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Are you afraid of being God

More than it seems
von

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Prolog: Eine schöne Stimme, die die Angst nimmt

Titel: Are you afraid of being God

Prolog: Eine schöne Stimme, die die Angst nimmt
 


 

Wer ich bin und wer ich sein sollte, dass weiß ich. Wie ich bin

und wie ich sein sollte, dass weiß ich. Wo ich bin und wo ich sein sollte,

dass weiß ich. Das ist nicht genug!
 


 

Der dunkle Himmel mit den hell leuchtenden Sternen machte ihm Angst. Der klare Himmel mit den weißen Wolken machte ihm Angst.

Die bedrohlich aufgetürmten Wolken, die des Tages und bei Nacht am Horizont hingen, machten ihm angst. Die weich erscheinenden, fast durchsichtigen Wolken, die bei Tag und des Nachts über das Firmament wanderten, machten ihm Angst.

Er fürchtete sich davor, die Augen zu öffnen. Er fürchtete sich davor, nie wieder die Welt zu erblicken. Er fürchtete sich davor, zu leben. Er fürchtete sich davor, zu sterben.

Sein ganzes Leben machte ihm Angst.

Wann wäre es endlich vorbei?

Wann wäre es vorbei?

Wer wusste das schon?
 

Ein kalter Wind wehte über die Erde hinweg und kühlte sie ab. Schützend hatte er sich in seine dünne Decke gekugelt. Ihm war warm und dennoch fror er. So war es schon immer gewesen. Ihm war auch bewusst, warum es so war, doch ändern wollte er es auch nicht. Er hatte Angst vor Veränderungen. Man konnte im Vornherein nicht sagen, ob sie gut oder schlecht wäre. So wie es war, war es in Ordnung - irgendwie.

Auch wenn seine Augen geschlossen waren, so schlief er nicht. Er konnte nicht. Seine Träume machten ihm Angst. Sie zeigten ihm all die Dinge, die sein könnten. Würde er sie erreichen? Er hatte Angst zu versagen. Sie zeigten ihm all die Dinge, die waren. Hatte er sie erreicht? Er hatte Angst nichts geschafft zu haben.

Irgendwann würden er richtig schlafen. Irgendwann würde er wieder erwachen und dann seiner Arbeit nach gehen. Wie er seine Arbeit doch verabscheute.

Sein Wunsch war es, etwas zu verändern, doch man ließ ihn nicht. Für jeden war er nur ein kleines Kind. Ein Kind? War er es jemals gewesen? Er wollte sich nicht beschweren, ihm hatte es nie an etwas gefehlt, aber war er irgendwann einmal ein ganz normales Kind gewesen? Wohl kaum. Allein sein Aussehen sorgte dafür, dass man ihn anders ansah.
 

Bald würde die Sonne aufgehen und er würde wieder kaum geschlafen haben. So wie immer. Er mochte die Sonne nicht, weil sie all die Grausamkeit und das Leid zeigt, die sein Herz zerrissen. Aber die Nacht sollte gehen, denn sie log ihm ins Gesicht und raubte ihm so sein Vertrauen. Die Dämerung konnte er auch nicht leiden, sie lenkte einen nur von der Realität ab. Er mochte weder die Wirklichkeit noch die Fantasie. Beides war unerträglich.

Wie oft hatte er sich schon gewünscht, noch mal ein kleines Baby zu sein?

Dann wäre alles in Ordnung.

Dann wäre ihm nicht kalt.
 

Ein leises Flüstern in der Nacht, beruhigte ihn...
 

Wovor fürchtest du dich?

Soll ich deine Hand halten?

Ruf meinen Namen, wenn du mich brauchst!

Ich werde da sein!

Auch wenn du mich nicht kennst, auch wenn du mich nicht siehst, du kannst mir vertrauen!

Ich weiß, warum all diese Dinge dir Angst machen.

Du weißt es auch, oder?

Wovor fürchtest du dich wirklich?

Irgendwann musst du dich entscheiden und ich werde dann an deiner Seite sein.

Bis dahin musst du aber überleben, also schlaf.

Wer nicht ruht wird daran zu Grunde gehen.

Keine Sorge, ich passe schon auf, dass niemand kommt und dich raubt.

Ich werde deine Träume bewachen.

Vertrau mir!

Die Götter lieben dich und sie verabscheuen mich, aber sie werden keinen von uns weg schicken.

Wenn meine Worte für dich manchmal unlogisch klingen, so ist dies beabsichtigt.

Manchmal muss etwas ohne Sinn sein um seinen zu besitzen.

Schlaf jetzt und wenn du ausgeruht bist öffne deine Augen wieder.

Ich werde da sein.

Versprochen!
 

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Der englische Text in der Kurzbeschreibung ist aus dem Lied "Shadow Games". Also nicht von mir.^^

Kapitel 1: Wie ein Dieb in der Nacht

Titel: Are you afraid of being God

Kapitel 1: Wie ein Dieb in der Nacht
 


 

Wie ein Räuber schleicht er sich in dein Zuhause. Wie ein Dieb raubt er deine wertvollsten Dinge. Wie ein Räuber verheimlicht er es dir. Wie ein Dieb wird er es dir nicht zurück geben. Wie ein Räuber treibt er sein Spiel solange mit dir, bis es nicht mehr weiter geht. Wie ein Dieb raubt er dir den Verstand.
 

Müde strich er sich über die Augen. Man hatte ihn mitten in der Nacht aufgeweckt. Warum? So genau wusste er das jetzt auch nicht. Seit mehreren Minuten stand er nun in der Gegend rum und tat nichts. Hektisch liefen aber einige sehr muskulöse Männer herum und schienen ihn gar nicht wahr zu nehmen. Warum auch?

Neben ihm stand einer seiner wenigen Freunde. Jener hatte ihn geweckt und gemeint, seine Anwesenheit wäre von Nöten. Am liebsten würde er jetzt sofort schlafen. Man brauchte ihn hier nicht! Vielleicht würde ihn das viel zu frühe aufstehen weniger stören, wenn er wüsste um was es hier eigentlich ging. Bis jetzt hatte er kein Wort gesagt. Er gähnte.

Ein entschuldigendes Lächeln wurde ihm von seinem Freund geschenkt. Davon konnte er sich aber auch nichts kaufen. Hoffentlich war das alles hier schnell vorbei, damit er wieder ins Bett gehen konnte.

Plötzlich war alles so ruhig und angespannt zugleich. Keiner hetzte mehr. Keiner konnte mehr hetzen. Langsam schritten zwei große Männer mit einem Verletzen durch den Gang. Aufmerksam beobachtete er die drei. Die Schritte des Verletzen klangen in seinen Ohren so unnatürlich laut, während er die beiden anderen nicht einmal mehr wahr nahm.

Blut floss aus den unzähligen Wunden des großgewachsenen Mannes. Seine Erscheinung zog einen in einen Bann, den man nicht einfach zerstören konnte. Die dreckigen weißen Haare gingen ihm bis zu den Schultern und verdeckten zudem sein Gesicht, welches zum Boden gerichtet war. Der muskulöse Körper wurde von einem roten Mantel, der seinen Träger trotz dessen Zustand königlich erschienen lies. Die Haltung des Mannes war angespannt, so als würde er sich weigern seine momentane Situation hinzunehmen.

Wer war diese Person?

Ein Verbrecher?

Wahrscheinlich, sonst würde hier doch nicht so eine Aufregung herrschen, denn hoher Besuch wurde nicht erwartet, außerdem würde dieser, falls er unangemeldet kommen sollte, nicht so erscheinen. Auch die Fesseln an den Händen und Füßen sprachen für die Vermutung, dass es sich um einen Verbrecher handelte.

Hatten die Wachen diesen Mann so zugerichtet oder war es durch andere Leute geschehen?

Hatte der Mann gestohlen?

Gemordet?

Beides?

Die Wache versperrte ihm kurzzeitig die Sicht auf den anderen. Unbewusst machte er einen Schritt nach vorne, wurde aber von seinem Freund an der Schulter gepackt und somit am weiter gehen gehindert. Diese Berührung holte ihn aus seiner Welt.

Die Müdigkeit nahm schlagartig zu. Er versuchte es zu ignorieren bis seine Umgebung anfing sich zu verändern. Nicht das er seinen Aufenthaltsort ändern würde, nein, die Wände verschwammen einfach. Aus reinem Reflex griff er nach seinem Freund. Jemand musste ihm Halt geben. Wie so oft wurde er nicht beachtet und dieses Mal war es auch gut so.

Auf die Frage, ob alles mit ihm in Ordnung sein, antwortete er nicht. Sah man denn nicht, dass es ihm nicht gut ging?

So schnell der Schwindel gekommen war, so schnell war er auch wieder weg. Vielleicht lag es auch daran, dass die blutende Gestallt nicht mehr in Sichtweite war.
 

Langsam entfernte er sich von seinem Freund. Er war immer noch müde. Sollte er wieder ins Bett gehen. Anscheinend wurde er nicht mehr gebraucht, doch auf der anderen Seite wollte er unbedingt wissen, wieso man ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss. Eine Antwort würde er nur bekommen, wenn er jetzt fragte, denn ihm war klar, dass man am nächsten Morgen so tun würde, als wäre nichts passiert. Wäre zumindest nicht das erste Mal.

Der Hauptmann unterhielt sich mit seinem alten Kindheitsfreund. Er belauschte die beiden, doch so richtig schlau daraus wurde er auch nicht. Seine Vermutung, dass es sich bei dem Gefangenen um einen Verbrecher handelte - ein Dieb um genau zu sein - bestätigte sich. Nur wer dieser Dieb war, erfuhr er nicht. Gut, eigentlich war es doch egal. Fast täglich wurden irgendwelche Räuber gefangen genommen und in den Kerker gesperrt. Von keinem wusste er den Namen oder den Grund für deren Handeln. Meistens bekam er sie nicht einmal zu Gesicht. Zwar war es seine Aufgabe diese Leute zu verurteilen, aber oftmals übernahm dies einer seiner Priester. Man hielt ihn nicht reif genug, um solch wichtige Angelegenheiten zu übernehmen. Eigentlich war er nur eine Puppe, die hübsch aussehen musste und das tun sollte, was man ihr sagte. Er war kein Kind mehr! Leider sahen das nicht alle so und er war nicht stark genug sich dagegen zu weheren. Wie erbärmlich. Diese Erkenntnis tat jedes Mal auf ein Neues weh!

