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I just want to be loved

von

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Prolog

Prolog
 

Ich wollte das eigentlich nicht. Ich wollte mich nie wieder verlieben. Trotzdem ist es passiert und es tat unheimlich weh.
 

Vor einem Jahr habe ich ihn getroffen. Er war wunderschön. Seine Ausstrahlung und seine Art.
 

Ich kannte ihn nicht, trotzdem war ich mir sicher, dass ich ihn lieben könnte. Ich hatte furchtbare Angst, dass er mich ignorieren würde?
 

Ich habe mich damit zufrieden gegeben ihn zu sehen. Ich war glücklich...ich wollte nur mit ihm zusammen sein. Aber dann hat sich alles verändert? ich saß oft alleine zu Hause und habe an ihn gedacht, ich fühlte wie sich mein Herz verkrampft und die Tränen in mir aufstiegen?alles nur wegen ihm?
 

Es ist nun ein Jahr her, dass er hierher kam. Ein ganzes Jahr ist nun vergangen. Und ich rede nicht einmal mit ihm. Ich habe nichts mit ihm zu tun.
 

Aber das sollte sich ändern?

Kapitel 1

Kapitel 1
 

?Hey, hey hörst du mir überhaupt zu???

?Sorry, hattest du was gesagt????

?Arghhh, du bringst mich zur Verzweiflung Ken!!! Kannst du mir nicht einmal zuhören???? Schuldbewusst blickte ich in das Gesicht meiner besten Freundin, Reiko. Sie war sehr lieb, konnte aber, wie jetzt sehr sauer werden, wenn ich ihr mal wieder nicht zuhörte. Und sie wusste warum ich sie manchmal einfach nicht beachtete. Es war wegen Ihm.
 

?KEN!!!!! Kannst du eigentlich auch mal an was anderes denken, als an Mark???

?Nein.?, sagte ich und streckte ihr die Zunge raus.

Wir fingen beide an zu lachen...sie wusste das ich schwul bin und hatte damit keine Probleme. Nur wenn ich sie wegen eines anderen Typen vernachlässigte wurde sie manchmal etwas zickig, aber das ging auch vorbei.
 

?Was findest du eigentlich an dem Typen?? Der ist doch nichts Besonderes...?

Ich wollte gerade antworten, da kam Mark in die Klasse. Er war aus Amerika nach Tokyo gezogen. Er war 17 also 1 Jahre älter als ich. Amerikanisches Schulsystem.... Er war groß, schlank, hatte blonde Haare die ihm immer in die Stirn fielen und die schönsten blauen Augen, die ich je gesehen habe. "Ohh man, dich hat es echt erwischt!", meinte Reiko. Und bevor ich was dazu sagen konnte rief sie schon mit ihrer gekünzelt zuckersüßen Stimme seinen Namen

?Mark!!!?
 

Ich glaube, ich hätte sie da am liebsten umgebracht, aber ich war zu sehr damit beschäftigt nicht zu nervös zu werden und mich am besten nicht zu blamieren.
 

?Hi!!?

?Hi....?

Ohh Gott diese Stimme. Er hatte eine wunderschöne weiche Stimme. Als er sich zu mir umdrehte merkte ich wie ich rot wurde...

?Was gibst denn??

Ich brachte keinen Ton heraus und sah auf meine Schuhe...ich betete, dass Reiko etwas sagen würde, doch sie sagte nichts...immer musste sie mich in irgendetwas reinreiten...plötzlich tauchte sein Gesicht vor mir auf, das brachte mich so aus der Fassung, dass ich rücklings vom Stuhl fiel...soviel zum Thema nicht blamieren.
 

Kurz bevor ich jedoch den Boden berührte fing Mark mich auf. Ich wäre am liebsten gestorben...als ich mich wieder gesammelt hatte und eine halbwegs normale Entschuldigung von mir gegeben hatte, wollte ich möglichst schnell einen Abgang machen.

?Ähmm, warum hattest du mich denn gerufen? Wolltest du was Bestimmtes???

Ich verstand nur noch Bahnhof. Als ich mich endlich traute nach oben zu sehen sah ich in seine wunderschönen Augen.
 

Er sah mich verwirrt an. Ich musste ihn wohl etwas zu lange angestarrt haben. Ich wollte gerade etwas zu Reiko sagen, als ich sah, warum sie so ungewöhnlich still war. Sie saß gar nicht mehr auf ihrem Platz, sondern hatte sich schnell zu ihren Freundinnen verdrückt. Mit einem flehendem Blick, versuchte ich ihr klarzumachen, dass sie mir helfen musste. Sie zwinkerte mir nur zu und wendete sich wieder dem anscheinend so wichtigen Gespräch ihrer Freundinnen zu.

Na toll!! Und was nun?? Jetzt stehe ich hier mit ihm und habe keine Ahnung was ich machen soll

Da klingelte die Glocke, die die nächste Stunde ankündigte...Glück im Unglück nennt man das wohl. Mark ging zurück auf seinen Platz. Wir hatten Sozialkunde. Das wohl langweiligste Fach, was ich kenne...Ich beschäftigte mich lieber mit Mark. Ich stellte fest, dass er einen sehr schlanken und schönen Hals hatte. Bestimmt macht er viel Sport. Das würde seine gute Figur erklären. Ich stellte mir vor, wie ich seinen Hals küsste und gleichzeitig versuchte sein Hemd aufzuknöpfen. Plötzlich tickte mich jemand von der Seite an. Als ich die Augen öffnete sah ich genau in das dicke rote Gesicht von meinem Sozialkunde Lehrer. Ich musste wohl eingeschlafen sein.

Scheiße!!

?Ken Shiwara! Sie sollten ihre nächtlichen Aktivitäten etwas mehr einschränken!!?

Ach sei doch still!! Deinen Unterricht interessiert doch eh keinen!!

Nachdem Herr Yoshimoto wieder hinters Pult zurückgekehrt war, um anderen Schülern auf die Nerven zu gehen, beugte sich Reiko zu mir um zu wissen, was ich denn wieder die ganze Nacht getrieben hätte.

?Nichts, bei dem Unterricht kann man doch nicht wach bleiben!!?

?Recht hast du. Hast du geträumt?? Du hast einen so seltsam glücklichen Gesichtsausdruck...? Schnell versuchte ich mein Gesicht in eine halbwegs normale Form zu bringen, schließlich konnte ich Reiko nicht erzählen, dass ich schon anfing Mark in meinen Träumen auszuziehen...
 

?Miss Kashitaka, möchten sie diese wichtige Angelegenheit nicht der ganzen Klasse erläutern???

?Nein, entschuldigen sie Herr Yoshimoto.?

Der Rest des Unterrichtes verlief relativ ruhig. Ich beschäftigte mich weiter mit Mark und Reiko mit ihrem Handy. Sie liebte dieses Teil wahrscheinlich mehr als ihren Lover...
 

Mitten in meinen Gedanken klingelte es. Endlich frei. In aller Ruhe packte ich meine Sachen zusammen und machte mich schon seelisch darauf gefasst mir wieder Reiko's neuste Geschichten anzuhören. Ich wartete draußen vor dem Schultor auf sie. Es dauerte immer ewig bis sie sich von ihren ganzen Freundinnen verabschiedet hatte, hier ein Küsschen, da ein Küsschen.
 

Ich wollte gerade wieder reingehen um Reiko einzusammeln, die sich wahrscheinlich wieder im Dauergespräch mit einen ihrer Freundinnen befand, als Mark mir entgegenkam.
 

?Hey Ken!! Warte mal eben auf mich.?

Was wollte MARK denn von mir?? Wir kannten uns doch gar nicht.

?Hey hast du am Wochenende was vor???

?N..n..ein eigentlich nicht...?

?Hast du nicht Lust bei uns vorbeizukommen?? Meine Schwester hat schon wieder so ein langweiliges Konzert und na ja ich dachte bei der Gelegenheit könnten wir uns etwas besser kennen lernen. Was sagst du??? ?Warum nicht...?

?Also dann bis morgen so um 14 Uhr, ok???

Ich nickte nur und weg war er.
 

Im nächsten Moment stand Reiko neben mir

?Ne, ne Ken was wollte er denn??

?Er hat mich eingeladen zu sich...?

Ich war immer noch fassungslos

?Das ist doch toll!!! Dann lernst du ihn endlich kennen!!?

?Hmmmm...?
 

Kaum war ich zu Hause lief ich in mein Zimmer und durchsuchte meinen Kleiderschrank. Wie ich befürchtet hatte fand ich nichts was ich hätte anziehen können. Über die ganze Aufregung schlief ich letztendlich ein.

Am nächsten morgen ging meine Panik weiter. Nachdem ich geduscht hatte ging ich in mein Zimmer und nahm das erstbeste was mir in die Hände fiel. Es war eine Jeans mit etwas Schlag unten und ein Figurbetonendes Hemd.
 

Als ich nach unten kam sah meine Mutter mich fragend an.

?Wo willst du denn hin???

?Ein Freund hat mich zu dem Konzert seiner Schwester eingeladen...?

Na toll, das klingt wie ne bescheuerte Ausrede. Bestimmt fängt sie noch damit an, dass es aussieht als würde ich auf den Strich gehen so tuntig wie ich rumlaufe...ich glaube sie fällt in Ohnmacht, wenn sie wüsste, dass ich wirklich schwul bin...
 

?Und wann kommst du wieder??

Wow, keine Standpauke.

?Weiß ich noch nicht.?

Ich nahm meinen Mantel und ging?Mütter.
 

Mark wohnte etwas weiter weg. Ich wollte zu Fuß gehen, damit ich nicht zu früh bei ihm auftauchen würde. Trotzdem war ich eine ¾ Stunde zu früh bei ihm.
 

Ich wollte gerade wieder kehrtmachen, als die Tür aufgerissen wurde.
 

?Hi willst du nicht reinkommen???

?Ähhh..g..erne?
 

Ich war total nervös.

?Komm ich nehme dir deinen Mantel ab.?

Als Mark meinen Mantel nahm streifte er über meinen Nacken. Es war ein angenehmes Gefühl. Ich fragte mich, wie ich diesen Tag durchstehen sollte ohne Mark anzufallen.....
 

Er war auch zum anbeißen!!! Und was er anhatte!!!! Eine Jeans die ihm anscheinend zu eng zu sein scheint. Sie spannte etwas an seinen Oberschenkeln und an seinem Hintern. Er hatte einen sehr schönen Hintern!! Und ein kurzes Shirt mit chinesischen Schriftzeichen drauf. Er kam anscheinend frisch aus der Dusche und war gerade dabei gewesen sich anzuziehen. Sein Shirt war noch offen und ich konnte auf seinen gut gebauten Oberkörper gucken. Er sah so verdammt gut aus!!!!

Kapitel 2

Kapitel 2
 

Ich musste meinen Blick dann doch von ihm abwenden, da es doch etwas seltsam ist mit Schuhen in einer Eingangshalle zu stehen und jemanden dumm anzustarren.

Während ich mir die Schuhe aufband, knöpfte er sich sein Shirt zu (zu meinem Bedauern) Dabei fiel mir auf das er sehr elegante lange Finger hatte. Am Mittelfinger trug er einen Ring, mit einem Schlangenmuster drauf.
 

?Mark, du hast Besuch??

?Ja Mutter, es ist ein Freund aus der Schule.?

?Aber vergiss nicht, dass deine Schwester heute ein Konzert hat!?

?Ja mein Gott, ich werde es nicht vergessen, wenn du mich alle 5 Sekunden daran erinnerst!?
 

Er verdrehte seine Augen und zeigte mir, dass ich mit nach oben kommen sollte. Ich war gespannt darauf, wie sein Zimmer aussieht. Ich finde, das Zimmer sagt immer viel über die Person aus, die es bewohnt.
 

Es war ein recht geräumiges Zimmer und sehr gemütlich. In einer Ecke stand ein gemütliches Sofa mit Sessel, ein großer Schreibtisch und natürlich ein Bett...das Bett sah ziemlich verlockend aus, aber ich sollte mich doch unter Kontrolle halten. Außerdem gab es noch ein Bücherregal, dort stand ziemlich viel Kleinkram drin. Alles Möglich, von Fotos bis Bier Flaschen. Sehr ordentlich war es nicht, aber dadurch wurde es viel persönlicher und ich fühlte mich sehr wohl in seinem Zimmer.
 

?Das mit meiner Mutter tut mir Leid, sie ist ein bisschen, na ja wie Mütter halt so sind. Und das ich dich zu diesem Konzert mitschleppe, welches wahrscheinlich totlangweilig ist, tut mir auch Leid.?
 

Ich war noch total in Gedanken versunken. Ich betrachtete sein Zimmer genau, so als wolle ich mir alles genau einprägen.

?Mach doch nichts...?

Als Mark nichts darauf erwiderte, versank ich wieder in Gedanken. Ich überlegte mir, wie es wohl wäre, mit ihm auf dem Bett zu liegen, und einfach nur zu kuscheln und glücklich zu sein. Ich wollte nicht dass es so wird wie ?letztes? Mal. So etwas wollte ich nie wieder erleben.

Ich zog ihn langsam aus...ich wusste ja wie er unter seinem Shirt aussah, also hatte ich auch eine dementsprechende Fantasie...ich vergaß total das die betroffene Person, die ich gerade in meinen Fantasien auszog, genau neben mir saß...
 

?...en...Ken...Ken?

?Hmmm??? Was ist????

?Ist alles ok?? Du siehst so verträumt aus...?

?N..n.nein alles ok, wirklich...?

Mein Gott ich war erst 16 und schon so pervers...wie wird das denn erst, wenn ich älter bin...
 

In dem Moment ging die Tür auf. Da stand eine ziemlich große ?Blondine?. Mir war klar, dass das Mark's Schwester sein musste. Sie sah ziemlich eingebildet aus. Sie war so zwischen 18 und 20.
 

?Wir wollen fahren.?

?Komme?

?Sag mal passe ich eigentlich noch in euer Auto???

?Es wird eng, aber das klappt schon irgendwie.?
 

Shit, das wird kompliziert!!! Ich kann mich doch nicht an ihn ?ranquetschen? sozusagen. Ich glaube ich werde verrückt!!!

?MARK!!! Komm endlich?

?Jetzt schieb mal kein Stress!!! Gehen wir, sonst reißt mir meine Mutter noch den Kopf ab...?
 

Anstatt mir Sorgen darum zu machen, dass die Mutter wohl ziemlich sauer war, kümmerte ich mich eher um das Gefühl von 1.000.000 Schmetterlingen im Bauch. Ich war total nervös. Zu dritt auf der Rücksitzbank eines BMWs (er stand schon in der Einfahrt)

Als wir unten ankamen stand da noch eine Person im Eingang, die ich nicht kannte.
 

?Hi Jack, na was geht???

?Ach alles klar, und bei dir Mark???

Ich war leicht verwirrt, zog aber trotzdem meine Schuhe an und nahm meinen Mantel und hoffte, dass jetzt nicht irgendetwas Unerwartetes geschehen würde.
 

?Was machst du hier???

?Ich fahre mit aufs Konzert ist doch klar. Leider ist mein Auto kaputt, ich fahre also bei euch mit.?
 

Ich dachte ich hätte mich verhört. Wir sollten doch nicht etwa zu sechst in diesem Auto fahren oder??? Ich glaube dies wäre ein guter Zeitpunkt, um in Ohnmacht zu fallen, ein sehr guter sogar!!!
 

?Tja, dann wird's wohl ein bisschen eng, aber Ken kann sich ja auf meinen Schoß setzten...so ein Leichtgewicht wie er ist...im Gegensatz zu meiner Schwester.?...
 

Den Rest von dieser kleinen Auseinandersetzung hörte ich schon gar nicht mehr. Ich sollte WAS???? Mich auf SEINEN SCHOß setzen???? Ich glaub Mark spinnt, oder er weiß nicht dass ich schwul bin. Ok ich glaube das zweite trifft zu. Aber ich werde mich niemals auf seinen Schoß setzen, sonst werde ich doch wirklich noch über ihn herfallen...Ich meine ein gemütliches Bett hat er ja...Aber das ist hier nicht der Punkt...Scheiße
 

Die drei diskutierten noch bis zum Auto darüber, wie wir uns nun hinsetzen sollten. (wie ich inzwischen in Erfahrung gebracht hatte, war Jack der Freund von Mark's Schwester.)

Am Ende kamen wir dazu, dass wir uns halt quetschen müssten um dahin zu passen, aber keiner auf dem Schoß von irgendjemandem landen würde. Zu meiner Erleichterung.

Sehr viel besser, war die Lösung mit dem quetschen, dann auch nicht gewesen. Ich saß im Auto neben Mark und rückte ihm dabei ziemlich nahe. Ich machte mich so klein wie möglich, und versuchte Mark nicht irgendwie zu berühren, was auf so kleinem Raum sehr schwierig war. In Tokyo Auto zu fahren ist eigentlich verrückt, und ich frage mich, warum wir das überhaupt machen. Mir war irgendwie bewusst, dass heute noch irgendetwas Schlimmes oder sehr peinliches passieren musste. Schließlich war schon allerhand schief gegangen.
 

Na ja da mein Gefühl mich meistens nicht im Stich lässt, ließ die peinliche Situation nicht lange auf sich warten.
 

An einer Kreuzung lief plötzlich ein Fußgänger über die Strasse. Herr Hayers bremste ganz plötzlich. Mein Arm auf den ich mich gestützt hatte rutschte zur Seite und mein Kopf ?fiel? zur Seite. Leider rutschte meine Hand zwischen die Beine von Mark und mein Kopf fiel ihm sozusagen genau in die Arme. Ich lief natürlich sofort rot an. Mark schien das nicht sonderlich viel auszumachen. Amerikaner sind da wohl nicht so schüchtern. Ich setzte mich sofort wieder gerade hin und murmelte eine Entschuldigung.
 

?Ach, ist das nicht niedlich er wird ja rot. Das ist doch nicht schlimm! Nur nicht so schüchtern?

Mark grinste vor sich hin, und bevor ich so recht wusste was los war, hatte mich Mark auch schon in den Arm genommen und seine eine Hand etwas tiefer auf meinen Rücken gelegt, der durch die leicht vorgebeugte Pose frei wurde, und streichelte sanft darüber.

Mir lief ein angenehmer Schauder über den Rücken. Ich war kurz davor mich fallen zu lassen, als mir einfiel, dass wir ja nicht ganz allein sind. Ich entriss mich wieder seiner Umarmung und setzte mich wieder hin. Mark grinste immer noch. Und ich war immer noch rot wie eine überreife Tomate. Mark dachte wohl, dass ich das als Scherz auffassen würde.

Doch es erinnerte mich an damals. Wo er das auch gemacht hatte. Wie er mich angefasst hat. Aber seine Berührungen waren härter nicht so sanft, wie die von Mark. Ich wollte mich nicht erinnern. Ich wollte das nicht. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.
 

?So wir sind da.?

Als Mark aus dem Auto ausstieg war ich froh endlich frische Luft zu bekommen. Ich hoffte, dass Mark nicht noch einen Scherz mit mir machen würde. Jack und Kelly interessierten sich weniger dafür was wir trieben. Nur Jack hatte etwas gegrinst, als er das gesehen hatte, was Mark gemacht hatte.

Auf dem weg zur Eingangshalle schob Mark mir seine Hand in meine linke hintere Hosentasche. Ich war in Panik. Ich wollte weg. Ich ertrug das nicht länger. All das erinnerte mich an damals. An alles was ich nicht erinnern wollte. Ich blieb abrupt stehen und starrte Mark entsetzt an. Ich befürchtete, dass ich mich in ihm getäuscht hatte, dass alles wieder von vorne beginnen würde, und dabei wollte ich nur einmal glücklich sein.
 

?Ist was Ken?? Alles ok???

Jack und Kelly waren schon mit den Eltern vorgegangen. Ich fühlte mich etwas wohler ohne sie.

?Hey ist alles ok?? Hab ich irgendetwas falsch gemacht Ken?? Wenn ja tut es mir leid. Ken??
 

Ich antwortete nicht. Ich kämpfte mit mir, um die Erinnerung nicht wieder hochkommen zu lassen, da ich wahrscheinlich in Tränen ausbrechen würde...

Kapitel 3

Kapitel 3
 

?Ken, komm her...?

?Ich will nicht. Bitte? lass mich??

?KOMM JETZT HER!?
 

Ich spürte einen harten griff um mein Handgelenk. Ich schreckte aus meinen Erinnerungen hoch und schrie:

?NEIN!!! Las mich!!!?

?Ken, Ken ganz ruhig??

Erst da merkte ich, dass Mark mich am Handgelenk festhielt? Unmerklich floss eine Träne über meine Wange? Ich fing an am ganzen Körper zu zittern.

Mark nahm mich mit zu einer Bank und versuchte mich zu beruhigen.

Ich konnte nicht aufhören, daran zu denken. An seinen Geruch, an seine rauen Hände, die mich überall berührten. Er roch meistens nach Alkohol und Schweiß. Ich mochte diesen Geruch nicht. Ich fühlte mich dabei immer unwohl. Nachdem er eingeschlafen war setzte ich mich meistens unter die Dusche und weinte. Ich hoffte immer den Dreck von mir abwaschen zu können, aber ich konnte immer noch genau spüren wo er mich angefasst hat und wie. Ich wollte das nicht mehr, aber ich hatte Angst. Angst davor, dass er mich wieder schlagen würde. Ich war viel schwächer als er, und ich war es immer noch.

Ich konnte einfach nicht mehr. Das war einfach zu viel für mich geworden. Die Intoleranz meiner Mutter, und der Druck in der Schule und dann noch meine Vergangenheit. Unmerklich hatte sich das alles in mich hineingefressen, und nun wollte es heraus. Ich fing wieder an zu weinen. Ich konnte meine Tränen nicht mehr aufhalten. Ich klammerte mich an Mark und schluchzte nur.

?bitte, bitte tu mir das nicht an?nein lass mich??

Mark streichelte mir sanft über die Wirbelsäule?nach einiger Zeit hatte ich mich dann beruhigt. Ich tat so, als würde ich schlafen. Ich wollte mich nicht mit den Fragen von Mark konfrontieren.

Als das Konzert zu Ende war und Mark?s Familie wieder nach draußen kamen, sahen sie uns fragend an. Mark aber sagte nichts. Er fragte auch nicht was mit mir los war, und warum ich geweint hatte. Ich fühlte mich unwohl und wollte nur noch nach Hause und ins Bett.

Die Fahrt verlief relativ ruhig. Mark?s Mutter war nur sauer, dass Mark nicht beim Konzert war, er erwiderte nur, dass es mir nicht gut ging, und damit war das Thema auch gegessen.

Herr Hayers setzte mich bei mir zu Hause ab.

?Tschau Ken, wir sehen uns in der Schule?

?Ja tschüs?

Ich fühlte mich elend und wollte nur noch ins Bett. Aber es gab da ja noch meine Mutter, also musste ich ein fröhliches Gesicht aufsetzen und so tun als wäre nichts. Sie würde mich sowieso als letzte verstehen.
 

?Hallo Ken. Du bist also wieder da? Wie war?s denn??

?Ja ganz nett. Ich bin müde ich gehe gleich ins Bett??

?Aber du hast doch noch gar nichts gegessen??

?Ich hab eh keinen Hunger. Gute Nacht.?

Das restliche Gezeter von meiner Mutter nahm ich gar nicht mehr wahr. Ich ging einfach in mein Zimmer und ließ mich aufs Bett fallen.

Ich schlief kurz darauf ein. Es war wie jede Nacht. Der gleiche Traum. Dieselben Gedanken. Ich hatte das Gefühl verfolgt zu werden. Ich lief und lief, aber es hatte keinen Sinn. So als würde ich vor meiner Vergangenheit davonlaufen, aber das hat keinen Sinn, irgendwann holt sie dich eh ein, und dann ist es schlimmer als zuvor.
 

Am nächsten Morgen fühlte ich mich furchtbar. Ich war unausgeschlafen und mir tat alles weh. Ich hatte keine Lust auf Schule, aber versuch das mal deiner Mutter zu erklären. Nachdem ich geduscht und mir frische Sachen angezogen hatte. Ging ich nach unten. Ich wollte mich gleich auf den Weg machen, aber meine Mutter war der festen Überzeugung mir noch ein Brot aufdrücken zu müssen. Da ich keine Lust auf eine Auseinandersetzung hatte, aß ich mein Brot und machte mich dann mit einem schlechten Gefühl im Magen auf den Weg zur Schule.

Ich hatte Angst Mark wieder zu sehen. Es war mir peinlich gewesen, in was für einem Zustand er mich gesehen hatte. Außer Reiko wusste niemand von meiner Vergangenheit. Sie war es, die mich damals gefunden hatte, und mich davor bewahrt hat eine riesige Dummheit zu begehen.
 

?KEN!!!!!?

Das war Reiko. Man hört sie schon aus 100 Metern Entfernung. Ich freute mich sie zu sehen, da ich mit ihr über diesen Vorfall reden wollte und ich hoffte, dass wenigstens sie mich verstehen würde.

?Ken! Na wie geht?s???

?Nicht besonders??

?Du siehst furchtbar aus! Ist irgendwas passiert???? Ist alles ok????

?Reiko ich habe Angst, Angst, dass es wieder so wird wie früher, dass sich alles wiederholt??

Entsetzen machte sich in Reiko?s Augen breit. Sie erinnerte sich an jene Nacht. In der wir uns trafen.

?Ken nicht er, oder? Doch nicht????

Ich nickte nur. Ich fühlte mich unfähig etwas zu sagen. Sie nahm mich in den Arm. Ich fühlte mich bei ihr immer so geborgen und beschützt.

?Ken, du darfst dein Leben nicht von ihm bestimmen lassen. Es ist vorbei. Jeder Mensch hat das Recht einmal glücklich zu werden. Vor allem du.?

?Ich habe Angst. Angst, dass ich mich auch in ihm täusche. Das sich alles ändert. Wie er mich berührt hat. Und wie er gegrinst hat. Genau wie er. Nur etwas sanfter.?

Reiko ließ mich entsetzt los. Sie starrte mich ungläubig an und ich sah beschämt zur Seite?

?Er hat WAS?????

Sie konnte es nicht fassen, dass mich Mark angefasst hatte.

?Reiko es war nicht so, es war anders?.?
 

In dem Moment klingelte die Klingel. Wir mussten in Unterricht. Wir hatten Herrn Yoshimoto, und der konnte es nicht haben, wenn man nicht in seinem Unterricht auftauchte.

Wir gingen schweigend zum Klassenraum. Ich merkte, dass Reiko innerlich kochte. Und ich wusste auch warum. Und ich machte mir Sorgen. Sie war nicht gerade schwach. Sie macht viel Sport und war ziemlich stark, sogar stärker als ich.
 

Im Unterricht war Reiko auffallend Still. Sie spielte auch nicht mit ihrem Handy.

Mark hatte mich heute Morgen noch nicht angesprochen. Ich war ziemlich erleichtert und machte mir weiter keine Gedanken und hörte einfach nur zu, was der Lehrer uns erzählte.

