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Besuch mich im Schlaf

SJ - "All is forgotten"
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo.
Vielen Dank für die lieben Kommentare und all die Favoriten - ich bin wirklich überrascht und erfreut.
Aber verwunderlich ist das ja nicht, die beiden hübschen haben halt ihre Fangemeinde. Ich gehöre definitiv dazu.
Es gibt schon so viele tolle Puppyshipping-Geschichten. Es ist nicht einfach, sich etwas neues einfallen zu lassen..
Aber ich werde mein Bestes geben!
Liebe Fans - Ich hoffe, dass ich euch nicht enttäuschen werde. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es ist lange her, dass hier etwas kam.
Das liegt daran, dass die ersten drei Kapitel eine völlig spontane Idee von mir waren. Aber da war es mit meiner Idee auch schon wieder zuende. Es ist schwierig eine Geschichte ohne wirklichen Plot zu schreiben. Deswegen konnte ich mich lange nicht aufraffen. Ich weiß noch nicht, wohin diese FF mich führen wird und bin wahrscheinlich gespannter, als ihr. Komplett anzeigen

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1.

Immer, wenn der Wecker klingelte und von seiner großen Hand, die mit den schlanken und dennoch kräftigen Fingern, ausgeschlagen wurde; immer wenn er die Seidengarnitur seines riesigen Bettes zurückschlug und seine nackten Füße zum ersten Mal des Tages auf den kühlen Boden setzte; immer, wenn er seinen Blick über das noch verschlafene, bunte und dennoch farblose Panorama hinter seinem Fenster schweifen ließ und immer, wenn er geräuschlos durch das Zimmer Richtung Badezimmer wandelte, sich auf die morgendliche Dusche freuend, immer dann hatte er diesen Geruch in der Nase. Noch bevor er das erste milde Licht oder den schrillen Alarmton seiner kleinen, lästigen Uhr wahrnahm; bevor er zum Tagesanfang die Augen aufschlug, so verriet ihm immer der Geruch, dieser verdammte Geruch, dass er wach war und aufstehen musste, um in einen neuen, ebenso langweiligen Morgen zu starten, der irgendwann, viele Stunden später, zu einem ereignislosen Abend geworden sein würde.

Er wusste nicht, wann er ihn zum ersten Mal wahrgenommen hatte, doch anfangs hatte er versucht, es zu ignorieren. Hatte sich einbilden wollen, dass dort nichts war. Kein penetranter Geruch, der ihn jeden Morgen aus dem Schlaf riss und dabei doch nicht so lästig war, wie er sich immer wieder einredete. Oder glaubte. Mittlerweile musste er sich eingestehen, dass er diesen Duft mochte – auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie man an dieser grotesken Mischung aus Kinderzahnpasta, kalter Pizza, Eisbonbons und Weichspüler tatsächlich Gefallen finden konnte. Und doch war er gezwungen, zuzugeben, dass er, immer wenn er abends in sein perfekt gemachtes Bett stieg, sich auf den nächsten Morgen freute, nur um wieder diesen Geruch wahrzunehmen; gleichzeitig beschlich ihn jeden Abend die Angst, am nächsten Tag ohne ihn aufzuwachen. Er hatte, wenn man es so nennen konnte, eine unbegreifliche Sucht entwickelt. Jeden Abend hatte er das Gefühl, nicht allein schlafen zu gehen. Jeden Morgen war ihm so, als wäre jemand heimlich in sein Bett gestiegen und dann noch vor Tagesanbruch wieder verschwunden. Und so seltsam es klang, seitdem fühlte er sich weniger einsam. Als hätte er jemanden an seiner Seite. Vielleicht eine Familie, denn die hatte er, außer seinem Bruder, nie gehabt.

2.

Warum diese Kette, Wheeler?
 

Kaum hatte er sich innerlich diese Frage gestellt, versuchte er, sie so schnell wie möglich wieder zu verdrängen. Schlimm genug, dass er seine knappe, wertvolle Zeit der Schule opfern musste, nein, nun konnte er sich nicht einmal auf seine Arbeit am Laptop konzentrieren, die er – wohlgemerkt – im Unterricht ausführte. Er blinzelte viele Male schnell mit müden Augen und richtete seinen Blick wieder auf den flimmernden Bildschirm seines Macs. Tabellen und Diagramme blinkten ihm entgegen, doch heute konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Eine permanente Bewegung vor ihm, auf der linken Seite des Klassenzimmers an der Fensterfront ließ ihn alle paar Minuten hochfahren. Der dort sitzende junge Mann hatte sich einen Bleistift zwischen Nase und Lippen geklemmt und wusste anscheinend nicht, wie man anständig einen Stuhl benutzte. Kippelnd hockte er darauf und alberte mit seinen Freunden herum, einen Arm hatte er leichtsinnig über die Lehne gelegt, mit dem anderen konnte er sich mit Ach und Krach an der Schulbank festhalten. Natürlich vollführte er diese Kunststücke immer nur dann, wenn sich der Lehrer zur Tafel abwandte um ein paar Formeln anzuschreiben.

Das war sie – die Verkörperung aller negativen und schlechten Eigenschaften eines Menschen... oder zumindest der negativen und schlechten Eigenschaften, die in Seto Kaibas Augen negativ und schlecht waren. Er fragte sich, wie lange Wheeler wohl noch sein wenig vorhandenes Gleichgewicht halten konnte. Beinahe wünschte er sich einen Unfall. Danach würde hoffentlich Ruhe herrschen und seine schlechte Laune vermutlich wieder etwas besser geworden sein. Auch wenn er nur Weniges in seinem Leben zugab – dass er sich gern über die blonde Nervensäge lustig machte und jeder darüber Bescheid wusste, konnte selbst er nicht abstreiten. Seltsamerweise wollte er dies auch gar nicht. Ihre Streitereien und Hasstiraden in den Pausen und auf dem Schulhof bereiteten ihm, wenn auch gegen seinen Willen, ausgesprochenes Vergnügen und sorgten für Erfrischung in seinen sonst so tristen Alltag. Er hatte Spaß daran ihn mit seinen Worten und Blicken zur Weißglut zu treiben, dabei zuzusehen, wie ihm bei jedem Wortgefecht langsam die Argumente ausgingen und ihn auszulachen, wenn er kurz davor war ihm eine zu verpassen, jedoch in dem Wissen, dass selbst ein Wheeler, der sich bekanntlich so Manches traute, es nicht wagen würde die Hand gegen einen Kaiba zu erheben – obwohl dieser ihm regelmäßig mit äußerst... freundlichen Kosenamen wie zum Beispiel „Schwachkopf“, „Spinner“, „Loser“ oder „Hündchen“ betitelte – wobei letzteres eindeutig sein Favorit war. Jeder, der die beiden zusammen sah, war sich sofort im Klaren, dass sie sich nicht ausstehen konnten und vermutlich niemals können würden. Dass sie jede Möglichkeit, sich gegenseitig an den Hals zu springen, auszunutzen wussten. Seto Kaiba wartete nur darauf. Jeden Morgen, wenn er aufstand und sich für die Schule fertig machte, freute er sich wie ein Kind auf diese Auseinandersetzungen.

Joey Wheeler hatte sich unterdessen noch weiter nach hinten zu einem seiner Kindergartenmitglieder gelehnt – wahrscheinlich um wieder mal einen seiner hirnlosen Witze zu reißen – und ihre Blicke trafen sich. Damit hatte Kaiba das erreicht, was er sich innerlich gewünscht hatte: Einen kleinen Unfall. Für einen kurzen Moment schien Joey seine Fassung darüber verloren zu haben, so offenkundig von seinem – ja, was eigentlich? Kontrahenten? Erzrivalen? Herrchen? - angesehen zu werden, dass seine Hand abrutschte und er das Gleichgewicht verlor. Der Stuhl begann zu rutschen und er landete mit fuchtelnden Gliedmaßen und einem lauten Krachen auf dem Hosenboden, nachdem er noch verzweifelt versucht hatte, sich irgendwo festzukrallen, um wieder Halt zu finden. Leider war das Ergebnis nur, dass nun auch sämtliche Hefte und Stifte auf seiner Schulbank zusammen mit einem ausgestoßenen Fluch, dessen Worte lieber nicht wiederholt gehörten, einen Abgang machten.

Der Lehrer hielt inne, brauchte sich jedoch gar nicht erst umzudrehen, um zu wissen, wer für den Tumult verantwortlich war. Sämtliche Blicke der Schüler lagen auf der blonden Knalltüte und die Stille die sich schlagartig im Klassenzimmer ausbreitete, wurde nur von seinen unerwachsenen Freunden Honda und Devlin durchbrochen, die hinter ihm saßen und sich heimlich ins Fäustchen lachten. Ein letzter Bleistift viel klappernd zu Boden.

Normalerweise wäre das der perfekte Zeitpunkt für Seto Kaiba gewesen, um ihn, wie jeden Tag, zu kritisieren, bestenfalls mit einen herablassenden Spruch oder einen entnervtem Schnauben – er wusste, dass das Hündchen jedes Geräusch von ihm richtig deuten würde – doch er konnte nicht. Und er konnte nicht einmal sagen warum. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass Joey Wheeler den Aufruhr um sich herum nicht registrierte, sondern ihn noch immer stur in die Augen sah. Jedoch war sein Blick nicht, wie sonst, angriffslustig und lauernd, sondern einfach nur aufmerksam – mit einer leichten Schamesröte auf den Wangen. Kaiba verstand es nicht, er starrte nur konsterniert zurück und das abfällige „Na Köter, hast du dein Stöckchen gesucht?“ blieb ihm im Halse stecken.

Joey schien seine Sprachlosigkeit nicht entgangen zu sein, was er gleich mit einem breiten Grinsen quittierte und schon beinahe provozierend mit einer Hand nach dem Anhänger um seinen Hals griff – was Kaiba wieder zu seiner Frage brachte, die er sich schon eine ganze Weile stellte.
 

Warum diese Kette, Wheeler?
 

Er hatte sie nicht immer getragen, das war eine unumgängliche Tatsache. Seinen Adleraugen wäre dieses Detail, so winzig es auch sein mochte, nicht entgangen und doch konnte er nicht sagen, wann ihm diese Veränderung zum ersten Mal aufgefallen war. Irgendwann war sie einfach da gewesen.

