Zum Inhalt der Seite

Shinji's World

(wo-men 2)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1. - Ein ganz normaler Familiensonntag

SHINJI'S WORLD
 

1. - Ein ganz normaler Familiensonntag
 

Shinji stellt sich vor
 

„Ja!“, rief ich begeistert und blickte auf den blinkenden und düdelnden Bildschirm der Playstation, der mir gerade freudig verkündete, dass ich zum erneuten Male gegen meinen Vater haushoch gewonnen hatte.

„Ohoo nein~“, lachte nun auch eben jener neben mir und hielt sich den Arm über die Augen, „Oh scheiße nein, warum immer ich…~“

„Tja, du hättest besser auf deine Gesundheitsanzeige achten müssen!“, grinste ich nur und speicherte gleich mal den Spielstand ab- so gut war ich ja noch nie gewesen.

„Hab ich doch!“, entgegnete er lachend, „Aber du warst auf einmal überall und…“
 

„KARYU! SHINJI! Spielt ihr etwa wieder dieses dämliche Spiel?! Kommt essen oder ich dreh euch den Saft ab!“

„Oh oh“, Dad zog den Kopf ein, doch ich lachte, „Da musst du erst einmal herkommen!“

„Brauch ich nicht mein Lieber…weißt du, dieser wunderhübsche Kasten neben mir schreit regelreicht: ‚Reiß meine Sicherungen raus!‘“ Nun verging auch mir das Lachen. „Wir sollten wohl doch langsam runtergehen…“ flüsterte mir Karyu, mein Vater, zu. Ich nickte nur. „Okay, geh und beruhige ihn, ich mach noch schnell die Playstation aus.“

„Geht klar“, wir grinsten uns an, dann verschwand mein Dad. Auch wenn er Mapa jetzt noch so sehr beruhigen würde, würde ich trotzdem Mecker bekommen. Aber das war mir egal, ich kannte meinen Mapa doch.
 

Darf ich mich vorstellen? Shinji Matsumura ist mein Name.

Ich bin mittlerweile 19 Jahre alt und der Sohn des bekannten Gitarristen Karyu, sowie dem Bassisten Zero von Despair’s Ray. Nein, ich bin nicht adoptiert, nur weil diese beiden Wesen Männer waren. Ich war biologisch ganz normal wie jedes andere Kind gezeugt worden. Wie das ging? Ha, das hatte ich zu Beginn auch nicht ganz glauben können...

Ich war irritiert, hatte das immer für ein Märchen gehalten, eine Kindergeschichte, um den kleinen Shinji zu beruhigen. Aber als ich älter war und nach der Wahrheit verlangte, hatte ich einen Test vorgelegt bekommen, wo mir haarklein bewiesen wurde, dass ich 100% mit BEIDEN verwandt war. Von da an hatte ich nicht mehr gezweifelt…zumal es auch Fotos gab von meiner Schwangerschaft und das war eindeutig mein Mapa.

Ihr kennt diesen Begriff nicht? Kein Wunder. Jedes normale Kind hatte eine Mama und einen Papa. Aber ich hatte einen Mapa…dieses Wort benutzte ich schon, seit ich denken konnte. Es vereinte Mama und Papa in einem…und ich fand es halt treffend. Denn auch, wenn zwei Männer meine Eltern waren, war einer davon mal zwischenzeitlich eine Frau gewesen- Zero, mein Mapa.
 

Vor 19 Jahren muss es mal so eine schräge Party gegeben haben, auf die meine Eltern gegangen waren. Keine Ahnung, ich war heute noch der Ansicht, dass es da sicher Drogen im Überfluss gegeben hatte, aber das wollte Mapa mir nicht bestätigen. Jedenfalls erwachte er wohl nach dieser Party -und einer gehörigen Portion Sex mit meinem Vater- als Frau. Noch heute musste ich grinsen, wenn ich ihn mir in Kleidern vorstellte. Und noch besser war es, wenn ich bei meiner Tante war, die zeigte mir immer noch Fotos von ihm. Nur leider fand er das nicht so witzig.

Jedenfalls gab es da wohl damals so einiges an Stress und Probleme mit Mapa. Ich kannte ihn ja- und ehrlich? Ich hätte ihn nur ZU GERN mal als Frau erlebt. Er benahm sich jetzt immer schon wie eine….Zicke. Das war übrigens auch sein Spitzname geworden.

Nach einigem Durcheinander musste Mapa dann schwanger geworden sein. Ich wusste heute nun, dass ich ursprünglich nicht gewollt gewesen war- logisch, er wollte nie eine Frau sein. Aber das man sich dann doch sehr auf mich gefreut hat, ließ mir noch heute warm ums Herz werden. Jedenfalls musste Mapa irgendwann nach meiner Geburt wieder ein Mann geworden sein, er konnte sich das selbst nicht genau erklären. Ich konnte mich nur an ihn als Mann erinnern… Aber es war mir auch eigentlich egal. Meine Eltern liebten mich über alles und ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Während die beiden Musiker tourten, durch Japan und halb um die Welt, kam Klein-Shinji immer mit. Ich hatte ab und an ein Kindermädchen gehabt, später dann zwischendurch einen Privatlehrer, und als ich größer war, war ich eben auch zuhause geblieben, wenn sie tourten. Dann passten meine Tante oder Oma auf mich auf. Mittlerweile kam ich ja ganz gut allein zurecht, ließ es mir aber nicht nehmen, ab und an mit ihnen mitzureisen.
 

Bei Zeiten hatte ich also Umgang mit Musik gehabt…da war es nicht verwunderlich, dass ich auch ein Instrument lernte. Nach langem Überlegen hatte ich schließlich Gitarre von Dad und Bass von Mapa gelernt. Ich konnte beides gleich gut, aber wenn ich wählen musste, nahm ich meistens eher den Bass. Keine Ahnung warum. Mapa machte dass zumindest sehr stolz und verleitete ihn oft dazu, bissige Kommentare gegenüber Dad abzulassen…

Ich besaß eine Band. In der nahm ich also die Rolle des Bassisten ein. Wir waren sowas von überhaupt nicht bekannt und eher aus Spaß an der Musik entstanden- natürlich wollten wir selbst berühmt werden, aber ohne die Hilfe von meinen oder Satorus Eltern. Wo wir nun bei meinem besten Freund wären.
 

