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What's left of us

LeaIsa / AkuSai
von

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Darkness

Dunkelheit war etwas, was Menschen schon immer gefürchtet hatten.

Und doch war sie stets vorhanden. Eine Art unsichtbarer Schleier, der jeden berühren konnte, und sei das Herz der Person noch so rein und frei von dunklen Gedanken.
 

Zwischen Licht und Dunkelheit öffnete jemand seine Augen. Sein Blick war trüb und verschwommen. Er konnte nichts um ihn herum erkennen. Oder vielleicht... vielleicht war da auch nichts. Aus irgendeinem Grund schien sein Körper zittrig und schwach zu sein. Es schien Stunden zu dauern, ehe er seine eigene Form erkennen konnte, oder sich an seinen Namen erinnerte – Stunden, die er im Nichts verbrachte.

Wo war er? Und... wer war er?

Sein Gedächtnis schien weitere Stunden zu brauchen. Sollte er einfach hier bleiben?

Sein nunmehr klarer Blick zeigte ihm, dass sich um ihn herum tatsächlich nichts befand. Eine graue Landschaft, an manchen Stellen hell, and manchen so schwarz wie die Nacht, sodass man nicht erkennen konnte, ob sich dort vielleicht etwas verbarg. Oder jemand. Gab es hier denn niemanden sonst?

Langsam konnte er seinen Körper bewegen. Er schaffte es, aufzustehen.

Schaffte es sogar, ein Stück weit zu gehen, doch es brachte ihn nirgendwohin.

Er blieb stehen.

„...Isa...“

Ein Wort, ihm war ein Wort eingefallen! Ein Name. Jemand aus seinem Gedächtnis. Nicht sein Name... Sein eigener Name war Lea. Kehrten die Erinnerungen von selbst zurück?

Seine Augen suchten den Weg zum Himmel. Seine bruchstückhaften Erinnerungen zeigten ihm einen blauen Himmel, und ein Paar Augen, mit genau demselben blau. Ein Schloss. Und ein schöner Platz, wie der Hauptplatz einer noch viel schöneren Stadt, mit einem großen, kunstvollen Springbrunnen in der Mitte.
 

Aber nichts davon befand sich hier. Hier war nichts.
 

Ein Geräusch riss ihn aus den Gedanken. Erschrocken zuckte er zusammen und sah sich hektisch um, auf der Suche nach dem Ursprung. Nicht weit von ihm entdeckte er... einen Bereich, der aus Dunkelheit bestand? Verwirrt starrte er darauf. Es wirkte wie ein schwarzes Loch, aus dem nichts weiter als noch mehr Schwärze entkam.

Doch dann trat plötzlich eine Person daraus hervor.

Ein Mann mit mittellangem, silbernen Haar und gekleidet in einer langen, schwarzen Kutte. Lea starrte ihn an, als würde er eine Art Geist vor sich sehen. Der Fremde kam direkt auf ihn zu, und als er mit seinen orangenen Augen kalt auf ihn herabsah, spürte er einen Stich – wie ein kurzer, heftiger Kopfschmerz. Ein leiser Schmerzenslaut entkam ihm und er hielt sich hilflos den Kopf.

„Erinnerst du dich an deinen Namen?“, fragte ihn der Fremde.

Erneut begann sein Körper unkontrolliert zu zittern.

„Lea...“, murmelte er, kaum hörbar – doch in diesem Nichts schien selbst das leiseste Flüstern noch laut genug zu sein.

Was danach passierte, schien in der Dunkelheit vergessen worden zu sein.

Memorys

Well hello~ 

Willkommen zum ersten Kapitel dieser FF.

Ich hab die Angewohnheit, manchmal vor meine Kapitel ein bisschen random Gequatsche von mir hinzuschreiben.

Das ist das erste Mal, dass ich eine Kingdom Hearts Fanfiction schreibe, und eigentlich bin ich mit diesem ersten Kapitel sogar zufrieden, nur... ist es irgendwie immer noch zu traurig. Ist es überhaupt möglich, etwas lustiges über Niemande zu schreiben, ohne sie dabei zu verarschen oder auf komplett OOC abzustürzen? xD
 

Anmerkung: Dieses Kapitel spielt ein Jahr, nachdem Saix und Axel der Organisation beigetreten sind. In meinem Kopf müssten sie hier 17 oder 18 Jahre alt sein... kommt jedenfalls ungefähr hin. Ein längerer Text in kursiv bedeutet DRAMATIC FLASHBACK~ yep.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen! :D
 

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- Memorys -
 

„Ach komm schon, Saix... Willst du jetzt wirklich schon zum Schloss zurück?“

Axel schenkte seinem Missionspartner einen vorwurfsvollen Blick. Sie befanden sich in Twilight Town und waren bereits zum zweiten Mal hier gewesen, um die Gegend auszukundschaften. Ihre gemeinsame Mission war beendet – aber sie hätten genug Zeit, um noch irgendetwas anderes zu machen.

Saix sah nachdenklich aus, vielleicht sogar ein bisschen verwirrt.

„Was sollen wir denn sonst tun? Nach einer Mission gehen wir zurück zum Schloss und geben unseren Bericht ab...“

„Das können wir später auch machen“, sagte Axel und streckte sich erst einmal ausgiebig, ehe er seinem Partner andeutete, ihm zu folgen.

„Und was willst du machen?“, fragte Saix zweifelnd.

„Wir holen uns ein Eis!“

Für einen Moment hielt der Blauhaarige inne, ehe sich tatsächlich der Anflug eines Lächelns auf seine Lippen legte. Er folgte ihm.

„Ist das nicht irgendwie sinnlos... ich meine, so zu tun als wären wir Menschen?“, rutschte es ihm dennoch heraus. Axel schüttelte den Kopf und grinste ihn an. Einmal mehr erkannte Saix, dass der Rothaarige sich gar nicht verändert hatte. Zumindest wirkte er so.

„Wieso sinnlos? So verlieren wir wenigstens unser Ziel nicht aus den Augen.“

Ihr Ziel...

Wieder ein Herz zu erlangen. Das war ihr Ziel, zumindest im Moment.

Vor einem Jahr waren sie beide zur Organisation gekommen. Im Moment bestand diese Gruppe aus 8 Personen. Und sie alle waren Niemande – unvollkommene Wesen ohne Herz. Und ohne Gefühle. Anfangs war es auch gar nicht wichtig gewesen, ob sie ein Herz hatten oder nicht.

Aber mit der Zeit waren Erinnerungen an ihr altes Leben zurückgekehrt. Auch an die Gefühle, die sie als Mensch besessen hatten. Und so wussten sie plötzlich, welche Gefühle es gibt, und wie sich diese anfühlen – aber selbst waren sie trotzdem leer.
 

Saix wandte für einen Moment den Blick von Axel ab, der vor ihm herging und scheinbar bester Laune war. Sie beide wussten, wer sie waren... Nicht jedes Detail war zurückgekehrt, aber doch Erinnerungen an Dinge – Gefühle – die jetzt nicht mehr vorhanden waren.

Vergiss es bloß nicht, Isa... sonst habe ich keinen Grund mehr hier zu sein.

Axel hatte das zu ihm gesagt, nachdem sie sich erinnert hatten.

„Saix?“

Axel wedelte mit einer Handfläche vor seinem Gesicht herum und sorgte dafür, dass er aus seinen Gedanken schrak.

„Äh... was...?“

„Ich hab dich was Wichtiges gefragt, ignorier mich nicht!“

„Tut mir leid. Was hast du gesagt?“

Verlegen griff Axel sich an den Kopf. Eine Geste, die er oft wiederholte. Saix beobachtete ihn ständig, und auch wenn er wusste, dass die meisten seiner Gesten oder Worte nur Versuche waren, menschlich zu wirken, so beschlich ihn das Gefühl, dass gerade dadurch vielleicht wirklich ein wenig Menschlichkeit entstand.

„Ich habe... also... als – als wir Niemande geworden sind. Jemand hat uns angegriffen, ich kann mich nur noch an ein seltsames Schwert erinnern. Und du - spielt mir meine Erinnerung einen Streich, oder hast du...?“

„Ja, hab ich.“

Mit großen Augen starrte Axel ihn an.

Saix kannte diesen Teil ihrer gemeinsamen Erinnerung bereits.
 

„Irgendetwas stimmt heute nicht. Es ist so ruhig im Schloss...“

Vorsichtig schlich Lea sich durch die Gänge.

Er und Isa hatten schon öfters im Schloss von Radiant Garden herumgeschnüffelt, aus purer Neugier. Gewöhnlichen Bürgern von Radiant Garden war der Zutritt für gewöhnlich untersagt. Die Wachen, Dilan und Aeleus, hatten sie meistens schnell entdeckt und ohne Kommentar rausgeworfen, daher hatten sie sich heute aufgeteilt.

Er erreichte heute tatsächlich einen Teil, in dem er noch nie zuvor gewesen war – seine Augen erspähten die große Tür, die, soweit er wusste, in die Schlossbücherei führte. Zumindest hatte man ihm das einmal so gesagt. Oder war das doch das Arbeitszimmer von Ansem?

Die Tür stand auf jeden Fall... offen. Und das war alles andere als normal.

Sein Herz klopfte plötzlich wie wild, als wolle es ihm direkt aus der Brust springen. Seine Hände begannen zu zittern, als er sich der Tür näherte. Durch den offenen Spalt konnte er nichts erkennen. Er schluckte schwer, gab sich einen Ruck und betrat den Raum.

Was er sah, würde er nie wieder vergessen.

Zwei Körper lagen auf dem Boden, Schüler von Ansem dem Weisen, und sie lösten sich in Dunkelheit auf. Ein schwarzer Rauch, der sie von außen und innen zu zerfressen schien. Er sah noch, wie der kleine Junge, den er als Ienzo kannte, kurz zuckte, die Augen vor Angst weit aufgerissen.

Geschockt stolperte Lea zurück und wollte den Raum sofort wieder verlassen, doch er stieß gegen einen Körper. Erschrocken schrie er auf und drehte sich um, ging sofort auf Abstand. Stechend orange Augen starrten auf ihn herab.

„W-was... was ist... hier los?“, brachte er keuchend hervor. Der Schock saß zu tief.

Und umso schlimmer wurde es für ihn, als er die Waffe in Xehanort’s Hand erblickte.

Ich werde sterben – mehr Platz für Gedanken war in diesem Moment nicht. Jetzt noch zu fliehen war unmöglich. Ängstlich schloss er seine Augen, in denen sich Tränen sammelten.

Xehanort hob zum Schlag aus.

Doch anstatt ihm selbst, hörte er jemand anders schreien – jemanden, der seinen Namen rief. Als er seine Augen öffnete, hatte Isa sich direkt vor ihn geworfen und Xehanort’s Schwert seine Schulter durchbohrt.

Alles war zu schnell passiert. Er hatte nicht reagieren können. Alles, was sein verschwommener Blick noch erfassen konnte war, wie sein Leben vor ihm zusammenbrach und langsam in der Dunkelheit verschwand.
 


 

„Du wolltest mich beschützen.“

Axel sagte das mehr wie eine Feststellung. Es erschien ihm noch nicht wirklich real.

„Es war dumm von mir zu glauben, du hättest noch eine Chance zu entkommen...“, antwortete Saix, sichtlich darum bemüht, Axel nicht anzusehen. Es fiel ihm seltsamerweise schwer daran zu denken, was passiert war.

„Naja... aber trotzdem... ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie ich dir jemals dafür danken soll“, murmelte der Rothaarige verlegen.

Saix schüttelte den Kopf. Sie hatten sich mittlerweile ein Eis geholt, und Axel hatte vorgeschlagen sich zum Uhrturm hinauf zu setzen – dort hätten sie zumindest eine tolle Aussicht. So wie früher, als sie immer auf auf dem rechten Turm des Schlosses von Radiant Garden gesessen waren und gehofft hatten, dass Dilan und Aeleus sie nicht schon wieder erwischten.

„Es hat sowieso nichts gebracht.“

„Der Gedanke zählt, Isa.“

Saix versuchte erneut zu lächeln. Irgendetwas schien sich ja doch in ihm zu regen, wenn Axel ihn bei seinem wahren Namen nannte.

„Wir waren... wir sind Freunde. Unter Freunden ist es doch selbstverständlich, dass man sich beschützt.“
 

Für einige Minuten schwiegen sie beide.

Sie hatten den höchsten Punkt des Uhrturms erreicht und setzten sich einfach an den Rand, ungeachtet der schwindelerregenden Höhe. Gemeinsam aßen sie das Eis, dass sie sich gekauft hatten. Saix wusste genau, was Axel damit bezweckte. Er wollte, dass sie sich gut genug an ihre Vergangenheit erinnerten, um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Er wollte ihm klarmachen, dass – Niemand hin oder her – er ihm immer noch wichtig war.

„Wir waren nicht nur Freunde“, brach Axel schließlich die Stille, und irgendwie hatte Saix diesen Satz bereits erwartet, „und das weißt du genau.“

Ich habe dich geliebt, hallte es im Kopf des Blauhaarigen. Diese Worte waren ebenfalls eine Feststellung gewesen, eine verwirrende Tatsache, an die sich Axel vor einiger Zeit erinnert hatte.

