sie an sich, während ihre Lippen sich erkundigten, sie den Kuss intensivierten. Elsas Arme legten sich um seinen Nacken und so saßen sie lange Zeit auf dem Sofa. Es war unglaublich, sich so nahe zu sein, die Gefühle, das Herzklopfen, das ausgelöst wurde. Und vor allem war es schön, dass sie das mit genau der Person erlebten, die sie sich dafür gewünscht hatten. Doch irgendwann trennten sie sich auch wieder voneinander, zumindest ihre Lippen. Elsa schmiegte sich wieder an Mario, der seinen Arm fest um sie legte und sie eng an sich zog.

“Okay, ich sage es ihnen morgen”, beschloss er kurzerhand. “Ich werde ihnen sagen, dass du und ich zusammen sind.”

Elsas Hand wanderte wieder auf seine Brust und begann erneut, mit ihren Fingern mit dem Stoff seines T-Shirts zu spielen.

“Hmm, ich hätte morgen Nachmittag doch auch frei. Was hältst du davon, wenn ich dazu komme und wir es ihnen gemeinsam sagen?”

Mario lächelte. “Sehr viel. Das fände ich wirklich schön.”

“Gut.” Elsa sah auf. “Dann komme ich morgen zu dir an die Schule.”

“Wann willst du denn kommen?”, fragte er seine Freundin.

“Zeitlich könnte ich zu Beginn eures Trainings kommen. Ich denke, das mache ich auch, ich habe euch schon ganz schön lange nicht mehr beim Training zugesehen.”

“Das würde mich wirklich freuen.” Marios Hand wanderte streichelnd über Elsas Oberarm.

“Du gibst dir ja sicherlich noch mehr Mühe, wenn ich da bin um nicht schlecht dazustehen, oder?” Elsa zwinkerte ihm zu.

Daraufhin lachte er auf. “Weißt du, ich gebe mir sowieso Mühe, immer, egal ob beim Spiel oder beim Training, aber wenn du da bist”, erneut beugte er sich zu ihr hinunter, “dann ist es noch einmal eine andere Herausforderung, immerhin will ich vor dir ja nicht schlecht dastehen.”

Ein Lachen erklang von dem Mädchen in seinem Arm. “Du wirst vor mir niemals schlecht dastehen, dafür bedeutest du mir viel zu viel.”

Seine Stirn legte sich an ihre. “Ich glaube, du könntest mir niemals zu viel bedeuten.”

Elsa schloss ihre Augen. “Du mir auch nicht, das mit uns beiden”, sie öffnete ihre Augen wieder, um ihn direkt ansehen zu können, “ist genauso wie es ist richtig, da gibt es kein zuviel oder zu wenig. Du und ich”, ihre Hand legte sich auf seine Wange, “wir beide sind so genau richtig zusammen.”

“Du sagst es.” Marios Hand legte sich auf ihre und dann beugte er sich wieder zu ihr und küsste sie erneut.

Kapitel 16

Und wieder lag ein Lächeln auf Marios Zügen, als er die Türe zu ihrem Clubraum öffnete. Bald würde Elsa hierher kommen und dann würden sie es seiner Mannschaft, seinen Freunden sagen, dass endlich das eingetreten war, was sie alle sich schon lange wünschten, das wusste er und daher war seine Laune einfach nur unglaublich gut.

“Entschuldigt bitte, dass ich zu spät bin, ich musste noch …”, begann er und brach abrupt ab, als er seine Freunde ansah. Er runzelte seine Stirn. “Was … ist los?”, fragte er zögernd.

Sie alle sahen sehr … unzufrieden? aus. Schon fast wütend. Seine Mannschaft war vollzählig versammelt, alle hatten bereits ihre Trikots angezogen und standen beieinander. Als er hereingekommen war, hatten sich alle Blicke auf ihn gerichtet. Warum starrten ihn alle nur so finster an? Er war doch nur ein paar Minuten zu spät. Er sah zu seinem besten Freund, der auf der Bank an der Seite saß und stellte fest, dass doch nicht alle so finster dreinblickten. Tatsächlich sah Gregor so verwundert und verwirrt drein, wie er sich fühlte. Da trat Kevin nach vorne, seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkt und sah ihn derart wütend an, dass Mario sich wirklich unwohl fühlte.

“Mario!”, knurrte der Junge. “Wir haben mit dir zu reden!”

Der Angesprochene runzelte die Stirn erneut und nickte.

“Na klar, was gibt es?”, fragte er zögerlich.

Kevin deutete mit seinem Kopf zu Marios Spind. “Zieh dich an und dann sehen wir uns draußen auf dem Platz.”

Und damit ging er an seinem Kapitän vorbei und gleich darauf folgten ihm die anderen. Mario bekam einen wütenden Blick nach dem anderen ab und gleich darauf waren nur noch er und Gregor in ihrem Clubraum. Er sah seinen Freunden hinterher und blinzelte verwirrt, ehe seinen Blick auf seinen besten Freund richtete.

“Hast du irgendeine Ahnung oder Idee, was das gerade eben war?”

Der Jüngere schüttelte seinen Kopf. “Nein, keine. Wirklich überhaupt keine. Was war das bitteschön?”

Mario ging zu seinem Spind. “Das frage ich mich ganz ehrlich auch. Aber gut, wir werden es ja gleich erfahren.”

Gregor stand auf. “Hast du irgendetwas angestellt, Käpt´n?”

Der zog sich gerade sein T-Shirt über den Kopf und griff nach seinem Trikot. “Nicht, dass ich wüsste. Außer eben, sie nehmen mir übel, dass ich ihnen nichts davon erzählt habe, dass ich mit deiner Schwester zusammen bin. Hat sie dir gestern eigentlich noch erzählt, dass wir von Philipp, Tino und Tommy gesehen wurden?”

Die Augen des Jüngeren weiteten sich erstaunt. “Was? Nein, hat sie mir nicht erzählt. Sie haben euch echt gesehen?”

Mario nickte, während er auch noch seine Hose wechselte. “Ja. Also anscheinend war es eindeutig kein Zufall, dass Sascha am Montag im Park waren. Und da waren die drei gestern auch, sie haben versucht sich zu verstecken, waren aber nicht sonderlich gut darin, so dass Elsa sie gesehen hat.”

“Okay. Aber es hat doch niemand etwas zu dir gesagt, oder?”

Nun schüttelte Mario seinen Kopf und griff währenddessen nach seinen Stulpen und Stollenschuhen. Er setzte sich auf die Bank und begann, diese anzuziehen.

“Nein. Vielleicht kommt das ja jetzt. Aber warum sind sie so wütend? Du kannst mir nicht wirklich erklären, dass sie wütend sind, weil ich es ihnen bisher nicht erzählt habe.”

Auch Gregor schüttelte seinen Kopf. “Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Sie werden sich sicherlich freuen, etwas anderes fällt ich mir nicht ein.”

Mario seufzte und stand auf. Sein nächster Griff ging zu seiner Kappe, die er auf seinen Kopf setzte. Anschließend nahm er seine Handschuhe in eine Hand.

“Na gut, gehen wir und stellen uns dem Ganzen, beziehungsweise ich stelle mich dem Ganzen. In ein paar Minuten wissen wir mehr.”

Gregor folgte ihm zur Türe. “Du weißt, ich stehe voll hinter dir.”

“Ich weiß. Danke dir.”
 

Ein paar Minuten später standen sie auf dem Fußballplatz, wo ihre Mannschaftskollegen aufgereiht standen. Mario hatte das Gefühl, regelrecht gegen eine Wand aus Wut und Ablehnung anzulaufen. Erneut trat Kevin ihm entgegen, seine Hände zu Fäusten geballt.

“Käpt´n!”, gab er laut von sich.

“Was ist?”, fragte dieser und blieb einen Meter von ihm entfernt stehen, Gregor neben sich.

“Mario, wir wissen, was du getan hast und ich, nein, wir alle, sind schwer von dir enttäuscht. Das hätten wir niemals von dir erwartet! Und ehrlich gesagt, ich spreche jetzt nur für mich, aber ich bin mir sicher, dass es den anderen auch so geht, ich bin verdammt wütend auf dich! Schlimm genug, was du hier abziehst, schlimm genug, dass du so ein falsches Spiel spielst, aber dass du dieses Spiel nun auch mit Elsa abziehst, das ist das Allerletzte. Dein Verhalten ist nicht in Ordnung, keiner Einzigen von ihnen gegenüber, aber spätestens mit Elsa hast du nun eine Grenze überschritten, die nie, niemals hätte überschritten werden dürfen. Sie ist unsere Freundin, jeder von uns mag sie, jedem ist sie wichtig. Und daher sind wir hier um dir zu sagen, dass es vorbei ist. Keiner von uns will mit so jemandem weiterhin in einer Mannschaft spielen!”

“Mario, was meint Kevin damit?”, fragte Gregor und griff nach der Schulter des neben ihm Stehenden, der Kevin mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.

Er war perplex, einfach nur überfordert. Was wollte Kevin ihm sagen? Was genau hatte er getan? Waren sie tatsächlich so wütend, weil er ihnen nichts von ihrer Beziehung gesagt hatte?

“Was ist denn hier los?”, erklang hinter ihm eine helle Stimme, die normalerweise sein Herz zum schneller Schlagen brachte. Doch jetzt gerade war er mit der Situation so überfordert, dass er einfach nur über seine Schulter blickte, ihr in die wunderschönen braunen Augen sah und seinen Kopf verwirrt schüttelte. Er wollte gerade ansetzen und etwas sagen, als Kevin an ihm vorbeilief. Verwundert sah er dem Mittelfeldspieler zu, als dieser zu Elsa trat und kurzerhand nach ihren Händen griff, die er in seine eigenen nahm.

“Elsa, es tut mir so leid”, brachte er hervor. Sie blinzelte ihn verwirrt an.

“Ich weiß, dass es dich vermutlich sehr treffen, vermutlich auch sehr verletzen wird und du sollst wissen, dass ich das nicht will, doch du bist meine, unsere Freundin und du hast es verdient, die Wahrheit zu wissen. Es kann nicht sein, dass du so im Ungewissen gelassen wirst, nein, es kann nicht sein, dass du so belogen und betrogen wirst, das hast du nicht verdient, das hat keine von euch verdient. Du hast so viel besseres verdient, jemanden, der dich von Herzen liebt und alles für dich tun wird. Ich bin mir sicher, dass diese Person da draußen ist und nur darauf wartet, dich endlich zu treffen. Doch, auch wenn es mir sogar schwer fällt, das zu sagen, denn ich hatte jahrelang darauf gehofft, dass das zwischen euch endlich passieren wird, umso schrecklicher finde ich, wie es jetzt ausgehen wird.”

Elsas Augen waren geweitet und immer wieder sah sie hilfesuchend zu ihrem Freund. Was wollte Kevin von ihr?

“Also Elsa, bitte glaube mir, dass wir immer nur das Beste für dich wollen, ich, wir alle und daher müssen wir dir sagen, dass du nicht das einzige Mädchen bist, mit dem Mario sich in den letzten Wochen getroffen hat.”

Nun weiteten sich ihre Augen noch mehr und sie sah erneut zu Mario. “Kannst du mir sagen, was hier los ist?”

Der schüttelte seinen Kopf. “Ich habe wirklich überhaupt keine Ahnung, Elsa.”

“Von wegen keine Ahnung, Mario! Sei ehrlich zu ihr!”, kam von Tommy.

“Sie hat die Wahrheit verdient.” Charlie.

“Richtig. Nicht, von dir belogen und betrogen zu werden.” Jeremy.

“Was meint ihr? Warum sollte ich mich mit mehreren Mädchen treffen? Das ist Quatsch!”, verteidigte sich Mario.

“Von wegen. Wir haben dich letzte und diese Woche beobachtet! Wir haben dich gesehen, mit vier verschiedenen Mädchen, darunter Elsa, was uns wirklich leid tut.” Philipp sah nach seiner Aussage an Mario zu dem Mädchen.

“Wie? Habt ihr mich etwa öfter verfolgt als nur am Montag und gestern?”, fragte Mario nun.

“Willst du es etwa verleumden?”, fragte Benjamin. “Wir haben dich eindeutig gesehen und auch die Mädchen. Du musst wissen”, er wand sich ebenfalls Elsa zu, “dass er sie auch geküsst hat.”

Elsas Blick richtete sich mit hochgezogenen Augenbrauen auf ihren Freund. Der deutete mit seinem Zeigefinger auf sie.

“Das mit den mehreren Mädchen zur gleichen Zeit hatten wir bereits, daran hat sich bis heute nichts geändert.”

“Wie bitte? Ihr wollt uns jetzt nicht wirklich weiß machen, dass ihr eine offene Beziehung führt”, brach es schockiert aus Tino hervor.

Nun brachen Elsa und Mario in Gelächter aus. Beide schüttelten ihre Köpfe. Elsa befreite ihre Hände aus Kevins Griffen, der diese immer noch gehalten hatte und ging an ihm vorbei zu Mario.

“Sei mir nicht böse, Elsa, aber mit dir habe ich alle Hände voll zu tun. Ich wüsste wirklich nicht, wie ich neben dem Fußballtraining, der Schule und dir noch eine weitere Freundin unterbringen sollte.” Mario legte einen Arm um das Mädchen. Die schmunzelte.

“Das will ich dir doch geraten haben, Mario Hongo. Und ja, ich reiche, denke ich, vollkommen aus.”

“Das ist auch so.” Mario beugte sich zu ihr hinunter und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.

“Okay Jungs, was genau ist hier los, könnt ihr mir das bitte mal erklären?”, meldete sich Gregor zu Wort, der die ganze Zeit über nichts gesagt sondern den Aussagen nur mit großen Augen gelauscht hatte. Er sah zu Mario. “Nur Elsa, oder?”

Sein bester Freund nickte. “Natürlich, was denkst du denn?”

“Zumindest nicht das, was die da wohl gedacht haben.” Er deutete auf die anderen Kickers.

"Er hat mehrere Mädchen am Start! Das haben wir eindeutig gesehen! Erst letzte Woche ein braunhaariges und ein schwarzhaariges Mädchen, diese Woche eine andere mit dunklen Haaren und gestern jetzt Elsa! Vier verschiedene, hörst du Gregor? Wie kannst du nur weiterhin hinter ihm stehen! ", ereiferte sich Christoph.

Der Angesprochene stimmte gleich darauf dem Gelächter seiner Schwester und seines besten Freundes mit ein.

"Nie wieder, Mario! Nie wieder!", erklärte Elsa kurz darauf.

"Du hast wirklich gut ausgesehen, aber ich habe vollstes Verständnis. Wer hätte auch erwartet, dass das für solche Missverständnisse führt?" Mario deutete auf die anderen Kickers.

"Was willst du damit sagen?", fragte Sascha, der die kleine Gruppe, ebenso wie die anderen, verständnislos ansah.

Es war Elsa, die anstelle ihres Freundes antwortete. "Meine Freundinnen haben mir letzte Woche die Haare schwarz getönt. Die Farbe hat sich innerhalb ein paar Tage ausgewaschen und war deshalb auch mal eher dunkelbraun und wie ihr seht, auch gestern schon, ist sie nun endlich wieder draußen. Aber ich, wir beide", sie sah zu ihrem Freund auf, "haben eindeutig nicht damit gerechnet, was das auslöst."

"Du … du willst damit also sagen", Kevin trat einen Schritt auf sie zu, "dass wir die letzten Tage dich beobachtet haben?"

Das Mädchen nickte. "Das denke ich tatsächlich."

"Wie kamt ihr überhaupt auf die dumme Idee, mit hinterher zu spionieren?", fragte Mario nun in einem ruhigen Tonfall, er war seinen Freunden nicht wirklich böse. Die Aktion war zwar mehr als unnötig gewesen, aber eigentlich kannte er sie alle lange genug und hätte damit rechnen können, was passiert war.

"Du hattest halt so gute Laune und bist immer früher gegangen, zumindest Montags und Donnerstags und wir wollten eben wissen, warum. Also haben wir entschieden, es herauszufinden und sind dir halt die letzten zwei Wochen gefolgt. Aber du bist ja auch ganz selbst schuld!" Kevin ging sofort in Abwehrhaltung.

"Warum soll es bitte meine Schuld sein, dass ihr mir hinterher spioniert?", fragte Mario ungläubig.

"Du hättest es uns von Anfang an sagen können, dass du mit Elsa zusammen bist!", entgegnete Kevin sofort. "Ich meine, jeder von uns hätte sich für dich gefreut, das ist doch wohl klar! Aber mit deiner Aktion, einfach nichts zu sagen, hast du das doch regelrecht herausgefordert!"

Gregor grinste breit, als er sich seinem besten Freund zuwand. "Ich soll ja jetzt nicht sagen, dass ich es dir gesagt habe, aber das habe ich."

Elsa kicherte. "Ich habe es dir auch gesagt."

Mario sah die Geschwister mit großen Augen an, ehe er seinen Kopf schüttelte. "Fallt ihr mir jetzt nicht auch noch in den Rücken." Er sah seine Freundin direkt an. "Und wir beide hatten das so miteinander besprochen."

Wieder kicherte Elsa und festigte ihre Umarmung etwas. "Ich habs dir trotzdem gesagt." Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Er seufzte, ehe er schmunzelte. "Ja, das hast du wohl …"

"Okay Käpt'n, dann seid ihr seit zwei Wochen zusammen? Mindestens zumindest, oder?", fragte Daniel und deutete auf das Paar.

Dieses wechselte einen schnellen Blick.

"Eigentlich … ein wenig länger, ja."

Auf diese Aussage Marios herrschte erst einmal Schweigen.

"Wie bitte?", erklang Jeremys Stimme ungläubig.

"Du hast es uns die ganze Zeit über verschwiegen, dass ihr endlich zusammen seid?", fragte Charlie und sah mit großen Augen an.

"Das war halt …", versuchte Mario sich zu verteidigen

"Ich sag es doch, du bist ganz selbst schuld! Hättest du es uns früher gesagt, hätten wir dich nicht verfolgt." Kevin warf seine Hände in die Luft.

Da Mario seinen Arm von Elsa genommen hatte, diese abwehrend vor sich in die Luft hielt und sich seinen Freunden zuwandte, die nun alle um ihn herum standen, ging das Mädchen einige Schritte zurück. Auch Gregor entfernte sich von der Gruppe und gemeinsam setzten sich die Geschwister auf eine der Bänke an der Seite des Fußballplatzes.

"Werden sie ihm das jemals verzeihen?", fragte Elsa ihren Bruder.

"Ach, das haben sie doch schon längst", winkte dieser ab.

"Wirklich?", fragte Elsa erstaunt.

Gregor nickte. "Klar. Die sind im deshalb nicht lange böse, du kennst aber Kevin, der wird da jetzt nicht ablassen, bis Mario ihm zustimmt, dass er ihnen schon viel früher von euch beiden hätte erzählen sollen."

Seine Schwester nickte. "Da hat er ja auch Recht."

Erstaunt wurde sie angesehen.

"Wirklich? Ich dachte, du standest da voll hinter Mario."

"Tue ich ja auch, aber ich hätte auch kein Problem damit gehabt, es euren Freunden schon früher zu erzählen. Und hätte Mario das auch getan, dann wären die Kickers ihm nicht heimlich hinterher und wären davon ausgegangen, dass Mario ein Frauenheld ist und dann würde es auch diese Diskussion gerade eben gar nicht geben, ebenso die Vorwürfe. Also ja, das hätte er vermeiden können, in dem er von uns erzählt hätte. "

Gregor nickte zu den Worten seiner Schwester, damit hatte Elsa eindeutig recht. Und noch eine Aussage hatte heute eindeutig gestimmt.

"Und wie Mario gesagt hat, du reichst als Freundin vollkommen aus, du bist vermutlich so anstrengend wie vier zur gleichen Zeit."

Erst wurde er mit großen Augen und offenem Mund angestarrt, dann entkam ihr ein lauter Schrei. "Gregor Daichi!"

Die Kickers, inklusive ihres Kapitäns verstummen und drehten sich erstaunt zur Seite herum, um staunend zu beobachten, wie Gregor laut lachend auf einer Bank saß, neben sich seine schimpfende Schwester, die mit ihren Fäusten in der Luft herumfuchtelte. So hatten sie die beiden auch noch nie erlebt.

Kapitel 17

Nachdem sich die Gemüter nach und nach beruhigt hatten, hatte Mario seine Mannschaft endlich dazu gebracht, dass sie noch trainierten, was sie schließlich auch getan hatten, aber nicht ohne ihm das Versprechen abzunehmen, danach noch Fragen zu beantworten. Und nachdem sich herausgestellt hatte, dass Mario eben nicht mit mehreren Mädchen zur gleichen Zeit zusammen war und er Elsa auch nicht betrog und belog, war es den Kickers peinlich, dass sie ihm das unterstellt hatten. Hätten sie besser aufgepasst, hätten sie Elsa vielleicht ja erkennen können und ihrem Kapitän das gar nicht vor den Kopf geworfen. Und da er eben kein Bösewicht in dem Sinne war, wollten sie natürlich auch weiterhin mit ihm spielen.

Elsa saß auf der Bank am Rand des Spielfeldes und sah den Kickers gespannt beim Training zu. Sie hatte sie wirklich schon sehr, sehr lange nicht mehr beim Training beobachtet und es machte ihr Spaß. Am beeindruckendsten fand sie eindeutig, dass Mario sich überhaupt nicht von ihr beeinflussen ließ. Sie hatte gedacht, dass er sich vielleicht von ihr ablenken ließ, oft zu ihr sah, aber das tat er tatsächlich nicht. Er war vollkommen auf das Training konzentriert, ließ sich nicht das kleinste bisschen ablenken. Natürlich sah er das ein oder andere Mal zu ihr und lächelte sie an, aber das konnte sie vermutlich an ihrer Hand abzählen. Natürlich war ein Spiel gegen eine andere Mannschaft sehr viel spannender und aufregender, aber auch das Training war interessant. Vielleicht würde sie das jetzt öfter machen, wenn es für die Kickers in Ordnung war.
 

Nach eineinhalb Stunden beendete Mario das Training schließlich, normalerweiser trainierten sie zwei Stunden, aber durch das Gespräch, dass Kevin und die Jungs davor noch mit ihrem Kapitän geführt hatten, hatte dieser entschieden, dass er nicht von ihrer normalen Trainingszeit abweichen wollte. Außerdem saß dort auch seine Freundin, mit der er noch Zeit verbringen wollte. Und es war ja auch nicht so, dass sie danach direkt verschwinden würden, seine Freunde hatten ja schon angekündigt, dass sie noch Fragen hatten. Zwar könnte er es hoffen, dass diese sich nicht daran erinnern würden, aber er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass das niemals passieren würde.

Und so kam es, dass sie einige Minuten später im Kreis auf ihrem Fußballplatz saßen, jeder eine Flasche Wasser in der Hand und etwas tranken.

Mario reichte seine Flasche seiner Freundin, die nun direkt neben ihm saß. Sie nahm diese dankbar an und trank ebenfalls etwas daraus, ehe sie sie zurück reichte.

“Danke”, sagte sie zu ihm.

“Gerne”, erwiderte und sah sie liebevoll an. Hier war sie also, bei ihm, vor seinen Freunden.

“Also Käpt´n, du hast uns versprochen, dass wir dir Fragen stellen dürfen.” Philipp sah ihn an und beugte sich dazu sogar ein wenig in dessen Richtung.

Mario griff nach dem Schirm seiner Kappe und zog diese etwas tiefer in sein Gesicht, dann nickte er. Als er spürte, dass Elsa sich an ihn lehnte, sah er erstaunt zu dieser. Sie lächelte ihn an und griff nach seiner Hand. Auch er musste lächeln. Sie war hier, bei ihm. Er holte tief Luft und sah auf.

“Okay, was wollt ihr wissen?”

Philipp deutete auf das Paar. “Die wichtigste Frage zuerst: Seit wann genau seid ihr zusammen? Vorher hast du nur etwas von über zwei Wochen erzählt.”

Der Gefragte sah seine Freundin an, deren Hand er sanft drückte. “Am Montag sind es sechs Wochen.”

Es herrschte einen Moment Stille, dann wurde es laut.

“Sechs Wochen?”

“Du hast uns das sechs Wochen verschwiegen?”

“Schon sechs Wochen? Das ist lang!”

“Warum sagst du uns das nicht?”

“Warum hast du uns das so lange Zeit verheimlicht?”

Mario zog sofort seinen Kopf ein. Gregor auf seiner anderen Seite lachte auf. Als sein bester Freund ihn verwundert ansah, zuckte er mit seinen Schultern.

“Was denn? Das ist ganz allein deine Schuld, hättest du es ihnen gleich erzählt, dann würden sie jetzt nicht so reagieren, also schau, wie du das regelst.”

Sein Nebensitzer schüttelte missmutig seinen Kopf. “Toller bester Freund, wirklich ganz toller bester Freund.”

Wieder lachte dieser. “Hach, das sagst du mir wirklich oft.”

Mario warf seine freie Hand in die Luft. “Ich sollte mir das mit dir wirklich gut überlegen.”

“Dazu zwei Sachen”, Gregor beugte sich näher zu ihm, “erstens, wir zwei spielen in einer Mannschaft und ich glaube fest, dass du nicht willst, dass ich kein Teil der Kickers mehr bin, dazu brauchst und magst du mich zu sehr.” Er beendete seinen Satz und sah Mario abwartend an.

Der seufzte auf. “Okay, da könnte was dran sein. Und dein zweiter Punkt?”

Gregor grinste breit und deutete auf das Mädchen neben seinem besten Freund. “Du bist jetzt mit meiner Schwester zusammen, also hast du mich wirklich an der Backe. Pech gehabt.”

Erst sah Mario ihn verdutzt an, dann musste er lachen. “Na gut, aber als Pech würde ich das gar nicht bezeichnen.”

Gregor hob seine Faust und stieß sie Mario leicht gegen die Schulter. “Siehst du?”

“Verstehe ich deine Reaktion, beziehungsweise die nicht wirklich vorhandene Reaktion richtig, Gregor, dass du von den beiden wusstest?", richtete Christoph eine Frage an den Jüngeren.

Der nickte und kratzte sich am Hinterkopf. "Ähm, ja. Entschuldigt, aber ich durfte es euch halt auch nicht erzählen, das ist immer noch seine", sein Daumen richtete sich auf Mario, "Aufgabe."

"Und warum hast du es uns verschwiegen?", richtete Tommy anschließend an den Haupttäter.

Der hob seine Schultern leicht abwehrend und erneut verstärkte sich der Griff um Elsas Hand in seiner. "Ich wollte es halt erst noch für mich behalten, die Zeit mit Elsa genießen. Und außerdem …"

"Außerdem was?" Tino legte seinen Kopf fragend schräg.

"Naja, ich wollte mir einfach eure Sprüche nicht antun."

Auf diese Aussage hob Kevin eine Faust und schwenkte diese hin und her. "Was willst du damit sagen?"

Mario hob eine Augenbraue. "Also diese Frage kannst du dir ja wohl selber beantworten."

"Willst du damit etwa sagen, dass ich dir irgendwelchen blöden Sprüche reingedrückt hätte?" Kevin stemmte beide Hände in seine Seiten und beugte sich zu Mario vor, der ihm im Kreis gegenüber saß. Der Gefragte nickte, sagte aber nichts sondern sah seinen Freund nur an. Dieser lehnte sich wieder nach hinten und nickte ebenfalls. "Jap, hätte ich und werde ich jetzt erst recht." Mario wollte protestieren, wurde aber direkt von seinem Gegenüber abgewürgt. "Hast du nach der Aktion erst recht verdient. Dir ist doch klar, dass wir alle uns darüber freuen, dass du und Elsa endlich ein Paar seid."

"Richtig, hast dir ja auch lange genug Zeit gelassen!" Charlie sah Mario an und hob seine Augenbrauen.

"Von der Grundschule bis heute, das sind auch schon über vier Jahre", stimmte Jeremy seinem Zwillingsbruder zu.

"Na wenn man es überschlägt, Mario hat sich ja in Elsa verliebt, kaum dass sie an der Schule war. Das war, hmm, vor über vier Jahren, richtig, Jeremy, also ist er bereits im fünften Jahr, wo er Elsa mag. Und das wiederum bedeutet, dass er fast die gesamte Mittelschulzeit gebraucht hat, Elsa endlich seine Gefühle zu gestehen. Also in der Hinsicht ist unser Kapitän wohl wirklich nicht der Schnellste." Philipp schob seine Brille zurück.

Mario hob beide Hände vor sich und fuchtelte mit diesen abwehrend durch die Luft.

"Das muss doch jetzt wirklich nicht sein!"

"Oh doch, das muss, Käpt'n." Daniel hob grinsend seine Schultern.

"Und das ist der Grund, dass ich es euch eben nicht gesagt habe", grummelte er.

Elsa lachte neben ihm auf und griff wieder nach seiner Hand. Ihr Kinn legte sie auf seine Schulter und sah so zu ihm auf. "Siehst du? Du hast überhaupt nichts daran gewonnen, es ihnen erst so spät zu erzählen."

Ihr Freund sah zu ihr hinunter. Er hob seine Augenbrauen an. "Ein Problem hattest du damit bisher doch auch nicht."

Sie schüttelte ihren Kopf mit blitzenden Augen. "Nein, habe ich tatsächlich nicht. Aber auch ich ziehe dich gerne damit auf."

Nun weiteten sich seine Augen erstaunt, ehe er laut seufzte. "Ich habe das Gefühl, dass ich mir wirklich mehr Gedanken um die Menschen in meinem Leben machen muss." Er sah auf und als er die auf sich gerichteten Blicke wahrnahm, hob er erneut seine Augenbrauen. "Was denn? Meine Freunde ärgern mich gerne, meine Freundin auch, da muss ich mir doch Gedanken machen."

Alle lachten laut auf und auch Mario grinste breit. Ihnen war ja allen bewusst, dass das nicht ganz ernst gemeint war. Er legte seinen Arm um Elsa und zog diese an sich. Sie wiederum schlang ihre Arme um ihn und schmiegt sich eng an seine Seite.

"Immerhin hast es uns noch vor den Sommerferien erzählt, Käpt'n." Sascha nickte zufrieden. "Wenn ich mir vorstelle, dass wir dir jetzt noch die ganzen Sommerferien hinterherspionieren müssten … ne, da gibt es schönere Sachen, die ich machen möchte."

Mario schüttelte schmunzelnd seinen Kopf, das traute er seinen Freunden tatsächlich zu. "Dann ist es ja gut, dass ihr jetzt Bescheid wisst. Und apropos Sommerferien, ihr wolltet mir alle noch sagen, wann ihr im Urlaub seid, dann könnten wir einen Ferientrainingsplan aufstellen." Mario deutete mit seiner freien Hand auf die Anwesenden.

“Das machen wir doch gleich. Ich hole im Clubraum kurz den Kalender und etwas zu schreiben.” Tommy stand auf und machte sich auf den Weg.
 

Zwanzig Minuten später hatte Tommy alle Urlaubszeiten aufgeschrieben.

“Hey Käpt´n, es fehlst nur noch du, wann bist du im Urlaub?” Er sah auf.

Mario zuckte nur mit seinen Schultern. “Das passt schon so.”

Nun wurde er erstaunt angesehen.

“Wie?” Benjamin runzelte seine Stirn. “Fährst du nicht weg? Es sind doch ganze sechs Wochen Sommerferien.”

Der Angesprochene lehnte sich nach hinten auf seine Hände. “Meine Eltern müssen den ganzen Sommer über arbeiten, die Apotheke hat durchgängig geöffnet. Sie meinten zwar, dass wir vielleicht mal zwei, drei Tage weggehen, aber naja, ich glaube da gerade nicht dran.”

“Wirklich? Das ist aber schade”, murmelte Tino.

“Ach, ist ja nicht jedes Jahr so, komme ich schon klar mit”, winkte Mario ab.

“Hach, dann trainierst du die ganzen sechs Wochen, das ist doch auch schön”; rief Gregor laut und erntete damit einiges an Lachen und Kopfschütteln, War doch klar, dass der Mittelstürmer so reagierte, etwas anderes hatte keiner erwartet.

“Das du das machen würdest, ist uns schon klar!”, rief Kevin.

“Und sind wir mal ehrlich, der trainiert auch in den”, ein prüfender Blick von Philipp auf die Urlaubsliste, “in den zwei Wochen, in denen er weg ist so viel wie er hier trainieren würde.”

Wieder erklang Gelächter und laute Zustimmung aller Kickers.

Gregor strich sich mit einer Hand über den Hinterkopf, lachte aber genauso laut.

Elsa, die neben ihrem Freund saß, sah diesen an und lächelte. Sie lehnte sich an ihn. “Ich bin die vier Wochen um unseren Urlaub herum ja auch noch da.”

Mario erwiderte ihr Lächeln. “Das stimmt. Daher ist es auch gar nicht schlimm, nicht wegzufahren, es ist nur in der Zeit nicht so schön, in der du weg bist.”

“Hach, die Zeit holt ihr einfach nach, wenn sie wieder da ist. Da fällt euch sicherlich einiges ein.” Kevin grinste breit.

Mario seufzte. “Genau diese Sprüche meinte ich”, murmelte er genervt.

“Was denn? Wir können die Zeit schon nachholen, mir fällt wirklich viel ein, was wir machen könnten.” Elsa stieß ihn sanft an.

Gröllendes Gelächter erklang. Mario hob indessen seine Augenbrauen und sah seine Freundin ernst an.

“Dir ist nicht wirklich bewusst, was Kevin damit gemeint hat, oder?”

Elsa sah von Mario zu Kevin und runzelte fragend ihre Stirn, dann wurde ihr schlagartig bewusst, was der Kickers damit hatte aussagen wollen und dass sich das eindeutig nicht mit ihren Überlegungen auch nur überschnitt. Und plötzlich wurde sie hochrot und ihre Augen weiteten sich.

“Oh Gott!”, stieß sie hervor, schlug beide Hände vor ihr Gesicht und versteckte es so. Ihr Freund sah Kevin an.

“Ganz ehrlich, das kannst du dir wirklich …”

Den Satz konnte er nicht beenden, da fiel ihm Gregor ins Wort. “Kevin, das da”, er deutete auf Elsa, “ist meine Schwester! Und ich verbitte mir solche Anspielungen in Hinsicht auf sie. Du würdest es auch nicht mögen, wenn wir über deine Schwester solche Sprüche bringen würden!”

Der Angesprochene hob seine Schultern. “Die ist so hässlich, die findet sowieso nie jemanden.”

“Mensch Alter”, knurrte Gregor, “hör auf so etwas über deine Schwester zu sagen, das ist einfach nur gemein. Und du würdest es nicht mögen, das ist so, versprochen. Also lass es bleiben.”

Kevin seufzte auf und verdrehte die Augen, ehe er nickte. “In Ordnung, ich lasse es.”

“Vielen Dank”, nickte Gregor zufrieden.

Als die anderen sich anderen Themen zuwandten, richtete Mario sich an Gregor neben ihm.

“Danke dir, dass du Kevin gerade in seine Schranken verwiesen hast.”

Sein bester Freund winkte ab. “Schon gut. Ich meinte es, wie ich es gesagt habe, ich mag so Sprüche über meine Schwester gar nicht hören.”

Elsa, die alles gehört hatte, griff über Marios Beine nach Gregors Arm und drückte diesen sanft. “Danke Brüderchen.”

Gregor schmunzelte. “Immer doch, Schwesterherz.”

Marios Blick war auf die Geschwister gerichtet und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Kaum zu glauben, dass die beiden jetzt tatsächlich so mit ihm verbunden waren, wie es nun war. Gregor, sein bester Freund, seit vielen Jahren und jetzt auch Elsa, die endlich an seiner Seite war, wie er es sich jahrelang gewünscht hatte. Als beide sich wieder zurückzogen, stieß Gregor seinen Ellenbogen in Marios Seite.

“Sollen wir uns dann zusammen an den Urlaubs-Trainingsplan machen?”

Mario nickte. “Klar. Und wie wäre es, wenn unsere Managerin uns dabei hilft?”

Daniel, der die Aussage gehört hatte, sah erstaunt auf. “Managerin? Seit wann haben wir denn eine Managerin?”

Während von Elsas Seite ein vorwurfsvolles “Mario!” ertönte, lachte dieser auf und deutete auf seine Freundin.

“Da, die hier und das bereits seit der Grundschule, beziehungsweise kurz vor meiner Beendigung der Grundschule.”

“Ich bin nicht …” Elsa wurde übertönt.

“Wirklich, ist ja cool!”, rief Jeremy.

“Was macht denn eine Managerin?”, fragte Sascha neugierig.

“Hat sie sich auch an den letzten Trainingsplänen beteiligt?”, fragte auch Charlie.

“Ich bin nicht eure Managerin!”, rief Elsa laut. “Das ist nur auf dessen Mist gewachsen!” Sie deutete auf Mario.

“Hey, was kann ich dafür, dass du so eine gute Managerin bist?”, zog er sie auf.

“Mario! Du weißt, dass ich das nicht mag!” Elsa schlug ihm ihre Faust gegen den Oberarm.

Sofort legte er seine Hand darauf und verzog sein Gesicht, ehe er seine Freunde ansah.

“Seht ihr, mit was ich es eigentlich zu tun habe? Das ist gar nicht alles so einfach mit ihr.”

Wieder ertönte Lachen und Elsas Unwohlsein schwand. Sie schüttelte schmunzelnd ihren Kopf, drehte sich herum und bewegte sich hinter Mario, der im Schneidersitz auf dem Boden saß. Sie kniete sich hin und schlang beide Arme um seine Schultern, ihren Kopf lehnte sie gegen seinen.

“Zum Glück habe ich dich lieb”, murmelte sie an seinem Ohr.

Daraufhin legte er seine Hand an ihren Unterarm. “Das empfinde ich auch als Glück, als das größte Glück der Erde und ich kann immer noch oft nicht realisieren, dass ich es gefunden habe.”

Elsas Umarmung festigte sich und sie schmiegte sich enger an ihn. Alle sahen das Paar an und lächelten.

“Ich, nein”, Philipp sah alle an, ehe er seinen Blick zurück zu Elsa und Mario richtete, wir alle freuen uns wirklich sehr für euch.”

Mario sah ihn an.

“Danke dir, euch allen. Ich”, er sah zu Elsa hoch, “freue mich auch sehr, dass ich ihr endlich sagen konnte, was ich für sie empfinde.”

Elsas Wange färbten sich rot. “Ich mich auch”, flüsterte sie schon fast.
 

Sie blieben noch eine Weile auf dem Fußballplatz sitzen, redeten miteinander, lachten, hatten Spaß. Elsa fühlte sich wohl in der Gruppe, integriert. Und am schönsten fand sie es, neben Mario zu sitzen, der immer wieder nach ihrer Hand griff, seinen Arm um sie legte und sie immer so liebevoll ansah. Sie hatte es sich so viele Jahre gewünscht, ihm so nahe zu sein und endlich konnte sie es. Doch irgendwann erhoben sich alle Kickers und gingen sich umziehen. Elsa wartete auf einer Bank am Rand des Fußballplatzes, bis Mario und Gregor bei ihr auftauchten und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Daichis nach Hause.

Kapitel 18

Mario hielt Elsas Hand fest in seiner, während sie gemeinsam mit Gregor auf den Weg zu den Geschwistern nach Hause waren. Er unterhielt sich mit seinem besten Freund, der natürlich nicht ruhig war und vor Ideen zu einem Ferientrainingsprogramm nur so übersprudelte. Elsa schmunzelte, während sie ihrem Bruder und ihren Freund zuhörte, doch als ihr wieder bewusst wurde, dass sie in eineinhalb Wochen bereits mit ihren Eltern und Gregor in den Urlaub fahren und dadurch Mario zwei Wochen nicht sehen würde, wurde sie traurig. Sie waren zwar erst fast sechs Wochen zusammen, aber am liebsten würde sie jede freie Minute mit ihm verbringen. Ihn nun so lange Zeit nicht zu sehen, das kam ihr fast wie Folter vor. Sie seufzte leise und hatte sofort die Aufmerksamkeit ihres Freundes sicher.

“Elsa, was ist los?”, fragte er und sah sie liebevoll an.

Das Mädchen konnte nicht anders als zu lächeln. “Ach, eigentlich ist ja nichts.”

Im nächsten Moment wurde sie abrupt angehalten. Mario sah sie nun mit hochgezogenen Augenbrauen an.

“Nichts? Das glaube ich nicht, sonst würdest du nicht so traurig aussehen.” Er löste seine Hand aus ihrer und trat nahe vor sie, um seine Hände stattdessen um ihre Wangen zu legen. “Also, was ist los? Sprich mit mir Elsa, du kannst mir alles sagen”, richtete er an sie.

Wieder seufzte Elsa und trat kurzerhand vor, um sich an ihn zu schmiegen. Mario legte seine Arme fest um sie.

“Weißt du, ich freue mich zwar auf den Urlaub, aber ich freue mich nicht darauf, dich dann so lange Zeit nicht zu sehen. Ich will das nicht.”

Marios Umarmung festigte sich. “Ich weiß. Aber sieh es so, es sind nur zwei kurze Wochen, danach werden wir uns wieder sehen und dann können wir die restliche Zeit der Ferien miteinander verbringen. Ich verspreche dir, dass ich mir ganz tolle Sachen einfallen lassen werde.”

Ein Lächeln erschien auf Elsas Zügen. “Okay”, murmelte sie an seiner Brust. “Gut finden muss ich es deshalb trotzdem nicht.”

Er lachte leise auf. “Nein, das musst du nicht, tue ich auch nicht.”

Gregor, der einige Schritte weiter stehen geblieben war, musterte seine Schwester und seinen besten Freund nachdenklich, ehe er grinsen musste. Doch, er hatte eine Idee und er persönlich fand die Idee Weltklasse. Er war sich sicher, dass die anderen das auch so sehen würden.
 

Einige Minuten später kamen sie bei Daichis zuhause an. Sie tauschten ihre Schuhe und gingen zusammen in die Küche, wo sich auch Frau Daichi befand. Elsa öffnete den Kühlschrank und griff nach etwas Kaltem zu trinken für sie alle.

“Hallo Frau Daichi”, begrüßte Mario in der Zeit die Frau des Hauses. Diese lachte auf.

“Hallo miteinander. Und Mario, sag doch einfach Akane zu mir.”

Er nickte. “Okay”, gab er dabei leise von sich.

“Du isst doch sicherlich mit uns zu Abend, oder?”, fragte sie ihn anschließend.

Wieder nickte er. “Wenn ich darf, dann sehr gerne.”

“Natürlich, du bist hier jederzeit Willkommen.”

Als sich Akane wieder dem zu wand, was sie getan hatte, bevor die Jugendlichen hereingekommen waren, stellte sich Gregor zu Mario.

“Wie machen wir es denn? Sollen wir uns gleich mal dem Trainingsplan widmen?”

Der nickte erst. “Klar.” Dann wurde ihm klar, dass er ja eigentlich mit jemand ganz anderen hier war. Er sah zu Elsa. “Entschuldige, ich muss das jetzt nicht tun. Was willst du machen?”

Elsa lachte auf und legte ihre Hände in seinen Nacken.

“Alles gut. Setz du dich doch einfach noch eine Stunde oder so mit Gregor zusammen und danach können wir noch etwas miteinander machen, wenn es für dich in Ordnung ist.”

Marios Hände legten sich auf ihre Hüfte. Freude machte sich in ihm breit, er hatte einfach so eine tolle Freundin!

“Das ist wirklich in Ordnung.” Er sah zu Gregor, ohne sich von Elsa zu lösen. “Dann gehen wir hoch zu dir?”

Gregor nickte. “Klar. Also los, machen wir, damit du rechtzeitig zu meiner Schwester zurückkommst.”

“Das fände ich auch gut.” Elsa schmunzelte und entlockte Mario mit dieser Aussage ein leises Lachen.

“Da beeile ich mich erst recht.” Er senkte seinen Kopf und gab ihr einen schnellen Kuss, ehe er seinem besten Freund aus der Küche und anschließend die Treppe hinauf folgte.

Elsa selbst machte sich auf den Weg in ihr eigenes Zimmer. Dort sah sie ihre Schulbücher auf ihrem Schreibtisch liegen und räumte diese mit einem guten Gefühl zur Seite. Es waren nur noch drei Schultage, ehe am Donnerstag die Sommerferien beginnen würden. Sechs wundervolle lange Wochen. Sechs Wochen, von denen sie zwei ihren Freund nicht sehen würde. Sie freute sich zwar darauf, aber sie war auch traurig. Ihn nicht sehen zu können, keine Zeit mit ihm zu verbringen, nein, lieber würde sie zuhause bleiben um bei ihm sein zu können. Aber da hatte sie mit ihren noch fünfzehn Jahren nichts mitzureden, sie bezweifelte stark, dass sie ihre Eltern überreden könnte, dass sie hierbleiben dürfte, vor allem wegen einem Jungen, ihr Vater würde ihr etwas erzählen. Aber genau deshalb wollte sie jede Minute genießen, die sie bis dahin mit ihm verbringen konnte. Und auf die Zeit danach, wenn sie wieder da war, freute sie sich auch, denn es waren Sommerferien, sie hatten keine zeitlichen Verpflichtungen, abgesehen des Kickers-Trainings von Mario, und konnten daher so viel Zeit miteinander verbringen, wie sie wollten. Und in einer knappen Stunde hätte sie ja auch noch Zeit allein mit ihm, beziehungsweise nach dem Abendessen dann.
 

~~~
 

Sie alle saßen um den Esstisch herum und ließen sich das Abendessen schmecken, das Akane ihnen servierte. Sie unterhielten sich, sprachen über das Fußballtraining, Ryotaro Daichi fragte Mario über kommende Spiele aus, die die Kickers noch bestreiten würden. Eines gleich zu Beginn der Sommerferien gegen die Schwarzen Blitze, ehe die Sommerferien auch für die Kickers offiziell starten würden. Doch trotzdem würde die Mannschaft auch in diesen sechs Wochen regelmäßig trainieren, die Urlaubenden wären dann jeweils nicht dabei, aber wenn alle da waren, dann gab es auch mal Trainingstage, die den ganzen Tag dauern würden. Den Plan hatten Mario und Gregor vorher aufgestellt, zumindest den zeitlichen, den genauen Trainingsinhalt würden sie an einem anderen Tag besprechen.

“Fahren du und deine Eltern in den Sommerferien auch weg?”, fragte Akane, als sich das Gespräch einen Moment nicht um Fußball drehte.

Elsas Blick senkte sich traurig auf den Teller vor sich und ihre Hand verkrampfte sich leicht um ihre Stäbchen, als Mario antwortete. Ihre Mutter bekam die gleiche Antwort, wie die Kickers vorher.

“Nein, dieses Jahr nicht. Die Apotheke meiner Eltern hat die ganzen Sommerferien über geöffnet, daher können wir nicht wegfahren.” Mario bemerkte, wie Elsa auf seine Worte reagierte. Ihm war klar, dass sie, ebenso wie er, nicht wollte, dass sie sich auch nur für ein paar Tage trennen mussten, zwei Wochen waren schon eine lange Zeit. Er legte seine freien Hand auf ihr Knie und sah sie aufmunternd an. Noch war er doch da.

“Oh, das ist aber schade”, erwiderte Akane.

Mario wand seine Aufmerksamkeit wieder der Mutter seiner Freundin zu und winkte ab.

“Ach, das ist okay. Ich wusste das ja schon die ganze Zeit über, nächstes Jahr wieder.”

“Mama, Papa”, ergriff Gregor das Wort, “das Ferienhaus ist doch groß genug, kann Mario nicht einfach mit uns mitkommen und die zwei Wochen einfach mit uns Urlaub machen?”

Es herrschte einen Moment Stille am Esstisch. Elsa und Mario sahen den Jüngeren mit großen Augen an, Akane und Ryotaro blinzelten nur überrascht, das hatte keiner von ihnen allen erwartet.

“Das wäre an sich doch gut machbar, oder? Ich meine, die Schlafzimmer sind doch groß genug. Mario kann bei Elsa im Zimmer schlafen …” Gregor verstummte einen Moment, als er den Blick seines Vaters auf diese Aussage sah. Dieser runzelte seine Stirn und verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. “Oder eben in meinem, ich teile mir gerne ein Zimmer mit ihm!”, schoss aus Gregor heraus, ehe er seinen besten Freund ansah. “Ich meine, Urlaub mit uns müsste doch ganz gut sein, oder? Du könntest Zeit mit Elsa verbringen, wir beide könnten Fußball spielen. Ich finde die Idee eigentlich ganz cool und wäre echt dafür. Du doch sicher auch, oder Elsa?”

Diese blinzelte, ehe sie Mario ansah. Dieser war, ebenso wie sie, ziemlich perplex. Damit hatte heute wohl gar niemand gerechnet.

“Ähm, ja, doch schon”, sagte Elsa und nickte. Ihre Hand legte sich auf Marios, die immer noch auf seinem Knie lag. Langsam breitete sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht aus. Das wäre wirklich toll, nicht nur, dass sie nicht voneinander getrennt wären, sie könnte Mario die ganze Zeit über sehen und mit ihm zusammen sein. Das klang traumhaft. Sie sah zu ihren Eltern.

“Ich finde Gregors Idee auch gut. Also natürlich nur, wenn … du überhaupt magst …” Sie sah erneut Mario an.

Der nickte langsam. "Doch, das schon … aber …" Sein nächster Blick richtete sich auf die Eltern der Geschwister.

Akane sah alle nacheinander an. "Gregor, das ist zwar eine schöne und lieb gemeinte Idee von dir, aber das ist etwas, worüber euer Vater und ich erst noch sprechen sollten. Und als nächstes sollten wir auch mit Marios Eltern reden, denn diese haben hier eine viel größere Entscheidungsgewalt als wir."

"Oh, ja, das stimmt wohl entschuldigt bitte", murmelte Gregor.

"Alles gut, du prescht halt so vor wie immer. Wenigstens macht er das auch auf dem Fußballfeld, nicht wahr Mario?", richtete Ryotaro den zweiten Teil seines Satzes an Mario.

Der nickte. "Ja, das tut er eindeutig. Immer und überall."

Akane seufzte auf, als sich das Gesprächsthema am Esstisch wieder um das runde Leder drehte. Ihr Blick wand sich anschließend auf ihre Tochter. Sie hatte den Ausdruck in deren Augen gesehen, als es darum gegangen war, dass Mario mit ihnen zu ihrer Urlaubsreise fahren könnte. Doch, sie und ihr Ehemann sollten sich nachher noch unterhalten.
 

~~~
 

Die drei Jugendlichen gingen gemeinsam die Treppe ins obere Stockwerk hinauf, in dem sich die Schlafzimmer und ein Badezimmer befanden. Wobei Zimmer etwas gut gemeint war. Gregors Zimmer war eher ein schmaler Schlauch, doch das machte diesem nicht viel aus. Er hatte das große Zimmer, das er mit Elsa geteilt hatte, seiner Schwester vor zwei Jahren gerne überlassen, als entschieden wurde, dass sie langsam zwei getrennte Zimmer bekommen sollten.

"Was macht ihr jetzt noch?", fragte er neugierig nach.

Elsa drehte sich zu ihm, nachdem sie Mario kurz angesehen hatten. "Hmm, vielleicht was spielen?"

Mario nickte. "Magst du noch ne Runde mitspielen? Also", er sah Elsa zerknirscht an, erst hätte er sie fragen sollen, "wenn es okay ist."

Elsa schmunzelte. Und da sollte mal einer sagen, sie und Mario seien unzertrennlich, die beiden waren ja noch viel schlimmer, war ihnen das eigentlich klar? "Von mir aus sehr gerne. Was sagst du dazu Gregor?"

Der nickte. "Ja, sehr gerne. Allerdings wollten Conny und ich nachher noch miteinander telefonieren, daher habe ich gar nicht so viel Zeit."

"Das passt doch, dann haben wir auch noch ein paar Minuten für uns allein." Elsa sah ihre Freund mit leuchtenden Augen an, ehe sie ihre Zimmertüre öffnete. "Dann kommt doch rein."

"Ich habe da übrigens noch so eine Frage, die mich schon seit vorher beschäftigt. Irgendwie wurde das gar nicht abschließend besprochen", gab Gregor von sich, als er hinter Elsa und Mario in ihr Zimmer eintrat.

"Was willst du wissen?", fragte Mario seinen besten Freund.

Der grinste breit. "Die Frage geht eher an die da." Er deutete auf seine Schwester.

"Dann frage ich mal das Gleiche wie Mario: Was willst du wissen, Bruderherz?"

Gregor grinste noch breiter. "Managerin?"

Während Mario laut lachte, stöhnte Elsa laut auf und warf ihren Kopf in ihren Nacken. Anschließend sah sie ihren Freund an.

"Das ist allein deine Schuld!"

"Was denn?" Dieser zuckte mit seinen Schultern. "Ich bleibe dabei und werde davon auch nicht abweichen. Du wärst perfekt für diesen Job."

"Nein, bin ich nicht!"

"Doch."

"Nein!"

"Doch, das ist so."

"Nein!"

"Die Antwort und Aussage bleibt die Gleiche: doch."

"Mario!"

"Ja, meine liebste Elsa?"

Auf diese Aussage konnte die nicht anders als zu lächeln und schlug ihm gleich darauf gegen die Schulter. "Du darfst nicht so toll sein, wenn wir diskutieren."

Auch er lächelte und zog sie an sich. "Ich glaube, daran kann ich nichts ändern."

Sie legte ihren Kopf an seine Schulter. "Will ich eigentlich auch gar nicht", murmelte sie.

Als ein Lachen ertönte, sahen beide erstaunt zu Gregor, der sich nicht mehr zurückhalten konnte. Er deutete auf die beiden und schüttelte grinsend seinen Kopf.

"Ganz ehrlich, ich mag euch beide, ihr seid super. Aber zusammen? Mag ich, mag ich sehr! Also kann so bleiben. Käpt'n, Frau Managerin."

"Mensch Gregor!", zischte seine Schwester, während Mario seinen Kopf in seinen Nacken legte und laut lachte.

“Ach komm schon Schwester, Mario wird das schon gut durchdacht haben, ehe er dich als Managerin bezeichnet hat und …” Gregor verengte seine Augen ein wenig, ehe er seinen Kopf schüttelte. “Okay, vergiss es, der sieht, was dich angeht, alles nur noch rosarot, ob er das so gut durchdacht hat, ich bin mir doch nicht so sicher.”

Erneut lachte Mario auf und zuckte mit seinen Schultern, als er Elsas fassungslosen Blick bemerkte.

“Wer weiß, vielleicht hat dein Bruder ja recht. Was dich angeht, da denke ich wirklich nicht mehr an viel anderes … und außerdem wolltest du den Trainer schon feuern, deine Ideen sind tatsächlich nicht immer die Besten.”

Elsa blinzelte ungläubig, ehe sie ihren Kopf schüttelte. “Also den Trainer feuern habe ich nur vorgeschlagen, weil deine Jungs kein einziges Tor geschossen haben.”

“Der gegnerische Torwart ist immer eine sehr harte Nuss.”

“Trotzdem solltet ihr Tore schießen, sonst könnt ihr auch nicht gewinnen. Ergo ist der Trainer schlecht.”

Gregor, der dem Wortwechsel erstaunt zugehört hatte, legte seinen Kopf schräg. “Es tut mir wirklich leid, dir in den Rücken zu fallen, Käpt´n, aber Elsa ist als Managerin denkbar ungeeignet.”

“Danke Gregor, danke! Endlich einer, der es ausspricht.” Elsa legte ihre Hände mit den Handflächen aneinander und verbeugte sich vor ihrem Bruder.

“Das war eine einzige falsche Aussage, sie hat schon viele gute Vorschläge gehabt, will ich meine Entscheidung nur gut heißen”, widersprach Mario vehement.

“Komm, ich bleibe dabei, du siehst sie nur durch die Herzchen in deinen Augen. Versuche mal, an den Fußball zu denken und was sie uns dabei bringt”, sagte sein bester Freund.

“Da gebe ich mir noch viel mehr Mühe als sonst, vor ihr will ich immer gut dastehen, also ist das doch ein Pluspunkt, der für sie als Managerin spricht.”

“Für dich, für die restlichen elf Leute unseres Teams nicht.”

“Da ich diese restlichen elf Leute anweise, sollte das doch auch funktionieren.”

Gregor und Mario sahen sich an, ehe Elsa ihre Arme kurzerhand von hinten um ihren Freund schlang.

“Aus mit der Diskussion, ich bin nicht eure Managerin sondern deine Freundin. Wenn ich dich dadurch zu Höchstleistungen antreibe, dann mache ich das von Herzen gerne, alles andere ist eure Sache.”

Mario seufzte auf. “In Ordnung, du hast gesprochen, ich habe deine Worte vernommen.”

“Sehr gut.” Elsa nickte zufrieden, doch dann grinste der Junge vor ihr breit.

“Aber ich werde es einfach wieder vergessen und so weiter machen wie die letzten viereinhalb Jahre bereits.”

Sie seufzte auf. “Warum habe ich etwas in diese Richtung nur erwartet?”, fragte sie leise.

“Weil du das wissen solltest”, erwiderte Mario leise.

Als Antwort ertönte nur ein leises Lachen und dann schmiegte sie sich wieder an seinen Rücken.