Satoru war ein Jahr jünger als ich, 18, und wir kannten uns wirklich schon ewig. Was wohl daran lag, dass sich unsere Eltern kannten. Beziehungsweise sogar ganz nah standen- seine Eltern waren die Kollegen meiner. Ja, Hizumi und Tsukasa waren fast so lang wie meine Eltern nun schon zusammen und entschieden sich, nachdem Onkel Hizumi mich so knuddelig als Baby fand -wer würde das nicht? Ich kannte meine Fotos, ich war ein süßes Baby- entschieden sie sich dafür, selbst eins zu adoptieren. Satorus leiblichen Eltern und deren Schicksal war unbekannt... Und als Onkel Hizumi und Tsukasa sich nach Kindern erkundigten, verliebten sie sich wohl auf der Stelle in Baby Satoru. Ich konnte es nachvollziehen, er war ein guter Kerl. Manchmal sogar meine bessere Hälfte, wenn ich Scheiße baute. Und das kam oft mal vor…

Satoru übernahm in unserer Band den Sänger. Denn das konnte er mindestens genauso gut wie sein Vater. Zwar spielte er auch Schlagzeug, aber Sänger war einfach mehr sein Ding. Wir gingen außerdem an die gleiche Uni, wuchsen zusammen zwischen Touren und allem was dazugehörte auf- mit anderen Worten: wir waren unzertrennlich. Ich mochte seine Eltern, die kannte ich ja genauso lange. Sie waren wie Onkels und insgeheim auch irgendwo Vorbilder. Ich bewunderte, dass sie nach so langer Zeit noch ihre Band hatten, so harmonisch miteinander umgingen….die vier waren wirklich super und ich hoffte, mit Satoru auch mal so weit zu kommen.
 

Was hatte ich noch vergessen zu erwähnen? Naja, unsere Familie war halt keine normale. Manche fanden das seltsam, dass ich zwei Väter hatte, aber was soll’s. Ich machte mir nie etwas daraus. Wenn man so aufwuchs wie ich, lernte man auf die Meinungen anderer dazu nicht viel zu geben. Denn ich wusste, dass meine Eltern toll waren. Dass sie mich liebten und mir immer beistanden. Ich war ihnen sogar sehr froh, dass sie waren, wie sie eben waren. So war ich als aufgeschlossener, toleranter Junge aufgewachsen, Schwulenprobleme oder dergleichen hatte ich nicht. Und wer ein Problem mit meinen Eltern hatte, hatte auch eins mit mir. Denn ich verteidigte sie bis aufs Äußerste. Das kann sicher auch noch der eine Junge bestätigen, den ich wegen einer dummen Beleidigung gegen sie grün und blau geprügelt hatte. Okay, Mapa war nicht begeistert, deshalb zum Direktor gehen zu müssen, aber naja. Von da an wurde ich toleriert. Vielleicht auch geängstigt, ich wusste es nicht. Aber Satoru ging es ja genauso, er verstand mich nur zu gut. Und das wir regulär zur Schule gingen, kam ja erst später, als wir groß genug waren, um allein ohne Eltern bei den Großeltern zu bleiben.

Aber ich musste sagen: Ich hatte die besten Eltern der Welt. Niemand hatte eine so tolle Giraffe und Zicke wie ich!
 

„SHINJI! Komm verdammt nochmal oder ich mach es war! Ahhh, Karyu, nimm deine Griffel da weg!“ Oh oh, ich hatte geträumt. Schnell die Playstation noch ausgeschalten, dann flitzte ich runter und lief in die Küche- nur um meine Eltern dabei zu sehen, wie Dad Mapa an der Hose herum mehrte. „Was…macht ihr da…?“, fragte ich lieber mal vorsichtig und nahm Platz.

„Karyu befummelt mich, der Perverse! Los, ab auf deinen Platz, jetzt nicht!“

„Aber du sagtest doch-“

„Nicht vor Shinji!!!“

„Lasst euch gar nicht stören, ich bin nicht da~“, meinte ich nur und begann, mir ein paar Nudeln auf den Teller zu schaufeln.

„WAS?! Ne, nicht vor dir, tut mir leid, aber das wär ja wohl das Letzte! Oder findest du das jetzt etwa interessant?! Ich dachte, du stehst auf Mädchen?!“, schockiert setzte Zero sich mir gegenüber. Ich blinzelte nur. „Natürlich steh ich auf Mädchen…aber ich toleriere euch doch! Solange ihr es nicht auf meinem Essen treibt, ist mir das egal.“

„SHINJI!“

„Was denn?“, kauend blickte ich auf zu Mapa, dem das Besteck aus den Händen rutschte. „Schon mal etwas von Schamgefühl gehört?! Das sollten Jungs in deinem Alter empfinden, wenn sie ihre Eltern beim Sex sehen oder mit ihnen auch nur darüber reden!!“

„Schamgefühl? Sowas hab ich doch gar nicht“, grinste ich nur.

„Ich glaub‘s auch…“, brummte er und blickte nun Karyu böse an, „Von wem du das wohl nur hast, Shini…“ Dad grinste nur. „Was denn? Du wolltest ihn auch offen erziehen.“

„Ja aber nicht SO offen! Willst du, dass er uns beim Sex zuschaut?!“

„Ja ehm keine Ahnung, wenn er das zur Aufklärung braucht?“

„Ich dachte du hast ihn mit 10 aufgeklärt über Hetero- und Homosex?!!“, Mapa‘s Stimme ging ein paar Oktaven höher, was mich die Augenbrauen höher ziehen ließ.

„Hab ich doch auch! Aber nur…mit Worten. Vielleicht braucht er das ja bildlich.“

„Dann soll er Pornos schauen, wie jeder normale Junge in seinem Alter!!“

„Also Michio, ich bin schockiert~ Du hast mit 19 schon Pornos geschaut?“ Darauf wusste er nichts mehr zu sagen, was mich zum Lachen brachte. „Oh man….ich liebe euch!“, lachte ich nur weiter und wischte mir schon die Tränen weg. Mapa grummelte nur. „Pass auf Shinji…du verschluckst dich noch…“, zischte er. Ich tat was er wollte und kaute hinter.
 

„Shinji?“, begann Mapa nach einer Weile.

„Ja?“

„Wolltest du nicht noch Satoru anrufen?“

„Ich seh ihn morgen doch eh.“

„Stimmt auch wieder.“

„Warum fragst du dann..? Willst du deine Ruhe vor mir?!“, ich zog ein trauriges Gesicht.

„Was?! Nein, nicht vor dir, mein Liebling“, Zero räumte ab, ich half ihm, Karyu war im Bad verschwunden. „Ich hatte von unserem Familiensonntag eh viel zu wenig von dir.“

„Aww…tut mir leid“, ich glubschte ihn mit großen Augen an. „Blödmann!“, lachte er und nahm mich in den Arm, seufzte. „Du kleiner Riese, kommst ganz nach deinem Vater….ach, du wirst viel zu schnell erwachsen..“, er klang ernsthaft traurig, als er seinen Kopf auf meine Schulter legte. „Ich bin doch noch hier…und du wirst mich sicher noch eine Weile am Hals kleben haben“, grinste ich nur. Zero lachte. „Hoffentlich. Damals…da dachte ich mir, naja, das Kind zieht mit 18, 19, 20, 21 eh irgendwann aus…aber jetzt…ich würde die Zeit oft gern zurückdrehen.“

„Aber ich wohne doch noch ganz lange hier…“

„Das sagst du jetzt..in ein, zwei Jahren willst du ausziehen, ist bei jedem Jugendlichen normal so…also hab ich gelesen und…“

„Was du immer liest“, grinste ich nur und drückte ihn. „Mach dir keine Sorgen. Ich hab dich lieb Mapa und bleibe noch lange, lange hier. Satoru will auch noch nicht ausziehen… Du hast mich also noch sehr, sehr lange an der Backe!!“

„Auch das noch“, seufzte er, weshalb ich meine Hamsterbäckchen –wie sie gerne sagten- aufplusterte.