Ich wurde nervös, als es zur Pause klingelte. Ich wollte Mark nicht ins Gesicht schauen. Ich flüchtete gleich nach dem klingeln auf die Bank hinter einigen Klassenräumen. Da war nie jemand. Es war sehr abgelegen und Still dort. Ich genoss die Ruhe und versank in meinen Gedanken.
 

?MARK!!!?

?Ja? Was gibst denn?Reiko richtig????

?Würdest du mal bitte mitkommen???

Reiko nahm mich mit in einen abgelegen Trakt des Hauptgebäudes.

?Was gibst denn??

Als Reiko sich zu mir umdrehte hätte man meinen können sie wollte mich durch ihre Blicke aufspießen. Sie starrte mich an, und ging auf mich zu.

?Was ist gestern passiert??? Was hast du ihm angetan????

?Nichts es war nichts.?

?Ach, es ist nur ganz zufällig so, dass er heute total verstört ist. Das er zu mir kommt und sagt, dass er Angst hat.?

?Im Auto ist er ausversehen mir sozusagen in die Arme gefallen. Und aus spaß habe ich ihn dann umarmt, weil er rot geworden ist? Als wir ausgestiegen sind habe ich ihm meine Hand in die hintere Tasche gesteckt. Da ist er stehen geblieben und hat angefangen zu zittern. Als ich versucht habe ihn wieder zu sich zu bringen, hat er mich angeschrieen und angefangen zu weinen?Ich weiß auch nicht was war??

?Wenn du ihn noch einmal anfäßt, ich schwör dir ich werde dir jeden einzelnen Knochen im Körper brechen! Rühr ihn nicht an. Nicht einmal annähernd!?

Mit diesen Worten wirbelte sie herum und ging. Sie unterhielt sich mit ihren Freundinnen, als wäre nichts gewesen.

Mich ließ sie, verwirrt wie ich war, einfach im Gang zurück?
 

Um Ken kümmere ich mich später. Ich glaube er möchte jetzt allein sein.
 

Was war das denn jetzt?? Muss ich das verstehen??

Mark war total verwirrt und machte sich auf den Weg zum Klassenraum, er nahm sich vor mit Ken darüber zu reden.
 

?Ken?? Wusste ich doch, dass du dich wieder hier versteckst?

Reiko streckte ihren Kopf um die Ecke und ging zu der Bank auf der Ken immer noch vor sich hinträumte.

?Ken? Möchtest du darüber reden??

Ich schüttelte mit dem Kopf. Ich starrte einfach gerade aus. Mir liefen vereinzelt Tränen über das Gesicht. Reiko war die einzige die mich je weinen sah. Ich weine nie vor anderen Menschen. Ich setze immer eine Maske auf um meine Gefühle darunter zu verstecken. Alle die mich kennen, haben mich nie traurig oder wütend erlebt. Ich war immer ?glücklich??

Das Mark mich weinen gesehen hat, war mir peinlich. Ich wollte meine Gefühle nicht so offen preisgeben. Ich habe das einmal getan und mit einem hohen Preis bezahlt. Ich glaube, wenn man seine Gefühle zeigt haben andere Menschen eine bessere Chance jemanden zu verstehen, aber auch zu verletzen. Und dieses Risiko möchte ich nie wieder eingehen.
 

Reiko nahm mich in den Arm und sagte nichts. Es tat mir gut, dass sie da war. Sie war immer für mich da?schon immer.

Da klingelte es zur Stunde. Ich wischte meine Tränen weg und setzte wieder mein lächeln auf. Reiko kannte das, sie ist der festen Überzeugung, dass es auch mal ok ist Gefühle zu zeigen. Ich habe mich aber nicht geändert und ich glaube auch nicht daran, dass sich die Menschen ändern.

?Lass uns zurück zur Klasse gehen??
 

Die Stunden vergingen heute wie in Zeitlupe. Ich habe die ganze Zeit nicht nachgedacht und nicht richtig zugehört. Heute war ich irgendwie nicht so ganz auf der Höhe.

Irgendwann war dann auch die vierte Stunde zu Ende. Ich langweilte mich total und wollte eigentlich nur wieder nach Hause und mich im Bett verkriechen.
 

?Ken Shiwara?Ken Shiwara!?

Ich schien im Unterricht eingeschlafen zu sein. Na ja bei dem Unterricht ist das ja auch kein Wunder. Ich hatte aber keine Lust die Augen auf zu machen, also ?schlief? ich weiter und hoffte, dass er mich in ruhe lassen würde, was er natürlich nicht machen würde. Während ich anstrengend überlegte, was wir gerade für Unterricht hatten, hörte ich schon wie sich der Lehrer auf den Weg zu mir machte.

Ich hatte mich dafür entschieden, dass es unwichtig wäre welchen Unterricht wir hatten. Ich stand auf und ging Richtung Tür.
 

?Ken Shiwara, wo wollen Sie hin??

?Machen Sie sich nicht die Mühe, ich finde selbst raus. Sie müssen mir nicht mal eine Verwarnung schreiben.?

Und damit verließ ich das Zimmer. Ich war mir sicher, dass er meine Mutter anrufen würde, und dass meine Mutter mich wieder zulabern würde, aber das war mir irgendwie egal.

Das letzte Mal wo ich mich so verhalten hatte, war als er gestorben war. Als ich endlich frei war, keine Angst mehr zu haben brauchte.

In der nächsten Stunde war ich dann wieder anwesend. Ich hielt es für besser nicht den ganzen restlichen Tag zu fehlen.

Ich war froh als endlich Schluss war. Nicht nur ich. Die anderen stürmten beim klingeln aus dem Klassenraum. Ich packte in Ruhe meine Sachen ein, da es sowieso wieder dauern würde, bis Reiko mit ihrer Abschiedsnummer fertig war.

Ich war total in der Überlegung versunken, warum Frauen immer so lange brauchen um sich zu verabschieden, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte.
 

?Hey..Ken.?

Nein das musste also auch noch kommen. Na ja es muss wohl sein ich meine man kann nicht jemandem den ganzen Tag aus dem Weg gehen, wenn man sich einen Tag vorher an ihn rangeschmissen hat und geheult hat.

?Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es dir besser geht. Und was da gestern eigentlich los war.?

Ich strahlte ihn an:

?Klar ist alles ok. Was soll los sein??

Er packte mich am Handgelenk so wie gestern und sah mir in die Augen.

?Alles ok? Alles OK? Und warum zum Teufel bist du dann so ausgeflippt? Was habe ich dir getan? Und warum ist Reiko heute zu mir gekommen und meinte, dass du ihr gesagt hättest, dass du Angst hast und das ich dich nie wieder anfassen sollte??

Ich sah auf den Boden.

?bitte?bitte lass mich los??

?Nein, erst wenn du mir geantwortet hast!?

?nein?nein ich will das nicht, lass das, bitte, warum, warum tust du mir das an???

Ich mochte diesen stechenden Blick nicht, mit dem mich Mark zu durchbohren schien. Er schien bis auf meine Seele zu sehen. Er schien sehen zu können, was ich vergessen wollte, mit aller Kraft versuchte vor anderen zu verstecken.

In dem Moment stürmte Reiko in den Raum. Sie hatte wohl bemerkt, was hier los war.

?KEN!! Hier bist du!!! Ich hab dich schon überall gesucht. Du hast mir doch versprochen mit mir einkaufen zu gehen!?

Sie schnappte sich meine Sachen und zog mich hinter ihr her. Sie warf Mark noch einen Drohenden Blick zu und stürmte dann mit mir aus dem Raum.
 

Draußen vor dem Schultor sah sie mich dann vorwurfsvoll an.

?Danke?? murmelte ich nur.

?Mensch Ken, du musst echt lernen dich zu wehren. Zur Strafe musst du mich zu einem Eis einladen!?

?Na gut, aber nur weil du es bist.?

Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und lief los.

?HEY Ken, deine Tasche!!! Glaubst du etwa, dass ich die für dich trage????

?JAAA!?

?Da hast du dich aber geirrt!!! Komm sofort wieder hierher!!! KEN!?
 

Lachend lief Reiko hinter Ken her. Für diesen Augenblick wollten beide Mark einfach mal vergessen?Und glücklich sein?

Kapitel 4

Kapitel 4
 

Im Eiscafe nahm sich Reiko natürlich den größten Eisbecher, den es gab.

?Sag mal Reiko, willst du mich in den Ruin treiben??

?Nein, wie kommst du nur auf so was????

Sie schaute mich grinsend an und löffelte weiter an ihrem Eisbecher.

Ich hing weiter meinen Gedanken nach. Ich wusste nicht, wie es mit Mark und mir weiter gehen sollte. Ich wusste, dass ich Mark irgendwann antworten musste und dass er sich nicht mit einer Ausrede zufrieden geben würde. Aber sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Ich meine ich kenne ihn fast gar nicht, und dann will ich ihm meine Vergangenheit anvertrauen.

Nein das will ich nicht. Aber was soll ich sonst machen???

Plötzlich spürte ich einen feuchten Fleck auf meiner Wange. Als ich aufblickte, sah ich Reiko mit ihrem Eislöffel in der Hand und einem bösen Blick. Ich fasste mir an die Wange, ich hatte Sahne im Gesicht.

?Ich mag es nicht, wenn du mich vernachlässigst, dass weißt du doch??

Sie zog ein Schmollgesicht. Ich versuchte währenddessen, mir die Sahne aus dem Gesicht zu wischen.

Da ich mir nichts bestellt hatte, hatte ich auch nichts, womit ich sie bewerfen konnte.

?Reiko??? Du hast mich mit Sahne beworfen?!??

?Wie sollte ich denn sonst deine Aufmerksamkeit bekommen???

?Na ja, so wie normale Menschen das auch mache, man spricht die Person mit Namen an??

Reiko grinste vor sich hin und aß ihr Eis weiter. Und ich, ich versuchte immer noch mir die Sahne aus dem Gesicht zu wischen. Sie war anscheinend glücklich, so wie es war.
 

Nach dem Eisessen, war Reiko dann doch so gnädig, nicht noch mit mir einkaufen zu gehen. Wenn sie nämlich einkaufen geht, dauert das immer Stunden! Sie hatte aber noch was vor und so machten wir uns gemeinsam auf den Rückweg.

An der Kreuzung, wo wir uns trennten gab sie mir noch einen Kuss und ging dann nach Hause. Ich sah ihr noch eine Weile hinterher und fragte mich, ob sie eigentlich immer so glücklich ist, oder ob sie auch nur so tat. Ich hatte mir vorher noch nie Gedanken darüber gemacht, aber wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass Reiko nie etwas von ihrer Vergangenheit erzählt. Eigentlich ist es auch egal, denn auch wenn irgendetwas in ihrer Vergangenheit war, oder nicht, Reiko bleibt Reiko.
 

Ich wollte gar nicht nach Hause. Meine Mutter würde mich wieder fragen, was denn in der Schule los gewesen ist. Und ob es mir nicht gut ginge. Darauf hatte ich ehrlich gesagt überhaupt keine Lust.
 

?Ken? Kannst du mal bitte kurz herkommen??

Ich wusste es?

?Was gibst denn???

?Was war denn heute in der Schule los?? Geht?s dir nicht gut??

Als hätte ich es gewusst?

?Ich meine, du kannst mir alles sagen?das ist ke??

?Ich bin schwul, zufrieden??

Damit ging ich auf mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich wusste, dass das mich nun auch nicht vor einem ihrer pädagogisch wichtigen Gespräche retten würde, aber im Moment war sie still, und das war die Hauptsache.

Ich legte mich aufs Bett und döste etwas vor mich hin.

Irgendwann hielt ich es dann für sinnvoll mit Hausaufgaben anzufangen, als mich meine Mutter rief.

Ich hätte nicht erwartet, dass sie ihre Stunden ? Reden, so schnell ausarbeiten konnte. Jetzt kam bestimmt etwas wie ?das ist nicht schlimm, du brauchst dich nicht dafür zu schämen? - Nummer.

?Was ist??

?Du hast Besuch.?

Als ich nach unten ging, hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. Wer kam mich denn schon besuchen? Es war Mark. Ich hatte mir natürlich schon Gedanken gemacht, was ich ihm sagen würde, aber nur kurz und ich wusste immer noch nicht, was ich ihm sagen wollte.

?Hey??

?Ich dachte ich komm dich mal besuchen??

Als ich die prüfenden Blicke von meiner Mutter sah, dachte ich es ist wohl besser, wenn wir uns oben unterhalten.

?Lass uns hochgehen.?

Sie dachte bestimmt ich sei mit Mark zusammen, oder so. Meine Mutter und ich hatten kein besonders gutes Verhältnis. Ich erzähl ihr eigentlich nichts, was in meinem Leben so passiert und sie weiß auch nicht von ihm. Meinen Vater habe ich sehr gemocht. Er hat immer mit mir gespielt, als ich klein war. Aber er starb als ich 3 Jahre alt war in einem Verkehrsunfall. Vielleicht liegt es daran, dass ich schwul bin. Ich meine, die beiden wichtigsten Personen in meinem Leben sind Reiko und meine Mutter (auch wenn meine Mutter mir nicht sehr wichtig ist, sonder sie sich nur immer um mich gekümmert hat.) Na ja, ich sollte mir lieber Sorgen machen, was ich Mark sagen wollte?

In meinem Zimmer setzten wir uns auf mein kleines Sofa. Es herrschte ein unangenehmes schweigen. Einmal kam meine Mutter noch hoch, um uns etwas zu essen zu bringen, aber sonst war da auch nichts Besonderes.

Irgendwann setzte Mark dann zu einem Satz an.

?Ken, was war da los? Ich meine, du kannst mir nicht erzählen, das du ok bist, oder dass das normal ist??

? Es tut mir Leid. Es ging mir einfach nicht so gut??

?Ja das ist mir auch schon aufgefallen?aber warum so plötzlich? Ich meine in der Schule siehst du immer ganz fröhlich aus. Und als du bei mir warst, sahst du auch nicht aus, als würde es dir schlecht gehen...?

?Ich glaube, dass dich das nicht angeht??

Mir fiel nichts ein. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, nur dass ich nicht die Wahrheit sagen würde.

?Wenn sich jemand an mich klammert und weint, und total aus der Fassung ist, denke ich schon, dass mich das was angeht. Und mich würde auch interessieren, was Reiko damit meinte, dass ich dich nie wieder anfassen sollte.?

?Es tut mir ja auch Leid, das war ein Ausrutscher von mir. Wird nicht wieder vorkommen.?

?Darum geht?s nicht, das ist hier nicht das Thema. Ich will wissen warum.?

?Warum willst du es wissen? Warum??

?Ich will dich verstehen. Ich weiß nicht warum.?

?Du kannst mich nicht verstehen. Glaub mir. Das würdest du nicht verstehen. Meinen Schmerz und das was ich durchgemacht habe, kannst du nicht verstehen.?

?Ken, es hat auch keinen Sinn es immer zu verstecken. Irgendwann musst du es jemandem erzählen.?

?Nein es reicht, wenn Reiko es weiß. Ich will mich nicht erinnern! Nicht an ihn??

?Ken??

?Nein bitte lass es?bitte?lass es einfach sein.?

Ich sah ihn mit einem flehenden Blick an, der ihn zum schweige brachte. Wahrscheinlich nicht für immer. Aber für jetzt und das war gut so.

?Bitte geh nach Hause, es ist schon spät, und meine Mutter will bestimmt noch mit mir reden, wegen dieser Sache in der Schule. Wir sehen uns dann morgen ok??

?Gut, wir sehen uns dann morgen.?

Ich brachte Mark noch zur Tür. Ich wusste, dass er nicht zufrieden war, mit dem was er gehört hatte, aber er wollte nicht weiter nachhaken. Und da war ich ihm ganz dankbar für.
 

?Ken, komm mal bitte her.?

Jetzt konnte ich mir also noch das Gezeter von meiner Mutter anhören. Na ganz toll. Meine Laune war am Tiefpunkt angekommen.

Ich ging in die Küche und bereitete mich schon mal darauf vor mir wieder die ganze Nacht irgendetwas anzuhören. Jetzt wusste ich noch nicht, dass es dieses Mal anders werden würde als ihre üblichen ?Gespräch?. Normalerweise hielt sie mir Stundenlange Reden, mit moralischen Grundsätzen, fragt was ich mir dabei gedacht habe und sagt ich könnte ihr ja alles erzählen. Aber dieses Mal war es anders.
 

?Setzt dich bitte.?

Sie sah irgendwie anders aus, als wäre sie verkrampft. Irgendetwas stimmte hier nicht. Und ich wusste, dass das in einen Streit ausarten würde.
 

?Das was du heute Nachmittag gesagt hast. Ist es war? Bist du wirklich?schwul??

?Natürlich sonst hätte ich das wohl nicht gesagt, oder??

Sie schwieg für einen Moment. Dann murmelte sie etwas vor sich hin.
 

?Das ist doch nicht normal, oder??

?Wie bitte??

?Das ist nicht normal! Es ist falsch und es ist eklig!?

?NA TOLL!!! Nicht nur, dass ich mich in der Schule verstecken muss, nein ich werde also noch von meiner Mutter fertig gemacht!!!!?

?Was soll ich denn sagen? Soll ich dich in deiner Perversität noch unterstützen??

?DANN LASS MICH DOCH IN RUHE! WAS BIST DU EIGENTLICH FÜR EINE MUTTER DIE IHR EIGENES KIND VERABSCHEUT, NUR WEIL ES SCHWUL IST? WIE KANN MAN NUR SO INTOLERANT SEIN??
 

Damit stürmte ich aus der Küche. Ich wusste, dass sich damit etwas verändert hatte. Und das mein weiteres Leben nicht gerade leicht werden würde.

In meinem Zimmer angekommen, warf ich mich auf mein Bett und weinte. Es war schon hart von seiner eigenen Mutter gesagt zu bekommen, dass man nicht normal ist, auch wenn ich eigentlich nicht viel mit ihr zu tun habe.

Es tat weh, dass sie mir das direkt ins Gesicht gesagt hat. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass die ganze Welt mich manchmal nicht verstand. Nur Reiko hatte Verständnis für mich, aber ist es wahr, dass wenn man eine Person hat, die einen akzeptiert, man den Hass von dem Rest der Welt ertragen kann?

Ich glaube nicht, dass ich so stark bin. Ich bin schwach. Ich bin es jetzt und ich war es damals.

Ich weinte noch lange. Ich wollte es nicht verstehen, warum ich es in meinem Leben so schwer hatte. Ich verstand es nicht. Was habe ich falsch gemacht?
 

Über meine Tränen schlief ich dann ein. Ich schlief ziemlich unruhig und wachte immer wieder in der Nacht auf. Als es 5 Uhr war stand ich auf und machte mich fertig. Ich duschte zog mich an packte meine Schulsachen. So wie jeden Morgen, als wäre nichts gewesen. Ich stand normalerweise erst um 6:30 auf. Ich wollte meine Mutter jedoch nicht treffen. Ich wollte mich nicht wieder damit auseinandersetzen.
 

In der Schule angekommen, setzte ich mich vor unseren Klassenraum und wartete. Ich wartete einfach darauf, dass die Glocke läuten würde, und mein Leben weiter ging so wie immer, als wäre nichts gewesen, so wie damals, wo keiner es bemerkte und das Leben einfach weiter zu gehen schien, ohne auf mich zu warten.
 

?Ken, ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich.?

?Wirklich? Ist das denn normal??

?Man kann nichts dagegen tun. Wenn man sich verliebt ist es egal ob Mann oder Frau.?

?Liebe ich dich??

?Ja, das tust du. Glaub mir. Komm her, ich will dir zeigen wie sehr ich dich liebe.?

Er streichelte mir über den Hals. Er küsste mir langsam den Hals runter. Er zog mir mein Hemd über den Kopf. Und küsste über mein Schlüsselbein. Aber ich merkte, wie er immer hastiger wurde, es war nicht mehr sanft wie zuvor, als er mich anfasste. Während er mir weiter über meinen Oberkörper strich, knöpfte er meine Hose auf.

?Nein?bitte?bitte lass das??

?Du hast mir gesagt, dass du mich liebst. Willst du mir nicht zeigen wie sehr??

?Nein. Lass mich?

?KOMM JETZT HER!?

Ich spürte seine Hand, wie sie langsam an der Innenseite meines Oberschenkels nach oben wanderte. Ich keuchte auf. Ich wollte das nicht, aber ich konnte mich nicht wehren. Mit der einen Hand hielt er meine Hände über dem Kopf zusammen und mit der anderen machte er sich gerade an meiner Boxershorts zu schaffen.

?NEIN!!! Nicht?arhhhh?

Ich trat nach ihm. Als ich ihn traf, schlug er mir ins Gesicht. Ich dachte ich würde Ohnmächtig werden. Ich schlug aufs Bett auf. Ich fühlte mich nicht fähig mich zu bewegen. Mir tat alles weh. Ich konnte einfach nicht mehr. Meine kleinen Versuche ihn wegzudrücken nutzten nichts. Er war mir körperlich überlegen. Und das bekam ich auch zu spüren.

?Lieg endlich still! Es wird bestimmt schöner als du es dir vorstellst?!?

Nun zog auch er sich aus. Ich hatte Angst, Angst vor dem was kommen würde. Ich wollte das nicht. Ich zitterte am ganzen Körper. Das einzige was ich tat, war zu schluchzen. Ich hoffte, dass er mir das nicht antun würde. Ich war naiv gewesen, schon von Anfang an. Ich verstand nicht, warum Liebe so wehtun musste. Ist Liebe nicht, wenn beide glücklich sind?

Ich hörte wie er keuchte, ich biss mir auf die Lippe um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Ich biss mir solange auf die Lippe, bis ich anfing zu bluten. Das Blut mischte sich mit meinen Tränen und tropfte auf das Bettlaken. Nachdem er den Höhepunkt erreicht hatte, ließ er ab von mir. Er sah mich mit seinem schmutzigem grinsen an und sagte ?Na, so schlimm war?s doch gar nicht.?

Er achtete nicht auf das Blut und auch nicht auf die Tränen. Er drehte sich einfach zur Seite und schlief ein. Ich fühlte mich dreckig. Ich musste duschen. Ich stand auf und ging ins Bad. Ich traute mich nicht in den Spiegel zu sehen. Ich schämte mich vor mir selbst. Ich wollte nicht einmal mir in die Augen sehen. Ich stellte mich unter die Dusche und ließ das warme Wasser auf mich prasseln. Eine weile lang stand ich einfach nur da. Dann stieg ich aus der Dusche. Ich wollte sein Duschgel nicht benutzen und seine Handtücher auch nicht. Also ging ich nackt und nass, wie ich war wieder zu meinen Sachen, die überall auf dem Boden verstreut waren. Ich hatte Angst, dass er vielleicht wieder wach geworden war und wieder ?Lust? bekommen hatte. Aber er schlief immer noch tief und fest. Ich zog mich an und kauerte mich dann in die Ecke des Raumes.

Ich wusste nicht was ich machen sollte, oder wollte. Ich wollte auf jedenfalls weg von hier. Aber wohin. Nach Hause konnte ich schlecht. Ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich erst am nächsten Morgen wieder kommen würde. Außerdem fühlte ich, wie mir Blut über die Wange lief, dort wo er mich geschlagen hatte. Ich ging also erstmal ins Bad um das zu versorgen. Es war eine Platzwunde. Nicht weiter schlimm. Ich wusch das Blut weg und machte ein Pflaster drauf. Ich sah noch einige Zeit in den Spiegel. Es war als würde mein Spiegelbild jemand anderes sein. Ich hatte das Gefühl es starre mich an. Ich wand meinen Blick ab um die Pflaster zurück in den Schrank zu tun und möglichst schnell von diesem Ort zu verschwinden. Als ich Die Pflaster wieder zurück in den Schrank tat, fiel mir ein Packet Rasierklingen auf. Ich wollte das eigentlich nicht. Aber ich fühlte mich furchtbar, benutzt und hintergangen. Ich war verletzt, dass er mich einfach so ausgenutzt hatte und gar nicht auf meine Gefühle Rücksicht genommen hatte. Und ich war mir sicher, dass es damit nicht ausgestanden war. Er würde es wieder und wieder tun, auch gegen meinen Willen.

Ich steckte eine Klinge ein und ging zur Tür zog meine Schuhe an und ging hinaus. Ich versuchte, die Tür möglichst lautlos zu schließen. Dann lief ich das Treppenhaus hinunter. Ich wollte weg von ihm, sehr weit weg. Ich lief einfach so in die Nacht hinein. Ich wusste nicht wie spät es war und auch nicht wo ich hinlief. Irgendwann fand ich mich dann auf dem Spielplatz wieder. Ich kniete mich in den Sand und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich weinte und weinte, meine Tränen fanden einfach kein Ende. Dann erinnerte ich mich an die Klinge. Ich zog sie aus der Tasche und betrachtete sie lange. Ich sah sie nur verschwommen, da mir immer noch die Tränen in den Augen standen.

Ich setzte die Klinge an meine Pulsadern an. Ich schloss die Augen und merkte, wie sich das eiskalte Metall in meine Haut ritzte. Es fühlte sich gut an. Dieses kalte aber trotzdem brennende Gefühl ließ mich vergessen Ich merkte, wie ganz wenig Blut über meinen Arm lief. Es war ganz warm. Das war der einzige Beweis, dass ich am Leben war.

Plötzlich hörte ich Schritte, dann stand jemand neben mir und riss meinen Arme weg. Ich hatte die Hauptschlagader nicht getroffen. Dann bekam ich einen Schlag ins Gesicht.

?Sag mal bist du noch ganz dicht? Spinnst du? Warum wolltest du dich denn umbringen??

Als ich nach oben sah, sah ich in das Gesicht von einem Mädchen. Sie war ungefähr in meinem Alter. Ihre gebleichten Haare fielen ihr ins Gesicht und ihre braunen Augen sahen mich vorwurfsvoll und fragend an.

?Du bist ja ganz durchnässt, komm ich nehme dich erstmal mit zu mir.?

Sie zog mich auf die Beine und nahm mich an der Hand und führte mich zu ihrem Haus.

Ich leistete keinen großen Widerstand, dafür hatte ich einfach keine Kraft mehr.

Als wir bei ihr ankamen, war es sehr still.

?Meine Eltern sind weggefahren, du kannst also hier bleiben.?

Ich starrte nur gerade aus. Ich hatte das Gefühl, dass das ganze hier mit mir überhaupt nichts zu tun hatte. Während dieses Mädchen also um mich herum lief, stand ich einfach nur da und tat nichts.

?So jetzt gib mal dein Arm her.?

Sie verband mein Handgelenk und setzte mich auf einen Stuhl in der warmen Küche.

?Was möchtest du trinken? Kaffee, Tee, Kakao??

Ich sagte nichts. Mir war es so ziemlich egal, was ich zu trinken bekam. Oder ob ich überhaupt was zu essen bekam.

?Also Kaffe wohl eher nicht. Ich glaube Tee ist jetzt am besten.?

Sie setzte das Wasser auf und verschwand wieder. Sie kam mit einer großen Decke wieder und wickelte mich darin ein. Meine Sachen waren total nass vom duschen. Erst jetzt merkte ich wie kalt mir war und ich war dankbar für die Decke.