“Sehr schön dass ihr das geklärt habt, spielen wir dann noch etwas?”, fragte Gregor und sah das Paar an.
 

~~~
 

Eine dreiviertel Stunde später hörten sie, wie Daichis nach ihnen riefen.

“Elsa, Gregor, Mario, könntet ihr bitte kurz zu uns ins Wohnzimmer kommen?”, erklang Akanes Stimme.

Die Jugendlichen wechselten einen verwunderten Blick, ehe sie gemeinsam hinunter gingen.

“Ich habe nicht lange Zeit”, begann Gregor sofort, “ich will Conny gleich noch anrufen.”

Seine Mutter sah ihn an. “Na gut, dann mache ich schnell.” Ihr Blick wanderte zu Elsa und deren Freund. “Euer Vater und ich haben über das nachgedacht, was Gregor vorher gesagt hat, ob Mario eventuell mit uns in den Urlaub fahren könnte.”

Sofort waren alle sehr aufmerksam. Elsas Hand umfasste Marios und drückte diese fest. Würden ihre Eltern etwa …?

“Wir haben uns eine Weile darüber unterhalten und das Für und Wider abgewogen. Ansich ist die Idee ja auch gar nicht schlecht und es wäre machbar, daher haben wir mit deinen Eltern telefoniert, Mario.” Akanes Blick richtete sich auf den Jungen. “Wir haben sie gefragt, ob es denn in Ordnung wäre, wenn wir dich für die zwei Wochen mitnehmen würden.”

Elsas Handdruck festigte sich noch mehr.

“Auf jeden Fall haben wir mit ihnen besprochen, dass du mitkommen kannst, Mario. Natürlich nur, wenn du möchtest”, richtete Ryotaro an Mario.

Dessen Augen hatten sich während des Gesprächs geweitet, damit hatte er nicht gerechnet. Sein Blick wanderte zu Elsa neben ihm, die ihn mit leuchtenden Augen anstrahlte. Man konnte ihr die Freude regelrecht ansehen und auch in seinem Inneren wurde es warm. Lächelnd wand er sich wieder ihren Eltern zu.

“Ich würde sehr gerne mitgehen, wenn ich darf.”

“Sehr gut. Dann werden wir alles weitere mit deinen Eltern am Sonntag besprechen, sie kommen zu uns zum Mittagessen. Mit dir rechnen wir übrigens auch.” Akane schmunzelte, als sie sah, wie aufgeregt ihre Kinder und Mario waren. Und sie war sich bei Elsas Anblick sicher, dass sie genau das Richtige getan hatten. Diese Freude würde sie bei ihrer Tochter am liebsten immer sehen.

Kapitel 19

“Da sind wir, das ist unser Ferienhaus.” Ryotaro bog mit dem Auto in die Einfahrt eines Strandhauses.

Die drei Jugendlichen sahen mit großen Augen aus dem Autofenster. Das war es? Es war zwar etwas kleiner als das von Daichis, aber immer noch groß. Und das Beste, zwischen dem Haus und dem Strand gab es keine Trennung, zumindest konnte man bereits von hier aus am Haus vorbei das Meer sehen.

“Lasst mich raus!”, rief Gregor und kaum dass sein Vater den Motor ausgeschalten hatte, stürzte er aus dem Auto und streckte sich, ehe er hin und her sprang.

Mario sah ihm dabei mit großen Augen zu.

“Was …”, murmelte er.

Elsa neben ihm kicherte. “Hey, du kennst ihn doch. Stillsitzen ist nicht seine Stärke und bei dreieinhalb Stunden Autofahrt erst recht nicht, dabei schauen unsere Eltern schon immer, dass sie keine allzu langen Strecken fahren.”

Nun schüttelte Mario schmunzelnd seinen Kopf. Ja, so kannte er seinen besten Freund.

“Und er ist nicht der Einzige”, gab Elsa in dem Moment von sich und stieg ebenfalls aus dem Auto.

Nun war sie es, der Mario mit großen Augen hinterher sah, ehe auch er das Auto schnell verließ. Er konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Elsa nun wie ihr Bruder herumspringen würde … wenn es so wäre, dann hätte er auf jeden Fall eine neue Seite an ihr entdeckt. Doch sie trat nur zum großen Kofferraum des Autos, Kastenwagens, mit dem sie gefahren waren. Sie öffnete diesen und anschließend die Türe der Transportbox, in der Maradona saß und fiepte, kaum dass er sie sah.

“Braver Junge, das hast du gut gemacht”, sprach Elsa leise zu dem Hund und streichelte ihm über das Fell, ehe sie nach seinem Halsband griff und ihm somit das Zeichen gab, die Box verlassen zu dürfen. Mit einem großen Satz sprang Maradona aus dem Auto und sah sich hechelnd um. Als er Gregor erblickte, ließ Elsa das Halsband los und schon im nächsten Augenblick sprang der Hund auf und lief zu dem Jungen, um den er begeistert herumsprang. Elsa sah auf, als Mario neben sie trat. Ihr Freund hatte ein Schmunzeln auf den Zügen, während er seinen besten Freund und den Hund beobachtete, die nun gemeinsam herumtollten.

“Und ich habe mir schon ein wenig Sorgen gemacht, dass du das jetzt anstelle von Maradona wärst.”

Auf diese Aussage musste Elsa laut lachen. Im nächsten Moment trat er hinter sie und schlang seine Arme um sie. Sie seufzte genüsslich auf und schmiegte sich an ihn.

“Keine Sorge, so verrückt bin ich nicht. Noch nicht.”

Nun lachte Mario laut. “Da du doch schon ein wenig älter als dein Bruder bist, gehe ich einfach mal davon aus, dass das so passt und auch so bleibt.”

“Ich auch.”

“So, jeder von euch nimmt seinen Koffer und trägt ihn rein”, richtete Ryotaro an die Anwesenden und hob einen Koffer nach dem anderen aus dem Auto und stellte ihn davor auf den Boden.

Elsa griff nach ihrem Koffer und wartet, bis auch Mario seine Reisetasche über die Schulter geworfen hatte. Dann legte er eine Hand auf ihren Rücken und gemeinsam gingen sie zur Haustüre, die Akane gerade aufgeschlossen hatte. Sie traten hinter ihr in den Hausflur ein. Rechts ging eine Türe weg, vermutlich das Gäste-Klo, links eine Nische, in der die Garderobe war, dahinter noch eine geschlossene Türe und geradeaus …

“Oh ist das schön, schau mal, Mario!”

Elsa ließ ihren Koffer einfach im Flur stehen und lief auf die große Fensterfront gegenüber der Haustüre zu. Es ging zwei Stufen hinunter, dann stand sie im Wohnzimmer. Dort standen zwei Sofas, ein großer Dreisitzer gerade aus auf die große Fensterfront gerichtet, ein Zweisitzer links davon, auf einen Fernseher gerichtet, der auf einem Lowboard an der Seite stand. Vor den beiden Sofas stand ein Couchtisch, auf dem Deko in Form von Muscheln in einer Schale standen. Hinter dem Zweisitzer-Sofa befand sich die Theke der Küche, an der drei Barstühle standen. Die Küche war U-Förmig, wobei eine der Seiten die Theke war. An der offenen Seite der Küche stand ein Esstisch mit acht Stühlen, doch das alles ignorierte Elsa, sie stand einfach nur vor der Fensterfront und sah hinaus. Es gab noch eine Terrasse, auf der ebenfalls ein Tisch mit acht Stühlen stand, an der Seite ein Grill und dann kam direkt der Sandstrand und danach nur noch das Meer. Kurzerhand zog Elsa die Schiebetüre auf und sofort erfüllte das Geräusch des Meeres, die Wellen, die am Strand brachen, das Kreischen der Möwen, alles was dazu gehörte, den Raum.

“Das ist wirklich sehr schön hier. Die Bilder waren bereits toll, aber alles in echt zu sehen, doch, das ist viel schöner”, gab Akane von sich, die neben ihre Tochter getreten war und legte dieser sanft einen Arm um die Schultern.

“Das ist es wirklich, Mama”, erwiderte Elsa.

Sie sah über ihre Schulter zu ihrem Freund. Kaum dass sich ihre Blicke begegneten, lächelten beide. Es war einfach schön, gemeinsam hier zu sein und jetzt nicht zwei Wochen getrennt sein zu müssen.

“Oh wow, das ist ja mega hier!”, durchbrach Gregors Stimme die Stimmung und schon im nächsten Moment stand er an der offenen Türe und sah ebenfalls hinaus, neben sich Maradona, der seine Schnauze nach draußen streckte.

“Ja doch, ist netter, als ich gedacht habe”, erklang auch Ryotaros tiefe Stimme.

Akane lachte und trat zu ihrem Mann.

“Du hast behauptet, die Bilder sind sicherlich nur gestellt, aber bis hierher sieht es ja sogar noch besser aus als auf den Bildern.”

“Dann müssen wir halt noch die Schlafzimmer ansehen, dann werden wir ja mehr wissen.”

Ryotaro legte einen Arm um seine Frau und sah zu den Jugendlichen.

“Zu den Schlafzimmern, ihr drei schlaft im oberen Stockwerk. Dort hat es genau zwei Schlafzimmer und ein Badezimmer.” Er deutete auf die Treppe, die Elsa erst jetzt wahrnahm, als sie sich herumdrehte. Wenn man vom Flur ins Wohnzimmer kam, ging direkt daneben eine Treppe hinauf.

“Wir Eltern haben unser Schlafzimmer und eigenes Bad hier auf dieser Ebene, die Türe dort vorne.” Ryotaro deutete zurück in den Flur auf die Türe nach der Garderobe.

“Na gut, dann tragen wir unsere Sachen mal nach oben, oder?”, fragte Mario und griff wieder nach seiner Reisetasche, die er vor seinen Füßen abgestellt hatte.

“Klar”, rief Gregor und lief zu seinem besten Freund, der ihn fragend ansah.

“Wo ist dein Koffer, Gregor?”

“Äh …” Der Angesprochene blieb stehen und sah sich um, ehe er seinen Vater anblickte. “Papa, wo hast du meinen Koffer hin?”

Der hob seine Augenbrauen. “Ich habe ihn aus dem Kofferraum und hingestellt. Wenn du ihn nicht mitgenommen hast, dann steht er noch dort.”

“Oh.” Gregor hob eine Hand an seinen Hinterkopf. “Ich hole ihn schnell.” Und unter lautem Gelächter, lief der Jüngste von ihnen noch einmal aus dem Haus. Kurz darauf kam er mit seinem Koffer wieder herein. “So, jetzt aber”, gab er dabei von sich.

Die drei Jugendlichen gingen zur Treppe, wo Mario Elsa kurzerhand ihren Koffer aus der Hand nahm, um diesen hochzutragen, trotz des Protestes von ihrer Seite.

“Eines noch”, hielt Ryotaros Stimme sie auf und die drei sahen zu ihm. “Mario”, er deutete auf den Jungen, “teilt sich das Zimmer mit Gregor, klar?”

Während Mario rot anlief und sein Herzschlag zunahm, nickten Gregor und Elsa.

“Natürlich.”

“Gut, dann bis nachher.” Der Mann des Hauses entließ die drei und trat zu seiner Frau zurück.

“Los, gehen wir hoch, ich will die Zimmer sehen!” Und schon stürmte Gregor voran die Treppe hinauf.

Mario konnte sich gerade noch mit einer Hand am Geländer festhalten, da Maradona seinem Besitzer folgte und hinter diesem die Treppe hinauf stürmte. Elsa legte eine Hand auf seinen Rücken, um ihn zu halten.

“Soll ich meinen Koffer lieber doch selber nehmen?”, fragte sie.

Er sah über seine Schulter zu ihr, da sie eine Stufe unter ihm stand. “Nein, das schaffe ich schon.”

“Oh Mario”, seufzte sie.

“Oh Elsa. Andere Mädchen würden sich freuen, wenn das ein Junge für sie macht.” Mario hob seine Augenbrauen an.

Sie schmunzelte auf seine Aussage. “Das schon, aber es wäre auch schön, wenn es dir den Urlaub über gut geht und ich die Zeit mit dir genießen kann und dich nicht umsorgen muss, weil du die Treppe runtergefallen bist und dir das Bein gebrochen hast.”

“Bloß nicht! Dann könnte ich gar keinen Fußba-” Er verstummte, als er Elsas Blick sah. “Okay, ich würde die Zeit mit dir auch lieber so genießen, als ein gebrochenes Bein zu haben.”

“Sag ich doch.” Ein Kichern folgte auf Elsas Worte und dann gingen sie gemeinsam die Treppe hinauf.

Sie kamen in einen hellen Flur. Gerade aus lag eine Türe, die dem Türschloss zufolge, vermutlich ins Bad führen düfte. Rechts daneben lag eine weitere Türe, die weit geöffnet war und in der man Maradona herumlaufen hören konnte. Dieser direkt gegenüber lag noch eine aktuell geschlossene Türe und dazwischen eine Glastüre, die wohl auf eine Dachterrasse führte.

“Das hier ist dann vermutlich dein Zimmer, wenn Gregor sich schon drüben breit gemacht hat”, meinte Mario und ging zu der Zimmertüre, die er öffnete und anschließend Elsa vor sich eintreten ließ, er folgte ihr gleich danach und stellte den Koffer neben der Türe ab, seine Reisetasche ließ er daneben auf den Boden sinken.

Das Zimmer war ebenfalls sehr hell, da es ebenfalls zum Meer hin ausgerichtet war, ebenso eine helle Glasfront hatte, durch die viel Licht hereinkam. Auf der rechten Seite stand ein breites Bett, gegenüber eine Kommode neben einem Kleiderschrank und ein Sessel. Elsa trat zu der Fensterfront und schob auch hier die Türe zur Seite, um auf den Balkon hinaus zu treten. Sie trat an das Geländer und lehnte sich mit ihren Armen darauf, ihren Blick auf das Meer gerichtet, dessen Geräusche nun wieder zu hören waren. Als Mario hinter sie trat und erneut seine Arme um sie schlang, lehnte sie sich nach hinten, ließ sich in seine Umarmung fallen.

“Und, denkst du, hier kann man auch gut nachdenken?”, fragte er und das Mädchen konnte die Heiterkeit in seiner Stimme erkennen. Sie lachte leise.

“Wer weiß. Bei dem Ausblick, vielleicht schon - oder man lässt sich zu leicht ablenken. Aber jetzt …” Sie löste sich aus seiner Umarmung und griff nach seiner Hand, wo sie ihre Finger in seine gleiten ließ und ihn so mit sich zog.

Von dem kleinen Balkon aus konnte man auf die große Dachterrasse daneben gelangen, auf die man auch durch die Glastüre im Flur gelangte. Es war keine riesengroße Dachterrasse, reichte aber gut aus. Vermutlich lag diese direkt über dem Zimmer, in dem Elsas und Gregors Eltern schlafen würden. Es standen zwei Liegen hier, auf denen man sicher Sonnenbaden konnte, zwei Sonnenschirme, dazu ein Gartentisch mit vier Stühlen.

“Ich denke, hier kann man es aushalten”, entschied Mario.

In diesem Moment öffnete sich die Glastüre, die in den Flur führte und Gregor und Maradona kamen ebenfalls auf die Dachterrasse.

“Uh, mega, gefällt mir auch. Wie ist dein Zimmer, Elsa?”, richtete er nach der Betrachtung der Dachterrasse und seines Urteils an seine Schwester.

“Sehr schön. Und deines? Eh, eures.” Sie sah kurz zu Mario, ehe sie zu ihrem Bruder zurück blickte.

“Auch toll. Hat zwar nur ein Bett, aber das schaffen wir schon, oder Mario?”

Der nickte. “Natürlich.”

“Sicherlich würdest du dir dein Bett lieber mit Elsa teilen, aber das lässt unser Vater halt nicht zu.” Und auf diese Worte des Jüngsten von ihnen, liefen die anderen beiden hochrot an. Gregor sah auf, die beiden an und grinste breit, als ihm das bewusst wurde. “Na wer weiß …”

“Alter”, murmelte Mario.

Elsa zog an seiner Hand. “Komm, wir bringen deine Reisetasche in dein Zimmer und dann überlegen wir uns, was wir mit dem restlichen Tag noch anfangen.”

Kurz darauf standen sie in dem Schlafzimmer, in dem die Jungs schlafen würden. Es sah so aus wie Elsas, nur seitenverkehrt und es hatte nicht den tollen Ausblick aufs Meer.

“Was willst du denn jetzt noch machen, Elsa?”, fragte Mario seine Freundin.

Diese deutete über ihre Schulter. “Ich würde gerne noch ans Meer. Vermutlich wird es auch bald Abendessen geben, aber es reicht sicherlich noch aus, eine Runde spazieren zu gehen und sich umzusehen.”

“Das klingt gut, ich bin auf jeden Fall auch dabei.”

“Das hoffe ich doch sehr.” Elsa sah ihren Freund strahlend an. Es war wirklich toll, dass er mit ihr zusammen hier war, das hätte sie sich nicht zu träumen gewagt, zum Glück hatte Gregor ihre Eltern darauf angesprochen.

Als dieser ins Zimmer kam, drehte Mario sich zu ihm um. “Kommst du auch noch eine Runde mit an den Strand spazieren?”

Gregor blieb stehen und dachte einen Moment nach, ehe er nickte. “Klar, bin gespannt, wie es hier so ist.”

Elsa blinzelte und ein Gefühl der Enttäuschung machte sich in ihr breit. Sie hätte wirklich noch gerne Zeit mit ihrem Freund allein verbracht.

“Also gehen wir gleich?”

Bei Marios Frage sah sie wieder zu ihm auf und nickte. “Ja, von mir aus gerne.”

“Dann los.” Er legte seine Hand in ihre und verschränkte seine Finger mit ihren.

Gemeinsam gingen sie wieder hinunter, wo Akane sich bereits in der Küche austobte.

“Habt ihr noch etwas vor?”, fragte sie die Jugendlichen.

“Wir gehen noch eine Runde raus an den Strand und sehen uns um”, antwortete Elsa.

“Sehr schön, macht das ruhig. In ungefähr einer dreiviertel Stunde essen wir zu Abend, ja?”

“Klar, dann bis nachher.”

Sie traten aus der immer noch geöffneten Terrassentüre hinaus, schneller kam man hier eindeutig nicht zum Strand.

Daichis waren erst nach dem Mittagessen losgefahren, da Ryotaro Vormittags noch hatte arbeiten müssen. Bis sie dann alles ins Auto geladen und Mario abgeholt hatten, war es spät geworden. Daher war es jetzt bereits fast 18 Uhr. Marios Griff um Elsas Hand festigte sich. Es war wundervoll, hier bei ihr zu sein. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, während er sie beobachtet. Seine Freundin strebte aufs Wasser zu und zog ihn einfach mit sich.

“Hach, hier kann man es wirklich aushalten”, erklärte Gregor und streichelte über Maradonas Fell. Der Hund wich ihm nicht von der Seite.

“Oh ja, es ist wirklich schön.” Elsa löste ihre Hand aus Marios und lief kurzerhand ein Stück ins Meer hinein. Als das Wasser ihre Knie umströmte, blieb sie stehen. “Und ihr so?”, fragte sie und grinste ihre Begleitung an.

Mario und Gregor sahen erst das Mädchen an, dann sich gegenseitig, woraufhin beide breit grinsten.

“Na dann”, gab Mario von sich.

“Auf gehts, Käpt´n.”

Und ehe Elsa sich versah, stürmten die beiden Fußballer zu ihr ins Wasser hinein, bückten sich und fuhren mit den Händen durch das Wasser. Elsa entfuhr ein lauter Schrei, als sie von oben bis unten nass gespritzt wurde. Ja, das Wasser war nicht eiskalt, doch kalt genug, dass sie damit zufrieden gewesen war, nur bis zu den Knien im Wasser zu stehen. Fassungslos sah sie ihren Freund und ihren Bruder an, während ihr das Wasser übers Gesicht lief.

“Ihr …”, brachte sie hervor.

Die Angesprochenen mussten laut lachen. Elsa hatte in diesem Moment etwas von einem begossenen Pudel.

“Das werdet ihr büßen!”, rief sie laut und bückte sich ebenfalls. Ihre Hände fuhren durchs Wasser und beide wurden von ihr ebenfalls nass gespritzt. Und während sie alle drei sich lachend nass spritzten, tobte Maradona aufgeregt um sie herum. Irgendwann zog Mario Elsa an sich und senkte seinen Kopf, um seine Lippen auf ihre zu legen. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss. Ihr Herz schlug schneller als zuvor und sie wollte nicht, dass der Moment endet. Auch Mario ging es so, er festigte seine Umarmung, presste sie enger an seinen Körper und intensivierte den Kuss. Gerade konnte er an nichts anderes als das Mädchen in seinen Armen denken. Doch irgendwann lösten sie sich wieder voneinander und es wurde ihnen bewusst, wo sie eigentlich waren. Mit roten Wangen traten sie einen Schritt zurück und sahen sich um.

Marios Herz schlug sehr schnell und er fühlte sich unsicher. Wieso hatte er das jetzt ausgerechnet vor Gregor getan? Er hatte Elsa küssen wollen, natürlich. Wie sie da gestanden oder sich bewegt hatte. Ihr Lachen, ihre leuchtenden Augen, die Freude die sie ausgestrahlt hatte. Sie hatte wunderschön ausgesehen und ihm war das Herz von den Gefühlen für sie fast übergequollen, er hatte sie einfach küssen müssen, ihr nahe sein. Doch eigentlich versuchte er das vor anderen zu vermeiden. Ihre Hand halten, sie in den Arm nehmen oder einfach nur einen Arm um sie legen, ja. Ihr einen sanften Kuss geben, ja, auch das. Aber so etwas … Unsicher sah er seine Freundin an, die mit roten Wangen zur Seite sah, anscheinend ging es ihr so wie ihm.

“Gregor ist vermutlich mit Maradona schon reingegangen”, murmelte sie.

“Mhm …”, gab Mario darauf von sich.

“Sollen wir auch?”, fragte sie leise.

Er nickte. “Wir sollten uns vor dem Abendessen noch etwas Trockenes anziehen”, antwortete er leise.

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück ins Haus. Dabei griff Mario wieder nach ihrer Hand, woraufhin sie aufsah und lächelte. Beim Haus angekommen, spülten sie an einem Wasserhahn an der Außenseite den Sand von ihren Füßen, ehe sie eintraten.

Akane sah schmunzelnd an.

“Gregor ist schon oben, er hat gemeint, dass er euch noch ein wenig Zeit für euch allein geben wollte. Könnt ihr euch schnell umziehen und dann wieder runterkommen? Dann können wir gleich essen.”

Das junge Paar nickte, ehe es gemeinsam den Weg nach oben antrat. Auf dem Flur zwischen ihren Zimmern blieben sie stehen und sahen sich an.

“Bis gleich”, sagte Mario schließlich und trat zu ihr, um ihr einen sanften Kuss auf den Mund zu hauchen.

“Bis gleich”, erwiderte Elsa mit einem Lächeln auf den Lippen, ehe sie in ihr Zimmer trat.

Kapitel 20

Die ersten Tage verbrachten sie damit, anzukommen, das nahegelegene Städtchen zu erkunden, das sie erreichten, wenn sie den Strand ungefähr einen Kilometer entlang liefen, sie waren viel am Strand, spielten zusammen verschiedene Spiele und redeten viel miteinander und meistens taten sie das zu dritt. Mario und Gregor nutzten die gemeinsam Zeit auch zum Training und taten dies jeden Tag, auch joggen gingen sie fast täglich. Elsa hingegen sah ihnen zu oder verzog sich ans Meer, half ihrer Mutter und verbrachte Zeit mit ihren Eltern. Alle schienen eine schöne Zeit zu haben, nur Elsa wünschte sich, mehr Zeit mit ihrem Freund allein verbringen zu können.

Heute, an ihrem dritten Tag hier, wollten sie wieder an den Strand gehen. Elsa hatte bereits alles in ihre Strandtasche getan, was sie dafür brauchte. Ein Handtuch, eine Matte zum Draufliegen, Sonnencreme, Sonnenbrille, ein Buch. Ihren Bikini hatte sie bereits an, darüber trug sie eine Tunika. Nun wollte sie nur noch ihren Freund abholen, der mit Gregor noch joggen gewesen war. Das Mädchen trat aus ihrer Zimmertüre und klopfte an der gegenüberliegenden Türe an. Als sie ein “Ja?” hörte, öffnete sie diese und steckte ihren Kopf hinein.

“Hey, ich wollte fragen, wie weit du bist und ob …” Sie verstummte mitten im Satz und zwang sich, ihren Mund wieder zu schließen. Dort stand ihr Freund und trug nichts außer seiner Badehose. Ihr Herzschlag nahm zu. Er sah einfach so unglaublich gut aus! Die letzten Tage hatte sie ihn natürlich schon oft so zu sehen bekommen, aber sie hatte es versucht zu vermeiden ihn anzustarren, da sie auch meist nicht allein waren. Doch den einen oder anderen Blick hatte sie nicht vermeiden können und auch nicht wollen.

“Elsa, Ich bin gleich soweit. Gregor ist für eure Mutter noch in die Stadt gelaufen um was zu holen. Ich hole nur noch schnell meine Sachen und …” Mario bemerkte den Blick, mit dem Elsa ihn musterte. Verwirrt hielt er in seiner Bewegung inne. “Soll ich”, er musste schlucken und seine Stimme wurde leiser, “lieber etwas anziehen?”

Als Antwort bekam er nur ein Kopfschütteln. Sie kam ins Zimmer herein, schloss die Türe hinter sich und stellte ihre Tasche auf den Boden, ehe sie zu ihm ging. Sie holte tief Luft währenddessen und nahm all ihren Mut zusammen. Als sie direkt vor ihm zum Stehen kam und zu ihm aufsah, erkannte sie, dass er sie mit großen Augen und roten Wangen ansah.

“Elsa”, hauchte er ihren Namen. Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen noch mehr, gleich darauf schloss er sie und ein leises Keuchen kam über seine Lippen.

Elsa hatte ihre Hand ausgestreckt und fuhr mit ihren Fingerspitzen sanft über seine Brust und seinen Bauch. Als er keuchte, hielt sie in ihrer Bewegung inne, fand er es nicht gut? Unsicher sah sie zu ihm auf. Als sie seinen Ausdruck wahrnahm, eine Art Entspanntheit und Verzückung, wiederholte sie die Berührung erneut. Wieder entkam ihm ein leises Seufzen, doch, er schien es zu mögen, wenn sie ihn berührte. Und davon beflügelt, nahm sie auch noch ihre zweite Hand und streichelte nun mit beiden Händen über seine nackte Haut.

“Elsa”, murmelte er leise und bewegte sich nun auch. Er griff mit beiden Händen nach ihrem Gesicht und zog sie sanft zu sich, um seine Lippen auf ihre zu legen.

Zuerst hatte sie mit einem sanften Kuss gerechnet, doch das war er eindeutig nicht. Es fühlte sich an, als würde er noch mehr aus ihm herausholen wollen. Seine Zunge fand einen Weg in ihren Mund, spielte dort mit ihrer, er saugte immer wieder an ihrer Unterlippe und presste sie enger an seinen Körper. Unbewusst lief er mit ihr ein paar Schritte zurück und stieß schließlich mit seinen Beinen an das Bett hinter sich. Erst hielt er inne, dann ließ er sich sinken und zog seine Freundin auf seinen Schoss, ohne den Kuss zu unterbrechen. Er ließ seine Hände in die Haare an ihrem Nacken wandern, während ihre immer noch auf seinem nackten Oberkörper lagen. Ihr Kuss intensivierte sich.

Schließlich löste sich Elsa mit einem Keuchen von ihrem Freund. Sie zog sich ein kleines Stück zurück, um ihn in die Augen zu sehen, die sich verdunkelt hatten. Sie überlegte einen kurzen Moment, dann griff sie nach ihrer Tunika und zog diese über ihren Kopf. Sie trug ihren Bikini, in dem er sie ja auch schon gesehen hatte, trotzdem weiteten sich seine Augen. Langsam hob er seine Hand hinter ihrem Rücken und streichelte mit zitternden Fingern ihre Wirbelsäule vom Nackenansatz entlang hinunter. Elsa schloss ihre Augen und seufzte leise auf, während sie das Gefühl genoss. So hatte er sich vorher also gefühlt. Dann spürte sie seine Lippen wieder, die sich auf ihre legten. Erneut wurde ihr Kuss intensiver, ihre Hände streichelten über ihre Körper, schienen jedes nacktes Stückchen Haut zu erkundigen, alles erforschen zu wollen.

Sie konnte nicht sagen, wie lange sie schon hier saßen, er auf dem Bett, sie auf seinem Schoss, als seine Finger zum wiederholten Male in der Schleife ihres Bikinis auf dem Rücken hängen blieben. Doch dieses Mal zog er seine Hand nicht einfach nur weg sondern zog mit zitternden Fingern an dem Bändel und öffnete ihn dadurch. Elsa erstarrte. Was tat er da? Doch als seine Hand dieses Mal ohne störenden Stoff ihren Rücken von oben bis unten streichelte, seufzte sie erneut auf und drängte sich noch näher an ihm, knabberte sanft an seiner Unterlippe. Und wieder waren sie eine Weile in dieser neuen Situation gefangen, waren zusammen, berührten und spürten sich. Mario nahm erneut seinen ganzen Mut zusammen, dann griff er nach der Schleife in ihrem Nacken und öffnete auch diese langsam. Und kaum dass dass das geschehen war, rutschte ihr Bikini zwischen ihnen herunter. Elsa erstarrte einen kurzen Moment, damit hatte sie nicht gerechnet … doch dadurch, dass sie ja auf seinem Schoss saß, konnte sie sich einfach an ihn pressen, dann konnte er nichts sehen … wollte er sie überhaupt sehen? Wobei, warum hätte er ihr das Oberteil dann geöffnet? Würde sie ihm überhaupt gefallen?

Marios Herz schlug so schnell in seinem Brustkorb, dass es diesen sicher gleich durchschlagen würde. Es hatte ihn wirklich viel Überwindung gekostet, das zu tun, dabei stellte er es sich schon lange vor, sie so zu sehen, zu berühren … Er schob seine Hände wieder auf ihren Rücken und streichelte diesen auf und ab, dabei presste er sie unbewusst an sich und kaum dass ihre Haut seine berührte, keuchte er erneut auf. Alles fühlte sich so warm an, schon regelrecht heiß, glühend und er mochte dieses Gefühl. Elsas Hand wanderte in seinen Haaransatz an seinem Nacken und drückten ihn dort auch etwas mehr zu sich. Langsam ließ Mario eine Hand von ihrem Rücken nach vorne wandern und schob sie zwischen ihnen beiden nach oben, wo sie nach einem erneuten Mut zusammennehmen, zu ihrer Brust wanderte. Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingern über die unglaublich weiche Haut, streiften ihrer Brustwarze. Ein Aufseufzen entkam ihr, strömte in seinen Mund hinein. Und das fühlte sich für Mario an wie ein Startzeichen. Er legte seine Hand wieder auf ihren Rücken und ließ sich langsam mit ihr nach hinten sinken, so dass sie nun auf ihm lag. Dann drehte er sich kurzerhand mit ihrer herum, ohne den Kuss zu lösen. Doch kaum dass sie unter ihm lag, hob er seinen Kopf, setzte sich auf und ließ seinen Blick über das Mädchen gleiten, dass nun nur mit ihrer Bikini-Hose bekleidet in seinem Bett lag und ihn aus verschleierten Augen ansah. Mario legte seine Hand auf ihrer Schulter und ließ sie dann davon langsam erneut zu ihrer linken Brust wandern.

“Du”, brachte er mit rauer Stimme hervor und musste schlucken, bevor er weitersprach, “du siehst so wunderschön aus.”

Ihre Wangen verdunkelten sich noch mehr, als sie es bisher schon waren. “Danke”, gab sie leise von sich.

“Einfach wunderschön”, flüsterte Mario, ehe er sich wieder zu ihr hinunter beugte und eine Spur aus Küssen von ihrem Hals zu ihrer rechten Brust zog. Kaum dass er diese erreicht hatte, stöhnte Elsa auf und bäumte sich leicht auf, ihm entgegen. Marios Hand schloss sich etwas stärker um ihre linke Brust, während er die rechte mit seinen Lippen und seiner Zunge verwöhnte. Elsas Keuchen wurde lauter und ihre Hand wanderte in seine Haare.

Mario war nicht mehr in der Lage, zu denken. Das hier, sie, die Situation, in der sie gerade beide waren, die Gefühle und Regungen, die es in ihm auslöste, er wollte nie wieder aufhören. Er löste seine Lippen von ihrer Brust und legte sie wieder auf ihren Mund, um diesen mit einem intensiven Kuss zu verschließen, während er sich langsam auf sie schob. Ihre Beine öffneten sich für ihn und sie hob ihm, ebenfalls unbewusst, ihren Unterleib entgegen, an dem er sich gleich darauf rieb. Alle sein Blut war in seiner unteren Region angelangt und er sehnte so sehr Erlösung herbei, wie er es in seinen fünfzehn Jahren noch nicht gekannt hatte. Elsa ging es genauso, sie konnte nicht mehr denken, fühlte nur noch sich und Mario, gemeinsam, als Einheit. Ihre Hände wanderten auf seinen Rücken und drückten ihn an sich, während das Keuchen aus ihrem Mund immer lauter wurde. Auch Mario, der mit geschlossenen Augen auf ihr lag, musste den Kuss unterbrechen, um Luft zu bekommen, die ebenfalls nur noch keuchend eingezogen und wieder ausgestoßen wurde.

Plötzlich verkrampfte Elsa sich unter ihm und sein Name kam stöhnend über ihre Lippen.

“Mario!”

Ein Feuerwerk schien in ihr zu explodieren, das sich von ihrer Mitte in ihrem ganzen Körper ausbreitete, bis in die Fingerspitzen und Zehen und das ein unglaubliches Glücksgefühl auslöste. Und sein Name von ihren Lippen zu hören, brachte auch Mario zum explodieren, zumindest fühlte es sich so an. Mit einem lauten Aufstöhnen ergoss er sich in seine Badehose.

Tief einatmend und das Gefühl immer noch nachspürend, ließ er sich auf Elsa sinken, suchte wieder ihren Mund und küsste sie sanft. Dann legte er seinen Kopf neben ihr auf dem Kopfkissen ab und schloss seine Augen. Elsa festigte ihre Arme um ihn, legte eine Hand wieder an seinen Haaransatz und kraulte ihn dort. Keiner von ihnen sprach ein Wort, fanden auch nichts, dass dies in diese magische Atmosphäre passen würde. Sie genossen es schweigend, hier so beieinander zu sein, fühlten immer noch, was gerade passiert war und langsam beruhigten sich ihr Herzschläge wieder. Dass sie das hier erleben würden, damit hatten sie beide nicht gerechnet. Nach einer kurzen Zeit, schob Mario seinen Kopf näher zu ihrem und küsste sie wieder. Doch im Gegensatz zu vorher, waren es ein liebevoller und sanfter Kuss.

Plötzlich ließ es im Untergeschoss einen lauten Schlag und ein Schrei erklang. “Ich bin wieder da!”

Mario und Elsa wurden blass. Beide sprangen auf und Elsa griff panisch nach ihrem Bikinioberteil und ihrer Tunika. Panisch zog sie sich zweiteres über den Kopf, während Mario sich nach einem T-Shirt griff. Dieses konnte er nicht mehr anziehen, da wurde bereits die Türe aufgerissen.

“Ihr seid ja noch da, ich dachte, ihr wärt sicherlich schon am Strand! Aber dann kann ich ja gleich mit”, rief Gregor grinsend, als er ins Zimmer kam. Er machte zwei Schritte auf sie zu und blieb dann abrupt stehen. Sein Blick wanderte von seiner Schwester zu seinem besten Freund. Beide sahen so zerzaust aus und sie sahen ihn mit hochroten Köpfen und mit großen Augen schon regelrecht panisch an. Gregors nächster Blick wanderte zum Bett. Als er bemerkte, dass die Bettdecke zerwühlt war, weiteten sich seine Augen. Er war sich sicher, dass dieses gemacht gewesen war, immerhin bestand Mario jeden Morgen darauf. Doch … sein Blick wanderte zurück zu den anderen beiden Anwesenden.

“Ich glaube”, gab er von sich, “dass ich wirklich nicht wissen will, was hier gerade passiert ist.”

“Gregor”, gab Mario von sich und trat einen Schritt nach vorne.

Sofort hob der Jüngere eine Hand. “Nein, ich will es wirklich nicht wissen. Schön, wenn ihr glücklich seid, aber das … das will ich nicht wissen! Und”, nun runzelte er seine Stirn, “macht so Sachen bitte drüben in Elsas Bett, ich will in dem hier nämlich auch noch schlafen!” Und mit diesen Worten drehte Gregor sich herum und ging zu der Kommode, in die er seinen Kleidung einsortiert hatte. Er zog eine Badehose heraus und ging zur Türe. “Ich gehe noch kurz ins Bad und ziehe mich um. Und dann können wir gerne gleich an den Strand gehen. Und wir verlieren nie wieder ein Wort über das, was ihr hier so anstellt!” Damit verließ er den Raum.

Mario und Elsa sahen ihm noch einen Moment hinterher, dann sahen sie einander an.

“Ich …”, murmelte Mario leise, brach dann aber ab. Was sollte er sagen? Wie konnte er Worte für diese unglaubliche Sache finden, die sie beide gerade miteinander erlebt hatten? Doch er musste nichts sagen, denn Elsa kam die wenigen Schritte auf ihn zu, sah ihn einen Moment nur in die Augen, dann streckte sie sich zu um und legte ihre Lippen kurz und federleicht auf seine. Als sie sich zurückzog, konnte er das Leuchten in ihren Augen erkennen und ein Lächeln legte sich auf seine Züge, das sie strahlend erwiderte. Sie beide zusammen, das sollte niemals enden.

“Ich gehe nochmal rüber und ziehe mich richtig an.”

Und damit verließ auch sie das Zimmer. Mario sah ihr nachdenklich hinterher, ehe er an sich herunter sah. Er benötigte auch dringend etwas anderes zum anziehen.

Kapitel 21

“Tja Mario, du gibst gerade keine besonders gute Figur ab.”

Elsa saß auf der halbhohen Mauer, die das Grundstück ihres Ferienhauses umgab. Sie befanden sich vor dem Haus, auf der rechten Seite stand auf der Einfahrt ihr Auto, links gab es eine große Grasfläche, auf der die beiden Fußballer gerade damit beschäftigt waren, den Ball in der Luft zu halten. Gregors Fußball flog, tanzte regelrecht um diesen herum. Mit dem Knie nach oben, dem Fuß, über die Brust, die Schultern und das in einem ganz schön schnellen Tempo und trotzdem konnte er sich noch mit Elsa und Mario unterhalten. Mario hingegen, dessen Fußball war schon oft genug am Boden gelegen, zwar bekam er ihn mit seinem Fuß auch wieder in die Luft, aber neben Gregor machte er eine schlechte Figur, wobei er das vermutlich nicht einmal war.

“Elsa”, knurrte er auf ihren Spruch, als sein Fußball erneut der Schwerkraft nachgegeben und auf dem Boden und damit im Gras gelandet war. Seine Freundin lachte hell auf.

“Was denn? Es ist doch ganz eindeutig zu erkennen, dass Gregor einfach besser ist als du. Er und der Fußball … aber gut, das ist ja auch klar, dass er mit dem Fußball besser harmoniert, immerhin steht er bei einem Spiel ja nicht die ganze Zeit über nur herum.”

Auf diese Aussage hin musste Gregor nun so lachen, dass er seinen Fußball nicht mehr erwischte und dieser ebenfalls ins Gras flog.

“Tja Käpt´n”, brachte er hervor, als er sich wieder beruhigt hatte, “dieser Argumentation habe ich nichts hinzuzufügen.”

Der Angesprochene sah fassungslos von Elsa zu seinem besten Freund. Er schüttelte seinen Kopf. “Ihr seid unglaublich.”

Gregors Blick wanderte von ihm zu seiner Schwester. “Ja, das sind wir, nicht wahr, Elsa?”

Diese lachte auf. “Würde ich auch sagen. Und sind wir doch ehrlich, Mario stimmt uns da vollkommen zu, denn sonst würde er uns auch nicht so mögen, wie er uns mag. Also jeden von uns auf seine Weise.”

Während Gregor zustimmend nickte, seufzte Mario auf. “Dem kann jetzt wohl ich nichts mehr hinzufügen, denn irgendwo stimmt es ja auch, aber dass ihr beide euch gegen mich verschwört”, er deutete mit dem Zeigefinger zwischen beiden hin und her, “das finde ich glaube nicht so gut, ich weiß nicht, wie ich gegen geballte Daichi-Kraft ankommen soll.” Er bückte sich und hob seinen Fußball wieder auf.

Wieder lachten die Geschwister auf. Elsa rutschte von der Mauer herunter und ging zu ihrem Freund, um ihm beide Arme um den Nacken zu legen und sich an ihn zu schmiegen.

“Sag bloß, du kommst immer nur mit einem von uns zur gleichen Zeit zurecht.”

Mario ließ seinen Fußball erneut fallen und legte seine Arme stattdessen um ihre Taille, um sie näher an sich zu ziehen. “Hmm, nein, ich halte euch beide schon gleichzeitig aus, aber vielleicht sollte ich mir über die Dosis Gedanken machen.”

Wieder lachte sie auf und hob ihre Hand, um sie in seinen Haaransatz zu schieben. In Mario zog sich alles angenehm zusammen. Das hatte sie vor ein paar Tagen auch mehrmals gemacht und er erinnerte sich nur zu gerne daran, was sie dabei getan hatten. Sie hatten nicht mehr darüber gesprochen, es einfach nur genossen sich so nahe gewesen zu sein. Hoffentlich konnten sie das bald wieder. Hier im Urlaub musste es nicht unbedingt sein, immerhin waren auch ihre Eltern und ihr Bruder dabei, er war wirklich froh, dass sie nicht erwischt worden waren. Er konnte eindeutig sagen, dass damals alles logische Denken in ihm abgestellt worden war, er wollte ihr einfach nur so nahe sein, wie noch nie in seinem Leben. Doch wenn sie wieder Zuhause waren, vorzugsweise bei ihm, wo sie eigentlich nie von jemanden gestört wurden, dann würde er es gerne wieder erleben. Doch jetzt gerade musste er sich zusammenreißen und lieber an etwas anderes denken. Er legte seine Hände auf ihre Hüften und lächelte sie an. Elsa erwiderte sein Lächeln, ehe sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Er festigte seine Umarmung und zog sie noch enger an sich.

“Tja Elsa, nein, lieber Frau Managerin.”

Elsa drehte ihren Kopf und sah ihren Bruder wegen seiner Bezeichnung für sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Gregor?”, entgegnete sie.

Der grinste breit. “Wenn du Mario vom Training abhältst, wird er auch nicht besser. Und hast du als Managerin nicht gemeint, dass er mehr trainieren soll?”

Elsa hob ihre Schultern. “Nein, ich habe gesagt, dass ihr Kickers besser trainieren sollt, euer Trainer wohl nicht so gut ist.” Auf die Aussage entkam ihr ein lautes Quieken.

“Elsa”, murmelte Mario , der sie in die Seite gezwickt hatte.

“Siehst du, Elsa? Du bist schuld, dass Mario schlechter wird, immerhin hältst du ihn vom Training ab. Und dann kann er auch uns andere nicht gut trainieren.” Gregor grinste immer noch breit.

“Ne ne, den Schuh ziehe ich mir nicht an! Wenn die Kickers verlieren, dann hat das nichts mit mir zu tun!” Elsa schüttelte entschieden ihren Kopf.

“Wer weiß”, gab Mario schmunzelnd von sich, “du nimmst schon ganz viele meiner Gedanken ein, oder vielleicht sogar alle. Das könnte natürlich schon sein, dass das alles so durcheinander bringst, dass …”

Und noch ehe er seinen Satz zu Ende bringen konnte, griff Elsa nach seinen Wangen und zog ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen und ihn damit vom weiterreden abzuhalten.

“Nein, nicht meine Schuld”, murmelte sie, als sie den Kuss einen kurzen Moment löste.

Mario lachte in den Kuss hinein.

“In Ordnung”, murmelte er und setzte den Kuss weiter fort.

Als sie sich wieder von ihm löste, trat sie zurück. “Also los, weiter trainieren, nicht dass du wieder mir die Schuld gibst, wenn du etwas nicht hinbekommst.”

“Oh Elsa”, seufzte Mario auf, trat aber zu seinem Fußball und hob diesen auf.

“Was denn? Ich werde hier mal wieder als Managerin bezeichnet, also muss ich doch dafür sorgen, diesen Job gut zu machen und das besteht jetzt gerade darin, dich dazu zu bringen, besser zu trainieren.” Elsa grinste ihren Freund an. Der schüttelte schmunzelnd seinen Kopf.

“Solange du mich nicht feuern willst, kann ich damit leben.”

“Du hast sie gehört, los geht es, Käpt´n!” Gregor kickte seinen eigenen Fußball in die Luft, wo er ihn gleich darauf mit dem Knie annahm.
 

~~~
 

Gemeinsam mit Elsas Eltern waren sie Abends in dem kleinen Fischerdörfchen essen gewesen und liefen nun im dunkeln in Richtung Strand um über diesen zu ihrem Ferienhaus zu laufen. Elsa, Mario und Gregor waren bereits voraus gelaufen, während Akane und Ryotaro noch dort im Restaurant geblieben waren. Sie hatten gemeint, dass die Jugendlichen nicht warten mussten, bis die Rechnung kam und bezahlt war und daher waren die drei nun unterwegs.

Elsa blieb interessiert stehen, als sie an einem Plakat vorbeikamen. Mario, der ihre Hand in seiner hielt, wurde dadurch auch aufgehalten und blieb ebenfalls stehen.

“Oh, Mario, schau mal, hier ist morgen Vormittag ein Markt”, gab seine Freundin da schon aufgeregt von sich.

“Oh, wirklich?” Sein Blick huschte erst über das Plakat, ehe er Elsa ansah. “Willst du hin? Sollen wir gemeinsam gehen?”

Sie sah ihn mit strahlenden Augen an und nickte. “Ja, sehr gerne.”

Marios Blick wanderte zu Gregor, der noch ein Stück gelaufen war und nun weiter vorne stand und auf sie wartete. Mario sah zu seiner Freundin und er wollte gerade ansetzen zu fragen, ob sie Gregor auch fragen sollten, als er erkannte, wie sie zu Boden sah, enttäuscht wirkte und daher …

“Dann gehen nur wir beide, oder?”

Sofort sah sie auf und ihre Augen leuchteten wieder. Das war wohl die richtige Aussage gewesen.

“Kommt ihr endlich?”, rief Gregor von weiter vorne und winkte ihnen zu.

“Wir kommen”, antwortete Mario ihm, festigte seinen Griff an Elsas Hand und gemeinsam schlossen sie zu dem Jüngeren auf.
 

~~~
 

Elsa verließ ihr Zimmer und lief mit einem Strahlen auf dem Gesicht die Treppe hinunter. Heute würde sie das erste Mal im Urlaub etwas wirklich allein mit Mario unternehmen. Natürlich mochte sie ihren Bruder, war gerne mit ihm zusammen und freute sich, dass sie drei so toll harmonierten, aber sie wollte auch Zeit mit ihrem Freund allein verbringen, das konnte doch sicher jeder verstehen.

“Guten Morgen Elsa”, begrüßte ihre Mutter sie, die in der Küche stand und Frühstück vorbereitete.

“Guten Morgen Mama.” Sie lächelte und ging zum Esstisch, um Teller aus dem Schrank zu holen, nachdem sie sich umgesehen hatte. “Du Mama”, fragte sie diese, “wo sind den Gregor und Mario? Ich habe gedacht, dass ich sie vorher bereits runterlaufen gehört habe.”

Akane sah über ihre Schulter zu ihr.

“Ja, die sind schon unterwegs. Die haben sich ihre Fußbälle geschnappt und sind auf und davon. Sie meinten, dass sie im Laufe des Vormittags wieder da sind. Also die beiden geben sich da wirklich nichts, denkst du nicht auch? Mario hat dir da drüben einen Zettel hingelegt.” Sie deutete auf die Arbeitstheke, die in Richtung der Sofas zeigte. “Und du brauchst nur für drei decken, deinen Vater, dich und mich.”

Elsa war wie erstarrt. Mario war unterwegs? Aber sie wollten heute doch zusammen zum Markt, das hatten sie erst gestern Nacht miteinander besprochen. Sie zog drei Teller aus dem Schrank und trug diese zum Esstisch, ehe sie zur Arbeitstheke trat und nach dem Zettel griff, auf dem in Marios ordentlicher Schrift ihr Name stand. Sie klappte den zusammengefalteten Zettel auseinander und las, was er geschrieben hatte.
 

Elsa, Gregor und ich gehen eine Runde Fußball spielen. Ich freue mich, dich wieder zu sehen, wenn wir zurück sind. Bis dahin genieße die Ruhe vor uns ;)

Kuss, M.
 

Das Mädchen sah ungläubig auf den Zettel. Fußball spielen? Ernsthaft? Sie blinzelte und faltete den Zettel wieder zusammen, steckte ihn anschließend in die Hosentasche ihrer Jeans-Hotpants.

“Schatz, alles gut?”, fragte ihre Mutter, der Elsas versteinerter Gesichtsausdruck aufgefallen war.

Elsa blinzelte erneut, ehe sie nickte. “Klar, alles gut. Die beiden sind Fußball spielen gegangen, aber das ist dir ja klar gewesen. Was sollten die beiden auch sonst so machen …”

“Und das ist für dich in Ordnung?”

Natürlich bemerkte ihre Mutter, dass es ihr etwas ausmachte, aber so waren die beiden doch … “Klar, alles in Ordnung”, überspielte Elsa ihre Stimmung und griff wieder zum Geschirrschrank. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter sich zu viele Gedanken machte. Und der Markt ging ja bis 13.30 Uhr, bis dahin wäre Mario doch sicher schon zig mal wieder hier.
 

~~~
 

Die Zeit verging, die Uhrzeiger sprangen auf neun Uhr, auf zehn Uhr, auf elf Uhr, auf zwölf Uhr. Und kurz nach halb eins ging die Haustüre schließlich auf und Mario und Gregor kamen herein, lachend, miteinander scherzend. Sie legten ihre Fußbälle im Flur ab, zogen ihre Schuhe aus und kamen in den Wohnraum hinein.

“Elsa”, sagte Mario, als er seine Freundin auf dem Sofa sitzen sah. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus und er trat sofort auf sie zu. Egal wie gerne er Fußball spielte, sie jetzt zu sehen, das machte ihn sehr viel glücklicher. Doch dann blieb er abrupt stehen und runzelte fragend seine Stirn. Elsa sprang auf, als sie sie hörte und als ihr Blick auf ihn fiel, drehte sie sich herum, lief um das Sofa und zur Treppe, die sie mit wenigen Schritten regelrecht hinauf rannte. Mario sah ihr blinzelnd hinterher. Hatte sie tatsächlich geweint? Oder … hatte das nur so gewirkt?

“Ähm, ich gehe mal zu ihr”, gab er in die Richtung seines besten Freundes von sich und folgte seiner Freundin sofort. Vor ihrer geschlossenen Zimmertüre blieb er stehen und klopfte an.

“Elsa?”, fragte er.

“Lass mich in Ruhe!”, drang durch die Türe, die sich nicht öffnete.

Mario hielt inne. Was war denn jetzt los? “Elsa, was ist? Ist irgendetwas passiert?”

“Verschwinde einfach!”

“Was ist los? Sag es mir doch bitte.”

“Das solltest du selbst wissen!”

Erneut runzelte er seine Stirn. Was war denn? Kurzerhand griff er nach der Türklinke und hoffte, dass sie nicht abgeschlossen war. Und er hatte Glück, denn die Türe schwang auf, sobald er sie aufdrückte. Elsa lag auf ihrem Bett, das Kopfkissen zwischen ihren Armen und sah nun über ihre Schulter zu ihm.

“Habe ich mich so schlecht verständlich ausgedrückt?”, fragte sie und setzte sich auf. Wut blitzte in ihren Augen auf.

“Elsa … Was ist los? Was habe ich getan?”, fragte Mario erneut und ging auf sie zu, streckte eine Hand nach ihr aus. Sofort sprang sie aus dem Bett und deutete auf ihn.

“Was du getan hast? Denk doch einfach mal scharf nach, vielleicht fällt es dir dann wieder ein?”

An seinem fragenden Blick änderte sich nichts, so dass sie sich auf die Lippe biss, sich zusammenriss, um nicht loszuheulen. Anscheinend war sie ihm doch nicht so wichtig, wie sie gedacht hatte.

“Du hattest mir gestern versprochen, mit mir auf den Markt zu gehen …”

Schlagartig änderte sich Marios Gesichtsausdruck. Erst trat Erkenntnis in seinen Blick, dann ein schlechtes Gewissen.

“Oh Elsa, das tut mir leid, entschuldige bitte, daran habe ich gar nicht gedacht, ich habe es echt vergessen. Sollen wir jetzt gleich gehen?”

Sofort schüttelte seine Freundin ihren Kopf. “Der Markt ist nur bis 13.30 Uhr. Bis wir oben im Dorf sind ist es bereits nach 13 Uhr und durchhetzen will ich auch nicht. Also vergiss es einfach, wie du es mich schließlich auch hast.”

“Das wollte ich nicht, wirklich nicht. Es tut mir so leid. Gregor und ich, …”

“Natürlich Gregor und du! Etwas anderes bekomme ich den Urlaub schließlich nicht!”

Der nächste erstaunte Blick, der sich auf Elsa richtete. “Was?”

“Die ganze Zeit verbringst du eigentlich nur mit ihm, immer ist er dabei oder ihr macht zusammen Sport. Eigentlich dachte ich irgendwie, dass du meinetwegen mit bist, weil du mit mir Zeit verbringen willst, aber das habe ich wohl komplett falsch verstanden. Aber herzlichen Glückwunsch, jetzt kannst du deinen ganzen restlichen Urlaub mit ihm verbringen!” Wut schwang in Elsas Stimme mit, als sie ihm diese Worte an den Kopf knallte.

Mario hatte seine Augen weit aufgerissen. “Elsa, das … das ist doch nicht so. Natürlich bin ich in erster Linie deinetwegen hier. Weil ich mit dir zusammen sein will und …”

“Nur zeigst du das überhaupt nicht! Egal was wir beide zusammen unternehmen, du fragst Gregor immer, ob er dabei ist! Das wäre das erste Mal gewesen, dass wir beide nur zu zweit etwas unternommen hätten. Aber natürlich ist dir das nicht wichtig, lieber gehst du mit ihm Fußball spielen. Ich bin dir überhaupt nicht wichtig und du willst doch gar keine Zeit mit mir allein verbringen!”, warf sie ihm vorwurfsvoll entgegen.

Daraufhin trat Mario einen weiteren Schritt auf sie zu. “Elsa, das ist nicht so. Es tut mir leid, wenn du das so empfindest. Aber … wir hatten doch auch schöne Zeiten nur zu zweit, erinnerst du dich nicht? Als wir drüben in meinem Zimmer waren, was wir beide dort erlebt haben, wie wir beide da zusammen waren und …” Weitersprechen durfte er nicht, da Elsa ihm ins Wort fiel.

“Das meinst du nicht ernst! Bin ich also nur dafür gut? Nur auf dieser Ebene gut genug für dich? Weißt du was, nimm deine Erinnerung daran und verschwinde einfach!”

“Elsa, so meine ich das nicht und das weißt du auch.” Marios Stimme klang verzweifelt.

Noch ehe einer von ihnen etwas weiteres sagen konnte, klopfte es an der Türe, die Mario hinter sich geschlossen hatte. Er sah von Elsa zur Türe und dann wieder zu seiner Freundin.

“Einen Moment”, murmelte er und trat zu der Türe, die er öffnete und hinausschaute. Als er Gregor dort sah, trat er hinaus.

“Alles in Ordnung?”, fragte dieser besorgt, als er Marios Gesichtsausdruck bemerkte.

Der zuckte mit seinen Schultern und trat in den Flur.

“Nicht wirklich, aber Elsa und ich werden das sicher miteinander klären und …”

In dem Augenblick erschien Elsa in der Zimmertüre und Mario verstummte.

“Gregor, du kannst ihn haben, er gehört dir”, zischte sie, ehe sie zu Mario sah. “Und du lass mich jetzt einfach in Ruhe!”

Und damit schlug sie ihre Zimmertüre zu und als nächstes hörte man einen Schlüssel, der sich im Schloss herumdrehte. Sie hatte ihre Aussage getätigt. Sie wollte, dass Mario sie in Ruhe ließ! Und dieser stand vor der Zimmertüre und hatte das Gefühl, dass alles über ihm zusammenbrach.

Kapitel 22

Marios Blick war ungläubig auf die geschlossene Zimmertüre vor seiner Nase gerichtet. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand in den Magen geboxt, er fühlte sich einfach schrecklich.

“Was ist los?”, erklang Gregors Stimme hinter ihm.

“Ich …”, brachte Mario hervor und spürte dann, wie sein bester Freund nach seiner Schulter griff und ihn mit sich zog.

“Nein, lass mich, ich muss doch mit Elsa reden und …”, versuchte er sich zu wehren.

Gregor verstärkte seinen Griff und schüttelte seinen Kopf. “Das wird jetzt gleich nichts werden, glaube mir. Ich kenne sie lange genug um zu wissen, dass sie jetzt ein wenig Zeit für sich braucht. Und du”, er sah Mario ernst an, der seinen Blick auf ihn gerichtet hatte, “erzählst mir, was los ist, also komm.”

Nach dieser Aussage folgte sein bester Freund ihm, während dieser seinen Kopf einzog und wie ein geprügelter Hund aussah. Gregor ging vor ihm auf die Dachterrasse hinaus und setzte sich dort an den Tisch.

“Also, was ist los?”

Mario setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl und kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum, während das was Elsa gesagt hatte und auch ihr Blick ihm nicht aus dem Kopf ging.

“Sie … wir hatten doch heute Vormittag zu dem Markt oben im Städtchen gehen wollen.”

“Oh, verdammt”, stieß Gregor hervor. “Und wir waren solange weg. Ist sie deswegen jetzt sauer?”

Sein Gegenüber zuckte mit seinen Schultern. “Das vermutlich auch, aber in erster Linie … sie hat mir vorgeworfen, dass ich die Zeit hauptsächlich mit dir verbringe, du mir sozusagen wichtiger ist als sie. Dabei das stimmt doch nicht! Auf keinen Fall!”

Gregor beobachtete ihn nachdenklich, ehe er seine Schultern hob. “Naja, wenn ich das ganze Mal von außen betrachte, dann kann ich sie schon verstehen. Wir verbringen wirklich viel Zeit miteinander und ja, wir spielen viel Fußball, aber ich glaube eigentlich nicht, dass das Elsa tatsächlich so viel gestört hat, denn normalerweise sagt sie dann doch was.”

Mario sah auf seine Hände, die er vor sich auf der Tischplatte verschränkt hatte. “Vermutlich war das heute, dass ich unser Date vergessen habe, einfach der Punkt, der dafür gesorgt hat, dass sie so wütend geworden ist. Denn bisher war es ja nicht das Problem, dass du dabei warst.”

“Mario, du kennst sie. Selbst wenn sie tatsächlich nichts gesagt hat, es ihr vielleicht auch nicht viel ausgemacht hat, dass ich dabei war, so hat sie sicher auch Zeit mit dir allein verbringen wollen. Und dass du das jetzt vergessen hast, ich kann sie verstehen, ich wäre auch sauer auf dich.”

“Ja, aber was soll ich jetzt tun?” Verzweifelt sah Mario seinen besten Freund an.

Der erwiderte seinen Blick. “Das in Ordnung bringen natürlich.”

Mario blinzelte, ehe er seine Augen verdrehte. “Also das ist mir auch klar. Aber … was kann ich tun, dass sie wieder mit mir redet?”

“In erster Linie, ihr etwas Zeit geben. Und dann versucht du es nachher nochmal. Beim Mittagessen oder beim Abendessen. Dazwischen, da wird sich sicherlich eine Minute finden lassen, in der ihr beide miteinander sprechen könnt und dann solltest du ihr sagen, dass es dir leid tut.”

“Ja, du wirst schon recht haben.” Mario begann unbewusst mit seinen Fingern auf die Tischplatte zu trommeln.

“Und vielleicht solltest du dir das ein oder … nein, und andere einfallen lassen, das du mit ihr allein unternimmst, nur ihr beide. Ein Date sozusagen.”

Und auf diese Worte nickte der Ältere. “Das ist eine gute Idee. Lagen unten nicht einige Broschüren rum, was es in der Nähe so gibt?”

Gregor überlegte, ehe er sich ans Kinn tippte. “Ja, doch, schon. Du musst mal meine Mutter fragen, die hat die irgendwo hingelegt.”

Mario stand entschlossen auf. Er wollte die Broschüren, die der Vermieter des Ferienhauses für sie bereitgelegt hatte, sofort holen und durchschauen, Elsa mit ein oder mehreren Ausflügen überraschen, die nur sie und er gemeinsam machen würden. Er musste ihr einfach zeigen, dass sie ihm sehr viel wichtiger war als alles andere. Sein Blick richtete sich auf seinen besten Freund.

“Du, Gregor?”

“Ja?” Dieser erwiderte seinen Blick neugierig.

“Vielleicht … sollten wir das mit dem Fußball spielen die letzten Tage im Urlaub erstmal lassen, wenn es für dich okay ist.”

Gregor nickte und schmunzelte. “Klar, gar kein Problem, ich denke auch, dass es wichtigeres gibt, jedenfalls gerade.”

Mario wirkte erleichtert. “Danke dir. Weißt du, ich verzichte im Urlaub lieber auf den Fußball auf Elsa. Sie ist einfach so viel wichtiger als alles andere.”

Auf dem Gesicht seines Gegenübers erschien ein Lächeln. “Das höre ich gerne. Also los, geh und überlege, was du tun kannst, um meine Schwester zu besänftigen. Und falls du Hilfe brauchst, ich bin für dich da.”
 

~~~
 

“Hey Mama.” Gregor trat zu seiner Mutter, nachdem sie Mario die Broschüren gegeben hatte.

“Gregor.” Akane lächelte ihren Sohn an, ehe sie das Essen schöpfte und auf vier Tellern verteilte. Das bemerkte ihr Sohn verwirrt.

“Nur vier Teller?”

“Ja, Elsa will nicht mitessen. Ist da irgendetwas vorgefallen?”, fragte seine Mutter und sah zu Mario hinüber, der am Esstisch stand und die Broschüren vor sich ausgebreitet hatte.

“Sicherlich nichts, das sich nicht wieder klären wird”, erwiderte Gregor und winkte mit einer Hand ab.

“Sicher?” Akane hielt inne und sah ihn ernst an. “Elsa war den ganzen Vormittag seltsam drauf. Erst war es soweit in Ordnung, aber je später es wurde, desto aufgelöster war sie. Und gerade ist sie nur ein paar Schritte die Treppe herunter gekommen und hat gesagt, dass sie keinen Hunger hat, ehe sie wieder nach oben verschwunden ist. Du verstehst, dass ich mir da Sorgen um deine Schwester mache.”

Gregor sah sie erstaunt an. Was hatte er auch erwartet? Ihre Mutter wusste irgendwie alles, immer. Sie war eben sehr aufmerksam. “Ähm, Mario hat vergessen, dass er mit Elsa weg wollte und daraufhin meinte sie, dass er zu viel mit mir macht. Und jetzt ist sie halt sauer. Aber”, er deutete auf Mario, “der wird alles dafür geben, dass sie nicht mehr traurig ist.”

“Ah, deshalb die Broschüren. Er will mit ihr ausgehen.”

Sofort nickte Gregor eifrig. Wie gesagt, seine Mutter war sehr aufmerksam. “Richtig.”

“Ich denke auch, dass die beiden das aus der Welt schaffen werden. Sie mögen sich sehr und es war sowieso nur eine Frage der Zeit, bis sie endlich ein Paar werden”, sagte Akane und widmete sich wieder dem Essen.

“Wirklich?”, fragte Gregor erstaunt.

“Natürlich.” Ein Schmunzeln erschien auf den Zügen seiner Mutter. “Du hast da ja auch nur darauf gewartet.”

“Ja … schon.”

“Genauso wie es bei dir und Conny wahrscheinlich war.”

Nun wurde ihr Sohn verlegen. Seine Wangen färbten sich rot und er kratzte sich am Hinterkopf. “Ähm … hehe …”

“Ihr seid schon zu zwei tollen Menschen geworden.” Akane legte ihm eine Hand auf den Kopf und lächelte ihn an. “Ich bin stolz auf euch.”

Nun blinzelte Gregor nur und sah sie an, ohne etwas zu sagen. Doch bevor er überhaupt ein Wort hervorbrachte, deutete seine Mutter auf die gefüllten Schüsseln.

“Trag die hier doch bitte zu Esstisch.”
 

~~~
 

Während sie am essen waren, kam Elsa plötzlich die Treppe herunter gelaufen.

“Ich gehe eine Runde laufen”, richtete sie an ihre Eltern, vermied dabei jeden Blick zu Mario, der aufgesprungen war, kaum dass sie in sein Blickfeld gekommen war.

“In Ordnung, pass auf dich auf.” Ryotaro lächelte seine Tochter an.

“Elsa, warte kurz”, sagte Mario und lief ihr hinterher in den Flur, wo sie ihre Turnschuhe anzog. “Können wir reden?”, fragte er und trat vorsichtig zu ihr.

“Wir haben alles besprochen, mehr gibt es nicht mehr zu sagen”, erwiderte sie mit emotionsloser Stimme.

“Elsa, bitte …”

Noch eher er aussprechen konnte, stand sie auf und trat zur Türe.

“Ich habe es vorher doch gesagt, oder? Lass mich in Ruhe. Geh einfach zu Gregor.”

Und dann trat sie zur Haustüre, zog diese auf und verschwand.

Mario stand im Flur und sah auf die wieder zufallende Haustüre. Er fühlte sich schrecklich.
 

~~~
 

Und so ging Elsa ihm den restlichen Tag aus dem Weg, sie zeigte ihm eindeutig, dass sie nicht mit ihm sprechen und erst recht keine Zeit mit ihm verbringen wollte. Auch den nächsten Tag ignorierte sie ihn. Mario verzweifelte fast.

“Hey Alter”, Gregor trat zu seinem besten Freund, “irgendwelche Fortschritte?”

“Nein, keine”, erklang die Antwort enttäuscht. “Sie ist wirklich sauer auf mich, das kenne ich so gar nicht von ihr.”

“Oh, sie kann wütend werden, glaube mir. Ich hätte nur nie gedacht, dass sie es mit dir wird.” Gregor ließ sich neben Mario auf die Mauer im Vorgarten fallen.

“Ich habe es doch verdient. Ich habe sie wirklich vernachlässigt, oder?”

“Hmm, so würde ich es jetzt nicht mal unbedingt sagen, aber im Endeffekt hättest du einfach mehr Zeit mit ihr allein verbringen sollen. Und ich habe ja auch eine gewisse Mitschuld an dem ganzen.”

Mario sah seinen besten Freund verwirrt an. “Mitschuld?”

“Ja”, erwiderte dieser, “ich hätte mich einfach zurücknehmen sollen. Aber da habe ich gar nicht drüber nachgedacht. Ich habe mich einfach gefreut, dass mein bester Freund auch hier ist, ich mit dir Fußball spielen kann. An Elsas Gefühle habe ich ebenfalls nicht einen Moment gedacht. Und daher helfe ich dir, das wieder in Ordnung zu bringen.”

“Das, ähm, danke, Gregor.” Mario sah ihn an, die Dankbarkeit schwang in seiner Stimme mit.
 

~~~
 

“Du, Elsa?” Gregor tauchte neben seiner Schwester auf, die in der Küche stand. Sie hatte ihrer Mutter versprochen, heute das Abendessen zu richten.

“Was?”, fragte sie, ohne ihn anzusehen. Denn auch, wenn sie in allererster Linie auf Mario sauer war, so hielt sie sich auch von ihrem Bruder fern.

“Willst du nicht mal wieder mit Mario reden? Dem geht es auch nicht so gut.”

“Daran hätte er früher denken sollen!”, knurrte sie schon fast.

Gregors Augen weiteten sich ein Stück, ehe er seufzte. “Elsa, er hat wirklich ein schlechtes Gewissen. Sowohl, dass er euer Date vergessen hat, als auch, weil er so viel mit mir gemacht hat. Und ich habe ihm auch schon gesagt, dass ich mich wirklich zurückhalten werde, den restlichen Urlaub über. Es ist zwar toll, dass mein bester Freund hier ist und dass wir viel miteinander machen konnten, aber in allererster Linie ist er doch dein Freund und deinetwegen hier. Okay, gut, ich habe Mama und Papa gefragt, ob er mitkommen kann, aber das habe ich ja nur gemacht, weil ich gesehen habe, wie traurig ihr beide darüber wart, dass ihr euch jetzt erstmal eine Weile nicht sehen würdet. Und ich bekomme den restlichen Urlaub auch noch allein überstanden, ich kann ja auch mal mit Conny oder den anderen telefonieren. Und Maradona ist ja auch noch da. Ach, nicht zu vergessen, Mama und Papa. Also nehmt meinetwegen keine Rücksicht. Ja …” Der Jüngere wippte auf seinen Füßen vor und zurück. “Ähm, genau, das wollte ich nur sagen. Vielleicht könntest du einfach mal auf Mario zugehen oder so, oder ihm zumindest die Chance geben, mit dir zu reden, denn ich finde es nicht schön, euch beide so zu sehen. Genau.”

Und damit drehte er sich herum und ging davon. Elsa sah ihm mit großen Augen hinterher. Damit hatte sie nun gar nicht gerechnet.
 

~~~
 

Es war bereits nach 21 Uhr, Elsa war noch ein wenig am Strand spazieren gegangen, Maradona war bei ihr. Ein Stück von ihrem Ferienhaus entfernt waren ein paar Klippen und auf eine davon hatte sie sich gesetzt. Ihre Beine ließ sie herunter baumeln und sah auf die dunklen Wellen, in denen sich die Sterne und auch der Mond spiegelten. Sie dachte über das nach, was Gregor vorher zu ihr gesagt hatte. Er hatte sie mit den Worten schon ein wenig getroffen. Was hatte sie sich eigentlich gedacht? Ihr Bruder und Mario waren die besten Freunde, sie gingen gemeinsam ihrem Hobby nach. Und die beiden waren auch schon viel länger miteinander befreundet als sie mit Mario. Wenn man wollte, konnte man sogar sagen, dass Gregor Mario ja auch vor ihr getroffen hatte, er ihn also schon länger kannte. Gregor drängte sich nicht zwischen sie und Mario, das hatte er nie getan. Er hatte Mario damals doch sogar mehrfach dazu gedrängt, sie, Elsa, endlich um ein Date zu bitten. Hätte Mario sie gefragt, wenn Gregor nicht so gewesen wäre? Und er hatte sie immer unterstützt, war immer hinter ihr gestanden und vor allem auch dahinter, dass sein bester Freund und seine Schwester ein Paar waren. Noch nie hatte er sich darüber beschwert, dass sie viel Zeit mit seinem besten Freund verbrachte, ganz im Gegenteil, er fand es doch gut. Und sie? Sie war doch eine schreckliche Schwester. Sie waren hier zu dritt, richtig. Und wäre Mario nicht dabei, würden sie und Gregor vermutlich auch die ganze Zeit zusammen verbringen. Mario hatte einfach nicht wollen, dass Gregor allein war, deshalb hatte er ihn die ganze Zeit gefragt, ob er mitkommen wollte. Ja, vielleicht war er dabei ein wenig über das Ziel hinausgeschossen, aber hätte sie ihm nicht auch einfach direkt sagen können, dass sie ein wenig Zeit allein mit ihm, mit ihrem Freund verbringen wollen? Nein, sie hatte das Mario gegenüber nicht einmal erwähnt, natürlich konnte er es da nicht wissen. Okay, doch, er hätte es wissen können, aber er war eben ein guter Mensch. Und schlussendlich war es doch auch ihre Sache, ihm zu sagen, was sie sich wünschte, so wie sie es sich ja auch von ihm erhoffte. Und ja, natürlich, dass Mario ihr Date versaut hatte, das war doof gewesen. Doof, aber kein Weltuntergang. Und ja, sie hatte ein gewisses Recht, darüber wütend zu sein, so sah sie es, aber irgendwann reichte es doch. Was, wenn … Ihr Herz stockte. Was, wenn er davon ausging, dass sie sich von ihm getrennt hatte? Denn das wollte sie doch nicht, auf keinen Fall! Vielleicht sollte sie morgen mit ihm reden. Nein, nicht nur vielleicht, sie sollte auf jeden Fall mit ihm reden!

“Elsa?”, erklang hinter ihr eine Stimme.

Da sie so in ihre Gedanken versunken gewesen war, hatte sie nicht bemerkt, dass sich ihr jemand genähert hatte. Sie zuckte zusammen, presste eine Hand gegen ihr Herz und sah nach hinten, während ihre Augen riesengroß in ihrem Gesicht erschienen.

“Erschreck mich doch nicht so”, stieß sie mit lauter Stimme hervor.

“Oh, entschuldige bitte, das wollte ich nicht”, sagte er zerknirscht und sah sie auch so an.

Erst jetzt erkannte sie, was er in den Händen hielt. Als er ihren Blick bemerkte, hob er ihr den einen Gegenstand entgegen.

“Das ist für dich, also wenn du es magst. Ich dachte nur, irgendwie verbindet uns damit ja auch was und … ähm …”

Ein Lächeln erschien auf Elsas Gesicht. “Wirklich?”

Er nickte, trat näher. “Natürlich.”

Eine Eistüte wurde ihr gereicht, woraufhin sich ihre Wangen rot färbten. Mit schnell schlagendem Herzen nahm sie es entgegen.

“Vielen Dank. Willst … du dich zu mir setzen, Mario?”, fragte sie ihn unsicher.

“Wenn ich darf, dann gerne.” Mit seiner freien Hand griff er nach dem Schirm seiner Kappe, wandte seinen Blick aber nicht von ihr.

“Ja, bitte. Ich fände es schön.”

Einen Moment sahen sie sich nur in die Augen, dann kam Bewegung in Mario und er ließ sich neben Elsa nieder. Kaum dass er saß, platzte es aus ihnen beiden gleichzeitig heraus.

“Es tut mir wirklich leid!”

Sie hielten inne und kicherten. Mario nahm sein Eis in die andere Hand und griff mit der nun freien Hand nach ihrer.

“Es tut mir wirklich leid, ich wollte dich nicht versetzen. Und auf keinen Fall wollte ich dich vernachlässigen, das war nicht in Ordnung von mir.”

Sofort schüttelte sie ihren Kopf. “Eigentlich hast du mich doch gar nicht vernachlässigt. Und wenn wir ganz ehrlich sind, wolltest du doch auch Gregor nicht vernachlässigen oder eben dass er allein ist.”

Erstaunt sah Mario sie an.

“Ich muss mich bei dir entschuldigen, dass ich dir das vorgeworfen habe. Ja, ich war enttäuscht und auch wütend, dass du den Markt vergessen hast, aber dir dann zu sagen, dass Gregor dir wichtiger wäre, das darf ich einfach nicht. Ich meine, er ist dein bester Freund. Eure Freundschaft gibt es doch schon viel länger als unsere Beziehung. Und ich“, sie sah zu ihm auf, “hätte mich gefreut, wenn wir mal nur etwas zu zweit unternommen hätten, ja. Aber ich hätte Gregor auch überall mit hingenommen. Es ist also nicht in Ordnung, dir deswegen böse zu sein. Entschuldige bitte.”

Mario sah sie immer noch an, ehe er seine Hand aus ihrer löste, sie stattdessen um Elsa legte und sie dadurch an sich zog.

“Ich liebe dich”, sagte er leise.

Elsas Augen weiteten sich und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Ja, er hatte ihr gesagt, dass er in sie verliebt war, aber dass er sie liebte, das war das erste Mal. Sie sah zu ihm, mit leuchtenden Augen.

“Ich liebe dich auch.”

Auch seine Augen begannen zu leuchten und er beugte sich zu ihr, legte seine Stirn an ihre.

“Lass uns bitte nie wieder so streiten … Es war furchtbar.”

Sie nickte, soweit sie es konnte. “Ja, du hast recht. Ich will das auch nicht mehr erleben. Und vielleicht sollten wir einfach offener reden, denn hätte ich dir gesagt, dass ich allein mit dir etwas machen will, wäre dieses Problem niemals entstanden.”

“Da hast du recht. Das schaffen wir, oder, Elsa?”

“Ja, ich denke schon.”

Und dann senkte er seinen Kopf und küsste sie sanft. Endlich …

Ein Quieken von ihr unterbrach ihren Kuss.

“Was ist los?”, fragte Mario erschrocken.

Als Antwort erhielt er erst einmal ein Lachen.

“Mein Eis schmilzt und ist mir auf die Hand getropft, das hat mich erschreckt”, erklärte Elsa ihm.

“Stimmt, das gab es ja auch noch.” Auch Mario lachte leise. “Na dann essen wir es schnell und dann machen wir doch da weiter, wo wir gerade aufgehört haben, oder?”

Ein verschmitztes Schmunzeln erschien auf ihren Zügen. “Sehr, sehr gerne, Mario.”

Kapitel 23

Mario zog seine Freundin etwas enger an sich, vertiefte ihren Kuss und ließ in der Zeit seine Hand sanft über ihre Seite nach unten wandern, wo er sie anschließend langsam unter den Saum ihres Oberteils schob und dort ihre nackte Haut streichelte. Darauf ließ sie ein zufriedenes Seufzen ertönen und entlockte ihm ein Lächeln. So lagen sie noch einige Minuten in seinem Bett, bis Elsa sich aufsetzte, einfach auf seinem Schoss sitzen blieb und zu seinem Schreibtisch sah, wo er seinen Wecker stehen hatte. Dann sah sie mit enttäuschten Gesichtsausdruck auf Mario herunter.

“Ich muss bald nach Hause.”

“Wirklich, schon?”, erwiderte Mario mit der gleichen Enttäuschung und legte beide Hände auf ihre Hüften. Elsa nickte.

“Ja. In fünfzehn Minuten ist es zwanzig Uhr und immerhin ist morgen Schule.”

“Und dann ist immerhin bald Wochenende.”

“Zum Glück, dann haben wir ein wenig mehr Zeit füreinander.” Elsa lächelte, ehe sie sich neben Mario ins Bett legte, ihren Kopf auf seiner Schulter ablegte und mit ihrer Hand sanft über seine Brust streichelte. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und seine andere auf ihre an seiner Brust, umgriff diese liebevoll.

“Du Elsa”, fragte er nach ein paar Minuten, in denen sie einfach nur die Nähe zueinander genossen hatten.

“Ja?” Fragend sah sie auf.

“Bei uns in der Schule ist nächsten Samstag das Bunkasai (Schulfestival).”

“Oh, wirklich? Bei uns erst im November”, gab Elsa von sich.

“Echt, so spät erst? Aber ist ja auch gut, wenn es nicht gleichzeitig stattfindet, denn ich wollte dich eigentlich fragen, ob du vielleicht mit mir zusammen dorthin gehen willst?” Er drückte ihre Hand sanft.

“Natürlich, sehr gerne. Ich freue mich, dass du mich fragst.”

Mario sah erneut zu ihr hinunter und erkannte das Strahlen auf ihren Zügen. Auch er musste lächeln. “Vielleicht will ich ja nur mit meiner wunderschönen Freundin angeben.”

Ein Lachen entkam ihr. “Auf so einen Quatsch kommst auch nur du.”

Sofort hob er seine Hand, legte sie stattdessen auf ihre Wange und sah sie ernst an. “Das ist kein Quatsch, Elsa. Du bist für mich die hübscheste Frau der Welt und ich kann mich glücklich schätzen, dass du dich für mich entschieden hast.”

Elsas Augen weiteten sich einen Moment, dann lächelte sie und legte ihre Hand auf seine Wange. “Du bist einfach wundervoll.” Sie hob ihren Kopf, küsste ihn sanft. Als sie sich wieder von ihm löste, legte sie ihre Hand zurück auf seine Brust und klopfte auf diese. “Natürlich komme ich mit, ich muss den Mädchen dort doch klar machen, dass du vergeben bist und dass sie alle keine Chance mehr bei dir haben.”

Nun sah er sie ungläubig an, dann lachte er laut auf. “In Ordnung, das darfst du.”

“Sehr gut!” Elsa stützte sich auf einen Arm auf, um ihn direkt ins Gesicht sehen zu können. “Denn ich stecke mein Revier gerne ab.”

Ein amüsiertes Lachen erklang und Mario schüttelte seinen Kopf. “Und du sagst, nur ich komme auf Quatsch.”

Auch sie grinste. “Vielleicht passen wir ja deswegen so gut zusammen.”

“Vielleicht. Und sicher aus vielen anderen Gründen.” Mario legte eine Hand in ihren Nacken, zog sie wieder zu sicher herunter.

“Vielleicht will ich die alle jetzt hören.”

“Hmm … oder ich küsse dich jetzt einfach noch, bis du gehen musst. Was denkst du?”

Ihre Augen funkelten.

“Das solltest du eigentlich wissen, Mario.”

Wieder erklang ein leises Lachen, dann zog er sie das letzte Stück zu sich herunter, um ihre Lippen wieder miteinander zu verschmelzen.
 

~~~
 

“Hallo Conny!” Elsa winkte ihrer Freundin, als sie diese vor dem Eingang von Marios und Gregors Schule entdeckte.

“Ah, Elsa.” Erleichtert lief das Mädchen zu der Schwester ihres Freundes und umarmte sie zur Begrüßung.

Natürlich hatte auch Gregor seine Freundin eingeladen, zu dem Bunkasai seiner Schule zu kommen. Das jährliche Schulfestival fand immer in den Monaten Oktober und November statt. Connys Schule hatte es bereits hinter sich, Elsas wäre erst in ungefähr vier Wochen dran. Es gab viele Veranstaltungen, die die Schüler und Schülerinnen organisiert hatten und auch ein paar Essensstände. Elsa war schon sehr gespannt.

“Weißt du, wo wir hinmüssen?”, fragte Conny neugierig und sah sich ebenso um. Elsa zuckte leicht mit ihren Schultern.

“Nicht so ganz, aber ich hätte gesagt, gehen wir doch einfach mal zum Fußballplatz, irgendwo da müssten sie doch sein.”

“Doch, das klingt sinnvoll.” Conny lächelte und hakte sich kurzerhand bei ihrer Freundin ein, die zielstrebig in Richtung des Fußballfeldes lief.

Die Kickers hatten als Fußballmannschaft ihrer Schule auch etwas organisieren müssen, also hatten sie Toreschießen angeboten, wo man gegen Mario antreten konnte und auch verschiedene Übungen, wie zum Beispiel den Fußball mit dem Knie oben behalten. Dass die Fußballer das konnten, war ja zu erwarten und wer wollte, konnte sich mit ihnen messen.

Als Elsa und Conny beim Fußballplatz ankamen, waren noch ein paar der Kickers damit beschäftigt, den Fußball zu heben, während der Rest der Mannschaft am Rand des Feldes standen und ihnen dabei zusahen, sie sogar lautstark anfeuerten. Elsa trat neben ihren Freund, der mit verschränkten Armen belustigt dem Treiben seiner Mannschaft zusah.

“Was ist denn hier los?”, fragte das Mädchen und ließ die kleine Reisetasche, die sie über ihrer Schulter hängen hatte, auf den Boden sinken. Marios Blick wand sich von seiner Mannschaft zu ihr und ein Strahlen breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er seine Hände sinken ließ.

“Oh, hallo Elsa. Schön, dass du da bist.” Sie erwiderte sein Lächeln.

“Tja, weißt du, mein toller Freund hat mich gefragt, ob ich kommen will und da konnte ich ja nicht nein sagen.”

Er lachte laut auf. “Na da bin ich mir doch sicher, dass dein toller Freund sich sehr freut, seine ebenso tolle, wenn nicht sogar noch bessere, Freundin zu sehen.” Beide sahen sich schmunzelnd an, ehe Mario mit seinem Kinn auf das Fußballfeld deutete. “Die haben gewettet, wer den Fußball am längsten oben hält und wie du siehst, dein Bruder scheint zu gewinnen, zumindest würde ich darauf wetten.”

Damit schien er recht zu haben, den Gregor ließ den Fußball wieder um sich herumtanzen, wobei zum Beispiel Kevin und Tino auch keine schlechte Figur abgaben.

“Hast du auch mitgemacht?”, fragte Elsa Mario.

“Natürlich.”

“Und lass mich raten, du warst der erste, der verloren hat.”

Mario hob seine Augenbrauen an. “Du hast ja ein Zutrauen zu mir.”

“Nö, ich habe dich dabei einfach nur schon beobachtet und weiß daher, dass das hier, ähm, nennen wir es mal, nicht so richtig dein Fachgebiet ist. Du hältst den Fußball halt eher mit den Händen fest.”

Nun schüttelte er schmunzelnd seinen Kopf und legte kurzerhand einen Arm um ihre Mitte, um sie an sich zu ziehen. “Tja, deiner Logik kann ich mich nicht entziehen. Und nein, ich habe nicht als erster verloren, das war tatsächlich Tommy, er scheint sehr nervös gewesen zu sein, weil so viele zuschauen. Und dann Sascha, ich war der dritte. Oder Platz Nummer zehn, wenn du es so willst.”

Elsa kicherte. “Na dann, dann muss ich mich mit dem Trainer gar nicht genauer unterhalten, oder?”

“Warum? Hätte meine Managerin etwas zu sagen?”

“Vielleicht”, erwiderte sie und schmunzelnd.

“Na dann. Wenn der Trainer antanzen muss, sollte die Managerin das halt sagen.”

“Ich werde es mir merken.”

“Sehr gut.”

Und dann senkte Mario seinen Kopf, um ihr endlich seinen Willkommenskuss zu geben.

Es war nur ein kurzer, sanfter Kuss, doch trotzdem strahlten sie beide übers ganze Gesicht, als sie sich wieder voneinander lösten.

“Ach verdammt!”, erklang da Charlies Stimme, der den Fußball gerade verloren hatte.

“Du warst sehr gut”, rief Mario über den Platz und hob ihm einen Daumen hoch entgegen.

“Ich werde mir trotzdem weiter Mühe geben, irgendwann will ich den da schlagen.” Charlie grinste breit und deutete auf Gregor, der daraufhin ebenso grinste. In der Zeit ging der Außenspieler zu den anderen Kickers, die neben dem Platz standen. Jetzt waren es nur noch vier - Gregor, Kevin, Tino und Jeremy.

Elsa sah sich in der Zeit um und versteifte sich dann einen Moment, als ihr auffiel, dass sie von drei Paar Augen regelrecht erdolcht wurde.