Geliebt... was bedeutete das überhaupt wirklich? Nicht einmal als Mensch hatte er dieses Gefühl zuordnen können. Wann wusste man denn auch, ob etwas Freundschaft war, oder doch Liebe? Das einzige woran er es unterscheiden konnte war, dass er sich vermutlich niemals nach den Berührungen irgendeiner anderen Person gesehnt hätte.

Axel... Lea, hatte ihn geliebt – und vermutlich auch umgekehrt. Sie waren beide zu scheu gewesen, um das Thema wirklich anzusprechen, aber es war trotzdem da. Jetzt wusste Saix nicht mehr, was er denken oder glauben sollte. Wie denn auch, er fühlte nichts, er hatte kein Herz, dem er folgen könnte.

Aber immerhin half Axel ihm dabei.

Er versuchte, ihre alte Zeit selbst als Niemande zu wiederholen, um in ihm den Wunsch zu bewahren, es wieder Realität werden zu lassen. Dank ihm wusste er zumindest, was sein Ziel war, und auch, dass er es nicht verlieren wollte. Ihre Erinnerungen waren schließlich alles, woran sie sich als Niemande klammern konnten.
 

„Hey, jetzt mach nicht so’n Gesicht. Dein Eis schmilzt noch!“, sagte Axel und grinste ihn an. Saix lächelte leicht. Das Grinsen des anderen war für ihn wie ein Kommando, wie ein Stichwort – Hey, ich sollte auch mal wieder versuchen zu lächeln! So wirkte es auf ihn.

„Du hast dich wirklich überhaupt nicht verändert“, sagte er und klang dabei irgendwie zufrieden.

„Wenns dich beruhigt, du dich auch nicht – bist immer noch auf demselben ‚Ich-tu-mal-so-als-ob-ich-cool-wäre’ – Trip~“

„Willst du dass ich dich schlage?“

„Du kannst es gern versuchen!“

Saix grinste und anstatt seinen Freund zu schlagen, warf er ihm einfach den leeren Eisstiel an den Kopf. Der Rothaarige zuckte, da er eigentlich einen Schlag erwartet hatte, und öffnete irritert wieder die Augen, als er realisierte dass es nur ein Eisstiel war.

„Idiot“, sagte Saix und lachte diesmal sogar leise.

Eigentlich brauchte er wirklich nicht zu hinterfragen, was er tat.

Nicht alles würde wieder genau wie früher werden, daran zweifelte er dann doch zu stark... Aber was immer er von seinem alten Leben retten konnte, das musste es auch wert sein!
 

Nachdem sie den Sonnenuntergang beobachtet hatten, gingen sie gemeinsam zurück zum Schloss. Eigentlich war es merkwürdig, was sie taten. Sie versuchten so zu tun, als ob alles wie früher wäre, als ob sie Herzen hätten.

Erst vor kurzem hatte Saix realisiert, dass nicht das Organ selbst überhaupt damit gemeint war, denn sie alle hatten einen vollkommen gewöhnlichen Herzschlag, und auch der Rest ihres Körpers schien normal zu sein. Sie fühlten nur nichts.

Nicht das Herz im matierellen Sinne, sondern das Herz im seelischen Sinne war es, was sie verloren hatten. Durch Xemnas, den Anführer ihrer Organisation. Daran hatte er eigentlich keinen Zweifel, jedoch...

Xemnas selbst schien es nicht zu wissen. Entweder war er ein verdammt guter Schauspieler, oder er hatte eine gespaltene Persönlichkeit. Und eigentlich interessierte es Saix brennend.

Sein Verstand gab ihm nur zwei Möglichkeiten -

Entweder Xemnas täuschte sie alle und verfolgte einen eigenen Plan, oder er war tatsächlich jemand anders, nicht derjenige, der sie alle zu Niemanden gemacht hatte. Oder vielleicht war sogar beides möglich.

„Worüber denkst du nach?“, fragte Axel plötzlich.

Saix hatte, wie schon so oft, gar nicht bemerkt dass sein Partner ihn bereits mehrfach angesprochen hatte. „Über Xemnas“, antwortete er ehrlich, aber sehr leise, aus Vorsicht dass das Gespräch im Schloss gehört werden könnte, „Ob er derjenige ist, der uns zu Niemanden gemacht hat. Wenn er es ist, welchen Zweck verfolgt dann die Organisation? Unser Hauptziel ist es, vollkommen zu werden. Mit Xemnas widerspricht sich das, es sei denn, er ist wirklich... jemand anders. Ich glaube, wir werden hier über mehr als nur eine wichtige Sache im Dunkeln gelassen.“
 

Axel wirkte auf seine Worte hin nachdenklich. Welch seltener Anblick – meistens dachte der Rothaarige überhaupt nicht nach, sondern sagte einfach grade raus, was ihm in den Sinn kam! Eine Eigenschaft, die auf Saix gleichermaßen dumm wie sympathisch wirkte. Das war auch früher schon so gewesen.

„Wenn wir das herausfinden wollen, brauchen wir einen Plan.“

Überrascht sah der Blauhaarige auf. Er hätte nicht erwartet, dass der andere überhaupt auf seine Gedanken eingehen würde. Aber... ein Plan...

„Vergiss es. Das endet vielleicht wie unser altes Leben. Vielleicht sogar noch schlimmer“, sagte er sofort und war fest entschlossen, bei dieser Entscheidung zu bleiben. Das Gefühl, an das er sich am stärksten von allen erinnern konnte, war Angst. Die pure Angst, die er gespürt hatte, als Lea hilflos und mit vor Panik weit aufgerissenen Augen auf Xehanort’s Schwert gestarrt hatte.

„Nicht noch einmal...“, flüsterte er so leise, dass Axel es nicht hören konnte.

Entgegen seiner Erwartungen bestand der Rothaarige tatsächlich nicht auf seinen Vorschlag, sondern schwieg. Die Tatsache beruhigte Saix.

Vielleicht war ja doch noch ein bisschen Vernunft in seinem Partner übrig!
 

„Hey, schläfst du heute bei mir?“

Saix glaubte, sich verhört zu haben. Wie war das eben noch mit Vernunft?!

„Drehst du jetzt völlig durch?!“, fauchte er, ungewollt wütend, und hätte sich im nächsten Moment selbst für seine Überreaktion schlagen können.

„Also für mich war das ein deutliches Ja“, sagte Axel und grinste dabei breit. Für einen Moment spielte sich in Saix’ Kopf ab, was mit einem einfachen ‚schläfst du heute bei mir’ alles gemeint sein konnte. Verlegen wandte er seinen Blick ab. „Axel... wir fühlen nichts. Auch nicht wenn...“ Er beendete den Satz nicht. Er wollte ihn nicht beenden, weil er selbst gerne glauben würde, dass es nicht die Wahrheit war.

„Na und?“, entgegnete der Rothaarige, „Wenn wir nichts fühlen, dann nehm ich es erst recht als ein Ja. Weil es dir dann egal sein sollte, ob du bei mir bleibst oder nicht.“
 

Es kam ihm beinahe vor wie ein schlechter Scherz, aber Saix gingen die Argumente aus.

Axel war ein Sturkopf. Wenn er etwas wollte, äußerte er seinen Wunsch stets so direkt, dass es wie ein Schlag auf den Kopf mit einem Hammer wirkte, nur um danach so stur darauf zu bestehen, dass er bekam was er wollte. Saix sagte nichts mehr. Stattdessen folgte er dem anderen durch die schneeweißen Gänge des Schlosses.

Something Strange

Anm.: Bevor mir einer sagt Saix wäre total OOC -

sie sind hier noch nicht lange Niemande, also ists für mich eigentlich recht selbstverständlich, dass sie sich noch mehr wie Isa und Lea verhalten. Saix hat jetzt auch noch keine Narbe, seine Ohren sind normal und auch seine Augenfarbe ist seine ursprüngliche.

Kommt alles erst.

Viel Spaß mit diesem Kapitel~ 
 

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Something Strange
 

Die Sonne brannte auf den Hauptplatz von Radiant Garden herab, auf dem einige Kinder zusammen Fußball spielten. Ein kleines Mädchen mit rötlichen Haaren ging Hand in Hand mit ihrer Großmutter die Stufen herab, die vom Schloss der Stadt zum Hauptplatz führten, und lief zu den anderen Kindern um mitzuspielen. Das alles konnten sie von einem der rechten Schlosstürme aus beobachten.

Mit einem Eis in der Hand saßen sie dort oben und hofften, nicht erwischt zu werden, während sie den Ausblick auf die Stadt genossen. „Wir sollten nicht zu lange hierbleiben“, merkte Isa an, allerdings wurden seine Worte ignoriert.

„Hättest du nicht auch Lust da runterzulaufen und eine Runde mitzuspielen?“, fragte Lea und beobachtete mit scharfem Blick das Ballspiel der anderen Kinder. Sie hatten improvisierte Tore aus je zwei Stöcken aufgebaut. Isa wandte seinen Blick ab. „Ich weiß nicht... Ich kenn keinen von denen.“

Seine Standartausrede. Typisch.

„Oder du bist einfach nur langweilig!“, maulte Lea und aß schmollend sein Eis. Sein Blick fiel auf einen kleinen Jungen mit grau-bläulichen Haaren, gekleidet in einem weißen Laborkittel, der abseits vom Getümmel der anderen Kinder stand und zuschaute. Wie Isa, dachte er sich. Der traut sich auch nicht, auf andere zuzugehen.

„Sag mal... hast du schon mal dran gedacht, eine Freundin zu haben?“

Lea verschluckte sich beinahe an seinem Eis.

SO EINE Frage von ISA?!

„Was hast du für Drogen genommen?“, platzte es aus ihm heraus, ehe er von seinem Freund einen heftigen Schlag auf den Kopf kassierte und somit einsehen musste, dass die Frage ernst gemeint war.

„Eine Freundin?“, wiederholte Lea ungläubig und rieb sich den Kopf, „Wie kommst du darauf?“ Eigentlich wollte er nur so schnell wie möglich das Thema wechseln. Es war ihm unangenehm, über so etwas mit ihm zu reden...

„Naja. Ich bin genauso gesunde 16 wie du, da denkt man schonmal über so was nach, oder? Gibt’s kein Mädchen, dass du hübsch findest?“, fragte Isa noch einmal und schaute ihn dabei mit großen, blauen Augen an. Wunderschönen blauen Augen. Wie der Himmel, mit einem Schimmer darin wie das Leuchten des Mondes.

„Du bist viel hübscher.“

Erschrocken hielt der Rothaarige sich den Mund zu. Was hatte er gesagt?!

Sein Blick suchte den von Isa, der extrem verwirrt aussah.

„Was...“

„V-vergiss es!“, platzte Lea ein wenig zu laut hervor, „Gehen wir zum Hauptplatz! Wenn du schon nicht mitspielen willst, will ich wenigstens zuschauen!“

Isa lächelte seufzend. Er hätte auch einfach ohne ihn spielen können. Aber aus irgendeinem Grund schien es für Lea selbstverständlich zu sein, dass er nichts ohne seinen besten Freund machte. Ein schönes Gefühl eigentlich... jemandem wichtig zu sein.
 


 

Saix schlug die Augen auf. Verschlafen blickte er auf und wollte sich die Haare aus dem Gesicht wischen, bevor er verwirrt feststellte, dass sich jemand an seinen rechten Arm klammerte. Als hätte er sich verbrannt, zuckte er erschrocken zurück und versuchte seine Hand von Axel wegzureißen. Der aber murrte nur leise und klammerte sich fester an ihn, die Augen fest geschlossen.

„Du... tu nicht so als ob du schlafen würdest!!“, fauchte Saix und schüttelte seinen Arm, während der Rothaarige anfing zu lachen und immer noch versuchte ihn festzuhalten. Sich loszureißen brachte ihm nicht viel, da Axel sich danach sofort mit seinem ganzen Körper auf ihn draufrollte und seine Arme fest um ihn schlang.

„Würdest. Du. Mich. Bitte. Loslassen.“

„Versuch nochmal ganz lieb bitte zu sagen, dann überleg ichs mir“, antwortete Axel und grinste dabei breit, „und hey – du wirst ja rot!“

„Sei ruhig!!“, zischte Saix und wandte verlegen seinen Blick ab. Wie war es überhaupt möglich, dass er rot wurde? Rein körperlich sollte es ja normal sein, aber war Verlegenheit eine körperliche Reaktion?

„Jetzt lass schon los... Wir müssen aufstehen“, murmelte Saix.

Tatsächlich ließ der andere seufzend von ihm ab. Er rollte sich zur Seite und setzte sich auf die Bettkante, um sich erst einmal ausgiebig zu strecken. Er hatte immerhin recht, sie hatten Arbeit. Zwischendurch musste er der Vernunft seines Freundes Folge leisten. Aber nur zwischendurch!
 

