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Your legacy

(Arbeitstitel)
von

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Prolog

Serie: Code Geass

Autor der FF: Elenoire

Pair: Unsicher

Altersbeschränkung: Erst einmal 18 um sicherzugehen, da ich nicht weiß, was noch kommt.

Kapitel: Keine Ahnung

Beta: Nein

Disclaimer: Idee an der Story gehört mir, die Charaktere und die Idee hinter Code Geass gehört den Produzenten!
 

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Er saß auf der Bettkante eines schlichten Bettes in einem schlichten, beinahe sterilen kleinen Zimmer. Die Ellenbogen auf die Knie gestützt, hatte er die Hände in dem braunen Haar vergraben und die Augen geschlossen. Bald waren es vier Jahre. Vier Jahre in denen er eine Last auf den Schultern trug, die er nicht mehr stemmen konnte.

Natürlich war jetzt Frieden – oder zumindest ein Zustand von Frieden. Die ganze Welt schien befreit zu sein und noch immer tief durchzuatmen, obwohl man sich inzwischen an diesen Umstand gewöhnt haben sollte. Menschen starben jetzt an Altersschwäche oder unheilbaren Krankheiten, aber sie starben nicht mehr im Kugelhagel des Krieges.

Es klebte noch immer das Blut Lelouchs an seinen Händen und er konnte des Nachts nicht mehr richtig schlafen, schreckte immer wieder aus dem Schlaf auf und saß in schweißgetränkten Klamotten auf einem feuchten Laken. Er hatte sein Leben aufgeben, so wie Lelouch sein Leben aufgegeben hatte.

Sie beide waren gestorben, um einem höheren Wohle zu dienen: Dem Wohl der gesamten Menschheit. Dass er Lelouchs Handeln nicht immer gut hieß und mit den vielen Opfern für dieses Ziel noch immer nicht klar kam, fehlte dieser ihm doch sehr. Lelouch hatte so viel mehr geopfert, als einfach nur das Leben. Er hatte die Black Knights ins Leben gerufen, hatte mit der Gestalt Zero ein Symbol für Hoffnung und Freiheit geschaffen. Das war alles Lelouchs Werk. Man konnte nicht all das Gute von all dem Schlechten überschatten lassen. Tote gab es in jedem Krieg. Jede Seite trug Opfer davon. Lelouch hatte alles geopfert, hatte die Leute verloren, die er geführt hatte. Sicherlich war die Verwendung Geass’ eine Sache, die auch umstritten ist und der er selbst auch heute noch skeptisch gegenüber stand. Aber all das hatte die Rebellen erst in die Position gebracht, um zu siegen.

Aber dachte jemand auch nur einmal daran, wie viele Schmerzen Lelouch gespürt haben muss? Euphis Tod, der Verlust von Shirley, Rolos Tod und das Verhalten der eigenen Eltern? Kallen und die Black Knights haben ihm den Rücken gekehrt, nachdem sie wussten, dass er Geass an ihnen benutzt hatte – dabei war doch das Resultat wichtig? Wie weit wären sie gekommen, ohne den jungen Prinzen?

Er hatte ihn gehasst. Er hatte ihn tatsächlich gehasst, bis er jedoch verstand. Diesen einen Moment, als Lelouch seinen Vater auslöschte, da hatte er verstanden. Das Ziel.

Alles für Nunnally. Sie hat scheinbar am Ende verstanden, worum es ging. So wie auch er selbst es erst dann verstanden hatte. Lelouch konnte nur so handeln. Es war der letzte, brillante Schachzug gewesen. Den Hass auf sich zu fokussieren war brillant. Man konnte es nicht anders in Worte kleiden, als so. Lelouch hatte nie vorgehabt, die Welt zu regieren, es war nur ein Schauspiel gewesen.

Genau wie das, welches er nun spielte. Er hatte keinen Namen mehr, niemand wusste wer unter der Maske Zeros steckte. Nur er – Suzaku Kururugi – wusste, wer er selbst wirklich war. Doch sein Monument stand ragte auf einem Friedhof hinauf – ihn selbst gab es deswegen nicht mehr. Zero – er war das lebende Symbol für Frieden, dabei war es nicht sein Verdienst… Er hatte nur einen Wunsch erfüllt, um einem gemeinsamen Ziel nahe zukommen.

„Was habe ich getan?“, fragte er in die Stille und öffnete die Lider, als er Lelouchs Blick vor Augen hatte. Es war ihm, als konnte er noch jetzt den Widerstand spüren, als er die Klinge des Schwerts in Lelouchs Leib trieb. Das Blut – er hörte die Worte in seinen Ohren. Du opferst dein Leben für das Wohl der Menschen. Suzaku fühlte sich schlecht dabei, den Ruhm für etwas einzustreichen, das er nicht erschaffen hatte…

„Zero“

Kallens Stimme drang durch die geschlossene Tür an seine Ohren, doch er wollte niemanden sehen. Sein Ideenreichtum war gering, er hatte nicht dieselben Führungsqualitäten wie Lelouch – er war einfach nicht er!

„Nein“, gab er zurück und vergrub das Gesicht in den Händen. Er verstand ohnehin nicht, warum es die Black Knights noch gab. Jetzt, wo Nunnally die Herrschaft hatte und von ihren Geschwistern dabei unterstützt wurde, war die weitere Arbeit der Black Knights unnötig. Der Guren war auch jederzeit bereit und das Gefühl, dass es noch nicht ganz zu Ende war, ließ ihn nicht los.

„Kann ich rein kommen?“

„Ich sagte: Nein!“ Er war nicht so gesellig, wie man es vielleicht dachte. Abgesehen davon war er es gewohnt, Befehle zu erhalten, anstatt sie zu erteilen. Selbst als einer der Knight of Round, the Knight of Zero, hatte er keine Befehle in dieser Art erteilen müssen. Seine Autorität war nur gespielt und sein Wille getrieben von Hass. Er hatte Lelouch so sehr für den Tod an der jungen Prinzessin umbringen wollen, aber jetzt…

Jetzt wo er Lelouch getötet hatte, war das Gefühl der Erlösung noch immer nicht gekommen. Viel eher lag es schwer wie ein Stein auf ihm. Und es lag nicht an der Maske die er tragen musste und die Rolle die er nun spielte – es lag an allem. Schuld war wie Schlinge, die sich nach und nach zuzog und einem irgendwann die Luft komplett abdrücken würde.

„Zero – es ist wichtig.“

„Was ist denn jetzt noch wichtig?“ Sie wussten alle nicht, wer er ist. Es ist ungefähr so, wie zu der ersten Zeit der Black Knights, als niemand wusste, wer hinter Zeros Maske war.

Das ist Verrat. Das ist schlecht.

„Es herrscht Frieden, verstehst du die Bedeutung davon?“

Wer sollte sich jetzt noch erheben? Area 11 war dank Nunnally wieder Japan. Es gab keinen Grund mehr, sich in irgendwas hineinzusteigern.

„Es braut sich etwas im Underground zusammen.“

„Hm?“

Drogengangs? Das war nicht sonderlich neu. Es gab immer Schatten, wo es auch Licht gab. Und alle schwarzen Schafe konnte man unmöglich ausmerzen. Dann müsste man die Menschheit doch auslöschen. In jedem Menschen war ein Funken Böses.

„Es beginnen ganze Kriege dort auszubrechen. Es wurden bereits mehrere Tote registriert.“

Kallen war Mitglied der Armee geworden. Wie sie den Spagat als Pilotin eines Knightmares der Armee und einem Mitglied der Black Knights schaffte, wusste er nicht. Aber es war Nunnally zu verdanken, dass Kallen nicht hinter Gitter gelandet war. Es lief eigentlich alles so wunderbar friedlich, seitdem Lelouchs Schwester an der Macht war…

„Irgendwelche Pläne, … Zero?“

Pläne, dachte er und schüttelte seinen Kopf. Er hatte keine Pläne. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Das Mastermind war durch seine Hand … gestorben. Und alles was zurückgeblieben ist, ist ein Kostüm, welches Suzaku kaum zu füllen vermochte.

Kapitel 1

Es gab nirgends einen Gedenkstein für jemanden wie Lelouch. So jemand verdiente solch eine Geste nicht. Bis heute wusste Suzaku nicht, was mit der Leiche des Prinzen, des späteren 99. Kaisers Britannias passiert war. Oder wo C.C geblieben ist. Vielleicht ist sie weiter gezogen, um ein neues Opfer zu finden? Geass war ein Rätsel für ihn. Eines, das er jedoch nicht lösen wollte. Die Magie dahinter war zu schwarz, als dass er es wissen wollen würde.

Ein paar vertrocknete Rosen lagen vor seinem Grabstein. Einem Grabstein mit lobpreisender Inschrift. Dabei war er die Worte nicht wert.

Den Kragen hochschlagend sah er zu Boden, als ein älteres Ehepaar an ihm vorbei ging. Einmal hatte er Shirleys Mutter gesehen. Ein einziges Mal. Die Frau war nicht mehr als ein Wrack. Blass und älter, als sie es eigentlich war. Der Tod von zwei so geliebten Personen brach einem das Herz. Shirley war quirlig, manchmal nervig, aber sie war auf ihre eigene Art so sympathisch und freundlich. Er vermisste ihr Lächeln und die Art wie ihre Wangen diesen zarten Rotton annahmen, wenn Lelouch den Raum betreten hatte.

Der junge Mann hatte einfach diese Ausstrahlung besessen. Jeder mochte ihn, auch wenn man ihn im gleichen Augenblick hassen konnte. Die meisten hatten die wahre Seite Lelouchs nie gekannt. Er war stets der freundliche Kerl mit dem unglaublich hohen IQ gewesen, bis man ihn als mehr als nur den Schüler gesehen hatte.

Ein vertrautes Mauzen ließ ihn zur Seite sehen. „Arthur?“, fragte er sich selbst leise, als er die graue Katze dort sitzen sah. Sie sprang auf den Sims des Grabsteins und rollte sich dort zusammen. Das Verhältnis zwischen ihm und diesen Vieh war als Hass-Liebe zu bezeichnen. Wie oft hatte dieses Mistvieh ihn gebissen? Aber auch … gerettet?

Warum kam dieses Tier hierher? Er hatte immer gedacht, das würden nur Hunde tun… „Arthur.“ Suzaku trat einen Schritt vor, ging in die Hocke und streckte die Hand aus. Die Augen des Katers fixierten ihn, schienen sein Gesicht identifizieren zu wollen, ehe die kleine Nase näher an seine Finger kam und daran schnüffelte. Doch gruben sich keine spitzen, kleinen Fänge in seine Haut. Viel eher schmiegte sich das Tier seiner Hand entgegen, begann zu schnurren und erweckte somit tatsächlich den Eindruck, als würde es ihn vermisst haben. Ein schmales, trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen. Wie gern würde er Arthur mitnehmen, aber er war sich sicher, dass früher oder später die richtigen Schlüsse gezogen werden würden. Und das wollte er vermeiden. Wie sollte er all das erklären? Abgesehen davon wusste er, dass er alles erzählen würde. Und dann wären all die Opfer, die sie beide gebracht hatten, nutzlos. Das wollte er vermeiden.

Das Klingeln seines Handys jedoch riss ihn aus dem nostalgischen Feeling, welches ihn zu überrollen drohte. Mit einer geübten Bewegung zog er es aus der Manteltasche, kappte es auf und hielt es ans Ohr.

„Ich bin’s, Kallen!“ Das war ihm klar, ihr Name stand auf dem Display, doch er sparte sich einen Kommentar diesbezüglich.

„Was gibt’s?“, wollte er wissen und streichelte Arthurs Kopf weiter, während er ihr zuhörte.

„Wir hatten einen Routineeinsatz. Normale Patrouilleneinsätze. Erinnerst du dich an den Überfall von vor drei Wochen auf einen Militärtransporter?“

„Ja.“

„Wir haben die gestohlenen Komponenten gefunden. Sie haben daraus Kightmares zusammengebaut. Verschiedene Teile wurden einfach miteinander verbunden. Es sieht aus, als würde den Underground-Hengsten ihr Platz zu klein werden.“

„Hm…“

„Was sollen wir machen?“

„Noch ist nichts passiert, oder?“

„Bis auf Grafitties, die zeigen: Zero help us ist natürlich alles in Ordnung.“ Warum klang sie auf einmal so angegriffen? Hatte sie mit Lelouch auch so gesprochen?

Ihm lag diese Position nicht. Er war nicht der Typ für große Inszenierungen oder große Showauftritte. Reden schwingen und auf Metaphern aufbauen. Er konnte sich selbst nicht so sehr verteufeln wie Lelouch es getan hatte. Sie beide waren charakterlich so unterschiedlich gewesen, dass es ihm unglaublich schwer fiel, überhaupt ansatzweise so zu denken, wie Lelouch es getan hatte. Suzaku war noch nie ein guter Schauspieler gewesen.