Er warf den beiden älteren Männern einen prüfenden Blick zu. Sie waren miteinander beschäftigt und würden sein Verschwinden wohl nicht bemerken. Schnell schritt er davon. Sein Ziel war der Kerker. Wer Antworten wollte, musste sie sich selbst beschaffen und genau das würde er jetzt tun. Nur auf einen etwas anderen Weg. Wer sollte ihn auch daran hindern. Auch wenn er meistens nicht so schien, so war er doch mehr oder weniger der Herrscher hier und der konnte machen was er wollte... oder auch nicht.

Ein paar Soldaten kamen ihm entgegen. Sie verbeugten sich vor ihm. Er schenkte ihnen keine Beachtung. Ja, auch er konnte mal etwas unhöflich sein.

Der Weg wurde von ein paar Fackeln beleuchtet, die dazu dienten den Wachen Licht zu spenden, damit sie sahen, wohin sie traten. Wirklich viel konnte man trotzdem nicht sehen. Wie sehr er solche dunklen Orte doch verabscheute! Aber gut, er musste ja nicht lange hier untern bleiben. Was für ein Glück.

Vor einer Zelle, vor der sich noch recht viele Wachen tummelten, blieb er stehen. Kurz räusperte er sich, um die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zu lenken. Und, oh Wunder, man bemerkte ihn sofort. Ohne den Verbeugungen Beachtung zu schenken trat er in die Zelle.

Dort fand er den Mann, welcher sich zuvor noch durch die endlosen Gänge des Palastes schleppen musste, vor. Aus den Wunden lief noch immer das Blut. Warum kümmerte sich niemand darum? Die Arme und Beine waren in Ketten gelegt. Wie ein Tier, das man als wertlos erachtete. So kam es ihm vor. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit. Es war kein Mitleid, es war etwas anders. Ihm wurde wieder schwindelig.

Er spürte wie ihn jemand festhielt. Wer es war konnte er nicht erkennen und wenn er ehrlich war, dann interessierte es ihn nicht. Die Person, die man in Fesseln gelegt hatte, zog seine Aufmerksam auf sich. Langsam streckte er seinen Arm nach dieser Person aus und wollte deren Haut berühren. Als er es tat schlug der junge Mann die fast geschlossenen Augen auf und sah seinem Gegenüber direkt in die Augen.
 

Erschöpft lehnte er sich an die Wand seines Schlafzimmers. Sein alter Freund hatte ihn zurück gebracht und ihm geraten, sich sofort hinzulegen. Ein kranker Herrscher war immerhin nicht zugebrauchen, dass wusste er.

Sein Kopf schmerzte ihm. Inzwischen war ihm klar, was man von ihm erwartet hatte. Doch er konnte es nicht tun. Er hatte es noch nie getan und wollte es auch nicht. Bis jetzt hatte sich doch immer einer dieser Besserwisser darum gekümmert. Warum musste er sich ausgerechnet jetzt damit befassen? Wollte man ihn testen? Falls ja, dann würde er wohl nicht bestehen. Egal wie er es drehte und wendete, die Worte, die man von ihm erwartete, würden nicht über seine Lippen kommen. Dazu war er anscheinend nicht Manns genug. Doch lieber war er ein Feigling als ein Mörder.

Ob man die Wunden des verletzen Mannes bereits versorgt hatte, immerhin hatte er es befohlen. Würde man auf ihn hören oder mischte sich wieder jemand ein, der angeblich mehr Ahnung von allem hatte.

Ach, wie sehr es das alles hier doch verabscheute!

Warum kam niemand und holte ihn hier raus. Er wollte auch mal normal sein. Und wenn man ihm schon diesen Wunsch nicht erfüllen konnte, so wollte er zumindest ernst genommen werden. Genau, er wollte anerkannt werden und nicht immerzu wie ein kleines Kind behandelt werden. Auch wenn er noch nicht verheiratet war und auch noch nicht so alt war, wie manch anderer in diesem Palast, so war er durch aus reif genug um zu herrschen. Hatte er das nicht oft genug bewiesen? Anscheinend nicht.

Müde legte er sich in sein Bett. Schlafen würde er wohl nicht können. Wie denn auch? Das Bild des Diebes wollte nicht aus seinem Kopf verschwinden.

Egal was kommen würde, er würde die Worte, die man von ihm hören wollte, nicht sagen. Unter keinen Umständen!

Die Götter würden ihm sicherlich verzeihen. Auch sie würden verstehen, dass er nicht über andere Richten wollte. Gut, auch die Götter taten es, aber er war kein Gott. Er war nur ein heranwachsender Mensch, der von allen als eine Art Gott angesehen wurde.

In Wirklichkeit war er aber nur ein ängstliches, kleines, verschrecktes Kind.

Irgendwie seltsam, oder?
 

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!Warung!:

OOCness (Keine Ahnung, wie schlimm es wird^^); LEICHTES Slash (Soll heißen, dass nicht die halbe Nation schwul/lesbisch ist), KEIN Lemon/Lime (Mittlerweile muss man eher davor warnen, dass das nicht vor kommt); eigene Charas (Soll Leute geben, die mögen die nicht); lange Wartezeiten (Ich bin halt nicht die schnellste.....)

(Mehr fällt mir jetzt nicht ein)
 

Disclaimer:

Yu-Gi-OH! gehört nicht mir, sonder seinem rechtmäßigen besitzer.

ich verdiene mit dieser FF kein Geld. (Wäre ja noch schöner =_=)

Ich möchte mit dieser FF YU-Gi-Oh! keinen Schaden zufügen.
 

Danke an:

Malik Tozoku

(Meine Beta-Leserin)
 

Zum Kapitel:

Ich hoffe man kann ungefähr erkennen, um wen es sich handelt^^

Das nächste Kapitel wird auch ungefähr so lang, danach werden aber längere Kapitel folgen.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung mitteilen würdet^^
 

Mvlg

Die Autroin

Kapitel 2: Vorurteile, Vorteile, Verurteilungen und mittendrin du...

Titel: Are you afraid of being God

Kapitel 2: Vorurteile, Vorteile, Verurteilungen und mittendrin du...
 


 

Seine Augen waren mit Diamanten besetzt. Seine Lippen waren so rot wie Blut. Seine Augen waren so hell wie die Sonne. Seine Lippen waren mit Seide umhüllt. ... . War seine Gegenwart so berauschend, dass ihm davon ganz schwindelig wurde?
 

Nur schwer konnte er seine Augen offen halten. Sein Köper war taub vom Schmerz. Wie lange war es her, dass er sich das letzte Mal so gefühlt hatte? Die Kälte der Nacht umhüllte ihn. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Wenn er diese Nacht überstand, so würde er morgen durch die Hinrichtung sterben. Wieso hatte man sich also um seine Wunden gekümmert? Sterben würde er doch eh.

Etwas Warmes an seinen Beinen ließ ihn aufschrecken. So gut es ging, suchte er den Boden ab. Da war nichts. Hatte er sich die Berührung vielleicht nur eingebildet? Ein Miauen ertönte. Fast schon leuchtende Katzenaugen sahen ihn fragend an. Er sah müde zurück. Was machte denn ein kleines Kätzchen hier? Sollte er fragen? Sollte er wirklich eine Katze fragen, warum sie hier war? Mit ihm schien es zu Ende zu gehen. Lange blieb das kleine Wesen nicht vor ihm sitzen, denn schon bald missbrauchte es ihn als Klettergerüst ehe es dann in die Dunkelheit der Nacht verschwand.

Und schon war er wieder alleine. Nur er, die kalten Wände und die Wachen, mit denen er definitiv nicht reden würde. Als ob er sich zu solch einer Tat herablassen würde!

Seine Augenlider wurden immer schwerer bis sie ihm irgendwann zufielen und sich so schnell nicht mehr öffnen wollten.

Zu lange musste er jetzt schon auf den Schlaf verzichten!
 

Unsanft wurde er aus seinen Träumen gerissen, an die er sich gar nicht mehr erinnern konnte. Der gesamte gestrige Tag erschien ihm so unwirklich, dass er einige Minuten brauchte, um zu begreifen, wo er sich befand und warum er hier war.

Sein Mund war trocken.

Egal!

Heute war der Tag seiner Hinrichtung. Erst würde man ihn vor "Gericht" bringen, dass eigentlich nur aus dem Herrscher und seinen engsten Vertrauten bestand, dann würde man seine Straftaten aufzählen, auch solche die er gar nicht begangen hatte, nur um ihn dann ohne ein Wimpernzucken zum Tode zu verurteilen. So war es doch immer. Wie oft hatte er es schon miterlebt. Gut, damals war er noch ein Kind gewesen und es hatte einen anderen Herrscher gegeben, aber warum sollte der jetzige anders sein? Wer Macht hatte nutzte diese gerne für den eigenen Vorteil und um sie noch zu erweitern. Jeder, der der Machterweiterung im Wege stand, wurde vernichtet. Und er war einer, der im Weg stand.

