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Immortal

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wenn ihr fragen habt: bitte stellt sie! Ich verstehe, wenn am Anfang noch nicht alles SO klar ist, wäre aber sehr froh, wenn ihr meine Geschichte trotzdem lest! Komplett anzeigen

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Prolog

Stille.

Nur das Tropfen von Wasser in eine Pfütze.

Platsch. Platsch. Platsch.

Ich drehte mich um in der Dunkelheit, auf der Suche nach etwas, was ich erkennen konnte, da erblickte sie.

Sie blickte mich traurig aus ihren rubinroten Augen an. Ihr weißblondes Haar wehte wie magisch um sie, noch dazu schien es, als würden sie vom innen heraus strahlen und sie erhellten so die undurchdringbare Schwärze, doch nicht das ist es, was mich so an ihr faszinierte, nein.

Es war das Juwel auf ihrer Stirn. Es war genauso rot, wie ihre Augen und auch es leuhtete von innen, doch in dem Stein schien sich etwas zu regen, als wäre etwas darin gefangen.

Plötzlich spürte ich die Anwesenheit anderer Personen, aus dem Augenwinkel sah ich zwei Mädchen mit Fackeln, doch ich sie nicht weiter beachten, denn dann begann das Mädchen zu sprechen und nahm meine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch.

„Ich habe dich erwartet“ Es war nicht mehr als ein Hauchen und da bemerkte ich, dass sie ihre Lippen nicht bewegte, es schien, als sei die Stimme nur in meinem Kopf!

Verwirrt blickte ich zu ihr hoch. „Wovon redest du...? Ich wüsste nicht, wann wir uns schon mal gesehen haben.“

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, doch es erreichte ihre Augen nicht. „So lange... So lange habe ich gewartet...“ Sie beugte sich langsam zu mir runter. „Bitte, versprich mir, dass du es tun wirst, dass du deine Aufgabe verantwortungsvoll erfüllst...“

„Aufgabe? Was...“, begann ich, doch plötzlich wurde ich von einer Welle der Hitze überrollt, die sich in meiner Stirn konzentrierte. Ich spürte, wie mir die Beine weich wurden und langsam mein Bewusstsein schwand.

Nur noch am Rande hörte ich das Mädchen sagen. „Es tut mir leid...“

Und dann wurde alles schwarz.

 

Erschrocken riss ich die Augen und bemerkte, dass ich wieder in meinem Bett lag. Es war nur ein Traum!, schollt ich mich. Aber dennoch hatte es sich so real angefühlt...   

Ich schloss wieder die Augen und kuschelte mich in mein Kissen.

Die Tatsache, dass etwas unter meinem schwarzen Pony pulsierte ignorierte ich.  

Die Neue

~VIVI~
 

Wenn jemals jemand sagen würde, dass der Teufel Prada trägt, dann muss ich da widersprechen! Denn der Teufel, oder auch meine persönliche Teufelin, trägt Converse! Ihre Name ist Gigi Mose und sie ist so in etwa das genaue Gegenteil von mir: groß, mit langen, glatten blonden haaren, reich, wahnsinnig beliebt und strohdoof! Ich hingegen bin eher klein geraten, plage mich mit meinen dunkelbraunen Korkenzieher- Locken, die sich nur grade so über meine Ohren kringeln und habe eher einen Ruf als Streber weg, der nicht gerade dazu beiträgt, meine Beliebtheit irre in die Höhe zu treiben. Meine Eltern betreiben einen Esoterik Shop, weshalb ich nicht nur als Freak gelte, sondern auch unser Budget nicht unbeschreiblich hoch ist!

Es ist nicht so, als sei ich neidisch auf diese hohle Barbie, nein, dass ist es nicht! Nur finde ich es gradezu lächerlich, wie albern sich die meisten benehmen, wenn sie in ihre Nähe kommt, und dass sie immer alles bekommt was sie will.

Als wir diesen Morgen mit dem Schulbus an Gigis Haus hielten, freute ich mich schon meine lieblings Feindin wieder zusehen! Doch niemand stieg ein, und auch als der Busfahrer noch fünf weitere Minuten wartete, was, wie ich finde einfach unverschämt ist, da bei keinem anderen länger gewartet wird, wurden wir immer noch nicht von dieser Nervensäge angelacht. Heute könnte echt ein toller Tag werden! Entspannt ließ ich mich in meinen Sitz zurück fallen, als der Bus die Türen schloss und er anfuhr. Genießerisch drehte ich mich auf meinem Platz in der letzten Reihe um und gönnte es mir für einen kurzen Moment aufzulachen, als wir vom Höllen- Haus weg fuhren.

Doch plötzlich sah ich, wie die Tür aufgerissen wurde und eine irre Menge blonder Haare sichtbar wurde. Gefolgt von einem in Pink gekleideten Körper- unverkennbar Gigi! Entnervt rannte sie ein paar Meter, winkte mit den Armen um auf sich aufmerksam zu machen- und mit einem süffisantem Lächeln winkte ich zurück.

„Wem winkst du da?“, fragte mich das Mädchen neben mir und musterte argwöhnisch.

„Ich.... ähm...“ Doch bevor ich ernsthaft antworten konnte erblickte das Mädchen Gigi und schrie nach vorne zum Busfahrer: „He! Herr Busfahrer! Halten Sie an! Da kommt noch jemand!“

Von vorne brummte es sichtlich entnervt: „Ich halte doch nicht für jeden an!“ Gut so, Herr Busfahrer! Das Blondinchen soll sich auch mal mit den Konsequenzen des Verschlafens plagen!

„Aber Herr Busfahrer, es ist doch Gigi!“, quietschte die Kleine neben mir aufgeregt.

Mit einem Ruck kam der Bus zum stehen, und ich wurde nach vorne geschleudert. Aber nicht nur, dass der Bus nicht weiterfuhr, er fuhr sogar einige Meter zurück. Mit einem Zischen öffneten sich die Türen und ins Businnere sprang eine leicht zerzauste Gigi, die sich mit einem verschämten Lächeln beim Busfahrer bedankte und bei den Mitfahrenden entschuldigte.

Der Mann am Steuer lachte tief und brummte: „Keine Sorge, Miss Mose, das ist doch selbstverständlich! Die Schulqueen darf doch nicht zu spät kommen!“ Er zwinkerte ihr verführerisch zu. „Doch lass das jetzt nicht die Regel werden, ich hab einen Job zu verlieren!“

Gigi grinste ihn reumütig an. „Entschuldigen Sie! Nein, natürlich werde ich nicht noch mal zu spät kommen!“

Selbstsicher stöckelte sie nach hinten, bedachte mich mit einem Lächeln à la „Ich-bekomme-halt-alles-was-ich-will“ und ließ sich auf den nächstbesten Platz fallen, an dem sie sofort von allen Seiten angesprochen wurde. Ich hörte nur ihr hohes Lachen und sah, als sie die Beine überschlug was für Schuhe sie trug: Converse- Stiefel mit Absatz!

Hab ich es nicht gesagt?
 

~GIGI~
 

„Schatz! Liebling!“, wie durch einen Dunst nahm ich die Stimme meiner Mutter wahr. „Du musst aufstehen!“

Mit einem Grummeln drehte ich mich in meinem Bett um und drückte mein Gesicht in meine fluffigen Kissen. „Nur noch fünf Minuten...“, murmelte ich verschlafen im Versuch, noch ein paar wenige Momente mehr meinen Schöhnheitsschlaf zu genießen.

Meine Mutter neben mir seufzte. „Aber Gigi, es ist schon viertel nach sieben, du musst...“ Mit einem lauten Aufschrei setzte ich mich auf. „Wie spät ist es?!“, quietschte ich auf.

„Hab ich doch gesagt, viertel nach...“ „Raus! Ich muss mich fertig machen!“, kreischte ich aufgebracht und mühevoll strampelte ich mich aus meiner Decke.

In maximalem Tempo rannte ich zu meinem Kleiderschrank, suchte mir das nächstbeste Kleid raus und machte mich so schnell fertig, dass es sicher ein neuer Weltrekord gewesen wäre!

Ich stürmte die Treppe aus dem zweiten Stock, wo mein Zimmer lag hinunter, während dessen ich mir noch die Haare kämmte.

„Weshalb hast du mich nicht eher geweckt?“, zischte ich aufgebracht, als ich meiner Mutter entnervt dabei zusah, wie sie mir noch in aller Seelenruhe meine Schulbrote schmierte.

„Du hast einfach so süß geschlafen!“, schwärmte meine Mutter und sie schaute mich mit hochrotem Kopf an.

„M... Mum! Hör auf so einen Schwachsinn zu reden und mach lieber mein Essen!“ Meine Mutter hob trotzig das Kinn, was wieder einer dieser Momente war, in denen ich mich fragte, wer von uns eigentlich das Kind war, und schob mir mein Lunch- Paket rüber.

„Danke Mum!“, sagte ich und schnappte mir die Tüte. Doch noch bevor ich an der Tür angekommen war, sah ich durchs Küchenfenster, wie der Schulbus von unserem Haus wegfuhr. Ich fluchte gedämpft auf und riss die Haustür auf. Gehetzt klemmte ich mir meine Schultasche unter den Arm, und sprintete einige Meter in vollem Tempo, doch ich am nicht mal näher an den Bus ran! Ich erblickte ein Mädchen auf der Rückbank des Busses, das sich zu mir umgedreht hatte und ruckartig blieb ich stehen, hob die Arme und winkte wie eine Irre mit den Armen- ungeachtet dessen, dass meine Tasche dabei zu Boden fiel.

Doch das Mädchen machte scheinbar keine Anstallten den anderen im Bus bescheid zu sagen, nein! Es winkte mir sogar zurück!

In diesem Moment erkannte ich meine vermeintliche Retterin als meine liebste Feindin Violett wieder und so blieb ich, meiner letzten Kraft beraubt, auf dem Weg stehen und starrte dem Bus hinterher.

„Diese verfluchte...“, fluchte ich scheinbar so laut, dass ein vorbeifahrender Fahrrad- Kurier mich verwundert musterte.

Ich wollte mich schon auf den Rückweg zu meinem Haus machen, da hörte ich das quietschen von Reifen, und das unverkennbare Poltern, dass man immer hört, wenn unser Schulbus seine Türen öffnet. Überrascht drehte ich mich um, und sah, wie der Bus einige Meter zurück gefahren und dann stehen geblieben war. Vor Freude keuchte ich auf. Ich aktivierte meine letzten Reserven und sprintete los! Auf High- Heels in der Zeit rennen- das war jetzt bestimmt der zweite Weltrekord an diesem Morgen! Und es ist erst kurz nach halb acht!

 

Als ich in den Bus stieg war ich sofort von allen umringt, das war für mich nichts Neues, aber dennoch eine ziemliche Genugtuung dabei Vivian, dem Psycho- Freak, ins Gesicht zu grinsen. Ich bekomm alles was ich will, lala! Sang ich im Kopf vor mich hin und als ich ihren entnervten Blick sah wurde mein Lächeln breiter.

   Von dem Sitz hinter mir tippte mir jemand sanft an die Schulter. „Du Gigi“, hörte ich die schüchterne Stimme einer Mitschülerin- ich glaube sie hieß Betty- und ich drehte mich zu ihr um. „Heute soll doch ein Mädchen zu uns kommen, weißt du irgendetwas über es...?“

   Verneinend schüttelte ich den Kopf. „Tut mir leid, in der letzten Schulkonferenz war zwar von einer Neuen die Rede, doch mehr haben sie nicht erzählt...“

   „Hoffentlich ist es irgendeine heiße Schnecke“, grölten die Siebtklässler frech und sofort begann unter ihnen eine Diskussion, wie die Neue wohl aussähe.

     Die meisten Mädchen verdrehten bei der unreifen Bemerkung der Jungs die Augen und begannen über diese zu lästern.

Doch das Thema beschäftigte mich jetzt auch, denn ein neues Gesicht ist in unserem kleinen Dorf eine echte Besonderheit und so ist derjenige natürlich eine Zeit lang das Gesprächsthema Nummer ein!

   Müde schloss ich die Augen und ließ mich nach hinten in den Sitz fallen. Ich hatte diese Nacht unglaublich schlecht geschlafen und war um kurz nach drei aus einem verrückten Traum aufgewacht. In diesem war ich in einer dunklen Höhle, neben mir ein Mädchen mir schulterlangen schwarzen haaren, welches mir komplett unbekannt war und ein brauner Lockenschopf, den ich nur zu gut kannte- Vivian!

   Wir standen vor einem Altar-ähnlichen Podest, um das sich Blumen rankten, die wie aus Edelsteinen zu bestehen schienen  und die  magisch im Schein unserer Fackeln leuchteten.

   „Es ist... wunderschön...“, murmelte die Schwarzhaarige und ich nickte nur zustimmend, selbst im Traum zu überwältigt von dieser Schönheit.

    Auf einmal ertönte ein leises Singen und Summen und die eingeritzten Zeichen auf dem Altar begannen zu Glühen.

„Ein Pentagramm...“, sagte Vivian leise. „Ein Hexenzeichen... Was hat das zu bedeuten?“

Das Glühen verstärkte sich und ich musste meine Augen schließen, da es mir schien als würden sie verbrennen wenn ich noch länger hinsähe. Was zur Hölle soll das?

Meine Augen brannten immer noch in der Erinnerung an diese seltsame Erscheinung und müde rieb ich sie mir.

„Gigi! Dein Maskara!“, quiekte es neben mir und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und es schien mir, als würde mir das letzte Bisschen Erinnerung an diesen Traum so entgleiten.

Verärgert öffnete ich die Augen und bemerkte, wie in diesem Moment der Bus zum stehen kam.

„So, aussteigen! Wir haben zwar einige Stopps überfahren, doch dieser Bus ist pünktlich!“, ertönte von vorne das tiefe Gelächter des Busfahrers und alle erhoben sich um zum Ausgang zu gehen, doch wenn man das Geschubse und Gedrängle in einem Schulbus kennt, so bleibt man sitzen und wartet, bis die meisten weg sind.

Also drückte ich mich noch etwas tiefer in meinen harten Sitz und blickte minderinteressiert den Massen beim herausquellen zu. Als ich sah, dass niemand mehr an mir vorbei lief, stand ich auf und trottete zur nächsten Tür. Dabei fiel mein Blick auf die Rückbank und auf die schlafende Violetta.

„Sie ist ernsthaft im Bus eingeschlafen!“, prustete ich und wollte mich schon zum gehen wenden, als ich hörte wie sie im Schlaf etwas murmelte. „Na, das ist ja mal spannend, vielleicht finde ich da noch was interessantes, geheimes über sie raus!“ Ich kicherte leise und schlich mich näher an sie heran.