„Wenn es im Underground brodelt, wird es an die Oberfläche kommen. Willst du, dass es bis zu Nunnally vordringt?“

Das war das einzige, mit dem man ihm nahe kommen konnte. Suzaku liebte Nunnally wie seine eigene Schwester. Und nach all den Jahren war sie auch so etwas für ihn geworden. Er würde noch heute ohne zu zögern für sie sterben. Wenn es sein müsste, würde er hier und jetzt sein ohnehin bleiernes Herz aus der Brust reißen, wenn es die junge Frau retten würde…

„Ich werde mir etwas einfallen lassen.“

„Einfallen lassen?“, wiederholte Kallen seine Worte und das Unverständnis in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Nahezu alle wären enttäuscht, wenn er nicht in der Lage wäre, mit einem Masterplan auf zutrumpfen. In was sollten die Menschen noch Vertrauen haben, wenn selbst ihr perfektes Symbol nicht in der Lage war, ein solch eigentlich simples Problem zu lösen?

Suzaku jedoch antwortete nicht. Er klappte das Handy mit einem tiefen Seufzen zu und richtete sich aus der Hocke auf.

Die Mütze tief in die Stirn ziehend, verließ ein weiteres, verzweifeltes Seufzen seine Lippen, ehe er die Sonnebrille auf der Nase höher schob. Es war Winter, nicht einmal hell und er trug eine Sonnenbrille… Dieses Versteckspiel war schrecklich und so ermüdend. Nicht einfach der sein zu dürfen, der man war…

Manchmal wünschte er sich die alten Tage zurück und verfluchte C.C dafür, dass sie Lelouch diese Kraft gegeben hatte. Eine Kraft, um alles zu verändern.

War es nun wirklich besser? So, wie es jetzt war, war es da tatsächlich besser?

Wir waren zwei Seiten einer Münze, die als Währung ausgedient hat. Nun bin ich eine Münze ohne zweite Seite.

Er führte seinen Weg zurück zu der dunklen Wohnung weit abseits der Stadt in den Ghettos. Zwar waren dort die Bauarbeiten im vollen Gange und man wollte das schäbige Image dieser Stadtteile aufpolieren, aber es war immer noch ein besseres Versteck für ihn, als wenn er sich hier in der Nähe niederlassen würde.

Aber diese Renovierungen schienen tatsächlich eine Mitschuld an der Bandenrivalität zu haben. Zwar haben die Gangs sich gegenseitig seit Jahren bedroht und Mitglieder gegnerischer Organisationen getötet. Das war schon immer so. Aber wenn Kallen recht mit dem hat, was sie ihm schilderte, dann wird der Platz langsam zu gering, um sich gegenseitig zu dulden. Es ging eben immer um territoriale Ansprüche – die Welt würde sich nie ändern…

Die Schultern hochziehend, vergrub er die Hände in den Taschen und ließ seinen Blick zwischen den Menschen hin und her gleiten. Die Einkaufspassage war immer voll. Egal welche Tag- oder Nachtzeit. Seitdem das Wort ‚Frieden’ durch die Köpfe der Menschen geisterte, war eine unnatürliche Leichtigkeit in die Welt eingezogen. Die Menschen ließen ihre Vorsicht fallen und wurden angreifbarer als zuvor. Was auch immer in den Undergrounds los war, es würde die Menschheit hart treffen. Soviel war klar. Aber seinem Hirn wollte keine Lösung für das Problem in den Sinn kommen.

In dem Moment streifte sein Blick eine junge Frau.

Ich kenne diese Augen. Er hatte sie so oft gesehen. Dieses helle Braun… Doch schüttelte er den Kopf. C.Cs Haar war grün. Leuchtend Grün! Doch hier sah er nur glänzendes Schwarz. Abgesehen davon würde sie sich nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Weder in ihrer Form, noch in einer Verkleidung. Es war absurd, so verzweifelt nach Hinweisen zu suchen. So verzweifelt daran festhalten zu wollen, dass er nicht der Mörder war, für den er sich selbst hielt. Zwar hatte er C.C nicht getötet, aber er hatte das Produkt ihres Einflusses getötet! Einen Menschen, den er geliebt hatte. Einen Freund…

Es war nur eine kurze Berührung ihrer Arme, eine Berührung, wie sie immer in überfüllten Passagen passierte und doch durchzuckten ihn Bilder. Mit einem Mal blieb er stehen, fühlte sich gelähmt und gleichzeitig verspürte er den Drang fort zulaufen. Weit weg. Weg von allem! Er sah blauen Himmel. Ein paar Wolken. Grüne Wiesen.

Es war die ländliche Seite Japans. Ein Ort, an den sich die Städter selten verirrten. Der Internetempfang war grauenhaft, die Fernsehapparate veraltet und es gab kein Kabelfernsehen. Abgesehen von der schlechten Telefonverbindung und den geringen Möglichkeiten der Berufswahl, war es der absolute Horror für jemanden aus der …

„Suzaku.“ Ihre Blicke trafen sich erneut für einen kurzen Moment, doch da war es bereits vorbei. Die Menschen um ihn herum flossen weiter durch die breite Passage, liefen um ihn herum und nahmen ihn nicht wirklich wahr. Was war das?

Er hatte das bereit in der Vergangenheit gespürt. Das erste Mal als er Zero festgenagelt und beinahe erschossen hätte. Als Zero direkt vor der Waffe seines Lancelots stand. Nur waren es damals nicht solche Eindrücke gewesen.

„Kann es…!“ Er wandte sich um, doch von der schwarzhaarigen Frau war nichts mehr zu sehen.

„Nein… Nur Wunschdenken.“ Anders konnte er es nicht erklären. Seine Verzweiflung trieb ihn bereit in Tagträume, die er unmöglich mit irgendwas anderem erklären konnte, als Angst. Angst zu versagen und nun klammerte er sich an etwas, was niemals sein konnte. C.C war weg, Lelouch war weg – die Welt war eine andere als noch vor vier Jahren. Und er müsste endlich beginnen, nach vorn zu gehen anstatt immer stehen zubleiben und zurückzusehen.
 

„In Zusammenarbeit mit der Regierung?“

„Nunnally erbat ein Gespräch. Du hast immerhin dazu beigetragen.“

Manchmal fragte Suzaku sich wirklich, ob Kallen nicht bereits wusste, wer er war. Spielte sie vielleicht nur mit? So, wie alle seit Jahren ein Spiel spielten?

„Beigetragen zum Frieden, also musst du auch helfen, ihn zu halten.“

„Ja, wahrscheinlich hast du recht.“

Ihm ging noch immer nicht diese Begegnung am Nachmittag aus dem Kopf. Klar denken konnte er ohnehin schon lange nicht mehr…

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und als er aufsah, blickte er in Kallens blauen Augen, die durch das Visier des Helms leicht violett erschienen.

Violett…

Wie gern würde er diese amethystfarbenen Augen wieder vor sich sehen, die ruhige, tiefe Stimme hören. Er hatte Lelouch immer gern zugehört und …

Leicht schüttelte er den Kopf, um den Gedanken loszuwerden, der sich in seinem Kopf manifestieren wollte. Das hier war nicht der Moment, um sich in unbekannte Tiefen ziehen zu lassen.

„Ich werde mich auf ein Gespräch einlassen. Ich will, dass du dabei bist.“

Beinahe wäre ihm ein ‚möchte’ über die Lippen gekommen, doch besann er sich auf Lelouchs befehlenden Ton. Doch musste Suzaku wirklich wie er sein? Um diese Rolle zu spielen? Zero war nur ein Symbol, keine Figur. Und doch … Etwa in ihm sagte ihm, nein, schrie ihm entgegen, dass er nicht nur diese Maske tragen konnte, um Zero zu sein. Lelouch hatte diese Figur geformt und so gehörte auch alles dazu, was sie ausmachte. Man änderte eine Puppe auch nicht, nur weil eine andere Person damit spielte. Immerhin war … Zero und das Zero Requiem und alles … einfach … Lelouchs Vermächtnis.

Ich scheine mehr für dich zu leben als für mich. Weißt du das? Weißt du es zu schätzen, dass ich alles für deinen … Wunsch aufgegeben habe? Ein Leben für zwei ist … ermüdend, Lelouch. Wie gern würde er ihm diese Worte ins Gesicht sagen, dabei war ihm bewusst, dass er nicht einmal ein Grab hatte, um zu weinen. Natürlich hatte er Tränen vergossen, als die Klinge ihr Opfer gefunden hatte. Aber das hieß nicht, dass das für ihn vorbei war. Er weinte sich noch immer in den Schlaf. Dabei wusste er nicht einmal mehr, warum. War es Trauer über den Verlust der einzigen romantischen Beziehung, die er jemals zu einem Menschen gehabt hatte? Euphemia war die erste Person, zu der er eine Art Liebe empfunden hatte. Nach ihrem Tot war nur Hass da gewesen. Natürlich hatte er Lelouch geliebt – aber wie einen Freund. Und Nunnally wie eine Schwester. Liebe auf diese romantische Art war nie eine Erfahrung gewesen, bis er diese hübsche, junge Frau getroffen hatte.

Oder war es Verzweiflung, die er spürte.

Angst?

Trauer?

Oder all die Gefühle auf einmal, sodass sein Körper nicht wusste, wohin mit all dem als es in Tränen zu packen? Selbst jetzt, jetzt in diesem Moment, verspürte er eine tiefe Traurigkeit und einen Kloß in seinem Hals, den er nicht herunterwürgen konnte.

„Zero. Hörst du mir zu?“

Hatte sie mit ihm gesprochen? Er hatte sie nicht gehört.

„Was?“ Anstatt einer Entschuldigung für seine Unaufmerksamkeit glitt ihm diese patzige Frage über die Lippen und er bereute es in dem Moment, indem er es selbst realisierte. Das war nicht richtig…

„Sorry“, hängte er hinterher. „Du solltest gehen.“

„Aber…“

„Ich melde mich bei dir.“

Was er jetzt brauchte, war Ruhe und die Einsamkeit, die er seit Jahren für sich gewählt hatte. Zuvor war er zwar auch nie der geselligste Typ gewesen, hatte sich mit Freuden aus allen großen Festivals herausgehalten, aber jetzt wollte er sich nur noch verkriechen und allein sein. Selbst an Selbstmord hatte er den einen oder anderen Gedanken verschwendet. Doch war dies keine Option. Wahrscheinlich war sein Wille zum Leben so stark, dass er niemals sterben würde. Er konnte es einfach nicht. Nicht, weil es seine sondern Lelouchs Entscheidung für ihn war. Leben. War das ein Leben, das er nun führte? Es war kein Leben, es war Folter, eine unnötig ausgedehnte Zeitspanne, der er nicht entkommen konnte. Eine Bürde, die er tragen musste. Es war nicht fair. Alles hatte man ihm aufgehalst und dann hatte man ihn allein gelassen. Und das fühlte sich einfach nicht richtig an!

„Ok…“

Die Tür schlug ins Schloss und er nahm die Maske von seinem Gesicht, atmete tief durch. Es kam ihm stets so vor, als könne er hinter diesem Ding nicht atmen… Dabei war es so einfach. Atmen war so einfach, so natürlich. Leben sollte auch natürlich sein. Sterben … auch.

Erlischt der Bann eines Geass, wenn die Person tot ist? Die, die den Befehl gab? Nur gab es niemanden, der diese Frage für ihn beantworten könnte. Aber was war, wenn dem so war? Würde das dann heißen, dass Lelouch?

Sei nicht dumm, mahnte er sich gedanklich selbst und legte das Kostüm ab, um sich in seine eigenen Kleidungsstücke zu hüllen. Der Gedanke ist absurd. Du hast ihn selbst erstochen, gesehen wie er gefallen und letztlich gestorben war. Nunnally hatte geweint und…

Er schüttelte den Kopf. Sollte das jetzt die ganze Zeit so weiter gehen? Dass er sich an etwas klammerte, das nicht real sein konnte?

„Ich will das alles nicht mehr!“

Er wollte alles, nur nicht das hier. Er wollte das Lächeln sehen, das Funkeln in den Augen, wollte im Schach verlieren – weil er es einfach nicht konnte – und er wollte … wieder glücklich sein. Nur er konnte diese Verantwortung nicht einfach abwälzen, so wie Lelouch es getan hatte. Warum konnte man die Zeit nicht zurückdrehen und dann einfach anhalten? Da gab es so viele Momente, die er erneut erleben wollte. So viele Emotionen, die er noch einmal fühlen wollte…

Aber nicht das hier!