“Alles okay?”, fragte Mario sie, dem ihr erstarren aufgefallen war.

“Ja, eigentlich schon, nur dein Fanclub scheint es nicht gut zu heißen, dass du mich im Arm hältst.”

“Hmm?”

Mario sah erstaunt zur Seite und erkannte Ann, Wane und Ellen ein Stück weiter stehen, die Elsa alle böse ansahen. Er seufzte. “Einfach ignorieren, Elsa.”

“Ich gebe mein Bestes”, sagte sie zu ihm und lehnte sich an ihn, in seine Umarmung, während sie ihren Blick wieder auf die Kickers auf dem Fußballplatz richtete.

In dem Moment bemerkte Gregor auch endlich seine eigene Freundin, die ebenso gespannt wie alle anderen zu ihm sah.

“Conny!”, rief er laut und im nächsten Moment: “Au!”

“Verloren!”, rief Kevin begeistert und voller Übermut, als Gregors Fußball auf dessen Kopf landete und anschließend zu Boden fiel. “Hahaha … Au!”

“Ebenfalls”, rief Gregor grinsend, als auch Kevins Kopf und dessen Fußball Bekanntschaft miteinander machten.

“Verdammt!”, rief die Nummer Sieben und sah wütend auf den Fußball hinunter.

“Nicht ablenken lassen!”, riet Gregor ihm.

“Was? Du hast dich doch auch ablenken lassen!”, gab Kevin aufgebracht von sich.

Gregor zuckte mit seinen Schultern. “Das stimmt. Aber ich kann mir von meiner Ablenkung einen Kuss abholen und du dir von deiner …”, da wurde ihm bewusst, dass er es gewesen war, der Kevin, wenn auch unbewusst, abgelenkt hatte, “äh ... du dir mit ziemlicher Sicherheit nicht, denn dich küsse ich nicht!”

Kevin verzog angewidert sein Gesicht. “Danke, darauf verzichte ich sehr gerne.”

Gregor hob einen Daumen. “Ich auch.”

Und dann ging er zu Conny, während Kevin sich zu den anderen stellte und ebenfalls die zwei verbleibenden Ballkünstler anfeuerte.
 

~~~
 

“Und, soll ich dir meine Schule zeigen?”, fragte Mario seine Freundin, nachdem Tino den Ballheben-Wettbewerb für sich entschieden hatte und die Kickers mit ihrem Programmpunkt für das Schulfestival durch waren.

Die Gefragte schmunzelte. “Kenne ich schon. Du darfst nicht vergessen, dass ich die letzten Jahre wegen Gregor bei dem Bunkasai eurer Schule war.”

Mario runzelte seine Stirn. “Stimmt. Na gut … Mein Klassenzimmer dürftest du noch nicht kennen.”

Elsa lachte. “Doch, das auch. Da war ich die letzten Jahre immer mal wieder mit Gregor, weil er mir gezeigt hat, wo sein bester Freund den Tag über verbringen darf.”

Nun seufzte ihr Freund. “Na gut, dann nicht. Willst du mir irgendetwas an meiner Schule zeigen?”

Sie lachte erneut und legte ihre Arme um seinen Nacken. “Nein, ich will, dass du mir die Schule aus deiner Sicht zeigst, ja?”

Mario legte seine Hände an ihre Hüften und lächelte. “Das können wir machen. Und sollen wir uns nachher nach etwas zum essen schauen?”

“Sehr gerne.” Elsa sah zur Seite und sich gleich darauf suchend um. “Wo sind Conny und mein Bruder?”

“Der hat Conny geschnappt und sie mit sich gezogen. Im Gegensatz zu dir kennt sie seine Schule ja noch nicht, außer eben, wenn wir Kickers hier ein Spiel gegen die Teufel oder auch mal eine andere Mannschaft hatten”, wusste Mario die Antwort auf Elsas Frage.

“Na gut, dann sind es nur wir beide.” Elsa schob ihre Hand in Marios. Der umgriff sie und drückte sie sanft.

“Um ehrlich zu sein, das finde ich sogar noch viel besser. Und bevor wir starten, bringen wir deine Tasche noch kurz in den Clubraum der Kickers, dann musst du die nicht die ganze Zeit mit dir rumtragen.”

Elsa nickte und wurde dann gleich von ihrem Freund mit sich gezogen.
 

Eine halbe Stunde später kamen sie bei Marios Klassenzimmer an. Seine Klassenkameraden hatten den Raum in ein Videospielzimmer umfunktioniert und dementsprechend war hier viel los.

“Ähm ja, eigentlich sitze ich da vorne.” Mario deutete auf eine Stelle, an der sonst wohl sein Pult stand, der, wie alle anderen, weggeschoben worden war. Statt den normalen Schulmöbeln hatten die Schüler sogar Sofas und verschiedene Bildschirme und Konsolen organisiert, bei denen man teilweise auch gegeneinander spielen konnte.

“Wie früher also in der ersten Reihe. Du Streber, du.” Elsa stieß ihm kichernd ihre freie Hand gegen die Seite, woraufhin Mario leise auflachte.

“Wenn du das so sagen willst, ich würde es eher als aufmerksam bezeichnen.”

“Na gut, vielleicht bezeichne ich es zukünftig auch so.”

“Weißt du Elsa, ich denke, wenn ich gute Noten habe, dann kann ich mir frei aussuchen, auf welche Hochschule ich gehen kann.”

Elsa hielt inne, dann sah sie zu ihm auf. “Ich glaube, dann sollte ich ebenfalls gut lernen, damit ich mir meine Schule ebenfalls aussuchen …”

Mario sah sie ernst an, ehe er seinen Kopf leicht zu ihr senkte. “Vielleicht könnten wir ja …”

“Ja, vielleicht.”

Ein Lächeln erschien auf ihren Zügen, als ihnen bewusst war, dass sie die gleichen Gedanken hatten.

“Hey Mario”, erklang da eine laute Stimme.

Beide sahen erstaunt auf, als ein KIassenkamerad von Mario auf sie zu kam, den Elsa schon einmal gesehen hatte, auch wenn sie nicht mehr wusste, wie er hieß, es war auch schon einige Zeit her. Dieser grinste sie beide an, ließ seinen Blick über Elsa gleiten, ehe er zu Mario zurück sah.

“Du hast doch gesagt, sie hat einen Freund. Warst das damals schon du oder hast du sie ihn ausgespannt? Oder dir eben gleich unter den Nagel gerissen, kaum dass sie frei war?”, gab er dabei von sich.

Elsas Wangen färbten sich rot und sie sah erstaunt zu ihrem Freund. Was hatte er gesagt? Dass sie einen Freund hatte? Aber warum? Und damals hatte er doch auch gesagt, dass Gregor es nicht gut fände, wenn sich jemand an sie ranmachen würde … Etwa, weil …

“Ähm, also …”, versuchte Mario zu erklären und griff nach seiner Kappe um diese etwas tiefer zu ziehen.

“Da war immer nur er”, erklärte Elsa in dem Moment und drückte Marios Hand mit ihrer, während sie strahlend zu ihm aufsah. Er blinzelte erstaunt, ehe seine Augen ebenfalls zu leuchten begannen.

“So ist das also. Mensch Mario, das hättest uns doch offen sagen können.” Der ihnen gegenüber Stehende lachte auf, ehe er Elsa seine Hand entgegen hielt. “Also ich bin Manubu, sein Klassenkamerad.” Er deutete auf Mario.

Elsa sah ihn erstaunt an, ehe sie ihre Hand kurz aus Marios löste, der diese stattdessen um ihre Taille legte. Sie wiederum ergriff Manubus Hand und schüttelte diese. “Elsa.”

“Elsa. Na dann, kannst du es gut mit dem aushalten?” Wieder deutete Manubu auf Mario.

Die Gefragte lachte auf.

“Ja doch, sehr gut sogar.” Sie legte ihren Arm auch um Mario und sah erneut zu diesem auf, erhielt wieder das Lächeln, das Mario nur für sie reserviert hatte.

“Das freut mich. Und die Frauenwelt wird schwer enttäuscht sein, dass er nicht mehr zu haben ist.”

“War ich schlussendlich nie, außer für die richtige Frau, und die habe ich ja nun an meiner Seite”, erwiderte Mario seinem Klassenkameraden trocken.

“Du bist echt unglaublich, Mario. Ich wünschte, dein Fanclub würde mir hinterher rennen." Manubu seufzte auf und sah verträumt zur Decke hinauf.

“Du kannst sie alle haben.” Mario hob seine Augenbrauen und sah zu seiner Freundin. “Sollen wir weiter? Nach etwas zu essen schauen?”

Elsa nickte. “Ja, sehr gerne.”

“Gut, dann machen wir das. Manubu, wir sehen uns.”

“Ja, bis dahin. Und Elsa, bis zum nächsten Mal.” Marios Klassenkamerad grinste sie wieder an. Auch sie schmunzelte.

“Ja, bis dahin.”

Mario hob noch eine Hand zum Abschied, dann machte er sich mit seiner Freundin auf den Weg zu den Essensständen, die auf dem Schulhof aufgebaut waren.

Kapitel 24

Mario lag in seinem Bett auf der Seite, auf einem Arm aufgestützt und sah noch immer ungläubig auf seine Freundin neben sich hinunter. Elsa schlief tief und fest, was er auch wirklich verstehen konnte. Nach dem Bunkasai an seiner Schule war Elsa mit zu ihm gekommen, da sie diese Nacht bei ihm übernachtete, das erste Mal überhaupt. Dass ihre Eltern es erlaubt hatten, hatten sie fast nicht zu glauben gehofft, doch es war für diese in Ordnung gewesen, immerhin kannten Elsas Eltern ihn ja auch schon lange und er und Elsa waren auch schon seit vier Monaten ein Paar. Sein Blick lag immer noch auf Elsa. Sie war so wunderschön, auch im Schlaf, dabei wirkte sie so gelöst und ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen. Er liebte sie einfach. Dass er nicht schlafen konnte, wunderte ihn, der Tag war lange gewesen, zu einem gewissen Teil auch anstrengend. Zudem … Doch er konnte auch verstehen, warum er nicht schlafen konnte. Alles in ihm war immer noch angespannt. Sein Herz schlug so schnell, das Adrenalin rauschte durch seine Adern. Was sie beide gerade, vorher, miteinander erlebt hatten, bei der Erinnerung daran nahm sein Herzschlag weiter zu. Sie hatten nicht miteinander geschlafen, noch nicht. Aber sie hatten sich das erste Mal komplett ausgezogen, sich dem anderen gezeigt und sich gegenseitig berührt und erforscht. Und er hätte nicht erwartet, dass es so sein würde. Und wenn es so schön war, wie es gewesen war, wie wäre es dann, wenn sie irgendwann richtig miteinander schlafen würden? Gerade überstieg das seine Vorstellungskraft. Wie könnte es noch schöner werden? Langsam streckte er seine Hand aus, fuhr mit seinen Fingerspitzen über die weiche Haut an ihrer Wange und strich dort dann eine Haarsträhne nach hinten. Sie, Elsa, sie war alles, was er sich gewünscht hatte. Und dass sie tatsächlich seine Freundin war, er diese Dinge mit ihr erleben durfte, das konnte er manchmal immer noch nicht glauben, es fühlte sich an wie ein Traum und er hoffte, niemals daraus zu erwachen.

"Mario?", erklang ihre leise, verschlafen klingende Stimme. Dieser zuckte zusammen, er hatte sie doch nicht wecken wollen.

"Kannst du nicht schlafen?", fragte sie leise und streckte selbst eine Hand aus, um sie ihm auf die Wange zu legen. Mario blinzelte überrascht, dann schüttelte er seinen Kopf.

"Noch nicht so richtig, nein. Ich bin immer noch so … aufgewühlt."

Sie lachte leise. "Ich dachte, du könntest jetzt gut schlafen."

"Ja, ich auch. Aber stattdessen, ich kann ich aufhören, daran zu denken, also an vorher und ich bin so unglaublich dankbar, das alles mit dir zusammen zu erleben."

Ein Lächeln erschien auf ihren Zügen und ihrer Finger fuhren über seine Haut. "Das bin ich auch. Es war unglaublich."

"Das war es wirklich." Mario lächelte, beugte sich zu ihr und küsste sie sanft auf die Lippen.

Als er sich wieder löste, sah sie ihn an und biss sich unsicher auf die Unterlippe.

"Du, Mario?", fragte sie leise.

"Ja?"

"Würdest du mich vielleicht in den Arm nehmen? Also zum schlafen? Ich könnte mir vorstellen, dass das sehr schön sein könnte?" Ihre Stimme klang leicht verunsichert, aber das musste sie gar nicht sein.

Mario lächelte und nickte. "Natürlich. Einen Moment." Er legte sich auf seinen Rücken und streckte einen Arm durch. "Komm her."

Und das tat Elsa auch sofort. Vorsichtig legte sie sich zu ihm, ihren Kopf auf seine Schulter, schloss ihre Augen und schmiegte sich an ihn. Ein kleiner wohlige Seufzer entkam ihr und sie schloss ihre Augen. Müdigkeit überkam sie wieder. Es war schön, so bei ihm zu sein.

Mario musst lächeln. Er legte seinen Arm in dieser Position so gut er konnte um sie und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Er schloss seine Augen und zog ihren Geruch tief in sich auf. So könnte es immer sein. Er schloss seine Augen.

"Ich liebe dich", sagte er leise. Und als auch er weg dämmerte, hörte er noch ein leises "Ich dich auch."
 

~~~
 

Als das Paar am nächsten Morgen zum Frühstück im Esszimmer von Hongos auftauchte, saß Masato mit der Sonntagszeitung bereits am Esstisch, während Chiyoko noch in der Küche hantierte.

“Guten Morgen”, begrüßte Marios Vater sie, als sie herein kamen.

Mario erwiderte die Begrüßung, während Elsa, deren Hand er fest in seiner hielt, mit roten Wangen nur leise etwas murmelte. Sie war etwas verunsichert, immerhin war es die erste Nacht, die sie bei ihrem Freund verbracht hatte. Und zudem, was sie gestern Nacht noch gemeinsam gemacht hatten … Ihre Wangen wurden noch dunkler.

“Guten Morgen ihr zwei”, begrüßte Chiyoko sie, als sie mit einem vollgepackten Tablett aus der Küche kam. “Elsa, Liebes, was willst du denn gerne zum Frühstück trinken?”, richtete sie dann direkt an die Freundin ihres Sohnes.

“Oh, ähm, einfach nur einen Tee, wenn das möglich ist?”

Ein leises Lachen erklang. “Natürlich ist das möglich. Ich mache ihn dir gleich, bis dahin setzt euch doch an den Tisch und bedient euch.”

Elsa folgte Mario zum Esstisch, während dessen Mutter bereits wieder in die Küche lief.

Ihr Freund setzte sich auf seinen Platz und zog den Stuhl neben sich ebenfalls vor, dass sie sich setzen konnte. Diese ließ anschließend ihren Blick über den Tisch gleiten und ihre Augen weiteten sich, als sie sah, was sich hier alles türmte.

“Wir frühstücken jeden Sonntag zusammen. Da wir unter der Woche kaum Zeit für Mario haben, ist das eine kleine Tradition für uns geworden.” Masato hatte die Zeitung zusammengefaltet und zur Seite gelegt. “Da meine Frau sich jedoch nicht sicher war, was du gerne isst, hat sie einfach von allem etwas aufgefahren.” Er lachte auf und auch Mario musste schmunzeln.

“Da siehst du mal, was meine Mutter hier für dich tut. Das Frühstück am Sonntag ist zwar immer etwas Besonderes, aber das hier für dich, das ist schon nochmal eine Schippe oben drauf.”

“Ach, was heißt hier etwas besonderes? Ich mache das doch gerne. Und ich freue mich über den zusätzlichen Gast heute morgen.” Chiyoko kam wieder zurück und stellte eine Tasse mit Tee vor Elsa und eine vor Mario, dann setzte sie sich auf ihren eigenen Stuhl.

Als sich alle etwas zu essen genommen hatten und auch schon die ersten Bissen in den Mund geschoben hatten, sah Marios Mutter zu dem Paar, das ihr an der Tischseite gegenüber saß.

“Habt ihr gut geschlafen? Das erste Mal zu zweit in so einem schmalen Bett ist schließlich sehr ungewohnt.”

“Ach, wir haben sehr gut geschlafen, oder Elsa? Das Bett hat gut gereicht.” Mario lächelte seine Freundin liebevoll an.

Diese nickte und ein leises “Ja” verließ ihre Lippen, während ihre Wangen erneut einen sanften Rotton annahmen.

“Das freut mich. Dann steht weiteren Übernachtungen ja nichts im Weg.”

Marios Gesicht begann zu strahlen, das wäre wirklich schön. Er sah erneut zu seiner Freundin, die sich mit beiden Händen ihre Tasse Tee vors Gesicht hielt und daraus trank. Kurz blinzelte er verwirrt, dann musste er schmunzeln und griff gleich darauf nach seiner eigenen Tasse, um diese vor sein Gesicht zu halten. Ihm war zuerst klar gewesen, warum sie so reagierte. Und dann war ihm bewusst geworden, dass sie daran dachte, was sie beide getan hatten … und dass das vielleicht sogar seine Eltern dachten - was nun der Auslöser dafür war, dass auch seine Wangen zu glühen begannen. Hätte er seine Kappe auf dem Kopf, würde er sie nun tief ins Gesicht ziehen.

Und tatsächlich hatten seine Eltern so ihre Vermutung, waren sie doch auch einmal fünfzehn gewesen, also konnte man sich fast denken, was vermutlich hinter Marios geschlossenen Türen passierte. Zum Glück war ihr Sohn aufgeklärt, denn Enkel wollten sie noch nicht. Doch auch mit Anfangsproblemen, wenn man es denn so nennen wollte, wurde das Frühstück noch sehr entspannt und schön. Elsa genoß es, Mario und seine Eltern so miteinander zu erleben, so völlig entspannt. Meist sah sie die beiden Erwachsenen nur abends, wenn sie bei Mario zu Abend aß und da kamen sie meist kurz zuvor aus der Apotheke und waren dementsprechend noch ein wenig im Stress. Aber so, doch, es war schön. Ihr Blick lag lächelnd auf Mario, der auch wirklich entspannt wirkte und Scherze mit seinen Eltern machte. Gerade als er mit seinem Vater über einen der Zeitungsartikel fachsimpelte, fiel sein Blick auf sie und ein Lächeln breitete sich über seinen Zügen aus. Ohne das Gespräch zu unterbrechen, legte er eine Hand auf ihren Oberschenkel und wandte sich anschließend wieder seinem Vater zu. Elsas Herz machte einen Hüpfer von dieser süßen Geste und legte ihre Hand auf seine. Sie liebte ihn so sehr.

Als sie fertig gefrühstückt hatten, halfen Mario und Elsa Chiyoko noch in der Küche und zogen sich dann wieder in sein Zimmer zurück. Während der Junge sich auf seinen Schreibtischstuhl setzte, setzte seine Freundin sich auf sein Bett, die Füße über den Bettrand auf dem Boden stehend.

“Und, wie fandest du es?”, fragte er sie, eine leichte Verunsicherung in seiner Stimme.

Elsa blinzelte verwirrt, ehe sie lächelte. “Ich fand es schön”, gab sie ihre Gedanken von vorher von sich, ehe sie ihn fragend ansah. “Warum willst du das denn wissen?”

Seine Wangen nahmen einen süßen, roten Ton an. “Naja”, murmelte er und sah auf seinen Schreibtisch, “falls du es nicht so toll fandest, willst du ja vielleicht nicht mehr hier übernachten und …”

Ehe er aussprechen konnte, lag Elsas Hand auf seinem Unterarm. Dazu hatte sie sich nicht weit vorbeugen müssen. “Mario Hongo, soll ich ganz ehrlich zu dir sein?”

Er nickte, während er sie neugierig ansah, vielleicht sogar wieder etwas unsicher darüber, was ihn nun erwarten würde. Sie lächelte ihn liebevoll an.

“Ich kann es nicht erwarten, die nächste Nacht in deinen Armen zu verbringen.” Nun wurde sie rot. “Egal ob nur schlafend oder … ähm … ja.”

Mario konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. Er griff nach ihren Armen und zog sie kurzerhand auf seinen Schoß, wo er beide Arme um sie schloss und sie an sich drückte.

“Ich auch nicht”, erwiderte er.

Einen Moment sahen sie sich nur an, dann neigten sie sich einander entgegen und küssten sich liebevoll. Als sie sich wieder voneinander lösten, legte Elsa ihren Kopf an Marios Schulter, der seine Arme immer noch um sie gelegt hatte.

“Hast du …”, Mario hielt inne, überlegte einen Moment, ehe er weitersprach, “hast du dich eigentlich schon entschieden, auf welche weiterführende Schule du gehen willst? Es sind doch bald die Aufnahmeprüfungen.”

Elsa setzte sich auf, sah in seine Augen und schüttelte ihren Kopf. “Noch nicht so richtig, nein. Ich habe eine Liste welche Oberschulen ich gerne besuchen würde, aber … Eigentlich …”

“Ja?”, fragte Mario nach, als sie nicht weitersprach. Dachte sie dasselbe wie er?

“Ich wollte eigentlich dich fragen, was du machst, aber bisher … es tut mir leid, dass ich es noch nicht getan habe, dabei wird die Zeit doch langsam knapp. Wir müssen ja die Oberschulen angeben, auf die wir gerne möchten und dann bekommen wir nach den Aufnahmeprüfungen Bescheid, welche es werden wird.”

Elsa stand von Marios Schoß auf und setzte sich auf das Bett zurück, von wo aus sie ihren Freund angespannt ansah. Konnte er verstehen, was sie ihn damit eigentlich fragen wollte?

“Hmm, was würdest du denn davon halten, wenn wir beide”, Mario beugte sich nach vorne, griff nach Elsas Händen und nahm diese in sein, “unseren letzten Schulabschnitt wieder auf derselben Schule miteinander verbringen? Vielleicht sogar wieder in der gleichen Klasse? Ich erinnere mich, dass es schön war, dass du in der Grundschule in meiner Klasse warst und jetzt, wo wir beide ein Paar sind, könnte es doch noch viel schöner sein.”

Ihre Augen strahlten regelrecht, als sie nickte.

“Das fände ich sehr schön. Und ich würde es mir auch sehr wünschen.”

“Okay, ein Vorschlag. Jeder von uns beiden schreibt jetzt mal auf einen Zettel, welche Oberschulen wir uns bisher überlegt haben. Und dann schauen wir, ob wir vielleicht mindestens eine gleiche haben, dann könnten wir die ja als Priorität Nummer eins angeben. Und ansonsten sehen wir einfach, ob wir eine finden, die für uns beide passt, passen würde.” Mario lächelte seine Freundin an.

“Aber du wirst mit deinen Noten ja auf eine Elite-Oberschule gehen können, ich weiß nicht, ob ich das schaffen werde. Und macht es für dich Sinn, dass du meinetwegen auf eine schlechtere Oberschule gehen wirst?” Die Freude, die Elsa gerade noch erfüllt hatte, erlosch und das konnte man ihr ansehen.

Mario runzelte seine Stirn, ehe er seinen Kopf schüttelte. “Elsa, ich hatte nicht wirklich vor, auf eine Elite-Oberschule zu gehen. Weißt du, mein eigentlicher Wunsch war es, wieder mit so vielen Kickers wie möglich auf derselben Schule zu sein, dass wir dort weiterspielen können und du kennst meine Jungs, dass es von denen einer auf eine Elite-Oberschule schaffen würde, ist sehr unwahrscheinlich. Philipp wird vermutlich der einzige sein, aber der ist ja heute schon auf einer anderen Mittelschule.” Als sich in Elsas Blick wieder etwas änderte, lächelte er und drückte ihre Hände sanft. “Und jetzt gerade ist mein größter Wunsch, mit dir auf einer Schule zu sein. Falls die Kickers dorthin kommen, wäre das schön, aber wir sind heute schon auf unterschiedlichen Schulen und bekommen das hin, also wenn sozusagen der Hauptsitz der Kickers woanders ist, ist das auch in Ordnung, das ist kein Problem.” Nun strahlten ihre Augen wieder wie zuvor. “Also Elsa? Was denkst du?”

Sie nickte. “Ja. Ja, auf jeden Fall.” Sie wurde rot. “Also dass wir auf die gleiche Schule gehen.”

Mario lachte auf und drehte sich herum, um Zettel und Stifte von seinem Schreibtisch zu holen und einen Teil davon seiner Freundin zu reichen.

“Hier, schreib die Oberschulen auf, die für dich bisher in Frage gekommen sind.”

Elsa nickte, nahm ihm den Zettel und den Stift ab, die er ihr reichte und machte sich dann mit Feuereifer an die Arbeit.

Kapitel 25

“Mario?”

“Oh, hallo Elsa.” Mario hatte gerade eben den Anruf entgegengenommen und die Stimme seiner Freundin klang sehr aufgeregt aus dem Hörer.

“Hast du es auch bekommen?”

“Was meinst du?”, fragte er verwundert nach. Er war gerade erst zur Wohnungstüre hereingekommen, Elsa schien es zeitlich abgepasst zu haben, wann sie ihn angerufen hatte.

“Den Brief!”

Er blinzelte verwirrt. Brief? Was für einen Brief. “Ähm … Brief?”, fragte er vorsichtig nach.

“Mensch Mario! Den Brief! Die Mitteilung darüber, an welcher Oberschule du angenommen wirst!” Elsas Stimme war nun anzuhören, dass sie aufgebracht war , ihre Nerven schienen blank zu liegen.

“Äh, warte kurz, ich bin gerade erst nach Hause gekommen, ich habe sogar noch meine Schuhe an”, erklärte Mario und trat zu der Kommode im Flur, auf der seine Mutter immer die Briefe ablegte, wenn sie diese aus dem Briefkasten geholt hatte. Und auch jetzt lagen dort ein paar Umschläge. “Einen Moment, Liebling, ich schaue mal kurz nach, ob etwas gekommen ist.”

Nachdem er sie mit dem Kosenamen angesprochen hatte, den er seit ein paar Tagen für sie verwendete, wurde sie ruhig und er war sich sicher, dass sie nun lächelte, denn das tat sie immer, wenn er sie so nannte. Dabei wurden ihre Wangen auch immer ein wenig rot, sie mochte es, hatte sie ihm verraten und daher nannte er sie noch viel lieber so. Die meisten Paare nannten sich gegenseitig Schatz, aber ihm persönlich gefiel das Wort Liebling viel mehr. Liebling - Liebe. Er wollte ihr damit ausdrücken, wie sehr er sie liebte.

Er klemmte sich den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr, griff nach dem Stapel mit Briefen und sah diesen durch. Und tatsächlich:

“Ich habe ihn hier. Warte kurz ich mache ihn auf und …”

“Nein!”

Mario stockte. “Ähm … Was?”

“Nein, nicht aufmachen. Auf keinen Fall!”

“Okay.” Mario runzelte seine Stirn und nach einer kurzen Pause sprach er wieder. “Und … wann sollen wir sie dann aufmachen? Oder sollen wir sie zulassen und einfach auf irgendeine Schule gehen, einfach nur, damit wir beisammen sind, ohne zu wissen, ob wir da richtig sind?”

“Haha Mario, Clown gefrühstückt?”

Mario musste grinsen, als er den genervten Unterton in Elsas Stimme hörte, doch, manchmal triezte er sie gerne. Es herrschte noch einen Moment Stille in der Leitung, dann seufzte sie.

“Du bist manchmal so ein Quatschkopf.” Nun war ihrer Stimme aber ein wenig Belustigung anzuhören, wirklich böse konnte sie ihm eigentlich nie sein.

“Also, was schlägst du vor?”, fragte er sie.

“Hast du noch Zeit? Dann könnten wir uns treffen und die Briefe zusammen öffnen. Und entweder freuen wir uns miteinander oder wir, ich vermutlich eher, heule ein wenig. Aber zumindest kannst du mich dann noch in den Arm nehmen. Also?” Ihre Stimme klang relativ flehend.

Ihr Freund musste lächeln und sah auf die Uhr. Es war bereits halb sieben Abends. Eigentlich würden sie vermutlich gleich essen.

“Ich nehme mir die Zeit für dich. Wann sollen wir uns treffen? Und soll ich zu dir kommen?”

“Sollen wir uns im Park treffen? Wir könnten die Briefe doch oben auf eurem Trainingsplatz aufmachen.”

“Du weißt aber, dass es schon recht kalt draußen ist?”, warf er auf Elsas Vorschlag ein.

“Papperlapapp, es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung”, erwiderte seine Freundin kurzerhand, schoss seine Warnung dadurch in den Wind. “Ich ziehe mich einfach besonders warm an. Und ansonsten musst du mich halt wärmen.”

Und sofort schossen Mario verschiedene Bilder in den Kopf. Dass sie körperlich immer weiter gingen, auch wenn sie noch nicht miteinander geschlafen hatten, rief in ihm immer mehr den Wunsch frei, ihr so nahe zu sein, wie es nur ging. Er würde wirklich gerne mit ihr schlafen, das mit ihr zusammen erleben und bei Elsas Worten, sie zu wärmen, musste er natürlich sofort daran denken. Er musste sich wirklich zusammenreißen! Elsa hatte bisher nicht gezeigt, dass sie weitergehen wollte als bisher, es schien ihr zu reichen und bedrängen wollte er sie wirklich nicht. Vielleicht dieses Wochenende, da würde sie nämlich wieder bei ihm übernachten.

“Klar, mache ich”, brachte er auf Elsas Aussage mit belegter Stimme noch hervor. “Wann sollen wir uns treffen? Und ich kann dich gerne abholen, immerhin ist es schon dunkel und ich lasse dich da ungerne draußen allein herumlaufen.”
 

~~~
 

Sie trafen sich am Eingang des Parks. Elsa hatte sich erst an der Treppe mit ihm treffen wollen, Mario sie von Zuhause abholen, das war nun der Kompromiss gewesen. Mario musste lächeln, als er seine Freundin sah, die sich tatsächlich dick eingepackt hatte.

“Hallo”, gab er von sich und beugte sich zu ihr hinunter, als er bei Elsa ankam. Er griff mit dem Finger nach ihrem dicken, gestrickten Schal, den sie sich bis über die Nase gezogen hatte. Diesen zog Mario kurzerhand nach unten und legte seine Lippen sanft auf ihre, um sie mit einem Kuss zu begrüßen.

“Hallo Mario”, erwiderte sie lächelnd und zog kurz darauf ihren Schal wieder nach oben. “Kalt”, murmelte sie dabei.

“Wir können auch woanders hin, wenn du magst, zu dir oder zu mir”, schlug Mario vor.

Sofort schüttelte sie entschieden ihren Kopf. “Nein, ich will zu eurem Trainingsplatz.” Ihr Blick richtete sich fest auf ihn. “Weißt du”, sie senkte ihren Kopf leicht und er war sich sicher, dass sich ihre Wangen hinter dem Schal rot färbten, “ich verbinde einfach viel mit diesem Platz. Unser erstes, richtiges, längeres Gespräch. Unser erstes Date, unseren ersten Kuss. Das alles. Und jetzt … Ich kann es dir nicht genau erklären, aber ich denke, naja, dass uns da oben eigentlich immer nur gute Sachen passiert sind und dass wenn wir beide die Briefe da oben öffnen, dass dann eben …” Sie sprach nicht mehr weiter.

Marios Blick wurde weich. Er griff nach seiner Freundin und zog sie an sich. “Du bist so verdammt süß”, murmelte er in ihre Mütze hinein.

“Was willst du damit sagen? Das ist nicht süß”, grummelte sie an seiner Schulter, trat allerdings nicht zurück sondern blieb bei ihm. Ein leises Lachen entfuhr ihm.

“Soll ich es lieber niedlich nennen?”

“Du Quatschkopf”, murmelte sie erneut und er konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören.

“Weißt du”, seine Hände streichelten sanft über ihren Rücken, “ich habe sehr viel mehr Erinnerungen an den Platz da oben. Wie wir Kickers ihn als Trainingsplatz ausgesucht haben, wie oft wir die Treppen hinauf gelaufen sind. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich das Tor bereits nachziehen musste, unser Trainingspartner - die Bäume …” Mario spürte, wie Elsa sich in seinen Armen anspannte, das wollte sie wohl eher nicht hören. Erneut erschien ein Lächeln auf seinen Zügen. “Doch tatsächlich”, fuhr er fort, “sind die Erinnerungen, die du an den Platz hast, auch meine liebsten Erinnerungen.” Er löste sich von ihr, sah zu ihr hinunter und erkannte, dass auch sie übers ganze Gesicht strahlte.

“Siehst du? Und deshalb muss in diesen Briefen einfach etwas Gutes stehen!” Elsas Blick wirkte entschlossen.

Wieder lachte Mario auf und trat einen Schritt zurück, hielt ihr seine Hand entgegen. “Gut, lass uns zu unserm Platz gehen.”

Elsa sah auf seine nackte Hand, zog kurzerhand den Handschuh, den sie getragen hatte von ihrer und steckte diesen in ihre Jackentasche, dann ergriff sie Marios Hand und verschränkte ihren Finger mit seinen.

“Los geht es”, erklärte sie mit einem Lächeln und gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
 

Zehn Minuten später standen sie gemeinsam auf dem Trainingsplatz der Kickers.

“Komm mit.” Mario zog seine Freundin bis zum dem Geländer, auf dem sie nun schon so häufig miteinander gesessen hatten und hoffentlich auch noch oft sitzen würden. Es war halb acht, Ende November. Es war bereits sehr kalt, so dass ihr Atem in als kleine Wölkchen in der Luft zu erkennen waren, alles war dunkel und die Stadt, auf die man von hier aus einen wunderbaren Blick hatte, leuchtete vor ihnen. Sie setzten sich, Elsa lehnte ihren Kopf gegen die Schulter und sah auf die Lichter hinunter.

“Es ist immer wieder wunderschön”, sagte sie leise.

“Du bist wunderschön”, erwiderte Mario leise. Er spürte, wie Elsas Griff um seine Hand sich festigte.

“Du bist schon so einer, Mario”, erwiderte sie leise und wieder konnte er ihrer Stimme anhören, wie sie sich fühlte. Auf der einen Seite belustigt, auf der anderen geschmeichelt.

“Deiner. Für immer.”

Sie hob ihren Kopf, sah zu ihm auf. “Das ist wunderschön”, gab sie von sich.

Und gleich darauf küssten sie sich wieder, sanft, liebevoll, sie waren glücklich miteinander.

Doch sie konnten nicht ewig so sitzen bleiben, Elsas Eltern hatten sie nur unter der Prämisse nochmal gehen lassen, dass sie bald wieder kommen würde und daher …

“Wir sollten die Briefe aufmachen”, erklang Elsas Stimme leise.

“Ja”, stimmte Mario ihr zu und zog gleich darauf den Brief aus seiner Jackentasche und faltete ihn auseinander, Elsa tat dasselbe. Sie sah auf den Brief in ihren Händen, Unsicherheit stieg in ihr auf.

“Ich weiß nicht, ob ich ihn wirklich aufmachen will. Was, wenn wir auf unterschiedliche Schulen gehen müssen?” Das Mädchen sah auf und Mario legte eine Hand auf ihre Mütze.

“Dann ist es eben wie bisher auch schon, wir sehen uns in unserer Freizeit und am Wochenende. Es wäre schön, an der gleichen Schule wie du zu sein, vielleicht sogar in der gleichen Klasse. Aber schlussendlich ist es okay, wie es ist, ich liebe dich, da ändern unsere Schulen auch nichts daran.”

Diese Worte schienen ihre Wirkung zu erfüllen, denn Elsa lächelte wieder. Doch gleich darauf wurde sie erneut ernst.

“Aber was, wenn da jetzt tatsächlich steht, dass es unterschiedliche Schulen sind? Dann verbinden wir unseren Lieblingsort auch damit, also mit einer Enttäuschung. Vielleicht sollten wir die Briefe doch woanders öffnen.”

Mario blinzelte überrascht, dann seufzte er auf. “Mensch, Elsa Daichi! Du wolltest hierher kommen, obwohl es schon recht spät ist, wirklich kalt und damit tatsächlich etwas unangenehm ist. Und obwohl ich dir das alles gesagt habe, hast du darauf bestanden, die Briefe an diesem Platz zu öffnen! Also nein, wir gehen jetzt nicht woanders hin und öffnen die Briefe hier und jetzt!” Und noch ehe sie etwas erwidern konnte, riss er seinen Briefumschlag auf und zog das Papier hervor, das darin war.

“Mario!”, rief Elsa schockiert aus und sah ihn mit großen Augen an. Er deutete auf den Brief in ihren Händen.

“Los, mach ihn auf. Und dann falten wir die Briefe zur selben Zeit auf und lesen, was darin steht.”

Seine Freundin sah ihn einen Moment noch an, dann nickte sie und öffnete ihren Briefumschlag ebenfalls. Kaum dass sie das Papier in ihren Händen hielt, zählte Mario herunter.

“Drei, zwei, eins!” Und dann falteten beide den Brief auseinander und lasen ihn durch.

“Und?”, fragte Elsa neugierig und hob ihren Brief vor sich in die Höhe.

Mario hielt seinen Brief daneben, sodass sie beide einen guten Blick auf beide Bestätigungen hatten. Ihr Blick huschte über seinen Brief, seiner über ihren. Im nächsten Moment stieß Elsa einen lauten Ton aus und fiel Mario um den Hals. Dieser konnte das Gleichgewicht aufgrund dieser unerwarteten Handlung nicht halten und fiel mit ihr vom Geländer nach hinten und landete auf dem Boden.

“Uff”, entkam ihm, er hatte sich jedoch direkt wieder gefangen und hielt Elsa fest, die auf ihm gelandet war.

Elsa hatte erschrocken aufgeschrieen, dann rappelte sie sich aber ein Stück weit auf, stellte ihre Hände links und rechts von seinem Kopf auf den Boden und sah ihn an, alles an ihr schien zu leuchten, ihre Augen erstrahlten ihr ganzes Gesicht.

“Wir haben es geschafft!”, sagte sie glückstrahlend.

Mario lächelte und griff mit beiden Händen nach ihren Wangen, um sie dort sanft zu halten.

“Das haben wir.” Sein Blick lag fest auf ihrem, dann musste er grinsen. “Siehst du? Keine schlechte Erinnerung für unseren Lieblingsplatz.”

Sie kicherte und nickte. “Zum Glück!”, erwiderte sie, dann senkte sie ihren Kopf und legte ihre Lippen auf seine.
 

~~~
 

Es war schlussendlich doch noch ein wenig mehr Zeit vergangen, als sie beabsichtigt hatten. Mario und sie kamen gemeinsam um halb neun bei Daichis Zuhause an. Seine Freundin auf ihrem Heimweg zu begleiten hatte Mario sich nicht nehmen lassen, er wollte es solange wie möglich genießen, bei ihr zu sein, ihre Hand zu halten. Elsa sah so glücklich aus, strahlte pure Freude aus. Und vermutlich grinste er auch nur dumm von einem Ohr zum anderen. Sie würden tatsächlich dieselbe Oberschule besuchen! Es war fast so, als würde ein Traum wahr werden. Bald würden sie noch mehr Zeit miteinander verbringen können. Zwar wussten sie nicht, ob sie in dieselbe Klasse kommen würden, doch dass sie auf dieselbe Schule gehen würden, schenkte ihnen schon viel mehr Zeit. Er freute sich sehr darauf.

Elsa öffnete die Haustüre und Mario trat noch einen Moment mit in den Hausflur ein, um sich aufzuwärmen. Gleich darauf erschien Ryotaro ebenfalls im Flur und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

“Ihr seid spät dran, später als ausgemacht”, richtete er streng an sie.

Sofort bekamen beide rote Wangen und sahen ihn schuldbewusst an. Sein Blick glitt über beide, blieb an Elsa hängen und ein Lächeln erschien auf seinen Zügen.

“Keine verweinten Augen, ganz im Gegenteil. Also gute Nachrichten?”

Seine Tochter nickte und sah erneut freudestrahlend zu Mario auf. “Ja, wir werden auf die gleiche Oberschule gehen.”

Ryotaro nickte. “Das ist schön und es freut mich sehr für euch. Aber jetzt verabschiedet euch voneinander, Mario muss nach Hause.” Und damit verschwand er wieder im Wohnzimmer.

Elsa und Mario sahen sich erleichtert an. Ehe beide kicherten und sich anschließend in den Arm nahmen, um sich voneinander verabschieden zu können. Was für eine wundervolle Nachricht das heute doch war.

Kapitel 26

“Bist du mir böse?” Elsas Stimme erklang zitternd und mit sehr viel Unsicherheit.

Mario, der auf ihrem Bettrand saß und sich gerade anzog, hielt in seinen Bewegungen inne und drehte sich mit großen Augen zu seiner Freundin herum, die hinter ihm in ihrem Bett saß und ihre Bettdecke vor ihren nackten Oberkörper presste.

“Wie bitte?”, fragte er sie verwirrt. Ihr böse sein? Wie kam sie denn darauf?

“Naja, weil du … weil ich …”, sie hob unsicher eine Hand mit der Handfläche nach oben, “weil ich …”, ihre Stimme wurde leiser, “weil ich dich weggestoßen habe …”

Marios Blick verdunkelte sich einen Moment, daran wollte er tatsächlich nicht denken. Es hatte sich nicht schön angefühlt, als sie ihn von sich geschoben, ihn aufgehalten hatte, aber deshalb … Er griff nach ihrer Hand, hielt diese fest in seiner.

“Nein, natürlich nicht, Elsa! Im Gegenteil, ich müsste dich fragen, ob du mir böse bist, denn verstehen könnte ich es.”

Nun waren es ihre Augen, die sich weiteten. “Warum sollte ich dir böse sein?”

“Weil …”, Mario seufzte auf und löste seine Hand aus ihrer. Er stand auf, zog seine Boxershort an Ort und Stelle und schlüpfte wieder zu Elsa unter die Bettdecke, um sie sofort fest in seine Arme zu ziehen. “Ich sollte dich nicht bedrängen, niemals, aber ich habe das Gefühl, es getan zu haben, in dem ich das gemacht habe.”

Elsa schwieg, dachte nach. “Ich … daran habe ich gar nicht gedacht, nicht eine Sekunde …”

Erneut seufzte Mario, zog sie eng an sich und drückte seine Nase in seine Haare, sog ihren Geruch tief ein. “Es tut mir wirklich leid, dass ich so weit gegangen bin. Natürlich will ich mit dir schlafen und als wir vorher so zusammen im Bett lagen, da habe ich nicht mehr richtig nachdenken können, ich wollte einfach nur so mit dir zusammen sein, so richtig, verstehst du?”

Elsa nickte, ihre Finger fuhren Kreise über die nackte Haut an seiner trainierten Brust. “Aber … es geht ja um uns beide, wir sollten es beide wollen. Nicht nur ich … und ich habe vorher keine Rücksicht auf deine Gefühle genommen … oder dachte irgendwie, dass du es auch willst und … ja …”

Beide schwiegen, als sie an die Situation von vorher zurück dachten. Wie die letzten Woche auch schon, hatten sie herum geknutscht, waren recht schnell zur Sache gekommen, hatten sich ausgezogen, sich berührt und Mario war so voller Lust gewesen, hatte mit ihr endlich bis zum Äußersten gehen wollen und hatte sich schließlich auf sie gelegt, sich zwischen ihre Beine geschoben, was bis dahin auch gar kein Problem gewesen war, doch dann … Da hatte sie plötzlich Panik bekommen und ihn von sich geschoben.

“Findest du, ähm, reicht es dir nicht aus, was wir miteinander machen? Also … das wir beide …” Elsa deutete mit ihrer Hand auf sie beide, schloss das Bett mit ein.

Mario seufzte leise auf. “Doch, eigentlich schon. Aber in diesen Momenten … ich kann da nicht mehr klar denken. Ich glaube, da ist nur noch”, er hielt inne, versuchte ein Wort zu finden, das es traf, “Lust.” Er runzelte seine Stirn. “Es ist wundervoll, jedes Mal. Und ich habe irgendwie das Gefühl, wenn wir richtig miteinander schlafen, dass es das ist, das eine … Doch, nein, es ist nicht so, dass es mir nicht ausreicht, das tut es an sich auch. Ich will dir einfach gerne noch viel näher sein und ich denke, das wären wir dadurch. Aber Elsa”, er sah sie ernst an, “du sollst tatsächlich erst dann mit mir schlafen, wenn du es willst. Und du sollst tatsächlich nicht nur wollen, weil du das Gefühl hast, dass ich sonst nicht zufrieden bin.” Er zog sie wieder etwas enger an sich und küsste sie sanft auf die Schläfe. “Ich liebe dich Elsa. Ich liebe es, was wir beide miteinander machen, dass wir das alles hier gemeinsam entdecken und miteinander unsere ersten Erfahrungen machen. Irgendwann werden wir auch miteinander schlafen, das weiß ich. Bis dahin genieße ich jeden einzelnen Augenblick.”

Elsas Wangen röteten sich und sie musste lächeln. “Mario, danke. Ich liebe es auch. Und dich.” Ihr Wangen wurden dunkler, da es ihr peinlich war, erst an zweiter Stelle erwähnt zu haben, dass sie ihn liebte. “Aber ich finde es gut, wie es gerade ist. Weißt du, es ist gerade schon unglaublich, ich kann mir kaum vorstellen, dass es besser sein kann. Aber das wird es sicherlich und das will ich mir auch noch ein wenig aufbewahren. Das hier, wir beide, zusammen - das ist richtig. Und wir werden alle unserer Erfahrungen zusammen, miteinander erleben, das weiß ich.”

“Ich auch. Und ich verspreche dir, dass so etwas nicht wieder passieren wird. Ich warte, bis du mir zeigst, oder sagst, dass du diesen Schritt gehen willst, ist das in Ordnung?”

Er spürte ihr Nicken und gleich darauf, wie sich ihr Arm um seinen Oberkörper legte, ihre Hand sich an seiner Seite unter ihn schob und sie sich fest an ihn drückte. Sein Herz machte einen Satz und er legte seine Arme ebenfalls um sie, um sie eng an sich zu ziehen.

“Ich liebe dich”, flüsterte sie.

“Ich dich auch”, erwiderte er mit einem Lächeln auf den Zügen.
 

~~~
 

An diesem Sonntag spielten die schwarzen Blitze gegen die Tornados, ein Spiel, das Mario sich auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Dessen bester Freund natürlich auch nicht.

Elsa schmunzelte, während sie sich erneut einen Orangensaft einschenkte und dem Gespräch ihres Freundes und ihres Bruders während des Frühstücks im Hause Daichis lauschte. Natürlich drehte es sich nur um Fußball, was denn sonst? Sie sah nachdenklich zu den beiden hinüber. Wären sie auch befreundet, wenn sie nicht so fußballverrückt wären? Sie war sich da nicht ganz sicher, denn erst dadurch hatten sie sich ja kennengelernt. Und immerhin trennten die beiden auch fast zwei Jahre, okay, 18 Monate, aber das waren trotzdem fast zwei Jahre. Immerhin war es schlussendlich nur ein Schuljahr, das die beiden auseinander waren. Doch auch wenn Fußball der Auslöser für die Freundschaft von Mario und Gregor war, so war er nicht mehr der Punkt, der die Freundschaft hielt, das würde diese heute sicherlich auch ohne das runde Leder.

“Elsa?”

Erstaunt sah die Angesprochene auf, sie hatte nicht mitbekommen, dass Mario sie angesprochen hatte.

“Was?”, fragte sie ihn verwirrt und erntete dafür ein Schmunzeln.

“Will ich wissen, wo deine Gedanken gerade waren?”

Auch sie lächelte. “Bei dir natürlich.” Ihre Hand landete auf Marios Knie, woraufhin auch dieser lächelte.

“Das finde ich natürlich gut.”

“Das glaube ich dir.” Sie zwinkerte ihm zu. “Aber auch bei ihm.” Sie deutete auf Gregor.

Der hob eine Augenbraue. “Ach so. Und worum ging es dabei?”

Nun lachte Elsa laut. “Fußball natürlich, was denkt denn ihr?”

Während Gregor sie verwundert ansah, stimmte Mario in ihr Lachen ein.

“Warum nur kann ich mir das so vorstellen?”

“Weil ihr eben so seid, da gibt es doch fast nichts anderes.” Elsa beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft auf die Wange. Als sie sich wieder zurückzog, blieb ihr Blick trotzdem auf ihm liegen. “Und was wolltest du von mir?”

“Was denkst du denn? Es ging natürlich auch um Fußball.”

Nun sah sie verwundert aus. “Äh, was?”

Jetzt war es Gregor, der laut lachte. “Was erwartest du denn sonst? In unserem Leben dreht sich nunmal sehr viel um Fußball, hast du das gerade eben nicht selbst noch gesagt?.”

“Nicht nur”, beschwichtigte Mario und legte eine Hand auf Elsas Schulter. “Da gibt es inzwischen wichtigeres. Und dein Bruder sieht das sicher auch so, nicht wahr?”

Der zuletzt Angesprochene runzelte einen Moment seine Stirn, ehe es Klick machte. “Ah, ja, natürlich. Conny ist das, die Wichtigste. Für immer und ewig.”

“Sehr gut, dass dir das klar ist”, gab Mario trocken von sich und ignorierte den Jüngeren dann, als dieser schimpfte. “Kommst du mit zu dem Spiel, Elsa?”

Diese sah auf und nickte. “Gerne. Ich werde zwar nicht wirklich viel beitragen können, aber so kann ich mit dir zusammen sein.”

“Das freut mich. Und du kannst dich ja warm einpacken, den Schal wieder bis hierhin”, er stupste auf ihre Nase, “ziehen. Dann wird das schon.”

Elsa lachte auf. “In Ordnung. Und du nimmst mich einfach auch ganz doll in den Arm, dann wird es mir sicherlich nicht sehr kalt.”

Ihr Freund nickte. “Das kann ich natürlich machen. Und ehrlich gesagt”, er beugte sich zu ihr vor, “das will ich sogar sehr gerne machen.”
 

~~~
 

Zwei Stunden später standen sie neben dem Fußballfeld. Das Spiel hatte vor fünfundzwanzig Minuten begonnen. Elsa stand vor Mario, der beide Arme um sie gelegt und sie an sich gezogen hatte, während er das Spiel gespannt verfolgte und immer wieder mit Gregor fachsimpelte. Elsa hätte erwartet, dass Marios Augenmerk hauptsächlich bei den Torwarten lag, diese genau beobachtete und Gregors auf den Stürmern. Doch ganz im Gegenteil, Mario beobachtete die Stürmer, Gregor die Torwarte. Ihr Freund hatte ihr erklärt, dass das so ja auch viel mehr Sinn ergab. Für ihn war es wichtig zu sehen, wie die Stürmer schossen, was ihre Stärken waren, dass er als Torwart darauf eingehen konnte und dadurch eine Lösung hätte, um die Fußbälle zu halten, wenn sie mal wieder gegen die schwarzen Blitze oder die Tornados spielen würden. Und Gregor versuchte bei den Torwarten eine Lücke oder eine Schwäche zu finden, um diese bei einem Aufeinandertreffen nutzen und Tore schießen zu können. Elsa war darüber erstaunt gewesen, aber genau das war ja das Richtige. Mario sollte die Fußbälle von seinem Tor fernhalten, Gregor sollte sie reinbringen - beim Gegner natürlich. Doch auch sie folgte dem Spiel gespannt. Als Schwester eines Fußballers, dass der große Schwarm ebenfalls Fußball spielte und nach der langen Zeit endlich nun tatsächlich der feste Freund war, interessierte sie sich auch für diesen Sport und sah gerne zu. Am liebsten aber ihrem Freund und dessen Mannschaft. Ob sie sich ohne ihn auch für diesen Sport interessieren würde? Sie wusste es nicht.

In der Halbzeitpause erschien neben ihnen noch jemand weiteres.

“Hallo miteinander.”

“Oh hallo Viktor.” Mario sah ihn lächelnd an, während Gregor vor Begeisterung breit grinste.

“Hey Viktor, das ist aber toll, dich hier zu sehen.”

“Na klar, das ist eine Begegnung, die man nicht verpassen sollte, nicht wahr, Elsa?”

Der Torwart der Teufel wand sich dem Mädchen zu, das ihn ebenfalls anlächelte.

“Du sagst es, hallo Viktor.”

“Hallo, schön, dass du da bist. Ich hätte sowieso noch eine Frage an dich, Elsa.”

“Wirklich?”, fragte diese erstaunt. “Was willst du denn wissen?”

In dem Moment ertönte der Startpfiff der zweiten Halbzeit.

“Ich frag dich nachher, ja?” Viktor sah Elsa noch einen Moment an und deutete auf das Fußballfeld.

“Klar, ich bin da.”

Elsa sah schmunzelnd zu, als nicht nur Viktor sondern auch Mario und Gregor ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen auf dem Fußballfeld richteten. Fast zumindest. Als Elsa zu ihrem Freund aufsah, erkannte sie, wie dieser sie lächelnd musterte.

“Willst du wieder?”, fragte er und breitete seine Hände ein Stück weit aus.

“Nichts lieber als das”, antwortete und trat zu ihm, um gleich darauf fest in seine Arme gezogen zu werden.

Sie spürte, wie er sie sanft auf die Schläfe küsste, während sie sich wieder an ihn lehnte, sich regelrecht in seine Umarmung fallen ließ. Hier gehörte sie hin, hierher, in seine Arme, nirgends anders hin.
 

~~~
 

Als das Spiel zu Ende war und sich die drei Jungen lange genug unterhalten hatten, wandte Viktor sich endlich an Elsa, darauf bedacht, genug Abstand zu Gregor einzuhalten.

“Also, was kann ich für dich tun?”, fragte das Mädchen, neugierig darauf, was sie nun erwartete. Der Ältere grinste schief.

“Du weißt sicher, dass Conny in knapp zwei Wochen Geburtstag hat.”

Sie nickte. “Ja, das weiß ich.”

“Das ist schonmal gut, denn das ist der Ausgangspunkt von dem Anschlag, den ich nun auf dich vorhabe.”

Elsas Neugier wuchs bei dieser Aussage weiter an. “Und der wäre?”

Viktor grinste breiter. “Ich will ihr gerne eine “Sweet-Fifteen”-Geburtstagsparty schmeißen, aber dazu brauche ich etwas Unterstützung und dabei dachte ich an dich. Du weißt sicherlich, was Mädchen in dem Alter mögen, denn du warst ja vor nicht allzu langer Zeit auch erst fünfzehn. Also, hättest du Zeit und vor allem Lust mit mir den Geburtstag zu planen und auch alles dafür zu kaufen und zu organisieren?”

“Oh.” Erstaunt sah die Gefragte ihn an, damit hatte sie nicht gerechnet. Doch dann lächelte sie und nickte. “Sehr gerne. Ich freue mich, dass du dabei ausgerechnet an mich denkst und ja, ich helfe dir wirklich gerne”

“Sehr gut!” Viktor klatschte begeistert in die Hände.

“Warum fragst du denn nicht Gregor?”, fragte Elsa ihren Gegenüber. Der hob eine Augenbraue.

“Warum? Dein Bruder könnte das doch gar nicht für sich behalten und ich will meine Schwester schließlich überraschen. Und ich stelle die Behauptung auf, dass du vermutlich besser weißt, was sich ein fünfzehnjähriges Mädchen wünscht als dein fußballverrückter Bruder.”

Nun lachte Elsa laut und zog so die Blicke der beiden Jungen auf sich, mit denen sie hierher gekommen war.

“Alles in Ordnung?”, fragte Mario und kam näher.

“Was ist denn so lustig?” Man konnte Gregor die Neugierde ansehen.

“Ich habe einen guten Witz gemacht”, antwortete Viktor.

“Echt? Los, erzähl ihn nochmal, ich will ihn auch hören!”, gab Gregor sofort von sich.

Und während dieser und Viktor sich nun miteinander unterhielten, trat Mario zu seiner Freundin und sah sie fragend an. Elsa lächelte ihn an und legte ihre Hand flach in Brusthöhe auf seine Jacke.

“Viktor plant eine Geburtstagsfeier für Conny und hat mich um Hilfe gebeten, das ist doch okay, oder?”

Mario lächelte ebenfalls. “Natürlich, du bist sicherlich die Beste für diesen Job.”

“Das ist lieb von dir, danke. Ich werde dann halt die nächsten Tage öfter Zeit mit Viktor verbringen, ist das in Ordnung für dich?”

Sofort nickte Elsas Freund. “Natürlich. Ich vertraue dir und auch ihm.”

Elsas Wangen röteten sich vor Freude. “Danke dir.” Und dann stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und drückte Mario einen sanften Kuss auf die Wange.

Kapitel 27

“Hallo Elsa.”

Viktor kam auf das Mädchen, das vor dem Shoppingcenter stand, zugelaufen, seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben, die er gleich darauf herauszog, um sie zu umarmen.

“Hallo Viktor”, erwiderte sie die Begrüßung und lächelte. “Ich freue mich, dass du pünktlich bist.”

Der Ältere hob seine Augenbrauen. “Warum? Hast du etwa das Gegenteil erwartet?”

Seine Gegenüber zuckte mit ihren Schultern und kicherte. “Weißt du, Gregor ist auch nur dann pünktlich, wenn es um Fußball geht.”

“Ich bin nicht dein Bruder, eindeutig nicht. Nun gut, außer eben, wenn es um Fußball geht …”

Und wieder kicherte Elsa. “Na zum Glück. Na gut, kommst du? Sollen wir als erstes in den Laden mit den Dekorationssachen gehen? Den Laden, wo es die Luftballons gibt, sollten wir als letztes aufsuchen.”

“Echt? Auf den hatte ich mich am meisten gefreut.” Viktor klang nicht so, er sah auch enttäuscht aus.

Das Mädchen nickte. “Ja. Oder willst du die Flasche mit dem Helium den ganzen Tag herumtragen?”

“Da … hast du wohl recht”, stimmte Viktor ihr zu und zeigte mit der Hand auf die Eingangstüre des Shoppingcenters. “Also los, lauf du voran, du bist heute die Chefin und sagst, wo es lang geht.”

Sie lachte auf. “Das werde ich mir merken.”

“Tu das nur. Und ansonsten darfst du heute sagen, wo es langgeht und was ich zu machen habe.”

“Wenn das bei Mario doch auch so einfach wäre”, seufzte Elsa auf, ehe sie wieder kicherte.

“Oh, willst du da etwa andeuten, dass eure Beziehung doch nicht so harmonisch ist, wie man immer denkt?”, fragte Viktor und sah sie überrascht an.

Sofort schüttelte Elsa ihren Kopf und winkte ab. “Nein, keine Sorge, uns geht es gut, sehr gut sogar. Das war nur als Witz gemeint. Vermutlich würde das viel besser zu Gregor passen … Aber das mit Mario”, sie richtete ihren Blick in die Ferne und ein verliebter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht, “ist einfach wunderschön.”

“Na dann bin ich ja froh, wenn das mit euch beiden nicht klappen würde, dann wäre mein Weltbild zerstört”, erklärte Viktor, woraufhin Elsa ihn schmunzelnd ansah und den Kopf schüttelte.

“Du bist ja so ein Spinner, Viktor. Also los, komm mit.”
 

~~~
 

“Hier, nimm das mal.” Elsa reichte Viktor eine Packung mit Kerzen. “Oh, und das hier auch.” Eine weitere Packung folgte.

“Wird das nicht ein wenig viel?”, fragte der Ältere, der die Arme inzwischen voller Sachen hatte.

“Ähm.” Elsa sah ihn nachdenklich an und sah auf all das Zeug, das Viktor festhielt. “Also … Deko, Muffinformen, Kerzen, noch mehr Deko, Luftgirlanden, Nein, ich denke, das ist nicht zu viel.” Ihr Blick richtete sich auf Viktor. “Oder findest du wirklich, dass das zu viel ist?”

Sofort schüttelte er seinen Kopf. “Du bist diejenige, die hier Ahnung hat, ich vertraue deiner Meinung. Also gut, was brauchen wir noch?”

Elsa lächelte. “Ich denke, das war's erstmal. Gehen wir bezahlen und danach fehlt nur noch der Laden mit den Luftballons, da kannst du dich ja austoben.”

Sofort erstrahlte Viktors Gesicht. “Das finde ich sehr gut.”

“Das dachte ich mir.” Elsa musste lachen und folgte ihrer heutigen Begleitung zur Kasse, wo dieser bezahlte. Es war wirklich sehr lustig, Zeit mit Viktor zu verbringen, er brachte sie immer wieder zum lachen.

Gemeinsam traten sie ein paar Minuten später aus dem Laden hinaus, Viktor trug mehrere Tüten, in denen ihre bisherigen Errungenschaften zu finden waren.

Viktor lachte über etwas, das Elsa gerade gesagt hatte und sah in die Richtung, in die sie nun laufen müssten. Dabei fiel sein Blick auf ein paar Mädchen aus seiner Schule und sofort verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck. Konnte er nicht einmal in seiner Freizeit Ruhe vor diesen Weibern haben? In diesem Moment sah eines dieser Mädchen in seine Richtung und erkannte ihn. Ihr Gesicht erstrahlte regelrecht und ihre Augen leuchteten auf. Sie setzte sich in Bewegung, anscheinend in seine Richtung. Verdammt, was sollte er jetzt tun? Darauf hatte er überhaupt keine Lust! Sein Blick huschte durch die Gegend und blieb schließlich an der neben ihr Laufenden hängen.

“Elsa!”, stieß er hervor und gerade als sie fragend aufblickte, griff er nach ihrer Hand und verschränkte seine Finger mit ihren.

Sie erstarrte und ihre Augen weiteten sich. “Was?”, gab sie überfordert von sich und zog im ersten Reflex an ihrer Hand. Was tat Viktor da? Er wusste doch, dass sie mit Mario zusammen war! Und trotzdem ...

“Bitte”, presste er hervor und sah sie eindringlich an. “Nur kurz.”

Sie blinzelte, hielt aber in ihrer Bewegung inne. “Was ist los?”, fragte sie leise.

Viktors Blick huschte zurück zu seinen Mitschülerinnen und erleichtert bemerkte er, dass diese stehen geblieben waren und entsetzt zu ihm und Elsa sahen.

“Ich brauche dich nur einen Moment als Alibi”, gab er von sich und lächelte sie gleich darauf strahlend an. “Da drüben sind einige Mädchen aus meinem Fanclub und ich habe wirklich keine Lust auf die. Wärst du so lieb und spielst meine Freundin, bis wir aus ihrer Sichtweite gelangt sind?”

Bei seinem flehenden Tonfall konnte Elsa nicht anders, als zu nicken. “In Ordnung”, gab sie von sich.

“Vielen Dank.” Viktor atmete erleichtert auf und verstärkte den Griff um ihrer Hand herum noch ein wenig. “Dann komm, gehen wir zum letzten Laden für heute.”

Er lief los und durch ihre miteinander verflochtenen Hände zog er Elsa einfach mit sich. Als er an den Mädchen aus seiner Schule vorbeikam, nickte er diesen einen Moment zu und registrierte dabei deren aufgerissene Augen. Er musste zufrieden lächeln, als ihm der Gedanke kam, dass das hier vielleicht sogar länger dafür sorgen würde, dass er vor ihnen Ruhe hatte, denn wenn sie dachten, dass er eine Freundin hatte, würden sie ihm nicht mehr so hinterher laufen - hoffentlich.
 

~~~
 

“So, jetzt haben wir alles”, stellte Elsa begeistert fest, als sie aus dem Laden mit den Luftballons traten. Sie trug nun ein paar der Tüten, während Viktor zusätzlich zu seinen Tüten noch eine kleine Heliumflasche trug.

“Ja, ich denke auch. Nun müssen wir am Samstag nur noch alles dekorieren und Conny überraschen.” Viktor wirkte sehr zufrieden.

“Und klappt das jetzt? Also dass Conny weg ist und erst später dazu stößt?”, fragte seine Begleitung neugierig.

Der Ältere nickte. “Ich hoffe doch. Ich habe das Ganze noch nicht ganz ausgeklügelt, aber das wird auch noch werden. Und jetzt, Lust auf einen Milchshake?”

“Milchshake?”, fragte Elsa überrascht.

“Ja, ich lade dich darauf ein, als Dankeschön, weil du mir vorher aus der Klemme geholfen hast.”

Sofort färbten Elsas Wangen sich rot. “Das war doch das Mindeste.”

“Sehe ich nicht so. Ich kann mir auch vorstellen, dass es dir ein wenig unangenehm war, gerade in Bezug auf Mario.”

Das Mädchen sah zur Seite. “Nur zu Beginn ein wenig, aber wenn ich dir so helfen konnte, passt das doch. Und für Mario ist das sicher auch okay. Wir freuen uns doch beide, wenn wir unseren Freunden helfen können.”

“Da bin ich ja froh darüber. Und wie gesagt, als Dankeschön dafür gibt es eben einen Milchshake, außer du magst keinen.”

Erneut sah Elsa zu ihm und lächelte. “Doch, ich mag Milchshakes.”

“Na also, dann komm.”

Und daraufhin lief Viktor vollbeladen in Richtung des Cafés, wo man hier die besten Milchshakes bekam, dicht gefolgt von Elsa.
 

~~~
 

Eine halbe Stunde später saßen sie sich gegenüber an einem Tisch und tranken ihre Milchshakes aus zwei hohen Gläsern, in denen lange, bunte Strohhalme steckten.

“Gibt es da tatsächlich kein Mädchen, das dich interessiert?”, fragte Elsa gerade neugierig nach, da Viktor sich ein wenig über die Mädchen aus seinem Fanclub beschwert hatte.

Der Torwart grinste sie breit an und blinzelte ihr zu. “Doch schon, aber die ist vergeben.”

Elsa legte ihren Kopf fragend schräg, bis sie kapierte, dass Viktor von ihr sprach und sofort wurden ihre Wangen tiefrot.

“Ja, bin ich. Und das mit Mario übrigens sehr glücklich”, erklärte sie und setzte sich aufrecht hin.

Sofort lachte Viktor auf und winkte ab. “Das war nur ein Scherz, Elsa. Aber im ernst”, er stützte seinen Ellenbogen auf dem Tisch ab und seine Wange auf der dazugehörigen Hand, während er Elsa ernst ansah, “du kommst dem, was ich als Traumfrau beschreiben würde, schon sehr, sehr nahe.”

Elsa würde jetzt am liebsten woanders sein. Ihr Herz schlug unangenehm in ihrer Brust und ihre Wangen glühten.

“Du siehst sehr gut aus und zudem, was für mich am wichtigsten ist, du interessierst dich tatsächlich für Fußball und nicht nur dafür, wie ich aussehe”, erklärte Viktor ernst.

Nun blinzelte Elsa erstaunt, damit hatte sie nicht gerechnet.

“Tja, da war Mario halt schneller, sonst hätte ich mein Glück bei dir vielleicht auch noch probiert.” Ihr Gegenüber zwinkerte ihr zu und als er merkte, wie unangenehm ihr das Gespräch in diesem Moment war, lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück.

“Elsa, ich weiß, dass du und Mario miteinander glücklich seid und darüber freue ich mich auch sehr. Zudem weiß ich bereits sehr, sehr lange, dass ihr beide zusammen gehört, das haben vermutlich alle außer euch beiden gewusst. Tatsächlich habe ich mir bezüglich dir noch nie solche Gedanken gemacht, keine Sorge. Mario ist mein Freund, ich würde ihm nie sein Mädchen ausspannen. Aber trotzdem hätte ich gerne mal eine Freundin, die dir ähnlich ist.”

Elsa seufzte erleichtert auf. Einen Moment hatte sie wirklich gedacht, dass Viktor tatsächlich mehr in ihr sehen würde, als nur eine Freundin. Und sie hätte nicht gewusst, was sie dann tun sollte.

“Aber es gibt doch bestimmt genug Mädchen, die sich auch für Fußball interessieren. Und vielleicht tun sie es ja dann, wenn sie mit dir zusammen sind. Ich habe mich auch erst richtig für Fußball zu interessieren begonnen, als ich Mario kennen gelernt habe.”

Viktor legte seinen Kopf schräg. “Elsa, was ist Abseits?”, fragte er.

Diese seufzte auf und winkte ab. “Okay, abseits ist, wenn ein Spieler einen zugespielten Fußball im gegnerischen Strafraum entgegennimmt und sich zwischen ihm und dem Torwart kein anderer gegnerischer Spieler befindet.”

Der Ältere nickte und deutete auf sie. “Und genau das ist es, was ich haben will, so jemanden wie dich.”

Elsa schüttelte im Gegensatz dazu ihren Kopf und trank einen Schluck ihres Milchshakes durch den Strohhalm, ehe sie Viktor wieder ansah.

“Mario mag mich sicherlich nicht, weil ich Abseits erklären kann. Das war nicht der Grund dafür, dass er mich liebt.”

Nun stockte ihr Gegenüber. “Ähm … okay, ja, das macht natürlich auch Sinn … Trotzdem würde ich gerne ein Mädchen kennenlernen, das Fußball mag und das nicht nur meinetwegen.”

“Ich mag Fußball hauptsächlich wegen Mario, also kann ich nicht die Richtige für dich sein.” Als Viktor sie nun verwundert ansah, lachte Elsa auf. “Ich verspreche dir, wenn ich genauso ein Mädchen kennenlerne, stelle ich sie dir vor, Viktor.”

Der nickte zufrieden und grinste wieder. “Also das erwarte ich dann auch.”