„ Ein Pentagramm... Ein Hexenzeichen... Was hat das zu memmeut...“ Erschrocken drehte ich mich um, ging näher auf sie zu und kniete mich neben sie .

Sie sagt das selbe wie in meinem Traum, schoss es mir durch den Kopf. Was hat das zu bedeuten? „Vivi! Wach auf!“, murmelte ich und rüttelte an ihrer Schulter.

Mit einem Grummeln wand sie sich ab und versteckte ihren Kopf unter ihren Armen. „Nur noch fünf Minuten...“, murmelte sie leise.

Ungeduldig rüttelte ich an ihrem Arm. „Wach auf du Trantüte, der Unterricht beginnt gleich!“, zischte ich aufgrbracht. Natürlich, ich hätte die ganze Zeit gehen können, doch ich fande es hat noch nie geschadet, bei seinen Feinden etwas gut zu haben.

Allerdings war ich ebenfalls daran interessiert, wie es kam, dass wir anscheinend den selben Traum geträumt hatten.

Mein Rütteln und Rufen schien Wirkung zu zeigen, Vivi drehte sich langsam zu mir um und öffnete verschlafen die Augen, doch als sie realisierte, wo sie sich befand, riss sie diese auf und setzte sich kerzengerade auf ihrem Sitz auf.

„Wie... wie spät ist es?“, stammelte sie verwirrt.

„Spät genug, dass ich mich nicht noch mal nachschminken kann, früh genug, dass wir nicht zu spät kommen“, erklärte ich sachlich und drehte mich zum Gehen.

„Warte!“, Violett griff nach meinem Arm und hielt mich fest. „Warum hast du das getan?“  Verständnislos blickte ich sie an. „Warum hast du auf mich gewartet und mich aufgeweckt? Du hasst mich doch!

Spöttisch musterte ich sie. „Du hast im Schlaf geredet, das fand ich lustig, also bin ich noch hier geblieben... Außerdem...“ Ein Räuspern unterbrach mich und erschrocken drehte ich mich um.

„Meine Damen, wenn sie sich nun bitte aus meinem Bus begeben würden, ich würde jetzt gerne fahren!“, brummte der Busfahrer verstimmt und verschränkte die Arme vor der Brust.

Verschämt lächelte ich ihn an, klemmte mir meine Schultasche unter den Arm und zog Vivi vom Sitz. „Entschuldigen Sie, wir sind schon weg! Und noch mal vielen Dank, dass sie eben angehalten haben!“ Mit dem Psycho im Schlepptau stürzte ich aus dem Bus.

„Gigi?“, Violett sah mich fragend an, doch ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen ging ich schnellen Schrittes in die Schule, das eben gesagte verdrängend.

 

~SAPHIRA~

 

Verwirrt irrte ich durch die Gänge der Schule und suchte nach meinem neunen Klassenzimmer. Das Gebäude war zwar nicht bedeutend groß, aber so verworren, dass ich mich nach kurzer Zeit so heillos verwirrt hatte und natürlich jetzt zu spät kam.

Als erstes war heute morgen der Schulbus an meinem Haus vorbeigedüst und ich musste auf den nächsten warten, dann wartete niemand im Foyer auf mich, der mich zu meinem Zimmer bringen könnte und dann sind einfach alle an mir vorbei gerannt, als ich sie fragen wollte, wo ich hin müsste.

„Verdammt“, murmelte ich genervt und fuhr mir durch meine schulterlangen schwarzen Haare. „Mein erster Tag an dieser Schule und schon komme ich zu spät... Ist ja ein super Start...“

Ich bog in einen Gang ein, da hörte ich plötzlich das klackern von hohen Schuhen. Hoffnungsfroh drehte ich mich um und sah eine junge Frau mit strengen Dutt und einer randlosen Brille, die gefährlich aufblitzte, als sie mich ins Visier nahm.

„Warum bist du nicht im Unterricht?“, tönte ihre hohe Stimme vorwurfsvoll, als sie näher kam und meine Hoffnung, sie könnte mir helfen, schwand augenblicklich. 

Ich spürte, wie mein Geicht rot wurde und stammelte hilflos: „Ich su... suche nach meinem Zimmer... Ich bin neu hier...“

Der Blick der Frau wurde weicher und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Du musst Saphira . . .  sein, die neue Schülerin aus der 9b, nicht wahr?“ Zur Antwort nickte ich nur stumm. „Warum hat man dich denn nicht im Foyer empfangen?“ Verständnislos schüttelte sie den Kopf. „Wo musst du denn hin?“, fragte sie.

„Ins Chemie Zimmer...“, murmelte ich leise und starrte auf meine Füße.

Sie klopfte mir freundlich auf die Schulter. „Na dann komm mal mit!“, erwiderte sie und ging voraus, zögerlich folgte ich ihr, bald würde ich meine neue Klasse sehen.

 

Schweigend liefen wir durch die leeren Gänge, die Frau, Schuldirektorin Cock, und ich redeten kaum miteinander, so hatte ich die Möglichkeit, mir einmal die Schule genauer anzugucken.

Die Wände waren bunt gestrichen und mit Postern, Plakaten und Schaukästen, in den Pokale oder Projekte standen, behängt, ich fand, die Schule war ziemlich knuffig, sah aber mehr nach einem Kindergarten, als einer Highschool aus. Überraschenderweise, war es unglaublich sauber, keine leeren Coladosen, Kippen oder zerknüllte Papiere in den Ecken. Keine Spur von Beschmierungen oder mutwilliger Zerstörung. Liegt das daran, weil das hier so ein Kaff ist, oder sind das alles Musterschüler?, dachte ich verwirrt.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich fast in die Schulleiterin gelaufen wäre, da diese unbemerkt vor einer Tür stehengeblieben war. Wir waren schneller am Zimmer angekommen als ich erwartet hätte...

Die Frau drehte sich zu mir um und lächelte. „Hier ist deine neue Klasse!“, sagte sie, klopfte an die Tür und trat ein.

„Ms. Cock“, hörte ich eine junge männliche Stimme aus dem Zimmer, „Ich hab Sie nicht erwartet, was gibt es denn?“

„Die neue Schülerin“, die Direktorin wand sich an mich und schubste mich leicht ins Zimmer, „hat leider nicht zu Ihnen gefunden, weshalb ich sie hergebracht habe, sie hatte sich verlaufen!“

Erschrocken starrte ich in das große Labor mit meiner neuen Klasse. Ungefähr zwanzig Schüler in Kitteln und Schutzbrillen starrten zurück.

Grundgütiger...

„Ich gehe dann mal“, sagte Ms. Cock und verschwand aus der Tür.

Der Lehrer nickte und winkte ihr spaßeshalber hinterher. Erst jetzt viel mir auf, wie jung er war. Es schien, als hätte er gerade erst sein Referendariat abgeschlossen und hätte nun mit viel Freude seinen Beruf angefangen. Amer Kerl, er sah nicht mal schlecht aus...

„Also, willst du dich uns nicht vorstellen“, wand sich der Mann an mich und lächelte. „Mein Name ist übrigens Daystone, Michael Daystone.“ Er hielt mir die Hand hin und schüchtern schüttelte ich sie.

„Mein Name ist Saphira...“ Langsam drehte ich mich zu meiner Klasse und wurde etwas lauter. „Saphira Manson. Ich bin fünfzehn und komme aus Lisburn.“

„Saphira... Was für ein eigentümlicher Name“, bemerkte Herr Daystone, der sich entspannt an den Experimentiertisch lehnte.

Ich nickte. „Meine Eltern nannten mich so, weil meine Augen so blau sind. Sie sagen immer, sie sähen aus, wie zwei Saphire.“ Ich spürte wie ich rot wurde und machte den Mund zu. Vielleicht kann ich mich hinsetzten, wenn ich nichts mehr sage..., hoffte ich, doch da sah ich, wie sich eine Schülerin mit langen blonden Haaren meldete.

Der Lehrer nickte ich zu und sie fragte: „Wie kommt es, dass ihr hier hingezogen seid? Wegen deinen Eltern?“

„Ja“, antwortete ich. „Meine Eltern sind Forscher, sie dachten, sie könnten hier neue Ergebnisse erzielen.“

„Was mach´n se denn?“, grölte es aus der hintersten Reihe.

Zu erst wollte ich die Frage ignorieren, aber alle starrten mich an, also erwiderte ich widerstrebend: „Im Bereich Mythologie...“

Der Fragende brach in ein lautes Gelächter aus und keuchte vor lachen: „Deine Eltern gehören zu solchen Verrückten, die daran glauben, dass es hier so etwas wie Feen oder Drachen gibt?“ Bitte hört auf!, schrie ich innerlich und spürte, wie meine Wangen warm wurden.

„Ruhe!“, schimpfte der Lehrer, „Es geht doch nicht, eine neue Schülerin gleich schon am ersten Tag so runter zu machen!“ Doch keiner hörte auch ihn!

Papierkügelchen flogen durch den Raum und trafen sowohl Mr. Daystone als auch mich. So benimmt sich doch keine neunte Klasse! Langsam wurde ich sauer, es war die Schuld des Rotschopfes, dass es hier so chaotisch war. Dieser Junge, der mir eben diese affigen Kommentare an den Kopf geworfen hat.

Ich fixierte ihn und starrte ihn böse an. Mein ganzer Körper begann zu beben und plötzlich wurde ich von einer Welle der Hitze überrollt, es war das selbe Gefühl wie heute Nacht, nur das es mich dieses mal stärkte, mir Sicherheit gab.

Doch genau so schnell, wie dieses Gefühl gekommen war verschwand es auch wieder, aber nicht nur das, ich spürte, dass die Energie aus meinem Körper zu einem bestimmten Ort zu steuerte. Auf den rothaarigen Jungen. Was...? Ist das? Als die Energie ihn erreichte schrie er auf. Ein hohes, verzweifeltes Schreien, dass alle im Raum zum Schweigen brachte.

Er rutschte von seinem Stuhl und schlug dumpf auf dem Boden auf und rollte sich in Richtung des Ganges. Unnatürlich verdrehte er die Augen und stöhnte auf. Auf einmal brach in der Klasse Panik aus, alle stürmten von ihren Plätzen, entweder auf den Jungen zu, um nach ihm zu sehen oder aus dem Zimmer. Und alle starrten mich an. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.

Der Lehrer neben mir rührte sich und rannte auf den Rothaarigen zu. „Nicholas?“, schrie er. „Was ist los? Was ist passiert?“ Doch dieser röchelte nur undeutlich etwas. „Los, sofort rennt einer ins Sekretariat und lässt den Notarzt rufen!“, brüllte er.

„Nicht nötig, ich habe grade angerufen und sie kommen sofort“, das blonde Mädchen von eben wedelte mit einem Handy rum. „Jetzt beruhigt euch doch endlich, alles wird gut!“, ihre Stimme schien eine beruhigende Wirkung auf die Klasse zu haben und sie hörten auf durch das Zimmer zu wuseln und begaben sich zögernd in die Richtung ihrer Stühle.

Doch auf einmal ertönte eine kreischende, hysterische Stimme: „Sie! Sie war es!“ Die Stimme stammte von einem untersetzten, braunhaarigen Mädchen. Sie hielt etwas, das wie eine gefährlich spitze Schreibfeder aussah in der Hand und deutete mit dieser auf mich. „Sie hat ihn umgebracht, ich hab es genau gesehen wie sie ihn angefunkelt hat!“

Erschrocken sprang ich ein Stück zurück. „Bi... Bitte was? Ich hab nichts getan!“, verteidigte ich mich angsterfüllt.

„Betty!“, das blonde Mädchen blickte sie entrüstet an. „Wie kannst du so etwas behaupten?“

Betty wurde rot vor Wut und es schien, als würde ihr ganzes Gesicht anschwellen. „Du... Komm her, du Hexe!“, brüllte sie und rannte auf mich los. Vor Entsetzten war ich wie an den Boden gefesselt und ich konnte nur auf das spitze Ding starren, mit dem sie auf mich zielte. Sie ist verrückt, durch und durch verrückt! Doch plötzlich wurde sie von hinten gepackt und festgehalten.

„Na na, das wirst du mal schön bleiben lassen!“, zischte ein Mädchen hinter ihr, dass sie in den Schwitzkasten genommen hatte. Ihre braunen Korkenzieherlocken sprangen wild umher und ein kämpferischer Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, doch Betty wehrte sich kreischend und schlug mit den Armen um sich. Jetzt waren auch einige Jungs hinzugesprungen um dem Korkenzieherlocken- Mädchen zu helfen. Mit großer Mühe hielten sie das keifende und fluchende Mädchen unter Kontrolle.

Ich wich ein weiteres Stück beiseite und starrte auf das Geschehen. Hatte ich doch etwas getan? Was war mit der Hitze in meinem Körper, hatte sie etwas mit all dem zutun? Und warum beschuldigte mich dieses Mädchen?

Gedankenversunken lehnte ich am Lehrertisch und so bekam ich weder den Kollaps von Betty, noch die Ankunft der Sanitäter mit. Erst als man mir auf die Schulter tippte schreckte ich aus meiner Trance hoch.

„Saphira? Alles in Ordnung mit dir?“, das blonde Mädchen von eben lächelte mich fragend an. „Du hast schon seit Minuten nichts gesagt und nur abwesend vor dich hingestarrt.“

„Ähm... Ich... ja alles ok“, murmelte ich verwirrt. „Wo sind die anderen?“

Erst jetzt bemerkte ich, dass das Mädchen mit den Locken auch noch im Zimmer war. Spöttisch hob sie eine Augenbraue. „Die sind eben alle den Sanitätern nach gegangen, ich glaub Ms. Cock hat gesagt, dass wir für heute nach Hause gehen sollen, irgendwas von, „wir stehen jetzt sicher unter Schock“...“

„Und warum seid ihr dann noch da?“, fragte ich müde. Die Aktion eben hatte mir viel Kraft gezogen.

„Also, ich hab gesagt, ich würde noch mal nach dir sehen, bin schließlich die Schulsprecherin!“, grinste die Blonde und hielt mir die Hand hin. „Gigi Mose, tut mir leid, dass wir dich mit so einem seltsamen Vorfall begrüßen müssen... Aber trotzdem: Herzlich willkommen an unserer schönen Schule!“

Die Brünette blicke Gigi abschätzig an. „Neja, ich bin hier... Weil ich dich nicht mit Blondie allein lassen wollte, dachte, dass du vielleicht noch jemanden brauchst mit dem du reden kannst...“ Sie schüttelte ihren Kopf und ihre Locken wirbelten umher. „Sorry, dass du jetzt erst mal so ´nen miesen Eindruck von unserer Klasse hast...“

„Du bist die, die mich eben vor Betty beschützt hat!“, rief ich. „Dankeschön...“

Sie zwinkerte mir spielerisch zu. „Sie ist zwar nicht die leichteste, aber ich geh schließlich nicht umsonst zum Karate! Ich bin Violett O´Marley, aber du kannst mich ruhig Vivi nennen!“ Sie grinste mich freundlich an. „Jetzt sollten wir aber mal verschwinden, die anderen wundern sich sicher schon, wo wir bleiben...“ Sie drehte sich um und ging in Richtung Tür, Gigi folgte ihr. „Kommst du, Saph? Ich darf dich doch so nennen?“, fragend legte sie den Kopf schief.