Sein Körper fühlte sich schwerer an als sonst. Obwohl er geschlafen hatte, kam es ihm so vor als wäre er die ganze Nacht wach gewesen. Ach, hätte er doch nur vorher besser auf sich geachtet. Auch wenn er unglaubliches vollbringen konnte und vollbracht hatte, so war er unterm Strich auch nur ein gewöhnlicher Mensch und solche brauchten irgendwann mal Ruhe. Ruhe gönnte er sich nur selten. In den letzten Tagen war er ständig auf der Flucht gewesen und davor hatte er an seinen Plänen gearbeitet, die er schon bald umsetzten wollte, aber daraus wurde nun wohl nichts mehr. Schade. So viel Zeit hatte er damit zugebracht den Herrscher und seinen Diener das Leben schwer zu machen und sich einen grausamen Racheplan zu Recht zu legen. Und jetzt sollte das einfach alles um sonst gewesen sein? Das war nicht fair! Er seufzte.

Eine seltsame Ruhe überkam ihn und verstärkte sich mit jedem Schritt. Sollte er in seiner jetzigen Situation nicht eher unruhig, aufgeregt sein? Momentan ging er gerade Wegs seinem Todesurteil entgegen.

Sollte er nicht eigentlich total aufgeregt sein?

Sollte er sich nicht überlegen, wie er dem ganzen doch noch entgehen konnte?

Sollte er nicht so etwas wie Panik verspüren?

Sollte er nicht anders Handel und fühlen?

Er merkte wie einige seiner Wunden wieder zu bluten begannen, doch er beachtete dies nicht weiter. War ihm doch egal, wie er aussah, solange er aufrecht gehen konnte war alles in Ordnung.

Niemals würde er auf die Knie gehen. Nicht vor den Wachen, nicht vor dem Herrscher, nicht vor den Anhängern dieses Mannes, vor niemanden! Niemals!

So gut es ging richtete er sich auf.

Die Wachen, die neben ihm herliefen sahen ihn kurz misstrauisch an.

Sie hatten Angst. Er konnte es in ihren Augen sehen.

Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Das Gefühl, das ihn überkam, wenn er sah, dass man ihn fürchtete, war berauschend. Als Kind hatte er es nie verstanden, wenn man ihn so angesehen hatte und irgendwie hatte es ihn verletzt, doch nun war es eine befriedigende Tat. Alle sollten ihn fürchten und vor ihm erzittern. Jeder soll um Gnade flehen, wenn er vor ihm stand und über Leben und Tod entschied. Sie alle sollten sich ihm unterwerfen!
 

Er wurde in den Thronsaal gebracht. Welch unerwartete Ehre.

Man hatte zahlreiche Wachen aufgestellt, doch sie alle waren machtlos gegen ihn. Zumindest war es so gewesen, als er noch nicht mit Wundern übersät war. Aber wer weiß, vielleicht war er trotzdem stärker als sie.

Man versuchte ihn auf die Knie zu zwingen. Er sollte dem Herrscher seinen Respekt zollen. Mit Gewalt drückten sie ihn zu Boden, versuchten es. Tapfer blieb er standhaft. Warum sollte er vor diesem Wesen in die Knie gehen? Ihm war aber klar, dass er nicht ewig durchhalten würde. Seine Wunden waren wieder offen und das Blut floss langsam an seiner Haut herab. Ein merkwürdiges Gefühl, dabei kannte er es doch schon so gut.

Was dann geschah, konnte er nicht wirklich verstehen.

Der ach so großartige Herrscher des Landes flüstere einem seiner Diener etwas zu, welcher dann den Wachen befahl den Dieb, also ihn, los zu lassen und ihm, also dem Schwerverbrecher, eine Sitzmöglichkeit anzubieten. Vielleicht hätte er verwirrt zu dem Mann gesehen, der dies befohlen hatte, wenn sein Kopf nicht so unnatürlich schwer gewesen wäre. Somit gab er sich damit zufrieden diesen nur aus den Augenwinkeln zu betrachten.

Musste dieser Idiot auch an der Seite stehen. Zwar konnte er seinen Kopf aufrecht halten, aber nicht zur Seite drehen.

Dies bedeutete aber auch, dass er in gewisser Weise dazu gezwungen war dem verhassten König in die Augen zu sehen. Dabei war dies doch verboten. Eine weitere Straftat, die man ihm zu Lasten legte.

Sein Stolz verbat es ihm, die angebotene Sitzmöglichkeit anzunehmen. Viel mehr verleitete sie ihn dazu, sich über die Anwesenden lustig zu machen. Und noch ein weiteres Vergehen. Egal, zum Tode würde er eh verurteilt werden. Er hatte nichts mehr zu verliere, außer seinem Leben und dieses würde er auch nicht mehr allzu lange besitzen. Irgendwie seltsam, oder?
 

Der Mann, der die Wachen zuvor befehligt hatte, trat an den Thron und erschien somit in seinem Blickfeld. Ein Befehl wurde geben. Stille herrschte bis ein älterer Mann eine Schriftrolle öffnete und begann das darauf Geschriebene laut vorzulesen. Man hatte all seine Verbrechen aufgeschrieben. Wie nett. Die meisten Dinge hatte er nicht verbrochen, doch er schwieg. Einsprüche wären so wie so abgewiesen worden. Warum sich also überhaupt die Mühe machen?

Sein Gegenüber war um so vieles Interessant. Vor allem, weil er selbst ja genau wusste, was er getan hatte und was nicht.

Die Stimme des Vorlesers verschwand und auch die anderen Personen in dem großen Raum hörten auf zu existieren. Nur sein Gegenüber und er waren noch da.

Die Augen, die für ihn so unglaublich hell erschienen, zogen ihn ihren Bann.

Noch nie hatte er einen Mann gesehen, der solch wundervolle Augen besaß.

Die Lippen, die seiner Meinung nach viel zu rot wirkten, verwunderten ihn.

Nur Frauen hatten solche Lippen.

Die Augen, die doch eigentlich mit Arroganz und Verachtung erfüllt sein sollten, waren voller Güte und Liebe.

Nur ein Kind konnte dem Feind einen solchen Blick entgegen bringen.

Die Lippen, die durch ihren Rotton auffallen sollten, waren so unscheinbar.

Und ein Wesen der Dunkelheit konnte sich und seinen Körper so gut verstecken.

Irgendetwas stimmte hier nicht und das beunruhigte ihn.
 

Am Boden hatte sich bereits eine kleine Blutpfütze gebildet. Nicht viel, aber auch nicht gerade wenig. Wieso stand er noch?

Seine Sicht verschwamm ein wenig.

Plötzlich bewegten sich bunte Punkte hektisch vor seinen Augen.

Starke Arme packten ihn.

Er egal, was los war, er würde nicht den Kopf hängen lassen oder auf die Knie gehen!

Die Person oder die Personen, die ihn hielt beziehungsweise hielten, brachten ihn aus dem Saal.

Ihm war schwindelig.

War er über Nacht krank geworden?

Gut möglich, immerhin waren die Nächte in der Wüste nicht unbedingt die wärmsten und zu dem hatte er ja nicht einmal die Möglichkeit gehabt sich zuzudecken. Normalerweise hatte er ein Versteck in dem es des Nachts nicht so kalt war und genug Decken, die ihn wärmten. Doch in der letzten Nacht stand er ja mehr oder weniger ungeschützt vor der Kälte an der Wand.

Das Stimmengewirr, dass ihn noch bis vor kurzen verfolgt hatte, verschwand als er wieder in seiner Zelle an.

Man hatte ihn wieder an die Wand gekettet, damit er nicht entkommen konnte.

Lächerlich, er fühlte sich so schwach, dass er glaubte, dass selbst ein Käfer stärker war als er. Wie erbärmlich.

Heute mag er dem Tod noch entkommen sein, doch aufgeschoben war nicht aufgehoben. Dann wäre er eben Morgen dran. Was machte es schon für einen Unterschied, ob er jetzt oder in ein paar Stunden starb?

Keinen!

Kapitel 3: Machtlos! Wortlos!

Titel: Are you afraid of being God

Kapitel 3: Machtlos! Wortlos!
 


 

Leise schleichst du dich in meine Gedanken. Leise befällst du Welt. Leise sagst du mir, was ich zu tun habe. Leise zeigst du mir den Weg, den ich gehen soll. Leise führst du mich in den Wahnsinn. Leise akzeptiere ich es!
 


 

Fast schon zärtlich strich der kalte Nachtwind über seine Haut. Langsam öffnete er seinen Augen und sah in die Dunkelheit. Die wenigen Stunden, die er bis jetzt geschlafen hatte, taten ihm gut. Er sollte sich des Öfteren eine Auszeit gönnen.

Bald schon würde er für immer schlafen.

Ein Seufzer entwich ihm. Was war nur aus ihm geworden? Wieso überlegte er sich keinen Fluchtplan? Zwar ging er nicht auf die Knie und er senkte auch sein Haupt nicht, aber sein Leben servierte er dem verabscheuten Feind auf dem Silbertablett. Irgendwas war da falsch. Eigentlich könnte er doch gleich all sein "Sein" aufgeben! Er musste wohl auf den Kopf gefallen sein.

Gefallen!

Die Erinnerungen an den Grund oder die Gründe für seine Verletzungen waren noch nicht richtig zurück, doch ihm war soeben eingefallen, dass er von einem hohen Punkt heruntergefallen war. Noch immer kamen ihm die vergangenen Stunden wie ein schlechter Traum vor - vielleicht sorgte er sich deshalb nicht um sein Leben, es war nur ein schlechter Traum. Das alles hier war so unrealistisch. Wann wachte er endlich auf?

Jahrelang hatte er dem Pharao und seinem dummen Gefolge unruhige Nächte verschafft, sie in Atem gehalten und sich zu ihrer größten Bedrohung geklaut, dabei war er doch eigentlich nur ein sehr gerissener und sehr geschickter Dieb. Auch wenn er zugeben musste, dass es ihm gefiel, dass man ihn für gefährlich hielt.

Jahrelang war er den Wachen und ihrem Herrscher auf den Nasen herum getanzt, war vor ihnen geflohen und hatte die Unfähigkeit der Soldaten und ihrer Befehlshaber in seinem unentdeckten Versteck belacht.