Und dann tranken sie beide zufrieden ihren Milchshake zu Ende.
 

~~~
 

“Hey Mario.”

Der Angesprochene sah auf und erkannte Manubu, der vor ihm stand und ihn unsicher ansah. Verwundert runzelte er seine Stirn. “Ja?” Er legte das Heft und das Schulbuch, das er gerade aus seiner Tasche gezogen hatte vor sich auf den Pult und sah seinen Klassenkameraden fragend an. Es schien, als würde diesen etwas beschäftigen, von dem er nicht wusste, ob er es sagen sollte oder nicht.

“Ähm … also …”, murmelte dieser.

“Was ist denn? Alles in Ordnung bei dir?”

Manubu sah ihn noch eine Weile an, ehe er endlich wieder etwas sagte. “Bist du noch mit Elsa zusammen?”

Ein Nicken folgte als Antwort. “Ja, bin ich”, fügte Mario anschließend hinzu.

“Dann … fällt es mir schwer, es dir zu sagen, vielleicht gibt es dafür ja auch eine einfache Erklärung”, gab Manubu von sich.

“Was genau willst du sagen, Manubu? Raus damit.”

Marios Klassenkamerad sah ihn nun mitleidig an. “Ich war gestern im Shoppingcenter. Und dort habe ich Elsa gesehen, ich bin mir sehr sicher, dass sie es war. Sie war aber nicht allein dort.”

Elsa mit einem anderen im Shoppingcenter? Einen kurzen Moment war Mario verwirrt, dann winkte er ab. “Ja, sie war mit Viktor dort, einem Freund von uns. Dessen Schwester hat Geburtstag, übrigens Gregors Freundin, und Elsa hilft bei den Vorbereitungen für ihren Geburtstag. Wovon Gregor nichts wissen darf, denn sonst würde es auch Conny wissen.”

Manubu legte seinen Kopf schräg. “Hat dieser Viktor lange, schwarze Haare? Fast so wie ein Mädchen?”

Bei dieser Beschreibung musste Mario einen Moment grinsen. “Ja, wie ein Mädchen. Allerdings hat der Kerl nicht das geringste bisschen mit einem Mädchen gemein …”

“Und … der ist angeblich nur ein Freund von Elsa? Also … euch beiden?”

Nun wurde Mario verwirrt. “Was willst du damit sagen?”, fragte er seinen Klassenkameraden.

Dieser knetete unsicher seine Hände, ehe er sie zu Fäusten ballte. “Die beiden haben nicht wirklich wie nur Freunde gewirkt, Mario.”

Dessen Herz begann unangenehm zu ziehen, während er sich selbst schimpfte. Er wusste, dass Elsa und Viktor nur Freunde waren. Und er wusste auch, dass er Elsa vertrauen konnte … oder?

“Was genau willst du damit sagen, Manubu?”, brachte er mit harter Stimme hervor.

“Die beiden haben viel gelacht und sich anscheinend sehr gut verstanden, was ja auch wirklich kein Problem ist, aber sie haben auch Händchen gehalten und er hat sie ab und zu in den Arm genommen. Und das tut man doch eindeutig nicht, wenn man nur miteinander befreundet ist, oder?” Manubu sah seinen Klassenkameraden an, der nun still war und ihn ungläubig aus großen Augen ansah, auch blass wirkte er nun.

“Bist … bist du dir wirklich sicher?”, brachte er nach kurzer Zeit mit tonloser Stimme hervor.

“Ja. Tut mir wirklich leid, Mario.”

Der schüttelte langsam seinen Kopf. “Nein … nein, schon gut. Danke, dass du es mir gesagt hast.”

“Nicht dafür, ich finde, da muss man zusammen halten. Ich hoffe, es klärt sich alles, Alter.” Manubu klopfte mit seiner Faust auf Marios Tisch und ging davon.

Mario selbst starrte fassungslos auf die Platte seines Pultes und wusste nicht, was er tun sollte. Elsa und Viktor? Sein Elsa und sein Freund? Das konnte nicht wahr sein … Da musste es doch irgendeine Erklärung geben. Es musste einfach eine geben!

Kapitel 28

“Elsa, Telefon für dich!”, erklang ein lauter Ruf durch das Haus Daichi.

“Bin gleich da”, antwortete die Gerufene und kam gleich darauf die Treppe heruntergelaufen, wo ihr Vater stand und ihr das Telefon entgegen hielt.

“Mario ist dran”, erklärte er.

Ein Strahlen erschien auf Elsas Gesicht. “Vielen Dank”, richtete sie an ihren Vater und griff nach dem Telefon. Sie hatte mit Mario gestern noch telefoniert, bevor sie sich mit Viktor getroffen hatte. Heute hatten sie noch nicht miteinander gesprochen, weshalb sie sich nur noch mehr freute, dass er anrief.

“Ist doch selbstverständlich, aber mach nicht mehr so lange”, erwiderte Ryotaro und ging zurück ins Wohnzimmer.

Elsa hielt das Telefon immer noch lächelnd an ihr Ohr. “Hallo Mario”, begrüßte sie diesen freudig.

“Hallo Elsa”, erwiderte ihr Freund.

“Wie waren dein Tage gestern und heute?”, fragte sie und lehnte sich an die Kommode im Flur.

“Wie immer halt. Und bei dir?” Er wurde einen kurzen Moment still und sprach nach einer kurzen Pause weiter. “Hast du mir vielleicht noch irgendetwas zu erzählen?”

Elsa stockte. Was meinte er? “Ähm, es war gut, es hat alles gut geklappt. Viktor und ich haben alles bekommen, was wir gebraucht haben, eher sogar ein wenig mehr.”

“Ah ja, Viktor und du …”

Nun runzelte das Mädchen verwundert ihre Stirn. Marios Aussage und dazu seine Tonlage waren seltsam. “Ja. Du wusstest ja, dass wir die Sachen für Connys Geburtstagsfeier besorgen wollen”, sagte sie daher.

“Ja … das schon. Aber ich wusste nicht, dass meine Freundin dabei mit einem anderen Typen zusammen ist.” Das Wort “meine” hatte Mario seltsam betont, weshalb Elsa nur noch verwirrter war.

“Du hast es gewusst, Mario. Du wusstest, dass ich mit Viktor zusammen unterwegs bin, das habe ich dir erzählt, sobald er mich gefragt hat und es war für dich okay.” Auch ihre Stimme verschärfte sich.

“Stimmt es, dass du und Viktor Händchen gehalten habt? Dass ihr euch mehrmals umarmt habt?”

Als Mario diese Aussage tätigte, erstarrte Elsa.

“Elsa?”, fragte er nach, als keine Antwort kam.

“Ähm ja, doch. Aber das war nur, weil …”

“Ernsthaft? Ich habe dir vertraut, Elsa, dass du …”

“Du kannst mir vertrauen!”, fiel sie ihm ins Wort.

“Wo kann ich dir da vertrauen, wenn du das mit einem anderen machst? Ich dachte, du bist meine Freundin!” Nun wurde er wütend.

Elsa blinzelte fassungslos, so hatte sie Mario auch noch nie erlebt. War er … eifersüchtig? Ja doch, etwas anderes konnte das doch gar nicht sein.

“Mario, du hast wirklich keinen, ich wiederhole, keinen Grund, eifersüchtig zu sein”, versuchte sie ihn zu beschwichtigen.

“Elsa, man hat mich darauf angesprochen, dass meine Freundin mit einem anderen Jungen Händchen hält und ihn umarmt. Wie kommst du darauf, dass das für mich in Ordnung ist? Vor allem mit einem Freund von uns beiden?”

Mario war immer noch aufgebracht, ihre Beschwichtigungsversuche schienen nichts zu bewirken.

“Mario, glaube mir bitte. Ich wollte Viktor einfach nur helfen, deshalb habe ich …”

“Ich habe damit einfach ein Problem, Elsa. Du bist meine Freundin, du solltest das nur mit mir machen!”

“Mario, jetzt beruhige dich doch endlich mal”, zischte Elsa ins Telefon. Sie bemerkte, dass die Wut von Mario auch auf sie überging.

“Bitte? Was erwartest du? Dass ich das stillschweigend hinnehme? Vielleicht ist da ja doch …”

“Wenn du das jetzt aussprichst, dann …” Elsa ließ ihren Satz in der Luft schweben, denn was wäre dann? Sie wusste es doch selbst nicht.

Einen Moment schwiegen beide.

“Mario”, unterbrach Elsa die Stille schließlich, “zwischen Viktor und mir war nichts. Du kannst mir vertrauen und ich dachte, das wüsstest du.”

“Ich dachte auch, dass du so etwas nicht machst”, gab er vorwurfsvoll von sich.

Elsas Augen weiteten sich, dann traf sie eine Entscheidung. “Weißt du was, Mario? Ich finde es von dir nicht in Ordnung, dass du mir solche Vorwürfe machst, ohne dass du den Hintergrund kennst. Du solltest wissen, dass du derjenige bist, den ich liebe und dass ich das nicht kaputt mache, in dem ich etwas mit einem anderen anfange. Wenn du mir allerdings nicht vertrauen kannst, dann lass es einfach. Lass einfach alles! Und soll ich dir noch etwas sagen? Ich glaube, ich will dich gerade wirklich nicht mehr sehen! Lass mich in Ruhe!” Und damit beendete sie das Telefon, in dem. Sie den Hörer auf die Station legte. Einen Moment sah sie noch wütend auf den Hörer in ihrer Hand, dann schossen ihr Tränen in die Augen und flossen gleich darauf über die Wangen. Sie schluchzte auf, ehe sie sich herum drehte und die Treppe hinauf und in ihr Zimmer rannte, wo sie sich auf ihr Bett warf, wo sie hemmungslos zu weinen begann.

“Elsa, was ist los?”, erklang Gregors Stimme erschrocken von der Zimmertüre aus und gleich darauf senkte sich Elsas Matratze ein wenig, als er sich neben sie setzte. Seine Hand legte sich sanft auf ihren Rücken. “War irgendetwas mit Mario? Ihr habt doch gerade eben telefoniert, oder?”

Seine Schwester versteifte sich, ehe sie mit ihren Schultern zuckte. “Er ist ein Idiot”, schluchzte sie in ihr Kopfkissen hinein.

Sofort versteifte sich auch Gregor. “Muss ich mit ihm reden? Du musst nur ein Wort sagen, dann mache ich, das weißt du, Schwesterherz.”

Sofort schüttelte sie ihren Kopf. “Musst du nicht”, nuschelte sie.

“Was genau ist denn passiert?”, fragte Gregor nach.

Elsa setzte sich auf und wischte sich mit ihrem Ärmel über ihr tränennasses Gesicht.

“Ich war mit …”, sie stockte und ihre Augen weiteten sich einen Moment. Sie konnte es Gregor nicht sagen, zumindest nicht alles, denn die Überraschungsfeier für Conny sollte, wie es der Name ja schon sagte, eine Überraschung sein. Und wie sollte sie ihrem Bruder sonst erklären, dass sie mit Viktor unterwegs gewesen war? Sie sah zur Seite, um Gregor nicht in die Augen zu sehen. “Ich habe einem Freund geholfen, der in einer dummen Situation war und Mario hat das total in den falschen Hals bekommen. Aber er hat mir auch nicht zugehört und es sich erklären lassen, ganz im Gegenteil, er hat mir nur Vorwürfe gemacht …”

“Ach Elsa.” Gregor sah sie mitleidig an. “Meinst du nicht, dass du einfach nochmal versuchen solltest, mit ihm zu sprechen? Ich meine, das scheint ja nur ein großes Missverständnis gewesen zu sein. Vielleicht braucht er einfach ein paar Minuten, um darüber nachzudenken und dann wird das schon wieder werden, da bin ich mir sicher.”

Genau bei dieser Aussage schluchzte Elsa wieder auf. “I-ich weiß g-gar nicht, o-ob wir ü-überhaupt noch z-zusammen sind”, brachte sie hervor, während erneut Tränen über ihre Wangen liefen.

“Was?”, fragte ihr Bruder schockiert und sah sie mit großen Augen entsetzt an.

“Ich … ich habe ihn am Telefon gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll”, brachte Elsa hervor, während sich ihre Arme um ihr Kopfkissen schlangen und sie es an ihren Oberkörper presste.

“Aber … auch dass sollte durch ein Gespräch geklärt werden können, oder?” Gregor sah sie mit immer noch großen Augen an. Elsa und Mario getrennt? Das konnte er sich einfach nicht vorstellen.

“Ich … ich weiß nicht, ob ich das will”, sagte Elsa in dem Moment und biss sich auf ihre Unterlippe. “Warum sollte ich mit jemanden zusammen sein, der mir nicht vertraut? Der mir keine Chance gibt mich zu erklären und der mir nur Vorwürfe macht?”

Nun war ihr Bruder endgültig überfordert. “Das … das kommt sicherlich wieder in Ordnung Elsa, davon bin ich überzeugt”, meinte er nach einigen Minuten und sah sie ernst an.

Sie hingegen zuckte nur mit ihren Schultern und ließ sich wieder in ihr Bett fallen. “Ist doch egal, oder? Alles ist egal … einfach alles.”
 

~~~
 

Kaum dass Gregor Elsas Zimmer verlassen hatte, war er zum Telefon gegangen und hatte versucht seinen besten Freund zu erreichen. Dessen Mutter hatte ihm mitgeteilt, dass Mario vor einer Viertelstunde das Haus verlassen hatte. Gregor war sofort klar gewesen, wo dieser hingegangen war. Okay, und auch der Hinweis von Chiyoko Hongo, dass sein bester Freund einen Fußball mitgenommen hatte.

“Ich muss nochmal raus. Ich weiß nicht, wann ich wieder komme”, rief er ins Wohnzimmer hinein, wo seine Eltern saßen.

“Wo willst du denn noch hin?”, fragte Akane überrascht.

Gregor machte gerade seinen Mund auf, als ihm ein Gedanke kam. Würde Elsa es toll finden, wenn er ihren Eltern auf die Nase binden würde, dass sie und Mario Probleme hatten? Sicherlich nicht, daher … “Es gibt ein kleines Problem, daher muss ich nochmal mit Mario reden. Ich beeile mich, versprochen.”

“Aber …”, gab Akane von sich, wurde aber von ihrem Ehemann unterbrochen.

“Okay, aber versuche wirklich, nicht mehr so lange zu machen, morgen ist Schule, auch wenn es der letzte Schultag dieser Woche ist.” Ryotaro sah seinen Sohn ernst an, der den Blick dankbar erwiderte.

“Mache ich Papa, vielen Dank.”

Und dann machte er, dass er in den Hausflur kam, sich anzog und anschließend seinen Fußball packte, mit dem er gleich darauf das Haus verließ.

Einige Minuten später lief er die Treppe im Park hinauf und als er auf das Ende der Treppe zukam, hörte er bereits das Geräusch von einem Fußball, der wieder und wieder gegen die Steinmauer prallte.

“Verdammt”, hörte Gregor gleich darauf auch einen lauten, wütenden Ausruf, dem er entnehmen konnte, dass er mit seiner Vermutung, seinen besten Freund hier vorzufinden, recht gehabt hatte.

Als er die letzten Stufen hinauf ging, konnte er ihn dann auch sehen. Mario stand in seinem Fußballdress vor der Mauer und schoss seinen Fußball darauf. Kaum dass dieser zu ihm zurück geflogen kam, fing er ihn auf und schoss ihn gleich wieder. Er wirkte verbissen, doch das wunderte Gregor nicht wirklich, so war er immer, wenn ihn irgendetwas beschäftigte oder er sogar wütend war. Und davon ging der Jüngere gerade aus, denn gäbe es kein Problem zwischen Elsa und seinem besten Freund, dann hätte seine Schwester nicht weinend im Bett gelegen und Mario wäre nicht hier. Und vor allem wäre es dann ja auch nicht unklar, ob die beiden überhaupt noch ein Paar waren …

Mario hatte ihn noch nicht bemerkt, als Gregor oben auf dem Plateau ankam. Er hob seinen Fußball vor sich und ließ ihn fallen. Noch ehe dieser den Boden berührte, hob Gregor seinen Fuß und schoss. Der Fußball flog an Mario vorbei, prallte auf die Mauer, von dieser ab und flog anschließend auf Mario zu. Nur dessen Reflexen war es zu verdanken, dass er seine Hände rechtzeitig genug hoch hob und den Fußball mit den Händen auffing, denn sonst wäre er ihm direkt ins Gesicht geknallt. Sofort drehte er sich um und sah zu dem Ankömmling.

“Gregor!”

“Hey Mario”, erwiderte dieser, steckte seine Hände in seine Hosentaschen und ging auf ihn zu. “Wie geht es dir?”

Der Ältere verzog sein Gesicht und drückte den Fußball in seinen Händen fest zusammen.

“Du hast mit Elsa geredet …”

“Zumindest war es schwer, auszublenden, dass sie laut heulend in ihrem Bett liegt.”

Ein Schatten huschte über Marios Gesicht. “Sie … weint?”

“Was erwartest du denn? Vor allem, nachdem sie auch noch zu mir gesagt hat, dass sie nicht einmal weiß, ob ihr beide überhaupt noch zusammen seid.”

Nun verschloss sich Marios Gesicht komplett. “Tja, wenn sie das nicht weiß, dann ist es ja vielleicht auch nicht mehr so.”

“Mensch Alter!” Gregor sah ihn schockiert und kopfschüttelnd an. “Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?”

Mario zuckte mit seinen Schultern und sah woanders hin. “Hat sie dir überhaupt gesagt, warum das gerade überhaupt offen ist, dass wir noch zusammen sind? Ich meine … wenn sie es sagt, klingt es ja so, als wären wir es tatsächlich nicht mehr. Wirklich schön, so von ihrer Entscheidung mitzubekommen!” Den Sarkasmus im letzten Teil seines Satzes war nicht zu überhören.

“Sie hat gesagt, dass sie einem Freund geholfen hat und du ihr nicht wirklich zugehört hast, ihr nicht vertraut hat”, gab Gregor von sich, was er von Elsa wusste.

“Ach, das hat sie dir erklärt?” Mario sah ihn an und der Jüngere bemerkte erstaunt die Wut im Blick seines besten Freundes. “Sie hat dir aber nicht dazu gesagt, dass sie mit …” Er stockte, egal wie wütend er war, es durfte Gregor gegenüber nicht sagen, dass Elsa mit Viktor unterwegs gewesen war, denn egal wie sauer er auf die beiden war, es ging um eine Überraschung für Conny und diese wollte er nicht verderben. “Manubu kam heute Vormittag zu mir. Er hat Elsa gestern mit einem anderen Typen gesehen, mit dem sie Händchen gehalten hat, ihn ständig umarmt und dabei wohl viel Spaß hatte. Die beiden haben wie ein glückliches Pärchen gewirkt. Komisch daran ist dann ja nur, dass doch eigentlich sie und ich ein Paar sind oder habe ich da die letzten Monate etwas falsch verstanden?”

Mario ließ den Fußball, den er immer noch in den Händen hielt, fallen und schoss ihn mit Wucht auf das auf der Mauer aufgezeichnete Tor, wo er ab prallte und weg flog.

Gregor runzelte seine Stirn. “Elsa … sie hat gemeint, dass sie nur einem Freund helfen wollte.”

“Und was soll das bitte für eine Hilfe gewesen sein?” Nun sah Mario seinen besten Freund wütend an. “Was für eine Hilfe ist das, wo man auf glückliches Paar macht, nur eben nicht mit dem eigenen Freund?”

“Ich … weiß es nicht”, antwortete Gregor ehrlich. “Aber gerade deshalb wäre es doch gut, wenn ihr beide noch einmal miteinander reden würdet. Bist du wirklich davon überzeugt, dass sie dich betrügt? Ich meine, wir reden hier von Elsa. Und mal abgesehen davon, dass sie meine Schwester ist, sie ist nicht der Typ dafür, genauso wenig wie du.”

“Nur dass ich eben nicht mit einem anderen Mädchen gesehen wurde!”, knurrte Mario sofort.

“Ähm … ja, das schon”, gab Gregor zögerlich von sich, “aber Elsa ist nicht so und das ist dir eigentlich auch klar, Mario.”

Der verschränkte seinen Arme vor seinem Oberkörper. “Ach ja, wirklich? Ich bin mir da eben momentan nicht sicher.”

“Mensch Mario, lass den Mist jetzt einfach mal und hör auf so verdammt beleidigt zu sein!”, platzte es aus dem Jüngeren heraus, der langsam einfach nur noch genervt war.

“Was?” Marios Augen weiteten sich überrascht auf diese Reaktion und er ließ seine Hände fallen.

“Du weißt, dass ich recht habe! Elsa würde dich nicht betrügen, niemals, dazu liebt sie dich viel zu sehr. Und wenn sie sagt, dass sie nur einem Freund geholfen hat, dann ist das sicherlich auch so. Steig jetzt einfach mal von deinem hohen Ross herunter! Ja, du fühlst dich verletzt, ich glaube dir auch gerne, dass du das bist, vielleicht hast du auch dein Recht dazu, aber wenn sie sagt, dass da nichts war, dann war da auch nichts! Und wenn du ihr einfach nicht zuhörst, sie nicht erklären lässt, was da war, wie zumindest Elsa gesagt hat, dann ist doch klar, dass du keine Ahnung hast, was da eigentlich los war! Warum solltest du ihr jetzt plötzlich nicht mehr vertrauen können, bisher konntest du es doch noch! Also reiß dich zusammen. Von mir aus schmoll noch ein paar Stunden oder Tage, dann solltest du mit Elsa reden und alles klären.” Gregor sah ihn noch einen Moment sauer an, dann ging er zur Seite und griff nach seinem Fußball, der dort lag. “Wir sehen uns, Käpt´n”, richtete er noch an Mario, dann lief er einfach zur Treppe und diese hinunter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er hatte keine Lust auf das Theater, sollten die beiden das doch selbst klären.

Mario sah ihm fassungslos hinterher. Was war das denn nun gewesen? Gleich darauf runzelte er seine Stirn. Spannen heute beide Daichi-Geschwister? Erst Elsa und jetzt auch noch Gregor? Von wegen, er musste das klären! Er musste überhaupt nichts! Elsa war es gewesen, die sonst noch was mit einem anderen Kerl … mit Viktor gemacht hatte. Und nun war er derjenige, der Mist gebaut hatte? Zudem war es Elsa, die ihm vorher an den Kopf geknallt hatte, dass sie von ihm in Ruhe gelassen werden wollte, was ja auch bedeutete, dass sie nicht mehr mit ihm reden wollte. Er hielt inne. Hatte sie sich wirklich von ihm getrennt? Es wurde ihm anders und es fühlte sich an, als würde sich eine kalte Faust um sein Herz schließen und dieses zusammendrücken.

Kapitel 29

Endlich hatte es zum Ende der letzten Stunde geläutet. Für heute und auch diese Woche war die Schule beendet und darüber war Elsa mehr als nur froh. Der Tag heute war einfach nur bescheiden gewesen, sie hatte sich auf eigentlich nichts konzentrieren können. Alles was ihr durch den Kopf gegangen war, war das Telefonat mit Mario gestern, den Streit, den sie gehabt hatten. Dass sie das alles nicht mehr klären konnten. Und ja, sie war es gewesen, die Mario an den Kopf geworfen hatte, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Aber sie mussten miteinander reden, dringend, das war ihr klar. Sie wollte es ihm sagen, was genau da vorgefallen war. Und auch wenn ihr das bewusst war, sie ihn vermisste und sie ein schlechtes Gewissen hatte, dass sie ihn am Telefon gestern so dumm angemacht hatte, war sie auch ein wenig wütend auf ihn. Warum dachte er, dass sie ihn betrügen würde? Er kannte sie doch, hatte ihr damals, als Viktor gefragt hatte, ob sie ihn unterstützen könnte, auch noch gesagt, dass er ihr vertrauen würde. Aber anscheinend hatte Mario das in dem Moment vergessen, als jemand ihm gesagt hatte, dass er sie und Viktor zusammen gesehen hatte. Warum war er so eifersüchtig? Konnte er ihr nicht einfach vertrauen? Das war doch alles, was sie sich von ihm wünschte! Okay, nicht alles, aber ein sehr wichtiger Punkt in einer Beziehung! Sie seufzte. Was sie gestern zu Gregor gesagt hatte, dass sie sich nicht einmal sicher war, ob sie und Mario überhaupt noch zusammen waren … hatte Mario ihre Aussage, dass er sie in Ruhe lassen sollte, tatsächlich so verstanden? Denn das hatte sie nicht gemeint gehabt, auf keinen Fall. Und auch wenn ihr klar war, dass es so nicht gemeint gewesen war, wusste sie ja nicht, wie Mario es verstanden hatte. Sie liebte ihn doch,es wäre schrecklich, ihn wegen so einer dummen Sache zu verlieren. Sie waren heute Abend verabredet gewesen, ob er es schlecht fände, wenn sie bei ihm auftauchen würde, obwohl sie gestritten hatten? Aber … sie mussten die Sache doch miteinander klären und da bot sich das doch an. Sie könnte ja jederzeit wieder nach Hause gehen, sie müsste heute nicht bei ihm übernachten. Oder sollte sie ihn vorher nochmal anrufen? Und wenn sie sich dann versöhnten, worauf sie hoffte, sollte sie dann heute vielleicht doch mit ihm schlafen? Um ihm auch irgendwo zu zeigen, dass sie es vollkommen ernst mit ihm meinte? Auch wenn sie eigentlich davon ausging, dass er das wusste. Und vielleicht, vielleicht wäre es ja gut, sich nach so einem Streit so nahe zu kommen, wie sie es sich bisher noch nie waren. Sie wusste ja auch, dass Mario es sich wünschte und sich darüber freuen würde.

Elsa schlang sich den Träger ihrer Schultasche über die Schulter und verabschiedete sich gedankenverloren von ihren Freundinnen und anderen Klassenkameraden. Sie verließ das Klassenzimmer, lief durch die Schulflure und trat schließlich aus dem Schulgebäude. Sie war noch ein paar Meter von dem großen Schultor entfernt, als sie ihren Blick hob und sofort wie angewurzelt stehen blieb. Ihr Herz machte einen Satz. Dort stand er und schien auf sie zu warten. Oder … vielleicht doch nicht? Bei diesem Gedanken runzelte sie sofort ihre Stirn, auf wen sollte er denn sonst warten? Verschiedene Gefühle durchströmten sie bei seinem Anblick.

Mario hatte seinen Blick inzwischen auf sie gerichtet und sah sie an, seine Arme vor dem Oberkörper verschränkt, abwartend. Als sie sich jedoch nicht mehr rührte, ließ er seine Arme fallen und kam auf sie zu. Vor ihr blieb er stehen und sah sie nur an, ohne ein Wort zu sagen.

Elsas Herz, das im ersten Moment noch vor Freude gehüpft hatte, wurde wieder still und die Hoffnung und auch die Erleichterung darüber, ihn hier zu sehen, erloschen schlagartig, als sie in sein versteinertes Gesicht sah und seinen harten, schon regelrecht unnachgiebigen Blick erkannte.

“Was willst du hier?”, fragte sie leise.

“Gregor hat mir gesagt, dass du dich wohl darüber beschwert hast, dass ich dir nicht zugehört habe. Also bitte, hier bin ich. Rede.” Er breitete seine Arme vor ihr aus, eher er sie erneut verschränkte.

Elsas Blick verdüsterte sich ebenfalls, als ihr klar war, dass er nicht wirklich hier war, um sich mit ihr zu versöhnen. “Ich wüsste nicht, was wir miteinander reden sollen. Du warst es, der mir nicht geglaubt hat, der mir nicht vertraut.”

“Was erwartest du denn von mir?”, fragte Mario unnachgiebig.

Elsa spürte den Kloß, der in ihrem Hals entstand. “Vertrauen!”, platzte aus ihr heraus. “Dass du weißt, dass ich dich nicht betrügen würde, niemals! Dass ich dich liebe, aber damit”, sie trat einen Schritt zurück, “habe ich mich wohl geirrt.”

“Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann wärst du nicht Händchen haltend mit Viktor unterwegs gewesen und ihr hättet auf Außenstehende nicht wie ein Paar gewirkt!”

Elsa riss ihre Augen weit auf. “Du hast Gregor aber nicht gesagt, dass ich mit Viktor unterwegs gewesen bin.”

Mario winkte ab. “Natürlich nicht! Was denkst du denn von mir? Egal was da jetzt war, ich verderbe Connys Überraschung doch nicht.”

Erleichterung huschte über das Gesicht seiner Gegenüber, die gleich darauf einen Schritt zur Seite machte. “Gut, danke dafür.”

Und dann lief sie los, blieb aber stehen, als Marios Hand sich um ihren Oberarm schloss und sie so festhielt.

“Was machst du da?”, fragte er sie, während sein Blick aus den dunklen Augen fest auf sie gerichtet war.

“Ich gehe nach Hause.”

“Wirklich? Ich bin hier, dass wir reden können und du gehst einfach? Ich habe das Training heute abgesagt, um hierher zu kommen.” Mario schüttelte unwirsch seinen Kopf.

Elsa kniff ihre Augen zu Schlitzen zusammen und sah ihn so an. “Was sollen wir denn noch reden? Du hast mir ja gerade schon erklärt, dass ich dich anscheinend nicht liebe, also, was willst du noch von mir?”

Marios Augen weiteten sich auf ihre Aussage hin. “Das … meinte ich …”

“Was willst du sagen, Mario? Dass du es so nicht gemeint hast?”, unterbrach Elsa ihn. “Davon gehe ich nämlich aus, denn sonst hättest du es nicht gesagt! Es tut mir wirklich leid”, Tränen traten in ihre Augen, “dass du es so empfindest, denn wenn ich mir einer Sache die letzten Monate mehr als sicher war, eigentlich auch schon in den letzten Jahre, dann dass ich dich liebe! Nur dir scheint das nicht das geringste bisschen bewusst zu sein oder auch nur etwas zu bedeuten! Denn dann würdest du mir nicht unterstellen, dass ich dich betrüge! Zumindest hätte ich von dir erwartet, dass du mir zuhörst, es mich erklären lässt, aber nein, du bist sofort davon ausgegangen, dass es so ist, denn immerhin hat mich jemand so gesehen! Dass das Ganze auch anders sein könnte, kommt dir gar nicht in den Sinn. Und genau das ist es, was schlussendlich so verletzend ist!”

“Du … du erwartest von mir, dass es für mich in Ordnung ist, dass meine Freundin mit einem anderen Typ so herumläuft? Es ist schlimm genug, dass es überhaupt so war, dann aber auch noch mit jemanden, von dem du weißt, dass er mein Freund ist! Ich glaube nicht, dass du mich betrogen hast, es geht um das ganze drumherum!” Mario ballte seine Hände zu Fäusten, riss sich wirklich zusammen, nicht zu schreien.

“Und würdest du mir einmal die Chance geben, mich zu erklären, dann wüsstest du, warum ich das gemacht habe!”, zischte Elsa, die ebenfalls sehr wütend wirkte.

“Na dann, ich bin doch jetzt hier. Das ist deine Chance, rede!”

Elsa sah sich um und erkannte, dass auch ein paar andere Schüler hier unterwegs waren, die sie und Mario teilweise neugierig ansahen.

“Nicht hier”, richtete sie an Mario.

Der nickte und drehte sich herum, lief einfach los. Nach ein paar Metern blieb er stehen und sah hinter sich. Elsa hatte sich keinen Zentimeter von der Stelle weg bewegt, auf der sie gestanden war, als er losgelaufen war.

“Kommst du?”, fragte er sie mit scharfer Stimme.

Elsa runzelte zwar ihre Stirn, sagte jedoch nichts und folgte ihm gleich darauf.
 

Nach zehn Minuten blieben sie im Park auf einem Seitenweg stehen, wo nicht so viel los war.

“Also, erkläre es.” Mario deutete mit einer Hand auf das Mädchen, das mit ihm nun hier stand.

Elsa zog ihre Augenbrauen zusammen und sah Mario genervt an. Die Trauer von vorher war Wut gewichen, während sie ihm hinterher gelaufen war und er sich nicht einmal zu ihr umgedreht hatte. “Im Shoppingcenter waren einige Mädchen von Viktors Fanclub. Und er hat mich gebeten, ob ich für den Moment seine Alibi-Freundin spielen könnte, damit die ihn beziehungsweise in dem Moment uns in Ruhe lassen. Und da er wirklich verzweifelt gewirkt hat, habe ich eben zugestimmt. Im Endeffekt ging es ja nur um die Zeit wo wir dort waren und außer dem Hand halten haben wir nichts weiter gemacht.”

“Manabu hat gesagt, dass ihr euch auch umarmt hättet.” Mario runzelte seine Stirn.

“Ja, zum Abschied, sonst nicht. Und das macht Viktor fast immer! Also, wo ist daran das Problem?” Seine Gegenüber verschränkte ihre Arme vor ihrem Oberkörper.

“Das Problem?”

“Dein Problem!”

Mario Gesichtsausdruck verdüsterte sich. “Mein Problem?”

“Ja genau, deines! Denn ich bezweifle, dass es sonst ein Problem wäre.” Elsa sah ihn genauso düster an.

“Mein Problem ist es, dass meine Freundin auf andere gewirkt hat, als würde sie mich betrügen! Und ebenfalls mein Problem ist es, dass sie es mir nicht vorher gesagt hat sondern es für sich behalten hat.”

“Verdammt Mario!” Elsa warf ihre Hände in die Luft. “Wir haben gestern Abend das erste Mal miteinander gesprochen, seitdem das war.”

“Ja, weil ich dich angerufen und darauf angesprochen habe! Warum hast du mich nicht schon den Abend zuvor angerufen? Oder dann eben gestern? Ich habe mich bei dir gemeldet!”

Elsas Augen weiteten sich ungläubig. “Ernsthaft? Das war ja noch nie das Problem, dass wir eben nicht jeden Tag miteinander Kontakt hatten!”

“Darum geht es nicht und eigentlich gehe ich davon aus, dass du das weißt!”

Elsa schüttelte ihren Kopf. “Du bist derart verbohrt, Mario! Ich habe dich nicht betrogen, hatte es auch nicht vor, niemals und da du das ja auch nicht gedacht hast, hast du gerade vorher noch selbst gesagt! Ich habe einfach nur Viktor geholfen, für mich hat das nichts bedeutet, nicht das geringste bisschen. Zudem habe ich vermutlich die meiste Zeit über von dir gesprochen, als ich mit Viktor unterwegs war! Es tut mir leid, dass du das so schlimm findest, dass ich es dir nicht rechtzeitig genug für dein Erachten davon erzählt habe, ich hätte es erst heute Abend, wenn wir uns getroffen hätten getan. Aber das alles hier, das ist einfach nur lächerlich!”

“Und ich finde es von dir verbohrt, dass du es einfach nicht verstehst! Warum kapierst du es nicht, dass es mir etwas ausmacht?”

Die beiden standen sich gegenüber, jeder von ihnen glühte regelrecht vor Wut.

“Und was bedeutet das jetzt?”, fragte Elsa schließlich.

Marios Gesicht versteinerte erneut. “Ich dachte, das hättest du schon entschieden.”

“Was soll ich entschieden haben?”, fragte sie verwirrt.

“Das mit uns beiden. Hast du nicht zu Gregor gesagt, dass wir wohl gar nicht mehr zusammen sind?”

Sofort schüttelte sie ihren Kopf. “Nein, das habe ich nicht! Ich habe nur gesagt, dass ich mir in diesem Moment nicht so so sicher darüber war.”

“Vielleicht”, Mario stockte einen Moment, ehe er das aussprach, was Elsa nicht erwartet hatte, “sollten wir es einfach dabei belassen.”

Elsa trat wie geschlagen einen Schritt zurück, ihre Augen weiteten sich und sie sah ihn ungläubig an. Sie blinzelte, schloss und öffnete ein paar Mal ihren Mund, schien jedoch nicht so richtig zu wissen, was sie sagen sollte. Dann versteinerte auch ihr Gesichtsausdruck, sie schien jedes Gefühl zurück zu drängen.

“Wenn du meinst”, gab sie tonlos von sich. Sie sah zur Seite, wich seinem Blick aus. “Dann ist endgültig alles gesagt.” Und damit ging sie einfach los, an Mario vorbei und lief davon.

Ihr, nun Ex-Freund sah ihr hinunter, versuchte sein schmerzhaft schlagendes Herz zu beruhigen. Und dann sackte er ein wenig in sich zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten. Er sah ihr noch hinterher, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war. Doch auch dann blieb er noch eine Weile regungslos dort im Park stehen geblieben. Was … war das gewesen? Wieso hatte er … Ja, er war es gewesen, der die Beziehung zwischen ihm und Elsa gerade einfach beendet hatte. Warum hatte er das getan? Ja, er war wütend gewesen, zum einen über die Situation, was da passiert war, zum anderen darüber, dass sie es ihm nicht gleich erzählt und erklärt hatte, das hatte sie ja nun beide Male nur, weil er sie darauf angesprochen hatte. Und … okay, sie hatte ihm vorgeworfen, dass er ihr gar nicht die Chance dazu gegeben hatte, vielleicht hatte sie da auch recht, aber … Er verstand selbst nicht, was er da gerade getan hatte. Sie … Er holte tief Luft, stieß diese zitternd wieder aus und bemerkte erst jetzt, wie stark er seine Hände zu Fäusten geballt hatte. Als er sie löste, bemerkte er, wie tief er seine Fingernägel in seine Haut gebohrt hatte. Was hatte er nur getan?
 

~~~
 

Elsa kam zuhause an, streifte ihre Schuhe ab und warf sie zur Seite, ehe sie zur Treppe und diese hinauf lief.

“Hallo Elsa, willst du etwas … essen?” Akane sah ihrer Tochter erstaunt hinterher, die sie komplett ignorierte. Als gleich darauf das Geräusch einer zuschlagenden Zimmertüre erklang, zuckte sie zusammen. Was war denn da los?

Elsa ließ in ihrem Zimmer ihre Tasche einfach nur auf den Boden fallen, dann gaben ihre Beine unter ihr nach und sie sank zu Boden. Mit leerem Blick sah sie vor sich. Was war da gerade passiert? Was war das gewesen? Wie hatte das alles so eskalieren können? Wieso … weshalb hatte Mario? … Mario … Vorher hatte sie noch daran gedacht, endlich mit ihm zu schlafen, endlich diesen einen Schritt zu gehen und jetzt? Jetzt war alles vorbei. Sie bemerkte nicht, wie eine Träne nach der anderen über ihr Gesicht rollte und von dort auf ihre Hände tropften, die auf ihrem Schoß lagen, den Rock ihrer Schuluniform zwischen den Fingern eingeklemmt.

Kapitel 30

“Hey Elsa, was ist denn bei dir los?”

Viktor sah das Mädchen besorgt an, das gerade eben vor der Haustüre von Uesugis aufgetaucht ist. Sie sah nicht gut aus, im Gegenteil, sogar sehr schlecht. Sein Blick glitt über das blasse Gesicht und die rot umrandeten Augen, die tiefen Augenringe. Als ihm bewusst wurde, woher das kommen konnte, weiteten sich seine Augen.

“Hast du geweint?”

Sie zuckte nur mit ihren Schultern und wandte ihren Kopf ab, um ihn nicht ansehen zu müssen, während sie ihm die Kuchentransportbox mit den Cupcakes in die Hände drückte, die sie heute gebacken hatte, denn egal wie schief alles in ihrem Leben gerade eben lief, alles andere musste ja weitergehen. Viktor sah ihr verwirrt hinterher, als sie sich an ihm vorbei ins Haus drückte.

“Was ist noch zu tun? Beziehungsweise, was hast du schon gemacht?”, fragte Elsa und sah sich im Wohnzimmer um.

“Ähm, ehrlich gesagt … noch nicht so viel …” Der Ältere kratzte sich am Hinterkopf, während er hinter ihr in das Zimmer trat.

“Mensch, Viktor! Du hast die Gäste in zweieinhalb Stunden eingeladen, das schaffen wir beide bis dahin niemals nur zu zweit!” Elsa schüttelte entsetzt ihren Kopf, als ihr bewusst wurde, was noch alles zu tun war.

Viktor hingegen blieb ruhig, für jedes Problem ließ sich eine Lösung finden, so auch hierfür.

“Kein Problem, wir rufen uns einfach noch ein wenig Hilfe. Ich rufe meine Jungs an und ich kann auch Gregor anrufen, der kommt sicher sofort und lässt alles stehen und liegen. Und du rufst einfach Mario an, der hilft sicher auch gerne.”

Da er sich bereits auf den Weg zum Telefon gemacht hatte, sah er nicht, wie Elsa erstarrte und sich ihr Gesichtsausdruck verzog.

“Das … geht nicht … mehr”, sagte sie leise hinter ihm, so leise, dass er es fast nicht gehört hätte.

Doch er hatte es gehört, daher drehte er sich zu ihr um und sah sie fragend an. “Was heißt das, Elsa?”

Und schon standen Tränen in ihren Augen. “Er hat unsere Beziehung gestern beendet.”

“Was?” Unglauben stand in Viktors Blick, war seiner Stimme anzuhören. Er trat zu ihr, nahm ihre Hände in seine. “Warum … wieso hat er das getan, Elsa? Ihr liebt euch doch?”

Sie schüttelte ihren Kopf, während die ersten Tränen darüber liefen. “Anscheinend nicht genug …” Leise schluchzte sie auf, zog eine Hand aus seinem Griff und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

Viktor zog sanft an ihrer anderen, führte das Mädchen zum Sofa im Wohnzimmer von Uesugis und ließ sich darauf sinken. Durch den Zug an ihrem Arm, brachte er auch sie dazu, sich auf das Sofa zu setzen.

“Elsa, erzähl mir, was vorgefallen ist.” Sein Blick war ernst auf sie gerichtet.

Das Mädchen schlang ihre Arme um sich, löste dabei ihre Hand aus seinem Griff. Das war ihr gerade sehr unangenehm, denn schlussendlich war das ja auch der Auslöser gewesen …

“Einer von Marios Klassenkameraden hat uns beide im Shoppingcenter gesehen, als wir für Connys Geburtstag eingekauft haben. Und er hat eben auch gesehen, dass wir uns an der Hand gehalten haben. Gleich am Tag danach hat er es Mario in der Schule erzählt. Der wiederum hat mich abends angerufen und mir Vorhaltungen darüber gemacht, mir im ersten Moment sogar unterstellt, dass ich ihn betrüge, was ja totaler Schwachsinn ist! Und dann habe ich ihm im Eifer des Gefechts an den Kopf geknallt, dass ich jetzt erstmal nichts mehr von ihm wissen will und er mich in Ruhe lassen soll! Das war natürlich auch dumm von mir, aber … ich war so verletzt. Später kam Gregor zu mir und ich habe zu ihm gesagt, dass ich gerade gar nicht weiß, ob Mario und ich noch zusammen sind. Damit habe ich gemeint, dass ich nicht weiß, ob Mario jetzt denkt, dass ich mit ihm Schluss gemacht habe, weil ich das zu ihm gesagt habe. Ich wollte dann gestern zu ihm, um mit ihm zu reden und mich dafür zu entschuldigen. Als ich aus meiner Schule gekommen bin, hat er schon auf mich gewartet. Ich dachte erst, dass er sich mit mir versöhnen will, aber er war immer noch ziemlich wütend. Er hat mir vorgeworfen, dass ich ihn”, Elsa stockte und wischte sich die nächsten Tränen aus dem Gesicht, die nun wieder unaufhaltsam liefen, “wohl nicht genug lieben würde, wobei ich mir sicher sind, dass er das gar nicht so gemeint hat, sondern ihm nur rausgeplatzt ist, oder? Ich meine, er weiß doch, dass ich ihn liebe.” Sie sah Viktor mit großen Augen an, der sanft eine Hand auf ihre Schulter legte.

“Davon würde ich eigentlich auch ausgehen, Elsa. Ihr beide, es hat so lange gedauert, bis ihr zusammen gefunden habt, das war doch sicher nur ein Missverständnis.”

Sofort schüttelte sie ihren Kopf. “Ich bin mir sicher, dass nicht. Anstatt nämlich einfach miteinander zu reden und alles zu klären, haben wir gestritten. Ich habe ihm vorgeworfen, dass er völlig verbohrt ist, aber ich glaube, ich war selbst nicht sehr viel besser. Als ich ihn dann gefragt habe, was jetzt mit uns beiden ist, hat er gesagt, dass ich doch schon entschieden habe, dass wir nicht mehr zusammen sind, immerhin hätte ich das ja zu Gregor gesagt. Ich habe ihm erklärt, dass ich nur gesagt habe, dass ich mir da nicht sicher bin, hat er gemeint”, sie stockte und schluchzte leise auf, “dass wir es doch einfach dabei belassen sollen. Ich … ich verstehe nicht, warum …” Sie schluchzte auf und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen, während sie wieder aufheulte.

Sofort legte Viktor einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. “Oh Elsa, es tut mir so leid. Und es tut mir leid, dass im Endeffekt meine dumme Bitte das Ganze ausgelöst hat.”

Sie schüttelte ihren Kopf. “Irgendwann wäre es doch sowieso passiert, oder?”, fragte sie schluchzend.

“Nein, ich denke nicht. Auch das jetzt, keine Ahnung, vielleicht sprechen da ja auch irgendwelchen dummen Hormone aus Mario.”

Nun lachte Elsa sarkastisch auf. “Weißt du, was ich mit am schlimmsten finde? Dass ich mir auch noch überlegt habe, gestern doch endlich mit ihm zu schlafen, um ihm zu zeigen, dass es mir mit ihm wirklich ernst ist und ihm endlich so nahe zu sein. Stattdessen …” Sie stockte und ihre Wangen wurden rot, als ihr bewusst wurde, was sie gerade gesagt hatte. “Entschuldige, das ist nichts, was du wissen musst.” Sie senkte ihren Blick auf ihre Hände, die sich wieder in den Stoff ihres Kleides gekrallt hatten.

“Elsa, ich habe volles Verständnis dafür, wenn du jetzt keinen Kopf für das hier alles hast. Du kannst gerne auch nach Haus gehen und …”

“Nein! Auf keinen Fall Viktor!” Dieser sah das Mädchen überrascht an, das ihn nun aus ihren Augen anfunkelte. “Ich”, sie seufzte auf, “ich brauche das gerade, wirklich. Denn wenn ich beschäftigt bin, meinen Kopf anderweitig ablenken kann, dann muss ich nicht an ihn denken …”

Einen Moment sahen sich die beiden an, dann nickte Viktor. “In Ordnung, aber wenn du merkst, es geht doch nicht mehr, dann überlegen wir uns etwas anderes.” Als er zur Antwort ein Nicken bekam, sprang er auf. “In Ordnung, dann würde ich vorschlagen, ich rufe kurz nach weiteren Helfern und du machst einen Plan, wer was macht, ja?”
 

~~~
 

“Hey Viktor, was gibt es denn? Du hast dich so dringend angehört, als du angerufen hast. Allerdings habe ich nicht so viel Zeit, Conny hat heute doch Geburtstag und wir wollen nachher noch ...”, gab Gregor von sich und schlüpfte an dem Älteren vorbei ins Haus von Uesugis, wo er wie angewurzelt stehen blieb und sich umsah. Es herrschte bereits emsiges Treiben und einige der Teufelspieler rannten durch die Gegend, trugen Sachen herum, dekorierten, etwas, das Gregor eindeutig nicht erwartet hatte. “Ähm, Viktor? Was ist hier los?”

Der Angesprochene grinste breit. “Das hier wird Conny Überraschungsgeburtstagsfeier. Und das Essen heute Abend, zudem unsere Eltern dich eingeladen haben, das ist nur eine Finte.”

“Häh?” Gregor sah ihn verwirrt an.

“Hätten wir dir etwas gesagt, dann hättest du es meiner Schwester nur verraten und wir wollen sie schließlich überraschen!”

“Hey, das stimmt doch gar nicht!”

Sofort hob Viktor seine Augenbrauen und sah den Neuankömmling an, ohne ein Wort von sich zu geben.

“Ähm …”, murmelte Gregor und zog seinen Kopf ein, ehe er sich mit der Hand über diesen strich. “Okay, vielleicht doch … also, es hätte passieren können, dass mir etwas rausrutscht und dann …”

“Siehst du”, nickte der Ältere zufrieden.

Da erklang eine weitere Stimme und sofort ruckte Gregors Kopf zur Seite. “War das meine Schwester?”

Wieder nickte Viktor. “Ja. Sie hat mir bei der ganzen Organisation geholfen.” Er wurde ernst. “Wusstest du, dass Mario sich gestern von Elsa getrennt hat?”

Nun fuhr Gregors Kopf zu Viktor herum. Seine Augen weit aufgerissen und Entsetzen stand in diesen. “Was?”

“Okay, du wusstest es anscheinend nicht. Hast du Elsa heute gar nicht gesehen?”

Der Ältere lehnte sich an die Wand im Flur und verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper, während er Elsas Bruder abwartend ansah.

Diese schüttelte erst seinen Kopf, dann nickte er. “Nein. Doch. Also … ich habe sie gesehen und ich habe auch gemerkt, dass es ihr wohl nicht gut geht, aber ich dachte, das würde noch mit dem Streit mit Mario zusammenhängen … Du willst mir jetzt nicht ernsthaft weiß machen, dass Mario sich von ihr getrennt hat! Das kann doch gar nicht sein, da hast du sicherlich etwas falsch verstanden!”

“Ich wünschte, es wäre so, aber nein, leider nicht. Elsa hat es vorher erzählt und ist hier auch in Tränen ausgebrochen. Anscheinend … oh man, Gregor, ich denke, zu einem gewissen Teil bin ich an dem ganzen schuld!”

“Warum solltest du daran schuld sein, wenn Mario sich von meiner Schwester trennt? Er hat mir erzählt, dass Elsa mit einem anderen Händchen gehalten hat, auf Außenstehende wie ein Paar gewirkt hätten und sie hat mir gesagt, dass sie nur einem Freund geholfen hat und … oh.”

Viktor seufzte auf. “Schön zu sehen, dass das logische Denken bei dir wohl ab und zu doch noch funktioniert.” Während Gregor beleidigt seine Wangen aufplusterte, sah Viktor sich um, ob Elsa in der Nähe war. Dann griff er nach dem Arm des Jüngeren und zog diesen kurzerhand mit sich. “Kommt mit”, richtete er dabei an ihn und öffnete die Haustüre nochmal, um mit Gregor im Schlepptau hinaus zu treten. “Es muss ja sonst niemand mitbekommen, was wir beide reden”; erklärte er seine Handlung. “Elsa hat mir geholfen, das ist richtig. Wir waren für Connys Geburtstagsfeier gemeinsam unterwegs und da waren einige Mädchen von meinem Fanclub, auf die ich nicht wirklich viel Lust hatte, wie du dir vielleicht vorstellen kannst. Und ich dachte, es wäre sinnvoll, Elsa zu bitten, meine Alibi-Freundin zu spielen. Du kennst deine Schwester, sie würde jemandem niemals ihre Hilfe verweigern, also hat sie dem Ganzen zugestimmt. Sie hat einfach nur meine Hand gehalten, mehr war da nicht. Ich habe natürlich nicht einen Moment daran gedacht, dass uns jemand sehen und das sofort Mario aufbinden würde, der daraus falsche Schlüsse zieht, aber genau das ist passiert. Laut Elsa hat Mario ihr auch nicht wirklich die Chance gegeben, es zu klären, sie hat sowohl ihn als auch sich selbst als verbohrt bezeichnet. Und als sie dann gestern doch endlich miteinander geredet haben, hat vermutlich keiner von beiden so richtig nachgedacht. Und, wie hat sie es gesagt?” Viktor sah nachdenklich zur Seite, ehe er Gregor wieder ansah. “Genau, Elsa hat wohl zu dir gesagt, dass sie sich nicht sicher ist, ob sie beide noch zusammen wären und das hat Mario wohl in den falschen Hals bekommen, auf jeden Fall hat er zu ihr gesagt, dass sie dabei bleiben können.”

Der Jünger sah seinen Freund immer noch ungläubig, fassungslos an, ehe er seine Augen einen Augenblick schloss, um sich sammeln zu können. “Okay, ähm, zumindest erklärt es, warum Elsa schlecht gelaunt war, aber … Ich weiß nicht, ich dachte … oh man … Mario hat gestern das Training abgesagt, weil er mit ihr sprechen wollte. Ich dachte, die klären das, nicht, dass Mario mit ihr Schluss macht. Die beiden, die gehören doch zusammen, siehst du das nicht auch so?”

“Natürlich sehe ich das so! Und glaube mir, ich mache mir wirklich Vorwürfe, denn nur durch meine dumme Idee und Bitte ist das Ganze doch überhaupt erst zustanden gekommen.” Viktor runzelte seine Stirn und schob seine Hände in die Hosentaschen.

“Naja, auch wenn das so gesehen wirklich eine dumme Idee war, schlussendlich hätten die beiden einfach miteinander reden sollen. Und welches Wort hast du benutzt? Verbohrt? Wenn da natürlich keiner so richtig nachgeben will, dann kann es ja nicht funktionieren.” Gregor seufzte auf.

“Vielleicht hätten sie noch ein bisschen Zeit vergehen und sich beide abregen sollen, ehe sie miteinander sprechen, zumindest Mario. Elsa wollte sich bei ihm entschuldigen, das hat sie mir vorher gesagt. Und hätte sie das getan, würde es jetzt vielleicht ganz anders aussehen.”

Die beiden Jungen sahen sich an.

“Was machen wir denn jetzt?”, fragte Gregor schließlich und unterbrach das Schweigen.

“Ich denke, dass ich mit Mario reden werde, ihm sagen, dass das auf meinem Mist gewachsen ist und es ihm erklären, dass da wirklich nicht mehr dahinter gesteckt hat, vielleicht können die beiden dann noch einmal miteinander sprechen, zumindest hoffe ich das sehr.” Viktor zuckte mit seinen Schultern.

“Dann hoffe ich doch sehr, dass das hilft. Denn ich kann mir keine Welt vorstellen, in der die beiden kein Paar sind. Auch wenn das vielleicht dumm klingt …”

“Nein Gregor, finde ich nicht, im Gegenteil, so sehe ich das auch. Wir haben lange genug darauf gewartet, bis sie endlich zusammen gekommen sind und nur wegen einem dummen Fehler von mir, darf das nicht alles den Bach runter gehen. Und daher muss ich da jetzt schauen.” Der Ältere sah ernst aus, ehe er auf die Haustüre deutete. “Und jetzt gehen wir lieber da rein und kümmern uns darum, dass deine Freundin eine tolle Überraschungsfeier bekommt.”

Gregor nickte. “Da bin ich dabei. Und wenn du mich wegen Mario brauchst, dann sag mir Bescheid.”

Kapitel 31

Die Überraschungsfeier für Conny hatte ihren Zweck völlig erfüllt. Das Geburtstagskind hatte mit offenem Mund und großen Augen in den Raum gesehen, der dekoriert und geschmückt war und den man fast nicht mehr als das Wohnzimmer von Uesugis erkannt hatte. Dazu ihre Freunde, die alle hier waren um mit ihr zusammen zu feiern. Vor Freude war sie Gregor um den Hals gefallen, der ihr erstmal klar gemacht hatte, dass das auf Viktors Mist gewachsen war, dem Conny danach um den Hals gefallen war.

Die Feier ging bereits zwei Stunden, als Viktor sich nach einem kurzen Gespräch mit Gregor auf den Weg zu der Person machte, die nicht da gewesen war, auch wenn er es nicht erwartet hatte, dass er noch auftauchen würde. Er lief in den Park, erwartete, dort auf ihn zu treffen, wo er es meistens tat. Und auch heute stand Mario vor dem aufgezeichneten Tor auf der Mauer und drosch Fußbälle darauf ein.

“Ich dachte du bist Torwart, willst du jetzt deine Position tauschen? Und würde Gregor da mitmachen?”, fragte Viktor und stellte einen Fuß auf die kleine Brüstung, die oberhalb der Mauer angebracht war und sah von dort zu Mario hinunter. Dieser sah auf und sofort trat Wut in seinen Blick.

“Was willst du hier, Viktor?”, knurrte er.

Der Ältere stieß sich erst ab und federte anschließend auf, als er auf Marios Ebene aufkam. Er stand auf und steckte sofort beide Hände in seine Hosentaschen.

“Ich hatte gedacht, dich vielleicht bei Connys Geburtstagsfeier zu sehen, da du da jedoch nicht aufgetaucht bist, dachte ich, dass ich dich vielleicht hier finde.”

“Herzlichen Glückwunsch, du hast mich gefunden. Und jetzt kannst du wieder verschwinden.” Mario machte eine abwehrende Handbewegung, drehte sich herum und griff nach seinem Fußball, um diesen gleich wieder gegen die Mauer zu schießen. Doch er hatte seine Rechnung ohne Viktor gemacht, der gleich dazwischen sprang und den Fußball mit beiden Händen aufhielt. Als sich die Blicke der Torwarte trafen, funkelten Marios Augen wütend auf.

“Du kannst gehen, habe ich gesagt!”

Sofort schüttelte sein Gegenüber seinen Kopf. “Werde ich nicht. Ich will mit dir reden, deshalb bin ich da.” Er ließ den Fußball einfach zu Boden fallen.

“Solltest du nicht auf dem Geburtstag deiner Schwester sein?”

“Das hier empfinde ich gerade aber als wichtiger!”

“Vielleicht will ich nicht mit dir reden!”

Viktor zuckte mit seinen Schultern. “Davon gehe ich aus, aber das ist mir gerade eigentlich egal, denn Tatsache ist, dass ich einen Fehler gemacht habe, der schlussendlich dafür gesorgt hat, dass du mit Elsa Schluss gemacht hast.”

Und wenn er gedacht hatte, dass Mario bisher wütend gewesen war, dann hatte er sich geirrt. Denn nun verdüsterte sich Marios gesamter Ausdruck und seine Augen schienen fast schwarz vor Wut.

“Das geht dich überhaupt nichts an!”

“Doch, da es meine Schuld ist. Mario, hör mir einfach einen Moment zu.”

“Ich glaube, ich habe dir klar gemacht, dass ich daran kein Interesse habe”, knurrte dieser.

“Bitte, Mario. Danach gehe ich wieder, hör mir einfach nur zu.”

Nun verschränkte Viktors Gegenüber seine Arme vor seinem Oberkörper. “Okay, rede. Und danach lass mich einfach in Ruhe!”

Viktor runzelte seine Stirn. Das könnte schwerer werden, als er gedacht hatte. Er seufzte. “Ja, Elsa hat mit mir Händchen gehalten, das ist richtig, aber das war es auch schon. Sie hat mir in einer Situation geholfen, von der ich gedacht hätte, dass du dafür Verständnis hättest.”

“Weil da ein paar Mädchen aus deinem Fanclub waren, ja, das hat sie mir erzählt.” Mario sah Viktor immer noch kalt an.

“Ja, richtig. Dann verstehst du sicherlich, dass ich auf die keine Lust hatte.”

“Das kann ich ein wenig nachvollziehen, ja, aber ich habe kein Verständnis dafür, dass du dafür meine Freundin brauchst! Dass du meine Freundin dazu benutzt, vor anderen Menschen auf ein glückliches Paar zu machen. Sie ist meine Freundin!”

Sofort verdüsterte sich auch Viktors Blick. “War.”

“Was?”

“Sie war deine Freundin! Du hast mit ihr Schluss gemacht, oder?” Viktor ballte seine Hände zu Fäusten und machte einen kleinen Schritt auf Mario zu.

Dessen Haltung bekam einen kleinen Riss. Der Ältere konnte den Ausdruck von Schmerz in Marios Augen erkennen, der einen Moment durch seinen Blick huschte. Doch gleich wirkte er wieder unnahbar.

“Was willst du, Viktor?”, fragte er, anstatt auf die Frage zu antworten. “Sind wir hier sonst fertig?”

“Verdammt, nein, sind wir nicht Mario! Egal, wie bescheiden die Sache war, Elsa hat dich nicht betrogen, niemals! Und auch ich würde es nie soweit kommen lassen, mal abgesehen davon, dass ich sie so nicht sehe. Sie gehört zu dir, hat sie schon immer, tut sie auch heute. Und es ist eine verdammt schlechte Entscheidung gewesen, dich einfach von dir zu trennen. Sie liebt dich und ich bin zu einhundert Prozent davon überzeugt, nein, zu viel mehr, dass auch du sie noch liebst, so schnell sind Gefühle nicht weg!” Auch Viktor wurde bei der Engstirnigkeit des Jüngeren wütend.

“Ihr versteht alle nicht, worum es mir tatsächlich geht!”, gab Mario zischend von sich.

“Dann erkläre es mir!” Viktor sah ihn ernst an.

“Ich habe nie geglaubt, dass Elsa mich betrogen hat. Weder mit dir, noch mit einem anderen! Ich war kurz überfordert, ja, aber das habe ich nicht gedacht. Mir geht es darum, dass sie es mir verschwiegen hat! Auch wenn ihr beide das als kleine Freundschafts-Gefälligkeit ab tut, mir macht es einfach etwas aus! Elsa ist … war meine Freundin, einer meiner Klassenkameraden hat sie mit dir zusammen gesehen und ist davon ausgegangen, dass sie mich tatsächlich betrügt. Warum hat sie es mir nicht einfach gesagt, mich nicht irgendwie vorgewarnt? Dann wäre es nicht so ein Schlag ins Gesicht gewesen! Sie hat nicht eine Minute darüber nachgedacht, was es für mich bedeutet, dass ihr das gemacht habt! Ihr beide habt nicht daran gedacht! Vielleicht wäre es für mich auch kein Problem gewesen, wenn sie es mir erzählt hat, hat sie aber nicht! Und als ich dann mit ihr telefoniert habe, hat sie es mir auch nicht gesagt sondern einfach für sich behalten, dass ich mich deshalb in einer anderen Art und Weise betrogen fühle, kommt euch aber nicht in den Kopf. Und sie war es doch, wo gesagt hat, dass sie nicht weiß, ob wir überhaupt noch zusammen sind, also hat eigentlich sie diese Entscheidung getroffen, ich habe es nur ausgesprochen!”

“Mensch Mario, du denkst, dass wir keine Ahnung haben, was wir da gemacht haben? Du bist doch selbst nicht viel besser!” Viktor hatte seine Hände aus den Hosentaschen gezogen und zu Fäusten geballt, weil auch er nun wütend war.

“Was willst du damit sagen?”

“Du hättest Elsa einfach direkt darauf ansprechen können, ihr gleich die Zeit lassen können, es zu erklären, aber das hast du wohl nicht, du hast ihr sofort Vorwürfe gemacht! Und dann hat sie sich Sorgen darum gemacht, dass du denkst, dass sie durch ihre Aussage, bezüglich des in Ruhe lassens, mit dir Schluss gemacht hat! Und du verdrehst ihre Sorgen solange, bis du ihr unterstellst, dass sie sich tatsächlich von dir trennen will, was sie nie wollte! Stattdessen bist du es, der Schluss gemacht hat, mit dem Mädchen, das du über alles liebst!”

Und wieder schien es, als würde Marios Mauer aus Wut Risse bekommen, denn er sah Viktor schon fast verzweifelt an, doch das hielt nicht lange. Er sah zur Seite, wich den Blicken seines Gegenübers aus.

“Sie hat aber auch nichts getan, um etwas an dieser Entscheidung zu ändern”, murmelte er leise.

Viktor sah ihn fassungslos an und würde sich am liebsten die Hand gegen die Stirn schlagen. Oder noch lieber, Mario schlagen. Ihn am Kragen packen und ihn solange schütteln, bis er wieder zur Vernunft kommen würde.

“Du bist gerade einfach nur dämlich, Mario!”, brachte er schneidend hervor und widerstand all seinen Wünschen. “Du hast mit ihr Schluss gemacht! Meinst du wirklich, dass sie dir sofort um den Hals fällt? Schlussendlich hat sie nur deine Entscheidung akzeptiert. Du bist echt ein Vollpfosten!”

“Wie bitte?” Nun sah Mario ihn erneut wütend an. “Ernsthaft? Du bist mit schuld an der ganzen Sache und dann beleidigst du mich noch?”

“Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe, aber du bekleckerst dich hier nicht gerade mit Ruhm, ganz im Gegenteil! Wenn du Elsa wirklich lieben würdest, dann hättest du ihr zugehört und dich dann nicht einfach aus verletztem Stolz von ihr getrennt!”

Und das war wohl der Tropfen auf dem heißen Stein gewesen.

“Wage du es nicht, von meinen Gefühlen zu sprechen! Du hast keine Ahnung, wie sehr ich Elsa liebe!”, brüllte Mario und schien sich zusammen zu reißen, Viktor nicht anzuspringen!

Als dieser nun grinste, erstarrte Mario.

“Was?”, knurrte er laut.

“Du sagst es doch selbst, Mario. Du liebst sie, immer noch! Wäre es also nicht sinnvoll, über deinen Schatten zu springen, zu ihr zu gehen und dich zu entschuldigen?”

Auf Viktors Aussage trat Mario zurück und schüttelte langsam seinen Kopf. Er ging ein paar Schritte und bückte sich, um seinen Fußball aufzuheben.

“Spar dir deinen Atem, Viktor. Kümmere dich um deinen eigenen Mist.”

Und dann ging er einfach davon, ohne noch einmal einen Blick zurück zu werfen.
 

~~~
 

“Hey, wieder zurück? Hast du ihn gesehen?”

Gregor tauchte neben Viktor auf, kaum dass dieser wieder auf Connys Geburtstagsfeier erschien.

Der Angekommene sah zu dem Jüngeren und seufzte auf. “Ja, ich habe ihn angetroffenen, bei eurem Trainingsplatz im Park.”

“Und konntest du mit ihm reden?” Gregors Blick war neugierig auf seinen älteren Freund gerichtet und folgte ihm durch den Raum und die Leute, als dieser sich auf den Weg zu den Getränken machte, um sich dort eine Flasche mit Limonade zu nehmen. Anschließend lief er wieder aus dem Wohnzimmer und die Treppe hinauf zu seinem eigenen Zimmer, Gregor durchgehend auf den Fersen.

“Also?”, fragte dieser neugierig, als er hinter dem Älteren in dessen Zimmer eingetreten war.

Viktor ließ sich auf das Sofa sinken, das in seinem Zimmer stand und trank einen Schluck aus seiner Flasche. “Ja, konnte ich. Falls man das als Unterhaltung bezeichnen konnte. Ich sags dir, der ist ganz schön wütend. Auf mich, auf Elsa und ich denke, auch irgendwie auf sich selbst.”

“Häh, warum das denn?” Auch Gregor ließ sich auf Viktors Sofa nieder, ohne seinen Blick von dem Älteren zu nehmen.

“Also was man auf jeden Fall sagen muss, Mario hat nie geglaubt, dass deine Schwester ihn betrogen hat, er nimmt es ihr nur übel, dass sie ihm nicht gesagt hat, was gewesen ist. Und er meint, dass Elsa eigentlich die Entscheidung getroffen hat, dass sie nicht mehr mit ihm zusammen sein sollte, er hätte ihr nur zugestimmt.”

“Was? Das ist doch Quatsch.” Gregor schüttelte verwirrt seinen Kopf.

“Tja, das wissen wir und eigentlich bin ich davon überzeugt, dass Mario das tief in sich auch weiß. Zumindest hat seine Wut ab und zu einen Riss bekommen und ich bin mir sicher, dass es ihm auch ziemlich schlecht geht.” Viktor legte einen Arm vor seinen Oberkörper, dann trank er erneut einen Schluck aus seiner Flasche.

“Du meinst also, dass er es bereut, sich von Elsa getrennt zu haben?” Hoffnung war aus Gregors Tonfall heraus zu hören.

“Ja, das denke ich schon. Und ich denke auch, dass Mario deshalb so wütend ist, um damit über den Liebeskummer hinweg zu kommen, der gerade vermutlich in ihm tobt.”

“Naja, er und Elsa haben lange genug etwas füreinander zu empfunden, ohne das jemals einzugestehen, weder sich selbst so richtig und erst recht nicht sich gegenseitig. Nach langer Zeit haben sie es endlich geschafft und sich ihre Liebe gestanden, sind ein Paar geworden und eigentlich auch glücklich miteinander gewesen. Und dann passiert so etwas, das alles kaputt macht.” Gregor seufzte, biss sich auf den Daumen.

“Du meinst, dass ich passiert bin”, murmelte Viktor und verzog unzufrieden sein Gesicht.

“Ähm, nein, eigentlich nicht … Auch wenn du vielleicht mit der Auslöser bist, aber ich denke, dass die beiden einfach miteinander hätten reden sollen, sich zuhören. Aber das haben sie nicht, im Gegenteil. Sie haben sich ja nicht einmal gegenseitig zugehört.”

“Da hast du wohl auch recht, Gregor.”

Und dann schwiegen beide eine Weile, hingen ihren Gedanken nach.

“Eines ist aber ganz klar”, brachte Viktor schließlich hervor und brach das Schweigen, “Mario liebt deine Schwester noch, das hat er ganz deutlich gesagt.”

Sofort sah der Jüngere auf. “Du meinst also, dass die Chance da ist, dass die beiden wieder zusammen finden?”

Viktor wog seinen Kopf hin und her. “Ich denke ja, ich weiß nur nicht, wie. Gerade ist jedenfalls Mario so stur, dass das ein ganz schönes Unterfangen werden wird.”

“Unterfangen bedeutet in dem Fall, dass du einen Plan hast?”, fragte Gregor neugierig und sah Viktor an.

Erneut wog dieser seinen Kopf hin und her. “Hmm, noch nicht so ganz. Aber ich werde es sicher nicht gut lassen. Ganz ehrlich”, er seufzte auf, “ich weiß ja, dass Mario nie nachgibt und alles gibt, um etwas zu erreichen, dass er einen starken Willen hat, aber dass er so stur ist, das hätte ich tatsächlich nicht erwartet.”

“Eh, ja … das habe ich auch nicht erwartet”, murmelte Gregor und strich sich über seinen Hinterkopf.

“Nun gut, ich würde vorschlagen, dass wir wieder runter gehen und den Geburtstag deiner Freundin und meiner Schwester weiter gebührend feiern, sie sucht sicher schon nach uns oder zumindest nach dir. Und alles weitere, was deine Schwester und Mario angeht, werden wir einfach schauen. Ich denke, wichtig ist es auch, für beide da zu seine, denn Liebeskummer ist sicherlich nicht schön, es geht beiden nicht gut. Wir sind ihre Freunde beziehungsweise du Elsas Bruder, für den Rest werden wir sicherlich eine Lösung finden, da bin ich mir ganz sicher.” Nach seiner Aussage stand Viktor entschlossen auf und ging zu seiner Zimmertüre.

“Da hast du völlig recht, Viktor”, rief Gregor, sprang ebenfalls vom Sofa auf und lief dem Älteren hinterher, um zu Connys Geburtstagsfeier zurück zu kehren.

Kapitel 32

“Okay, was ist hier los?”

Gregor stand in Elsas Zimmertüre, betrachtete seine Schwester, die alles aus ihren Schränken geworfen und ihr Zimmer in eine Unordnung gestürzt hatte, die er so nicht von ihr kannte.

“Ich miste aus, sieht man das nicht?”

“Ähm … okay? Gerade sieht es erstmal einfach nur nach unglaublichem Chaos aus!”

“Manchmal ist etwas halt erst unordentlich und wird dann in Ordnung gebracht”, erklärte die Ältere der beiden und zog den nächsten Stapel mit Kleidung aus ihrem Kleiderschrank, den sie auf ihr Bett warf.

“So wie deine Beziehung zu Mario?” Gregor, der sich an Elsas Türrahmen angelehnt hatte, zuckte zusammen, als seine Schwester ihm plötzlich einen Blick zuwarf, der aussah, als könnte er töten. Vielleicht war das eine dumme Frage gewesen.

“Da gibt es nichts mehr, das man in Ordnung bringen könnte!”, brachte sie bissig hervor.

“Denkst du nicht? Es geht euch doch beiden nicht gut und …” Noch ehe Gregor den Satz zuende bringen konnte, redete seine Schwester dazwischen.

“Er war es, der unsere Beziehung beendet hat!”

“Aber …”

“Kein weiteres Wort über ihn! Ich will nicht über ihn reden und auch nicht an ihn denken!”, presste Elsa aus zusammengebissenen Zähnen hervor und vermied jeden Blick zu ihrem Bruder, denn sie wollte ihn gerade nicht ansehen, in erster Linie wollte sie nicht, dass er sah, dass sie, wieder einmal, mit ihren Tränen kämpfte. Sie wollte nicht immer weinen, wenn sie an Mario dachte, doch das gestaltet sich schwerer, als gedacht.

“Was ist denn hier passiert?”, ertönte die schockierte Stimme ihrer Mutter, die gerade neben Gregor in die Türöffnung zu Elsas Zimmer getreten war und nun mit großen Augen über das Chaos blickte.

“Ich miste aus”, erklärte Elsa auch dieser und deutete auf einen großen blauen Müllbeutel, der schon gut gefüllt wirkte. “Hier, das kann nachher alles weg.”

“Aber …” Akane sah sich ungläubig um. “Wäre es nicht sinnvoller, einen Schrank nach dem anderen auszuräumen und nicht alle auf einmal?”

Sofort verdüsterte sich Elsas Blick. “Ich kann das ja so machen, wie ich es für richtig halte!”

Ihre Mutter seufzte auf. “Natürlich. Tja, die einen schneiden nach einer Trennung die Haare, andere räumen ihr Leben auf. Du gehörst wohl zur zweiten Sorte, mein Schatz.”

Ihre Tochter sah sie auf diesen Satz aus zu Schlitzen zusammen gepressten Augen an.

“Was wolltest du, Mama?”, fragte sie und machte durch ihren Tonfall klar, dass sie nicht weiter über ihr Zimmer oder andere Themen sprechen wollte.

Akane hob ihre Hände hoch, in denen sie einen Stapel Kleidung hielt. “Ich wollte dir deine frisch gewaschene Kleidung bringen, dass du diese in deinen Kleiderschrank räumen kannst, aber so wie es hier aussieht”, sie hob ihre Augenbrauen, “gebe ich dir die erst, wenn du hier wieder aufgeräumt hast.”

Elsa zuckte mit ihren Schultern. “Wie du meinst. Und jetzt”, sie wedelte mit ihren Händen, “macht, dass ihr beide weg kommt, ich habe noch einiges zu tun!”

Gleich darauf schloss Gregor ihre Zimmertüre hinter sich und sah seine Mutter an. “Jetzt ist sie wirklich endgültig durchgedreht.”

Akane, die sich gerade gebückt und Elsas Kleidung zurück in einen Wäschekorb legte, der im Flur auf dem Boden stand, erhob sich wieder und sah ihren Sohn an. “Gregor, was ich gerade gesagt habe, das habe ich auch so gemeint. Das ist einfach Elsas Art, mit der Trennung von Mario umzugehen. So kann sie ihren Kopf mit anderen Dingen beschäftigen, muss nicht an ihn denken. Wenn sie damit fertig ist, wird sie sich irgendetwas anderes suchen.”

Der Angesprochene seufzte auf. “Mensch, warum können die beiden nicht einfach miteinander sprechen und sich versöhnen? Das Training macht gerade auch nicht so viel Spaß wie sonst, Mario ist total verbissen. Und auch wenn ich da ja normalerweise voll dahinter stehe, ich finde, er erwartet zu viel.”

“Und das ist Marios Art, mit der Trennung umzugehen. Er flüchtet sich in den Fußball und Elsa eben in dieses Chaos.” Akane legte ihrem Sohn die Hand auf die Schulter. “Ich bin mir sicher, dass sich das alles klären wird, aber bis dahin müssen wir einfach damit klar kommen.”

“Ja, Mama. Trotzdem”, Gregor sah zurück auf Elsas Zimmertüre, “mir wäre es lieber, wenn es sich schneller als langsamer klärt.”

Akane, die sich gerade gebückt hatte, stand wieder auf. “Das wünsche ich mir auch. Und bis dahin, Gregor …”

“Ja?” Fragend sah dieser zu seiner Mutter und bekam im nächsten Moment einen Stapel Kleidung in die Hände gedrückt.

“Räumst du das in deinen Kleiderschrank.”
 