„Lass das, Hamster.“ -sagte ich es nicht?!

„Warum verpasst du jedem Tiernamen außer Oma und Opa?! Sogar Tante Nanako hast du…verrücktes Huhn oder so genannt. Jeder sagt immer, du machst das gern und das ist halt so, aber warum, sagst du mir nie.“

„Weil sich das halt vor 19 Jahren so ergeben hat.“

„Ja aber warum?!“

„Ich dachte, du bist aus dem Fragealter raus?“, grinste er nur amüsiert. Ich fand das nicht so witzig und stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Dad!“

„Wow, wenn du mich schon so nennst, ist es dir ernst.“

„Du hast mich gerufen, Shinji?“, kam mein anderer, eigentlicher Dad nun vorbei. „Nein, er meinte mich Yoshitaka. Lass uns mal kurz allein“, dieses amüsierte Grinsen in Zeros Gesicht ärgerte mich gerade. „Okay“, meinte Yoshi nur schulterzuckend und ging wieder. „Du trotzt. Wie süß, dass hatten wir lange nicht mehr.“

Pah. Ich kam mir veralbert vor. „Shinji. Nicht schmollen.“

„Du nimmst mich nicht ernst.“

„Du mich manchmal auch nicht.“

„Pah! Wann habe ich dich mal nicht ernst genommen?!“

„Neulich, als ich dir sagte, du sollst dich nicht piercen lassen und du tatest es trotzdem und dann jammertest du vor Schmerzen? Oder als ich dir wo du acht warst sagte, dass du den Berg nicht mit dem Rad runter donnern sollst und du dir dann das Bein gebrochen hast? Oder als ich dir wo du vierzehn warst sagte: Nein, du fährst nicht mit Satoru zu dieser riesigen Halfpipe im Park, wo du dann fast im Krankenhaus gelandet bist…?“

„Ehm….das war was anderes“, redete ich mich schnell raus und schaute ihn Ernst an. Zero schmunzelte nur. „Du hast wirklich meinen Sturkopf. Dazu Karyus Aussehen und dessen fröhliche, optimistische und aufgeschlossene Art…“

„Ich seh nicht aus wie Dad…“

„Doch, du siehst ihm ähnlicher als mir.“

„Quatsch!“

„Doch, du hast seine Nase, sogar dieselbe Haarfarbe…“

„Die sind gefärbt, und das weißt du ja wohl!“, protestierte ich weiter, „Außerdem habe ich deine…ehm…Augenbrauen!“

„Die sind bei dir genauso rasiert wie bei mir“, kam die trockene Antwort. Verdammt!

„Aber deine Augen!“

„Naja, vielleicht…“

„Deine Lippen?“

„Ne, deine sind schmaler als meine…“

„Du bist blöd, ich hab ja gar nichts von dir!“, maulte ich, sodass er lachte und mich wieder in die Arme schloss. „Ach was…ich hab dir so viel vermacht.“

„Ein Muttermal?“

„Weiß nicht, ich hab dich lange nicht nackt gesehen.“

„Naja hier, schau, am Arm! Das hast du doch auch!“

„Bei dir sieht das ekliger aus als bei mir, schau mal…“, er deutete auf meine Haut, sodass ich nur wieder die Brauen hochzog. „Was? Aber das sieht doch genauso aus?!“
 

„Was macht ihr da schönes? Vergleichen, wer brauner geworden ist?“, grinste Dad und wuselte nun wieder rein. Er hielt es nie wirklich lange allein aus. „Nein, wir schauen Muttermale an, ob ich welche von Michio-Dad habe…“

„Ach so? Warte, ich hab hier so eins an der Hüfte, hast du das auch…?“, Karyu zog seine Hose leicht runter, was Zero riesige Augen bekommen ließ. „KARYUUU! ZIEH DIE HOSE HOCH!“

„A-aber die ist doch noch gar nicht unten…“

„Wär ja noch schöner!!!“

„Aber vielleicht hat Shinji den auch…!“

Ich musste lachen. So ging es bei uns jeden Tag ab. Es wurde nie langweilig. „Schon okay Dad, ich hab da keins, nein.“ – „Wirklich?“, er sah mich überrascht an, „Wie schade…“

„Aber ich hab so ein kleines an der Schulter wie du…“, schmunzelte ich, Zero hingegen blinzelte. „Woher weißt du so genau, was dein Vater wo hat….?“

„Wir waren doch letztens schwimmen“, erklärte ich grinsend, „Da fiel mir das nun mal auf.“

„Ach so, okay“, Mapa schien beruhigt, streckte sich und blickte zur Uhr. „Oh, schon….naja, wenn ihr Lust habt, spielen wir noch eine Runde was. Wollt ihr?“

„Spielen…~“, kam es aus meinem und Vaters Munde gleichzeitig, während unsere Augen leuchteten, „OH JAA!“

„Aber keine Playsie! Ein Brettspiel meinte ich!“

„Klar, sind wir dabei. Oder Shinji?“ – „Na logo Dad!“

„Ich hasse es, wenn ihr euch so einig seid…“, grummelnd lief Zero rüber ins Wohnzimmer, wir folgten ihm. Ich liebte unsere Familiensonntage. Satoru machte das mit seinen Eltern auch. Das heißt, Sonntags trafen wir uns nie, denn der Tag gehörte unseren Eltern. Meistens unternahmen wir etwas, wie letzten Sonntag Schwimmen, oder blieben zuhause und spielten Brettspiele, Playstation, übten Gitarre oder Bass… manchmal durfte ich sogar mit entscheiden bei ihren Songs was besser klang und so. Ich und Satoru bekamen immer als erstes die neuen Songs der Band vorgespielt. Ein Vorteil, den wir genossen und gern auskosteten.