Mittlerweile hatte Wheeler sich wieder aufgerappelt, seinen Stuhl zurecht gerückt und sämtliche Schulsachen aufgehoben, die von ihm zuvor unbeabsichtigt auf dem Boden verteilt wurden. Nach der Standpauke des Lehrers und einigen Worten, die sich verdächtig nach „Direktor“, „Elternabend“ und „Nachsitzen“ anhörten, konnte der Unterricht wieder aufgenommen werden. Joey Wheeler drehte sich jedoch noch einmal unauffällig und völlig unbeeindruckt von dem Vortrag um und erwischte Kaiba dabei, der erneut (oder noch immer?) auf diesen seltsamen Anhänger starrte und nicht wusste, ob es sich dabei um eine Provokation seitens des Köters, oder einfach nur um einen verdammt frappierenden Zufall handelte. Das erneute Grinsen, das er erntete, ließ vermuten, dass er mit seinem ersten Verdacht richtig liegen könnte.
 

Warum diese Kette, Wheeler?
 

Er liebte es mit ihm zu streiten. Jeder, der die beiden zusammen sah, war sich sofort im Klaren, dass sie sich nicht ausstehen konnten und vermutlich niemals können würden. Dass sie jede Möglichkeit, sich gegenseitig an den Hals zu springen, auszunutzen wussten. Seto Kaiba wartete nur darauf. Und Joey Wheeler empfing jede Spitze, jedes Schnauben, jeden kalten Blick mit offenen Armen, saugte alles regelrecht auf, um es ihn dann mit doppelter Wucht zurückzuschleudern. Tagein, tagaus. Es war beinahe ein Ritual geworden, an dem jeder ihrer Klassenkameraden teilnahm und sich doch raus hielt. Niemand griff je in ihre Wortgefechte ein, was zum großen Teil auf Kaiba selbst zurückzuführen war. Alle hatten aufgrund seines Einflusses, seiner überdurchschnittlichen Intelligenz und Reichtums in Kombination mit seiner großen, selbstbewussten und – für einige auch – gutaussehenden Erscheinung einen beinahe übertriebenen Respekt vor ihm, den der Brünette selbst teilweise kaum nachvollziehen konnte. Fast alle. Nur Joey Wheeler - der Junge mit den unordentlichen Klamotten, den verstrubbelten Haaren und der großen Klappe, die Kaibas Meinung nach, von einer extrem schlechten Erziehung herrühren musste – traute es sich ihm die Meinung zu geigen. Immer wieder. Jeden Tag. In jeder Situation. Er bot ihm die Stirn. Und ihm gefiel das. Ihnen beiden. Und so seltsam es klang, dadurch fühlte Kaiba sich weniger einsam. Er hatte, wenn man es so nennen konnte, eine unbegreifliche Sucht entwickelt.

Besonderen Spaß hatte er daran, seinen Widersacher mit herablassenden Spitznamen einzudecken. Davon hatte er mehr als genug, wobei „Hündchen“ der mit Abstand passendste Ausdruck für ihn war. Und Wheeler hasste gerade diese Betitlung am allermeisten – was ihn natürlich nur noch mehr anspornte. Doch jetzt...
 

Das schrille Klingeln zum Unterrichtsschluss riss ihn aus seinen Gedanken. Rund um ihn herrschte plötzlich ein reges Getümmel aus Schülern, die flink ihre Mappen und Stifte einpackten, um so schnell wie möglich auf den Schulhof verschwinden zu können. Er selbst blieb sitzen. Die Pause verbrachte er meistens in den Klassenzimmern, immer ein bisschen erleichtert, wenigstens für ein paar Minuten Ruhe zu haben. Sein Hündchen ließ sich heute jedoch extra lange Zeit und schien es überhaupt nicht eilig zu haben seine Sachen zu verstauen. Erst, als der ungeduldige Ruf einer seiner Kindergartenfreunde aus dem Flur schallte, verzog auch er sich. Im Vorbeigehen sah er Kaiba offen an, das Grinsen noch immer breit im Gesicht, während seine rechte Hand nebenbei, fast schon unauffällig mit dem Anhänger um seinem Hals spielte.

Kaiba sah ihm lange hinterher und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Etwas war anders, seit er diesen Anhänger trug und das gefiel dem Firmenleiter gar nicht. Offensichtlich wollte Joey Wheeler in provozieren. Er gab es nur ungern zu, aber sein verhasster Klassenkamerad hatte damit auch noch Erfolg. Es brachte ihm aus dem Konzept und er war es nicht gewohnt, die Kontrolle zu verlieren. Aber dieser Anhänger, dieser verdammte Anhänger ging ihm einfach nicht aus dem Kopf – und es beunruhigte ihn, dass Wheeler anscheinend genau zu wissen schien, dass er darauf aufmerksam geworden war. Mittlerweile war er sich sicher, dass es sich dabei nicht um einen dummen Zufall handeln konnte, sondern um eine weitere Aufforderung, sich mit ihm zu beschäftigen. Es gelang ihm. Verdammt, aber was wollte er damit bezwecken?
 

Um Joey Wheelers Hals hing an einer dünnen Schnur befestigt eine Armeemarke. Eine Armeemarke für Hunde.

3.

Immer, wenn der Wecker klingelte und sein erster, plumper Versuch ihn auszuschlagen fehl ging; immer, wenn er sich schmerzhaft seinen Kopf an der Schräge stieß und er sich, verschlafen grummelnd, mit seiner Hand durch die widerspenstigen Haare fuhr; immer, wenn er, kaum etwas sehend, ins Badezimmer taumelte, um einen Schluck Leitungswasser zu trinken; immer, wenn er erkannte, dass er mal wieder viel zu spät dran war und hastig seine sieben Sachen für die Schule packte; immer dann hatte er diesen Geruch in der Nase. Noch bevor er das erste milde Licht oder den schrillen Alarmton seiner kleinen, lästigen Uhr wahrnahm; bevor er zum Tagesanfang die Augen aufschlug, so verriet ihm immer der Geruch, dieser verdammte Geruch, dass er wach war und aufstehen musste, um in einen neuen, stressigen Schultag zu starten, der irgendwann, viele Stunden später, beim Zocken im Spieleladen von Yugis Opa enden würde.

Er wusste nicht, wann er ihn zum ersten Mal wahrgenommen hatte, doch anfangs hatte er versucht, es zu ignorieren. Hatte sich einbilden wollen, dass dort nichts war. Kein penetranter Geruch, der ihn jeden Morgen aus dem Schlaf riss und dabei doch nicht so lästig war, wie er sich immer wieder einredete. Oder glaubte. Mittlerweile musste er sich eingestehen, dass er diesen Duft mochte – auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie man an dieser grotesken Mischung aus ungemahlenen Kaffee, Pfefferminz, Benzin und Plastik tatsächlich Gefallen finden konnte. Und doch war er gezwungen, zuzugeben, dass er, immer wenn er abends in sein perfekt gemachtes Bett stieg, sich auf den nächsten Morgen freute, nur um wieder diesen Geruch wahrzunehmen; gleichzeitig beschlich ihn jeden Abend die Angst, am nächsten Tag ohne ihn aufzuwachen. Er hatte, wenn man es so nennen konnte, eine unbegreifliche Sucht entwickelt. Jeden Abend hatte er das Gefühl, nicht allein schlafen zu gehen. Jeden Morgen war ihm so, als wäre jemand heimlich in sein Bett gestiegen und dann noch vor Tagesanbruch wieder verschwunden. Und so seltsam es klang, seitdem fühlte er sich weniger einsam. Als hätte er jemanden an seiner Seite. Vielleicht eine Familie, denn die hatte er, außer seiner Schwester, nie gehabt.
 

Joey Wheeler hatte seinen Wecker einmal zu viel ausgeschlagen und war nun dabei, sich die Lunge aus dem Körper zu rennen, um bestenfalls noch halbwegs pünktlich oder schlimmstenfalls mit einer Verspätung von hoffentlich nur wenigen Minuten im Klassenzimmer zu stehen. Die Hefte und Stifte in seinem Rucksack klapperten im Takt seiner ausladenden Schritte, ungekämmte blonde Haare fielen ihm nervig in die Stirn und obwohl es ein recht kühler Morgen war, hatte er das Gefühl, seine komplette Schuluniform durchgeschwitzt zu haben.

Irgendwo in der Ferne schlug eine Uhr acht Mal. Die erste Stunde hatte soeben begonnen, was ihm einen Fluch, dessen Worte lieber nicht wiederholt gehörten, entlockte. Er befand sich noch nicht einmal ansatzweise in der Nähe des Schulgeländes - was seinen Aussichten, bestenfalls noch halbwegs pünktlich oder schlimmstenfalls mit einer Verspätung von hoffentlich nur wenigen Minuten im Klassenzimmer zu stehen, schief grinsend den Garaus machte. Und bei Gott, Joey Wheeler wusste ganz genau, zu wem dieses Grinsen gehörte. Dieses spöttische, arrogante, herablassende... verfluchte Grinsen, das ihn bei jeder sich bietender Gelegenheit aus hämischen blauen Augen anfunkelte. Die Augen, die regelmäßig seinen Nacken durchbohrten, wenn er kippelnd auf seinem Stuhl ganz vorne an der Fensterfront saß und sich mal wieder nicht auf die Formeln und Gleichungen an der Tafel konzentrieren konnte. Der strenge Blick, der ihn provozierte und dessen Eigentümer genau wusste und immer wissen würde, wie er ihn aus dem Konzept bringen konnte. Der Blick – und sein Besitzer – den er hasste und von dem er auf unerklärliche Art und Weise trotzdem irgendwie abhängig war.

Joey Wheeler war eine ehrliche Haut und gab so Einiges in seinem Leben zu. Er stand zu seinen Fehlern und brüstete sich lautstark mit seinen Erfolgen - jedoch, dass es ihm Spaß machte, sich mit Seto Kaiba anzulegen, würde er niemals jemandem, nicht einmal seinen besten Freund Yugi, erzählen. Zwar würde er es vor allen anderen abstreiten können, aber leider nicht vor sich selbst.