~~~
 

“Die kann auch weg”, murmelte Elsa, die gerade eine Bluse vor sich hochhielt und diese begutachtet. Kurzerhand warf sie sie in einen Müllsack, in der sich die Kleidung befand, die sie bisher aussortiert hatte.

Elsa drehte sich wieder zu ihrem Kleiderschrank, kniete sich davor und griff hinein. Ihre Hand schloss sich um ein Stück Stoff, das sie hervor zog. Kaum dass sie es in ihren Händen hielt, erstarrte sie. Eine Stofftasche … Diese hatte sie vor noch nicht einmal zwei Wochen hier hinein geworfen. Sie stand vorsichtig auf, lief rückwärts und als sie die Bettkante in ihren Kniekehlen spürte, ließ sie sich darauf fallen, ohne ihren Blick auch nur eine Sekunde von der Tasche genommen zu haben. Ein paar Minuten saß sie auf dem Bett, starrte die Tasche weiterhin nur an, bis sie sich schließlich einen Ruck gab und sie öffnete. Sie griff hinein und holte den Inhalt hervor. Sie ließ die blaugrüne Wolle durch ihre Finger gleiten, strich über den Teil, der bereits gestrickt war. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen und als die ersten Tränen auf den Gegenstand tropften, regte sie sich. Unwirsch wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und warf alles einfach auf den Boden.

“So ein Mist”, murmelte sie und stand auf, um in ihrem Tun weiter zu machen. Doch sie schaffte es nicht, den Haufen aus Wollknäulen, gestricktem Teil und den Stricknadeln ganz auszublenden. Immer wieder wanderte ihr Blick dorthin und jedesmal zwang sie sich dazu, wieder weg zu sehen, sich weiter um ihren Kleiderschrank zu kümmern, sie brauchte ihr Bett heute Abend schließlich wieder, bis dahin musste es frei sein! Doch egal wie sehr sie sich dagegen wehrte, irgendwann konnte sie es nicht mehr. Sie trat zu dem Wollhaufen, nahm ihn hoch und setzte sich auf das Stück Bett, das noch frei war. Sie breitete den gestrickten Teil aus, sah ihn sich an. Es sollte ein Schal werden, eigentlich Marios Weihnachtsgeschenk … Er machte sich immer über sie lustig, wenn sie sich in ihren eigenen Schal einmummelte, ihn bis über ihre Nasenspitze zog. Süß nannte er sie dann immer … Elsas Blick verdüsterte sich. Er hatte sie so genannt. Aber sie wusste, dass er ihren Schal mochte, hatte ihn auch selbst schon getragen und daher hatte sie sich entschieden, ihm einen zu stricken. Als sie mit ihrer Mutter in dem Laden für Stoffe und Wolle gewesen war, hatte sie diese blau-grüne Wolle gesehen und war sich sicher gewesen, dass das die richtige für Mario war. Und sie war auch schon sehr weit gekommen, viel wäre sicher nicht mehr zu machen … Vielleicht sollte sie … Sie konnte den Schal doch auch nicht unvollendet lassen. Und ohne groß darüber nachzudenken, griff sie nach den Stricknadeln, die noch in der Wolle steckten und ihre Hände schienen ohne ihr zutun weiter zu machen.
 

Als Gregor eine gute Stunde später erneut seinen Kopf in ihr Zimmer steckte, um sie zum Abendessen zu holen, hob er bei dem Bild erstaunt seine Augenbrauen.

“Ähm Elsa, was tust du denn da?”

Diese schreckte zusammen und drehte sich mit großen Augen zu ihm um. “Was?”

Gregor kam herein und deutete auf die Strickutensilien in ihren Händen. “Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber war das nicht eigentlich Marios Weihnachtsgeschenk?”

Sofort verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck und sie sah zur Seite. “Na und? Es wäre doch schade um die Wolle! Vielleicht schenke ich ihn ja Papa. Oder dir. Oder Viktor.”

Nun runzelte der Jüngere seine Stirn. “Wirklich, Viktor?”

Elsa zuckte mit ihren Schultern. “Selbst wenn, geht doch niemanden etwas an.”

Gregor seufzte auf. “Na gut, musst du natürlich wissen, was du damit machst. Auch wenn ich es nicht sehr sinnvoll finde, dass du ausgerechnet dem Kerl, der irgendwie auch was mit eurer Trennung zu tun hat, das Geschenk schenkst, dass du für Mario gedacht hattest.”

“Du hast vollkommen recht, Gregor!”, zischte Elsa. “Das muss allein ich wissen, dich geht es nichts an!”

Gregor hob seine Hände abwehrend an. “Alles gut, Elsa. Es gibt übrigens Abendessen, deshalb bin ich da. Kommst du gleich mit?”

Seine Schwester nickte und legte die Stricksachen neben sich auf das Bett. Während sie aufstand und sich durch das Chaos einen Weg zur Türe und ihrem Bruder kämpfte, sah dieser sich kopfschüttelnd um.

“Sag mal, Elsa?”

“Ja?”

“Wie schläfst du eigentlich heute Nacht?”

Die Ältere drehte sich herum und sah sich ebenfalls in ihrem Zimmer um. “Ähm … Ich muss nachher auf jeden Fall noch was machen …”

“Und die nächsten Tage auch.”

“Ja, das irgendwie auch. Vermutlich hatte Mama recht, ich hätte einen Schrank nach dem anderen machen und nicht alle auf einmal ausleeren sollen …”

Gregor legte seinen Arm um ihre Schultern. “Und was sagt Papa immer? Man lernt aus seinen Fehlern.”
 

~~~
 

“Endlich”, gab Elsa begeistert von sich. Es war Heiligabend, 17.30 Uhr und gerade hatte sie die letzte Reihe an Marios Schal gestrickt. Sie zog die Stricknadeln aus der Wolle und verknotete das Ende. Glücklich sah sie das Ergebnis ihrer Strickarbeit an. Der Schal war einfach schön geworden, sicherlich würde er Mario gefallen und … Da wurde es ihr wieder bewusst. Tatsächlich hatte sie die letzten beiden Tage gar nicht mehr daran gedacht, dass er diesen Schal ja gar nicht bekommen würde … Und egal, was sie zu Gregor gesagt hatte, sie hätte ihn niemals an jemand anderen verschenken können. Als ihr diese Gedanken bewusst wurden, begannen wieder Tränen über die Wangen zu rollen. Sie vermisste ihn so furchtbar, sie wollte einfach nur bei ihm sein. Sie hatte auch so oft überlegt, ihn einfach anzurufen, zu ihm zu gehen, ihn zu besuchen, ihn vielleicht auch nur im Park abzufangen, aber dann wurde ihr immer wieder bewusst, dass er es gewesen war, der ihre Beziehung beendet hatte, der Streit, warum es so passiert war. Und das machte ihr wieder bewusst, dass es aus war, dass sie und Mario kein Paar mehr waren, egal, wieviel sie auch für ihn empfand. Und es machte ihr auch jetzt, in diesem Moment bewusst, dass er den Schal nicht bekommen würde. Sie strich erneut über die Wolle, spürte die nassen Stellen, auf denen ihre Tränen gelandet waren. Elsa wischte sich weitere Tränen aus dem Gesicht und legte den Schal liebevoll zusammen, ehe sie ihn zurück in die Stofftasche legte, dazu die restliche Wolle, die übrig geblieben und nicht verarbeitet worden war, dann stand sie auf und öffnete ihren Schrank, wo sie die Tasche wieder dorthin legte, wo sie sie gefunden hatte. Anschließend stand sie auf und schloss die Türe des Kleiderschranks, wo sie einfach stehen blieb, ihre Hand immer noch an der Türe. Und was sollte sie nun tun? Was jetzt? Und ohne es verhindern zu können, brach die Trauer wieder über sie herein.
 

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Mario hatte sich endlich unter dem Vorwand von seinen Eltern verabschiedet, müde zu sein und ins Bett gehen zu wollen. Sie hatten zusammen Heiligabend gefeiert, ein gemeinsames Festessen, er und seine Eltern, danach die Bescherung und anschließend hatten sie noch ein Brettspiel gespielt, wie sie es jedes Jahr zu tun pflegten. Doch ihm war nicht wirklich der Sinn nach feiern gestanden, ganz im Gegenteil. Doch er hatte sich wirklich Mühe gegeben, hatte böse Miene zu gutem Spiel gemacht, um seine Eltern und allen voran seine Mutter nicht zu enttäuschen, die sich immer so viel Mühe für das Weihnachtsfest gab, damit vielleicht auch ein wenig ihr schlechtes Gewissen besänftigen wollte, dass sie und sein Vater sonst so wenig Zeit für ihn hatten, da sie immer so viel arbeiten mussten. Doch er nahm ihnen das nicht wirklich übel, er kannte es ja nicht anders und wusste, dass sie ihn liebten und auch stolz auf ihn waren. Doch er selbst, er war sich gerade nicht so richtig sicher, ob er liebenswürdig war. Und stolz war er auf keinen Fall auf sich, dazu hatte er zu großen Mist gebaut und einen großen Fehler gemacht. Er vermisste sie, er vermisste Elsa. Und doch … Er könnte einfach zu ihr gehen und mit ihr reden, doch etwas in ihm sträubte sich dagegen. Und auch wenn es so war, er vermisste sie mit jeder Faser seines Körpers. Ihre Augen, ihr Lächeln, den sanften Ton ihrer Stimme. Wie sie ihn ansah, ihn berührte. Ihre Küsse … Er wollte sie einfach bei sich haben und sie wieder in den Arm nehmen. Doch das ging nicht und schlussendlich war er es gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass es war, wie es jetzt war.

“Gute Nacht”, rief er nochmal in Richtung des Wohnzimmers, nachdem er aus dem Bad kam.

“Gute Nacht, Mario”, erwiderten seine Eltern.

Gleich darauf stand er in seinem Zimmer und schloss die Türe hinter sich. Er seufzte tief. Endlich etwas Ruhe. Wenn er mit seiner Familie zusammen war und auch mit anderen, gab er sich immer Mühe, versuchte nach außen so zu wirken, dass es ihm nichts ausmachte, dass er nicht mehr mit Elsa zusammen war. Doch in ihm drinnen sah es eben ganz anders aus … Sein Blick fiel auf seinen Schreibtisch, auf dem ein kleines Schmuckkästchen stand. Vielleicht war er ein wenig masochistisch, aber er hatte es bis heute nicht über sich gebracht, dieses weg zu tun, geschweige denn, es einfach nur in eine Schublade zu stecken, so dass er es nicht mehr sehen könnte. Und jetzt, ausgerechnet heute Abend, tat er etwas, das er die letzten fast zwei Wochen nicht getan hatte. Er griff nach dem Schmuckkästchen und setzte sich damit aufs Bett, wo er es einfach nur ansah, eine Weile zwischen seinen Händen nur hin und her drehte, ehe er es tatsächlich öffnete, obwohl er sich vorgenommen hatte, genau das nicht zu tun. Er sah auf das silberne, filigrane Herz, das an einer ebenso filigranen Kette hing. Er hatte diese Kette schon vor ein paar Wochen bei einem Schmuckladen gesehen, als er daran vorbei gelaufen war. Er hatte damals sofort an seine Freundin denken müssen und daher entschieden, dass er ihr diese schenken wollte, also hatte er sie gekauft. Und nun, an dem Tag, an dem er sie ihr geben, sie damit überraschen wollte, war sie nicht mehr seine Freundin.

“Oh Elsa”, seufzte er leise.

Mario stellte das Kästchen geöffnet auf seinen Schreibtisch und ging zur Zimmertüre zurück, neben der sich auch der Lichtschalter befand. Nachdem er das Licht gelöscht hatte, ging er wieder zu seinem Bett und legte sich in dieses. Er drehte sich zur Seite und sah erneut zu seinem Schreibtisch. Das Mondlicht, das durchs Fenster herein schien, fiel genau auf die silberne Kette und den Anhänger, die beide im Dunkeln glitzerten. Mario atmete zitternd aus und zwang sich dann, seine Augen zu schließen. Es machte keinen Sinn, immer an sie zu denken, denn so fühlte er sich nur noch schlechter. Doch er konnte einfach nicht damit aufhören, denn sie beherrschte ihn, seine Gedanken, seine Gefühle. Sie war alles für ihn, immer noch.

Kapitel 33

“Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass das so lange dauert, bis die sich versöhnen”, gab Gregor von sich und lehnte sich nach vorne, stützte sich mit seinen Ellenbogen auf seinen Knien und sein Kinn auf seine Hände ab. Es war der zweite Weihnachtsfeiertag und er war bei Uesugis eingeladen. Während seine Freundin ihre Mutter noch unterstützte, saß er selbst bei ihrem Bruder im Zimmer und redete mit ihm über ein Thema, über das er sich gerade viele Gedanken machte. Seine Schwester und Mario.

“Ich auch nicht, Gregor. Irgendwie dachte ich, die brauchen einfach ein wenig Zeit sich abzuregen, dann reden sie miteinander, stellen fest, dass das alles ziemlich lächerlich war und versöhnen sich miteinander. Von mir aus landen sie noch in der Kiste und fertig, alles wieder gut.”

Gregor lief hochrot an und sah den neben sich Sitzenden an, während er wild mit seinen Händen wedelte. “Verdammt Viktor, es geht um meine Schwester! Da muss ich wirklich nicht hören, dass sie … also, dass sie …”

Der Ältere, der neben Gregor auf dem Sofa saß, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, einen Fußknöchel auf dem Knie des anderen Beines aufliegen, erwiderte den Blick mit hochgezogenen Augenbrauen.

“Was denn? Versöhnungssex.”

Gregors Augen wurden groß und seine Wangen wurden noch viel dunkler.

Sofort lachte Viktor auf und klopfte ihm auf die Schulter. “Alles gut, ich bin ja ganz dankbar dafür, wenn du dir darüber noch keine Gedanken machst, denn …”, er wurde schlagartig ernst, kniff seine Augen zu Schlitzen zusammen und sah Gregor durch diese an, “meine Schwester ist dafür noch viel zu jung, klar? Wage es nicht, deine Hand in anderer Art und Weise an sie zu legen, als sie in den Arm zu nehmen und Händchen zu halten!”

Nun wurde der Jüngere blass. Viktors Blick versprach, Schmerzen zuzufügen, wenn er nicht tat, was dieser sagte.

“O-okay”, stotterte er und nickte eifrig.

Sofort wich Viktors Gesichtsausdruck und er lächelte ihn wieder freundlich an. Ein Schauer rann über Gregors Rücken. Gerade hatte sein Schwager in spe wie Jekyll und Hyde gewirkt und das machte ihm doch ein wenig Angst.

Viktor lehnte sich zurück an die Sofalehne und sah wieder nach vorne. “Also gut, um zurück aufs Thema zu kommen, was machen wir mit deiner Schwester und Mario? Irgendwelche Ideen?”

Auch Gregor ließ sich vorsichtig wieder ins Sofa sinken. “Denkst du denn, dass wir uns einmischen sollten?”

“Naja, bisher haben sie es schließlich nicht geschafft, miteinander zu reden und sich zu versöhnen, zumindest nicht aus eigenem Anreiz. Und ich bezweifle, dass sie es die nächste Zeit hinbekommen. Ist Mario immer noch so schlecht gelaunt?”

Ein Seufzen erklang. “Oh ja. Er versucht zwar, nach außen hin zu wirken, als wäre alles in Ordnung, du hörst an sich auch keine Beschwerde von ihm, aber dann kommt das Training und da sage sogar ich, dass es langsam stressig wird.”

“Okay, das aus deinem Mund ist besorgniserregend”, stimmte Viktor überrascht zu.

“Ja. ich meine, ich habe nichts gegen ein hartes Training einzuwenden, auf keinen Fall, das macht ja eigentlich auch Spaß”, nach einem kurzen Blick zu seinem Nebensitzer stockte Gregor einen Moment, “ähm, zumindest mir macht es Spaß.” Nun zeigte das Gesicht des neben ihm Sitzenden, dass ihm das bewusst gewesen war. Gregor zuckte mit seinen Schultern. “Tatsache ist, dass Mario keinen Fehler, nicht den kleinsten toleriert. Und das macht den Spaß am Training gerade zunichte. Ich meine, jetzt sind sowieso die Weihnachtsfeiertage und Weihnachtsferien, da haben wir entschieden, dass wir das Training ein wenig herunterfahren. Gefallen hat das Mario zwar nicht sonderlich, aber schlussendlich hat die Mehrheit entschieden und da muss er jetzt durch.”

“Wow, ich hätte nicht gedacht, dass du dich gegen zu viel Training aussprichst.”

“Wer sagt, dass ich das habe?”, fragte Gregor und grinste schief.

“Das kann ich mir schon eher vorstellen.”

“Tja, aber wenn es zehn gegen zwei steht, dann ist die Entscheidung eindeutig. Naja, wahrscheinlich treffe ich mich einfach so mal mit Mario, ich muss ihn halt fragen. Mal schauen, ob er Lust hat. Wobei, Lust sicherlich, aber ob er sich mit mir treffen will? Er hält Abstand zu mir, keine Ahnung, ob es einfach nur daran liegt, dass ich Elsas Bruder bin oder daran, was ich ihm bezüglich ihr an den Kopf geknallt habe.”

Nun sah Viktor ihn erstaunt an. “Davon hast du mir aber noch nichts erzählt.”

“Was soll ich dazu sagen? Ich habe ihm gesagt, dass er aufhören soll, sich so beleidigt zu verhalten, dass er von mir aus noch ein paar Tage schmollen soll und dann mit Elsa reden soll. Hat er aber nicht. Tja, vermutlich denkt er, dass ich gegen ihn bin, eben aus dem Grund heraus, dass er mit Elsa Schluss gemacht. Ich meine, klar finde ich es nicht gut, dass er das getan hat und natürlich stehe ich auch zu einem gewissen Punkt hinter meiner Schwester, aber er ist mein bester Freund und das schon viele Jahre. Zudem ist mir klar, dass das alles nur auf einem Missverständnis beruht, denke ich zumindest. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie sich noch lieben und eigentlich bin ich auch überzeugt davon, dass sie wieder zueinander finden werden, auch wenn ich gerade nicht weiß, wie das werden soll.”

“Mhm.” Dieser zustimmende Laut war das einzige, was Viktor dazu von sich gab.

Der Ältere sah nachdenklich nach vorne, grübelte vor sich hin.

“Also ... “, gab er nach ein paar Minuten von sich, “wenn die beiden es nicht von selbst schaffen, dann brauchen sie Hilfe dabei, denkst du nicht auch, Gregor?”

“Ähm … Wie stellst du dir das vor?”

Nun richtete Viktor den Blick aus seinen fast schwarzen Augen wieder auf den neben ihm Sitzenden. “Dass man sie dazu bringen muss, miteinander zu reden, zu interagieren. Vielleicht muss man sie auch zwingen.”

Nun runzelte Gregor seine Stirn. “Ich bezweifle, dass das funktioniert. Wenn man die beiden in die Ecke treibt, schlagen sie eher um sich. Vermutlich ist ja auch das irgendwie der Grund, dass sie sich getrennt haben. Wenn man das Ganze herunterbricht, war es ja auch ein wenig so. Erst hat Mario Elsa in die Ecke getrieben, dann vermutlich sie ihn und das war es schlussendlich. Also, überleg dir was anderes.”

“Ich mache mir wenigstens Gedanken! Bring du doch mal einen Vorschlag!”

“Hmm, wie wäre es, wenn man eine Umgebung schafft, bei der sie beide sind, sie aber an sich erstmal nicht dazu gezwungen sind, miteinander zu reden?”

“Du meinst, also wenn sie beide am gleichen Ort sind, da aber auch noch genug andere Leute sind …”

“Ja, genau so etwas.” Gregor nickte begeistert, weil Viktor es in Worte fassen konnte, was er dachte.

“Ich habs!” Viktor grinste breit.

“Was denn?”

“Ich schmeiße eine Party! Und beide werden dazu eingeladen! Dann sind sie hier, beide am gleichen Ort! Und wer weiß, vielleicht reden sie ja dann doch mal miteinander.”

“Eine Party?” Nun war Gregor wieder verwirrt. “Und was für eine? Weihnachten ist fast vorbei, Geburtstag hast du ja auch nicht und …”

“Silvester! Ich lade einfach die Teufel ein, die Kickers und auch so ein paar Freunde, wo auch Elsa dazu gehört. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.”

“Hmm ... “ Einen Moment wirkte Gregor noch nicht ganz so begeistert, dann nickte er. “Doch, das könnte klappen”, stimmte er zu. “Aber was, wenn es nicht klappt?”

“Da werden wir sicher auch noch eine Lösung finden. Also Gregor, was hältst du davon, wenn …”

Und noch ehe Viktor aussprechen konnte, trat Conny in Viktors Zimmer. “Hey ihr zwei, Oma und Opa sind gerade angekommen. Kommt ihr runter? Dann würden wir gleich essen.”

“Natürlich!”

Gregor sprang sofort auf und strich sich fahrig über das Hemd, das er heute trug. Er hatte Connys und Viktors Großeltern bisher noch nicht kennengelernt, heute war das erste Aufeinandertreffen und er war sehr nervös. Hoffentlich mochten sie ihn.

Conny sah ihm seine Nervosität an. Sie trat zu ihm und griff nach dem Kragen des Hemdes, um ihn ordentlich zu machen. “Mach dir keine Sorgen, sie werden dich sicherlich mögen.”

“Denkst du?”

“Natürlich, dich kann man ja nur mögen.”

“Oder du bist einfach so wie bei mir damals und nervst sie eine Weile, dann mag man dich wirklich irgendwann, vermutlich weil man keine andere Wahl hat!”

“Viktor!”, rief Conny nach dem Spruch ihres Bruders aufgebracht.

Gregor dagegen sah ihn nur ungläubig an. Als er das Grinsen des Älteren sah, musste er auch grinsen. Ihm war klar, was Viktor ihm damit sagen wollte: Mach dir keinen Kopf, sei einfach du selbst. Dankbar nickte er ihm zu, ehe er zu seiner Freundin hinunter sah.

“Na gut, dann gehen wir mal runter und du stellst mich ihnen vor, ja?”

Erstaunt sah Conny auf, erwiderte dann sein Lächeln und nickte. “Ja, das mache ich.”

Sie verschränkten ihre Hände miteinander und machten sich auf den Weg ins Wohnzimmer.

Viktor folgte ihnen, beobachtete sie nachdenklich. Ach, wenn Elsa und Mario auch so unkompliziert wären wie seine Schwester und ihr Freund, das würde vieles einfacher machen. Die Idee mit der Silvesterparty gefiel ihm immer mehr. Er würde nachher mal mit seinen Eltern sprechen und sie fragen, ob sie so eine Party erlauben würden. Falls sie sich querstellen würden, würde er tatsächlich die Karte mit Elsa und Mario ziehen, vielleicht würde sie das ja überzeugen. Zufrieden mit diesem Gedanken nickte er und trat dann ebenfalls in Wohnzimmer ein, um seine Großeltern zu begrüßen.
 

~~~
 

Mario lehnte an der Mauer, hinter sich das aufgemalte Tor der Kickers, seine Hände steckten in seinen Hosentaschen, unter seinem rechten Fuß ein Fußball, den er hin und her schob, während er seinen Blick über seine Freunde gleiten ließ, die nach und nach auftauchte. Gregor hatte ihn heute Vormittag angerufen, ob er diesen Nachmittag zu ihrem Trainingsplatz im Park kommen könnte und dass er die anderen auch alle fragen würde. Worum es ging, hatte der Jüngere aber nicht dazu gesagt. Marios Blick richtete sich auf den Mittelstürmer, der auf dem Platz stand und mit seinem Knie seinen Fußball wieder und wieder hüpfen ließ. Bei ihm standen auch Kevin und die Zwillinge, die voller Feuereifer ebenfalls bei der Sache waren. Es fehlten nur noch Daniel und Sascha, dann wären sie vollständig.

Doch es dauert nicht lange, dann kamen auch die beiden die Treppe hinauf. Sascha schwer schnaufend, denn er trug einen großen Korb mit sich.

“Hey Dicker, was wird das denn? Willst du ein Picknick mit uns machen?”, krähte Kevin laut.

Der Angesprochene stellte den Korb ab und kratzte sich lachend am Hinterkopf. “Nicht so ganz. Ich habe”, er bückte sich und holte etwas aus dem Korb heraus, eine kleine Tüte aus Folie, die in seiner Hand raschelte, “Weihnachtsplätzchen gebacken und jedem von euch welche eingepackt und mitgebracht.” Sofort umringten ihn seine Freunde, die ihn mit leuchtenden Augen ansahen.

“Wow, du bist ja toll!” - “Mensch Sascha, du bist ein super Freund!” - “Das hätte ich gar nicht erwartet!”

Mario, der immer noch an der Mauer stand, beobachtete das rege Treiben und konnte sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen. Dieses war jedoch nur flüchtig und gleich darauf wieder verschwunden. Er lupfte seinen Fußball mit seinem Fuß an und warf ihn so in die Luft, wo er ihn auffing. Anschließend trat er zu seinen Freunden die inzwischen in einem Kreis standen und sich über die Plätzchen freuten, die Sascha verteilte.

“Es ist schön, dass ihr alle da seid”, begann er und sofort hielten alle inne und sahen zu ihrem Kapitän. “Gregor”, richtete dieser schließlich an den Mittelstürmer, “warum hast du uns alle hergerufen?”

Der Angesprochene grinste breit und ließ seinen Blick seinerseits über die Gruppe wandern.

“Ich soll euch allen ausrichten, dass ihr zu der Silvesterfeier der Teufel eingeladen seid. Und ich weiß, dass das sehr kurzfristig ist, immerhin ist bereits in ein paar Tagen der 31. Dezember und ich hoffe, dass ihr alle Zeit habt und nicht schon verplant seid!”

Und wieder sprachen alle wild durcheinander, nur Mario runzelte seine Stirn.

“Was genau bedeutet das?”, fragte Tino nach.

“Die Teufel feiern zusammen und da kam halt die Idee, dass wir doch mit ihnen feiern könnten. Viktor hat es mir erst gestern gesagt, als ich bei ihm, also eigentlich bei Conny war und mit ihr und ihrer Familie Weihnachten gefeiert habe”, beantwortete Gregor die Frage.

“Das hört sich ja toll an”, sagte Tommy schwärmerisch.

“Oh ja, da gibt es sicherlich auch tolles Essen.” Christophs Augen leuchteten auf.

“Wo ist die Feier denn?”, fragte Benjamin.

“Bei Uesugis Zuhause, Viktor hat die Erlaubnis dafür bekommen.” Gregor grinste breit.

“Das wird sicher exklusiv. Wir alle wissen ja, das Uesugis nicht gerade arme Leute sind und immerhin leben sie ja auch auf einem regelrechten Anwesen.” Philipp schob seine Brille auf seinem Nasenrücken nach oben und sah im Kreis herum.

“So ist das also, du heiratest mal in eine sehr privilegierte Familie ein, was Gregor?” Charlie grinste den Mittelstürmer breit an.

Der legte eine Hand auf seinen Hinterkopf, während seine Wangen rot wurden. “Was?”

“Tue nicht so, du genießt das sicherlich heute schon”, fügte Jeremy seinem Bruder hinzu.

“Äh …” Nun wanderte Gregors Blick zu dem anderen Zwilling.

Noch ehe er etwas weiteres sagen konnte, erklang Marios Stimme. “Und das ist an alle gerichtet?”

Sofort sah Gregor seinen besten Freund an. “Natürlich. Die Kickers, das sind wir alle und ich hoffe doch stark, dass wir auch alle können. Wie sieht es aus?” Sein Blick glitt über die anderen.

Es stimmten alle sofort zu, nur Mario blieb ruhig, sagte kein Wort. Erneut sah Gregor diesen an. “Käpt´n? Wie sieht es bei dir aus?”

Der Schatten der über Marios Augen huschte blieb ihm nicht verborgen.

“Hmm, ich weiß nicht, ob ich wirklich Lust auf so eine große Party habe.” Mario zuckte mit seinen Schultern, ballte seine eine Hand in seiner Hosentasche zu einer Faust. Das war nur eine billige Ausrede, nicht mehr. Er hatte tatsächlich keine Lust, so falsch war das nicht, ihm stand nicht der Sinn nach feiern. Ein neues Jahr beginnen und das ohne das Mädchen an seiner Seite, das er so sehr liebte, nein, das wollte er nicht. Und zum anderen hatte er keine Lust, Viktor zu begegnen. Durch das Treffen von Elsa mit dem Torwart der Teufel war der Stein ins Rollen gekommen, der zum Ende seiner und Elsas Beziehung geführt hatte.

“Mensch Mario, komm schon. Silvester ist nur einmal im Jahr”, richtete Benjamin an seinen Kapitän.

“Das sehe ich auch so.” Gregor sah seinen besten Freund ernst an. “Und außerdem fände ich es nur gut und richtig, wenn wir alle gemeinsam gehen, als eine Mannschaft. Als wir Kickers eben.”

“Richtig, wie sieht es denn aus, wenn wir ohne unser Kapitän da auftauchen?”, stimmte Kevin dem Mittelstürmer zu.

Gleich darauf prasselte es von allen Seiten auf Mario ein. Dieser sah mit großen Augen umher und hob schließlich beide Hände abwehrend vor sich.

“Okay, okay, ich habe es verstanden.” Er ließ seine Hände sinken, schob sie in die Hosentaschen und seufzte dabei auf. “Na gut, ich bin dabei.” Etwas anderes schien ihm ja nicht übrig zu bleiben und schlussendlich hatte er nichts anderes vor. Und vielleicht wäre es weniger schlimm ohne Elsa ins neue Jahr zu starten, wenn seine Freunde dabei waren und er nicht allein wäre.

Sie redeten noch eine Weile über alles mögliche, bis Gregor breit grinsend seinen Fußball hochhielt. “Und, wie sieht es aus? Spielen wir noch ein wenig? Wenn wir jetzt schon mal alle hier sind.”

“Hmm, ein Trainingsspiel wird ein wenig schwierig, oder? Es ist so eng. Und Ballabgabe oder so können wir auch nicht so super trainieren.” Christoph legte seine Hand an sein Kinn.

“Ja, wir bräuchten mindestens sechs Bälle, dann könnten immer zwei zusammen gehen. Aber es haben nur Mario, Gregor, Kevin, Charlie und Jeremy einen Fußball dabei, also sind es nur fünf”, überflog Philipp die Lage.

“Ähm, ehrlich gesagt …” Sascha ging zu seinem Korb und zog gleich darauf einen Fußball heraus. “Ich habe auch gedacht, dass wir vielleicht noch ein bisschen spielen”, lachte er.

Einen Augenblick sahen ihn alle still an, dann lachten sie laut los.

“Du bist der Beste, Dicker”, erklärte Kevin breit grinsend.

Auch Mario musste schmunzeln, damit hatte auch er nicht gerechnet. Er hob seine Hände und griff an das Band seiner Mütze, um es noch einmal nachzuziehen, ehe er seinen Fußball vom Boden aufhob. “Na dann ist es doch entschieden, immer zu zweit zusammen.” Seine Freunde sahen ihn nachdenklich an und ihm wurde klar, was das wohl heißen sollte. Ihm war klar, dass er das Training die letzten Wochen zu verbissen genommen hatte, aber es war seine Ablenkung von all den Mist gewesen. Er schloss kurz seine Augen und als er sie wieder öffnete, grinste er schief. “Lasst uns einfach nur Spaß haben, ja?”

Da daraufhin alle begeistert zustimmten, atmete er erleichtert auf. Vermutlich hatte er sie die letzten Wochen vor Weihnachten doch zu streng rangenommen. Und daher war es heute erst recht wichtig, dass sie einfach nur Spaß hatten.

Kapitel 34

“Gehst du schon nach Hause?”

Mario drehte sich herum und Gregor hinter sich stehen, seinen Fußball unter den Arm geklemmt und ihn fragend ansehend.

“Ähm”, murmelte er, “eigentlich war das der Plan, ja.”

Gregor hob seinen Fußball an. “Hast du Lust? Nur du und ich, so wie früher oft? Einfach ein bisschen Tore schießen? Ich hätte nämlich Lust.”

Der Ältere zögerte einen Moment, ehe er nickte. “Warum eigentlich nicht?”

Und länger aus dem Weg würde er ihm vermutlich nicht gehen können. Zudem war Gregor doch sein bester Freund, oder? Ja, damals, als er und Elsa sich getrennt hatten, da war dieser zwar ein wenig angepisst gewesen, aber seitdem hatte er es ihn nicht einmal spüren lassen, dass er ihn verurteilte. Vielleicht nahm er es ihm übel, dass würde er selbst es ihm auch, wenn die Situation umgekehrt wäre. Er folgte Gregor, als dieser unternehmungslustig vor das Tor trat und ging an diesem vorbei, um sich vor dem Tor auf der Mauer in Stellung zu bringen. Er ging leicht in die Knie und streckte die Hände aus, visierte Gregor und den Fußball an.

“Ich bin soweit, also wenn du es auch bist, dann schieß, Gregor!”

Auf diese Aufforderung ließ Gregor sich nicht lange bitten. Er lief ein paar Schritte, traf den Fußball zielgerichtet und schon flog dieser in hohem Bogen auf das aufgemalte Tor zu. Mario sprang ab und fing den Ball mit beiden Händen auf, den er sofort zurück warf.

“Los, weiter!”

Und daraufhin ließ sich Gregor nicht lange bitten. Wieder und wieder schoss Gregor auf das Tor. Mario schaffte es, gut zwei Drittel der Bälle zu halten, bei den anderen hatte er keine Chance. Aber ihm war das recht so, würde Gregor es nicht schaffen, das Tor zu treffen, dann wäre dieser auf seiner Stellung falsch. Und er kannte Gregor am besten, trainierte am meisten mit ihm, wenn also jemand in der Lage war, dessen Schüsse zu halten, dann ja wohl er! Der nächste Ball kam auf ihn zu, eigentlich einfach zu fangen, doch dann erklang eine Aussage, die dafür sorgte, dass er einfach stehen blieb und Gregor mit großen Augen ansah. Der Fußball flog an ihm vorbei und prallte an der Mauer hinter ihm ab.

“Elsa wird auch kommen.”

Mario blinzelte. “Was?”, fragte er ungläubig.

Gregor griff nach dem Fußball der auf ihn zugerollt kam und hob ihn auf. “Ich wollte es dir einfach sagen, es käme mir falsch vor, es dir zu verschweigen und dich dann vor Ort vor die Tatsachen zu stellen.” Gregor richtete sich wieder auf und sah seinen besten Freund ernst an.

“Ich …” Mario blinzelte und sein Herz zog sich zusammen. Elsa … sie wiedersehen …

“Ich könnte verstehen, wenn du doch nicht zu der Silvesterparty kommen willst, aber ich sehe es wie Kevin. Wie wirkt es, wenn alle Kickers da sind, nur du nicht? Du bist unser Kapitän und wie ich es vorher gesagt habe, es wäre schöner, wenn wir als geschlossene Mannschaft bei der Party auftauchen.”

Mario ballte seine Hände zu Fäusten und sah seinen Gegenüber ungläubig an.

“Habt … ihr das extra so geplant?”, fragte er leise.

Einen Moment huschte etwas über Gregors Blick doch es war zu schnell, als dass Mario es wirklich festhalten und identifizieren konnte.

“Es ist die Feier von Viktor und den Teufeln. Wir Kickers sind eingeladen. Und eben noch andere Freunde, zu denen auch Elsa zählt. Als Freundin von Conny und auch von Viktor. Als eine Freundin, bevor du dir jetzt sonst noch was zusammen reimst.” Gregor bemühte sich, einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten, Mario sollte nicht bemerken, dass diese Feier tatsächlich nur deshalb geplant worden war, damit er und Elsa wieder aufeinandertreffen würden.

Mario sah ihn noch einen Moment an, ehe er zur Seite sah.

“Naja, irgendwann werde ich wohl wieder auf sie treffen müssen, oder?”, presste er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.

“Wie geht es dir, Mario?”

Erstaunt sah der Angesprochene auf und erkannte, dass Gregor ein paar Schritte auf ihn zugetreten war und sich nun nur noch einen knappen Meter von ihm entfernt befand.

“Wie?”

Nun zuckte der ihm Gegenüberstehende mit den Schultern. “Mario, du bist mein bester Freund. Das bist du schon lange und du bleibst es auch, wenn du nicht mit Elsa zusammen bist, daran ändert das nichts. Außer du lässt dir etwas Unverzeihbares zuschulden kommen, aber diese Situation jetzt, die ist es nicht. Zumindest, ähm, was ich eigentlich sagen will ist, dass ich als dein bester Freund gerne für dich da wäre, gerade jetzt. Und glaube mir, ich rede über das, was du mit mir besprichst, kein Wort mit meiner Schwester, das was zwischen uns beiden ist, bleibt auch zwischen uns.”

Mario musste bei Gregors ernstem Blick schlucken. Etwas in ihm sträubte sich dagegen, es laut auszusprechen, seine Gefühle zu offenbaren, aber auf der anderen Seite … Vielleicht wäre es ja gut, würde ihm vielleicht sogar helfen. Er öffnete seinen Mund und schloss ihn gleich darauf wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben. Er blinzelte dann öffnete er seinen Mund erneut.

“Ich vermisse sie”, gab er leise und mit brüchiger Stimme von sich.

Gregors Augen leuchteten auf. “Dann rede doch mit ihr, sag ihr das!”

Nun runzelte Mario seine Stirn. “Dass ich sie vermisse, ändert aber nichts daran, dass sie mir das mit Viktor verschwiegen hat, es ihr egal war, wie ich empfunden habe. Und ich bin immer noch ein wenig wütend, auch wenn ich das eigentlich nicht will.”

“Oder”, Gregor sah ihn an, “bist du vielleicht auf dich selbst wütend? Weil du dich von Elsa getrennt hast, obwohl du es eigentlich gar nicht wolltest. Und dass du diese Wut einfach auf sie überträgst?”

“Was?”

“Hey, könnte doch sein, oder?”

Mario blinzelte, wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er schnaubte und drehte sich herum. “Du willst sagen, dass ich wütend auf mich bin, auf das, was ich getan habe …”

“Ja, das war es so ungefähr.”

“Aber das ändert trotz allem nichts daran, dass Elsa mir nichts gesagt hat und ich dann wie ein Volltrottel da stand. Und schlussendlich war doch sie es, die mit der Trennung von uns angefangen hat.”

“Mensch Mario!” Gregor seufzte auf. “Hast du es immer noch nicht verstanden? Elsa hatte Angst davor, dass du denkst, dass sie mit dir Schluss gemacht hat, als sie zu dir gesagt hat, dass sie von dir in Ruhe gelassen werden wollte. Sie hatte Angst vor dem, was dann tatsächlich eingetreten ist. Durch diese Angst hat sie wohl das verursacht, was sie auf keinen Fall wollte. Mensch Mario, weißt du eigentlich, was sie in den Tagen vor Weihnachten gemacht hat? Sie hat sämtliche Schränke ausgemistet. Unsere Mutter meinte, dass sie ihr Leben ausgemistet hat, um sich von dir abzulenken.”

“Aha.”

“Und meine Mutter meinte auch, dass du so etwas ähnliches gemacht hast, nur dass du dich komplett auf den Fußball konzentriert hast.”

Mario runzelte bei Gregors Worten seine Stirn. Irgendwie hatte Akane ja recht damit, dass er sich auf den Fußball konzentriert hatte, so hatte er sich ablenken können, nicht so viel an Elsa gedacht. Und doch, das, was Gregor davor gesagt hatte, das beschäftigte ihn gerade viel mehr.

“Sie wollte nie mit mir Schluss machen …”

Nun sah Gregor ihn verwirrt an, ehe er seinen Kopf schüttelte. “Nein, natürlich nicht! Elsa liebt dich. Und ich rede nicht in Vergangenheitsform, denn ich bin mir sicher, dass sie es immer noch tut. Du liebst sie auch, immer noch, oder?”

Der Angesprochene sah auf, erwiderte Gregors Blick und zuckte mit seinen Schultern.

“Du sagst, du vermisst sie. Du würdest sie nicht vermissen, wenn du sie nicht immer noch lieben würdest.”

Nun biss Mario sich auf die Unterlippe. “Ich … Was willst du hören, Gregor?”

Der sah ihn an und grinste. “Das sollte dir doch klar sein. Ich will von dir hören, dass du sie immer noch liebst.”

“Gregor …”

“Ich weiß. Ich weiß es, du weißt es. Und vielleicht schafft ihr es ja irgendwann, dass ihr euch aussprecht. Wer weiß, vielleicht sogar in zwei Tagen.”

Und wieder sah Mario Gregor nur an, ohne ein Wort zu sagen. Doch man konnte ihm ansehen, dass er nachdachte

“Nun gut, wie sieht es aus, noch eine Runde?” Gregor griff nach einem der beiden Fußbälle, die auf dem Boden lagen, hob ihn auf und hielt ihn seinem besten Freund grinsend entgegen.
 

~~~
 

“Ihr macht was?” Elsa hielt sich das Telefon ans Ohr.

“Viktor macht eine Silvesterparty, zusammen mit den Teufeln. Gregor kommt natürlich auch, vielleicht noch ein paar andere Leute. Aber ich kenne die meisten nicht wirklich und ich hätte gerne ein bekanntes Gesicht dabei.”

Elsa schmunzelte einen kurzen Moment. “Conny, ist dein Freund nicht ebenfalls dabei? Das hast du mir doch gerade gesagt, oder?”

“Ja, das schon, aber … du kennst ihn doch. Wenn er da mit einem anderen Haufen Fußballer ist, wird er über nichts anderes reden. Nicht, dass ich damit grundsätzlich ein Problem hätte, ich weiß ja, dass er ganz verrückt nach Fußball ist, das war er schon damals, als ich ihn kennen gelernt habe, aber ich finde es wirklich auch ganz schön, eben nicht die ganze Zeit über Fußball reden zu müssen, das verstehst du doch, oder?”

“Ja, das tue ich tatsächlich. Aber ich weiß nicht, ob ich den Silvesterabend mit einer Horde Fußballer verbringen will. Das ist nicht gerade das Thema, über das ich gerne spreche oder mich mit auseinandersetzen.”

Denn wenn man ehrlich war, Fußball … Fußball war für Elsa untrennbar mit Mario verbunden. Natürlich hatte sie früher hauptsächlich wegen ihrem Bruder Kontakt zu Fußball gehabt, aber dass sie sich wirklich dafür interessierte hatte einzig und allein an Mario gelegen. Er war es, weswegen sie sich damit beschäftigt hatte, plötzlich allen Spielen der Kickers beiwohnte, weil sie ihn sehen wollte. Und heute, heute hatte sie das Gefühl jedes Mal in Tränen auszubrechen, wenn es auch nur im Ansatz um Mario ging, selbst wenn nur die Kickers ein Thema waren, denn Mario war der Kapitän der Kickers, die Mannschaft und er waren für sie untrennbar miteinander verbunden.

“Und genau dafür bin dann doch ich da!”, klang Connys Stimme durch den Hörer. “Ich werde mich mit dir nicht über Fußball unterhalten, vermutlich über alles andere, nicht darüber.”

“Hmm …”, gab Elsa nachdenklich von sich.

“Ach komm schon, gib dir einen Ruck. Tue es für mich, ja?”

Bei dem flehenden Tonfall konnte Elsa doch gar nicht anders, als zuzusagen.

“Okay”, antwortete sie daher.

“Oh super, vielen Dank Elsa, da freue ich mich wirklich.” Conny klang begeistert und zauberte ihrer Freundin für einen kurzen Augenblick ein Lächeln auf die Lippen.

“Dafür habe ich etwas gut bei dir.”

“Okay. Was hältst du von einem Milchshake? Wir könnten shoppen gehen. Da gibt es einen tollen Laden im Shoppingcenter, der die besten Milchshakes weit und breit macht.”

Elsas Gesichtszüge erstarrten und ihre Augen weiteten sich. Ihr war klar, welchen Laden Conny meinte. Und sie wusste auch, dass die Milchshakes dort gut waren, immerhin hatte sie dort schon einmal einen getrunken, auf diesen hatte Viktor sie eingeladen.

“Ähm, schauen wir mal, ja?”, erwiderte sie leise.

“Das machen wir. Bis dann, Elsa.”

“Ja, bis dann, Conny.”

Nachdem beide den Anruf beendet hatten, räumte Elsa das Telefon auf und ging zurück in ihr Zimmer, wo sie sich auf ihr Bett legte. Ihr Kinn legte sie auf ihre Hände, die vor ihr auf dem Kopfkissen lagen und seufzte. Sie sollte sich einfach über Connys Einladung zu der Silvesterfeier freuen. Natürlich waren da Fußballer, ja, aber nicht er, also musste sie doch nicht an ihn denken! Sie sollte wirklich aufhören, jeden Fußball und jeden Fußballer mit ihm in Verbindung zu bringen. Ja, er war der Grund für ihr Interesse am Fußball gewesen, doch sie mochte den Sport auch ohne ihn und sonst könnte sie sich auch einfach nicht mehr damit beschäftigen. Doch, das war doch richtig so … Elsa drehte sich auf ihren Rücken, starrte auf die weiße Decke über ihr. Mario war es, der nach einem dummen Streit entschieden hatte, dass er nicht mehr mit ihr zusammen sein wollte, also musste sie ihn einfach endlich vergessen! Es gab noch viele andere tolle Jungen da draußen und sie war noch jung, sie musste sich doch nicht auf ihn allein festlegen. Und während sie sich diese Gedanken machte, es sich einredete, liefen wieder stumme Tränen über ihre Wangen und tropften neben ihr ins Kopfkissen.
 

~~~
 

“Hey Gregor.”

“Hallo Viktor. Ist Conny auch da?” Der Jüngere sah sich um, sobald er das Haus von Uesugis betreten hatte.

Viktor nickte. “Ja, die ist oben, warte, ich rufe sie gleich.”

“Nein, nein, musst du nicht. Also … noch nicht jetzt sofort. Ich bin eigentlich in erster Linie zu dir gekommen.”

Die Augenbrauen des Angesprochenen hoben sich. “Aha. Darf ich ihr das unter die Nase reiben?”

Sofort runzelte Gregor seine Stirn. “Nein! Natürlich nicht! Klar bin ich in erster Linie wegen dir gekommen, um kurz mit dir zu reden, aber dich hätte ich auch einfach nur anrufen können. Ich bin persönlich gekommen, um Conny dann noch sehen zu können. Nur wegen dir wäre ich nicht hierher gekommen.”

Sofort legte Viktor eine Hand auf sein Herz und verzog sein Gesicht. “Das schmerzt Gregor, genau hier an dieser Stelle.”

Sein Gegenüber verdrehte seine Augen. “Du bist nicht lustig.”

Viktor ließ seine Hand wieder sinken und sah ihn ernst an. “Schade aber auch. Na gut, weshalb bist du denn gekommen? Also zu mir, bei meiner Schwester kann ich mir das, leider, vorstellen.”

Nun erschien ein Grinsen auf Gregors Gesicht. “Wir Kickers haben uns heute getroffen. Und was soll ich sagen, wir kommen, alle, vollständig, auch wenn ich dir sagen kann”, er wurde ernst, “dass es schon eine Aufgabe war, Mario davon zu überzeugen.”

“Wie das?” Viktor sah seinen Besucher mit gerunzelter Stirn an.

“Er wollte erst nicht, meinte, er hätte keine Lust auf Party. Und noch weniger Lust hatte er dann, als ich ihm gesagt habe, dass Elsa auch da sein wird.”

Nun sah Viktor ihn fassungslos an. “Ernsthaft? Du hast ihm gesagt, dass Elsa kommen wird? Ich dachte wir wollen, dass die beiden dort aufeinander stoßen und vielleicht, beziehungsweise hoffentlich, miteinander reden werden.”

“Ganz ruhig, Viktor.” Gregor hatte beide Hände abwehrend zwischen ihnen hochgehoben und ließ sie nun wieder sinken. “Ich habe entschieden, es ihm zu sagen. Ich denke, das ist besser, als wenn er überrascht wird und dann einfach wieder umdreht und geht, denn das kann ich mir bei ihm gerade gut vorstellen. Er hat zwar einen Moment gebraucht, um sich mit dem Gedanken anzufreunden, in ein paar Tagen auf Elsa zu treffen, aber er hat dann gemeint, dass er sie ja sowieso irgendwann wieder sehen muss und gesagt, dass das schon gehen wird.”

“Na immerhin ist es gut gegangen.”

Sofort sah Gregor den Älteren seufzend an. “Ach Viktor, was denkst du denn von mir? Ich hätte nicht locker gelassen.”

Nun grinste Viktor breit. “Okay, da hast du recht, anders habe ich dich schließlich auch nicht kennen gelernt.”

Ein Lachen erklang. “Richtig. Du hast Erfahrung darin, du weißt, wie ich sein kann.”

“Oh ja, die habe ich.”

Die beiden Jungen grinsten sich zufrieden an, der Plan schien aufzugehen.

“Oh”, brachte Gregor da hervor, “eines noch. Mario ist nicht auf den Kopf gefallen, er hat mir sofort unterstellt, dass wir das geplant hätten. Ich habe es verneint und behauptet, dass es eben eine Feier der Teufel ist und wir Kickers und ein paar andere Freunde, darunter eben Elsa, ebenfalls eingeladen sind.”

Viktor seufzte. “Na hoffen wir, dass wenn die Wahrheit irgendwann ans Licht kommt, die beiden wieder ein Paar sind und uns verzeihen können, weil ihnen eben klar ist, dass wir es nur ihretwegen gemacht haben.”

Sein Gegenüber nickte. “Ja, das hoffe ich auch.”

Und noch ehe einer von ihnen beiden etwas sagen konnten, erklangen Schritte auf der Treppe und gleich darauf eine sanfte Stimme.

“Oh Gregor, du bist hier? Das ist aber schön.”

Kapitel 35

Seine Hände steckten in den Hosentaschen und er wippte auf seinen Füßen vor und zurück, während sein Blick auf das Tor vor dem Haus von Uesugis gerichtet war. Ein Seufzen entkam ihn. Wollte er wirklich dort hinein?”

“Hey Käpt´n!”, erklang hinter ihm plötzlich eine Stimme, daher drehte Mario sich um und erkannte seine Freunde, die gerade auf ihn zukamen.

“Was ist los, traust du dich da nicht rein?” Charlie grinste ihn an.

“Unser Käpt´n doch nicht!” Jeremy zwinkerte Mario zu.

“Ähm …”, erwiderte dieser nur und blinzelte überrascht.

“Also los Mario, nicht hier festwachsen, rein mit uns!”

Kevin legte ihm einen Arm um die Schultern und grinste ihn ebenfalls an, was dazu sorgte, dass auch Mario schmunzeln musste. Seine Freunde … und er war froh darüber. Entschlossen sah er wieder vor sich auf das Haus. Doch, er würde den Abend, die Nacht schon überstehen, immerhin waren auch seine Freunde dabei und mit diesen wollte er eine gute Zeit verbringen. Und wenn Elsa da war … vielleicht könnte er ja …

“Los geht es!”

Noch ehe er seine Gedanken zu Ende bringen konnte, liefen die anderen bereits los und er wurde durch Kevins Griff an seinen Schultern nach vorne geschoben, direkt auf den Eingang zu.

“Hey, schön dass ihr gekommen seid!”

Viktor begrüßte die Ankömmlinge und richtete seinen Blick dann auf seinen Rivalen, im sportlichen Sinne und auch im Titel als bester Torwart ihrer Altersstufe.

“Ich freue mich wirklich, dass du gekommen bist, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass du auch mich wegen der ganzen Sache nicht mehr sehen willst.”

Mario bemerkte die verwunderten Blicke seiner Freunde, ignorierte diese aber und konzentrierte sich auf den Gastgeber.

“Um ganz ehrlich zu sein, ich hatte es mir überlegt, ob ich es tatsächlich will. Und ich wollte eigentlich nicht unbedingt, aber Gregor hat gemeint, dass es schöner wäre wenn wir Kickers zusammen als eine Mannschaft hierher kommen, daher bin ich da.”

“Wie gesagt, ich bin froh darüber und ich hoffe sehr, dass unsere Freundschaft nicht so sehr unter der Sache leidet, dass sie auseinander bricht, das wäre mehr als schade.”

Die beiden Torwarte sahen sich an, ehe Mario seine Stirn runzelte.

“Das fände ich auch, aber lass mir da einfach noch ein wenig Zeit.”

“Hmm …” Viktor musterte ihn nachdenklich, dann grinste er breit und hielt seinem Gegenüber eine Hand entgegen. “Ein Spiel, Teufel gegen Kickers. Gewinnen wir, vergiss die Sache endlich, gewinnt ihr, bekommst du deine Zeit. Also, was denkst du?”

“Hat einer von euch eine Ahnung, um was es da geht?”, murmelte Kevin in Richtung der Zwillinge, die gemeinsam hinter Mario standen.

“Ne, keine Ahnung”, antwortete Jeremy.

“Wegen Elsa vielleicht?”, erwiderte Charlie leise.

Noch bevor einer der drei etwas weiteres sagen konnte, ergriff Mario Viktors Hand. “In Ordnung, Kickers gegen Teufel. Und wir machen es so, wie du gesagt hast.”

“Gut.” Viktor erwiderte den Händedruck. “Gleich morgen?”

“Was?” - “Ihr spinnt doch!” - “Auf keinen Fall morgen! Mensch, heute ist Silvester!”

Mario deutete schief grinsend über seine Schulter. “Du hörst, Viktor, die drei sehen den morgigen Tag als nicht so sinnvoll für ein Spiel gegen euch an.” Er ließ seine Hand sinken. “Und ich würde ihnen zustimmen. Was hältst du von übermorgen?”

“2. Januar, passt, 15 Uhr? Und bei euch oder bei uns.”

“Du hast uns herausgefordert, also würde ich jetzt einfach mal sagen, bei uns. 15 Uhr passt.”

“In Ordnung. Schön, dass wir uns alle hier versammelt haben, dann können wir es doch gleich mal allen so weitergeben. Und jetzt kommt mit rein.” Viktor drehte sich herum und ging vor den Neuankömmlingen in Richtung des Wohnzimmers.

Mario folgte ihm und blickt dann in Richtung der Treppe, als er wie erstarrt stehen blieb. Dort war sie! Sein Blick war auf sie gerichtet, er konnte ihn nicht abwenden, auch wenn er wollen würde. Und dann schien auch sie ihn zu bemerken.
 

~~~
 

“Wirklich? Das hat Gregor gar nicht erzählt, er meinte, dass das Treffen mit deinen Großeltern eigentlich ganz gut war.”

Conny kicherte und hielt eine Hand vor ihren Mund, während sie gemeinsam mit Elsa aus ihrem Zimmer trat und zur Treppe lief. “Ach, du kennst deinen Bruder ja, der ist einfach ein kleiner Tollpatsch. Aber im großen und ganzen hat es wirklich gut geklappt und ich glaube, meine Großeltern mögen ihn. Vielleicht gerade, weil er so ein Tollpatsch ist …”

Die beiden Mädchen gingen nebeneinander die Treppe hinunter. Elsa musste einen Moment schmunzeln, als Conny noch etwas über Gregor sagte. In der Zeit sah sie die Treppe hinunter und blieb dann abrupt stehen. Ihre Augen weiteten sich erschrocken und sie griff neben sich, ihre Hand umschloss Connys Unterarm und dieser entkam ein kleiner Schmerzenslaut, anscheinend war der Griff der Älteren zu fest, doch das nahm Elsa gar nicht wahr.

“Warum … ist er hier?”, presste sie hervor, während sie Mario immer noch mit großen Augen anstarrte. Auch er nahm seinen Blick nicht von ihr.

“Mario?”, fragte Conny und ignorierte einen Moment Elsas schmerzenden Griff und sah ebenfalls die Treppe hinunter, wo sie ihn stehen sah. Er sah zu ihnen hinauf, aber hatte eindeutig nur die neben ihr Stehende im Blick.

“Was macht er hier?”, fragte Elsa schockiert.

“Ehrlich gesagt”, gab Conny von sich und sah überall hin, nur nicht zu ihrer Freundin, “soviel ich weiß, haben Viktor und die Teufel auch die Kickers eingeladen und die wollten vollständig kommen …”

“Du … du hast gewusst, dass er kommen wird?”

Nun sah Conny doch wieder neben sich und zuckte zusammen, als sie Elsas wütenden und empörten Blick bemerkte.“Ähm, ja, schon irgendwie”, gab sie zu und stupste die Fingerkuppen ihrer Zeigefinger zusammen. Sie sah erneut zu Mario hinunter, der gerade von einem der Teufelspieler angesprochen wurde. Er blickte noch einmal zu Elsa, denn drehte er sich herum und folgte dem anderen Fußballer ins Wohnzimmer.

“Du wusstest, dass ausgerechnet er kommt und hast mir nichts gesagt?”

Elsas Blick war immer noch auf Conny gerichtet, die unter diesem zusammen zuckte.

“Ich wollte halt gerne, dass du kommst”, murmelte sie schuldbewusst. “Und ich wusste, dass du nicht kommen wirst, wenn ich es dir sage …”

“Daher hast du es mir lieber verschwiegen.”

“Ich … ja. Ich habe es dir doch am Telefon gesagt - ich will nicht nur mit den Fußballern zusammen sein, ich will einfach auch jemanden dabei haben, den ich mag.”

“Es sind genug andere Mädchen da, immerhin haben die Fußballer, die eine Freundin haben, diese mitgebracht.” Eine Handbewegung unterlegte Elsas Aussage.

“Aber die kenne ich doch nicht”

“Du könntest sie kennenlernen!”

“Aber ich wollte eben, dass du kommst. Ich wollte mit dir ins neue Jahr hinein feiern!” Conny klang beinahe trotzig und außerdem hatten ja auch Gregor und Viktor gesagt, dass sie Elsa fragen sollte, was sie sehr gerne gemacht hatte. Sie wollte wirklich mit ihrer Freundin zusammen feiern. Und wer weiß, vielleicht könnte Elsa heute endlich mal mit Mario sprechen, sich vielleicht sogar aussöhnen, das wäre noch viel toller.

“Conny!”, zischte Elsa und drehte sich herum, um die Treppe wieder hinauf zu laufen.

“Was machst du da?”, fragte die Jüngere und sah ihrer Freundin mit großen Augen hinterher.

“Ich hole meine Sachen und gehe wieder nach Hause!”

Nun weiteten sich Connys Augen ungläubig. “Was?”

“Was erwartest du denn? Dass ich den Abend über mit ihm verbringe?” Elsa sah über ihre Schulter nach hinten und fixierte ihre Freundin.

Die schüttelte sofort ihren Kopf. “Nein … also … du musst doch keine Zeit mit ihm verbringen, du könntest dich auch einfach von ihm fernhalten.”

“Ich will mich aber erst recht nicht in seiner Nähe aufhalten.”

“Elsa …”

“Lass es gut sein, Conny. Ich stelle mir den Start ins neue Jahr einfach schöner vor als mit dem Typen, der einfach mit mir Schluss gemacht hat, obwohl ich …” Elsa stockte mitten im Satz, nein, das wollte sie nicht laut aussprechen. “Egal.” Und dann lief sie weiter die Treppe hinauf.

Conny sah ihr mit immer noch geweiteten Augen hinterher. Was sollte sie tun? Ihr hinterherlaufen und weiter versuchen sie zum Bleiben zu überreden? Oder …? Kurzerhand drehte sie sich herum und lief die Treppe hinunter und ins Wohnzimmer. Ihr Blick glitt durch den Raum, bis sie den Gesuchten gefunden hatte und kurzerhand zu diesem lief.

Viktor lächelte sie an, als sie vor ihm zu stehen kam, das Lächeln schwand aber sofort.

“Sie will gehen!”

“Was?”

“Du hast mich schon richtig verstanden, sie will nicht hier bleiben!”

Viktors Augen weiteten sich und er sah in die Richtung, in der Gregor stand. Was jetzt? Schlussendlich fand diese Silvesterparty nur für einen Zweck statt, sie wollten Elsa und Mario dazu bringen, dass sie sich versöhnten, vielleicht sogar wieder zueinander fanden.

“Ich werde mit ihr reden!”, erklärte er und wollte sich gerade auf den Weg machen, als eine andere Stimme erklang.

“Vielleicht … sollte ich mit ihr reden …”

Sofort sahen die Uesugi-Geschwister zur Seite, wo Mario stand und sie ansah.

“Ich … ich gehe zumindest davon aus, dass ihr von Elsa redet?”

Conny nickte und ein leises “Ja” verließ ihre Lippen.

Man konnte Mario ansehen, dass er mit sich selbst kämpfte, so einfach schien ihm das nicht zu fallen, was er sagte und was er überlegte zu tun. “Und ich nehme auch an … dass sie meinetwegen gehen will, oder?”

Wieder nickte Conny, dieses Mal sagte sie jedoch nichts.

“Willst du wirklich … hältst du es für sinnvoll, dass du mit ihr sprichst?” Viktors Blick war ernst auf den Jüngeren gerichtet. Der erwiderte den Blick ohne wegzusehen.

“Ich weiß es nicht genau, ob es sinnvoll ist, aber vielleicht … Ich würde es einfach versuchen, wenn es nicht klappt, dann redet ihr halt nochmal mit ihr.” Mario zuckte mit seinen Schultern.

Conny und Viktor wechselten einen Blick, dann nickte der Ältere. “Okay, dann mach das, aber jetzt sofort!”

“Die Treppe hoch und die zweite Türe links”, erklärte Conny den Weg zu ihren Zimmer und dann sahen sie und ihr Bruder Mario hinterher, als dieser sich ohne ein weiteres Wort zu sagen auf den Weg machte.
 

~~~
 

“Das darf doch wirklich nicht wahr sein!”, zischte Elsa, während sie in Connys Zimmer ihre Sachen zusammen suchte. Sie hatte heute bei ihrer Freundin übernachten wollen, zudem hatten sie und die Jüngere vorher gemeinsam ausgewählt, was sie heute anziehen wollten, daher waren viele ihrer Sachen in Connys Zimmer verteilt. Sie hielt inne, als vor ihrem inneren Augen erneut das Bild auftauchte, wie Mario sie gerade angesehen hatte. Seit der Trennung vor ungefähr drei Wochen hatte sie ihn nicht mehr gesehen und sie hatte ihn auch nicht sehen wollen, das hatte gerade tiefe Wunden aufgerissen. Ihn da zu sehen, vor sich, nicht weit von ihr weg, das löste in ihr den Wunsch aus, sich einfach wieder in seine Arme zu werfen, sich an ihn festzuklammern und ihn nie wieder loszulassen. Aber auf der anderen Seite, er war es gewesen, er hatte sich von ihr getrennt! Sie würde ihm sicherlich nicht wieder um den Hals fallen!

“Dummer Idiot”, murmelte sie leise.

Hinter ihr klopfte es an der Zimmertüre.

“Was?”, gab sie bissig von sich. Sie bezweifelte stark, dass es Conny war, die würde an ihrer eigenen Türe doch nicht anklopfen. Also ging sie stark davon aus, dass es jetzt ihr Bruder war, der sie zum bleiben überreden wollen würde. Oder, als Alternative, Viktor, der würde sie auch nicht einfach gehen lassen. Aber da hätten beide Pech! Doch die Stimme, die nun erklang, die hatte sie nicht erwartet, nicht einmal als allerletzte. Ihr Herz begann schneller zu schlagen.

“Elsa …”

Sie drehte sich herum und sah ihn mit großen Augen an. Dort stand er, im Türrahmen, seine Hände in den Hosentaschen vergraben und sah sich im Zimmer um, vermied jeden Blick zu ihr.

“Conny hat gemeint, dass du gehen willst …”

Die Angesprochene biss sich auf die Unterlippe und sah auf ihre kleine Reisetasche, die vor ihr auf Connys Bett stand, ehe sie nach den Griffen langte und ihre Hand darum schloss.

“Wegen mir?”

Sie zuckte zusammen, erwiderte aber immer noch nichts.

“Das … wenn du gerne hier bleiben willst, dann kann ich gehen.”

Nun sah sie doch zu ihm und erstarrte, als sie bemerkte, dass er seinen Blick auf sie gerichtet hatte. Sie blinzelte, sagte jedoch immer noch nichts.

“Ich brauche das hier nicht unbedingt, du kennst mich und weißt, dass so Partys nicht wirklich mein Ding sind. Ich bin nur hier, weil die anderen gemeint haben, dass ich dabei sein soll, aber ich denke, dass sie alle sicherlich Verständnis dafür haben, wenn ich unter diesen Umständen wieder gehe.” Immer noch war sein Blick ernst auf sie gerichtet.

Elsa blinzelte, runzelte ihre Stirn. Öffnete ihren Mund, schloss ihn wieder, ehe sie ihren Kopf schüttelte. “Ich … ich denke nicht, dass … Du … deine Freunde sind doch alle hier, daher hast du doch mehr davon als ich”, sagte sie endlich, jedoch sehr leise.

“Aber du hattest dich sicher mehr darauf gefreut als ich.”

Langsam schüttelte sie ihren Kopf, ehe sie ihn zur Seite drehte und den Blickkontakt unterbrach.

“Oder”, gab er zögerlich von sich, “wir bleiben beide und bekommen es hin. Es sind doch unsere Freunde, nicht nur meine oder deine.”

Erneut blickte Elsa zu ihm und runzelte ihre Stirn. “Hältst du das für sinnvoll? Du und ich … ich meine …” Sie zuckte hilflos mit ihren Schultern.

“Ich denke schon, dass wir das hinbekommen sollten, wir sollten alt genug dafür sein, in einem Raum sein zu können, gemeinsam, obwohl …” Mario sprach nicht weiter, sah Elsa immer noch ernst an.

Sie sah ihn nachdenklich an, ehe sie langsam nickte. “Wir … können es ja versuchen. Gehen können wir immer noch, wenn es … nicht mehr geht.”

Der Junge nickte. “Falls es nicht geht, dann ja.”

Elsa zögerte noch einen Moment, dann ließ sie die Henkel ihrer Reisetasche los.

“Okay.”

“Okay?”

“Ja, okay. Ich bleibe.”

“Das ist gut … und wir können ja einfach Abstand halten, wenn du das magst …”

Nun ruckte Elsas Blick erneut zu Mario, der sich wieder im Zimmer umsah. “Was? Wie meinst du das?”

“Was?”

“Wenn ich es mag … wenn ich was mag?”

Mario blinzelte und zog seine Hände aus seinen Hosentaschen. “Das … kannst du dir doch denken.”

“Nein Mario, nein, das kann ich nicht!” Elsa drehte sich nun so herum, dass sie ihm gegenüber stand und verschränkte ihre Arme vor ihrem Oberkörper. “Was soll ich mir denken können?”

Seine Augen weiteten sich ein wenig, als er die Wut in ihren Augen aufblitzen sah. Er war sich nicht sicher gewesen, was ihn erwarten würde, wenn er hier hoch zu ihr kommen würde um mit ihr zu sprechen. Sicherlich hatte er nicht erwartet, dass sie ihm um den Hals fallen würde, aber noch weniger hatte er erwartet, dass sie immer noch wütend war.

“Ich …”

“Lass es einfach, Mario. Ich denke, wir gehen uns einfach weiterhin aus dem Weg und fertig!”

Er runzelte seine Stirn, ehe er nickte. “Okay.” Dann drehte er sich herum, um Connys Zimmer wieder zu verlassen.

“Mario”, erklang ihre Stimme hinter ihm, kaum dass er aus dem Raum getreten war und daher drehte er sich nochmal zu ihr herum.

“Ja?”

“Du irrst dich mit dem, was du gesagt hast.”

Nun sah er sie verwirrt an. “Was meinst du damit?”

Sie trat zu ihm an die Türe und sah ihm in die Augen. “Du hast vorher gesagt, dass ich dich kennen würde. Aber … das stimmt nicht! Ich dachte tatsächlich, dass ich dich kennen würde, aber ich hätte nie erwartet, dass du mir nicht vertraust! Ich dachte, dass du mich genug lieben würdest und wüsstest, wie sehr ich dich liebe! Und ich habe sicherlich nicht erwartet, dass du dich einfach so von mir trennst!”

Und dann schlug sie die Zimmertüre vor seiner Nase zu.

Kapitel 36

“Hey, kommst du klar?”

Viktor ließ sich neben Mario auf das Sofa sinken, auf dem dieser saß. Der Angesprochene sah neben sich, ehe er einen Schluck aus dem Becher trank, den er in der Hand hielt.

“Geht schon”, murmelte er, nachdem er den Becher wieder abgesetzt hatte.

“Wirklich?” Viktor folgte Marios Blick und war wenig erstaunt, Elsa am anderen Ende stehen zu sehen. Sie unterhielt sich gerade mit Conny und einem der anderen Mädels, die hier waren.

“Ich bin erstaunt darüber, dass du sie tatsächlich davon überzeugen konntest, dass sie hier bleibt”, sagte er, als von Mario nichts kam.

“Warum? Hattest du wirklich erwartet, dass sie geht?”, fragte der Jüngere mit einem genervten Tonfall in der Stimme.

“Ähm, ja. Zumindest eben, dass Gregor oder ich nochmal mit ihr sprechen müssen, um sie zum Bleiben zu überreden. Aber tja, anscheinend hast du es geschafft, obwohl sie dir am liebsten den Kopf abreißen würde, wenn ich die Blicke richtig deute, die sie dir bisher zugeworfen hat.”

Viktor nahm war, dass Mario seine Augenbrauen zusammenzog und auch der Stimme des anderen konnte man anhören, dass er eigentlich gar keine Lust hatte, sich mit ihm darüber auseinander zu setzen.

“Tja, dann ist es ja gut, dass du es nicht musstest.” Mario trank erneut einen Schluck aus seinem Becher. Er hatte wirklich keine Lust, sich mit Viktor über Elsa zu unterhalten, wirklich nicht. Auch mit keinem anderen aber noch weniger mit ihm. Und dann sagte dieser etwas, so dass er sich prompt verschluckte und einen Teil seines Getränkes prustend wieder hervor würgte.

“Wusstest du eigentlich, dass sie an dem Tag, an dem du dich von ihr getrennt hast, mit dir schlafen wollte?”

Gleich darauf schlug Viktor mit der flachen Hand auf Marios Rücken, bis dieser sich wieder beruhigt hatte und ihn nun mit weit aufgerissenen Augen und hochrotem Kopf ansah.

“Was?”

Mario blinzelte nur, während Viktor schief grinste.

“Hast mich schon richtig verstanden. Sie hat gemeint, dass sie eigentlich an diesem Abend mit dir schlafen wollte, es dir dadurch zeigen wollte, dass … ähm, wie war es? Ah ja, um dir nahe zu sein und dir zu zeigen, dass es ihr ernst mit dir ist. Sozusagen astreiner Versöhnungssex.”