Aber heute hatten wir nicht wirklich geübt… Am Morgen hatten wir zusammen den Garten gemacht und Ryu gesucht, da er mal wieder ausgerissen war. Ryu war der Sohn von Dad‘s erstem Kater, Ryutarou. Der lebte zwar leider nicht mehr, aber Ryu-Junior war wohl genauso wie er, ließ ich mir sagen. Er war schwarz, bis auf Ausnahme eines weißen Latzes und weißen Füßen. Das hatte er von seiner Mutter geerbt. Wenigstens einer, der was von seiner Mutter geerbt hatte…
 

„Shinji? Willst du anfangen?“

„Was?“, ich erwachte aus meiner Trance. Mapa rollte mit den Augen. „Lass ihn Karyu, der träumt schon wieder.“

„Hey, gar nicht war! So, wer bin ich, blau? Na dann, Würfel her, ich schlag euch, ihr werdet schon sehen!“
 

Und so spielten wir mindestens zwei Stunden lang Mensch-ärger-dich-nicht. Dad und ich waren damit beschäftigt, uns gegenseitig dauernd raus zuballern, während Mapa irgendwie überhaupt nicht vorwärts kam. Mittlerweile hatte er schon den Kopf auf dem Tisch liegen und heulte gekünstelt. „Das ist so unfair…! Warum habt ihr schon jeder drei draußen und ich keinen…!“

„Weil wir gut sind?“, grinste ich, doch da passte man einen Moment mal nicht auf, da schmiss Dad gleich wieder einen von mir raus. „Toll“, war mein trockenes Kommentar dazu. „Tschuldige“, grinste er nur. Mapa seufzte und würfelte missgelaunt.
 

Nachdem Maddy (Ein anderer Spitzname für Mapa, den ich mir eben aus Langeweile ausdachte, weil die beiden rumdiskutierten, da er nun schon vier Mal verloren hatte) also nun keine Lust mehr auf das Spiel hatte, entschieden wir, aufzuhören.

„Ich geh duschen…kommst du mit Michio-Schatzi?“

„Karyu, Pfoten weg! Jetzt warte doch mal…“, Mapa räumte das Spiel ein, „Frag lieber Shinji, ob er zuerst will…“

„Ach nö, geh auch gern nach euch…“, murmelte ich und lümmelte auf der Couch herum, drehte mir die Strähnen um den Finger. Darauf erntete ich nur einen bösen Blick. „Geh lieber, Karyu duscht ewig. Vor allem wenn ich mit soll… Und du musst morgen früh in die Uni.“

„Wäh…hab gar keine Lust..“, seufzend setzte ich mich auf und bekam nun einen Klaps auf den Hinterkopf. „Ey?! Wofür war der denn jetzt?!“

„Bildung ist wichtig Shinji. Lass es nicht schleifen.“

„Aber du weißt, dass ich lieber mit der Band-“

„Du wolltest diesen Studienplatz unbedingt! Das heißt, du machst das wenigstens fertig. Danach kannst du von mir aus machen was du willst.“

„Okay…“, murmelte ich. Maddy war zwar manchmal streng zu mir, strenger als Dad, aber das tat mir gut, denk ich…er meinte es auch nur gut, auch wenn ich ihn oft missverstand.
 

„Gut. Dann geh jetzt duschen…und hör auf an dem Piercing rumzuspielen, das ist ja eklig!“

„Das ist doch hinter meinen Haaren, du siehst es doch gar nicht!“, meinte ich nur verwirrt und löste die Hand von meinem Ohr. „Trotzdem, diese eindeutige Handbewegung…! Das ist eklig…“

Nun musste ich erst prusten, dann laut loslachen. Zero blinzelte verwirrt. „Was…? Was ist denn jetzt?“, als ich weiterlachen musste und mich schon einkugelte, wurde er ungeduldig: „SHINJI!“

„Du…hast sehr zweideutig gesprochen“, klärte Dad ihn auf.

„Hä..?“

„Na: ‚eklige, eindeutige HANDBEWEGUNG‘, Zero!“

„Was…?“, und dann schien es zu dämmern, „Ihr seid doch so pervers! DU! Gib deinem Kater nochmal was zu fressen! UND DU!“, er schaute zu mir, „AB ins Bad, aber los!“

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, nahm meine Beine in die Hand und rannte lachend in eben benanntes Zimmer.
 

~~**~~
 

Zero, oder auch: Mapa
 

Da rannte er, unser süßer Spross. Ein Seufzen kam mir über die Lippen. Karyu bemerkte es. „Was hast du denn? Bist du traurig wegen dem Spiel?“

„Nein es ist nur so…ach ich weiß nicht…nun geht er schon zur Uni…“

„Oh“, machte Karyu nur. Er wusste nun wahrscheinlich: Achtung Karyu, Zero hat seine tägliche ‚Kinder werden ja so schnell erwachsen!‘-Phase. „Hör mal…Mach dir deshalb nicht immer einen Kopf“, sanft drückte er mich. „Weißt du…klar muss man irgendwann loslassen, aber jetzt noch nicht. Du hörst doch, Shinji ist gern hier.“

„Ja aber…wenn ich an dich und deinen Vater denke…ein dummer Streit und Shinji hat vielleicht genug von mir.“

„Was? Denkst du wirklich, dass er so von dir denken könnte?“

„Ich weiß nicht…“, gestand ich schulterzuckend, „Kann ja sein…“

„Michio“, er seufzte, setzte sich und zog mich auf seinen Schoß. „Wie oft hatten wir nun dieses Gespräch. Und das jedes Mal eigentlich wegen was anderem…Warum denkst du immer so schlecht von dir?“

„Ich bin keine Mutter.“

„Das wissen wir nach 19 Jahren denk ich mal auch. Aber er liebt dich doch so, wie du bist.“

„Ja aber…“

„Kein aber“, schmunzelnd drückte Karyu mir einen Kuss auf. „Ich liebe dich über alles. Und Shinji dich auch.“

Nun musste ich grinsen. „Danke, du Giraffe.“ – „Bitte, Zickchen.“ Lachend strich ich über sein Oberteil, schlüpfte mit der Hand unter den Pullover.
 

„Hmm…vor 19 Jahren fühlte sich das sicher besser an.“ Nun blies Karyu die Wangen auf. Jetzt sah er eher aus wie mein Hamsterchen- und das war sonst Shinji. Niemand konnte besser die Wangen aufplustern, wenn er beleidigt war, oder sie vollstopfen, wenn er was aß.

„Willst du mir sagen, ich sei…dick…? Obwohl du sonst sagst, ich wäre ein Hungertuch?“

„Letzteres bist du ja auch, ich zieh mir mal noch Splitter an dir ein…“

„Hey! Was meintest du dann?“, seine Augen musterten mich neugierig. Karyu hatte sich auch nach 19 Jahren nicht geändert- das liebte ich am meisten.

„Was ich meinte? Na hier…“, ich schob das Oberteil höher, „Diese schlaffe Haut die hier herum hängt…bäh, die Falten…“, ich übertrieb maßlos, aber ja, es machte Spaß.