Dann drückte sie mir eine Tasse in die Hand, nahm mich mit ins Wohnzimmer und setzte mich auf ein bequemes Ledersofa.

Nach ein paar schlucken Tee kam ich wieder zu mir. Ich erinnerte mich an das, was gerade geschehen war und fing wieder an zu weinen.

?Hey was ist denn los??

Sie sah mich besorgt an und nahm mich in den Arm.

?Hey shhhht, ganz ruhig. Es ist ok. Was ist denn passiert??

?Er?.hat?und dann?ich will das nicht, nein hilf mir, bitte??

Ich fing wieder an zu zittern und klammerte mich an sie. Ich hatte furchtbare Angst. Ich wollte nie wieder dorthin zurück, wusste aber, dass ich nicht weglaufen konnte.

?Beruhig dich erstmal. Wie wär?s, wenn du erstmal schläfst und wir morgen darüber reden??

Ich war zu schwach um Widerspruch zu erheben. Und außerdem fand ich, dass das eine ziemlich gute Idee war.

Sie blieb die ganze Zeit bei mir. Ich fühlte mich wohl und beschützt, aber in meinen Träumen wurde ich wieder von ihm verfolgt. Ich lief und lief, aber es hatte keinen Sinn. Ich schrie?

?Hey ganz ruhig es ist alles ok. Ganz ruhig.?

Ich hatte wohl wirklich geschrieen. Das Mädchen saß neben mir und hatte mich in den Arm genommen und streichelte mir über den Rücken Ich weinte einfach nur und sie hielt mich einfach nur fest, als wäre das selbstverständlich. Über die ganze Anstrengung schlief ich letztendlich wieder ein. Ich schlief den Rest der Nacht traumlos und relativ ruhig.

Als ich aufwachte, lag mein Kopf in ihrem Schoß und ich sah in ihr schlafendes Gesicht.

Ich versuchte langsam aufzustehen, aber mir tat alles weh und so legte ich mich wieder hin.

Als ich ein paar Stunden später wieder aufwachte, lag ich auf einem Kissen und das Mädchen machte etwas in der Küche.

Sie kam mit einem großen Tablett wieder und stellte es vor mir auf den Tisch.

?Na auch schon aufgewacht? Wie geht es dir??

?Gut, danke.?

?So, dann wollen wir mal frühstücken. Du musst ziemlichen Hunger haben.?

Ich nahm mir eine Tasse Tee und sah sie dankend an.

?Ach hätte ich fast vergessen. Ich bin Reiko, nett dich kennen zu lernen.?

?Reiko? Ich bin Ken... Danke für das, was du für mich getan hast.?

?Ist doch selbstverständlich, ich konnte dich da doch nicht einfach so sitzen lassen, oder? Möchtest du darüber reden??

Ich schwieg eine Weile. Sie ließ mir Zeit. Sie drängte mich nicht dazu, ihr alles zu erzählen. Nachdem einige Zeit verstrichen war fing ich an.

?Er hat gesagt, er hat gesagt, dass er mich liebt, aber war das auch liebe ich meine, was er mir angetan hat, das hat nichts mit Liebe zu tun?.ich habe Angst, furchtbare Angst.?

Mir stiegen langsam wieder die Tränen auf.

?Was hat er dir angetan??

?Er hat mich geküsst, überall?und mir gesagt, dass er mich liebt, aber das ist keine Liebe??

Ich zog die Decke fester um mich?als wolle ich mich vor etwas schützen.

?Und dann hat er?er hat??

Ich weinte, und weinte. Ich erinnerte mich an alles, was er getan hatte, an sein grinsen und wie er sich danach einfach weggedreht hat. Es tat so weh, mein Herz, es tat so weh. Er war der erste, dem ich vertraute, ich habe ihm vertraut und er, er hat es einfach ausgenutzt.

?Er hat doch nicht, ??

Ich nickte nur und sah beschämt zur Seite. Ich schämte mich sosehr.

Plötzlich merkte ich etwas Nasses auf meiner Hand. Als ich Reiko fragend ansah, sah ich, dass sie weinte. Sie weinte für mich und das tat gut. Ich hatte das Gefühl jemanden gefunden zu haben der mich nicht ausnutzt, sondern mich versteht.

?Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid. Ich kann wahrscheinlich nichts für sich tun. Ich kann dir nicht helfen, und ich kann es auch nicht ungeschehen machen. Das einzige was ich dir geben kann ist meine Freundschaft. Ich glaube nicht, dass du mir vertrauen kannst nachdem was passiert ist, aber ich hoffe es trotzdem und das ich dir irgendwie damit helfen kann.?

Wir sahen uns an. Keiner sagte etwas. Wir brauchten auch nichts zu sagen. Und ich war Reiko sehr dankbar dafür, dass sie mir das Leben gerettet hat... Durch diese Nacht ist ein Band zwischen uns gewachsen. Und das kann uns keiner nehmen.

An dem Tag nahm ich sie mit zu mir. Wir verstanden uns gut. Und diese Nacht wurde zu unserem Geheimnis?
 

?Ken? Was machst du denn schon so früh hier? Es ist doch nicht wieder???

Reiko kam auf mich zu. Ich hatte wohl ziemlich lange nachgedacht. Es war schon kurz vor acht.

Sie sah mich mit einem besorgten Gesichtsausdruck an. Ich ging auf sie zu und umarmte sie.

?Danke, danke, dass du immer für mich da bist??

?Du bist ein Idiot?Das ist doch selbstverständlich, denk daran.?

Sie umarmte mich und ohne irgendetwas zu sagen und danach machten wir uns zusammen auf den Weg zur Klasse...

Kapitel 5

Kapitel 5
 

Ich wollte nicht wieder nach Hause. Zu Hause. Was bedeutet das eigentlich? Jedes Mal wenn ich an zu Hause denke, verkrampft sich mein Magen. Mir wird schlecht und ich möchte dort nicht wieder hin. Ich fühle mich dort nicht geborgen. Es ist einfach nur ein Ort, wo ich hin muss. Ist es das, was Menschen unter zu Hause verstehen? Warum hängen sie dann so daran? Ich wollte mich nicht mit meiner Mutter auseinander setzen und ich konnte auch nicht. Ich fühlte mich kraftlos. Jedes Mal wenn ich mit meiner Mutter rede, kostet es mich so viel Kraft und Überwindung. Ich kann einfach nicht mehr. Unser Verhältnis war eh nie besonders gut, aber jetzt konnte das nur noch schief gehen?

Ich beschloss also Reiko zu bitten, ob ich nicht vielleicht bei ihr ?einziehen? könnte.
 

Endlich läutete es dann zur Pause. Wir hatten eine Doppelstunde Musik. Die vergingen meistens ziemlich schnell?Und wir mussten auch nicht viel machen.
 

?Reiko, kann ich dich um was bitten??

?Klar?Was denn??

?Könnte ich bei dir wohnen? Nur für ne weile??

?Ist was passiert??

?Ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich schwul bin. Sie ist total ausgeflippt und meinte ich wäre nicht normal. Ich möchte sie die nächste Zeit nicht so gerne sehen.?

?Klar kannst du bei mir wohnen. Meine Eltern werden auch nichts dagegen haben. Und wenn doch versteck ich dich halt bei mir, ne? Und keine Sorge, du bist normal! Nur ein bisschen verrückt!?

Dann streckte sie mir die Zunge raus und ging?

?REIKO!!!! Das nimmst du zurück!?

?Nöööö!!!?

Ich lief ihr hinterher und ich war glücklich. Heute fühlte ich mich total gut.

Ich hatte das Gefühl, dass heute nichts schief gehen konnte.
 

?Hey, Ken.?

So konnte man sich irren?aber vielleicht will er ja was ganz anderes??

?Hast du am Samstag Zeit??

?Müsste ich, warum??

?Ich habe Geburtstag, und ich wollte fragen, ob du nicht mit mir feiern möchtest??

?Klar, warum nicht.?

Ich war total glücklich, dass er nicht wieder auf diese Thema zu sprechen kam. Ich glaube, dass wir uns noch gut anfreunden werden, auch wenn ich mich zu ihm hingezogen fühle?

?Was wünscht du dir denn??

?Ich weiß nicht, eigentlich nichts. Es ist eigentlich auch keine richtige Feier. Ich dachte nur du könntest mal vorbeikommen??

?Ok wir sehen uns dann Samstag, ne?

?Freu mich.?

Und damit verschwand er? Und ließ mich mit meinen Sorgen zurück, was ich ihm schenken sollte. Na ja ich hatte ja noch 4 Tage Zeit es mir zu überlegen?Ich glaube, ich werde Reiko fragen, sie hat immer ne Idee?Ich meine woher soll ich wissen, was sich ein 18-jähriger Junge zum Geburtstag wünscht. Ein Auto?
 

?Sag mal Reiko, weißt du vielleicht was man Mark zum Geburtstag schenken könnte??

?Wieso Geburtstag??

?Er hat mich eingeladen. Am Samstag. Und mir fällt einfach nichts ein.?

?Ohh da hab ich ne gute Idee? Wie wär?s denn mit einem riesigem Hammer??

?Jetzt mach dich nicht darüber lustig??

?Ist ja gut?Mal überlegen? Wie wär?s denn mit irgendetwas Persönlichem????

?Er muss nicht gleich wissen, dass ich auf ihn stehe??

?Das habe ich doch gar nicht gemeint? Hmmm das ist schwer, lass mich ein wenig darüber nachdenken??

?Ist gut, wir müssen eh zurück in Unterricht, wir haben jetzt Sozialkunde?da sollten wir nicht zu spät kommen? Ach ja, wann kann ich dann zu euch kommen??

?Wie wär?s mit heute? Du kannst einfach irgendwann vorbeikommen.?
 

Als ich zu Hause ankam, packte ich Sachen für 2 Wochen und schrieb meiner Mutter einen Brief. Ich war ganz froh, dass sie um diese Uhrzeit noch arbeitete, ich hätte nämlich keine Lust gehabt ihr das zu erklären, dass ich jetzt für 2 Wochen bei Reiko wohnen wollte.
 

Liebe Mutter.
 

Ich bin für die nächsten 2 Wochen ungefähr weg. Du musst dir keine Sorgen machen. Ich denke nur, dass es im Moment besser ist, wenn wir uns nicht sehen und du dich ein wenig beruhigt hast.
 

Dein Sohn
 

Ich wusste, dass klingt bescheuert, aber ich hatte keine Lust mir jetzt was großartiges auszudenken.

Ich ging zur Bahn und fuhr zu Reiko.
 

?Ist das denn auch ok??

?Ja ich habe mit meinen Eltern gesprochen. Sie sagen solange du hier nichts kaputt machst kannst du bleiben, so lange du willst.?

?Danke.?

?So wo willst du schlafen? Du kannst bei mir schlafen, du kannst aber auch im Gästezimmer schlafen??

?Kann ich bei dir schlafen??

?Klar, ich muss mir ja auch keine Sorgen machen das du über mich herfällst, oder???

?Nein, eigentlich nicht??

?Gut, dann komm mit. Und heute Nachmittag gehen wir einkaufen, und am Abend ins Kino. Ok??

?Klar warum nicht??
 

Der Film war gut. Und das einkaufen war gar nicht so anstrengend, wie ich am Anfang dachte.

Die nächsten Tage verbrachte ich damit, zur Schule zu gehen, mit Reiko über ein Geschenk nachzudenken, und Kissenschlachten zu veranstalten.

Wenn ich mit Reiko zusammen war konnte ich einfach mal meine ganzen Sorgen vergessen, oder mit ihr darüber reden.
 

Dann war endlich Samstag. Wir hatten wegen irgendeiner Konferenz oder so Schulfrei, was mir sehr gelegen kam. Ich hatte mich dafür entschieden Mark einen Kinogutschein für 2 zu schenken und dann noch 2 Konzert Karten für Gackt. Ich erinnerte mich nämlich, in Mark?s Zimmer ein Gackt Poster gesehen zu haben. (Jetzt fragt man sich natürlich, woher ich das ganze Geld hat, nicht wahr?) (Gackt ? Karten waren im Angebot^ ^)

Und jetzt ging wie üblich meine Panik los. Was sollte ich anziehen.

Nachdem ich aus der Dusche gekommen war suchte ich wie verrückt nach Sachen zum Anziehen?

Reiko saß auf dem Sofa und grinste vor sich hin. Sie fand es wahrscheinlich sehr witzig, wie ich mich aufführte, dabei benahm sie sich genauso, wenn sie ein Date hatte.
 

?Jetzt hilf mir doch mal Reiko! Was soll ich anziehen????

?Wie wär?s mit deinem ?Party Outfit?? Ich finde darin siehst du zum anbeißen aus??

?Meinst du nicht, dass ist zu?overdressed??? Ich meine er wollte doch nichts besonderes machen??

?Vielleicht geht ihr ja trotzdem weg?Also ich würde es anziehen. Hast du es überhaupt mit??

?Klar, bei dir weiß man ja nie, wo du mich wieder hinschleppst.?
 

Ich kramte also eine weile in meiner Tasche und fand dann schließlich, wonach ich suchte.

Es war eine schwarze Hose, die unten etwas Schlag hatte, und ein asymmetrisches schwarzes Hemd, mit (einem) langen Ärmel.

Skeptisch betrachtete ich mich vor dem Spiegel. Das meinte Reiko doch nicht ernst oder, in diesem Outfit sah ich nun wirklich schwul aus. Und ich fand es unpassend. Reiko betrachtete mich, kramte kurz in einem kleinen Kästchen und band mir dann noch ein schwarzes Band um den Hals.

?Perfekt.?

Meinte sie und zwinkerte mir zu.
 

Dadurch, dass das Shirt auf der einen Seite keinen Ärmel hatte, kam mein Schlüsselbein zur Geltung. Und es betonte meine Taille. Die Hose war mir etwas zu eng, aber irgendwie hatte ich es dann doch geschafft, mich darein zu quetschen.
 

Etwas fehlte aber noch?

?REIKO??? Wo hast du deine Wimperntusche??

?Ken! Du sollst nicht immer meine Schminke benutzen! Oben im Schrank??

?Danke, bist ein Schatz!?

Durch die Wimperntusche, wirkten meine Augen etwas größer. Ich habe dann doch kein Kajal genommen, das wäre dann doch zu viel geworden glaube ich.
 

Wenn ich mit Reiko weg geh, trage ich das meistens auch so. Nur ich habe noch etwas mehr schminke im Gesicht, aber ich glaube das reichte dann auch.

Als ich aus dem Bad raus kam, stand Reiko schon neben der Tür.

?Hach du siehst toll aus!!! Da könnte ich glatt eifersüchtig werden??

?Lass das Reiko?Ich finde immer noch, dass das übertrieben ist??

?Was denn? Du siehst toll aus und wirst so zu diesem Geburtstag gehen! Und keine Widerrede!!!!!?

OK hier war es also sinnlos zu widersprechen, wenn Reiko was wollte, dann bekam sie es auch?

?Hast du einen Mantel für mich??

?Klar. Schwarz??

?Ja wäre gut.?

Reiko und ich hatten fast dieselbe Größe. Da ihre Mäntel ihr immer zu groß waren, passten sie mir ziemlich gut.

?Welchen willst du den langen, oder den kurzen??

?Such du dir einen aus. Welcher besser passt.?

Sie gab mir den langen. Er reichte mir knapp bis zu den Knien und war aus schwarzem Polyester, glaube ich.
 

?So und nun geh schon.?

Mit diesem Satz schubste sie mich auch schon aus dem Haus und machte die Tür zu.

Ich fasste also allen Mut zusammen (sozusagen, ich meine so auf einer Geburtstagsfeier aufzukreuzen ist schon mutig) und machte mich auf den Weg.
 

Auf dem Weg zu Mark, merkte ich, wie mich die Leute anstarrten, wenn man abends so rumläuft ist das ja nicht so schlimm, aber mittags um 14 Uhr? Da ist das schon nicht mehr normal. Man könnte mich für ein Mädchen mit kurzen Haaren halten.

Aber was interessierte es mich schon, was irgendwelche Menschen um mich herum dachten, mich interessierte nur, was Mark denken würde. Als ich um die Ecke zu Mark?s Haus bog, wurde ich so langsam nervös? Ich hätte jetzt am liebsten einen Spiegel gehabt um nachzusehen, ob auch alles richtig sitzt?aber den gab?s hier nicht?

Kurz bevor ich bei Mark vor dem Gartentor stand, sah ich ihn schon?

Ohne T-Shirt und er sah so verdammt gut aus (wie immer)?
 

?MOM!!!!! Wo ist mein T-Shirt????

?Draußen auf der Wäscheleine müsste es sein!!!?
 

Ich wäre am liebsten dort stehen geblieben, aber da hatte mich Mark auch schon gesichtet?

?Ken??? Hi!?

?Ähmmm, hi??

?Wo willst du denn hin? Du siehst ja sexy aus?musst du noch irgendwo hin???

?Eigentlich, wollte ich zu deinem Geburtstag??

?Na ja, wir können heute Abend noch irgendwo in die Disko gehen?wann sollst du denn nach Hause kommen??

?Ist egal, Reiko hat mir den Haustürschlüssel gegeben?.?

?Reiko? Wohnst du bei ihr??

?Nur zeitweilig?ach bevor ich es vergesse?Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag?hier das ist für dich, ich hoffe es gefällt dir??

?Danke, ich hab doch gesagt ich möchte nichts??

Ich wurde ein bisschen rot und gab ihm sein Geschenk?.er stand immer noch nur mit Hose im Garten, und hatte auch nicht mal annährend den Versuch gestartet, sich anzuziehen?.

?Warte, ich muss mir kurz was anziehen und dann gehen wir hoch ok????

Mit diesen Worten verschwand er nach hinten?und ließ mich vor der Tür stehen?

Er sieht so verdammt gut aus!!! Das macht er bestimmt mit Absicht.

In dem Moment, kam Mark auch wieder hinterm Haus hervor, mit einem T-Shirt und nahm mich mit ins Haus?
 

?Mom, wir gehen nach oben ok???

?Ja, soll ich euch was zu essen bringen??
 

?Hast du Hunger??

?Nein eigentlich nicht??
 

?Später vielleicht??

In seinem Zimmer stand ich dann unschlüssig im Raum herum?ich stellte fest, dass ich recht hatte?Mark hatte ein Gackt Poster in seinem Zimmer hängen?
 

?Setzt dich und zieh deinen Mantel aus?willst du was trinken?

?Ähmmm, nein danke?.?
 

Ich setzte mich aufs Sofa, traute mich aber nicht meinen Mantel auszuziehen. Mark lief noch im Zimmer rum?Er schien etwas zu suchen...

?Willst du deinen Mantel nicht ausziehen????

Bevor ich was sagen konnte hatte er mir auch schon meinen Mantel von den Schultern gezogen?

?Wow, das wird ja immer besser...wen willst du denn verführen????

Ich wurde schon wieder rot und sagte einfach nichts?

Mark machte sich wieder auf die Suche?
 

?Endlich??

Er hielt ein paar Socken in der Hand. Erst da fiel mir auf, dass er keine Socken anhatte?
 

?Sorry, aber ich komme gerade erst aus der Dusche??

?Macht doch nichts.?
 

Er ?warf? sich neben mich aufs Sofa und legte mein Geschenk auf den Tisch?

Er roch gut. Ich mochte den Geruch von seinen frisch gewaschenen Haaren.

Ich rückte etwas zur Seite, da er mir etwas zu nahe war, und ich Angst hatte, das es wieder einen ?Zwischenfall? geben würde?

?Sorry??

Mark hatte das anscheinend gemerkt und rückte auch etwas von mir weg?

Dann packte er das Geschenk aus.
 

?Gackt Karten? Du bist genial!!!! Danke!?

Er umarmte mich kurz?Am liebsten hätte ich ihn festgehalten, und nie wieder losgelassen, aber das konnte ich ja schlecht machen?

?Ist das nicht ein bisschen teuer gewesen? Ich meine Gackt Karten und Kino Karten????

?Nein, waren nicht teuer??

?Das ist total lieb von dir!!! Willst du vielleicht mitkommen??? Ich meine ich kann ja schlecht jemanden anderes mitnehmen??

Er lächelte mich an, mit so einem lächeln, dem man nicht widerstehen kann

?Warum nicht.?

?Cool.?

?Also ich habe nichts besonderes geplant. Wir können ja heute Abend auf eine Party gehen und heute Nachmittag irgendetwas Lustiges unternehmen.?

?Ja warum nicht.?

?Ich meine da ziehst du dich schon mal so an, dann müssen wir auch zusammen weggehen, oder??

?Kommt niemand mehr??

?Nein, ich dachte, es reicht, wenn du kommst.?
 

?Gut, dann gehen wir heute Nachmittag zusammen ins Kino, so gegen 20 Uhr und danach gehen wir auf eine Feier, irgendwo werden wir schon etwas finden??

?Ja warum nicht.?

?Welchen Film willst du denn sehen? Also es soll da so einen neuen Thriller geben?..?
 

Ich hörte ihm gar nicht mehr richtig zu?ich sah nur zu, wie er redete, wie sich die unterschiedlichen Muskeln an seinem Hals bewegten.

Ich fand es total niedlich, wie er sich freute, wie ein kleines Kind.

Irgendwann schien er aufzuhören, zu reden.
 

?Ken? Ist was? Du siehst glücklich aus.?

Ich habe ihn anscheinend die ganze Zeit angestarrt und dabei dämlich in die Gegend gegrinst. Ok wer ist hier das Kind?

?Ja alles ok. Warum entscheiden wir das nicht vor dem Kino? Ich meine, da sind auch noch mal alle Filme aufgelistet und so.?

?Das können wir natürlich auch machen. Was willst du denn jetzt machen? Ich meine wir haben noch ungefähr 6 Stunden nur für uns alleine??

Muss er immer eine so zweideutige Wortwahl nehmen???

?Ich weiß nicht.?

?Woher kommst du eigentlich? Also ich meine sind beide deiner Eltern Japaner??

?Ja, mein Vater ist schon tot, seid ich 3 Jahre alt bin. Und meine Muter, wir verstehen uns nicht besonders gut?wir sind häufig nicht derselben Meinung und außerdem erzählen wir uns auch nicht so viel?irgendwie bin ich ja auch nie zu Hause ich bin immer bei Reiko?und du??

?Ich? Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen?Meine Eltern sind beide Amerikaner? Ich wurde auch in Amerika geboren. Mein Vater wird häufig von der Firma versetzt, aber jetzt soll er hier fest angestellt werden. Meine Mutter ist immer zu Hause und dann hätten wir ja noch meine zickige ältere Schwester. Sie geht mir meistens auf die Nerven und hat nichts besseres zu tun, als mich zu schikanieren. Ich komm eigentlich auch nicht so gut mit meiner Familie klar, aber es geht halt irgendwie. Ich hab mal ne Frage. Bist du mit Reiko zusammen??

?Ähmmm, wie kommst du denn darauf??

?Na ja, ihr seid immer zusammen und du scheinst wirklich viel von ihr zu halten.?

?Nein, wir sind schon sehr lange befreundet. Na ja, so lange nun auch wieder nicht. Es ist jetzt 3 Jahre her, seit sie mich ?gefunden? hat. Seitdem sind wir befreundet.?

?Wie sie hat dich gefunden??

?Tja, was manchmal so alles passiert, ne? Woher kannst du eigentlich so gut japanisch??

?Mein Vater wusste schon länger, dass er hierher versetzt werden sollte und da hat er mich und meine Schwester in eine japanische Schule geschickt. Ich kann kaum japanischen Schriftzeichen, aber ich kann es eigentlich ganz gut sprechen.?
 

Wir unterhielten uns die ganzen 6 Stunden, fast. wir haben auch etwas gegessen und wir haben nachgeguckt, wo wir heute Abend noch hingehen wollten. Wir hatten uns für eine Diskothek in der Roppopongi Hills entschieden. Das war da zwar ziemlich teuer, aber die Partys da waren meistens ziemlich gut.

Im Kino haben wir uns dann besagten Thriller angeguckt, ich fand ihn ganz gut.

Sonst ist nichts weiter passiert, nur das ich jedes Mal, wenn ich Mark?s Hand berührt habe, das Gefühl hatte unter Strom zu stehen. Ich war ja mal gespannt, was alles auf der Feier noch passieren würde?

Kapitel 6

Kapitel 6
 

Die Party war genial. Als wir da ankamen, waren schon ziemlich viele Leute da. Es war gute Stimmung.

Mark und ich tanzten. Mark war ein guter Tänzer. Er wurde von ziemlich vielen Mädchen angebaggert, was mich natürlich irgendwie eifersüchtig machte. Mark ließ sich das gefallen und ich wurde auch von irgendwelchen seltsamen Leuten angesprochen, da ich aber eher schüchtern bin, habe ich an diesem Abend nicht sehr viele Leute kennen gelernt.

Als Mark dann schon ein paar Flaschen getrunken hatte und er auch etwas heiterer wurde, wurde auch ich etwas lockerer. Ich meine, wenn man angetrunken ist (Mark hatte ein bisschen mehr getrunken) kriegt man doch nicht mehr so viel mit?

Mark hatte es sich mit einer Brünette auf dem kleinen Sofa bequem gemacht. Irgendwann fingen sie an sich zu küssen?das tat ziemlich weh und weil ich mir dabei auch dämlich vorkam, Mark beim küssen zuzugucken, ging ich an die Bar.

An der Bar wurde ich dann von einem gut aussehenden Typen angesprochen.
 

?Na Kleiner? Wie geht?s??

?Nicht besonders??

?Deine Begleitung scheint ja anderweitig beschäftigt zu sein??

Er deutete auf Mark und diese Brünette. Die nun halb dabei waren sich auszuziehen. Man merkte schon, dass Mark etwas mehr getrunken hatte.

?Willst du tanzen??

Normalerweise hätten nun alle meine Gehirnzellen ganz laut ?Nein? geschrieen, aber ich wollte mir das nicht länger antun, Mark zuzusehen und so ging ich mit wem auch immer tanzen.

Er schien auch schwul zu sein (sonst hätte er mich wohl nicht angesprochen). Ich hatte auch keine Angst, dass Mark mich sehen würde, ich meine, der war eh breit, das war unbestritten. Ich tanzte eine Weile mit Travis. Er war 17. Wir verstanden uns ganz gut. Er war auch ziemlich nett. Doch irgendwann bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich konnte Mark doch nicht einfach so auf dem Sofa sitzen lassen.

?Ich glaube ich sollte langsam gehen?Mark wartet bestimmt??

?Mark??

?Meine Begleitung. Ich kann ihn nicht einfach da sitzen lassen. Sorry?

?Ich dachte, er hat dich sitzen gelassen??

?Wir sind nicht zusammen?wir feiern seinen Geburtstag. Ich sollte mich aber wirklich um ihn kümmern. Ich glaube, er hat ein bisschen zu viel getrunken. War nett dich kennen zu lernen.?

Ich wollte mich schon umdrehen, da hielt er mich am Handgelenk fest.

?Warte, hier.?

Er steckte mir einen kleinen Zettel in die Hosentasche.