Er liebte es mit ihm zu streiten. Jeder, der die beiden zusammen sah, war sich sofort im Klaren, dass sie sich nicht ausstehen konnten und vermutlich niemals können würden. Dass sie jede Möglichkeit, sich gegenseitig an den Hals zu springen, auszunutzen wussten. Seto Kaiba wartete nur darauf. Und Joey Wheeler empfing jede Spitze, jedes Schnauben, jeden kalten Blick mit offenen Armen, saugte alles regelrecht auf, um es ihn dann mit doppelter Wucht zurückzuschleudern. Tagein, tagaus. Er bot ihm die Stirn, in dem Wissen, dass er der Einzige war, der keine Konsequenzen jeglicher Art vom Eisbeutel – wie er ihn am liebsten nach einem Streit, nachdem ihm sämtliche Argumente ausgegangen waren, nannte – zu erwarten hatte. Jedoch konnte er sich diese Tatsache nicht erklären.

Seto Kaiba hatte die Eigenschaft, bei besonders schlechter Laune (was relativ häufig vorkam), jedem, der auch nur ansatzweise zu weit in seinen Tanzbereich von mindestens zwanzig Metern in einem Radius von dreihundertsechzig Grad um ihn herum lief, mit den besten Anwälten Dominos zu drohen. Nur ihm nicht. Egal in welcher Situation, Joey Wheeler hatte nie mit irgendwelchen Folgen – außer allerhöchstens Ignoranz, die nach spätestens zwei Tagen wieder vorüber war – zu rechnen. Vielleicht würde sich das ändern, wenn er dem feinen Herrn einfach mal gepflegt eine mit seiner geliebten rechten Faust verpasste. Aber dafür hatte selbst Joey Wheeler, der sich bekanntlich so Manches traute, nicht den Mut, auch wenn er sich von seinem Erzrivalen dafür immer aufs neue mit äußerst freundlichen Kosenamen betiteln lassen musste – wobei Hündchen oder Töle oder dummer Köter eindeutig auf Platz eins seiner Favoritenliste zu stehen schienen. Zu seinem Leidwesen. Bei allen Beleidigungen, die er sich anhören musste, waren diese mit Abstand die schlimmsten.
 

Keuchend hielt er inne. Es war fünf Minuten nach acht Uhr und noch immer war kein Ziel in Sicht. Er befand sich zwar schon in der richtigen Straße und musste vielleicht nur noch wenige Minuten rennen, doch sein Kreislauf machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Kleine schwarze Punkte blinkten vor seinen Augen auf, sein Magen fühlte sich an, als sei er auf das Doppelte angeschwollen und seine Knie waren plötzlich weich wie Butter. So konnte er auf keinen Fall weiter laufen. Er zwang sich dazu, auf die erste Stunde – Chemie – zu scheißen und ließ sich mit einem erneuten Fluch unter einer großen Eiche sinken.

Er bereute es keine Sekunde lang, alles andere wäre nur unglaublich schief gelaufen. Die Umgebung um ihn herum begann sich zu drehen, tausend Ameisen tanzten in seinen Beinen. Die Augen offen zu halten erwies sich als relativ schwierig, sie zu schließen fühlte sich jedoch noch unangenehmer an. Er hatte das Gefühl, dann jeden Moment vom Boden abzuheben – und das war immerhin die Aufgabe von Kaibas Ego und nicht seine. Dieser verdammte Eisklotz! Er verfluchte sich dafür, selbst in solchen Situationen immer wieder an den verhassten Klassenkameraden denken zu müssen. Permanent schlich er in seinen Gedanken herum und immer, wenn er einen Fehler irgendeiner Art machte – sei es in der Schule, bei Duellen oder gänzlich anderen Sachen – so gehörte diese hässliche, ihm herablassende Sprüche zumurmelnde Stimme in seinen Gedanken immer nur einem – dem reichen CEO der Kaiba Corporation. Er war seine lebendig gewordene Stimme der Vernunft – oder eher die Stimme des eigenen Versagens. Denn auch wenn er so ziemlich alles in seinem Leben zugab, er würde niemals jemandem erzählen, dass Seto Kaiba so ziemlich jede Eigenschaft verkörperte, die ihm selbst fehlte. Er hatte alles - Einfluss, überdurchschnittliche Intelligenz und Reichtum in Kombination mit einer großen, selbstbewussten und – für einige vielleicht auch – gutaussehenden Erscheinung. Für einige, jedoch nicht für Joey Wheeler, der sich mit seinen unordentlichen Klamotten, den verstrubbelten Haaren und der großen Klappe wesentlich attraktiver fand.

Stolz auf diese Erkenntnis, zog er einen Eisbonbon aus seiner Jackentasche und begann diesen gedankenverloren zu lutschen. Inzwischen hatte sein Körper sich beruhigt und die Umgebung drehte sich auch nicht mehr. Die Ameisen waren aus seinen Beinen verschwunden, doch er fühlte sich noch immer ein wenig unwohl. Die Rinde des Baumstammes fühlte sich angenehm rau an, als er sich dagegen lehnte und den Kopf in den Nacken sinken ließ, während er dabei den stark zuckerhaltigen, irgendwie erfrischenden Geschmack der Süßigkeit genoss.

Gleißendes Sonnenlicht brach zwischen den Wolken hervor und traf direkt auf sein Gesicht. Plötzlich war seine Lust auf die Schule komplett verflogen. Es sah so aus, als würde das noch ein richtig schöner Tag werden. Warum da im Unterricht sitzen und sich mit Eisklötzen herumschlagen, wenn man doch einfach mal einen Tag in der Woche sein Leben genießen könnte? Heute stand sowieso nichts besonderes an. Chemie konnte er vergessen, danach kamen noch Mathe, Englisch und Geografie. Ein kurzer, überflüssiger Unterrichtstag. Er bereute es, so früh aufgestanden zu sein und in seinem Kopf spielten sich schon sämtliche tolle Beschäftigungen ab, mit denen er sich die Zeit so viel besser vertreiben könnte. Zocken zum Beispiel, oder im Internet surfen. Dazu würde er sich bei dem Fast-Food-Lokal in seiner Straße ein paar saftige Burger bestellen. Schon bei dem Gedanken daran lief ihm das Wasser im Munde zusammen.

Doch seine überaus appetitlichen Gedanken wurden von etwas überaus Unappetitlichem unterbrochen. Irgendetwas feuchtes schlabberte über seine rechte Hand. Er war schon im Begriff, angewidert aufzuspringen – vielleicht war es eine Nacktschnecke, die seine Hand und den dazugehörigen Arm als neues Erklimmungsziel auserkoren hatte? - als er die Augen aufschlug und sein Blick direkt auf ein weiteres Paar stieß, das treudoof zu ihm aufsah. Ebenso braun, wie seine eigenen. Vor ihm hockte ein kleiner Hund, der anscheinend ziemlich desorientiert war. Wo kam der denn plötzlich her? Suchend schaute Joey sich um. Weit und breit konnte er keinen Hundebesitzer ausfindig machen.

„Na, wer bist denn du? Nett, dass du mich besuchen kommst. Was willst du denn von mir?“

Natürlich konnte er keine gescheite Antwort erwarten. Der Welpe verlieh nur seiner Freude Ausdruck, indem er aufgeregt kläffend an ihm hochsprang und ihm nun, anstatt seiner Hand, anscheinend auch noch das Gesicht ablecken wollte. Ziemlich zutraulich, das junge Ding. Sein blondes Fell war zottelig und klamm. Joey hatte den Eindruck, dass sein neuer Freund schon genauso lang an der kalten Luft unterwegs war, wie er.

„Bist du ausgerissen? Auch keine Lust mehr auf den tristen Alltag? Oder ist dein Herrchen etwa auch unfreundlich zu dir?“

Für die letzte Frage hätte er sich am liebsten eine reingehauen. War er gerade etwa dabei gewesen, sich mit einem Hund zu vergleichen und Kaiba unfreiwillig als sein Herrchen zu betiteln? Er hatte gerade, gegen seinen Willen, dessen Worte bestätigt. Dem Himmel sei Dank war niemand in unmittelbarer Hörweite. Das wäre ein gefundenes Fressen für den reichen Pinkel. Gott bewahre! Obwohl – das Hundchen sah ihm sogar irgendwie ähnlich mit seinen braunen Kulleraugen und dem verstrubbelten Fell. Abwesend kraulte er den flauschigen Nacken – und zuckte zurück, als seine Haut auf eine unerwartet glatte, kühle Oberfläche stieß. Vorsichtig tastete er danach. An seinem Halsband war dem Hund ein Anhänger befestigt worden. Er sah etwas genauer hin, während sein Träger brav still hielt. Das Kennzeichen war rechteckig und hatte in etwa die Größe einer Streichholzschachtel. Es bestand aus irgendeinem Metall – Joey war sich nicht ganz sicher, doch er tippte auf Edelstahl. Eine Armeemarke. Soweit er wusste, trugen manche Hunde diese Kennzeichen, falls sie mal davon liefen und jemand sie finden sollte. So konnte man einfach und schnell die Familie des Ausreißers ausfindig machen.

Jemand hatte etwas eingravieren lassen. Er beugte sich vor, um die Inschrift lesen zu können. Kennzeichnungsnummer, Besitzer und Adresse des Besitzers. Die Straße war ihm nicht unbekannt und ganz in der Nähe. Na bitte, damit konnte er etwas anfangen.

„Du wirst schon sehen, wir werden dein Zuhause ganz schnell finden.“

Damit erhob er sich und nahm dabei gleich den Welpen auf den Arm, der seine Chance nutzte und sein Gesicht ableckte, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Er ließ es einfach über sich ergehen und als er sich in Bewegung setzte, spürte er das Stechen in seinen Füßen, die aufgrund des langen Herumsitzens taub geworden waren.
 

„Vielen Dank, dass Sie ihn zurück gebracht haben!“

Joey sah zufrieden dem kleinen Mädchen zu, dass erleichtert ihr Haustier an sich drückte, während er sich mit ihrer Mutter unterhielt.