„Willst du mir sagen, ich sei ALT?!“

„Ja, im Gegensatz zu damals…“

„Pah, das bringt die Zeit so mit sich, Zero-Schnurzel.“

„Nenn mich nicht Schnurzel, alter Mann.“

„Doch, außerdem bist du auch nicht mehr der Jüngste.“

„Na und? Ich kann ausgeleiert aussehen, ich hab schon ne Geburt hinter mir!“
 

„Jetzt geht das wieder los“, meinte nur gerade Shinji, der aus dem Bad kam und sich die Haare trockenrieb. „Was soll das denn heißen?!“

„Nimm es mir nicht übel Mapa, aber du spielst gern diesen Joker gegenüber Dad aus“, lachte er nur und verschwand in seinem Zimmer, ließ mich nur dumm blinzelnd stehen. Karyu begann zu lachen. „Er hat Recht Süße…r…“

„Du hast immer noch deine Schwierigkeiten damit…selbst nach 19 Jahren“, stellte ich pikiert fest und hob die Nase. „Karyu? Dein Prinz möchte eine prinzentastische Dusche genießen. Wirst du ihn begleiten?“

„Na klar, eure Hoheit“, Yoshitaka nahm meine Hand wie die einer Prinzessin. Ich schnaubte nur belustigt und zog ihn mit mir. Im Bad brauchte ich nicht einen Finger rühren. Karyu zog mich summend aus, brachte mich in die Dusche und stellte das Wasser an, seifte mich am ganzen Körper ein und verwöhnte mich mit seinen langen Griffeln. Doch die verirrten sich immer weiter in südliche Gefilde. „Kar…yu…“, seufzte ich nur leise und lehnte mich an die Wand hinter mich.

„Schhhh…lass mich nur machen..“, er hörte nicht auf.

„Kannst du das nicht drüben..? Meine Beine knicken gleich ein…“

„Ich halte dich..“

Und ehe ich weiter wiedersprechen konnte, drückte er mir einen sanften Kuss auf.
 

Als wir fertig waren, schlüpfte ich seufzend in meine Unterhose und eierte langsam nach drüben. Ich hasste es, wenn er das mit mir unter der Dusche tat…ich vertrug das heiße Wasser dann nie und stand kurz vor nem Zusammenbruch. Langsam schlurfte ich zu Shinjis Zimmer, der Kopfüber vom Bett hing. Ich blinzelte mehr als verwirrt bei dem Anblick.

„Was….machst du da?!“

„Nachdenken, ob ich alles für Morgen habe…außerdem kam mir gerade eine neue Idee zu einem unserer Songs.“

„Aha…“, meinte ich nur und lief zu ihm, „Mach das nicht zu lange, dir läuft das Blut in den Kopf.“

„Lieber in den Kopf als woanders hin. War es schön unter der Dusche?“

Seine Ehrlichkeit würde mich noch umbringen, er war wie sein Vater! Sofort schoss mir das Blut nun eher ins Gesicht. „Das…du kannst uns nicht gehört haben, so laut war’s nicht!“

„Ja, aber ihr wart lang genug weg dass ich mir schon dachte, was ihr da so veranstaltet“, grinste mein Sohnemann nur und setzte sich wieder ordentlich auf. Ich hasste es. Er hatte dieses typische Karyu-Grinsen.

„Wie dem auch sei…gute Nacht. Bleib nicht mehr so lange auf“, ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss. „Geht klar Mapa!“, winkte er mir, als ich wieder aus dem Zimmer lief. Die Augen rollend ging ich zum Schlafzimmer. Auf dem Weg dahin kam mir natürlich der große Mr. Grinsemann entgegen. „Hey, da bist du ja. Können wir ins Bett?“

„Ja, war nur noch bei Shinji…“

„Ach so…was macht er?“

„Kopfüber vom Bett baumeln.“

„Was?“, Karyu musste lachen, „Warte, ich geh nochmal zu ihm.“ – „Tu, was du nicht lassen kannst“, ich verabschiedete mich hiermit offiziell ins Bett. Als ich endlich in meiner kuschligen Decke lag, seufzte ich erleichtert. Nur ich und die Decke und mein Kissen…und wenig später Karyu, der diesmal gar nicht so sehr klammerte. Die Umarmung war eher locker, zum Glück.
 

Aber irgendwann ging nochmal die Tür auf, was mich blinzeln ließ. Hatte Karyu sie vergessen zu schließen, sodass Ryu jetzt kam? Ich rieb mir die Augen und blickte auf, wodurch mir nun eher das Gesicht entgleiste.
 

„Shinji?! Was machst du hier?“, zischte ich leise, da Karyu wohl schon schlief.

„Ich wollte bei euch pennen…bei mir ist das Zimmer voller Mücken!“, flüsterte er und krabbelte doch tatsächlich in unser Bett. „Was!?! Hast du wieder den Licht angehabt und das Fenster aufgelassen?“

„Ja…“, gestand er und ich konnte sein Unschuldsgrinsen im Halbdunkel erkennen. Augenrollend betrachtete ich ihn. „Warum gehst du nicht ins Wohnzimmer?“

„Ich will lieber hier bleiben, bei euch.“

„Das wird eng, früher als du das durftest, warst du wenigstens noch klein!“

„Dann mach ich mich halt klein~“

„Du Spielkind…19 Jahre sein und bei den Eltern im Bett pennen…ich glaub’s ja wohl nicht“, widerwillig machte ich ihm Platz. Glücklich strahlte mein Kleiner nur und kuschelte sich halb unter Karyus, halb unter meine Decke, schloss nun auch noch die Arme um mich.

„Ich hab dich lieb, Mama.“

„Hm…ich dich auch..“, murmelte ich und schloss nun doch die Arme um ihn. Auch wenn er genauso verrückt, nervig und abgedreht wie sein Vater sein konnte, liebte ich Shinji über alles. Die 19 Jahre, die wir ihn nun schon hatten, waren wunderschön gewesen und ich hatte sie nie mehr bereut. Die Erziehung hatte auch soweit gut geklappt…er war eigentlich ein guter Junge. Auf ihn war meistens Verlass, auch wenn er oft Blödsinn machte, aber naja. Hatte er ja wohl von uns geerbt. Dafür besaß er ein riesengroßes Herz.

Schmunzelnd strich ich ihm als er schlief ein paar Haare aus den Augen, küsste seine Stirn und fragte mich insgeheim, wie ich ihn morgen am besten wieder munter bekam- denn das hatte definitiv er von mir geerbt. Seine Morgenmuffligkeit.
 