„Gehen wir heute wieder Eis essen, nach unseren Missionen?“, fragte er und grinste Saix an, der wie auf Kommando wieder ein leichtes Lächeln zeigte. Es beruhigte Axel irgendwie, dass er nicht verlernt hatte zu lächeln. Sie hatten sich für ihre Arbeit vorbereitet und streiften nun durch die Gänge des Schlosses.

Einmal mehr fiel ihnen beiden auf, dass sie hier eigentlich gar kein Zeitgefühl haben dürften, kein Tag und Nacht. Hier war es immer dunkel.

„Willst du das jetzt jeden Tag machen?“, fragte Saix und hob dabei eine Augenbraue.

„Klar, warum nicht? Hast du was Besseress zu tun?“

„Du bist ein hoffnungsloser Fall...“

„Sei nicht so gemein!“

„Du bist ein Idiot, zu Idioten darf ich gemein sein so viel ich will.“

„Hey“

Nicht einmal ansatzweise hatte er so schnell reagieren können, wie Axel ihn plötzlich zu sich zog und ihre Lippen miteinander verschloss. Nichts wünschte Saix sich im Moment nach der Überraschung sehnlicher, als diesen Kuss tatsächlich zu fühlen, anstatt sich nur an das Gefühl zu erinnern.

Auch am Abend davor hatte er sich das gewünscht. Sie hatten nichts weiter als leichte Küsse ausgetauscht, versucht wieder zu erlangen, was einmal gewesen war.

Aber trotz ihrer nicht vorhandenen Gefühle war es irgendwie besser als nichts.

„Und jetzt bist du ruhig. Wir haben Arbeit!“, sagte Axel und ging voraus zum Grauen Ort.
 

Saix wurde unerwartet mit Zexion eingeteilt. Bisher war Zexion noch nie auf einer Mission gewesen. Aus gutem Grund, denn er war einfach viel zu jung! Aber anscheinend sah Xemnas darin kein Hindernis.

„Der Kleine? Der redet ja nicht mal“, merkte Axel an und betrachtete den Jungen zweifelnd aus der Ferne. Er konnte sich nicht vorstellen dass Zexion gut kämpfen konnte. Er war ein Kind! Niemand hin oder her, so etwas war doch unmenschlich. Er konnte kaum älter als 8 oder 9 Jahre sein, wenn überhaupt.

„Je früher das Kätzchen trainiert wird, desto besser“, sagte Xigbar, der wie üblich die Missionen verteilte, und grinste breit, „Außerdem ist das heute nur ne Aufklärungsmission. Sollten ein paar Herzlose auftauchen, wirst du sie schon erledigen können, oder Kleiner?“ Er wuschelte Saix durch die Haare, woraufhin dieser sofort zwei Schritte zurück trat und ihm schweigend einen tödlichen Blick schenkte. Sollte wohl in etwa „fass mich nicht an“ bedeuten. Xigbar lachte nur und wandte sich Axel zu.

„Du kommst heute mit mir mit, Rotkäppchen~“

ROTKÄPPCHEN.

Axel wartete nur auf den Tag, an dem er Xigbar für die ganzen dämlichen Spitznamen mitten ins Gesicht schlagen konnte. Überhaupt, er musste ihm ihm auf Mission? Irgendwie war ihm ziemlich unwohl dabei. Allerdings sagte er nichts.

„Wohin soll’s gehen?“, fragte er, ohne ihn dabei anzusehen. Stattdessen starrte er durch die deckenhohen Fenster des Grauen Ortes, als gäbe es dort draußen irgendetwas wahnsinnig Interessantes - abgesehen von reinem Nichts.

Xigbar grinste, und Axel konnte seinen stechenden Blick beinhae spüren. „Das könnte dich interessieren. Wir schauen uns heute nämlich an, was von Radiant Garden übrig ist.“

Der Rothaarige zuckte zusammen und starrte den anderen ungläubig an.

„Radiant Garden...? Aber... ich dachte die Stadt wäre verloren!“, platzte er heraus. Es war der Heimatort der meisten Mitglieder ihrer Organisation. Aber die Dunkelheit hatte die Welt verschlungen, Herzlose waren über sie hergefallen.

„Eine Welt ist niemals vollständig verschwunden. Radiant Garden liegt in völliger Dunkelheit, das hast du richtig erfasst. Normale Menschen könnten dort momentan nicht hingelangen, und vermutlich haben sie auch ihre Erinnerung an die Stadt verloren. Aber wir sind Niemande.“ Axel wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht.

Auf jeden Fall wünschte er sich, Saix würde mitkommen...

Langsam folgte er Xigbar durch das dunkle Portal.
 

Es schien länger als gewöhnlich zu dauern, bis sie an ihrem Ziel ankamen. Zögernd öffnete Axel seine Augen, und der Anblick war ungefähr genauso schlimm, wie er es sich vorgestellt hatte.

Radiant Garden war in vollkommene Dunkelheit getaucht. Die Stadt war erkennbar, wirkte aber wie das Nichts, in dem Axel sich vor einem Jahr als Niemand gefunden hatte. Das Schloss war teilweise zerstört worden. Vermutlich die Herzlosen...

Schon von weitem erspähte er dunkle Flecken, in denen die Wesen sich vermutlich verbargen. Jetzt war er doch irgendwie froh, Xigbar dabeizuhaben. Hier schienen noch ziemlich viele Herzlose herumzulungern, und alleine zu kämpfen wäre nicht die hellste Idee gewesen.

Sie waren am Hauptplatz der Stadt aufgetaucht. Die Zeit schien hier still zu sehen, kaum etwas regte sich.

Axel spürte, wie seine Hand zu zittern begann, allerdings wusste er nicht, warum.

„Na los. Wir gehen zum Schloss“, sagte Xigbar. Sein unheimliches Grinsen jagte Axel einen Schauer über den Rücken. Er vertraute sowieso schon niemandem in der Organisation außer Saix, aber dem Schützen am allerwenigsten.

„Zum Schloss?“, fragte er leise. Was wollten sie denn dort? War in dieser Welt nicht sowieso schon alles verloren? Allein sich hier umzusehen bereitete ihm Kopfschmerzen. Oder vielleicht bildete er sich das nur ein.
 

Wortlos folgte er dem Schützen zum Schloss. Um die kleinen Schattenlurche, die ihnen am Weg auflauerten, brauchte Axel sich gar nicht zu kümmern, denn sein Partner erfasste sie schon von weitem und ein Schuss von ihm genügte, um die Viecher in ihre Einzelteile zu zerlegen. Axel schluckte schwer. Sollte er aus irgendeinem Grund mal gegen Xigbar kämpfen müssen, hätte er so was von keine Chance.

„Willst du mir nicht mal sagen, was wir hier eigentlich wollen?“, fragte Axel genervt.

„Dem Ranguntersten müsste ich gar nichts sagen, wenn mir danach wäre“, antwortete sein Partner mit provozierendem Unterton und lachte leise, „Wüsste auch nicht, weshalb dich das interessiert. Wir sind zur Informationsbeschaffung hier, nichts weiter.“

Aber wieso ausgerechnet mit ihm?

Er hätte diese Mission auch einfach alleine durchführen können. Und Axel würde nur zu gerne zurückgehen, denn seine Kopfschmerzen schienen sich zu verstärken, je mehr Zeit er hier verbrachte. Zusätzlich beschlich ihn ein leichtes Schwindelgefühl.

Er beschloss, vorerst nichts zu sagen.
 

Xigbar ging zielstrebig voran, sagte jedoch kaum ein Wort zu seinem Missionspartner. Er beobachtete ihn stattdessen genau. Der Rotschopf musste ihm nicht sagen, dass es ihm hier nicht gut ging – das konnte er deutlich sehen.

Aus den Augenwinkeln entdeckte er plötzlich einen größeren Schattenschalk, der sich auf Axel stürzen wollte. „Pass auf Kleiner!“

Der Rothaarige fuhr herum, wich so schnell es seine Reaktionen erlaubten mit einer Rolle aus und beschwörte noch im selben Moment seine Chakrams, um eines davon nach dem Herzlosen zu werfen. Der erste Schlag verfehlte, der zweite jedoch erwischte ihn genau. Mit einem zischenden Geräusch ging der Schattenschalk zu Boden und Xigbar feuerte einen Schuss, um ihn endgültig zu erledigen.

„Alles klar?“, fragte er grinsend. Axel schenkte ihm einen genervten Blick.

„Ich kann mich selber verteidigen, danke.“

„Nicht gleich beleidigt sein, Prinzesschen~“

Der Rothaarige unterdrückte den starken Drang, seine Chakrams in Richtung des Schützen zu werfen und ihn zum Schweigen zu bringen. Aber so selbstüberzeugt er auch gerade geklungen hatte, er fühlte sich seltsam schwach und vor allem unmotiviert. Mal ganz abgesehen von den Kopfschmerzen.

Über die Stufen zum Schloss verteilt erwarteten sie unzählige Herzlose, und hier war Axel tatsächlich mal eine Hilfe für Xigbar, der nicht genug Augen zur Verfügung hatte um jeden einzelnen zu sehen. Da es aber allesamt sehr schwache Herzlose waren, stellten sie kein wirkliches Problem dar.

Dennoch war Axel nach nur wenigen Kämpfen völlig außer Atem. Schwer keuchend wich er zurück und ließ Xigbar die letzten drei erledigen, ehe sie endlich am Tor des Schlosses ankamen. Die Hände des Rothaarigen zitterten wieder, diesmal stärker.

„Xigbar... irgendwas stimmt hier nicht...“, sagte er leise, grade so, dass der Schütze es hören konnte. Aber er wurde ignoriert. Also riss er sich zusammen und folgte dem anderen ins Schloss.
 

Es dämmerte Axel zumindest langsam, wo sein Missionspartner hin wollte.

Sie liefen durch den Gang, der zum Arbeitszimmer von Ansem dem Weisen führte.

Der Ort, wo...

„Geht’s dir nicht gut, Kleiner?“, hörte er Xigbars Stimme. Der sarkastische Unterton machte ihn wütend. Er musste längst gemerkt haben, dass es ihm alles andere als gut ging, aber anscheinend war es ihm einfach egal!

„Halt’s Maul...“, murmelte Axel deswegen, allerdings bereute er diese Worte sofort, als Xigbar eine seiner Schusswaffen für einen kurzen Moment auf ihn richtete. „An deiner Stelle würd ich auf meine Wortwahl achten“, sagte er, diesmal ausnahmsweise völlig ernst.

Axel schwieg und starrte auf den Boden. Es nervte ihn mehr als alles andere, als Rangunterster in der Organisation einfach immer so behandelt zu werden.
 

Als sie das Zimmer von Ansem dem Weisen betraten, verstärkten sich seine Kopfschmerzen so plötzlich, als hätte ein Blitz in seine Gedanken eingeschlagen. Ein Schmerzenslaut entkam ihm und er hielt sich verzweifelt mit beiden Händen den Kopf.

Vor seinem inneren Auge spielte sich die Szene seines ganz persönlichen Albtraums ab. Isa, der vor ihm zusammenbrach und sich in Dunkelheit auflöste, und stechend gelbe Augen, die auf ihn herabstarrten und sein Herz zu durchbohren schienen.

„Was ist, Nummer VIII?“, hörte er Xigbar’s Stimme, aber sie wirkte wie aus weiter Ferne. Zitternd versuchte er, zu ihm aufzusehen, aber sein Blick war verschwommen.
 

Und plötzlich spürte er etwas. Wie ein Stich, oder ein kräftiges Ziehen in seinem Oberkörper – ein innerlicher Schmerz. Er erkannte nur noch, wie ihn jemand auffing, ehe um ihn herum alles in tiefes Schwarz getaucht wurde.

Secrets

Durch einen dunklen Tunnel erschien Xigbar auf seinem Sitz im Versammlungsraum. Xemnas schien ihn dort erwartet zu haben.

„Von wegen ‚mögliche Reaktion’, Mann“, fing der Schütze an zu reden und stützte sich mit einem Arm auf der Lehne ab, „der Kleine ist mir glatt zusammengebrochen.“ Er sprach von Axel. Xemnas zeigte den Anflug eines Lächelns. Mehr war bei ihm ohnehin nicht möglich, denn wenn es jemanden in dieser Organisation gab, an dem alle Menschlichkeit bereits verloren war, dann ihn.

„Eine solche Entwicklung innerhalb eines Jahres... bemerkenswert“, sagte er.

Xigbar fiel wieder einmal auf, wie unheimlich er den hochgestochenen Ton und die Tiefe Stimme des Superiors fand. Gut, dass zumindest er selbst nichts vor ihm zu befürchten hatte.

„Und wozu war das jetzt gut? Einfach nur um zu sehen, was passiert?“ , fragte er. Seine stechend gelben Augen blitzten vor Neugier, auch wenn er sich kaum etwas anmerken ließ.

„Nicht jedes Experiment benötigt zwingend einen Grund. Hast du die Daten von Ansem gefunden?“

Xigbar schüttelte den Kopf. „Nein. Schätze, der Alte hat sein wichtiges Zeug gut versteckt.“ Wirklich kümmern tat es ihn nicht. Die Denkarbeit durfte von ihnen beiden ruhig Xemnas übernehmen.