?Kannst dich ja mal melden.?

Er gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand in der Menge. Ich dachte noch kurz darüber nach, ob ich nicht einen Fehler begangen hatte, mit Travis zu tanzen, aber ich entschied, dass das jetzt unwichtig sei und ich mich jetzt endlich mal auf den Weg zu Mark machen sollte.

Mark saß immer noch auf dem Sofa. Aber alleine. Was ich sehr erleichternd fand.
 

?Hey, Mark??

?Hi Ken. Na wie geht?s? Komm setzt dich zu mir und trink einen mit.?

?Ich glaube du hast schon zu viel getrunken. Komm, lass uns nach Hause gehen.?

?Och nö. Lass doch noch bleiben. Bitte.?

?Mark wie viele Finger zeige ich??

?Hmmm?hmmm 6 vielleicht??

Mark fing an zu lachen.

?Nein 2. Wir gehen.?

?Ok. Aber nur wenn du mich trägst.?

?Ken??

?Ja??

?Mir ist furchtbar schlecht und ich habe Kopfschmerzen.?

?Komm wir gehen erstmal zur Bushaltestelle und dann sehen wir weiter. Ok??

?Danke.?
 

Ich stützte Mark, damit er überhaupt halbwegs aufrecht gehen konnte.

An der Bushaltestelle angekommen wusste ich auch nicht so recht weiter. Der letzte Bus war gerade weg und ich wusste nicht, wie ich Mark nach Hause kriegen sollte. Ein Taxi konnte ich mir nicht leisten. Zu Fuß hätten wir ein bisschen länger als eine Stunde gebraucht. Ein Spaziergang kann Mark auch nicht schaden, also machte ich mich mit Mark im Schlepptau auf den Weg zu ihm nach Hause.

Nachdem wir eine Weile gegangen waren (und Mark alle Lieder die er kannte gesungen hatte) war er plötzlich still.

Mark sagte nichts. Wahrscheinlich war er zu betrunken, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können. Manchmal fing er wieder an zu singen, aber da er nur ein paar Zeilen konnte war er kurz danach still.

Ich dagegen, fantasiert so ein bisschen herum. Mark war ziemlich gut gebaut. Er machte wahrscheinlich Krafttraining. Durch sein Shirt, konnte ich seine Muskeln spüren. Er fühlte sich ziemlich gut an.

Erst da fiel mir auf, dass er gar keine Jacke anhatte. Ich wusste, dass viele Menschen, bei Alkohol eine Unterkühlung erlitten. Also setzte ich ihn kurz auf den Fußgängerweg und zog ihm meinen Mantel an.

?Danke, Ken??

Es war nicht mehr weit bis zu Mark. Langsam wurde ich auch müde und Mark war nicht gerade ein Leichtgewicht.

Ich war froh, als wir endlich in seine Strasse einbogen.

?Mark, wo ist der Haustürschlüssel??

??Hosentasche??

Er wollte doch jetzt nicht ernsthaft von mir, dass ich mir jetzt den Haustürschlüssel aus SEINER Hosentasche holte, oder?

Doch, ich glaube genau das meinte er.

Als wir bei Mark vor der Tür standen, stellte ich mich also hinter ihn, damit er nicht nach hinten umkippte, und suchte nach seinem Schlüssel. Es dauerte nicht lange, bis ich ihn gefunden hatte, so eine Hosentasche ist ja auch nicht so tief, zum Glück.

Ich schloss die Tür auf und setzte Mark auf die Treppe.

Ich zog ihm seine Schuhe aus und den Mantel. Danach brachte ihn nach oben und setzte ihn erstmal aufs Bett. Ich stand etwas unschlüssig in der Gegend rum. Ich konnte ihn doch nicht ausziehen, oder? Aber soll ich ihn einfach so ins Bett legen?

Ich entschloss mich dann, ihm wenigstens die Hose auszuziehen, auch wenn mir das schon peinlich genug war.
 

?Mark? Mark, ist dir immer noch schlecht??

?Ja und mein Kopf, der tut unheimlich weh??

?Ich geh kurz runter und hole dir was ok? Und du bleibst schön hier liegen, klar??

?Ja??

Mark war eh nicht in der Lage sich zu bewegen, also musste ich mir keine großen Sorgen machen. Ich hoffte nur, dass ich jetzt keinen im Haus aufwecken würde, wenn ich nun hier rumlief.

Ich ging in die Küche und suchte eine Flasche Wasser und eine Aspirin. Wasser wusste ich wo sie hatten, aber bei dem Aspirin wurde das schon schwieriger. Irgendwann hatte ich sie dann auch gefunden und ich machte mich wieder auf den Weg zu Mark.

Mark hatte es der weilen geschafft, aus seinem T-Shirt rauszukommen. Er saß da also nurnoch in Boxershorts und tat gar nichts.

Als ich ihn so sah, so total verloren, hätte ich ihn am liebsten umarmt. Er sah so niedlich aus?Ich fragte mich was aus der Brünette geworden war?ob sie ihm ihre Telefonnummer gegeben hatte?? Das war jetzt auch weniger wichtig.

Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, Mark ins Bett zu bekommen und ihm dazu zu bringen, die Flasche Wasser mit dem Aspirin zu nehmen.
 

?Sind die Kopfschmerzen weg??

?Ja, aber mir ist immer noch schlecht??

?Was soll ich denn dagegen machen? Willst du etwas essen? Brot oder so??

?Ja warum nicht.?
 

Also machte ich mich wieder auf in die Küche um Weizenbrot zu suchen. Sie hatten sogar welches. Ich schnitt ein etwas größeres Stück ab und tat es auf einen Teller und ging wieder hoch.

Da Mark sich nicht fähig sah, dieses Brot alleine zu essen, fütterte ich ihn?Ich hab ihm immer kleine Stücke gegeben, damit er sich nicht verschluckt, oder so?
 

?Ich kann nicht mehr?aber ich muss auf Klo??

Er wollte doch nicht von mir, dass ich mit kam oder? Ich stellte den Teller weg und brachte ihn zur Toilette. Ich wartete draußen vor der Tür. Mir war das mit dem Ausziehen ja schon peinlich, aber wenn ich ihn auf Toilette hätte bringen müssen, ich glaube ich wäre gestorben.

Er hatte sich nicht übergeben. Das hieß es ging ihm schon besser, trotzdem wollte ich nicht gehen, da ich mir doch noch Sorgen um ihn machte.

Als er wieder in seinem Bett lag, deckte ich ihn zu und setzte mich auf einen Stuhl neben sein Bett?
 

?Sorry Ken, eigentlich war das nicht so geplant??

?Macht doch nichts. Schlaf einfach erstmal, ok??

Ich gab ihn ein Kuss auf die Stirn und bereute es danach sofort, ich hoffte, dass er sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern würde?

Ich sah ihm zu, wie er langsam einschlief. Ich beobachtete seinen Atem und wie sein Brustkorb sich langsam und regelmäßig hob und senkte. Irgendwann schlief ich dann auch ein. Es war schon anstrengend gewesen, Mark nach Hause zu tragen?
 

Ich träumte von Mark und dieser Brünette. Mir wurde klar, dass ich keine Chance hatte. Ich meine, Mark war eindeutig hetero. Ich konnte es also gleich lassen. Mein Herz verkrampfte sich, und mir lief eine Träne aus dem Augenwinkel?aber ich schlief weiter und Mark auch.

Auch wenn ich es noch so versucht hätte mich für Mark zu freuen, ich konnte es nicht. Tief in meinem Herzen tat es weh und ich war eifersüchtig?auch wenn ich mich dafür schämte?
 

Am nächsten Morgen wurde ich von Mark geweckt.

?Ken?hey Ken!?

?Hmmm??

Ich war noch total müde und hatte eigentlich keine Lust aufzustehen. Ich hatte total vergessen wo ich war und das ich nicht in meinem Bett lag, sondern auf Mark?s Stuhl saß. Als ich also versuchte mich umzudrehen, um weiterzuschlafen, fiel ich vom Stuhl und war mit einem Schlag wach?

Mark konnte sich nur schwer das lachen verkneifen?

?Na dir scheint es ja besser zu gehen??

?Ja, danke für gestern Abend. Ich wollte eigentlich nicht, dass du mich am Ende nach Hause tragen musstest, aber manchmal weiß ich halt nicht, wo die Grenzen sind. Wo warst du eigentlich, als Aya da war? Irgendwann warst du einfach weg.?

?Ich bin tanzen gegangen?ich dachte ich störe??

Aya hieß sie also?kein besonderer Name?

?Willst du sie wieder treffen??

Ich dachte ich würde gleich Gift spucken, so hörte es sich jedenfalls an.

?Ja, sie ist sehr nett.?

Ich drehte mich um, damit er den Schmerz auf meinem Gesicht nicht sehen konnte?

?Ich glaube ich gehe mal lieber?Es ist schon Sonntag und ich habe Reiko versprochen Samstag wiederzukommen, ich will nicht, dass sie sich Sorgen machen muss wegen mir??

?Du kannst sie auch anrufen und bei uns frühstücken??

?Nein, ich sollte wirklich gehen. Danke für die Einladung. Ich habe mich wirklich amüsiert??

?Ja? Das ist gut und danke noch mal für gestern?das war echt nett von dir??

Er wollte aufstehen, um mich zur Tür zu bringen, aber ich wollte ihn nicht unbedingt noch mal in Boxershorts sehen?

?Ich finde allein raus, bleib du mal liegen und schlaf dich aus?Wir sehen uns morgen??

?Ja tschüß!!!?
 

Als ich draußen war genoss ich die frische Luft. Es war schön am frühen Morgen spazieren zu gehen? Ich ging ein paar Stationen zu Fuß und setzte mich dann in die Bahn um nicht allzu spät zu Reiko zu kommen.
 

Als ich dann bei Reiko ankam, wartete sie schon auf mich.

?Also wirklich, ich hätte nicht gedacht, dass es bei euch so schnell geht, dass du jetzt schon bei ihm übernachtest??

?Reiko!!! Er war betrunken und da habe ich mich halt um ihn gekümmert, mehr nicht!!!?

?Ach ja? Und warum wirst du dann rot? Komm rede!?

?Es war nichts! Ich schwöre!?

?Na gut, dann will ich dir mal glauben?Komm rein es gibt gleich Frühstück?Nicht mal abgeschminkt hast du dich, das scheint ja ne wilde Nacht gewesen zu sein?Zieh dich erstmal um.?

Sie ließ mich ins Haus rein und ich ging erstmal kurz unter die Dusche und holte mir dann etwas anderes zum anziehen?

Ich wusste, dass ich Reiko gleich alles erzählen musste. So war sie halt. Sie war nicht zufrieden ehe sie alles aus mir herausgequetscht hatte?
 

Beim Frühstück fragte sie mich zum Glück noch nicht aus?ihre Eltern waren nicht da. Die mussten etwas erledigen?

Als wir fertig mit essen waren und den Tisch abgeräumt hatten, setzten wir uns in ihr Zimmer und Reiko sah mich neugierigen Augen an?

?Es war wirklich nichts?Wir sind ins Kino gegangen und dann auf eine Feier. Da hat er eine Brünette kennen gelernt und ich einen Gutaussehenden Typen?dann habe ich ihn nach Hause getragen, weil er nicht mehr alleine gehen konnte und dann habe ich ihm eine Aspirin und etwas zu essen gegeben und dann ist er eingeschlafen und ich auch??

Ich erzählte alles ganz schnell, damit Reiko nicht noch mal nachfragen würde, vor allem den Teil mit Travis?Ich wollte ihr das aber auch nicht verschweigen.

?Moment mal, fang noch mal bei dem Teil an, wo ihr auf der Feier wart??

?Mark hat eine Brünette kennengelernt und ich einen Gutaussehenden Typen??

?Hast du was getrunken? Normalerweise gibst du dich nicht einfach so mit wild fremden Menschen ab?was war da los??

?Na ja Mark war anderweitig beschäftigt und da hat Travis mich gefragt, ob wir nicht tanzen wollen, es war nichts weiter??

?Und da bist du dir sicher??

Ich wich ihrem Blick aus. Ich wusste, warum sie diese Frage stellte sie machte sich ja nur Sorgen?aber ich hoffte, dass sie nicht Recht behalten würde?Noch mal würde ich so etwas nicht durchstehen?

?Er hat mir seine Telefonnummer gegeben, ich fand ihn eigentlich ganz niedlich??

?Aha, na wenn du meinst, ich wäre aber etwas vorsichtiger??

?Ich pass schon auf, keine Sorge??

Ich wusste, dass sich Reiko trotzdem Sorgen machen würde und ich fragte mich, ob ich nicht wirklich mal bei Travis anrufen sollte. Ich meine Mark hatte Aya, daran konnte ich nichts ändern.

Nach dem Gespräch mit Reiko legte ich mich noch mal hin um zu schlafen. Ich war immer noch ziemlich müde, von der Feier?

Reiko setzte sich neben mich und beobachtete mich mit einem besorgten Blick?

Ich schlief bis zum Abend durch und danach machte ich mit Reiko zusammen Hausaufgaben.

Ich war ganz froh, dass sie mich nicht weiter über Travis ausquetschte, ich wusste ja nicht mal, was ich ihr erzählen sollte?

Der Tag ging ziemlich schnell vorbei. Nachdem wir mit den Hausaufgaben fertig waren, war es schon ziemlich spät geworden. Die Lehrer müssen es immer übertreiben, was Hausaufgaben angeht?

Danach haben wir Abendbrot gegessen und sind ins Bett gegangen?
 

?Ken? Schläfst du schon??

?Nein. Was ist denn??

?Bist du glücklich??

?Warum fragst du??

?Antworte. Bist du glücklich??

?Ja und nein. Es kommt darauf an aus welchem Standpunkt man es sieht. Zum Beispiel bin ich glücklich, dass es dich gibt, aber ich bin nicht glücklich, dass Mark wahrscheinlich mit Aya zusammenkommt. Ich bin aber glücklich, dass es Mark gibt. Und ich bin auch glücklich, dass es Travis gibt??

?Das ist schön??

Ich verstand nicht, was sie damit bezwecken wollte, aber sie schlief kurz danach schon wieder, also ließ ich sie in ruhe und schlief auch wieder ein.
 

Am nächsten Morgen mussten wir wieder zur Schule. Reiko regte sich wieder darüber auf, dass ich so lange im Bad brauchte?

?Ken komm jetzt daraus!!! Wir müssen los!!! Du kannst dich auch in der Schule schminken?

?Komm ja schon?immer musst du mich hetzen. Und ich habe mich nicht geschminkt.?

Ich hatte keine Lust auf Schule. Schule ist immer so langweilig, aber ich war froh, dass ich mich wenigstens wieder gut mit Mark verstand? Das war schon viel besser...
 

?Wir gehen!?

Und damit rannten Reiko und ich zur Bahn, um nicht zu spät zur Schule zu kommen?

Wir kamen sogar noch pünktlich?

?Hey Ken! Na wie geht?s??

?Ganz gut. Und dir??

?Ja auch ganz gut??

?Und was ist mit Aya??

?Aya? Ach so, wir sind jetzt fest zusammen?Seit Sonntag.?

?Freut mich für dich.?

Es tut so weh?es tut so weh. Warum? Warum musste das so enden?

?Ich muss noch was erledigen. Man sieht sich ne.?

Und damit ging ich. Ich wollte nicht, dass er mich so sah. Es tat ziemlich weh, aber ich war froh, dass er glücklich war. Aber reichte das? Und was war mit mir?

?Ken, alles ok??

?Ja klar. Was soll sein??

Ich wollte nicht, dass Reiko sich Sorgen macht, oder sich da einmischt.

?Ach Reiko??

?Ja??

?Du musst heute nicht auf mich warten, ich muss heute noch etwas erledigen?ich komm später nach??

?Ist gut.?

In der Schule passierte weiter nichts?Ich ging Mark aus dem Weg, da ich nicht noch mal über Aya reden wollte?

Als endlich Schluss war ging ich mit Reiko noch zum Schultor.

?Tschau, wir sehen uns dann später ja??

?Ok, aber komm nicht zu spät!?

?Ja, Mama!?

?Haha, sehr witzig?tschüss?

Und damit, bog sie um die Ecke, um zur Bahn zu kommen. Ich wollte in die andere Richtung, als jemand meinen Namen rief.

?Ken??

?Ja??

Als ich mich umdrehte, sah ich Travis. Was macht der denn hier?

?Travis? Was machst du denn hier??

?Ich dachte ich hol dich ab. Wir können ja irgendwas zusammen unternehmen??

Eigentlich hatte ich keine Lust mich mit irgendjemandem zu treffen. Ich wollte nachdenken, wie es mit mir und Mark weitergehen sollte. Aber ich hatte auch keine Lust wieder wegen eines Typen in Selbstmitleid zu versinken. So wie letztes Mal.

Das Leben geht weiter und dieses Mal wollte ich mitgehen.

?Ja klar, warum nicht. Ich kenne ein tolles Cafè hier in der Nähe, da könnten wir doch hingehen, oder??

Ich setzte wieder mein fröhliches Gesicht auf und strahlte Travis an.

In dem Cafè unterhielten wir uns. Ich fand heraus, dass sein Vater Engländer war, deshalb hatte er keinen Japanischen Namen. Er wurde aber in Japan geboren.

Wir unterhielten uns eine ganze Weile. Ich vergaß alles um mich herum. Ich war froh endlich mal mit jemandem mich unterhalten zu können. So ganz ohne Zwang.

?Ich glaube ich muss langsam nach Hause??

?Ok, ich bring dich noch ein Stück.?

Als wir unterwegs an einer kleinen Seitengasse vorbeikamen, zog er mich dort rein. Am Anfang wusste ich nicht, was ich machen sollte, ich entschied mich dafür mich einfach einmal fallen zu lassen. Es konnte ja nicht schaden und schlimmer konnte es nicht werden?

In der Seitengasse küsste er mich. Ganz sanft und liebevoll. Ich ließ es zu. Ich wollte mich nicht wehren.

Er küsste mir langsam den Hals runter?

?Warum gehen wir nicht irgendwo hin, wo es bequemer ist??

Ich konnte ihn schlecht mit zu Reiko nehmen?also entschied ich mich ihn mit nach Hause zu nehmen. Meine Mutter dürfte noch nicht zu Hause sein?

?Mein Zimmer ist oben.? Ich nahm ihn an der Hand und führte ihn in mein Zimmer. Als wir dort ankamen, drehte ich mich um und küsste ihn. Nebenbei dachte ich noch daran, meine Zimmertür abzuschließen. Er drückte mich langsam aufs Bett und knöpfte mein Hemd auf. Ich ließ ihn alles machen.

?In der Disko warst du viel schüchterner??

?Rede nicht so viel?küss mich lieber.?

Damit zog ich ihn wieder zu mir runter und küsste ihn. Ich zog ihm auch sein Hemd aus und küsste ihn über den ganzen Oberkörper. Dann machte ich seine Hose auf.

Er keuchte auf. Dann zog ich auch meine Hose aus. Ich wusste nicht warum ich das tat. Ich hatte aber auch keine Lust viel darüber nachzudenken. Ich wollte einfach nur ihn. Aber wollte ich ihn oder Mark? Das war jetzt eh egal. Ich legte mich wieder zu Travis und wir küssten uns weiter. Er rutschte an mir runter und küsste mir über den Bauch. Dann zog er mir meine Boxershorts aus. Ich reagierte darauf gar nicht. Sollte er es ruhig machen.

Diesmal schmerzte es nicht so. Travis war sehr sanft und es war das erste Mal, dass ich auch ?Spaß? hatte. Und es war das erste Mal, dass auch ich den Höhepunkt erreichte. Ich stöhnte auf und danach konnte ich nicht mehr. Ich hätte nie gedacht, dass es auch schön sein konnte. Travis legte sich wieder neben mich und streichelte mir durchs Haar?

Ich war glücklich. Ich lag einfach nur da und lächelte ihn an. Ich dachte nicht an Mark und auch nicht an Reiko. Ich dachte an niemanden nicht mal an ihn. Wir lagen noch einige Zeit unter meiner Decke. Travis streichelte mir sanft über meinen Körper und ich döste etwas vor mich hin.

Dann hörte ich, wie die Tür aufgeschlossen wurde. Scheiße meine Mutter?

?Travis, das ist meine Mutter. Sie darf uns nicht hören?Ich dürfte eigentlich nicht einmal hier sein.?

?Schade. Ich wäre gerne noch mit dir hier liegen geblieben.?

Wir zogen uns leise wieder an und warteten, bis meine Mutter wieder ging. Jeden Tag ging sie nämlich ihre Freundin besuchen, nachdem sie gegessen hatte. Travis und ich vertrieben uns die Zeit bis dahin mit küssen. Es war schön. Als ich hörte, wie die Tür wieder geschlossen wurde, wusste ich, dass meine Mutter weg war.

?Lass uns gehen.?

?Ja.?
 

Wir warteten noch kurz, bis ich das Auto wegfahren hörte und dann nahm ich ihn wieder nach unten. Vor der Tür küssten wir uns noch einmal kurz.

?Wann sehen wir uns wieder??

?Wie wär?s, wenn du mich am Mittwoch wieder von der Schule abholst??

?Klar. Bis dann.?

Als Travis weg war, schaute ich mich noch einmal um, ob wir irgendetwas ?zurück gelassen? hatten. Dann schloss ich die Tür ab und ging zur Bahn um zu Reiko zu fahren.

Ich fragte mich, ob Reiko das wohl merken würde, dass ich mit jemandem geschlafen hatte. Ich meine sie hatte immer so einen sechsten Sinn dafür, wenn ich mich irgendwie veränderte, im verhalten oder irgendetwas anders machte. Na ja ich würde ja sehen. Ich meine so viel hat sich ja nicht verändert. Ich bin ja schließlich seit 3 Jahren nicht mehr ?Jungfrau?.
 

?Reiko? Ich bin wieder da.?

?Wer war das??

?Wer war wer??

?Na der Typ beim Schultor, mit dem du anscheinend den Nachmittag verbracht hast.?

?Ach das.?

Sie schien mich mit Travis gesehen zu haben es hatte wohl keinen Sinn sie anzulügen und ich wollte das auch nicht.

?Das war Travis. Der Typ von der Feier.?

?Du hast doch nicht mit ihm geschlafen, oder??

Ich schwieg. Ich wollte es ihr nicht direkt in die Augen sagen.

?Du hast. Du spinnst doch oder? Erst läufst du Mark hinterher und lässt dich dann von einem anderen Typen vögeln. Also irgendwie bist du nicht mehr ganz dicht.?

?Mark hat Aya.?

?Ach, und das ist der Grund, weshalb du einfach mit einem anderen Typen schläfst? Hast du eigentlich mal daran gedacht, dass er dich vielleicht wirklich liebt? Das du ihm eben gerade genau das selbe antust, was dir angetan wurde??

Ich starrte sie entsetzt an. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich habe es vermasselt. Ich habe scheiße gebaut?

?Es ich?.?

Ich fing an zu weinen. Ich wollte das alles nicht. Ich habe das alles nicht so gewollt.

?Hey Ken. Komm so war das nicht gemeint.?

Reiko nahm mich in den Arm und tröstete mich, bis ich mich beruhigt hatte. Aber sie hatte Recht. Ich konnte Travis nicht einfach so benutzen. Nur an mich zu denken.

?Ich gehe noch mal weg. Dauert nicht lange.?

?Ja, aber mach keinen Scheiß ok??
 

Ich wusste wo Travis wohnt. Es war nicht sehr weit weg. Ich wollte mit ihm darüber reden. Ich wollte wissen, was er von mir erwartet, ob er mich liebt, oder das nur eine Affäre war.
 

?Ähmmm, hallo ist Travis da??

?Ja, einen Moment. TRAVIS!!!! DU HAST BESUCH!?

?Komme!?

?Er kommt gleich. Du kannst dich ja solange hier hinsetzen.?

Travis Mutter war sehr lieb. Sie bot mir ein Stuhl in der Einganshalle an. Ich setzte mich und wartete auf Travis.

?Möchtest du was trinken??

?Nein danke, ich bleibe nicht lange.?

?Ok.?

Damit verschwand sie wieder in der Küche.
 

?Hey Ken. Was machst du denn hier??

?Ich wollte kurz mit dir reden??

?Klar komm hoch.?
 

Er ging mit mir in sein Zimmer. Ich setzte mich aufs Bett. Travis sah mich erwartungsvoll an.

?Das heute?das hätte nicht passieren sollen??

?Wieso??

?Ich, ich liebe dich nicht. Ich habe das Gefühl, das ich dich nur benutzt habe?es tut mir Leid.?

?Das macht nichts.?

Ich sah in verwundert an. Ich dachte, er würde mich dafür hassen.

?Ich habe eine andere Ansicht von Beziehungen. Du kannst mich lieben oder nicht. Du kannst mich verlassen, oder nicht. Wenn du mit jemand anderem zusammen bist, dann lasse ich dich in Ruhe. Wir sind ja nicht zusammen, oder so.?

?Da bin ich erleichtert.?

Er kam auf mich zu und küsste mich?

?Die Tür??

?Ich geh schon.?

Er schloss die Tür ab und wandte sich dann wieder mir zu.

Er küsste mich. Aber wir blieben beim küssen.

?Du bist gut. Willst du nicht bleiben??

?Danke, aber ich muss los. Ich habe Reiko versprochen gleich wiederzukommen.?

?Ok. Wir sehen uns aber trotzdem Mittwoch oder??

?Ja. Du holst mich ab??

?Klar, bis dann.?

Er gab mir noch einen Abschiedskuss und dann machte ich mich auf den Weg zu Reiko. Ich fühlte mich viel besser.
 

?Und? Alles geklärt??

?Ja. Alles in Ordnung. Er liebt mich nicht. Wir haben sozusagen nur eine Affäre.?

?Und das ist ok? Für dich meine ich??

?Ja. Sonst würde ich das nicht machen oder??
 

Die nächsten Treffen mit Travis verliefen genauso. Wir hielten uns aber nicht ganz so lange im Cafè auf, damit meine Mutter das nicht mitbekam. Reiko fand das zwar nicht in Ordnung, aber solange ich nichts sagte, sagte sie auch nichts.
 

Es war nun genau drei Wochen her, dass ich mit Travis geschlafen hatte. Es war wieder ein langweiliger Montag. Ich entschied bei Reiko auszuziehen. Ich konnte nicht ewig vor meiner Mutter weglaufen und auch nicht immer bei Reiko wohnen bleiben. Ich hab meinen Auszug schon 2 Wochen herausgezögert.

?Reiko? Ich werde heute bei euch ausziehen. Danke noch mal, das ich bei dir wohnen durfte.?

?Bist du dir sicher, dass du mit deiner Mutter klarkommst??

?Ich kann ja nicht ewig vor ihr weglaufen. Sie ist immer noch meine Mutter.?

?Gut, wenn du meinst.?
 

Nach der Schule packte ich meine Sachen und machte mich mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf den Weg nach Hause. Und ich fragte mich, was mich dort wohl erwarten würde?