Jahrelang hatte er überlebt und jetzt sollte mit einem Mal alles vorbei sein?

Das war doch nicht richtig, oder?

Sollte nicht er es sein, der das Todesurteil über alle anderen fällte? Dazu hatte er doch alles Recht der Welt.

Auge um Auge.

Zahn um Zahn.

Böses um Böses.

Unrecht um Unrecht.

Tod um Tod.

So war er groß geworden.

So hatte er gelebt.

So war die Welt.

So würde er richten!
 

Das jämmerlich klingende Miauen einer Katze holte ihn aus seinen Gedanken. Verwirrt blinzelte er ein paar Mal. Ein schwarzes Kätzchen sah ihm traurig entgegen. Ein Wunder, dass er sie in der Dunkelheit überhaupt erkannte. Egal!

Jetzt hatte sogar schon ein Tier Mitleid mit ihm. Wie tief konnte er noch sinken? Das war doch zum Verrückt werden. Wie erbärmlich musste er aussehen, um bereits von einem Tier bemitleidet zu werden. Wäre er nicht er würde er jetzt wohl heulen. Doch dazu würde er es nicht kommen lassen. Genauso wenig, wie er vor dem Pharao und seinem Gefolge auf die Knie gehen oder seinen Kopf senken würde. Noch war er nicht vollständig am Ende.

Die Katze benutzte ihn wieder als Kletterbaum, dieses Mal aber nicht um zu verschwinden, sondern um an den kalten Ketten zu kratzen. Irgendwie lief ihr was nicht ganz richtig. Er brauchte keine Hilfe, von niemand! Dieses Vieh sollte sich sein Mitleid sonst wo hin schieben! Also echt, das Ding da versuchte doch jetzt ernsthaft ihn zu befreien.

"Das ist sinnlos", flüsterte er der Katze zu.

Er hatte Wut oder ähnliches in seiner Stimme erwartet, aber da war nichts dergleichen. Sie kam ihm so fremd vor.

Durch dringlich starrte das kleine Wese ihn an. Hatte sie ihn verstanden?

Elegant sprang sie zu Boden und verschwand in die Dunkelheit. Soviel also zu ihrem Mitleid und ihrem Rettungsversuch. Etwas mehr Durchhaltevermögen wäre schön gewesen. Naja, er wollte ja eh keine Hilfe, also war es ja egal, ob sie hier war oder nicht. Alleinsein kannte mittlerweile und kam damit klar. Die paar Minuten, die er Gesellschaft gehabt hatte, waren dennoch recht angenehm gewesen, auch wenn die Gesellschaft bloß einer Katze bestand.

Seine Wunden schmerzten und bluteten nicht mehr. Wieso kümmerte man sich überhaupt darum?

Schon wieder seufzte er.

Wohin war nur sein Überlebenswille verschwunden? Eigentlich hatte er einen Fluchtplan im Kopf, doch er bemühte sich nicht ihn auszubauen.

Er würde darauf warten, dass man ihn aus der Zelle holte, dann würde er die Wachen niederschlagen und dann abhauen.

So sah zumindest der grobe Plan aus.

Unter anderen Umständen würde er ihn überdenken, ausbauen und schlussendlich ausführen, doch dieses Mal würde er nichts davon vollführen. Wie bereits erwähnt, sein Überlebenswill war weg. Der machte wahrscheinlich gerade Urlaub am anderen Ende der Welt. Wer weiß?

Traurig, so erbärmlich ging es also mit dem größten Dieb der Weltgeschichte zu Ende. Einfach nur traurig.

Er sollte mit dem Denken aufhören, dieses ewige stumme Gejammer war ja unerträglich!

Und auch nicht seien Art - normalerweise.

So ab und zu hatte er ja nichts dagegen, früher hatte er oft leise vor sich hin gejammert, aber das hier war ja schon abnormal und nervtötend.
 

Etwas fiel zu Boden.

Erschrocken über den plötzlichen Lärm sah er zur verschlossenen Tür. Eine angespannte Stille herrschte mit einem Mal. Angst hatte er nicht, nur ein Gefühl, welches er nicht beschreiben konnte, machte sich in ihm breit.

Fast erschreckend langsam öffnete sich die Tür. Da wollte es jemand wohl sehr spannend machen. Ja, die Spannung war wahrlich unerträglich, nicht wahr?

Als die Tür so weit offen war, dass er auf den mit Fackeln erhellten Gang sehen konnte, konnte er am Boden die zwei Personen liegen sehen.

Die Wachen!

Wer auch sonst?

Ein klapperndes Geräusch zog seine Aufmerksamkeit auf sich.

Das kleine Kätzchen war wieder da und hatte einen großen Schlüsselbund vor seine Füße gelegt.

"Was?", hauchte er, doch konnte seine Frage gar nicht zu Ende formulieren - er war einfach zu überrascht.

Inzwischen hatte die Katze den Bund wieder in den Mund genommen und benutzte ihn, den größten Dieb aller Zeiten - sein Ego brauchte das von Zeit zu Zeit -, erneut als Klettergerüst.
 

Abwartend sahen ihn zwei Augen an.

Sanft rieb er sich di befreiten Handgelenke. Wer hätte gedacht, dass eine Katze solche Künste vollbringen konnte. Nachdem sie sein rechtes Handgelenk von befreit hatte, hatte sie ihm die Schlüssel überlassen, sodass er sich selbst "entketten" konnte. Ein interessantes Tierchen, dass musste er schon zugeben. Wirklich sehr interessant und seltsam.

Seine neu gewonnene Freiheit fühlte sich seltsam an. Egal.

Ohne das kleine Wesen weiter zu beachten trat er aus der Zelle und lauschte. Auch wenn der Gang erhellt war, so konnte man nicht unbedingt allzu viel sehen. Hören konnte er auch nichts. Nein, er war nicht taub oder so. Er hörte nichts, weil es Still war. Die Wachen würden wohl erst in ein paar Stunden die Posten wechseln und soweit er sehen konnte, war seine Zelle die einzige hier. Wahrscheinlich hat man es als zu riskant angesehen ihn zu den anderen Gefangenen zu stecken. Naja, konnte ihm egal sein.

Auf jeden Fall sollte er jetzt gehen, nicht dass doch noch jemand kam und ihn versuchte aufzuhalten. Vielleicht würde er es sogar vollkommen unbemerkt hier raus schaffen.

"Danke", wisperte er. Ja, er hatte sich gerade bei dem Kätzchen bedankt und ja, er hatte es nicht vergessen. Er war ja nicht blöd. Wobei, er redete mit einer Katze. Korrektur, er war blöd oder bekloppt, aber das war ja irgendwie dasselbe. Oder?

So als hätte sie ihn verstanden nickte die Katze, schnappte sich den Schlüsselbund, tapste mit jenem zur Tür, sprang über die regungslosen Wachen und ließ den großartigen Meisterdieb - wie bereits erwähnt, sein Ego brauchte solche Wort ab und zu - mal wieder alleine. Jener kümmerte sich nicht weiter darum. Es blieb auch nicht viel Zeit. Bei seinem derzeitigen Glück würde die nächste Wache wahrscheinlich in wenigen Augenblicken um die Ecke biegen, also lieber schnell weg hier! Lautlos flüchten war angesagt! Also los!

So leise und schnell er konnte verließ den Kerker.

Keine Wachen!

Unbemerkt verschwand er aus dem gigantischen Palast.

Keine Wachen!

Wie unverantwortlich.
 

Als er durch den abgekühlten Sand lief, bemerkte er zum ersten Mal, dass seien Schuhe kaputt waren. Bei nächster Gelegenheit würde er sich neue holen. Jetzt musste er erst einmal weg von hier.

Niemand begegnete ihm auf seinem Weg durch die schlafende Stadt. Ab und zu kreuzte ein kleiner Wüstenbewohner seine Strecke, doch keiner von ihnen beachtete den jeweils anderen. Dazugab es auch keinen Grund. Sein Ziel war eine alte, längst verlassene und vergessene Stadt, die hier in der Nähe lag. Sie hatte keinen Namen. Ihm war sie zufällig bei einem seiner Raubzüge - er war gerade auf dem Weg zu seinem damaligen Versteck gewesen - aufgefallen.

Anfangs hatte er ihr keine große Aufmerksamkeit geschenkt, denn es war für ihn nichts Neues eine verlassene Wüstenstadt zu sehen, doch jetzt war er froh um ihr Dasein.

Wahrscheinlich wusste der derzeitige Herrscher nicht einmal, dass es in der Nähe seiner ach so prächtigen Stadt eine zerfallene lag. Oder es war ihm egal. Man würde ihn dort sicherlich nicht suchen und falls doch, er war zuversichtlich, dass man ihn nicht finden würde - hoffentlich.

Noch einmal wollte er nicht gefangen genommen werden. Beim nächsten Mal würde ihm sicherlich kein Kätzchen helfen, dann wäre er den Palastwesen, wie er die Bewohner des riesigen Gebäudes gerne gedanklich nannte, ausgeliefert und vermutlich würde er auch nicht um sein Überleben kämpfen. Sein Überlebenswille war noch immer sonst wo, nur nicht bei ihm. Sobald er zurück war würde es Ärger geben. Wie konnte der Überlebenswille es auch wagen sich frei zu nehmen. Eine Unverschämtheit!

Bevor er wieder seinen erbärmlichen Gedanken nachgehen konnte, schüttelte er seinen Kopf. Diese wirren Dinge dachte er bestimmt nur, weil er müde war. Genau, er würde sich jetzt ein gutes Versteck suchen, es sich dort gemütlich machen und dann erst einmal richtig ausschlafen! Die Hitze und die Sonne sollten ihn nicht wecken können!

Vorfreude breitete sich in ihm aus.

Nach den seltsamen Geschehnissen der letzten Stunden oder Tage freute er sich auf die Einsamkeit und Ruhe.
 

