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Exploratory Urge

von

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Schon immer war Aoi ein Perfektionist gewesen. Er hatte immer der Beste sein wollen: in der Schule, im Sport, in der Musik – vor allem in der Musik. Wenn er ein Ziel vor Augen hatte, erreichte er dieses meistens auch ohne große Komplikationen. Sein Ehrgeiz hatte ihm dabei immer sehr geholfen. Und seine Eltern, denen er es nie hatte recht machen können. Früher hatte er all das nur getan, um sie glücklich zu machen, um gelobt zu werden, um geliebt zu werden, und es hatte eine sehr lange Zeit gedauert bis er verstanden hatte, dass er all das nie bekommen würde. Zumindest nicht von seinen Eltern.

Als erst sein Bruder und dann auch noch seine Schwester zu Hause ausgezogen waren, war es unerträglich geworden. Er hatte es nicht mehr ausgehalten, hatte seinen Kram gepackt und war in den nächsten Zug nach Tokyo gestiegen, ohne dort auch nur einen Menschen zu kennen.

Die erste Zeit war hart gewesen, doch er hatte sich durchgeschlagen, bald eine Band gefunden und die ersten Auftritte mit ihr gehabt. Viel hatte er nicht verdient, aber er war über die Runden gekommen.
 

Wenn er an seine Anfangszeit als Musiker zurückdachte, musste er lächeln. Jedes Mal. Es war erstaunlich, wie weit er ohne jegliche Unterstützung von zu Hause gekommen war. Mittlerweile war er Gitarrist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Bands Japans und auch im Ausland wurden sie immer bekannter und gefragter. Kaum zu glauben, dass es The Gazette schon fast ein Jahrzehnt gab und sie immer noch miteinander zurechtkamen – was wohl auch daran lag, dass sie zwar Freunde waren, aber nicht ihre gesamte Freizeit miteinander verbrachten. So hatten die anderen seine Freundin bisher erst ein paar mal gesehen und das störte ihn nicht unbedingt. So gern Aoi seine Bandkollegen auch hatte, er musste sie nicht 24 Stunden, sieben Tage die Woche um sich haben. Nicht nur er hatte seine Macken und konnte allen damit auf den Senkel gehen. Umso besser, dass Mai sie ertrug – was wohl nicht zuletzt daran lag, dass er eben er war, berühmt und nicht unbedingt hässlich. Und er ließ auch ihr ihre Freiheiten.
 

Wenn er ehrlich war, wusste Aoi gar nicht mehr richtig, wie sie zusammen gekommen waren. Vor etwa einem Jahr hatten sie sich in einem Club getroffen, er hatte sie mit zu sich genommen, sie hatten eine wundervolle Nacht miteinander gehabt und auf einmal war sie da gewesen. Aoi war sich nicht mal sicher, ob er sie wirklich liebte, aber sie verlangte nicht danach, dass er es sagte, also musste er sich darüber keine Gedanken machen. Wenn er wirklich ernsthaft darüber nachdachte, würde er wahrscheinlich zu dem Schluss kommen, dass es keine Liebe war. Er mochte sie zwar sehr und sie war eine nette Abwechslung zu dem anstrengenden Bandalltag, aber Liebe war es nicht unbedingt. Vielleicht wusste sie das ja und hielt sich deshalb zurück. Vielleicht hatte sie aber auch einfach Angst, dass er sie auf die anderen Männer ansprach, die sie regelmäßig traf, und dann Schluss machte. Woher sollte er das wissen? Er kannte sie mittlerweile zwar sehr gut, aber auch er konnte den Menschen nur vor den Kopf gucken. Und solange sie nicht auf die Idee kam, mit anderen auszugehen, wenn er zu Hause war, war ihm das ehrlich gesagt egal. Auch er war kein Unschuldslamm. So eine Tour konnte verdammt lang sein und auch er war nur ein Mann – auch wenn er darauf achtete, dass der Rest der Band nichts davon mitbekam, denn er hatte keine Lust sich von Kai Vorwürfe machen zu lassen, was er so trieb, wenn seine Freundin zu hause saß und ihn vermisste.

Sie vermisste ihn bestimmt nicht, dessen war er sich sicher.
 

Er drehte sich um und betrachtete ihre Silhouette in dem schwachen Licht, das durch die geöffneten Vorhänge von draußen herein drang. Sie war nackt. Er liebte es, wenn sie nackt neben ihm lag, also hatte sie es sich zu Gewohnheit gemacht, fast immer nackt zu schlafen. Vorsichtig berührte er ihre Schulter, fühlte die weiche Haut und ließ seine Finger darüber tanzen, fuhr langsam ihre Wirbelsäule herab und er kam nicht drum herum, sich zu fragen, warum er es ausgerechnet mit ihr schon so lange aushielt. Natürlich hatte er auch vor ihr Beziehungen gehabt, doch die waren immer kurzlebiger geworden, je bekannter The Gazette geworden war. Er war sich sicher, dass das in erster Linie der Grund war, warum sie bei ihm geblieben war, aber sie versuchte nicht ihn für sich allein zu haben. Ihr Glück, sonst wäre sie schon längst wieder weg gewesen.
 

Mai seufzte leise, als er mit seiner Hand ihren Hintern erreicht hatte. Er strich darüber und konnte es nicht sein lassen kurz mit den Fingern zwischen ihren Beinen zu verschwinden. Aber wirklich nur kurz, schließlich wollte er sie nicht wecken.

Erneut entkam ihren Lippen ein Seufzen und sie drehte sich auf den Rücken, sodass er ihren schönen Körper in voller Pracht betrachten konnte. Er lächelte. Wieder begann er über ihre Haut zu streicheln, zupfte vorsichtig an ihren Brustwarzen, die sich ihm schnell gierig entgegen reckten. Es erstaunte ihn immer wieder aufs Neue, wie gierig ihr kleiner Körper doch war. Er spielte noch ein wenig an ihren Brüsten herum, die selbst kleiner waren als die seiner ersten Freundin in der Schule damals, aber das störte ihn nicht. Er mochte es sogar, ihre kleinen Brüste und ihren flachen Hintern. Ihr fast knabenhaftes Aussehen. Hätte sie nicht ein so hübsches Gesicht und so lange Haare, hätte man sie wirklich fast für einen sechzehnjährigen Jungen halten können.
 

Er schluckte und hielt in seinen Liebkosungen inne. Nicht zum ersten Mal kam ihm dieser Gedanke, doch er war jedes mal auf's Neue erschreckend für ihn. Es häufte sich, dass er darüber nachdachte, dass sie kaum weibliche Kurven hatten und ihr Körper sich wirklich nicht sehr von dem eines Jungen unterschied. Neulich hatte er sich selbst sogar dabei erwischt, wie er sich vorgestellt hatte, sie hätte einen Schwanz und er würde sie in den Hintern ficken, was ihn enorm angemacht hatte, doch im Nachhinein war es ihm peinlich gewesen, also hatte er versucht es zu verdrängen. Eine Weile hatte das auch ganz gut geklappt, bis er eines Nachts schweißgebadet aufgewacht war – nicht, weil er einen Albtraum gehabt hatte, nein. Er hatte einen sexy Traum gehabt, war mit Mai zugange gewesen, doch kurz bevor es zur Sache gegangen war, hatte sie ihn plötzlich gepackt und herumgedreht. Aus ihrem winzigen String kam ein riesiger Schwanz hervor, mit dem sie ihn hart und erbarmungslos genommen hatte.

Als er aufgewacht war, hatte er feuchte Shorts gehabt. Und als er ins Bad verschwunden war, um sich zu waschen, war er immer noch so scharf gewesen, dass er sich erst mal einen runter holen musste, um auch nur wieder ans Schlafen denken zu können.
 

Er wusste, was all das zu bedeuten hatte, er war ja nicht dumm. Es fiel ihm nur schwer es sich einzugestehen. Er wollte Sex mit Männern. Wenigstens ein Mal, um zu wissen, wie es ist. Doch wie sollte er das Mai beibringen? Auch wenn das zwischen ihnen nicht wirklich eine Liebesbeziehung war, so lebten sie doch zusammen und sie war ihm wichtig, also konnte er nicht einfach mit einem Mann ins Bett steigen – mal ganz davon abgesehen, dass er nicht mit irgendwem ins Bett wollte. Er hatte schon gewisse Ansprüche, die erfüllt werden mussten... Und er musste aufpassen, wen er sich aussuchte. Wenn die Weiber herum erzählten, er hätte sie abgeschleppt, war das eine Sache, aber wenn sich herumsprach, dass er es mit einem Kerl getrieben hatte, war das etwas ganz anderes!

Das größte Problem war aber wohl, dass er überhaupt keine Ahnung hatte, wo er nach einem potentiellen Bettgefährten suchen sollte.
 

„Hey, was spielst du mir da unten rum? Schon wieder geil?“

Aoi zuckte zusammen und sah erst Mai an, dann zu seiner Hand, die, ohne dass er es mitbekommen hatte, zwischen Mais Beinen verschwunden war und da ihr Unwesen trieb. Sofort zog er sie zurück und schüttelte den Kopf. Nein, er war nicht schon wieder geil.

Seine Schweigsamkeit schien Mai zu beunruhigen, denn sie drehte sich auf die Seite und musterte ihn mit gekrauster Stirn. Eine ganze Weile schwieg sie, dann legte sie ihre Hand an seine Wange und strich behutsam darüber. „Was ist los, Süßer?“
 

Aoi brauchte eine ganze Weile, bis er realisierte, dass sie sich ernsthaft Sorgen machte. Das wollte er natürlich nicht. Das einfachste war wohl ihr zu sagen, dass er sich Sorgen wegen der Deadline für die neue Single machte, aber es fühlte sich falsch an jetzt auch nur daran zu denken sie anzulügen. Und wenn sie wirklich wissen wollte, was ihn bedrückte, konnte er wohl auch mit der Sprache raus rücken, oder? Bisher war sie ja auch immer offen für seine Ideen gewesen, egal wie pervers sie gewesen waren. Mai war kein kleines schüchternes Mädchen.
 

„Ich hab nur nachgedacht...“, sagte er um sich ein wenig Zeit zu verschaffen sich über seine Antwort klar zu werden.

„Worüber?“

Warum war sie nicht müde? Sie hatte doch bis eben noch tief und fest geschlafen, wie konnte sie da so schnell reagieren, verdammt?

Aoi seufzte, er konnte nicht anders. Dieses Mal ließ er sich Zeit mit seiner Antwort, denn er wollte nicht zu direkt sein und sie verschrecken. Vielleicht machte es alles ja besser, wenn sie dabei war? Er musste sich ja nicht allein mit einem Mann treffen und Sex haben. Wenn er darüber nachdachte, war es ihm sogar lieber, wenn Mai dabei war. Dann musste er da nicht allein durch. Mai würde so eine Situation bestimmt um einiges auflockern können.

„Was hälst du von einem Dreier?“, fragte er schließlich und sah sie unsicher an. Ihre Stirn krauste sich und er sah die kleinen Rädchen hinter ihrer Stirn förmlich rattern. Es dauerte ein paar Augenblicke, aber schließlich entspannte sich ihr Gesichtsausdruck und ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen.

„Sag doch einfach, dass du mal was anderes im Bett brauchst. Dazu brauchst du doch nicht meine Erlaubnis. Aber nett, dass du auch an mich denkst.“, schnurrte sie und schmiegte sich ganz eng an ihn. Er spürte die Wärme ihres Körpers und ihre kleinen harten Nippel an seiner Haut. Er musste unwillkürlich schlucken.
 

„Eigentlich dachte ich an einen anderen... Mann...“, sagte er so leise, dass er selbst nicht sicher war, ob sie es überhaupt mitbekommen hat. Aber sie begann über seine Seite zu streichen und drückte sich an ihn.

„Ich wusste ja gar nicht, dass du voyeuristisch veranlagt bist, Schatz.“

Wieder musste er schlucken. Wo kam plötzlich dieser riesige Kloß in seinem Hals her? Es fiel ihm doch sonst nicht so schwer mit ihr über so was zu reden!

Er konnte nichts sagen. Allein das Andeuten eines Kopfschüttelns zustande zu bringen, verlangte ihm grade sehr viel ab.

Fragend sah sie ihn an, aber er blieb stumm. Wieder kräuselte sich ihre Stirn.

War es wirklich so schwer zu verstehen, was er wollte?
 

Aoi gab sich einen Ruck. Er nahm all seinen Mut zusammen, atmete tief durch und ließ dann die Bombe platzen. „Eigentlich würd` ich mich gern ficken lassen.“

Und das schlug wirklich ein wie eine Bombe. Ruckartig zog Mai sich zurück und sah ihn geschockt an. Sie schien vollkommen überfordert, was Aoi ihr nicht einmal verübeln konnte.

„Mai...“, begann er, doch sie schüttelte den Kopf. Er hätte ohnehin nicht gewusst, was er sagen sollte.

Es herrschte betretenes Schweigen. Mai war überfordert mit seinem Wunsch und Aoi... Aoi war selbst auch überfordert damit. Dass sie jetzt aber so heftig reagierte, machte es nicht besser.

Er wollte die Situation auflockern, sie zu sich ziehen und ihr beruhigend zureden, doch er lag einfach da und starrte ins Nichts.
 

Mai war die erste, die aus ihrer Starre erwachte. Ohne ein Wort zu sagen stand sie auf und ging zum Kleiderschrank, aus dem sie zielsicher ihre Klamotten fischte und auf den Boden warf. Als sich dort ein stattlicher Haufen gebildet hatte, ging sie kurz raus und kehrte nur Augenblicke später mit einer riesigen schwarzen Reisetasche zurück, von der Aoi nicht einmal wusste, dass sich so etwas in seiner Wohnung befand.

Mai zog sich einen engen Rock und ein Shirt über, dann stopfte sie ihre Sachen in die Tasche und erst, als sie das letzte Teil in der Hand hielt, begriff Aoi, dass sie dabei war ihn zu verlassen. Sie würde gehen und er konnte nichts dagegen machen, das wusste er.
 

Als der Reißverschluss der Tasche geschlossen war, stellte Mai sich gerade hin und sah ihn an. Ihre Unterlippe zitterte. „Das ist... verdammt schade... Aber wenigstens hatten wir eine schöne Zeit.“ Sie kam zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, dann drehte sie sich um und verschwand.

So einfach konnte man heutzutage also die Frauen vergraulen... Dumm nur, dass er Mai gar nicht hatte vergraulen wollen.
 

