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Onigokko

Time to play our little game
von

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Ein neuer Mitspieler

Sie wand sich in seiner Umarmung, ekelerregender Mundgeruch schlug ihr entgegen. Übelkeit stieg in ihr auf, während sie sich gegen den hässlichen, betrunkenen Mann zu wehren versuchte.

„Nun wehr dich nicht, du willst es doch auch!“, lallte der Mann vergnügt und tastete mit seinen feisten Finger am Stoffe ihres rosafarbigen Kimonos herum, seine Hand glitt in den Ausschnitt.

Sie biss sich verzweifelt auf die Lippe, ihre Tarnung schien aufgeflogen zu sein, denn nachdem er sie eine Zeit lang angestarrt hatte, wurde er augenblicklich wütend und stieß sie gewaltsam nach hinten.

„Du bist ein Kerl!“ Der Betrunkene ballte seine Hand zur Faust, er würde auf den Betrüger einschlagen, der sich als attraktive Frau verkleidet hatte, solange, bis das liebreizende Gesicht für immer entstellt war.

Kaoru Nagumo hasste es, immer wieder musste er die Lüsternheit dieser Männer über sich ergehen lassen, obwohl es ihm nicht einmal Vergnügen bereitete, sich wie eine Frau zu kleiden – die Familie Nagumo zwang ihn dazu, sie konnte es nicht ertragen, einen männlichen Oni an ihrer Seite zu haben.

Er machte einen Schritt zurück, er warf dem Mann einen finsteren Blick zu, der die Faust zum Schlag erhoben hatte. Wenn er nicht inmitten dieser Menschenmasse stehen würde, hätte er das Katana gezogen und ihm kurzerhand die Kehle durchgeschnitten. „Komm nicht näher!“, sagte Kaoru energisch, dabei die weibliche Rolle beibehaltend.

Kurz, bevor der Mann den Arm der vermeintlich jungen Frau ergreifen konnte, stellte sich ein anderer ihm in den Weg.

„Genug, du bist betrunken, du weißt nicht, was du da redest.“ Ein junger Mann, dessen brauner Zopf im Abendwind flatterte, drängte sich zwischen den beiden. Er trug ein blauweißes Haori, das Zeichen der Shinsengumi.

„Verschwinde, Kleiner!“ Der betrunkene Mann gestikulierte wild, scheinbar sah er in dem Shinsengumi-Mitglied keine Gefahr, was stark auf seine Größe zurückzuführen war.

„Gut, ich wiederhole mich nicht gerne!“ Der Brünette zog in einer fließenden Bewegung sein Schwert, das im Mondlicht bedrohlich aufblitzte. Der Mann schien sich daran nicht zu stören, stattdessen versuchte er mit immer hektisch werdenden Bewegungen Kaoru zu fassen. Er nahm das Schwert in beide Hände, ein senkrecht angesetzter Hieb teilte nicht nur die Kleidung in der Mitte, sondern hinterließ eine feine Wunde.

Der Mann schrie ohrenbetäubend auf, er geriet in Panik, obwohl dieser Schnitt keineswegs tödlich gewesen war. „Das wirst du bereuen, du dreckiger Shinsengumi!“ Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Dunkelheit der Nacht.

Amüsiert lachte Heisuke auf, er fuhr verlegen zu der jungen Frau herum, zumindest glaubte er, eine vor sich stehen zu haben.

Kaoru richtete sich seine Kleidung, ein süffisantes Lächeln umspielte seine Lippen. „Danke, Kleiner.“, spottete er gespielt.

Röte, vor Verlegenheit und Wut, schoss ihm ins Gesicht. Es nervte ihn regelrecht, wegen seiner Größe unterschätzt zu werden, dabei war Heisuke doch ein erwachsener Mann, zumindest vom Alter her! Um seine Schamesröte zu verbergen, drehte er sich weg, lachend legte er die Hände hinter dem Kopf. „Ich bin doch genauso groß wie du…“, murmelte er leise. Als er sich beruhigt und sich wieder zu Kaoru umgedreht hatte, fehlte von der Schönheit jede Spur. „Hm?“

Einige Straßen weiter schälte sich Kaoru aus den Schatten, er war nicht erpicht darauf gewesen, eine Unterhaltung mit dem Shinsengumi zu führen. Lustlos streifte er durch die Gegend, genauso wenig wollte er zurück zum Nagumo-Clan, dort würde man ihn nur grundlos schlagen und das aus den banalsten Gründen.

Seufzend ging er in ein nahegelegenes Waldstück, er wollte die frische Abendluft einatmen, abseits von den Menschen, die ihn aufgrund seines Äußeren belästigten. Obwohl er darin geübt war, in Geta zu laufen, stolperte er einige Male über Äste und Steine. Fluchend stemmte er sich hoch, danach Staub und Dreck von der Kleidung klopfend.

Ein Nebelschleier hatte sich gelegt, die Atmosphäre wirkte erdrückend und finster. Kaoru zitterte wie Espenlaub, frierend schlang er die Arme um seinen Körper, am liebsten hätte er einen Wärme spendenden Körper an seiner Seite gehabt.

Eine melodische Singsang-Stimme erklang, wie durch Geisterhand geführt folgte er dem Gesang und lichtete einen immer breiter werdenden Pfad. Der Nebel nahm ihm die Sicht und erst beim Nähertreten waren die Konturen eines Dorfes zu sehen, das düster und verlassen wirkte.

„Oni wa soto! Fuku wa uchi.“, hörte Kaoru die Stimme klar und deutlich flöten. Abseits hatte sich ein wunderschönes Mädchen, angezogen in einem, mit Kirschblüten verzierten Kimono, auf einen großen Stein niedergelassen. Als sie bemerkte, dass Kaoru einen Blick auf sie ruhen ließ, summte sie die Melodie statt die Worte wiederholt zu singen. Oni wa sato. Fuku wa uchi… Dämonen heraus, Glück herein. Er schluckte wegen der Worte, ob er damit gemeint war? Oder war es nur ein irrsinniger Zufall so wie der Weg hierhin? Denn Kaoru hatte nicht einmal gewusst, dass es in dieser Gegend ein verlassenes Dorf gab.

„Wo bin ich hier?“, fragte er das Mädchen, das rhythmisch den Kopf hin und her bewegte. Sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie ihn verstanden. Er räusperte sich und das Mädchen richtete sich auf, singend ging sie in die Richtung, aus der er gekommen war.

