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Breaking Point

Battlefield 4 Fan-Fiction
von

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Indian Heat

Emily schaute von ihrer Akte auf, als jemand die Med-Bay betrat. Es war Pac und er kam auf sie zu.

„Alles in Ordnung bei Dir?“ fragte sie und lächelte ihn an.

„Captain Garrison will mit Dir sprechen. Sofort.“

Sein Gesicht war ernst, weswegen Emily kein gutes Gefühl hatte. Sie stand auf und lief ihm hinterher, der ihr den Weg vorgab. Das war zwar nicht nötig, weil sie den Weg kannte aber sie machte sich Gedanken.

„Weißt Du, um was es geht?“

„Ja.“ antwortete er knapp.

„Und ehm, sagst Du es mir auch?“

„Es ist besser, wenn Garrison das tut.“

„Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Es wäre gut, wenn Du mich nicht unbedingt ins offene Messer rennen lässt.“

„Nein, es ist alles soweit okay, nur den Sachverhalt sollte er Dir besser erklären.“

Emily sagte nichts weiter dazu. Stattdessen dachte sie wieder darüber nach, was wohl der Grund war, wenn sie nichts falsch gemacht hatte. Auf eine Antwort kam sie allerdings nicht. Also versuchte sie sich nicht verrückt zu machen.

Pac öffnete die Tür und ließ Emily vorgehen. Mit einem Nicken zu ihm bedankte sie sich und schaute in den Raum. Neben Garrison waren noch Irish und Recker anwesend. Sie sahen alle Emily an und die Stimmung im Raum war angespannt, weswegen Emily das auch wurde.

„Doc, Sie werden Tombstone auf einer Mission begleiten.“

Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Für einen Moment war sie sprachlos. Nickte dann aber.

„Wir müssen einen Informanten aus einer äußerst prekären Situation holen. Wir befinden uns nahe Indien und dort sitzt auch unser Informant fest.“

Er gab Recker eine flache Akte, die er aufschlug und ein Bild von diesem Informanten ansah. Irish und Pac standen neben Recker und sahen es sich ebenfalls an.

„Er wird von Söldnern gejagt, die von einem Mann aus Usbekistan, Anton Pevnov, angeheuert wurden um ihn zu töten. Unser Informant, Robert MacGlohr, war selbst Teil der irischen Mafia, die Geschäfte unter anderem eben mit diesem Anton Pevnov gemacht haben. Es kam allerdings dazu, dass unser kleiner Kobold die Seiten gewechselt hat und im Austausch für seine Informationen über Terroristen die er hat, will er Schutz von uns.“

„Sir? Seine Tochter ist auch dabei?“ fragte Recker und klappte die Akte wieder zu.

„Ja, er hat darauf bestanden, dass wir seiner gesamten Familie die amerikanische Staatsbürgerschaft gewähren und ihnen Schutz garantieren. Sein Sohn und seine Ehefrau sind bereits in den Staaten.“

Emily sah die Männer an. Die neue Information schien keine Begeisterung auszulösen. Eher das Gegenteil.

„Robert MacGlohr ist in keiner guten gesundheitlichen Verfassung. Und hier kommen Sie ins Spiel, Clark. Sie begleiten Tombstone und stellen sicher, dass der alte Ire nicht stirbt, während das restliche Squad ihn rausholt.“

„Und wann?“ fragte Recker.

„Heute Abend. Sie nutzen die Dunkelheit. In der Akte steht alles was Sie wissen müssen. Und seien Sie sich allen bewusst: Es ist so wichtig die Tochter unbeschadet aus diesem Land zu holen, wie auch ihn. Recker, Sie haben die Führung.“

„Aye aye.“

Recker verließ mit seinem Squad den Raum, und Emily wollte folgen, doch Garrison hielt sie auf.

„Dr. Clark.“

Sie drehte sich zu ihm um.

„Ich weiß, dass ist Ihr erster richtiger Einsatz. Erwarten Sie nicht zu viel von sich. Tombstone wird das Meiste erledigen.“

„Ja, Sir.“

„Und stellen Sie sicher, dass er nicht stirbt. Er hat einen sehr hohen Wert für uns.“

„Das werde ich.“

Kurz sah er sie an und nickte dann. Jetzt war Emily auch entlassen und ging. Pac wartete vor der Tür auf sie.

„Ist alles klar bei Dir, Em?“

„Naja, ich hatte nicht damit gerechnet, plötzlich mit Dir auf eine Mission zu müssen.“

„Ich hatte versucht etwas anderes vorzuschlagen aber Garrison wollte unbedingt Dich dabei haben.“

„Clayton, das ist wirklich nett aber Du musst mich nicht Schutz nehmen. Ich werden damit schon fertig werden.“

Er nickte und lief los, Emily wieder hinterher.

„Willst Du vielleicht noch etwas durchgehen? Noch Mal zum Schießstand?“

„Ich würde gerne die Akte sehen und was über die Umgebung bekannt ist.“

„Dann bring ich Dich am besten zu Reck. Er hat die Akte noch.“

Wie gesagt, brachte er sie zu der Unterkunft von ihnen. Irish hockte auf dem Boden und war mit einem Kartenspiel auf dem Boden und versuchte ein Kartenhaus zu bauen. Sie war erstaunt, wie weit er schon gekommen war, obwohl sich das Schiff bewegte. Recker saß auf einem Bett und sah in die Akte. Beide sahen auf, als Pac zusammen mit Emily dazu kam.

„Daniel, ich würde mir gerne die Akte ansehen um zu sehen was auf mich zukommt.“

„Setzen Sie sich.“

Recker war immer ziemlich wortkarg und sprach nur wenn es nötig war oder er dazu in der Stimmung. Sie setze sich und sah in die aufgeschlagene Akte, die er auf den Beinen liegen hatte. Beide lasen sich die Unterlagen durch und saßen so nahe nebeneinander, dass sich ihre Oberschenkel berührten. Recker kam nicht umhin auf ihre Brust zu schauen, die er sehen konnte, nachdem sie die Bluse ein Stück geöffnet hatte. Sie hatte sich auf ihren Schoß einen Zettel gelegt und machte sich Notizen. Überwiegend was sie brauchten wird, falls es denn ernst werden sollte. Irgendwann teilten sie die Akte auf und die einzelnen Blätter lagen verteilt auf dem Boden. Fast nur noch eine Stunde war es Zeit, bis sie losmussten und Emily ging um ihre Sachen zu packen um vorbereitet zu sein. Recker sah ihr nach und alle drei teilten einen Blick.

„Mann, ob sie bereit ist?“ brach Irish das Schweigen.

„Sie ist ein Marine, wie wir.“ antwortete Recker.

„Ich denke Irish wollte ausdrücken, ob sie mental dieser Aufgabe gewachsen ist. Ich frage mich das auch.“ schaltete Pac sich dazwischen.

Recker schüttelte leicht den Kopf. Was die beiden nicht wussten, war, dass er als Squad-Leader die Akte von Emily hatte einsehen dürfte um sie einschätzen zu können in wie weit, er vorbereitet sein musste. Er hatte in der Akte Dinge gelesen, die nahe an das herankamen, was er im Kunlun-Gebirge erlebt hatte. Und das hatte sie auch überstanden, ohne PTSB zu bekommen und sogar noch weiter als Ärztin zu arbeiten und zwar freiwillig unter Soldaten. Sie hatte eine mentale Stärke, die nicht zu verachten war. Er hatte durch das Lesen der Akte mehr Respekt vor ihr bekommen. Sie war keine verwöhnte Göre mit einem ansehnlichen Gesicht, die Soldatin spielte, sondern tat das aus Überzeugung. Er wusste, dass sie bei einigen nicht beliebt war, weil sie ursprünglich Britin ist und man behauptete, dass sie nur durch Sex an diese Stelle gekommen ist aber sie hatte sich das alles verdient, so wie die meisten Soldaten auf der Valkyrie.

„Ihr zwei tut vielleicht ganz gut daran, wenn ihr sie nicht unterschätzt. Vielleicht hat sie nicht so viel Erfahrung wie wir aber Garrison hat sich für sie entschieden und das solltet ihr akzeptieren.“

Damit war das Thema beendet und jetzt bereitete sich Tombstone ebenfalls vor.

Als Emily fertig war, setzte sie sich an ihren Tisch und schaute auf den Laptop vor sich. Bevor sie los wollte, hatte sie vor, Martin eine Mail zu schreiben. Sie wollte ihm erklären was los war und das er sich keine Sorgen machen musste. Aber es fiel ihr schwer, da sie wusste, dass er sich Sorgen machen würde. Sie wusste, wie viel sie ihm bedeutet, wie sehr er sie brauchte und liebte. Dennoch entschied sie sich ehrlich zu sein und tippte die Mail, auch wenn sie immer wieder dachte, dass wenn sie es nicht erzählen würde, es wohl besser für ihn sein würde. Sachlich schrieb sie alles auf und versuchte dabei gleichzeitig beruhigend zu sein. Auf eine Reaktion konnte sie nicht warten und versprach sich bald zu melden, nachdem sie wieder da sein würde. Sie hatte das Armband, das sie von ihm geschenkt bekommen hatte in der Hand und schaute es sich an, nachdem sie die Mail abgeschickt hatte. Das Armband führte sie zu ihren Lippen, dann steckte sie es in ihre Tasche ihrer Hose und machte sie zu. Es war ein Glücksbringer. Den Laptop klappte sie zu, nahm ihren Rucksack und ging.
 

Es war absolut dunkel in dem Dschungel und nur mit ihren Lampen, die an ihren Waffen waren, könnte sie die Umgebung etwas erleuchten. Durch das Klima war es anstrengender als sonst. Die hohe Luftfeuchtigkeit erschwerte das Atmen unmerklich aber man spürte die schneller eintretende Erschöpfung. Recker führte das Squad an, dann kam Irish, Emily und Pac. Sie liefen durch unwegsames Gelände, was den Marsch nur noch erschwerte aber was wollte man bei einem Safe-House erwarten, das Mitten in einem Dschungel war, den zuvor wohl seit 300 Jahren keiner mehr betreten hatte.

„Dort oben sollten wir sie finden. Ihr wisst was ihr zu tun habt?“ fragte Recker und machte sich auf den Weg, den Hügel zu erklimmen.

Pac klopfte Emily auf die Schulter und wollte sie so motivieren. Kurz lächelte sie ihn an und folgte dann Irish. Recker hob sofort den Arm, als der Lärm eines Feuergefechts an ihre Ohren drang. Statt den Lampen, die sie jetzt ausmachten, setzte Recker, wie alle anderen, das Nachtsichtgerät auf. Zusätzlich gab er noch Handzeichen, die bedeuten sollten, dass sie zusammenbleiben sollten. Vorsichtig gingen sie zügig weiter und platzierten sich hinter einer dichten Reihe von Gestrüpp und sahen sich die Lage an.

„Pac. Wo sind sie?“

Pac wechselte zur Wärmebildsicht.

„Erster Stock. Das Zimmer ganz rechts.“

Und wie auf Kommando sah man das Feuer aus einem Lauf aufblitzen und hörte die Schüsse.

„Sie bewegen sich in einen anderen Raum, nach links. Gefolgt von drei Personen.“

„Wenn er gejagt wird sollten wir eingreifen, sein Herz wird auf Dauer dieser Belastung nicht standhalten.“ gab Emily zu bedenken und sah zu Recker.

„Doc. Bleiben Sie hier. Falls etwas passieren sollte, melden Sie das über Funk.“

„Roger.“

Ihr kam zwar in den Sinn etwas dazu zu sagen aber sie gab dem Squad-Leader sicher keine Widerworte während einer Mission, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass sie ihr nicht zutrauten das Squad auf diese Weise zu unterstützen. Zudem hatte sie einen höheren Rang aber allen war klar, dass es eindeutig besser war, wenn Recker die Führung hatte, da auch Emily klar war, dass sie kaum Erfahrung hatte. Sich unterzuordnen war für sie kein Problem. Also sah Emily lediglich zu, wie die drei Männer Richtung Gebäude verschwanden. Sie fand, dass man bereits an der Art wie das Feuer zu hören war, schon Aufschluss darauf gab, dass hier eine Gruppe am Werk war, die sehr gut ausgebildet war. Über ihr Headset konnte sie im Ansatz mitbekommen, was passierte. Es schien alles soweit glatt zu gehen, sie hörte, dass beide VIPs in Gewahrsam waren.

„Clark. Wie sieht’s draußen aus?“ fragte Recker über Funk.

Sie schaute sich um.

„Alles ruhig. Was ist mit MacGlohr?“

„Stabil aber kurzatmig. Wir kommen wieder zurück.“

Wenn es gut laufen würde, dann musste Emily überhaupt nicht eingreifen. Aber man sollte sich nicht zu sehr auf sein Glück verlassen, das wusste sie sehr gut. Dennoch hoffte sie einfach auf das Beste. Nach einigen Minuten, sah sie wie die Gruppe auf sie zukam. Kurz tastete sie nach dem Armband und stand aus der Hocke auf, als Recker an ihr vorbeilief.

„Wir machen uns auf den Weg zu Punkt Bravo.“

Emily sah zu Robert MacGlohr, um kurz selbst zu sehen wie es ihm ging. Er sah wirklich außer Atem aus aber heilt noch eine Pistole in der Hand. An der anderen Hand hatte er wohl seine Tochter. Sehr viel Aufmerksamkeit schenkte sie ihr nicht, da ihr Augenmerk mehr auf ihrem Vater lag. Emily schloss sich direkt hinter den beiden VIPs an und Pac war wieder am Ende der Gruppe. Der Weg den Hügel herunter, war leicht und ging schneller, was an der Natur der Sache lag. Auf einigermaßen ebenem Boden schloss Emily zu Robert auf und fühlte seinen Puls. Er war logischerweise erhöht aber nicht so sehr, dass man sich Sorgen machen musste.

„Finger weg, Yankee.“ maulte Robert und schob ihre Hand weg.

Sie lächelte ihn amüsiert an.

„Ich bin eigentlich Britin, Sir.“

Er sah sie nun erstaunt an, da er das auch an ihrem Akzent deutlich raus hören konnte, dass sie nicht unbedingt Amerikanerin sein musste. Sie war schon froh, wenn sie Bravo erreich hatten und Emily ihn durchchecken konnte. Allerdings kam es dazu nicht. Neben ihr in die Baumrinde schlug eine Kugel ein und sie zuckte automatisch zusammen.

„Irish, Deckungsfeuer! Pac, Clark! Bringt die VIPs hier raus! Wir sammeln uns bei Bravo!“

Beide reagierten augenblicklich. Robert und seine Tochter kamen zwischen Pac und Emily und hetzen durch das Unterholz. Robert schien ein sturer und heißblütiger Typ zu sein, da er blindlings in den Urwald schoss. Im Moment hatte weder Pac noch Emily dazu den Nerv ihn zurechtzuweisen. Der Moment war unglaublich hektisch, da plötzlich vor Pac einige Söldner auftauchten. Eher halbherzig schoss er in die Richtung der Söldner, da er es für klüger erachtete, die VIPs wegzuschaffen. Er griff sich Robert am Oberarm und schubste ihn nach rechts, damit er in diese Richtung lief. Pac und Emily hatten keine Zeit sich abzusprechen und instinktiv griff sie sich Catherine, Roberts Tochter, und zog sie mit sich nach links. Sie bemerkte im ersten Moment überhaupt nicht, dass sie von Pac jetzt getrennt war. Sie beide hatten das Ziel die VIPs zu beschützen. Und jetzt waren sie jeweils mit einem VIP alleine.

Emily hatte Catherine fest am Unterarm gepackt und versuchte einen schnellen Weg zu finden, der sie fürs erste in Sicherheit bringen sollte. Am besten auf direktem Weg zum Punkt Bravo. Catherine stolperte über eine Wurzel und Emily war in der Lage sie auf den Beinen zu halten, was sie aber beide fast zum Stehen zwang.

„Kommen Sie! Wir müssen weiter!“

Emily sah über die Schulter und hörte, wie mindestens eine Person sich näherte. Mit der linken Hand hatte sie Catherine, während die andere ihre MP5 hielt. Ohne noch weiter nachhelfen zu müssen, setzten sie sich wieder in Bewegung, weiterhin gejagt von einem Söldner. Mit dem rechten Arm versuchte sie irgendwie, sich die Sträucher und Äste aus dem Gesicht zu halten, was nur mäßig klappte. Dennoch hörte der Dschungel plötzlich auf, was daran lag, dass sich vor ihnen ein Abhang auftat. Er war steil aber nicht so, dass man nicht auf dem Hinter hinunterrutschen konnte. Außerdem hörte sie das Rauschen eines Flusses.