Aoi fühlte sich benommen, als hätte er zu viel Alkohol getrunken. Wie ewig es doch schon her war, dass er verlassen wurde. Er war wirklich traurig darüber, auch wenn Mai nicht die Liebe seines Lebens war. Sowieso glaubte Aoi an so etwas nicht. Menschen veränderten sich stetig und es war Tatsache, dass man sich irgendwann auseinander lebte. Einige hatten eben Glück, dass sie schon zu alt waren um sich eine Trennung noch zuzumuten, wenn sie es bemerkten.
 

Er wusste nicht, wie lange er einfach nur ins Dunkel gestarrt hatte, aber irgendwann hörte er ein Piepen, das unverkennbar von seinem Handy kam. Er seufzte schwer, stand aber auf und schob sich in die Küche, wo das Ding munter blinkend auf dem Küchentisch lag. Direkt daneben lag Mais Wohnungsschlüssel. Im Nachhinein war es wohl eine gute Entscheidung gewesen, dass sie die Wohnung nicht neu eingerichtet hatten. Sie war einfach zu ihm gezogen, in seine Wohnung, und hatte lediglich ein paar Klamotten mitgebracht. Darüber war er jetzt sehr erleichtert.
 

Als er jedoch auf sein Handy sah, war dieser fette Kloß plötzlich wieder da. Eine Nachricht von Mai. Er zögerte, öffnete sie dann aber und als er sah, was sie geschrieben hatte, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf.
 

„Vielleicht hast du hier mehr Glück.“
 

Das war's. Das und ein Link, den Aoi ohne Bedenken anklickte. Sie Website brauchte eine Weile zum Laden – sein Handy war nicht mehr das neueste und hatte auch schon ein bisschen leiden müssen – aber als die Seite fertig geladen war, musste er sich hinsetzen.
 

Schwartz stand da in großen gotischen Lettern. Und darunter Der etwas andere Club. Frauen unerwünscht.
 

Mehr gab die Mobilansicht nicht her, dafür würde er schon seinen Laptop bemühen müssen, doch das musste warten. Er wusste nicht, ob seine Beine es bis ins Wohnzimmer schaffen würden.
 

Wieso zum Teufel schickte Mai ihm so einen Link? Woher wusste sie überhaupt, dass es so einen Club gab?

Aoi war überfordert, mehr als das sogar. Er konnte nichts anderes tun als dazusitzen und so angestrengt auf sein Handy zu starren, dass ihm die Augen brannten und die weiße Schrift beinahe mit dem schwarzen Hintergrund verschwamm.
 

Er wischte sich über die Augen. Heute Nacht würde er definitiv keinen Schlaf finden. Und das lag nicht daran, dass er nach so langer Zeit wieder Single war.
 


 

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Bei dem Clubnamen hab ich mich von einem Buch, das ich kürzlich gelesen habe, inspirieren lassen. Wer's kennt, bitte melden ;)
 

Ich hoffe das erste Kapitel hat gefallen und ihr seid gespannt auf mehr!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Es bedurfte eines wahnsinnigen Kraftaufwandes um ins Bett zu kommen. Aoi wusste nicht, wie lange er einfach dort auf dem Boden gesessen und versucht hatte seine Gedanken zu ordnen. Natürlich schaffte er es nicht – wie auch? Er hatte eine Nacht hinter sich, die ihm mehr abverlangt hatte als irgendetwas anderes in seinem Leben bisher. Aber es war beinahe egal, dass sein Kopf durcheinander war, denn etwas anderes machte ihm viel mehr Sorgen.

Als Uruha verschwunden war, hatte das etwas in ihm ausgelöst, das er so noch nicht kannte. Aoi wollte das nicht, aber was konnte er schon tun? Egal wie sehr er sich gewünscht hatte, dass der Brünette verschwand, jetzt vermisste er ihn und das wurde auch nicht besser, als er es irgendwann in sein Bett geschafft hatte. Er fühlte sich einsam wie nie zuvor.
 

Noch vor ein paar Minuten – oder waren es schon Stunden? - hatte er die Anwesenheit des anderen nicht mehr ertragen können, und jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher als ihn an seiner Seite. Aoi war der festen Überzeugung, dass alles nur halb so schlimm gewesen wäre, wenn dieser Idiot neben ihm liegen und ihn in den Arm nehmen würde. Was hatte der sich nur dabei gedacht auf ihn zu hören und wirklich zu verschwinden? Immerhin hatte er Aoi die ganze Nacht das Hirn raus gevögelt und das im wahrsten Sinne des Wortes! Warum hatte er sich nicht weiter um ihn gekümmert?

Dass er da wahrscheinlich selbst schuld dran war, ignorierte er getrost. Es wollte ihm nicht in den Kopf, dass er Uruha so wenig bedeutete. Dass die letzte Nacht wirklich nur Spaß für ihn bedeutet hatte... Immerhin waren sie seit über zehn Jahren Freunde – wie konnte er ihn da einfach vögeln und sogar noch nach Hause bringen, ihn dann aber einfach allein lassen?!
 

Trotz all dieser verdammten Gedanken schlief Aoi irgendwann ein; er war einfach viel zu erschöpft. Als er wieder wach wurde, war es bestimmt schon Abend. Er konnte das nicht einschätzen, weil er am Vorabend die Rollläden geschlossen hatte, ehe er gegangen war. Aber er fühlte sich, als hätte er ewig geschlafen – und damit würde er gleich weiter machen. Vorher musste er nur ein paar menschlichen Bedürfnissen nachgehen, also schlug er die Decke weg und sah überrascht an sich herab, denn er hatte es nicht einmal mehr geschafft seine Klamotten ausziehen.

Mühsam setzte er sich auf und aus Gewohnheit zuckte seine Hand an seine Schläfe, obwohl der Schmerz viel weiter unten saß. Er stand auf und versuchte die Schmerzen zu ignorieren, die allein das Gehen gerade schon zur Tortur machten. Er wollte wieder in sein Bett, ganz schnell! Aber zuerst watschelte er ins Badezimmer, wo er sich erleichterte und dann sofort unter die Dusche stieg. Das Stehen war anstrengend, aber er musste unbedingt sauber werden. Er fühlte sich einfach nur schmutzig und eklig und die mittlerweile angetrockneten Zeugen der letzten Nacht riefen in ihm wieder Erinnerungen wach, die er am liebsten in einer der hintersten Schubladen in seinem Bewusstsein einschließen oder – noch besser – für immer vergessen würde.
 

Er verbrachte Ewigkeiten unter dem warmen Wasserstrahl. Denn auch als er äußerlich sauber war, fühlte er sich nicht so. Leider änderte sich das aber nicht und als seine Haut schon ganz schrumplig wurde, stellte er das Wasser ab und trocknete sich ab. Besser würde es nicht werden, also hielt er sich nicht mehr lange im Badezimmer auf und verkroch sich wieder in sein Bett, wo er zum Glück sehr schnell wieder den Weg ins Lummerland fand.
 

Wieder kam es ihm kaum länger als eine Minute her, dass er sich hingelegt hatte, als sein Handy ihn weckte. Zwar war es nicht sonderlich früh, aber er fühlte sich immer noch nicht viel besser als letzte Nacht. Kurz überlegte Aoi, ob er nicht einfach sein Handy ausschalten und liegen bleiben sollte, aber wenn er heute einfach nicht auftauchte, hatte er in spätestens zwei Stunden einen tobenden Kai vor seiner Tür, der sich nicht scheuen und den Ersatzschlüssel zu seiner Wohnung benutzen würde, wenn er kein Lebenszeichen von sich gab. Dann doch lieber aufstehen und arbeiten, damit er heute Abend wieder einfach nur noch ins Bett fallen konnte. Mehr wollte er nicht.
 

Also quälte Aoi sich aus dem Bett, zog sich die bequemsten Klamotten an, die er finden konnte, und auch wenn er mit Erleichterung feststellte, dass die Schmerzen ein wenig nachgelassen hatten, ging es ihm nicht besser. Es war nicht nur sein Allerwertester, der schmerzte... Er verzog das Gesicht und versuchte an etwas anderes zu denken als Uruha und das, was sie die letzte Nacht getrieben hatten, aber das fiel ihm alles andere als leicht. Wie auch? Schließlich würde er den ganzen Tag mit ihm verbringen müssen! Er konnte nur hoffen, dass der Brünette ihn in Ruhe ließ.
 

Ohne Frühstück verließ er seine Wohnung. Aoi fühlte sich schlapp, obwohl er so viel geschlafen hatte. Das lag aber vielleicht daran, dass er seit gut 36 Stunden nichts mehr gegessen hatte, aber das war egal. Er hatte Angst, dass er sich übergeben musste, wenn er etwas aß, denn ihm wurde schon beim bloßen Gedanken an Essen flau im Magen, was noch schlimmer wurde, je näher er der PSC kam.

Vor der Eingangstür stehend zögerte er tatsächlich, dann aber nahm er sich zusammen. Er atmete tief durch, betrat das Gebäude und ging schnurstracks in ihr Studio. Wie immer war Kai schon da, und ausnahmsweise hatten auch Ruki und Reita mal vor ihm her gefunden. Alle drei blickten auf, als Aoi den Raum betrat und sofort bemerkte Aoi die Sorge in ihren Blicken. Er wusste, dass er aussah wie eine Leiche, doch das war ihm egal.
 

„Lange Nacht gehabt?“, kam es von Reita und Aoi nickte nur. Es war ja nicht mal gelogen. Er hatte eine sehr lange Nacht gehabt, nur war es nicht die letzte gewesen, aber wen scherten schon die Details? Wenn er Glück hatte, blieb er vor weiteren dämlichen Fragen verschont.

Und er hatte Glück – zumindest ein bisschen, denn Uruha betrat kurz nach ihm den Raum und blieb wie angewurzelt stehen, als er ihn erblickte. Aoi wandte sich von ihm ab und wollte es sich auf einem der Sessel bequem machen, doch im letzten Augenblick überlegte er es sich doch noch einmal anders. Sitzen bedeutete Schmerz, also würde er heute mal stehen. Den ganzen Tag. So schlimm würde das schon nicht werden, auf keinen Fall schlimmer als Sitzen.
 

Zum Glück war Reita gut gelaunt und brachte etwas Entspannung in diese angespannte Stimmung hier. Es konnte gut sein, dass Aoi sich das nur einbildete, aber die Luft knisterte förmlich vor Anspannung, seit Uruha aufgetaucht war.
 

„Seht mal, das werden immer mehr Knutschflecke bei Uruha!“ Der Blonde lachte. Ohne dass Aoi es wollte, ruckte sein Kopf zu dem Brünetten, dessen Hals tatsächlich übersät war mit kleinen blauen Flecken. Da war aber jemand fleißig gewesen und Aoi konnte sich nicht daran erinnern, dass er so hungrig gewesen war, dass er ihn so oft gebissen und an ihm gesaugt hatte...

Sein Mund war plötzlich ganz trocken und er schluckte. Hieß das etwa, dass Uruha sich die letzte Nacht mit jemand anderes vergnügt hatte? Aoi wollte es nicht glauben, doch das war ja am wahrscheinlichsten. Uruha war Single und das schon seit Ewigkeiten. Er genoss seine Freiheiten und ließ sich selten zweimal vom Gleichen bespaßen. Wahrscheinlich grenzte es an ein Wunder, dass er Aoi gleich zwei mal in so kurzer Zeit beglückt hatte.
 

Aoi wusste nicht warum, aber er war furchtbar enttäuscht und frustriert zu gleich. So sehr, dass er sich einfach hinsetzte und erst merkte, dass das eine dumme Idee war, als ihn ein furchtbarer Schmerz durchzuckte und er ein leises Fluchen nicht unterdrücken konnte. Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet und er hätte sich für diese Dummheit am liebsten selbst geschlagen. Er versuchte die anderen zu ignorieren,was sich allerdings als verdammt schwierig gestaltete, vor allem da Uruha plötzlich auf ihn zukam und sich neben ihn setzte. Er versuchte sich normal zu verhalten, aber Aoi merkte sofort, dass er sich nicht wohl fühlte. Vielleicht hatte der Idiot ja Schuldgefühle, dass er ihn so ausgenutzt hatte – geschah ihm nur recht!
 

Uruha öffnete seinen Mund, doch noch bevor er etwas sagen konnte, ergriff Ruki das Wort.

„Was ist los mit dir, Aoi? Du siehst echt scheiße aus.“ Ein hoch auf die Feinfühligkeit ihres Sängers. Aber sie waren ja nichts anderes gewöhnt.

Leider war Aoi auf eventuelles Nachfragen seiner Kollegen nicht vorbereitet gewesen – was er jetzt als ziemlich dumm empfand – also wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Er schwieg ein paar Augenblicke und überlegte hin und her, bis er schließlich die einfachste Ausrede nahm, die ihm auf die Schnelle einfiel.

„Mai hat Schluss gemacht.“ Das war wenigstens keine Lüge, auch wenn ihn das bei weitem nicht so sehr mitnahm wie allein die Tatsache, dass Uruha jetzt neben ihm saß, ganz zu schweigen von dem, was in den vergangenen Nächten passiert war.
 

Der Brünette war auch der erste, der reagierte. Zumindest nahm Aoi sein entsetztes Aufkeuchen als erstes wahr, was aber auch daran liegen konnte, dass er direkt neben ihm saß und Aois Sinne eh bis aufs Äußerste geschärft waren.
 

Er riskierte einen Blick zu Uruha, der ihn so intensiv anstarrte, dass ihm ganz anders wurde und den inneren Drang in ihm auslöste, einfach aufzustehen und wegzurennen. Oh, wie gern hätte er das jetzt gemacht! Dann wäre er Uruha los und die besorgten Blicke seine Freunde auch. Mehr wollte er gerade gar nicht! Aber er blieb sitzen, denn seine Gefühle spielten ihm einen Streich.

Uruhas Blick war immer noch starr auf ihn gerichtet und Aoi bildete sich ein so etwas wie Reue oder Bedauern darin erkennen zu können. Etwas, das er nicht verstand. Uruha hatte seinen Spaß mit ihm gehabt und sich nicht im Geringsten dafür interessiert, wie es ihm währenddessen und vor allem danach ging. Und jetzt tat es ihm leid, weil Mai mit ihm Schluss gemacht hatte?
 

Ganz langsam dämmerte es Aoi. Mai hatte Schluss gemacht. Und er war der einzige, der den Grund dafür kannte. Die anderen dachten jetzt wahrscheinlich, dass das gestern passiert war, schließlich war es ihm vorher nicht so schlecht gegangen. Und Uruha dachte jetzt wohl, dass er der Grund dafür war. Im ersten Moment machte Aoi dieser Gedanke wütend – wie konnte ein Mensch nur so eingebildet sein wie Uruha und denken, dass er der immer im Mittelpunkt stand? Doch dann wurde ihm bewusst, dass das in diesem Fall vielleicht gar nicht so schlecht war. Sollte er doch denken, dass Mai wusste, was zwischen ihnen gewesen war. Sollte er doch ein schlechtes Gewissen haben, das geschah ihm nur recht! Uruha konnte ruhig mal merken, dass nicht alle seiner Abenteuer ohne Konsequenzen blieben.
 