Kapitel 7

Kapitel 7
 

Reiko hatte Recht gehabt. Ich war mir nicht sicher, ob ich mit meiner Mutter fertig werden würde. Ich wusste nicht, ob ich es ertragen könnte, von ihr ?verstoßen? zu werden.

Jede Sekunde, die ich länger in der Bahn saß, wollte ich umkehren. Ich wollte nicht zurück nach Hause. Aber ich hatte mich entschieden. Ich konnte nicht mein ganzes Leben vor etwas weglaufen?und ich wollte es auch nicht?
 

?Mom??? Ich bin wieder zu Hause??

?Ken? Schön, dass du wieder da bist?warst du bei Reiko??

Sie sah kaputt und unausgeschlafen aus. Sie ging dem Thema aus dem Weg und das war mir auch ganz recht so?

?Ja war ich. Und am Wochenende war ich auf dem Geburtstag von einem Freund?Es war nett. Ich bin müde. Ich leg mich noch mal hin, ok??

?Ja, tu das. Ich muss nachher noch mal weg. Bist du dann zu Hause, oder musst du auch noch etwas erledigen??

?Nein, ich bin da.?

Damit war unser Gespräch beendet. Ich verzog mich schnell wieder in mein Zimmer und hoffte, dass meine Mutter nicht auf die Idee kommen würde, mich noch mal in meinem Zimmer zu ?besuchen?, und über irgendetwas zu ?reden?.

Irgendwie war mir schwindelig und ich wollte wirklich einfach nur noch ins Bett und wieder schlafen?
 

Am nächsten Tag fühlte ich mich elend. Mir war heiß und kalt gleichzeitig. Mein Hals tat weh und als ich versuchte aufzustehen verlor ich das Gleichgewicht und fiel wieder ins Bett.

Eindeutig. Ich war krank?das musste jetzt passieren. Ich hasste es wenn ich krank war. Vor allem hasste ich das Gefühl in meinem Kopf, als würde ich etwas sehr schweres tragen müssen. Aber das schlimmste war, die Zeit. Man hatte soviel Zeit. Zum nachdenken. Zum Selbstbemitleiden und um einfach dazuliegen und zu sehen, was alles passiert ist?
 

?Ken? Du musst langsam zur Schule es ist schon sehr spät?Ken??

Meine Mutter?gleich würde sie wieder wie ein aufgescheuchtes Huhn rumlaufen und mir irgendwelche Tabletten oder irgendetwas anderes geben, was ich schlucken musste, damit es mir bald wieder besser ging.

?Mir geht?s nicht so gut??

?Zeig mal her.?

Sie holte das Thermometer aus dem Badezimmer?

?Mund auf??

Ich hatte keine große Lust mich zu wehren und ich meine mit 16 ist man aus diesem Alter raus, denke ich.

?Mein Gott. Du hast Fieber?Warte kurz ich hol dir was.?

Ich könnte doch als Hellseher arbeiten?aber sie meint es ja nur gut?

In den nächsten 5 Minuten hatte ich ein kaltes Tuch auf der Stirn, eine weitere Decke, zwei Falschen Wasser, ein Aspirin und Hustensaft.

?Sorry Ken, aber ich muss zur Arbeit.?

?Mach dir keine Sorgen. Ich komm schon klar??

Das hoffte ich zumindest?

?Gut. Reiko bringt dir heute bestimmt die Schulsachen vorbei, oder? Ich leg dir noch das Telefon hierhin, falls was ist.?

Sie gab mir ein Kuss auf die Stirn und ging.

Ich war froh, als ich endlich meine Ruhe hatte. Ich schlief noch eine Weile weiter. Als ich aufwachte fiel mir ein, dass Travis auf mich warten würde?

?Hallo Fr. Shouma. Hier ist Ken. Ist Travis noch da? Nein. Oh. Könnten sie ihm etwas ausrichten? Ich bin krank und wir wollten uns heute treffen, ob sie ihm vielleicht sagen könnten, dass ich nicht kann? Das ist nett, danke. Ja danke. Auf Wiederhören.?

So das wäre auch geklärt. Ich nahm die Aspirin und den Hustensaft, machte das Tuch wieder nass und schlief wieder ein.
 

Ich träumte, dass Reiko, Travis und Mark mit mir reden würden, aber ich konnte sie nicht verstehen. Sie gaben keinen Ton von sich. Ich sah nur, wie sich ihre Münder öffneten und wieder schlossen. Ich sah wie meine Mutter mich anschrie. Und ich erinnerte mich an den Verkehrsunfall. An das ganze Blut und an sein schmutziges grinsen?.
 

Ich wachte Schweißgebadet auf. Ich hörte wie unten jemand an der Tür klingelte. Ich zog mir eine Hose und ein frisches T-Shirt an und versuchte nach unten zu kommen. Am Anfang schwankte ich noch etwas und musste mich an meinem Bett abstützen, dann fand ich mein Gleichgewicht und ging die Treppe runter. Als ich die Tür aufmachte, war da Reiko mit einem kleinen Strauß Blumen und Mark.

Kapitel 8

Kapitel 8
 

So hier stand ich nun?vor Ken?s Haus und wartete darauf, dass er die Tür öffnen würde?

Als er heute nicht in der Schule war, hatte Reiko vorgeschlagen, dass wir ihn ja besuchen könnten, da es ihm bestimmt nicht gut ging. Er würde nie freiwillig zu Hause bleiben, meinte Reiko. Ich kannte Ken noch nicht so gut, aber ich vermisste ihn irgendwie und dachte, dass wäre eine gute Idee. Bevor wir zu Ken gingen, kauften wir noch einen Blumenstrauß und etwas Pockey. Ken liebt dieses Zeug. Er scheint alles, was süß ist zu lieben.

Als Ken die Tür öffnete, fiel Reiko ihm gleich um den Hals.

?KEN!!!?

Ken hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten, als Reiko ihm um den Hals fiel. Er schwankte etwas und fiel fast hinten über. Ich traute mich nicht etwas zu sagen. Ich fühlte mich etwas unwohl.

?Was machst du denn immer für Sachen? Du kannst doch nicht einfach nicht zur Schule kommen. Was glaubst du, was ich mir für Sorgen gemacht habe??

?Sorry??

?Ach, du kannst doch nichts dafür. Komm wir bringen dich erst einmal wieder ins Bett, neh.?

Ich hatte das Gefühl, dass Reiko bei Ken schon irgendwie zu Hause war. Sie durfte alles. Sie drückte Ken auf einen Stuhl im Wohnzimmer, zog ihre Schuhe aus und hängte den Mantel auf.

?Komm rein Mark?Du musst nicht vor der Tür stehen bleiben.?

?Hey Ken. Wie geht?s dir?? Ich war etwas unsicher und stellte mich in die Nähe von Ken.

Reiko ging währenddessen in die Küche und machte da irgendetwas. Sie kam mit dem Blumenstrauß in einer Vase wieder.

?Haben wir dir mitgebracht. Schön oder??

?Ja, danke.?

Ken schien Blumen wirklich zu mögen. Er sah sie mit einem etwas traurigem lächeln an. An was er wohl dachte. Ich würde ihn gerne besser verstehen, aber dass konnte noch dauern.

?So und nun wieder ab ins Bett. Komm.?

Reiko zog Ken auf die Beine und nahm mich mit die Treppe rauf. Er hielt die Vase in seinen Händen, als wären sie etwas sehr kostbares für ihn. Als würde er ohne sie fallen, sehr tief und nie wieder aufstehen können.

Oben legte Reiko Ken wieder ins Bett, legte ihm wieder das Tuch auf die Stirn und gab ihm etwas zu trinken?wie seine Mutter?

?Wenn man krank ist muss mal viel trinken, Ken. Ach übrigens, hier.?

Sie streckte Ken eine Packung Pockey hin.

?Ich weiß doch, dass du diese Dinger liebst??

?Danke.?

Ich stand etwas verloren in der Gegend rum.

?Mark setzt dich doch. Hier sind genug Stühle.?

Ich nahm sich einen Stuhl und stellte ihn neben Ken?s Bett.

Ken unterhielt sich mit Reiko über irgendetwas Ich beobachtete Ken. Er sieht wirklich mitgenommen aus. Er war blass und sein sonst so fröhliches lächeln war auch verschwunden. Trotzdem fand ich, dass Ken ziemlich gut aussah. Er war zierlich und sah sehr zerbrechlich aus. Ich betrachtete seine glatten schwarzen Haare, die ihm in die Stirn fielen. Seine wunderschönen schwarzen Augen, die immer einen faszinierenden Schimmer haben. Ich blickte weiter über seine Nase. Er hatte eine niedliche kleine Nase, die perfekt in sein schmales Gesicht passt. Er war einfach perfekt?
 

Was denke ich hier eigentlich?

Ich sah verlegen zur Seite. Als ich Ken wieder ins Gesicht sah, merkte ich, dass er ziemlich rot war. Ob er Fieber hat?

Es scheint ihm wirklich nicht gut zu gehen. Ich legte ihm meine Hand auf die Stirn, er glühte. Ken starrte mich an, als ich ihm noch die Hand in den Nacken legte.

?Du hast hohes Fieber. Geht es dir sehr schlecht??

Nein, es geht ihm bestimmt blendend! Darum liegt er auch im Bett?

?Ähmmm, Es geht. Mir ist nur ein bisschen schwindelig.?

?Das kommt vom Fieber. Möchtest du etwas zum Fiebersenken haben? Oder etwas zu trinken??

?Mein Hals tut ziemlich weh. Was zu trinken wäre nett.?

Ken lächelte schwach. Er tat mir so leid. Ich ging nach unten in die Küche und überlegt, was am besten jetzt für Ken wäre.

Denk, was trinkst du immer wenn du Halsschmerzen hast? Mom gibt mir immer heiße Milch mit Honig?bähh. Aber danach geht es mir immer besser. Also auf geht?s.

Ich setzte die Milch auf und suchte nach dem Honig. So jetzt noch alles in eine Tasse und ab zu Ken.
 

?Das muss ich immer trinken. Ist nicht besonders lecker, aber es hilft.?

?Danke.?

Ken setzt sich im Bett auf und nimmt die Tasse in die Hand. Wie ein kleines Kind hält er die Tasse in beiden Händen.

?Pass auf, das ist heiß.?

?Ja.?

Er nahm ganz vorsichtig einen kleinen Schluck.

?Uhmm. Das ist lecker! Danke!?

Passt zu Ken. Eigentlich ist er ja wie ein kleines Kind. Ich frage mich, was damals passiert ist. Was ihn so verändert hat.

Aber das ist wohl kein passender Augenblick ihn zu fragen.

?Ken??

?Hmmm? Was ist??

?Ich muss langsam los. Hab noch eine Verabredung. Ist das ok??

Ken?s lächeln verschwand von seinem Gesicht. Ich konnte sehen, dass er enttäuscht war.

?Ja. Klar ist das ok. Ich kann dich schließlich nicht hier festketten, oder??

Als er das sagte lächelte er wieder. Wie immer. Aber es kam nicht aus Herzen?warum hängt er so an mir?

?Ok, ich komm dann morgen wieder vorbei. Ruh dich ein bisschen aus. Wir vermissen dich in der Schule, also werde schnell wieder gesund, klar??

?Ja mach ich.?

?Tschau. Tschüss Reiko.?

?Jepp, wir sehen uns morgen.?

?Bis Dahaan!?

Und weg war ich. Reiko blieb noch bei Ken also machte ich mich alleine auf den Weg zur Bahnstation.
 

?Hey Ken. Jetzt guck doch nicht so enttäuscht! Hast du nicht gesehen, wie er dich angesehen hat? Du bedeutest ihm auf jedenfalls was! Also Hoffnung besteht immer, neh?? Sie tätschelt mir auf den Arm.

?Meinst du wirklich??

?Ja, glaub mir. So jetzt muss ich aber auch los. Wenn was ist, du hast ja meine Handynummer. Werd gesund, ja??

Sie gab mir einen Kuss und ging.

Mir war schwindelig und ich legte mich wieder hin. Es war schön, dass Mark und Reiko mich besucht hatten. Ich sah mir die Blumen an und schlief dann langsam ein.
 

Auf dem Weg zum Cafe dachte ich die ganze Zeit an Ken. Ich fühlte mich mies, ihn ganz alleine zu Hause zu lassen. Er hatte mich ja auch nach Hause getragen, als ich betrunken war. Und er war danach auch die ganze Nacht bei mir geblieben?Ich kann ja morgen wieder bei ihm vorbeischauen.

?Hi Aya. Na wie geht?s dir??

Ich gab ihr einen Kuss und setzte mich zu ihr an den Tisch.

?Ganz gut. Schule ist so wie immer, langweilig. Und was ist bei dir so??

?Ach, auch nichts besonderes.?

Wir unterhielten uns über alles Mögliche. Nicht gerade über das Wetter, das aber total gut war.

Ich bestellte mir ein Eis und löffelte das so vor mich hin.

?Hey, Mark. Was ist los? Du wirkst so abwesend.?

?Hmmm? Ach, nichts. Es ist nur so, dass ein Freund von mir ziemlich krank ist?ich mach mir halt Sorgen.?

?Kann ich verstehen. Wie wär?s denn, wenn du ihn besuchen gehst??

?Hab ich ja schon, aber er ist jetzt alleine zu Hause.?

?Dann geh doch wieder hin.?

?Ich bin doch mit dir verabredet. Da kann ich doch nicht einfach verschwinden.?

?Ich hab doch eh nichts von dir, wenn du immer nur in Gedanken schweifst. Dafür krieg ich dich aber am Wochenende, ok??

?Danke, du bist ein Schatz.?

Ich gab ihr einen Kuss und ging.

Sie brachte mich dann noch zur Bushaltestation und ging wieder zurück in die Stadt. Sie hatte sich mit einer Freundin verabredet.

Als ich bei Ken?s Haus war stieg ich aus und machte mich auf den Weg.

Von der Bushaltestelle aus zu Ken ist es nicht weit.

Reiko hatte mir gesagt, dass immer ein Schlüssel in der Abseite neben der Tür liegt. Ich musste kurz suchen, fand den Schlüssel dann schließlich unter einer kleinen Dose, ganz hinten in der Ecke.

Ich schloss vorsichtig die Tür auf und ging hinein.

Drinnen war es still. Ich ging ganz leise nach oben, um Ken nicht zu wecken.

Und tatsächlich. Ken lag im Bett und schlief. Er sah so friedlich aus, als hätte er alles einfach mal vergessen können. Ich nahm mir einen Stuhl. Das Tuch war ihm von der Stirn gefallen. Ich machte es wieder nass und legte es ihm zurück auf die Stirn.

Ich fühlte seine Temperatur. Sie war schon wieder gestiegen. Ich deckte ihn etwas besser zu und setzte mich neben sein Bett auf den Stuhl. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich saß einfach neben Ken und hoffte, dass es ihm bald besser gehen würde.

Als ich aufwachte wälzte sich Ken im Bett hin und her.

Er sagte irgendetwas.

?Hiro?nein lass mich. Nein, nicht. NEIN!!!?

Scheiße! Was soll ich machen?

?Ken beruhige dich. Hey, Ken.?

?Nein, bitte nicht??

Ken wurde ruhiger. Sein Kopf lag auf der Seite und eine Träne lief ganz langsam seine rote Wange hinunter. Er zitterte am ganzen Körper und verkrampfte sich total.

Er hörte nicht auf zu weinen.

?Ken?Ken bitte hör auf zu weinen. Nicht weinen. Es ist ok??

Ich nahm ihn in meinen Arm. Streichelte ihm über den Rücken.

Aber er beruhigte sich nicht. Er hörte nicht auf zu weinen, als würde er in seiner Vergangenheit leben. Damals, wo ihm keiner geholfen hat. Wo er allein war?

?Hiro, warum hast du mir das angetan? Warum? Wie konntest du das tun? Ich will das nicht mehr. Nie wieder. Ich will nicht mehr leben. Es ist alles so sinnlos?Alles?so leer.?

Ken tat mir so furchtbar leid. Er leidet so. Er fühlte sich einsam. Ich wollte ihm so gerne helfen, aber ich wusste, dass ich es weder konnte, noch das er es wollte.

Ich konnte einfach nur zusehen.

Ich setzte mich zu ihm aufs Bett und strich ihm die Haare aus der Stirn.

Man konnte immer noch die Spuren von den Tränen auf seinen Wangen sehen. Ich legte mich auf den Rücken und schloss meine Augen. Ich sah Ken vor mir. Wie er in der Ecke saß und weinte. Es tat so weh ihn so zu sehen. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen. Ken hatte sich beruhigt und klammerte sich an meinem Arm fest.
 

?Mark?Mark??

?Noch 5 Minuten. Ich will noch nicht zur Schule.?

?Du musst auch nicht zur Schule. Ich wollt nur wissen, was du in meinem Bett machst.?

Wessen Bett?

Ich öffnete langsam die Augen und sah in das niedliche Gesicht von Ken.

?Ken? Was machst du hier??

?Das sollte ich dich lieber fragen.?

Ich setzte mich auf und dachte nach, warum ich bei Ken war. Dann erinnerte ich mich was passiert war.

?Sorry. Ich wollte eigentlich nicht in deinem Bett einschlafen.?

?Das macht doch nichts. Ich mache mir nur Sorgen, das du dich auch noch ansteckst.?

?Ach, da mach dir mal keine Sorgen, ich hab ne gute Immunabwehr. Mach dir mal lieber Sorgen um dich. Als ich noch mal gekommen bin ist dein Fieber wieder gestiegen. Wie fühlst du dich??

?Besser, danke. Aber hattest du nicht eine Verabredung??

?Aya hat mich zu dir geschickt. Dafür sind wir am Wochenende verabredet. Ich kann dich ja hier nicht alleine und krank sitzen lassen.?

Ken wurde rot.

Er ist so niedlich, wenn er rot wird.

?Danke.?

?Ach, nichts zu danken. Hast du Hunger? Du hast doch bestimmt die letzten paar Stunden nichts gegessen.?

?Hunger hätte ich schon, aber wir haben nichts im Haus.?

?Magst du Spagetti??

?Ja, am liebsten Spagetti Carbonara.?

?Gut, weil ich nicht besonders kochen kann, geh ich eben in den Laden nebenan und kaufe fertig Nudeln, ok??

?Kann ich mitkommen??

?Glaubst du, dass du das schon machen solltest??

?Hey, ich bin nicht so schwach wie du denkst!?

?Na wenn du meinst. Ich warte dann unten auf dich ok? Oder brauchst du Hilfe??

?Nein, danke.?

Ich ging nach unten und setzte mich auf den Stuhl in der Eingangshalle. Ob es wohl eine gute Idee ist Ken mitzunehmen? Er hat immer noch ein bisschen Fieber. Auf der anderen Seite kann Bewegung eigentlich nicht schaden.

?So, ich bin fertig.?

Ken schwankte noch ein wenig auf der Treppe, aber wenigstens hatte er etwas Warmes angezogen. Einen schwarzen Rollkragenpullover und eine hellblaue Jeans.

?Aber du ziehst noch einen Mantel an.?

?Ja Mama.?

?Hey?lass uns losgehen.?

?Ja.?

Ken steckte noch den Schlüssel ein und dann machten wir uns auf den Weg.

Obwohl draußen die Sonne schien war es trotzdem noch recht kühl.

Ken war froh endlich wieder spazieren gehen zu können.

Er ging voraus und genoss die frische Luft.

?Hey Mark! Wenn du noch langsamer gehst schläfst du noch ein.?

Das ließ ich nicht auf mir sitzen und lief hinter Ken her. Er fing auch an zu laufen. Dafür dass er krank ist, war er ziemlich schnell. Als ich Ken fast eingeholt hatte, stolperte er.

Ich lief ein Stück schneller und fing ihn auf. Er fiel auf mich drauf und ich landete mit ihm auf dem Boden.

?Tschuldigung.?

Ken sah zur Seite und stand auf. Das ganze war ihm wahrscheinlich wieder total peinlich.

?Na ja, ich bin ja noch ganz. Und du? Noch alles heil??

?Ja, alles ok.?

?Du scheinst andauernd in meinen Armen zu liegen. It?s Gravitation!? (Kleines Zitat ^.~)

Ich stand auch auf und zwinkerte Ken zu.

?Komm, ich hab Hunger.?

?Ja, komme ja schon.?

Im Laden haben wir uns gleich 4 unterschiedliche Nudelgerichte gekauft. Es war schon 16 Uhr und ich hatte seit dem kleinen Frühstück in der Schule nichts mehr gegessen. Als wir wieder bei Ken waren setzte er sich an den Küchentisch und schaute mir dabei zu, wie ich versuchte Essen zu machen. Hin und wieder kam dann noch ein Kommentar von Ken. Er fand das ganze natürlich sehr witzig. Ich kochte so vor mich hin, als es an der Tür klingelte.

?Ich geh schon, koch du mal schön weiter.?

Ich hörte wie Ken die Tür öffnete.

?Travis? Was machst du denn hier??

?Ich dachte ich komm dich mal besuchen. Wie geht?s dir??

?Besser als gestern. Du hast dir einen etwas schlechten Zeitpunkt ausgesucht. Ich habe gerade Besuch.?

?Ich wollte dich nur mal kurz sehen. Kriege ich wenigstens noch einen Kuss??

?Aber ich möchte nicht, dass du dich ansteckst.?

?Das macht doch nichts.?

?Na gut.?

Dann war es still?

?Travis, warte?Ich muss wieder in die Küche. Wann sehen wir uns wieder??

?Ich komme dich dann immer vormittags besuchen, wenn ich Pause habe ok??

?Klar, ich hoffe nur, dass ich da dann nicht schlafe.?

?Kriege ich noch einen Kuss??

?Travis! Du hattest schon einen.?

?Aber noch einen für unterwegs??

?Ausnahmsweise. Aber dann muss ich auch los.?

?Tschau. Und beleib mir ja treu.?

Ken sagte nichts mehr. Ich hörte noch, wie er leise die Tür schloss.

Ob er wirklich schwul ist? Das eben war eindeutig ein Junge gewesen. Na ja, ist ja auch egal. Ob schwul oder nicht.

?Ken, Essen ist fertig!?

?Komme.?

?Das riecht aber lecker!?

?Der Schein kann trügen. Aber für gewöhnlich schmecken die gar nicht so schlecht.?

Ich stellte den Teller vor Ken ab und setzte mich ihm gegenüber.

Wir fingen an zu essen und kauten nachdenklich auf den Nudeln rum.

?Und schmeckst??

?Also auf jedenfalls besser als erwartet.?

?Na dann, wir haben immer noch genug, wenn du mehr willst.?

Während des Essens redeten wir nicht allzu viel. Logischerweise.

Als wir dann mit dem Essen fertig waren, was ziemlich gedauert hat. Ich wette Ken steht im Guinness Buch der Rekorde. So langsam wie der isst. Das gibt es gar nicht.

Ich räumte die Teller in die Spüle und machte mich dann mit Ken wieder auf den Weg in sein Zimmer.

Ich deckte ihn zu und setzte mich neben ihn.

?Hast du Durst??

?Nein, im Moment möchte ich eigentlich nur schlafen. Du musst nicht hier bleiben, Du hast bestimmt auch noch etwas anderes zu tun, als neben meinem Bett zu sitzen und auf mich aufzupassen.?

?Wenn man?s genau nimmt, nicht. Ich habe heute gar nichts zu tun.?

Ken war müde. Er konnte nur noch schwer seine Augen offen halten. Er hatte immer noch Fieber.

?Du solltest dich ausruhen. Ich geh nach unten und mach den Abwasch.?

? Das musst du nicht machen. Das macht meine Mutter nachher.?

?Wo ist die eigentlich? Sollte die nicht längst hier sein??

?Sie hat heute ein Seminar. Das dauert länger.?

?Dann bleibe ich noch ein wenig, damit du nicht so einsam bist.?

?Danke. Schön, das du hier bist.?

?Ich geh dann mal runter.?

Als ich mit dem Abwasch fertig war (war ja nicht allzu viel) kochte ich noch Tee für Ken, füllte alles in eine Thermoskanne und ging wieder nach oben. Ken schlief schon wieder. Diesmal aber ohne schlechte Träume. Er lag da ganz ruhig. Wie ein schlafender Engel.

Ich schaute ihn mir genau an. Seine feinen Knochen die leicht durch die Haut durchschimmerten. Sein zierlicher Körper, der sich unter der Decke abzeichnete. Er war ziemlich dünn.

Ob er zu wenig isst?

Wann hat Ken eigentlich Geburstag? Hat er mir das nicht mal gesagt?

Ist der Tee in der Thermoskanne eigentlich noch warm? Ich nahm die Thermoskanne in die Hand. Eindeutig, sie war noch ziemlich warm. Ich schaute auf die Uhr. Es war kurz nach 17 Uhr. Also 1 Stunde her, seit ich was gegessen habe. Ich weiß normalerweise kriegt kein Mensch so schnell wieder Hunger, aber ich habe halt einen gesunden Appetit. Ganz leise stand ich auf und schlich nach unten in die Küche. Wir hatten noch 3 Beutel von diesen Nudeln. Da ich keine große Lust hatte jetzt großartig was zu kochen, da ich das sowieso nicht kann, schnappte ich mir noch einen Beutel von den Nudeln und fing wieder an zu kochen. So, ich holte den Topf raus, ein halben Liter Wasser alles kurz aufkochen Gewürze rein und schwupp alles auf zwei Teller verteilen. Ich ging mit den beiden Tellern nach oben und fragte mich, ob ich Ken wecken sollte. Schließlich hatten wir gerade erst gegessen. Vielleicht hat er ja gar keinen Hunger. Na ja, wenn er nicht will kann er ja wieder schlafen gehen.

?Ken?Ken?

?Ich dachte du wolltest erst morgen kommen Travis.?

?Also Mark gefiel mir besser.?

?Oh, tschuldigung.?

?Macht ja nichts. Hier Essen und Tee.?

?Danke. Wie spät ist es denn??

?Halb sechs. Das ist Spagetti Bolognese. Steht jedenfalls hinten auf der Packung drauf.?

?Haben wir nicht erst vor einer Stunde gegessen??

?Ja, aber ich hatte schon wieder Hunger und da dachte ich, dass ich für dich mitkochen könnte. Also schön aufessen.?

Ken setzte sich im Bett auf, stellte den Teller auf seinen Knien ab und fing an zu essen.

?Das schmeckt ja sogar.?

?Ich hab noch ein paar Gewürze reingetan, so wie du.?

?Hätte mich auch gewundert, wenn die da Gewürze reingetan hätten. Aber es gibt doch bestimmt spannendere Gesprächsthemen als fertig Nudeln.?

Ken lächelte mich an und kaute weiter auf seinen Nudeln rum.

?Tee??

?Was denn für welcher??

?Früchtetee glaube ich.?

Ich schenkte ihm etwas seinen kleinen Becher, der neben dem Bett stand.

?Danke. Ich fühl mich total von dir bemuttert. Willst du nicht langsam nach Hause??

Ken hielt die Tasse in seinen Händen und pustete vorsichtig hinein.