„Mein Kind war ganz verängstigt. Er ist noch so jung und noch nie von Zuhause ausgerissen. Wir sind wirklich erleichtert, ihn wieder bei uns zu haben.“ Das kleine Mädchen grinste ihn breit an und ihre Augen leuchteten. Joey lächelte zurück und kratzte sich am Hinterkopf, wie immer, wenn er verlegen war und um Worte rang.

„Kein Problem. Hab ich sehr gern getan. Aber ich muss jetzt los, Schule und so.“

„Verstehe. Wegen uns haben Sie wahrscheinlich ihre erste Unterrichtsstunde verpasst, das tut mir sehr leid.“

„Machen sie sich mal keine Sorgen, Ma'am, ich war sowieso schon viel zu spät dran.“

„Wenn wir das irgendwie wieder gut machen können, dann - “ Doch er unterbrach sie mit einem hastigen Kopfschütteln.

„Alles gut. Ich wünsche einen schönen Tag!“

Damit drehte er sich um und lief einfach los. Sie brauchten sich gar nicht zu bedanken. Der kleine Hund hatte ihn mit seiner Armeemarke auf eine Idee gebracht. Er grinste in sich hinein, erfreut über seinen Einfall, wie er Seto Kaiba, der ihn immer wieder als Hund und sich selbst als sein Herrchen betitelte, ein bisschen ärgern konnte. Wenngleich der Stress an seinen Nerven zehrte, glaubte er, dass dieser Morgen – der eigentlich fast so anfing, wie jeder andere auch – noch einige Überraschungsgeschenke auspacken würde.
 

Einige Wochen später saß er kippelnd auf seinem Stuhl auf der linken Seite des Klassenzimmers ganz vorne an der Fensterfront. Er hatte sich einen Bleistift zwischen Nase und Lippen geklemmt und spürte ein Starren in seinem Nacken, das ihn wahrscheinlich direkt nach Alaska schicken sollte. Er grinste in sich hinein, in dem Wissen, dass der CEO ihn mal wieder beobachtete. Oder, dass er zumindest ein, zwei Blicke in seine Richtung riskierte. Bestimmt war der Eisklotz schon wieder genervt über seine zappelige Art. Aber so war er nun mal. Erst Recht, wenn Tristan und Duke hinter ihm saßen. Da musste er einfach Faxen machen – natürlich nur dann, wenn der Lehrer sich umdrehte, um ein paar Formeln an die Tafel zu schreiben.

Um seinen Hals baumelte, an einer dünnen Schnur befestigt, eine Armeemarke. Genau so ähnlich wie die am Halsband des kleines Hundes, der ihn irgendwie an sich selber erinnert und ihn somit auf diese Idee gebracht hatte. An jenem Tag war er nicht mehr zur Schule gegangen, sondern hatte geradewegs einen Gravurshop angesteuert. Als er das hatte, was er haben wollte, ging es wieder nach Hause – zum Zocken, Internetsurfen und Burger essen.

Nur zu gern wollte er wissen, ob sein Plan schon funktionierte. Ob Kaiba den Anhänger bemerkt hatte? Und wenn ja, würde er verstehen, was dahinter steckte? Mit Sicherheit kannte er die Bedeutung von Armeemarken, wahrscheinlich auch im Zusammenhang mit Hunden. Er wusste, warum Hunde solche Plaketten trugen - jedoch nicht, warum er es nun auch tat. Und genau deshalb würde diese Kette dem intelligentesten und erfolgreichsten Schüler Dominos einiges zu denken geben. Vielleicht würde sie den reichen CEO sogar verwirren. Und genau das war der Plan: Joey Wheeler wollte Seto Kaiba einfach nur aus der Bahn werfen und zum Nachdenken bringen. Vielleicht war auch ein bisschen Rache dabei. Rache dafür, dass er ihm immer diesen herablassenden Spitznamen hinterher gerufen hatte. Obwohl Joey es liebte, sich mit ihm zu streiten – was er natürlich niemals jemandem erzählen würde. Ihre Hasstiraden in den Pausen und auf dem Schulhof bereiteten ihm, wenn auch gegen seinen Willen, ausgesprochenes Vergnügen und sorgten für Erfrischung in seinen sonst so langweiligen Alltag. Und so seltsam es klang, dadurch fühlte Joey sich weniger einsam. Jeden Morgen, wenn er aufstand und sich für die Schule fertig machte, freute er sich wie ein Kind auf diese Auseinandersetzungen.

Der Lehrer wandte sich wieder der Tafel zu, was Joey natürlich sofort ausnutzte und sich wieder nach hinten beugte. In dem Moment fiel ihm ein fabelhafter Witz ein, den er natürlich gleich Tristan gegenüber zum Besten geben musste. Wären da nicht diese Augen gewesen, dieser kühle Blick, der ihn völlig unvermittelt traf, obwohl er doch wusste, dass er permanent unter Beobachtung stand. Plötzlich verlor er das Gleichgewicht. Der Stuhl rutschte weg. Oh nein, bitte nicht! Nicht schon wieder so eine Blamage vor allen anderen und vor allem.. ihm! Reflexartig krallte er nach irgendetwas, in der Hoffnung sich festhalten zu können. Doch er erwischte nur seinen Hefter, worauf zudem noch sämtliche Stifte lagen, die nun zusammen mit Joey einen Abgang Richtung Boden machten.

Der Lehrer hielt inne, drehte sich jedoch nicht zu ihm um. Der wusste bestimmt schon, wer mal wieder Mist gebaut hatte. Dafür lagen sämtliche Blicke der restlichen Klasse auf ihm. Doch er nahm es nicht wahr und ignorierte Tristan und Duke, die unterdrückt in ihre Hefter prusteten und auch Yugi und Tea, die ihn einerseits mitleidig und andererseits vorwurfsvoll ansahen. Seine Aufmerksamkeit galt allein dem Eisklotz – denn er hatte etwas in seinen Augen gesehen, das die Antwort auf seine Spekulationen sein konnte. Natürlich war dieser Moment nur flüchtig, bevor der Blick des Firmenleiters wieder so verschlossen wurde, wie all die tausenden Hochsicherheitstresore, die er zweifelsohne überall in seiner Firma und seiner riesigen Pinkel-Villa bunkerte. Er sah so aus, als hätte er mal wieder einen seiner arroganten Sprüche reißen wollen und es sich im letzten Moment anders überlegt. Na, hast du dich an deinen Worten verschluckt, Kaibalein?

Joey war sich sicher gewesen, Erkenntnis seinen Augen gesehen zu haben. Jetzt war ihm absolut klar, dass Kaiba den Anhänger bemerkt hatte. Möge sein Kopfkino beginnen! Ihre Blicke waren noch immer stur aufeinander gerichtet und um Kaibas Gedanken zu bestätigen, wanderte seine Hand fast automatisch zu dem Anhänger um seinen Hals. Sollte er doch mal sehen, ob ihm seine Beschimpfungen noch Spaß machten, jetzt, wo er ihm zugegebenermaßen den Wind aus den Segeln genommen hatte.

Wenige Minuten später, nachdem er sämtliche Schulhefte aufgesammelt und sich eine Standpauke von der Lehrkraft angehört hatte, drehte er sich erneut zu seinem Rivalen um. Kaibas Gesicht war ihm zugewandt, doch schien sein Blick durch ihn durch und in eine weite Ferne zu sehen und Joey konnte die vielen, winzigen Zahnräder förmlich vor sich sehen, die fieberhaft in seinem schlauen Kopf arbeiteten. Er grinste zu ihm herüber und sah, wie sich die Augen des CEOs für einen winzigen Moment weiteten. Dann drehte er sich wieder um, damit er nicht tatsächlich noch nachsitzen musste.

Irgendwann klingelte es. Er wusste, was jetzt kam. Er würde an Seto Kaiba vorbeigehen und entweder einen aufgeblasenen Spruch oder ein selbstgerechtes Schnauben zu hören bekommen. Worauf er natürlich immer wieder reagieren musste. Nur heute würde er nichts dazu sagen. Er ließ sich Zeit, verstaute seine Schulsachen mit übertriebener Sorgfalt und schaute sogar nochmal unter die Bank, um sicher zu gehen, nichts liegen gelassen zu haben.

„Man, Joey! Was machst du denn da drinnen, Alter? Ich dachte, du hast Hunger, also komm aus der Hüfte!“ Tristan. Manchmal nervte es schrecklich, dass seine Freunde immer um ihn herum waren. Er verdrehte die Augen und schulterte seinen Rucksack. Im Vorbeigehen grinste er Kaiba herausfordernd an – doch dieser blieb, für ihn völlig ungewöhnlich, stumm. Ihre Blicke streiften sich nur eine Sekunde lang, danach richtete er seine Aufmerksamkeit, bemüht möglichst desinteressiert zu wirken, erneut auf seinen MAC. Joey spazierte mit guter Laune aus dem Klassenzimmer und freute sich, dass sein Plan anscheinend aufgegangen war.

4.

Ihm war heiß. Er schwitzte. Obwohl er kaum etwas an hatte, war die Hitze unerträglich. Überall war dieser Geruch. Er kam aus allen Richtungen und hüllte ihn ein. Aber er nahm nicht nur das Typische, Gewohnte, Vertraute, dass er schon seit Monaten kannte, wahr, sondern noch etwas Anderes, etwas Neues und Aufregendes. Nähe. Der Geruch gesunder Haut. Heißer Atem, der in seinen Nacken blies. Das Heben und Senken einer Brust neben ihm. Er lag auf der Seite und konnte die Augen nicht öffnen. Dennoch spürte er, dass da noch jemand anderes war. Hier, bei ihm. Bei ihm, in seinem Bett. Nah. Aber er konnte sich nicht umdrehen und der Person, die anscheinend hinter ihm schlief, in die Augen sehen. Dabei wollte er es so sehr. Wollte herausfinden, wer sich dahinter verbarg. Wessen Geruch ihn jede Nacht heimsuchte. Wer es geschafft hatte, ihn so neugierig zu machen.