„Hilf mir! Hilf mir!“

Wie sollte er anderen helfen, wenn er selbst absolut hilflos war? Suzaku brach in die Knie, vergrub das Gesicht in den Händen und spürte das bereits vertraute Brennen in seinen Augenwinkeln und später die warme Spur der Tränen auf seinen Wangen. „Du hättest mich auch töten sollen, Lelouch…“
 

„Bist eine ganz schöne Heulsuse geworden, was?“

Er fuhr zusammen und ließ die Schlüssel fallen. Sich zur Seite wendend erblickte er das bekannte Grün, welches er ein paar Tage zuvor so verzweifelt gesucht hatte. Und es waren wirklich diese braunen Augen gewesen… Dieselben sahen ihn nämlich jetzt an. Es war ein Teil von C.Cs Natur einfach so … zu sein. Sie schien erst für jemanden Sorge zu tragen und eine Art Freundschaft zu entwickeln, sobald Pizza im Spiel war oder ein Vertrag. Wie sie wirklich zu Lelouch gestanden hatte, wusste er noch immer nicht. Waren die beiden nur Vertragspartner? Dafür jedoch war die Nähe zwischen ihnen beinahe unübersehbar gewesen. Und Suzaku wurde das Gefühl nicht los, dass C.C etwas für den verstorbenen Prinzen empfunden hatte. Zu ihm jedoch war sie … so distanziert und kühl wie immer. Einige Aspekte einer Persönlichkeit konnte man nicht ändern.

„Was?“

„Du hast mich schon verstanden, Zero. Beweg deinen Arsch rein“

Er tat wie ihm geheißen und öffnete die Tür, nachdem er die Schlüssel aufgehoben hatte. Sie trat nach ihm in die minimalistische Wohnung ein und schlug die Tür ins Schloss. „Was ist los mit dir?“

„Nichts. Es ist alles in Ordnung.“

„Hm. Du lügst.“

„Lügen solltest du gewohnt sein. Du hast immerhin den besten Lügner herangezüchtet, den es geben konnte“

„Er war schon immer so.“

„Jetzt lügst du“, hielt er gegen ihre Worte. „Ich kannte ihn.“

„Hm. Du kanntest ihn.“

„Unsere Beziehung zueinander war länger und tiefer als die deine zu ihm.“

„Ich weiß, du hast ihn immerhin erstochen. Tiefe Beziehung, wie wahr.“…

Suzaku schreckte auf und spürte sofort die Kälte des Raumes, die ihn umfing. Er war allein… Es war nur wieder einer von vielen Träumen, die er gehabt hatte. Doch langsam sollte er sich wirklich damit abfinden. Nach vorn gehen… Das Treffen mit Nunnally hatte ihn völlig aus den Bahnen geworfen und die Aufgaben, mit denen er sich konfrontiert sah, waren einfach zu viel. Er konnte einen Knightmare steuern, als wäre es sein eigener Körper. Es machte ihm alles nichts aus – doch das hier. Das war er einfach nicht. Zwar war ihm klar, dass er in Selbstmitleid und Zweifeln zu ertrinken drohte, aber es gab nichts anderes mehr für ihn.

„Es ist nichts geblieben. Nichts…“

Kapitel 2

„Ich werde für ein paar Tage nicht erreichbar sein“, teilte er Kallen mit und hörte nur einen Ton der Verwunderung. „Ich brauche ein paar Tage, um Dinge durchzugehen und meine Gedanken in eine normale Ordnung zu bringen.“

„Aber nimm dir nicht zu viel Zeit.“

„Ihr könntet das auch ohne mich.“

„Ohne die Person hinter der Maske vielleicht, aber nicht ohne die Maske selbst. Du passt dahinter, niemand sonst.“

Er stockte. [i9] Sie weiß es, schoss es ihm durch den Kopf. Anders konnte er sich das nicht erklären. Ihre Wortwahl ließ zunehmend weniger Interpretationsraum… Kallen wusste, dass er Suzaku war. Allein an ihren Blicken hätte er es erkennen müssen. Sie hatte die Fähigkeit entwickelt, durch die Maske hindurch zu blicken. Seitdem sie wusste, wer Zero damals war, hatte sie diesen siebten Sinn – und sie wandte ihn bei ihm an. Nicht dass es ihn wunderte. Es war zu auffällig. Schon die ganze Zeit war es so auffällig gewesen und niemand hatte je etwas gesagt.

Als er nichts darauf erwiderte, erschien dieses typische, freche Grinsen auf ihrem Gesicht. Dieses Grinsen, an welches er sich gewöhnt hatte. Kallen war diejenige, die im Moment mehr Biss hatte als er selbst.

„Komm schon. Denkst du etwa, dass ich mir nicht gleich meine Schlüsse gezogen habe?“

„Äh…“

„Du warst zu schnell – am Tag des Attentats. Lelouch war immer dieser langsame, unsportliche Kerl, der sich in seiner Selbstinszenierung verloren hatte. Den Tag konnte er selbst es nicht gewesen sein und ihr wart beste Freunde. Es war unlogisch, dass du die Seiten gewechselt hast, nicht wahr? Und doch ist es ein Teil eines Plans gewesen, hab ich recht? Suzaku?“

Ihm fiel nichts daraufhin ein. Obwohl er damit rechnete, die ganze Zeit davon ausgegangen war, dass er irgendwann auffallen musste, riss ihm seine Enttarnung den Boden unter den Füßen weg. Er legte die Hand an das Visier, nahm die Maske ab, die er trug und blickte in Kallens klare, blaue Augen.

„Dein Geheimnis ist sicher bei mir, Suzaku. Vertrau mir.“

„Lelouch hat dir auch vertraut.“

„Er war ein Heuchler, ein Lügner. Ich habe ihm vertraut und gehofft, dass sich alles zum Guten wenden würde – was ist passiert? Er wollte nur die Macht, die ihm durch die Reihenfolge in der Familie verwehrt wurde!“

„Du siehst das falsch, Kallen…“

Und da war er, der Punkt. Er wollte alles erklären und wollte diese negative Bild seines besten Freundes in ein besseres Licht rücken. Doch brauchte er nur einen Blick in das klare Blau werfen und er wusste, dass sie nichts davon hören wollte. „Was zählt ist, dass Zero als Symbol lebt. Das ist das einzige, was dieses manipulative Arschloch getan hat.“

Die Zeit in der Armee hatten ihre Umgangsformen etwas verändert. Zwar hatte er nie an ihrer direkten Art gezweifelt, aber so direkt? Scheinbar hatte Lelouch in ihr etwas zerstört. Etwas, das wertvoll genug war, um all die Hoffnung und den guten Glauben mit in die Dunkelheit zerrte.

„Du hast ihn auch geliebt, nicht?“

Autorität, Intelligenz und Mysteriösität hatten schon immer ihren Reiz gehabt. Und Zero war eben das gewesen. Der perfekte Leader in einer Revolution, deren Anhänger Unterstützung und eine mächtige Leitperson gebraucht hatten. Scheinbar hatte es Kallen sehr überrascht, ihren Klassenkameraden hinter der Maske wiederzufinden und … dennoch eine gewisse Anziehung zu ihm zu empfinden. Immerhin war Lelouch während ihrer Schulzeit eher durchschnittlich vom Verhalten her gewesen. Engagiert, hilfsbereit und freundlich. Vize-Präsident neben Milly – ein in das Schulleben integriertes Mitglied der Gesellschaft. Vielleicht war es auch Enttäuschung im ersten Moment gewesen. Viele hatten keinen Schüler erwartet… Und doch waren von Kallens Seite Gefühle im Spiel gewesen, die selbst jetzt noch irgendwie eine Rolle einnahmen. Nicht umsonst war da dieses Funken von irgendwas in ihren Augen. Irgendwas, das er nicht genau benennen konnte. Vielleicht etwas zwischen Trauer und Wut und Zuneigung, Bewunderung. Irgendetwas in diesem Spektrum. Wie gesagt: Nicht alles was Lelouch getan hatte, war schlecht und verdammungswürdig.

Nur hinter die Maske, die Lelouch immer getragen hatte, zu blicken, war schwer. Wer war der Prinz wirklich gewesen? Die geborene Arroganz als er sich als neuer Kaiser vorstellte und seine Rolle auslebte? Die kühle Intelligenz Zeros? Der Wahnsinn? Oder war es doch die Freundlichkeit und Brüderlichkeit, die Lelouch gegenüber Nunnally und all seinen ‚Freunden’ war?

Es fiel ihm schwer, zwischen all diesen Aspekten einen zu wählen, da ihm so viele einfielen. Lelouch war facettenreicher, als er es selbst gedacht hätte. Aber er wollte nicht diesen Hass in den Augen der anderen sehen, sobald der Name fiel.

„Als ob.“

„Also doch.“

„Ich…“

„Du standest ihm von all den Black Knights, abgesehen von C.C, am nächsten. Und da war etwas – auch wenn es nur von deiner Seite aus war. Erzähl mir nichts, Kallen. Lügen habe ich genug gehört.“

„Wo willst du hin, Suzaku? Die nächste Zeit?“

„Du lenkst vom Thema ab“, wehrte er sich gegen ihre Fragen. Das tat gerade nichts zur Sache. Er wollte nur verstehen, worin der Hass und die Ablehnung genau lagen. Es konnten nicht nur die letzten Momente gewesen sein, ehe das Zero Requiem seinen Anfang gefunden hatte. Zero Requiem… Wenn er darüber nachdachte, stellten sich seine Härchen alle einzeln auf. Überall die Plakate – der verhasste Revolutionsführer war mit einem Mal für die ganze Welt ein Held geworden. Für die ganzeWelt.

„Doch. Denn wenn wir über mich und meine Beziehung zu ihm sprechen, dann sprechen wir auch über die deine. Man könnte dich auch als verwirrt betrachten. Als einen Lügner. Einen Heuchler. Jemanden, der andere täuscht, um an sein Ziel zu gelangen. Wir alle haben gedacht, du wärst auf seiner Seite, gegen uns und jetzt sieh dich an. Du hast uns von ihm befreit.“

„Wir haben euch von allem befreit“, hielt Suzaku dagegen und blickte zu Boden.

„Es ist nicht so einfach, wie es immer aussieht, sich anhört oder scheinen soll. Es ist alles immer verworrener als man es selbst gern hätte. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht mehr, was ich denken und fühlen soll“, antwortete sie ihm und ihre Tonlage wurde sanfter, fast träumerisch, als sie ihm die Maske aus der Hand nahm.

„C.C hat einmal zu mir gesagt, dass sie mehr wöge, als ihr tatsächliches Gewicht. Es ist wahr. Sie ist schwer.“

„Zu schwer“, bestätigte er leise und sah ihr dabei zu, wie sie den Gegenstand in ihren Händen wog, als wollte sie das tatsächliche Gewicht herausfinden, das sich dahinter verbarg.

„Also“, begann Kallen nach einer Weile des Schweigens erneut. „Wo willst du hin?“

„Weg.“

„Weg von alle dem hier. Weg von dir? Oder weg an einen Ort, an dem du hoffst, etwas zu finden, was man nicht mehr finden kann?“

„Woher…?“

„Ich maße mir an, diese Schlüsse zu ziehen, Suzaku. Dein Blick verrät einiges und dein ganzes Verhalten. Aber du verschwendest deine Zeit, einen Geist zu jagen. Nimm es an, wie es ist. Es ist eine Herausforderung, eine Rolle in die du wachsen kannst, wenn du aufhörst, Geister zu jagen. Du hast ihn selbst umgebracht, also weißt du am besten, dass er wirklich tot ist!“

„Und was, wenn nicht?“

„Dann würde ich dir jetzt sagen, dass du spinnst.“

„Unsterblichkeit…“

„Suzaku – hörst du dir selbst zu?“

Kallen schien Geass und alles, was damit zusammenhing, aus ihrem Leben und ihrem Gedächtnis streichen zu wollen. Sie ignorierte die Fakten, die sie selbst gesehen hatte, von denen sie wusste, dass sie da waren. Wenn er nur einfach so einen Strich unter alles ziehen könnte… Wie sehr wünschte er sich das. Wie schön wäre es, wenn jemand all die Erinnerungen einfach überschreiben könnte. Aber die einzige Person, von der er gewusst hatte, es zu können, war tot. Lelouch hatte diese Person mit eigenen Händen getötet. Charles war nicht länger existent. Es gab also keine Chance mehr, vergessen zu können. Richtig vergessen, ohne dass die Bilder nachts wieder auftauchten und im Traum zu neuem Leben erwachten.

„Es ist vorbei. Wir haben andere Dinge, auf die wir uns konzentrieren müssen. Der Underground zum Beispiel! Die Ghettos – Suzaku!“

„Ja. Aber … nicht jetzt. Ich brauche die Zeit. Gib sie mir bitte“, meinte er und schenkte ihr einen bittenden Blick. Und wenn er wirklich nur Bedenkzeit bekam, um die nächsten Schritte oder überhaupt einen Startpunkt zu planen. So aus dem Stehgreif heraus Entscheidungen zu treffen, war für ihn persönlich zu riskant und er wollte es nicht versuchen. Was, wenn er dann für den Tod von so vielen Menschen verantwortlich wäre? Dieses Risiko wollte er einfach nicht eingehen und Kallen müsste es verstehen.
 