„Setzen Sie sich und rutschen sie nach unten. Dann halten Sie sich rechts, immer flussabwärts. Wenn Sie sicher sind, dass kein Söldner mehr in der Nähe ist, dann folgen Sie dem Fluss zwei Kilometer. Dort ist der Punkt Bravo, in der Nähe eines kleinen Wasserfalls. Sie können ihn nicht verfehlen.“

„Sie kommen nicht mit?!“ stieß sie aus.

„Gehen Sie einfach. Ihr Leben hängt davon ab, dass Sie tun was ich sage. Seien Sie vorsichtig. Und jetzt gehen Sie.“

Emily stieß sie leicht in die Richtung und gab ihr ihre Lampe. Kurz sah Catherine Emily an und folgte dann dem Befehl. Schnell zündete Emily eine Magnesiumfackel an, damit die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wird. Sie lief flussaufwärts und hörte Schüsse, die ihr galten, da sie beinahe den Luftzug spüren konnte. Beinahe blind rannte sie weiter und warf dann die Fackel weg um ihre MP5 zu nehmen und auf den Söldner zu waren. Wenn sie ihn nicht loswerden würde, dann würde er Catherine wahrscheinlich früher oder später in die Finger bekommen und das konnte Emily nicht zulassen. Es war entgegen ihrer Prinzipien ein Leben zu nehmen aber im Augenblick funktionierte sie nur, sie verschwendete keinen Gedanken daran, dass sie Ärztin war und Leben retten sollte. Ihr eigenes Leben stand auf dem Spiel und sie entschied sich dafür am Leben zu bleiben und nicht sich erschießen zu lassen und in einem Dschungel zu verrotten.

Der Söldner trat in den roten Lichtkegel und Emily konnte ihn sehen, augenblicklich fiel das Licht seiner Lampe am Gewehr auf sie und in diesem Moment, drückte er ab. Und auch in dieser hundertstel Sekunde, erkannten sich beide. Der Schuss streifte sie am Oberschenkel. Ihr kam ein Aufschrei über die Lippen und taumelte nach hinten weg, da sie mit dem Bein eingeknickt war. Der Rucksack tat sein übriges und zog sie über die Kante. Hier war es beinahe ein richtiger Abgrund. Es fühlte sich an, als wären es 20 Meter gewesen, was aber in Wirklichkeit nur der Hälfte entsprach. Mit der Seite streifte sie den steinigen Abhang, ehe sie in einem komischen Winkel in den Fluss fiel. Dass ihr Name noch gerufen wurde, bekam sie nicht mehr mit, da sie schon im Wasser war. Ohne Gnade riss der Fluss sie mit und sie hatte nicht erwartet, dass er so stark war. Es gereichte ihr zum Vorteil, dass sie an der Universität im Schwimmteam war und sich auch im Apnoetauchen versucht hatte. Sie konnte mehrere Minuten unter Wasser bleiben aber diese Situation, in der sie sich befand, war ganz anders. Das Gewicht ihrer Ausrüstung zog sie nach unten und durch die Dunkelheit hatte sie kaum Orientierung. Sie versuchte nicht in Panik zu geraten und schaffte es irgendwie an die Oberfläche zu gelange. Tief holte sie Luft und sah sich um, allerdings wurde sie von der Strömung wieder nach unten gerissen.

Entgegen ihrem Instinkt versuchte sie nicht die Panik die Überhand gewinnen zu lassen, was aber nicht einfach war. Emily wurde gegen einen Felsen gedrückt und stieß die Luft aus. Sie brach mit dem Kopf erneut durch die Wasseroberfläche und schnappte hektisch nach Luft, ehe sie kaum eine Sekunde später von etwas hartem und großen am Gesicht getroffen wurde. Das Glück schien auf ihrer Seite zu sein, da sie das Bewusstsein nicht verlor und sich an einem Baumstamm festhalten konnte. Sie zog sich mit Mühe Richtung Ufer und hustete das Wasser aus ihrer Lunge, dass sie verschluckt hatte, während sie auf allen Vieren kniete. Sie schälte sich aus dem Rucksack und ließ sich auf den Rücken fallen, was keine gute Idee war, da er ihr wegtat, vermutlich durch den Felsen gegen den sie geschleudert wurde. Immer wieder hatte sie einen Hustenreiz und versuchte zu Atmen zu kommen aber ihr war auch klar, dass sie bald, am besten sofort, weiter musste, da sie Catherine wiederfinden musste. Sie fühlte sich wirklich am Ende und fasste ihren Arm an, der ziemlich wehtat. Sie tastete ihn dennoch ab und nahm an, dass er vielleicht angeknackst war aber zumindest nicht gebrochen.

„Toll..natürlich auch der rechte Arm..was sonst..“ murmelte sie und stand mit schwachen Knien auf.

Das Adrenalin war schon wieder aus ihrem Blut verschwunden und sie merkte, dass ihr die Energie deswegen fehlte. Den Arm würde sie sich bei Bravo bandagieren aber nicht jetzt. Zuerst musste er den VIP wiederfinden.

„Hey.“

Emily drehte sich um und hatte bereits ihre Hand an der Glock. Es war Catherine die auf sie zukam.

„Gott sei Dank. Sind Sie in Ordnung?“ fragte Emily und stand auf.

„Ja..ich bin okay.“

„Dann los, wir müssen weiter. Haben Sie noch andere Söldner gesehen?“

„Nein, niemanden mehr.“

Sie nickte und steckte vorsichtig den rechten Arm durch Träger des Rucksacks und schultere ihn wieder. Als sie einen Schritt machte, spürte sie die Schusswunde an ihrem Oberschenkel. Natürlich war es nicht sehr schlimm aber es beeinträchtigte sie, so wie die Kopfwunde, die blutete und sie lediglich mit dem Ärmel abwischte, ihr verstauchter Arm und der Rücken, der von Blessuren wahrscheinlich übersät war. Catherine gab ihr die Lampe wieder zurück und erhaschte einen Blick auf ihr Gesicht, auf dem Blut zu sehen war und Schwellungen.

„Sind Sie..in Ordnung?“

„Mir geht’s gut. Gehen Sie einfach weiter.“

Catherine sagte nichts weiter. Sie hatte nicht gedacht, dass sie so direkt abgewiesen würde. Emily hielt sich beim Laufen immer wieder an Bäumen fest um sich abzustützen da die Wunde an ihrem Bein brannte und sie einfach etwas zur Unterstützung brauchte. Sie hatte auch ihre Grenzen und wenn es so weiter ging, dann würde Emily sie bald erreichen. Dennoch wusste sie, dass der menschliche Körper außergewöhnliches leisten konnte, wenn er musste.

„Ich bin übrigens Catherine.“

„Emily Clark.“

„Sie sind doch Britin oder?“

Emily drehte sich zu ihr um.

„Ich will nicht unhöflich sein aber seien Sie bitte still, Catherine. Ich weiß nicht ob hier noch Söldner lauern und wenn wir tratschen, dann finden sie uns noch einfacher. Wenn wir in Sicherheit sind, dann kann ich Ihnen alle Fragen beantworten aber bitte nicht jetzt.“

Catherine nickte nur und musste schlucken. Sie schien das verdammt ernst zu nehmen aber auf der anderen Seite vermittelte das das Gefühl von Sicherheit, auch wenn sie so aussah, als müsste sie eine lange Pause machen. Aber auch dazu sagte sie nichts und hielt einfach den Mund, schließlich war sie diejenige, die wohl am besten Ahnung von der jetzigen Situation hatte. Zum Glück musste sie nicht mit einer Waffe umgehen.

Derweil dachte Emily über das nach, was sie gesehen hatte. Es war Martin, der auf sie geschossen hatte. Es war zwar nur ein sehr kurzer Augenblick gewesen aber sie würde ihn jederzeit wiedererkennen, selbst wenn sie ihn nur eine Sekunde ansah. Sie wusste, dass er noch als Söldner arbeitete, weil das, seiner Aussage nach, das einzige ist, was er wirklich kann. Sie hatte ihm gesagt, dass er nicht arbeiten musste und zu Hause bleiben kann aber das würde ihn wahnsinnig machen und das lenkte ihn auch von seinen Gedanken ab, die er hat, wenn er alleine ist und nichts zu tun hat.

„Tut mir leid..aber sie sollten wirklich eine Pause machen. Ihre Wunde am Kopf blutet noch immer.“

Emily blieb stehen und sah Catherine an. Ihr Kopf dröhnte ganz schön und grundsätzlich würde Emily ja auch zustimmen aber das ging eben noch nicht.

„Es ist nicht mehr weit. Laufen Sie einfach.“

Wieder setzen sie sich in Bewegung. Sie hörte hinter sich Rascheln und Knacksen von den Pflanzen.

„Los. Sofort hinter mich!“ zischte Emily und stellte sich bereits vor Catherine. „Wenn ich es Ihnen sage, dann werden Sie rennen.“

Sie hielt ihre Waffe mit beiden Händen in die Richtung aus der die Geräusche kamen und schaute sich alles aufmerksam an. Mit dem Licht leuchtete sie in die entsprechende Richtung. Ihre Hände zitterten leicht, was auch auf den Schmerz in ihrem Arm und Rücken zurückging. Aber auch weil das Adrenalin wieder durch ihre Adern rauschte. Ihr Herz raste nur so aber sie blieb stehen und wartete darauf, dass sie Gewissheit bekommen würde, ob es jetzt nur ein Tier war oder tatsächlich ein Söldner. Unbewusst hielt die den Atem an und zuckte zusammen, als sie weiter rechts einen Schatten wahrnahm. Schon zielte sie mit der Pistole in diese Richtung, als ihr Name gesagt wurde.

„Emily!“

Das Licht einer Taschenlampe blendet sie und sie ließ die Glock sinken. Es war Pac, der auf sie zukam.

„Du siehst echt übel aus, was ist passiert?“

„Frag besser nicht. Ich bin im Fluss baden gegangen und dabei ist mit das Headset kaputt gegangen. Tut mir leid.“

„Ich bin froh, dass Du noch am Leben bist. Ich hab schon gedacht Dir ist echt was passiert.“

„Alles soweit noch dran. Wie steht’s mit MacGlohr?“

„Wir sind alle bei Bravo und ihm geht’s gut. Wie ich sehe seiner Tochter auch.“ Pac spähte kurz an ihr vorbei. „Dann folgt mir, ich bring euch auf dem schnellsten Weg hier raus.“

Beide Frauen liefen ihm hinterher und Emily erneut am Schluss. Sie hielt sich den rechten Arm um dem Schmerz ein wenig entgegenzuwirken. Nach ein einer kurzen Wanderung stießen sie auf den Rest des Squads. Normalerweise hätte Emily jetzt erwartet, dass Catherine ihrem Vater um den Hals fällt aber sie ging lediglich zu ihm und fragte wie es ihm gehen würde. Das Wiedersehen fiel verhalten aus.

„Was ist passiert?“ fragte Recker und ging zu Emily, die den Rucksack ablegte.

„Ich bin in den Fluss gefallen, nachdem ich einen Streifschuss abbekommen habe. Im Fluss hat mich zweimal etwas erwischt und das ist das Resultat.“

Sie deutete auf ihr Gesicht und tastete vorsichtig die Platzwunde am Kopf ab und verzog das Gesicht.

„Pac, du hattest den Kurs. Du versorgst sie. Irish du passt auf die VIPs auf, während ich die Meldung rausgebe, dass wir abgeholt werden können.“

Und genauso passierte es auch. Recker entfernte sich etwas und gab den Status quo durch. Pac hockte sie neben Emily auf den Boden und griff nach ihrem Rucksack in dem sich das Verbandszeug befand. Emily hielt die Taschenlampe, damit Pac genug Licht hatte um das einigermaßen hinzubekommen.

„Mit Glück muss das nicht genäht werden aber Du kannst das sicher besser beurteilen, wenn Du es siehst, als ich.“

„Ja, mal sehen.“

Sie hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren wegen den Kopfschmerzen, die immer schlimmer wurden.

„Ey!“ bellte Irish und hob sein Gewehr an. „Waffe fallen lassen!“

Emily schaute auf und folgte der Richtung, in die Irish sein Gewehr hielt. Ihre Augen wurden groß, als sie Martin dort stehen sah. Sein Gewehr hatte er zwar nehmen sich am Körper hängen aber er hatte es nicht fallen gelassen.

„Kimble, nicht!“ rief Emily und sprang förmlich auf.

Martin sah sie nur an und schien sich nicht um Irish zu scheren, der eine Waffe auf ihn gerichtet hatte. Als er Emily aufstehen sah, kam er ihr entgegen. Sie lächelte erleichtert und beide umarmten sich.

„Es tut mir so leid, Emily bitte, verzeih mir. Ich hab Dich zu spät erkannt..bitte..“

Er klang so, als wäre er ein kleiner Junge und seine Tat unendlich bereuen würde.

„Ich weiß. Beruhig Dich. Es ist nicht so schlimm.“

„Sieh Dich doch nur an.“ Er ging ein Stück zurück und nahm ihr Gesicht vorsichtig zwischen seine Hände. „Das ist meine Schuld..als hätte ich Dich persönlich geprügelt..Gott, Emily..es tut mir so leid.“

Mittlerweile hatte Irish die Waffe sinken lassen und besonders Tombstone beobachtet das Schauspiel mit einer Mischung aus Misstrauen, Verwunderung und Neugier.

„Was..ehm..geht da gerade ab. Der Typ ist doch einer von den Söldner, seht euch die Uniform an.“ meinte Irish mit gedämpfter Stimme.

„Pac?“ fragte Recker. „Sie ist doch Deine beste Freundin.“

„Ich hab ehrlich keine Ahnung..ich seh‘ den Kerl zum ersten Mal. Aber sie scheinen sich sehr gut zu kennen…“

Da keiner eine Antwort hatte, sahen sie einfach weiter zu.

„Martin, bitte. Mach Dir keine Sorgen. Ich werde schon wieder fit werden. Und es ist nicht Deine Schuld, ich hätte mich auch anders verhalten können.“

Er sah ihr lange in die Augen und lehnte dann seine Stirn gegen ihre und beide verharrten so für einen Augenblick.

„Setzt Dich wieder hin, Du hast bestimmt Schmerzen. Hast Du schon ein Schmerzmittel bekommen?“

Martin schob sie wieder zurück auf den Platz auf dem sie gerade schon gesessen hatte und jetzt hatten auch die anderen freie Sicht auf seine rechte Gesichtshälfte, die komplett von vernarbter Haut bedeckt war. Die Männer sahen sich nur an und sprachen es aber nicht aus.

„Ich sagte doch, dass Alles in Ordnung ist, Du musst Dir keine Sorgen machen.“

„Aber ich bin verantwortlich. Wenn Dir nun wirklich etwas Ernstes zugestoßen wäre…“

Sie sah ihm an, wie er panisch wurde.

„Das ist aber nicht passiert. Ich bin immer noch bei Dir und Du bei mir. Vertrau mir einfach, wenn ich Dir sage, dass ich wieder ohne Probleme schnell wieder gesund werden kann.“

Er suchte in ihren Augen nach einer Lüge fand aber keine, weswegen er sich damit ein wenig mehr zufrieden gab. Da er vor ihr auf dem Boden kniete, legte er die Arme um ihre Mitte und legte seinen Kopf auf ihrer Brust ab. Emily erwiderte die Umarmung und strich ihm über die kurzen Haare. Gerade scherte sie sich nicht darum, was die anderen wohl denken mochten.

„Aber es ist schon an Zufall nicht zu überbieten, dass wir uns so treffen, meinst Du nicht auch?“ fragte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Das ist nicht witzig. Du hättest sterben können…durch mich..ich hätte..hätte es nicht ertragen, wenn Du mich auch noch verlassen würdest..“

„Ich bin hier, Darling. Du spürst mich doch und wie mein Herz schlägt. Hör auf Dich verrückt zu machen wegen Dinge, die nicht geschehen sind.“

Martin war still und hörte auf ihren stetigen Herzschlag der ihn beruhigen konnte, wann immer er Ruhe brauchte.

„Ja..“ murmelte er nahezu schon müde, war aber hellwach, als er den Chopper hörte, der Tombstone abholte.

Er stand auf und nahm Emily’s Hände, die ebenfalls aufstand.

„Wir sehen uns bald, ja?“ fragte er und es war nicht schwer die Sorge zu hören und ihm im Gesicht anzusehen.

Emily nickte und legte ihre Hand an seine vernarbte Wange.

„Ja, wir sehen uns bald. Pass gut auf Dich auf.“

„Und Du jetzt noch besser auf Dich. Versprich mir das.“

„Ich verspreche es.“

Er schien zufrieden zu sein und küsste sie vorsichtig auf die Lippen, da er ihr nicht wehtun wollte.