Hastig nickte ich. „So nannten mich die anderen an der alten Schule auch immer... Gigi...“ Ich atmete erschöpft aus. „Warum seid ihr beide so nett zu mir? Die anderen sind doch eher vor mir geflohen...“

Die Blondine guckte mich nachdenklich an. „Gute Frage...“, murmelte sie. Entsetzt blickte ich sie an und als sie meinen Gesichtsausdruck sah lachte sie. „War doch nur ein Scherz, du musst nicht so erschrocken gucken!“ Dann wurde sie wieder ernster. „Nun, ich glaube, es liegt daran, weil ich eh nicht an so magisches Zeug glaube... Deshalb kann ich Bettys komischen Storys einfach nichts Wahres ansehen... Aber dass Violett trotzdem auf dich wartet erstaunt mich dennoch...“

Fragend blickte ich sie an. „Weshalb denn das?“, fragte ich und starrte auf den Lockenkopf an der Tür.

Gigis Mund verzog sich zu einem teuflischen Grinsen. „Naja“, sagte sie, „unsere liebe Violett ist eigentlich der totale...“ Plötzlich traf etwas ihren Kopf und unterbrach sie. Fluchend rieb sich Gigi den Kopf, da ertönte höhnisches Gelächter vom Türrahmen aus.

„Halt lieber den Mund Barbie, solange du die Klappe hältst biste ja in Ordnung, aber dann...“, sie grinste. „Also Saph, hör lieber nicht darauf, was Blondie so erzählt, die redet viel Mist, wenn der Tag lang ist! Kommt jetzt endlich!“

Mit den Worten verschwand sie komplett aus dem Zimmer. Gigi neben mir kochte vor Wut. „Diese... Das wird sie mir so was von heimzahlen!“, brummte sie genervt.

Schon während des gesamten Dialogs war es mir schwer gefallen, ein Kichern zu unterdrücken, doch jetzt brach ich in lautes Gelächter aus. Mit Tränen in den Augen kicherte ich: „Ihr seid einfach herrlich! Ich hab noch nie so gute Freundinnen gesehen, wie euch!“

Die blonde riss entgeistert die Augen auf. „Wovon redest du bitte? Vivi und ich hassen uns! Wie kannst du da von Freundschaft reden?!“

„So?“, fragte ich. „Es schien mir, als würdet ihr euch doch eigentlich ganz gut verstehen... Und meine Menschenkenntnis ist eigentlich nicht so schlecht... Naja, Vivi hat auf jeden Fall recht, wir sollten jetzt mal gehen!“  Ich lächelte sie an. Du kannst mir nichts vormachen! Ihr mögt euch doch! In Wirklichkeit seid ihr beste Freundinnen! Dann ging ich auch aus dem Zimmer.

Hinter mir hörte ich Gigi grummeln: „Und wir sind doch nicht befreundet!“

 

Als ich das Foyer betrat wimmelt es bereits von aufgeregten Schülern, Sanitätern und Lehrkräften. Ich wurde langsamer und betrachtete das Treiben. Niemand beachtete mich und das war auch gut so, denn ich hatte das Gefühl, dass man mir nicht freundlich entgegen treten würde...

„He, alles in Ordnung?“, Vivi lächelte mir aufmunternd zu. „Keine Sorge, die meisten halten Betty eh für ein bisschen durch geknallt, dir wird keiner etwas Böses wollen!“ Als ob sie meine Gedanken gelesen hat...! Ich versuchte zu lächeln, doch ich spürte, dass es nicht meine Augen erreichte.

Da lenkte die laute Stimme von Ms Cock ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie stand auf der Treppe, die zum zweiten Geschoss führte und hielt ein Megaphon mit der Aufschrift „Prep´s Wölfe schlagen zu!“, wahrscheinlich der Anfeuerungsruf für die Schulmannschaft, in der Hand. „Liebe Schüler“, begann sie. „Ich bitte um Ruhe!“ Einige Lehrer warfen den Lautesten warnende Blicke zu und schoben sie weiter nach vorne, damit sie sich besser benahmen. „Sowohl Nicholas als auch Betty stehen unter medizinischer Aufsicht und werden unverzüglich ins Krankenhaus gefahren. Des Weiteren möchte ich erwähnen, dass es mit dem Gerücht, eine Schülerin sei an all dem Schuld, nichts auf sich hat, jedwede Beschuldigung bedeutet Konsequenzen!“ Ich spürte, wie mir urplötzlich eiskalt wurde. Natürlich, Ms Cock hatte ein Verbot ausgesprochen, aber so hatte sie natürlich jeden erinnert, was Betty kurz vor ihrem Zusammenbruch geschrien hatte... „Ihr könnt jetzt nach Hause gehen, der Unterricht ist für diesen Tag beendet“, verabschiedete sie uns und schaltete das Megaphon aus.

Die meisten Schüler stoßen leise Jubellaute aus und liefen dann zurück in Richtung Klassenzimmer.

Auch Gigi neben mir schien die Situation sichtlich zu gefallen: „Yeah! Eine halbe Stunde Unterricht und dann Schluss, herrlich! So lobe ich mir Schule!“

„Solltest du als Schulsprecherin nicht etwas mehr Begeisterung am Unterricht zeigen?“, fragte Vivi stirnrunzelnd, aber sie konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

Achselzuckend antwortete Gigi: „Ich bin zwar Schulsprecherin, aber schließlich auch nur ein Mensch!“ Sie lachte auf. „Na, Saph?“, wand sie sich an mich. „Super erster Schultag, oder?“

Gequält verzog ich meinen Mund zu einem Lächeln. „Ja, wirklich toll...“, murmelte ich.

 

„He, laufen wir zusammen nach Hause?“, fragte Vivi lächelnd, nach dem wir unsere Taschen geholt hatten. „Der Bus fährt doch schließlich nicht...“

Zaghaft nickte ich sie an. Vivi ist wirklich nett, ich hoffe, dass wir Freundinnen werden können! „Das wäre nett! Ich kenne mich hier noch nicht so wirklich aus, es wäre lieb, wenn du mir vielleicht den Weg zeigen könntest...“ Ich griff in meine Hosentasche und zog einen Zettel heraus, auf dem meine neue Adresse stand.

Sie nahm ihn mir aus der Hand, blickte kurz darauf, dann schien es als ob sie nachdenken würde. „Das liegt bei mir auf dem Weg!“, grinste sie. „Klar bringe ich dich hin!“

Plötzlich tauchte hinter ihr eine große Menge blonder Haare auf. „Ihr wollt doch wohl keine Party ohne die Party- Queen, Gigi schmeißen!“, zwinkerte Gigi uns zu.

Entnervt funkelte Vivi sie an. „Ich zeige ihr nur, wo ihr Haus ist, kein Grund uns gleich so auf die Pelle zu rücken, Blondchen!“, fauchte sie.

Gigi entriss ihr den Zettel mit meiner Adresse und überflog ihn. „Das ist bei mir in der Nähe, ich komm mit und begleite euch!“

„Super...“, stöhnte Vivi auf, aber erwiderte nichts.

Es war mein erster Tag hier, doch ich war mir ganz sicher, dass wir drei uns gut verstehen würden.

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 

 
 

Traumdeuter

   ~SAPHIRA~

   Schwärze. Die selbe undurchdringbare Schwärze, die mir schon im Traum der letzten Nacht begegnet war. Dass es ein Traum war wurde mir sofort klar, denn obwohl es stockfinster war spürte ich, dass ich schwebte. Worüber war mir nicht bewusst, aber ich konnte keinen Boden unter meinen Füßen fühlen. Aber wo war ich? Nirgends sah ich Licht oder sonst einen Anhaltspunkt mit dessen Hilfe ich aus dieser Dunkelheit verschwinden könnte. Zögerlich streckte ich die Arme aus und schwebte ein Stückchen nach vorne, immer in Bedacht darauf nicht gegen irgendetwas zu laufen. Oder zu schweben... Plötzlich fuhr ein stechender Schmerz durch meinen Fuß und leise fluchte ich auf. Wogegen war ich gerade gestoßen? Langsam beugte  ich mich nach unten um nach dem Unbekannten zu greifen. Da ertastete ich auf einmal ein nasses kaltes Etwas und wich mit einem leisen Aufschrei des Entsetzens zurück. Feigling, schallt ich mich und lehnte mich erneut dem nicht sichtbaren Ding zu.

   Wieder bemerkte ich, dass es feucht und kalt war, aber es war kein Tier wie zuerst befürchtet hatte, die dünnen Rillen und die Struktur des Materials ließen darauf schließen, dass es sich um etwas steinernes handelte und als ich weiter tastete und es immer dünner wurde und letztendlich in einer Spitze endete wurde mir etwas klar. Ein Stalagmit!, dachte ich. Ich bin in einer Höhle oder irgendwo in einem unterirdischen Gang! Na das war ja schon mal ein Anfang! Behutsam griff ich nach oben, auf der Suche nach einem Stalaktit und als ich einen gefunden hatte hangelte ich mich weiter durch die Finsternis. Ein komischer Traum..., dachte ich. Irgendwie fühlt es sich alles so realistisch an...

   Auf einmal hörte ich hinter mir scharrende Schritte und leises Geflüster und fuhr erschrocken herum. „Wer ist da?“, versuchte ich zu fragen, doch als ich meinen Mund öffnete kam kein Wort heraus. Was ist hier los?, fragte ich mich panisch, als ich bemerkte, dass die Stimmen lauter wurden und auf mich zukamen. Ich schwebte an den Rand des Ganges und versteckte mich hinter einem Stalagmit und einem Stalaktit, die schon so lang waren, dass sie einander berührten und so eine Säule bildeten.

   Mit klopfendem Herzen wartete ich darauf, dass sich die Stimmen näherten und plötzlich erkannte ich, ein Stück von mir entfernt, drei Lichter auf mich zukommen.

 „Seltsam...“, langsam verstand ich, was die drei Personen sagten. „irgendwo muss dieser Tunnel doch enden...“, meinte die erste Stimme drängend.

„Vielleicht ist das ja eine Sackgasse!“, antwortete eine andere mürrisch.

„Ich bin mir aber sicher“, überlegte die Dritte. „dass ich hier schon war! Wir müssen richtig sein! Bald wird sich der Fels vor unseren Augen teilen und dahinter liegt die Höhle.“

„Das ist doch total absurd!“ Die Stimmen kamen näher und ich hörte- und sah- dass es drei Mädchen waren, die sich mir näherten. „Wir folgen einem Traum, den wir zufällig alle drei hatten, das glaubt uns doch kein Mensch!“, fluchte die zweite Stimme.

„Du hattest auch nicht  geglaubt, dass ein Gang hinter dem Wasserfall ist, Vivi! Und trotzdem haben wir einen gefunden und den kennen wir auch nur durch Saphs Traum!“ Saph? Vivi? Ist die andere... Gigi? Warum sind die beiden in meinem Traum? Und wo zur Hölle sind wir?

„Ach komm, das kann auch Zufall gewesen sein!“, zischte Vivi verstimmt. Die drei waren nun so nah, dass ich Vivis Lockenkopf, Gigis pinkes Pailletten Oberteil und meine funkelnden Augen erkennen konnte.

„Ich glaube es ist Schicksal!“, murmelte mein Traum- Ich. „Ich glaube, wir sollen hier durch, wir haben eine Aufgabe! Da bin ich mir sicher!“

„Wie du meinst...“, antworteten die anderen einheitlich.

Still liefen sie weiter und ich folgte ihnen, ich war so in Gedanken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie sie an mir vorbeigelaufen waren und schwebte ein bisschen schneller, um ihr Licht in der Dunkelheit nicht zu verlieren. 

Ein Weilchen gingen -oder schwebten- wir weiter, als urplötzlich die drei unter mir stehen blieben.

„Ich hab’s doch gesagt!“, murrte Vivi. „Eine Sackgasse! Jetzt müssen wir den ganzen Weg durch die Dunkelheit zurück!“ Schimpfend wand sie sich den anderen zu. „Kommt! Gehen wir zurück!“ Sie zerrte die beiden mit sich und ich schwebte einen Moment unschlüssig herum. Was sollte ich jetzt machen?

„Warte!“, hörte ich meine eigene Stimme rufen und begriff, dass es die Saphira unter mir war. „Ich möchte die Wand untersuchen! Erinnert ihr euch, am Anfang der Höhle waren doch irgendwelche Schriftzeichen, vielleicht können die uns ja helfen! Vielleicht waren sie ein Wegweiser!“

„Und was bringen uns die Zeichen, wenn sie am Anfang der Höhle waren, Fräulein Schlau? Dann müssen wir den ganzen Mist trotzdem zurücklaufen!“, schimpfte Vivi weiter. „Außerdem...“ Die Traum Saphira hielt ihr ihr Handy unter die Nase. „Was ist damit?“, fragte Vivi verwirrt.

„Ich hab die Schriftzeichen fotografiert“, erklärte mein Double sachlich.

Perplex starrte sie das Handy an. Gigi neben ihr schlug sich die Hand auf den Mund und prustete dahinter hervor: „Sehr gut, Saph! Du denkst mehr mit als Locke und ich zusammen!“ Sie grinste und wuschelte mir -also meinem Traum-Ich- über den Kopf. War sie wirklich soviel größer als ich, war mir nicht aufgefallen... Allerdings kannten wir uns auch maximal zwei Stunden...

Auf einmal wurde alles schwarz. Was ist hier los?, wollte ich schreien. Wo sind die anderen?

Plötzlich hörte ich eine Stimme murmeln: „Hallo Saphira! So schnell sieht man sich also wieder!“ Die Stimme lachte und da erkannte ich, wer hinter dieser Stimme steckte: Das Mädchen aus dem Traum der Vornacht!

„Wer bist du?“, rief ich in die Dunkelheit. „Und warum träume ich schon wieder von dir?“

Auf einmal lichtete sich die Dunkelheit und ich sah wieder das Mädchen aus dem letzten Traum, doch anders, als in der vergangenen Nacht konnte ich  nun auch etwas von meiner Umgebung erkennen. Wir befanden uns immer noch unter der Erde in einer großen Höhle. Überall befanden sich Stalaktiten und Stalagmiten, die teils zu Säulen verwachsen waren. Sie ähnelten denen, die ich im Gang gesehen hatte, doch anders, als die schienen diese von innen heraus zustrahlen, und ihr bläulicher Glanz ließ die Höhle in einem kalten Licht erstahlen.