Mit großer Anstrengung schaffte er es, sich zu bewegen. Er lag nun auf dem Rücken und weiter kam er nicht. Nicht einmal seinen Kopf konnte er drehen, um einen Blick auf die schlafende Gestalt neben ihm zu werfen. Warum war sein Körper nur so schwer? Obwohl er nicht wusste, wer dort an seiner Seite lag, spürte er kein Unbehagen. Sein Körper war tiefenentspannt, wenn er von der unerträglichen Hitze und der Bewegungslosigkeit absah. In ihm herrschte ein paradoxes Gefühl der absoluten Vertrautheit, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Gleichzeitig fühlte er sich ihr seltsam fremd, was im Anbetracht der Situation nicht verwunderlich war. Er glaubte nicht, diese Person schon irgendwann einmal getroffen zu haben. Obwohl-

Plötzlich raschelte es neben ihm. Augenblicklich hielt er die Luft an. Bewegte sich dort jemand? Er lauschte, doch es folgten keine weiteren Geräusche. Nur der konstante, stetige Atem war weiterhin zu vernehmen. Er blies die Luft wieder aus und musste sich eingestehen, dass er irgendwie erleichtert darüber war.

„...Seto“

Eine Hand legte sich auf seine Wange.

Er riss die Augen auf.
 

Mit einem Mal saß er kerzengerade im Bett. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, dass er nur geträumt hatte, da sein Blick noch verschwommen und verschlafen war. Nur langsam klärte sich sein Sichtfeld. Ruckartig sah er neben sich, nur um festzustellen, dass er allein aufgewacht war. Die Stelle, wo er nur wenige Sekunden vorher geglaubt hatte eine Präsenz zu spüren, war leer. Es war noch sehr früh am Morgen, die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg durch die Vorhänge, doch seine schlechte Laune konnten sie nicht vertreiben.

„Was zum Teufel?“

Er stand auf, trat ins Licht und ließ seinen Blick über das noch verschlafene, bunte und dennoch farblose Panorama hinter seinem Fenster schweifen. Die Farben waren fröhlich, aber sie erfreuten ihn nicht. Er blickte durch sie hindurch, so wie jeden Morgen. Nur heute rasten seine Gedanken, so wie selbst er es nur nach einer heißen Dusche und einer Tasse Kaffee für möglich gehalten hätte.

Mechanisch, beinahe wie ferngesteuert betrat er sein geräumiges Badezimmer. Die Vorhänge waren zugezogen und ließen die Morgensonne nicht hindurch, doch er brauchte nicht nach einem Lichtschalter suchen, denn hier leuchtete alles automatisch auf, sobald er den Raum betrat.

„Was zur Hölle..“

Er entledigte sich seiner Unterhose und trat völlig benommen in die riesige Duschkabine. Sofort sprang das Wasser an, ohne, dass er auch nur einen Finger krumm machen und den Hahn aufdrehen musste. An einigen Tagen war dieser übertriebene Luxus ihm zuwider, doch heute, wo er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, begrüßte er ihn.

„Was zur Hölle ist nur mit mir los?“

So konnte es nicht weitergehen. Seit Monaten schon wachte er so auf. Immer dieselben Gedanken, das selbe Gefühl. Der selbe Geruch. Er war der Sache auf den Grund gegangen und doch kein einziges Stück weitergekommen. Wie sollte er auch nach einer Person suchen, die für ihn kein Gesicht hatte? Mit Sicherheit würde er nicht jeden, der ihm über den Weg lief, beschnuppern. Schon allein bei den Gedanken überkam ihm ein absoluter Ekel. Schon schlimm genug, dass er sich den ganzen Tag über mit viel zu vielen Menschen rumschlagen musste, sei es in der Schule oder in der Firma. Er empfand so ziemlich alle Menschen als abstoßend. Seine Lehrer und Klassenkameraden ignorierte er – so gut, wie es bei bestimmten Personen halt irgendwie ging – und seine Angestellten wurden höchstens von ihm geduldet, sei es in seiner Villa oder der Firma. Er respektierte sie zwar für die gut verrichtete Arbeit, aber er würde sich niemals dazu herablassen, auch nur irgendjemanden näher kennen zu lernen. Allein Mokuba und – eventuell – Roland schafften es, dass er sein wahres Gesicht vor ihnen zeigte. Wenn auch nur selten.

Er stieg aus der Dusche, frottierte sich und föhnte seine Haare in ihre alltägliche, übertrieben korrekte, langweilige Form. Bewusst vermied er es, sich dabei im Spiegel zu betrachten. Ein Phänomen, welches zusammen mit dem fremden und doch irgendwie vertrautem Geruch aufgetreten war. Früher hatte er sich gern betrachtet, denn er wusste, wie er aussah und welche Wirkung er damit erzielen konnte. Wenn er es denn wollte – und das war meistens nie der Fall. Doch seit geraumer Zeit wollte er nicht mehr sich selbst ansehen, sondern jemand anderen.

Was seine Gedanken, die kurz abgeschweift waren, wieder auf sein eigentliches Problem lenkte.

Er wusste nicht, wer es war – und trotzdem sagte seine Intuition ihm plötzlich, dass er diese Person kannte.
 

Zur gleichen Zeit verließ eine Gestalt das Anwesen der Kaibavilla. Der schmale Körper war kaum bekleidet. Lediglich Boxershorts und ein weites T-Shirt bedeckten die ansonsten nackte Haut. Es war sehr kalt an diesem Morgen, immerhin hielt der Frühling gerade erst Einzug. Die Person bekam von der eigenen Gänsehaut nichts mit – denn sie schlief. Die Schritte waren träge und langsam. Manchmal drohte sie zu stürzen, aber dies geschah nicht.

Mucksmäuschenstill schlichen nackte Füße die Auffahrt hinunter. Das riesige Tor wurde quietschend geöffnet. Unbemerkt von den Securitas und den Überwachungskameras. Unbemerkt von Kaiba, Roland oder Mokuba. Unbemerkt von der Person selbst. Die Beine trugen sie automatisch aus dem Viertel der Reichen, mitten ins Zentrum der Stadt, in eine ruhige Wohngegend. Auch hier schlief noch alles, weswegen niemand von der schleichenden Gestalt, die sich taumelnd durch die nebligen Straßen bewegte, Notiz nahm. Man hätte sie glatt übersehen können, denn sie lief, wie bewusst, nur durch die noch dunklen, schattigen Gassen, beinahe so, als achtete sie selbst im Schlaf noch darauf, um keinen Preis entdeckt zu werden.

Vor einem saniertem Altbau kam sie schwankend zum Stehen. Kein Laut war zu hören, als die nur angelehnte Haustür aufgedrückt wurde. Schwere Schritte erklommen die wenigen Stufen zur zweiten Etage und verursachten nur ein leises Tapsen, dass kaum widerhallte. Selbst die Tür, die zu der eigentlichen Wohnung führte, war nicht richtig abgesperrt. Jeder Einbrecher hätte leichtes Spiel gehabt. Doch jetzt fiel sie knarrend hinter dem Schlafwandler zu und verriet mit einem leisem Knacken, dass das Schloss eingerastet war.

Schritte steuerten das winzige Schlafzimmer an. Hier stand nur ein Bett mit einer kleinen Kommode für den Wecker, der laut Anzeige in fünfzehn Minuten klingeln würde. Als ob der Körper wissen würde, dass er am Ziel angelangt war, gaben sämtliche Muskeln, die ihn in seiner aufrechten Position hielten, nach. Wie ein nasser Sack landete er auf der Matratze, die mit einem lauten Ächzen protestierte. Danach regte sich nichts mehr.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, dass es euch bis hierhin soweit Gefallen hat.
Über Feedback jeder Art, egal ob Lob, Kritik oder das Aufdecken von Logikfehlern bis hin zum OOC (meine größte Angst, bitte sagt es mir, falls es so gekommen ist) würde ich mich sehr freuen.
Eure Anni Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sorry, dass ihr so lang warten musstet. Hier das nächste Kapitel.
Freue mich über Kritik, das Aufdecken von Logikfehlern und OOC, und noch andere Sachen, die euch stören oder die ihr gut fandet. ^^ Immer raus damit.
Danke für die vielen Favoriten und das Feedback zum letzten Kapitel.
Anni Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt, dass das Kapitel so kurz war. Ich habe auch noch nicht drübergelesen, eventuel haben sich Fehler eingenistet. Tut mir leid, falls es ein paar mehr sein sollten. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Akikou_Tsukishima
2015-09-15T18:59:05+00:00 15.09.2015 20:59
XD wie geil ist dass denn?

Keiner bemerkt den schlafwandelnden joey XD
Von:  Lunata79
2015-07-13T07:12:43+00:00 13.07.2015 09:12
Huh? Joey ist ein Schlafwandler? Hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht.
Bin eher von etwas magischem ausgegangen, was ihnen die Nähe des anderen nur vortäuscht, sie aber dennoch alles wahrnehmen können. *schulterzuck*
Wie auch immer, ich freu mich schon aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Von:  kleinerGummiflummi
2015-07-12T18:51:44+00:00 12.07.2015 20:51
Is schön das es wieder weiter geht. War überrascht als sich Joe als Schlafwandler entpuppt hatte. Und hat er irgendwelche Fähigkeiten die ihn vor den Überwachungskameras schützen oder so? Sehr interessant
Von: abgemeldet
2015-04-02T20:51:51+00:00 02.04.2015 22:51

Und noch einmal. :D
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Immer, wenn der Wecker klingelte und sein erster, plumper Versuch ihn auszuschlagen fehl ging; immer, wenn er sich schmerzhaft seinen Kopf an der Schräge stieß und er sich, verschlafen grummelnd, mit seiner Hand durch die widerspenstigen Haare fuhr; immer, wenn er, kaum etwas sehend, ins Badezimmer taumelte, um einen Schluck Leitungswasser zu trinken; immer, wenn er erkannte, dass er mal wieder viel zu spät dran war und hastig seine sieben Sachen für die Schule packte; immer dann hatte er diesen Geruch in der Nase.
-> Wieder so ein Bandwurmsatz. :'D

Noch bevor er das erste milde Licht oder den schrillen Alarmton seiner kleinen, lästigen Uhr wahrnahm; bevor er zum Tagesanfang die Augen aufschlug, so verriet ihm immer der Geruch, dieser verdammte Geruch, dass er wach war und aufstehen musste, um in einen neuen, stressigen Schultag zu starten, der irgendwann, viele Stunden später, beim zocken im Spieleladen von Yugis Opa enden würde.
-> Zocken
-> Bandwurm. :D