„Ich liebe Dich, Emily.“

„Ich Dich auch.“

Kurz zuckten seine Lippen zu einem Lächeln, das aber wieder schnell verschwand. Dann strich er noch einmal über ihre Wange und drehte sich dann zu Recker.

„Hier.“ Er warf ihm ein Handy zu. „Da ist eine Nummer drauf, von dem Flachwichser der mich angeheuert hat. Vielleicht könnt ihr damit noch was anfangen.“

Recker bedankte sich lediglich mit einem Nicken und Martin ging dann wieder. Als sie sicher war, dass er weg war, stöhnte sie auf und hielt sich den Kopf.

„Em. Was ist los?“

Pac war wieder zu ihr geeilt.

„Die schlimmsten Kopfschmerzen meines Leben..aber es wird schon gehen bis wir wieder zurück sind.“

Der Helikopter landete auf einer feien Fläche und die VIPs wurden dorthin gebracht. Emily stieg als vorletzte ein und ließ sich auf der Bank nieder und lehnte sich an das kalte Metall.
 

Sobald sie wieder auf der USS Valkyrie waren, brachte man die beiden VIPs zusammen mit Emily in die Med-Bay. Andrea, die zweite Ärztin, checkte zuerst die VIPs durch und danach Emily, was auch in Ordnung so war. Sie hörte Robert schimpfen.

„Yankees..alles voll von denen.“

„Paps..bitte..stell Dich nicht so an. Sie haben uns gerettet.“

„Du musst verstehen, dass das nur ein Geschäft ist. Wir sind nicht hier, weil sie uns gerne und zum Spaß gerettet haben.“

Andrea war kurz ausgegangen und Emily war mit den beiden MacGlohrs alleine.

„Wenn ich von diesem Schiff wieder runter bin..dann können wir wieder unter unseresgleichen gehen.“

„Warum haben Sie dann die Hilfe überhaupt angenommen?“ fragte Emily und sah ihn an. „Wenn es Ihnen so widerstrebt unter Amerikanern zu sein, warum dann?“

Robert war es so gut wie nie gewohnt, dass man Widerworte gab, in welcher Form auch immer.

„Weil ich meine Kinder beschützen muss, Kindchen.“

„Mein Name ist Dr. Clark. Und warum nicht zu jemand anderem? Was ist mit China oder Russland? Kanada?“

Robert stand auf, aber Emily blieb ruhig sitzen.

„Du bist ganz schön mutig, Yankee.“

„Ich sagte bereits, dass ich Britin bin. Und mutig bin ich nicht, ich frage Sie nur etwas. Ganz neutral.“

Robert sah sie an und Catherine hielt ihn dann zurück, in dem sie ihm ihre Hand auf den Arm legte.

„Paps, jetzt hör schon auf. Sei froh, dass wir beide jetzt hier sind.“

Daraufhin sagte er nichts und setzte sich wieder. Wenige Augenblicke später stand er dann einfach wieder auf und ging. Seine Tochter versuchte noch ihn aufzuhalten, was aber nicht gelang, weswegen die Frauen jetzt alleine waren.

„Jetzt können Sie mich übrigens alles fragen, was Sie wollen.“ meinte Emily und lächelte.

„Ja, das hatten Sie gesagt. Wenn ich so neugierig sein darf, war der Mann mit der Narbe im Gesicht Ihr Freund?“

Bei Pac hatte sie mit der Frage gerechnet aber dass eine Fremde sie stellte erstaunt sie doch etwas. Aber sie hatte kein Problem damit zu antworten, da es ohnehin offensichtlich war.

„Ja, das ist er.“

„Und warum ist er ein Söldner?“

„Weil das sein Beruf ist. Dafür hat er sich entschieden.“

„Aber…Sie und er hatten sich gegenüber gestanden. Hätten Sie ihn töten können? Er war doch der Feind.“

Emily überlegte aber nicht für lange, weil die Antwort schnell feststand.

„Das hätte ich nicht getan.“

„Müssen Sie das nicht aber tun, wenn Sie das befohlen bekommen?“

„Möglicherweise ja aber auch wenn man Befehlen gehorchen muss, denke ich, dass man niemals allen Befehlen blind folgen sollte. Es ist wichtig noch ein eigenständiges Individuum zu bleiben.“

Langsam nickte Catherine und schaute dabei auf den Boden.

„Und woher kommt die große Narbe?“

„Das weiß nicht einmal ich so genau. Er hat es mir nie gesagt.“

Recker betrat die Med-Bay wieder, gefolgt von Garrison.

„Lieutenant. Kommen Sie mit.“

Schon wieder verriet der Tonfall nichts Gutes. Emily stand langsam auf und hielt sich die Seite so unauffällig wie es ging und folgte Garrison. Er brachte sie in einen leeren Raum, der als Aufenthaltsraum diente.

„Sergant Recker sagte mit, ich müsste mit Ihnen sprechen um zu erfahren, wie Sie an dieses Telefon gekommen sind.“

Er hielt das Handy hoch, das Martin ihm gegeben hatte. Kurz schaute sie zu Recker der sie nur stumm ansah.

„Wie bekamen es von einem Söldner. Er hat es uns überlassen.“

„Einfach so?“

Seine ganze Haltung verriet Misstrauen.

„Ja, einfach so. Stimmt damit etwas nicht?“

„Es funktioniert fast schon zu perfekt. Wir haben eine heiße Spur aber ich will nicht das Leben meiner Männer riskieren, ohne zu wissen ob das nicht eine äußerst offensichtliche Falle ist. Ist sie das?“

„Wollen Sie etwas andeuten, Captain?“

Was sollte das jetzt? Das klang so, als dachte er sie persönlich hätte das eingefädelt. Und warum hat Recker nichts erzählt?

„Ich will nichts andeuten. Ich will wissen ob wir der Spur vertrauen können.“

„Das kann ich Ihnen nicht beantworten, Sir. Ich weiß noch weniger als Sie. Ich kann Ihnen nicht sagen, auf was Sie vertrauen sollen.“

Er studierte ihre Gesichtszüge, die aber durch die Schwellungen in ihrem Gesicht ohnehin nicht so gut zu erkennen waren.

„In Ordnung.“ sagte er dann schließlich. „Dann gehen sie wieder zurück zur Med-Bay und lassen Sie sich versorgen. Sie sehen schlimm aus.“

„Aye aye.“

Garrison ging wieder, Recker blieb aber. Sie sah ihn an und fragte sich schon, was jetzt noch kommen würde.

„Daniel, bitte nehmen Sie mir das jetzt nicht übel aber ich würde jetzt gerne zurück zur Med-Bay, mir tut alles weh.“

„Es wird nicht lange dauern. Ich wollte Sie nur wissen lassen, Doc, dass Sie sich gut geschlagen haben und uns mit dem Handy auch weitergeholfen haben. Ich glaube Ihnen und denke auch, dass die Spur uns weiterführen wird..auch wenn ich nicht von Ihrem Freund so begeistert bin.“

„Das sind die wenigsten.“ gab sie zurück.

„Wie dem auch sei, gute Arbeit.“

Sie war auf sein Lob nicht angewiesen aber bedankte sich dennoch.

„Ich begleite Sie noch zurück, nicht dass Sie noch zusammenklappen.“

„Danke aber das ist nicht nötig.“

„Und wenn ich insistiere?“

Das letzte Wort sprach er mit einem Grinsen und einem britischem Akzent aus. Sie musste schmunzeln.

„Wenn Sie natürlich darauf bestehen, dann werde ich wohl darauf eingehen müssen, nicht wahr?“

Recker machte ihr die Tür auf und ließ sie vorgehen.

„Woher kommt es eigentlich, dass alle denken, dass Briten immer so geschwollen reden? Tue ich das denn?“

„Nun ja, ein wenig vielleicht.“

Das Grinsen tat ihr weh, daher ließ sie es besser sein.

„Ich versuche mich zu besser.“

„Ich hab nicht gesagt, dass Sie das unterlassen sollen. Ist doch okay, wenn hier wenigstens ein paar mehr Manieren lernen.“

„Soll das bedeuten nicht alle Marines sind so gut erzogen wie Sie?“

Das Scherzen ließ sie ihre Schmerzen kurz vergessen. Sie wusste aber, dass es Marines gab, Soldaten im Allgemeinen, die gerne ihre Macht ausleben wollten und das an ihren Kameraden ausließen und besonders an Frauen, wenn es denn welche gab. Sie blieb bis jetzt davon verschont.

Recker warf ihr nur einen Blick zu, da er auch das auch wusste und sie waren schon wieder in der Med-Bay. Andrea war auch wieder da und kümmerte sich um Catherine. Beide Frauen sahen zu Emily, die sich jetzt wieder setzte und Recker ging.

„Emily, wie geht es Dir?“ fragte Andrea und wechselte die Handschuhe.

„Sag Du es mir.“

Und Andrea fing an jetzt auch Emily zu untersuchen. Nach einer Dreiviertelstunde war auch Emily medizinisch versorgt und konnte sich zurückziehen. Ihr Arm und ein paar Rippen waren geprellt. In ihrem Gesicht war alles bis auf die Platzwunde soweit heil. Die Schwellungen würden bald zurückgehen aber bis die Hämatome verschwunden waren, würde es noch dauern. Der Streifschuss würde auch in ein paar Tagen verheilt sein und keine Narbe geben. Insoweit konnte Emily zufrieden sein. Die Mission war erfolgreich gewesen und sie war auch noch heil. Jetzt war nur noch abzuwarten, wie sich das mit diesem Anton Pevnov entwickeln würde.
 

Am nächsten Tag wurde Emily mitgeteilt, dass sie fürs erste Heimurlaub hatte um sich zu kurieren. Sie hatte aber etwas anderes im Verdacht. Sie schätzt, dass es immer noch um das Handy ging und ihr die Spur von Verrat anhaftete. Der Anweisung widersetzte sie sich nicht, es hätte alles sicher nur schlimmer gemacht. Außerdem wurde ihr gesagt, dass sie sich um Catherine kümmern sollte, als ihr persönlicher Schutz. Eine undankbare Aufgabe und lediglich dafür gedacht, dass es sich nicht wie eine komplette Bestrafung anfühlen sollte. Sie wurden nach Washington gebracht wo auch Emily wohnte und bereits auch der Sohn und die Frau von Robert unterbracht waren. Emily‘s Anweisung war es, sie in die Sozialstruktur des Landes einzuführen und so unauffällig wie möglich zu sein. Sie hatten jetzt zwar den Schutz der Regierung aber sie wurden noch immer von Pevnov gesucht. Keiner wusste, wie groß sein Netzwerk wirklich war und das beunruhigte sie alle. Und irgendwie war es dann auch ganz natürlich, dass Catherine und Emily sich anfreundeten. Zwar mahnte ihr Vater und auch ihr Bruder Matthew sie zur Vorsicht aber sie wollte nicht immer nur zu Hause rumsitzen und ging mit Emily auch aus.

Unterdessen hatte Pevnov bereits sein Fühler nach Martin ausgestreckt, da er wusste was er getan hatte. Für solche Aufgaben wie für die, für die er ihn angeheuert hatte, benutzte er gerne Söldner da man sich ihre Loyalität erkaufte und Söldner leicht ersetzbar waren. Er wusste aber auch was für eine Schattenseite das Bezahlen zum Töten hatte. Diese Wichser haben immer noch ihren eigenen Willen, weswegen er sich für wichtige Aufgaben seine eigenen Männer benutzte, die ihm treu ergeben waren, wie Hunde. Und so behandelte er sie auch.

Aber da er von einem dieser Söldner verraten wurde, war er hinter ihm her. Er ließ sich nicht benutzen, höchstens andersherum. Daher gefiel es ihm nicht, wenn es so geschah, wie Martin das getan hatte. Und genau aus diesem Grund machte er Jagd auf ihn. Und wenn er auf die Jagd ging, dann war er immer erfolgreich. Und er war sich sicher, dass er es auch dieses Mal sein würde, als er seine ‘Bluthund‘ nach Washington schickte um ihn zu holen.

Punishment And Reward

Es war jetzt schon die siebte Woche, in der Emily zu Hause war und Catherine beschützen sollte. Für sie gab es dazu überhaupt keinen Anlass, zumal sie ohnehin dachte, dass dafür eher die CIA zuständig war aber nicht sie als Marine. Aber sei’s drum, dachte sie sich und schaute Catherine an, die neben ihrem Bruder Matthew saß und sich unterhielten. Robert holte sich gerade ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich wieder an den Tisch.

Sie waren alle liebenswert, das wollte Emily nicht ausdrücken, wenn sie über ihre Bestrafung nachdachte aber sie konnte bessere Arbeit leisten, wenn sie wieder auf See war und dort ihrem Beruf nachging. Außerdem vermisste sie Pac bereits. Klar, dass sie sich öfter nicht sahen aber man lief sich doch schon mal zufällig auf dem Schiff über den Weg anders, als wenn sie in Washington hockte und er irgendwo auf den Weltmeeren herumschipperte.

„So, es ist Zeit für mich zu gehen.“ sagte Emily und stand auf.

„Was? Wieso denn schon so früh? Ich hab noch überhaupt nicht den guten Alkohol rausgeholt.“ beschwerte Robert sich.

„Ich bin einfach nur müde. Wir sehen uns ja in ein paar Tagen schon wieder.“

Catherine begleitete sie noch zur Tür und nahm sie dort in den Arm.

„Komm gut nach Hause und pass auf Dich auf.“

„Natürlich, wie immer eben.“

Die Frauen ließen sich los und Emily nahm die Treppe nach unten und begab sich auf die Straße. Wie jeden Tag nahm sie die U-Bahn in der gegen 22 Uhr nichts los war. Nur vereinzelt saßen Leute auf den Bänken. Anstatt wie jeder mit seinem Handy zu spielen, starrte Emily in ihr Spiegelbild das von dem Fenster reflektiert wurde und ließ ihre Gedanken schweifen, bis ihre Haltestelle genannt wurde. Sie ging an die Tür und stieg aus, sobald die U-Bahn gehalten hatte. Noch einmal machte sie den Reißverschluss ihrer Jacke etwas weiter nach oben zu, da es doch schon frisch war. Die Stufen nach oben nahm sie in einem normalen Tempo und schaute sich auf der Straße kurz um, ehe sie sich den restlichen Weg nach Hause machte. Es waren nur ein paar Blocks weswegen sie etwa 10 Minuten brauchte um bei ihrem Apartment anzukommen, in dem sie zusammen mit Martin lebte.

Das Apartment an sich war nur unweit von dem seines Bruders und Nichte. Martin verbrachte viel Zeit bei ihnen, wenn er nicht einen Job angenommen hatte aber seit dem letzte, in dem er Emily fast erschossen hätte, überlegte er sich das noch einmal genau. Die Wahrscheinlichkeit war verschwindet gering, dass er ihr nochmal als Feind gegenüber stehen würde aber dennoch machte ihm die Vorstellung Angst. Er hatte ohnehin immer das Gefühl von Angst wenn sie nicht da war und auf diesem Schiff. Ihr Leben war grundsätzlich immer in Gefahr. Er musste nur an die Geschehnisse 2020 denken und wie viele amerikanische Marines dabei ums Leben gekommen waren. Keiner konnte wissen, wann so etwas wieder passieren würde. Aber er redete es ihr nicht aus, sagte aber dennoch was er darüber dachte.

Wie es schien war Martin jetzt noch immer bei seinem Bruder Paul und dessen Tochter Holly, da alles dunkel war, als sie im sechsten Stock die Tür aufschloss und eintrat. Mit einem langen Seufzer zog sie sich die Jacke aus und hing sie an die Garderobe, danach folgten ihre Schuhe und der Schal. Anschließend lief sie in die Küche um sich noch einen Tee zu machen. Während sie das Wasser aufgesetzt hatte, schaltete sie kurz auf die Nachrichten, um kurz noch zu wissen, was sie verpasst hatte. Als sie nun wusste, wie die Wirtschaft in China langsam am einbrechen war und die Präsidentin der vereinigten Staaten Hilfe der Katastrophenopfer in Vietnam zugesagt hatte, schaltete sie den Fernseher wieder aus und entschied sich stattdessen eine CD einzulegen und dieser zu lauschen, während sie in aller Ruhe ihren Tee trank. Als der Kessel pfiff, sie benutzte noch einen Kessel nur weil es mehr Charme hatte, ging sie wieder in die Küche und goss das heiße Wasser auf den Teebeutel.