Doch was ich noch viel faszinierender fand, waren die Blumen, die sich um sie und an sich in der ganzen Höhle wucherten. Sie waren ebenfalls bläulich, doch das war es nicht, was mich an ihnen faszinierte, es schien nämlich, als würden sie aus Edelsteinen bestehen. Aus Bergkristallen und Saphiren, die das wenige Licht in der Höhle reflektierten und so überall kleine tanzende Lichtsprenkel hin warfen. Es war wunderschön.

Irgendwo in meinem Kopf meldete sich meine Innere Stimme, die sich wunderte, wie denn in einer Höhle so viele Blumen wachsen können, doch ich ignorierte sie einfach und starrte nur mit offenem Mund in die Höhle.

Plötzlich bemerkte ich, dass das blonde Mädchen mir noch gar keine Antwort auf meine Fragen gegeben hatte. Ich wand meine Konzentration wieder ihr zu und beschwerte mich darüber.

Sie lachte. „Wer ich bin, liebe Saphira, das kann ich dir noch nicht sagen, nicht jetzt, wenn doch alles so schwer ist...“

Verwirrt hob ich die Augenbrauen. „Was meinst du damit?“

„Auch das kann ich dir nicht sagen, aber zumindest auf eine deiner Fragen möchte ich dir antworten! Die Träume, in denen wir uns begegnen, sind keine gewöhnlichen! Es sind Prophezeiungen!“

„Bitte?“, ich verstand immer weniger.

„Ich nehme durch deine Träume direkten Kontakt zu dir auf, spreche mit dir, zeige dir die Bilder, die ich dich sehen lassen möchte.“ Wie auf ein Signal verschwand für einen kurzen Moment die Szenerie und vor meinen Augen leuchtete ein Bild eines großen schäumenden Wasserfalls auf.

„Dort hin müssen du und deine Freundinnen um mich zu finden! Ich brauche eure Hilfe!“, ertönte ihre Stimme flehend und das bild verschwand.

Plötzlich war sie mir näher als davor und dicke runde Tränen quellten aus ihren großen roten Augen hinaus. Erschrocken wich ich ein Stück von ihr weg. „Wovon redest du? Welche Freundinnen meinst du? Womit sollen wir dir helfen?“, fragte ich, doch der Träum löste sich langsam auf und ich spürte, wie ich langsam aufwachte.

Nur noch am Rande hörte ich wie sie leise murmelte: „Unitas et Individuum, solis et luna et vita...“

 Dann war sie verschwunden. 
 

~GIGI~

„Ich teile euch jetzt die letzen Zettel für unseren Ausflug aus. Auf denen steht, was ihr mitbringen müsst, wann wir uns treffen und...“, aber weiter kam Ms Sting nicht, denn alle brachen wie auf ein Zeichen in lautstarke Gespräche aus.

„Das ist so cool!“, wand sich Vivi vor mir zu Saph, die neben ihr saß. Wir hatten es geschafft unsere Klassenlehrerin, die nun etwas hilflos an ihrem Tisch lehnte, zu überreden, dass sich Saph neben Vivi setztem konnte. Eigentlich war es ja meine Idee gewesen, dass sie zu uns kommt, aber irgendwie bin ich meinen Sitznachbarn nicht losgeworden... Naja, immerhin hatten wir es geschafft, dass wir zusammen sitzen konnten, an die Nähe zum Freak war ich ja schon gewöhnt und Saphira schien echt nett...

„Was denn?“, fragte sie Saphira leise.

„Na dass wir nächste Woche schon zelten fahren! Du kannst dich freuen, du bist erst so kurze Zeit da und schon fahren wir weg, ist das nicht klasse?“, grinste Vivi.

Ich stöhnte genervt auf. Der einzige Haken an unserem Ausflug war das Ziel: wir fuhren zelten.

Zelten. Das bedeutet harter Boden, kaltes Wasser, stinkende Kleidung und... fehlende Toiletten und das entsprach so gar nicht meiner Vorstellung eines netten Klassenausfluges.

„Na Barbie, was stöhnst du so? Zelten is wohl nicht so deins, ne?“, Vivi lächelte mich provozierend an. „Hast wohl Sorge, dass du dir nen Fingernagel abbrechen könntest, oder? Du bist so richtig typisch Cheerleader, weißt du das?“ Sie lachte und entblößte dabei ihre vielen Zähne, die mich, so grade und spitz wie sie waren, wieder einmal an Vampirzähne erinnerten.

Ich schluckte. Hatte sie meine Gedanken gelesen? Aber jetzt zuzugeben, dass sie recht hatte, schien mir als... nicht gerade erstrebenswert, also setzte ich mein bestes Cheerleading- Lächeln auf und säuselte fröhlich: „Nee Locke“, imitierte ich ihren Ton. „Ich freue mich eigentlich schon total auf unseren Trip, aber ich hab mir grad vorgestellt, dass ich bei meinem Glück sicher mit dir in einem Zelt schlafen muss, da reagiert mein Körper irgendwie automatisch so angeätzt...“

Fassungslos starrte Vivi mich an und Saphira biss sich auf die Lippen, aber am Zittern ihrer Schultern bemerkte ich, dass sie kurz vor einem Lachanfall stand. Hehe, eins zu null für mich, Freak!   „Solltest du als Klassen- und Schulsprecherin nicht deiner Pflicht nachgehen und in der Klasse für Ruhe sorgen?“, keifte Vivi zurück und drehte mir demonstrativ den Rücken zu.

Achselzuckend beschloss ich einmal ihrem Rat nachzugehen und erhob mich langsam von meinem Platz. „Leute!“, rief ich in das Getöse. „Ru-he!“ Einen Moment starrten alle mich an, aber dann verstummten die Gespräche zum großen Teil, nur noch vereinzeltes Flüstern war zu hören. Ms Sting lächelte mir dankbar zu und ich quittierte ihre Geste nur mit einem leichten Nicken. Sie sollte als Lehrerin schon ihre Klasse in Zaum halten können!

„Also wie gesagt, auf dem Zettel steht, was ihr alles mitbringen müsst und worüber eure Eltern euch belehren müssen. Bitte bringt ihn ausgefüllt bis Donnerstag mit, und zwar unbedingt dann, schließlich fahren wir schon am Montag los!“, sagte Ms Sting, aber da ertönte die Klingel. „In Ordnung, ihr könnt jetzt gehen, Homeroom ist für heute beendet“, verabschiedete sie uns und fing an ihre Sachen zusammenzupacken.

„Mann... Ich dachte, die will uns noch ewig die Ohren zuquatschen...“, stöhnte Vivi entnervt.

„Aber sie hat doch nur ganz kurz geredet, den Rest der Zeit... ist sie ja kaum dazu gekommen“, erwiderte Saphira verwirrt.

Ich beugte mich nach vorne. „Glaub mir, Saph, eine Stunde mit ihr reicht, dann bist du froh, sie eine Woche lang nicht mehr an der Backe zu haben“, lachte ich. „Sie ist furchtbar! Langweilig und ohne jedes Durchsetzungsvermögen, schrecklich!“

Saphira schüttelte ungläubig den Kopf. „Die arme Lehrerin, ist das nicht ganz schön gemein von euch?“, fragte sie enttäuscht.

Vivi starrte sie überrascht an. „Du hast sie doch auch gehört, bist du nicht auch halb weggepennt?“

„Doch schon...“, murmelte sie.

„Siehste!“, meinte ich und stupste sie an der Schulter. „So, Diskussion beendet, sie ist lahm und damit basta! Und ich hab Hunger und zwar auf Pasta!“ Ich lachte. „Das reimt sich sogar, also jetzt los, oder ich beiße in meinen Tisch!“

Ich zog die beiden von ihren Stühlen und wir gingen in Richtung Mensa. Eine richtige kleine Clique waren wir, auch wenn der Freak dazu gehörte...

 

„Ich hasse Mathe!“, klagte Vivi uns streckte sich auf ihrem Platz auf dem Boden aus. „Warum müssen wir so einen Mist überhaupt lernen?“

Wir hatten uns am Samstag vor unserem Camping- Trip bei mir zu Hause verabredet, um gemeinsam für die Mathe Prüfung nach dem Ausflug zu lernen.

„Tja, nicht jedem kann Mathe so leicht fallen wir mir!“, grinste ich sie an und presste mir dabei meinen Block an die Brust, sie musste ja nicht wissen, dass ich genauso wenig hatte wie sie.

„Zeig ma!“, sagte sie, erhob sich vom Boden und ging zu mir.

Ich presste den Block noch fester an mich und fauchte: „Vergiss es, du schreibst doch eh nur bei mir ab, nie im Leben!“

Einen Moment blickte Vivi mich fragend an, dann fing sie an zu kichern: „Du hast maximal so viel wie ich, ne Blondie? Du hast nämlich wirklich nichts in der Birne!“

„Ach sei doch leise!“, fauchte ich mit hochrotem Kopf, um zu verdecken, wie unangenehm mir die ganze Sache war fragte ich Saphira: „He Saph, wie viel hast du?“

Erschrocken blickte sie von ihrem Blatt auf, so als hätte ich sie aus dem Schlaf gerissen. „Was hast du gesagt?“, fragte sie verwundert.

Ich seufzte. „Ich hab gefragt wie viel du hast. Mensch Saphira, was ist heute mit dir los, du bist so abwesend“, schnaubte ich ärgerlich.

Beschämt blickte sie zu Boden und schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich schafe in letzter zeit so schlecht und habe so komische Träume...“, sie umschloß ihre Knie mit den Armen und legte ihren Kopf darauf ab. „Ich bin wohl einfach ein Wenig übermüdet...“

„Seltsame Träume?“, Vivi robbte interssiert näher an Saphira. „Erzähl mal!“

„Willst du dich etwa als Traumdeuterin versuchen, Locke?“, fragte ich spöttisch, doch da fiel mir wieder mein eigener Traum ein, und dass Vivi anscheinend einen sehr ähnlichen geträumt hatte. Und jetzt klagte auch noch Saph über irgendwelche wirren Träume, was ist hier los?

„Sei leise, Blondie, du nervst!“, fauchte Locke zurück. „Also, was ist jetzt, Saph? Wovon träumst du, was dich so erschöpft?“

Und dann erzählte Saphira. Davon, dass sie in der ersten Nacht einem unheimlichen Mädchen begegnet war, die sie zu kennen schien, aber die Saph noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Sie erzählte von ihren weiteren Träumen, in denen wir vorkamen, in denen wir zusammen durch dunkle Tunnel liefen und wieder und wieder auf dieses Mädchen trafen.

Vivi und ich, die am Anfang noch Fragen gestellt hatten waren still geworden. Saphiras Geschichte deckte sich so sehr mit meinem eigenen Traum, war das ein Zufall?

„Und deshalb schlafe ich in letzter Zeit so schlecht, weil ich nicht weiß, wie und ob ich diesem Mädchen helfen kann...“, schloss sie seufzend.

Einige Momente saßen wir nur stumm da. Es war einfach unglaublich, dass sich Saphiras Geschichte in so vielen Punkten mit dem Traum deckte, den ich neulich gehabt hatte. Verwirrt kratzte ich mich an meinem Kopf. So etwas sollte doch eigentlich unmöglich sein. Oder?

Vivi war die erste, die sich wieder halbwegs gefangen hatte. „Das ist... ja irre!“, keuchte sie.

Saphira blickte betreten zu Boden. „Du glaubst also, dass es totaler Schwachsinn ist, was ich euch erzähle...?“

„Ach Quatsch!“, winkte Vivi ab. „Das meine ich doch nicht! Ich finde es so verrückt, weil ich vor kurzem fast den selben Traum gehabt habe!“

Saphiras Augen wurden groß und sie beugte sich näher an Vivi. „Is nicht wahr! Du hattest den selben Traum wie ich?“, rief sie aufgeregt.

Ich räusperte mich geräuschvoll und beide blickten zu mir auf. „Ich dachte ich melde mich auch mal zu Wort!“, begann ich.

„Wenn du dich jetzt über mich lustig machen willst, Blondie, dann fliegst du achtkantig raus, nur dass du es weißt!“, fauchte der Freak.

Spöttisch legte ich den Kopf schief und lachte höhnisch auf. „Erstens, Locke, ist das mein Zuhause und zweitens...“ Ich atmete geräuschvoll aus. „Hatte ich genau wie du so einen ähnlichen Traum.“ Ich zögerte. „In der Nacht, bevor du zu uns kamst, Saph!“

„In der selben Nacht hab ich auch das erste mal von ihr geträumt!“, rief Saphira und hüpfte auf ihrem Sitzkissen auf und ab.

Vivi rieb sich nachdenklich das Kinn. „Sehr seltsam... Ich hab am Morgen, an dem du zu uns kamst, auch von ihr geträumt...“

„Warum denn am Morgen, Psycho?“, fragte ich spöttisch. „Wieder okkulte Spielchen getrieben?“  Ich lachte auf.

Ihr Gesicht verdunkelte sich und sie antwortete mir mit eiskalter Stimme. „Gezockt, Blondie. Ich habe gezockt“

Ich zog eine Augenbraue hoch, als ob das besser sei. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, sagte Saphira: „Was sollen wir jetzt machen? Das ist doch einfach nur seltsam!“

Wir blickten uns wieder still an, jede in ihren eigenen Gedanken. Plötzlich sprang Vivi laut fluchend auf.

„Was ist denn los?“, fragte Saph überrascht.

„Ich hab total vergessen, dass ich um halb acht zu Hause sein muss, verdammt!“, schrie der Lockenkopf und wirbelte in meinem Zimmer umher und schnappte nach ihren Sachen, warf sie in ihren Rucksack und riss sehr unsanft an dem Reißverschluss.

Jetzt sprang auch Saphira auf. „Wie spät ist es denn?“, rief sie aufgeregt.

Ich holte mein Handy aus meiner Rocktasche. „Acht, warum?“, antwortete ich.

Ihr Gesicht wurde kreidebleich. „Ich hab meinen Eltern gesagt, dass ich um sieben wieder da bin... Sie sterben sicher vor Angst!“ Auch sie kramte jetzt ihr Sachen zusammen. „Ich muss jetzt sofort los“, murmelte sie.

„Ja, aber was ist mit unserem Traum?“, fragte ich.