Er wusste nicht, was er hier tat. Er wusste nicht, wo die Endstation dieses Zuges war. Nachdem er ein Ticket gezogen hatte, war er einfach eingestiegen ohne nachzusehen, wohin es gehen würde. Und nun zogen Städte und Dörfer an ihm vorbei, während er in östliche Richtung fuhr. Irgendwo in Japans Osten für dieser Zug anhalten und Suzaku würde aussteigen. Ob es eine Stadt, ein Dorf oder sonst ein Ort war, war ihm egal. Er hatte nur weg gemusst von der Stadt, in der er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hatte. Und nach den ganzen Stunden Fahrt sollte er tatsächlich weit genug weg sein.

„Sehr geehrte Fahrgäste, dieser Zug endet hier. Wir bitten Sie, auszusteigen. Sie haben Anschluss an…“ Er hörte der Ansage nicht weiter zu, nahm nur den Rucksack von dem Sitz neben sich und erhob sich. Den Zug mit all den anderen Fahrgästen verlassend verschmolz er selber mit der Masse der Menschen und wurde zu einem der gesichtslosen Anonymen einer weiteren Großstadt.

Diese Stadt nahm sich nicht viel mit Tokyo. Es waren exakt dieselben, sterilen Gebäude die die Straßen säumten. Wie sollte es auch anders sein? Japan war von England eingenommen gewesen und jede Stadt wurde dem Vorbild angepasst. Also war alles gleich. Auch wenn die Städte ihre Individualität zurückgewinnen wollten, wäre es noch immer ein langer Weg, den sie gehen müssten, bis sie das Ziel erreicht hätten.

Suzaku löste sich irgendwann aus der Menschenmasse, schlug einen Weg in ruhigere Seitenstraßen ein und seufzte erleichtert auf, als er endlich Luft zum atmen hatte.

Die Hände tief in die Taschen seines Mantels schiebend sah er sich um. Ihm kamen einzelne Personen entgegen; Frauen, Männer, Kinder – Menschen jeden Alters. Einige davon in hielten sich an den Händen, schienen von den aufkommenden Frühlingsgefühlen beflügelt in die Liebe zu schweben oder wirkten so vertraut, als seien sie schon seit einer Ewigkeit zusammen und trotzdem glücklich miteinander.

Ein trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen. Ihm war klar, dass er eine solche Beziehung niemals mit Euphemia hätte haben können. Nicht nur wegen ihres Standes, viel eher wegen ihrer unterschiedlichen Nationalitäten und eben auch des Standes… Natürlich! Eine Prinzessin hatte keine romantische Beziehung zu ihrem Ritter. Das war verboten, verpönt oder … was wusste er denn schon! Sie war tot und würde nicht mehr lebendig werden. Und andere Möglichkeiten, als sich an die Zeit mit ihr zu erinnern, hatte er nicht. Tote verliebten sich immerhin nicht und da er dazu verdammt war, sein Leben sonst hinter Zeros Maske zu verbringen, würde er auch niemals die Chance bekommen, sich erneut zu verlieben oder körperliche Liebe – Nähe – erfahren. Es war, als hätte er sich kopfüber in einen Zölibat gestützt, den er nicht wollte. Den er nicht freiwillig gewählt hatte.

An einer Kreuzung blieb er stehen, sah sich um, um festzustellen, in welche der Richtungen er gehen müsste, um zu einem Hotel zu gelangen, welches nicht die persönliche Lebensgeschichte wissen wollte. Doch fiel ihm etwas anderes auf. Ein Pärchen, zwei junge Männer, standen nicht weit von ihm entfernt und teilten einen leidenschaftlichen Kuss in aller Öffentlichkeit.

Ich hasse den Frühling mehr als jede andere Jahreszeit. All die Liebenden mussten dann vor allen Augen bekunden, wie sehr sich vergötterten und wie wichtig sie einander waren. Suzaku hasste diese Zeit deswegen so sehr, weil sie ihn jedes Mal wieder daran erinnerte, was er niemals wieder haben konnte…

Leicht schüttelte er den Kopf, wandte den Blick ab und wandte sich nach links, um der schmalen Straße hinunter zu folgen. Vielleicht hätte er doch in Tokyo bleiben sollen, um sich dort in seiner Wohnung verkriechen anstatt hier durch Straßen zu irren, die er nicht kannte. Aber so war er wenigstens aus der Reichweite Kallens. Ihre letzten Belehrungen waren genug gewesen. Er brauchte niemanden, der sich um ihn kümmern wollte. Vor allem nicht sie.

Vor einem Hostel hielt er letztlich an. Es wirkte auf ihn nicht so, als würden hier adlige und andere Ehrenmänner absteigen, sodass die Gefahr, dass man ihn tatsächlich erkennen konnte, gering war. Die Tür aufdrückend verkündete eine kleine Glocke seine Anwesenheit und die Augen einer alten Frau hefteten sich an ihn. Suzaku setzte die Sonnebrille keinen Moment ab, zog auch den Schal nicht von seinem Gesicht, als er eine Begrüßung murmelte und auf den Tresen zuging.

„Für eine Person?“

„Bitte.“

„Wie lange?“

„Eine Woche.“ Länger brauchte er nicht für sich und länger dürfte er auch nicht bleiben. Ihm war bewusst, dass seine Abwesenheit bei den Black Knights keinen guten Eindruck hinterlassen würde, aber ihm war auch klar, dass Kallen ihn trotz allem decken würde. Nur was sollten die Black Knights mit ihm, wenn er nicht mit einer Idee für die Lösung des Problems aufkreuzte? Er wusste so gut wie nichts über den Underground – es war eine Aufgabe für…

Das dunkle Knurren der Alten riss ihn aus seinen Gedanken und er blätterte ihr den Betrag hin, den sie für die Woche verlangte. Danach bekam er seinen Schlüssel und ließ die alte Dame allein.

Ich bin nicht dumm, aber ich bin nicht er. Lelouch hätte in dem Moment, in dem Kallen auch nur das Wort ‚Problem’ genannt hätte, eine perfekte Lösung aus dem Ärmel schütteln können. Sofort. Nur er musste sich hinsetzen, die Möglichkeiten durchgehen. Sein Hirn arbeitete anders, als das von Lelouch. Das war schon immer so gewesen. Zwar hatte es lange gedauert, bis er die Unterschiede zwischen ihnen hat einsehen können, aber letztlich war er doch zu dem Schluss gekommen. Ihm lag die Sportlichkeit besser – schon als Kinder war er körperlich fitter gewesen, dafür hatte Lelouch ihn immer kopfmäßig in den Schatten gestellt. Und jetzt wo er dessen Hirn gut gebrauchen konnte, war Lelouch so weit von ihm entfernt, wie nie zuvor.

Nie hatte er gedacht, dass es soweit hätte kommen können. Es war ihm, als wäre es erst gestern gewesen, als Lelouch mit Nunnally bei ihnen ankam und letztlich ein Teil der Familie geworden waren. Sie waren wie Geschwister gewesen und hatten so viel zusammen durchlebt, so viele Dinge zusammen erlebt und so viel geteilt. Und jetzt? Er wusste, dass es nur ferne Erinnerungen waren, aber er wollte die Zeit gern zurückdrehen. Die Unschuld ihrer Kindheit noch einmal erleben. Lachen und weinen, aufschürfte Knie und dreckige Hände, Erde im Haar und an der Kleidung…

Suzaku ließ den Rucksack auf das schlichte Bett fallen, als er das kleine Zimmer erreicht hatte. Die orangefarbenen Gardinen tauchten den Raum in ein warmes Licht und er sah, als er sie aufzog, wie die im Sonnenlicht glänzenden Staubpartikel durch die Luft flogen. Vielleicht sollte er wirklich aufhören, an der Vergangenheit zu hängen und endlich wieder anfangen zu leben? Er fuhr sich durch das braune Haar und schloss für einen Moment die Augen. Leben – wusste er überhaupt noch, wie das ging? Oder war er überhaupt in der Lage dazu, zu leben? Es war zu riskant, sich gehen zu lassen und Dinge zu tun, die er gern tun würde. Es war bei Weitem nicht so einfach, wie es sich immer anhörte. So viel gehörte dazu, den ersten Schritt in Richtung Zukunft zutun. So viel…
 

Am Abend kam er erst spät zurück aufs Zimmer. Er hatte außerhalb gegessen, sich die Stadt weitestgehend angesehen und somit sichergestellt, dass ihm erstmal niemand gefolgt war. Dass er eine Art Paranoia entwickelt hatte, war ihm nicht einmal zu verübeln. Es konnten jederzeit und überall potentielle Feinde auftauchen. Wie wahrscheinlich diese Theorie wirklich war, wollte er nicht wissen, aber er glaubte daran. Es gab Menschen, die selbst jetzt noch die Black Knights und gerade den Leader dieser Gruppe im Auge hatten. Nicht alle Menschen waren freundlich gesinnt in dieser friedlichen Zeit. Es gab immer welche, die einem nur Böses wollten. Und dann wären Undergroundgang oder Drogendealer sein kleinstes Problem.

Er zog sein Handy aus der Hosentasche, sah nach, ob jemand eine Nachricht für ihn hinterlassen hatte, doch erschien kein Name auf einem Display. Kallen hatte wohl weitergeben, dass man mit ihm in den nächsten Tagen nicht zu rechnen brauchte. Sie besaß schon ihren Wert. Das hatte er erkannt und Lelouch hatte es bereits von Anfang an gewusst. Nicht umsonst war sie so etwas wie seine rechte Hand gewesen, die erste unter den engeren Vertrauten – so hatte auch sie Suzakus Vertraue verdient. Er konnte sie um Rat fragen, wenn er es müsste. Und jetzt, wo sie seine wahre Identität vor ihm laut ausgesprochen hatte, hatte sie ihm erst recht bewiesen, wie wichtig sie für ihn sein konnte. Kallen war ehrlich. Wie es mit ihrer Loyalität stand, wusste er nicht. Wer einmal jemanden wegen … nichts den Rücken kehrt, tat es noch einmal. Aber dennoch vertraute er ihr. Immerhin hatte sie ihm bereits eine verpasst und unter Kumpels war es stets eine ungeschriebene Regel, dass man nach einer Prügelei wie Brüder war. Vielleicht war es zwischen ihnen beiden auch so? Dass sie jetzt … Freunde waren? Was das anging wollte Suzaku jedoch nicht zu viele Gedanken verschwenden. Wichtig war, dass sie ihm gegenüber ehrlich war und sie einander vertrauten. Etwas anderes zählte nicht. Sollte sie ihn irgendwann verraten oder verlassen, dann hatte es seine Gründe. Und vielleicht wäre es dann eine Art Fluch, der von dieser Rolle als Zero ausging…

Er warf sein Handy zu dem Rucksack auf dem Bett, legte seinen Mantel ab und ließ sich auf die Bettkante sinken, um nach seinem Gepäck zu greifen. Die Kleidung herausziehend, die er mit sich geführt hatte, war es ein dumpfes Geräusch, welches seinen Blick zum Boden zog. Etwas war aus dem Rucksack herausgefallen… Als er sich nach vorn lehnte, um nach dem Gegenstand zu suchen, fand er zwei schwarze Schachfiguren. Den schwarzen Springer und den schwarzen König. Er nahm beide vom Boden auf, drehte sie zwischen den Fingern und zog die Augenbrauen zusammen. Wie waren die denn in sein Gepäck gekommen?

Er glaubte nicht an Zeichen aus dem Jenseits, Warnungen oder andere Dinge, die mit dem Übersinnlichen zutun hatten. Dazu war er in einer zu rationalisierten Welt aufgewachsen. Auch wenn es ihm vielleicht ein wenig mehr Ruhe schenken würde, könnte er daran glauben, dass es etwas nach dem Tod gab. Aber die Hoffnung hatte er schon aufgegeben. Menschen starben einfach und es gab danach nichts mehr. Selbst nachdem er Geass kennengelernt hatte, fiel es ihm schwer, an die Unsterblichkeit zu glauben. Was war schon eine Ewigkeit? Selbst die Unendlichkeit des Universums überschritt seinen Horizont. Aber selbst unter diesen Umständen und allem, was er gesehen und auch selbst erlebt hatte, nicht an eine höhere Macht glauben zu können… War das nicht irgendwie … schrecklich? Egal wie sehr man es wollte und es doch nicht zu können?