Gerade machte sie das Licht in der Küche aus und wollte sich umdrehen um in das Wohnzimmer zu laufen, als sie ohne Vorwarnung von hinten gepackt wurde. Ein Arm umfasste ihren Rumpf, eine Hand legte sich auf ihren Mund. Aus Reflex ließ sie die Tasse fallen und zog den linken Arm nach hinten um den Angreifer so einen Schlag zu verpassen, was auch klappte. Der Mann der sie festhielt, schien nicht auf den Widerstand gefasst zu sein, daher hatte sie wohl Glück mit ihrem Angriff. Sie machte sich keine Gedanken wer das sein konnte aber war bereit zu kämpfen und wenn dass Einbrecher war, was sie wohl mindestens waren, dann hatten sie sich das falsche Opfer ausgesucht. Allerdings war der Mann, den sie jetzt sehen konnte nicht ausgeschaltet, nur kurz überrascht. Emily selbst hatte sich zu ihm umgedreht und wollte ihn gerade wieder angreifen und dieses Mal sicher gehen, dass er K.O. gehen würde, tauchte ein zweiter Mann auf. Sie war davon kurz irritiert was der erste Angreifer nun nutzte und es erneut versuchte. Da Recker sehr gut im Nahkampf war, hatte Emily die Gelegenheit gehabt etwas von ihm zu lernen, was jetzt sehr nützlich war. Sie wehrte zwar den ersten Angriff ab, war aber überfordert, als sich der zweite Eindringling noch einmischte. Emily bekam jetzt einen Faustschlag in ihr Gesicht und taumelte zurück an die Wand. Als sie ihre Augen wieder aufmachte, war der zweite Mann fast bei ihr und sie griff sich einfach in Panik die Glasvase und schlug sie ihm gegen den Kopf. Sie war so massiv, dass sie nicht mal zersplitterte, als sie auf dem Boden auftraf. Das Wasser und der Blumenstrauß verteilten sich auf dem Parkett und machten den Boden rutschig. Der erste Mann schien die Faxen dicke zu haben und griff sie sich an den Haaren und zerrte sie zu sich. Emily schrie nun auf und rief um Hilfe, was aber schnell erstarb, da sie einen brutalen Schlag in den Magen einstecken musste. Hätte man sie nicht an den Haaren festgehalten, währe sie in die Knie gegangen. Sie musste husten und schnappte nach Luft. Wieder an den Haaren auf Augenhöhe gezogen, wurde sie erneut in ihr Gesicht geschlagen und fiel nun auf den Boden. Das Blut vermischt mit Speichel tropfte aus ihrem offenen Mund auf den Boden. Einen Moment hatte sie Probleme richtig zu sehen. Darüber musste sie sich aber keine Gedanken mehr machen, da ihr jetzt ins Gesicht getreten wurde. Kurz wurden ein paar Worte zwischen den Männern getauscht, die in einer Sprache sprachen, die Emily überhaupt nicht zuordnen konnte. Aktiv Gedanken machte sie sich nicht, da sie sich zum größten Teil auf die Schmerzen in ihrem Gesicht konzentrierte und sich die extrem schmerzende Seite hielt. Sie war ein Marine aber war derartiges auch wieder nicht gewöhnt. Zusätzlich war sie den Männern auch körperlich unterlegen. Dennoch war ihr Wille so unbeschadet wie möglich aus der Situation zu entkommen groß, weshalb sie sich schnell aufrappelte und in Richtung Küche wollte um sich dort eines der Messer zu nehmen. Sie kam gerade mal bis zur Tür, ehe sie wieder an den Haaren genommen wurde und nun ihr Kopf rücksichtslos gegen die Wand geschlagen wurde, was das Ergebnis zur Folge hatte, dass sie eine Platzwunde am Kopf bekam und das Bewusstsein verlor. Ihr Körper fiel zu Boden und beide Männer sahen sich an. Der erste Mann, holte sein Handy hervor und tätigte einen kurzen Anruf und steckte dann das Handy wieder zurück in seine Jackentasche. Der zweite Mann, den Emily die Vase über den Schädel gezogen hatte, hielt sich die blutende Wunde und sah sich um.

„Er sagte, es soll wie ein Einbruch aussehen, also los, fang an die Sachen zu durchsuchen und zu verwüsten. Aber beeil Dich.“ sagte der größere von beiden zu dem blutenden auf usbekisch.

Sein Komplize nickte und machte sich an die Arbeit, während der andere Emily mit Kabelbinder Arme und Beine fesselte und den Mund mit Panzertape abklebte. Danach half er ihm und ließ es ebenfalls so aussehen, als hätte er einige Schubladen durchsucht. Der Inhalt war aber für beide irrelevant, da es ihnen so nicht aufgetragen wurde. Als es chaotisch genug aussah, hörten sie auf und liefen wieder zu Emily, die noch immer bewusstlos war. Der eine nahm sie auf den Arm und trug sie nach draußen, während der andere die Tür hinter sich zuzog und beide dann nach unten auf die Straße liefen und Emily auf die Rückbank legten um dann die Stadt zu verlassen.
 

Martin schaute auf den Display seines Handys um die Uhrzeit abzulesen. Es war kurz nach 12 Uhr. Eigentlich wäre er noch länger bei Paul geblieben aber er hatte ihn rausgeschmissen, da er morgen wieder arbeiten musste. Martin hatte das verstanden aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er nicht noch weiter mit ihm hatte reden wollen. Aber was sollte er schon tun? Im Grunde hatte Paul ihm alles gesagt was er hören musste. Es waren jetzt schon drei Jahre die Emily und er zusammenlebten und nachdem das in Indien passiert war, wollte er mehr. Daher hatte er seinen Bruder gefragt, der schon einmal verheiratet gewesen war, wie er das am Besten anstellen konnte. Zuerst war Paul erstaunt gewesen, dass Martin das überhaupt in Betracht zog, da er nun eher der Typ Mann war, der nicht so schien, als wäre eine Ehe etwas für ihn. Dennoch hatte er ihm mit Ratschlägen geholfen.

Und nun war Martin auf dem Weg zurück nach Hause und nahm sich für den kommenden Tag vor, den Ring kaufen zu gehen und sie dann zu fragen. Ehrlich gesagt hatte er eine Menge Respekt vor dieser Frage und er war sich sicher sie würde zustimmen aber trotzdem blieb der Zweifel und die Frage ob er eine Zurückweisung ertragen würde und auch ihre Beziehung. Aber das würde er sehen, wenn es soweit war. Seit drei Wochen überlegte er schon, ob er das machen sollte und hatte sich nun dafür entschieden. Außerdem hatte sein Bruder ihm Mut zugesprochen. Es war so, dass er sich grundsätzlich immer schlecht fühlte, was mit den Geschehnissen in Dubai zusammenhing, die er überlebt hatte..wenn man das so nennen kann. Aber jetzt im Augenblick, wenn er den Gedanken einfach weiter spinnt und daran dachte, dass sie seine Ehefrau sein würde, machte sich ein Gefühl von Zufriedenheit in ihm breit, dass er so schon lange nicht mehr gespürt hatte. Emily half ihm die Ereignisse zu verarbeiten und auch sich zu entspannen aber das er das alleine konnte und nur weil er diesen Gedanken hatte, erstaunte ihn und machte ihn sogar ein bisschen glücklich. Möglicherweise würde er bald in der Lage sein über seine PTBS hinwegzukommen und wieder ein normales Leben zu beginnen.

Martin nahm den Aufzug in die richtige Etage und hatte aus seiner Hosentasche bereits seinen Schlüssel herausgefischt und steckte ihn in das Schloss. Im ersten Moment dachte er sich nichts dabei, dass das Licht noch an war, vielleicht wartete Emily ja auf ihn. Ruhe breitete sich aus, als er daran dachte, wie er jetzt noch neben ihr im Bett liegen und sich von ihr das kurze Haar kraulen lassen kann. Er erstarrte aber in der Bewegung, als er das anfängliche Chaos sah. Sein Instinkt, den er sich seit den Tagen eines Deltas angewöhnt hatte, schlug Alarm. Die Tür ließ er noch offen und machte leise Schritte in die Wohnung. Aber das Verhalten änderte sich, als er das Blut an der Wand und dem Boden sah. Natürlich hab es keinen Weg um auf die Schnelle zu sagen, ob das Emily’s Blut war aber der Gedanke reichte schon, damit er in Panik verfiel. Jetzt rief er nach ihr und suchte jeden Raum ab, was aber erfolglos blieb. Zur Salzsäule erstarrte stand er in der Diele und starrte auf das Blut. Er wusste nicht was er machen sollte. Die Cops zu rufen, wäre sicher ein Anfang aber dass seine Emily verschwunden war, war so penetrant in seinem Gehirn, dass kaum ein anderer Gedanke zuzulassen war. Er wusste nicht ob es 5 oder 50 Minuten waren, die er auf das Blut schaute, eher er sein Handy hervorholte und seinen Bruder anrief. Martin wusste sich nicht anders zu helfen.

Paul hatte schon im Bett gelegen, als ihn das Vibrieren seines Handys wieder aus dem leichten Schlaf holte. Blind tastete er nach seinem Gerät und schaute mit zusammengekniffenen Augen auf den leuchtenden Display und sah den Namen seines Bruders.

„Martin…was ist denn noch? Ich hab Dir gesagt ich muss morgen früh wieder arbeiten…“ beschwerte er sich schläfrig.

Allerdings saß er schnell aufrecht im Bett, als er der zitternden und stammelnden Stimme von Martin zuhörte.

„Ich bin sofort bei Dir. Bleib wo Du bist, verstanden?“

Augenblicklich war er aufgestanden und zog sich eine Jeans und Sweat-Shirt an. Leise ging er in den Flur und kontrollierte ob seine Tochter noch ruhig schlief. Das tat sie auch aber trotzdem hatte Paul kein gutes Gefühl seine Tochter so alleine zu lassen. Da er nicht wusste, wie lange er weg war, schrieb er einen Zettel auf dem stand „Ruf Daddy an.“ und legte diesen dann vor die Zimmertür seiner Tochter, damit sie ihn sah, wenn sie aufstehen würde. Er zog sich schnell Schuhe und Jacke an und eilte dann zur Wohnung seines Bruders, der an der Wand gelehnt auf dem Boden hockte und vor sich hinstarrte. Auf dem Weg dorthin hatte Paul die Polizei angerufen, die bald da sein würden.

„Martin..“ sagte Paul vorsichtig und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Daraufhin hob Martin den Kopf und sah ihn an. Der Blick erinnerte ihn an den, den Martin gehabt hatte, nachdem er aus Dubai zurück war. Er war emotional und menschlich am Ende. Aber Paul konnte das verstehen, schließlich war Emily weg und keiner wusste warum. Dennoch versuchte er positiv zu bleiben. Das war jetzt auch seine Aufgabe, denn wenn er es realistisch betrachten würde, dann würde das Martin nur noch mehr verletzten.

In der Zeit in der die Polizei den Tatort absicherte und nachdem Martin befragt wurde, nahm Paul ihn mit zu sich. Er wusste, dass Martin nicht alleine sein konnte, nicht in dieser Verfassung, wer wusste schon was er anstellen würde. Die leitende Ermittlerin hatte Paul ihre Karte geben und würde sich melden, wenn sie etwas in Erfahrung bringen würde oder sie Fragen an ihn oder seinen Bruder hatte. Aber fürs Erste hatten sie beide Ruhe. Zwar lag Martin im Bett des Gästezimmers seines Bruders aber er konnte nicht schlafen. Wie auch, wenn seine Freundin, die eine besondere Person in seinem Leben, die ihm Halt und Sicherheit geben konnte, weg war. Er konnte nicht einmal beschreiben was er fühlte außer übermächtiger Leere. Irgendwann aber schlief er doch ein und hatte einen Alptraum, von dem was in Dubai passiert war, was er getan hatte. Schon lange hatte er nicht mehr so extrem geträumt und das Schlimmste war, dass Emily nicht bei ihm war, die ihn beruhigen konnte nachdem er schweißgebadet aus dem Schlaf hochgefahren war. Erst jetzt, als er keuchend im Bett saß, wurde ihm das Ausmaß ihres Verschwindens erst richtig bewusst.
 

Als Emily wieder zu sich kam, war das erste was ihr auffiel, dass sie so gut wie nichts sehen konnte, was nicht an ihren Augen lag, sondern an der Umgebung. Der Boden war hart, nass und kalt. Einige Momente dauerte es, bis sie sich die Umgebung komplett erschließen konnte. Ihr Kopf tat weg und sie hatte Schwellungen im Gesicht, was nur noch verstärkt wurde, da sie mit der Schläfe auf dem Boden lag. Das Atmen fiel schwer, da sie fast auf dem Bauch lag und so das Gewicht auf ihre Lunge erhöhte. Als sie sich aufsetzten wollte, merkte sie, dass ihre Arme an ihren Unterarmen zusammengebunden waren. Sie schaute über ihren Rücken und versuchte die Lage irgendwie zu erfassen, was aber kaum möglich war, da das spärliche Licht nicht half viel erkennen zu können. Den Kopf legte sie wieder auf den Boden und versuchte kurz nachzudenken. Dabei merkte sie, dass sie Dreck an ihr Gesicht bekam. Eine Mischung aus Wasser und Erde, vielleicht aber auch schlimmeres. Wegen den Schmerzen die sie aber hatte, fiel das nicht leicht und daher versuchte sie erneut aufzustehen. Sie drehte ihren Kopf auf die Stirn und versuchte sich auch mit der Schulter am Boden abzustützen und sich so aufrichten zu können. Während sie das versuchte, merkte sich auch, dass ihr fast alles wehtat. Sie zog die Beine an und stützte sich mit der Schulter ab und schaffte es beim zweiten Versuch. Sobald sie saß bemerkte sie auch, dass sie nicht nur gefesselt war, sondern auch dazu noch an die Wand gekettet. Nach ein paar Minuten, in denen sie sich konzentrierte um etwas Kraft zu schöpfen, bewegte sie sich etwas vorwärts um abzustecken, was ihr Bewegungsradius war. Sie schätzte dass es vielleicht ein Meter war, also nicht gerade sehr viel. Danach setzte sie sich an die Wand und lehnte ihren Hinterkopf daran. Zwar versuchte sie nachzudenken, um sich einen Plan zurechtzulegen aber sie war zu müde um einen richtigen Gedanken zu fassen. Das einzige was sie schlussfolgern konnte war, dass sie wohl eine Gefangene war. Welcher Art oder warum blieb ihr noch unbekannt. Sie schaute auf den dünnen Lichtstrahl, der an die Wand geworfen wurde und ihr fielen immer wieder die Augen zu aber Schlaf war ihr nicht vergönnt. Der Lichtstreifen veränderte sich nicht, was Emily vermuten ließ, dass es künstliches Licht war. Aufgrund dessen hatte sie auch kein Zeitgefühl und konnte nicht einschätzen was für eine Tageszeit war, geschweige denn die ungefähre Uhrzeit. Nicht im Geringsten hatte sie eine Ahnung wie lang sie dort saß aber die Zeit fühlte sich unheimlich lange an.

Irgendwann stellte sich auch der Hunger und Durst ein, der sich weiter steigerte. Sie versuchte an ihren Fesseln zu rütteln aber sie gaben nicht nach. Irgendwann begann sie aus Verzweiflung zu schreien und wurde immer wütender aber es hatte keinen Nutzen und schwächte sie nur noch mehr. Es waren zwei Tage, in denen Emily dort in ihrem Gefängnis saß und mit sich alleine war. Aber ihr kam es vor, als wären es doppelt so viele gewesen. Dann aber ging die Tür auf. Es war auch auf dem Gang dunkel und sie konnte lediglich die Gestalt eines Mannes erkennen. Aus Reflex machte sie sich kleiner und zog sie Beine und Schultern an, als er näher kam. Er sagte nichts und griff sie an ihrem Shirt und zog sie auf die Beine. Die Kette war aber so kurz, dass sie gebeugt stehen musste. In dem Moment in dem sie aufsah, wurde sie fest in ihr Gesicht geschlagen. Durch die Tage in denen sie dort eingesperrt war, war sie am Ende ihrer Kräfte und hatte kaum Kraft zu stehen. Dadurch fiel sie zu Boden und kam hart mit dem Kopf auf dem Stein an. Sie stöhnte gequält auf und krümmte sich zusammen. Der Mann zerrte sie wieder hoch und Emily sank gleich wieder auf die Knie, weswegen er sie erneut hochzog und festhielt. Das Blut rann ihr aus dem Mund und dann noch heftiger, als sie erneut geschlagen wurde. Danach ein Schlag in die Magengrube und Emily übergab sich vor die Füße des Mannes. Dieser trat einen Schritt zurück und ließ sie fallen. Es kam nichts weiter heraus, als Magensäure, was sie dazu brachte sich nur noch mehr zu übergeben. Sie zitterte und beugte sich vornüber, weil sie so kraftlos war und somit in ihrem eigenen Erbrochendem. Aber das kam ihr überhaupt nicht richtig in den Sinn. Der Mann machte ein letztes Mal einen Schritt auf sie zu und trat ihr in die Seite. Emily schrie auf und das hallte von den kahlen Wänden wieder. Mit Tränen in den Augen, sah sie den Mann an, der den Raum wortlos verließ. Seitlich auf dem Boden liegend blieb sie so, bis sie einschlief oder das Bewusstsein verlor, was genau es war, konnte sie im Nachhinein nicht mehr genau sagen. Aber für einige Stunden dieser Folter zu entfliehen, war das Beste auf das sie hoffen konnte.