„Bedauerlich... Aber zumindest wissen wir jetzt, dass Nummer VIII und damit vermutlich auch Nummer VII bereits erste Anzeichen der Bildung eines neuen Herzens haben.“

Ungläubig sah Xigbar ihn an. „Soll das heißen, die zwei sind jetzt schon wertlos?“
 

Nach einer kurzen Denkpause setzte Xemnas, wieder mit einem seiner Beinahe-Lächeln, zu einer Antwort an.

„Keineswegs... es macht die Sache lediglich interessanter.“
 

Als Axel erwachte, konnte er sich im ersten Moment an nichts erinnern. Sein Schädel brummte wie verrückt. Was zum Teufel war passiert? Er setzte sich erstmal aufrecht hin und stellte fest, dass er zumindest keine körperlichen Verletzungen hatte, außer ein paar Kratzern von Herzlosen, die kaum noch zu sehen waren.

Im nächsten Moment bemerkte er, dass er nicht allein in seinem Zimmer war.

Zuerst hatte er sich erschrocken, aber dann konnte er sich ein leises Lachen kaum verkneifen. Saix war tatsächlich am Boden kniend und mit dem Armen und Kopf auf dem Bett eingeschlafen. War er die ganze Zeit hier gewesen und hatte gewartet, dass er aufwachte? Das weckte in Axel natürlich die Frage, wie lange er wohl geschlafen hatte. Er könnte einfach seinen Partner fragen, aber der Anblick erschien ihm zu niedlich, als dass er ihn aufwecken könnte. Geistesabwesend streichelte er ihm kurz über die Wange.

Für einen Moment lächelte er verschmitzt – vielleicht sollte er ihn einfach wach küssen!

Aber jetzt war es wichtiger erst einmal nachzudenken, was passiert war.

Dummerweise wollten seine Gedächtnislücken nicht weichen. Er war mit Xigbar in Radiant Garden auf Mission gewesen, was auch immer dieser dort zu suchen hatte. Sie hatten Herzlose erledigt, die Axel mehr zugesetzt hatten, als es sonst der Fall war. Dabei waren es nicht einmal wirklich starke gewesen, sondern er selbst hatte sich einfach zu schwach gefühlt. Und dann?

Er hatte keine Ahnung mehr, was passiert war. Sein Kopf schmerzte allerdings immer noch.

Plötzlich hörte er ein Murren von Saix. Verschlafen hob der Blauhaarige seinen Kopf. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe er klar sehen konnte, und noch in diesem Moment sprang er vom Boden auf und riss Axel am Kragen.

„Wie lange bist du schon wach?!“, fauchte er, nicht wirklich wütend, sondern eher wie... Axel verkniff sich ein lautes Lachen.

„Du siehst mich grade an wie eine betrogene Ehefrau“, rutschte es ihm heraus und er kassierte einen nicht sehr sanften Schlag auf den Kopf dafür. „Aua...! Hey, ich war grade noch bewusstlos und das erste was ich bekomme ist ein Schlag? Einen Kuss hätt ich dir verziehen, aber das... tss.“, maulte er und blickte Saix gespielt vorwurfsvoll an.

„Ach halt doch die Klappe!“, murmelte dieser und wandte seinen Blick ab, „Warum hast du mich nicht aufgeweckt?“

„Weil dein schlafendes Gesicht so süß war~“

„DU...!“

Saix war einfach ein herrlicher Anblick, wenn er sich so aufregte. Allein deswegen würde Axel niemals damit aufhören, ihn zu ärgern, wann immer es ging.
 

„Okay, Spaß beiseite... Wie lange war ich weg? Und was ist überhaupt passiert?“, fragte er schließlich ernsthaft. Es beschäftigte ihn immerhin doch. Saix, der sich mittlerweile neben ihn aufs Bett gesetzt hatte, sah ein wenig besorgt aus.

„Du warst einen kompletten Tag bewusstlos. Xigbar meinte, du wärst auf der Mission im Schloss von Radiant Garden einfach zusammengebrochen.“

Zusammengebrochen?

„Warum zum Teufel brech ich einfach auf einer Mission zusammen? Hört sich nicht nach mir an“, murrte er und lehnte sich zurück auf sein Kissen, die Hände unter seinem Kopf.

„Warum ist eine gute Frage“, sagte Saix, „hast du wirklich selbst keine Ahnung?“

„Nein.“

Für einige Minute lag ein eisiges Schweigen in der Luft.

Saix wusste nicht wirklich, was er sagen sollte, und Axel war zu sehr mit dem Versuch beschäftigt, sich zu erinnern. Aber er kam auf keinen grünen Zweig. Egal welche Theorie er aufstellte, es erschien ihm sinnlos.
 

Er schielte kurz zu seinem Partner, und ohne wirklich zu überlegen streckte er seine Hand nach ihm aus, packte ihn am Ärmel seiner Kutte und zog ihn zu sich. Saix stieß einen überraschten Laut aus. Als er sich im nächsten Moment halb auf Axel befand, mit einem Bein zwischen seinen, konnte man erneut eine dezente Röte auf seinem Gesicht wahrnehmen.

„Verlegenheit ist wohl wirklich eine körperliche Reaktion“, merkte der Rothaarige an und grinste dabei breit. Er schlang seine Arme um Saix und zog ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen. Saix wusste nichts anderes zu tun als seine Augen zu schließen.

Ihre Körper waren so dicht aufeinander, dass sie den Herzschlag des jeweils anderen spüren konnten. Er lachte leise in den Kuss, woraufhin Axel sich von ihm löste und ihn verwundert ansah.

„Wenn ich jetzt ein Herz hätte, würde ich wahrscheinlich weinen“, sagte Saix offen, „Einfach weil es zu grausam ist, dass ich deinen Herzschlag spüren, aber nichts dabei fühlen kann.“
 

Axel legte ihm einen Finger auf den Mund.

„Vergiss diese Gedanken. Wir werden nicht ewig ohne Herz sein.“

Nur zu gerne würde er ihm einfach glauben.

„Was wenn es nicht funktioniert? Wenn wir trotz Kingdom Hearts unsere Herzen nicht wieder bekommen?“, fragte er leise. Trotz allem genoss er die Nähe zu Axel, einfach weil ihm dadurch warm war. Im Schloss war es das ganze Jahr über kalt. Er konnte Kälte nicht ausstehen. Vielleicht ein weiterer Grund, weshalb er Axel... Lea... als Person mochte.

„Ich glaub nicht an irgendein Kingdom Hearts, Isa“, setzte er plötzlich an, „Ich glaube an uns, okay?“

Mit großen, ungläubigen Augen sah Saix ihn an.

„Das war mit Abstand das kitschigste was du jemals zu mir gesagt hast.“

„Mann, das war ernst gemeint, und du hast es grade ruiniert!!“

Saix lachte leise, so gut er eben konnte. Eigentlich sollte er aufstehen, und vor allem Xigbar mal mitteilen, dass Axel aufgewacht war. Was der wohl sagen würde, wenn er sie hier so sah?

Es könnte ihn überhaupt nicht weniger kümmern.
 

„Saix“, begann sein Freund plötzlich und löste sich von ihm indem er sich aufsetzte, „Ich weiß dass dir die Idee nicht gefällt... aber ich finde trotzdem, dass wir versuchen sollten etwas über Xemnas herauszufinden. Oder besser über die Dinge, die die Organisation vor uns verheimlicht, weil wir die niedrigsten Ränge haben.“

Es beunruhigte Axel, was in Radiant Garden passiert war. Er war sich vollkommen sicher, dass Xemnas und vielleicht auch Xigbar wussten, was genau mit ihm los war. Und er wollte keiner Organisation dienen, die solche Dinge vor ihm verheimlichte!

„Ich halte das... für wirklich keine gute Idee“, äußerte Saix seine Bedenken.

Im Gegensatz zu seinem Partner fürchtete er Xemnas, oder hatte zumindest irgendeine Art von Respekt vor ihm. Auch Xigbar zählte nicht unbedingt zu den Schwächsten in ihren Reihen. Sollten sie sich irgendwie gegen die Organisation auflehnen, hätten sie nicht den Hauch einer Chance.

„Sie würden uns vernichten, wenn wir versuchen sie auszuspionieren.“

„Dann hauen wir eben ab!“

In Axel’s smaragtgrünen Augen schien ein Feuer zu brennen, welches Saix nur zu gut kannte – es bedeutete, was immer er sich in den Kopf gsetzt hatte, er war mehr als nur bereit, es durchzuziehen. Vermutlich war es unmöglich, ihn jetzt noch davon abzuhalten.

„Wohin... wohin würdest du fliehen wollen? Für Niemande gibt es keinen anderen Platz. Deswegen sind wir doch hier! Und wie wollen wir sonst auch unsere Herzen zurückbekommen?!“, versuchte Saix irgendwie Argumente zu finden, seinen Freund davon abzuhalten. Natürlich, er selbst wollte eigentlich auch nicht hier bleiben. Aber sie hatten keine andere Wahl!

„Wir finden einen anderen Weg“, entgegnete Axel, „Ich habs dir doch grad gesagt... ich fühl mich nicht sonderlich gezwungen, an Kingdom Hearts zu glauben. Und willst du wirklich hier bleiben? Denkst du nicht, dass sie uns einfach nur für ihre Zwecke benutzen und dann fallen lassen könnten? Wieso sonst sollten sie uns nichts erzählen, nicht einmal Dinge, die uns betreffen?“

Saix schwieg. Es hatte keinen Zweck – was immer er jetzt sagen würde, er würde ihn nicht mehr umstimmen können. Axel hatte recht mit dem was er sagte. Er konnte auch verstehen, dass es ihn wahnsinnig beunruhigte, was auf der letzten Mission geschehen ist. Und trotzdem... Es war diese selbstzerstörerische Ader in ihm, die er bereits aus ihrer Zeit als Menschen kannte. Konsequenzen waren dem Rotschopf schon immer egal gewesen.
 

Axel stand auf und öffnete ein Schattenportal. Erneut sah Saix ihn mit einer Mischung aus leichter Verzweiflung und Sorge an. Der Blick war wie eine stille Bitte. Tu’s einfach nicht, okay?

Aber sein Partner hielt ihm nur die Hand hin.

Ich glaube nicht an irgendein Kingdom Hearts, ich glaube an uns.

Zögernd ergriff Saix seine Hand und folgte ihm durch den dunklen Tunnel. Egal was er tat, egal welche hirnrissigen und selbstzerstörerischen Ideen ihm in den Sinn kamen, und ganz egal wie es weitergehen würde -

Er würde ihn nicht allein lassen.
 

An den Fenstern des Grauen Ortes verfolgten stechend gelbe Augen die zwei Schatten, die das Schloss verließen. „Wie naiv“, gab Xemnas leise von sich. Nummer VII und VIII schienen nicht zu wissen, dass erfahrene Niemande in der Lage waren Schattenportale zu spüren. Sie wären vermutlich weiter gekommen, wenn sie sich zu Fuß davongeschlichen hätten.

„Und jetzt?“, fragte Xigbar gelangweilt. Er hatte es sich auf einem der steinharten Sofa’s bequem gemacht und spielte mit seiner Schusswaffe. Arbeit gab es für ihn eher selten – seine Hauptaufgaben waren die Missionen, welche die anderen Mitglieder nichts angingen, und das Finden von Niemanden für die Organisation. Fünf Leute fehlten noch.

„Hol sie zurück. Wir brauchen sie noch“, antwortete Xemnas und verließ fast noch im selben Moment den Raum durch einen dunklen Tunnel.

Xigbar grinste amüsiert.

„Mit dem größten Vergnügen.“

Lost

Wie gefällt euch die FF bis jetzt? Ich persönlich bin ja noch recht unzufrieden, ich weiß dass ich es eigentlich besser kann "xD Nicht das beste was meine Hände je getippt haben, aber naja... man kann sich nur steigern.

Freu mich über jede Kritik!
 


 

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Für gewöhnlich waren sie nur in dieser Stadt gewesen, um den Sonnenuntergang zu beobachten und dabei ein Meersalzeis zu essen. Heute war es anders. Die tiefe Dunkelheit der Nacht hüllte Twilight Town ein. In der Stadt war es still und nur sehr wenige Lichter brannten noch.

„Wir können hier nicht lange bleiben...“, kam es leise von Saix. Er saß auf einer Holzbank in diesem Raum, den sie gefunden hatten – der Treffpunkt, oder so ähnlich, von ein paar kleinen Kindern dieser Gegend. Nachts war hier natürlich niemand. Aber es war dafür auch ziemlich kalt hier.

„Aber zumindest für diese Nacht. Morgen früh verschwinden wir dann in eine andere Welt. Bestenfalls in eine, welche die Organisation noch nicht kennt“, sagte Axel und warf seinem Freund eine dünne Decke zu, die er zufällig gefunden hatte. Bei dem vielen Gerümpel und Kleinkram der hier rumlag würde es ihn nicht wundern noch eine zweite zu finden. Aber fürs erste konnte er keine entdecken.