Wahrscheinlich war es einfach das Schicksal eines Soldaten, jeglichen Glauben zu verlieren oder aber im Falle des Gegenteils, völlig im Glauben unterzugehen und darin vollkommene Lösung zu erhalten. Suzaku gehörte scheinbar zum hoffnungslosen Fall… Er legte die Figuren neben sich auf dem Bett ab und starrte sie einfach nur an. Schach – ein Spiel, welches er nie verstanden hatte und wohl nie verstehen würde. All die Züge, die Regeln, die Kniffe dahinter, um zu gewinnen. Er war nicht schlau genug, um das Offensichtliche auf dem Feld zu sehen. Deswegen war er auch nicht fähig, sofort Entscheidungen zu treffen, wenn Kallen ihn anrief. Wenn er nun selbst eine besondere Gabe besäße und Informationen einfach aus den Menschen herauskommen würde, wäre wahrscheinlich auch alles einfachere. Lelouch hätte in die Ghettos oder sonstige Orte marschieren können und wäre mit einer Tonne an Informationen herausgekommen. Weil die Menschen auf das Kommando, welches nach dem Blick in diese verfluchten Augen kam, nie die Sprache verweigern konnten. Die Wahrheit tröpfelte einfach nur so von dessen Lippen. Aber als Normalsterblicher, wie Suzaku es nun einmal einer war, an diese Infos zu kommen, glich einem Wunder. Zwar wusste er noch immer nicht, wie er auch nur eine mögliche Lösung für das momentan aktuelle Problem auf den Tisch legen könnte, aber er wusste, dass er sich etwas einfallen lassen musste.
 

„Der Springer ist die einzige Figur im ganzen Spiel, die nicht erst Platz braucht, um gesetzt zu werden. Sie kann über die Reihe der Bauern hinwegspringen, ohne dass du den Bauern direkt davor oder die schräg daneben setzen musst. Verstehst du?“ Der Blick aus amethystfarbenen Augen bohrte sich in den seinen und er nickte angedeutet. Man konnte ihm das Spiel und all die Fähigkeiten der einzelnen Figuren noch so oft erklären. Er wäre einfach nicht in der Lage, auch nur einen sinnvollen Zug zu spielen. Und selbst jetzt war Lelouch so unglaublich schlau, so clever und fix damit, den nächsten Gedankengang zu planen. Dabei waren sie beide noch Kinder, die eigentlich andere Dinge im Kopf haben sollten, als Strategien und Taktiken. Nur Lelouch war schon immer anders gewesen. „Sie ist quasi der Offizier des Königs, handelt auf direkten Befehl, wenn du so willst. Andere warten, opfern erst andere, ehe sie selbst gehen. Der Springer jedoch handelt auf seine eigene Art und Weise und kann damit sehr erfolgreich sein.“

„Also kann ich damit auch das Spiel gewinnen?“

„Wenn du ihn richtig einsetzt, ja.“

Suzaku erwachte aus einem Traum, der von alten Kindheitserinnerungen überquoll. Es war schlimmer geworden, seitdem er diese Begegnung in der Einkaufspassage hatte. Die Begegnung, die Erinnerungen in seinen Kopf schickte, die er selbst nicht hätte haben können. Er stemmte sich in eine sitzende Position, rieb sich über die müden und brennenden Augen, ehe er auf seinen Nachttisch blickte und die beiden Schachfiguren erblickte. Der Springer. Vielleicht war das die Lösung, die er brauchte. Er war selbst der König in diesem Spiel geworden und war somit gezwungen, andere vorzuschicken. Aber wenn er in seine alte Position als Ritter zurückkehren würde, hätte er niemanden, der befiehlt und er musste selbst auch nicht befehlen. Wenn er nun zum Springer wurde, würden die Nachfolgenden aus seinen Fehlern lernen können.

„Ich schicke niemanden in den Tod, eher gehe ich selbst.“ Es war einfach ein Teil seines Charakters, alles für sich tun zu lassen. Er erledigte die Dinge, die wichtig waren, lieber selbst. Nicht weil er anderen nicht traute, es war viel eher der Grund, dass er es selbst ausprobieren wollte, wissen wollte, wie man gewisse Dinge anging. Jeder musste seine Fehler machen, um aus ihnen zu lernen. Und bevor er ein Team zur Observation in die Undergrounds schicken würde, würde er selbst gehen.

Nicht jeder Bauer ist auch gleich wertlos. Die Black Knights waren immerhin seine Männer und Frauen, sie waren jetzt seine Widerstandsfront – auch wenn die Bezeichnung so nicht mehr ganz richtig war. Lelouch hatte so viele Leben geopfert und Suzaku war froh, nicht er zu sein. Er selbst sorgte für seine Männer und würde lieber selbst sterben, als den Tod von noch mehr Menschen betrauern zu müssen.

Ich bin nicht du, ich werde nie du sein. Und es ist gut so.

Es ging ihm persönlich nicht einmal um die Probleme, die durch erneut größere Aufstände hervorgerufen werden könnten. Es ging ihm darum, dass Nunnally ihre Wünsche und Ziele für dieses Land verwirklichen konnte. Denn nur durch sie und ihr Handeln, ihre Entscheidungen, könnte man Japan wieder zu Japan werden lassen. Und wenn sie von den im Underground herumkriechenden und wachsenden Geschwüren hören würde, würde ihre Illusion von einer endlich friedlichen Welt zerstört werden. Das wollte er nicht. Darum ging es ihm. Sie hatte schon genug Menschen verloren, die sie liebte und langsam reichte es. Also würde er sich um den Underground kümmern, ohne groß Aufsehen zu erregen. Immerhin war es ihre Aufgabe als Black Knights, Japan in einem Gleichgewicht von Gerechtigkeit und Ordnung zu halten.

Kapitel 3

Es könnten Fehler enthalten sein, habe es vier Mal durchgelesen, aber nichts mehr gefunden. Ich habe eben nur mein Paar Augen, da mir ein Beta-Reader fehlt. Also habt etwas Nachsicht mit mir ;)

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Er saß auf der Bettkante ihres Bettes in ihrem Zimmer. Kallen wohnte zu Hause, noch immer zusammen mit ihrer Mutter, die sich inzwischen vollkommen erholt hatte und als normale Mutter zu bezeichnen war. Suzaku mochte die Wärme, die Gemütlichkeit der Räumlichkeit, in welcher er sich nun befand. Auch wenn er durch das Fenster hineinkommen musste und die Jalousien nun hinuntergelassen waren, war es dennoch gemütlich.

„Hier.“ Sie reichte ihm ein schmales, hohes Glas. „Was machst du hier?“

„Ich brauche deinen Key.“

„Was? Den für…“

„Für den Guren, ja. Ich brauche ihn.“

„Ich vertraue dir viel an, aber nicht meinen Guren!“ Sie ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen und wirkte mehr als überrumpelt mit seiner Bitte.

„Kallen“, meinte er leise und drehte das Glas in den Händen, in welchem sich Orangensaft befand. Wahrscheinlich noch immer der von dieser britannischen Marke – dieses wässrige Zeug, das es auf den Schulfesten immer gab… Oh, diese Schulfeste… „Ich bin Pilot. Ich…“

„Du willst im Alleingang in die Ghettos, richtig?“ Allein sein Blick zur Seite schien alles zu erklären. „Ich habe den Lancelot gesehen, es war nicht viel davon über. Meinst du wirklich, dass du dich in einen Knightmare setzen willst?“ Die Überraschung wich völliger Sorge um ihn. „Du bist nicht in der Position wirklich an vorderster Front zu stehen, Suzaku. Lelouch hatte immer seine Armee hinter sich, wenn er sich an die Frontline gestellt hat. Oder einen High-Tech-Knightmare. Der Guren ist gut, aber er hat…“

Suzaku hob seine Hand und stellte gleichzeitig das Glas mit der anderen weg. Sie sollte aufhören, ihn belehren zu wollen. Er war Soldat, hatte eine ausführliche Ausbildung genossen und war der beste Pilot, den das britannische Reich gehabt hatte. Und da übertrieb er nicht, denn diese Lorbeeren hatte er sich tatsächlich verdient. „Unter meinem Kommando sterben keine Leute, Kallen.“

„Aber du? Bist du schon genau so verdreht wie er?“, wollte sie wissen und stürzte den Inhalt ihres Glases in einem Zug hinunter. Vielleicht war da doch nicht nur O-Saft drin gewesen…

„Die Motive sind ganz andere. Ich will erst selbst sehen, wie es dort aussieht.“

„Also spazierst du einfach rein und guckst dich mal um, oder was?“

„Hm… Und erst dann…“

„Ich weiß, wie gut du im Umgang mit der Hardware bist, Suzaku. Darum mache ich mir auch keine Sorgen. Wir haben zwar keine Kostümpuppe hinter dem Rücken versteckt, aber darum geht es mir nicht. Du weißt, dass du dieses Kostüm von Zero für ewig tragen wirst. Und das macht mir Sorgen. Ich will nicht, dass du dich in den Tod stürzt, nur weil du andere Leben schützen willst. Wenn das nämlich passiert, werden mehr als nur ein paar Menschen sterben“, meinte sie und lehnte sich vor, sodass ihre Fingerspitzen gerade seine Knie berührten. „Bitte. Denk noch einmal darüber nach.“

Sein Blick glitt über die braune Uniform, die auch er getragen hatte, wenn er nicht gerade in dem Suit gesteckt hatte, den er immer im Lancelot getragen hatte. Und er vermisste das Gefühl von dem leichten Material auf der Haut oder der fast schon beklemmenden Enge im Knightmare selbst. Die Waffen in den Händen zu halten, die Frieden oder Krieg bringen konnten. Jetzt fühlte er sich so klein, aber wenn er in einem Knightmare saß, war es ihm beinahe so, als wäre er unbesiegbar.

Doch er strich ihre Finger von sich erhob sich vom Bett und wanderte durch das Zimmer. „Ich kann nicht sterben. Wahrscheinlich irgendwann mal an Alterschwäche, aber ich werde nicht so sterben können“, teilte er ihr mit. Lelouchs Fluch lag einfach auf ihm. Da konnte er sich in Weihwasser baden oder sonst welche Rituale durchführen, er würde diesen Fluch nicht abstreifen können.

„Dein ungebrochener Überlebenswille, ich verstehe“, hörte er Kallen seufzen. „Ich werde mich um einen Knightmare für dich bemühen, Suzaku. Aber ich werde dir nicht meinen überlassen, denn wenn du gehst, gehe ich mit dir. Immerhin bin ich – und zwar nur ich allein – Zero Squad“, erklärte sie ihm und er sah überrascht über seine Schulter. Doch erschien ein schmales Lächeln auf ihren Lippen, auch wenn es ein trauriges war. „Ich war nicht immer ein großer Fan von dir und selbst jetzt weiß ich nicht genau, was ich von dir halten soll.“

Na, immerhin ist sie ehrlich, dachte er sich mit leicht gehobenen Augenbrauen und wandte sich zu ihr um. „Aber ich weiß, zu was du fähig bist. Und was du alles erreichen kannst, wenn du es nur willst. Und jetzt bist du in einer Rolle, die dir viel abverlangt. Aber du sollst wissen, dass du damit nicht allein bist. Lass mich die Schulter sein, an die du dich lehnen kannst.“

Eigentlich war doch er, als männliches Wesen der Schöpfung, dazu gemacht, die Schulter zum anlehnen zu sein, oder? Aber wusste er auch, dass sich diese ganzen Rollenbilder seit einigen Jahren gewandelt hatten und deswegen wäre er bereit, ihr Angebot anzunehmen. „Dasselbe gilt für dich“, meinte er und sah ihr schwaches Nicken, während das Lächeln auf ihren Lippen schwand und Kallen zur Seite blickte. Irgendwas beschäftigte sie, nur konnte er nicht einmal ahnen, was es war. Sie sprach nicht über sich und ihre Gefühle, ihre Probleme. Sie tat immer so, als gäbe es jetzt keine privaten Probleme mehr. Nun, wo es ihrer Mutter endlich wieder gut ging und die beiden zusammen wohnten, es einen festen Job für sie beide gab… Und nicht zu vergessen, dass der Hass gegen die ‚Eleven’ nahezu verschwunden war, sodass man sich nicht mehr verstecken musste. Aber dennoch verheimlichte Kallen etwas vor ihm. Vielleicht würde sie es ihm irgendwann doch sagen…
 

„Zero.“

Er sah auf und blickte Kallen entgegen. Sie hielt etwas in der Hand, das stark einen der Keys für die Knightmares erinnerte. „Ich habe etwas für dich“, meinte sie und allein ihre Tonlage verriet, dass es das war, was sie ihm versprochen hatte. Einen eigenen Knightmare, der nicht so fragil war, wie die, die vor fünf Jahren in der Stadt eingesetzt worden waren. Diese klobigen, wenig eleganten Klötze…

„Was?“

„Du musst schon mit mir kommen.“

Suzaku spürte, dass all die Blicke der anderen im Moment auf ihnen lagen. Es waren nicht mehr viele Black Knights, die sich regelmäßig hier – Suzaku nannte es immer ‚Quatier’ – aufhielten. Aber die die gerade taten, sahen verwirrt und skeptisch zugleich zwischen ihnen hin und her, während Suzaku von der Couch aufstand und ihr folgte. Sie wirkte irgendwie … zufrieden mit sich selbst und dem, was sie erreicht hatte.