Vivi, die schon in der Tür stand legte den Kopf schief. „Lass uns am Montag weiter reden, okay? Also dann, bye bye, den Weg finde ich alleine raus!“ Sie winkte Saphira ran. „Kommst du, Saph, ich setzt dich zu Hause ab!“

Angesprochene nickte und winkte mir zum Abschied noch zu. „Tschüß, Gigi! Es war lustig bei dir!“ Fehlte nur noch, dass sie sich verbeugte.

Ich winkte ab. „Jetzt geht schon, ihr bekommt sonst noch mehr Ärger!“ Ich scheuchte sie mit einer Handbewegung aus meinem Zimmer und sie schlossen die Tür hinter sich.  

Langsam ging ich zu meinem Fenster und beobachtete die beiden, wie sie die Straße entlang rannten.

 

Quälend langsam fuhr mein Laptop hoch. Dass wir alle drei den selben Traum hatten beschäftigte mich, also musste Google helfen.

Als mein Bildschirm sich öffnete klickte ich auf den Browser. Selber Traum mehrere Personen, gab ich in das Suchfeld ein, doch noch kurz bevor die Suchergebnisse angezeigt wurden, wurde der Bildschirm plötzlich schwarz.

„Verdammte...“, schimpfte ich und gab meinem Computer einen leichten Klaps. „Komm schon, Kleiner, das kann doch nicht dein ernst sein, oder?“, rief ich verzweifelt. Ich hasste Technik und war so froh, dass mein Laptop meistens nicht abstürzte, aber jetzt...

„Schatz, ist alles in Ordnung?“, rief meine Mutter vor meiner Tür. „Es gibt gleich Essen, kommst du bitte runter?“

„Ja, Mum, alles ok, bin gleich da!“ Ich klappte den Laptop härter als nötig zu und schnitt ihm eine Grimasse. Dann eben nach dem Essen.

Als ich die Treppe hinunter eilte kamen mir die fremdländischsten Gerüche entgegen. Ich schnupperte und folgte meiner Nase. „Mam, das riecht ja köstlich, was hast du dagekocht?“

Meine Mutter wand  sich vom Herd ab und lächelte mich an. „Dein Lieblingsessen, Schatz! Hähnchencurry mit Basmati- Reis!“ Sie schwenkte die Schöpfkelle in meine Richtung und ich schwebte zu ihr und kostete die rote Soße.

„Köstlich!“, schwärmte ich.

Meine Mutter lächelte mich glücklich an und meinte: „Deck doch schon mal den Tisch!“ Sie deutete auf einen Haufen mit Besteck, Tellern, Gläsern und Servietten, ich schnappte mir die Sachen und nachdem der Tisch vorbereitet war setzte ich mich erwartungsvoll hin.

Ächzend kam meine Mutter mit den zwei Töpfen um die Ecke. „Uff ist das schwer!“, keuchte sie, was so viel bedeutete wie: Jetzt hilf mir doch gefälligst mal!

Ich sprang auf. „Warte ich nehme dir einen ab!“ Ich griff nach dem Curry Topf und stöhnte unter dem Gewicht auf. Mit Schwung platzierte ich ihn auf dem Tisch und plumpste auf meinen Stuhl. Meine Mutter tat mir den duftenden Basmati- Reis auf und darüber eine große Schöpfkelle dampfendes Curry. Das Wasser lief mir im Mund zusammen, als ich die Köstlickeit auf meinem Teller erblickte.

Beherzt nahm ich mir einen großen Löffel und steckte ihn mir in den Mund. Er war ein Traum. Beflügelt nahm ich einen weiteren, als meine Mutter lächelnd sagte: „Wie schön, dass du und Violett wieder Freundinnen seid!“

Ich verschluckte mich an meinem Reis und hustete. Atemlos antwortete ich: „Wir... sind... doch keine... Freun... Freundinnen!“

Meine Mutter schlug mir auf den Rücken und langsam bekam ich wieder Luft. „Ach nein?“, sagte sie. „Ich dachte, weil sie doch heute da war. Mit diesem anderen Mächen, wie hieß sie noch mal? Rubinia?“

„Saphira“, nuschelte ich zwischen meinem Curry hervor. „Und Vivi war nur mit da, weil wir lernen wollten und sie sich selbst eingeladen hatte!“ Ich räusperte mich. Zum Teil, weil der Reis noch nicht ganz unten war, zum anderen, weil es mir nicht gefiel von Vivi als... Freundin zu sprechen. Diese Zeit war vorbei. „Wann kommt Papa wieder?“, fragte ich, um von mir abzulenken.

Die Augen meiner Mutter füllten sich fast augenblicklich, wie jedes Mal, wenn das Thema auf meinen Vater kam.

„Ni... nicht so wichtig!“, stammelte ich und tätschelte meiner Mutter die Schulter. Ich war grausam, ich brachte meine eigene Mutter zum weinen, nur damit sie mich in Ruhe ließ. Was war nur mit mir los?

 

~VIVI~

Müde schlug ich auf meinen Wecker. Verdammt, es konnte doch nicht schon sieben sein! Ich war so müde, ich hätte meinen Sailor Moon- Wecker am liebsten erwürgt.

Plötzlich stieg mir ein seltsamer Geruch in die Nase und alarmiert sprang ich aus meinem Bett, schlüpfte in meine Puschen und warf mir meinen Bademantel über.

„Mam?“, rief ich. „Mam, was ist los?“

Als keine Antwort kam stürmte ich aus meinem Zimmer, den Flur entlang und riss schwungvoll die Küchentür auf. Hier war der Gestank unerträglich und ich glaubte, irgendetwas qualmendes auf unserem Herd zu sehen.

Meine Mutter stand mit wedelnden Armen davor und versuchte den Qualm aus dem Fenster zu scheuchen, während mein Vater seelenruhig die Zeitung las.

„Verdammt, Mam!“, rief ich. „Was ist hier los?“

Mam drehte sich um und lächelte mich etwas hilflos an. „Morgen Schatz!“

Fassungslos deutete ich zwischen ihr und dem... etwas in der Pfanne hin und her. „Ich wiederhole: Was ist hier los?“

Meine Mutter biss sich auf die Unterlippe. „Ich hab ein neues Rezept ausprobiert und dabei... Naja...“

Ich blickte zu meinem Vater, der sich nicht von der Stelle rührte. „Und was ist mit ihm...?“, fragte ich.

Ahnungslos zuckte meine Mutter mit den Schultern. Ich ging zu meinem Vater und wedelte ihm vor den Augen herum, erst das schien ihn aus seiner Trance zu holen. „Wa... was ist los?“, rief er und als ihm der Qualmende Herd auffiel sprang er fluchend auf. „Verdammt, was habt ihr gemacht?“

Doch er lies meine Mutter gar nicht erst zu Wort kommen, rannte in die Vorratskammer und kam mit einem Feuerlöscher bewaffnet zurück. Mit einem Zischen gelangte der weiße Schaum auf die Überreste des... Dinges und löschten somit den letzten Qualm.

Einige Momente starrten wir fasziniert das Gemisch in der Pfanne an, als mein Vater das Wort ergriff. „Was genau sollte das werden, Mirinda?“, fragte er meine Mutter.

Mit großen Augen, die immer noch auf die Pfanne gerichtet waren antwortete sie leise: „Rührei, Schatz! Rührei...“

Verwundert runzelte ich die Stirn. Konnte man bei einem Rührei wirklich soviel falsch machen?

Nach dem wir unser Frühstück beendet hatten, in der stinkenden Küche, lief ich in mein Zimmer um meine Tasche und meine Luftmatratze zu holen. Nachdenklich betrachtete ich meine kleine Jack- Wolskin Reisetasche, die auf meinem Bett lag. Ohne Probleme hatte ich für jeden Tag ein neues T-shirt, zwei Hosen, meine Waschsachen und Schlafzeug da rein bekommen und sie war noch nicht mal voll... Verdammt, ich war schon eine Meisterin im Kofferpacken! Na da sollte Blondie sich mal eine Scheibe von abschneiden!

Als ich nämlich den Vorhof unserer Schule betrat, auf dem sich schon der Großteil meiner Mitschüler tummelte, stach Gigi augenblicklich aus der Menge heraus.

Nicht nur wegen ihrem monströsen Dutt, der sie gleich noch mal zwanzig Zentimeter größer wirken ließ, sondern auch wegen den zwei riesigen Reisetaschen, die um sie herum standen. Genervt verdrehte ich die Augen und lief zu ihr.

„Na Blondie, wieder den ganzen Kleiderschrank eingepackt?“, rief ich lachend. Erschrocken drehte sie sich um.

„Verdammt, Freak!“, fauchte sie. „Schleich dich nie wieder so an!“ Dann fiel ihr Blick auf mein sperrliches Gepäck und ihr Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. „Und damit willst du die nächste Woche überleben?“, fragte sie zynisch. „Willst du denn jeden Tag das selbe tragen?“

Ich beschloss die Frage zu ignorieren. „Freust du dich eigentlich schon auf den harten Boden?“, lächelte ich boshaft. „Und die Spinnen, die Fledermäuse, die Dachse, die...“

„Halt die Klappe!“, fuhr sie mich an und wand sich beleidigt ab.

Mein Lächeln wurde breiter. Leg dich nicht mit mir an, Gigi!

„Wo bleibt eigentlich Saph?“, fragte Gigi.

Ahnungslos zuckte ich mit den Schultern. „Kein Plan... Bestimmt hat sie wieder verschlafen, oder so“, mutmaßte ich.

„Wer hat verschlafen?“, ertönte es plötzlich hinter mir und eine Hand legte sich auf meine Schulter.

Mit einem Aufschrei schreckte ich zurück und starrte Saphira an, die fragend den Kopf schief gelegt hatte. „Verdammt, erschreck mich nicht so!“, kreischte ich. Oh, sh... Mein Blick wanderte zu Gigi die sich vor Lachen fast krümmte. Funkelnd blickte ich sie an.

„Hab ich was verpasst?“, fragte Saphira verwirrt.

Stumm schüttelte ich den Kopf, peinliche Sachen sollte man besser nicht verbreiten.

 

Spätestens als der Bus auf den Hof fuhr war auch bei dem letzten die Freude auf den Trip geweckt, sogar Gigi grinste wie ein Honigkuchenpferd.

„Her mit euren Koffern!“, brummte der übergewichtige Busfahrer gelangweilt.

Ich drängte mich an den anderen vorbei, die mich wütend zurecht wiesen, doch die genervten Rufe ignorierend drängelte ich weiter und gab dann grinsend dem nach Rauch stinkenden Mann meinen Koffer.

Fröhlich summend ging ich an Saphira und Gigi vorbei. „Reservier uns doch schon mal einen Platz!“, rief mir Saph zu. „Am besten auf der Rückbank!“

Und Gigi stimmte fröhlich zu. „Schließlich sitzen da immer die Coolen!“, lachte sie.

Ich runzelte die Stirn, Blondies gute Laune war echt unheimlich! Aber Saphs Idee war gar nicht so schlecht, also kämpfte ich mich mit Ellebogen zur Bustür durch, sprang hinein und lief zum anderen Ende des Reisebusses und lies mich zufrieden auf die Rückbank fallen.

„Jetzt kanns ja los gehen!“, seufzte ich zufrieden und kramte in meiner Tasche nach meiner Tüte britischen Weingummis.

„Ich weiß echt nicht, wie du das Zeugs essen kannst!“, hörte ich eine spöttische Stimme.

Ich blickte auf und sah in Gigis grinsendes Gesicht. „Mach mal Platz!“, wies sie mich an.

Saphira hinter ihr lächelte mich ebenfalls an. „Schön, dass das mit dem Platz geklappt hat! Ich freue mich schon auf die Fahrt!“

„Na dann kommt mal her!“, ihre gute Laune hatte mich angesteckt und ich nahm meine Tasche beiseite. „Weingummi?“, fragte ich Saph, als sie in der Mitte zwischen uns zu sitzen gekommen war.

Herzhaft griff sie in die Tüte und stopfte sich eine ganze Hand des klebrigen Süßkrams in den Mund. Mit vollen Wangen grinste sie uns an.

Ich konnte nicht anders, als loszuprusten. „Du siehst total dämlich aus, Saph!“, lachte ich.

Schmollend verschränkte sie die Arme vor der Brust. Sofort beschwichtigte Gigi sie: „Aber niedlich dämlich!“, sagte sie und ich stimmte ihr nickend zu.

„Du siehst aus wie eine Krake!“, lachte ich.

Zweifelnd starrten die anderen mich an. „Wie... eine... Krake?“, fragte Gigi verwirrt. „Hat sie plötzlich noch mal sechs Arme mehr bekommen, oder was?“

Ich verdrehte die Augen und kuschelte mich in meinen Sitz, doch an ausruhen war nicht zu denken; es war ein reines Fest im Bus. Die Cola floss in Strömen, Chips- Tüten wurden herumgereicht, Lieder wurden laut –und falsch- gegrölt und es hätte nicht viel gefehlt, als das wir aufgestanden wären und getanzt hätten.

Die gute Laune hatte aber ein jähes Ende, als der Bus mit einer Vollbremsung hielt. Wir wurden in unseren Sicherheitsgurten nach vorne geschleudert und schnappten überrascht nach Luft. Von überall kamen Beschwerderufe.

„Warum halten wir?“, rief Gigi laut nach vorne.

Der Busfahrer erhob sich von seinem Sessel und trat in den Gang. Sofort wurde es mucksmäuschenstill im Bus. Wenn sich der Busfahrer von seinem Platz bequemt hat, dann muss etwas schlimmes passiert sein, oder es wird etwas schlimmes passieren, denn der Busfahrer rief mit seiner kratzigen Raucherstimme: „Wenn ihr die letzte halbe Stunde nicht die Klappe haltet dürft ihr den Rest des Weges laufen, verstanden?“

Alle starrten ihn aus großen Augen an. War das sein ernst? Und natürlich gab es wieder einen Idioten, der das testen wollte. „Das dürfen Sie gar nicht!“, plärrte Riccardo aus der Mitte. „Sie müssen uns zu unserem Zielort bringen!“

Das war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Der Busfahrer baute sich vor dem Jungen auf und funkelte ihn aus eng zusammengekniffenen Augen an. „So, wenn du mir das nicht glaubst: Und wie ich das machen kann, da drüben ist die Tür und jetzt raus mit dir!“, rief er wütend.

Riccardo starrte ihn entgeistert an, doch da sprang Ms Sting dazwischen. „Entschuldigen Sie, Mr Norren!“, sprach sie den Fahrer an. „Unsere Klasse wird sich jetzt zivilisierter benehmen. Bitte fahren Sie uns doch noch bis zum Waldanfang!“ Sie lächelte ihn entschuldigend an und schüttelte den Kopf, so als wollte sie sagen: „Ich weiß, meine Klasse ist furchtbar, bitte, lassen Sie mich nicht mit diesen Verrückten alleine!“

Verständnisvoll nickte er, warf noch einmal einen strengen Blick in unsere Richtung und verschwand dann wieder auf seinen Platz. Mit einem lauten Gedröhne sprang der Bus an und setzte seine Fahrt fort.