“Viktor!” Mario sah ihn nun erst wütend an, dann jedoch überwog die Überforderung. “Woher weißt du das?”

“Sie hat es mir gesagt.” Ein Schulterzucken ging mit der Antwort überein.

“Warum … warum hat sie es dir gesagt? Ich dachte, da läuft nichts!”

“Mario Hongo! Wie wäre es, wenn du ihr und vielleicht auch mir endlich mal vertraust? Ja, da ging nichts! Da ging noch nie irgendetwas! Ich habe es dir schonmal gesagt, mir ist klar, dass ihr beide zusammen gehört!”

“Aber warum hat sie dir dann gesagt, dass sie mit mir …” Erneut färbten sich die Wangen des Jüngeren rot.

Viktor seufzte auf, stützte einen Ellenbogen auf seinem Knie ab und sein Kinn auf der Hand. “Sie war am Tag nach eurer Trennung bei mir, weil sie mir doch mit der Vorbereitung für Connys Geburtstagsparty geholfen hat und da ist sie in Tränen ausgebrochen und hat mir erzählt, dass du dich von ihr getrennt hast. Da ist ihr dann auch das herausgeplatzt. Sie hat zwar noch dazu gesagt, dass sie mir das eigentlich gar nicht hat sagen wollen, aber da war es halt schon zu spät. Und keine Sorge, ich habe niemanden etwas davon gesagt, außer dir jetzt eben. Aber gut, vielleicht hilft das deinem Gedankenwirrwarr da oben drin.” Er sah zu Mario, ohne seinen Kopf von seiner Hand zu nehmen.

“Und was genau meinst du damit jetzt schon wieder?”

“Ähm … das weißt du doch, oder?”

“Würde ich sonst fragen?” Mario wurde langsam ungehalten.

Erneut seufzte der Ältere auf und lehnte sie wieder nach hinten. “Mario, Mario … Wie wäre es, wenn ihr euch einfach versöhnt? Sag ihr, dass es dir leid tut und dass du sie immer noch liebst. Und von mir aus habt dann euren Versöhnungssex.”

“Ernsthaft? Du hast echt einen an der Waffel!”

Und wieder setzte Mario seinen Becher an, jedoch mehr, um seine roten Wangen dahinter zu verbergen. Sein Blick wanderte erneut zu Elsa. Sie zog seinen Blick einfach magnetisch an. Was Viktor gerade eben gesagt hatte … Elsa … sie hatte sich damals mit ihm versöhnen wollen und stattdessen hatte er sie dumm angemacht und dann zu allem übel noch ihre Beziehung beendet, obwohl er das doch eigentlich gar nicht wollte. Und doch … Sie war wütend auf ihn, das hatte sie vorher ja eindrucksvoll gezeigt, als sie ihm Connys Zimmertüre direkt vor der Nase zugeschlagen hatte. Und das wiederum hatte auch ihn wütend gemacht. Und nun kam Viktor noch damit an, dass sie sich doch einfach versöhnen sollten … von dem anderen Thema mal abgesehen, das ihn wirklich durcheinander brachte.

“Sie will doch nicht mit mir reden”, grummelte er und verstummte gleich darauf. Das hatte er nicht laut sagen wollen. Er wollte nicht über sie reden …

“Wirklich? Was habt ihr denn dann vorher im Zimmer von Conny gemacht? Übereinander hergefallen sicherlich nicht.”

Mario verdrehte seine Augen. Warum konnte Viktor dieses Thema nicht endlich lassen? Und wenn er eigentlich schon weniger über Elsa reden wollte, dann noch weniger darüber. Und eigentlich wirklich und sowas von überhaupt nicht mit Viktor!

“Hmm … uns gestritten? Oder so ... “ Er seufzte. “Ich habe ihr gesagt, dass bevor sie geht ich gehen kann. Oder ob wir beide hier bleiben, wir können ja Abstand zueinander halten. Und da wurde sie eben etwas ungehalten und dann hat sie mir Connys Türe vor der Nase zugeschlagen. Nachdem sie mir eindrucksvoll klar gemacht hat, dass meine Aktion sie verletzt hat …”

“Natürlich hat es sie das. Du hast dich von ihr getrennt, obwohl sie dich liebt und du sie doch angeblich auch.”

“Was heißt hier angeblich? Natürlich lieb…” Mario sah zur Seite und als er den Blick aus den fast schwarzen Augen auf sich gerichtet bemerkte, verstummte er und sah wieder nach vorne.

“Sprich dich ruhig aus, Mario.”

Von diesem kam kein weiteres Wort.

“Okay, dann beende ich den Satz für dich. Natürlich liebst du sie immer noch.”

“Halt die Klappe, Viktor!”

“Warum? Treffe ich damit etwa ins Schwarze? Du liebst sie, immer noch und es verletzt dich, dass sie so zu dir ist. Aber soll ich dir etwas sagen, daran bist du ganz selbst schuld.”

“Verdammt, das weiß ich auch selbst!”, brüllte Mario laut und seine Stimme drang durch den ganzen Raum, sodass alle Gespräche verstummten und alle ihn ansahen. Als ihm das bewusst wurde und vor allem, dass auch Elsas Blick nun auf ihn gerichtet war, stand er auf. “Ich gehe eine Runde raus und schnappe frische Luft”, knurrte er.

Viktor sah ihm grinsend hinterher. Also so eine Reaktion hatte er nun wirklich nicht erwartet.

“Was war das denn?”, fragte kurz darauf Gregor, der vor seinem Freund auftauchte und sich dann gleich darauf neben ihm auf das Sofa setzte, genau dorthin, wo Mario vor ein paar Sekunden noch gesessen hatte.

“Ich glaube, ich habe Mario ein wenig genervt.”

“Wie das?”

Erneut grinste Viktor. “Was denkst du denn? Mit deiner Schwester natürlich.”

“Ich dachte eigentlich, dass es das Ziel wäre, dass die beiden sich wieder miteinander versöhnen und nicht, dass sie sich nur noch schlimmer zerstreiten.”

“Keine Sorge, das ist es nicht. Das er so laut geworden ist und anschließend den Raum verlassen hat, war eher, weil ich ihm gesagt habe, dass er sie doch immer noch liebt.”

Gregor sah den neben sich Sitzenden nachdenklich an, ehe er schmunzelte. “Und sein Aufschrei lautete doch, dass er das weiß.”

“Richtig.”

Die beiden Jungen blickten sich an und sahen dabei sehr zufrieden aus.

“Das ist schon mal die richtige Richtung.” Gregor nickte.

“Oh ja. Aber dabei habe ich doch meinen finalen Schlag noch gar nicht ausgepackt.” Viktor grinste noch mehr als zuvor und rieb sich erfreut die Hände.

“Was hast du denn vor?”

“Das werde ich dir nicht sagen, denn sonst wird es vielleicht nicht funktionieren. Wobei ich sagen muss, es ist schon riskant, entweder klappt es, dann kommen die beiden wieder zusammen oder das war es, endgültig.”

Gregors Augen weiteten sich entsetzt. “Wie bitte? Du kannst hier doch nichts bringen, das die beiden endgültig auseinander bringt!”

“Ach, da mach dir mal keinen Kopf, ich bin von meinem Plan überzeugt. Spätestens nächstes Jahr finden die beiden wieder zusammen.” Viktor winkte zufrieden ab.

“Haha, nächstes Jahr ist bereits morgen.” Die Ironie in Gregors Tonfall war nicht zu hören.

“Ich weiß.”

DIe Aussage des Jüngeren wurde ignoriert, einfach abgetan, so dass dieser seine Augen verdrehte und aufstand. “Wehe dein Plan geht nicht auf!”

“Ich sagte doch, das wird schon klappen. Mach dir da mal keine Kopf drum, Gregor.”

Und erneut winkte Viktor ab und sah dann breit grinsend dem Mittelstürmer hinterher, als dieser ebenfalls davon ging.
 

~~~
 

“Gehst du mir etwa aus dem Weg?” Viktor trat neben Mario, der draußen auf der Terrasse von Uesugis stand. Dorthin war er nach dem Gespräch mit dem Älteren verschwunden und das war nun auch schon fast eine Stunde her. “Und ist dir eigentlich nicht kalt?”, fügte er seiner ersten Frage hinzu.

“Geht schon”, murmelte Mario und ignorierte, was Viktor zuvor gefragt hatte.

“Krass, oder? In einer halben Stunde beginnt schon das neue Jahr.” Der Ältere steckte seine Hände in seine Hosentaschen und trat direkt neben seinen Kumpel, um neben ihm in den Sternenhimmel zu schauen. “Und keine Wolke da oben, das bedeutet, dass wir nachher eine super Sicht auf das Feuerwerk haben werden.”

“Stimmt, von hier aus auf jeden Fall.”

Marios Gedanken wanderten zu dem Balkon, zu dem man von Elsas Zimmer aus Zutritt hatte. Von dort aus wäre der Ausblick auf das Feuerwerk sicher unglaublich. Dazu noch sie in seinen Armen zu halten. Sein Herz zog sich zusammen und stach unangenehm. Verdammt, er vermisste sie und Viktors Worte von vorher hatten sicherlich nicht dabei geholfen, dass es ihm besser ging. Noch dazu, wo er sie nun nicht nur vor seinem inneren Augen sondern und er sie persönlich sah, da sie auch hier war. Erst jetzt bemerkte er, dass Viktor etwas gesagt hatte.

“Was?”, fragte er diesen.

“Ich hatte gefragt, was du mit dem Brauch an Neujahr machst …”

“Was für einen Brauch?” Mario runzelte fragend seine Stirn. Was meinte der Ältere?

“Na den Kuss zu Neujahr!”

“Kuss?”

“Ja, Kuss. Man zählt doch von zehn runter, wenn es ins neue Jahr geht. Und wenn man bei null ankommt, küsst man die Frau!”

Nun blinzelte Mario verwirrt. Kuss zu Neujahr? Davon hatte er noch nie etwas gehört. “Was genau willst du von mir, Viktor?”

“Was wohl?”, erwiderte dieser und sah ihn an. “Küsst du Elsa?”

Ein fassungsloses Kopfschütteln folgte auf diese Frage. “Dir ist klar, dass wir nicht mehr zusammen sind!”

“Ja. Aber mir ist auch klar, dass du sie noch liebst und sie dich. Und es wäre doch für Elsa schon echt traurig, dass sie den Neujahrskuss nicht bekommt, nur weil ihr beide euch gestritten habt.”

“Ernsthaft? Ernsthaft, Viktor? Das war kein kleiner Streit! Wir sind getrennt, kein Paar mehr!” Mario wurde wütend.

“Aber nur, weil ihr noch nicht richtig miteinander gesprochen habt. Und wer weiß, vielleicht ist so ein Kuss ja genau richtig.” Der Ältere zuckte zu seiner Aussage mit den Schultern, sah generell sehr gelassen aus, während der neben ihm Stehende vor Wut fast zu explodieren schien.

“Du hast sie nicht mehr alle! Du bist doch mit ein Auslöser dafür, dass Elsa und ich nicht mehr zusammen sind!”, gab Mario laut und aufgebracht von sich.

“Ja und du weißt, dass mir das wirklich leid tut. Ich würde es wirklich gerne rückgängig machen, aber das kann ich nicht. Was ihr aber machen könntet, ist euch zu versöhnen. Also, wie wäre es mit einem Kuss zu Neujahr?”

“Du … du bist irre!”

“Nein, bin ich nicht. Ich sehe nur ein Problem und will es lösen.”

“Du bezeichnest Elsa und mich als Problem?”

“Ne, gerade eher nur dich.”

Mario tippte sich an die Stirn, zeigte Viktor einen Vogel. “Ich glaube, du bist gerade das Problem hier! Und nur zur Erinnerung, Elsa will unter anderem nicht mit mir sprechen! Es bin sicherlich nicht nur ich ein Problem!”

“Aber einer muss den ersten Schritt machen, das ist nunmal so, Mario. Also, warum machst du ihn nicht?”

“Warum sollte ich für etwas den ersten Schritt machen, den der andere gar nicht will? Ich könnte noch so oft zu Elsa gehen, sie will nicht mit mir reden!” Und wieder biss Mario sich auf die Unterlippe und ballte seine Hände zu Fäusten. Wie schaffte es Viktor immer wieder, Sachen aus ihm herauszuholen, die er eigentlich gar nicht sagen wollte und noch weniger vor ihm?

“Okay, sag mir Mario, wie oft in den letzten Wochen hast du mit Elsa versucht zu sprechen?” Viktor verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper und sah den Jüngeren mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Die Wangen von diesem färbten sich rot. “Ähm …”

“Lass mich raten, noch gar nicht.”

“Ich habe vorher mit ihr geredet und da hat sie mir eindrucksvoll gezeigt und durch die Blume gesagt, dass sie nicht in meiner Nähe sein will, also will sie auch nicht mit mir reden. Und du hast es selbst gesagt, dass sie mich nur wütend ansieht!”

“Ach Mario”, Viktor seufzte auf, “wirklich? Wenn du sie wirklich noch liebst, dann solltest du vielleicht mal anfangen, um sie zu kämpfen.”

“Viktor, ich habe wirklich keine Lust, mich darüber zu unterhalten und noch weniger, ausgerechnet mit dir über Elsa zu reden. Das ist eine Sache allein zwischen ihr und mir, dich geht das nichts mehr an, du hast genug getan. Also lass es einfach bleiben. Ich warte den Jahreswechsel noch ab, dann verschwinde ich von hier!” Mario steckte seine Hände in seine Hosentaschen und drehte sich herum, um ins Haus zurück zu gehen. Er wollte lieber zu ein paar Menschen, mit denen er lieber Zeit verbrachte, als hier mit dem Teufel.

“Und was ist mit Elsa?”, erklang hinter ihm, als er erst ein paar Schritte gemacht hatte.

Der Jüngere blieb stehen und sah über seine Schulter nach hinten. “Was soll mit ihr sein?”

“Küsst du sie jetzt zu Neujahr?”

Mario runzelte seine Stirn, sagte jedoch nichts. Das könnte sich der Ältere doch denken!

“Na gut, wenn du sie nicht küsst, dann küsse eben ich sie!”

Nun weiteten sich Marios Augen ungläubig und er drehte sich zu Viktor um. Wut überkam ihn und er machte mit geballten Fäusten einen Schritt auf ihn zu. “Was? Ernsthaft jetzt? Ich dachte, zwischen euch ist nichts und da wird auch nie etwas sein! War das alles nur dummes Gelaber?”

Sofort hob der Ältere seine Hände abwehrend mit den Handflächen nach vorne vor sich. “Ich will auch nichts von ihr, wirklich nicht. Aber nur weil du so dumm bist, ist es für Elsa unfair, dass sie auf den Neujahrskuss verzichten muss. Und wenn du es nicht tust, mache es eben ich als ein Freund.” Er lief los, an Mario vorbei, der ihn mit großen Augen erneut fassungslos anstarrte. Auf dessen Höhe blieb er stehen. “Oder du machst es doch, musst du wissen, was dir lieber ist.”Bei diesen Worten klopfte er ihm noch einmal auf die Schulter, dann machte er, dass er wegkam, denn so wie Mario ihn nun ansah, wusste er gerade nicht, ob er das neue Jahr überhaupt noch lebend erreichen würde.

Kapitel 37

Conny sah auf die Uhr an der Wand und anschließend zu ihrer Freundin, die ihr gegenüberstand. “Nur noch ein paar Minuten, dann beginnt das neue Jahr!” Sie klatschte vor Freude in ihre Hände.

“Ja, stimmt.” Auch Elsa sah zu der Uhr, ehe sie durch den Raum sah. Als ihr Blick auf den von Mario traf, runzelte sie ihre Stirn und sah sofort wieder weg, während sie leise schnaubte. Zu wissen, dass er hier war, ganz in ihrer Nähe, machte sie schon die ganze Zeit über verrückt. Alles in ihr sehnte sich danach, einfach bei ihm zu sein, neben ihm zu stehen, seine Hand zu halten oder vielleicht sogar seinen Arm um sich liegen zu haben. Und doch, vorher, als er zu ihr gekommen war, hatte sie sogar einen Moment gehofft, dass er ihretwegen kommen würde, doch er war nur aufgetaucht, um sie dazu zu überreden, nicht zu gehen weil es ja auch für alle anderen schade wäre. Was es ihm bedeutete hatte er ja ganz klar gesagt, als er gemeint hatte, dass sie ja Abstand halten könnten. Klar hatte er auch gesagt, dass er gehen könnte und hatte nicht sogar Gregor vorher in einem Nebensatz mal erwähnt, dass Mario eigentlich gar nicht hatte kommen wollen und er ihn überredet hatte? Aber gut, was erwartete sie auch von ihm? Er hatte sich von ihr getrennt und dass er sie nun nicht mehr sehen wollte, gehörte anscheinend dazu. Und sie wollte ihn doch eigentlich auch nicht sehen, oder? Sie legte eine Hand auf ihr Herz und hielt sich dort am Stoff ihres Oberteiles fest, während sie ihren Blick auf den Boden richtet. Warum war er so gemein zu ihr?

“Also wir gehen jetzt alle raus, ihr kommt doch mit, oder?” Viktor tauchte neben den beiden Mädchen auf und sah sie an.

“Natürlich kommen wir mit, nicht wahr Elsa?” Connys Augen leuchteten vor Freude auf das Feuerwerk.

Diese nickte. “Selbstverständlich. Wir müssen nur noch unsere Jacken holen”, antwortete die Gefragte.

“Da bin ich euch voraus, hier.”

“Oh Gregor, du bist so toll!” Connys Augen leuchteten, als ihr Freund ebenfalls zu ihnen trat und ihnen beiden ihre Jacken entgegenhielt.

“Danke, kleiner Bruder”, sagte auch Elsa und nahm ihre Jacke entgegen.

Gleich darauf gingen die beiden Mädchen, die warm eingepackt und eingemummelt waren, zusammen mit Gregor und Viktor hinaus auf die Terrasse, wo sich alle versammelten.

“Leute, gleich ist es soweit!” Gordon behielt seine Armbanduhr ganz direkt im Auge. “Nur noch kurz. Und … zehn, neun, acht, sieben …”

Alle stimmten mit ein und zählten die letzten Sekunden bis zum neuen Jahr hinunter.

Elsa schlang ihre Arme um sich und fühlte sich in diesem Moment einfach nur einsam. Vor ein paar Wochen hätte sie noch fest damit gerechnet, dass sie zusammen mit Mario ins neue Jahr starten würde, aber damit hatte sie sich eben geirrt.

“... drei, zwei, eins - frohes neues Jahr!”

Und während um sie herum alle jubelten, erschien jemand direkt vor ihr. Sie sah auf und erstarrte gleich darauf, als der Blick desjenigen direkt auf sie gerichtet war.

“Frohes neues Jahr, Elsa!”

Eine Hand legte sich auf ihre Wange und dann beugte sich derjenige zu ihr hinunter und näherte sich mit seinen Lippen ihren, während ihr Herz fast aus ihrem Brustkorb zu fliegen schien, so stark wie es plötzlich schlug, dazu hatte sie ihre Augen weit aufgerissen. Was …?
 

~~~
 

“Zehn, neun, acht, sieben, …”

Als Gordon die letzten Sekunden herunterzuzählen begann, stand Mario mit verschränkten Armen da und suchte in der Menge nach Elsa. Dort stand sie, hatte ihre Arme um sich geschlungen und starrte zu Boden. Viktors Worte waren in seinem Kopf und drehten dabei fast hohl. Ein Kuss zu Neujahr … Elsa und er waren nicht mehr zusammen, wie ihm Viktor vorher oft genug und mal wieder deutlich klar gemacht hatte. Also warum sollte er sie küssen? Ja, er liebte sie noch, auch das hatte Viktor ihm wieder und wieder vorgehalten, aber … er war es auch gewesen, der die Beziehung zwischen Elsa und ihm beendet hatte. Also, wie könnte er es wagen, sie zu küssen und …

“... drei, zwei, eins - frohes neues Jahr!”

Um ihn herum erklang lauter Jubel, doch das nahm Mario gar nicht wahr. Seine Augen weiteten sich entsetzt, als er sah, dass Viktor zu Elsa trat und dieser eine Hand auf die Wange legte. Der Kerl würde doch nicht wirklich … Und noch ehe er groß darüber nachdenken konnte, setzte der Torwart sich in Bewegung und hielt auf Elsa und Viktor zu.
 

Elsas Herz schlug fast unangenehm in ihrer Brust, während Viktors Lippen sich ihren näherten. Was tat er da? Und dann wurde der Ältere plötzlich zurückgezogen, von ihr weg. Einen ganz kurzen Moment war sie erleichtert, doch dann fing ihr Herz doppelt so schnell an zu schlagen, wie zuvor schon, denn nun fiel ihr Blick auf ein paar dunkle Augen, die ebenfalls auf ihre gerichtet waren, sie regelrecht zu hypnotisieren schienen. Und dann griff er mit seinen Händen nach ihren Wangen und ehe sie reagieren, es wirklich realisieren konnte, was da passierte, zog er sie zu sich, senkte seinen Kopf und schon lagen seine Lippen auf ihren. Elsa blinzelte noch einen Moment, dann schloss sie ihre Augen, erwiderte den Kuss. Ihre Hände wanderten in seinen Nacken, hielten sich dort fest, seine Hände wanderten von ihren Wangen zu ihren Seiten, zogen sie fest an sich, presste sie regelrecht an sich. Seine Zunge strich über ihre Lippen, baten um Eingang, den sie ihn nur zu gern gewährte.
 

“Was war denn das?”, fragte Gregor, nachdem er seinen Blick von dem Paar nehmen konnte, an den neben ihm Stehenden. “Wolltest du meine Schwester gerade eben ernsthaft küssen?”

Viktor wischte sich über die Stirn. “Ich sags dir, ich habe gerade eben schon Schweißausbrüche gekommen und dachte, ich muss sie jetzt wirklich küssen, dabei will ich das gar nicht!”

“Und warum hast du es dann fast gemacht?” Gregor verschränkte seine Arme vor dem Oberkörper und sah seinen Freund stirnrunzelnd an.

“Na deswegen”, antwortete dieser und deutete auf Elsa und Mario, die sich immer noch küssten.

“Aha … ich verstehe kein Wort, Viktor.”

“Hach, weißt du, ich habe Mario vorher ein wenig getriezt, vielleicht sogar gereizt. Ich wollte ihn herausfordern und wie du siehst, hat es ja geklappt.”

“Und wie genau hast du das gemacht?”

“Ich habe vorher eine Weile auf ihn eingeredet, dass es doch ein Brauch ist, dass die Frau zu Neujahr einen Kuss bekommt und dass wenn er Elsa nicht küsst, dass ich sie dann küssen werde, denn es wäre ja gemein, dass Elsa auf ihren Kuss verzichten muss, nur weil er so dämlich ist. Und anscheinend hat es funktioniert, zumindest würde ich das behaupten.”

Gregor nickte und seufzte. “Ja, zum Glück. Jetzt verstehe ich, was du damit gemeint hast, dass das auch schief gehen kann, zumindest nehme ich an, dass das dein finaler Schlag war, von dem du geredet hast?”

Ein Nicken und ein breites, sehr zu zufriedenes Grinsen waren die Antwort auf die Frage.

“Na gut, zum Glück hat es geklappt, denn hättest du Elsa nun wirklich geküsst, dann wäre es das vermutlich mit den beiden gewesen. Immerhin war es der Anfang des Endes zwischen den beiden, als du Elsa um ihre Hilfe gebeten hast und sie das auch getan hat.”

Nun kratzte sich Viktor am Hinterkopf und lachte verschämt. “Ja, das hast du wohl recht …”

Als vor ihnen plötzlich ein wütender Aufschrei erklang, sahen sie mit großen Augen dorthin, wo Elsa und Mario sich gerade noch geküsst hatten.
 

~~~
 

Elsa lag in Marios Armen, war sich seiner mit jeder Faser ihres Körpers bewusst, während ihr Herz wie ein kleiner Vogel flatterte. Das hier hatte sie vermisst! Bei ihm zu sein, ihm so nahe zu sein. Sie hatte ihn vermisst. Und endlich … endlich war sie wieder da, wo sie hingehörte, in seinen Armen.

Sie hatten sich sicherlich bereits minutenlang geküsst, als ihr bewusst wurde, was sie hier gerade eigentlich tat. Sie lag zwar in den Armen des Jungen, den sie liebte, in den Armen, in denen sie sein wollte … Aber … was war das hier? Er hatte sich doch von ihr getrennt, wollte gar nicht mehr mit ihr zusammen sein! Warum also …? Sie legte beide Hände gegen Marios Brust und schob ihn mit Kraft von sich.

“Was soll das?”, schrie sie dabei.

Mario taumelte zwei Schritte zurück, wodurch er auch seine Hände von ihr löste und sah sie mit großen Augen an. Auch ihm schien erst jetzt klar zu werden, was er da gerade getan hatte.

“Ich …”, gab er dabei von sich, schien durcheinander zu sein.

“Wieso küsst du mich einfach?”

“Weil …” Mario sah Elsa mit großen Augen an, sah einen Moment zu Viktor und dann wieder zu dem Mädchen vor sich zurück.

“Was ist eigentlich dein Problem?” Elsa trat zu ihm und piekste ihm schmerzhaft ihren Finger in die Brust. “Du hast dich von mir getrennt! Du hast mit mir Schluss gemacht! Es war deine Entscheidung, nicht mehr mit mir zusammen sein zu wollen, du wolltest mich nicht mehr!”, schrie sie ihn dabei an. Ihre Stimme war so laut, dass alle der Anwesenden mitbekamen, was sie von sich gab.
 

Tommys Augen weiteten sich, so wie die der anderen, anwesenden Kickers. “Was, Mario war es, der mit Elsa Schluss gemacht hat?”, fragte er ungläubig.

“Das hat sie gerade gesagt, also würde ich davon ausgehen, dass es wirklich so ist”, beantwortete Philipp die Frage des Verteidigers.

“Ist ja krass!” Tino starrte mit großen Augen auf das ehemalige Paar, das sich gerade noch innig geküsst hatte und sich nun gegenüberstand, Elsas ganzer Körper in Kampfhaltung.

“Okay, also wusste eigentlich keiner von uns so wirklich, warum die beiden getrennt sind, oder? Zumindest wusste ich nicht, dass es Mario gewesen ist, der sich von Elsa getrennt hat”, sagte Benjamin.

“Ich auch nicht”, stimmte Christoph ihm zu und die anderen auch gleich darauf.

“Und was denkt ihr, wird das jetzt? Anscheinend war es ja Mario, der sie einfach geküsst hat.” Sascha legte seinen Kopf schräg.

“Elsa hat den Kuss erwidert, oder? Und das mehr als leidenschaftlich.” Nun sahen alle Daniel an, der eine Hand an seinem Kinn liegen hatte und Elsa und Mario anvisierte.

“Alter”, murmelte Christoph und schüttelte seinen Kopf, ehe er ebenfalls zu seinem Kapitän und dessen Ex-Freundin sah. Seine Stirn runzelte sich, dann seufzte er und deutete auf die offene Terrassentüre, die ins Wohnzimmer von Uesugis führte. “So gerne ich mir das jetzt eigentlich ansehen würde, vielleicht sollten wir reingehen und sie in Ruhe lassen. Wir werden schon mitbekommen, was daraus werden wird.”

Es erklang zwar unzufriedenes Gemurmel, aber ihnen allen war klar, dass der Verteidiger recht hatte, also gingen sie gemeinsam ins Haus zurück, aber nicht, ohne immer wieder zu Elsa und Mario zu sehen, die sich weiter lautstark stritten.
 

“Du spinnst doch! Du kannst mich nicht einfach so küssen!”

“Was willst du denn sonst? Hätte ich einfach zuschauen sollen, wie Viktor dich küsst? Der Kerl, mit dem du ja angeblich nichts hast?”, schrie Mario zurück.

“Ich habe auch nichts mit ihm!”

“Du wiederholst dich!”

“Das muss ich bei dir ja anscheinend auch ständig! Es geht dir anscheinend einfach nicht in deinen dummen Dickschädel, dass ich nichts von ihm wollte, noch nie wollte und nie wollen werde! Verdammt nochmal, ich war mit dir zusammen, dem Jungen den ich liebe! Warum also sollte ich ausgerechnet etwas von Viktor wollen!”

Der stand immer noch an Ort und Stelle und legte nun eine Hand auf seine Brust, an die Stelle, hinter der sein Herz schlug. “Das zu hören ist sehr schmerzhaft, Elsa.”

Elsa und Mario richteten gleichzeitig ihre Blicke aus wütend funkelten Augen auf ihn.

“Halt die Klappe, Viktor!”, brüllten sie synchron, ehe sie sich wieder sich gegenseitig zuwandten und der Streit direkt weiter ging.

Gregor, der immer noch neben dem Teufel-Torwart stand, die Hände in den Jackentaschen vergraben, hob seine Augenbrauen. “Naja, zumindest waren sie da gerade vereint, wenn man das so sehen möchte …”

Viktor sah zu dem Jüngeren und anschließend zu Elsa und Mario zurück, die alles um sich herum ignorierten und sich gegenseitig weiter anschrien, ehe er schmunzelte. “Das kann man wohl sagen, naja, ich gehe rein, kommst du mit Gregor?”

Der nickte. “Ja, gerne. Conny ist auch schon drinnen, ich glaube, sie wollte sich einen Tee machen.”

Gemeinsam gingen auch die zwei hinein und da auch alle anderen bereits das Weite gesucht hatten, befanden sich nur noch Elsa und Mario auf der Terrasse. Sie hatten ihre Hände zu Fäusten geballt und blickten sich wütend an während sie sich gegenüber standen. Doch plötzlich sank Elsas Körperhaltung in sich zusammen, wie als ob jegliche Spannung aus ihren Gliedmaßen gewichen wäre. Sie schlang ihre Arme um sich und senkte ihren Kopf, um Mario nicht mehr ansehen zu müssen. Mario blinzelte verwundert, dann löste er seine Fäuste und trat auf sie zu.

“Elsa, was ist los?”, fragte er zögerlich.

“Ich will das nicht mehr. Ich will nicht mit dir streiten”, schluchzte sie leise und als sie ihren Kopf hob, erkannte Mario entsetzt die Tränen, die über ihre Wangen liefen. “Du weißt doch gar nicht, wie sehr es mich verletzt, was du da die ganze Zeit tust”, schluchzte sie leise.

“Was genau meinst du damit?”, fragte er nun leise.

“Du zeigst mir ganz eindeutig, dass du mich nicht mehr willst und das tut verdammt weh. Ich sollte mich doch langsam an den Gedanken gewöhnt haben, oder? Du liebst mich nicht mehr, so ist das eben, also muss auch ich meine Gefühle für dich endlich unter Kontrolle bekommen. Ich muss einfach damit klar kommen.” Elsa schluchzte erneut auf, wischte sich mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht. Doch dies war sinnlos, denn schon kamen die nächsten Tränen hinterher, daher senkte sie ihren Blick wieder. Er musste sie so wirklich nicht sehen.

“Aber so ist es doch gar nicht”, erwiderte ihr Gegenüber mit stockender Stimme, sodass sie erstaunt ihren Blick erneut hob.

“Was … meinst du?”

“Elsa, es gibt nichts, was ich mehr bereue, als dass ich mich von dir getrennt habe. Das war der größte Fehler, den ich in meinem Leben bisher gemachte habe. Ich habe es in dem Moment bereut, als ich es ausgesprochen habe.”

“Aber …” Elsa blinzelte ungläubig.

“Ich war wütend … und ich war überzeugt davon, dass ich auf dich wütend bin, habe es mir regelrecht eingeredet, um die Trennung irgendwie rechtzufertigen … aber … Gregor hat vor ein paar Tagen mit mir gesprochen und ich muss zugeben, er hatte recht.”

Elsas Blick war fragend auf ihn gerichtet.

“Er … er hat mir gesagt, dass ich eigentlich auf mich selbst wütend bin und … er hatte recht damit. Ich bin wütend auf mich gewesen, weil ich das Mädchen, das ich liebe, einfach so aufgeben habe, aus verletztem Stolz, weil ich nicht nachgeben wollte. Das war dämlich von mir. Und heute, ich habe mir weiter eingeredet, dass das mit uns … Viktor hat mich den ganzen Abend über echt auf die Palme gebracht, immer und immer wieder. Und dann der Kuss gerade eben … Er hat gesagt, dass er dich zu Neujahr küsst, wenn ich es nicht tun würde und das konnte ich nicht zulassen. Ich will nicht, dass jemand anderes dich küsst, dir so nahe ist, Elsa. Ich liebe dich und das … das will ich einfach nicht, ich würde es nicht ertragen. Und ich glaube, deshalb war ich auch so eifersüchtig, als du ihm geholfen hast, seine Freundin gespielt hast. Ich mag nicht, dass dir jemand anderes so nahe ist. Es tut mir leid, dass ich so ein Idiot war, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, dir nicht zu vertrauen.” Er sah sie ernst an.

“Mario”, hauchte sie leise, während die nächsten Tränen über die Wangen liefen, doch dieses Mal aus einem anderen Grund.

“Ich verstehe es, dass du mich nicht zurück willst, bei dem Mist, den ich gebracht habe und -”

“Mario”, gab sie erneut von sich, streckte dieses Mal ihre Hand aus und legte sie auf seinen Brustkorb, brachte ihn so dazu, seinen Satz abzubrechen. “Ich …” Sie runzelte ihre Stirn, dachte angestrengt nach, ehe sie seufzte. “Vielleicht können wir uns treffen, miteinander reden und dann schauen, wie es mit uns weitergehen soll.”

Er nickte langsam. “Ja, vielleicht sollten wir das …”

“Gut.” Elsa ließ ihre Hand sinken und trat einen Schritt zurück, sah zur Seite. Ihr Herz schlug unglaublich schnell in ihrer Brust und doch … sie wusste nicht, was sie mit den Gefühlen tun sollten, die gerade in ihr um die Oberhand kämpften. Die Freude über das, was er gesagt hatte und die Liebe, die sie für ihn empfand, gegenüber diesen Gefühlen standen die schlechten, die sie die letzten Wochen gehabt hatte, der Streit mit Mario, den Liebeskummer wegen der Trennung und auch die Wut auf ihn. So gerne sie ihm in die Arme sinken wollte, sie konnte es nicht, etwas in ihr sträubte sich dagegen. Und daher sollten sie erst über alles reden, in Ruhe und ohne die Blicke, die vom Inneren des Hauses sicherlich auf sie gerichtet waren. Ohne weiter nachzudenken, drehte sie sich herum und lief auf das Haus zu.

“Elsa”, erklang seine Stimme leise hinter ihr.

Sie blieb stehen, ohne sich umzudrehen. “Ja?”

“Hättest du morgen Zeit? Dann könnten wir miteinander reden.”

Ein kurzes Zögern, dann nickte sie. “Ja”, wiederholte sie, ehe sie weiterging.

Mario sah ihr hinterher, sein Herz schlug aufgeregt, hüpfte regelrecht in seiner Brust. Er fühlte sich wie von einer Last befreit und erleichtert. Und vor allem voller Freude. Elsa, sie beide, es würde alles gut werden, da war er sich sicher.

Kapitel 38

Mario stand vor dem Park und hielt Ausschau nach Elsa. Sie hatten sich gestern, nein, heute noch verabredet, ehe er sich auf den Nachhauseweg gemacht hatte. Elsa war im Haus von Uesugis geblieben, da sie dort übernachten wollte. Bei einem von sich hatten sie sich nicht treffen wollen, um unter anderem jeden Kommentar und Fragen ihrer Familien entgehen wollten. Sie wussten ja selbst nicht, was das mit ihnen beiden nun war, was sollten sie dann jemand anderen antworten?

Seine Hände steckten dieses Mal, anstatt in den Hosentaschen, in den Jackentaschen und er wippte auf seinen Füßen ungeduldig und auch ein wenig unsicher vor und zurück. Was würde Elsa sagen? Würden sie aus diesem Gespräch wieder gemeinsam gehen? Als ein Paar? Oder wäre es das dann endgültig gewesen? Wenn es so wäre, dann wäre er untröstlich, das war ihm klar. Und bei diesem Gedanken wurde ihm klar, dass er Angst davor hatte, dass genau das passieren würde. Bisher war er voller Zuversicht gewesen, dass Elsa und er ihren Streit bereinigen und sie wieder zusammen kommen würden, immerhin hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Und er ihr, dass er sie auch immer noch liebte und daher sollte das doch alles einfach zu sein, oder?

Ein leises Seufzen verließ seine Lippen und dann hielt er inne. Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er sie erkannte. Dort kam sie. Noch schien Elsa ihn nicht entdeckt zu haben. Als sie es schließlich tat, blieb sie einen Moment stehen, sah in seine Richtung und setzte sich anschließend wieder in Bewegung, um direkt vor ihm erneut zu stehen zu kommen.

“Hallo Mario”, begrüßte sie ihn und sah ihn so unsicher an, wie er sich fühlte.

“Hallo Elsa”, erwiderte er und überlegte, ob er noch irgendetwas dazu tun sollte. Sie umarmen? Sie vielleicht sogar küssen? Doch noch ehe er seine Überlegungen abgeschlossen hatte, drehte sie sich zur Seite und deutete in eine Richtung.

“Sollen wir einfach mal loslaufen?”

Er blinzelte einen Moment, dann nickte er. “Klar, machen wir.”

Und so kam es, dass sie durch den Park liefen, kreuz und quer, ohne ein Wort zu wechseln. Mario überlegte die ganze Zeit über, ob er ihre Hand fassen sollte, doch sie sollten vermutlich erst sprechen, bevor er so etwas machen konnte.

“Sollen wir da entlang?”, fragte er, als ihm nach mehr als einer Stunde, in der sie eigentlich maximal ein wenig Smalltalk betrieben hatten, auffiel, wo sie gerade waren.

Die neben ihm Laufende sah auf, dann begannen ihre Augen zu leuchten und sie nickte. “Sehr gerne.”

Sie liefen noch ein paar Minuten, dann kamen sie auf einen Weg, an dem sie beide stehen blieben. Ihre Blicke richtete sich auf den Fußballplatz, der an der Böschung, die von dem Weg hinunter ging, lag.

“Hier war ich schon lange nicht mehr”, sagte Elsa leise.

Mario nickte. “Ich auch nicht …”

“Es bringt einige Erinnerungen zurück. Siehst du? Auch das Clubhaus steht noch.” Elsa deutete auf das kleine Holzhaus.

“Ja. Sollen wir mal reinschauen?”

Nun sah sie ihn mit großen Augen an. “Was? Das ist doch sicherlich verboten! Wir sind keine Schüler der Kitahara mehr!”

“Komm schon, wir schauen nur kurz rein und sind dann gleich wieder weg.”

Mario sah sie an, hielt ihr seine Hand entgegen, die sie nach einem kurzen Zögern ergriff.

Und schon machte er sich an den Abstieg, hielt Elsas Hand fest, bis sie beide unten angekommen waren. Dort zog Elsa ihre Hand sogleich wieder aus seinem Griff, etwas das Marios Herz zusammenzog. Ihre Hand in seiner, das hatte sich so richtig angefühlt und jetzt fehlte ihm die Wärme, die sie ausgestrahlt hatte.

“Meinst du, die Türe ist überhaupt offen?” Elsa sah sich unsicher um. Was, wenn gleich jemand auftauchen würde und sie beide Ärger bekommen würden?

“Das werden wir gleich sehen, warte kurz.” Mario griff nach der Türe und gleich darauf schob er eine der Türen zur Seite, es war nicht abgeschlossen gewesen. “Komm schnell rein”, sagte er über seine Schulter und trat in den Raum ein, in dem er jahrelang jeden Tag gewesen war. Sein Blick wanderte über dem Tisch und die Bänke in der Mitte des Raumes, die Spinde, die an der Seite standen und auch ein Korb mit Fußbällen stand noch in der Ecke. Anscheinend gab es weiterhin eine Fußballmannschaft hier an der Kitahara.

“Wow, hier hat sich ja fast nichts verändert”, stellte Elsa fest, während auch sie sich umsah. “Gut, bis auf die Plakate an den Wänden.”

Sie trat zu diesen, die verschiedene Fußballer sowie die japanische Nationalmannschaft zeigten. Ihr Blick wanderte anschließend zu ihrem Begleiter, der an dem Tisch stand und mit seinen Fingern über die Holzplatte strich, dabei wirkte er sehr nachdenklich.

“Erinnerungen?”, fragte sie mit sanfter Stimme.

Ertappt hob er seinen Blick. “Ähm …”

Ein leises Kichern entkam Elsa. “Ich habe auf jeden Fall einige, wenn wir hier sind. Dieser Raum … Ihr Kickers habt ihn damals bekommen, als ihr die Mannschaft gegründet habt, oder?”

Nun musste Mario lächeln und nickte. “Ja. Es war eine Bruchbude, aber wir haben zusammengehalten und sie wieder auf Vordermann gebracht.” Das Lächeln lag immer noch auf seinen Zügen, als er seinen Blick durch den Raum und das Inventar gleiten ließ. “Also ja, viele Erinnerungen, aber eigentlich nur gute. Ja, auch wir hatten Streit, oft genug und trotzdem wir Kickers sind stark hieraus gegangen. Ich bin dem alten Direktor sehr dankbar, dass er uns einen Raum gegeben hat.”

“Und ich bin mir sicher, dass er euch sehr dankbar war, dass ihr so gut geworden seid.”

Auf diese Aussage hob der Torwart seine Augenbrauen und sah das Mädchen an, das wieder kichern musste.

“Ach komm schon, Mario. Mit dem Ruf der Nie-gewinn-Kickers habt ihr der Kitahara keinen Ruhm gemacht, erst, als ihr besser geworden seid.”

Sein Blick war weiterhin auf sie gerichtet, dann wurden seine Züge weich. “Ich habe dich wirklich vermisst, Elsa”, sagte er leise.

Unsicherheit stieg in ihr auf und daher sah sie zur Seite. Da sie nichts weiter sagte, seufzte Mario.

“Sollen wir wieder weiter? Nicht, dass wir doch noch erwischt werden.”

Ein Nicken folgte als Antwort, daher machten sie beide, dass sie wieder weg kamen. Sie machten sich wieder auf den Weg in den Park.

“Wäre es nicht gerade Dezember, dann würde ich dich auf ein Eis einladen”, sagte Mario, der seinen Blick über den Schnee gleiten ließ, der in kleinen weißen Haufen auf dem Boden lag. Es hatte die letzten Tage zwar geschneit, doch der Schnee schmolz doch schneller, als er nachkam.

Wieder lachte Elsa auf und als er zu ihr sah, erkannte er das Blitzen in ihren Augen.

“Januar.”

“Was?”

“Wir haben heute Januar. Den ersten Januar. Unglaublich, dass schon wieder ein neues Jahr begonnen hat.”

“Stimmt ja, daran habe ich gerade gar nicht gedacht. Also ja, es ist Januar, ich lade dich trotzdem nicht auf ein Eis ein.”

“Dafür Danke, denn das wäre mir tatsächlich auch zu kalt.”

Beide schmunzelten, sahen sich an. Langsam streckte Mario eine Hand nach ihr aus und sein Herz nahm im Takt zu, wieder überkam ihn Unsicherheit. Elsa sah auf seine Hand, ehe sie ihren Blick auf seine Augen richtete. Sie hob ihre Hand und im nächsten Moment … kam ein Regenschauer herunter. Ein leiser Aufschrei entkam ihr, als das kalte Wasser über ihre Haut lief.

“Oh Gott.” Elsas Augen waren weit aufgerissen.

Auch Marios Augen standen weit auf. Und dann griff er nach ihrer Hand und lief einfach los. “Komm mit.”

So liefen sie durch den Park, durch den kalten, nassen Regen. Und Mario bemerkte, dass Elsa seine Hand nicht einmal losließ, ihm vertrauensvoll einfach folgte.
 

Er lief mit ihr bis zu sich nach Hause und öffnete ihr dort die Türe.

“Komm schnell rein”, richtete er an sie. “Statt einem Eis kann ich dir einen heißen Tee anbieten.”

Elsa, die inzwischen zitterte, da ihr so kalt war, nickte dankbar. “Das nehme ich sehr gerne an.”

Sie folgte Mario die Treppe hinauf, wo er die Wohnungstüre aufschloss und eintrat. Elsa folgte ihm wieder und beide entledigten sich ihren nassen Jacken, die Mario über den Heizkörpern verteilte. Als er aufsah erkannte er, dass das Mädchen sehr zitterte und auch, dass auch ihr Pullover nass geworden war, ihre Jacke war zwar dick, half gegen die Kälte, aber nicht gegen solche Wassermassen, wie sie gerade herunter gekommen waren.

“Willst du vielleicht duschen? Das warme Wasser wird dich sicherlich aufwärmen”, fragte er, als er ihre zitternden Lippen und klappernden Zähne bemerkte.

Ihre Wangen liefen rot an. “Ich … ähm …”

“Komm, Elsa.” Ohne ihre Antwort abzuwarten, griff er nach ihrer Hand und zog sie mit sich. Als er an der Kommode im Flur vorbeikam, blieb er abrupt stehen, so dass Elsa gegen ihn lief.

“Entschuldige”, richtete über seine Schulter nach hinten, ehe er mit seiner freien Hand nach dem Zettel griff, der dort lag. “Okay”, gab er leise von sich.

“Was ist?”, fragte Elsa.

Mario legte den Zettel zurück. “Meine Eltern haben geschrieben, dass sie noch unterwegs sind und es spät werden kann. Dass sie mir etwas zum essen in den Kühlschrank gestellt haben. Naja, dann ist es halt so. Und du”, er sah zu Elsa, “kannst in Ruhe duschen, also los.”

Er zog sie wieder mit sich ins Bad, wo er ihr Handtücher reichte. Als er das Bad wieder verließ, sah Elsa ihm mit stark schlagendem Herzen hinterher. Sie war hier, bei ihm, mit ihm allein. Seine Eltern waren nicht da, nur er und sie … Sie hatten noch nichts gesprochen, nicht darüber geredet, was mit ihnen beiden nun war, wie es weitergehen sollte. Aber sie war eben hier, bei ihm …
 

~~~
 

Mario goss gerade den Tee in zwei Tassen, als er die Badezimmertüre hörte.

“Ich bin in der Küche”, rief er.

“Hast du mir vielleicht etwas trockenes zum anziehen?”, erklang die Stimme des Mädchens, das er so sehr vermisst hatte. Und nun war sie hier, bei ihm, endlich! Er wünschte sich so sehr, sie einfach in den Arm nehmen zu können, doch vorher sollten sie miteinander reden, das zwischen ihnen aufarbeiten, sich darüber klar sein, was sie beide wollten. Und er wusste es eigentlich ja, er musste es ihr nur noch sagen.

“Ja, natürlich”, antwortete er auf ihre Frage. “Geh schonmal in mein Zimmer und hol dir einfach was aus meinem Schrank. Du kannst dir einfach nehmen, was du magst. Die Jogginghosen haben teilweise einen Bendel, die könntest du festziehen, wahrscheinlich sind sonst alle anderen Hosen zu weit. Ich bringe gleich den Tee”, rief er in den Flur.

“Danke”, erwiderte sie, dann hörte er gleich darauf die Türe seines Zimmers auf und wieder zu gehen.

Mario blieb noch einige Minuten in der Küche stehen, starrte auf die Tassen, die vor ihm standen. Er wollte ihr Zeit geben, etwas anzuziehen. Als er sich sicher war, dass sie genug Zeit gehabt haben dürfte, griff er nach dem Tablett, auf dem die beiden Tassen standen, und hob es hoch, um damit die Küche zu verlassen und zu seinem Zimmer zu gehen. Er drehte sich herum, um mit dem Ellenbogen die Türklinke herunter und anschließend mit seinem Rücken die Türe auf zu drücken. Mario trat ein, seine Hände gut um das Tablett gelegt und darauf achtend.

“Achtung, ich habe den Tee dabei, er ist noch heiß. Wenn es dir lieber ist, können wir ihn auch im Wohnzimmer trinken und …” Er hob seinen Kopf und erstarrte. Nur seinen Reflexen hatte er es zu verdanken, dass das Tablett und die beiden Teetassen nicht auf dem Boden landeten.

“Elsa”, krächzte er, als er endlich wieder einen Ton heraus bekam. Dann kam Bewegung in ihn. Er vermied jeden Blick zu ihr, als er zu seinem Schreibtisch ging und das Tablett abstellte. Anschließend drehte er sich herum und ging zu seinem Kleiderschrank. Als er die Türen öffnete, hielt er eine davon so krampfhaft fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervor traten. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, es nicht erwartet, dass sie nur mit einem kurzen Handtuch bekleidet hier stehen würde und das war fast zuviel für ihn, seine Gedanken und seine Vorstellungen. “Hast du nichts gefunden? Ich schaue, was das Kleinste ist, was ich habe. Vielleicht ist ja auch noch etwas altes da, was dir passen würde und …” Seine Stimme klang rau.

“Mario”, erklang ihre Stimme sanft. Er hörte ihre Schritte und spürte gleich darauf ihre Hand, die sich auf seinen Rücken legte, “sieh mich an.”

Ihre Stimme war leise, fast nur ein Hauchen und es sorgte dafür, dass Marios Herz noch schneller zu schlagen begann.

“Ich … ich weiß nicht, ob …”

“Bitte.”

Und dieses kleine, leise Wort war es, das dafür sorgte, dass er tat, was sie wollte. Langsam drehte er sich herum, sah ihr in die Augen. Es waren seine, die sich weiteten, als er erkannte, wie sie die Hand von ihrem Handtuch löste, das sie bis gerade eben über ihrer Brust festgehalten hatte. Und dann verfolgte sein Blick, wie dieses zu Boden glitt. Mit offenem Mund sah er von dem am Boden liegenden Handtuch an ihrem nackten Körper hinauf, ehe sein Blick wieder auf ihren Augen zu liegen kam. Er schloss seinen Mund und musste schlucken. Was tat sie da? Und ehe er etwas fragen konnte, auch nur weiter nachdenken, trat sie zu ihm, ganz nahe und legte ihre Hand flach auf seine Brust. Ihre Blicke waren immer noch aufeinander gerichtet und ohne dass er es kontrollieren konnte, legte er seine eigenen Hand auf ihre Seite, zuckte einen Moment zurück, als er ihre nackte Haut spürte und ließ dann seine Fingerspitzen sanft über ihre samtig weiche Haut gleiten.

“Elsa”, murmelte er leise, ohne seine Augen von ihren zu nehmen. “Was …?”

Sie zuckte mit ihren Schultern, es war ihr selbst nicht so klar, was sie hier gerade tat. Doch dann nahm sie ihren restlichen Mut zusammen, trat das letzte Stück zu ihm, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und legte ihre Lippen auf seine.

Kapitel 39

Gregor, der am Esstisch saß, legte seinen Kopf auf seine Handfläche und beobachtete seine Schwester, die fröhlich summend vom Esszimmer in die Küche lief und kurz darauf wieder so heraus kam.

“Du wirkst glücklich”, sagte er, als sie wieder am Esstisch vorbeilief. “Kann ich dementsprechend entnehmen, dass du und Mario eure Diskrepanzen gestern klären konntet und nun wieder zusammen seid?”

Elsa blieb stehen und runzelte einen Moment ihre Stirn. “Ähm”, gab sie von sich, “darüber haben wir gestern gar nicht gesprochen … also ob wir wieder zusammen sind …”

“Häh?” Gregor ließ seine Hand sinken und setzte sich aufrecht hin. “Aber du warst doch gestern ewig mit ihm unterwegs und bist auch erst recht spät nach Hause gekommen. Was habt ihr denn solange gemacht?”

Elsa sah zur Seite und ihre Wangen nahmen einen sanften Rotschimmer an, während ein verträumtes Lächeln auf ihrem Gesicht schien. “Wir … ähm … haben Zeit zusammen verbracht … er und ich …”

Gregor sah seine Schwester nachdenklich an, dann wurde ihm plötzlich bewusst, was das wohl zu bedeuten hatten. Seine Wangen färbten sich rot. “Nicht dein ernst!”, stieß er hervor. “Du hast mit ihm geschlafen?”, platzte es gleich darauf aus ihm heraus.

Elsas Rotschimmer wandelte sich in ein Tiefrot. “Psst”, gab sie leise von sich und sah sich erschrocken um, während sie mit ihrer Hand durch die Luft wedelte. “Nicht so laut, Mama und Papa müssen das ja wirklich nicht wissen!”

“Ihr … ihr … ihr …”, stotterte Gregor, “ihr habt wirklich … miteinander …”

Sie zuckte mit ihren Schultern und schlang ihre Arme um ihren Oberkörper, das Lächeln auf ihren Zügen konnte sie jedoch nicht abstellen.

“Ich glaube es nicht! Versöhnungssex?”

Nun sah Elsa ihn ungläubig an und das Lächeln schwand doch. “Was?”, fragte sie und konnte nicht glauben, was ihr Bruder da gesagt hatte.

Der winkte ab. “Das hat Viktor immer mal wieder gefaselt, aber ich hätte nicht erwartet, dass ihr beide so etwas macht! Vor allem, wenn ihr nicht einmal zusammen seid!”

“Wir … wir haben da gestern halt nicht mehr darüber gesprochen. Aber es war sehr schön, Mario war wirklich wundervoll, daher ist alles andere doch egal! Es war genau richtig so, wie es war!”, gab das Mädchen aufgebracht von sich.

“Aber …”

“Nein, kein Aber! Das war Marios und meine Entscheidung und für uns hat das so gepasst. Und du hast da gar nichts zu sagen!”

“Will ich auch gar nicht! Conny und ich … wir sind halt noch nicht so weit!”

“Und Mario und ich waren es eben! Außerdem sind wir auch schon älter!”, erwiderte Elsa aufgebracht und drehte sich herum. “Du kannst da gar nicht mitreden!” Und damit ging sie aus dem Zimmer.

“Ich will da garnicht mitreden!”, rief Gregor ihr aufgebracht hinterher. “Und ich will das auch gar nicht wissen, Mensch! Weder von dir, noch von meinem besten Freund!”

Anschließend legte er seine Arme auf den Esstisch vor sich und bettete seinen Kopf darauf. Nein, das wollte er wirklich nicht! Er seufzte in Richtung der Tischplatte. Es sah so aus, als müsste er, mal wieder, mit Mario reden. Das ging doch wirklich nicht! Einfach mit Elsa zu schlafen, ohne mit ihr zusammen zu sein. War es nicht wichtiger, das zu klären? In seinen Augen schon. Gut, dass er seinen besten Freund bereits sehr bald sehen würde. Und dann, er richtete sich auf und ballte unternehmungslustig seine Hände zu Fäusten, stand das Spiel gegen die Teufel an. Viktor sollte sich bloß warm anziehen, heute hatte er keine Chance.
 

~~~
 

“Und daher achtet auf Eric, Steve und Gordon, ihr wisst wie gefährlich sie sind, vor allem, wenn sie zusammen spielen. Tommy, Christoph, ihr bleibt vor dem Tor. Benjamin, Kevin und Daniel, ihr deckt die Drei besonders stark. Charlie, Jeremy und Gregor” Mario stockte einen Moment, dann hatte er sich wieder gefangen, “ihr bleibt vorne, versucht jede Möglichkeit zu nutzen, ein Tor gegen Viktor zu schießen.”

Mario ließ seinen Blick bei seiner Ansprache über jeden einzelnen seiner Jungs gleiten. Doch als er bei Gregor angekommen war, hatte dieser ihn total aus dem Konzept gebracht. Was war denn mit ihm los? Der Blick seines besten Freundes war auf ihn gerichtet, mit einem Ausdruck, der nicht sonderlich begeistert wirkte. Dazu, dass er sich nach hinten an die Wand gelehnt hatte, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, deutete Mario eindeutig an, dass irgendetwas nicht stimmte.

“Ähm … also …”, brachte der Kapitän der Kickers hervor, während er und Gregor sich immer noch ansahen. Das war es wohl gewesen, jetzt war Mario komplett raus.

“Käpt´n, alles okay?”, fragte Tino ihn verwundert, woraufhin der Angesprochene diesen ansah.

“Ähm … doch ... “ Er schloss seine Augen einen kurzen Augenblick und schüttelte seinen Kopf, um wieder etwas klarer zu werden. Dann öffnete er seine Augen wieder und sah seine Mannschaft entschlossen an. “Was ich eigentlich sagen will, ist, gebt euer Bestes, lasst uns die Teufel fertig machen!”

Laute Zustimmung erklang.

“Gut, dann raus auf den Platz und aufwärmen.”Mario deutete auf die Türe, aus der gleich darauf alle Kickers hinaus liefen, voller Tatendrang, Lust auf das Spiel und Lust darauf, die Teufel fertig zu machen! Okay, fast alle Kickers, Gregor hatte sich nicht von der Stelle gerührt, sah seinen besten Freund immer noch an, seine Augen zu Schlitzen zusammen gezogen.

“Ähm …”, gab Mario zum wiederholten Male von sich. Warum verwirrte Gregor ihr gerade so sehr, obwohl er kein einziges Wort sprach?

“Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?”, richtete dieser endlich an ihn, mit einem ziemlich vorwurfsvollen Ton.

“Zu was? Dass ich das Spiel gegen die Teufel mit Viktor ausgemacht habe? Ich gehe bei so etwas grundsätzlich davon aus, dass du der letzte bist, der damit ein Problem hat.”

“Das meinte ich gar nicht!” Gregor schüttelte seinen Kopf. “Wie konntest du”, einen Moment hielt er inne, runzelte erneut seine Stirn, “mit meiner Schwester schlafen, ohne dass ihr ein Paar seid?”

Nun wurde der Ältere der beiden rot und griff nach dem Schirm seiner Kappe, um daran unsicher herum zu nesteln. “Ähm … also … das … war halt so und …” Er hielt inne und sah seinen Freund mit großen Augen wieder an. “Was? Warum weißt du das? Hat Elsa etwas gesagt?”

Gregor presste seine Lippen für einen Moment zusammen. “Ich habe sie darauf angesprochen, sie hat es nicht verleumdet, ganz im Gegenteil. Und sie hat mir auch ganz klar gesagt, dass ihr gestern nicht darüber gesprochen habt, was das zwischen euch jetzt ist, aber was klar war, dass ihr nicht zusammen seid.”

“Sie”, Mario wirkte immer noch sehr unsicher, “meinte also … dass wir nicht … zusammen sind …”

“Ja. Anscheinend hattet ihr gestern ja anderes zu tun, als die ganzen Probleme der letzten Wochen aus dem Weg zu schaffen! Wäre das nicht viel dringender gewesen? Ganz ehrlich, Viktor hat die letzten Tag zwar immer mal wieder von Versöhnungssex gesprochen, aber musstest du das jetzt wirklich bringen?” Gregor verzog schon fast angewidert sein Gesicht.

“Ich … das war doch gar nicht so geplant”, antwortete Mario kleinlaut, “aber es hat sich halt so angeboten … ähm …” Er wurde noch röter, als er an das “Angebot” dachte. Elsa, die plötzlich nackt vor ihm gestanden hatte. Und dann war es einfach passiert. Auf seinem Gesicht erschien ein schon fast dümmliches Grinsen, als er an das zurück dachte, was gestern Abend passiert war. Es war so wunderschön gewesen. Er hatte es ja schon lange gedacht, dass mit Elsa zu schlafen noch wundervoller wäre, als das, was sie bis dahin gemeinsam gemacht hatten.

“Gregor, es war einfach unbeschreiblich”, platzte aus ihm heraus.

Dessen Augen weiteten sich, ehe er seinen Kopf schüttelte. “Das will ich wirklich nicht wissen”, murmelte er.

“Das ich will dir das auch gar nicht so genau erzählen”, erwiderte Mario, “es ist nur, sie wieder im Arm halten zu dürfen, dazu noch die Nähe, die sie und ich plötzlich zueinander empfunden haben … Ich bin froh, das mit ihr und mit niemand anderem erlebt zu haben.”

“Ja, nur mit der Tatsache, dass ihr beide nicht zusammen seid, um das zu wiederholen!”

Nun wirkte Mario wieder verunsichert. “Was genau hat sie denn dazu gesagt? Ich meine … irgendwie dachte ich ja … Meinst du, sie will doch nicht mehr mit mir zusammen sein?”

Gregor warf seine Hände in die Luft. “Verdammt nochmal, genau deswegen klärt man das, bevor man so etwas macht! Weiß ich doch nicht, was meine Schwester will! Du solltest das klären, so schnell wie möglich!”

Mario, dessen Herz sich unangenehm zusammenzog, fühlte sich in dem Moment nicht gut. Ja, Elsa und er hatten gestern tatsächlich nicht mehr über das gesprochen, was die letzten Wochen gewesen war, über die Sache, die zu ihrer Trennung geführt hatte, sie hatten anderes zu tun gehabt und das bereute er an sich auch nicht. Aber was, wenn … was, wenn Elsa doch nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte? Was, wenn das gestern eben kein, wie hatte Gregor es genannt? Versöhnungssex gewesen war, sonder wenn es einfach nur ein Abschluss für sie gewesen war?

“Ich … ich muss zu ihr, ganz dringend.” Er griff erneut fahrig nach seiner Kappe, lief bereits zur Türe, als Gregor ihn aufhielt.

“Stopp! Wo willst du hin?”

Der Blick des Angesprochenen wanderte zu dem Jüngeren. “Zu deiner Schwester!”

“Aber sonst geht es dir noch gut?” Gregor hob seine Augenbrauen. “Wir spielen gleich gegen die Teufel! Du gehst jetzt nirgendwo anders hin als raus auf den Fußballplatz. Und du wirst jetzt gefälligst deine gesamte Aufmerksamkeit einzig und allein auf den Fußball richten! Mit Elsa kannst du später immer noch reden!”

“Aber …”

“Kein Aber! Was ist eigentlich los mit dir?” Die beiden Jungen sahen sich an, dann seufzte Gregor. “Okay, ich weiß es. Aber das wird sich alles regeln, nur eben nicht vor dem Spiel sondern erst danach. Und es ist uns allen gegenüber nicht fair, wenn du dich nicht konzentrierst. Du hast es selbst gesagt, wir spielen gegen die Teufel, wir müssen unser Bestes geben, wir alle. Und das schließt dich mit ein!”

Mario blinzelte, dann ließ er seine Hand sinken und nickte. “Du hast recht”, sagte er ernst, “ich werde alles geben. Und das mit Elsa, das wird sich regeln!”

Gregor nickte zufrieden. “Sehr gut, genau das wollte ich hören. Und jetzt komm.” Seine Augen funkelten unternehmungslustig und er rieb seine Hände aneinander. “Die Teufel werden gnadenlos verlieren!”

Auch sein bester Freund nickte. “Das werden sie!”
 

~~~
 

“Da sind wir. Seid ihr bereit zu verlieren?” Viktor begrüßte Mario mit einem breiten Grinsen.

“Wir verlieren sicherlich nicht!”, rief Gregor, der neben seinem besten Freund und Kapitän stand.

Dieser zog seine Augenbrauen hoch. “Ich hoffe, ihr seid bereit zu verlieren, Viktor, denn wir werden heute alles geben.”

“Na, darauf hoffe ich doch, denn sonst wäre es ja langweilig.” Er musterte den Kapitän der Kickers, dann kam er auf ein ganz anderes Thema zu sprechen. “Und, wie sieht es aus? Konnten du und Elsa alles besprechen und klären?”

Marios Wangen bekamen einen Rotton und er zog prompt seine Kappe etwas tiefer ins Gesicht.

“Von wegen sprechen”, grummelte Gregor, bevor sein bester Freund etwas sagen konnte und zog so den Blick Viktors auf sich.

“Was willst du damit sagen?”

Marios Wangen wurden noch röter. “Das ist doch nicht wichtig”, brachte er hervor. Das musste Viktor nun wirklich nicht wissen! Das Gregor es wusste, war schon fast zu viel, aber Viktor war da nochmal eine ganz andere Hausnummer.

Der sah jedoch nur Gregor an, der nun rot anlief und zur Seite sah. “Oh, da ist ja Conny!”, rief er und nutzte diese Tatsache, um schnell weg zu kommen und sämtlichen Fragen seines Mentors ausweichen zu können.

Viktor sah ihm überrascht hinterher. Man konnte dem Torwart ansehen, dass es in seinem Kopf arbeitete. Sein Blick richtete sich wieder auf Mario, der gerade unter dem Schirm seiner Kappe zu ihm gesehen hatte und da wurde es dem Älteren klar.

“Elsa und du habt miteinander geschlafen?” Die Frage klang beinahe schockiert.

Dunkler als jetzt würden sich Marios Wangen vermutlich nicht mehr färben können.

“Ernsthaft? Das war also eure erste Amtshandlung nach eurem Streit?”

Immer noch sagte Viktors Gegenüber kein Wort, zog stattdessen seine Kappe tiefer.

Ein lautes Lachen erklang. “Ich glaube es nicht, Versöhnungssex! Das hatte ich euch gar nicht zugetraut!”

“Halt die Klappe, Viktor”, grummelte Mario und drehte sich herum. “Das Spiel geht gleich los”, richtete er noch über seine Schulter, dann machte er, dass er davon kam.
 

~~~
 

“Uh, die geben sich mal wieder nichts”, sagte Conny aufgeregt, die dem Spiel gespannt folgte. “Los Gregor!”, rief sie laut, als ihr Freund mit dem Fußball auf das Tor ihres Bruders zu rannte.

Elsa hingegen sah nur zu dem Torwart auf der gegenüberliegenden Seite, der sich nur auf das Geschehen auf dem Platz vor sich konzentrierte. Ein wenig verwunderte sie das. Dachte er nicht auch die ganze Zeit an das, was gestern passiert war? Was sie beide gemeinsam erlebt hatten? Und wieder erschien dieses Lächeln auf ihrem Gesicht, das sie heute eigentlich kaum abstellen konnte. Und auch ihren Blick konnte sie nicht von Mario wenden, erst als ein lautes “Tor!” links von ihr erklang, dazu lautes Jubeln von vielen Zuschauern, sah sie zur Seite.

“Super, Gregor! Du bist einfach der Beste!”, rief Conny laut durch ihre Hände, die sie links und rechts von ihrem Mund als Trichter angelegt hatte.

Elsa blinzelte und sah auf das andere Tor, wo ein kopfschüttelnder Viktor den Fußball hinter sich aus dem Tor holte und vor ihm Gregor gerade von den anderen Kickers besprungen und von diesen gefeiert wurde. Sie hatte vor lauter Konzentration auf den Torwart der Kickers nicht mitbekommen, dass ihr Bruder gerade wohl ein Tor geschossen hatte.

“Wo bist du denn mit deinen Gedanken?”, fragte Conny sie in dem Moment und daher richtete Elsa ihren Blick nun auf diese.

“Ähm …”

“Okay, eigentlich kann ich es mir ja denken.” Conny zwinkerte ihrer Freundin zu. “Wie war euer Treffen gestern? Du wirkst total gelöst und irgendwie glücklich.”

Elsas Wangen färbten sich rot und sie legte ihre Hände darauf, während sie wieder lächelte und vor sich auf den Boden sah. “Ich glaube, das bin ich auch, aber Mario und ich müssen nochmal miteinander sprechen. Wir haben gestern irgendwie nicht … alles miteinander klären können.”

“Na dann hast du nachher doch deine Chance, oder?”

Nun nickte sie. “Ich denke auch.” Und wieder wanderte ihr Blick zu Mario und bemerkte, dass dessen Blick in diesem Moment auf sie gerichtet war.
 

Ein zufriedenes Lächeln lag auf Marios Gesicht. Eins zu null für die Kickers, sie führten! Das war wirklich ein wundervolles Tor von Gregor gewesen, Viktor hatte es nicht halten können. Und Mario hatte vor, dass das zu Null heute so bleiben würde! Höchstens die Anzahl der Tore, die sie dem Gegner reinjagen würden, durfte noch steigen! Sein Blick richtete sich ins Publikum, wo er Elsa vorher schon ausgemacht hatte. Sie war gekommen, das war doch ein gutes Zeichen, dass das zwischen ihnen beiden nicht wirklich vorbei war! Außer sie war wegen ihrem Bruder hier. Und dann traf sein Blick auf ihren. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Die Erinnerungen kamen zurück, an das, was gestern passiert war, wie sie sich angefühlt hatte, wie er sich gefühlt hatte, als er ihr so nahe war. Das wollte er wieder und …

“Verdammt Mario! Pass gefälligst besser auf! Der Teufelsdreier kommt auf uns zu!”, riss Tommys Stimme ihn aus seinen Gedanken.

Sein Kopf flog herum und bemerkte, dass der Teufelsdreier schon gefährlich nahe am Tor war. Verdammt, er durfte sich nicht ablenken lassen, egal wie toll es gestern mit Elsa gewesen war, das hatte hier auf dem Spielfeld jetzt nichts zu suchen. Sein Blick richtete sich auf den Fußball, er ging leicht in die Knie und streckte seine Hände vor sich.

“Los, kommt ruhig her, ihr habt keine Chance auf ein Tor!”, knurrte er leise. Das hier war das, was jetzt zählte, alles weitere kam nachher.

Kapitel 40

“Hallo Elsa.” Mario trat zu dem Mädchen, das ihren Blick auf ihn richtete, kaum dass er ihren Namen erwähnt hatte. Ein Lächeln erschien auf ihren Zügen. “Ich hoffe, dass dir das Spiel gefallen hat.”

“Hallo Mario, doch, es war spannend. Herzlichen Glückwunsch zu eurem Sieg.”

Der Torwart neigte seinen Kopf einen Moment.

“Weißt du, was mir aufgefallen ist?”, sagte Elsa in dem Moment, worauf ihr Gegenüber sie fragend ansah. Sie trat einen Schritt auf ihn zu und griff nach dem Kragen seines Trikots. “Du hast mir vor vielen Jahren mal gesagt, dass du beim Fußball deinen Kopf komplett abschalten kannst und da nur noch der Fußball ist. Ich glaube, das hast du heute gezeigt, denn”, der Blick aus ihren leuchtenden, braunen Augen traf auf seine dunklen, “meine Gedanken sind immer bei gestern und ich glaube, dass es dir auch so geht … Oder irre ich mich da?”

Marios Hand wanderte zu ihrer, zog diese herunter und hielt sie fest. “Da sind meine Gedanken auch, die ganze Zeit über. Ehrlich gesagt”, sein Blick hielt ihren fest, “kann ich an nichts anderes mehr denken …”

Ihre Wangen färbten sich rot, doch sie hielt seinem Blick fest. “Ich auch nicht …”

Sie standen sich gegenüber, sahen sich nur an, dann nahm Elsa ihren ganzen Mut zusammen.

“Was … machst du heute noch?”

Nun waren es seine Augen, die zu leuchten begannen. “Vielleicht etwas mit dir, wenn du das willst.”

Sie nickte und lächelte regelrecht strahlend.

“Gut, dann einen Moment.” Ohne ihre Hand loszulassen drehte er sich zur Seite. “Gut gespielt Jungs.” Sein erster Blick galt seiner Mannschaft, die ihn alle verwirrt ansahen. Der nächste Blick richtete sich auf Viktor. “Danke für das Spiel Viktor, können wir gerne wiederholen.” Wieder wanderte der Blick zu den Kickers und er hob seine freie Hand zum Abschied an. “Bis morgen.” Während diese ihn immer noch verwirrt ansahen, richtete er seinen eigenen Blick auf das Mädchen neben sich. “Komm mit.” Und dann zog er sie einfach hinter sich her zu ihrem Clubraum, wo er seine Hand aus ihrer löste und seine Sporttasche einräumte, diese über seine Schulter warf und erneut nach Elsas Hand griff, um diese wieder mit sich zu ziehen. Kurz nach der Türe kam ihnen Gregor entgegen.

“Was habt ihr denn vor?”, fragte dieser.

Elsas Wangen färbten sich rot, Mario hingegen hielt dem Blick seines besten Freundes stand.

“Zeit miteinander verbringen”, antwortete er. “Du wirst also verstehen, dass wir jetzt keine Zeit mehr für dich haben!”

Gregor sah ihnen hinterher, dann kam endlich wieder Leben in ihn. “Ihr sollt miteinander reden, hört ihr? Reden!”

Mario ließ Elsas Hand nicht einmal los, als er den Weg von seiner Schule zu seinem Zuhause einschlug. Dort angekommen nahm er nicht den Eingang durch die Apotheke sondern lief mit Elsa ums Haus herum, wo sie beide durch den eigentlichen Haupteingang eintraten und zur Wohnung von Hongos im ersten Stock liefen. Sie gingen in die Wohnung und liefen, nachdem sich Elsa ihrer Wintersachen und sie beide sich ihren Schuhen entledigt hatten, in Marios Zimmer. Dieser schloss die Türe hinter sich und sah auf, direkt in Elsas Augen. Bis hierher hatten sie kein Wort miteinander gewechselt, was auch jetzt noch nicht notwendig war. Sie sahen einander an, dann streckte Mario eine Hand aus, die von ihr ergriffen wurde. Er zog sie an sich, in seine Arme und im nächsten Moment lagen bereits ihre Lippen aufeinander. Elsas Hände wanderte in seinen Nacken, seine um ihre Mitte. Zuerst küssten sie sich nur, hielten sich fest, doch dann wurden ihre Küsse intensiver und drängender. Und dann schob Mario Elsa vorsichtig rückwärts und gleich darauf ließen sie sich in sein Bett fallen, wo alles noch intensiver wurde.
 