Ihr Weg führte durch ein paar leere Räume, die einst als Lagerräume gedient und Knightmares beinhaltet hatten, bis sie vor der Tür angelangen, die zu dem jetzigen Hangar geworden war. Kallen drückte die Tür auf und ließ ihm den Vortritt. Sie schien eine wirkliche Überraschung vorbereitet zu haben. Dabei hatte Suzaku nicht jetzt mit ihrem Erfolg gerechnet.

Mit einem lauten, widerhallenden Klacken legte sie einen Schalter um, der den Hangar und all die darin befindlichen Knightmares hell erleuchtete. Doch fiel ihm persönlich gleich ein Neuer in den Reihen auf. Schwarz-violett… Er kannte ihn in weiß. Hatte ihn in weiß kennen gelernt und stets in weiß gesteuert. Ihn nun in dieser Farbkombination zu sehen.

„Wie auf Zero zugeschnitten“, meinte sie und er spürte, dass sie seine Hand nahm, den Key hinterließ, als sie die Berührung nur einen Herzschlag später wieder löste.

„Aber…“

„Lloyd. Dank ihm.“

„Er …“ Er hatte nicht gewusst, dass Lloyd noch immer als wirrer Wissenschaftler in den Tiefen arbeitete und kleine Wunder vollbrachte. Eigentlich hatte er gedacht, dass selbst Lloyd das Weite gesucht hätte, wie die meisten, die durch die Hölle gegangen waren.

„Ja.“

„Aber der Lancelot… Ist das nicht…“

„Das ist nicht der Lancelot. Es ist auch nicht der Lancelot Albion. Lloyd hat das Design übernommen, klar. Ich weiß nicht warum, aber ich glaube er mochte dich und … natürlich die Maschine an sich“, erklärte sie leise und sah immer wieder über ihre Schulter. Dieses Gespräch könnte ihn immerhin enttarnen. „Er hat einfach keinen Namen, weil es ihn offiziell nicht gibt. Heißt: Lloyd hat ihn quasi in seinem Wohnzimmer zusammengeschraubt wie es mir scheint.“

Suzaku hob die Hand und blickte auf den Key nieder, der dem seines alten Knightmares so ähnlich war. Er hatte mit etwas weniger Ähnlichem gerechnet. Hatte beinahe gebetet, dass es nichts werden würde, das schlechte sowie gute Erinnerungen in gleichen Maßen hoch drücken würde. Fest schloss er die Hand um den Gegenstand, als er spürte und auch sah, wie eine Finger zu zittern begannen. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals und er versuchte verzweifelt, ihn hinunterzuwürgen. Jetzt einen Gefühlsausbruch dieser Größenordnung zu erleben, war das letzte, was er wollte.

„Hey, alles ok?“, wollte sie wissen und er spürte die Wärme ihrer Hand durch den Stoff hindurch, als sie ihn an der Schulter berührte. Und es war eine tröstende Geste, die er gern an diesem einen Tag aus gespürt hätte. An dem Tag als…

Leicht schüttelte er den Kopf. Es war verdammt noch mal nicht alles ok, aber so zu tun, als wäre alles ok, war grauenvoll. „Ja. Alles in Ordnung“, gab er ihr deswegen die Antwort und ging auf den Knightmare zu. „Ist das nicht dennoch zu auffällig?“ Er wollte nicht, dass die Verkleidung aufflog, hinter welcher er sich verbarg. Alles zu zerstören – das war das letzte, was er wollte.

„Hey, Zero.“ Er wandte den Kopf leicht über die Schulter. Sie trug auch nur eine Maske, um alles zu verschleiern. Zwar war ihre weniger sichtbar, als die die er im Moment trug. Aber es war eine Maske, hinter die kaum jemand sehen konnte. „Hm?“

Sie warf ihm etwas zu, das er im letzten Moment fing und aus der Plastiktüte nahm. „Ein Katzenspielzeug?“

„Arthur ist da“, lauteten ihre letzten Worte, ehe sie sich mit einem kurzen Winken von ihm verabschiedete und ihn einfach so zurückließ. Mit all seiner Überraschung, der Verwunderung und seinen … anderen Gefühlen, die ihn wie eine Welle zu überrollen drohten.

Es wird niemals wieder so sein, wie früher. Niemals. Wir können nicht zurückgehen. Suzaku warf einen prüfenden Blick über seine Schulter, aber die Tür war verschlossen und er würde hören, wenn jemand kommen würde. Also nahm er die Maske ab, ließ sie zu Boden fallen, in dem Wissen, wie stabil das Ding war. So auch das Katzenspielzeug und den Schlüssel zu etwas, das er vergessen wollte. Die Stirn gegen das massive, metallene Bein des Knightmares lehnend schloss er die Augen. Der kühle Stahl war irgendwie wohltuend, obwohl eine Gänsehaut über seinen Rücken lief. Schwarz. Warum ist alles schwarz und alles … violett?

Warum waren es immer Farben, die ihn verfolgten und ihn an alles erinnerten? Warum kamen gerade jetzt all diese Gegenstände wieder auf ihn zu, die ihn in diesen Strudel stürzen ließen. Warum wollte das Schicksal ihm so eine verpassen? Sah es ihn gern zusammenbrechen?

Er ballte die Hände zu Fäusten, als er spürte, wie die ersten heißen Tränen über seine Wangen liefen. Wie sehr er diese Schwäche doch hasste! Doch konnte er für diese emotionale Seite an sich nur wenig. Er war nun einmal so… Da Gegenteil zu Lelouch – nicht wahr?
 

Nahezu unsichtbar schlenderte er durch die Tiefen des Ghettos, welche sich ‚Underground’ nannten. Es war einfach nur sicher und der beste Platz, sich um dreckige Geschäfte zu kümmern, weil es niemand wagen würde, seine Finger dort hineinzustecken. Störend war nur der Fakt, dass die Stadterneuerung leider dazu führte, dass besagtes Ghetto eben tagtäglich schrumpfte. Schade auch für ihn, da Suzaku folglich die Wohnung räumen müsste, die er momentan bezog. Er würde sich einfach selbst im ‚Quartier’ niederlassen. Das war immerhin der sicherste Ort, an dem er sich aufhalten konnte.

Die Hände tiefer in die Taschen des dunklen Mantels schiebend hielt er sich weiter im Schatten der Gebäude und näherte sich dem Sammelpunkt allen Übels. Es war nicht mehr als eine heruntergekommene, alte Lagerhalle die als Versteck und gleichzeitig als Produktions- und Lagerstätte für allerlei Drogen und andere Substanzen diente. Allein am Eingang zählte Suzaku etwa zehn Männer, weitere auf dem Dach des Gebäudes. Bläulicher Zigarettenrauch stieg gen Himmel und zeichnete gespenstische Muster in die Luft, während kühles Licht der Straßenlaternen ihr übriges taten. Sie ließen die Menschen ebenso bizarr erscheinen, tauchten die Gesichter in blasses Licht und schenkte den Konturen etwas Unheimliches. Es war nicht so, dass man sich hier an diesem Ort überhaupt wohl fühlte, aber um diese Uhrzeit und vor allem bei diesen minimalistischen Lichtverhältnissen war es nicht gerade angenehmer, hier zu sein.

Er lehnte sich an eine Hauswand zu seiner linken und beobachtete die Szenen einige Zeit, um sich ein Bild von der Anzahl der Menschen zu machen, die sich hier herumtrieben. Manchmal drang raues Lachen an seine Ohren oder er hörte Flüche, ganze Schimpftiraden und lautes Gepolter. Kunden kamen vorbei, gingen mit weniger Geld in den Taschen aber einem frischen Schuss in den Venen. Die Menschheit war auch jetzt noch so kaputt wie vor vier Jahren. Selbst Angehörige der so genannten Oberschicht ließen sich hier blicken, zahlten gutes Geld für dreckige Ware. Eigentlich sollte es ihn traurig machen, aber das Gefühl trat nicht ein. Er fand es nur widerlich. Im Fernsehen und auch vor anderen priesen diese Personen immer, wie gut es der Gesellschaft ging und wie gering die Rate der Kriminellen geworden ist – doch was wirklich geschah wurde verschwiegen, unter den Tisch gekehrt und als nicht existent abgestempelt. Nur was ihm noch mehr Sorge bereitete war die Angst, dass selbst Leute aus Nunnallys Vertrautenkreis hierher kommen könnten. Es war ein absoluter Alptraum, wenn er sich vorstellte, dass solch gescheiterte Existenzen sich in teure Anzüge hüllten und Ratschläge an Nunnally weitergaben. Allein bei dem Gedanken schüttelte es ihn vor Ekel und Angst. Selbst wenn er es nicht für die gesamte Menschheit tun würde, so würde er es für Nunnally tun – dieses Gesindel zu vertreiben und zu töten, wenn es nötig wäre.

„Beängstigend, was?“

Er fuhr herum und sah ihm Halbdunkel zwischen den Häusern eine Person stehen. Weiblich, das konnte er allein an ihrer Körpergröße und Figur erkennen. Das kalte Licht der Straßenlaternen ließ es zu, obwohl so viele Schatten über ihre Person fielen. Ihre Stimme jedoch war unverkennbar. Hell und doch genervt. „C.C.“ Sie machte scheinbar keinen Hehl daraus hier zu sein. Langsam trat sie etwas zurück, hob jedoch eine Hand und deutete ihm an, ihr zu folgen. Widerwillig tat er das auch, immerhin wollte er den Grund für ihr plötzliches Widerscheinen wissen. Auch wenn er die Szenen zwischen den Drogenhändlern weiter observiert hätte, war der Drang zu groß, alles von ihr erfahren zu wollen. Er folgte ihr in eine spärlich beleuchtete Seitengasse, die mehr verlassen war. Die Gebäude waren alle vollkommen verlassen und auch unbewohnbar, weswegen es hier sicher war. Zumindest so sicher, wie es im Ghetto und speziell dieser Gegend sein konnte.

„Was machst du hier?“, platzte die Frage aus ihm heraus und er blickte ihr in die Augen.

„Ich bin hier, um zu helfen.“ C.C wandte den Blick ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte ihr Haar unter einer Wollmütze versteckt und lediglich ihr Pony war zu sehen. Dieses leuchtende Grün.

„Wie willst du mir helfen?“ Einen Vertrag würde er mit ihr nicht eingehen. Dafür war ihm Geass zu unheimlich und vor allem auch zu gefährlich. Und wenn er sie um Hilfe anbetteln sollte, hätte sie sich ihren Besuch sparen können. Seine Zeit auf Knien war vorbei.

„Ich habe Lelouch auch gehol-“

„Du hast ihn getötet.“

„Er ist durch deine Hand…“

„Nein. Hättest du ihm Geass niemals gegeben, wäre es nie so weit gekommen.“

Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig und C.C wirkte plötzlich verletzt und wütend zugleich.

„Ohne Geass und ohne ihn wärt ihr noch immer unter der Hand des britannischen Reiches. Dann wäre es nicht so, wie es jetzt ist. Nicht frei.“

„Du glaubst wirklich, was du sagst, oder?“, hielt er dagegen und ballte die Hände zu Fäusten. Wut schoss wie Lava durch seine Adern. „Ohne dich wäre er noch am leben. Dann wäre es nicht so weit gekommen!“ Und er meinte, was er sagte. Als C.C aber auf ihn zukam, wich er automatisch zurück. „Du warst den Tag in der Einkaufspassage gewesen“, sagte er dann und nahm das schmale Nicken wahr. „Ich will keine Bilder sehen, die nicht meine sind. Ich will nicht, dass du hilfst. Ich will, dass du gehst“, brachte er ihr dann hart entgegen und hielt ihrem Blick stand. „Du hilfst mir, wenn du mich endlich in Ruhe lässt.“

„Dann nimm wenigstens das an. Er hätte nicht gewollt, dass du wegen deiner eigenen Dummheit drauf gehst“, kam es nüchtern von ihr auf seine Worte und er sah eine helle Mappe, die C.C ihm hinhielt.

„Was ist das?“

„Alles was du wissen musst. Die Gestalten hinter dem Problem, welches ihr habt.“

Suzaku nahm die Papiere entgegen, schlug sie jedoch nicht auf. Ebenso wollte er nicht wissen, woher sie diese Informationen gezogen hatte, und es würde auch kein Wort des Dankes seine Lippen verlassen. Wegen ihr hatte er zu viel verloren.

„Und Suzaku…“

„Was?“, hakte er nach und sah ihr dann entgegen. Wollte er wirklich hören, was sie zusagen hatte?