Saix schnappte sich die Decke und hüllte sich ein wie in einen Kokon. Er hasste Kälte. Und es wunderte ihn, dass gerade Axel die Kälte überhaupt nichts ausmachte.

„Bingo~“, Axel pfiff durch die Zähne und zerrte eine Art Turnmatte aus einer der Kisten heraus, „Darauf schläft sichs vielleicht eine Spur besser als auf der harten Bank.“

Saix stand wortlos auf – immer noch eingehüllt in die Decke – wartete darauf dass Axel die Matte ausbreitete und legte sich sofort hin. „Hey! mir ist zwar nicht so kalt, aber von der Decke will ich auch was haben!“, protestierte Axel und riss ihm einfach die halbe Decke weg, woraufhin der Blauhaarige leise jammerte und sie wieder zurückzog.

„Du hast doch gesagt dir ist nicht kalt, also lass mich!“, murrte Saix und mummte sich wieder ein. War das denn zu fassen? Manchmal konnte er sich tatsächlich noch wie ein kleines Kind benehmen, entgegen seiner eher ernsten Natur. Axel grinste. Er wusste genau, was er jetzt zu tun hatte.
 

Ohne jede Vorwarnung begann er den anderen zu kitzeln, und die Folge war lautes Gelächter sowie verzweifelte Tritte und Schläge von Saix, der sich so ganz eingemummt nicht wirklich wehren konnte. „Waah – ha-hör auf!!“, schrie er und ließ nun die Decke los, versuchte Axel irgendwie zu schlagen oder von sich wegzudrücken. Der ließ sich nicht beirren und machte weiter – bis tatsächlich ein Schlag in seiner Magengrube landete.

„AUA! Verdammt, Saix...!“, gab er keuchend von sich. Er krümmte sich und hielt seinen schmerzenden Bauch. „Oh Gott, tut mir leid! Das... wollte ich nicht!“, entschuldigte Saix sich sofort. Er hatte nicht wirklich aufgepasst, wie fest er um sich schlug. „Aber hey... du bist selbst schuld!“

„Tss. Du schuldest mir was!“, entgegnete Axel und grinste. Der Schlag war nur kurz schmerzvoll gewesen, er hatte sich schnell wieder gefangen.

„Und was?“, seufzte Saix. Die Antwort bekam er nicht mehr.
 

Axel hatte sich über ihn gebeugt, eine Hand in seinen Haarschopf gekrallt und ihn zu sich gezogen, um ihre Lippen miteinander zu verschließen. Der Griff war etwas gröber als sonst, der Kuss... stürmischer, fast schon besitzergreifend.

Er schloss die Augen und erwiderte, während Axel ihn langsam auf die Matte drückte, stark darauf bedacht den Kuss nicht zu lösen. Für einen Moment war Saix unachtsam, schon spürte er die heißen Lippen des anderen auf seinem Hals. Sanfte Küsse verteilten sich und ein spielerischer Biss jagte einen Schauer durch seinen Körper. Die Berührungen versprachen Wärme, vielleicht auch Zuneigung. Falls sie etwas dergleichen fühlen konnten.

„Axel... lass das“, sagte er leise. Es war ein Widerspruch in sich, denn gleichzeitig fand seine Hand den Weg in den Nacken des anderen, um ihn näher an sich zu drücken. Fast unbemerkt griff der Rothaarige nach dem Reißverschluss seiner Kutte. Er öffnete sie, bevor Saix auch nur ansatzweise dagegen protestieren konnte, und streifte sie ihm von den Schultern.

„Idiot... das hilft sicher gegen die Kälte“, murmelte Saix sarkastisch, sah seinen Partner dabei allerdings nicht an. Vielleicht Scham, oder eine Erinnerung an irgendein Gefühl, das ihn so reagieren ließ – er wusste es nicht.

Anders als Axel, dem anscheinend pausenlos heiß war, trug er sehr wohl noch ein Oberteil unter seiner Kutte. Ein kaum merkliches Zucken durchfuhr seinen Körper, als der Rothaarige seine rechte Hand darunter verschwinden ließ und seine kalte Haut berührte. „Das könnte sehr wohl helfen...“, flüsterte Axel und lächelte verschmitzt, ehe er sich erneut über den Hals des anderen hermachte und zeitgleich langsam sein Oberteil nach oben zog, ehe er es ganz entfernte. Er begann Küsse über die helle Haut zu verteilen.

Saix keuchte leise und hielt seine Augen geschlossen. Die Reaktion verwunderte Axel – war er etwa neugierig und wartete einfach, was auf ihn zukam? Bisher hatten sie, auch als Menschen, nie viel mehr Körperliches geteilt außer sanften Berührungen und Küssen...

Die Augen des Rothaarigen beobachteten ihn scharf und brannten jede Reaktion in sein Gedächtnis. Körperliche Lust war auch für Niemande durchaus spürbar. Etwas anderes hätte es auch kaum sein können, das Axel beim Anblick seines Freundes derartig die Sinne vernebelte.
 

Saix hingegen wirkte unruhig. Sein Kopf war zur Seite gedreht, seine Atmung hatte sich beschleunigt und einzelne seiner blauen Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht. Für Axel ein Anblick, wie er schöner kaum sein könnte. Als er begann, mit seiner rechten Hand seine Körpermitte zu berühren und schließlich zu massieren, erzitterte Saix.

Dass er sich kaum rührte und einfach nur mit sich machen ließ war eigentlich das einzige, was Axel noch zurückhielt. „Entspann dich...“, flüsterte er ihm zu, doch die Worte bewirkten das Gegenteil.

„Hör auf“, sagte Saix plötzlich. Er ergriff die Hand seines Partners, um den Worten Nachdruck zu verleihen. Ein bisschen erschrocken zuckte Axel zurück.

„Tut mir leid“, murmelte er. Er ließ von ihm ab. Seine Hände zitterten noch. Nervosität? „Willst du nicht, weil wir uns... früher auch nicht so berührt haben?“, fragte er nach. Keinesfalls wollte er irgendetwas tun, was Saix nicht wollte. Aber verstehen wollte er ihn immerhin auch.

„Vielleicht... Ich weiß es nicht genau“, antwortete der Blauhaarige, „Aber wehe du drehst dich jetzt einfach weg. Mir ist kalt, okay?“ Axel lächelte. Keinen Zentimeter würde er freiwillig von seiner Seite weichen, da konnte Saix sich sicher sein.
 


 

Noch in derselben Nacht war ein anderer Niemand damit beschäftigt, Daten auf einem Computer zu sortieren und die Ergebnisse eines Versuchs in einen Bericht zusammenzufassen. Auch Xemnas stand im Raum und beobachtete den Wissenschaftler mit verschränkten Armen. Erst vor wenigen Minuten war er hier aufgetaucht, um einen Bericht über aktuelle Versuche einzufordern. Das Ergebnis ließ zu wünschen übrig.

„Niemande wie Dusks überleben den Transfer also nicht“, wiederholte er praktisch was Vexen ihm zuvor erzählt hatte, „weißt du, woran das liegt?“

Dafür, dass er ein Niemand war, legte Vexen gerade täuschend echte Emotionen an den Tag – jedoch waren sein nervöses Tippen auf dem Computertisch und sein halb wütender, halb besorgter Gesichtsausdruck nicht mehr als eine Erinnerung an Emotionen, wie er sie als Mensch gezeigt hatte. Gewohnheiten.

„Ich kann nur Vermutungen aufstellen, keine Fakten“, antwortete der Blonde, „Aber am wahrscheinlichsten ist wohl, dass diese Niemande... oder viel mehr, ihre ehemaligen Existenzen, zu schwach dafür waren. Sie lösen sich auf, wenn man versucht, ein fremdes Herz in die leere Hülle einzupflanzen. Rein theoretisch sollte es aber bei stärkeren Niemanden möglich sein.“

Vexen war beunruhigt, und das vollkommen zu Recht. Worauf würde diese Sache hinauslaufen? Ein Glück, dass nicht er selbst die endgültige Testperson war...
 

„Weitere Versuche sind nicht nötig. Sieh die Sache als abgeschlossen“, sagte Xemnas und machte Anstalten, den Raum zu verlassen, aber seine Worte hatten Vexen verwirrt, sodass dieser ihn zurückhielt.

„Warte. Abgeschlossen? Heißt das, du wirst es einfach so durchziehen und abwarten, ob Zexion es überlebt?“ Eigentlich sollte es ihn nicht viel kümmern. Es waren nur Bilder in seinem Kopf die ihn daran erinnerten, sich einmal um den Jungen gesorgt zu haben. Er fühlte keine wirkliche Sorge.

„Ich wiederhole mich ungern,“, sagte der Superior, der in der Tür zum Labor stehengeblieben war, „sieh die Sache als abgeschlossen. Nummer VI wird nichts geschehen.“ Der blonde Wissenschaftler schwieg.

Hieß das, Xemnas wollte das Experiment abbrechen? Nachdem er so lange darauf bestanden hatte? Sollte er das etwa einfach glauben? Zexion war doch die erste Wahl für dieses Experiment gewesen, weil er noch so jung war. Abgeschlossen... viel wahrscheinlicher war es, dass Xemnas sich einfach jemand anderen dafür ausgesucht hatte.

Nur zu gerne hätte er seine Beweggründe weiter hinterfragt. Und nicht nur das, denn er wüsste auch zu gerne, wozu dieses Experiment, ein anderes Herz in einen Niemand zu transferieren, gut sein sollte. Ihr Ziel war es zwar, Herzen zu erlangen, aber würden andere Herzen sie nicht auch zu anderen Personen machen?

Nachdenklich ließ Vexen sich auf seinen Stuhl fallen. Herzen... Ihm schien, je mehr man über sie herausfand, desto weniger wusste man tatsächlich. Der Superior hatte den Raum verlassen.
 


 

Axel... Axel, wach auf...!“

Leise versuchte Saix, seinen Partner zu wecken, aber es wollte nicht beim ersten Versuch klappen. Der Rotschopf schlief tief und fest. Murrend drehte er sich auf die andere Seite.

Da sie keine Zeit zu verlieren hatten, aber auch ein falscher Laut gerade unangebracht war, hielt er Axel vorsichtig Mund und Nase zu. Nach Sekunden, die sich für Saix wie Minuten anfühlten, schlug er endlich panisch die Augen auf und wollte protestieren, hielt aber inne. Saix deutete ihm sofort, still zu sein.

„Jemand von der Organisation ist hier. Wir müssen weg!“, flüsterte er ihm schließlich zu, und Axel’s Augen weiteten sich. Wie konnte es sein, dass man sie so schnell gefunden hat?! Oder war dieser Jemand nur zufällig hier...? Eine Mission?

Als Axel den Schatten einer Person wahrnahm, reagierte er sofort und erschuf ein Schattenportal. Erst einmal weg zu einem anderen Punkt der Stadt – dann konnten sie überlegen, in welche Welt sie fliehen würden. Die Schattenportale kosteten Kraft, besonders zwischen Welten... Ihre Möglichkeiten waren begrenzt.

So lautlos wie möglich verschwanden Saix und Axel durch das Portal, welches sie in den Untergrund von Twilight Town führte.
 

Dass sie mit dem Portal einen Fehler gemacht hatten war ihnen nicht bewusst. Sie waren gerade einmal für ein paar Minuten im Untergrund, um kurz durchzuatmen, als sie plötzlich eine laute Stimme vernahmen.

„Ich weiß, dass ihr hier unten seid. Und an euer Stelle würde ich nicht weiter weglaufen. Die Organisation hat’s nicht so mit Kündigungen~!“

Man konnte Xigbar’s breites Grinsen beinahe aus seiner Stimme heraus hören. Axel und Saix erstarrten in ihrer Bewegung. Wie... war das möglich...?

Weg, sofort...!“, flüsterte der Rotschopf, beinahe panisch, und erschuf ein neues Portal. In diesem Moment kam Saix endlich die Erkenntnis. Er spürte die Energie, die von dem dunklen Tunnel ausging. Das bedeutete...

„Axel, nicht!“, zischte er und zog ihn sofort zurück, „Xigbar kann die Portale spüren, deswegen weiß er wo wir sind!“

Erschrocken blieb Axel stehen und ließ das Portal sofort wieder verschwinden, ehe sein Freund ihn am Arm mit sich riss und sie zu Fuß woandershin rannten. „Aber... wir können nicht hier unten bleiben...!“, keuchte der Rothaarige. Saix wusste das. Er wusste, dass sie nicht hierbleiben konnten, vermutlich würde Xigbar sie in kürzester Zeit erwischen. Flucht durch ein Schattenportal war aber die noch schlechtere Option. Es sei denn...

„Er... er ortet die Portale aufgrund der Dunkelheit, die von ihnen ausgeht. Aber wenn wir uns in der Welt der Dunkelheit verstecken...?“, schlug er vorsichtig vor, da er keine Ahnung hatte, ob es funktionieren könnte. Schwer keuchend blieb Axel stehen und schenkte ihm einen zweifelnden Blick. „Die Welt der Dunkelheit ist gefährlich...“, gab er zu Bedenken. Aber ihm wurde schnell klar, dass sie keine Wahl hatten. Entweder das, oder Xigbar würde sie erwischen und vermutlich... auslöschen.