 

~~~**~~~
 


 

Hallo ihr lieben!

Haha, Überraschung!

Ich hoffe, sie ist gelungen :)

Aaalso: Herzlich willkommen zu „Shinji’s World“, der Fortsetzung von „[Wo]men“.

Ich weiß, das kommt etwas plötzlich, und ihr seid eventuell erschlagen, aber ich lade dies hier gleichzeitig mit dem Ende von [wo]men hoch, damit ihr mir treu bleibt, klar xD? So viele Kapis gibt's so schnell nicht wueder uû Ich hoffe, dass ihr euch doch zahlreich wieder hierher verirrt habt, und mich wieder so lieb unterstützt wie bisher! Ich würde mich sehr über Kommentare freuen. Sagt mir, wie ihr die beiden nun älteren Herren und Shinji findet ;)

Es ist ein gewaltige Zeitsprung, ich weiß, aber wer weiß…vielleicht kommen irgendwann nachträglich Shinjis Kinderjahre? Mal sehen ;) Ich hoffe, ihr gewöhnt euch an das neue hier. Keine Angst, Zero und Karyu kommen auch wieder oft vor, versprochen!

Momentan bin ich so etwa beim 6-7.Kapitel der Geschichte. Ich werde sie NICHT so schnell hochladen wie women, da ich sie wie gesagt noch nicht beendet habe und momentan durch Ausbildung etc. wenig zum Schreiben komme. (Teilt euch das Lesen also lieber ein *lach*) Daher sind Kommis auch wirklich sehr motivierend für mich! ;)

So, bis bald hoffentlich.

akilea
 

P.S. Bevor Fragen aufkommen: Da Gleichgeschlechtliche Paare schon zusammen als Paar in Deutschland nicht adoptieren können, geh ich davon aus, dass es in Japan mindestens genauso ist. Aber die FF spielt ja etwas weiter in der Zukunft und da kann ich ja etwas selbst entscheiden *lach* *Glück*
 

~~**~~

2. - meine Patenonkels, ihr Sohn und ich

2. - meine Patenonkels, ihr Sohn und ich
 

Shinji, aufwachen~
 

Etwas rüttelte an mir herum. Wahrscheinlich war es nur wieder Ryu das kleine Fellknäuel, was sich nachts heimlich in mein Zimmer geschlichen hatte und mich nun als Kratzbaum missbrauchte. Aber halt, seit wann konnten Katzen meinen Namen rufen…?

„SHINJI! Du musst zur Uni, wach endlich auf!“, schrie es mich erneut geradezu an. Blinzelnd öffnete ich die Augen und rieb mir darüber, bevor ich mich aufsetzte.

„Was….? Wo bin ich..?“

„In meinem Bett, du Kindskopf. Steh endlich auf, du musst zur Uni.“

Nun endlich erkannte ich Mapa, was mich strahlen ließ. „Mutti!“, rief ich freudig und sprang ihm um den Hals, küsste seine Wange. „Wah, lass mich los..! SHINJI!“, rief Zero noch, dann krachten wir auch schon beide schmerzhaft auf den Boden.

„Uh…du bist manchmal so ein Esel…“, flüsterte er leise, strich mir dann aber durch die Haare, „Alles okay?“ –„Ja…ja, geht schon. Jetzt bin ich wach“, murmelte ich nur und erhob mich langsam, streckte mich dann. „Gut“, meinte Mapa und stand ebenfalls auf, „Geh ins Bad, dann komm runter, Karyu macht dir gerade Frühstück.“

„Geht Klar, Mum.“

„nenn mich nicht so!“

„Jaja, Maddy“, lachend lief ich ins Bad, um mich dort fertig zu machen.
 

Nachdem ich also geduscht, angezogen, erleichtert und mit ordentlichen Haaren und sauberen Zähnen in die Küche lief, fand ich meine Eltern schon wieder knutschend vor. Kurz lachte ich, meinte dann aber: „Ihr seid so süß.“ und ließ mich auf meinem Platz nieder.

„WAS?!“, rief Mapa und löste sich hastig von seinem Freund, wurde rot. „Sag sowas nicht immer Shin!“

„Danke für das Frühstück, Dad“, meinte ich nur und überging den kleinen Wutanfall.

„Gern geschehen.“

„Du könntest es dir ja mal langsam selber machen….aber da müsstest du wahrscheinlich noch eher aufstehen“, bemerkte Mapa ironisch.

Ich zuckte nur die Schultern. „Könnte ich…da würde ich dich aber noch mehr nerven.“

„Warum?“

„Na wenn ich durch das Haus poltere…~“

„Stimmt auch wieder. Ne, da lass ich dich lieber schlafen“, seufzend gab Mapa nach und ich zwinkerte Dad nur siegessicher zu, der erwiderte mein Grinsen.
 

„Gehst du nach der Uni zur Bandprobe?“, wollte Vater wenig später wissen. Mein Frühstück kauend blickte ich ihn nachdenklich an, nickte dann. „Ja, klar. Aber ich komm nochmal her, um meinen Bass zu holen. Und danach geh ich wahrscheinlich mit zu Satoru…Hizumi und Tsukasa haben mich doch vorgestern zum Essen eingeladen“, freudig grinste ich, worauf Mapa nur mit den Augen rollte. „Sicher nur, weil Hizumi wieder viel zu viel kocht und du da willkommen bist…du isst ja immerhin wie ein Scheunendrescher. Und dann siehst du so dünn aus…das hast du auch von deinem Vater.“

„Ey, so dick bist du auch bloß nicht, Zero, tu nicht so“, hielt eben jener dagegen.

„Wie dem auch sei…also brauch ich dich heute nicht zum Essen einplanen.“

„Nö.“

„Gut…und schlafen wirst du sicher auch wieder gleich dort.“

„Mal schauen“, grinste ich. Auch wenn Sato nur zwei Straßen weiter wohnte, schlief er oft bei mir oder ich bei ihm. Wir waren einfach unzertrennlich.
 

Wenig später schnappte ich mir also meine Tasche und machte mich auf zu Satoru. Gähnend betrachtete ich die Sonne. Immerhin war schönes Wetter. Das steigerte meine gute Laune nur noch mehr. Zwei Straßen weiter, dann stand ich vor der Haustür der anderen drei Männer und klingelte. Satoru riss die Tür nur eine Sekunde nach dem Klingeln auf, was mich erstarren ließ.

„Na endlich. Weißt du eigentlich, wie lange ich schon auf dich warte? Du hast wieder fast verpennt, stimmt’s?“

„Mapa hat mich geweckt“, grinste ich nur und drückte Satoru an mich. „Hab dich lieb~“

„Oh man, ist ja gut“, lachte er nur und erwiderte die Umarmung, „Shinji ist da, ich geh jetzt, ja?“, rief er noch einmal hinter sich, wodurch nun auch Tsukasa und Hizumi angewuselt kamen.

„Hallo Shinji! Du kommst doch heute zum Essen, ja?“, freute sich der Sänger auch schon und drückte mich, bevor ich auch Tsukasa begrüßte. „Na klar, ich hab es euch doch versprochen.“