Leider ohne weitere Orgien.

Hindurch

~SAPHIRA~

Ich war froh, als ich aus dem stickigen Bus aussteigen konnte. Die Stimmung war im Eimer, der Busfahrer hatte kein einziges Fenster geöffnet und der Zigarettenrauch hing so tief in den Sitzen, dass man kaum atmen konnte.

Aus dem Grund nahm ich erst einmal einen tiefen Atemzug frischer Waldluft. Naja, halbwegs frischer Waldluft, denn wir standen noch an der Autobahn, vor uns ein Weg, der uns mitten in den Wald führen sollte. Und damit auch zu unserem Rastplatz.

Ms Sting hatte auf der Fahrt erzählt, dass es kein Campingplatz sei, auf den wir fuhren, sondern mitten in die unberührte Natur, was Gigi neben mir einen genervtes Stöhnen auslöste.

Aber ich freute mich wahnsinng. Hier würde ich endich auf andere Gedanken kommen und vielleicht würden sogar die seltsamen Träume aufhören.

Immer noch schweigend -die Standpauke des Busfahrers hatte wohl echt gesessen- liefen wir durch den Wald.

Unsere Klassenlehrerin lies sich zurückfallen und lächelte mich freundlich an. „Hallo Saphira!“, meinte sie. „Wie geht’s dir? Hast du dich schon in unsere Klasse eingelebt?“

Ich nickte. „Die Klasse ist toll, finde ich und vor allem Gigi und Vivi sind echt nett!“ Ich blickte zu meinen Freundinnen die vor mir liefen und sich störrisch ignorierten. Dann fiel mir etwas ein: „Ms Sting? Was ist mit Nicholas?“

Verständinsslos blickte die Lehrerin mich an. „Was soll schon mit ihm sein, er läuft da vorne!“ Sie zeigte auf eine Gruppe Jungs vor uns und tatsächlich: Nicholas ging es hervorragend, nicht so, wie am ersten Tag, bei dem er zu Boden gestürzt war.

Verwirrt zog ich die Stirn kraus. „Na, aber an meinem ersten Tag, da...“

„Da war er krank“, fiel sie mir ins Wort. „Er ist ja nicht mal in die Schule gekommen!“

Verwundert riss ich die Augen auf. „Das kann nicht sein!“, platze es aus mir heraus. „Er hatte doch... naja, er wurde doch am ersten Tag von Sanitätern... Er...“, stotterte ich, doch aus dem fragenden Blick meiner Lehrerin schloss ich, dass das, was ich ihr gerade erzählte völlig neu für sie war.

„Nicht so wichtig...“, murmelte ich und beschloss damit das Thema abzuschließen. Wie konnte sie so etwas... vergessen? Nein, nicht vergessen, wie konnte sie so etwas nicht wissen?

Verwirrt schüttelte ich den Kopf und schloss zu meinen Freundinnen auf.

„Gigi! Vivi!“, zischte ich ihnen leise zu. „Ich muss euch was erzählen!“

Gleichzeitig drehten sie sich um und blinzelten mich an. „Was gibt’s?“, fragte Gigi neugierig.

„Ich habe Ms Sting eben nach Nicholas gefragt und nach den Ereignissen am ersten Tag...“, ich wurde rot. „Naja, ihr wisst schon...“

„Jaja!“, Vivi gab mir ungeduldig mit der Hand ein Zeichen, dass ich weiter machen sollte.

Tief holte ich Luft und meinte dann: „Und sie wusste nichts davon! Von dem Vorfall, meine ich...“

Meine beiden Freundinnen starrten mich fasziniert an. Dann ergriff Gigi das Wort. „Das... ist mir auch schon aufgefallen... Nicht nur Ms Sing scheint von dem Vorfall nichts gewusst zu haben, alle anderen haben es auch vergessen!“, zischte sie aufgeregt. „Aber ihr erinnert euch doch genauso gut daran, wie ich mich, oder?“

Vivi und ich nickten. „Ja“, meine der Lockenkopf. „An jedes kleine Detail...Was ist mit denen los? Kollektiver Gedächtnisverlust?“, lachte sie spöttisch.

Nachdenklich kratzte ich mir den Kopf. Ich konnte mir beim besten Willen darauf keinen Reim machen.

Plötzlich ertönte von vorne lautes Gekreische. Erschrocken, und mit der Sorge, dass wieder etwas passiert sein könnte, blickte ich auf. Doch nichts dergleichen war geschehen, wir waren einfach nur an unserem Schlafplatz angekommen.

Vor Überraschung keuchte ich leise auf und auch von meinen Freundinnen hörte ich überraschtes nach Luft schnappen.

Der Ort, an dem wir die nächsten Tage verbringen würden sah aus, als sei er aus einem Märchenbuch entsprungen. Eine satte grüne Wiese auf der kleine Blümchen wuchsen, uralte riesige Bäume spendeten einen wohlverdienten Schatten, denn es war unglaublich warm. Doch das faszinierendste war wohl der kristallblaue See, auf den wir uns zu bewegten. Im Schein der Sonne funkelte er magisch und das Plätschern des Wasserfalles trieb das Wasser immer zur Bewegung an und lies kleine Wasserdampfschwaden entstehen.

Es war wunderschön.

Geblendet von dieser Schönheit, dieser scheinbaren Ruhe und diesem natürlichen Frieden, musste ich einen Moment stehen bleiben. Es war nicht nur das erste mal, dass ich draußen übernachtete, sondern auch das erste mal, dass ich einen Wasserfall sah und dieser faszinierte mich.

Langsam trat ich weiter nach vorne. Ich wollte es anfassen, das fallende Wasser. Mein Schritt beschleunigte sich immer mehr, beinahe rannte ich. Im Hintergrund hörte ich die fragenden Rufe meiner Freundinnen, doch ich ignorierte sie und rannte weiter.

Ich streckte meine Hand aus, stolperte beinahe und fing mich gerade noch so, bevor ich in das Wasser gefallen wäre, das holte mich aus meinem Rausch. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Was war nur mit mir los? Irgendetwas zog mich zum Wasser und, auch wenn es an sich spannend war, war es nicht der Wasserfall... irgendetwas... dahinter?

„Saph? Alles in Ordnung mit dir?“, Gigi stand hinter mir und legte mir die Hand auf die Schulter. „Du bist wie besessen los gerannt...“

Hinter ihr kam Vivi keuchend an. „Verdammt, Blondie! Seit wann bist du so schnell?“ Sie bespritze ihr Gesicht mit Wasser, dann sah sie mich an. „Was war das eben?“, fragte sie verwundert.

Müde schüttlete ich den Kopf. „Keine Ahnung...“, murmelte ich leise. „Lasst uns zu den anderen gehen...“ Langsam trotteten wir zum Rest der Klasse, ich spürte die fragenden Blicke aller, auch die meiner Freundinnen in meinem Rücken, doch ich blickte zu Boden. Warum war ich so von diesem Wasserfall angezogen gewesen?

„So!“, Ms Sting klatschte in die Hände und alle wanden, zum Glück, ihre Blicke von mir und guckten sie an. „Wir sind jetzt also an unserem Zeltplatz angekommen! Bitte respektiert die Natur und macht nicht zu viel kaputt, beschmutzt den See nicht und lauft nicht alleine und auf unbefestigten Wegen durch den Wald. Und jetzt...“, sie lies ihre Zelttasche auf den Boden plumpsen. „Jetzt bauen wir unsere Zelte auf!“ Sie lachte, als sie uns –sichtlich unbegeistert- sah und rief: „Kein Zelt- kein Abendbrot! Also hopp!“

Damit war der Startschuss zum Aufbau gegeben. Ich schlurfte zu einem ruhigen Plätzchen nahe dem Waldrand und mit Blick auf den Wasserfall.

„Dir ist schon klar, das wir nicht allein in einem Zelt schlafen werden!“, hörte ich Gigi hinter mir rufen.

Verwundert zog ich eine Augenbraue hoch und drehte mich um. „Was meinst du damit?“, fragte ich verwirrt.

„Hast du die Mail nicht bekommen? Wir sollen, wenn möglich, größere Zelte mitbringen, da nicht alle ein eigenes haben und uns zu dritt ein Zelt teilen! Außerdem soll es schon vorgekommen sein, dass mitten in der Nach einfach welche abgehauen sind... Die Mitbewohner sollen also als Wachhunde agieren!“, meinte Vivi schulterzuckend. „In jedem Fall hab ich mein Familienzelt dabei!“

Sie schmiss einen großen Beutel auf den Boden und es klapperte verdächtig, als er aufkam. Ich beäugte das Ding misstrauisch. Ob wir da wohl zu dritt reinpassen würden?

Dann fiel mir etwas ein: „Kann irgendwer von euch ein Zelt aufbauen?“

Gigi schüttelte ihre blonde Mähne. „Nope, da muss ich passen...“

Auch Vivi schüttelte den Kopf. „Das hat bei unseren Zeltausflügen immer nur mein Vater gemacht...“

Sie öffnete die Hülle und entleerte das Zubehör auf das Gras. Eine zusammengefaltete Plane, zig Metallstangen, Haken –Vivi erklärte uns, dass die Heringe hießen- und ein schwerer Hammer kamen zum Vorschein.

„Na Mädels, wie läuft es bei euch?“, Ms Sting war zu uns getreten und grinste uns breit an. War es nicht offensichtlich das es nicht so wirklich gut lief?

Vivi lies sich von der Bemerkung nicht stören. „Ganz gut“, meinte sie achselzuckend. „Bei Ihnen?“

Die Lehrerin lachte beim Blick auf unser verstreutes Equipment. „Das sehe ich!“ Dann deutete sie auf ein perfektes kleines Zelt auf der anderen Seite des Sees und meinte: „Ich bin bereits fertig, danke!“

Gigis Augen blitzten höhnisch, dann antwortete sie ihr: „Dann können Sie uns ja sicher helfen, oder?“ Man konnte ihr im Gesicht ablesen, was sie dachte: Die hat doch niemals selbst ihr Zelt aufgebaut.

Leicht nickte ich meiner blonden Freundin zu und gab ihr damit ein Zeichen, dass ich ihre versteckte Nachricht verstanden hatte. Zu der Lehrerin sagte ich lächelnd: „Oh! Das wäre toll, Ms Sting! Es läuft nämlich nicht ganz so gut... Können Sie uns zeigen, was wir machen müssen?“

Die Augen der Lehrerin weiteten sich einen kurzen Moment überrascht und sie begann zu murmeln: „Ich... ich glaube das bekommt ihr schon ganz gut alleine hin!“ Mit diesen Worten wand sie sich ab und ging schnurstracks auf eine andere kleine Gruppe zu, die ziemlich genauso viel Erfolg mit ihrem Zelt hatten, wie wir.

Jetzt, da sie nicht mehr da war, konnten wir uns nicht mehr zurück halten und brachen in lautes Gelächter aus. „Habt ihr ihren Gesichtsausdruck gesehen?“, prustete Vivi schadenfroh und machte riesige Augen.

„Die soll mal nicht so angeben!“, keuchte Gigi atemlos. „Gut gemacht Saph!“ Sie knuffte  mir die Schulter. „Du hast sie ja echt herausgefordert!“

Meine Wangen wurden warm und ich murmelte leise: „Ich... danke!“ Leicht lächelte ich sie an.

Vivi boxte mich spielerisch in die Seite. „Du hast echt Mumm, Saph! Du bist nicht so ein Erdbeertörtchen, wie ich dachte!“

„Erdbeer... Erdbeertörtchen? Wie soll ich das jetzt verstehen?“ 

Vivi fuchtelte mit ihren Händen herum. „Naja, du weißt schon... Nett und lieb und höflich... schüchtern ´n bisschen naiv... So was mein ich mit “Erbeertörtchen“!“

Verwundert zog ich die Augenbraue hoch. Ich war also ein Erdbeertörtchen? 

„So Leuts!“, rief Gigi. „Ich glaube, wir sollten uns jetzt um unser Höllenzelt kümmern, oder? Ich hab nämlich keinen Bock heute Nacht unter freiem Himmel zu campen!“

Seufzend sah ich erst unseren kläglichen Haufen an und dann die stehenden Zelte meiner Klassenkameraden an. Da plötzlich sah ich etwas unter der Plane durchblitzen. Neugierig ging ich näher und zog ein Blatt heraus.

„Verdammt! Da ist ja ne Anleitung!“, keuchte Vivi, die mir über die Schulter geguckt hatte.

Langsam drehte ich mich um und blitzte sie an. „Das kann doch nicht dein ernst sein, oder? Eine Anleitung?“ Genervt seufzte ich auf und blickte in das entschuldigende Gesicht meiner Freundin.

Sie grinste mich verlegen an. „Sorry... total vergessen...“

Und mit viel Elan begann sie das Zelt aufzubauen. Doch selbst mit einer Anleitung brauchten wir noch einmal fast eine halbe Stunde um unser Heim für die Nacht aufzubauen. 

 

Abends saßen wir zusammen am Lagerfeuer und sahen den Baked Beans beim köcheln zu. „Ist das nicht schön?“, fragte Mrs Sting lächelnd. „Als Klasse zusammen am Feuer zu sitzen und etwas leckeres zu essen?“

Ich blickte auf die Marshmallows in meiner Hand und überlegte fieberhaft wie ich es schaffen sollte die zu essen, denn wir hatten keine Stöcke und in den dunklen Wald durften wir nicht mehr.

„Saphira?“, rief die Lehrerin. „Du musst wirklich nicht so schüchtern auf deine Hände gucken! Wir sind doch alle ganz lieb!“ Sie lachte fröhlich.

Überrascht blickte ich von dem Süßzeugs auf. „Nein, ich...“, begann ich doch sie fiel mir ins Wort.

„Also, wir wollen morgen einen Ausflug machen, habt ihr euch schon in kleine Gruppen eingeteilt?“, fragte sie in die Runde.

Vivi neben mir lehnte sich näher zu mir und zischte mir zu: „Die ist schon total blau! Zwar sind auf Klassenfahrten alkoholische Getränke vervboten, aber ich hab gesehen, wie sie sich eben etwas Vodka in ihre Limo geschüttet hat!“

Gigi neben ihr nickte zustimmend. „Auf der letzten Klassenfahrt mussten wir sie abhalten einen Stripteese zu machen, so zu war sie!“ Sie schüttelte sich und verzog angewidert das Gesicht. „Unglaublich! Wir haben ihr ein Glas Wasser über den Kopf geschüttet, damit sie wieder zur Vernunft kam!“

Interessiert musterte ich die Frau. Vielleicht war sie doch nicht so langweilig und verklemmt wie ich dachte... „Komische Lehrerin...“, murmelte ich leise.