Wieder verging einige Zeit, mehrerer Stunden oder Tage, Emily konnte es nicht genau sagen. Dieses Mal betrat wieder ein Mann den Raum und wieder konnte sie ihn kaum erkennen, ihr linkes Auge war zugeschwollen. Durch die Erfahrung die sie das letzte Mal gehabt hatte, zog sie sich so weit in eine Ecke zurück, wie es ihre Fessel zuließ. Dieses Mal allerdings wurde sie nicht grundlos geschlagen. Stattdessen kniete sich der Mann neben sie und schnitt ihre Fesseln auf. Da ihre Arme seit Tagen in dieser Position waren, fielen sie einfach nach unten und für die ersten Augenblicke hatte sie keine Gewalt mehr über sie. Der Mann, dessen Gesicht sie nun etwas besser sehen konnte, da er ihr so nah war, nahm ihre Hände nach vorne und fesselte diese vor ihrem Körper mit Handschellen zusammen. Und diese Handschellen wiederum befestigte er an der Kette, die sie wieder an die Wand fesselte. Danach erhob sich der Mann wieder und ging kurz vor die Tür um dann eine Schüssel samt einer Plastikflasche Wasser zu holen, die er ihr hinstellte und wieder ging. Unsicher sah sie ihm nach und dann auf die Schüssel, die sie erkennen konnte. Sie nahm sie und tastete mit den Fingern nach dem Inhalt. Es fühlte sich wie Reis an, weswegen Emily es einfach griff und sich in den Mund steckte. Die Überlegung, dass das vielleicht mit etwas versetzt sein könnte, was sie töten könnte, kam ihr überhaupt nicht in den Sinn so dermaßen übermächtig war der Hunger. Nach dem ersten Happen, führte sie die Schüssel an ihre Lippen und schob sich mit der anderen Hand den Reis in den Mund, da es auf diese Weise schneller ging. Es war nicht viel aber genug um sie kurz von diesem wahnsinnigen Hunger zu befreien. Danach griff sie sich sofort die kleine Wasserflasche und trank sie in zwei Zügen leer. Danach lehnte sie sich wieder an die Wand. Für ein paar Minuten genoss das angenehme Gefühl und hatte dann wieder Kraft zum Denken. Die erste Idee die sie hatte war, auf die Flasche zu sehen. Sie nahm sie und hielt sie so hoch wie es ging und versuchte das Etikett zu lesen, was aber nicht mehr vorhanden war. Sie konnte also noch immer keine Rückschlüsse ziehen, wo sie war. Also hatte sie keine Wahl als den Umstand noch immer so zu akzeptieren, wie er war.

Die ganze Prozedur verlief so weiter. Ohne einen bestimmten Grund wurde sie entweder bestraft oder belohnt. Nicht immer abwechselnd, was es unvorhersehbar machte. Manchmal wurde sie dreimal hintereinander geschlagen und bekam dann erst wieder Nahrung. Das ging so mehrere Wochen, bis wieder ein Mann zu ihr in den Raum kam. Er löste die Kette von ihren Handschellen und zog sie auf die Beine. Emily sah ihn ängstlich an, da diese Vorgehensweise neu war. Seitdem sie Handschellen trug, wurde sie nicht abgekettet. Ohne Widerworte oder Widerstand, stellte sie sich hin, als er sie hochzog. Am Arm hielt er sie grob fest und zog sie auf den Gang. Auch wenn sie sich fügte, schaute sie sich dennoch um. Als sie aber durch eine weitere Tür geführt wurde, musste sie die Augen zusammenkneifen, da das Licht in ihren Augen schmerzte. Über Wochen hatte sie in einem dunklen Loch gesessen und hatte nur spärlich Licht gehabt, jetzt in einer Umgebung zu sein, die voll beleuchtet war, fühlte sich ungewohnt an. Die meiste Zeit hatte sie die Augen zusammengekniffen und wusste nicht wohin sie gingen. Als sie an etwas hängen blieb und stolperte wurde sie losgelassen und kam auf dem Boden an. Sie nahm an, dass sie deswegen bestraft wurde. Grob zerrte er sie wieder auf die Beine und schlug sie mit der Faust in ihr Gesicht. Er hielt sie auf den Beinen, da sie sonst wieder auf den Boden gefallen wäre und ging mit ihr weiter. In sich zusammengesunken stolperte sie neben ihm her. Nach wenigen Minuten nahm er die kurze Kette der Handschellen, drückte sie mit dem Rücken an eine Wand und hob ihre gefesselte Händen über ihren Kopf und machte sie an einem Hacken fest. Danach ließ er sie los. Sie hörte wie er wegging. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen ein Stück. Ihr Blick fiel auf den Boden, der aus weißen Kacheln bestand, dann hörte sie die Person erneut näher kommen und sah seine Schuhe. Im nächsten Moment, sah sie ein Feldmesser. Sofort kam ihr Überlebensinstinkt zurück und sie hob den Kopf an und versuchte ihre Arme wieder noch hinten zu bekommen, während sie nach ihm trat. Dieses Mal wurde sie mit der Rückhand geschlagen, was ihre Gegenwehr zum erlöschen brachte. Sie ließ den Kopf hängen und hatte nichts mehr entgegenzusetzen. Der Mann nahm nun den Stoff ihres Oberteils und schnitt es von unten nach oben auf, dann an den Ärmeln um es ihr von dem Oberkörper zu reißen. Danach folgte die Hose und sie stand in Unterwäsche an der Wand. Als nächstes entfernte er sich wieder und jetzt hatte sich ihre Augen auch etwas an das Licht gewöhnt. Was folgte war, dass sie mit kaltem Wasser abgespritzt wurde. Ihr entfuhr ein Aufschrei, weil es eisig war. Es war entwürdigend, da sie sauber gemacht wurde wie ein Tier. Es dauerte zum Glück nicht lange, da sie bereits nach wenigen Sekunden zu zittern begonnen hatte, wie Espenlaub. Triefend nass und schlotternd wurde sie von dem Hacken gelöst und weitergezogen. Sie strengte sich an, Schritt zu halten und nicht wieder etwas falsch zu machen, damit sie nicht wieder geschlagen wurde. Sie sah es schon als Belohnung, dass sie mehr menschlichen Kontakt hatte. Immer wieder sah sie sich um und hatte sich fast an das Licht gewöhnt. Wieder führte er sie durch verschiedene Gänge und dann nach draußen. Es lag Schnee auf dem Boden und ein kalter Wind erfasste sie sofort und ließ sie augenblicklich noch mehr frieren. Da sie auch keine Schuhe mehr hatte, tat der Schnee auch an ihren Füßen weh. Zusätzlich schneite es auch noch. Von dem was sie sah, schien es wie ein Innenhof zu sein. Vielleicht waren es 50x50 Meter aber so genau konnte sie das noch nicht sagen. Das war auch noch nicht so wichtig die Umgebung zu analysieren.

Der nächste Gang den sie betraten, sah anders aus, wesentlich einladender. Der Boden war nun aus grauen Steinfliesen, sowie auch die Wand. Sie wollte aufsehen und damit den Mann, der sie durch den Gang führte, wusste aber dass sie dafür sicher auch wieder bestraft werden würde und ließ es deswegen sein. Vor einer massiv aussehenden Holztür, mit irgendwelchen Verzierungen, blieb er stehen, was sie auch stehenbleiben ließ. Er klopfte an und öffnete dann die Tür, nur um Emily hineinzuschieben. Sie ging hinein und sah zur Tür als sie wieder, als diese ins Schloss fiel. Dann sah sie sich um. Das Zimmer war wohl eine Art Arbeitszimmer, da vor ihr ein Schreibtisch stand und diverse Regale an der Wand. Auf dem Schreibtisch ein Laptop von Acer. Daneben ein Tablet außerdem war an dem Laptop eine externe Festplatte angeschlossen. Hinter dem Schreibtisch stand ein normaler Stuhl über dessen Rückenlehne eine Jacke hing. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der Besitzer der Jacke zurückkam. Zu ihrer Rechten war ein Sofa und ein passender Hocker, vor dem ein kleiner Tisch stand. Sie blieb stehen und versuchte nicht zu zittern, was sie aber kaum unterdrücken konnte. Das Wasser floss von ihren Haaren, die in ihrem Gesicht klebten über ihre Wange, zum Kinn und dann weiter bis zu ihrem BH wo die Tropfen aufgefangen wurden. Eine Uhr hing an der Wand auf die sie immer wieder sah und sah, dass es knapp 20 Minuten dauerte, bis jemand das Zimmer betrat. Durch ihre Erfahrung hatte sie gelernt, dass sie besser so tat, als wäre sie nicht da und wartet auf Erlaubnis irgendetwas zu tun. Die Person, ging um sie herum und blieb vor ihr stehen. Er hielt ihr ein Handtuch unter das Gesicht, sodass sie es sehen konnte. Ihr Blick ging nach oben und sie sah ihrem Gegenüber ins Gesicht, das ein Lächeln auf den Zügen hatte. Sie schätze ihn auf etwa fünfzig. Sein Haar zeigte bereits Geheimratsecken und er hatte einen Drei-Tage-Bart. Dennoch sah man ihn die Attraktivität seiner Jugend noch immer an, auch wenn Emily das nicht wirklich wahrnehmen konnte. Er trug einen beige gestrickten Pullover unter dem er noch ein blaues Hemd an hatte und eine einfache Jeans.

„Nimm es.“ sagte er und Emily nahm es.

Kurz sah er sie an und schmunzelte dann bereits.

„Was ist? Trockne Dich ab.“

Auch jetzt kam Emily der Anweisung nach. Vorsichtig trocknete sie ihr Gesicht, da es noch immer von den Schlägen schmerzte. Danach folgten Arme, Oberkörper und Beine. Als sie dann wieder aufrecht stand, hielt der Mann seine Hand ausgestreckt hin. Sie war nicht sicher was er wollte und gab ihm daher das Handtuch, was wohl richtig war, da er es nahm.

„Sag mir Deinen Namen.“

„Emily.“

„Dann setzt Dich hin, Emily.“

Er deutete auf das Sofa und lief selbst bereits hin. Emily folgte und setzte sich dann hin, allerdings nach vornegebeugt um ihre Nacktheit etwas zu bedecken.

„Nimm das.“

Er ging zu dem Schreibtisch und nahm sich die Jacke, die er ihr über die Schultern legte. Sie hätte normalerweise gelächelt aber das konnte sie im Moment nicht, weswegen sie kurz den Blick hob und im ins Gesicht sah. Er setzte sich ihr gegenüber auf den Hocker.

„Wie geht es Dir? Gut?“

Durch Nicken bejahte sie die Frage, auch wenn es nicht so war, so gut ging es ihr nämlich nicht wirklich.

„Sehr schön. Also Emily, Du bekommst ein neues Zimmer. Ich bin so etwas wie der Hausmeister hier, ich passe auf alles und jeden auf. Wenn etwas sein sollte, dann kannst Du zu mir kommen, hast Du mich verstanden?“

Wieder nickte sie.

„Dein Begleiter wird gleich wiederkommen und Dich dorthin bringen.“

Er sah wie sie sich sichtlich verspannte, als er ihn ansprach.

„Du brauchst keine Angst haben, Du bist sicher in meiner Obhut. Du kannst mir vertrauen.“ Er stand auf und setzte sich neben sie. „Ich gebe Dir mein Wort, dass Dir nichts mehr passieren wird.“

Sie sah zu ihm auf und wollte ihm einfach glauben auch wenn sie tief im Inneren wusste, dass das nicht die Wahrheit sein musste und das er sicher auch nicht ihr Freund war, so wie er das zumindest behauptete. Ihr Gegenüber legte eine Hand auf ihre Schulter und lächelte sie ein wenig an. Dann klopfte es an der Tür und sie ging wieder auf. Er sah zu dem Mann, der Emily bereits hergebracht hatte und teilte ihm mit, dass er Emily in ihren neuen Raum bringen sollte, was er nickend zur Kenntnis nahm.

„Nun, steh auf und folg ihm.“

Emily nickte und ging zu ihm. Dieses Mal nahm er sie nicht am Arm sondern lief einfach nur vor ihr. Pevnov sah ihr hinterher und begab sich an das Fenster von dem aus er den Hof sehen konnte.

Wieder auf dem Hof, sie hatte noch immer nicht mehr als die Jacke an, die zwei Nummern zu groß war, folgte sie weiter. Dann nahm sie aus dem Augenwinkel jemanden wahr, der auf sie zukam. Und die Art wie er es tat ließen ihre Instinkte anschlagen. Es war Feindseligkeit und Aggressivität, die sich direkt gegen sie richtete, da er sie anpeilte. Sie wurde langsamer und schaute ihn an, ehe ihr Blick auf den Gegenstand in seiner Hand fiel. Auf einen Blick erfasste sie die Situation. Dieser Kerl schien sie sie verletzten zu wollen. Ehe der Mann vor ihr reagieren konnte, war der andere bei ihr und versuchte sie mit einem zusammengebastelten Messer zu verletzte. Automatisch wehrte sie den Hieb ab und machte einen Schritt nach hinten. Der zweite Angriff folgte. Dieses Mal konnte sie nur eine Abwehrhaltung einnehmen, was zu einer Verletzung am Unterarm führte, da sie ihn vor ihren Körper gezogen hatte. Ihr Begleiter drehte sich nun um und bekam einen Schlag ins Gesicht der so kraftvoll gewesen war, dass es ihn von den Beinen holte und er in den Schnee fiel. Jetzt war wieder Emily das Objekt des Interesses. Emily hatte durch einen kurzen Blick auf den ausgeknockten Körper gesehen, dass er ein Waffenholster trug, in dem eine Pistole steckte. Es war das einzige, das ihr Schutz bog, als versuchte sie dort heran zu kommen. Das war aber nicht so einfach, da sie es noch mit einem zu tun hatte, der ihr an den Kragen wollte. Direkt nach der Waffe greifen zu wollen lag im Moment im Bereich des Unmöglichen. Zuerst musste sie ihn austricksen oder ablenken aber irgendwie musste sie ihn zwischen sich und der Pistole wegbekommen.

Er kam weiter auf sie zu und Emily selbst sah sich seine Bewegungen an um abschätzen zu können, was er als nächstes vorhat. Da sie aber nur drei Attacken von ihm gesehen hatte, hatte sie keine große Grundlage. Dem ersten Angriff konnte sie ausweichen beim zweiten Mal, hatte sie seine Hand ergriffen und verdrehte sie, was ihm ein überraschtes Aufkeuchen entlockte. Mit Gegenwehr hatte sie gerechnet und konnte haarscharf einem Schlag mit der linken Faust entgehen. Sie war dadurch seitlich hinter ihn getreten und trat ihm in die Kniekehle. Das brachte ihn dazu auf die Knie zu gehen und Emily ließ sofort von ihm ab um jetzt an die Pistole zu kommen. Einen Schritt konnte sie machen, dann wurde sie am Knöchel gepackt und festgehalten. Sie fiel hin und drehte sich auf den Rücken um ihn zu treten. Das hielt ihn aber nicht auf sie über den Schnee zu sich zu ziehen und fast über ihr gebeugt zu sein. Bevor er aber gänzlich über ihr war, zog sie ihre Beine an und legte ihre Oberschenkel um seinen rechten Arm. Mit einem starken Ruck, kugelte sie ihm die Schulter aus und er brüllte auf und fluchte. Emily schlug ihm gegen die Schläfe, da das der empfindlichste Teil am Schädel war und stieß ihn dann mit den Beinen von sich weg. Aber egal was den Kerl ritt, er schien unerschöpfliche Kräfte zu haben und die ausgekugelte Schulter machte ihn vielleicht nur noch wütender. Er zerrte sie an den Haaren zurück und Emily stolperte nach hinten und stieß ihm ihren Ellenbogen in die Eingeweide. Er ließ sie wieder los und jetzt machte sie einen Hechtsprung zu dem Holster, griff sich die SIG P210 und drehte sich in dem Moment um, in dem er Kerl wieder über ihr war. Sie drückte ab ohne überhaupt zu wissen, wohin sie schoss. Das Blut spritze ihr ins Gesicht und der Körper sackte über ihr zusammen. Sie hatte ihm in den Kiefer geschossen und die Kugel hatte dabei die Wirbelsäule zerfetzt. Durch die geschätzten 90 Kilo die auf ihr lagen, fiel ihr das Atmen schwer. Das Blut sickerte weiter auf sie und mit den Beinen versuchte sie ihn von sich zu schieben, was erstaunlich leicht ging. Sie sah, als der Leichnam von ihr runter war, dass es dieser Hausmeister war, der ihn von ihr gezogen hatte.