Genervt rollte er mit den Augen. „Was für ein seltsames Mädchen…“

Er verschränkte die Arme vor der Brust, der immer dichter werdende Nebel verschluckte sie und die junge Frau verschwand spurlos als wenn sie nie da gewesen wäre. Ein Schauer rann seinen Rücken hinab, etwas Kaltes berührte seinen Arm.

„Du bist! Du bist der Oni!“

Ein junges Mädchen hatte seinen Arm gestreift, kichernd eilte sie davon, ins Innere des Dorfes. Scheinbar war es doch nicht so unbewohnt wie er zu Anfang gedacht hatte. „Warte…!“ Sein gesunder Verstand riet ihm ab, ihr zu folgen. Wozu auch?

Er hatte nur einen kurzen Blick auf sie werfen können, aber jetzt fiel ihm etwas Eigenartiges an ihr auf: Sie hatte schulterlanges, weißes Haar gehabt – so wie er, wenn er sich in einen Oni verwandelte. Leider hatte er sie nur von hinten gesehen, ansonsten wären ihm vielleicht die Hörner und die gelben Augen nicht entgangen.

Interessiert musterte er die einsam wirkende Umgebung, die Neugier trieb ihn an, er hatte es ohnehin nicht eilig.

Schnellen Schrittes ging er durch das Dorf, scheinbar hatte er sich doch getäuscht, alles schien eine einzige Ruine zu sein. Aber warum lebte dieses Kind hier? Und das Mädchen im Kimono, das immer wieder die gleichen Worte gemurmelt hatte? Es verwirrte ihn, vielleicht sollte er sich umdrehen und das verfluchte Dorf verlassen.

Als er diesen Gedanken gefasst hatte, hörte er lautes Gekicher, das scheinbar aus allen Seiten zu kommen schien.

„Fang mich, Oni! Fang mich!“ Ein Kind zeigte sich im Vorbeilaufen, weißes Haar wehte im Wind, die kleinen Hörner hätte er fast übersehen, aber es war eindeutig ein Oni gewesen!

Die Tatsache verschlug ihm den Atem. Kaoru war in einem unbekannten Oni-Dorf gelandet und es waren sogar weibliche unter ihnen gewesen. Sollte er dieses Geheimnis für sich bewahren? Der Brünette konnte sich nicht einmal die Reaktion der Nagumos ausmalen, sie waren so unberechenbar wie eh und je.

Er zuckte mit den Schultern, vorerst würde er versuchen, Kontakt mit diesen Kindern aufzunehmen, vielleicht lebten auch Erwachsene hier.

Eines war in das Gebäude gelaufen, das so riesig wie ein Quartier wirkte. Kaoru öffnete die morsche Tür, die Bretter gaben unter seinen Füßen knarrend nach. Wie konnte man in diesem erbärmlichen Zustand überhaupt leben? Da war sogar sein spärlich eingerichtetes Zimmer reiner Luxus.

Er hatte sich fast erschreckt, als er ein Kind lachend die Treppen hinaufpoltern hören konnte. „Meine Güte…“ Sie spielten Fangen mit ihm, aber er wollte sich auf diese kindliche Spielerei nicht einlassen.

Kaoru stockte plötzlich der Atem, eine starke Präsenz näherte sich ihm, war es ein mächtiger Oni? Ein Mann, dessen Gesicht hinter einer Hannya-Maske verborgen lag, bog in seine Richtung ein, er schwebte geradezu. In der Hand hielt er ein blau schimmerndes Schwert umklammert, das Kaoru in Angst und Schrecken versetzte. Er kannte dieses Katana, es war eine Legende, ein Mann namens Minamoto no Yorimitsu hatte es benutzt, um den Herrscher aller Oni, Shuten Douji, zu erschlagen.

Wie gebannt starrte er auf die näherkommende Person, die das Schwert horizontal zu einem Angriff angesetzt hatte. Sie schnellte erbarmungslos in seine Richtung, der Hieb hätte Kaoru in zwei Hälften geteilt, wenn er sich nicht unter der Attacke hinweg geduckt hätte. Sein Herz klopft wild in der Brust, er stolperte einige Meter vorwärts, sein Schlächter drehte sich quälend langsam herum.

„Oni...“, sagte er wie in Trance geraten und verfolgte den Braunschopf, der wild entschlossen die Treppen empor eilte. Unter seinem Kimono löste sich was, sein Futteral trennte sich vom Gurt, das die Stufen hinab krachte und in einer Ecke liegen blieb. Kaoru hielt inne, er setzte einen Fuß auf die letzte Stufe, er wollte unbedingt sein liebstes Stück holen, das einzig verbliebene Denkmal seiner Eltern, seiner Zwillingsschwester Chizuru.

Der Schlächter hatte das Plateau erreicht, dem Schwert schenkte er allerdings keine Beachtung, zu sehr war er auf den Braunschopf fixiert.

Kaoru knurrte, wieso musste er nur so ein Pech haben? Und die Kleidung machte es ihm unnötig schwer. Er würde wohl oder übel das Katana später holen müssen, sein Leben stand derzeit auf dem Spiel, ihm blieb keine andere Wahl als sich zu verstecken.

Die Schiebetür krachte beim Schließen gegen den Rahmen, panisch suchte Kaoru ein Versteck auf, bis auf kaputte Byōbu und einen Wandschrank war hier nichts zu sehen. Ihm blieb nur die Wahl, sich im Schrank zu verbergen, obwohl dieses einfältige Versteck kaum Schutz bieten würde.

Sein Herz raste, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, während er darauf wartete, von dem legendären Schwert erstochen zu werden.

Zwei Fremde

Der Wandschrank war eng und stickig. Kaoru hielt den Atem an, er wollte lauschen, aber dieser Dämon schien von sich aus keine Geräusche zu machen; nur seine furchteinflößende Aura war zu spüren, die allerdings nach wenigen Sekunden verschwand.

Erleichtert atmete er aus. Spontan musste er an seine Vergangenheit denken, als er sich vor den Nagumos und ihren Schlägen versteckt hatte.

„Er ist weg…“, sagte eine Stimme plötzlich.

Kaoru wandte seinen Kopf, auf der anderen Seite des Schranks saß zusammengekauert ein kleines Oni-Mädchen. Sie erinnerte ihn irgendwie an Chizuru.