?Hmmm?bald. Hab keine Lust nach Hause zu gehen. Und morgen muss ich wieder zur Schule. Du hast es gut. Hr. Yoshimoto spinnt im Moment nur noch rum.?

?Ich glaube ich wäre lieber in der Schule, als den ganzen Tag hier im Haus rum zu sitzen.?

Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis Ken dann wieder vor Erschöpfung einschlief. Da ich eh nichts zu tun hatte ging ich wieder in die Küche und machte wieder den Abwasch. Es war schon 20 Uhr.

Als ich wieder in Kens Zimmer kam viel mir ein Foto auf, das auf Kens Regal stand. Es stand so, dass es nicht sofort auffiel, aber das Glas des Rahmens blendete mich kurz. Ich ging hin und wollte es mir genauer ansehen. Ich nahm es vom Regal und sah es mir genauer an. Es war ein Zeitungsartikel. Es ging um einen Autounfall. Das Opfer war vor den Wagen gelaufen. Warum hat Ken diesen Zeitungsartikel? Und warum steht er in seinem Regal. Ich wollte ihn wieder an seinen Platzt zurückstellen, als ein kleiner Zettel runterfiel. Er steckt wohl hinter dem Rahmen. Er war nicht gefaltet und ich kam nicht darüber und laß den Anfang. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Ich hätte den Brief wieder zurücklegen sollen, aber ich konnte nicht. Ich musste es wissen?
 

Es macht dir Spaß mich so zu sehen hab ich recht? Es macht dir Spaß mir das anzutun. Dabei zuzusehen, wie ich immer weiter zerbreche. Du weißt, dass ich das nie vergessen werde. Das ich dich nie vergessen werde. Und das macht dich glücklich. Du liebst mich nicht. Du liebst nur dich selbst. Es ist egal wen du quälst. Ob ich es nun bin oder jemand anders ist dir egal. Du bist ein Egoist. Du bist selbstsüchtig. Du konntest nicht warten, bis ich es freiwillig getan hätte. Nein, du wolltest mich brechen. Du wolltest mich zerbrechen. Mir zeigen wie schwach ich bin. Du wusstest, dass ich nie wieder normal sein würde, wenn du das tust. Das machte dich so besessen von dieser Idee. Du konntest mich beeinflussen. Du hattest mich in deiner Gewalt und das wusstest du.

Ich hab kein normales Leben. Ich hasse es wenn mich Leute an den Stellen berühren, wo du mich berührt hast. Es verfolgt mich bis tief in meine Träume. Jede Nacht sehe ich, wie du mich vergewaltigst. Es lässt mich nicht los. Selbst nach deinem Tod. Ich bin nicht froh, dass du tot bist. Es lastet nur noch schwerer auf mir. Schließlich ist es meine Schuld?

Kannst du dir vorstellen, wie es ist jede Nacht dein Gesicht sehen zu müssen. Das Gesicht von demjenigen, den ich abgrundtief hasse.

Dein Tod hat das nicht wieder gut gemacht. Nein, es ist nur schlimmer geworden. Ich wollte, dass du leidest. So wie ich gelitten habe. Nacht für Nacht. 3 Jahre lang. Du hast mich verfolgt. Selbst wenn ich weggerannt bin, hast du mich wieder gefunden. Und bei jedem Mal war es schlimmer. Ich hatte nicht mehr die Kraft, die ich gebraucht habe, um wegzulaufen. Ich konnte nicht mehr. Ich schämte mich vor mir selbst. Wenn ich in den Spiegel gesehen hab, musste ich mich übergeben. So schlecht war mir. Jede Nacht die du nicht bei mir warst, in der du mir nichts angetan hasst, träumte ich davon. Nicht, weil ich es vermisst hatte. Nein, weil ich den Schmerz, nicht ertragen konnte. Es ließ mich nicht los. Egal was ich tat. Meine Gedanken wurden von dir beherrscht. Wenn ich zur Schule ging hatte ich Angst, dass du auftauchen würdest, um mich wieder zu quälen. Wenn ich schlief, träumte ich von dir. Wenn ich mit Freunden weg war, fühlte ich mich von dir beobachtet.

Bist du jetzt zufrieden mit dir? Ich bin ein seelisches Wrack. Ich bin kaputt und ich kann nicht mehr. Wenn es so weitergeht, dann breche ich zusammen. Manchmal möchte ich nur sterben. Das ist die einigste Möglichkeit dir zu entfliehen. Nur der Tod?
 

Ich setzte mich zu Ken ans Bett. Ich war verwirrt und geschockt über das was ich gelesen hatte. War das Kens Vergangenheit? Ich sollte ihn nicht fragen. Irgendwann aber nicht jetzt? Es ging ihm besser und er konnte auch wieder ruhig schlafen. Ich war total fertig und wollte eigentlich nur noch schlafen, aber ich hatte noch einen Stapel Hausaufgaben vor mir. Ach, die sind egal. Es kann ja nicht schaden, wenn ich mich hier nur kurz hinlege. Ich kann dann ja später nach Hause gehen. Ken wird das nicht stören, denke ich. Ich legte mich mit den Armen auf Kens Bett und schloss die Augen.

Aber was ist mit Ken? Was ist passiert? Ken?
 

?MARK!!!?

?was denn??

?Du musst zur Schule! Du hättest schon längst aufstehen müssen!?

?Och nö, lass mich bitte weiterschlafen.?

?AUFSTEHEN!!!?

Ken nahm meinen Arm und zog mich vom Stuhl.

?Ken, sei doch mal ein bisschen zärtlicher zu mir! Ich habe auf einem Stuhl geschlafen! Mir tut alles weh!?

?Was schläfst du auch auf dem Stuhl? Deine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen.?

?Das glaube ich kaum.?

?Du hättest dich einfach ins Bett legen können. Mein Bett ist groß genug. Oder du hättest mich einfach wecken können, dann hätte ich dir ein Futon rausgeholt.?

?Du sahst aber so niedlich aus, da wollte ich dich nicht wecken. Und eigentlich wollte ich mich nur kurz ausruhen und nicht einschlafen.?

?Ja ja, mach dich jetzt erstmal fertig. Ab unter die Dusche mit dir!?

Ken machte die Tür zum Badezimmer auf und schubste mich hinein. Er drückte mir noch alles Mögliche in die Hand, damit ich duschen konnte.

Das Ken immer so hektisch sein muss?

Ich zog meine Sachen aus und ging unter die Dusche. Das tat gut. Das warme Wasser lief langsam meinen Rücken runter und ich fing wieder an mich zu entspannen.

?Mark!!!?

Ken riss die Tür auf, um mich aus der Dusche zu holen.

?Ma?? Ken wurde extrem rot und drehte sich um. Ich hatte wohl vergessen den Duschvorhang zuzuziehen.

?Tschuldigung?beeil dich es ist schon spät.?

Dann schloss Ken die Tür. Ich sollte vielleicht etwas vorsichtiger sein. Er ist ja so verklemmt?

So ich sollte jetzt langsam mal aus der Dusche, sonst köpft Ken mich noch.

Als ich fertig war, ging ich nach unten, um mich auf den Weg in die Schule zu machen. Da ich gestern direkt nach der Schule zu Ken gegangen war, hatte ich noch meine Schulsachen bei mir.

?Ich geh dann jetzt.?

?Mark. Komm mal eben.?

?Was ist denn??

Ich steckte meinen Kopf um die Ecke um zu sehen, was Ken von mir wollte. Er stand an der Spüle in der Küche und hielt mir etwas entgegen.

?Frühstück. Ohne Frühstück kannst du nicht in die Schule gehen.?

Er drückte mir das Sandwich in die Hand und brachte mich noch zur Tür.

?Danke. Wir sehen uns später.?

?Ist ja gut, beeil dich lieber.?
 

Ken ist echt nett. Und immer so besorgt?wie meine Mutter.

Ich sollte mich besser beeilen, sonst verpass ich noch den Bus und dann kann ich gleich zu Fuß gehen.

Ich schaffte es noch rechtzeitig und stieg in den Bus ein. Ich ließ mich in der hintersten Reihe auf einen Sitz fallen und holte das Sandwich raus, das Ken mir gemacht hatte.

Das Sandwich war total lecker. Ken kann so gut kochen. Ich glaube ich zieh bei ihm ein.

Noch 15 Minuten, dann bin ich in der Schule?eigentlich hab ich ja gar kein Bock. Aber ich hab eh nie Bock, also auf geht?s?(Ich will ins Bett!!!!!!)
 

?Hey Reiko. Na, wie geht?s??

?Ja ganz gut. Und wie war?s bei deiner Verabredung??

?Aya hat gesagt ich kann wieder zu Ken gehen?irgendwie war ich ihr wohl zu abgelenkt.?

?Und was habt ihr so gemacht??

?Ach, so dies und das.?

?Und das wäre????

?Wir waren einkaufen, haben gekocht und Ken hat geschlafen?hmmm war noch was? Ach ja, Ken hatte dann noch kurz Besuch.?

?Besuch? Von wem denn??

?Keine Ahnung. Travis oder so hieß er??

?Travis? Der war bei euch??

?Ja, wieso kennst du ihn??

?Nur flüchtig. Wann bist du nach Hause gegangen??

?Gar nicht.?

?Gar nicht??

?Ich habe bei Ken geschlafen.?

?Ah~a?

?Guck mich nicht so an. Ich bin schließlich nicht über ihn hergefallen!?

?Na dann ist ja gut, sonst hättest du das Krankenhaus mal wieder von innen gesehen. Denk dran.?
 

Sie lächelte mich an und ging zu ihren Freundinnen.

Sehr seltsam?immer muss sie mir drohen?da bekomme ich ja langsam Angst.

Schule war total langweilig?na ja, als wäre das was Neues.

Ohne Ken ist es noch langweiliger. Keiner mit dem ich quatschen könnte. Was er jetzt wohl macht? Travis wollte ja noch mal vorbei kommen. Na dann ist er wenigstens nicht alleine?

Noch 3 Stunden. Mein Gott wenn das so weitergeht, dann vergeht der Tag ja nie!!!

Na, da muss man einfach ein bisschen nachhelfen. Ich gehe einfach nicht zur 6 Stunde. Da haben wir sowieso nur Erdkunde, das ist nicht so wichtig. Aber wenn Travis dann noch bei Ken ist, störe ich ja nur. Ach, ich geh einfach hin. Travis wollte ja eh nur vormittags kommen.

?Hey Reiko, sagst du dem Lehrer, dass es mir nicht gut ging und ich deshalb nach Hause gegangen bin??

?Wo willst du denn hin??

?Ich geh Ken besuchen. Ist mir zu blöd hier.?

?Na gut, aber nur weil Ken krank ist. Gib ihm ein Kuss von mir.?

?Danke, du bist ein Schatz.?

?Ja ja, sag das lieber Ken.?

?Wie jetzt??

?Ach, vergiss es. Hast du die Mathehausaufgaben gemacht??

Also langsam glaube ich wirklich, dass Ken schwul ist. Ich frag ihn mal. Aber wenn er es mir gar nicht sagen will.

?Ja, hab ich. Das war ja nun wirklich nicht schwer.?

?Kann ich abschreiben? Ich blick da nichtmehr durch.?

?Ok, aber nur heute. Irgendwann musst du es sowieso können.?

?Danke.?

Kurz danach kam dann auch unser Lehrer. Mathe ging eigentlich ganz schnell vorbei, aber Englisch war wieder total langweilig. Vielleicht hätte ich auch Englisch schwänzen sollen, aber dafür war es jetzt eh zu spät.
 

Endlich Schluss. Jetzt muss ich nur noch an unserem Lehrer vorbeikommen und dann kann ich hier weg. Endlich?Freiheit?

Kapitel 9

Kapitel 9
 

Mein Gott was macht Ken den so lange?

?KEN?!? Bist du da??

?Tschuldigung?war gerade noch oben.?

?Macht ja nichts?na dir scheint es ja besser zu gehen.?

?Hä??

?So wie du rum rennst. Vielleicht solltest du erstmal dein Hemd zumachen. Und was machst du so??

?Ach, Travis ist noch da?nichts besonderes also. Willst du vielleicht erstmal reinkommen??

?Jep.?

?Und was war so in der Schule los??

?Das übliche. Nichts Besonderes.?

?Apropos Schule. Warum bist du hier? Hast du nicht noch Erdkunde??

?Na ja, also das ist so??

?Lass mich raten. Du hattest keine Lust mehr und bist gegangen.?

?Ja, so ähnlich. Ich muss mich ja schließlich um dich kümmern.?

?Ich kom??

?Ken??

?Shit?wartest du eben in der Küche? Ich komme gleich wieder.?

?Ich kann auch gehen, wenn du Besuch hast.?

?Ne, ist schon ok.?

Ken rannte die Treppe hoch und verschwand in seinem Zimmer.

Dann warte ich halt.

Nach 5 Minuten kamen die beiden endlich runter.

?Hey, na. Ich bin Travis. Kens Freund. Und du musst, lass mich raten, Mark sein.?

?Ja, der bin ich.?

?Ich geh dann jetzt. Sehen wir uns morgen??

?Ja, wenn ich gesund bin muss ich ja wieder in die Schule. Ich ruf dich heute Abend dann noch mal an, ok??

?Tschau.?

Sein Freund?hmm?.interessant?na ja, wir wollen da mal nichts hineininterpretieren?

Als Travis weg war setzten wir uns in die Küche. Unseren Lieblingsort?Ich saß Ken gegenüber und dachte ein wenig nach?soll ich ihn fragen? Oder lieber doch nicht?

?Sag mal Ken, kann ich dich mal was fragen??

?Klar, was denn??

?Bist du mit Travis zusammen??

??Wie bitte??

?Ich wollte nur wissen, ob er dein Freund ist?du musst nicht antworten, wenn du nicht willst.?

??So was in der Art.?

?Wie jetzt??

?Ich liebe ihn nicht wirklich. Wir sind sozusagen nur zusammen.?

?Ist das nicht ein bisschen?kalt??

?Nein. Er liebt mich ja auch nicht??

Sehr seltsame Ansicht von Beziehungen hat Ken?

?Ach so, aber du bist schwul, oder??

??J..Ja. Wa?Warum fragst du??

Ken klang irgendwie ängstlich. Ich weiß nicht warum. Ich meine ist doch nicht so schlimm, oder?

?Ich war nur leicht verwirrt??

?Kann ich dich auch was fragen??

?Klar immerzu. Ich bin ein offenes Buch.?

?Liebst du Aya??

?Ja. Ich liebe sie.?

Ken ging zum Kühlschrank und tat so als würde er etwas suchen. Er zitterte ein wenig, was vielleicht daran lag, dass sein Hemd immer noch offen war. Ich ging zu Ken und umarmte ihn von hinten. Ich merkte wie Ken zusammenzuckte und sich verkrampfte. Er starrte einfach immer weiter in den Kühlschrank.

?Hey Ken, ist alles ok??

?Ja, alles bestens.?

Seine Stimme zitterte und ich merkte, wie etwas auf meinen Arm tropfte.

?Hey??

Ich drehte ihn um, damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte.

?Ken??

Er weinte.

?Was ist denn??

?Heute ist irgendwie so ein Tag?an dem alles beschissen läuft. Es hat alles keinen Sinn. Ich kann nicht mehr. Es ist so anstrengend?Ich kann nicht mehr??

?Was ist denn? Komm das kriegen wir schon wieder hin.?

?Nein. Du kannst mir da nicht helfen.?

?Ken??

?Lass mich in ruhe!?

Er schob meinen Arm zur Seite und ging. Ich hörte nur noch, wie er die Tür hinter sich zuknallte und sich seine Schritte sich langsam vom Haus entfernten.

Na toll. Jetzt habe ich es also schon wieder hinbekommen. Reiko wird mich köpfen. Warum ist er nur so kompliziert. Ob es wegen seiner Vergangenheit ist?
 

?Mir ist soooooo LANGWEILIG!!! Ken wo bleibst du????

Jetzt ist es schon 4 Stunden her, dass Ken weggegangen ist. Wenn ich jetzt gehe kommt er bestimmt gleich und dann wäre er ganz alleine. Nicht das er so klein ist, aber ich glaube es ist nicht gut, wenn er jetzt alleine zu Hause ist. Und seine Mutter ist immer noch nicht von diesem Seminar zurück. Ob das jetzt schon wieder meine Schuld ist? Ich scheine irgendwie ein besonderes Talent dafür zu haben Ken zum weinen zu bringen. Ken komm doch bitte wieder nach Hause?Mensch bin ich müde?Ken?
 

Es ist jetzt schon 3 Uhr morgens. Mark ist bestimmt schon gegangen. Ich hätte ihn jetzt irgendwie bei mir. Aber ich glaube selbst wenn er jetzt noch da drinnen sitzen würde, ich will ihn doch nicht sehen. Er wird mir nur Fragen stellen. Alles wissen wollen?und er wird merken, merken, dass ich ihn liebe. Warum muss es nur so kompliziert sein?

Na ja ich bin?s ja gewohnt allein zu sein, also sollte ich das heute auch schaffen. Mama ist auch noch nicht da. Ich schätze sie übernachtet irgendwo in der nähe vom Seminar. Ich hätte jetzt sowieso keine Lust mit ihr auseinander zusetzten. Sie versteht mich sowieso nicht.

Wo ist denn jetzt dieser Verdammte Schlüssel?

Ich will ins Bett?einfach nur noch ins Bett.

Scheiße ich hab ihn gar nicht mit. Das kommt davon wenn man einfach aus dem Haus rennt. Außerdem ist es verdammt kalt. Ich hätte eine Jacke mitnehmen sollen. Ich werde mich dann wohl mal auf den Weg zu Reiko machen.
 

Scheiße mein Hals. Mist ich bin wohl hier eingeschlafen. Ob Ken wohl wieder zu Hause ist?

Hey, da ist doch jemand. Ich ging zur Tür und als ich sie öffnete stand da Ken. Er war anscheinend schon auf dem Weg. Er stand mit dem Rücken zu mir und als ich die Tür öffnete drehte er sich zu mir um. Er sah mich teils verwirrt, teils geschockt an.

?Mark? Was machst du hier??

Er sah zur Seite und ging langsam zur Tür. Als er unter der Lampe stand, sah ich, dass seine Augen ganz rot waren und er immer noch zitterte. Kein Wunder, er hatte ja nur ein Hemd an und es war verdammt kühl geworden.

?Ist doch egal. Komm erstmal rein, sonst wirst du wieder krank.?

Ich nahm seinen Arm und wollte ihn ins Haus ziehen, aber er zog seinen Arm weg und ging an mir vorbei.

?Geh bitte nach Hause. Es ist schon spät.?

?Hey Ken??

?Geh bitte einfach, ok??

Hier hat Widerstand wohl keinen Sinn?Ich möchte nicht, dass er noch einmal wegen mir heute weinen muss.

Ich holte mir meine Jacke und ging. Ken sagte die ganze Zeit nichts. Er stand einfach nur neben der Tür und wartete darauf, dass ich ging.

?Tschau.?

Ken schloss einfach die Tür.

?Tja, irgendwie habe ich wohl wieder Mist gebaut.?

Ich sollte mich dann mal schleunigst auf den Weg nach Hause machen. Meine Mutter wird sich bedanken. Wie lange war ich jetzt nicht zu Hause? 2 Tage? Ist ja auch egal.
 

Arghhhh! Ich komm zu spät zur Schule! Warum hat Mom mich nicht geweckt?ok sie wusste nicht, dass ich zu Hause bin?

Es ist schon kurz vor 8?scheiße!
 

Wow, ich bin nur ein einhalb stunden zu spät. Pünktlich zur Pause. Gut ich habe nämlich Hunger. Ob Ken wohl in der Schule ist? Erstmal auf zur Kantine.

Unterwegs kam mir Ken entgegen. Er ging einfach an mir vorbei. Ohne mich auch nur anzusehen.

?Ken?KEN!?

Ich rannte hinter ihm her und schnappte mir seinen Arm.

?Mitkommen.?

?Lass mich??

?Vergiss es. Komm mit.?

Ich brauchte keinen großen Kraftaufwand, um ihn hinter ein Gebäude zu ziehen. Er wehrte sich nicht einmal richtig.

?Und jetzt erklär mir mal bitte, was hier los ist.?

?Nichts??

?Ach wirklich? Bist du dir da sicher? Und was war das gestern??

?Ich muss mir erstmal selbst klar werden, was los ist.?

?Ken. Ich will wissen, warum du nicht richtig schlafen kannst. Warum du manchmal einfach total ausflippst und mich nicht sehen willst. Und ich möchte wissen, was du in diesem Brief meinst.?

?Welcher Brief??

?Der in deinem Schrank.?

?Du hast meine Sachen durchsucht??

?Nein, ich wollte mir nur das Foto angucken, was bei dir im Regal steht. Und dann ist der Zettel da rausgefallen.?

?Ach, und das gibt dir das Recht ihn zu lesen?!?

?Nein, ich weiß ich hätte dich fragen sollen, aber er war nicht gefaltet und da hab ich den Anfang gelesen. Ich weiß ich hätte das nicht tun sollen, aber ich habe ihn gelesen. Ich wollte wissen was mit dir los ist. Als ich neben dir eingeschlafen war, hattest du einen Alptraum. Du hast geweint und ich wollte wissen weshalb. Und du hättest es mir nicht gesagt. Nie.?

?Ich??

Kapitel 10

Kapitel 10
 

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte nicht, dass Mark meine Vergangenheit kannte. Ich wollte ihn aber auch nicht anlügen, oder ihm länger etwas verschweigen.

Warum war ich diese Woche eigentlich so neben der Spur? Ich war echt nicht mehr ich selbst. Es ist schon Mitte April?es ist kalt und bewölkt. Ich möchte hier weg. Nicht mit Mark reden müssen?allem einfach aus dem Weg gehen können?Mitte April?Nein, das kann nicht sein! Ich hätte es wissen müssen. Morgen ist es wieder so weit. Ich hatte es fast vergessen. Mich fast von diesem Gedanken befreit. Aber jedes Jahr erinnerte ich mich wieder daran. Ich kann es einfach nicht vergessen. Ich starrte einfach in die Leere. An Mark vorbei. Ich schloss meine Augen und sah es plötzlich wieder ganz deutlich vor mir. Ich hörte die Sirenen des Krankenwagens. Die ganzen Leute um mich herum. Reiko, die mich festhielt, damit ich mich nicht einfach fallen lassen würde. Dann die ganzen Sanitäter die um mich herum rannten. Ich bekam von dem Rest des Geschehens nicht mehr viel mit. Reiko zog mich in die Menge. Sie wollte verhindern, dass ich wieder damit konfrontiert wurde. Es war ein Unfall. Es war keine Absicht. Ich wollte ihn nicht töten?das ganze Blut. Oh mein Gott?das ganze Blut.

?Ken? Ken? Ist alles ok??

?Du möchtest es wissen? Wissen was mit mir los ist??

Mark nickte nur. Ich hatte einen Entschluss gefasst. Ich möchte es nicht weiter vor Mark geheim halten müssen. Jedenfalls nicht alles.

?Möchtest du mich morgen begleiten??

?Wohin??

?Begleite mich. Bitte. Ich schaffe es nicht?alleine.?

Ich war mir sicher, dass ich es nicht geschafft hätte. Ich wäre wieder weggerannt. So wie jedes Jahr. Hätte versucht es zu verdrängen und wieder so getan als wäre alles ok. Aber nichts war ok. Gar nichts war ok! Es ist das erste Mal seit 2 Jahren, das ich zu seinem Grab gehe. Nein, es ist das zweite Mal. Damals war ich auf der Beerdigung. Ich konnte nicht glauben, dass er tot war. Das jetzt alles vorbei war. Ich normal weiterleben konnte. Ich konnte trotzdem nicht normal weiterleben. Er ist doch noch am Leben?

Ich will zu seinem Grab. Endlich mit ihm und meiner Vergangenheit abschließen können. Aber kann ich das? Kann ich ihn dann endlich vergessen? Alles was passiert ist vergessen und endlich wieder in ruhe schlafen? Nein. Das werde ich nie können. Aber ich kann glücklich werden. Ohne ihn, kann ich glücklich sein. Nur dann.

?Ich komme mit.?

?Danke.?

Ich lächelte Mark an. Ich wollte nicht, dass er meine Vergangenheit kannte, aber ich wollte ihn auch nicht verlieren. Ich wollte nicht, dass das wie eine Wand zwischen uns stand. Er war mir viel zu wichtig?

Kapitel 11

Kapitel 11
 

Worauf will Ken hinaus? Ich verstehe ihn einfach nicht. Aber ich wollte ihn nicht weiter löchern. Er sah ziemlich fertig aus und so gingen wir dann schweigend zurück zur Klasse. Als wir in der Klasse ankamen ging Ken zu Reiko. Er unterhielt sich mit ihr und ich merkte, wie sich Reiko ab und an zu mir umdrehte.

Ich saß auf meinem Platz und fragte mich, was Ken von mir wollte. Reiko sah sehr besorgt zu Ken und versuchte auf ihn einzureden. Aber Ken schüttelte nur sanft den Kopf und lächelte sie an. Reiko nahm Ken in den Arm. Es schien ihm wirklich nicht gut zu gehen, wenn er sogar in der Schule so niedergeschlagen war. Dann begann die nächste Stunde. Ken setzte sich auf seinen Platz und schaute abwesend in den Raum.

Die Stunde war total langweilig. Ich kritzelte in meinem Heft herum und hörte mal wieder nicht richtig zu. Als es endlich zur kleinen Pause klingelte blieb ich sitzen. Ich hatte keine Lust mich zu bewegen. Keine Lust mich mit jemandem zu unterhalten. Ich wollte einfach nur ein wenig nachdenken.

Was ist mit Ken los? Hat es vielleicht mit diesem Zeitungsartikel zu tun? Mit dieser Person, die gestorben ist? Aber wer ist diese Person? Was hat sie mit Ken zu tun? Ach, das ganze ist so kompliziert.
 

Die restliche Zeit verging schleichend langsam. Ich hatte noch 4 Stunden und wusste nicht, wie ich die überstehen sollte. Ich saß etwas weiter hinten im Klassenzimmer. Ich stellte das Englischbuch hochkant vor mir auf den Tisch und legte mich auf die Tischplatte. Ich war verdammt müde und kaputt.

Jetzt hatten wir schon wieder Pause?Ich hatte gar keinen Hunger und wollte diesen Tag nur noch hinter mich bringen. Als es klingelt stand ich auf und ging langsam nach draußen auf den Gang.

Was wollte ich jetzt machen? Draußen war es kalt, windig und bewölkt. Darauf hatte ich keine Lust. Ja ja, wie heißt es so schön April, April, der macht doch was er will. Ich ging in die Bibliothek. Dort gab es kleine Räume, wo man seine Ruhe hatte. Eigentlich soll man die zum lernen nutzen, aber ich wollte schlafen. Endlich ruhe. Ich setzte mich auf den Stuhl und schloss meine Augen. Ich saß eine ganze Weile dort. Ich war schon halb eingeschlafen, als ich hörte, wie sich leise die Tür öffnete. Ich hoffte, dass wer auch immer dort stand wieder weggehen würde. Ich hörte aber nicht, wie sich die Tür wieder schloss. Also war?s wohl aus mit der schönen Ruhe.