„Ich mochte ihn auch. Du bist nicht der einzige, der ihn verloren hat.“

Mit diesem Geständnis wandte sie sich von ihm um. Ihm war die ganze Zeit über immer so gewesen, dass C.C Lelouch anders gegenüber gestanden hatte. Zwar kannte er ihre Geschichte nicht und er legte auch keinen großen Wert darauf, aber er wusste, dass auch sie zur Liebe fähig gewesen war oder auch noch immer ist. Jeder Mensch kann lieben, und auch C.C war einst ein normaler Mensch gewesen. Er wollte sie noch fragen, ob die Gefühle auf Gegenseitigkeit beruht hatten, doch hielt er seine Lippen verschlossen. Vielleicht würde sein Gewissen dann noch schwerer werden. C.C war niemand, den man lieben konnte. Sie hatte zwar ein niedliches Äußeres, aber ihr Charakter war ein massives Problem. Lelouch und sie waren sich in diesem Punkt sehr ähnlich gewesen – oder er irrte sich und hatte Lelouchs falsche Seite als die gewählt. Er wollte glauben, dass Lelouch wirklich nur … schlecht gewesen war. Gefühlskalt, machtgierig… Dann fiel es ihm leichter, sich vorzustellen, dass er die Welt wirklich von dem größten Übel befreit hätte. Aber wenn er wüsste, dass er C.C die einzige Person geraubt hätte, die sie geliebt hatte, würde es ihm das Herz zerreißen. Auch wenn er nicht C.C’s größter Freund gewesen war, wäre es das Wissen einfach zu fiel für ihn. Die Männer und Frauen, die Suzaku im Kampf getötet hatte, kannte er nicht. Aber dieser Mord – und etwas anderes war es eben nicht – wäre dann noch schwerer als ohnehin schon.
 

Der Inhalt der Akte lag über den gesamten Boden seines Zimmers verteilt und Suzaku kniete inmitten dieser Dokumentenflut. Bilder, ganze Berichte, Fragmente – man fand so ziemlich alles und es war … hilfreich. So ungern er es zugab, doch die Wahrheit war eben eine andere. Mit diesem Material war es ihm möglich, die ganze Operation präzise zu planen. Und es garantierte obendrein ein Verlustminimum. Wenn man bis ins Detail gehen konnte, eröffneten sich einem gleich ganz andere Wege, als wenn man blindlings hineinlaufen würde.

Ein Klopfen an der Wohnungstür ließ ihn aufstehen und die Tür öffnen. „Du hast mich angerufen?“

„Ja.“

Kallen hob daraufhin eine weiße Plastiktüte hoch, von der der Geruch nach japanischem Essen ausging. „Ich dachte, es könnte länger dauern. So wie du geklungen hast. Hoffe, du hast noch nicht gegessen.“

„Nein. Danke. Komm rein“, meinte er daraufhin und ließ sie eintreten. Die Wohnung, die er bezog, hatte nur ein Zimmer, in dem sich auch gleich die kleine Küche befand und ein separates Bad. Daher befand sich Kallen kaum nach ihrem Eintreten ebenfalls in dem Kreis der von C.C überreichten Informationen. „Wow“, verließ es ihre Lippen, als sie die Tüte auf dem kleinen, leeren Nachttisch abstellte und sich auf den Boden niederkniete. „C.C hat dir das gegeben?“, hakte sie noch einmal nach und nahm ein paar Zettel vom Boden auf, überflog sie, während Suzaku im Türrahmen lehnte und leicht nickte, als Kallen aufsah.

„Ich glaube, sie hat die ganze Zeit ein Auge auf uns.“

„Warum?“

Er zuckte die Schulter. Was sollte er auch sagen? Es machte eigentlich keinen Sinn, dass sie über ihre Schritte wachte. Es war nie ihr Stil gewesen, sich groß um die anderen zu kümmern. Abgesehen von ihrem Spielzeug natürlich. Über Lelouch hatte sie gewacht, wie eine Mutter über ihr Kind. Zwar verstand sie nicht, warum sie ihn dann hat handeln lassen, wie Lelouch eben gehandelt hatte, aber Suzaku sah sich nicht in der Position diese Dinge zu analysieren. Abgesehen davon lagen sie bereits vier Jahre in der Vergangenheit und er musste wirklich aufhören, Geister zu jagen. Kallen hatte recht, als sie ihm diesen Ratschlag gegeben hatte. Nur so konnte er nach vorn gehen und die Aufgaben bewältigen, die vor ihm aufgetürmt in Erscheinung traten.

„Ist das hier Jeremiah Gottwald?“

„Hm?“

Suzaku ging neben ihr in die Hocke und nahm ihr das Bild von dem Typen mit den türkisem Haar ab. Es zeigte den ehemaligen Gefolgsmann Lelouchs auf einer Plantage. „Mit Anya“, meinte er leise, als er das Mädchen mit dem roséfarbenen Haar erkannte. Die meisten hatten sich nach dem Ende von Lelouchs Terrorherrschaft und dem Beginn des Zero Requiem eine neue Aufgabe gesucht. Was aus Gino und den anderen geworden ist, wusste er nicht. Die meisten waren gestorben; viele waren schwer verletzt, sodass sie ihren alten Job nicht mehr nachgehen konnten. Viletta war Hausfrau und Mutter, Ohgi ein guter Vater und ein wichtiges Mitglied des neuen Requiems. Er stand Nunnally mit allem zur Seite. Aber von den meisten anderen hatte Suzaku seit Ewigkeiten nichts mehr gehört. Wie es auch bei C.C der Fall gewesen ist. Sie lebte – das wusste er jetzt – aber was sie tat, war ihm ein Rätsel. Und vielleicht wollte er es auch nicht wissen. Wer weiß, ob sie bereits ihr nächstes, machthungriges Menschenwesen gefunden hatte.

„Orange-Boy – aber was hat das Bild hier zwischen all diesen Papieren zu suchen?“

„Vielleicht ein Hinweis auf irgendwas?“, begann Suzaku zu rätseln. Nur konnte man davon ausgehen? Vielleicht war es auch einfach nur zwischen all diese Dokumente gerutscht und bedeutete rein gar nichts?

„Hm“, machte Kallen jedoch nur, zuckte die Schultern und legte das Foto beiseite, sodass sie sich wieder auf das Wichtige konzentrieren konnte. „Wenn ich mir das hier so ansehe“, begann sie nach einer Weile der absoluten Ruhe zwischen ihnen und griff nach der Plastiktüte. Etwas Platz auf dem Boden machend lehnte sie sich an das Bettgestell und räumte den Inhalt aus der Tüte auf den Boden vor sich.

„Misosuppe, Reisbällchen mit Füllung, Sushi und Dango. Ich wusste nicht was du magst, deswegen habe ich mehr Auswahl mitgebracht“, teilte sie sich mit und reichte ihm ein Styroporschälchen in dem sich Suppe befand.

„Das ist echt super, danke.“ Er hatte seit Tagen nicht mehr richtig gegessen, da er kaum Zeit hatte, zu kochen und wenn, dann hatte er sich irgendwas auf die Schnelle bestellt. Was letztlich darauf hinauslief, dass er bei irgendeiner amerikanischen Fast-Food-Kette bestellte.

„Wir brauchen die Knightmares nicht – nicht in diesem Fall“, meinte sie und stopfte sich etwas von dem Reis in den Mund. Mehrer Reiskörner blieben an ihren Mundwinkeln hingen.

„Wirgehngansches…“

„Was?“

Sie schluckte, wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. „Wir gehen auf ganzes Risiko, wenn wir ohne große Waffen reingehen, aber der Schaden sollte geringer sein, wenn wir es so machen“, erklärte sie dann und streckte die Beine aus, überschlug sie an den Knöcheln und streckte die Arme über den Kopf.

„Du kannst doch noch mit einer Handfeuerwaffe umgehen?“

„Sicher. Das verlernt man nicht“, meinte er und zuckte leicht die Schultern, ehe er die Papierschale abstellte und den letzten Holzspieß hineinlegte. „Warum macht die Polizei das nicht?“

„Weil es einen größeren Effekt auf die Menschen hat, wenn Zero es tut. Gerechtigkeit und Ordnung schaffen ist eine Aufgabe für die Black Knights. Sie zu halten ist auch unsere Aufgabe. Die Polizei ist korrupt.“

„Ist sie das?“

„Ja“, gab sie angefressen von sich und wirkte mit einem Mal wütend. „Da sind noch immer Gegner der neuen Ordnung, Suzaku. Diese Drogengeschichte … Die Polizei macht nichts, weil sie nichts machen soll. Wo Geld fließt, sind die Menschen hörig. Wir haben ein Problem im Underground – das ist klar. Die Drogen sind wirklich ein großes Problem. Aber alles andere ist noch viel größer.“

„Aber wir haben unsere Rechte wieder, Kallen.“ Mit ‚Wir’ meinte er an dieser Stelle die ehemaligen Eleven. „Die Ghettos werden renoviert. Was soll noch passieren? Es kann nicht besser werden.“

„Britannia soll gänzlich verschwinden.“

„Was?“

„Man will, dass sich Britannia komplett aus Japan zurückzieht. Und nur wenn die Polizei bei Verbrechen die Füße stillhält, kann der Hass zwischen beiden Nationen wieder geschürt werden.“

„Aber wo ist der Sinn? Unter Charles war es nicht fair, unter Lelouch war es nicht fair und jetzt ist es auch nicht fair? Was wollen die Menschen?“

„Die Freiheit von früher.“

Suzaku sah zu Boden. Früher war es auch nicht besser gewesen. Man ist niemals frei. Es wird immer jemanden geben, der sich über andere erhebt.

„Eine Revolution gegen den Frieden also?“, meinte er und verpackte seine Worte als Aussage und als Frage. Dass man es nicht jedem immer recht machen konnte, wusste er ja. Aber dass es gleich so viele waren…

„Vor allem sind die meisten von ihnen Britannier.“

„Was?“

„Wir haben zwei Lager, Suzaku. Britannier, die ihr Japan wieder wollen, wie es war. Und Japaner, die ihr Japan in dem Zustand wissen wollen, wie es vor all diesem britannischen Wahnsinn war. Fuji und all diese Dinge, du verstehst das…“

„Ja. Ich verstehe was du sagen willst, aber ich …“

„Hast du Angst, dass dir das zuviel wird?“, hakte sie nach und schenkte ihm einen fragenden Blick.

„Es ist mir bereits jetzt zu viel“, gestand er ihr. Wie sollte er sich gegen all diese Fronten zur Wehr setzen? Kam von da das Zero help us? Nur wem sollte er helfen? Auf wessen Seite sollte er sich stellen. Zero Requiem? Britannia? Japan?

Japan war seine Heimat, er hatte es bereits einmal betrogen, als er sich für die britannische Armee meldete. Und das Zero Requiem war … seine Seite. Es war seine Seite, weil er es mit erschaffen hatte. Zero Requiem war Lelouch … Vermächtnis.

„Ich will es so halten, wie es jetzt ist. Nur wie sollen wir das schaffen? Kallen?“

„Dann tu was du für richtig hältst, Suzaku. Es ist deine Wahl…“

„Aber…“

„Du misst dich immer an ihm oder?“, wollte sie wissen und boxte ihn an die Schulter. „Hör auf damit. Ich habs dir schon mal gesagt. Du musst aufhören Geister zu jagen. Nur dann kannst du wieder atmen.“

„Ich weiß. Aber dennoch… Würdest du ihn fragen, würde er eine Lösung aus dem Ärmel schütteln.“

„Hm. Und uns alle in die Knechtschaft stürzen.“

Wenn du wüsstet, Kallen…

„Es war eine geniale Idee, sicherlich. Möglicherweise würde ich es verstehen – es verstehen wollen – wenn er mich nicht zusammen mit den anderen vorgeführt hätte. Möglicherweise war es verflucht genial! Wenn er nicht all diese Menschen geopfert hätte.“

„Das war das Ziel, Kallen!“, brachte er etwas lauter hervor und sah, wie sie überrascht zurückzuckte. „Es war das verdammte Ziel! Nur mit dem Hass der Menschheit, konnte er die Welt gegen das britannische Reich vereinen! Sie haben gemeinsam den Feind besiegt – ihn. Das war der ganze, verdammte Plan, Kallen!“ Er fuhr sich durch das braune Haar und schüttelte dann leicht den Kopf. „Er hat mich gebeten, das… Er … Ich…“

Eine Hand legte sich auf seine Schulter, als er sein Gesicht in seinen Händen vergrub. Es war so erbärmlich und es tat so verdammt weh. „Du hast das einzig Richtige getan. Auch wenn es von Anfang an ein Plan gewesen ist, du hast es richtig gemacht.“

Ihre Worte sollten trösten, doch sie taten es nicht. Viel eher im Gegenteil. Sie stachen noch mehr Nadeln in sein ohnehin gepeinigtes Herz. „Du warst auch nur eine Schachfigur. Nur eine von seinen Schachfiguren, Suzaku. Wie wir alle.“

„Nein.“

„Doch. Du warst ihm nicht wichtiger, als alle anderen.“

„Doch. Ich war … wir waren beste Freunde. Wie Brüder. Er hätte mich nicht einfach nur benutzt.“ Zumindest wollte er das glauben. Er wollte es so sehr glauben. Zwar hatte er sich bereits mit Lelouchs dunkler Seite abgefunden, aber Lelouch hätte ihn doch nicht einfach nur so … benutzt. Sie waren wieder miteinander klargekommen, hatten ihre Differenzen begraben und einem gemeinsamen Ziel gedient. Wenn sie einander nicht vertraut hätten, hätte das alles so gar nicht funktioniert. Es konnte doch nicht alles nur eine Lüge gewesen sein. Nicht alles. Auch wenn es naiv war, so zu denken, wollte er sich wenigstens an dieser Boje festhalten, während sein Leben im Moment in meterhohen Wellen unterzugehen drohte. Und abgesehen davon wollte er nicht mehr, dass seine Gedanken sich wiederholten. Es war immer dasselbe, an das er dachte. Immer wieder zerbrach er sich den Kopf über dieselben Dinge. Er musste aufhören damit.