Plötzlich wurde Aoi sich bewusst, dass nicht nur der Brünette ihn anstarrte, sondern auch die anderen drei und er fühlte sich mit Schlag noch unwohler als sowieso schon. Er räusperte sich und rappelte sich wieder auf. „Geht schon...“, murmelte er nur und machte eine wegwerfende Handbewegung, dann ging er durch den Raum und schnappte sich seine Gitarre.

Er hätte selbst nicht geglaubt, dass das reichte, um die anderen von dem Thema abzulenken, aber das tat es. Zwar sah er, wie sie untereinander ein paar besorgte Blicke austauschten, aber das war ihm egal. Er wollte nicht darüber reden und das hatten sie zu akzeptieren, was ja glücklicherweise auch alle taten und es ihm gleich taten. Einzig und allein Uruha blieb auf der Couch sitzen und starrte vor sich hin. Aoi konnte förmlich hören, wie es hinter seiner Stirn ratterte.
 

„Uruha!“, rief Kai plötzlich und warf einen seiner Drumsticks nur haarscharf an dem Brünetten vorbei. „Schlaf nicht ein, komm jetzt!“

Aoi warf einen kurzen Blick zu ihrem Drummer, dann verlangte Uruha wieder nach seiner Aufmerksamkeit. Er stand auf und ging Richtung Tür – allein das ließ Kai schon ein genervtes Seufzen entkommen – doch dann blieb er wie angewurzelt stehen und wandte sich nach einigen Augenblicken noch einmal um. Er sah Aoi direkt in die Augen.

Für Aoi blieb die Zeit stehen, als der andere sich langsam auf ihn zu bewegte und ihn dabei auch nicht eine einzige Sekunde lang aus den Augen ließ. Als Uruha schließlich direkt vor ihm stand, sahen sie sich einfach nur an. Es dauerte ewig, bis Uruha sich dazu durchringen konnte, etwas zu sagen.

„Ich muss mit dir reden.“ Kurz und knapp. Mit Gefühlsausbrüchen hatte Aoi auch nicht gerechnet, vor allem nicht vor den anderen. Sowieso hatte er Uruha erst ein paar Mal richtig verstört gesehen. Er konnte alle diese Situationen an einer Hand abzählen und er hoffte, dass das auch so blieb. Wenn Uruha nicht Herr der Lage war, war das für ihn schrecklich. Und wenn er dann Schwäche zeigte – und wenn es auch nur vor Freunden war – schämte er sich danach schrecklich dafür und weil er damit nicht umgehen konnte, benahm er sich wie ein Arschloch, bis er darüber hinweg war. Dann tat er von einen auf den anderen Moment so, als wäre nichts geschehen.
 

„Aber nicht jetzt!“, mischte Kai sich ein und kam hinter seinem Drumset vor, ging auf die beiden zu. Er stellte sich neben Aoi und sah Uruha mit gerunzelter Stirn und verzogenen Lippen an – bei Kai kein gutes Zeichen, das wussten sie alle.

„Du hast doch gemerkt, dass Aoi nicht darüber reden will, also lass ihn in Ruhe. Schnapp dir deine Gitarre. Jetzt.“ Er kniff die Augen leicht zusammen und Aoi hörte den Brünetten schlucken. Kai machte man lieber nicht wütend. Dessen schien sich auch Uruhe wieder bewusst zu werden, denn er ließ die Schultern hängen und nickte resigniert, ehe er zu seiner Gitarre ging und sich bereit machte.

Aoi warf Kai einen kurzen Blick zu, doch der war schon wieder auf dem Weg hinter seine Drums. Wahrscheinlich wusste er gar nicht, wovor er Aoi gerade bewahrt hatte, aber das war egal. Im Stillen überschüttete der Schwarzhaarige ihren Leader gerade mit Dank.
 

Irgendwie schaffte Aoi es sogar diesen schrecklichen Tag zu überstehen. Er merkte zwar, dass Uruha ihn permanent anstarrte und wusste, dass er vor diesem Gespräch nicht ewig würde wegrennen können, doch er wollte es wenigstens versuchen. Darum schnappte er sich auch sofort seine Sachen und stürmte beinahe aus dem Raum, als Kai sie in den Feierabend schickte. Ihm war nicht entgangen, dass auch Uruha sich mehr beeilte als sonst, doch er hatte keine Chance. Aoi rannte ihm schlichtweg davon.
 

Zu Hause angekommen musste er sich erst einmal hinsetzen und die Augen schließen. Er war total außer Atem, aber das war auch nicht weiter verwunderlich, denn er war wie eine besenkte Sau durch die Straßen gerannt. Gut, dass es ihm mittlerweile ziemlich egal war, was die Leute von ihm dachten, wenn er privat unterwegs war. Sonst hätte er sich nicht schon so oft mit Uruha abgeschossen, wenn sie die ganze nacht durch die angesagtesten Clubs und Bars der Stadt zogen.

Uruha... schon wieder dachte er an ihn. Langsam wurde das wirklich lästig. Warum konnte er nicht einfach vergessen, dass dieser Idiot ihn so um den Verstand gevögelt hatte?

Er kannte die Antwort selbst, doch er wollte es nicht wahrhaben. Darum kam es ihm auch sehr gelegen, dass es an der Tür klingelte. Zwar hatte er wenig Lust auf Gesellschaft und wollte sich lieber allein wieder in sein Bett verkriechen, doch ihm war bewusst, dass er dann nur wieder an Uruha denken würde. Und im schlimmsten Fall würden Bilder ihnen beiden vor seinem inneren Auge auftauchen, wie Uruha nackt über ihm war, wie er so unbeschreiblich heiß aussah und wie er ihn einfach in die Matratze vögelte...
 

Aoi schluckte. Ihm wurde jetzt schon heiß und das war ihm mehr als peinlich, auch wenn niemand davon etwas mitbekam. Er riss sich zusammen und ging zur Tür und als er sah, wer da schon wieder den Finger auf den Klingelknopf drücken wollte, hätte er sie am liebsten einfach wieder zugeschlagen, doch er war zu langsam. Mai lächelte ihn an, als wäre nie etwas gewesen, und stürzte sich auf ihn. Sie schlang die Arme fest um ihn und wollte ihn küssen, doch wenigstens jetzt reagierte Aoi schnell genug und drehte den Kopf zur Seite weg. Davon allerdings ließ sie sich nicht beirren. Sie ließ ihn einfach wieder los und strich sich die Haare glatt.
 

„Du siehst fertig aus, Süßer. Hast dich wohl ordentlich ausgetobt, mh?“ Sie lachte und hätte sie sich nicht umgedreht um ihre Tasche rein zu holen, hätte sie gesehen, wie Aoi peinlich berührt den Kopf abwandte. Wenn sie wüsste, schoss es ihm durch den Kopf, doch er hielt einfach die Klappe. Mit ihr würde er bestimmt nicht über seine Abenteuer mit Uruha reden.
 

„Was willst du hier?“, fragte er genervt, während sie ihre Schuhe auszog und sich streckte, sodass ihr wie immer viel zu knappes Top einiges von ihrem flachen Bauch zeigte.

„Was meinst du?“, fragte sie unbeeindruckt und gähnte herzhaft.

Beinahe hätte Aoi aufgelacht. „Na, was mein ich wohl? Du hast deinen Kram gepackt und bist gegangen. Du hast mich verlassen, und jetzt tauchst du hier einfach wieder auf und tust als wäre nichts geschehen! Was soll das?“

Mai nahm die Arme runter und sah ihn nüchtern an. „Ich hab dich nicht verlassen. Ich wollte dir nur Zeit geben, um dich ein bisschen auszutoben. Was glaubst du, warum ich dir sonst diesen Club gezeigt habe, mh?“ Jetzt wurde sie zickig. Typisch.
 

„Mai. Du bist beinahe geflüchtet, als ich dir gesagt hab, dass ich gern mit 'nem anderen Mann schlafen würde. Und jetzt willst du mir weismachen, dass du mir nur Freiraum dafür lassen wolltest?“

Sie nickte und Aoi seufzte entnervt. Es hatte ja doch keinen Sinn mit ihr zu streiten. Und irgendwie war er ja auch froh, dass sie wieder da war. So musste er wenigstens nicht allein sein. Sie würde ihn auf andere Gedanken bringen, ganz bestimmt.
 

„Wo warst du überhaupt?“, fragte er ein wenig ruhiger, was sie natürlich sofort merkte, und da schlich sich glatt wieder ein Lächeln auf ihre Lippen. Frauen – er würde sie nie verstehen!

„Ich war bei 'ner Freundin. Wir haben n paar Mädelstage gemacht.“ Sie grinste und Aoi glaubte ihr kein Wort. Wahrscheinlich hatte sie sich wieder mit irgendjemand anderes vergnügt, doch das war ihm noch nie so egal gewesen wie jetzt. Aoi beließ es dabei und ließ sie einfach stehen. Er verschwand ins Badezimmer und gönnte sich ein langes heißes Bad. Zu seinem Glück ließ Mai ihn in Ruhe.
 

Als er später ins Schlafzimmer kam, lag sie schon im Bett und schlief. Ihm entkam ein Seufzen. Er wusste nicht, ob er mit ihr in einem Bett schlafen wollte, er wusste ja nicht einmal, ob er sie überhaupt noch in seinem Leben haben wollte, doch gerade waren das weiche Bett und die Tatsache, dass sie ihren warmen Körper gleich an seinen pressen würde, verlockend genug, um diese Überlegungen auf morgen zu verschieben. Er wollte einfach nur noch ins Bett und vielleicht hatte er ja echt Glück und würde bald und vor allem traumlos schlafen.
 

Und er fand tatsächlich schnell den Weg ins Lummerland, wurde er durch ein nerviges klingendes Geräusch nur allzu bald wieder geweckt. Er fühlte sich als hätte er gerade erst die Augen zugemacht, doch ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er schon gut zwei Stunden geschlafen hatte. Wer um Himmels Willen störte ihn denn jetzt noch?

Kurz überlegte er nicht einfach wieder die Augen zuzumachen, doch dann klingelte es erneut. Jemand stand vor seiner Tür und er hatte die Befürchtung, dass dieser jemand nicht so bald wieder verschwinden würde, also rappelte er sich auf und rieb sich auf dem Weg durch seine Wohnung die Augen. Aoi war so müde, er hätte auf der Stelle im Stehen einschlafen können, doch er musste wohl erst den Störenfried verscheuchen, bevor er in Ruhe weiter schlafen konnte. Vor der Tür gähnte er herzhaft und warf dann einen Blick durch den Spion. Er konnte es erst kaum glauben, doch es stimmte wirklich. Das war kein Traum.

Uruha stand vor seiner Tür und sah nicht so aus als wollte er allzu bald wieder verschwinden.

Dieses Mal war ich schneller mit dem Schreiben und ich würde mich sehr freuen, wenn wieder ein paar mehr Leser mir ihre Meinung dalassen würden. :P
 

___________________
 


 

In Aoi keimte Panik auf. Er wollte wegrennen und sich verstecken, doch er blieb wie angewurzelt stehen. Er konnte sich einfach nicht bewegen. Uruha war wirklich der letzte Mensch, den er jetzt sehen wollte. Mais Gegenwart war schon grenzwertig, aber er war sich sicher, dass er Uruha jetzt nicht ertragen konnte. Er war stark, aber alles schaffte er auch nicht und das hier wollte er auch gar nicht. Es war doch so viel einfacher, wenn er den anderen einfach weiter ignorierte so gut es ging, dann würde der Idiot schon merken, was er angerichtet hatte. Vielleicht hatte er das aber auch schon längst gemerkt und war jetzt deshalb hier.

Aoi wünschte es wäre ihm egal, doch das war es nicht. Uruha war hier und wollte offensichtlich mit ihm reden. Ihm war auch klar, worüber. Und in ihm keimte die Neugier auf, wie er sein Handeln erklären würde, also tat er vielleicht das Dümmste, was ihm jetzt einfallen konnte: er öffnete die Tür und bereute es beinahe sofort wieder. Uruha sah schlecht aus und er roch nach Alkohol. Hatte er sich erst besaufen müssen um den Mut aufzubringen zu ihm zu kommen?
 

„Aoi!“, sagte er überrascht und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Hatte er etwa schon aufgegeben und gleich wieder gehen wollen? Aoi verfluchte sich. Er hätte diese Begegnung also noch herauszögern können.

„Was willst du hier?“, fragte der Schwarzhaarige nach einigen Augenblicken, in denen sie sich nur angestarrt hatten. Er war angespannt, versuchte aber das zu verbergen. Seine Hand ruhte noch immer auf der Türklinke und umklammerte diese gerade zu – nur gut, dass Uruha das nicht sehen konnte. Aoi wollte nicht, dass er seine Anspannung bemerkte, vor allem aber wollte er seine Unsicherheit überspielen. Er hasste es unsicher zu sein und er fühlte sich schrecklich deswegen, weil er nicht einmal als Teenager je so unsicher gewesen war, selbst wenn es zwischen ihm und einem Mädchen zu verdammt peinlichen Situationen gekommen war – das hatte er immer gut überspielen können.

Vielleicht war das ja jetzt anders, weil er nun das Mädchen war. Zumindest fühlte er sich so.
 

„Ich will mit dir reden. Kann ich reinkommen?“, fragte Uruha leise und er sprach sogar noch sehr deutlich. Vielleicht hatte er ja doch noch nicht so viel getrunken? Wobei... das musste nichts heißen. Uruha schaffte es auch zu saufen wie ein Loch und am nächsten Morgen nicht einmal einen Kater zu haben. Wie unfair die Welt doch sein konnte.
 

Aoi betrachtete den anderen aufmerksam, nickte dann aber schließlich und trat einen Schritt zur Seite, damit er reinkommen konnte. Uruha kam ihm viel zu nahe, als er über die Türschwelle trat, aber Aoi blieb stark und wich nicht zurück. Als er die Tür wieder schloss, fühlte er sich allerdings nicht mehr so stark, denn jetzt musste er die Klinke wieder loslassen. Er hatte nichts mehr, an dem er sich festhalten konnte.

Er brauchte ein paar Momente, bis er bereit war, dann atmete er tief durch und drehte sich zu dem anderen um, dessen Augen starr auf ihn gerichtet waren. Aoi erschauderte. Was hatte Uruha vor? Warum sah er ihn so eindringlich an? Konnte er sich nicht beschämt und unsicher in die Ecke stellen und auf seine Füße starren anstatt auf ihn?
 