?Mark??

Reiko?!? Oh Oh?ich seh es schon kommen. Sie wird mich köpfen. Ich öffnete meine Augen und drehte mich zu ihr um.

?Hi Reiko. Was gibt es denn??

?Ich wollte nur kurz mit dir reden. Es geht um Ken.?

?Ok.?

?Was hat er dir erzählt??

?Nichts. Ich habe keine Ahnung was los ist.?

?Hmmm. Ich weiß auch nicht was er dir morgen erzählen wird, aber ich habe eine bitte an dich. Frag nicht nach. Egal was er dir erzählt, du darfst ihn nichts fragen.?

?Aber??

?Tu mir den Gefallen. Weißt du Kenn hat noch nie mit jemandem darüber geredet. Nur mit mir. Aber er muss sich jeden Tag damit auseinandersetzen. Er hat Angst und ich glaube ich habe ihn noch nie ehrlich lachen gesehen. Es fällt ihm sehr schwer dir das alles zu erzählen. Vor allem dir.?

?Warum ausgerechnet mir??

?Er wird es dir sagen. Vielleicht morgen oder in einem Monat. Aber ich bitte dich, tu Ken den Gefallen und frag ihn nichts. Hör ihm einfach nur zu. Wenn du ihn noch mehr fragst, als er dir erzählen möchte, wird es nur noch schwerer für ihn, als es sowieso schon ist. Er möchte dir nichts mehr verschweigen, aber er kann dir auch nicht alles sagen. Er braucht jemanden mit dem er reden kann. Dem er vertrauen kann. Und ich kann ihm im Moment einfach nicht helfen, ob ich es wahrhaben will oder nicht. Er braucht dich. Bitte.?

?Ok, versprochen. Keine einzige Frage.?

?Danke?

Dann ging Reiko wieder. Gleich war die Pause zu Ende. Ich hatte keine Lust. (als wäre das was neues) Ich schloss wieder meine Augen und dachte darüber nach was Reiko mir gerade gesagt hatte. Als ich meine Augen wieder öffnete war schon die fünfte Stunde zu Ende. Bin ich nicht ein Vorbildlicher Schüler? Ich machte mich auf den Weg zur Klasse. Ich wartete noch, bis der Lehrer fertig war und ging dann hinein. Der Lehrer hatte wahrscheinlich nicht mal mitbekommen, dass ich nicht da war?

Noch 2 Stunden?

?Mark??

?Ja, was gibt?s??

?Wegen morgen. Könnten wir vielleicht schon morgens gehen? Ich hab keine Lust auf Schule.?

?Gut, ich nämlich auch nicht.?

Ken lächelte mich an. Er sah kaputt aus?

?Ich habe ihn noch nie richtig lachen gesehen?

Ob dieses lächeln ehrlich ist?
 

Als ich zu Hause ankam legte ich mich ins Bett und schlief sofort ein. Ich war so fertig. Zwischendurch wachte ich immer wieder auf und machte mir etwas zu essen. Außerdem durfte ich mir noch die Strafpredigt meiner Mutter anhören, dass ich mich ja so lange nicht gemeldet hätte. Und das ich froh sein könne, dass eine Freundin hier angerufen hat, sonst hätte sie die Polizei gerufen. Das wäre doch mal lustig gewesen.

?Hysterische Mutter versetzt Polizei in Panik. Der vermisst geglaubte Sohn befand sich bei einem Freund.?

Ich konnte mir die Schlagzeilen sogar bildlich vorstellen.

Den Rest des Tages gammelte ich zu Hause rum. Ich saß vor meinem PC, spielte sinnlose Spiele und sah Fern. Abends ging ich ziemlich früh ins Bett (für meine Verhältnisse jedenfalls). Ich lag einfach so da und dachte über alles Mögliche nach. Das Wetter (das total beschissen war), Ken und mein Leben. Nachdem einige Zeit verstrichen war schlief ich auch schon wieder. Ich schlief bis zum nächsten morgen.
 

Ich fühlte mich fit und war endlich mal wieder so richtig ausgeschlafen. Das einzige was mir auf die Stimmung schlug war das schlechte Wetter und das ich nicht wusste was mich bei Ken erwarten würde. Wir wollten uns kurz nach neun bei Ken treffen. Es war schon acht Uhr also machte ich mich auf den Weg ins Bad, um mich fertig zu machen. Meine Familie war schon weg. Mein Vater in der Firma, meine Mutter war beim einkaufen und meine nervige Schwester an der Uni.

Ich hatte meiner Mutter erzählt, dass die erste Stunde ausfiel und sie mich nicht wecken sollte. Reiko würde mich und Ken in der Schule entschuldigen. Also kein Problem.

Als ich mit duschen fertig war, zog ich mir was Warmes an, suchte nach einem Regenschirm und machte mich um halb neun auf den Weg zu Ken.

Als ich bei Ken ankam regnete es immer noch in strömen. Ich klingelte und kurz darauf öffnete Ken die Tür.

?Hallo Mark. Du bist aber pünktlich. Wartest du noch mal kurz? Ich muss noch meine Sachen zusammen suchen.?

Ken sah immer noch total fertig aus. Er hatte Augenringe und war ganz blass. Er wirkte etwas aufgedreht. Ich setzte mich in die Küche und wartete darauf, dass Ken endlich fertig wurde. Es dauerte noch etwa 10 Minuten, bis Ken alles hatte und wir losgehen konnten.

?Können wir dann??

?Ja. Ich hab uns noch ein Bento gemacht. Ich wette du hast heute Morgen auch noch nicht richtig gefrühstückt.?

Da hatte Ken Recht. Ich hab mich so beeilt, dass ich nur noch eben ein kleines Stück Brot gegessen hab. Und das ist viel zu wenig für mich!

?Sag mal Ken, hast du vielleicht zu wenig geschlafen? Du siehst nicht gut aus.?

Ken sah verlegen zur Seite.

?Ich konnte gestern nicht schlafen. Aber ist nicht so schlimm. Ich habe ne menge Kaffe getrunken. Und Zucker gegessen??

Ach ja, ich vergaß, wenn Ken Zucker isst wird er immer so extrem aufgedreht. Dazu noch Kaffe?das kann ja ein heiterer Tag werden.

?Ok, gehen wir??

?Ja.?

Ken schloss die Tür hinter dich ab und wir gingen gemeinsam durch den Regen.

Ken hatte eine große Bentobox in der Hand. Irgendwie hatte ich Hunger, aber ich denke nicht, dass das die passende Gelegenheit ist zu essen. Erst da fiel mir auf, dass Ken noch etwas in der Hand hielt. Es war eine schwarze Rose. Die Dornen waren noch dran und trotzdem hielt Ken sie fest. Warum hatte er eine schwarze Rose mit?

?Ken wohin gehen wir eigentlich??

Ken blieb stehen und sah mich ernst an.

?Zum Friedhof.?

Dann ging er einfach weiter. Als wäre das nichts Besonderes.

Kapitel 12

Kapitel 12
 

Zum Friedhof? Was wollen wir denn da? Aber ich hatte Reiko versprochen Ken nichts zu fragen. Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Ich weiß nicht, wie lange wir durch den Regen gingen, aber man konnte schon den Eingang zum Friedhof sehen.

Als wir vor dem Tor standen zögerte Ken. Er hatte Angst diesen Friedhof zu betreten. Ich nahm seine Hand und wir gingen gemeinsam durch das eiserne Tor.

Wir gingen an den ganzen Gräbern vorbei immer weiter in den hinteren Teil des Friedhofes.
 

Ich hatte Angst. Ich wollte eigentlich nicht dorthin. Aber ich hatte mich entschlossen. Als ich plötzlich Marks Hand spürte fühlte ich mich sicherer. Es ging eine so angenehme Wärme von ihr aus. Als wir an den Gräbern vorbeigingen erinnerte ich mich wieder daran.

Die ganzen Leute. In schwarz gekleidet. Vorne die Sargträger mit dem dunklem Holzsarg. Alles schien so irreal. Ich hatte das Gefühl, als würde ich neben mir stehen und mir selbst bei der Beerdigung zusehen. Ich weinte nicht. Ich sah einfach nur auf sein Grab. Starrte darauf, ich konnte es nicht begreifen, dass er tot war. Einfach nicht mehr da. Ich erinnerte mich noch genau an den Weg. An jeden Schritt auch wenn ich ihn nur einmal gegangen war. Mit jedem Schritt fühlte ich mich schwerer. Ich wollte nicht mehr weiter. Aber ich musste. Ich dachte an Mark und daran, dass er da war. Und das gab mir Mut. Mut weiterzugehen.
 

Plötzlich blieb Ken stehen. Er drehte sich zu einem Grab um. Hiro Sazanka gestorben am 16.04.2002. Das war vor 2 Jahren. Ken stand regungslos vor dem Grab und blickte darauf hinab. Ich sah, wie ihm eine Träne die Wange hinablief. Trotzdem waren seine Augen voller Verachtung und Hass. Er warf die Rose auf das Grab. Die Blütenblätter lösten sich von der Knospe und fielen nun leicht, vom Wind getragen, auf die Grabplatte vor Kens Füßen.

Ich stand etwas weiter von Ken entfernt. Ich wollte ihn nicht einengen. Ich dachte, er braucht kurz Zeit einfach für sich.

Ken stand einfach vor dem Grab. Er stand da und starrte es an.

Plötzlich fiel Ken auf die Knie. Er ließ den Regenschirm fallen und fing an zu weinen.

?Ken??

Ich stellte mich neben Ken und legte ihm meine Hand auf die Schulter. Ken wollte nicht aufhören zu weinen. Er weinte und weinte. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte. Ich legte meinen Regenschirm auf den Boden und nahm Ken in den Arm. Er klammerte sich an mich und weinte. Der Regen lief mir langsam über das Gesicht und den Hals und vermischten sich mit Kens Tränen. Die Rose lag ganz alleine auf dem Grab. Es sah so aus als wäre sie dort nur aus versehen gelandet. Der Regen perlte von den Blütenblättern ab und tropfte auf den darunter liegenden Stein.

?Willst du es mir erzählen??

Ken nickte nur. Da es immer noch regnete gingen wir in das kleine Häuschen, das auf dem Friedhof stand. Es war nur ein kleiner Raum, in dem Ein Tisch und einige wenige Stühle standen. Vielleicht war dieses Häuschen zur Andacht oder so.

Ken war total durchnässt. Ich legte ihm meinen Mantel um, der noch halbwegs trocken war. Dann packte ich das Bento aus, das Ken gemacht hatte.

?Tee??

?Hmm.?

Ich schenkte Ken Tee in seine Becher und setzte mich ihm gegenüber. Ken trank ganz langsam und vorsichtig seinen Tee. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich wollte ihn nicht drängen. Also sagte ich nichts und aß von dem Bento.

?Lecker.?

?Danke.?

Wir schwiegen uns gegenseitig an. Ich sah mir Ken genauer an. Er sah blass und krank aus. Seine Augen waren ganz rot vom weinen und er zitterte am ganzen Körper.
 

Ich wusste nicht, was ich Mark sagen sollte. Wie ich es sagen sollte.

?Vor 2 Jahren?vor 2 Jahren habe ich?habe ich ihn umgebracht?Hiro??

Mark sagte nichts. Er sah mich einfach nur an. Mit diesen klaren, stechenden Augen, die meine Seele zu sehen schienen. Meine Seele, die mit Blut und Trauer befleckt war. In seinen Augen konnte ich die Verwirrung und auch ein Hauch von Angst sehen. Aber warum fragt er mich nichts? Warum sagt er nichts? Und warum sieht er mich so an? Mit diesem Blick?

?Du bist so still?Sag doch was?Frag mich?irgendetwas?Du bist doch sonst nicht so?!?

?Du möchtest nicht das ich dich etwas frage, oder??

Ich sah ihn geschockt an. Er hatte es gemerkt. Wie unwohl ich mich fühlte.

?Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht möchtest.?

?Nein. Ich möchte es dir sagen?Hiro?ich war?ich war 3 Jahre mit ihm??zusammen?. 3 Jahre meines beschissenen Lebens?!!! Ich hasse ihn dafür! Er lässt mich nicht in Ruhe?und das obwohl er?t?tot ist. Wie kann das sein? Warum lässt er mich nicht alleine? Ich will mich nicht an ihn erinnern?ihn einfach vergessen können?warum kann ich das nicht? Warum nicht?!??

?Warum hasst du ihn??

?Ich hasse ihn dafür, was er?er mir??
 

Ken komm her! Nein ich will nicht! Lass mich los! Lass mich los!!!
 

Ich merkte, wie ich wieder anfing zu weinen.

?3 Jahre lang?3 Jahre?

Bitte frag nicht danach. Frag nicht was er getan hat. Bitte nicht?

Mark fragte nicht nach. Es tat gut?Ich konnte das sagen, was ich wollte. Ich konnte zeigen was ich wirklich fühlte. Ich musste mich nicht verstecken. Und erst da merkte ich, wie ich mich wirklich fühlte. Ich habe es die ganze Zeit nicht gemerkt. Ich habe mich selbst betrogen. Ich dachte immer, dass es mir gut geht. Das alles ok ist. Ich bin mit allem alleine fertig geworden. Ich habe nie Hilfe gebraucht. Selbst Reiko habe ich belogen. In den Nächten, wo ich mir wieder die Arme aufritzte. Wo ich alleine in meinem Zimmer saß und das Blut langsam auf den Boden tropfte. Das einzige was mich am Leben erhielt. Der Schmerz, der mich wissen ließ, dass ich noch lebe. Ich bin stark. Aber in Wirklichkeit habe ich mich die ganze Zeit einsam gefühlt. Ich war schwach und wollte das hinter einer Maske verstecken. Eine Maske aus Lügen und falscher Freundlichkeit. Die ganze Zeit habe ich geschrieen, aber keiner hat mich gehört. Keiner?Es ist anstrengend immer so zu tun, als wäre alles ok. Seine Freunde immer anlügen zu müssen. Aber ich kann einfach nicht mehr. Ich kann es nicht verstecken. Das was ich fühle. Meine Maske, sie ist zerbrochen. Sie liegt in vielen kleinen Scherben vor mir. Und er, er hat sie kaputt gemacht. Mark. Ich sitze am Boden, verloren, schutzlos ohne meine Maske. Und er streckt mir seine Hand hin. Lächelt mich an und nimmt mich in den Arm. Mich, mit der befleckten Seele und hält mich. Hält mich ganz fest. Für einen Augenblick ist alles fort. Die Einsamkeit, die Angst und ich bin glücklich. Fühle mich geborgen und ganz weit entfernt von der Realität. Es ist so schön hier. Ich möchte bleiben?für immer.
 

Als ich die Augen öffnete fand ich mich in Marks Armen wieder. Er hatte mich die ganze Zeit gehalten. Er wusste nicht was los war. Aber er hatte es so hingenommen und hielt mich in seinen Armen. Beschützte mich vor meiner Einsamkeit und der Angst. Ich schloss meine Augen wieder und genoss das Gefühl der Wärme. Hier konnte ich bleiben.
 

Ich hatte mein Versprechen gebrochen. Ich habe es ihm nicht gesagt. Aber ich wusste, dass ich immer zu ihm gehen konnte. Ich konnte immer kommen und einfach bei ihm sein. Weinen oder schreien, je nach dem, wie ich mich fühlte. Er fragt mich nicht. Und das war schön. Er sah mich mit einem freundlichem, geduldigem lächeln an.

Es war doch gar nicht wichtig, dass mich jemand verstand, oder für mich da ist. Sondern darum, dass mich jemand akzeptiert. So wie ich bin und nicht anders. Das war das was mir seit Jahren gefehlt hat und Mark hat es mir gegeben.

Der Regen hatte aufgehört. Wir packten das Bento wieder zusammen und gingen nach draußen. Die ganze Gräberreihe entlang. Aber ich dachte nicht zurück. Nein, ich sah nach vorne. Das was vor mir lag. MEIN Leben. Und nur das.

?Danke.?

Kapitel 13

Kapitel 13
 

Ken hatte mir keine einzige Frage beantwortet. Er hatte mich eigentlich nur noch mehr verwirrt.

Wer war dieser Hiro? Sein Freund? Warum hat er ihn umgebracht?

Ich werde ihn nicht fragen. Nicht fragen, was passiert ist. Irgendwann wird er es mir sagen. Das hoffe ich zu mindestens. Aber er sieht glücklicher aus.

?Wo gehen wir jetzt hin??

Ken riss mich aus meinen Gedanken und schaute mich lächelnd an.

?Hmmm?wie wär?s mit dem Vogelpark? Da müsste es doch irgendwo eine trockene Stelle geben.?

?Ja!?

Ken schien dieser Vorschlag zu gefallen und rannte los.

?Hey Ken! Warte auf mich.?

?Komm schon, lauf ein bisschen schneller.?

Der Vogelpark war schön. Es war ein kleiner Park in der Nähe vom Friedhof. Hier gab es Kirschblüten und noch viele andere Blumen. Nach dem Regen roch es überall nach frischer Erde und die Sonne kam auch langsam hinter den Wolken wieder hervor. Wir gingen durch den Park auf der suche nach einem Trockenen Platz. Ich sah mir die Blumen an und wie die Regentropfen auf den Blütenblättern im Sonnenschein glitzerten. Nichts erinnerte an den Regen, oder an das was vorhin passiert ist.

?Hier??

Ken zeigte auf eine kleine trockene Stelle unter einem Baum und setzte sich dorthin. Hin und wieder segelten einige Blüten vom Baum herunter und landeten irgendwo um uns herum. Jetzt werde ich wohl zum Romantiker. Vielleicht sollte ich morgen mit Aya hierher kommen. Als kleine Entschuldigung?

?Mund auf.?

?Häh??

Ich war wohl wieder in Gedanken versunken und hatte nicht mitbekommen, wie Ken das Bento ausgepackt hatte. Er hatte sich über mich gebeugt und hielt mir eine Sushi ? Rolle unter die Nase und lächelte mich an.

?Anstatt zu träumen solltest du lieber mein Bento essen.?

?Ahh?mhmm?lekka??

Ich ließ mich von Ken füttern. Was eigentlich ganz angenehm war, da ich gerade sehr bequem auf der Wiese lag und die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte.

?Sprich nicht mit vollem Mund. Willst du noch mehr??

Ken lachte und aß weiter. Ich setzte mich auf und nahm mir auch etwas zu essen. Selber.

?Hast du noch ein bisschen Soja ? Sauce??

?Ja, aber ich hab schon Meerrettich rein getan, also nimm nicht so viel.?

?Ja ja?MEIN GOTT KEN!!!?

?Was denn??

?Hast du eigentlich noch irgendwelche Geschmacksnerven?!? Wie kannst du das essen? Meine Güte ist das scharf!?

?Ich hab dich ja gewarnt, aber du wolltest ja nicht auf mich hören.?

?Ja ja, jetzt ist es wieder meine Schuld??

Diese Sauce war wirklich verdammt scharf. Ich streckte Ken die Zunge raus und versuchte irgendwie zu verhindern, dass meine Zunge verbrennt.

Ken lächelte mich unschuldig an und streckte mir ein Becher Wasser entgegen.

?Hier.?

?Danke.?

Ich nahm einen großen Schluck und entschloss mich nie wieder Meerrettich zu essen.

?Geht?s wieder??

?So halb. Erinnere mich bitte daran, das ich nie wieder Meerrettich esse!?

Ken lächelte vor sich hin und aß weiter.

?Hast du Spaß??

?Ach, du siehst nur so süß aus, mit deiner roten Zunge??

?Ich bin halt süß. Dagegen kann ich gar nichts unternehmen.?

Ich zwinkerte Ken zu und fischte mir noch ein Sushi ? Rolle aus dem Bento.

Nach zwei Stunden entschieden wir uns dann nach Hause zu gehen. Morgen haben wir beide bestimmt eine nette Erkältung.

?Zu dir oder zu mir??

?Zu mir.?

Wir entschieden uns zu Ken zu gehen, um uns dort wieder aufzuwärmen. Es war schon nach 12 als wir bei Ken ankamen. Ken?s Mutter dürfte aber erst wieder um 17 Uhr kommen, dass heißt wir hatten unsere Ruhe.

?Ich mache uns Kakao, ok??

Ich nickte nur und setzte mich aufs Bett. Meine Sachen waren immer noch nass und klebten an meiner Haut. Hmmm?Ken?s Bett war schön weich. Ich legte mich ins Bett und schloss meine Augen. Ich döste langsam ein?der Tag war schon irgendwie anstrengend gewesen.

Ken braucht aber lange für den Kakao?

Ach, er schafft das schon. Ich drehte mich auf die andere Seite und versuchte weiterzuschlafen.

Nachdem einige Zeit verstrichen war, hörte ich, wie Ken die Treppe hochkam. Weil ich mich nicht bewegen wollte, blieb ich liegen und entschloss mich Ken nicht zu helfen. Ich weiß, dass ist nicht nett?

Ich hörte, wie Ken das Tablett auf dem Tisch abstellt und sich auf mich zu bewegte.

Dann spürte ich etwas an meinem Ohr. Ken hatte sich zu mir herunter gebeugt und flüsterte mir etwas ins Ohr.

?Essen ist fertig Darling.?

Ein angenehmer Schauer durchlief meinen Körper.

?Willst du dir nicht was anderes Anziehen? Deine Sachen sind doch immer noch nass.?

Stimmt?meine Klamotten waren immer noch nass. Ken hatte sich schon umgezogen. Er hatte ein normales ärmelloses Hemd an. Na ja, fast normal. Es war halb Bauchfrei und Ken hatte den Reisverschluss halb offen gelassen?dazu noch eine enge schwarze Hose und eine Kette mit einem Kreuz. Irgendwie wirkte er damit so anders.

?Ich bezweifle, dass du etwas in meiner Größe hast, oder??

Ken hatte ja sowieso eine Vorliebe für alles, was etwas enger und kürzer war?wie sollte ich dann da rein passen?

?Hmmm?mal überlegen.?

Ken ging zu seinem Kleiderschrank und suchte darin herum.

?Das müsste dir passen.?

Er kramte weiter im Schrank herum und drückte mir dann noch eine Hose in die Hand.

?Du kannst dich im Bad umziehen. Gleich nebenan. Aber beeil dich, sonst wird dein Kakao kalt.?

?Ja, bin gleich wieder da.?

Ich machte mich auf den Weg ins Bad, während Ken den Tisch deckte.

Ken hatte schon einen seltsamen Humor. Darling? So hatte mich noch niemand genannt. Vor allem kein Junge.

DAS sollte ich anziehen?!?

Ken hatte mir eine schwarze Hose gegeben, die schön weit war und in die ich auch gut reinpasste?aber das Hemd?? Es war weiß und ging mir bis kurz über die Knie. Der Reisverschluss ging nur bis zum Bauchnabel und der Rest war einfach so ?offen?. Die Ärmel bestanden eigentlich nur aus Streifen, wo sie anscheinend den Stoff dazwischen vergessen hatten. Am Ende gingen sie trompetenförmig auseinander bis knapp über mein Handgelenk. Am Kragen von dem Hemd, Jacke was auch immer war eine schwarze Krawatte befestigt. Ich betrachtete mich im Spiegel. Die ganzen Bänder die an der Hose befestigt waren hingen überall runter und bei jedem Schritt blieb ich fast mit ihnen irgendwo hängen. Und das Oberteil hatte Ähnlichkeit mit einem zu kurz geratenem Rock?und das sollte ich anziehen? Ich hängte meine Sachen auf die Heizung und ging wieder in Ken?s Zimmer.

?Ich werde mir nie wieder etwas von dir leihen!?

Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und sah Ken schmollend an.

?Wieso sieht doch süß aus.?

Ken drehte sich um und ich wusste, dass er gerade ein großes Grinsen im Gesicht hatte.

?Kommst du jetzt essen, oder willst du weiter schmollen??

?Komm ja schon, aber sag nicht noch mal dass ich süß bin.?

Ich setzte mich an den Tisch und nahm mir eine große Tasse Kakao mit Sahne. Der Kakao war schön warm und total lecker.

?Kuchen??

?Was denn für welchen??

?Schokotorte mit Sahne.?

?Ja!?

?Sag mal Ken, warum hasst du eigentlich Sachen, die mir passen??

?Ach, die habe ich vor einem halben Jahr oder so im Schaufenster gesehen und musste sie einfach haben. Aber sie hatten meine Größe nicht mehr??

?Du solltest vielleicht mal wachsen??

?Du bist gemein!?

Wir aßen Kuchen und erzählten du ganze Zeit irgendwelche total unlustigen Witze. Ken und ich mussten die ganze Zeit lachen und kamen fast gar nicht mehr zum essen geschweige denn zum trinken.

?Ken? Du hast Sahne auf der Nase.?

?Echt? Wo??

Ich musste grinsen, weil Ken es nicht schaffte sich die Sahne von der Nase zu wischen.

?Du bist fies??

?Komm mal her.?

Ken beugte sich über den Tisch und ich wischte ihm vorsichtig die Sahne aus dem Gesicht.

?So jetzt bist du wieder sauber.?

?Danke?ich bin müde?wollen wir nicht schlafen gehen??

Ok, ist mal was Neues?ich bin noch nie auf die Idee gekommen mit jemandem zu schlafen?als ich meine?na ja, ihr wisst schon.

Ken stand auf und legte sich aufs Bett.

Er kuschelte sich in seine Decke während ich das Geschirr zusammen räumte und es in die Küche brachte.

Ken ist schon süß, wenn er lacht.

Ich ging wieder nach oben und setzte mich zu Ken ans Bett. Er war schon halb eingeschlafen. Ich strich ihm vorsichtig die Haare aus dem Gesicht und betrachtete ihn noch eine Weile. Auf seinen Armen sah man noch die feinen Narben von den Schnitten, die er sich damals selbst zugefügt hatte. Er tat mir so leid. Aber ist es das was er wirklich braucht? Braucht er Mitleid, oder etwas anderes?

?Schön, dass du nicht mehr weinen musst. Du bist viel niedlicher, wenn du lachst.?

Ken schlief tief und fest und weil ich nicht wusste was ich machen sollte, legte ich mich neben ihn und betrachtete die Decke. Ich schweifte in Gedanken?hmmm?ich muss mich noch bei Aya melden. Ken wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich mal kurz sein Telefon benutze. Als ich aufstehen wollte, merkte ich, dass Ken mich am Hemd festhielt. Ich wusste nicht ob er noch schlief oder wach war. Trotzdem legte ich mich wieder hin und nahm Ken in den Arm.

?Keine Sorge. Ich lass dich nicht alleine.?

Ken drehte sich zu mir. Er ließ mein Hemd nicht los. Da blieb mir wohl nichts anderes übrig. Ich holte mein Handy aus der Tasche und schrieb Aya eine SMS.

Hey Schatz! Tut mir leid dass ich mich so lange nicht bei dir gemeldet hab. Ich hoffe du bist mir nicht allzu böse. Als Entschuldigung wollte ich mich morgen mit dir im Vogelpark treffen. Aber ich kann erst um 15 Uhr. Muss noch zur Schule. Vermisse dich. Fühl dich geküsst.