„Ich freue mich auf das neue Spiel, ich mag den anderen Oni mehr.“ Sie schob die Tür beiseite und stürmte aus dem Schrank, scheinbar auf der Suche nach Mitspielern, die noch nicht gefangen worden waren. Kaoru folgte ihrem Beispiel, er wollte dieses Dorf verlassen, jetzt sofort!

Er zog die Tür einen Spaltbreit auf, horchend spähte er in die Dunkelheit. Von der starken Präsenz war weit und breit nichts zu spüren.

Der Brünette trat aus dem Raum, aber auf der halben Strecke bemerkte er es sofort: Sein Eigentum war weg! Die letzten Stufen sprang er herunter, er wollte seinen Augen nicht trauen! „Was?!“ Kaoru versuchte seine anwachsende Wut zu unterdrücken. Wenn dieser Dämon das Schwert an sich gerissen hatte, dann war der Braunschopf ihm ausgeliefert! Obwohl er seine Chancen gering schätzte, selbst bewaffnet. Aber kampflos würde er sich nicht ergeben, vielleicht hatte eines der Kinder das Katana gestohlen, um ihn aus der Reserve zu locken.

Mürrisch verließ Kaoru das Gebäude. Wo sollte er die Suche beginnen? Es würde eine verdammt lange Nacht werden…

Kälte umfing ihn, seine Beine erzitterten bei jedem Schritt, den er machte. Plötzlich spürte er eine starke Präsenz, ein Gefühl von Panik überkam ihn.

„Vor mir brauchst du erstmal keine Angst zu haben.“, spottete eine Stimme vergnügt. Ein Mann saß am Rande eines beschädigten Brunnens, das Gesicht ebenfalls hinter einer Hannya-Maske verborgen. Sein blondes Haar schaute in der Dunkelheit weiß aus. War das ein Oni oder ein Mensch?

Kaoru machte einen Schritt nach hinten, dieser Mann war ihm unheimlich. „Was willst du von mir?“, fragte er zischend, seine Art ähnelte der einer Frau, unbewusst, in so einer Lage war ihm seine Tarnung ziemlich egal. Wenn er gewusst hätte, in welch prekäre Situation seine Verkleidung ihn letztendlich bringen würde, dann hätte er wütend den Schmuck aus den Haaren gerissen.

Um ihn genauer betrachten zu können, zog er die Dämonenmaske herunter, ein arrogantes Grinsen lag auf seinen Lippen, rote Augen musterten Kaoru belustigt. „Das werden wir noch sehen, vorerst muss dieses kindische Spiel ein Ende finden.“

Kaoru errötete, der andere schien nichts Gutes im Sinn zu haben. In seinen Augen war eine unbeschreibliche Gier aufgeflammt.

„Wer bist du?“ Kaoru beäugte ihn misstrauisch.

„Kazama Chikage.“, stellte sich der Blondschopf vor und wirkte über Kaorus schockiertes Gesicht amüsiert. „Es hätte mich schwer gewundert, wenn du meinen Namen noch nie gehört hättest.“

„Aha.“ Ja, der Name wurde mit dem stärksten Oni des Westens in Verbindung gebracht. Aber was hatte so einer hier zu suchen? „Und? Warum bist du hier?“

„Ich brauche das legendäre Schwert von Minamoto no Yorimitsu.“ Etwas orientierungslos suchte er die Gegend mit seinen Blicken ab. „Sicherlich hast du mit seinem jetzigen Besitzer bereits Bekanntschaft gemacht. Scheinbar hat der Geist von Shuten Douji damals Besitz von Yorimitsus Körper ergriffen und war ziellos durch das Dorf gewandert, um zu töten...“ Chikage schien Gefallen an diesem Gedanken zu haben.

Kaoru verdrehte die Augen. Er wollte dieses Schwert in die Finger bekommen? Der Blonde musste doch wissen, dass ein präziser Hieb selbst ihn, den stärksten Oni aus dem Westen, töten könnte. Vielleicht kannte er eine Alternative. „Und was heißt hier: Kindliches Spiel?“

Ein Ruf riss sie beide aus dem Gespräch. Chikage schnaubte, während er sich die Hannya-Maske im Gesicht richtete.

Der Brünette starrte in die Finsternis, er bemerkte nicht, wie sich der andere ihm näherte. Besitzergreifend packte er das Kinn des Jüngeren und drehte das Gesicht zu sich, um ihn mit rot schimmernden Augen betrachten zu können.

„Wir sehen uns später.“, sagte er charmant aber drohend und wandte sich geschwind ab. Zum Abschied hob er die Hand, sich mit langsamen Schritten entfernend. „Ach ja, du hast vergessen zu sagen: Du bist der nächste Oni.“

Verwirrt schaute Kaoru ihm hinterher, doch plötzlich war er spurlos verschwunden. Seufzend ließ er seinen Gedanken freien Lauf, aber erneut ertönte ein Ruf in der Nacht und seltsamerweise kam ihm die Stimme bekannt vor.

Kaoru rannte dem Laut hinterher und kam vor einem Shinsengumi schlitternd stehen. „Du?!“

Der Braunschopf lachte verlegen. „Also… dieser Kerl hat dich gesucht und ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“

Der Oni wurde schlagartig rot. Was war das für ein Perverser? Selbst wenn dieser es nur gutgemeint hatte… aber Kaoru war stark genug, um auf sich selbst Acht zu geben. „Hast du nichts Besseres zu tun, Shinsengumi?“, knurrte er wütend. Wenn dieser Kerl ihn auf Schritt und Tritt verfolgen würde, dann würde Kaoru einen Nervenzusammenbruch erleiden. Erst dieser Dämon, nun dieser Shinsengumi… und möglicherweise auch Kazama Chikage.

„Doch schon… aber ich war um ein so schönes Mädchen besorgt.“

Der als Frau getarnte Junge hob seine Hand zum Protest, doch augenblicklich schoss ihm ein hinterhältiger Gedanke in den Kopf. Dieser Möchtegern-Held konnte ihm bei der Suche behilflich sein. Kaoru lächelte diabolisch.

Heisuke erwiderte das Grinsen. „Komm, ich bring dich zurück in die Stadt… du wohnst doch in der Stadt?“ Vorhin, als er Kaoru im Dorf gesucht hatte, war ihm die einschläfernde Leere aufgefallen.

Er nickte. „Schon, aber ich habe hier etwas Wertvolles verloren. Mein Schwert… es ist das letzte Erbstück meiner verstorbenen Eltern.“, sagte er mit weinerlicher Stimme, dabei den Kopf sinken lassend.