„Wem sagst du das? Sie ist unsere Klassenlehrerin seit der fünften Klasse!“, lachte Gigi. „Und sie hat echt schon verdammt viel Mist angestellt!“

Müde stützte ich mein Kinn in meine Hände und blickte gedankenverloren ins Feuer. Jetzt nur noch einen Happen essen und dann hinlegen und einfach schlafen... Vielleicht ging es ja hier besser, als zu hause... Vielleicht würde ich dann nicht mehr solchen Quatsch träumen...

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Vivi mir eine Schale Bohnen hinhielt, bis sie mich mit dem heißen Ding anstieß, was mir einen leichten Schmerzensschrei entlockte. „Hast du Hunger, Saph?“, fragte sie lächelnd.

Überrascht schreckte ich hoch und hätte ihr fast die Schüssel aus der Hand geschlagen. „´Tschuldige, Viv“, murmelte ich müde. „Danke für die Bohnen!“ Besorgt blickte sie mich an.

„Alles in Ordnung bei dir, Saph?“

Ich schüttelte ruckartig den Kopf um irgendwie wieder wach zu werden und meinte dann: „Ja, ich war nur irgendwie weggetreten...“ Lächelnd griff ich nach der Schüssel und begann mir die warmen und total versalzenden Bohnen reinzuschaufeln. Waren Bohnen nicht eh eine seltsame Idee für einen Zeltausflug bei dem man sich die Zelte teilte?  Vivi musterte mich immer noch seltsam, doch bevor sie auf die Idee kam irgendetwas zu fragen meinte ich: „Ich glaube, ich muss jetzt ins Bett! Ich falle gleich um!“ Demonstrativ gähnte ich und erhob mich. „Nacht!“, wünschte ich meinen Klassenkameraden und wandte mich vom warmen Lagerfeuer ab.

„Saph!“, rief mir Gigi hinterher. „Ist wirklich alles in Ordnung?“

ich drehte mich um und lächelte meine Freundinnen, die mir hinterher gelaufen waren an. „Ja, wirklich! Und jetzt macht euch keine Sorgen, sondern setzt euch wieder zu den anderen! Die fünf Meter kann ich doch wohl alleine gehen!“

Ich beschleunigte meinen Schritt, ich wollte mich nur noch hinlegen. Meine Freundinnen kamen mir nicht hinterher.

 

„Saphira!“, hörte ich die bekannte Stimme rufen. „Saphira mach deine Augen auf!“, befahl sie. Müde streckte ich mich und öffnete meine Augen. Es war in letzter Zeit für mich nichts ungewöhnliches mehr, dass ich im Traum meine Augen öffnen konnte, ohne dass ich aufwachte. Ich blinzelte benommen in das Licht, dass sichtbar wurde, dann kniff ich meine Augen wieder zusammen und rollte mich zur Seite.

„Es ist so hell“, jammerte ich schmerzerfüllt. „Kannst du nicht bitte dafür sorgen, dass es dunkler ist?“

Sie seufzte und augenblicklich sah ich nicht mehr die grelle Helligkeit durch meine Augenlider durchscheinen, im Gegenteil, es wurde angenehm dunkel.

Dankbar öffnete ich meine Augen wieder und blickte in das vertraute bleiche Gesicht mit den roten Augen und dem Juwel. Überrascht wich ich ein Stück zur Seite und prallte gegen eine kalte steinerne Wand. Fluchend rieb ich mir den Hintern und stand auf.

„Schön, dass du mich endlich anguckst!“, meinte das Mädchen vorwurfsvoll. „Ich dachte schon ich könnte dir das hier nie zeigen!“ Sie steckte beide Arme aus, drehte sich herum, so als wollte sie mir ihre schöne neue Wohnung präsentieren, nicht aber eine kalte, nasse und steinerne Höhle, in der es auch noch unbeschreiblich laut war.

Laut?

Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und erblickte etwas, dass mir fast den Atem raubte. Die eine Wand der Höhle war nicht etwa steinern und massiv, es war ein tosender Wasserfall!

„Hast du es endlich bemerkt?“, fragte das Mädchen schnippisch. Sie war mit der Zeit immer frecher gweorden und sie wirkte nicht mehr so, wie ein armes unschuldiges Kind, sondern mehr wie eine rotzfreche kleine Schwester, die man am liebsten aus seinem Zimmer schmeißen wollte.

„Wo sind wir hier?“, fragte ich ohne den Blick vom Wasserfall zu lenken.

Das Mädchen seufzte, hüpfte summend in eine Ecke und kam mit einem breiten Holzscheid wieder zurück. Dann griff sie nach meinem Arm und zog mich zu den Wassermassen. „Schau es dir an, wenn du es dir nicht selbst denken kannst!“ Sie steckte das Holz in das Wasser und lichtete somit einen kleinen Teil des Wasservorhanges und ich konnte hindurch spähen.

Ich brauchte einen kurzen Moment um meine Augen an die Dunkelheit, die draußen noch viel allgegenwärtiger schien zu gewöhnen. Als ich plötzlich erkannte, was ich da vor mir sah, blieb mir vor Schock fast der Mund offen stehen. Es war unser Zeltplatz!

Ich konnte die Zelte meiner Mitschüler erkennen und das etwas kleinere Einzelzelt meiner Lehrerin, dass dich am Lagerfeuer stand, aber auch das meiner Freundinnen und mir, was etwas abseits der Klasse ganz hier in der Nähe stand.

„Das... Da sind wir grade!“, meinte ich und deutete nach draußen.

„Ach, wirklich?“, grinste sie frech, dann seufzte sie und meinte mit ernster Miene: „Saphira, ich habe eine Bitte an dich und ich weiß, dass klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, aber... glaube mir, in Ordnung?“ Mit hochgezogener Augenbraue nickte ich. Ich wusste zwar noch nicht ganz, was das sollte, aber sie würde wahrscheinlich nicht weiter reden, wenn ich verneinen würde. „Wenn du gleich aufwachst sind deine beiden Freundinnen Gigi und Vivian schon wach und sie werden dir erzählen, dass sie das hier“ Sie machte wieder eine ausladende Armbewegung. „ebenfalls geträumt haben, sie wissen fast genau das selbe wie du... also...“ Sie räusperte sich. „Erinnerst du dich an den ersten Traum, den du von mir hattest?“ Ich nickte stumm. Es klang so... unwirklich was sie da erzählte, aber andererseits hatten Vivi und Gigi in der Tat das selbe wie ich geträumt... „Ich hatte dich gebeten, dass du eine Aufgabe erfüllst und jetzt... ist es Zeit diese zu beginnen!“

„Ich verstehe nicht so ganz, was du meinst! Das ist doch nur ein Traum und...“

„Saphira!“, unterbrach sie mich. „Das ist mehr als ein Traum! Und wenn sich das, was ich dir gleich erzählen werde nicht als wahr herausstellen wird, dann kannst du ruhig weiter annehmen, dass das hier nur ein Traum ist!“

„In... Ordnung...“, meinte ich stockend. „Was soll ich... was sollen wir tun?“

„Geht gleich nachdem ihr aufgewacht seid zu dem Wasserfall, am Rand ist es euch Möglich hindurch zu kommen. Seid ihr erst einmal hindurch, seht ihr einen Gang, der in das Innere des Berges führt, folgt ihm, dann kommt ihr an euer Ziel!“ Plötzlich verschwand sie für einen kurzen Moment und es kam mir vor, als würde ihr Bild... flackern.

„Bitte Saphira“, bettelte sie schwach. „Vertrau mir! Du wirst gleich aufwachen, deshalb bin ich kurz vorm Verschwinden, aber tu einfach, was ich dir gesagt habe!“ Und dann verschwand alles um mich herum. 

Schwitzend setzte ich mich in meinem Schlafsack auf.

„Saphira! Hast du auch so komisch geträumt?“, fragte mich Vivi die schon aufrecht neben mir saß.

Stumm nickte ich und blickte zu Gigi die mich nachdenklich musterte. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte sie.

Ich zuckte mit den Schultern. „Nachprüfen ob es stimmt, was sie uns erzählt hat?“, schlug ich vor. Im Schlafsack steckend robbte ich zu meinem Koffer und kramte nach ein paar Klamotten. „Worauf wartet ihr noch?“, fragte ich. „Bringen wir es schnell hinter uns, dann können wir schnell wieder zurück!“ Ich schmiss meine Sachen in meinen Schlafsack und begann mich in ihm um zuziehen, denn ich war nicht so wirklich wild darauf mich in dieser Kälte um zu ziehen.

Meine Freundinnen nickten und schnappten sich ebenfalls ihre Klamotten.

Nach zehn Minuten standen wir vor unserem Zelt. „Habt ihr eure Taschenlampen und die Taschenmesser?“, fragte unsere Pragmatikerin Vivi. „Wir wollen schließlich gut ausgerüstet sein, oder?“

Gigi schüttelte ungläubig den Kopf. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass hinter dem Wasserfall wirklich eine Höhle, oder sogar ein Tunnel ist, oder? Echt, Freak!“, hämisch lachte sie und blickte gehässig auf die kleinere Vivi.

Sie plusterte sich auf und ihre Locken schienen sich noch weiter zu kräuseln. „Halt die Klappe, Blondie! Und tu nicht so, als seiest du nicht auch neugierig, sonst hättest du ja auch im Zelt bleiben können, oder?“ Wütend blitzte sie sie an.

Bevor sich meine Freundinnen zerfetzten konnten ging ich dazwischen. „Leute! Seid doch nicht so laut! Nachher bekommt noch jemand was mit! Lasst uns gehen!“ Ich schob sie vor mir her zum Wasserfall.

„Und wie sollen wir jetzt heraus finden, ob da was dahinter ist, oder nicht?“, fragte Gigi skeptisch.

Ich ging zur Waldgrenze und schnappte mir ein breites Stück Holz. „Hier mit!“, grinste ich sie an. Ich trat wieder an das Wasser und machte mit dem Holz das selbe, wie es das Mädchen in meinem Traum und schob es in den Vorhang.

Als wir durch die dadurch entstandene Lücke blickten wich Gigi keuchend zurück. „Da ist echt ne Höhle!“, meinte sie überrascht.

Selbstsicher blickte Vivi sie an, so als würde sie gleich Gigi eins reindrücken wollen, doch schnell rief ich: „Lasst uns doch da durch gehen!“

Sich immer noch böse musternd quetschten die beiden sich hinter mir an die Steinwand. Vorsichtig machte ich ein paar Schritte nach vorne und da sah ich auch das, was das Mädchen aus meinem Traum gemeint hatte: die Lücke zwischen der Wand und dem Wasser! Immer näher trippelten wir und plötzlich spürte ich einen kalten Schauer an meinem Rücken.

„Es klappt wirklich“, hauchte Vivi überrascht.

„Natürlich, was dachtest du denn?“, lachte ich angestrengt, darauf konzentriert jetzt bloß nicht nach hinten zu kippen.

Auf einmal war die Wand vor mir verschwunden und ich fiel auf kalten, feuchten Steinboden.

„Wir sind da“, hauchte ich leise. „Leute! Wir sind da!“ Glücklich drehte ich mich um und strahlte meine Freundinnen an. „Ist das nicht irre?“

 

~GIGI~ 

 

Fasziniert blickte ich mich in der Höhle um. Es war unglaublich, alles war genau so, wie in meinem Traum von eben!

„Und... was sollen wir jetzt machen?“, stammelte Vivi fasziniert.

Saphira blickte sie verwundert an. „Na den Gang weiter gehen! Ist doch klar!“, meinte sie schlicht und blinzelte uns mit großen Augen an. „Das hat sie doch gesagt!“

Jetzt bekam Vivi große Augen. „Aber... wenn wir morgen nicht da sind... fällt das nicht auf?“

Ich zog mein Handy aus meiner Rocktasche und guckte auf die Uhr. „Es ist jetzt kurz nach zwölf, die anderen werden nicht vor neun wach sein, wenn wir dann wieder da sind ist doch alles gut! Neun Stunden, das reicht!“, antwortete ich ihr.

Schockiert starrte sie mich an. „Du willst doch nicht etwa auch da lang gehen?“, quiekte sie aufgeregt.

Ich zuckte mit den Schultern. „Pff, ich könnte jetzt eh nicht mehr schlafen! Und außerdem: ich bin neugierig, was am Ende des Ganges ist!“ Dann grinste ich sie süffisant an. „Hast du Angst, Psycho?“

Ihr Gesicht wurde rot vor Wut und sie fauchte: „Vergiss es, Dummklotz! Gehen wir!“ Schnaubend stampfte sie in den Gang hinein, die Taschenlampe wie als Lanze nach vorne gestreckt.

„Hat sie mich gerade „Dummklotz“ genannt?“, wandte ich mich an Saph. „Was ist denn das für eine komische Beleidigung?“, lachte ich und machte mich auf den Weg, um Vivi zu folgen. „Weißt du, sie war nicht immer so seltsam...“, begann ich, doch dann bemerkte ich, dass Saphira gar nicht mehr neben mir lief. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich sie im dunklen Gang zu erkennen und schwenkte mit der Taschenlampe umher. Wo zur Hölle war sie? „Saphira?“, rief ich laut. „Wo bist du?“

Plötzlich legten sich zwei Hände auf meine Schultern. „Buh!“

Erschrocken schrie ich auf. „Wha! Wer ist das?“ Ich hob den Strahl meiner Taschenlampe und richtete ihn auf die Person vor mir: Saphira. Sie grinste mich frech, mit geschlossenen Augen, wegen der Lampe, an. „Verdammt Saph!“, schimpfte ich. „War das echt nötig? Warst du nicht eben noch hinter mir?“

Verlegen kratzte sie sich den Kopf. „Ja schon...“, gestand sie. „Aber irgendwie hatte ich Lust jemanden zu erschrecken und da bin ich unauffälig an dir vorbei und... naja...“ Sie lächelte mich mit ihrem niedlichsten und strahlendsten Lächeln an. „Sorry...“

Einen Moment lang blickte ich sie noch wütend an, dann nahm ich den Lichtstrahl von ihrem Gesicht und schob sie weiter. „Komm jetzt, sonst wird Vivi noch sauer!“

„Oder macht sich Sorgen um uns...“, murmelte Saphira leise.

Verächtlich schnaubte ich. „Eher unwahrscheinlich.“

 

Überraschender weise scherte es Vivi doch, wo wir abblieben. „Leute!“, schimpfte sie, als wir auf sie zukamen. „Ihr könnt mich doch nicht alleine hier in der Dunkelheit lassen. Nur mit einer Taschenlampe bewaffnet!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Habt ihr eine Ahnung, wo wir jetzt lang sollen?“, fragte sie und zeigte hinter sich auf die beiden Weggabelungen.