~~~
 

Mario rührte mit seinem Löffel vor sich durch die Schüssel, sein Blick ins Leere gerichtet und wieder ein etwas dümmliches Lächeln auf dem Gesicht.

“Mario, hey, Mario!”, kam die Stimme seiner Mutter an und er sah verwirrt zu ihr, erkannte den fragenden Ausdruck auf ihrem Gesicht.

“Was?”, fragte er immer noch verwirrt.

Ihre Stirn war noch einen kurzen Moment gerunzelt, dann schüttelte sie lächelnd ihren Kopf. “Dir scheint es zur Zeit ja recht gut zu gehen.” Sie legte ihren Kopf schräg, als Marios Wangen sich rot färbten. “Haben Elsa und du euch versöhnt? Oder ist da etwa ein anderes Mädchen, wegen dem du so reagierst? Wobei ich das sehr schade fände, ich habe Elsa gemocht.”

Mario blinzelte. “Ähm, ja, Elsa und ich …Nein, kein anderes Mädchen, da ist nur sie”, antwortete er mit roten Wangen.

“Das ist aber schön. Dann seid ihr wieder zusammen?”

Wieder blinzelte er. “Also, ähm, so was in der Art”, murmelte er und schob sich schnell einen vollen Löffel in den Mund, um nichts mehr sagen zu müssen.

“Ah, okay. Nun gut, du siehst glücklich aus, das freut mich. Ich hoffe auch, dass wir sie bald mal wieder sehen, lade sie ruhig zum Abendessen ein.”

Mario nickte, antwortete jedoch nichts darauf. Sein Blick senkte sich auf die Schüssel vor ihm und er vernahm erleichtert, als seine Mutter aufstand und erklärte, dass sie nun zu seinem Vater in die Apotheke hinunter gehen würde.

Während sie noch ein paar Sachen erledigte und anschließend die Wohnung verließ, hatte er die ganze Zeit über nachdenklich auf den Esstisch gestartet. Erst gerade, als es seine Mutter angesprochen hatte, war ihm klar geworden, dass er und Elsa gestern wieder nicht darüber gesprochen hatten, was nun mit ihnen beiden war. Waren sie wieder ein Paar? Warum sonst sollten sie wieder miteinander geschlafen haben? Oder war das jetzt das, was zwischen ihnen beiden Sache war? Waren sie nicht zusammen sondern hatten sie einfach nur Sex miteinander? Ein Seufzen entkam ihm. Sie mussten dringend miteinander sprechen und der Sache zwischen ihnen einen Namen geben, das sollten sie wirklich!

Als er fertig gefrühstückt hatte, ging Mario zum Telefon und wählte die Nummer von Daichis. Nachdem es ein paar Mal geläutet hatte, wurde bereits abgenommen.

“Bei Daichi.”

“Hallo Gregor”, begrüßte Mario seinen besten Freund.

“Oh, hallo Mario. Alles klar bei dir? Du, ich kann heute nicht, Conny besteht auf meine Anwesenheit.”

Ein Schmunzeln erschien auf Marios Zügen. Gregor würde sich nicht ändern, niemals. Egal, wann und wegen was er anrief, der Jüngere schien immer zu denken, dass er anrief um mit ihm Fußball zu spielen, nicht, dass er damit ein Problem hätte.

“Eigentlich rufe ich auch nicht deinetwegen an, sondern wegen …”, erwiderte er, konnte aber nicht aussprechen.

“Elsa und Conny sind heute verabredet.”

“Wie? Ich dachte, du bist mit Conny verabredet.”

Bei der Tonlage, die sein bester Freund nun verwendete, war Mario sich sicher, dass Gregor die Augen verdrehte.

“Die beiden wollen shoppen gehen. Und Conny will, dass ich mitkomme. Natürlich sage ich da nicht nein, wie als ob ich es mir nehmen lasse, Zeit mit meiner Freundin zu verbringen. Dabei würde ich vieles lieber zu machen, als shoppen zu gehen.”

“Da kann ich dich wirklich verstehen.” Mario seufzte auf, das war es wohl gewesen, heute mit Elsa zu sprechen, über die ganze Sache zwischen ihnen beiden. Und er hätte sie wirklich sehr, sehr gerne gesehen. Bei dem Gedanken an das Mädchen wurde es ihm ganz warm ums Herz und es hüpfte verdächtig auf.

“Habt ihr gestern endlich alles miteinander klären können, nachdem ihr so abgedampft seid und nicht einmal den Sieg gegen die Teufel mit uns gefeiert habt?”

Der Gefragte schluckte unsicher. “Ehrlich gesagt … ähm …”

“Ernsthaft? Ernsthaft, Mario? Das kann doch gar nicht so schwer sein! Was habt ihr gestern schon wieder … Nein, nein! Ich will es nicht wissen! Auf gar keinen Fall! Mario, du kommst nachher gefälligst mit! Wir treffen uns um 14 Uhr im Shoppingcenter!”

“Was?” Ungläubig sah Mario auf den Hörer in seiner Hand, ehe er ihn wieder an sein Ohr drückte. “Du willst, dass ich mitkomme?”

“Ich will einfach nur, dass du und Elsa das endlich in Ordnung bringt! Und dann könnt ihr ja auch machen, was ihr wollt!”

Marios Augenbrauen hoben sich. “Aha.”

“Spar dir das. Also bis nachher, 14 Uhr. Und wehe, ihr redet nicht miteinander.”

Und schon erklang der lange Ton im Hörer, das zeigte, dass Gregor einfach aufgelegt hatte.

“Es ist ja nicht so, dass wir nicht miteinander reden würden”, murmelte Mario und sah erneut auf den Hörer, ehe er seufzte. Elsa und er redeten miteinander, ja, aber wohl nicht über die wirklich wichtigen Dinge …
 

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Mario sah auf die Uhr, die im Eingangsbereich des Shoppingcenters hingen. Elsa, Conny und Gregor waren zu spät dran. Unwohl sah er sich um. Es war sicherlich eine dumme Idee, um diese Jahreszeit hierher zu kommen. Es waren Ferien, dementsprechend war viel los, zudem war Weihnachten auch noch keine zwei Wochen her, dadurch war auch vieles los … Und er wollte eigentlich gar nicht hier sein. Was er nicht alles für das Mädchen machte, das er liebte … und weil es sein bester Freund von ihm verlangt hatte.

“Oh, Mario”, erklang eine Stimme ein Stück von ihm entfernt und sofort ruckte sein Kopf dorthin, während ein Lächeln auf seinen Zügen erschien.

Dort standen sie, Conny, Gregor und Elsa, der Hauptgrund, dass er sich das hier antat.

Das Mädchen trat auf ihn zu. “Was machst du denn hier? Du willst mir doch nicht wirklich sagen, dass du shoppen gehen willst.” Das Schmunzeln auf ihren Zügen sagte ihm, dass ihr klar war, dass er nicht wirklich deshalb hier war, sie kannte ihn schließlich.

“Nein, das nicht, eigentlich bin ich hier, weil du, ähm, Gregor hat gesagt, dass ich kommen soll.”

Ein kurzer Schatten huschte über ihr Gesicht, dann lächelte sie wieder.

“Er hat sich also einen Leidensgenossen gesucht”, erklang Connys Stimme hinter ihrer Freundin.

“Ich … Was? Nein, natürlich nicht!”, protestierte dieser sofort. “Ich wollte nur, dass Mario …”

“Ja, ja, kleiner Bruder, egal was du sagst, wir wissen es besser. Aber wie heißt es so schön? Geteiltes Leid ist halbes Leid.” Elsa sah mit einem breiten Grinsen von ihrem Bruder zu Mario ihr Gegenüber. “Zumindest habt ihr dann einen Gesprächspartner.”

“Ähm, ja, genau …”, murmelte Mario. “Aber eigentlich …”

Und noch ehe er aussprechen konnte, wurde Elsa von ihrer Freundin am Arm gegriffen.

“Elsa, schau mal. Sollen wir da kurz rein?”

Diese sah Conny an und nickte. “Oh ja, sehr gerne.” Sie sah zu Mario zurück. “Bis gleich.”

Und schon waren die beiden Mädchen verschwunden und die Jungs sahen ihnen fassungslos hinterher.

“Ich würde so vieles lieber machen, als das hier!”, stöhnte Gregor auf.

Sein bester Freund nickte zu den Worten. “Ich auch, Gregor, ich auch …”
 

~~~
 

Mario hatte seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkt und stand in einem Bekleidungsgeschäft bei den Umkleidekabinen. Sie waren jetzt schon fast zwei Stunden hier im Shoppingcenter und seine Laune sank minütlich. Auf so etwas könnte er wirklich verzichten! Es wäre zumindest schon ein wenig besser, wenn einfach weniger los wäre!

“Mario?”, erklang die liebliche Stimme der Person, wegen der er das alles hier auf sich nahm. Sein Kopf hob sich und er sah, dass sie aus der Umkleidekabinen heraus sah, in der sie gerade stand. Sie war das alles doch wert, warum jammerte er hier eigentlich so herum? Er durfte wieder Zeit mit ihr verbringen, das war doch wichtiger als alles andere.

“Ja?”, fragte er und machte einen Schritt auf sie zu, während er seine Arme sinken ließ.

“Könntest du mir einen Gefallen tun?”

“Natürlich, alles. Was willst du?”

Ein Kleiderbügel mit einem daran hängenden Kleid wurde herausgestreckt.

“Kannst du mir das bitte in einer Größe kleiner holen? Das hing ungefähr in die Richtung.”

Mario blieb stehen, sah den Kleiderbügel an und seufzte auf. “Okay, aber nur deinetwegen”, antwortete er und nahm das Kleidungsstück an sich.

“Für wen denn sonst?”, fragte sie und grinste ihn verschmitzt an.

Sein Herz machte einen Satz. Sagte das nicht schon alles über ihre Beziehung aus? Das bedeutete doch sicherlich, dass sie wieder zusammen waren, oder?

“Für Conny würdest du sicher nicht gehen, das ist schließlich Gregors Aufgabe”, brachte sie seine Gedanken unbeabsichtigt ins Wanken.

“... Klar doch”, murmelte er und machte sich dann auf in die Richtung, in die Elsa gezeigt hatte.

Es dauerte ein paar Minuten, dann hatte er das Gewünschte gefunden und machte sich wieder auf den Rückweg.

“Hier”, erklärte Mario und streckte das Kleid in die Umkleidekabine, in dem er es an der Seite am Vorhang vorbei schob. Und gerade als er das tat, spürte er ihren Griff um sein Handgelenk und wurde gleich darauf in die Kabine gezogen. “Was …?”, brachte er verblüfft hervor und blieb wie erstarrt stehen, als er erkannte, dass Elsa nur eine Jeanshose und einen BH trug. Seine Augen weiteten sich.

“Ist Gregor da draußen? Oder Conny?”, flüsterte sie.

Als Antwort folgte nur ein Kopfschütteln.

“Das ist gut. Denn dann fällt das hier hoffentlich nicht so auf!”

Und dann schlang sie ihre Arme um seinen Nacken, presste ihren Körper an seinen und ihre Lippen auf seine. Der Kleiderbügel, den er in der Hand gehalten hatte, polterte auf den Boden und wurde ignoriert. Er blinzelte noch einen Moment überfordert, dann schloss er seine Augen, seine Arme um ihren Körper und zog sie eng an sich, um den Kuss zu erwidern.
 

~~~
 

“Ihr habt aber lange gebraucht. Hast du etwas gefunden, Elsa?”, fragte Conny und schielte zu der Tüte, die ihre Freundin in den Händen hielt.

“Ja, ein Kleid, schau hier.” Elsa zog es heraus und breitete es aus.

“Oh, das ist wirklich hübsch.”

“Das finde ich auch. Es gefällt mir sogar sehr gut.” Elsas Blick richtete sich auf Mario und sie betrachtete ihn mit blitzenden Augen, während ein verschmitztes Grinsen auf ihren Lippen lag. Sie hatte wohl andere Gedanken an das Kleid, als sie aussprach. Auch er musste grinsen und sah dann schnell zur Seite. Tatsächlich war es das Kleid, dass er ihr gebracht hatte. Und nachdem sie ihn zu sich in die Umkleidekabine gezogen hatte, hatten sie wild herum geknutscht, seine Hände waren fast über ihren ganzen Körper gefahren und ihre hatte sie unter seinen Pullover und das darunter gezogenen T-Shirt geschoben. Oh Gott, dass nicht mehr passiert war, hatte nur daran gelegen, dass sie sich beide zusammengerissen hatten! Am liebsten würde er das bei sich zu Hause fortsetzen. War es normal, dass wenn man einmal miteinander geschlafen hatte, dass man das immer und immer wieder wiederholen wollte? Das hatte er nicht erwartet. Vielleicht sollte er einmal Viktor fragen, ob das wirklich so war, der Ältere hatte seine Erfahrungen, das wusste er … aber … nein, nein! Er wollte darüber nicht mit ihm sprechen! Und eigentlich auch mit keinem anderen, denn das betraf nur ihn und Elsa.

Ein Lächeln trat auf seine Lippen und er betrachtete Elsa liebevoll, die gerade begutachtete, was Conny gekauft hatte. Dann bemerkte er, dass Gregor hingegen ihn bemerkte. Auf dessen Zügen schien ein zufriedenes Lächeln zu liegen. Warum dass denn? Er wusste doch sicher nicht, dass … oh … vermutlich dachte sein bester Freund, dass er und Elsa endlich miteinander gesprochen hatten, aber das hatten sie schon wieder nicht. Doch … Erneut sah er zu Elsa. Doch, sie waren doch sicherlich zusammen, oder? Warum sollten sie so etwas miteinander tun? Vielleicht sollte er es lieber nicht mit Elsa besprechen, denn was, wenn sie es nicht so sah? Das würde ihn sehr verletzen. Irgendwann würden sie sicher miteinander darüber sprechen, dem Ganzen einen Namen geben und bis dahin genoss er die Zeit, die sie miteinander verbrachten. Er war sich sicher, dass das zwischen ihnen einfach viel mehr war, viel mehr bedeutete, für sie beide.

Kapitel 41

Mario richtete sich auf, betrachtete das Mädchen, das neben ihm im Bett lag, nackt. Sie erwiderte seinen Blick und lächelte, ehe sie sich ebenfalls aufrichtete, eine Hand auf seine Schulter legte und ihn wieder zurück auf die Matratze drückte. Sie senkte ihren Kopf und küsste ihn, ließ ihre Zunge in seinen Mund gleiten und spielte dort mit seiner. Er schob seine Hand in ihren Nacken, zog sie zu sich herunter und erwiderte den Kuss mit aller Hingabe. Seine zweite Hand wanderte über ihren Rücken zu ihrem Kreuz und drückte sie dort an sich. Als Elsa sich von ihm löste, schmunzelte sie.

“Wie? Willst du etwa eine zweite Runde?”

Ein Seufzen erklang. “Ich würde gerne ja sagen, aber ich kann leider nicht. Dein Bruder und ich wollen uns nachher treffen und einiges wegen der Kickers besprechen.”

“Oh, okay.” Elsa runzelte einen Moment ihre Stirn und richtete sich auf. Noch ehe sie aus Marios Bett steigen konnte, hielt dieser sie fest.

“Du weißt, dass ich das hier eigentlich gerne sofort wiederholen würde?”

Nun schmunzelte das Mädchen. “Das ist mir mehr als klar.”

Trotzdem stieg sie gleich darauf aus Marios Bett und zog sich ihre Kleidung an, die überall in Marios Zimmer verstreut zu sein schienen.

“Wo trefft ihr euch denn?”, fragte sie, ohne nach hinten zu sehen.

“Hier …”

“Gut, dann mache ich mich gleich auf den Weg, damit ihr das regeln könnt.”

“Du … könntest auch hier bleiben. Gregor würde sich sicher freuen und …”

“Ich gehe besser.”

Mario stand langsam auf und griff nach seinen Boxershorts, die er überzog. Es war Mitte Februar, seit fast sechs Wochen war da wieder mehr zwischen ihm und Elsa und doch war es nicht wie zuvor. Sie sahen sich so oft sie konnten und fast jedes Mal schliefen sie miteinander, aber es war anders als zuvor, vor ihrem Streit. Davor waren sie gefühlt unzertrennlich gewesen, sie hatten es geliebt, beieinander zu sein, sie hatten sich geliebt. Und nun, es war fast so, als würde ihre Beziehung nur noch auf das eine hinauslaufen, wobei man das vermutlich nicht einmal eine Beziehung nennen konnte. Gerade als er nach seinem T-Shirt griff und es sich über den Kopf ziehen wollte, stand Elsa vor ihm. Sie griff nach seinen Wangen und zog seinen Kopf zu sich hinunter um ihn zu küssen.

“Bis übermorgen, das steht doch noch, oder?”

Als Antwort folgte ein Nicken. “Ja, genau und …” Weiterreden konnte er nicht, da trat sie bereits von ihm zurück.

“Dann bis dahin.”

Und noch ehe er etwas weiteres sagen konnte, griff sie nach ihrer Tasche und verließ gleich darauf sein Zimmer.

“Elsa”, rief er, zog schnell das T-Shirt über und lief ihr hinterher, doch da hatte sie die Wohnung schon verlassen. Unsicher blieb er stehen. Er wollte das hier nicht! Also er wollte es schon, aber er wollte sie, alles von ihr! Doch was er momentan bekam, war Sex mit ihr. Nicht, dass er das nicht schön fand, es war wundervoll, ihr so nahe zu sein, aber er wollte wieder zurück, was sie früher hatten. Eine Beziehung, eine echte Beziehung voller Gefühle, nicht nur das hier, das körperliche zwischen ihnen. Sie hätten damals miteinander reden sollen, darüber was sie wollten, sie beide, was sie sich für die Zukunft wünschten, voneinander, miteinander, auch füreinander. Gregor hatte es auch oft genug gesagt, dass sie genau das tun sollten. Doch sie hatten es nicht und vermutlich war es genau das, was sie in die aktuelle Situation gebracht hatte. Er redete sich zwar selbst immer wieder ein, dass er einfach nur froh war, dass sie irgendwie zusammen waren, doch er merkte von Tag zu Tag mehr, dass ihm das eben nicht reichte. Er schloss seine Augen. Was sollte er nur tun?
 

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Elsa hatte ihre Arme um sich geschlungen, als sie nach Hause lief. So sehr sie es liebte, bei Mario zu sein, in seinen Armen zu liegen, so zeigte es ihr auch, dass das alles war, was zwischen ihnen beiden zur Zeit war. Sie liebt ihn und ehe sie gar nicht mehr an seiner Seite war, nahm sie das, was sie bekommen konnte. Und doch brach es ihr Herz jedes Mal ein wenig mehr, jedes Mal, wenn sie mit ihm schlief, gab sie ihm einen Teil von sich und sie wollte ihm alles geben, doch wollte er das überhaupt? Und war es ihre Schuld, dass sie an diesem Punkt waren? Sie war es gewesen, die an dem Tag, an dem sie sich eigentlich getroffen hatten um zu reden, durch ihr Tun veranlasst hatte, dass sie miteinander schliefen. In dem Moment hatte sie gedacht, dass es das Richtige wäre, sie ihm so zeigen könnte, wie sehr sie ihn liebte. Doch so nahe sie sich gekommen waren, körperlich, es fühlte sich an, als wären sie sich gefühlstechnisch weiter auseinander als zuvor, abgesehen von der Zeit, in der sie getrennt gewesen waren. Was sollte sie tun? Vermutlich wäre es am einfachsten, einfach jetzt mit ihm zu sprechen, ihn zu fragen, was das war. Aber im schlimmsten Falle würde er ihr sagen, dass er keine richtige Beziehung mehr mit ihr wollte und davor hatte sie Angst. Lieber war sie so mit ihm zusammen als gar nicht mehr. Sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Sie liebte ihn, vielleicht reichte ihre Liebe ja für sie beide. Sie wünschte es sich sehr.
 

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“Elsa Schatz, für dich ist Post gekommen!”

“Ja?” Das Mädchen, das gerade von der Schule gekommen war, kam neugierig ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter sich aufhielt.

“Da, auf dem Esstisch. Ich bin neugierig, mache es mal auf.”

Elsa lief zu dem Paket und sah auf den Absender. Aufregung machte sich in ihr breit, als sie den Namen und die Adresse der Oberschule erkannte, die sie ab April besuchen würde. Es waren nun nur noch knapp drei Wochen, bis sie die Mittelschule abschließen würde, dann hatte sie zwei Wochen frei, ehe das neue Schuljahr beginnen würde. Und das hier mussten die genauen Angaben sein sowie … Sie öffnete das Paket und zog kurz darauf ihre neue Schuluniform heraus. Ihr Herz machte einen Satz, als sie zuerst die grüne Jacke in der Hand hielt. Danach zog sie eine weiße Bluse hervor, einen grau, grün und weiß karierten Rock und die dazu passende Schleife für ihren Kragen.

“Oh, das sind aber wirklich schöne Farben, auf den Bildern kamen die gar nicht so zur Geltung”, sagte ihre Mutter, die neben sie getreten war.

“Da hast du wohl recht.”

Elsa räumte das restliche Paket aus. Es gab insgesamt zwei Schuluniformen in ihrer Größe, dazu verschiedene Informationsunterlagen und auch den Stundenplan. Ihr Herz machte erneut einen Satz. Hier stand drauf, in welcher Klasse sie war. Ob … Ihr Blick wanderte in Richtung des Flurs, wo das Telefon auf der Kommode stand. Ihr nächster Blick wanderte zur Uhr. Nein, es war noch früh, zu früh …

“Willst du die Uniform jetzt mal anziehen? Dann kann ich dich ansehen.”

“Natürlich, warte kurz, Mama.”

Elsa griff nach einer Garnitur ihrer neuen Uniform und verschwand einen Moment. Als sie wieder zurück kam, sah ihrer Mutter sie mit großen Augen an.

“Oh Elsa, du siehst wirklich toll aus. Die Farben stehen dir sehr gut. Ich bin begeistert.”

Ihre Tochter lächelte. “Ja, ich mag sie auch. Ich frage mich, ob …” Sie verstummte, ehe sie ihren Kopf schüttelte. “Ich ziehe sie gleich wieder aus, nicht, dass sie schon dreckig wird.”

“Natürlich, leg sie mir später zur Seite, ich will sie auf jeden Fall noch waschen, ehe du sie in der Schule anziehen musst.”

“Vielen Dank dafür.”

“Das ist doch selbstverständlich. Falls du noch eine Kleinigkeit essen willst, kannst du dir gerne etwas in der Küche holen.” Akane lächelte und beobachtete, wie Elsa das Paket hochhob.

“Werde ich gleich machen. Vorher bringe ich das hier noch hoch in mein Zimmer.”

Als sie die Treppen hinauf lief, runzelte das Mädchen ihre Stirn. Ob Mario sein Paket von der Schule heute auch schon bekommen hatte? Eigentlich müsste er es auch bekommen haben. Vielleicht sollte sie ihn heute Abend anrufen und fragen. Und eine weitere Frage brannte ihr gerade wirklich auf der Seele - waren sie in der gleichen Klasse?
 

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“Mario, ein Anruf für dich. Es ist Elsa.” Chiyoko drückte ihrem Sohn augenzwinkernd das Telefon in die Hand. “Und frag sie doch, ob sie nicht mal wieder zum Abendessen kommen will, sie war wirklich schon lange nicht mehr da.”

Ihr Sohn nickte zögerlich, dann drückte er den Hörer an sein Ohr.

“Elsa?”, fragte er, während sein Herz einen Satz machte.

“Hallo Mario, entschuldige bitte, dass ich dich jetzt noch störe”, erklang ihre Stimme ebenfalls schon fast zögerlich.

“Du störst nicht, Elsa.” Das tust du nie, doch das traute er sich irgendwie nicht, zu sagen. Stattdessen: “Was kann ich für dich tun?”

“Ich habe heute das Paket von der Oberschule bekommen, mit den Uniformen. Und ich wollte dich fragen, ob du deines denn auch bekommen hast.”

“Ähm, ja, habe ich. Ich habe es vorher mal aufgemacht, als ich nach dem Training nach Hause gekommen bin.”

“Ich, als ich von der Schule gekommen bin. Die Farben sind schön, oder?”

“Ja, das sind sie.”

“Sie stehen dir sicherlich sehr gut”, platzte es aus ihr heraus und dann herrschte ein Augenblick Ruhe. “Ich … entschuldige, das …”

“Nein, alles okay. Ich bin mir sicher”, ein Lächeln legte sich auf Marios Züge, “dass sie dir noch besser stehen.”

“Wahrscheinlich uns beiden.”

“Ja. Wir werden das bestaussehende …”, Paar sein … das konnte er nicht sagen, durfte es auch nicht, “die bestaussehenden Schüler sein.”

Wieder herrschte einen Moment Stille, keiner von ihnen wusste, was sie sagen sollten.

“Ähm, da war ja auch schon der neue Stundenplan dabei und … naja, was ich fragen wollte ist, ob du denn weißt, was … also in welcher Klasse du bist.” Ihrer Stimme war die Aufregung anzuhören, fast wie damals, als die Zusage für die Oberschule gekommen war.

“Ja, ich bin in der 1A. Und du?” Mario drückte den Daumen seiner freien Hand fest zwischen seine Finger, während er den Hörer mit der anderen an sein Ohr presste.

“Oh …” Enttäuschung klang in ihrer Stimme mit. “Ich bin in der 1B.”

“Schade, das heißt wohl, dass wir nicht in einer Klasse sind. Aber gut, wir sind an einer Schule, das ist doch schon ziemlich viel.” Mario lachte leise. “Wir können ja die Pausen zusammen verbringen.”

“Ja, da hast du recht. Trotzdem, nachdem wir es schon auf die gleiche Schule geschafft haben, wäre das auch schön gewesen.”

“Ja, das wäre es. Aber ich bin froh, dass du überhaupt …” Und wieder stockte er in seinem Satz. Konnte er so etwas überhaupt sagen? “An der gleichen Schule bist wie ich.”

“Das bin ich auch”, gab Elsa nach wenigen Sekunden zu.

“Was machst du denn heute Abend noch?”, fragte Mario, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten.

“Ähm, nichts …”

“Willst du vielleicht herkommen? Oder ich zu dir? Ich glaube”, er lachte leise und man konnte ihm die Unsicherheit anhören, “ich würde deine neue Schuluniform gerne sehen.”

“Hmm …”, dachte das Mädchen nach, ehe es lächelte. Sie wollte ihn gerne sehen, gerne Zeit mit ihm verbringen und … “Nur unter der Voraussetzung, dass du deine Uniform auch anziehst, denn ich würde dich auch gerne sehen, als eine der ersten Personen, die dich so sieht.”

“Du wirst sogar die Erste sein, denn ich hatte sie bisher noch nicht an.”

“Na dann mache ich, dass ich zu dir komme, denn diese Premiere will ich mir nicht entgehen lassen.”

“Weißt du, worin du auch die erste sein wirst?”

“Worin?”

Nun klang ein anzüglicher Ton in seiner Stimme mit. “Sie mir wieder auszuziehen.”

Elsa erstarrte, irgendwie hatte sie gehofft, dass das Treffen zwischen ihnen nichts damit zu tun hatte, aber anscheinend war das eben die Beziehung, die sie nun hatten.

“Okay”, zwang sie sich zu einem lockeren Tonfall, “und ich hoffe und erwarte auch, dass ich die erste sein werde!”

“Elsa, du wirst immer die Erste sein …” Und dann beendete er das Telefonat einfach, ohne etwas weiteres zu sagen, denn wenn er sie noch länger in der Leitung hatte, befürchtete er, etwas zu sagen, das alles kaputt machen würde und das wollte er wirklich nicht!
 

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Elsa sah auf den Hörer in ihren Händen. Was war das denn gewesen? Mario hatte einfach aufgelegt. Warum das denn? Wegen … Das Letzte, das er gesagt hatte, war gewesen, dass sie die Erste war, immer sein würde … Was genau meinte er damit? Sie war seine Erste gewesen, das war richtig, seine erste Freundin, die Erste, mit der er geschlafen hatte. Elsa seufzte. Vermutlich genau das, denn egal, was zwischen ihnen war oder nicht war, daran würde sich nichts ändern, niemals. Sie legte den Hörer zurück an seine Stelle und lief in die Küche, wo ihre Mutter das Essen für morgen vorbereitete.

“Ich würde noch zu Mario gehen, wenn das in Ordnung ist. Er hat seine Schuluniform heute auch bekommen und …” Sie zögerte, was genau sollte sie sagen? Dass sie ihn sehen wollte? Denn das war die Wahrheit. zumindest von ihrer Seite aus.

“Du willst ihm deine Uniform zeigen?”, fragte Akane da schon.

“Ja. Er will sie gerne sehen und ich ihn … also seine Uniform.”

Ihre Mutter lachte auf und sah sie schmunzelnd von der Seite aus an. “Das war wohl ein freudscher Versprecher, meine liebe Tochter. Na gut, dann geh ruhig noch ein wenig zu ihm, aber komm nicht zu spät nach Hause”

“Mache ich Mama, versprochen.”

Elsa drehte sich herum und lief eilig die Treppe hinauf, um eine Garnitur der Schuluniform in eine Tasche zu packen. Nun hatte sie es eilig, weg zu kommen, denn auch wenn die Beziehung zwischen ihr und Mario nicht mehr so war, wie sie es sich eigentlich wünschte, so verbrachte sie doch gerne jede Minute mit ihm zusammen.

Kapitel 42

Elsa stand vor der Haustüre vor Hongos und haderte ein wenig mit sich selbst. Auf der einen Seite freute sie sich sehr, hier zu sein, auf der anderen … ihr Herz zog sich einfach unangenehm zusammen. Sie wünschte sich, sie könnte einfach nur hierher kommen und alles wäre wie früher, doch das war es einfach nicht mehr und damit musste sie klar kommen. Und jetzt … Sie umgriff den Henkel der Tasche über ihrer Schulter fester und drückte auf die Klingel, an deren Namensschild “Hongo” stand. Es dauerte nur ganz kurz, dann erklang der Summer und sie konnte das Haus betreten. An der Wohnungstüre wartete Mario bereits auf sie und lächelte, als sie vor ihm auftauchte.

“Elsa.”

Auch sie musste lächeln, konnte und wollte es gar nicht unterdrücken. “Hallo Mario.”

Er streckte seine Hand nach ihr aus und stockte dann kurz vor ihrem Gesicht. Sie konnte den Schatten erkennen, der über seine Züge huschte. Seine Finger streiften einen Moment zart ihre Wange.

“Komm rein.”

Sie nickte, trat ein und wechselte gleich darauf ihre Schuhe gegen Hausschuhe, hängte ihre Jacke an die Garderobe und folgte Mario dann in die Wohnung hinein. Er blieb am Wohnzimmer stehen und sah hinein.

“Elsa ist da, wir gehen gleich auf mein Zimmer.”

Deren Herz zog sich unangenehm zusammen. Wollte er jetzt tatsächlich nicht einmal mehr, dass sie seine Eltern sah?

“Papperlapapp”, erwiderte Chiyoko und trat gleich darauf in den Flur und sah das Mädchen neben ihrem Sohn an. “Hallo Elsa, es ist wirklich schön, dich mal wieder zu Gesicht zu bekommen.”

“Ja, das finde ich auch”, erwiderte diese lächelnd, denn egal wie unsicher das zwischen ihr und Mario gerade war, seine Eltern hatte sie immer gemocht.

“Komm ruhig mal wieder zum Abendessen. Oder zum Frühstück”, ein Zwinkern war Teil dieser Aussage, “wir würden uns sehr freuen.”

Elsa sah einen Moment zu Mario, der sie seltsam ansah.

“Ähm, ja, gerne. Wir werden sicher schauen, oder?” Ihr Blick richtete sich wieder auf den neben ihr Stehenden.

“Ja, machen wir Mama. Und jetzt entschuldigst du uns sicher.”

Eine Hand schob sich in die des Mädchens, verschränkte die Finger mit ihren und dann wurde sie einfach von Mario mit sich gezogen.

“Immer diese Jugendlichen”, lachte Chiyoko hinter ihnen, “verdenken kann man es ihnen nicht.”

Da erreichte Mario seine Zimmertüre und öffnete diese, um Elsa vor sich eintreten zu lassen, deren Wangen rot schimmerten.

“Entschuldige bitte, du kennst meine Mutter ja ein wenig”, murmelte Mario, dem das Ganze etwas peinlich war. Er hatte nur weg von ihr wollen, weil er Angst hatte, dass sie irgendetwas zu Elsa sagte, das diese dazu bewog, alles zwischen ihnen endgültig zu beenden, so irrational diese Angst auch war.

“Oh, deine Uniform.” Elsa ließ ihre Tasche auf den Boden gleiten und lief zu Marios Schreibtisch, auf dem sein zusammengefaltetes Hemd sowie die Krawatte lagen und am Stuhl seine Hose und darüber seine Jacke hingen.

“Ja.”

Als Elsa seine Krawatte in die Hand nahm, kam ihm ein ganz anderes Bild in den Kopf. Elsa, die diese trug und nichts anderes. Er presste einen Moment seine Augen zusammen und schüttelte seinen Kopf. So durfte es wirklich nicht weitergehen, er konnte und durfte nicht immer nur an das eine denken, wenn er mit ihr zusammen war. Sie bedeutete ihm doch so viel mehr.

“Mario?”

Er öffnete seine Augen und sah sie wieder an. Ihrem fragenden Blick entnahm er, dass sie ihn wohl schon zuvor angesprochen hatte und seine Wangen färbten sich rot.

“Ja?”

Sie legte ihren Kopf schräg, dann schmunzelte sie und kam mit der Krawatte zu ihm. “Ziehst du sie an? Für mich?”

Sofort nickte er und nahm ihr diese aus der Hand. “Natürlich. Und du …”

Er hatte noch nicht einmal ausgesprochen, da trat sie bereits zu ihrer Tasche und hob diese auf.

“Ähm, kann ich mich hier umziehen oder soll ich …?” Sie deutete über ihre Schulter zur Türe.

Mario zog seine Augenbrauen hoch, legte die Krawatte wieder auf seinen Schreibtisch zurück und trat zu dem Mädchen. Er nahm ihr die Tasche aus der Hand und legte sie auf sein Bett. Anschließend legte er eine Hand an ihre Seite, zog sie so zu sich. Die andere Hand wanderte auf ihre Wange, streichelte dort mit dem Daumen sanft über die weiche Haut, während er seinen Kopf zu ihr senkte.

“Schlussendlich musst du entscheiden, ob du dich hier umziehen willst. Ich denke, da ist nichts, was ich noch nicht gesehen habe. Doch vorher, ich glaube, ich habe dich noch nicht so richtig begrüßt.”

Und dann senkte er seinen Kopf, legte seine Lippen auf ihre und verwickelte sie in einen langen Kuss, in den er all seine Gefühle hinein legte. Elsas Hände wanderten in seinen Nacken und sie erwiderte den Kuss, genoß die Nähe zu ihm. Es war wundervoll, hier in seinen Armen zu liegen, das würde es vermutlich immer sein und das wollte sie auch nicht verlieren, daher lieber so als gar nicht mehr.
 

~~~
 

“Gott, du siehst einfach nur gut aus, Elsa.” Mario ließ seinen Blick über das Mädchen wandern, das nun die Uniform der Oberschule trug, die sie in ein paar Wochen täglich anhaben würde.

“Ach, das sagst du nur so.” Mit roten Wangen sah sie zu ihm, doch das Lächeln auf seine Worte konnte sie nicht unterdrücken.

“Ich gebe zu, ich bin ein wenig befangen, aber finde, du siehst gut aus und zudem bedeutete es einfach, dass wir tatsächlich auf der gleichen Schule sind, das freut mich einfach.”

Elsas Herz machte einen Satz und schlug dann doppelt so schnell weiter. Er sagte immer so süße Dinge, das musste doch einfach mehr bedeuten, nicht wahr? Oder verstand sie das alles einfach total falsch? Noch ehe sie etwas sagen konnte, griff Mario nach ihrer Hand.

“Kommst du kurz mit? Meine Mutter will uns beide gerne so sehen. Sie wollte vorher schon, dass ich die Uniform anziehe, aber ich habe ihr gesagt, dass ich dir versprochen habe, dass du die Erste bist die mich sehen darf, also wollte sie uns beide zusammen sehen. Aber du kannst natürlich auch nein sagen.”

Elsas Augen weiteten sich, dann schüttelte sie ihren Kopf. “Das mache ich doch gerne.”

Erleichterung erschien in seinen Augen, ehe er lächelte und ihre Hand sanft drückte und sie mit sich aus dem Zimmer zog.

“Mama, da sind wir”, richtete er an seine Mutter, als sie beide ins Wohnzimmer kamen.

Chiyoko sprang auf und klatschte begeistert in ihre Hände. “Oh, ihr beide seht so toll aus, ihr seid so ein hübsches Paar!”

Mit großen Augen sahen die beiden einander unsicher an. Sie waren doch kein richtiges Paar, oder?

“Ähm …”

“Also …”

“Ich mache noch schnell ein Foto von euch beiden, bewegt euch nicht weg!”

Masato verschwand aus dem Wohnzimmer und kam ein paar Minuten später mit einer Kamera wieder. Elsa und Mario wurden herum dirigiert und Marios Vater machte ein paar Fotos von den beiden, ehe sie wieder entlassen wurden und erneut in Marios Zimmer verschwinden konnten.

“Vielen Dank, dass du das mitgemacht hast”, richtete Mario an Elsa.

Diese sah ihn liebevoll an. “Nicht dafür, Mario.” Ihre Hand griff nach der Krawatte an seinem Hals. “Ich kann es kaum glauben, jetzt gehen wir wirklich schon bald auf die Oberschule.”

“Du sagst es. Für mich ist es auch noch oft so unreal. Haben wir uns nicht erst auf eurem Balkon darüber unterhalten, dass wir auf die Mittelschule wechseln?”

Elsa lachte leise auf. “Das stimmt irgendwie. Aber es ist auch viel passiert seitdem …”

Marios Hand landete auf ihrer Wange. “Ja, das ist es.” Wieder strich sein Daumen sanft über ihre Haut und seine Augen verloren sich regelrecht in ihren. Sie war es einfach seine große Liebe. Warum war alles so verdammt kompliziert?

“Ich … muss … langsam nach Hause”, brachte Elsa stockend hervor.

Mario erstarrte, dann ließ er seine Hand sinken. “Okay, ähm, willst du dich vorher nochmal umziehen?”

Sie sah an sich herunter und lachte auf. “Ja, das sollte ich wohl.”

Sie drehte sich herum und tat genau das. Mario beobachtete sie, jede ihrer Bewegungen und brachte sie einige Minuten später zur Haustüre hinunter. Er hätte sie gerne bis nach Hause begleitet, doch das hatte sie verneint, tat sie die letzten Wochen immer.

“Dann sehen wir uns bald wieder, oder?”, fragte er unsicher.

Sie nickte. “Ich denke schon.”

Dann hob sie ihren Kopf und küsste ihn zum Abschied, ehe sie sich auf den Weg machte.
 

~~~
 

Elsa lief schnellen Schrittes durch den Park. Es hätte ihr schon gefallen, dass Mario sie begleitete, aber sie wollte nicht mehr von ihm verlangen, als er zu tun brauchte. Und jedes Mal, wenn sie ihm sagte, dass er sie nicht begleiten musste, hoffte sie darauf, dass er es trotzdem tun würde, doch er tat es eben nicht. Und daher, sie seufzte und beschleunigte ihren Schritt noch einmal. Je schnell sie zu Hause war, desto besser. Als sie Schritte hinter sich hörte, zog sich ihr Herz zusammen und beschleunigte ihre Schritte, wurde noch ein wenig schneller. Wurden die Schritte hinter ihr etwa auch schneller? Ein Blick über die Schulter zeigte, dass hinter ihr jemand lief. Oh Gott, ab sofort würde sie Mario wieder darum bitten, dass er sie begleitete, egal, was das zwischen ihnen war und ob er es überhaupt wollte … Als die Schritte tatsächlich näher kamen, begann sie zu rennen, doch weit kam sie nicht, da legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Ein leiser Schrei entkam ihr und sie presste die Augen zusammen und machte sich ganz klein.

“Elsa, alles okay?”, erklang eine erstaunte und ihr bekannte Stimme.

Mit großen Augen sah sie auf. “Viktor?”

Der nickte und schob seine Kappe nach hinten in den Nacken. “Ja, live und in Farbe. Mädchen, wenn du gerade Angst vor mir gehabt haben solltest, war das eine ziemlich jämmerliche Vorstellung. Ich glaube, du solltest mal an einem Selbstverteidigungskurs teilnehmen, das ist sicherlich sinnvoll. Kommst du von Mario?” Auf das Nicken als Antwort verzog er sein Gesicht verärgert. “Und wo ist der bitteschön? Warum bringt er dich nicht nach Hause? Das ist seine Aufgabe als dein Freund!”

Daraufhin verzog Elsa ihr Gesicht und sie sah auf den Boden. Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, sah sie erstaunt wieder auf und ihrem Gegenüber in die fast schwarzen Augen.

“Elsa, was ist los? Warum wirkst du so unglücklich? Ich dachte, das zwischen Mario und dir hat sich geklärt?”

Ihre Augen weiteten sich einen Moment. Warum durchschaute er immer alles? Ihm konnte man einfach nichts vormachen! Sie sah wieder auf den Boden, wollte jeden Blickkontakt vermeiden.

“Elsa?”, erklang seine Stimme schon fast etwas drängend.

Ein Schluchzen kam plötzlich aus ihrem Mund und sofort schlug sie beide Hände davor. Sie wollte doch nicht heulen!

“Du sagst mir sofort, was los ist, sonst gehe ich höchstpersönlich zu ihm und stelle ihn zur Rede!”

“Nein!”, platzte aus ihr heraus.

“Dann rede! Also, Elsa?”

Sie sah ihn wieder an, biss sich auf die Unterlippe, ehe sie ihre Augen schloss. “Wir … sind nicht … zusammen … also nicht … so.”

Viktor sah das Mädchen verwirrt an. “Was? Ihr … ihr seid doch … Was willst du damit sagen?”

Sie schlang ihre Arme um ihren Oberkörper, vermied wieder jeden Blick zu ihm. “Wir sind halt nicht so zusammen. Unsere Beziehung ist … anders.”

“Was genau bedeutete dieses “anders”?” Viktor verschränkte seine Arme vor sich.

“Ähm, ehrlich gesagt …” Ihre Wangen röteten sich.

“Du willst mir gerade nicht wirklich sagen, dass du und Mario … Ihr verbringt doch Zeit miteinander?”

Elsa nickte.

“Und das regelmäßig und eigentlich auch oft …”

Erneut ein Nicken.

“Und ihr seid intim.”

Wieder nickte sie, die Wangen noch röter als vorher.

“Im Umkehrschluss, ihr habt nur Sex, eine Art Sexbeziehung.”

Elsa schlug ihre Hände vor ihr Gesicht. “Oh Gott”, gab sie von sich.

“Wirklich? Wirklich? Das glaube ich nicht! Wie konnte das passieren?” Viktor klang aufgebracht, mehr als aufgebracht, regelrecht wütend.

Nun zuckte sie mit ihren Schultern, lief zu einer Bank und setzte sich auf diese, legte ihre Tasche neben sich. Viktor folgte ihr, ließ sich neben ihr nieder.

“Das ist vermutlich meine Schuld. Damals, als wir uns nach dem Streit getroffen haben und miteinander reden wollten, haben wir stattdessen miteinander geschlafen, ohne eben vorher zu reden. Ich habe ihn dazu gebracht, es ging von mir aus. Und jedes Mal, wenn wir uns danach getroffen haben, sind wir wieder zusammen im Bett gelandet und haben das zwischen uns nicht einmal miteinander besprochen. Und irgendwie sind wir da reingeschlittert.”

“Wie konnte das bitte passieren? Liebst du ihn etwa nicht mehr?”

Sofort sah sie ihn mit großen Augen an. “Doch, natürlich! Sehr sogar!”, platzte aus ihr heraus.

“Dann verstehe ich es erst recht nicht!”

“Aber was, wenn er mich nicht mehr so liebt? Wenn ihm das ausreicht, was wir jetzt haben?”

“Natürlich liebt Mario dich!” Viktor schüttelte vor Unglauben seinen Kopf. Was war das bitte schön? “Wie kommst du denn auf die Idee, dass nicht? Ihr beide, das hat passieren müssen. Dass ihr euch im Dezember so gestritten habt, was ja irgendwo auch mit meine Schuld war und mir wirklich leid tut, war nicht gut, aber dass ihr beide jetzt so, entschuldige bitte, dumm seid, kann ich wirklich nicht verstehen oder gar nachvollziehen!”

“Aber weißt du, es ist irgendwie eigenartig. Seit das zwischen uns wieder ist, ist er sehr zurückhaltend und vermeidet es, über uns beide zu sprechen. Warum denkst du, dass er mich noch liebt und nicht nur mit mir”, sie wurde rot, sprache es aber aus, “schlafen will?”

“Weil er dich liebt. Er hat dich früher geliebt, als ihr zusammen wart, als ihr getrennt wart und er liebt dich auch noch heute. Und ja, sicherlich liebt er es auch, mit dir zu schlafen, welcher Mann würde das nicht?” Als Elsa noch röter wurde, grinste Viktor breit. “Damit warst jetzt nicht du direkt gemeint, sondern die Tatsache, Sex zu haben, das mag jeder Mann. Aber”, er wurde wieder ernst und seufzte, “ihr seid echt dämlich. Wie konntet ihr es überhaupt soweit kommen lassen?”

“Ich … ich weiß es doch auch nicht …” Elsas Blick richtete sich auf den Boden und ihr ganzer Körper sackte in sich zusammen. “Und was kann ich jetzt machen, Viktor? Wie kann ich das Ganze irgendwie in Ordnung bringen?”

Der Ältere legte eine Hand auf ihre Schulter. “Da gibt es nur einen einzige Lösung, Elsa und die lautet: redet miteinander! Sag du ihm, dass du ihn liebst und du mit ihm zusammen sein willst, richtig!” Elsa blinzelte ihn unsicher an, woraufhin er seufzte. “Na komm, ich bringe ich dich nach Hause. Und damit klar ist, eigentlich ist das seine Aufgabe, Marios.”

Er stand auf und sah sie abwartend an, bis sie ebenfalls aufstand, ihre Tasche erneut ergriff und neben den Älteren trat, der sich in Bewegung setzte.

Kapitel 43

Elsa stand vor dem Schultor von Marios und Gregors Schule. Es war Freitag, die Kickers hatten Training und sie hoffte, dass sie auf Mario treffen würde, mit ihm reden könnte. Viktor hatte gestern noch den kompletten Rückweg und sogar eine ganze Weile vor der Haustüre von Daichis auf sie eingeredet, dass sie unbedingt mit Mario reden musste. Und auch wenn sie total unsicher war, irgendwo sogar Angst davor hatte, dass er etwas sagen würde, dass er eine Beziehung doch ablehnen würde, Viktor hatte vollkommen recht, sie mussten miteinander sprechen. Und im Notfall: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Ende ohne Schrecken. Bei diesem Gedanken zog sich ihr Herz zusammen. Sie wollte mit ihm zusammen sein und lieber war sie mit Mario zusammen ohne eine richtige Beziehung zu haben, als gar nicht mehr mit ihm zusammen zu sein. Doch vermutlich würde sie irgendwann zusammenbrechen, denn dass sie gestern wieder vor Viktor angefangen hatte zu weinen, zeigte doch eindeutig, wie es in ihr aussah. Warum traf der Ältere eigentlich immer genau ins Schwarze? Aber sie war auch froh, dass er ihr diesen Tritt gegeben hatte, er war einfach ein guter Freund.

“Schwesterherz!”, erklang hinter ihr eine aufgeregte Stimme.

Erschrocken drehte sich die Angesprochene um, sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nichts um sich herum mitbekommen hatte.

“Gregor”, erwiderte sie, dann richtete sich ihr Blick auf den Jungen neben ihrem Bruder, der sie erstaunt ansah. Mit einer Hand schob er seine grüne Kappe ein wenig nach hinten, die andere lag an den Henkeln seiner Sporttasche, die über seiner Schulter hing.

“Ach, du bist sicherlich nicht meinetwegen da”, sagte Gregor und grinste breit während er auf Marios Schulter klopfte, “eher wegen dem tollen Typ hier.” Er sah zu seinem besten Freund. “Also bis morgen, Käpt´n und viel Spaß euch.” Er zwinkerte ihnen noch zu, lief anschließend an Elsa vorbei und winkte ihnen zu, bis er um die nächste Ecke verschwunden war. Elsa und Mario blickten ihm noch hinterher, dann sahen sie sich unsicher an. Mario trat ein paar Schritte auf sie zu, blieb aber trotzdem mit ein wenig Abstand zu ihr stehen.

“Ähm, hat er recht? Dass du zu mir willst?”

Elsa blinzelte mit großen Augen, dann nickte sie langsam. “Ja”, antwortete sie leise.

Sie sahen einen Moment nur an, dann erschien ein Lächeln auf seinen Zügen.

“Das finde ich sehr schön.” Nun trat er ganz auf sie zu. “Was kann ich denn für dich tun, Elsa?”

Plötzlich erschienen Tränen in ihren Augen und sofort ließ er seine Tasche zu Boden fallen und umfasste ihre Wangen mit beiden Händen.

“Elsa, Liebling, was ist los?”

Elsas Herz machte einen Satz. Liebling - so hatte er sie schon sehr, sehr lange nicht mehr genannt. Das war doch ein gutes Zeichen, oder?

“Wir sollten reden”, brachte sie hervor, wovor sie bereits seit Wochen Angst hatte, Monaten und weswegen sie nun hier war.

Mario ließ seine Hände sinken. War er tatsächlich etwas blasser geworden? “Ähm, okay … Sollen wir zu dir oder zu mir gehen?”

Sofort schüttelte sie ihren Kopf. “Nein, lieber nicht, sonst …” Ihre Wangen röteten sich. Vermutlich würden sie dann wieder im Bett landen und so gerne sie diese Sache mit ihm teilte, heute sollten sie wirklich endlich miteinander reden, denn sonst würden sie es vermutlich nie tun “Lass uns in den Park gehen oder an den Strand. Oder auch woanders hin, wie du magst.”

Mario bückte sich und hob seine Tasche wieder hoch. “Park klingt doch gut. Gehen wir?”

Als Elsa nickte, ging er ein paar Schritte und wartete, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte.

Die erste Viertelstunde sprachen sie kein Wort, gingen nur nebeneinander durch den Park und hingen ihren Gedanken nach. Elsa überlegte, was sie sagen sollte, wie sie auf eventuelle Aussagen von ihm reagieren sollte und Mario dachte sorgenvoll darüber nach, was Elsa wohl von ihm wollte, dass sie extra zu ihm an die Schule gekommen war und ihn nach dem Training abgepasst hatte. Doch ein kleiner Hoffnungsschimmer war ebenfalls in ihm, vielleicht war es ja etwas Gutes …

“Was willst du mit mir besprechen?”, fragte er schließlich und sah das Mädchen neben sich an.

Sie blieb abrupt stehen, sah ihn mit großen Augen an, während sie sich eine Faust an ihr Herz presste. “Ich …”

“Ja?”

Immer noch wirkte sie sehr verunsichert, so dass er zu ihr trat und vorsichtig nach ihrer herunterhängenden Hand griff.

“Du weißt doch, dass du … über alles mit mir reden kannst, oder?” Und wieder traten Tränen über ihre Augen. Er hob seine andere Hand und legte sie auf ihre Wange. “Elsa, was ist los?”

Sie schluchzte leise auf. “Ich … habe … Angst …”

Marios Augen weiteten sich. Angst? Warum hatte sie Angst? “Sag es mir. Was bedrückt dich so? Wovor hast du denn Angst?”

“Dass … dass du …”

“Dass ich was?”

“Dass du … und ich … nicht mehr …”

Mario löste seine Hand aus ihrer, legte diese ebenfalls an ihre andere Wange und hielt sie so sanft fest, während er sie ansah. “Elsa, was willst du sagen?”

Ihre großen Augen schwammen vor Tränen. Hatte das nicht sogar Harry einmal gesagt? Das Mädchen mit den großen, traurigen Augen? Wie kam er jetzt darauf? Er wollte nicht, dass sie traurig war, das wollte er niemals.

“Bitte, sprich mit mir. Wovor hast du Angst, Elsa?”

“Dass du … mich nicht mehr willst, nicht mehr so … Dass du nur noch …”

“Wie kommst du denn darauf? Ich …” Marios Puls war gerade vermutlich viel zu hoch. War das jetzt das Gespräch, auf das er lange gehofft und es doch auch gefürchtet hatte? Was, wenn sie ihm nun sagen würde, dass das zwischen ihnen keine Zukunft mehr hatte? Aber auf der anderen Seite klang das, was sie gesagt hatte, als würde sie sich genau davor fürchten, dass es wirklich zu Ende ginge, daher:

“Ich liebe dich”, sagte er leise, woraufhin sich ihre Augen erneut weiteten, die Tränen nun aber einem hellen Leuchten wichen. “Ich liebe dich, Elsa”, wiederholte er leise.

Ihre Hände gingen nach oben, umgriffen seine Handgelenke, da er mit seinen Händen immer noch ihre Wangen hielt. “Ich dich auch …”, flüsterte sie schon beinahe.

Einen Augenblick sahen sie sich nur an, dann senkte Mario seinen Kopf, legte seine Lippen sanft auf ihre, während sein Herz in seiner Brust Saltos schlug. Er fühlte sich gerade so glücklich, wie schon sehr, sehr lange nicht mehr! Sie liebte ihn, immer noch! Sie war nicht nur wegen dieser einen Sache mit ihm zusammen, sondern weil sie es wollte! Doch da zog sie sich zurück, sah ihn an.

“Wir müssen trotzdem noch miteinander reden”, flüsterte sie.

Mario runzelte seine Stirn. Reden? Was sollten sie noch reden? Sie hatten sich doch gerade gestanden, dass sie sich liebten. Sie konnten ihr Beziehung wieder so leben, wie sie es vor ihrem großen Streit getan hatten! Das war doch das Wichtigste, oder?

“Die letzten Monate, auch wenn wir zusammen waren, so waren wir es doch auch nicht, oder?”, fragte sie und sah ihn mit diesen großen Augen an.

Langsam nickte Mario. Sie hatte ja recht.

“Und das liegt nur daran, dass wir nie darüber gesprochen haben, was damals passiert ist, was schlussendlich zu der Trennung zwischen uns beiden geführt hat.” Elsa sah ihn immer noch ernst an.

“Ja, das hast du natürlich recht. Aber, müssen wir das noch? Ist es notwendig, dass wir darüber reden? Wichtig ist doch, dass wir wissen, was wir füreinander empfinden, dass wir zusammen sein wollen, oder?”

“Ja, das natürlich auch, aber … Mario, wir sind seit bald drei Monaten in einer Beziehung, die nicht so war, wie ich es mir gewünscht habe. Es war wundervoll, mit dir zusammen zu sein, was wir erlebt haben”, ihre Hand legte sich auf ihre Brust, “doch ich hatte immer Angst davor, dass du nicht mit mir zusammen sein willst, dass du nur aus dem Grund mit mir zusammen bist, um mit mir zu schlafen. Ich wollte mit dir zusammen sein und lieber war ich einfach nur so mit dir zusammen, als gar nicht. Mir war es wichtig, in deiner Nähe zu sein, aber”, sie seufzte leise und wieder traten Tränen in ihre Augen, “ich war nicht glücklich, Mario.”

Marios Hand wanderte auf ihre, die auf seiner Brust lag. “Ich muss zugeben, so ging es mir auch. Ich wollte dich nicht verlieren. Und ich dachte, du würdest das zwischen uns beenden, wenn ich es anspreche.”

“Wir müssen darüber reden, Mario. Was, wenn das doch irgendwann dafür sorgt, dass es zwischen uns kriselt? Ich will das nicht, ich will das nicht wieder verlieren, ich will dich nicht verlieren.”

Der Junge erwiderten den Blick von der ihm Gegenüberstehenden, dann nickte er. “Vermutlich hast du recht.”

Elsa nickte auch, schloss ihre Augen einen Moment, ehe sie ihre Hand auf seiner Brust bewegte und so seine in ihre nahm. Sie dreht sich herum und zog Mario einfach mit sich. Als sie eine Bank entdeckte, hielt sie darauf zu, ließ sich gleich darauf auf diese sinken. Die Hand ihres Begleiters ließ sie nicht einmal los, schloss sogar noch ihre zweite darum, während sie nachdenklich ihre Stirn runzelte.

“Damals, als ich mit Viktor unterwegs war und ihm geholfen habe, ich weiß bis heute nicht, ob es gut oder schlecht war. Auf der einen Seite würde ich ihm immer wieder helfen, er ist ein Freund und ich finde es richtig, seinen Freunden zu helfen, aber du hast recht, dass diese Hilfe dir gegenüber nicht fair war. Und du hast sicher auch recht gehabt, als du gesagt hast, dass ich es dir einfach schon vorher hätte erzählen sollen. Aber du warst damals wirklich blöd und du warst wirklich gemein zu mir, als du mir unterstellt hast, dass ich mit Viktor sonst noch etwas mache. Da habe ich dir an den Kopf geworfen, dass du mich in Ruhe lassen sollst und hatte später solche Angst davor, dass du jetzt denkst, dass ich mit dir Schluss gemacht habe, dabei wollte ich das nicht, ich will schließlich mit dir zusammen sein! Und dann bist du zu mir gekommen, an die Schule. Ich war so glücklich, weil ich gedacht habe, dass du meinetwegen da bist, um dich mit mir zu versöhnen. Aber das hast du nicht. Du hast mir wieder nur Vorwürfe gemacht und stattdessen” Tränen standen jetzt wieder in ihren Augen, “hast du dich wirklich von mir getrennt. Du hast mir das Herz gebrochen, ich war so unglücklich. Immer wieder habe ich gehofft, dass du auftauchst, mir sagst, dass du mich liebst, dass es ein Fehler war. Aber das hast du nicht. Stattdessen bist du an Silvester zu mir gekommen und mir das Gefühl gegeben, dass ich dir egal bin, dass du mich eigentlich gar nicht sehen willst und mir gesagt, dass du Abstand von mir haben willst. Und dann küsst du mich einfach … Ja, du hast es mir danach alles erklärt und ich bin auch froh darüber gewesen, aber als wir dann darüber nachgedacht haben, da … da haben wir dann statt zu reden …”

“Miteinander geschlafen”, sagte Mario nun das erste Mal etwas.

Elsa nickte. “Ja. Und ich glaube das war einfach ein Fehler. Wir hätten erst miteinander reden sollen und danach das miteinander erleben.”

Sie sah ihn an , woraufhin auch Mario langsam nickte.

“Vermutlich hast du recht.” Er seufzte auf. “Ach Elsa, ich weiß, dass ich übertrieben habe. Aber verstehe mich bitte auch. Es war einfach ein Schlag ins Gesicht, als Manubu zu mir kam und gesagt hat, dass er dich mit jemand anderem zusammen gesehen hat. Ich meine, ich vertraue dir ja, ich weiß, dass du mich liebst, aber … es war mir zuviel und du hast es mir nicht gesagt, sogar als ich dich sogar darauf angesprochen habe. Und ganz ehrlich, ich war da schon etwas wütend, vielleicht nicht einmal unbedingt auf dich, eher auf die Situation gesamt. Und als dann auch noch Gregor kam und meinte, dass du denkst, dass vielleicht sogar Schluss ist, da war es bei mir einfach rum. Und ich war auch am nächsten Tag noch total überfordert, durcheinander durch das alles, wütend, ja … Und als ich am nächsten Tag zu dir kam, da hatte ich das Gefühl, du nimmst mich nicht ernst, was ich denke, meine Meinung dazu, da haben wir weiter gestritten. Dann ist mir rausgerutscht, dass wir es eben bei der angeblichen Trennung belassen sollen. Elsa, glaube mir, ich habe es bereut, kaum dass ich es gesagt habe.” Er runzelte seine Stirn, sah auf ihre Hände, dann wieder in ihre Augen. “Ich glaube, ich habe es dir schon an Silvester gesagt, vielleicht erinnerst du dich ja noch daran - ich war wütend, einfach nur wütend, ziemlich lange. Und Gregor hat es mir damals wie ein Spiegel vorgehalten, ich war eigentlich wütend auf mich, darauf, mich von dir getrennt zu haben, obwohl ich das nicht wollte, dich unglaublich vermisst habe. Aber es war einfacher mir einzureden, dass die Trennung richtig war, daher habe ich die Wut komplett auf dich gerichtet. Einen Grund dafür zu haben mich von dir getrennt zu haben, nicht mehr mit dir zusammen zu sein, machte es leichter. Und je mehr ich mir das eingeredet habe, desto einfacher war es auch, weiterhin wütend auf dich zu sein. Doch ich habe dich vermisst, jede Minute, die ich nicht mit dir verbringen konnte, die ich dich nicht sehen, nicht mit dir sprechen konnte. Oh Gott Elsa, es tut mir leid, so unglaublich leid. Alles. Dass ich dich wegen Viktor so dumm angemacht habe, dass ich dir nicht wirklich zugehört habe, dass ich mich von dir getrennt habe und dir, für mein Gewissen, die Schuld daran gegeben habe. Auch, dass ich dir die letzten Monate nicht schon gesagt habe, wie sehr ich dich liebe und wie froh ich bin, wieder ein Teil deines Lebens sein zu dürfen und du ein, nein, der wichtigste Teil meines Lebens bist. Ich liebe dich, so sehr, dass ich es nicht in genug Worte fassen kann. Ich verspreche, dass ich es nie wieder so weit kommen lasse, das wird nicht mehr passieren.”

Elsa sah ihn mit großen Augen an, dann überraschte sie ihn, in dem sie näher an ihn rutschte, ihre Hand aus seiner zog und seinen Kopf mit dieser leicht zur Seite drehte, so dass sie ihre Stirn mit geschlossenen Augen an seine legen konnte. Auch er schloss seine Augen.

“Ich liebe dich, Mario. Du bist derjenige, der Einzige, für den ich bisher jemals solche Gefühle hatte und auch als wir uns so gestritten haben, konnte ich diese Gefühle niemals abstellen. Ich verstehe, was du gesagt hast. Es ist mir auch leichter gefallen wütend auf dich zu sein und zu sagen, dass du es warst, der mich verlassen hat, um mit dem Liebeskummer zumindest ein wenig umgehen zu können. Ich will das auch nie wieder erleben. Bitte versprich mir, dass wir zukünftig miteinander reden, wenn etwas ist. Dass wir immer ehrlich sind und nichts für uns behalten. Vermutlich hätten wir uns die letzten Monate schöner machen können.”

Marios Hand umschloss ihre zweite, die er immer noch hielt, etwas fester. “Ja, ich verspreche es dir, ich verspreche dir noch viel mehr. Alles. Ich liebe dich, Elsa.”

“Und ich liebe dich, Mario.”

“Du weißt gar nicht”, ein Lächeln erschien auf seinen Zügen, “wie glücklich es mich macht, diese Worte von dir zu hören.”

Auch sie lächelte, musste es einfach. “Ich glaube, ich kann es nachvollziehen. Weißt du, die letzten Monate waren ja nicht nicht schön. Sie waren in der Hinsicht schön, wieder bei dir zu sein, Zeit mit dir zu verbringen, dir so nahe zu sein”, ihre Fingerspitzen streichelten sanft über seine Wange, “aber so, mit Gefühlen, also zu wissen, dass du mich immer noch liebst, das macht es einfach so viel besser und schöner.”

“Und das kann ich nachvollziehen, denn so ist es.”

Mario öffnete seine Augen wieder, erkannte, dass auch sie ihn ansah. Beide lächelten, dann überbrückte er die letzten Zentimeter und legte seine Lippen auf ihre. Endlich, endlich waren sie wieder da, wo sie sein wollten. Zusammen, als Paar.

Kapitel 44

Als es an der Haustüre klingelte, rannte Elsa aufgeregt dorthin und riss die Türe weit auf.

“Hallo”, lächelte sie den dort Stehenden strahlend an.

Der erwiderte ihr Lächeln und ließ seinen Blick über sie gleiten. “Du siehst einfach toll aus.”

“Das kann ich nur zurückgeben.” Elsa kicherte leise, dann trat sie zu Mario und küsste ihn sanft. “Ich bin gleich so weit.”

“Ich warte auf dich.”

“Was anderes bleibt dir auch gar nicht übrig.”

Als sie erneut kicherte, musste auch der Junge schmunzeln. Sie war schon etwas besonderes, generell und vor allem für ihn. Sein Blick verfolgte Elsa, als sie wieder ins Haus ging, bis sie um eine Ecke bog.

“Hallo Mario”, erklang eine weitere Stimme und Akane trat zu dem Freund ihrer Tochter.

“Guten Morgen”, erwiderte dieser.

“Und, bist du aufgeregt? So ein erster Schultag an einer neuen Schule ist ja doch immer wieder aufregend, oder?”

“Das schon, aber ich bin nicht aufgeregt. Ich glaube, in meinem Leben gab es schon so viele aufregendere Situationen, da ist das ein Klacks dagegen.”

Auf die ruhige Erwiderung musste Akane laut lachen. Als Elsa neben ihre Mutter trat, sah sie fragend zwischen dieser und ihrem Freund hin und her.

“Was ist denn bei euch so lustig?”

“Das kann dir Mario sicherlich auf dem Weg erzählen, denn auf den solltet ihr euch langsam machen.” Akane umarmte ihre Tochter noch schnell. “Habt einen schönen, neuen ersten Schultag.”

“Danke Mama”, erwiderte diese lachend und trat gleich darauf zu ihrem Freund und schob ihre Hand in seine. Der sah sie an.

“Bereit?”

“Mit dir an meiner Seite immer.”

Sie unterhielten sich auf dem Weg angeregt miteinander, lachten, scherzten. Tatsächlich schien die Tatsache, dass sie gemeinsam auf dem Weg zu ihrer neuen Schule waren, die sie zusammen besuchen würden, ihnen alles leichter zu machen. Keiner von ihnen war übermäßig nervös oder aufgeregt, ganz im Gegenteil.

“Hallo Käpt´n, Elsa!”

Als sie nicht mehr weit von ihrer neuen Schule entfernt waren, wurden sie so lautstark begrüßt. Das Paar sah auf und beide mussten schmunzeln.

“Hallo Christoph”, begrüßten sie Marios Mannschaftskollegen, der tatsächlich auch auf die gleiche Schule wie sie gehen würde.

“Und? Seid ihr auch so aufgeregt?”, fragte er nach.

Sie schüttelten beide ihre Köpfe.

“Christoph, wir haben schon weit aus mehr erlebt, da dürfte das doch nichts für uns sein”, sagte Mario und sah ihn aufmunternd an.

Der Verteidiger blieb stehen und kratzte sich am Kopf, ehe er nickte. “So habe ich das noch gar nicht gesehen, aber du hast vollkommen recht, Käpt´n.” Nun grinste er breit. “Na dann, auf in den Kampf.” Entschlossenen Schrittes lief er weiter.

Elsa sah ihm erstaunt hinterher. “So schlimm wird es hoffentlich nicht”, sagte sie leise.

Ihr Freund schmunzelte. “Davon gehe ich aus.”

Als sie vor der Schule ankamen, senkte Mario seinen Kopf und küsste Elsa noch einmal sanft auf die Lippen, dann trennten sie ihre Hände voneinander. Sie wollten erst einmal abwarten, wie es hier an der Schule gehandhabt wurde, ehe sie ihre Beziehung offen zeigten.

“Ich bin sehr gespannt, wir das jetzt alles werden wird.” Mario sah über den Schulhof und Elsa war klar, wonach er Ausschau hielt.

“Der Fußballplatz liegt wahrscheinlich auch eher hinten raus, wie bei den anderen Schulen bisher.” Ein Schmunzeln lag auf Elsas Zügen, als sie ihm sanft ihren Ellenbogen in die Rippen stieß.

“Du kennst mich zu gut”, sagte er und lachte leise auf.

Gemeinsam gingen die drei in die Schule hinein und dort zur Aula. Es gab einige Schüler, die in diese Richtung strömten.

“Schaut mal”, Christoph deutete auf die Stuhlreihen, “die scheinen nach den Klassen sortiert zu sein.”

“Oh.” Enttäuschung machte sich in Elsa breit. Sie hatte darauf gehofft und eigentlich auch damit gerechnet, neben Mario zu sitzen, aber gut, so war es eben. Ein leises Seufzen entkam ihr.

“Hey Liebling, wir sehen uns nachher auf jeden Fall, ja?” Mario hatte ihr Seufzen vernommen und erkannte auch den Ausdruck in ihren Augen. Er lächelte sie liebevoll an, woraufhin auch sie lächeln musste.

“Natürlich. Na gut, dann setze ich mich mal. Ihr beide habt es gut, ihr habt euch.”

“Vielleicht kennst du ja auch jemanden.” Christoph sah in die Richtung der Stuhlreihen, wo Elsa gleich sitzen würde und versuchte zu erkennen, ob er vielleicht jemanden kannte, doch Fehlanzeige.

“Da hast du recht. Dann bis nachher.”

Elsas Hand griff nach Marios und drückte diese sanft, ehe sie sich auf den Weg machte. Das war er jetzt also, ein neuer Lebensabschnitt. Sie sah über ihre Schulter und erkannte, dass Marios Blick auf sie gerichtet war. Sie beide lächelten sich an. Elsa freute sich auf diesen neuen Lebensabschnitt, denn das Wichtigste war, dass er an ihrer Seite war und das war er.
 

~~~
 

Elsa streckte ihre Arme über ihren Kopf und dehnte ihren Oberkörper zur rechten Seite und anschließend zur linken, dann ließ sie nach vorne fallen und berührte den Boden mit ihren Händen, ehe sie sich aufrichtete. Sie hatten heute die erste Sportstunde oder eher Stunden, an der neuen Schule und sie freute sich darauf. Vor zwei Tagen hatte sie den ersten Tag hier an der Oberschule gehabt und sich auch sogleich für die Leichtathletik-AG eingetragen, die aber erst nächste Woche starten würde. Doch sie freute sich darauf. Leichtathletik hatte sie schon die letzten Jahre schon immer gerne gemacht und wollte daher auf jeden Fall weitermachen. Aktuell war sie sehr aufgeregt, denn Sport hatte ihre Klasse zusammen mit der Parallelklasse und zwar der, in der Mario war. Und da bereits ein paar ihrer männlichen Klassenkameraden in der anderen Hälfte der Turnhalle herumliefen, war die Vermutung groß, dass er ebenfalls hierher kommen würde, oder eher musste. Elsas Blick richtete sich auf ihre neuen Klassenkameradinnen. Tatsächlich hatte sie niemanden gekannt, was sie jetzt nicht wunderte, ihre neue Schule hatte ein großes Einzugsgebiet. Eine ihrer Klassenkameradinnen lächelte sie an, als sich ihre Blicke trafen. Mit den roten Haaren fiel das Mädchen auf. Wie war ihr Name gewesen? Mayumi?

Elsas Gedanken wurden abgelenkt, als weitere Schüler herein kamen und da war er endlich. Mario lief neben Christoph in die Sporthalle, unterhielt sich mit diesem. Doch dann drehte er seinen Kopf und ihre Blicke trafen sich. Ein Lächeln erschien auf seinen Zügen und seine Augen erhellten sich. Auch Elsa lächelte mit leuchtenden Augen. Gerade als sie ihre Hand heben und ihm zuwinken wollte, erklang die Stimme ihrer Sportlehrerin.

“Mein Name ist Yamada und ich freue mich, euch zu eurer ersten Sportstunde hier an der Oberschule zu begrüßen. Ich würde sagen, wir fangen damit an, dass wir uns alle kurz vorstellen, so dass ich weiß, wer ihr seid. Anschließend laufen wir ein paar Runden, um uns aufzuwärmen.”
 