Mit kräftigen Schritten wanderte er an den alten Ruinen vorbei und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Er wunderte sich nicht mehr über sie oder stoppte sie. Hatte doch eh alles keinen Sinn. Solange er nicht wieder anfing über seinen verschwundenen Überlebenswillen zu philosophieren war alles im Grünenbereich.

Ob seine momentanen Gedanken besser waren, waren aber fraglich.

Die so unnatürlich erscheinenden Augen des Pharaos erschienen vor seinem Innerenauge. Er erinnerte sich daran, wie der Violettäugige in angestarrt hatte. Ja, der andere hatte ihn angestarrt. Er hatte zurück gestarrt. Zu etwas anderem war er nicht in der Lage gewesen. Wieso konnte er sich eigentlich nicht daran erinner, was noch alles passiert war?

Die Augen des Herrschers wollten nicht verschwinden.

Bei dem Gedanken an ihn und diese seltsamen Augen überkam ihn schlagartig ein seltsames, unbekanntes Gefühl. Es zwang ihn stehen zu bleiben. Lähmte ihn. Wenn er sich noch richtig erinnern konnte, so hatte er sich ihm Thronsaal genauso gefühlt. Keinen Muskel hatte er bewegen können, bis sein Körper mit einem Mal in die Realität zurück gekehrt war. Wieso, weshalb und warum, wusste er nicht.

Er versuchte weiter zu gehen und alles Vergangene zu vergessen. Scheiterte aber!

Was war jetzt schon wieder los? Warum gehorchte ihm sein eigener Köper nicht?

Die wundervollen Augen, die er gleichzeitig vollkommen abstoßend fand, wollten nicht aus seinem Kopf.

Noch nie hatte man ihn so angesehen. Anders als erwartet hatte ihn kein Blick voller Abscheu, sondern voller Mitleid und Trauer empfangen.

Er wollte kein Mitleid!

Vor allem nicht von dem Wesen!

Er brauchte es nicht!
 

Etwas Weiches streifte sein Bein. Mal wieder wanderte sein Blick zu Boden.

"Du schon wieder", sprach er leise zu der schwarzen Katze.

Diese Nacht war mit Abstand die merkwürdigste, die er je erlebt hatte und er hatte schon so einiges erlebt.

"Bist du mir gefolgt?"

Woher nahm er sich eigentlich die Sicherheit, dass es dasselbe Kätzchen wie im Palast war?

Die Katze antworte nicht. Nicht verwunderlich.

Sie lief ein Stückchen von ihm weg. Er folgte ihr.

Gut, warum konnte er sich jetzt wieder bewegen?

Und noch eine Frage: Wohin führte sie ihn eigentlich?

Oder besser gefragt: Wieso lief er ihr eigentlich hinterher?

Vor einem Haus, das bewohnbar schien, sollte bedeuten, dass es so aussah als würde es nicht jede Sekunde zusammenfallen, machten sie halt.
 

*
 

Unruhig wälzte sich der junge Herrscher Ägyptens im Bett. Gedanklich war er bei dem Dieb, bei dessen Verhalten. Genervt warf er die Decke zur Seite. Eigentlich war es nichts Neues, dass er nachts nicht gut schlafen konnte, doch heute war es anders. Egal wie sehr r sich auch in die Decke kuschelte und sich klein machte, ihm war eiskalt. Wurde er vielleicht krank? Nein. Die Kälte, die um ihn herum herrschte, war keine gewöhnliche Kälte. Sie wurde nicht durch die kühlen nächtlichen Temperaturen erschaffen, sondern durch eine Macht, die er nicht kannte. Sie hatte sich um ihn gelegt wie ein unsichtbarer Umhang. Es fühlte sich an, als könnte er sie greifen, es war als könne er sie sehen, aber dem war nicht so. Seine Sinne täuschten ihn und trieben ihn somit langsam in den Wahnsinn. Wie er die Nacht doch verabscheute!

Sollte er vielleicht jemanden erzählen, dass er allmählich den Verstand verlor? Irgendwem musste er doch von seinen Problemen, seinen Bedenken, seinem Leben berichten können. Irgendwem. Nur wem? Alles, was er sagte, würde man früher oder später gegen ihn verwenden, da war er sich sicher. Wieso mochten ihn so viel nicht? Er hatte doch nichts verbrochen, oder?

Aber er war doch nur ein ganz normaler Mensch, wie sollte er mit alle dem alleine fertig werden? Kinder konnten zu ihren Eltern laufen oder zu Freunden. Seine Bediensteten konnten sich gegenseitig alles erzählen, nur er musste wohl oder übel Selbstgespräche führen. Traurig.

Leider vergaßen die meisten Leute diesen wichtigen Punkt und dachten sich, dass ein Gott niemanden brauchte. Er war kein Gott und falls doch, dann wollte er keiner mehr sein. Er hatte es satt alleine zu sein. Er hatte es satt anders zu sein. Wie sollte er das aber dem Volk klar machen?

Jeden Tag erwarteten sie übermenschliches von ihm und waren enttäuscht, wenn er nichts ausrichten konnte. Was sollte er machen, wenn jemand in der Familie erkrankte? Was sollte er tun, wenn die Ernte schlecht ausfiel? Was sollte er gegen einen Sandsturm unternehmen? Er konnte keine Wunder bewirken.

Die wenigsten zeigten ihren Unmute darüber, dass er größtenteils Machtlos war, doch er konnte es immer wieder in ihren Augen sehen, wenn sie zu ihm kamen, um ihn Bitten die Steuern zu senken, um ihn zu Bitten ihnen zu helfen. Es kamen viele Bitten. Am liebsten würde er sie alle erfüllen.

Die falschen, aufmunternden Worte seiner Priester, seiner Berater hörte er schon lange nicht mehr. Wollte sie nicht mehr hören. Sie sagen doch eh immer dasselbe und meinten es nicht so.

Alles unerträgliche Schleimer! Wieso ließ er sich das überhaupt gefallen?

Konnte man sich nicht wenigstens etwas Neues einfallen lassen, damit es nicht ganz so nervig war? Vielleicht würde das ihn sogar kurzzeitig hellhörig für ihre Worte machen.

Naja, sie wollten nur sein Bestes, was könnte man mehr verlangen?

Vielleicht Nähe?
 

Unruhig lief er durch sein Zimmer. Ab und zu setzte er sich, stand aber schnell wieder auf und setzte seinen Rundgang fort. Das Mondlicht schien durch das Fenster.

Ein kräftiges Klopfen ließ ihn aufschrecken. Hastig schritt er zur Tür und öffnete sie.

Sein Cousin stand nun vor ihm. Besorgt wurde der junge Pharao gemustert.

irgendwie war es seltsam, wenn er jetzt vor dem anderen stand. Vor wenigen Monaten hatte er noch geglaubt, dass er ganz alleine wäre, dass er keine Familie mehr hätte. Es war Zufall gewesen, dass er von seinem Onkel und seinem Cousin erfahren hatte. Danach hatte sich ganz langsam eine familiäre Beziehung zu seinem Cousin aufgebaut. So wirklich wohl fühlte er sich zwar in seiner "neuen" Familie nicht, aber was nicht war konnte ja noch werden.

Von seinem Onkel hielt er sich fern. Er konnte es nicht genau beschreiben, aber von jenem ging eine beängstigende Aura aus.

"Alles in Ordnung?", fragte sein doch eigentlich geliebter Cousin ihn.

Nur wenn sie alleine waren verzichteten sie beide auf die Höflichkeitsformen. Er hatte es so gewollt. Innerhalb einer Familie sollte man doch ganz normal mit einander reden können.

"Ja. Komm doch rein."

Wortlos betrat der größere von ihnen das Schlafzimmer.

"Wieso befinden sich keine Wachen hier?"

"Ich habe sie wegeschickt. Ich wollte alleine sein. Sie machen mir Angst."

Außerdem mochte er es nicht, wenn sich fremde Leute in seiner Nähe befanden, wenn er schlief. Wer wusste schon, was die alles mit ihm reiben würden. Nicht, dass er hier irgendjemand etwas unterstellen wollte, aber Vorsicht ging ja bekanntlich vor Nachsicht.

"Sie sind dazu da, dich zu beschützen"

Schon als er das erste Mal auf den jetzigen Pharao getroffen war, war ihm aufgefallen, dass dieser Junge anders war.

Schnell war ihm klar gewesen, dass es nicht nur ihm aufgefallen war. Ob das nun gut war oder nicht, war fraglich. Ihm war auch nie das Gerede über den Herrscher entgangen, hatte aber nie etwas zu gesagt. Warum auch? Sollten die Leute doch denken, was sie wollten, dachte er sich damals. Mittlerweile dachte er anders. Inzwischen konnte er das Verhalten des anderen besser verstehen.

"Ich brauche niemanden der mich beschützt."

"Doch!"

"Die Wachen sind nicht fähig mich zu beschützen."

Trotzig setzte sich der Pharao auf sein Bett und zog seine Beine an seinen frierenden Körper.

"Bis jetzt waren sie dazu in der Lage gewesen."

Ja, bis jetzt war aber auch noch nichts passiert, was recht ungewöhnlich gewesen wäre. Man hatte nicht keinen Angriff auf ihn durchgeführt, was zwar sehr ungewöhnlich war, aber man sollte das Unglück ja nicht heraufbeschwören.

"Bis jetzt gab es keinen Grund dazu, mich zu verteidigen. Sie sollen mir fern bleiben!"

Müdigkeit überkam den violettäugigen Jungen.

"Weshalb bist du eigentlich hier?", wollte er nach kurzem Schweigen von seinem Besucher wissen.

"ich wollte mit dir über das Geschehnis von heute Morgen reden."

War eigentlich klar gewesen.

Alle die am Morgen im Thronsaal anwesend gewesen waren redeten über nichts anderes mehr.

"Wie oft soll ich denn noch sagen, dass ich keine Ahnung davon habe, was passiert ist."