Heisukes sonst so fröhliches Gesicht wurde schlagartig traurig, er spürte Mitleid in sich aufwallen. Hijikata würde wegen seiner langen Abwesendheit sicherlich wütend werden, aber ein hübsches Mädchen – sie erinnerte ihn stark an eine andere, die er ziemlich mochte – konnte er unmöglich im Stich lassen, das würde er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren können. „Wenn du willst, kann ich dir beim Suchen helfen.“, schlug er freundlich lächelnd vor, sein Gesicht war rot angelaufen, hoffentlich machte er sich nicht zum Vollidioten.

„Das würdest du tun?“, fragte Kaoru gespielt, weil er mit dieser Antwort bereits gerechnet hatte. Kokett beugte er sich vor, verführerisch legte er seine Hand auf die Brust des Shinsengumis. „Wenn du mir hilfst, werde ich mich hinterher erkenntlich zeigen.“

Heisuke machte wegen dieser zweideutigen Anspielung große Augen. Der Mund stand weit offen, sein Herz hämmerte wild in der Brust. „N-Natürlich!“, versicherte er Kaoru, dessen Namen er bis jetzt noch nicht kannte. Rasch holte er das nach. „Öhm… darf ich deinen Namen wissen?“

Heftig nickend antworte der Oni: „Nagumo Kaoru.“

„Todo Heisuke!“

„Gut, gehen wir.“

Die junge Frau drehte sich um, ein ansehnlicher Nacken forderte Heisukes komplette Aufmerksamkeit, während er hinter Kaoru her lief. Aber er würde diese Situation nicht schamlos ausnutzen, um sie ins Bett zu kriegen – aber vielleicht war es eine günstige Gelegenheit, sie besser kennenzulernen.

Verstecken und Fangen

Der Nebelschleier machte das Sehen schier unmöglich. Er versuchte mit Kaoru Schritt zu halten, aber der von Angst angetriebene Oni wollte dieses Dorf schnellstmöglich verlassen. Hektisch schaute er in allen Ecken nach, aber von seinem Schwert fehlte jegliche Spur. Verzweifelt biss er sich auf die Lippe, seine schlimmste Befürchtung schien Realität zu werden.

„Wie kann man eigentlich ein Schwert verlieren?“, fragte Heisuke offensichtlich zu laut, da Kaoru einen vernichtenden Blick auf ihn gelten ließ. „Das ist doch eine berechtigte Frage…“ Seufzend folgte er dem anderen, der mit geballten Fäusten ein riesiges Gebäude betrat.

„Ich wurde verfolgt… dabei ist mein Schwert verloren gegangen und scheinbar hat mein Hetzer es an sich genommen.“ Hoffentlich würde sich die Ehrlichkeit bezahlt machen, zurzeit war der Shinsengumi keine sonderlich große Unterstützung. „Wir sollten uns trennen!“ Kaoru fuhr herum, dabei lief er rückwärts gehend weiter.

„Sicher?“ Heisuke blieb stehen. Obwohl er bislang keine schlechten Erfahrungen in diesem Dorf gesammelt hatte, war er unschlüssig, ob er diesem Rat folgen sollte. „Ich bin… dagegen.“

„Wieso?“ Kaoru hielt inne. „Getrennt würden wir es schneller finden.“

„Ja schon…“ Dem Brünetten verschlug es die Sprache, ein wirklich überzeugendes Gegenargument konnte er nicht bringen, es war nur sein Bauchgefühl, das ihm abriet, Kaoru allein zu lassen. Er öffnete seinen Mund, nichts, nur warmer Atem schlug Kaoru entgegen. Plötzlich weiteten sich seine Augen. „Chizuru!“, brüllte er laut, seine Hand dabei nach vorne streckend. Heisuke ignorierte den verwirrten Blick des anderen, stattdessen stieß er ihn mit sanfter Gewalt zur Seite, schnellte der Person hinterher, die er Chizuru genannt hatte.

Kaoru wirbelte herum, der Shinsengumi war um eine Ecke gebogen und verschwunden. Eilig lief er ihm hinterher. Chizuru? Hatte er seine Schwester gemeint? Aber dann stellte er sich wiederum die Frage, woher er sie kannte.

Halt suchend griff Kaoru nach dem Ärmel des blauweißen Haori, beinahe wäre er gestürzt. Wieso war Heisuke überhaupt stehen geblieben? Er warf einen starren Blick auf einen scheinbar endlosen Gang, der fast in völliger Dunkelheit eingetaucht war. Nur ein winziger Lichtstrahl fiel auf die Person, die Silhouette erinnerte ihn an die eines Mädchens. War sie wirklich Chizuru, und wenn ja, was machte diese an solch einem trostlosen Ort?

„Chizuru… warum bist du hier? Du solltest doch im Quartier sein.“, sprach Heisuke teils verwundert, teils tadelnd. Er machte einen Schritt in ihre Richtung, doch Kaoru hielt ihn eisern zurück. „Was soll das…? Lass mich los!“

Ein seltsames Gefühl überkam Kaoru, der seinen Griff um die Kleidung erhärtet hatte. Die ihm bekannte, und zwar bedrohliche Präsenz näherte sich ihnen, bei jedem Schritt, den die Gestalt machte. Die Dunkelheit verschlang sie und als sie erneut sichtbar zu sehen war, schrak Kaoru instinktiv zurück. Es war eindeutig die Gestalt des Oni-Mörders! „Wir müssen hier weg!“

Der Shinsengumi schien anderer Meinung zu sein, denn er rührte sich kein Stück. Hypnotisiert visierte er die immer näher kommende Person an, deren blauschimmerndes Schwert in der Dunkelheit glühte und die bedrohliche, angsteinfürchtende Maske erkennbar werden ließ.

Erneut, und dieses Mal mit mehr Elan, zog Kaoru kräftig an seiner Kleidung. Der andere stolperte ihm hinterher. Die einzige Tür, die aus diesem Raum führte, war verschlossen. Zudem stellte Kaoru seufzend fest, dass der Brünette tatsächlich keine Hilfe war, irgendwie schien dieser die Gefahr magisch anzuziehen. Ein Wandschrank war ihre einzige Rettung, wieso sollte es kein zweites Mal klappen?