Oder glaubte. Mittlerweile musste er sich eingestehen, dass er diesen Duft mochte – auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie man an dieser grotesken Mischung aus ungemahlenen Kaffee, Pfefferminz, Benzin und Plastik tatsächlich Gefallen finden konnte.
-> ungemahlenem Kaffee
-> Irgendwie würde ich vor die anderen Nomen dann auch Adjektive setzen, sonst klingt das so komisch. :)
-> Und sag mal, kam das im ersten Kapitel auch schon mal? Oo

Joey Wheeler hatte seinen Wecker einmal zu viel ausgeschlagen und war nun dabei sich die Lunge aus dem Körper zu rennen, um bestenfalls noch halbwegs pünktlich oder schlimmstenfalls mit einer Verspätung von hoffentlich nur wenigen Minuten im Klassenzimmer zu stehen.
-> dabei, sich

Die Hefte und Stifte in seinem Rucksack klapperten im Takt seiner ausladenden Schritte, ungekämmte blonde Haare fielen ihm nervig in die Stirn und obwohl es ein recht kühler Morgen war, hatte er das Gefühl seine komplette Schuluniform durchgeschwitzt zu haben.
-> Gefühl, seine

Die erste Stunde hatte soeben begonnen, was ihn einen Fluch, dessen Worte lieber nicht wiederholt gehörten, entlockte.
-> was ihm

Er befand sich noch nicht einmal ansatzweise in der Nähe des Schulgeländes - was seine Aussichten, bestenfalls noch halbwegs pünktlich oder schlimmstenfalls mit einer Verspätung von hoffentlich nur wenigen Minuten im Klassenzimmer zu stehen, schief grinsend den Garaus machte.
-> seinen Aussichten
-> Also irgendwie kommt der Leser hier nicht darauf, dass du Kaiba meinst... man denkt, Joey selbst grinst. :'D

Und bei Gott, Joey Wheeler wusste ganz genau, zu wem dieses Grinsen gehörte. Dieses spöttische, arrogante, herablassende... verfluchte Grinsen, dass ihn bei jeder sich bietender Gelegenheit aus hämischen blauen Augen anfunkelte.
-> Grinsen, das

Die Augen die regelmäßig seinen Nacken durchbohrten, wenn er kippelnd auf seinen Stuhl ganz vorne an der Fensterfront saß und sich mal wieder nicht auf die Formeln und Gleichungen an der Tafel konzentrieren konnte. Der strenge Blick, der ihn provozierte und dessen Eigentümer genau wusste und immer wissen würde, wie er ihn aus dem Konzept bringen konnte. Der Blick – und sein Besitzer – den er hasste und von der er auf unerklärliche Art und Weise trotzdem irgendwie abhängig war.
-> Augen, die
-> auf seinem Stuhl
-> und von dem er auf unerklärliche

Er stand zu seinen Fehlern und brüstete sich lautstark mit seinen Erfolgen - jedoch, dass es ihm Spaß machte sich mit Seto Kaiba anzulegen, würde er niemals jemanden, nicht einmal seinen besten Freund Yugi, erzählen.
-> machte, sich
-> jemandem, nicht einmal seinem besten Freund

Er liebte es mit ihm zu streiten. Jeder, der die beiden zusammen sah, war sich sofort im Klaren, dass sie sich nicht ausstehen konnten und vermutlich niemals können würden. Dass sie jede Möglichkeit, sich gegenseitig an den Hals zu springen, auszunutzen wussten. Seto Kaiba wartete nur darauf. Und Joey Wheeler empfing jede Spitze, jedes Schnauben, jeden kalten Blick mit offenen Armen, saugte alles regelrecht auf, um es ihn dann mit doppelter Wucht zurückzuschleudern. Tagein, tagaus. Er bot ihm die Stirn, in dem Wissen, dass er der Einzige war, der keine Konsequenzen jeglicher Art vom Eisbeutel – wie er ihn am liebsten nach einem Streit, nachdem ihn sämtliche Argumente ausgegangen waren, nannte – zu erwarten hatte. Jedoch konnte er sich diese Tatsache nicht erklären.
-> nachdem ihm sämtliche
-> Mir kommt da was sehr bekannt vor... und ich weiß nicht, ob ich es mag, dass du so große Teile wiederholst. :'D

Bei allen Beleidigungen die er sich anhören musste, waren diese mit Abstand die schlimmsten.
-> Beleidigungen, die
-> Schlimmsten. (bin ich aber nicht ganz sicher :'D)

Er befand sich zwar schon in der richtigen Straße und musste vielleicht nur noch wenige Minuten rennen, doch sein Kreislauf machte ihn einen Strich durch die Rechnung. Kleine schwarze Punkte blinkten vor seinen Augen auf, sein Magen fühlte sich an als sei er auf das Doppelte angeschwollen und seine Knie waren plötzlich weich wie Butter.
-> machte ihm einen Strich
-> sich an, als sei

Permanent schlich er in seinen Gedanken herum und immer wenn er einen Fehler irgendeiner Art machte – sei es in der Schule, bei Duellen oder gänzlich anderen Sachen – so gehörte diese hässliche, ihn herablassende Sprüche zumurmelnde Stimme in seinen Gedanken immer nur einem – dem reichen CEO der Kaiba Corporation.
-> immer, wenn
-> ihm herablassende Sprüche

Denn auch wenn er so ziemlich alles in seinem Leben zugab, er würde niemals jemanden erzählen, dass Seto Kaiba so ziemlich jede Eigenschaft verkörperte, die ihm selbst fehlte. Er hatte Alles - Einfluss, überdurchschnittliche Intelligenz und Reichtum in Kombination mit einer großen, selbstbewussten und – für einige vielleicht auch – gutaussehenden Erscheinung.
-> jemandem erzählen
-> Er hatte alles

Die Rinde des Baumstammes fühlte sich angenehm rau an, als er sich dagegen lehnte und den Kopf in den Nacken sinken ließ während er dabei den stark zuckerhaltigen, irgendwie erfrischenden Geschmack der Süßigkeit genoss.
-> ließ, während

Chemie konnte er vergessen, danach kamen noch Mathe, Englich und Geografie.
-> Englisch

Er war schon im Begriff angewidert aufzuspringen – vielleicht war es eine Nacktschnecke, die seine Hand und den dazugehörigen Arm als neues Erklimmungsziel auserkoren hatte? - als er die Augen aufschlug und sein Blick direkt auf ein weiteres Paar stieß, das treudoof zu ihm aufsah. Ebenso braun, wie seine Eigenen.
-> Begriff, angewidert
-> wie seine eigenen.

Er hatte gerade, gegen seinen Willen dessen Worte bestätigt.
-> Willen, dessen

Obwohl – das Hundchen sah ihm sogar irgendwie ähnlich mit seinen braunen Kulleraugen und dem verstrubbeltem Fell.
-> verstrubbelten

Soweit er wusste, trugen manche Hunde diese Kennzeichen, falls sie mal davon laufen und jemand sie finden sollte.
-> davon liefen

„Mein Kind war ganz verängstigt. Er ist noch so jung und noch nie von zuhause ausgerissen. Wir sind wirklich erleichtert, ihn wieder bei uns zu haben.“
-> Zuhause

Der kleine Hund hatte ihm mit seiner Armeemarke auf eine Idee gebracht.
-> ihn

Oder, dass er zumindest eins, zwei Blicke in seine Richtung riskierte.
-> ein, zwei

Und genau deshalb würde diese Kette den intelligentesten und erfolgreichsten Schüler Dominos einiges zu denken geben.
-> dem intelligentesten

Rache dafür, dass er ihn immer diesen herablassenden Spitznamen hinterher gerufen hatte.
-> er ihm immer

Obwohl Joey es liebte, sich mit ihm zu streiten – was er natürlich niemals jemanden erzählen würde.
-> jemandem

Jeden Morgen, wenn er aufstand und sich für die Schule fertig machte, freute er sich wie ein Kind auf diese Auseinandersetzungen. Er hatte, wenn man es so nennen konnte, eine unbegreifliche Sucht entwickelt.
-> Also das ist jetzt wirklich etwas too much, so oft, wie man es liest, ist man fast ein wenig genervt davon. :'D

Nicht schon wieder so eine Blamage vor allen anderen und vor allem.. ihm!
-> allem... ihm!

Reflexartig krallte er nach irgendetwas, in der Hoffnung sich festhalten zu können.
-> Hoffnung, sich

Dafür lagen sämtliche Blicke der restlichen Klasse auf ihn.
-> ihm.

Doch er nahm es nicht war und ignorierte Tristan und Duke, die unterdrückt in ihre Hefter prusteten und auch Yugi und Tea, die ihn einerseits mitleidig und andererseits vorwurfsvoll ansahen.
-> es nicht wahr und

Seine Aufmerksamkeit galt allein dem Eisklotz – denn er hatte etwas in seinen Augen gesehen, dass die Antwort auf seine Spekulationen sein konnte.
-> gesehen, das

Natürlich war dieser Moment nur flüchtig, bevor der Blick des Firmenleiters wieder so verschlossen wurde, wie all die tausende Hochsicherheitstresore, die er zweifelsohne überall in seiner Firma und seiner riesigen Pinkel-Villa bunkerte.
-> tausenden Hochsicherheitstresore

Joey war sich sicher gewesen, Erkenntnis seinen Augen gesehen zu haben.
-> Erkenntnis in seinen

Ihre Blicke waren noch immer stur aufeinander gerichtet und um Kaibas Gedanken zu bestätigen wanderte seine Hand fast automatisch zu den Anhänger um seinen Hals. Sollte er doch mal sehen, ob ihn seine Beschimpfungen noch Spaß machten, jetzt, wo er ihn zugegebenermaßen den Wind aus den Segeln genommen hatte.
-> bestätigen, wanderte
-> zu dem Anhänger
-> ob ihm seine
-> wo er ihm zugegebenermaßen

Kaibas Gesicht war ihm zugewandt, doch schien sein Blick durch ihn durch und in eine weite Ferne zu sehen und Joey konnte die vielen, winzigen Zahnräder förmlich vor sich sehen, die fieberhaft hinter seinem schlauen Kopf arbeiteten.
-> fieberhaft in seinem (weil hinter wäre ja nicht mehr sein Gehirn :D)

Er grinste zu ihm herüber und sah wie sich die Augen des CEOs für einen winzigen Moment weiteten.
-> sah, wie

„Man, Joey! Was machst du denn da drinnen, alter? Ich dachte du hast Hunger, also komm aus der Hüfte!“
-> Alter
-> dachte, du

Joey spazierte mit guter Laune aus dem Klassenzimmer und freute sich, dass sein Plan anscheinend aufgegangen war.
-> Irgendwie mag ich es nicht, dass dieser Absatz so ganz alleine steht...