„Bist Du verletzt? Ich hab den Schuss gehört und bin sofort zu Dir.“

„Es geht schon…“

Sie keuchte und setzte sich auf.

„Na komm, Emily. Ich bring Dich in Dein Zimmer.“

Er stellte sich hin und zog sie auf die Beine. Emily fiel ihm fast entgegen als sie auf ihren Beinen stand.

„Du bist doch stark, Emily.“ sagte er noch, dann verlor sie das Bewusstsein.

Pevnov stand mitten im Hof und hatte Emily ohnmächtig gegen sich lehnen.

„Denkst Du, dass ist eine gute Idee?“

Roman, der engste Vertraute von Pevnov kam dazu und sah sich Emily an. Pevnov nickte und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.

„Später wirst Du merken, was für einen hohen Wert sie haben wird.“

„Dein Söldner ist aber noch immer nicht aufgetaucht. Dein Plan funktioniert nicht, Anton.“

Er half seinem Freund und Boss, indem er ihm Emily abnahm und sie sich über die Schulter legte um sie so zu tragen. Pevnov gab den Weg vor.

„Das soll er auch noch überhaupt nicht. Es war Pech, dass er nicht da war, als meine Männer ihn holen sollten aber ich habe meinen Plan geändert. Dieser flachwichsende Hurenbock kann mich mal, ich habe jetzt das Mädchen. Du weißt bereits, dass sie bei den Marines war, bei denen, die Robert aus Indien geholt hat. Und gerade konntest Du eine kleine Kostprobe ihres Könnens sehen und sie war nicht einmal bei vollen Kräften.“

„Sag bloß nicht, dass Du beeindruckt bist.“ lachte Roman und stieg eine Treppe nach oben.

„Das bin ich durchaus. Sie hat Potenzial, das ich zu meinem Vorteil nutzen werde. Ich habe sie schon soweit dressiert, dass sie nicht einmal auf die Idee gekommen ist sich meinen Laptop anzusehen und wartet immer auf eine Aufforderung bis sie etwas tut. Meine Kontrolle über sie ist schon groß. Ich weiß schon lange, dass die US Regierung meinen Kopf haben will. Sie denken, dass ich ein Terrorist bin. Ich werde ihnen zeigen, welche Art Terrorist ich bin. Emily hier, wird mein erstes Opfer sein.“

Er streckte sich ihm Gehen und gähnte dann danach. Roman ließ ihn vorbei laufen und Pevnov eine Tür öffnen. Es war spärlich eingerichtet aber eine Verbesserung zu dem, was sie die vergangenen Wochen hatte. Roman legte sie auf das Bett und warf die Decke über sie. Beide Männer verließen den Raum wieder.

„Ich hoffe Du bist Dir einfach sicher mit dem was Du tust.“ meinte Roman und sah ihn an.

„Du weißt, dass ich allen immer einen Schritt voraus bin.“

„Das weiß ich wohl, nur lass sie nicht zu einer Schwäche werden.“

„Willst Du etwas andeuten?“

Beide liefen den Gang hinunter.

„Das Lieblingsspielzeug zu verlieren ist manchmal schmerzlich. Lass sie einfach nicht dazu werden. Sie ist so ersetzbar wie die anderen auch.“

Pevnov blieb stehen und sah ihn an.

„Ich hab nicht nur sie und alle anderen unter Kontrolle, sondern auch mich. Was meinst Du, wie wäre ich sonst so weit gekommen?“

„Es war nur eine Warnung, Anton.“

„Eine Unnötige. Geh jetzt und besorg mir, was ich Dir aufgetragen hatte.“

„Jawohl.“

Pevnov sah Roman nach und ging dann selbst weiter. Sie war jetzt schon sein Lieblingsspielzeug, da sie ein völlig anderes Potenzial hatte, als alle Lakaien vor ihr. Diese blonde Frau würde sein größter Trumpf werden.

Business As Usual

Anton Pevnov war den meisten Menschen eher unbekannt. Nur die wenigen, die sich dafür interessierten oder es als Beruf hatten, solche Menschen wie ihn zu jagen, kannten ihn. Es war im Grunde nichts besonderes was er tat. Er ging nur einem normalen Geschäft nach. Angebot und Nachfrage. Und wieso sollte er das auch nicht tun? Andere verdienten sich auch dabei eine goldene Nase. Er wäre nicht der gute Geschäftsmann der er wäre, würde er nicht weiter vor allem Waffen verkaufen. Und gerade in der jetzigen Zeit erst recht. Nachdem sich Russland und China wieder beruhigt hatten, schien es wohl so, als hatte sich einige afrikanische Länder zusammengeschlossen. Unter anderem waren das Nigeria, Tschad, Kamerun und der Kongo. Der ganzen Welt war klar, dass diese Länder zur dritten Welt zählten und kaum eine ernsthafte Bedrohung waren. Aber schon immer hatten Warlords die Macht dort unten und woher bekam diese ihre Waffen? Von den entsprechenden Händlern zu denen auch Pevnov zählte. Gerade saß er bei einem dieser Warlords und unterhielt sich über das Geschäft.

„Bis wann brauchen Sie das alles?“ er schaute von dem Zettel auf, den er bekommen hatte.

„So schnell es geht.“

Sein Gegenüber, General Roa Seko, der sich selbst zum Präsidenten erhoben hatte, lehnte in einem großen Ledersessel in seiner Uniform. Pevnov fand es lächerlich, wie sie in ihren bunten und glänzenden Lametta-Uniformen herumliefen. Es machte sie zu Witzfiguren in den Augen der Industrieländer. Seine Männer trugen normale dunkle Kampfanzüge die dem Zweck dienten und nicht dem Aussehen. Er selbst zog einfache Kleidung vor aber im Moment trug er einen maßgeschneiderten grauen Anzug mit einem dunkelblauen Hemd darunter. Das Hemd war zwei Knöpfe offen, wegen der Hitze, die zu Zeit im Tschad herrschte.

„Diese Masse an Waffen kann ich Ihnen höchstens komplett in drei Wochen beschaffen. Schneller geht es nicht. Oder mehrere Lieferungen. Sie müssen bedenken, dass auch die UN auf Ihre Aktivitäten aufmerksam geworden sind, es wird nicht so leicht wie sonst sein, die Waffen ins Land zu schmuggeln.“

„Das ist nicht akzeptabel.“

Pevnov schmunzelte leicht.

„Ich sage Ihnen nur meine ehrliche Einschätzung. Wenn Sie nicht in der Lage sind zu warten, dann hat sich das Gespräch hiermit beendet.“

Einen Moment war es still zwischen ihnen, bis Seko nickte.

„Also gut. Drei Wochen.“

„Drei Wochen.“ bestätigte Pevnov und faltete das Blatt zusammen, das er sich dann in die Innentasche seines Sakkos steckte.

Beide Männer erhoben sich und schüttelten sich die Hände.

„Ich erwarte die Zahlung innerhalb von vier Tagen.“

Seko bestätigte das mit einem Nicken und Pevnov verließ den dekadent großen Raum, der ebenso wie das ganze Anwesen dekadent ausgestattet war. Er fragte sich wirklich, ob diese Männer damit etwas kompensieren mussten, wenn ja, dann sehr viel. Bei einem Bild schaute er es sich skeptisch im Vorbeigehen an. Das Bild eines ziemlich bekannten Impressionisten. Nur zu dumm, denn Pevnov wusste, dass er das Original hatte. Innerlich grinste er und ging durch die große Flügeltür, die nach Draußen in die sengende Hitze führte. Er sah Roman, der an dem Jeep stand und wartete. Emily saß auf der Motorhaube und unterhielt sich mit einigen Männern auf Französisch. Obwohl es eher so aussah, als wollten die Männer eher flirten. Sie schien kein Problem damit zu haben, dass die Männer ihre Haare anfassten. Da man in Afrika war, war das helle Haar etwas Ungewöhnliches und Pevnov nahm an, dass sie vielleicht zum ersten Mal blondes Haar in echt sahen.

„Was ist mit ihr?“

Seko tauchte auf der Treppe hinter ihm auf und Pevnov drehte sich um, um seinem Fingerzeig zu Emily zu folgen. Wieder musste er schmunzeln.

„Sie ist keine Ware.“

Mehr musste er sich überhaupt nicht rechtfertigen und lief weiter die hellen Stufen nach unten zu Roman und Emily, die beide jetzt auf ihn aufmerksam wurden. Emily sprang von der Motorhaube herunter und machte Pevnov bereits die Tür auf, damit er sich setzten konnte. Sie machte ihm auch die Tür zu und Roman nahm ihr schnell den Schlüssel ab, was sie mit einem wütenden Blick quittierte und sich gezwungenermaßen auf die Rückbank setzte. Roman setzte sich ans Steuer und startet den Wagen. Sobald der Motor lief, blies ihnen kühle Luft entgegen.

„Was hat er gesagt?“ fragte Roman und sah kurz zu Pevnov.

„Dass er die Ware nach meinen Konditionen nimmt.“

„Das klingt nicht begeistert. Das ist doch was Du wolltest.“ bemerkte Emily und lehnte sich nach vorne.

„Sicher aber das war nur einer von vielen Schritten die ich abarbeiten muss. Es ist beinahe zu wenig Zeit.“

„Und wer kommt jetzt? Taliban?“

Emily lehnte sich zurück und holte eine gekühlte Flasche Wasser, die sie Pevnov nach vorne reichte.

„Ja..indirekt. Ich kann sie einfach nicht leiden. Machen nichts als Ärger. Zum Glück verkaufen wir nur an Mittelsmänner.“

„Sie doch froh, dass sie Dir die Waffen abkaufen. Es ist ein sicherer Markt und seitdem dieser Neue bei denen aufgetaucht ist. Ist der nicht irgendwie verwandt mit Bin Laden oder so?“

„Das behautet er zumindest von sich. Und ein Nachfahre vom Propheten zu sein.“ ergänzte Emily und man hörte die Belustigung in ihrer Stimme. „Vielleicht bin ich ja die wiedergeborene Jungfrau, wer weiß?“

„Das wage ich ehrlich zu bezweifeln.“ lachte Pevnov und trank aus der Wasserflasche.

Wie Pevnov es gesagt hatte, waren die Taliban als nächstes dran. Dazu brachte Roman sie zu dem Flugplatz auf dem Pevnovs Jet schon auf sie wartete. Das Ziel waren die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Flug dauerte einige Stunden und Pevnov schaute sich die Liste von Seko erneut an und legte sich im Kopf schon einmal alles zurecht, wie er das organisieren sollte. Roman und Emily saßen sich gegenüber und hatte ein Kartenspiel hervorgezogen, mit dem sie sich jetzt die Zeit vertrieben.

„Warum hast Du Dich antatschen lassen?“

„Wieso interessiert es Dich?“

Sie legte eine Karte ab und schaute kurz zu ihm.

„Weil ich’s wissen will.“

„Eifersüchtig?“

Roman gab ein Grummeln von sich und zog eine Karte. Es ließ sie lachen.

„Komm schon, das war nur Spaß. Ich hab sie machen lassen, damit keine schlechte Stimmung aufkommt. Ist doch nichts dabei.“

„Wer weiß was diese schwarzen Typen sonst noch vorgehabt hätten..“

Sie schüttelte den Kopf und legte ihr Blatt auf den Tisch zwischen ihnen.

„Jetzt komm mal wieder runter. Ist doch alles in Ordnung. Was hast Du für ein Problem?“

„Keins..schon gut..“

„Ganz wie Du willst.“

Pevnov lief an ihnen vorbei.

„Ich glaube er will Dir an die Wäsche, Kleines.“

Emily lachte laut auf und Roman warf Pevnov ein Kissen hinterher. Wenn man nicht wusste, dass sie alle drei keine guten Menschen waren, wenn man das so ausdrücken möchte, hätten man sie auch für drei normale Freunde halten können, die in den Urlaub fliegen.

„Ist das so, Roman?“

„Nein, zum Teufel nochmal!“

Das ließ Emily und Pevnov nur noch mehr lachen. Er legte seine Hand auf ihre Schulter.

„Komm kurz mit.“

Sie stand auf und Roman nutze die Gelegenheit und schaute schnell in ihre Karten, während sie zwei Sitze weiter auf einen Koffer sah.

„Ich weiß nicht wie Du dazu stehst, aber Du musst eine Burka tragen.“ erklärte Pevnov und öffnete den Koffer in dem sie den weißen Stoff sah.

Emily schaute auf den Stoff, auf dem sie bereits jetzt schon goldene Stickereien sah. Dann schaute sie zu ihm auf.

„Wenn Du das verlangst, auch wenn mir das nicht gefällt.“

„Das tue ich. Es wird nicht so schlimm sein.“

Sie lachte kurz auf.

„Du kannst ja sicher normal herumlaufen.“

„Aber aber, Du musst sie nicht die ganze Zeit tragen. Nur dann, um das Modell gezeigt werden soll. In der Zwischenzeit aber“ er zog die Burka beiseite und ein anderes Kleidungsstück hervor. „wirst Du das tragen.“

Es war ein cremefarbenes Etuikleid aus Leinen.

„Was ist falsch an dem was ich trage? Sonst ist das doch auch immer okay.“

„Weil es heute ausnahmsweise nicht passt. Nach dem Meeting halten wir uns noch auf einer Veranstaltung auf. Ich werde Dir und Roman gleich noch mehr erzählen.“

Damit ging Pevnov nach vorne in das Cockpit und Emily setzte sich wieder zu Roman.

„Wenn Du ne Burka tragen musst, dann muss ich zumindest für ne Weile Dein Gesicht nicht ertragen.“ meinte er und grinste sie an.

„Ha.ha. Sehr witzig, wirklich. Ich bin schon gespannt was er Dir zum anziehen andrehen will.“

„Zumindest nicht so was dummes, wie Du tragen musst.“

„Werden wir ja noch sehen.“

Sie landeten gegen späten Nachmittag und Emily hatte sich noch im Flugzeug umgezogen. Zu dem Kleid hatte Pevnov ihr noch die passenden Schuhe gegeben und einen Sonnenhut. Make-Up sollte sie auch auftragen. Als sie fertig war und sich kurz im Spiegel betrachtete, war ihr so, als hätte sie eine Zeitreise gemacht. Sie sah sich, wie sie aussah, bevor sie bei Pevnov war. Eigentlich ganz normal und sie konnte nicht sagen, was sich an ihr verändert hatte, dass sie sich anders vorkam. Möglicherweise lag es auch an der Pistole, die sie ständig bei sich trug. Oder es lag daran, dass sie einem Mann folgte, der seine Waffen an Warlords verkaufte, die auch Kinder zu Soldaten ausbildeten und sie das überhaupt nicht störte. Sie hatte für ihn auch schon getötet, ohne dass es ihr etwas ausgemacht hatte. Sie hatte sich grundlegend verändert.

Pevnov hatte sie zu diesem Zeitpunkt schon seit fast einem halben Jahr bei sich. Am Anfang hatte es sich ihr nicht erschlossen warum er sie ausgebildet hatte aber sie hatte es auch nie wirklich in Frage gestellt. Sie hatte sich einfach dem angepasst, was von ihr verlangt wurde und hatte das wohl auch gut gemacht, da Pevnov mit ihr zufrieden war. Sie musste zwar auch mit Bestrafungen leben, wenn sie etwas falsch machte aber sie wurde auch immer gelobt, wenn sie Aufgaben zu seiner vollen Zufriedenheit erledigte. Es war damals schon wieder Sommer gewesen aber da sein Versteck einer kleinen Festung glich, die in den nordöstlichen Bergen Usbekistans war, lag dort fast das ganze Jahr durchgehend Schnee. Pevnov hatte sie zu sich gerufen und sie war auch sofort gekommen. Er saß an seinem Schreibtisch, wie so oft und beschäftigte sich gerade mit seinem Laptop, als Emily den Raum betrat. Sein Blick ging nach oben und sah sie direkt an.

„Du wolltest mich sprechen?“ fragte sie.