Genervt drehte er seinen Kopf zur Seite, sodass ihm sein Cousin nicht mehr ins Gesicht sehen konnte.

"Ich mache mir nur Sorgen um dich. Vergiss nicht, dass du danach zusammengebrochen bist. So etwas sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen."

Natürlich nicht, aber es half auch nichts, wenn er jetzt alles tot diskutierte.

Er legte sich hin.

Bei dem Gedanken an den schwerverletzen Dieb befiel ihn ein seltsames Gefühl. Ob es ein angenehmes oder ein unangenehmes war, konnte er nicht sagen. Es interessierte ihn auch nicht wirklich. Er konnte spüren wie der anderen sich neben ihn auf das Bett setzte und sanft durch sein Haar fuhr. Unglaublich wie warm die Hand seines Cousins war. War seine eigene auch so warm?
 

*

Nicht fähig seine Augen von dem Verbrecher lassen zu können saß er auf seinem Thron. Erst als jemand anfing mi lauter, kräftiger Stimme etwas vorzulesen bemerkte er, dass er angestarrt wurde.

Wann hatte er eigentlich das erste Mal seine Augen von dem anderen abgewandt?

Fragend sah er zu seinem Cousin, der dich neben ihm stand. Er spürte den Blick des Weißhaarigen förmlich auf seiner Haut. Wieso kniete der Dieb nicht vor ihm? Nicht das er es gewollt hätte, aber fragen war ja nicht verboten, oder?

"Sie haben doch befohlen, dass man den Mann nicht zwingen solle sich hinzuknien und wollten, dass man ihm einen Stuhl gibt."

"Warum steht er?"

"Weil er sich weigerte sich zu setzten."

Seine eigene Stimme war leise und fremd, genauso wie die von Seth.

Zögerlich wandte er sich wieder dem Fremden zu.

Die lavendelfarbenen Augen, in die er dann wieder sah, strahlen eine unglaubliche Ruhe aus, die ihn in ihren Bann zog. Er war hellwach und dennoch nahm er die Worte des Sprechers nicht wahr.

Worum ging es hier eigentlich? Sollte er aufpassen?

Höchstwahrscheinlich.

Immerhin musste er ja das Urteil fällen.

Das Urteil?

Stimmt ja, heute sollte er das Todesurteil sprechen.

Heute sollte er die Todesstrafe verhängen, einfach so.

Seth hatte ihm auf den Weg hier her das wichtigste erklärte und gemeint, dass man nur dieses Urteil annehmen würde, alles andere wäre undenkbar. Im Grunde war der ganze Aufstand hier nur Fassade.

Wenn er so darüber nachdachte, dann kam es ihm so unrealistisch vor. Vor allem wenn er bedachte, dass ein simples Wort solch grausames, wie die Ermordung, vollbringen konnte. Ein einfaches Wort seinerseits sollte den Tod einer anderen Person besiegeln.

War das nicht ungerecht?

Er hatte nicht das Recht dazu. Niemand hatte das!
 

Das Blut des Mannes, das aus den unverheilten Wunden trat und zu Boden tropfte zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine kleine Pfütze begann sich zu bilden.

War es normal, dass ein Mensch anscheinenden problemlos so viel Blut verlieren konnte?

Müsste man nicht irgendwann vor Erschöpfung zusammenbrechen?

Wie viel Blut konnte man verlieren ohne schwächer zu werden, ohne zu sterben?

Er kannte sich nicht mit dem menschlichen Körper aus. Bis jetzt hatte er auch nie darüber nachgedacht. Dazu hatte es auch nie einen Grund gegeben.

Plötzlich schrie sein Körper nach Bewegung!

Er wollte aufstehen und zu dem Verbrecher gehen, ihn ganz genau mustern und seine Wunden verarzten. Auch wenn vor ihm ein Feind seines Landes, seiner selbst stand, so wollte er keinen unnötig Leiden sehen.

Einen Dieb zu töten war doch vollkommen übertrieben!

Sollte man nicht eher nach dem "warum" fragen?

Es musste doch einen plausiblen Grund geben, warum jemand anfing zu stehlen, zu töten.

Langsam erhob er sich - sein eigener Körper kam ihm so schwer, unbeweglich und fremd vor.

Unsicher schritt er voran.

War das, was er tat, in Ordnung?

Nein!

Sollte er nicht lieber stehen bleiben?

Nein?

Sollte er dem Ganzen nicht einfach ein Ende nehmen?

Nur ein Wort von ihm und alles wäre vorbei.

Für immer!

Ohne es wirklich zu merken streckte er seine Händenach dem Weißhaarigen aus. Sein Griff ging ins Leere.
 

Die Ruhe, die noch wenige Sekunden zuvor seinen Körper umhüllt hatte, war auf einen Schlag verschwunden.

Der Lärm, der ungedämpft und ohne Vorwarnung auf ihn nieder prasselte, machte ihm Angst, ließ in seine Umgebung wieder vollständig wahrnehmen.

Wann hatte er aufgehört sie wahrzunehmen?

Der Dieb war weg.

Das Blut lag am Boden. Jemand sollte es wegwischen.

Ihm wurde schwindelig.

Ob er krank war?

Eine unbekannte Schwärze über kam ihn.

Vielleicht sollte er sich einfach ein wenig ausruhen.

Vielleicht auch etwas länger.

Vielleicht.

*

Kapitel 4: Das vergessene Volk

Titel: Are you afraid of being God

Kapitel 4: Das vergessene Volk
 


 

Unaufhaltsam bahnst du dir deinen Weg zu mir. Unaufhaltsam ziehst du die Schlinge um meinen Hals enger. Unaufhaltsam nähert sich dein unbändiger Hass. Unaufhaltsam gehst du deinen Weg. Notfalls auch ohne mich.
 


 

Wie jeden Tag schien die Sonne und die nächtliche Kälte verschwand schneller, als sie gekommen war. Die Händler hatten ihre Verkaufsstände geöffnet, an denen bereits ein paar Frauen anstanden. Je weiter an in die Stadtmitte vordrang umso lebhafter wurde es um einen herum.

Dies alles war für den Mann im roten Umhang unwichtig. Heute interessierte er sich nicht für die Stadt. Sein Weg führte ihn zu einem ärmlichen Viertel, das sich am äußersten Rand der prächtigen Pharaonenstadt befand. Die Häuser waren bewohnbar, aber nicht wirklich gemütlich. Er kannte die Leute, die hier lebten und sie kannten ihn.

Zielstrebig lief er auf ein altes Gebäude zu, um das sich eine Gruppe von Menschen versammelt hatte. Schon von weitem konnte er die kräftige, mitreisende Stimme eines Bekannten hören. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Es war doch immer wieder dasselbe.

Gelassen lehnte er sich an die Wand des Nachbarhauses und wartete darauf, dass sich die Menschenmenge auflöste. Das kleine, schwarze Kätzchen, welches eigentlich ein Katerchen war, war ihm gefolgt und turnte nun auf seinen Füßen herum. Ab und zu krallte das Tier sich an seinem seiner Beine fest, ließ aber sofort los, wenn er es mit dem anderen Bein an stupste. Entschuldigend leckte es dann über die verletzten Stellen am Bein des Weißhaarigen.

Kein einziges Mal sah der hochgewachsene Mann nach unten.

Der Mittag rückte näher und die Menschen begaben sich nach Hause. Wie lange er wohl hier gestanden hatte?

„Komm“, sagte er zu dem Kater und schritt auf das gegenüberliegende Haus zu.
 

Wortlos setzte er sich an den großen Holztisch und räusperte sich kurz.

Lächelnd sah ein Mann mittleren Alters zu ihm und beendete dann auch gleich sein Gespräch, welches er mit einem wohl etwas jüngeren Mann geführt hatte.

„Du lebst ja noch“, grüßte der brünette Wuschelkopf und setzte sich zu dem anderen Mann.

„Sicher doch. Und du bist auch noch Wohl auf.“

„Natürlich. Sorgst du dich etwas um mich?“

„Nein, nicht wirklich.“

Lange war ihr letztes Gespräch schon her. Vielleicht sollte er öfters vorbei kommen.

Neugierig erforschte der Kater das Innere des Hauses. Sie waren allein.

„Was willst du?“, fragte der Brünette mit ernster Miene.

Er stellte die Frage keineswegs auf eine unfreundliche Art und Weise.

„Muss ich denn immer etwas wollen, wenn ich vorbei schaue?“

Frech lächelnd stützte der Weißhaarige seinen rechten Ellbogen auf die Tischplatte und legte seinen Kopf in seine Hand. Wie so oft wollte er testen, wie lange der andere ruhig bleiben würde. Schon als kleines Kind hatte er begriffen, dass sein jetziges Gegenüber schnell wütend wurde, wenn man bei einem ernsten Thema nicht ernst blieb. Für ihn selbst war selbst der Tod erst dann ernst, wenn er direkt vor ihm stand.

„Sag deiner Mieze, sie soll die Einrichtung in Ruhe lassen.“

Unglaublich, sie hatte noch nicht einmal richtig mit ihrem Gespräch angefangen und der Brünette war bereits genervt. Das konnte ja noch was werden, oder?

Was war eigentlich so schlimm daran, dass das Katerchen aes ganz genau unter die Lupe nahm?

„Marik, komm her!“

Der Gerufene schreckte auf. Gerade hatte er sich durch eine Reihe von Tonkrügen geschlängelt und wollte nun auf einen der niedrigen Schränke springen. Zum Sprung hatte er bereits angesetzt. Aufmerksam sah der schwarze Kater mit den stechend blauen Augen zu den Männern.

Scheinbar gelangweilt wandte er sich aber kurze Zeit später von den beiden ab und sprang auf den Schrank.

„Arschloch!“, rief der muskulöse Mann im roten Umhang dem Tier zu, das daraufhin nur fauchte.