Panisch riss er die Schranktür zur Seite, schlüpfte ins Innere und zerrte Heisuke ebenfalls hinein. Sein Gegenüber – der ihm viel zu nahe war – atmete schwer, das magische Wesen schien seine Welt völlig auf den Kopf gestellt zu haben. Bevor dieser in Panik geraten und aus dem Schrank laufen würde, überwand sich der Oni, indem er seinen recht zierlichen Körper gegen den des anderen drückte und ihm einen Kuss auf die Lippen drängte.

Heisuke hielt die Luft erschrocken an und betrachtete das vermeintliche Mädchen mit weitaufgerissenen Augen an. Sein heißer Atem ging schneller, das Herz pochte ungewöhnlich schnell.

Wenigstens war er jetzt ruhig, dachte sich Kaoru, der die Geräusche des Shinsengumi durch einen Kuss gedämpft hatte. Wie in Trance schloss er die Augen, seine vertrockneten Lippen fühlten sich warm an, und ohne sich groß Gedanken über die damit verbundenen Konsequenzen zu machen, bewegte er seinen Mund leicht und verführte ihn zu einem richtigen Kuss. Behutsam legte er eine Hand auf dessen Herz, das wild unter der Brust pulsierte – vor Aufregung. Jetzt war nur noch die Frage: Welche Aufregung genau?

Er spürte, wie Kaoru seinen Mund befeuchtete, sie mit der Zunge öffnete und spielerisch die Höhle durchforstete. Heisuke war ihm verfallen, die Panik war verflogen und vergessen, er hatte nur noch Augen für Kaoru. Eine Hand legte er verlangend auf die Kehrseite des anderen und drückte ihn fester an seinen Körper, wo sich bereits im Lendenbereich eine verräterische Erregung abzeichnete.

Erschrocken stieß sich der Oni zurück, obwohl das in diesem Schrank kaum möglich war. Das eigene angeschwollene Glied würde ihn sicherlich verraten. „Tut mir leid…“, entschuldigte sich dieser flüsternd, dabei die bereits verschwundene Aura ignorierend.

„Uhm… kein Problem.“

Beide seufzten synchron, sie wollten die Gier vor dem jeweils anderen geheim halten, weswegen sie nach Minuten des Schweigens den Schrank verließen.

Kaoru klopfte sich die Kleidung zurecht, peinlich berührt vermied er den Blickkontakt. „Wir sollten weiter…“, sagte er heiser, das unbedeutende Szenario von gerade eben wollte seinen Kopf nicht verlassen. Zumindest sollte es unbedeutend sein! Aber Kaoru bemerkte, wie angetan er von dem Shinsengumi gewesen war – am liebsten würde er ihn ein weiteres Mal küssen.

Heisuke nickte verstehend, die Verlegenheit war ihm ins Gesicht geschrieben. In Gedanken verloren griff er nach dem Knauf und die Tür gab unter seinem Druck nach. Sie war doch verschlossen gewesen! Hatte diese seltsame Gestalt sie geöffnet? Aber dann war er nicht gerade erpicht darauf, den gleichen Weg einzuschlagen…

„Schau!“ Kaoru deutete auf die Ecke, wo sich der finstere, lange Gang befand. Dort stand das Mädchen, in den Händen trug sie ein Schwert – sein Schwert! – und zog die Brauen ängstlich zusammen. In diesem Licht sah sie Chizuru gar nicht so ähnlich… scheinbar war Heisuke derselben Meinung.

„Gib es mir wieder!“, sagte er teilweise wütend, teilweise verzweifelt und machte einen großen Satz nach vorne. Von Panik ergriffen wich sie zurück und bog von ihm verfolgt in den düsteren Korridor ein. Heisuke kam ihnen fieberhaft hinterher.

Kaoru biss sich auf die Lippe, sämtliche Flüche und Beleidigungen lagen ihm auf der Zunge, dieses Miststück von Oni würde ihr blaues Wunder erleben - und damit meinte er nicht das Schwert von Minamoto no Yorimitsu - wenn er sie in die Finger kriegen sollte! Der Brünette achtete nicht auf seine Umgebung, hie und da erblickte man nur zerfallenes, brüchiges Holz, das die Grundrüstung des Hauses war. Keuchend blieb der verkleidete, junge Mann stehen, er hatte sie tatsächlich aus den Augen verloren!

Schlitternd kam Heisuke neben ihm zum Stehen, ebenfalls stark nach Luft ringend, denn im Gegensatz zu ihm war dem Shinsengumi aufgefallen, dass sie sich mehrmals im Kreis bewegt hatten.

„Verdammt!“ Der Oni sank auf die Knie, die geballte Faust schlug er wiederholt auf den morschen Boden ein. „Sie ist mir entwischt!“

„Sie spielt mit uns.“ Seufzend beugte er sich zu Kaoru vor. „Ich eile ihr nach und du läufst zurück, sie dürfte dir entgegen kommen.“ Zumindest war sich Heisuke dessen sicher, sehr sicher. Wenn sie sich im Kreis bewegten, dann würde das Mädchen genau in die Arme des anderen laufen.

„Gut!“ Er war von dem Gedanken besessen, dieses Mädchen zu fangen und sie windelweich zu prügeln, selbst wenn es ein Geist war, sein Zorn hatte die Angst völlig niedergetrampelt, in diesem Zustand würde er sich sogar mit Yorimitsu persönlich anlegen.

Er nickte ihm ein letztes Mal zu. Kaoru eilte in die entgegengesetzte Richtung, nachdem der Shinsengumi aus seiner Sichtweite verschwunden war. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als der einfache Plan tatsächlich Früchte trug. Das kleine Mädchen lief genau in ihn hinein, das Schwert fiel klappernd zu Boden. „Habe ich dich, du lästiger Oni!“

Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, wand sich schlunzend hin und her. Augenblicke später schien sie seine Worte registriert zu haben, schockiert, nein, wohl eher ängstlich, sah sie mit vertränen Augen in das Gesicht Kaorus. Ihr Haar wurde weiß, die leblosen Augen gold. Hatte sie sich in einen Oni verwandelt, weil sie sich aus seiner halbherzigen Umarmung befreien wollte?

Heisuke blieb keuchend vor ihnen stehen, er war den ganzen Weg bis hierhin gerannt. Triumphal riss er das Schwert an sich und betrachtete es lächelnd, allerdings verschwand sein Grinsen, als er die Verwandlung des Oni bemerkte… er hatte ein solches Wesen noch nie erblickt.