„Du wolltest reden. Dann... rede.“ Aoi bemühte sich sehr sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, doch er bezweifelte, dass sie unentdeckt blieb. Uruha kannte ihn gut. Mittlerweile sogar zu gut, viel zu gut.

Uruha lehnte sich an die Wand und steckte die Hände in seine Hosentaschen. Warum musste er jetzt den Coolen spielen? Konnte er nicht einmal jetzt auf seine übliche Show verzichten und einfach nur mit ihm reden? Scheinbar nicht. Aoi war enttäuscht.
 

„Warum hat dich das alles so mitgenommen?“ Aoi hielt den Atem an. Hatte er das gerade wirklich ausgesprochen? War er wirklich so ein verdammter Arsch? „Ich mein... Wir kennen uns schon ewig und auf der Bühne knutschen wir auch ab und an rum... Ich fand das jetzt nicht schlimm, dass das endlich mal weiter ging.“

„Bist du eigentlich total bescheuert?“, platzte es aus Aoi heraus. Seine Hände ballten sich automatisch zu Fäusten und er hatte Mühe sich unter Kontrolle zu halten. Dass Mai nur zwei Zimmer weiter schlief, hatte er schon komplett vergessen. Nie war sie unwichtiger gewesen als jetzt.

„Auf der Bühne ist das doch etwas vollkommen anderes! Da machen wir das für die Fans, weil die drauf stehen! Nur weil ich mir da von dir die Zunge in den Hals schieben lasse, heißt das doch nicht, dass ich mich nach dem Konzert direkt von dir durchnehmen lassen will!“

Uruha seufzte leise und murmelte ein „Schade...“, das Aoi total zur Weißglut brachte.

„Schade? Findest du das wirklich schade, ist das dein Ernst?!“ Er betrachtete Uruha, der immer noch so locker an der Wand stand, ihn jetzt aber wenigstens nicht mehr so anstarrte. Stattdessen war sein Blick auf seine Füße gerichtet und seine Haare waren ihm ins Gesicht gefallen, sodass Aoi seine Augen nicht richtig sehen konnte.

Er nickte.
 

Aoi öffnete gerade wieder den Mund um etwas zu sagen, doch dann stockte er. „Moment...“ Hinter seiner Stirn ratterte es. Hatte Uruha gerade wirklich gesagt, dass es endlich mal weiter ging? Aoi schnappte nach Luft. Nein, das hatte er sich bestimmt nicht eingebildet! Und es verunsicherte ihn nur noch mehr.

„Du hast endlich gesagt...“, murmelte er und strich sich eine Haarsträhne hinter's Ohr.

Uruhe sah zu ihm auf. „Mh?“

Hatte er nicht mal gemerkt, was er da eben gesagt hatte?

„Du hast... endlich gesagt... Heißt, du wolltest das schon länger... oder irr ich mich?“

Als ihre Blicke sich trafen, wusste Aoi die Antwort schon. Er wurde rot und starrte lieber auf einen Punkt an der Wand hinter Uruha, als ihm jetzt weiter in die Augen sehen zu müssen. Uruhas Nicken nahm er aber trotzdem wahr. „Was glaubst du denn, warum ich so überrascht war, als ich dich ohne die Maske gesehen hab? Verdammt, ich bin vom Bett gesegelt, Aoi! Ich hab mir schon ewig vorgestellt, wie es mit dir im Bett ist, und dann liegst du plötzlich nackt vor mir und wir hatten schon zwei Mal Sex ohne dass ich wusste, dass du es bist! Was glaubst du, warum ich danach so über dich hergefallen bin? Allein zu wissen, dass du das gewesen bist, hat mich so verdammt geil gemacht! Am liebsten hätte ich es die ganze Nacht mit dir getrieben, aber da hat dein Körper ja nicht mitgemacht.“
 

„Mach mir ruhig noch Vorwürfe...“, kam es leise über Aois Lippen. Er wusste einfach nichts anderes zu erwidern. Uruha hatte ihn gerade mehr als überrascht. Nie hatte er auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass er ihn scharf finden könnte oder sogar richtig auf ihn abfuhr, nie!

Uruha stieß sich von der Wand ab und kam einen Schritt auf ihn zu. „Ich mach dir keine Vorwürfe. Ich wär nur gern noch bei dir geblieben, aber du hast mich ja raus geschmissen.

Aoi schnaubte. „Du hast doch nur gehofft, dass ich dich nochmal ran lass, wenn du dich 'n bisschen um mich gekümmert hast!“
 

Blitzschnell überbrückte Uruha den Abstand zwischen ihnen, packte Aoi an den Oberarmen und drückte ihn fest gegen die Wand, sodass Aoi ihn nur erschrocken ansehen konnte, sich sonst aber nicht rührte.

„Ich hab mir Sorgen um dich gemacht! Deshalb wollte ich dich mit zu mir nehmen! Damit du dich hinlegen und ausruhen kannst, sonst nichts! Was denkst du denn von mir, mh? Wärst du mir so unwichtig, hätt' ich dich schon längst einfach geschnappt und dir gezeigt, wie schön es mit mir sein kann! Aber das hab ich nicht, weil ich wusste, dass du auf Titten stehst und nicht auf Schwänze!“

Aoi wagte nicht sich zu bewegen. Er hätte nicht gedacht, dass das so ein sensibles Thema für Uruha war, oder dass es überhaupt ein Thema gab, bei dem der Brünette so reagierte.

Uruha atmete heftig und es dauerte eine Weile bis er sich wieder beruhigte. Aoi schwieg währenddessen beharrlich. Er spürte Uruhas Atem auf seiner Haut, roch den Whiskey, mit dem er sich wohl Mut angetrunken hatte, und spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging. Und ganz plötzlich hatte er wieder die Bilder von Uruha im Kopf, wie er nackt über ihm war und ihm Gefühle bescherte, von denen er früher nicht einmal zu träumen gewagt hatte.

Da wurde ihm ziemlich schnell ziemlich heiß, was Uruha natürlich sofort bemerkte. Verblüfft sah er ihn und kam näher an ihn heran. So nahe, dass ihre Oberkörper sich fast berührten.

„Sag bloß das macht dich an, wenn ich so mit dir rede...“ Er sprach ruhig und doch lag da noch etwas anderes in seiner Stimme. Allein der Gedanke an einen geilen Aoi machte ihn also schon selbst geil. Oh man.
 

Aoi schüttelte den Kopf und wandte den Blick zur Seite, um ihn ja nicht ansehen zu müssen. Er verhielt sich mehr als verräterisch, das wusste er selbst, aber es war ihm egal. Er konnte ihm jetzt keinesfalls in die Augen sehen. Uruha nutzte das aus und begann leicht über seine Oberarme zu streichen. Als seine Hände wenig später den Weg auf seine Brust fanden, presste Aoi die Lippen fest aufeinander. Natürlich gefiel es ihm so von Uruha angefasst zu werden, aber jetzt war er sich bewusst, dass der Brünette sich das schon ewig wünschte. Das war etwas anderes als als quasi Fremder mit ihm Sex zu haben. Und vor allem war es anders, weil sie jetzt nicht in diesem Club waren, sondern bei ihm zu Hause. Hier waren sie allein, niemand konnte sie stören. Das war so viel intimer! Aoi erschauderte heftig, als ein Finger leicht über seine Brustwarze rieb. Auch wenn noch Stoff dazwischen war, machte ihn das ungemein an. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich das auch eine Etage tiefer bemerkbar machte, dessen war er sich bewusst.
 

„Dein Körper ist so gierig, Aoi...“, raunte Uruha und beugte sich zu ihm vor, strich mit den Lippen hauchzart über seine Wange. Diese winzige Berührung ließ ihn erzittern. Beinahe hätte er auch ein Keuchen von sich gegeben, doch er war froh, dass er sich das gerade so noch verkneifen konnte. Niemand hatte es je geschafft ihn so schnell geil zu machen wie Uruha, wirklich niemand. Aber das erzählte er ihm besser nicht, sonst würde er ewig damit herum prahlen.
 

Langsam arbeiteten sich die Lippen des Brünetten zu seinem Mund vor, doch kurz bevor er ihn küssen konnte, senkte Aoi den Kopf. Uruha ließ sich nicht beirren und legte eine Hand an sein Kinn, drehte seinen Kopf zu sich und küsste ihn einfach. Diesmal konnte Aoi ein Keuchen nicht unterdrücken, und kaum dass seine Lippen auch nur einen Spalt breit auseinander flogen, drängte Uruha seine Zunge dazwischen und küsste ihn mit einer Intensität, die ihm glatt das Hirn vernebelte.
 

Dass Uruha jetzt nicht allzu forsch vorging, erleichterte es Aoi sich zu entspannen, und schon bald war er derjenige, dessen Hände über den Rücken des anderen glitten und auch ganz fix unter seinen Klamotten verschwanden um über seine heiße Haut zu streichen und ihn näher an sich zu ziehen.

Jetzt war es Uruha, der überrascht war, aber er wäre ein Idiot gewesen jetzt irgendetwas dazu zu sagen, das wussten sie beide. Auch wenn Aoi mehr Nähe suchte, riss der Brünette sich zusammen und behielt seine Hände sogar über dem Stoff, sodass Aoi bald den Kuss löste und den Kopf gegen die Wand lehnte. Einige Sekunden lang klebte sein Blick an den rot geküssten Lippen des anderen, dann sah er ihm in die Augen. „Was ist los?“, kam es ganz leise über seine Lippen. „Warum bist du so...“

„Zurückhaltend?“, beendete Uruha den Satz für ihn. Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. „Am liebsten würd' ich dir die Kleider vom Leib reißen und dich hier und jetzt vernaschen.“

Aoi erschauderte am ganzen Körper. „Warum machst du's dann nicht?“

Einen Moment lang sah Uruha ihn verblüfft an, dann lachte er und drückte sich näher an ihn. „Versprich mir, dass du mich nachher nicht wieder rausschmeißt...“

Ohne zu zögern nickte Aoi. „Wenn du mir versprichst, dass du mich diese Nacht keine Sekunde schlafen lässt.“
 

Aoi brauchte ein paar Sekunden um zu bemerken, was er da eben gesagt hatte, aber selbst das war schon zu lang, er konnte nicht mehr verhindern, dass Uruha sich sofort auf ihn stürzte, sich so eng an ihn presste, dass Aoi spürte, wie erregt er schon war, und ihn so verdammt heiß küsste, dass Aoi nicht anders konnte als gegen ihn zu kippen und wohlig seufzend die Augen zu schließen. Er genoss jede noch so kleine Berührung, die Uruha ihm zukommen ließ; jedes Streicheln, jedes Kratzen und vor allem jede einzelne verdammte Sekunde dieses Kusses. Er war so sehr darin vertieft all das zu genießen, dass er um sich herum gar nichts mehr mit bekam. Aber was gab es da auch schon mit zu bekommen? Schließlich waren sie ja allein.
 

„Aoi?“, kam es plötzlich verschlafen aus Richtung Schlafzimmer. Dann ging die Tür auf und als hätte Uruha einen Schlag verpasst gekommen, zuckte er von ihm weg und starrte zu Mai, die sich die Augen reibend und halbnackt in der Tür stand. „Was ist los?“, fragte sie, dann erst sah sie ihn richtig an, bemerkte seine gehetzte Atmung, seine durchwühlten Haare und die rot geküssten Lippen. Ihr Blick wanderte zu Uruha, der sich an die gegenüberliegende Wand gepresst hatte und dessen Blick im Sekundentakt von Aoi zu Mai zuckte und wieder zurück.
 

Aoi schluckte schwer. Es ärgerte ihn, dass er Mais Anwesenheit vergessen hatte, aber nicht, weil er ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, sondern weil sie jetzt einfach nur störte. Er musste sie los werden und zwar schnell.
 

Mai begriff sofort, was hier vor sich ging. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und ihre Mundwinkel zogen sich gefährlich nach unten. „Ihr habt nicht gerade rumgemacht, oder? Aoi! Ich lag direkt nebenan!“ Sie schmollte. Warum zum Teufel schmollte sie? Sollte sie doch froh sein, dass er sie überhaupt reingelassen und nicht sofort wieder rausgeschmissen hatte!

„Das... das kann ich nicht glauben...“, sagte sie leise und heftete ihren Blick an Uruha fest, der immer noch ziemlich erregt war. Dass das mehr als offensichtlich war, bemerkte er erst, als Mai ihm so offensichtlich in den Schritt starrte. Er senkte den Kopf und presste die Lippen zusammen.

„Warum hast du dir ihn ausgesucht?“

Aoi schluckte. „Mai... Warum fragst du überhaupt? Das kann dir doch-...“

„Nein, das ist mir nicht egal!“, fauchte sie ihn an. „Ich hab dich doch nicht in diesen gottverdammten Schwulenclub geschickt, damit du dann zu einem aus deiner Band rennst und dich von dem vögeln lässt!“
 

„Ich geh besser...“, kam es leise von Uruha, aber er machte keine Anstalten sich zu bewegen, sondern stand nur unsicher da und kaute sich auf der vollen Unterlippe herum. Oh Gott, Aoi wollte ihn wieder küssen! Auf der Stelle!

„Ja, das machst du wohl besser.“ Uruha setzte sich in Bewegung.

„Nein, du bleibst!“, schaltete sich Aoi ein und sah den Brünetten an, der ihm aber keinerlei Beachtung schenkte und schon fast an der Tür war. „Uruha, wenn du jetzt gehst, dann...“ Aoi stockte. Ja, was dann? Dann konnte er sich sicher sein, dass Uruha doch nur an seinen Arsch wollte. „Dann... dann war's das...“
 

Ruckartig wandte der andere ihm den Kopf zu und sah ihn beinahe panisch an. So verunsichert hatte Aoi ihn wirklich noch nie gesehen. Das Uruha jetzt so heftig reagierte, war ihm nicht geheuer, aber auch wenn der Idiot offenbar nicht wusste, was er wollte, er selbst wusste es.
 

„Aoi, was soll das?“ Konnte diese blöde Zicke nicht endlich ihre verdammte Klappe halten?