Er sagte dazu nichts und sie bemerkte, wie er leicht an ihr vorbei sah und sie sich umdrehte um seinem Blick zu folgen. Gerade noch rechtzeitig um Roman wahrzunehmen, der hinter ihr aufgetaucht war und einen Draht in der Hand hatte, mit dem er sie allem Anschein nach erdrosseln wollte. Bevor er das tun konnte hatte sie sich umgedreht und einen Arm hochgezogen, sodass er zwischen ihrem Hals und dem Draht war. Roman legte ihn um ihren Nacken und den Arm und versuchte es trotzdem. Dabei zog er sie nah an sich heran, sodass sie Brust an Brust standen. Sie spürte den brennenden Schmerz, den der Draht in ihrem Nacken verursachte, als er in ihre Haut schnitt und auch in ihr Handgelenk. Ihre freie Hand legte sie ihm in den Nacken um ihn zu halten und zog dann ihr Bein an um ihn in die Weichteile zu treten. Es hatte den gewünschten Effekt, dass er aufstöhnte und sich der Zug um den Draht verringerte. Dann holte sie aus und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Roman machte ein paar Schritte rückwärst, die Emily nutzte um sich über die verletzte Stelle am Nacken zu fahren. Sie sah Blut aber es schien nicht weiter schlimm zu sein. Jetzt fragte sie sich auch, was das sollte. War Pevnov unzufrieden mit ihr und wollte sie jetzt einfach loswerden? Einen flüchtigen Blick warf sie zu ihm und dann achtete sie wieder auf Roman, dem die Wut aus dem Gesicht sprang, das sie gerade geschlagen hatte. Ihr war bewusst, dass sie rein körperlich gesehen gegen ihn nicht lange durchhalten würde. Er war wesentlich muskulöser und ausdauernder als sie, das wusste sie genau also brauchte sie schnell einen Plan. Sehr schnell, da Roman fast schon wieder bei ihr war. Zuerst brauchte sie Zeit um zu überlegen, also stellte sie sich ihm. Es dürfte wohl ein Vorteil sein, dass Roman sie trainiert hatte, da konnte sie ihn besser einschätzen. Und seinen ersten Angriff war auch genau so, wie sie ihn vermutet hatte. Als Rechtshänder holte er mit dieser Hand zum ersten Schlag aus, den Emily ausweichen konnte und versuchte zu kontern, was von ihm aber abgeblockt wurde. Er nahm ihr Handgelenk, verdrehte es, sodass sie sich der Bewegung beugen musste und mit dem Rücken zu ihm stand. Daraufhin trat er ihr gegen den Hintern und ließ los. Sie stolperte vorwärts und gegen eines der Regale an denen sie sich abstützte und wieder zu ihm umdrehte. Ein Grinsen lag auf seinen Zügen und sie musste direkt wieder aufpassen, dass sie nicht gleich von ihm zu Brei geschlagen wurde. Er war aggressiv und hatte die Taktik seinem Rivalen keine Möglichkeit zur Gegenwehr zu geben. Daher war Emily meist nur passiv.

Aber da sie sich auch darauf verstand zu beobachten und zu analysieren, konnte sie eine Möglichkeit abschätzen. In dem nächsten Moment in dem sie eine Lücke sah, schlug sie ihm an die Stelle an der die Niere saß. Roman stieß sie Luft aus und sackte ein Stück nach vorne. Jetzt verpasste Emily ihm einen Schlag in den Magen und er ging in die Knie. Aber es setzte ihn nicht lange außer Gefecht. Er hatte Emily am Bein gepackt und sie von den Füßen geholt, sodass sie hart auf dem Boden aufgeschlagen war. Sie hatte sich mit dem Ellenbogen abgestützt, sodass dieser jetzt schmerzte aber darauf konnte sie jetzt auch nicht achten, da Roman über ihr war und sich auf ihren Bauch gesetzt hatte um sie jetzt zu würgen. Irgendwie schien er eine Vorliebe für den Hals zu haben, von der sie bisher nichts gewusst hatte. Da er mit seinem ganzen Gewicht auf ihr saß konnte sie sich nicht mehr bewegen und musste sich umsehen um etwas zu finden, was ihr helfen könnte. Da aber nichts in ihrer Nähe war, musste sie sich mit einem einfachen aber wirkungsvollen Trick begnügen. Da er nah zu ihr gebeugt war, wohl um es zu genießen, konnte sie sein Gesicht erreichen und drückte mit ihren Daumen gegen seine Augäpfel. Er ging automatisch weiter weg und sein Griff ließ nach, was ihr die Gelegenheit gab, ihm am Kragen zu packen und ihm einen Kopfstoß gegen seine Stirn zu verpassen. Im Anschluss daran seitlich mit dem Handballen einen Schlag gegen seine Nase, die ein unschönes Knacken von sich gab. Jetzt hatte sie die Möglichkeit ihn von sich zu stoßen und wieder auf die Beine zu stellen.

„Emily.“

Sie schaute zu Pevnov, der eine Glock 17 in der Hand hatte und diese leicht von links nach rechts drehte. Es war angekommen, was er meinte und daher hetzte sie zu ihm und schnappte sich die Waffe. In dem Moment in dem sie sich umdrehte, war auch Roman wieder auf den Beinen und war drauf und dran sie wieder auf den Boden zu tackeln, als sie die Pistole auf ihn richtete und abdrückte. Da musste sie aber erkennen, dass die Waffe nicht geladen war und nur kurz klickte. Roman stieß sie gegen den Schreibtisch und beide rollten sich zur Seite herunter und fegten dabei Monitor und Tastatur herunter. Letzteres nahm sich Roman und zog es Emily mit voller Wucht über den Schädel, sodass sie einen Schrei ausstieß und das Blut in ihrem Mund schmeckte. Trotzdem konnte sie sich auf ihn rollen und seinen Kopf so umfassen, dass sie seinen Nacken brechen konnte. Roman wehrte sich mit Schlägen in den Bauchbereich aber sie wusste, dass sie so eine gute Chance nicht noch einmal bekommen würde.

„Das reicht, Emily.“

Und seltsamerweise hielt sie inne und brach Roman nicht das Genick, wie sie es gehofft hatte, erreichen zu können. Sie sah, dass Pevnov direkt vor ihnen stand und zu warten schien. Also ließ sie ihn los und stand schnell auf, falls Roman sich doch noch einmal auf sie stürtzen wollte. Aber auch er schien nicht weiter zumachen, stattdessen stand er langsam auf und befühlte seine gebrochene Nase, die kräftig blutete.

„Das hast Du sehr gut gemacht. Setzt Dich.“

Sie kam der Aufforderung gerne nach und fasste sich an die Stelle, die Roman mit der Tastatur erwischt hatte. Es tat richtig übel weh.

„Das war gerade Dein abschließender Test gewesen. Du hast Dich gut behauptet, auch wenn man noch einiges verbessern kann. Es war beeindruckend, dass Du Roman erschossen hättest.“

Es wirkte wirklich anerkennend, was sie etwas lächeln ließ.

„Somit bist du nun genauso vollwertig, wie Roman es ist. Du gehörst zum inneren Kreis meiner Vertrauten.“

„Also..war das wirklich nur ein Test..?“

Sie atmete noch schwer und atmete einmal lange aus um die Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen.

„Den Du bestanden hast. Roman wird Dich bald in das Nötigste einweihen. Die Geschäftsbeziehungen und Ähnlichem. Aber geht ihr euch erst mal versorgen. Ihr hab schon genug verwüstet, das Blut fehlt mir gerade noch.“

Und damit war Emily auf der gleichen Stufe wie Roman gekommen. Und seither war sie bei Waffen-Deals und anderen wichtigen Angelegenheiten fast immer dabei. Wie auch in diesem Moment. Sie musste lächeln, als sie sich daran erinnerte, wie sie Roman in den Arsch getreten hatte und auch selbst übel dabei weggekommen war. Aufgrund der Erinnerung daran, führ sie sich über die Narbe an ihrer Lippe, die Roman verursacht hatte, als er sie mit der Tastatur geschlagen hatte. Sie nahm sich den Sonnenhut und verließ den kleinen Waschraum in dem Flugzeug um Pevnov und Roman zu folgen, die schon in dem Wagen auf sie warteten. Emily hatte darauf bestanden sich in einem Objekt zu schminken, dass sich nicht bewegen würde. Wenn sie schon ein Püppchen spielen musste, dann auch eines, das gut geschminkt war. Roman hatte die Augen verdreht und Pevnov nur gelacht und ihr diesen Willen gelassen. Beide Männer unterhielten sich gerade wieder auf Usbekisch über diesen Deal von dem Emily nicht alles verstand. Erstens sprachen sie zu schnell und zweitens war ihr Usbekisch noch nicht so gut, dass sie alles verstehen konnte.

„Na, ist die Lady endlich fertig?“ begann Roman zu spotten und drehte sich zu ihr um, dabei sah sie, wie er sie plötzlich dumm anglotzte.

„Na, hat es Dir die Sprache verschlagen?“ lachte sie, wozu Pevnov einstimme.

„Fahr los und glotzt sie nicht weiter an, das kannst Du auch noch später machen.“

„Is ja schon gut..außerdem habe ich nicht geglotzt.“

Er fuhr los. Dieses Mal saßen sie in einem Porsche Macan und Emily sah sich neugierig im Auto um. Pevnov drehte sich zu ihr um.

„Hab ich Dir nicht gesagt, dass er Dir an die Wäsche will?“

„Könnt ihr das lassen?!“

Pevnov und Emily lachten, ließen es aber sein ihn weiter zu ärgern. Stattdessen erklärte er ihnen kurz, mit welchen Menschen sie es zu tun hatten. Da Emily schon wusste, was für eine Rolle sie spielte, war also nur noch Roman dran. Es war aber nichts weiter besonderes, da er nur den Bodyguard spielen sollte, der er ja im Grunde auch war. Wie immer führte Pevnov die Gespräche. Nur in Ausnahmefällen gab sich manchmal Roman als er aus, was aber nicht sehr oft vorkam. Vor dem Emirates Palace hielt Roman an und sie stiegen alle aus, der Wagen wurde von dem Servicepersonal in die Tiefgarage gefahren. Roman hatte sich bereits im Flugzeug auch einen Anzug angezogen und alle sahen aus, als würden sie zur Führungsspitze eines Unternehmens gehören. Pevnov frage eine adrett aussehende Dame nach ihrem Meeting. Sie rief einen Kollegen herbei, der sie wiederum zu dem Fahrstuhl brachte. Sie fuhren in das oberste Stockwerk. Der Butler klopfte an die Tür und öffnete sie dann. Weiterhin wortlos führte er sie zu den bereits wartenden Männern, im Wohnbereich. Dann zog er sich diskret zurück.

„Meine Herrn.“

Pevnov schüttelte den drei Männern die Hände und Emily und Roman blieben hinter dem Sofa stehen, auf dem sich Pevnov den Arabern gegenübersetzte. Sie unterhielten sich zuerst über einige Waffen, bis es dann zu dem Thema Bomben kam.

„Darf ich bitten?“ fragte er und drehte sich zu Emily um, sie den Koffer auf den Tisch legte und die Burka heraus.

Sie warf sie sich über und trat neben Pevnov.

„Wie sie sehen, habe ich hier eine ziemlich einfache Burka. Auf der Innenseite sind Taschen eingenäht, die genug C4 fassen, um einen Radius von 50 Metern problemlos zu zerstören.“

Er zog die beiseite, sodass der Innenteil zum Vorscheinen kam.

„Die Taschen sind so verstärkt, dass das Gewicht des C4s keinen Einfluss auf das Erscheinungsbild nach außen hat. Es wird also kaum bis höchstens minimale Aufmerksamkeit erregt. Das Modell ist natürlich in verschiedenen Farben erhältlich. Das C4 wird zusammen mit den Burka geliefert.“

Emily frage sich, warum sie das anziehen musste, eine Puppe hätte das auch übernehmen können. Die Männer unterhielten sich auf Arabisch, während Emily sich wieder zu Roman stellte, der ihr aus der Burka half und wieder zurück in den Koffer legte. Dann schrieb einer von ihnen etwas auf einen Block auf und schob ihn über den Tisch zu Pevnov. Dieser schaute kurz darauf und lachte dann.

„Ich verkaufe kein Spielzeug. Das Angebot ist lächerlich.“

„Sie sind nicht der Einzige, der Waffen verkauft, Mr. Pevnov.“

„Sie können sich nicht vorstellen, wie oft ich dieses Argument höre. Darauf kann ich nur erwidern, dass Sie nicht bei mir kaufen müssen. Das ist ein freier Markt, wie jeder andere auch.“

Die Antwort schien ihm nicht zu gefallen, da er den Mund verzog. Pevnov blieb ruhig und wartete auf eine Reaktion, die einen Moment auf sich warten ließ. Dann nahm er den Block wieder zu sich und schrieb erneut etwas auf das Blatt. Pevnov sah darauf und nickte dann.

„Sie werden alles in ein oder zwei Wochen bekommen. Dass kommt darauf an, ob sie einen Aufpreis zahlen wollen.“

„Eine Woche.“

„In Ordnung. Ich werde Ihnen die genaue Aufstellung heute Abend übergeben.“

Pevnov stand auf und zog sich sein Sakko zurecht. Wieder schüttelten sie sich die Hände und Pevnov verließ dann die Suite mit den beiden anderen. Er drückte auf den Knopf um den Aufzug zu rufen und dann einzusteigen.

„Heute Abend?“ fragte Roman.

„Ja, eine Einladung von eben diesem Herren. Tariq al-Aziz, das ist zumindest die Kurzform.“

Anstatt auf den Knopf für das Erdgeschoss zu drücken, ging es nur zwei Stockwerke nach unten.

„Ich habe hier eine Suite gemietet; macht solange was ihr wollt. Ich werde euch dann abholen lassen.“

„Was machst Du?“ fragte Roman, mit der Schlüsselkarte in der Hand, die Pevnov ihm gerade in die Hand gedrückt hatte und stieg mit Emily aus.

„Ich bereite nur etwas vor, wirst das schon früh genug erfahren.“

Damit schloss sich die Tür wieder und Emily und Roman sahen sich kurz an.

„Tja..dann werde ich mich mal unter die Dusche stellen.“

Sie nahm ihm die Karte ab und öffnete die entsprechende Tür. Roman folgte ihr und schloss die Tür dann hinter ihr.

„Was meinst Du? Wird er uns erlauben Spaß zu haben?“ wollte Emily wissen und sah sich um.

„Müssen wir denn um seine Erlaubnis bitten?“

Roman stand hinter ihr und legte seine Hände auf ihre Brüste.

„Das Kleid steht Dir gut.“ raunte er in ihr ins Ohr.

„Danke..das ist aber noch kein Grund einfach so deine Hände auf meinen Busen zu legen.“

„Ist er das nicht, любовник?“ fragte er leicht provozierend und schob eine Hand unter den hellen Stoff.

Er sprach nicht nur Usbekisch sondern auch Russisch, da er auch eigentlich Russe war. Er war in einem Waisenhaus in Russland aufgewachsen, bis Pevnov ihn sich seiner angenommen hatte. Aus welchem Grund er das getan hat, hatte Roman ihr noch nicht erzählt. Sie musste noch immer Lächeln, da sie dieses Wort schon oft gehört hatte. Daher drehte sie sich zu ihm um und seine Hände wanderten von ihrem Rücken zu ihrem Po.

„Willst Du mitkommen duschen?“

Es war eine rein rhetorische Frage da die Antwort klar war. Das was sie miteinander am Laufen hatten, hielten sie vor Pevnov geheim. Es sollte nicht zu unnötigen Spannungen kommen und keiner der beiden wusste, wie er darauf reagieren könnte.
 

Recker stand vor Garrison. Die Stimmung war mehr als angespannt.

„Sergeant..“ begann Garrison und klang kontrolliert aber man konnte ahnen, dass es unter der Oberfläche brodelte.

Die Bildschirme flackerten leicht, was Pac nervöser werden ließ. Es war lange her, dass sie in diesem speziellen Ton zum Captain zitiert wurden.

„Sie erinnern sich an Anton Pevnov?“

Pac schaute jetzt Garrison an, da er hellhörig wurde. Pevnov stand im Zusammenhang mit Emily die seit fast einem Jahr verschwunden war. Er wollte nicht glauben, so wie es die meisten haben anklingen lassen, dass sie wahrscheinlich umgebracht wurde.

„Natürlich, Sir. Was ist mit ihm?“

„Wir haben eine Nachricht von Interpol bekommen. Er ist wieder aufgetaucht.“

Garrison reichte Recker ein Foto. Da Irish und Pac hinter ihm standen, sahen sie das Foto erst nicht. Recker gab es Irish, der es an Pac weitergab.