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Ich mag den Teil recht gerne, besonders den Hund. :'D Aber auch die Charaktere zeichnest du wieder sehr schön, sie fallen nie aus der Rolle, die du ihnen verliehen hast. Dein Schreibstil liest sich flüssig, bis auf diverse Bandwurmsätze, und ich mag deine Beschreibungen und Formulierungen. :D Was mich stört, ist, dass sich ein bisschen viel wiederholt, also was schon in den vorigen Teilen kam. Besonders diese Klassenraumszene hätte ich nicht noch einmal wieder eingebaut, weil eigentlich dachte man sich das bis auf die Vorgeschichte sowieso. Ich wäre dann irgendwie fortgeschritten, zu einer anderen Szene. :) Weil so ist es ein wenig langgezogen und auch langatmig, wenn man quasi immer ähnliches geliefert bekommt. :'D
Ist aber auch so die einzige Anmerkung, die ich groß hätte. :) Und ich mag die Idee mit Hündchen und Herrchen, ist die von dir oder aus der Serie? :)

Liebe Grüße. :)
Arielle ♪♫

Antwort von:  Gmork
02.04.2015 23:27
Hallo Arielle,
danke für die beiden letzten Kommentare und deine Korrekturen. =) Da sind ja noch eine Menge Fehler drinne, die ich mal ausmerzen muss. Krass, dass dir das alles so auffällt. Ich hab fünfhundert Mal drüber gelesen und immer noch so viel übersehen.. Naja, wie gesagt, dankesehr.
Dass dir die Wiederholungen nicht gefallen finde ich schade, aber das ist halt zwangsläufig nicht für jeden was. In den nächsten Kapiteln wollte ich das generell etwas runterschrauben. Der erste Absatz ist auch der gleiche, wie aus dem ersten Kapitel, nur halt aus Joeys Sicht. Ich hatte nur in den ersten Kapiteln geplant, dass vieles doppelt vorkommt. Danke aber, dass du mir auch deine ehrliche Meinung dazu sagst und damit nicht hinterm Berg hälst. Finde ich sehr löblich. =)
Diese Hund-und-Herrchen-Geschichte kommt auch teilweise im Anime vor. Seto nennt ihn immer Hündchen, Köter, bla bla bla und so weiter. und Joey trägt ab irgend einer Folge plötzlich so nen hundemarkenähnlichen Anhänger um seinen Hals, den ich mir irgendwie nicht so richtig erklären kann. So bin ich auch auf die Idee gekommen daraus eine Story zu machen. :)
Ich würde mich sehr freuen, wenn du auch weiterhin dranbleibst und, trotz der vielen Fehler, noch irgendwie Gefallen an meiner Geschichte findest.
Schönen Abend und frohe Ostern,
Anni
Antwort von: abgemeldet
02.04.2015 23:35
Ach, macht doch nichts. :D Und das muss auch nicht jedem auffallen, ich habe vor einigen Jahren gemerkt, dass ich wohl irgendwie ein lebendes Rechtschreibprogramm bin, mein Traumberuf ist deswegen auch Lektorin. :'D Das Blöde: Ich kann nicht über Fehler hinweg lesen, sondern muss meinen Senf dazu geben. lD
Ja, also, es sind ein paar viele für meinen Geschmach, so ein paar Wiederholungen, um einen Erkennungswert zu haben, find ich schön, aber zu viel dann nicht mehr. :'D
Ah, das ist interessant. :) Und klar bleib ich dran, irgendwer muss die Fehlerchen doch finden. :P
Das wünsche ich dir auch. :)
Arielle
Von: abgemeldet
2015-04-01T20:27:19+00:00 01.04.2015 22:27

Huhu, da bin ich nach langer Zeit mal wieder. :3

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Eine permanente Bewegung vor ihm, auf der linken Seite des Klassenzimmers an der Fensterfront ließ ihn alle paar Minuten hochfahren.
-> Fensterfront, ließ

Natürlich vollführte er diese Kunststücke immer nur dann, wenn sich der Lehrer zur Tafel abwandte um ein paar Formeln anzuschreiben.
-> abwandte, um

Auch wenn er nur Weniges in seinem Leben zugab – dass er sich gern über die blonde Nervensäge lustig machte und jeder darüber Bescheid wusste, konnte selbst er nicht abstreiten.
-> weniges

Ihre Streitereien und Hasstiraden in den Pausen und auf dem Schulhof bereiteten ihm, wenn auch gegen seinen Willen, ausgesprochenes Vergnügen und sorgten für Erfrischung in seinen sonst so tristen Alltag.
-> seinem

Er hatte Spaß daran ihn mit seinen Worten und Blicken zur Weißglut zu treiben, dabei zuzusehen, wie ihm bei jedem Wortgefecht langsam die Argumente ausgingen und ihn auszulachen, wenn er kurz davor war ihm eine zu verpassen, jedoch in dem Wissen, dass selbst ein Wheeler, der sich bekanntlich so Manches traute, es nicht wagen würde die Hand gegen einen Kaiba zu erheben – obwohl dieser ihm regelmäßig mit äußerst... freundlichen Kosenamen wie zum Beispiel „Schwachkopf“, „Spinner“, „Loser“ oder „Hündchen“ betitelte – wobei letzteres eindeutig sein Favorit war.
-> daran, ihn
-> war, ihm
-> manches
-> würde, die
-> dieser ihn regelmäßig
-> letzterer (weil Kosename männlich ist :))
--> Der Satz ist schon wieder so ein ewig langer, vielleicht solltest du ihn etwas aufteilen. :'D

Sämtliche Blicke der Schüler lagen auf der blonden Knalltüte und die Stille die sich schlagartig im Klassenzimmer ausbreitete, wurde nur von seinen unerwachsenen Freunden Honda und Devlin durchbrochen, die hinter ihm saßen und sich heimlich ins Fäustchen lachten.
-> Stille, die

Ein letzter Bleistift viel klappernd zu Boden.
-> fiel

Normalerweise wäre das der perfekte Zeitpunkt für Seto Kaiba gewesen, um ihn, wie jeden Tag, zu kritisieren, bestenfalls mit einen herablassenden Spruch oder einen entnervtem Schnauben – er wusste, dass das Hündchen jedes Geräusch von ihm richtig deuten würde – doch er konnte nicht. Und er konnte nicht einmal sagen warum. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass Joey Wheeler den Aufruhr um sich herum nicht registrierte, sondern ihn noch immer stur in die Augen sah.
-> mit einem herablassenden Spruch oder einem entnervten Schnauben
-> Die wiederholung von "konnte nicht" klingt hier nicht so gut...
-> sagen, warum.
-> sondern ihm noch immer

Das erneute Grinsen, das er erntete, ließ vermuten, dass er mit seinem ersten Verdacht richtig liegen könnte.
-> liegen konnte.


Er liebte es mit ihm zu streiten.
-> es, mit

Und Joey Wheeler empfing jede Spitze, jedes Schnauben, jeden kalten Blick mit offenen Armen, saugte alles regelrecht auf, um es ihn dann mit doppelter Wucht zurückzuschleudern.
-> um es ihm dann

Alle hatten aufgrund seines Einflusses, seiner überdurchschnittlichen Intelligenz und Reichtums in Kombination mit seiner großen, selbstbewussten und – für einige auch – gutaussehenden Erscheinung einen beinahe übertriebenen Respekt vor ihm, den der Brünette selbst teilweise kaum nachvollziehen konnte.
-> und seines Reichtums


Fast alle. Nur Joey Wheeler - der Junge mit den unordentlichen Klamotten, den verstrubbelten Haaren und der großen Klappe, die Kaibas Meinung nach, von einer extrem schlechten Erziehung herrühren musste – traute es sich ihm die Meinung zu geigen.
-> Klappe, die, Kaibas
-> sich, ihm

Besonderen Spaß hatte er daran, seinen Widersacher mit herablassenden Spitznamen einzudecken. Davon hatte er mehr als genug, wobei „Hündchen“ der mit Abstand passendste Ausdruck für ihn war. Und Wheeler hasste gerade diese Betitlung am allermeisten – was ihn natürlich nur noch mehr anspornte. Doch jetzt...
-> Das kommt einem vor wie eine Wiederholung, weil du es oben schon einmal erwähnt hattest. Vielleicht würde ich es ganz rauslassen...