„Was soll was?!“, schnautzte er sie an. „Du bist wirklich die Letzte, die mir irgendwelche Vorwürfe zu machen hat! Ja, ich habe mir Uruha ausgesucht, und ja, es war verdammt heiß. Heißer als jede verdammte Nummer, die ich je mit dir hatte! Aber was interessiert dich das überhaupt? Du hast doch von Anfang an nebenher noch zig andere Kerle gehabt, von denen du dich hast aushalten lassen. Warum bist du also zurückgekommen? War ich so gut für dein Image? War es das?“ Aoi merkte erst jetzt, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte. Er atmete ein paar mal tief durch und versuchte sich zu beruhigen. „Pack deine Sachen und geh.“ Dann drehte er sich zu Uruha um, der die Hand schon auf der Türklinke hatte, und packte ihn am Arm. „Und du bleibst hier. Du hast mir was versprochen.“
 

Es dauerte eine Weile, aber schließlich ließ Uruha die Hand sinken, machte aber keine Anstalten sich auch nur einen Millimeter von der Tür wegzubewegen, sodass Aoi ihn etwas unsanft von dort wegziehen musste. Ohne Uruha loszulassen, wandte er sich wieder Mai zu. „Warum bist du immer noch hier?“

Sie blinzelte und Aoi meinte zu sehen, wie ihre Augen feucht wurden. War sie es etwa nicht gewohnt zurückgewiesen zu werden? Aoi jedenfalls würde sich von ihr nicht mehr auf der Nase herumtanzen lassen.

Sie schniefte und verschwand dann im Schlafzimmer.

„Na endlich...“ Aoi seufzte. Es erleichterte ihn ungemein zu wissen, dass sie gleich weg war und hoffentlich nie wieder kommen würde. Ohne sie war er viel besser dran. Vor allem, da Uruha hier war. Der erwachte jetzt auch endlich aus seiner Starre und schüttelte seine Hand ab, denn machte er ein paar Schritte, ehe er stehen blieb und sich zu Aoi umdrehte.

„Was machst du überhaupt? Bist du bescheuert?“

Aoi runzelte die Stirn. „Das war schon längst überfällig.“, sagte er langsam und ließ den Brünetten dabei nicht aus den Augen.

„Aoi, verdammt!“ Er zuckte zusammen. Worüber genau regte Uruha sich jetzt auf?

„Du warst so fertig, weil sie Schluss gemacht hat! Wegen... mir. Und dem... was da zwischen uns lief... Dann kommt sie zurück und du schmeißt sie raus nur wegen mir? Ihr wart über ein Jahr zusammen! Das wirft man doch nicht so einfach weg!“
 

Erneut musste Aoi tief durchatmen und sich zur Ruhe zwingen. „Du hast Recht. Wir waren lange zusammen, aber das war keine richtige Beziehung. Hast du eben nicht zugehört? Ich wusste die ganze Zeit, dass sie mir fremd vögelt. Und ich liebe sie nicht. Sie ist nett und hübsch und... war ein verdammt toller Zeitvertreib, aber eben auch nicht mehr. Und, Uruha...“ Aoi seufzte und ging zu ihm. Ohne zu zögern nahm er seine Hand. „Sie ist nicht gegangen, weil wir beide im Bett waren. Sie ist schon abgehauen, als ich ihr gesagt hab, dass ich's gern mal mit 'nem Mann machen würde. Wäre mir die Beziehung so wichtig gewesen, wäre ich doch dann nicht in diesen verdammten Club gegangen!“
 

Aoi wusste nicht, ob er Uruha überzeugen konnte, aber wenn er ehrlich war, war ihm das gerade auch egal. Für ihn war nur wichtig, dass Mai hier endlich verschwand und am besten nicht mehr zurückkehrte. Und als hätte sie seine Gedanken gelesen, flog die Schlafzimmertür auf. Mai hatte sich angezogen und ihre Klamotten wieder gepackt – wobei sie ja bisher gar keine Gelegenheit gehabt hatte viel auszupacken. Sie war sauer, aber sie sagte kein Wort, als sie an ihnen beiden vorbei zur Tür ging und sie öffnete. Bevor sie raus ging, drehte sie sich allerdings noch einmal um und sah ihn an. Kurz huschte ihr Blick zu Uruha, dann wieder zurück zu dem Schwarzhaarigen. „Ich hoffe, er reißt dir gleich richtig schön deinen kleinen süßen Hintern auf.“ Dann drehte sie sich um und verschwand, aber nicht ohne die Tür hinter sich zuzuknallen – so laut, dass Aoi schon damit rechnete, dass gleich ein wütender Nachbar vor der Tür stand. Dem war aber nicht so, also wandte er sich Uruha zu. Endlich.
 

„Jetzt sind wir allein.“, sagte er leise und er glaubte zu sehen, wie der Brünette die Lippen leicht verzog; vielleicht hatte er sich das aber nur eingebildet. Vielleicht aber auch nicht.

Aoi zögerte einen Moment, dann ging er zu Uruha und stellte sich ganz dicht vor ihn. Er sagte nichts und tat nichts, sah ihn einfach nur an. Er spürte, wie Uruha unruhig wurde, doch das war ihm egal. Spätestens in ein paar Minuten würde er sowieso alles andere als ruhig sein.

Er nahm seine Hand und ignorierte den schwachen Widerstand des Brünetten, zog ihn einfach mit sich ins Schlafzimmer und drückte ihn auf's Bett. Eins war klar: Er würde sein Versprechen halten, ebenso wie Uruha seines - und wenn er selbst dafür sorgen musste.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verzeiht mir die lange Pause, ich war einfach ziemlich demotiviert. Kann ja nur noch besser werden! ;)
 

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Verwirrt blickte Aoi sich in seinem Schlafzimmer um. Es herrschte totales Chaos und er war sich nicht sicher, ob das nur an ihren überall herumliegenden Klamotten lag, oder an der Tatsache, dass Mai vorher hier gewesen war und versuchte hatte ihre persönliche Note reinzubringen. Aoi seufzte, dann glitt sein Blick wieder zu Uruhas Hose, die lieblos neben die Tür geworfen worden war. Also war Uruha noch hier! Er musste noch da sein, schließlich würde er nie im Leben nackt rausgehen, und schon gar nicht in Klamotten, die ihm nicht gehörten. Das tat er nicht mal, wenn er total betrunken war. Was seine Sachen anging, war Uruha sehr eigenwillig und eitel, aber das konnte ja jetzt nur von Vorteil sein.
 

Aoi schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Er streckte sich um seine müden Knochen wieder zu beleben; dabei fiel sein Blick auf die Bettdecke und er verzog angewidert das Gesicht – hatten sie wirklich so eine Sauerei veranstaltet? Ohne weiter darüber nachzudenken, zog er das Bettzeug ab und schmiss es direkt in die Waschmaschine. Im Schleudergang bei 90Grad würden selbst die härtesten Spermaflecken aufgeben müssen, hoffte er zumindest. Eine Weile stand er einfach nur vor der Waschmaschine und überlegte, wie er Uruha jetzt gegenübertreten sollte. Sie waren seit Jahren Freunde, eigentlich sollte das doch nicht so schwer sein! In letzter Zeit hatte das ja auch irgendwie geklappt, auch wenn er da derjenige gewesen war, der total überfordert war. Er hoffte, dass er das jetzt überwunden hatte und einfach nur normal mit Uruha umgehen konnte. Doch was war schon normal? Zwei Männer, die nach jahrelanger Freundschaft einfach mal dazu übergingen miteinander ins Bett zu steigen, sicher nicht. Doch das störte Aoi nicht. Er war noch nie wirklich normal gewesen und wollte das auch gar nicht sein. Er wollte nur, dass das alles ihre Freundschaft nicht kaputtmachte, sondern vielleicht noch mehr darauf machte.
 

Er zuckte zusammen. Wollte er wirklich, dass mehr daraus wurde? Konnte er sich wirklich vorstellen, nur mit Uruha das Bett zu teilen? Ja, das konnte er definitiv. Aber konnte er sich auch mehr vorstellen? Dass sie Zärtlichkeiten austauschten, Gefühle füreinander hatten und auf Pärchen machten?

Aoi drehte sich um und ging ins Schlafzimmer zurück. Er zog sich frische Sachen an und bezog dann das Bett neu. Dann machte er das Fenster auf um diesen Puffgeruch aus dem Zimmer zu bekommen, und blieb dort eine Weile stehen.
 

Wollte er mehr? Er wusste es nicht, und ehrlich gesagt hatte er auch keine Lust darüber jetzt stundenlang nachzudenken. Alles, was er mit Uruha erlebt hatte, war toll gewesen, auch die letzte Nacht. Vor allem die letzte Nacht! Auch wenn der Brünette irgendwie anders gewesen war. Warum hatte er sich anfangs so geziert? Er hatte Mai vor seinen Augen vor die Tür gesetzt. Nicht wegen ihm, sondern weil er sowieso keinen Nerv mehr für dieses Weibsbild hatte. Aber er hatte es getan und die Nacht mit ihm verbracht. War es das? Ging Uruha vielleicht sogar davon aus, dass Aoi sich in ihn verknallt hatte, und hatte deshalb nicht gewollt?
 

Aoi seufzte schwer. Er drehte sich um und zuckte zusammen, als er Uruha in der Tür stehen sah. Sein Herz raste. Wie lange stand der andere schon da und hatte ihn beobachtet? Allzu lange konnte das ja nicht sein, immerhin war Aoi selbst noch nicht lange auf den Beinen.

„Hey...“, sagte er ein wenig unsicher. Als Uruha gar nicht reagierte und ihn einfach nur weiter ansah, wurde ihm irgendwie mulmig. Hatte ihm die letzte Nacht die Sprache verschlagen? Oder wollte er gleich eine riesige Bombe platzen lassen? Aoi runzelte die Stirn und überlegte, ob er zu ihm gehen sollte, doch die Entscheidung nahm Uruha ihm ab, als er die Tür hinter sich schloss und auf ihn zu kam. Dass er noch immer nackt war, bemerkte Aoi erst jetzt. Ebenso wie die ganzen Knutschflecke, die wohl er an dem schlanken Hals des Brünetten hinterlassen hatte. Er schluckte und versuchte angestrengt nicht an die letzte Nacht zu denken, bevor er noch geil wurde. So wie Uruha gerade dreinschaute, zweifelte er nicht daran, dass sie heute keinen Sex mehr haben würden.
 

Anstatt zu ihm zu kommen, machte der Brünette an seinem Bett Halt und ließ sich darauf nieder. Er verzog leicht das Gesicht, als er sich hinsetzte, gab jedoch keinen Ton von sich. Einige Minuten vergingen, in denen nichts geschah. Uruha saß einfach nur da und Aoi stand weiter am Fenster, gespannt darauf, was der Brünette auf dem Herzen hatte – denn das war definitiv der Fall. Er kannte Uruha mittlerweile gut genug um zu merken, wenn er sich unwohl fühlte.

Irgendwann wurde es ihm zu dumm und er ging zu ihm, setzte sich neben ihn, hielt dabei jedoch einen Sicherheitsabstand ein, auch wenn er sich am liebsten auf Uruha gesetzt hätte. Wieder versuchte er diese Gedanken zu verdrängen, was aber gar nicht so leicht war, immerhin saß Uruha hier splitterfasernackt neben ihm! Und er roch so unheimlich verrucht nach Sex.
 

Aoi erschauderte. Er wandte den Blick von seinem beinahe makellosen Körper und sah ihm ins Gesicht. Da Uruha immer noch schwieg und nicht den Anschein erweckte, dass er das allzu bald von selbst ändern wollte, erhob Aoi das Wort.

„Das gestern...“

„Das war ein Fehler.“ Uruha fiel ihm ins Wort, einfach so. Er sah ihn nicht an, sondern starrte stur gerade aus, auf irgendeinem Fleck auf dem Fußboden. „Ein riesengroßer sogar...“

Aois Brauen wanderten nach oben. Hatte Uruha das gerade wirklich gesagt? War das sein ernst?
 

Der Schwarzhaarige versuchte das nüchtern zu sehen. „Warum?“, fragte er trocken, obwohl in seinem Innern gerade das reinste Chaos herrschte, immerhin war Uruha doch so scharf auf Sex mit ihm gewesen! Auch wenn er anfangs nicht gewusst hatte, wer er war. Das war aber auch egal! Er hatte ihn gewollt und er hatte ihn bekommen. War das jetzt das Problem? War ihm die letzte Nacht vielleicht schon wieder zu viel gewesen? Immerhin war er nicht der einzige, der wusste, dass Uruha nur selten zweimal den gleichen auserkor, um ihm im Bett Gesellschaft zu leisten. Und Aoi hatte das nun wie oft geschafft? Drei Mal?

Es waren nur drei Nächte gewesen und doch hatte er so viele Sachen mit Uruha getan, dass es ihm vorkam, als trieben sie es schon wochen- oder gar monatelang miteinander. Er wunderte sich selbst darüber, wie schnell so etwas zur Gewohnheit, ja beinahe zur Selbstverständlichkeit werden konnte.
 

Uruha brauchte wieder eine Weile, bis er etwas sagte. Er sah kurz zu dem Schwarzhaarigen und verzog gequält das Gesicht, dann wandte er den Blick wieder ab. Zu mehr war er wohl nicht in der Lage.

„Es war einfach falsch. Wir hätten schon...“ Er stockte. „Ich hätte mich dazu schon nicht mehr hinreißen lassen dürfen, als ich gesehen hab, mit wem ich es da wirklich treibe. … Ich bin extra immer in irgendwelche Clubs gegangen, damit genau so was nicht passiert.“

„Damit was nicht passiert?“ Aoi runzelte die Stirn. „Was ist dein Problem? Wir hatten doch nur Spaß miteinander. Keiner weiß davon. Was soll schon passieren?“

„Mai weiß davon.“

Aoi seufzte schwer. „Mai? Ist sie das Problem? Ich hab dir doch gestern schon gesagt, warum-“

„Du hättest sie nicht rausschmeißen dürfen. Sie war gut für dich. Sie war gut für mich.“
 

Aoi lehnte sich zurück. Was sollte das? War Uruha noch ganz bei Trost? Merkte er überhaupt, was er da redetete?

„Warum war sie gut für dich?“

„Sie war deine Freundin, Aoi! Das hättest du nicht machen dürfen.“

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

„Du warst in festen Händen.“ Es war als redete er mit sich selbst.

„Uruha?“ Aoi packte ihn am Handgelenk. Es tat ihm fast schon leid, als Uruha zusammenzuckte, doch wenigstens sah er ihn jetzt an. Wenigstens das. Sein Blick aber war unstetig, beinahe panisch huschten seine Augen hin und her. Als er Anstalten machte, den Arm zurückzuziehen, hielt Aoi ihn nur noch fester.

„Du weichst mir aus. Warum war Mai gut für dich? Weil ich da vergeben war? Weil nicht auch nur ansatzweise die Chance bestand, dass wir Sex haben?“ Er schnaubte. „Wenn du das glaubst, bitte. Ich weiß schon seit Monaten, dass Mai sich nicht nur von mir aushalten gelassen hat. Sie hatte noch genügend andere nebenbei und ich war nur zum Angeben da. Uruha, früher oder später wäre ich mal in so einen Club gegangen, auch wenn Mai noch hier wäre. Ich will das schon so lange.“
 

Wieder schwieg der Brünette, und er wandte auch den Blick erneut ab, sah einfach nur auf Aois Hand, die ihn festhielt, als würde sie dadurch wie von Zauberhand verschwinden. Aoi folgte seinem Blick und es dauerte nicht lange, bis seine Augen etwas ganz anderes fixierten.