~~~
 

“Kurze Sprints von hier bis zu der Wand auf der anderen Seite. Immer zwei von euch gegeneinander, ich stoppe die Zeit. Wer will anfangen?”

Elsa sah sich neugierig um, dann hob sie ihre Hand und sah zu ihrer Lehrerin, die auf Meldungen wartete.

“Ich würde anfangen.”

“Sehr schön. Wie war dein Name nochmal?”

“Daichi, Elsa.”

“Elsa, gut. Wer will noch?”

“Ich.” Eine melodische Stimme erklang.

“Mayumi, das konnte ich merken. Dann an die Startlinie, ich stehe drüben am Ziel. Und ich erwarte, dass die nächsten dann direkt bereitstehen, wenn Elsa und Mayumi durch sind.”

Elsa trat zu der Startlinie und sah neben sich, als Mayumi sich dorthin stellte.

“Dann haben wir es wenigstens hinter uns, nicht wahr?”, fragte diese lachend.

“Du sagst es”, stimmte Elsa dem Mädchen zu.

“Auf die Plätze, fertig”, Elsa und Mayumi begaben sich in Startposition, “los!”

Elsa lief los, genoss das Gefühl und war ihres Erachtens viel zu schnell auf der anderen Seite angekommen.

“Ihr wart gut, alle beide, sehr schöne Zeiten. Macht ihr irgendeinen Sport?”, fragte Frau Yamada zufrieden.

“Ja, ich mache Leichtathletik, bereits seit der Grundschule.”

“Wir haben eine Leichtathletik-AG, melde dich doch dort an”, erwiderte die Lehrerin, scheinbar zufrieden mit der Aussage.

“Bin ich bereits.” Elsa lächelte.

“Ich ebenfalls”, erklärte Mayumi neben ihr.

“Ich bin mir sicher, dass die von euch beiden nur profitieren können. Na dann, wartet einfach da drüben an der Seite.” Ihre Lehrerin deutete in die von ihr gemeinte Richtung, ehe sie zur Startlinie sah. “So, die nächsten beiden.”

“Ich freue mich, dass du auch in der AG bist”, richtete Mayumi an Elsa.

Diese nickte. “Das gebe ich zurück. Wie lange machst du schon Leichtathletik?”

Es waren schon einige Minuten vergangen und Elsa und Mayumi standen nicht mehr allein an der Seite. Sie waren inzwischen zu sechst und hatten nun ein neues Thema: Jungs. Und über diese redeten sie nicht nur, sie begutachteten diese sogar.

“Der sieht einfach nur gut aus!”, erklang eine aufgeregte Stimme.

Elsa, die sich gerade mit Aiko, einer Klassenkameradin, unterhalten hatte, sah neugierig auf. Ihr Herz machte einen Satz, als sie erkannte, von wem die anderen jetzt wohl sprachen. Die Jungen mussten ebenfalls sprinten, es schien anstrengender zu sein, als bei ihnen, denn als Mario an der Ziellinie ankam, hob er anschließend sein T-Shirt und wischte sich damit den Schweiß von der Stirn.

“Oh mein Gott, habt ihr diese Bauchmuskeln gesehen?”, gab Chizu von sich, die ebenfalls in Elsas Klasse war.

Elsas Augen hatten ebenfalls auf dieser Stelle gelegen und ihr war durch den Kopf geschossen, wie es sich anfühlte, ihre Finger darüber gleiten zu lassen, gefolgt von ihren Lippen. Am Freitag würde er bei ihr übernachten und sie sahen sich ja auch schon nachher wieder, vielleicht ...

“Ja, habe ich. Ich meine er sieht auch schon so gut aus, aber wenn ich mir jetzt vorstelle, wie er nackt aussieht? Da wird mir ja ganz anders! Der ist wirklich eine Sahneschnitte!”

Bei Aikos Ausruf liefen Elsas Wangen rot an. Sie sah kurz zu ihrer Klassenkameradin, dann senkte sie ihren Blick, jedoch nur einen kurzen Augenblick, ehe sie zu Mario zurück sah, der gerade zu ein paar seiner Klassenkameraden lief und von diesen auf die Schulter geklopft bekam. Ein Lächeln erschien auf ihren Zügen. Er gehörte zu ihr! Diese - wie war es gewesen? - Sahneschnitte gehörte ihr. Sie war zufrieden, doch.

“Er ist ziemlich sportlich, oder?”, fragte Chizu in diesem Moment.

“Oh ja, anscheinend ist er der Kapitän einer, ähm, was war es?” Das Mädchen aus Elsas Parallelklasse wandte sich ihrer Klassenkameradin zu. Von beiden hatte Elsa die Namen noch nicht mitbekommen.

“Ähm, Fußball glaube. Oder was anderes?”

“Nein, Fußball müsste passen. Also ja, er ist sportlich, hat man gesehen, oder?”

Elsa presste ihre Lippen zusammen, um jedes Lachen zu vermeiden. Eine andere Sportart? Mario würde darüber nur den Kopf schütteln. Etwas anderes als Fußball würde für ihn niemals in Frage kommen.

“Er heißt übrigens Mario”, sagte die zweite aus seiner Klasse.

“Netter Name und nett anzusehen. Vielleicht sollte ich ihn die Tage mal ansprechen.”

Elsa hob ihre Augenbrauen. Das, ähm, ja. Sie wusste doch, wie er aussah, sehr gut eben. Er hatte schon immer viele weibliche, Fans gehabt, daher sollte sie es nicht wundern, dass genug weibliche Wesen für ihn schwärmten. Nur war es etwas neues, bei den Schwärmereien daneben zu stehen. Doch sie fand es mehr als lustig, war doch auch nett, das mal mitzubekommen. Sie bemerkte, dass Mayumis Blick auf sie gerichtet war und sah schnell zur Seite, während sich ihre Wangen wieder etwas röteten.

“So wie wir es bisher mitbekommen haben, ist er wohl in einer Beziehung, jedenfalls haben er und der andere da”, ein Fingerzeig von Marios anderer Klassenkameradin auf Christoph, “darüber geredet.”

“Wirklich? Das ist aber schade.”

“Ja, das ist es. So eine Verschwendung.”

Chizu und Aiko sahen zu Mario.

Dieser sah in diesem Moment in ihre Richtung und als seiner auf Elsas Blick traf, musste er lächeln. Auch Elsa lächelte. Ja, er war vergeben und so schade das auch für jede andere war, für sie war er der perfekte Mann!

“Er hat mich angelächelt!”, gab Aiko aufgeregt von sich.

“Oder mich!” Chizu schlug aufgeregt ihre Hände vor sich zusammen. “Wer weiß, vielleicht ist die Beziehung ja doch nicht so ernst und ich habe eine Chance.”

Elsa legte eine Hand vor ihren Mund, versuchte jedes Lachen zu vermeiden. Das war wirklich sehr lustig. Und wieder bemerkte sie Mayumis Blick auf sich, doch dieses Mal hielt sie diesem stand als sie sah, dass auch Mayumi grinste.
 

~~~
 

Am Ende des Schultages stand Elsa draußen vor dem Schuleingang und wartete auf ihren Freund, da sie beide heute verabredet waren. Sie wollten zu ihm gehen, gemeinsam Schulaufgaben machen und dann noch Zeit miteinander verbringen. Das Mädchen hob ihr Gesicht in die Sonne, die sie angenehm wärmten. Es waren wunderschöne Frühlingstage, nächste Woche war auch bereits Hanami, das Kirschblütenfest. Mario und sie würden gemeinsam dorthin gehen, Conny und Gregor würden sie begleiten und sie freute sich darauf. Dann konnte sie endlich ihren neuen Yukata anziehen und sie war schon sehr gespannt darauf, wie Mario diesen finden würde, bisher hatte sie ihm jeden Blick darauf verwehrt, sie wollte ihn eben überraschen.

Doch nicht nur in ihren Gedanken spielte ihr Freund gerade eine Rolle. Sie stand mit ein paar anderen Mädchen, unter anderem auch Mayumi, Chizu und Aiko hier und gerade die letzten beiden schwärmten von Mario, wie toll er aussah und Chizu hatte sich vorgenommen, ihn anzusprechen, deshalb standen sie auch noch hier. Elsa verspürte dabei nicht einmal Eifersucht, denn sie wusste ja, für wenn Marios Herz schlug und ihr Streit, die Versöhnung, also die richtige, erst Monate später, hatten ihr gezeigt, was sie ihm tatsächlich bedeutete. Und ihr war klar, dass sie ihm das nachher alles unter die Nase reiben würde.

Und dann kam er endlich aus dem Schulgebäude und sofort erklang ein leises Quietschen von Chizu. Alle Mädchen um Elsa herum nahmen plötzlich eine andere Stellung ein, schienen sich präsentieren zu wollen. Okay, fast alle, Elsa und Mayumi wechselten nur einen belustigten Blick.

“Oh Gott, er kommt direkt auf uns zu! Ich werde ihn gleich ansprechen und ihn fragen, ob er nicht mit mir ausgehen will!”, quietschte Chizu aufgeregt und sie tat Elsa schon fast ein wenig leid.

Da kam Mario bei ihrer kleinen Gruppe an und ließ seinen Blick verwundert über die Mädchen wandern. Bei seinem Gesichtsausdruck war Elsa klar, dass wenn er seine Kappe auf hätte, er diese einfach tief in sein Gesicht ziehen würde, um sie nicht sehen zu müssen. Doch da er hier keine Kappe trug, richtete er seinen Blick einfach auf das für ihn wichtige, auf sie. Und dann streckte er eine Hand aus. Wäre das hier ein Manga, dann würden die Mädchen jetzt sicherlich reihenweise in Ohnmacht fallen. Bei dem Gedanken musste Elsa ein Kichern unterdrücken.

“Können wir gehen?”, fragte er mit seiner tiefen, weichen Stimme.

Am liebsten hätte Elsa es noch länger beobachtet, wie Chizu und die anderen ihren Freund anhimmelten, aber … Sie trat vor und legte ihre Hand in seine, um ihre Finger miteinander zu verschränken.

“Ja, können wir.” Anschließend drehte sie sich zu ihren Klassenkameradinnen um, die sie mit großen Augen und offenem Mund ansahen. Alle, außer Mayumi, die zwinkerte ihr zu. Anscheinend hatte ihre Klassenkameradin eine Vermutung gehabt … “Ich muss euch leider enttäuschen”, gab sie von sich und sah in erster Linie Chizu an, “aber er ist wirklich vergeben und das, hoffe ich zumindest, sehr glücklich.”

Mario sah sie verwundert an, ehe er seinen Blick ebenfalls auf die Mädchengruppe richtet und nickte. “Ja, bin ich. Ziemlich verliebt und sehr glücklich.” Er schmunzelte und sah Elsa an, deren Wangen einen sanften Rotschimmer bekamen.

“Da bin ich sehr froh.”

“Ich auch.”

Sie sahen sich noch einen Moment an, dann richtete Elsa ihren Blick wieder auf ihre Klassenkameradinnen. “Na gut, wir sehen uns morgen. Bis dann.” Sie hob ihre Hand zum Abschied, dann machten Mario und sie sich auf den Weg.

“Willst du mir noch erzählen, was das genau gerade war?”, fragte der Torwart neugierig.

Elsa kicherte und nickte. “Ja, das will ich. Und ich muss dir sagen, ich habe mich heute schon sehr amüsiert.”

Kapitel 45

Als Elsa am nächsten Morgen ihr Klassenzimmer betrat, wurde sie bereits erwartet.

“Elsa! Das war gestern schon ein wenig fies, mich so ins offene Messer laufen zu lassen. Warum hast du denn nicht einmal gesagt, dass du mit diesem Mario zusammen bist?”

Chizu trat zu ihrer Klassenkameradin und sah sie an. Diese überkam ein schlechtes Gewissen.

“Entschuldige bitte. Es war einfach so …”

Und dann überraschte ihre Gegenüber Elsa damit, dass sie auflachte und abwinkte. “Alles gut, ich würde sagen, wir waren gestern schon sehr überrascht, immerhin haben wir uns doch einige Male über deinen Freund unterhalten und ich wollte ihn sogar fragen, ob er mit mir ausgeht. Und du sagst kein einziges Wort. Wie hast du es nur geschafft, dich so zusammen zu reißen? Wenn er mein Freund wäre und jemand würde vor mir so über ihn reden, also ich würde derjenigen gleich klar machen, was Sache ist.”

Nun schmunzelte Elsa. “Weißt du, Chizu, ich vertraue ihm zu einhundert Prozent. Und zudem bin ich das schon gewöhnt, dass andere Mädchen ihn toll finden, das kann ich ab. Außerdem war es ganz lustig, mal so nahe dran zu sein.”

“Du bist wirklich lustig, Elsa.” Aiko schüttelte grinsend ihren Kopf, dann beugte sie sich näher zu dem Mädchen. “Wie lange kennt ihr euch denn schon? Beziehungsweise seid ihr ein Paar?”

Elsa hob eine Hand an ihr Kinn. “Kennen tun wir uns, seit wir zwölf Jahre alt waren, seit dem letzten Jahr der Grundschule, damals waren wir in einer Klasse. Dann sind wir zwar auf unterschiedliche Mittelschulen gegangen, da aber mein Bruder und er beste Freunde sind, haben wir uns trotzdem regelmäßig gesehen und dann ist es halt irgendwann passiert … Und im Juni haben wir unser Einjähriges.” Elsas Herzschlag nahm bei der Aussage zu und sie musste unbewusst lächeln.

“Ach, das ist ja schön. Und dann seid ihr jetzt zusammen auf der Oberschule, das muss euch doch gefallen.” Chizu sah ihre Klassenkameradin fragend an. Die nickte.

“Ja, wir haben sie beide als erste Priorität angegeben und waren wirklich froh, dass wir an zusammen angenommen wurden. Zwar leider in unterschiedlichen Klassen, aber immerhin sind wir uns so schon näher, als an zwei unterschiedlichen Oberschulen.”

“Da hast du wirklich recht.” Aiko nickte.

Elsa ging etwas später zu ihrem Platz und setzte sich. Sie war froh, dass die Mädchen ihr die gestrige Aktion nicht übelnahmen, denn das war ihr erster Gedanke gewesen, als Chizu sie beim hereinkommen angesprochen hatte.

“Da hast du gestern ja für eine ganz schöne Überraschung gesorgt” erklang vor ihr eine Stimme, weshalb Elsa erstaunt aufsah. Als sie Mayumi erkannte, lächelte sie.

“Ja, anscheinend.”

“Die Gesichter der anderen waren wirklich herrlich, vor allem Chizus, die deinen Freund ein paar Minuten vorher ja auch noch um ein Date bitten wollte.”

Elsa kicherte. “Ja, das war es. Doch”, sie sah die vor ihr Sitzende, die sich zu ihr herumgedreht hatte, an, “du scheinst es dir gedacht zu haben?”

Mayumi nickte und schmunzelte. “Ich hatte in der Sportstunde so einen Verdacht, zu erst war es nur eine Vermutung, als Mario dann aber herüber gesehen und gelächelt hat, sind die anderen regelrecht durchgedreht, du hast ebenfalls gelächelt, aber voller Freude, nicht so wie die anderen eben, da bin ich schon fast davon ausgegangen, dass zwischen euch mehr sein dürfte. Und spätestens, als er dann zu unsrer kleine Gruppe gekommen ist, war mir klar, dass es nur um dich gehen konnte. Aber schön, dass du das so durchgezogen hast. Ich wüsste nicht, ob ich nicht gleich voller Stolz damit heraus geplatzt wäre, dass das mein Freund ist.”

Wieder kicherte Elsa. “Ja, das hatte ich mir auch überlegt. Aber es war einfach mal interessant, so nahe dran zu sein, wenn es ein paar Mädchen gibt, die von deinem Freund schwärmen.”

“Damit hast du also Erfahrung?”

“Oh ja, leider viel zu viel. Mario hat einen Fanclub, der im schon seit jeher hinterher läuft, das war schon so, als ich ihn kennenlernte. Daher ja, ich kenne es.”

“Fanclub?”

“Ja. Ein paar sehr nervige Mädchen. Das hat in der Grundschule angefangen und sie ziehen es bis heute knallhart durch.”

“Und die rennen ihm einfach so hinterher?” Mayumi sah ihre Klassenkameradin verwundert an.

“Nein, nicht nur.” Elsa lachte auf. “Erinnerst du dich daran gestern, was die Mädchen aus der Parallelklasse erzählt haben? Mario ist Kapitän einer Fußballmannschaft und daher gilt der Fanclub offiziell als der Fanclub der Kickers, doch wir wissen alle, wem ihre nicht ganz so geheime Liebe gilt. Aber ich darf es nicht ganz falsch sagen, denn sie feuern die Kickers wirklich bei fast jedem Spiel an.”

“Kickers … sind die gut?”

Elsa legte ihren Kopf schräg. “Interessierst du dich für Fußball?”

“Ja, doch. Und nicht nur für den Profifußball.”

“Hast du dann noch nie was von ihnen gehört? Oder den Teufeln? Den schwarzen Blitzen oder den Tornados?”

Mayumi schüttelte ihren Kopf. “Ich gehe mal davon aus, dass das lauter Mannschaften hier aus der Gegend sind?” Auf Elsas Nicken, zuckte sie mit ihren Schultern. “Meine Mutter und ich sind erst eineinhalb Wochen vor dem Start der Oberschule hierher gezogen.”

“Ach so, also ja, die Kickers sind gut. In Ordnung, vielleicht bin ich ein wenig voreingenommen, aber ich kann dir”, ihr Blick richtete sich nach vorne, als ihr Lehrer das Klassenzimmer betrat, “gerne mal mehr davon berichten.”

“Gerne”, erwiderte Mayumi, dann drehte sie sich nach vorne.

“Psst, Mayumi”, gab Elsa leise von sich, so dass ihre Klassenkameradin sich noch einmal herumdrehte.

“Ja?”

“Am Sonntag haben die Kickers ein Spiel, hättest du Lust mitzukommen?”

Die Augen der Gefragten leuchteten auf. “Sehr gerne.”
 

~~~
 

“Dann viel Glück euch, macht sie fertig!”

Elsa streckte sich zu Mario und gab diesem einen sanften Kuss auf die Lippen. Dieser legte seine Arme ein wenig stärker um sie, um sie noch einmal fest zu umarmen, ehe er die Umarmung wieder löste.

“Das werden wir, vor allem, weil heute viel auf dem Spiel steht.” Er sah zu seinem heutigen Gegner, der eigentlich direkt neben ihm stand und nun breit grinste.

“Was denn? Wir müssen diese Sache noch klären, das steht schon viel zu lange offen.”

“Das sehe ich nicht so, Viktor! Elsa feuert inzwischen mich an. Ich meine, ich bin ihr Freund, natürlich drückt sie damit ihre Daumen für die Kickers!” Mario runzelte seine Stirn.

“Und das sehe ich nicht so. Damals hat Elsa gesagt, dass sie die Mannschaft anfeuert, die gewinnt und genau dieses Spiel ging unentschieden aus.”

“Die Kickers und die Teufel haben seit diesem einen Spiel, das du meinst, inzwischen öfter gegeneinander gespielt.”

“Aber wir haben das niemals zum Preis des Spiels gemacht.”

“Weil du auch einhältst, was wir vereinbaren.”

“Was willst du damit sagen, Mario?” Viktor hob eine Augenbraue und sah den Jüngeren fragend an.

“Falls du dich erinnerst, das Spiel zu Jahresbeginn - du hast gesagt, wenn ich gewinne, lässt du mir soviel Zeit, wie ich sie brauche. Und naja”, Mario wog seinen Kopf von einer Seite zur anderen, “das hast du überhaupt nicht!”

“Hey, da war das zwischen Elsa und dir wieder geklärt, zumindest einigermaßen, immerhin habt ihr beide miteinander …”

Und das war der Punkt, an dem Elsa sich einmischte. “Ruhe, Viktor!”

Die beiden Jungen sahen sie erstaunt an, immerhin hatte sie bisher keinen Ton von sich gegeben.

“Und übrigens”, Elsa umschloss Marios Hand mit ihrer, “ist es völlig egal, wer heute gewinnt, mein Herz und damit auch meine gedrückten Daumen gehören Mario und damit auch den Kickers, ähm, die gedrückten Daumen gehören den Kickers, mein Herz nur Mario.”

“Das hoffe ich doch, ihr habt mir genug Theater gemacht im letzten Jahr, dafür, dass ihr euch so eindeutig liebt und einfach zusammen gehört.” Viktor stemmte seine Hände in die Seiten und sah das Paar ernst an, ehe er seufzte. “Hach, ich brauche endlich jemanden, der mich anfeuert.”

“Ähm, Viktor …” Mario deutete über seine Schulter auf die Horde an Mädchen, die sich dort wieder mit ihren “Viktor Uesugi - ich liebe dich”-Schildern versammelt hatten. Elsa kicherte dazu.

Der Torwart der Teufel schüttelte seufzend seinen Kopf und zeigte dann mit seinem Zeigefinger auf Elsa. “Du weißt genau, was ich suche! Also los, suche mir jemanden!”

Nun lachte das Mädchen laut, während Mario zwischen ihr und Viktor verwirrt hin und her sah.

“Häh?”

“Ich erkläre es dir wann anders.” Elsa hatte eine Hand auf die Brust ihres Freundes gelegt und sah ihm unter der grünen Kappe in die Augen. “Und jetzt geh und mache ihn … mach sie alle fertig.”

Auf ein gejammertes “Elsa” ihnen gegenüber musste Mario nur lachen, ehe er sich zu ihr beugte und ihre Lippen erneut sanft mit seinen verschloss.

“Das werde ich, versprochen.”

Elsa sah den beiden Kapitänen hinterher, die miteinander flachsend zum Spielfeld gingen. Sie schüttelte schmunzelnd ihren Kopf. Die beiden würden sich vermutlich auch nie ändern. Aber jetzt, ein Blick auf ihre Uhr am Handgelenk zeigte ihr, dass sie schon ein wenig spät dran war. War sie denn schon da? Ihr Blick glitt über die Personen, die sich bereits um das Fußballfeld herum versammelt hatten. Wie immer war viel los. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, sah herum und - ja, da war sie ja. Sie hob eine Hand und winkte. In dem Moment fiel der Blick der von ihr Gesuchten auf sie und gleich darauf kam sie lächelnd auf sie zu.

“Hallo Elsa.”

“Hallo Mayumi, schön dass du da bist.”

“Ach, ein spannendes Fußballspiel lasse ich mir ungern entgehen und schließlich hast du ja auch gesagt, dass es sehr spannend werden wird. Wenn ich mich so umsehe, sagt die Anzahl der anwesenden Menschen das schließlich auch.”

“Da hast du recht. Komm, lass uns nach vorne gehen und uns setzen, dann können wir von dort aus zusehen.” Elsa ging los und vertraute darauf, dass Mayumi ihr einfach folgen würde, was diese auch tat.

Gemeinsam ließen sie sich auf einer Bank recht weit vorne nieder, wo Elsa zuvor schon ihre Jacke und eine Tasche abgelegt hatte, um die Plätze zu reservieren.

Mayumi ließ ihren Blick über die Fußballer gleiten, die sich vor ihnen auf dem Fußballfeld warm machten. Die Kickers und die Teufel hatten sich untereinander vermischt und man erkannte, dass sie miteinander scherzten und lachten.

“Die scheinen ja wirklich gut miteinander klarzukommen.”

“Das tun sie auch. Die Kickers und die Teufel sind schon viele Jahre befreundet. Aber glaube mir, jeder von ihnen nimmt jedes einzelne Spiel zwischen ihnen sehr ernst, immerhin sind sie starke Konkurrenten. Doch ich glaube, diese Freundschaft zwischen ihnen macht auch viel aus.”

“Und bist du bei jedem Spiel der Kickers?”

Auf diese Frage von Mayumi schüttelte Elsa ihren Kopf. “Nein, das nicht, bei vielen, ja. Erst recht gegen die Teufel, aber nicht bei jedem. Wenn sie Auswärtsspiele haben sehr, sehr selten.”

“Und schaust du sie dann allein oder ist sonst noch jemand bei dir, den du meinetwegen heute versetzt hast?” Ein Schmunzeln lag bei dieser Aussage auf den Zügen von Elsas Klassenkameradin.

“Meist schaue ich mir die Spiele zusammen mit Conny an. Sie ist eine gute Freundin von mir und zudem auch noch die Freundin meines Bruders. Allerdings kann sie heute leider nicht, sonst hätte ich sie dir vorgestellt.”

“Ah, stimmt ja, dein Bruder spielt ja auch bei den Kickers. Welcher ist es denn?” Mayumi streckte neugierig ihren Kopf in die Richtung der Spieler und sah sich um.

“Der da, die Nummer zehn. Der mit den schwarzen Sturmhaaren. Gregor ist der Mittelstürmer, du wirst schon sehen, er wird nachher ganz schöne Action hier rein bringen.”

“Na dann bin ich gespannt.” Mayumi begutachtete Elsas Bruder einen Moment, dann sah sie zur Seite, als zwei weitere Fußballer, den Trikots nach die Torwarte, zusammen mit dem Schiri auf den Fußballplatz traten. Ihre Augen weiteten sich einen Moment. “Wer ist das da?”, fragte sie und deutete in die Richtung der beiden.

Elsa drehte ihren Kopf und blinzelte erstaunt, ehe sie schmunzelte. “Da du Mario kennst, erkennen solltest, das ist Viktor, der Kapitän und Torwart der Teufel. Und ebenfalls ein Freund von uns, also auch von mir.”

“Ich glaube, ich habe noch nie einen Kerl mit so langen Haaren gesehen. Stören die ihn nicht?”

“Nein, nicht dass ich ihn je klagen gehört hätte, aber ich kenne ihn gar nicht anders …”

“Hmm, interessant …”

Als Elsa ihr den Ellenbogen zwischen die Rippen stieß, zuckte Mayumi zusammen.

“Es geht los”, erklärte ihre Klassenkameradin in dem Moment aufgeregt.

Die nächste dreiviertel Stunde musste Mayumi oft schmunzeln. Elsa ging in ihrer Rolle als “Fußballer-Frau” richtig auf. Sie feuerte Mario lautstark an, oft auch ihren Bruder und die anderen Kickers. Auch Viktor hatte sie einmal entgegen geschrien, dass er einfach aufgeben und lieber nach Hause gehen sollte! Das hatte dessen Fanclub zwar nicht sonderlich toll gefunden, aber der gegnerische Torwart hatte schmunzeln müssen und als er den Fußball gehalten hatte, den Elsas Bruder aufs Tor geschossen hatte, hatte er diesen in Elsas Richtung gehalten und irgendetwas gesagt, dass sie nicht verstanden hatte. Dennoch hatte Elsa laut gelacht. Ja, die beiden schienen wirklich Freunde zu sein. Apropos Fanclub: Auch hier verstand Mayumi, was ihre Klassenkameradin gemeint hatte, immerhin waren da drei Mädchen, die laut und penetrant waren, zu dem Banner schwenkten, auf denen sie die Kickers anfeuerten und eines, auf dem sie ganz offen Mario anhimmelten. Und eines konnte sie ganz offen zugeben: das hier machte wirklich Spaß!

Kapitel 46

“Herrjemine, das war doch kein Abseits, Schiri! Bist du blind oder was?” Mayumi schüttelte aufgeregt ihre Faust und bemerkte nicht, dass sie von der Seite aus angesehen wurde.

Elsa blinzelte, ehe sie zu grinsen begann. Ein Mädchen, das Abseits erkannte, das war doch mal interessant. Und dann richtete auch sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das vor sich liegende Spiel. Die Kickers waren vor dem gegnerischen Tor angekommen, in dem Viktor sich bereit machte, leicht würde er es seinen Gegnern nicht machen. Da schoss Kevin, doch Viktor lenkte den Fußball mit Leichtigkeit ab. Da der Ball noch heiß war, stürmte Charlie los, doch auch dieser Schuss kam nicht an dem Teufel-Torwart vorbei. Und dann war Gregor am Ball. Doch so gut dieser auch geschossen hatte, Viktor stieß sich ab, machte sich lang und griff mit beiden Händen nach dem Fußball. Als er wieder aufstand hob er diesen mit einer Hand hoch und zeigte ihn Gregor, wobei er breit grinste.

“Der ist schon ziemlich arrogant, oder?”, fragte Mayumi kopfschüttelnd.

“Wen meinst du denn?” Elsa runzelte verwundert ihre Stirn, dann wurde es ihr klar. “Ach, du meinst Viktor. Hmm, ich verstehe, warum das so wirkt. Er ist schon von sich selbst überzeugt, weiß was er kann, zieht andere gerne auf und triezt auch gerne, aber arrogant? Nein, so würde ich ihn nicht bezeichnen. Er ist wirklich ein guter Freund, zu dem der Mentor meines Bruders. Er hat ihn, die Kickers schon so oft unterstützt. Und Gregor schwärmt davon, was Viktor ihm schon alles beigebracht hat.” Ihre Hand griff nach dem Herz-Anhänger an ihrer Kette, die sie von Mario nach ihrer Aussprache bekommen hatte. Er hatte ihr erzählt, dass diese eigentlich als Weihnachtsgeschenk gedacht gewesen war. Und sie hatte ihm dann auch den Schal, den sie für ihn gestrickt hatte, gegeben, auch wenn es natürlich zu warm dafür gewesen war. Mario hatte ihr daraufhin gesagt, dass er sich schon auf den nächsten Winter freute.

“Was? Und das, obwohl er ihr Gegner ist? Vor allem ein wirklich starker Gegner, so wie ich das bisher gesehen habe. Ich meine, es steht eins zu null für die Teufel, bisher liegen die Kickers hinten.”

“Das hat tatsächlich noch gar nichts zu heißen. In der Konstellation hat sich das ein oder andere Spiel erst in der letzten Minute entschieden. Aber zu Viktor: er ist das, was ich einen echten Freund nennen würde. Er ist immer für einen da, hilft einem, unterstützt dich. Als Mario und ich letztes Jahr aufgrund eines dummen Fehlers getrennt waren, hat er sich wirklich dafür eingesetzt, dass wir uns wieder miteinander versöhnen. Hätte er nicht mit mir geredet, wäre ich vermutlich nicht zu Mario gegangen und wir hätten uns ausgesprochen und ich bin mir sicher, dann würde es mir anders gehen …”

“Vielleicht musst du mir die Geschichte irgendwann einmal erzählen, denn so wie ihr beide bisher miteinander umgegangen sind und du von Mario erzählt hast, kann ich es mir fast nicht vorstellen, dass ihr getrennt gewesen seid …”

Elsa sah das Mädchen neben sich einen Moment an, dann nickte sie lächelnd.

“Das kann ich gerne einmal machen, wenn du es wirklich wissen willst.”

Mayumi erwiderte ihren Blick, ebenso lächelnd. “Ich würde mich freuen, etwas mehr über dich zu erfahren. Ich glaube, wir könnten gute Freundinnen werden.”

“Das glaube ich auch.”
 

~~~
 

“Tut mir leid Mario, aber das war wohl nichts.” Elsa legte ihrem Freund eine Hand auf den Unterarm und sah ihn von der Seite aus mitleidig an. Er hingegen schmunzelte nur und zuckte mit seinen Schultern.

“Ach, die Chance zur Revanche kommt bald, da mache ich mir keinen Kopf, dass wir dann gewinnen.”

“Das denkst aber auch nur du.”

“Das denkt Mario nicht nur, das weiß er. Denn das nächste Mal werde ich dafür sorgen, dass du keinen einzigen Ball halten kannst.” Gregor stemmte seine Hände in die Seiten und sah seinen Mentor herausfordernd an.

Viktor hob seine Augenbrauen. “Ach ja? Also heute warst du ja eher schwach unterwegs.”

“Das war nur, damit du denkst, dass du was drauf hast und dich fürs nächste Mal in Sicherheit wiegen kannst.” Der Jüngere winkte mit einer Hand ab, was zu einem prustenden Lachen der anderen Anwesenden sorgte.

“Da hörst du es, Viktor, er wollte dich nur in Sicherheit wiegen.” Mario deutete auf seinen besten Freund und schüttelte grinsend seinen Kopf.

Der Angesprochene grinste nur breit. “Dann soll er sich das ruhig weiter einreden.”

“Hey, du wirst schon sehen!”

Gregor und Viktor sahen sich gegenseitig herausfordernd an, dann nickte der Ältere.

“Hast mich mal wieder gut herausgefordert, das muss ich schon zugeben, weiter so. Vielleicht schaffst du es dann tatsächlich irgendwann mal wieder, ein Tor gegen mich zu schießen.”

Mayumi, die ein Stück hinter Elsa stand, lauschte dem Gespräch mit großen Augen, dann beugte sie sich nach vorne zu ihrer Freundin. “Also jetzt verstehe ich auch, was du vorher gemeint hast.”

“Nicht wahr? Die sind einfach Freunde”, flüsterte Elsa zurück.

“Oh, hallo”, erklang eine tiefe Stimme und beide sahen vor sich, von wo aus ein Paar schwarze Augen auf sie gerichtet war.

“Viktor, darf ich vorstellen? Das ist Mayumi. Sie ist mit mir auf der Oberschule in einer Klasse. Und übrigens weiß sie, was Abseits ist.”

Viktors Augen weiteten sich einen Moment und er sah das Mädchen neben Elsa genauer an. Dann lächelte er und trat zu ihr, streckte eine Hand aus.

“Hallo Mayumi, ich bin Viktor.”

Diese sah ihn überrascht an, dann ergriff sie eine Hand. “Hallo Viktor. Ich bin anscheinend die, die weiß, was Abseits ist, wenn Elsa mir das noch erklären will.”

Diese schüttelte ihren Kopf. “Viktor sagte einfach nur, es gibt keine Mädchen, die das wissen. Außer eben, sie interessieren sich wirklich für Fußball und nicht nur die Männer auf dem Fußballfeld.”

“Ach, ist das so?” Mayumi sah erneut zu Viktor und verschränkte kurzerhand ihre Arme vor ihrem Oberkörper. “Ich sehe die Männer auch schon gerne an, zumindest, wenn sie gut in dem sind, was sie tun.”

“Also ich bin gut in dem was ich tue”, erklärte Viktor breit grinsend.

“Und eingebildet, wenn ich das richtig sehe.”

“Eingebildet ist ein hartes Wort, ich weiß, was ich kann. Also ist es keine Einbildung, oder? Denn Einbildung wäre es, wenn ich nur denken würde, ich bin gut und wäre es eben nicht.”

“Hmm, wenn du das sagst.”

Mayumi und Viktor maßen sich mit Blicken, dann deutete der Ältere über seine Schulter.

“Da die Straße runter ist ein kleines Café. Was denkst du? Wenn ich geduscht habe, sollen wir da vielleicht hingehen und du erklärst mir genauer, was Abseits ist?”

Das Mädchen hob ihre Augenbrauen. “Widerspricht das nicht dem, was du gerade von dir gegeben hast? Du sagtest doch, du weißt was du kannst und ich würde mal behaupten, damit redest du vom Fußball spielen an sich, dann solltest du doch auch wissen, was genau Abseits ist, oder? Warum soll ich es dir also erklären?”

“Vielleicht will ich dich auch nur prüfen?”

Mayumi hob erstaunt ihre Augenbrauen. “Aha, prüfen? Warum das denn?”

Viktor grinste immer noch. “Vielleicht will ich ja herausfinden, ob wir beide zusammen passen könnten.”

Nun wirkte sie schockiert. “Was? Du kennst mich seit, was? Drei Minuten? Und kennen ist da eindeutig zu viel gesagt! Also wie kommst du auf die Idee, dass wir zusammen passen könnten?”

“Genau deshalb will ich das ja herausfinden.”

Mayumi blinzelte verwirrt, dann schüttelte sie ihren Kopf. “Tut mir leid, ich glaube nicht, dass das was wird. Du gehst mir einfach etwas zu … forsch vor.” Sie wand sich an Elsa. “Du, ich muss los, ich bin mit meiner Mutter zum Mittagessen verabredet. Aber es war toll, nimmst du mich zum nächsten Spiel wieder mit?”

Diese nickte. “Natürlich. Und dann kannst du Conny kennenlernen oder vielleicht auch schon früher.”

“Ich freue mich auf beides. Dann bis morgen in der Schule.”

Die beiden Mädchen umarmten sich, dann machte sich Mayumi auf den Weg.

Elsa sah ihr noch einen Augenblick hinterher, dann drehte sie sich herum. Viktor, der Mayumi auch hinterher gesehen hatte, sah die ihm nun Gegenüberstehende an.

“Die mag ich wirklich, Elsa. Mir war nicht klar, dass du so schnell mit einem Mädchen ankommst, das mir gefallen wird.”

Die Angesprochen hob ihre Augenbrauen. “Dir ist schon bewusst, dass sie dir einen Korb gegeben hat?”

“Ach das”, Viktor winkte ab, “das ist jetzt. Sie wird schon noch merken, dass sie mich auch mag.”

“Viktor?”, erklang nun auch zweifelnd von Mario.

“Ach kommt schon, die ist perfekt. Sie sieht gut aus, mag Fußball, kennt sich damit wohl aus und das Wichtigste: mir hat das kurze Wortgefecht mit ihr wirklich gut gefallen. Sie gibt mir Widerworte und fällt mir nicht sabbernd vor die Füße, genau das suche ich. Gut gemacht, Elsa.”

Die seufzte auf. “Na dann, wenn du meinst.”

“Genau das meine ich.” Viktor klopfte ihr auf die Schultern. “Also ich gehe jetzt erstmal duschen, dann bis gleich zum feiern … oder für euch Kickers: zum trauern.” Und damit lief er davon.
 

~~~
 

“Guten Morgen”, begrüßte Elsa Montagfrüh Mayumi, die bereits auf dem Platz vor ihrem saß.

“Guten Morgen, Elsa”, erwiderte diese die Begrüßung.

“Das hier ist für dich.” Elsa legte einen kleinen Zettel vor Mayumi auf die Tischplatte deren Pultes.

“Was genau ist das?” Mayumi nahm den Zettel hoch und begutachtete die Zahlenfolge darauf.

“Viktors Telefonnummer.”

Sofort verzog sich das Gesicht der Sitzenden. “Ernsthaft?”

Elsa zuckte mit ihren Schulter und ließ sich auf ihren eigenen Stuhl sinken. Sie griff nach ihrer Tasche, die sie auf ihren Pult gelegt hatte und zog ihre Schulsachen hervor, die sie für die erste Schulstunde benötigte.

“Dein Korb scheint ihn nicht interessiert zu haben. Im Gegenteil, er meinte, dass dich das nur noch interessanter macht.”

“Der Kerl, ich glaube, der macht mich verrückt.” Mayumi sah immer noch auf den Zettel, nun allerdings fassungslos.

“Jap, das kann er.” Elsa sah auf und als sie den Gesichtsausdruck ihrer Freundin wahrnahm, musste sie ein Lachen unterdrücken. Also das würde noch interessant werden. Sie kannte Viktor - dieser ließ nie locker, wenn er etwas wollte. Und so wie sie Mayumi bisher kennengelernt hatte, würde diese es ihm wirklich schwer machen.

“Einen Moment.” Mayumi drehte sich herum und griff nach einem Stift, mit dem sie etwas auf den Zettel, direkt unter Viktors Telefonnummer kritzelte. Anschließend drehte sie sich wieder zu Elsa herum und hob dieser den Zettel entgegen. “Könntest du ihm den bitte zurückgeben?”

Ihre Freundin blinzelte zwar etwas erstaunt, nickte dann aber und nahm den Zettel entgegen. “Darf ich dich fragen, was du drauf geschrieben hast?”

Ein Handzeichen auf den Zettel von der vor ihr Sitzenden. “Du darfst es ruhig lesen.”

Das ließ Elsa sich nicht zweimal sagen. Neugierig faltete sie den Zettel wieder auf und musste dann breit grinsen. Sie schüttelte ihren Kopf. Dort stand: Danke, aber nein Danke und daneben ein zwinkernder Smiley.

“Gebe ich gerne weiter. Aber eines muss dir bewusst sein, Mayumi. Ein Viktor Uesugi lässt nicht einfach locker. Wenn der etwas möchte, dann tut er alles dafür, um das auch zu bekommen. Und, naja, meist hat er auch Erfolg damit ...”

Die Angesprochene verzog ihr Gesicht. “Gibt es eigentlich etwas, was er nicht kann?”

Ihre Freundin legte nachdenklich ihre Hand an ihr Kinn, ehe sie beide Hände hob und mit den Schultern zuckte. “Bescheiden sein. Das ist nicht gerade seine Stärke. Und nachgeben. Immerhin kann er inzwischen verlieren, ohne danach einfach nur wütend zu sein …”

“Gut, wenn er das gelernt hat, wird er auch lernen, nicht immer alles zu bekommen, was er haben will. Nicht jeder tanzt nach seiner Nase und mit ziemlicher Sicherheit nicht ich!”

Da kam ihr Lehrer zur Zimmertüre herein und Mayumi drehte sich nach vorne. Elsa unterdrückte ein Grinsen. Also so wie sie es sah, waren Mayumi und Viktor aus demselben Holz geschnitzt und das würde für einige explosive Situationen sorgen, denn sie bezweifelte, dass nur einer von beiden nachgeben würde.
 

~~~
 

“Wir könnten Wetten abschließen, wer gewinnen wird.”

Elsa hob ihre Augenbrauen und sah über ihre Schulter nach hinten auf ihren Freund, der neben ihr auf dem Boden saß und ihr über den Rücken streichelte. Sie selbst lag bäuchlings auf dem Sofa und las in dem Buch, das sie in ihren Japanischstunden gerade durchnahmen. Mario selbst saß eigentlich an dem niedrigen Couchtisch und machte dort seine Matheaufgaben.

“Du willst Wetten abschließen? Ausgerechnet du?”

Mario hielt in seiner Handbewegung inne und drehte sich so herum, dass er quasi neben ihr saß und sah ihr in die Augen. “Naja, das kann interessant werden, oder? Denkst du, einer von beiden gibt nach? Ich kenne Viktor schon lange genug, der macht das nicht. Er erkämpft sich alles, so haben wir ihn auch kennengelernt und das ist ja eigentlich eines der Dinge, die ich als seine Stärke bezeichnen würde.”

Das Mädchen schmunzelte. “Redest du noch von Viktor oder meinem Bruder?”

Der auf dem Boden Sitzende lachte auf. “Okay, die Aussage trifft tatsächlich auf beide zu. Vielleicht erklärt es das, dass Viktor Gregor relativ schnell unterstützt hat, vermutlich hat es ihn imponiert, als dein Bruder damals einfach nicht locker gelassen hat, als er unbedingt wollte, dass die Teufel gegen die Nie-Gewinn-Kickers spielen und noch mehr dann, als Gregor sogar ein Tor geschossen hat.”

“Das glaube ich tatsächlich auch und ich weiß, dass das tatsächlich so ist. Viktor hat es mir mal erzählt, ich darf es nur nicht Gregor sagen.”

Mario hob seine Augenbrauen. “Aber dass du es mir sagst ist okay?”

Sie winkte ab. “Du darfst es ihm auch nicht sagen.”

“Das bekomme ich hin.” Der Junge senkte seinen Kopf zu Elsas, hielt einen Moment inne und sah ihr nochmal in die Augen. “Also, wer gibt eher auf? Viktor oder Mayumi?”

Elsas Mundwinkel zuckten. “Ich kenne Mayumi noch nicht lange und auch nicht genug, um das sagen zu können, aber Viktor gibt niemals auf.”

“Da stimme ich zu. Hmm … und wer von uns gibt jetzt eher nach?” Marios Augen funkelten herausfordernd.

Elsa drehte sich auf die Seite, ließ eine Hand in den Nacken ihres Freundes gleiten und übte dort leichten Druck aus. “Keiner von uns, weil wir beide es wollen.”

“Und damit hast du eindeutig recht.” Mit diesen Worten senkte Mario seinen Kopf und eroberte Elsas Lippen, die seinen Kuss begierig erwiderten.

Epilog

“Elsa, Liebling, sie sind da.”

“Dann mach ihnen bitte auf, ich bin hier gleich fertig. Ihr könnt ja gleich in den Garten gehen.”

“Machen wir.” Mario sah noch einmal schnell in die Küche, wo seine Ehefrau an der Theke stand und Gemüse klein schnitt. “Brauchst du dann noch Hilfe?”

Die Angesprochene wedelte mit ihrer Hand und schüttelte ihren Kopf. “Nein, brauche ich nicht. Aber wenn du willst, dann kannst du schonmal das hier mitnehmen.”

Sie deutete auf eine Platte, auf der sich einiges an Fleisch türmte. Wenn man mit Fußballern grillen wollte, brauchte es viel davon.

“Mach ich.”

Mario trat neben Elsa und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Wange, der ein Lächeln hervorrief, dann griff er nach der Platte und machte sich auf den Weg nach draußen. Er öffnete die Wohnungstüre und lief von dort aus nach vorne zur Haustüre, wo sein bester Freund und dessen Verlobte warteten.

“Hey Alter, du hast dir ja Zeit gelassen”, begrüßte Gregor ihn, woraufhin er Connys Ellenbogen zwischen seinen Rippen spürte.

Mario verdrehte seine Augen und seufzte. “Schön, euch zu sehen, zumindest dich Conny. Kommt, wir gehen gleich in den Garten.”

Er lief an ihnen vorbei aus dem Haus heraus und hielt sich rechts, um dort ein kleines Gartentörchen zu öffnen und in den Garten einzutreten, der zu der Wohnung von Elsa und ihm gehörte. Für ihn war klar gewesen, wenn sie irgendwann in eine Wohnung zogen, sollte diese einen Balkon oder sogar einen Garten haben. In der kleinen Wohnung, in der sie als Studenten zusammen gewohnt hatten, hatten sie tatsächlich einen kleinen Balkon gehabt, auf den mit Ach und Krach zwei Stühle und eine kleine Kiste, die sie umgedreht und als Tisch verwendet hatten, gepasst hatte. Und mit dem Start ins Berufsleben hatten sie sich diese Wohnung angesehen und sich direkt verliebt.

“Den Grill habe ich schon vorher angemacht, wir können schon die ersten Sachen drauflegen”, richtete Mario an die Gäste. “Und Conny, den Salat kannst du gerne da auf den Tisch stellen.”

“Mache ich. Wo ist denn deine Frau?”

“In der Küche, sie wollte noch schnell das Gemüse fertig schneiden.”

“Dann gehe ich mal zu ihr.”

Conny stellte die Salatschüssel wie angegeben auf den Tisch, der auf der Terrasse stand und ließ die beiden Männer nur zu gerne zu zweit am Grill stehen, denn kaum dass sie nur zwei Schritte gemacht hatte, ging bereits deren Gespräch los, Fußball betreffend natürlich.

“Hallo Elsa”, begrüßte sie ihre Freundin und Schwägerin in spe, als sie ihren Kopf zur Küche hinein steckte.

“Hallo Conny”, erwiderte diese und nach einem kurzen Blick und dem Lächeln, das sie dieser schenkte, sah sie wieder auf das Gemüse vor sich. “Hast du dich lieber schnell verzogen?”

Conny nickte und kam in den Raum herein. “Oh ja. Kaum eine Minute da, schon dreht sich das Gespräch um Fußball. Aber gut, etwas anderes erwartet ja auch niemand von ihnen.”

“Eindeutig nicht.” Elsa lachte auf und tat das restliche Gemüse in die Schüssel vor sich, ehe sie sich an das Waschbecken stellte, das Schneidebrett sowie das Messer abwusch und danach ihre Hände. “Traust du dich trotzdem wieder da raus?

“Mit dir als Unterstützung an meiner Seite? Sicherlich.”

Lachend gingen die beiden Frauen nach draußen, wo Mario und Gregor immer noch am Grill standen. Elsa stellte die Schüssel mit dem Gemüse auf den kleinen Tisch, den sie neben dem Grill aufgestellt hatten. Dort standen bereits kleine Metallformen, in die sie das Gemüse hinein schöpfte und die später ebenfalls auf den Grill kommen würden. Während sie damit beschäftigt war, spürte sie eine Hand, die sich um ihre Taille legte. Sie sah auf und beobachtete ihren Ehemann von der Seite, der immer noch mit dem Fleisch auf dem Grill beschäftigt war und gleichzeitig mit Gregor sprach. Trotzdem … In dem Augenblick drehte er seinen Kopf und als er ihren Blick bemerkte, musste er lächeln. Auch Elsa lächelte und hob ihren Kopf, um ihm einen Kuss zu geben. Seit bereits über acht Jahren waren sie beide ein Paar, vor zwei Jahren hatten sie mit 22 und 21 Jahren relativ jung geheiratet, doch für sie war es das Richtige gewesen. Mario hatte ihr knapp ein Jahr zuvor den Antrag gemacht. Sie waren glücklich miteinander und daran, dass sie beide einander mehr als alles andere liebten, hatte sich nie etwas geändert und das sollte auch immer so bleiben.

Gregor hatte Conny vor einem halben Jahr endlich einen Antrag gemacht, sie hatte schon etwas länger darauf gewartet, doch Gregor hatte nicht sonderlich viel darüber nachgedacht. Zum Glück gab es genug Menschen in seinem Umfeld, Elsa, Mario und auch Viktor, die ihm klar gemacht hatten, dass es langsam mal an der Zeit war, dann hatte er es auch geschafft. Und Conny hatte den Antrag mit einem lauten: “Endlich!” angenommen.

“Das erste Fleisch ist bald fertig”, sagte Mario in dem Moment und sah hinter sich.

Elsa hob ihre Hand und sah auf die Armbanduhr an ihrem Handgelenk. So langsam sollten doch … Und genau da kamen die letzten beiden Gäste um die Ecke.

“Da seid ihr ja endlich!”, rief Mario ihnen zu.

“Alles gut, Mario, es gibt einen guten Grund, dass wir zu spät sind”, winkte Viktor ab, der die hochgezogenen Augenbrauen seines Freundes als Ungeduld interpretierte.

“Ach ja?”, fragte Gregor neugierig.

“Jaaaa!”, rief Mayumi laut und hob ihre rechte Hand mit der Außenfläche in Richtung der anderen um den Diamantring an ihrem Ringfinger zu präsentieren. “Viktor hat mir einen Antrag gemacht!”

“Was?”, rief Conny laut.

“Wirklich?”, fragte auch deren Verlobter.

“Na dann herzlichen Glückwunsch, ihr beide.” Mario schob das Fleisch so herum, dass nichts anbrannte und ging zusammen mit den anderen zu Ankömmlingen.

Mayumi wurde von allen umarmt und als Elsa an der Reihe war, sah sie diese nachdenklich an, ehe sie ihre Augenbrauen hob.

“Du wusstest Bescheid!”, brachte sie hervor. Elsa kicherte und nickte, ohne etwas zu sagen.

“Natürlich wusste sie es! Rate mal, wer mich beim Ring aussuchen unterstützt hat”, erklärte Viktor in dem Moment.

Mayumi sah von der vor ihr Stehenden zu ihrem, nun, Verlobten, dann wieder zurück zu Elsa.“Ernsthaft? Und das konntest du vor deiner besten Freundin verbergen?”

Diese nickte und seufzte. “Du hast keine Ahnung, wie schwer das war! Ich hätte es dir am liebsten erzählt, aber das ging ja nicht.”

“Soviel zum Thema, keine Geheimnisse zwischen uns!”

“Ich würde sagen, das ist ein Geheimnis, das eine Ausnahme rechtfertigt.”

Elsa und Mayumi maßen sich mit Blicken, dann nickte letztere.

“Okay, das zählt wirklich.”
 

~~~
 

Ein wenig später saßen sie alle drei gemeinsam um den Tisch herum und ließen sich das Essen schmecken. Sie redeten, lachten und hatten eine gute Zeit. Eine Weile unterhielten sie sich über die Hochzeitspläne der beiden verlobten Paare, dann kamen sie auf andere Themen und schwelgten ein wenig in Erinnerungen und der Vergangenheit.

Wie lange Elsa und Mario gebraucht hatten, bis sie sich ihre Gefühle endlich gestanden. Wie sie beide ihre Beziehung erst für sich behalten hatten und unter viel Gelächter erinnerten sie sich an die Verfolgungs- und Beobachtungsaktion der Kickers, die in wilden Anschuldigungen geendet hatte. Darüber, dass Viktor fast zwei Jahre lang versucht hatte, Mayumi von sich zu überzeugen, bis sie schließlich einem Date zustimmte, um endlich Ruhe vor dem Älteren zu haben. Nur um nach dem Date dann festzustellen, wie toll er wohl doch war und nur wenige Wochen später schwer verliebt zu sein. Viktor zog sie bis heute damit auf, dass sie es viel leichter hätte haben können, wenn sie gleich mit ihm ausgegangen wäre, doch sie konterte daraufhin immer, dass er dann heute vielleicht gar nicht mehr an ihrer Seite wäre, denn hätte sie es wiederum ihm leichter gemacht, hätte er vielleicht sogar zu schnell wieder die Lust verloren. Das wiederum ließ Viktor nicht auf sich sitzen und sagte daraufhin immer entschieden, dass ihm gleich klar war, dass sie seine große Liebe wäre, das hätte er niemals aufgegeben. Sie redeten auch alle darüber, wie Gregor seine Freundin doch das ein oder andere Mal vergessen hatte und sie ihm schließlich eine Armbanduhr geschenkt hatte, die er jahrelang getragen hatte, um dann eines Tages, beim erneuten zu spät Kommen festzustellen, dass keine Batterie darin war und diese niemals funktioniert hatte. Gemeinsame Unternehmungen, Ausflüge und Urlaube. Die Freundschaft, die sie nun schon so lange miteinander verband. Sie alle hatten in den letzten Jahre viel miteinander erlebt und waren fest zusammen gewachsen. Und alles was sie wollten, was sie brauchten, war hier.

Elsa und Mario wechselten einen Blick, während Gregor und Viktor gerade diskutierten. Die junge Frau lehnte sich zur Seite und an Marios Schulter, der sofort einen Arm um sie legte und sie an sich zog. Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe und beobachtete dann weiter seine Freunde. Und eines war den beiden in dem Moment mehr als bewusst. Genau hier waren sie richtig, gemeinsam.
 

~~~Ende~~~
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
jetzt sind wir im Hauptstrang angekommen :)
die beiden sind nun 15 Jahre alt
leider gab es nochmal einen kurzen Gedankenfehler, denn im Normalfall beginnt man die letzte Klasse der Mittelschule mit 14 und wird dann im Laufe des Zeitjahres 15 - die Oberschule beginnt mit 15 Jahren

daher hatten sowohl Elsa als auch Mario einfach schon GEburtstag - wir sind hier ungefähr im Mai ... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
es sollte eine süße Elsa x Mario Geschichte werden ... und dann kamen plötzlich die Kickers um die Ecke - allen voran Kevin, der gewunken und laut gerufen hat, dass er da so eine Idee hat ... tja, er hat sich durchgesetzt, wie ihr sehen könnt ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Schade, dass ich nicht vorher darüber nachgedacht habe, was das für ein Chaos ausrichten könnte, wenn Elsa durch Zufall davon hört, dass Mario angeblich noch andere Mädchen datet ... schade :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ohje, das war eine schwere Geburt und ich habe lange überlegt, ob ich diese Szene wieder streichen soll ...
Ich denke, wer meine Geschichten die letzten 2 Jahre mit verfolgt hat - und auch frühere Werke von mir kennt - der hat gemerkt, dass ich eigentlich inzwischen sehr auf solche Szenen verzichte. Ich habe festgestellt, dass sie nicht notwendig sind und habe mich ohne auch besser gefühlt (mal abgesehen von einer Ausnahme). Auch ohne große Beschreibungen geht es gut :)

Diese (eigentlich ja nur sehr kleine) Szene hat mich viele Nerven gekostet - ich konnte es einfach nicht mehr schreiben -aber wollte gerne.
Löschen wollte ich sie nun doch nicht, denn man braucht es an einem anderen Punkt der Geschichte noch bzw wird erwähnt, daher könnt ihr sie jetzt lesen >.<.

Nun gut, genug geredet.
hoffe, ihr mochtet das Kapitel trotzdem ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Missverständnisse? Chaos?
Kann ich ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
`Dream of us´ macht jetzt mit mir zusammen erstmal eine Woche Urlaub, deshalb gibt es heute auch zwei Kapitel ;)
falls ich es keine ganze Woche ohne aushalte, lade ich vielleicht die Tage mal einen Oneshot hoch, aber das wird dann zu sehen sein ;)
Eure Tasha Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Übrigens sind wir schon beim Countdown, denn es folgen nur noch 7 Kapitel + Epilog ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Mit Epilog sind es nur noch fünf Kapitel - es geht rasend schnell aufs Ende zu ^^ hoffe, euch gefällt Dream of us :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
damit ist >Dream of us< abgeschlossen.
vielleicht ging es jetzt ein wenig schnell, aber das hat für mich so gepasst - sie ist ja schon lang genug ;)

Ich hoffe, dass sie euch gefallen hat
ansonsten werde ich am Montag einen Two-Shot hochladen und am Mittwoch mit einer meiner Lieblingsgeschichten beginnen ^^
vielleicht lesen wir uns dort ja wieder :)

danke an jeden, der diese Geschichte begleitet hat ^^

Eure Tasha Komplett anzeigen

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Von:  Kyomi
2022-12-08T13:36:29+00:00 08.12.2022 14:36
Oh, die Schuluniformen sind da 😊

Natürlich möchte Mario Elsa gerne darin sehen und auch umgekehrt 😊😊😊

Schade, dass sie nicht in derselben Klasse sind.

Man merkt bei beiden die Enttäuschung darüber.

Na dann Elsa, auf zu Mario 😊😊😊

Antwort von:  Tasha88
08.12.2022 15:01
freue mich, nochmal von dir zu lesen ^^

zwar nicht in derselben Klasse, aber immerhin in derselben Schule - das ist doch schonmal ein Fortschritt zu bisher ^^
hach, auch wenn sich beide sicher sind, dass sie eigentlich keine Beziehung haben - zumindest keine richtige, trotzdem wollen sie sofort beeinander sein udn es sich gegenseitig zeigen. da hängt einfach doch viel mehr dran
Von:  Kyomi
2022-12-08T13:09:23+00:00 08.12.2022 14:09
Hallo Tasha 😊

Man merkt hier sehr deutlich, wie sehr beide ihr Zusammensein genießen, auch wenn es sich dabei nur um das eine handelt.

Trotzdem leiden beide unter dieser Situation, in der sie sich nun befinden.

Sie sollten ganz dringend miteinander reden.

Einfach offen damit umgehen.

Aber das wäre dann ja zu einfach 😅

Es soll ja spannend bleiben 😊

Liebe Grüße

Kyomi 😊
Antwort von:  Tasha88
08.12.2022 14:59
Hallo Kyomi,
wie immer schön von dir zu lesen ^^

zum einen ist es schön, einfach zusammen zu sein, sich sogar noch so nahe zu kommen. aber das körperliche allein reicht eigentlich keinem von beiden ... trotzdem haben sie gerade nichts anderes
und du hast recht - sie müssen reden. den Mund aufmachen und einfach ehrlich sein. da hapert es gerade noch bei den beiden ...

Liebe Grüße
tasha
Von:  Kyomi
2022-12-01T11:26:00+00:00 01.12.2022 12:26
Hallo Tasha 😊

Mario und Elsa haben ja nur noch das Eine im Kopf 😅😅😅

Das ist süß 🥰

Die Kickers haben das Spiel gewonnen und Marios Priorität liegt eindeutig bei Elsa.

Nicht etwa den Sieg zusammen feiern, sondern einfach mit Elsa auf und davon 😅😅😅

Und Gregors Aussage ist wirklich gut 😊

Wie war das?

“Ihr sollt miteinander reden, hört ihr? Reden!”

Wie als ob Gregor es schon ahnt, dass das wieder nichts wird 😅

Gregor begleitet Conny und Elsa mit zum Shoppen 😅

Und da Mario immer noch nicht mit Elsa geredet hat, lässt Gregor diesem keine Wahl.

Mario muss mit 😊

Eine sehr amüsante Vorstellung, sich Gregor und Mario beim Shoppen mit den Mädels vorzustellen 😅😅😅

Vor allem, dass Gregor und Mario ja auch nur annährend auf die Idee kommen, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, um mit Elsa reden zu können 😅😅😅

Elsa und Conny befinden sich gerade in einem Shopping Center.

Da haben Frauen wohl eindeutig andere Interessen als zu reden 😅

Oh la la, Elsa und Mario zusammen in der Umkleidekabine 😍😍😍

Wobei die Aktion ja eindeutig erst von Elsa ausging.

Und Mario total überfordert der arme 😅

Ich hatte beim lesen des Kapitels schon gedacht:

Fallen die jetzt so richtig in der Umkleidekabine übereinander her?

Aber auch so hat mir die Szene sehr gefallen 😊

Liebe Grüße

Kyomi 😊

Antwort von:  Tasha88
01.12.2022 13:53
Hallo Kyomi,

schön von dir zu lesen ^^

ja, dieses Kapitel hat es in sich und ich hoffe, dass ich es auch gut rüber bringen konnte, dass die beiden so gefesselt sind von dem was sie da endlich miteinander erlebt haben, dass alles andere irgendwie untergeht. Aber gerade das Wichtige sollte ja nicht untergehen .... aber das braucht es (leider) für die nächsten Kapitel.

Ich hoffe, bald wieder von dir zu lesen ^^

Liebe Grüße
Tasha :D
Von:  Centranthusalba
2022-10-10T16:14:23+00:00 10.10.2022 18:14
Süß, der Rückblick. 😍
Die Idee mit Gregors Uhr fand ich ja witzig! Das würde dich nochmal einen OS wert sein, oder? Gregor, der Ober-Verpeilte😂😂😂
Soso, zwei Jahre ist er ihr hinterher gelaufen? Ohweiohwei 😖 Armer Viktor. Aber wie Mayumi richtig vermutet, hat das die „ewige Liebe“ nur angestachelt.

Das war doch mal wieder eine hübsche Schülergeschichte mit viel hin und her (das mit dem Verstecken hatte ich schon wieder ganz vergessen).
Zeit, mal wieder was erwachsenes zu machen.😉
Antwort von:  Tasha88
10.10.2022 20:28
danke dir ^^
tatsächlich habe ich etwas ähnliches mit einer Uhr auch schonmal in einer Digimon GEschichte verwendet :)
ein OS? mir fällt auf Anhieb nichts ein, aber das heißt ja nichts ;p

Viktor hat um Mayumi gekämpft - zeigt doch schonmal, dass er es mit ihr ernst gemeint hat ;p

eine süße Geschichte - ich denke, das passt es :D
jetzt dürfen mal wieder die erwachsenen ran ;)
Von:  zwerghasi
2022-10-09T06:33:35+00:00 09.10.2022 08:33
Hallo,
huch.. Ich habe ja gar nicht mitbekommen, dass du gestern noch den Epilog hochgeladen hast ..

Sehr cool dieser Zeitsprung und ein sehr schönes und passendes Ende der Geschichte .. wirklich ein gelungener Abschluss. :)

Sag Mal... Schreibst du aktuell eigentlich auch noch? Oder gibt es nur noch die schon bestehenden Geschichten? Ich frag nur aus Neugierde 😊😊
Antwort von:  Tasha88
09.10.2022 09:21
Guten Morgen 🤗,
Ja, ich dachte gestern Abend, komm, ich lade es jetzt einfach voll hoch. Sonderlich lang ist der epilog ja nicht 😅

Und danke dir vielmals 🥰

Ich schreibe aktuell noch, kann vermutlich auch nicht damit aufhören 😅😅. Allerdings hat es mir aktuell ein anderes Fandom angetan.

Aber keine Sorge, es hat noch 9 fertige Kickers Storys 😜. Darunter OS und auch längere.

Antwort von:  zwerghasi
09.10.2022 14:31
Juhuuuuu😊😊
Von:  Centranthusalba
2022-10-08T14:03:30+00:00 08.10.2022 16:03
Hihi, und jetzt wo es anfängt Spaß zu machen, hörst du auf? 😅😅😅😅
Schon gut, hat vorher auch Spaß gemacht.😉

Wie Elsa Mayumi vorstellt: Das ist Mayumi. Sie kennt Abseits. 🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣 Alles klar.
Oh, und das stimmt: Nachgeben, wäre auch noch etwas von dem wenigen, das Viktor nicht kann…
Antwort von:  Tasha88
08.10.2022 16:20
😂😂😂 Erfasst 😜

Ja, da war bei mir dann langsam die Luft raus. Und man soll doch aufhören, wenn es am schönsten ist, oder? 😉
Antwort von:  Tasha88
08.10.2022 16:21
Und Elsa will wohl, dass Mayumi und Viktor zusammen kommen 😂
Antwort von:  Centranthusalba
08.10.2022 16:52
Das hätte doch für sie soviele Vorteile. Und außerdem könnte sie hinter ihre Aufgabe einen Haken machen.😂

Ja, kenn ich. Bitte hau mir auf die Finger, wenn ich mal wieder mit einer längeren Idee um die Ecke komme…😩
Antwort von:  Tasha88
08.10.2022 17:06
🙈🙈🙈...
Vermutlich werde ich das nicht 🙈🙈

Denn die meisten Ideen kommen mit eine r"kleinen" Idee daher 😅
Von:  Centranthusalba
2022-10-07T18:42:40+00:00 07.10.2022 20:42
Ach, hatte ich nicht eben noch nach den dreien gefragt? 😊 Da sind sie.

Das Gefrotzel zwischen Mario und Viktor ist und bleibt herrlich.

Jaja, Mayumi. Ihre Aufmerksamkeit geht schon mal absolut in die richtige Richtung 😄😄😄
Antwort von:  Tasha88
07.10.2022 20:48
leider scheinen sie nie zu verschwinden >.>

Frotzeleien zu schreiben macht auch sehr viel Spaß :D

und Mayumi XD oh, die lässt ihn schmoren XD
noch 1 Kap + Epilog - werde ich das Wochenende voll hochladen.
Von:  Centranthusalba
2022-10-07T18:30:49+00:00 07.10.2022 20:30
Ich glaube, die zwei könnte man auch in der Wüste, oder im Dschungel aussetzen: Hauptsache sie haben einander 😍

Süß wie Mario gleich nach dem Fußballplatz Ausschau hält 🤭
Und eine Frau Yamada. Damit machst du mich ein bisschen glücklich 🙂. So ist Viktor indirekt dabei…
Apropos Mädels, wo ist den unser verrückter Fanclub abgeblieben?
Das mit den anhimmelnden Klassenkameradinnen war niedlich 🤭🤭🤭

Und die Szene am Ende erinnerte mich ziemlich an den Anfang dieser Geschichte. Ja, er ist vergeben! 😁

Lies noch mal über das Stück in der Turnhalle. Da sind einige Fehlerchen drin, vergessene Worte oder verdrehte Satzstücke.
Antwort von:  Tasha88
07.10.2022 20:47
eben, ,völlig egal wo, hauptsache zusammen ;p

hach, ein wenig Fußballirre sind die Jungs hier doch alle :D sieh es so, Viktor wäre schon längst dort gewesen, um auszukundschaften, so dass er gleich weiß, wo der Fußballplatz ist, noch ehe er dort anfängt :D

hilf mir >.< Frau yamada und Viktor? ich stehe auf dem Schlauch. was habe ich verpasst >.<

und der Fanclub - zumindest nicht an derselben Schule ;p

ja, ist er :D vergeben - und das sehr glücklich ^^

okay, ich habe alles mit der Turnhalle durchgelesen und auch das ein oder andere umgeändert und auch einen Fehler verbessert, aber sonst passt es für mich o.O
aber ich habe es schon so oft gelesen, vielleicht sehe ich es einfach nciht mehr. Oder mein Kopf verbessert es automatisch.
schaust du nochmal drüber und schickst mir das, was dich stört? Nur wenn du Zeit und Lust hast natürlich ;)
Antwort von:  Centranthusalba
07.10.2022 21:03
2 hab ich noch:
Ich bin mir sicher, dass die von euch beiden nur profitieren können. Na dann, wartet einfach da drüben an der Seite…

jedenfalls haben er und der andere da”, ein Fingerzeig von Marios anderer Klassenkameradin auf Christoph, “darüber geredet.”
Antwort von:  Centranthusalba
07.10.2022 21:05
Genau so etwas hatte ich von Viktor erwartet. Von Mario allerdings auch. 😉

Eiko Yamada ist doch die Synchronsprecherin von Viktor. Somit…😊
Antwort von:  Tasha88
07.10.2022 21:08
danke dir vielmals :*
das habe ich wirklich nicht gesehen >.<

und das mit dem Synchronsprecher wusste ich gar nicht XD - aber gern geschehen ;p
Antwort von:  Tasha88
07.10.2022 21:09
und ja, eigentlich ist auch von Mario zu erwarten, dass er schaut, wo der Fußballplatz liegt - und die dortige Mannschaft schon unter Augenschein nimmt
und dass Gregor ihn schon damit kirre gemacht hat, kaum dass es darum geht, an welche Oberschule er vielleicht gehen wird - und Gregor war natürlich dabei XD
Von:  Centranthusalba
2022-10-07T18:16:28+00:00 07.10.2022 20:16
Also ich weiß gar nicht, was Elsa hat: Ein „Ende ohne Schrecken“ wäre mir ja lieber. 😂 Wahrscheinlich will sie aber auch „den Schrecken ohne Ende“ vermeiden. Das wäre verständlich. 😉
Und sonst… vorbildlich ausgesprochen. Brav. Kein rumschreien, kein ausflippen, kein missverstehen. Schön händchenhaltend durchsprechen. Geht doch…
Antwort von:  Tasha88
07.10.2022 20:29
siehst du? Mund aufmachen geht wohl auch ohne dass man sie auf Stühlen festbinden muss XD

ja, jetzt kommt erstmal die Versöhnung -und dann bald ein "altbekanntes" Gesicht ;)
hach, das Ende kommt mit großen Schritten O.o
Von:  Centranthusalba
2022-10-05T15:28:43+00:00 05.10.2022 17:28
Ohoh… Viktor übernimmt schon wieder die „Freund-Rolle“. Na hoffentlich gibt das nicht wieder Gerüchte. 🫢
Die Szene hatte ich schon wieder ganz verdrängt, aber ja, natürlich kenne ich sie ja. 🤗 Von Viktor im dunklen Park verfolgt werden, könnte mir schlimmeres vorstellen. 🤪 äh, Kopf aus!
Nun, was für einen Anlass hast du dir denn da noch ausgedacht, was die beiden wieder zusammen bringt?
Antwort von:  Tasha88
05.10.2022 19:38
Uiuiui, stimmt ja 😂😂
Aber genug Chaos 😜

Es sind nur noch 5 Kaps und da taucht doch noch ein neues - bereits bekanntes - Gesicht auf.
Für mehr Chaos hat es keinen Platz mehr 😂😂😂


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