„Super! Also euch viel Spaß in der Uni Jungs. Wann kommt ihr wieder?“

„Wahrscheinlich erst am Abend…wir wollen noch proben gehen“, warf Satoru ein.

„Ah gut, da sind wir dann spätestens auch wieder da aus dem Studio. Also bis später!“

„Geht klar!“, grinsend winkte ich den beiden und lief mit Satoru los.
 

„Und? Wie war dein Familienabend gestern?“, fragte ich schließlich gut gelaunt. Satoru lachte nur. „Tsuka hat versucht, was Kompliziertes mit uns zu kochen, am Ende sah die Küche aus wie Sau.“

„Was? Oha, dann sollte ich heute wohl doch nicht kommen…“

„Doch doch. Das heute können sie ja. Aber das gestern war schon…echt schwer. Da muss man wohl Meisterkoch für sein…wir probieren es jedenfalls nicht nochmal aus. Aber was habt ihr so gemacht?“

„Hauptsächlich gespielt. War richtig cool, Mapa hat wie immer verloren“, ich musste lachen. „Am Ende hab ich am Abend bei den beiden geschlafen.“

„Was?!“, nun musste auch mein langjähriger Freund lachen, ehe er den Kopf schüttelte. „Du bist unmöglich Shin. Kein Wunder, dass du keine Freundin findest.“

„Hey!“, beschwerte ich mich nun, „Du hast auch bloß keine!“

„Ich brauch keine, die Band und Uni ist momentan wichtiger“, antwortete er nur knapp.

Ich rollte die Augen. „Streber!“

„Gar nicht! Nur weil du ein fauler Sack bist!“

„Bin ich nicht!“

„Doch. Wenn du mal in der Schule früher so aufgepasst hättest, wie du fleißig Instrumente gelernt hast, wärst du Klassenbester gewesen.“

„Na und?! Dafür war ich in Sport und Musik gut.“

Darauf wusste Sato nichts mehr zu sagen. Außer: „Du bist und bleibst echt ein Spinner!“, dann verpasste er mir eine eher liebevolle Kopfnuss.
 

~*~
 

Die Zeit in der Uni war wie immer langweilig und ging nur langsam um. Das ich überhaupt aufmerksam war, lag an Satoru. Denn der herzallerliebste Sato konnte da gewaltig sauer werden. So im geheimen: Er war schon ein kleines Streberchen manchmal. Aber darüber war ich andererseits auch wieder sehr glücklich, denn wenn er mir in den Hintern trat, wirkte es. Zumal er einem wunderbar Nachhilfe geben konnte.
 

Doch langsam merkte ich, wie meine Aufmerksamkeit wieder absank. Wie an so einer Skala. War sie vorher noch die acht, war es jetzt höchstens nur eine vier.

Ich ging in Gedanken ein paar unserer neuen Songs durch und feilte hier und da an meinem Basssound…hin und wieder schrieb ich mir dazu Notizen auf meinen Block, da wir gerade in einer Vorlesung waren. Satoru schielte nur mit hochgezogener Braue zu mir, das hieß er würde mich nachher darauf ansprechen. Doch das war mir momentan egal. Außerhalb der Uni und dem ganzen Kram war er ganz anders. Da interessierte er sich auch für die Musik. Trotzdem…ich war ihm manchmal sauer, wenn er mich nicht verstand, weil meine Welt nun einmal zu fast 90% aus Musik bestand, wenn nicht sogar mehr. Okay, die restlichen 10 Prozent sollte ich zumindest meinen Eltern zustehen, dass schuldete ich ihnen…aber dennoch…
 

Nach einer Weile des Notierens war mir jedoch noch immer langweilig. Und das, was uns hier vermittelt wurde, hatte ich mir schon letztens aus dem Internet gezogen, ergo: Langweilig. Also begann ich nun wieder über sämtliche Dinge nachzudenken.

Zum Beispiel überlegte ich, Mapa und Dad einfach mal so wieder was zu schenken. Ich schenkte ihn ab und an mal etwas, da ich ihnen einfach sehr dankbar war. Immerhin kannte ich die Geschichte um mich. Wäre es nach Mapa gegangen, gäbe es mich wohl nicht…Und doch. Die beiden hatten mich gewollt, mich großgezogen. Mir so viel beigebracht und ermöglicht. Wenn ich andere japanische Kinder sah…die hatten es nicht so gut. Deren Mutter war vielleicht für sie da, aber der Vater war den ganzen Tag arbeiten, damit sie sich ihr viel zu kleines zuhause leisten konnten. Die Kinder wurden auch nicht so umgänglich erzogen wie ich. Die durften nicht daran denken, Musiker zu werden. Genauso wenig, wie sie Schwule leiden durften. Ich seufzte. Es war schon traurig, das viele noch so schlecht darüber dachten. Ich hatte es nur zu gut oft selbst erlebt, beleidigt zu werden oder ähnliches. Wenn ich allein war, ging das ja noch, aber wenn meine Eltern dabei waren, machte mich das furchtbar wütend. Ich war eigentlich ein friedliebender Mensch…aber ja, wenn jemand was gegen meine Eltern sagte, wurde ich zum Schläger, oh ja.

Aber zurück zu den Geschenken. Ich tat dies einfach gern. Ja, ich war halt nicht normal für einen Jungen in meinem Alter, na und? Ich wollte nicht normal sein.
 

Das fing schon damit an, was Satoru erwähnt hatte: Ja, ich hatte keine Freundin. Okay, ab und an mal sowas kleines, aber das hielt höchstens zwei Wochen. Und viel mehr als küssen war da nie gewesen. Das mochte man sich bei mir gar nicht vorstellen- bei den Mädchen war ich eigentlich sehr beliebt…aber ich machte mir nichts daraus. Satoru war noch nie verliebt gewesen. Für ihn war immer anderes wichtig gewesen. Die Schule. Die Uni. Die Band. Er hatte manchmal noch mehr zu leiden gehabt als ich…mich hatte man ja wenigstens schon mit Mädchen gesehen, aber ihn halt nicht. Weshalb auch irgendwann ein paar Spinner in der Schule behautet hätten, er sei schwul. Satoru hatte sich nicht dazu geäußert, sie weitestgehend ignoriert. Nur ich wusste, dass er auch auf Mädchen stand. Nur war er halt sehr schüchtern in der Hinsicht. Und die wahre Liebe war ihm genauso wenig über den Weg gelaufen wie mir meine.

In der Hinsicht waren mir meine Eltern auch ein Vorbild…sie stritten sich oft, ja, aber sie liebten sich wirklich. Und waren dazu seit 19 Jahren unendlich glücklich miteinander. Ich wollte auch gern eines Tages eine Familie wie die beiden…meinen eigenen kleinen Zoo…
 

„SHINJI!“

„Was?!“, ich zuckte zusammen.