„Gott, kannst du dir nicht endlich was anziehen?“

Als Uruha Anstalten machte aufzustehen, ließ Aoi ihn los und er wandte sich von ihm ab. Uruha so hilflos zu sehen, wie er es gerade war, machte ihn total wuschig. Aoi fand das selbst nicht ganz normal, um nicht zu sagen ziemlich krank, aber was machte es schon? Uruha war eben ein sehr heißer Typ und da hatte er schon immer gerne hingesehen – wie sollte er jetzt wegsehen können, wenn er nackt vor ihm saß?
 

Tatsächlich rührte sich der Brünette und zog sich langsam an. Es schien ihn nicht zu stören, dass seine Sachen stanken und zumindest seine Unterwäsche wohl auch nicht mehr so ganz sauber war. Oder aber er bemerkte es gar nicht.

Aoi seufzte. Er versuchte sich zu erinnern, wie es gestern dazu gekommen war. Uruha hatte vor seiner Tür gestanden, mitten in der Nacht. Sie hatten geredet und plötzlich war der andere über ihn hergefallen. Oder so. Er konnte sich nur noch vage daran erinnern, er war einfach viel zu aufgeregt gewesen. Eines wusste er jedoch ganz sicher: Uruha hatte Alkohol getrunken.
 

„Bereust du's? Weil du betrunken warst?“

Ruckartig wandte Uruha ihm den Kopf zu und sah ihn geschockt an. Warum schockierte ihn das so? Aoi wurde aus ihm einfach nicht schlau.

„Ich bereue nichts von dem, was wir gemacht haben. Rein gar nichts!“

Aoi glaubte sich verhört zu haben. „Häh?“

Uruhas schmale Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ich war nicht betrunken. Ich hatte vorher nur ein paar Drinks um... um mir Mut anzutrinken.“

Beinahe hätte Aoi gelacht. Er schaffte es sich auf ein Schnauben zu beschränken. „Seit wann brauchst du denn so was, mh? Sonst klappt doch auch alles immer ohne Alkohol. Auch wenn du gerne trinkst, brauchen tust du nicht einen Tropfen. Was hab ich dir getan, dass du Angst hast zu mir zu kommen?“
 

Die Schultern des Brünetten sackten nach unten. Er ließ sich wieder auf dem Bett nieder. Anstatt aber zu antworten, pulte er sich an den Fingern herum. Aoi wartete ein bisschen ab, aber schließlich verdrehte er die Augen und setzte sich auch wieder hin. Er zögerte, rutschte dann aber nahe an Uruha heran und legte seine Hand auf Uruhas, sodass er sie stillhielt.

„Was hab ich dir getan?“

Das war so eine einfache Frage – warum konnte Uruha ihm darauf keine Antwort geben?
 

Als er wieder keine Antwort bekam, lehnte er sich an den Brünetten. Noch nie hatte er Uruha so erlebt. Was ihn wohl störte? Wenn er nicht von selbst damit herausrückte, würde er eben so lange raten, bis er die Antwort hatte.

„Hat dir nicht gefallen, dass ich gestern mal den Ton angegeben hab?“

Keine Reaktion.

„Willst du nicht immer nur mit mir ins Bett?“

Uruha schüttelte ganz leicht den Kopf. Na wenigstens etwas. Wobei er sich die Frage auch hätte sparen können, denn er wusste genau, dass Uruha direkt in der Nacht nach ihrem ersten Abenteuer jemand anderes aufgegabelt hatte. Das hatte ihn gestört und störe ihn auch immer noch, aber er würde ihm nie einen Vorwurf daraus machen. Außerdem hatte der Brünette da noch gar nicht gewusst, wem er da so wunderbar einen geblasen hatte.
 

„Hast du Angst, dass sich daraus mehr entwickelt?“

Schlagartig verspannte er sich. Volltreffer.

„Okay... Und warum? Bisher war es doch nur Sex. Wir können doch weiter Freunde sein und ab und zu Sex haben. Wo ist da das Problem?“ Ab und zu. Aoi bereute diese Worte fast augenblicklich. Er wusste zwar nicht wie Uruha das sah, weil der Ochse den Mund nicht aufmachte, aber er hatte nichts dagegen, wenn sie öfter Sex miteinander hatten. Es gefiel ihm mit Uruha und er war noch nie jemand gewesen, der einfach in eine Bar ging und jemanden aufriss. Ein paar Mal war das sicher schon passiert, aber er war dann doch eher ein Beziehungstyp; Mai war da das beste Beispiel gewesen.

Er schluckte. Jetzt konnte er verstehen, worum es Uruha ging. Zumindest glaubte er zu wissen, was dem anderen Sorgen machte.
 

„Du musst keine Angst haben, dass ich mehr will. Ich weiß, dass das nur Sex ist. Ich werde dir da bestimmt keinen Strich draus drehen. Ich werd' mich schon nicht in dich verknallen, also können wir ruhig weiter...“

Uruha schob ihn von sich und stand auf.

„...machen...“

Aoi blinzelte ihn verwirrt an. Hatte er jetzt was Falsches gesagt?

„Uruha?“

Der Brünette atmete tief durch und ballte die Hände zu Fäusten, doch trotzdem sah Aoi, dass sie zitterten. Verdammt, was war denn jetzt los?
 

Ein paar Momente stand Uruha einfach nur da, dann sah er ihn an und zwar so direkt, dass Aoi ganz anders wurde. „Schon mal daran gedacht, dass du gar nicht das Problem bist?“

Er sprach so leise, dass Aoi beinahe nicht mitbekommen hätte, wie sehr seine Stimme zitterte. Er kam sich vor wie im falschen Film. War er doch auf dem Holzweg gewesen?
 

„Uruha, was ist denn los?“ Er stand auch auf und stellte sich vor ihn. Er wollte nicht, dass er sich wieder wegdrehte, also hielt er ihn fest, doch der Brünette schlug seine Hand sofort weg und das mit solcher Wucht, dass Aoi einen Schritt nach hinten taumelte.
 

„Was los ist? Du willst wirklich wissen, was los ist?“

Aoi schluckte, dann nickte er. „Natürlich...“

Uruha atmete tief durch, dann sah er ihn ernst an. „Ich habe keine Angst davor, dass du irgendwann mehr willst. Dass das irgendwie.. normal wird, dass wir miteinander schlafen. Ich bange auch nicht um unsere Freundschaft. Aoi, wir haben schon so viel zusammen durchgemacht – warum sollten ein paar Orgasmen so eine tolle Freundschaft kaputt machen? Ich mache mir keine Sorgen um dich, weil du Single bist. Mai war eine blöde Schlampe – es wurde Zeit, dass du die los wirst! „

Er legte eine Pause ein und sah Aoi unentwegt an, der seinen Blick erwiderte. Je länger aber Stille herrschte, desto neugieriger und ungeduldiger wurde er. Am liebsten hätte er nachgebohrt, doch er ließ Uruha Zeit. Die brauchte er ja ganz offensichtlich.
 

„Schon mal auf die Idee gekommen, dass ich genau das alles will?“

Wieder sprach er so leise, dass Aoi es gerade so verstand. „Was?“, fragte er. Jetzt war er vollends verwirrt. „Wenn du das alles willst, wo liegt dann das Problem?“ Wenn Uruha Sex mit ihm wollte, konnte er den gerne bekommen. Aoi war alles andere als abgeneigt.
 

Uruha schüttelte den Kopf und seufzte dann. Er ließ den Kopf hängen, sodass seine Haare ihm ins Gesicht fielen und Aoi sein Gesicht kaum noch sehen konnte.

„Lass gut sein, Aoi. Es ist besser, wenn alles bleibt, wie es war. Wir werden sowas wie letzte Nacht nicht wiederholen... Dann ist alles wieder gut.“
 

Er tat ein paar Schritte Richtung Tür, stockte aber noch einmal, als er die erreicht hatte. Es schien, als wartete er auf irgendetwas. Da das ganz offensichtlich ausblieb, straffte er die Schultern und öffnete die Tür. „Mach's gut, Aoi.“, sagte er leise, dann verschwand er.
 

Und Aoi sah ihm total verwirrt hinterher. Was hatte das denn zu bedeuten? Wieso verabschiedete Uruha sich so merkwürdig von ihm? Er hatte doch selbst gesagt, dass er das alles wollte. Oder war das nur eine hypothetische Frage gewesen? Und wieso hatte er sich überhaupt so komisch benommen?

Aoi verstand die Welt nicht mehr. Noch nie, wirklich noch nie, hatte er den Brünetten so erlebt. Und wenn er ehrlich war, hätte er auf diese Erfahrung auch verzichten können.
 

Er stand auf und ging zum Fenster.
 

Uruha hätte doch ruhig da bleiben können. Er hätte ihm doch ruhig sagen können, was los war. Für so was waren Freunde doch schließlich da. Wenn Uruha sich so zierte mit ihm zu reden, musste das schon einen triftigen Grund haben, denn normalerweise konnten sie wirklich über alles reden. Nur Uruhas Bettgeschichten hatten sie dabei immer ausgelassen, weil es Aoi nie interessiert hatte. Früher. Jetzt war er selbst eine von Uruhas Bettgeschichten und er wollte, dass das auch so blieb. Uruha schien da allerdings etwas gegen zu haben. Warum auch immer.
 

Aoi lehnte sich an den Fensterrahmen und sah hinaus. Sah, wie Uruha aus dem Haus kam, sich umsah, und dann losging. Er hatte das Haus schon hinter sich gelassen, als er stehen blieb und sich umdrehte. Er sah zu Aois Wohnung hinauf. Der Schwarzhaarige war sich nicht sicher, ob er ihn ansah, oder einfach nur zu Wohnung. Wahrscheinlich letzteres, denn er war einfach schon zu weit weg um ihm im Fenster erkennen zu können.

Uruha verharrte ein paar Momente still, dann drehte er sich um und verschwand schon bald aus seinem Sichtfeld. Und sowie Uruha verschwunden war, fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen.
 

Er hatte auf etwas gewartet. Auf ihn. Er hatte gewartet und gehofft, dass Aoi ihm hinterher eilte, ihn aufhielt. Er hatte alle Hoffnung in ihn gesetzt und war enttäuscht worden. Aoi hatte ihn enttäuscht. Nicht umsonst war sein “Mach's gut.“ so merkwürdig gewesen, so endgültig. Er hatte sich von ihm als Liebhaber verabschiedet, weil er das nicht mehr wollte. Nein, er konnte nicht mehr. Und vielleicht hatte er sich sogar von ihrer Freundschaft verabschiedet. Zwar hatte er zuvor etwas anderes gesagt, doch Aoi war sich nicht sicher, ob er dem Glauben schenken konnte.
 

Nie hätte er gedacht, dass Uruha mal mehr wollte als bloßen Sex, dass er wirklich jemanden in sein Herz schließen konnte. Und nun war ausgerechnet er derjenige, in den Uruha sich verknallt hatte. Der sonst so starke und selbstverliebte Uruha. Und Aoi war so töricht gewesen zu glauben, dass seine Worte ihn beruhigten, ihm vielleicht sogar Trost spendeten. Tatsächlich hatten sie ihn aber nur noch mehr verunsichert und schlussendlich auch verscheucht.

Es war als hätten sie Rollen getauscht. Aoi fühlte sich in seiner alles andere als wohl. Und er war sich sicher, dass es Uruha noch schlimmer ging, schließlich war er derjenige, dem vor den Kopf gestoßen wurde. Er war derjenige, der sein Herz geöffnet und direkt enttäuscht worden war.
 

Aoi fühlte sich schrecklich. Nicht er war eine von Uruhas Bettgeschichten gewesen, sondern Uruha seine.

Und jetzt war ihre Freundschaft Geschichte.

Einer seiner besten Freunde war verschwunden, und das im Grunde nur, weil er sich durchgesetzt hatte. Er hatte seine Freundin rausgeschmissen und sich vorgenommen, seine Neugierde zu befriedigen.

Und das war dabei herausgekommen.

Er hatte einem lieben Menschen nicht nur weh getan, sondern ihn auch noch verloren. Wenn er Pech hatte, für immer.

Den ganzen Tag und auch noch die ganze Nacht lang zerbrach Aoi sich den Kopf darüber, wie er wieder gutmachen konnte, was er angerichtet hatte. Er lag stundenlang wach und grübelte, kam aber zu keinem Ergebnis. Er konnte nicht einfach wieder geradebiegen, was mit Uruha schief gelaufen war. Der Brünette hatte offensichtlich Gefühle für ihn, die weit über Freundschaft hinaus gingen, und er war zu blind gewesen, es zu sehen, zu töricht um auch nur daran zu denken. Aber wirklich noch nie hatte er Uruha über Gefühle reden hören, ständig ging es bei ihm nur um Spaß, um Sex, allenfalls noch um Leidenschaft, aber nie, wirklich nie um Liebe. Und dann kam er plötzlich mit so etwas. Aoi war total verwirrt und fragte sich, wie es dazu hatte kommen können, dass Uruha sich ausgerechnet in ihn verknallte. Und wie er das nicht hatte merken können. Wie lange hatte sein Freund wohl schon tiefgehende Gefühle für ihn, wie lange sah er in ihm schon mehr als bloß einen Freund?
 

Mehr. Das wollte Aoi schon immer sein, aber nicht für einen Freund. Und bis vor ein paar Tagen hatte er noch nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass es sogar jemand aus seinem näheren Umfeld sein könnte. Jetzt war es einer seiner besten Freunde. Schon lange wollte Aoi geliebt werden, wollte endlich mal eine richtige Beziehung führen – anders als die mit Mai, die nur auf Bequemlichkeit beruht hatte – und nun war es endlich zum Greifen nahe, da war er derjenige, der alles kaputt machte.
 

Je länger Aoi in seinem Bett lag und über alles nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er für all das bereit war, was Uruha sich wünschte. Er war bereit für eine Beziehung, auch wenn sie mit einem Mann war, mit einem so guten Freund. Ihm war schon immer egal gewesen, was andere von ihm dachten, und er mochte Uruha wirklich sehr. Er mochte es, wenn er ihn anfasste, seine Hände über seinen Körper glitten. Er mochte seine Nähe, seine Wärme, seine Küsse, sein Stöhnen. Wie pervers er reden konnte. Wie er ihn allein durch Worte schon so sehr anmachen konnte, dass ihm bald die Hose platzte. Nein, er mochte es nicht nur, er liebte es. Er liebte Uruha. Das wurde ihm jetzt erst richtig klar. Und erstaunlicher Weise war das okay für ihn. Es machte ihm keine Angst, schüchterte ihn nicht ein, keineswegs. Für ihn stand fest: Er wollte Uruha. Mit Haut und Haar. Und alles, was er tun müsste, um ihn zu bekommen, war ihm zu sagen, was ihm soeben klar geworden war, sonst nichts. So einfach war das. So einfach, dass er sich vornahm, Uruha am nächsten Tag direkt darauf anzusprechen. Er wollte mit ihm reden. Er musste mit ihm reden. Einfach nur reden, dann würde alles wieder gut werden.
 