„Los“, sagte der Rotschopf entschlossen und öffnete mit zitternder Hand ein Portal ins Reich der Dunkelheit.
 

Xigbar spürte das Portal, jedoch verschwand das Gefühl ebenso schnell wieder, wie es aufgetaucht war. Ein amüsiertes Grinsen schlich sich auf seine Züge. Sie waren ja doch nicht so dumm, wie es den Anschein hatte - wäre viel zu langweilig gewesen, wenn er sie jetzt schon am Haken hätte.

Die Frage war jetzt nur noch, was lustiger wäre. Die zwei im dunklen Reich verrotten lassen, bis sie freiwillig und auf Knien um Gnade winselnd zurückkommen, oder doch lieber die nette Einladung zum Versteckspiel annehmen? Xigbar kicherte leise. Endlich hatte er mal einen Job, der ihn nicht bis zum Grunde seiner Nichtexistenz langweilte.

Cage

Die Zeit im Reich der Dunkelheit schien unregelmäßig zu sein. Keiner von ihnen konnte wirklich sagen, ob sie nun schon zwei Tage oder erst einige Stunden hier unten waren. Sie wussten es nicht. Die kalte Gegend, die nur aus Schatten zu bestehen schien, hatte eine erniedrigende Wirkung, etwas, das jede Kraft aus ihren Knochen zu saugen schien. Es stimmte, sie waren fürs erste hier sicher – aber zu welchem Preis? Es wimmelte von größeren Herzlosen, die ihnen beiden schon stark zugesetzt hatten, und immer noch mussten sie damit rechnen, dass Xigbar sie längst durchschaut hatte und im Reich der Dunkelheit nach ihnen suchte. Konnten sie überhaupt irgendwohin fliehen?

Nach einer scheinbar ewigen Wanderung waren sie zumindest an einem Ort angekommen, der ihnen bekannt erschien. Der seltsame Strand... hier hatten sie beide kurz hingefunden, als sie gerade erst Niemande geworden waren. Bevor Xemnas sie aufgelesen hatte.

Keuchend ließ Axel sich auf den Boden fallen. Er war müde und leicht verletzt, und seinem Freund ging es kaum anders. So sehr sie auch beide gerne das Gegenteil glauben würden – sie hatten keine Chance, hier noch viel länger zu überleben. Und würden sie die Dunkelheit verlassen, würden sie Xigbar vielleicht mitten in die Arme laufen. Sie saßen hilflos in der Falle.

„Axel...“, sagte Saix mit zittriger Stimme und setzte sich zu ihm – Rücken an Rücken aneinander gelehnt, „Ich kann bald nicht mehr... und du auch nicht. Was ist... wenn wir uns einfach freiwillig stellen? Vielleicht... würden sie uns zumindest am Leben lassen...“

Obwohl er, wie er wusste, kein Herz hatte, kam es Axel vor, als würde irgendetwas in ihm aufgrund der Worte seines Freundes zerbrechen. „Ich will nicht, dass dir wieder was passiert“, sagte er und starrte auf den See hinaus. Eine Art Mond schien vom Himmel, vermutlich die einzige kleine Lichtquelle dieser dunklen Welt. Und der einzige schöne Anblick, trotz der bitteren Mischung mit der traurigen, leeren Umgebung. Das schwache Licht strahlte auf Axel’s Gesicht und weckte in ihm den Wunsch, diese Welt auf der Stelle und ohne nachzudenken zu verlassen.
 

Er spürte, wie Saix, immer noch mit dem Rücken an seinen gelehnt, nach seiner Hand griff. „Du bist ein Idiot. Ein gottverdammter Idiot. Glaubst du ich würde wollen, dass dir etwas passiert? Glaubst du, ich hätte mich vor dich geworfen und versucht dich zu schützen, wenn dein Tod damals nicht mein schlimmster Albtraum gewesen wäre? Du kannst nicht immer nur versuchen, mich zu beschützen. Du musst dir auch... von mir helfen lassen...“

Saix’ Stimme wirkte schwach. Er hatte keine gröberen Verletzungen, aber die Leere und Dunkelheit der Umgebung machte sie beide schwach. Vielleicht waren es auch die Erinnerungen. Als sie sich gerade erst als Niemande hier gefunden hatten und nicht einmal ihren eigenen Namen gewusst hatten. Er fragte sich, was wohl schlimmer war – kein Herz zu haben, oder nicht zu wissen wer man war.

„Nach dem, was in Radiant Garden passiert ist, hab ich mir Sorgen gemacht...“, fuhr der Blauhaarige leise fort, immer noch Axel’s Hand fest in seiner, um sich ein bisschen von seiner Wärme zu borgen, „Ich habe selbst gedacht, dass es das beste wäre, zu verschwinden. Hätte ich nicht geglaubt, dass wir eine Chance hätten, egal wie groß meine Zweifel waren... hätte ich gewusst, dass wir nicht einmal für einen Tag wirklich unentdeckt bleiben können, ich hätte dich einfach wieder bewusstlos geschlagen um dich daran zu hindern. Aber ich hab genauso geglaubt, dass es klappen könnte, wie du... es ist nicht deine Schuld.“

Damit beantwortete er automatisch einen Gedanken, der sich bereits seit etlichen Stunden in Axel’s Kopf eingenistet hatte. Ein einzelner Gedanke wie ein Parasit. Es war seine Schuld. Wegen ihm waren sie in Gefahr. Wegen ihm würde Saix vielleicht vernichtet werden. Die Schuld lag einzig bei ihm. Und dennoch behauptete sein Freund das Gegenteil.

„Hey... noch sind wir nicht tot“, sagte Axel und zwang sich zu einem Lächeln, drückte für einen Moment die Hand des anderen.

„Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst. Mir völlig egal, was du darüber denkst“, sagte Saix. Er lehnte seinen Kopf gegen die Schulter des Rothaarigen. Er wusste nicht, ob sein Freund ihn ernst nahm, aber diese Worte waren nicht nur dahingesagt. Egal was jetzt noch passierte, er würde das letzte beschützen, von dem seine Erinnerung ihm klar sagen konnte, dass es wichtig war. Nur zwei Dinge – sein Herz, und Lea.
 

Saix zuckte zusammen. Für einen Moment wünschte er, er hätte sich die Gestalt in einiger Entfernung nur eingebildet, aber seinen scharfen Augen entging nichts und das schwache Mondlicht reichte aus, um die Umrisse einer Person zu erkennen. Xigbar? Oder jemand anders?

Mit einem Ruck stand er auf und riss in derselben Bewegung Axel mit sich, der einen überraschten Laut von sich gab. Er verstand, dass Saix offensichtlich irgendeine Art von Gefahr entdeckt hatte, und ließ sich widerstandslos von ihm mitziehen. Sie rannten zu einem Felsen, die in dieser Welt mehr wie schwarze Hügel wirkten, und versteckten sich dahinter. „Ist... jemand da?“, fragte Axel so leise wie möglich.

„Irgendjemand... oder etwas. Ich bin mir nicht sicher“, flüsterte Saix und spähte für einen Moment zur Küste. Niemand war dort. Aber in der Ferne konnte er immer noch diesen Umriss einer Person erkennen, die eindeutig auf dem Weg zur Küste war.

„Weg hier. Wir können nichts riskieren“, beschloss Saix und erwartete überhaupt keine Antwort, sondern öffnete ein Portal und verließ sich darauf, dass Axel ihm folgte, was dieser natürlich auch ohne Widerspruch tat. Für einen kurzen Moment allerdings sah der Rothaarige noch einmal nervös zurück. Er bildete sich ein... ein Mädchen gesehen zu haben. Nur Einbildung?
 

Als sie aus dem Portal heraustraten, ging plötzlich alles so schnell, dass Axel sich kaum mehr an seine eigenen Reaktionen erinnern konnte.

Scharfe Schüsse verfehlten sie nur knapp und noch bevor sie sich vom Schock erholen und ausmachen konnten, woher sie kamen, schien der Boden vor ihnen plötzlich zu erzittern. Ein dunkler Fleck breitete sich aus, wie ein schwarzes Loch, und aus ihm stieg langsam ein Herzloser empor. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass Herzlose in der Größe eines riesigen Gebäudes überhaupt existierten. Axel’s Augen waren vor Schock weit aufgerissen. Einzelne Finger dieser Kreatur waren so groß wie er selbst.

„Was für ein Timing! Heute muss mein Glückstag sein!“, hörten sie plötzlich jemanden rufen. Ihre umso mehr geschockten Blicke trafen sich mit Xigbar’s grinsendem Gesicht. Er stand in einiger Entfernung auf einer Erhöhung, seine Waffe auf die anderen Niemande gerichtet. Der Herzlose schien ihn kein bisschen zu kümmern. Im Gegenteil. Anscheinend wollte er ihnen dabei zusehen, wie sie gegen ihn kämpfen.

Panisch sah Saix zu dem Monster vor ihnen auf. Aus dem dunklen Loch, aus dem er aufgestiegen war, quellten nun zusätzlich noch hunderte von kleineren Schattenlurchen. Längst hatten er und Axel ihre Waffen beschwört, aber alles an dieser Situation erschien derartig aussichtslos, dass sie sich genauso gut gegenseitig töten könnten.

„Was denn, Kinder? Hat da jemand Angst? Hättet ihr euch vielleicht vorher überlegen sollen!“, rief Xigbar, der offensichtlich die Show genoss, zu ihnen herunter.
 

Es machte Axel wütend. Aus Verzweiflung und Wut – Dinge, von denen er nicht sicher war, ob er sie tatsächlich fühlte – sammelte er seine Kraft zusammen und begann die Herzlosen zu attackieren. Entfernt hörte er, wie sein Partner seinen Namen schrie.

Saix selbst vernichtete die Schattenlurche mit seiner Claymore, allerdings nur jene, die ihn angriffen.

Sie hatten keine Chance zu kämpfen. Sie mussten fliehen. Er musste einen Weg finden, wieder klar denken zu können, und vor allem eine Chance, ein Portal zu erschaffen und sie hier wegzubringen...! Die Bewegungen des riesigen Herzlosen waren langsam. Wenn sie es schafften, die kleinen weitestgehend zu erledigen, hatten sie eine Chance zu entkommen. Nicht vor Xigbar. Aber vielleicht vor dem Tod.

Unzählige Schattenlurche stürzten sich gleichzeitig auf Axel. Er war bereits angeschlagen und hatte Mühe, sich zu verteidigen. Dennoch brannte ein Feuer in seinen Augen, in seinem ganzen Körper. Es brannte sich ein um ihn innerlich anzuschreien, dass er jetzt unmöglich sterben konnte.

In der Hitze des Gefechts fand er sich schwer keuchend Rücken an Rücken mit Saix wieder. Es brauchte keine Worte um klarzumachen, dass sie sich gegenseitig decken mussten um zu überleben. Die Hand des riesigen Herzlosen schwebte plötzlich durch die Luft und raste auf sie nieder. Axel bemerkte den Schatten. Selbstlos warf er sich mit aller Kraft gegen Saix, um ihn aus dem Weg zu stoßen.

Er selbst machte einen Satz nach oben um auszuweichen, doch er war eine Spur zu langsam gewesen. Die volle Wucht des Faustschlags schleuderte ihn zurück auf den Boden. Für einen Moment konnte er nicht atmen. Sein Körper wollte ihm nicht gehorchen. Er war gezwungen liegen zu bleiben.

War es das...?

Er spürte eine Hand an seinem Arm, die ihn grob und schnell hochzog. Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass die kleineren Schattenlurche alle verschwunden waren. Saix riss ihn mit sich durch ein Portal.
 

Was folgte, war völlige Stille.

Nur schmerzhaftes Keuchen und Stöhnen der beiden Niemande war zu vernehmen. Noch im Moment als sie den dunklen Tunnel verließen brach Axel kraftlos zusammen. Saix versuchte noch, ihn vor dem Sturz zu bewahren -

Aber das nächste Problem stand bereits direkt hinter ihnen und packte beide Arme des Blauhaarigen, um sie unsanft auf seinen Rücken zu verdrehen. Saix zischte leise vor Schmerz.

„Na na... wo wollt ihr denn hin? War der etwa doch eine Nummer zu groß für euch?“, hörte er Xigbar’s Stimme direkt an seinem Ohr. Der gefährliche Ton ließ ihn erzittern. Ihm war klar, dass er einfach in ihr eigenes Portal übergegangen war, um am selben Ort aufzutauchen. Sein Blick fiel auf Axel. Der Rotschopf versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Sein entschlossener Blick und der feste Griff um seine Chakrams zeugten davon dass er immer noch bereit war zu kämpfen. Trotz der zahlreichen Verletzungen und der Tatsache, dass er kurz vor der Ohnmacht zu stehen schien.

Saix wünschte sich, er würde aufgeben.

„Wie... hast du uns gefunden...?“, keuchte Axel. Er schaffte es wieder aufzustehen, aber sein ganzer Körper schien dabei leicht zu zittern.