„Was sollen wir tun?“

Er schnaufte, fuhr sich dabei durch die leicht ergrauten Haare und drehte sich um. Seine Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt.

„Bringt sie zurück.“

Nach diesem Befehl, nickte Recker nur und verließ den Raum, gefolgt von seinem Squad. Pac hatte das Foto auf den Tisch fallen lassen und stolperte hinterher.

„Reck! Du weißt, dass das nicht möglich ist!“

„Ich weiß, dass hast Du mir schon zig Mal erklärt.“

„Sie ist nicht..sie ist kein Verräter.“

„Meinst Du?“ fragte Recker. „Du hast das Bild gesehen.“

Darauf war Pevnov zu sehen. Im Hintergrund, zwar unscharf, weil der Fokus auf ihm lag aber Emily war zu erkennen gewesen. Man konnte die Umgebung kaum erkennen aber es stand fest, dass sie in einem trockenen Land waren, da so etwas wie Steppe zu sehen war. Spontan würde Recker auf Afrika tippen. Aber es würde sich aufklären, wenn er die genauen Umstände noch mitgeteilt bekam.

„Es wurde doch alles überprüft! Es waren keine ungewöhnlichen Zahlungen auf ihrem Konto zu sehen; keine suspekte Kontakte, nichts was darauf hindeutete, dass sie zu Pevnov Kontakt hat.“

Recker blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Irish hielt sich raus, er wusste dass Pac an ihr hing, zwar war Recker das auch klar aber er musste ihn von dieser Vorstellung wegholen, damit er seinen Job machen konnte.

„Ich weiß, dass Du sie sehr gerne gemocht hast. Es tut mir auch wirklich leid aber das Bild spricht für sich. Vielleicht hat sie das alles sehr geschickt gemacht und hat keine Spuren hinterlassen aber sie hat die Seiten gewechselt und wir gehen jetzt und machen unseren Job, hast Du das verstanden?“

„Aber Reck-“

„Hast Du mich verstanden, Clayton?“

Pac schluckte kurz, da Recker im Augenblick sehr autoritär wirkte und er nur nickten konnte. Auch wenn er das gesagt hatte, was er hatte hören wollen, wollte er einfach nicht glauben, dass Emily jetzt eine von den Bösen war. Sie war so ein aufopferungsvoller Mensch, dass sie nicht glaube, dass ihr nicht klar war, was für ein böser Mensch dieser Waffenhändler war. Aber was sollte Pac schon machen? Er hatte keine Wahl als sich seinen Befehlen zu beugen. Und vielleicht würde sich noch eine plausible Erklärung finden lassen. Er konnte es einfach nicht glauben, dass Emily wirklich eine Verräterin war.
 

Die Geräuschkulisse war sehr laut. Neben den vielen Gästen versuchte man deren Gespräche und Lachen mit Musik einer Band zu übertönen, was es nur noch schlimmer machte. Der Palast war beeindruckend, dass musste Emily ganz neidlos anerkennen. Man merkte, dass Tariq aus einem wohlhabenden Haus stammte und sein Geld nebenher noch mit dem schwarzen Gold verdiente und natürlich mit seinem Extremismus. Kurz schaute sie zu Pevnov, der, genauso wie Roman sehr gut angezogen war. Beide trugen einen maßgeschneiderten Anzug. Der von Pevnov war dunkelblau und Roman’s war schwarz, ebenso wie seine Krawatte. Er war nicht so auffällig, wie Pevnov, der etwas farbiger angezogen war und zudem einen aufwändigen Knoten in der Krawatte hatte, die ein Blickfang war. Emily selbst hatte ein langes Abendkleid in rot an. Es war schulterfrei und tief am Rücken ausgeschnitten. Der Rock des Kleides war bis hoch an den Oberschenkel aufgeschlitzt und zeigte viel Bein. Sie stand gerade bei einer Gruppe von Frauen, die sich über etwas Belangloses unterhielten und Emily nickte nur und lachte wenn es angebracht war. Im Gegensatz zu den anderen Frauen, wirkte sie schon fast unscheinbar. Sie hatte bei weitem nicht so teuren und protzigen Schmuck an, der ohne Probleme im fünfstelligen Bereich war.

Pevnov hatte ihr das Kleid geschenkt und auch den Schmuck dazu, der aber bescheiden war. Das Collier hatte mehrere filigrane Drähte, die kunstvoll zusammengebunden waren. Der Anhänger war ein Rubin in ovaler Form, der auf Hochglanz poliert war. Dazu Ohrringe mit demselben Edelstein und ein goldenes Armband. Zudem hatte Emily den Eindruck, dass sie die einzige Frau war, die noch keinen plastischen Chirurgen gesehen hatte. Innerlich verzog sie das Gesicht und frage sich, wie sich solche Menschen überhaupt im Spiegel ertragen konnten, spielte aber weitere ihre Rolle.

„Amüsier Dich einfach, Täubchen.“ hatte Pevnov gesagt, als sie ihm gesagt hatte, dass sie das für wenig ergiebig halten würde. Also versuchte sie das. Bei der ersten Gelegenheit, die sich ihr bot, schob sie einen Vorwand vor um sich von der Gruppe abzusetzen. Der Weg führte sie über den schwarzen Marmorboden zur Terrasse. Im Vorbeigehen stellte sie ihr Glas Champagner ab. Das wurde wiederum von Pevnov beobachtet.

„Woher haben Sie sie?“ fragte Tariq und sein Blick hing an Emily’s Hintern, der vorteilhaft von der roten Seide bedeckt war.

„Einer meiner Leute hat sie durch Zufall aufgegriffen.“

„Jemanden aus England zu schmuggeln ist nicht so leicht.“

Tariq wirkte fast schon anerkennend, was Roman auf die Nerven ging. Er konnte diesen Typ nicht leiden, schon als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte.

„Nicht wenn man weiß was man machen muss und wen man das Geld zu geben hat.“

Pevnov und Tariq lachten, als hätte man gerade einen Witz erzählt. Pevnov konnte sich auch etwas angenehmeres vorstellen.

„Haben Sie denn Interesse an ihr, Tariq?“

„Könnten Sie sie denn entbehren?“

„Leider nein.“

Tariq grinste schmierig, was Roman dazu brachte, den Kopf zur Seite zu drehen.

„Ich verstehe, sie ist Ihr Liebling.“

Dazu nickte Pevnov vielsagend.

„Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß mit ihr.“ meinte Tariq und ging dann weiter zu einer anderen Gruppe.

Pevnov und Roman setzten sich ebenfalls in Bewegung und sahen sich um.

„Was hältst Du von ihm, Roman?“

„Nicht sehr viel…was machen wir hier überhaupt?“

„Kontakte knüpfen, was sonst?“

„Sicher, dass das alles ist?“

Pevnov lächelte ihn nur an und lief weiter. Dass er ihm nicht sagen wollte, um was es ging, machte Roman nervös. Zwar wusste Roman über alle Pläne bescheid aber nicht den kommenden, den er mit Emily vorhatte. Er hatte nicht umsonst zu sich geholt. Sie würde ihren Nutzen bald erfüllen.

„Behalt Tariq für mich im Auge. Vielleicht bekommst Du raus, für was er noch eine Schwäche hat.“

Zielstrebig lief Pevnov ihr nun auf den Balkon nach, während sich Roman zu Tariq gesellte. Emily lehnte mit dem Rücken an einer der hohen Marmorsäulen und sah zu Pevnov, als er auch auf dem Balkon stand. Ihre Arme hatte sie unter dem Busen verschränkt.

„Du siehst nicht aus, als würdest Du Dich amüsieren.“ stellte er fest.

„Das tue ich auch nicht wirklich. Es ist nicht wirklich mein Ding hier zu sein und ein Püppchen zu spielen. Apropos, hat er schon gesagt wie viele er von den Burka will?“

„Naja, er sagte er bräuchte etwa 50 Stück fürs erste.“

„In einer Woche, korrekt?“

„Ja.“

„Das bekommst Du auch hin?“

Pevnov lachte.

„Du solltest mich bereits besser kennen, mein kleines Täubchen. Ich werde genau das meinen Kunden versprechen, was ich auch liefern kann.“

„Ich wollte nur wissen, ob Du Hilfe brauchst, das ist alles.“

„Deine Hilfe kann ich durchaus gebrauchen. Dafür musst Du aber wieder ein Lächeln aufsetzten und so tun, als hättest Du hieran Spaß.“ Er legte eine Hand auf ihre nackte Schulter. „Machst Du das für mich?“

„Ganz wie Du das willst, Anton.“

Man sah ihr an, dass es ein unechtes Lächeln war aber was sollte er auch erwarten? Und solange sie damit die anderen täuschen konnte, war ihm der Rest egal. Bevor er aber zur Seite trat um sie vorbei zu lassen, beugte er sich zu ihrem Ohr und flüsterte hinein.

„Halt Deine Ohren ein bisschen über Tariq offen. Schau ob Du vielleicht rausfinden kannst ob er hier mit einigen der Damen geschlafen hat.“

Sie sah ihn kurz skeptisch an.

„Wenn Du das willst.“

Pevnov nickte und ließ sie vorbei gehen. Ihm war klar, dass Tariq in Zukunft noch wichtig werden würde. Er hatte im Gefühl, dass diese Beziehung zu ihm sehr rentabel werden würde, nicht nur aus finanzieller Sicht.

Emily gesellte sich wieder in eine Gruppe und versuchte unauffällig das Gespräch auf Tariq zu lenken, während Roman selbst noch in Tariqs Nähe war. Zufrieden betrachtete Pevnov das alles und setzte sich entspannt auf ein Lounge Sofa. Aus der Innentasche seines Sakkos holte er sein Smartphone hervor, das gerade vibrierte. Er entsperrte den Bildschirm und sah die Nachricht durch, die er erhalten hatte. Mit einem kurzen Lächeln steckte er das Handy wieder zurück.
 

Am nächsten Tag waren Emily und Roman getrennt von Pevnov unterwegs. Sie sollten für ihn noch etwas im Iran erledigen, weswegen sie mit dem Schiff zur Küste gefahren waren. Den restlichen Weg von etwa 120 Kilometer fuhren sie mit einem offenen Jeep, der schon einige Jahre alt war. Pevnov hatte ihnen aufgetragen eine Lieferung zu überwachen.

Von dem Glamour von letzter Nacht war nicht viel übrig geblieben. Emily und Roman sahen wie immer aus. Er trug ein graues T-Shirt und eine Hose, die an dem Design der Armee angelehnt war. Emily hatte ein hellbraunes Tank Top und eine Jeans, über der sie Langschaftstiefel mit einem leichten Absatz trug, an. Da Roman fuhr, saß sie auf der Beifahrerseite und schaute sich die Umgebung an.

„Das ist ja schrecklich trostlos hier.“ seufzte sie und setzte ihre Pilotenbrille ab.

„Dann sieh mich eben an.“ erwiderte er und grinste sie an.

„Das wäre dann wohl eher vom Regen in die Traufe.“

„Dann mach Du doch die Umgebung schöner und zieh das Top aus.“

Sie lachte.

„Das kann ich mir vorstellen, dass Du das gerne willst.“

„Hmmm..“ kurz warf er ihr einen ernsten Blick zu. „Du könntest mir auch jetzt einen blasen.“

Ihre Reaktion ließ eine Sekunde auf sich warten, dann lehnte sie sich zu ihm mit einer Hand auf seiner Schulter, die andere auf seinem Bein.

„Halt an, ich muss mal für kleine Mädchen.“ raunte sie ihm ins Ohr und lachte dann erneut.

„Naja wenn wir schon mal anhalten, gegen einen Quickie hab ich jetzt auch nichts einzuwenden.“ sagte er ziemlich trocken und hielt den Wagen am Rand der staubigen Straße an.

Emily stieg aus dem Wagen aus und streckte sich dann. Den Kommentar mit dem Quickie ließ sie unerwidert.

„Haben wir eigentlich Sonnencreme oder so dabei? Ich merk schon wie meine Haut Blasen schlägt.“ beschwerte sich Roman und stieg ebenfalls aus.

„Stell Dich nicht so an. Ich dachte ich wäre die Frau von uns beiden.“

Sie hörte zwar den Knall als die Kugel in das Metall einschlug aber konnte das nicht direkt zuordnen. Erst als bei dem zweiten Knall, der durch den Schuss an sich erzeugt wurde, reagierte sie. Automatisch ging sie in Deckung.

„Wer zum Teufel ist das?!“ rief Roman und krauchte um das Auto zu Emily herum, die in der Hocke war.

„Woher soll ich das wissen? Hast Du einen Plan? Wir sind hier ziemlich ungeschützt.“

„Was haben wir dabei?“

Der nächste Schuss ging einmal glatt durch das Metall durch und verfehlte beide nur knapp. Roman fluchte auf Russisch und legte sich nun auf den Boden. Emily dagegen machte die Tür auf und tastete im Fußraum nach einer der Waffen.

„Etwa 30 Meter von hier ist ein Abhang. Schaffen wir das?“

Emily fand auf die Schnelle nichts und ging lieber wieder in Deckung und schaute in die Richtung, in die Roman deutete.

„Ist machbar. Der Schütze, scheint nicht der Beste zu sein.“

„Dann auf drei?“

Sie nickte und Roman ging wieder in die Hocke.

„Viel Glück.“ meinte Roman schon fast schelmisch.

Beide machten wie beim Sprint einen Tiefstart um erstens noch in Deckung zu sein und dann auch noch besser vom Fleck zu kommen. Sie hatten Glück, dass sie zu dem Scharfschützen nicht in gerader Linie davonliefen und es so schwieriger machten, was aber nicht zwingend ein Vorteil sein musste. Es kam immer auf den Schützen an ob er damit gut umgehen konnte. Es folgte ein weiterer Schuss, der Roman und Emily aus Reflex zwang sich zu trennen. Zwar erreichten sie den Abhang, der sich als so etwas wie eine kleine Spalte im Erdreich entpuppte aber sie sahen sich nicht mehr. Sie war über den Dreck gerutscht und lief nun in gebeugter Haltung nach rechts, dort wo sie Roman vermutete. Sehr weit kam sie aber nicht da eine Blendgranate vor ihr klappernd auf den Boden ankam. Zwar erkannte sie was es war aber reagierte nicht schnell genug. Der ohrenbetäubende Knall und der helle Blitz machte sie orientierungslos und sie stolperte in die entgegengesetzte Richtung, verlor durch das Geröll den Halt und fiel hin. Mit dem Kopf schlug sie auf und wusste überhaupt nicht ob sie sich die Ohren halten sollte oder die schmerzende Stelle an ihrem Kopf. Sie hatte ein lautes Pfeifen wie bei einem Tinnitus im Ohr. Würde das Pfeifen nicht alles übertönen, hätte sie mitbekommen, wie mehrere Menschen näher kamen. Dann spürte sie ein Stechen im Oberarm und sie öffnete kurz ihre Augen, sah aber nicht sehr viel. Es dauerte nicht lang und sie verlor das Bewusstsein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Fehy-Jukraft
2014-04-15T22:42:04+00:00 16.04.2014 00:42
Hach Emily :3
Ich mag sie. selbst wenn Pevnov sie umgepolt hat...
Er weiß das die beiden was miteinander haben, oder? es wäre ein Wunder wenn er es nicht wüsste :D aber er läst den Kinder ihen Spaß. Solange sie ihren Job gut machen.

Diese Angreifer and Schluß, könnten entwäder Tumbstone, oder Tariq sein... aber lassen wir uns dennoch überraschen :)
Von:  Fehy-Jukraft
2014-03-14T20:38:54+00:00 14.03.2014 21:38
Emily!! ;A;
Pevnov! Warum?!
Sie tut mir so leid. das hat sie nicht verdient.

Aber du schreibst das so gut! Gott! Das ist so realistisch....
Antwort von:  Emily_Clark
15.03.2014 11:33
Vielen Dank :)
Ich versuche immer so realitätsnah wie möglich zu schreiben.
Tja, warum? Das bekommst Du vielleicht im nächsten Kapitel heraus ;)
Von:  Fehy-Jukraft
2014-03-06T17:19:05+00:00 06.03.2014 18:19
Das hab ich wahrscheinlich schon ziemlich oft gesagt, aber ich wiederhole es gerne.
Diese Story ist so Awsome!!! <3
Ich werde nie müde es immer wieder durch zu lesen. kann kaum erwarten bis es weiter geht!
Antwort von:  Emily_Clark
06.03.2014 19:02
Danke sehr. Freut mich, wenn es dir gefällt. :)
Ich werde mich ranhalten, damit Du bald weiterlesen kannst.


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