Jetzt ging mir ein Licht auf. „Ach deshalb hast du gewartet. Du hattest Schiss, dass wir einen anderen Weg als du nehmen!“, grinste ich und stupste Saphira an, die aber nichts davon bemerkte.

Sie lief immer wieder zwischen den beiden Gängen hin und her und murmelte dabei irgendetwas.

„Was is´ los, Saph?“, rief Vivi ihr zu und holte sie damit scheinbar aus einer Art Trance, denn sie schüttelte den Kopf so, als ob sie erst wach werden müsste.

„Was hast du gesagt?“, fragte sie nachdenklich, doch ohne eine Antwort abzuwarten brabbelte sie weiter, dieses Mal so laut, dass ich auch etwas verstehen konnte: „Wieso hat sie mir wegen der Abzweigung nichts gesagt? Wenn sie doch will, dass wir kommen...“

Vivi räusperte sich: „Du Saph... Das Mädchen hatte mir mal was gesagt... In einem Traum meinte sie so was wie: Das Gesuchte offenbart sich in der Dunkelheit. Ich hatte keine Idee, was sie damit meint, aber vielleicht hilft das ja jetzt...“

„Macht eure Lampen aus!“, befahl ich meinen Freundinnen und klickte meinerseits auch auf den Ausschalter. Und als alles Licht aus dem Raum verschwunden war sahen wir es. „Wow...“, murmelte ich beeindruckt und auch von meinen Freundinnen kamen überraschte Laute.

Den Eingang, den wir vermutlich nehmen sollten, wurde von Millionen kleiner und großer Edelsteine geschmückt, die einen warmes, rotes Licht abgaben. Es schien, als sei plötzlich das Gestein zum Leben erwacht, um uns zu zeigen, wo wir lang mussten.

„Was ist das?“, murmelte Saphira und starrte wie gebannt auf die Erscheinung.

Vivi lächelte überlegen und erklärte: „Flourezierende Steine, Saphira! Sie „laden“ sich mit dem Licht „auf“ –und bei diesen scheint es besonders schnell zu gehen, da sie ja höchstens fünf Minuten dem Licht ausgesetzt waren!“

„Grandios“, sagte ich sarkastisch und warf ihr einen gelangweilten Blick zu. „Können wir jetzt weiter?“

Der Lockenkopf warf mir einen wütenden Blick zu, doch bevor sie etwas erwidern konnte warf Saphira ein: „Dann sollten wir diesen Weg doch nehmen, oder? Wird doch sicher der richtige sein, wenn der so beleuchtet ist!“

Nachdenklich kratzte sich Vivi das Kinn. „Vielleicht ist das aber auch eine Falle und wir sollen getestet werden, ob wir uns nur für Reichtum und Prunk entscheiden, oder ob wir auch der schlichten Seite etwas abgewinnen können...“

Ich seufzte, setzte meinen Rucksack, den ich zuvor abgestellt hatte, wieder auf und trat entschlossenen Schrittes auf das strahlende Tor zu. „Ich gehe da jetzt jedenfalls rein!“, verkündete ich und betätigte den Schalter an meiner Taschenlampe und sofort verschwand das Licht der Steine.  Eigentlich schade, dachte ich. Schön waren sie ja...

Zögernd trat Saphira hinter mich. „Wenn du meinst, dass das der richtige Weg sei... dann folge ich dir!“

Vivi stöhnte auf. „Verdammt! Also hängt jetzt alles von deiner dummen Intuition ab, Blondie? Wehe, wenn du dich geirrt hast!“, grummelte sie, trat aber dennoch neben mich. „Los geht’s!“

Stumm folgten wir dem Weg durch die undurchdringbare Dunkelheit. Irgendwie fühlte ich mich unwohl, doch warum? 

„Irgendwo muss dieser verdammte Tunnel doch mal enden!“, schimpfte ich leise. „Es kann doch nicht sein, dass der ewig so weiter geht...“

Vivi schnaubte. „Vielleicht ist das ja auch eine Sackgasse und wir laufen jetzt ewig, nur um vor einer Steinwand stehen zu bleiben, super!“

Urplötzlich blieb Saphira neben mir stehen. „He, was ist los, Saph?“, fragte ich sie. „Du bist ja ganz bleich im Gesicht! Alles ok? Willst du dich kurz ausruhen?“

Sie schüttelte leicht den Kopf und murmelte dann: „So was ähnliches habt ihr auch in meinem Traum gesagt! Ich erinnere mich noch genau an diese Unterhaltung! Also ist das hier wirklich wahr!“

Lachend knuffte ich sie in die Seite. „Na was dachtest du denn? Normalerweise haben nicht mehrere Menschen den selben Traum, folglich ist das entweder alles ein Traum oder alles ist wahr!“

Erstaunt blickte Vivi mich an. „Weise gesprochen, Blondie! Und ich dachte, du glaubst an dieses ganze „okkult Zeug“, wie du es nennst, nicht!“ Ihr Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen.

„Ach halt doch sie Klappe!“, fauchte ich und beschleunigte meinen Schritt.

„Sogar im letzten Loch zoffen die sich...“, murmelte Saphira so leise, dass ich sie fast nicht hörte.

Ich ignqorierte ihre Bemerkung und bahnte mir weiter meinen Weg durch den steinigen Gang. Es ist doch nicht meine Schuld, dass Vivi und ich uns immer zoffen, sie fängt schließlich immer an!, dachte ich und kam mir sofort wie ein Kleinkind vor. Verdammt! Jetzt hatte Saphira mich ins grübeln gebracht! Und wenn ich zu viel grübele dann...

Der Schmerz fuhr mir durch alle Glieder. Verwirrt taumelte ich ein paar Schritte nach hinten, versuchte mich an der Wand zu stützen, doch wo ich nur hingriff, bekam ich nur Luft zu greifen. Meine Knie versagten und ich lies mich auf den Boden fallen.

Nur noch am Rande nahm ich die Rufe meiner Freundinnen wahr, dann holte mich die Dunkelheit.

 

~VIVI~

 

„Gigi!“, rief ich und rannte zu ihr. Sie war mit einem ziemlichen Tempo gegen eine massive Steinwand gerannt und aus diesem Grund zusammen gebrochen. „Verdammt Mädchen! Hast du die Wand nicht gesehen?“

Saphira hatte sich neben mich gehockt und kühlte Gigis Stirn mit einem großen Stein. „Komm schon...“, murmelte sie. „Mach die Augen wieder auf!“ Sie rüttelte sie am Arm ,kniff sie in die Wangen, zog an ihren Haaren, doch Gigi öffnete ihre Augen nicht.

„Was sollen wir jetzt machen?“, fragte ich meine schwarzhaarige Freundin und lies mich auf den Hosenboden in den Dreck fallen. „Blondie ist bewusstlos und wir sitzen in einer Sackgasse… Sollen wir sie jetzt etwa den ganzen Weg zurück ziehen?“

Müde legte ich meinen Kopf auf meine angewinkelten Beine und schloss kurz die Augen, schließlich hatten wir so gut wie gar nicht geschlafen und dann auch noch seltsam geträumt… Ein paar Minuten wären da doch nicht unangemessen, wenn Gigi doch eh abwesend war…

 

Ich musste eingenickt gewesen sein, denn als ich plötzlich eine kalte Hand auf meinem nackten Arm spürte sprang ich vor Schreck schreiend auf. „Wha! Verdammt!“, schimpfte ich laut und blickte mich um.

„Na, aufgewacht?“, lächelte mich Saph frech an. „Gigi ist dabei aufzuwachen, komm!“

Tatsächlich, die Blondine, deren Kopf jetzt auf einem Kissen aus Saphs Jacke ruhte, bewegte sich leicht und sie murmelte leise etwas vor sich hin. „Wenn sie wach ist, können wir weiter bereden, was wir jetzt machen sollen...“, meinte Saphira nachdenklich.

Skeptisch musterte ich sie. „Was willst du schon groß machen? Wir sitzten am Ende eines Tunnels...“

Von Gigi her ertönte ein leises Stöhnen. Überrascht blickten wir zu ihr und sie blinzelte uns müde an. „Warum zur Hölle liege ich hier auf dem Boden?“ Sie setzte sich auf und griff sich sofort an den Kopf. „Mann, ist mir schwindelig, was ist den passiert?“

„Du bist gegen die Steinwand gerannt, du Idiot!“, schimpfte ich und funkelte sie an. „Mach uns nicht solche Sorgen!“

Sie fokussierte mich an und lächelte: „So, die Psycho-Hexe hat sich Sorgen um das arme kleine Cheerleader-Mädchen gemacht? Interessant!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Von:  HinkelsteinDompteur
2013-05-15T12:58:14+00:00 15.05.2013 14:58
[Warnung] Der Nachfolgende Kommentar kann Spuren von Nüssen, Ironie und natürlich ernst- aber nicht böse gemeinter - Kritik enthalten, die ausschließlich dem Zweck dient dem Autor/ der Autorin zu helfen. Die Verfasserin des Kommentars ist weder ein Hater, noch ein Unmensch oder Monster, sie hat nichts gegen die Geschichte, sondern möchte nur helfen in Zukunft vielleicht ein paar Fehler zu vermeiden. Mögliche, etwas abwertend formulierte, Teile des Kommentars mögen sich nicht zu Herzen genommen werden, sie liegen rein am mangelnden Einfühlungsvermögen der Verfasserin.[/Warnung]

Hallo,

ich hab gesehen, dass du noch keine Kommentare hast und dachte mir ich widme mich mal ausführlich deiner Geschichte.
*Mario-Stimme* Here we go…

Sein weißblondes Haar wehte magisch um es und von dem Juwel auf seiner Stirn, welches die selbe Farbe besaß wie seine Augen, ging ein angenehmes Leuchten aus.
Da es sich (vermutlich) um das im Satz vorher erwähnte Mädchen handelt, würde ich das ganze (und auch die folgenden Abschnitte) mit ‚Ihr‘ statt ‚Sein‘ schreiben. Ich denke das liest sich einfach weitaus angenehmer und flüssiger, zumal finde ich persönlich es im Zusammenhang ästhetischer, da es die Weiblichkeit des Mädchens betont.

An sich schien es, als würde das Kind von innen heraus strahlen, denn um es bildete sich eine Art Lichtkranz, der die Dunkelheit um es erhellte. Gebannt starrte ich es an und trat einen Schritt vorwärts, weiter durch den undurchdringbaren Schatten.
Die Wiederholungen des Wortes ‚es‘ sind ein bisschen unvorteilhaft, ich würde das ein oder andere durch ein anderes Wort/eine andere Umschreibung ersetzen um die Wiederholungen zu vermeiden. Außerdem würde ich auch hier wieder empfehlen auf ‚sie‘ umzusteigen, ich denke das würde dem ganzen mehr Ästhetik verleihen.

wie mich ein Schaudern überkam
Ich persönlich finde die Formulierung etwas unglücklich, ‚überkam‘ passt da nicht so ganz rein. Ich würde etwas schreiben wie:
„wie ich schauderte/wie ein Schaudern durch meinen Körper lief“

„Ich habe dich erwartet!“, meinte es mit einem anklagenden Lachen.
Einen solchen Satz würde ich sehr viel mehr umschreiben. Er scheint ja doch eine gewisse Mystik zu haben, zumindest klingt es so aus dem was bisher geschrieben wurde. Wie also klingt es? Das Ausrufezeichen mach ja schon mal deutlich das der Satz nicht gehaucht ist, aber wie ist die Stimme, von welcher Konsistenz? Ist sie eher schlank und schneidend wie ein Messer? Oder breit und hallt von irgendetwas wieder? Das ‚anklagend‘ finde ich schon mal eine richtige Richtung, aber ich denke du könntest da mehr rausholen.

Verwirrt blickte ich zu ihm hoch. „Was bitte meinst du? Ich kann mich nicht erinnern dich je gesehen zu haben!“
Auch hier würde ich wieder auf den Klang der Stimme eingehen, zudem mehr auf Emotionen. Da das ganze aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, schildere doch mehr wie es in der Person aussieht, was in ihr vorgeht. Rast ihr Herz ob dieser Begegnung? Ist ihr Hals vielleicht trocken und ihre Stimme brüchig, weil die Person sich fürchtet, oder ist sie zwar verwirrt aber doch von sich selbst überzeugt und selbstsicher, sodass sie keine Angst empfindet?

Das Mädchen lachte amüsiert und beugte sich mit einem Keuchen zu mir vor.
Ich denke nicht das ‚Keuchen‘ hier passend ist, ich würde daraus mehr ein ‚Seufzen‘ machen, das passt vermutlich besser in die Situation.

konzentrierte sich in meiner Stirn.
‚in meiner Stirn‘ ist etwas ungeschickt formuliert, rein medizinisch, ich würde ‚hinter meiner Stirn‘ empfehlen.

Überwältigt von der Hitze und dem damit verbundenen Schmerz sackte ich mit einem Stöhnen zusammen.
Der Schmerz kommt also von der Hitze an ihrer Stirn, richtig? Ich weiß nicht, aber irgendwie bin ich nicht so ganz überzeugt, im einen Moment schien es gar nicht so heiß zu sein das sie dadurch verletzt wird. Ich würde die Quelle des Schmerzes eher von etwas anderem ausgehen lassen, verstehst du was ich meine? Ein bisschen mehr Drama kann nicht schaden, das bisschen Hitzeschmerz scheint mir noch nicht so überzeugend ^^

So~

Mein Fazit:
Keine auffallenden Rechtschreibfehler (gut, ich hab auch nicht explizit nach solchen Ausschau gehalten, aber mir ist nichts Schlimmes ins Auge gesprungen, das ist gut), was die Geschichte daher gehend sehr angenehm zu lesen macht.
Was mir aber extrem fehlt, sind Emotionen und Beschreibungen. Gerade wenn das ganze wie ein Traum inszeniert ist hat man doch alle Möglichkeiten, wenn du nicht auf den Ort des Geschehens eingehen willst (hat auch was, dieses Ungewisse) dann doch bitte viel mehr auf evtl. den Klang der Stimmen, andere Geräusche und besonders die Gefühle der Protagonistin. Bei einer Ich-Perspektive hast du da doch alle Möglichkeiten, die zu nutzen wäre aus meinen Augen sehr wichtig.
Ansonsten war‘s das zum Prolog von mir ^^

Sow long

HinkelsteinDompteur

Antwort von:  Susuri
20.06.2013 18:02
Oki, wurde bearbeitet! ^^
Guckst du dir den Prolog noch mal an?


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