„Um jetzt aber endlich weiter zu kommen, beantworte ich mal lieber deine Frage“, nahm er das Gespräch mit dem anderen Mann wieder auf. Für ihn war das Thema „Katze“ hiermit beendet.

Für seinen Gegenüber anscheinend auch.

„Ich wollte nur mit dir über dies und das reden.“

Es war keine Lüge.

„Verstehe.“

`Dies und das´ waren nicht irgendwelche belanglosen Sachen, wie zum Beispiel, das Wetter, sondern stand für die Umschreibung eines ganz bestimmten Sachverhaltes, über den man lieber nicht allzu laut sprach, da es ärger bedeutete.

„Wie läuft es denn so bei dir?“

„Ganz gut. Inzwischen haben wir schon genug Waffen für einen Kampf.“

„Echt? Woher habt ihr die denn?“

„Das wüsstest du wohl gerne, was?“

„Sicher doch, sonst hätte ich schließlich nicht gefragt.“

„Ich werde es dir verraten, aber wehe du erzählst es weiter“, drohte der Brünette, „nicht weit von hier versteckten einige unvorsichtigen Soldaten ihre Waffen. Wieso sie so etwas Bescheuertes tun, weiß ich nicht und es interessiert mich eigentlich auch nicht. Jedenfalls haben wir die Waffen aus diesem Versteck geholt und scheinbar ist es noch nicht aufgefallen.“

„Wie habt ihr das denn heraus gefunden?“

Solche Dinge fielen einem ja nicht von heute auf Morgen auf, oder?

Obwohl, die Soldaten des Pharaos waren wirklich nicht sehr vorsichtig, da konnte es einem durchaus so auffallen. Welcher Volltrottel stellte eigentlich die Soldaten ein?

„Meine Tochter hat das Versteck beim Spielen entdeckt.“

Also wenn schon Kinder ein Waffenversteck fanden, dann war doch irgendwas falsch, oder?

„Deine Tochter spielt noch im Sand?“

War sie nicht schon etwas zu alt für solche Dinge?

„Eigentlich nicht mehr aber du willst sicherlich nicht über meine Tochter reden, oder?“

Also eigentlich würde er gerne weiter über sie reden, nur um den älteren Mann zu ärgern.
 

Wie auf Kommando betrat eine junge, schwarzhaarige Frau den Raum. Die Tochter des Brünetten. Schüchtern grüßte sie den weißhaarigen Gast und strich ihr schwarzes, feines Haar nach hinten. Sie trug einen Korb bei sich, Wahrscheinlich war sie in der Stadt gewesen und hatte von dem wenigen Geld, welches ihre Familie verdiente, Essen gekaufte. Sie war eine ungewöhnlich schöne Frau. Ihre Haut war rein, was eher selten bei armen Familien war. Selbst die reicheren Frauen waren nicht so schön wie sie. Der Dieb beobachtete jede ihrer Bewegungen.

Nach der kurzen leisen Begrüßung war sie zu dem Tisch, der neben dem Schrank, auf dem Marik sich breit gemacht hatte, gegangen und holte die Einkäufe aus dem Korb und räumte sie auf. Als sie das kleine Kätzchen erblickte streichelte sie dieses mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen.

„Gefällt sie dir?“, fragte der Brünette mit einem bedrohlichen Unterton.

„Hübsch ist sie, aber ich habe kein Interesse an ihr, also bleib ruhig.“

Marik hatte sich in den leeren Korb gelegt. Die junge Frau lachte leise. Es war ein schönes Lachen.

Kurz schloss der Weißhaarige seine Auen und atmete tief durch. Als er sie wieder öffnete lehnte er sich weiter nach vorne und sprach in leisem Ton: „Jetzt, da ihr genug Waffen habt, werdet ihr den Kampf gegen den Pharao und seine Soldaten beginnen, oder?“

Eigentlich brauchte er nicht leiser reden, als zuvor, immerhin wusste die Tochter des anderen über alles Bescheid, aber man konnte ja nicht wissen, ob ihr irgendjemand heimlich gefolgt war – warum auch immer jemand so etwas tun sollte.

„Bist du verrückt? Wir haben zwar Waffen, aber m einen derartigen Kampf zu gewinnen braucht man auch einen guten Plan. Wenn wir einfach kopflos in den Palast stürmen, sind wir schneller Tod, als uns lieb ist. Das solltest du eigentlich wissen.“

Einleuchtend, oder?

Und ja, er sollte es eigentlich wissen. Immerhin plante er größere Raubzüge auch, wobei er dies aber immer sehr leichtfertig tat. Bis jetzt war ihm auch nie etwas zugestoßen. Zumindest konnte er sich nicht dran erinner, dass etwas passiert wäre.

Gelassen lehnte sich der Dieb zurück. Er dachte kurz nach. Die Schwarzhaarige verließ leise den Raum. Marik schien zu schlafen.

„Es gibt noch keinen Plan, richtig?“

„Richtig.“

Noch kein Plan. Schade. Dann müsste er wohl ein anderes Mal wiederkommen, um ihn zu erfahren, dabei kam er doch eigentlich so ungern hier her.

„Wisst ihr überhaupt, wie der neue Pharao aussieht?“

Diese Frage war nicht geplant gewesen. Sie klang sehr beiläufig, was sie ja eigentlich auch war. Wäre die Antwort wichtig? Wohl eher nicht.

Etwas Warmes streifte sein Bein. Marik war also doch wach! Er sprang auf seinen schoss und miaute. Neugierig sah der Kater ich um. Sanft strich der Weißhaarige über den weichen Rücken des Tieres.

„Leider nicht. Auch die Leute in der Stadt haben nicht einmal ansatzweise eine Ahnung davon, wie der Pharao aussieht. Die Gerüchte über sein Aussehen sind widersprüchlicher als Tag und Nacht.“

Keiner aus der normalen Bevölkerung kannte das Aussehen des Pharaos? Gut, das war sehr gut.

„Ich gehe dann Mal wieder. Ich sollte nicht zu lange hier bleiben.“

Ohne Rücksicht auf den Kater zu nehmen stand er auf.

Gerade als er zur Tür hinaus wollte, wandte der Brünette noch einmal das Wort an ihn: „Akefia, du weißt, dass ich dich gerne an meiner Seite hätte, auch wenn ein paar meiner Anhänger gegen dich sind. Überlege es dir doch noch einmal.“

Dieselbe Bitte, wie immer. Er würde wie immer antworten. Warum fragte der andere überhaupt?

„Nein, kein Interesse.“
 

Mit schnellen Schritten verließ er die alte Stadt. Ein gemeines Lächeln lag auf seinen Lippen. Der Brünette wusste nicht, dass er, der König der Diebe, sein allergrößter Feind war. Er wusste alles! Ein Wort von ihm und das gesamte Vorhaben wäre zerstört.

Der Pharao gehörte ihm!

Er würde ihn vernichten, koste es was es wolle und den „Ruhm“ würde er alleine davon tragen. Er würde ihn nicht mit jemand anderes teilen.

Marik lief dicht neben ihm.
 

*
 

Die Sonne schien durch die Fenster und erhellte den großen Saal. Der Herrscher des Wüstenlandes saß genervt auf seinem Stuhl und hörte dem Gerede seiner Berater zu. Er konnte keinen von ihnen leiden. Sie behandelten ihn, wie ein kleines Kind.

Seufzend strich er eine seiner blonden Strähnen aus seinem Gesicht. Niemand bemerkte es. Die Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden lag auf dem Redner. Worum ging es hier eigentlich?

Sein Kopf schmerzte. Sollte er um eine kurze Pause bitten? Den besorgten Blick seines Cousins nahm er nicht wahr. Ihm war kalt.

Vor wenigen Minuten, dass wusste er noch, hatte man über den geflohenen Dieb gesprochen.

Ein lautes hin und her.

Was sollte man tun und was nicht?

Ob die Wachen den Flüchtling finden würden?

Was würden sie tun, wenn sie ihn gefunden haben?

Irgendwie machte ihn der Gedanke an die verschiedenen Möglichkeiten Angst.

Was wäre, wenn der Dieb bei der Festnahme umkam?

Er wollte nicht, dass jemand starb.

„Wie wäre es, wenn wir eine kurze Pause einlegen würden?“

Leicht erschrocken sah der junge Pharao mit den drei verschiedenen Haarfarben zu seinem Cousin.

„Wieso?“

Einer der zahlreichen Berater die sich allesamt unglaublich schlau fanden, hatte die Gegenfrage gestellt.

„Ihnen wird es wohl entgangen sein, aber der Pharao fühlt sich nicht gut.“

Misstrauisch wurde der Herrscher gemustert

Himmel, was war denn jetzt los?

Wortlos erhob sich der brünette Cousin des Königs

„Mein Pharao, sie sollten sich ein wenig ausruhen und dann weiter machen.“

Dankend nahm der Angesprochene die dargebotene Han an und stand auf. Er fühlte sich unglaublich schwach. Ein bisschen Ruhe wäre super.
 

*
 

Ein kräftiges Klopfen weckte den Schwarzhaarigen aus seinem unruhigen Schlaf.

„Herein!“, rief der Geweckte verschlafen und setzte sich ins Bett.

„Guten Morgen“, grüßte ihn sein Cousin beim Eintreten.

„Guten Morgen, Seth. Ist alles in Ordnung?“

„Ja, natürlich.“

Eine Lüge.

Die angespannte Körperhaltung des anderen verriet ihn.

„Hör auf zu lügen! Ich mag es nicht, wenn du mit nicht die Wahrheit sagst.“

Es mochte zwar sein, dass er recht naiv war, aber dumm war er deswegen noch lange nicht.

„Die Versammlung mit deinen Beratern fängt bald an. Du solltest dich fertig machen.“

Seufzend kam der Angesprochene der Aufforderung nach. Es half nichts, sich dagegen zu wehren. Je schneller diese nervige Versammlung anfing umso schneller war sie auch wieder zu ende.