„Lebe dein Leben, Suzaku. Lelouch ist nicht mehr und er kann dir jetzt nichts mehr vorschreiben oder vorleben. Du gehörst nur dir.“

„Nein. Nicht ganz.“

„Vergiss diesen Fluch. Es hat auch etwas Gutes, wenn du dein Leben nicht beenden kannst. Wir brauchen dich als Suzaku und als Zero. Zumindest ich brauche dich als beides“, meinte sie und drückte seine Schulter etwas, woraufhin seine Dämme erst recht brachen. Kallen zog ihn zu sich, schloss ihn in eine feste Umarmung. „Wir alle tragen unser Kreuz, Suzaku. Lass mich dir helfen, deines zu tragen. Es ist schwerer als die unseren“, murmelte sie leise, während sie ihm durch die Haare strich. Es tat gut, endlich gesagt zu haben, was er hatte sagen wollen. Zwar war es noch nicht alles gewesen, aber es war besser, als alles verschwiegen zu haben. Alles, was in belastete, von dem er wusste, dass die Menschen es eigentlich wissen müssten. Aber mit Kallen etwas zu teil, dass ihm so schwer auf den Schultern lag, tat gut. Und sie war ihm wirklich eine große Hilfen und eine … Freundin. Sie waren ebenbürtig.

„Manchmal musst du Dinge loslassen, manchmal muss etwas Gutes zerbrechen, sodass etwas Besseres entstehen kann, verstehst du?“ Leicht nickte er und lehnte nun einfach nur noch an ihr, genoss die Nähe einer anderen Person und genoss auch ihre ruhige Stimme. „Und jetzt entsteht etwas Besseres, das nur in unseren Händen liegt.“
 

Er band das weiße Tuch um seinen Hals, drapierte es zu einer ansehnlichen Krawatte und steckte die kleine, violette Nadel hinein, ehe er den Kragen richtete. Er war einfach kein Typ von kalten Farben. Und Violett war ihm ohnehin verhasst. Nur trug er es und kam nicht drumherum. Als er sich umwandte und den Umhang auf dem Bett liegen sah, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Und neben dem Umhang – die Maske. Mit den behandschuhten Händen griff er nach dem schwarzen Stoff des Umhangs, warf diesen inzwischen geübt über die Schulter und schloss ihn. Zwei Waffen schob er in das Holster, das er an der Hüfte trug. Suzaku gehörte zu den Menschen, die sich gern verteidigten. Lelouch ließ sich zu seiner Zeit lieber beschützen, nur er selbst … er war anders. Er wollte und brauchte diese Sicherheit, auf sich selbst Acht geben zu können.

„Fertig?“

Suzaku sah auf und erkannte Kallen in ihrer Uniform im Türrahmen stehen. „Ja.“ Meinte er und zog die schwarze Stoffmaske über seine Nase, ehe er die bekannte Zeromaske aufsetzte und sein Ich hinter diesem Symbol versteckte. „Fertig“, bestätigte er und folgte ihr hinaus.

Draußen war es inzwischen finsterste Nacht. Also die perfekte Zeit für die Black Knights und ihn, diese Operation erfolgreich durchzuführen. Niemand rechnete mit ihrem Angriff, niemand glaubte auch nur daran, dass sie handeln würden. Aber sie würden. Und sie taten es gerade. Abgesehen davon schützte die Nacht sie, gab ihnen genug Raum zum Angriff und zum ungesehenen Rückzug. Suzaku rechnete nicht damit, dass sie sehr viel Lärm verursachen würden. Aber sie würden definitiv ein Statement setzen und beweisen, dass sie noch immer hier waren. Noch immer aktiv waren. Und das war das, was zählte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  ximi
2015-01-30T21:37:35+00:00 30.01.2015 22:37
Heii

Ein tolles Kapitel!
Also ich kann mich eigentlich nur wiederholen: Du schreibst das alles richtig, richtig super! Suzakus Gefühle kommen echt perfekt rüber und ich finde diene Wortwahl einfach unglaublich gut. Es liest sich so flüssig und es klingt dazu auch einfach schön^^
Irgendwie möchte ich Suzaku die ganze Zeit nur umarmen und ihm sagen, dass alles gut wird, so leid tut er mir. Es ist unfair, dass alles so hat kommen müssen und man die Bürde dieses Konflikts einfach zwei jungen Männern mehr oder weniger überlassen hat. Und einer von ihnen ist jetzt tot, somit trägt Suzaku einfach all die Last von Lüge und Versteckspiel auf sich. Himmel, am liebsten würde ich all diesen Leuten sagen, was ihr ach so verhasster Lelouchh eigentlich für sie getan hat. Aber das wäre wohl keine gute Idee^^
Das mit dem Heuwagen habe ich auch gesehen und genau deshalb finde ich es einfach fies, dass man darüber nicht mehr erfährt. Ich finde, entweder man belässt das Ganze bei Lelouchs Tod oder man bringt ihn wieder ins Spiel, aber es einfach so bei einer solchen Szene belassen? Grausam, wenn du mich fragst ^^
Aber du sagst es ist ein Spin-Off angekündigt? Wow, da bin ich also auch gespannt. Vielleicht wird diese auch Frage geklärt? Mal gucken=D
Hey und Suzaku ist echt toll. Wie gesagt, ein todlieber Kerl, der irgendwie vom rechten Weg abgekommen ist. In etwas hineingeschlittert ist, was er nie wollte...

Jedenfalls nochmal: Mach weiter so, du schreibst echt super! Vielleicht solltest du aber nochmal drüberlesen, da gibts noch ein paar Tippfehler, die manchmal halt passieren^^

So und jetzt bis bald

ximi

Antwort von:  SanjaAlexei
31.01.2015 22:49
Hey!
Danke für den Kommentar, hat mich mal wieder sehr gefreut *.*

Oh oh - das Ding ist wohl ein OVA in vier Episoden wenn ich das richtig gedeutet habe. Akito the exiled oder so ähnlich. Ist in der Zeit zwischen dem Entstehen der Black Knights und Lelouchs 'Tod' angesiedelt und zeigt in den Trailern allein eine ganz spannende Angelegenheit. Hätte das ganze Ding ja schon gesehen, aber ich traue diesen ganzen zwielichtigen Internetseiten nicht. Bin da recht vorsichtig, was so animestreaming und so angeht, also muss ich wohl warten, bis es irgendwann mal in einer Sprache erhältlich ist, die ich verstehe xD Mein Japanisch ist nicht ganz so gut xD Aber Lelouch ist da auf jeden Fall am leben - macht auch sinn, wenn es zwischen all den Geschehnissen platziert ist. Aber auf einer Internetseite wird auf Grund dieses OVAs der Tod wirklich hart auseinander genommen. Ich glaube, er ist niemals gestorben. Auf jeden Fall machen die Trailer Bock auf mehr xD

Was die Tippfehler angeht: Ja~ kann sein xD Ich guck noch mal drüber. Ein Beta würde mehr sehen als ich aber man kann nicht alles haben xD

Danke auf jeden Fall für den Kommentar und für die Bestätigung, dass ich Suzakus Perspektive nicht langsam versaue xD Bin mir da nie so sicher ^^ Ich kann auf jeden Fall versprechen, dass es spannend bleibt - oder ich hoffe zumindest dass es spannend bleibt.
Kapitel 3 ist fertig, wird überarbeitet und ist, je nach laune der freischalter, villt. nächste Woche Mittwoch online ~

vlG
Elenoire <3
Von:  ximi
2015-01-26T15:02:18+00:00 26.01.2015 16:02
Heii!

Wieder ein wirklich tolles Kapitel. Ich finde es wirklich super, wie du Suzakus Emotionen so glasklar und mitreissend darstellen kannst. Er tut mir immer mehr leid, die ganze Bürde auf seinen Schultern tragen zu müssen.
Wie du in deiner vorgängigen Antwort geschrieben hast, das Ende hat echt fertig gemacht. Irgendwie konnte ich es gar nicht fassen, als ich es mir angeschaut habe. Ich wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte.
Es ist durchaus möglich, dass die Dinge eben nicht so sind wie sie scheinen und genau das hoffe ich jetzt in deiner FF inständig für Suzaku! Ich habe ihn irgendwie immer gemocht, was ja nicht bei allen der Fall ist, die die Serie geguckt haben.
Er hat irgendwie einfach versucht, den richtigen Weg zu finden und ist dabei vielleicht genau wie Lelouch ein bisschen vom Weg abgekommen. Wie auch immer=D

Nochmal: Wirklich tolles Kapitel. Ich hoffe, dass es bald weitergeht!^^

glg ximi
Antwort von:  SanjaAlexei
26.01.2015 19:14
Danke und schön, dass es dir wieder gefällt ^^ Das ist immerhin das Wichtigste, dass es den Lesern gefällt und die Emotionen auch getroffen sind, die man erreichen wollte xD

Im Ending des Animes spricht C.C mit jemanden, als sie auf Heuwagen liegt. Im japanischen Ending wird noch die Person näher gezeigt, die den Pferdekarren lenkt (aus einer Nahaufnahme). Sieht verdammt nach Lelouch aus - das ganze Gesicht und das Grinsen. Daher kommen viele Gerüchte, dass er nicht tot ist. Bin mal auf das Spinnoff gespannt, was für dieses Jahr angekündigt ist xD

Ach, Suzaku ist ein Süßer. Ich konnte ihn erst nicht ab, aber im Verlauf wurde er mir immer sympatischer ^^

Hoffe, das nächste Kapitel gefällt dir auch wieder so gut ^^ Danke noch mal und einen schönen Resttag ;)

LG
Von:  ximi
2015-01-21T19:29:27+00:00 21.01.2015 20:29
Heiii

Also erst einmal: Wow! =D
Ich lese selten Code Geass FFs, aber dann bin ich auf deine gestossen. Ganz ehrlich? Dieser Prolog hätte von Suzaku höchstpersönlich geschrieben worden sein können. Mich hat das Ende der Serie sehr mitgenommen, da Lelouch und auch Suzaku so viel opferten, nur um der Menschheit zu dienen. Und das Schlimmste: Niemand von der eben genannten Menschheit hat das begriffen!
Ich dachte, ich hätte es hinter mir. Und dann schreibst du Suzakus Gefühle so echt und nachvollziehbar auf, dass es mich grad wieder traurig macht. Es hat mich echt richtig aufgewühlt und in Gedanken zurück zu dieser absolut hammermässigen Serie gebracht (und das ist gut so ;D) Nein, du hast das wirklich, wirklich super gemacht und ich bin richtig gespannt, wie das mit dem Armen weitergeht.
Du hast echt genau die richtige Weise gefunden, seine Gedanken auszudrücken, wirklich, wie wenn er das gerade selbst gesagt hätte! =D

Was vielleicht noch toll wäre, Steckbriefe und ein Titelbild? Das würde das ganze noch so ein bisschen schön verpacken. (Hilft auch dabei Leser anzuziehen ;D)
Und wegen dem Titel: Meinst du "Legacy", also "Vermächtnis"? Du hast drum "Legancy" geschrieben.
Nur so eine kleine Bemerkung am Rande.

Also nochmal: Wirklich ein toller Anfang und ich freue mich auf das nächste Kapitel!

ganz liebe grüsse

ximi

Antwort von:  SanjaAlexei
21.01.2015 21:24
Oh hi ^^

Danke, es freut mich, dass es dir so sehr gefällt ;) Habe echt nicht damit gerechnet, das so schnell ein Kommentar kommt *.* Ich habe die Serie damals als sie aufkam, angefangen, aber erst letzte Woche beendet und mich hat das Ende so fertig gemacht, wie bisher noch keine Serie zuvor. Daher kann ich das vollkommen verstehen! Und ich wollte einfach ein anderes ... Ende - ja. Unbedingt. Weil da gibt's Dinge, von denen ich glaube, dass sie nicht so sind, wie sie scheinen xD


Ich mach die Steckis meistens erst, wenn die Story online ist ;) Also werde ich mich jetzt dran setzten und das mal machen ^^
Oh~ shit. Stimmt. Ich habs echt nicht gesehen, danke für die Anmerkung, werde es sofort ändern gehen ^^


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