Mark.

Senden.

Und was sollte ich jetzt machen? Ich konnte nicht aufstehen, weil ich Ken nicht wecken wollte. Ich sah ihn an und schloss meine Augen. Mir kam ein Lied in den Sinn.

Never touch my heart, because you will break it. You can?t handle it! It?s too weak to bear this pain. I put a knife at my skin. I press it hard against it, but I?m afraid to cut me. I close my eyes and pull off the knife. Gently. I thought I hadn?t cut myself. Then I see how slowly my blood comes through the wound. The red colour fascinates me. I look at it. It burns. It burns so hard I can?t forget. I close my eyes and do it again. Again and again, I cut myself to feel this pain. This is the way, the only way I can forget the pain in my heart. You left me alone. Back here?to cry?but this feeling?this pain?is not going to fade.

Ich summte so vor mich hin und merkte dabei gar nicht, wie müde ich geworden war. Ich schloss meine Augen und genoss die Stille. Ich hörte nichts, nur den ruhigen Atem von Ken. Und so schlief auch ich langsam ein.

Ken und ich schliefen tief und fest. Logisch das wir nicht mitbekamen, dass Ken?s Mutter wieder zu Hause war. Sie hatte anscheinend das benutze Geschirr gesehen und machte sich nun auf den Weg in Ken?s Zimmer.

Sie öffnete die Tür und blieb entsetzt stehen.

Kapitel 14

Kapitel 14
 

Ich glaube der Anblick hat sie fürs Leben gezeichnet. Ich hatte meinen Arm um Ken gelegt und Ken hatte es sich auf meinem halb nackten Oberkörper bequem gemacht. Das war zu viel für sie?was ich irgendwie auch verstehen kann.

?Raus.?

Ich wurde von einer Stimme geweckt, die irgendetwas sagte. Missmutig öffnete ich langsam meine Augen und sah in die Richtung, in der ich die Person vermutete. Ken?s Mutter stand im Türrahmen und starrte mich mit einem angewiderten und abwertenden Blick an. Ken ließ sich davon nicht stören und schlummerte weiter in meinem Arm.

?Raus!?

?Ich?ähmmm??

Tja, was soll man da großartig sagen? Ich frage mich, ob sie wohl sehr sauer ist?

?Verschwinde sofort aus meinem Haus! RAUS!?

Ok, hiermit hat sich meine Frage erledigt. Sie war stinksauer! Trotzdem hätte sie mal ein wenig Rücksicht auf ihren süßen kleinen schlafenden Sohn nehmen können. Ken war von dem rum Geschrei aufgewacht und streckte sich erst einmal. Als er merkte, dass er mir ziemlich auf die Pelle gerückt war, rutschte er gleich ein Stück weg. Na toll?jetzt wurde mir kalt?Ken war so schön kuschelig warm gewesen.

?Tschuldigung??

?Ken??

Anscheinend hatte er seine Mutter noch nicht bemerkt. Plötzlich saß Ken senkrecht im Bett und sah seine Mutter geschockt und ängstlich an.

?Mutter?was tust du hier??

?Das sollte ich dich fragen.?

Ken sah mich an. Ich wusste, dass er Angst hatte?man sah es in seinen schwarzen Augen. Und ich konnte wieder nichts tun. Wenn ich ihn umarmt hätte, hätte ich alles nur noch schlimmer gemacht.

?Mark, es ist besser, wenn du jetzt gehst.?

Ich nickte nur und machte mich auf den Weg ins Bad um meine Sachen zu holen. Ich drückte mich irgendwie an Fr. Shiwara vorbei, ohne sie ansehen zu müssen.

?Na, hattest du wenigstens Spaß??

Ken?s Mutter kann aber sarkastisch sein?

?Spaß??

?Tu nicht so! Du hast doch mit diesem?Mark?geschlafen.?

Ich wäre fast über meine eigenen Füße gestolpert. Ken und ich haben was?!? Darf ich jetzt lachen? Das glaubt sie doch nicht wirklich, oder? Ok?wir haben Arm in Arm in einem Bett geschlafen?aber das heißt doch nicht gleich?obwohl etwas merkwürdig hat es bestimmt ausgesehen?aber deshalb müssen wir ja nicht gleich miteinander geschlafen haben! Wir haben nur gekuschelt und das auf rein freundschaftlicher Basis?schwer zu glauben oder?

?Wir sind nur befreundet! Ich bin nicht mit ihm zusammen!?

Wir sind also NUR befreundet?da muss ich mal ein ernstes Wörtchen mit Ken reden?NUR?phhh, jetzt war ich schwer gekränkt!

?Wenn du mit ihm nur befreundet bist, will ich gar nicht wissen, was du mit Jungs machst, mit denen du GUT befreundet bist! Springst du eigentlich gleich mit jedem in die Kiste??

?Ich habe NICHT mit Mark geschlafen!?

?Ach, heute nur ein ?Blow ? Job???

?Du hast keine Ahnung! Und so was wie du nennt sich Mutter!!!?

?Es wäre besser, wenn du dein Liebesleben woanders leben würdest. Aber nicht unter MEINEM Dach!!! Das ist ja widerlich! Wenn ich nur daran denke! Ist er wenigstens gut im Bett?!? Besser als eine Frau? Oder machst du das, um einfach nur so zu sein, wie ich es nicht will????

Wow, Ken?s Mutter ist ganz schön hart! Und das nur weil Ken schwul ist? Übertreibt die es nicht ein bisschen? Blow ? Job?hmmm?

Ich hörte, wie Ken aufsprang. Ich warf das Hemd neben mich auf die Wäschetrommel und ging zu Ken zurück. Ken stand vor seiner Mutter und starrte sie wütend an. Als sie gerade wieder zu einem Satz ansetzte holte Ken aus und schlug ihr ins Gesicht. Sie sah ihn geschockt an und hielt sich an die gerötete Wange. Ich stand perplex im Flur und wusste nicht wirklich, was ich machen sollte.

?Was ich mit Mark mach und was nicht, geht dich einen Scheißdreck an!?

Daraufhin stürmte Ken die Treppe runter, zog seine Schuhe an und knallte die Tür hinter sich zu. Ich blieb noch kurz stehen und entschloss mich dann Ken hinterher zu rennen. Vor der Treppe blieb ich noch einmal kurz stehen und verbeugte mich.

?Auf Wiedersehen Fr. Shiwara.?

Obwohl sie mich angeschrien hatte?aber ich hatte ja Benehmen?Ich glaube sowieso nicht, dass sie mich noch einmal wieder sehen will?

Fr. Shiwara rührte sich nicht. Sie starrte immer noch dorthin, wo Ken eben noch gestanden hatte. Ich rannte die Treppe runter, schnappte mir meine Sachen und rannte hinter Ken her.

Aber schon vor der Haustür war ich ratlos. Links oder rechts?

Ich sah zu beiden Seiten, aber Ken war schon weg. Ich entschied mich für links. In der Richtung lag der kleine Park. Ich wette, dass Ken dort ist. Als ich am Park ankam, saß Ken auf der Schaukel und wippte ein wenig vor und zurück. Die Ketten der Schaukel quietschten bei jeder Bewegung. Ken sah auf seine Schuhe und zeichnete kleine Muster in den Sand. Ich ging langsam auf Ken zu und setzte mich neben ihn auf die andere Schaukel.

??Ken? Alles Ok??

?Ist schon gut?sorry für das was meine Mutter gesagt hat??

?Ach, kein Problem. Ich kann es dir ja nicht übel nehmen?Hasst deine Mutter dich??

Ken sah mich an. Mit so tief traurigen Augen?ich hatte das Gefühl dieser Blick würde mir das Herz brechen?ich dachte in dem Moment, dass ich genau dasselbe fühlte, wie Ken.

?Nein, sie verabscheut mich??

?Ken??

Ich stand auf, um ihn in den Arm zu nehmen. Aber er hob nur abwehrend die Hand und ging.

?Ken?Ken!?

Er drehte sich nicht zu mir um. Er war so verdammt stur! Immer stellt er sich an?und ich will doch nur nett sein?ich möchte nicht, dass er traurig sein muss?

Schwierig?schwule Jungs sind echt schwierig!!!

Ich machte mich auch auf den Weg nach Hause?es hatte gar keinen Sinn heute noch mit Ken zu reden?

Kapitel 15

Kapitel 15
 

Na super! Und was jetzt? Meine Mutter rastet bestimmt aus, wenn ich jetzt nach Hause komme. Ist ja auch verständlich, schließlich habe ich sie geschlagen. Vielleicht war das keine so gute Idee?aber ich hasse es, wenn sie mich so behandelt. Was kann ich denn dafür, dass ich schwul bin? Als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Und wohin jetzt? Zu Hause konnte ich von meiner Liste streichen. Ich hatte auch keine Lust zu Reiko zu gehen. Schließlich weiß sie was dieser Tag für mich bedeutet. Sie würde sich wieder furchtbar Sorgen machen und das kann ich jetzt am wenigsten gebrauchen. Auch wenn es nur lieb gemeint ist. Zu Mark konnte ich auch nicht. Außerdem war er jetzt wahrscheinlich bei Aya...

Aya?bei diesem Namen spürte ich einen kleinen Stich in meinem Herzen. Aber Mark gehört mir schließlich nicht. Ich ging die Straße entlang und betrachtete den Boden.

Ok, meine Liste ist extrem kurz geworden. Ich konnte nicht nach Hause und zu Mark und Reiko auch hier. Ich wollte abschalten. Irgendjemanden um mich herum haben, der Hiro nicht kannte?nicht weiß was damals passiert ist?Travis?

Ich drehte mich um und ging wieder zurück zur nächsten Bushaltestelle. Es dauerte nicht lange und ich stand vor Travis Tür und klingelte. Ich hörte wie jemand die Treppe runter ging und den Schlüssel in der Tür umdrehte.

?Ken? Was machst du denn hier??

?Ich dachte ich komm mal vorbei. Stör ich??

?Überhaupt nicht.?

Travis nahm meine Hand und zog mich ins Haus.

?Ich hab dich vermisst.?

?Wirklich??

Ich zog meinen Mantel aus und folgte Travis nach oben in sein Zimmer. Ich lehnte mich gegen die geschlossene Zimmertür.

?Wo ist denn deine Mutter??

?Ach, die ist ihre Schwester in Hokkaido besuchen. Das heißt wir haben das ganze Haus für uns. Ich hol was zu trinken.?

Ich setzte mich auf das Sofa und wartete darauf das Travis zurückkam.

Er hatte mich vermisst?

?Hier.?

Travis hielt mir ein Glas unter die Nase. Ich nahm einen großen Schluck und sah Travis an.

Zur Abwechslung unterhielten wir uns mal. Wir redeten bis Mitternacht und ich merkte, wie ich langsam müde wurde. Ich legte mich auf Travis?s Bett und schloss meine Augen. Travis setzte sich neben mich und strich mir zärtlich über meinen Arm. Hin und wieder krabbelte er mit seiner Hand unter mein T-Shirt um meine Wirbelsäule hoch und runter zu wandern.

?Du bist ja ganz verspannt.?

?War ein anstrengender Tag.?

Ich spürte wie Travis aufstand und sich auf meinen Rücken setzte.

?Wie wär?s denn mit einer kleinen Massage??

?Gerne.?

Vorsichtig zog er mein T-Shirt aus und begann mich zu massieren. Seine Berührungen fühlten sich gut an und ich begann mich mehr und mehr zu entspannen. Als ich mich völlig entspannt hatte und schon fast eingeschlafen war spürte ich Travis weiche Zunge auf meiner Haut. Es kitzelte ein wenig fühlte sich aber sehr angenehm an. Zu meinem Bedauern hörte er dann auf und legte sich neben mich. Ich drehte mich auf die Seite um ihm ins Gesicht sehene zu können.

Als ich mich wieder auf den Rücken legen wollte legte sich Travis neben mich. Er strich mir immer wieder durch die Haare und mit der anderen Hand spielte er mit meinen Fingern.

Eigentlich waren wir das perfekte Paar.

?Das habe ich vermisst.?

?Ja, ich auch.?

So lagen wir eine ganze Weile da. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher. Aber war ich nicht eigentlich wegen etwas anderem gekommen? Genau das wollte ich doch verhindern, dass ich nachdachte. Ich setzte mich auf und blickte in Travis Gesicht. Er lächelte mich an. Ich setzte mich auf seine Hüfte und sah ihn herausfordernd an. Es war das erste mal, dass ich so etwas machte. Normalerweise war Travis auch etwas fordernder und nicht so verschmust, wie heute. Also musste ich wohl etwas dagegen unternehmen.

Ich beugte mich über ihn bis ich kurz vor seinem Gesicht war. Sein Atem fühlte sich heiß auf meiner Haut an. Vorsichtig berührten meine Finger seine Lippen. Dann küsste ich ihn. Das war es was ich eigentlich wollte. Ich stupste seine Zunge herausfordernd an. Auch er begann meine Zunge zu umspielen und strich währenddessen über meinen Oberkörper. Ich genoss seine Berührungen und konnte mich nicht von seinen Lippen trennen. Ich küsste ihn auf die Mundwinkel über seine Wangen und den Hals runter, bis ich am Kragen seines T-Shirts angekommen war.

?Ist es nicht unfair, dass du dein T-Shirt anbehalten darfst und ich hier frieren muss??

Langsam zog ich sein T-Shirt aus und betrachtete dabei seinen Körper.

?Lecker??

Ich übersäte seinen Oberkörper mit küssen. Ich konnte jeden einzelnen Muskel spüren. Wie er sich kurz zusammenzog und wieder entspannte wenn ich mit meiner Zunge darüber glitt.

?Seit wann liegst du eigentlich oben??

?Seit heute. Ich könnte mich glatt daran gewöhnen.?

Mit einem Ruck drehte mich Travis auf den Rücken und ich spürte den Druck seines Gewichtes auf meinem Körper.

?Nicht das du mir zu übermütig wirst.?

Nun hatte er das Spiel umgedreht. Er zögerte nicht lange und machte sich daran meine Hose öffnen. Er küsste mir langsam über den Bauch während er immer tiefer wanderte. Mein Atem ging schneller und das angenehme kribbeln in meiner Magengegend verstärkte sich.
 

?Mensch Mark! Was ist denn los mit dir??

?Sorry. Ich bin heute nicht in Stimmung dafür. Ich muss über ein paar Dinge nachdenken.?

?Maark! Ich habe dich die ganze Woche nicht gesehen, weil du bei diesem Ken warst. Und jetzt kriege ich nicht mal einen Kuss von dir?!?

?Sorry Aya. Hast du ne Zigarette für mich??

?Seit wann rauchst du denn??

?Seit heute.?

?Meine Güte bist du heute zickig. Hier.?

Ich zündete die Zigarette an und ging auf den Balkon. Ich nahm einen langen Zug und betrachtete die Sterne.

Was macht Ken jetzt wohl gerade? Ob er wieder nach Hause gegangen ist? Wohl kaum, bei der Show, die seine Mutter da abgezogen hat.

Ich beobachtete, wie der Rauch sich langsam in der Luft verflüchtigte.

Das stimmt. Ich habe Aya die ganze Zeit vernachlässigt. Und jetzt will ich nicht mal mit ihr schlafen?Kein Wunder das sie sauer ist. Ich war die ganze Zeit bei Ken. Warum eigentlich? Ich meine, er wäre doch auch alleine zurechtgekommen. Was empfinde ich für Ken, dass ich mich so um ihn kümmere? Wir sind doch nur Freunde, oder? Er ist schon niedlich?Als er die Sahne im Gesicht hatte?

Ein kleines lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.

Ich möchte für ihn da sein?ihm helfen, aber darüber hinaus?

?Mark??

Stimmt. Ich habe Aya. Ich liebe sie.

Ich ließ die Zigarette fallen und trat sie aus.

?Komme.?

Freunde. Nicht mehr.
 

?Ich sollte langsam nach Hause.?

?Schon??

?Ich hab morgen wieder Schule. Meine Mutter wird zwar nichts sagen, aber??

?Wenn deine Mutter nichts dagegen hat kannst du doch eigentlich bei mir übernachten, oder? Bitte.?

?Na ja, eigentlich sollte das ok??

?Gut, dann wäre ja alles geklärt.?

Travis lächelte mich an. Ihm schien doch mehr an mir zu liegen, als er zugeben wollte. Aber ich liebe Mark. Ich kann nicht für immer mit ihm zusammen sein?Ich werde ihn unglücklich machen. Sollte ich dann nicht lieber gehen, bevor ich es noch schlimmer mache? Bevor ich ihn verletze? Aber was ist schlimmer, wenn ich ihn jetzt verlasse, oder irgendwann?

?Und morgen kann ich dich ja dann zur Schule bringen.?

?Das musst du nicht!?

?Ich will aber.?

Er zog seine Boxershorts wieder an und stand auf um ein T-Shirt aus seinem Schrank zu holen.

?Hier. Sonst kann ich dich heute Nacht nicht schlafen lassen. Und du brachst ja deinen Schlaf, neh??

?Ehhhhh?!??

Ich spürte wie ich rot wurde. Er zwinkerte mir zu und ging dann aus dem Zimmer. Ich suchte meine Boxershorts und zog dann Travis T-Shirt an. Es war mir viel zu groß. Ich konnte darin schwimmen. An den Schultern rutschte es mir immer wieder runter und auch mein Rücken war etwas frei. Aber zum schlafen war es bequem.

Ich wollte Travis fragen, ob ich noch etwas zu essen bekommen konnte und machte mich auf den Weg ihn zu suchen. So viele Orte, wo er sein konnte gab es ja nicht.

?Travis? Travis!?

Ich ging die Treppe runter. Vielleicht war er ja in der Küche.

?Travis??

Ich schaute in die Küche und ins Wohnzimmer, aber er war nirgends.

Na ja, ich werde einfach hier auf ihn warten.

Ich setzte mich auf den Sessel im Wohnzimmer und zog meine Beine näher an meinen Körper.

Plötzlich umarmte mich jemand von hinten. Travis, wer sonst?

Er küsste mir kurz auf die Wange.

?Du bist so niedlich.?

Ich hielt mich an seinem Arm fest. Es war schön, wie er mich behandelt.

?Travis??

?Hmmm??

?Ich hab?Hunger??

?Um diese Uhrzeit??

?Gomen??

?Macht ja nichts. Was willst du denn??

?Ich weiß nicht.?

?Wie wär?s mit Nudeln??

?Ich hab eigentlich keinen Appetit auf was Warmes.?

?Also nichts Warmes. Willst du dann Eis haben??

?Ja.?

?Ich hol dir eben welches.?

Ich blieb auf dem Sessel sitzen und wartete darauf, dass Travis zurückkam.

?Bitte schön.?

?Uwaaaa. Das sieht ja lecker aus!?

Travis hatte einen großen Eisbecher vor mir abgestellt. Mit Sahne und einem Keks obendrauf.

?Steh mal bitte kurz auf.?

Ich stand auf, obwohl ich nicht ganz verstand was das werden sollte. Bevor ich noch was sagen konnte hatte sich Travis schon auf den Sessel gesetzt und mich zu sich auf den Schoß gezogen.

?Schon viel besser.?

Er nahm den Eisbecher und hielt mir nun den Löffel mit Eis unter die Nase, aber ich zögerte noch.

?Was ist denn? Hattest du nicht Hunger??

?Ja schon?aber??

?Was denn??

?Das ist mir irgendwie?peinlich?von dir gefüttert zu werden.?

Travis fing an zu lachen. Er hörte gar nicht mehr auf.

?Ist ja gut. Du kannst jetzt aufhören zu lachen.?

?Gomen Gomen?Ich stell nur immer wieder fest, wie süß du bist.?

?Du behandelst mich wie ein kleines Kind! Dabei bin ich nur ein einhalb Jahre jünger als du!?

?Ich weiß. Und jetzt iss dein Eis. Ich hab?s schließlich für dich gemacht, ok??

?O?Ok??

Ich ließ mich dann doch von Travis füttern. Das Eis war wirklich lecker. Joghurt ? Kirsch. Letztendlich waren wir beide glücklich. Ich bekam mein Eis und Travis. Travis bekam mich, was ihn anscheinend glücklich machte.

?Willst du schlafen? Du siehst müde aus.?

?Gute Idee.?

Travis nahm mich auf die seine Arme und trug mich nach oben. Ich versuchte meine Beine von seinem Arm zu befreien, aber er hielt mich fest. Sein anderer Arm war hinter meinem Hals.

?Travis! Lass mich runter!?

?Jetzt stell dich nicht so an. Es wird dich schon nicht umbringen.?

?Moooo Travis!?

Travis legte mir einfach den Zeigefinger auf die Lippen.

?Du redest zu viel.?

Dann gab er mir einen flüchtigen Kuss und trug mich in sein Zimmer.

?Siehst du, nichts passiert.?

Er legte mich vorsichtig auf sein Bett und setzte sich neben mich.

?Und so schlimm war?s doch nicht, oder??

?Wenn ich noch einen Kuss kriege verzeihe ich dir.?

Er machte das Licht aus und legte sich neben mich.

?Nein, wie gütig?Mein Prinz??

Und dann küsste er mich. Ganz vorsichtig berührte er meine Lippen, als hätte er Angst mich zu zerbrechen. Seine Lippen schmeckten noch ein wenig nach Sahne. Mit diesem Geschmack auf den Lippen und seiner Wärme schlief ich schließlich ein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ido
2004-10-31T20:24:22+00:00 31.10.2004 21:24
Ahhhhhhhhhhhhh *seufz*

Endlich habe ich die Geschichte durch, ich saß jetzt bestimmt schon ein paar Stunden an diesem Teil... ^^"

So, ich sag dir nur ein paar Dinge, also mach dich auf was gefasst:

Ich hasse Mark, ich weiß nicht wieso ich kann den Typen einfach nicht ab... und Aya mag ich auch net, ach und Kens Mutter schon dreimal net *fg*

Aber dafür mag ich Travis, ich find den einfach nur noch geil *lach*

Was laber ich hier eigentlich, ich sollte doch eigentlich konstruktive Kritik schreiben ^.^

Noch nicht mal die einfachsten Dinge kann ich *heul*
Äh wo war ich? ^^" Achja konstruktive Kritik *lach*

Ähm ja, ich finde die Story einfach nur noch Klasse, ich bin schon gespannt wie es weiter geht, wehe du beeilst dich nicht mit dem übernächsten Teil, da ich den nächsten ja kenn *gg*

Ich will nämlich unbedingt wissen was im Kino so alles passiert. Bitte schreib ganz schnell weiter.

Deine FF is einfach nur noch Klasse *knuff*

Noch so ne Frage warum sind bei dir immer nur ?...? statt "..." ? Das fand ich am Anfang ein wenig blöd, aber wenn man sich dran gewöhnt hat is es gar net so schlimm ^-^
Ok, ich denke ich hab jetzt genug geschrieben *gg*

Bye, Tite *wink*
Von: abgemeldet
2004-10-10T19:57:06+00:00 10.10.2004 21:57
Die Geschichte ist sowasvon genial!!!^-^
ich hab' die ganze Zeit richtig mitgefiebert!!;)
...und "Ken","Reiko" und "Mark" total ins Herz geschloßen!xDD

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
dein Schreibstil war einfach wieder nur genial - irgendwie hat er einen "Wiedererkennungswert"!!^^°

also zu kritisieren hab' ich gar nichts - hab' mich anfangs nur über die Fragezeichen gewundert,bis selbst ich dann gemerkt hab',das es wörtliche Rede ist...*rotwerd*

und nach dieser genialen Einsich hab' ich dann auch gesehen ,das es irgendein dummer Fehler ist und sich nicht beheben lässt...

***************************************************************
geht es eigentlich noch weiter??!!
die Geschichte ist doch noch nicht zu Ende - oder?? :(

jetzt wo es sooo spannend is!!^^

Schreib also bitte noch weiter!!*rumnerv^^*
*hundeblick aufsetz*

*HaPpy ENd für ken und mark haben will*

*gaaanz doll abknuddl^^*

mirja
Von:  YU-Rl
2004-08-13T20:48:02+00:00 13.08.2004 22:48
wie süüüüüüß!!!!!!! (-^.^-)

schreib bitte ganz schnell weita,ja?? ^.~


lg azumi *knuddäl* =^^=
Von:  YU-Rl
2004-08-13T20:36:21+00:00 13.08.2004 22:36
jaaaaa ken!!!!! hau ihr nochmal eine runter!!!!!
Von:  YU-Rl
2004-08-13T20:30:05+00:00 13.08.2004 22:30
*pat pat* braaaaaver mark! bleib schön bei ihm!!!!
aba wehe,du schreibst aya noch mal ne sms!!!!! o.ä!!!

jetzt zu kens mutter:
blödes weib!!!! sie liegen ja nur zusammen in einem bett! und nichts weiter!!!! (zu meinem bedauern) ><
die dumme pute is nur im weg!!!! *der pute eine runterhau*

sorry! ständig schlage ich deine charas...*drooooop*
Von:  YU-Rl
2004-08-13T20:15:07+00:00 13.08.2004 22:15
*snif* ohhhhh keeeeen.....*tränchen in augen hab*
wääääähhhhhäääää!!!!!! *nicht aufhören kann zu weinen*

mark nimmt ken in den arm und wer nimmt mich in den arm??
;-; *frag* niemand??
buuuhuuuuu!!!!!!! dann bin ich also ganz allein??

mark nimm mich in den arm!!!!! *hoil*
Von:  YU-Rl
2004-08-13T20:04:49+00:00 13.08.2004 22:04
oh! armer ken!!! *snif* *ken in den arm nehm*

mein armer kleiner ken! ;-; *streichel*
Von:  YU-Rl
2004-08-13T19:33:46+00:00 13.08.2004 21:33
*schnief* hat jemand n taschentuch?? ;-;
Von:  YU-Rl
2004-08-13T19:24:11+00:00 13.08.2004 21:24
waaaaaahhhhhhh!!!!!!!! >< du depp! *mark eine runterhau*

nur weil du ein bishi bist,darfst du noch lange nicht andere bishis (genauer gesagt ken) zum weinen bringen!!!!

und du darfst schon gar nicht ein mädel lieben!!!!!

also sei gefälligst nett zu ken und sag ihm endlich,dass du ihn liebst!! haben wir uns verstanden?! *knurr*
mark: jaaa...*schluchz*
moi: na endlich hats der junge kapiert *seufz*

manchmal hilft eben nur gewalt.... U.U


lg azumi =^^=
Von:  YU-Rl
2004-08-13T19:05:04+00:00 13.08.2004 21:05
die folgenden kommis hab ich wärend dem lesen geschrieben.

-braaaaave aya!!!! *pat pat*
war echt lieb von ihr,mark zu ken zu schicken! (-^.^-)

-dieses ar*******!!!!!!! >< wie konnte er ken nur sowas antun?! den mistkerl mach ich alle!!!!

-ich zieh auch zu ken! *g* dann kann ich die 2 imma beobachten!!! XDDDDDDD *viedeokamera installieren geh* *fernglas raushol*


lg azumi *knuddel* =^^=


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