Aoi hatte sich so lange selbst gut zugeredet, dass er irgendwann eingeschlafen war und in so einen tiefen Schlaf abglitt, dass er glatt seinen Wecker überhörte. Als er irgendwann die Augen öffnete und zur Uhr sah, saß er sofort kerzengerade im Bett. Er hatte geradeso noch eine halbe Stunde Zeit, bis er in der PSC sein musste. Das hieß, dass er 10 Minuten hatte, um zu duschen und sich anzuziehen, dann musste er los.

Aoi sprang auf und rannte ins Badezimmer. Er beeilte sich so sehr, dass er alles in 8 Minuten schaffte, trotzdem hetzte er aus seiner Wohnung, nur um dann in den morgendlichen Berufsverkehr zu kommen und fast doppelt so lange zur Arbeit zu brauchen wie normalerweise. Es nervte ihn. Wie konnte er so dumm sein und ausgerechnet diesen Weg nehmen? Er wusste doch, dass hier fast jeden Morgen Stau war. Und jetzt war er mittendrin. Super. Je länger er zwischen all den anderen Autos stand, desto mehr verfinsterte sich seine Miene. Am liebsten hätte er vor der Arbeit noch alles mit Uruha geklärt. Es würde ja nicht einmal lange dauern, ihm zu sagen, wie dumm er gestern gewesen war, und dass er sich jetzt über seine eigenen Gefühle im Klaren war. Er musste es einfach nur sagen. Dann wäre alles wieder gut. Wie vorher – nein. Besser als vorher.
 

Über eine halbe Stunde stand Aoi noch im Stau und selbst danach ging es nur stockend voran. Alle waren genervt davon, aber er verstand einfach nicht, wie einige Leute so aggressiv werden konnte wie der alte Opa im Auto hinter ihm. Er hupte fast unentwegt und fluchte lautstark durch sein offenes Fenster, was Aoi so sehr nervte, dass er einfach Musik anmachte und laut aufdrehte, was diesen alten Sack offensichtlich nur noch mehr ärgerte, doch das war ihm egal. Er war zwar auch genervt, aber er würde keine Energie für so einen blöden Stau verschwenden. Es bleib ihm ja doch nichts anderes übrig, als abzuwarten. Er konnte sein Auto ja schlecht schultern und an allen anderen vorbei tragen. Bei diesem Gedanken musste er tatsächlich lachen.
 

Irgendwann schaffte Aoi es doch zur PSC und beeilte sich in ihr Studio zu kommen, nur um dann vor verschlossenen Türen zu stehen. Er runzelte die Stirn und versuchte es erneut, doch die Tür war abgeschlossen. Aoi las das Schild auf der Tür, an dem eindeutig ihr Bandname stand. Wollten die Jungs ihm einen Streich spielen? Sehr lustig war das, wirklich.

Er seufzte nur und mahnte sich zur Ruhe, schnappte sich sein Handy und beinahe hätte er aus Gewohnheit Uruha angerufen, konnte sich im letzten Moment aber noch daran hindern. Wenn er ihn jetzt einfach so anrief ohne die gestrigen Vorkommnisse zu klären, würde er bestimmt nicht abnehmen. Oder ihn einfach beleidigen und wieder auflegen. So war er eben, aber darauf konnte er jetzt gut und gerne verzichten, also wählte er Kais Nummer, der auch direkt nach dem ersten Klingeln ran ging.

„Verdammt, Aoi! Wo bist du?“, keifte er durchs Telefon, noch ehe der Schwarzhaarige ihn auch nur begrüßen konnte. Er runzelte die Stirn.

„Vor dem Studio, wo sollte ich sonst sein?“

Kai schwieg ein paar Momente, dann seufzte er. „Wir haben heute Interviews, du Idiot, den ganzen Tag.“ Aoi schluckte schwer. So etwas hatte er noch nie vergessen.

Wieder herrschte ein paar Augenblicke Stille, dann sprach Kai weiter. „Das Interview jetzt wirst du eh verpassen, also fahr am besten gleich zum nächsten Termin. Aber bitte beeil dich!“ Er gab ihm noch die Adresse, dann legte er auf. Aoi seufzte schwer. Jetzt hatte er glatt ein schlechtes Gewissen.
 

Mit hängenden Schultern kehrte er also zurück zu seinem Auto und machte sich auf den Weg durch die immer noch verdammt vollen Straßen, kam aber tatsächlich noch vor den anderen dort an. Er würde noch ein paar Minuten Ruhe haben, also holte er sich einen Kaffee und rauchte in aller Ruhe eine Zigarette vor dem Hintereingang, durch den gleich seine Kollegen kommen würden. Wieder musste er an Uruha denken und daran, wie er gleich am besten anfangen sollte. Eine Entschuldigung musste da wohl auch drin sein. Aber er würde jetzt mit ihm reden. Und er musste aufpassen, dass der Brünette sich nicht irgendwie an ihm vorbei schlich.
 

Es dauerte nicht mehr lange, bis der weiße Van vorgefahren kam und die Türen sich öffneten. Als erste stiegen Ruki und Reita aus, die ihn sofort begrüßten, doch Aoi hatte nur ein müdes Nicken für beide übrig. Seine Augen lagen auf Uruha, der noch im Auto saß und sehr angestrengt auf sein Handy starrte. Aoi wollte zu ihm gehen, damit sie kurz reden konnten, doch plötzlich stand Kai vor ihm und hatte diese sehr tiefe steile Stirnfalte. Oh oh, das bedeutete nichts Gutes.

Aoi erhaschte noch einen Blick auf Uruha, der jetzt auch zu ihnen beiden sah, doch mehr war nicht drin, denn da fing Kai auch schon mit seiner Standpauke an.
 

„Kannst du mir mal erklären, wie du vergessen konntest, dass wir heute diesen Interviewmarathon vor uns haben? Wir haben da doch vorgestern noch ausgiebig drüber gesprochen. Und hättest du mal deine Emails gecheckt, hättest du es auch gar nicht vergessen können, denn ich hab euch allen gestern noch ein paar Mal geschrieben und wirklich jedes Mal noch an heute erinnert!“ Aoi war irgendwie nicht so ganz aufnahmefähig und sah ihn nur an. In Gedanken war er die ganze Zeit bei Uruha, der jetzt auch aus dem Van ausstieg und sich streckte. Er musste Kai schnell abwimmeln und sich Uruha schnappen, bevor es zu spät war!
 

„Tut mir leid.“, sagte er also nur ohne Umschweife und sah Kai an. „Ich hab's echt einfach vergessen... Hatte 'ne kurze Nacht und heute morgen war stressig.“

Plötzlich veränderte sich etwas in Kais Blick. Er seufzte tief und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ist kein Weltuntergang. Du hast nur ein Interview verpasst, aber sieh zu, dass das nicht nochmal vorkommt, auch wenn du privat grade...“ Er seufzte wieder und druckste ein bisschen rum. „Tut mir leid, das mit dir und Mai.“

Aoi zog die Brauen zusammen und musste wirklich ein paar Augenblicke überlegen um mitzubekommen, was sein Gegenüber meinte. Und dann dämmerte es langsam. Mai. Niemand außer ihm selbst und mittlerweile Uruha wusste, dass das mit ihr gar nicht so ernst gewesen war und er viel mehr erleichtert war als alles andere, aber das war auch gut so. So konnte er die Trennung von ihr ganz gut als Ausrede benutzen, denn er war ja verwirrt und niedergeschlagen, aber nicht wegen Mai, sondern wegen Uruha.

Zu dem zuckte sein Blick jetzt auch – oder dahin, wo der andere bis eben gewesen war, nämlich am Auto. Die Türen waren jetzt allerdings zu. Beinahe panisch huschte sein Blick umher und suchte die Umgebung ab. Beiläufig nickte er und murmelte ein „Danke.“, dann drehte er sich um, aber Uruha war nirgends zu sehen. Ganz gegen seine Gewohnheit war er wohl ohne Zigarette rein gegangen. Aoi seufzte. Und wandte sich wieder Kai zu. „Danke.“, wiederholte er und wusste nicht recht, ob er sich ein Lächeln abringen sollte, oder besser nicht, also ließ er es bleiben. „Wird schon alles wieder...“

Kai nickte, ließ ihn dann aber nicht in Ruhe, sondern legte den Arm um ihn und ging so mit ihm nach drinnen. Am liebsten hätte Aoi ihn abgeschüttelt um endlich mit Uruha zu reden, aber er wusste, dass Kai es nur gut meinte. Er war eben die Bandmama und machte sich immer Sorgen um alle, vor allem wenn so etwas vermeintlich dramatisches passierte.

„Wenn du reden willst, Aoi, sag einfach Bescheid. Okay?“

Aoi nickte und bedankte sich erneut, blieb ansonsten aber still. Kai führte ihn in den Interviewraum, den er sofort nach dem brünetten Gitarristen absuchte, aber er konnte ihn nirgends sehen. Versteckte Uruha sich etwa vor ihm? Was sollte das? Sie waren doch nicht im Kindergarten!
 

Aoi gab es für' erste auf, denn Kai wurde er so bald sicher nicht wieder los. Der würde jetzt versuchen ihn abzulenken und zum Lachen zu bringen, solange er nicht von selbst redete. So war er eben. Er hatte zwar auf alles andere mehr Lust als auf diese Ablenkungsversuche, sagte aber nichts und ließ es über sich ergehen.
 

Uruha betrat den Raum erst wieder, als der Moderator reinkam; da blieb dann leider keine Zeit mehr zum Reden. Aoi war genervt und irgendwie auch enttäuscht, dass der andere ihm so aus dem Weg ging, aber er sah bald ein, dass es ein törichter Fehler gewesen war etwas anderes zu erwarten. Uruha hatte sich nicht umsonst von ihm verabschiedet. Er wollte mit ihm abschließen, vielleicht hatte er das auch schon längst getan, aber er wollte wenigstens mit ihm reden und ihm alles erklären. Es war nur ziemlich dumm, dass Uruha sehr darauf bedacht war nie mit ihm allein zu sein. An diesem Tag brauchte er sich nicht mal sonderlich dafür anstrengen, denn alles artete in puren Stress aus, sodass Aoi irgendwann einfach vergaß, dass er sich erklären wollte, und als er am späten Abend endlich wieder Gelegenheit dazu gehabt hätte, war Uruha schon verschwunden, bevor er überhaupt wieder daran dachte.
 

Auch die nächsten Tage war es nahezu unmöglich den anderen mal allein zu erwischen. Ständig war er in Gesellschaft oder sie waren so sehr im Stress, dass Aoi nicht eine einzige Gelegenheit hatte, sich den Brünetten zu schnappen und ihn zum Reden zu zwingen.
 

Irgendwann gab Aoi es auf und ließ es bleiben. Das alles hatte ja doch keinen Sinn, solange Uruha sich zwanghaft vor ihm versteckte oder immer mit irgendjemandem redete, nur um nicht Gefahr zu laufen, dass Aoi ein Gespräch begann. Das merkte auch Uruha und er wurde unvorsichtig. Er wiegte sich in Sicherheit und genau das nutze Aoi ein paar Tage später aus, als Uruha gerade alleine in der Garderobe war. Sie würden in wenigen Minuten ein Konzert spielen, aber wenn sich Aoi eine so gute Gelegenheit bot, wie sollte er sie nicht ausnutzen?!
 

Eigentlich war er auf dem Weg nach draußen gewesen um noch einmal einen klaren Kopf zu bekommen, doch als er an der Garderobe vorbeiging, bemerkte er ihn im Vorbeigehen. Uruha stand einfach nur da und starrte irgendeinen Fleck auf dem Boden an, offenbar war er total in Gedanken versunken. Aoi zögerte nicht lange und ging zu ihm, schloss die Tür hinter sich. Bei diesen Geräusch zuckte Uruha zusammen und drehte ruckartig den Kopf zu ihm. Als er sah, mit wem er jetzt allein war, verzog er gequält das Gesicht.
 

„Bitte renn' nicht weg!“, sagte Aoi sofort und hob beschwichtigend die Hände. „Ich will nur mit dir reden. Wenn du nicht willst, musst du nicht mal reden, aber hör mir bitte wenigstens zu, okay? Ich will nicht, dass es das jetzt war, also hör einfach nur zu...“
 

Uruhas Blick veränderte sich. Er blieb still, hielt seinem Blick aber stand. Er wartete. Und Aoi war davon glatt überfordert. Nie hätte er damit gerechnet, dass es so einfach war, wenn er ihn nur mal endlich allein erwischte.

„Das, was passiert ist... tut mir leid.“, begann er leise und meinte es wirklich so. Er sagte es nicht einfach nur so dahin. „Ich bin manchmal ein bisschen schwer von Begriff, das weißt du. Ich hab echt nicht verstanden, was du mir sagen wolltest. Ich konnte doch nicht ahnen, dass du.... dass...“ Er stockte. Uruhas Augenbrauen wanderten in die Höhe, und die Intensität seines Blickes ließ einfach nicht nach. Warum starrte er ihn jetzt so an? Aoi hielt dem nicht mehr stand und senkte den Blick. Er atmete tief durch und überlegte angestrengt, was er jetzt sagen sollte.
 

Eine ganze Weile schwiegen sie sich an, dann endlich ergriff Uruha das Wort. „Ich weiß, dass du keine Ahnung von irgendwas hattest. Das mach ich dir auch nicht zum Vorwurf.“

Aoi hob den Blick wieder. „Und warum gehst du mir dann aus dem Weg? Warum ignorierst du mich?“ Er glaubte, ein Lächeln über Uruhas Lippen huschen zu sehen. Über diese wundervollen Lippen, die er schon viel zu lange nicht mehr geküsst hatte. „Du solltest es nie erfahren.“ Dann drehte er sich um, wandte ihm den Rücken zu, den Aoi ziemlich lange einfach nur anstarrte, ehe er zu ihm ging und ihn am Handgelenk packte. „Ich bin aber ganz froh, dass ich das jetzt weiß.“ Uruha zuckte zusammen, sah ihn aber nicht an.