„Nur eine Frage der Zeit...“, antwortete der Schütze und verstärkte seinen Griff um Saix’ Arme, sodass ein wenig mehr ihm vermutlich beide brechen könnte, „Natürlich, im Reich der Dunkelheit ist es kaum möglich, Schattenportale zu spüren. Da hattet ihr eine wirklich nette Idee. Dummerweise seid ihr aber keine Herzlosen... Ihr seid Niemande. Nicht Wesen der Dunkelheit, sondern Wesen des Nichts. Ihr gehört nicht hierher. Mit jedem eurer Kämpfe gegen Herzlose konnte ich eure Gegenwart spüren und verfolgen. Aber meinen Glückwunsch! Ihr habt es geschafft, ganze drei Tage zu entwischen!“

Saix zitterte wie verrückt, ob vor Schmerz oder vor Aufregung wusste er nicht. Für einen Moment war er froh, dass er die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation nicht fühlen konnte. Er würde es nicht ertragen. Auch, wenn ein wenig seiner geglaubten Emotionen in diesem Moment ihm täuschend echt erschienen.
 

„Lass ihn sofort los...!“, zischte Axel plötzlich und umklammerte seine Chakrams noch fester. Panisch riss Saix seine Augen auf. „Axel, hör auf...!“, rief er, aber seine Stimme schien zu versagen, seine Worte verloren an Kraft. Sie hatten längst verloren!

Dennoch stürmte der Rothaarige mit seiner letzten Kraft auf Xigbar zu, der daraufhin breit grinste, Saix tatsächlich los ließ und sich blitzschnell über ihn teleportierte, um mit gezückter Waffe Schüsse auf seinen Gegner regnen zu lassen.

Entgegen seiner Erwartung schaffte es der Rotschopf allerdings irgendwie ihnen allen auszuweichen, und noch ehe er das wirklich bemerken konnte – war er doch völlig überzeugt von seiner Treffsicherheit – flog eines der flammenden Chakrams auf ihn zu und traf seinen rechten Arm. Xigbar gab einen mehr wütenden als schmerzhaften Schrei von sich. Der Treffer hinterließ eine tiefe Wunde. „Du...“, zischte er sichtlich verärgert. Einen Gegenangriff zu starten war jedoch nicht mehr nötig.
 

Axel war an seinem Limit und brach zusammen. Er war bewusstlos. Als Xigbar näher kam und seine Waffe auf den Rotschopf richtete, auf ihn herabsah als wäre er eine Art Ratte, die man beseitigen musste, stellte sich Saix ihm sofort in den Weg. Mehr als das - er fiel vor dem Ranghöheren auf die Knie.

„Lass ihn. Bitte... Wir... kommen wieder mit. Du hast nicht den Auftrag bekommen, uns zu vernichten, oder?“ Es war eine vage Vermutung. Er hatte keine Ahnung, ob der Superior befohlen hatte sie zu vernichten, oder sie zurückzuholen. Doch er schien richtig zu liegen – der Schütze ließ seine Waffe verschwinden.

„Ihr gebt ein erbärmliches Bild ab“, bemerkte er abfällig und grinste dann leicht, „Aber du hast recht, Kleiner. Eigentlich soll ich euch nur zurückbringen. Ob beschädigt oder nicht ist allerdings meine Entscheidung.“

Eigentlich gefiel es ihm, dass der Kleine vor ihm kniete. An den Anblick könnte er sich glatt gewöhnen. Aber fürs erste beschloss er, dass er genug mit ihnen gespielt hatte. Eine Handbewegung genügte, um ein Portal zu öffnen, und Xigbar selbst schnappte sich den bewusstlosen Axel, um mit ihm über seiner Schulter durch den dunklen Tunnel zu verschwinden. Saix schwieg und folgte ihm mit gesenktem Kopf.

„Ich hoffe du hast ne gute Story für Xemnas, Nummer VII.“
 

Saix wusste, dass sie irgendeine Art von Bestrafung erwartete. Vielleicht würde Xemnas sie doch noch vernichten. Und selbst wenn nicht, mit einem Fluchtversuch kamen sie garantiert nicht glimpflich davon. Er hatte keine Ahnung was ihn erwartete, aber jede neue Vorstellung machte ihm Angst. Konnten sie Angst empfinden...?

War nicht alles, was sie glaubten zu fühlen, einfach nur ein ‚wollen’ und ‚nicht wollen’? Er wollte dem Superior nicht gegenübertreten, das wusste er. Aber er war auch irgendwie erleichtert. Denn Axel war bewusstlos. Das gab ihm eine Chance.

Der Rothaarige wurde direkt auf sein Zimmer gebracht. Xigbar sagte er würde warten, bis er wieder aufwacht. Saix hingegen hatte den Befehl, sich sofort im Versammlungsraum blicken zu lassen, wo Xemnas ihn erwartete. Ohne Widerrede machte er sich auf den Weg.

Keine weiteren Fehler mehr. Nichts mehr, was Axel verletzen könnte. Er war entschlossen, ihn zu schützen, was auch immer ihn das kosten würde. Wenn er dafür gehorsam sein musste, dann sollte es so sein. Wenn er dafür die doppelte Strafe erhielt,

war das in Ordnung. Diese Entscheidung hatte er bereits getroffen.
 

Der Versammlungsraum war leer, bis auf Xemnas, der ganz oben thronte. Saix war auf seinem Sitz aufgetaucht, den Kopf demütig gesenkt.

„Nummer VII... Wie schön, dich wieder bei uns zu haben.“

Die Stimme des Superiors war eiskalt und völlig emotionslos. Saix glaubte, selbst wenn er es versuchen würde, könnte Xemnas abgesehen von Wut nicht einmal Gefühle vortäuschen. Wusste er überhaupt irgendetwas über Emotionen? Hatte er überhaupt einmal wirklich gelebt...?

„Ich hoffe dir ist klar“, fuhr der Silberhaarige fort, „dass euer Verhalten nicht wirklich angebracht war. Genau genommen müsste ich euch beide vernichten.“ Saix erstarrte beinahe zu Eis. Aber der Superior sprach einfach weiter. „Allerdings seid ihr wichtige Bestandteile der Organisation. Du und Nummer VIII, ihr werdet noch gebraucht.“

Es ließ ihn aufatmen und gleichzeitig zittern bei der Vorstellung, was er stattdessen machen würde. Was die Strafe sein würde. Und ob er eine Chance hatte, Axel aus der Sache rauszuziehen.

„Die Sache... war meine Schuld“, begann er vorsichtig und zwang sich, zu Xemnas aufzusehen, um seinen Worten mehr Kraft zu verleihen, „Ich habe Axel- Nr. VIII dazu gezwungen, mit mir zu kommen. Ich war es, der fliehen wollte. Ihn trifft keine Schuld.“ Er wusste, wie lächerlich dieses Argument für Xemnas klingen musste. Und tatsächlich – der Superior lächelte leicht, für seine Verhältnisse ein Anzeichen, dass er wahnsinnig amüsiert sein musste. Saix’ Hoffnungen schwanden langsam dahin. Er konnte ja doch nichts tun...

„Du willst eine Strafe für einen Niemand auf dich nehmen? Was für ein seltener Narr...“, sagte Xemnas und schenkte ihm einen gespielt mitleidigen Blick, „Wenn du allerdings darauf bestehst, bin ich bereit dir den Gefallen zu tun.“

Beinahe wäre Saix ein „wirklich?!“ herausgerutscht, doch er hielt seinen Mund. Seine Hände zitterten. Er würde Axel tatsächlich verschonen?
 

Xemnas teleportierte sich nach unten, in die Mitte des Raums. Er deutete ihm ebenfalls herunterzukommen, was Saix widerwillig befolgte.

„Knie nieder. Wehr dich nicht.“

Saix zitterte unkontrolliert. Er wollte sich nicht vorstellen, was mit ihm geschehen würde. Er versuchte sich einzureden, dass es vielleicht nicht allzu schlimm war. Hätte er auch nur ansatzweise eine Ahnung gehabt, was hier tatsächlich mit ihm geschah, er hätte sich vermutlich vorher selbst vernichtet. Widerstandslos fiel er auf die Knie.

Der Superior beschwor eine Waffe. Doch zu Saix erstaunen waren es nicht seine ätherischen Klingen. Es war etwas anderes. Ein seltsames Schwert, von dem er glaubte es irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Er wollte panisch zurückweichen, war aber gezwungen sich nicht zu bewegen. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete er, wie Xemnas sich selbst mit dem Schwert eine Wunde zufügte, genau da, wo sein Herz sein sollte. Völlig fassungslos starrte Saix ihn an. Was tat er? Wieso erstach er sich selbst?

Das Schwert schien ihn nicht sonderlich verletzt zu haben, aber nun richtete er es auf Saix. Und rammte es in exakt dieselbe Stelle.
 

Was Saix in diesem Moment laut schreien ließ, war nicht die Wunde des Schwerts, denn die spürte er kaum. Es war irgendetwas in ihm. Sein ganzer Körper schmerzte. Alles in ihm schien zu ziehen und zu zerren, sich gegen einen unbekannten Schmerz zu wehren, der mit jeder Sekunde größer wurde. Hilflos krallte er seine Hände an die Stelle, wo Xemnas das Schwert gerade erst wieder herausgezogen hatte, versuchte verzweifelt die Schmerzen zu dämmen, die ihn innerlich zu zerfressen schienen.

Er konnte sich nicht einmal mehr auf den Knien halten, fiel zu Boden, hielt sich den Kopf. Seine Schreie wurden lauter. Für einen Moment glaubte er sogar, Tränen in seinen Augen zu spüren. Irgendetwas war in ihm. Überall. In seinem Körper, in seinem Kopf. Es hörte nicht auf, es wurde schlimmer.

„Aufhören... Bitte... Xemnas...!“, flehte er und sah zu ihm auf, den blanken Horror ins Gesicht geschrieben.

Das Gesicht des Superiors war emotionsloser denn je. Das Schwert war verschwunden. Stattdessen hielt er nun eine seiner ätherischen Klingen und beugte sich zu Saix hinunter, der wie Espenlaub zitterte. Schmerzen jagten sich wie gewaltige Stromstöße durch seinen Körper. Er fühlte sich, als würde er gegen etwas ankämpfen, dass versuchte von ihm Besitz zu ergreifen. „Bereust du deine Entscheidung?“, fragte der Superior lächelnd, ohne dabei eine Antwort zu erwarten.

Gequält sah Saix zu dem Silberhaarigen auf, der plötzlich seine Klinge auf ihn richtete, auf sein Gesicht. Er setzte sie an, sie brannte sich in Saix’ Haut. „N-nein...! BITTE NICHT!“ Zitternd und schreiend musste er es über sich ergehen lassen, wie Xemnas ihm ein blutiges X mitten in sein Gesicht schlitzte, während er immer noch verzweifelt versuchte gegen die Schmerzen anzukämpfen, die ihn innerlich zerrissen.
 

„Damit du nicht wieder vergisst, wo du hingehörst.“

Es war das letzte was Saix hörte, ehe alles um ihn in Dunkelheit getaucht wurde, und er selbst sich vollkommen sicher war, dass er tot war. Zumindest ein Teil von ihm.

Xemnas ließ ihn allein zurück.

Silence

Eh... tut mir leid dass das so lange gedauert hat "XD (falls hier noch irgendjemand mitliest... ich lebe yay) Dieses Kapitel ist nur kurz, aber hey, ich schreibe endlich weiter und künftige Kapitel werden die gewohnte Länge haben~ Irgendwie wirds jetzt nur noch unlustig und dramatisch. Was das Schreiben nicht leichter macht. my feels. HAVE FUN 8D
 


 


 

- Silence -
 

Axel wusste nicht, ob es ihm nur so vorkam, aber über dem Schloss in der Welt die niemals war lag eine seltsame Stille. Vielleicht war es auch nur er selbst, der so still war. Tagelang hatte er kaum mit jemandem gesprochen. Nur mit einer Person... die ihm nicht antwortete. „Es tut mir leid...“, wisperte er zum hundertsten mal, wohl wissend, dass Saix ihn nicht hören konnte. Nummer VII war vollkommen bewusstlos, und das schon seit einer Woche. Manchmal wirkte er als würde er seelenruhig schlafen, dann wieder als ob ihn die schrecklichsten Albträume plagen würden. Immer wieder griff Axel nach der Hand des Blauhaarigen, nur um kurz sicher zu gehen, dass er noch lebte. Einige Male hatte Saix sogar seine Augen leicht geöffnet, aber sie wirkten leer. Verlassen. Als hätte man alles Leben und Farbe aus ihnen gezogen.
 

Axel saß auf der Kante des Betts. Ihm war schwer nach Heulen zumute, und er fragte sich, ob das überhaupt möglich war. Er war traurig. Aber sie waren Niemande... sie konnten keine echten Gefühle haben. Spielten ihm seine Erinnerungen einen Streich? Er strich dem schlafenden Saix vorsichtig ein paar Haare aus dem Gesicht. Dabei fiel sein Blick auf die tiefe, X-förmige Wunde mitten auf seinem Gesicht. Er brauchte keine Erklärung um zu wissen, wer das getan hatte. Sein Problem war, dass er keine Chance hatte sich dafür an Xemnas zu rächen, da er zu schwach war. Und sein viel größeres Problem war das Schuldgefühl, welches wie tonnenschwere Steine auf seinen Schultern lastete und ihm zuflüsterte –

Diese Narbe hat er dir zu verdanken, nicht Xemnas.
 