Sein Hündchen ließ sich heute jedoch extra lange Zeit und schien es überhaupt nicht eilig zu haben seine Sachen zu verstauen.
-> haben, seine

Im Vorbeigehen sah er Kaiba offen an, das Grinsen noch immer breit im Gesicht, während seine rechte Hand nebenbei, fast schon unauffällig mit dem Anhänger um seinem Hals spielte.
-> um seinen Hals
-> Ich würde eher sagen "unauffällig mit dem Anhänger, der um seinen Hals hing, spielte", weil sonst klingt das so, als umspielt er den ganzen Hals mit seinen Fingern. :'D

Kaiba sah ihm lange hinterher und versuchte seine Gedanken zu ordnen.
-> versuchte, seine

Etwas war anders, seit er diesen Anhänger trug und das gefiel dem Firmenleiter gar nicht.
-> trug, und

Offensichtlich wollte Joey Wheeler in provozieren.
-> ihn

Es brachte ihm aus dem Konzept und er war es nicht gewohnt, die Kontrolle zu verlieren.
-> ihn aus

Verdammt, aber was wollte er damit bezwecken?
-> Verdammt. Aber (würde sich flüssiger lesen :))

Um Joey Wheelers Hals hing an einer dünnen Schnur befestigt eine Armeemarke.
-> hing, an ... befestigt, eine

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Also ich finde, du hast einen tollen Schreibstil, der sich flüssig liest. Man kann dir folgen, die Figuren haben Tiefgang und du überraschst einen immer wieder mit kreativen Ideen, aber nie so, dass es zu viel wird. Besonders die Sticheleien gefallen mir, und, dass die Charaktere nie aus ihrem Muster fallen. :)
Alle Verbesserungen hast du ja schon oben, und hier kann ich auch nicht viel mehr sagen. :'D Du weißt ja, dass ich mich eigentlich null in diesem Fandom auskenne, aber was ich bisher lese, macht Lust auf mehr. :3

Liebe Grüße. :)
Arielle ♪♫
Von: abgemeldet
2015-03-04T20:25:29+00:00 04.03.2015 21:25
Hallo. :)
Ich habe dich im Zirkel gesehen, und wollte bei dir mal vorbei schauen. Auch wenn ich Yu-Gi-Oh! nur mal ganz flüchtig als Kind geschaut habe, so dachte ich mir, könnte ich dir hier wenigstens ein paar stilistische und inhaltliche Anmerkungen schreiben, wenn ich auch nichts zur Umsetzung der Charaktere etc. sagen kann. :)

Immer, wenn der Wecker klingelte und von seiner großen Hand, die mit den schlanken und dennoch kräftigen Fingern, ausgeschlagen wurde; immer wenn er die Seidengarnitur seines riesigen Bettes zurückschlug und seine nackten Füße zum ersten Mal des Tages auf den kühlen Boden setzte; immer, wenn er seinen Blick über das noch verschlafene, bunte und dennoch farblose Panorama hinter seinem Fenster schweifen ließ und immer wenn er geräuschlos durch das Zimmer Richtung Badezimmer wandelte, sich auf die morgendliche Dusche freuend, immer dann hatte er diesen Geruch in der Nase.

Der Satz ist wirklich sehr lang, irgendwie würde ich den zwischendurch mal teilen. lD Im ersten Teil klingt dieses "die mit den schlanken und dennoch kräftigen Fingern" irgendwie seltsam, was wohl vor allem an der Struktur liegt. Da würde ich das eher weglassen und später irgendwann einbringen. :) Statt "zum ersten Mal des Tages" würde "zum erste Mal am Tag" schöner finden. Es müsste zudem "immer, wenn er geräuschlos" heißen, also mit Komma. Ansonsten ist der Satz wirklich schön und poetisch und gefühlvoll. :3 Gefällt mir gut als Einstieg, aber ich würde eben etwas stückeln, damit der Absatz einfacher zu lesen ist. :)

Noch bevor er das erste milde Licht oder den schrillen Alarmton seiner kleinen, lästigen Uhr wahrnahm; bevor er zum Tagesanfang die Augen aufschlug, so verriet ihm immer der Geruch, dieser verdammte Geruch, dass er wach war und aufstehen musste, um in einen neuen, ebenso langweiligen Morgen zu starten, der irgendwann, viele Stunden später, zu einem ereignislosen Abend geworden sein würde.

Schon wieder so ein Bandwurm. :'D Auch hier würde ich mir überlegen, es zu stückeln. :) Auch der Satz ist schön, aber irgendwie gehört er eigentlich zeitlich vor den anderen, was ein bisschen verwirrend ist. ;)

Er wusste nicht, wann er ihn zum ersten Mal wahrgenommen hatte, doch anfangs hatte er versucht es zu ignorieren.

Es müsste heißen" versucht, es". :)

Doch mittlerweile musste er sich eingestehen, dass er diesen Duft mochte – auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie man an dieser grotesken Mischung aus Kinderzahnpasta, kalter Pizza, Eisbonbons und Weichspüler tatsächlich Gefallen finden konnte. Mittlerweile musste er sich eingestehen, dass er, immer wenn er abends in sein perfekt gemachtes Bett stieg, sich auf den nächsten Morgen freute, nur um wieder diesen Geruch wahrzunehmen; gleichzeitig beschlich ihn jeden Abend die Angst, am nächsten Tag ohne ihn aufzuwachen.

Auch hier ist der zweite Satz schon wieder zu lang, setz doch statt den Kommata lieber Punkte. :) Und die Wiederholung von "Mittlerweile musste er sich eingestehen" kommt nach den größeren beiden Wiederholungsabschnitten oben nicht mehr so schön, weil es eben immer dasselbe Stilmittel ist und deswegen da etwas stört. :/ Ansonsten ist das echt schön, auch die Beschreibung des Geruchs, also die Kombination der Nomen, gefällt mir. :)

Er hatte, wenn man es so nennen konnte, eine unbegreifliche Sucht entwickelt. Jeden Morgen hatte er das Gefühl, als wäre jemand heimlich in sein Bett gestiegen und dann noch vor Tagesanbruch wieder verschwunden. Jeden Morgen hatte er das Gefühl, nicht allein geschlafen zu haben. Und so seltsam es klang, seitdem fühlte er sich weniger einsam. Als hätte er jemanden an seiner Seite. Vielleicht eine Familie, denn die hatte er, außer seinem Bruder, nie gehabt.

Hier ist es mit "jeden Morgen" dasselbe wie oben. Die Wiederholungen stören eher, als dass sie dem Text etwas gutes täte. Vielleicht könntest du hier "Und jeden Abend hatte er das Gefühl, nicht alleine schlafen zu gehen" schreiben, das fände ich mal eine Abwechslung, weil es ein Kontrast wäre. :3

***

Also insgesamt gefällt mir der Anfang schon mal gut, ich habe das Gefühl, mit dem Protagonisten mitfühlen zu können und in der Lage zu sein, mich in ihn hinein zu versetzen. Wenn du nicht ganz so lange Sätze verwendet, ist dein Schreibstil flüssig lesbar, und er gefällt mir zudem auch noch. Was will man mehr? :D Ich bin mal gespannt, was jetzt aus diesem Anfang wird. :3

Einen wunderschönen Abend. :)
Arielle ♪♫




Antwort von:  Gmork
04.03.2015 22:29
Hallo!
Vielen Dank für das Feedback, ich habe mich sehr darüber gefreut.
Danke auch für die Kritik. Ich finde die Sätze teilweise auch ein bisschen zu lang, ich muss mal gucken wie ich das noch ein wenig umschreiben kann. (Ich hasse Kommasetzung, setze aber selber mehr Kommas als Punkte! Damm it!)
Ich hoffe, dass du auch weiterhin Spaß an meiner Geschichte haben wirst. Und danke fürs Favoritisieren! =D
Schönen Abend dir noch,
Anni
Von:  Kemet
2015-03-02T20:22:56+00:00 02.03.2015 21:22
Und da ist sie, die Vorgeschichte zu der Hundemarke. Ich weiss nicht, ob es so von Dir geplant war, aber getroffen hast Du es wirklich gut. Kritik habe ich keine, nur eben wieder den Blocksatz.
Was mir dieses Mal besonders gefiel, war die schöne Stimmung, die herrschte, als Joey den kleine Hund zurück brachte. Kopfkino von einem sommerlichen Tag, der noch recht kühl war und zum Ausruhen nur so einlud. Wirklich was schönes.
Steht nun noch die Frage im Raum, WAS auf dieser Armeemarke drauf steht? Sie wird ja nun nicht vollkommen blank sein, oder?

Ich freue mich auf das nächste Chapter. :)
Antwort von:  Gmork
04.03.2015 20:30
Hallo!
Danke für deine zwei lieben Kommentare, die du mir hinterlassen hast. =)
Schön, dass es dir gefallen hat. Ich hoffe, dass alle Fragen bis dahin einigermaßen geklärt sind und du auch weiterhin noch Spaß an meiner FF haben wirst. =)
Liebe Grüße, Anni
Von:  Lunata79
2015-03-02T20:02:45+00:00 02.03.2015 21:02
LOL
Eine herrliche Idee, aus Joeys Sicht zu schreiben. *kicher*
Jetzt ist Kaiba aber wieder dran. Was will er auf diese Aktion hin als Racheakt unternehmen?
Ich hab da schon so eine Ahnung, in welche Richtung das ganze Spiel hinausläuft.
Sie verstricken sich jetzt bestimmt immer mehr in die Hündchen-Herrchen-Rolle, bis sie am Ende zusammenkommen. Oder? Oder? Also ich würde mich kringeln, wenn es so kommen sollte.

Lg
Lunata79
Von:  Kemet
2015-02-07T07:07:20+00:00 07.02.2015 08:07
Ersteinmal: Ich mag Deinen Schreibstil. Schön fliessend, mit einer Priese Sarkasmus und einem Sack an blumigen Details - Genau mein Fall. Schon allein deswegen schreibe doch bitte weiter.
Schade finde ich, dass es eine Art Blocktext ist. Für mich, und auch nur für mich gesprochen, verrutsche ich andauernd in den Zeilen. Kein Kritikpunkt, sondern eine Feststellung.

Inhaltlich:
Armeemarke für Hunde? Wenn ich ehrlich bin fehlt mir, wie auch einer Kommentatorin vor mir, der Hintergrund dazu. Wie kann man sich das vorstellen oder woher stammt die Interpretation davon? Oder ist es gar nur Deine Eigene?

Die Charaktere sind IC, keine Sorge. Die Weiterentwicklung lässt Raum für verschiedenartige Theorien, wenngleich im Hinblick auf das erste Kapitel, dieses fast wie ein Zeitsprung in die Vergangenheit wirkt. Das Erste klang so, als hätte Joey eine tragende Rolle in der Kaibavilla - Ob nun bei Kaiba wissentlich oder heimlich. Dieses hier klingt mehr wie eine Vorgeschichte.

Schreibe also weiter. Ich freue mich darauf.

LG
Von:  Onlyknow3
2015-02-05T20:10:05+00:00 05.02.2015 21:10
Ja Seto warum wohl, weil du ihn immer als Hund betitelst, und jetzt hat er dir damit den Wind aus den Segeln genommen weil er genau weiß das du weißt was der Anhänger bedeutet. Fehlt nur noch das darauf steht Eigentum von Kaiba Seto, dann wäre der Anhänger perfekt. Ob Joey damit spielt weil das darauf steht. Bin gespannt was noch alles kommt weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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