„Weißt du auch, warum?“

Der Brünette zögerte, schüttelte dann aber ganz leicht mit dem Kopf. „Ich glaub, das will ich auch gar nicht wissen.“ Er machte sich von ihm los und wich ein paar Schritte zurück, ehe er weitersprach. „Lass gut sein, Aoi. Ich weiß, dass das alles gerade merkwürdig ist. Das alles ist noch so neu für dich, du hast Gefallen daran gefunden und willst nicht, dass das jetzt ein Ende hat, weil's so toll ist.“

Merkte er überhaupt, was er da redete? Langsam aber sicher wurde Aoi wütend.

„Glaub mir, ich fand's auch toll. Mehr als das... Ich hab schon so lange davon geträumt, wie es ist... mit dir... Aber nie hätte ich zu träumen gewagt, dass das wirklich irgendwann passiert... Es war so viel toller als erwartet...“ Er lächelte leicht, drehte sich dann aber so, dass Aoi sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. „Ich weiß, dass du nur Sex willst. Also bitte tu uns beiden einen Gefallen, und such dir jemand anderen dafür. So toll das alles auch war, ich will dich nicht nur im Bett. Aoi... ich... will dich ganz...“ Er wurde immer leiser.
 

Aoi schluckte schwer und starrte auf seinen Rücken. Uruhas Hände ballten sich zu Fäusten, er zitterte leicht. Das war ein Anblick, den Aoi nur schwer ertragen konnte, also war er in zwei Schritten wieder bei ihm, packte ihn erneut am Handgelenk und zog ihn zu sich. Uruha sah ihn überrascht an, und seine Augen weiteten sich nur noch mehr, als Aoi ihn plötzlich küsste. Er war wie erstarrt und reagierte überhaupt nicht. Aoi zog ihn näher an sich, doch da wurde der Brünette plötzlich widerspenstig und stieß ihn von sich.

„Bist du bescheuert?!“, fauchte er ihn an. „Hör auf mich zu verarschen, verstanden? Ich bin nicht dein Spielzeug!“ Er stieß ihn noch einmal und dieses Mal so fest, dass Aoi zurück stolperte und plötzlich die Wand im Rücken hatte. Dann ging die Tür auf und Reita trat ein. Sein Blick huschte zwischen den beiden hin und her, aber er kam gar nicht dazu etwas zu sagen, da drehte Uruha sich um und rauschte an ihm vorbei. Beide sahen ihm hinterher. Es dauerte nicht lange, dann wandte Reita sich an Aoi und kam zu ihm. „Alles okay? Hattet ihr Streit?“

Aoi schüttelte nur den Kopf und schob sich an ihm vorbei nach draußen. Er ließ ihn einfach stehen und rannte nach draußen, wo er in tiefen Zügen die frische Luft in seine Lungen sog. Was war das gerade gewesen? Warum zum Teufel dachte Uruha, dass er mit ihm spielte? Er verstand die Welt nicht mehr.
 

Aoi war nicht lange allein, da kam Reita wieder zu ihm, doch anstatt ihn wie befürchtet auf eben anzusprechen, sagte er ihm nur, dass sie gleich auf die Bühne mussten und er wieder reinkommen sollte, bevor Kai ihn holte, und verschwand dann wieder.

Er atmete noch ein paar Mal tief ein und aus und ging dann nach drinnen zum Rest. Uruha war nicht da, aber er fragte auch nicht nach ihm. Die Blicke seiner drei Bandkollegen lagen auf ihm, was er versuchte so gut es ging zu ignorieren. Das klappte nur bedingt, denn als Uruha dann auch noch dazu stieß, starrte der ihn auch noch an. Aoi wandte sich um, entdeckte einen Spiegel und war für die restliche Wartezeit sehr damit beschäftigt an seinen Haaren herum zu zupfen.
 

Am liebsten wäre er jetzt nach Hause gefahren und hätte sich ins Bett gelegt. Oder aber Uruha noch einmal geschnappt und endlich mit ihm Klartext geredet. Das war eben nämlich schief gegangen, das wurde ihm langsam aber sicher auch klar. Uruha hatte ihm seine Gefühle gestanden und er hatte ihn einfach geküsst. Obwohl er wusste, dass der Brünette sich nicht ernst genommen fühlte. Das war sein Fehler gewesen. Beim nächsten mal würde er erst reden und dann handeln. Und das musste er bald tun, denn er wollte , dass Uruha sich endlich wieder normal benahm, dass sie endlich wieder miteinander reden konnten. Das war für ihn das Wichtigste, aber natürlich hätte er nichts dagegen, wenn sie auch ganz andere Sachen wieder tun würden.
 

Das Konzert verlief ohne weitere Zwischenfälle, nur gestaltete es sich als sehr anstrengend für Aoi. Sonst war immer Fanservice zwischen ihm und Uruha; mal mehr, mal weniger. Aber heute lief gar nichts. Uruha blieb einfach auf seiner Seite, lieferte aber eine so tolle Show ab, dass Aoi fast nur Augen für ihn hatte. Als der Brünette plötzlich beim Gitarrensolo fast seine Gitarre fickte und dabei zu ihm sah, wurde Aoi ganz anders. Er starrte ihn einfach nur an und leckte sich über die Lippen. Wollte er jetzt mit ihm spielen? Er konnte es ja gern versuchen, aber da würde Aoi nicht mitmachen.
 

Sie spielten den Song zu Ende – Aoi hatte dabei wirklich große Schwierigkeiten sich zu konzentrieren – dann war Pause und alle verließen erst mal die Bühne. Uruha als letztes. War es ihm jetzt etwa unangenehm, dass er ihn gerade bei dieser so obszönen Geste angestarrt hatte?

Aoi verkniff sich ein Grinsen. Er beachtete Uruha nicht weiter, zumindest nicht, solange sie ihre Pause hatten. Ihnen wurde aber nicht lange Erholung gegönnt, dann mussten sie wieder auf die Bühne, schließlich warteten die Fans auf ihre Zugabe. Sie spielten zwei Songs. Beim letzten hoppste Aoi dann plötzlich auf Uruhas Seite und kam dem viel näher, als ihm lieb war, das sah er ihm sofort an. Doch er ließ sich nicht beirren und sie beide wussten, dass Uruha ihn jetzt nicht einfach wegstoßen konnte, schließlich waren sie auf der Bühne und Aoi hatte sich auch schon so einige Male von ihm abknutschen lassen, obwohl er vorher klar gemacht hatte, dass er das nicht wollte. Nun musste eben Uruha mal dran glauben.
 

Es machte den Brünetten nervös, dass Aoi ihm so nahe war, ihn aber doch weitestgehend in Ruhe ließ. Aoi wusste das und er genoss es regelrecht. So unsicher war Uruha nicht oft und er triezte ihn ein bisschen, kam ihm einmal verdammt nahe. So nahe, dass alle dachten, sie würden sich gleich küssen, doch im letzten Moment wandte er sich ab und grinste schelmisch. Uruha schien erleichtert zu sein, die Fans kreischten sich trotzdem die Seele aus dem Leib. So langsam verstand er, warum Uruha ihn nie in Ruhe ließ, wenn er selbst sich so anstellte. Es machte einfach Spaß ihn zu ärgern. Aber er wollte ihn nicht nur ärgern, nein. Er wollte viel viel mehr.
 

Als sie beide eine kurze Verschnaufpause hatten, weil Reita gerade ein Basssolo spielen durfte, schnappte Aoi sich den anderen einfach und drängte ihn gegen die Box , neben der er sich die meiste Zeit des Konzertes aufgehalten hatte. Uruha war zu überrascht um zu reagieren, und das nutzte Aoi schamlos aus, indem er ihm seine Lippen aufpresste. Uruha keuchte, legte die Hände an seine Oberarme, tat aber ansonsten nichts. Aoi tastete sich mit der Zunge voran, leckte leicht über Uruhas Lippen, ehe er sich zu seinem Ohr vorbeugte. „Ich spiel nicht mit dir.“, sagte er nur, dann wandte er sich ab und setzte bei seinem Part wieder ein. Perfektes Timing, dachte er sich nur und spielte weiter, als wäre nichts gewesen. Uruha stand immer noch an der Box und starrte ihn an. Er verpasste seinen Einsatz, setzte ein paar Sekunden zu spät wieder ein, aber die Fans waren immer noch völlig außer sich wegen Aois Aktion, sodass wohl nur die wenigstens diesen Patzer bemerkt hatten.
 

Sie spielten den Song zu Ende und verabschiedeten sich dann ausgiebig von den kreischenden Fans, die nur noch lauter und aufgedrehter wurden, als Aoi zu Uruha ging, ihm einen Arm um die Schulter legte und ihm glatt einen Schmatzer auf die Wange drückte. Dann wanderten seine Lippen wieder zu Uruhas Ohr und er strich leicht über seine Ohrmuschel, ehe er sagte, was er noch zu sagen hatte, sich dann abrupt löste und von der Bühne verschwand. Er stellte einfach nur seine Gitarre ab und ließ sich in einen der Sessel fallen. Irgendjemand reichte ihm was zu trinken, das der dankend annahm. Die Flasche leerte er fast in einem Zug, dann lehnte er den Kopf nach hinten und schloss die Augen. Als er hörte, dass die anderen auch endlich kamen, öffnete er wieder die Augen und starrte zur Tür. Er wartete auf Uruha, der als letztes kam und auch erst nach kurzem Zögern reinkam, als er ihn sah. Er war durcheinander, das sah man ihm an. Aoi war nach Grinsen zumute, doch er ließ es bleiben, leckte sich nur leicht über die Unterlippe und sah ihn unentwegt an. Uruha wurde glatt rot und wandte sich ganz schnell ab. Jetzt schlich sich doch ein Grinsen auf Aois Lippen. Er stand auf und ging schon mal nach draußen, setzte sich in den Van.

Seine Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
 

Hotelzimmer. Jetzt.

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Von:  kokuchou
2014-04-09T12:15:51+00:00 09.04.2014 14:15
Das war... geil xD
Ich bin wirklich begeistert von deiner FF.
Wirklich eine tolle Idee. Es ist selten das ich mal ne FF lese in der Aoi ein Uke ist.
Mehr oder weniger. *lach*

Ich mag die Wendung, dass Aoi erst mit einer Frau zusammen ist, sich für Sex mit Männern interessiert und zum Schluss mit Uruha zusammen kommt. Das Ende ist wirklich ein wenig kitschig aber es passt sehr gut. :D
Die Sache mit den Masken in dem Club war genial, hat sehr gut zusammen gepasst.
Auch, dass du die anderen Band-member mit eingebracht hast, hat es noch spaßiger gemacht, die FF zu lesen.

Ich mag deinen Schreibstil, sehr flüssig und ich konnt mir die Situationen sehr gut vorstellen. ^^
Immer weiter so :3
VlG ruha
Von:  kokuchou
2014-04-09T12:15:30+00:00 09.04.2014 14:15
Das war... geil xD
Ich bin wirklich begeistert von deiner FF.
Wirklich eine tolle Idee. Es ist selten das ich mal ne FF lese in der Aoi ein Uke ist.
Mehr oder weniger. *lach*

Ich mag die Wendung, dass Aoi erst mit einer Frau zusammen ist, sich für Sex mit Männern interessiert und zum Schluss mit Uruha zusammen kommt. Das Ende ist wirklich ein wenig kitschig aber es passt sehr gut. :D
Die Sache mit den Masken in dem Club war genial, hat sehr gut zusammen gepasst.
Auch, dass du die anderen Band-member mit eingebracht hast, hat es noch spaßiger gemacht, die FF zu lesen.

Ich mag deinen Schreibstil, sehr flüssig und ich konnt mir die Situationen sehr gut vorstellen. ^^
Immer weiter so :3
VlG ruha
Von:  Jyll
2014-02-15T17:18:50+00:00 15.02.2014 18:18
So, endlich bin ich nochmals dazu gekommen, die ganze FF durch zu lesen^^

Also erstens ist die Idee mit der Maske echt heiss xD
Was ich besonders gut fand, ist die Veränderung der Story an sich. Am Anfang war Aoi noch mit einer Frau zusammen, dann geht er in diesen Club und entdeckt irgendwie selbst, hier tendiert es fast zu PWP. Und dann die Wendung, als er Uruha unter der Maske entdeckt, was es schlussendlich doch noch zu ner Lovestory gemacht hat. Mit einem etwas kitschigen Ende ;D

Der Schreibstil ist angenehm, sowie Dialog gut abgeglichen mit Beschreibung. Alles in allem eine gelungene FF^^
Von:  -Yamaneko-
2014-01-27T13:48:51+00:00 27.01.2014 14:48
Eine echt super tolle Story. Auch deine Schreibweise gefällt mir sehr gut. Und ich liebe Happy End's! ♥
Von:  -Yamaneko-
2014-01-23T01:29:31+00:00 23.01.2014 02:29
Ich habs gewusst, ich habs gewusst, ich habs gewusst! xDD
Von:  AkikoNishimura
2013-09-19T12:57:48+00:00 19.09.2013 14:57
Ich bin begeistert! Tolle Story, super geschrieben! <3 Habe das gute Stück in einem Rutsch durchgelesen und kann es kaum erwarten, dass was Neues von dir kommt! *Daumen hoch* Weiter so!!!! :3
Von:  Kao
2013-05-30T22:13:50+00:00 31.05.2013 00:13
Ich hab die komplette Fanfic heute an einem Tag gelesen und muss echt sagen, dass mich noch nie etwas so sehr von der Arbeit abgelenkt hat wie diese absolut geile Geschichte! xD Mega gut geschrieben! Geile Story! und dieses schoene Happy End!!! <3 Einfach schoen!
Von:  Arisa-Yuu
2013-04-21T13:13:43+00:00 21.04.2013 15:13
Ein schönes happy End~
Die Beiden gehören einfach zusammen und basta!
Der Auftritt von Kai war sehr lustig und passt vor allem zu ihm. Er muss sich eben um alles kümmern und sorgen^^
Auf jeden Fall eine gelungene FF

LG
AY
Von:  BlackAngelKai
2013-04-17T19:16:39+00:00 17.04.2013 21:16
Ich freue mich, dass die beiden zusammengekommen sind.
Und ich musste echt grinsen, als ich mir die Gesichter vom Rest der Band vorgestellt habe, vor allem Kai, wie Uruha aus dem falschen Zimmer kommt XD

Abschließend: war eine tolle FF, und ich konnte mich super in die Gefühle (und vor allem das Auf und Ab) von Aoi und Uruha einfühlen. Ganz zu schweigen von den Lemonszenen *hg*
Von:  cookie-monster-kyo
2013-04-14T13:48:03+00:00 14.04.2013 15:48
schönes ende!
wirklich einfach toll!
mehr brauche ich nicht sagen^^


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