Seufzend, aber auch genervt zugleich, schubste er sie beiseite. Er wollte nur noch das Schwert und aus diesem Dorf verschwinden. „Verzieh dich, oder ich mach dir Beine!“, knurrte Kaoru und seine Stimme und die Gesichtszüge waren nicht mehr so fein wie die einer Frau. Aber wenigstens kam sie der Drohung nach und fegte davon.

„Das war jetzt nicht so nett…“, erkannte der junge Shinsengumi, obwohl er den anderen mehr oder weniger verstehen konnte, allerdings traf das zweite eher zu.

„Ist mir egal!“ Er winkte ab. „Lass uns gehen, wir sind hier nicht in Sicherheit.“

Verdammt sein

Das Gebäude hinter sich lassend erblickten sie außerhalb die Morgenröte, die das trostlose, ziemlich finstere Dorf in ein immer wärmer werdendes Licht tauchte. Kaoru atmete tief ein, erleichtert seufzte er. „Endlich… ich dachte schon, die Nacht würde sich niemals dem Ende neigen.“

„Wohin wirst du gehen?“, erkundigte sich Heisuke, der ungeduldig auf der Unterlippe kaute. Sein Blick war starr auf die aufgehende Sonne gerichtet. Die Zeit war schneller vorangegangen als erwartet. Und das Schlimme an der ganzen Sache war, dass er ohne die Erlaubnis der Shinsengumi einem Mädchen geholfen hatte… im Inneren hoffte Heisuke, dass die Anführer diese Geste nicht missverstanden, dass er keinen Nebenjob nachgegangen war, um sich mit läppischen Almosen zu bereichen – denn sonst wäre das sein sicherer Tod.

Kaoru schwieg, er hatte ihm nicht einmal zugehört. Stattdessen ging er in Angriffsstellung, das Schwert hielt er in beiden Händen. „Wer ist da?“

„Das solltest du wissen.“, spottete die näher kommende Person, ihr blondes Haar wirkte in diesem Licht rötlich.

„…Kazama Chikage.“ Der Braunschopf ließ die Waffe sinken, obwohl die Präsenz des anderen ihm keinerlei Sicherheit versprach – stattdessen verstärkte sich sein Griff um die wiedergefundene Klinge.

Der Blonde blieb vor ihm stehen, das finster dreinschauende Gesicht lag hinter der Maske verborgen und er kam nicht auf die Idee, sein Gesicht einem Menschen zu zeigen, „Ist das dein Freund?“

Teilweise verlegen, teilweise zornig schüttelte er heftig seinen Kopf. „Nein! Ist er nicht!“ Kaoru wusste nicht, weswegen er so aufbrausend auf diese Frage reagierte. Jetzt musste er doch erst recht den Eindruck erweckt haben, zwischen ihnen würde was laufen. Selbst wenn es so wäre, Kazama hatte das nicht zu interessieren!

Seufzend verdrehte Heisuke die Augen. Hoffentlich würde sich diese sinnlose Unterhaltung nicht in die Länge ziehen, er konnte seine Bestrafung, die er mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit von Hijikata persönlich auferlegt bekommen würde, regelrecht auf der Haut spüren. „Kaoru… bitte lass uns weiter, ich muss weg.“

„Dann geh doch“, sagte Kazama kühl. „Aber sie bleibt bei mir!“ Ein ungeschultes Auge hätte seine schnelle Bewegung nur schemenhaft erraten können, denn mit einer ungeheuren Geschicklichkeit zog er den Jüngeren an sich.

Er spürte seinen Rücken, den Körper, der sich bei dieser groben Berührung reflexartig zusammengezogen hatte. „Was soll das?! Lass mich los!“

„Sag es.“, flüsterte Kazama. Sein heißer Atem streifte Ohr und Nacken und verursachte in Kaoru eine Gänsehaut. „Na los, sag es.“

Worauf spielte er an? Was genau wollte er von ihm hören? Er wehrte sich immens gegen den starken Griff Kazamas, der nur ein müdes Lächeln zustande brachte. „Verdammt! Lass mich los, du Bastard!“ Sein Kopf war voll mit Beleidigungen und Flüche sämtlicher Art. Diese Nähe löste Panik in ihm aus, das Schwert hatte er bereits am Anfang fallen gelassen.

„Lass sie los, du Dämon!“ Heisuke hatte sich diese Szene lang genug zu Gemüte geführt. Er wollte schleunigst weg und wenn er Kaoru sich dem Schicksal selbst überlassen würde, dann wäre das hier alles umsonst gewesen. Nein, nicht mit ihm! Mit einem ernsten, aber auch wutentbrannten Gesichtsausdruck richtete er das Schwert gegen Kazama. „Ich sagte, du sollst sie loslassen!“

„Mach dich nicht lächerlich, du nutzlose Kreatur.“ Seine Kraft reichte aus, um den wilden Kaoru festzuhalten und gleichzeitig sein Katana zu ziehen. Aber um den immer stärker wehrenden Kaoru zu bändigen, legte er die scharfe Klinge an seinen Hals an. Eine feine Blutspur zog sich, doch als der Blondschopf die Distanz zwischen Schneide und Hals wieder vergrößerte, schloss sich die Wunde in Sekundenschnelle.

Sofort zeigte sich Heisuke sichtlich verwirrt. „Was… wie kann das sein?“

„Sie ist ein Oni, genau wie ich.“, erklärte Kazama in einem selbstfälligen Ton und lachte düster auf. „Da ich dein Leben gleich beenden werde, ist es mir gleich, wenn du über uns Bescheid weißt.“

Verständnislos schüttelte er den Kopf. Oni? Geister? Das waren doch alles Mythen, Volksglaube! Anderseits… wenn er an den heutigen Tag zurückdachte… alles in seinem Kopf drehte sich. Hoffentlich würde er nicht ohnmächtig werden, sonst wäre es die größte Schande, die ein Samurai jemals über seinen Status gebracht hatte.

„Verdammter Oni! Ich werde dich in Stücke reißen, wenn du ihm auch nur ein einziges Haar krümmst!“ Ihm war es völlig egal gewesen, wie männlich sich seine Stimme bei der Drohung angehört hatte, er wollte sich nur noch aus den Fängen des Größeren befreien.