Netterweise half ihm der andere beim Ankleiden, denn kurz nach dem Aufstehen war er immer ein wenig verwirrt, was wohl an seinen oftmals seltsamen Träumen lag.

Um seine Frisur kümmerte er sich alleine. Es war sein Geheimnis, wie er es fertig brachte, dass seine Haare so abstanden, wie sie es nun einmal taten.

Seth wartete in der zwischen Zeit vor der Tür.

Gemeinsam waren sie, nachdem der Pharao endlich fertig war, zum Versammlungsraum gegangen. Die ihnen entgegen kommenden Bediensteten schmissen sich respektvoll in den Dreck, wie der Violettäugige es gerne ausdrückte. Lächelnd nahm er es hin.

Einer der höher gestellten Soldaten kam direkt auf sie zu. Er wollte mit Seth sprechen.

„Lügner“, flüsterte der jüngste der drei zu seinem Cousin, welcher ihn aber nicht hörte.

Von wegen, es wer nichts los. Die beiden Männer entfernten sich etwas von ihm. Er konnte trotzdem hören, was sie sagten. Der Dieb war geflohen!

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen des Herrschers.

Sollte er sich drüber freuen, dass seine Wachen nicht in der Lage waren einen schwerverletzten, geschwächten Mann in Gefangenschaft zu halten?

Wohl eher nicht.

Wie der Weißhaarige es nur aus der Gefängniszelle geschafft hatte?

Eigentlich sollte jemand in dessen Verfassung nicht in der Lage sein zu fliehen.
 

Die Soldaten suchten schon seit Stunden nach dem Flüchtling, hatten aber noch keine Spur entdeckt, laut dem des Wachmannes zumindest. Idioten! Vielleicht sollte er mal hier durchgreifen?

„Lassen Sie uns weiter gehen“, schlug Seth nach Beendigung seines Gespräches vor.

„Warum hast du mich angelogen?“, fragte der kleinere leise.

„Ich wollte Sie nicht beunruhigen.“

Natürlich.

„Seit wann ist er weg?“

„Die Wachen haben sein Fehlen in den frühen Morgenstunden bemerkt und haben sich dann unverzüglich auf die Suche nach ihm begeben.“

Mittlerweile war es später Vormittag, er hatte verdammt lange geschlafen.

Die Soldaten waren dennoch Trottel!

Wieso war es eigentlich nicht früher aufgefallen?

Soweit hätte es gar nicht kommen dürfen!

„Freut es Sie?“

„Was?“

„Das der Dieb entkommen konnte.“

Sie sprachen beide leise.

Freute es ihn? Ja oder nein? Weshalb dachte er darüber überhaupt nach, die Antwort war doch klar. Sollte sie zumindest.

„Nein.“

In der heutigen Versammlung würde man über den Verbrecher sprechen, das konnte ja was werden. Seth hätte das alles hier gar nicht geheim halten können, wieso also diese bescheuerte Lüge? Es machte ihn traurig, dass sein Cousin ihn ins Gesicht gelogen hatte. Wenn würde so etwas nicht traurig stimmen?

Plötzlich blieb er stehen. Ihm waren die lavendelfarbenen Augen des Diebes, die ihn förmlich durchbohrt hatten, n den Sinn gekommen. Bis zu jenem Zeitpunkt hatten es nur seine Eltern und ein paar sehr enge Freunde gewagt ihm in die Augen zu sehen. Selbst sein Onkel und dessen Sohn sahen ihn nicht richtig an. Irgendwie traurig.

„Alles in Ordnung, mein Pharao?“

Er brachte keinen Ton heraus.

Langsam machte er einen Schritt nach vorne, erst als er an Seth vorbei gegangen war fühlte er sich wieder in der Lage etwas zu sagen. Die wunderschönen Augen waren aus seinen Gedanken verschwunden, er musste sich jetzt immerhin auf Wichtigeres konzentrieren!

„Ja, alles bestens.“

Jetzt log er.

Er war aber auch ein gemeiner Lügner. Eigentlich sollte er sich jetzt schämen. Seinem Cousin machte er Vorwürfe und selbst sprach er auch nicht die Wahrheit. Schande über sein Haupt.
 

*
 

Müde setzte sich der Herrscher Ägyptens auf einen der Sitzgelegenheiten, die sich im prachtvollen Palastgarten befanden. Das ganze Gerede seiner Berater, die alle ja nur sein bestes wollten, nervte ihn und raubte ihm fast den Verstand.

Wieso hielt man ihn eigentlich für dumm?

Ja, er war sehr jung gewesen, als er gekrönt worden war, aber er hatte in den letzten Jahren viel gelernt und wusste gut über seine Pflichten und die vorhanden Möglichkeiten, das Leben der Bevölkerung zu verbessern, bescheid, doch man ließ ihn nicht uneingeschränkt herrschen.

Wer regierte hier eigentlich?

Diese Frage stellte er sich oft und egal wie man es drehte und wendete, er war jedenfalls nicht der König.

Es war zum Schreien!

Beruhigend plätscherte das Wasser aus seiner geheimen Quelle. Sein Vater, der ehemalige Pharao, hatte ihm Mal erzählt, dass die Wasserquelle nach seiner Geburt mit einem Mal erschienen war. Der kleine Teich im Palastgarten war also so alt, wie er selbst. Siebzehn Jahre. Unglaublich wie die Zeit verging. Es kam ihm wie gestern vor, dass er vollkommen unbeschwert herum lief und lachte. Diese Zeit war aber in Wirklichkeit schon lange vorbei.

Ob es vielen Menschen so ging, wie ihm?

„Was ist los?“, frage ihn sein brünetter Priester.

„Keine Ahnung. Mir schmerzt mein Kopf und das Gerede nervt mich.“

Wieso konnte er diese Leute nicht abschaffen?

„Können wir die Versammlung für heute beenden?“

„Von mir aus gerne, aber ich schätze, dass die hochnäsigen Berater damit ein Problem haben werden.“

„Egal.“

Auch wenn es nur selten den Eindruck erweckte, dass er das Sagen hatte, so war es doch eigentlich so.

Träger erhob sich der Violettäugige und begab sich in die Richtung des Versammlungssaals.

Das Wichtigste wurde ja bereits gesagt, oder?

Ein freier Schwerverbrecher war doch wichtiger, als unnötige Vergrößerung der Stadt. Da war sowieso etwas faul an der Sache. Er würde seinen Cousin deswegen noch ein Mal ansprechen, denn diesem vertraute er.
 

Mürrisch hatte man seinen Befehl, die Versammlung zu beenden, entgegen genommen.

Seinen Unmut über dieses Verhalten hatte er nicht geäußert. Dazu hatte ihm die Lust gefehlt. Er musste sich für nichts rechtfertigen und konnte absoluten Gehorsam von seinen Untertanen erwarten. So sollte es zumindest sein.

Irgendwann würde er sich den fehlenden Respekt ihm gegenüber einfordern. Nicht heute, nicht jetzt, nicht in diesem Leben – irgendwann halt.
 

Fast stündlich klopfte es an seiner Schlafzimmertür. Jedes Mal war es Seth. Jener berichtete so gut es im möglich war von den Fortschritten, die die Soldaten bezüglich des geflohenen Diebes machten. Nebenbei erkundigte er sich nach dem Wohlergehen des Herrschers.

Wieder klopfte es.

Wieder war es Seth.

Wieder fragte er nach dem Wohlbefinden des anderen.

Wieder dieselben Fragen und Antworten.

Fast schon deprimierend.

„Seth, kann ich dich etwas fragen?“

Wieso war seine Stimme so leise?

„Natürlich.“

Natürlich durfte er. Er war doch eigentlich der Boss hier. Wenn er eine Frage hatte, dann durfte er sie stellen und man musste ihm antworten.

„Wieso wollen diese fragwürdigen Berater, dass ich die Stadt erweiter? Wieso soll ich ausgerechnet das Gebiet nehmen, das angeblich verlassen ist? Es ist nicht verlassen, richtig?“

Auch wenn er ein sehr naiver Mensch war und so gut wie alles, dass man ihm auftischte, für bare Münze nahm, so war er aber keineswegs dumm.

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es dort überwiegend unbewohnbare Häuser gibt.“
 

Eine traurige weibliche Stimme meldete sich in seinem Kopf zu Wort: „Atemu.“

Sein Herz schmerze.

„Sie tun es schon wieder.“

Der Schmerz trieb ihn die Tränen in die Augen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Mimmy-chan
2011-07-20T00:21:10+00:00 20.07.2011 02:21
Armer Atemu!
Das kann man sich ja kaum mit ansehen wie der PHARAO wie ein Kind behandelt wird!!! Ist aber auch erschreckend, dass es vielleicht sogar so abgelaufen sein könnte im alten Agypten. (ö.ö)

Was liegt da wohl für eine unsichtbare Verbindnung in der Luft, die Atemu dazu anstachelt sich gerade diesen Dieb als interessantes Objekt heraus sucht? Ich bin gespannt was da noch zwischen den beiden passiert.

Deine Beschreibung von Bakuras Aussehen hat mir am aller besten gefallen. *hehe*

chuchu Mimmy-chan
Von:  fahnm
2011-07-19T19:50:34+00:00 19.07.2011 21:50
Super Kapi^^
Von:  fahnm
2011-06-28T23:34:19+00:00 29.06.2011 01:34
Super Kapi^^
Weiter so.^^
Von:  fahnm
2011-05-17T00:12:34+00:00 17.05.2011 02:12
Klasse Kapi
Freue mich schon aufs nächste.^^
Von:  fahnm
2011-05-12T00:37:19+00:00 12.05.2011 02:37
Klasse Kapi^^
Freue michs chon aufs nächste.^^
Von:  fahnm
2011-04-23T01:15:50+00:00 23.04.2011 03:15
Der Anfag ist sehr gut gewurden.


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