Und was, wenn Saix nicht mehr aufwachte?

Wie würde es dann weitergehen, falls überhaupt irgendetwas weiterging?
 

„Versuchst du schon wieder mit ihm zu sprechen?“

Axel zuckte kurz, entspannte sich aber schnell wieder. Nach mehr als einem Jahr in der Organisation war man es irgendwann schon fast gewohnt, dass Xigbar einfach aus dem Nichts auftauchte. Von diesem Nichts gab es in dieser Welt immerhin auch genug. Der Schütze lehnte sich entspannt gegen die Tür und musterte seinen Kollegen.

„Verschwinde“, murmelte Axel und würdigte den Ranghöheren nicht einmal eines Blickes. Er hatte genug von ihm, von Xemnas, und auch vom gottverdammten Rest dieser Organisation. Momentan war er nicht in der Stimmung mit einem von ihnen zu reden. Viel lieber würde er ihnen allen lachend beim Sterben zusehen.

„Goldig bist du, wie immer“, sagte Xigbar und verdrehte die Augen, „aber weißt du, ist vielleicht gar nicht so blöd, was du machst. Man sagt ja, bewusstlose Menschen könnten manchmal hören was man zu ihnen sagt.“

Axel’s Hand zitterte. Es war die Flamme in ihm, die explodieren und Xigbar seine Chakrams durchs Rückgrat treiben wollte. Er würde es tun, wenn er nicht schon mehr als genug Ärger hätte. „Was kümmert es dich?“, zischte er und drehte sich nun doch zu ihm um.

„Krieg dich mal ein. Weißt du, deine Situation könnte nochmal schlimmer sein, wenn ich Xemnas das hier gezeigt hätte.“ Der Schütze grinste breit und deutete auf seine Schulter, wo Axel ihn damals schwer verletzt hatte. Die Wunde war tief und noch längst nicht verheilt, doch dank der schwarzen Kutte konnte man nichts davon erkennen. Xigbar konnte froh sein, dass der Arm noch dran war. „Laut meinem Bericht seid ihr beide freiwillig wieder zurückgekommen, nachdem ich euch aufgespürt hab’.“
 

Axel schwieg. Er hatte den Superior angelogen? Wozu? Es war immerhin nicht so, als ob sie die dicksten Freunde wären. Xigbar war ein Arschloch, und jeder wusste, dass er der engste Vertraute von Xemnas war. „Wenn’s dich befriedigt, Danke“, brachte er schließlich hervor und schaffte es sogar dem anderen dabei ins Gesicht zu sehen.

„Und, wirst du weiter hier sitzen bleiben oder auch mal deine Missionen erledigen?“

„Ich will mit Xemnas reden. Ich will wissen, was er ihm angetan hat.“ Xigbar lachte. Gab es etwas, das nicht unterhaltsam für ihn war? „Davon rate ich dir ab“, sagte er und warf einen flüchtigen Blick auf Saix, „Und ich vermute mal dass er das auch nicht gewollt hätte. Immerhin wollte er dich vor einer Strafe bewahren, und jetzt willst du Xemnas in die Arme laufen? Überleg dir was du tust.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verließ Xigbar den Raum. Niedergeschlagen starrte Axel seinen bewusstlosen Freund an. Wenn er doch nur aufwachen würde. Wenn er ihm doch nur antworten könnte... Er wollte ihm danken für das, was er getan hatte, und gleichzeitig wollte er ihn schlagen, weil er das nicht hätte tun sollen. Er hätte die Schuld niemals allein auf sich nehmen dürfen, vor allem da nichts davon wirklich seine Schuld gewesen war. Aber was brachten ihm all diese unausgesprochenen Worte, wenn er gar nicht mehr aufwachte?

Sein stetiger Blick blieb an den leicht geöffneten Lippen hängen, und wie von Magie angezogen konnte er nicht anders als sich vorzubeugen und ihn sanft zu küssen. Nur ein kurzer, flüchtiger Kuss, und dennoch ließ es ihn erzittern. „Bitte wach wieder auf, Isa...“, flüsterte er ein letztes Mal, ehe er durch ein dunkles Portal aus dem Raum verschwand.
 

„Ich könnte dich nie vergessen... glaub mir, ich versuchs die ganze Zeit.“
 

„Siehst du? Ich bin unsterblich!“
 

In den folgenden Tagen wurde Axel immer wieder zusammen mit Zexion auf leichtere Missionen geschickt, damit dieser Erfahrung sammeln konnte. Überraschenderweise lernte das Kind sogar ziemlich schnell dazu und konnte sich sogar schon recht gut verteidigen, auch wenn Axel nicht immer ganz mitbekam wie er das tat. Und, noch viel erstaunlicher, der Kleine hatte angefangen zu sprechen. Nur kleine Worte, aber doch. Trotz allem fühlte Axel sich mehr wie ein Babysitter als auf Mission mit einem fähigen Partner. Saix war nun einmal nirgends zu ersetzen, auch in dieser Hinsicht nicht. Heute waren sie beim Schloss des Biests unterwegs, eine dunkle und kalte Welt, in der selten etwas Aufregendes vor sich ging. Abgesehen von dem stets wütenden Biest, das hier umging und Herzlose vernichtete.
 

Interessant war Zexion halt schon irgendwie. Axel konnte seine Neugier kaum verbergen. „Sag mal, hast du eigentlich früher immer schon im Schloss von Radiant Garden gelebt?“ Der Junge sah mit großen Augen zu ihm auf und schüttelte lediglich den Kopf. Zum wiederholten Mal musste Axel feststellen, dass der Kleine zwar wie ein Kind aussah, was er auch war, aber sein Gesichtsausdruck viel... erwachsener wirkte. Oder erfahrener, als hätte er in seinem jungen Alter schon viel durchgemacht. Nun ja, er hatte sein Herz verloren und war zu einem Niemand geworden – das zählte eigentlich auch schon als viel.

„Haben die dich adoptiert?“, fragte er weiter, unbedacht darauf ob ihn das überhaupt etwas anging. Zexion wirkte, als müsste er kurz über die Bedeutung der Worte nachdenken, nickte dann und sagte: „Ansem.“ Ansem der Weise also. Wieder ein Punkt, der Axel interessieren würde – was war aus ihm geworden? Alle, die damals im Schloss anwesend waren, sind zu Niemanden geworden, also warum Ansem nicht? Oder versteckte er sich bloß irgendwo...?

„Weißt du wo er ist?“

Überrascht sah Axel ihn an. Der Kleine war ein wandelndes Mysterium und schien sich um nichts auf der Welt zu kümmern, aber dass er tatsächlich mal an einem anderen Menschen interessiert zu sein schien... er musste Ansem ziemlich gern gehabt haben. Armer Junge. Es war offensichtlich, dass er seine Eltern verloren hatte, aber dann auch noch den Adoptiv-Vater zu verlieren – manchmal schien es ja ganz gut zu sein, dass Niemande nichts fühlen konnten. Es blieb einem so einiges erspart.„Nein, tut mir leid“, antwortete Axel ehrlich, und der jüngere verfiel erneut in eisernes Schweigen.
 

Ihre Mission bestand nur aus dem Erforschen des Gebiets. Normalerweise fand Axel es irrsinnig interessant, andere Welten zu besuchen, aber ohne Saix war es einfach nicht dasselbe. Er vermisste ihn... er vermisste seine gespielt genervte Art, vermisste es ihn zu ärgern, er vermisste es ihm nahe zu sein. konnten Niemande jemanden ehrlich vermissen? Oder war das wieder nur ein Trugbild...?

Er lachte leise, was Zexion dazu veranlasste fragend zu ihm aufzusehen. „Nichts, ich... ich dachte nur gerade, dass es fast schon lustig ist, wie wenig wir eigentlich über uns selbst wissen... über Niemande“, sagte Axel und versuchte zu Lächeln, so wie er immer vor sich hin grinste wenn sein Partner bei ihm war. Es wollte heute nicht so recht gelingen. Der Junge antwortete ihm nicht. Nun, er hatte auch keine Antwort erwartet.

Ein leises Seufzen entkam dem Rothaarigen. Hier waren nicht einmal Herzlose, die ihn ablenken könnten.
 

Nur diese nervtötende Stille.

Isa, bitte wach auf.



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  Rinoa_Heartilly
2013-06-18T12:40:05+00:00 18.06.2013 14:40
Also erst mal hallo ^^
Ich finde diese Geschichte soo~ Schön. Saix tut mir leid, so wie er von Xemnas zugerichtet wurde.
*Xemnas haut*
Und das für Axel. Soo~ Süß. Aber auch traurig.
Nja aber ich haffe das es bald weiter geht :3

LG Rinoa
Von:  TKTsunami
2013-02-03T11:23:31+00:00 03.02.2013 12:23
Und wenn er aufwacht ist er nicht mehr Isa
Also... wird Isa wohl nie wieder aufwachen...
*sniff*
So traurig.
Armer Axel, ich fühl richtig mit
Aber ein schönes Kapitel^^

TK was here
Von:  jackal
2012-11-21T23:31:58+00:00 22.11.2012 00:31
Saix ;A; ;A; ;A; ;A; ;A;
Oh Gott er nimmt das auf sich, nur um Axel zu beschützen .__________.
Ich hab schon damit gerechnet, dass Xemnas das jetzt tun würde, aber armer armer Saix x.x

und woah du stellst die alle so perfekt dar, ich kann mir das so gut vorstellen! ö_ö
Von:  TKTsunami
2012-11-21T17:40:19+00:00 21.11.2012 18:40
Autsch
Axel wird ausrasten.... sollte er es je erfahren.
Und ich werde das Gefühl nicht los, dass das der Moment ist, wo Saix sich langsam von Axel abwendet, ihm nicht zeigen kann was er 'fühlt'
Oh je...
Aber Xemnas ist cool. So voll amüsiert (für seine Verhältnisse *hust*) Der hat das doch von Anfang an geplant...

TK was here
Von:  TKTsunami
2012-11-18T16:44:11+00:00 18.11.2012 17:44
Oh je
Axel macht sich wahrscheinlich mehr Sorgen um Saix's Schicksal als um sein eigenes
Aber was hat Xemnas vor? Lässt er es wirklich sein, oder will er die 7 und 8 verwenden?
Hach, ich mag Xemnas~ Aber Axel und Saix auch x3

So und nun zu deiner FF. Ich liebe sie und freue mich jedes Mal über ein neues Kapitel. Das du nicht ganz zufrieden bist, kann ich nachvollziehen. Das habe ich selber ganz oft und alle sagen dann immer "Doch die ist toll!" Nun ich kann nicht sagen, was dich stört. Aber wenn du das Gefühl hast nicht so gut zu schreiben wie sonst, versuch die passende Musik zu hören. Die unterstützt damit deine Stimmung und kannst dich so erst recht hinein versetzen. Vielleicht hilft dir das ja.
Aber ich kann nur sagen, dass ich richtig glücklich bin das neuste kapi zu lesen^^

TK was here
Von:  jackal
2012-11-18T03:54:04+00:00 18.11.2012 04:54
Ich find die FF toll, keine Zweifel! ö_ö
Und ich find es gut, wie du erklärst, dass ihre Reaktionen nur durch Erinnerungen an Emotionen entstehen, das erklärt es passend und klingt irgendwie cool :D
Ich hoffe, Xigbar erwischt sie mitnichten.
Von: abgemeldet
2012-11-16T21:15:19+00:00 16.11.2012 22:15
Ich kriege Gänsehaut! >_<
Und warum bist du nicht zufrieden? :'D
Es ist toll <3
Von:  jackal
2012-11-02T22:26:46+00:00 02.11.2012 23:26
Alter die Szene im Bett omg meine Augen wurden mal wieder feucht ;A;
So Szenen bringen mich total zum hyperventilieren, die beiden machen mich fertig xD
Du beschreibst sie richtig passend, man kann es sich perfekt bildlich vorstellen! Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel *-*
Von: abgemeldet
2012-11-02T21:18:29+00:00 02.11.2012 22:18
habs in die favos getan

die idee finde ich super und ich bin schon auf den weiteren verlauf gespannt
Von:  TKTsunami
2012-11-02T18:13:32+00:00 02.11.2012 19:13
Ich mag Xemnas
Xemnas ist toll
Vor allem, das er es sehr interessant findet, dass Saix und Axel anfangen Herzen zu entwickeln
Und Axel ist ja mal wieder herrlich mit seinem "Ich will das jetzt und nichts (XD) kann mich aufhalten! Also sag nichts und kommt mit!"-Einstellung.
Ich fand ja den Abstaz niedlich,d ass Saix ihn nie allein lassen würde. Wenn man bedenkt wie es später aussieht, ist das... traurig
Ich bin schon gespannt wie es weiter geht.

TK was here


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