Schmunzelnd lockerte Chikage den Griff und stieß den als Mädchen getarnten Oni gegen Heisuke, beide fielen rücklings auf den Boden. „War das so schwer? Mehr wollte ich doch nicht hören… außerdem habe ich gerade das Interesse an dir verloren.“ Er deutete auf Kaorus Kimono, der ein Stück verrutscht war und damit ein Stück freie Haut preisgab. Jetzt war seine Tarnung aufgeflogen, zumindest Kazama Chikage war dahinter gekommen.

Heisuke war viel zu sehr damit beschäftigt, sich ordentlich aufzurichten, was allerdings durch einen, auf der Brust sitzenden Kaoru erschwert wurde. „Kannst du bitte von mir runtergehen?“

Der Genannte richtete seinen Kimono. „Moment…“, grummelte er, während er nach vorne starrte und eigentlich mit einem schlecht gelaunten – wohl eher amüsierten – Kazama rechnete. Allerdings hatte sich dieser abgewandt und verschwand vor seinen Augen. „Hä…?“

Sanft, aber auch mit leichter Gewalt, stieß er Kaoru runter. Der andere hatte ungünstig auf ihm gesessen und beinahe hatte Heisuke das Gefühl gehabt, zu ersticken. „Wo ist er hin?“, fragte er außer Atem, aber von dem blonden Dämonenmann fehlte jede Spur. „Komische Leute, die du kennst…“

Du bist der Oni… du hast vergessen zu sagen: Du bist der nächste Oni… die Gedankenfetzen fügten sich zusammen, langsam aber sicher hatte er verstanden, was Kazama am Ende von ihm gewollt hatte. Er wollte der letzte Oni sein, um dieses merkwürdige Spiel zu gewinnen… und als nächster Dämonenschlächter ziellos durch die Welt zu laufen, mit dem legendären Schwert von Minamoto no Yorimitsu. Wollte er damit Gleichgesinnte töten? „Wir müssen verschwinden… sofort!“

„Das sag ich doch die ganze Zeit!“, rechtfertigte sich Heisuke, der sich aufgebäumt und seine Kleidung abgeklopft hatte. Kaum stand er auf den Beinen, zerrte das vermeintliche Mädchen an dem Ärmel seines Haori und zog ihn mit sich mit, raus aus diesem Dorf.

Im Wald angekommen machte Kaoru eine Pause und sah über die Schulter zu ihm. Erst da fiel ihm auf, dass der dichte Nebel sich über die Ansiedlung gelegt hatte und sie kaum erkennbar werden ließ – fast, als wäre sie spurlos verschwunden. Vielleicht war sie es auch, darüber wollte er sich aber keine Gedanken mehr machen.

„Wir sollten weiter…“, seufzte Heisuke genervt, weil er müde und verstört zugleich war. Sollte er aufwachen, dann wäre das Ganze hier nur ein böser Albtraum gewesen. Das schwor er sich im Inneren.

Kaoru nickte hastig. „Ich weiß… aber…“ Er wandte sich ab, schnellen Schrittes ging er in Richtung Stadt, hoffentlich würden sie schnell in Kyoto ankommen.

Bevor sie die lebhaft bewohnte Ortschaft erreichten, blieb der Oni ein weiteres Mal stehen. „Ich muss dir noch was sagen!“ Er fuhr auf dem Absatz herum und schaute lächelnd, aber verlegen zugleich in das Gesicht des braunhaarigen Shinsengumi-Mitgliedes. „…danke.“

„Ach… das war doch kein Ding.“ Er winkte ab, obwohl er sich gar nicht erst die Reaktion von Meister Hijikata ausmalen wollte – wahrscheinlich würde er es am Ende bereuen.

Kaoru grinste innerlich. „Doch, ohne dich hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft.“ Bevor der andere antworten konnte, beugte sich der Oni vor und gab ihm einen schnellen, aber dennoch zärtlichen Kuss auf dem Mund. „Und noch etwas… wenn das dein erster Kuss gewesen ist, dann solltest du niemanden erzählen, dass der von einem Jungen war.“ Er kicherte vergnügt, besonders als in Heisukes Gesicht sämtliche Farbe verloren ging. Lächelnd und mit einem Abschiedswink wirbelte Kaoru herum und lief davon.

Heisuke war nicht imstande, sich zu rühren. Wie eine Salzsäule stand er dort und dachte über seine letzten Worte nach… und sicherlich würden sich Sanosuke und Shinpachi über ihn lustig machen, wenn sie tatsächlich in Erfahrung brächten, dass ein Junge, getarnt als Mädchen, ihm den ersten Kuss geraubt hatte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  Dabi
2011-07-25T22:35:39+00:00 26.07.2011 00:35
Irgnediwe was das Ende schün richtig süß gewesen, da konnte man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen ^^

Alles in allem fand ich diese FF von dir auch sehr gut, besonders gefiel mir, das obwohl man keinerlein vorwissen hat einen guten überblick behält. Alles ist trtozdem sehr verständlich und vieles wird nebenher erklärt.

Die Story war auch sehr gut, auch wenn sie kurz war, war es gut durchdacht.
Die Idee mit dem Spiel und die Dorf mochte ich sehr.

Ich fands sehr gut und lohnenswert sie gelesen zu haben,
weils eine schöne Geschichte war ^-^
Von:  Dabi
2011-07-25T22:24:43+00:00 26.07.2011 00:24
Fadnecht spannend bisher
ich frage mich echt wie das Ende aussehen wird ^^
Und es macht wirklich spaß zu lesen XD°
Hätte nicht erwartet das es mir so gut gefallen würde ^^
Von:  Dabi
2011-07-25T22:12:28+00:00 26.07.2011 00:12
Der grad meiner verwirrung ist weitgehen bei null XD
Nur das ich bei Heisuke, ab heisuke aus Peace maker denken muss XD
Das macht mich ein bissen wirr XD

Bisher aber immernoch spannend und das mit dem spiel finde ich irgendwie sehr interessant auch wenn ich die regeln nicht ganz überblicke, wo ich hoffe dass das noch deutlicher wird ^^
Von:  Dabi
2011-07-25T22:04:05+00:00 26.07.2011 00:04
Ich kenne ja das genre kaum zu dem die FF geschreiben wurde, aber ich muss sagen, dann man bisher, denke ich, den Anmie auch nicht sehen musste.
Bisher hab ich nicht sonderlich viele Probleme der Sache zu folgen, was ich sehr lobenswert finde, da es dann auch jeder lesen kann, nicht nur die Fans.
Der Anfang ist sehr spannend und macht lust weiter zu lesen ^^
Von:  Ascian_Dragon
2011-05-23T19:13:52+00:00 23.05.2011 21:13
XDDDDDDDD
Ich musste die ganze Zeit schon irgendwie grinsen,
nachdem Chikage aufgetaucht war~ xD
Ich dachte schon, der verrät Heisuke jetzt alles, aber dass es so endet, war echt ne Überraschung xDDD
Armer Heisuke, damit muss er wohl leben ! xD
Kazama ist in diesem Kapi echt cool xDD ich konnte mir seine Mimik regelrecht vorstellen xD
Aber im allgemeinen ist dir die FF echt gelungen, mir gefällt sie wirklich x3
Nochmal danke dass du sie mir gewidmet hast ♥ *knuddl*

Von:  Mine_
2011-05-16T16:32:03+00:00 16.05.2011 18:32
Ich mach mal zu den gesamten Kapiteln ein Kommentar XD
-> aaalso am anfang dacht ich, cool und spannend geschrieben, und so voller spannung, ich wollt wissen, was passiert...und dieser Geist-dingen fallera...nja du weißt schon..GEIL *_*
-> dann dachte ich wo Heisuke aufgetaucht ist, ui, wie waii, erinnert mich an unser RPG.....und wah, die beiden sind ja wirklich soooo süß zusammen, du bringst das richtig gut rüber GEILER *_*
-> und dann noch kazama..ich weiß ja, das du ihn schreiben kannst, aba in der FF, boah meine güte hast du den da geil rüber gebracht... ich verlieb mich immer mehr in diesen ...AM GEILSTEN *_*

also du hast die spannung sehr gut rüber gebracht, man kann sich das alles richtig bildlich vorstellen, und die spannung ist auch vorhanden, will wissen wie es weiter geht..

was du aber vielleicht noch machen kannst, sind ein paar mehr absätze... so richtige wie ihc hier in der kritik..das ließt sich dann einfacher find ich^^
Von:  Ascian_Dragon
2011-05-14T20:49:38+00:00 14.05.2011 22:49
Hehe, das Kapitel war echt niedlich x3
Aii ♥ wie Heisu wohl reagieren wird, wenn er erfährt, dass Kaoru ein Junge is *fg*
Aber sonst ein echt lustiges spannendes Kapitel xD
Manchmal musste ich jedoch raten, wer grad gemeint war, aber es ist sonst eigentlich alles sehr gut ;D
Bin auf das nächste Kapitel gespannt x3
Von:  Ascian_Dragon
2011-03-23T21:40:34+00:00 23.03.2011 22:40
Woah bei den ersten Sätzen hab ich ne Gänsehaut bekommen xDDDD
Vor allem wenn ich mir vorstelle, dass der Geist womöglich schwebt... *vorhin so eine szene gesehen gehabt im TV* >-<

„Ich freue mich auf das neue Spiel, ich mag den anderen Oni mehr.“ - Awww wie süüüß xDDDD darüber musste ich mehr oder weniger grinsen, wenn ich mir so vorstelle, dass Kaoru total Panik schiebt wegen den anderen und plötzlich das Mädchen da sitzt xD

Ouuuuh Chikages Auftritt... So typisch xD Einfach nur cool und lässig, von Angst keine Spur (wozu auch?) und der schert sich nicht, dass andere fast einen Herzstillstand erleiden *kicher*
Also zuerst dachte ich, weil Chikage ihn "gierig" ansah, dass er was von Kaoru will xD oder will er wirklich was von ihm? Ich denke grad darüber nach, dass Chikage ihn als "Frau" sieht...~ Hm xD *gespannt desu*

LoooL!! xD Heisukes Auftritt hätte nicht besser sein können xD
Kaorus Grinsen kann ich mir sehr gut vorstellen~ xD
Aber ouhhhh~ die beiden sind so süß! >.< ♥
Yay Kaoru~ du denkst wie ne Frau :p Ich liebe das xD

Also zum Inhalt~
Einfach niedlich xD Anfangs schön gruselig, was mir ne Gänsehaut verursacht hat, aber dann musste ich immer wieder lachen xD Du beschreibst das alles echt toll und Chikage hast du besonders gut getroffen x3
Von den beiden anderen ganz zu Schweigen, das mit dem Schwert ist echt ne coole Idee und das Fangenspiel macht das alles noch interessanter! Ich bin echt gespannt wie es weiter geht *-*
Einfach großartig, ich liiiiiebe deine FF x33

lg Natsuya ♥
Von:  Morinaga_Sempai
2011-03-20T23:58:42+00:00 21.03.2011 00:58
Wow, dass ist ja mal ein ganz toller Anfang für eine FF. ^^
Ich werde auf jeden Fall weiterlesen, denn das ist echt eine fiese Stelle für das Kapitelende gewesen, wo ich doch so neugierig bin. xD
Ganz toller Schreibstil und wirklich klasse.
LG
Mori
Von:  Ascian_Dragon
2011-03-11T18:27:23+00:00 11.03.2011 19:27
Aww also zuerst will ich danke sagen, dass du diese FF für mich geschrieben hast/ schreibst!! ♥
*knuddel*

Awww der Anfang is schnuffig xD (mit Heisuke zumindest) Aber ist echt gut beschrieben x3 Die Szene erinnert mich an den RPGs, die wir schreiben xD Wo Heisuke immer denkt, dass Kaoru ne Frau ist. Ich mag das x3
Woah, ich hab echt ne Gänsehaut bekommen, als er das Dorf betritt.
Das Mädchen, das singt, da dachte ich an Senhime... xD
Und das spielende Mädchen... da dacht ich an Chizuru o.o (oder umgekehrt xD) Würde aber passen xD Senhime singend einen in die Irre führend xD Ich stell mir das aber total niedlich vor, wenn das Mädchen Kaoru berührt und sagt "Du bist" xDDD
Oh man... Ich wette, der mit der Maske könnte Chikage sein~ xD Auch wenn da nichts dergleichen steht, so stell ich mir das ernsthaft vor~
Awww Kaoru, lauf >.<
Ausgerechnet an so einer Stelle aufhörem xD
Aber die Spannung ist da~ x3 Uh ich werd diese FF weiterverfolgen, die gefällt mir echt! ♥
Das ist mal was anderes, als ich sonst schreibe xD Nur weiter so ;D ich liebe deinen Schreibstil!


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