„Komm, Feierabend! Du hast wieder geträumt.“

Verwirrt blickte ich mich um. Die anderen Studenten waren alle schon weg. „Oh…“, entkam es mir nur dazu.

„Ja, oh. Du hast wieder überhaupt nicht mitgeschrieben, man.“

„Hab mir das doch schon aus dem Netz gezogen“, gähnend packte ich meine Tasche zusammen.

„Das sagst du immer, Shin. Aber gut, wenn du meinst. Und wenn was ist-“

„…Komm ich zu dir, ja ich weiß“, lachend wuschelte ich ihm durch die Haare. „Du bist so eine Eule, Sato.“

„Hey. Sag das nicht immer“, er begann zu schmollen.

„Doch…tut mir leid, das sind meine Gene…“

„Jaja, schieb’s nicht auf Zero.“

„Was denn? Von ihm hab ich es doch erst gelernt“, lachend lief ich mit ihm aus dem Gebäude.

„Ja toll…du bist wenigstens ein Hamster…und keine Eule…“

„Ach darum geht’s dir?“, ich grinste und schlug ihm auf den Rücken, wodurch er kräftig zusammenzuckte. „Mensch, Sato! Hamster sind faul! Die fressen und schlafen den ganzen Tag und stopften sich nur die Backen mit Futter voll. Du siehst- sie passen zu mir. Du hingegen bist eine super Eule- das heißt nicht, dass du einer bist, der die ganze Nacht durchmacht, nein! Du bist ein schlauer, ehrgeiziger Typ! Oder etwa nicht? Eulen stehen schon immer für Klugheit.“

„Du hast Recht…ja!“, strahlte Satoru jetzt, weshalb ich nur grinsend nickte und ihn weiterschob. „Natürlich hab ich das. Und jetzt komm, ich will nach Hause, meinen Bass holen, damit ich endlich wieder was in den Griffeln halten kann!“
 

~~**~~
 

Karyu allein zuhause…mit seiner Ziege, pardon, Zicke
 

Fröhlich summend schloss ich die Haustür auf und ließ meinen Michio eintreten. Der schlüpfte auch ziemlich schnell aus seinen Schuhen, ehe er wie ich seinen Basskoffer hoch ins Musikzimmer brachte. Erleichtert aufseufzend ließ er sich auf die Couch sinken. „Endlich zuhause…“

Da konnte ich ihm nur Recht geben. Heute traf es das Wort ‚endlich‘ ja ganz gut. Wir waren alle freudig ins Studio gefahren, um zu proben und teilweise Songs aufzunehmen, aber dummerweise war dort die Klimaanlage ausgefallen. Und der Techniker fand auch nicht wirklich die Ursache, weshalb Zero schon aufs derbste anfing zu schimpfen, warum der Mann den Techniker geworden sei, wenn er keine Ahnung hätte. Okay, so formuliert hätte ich es nicht, aber er hatte schon Recht, der Mann hatte scheinbar wirklich keine Ahnung gehabt. Nur hätte ich Zero nicht zugetraut, dass er so sauer wird- sonst ist er Fremden gegenüber ruhig, besonnen. Aber die Hitze schien ihm ziemlich zu schaffen gemacht zu haben.

„Jetzt erstmal eine kühle Cola oder irgend sowas…“, murmelte Zero und erhob sich wieder. Ich nickte und lief ihm nach. „Hier“, bekam ich dann auch schon eben benanntes Getränk in die Hand gedrückt, als wir beim Kühlschrank waren.

„Danke“, murmelte ich und leerte meine fast in einem Zug, sah mich dann um. „Irgendwie…voll ruhig, wenn Shinji nicht da ist“, stellte ich schmunzelnd fest.

„Hat doch auch mal was“, grinste Zero nur und setzte sich auf den Tisch. Ich stellte mich zwischen seine Beine und begann an seinem Hals zu knabbern. „Stimmt…aber trotzdem….“

„Ich weiß. Ich liebe ihn ja auch. Und ich bin froh, dass wir uns damals dafür entschieden haben…“

„Nicht wir, du. Wenn es nach mir ginge, hätten wir noch mehr.“

„Bloß nicht!“, entsetzt sah Zero mich an, „Das…Shinji ist schon schlimm genug! Der macht Chaos für drei.“

„Ach was. Er ist auch bloß nicht schlimmer als wir beide in seinem Alter..“

„Ich hab andere nicht dauernd verprügelt.“

„Na und? Du weißt, wie friedlich er ist, er hatte seine Gründe.“

„Ja, und meistens sind wir das…“, Zero seufzte schwer. „Das war all die Jahre am schlimmsten.“

„Ich weiß…aber es hat ihn abgehärtet. Er ist ein wundervoller junger Mann geworden.“

„Stimmt…auch wenn ich in seinem Alter meinen ersten Freund hatte. Und bis jetzt hatten wir Glück, aber…“

Ich verdrehte meine Augen. „Zero! Hab doch nicht immer so eine Panik. Lass ihn sich doch auch verlieben.“

„Toll, und dann bringt er mir so eine Tussi an!“

„Ach was. Du bist selbst nicht besser, Zicke.“

„Was soll das heißen?“, misstrauisch betrachtete er mich, während ich die Schultern zuckte und mit meinen Zähnen wieder über seine Haut fuhr, ab und an knabberte.

„Ahh…Karyu! Wegen dir werd ich nur…wieder rattig…“, keuchte er und krallte sich in mein Shirt. Ich grinste zufrieden. „Hab ich nichts dagegen..~“

„Was jetzt?“

„Wenn du willst?“

„Da fragst du noch! Und wo?“

„Hier?“

„Auf dem Küchentisch?! Klar, der bricht nur ein. Los, ab ins Schlafzimmer, der Prinz befiehlt es dir!“

„Jawohl meine Hoheit!“, grinste ich und hob ihn an, trug ihn dann hoch ins Schlafzimmer. Tja, ich besaß halt mehr Kraft, als man mir zutraute.
 

Im Schlafzimmer angekommen warf ich ihn sanft aufs Bett, ehe Zero mir das Shirt regelrecht runter riss. Jetzt mutierte meine Ziege doch tatsächlich eher zum Tiger. Da konnte ich als Giraffe ja kaum noch dagegen anstinken…

Zeros Lippen fingen mich zu einem gierigen Kuss, ehe seine Finger mich näher an ihn drückten, und dann auch schon an meiner Hose herum werkelten. Da hatte es wer eilig. Und damit ich nicht wieder wie ein alter Mann neben dem jungen Hüpfer hier aussah, begann ich ihn nun ebenfalls zu entkleiden. Bald waren wir von allen Kleidern befreit und umschlangen uns gierig mit Händen und Füßen. „Karyu mach!“, rief Zero zwischen einigen Küssen, was mich nun nach meinen Utensilien kramen ließ. Kurz darauf konnte ich unsere Körper vereinen und uns beiden Lust schenken.

Zero ließ sich ziemlich gehen und auch ich hielt mich nicht zurück, genoss die Zweisamkeit, und das Shinji mal nicht da war.
 

Wenig später ging die Tür jedoch auf und eben jener stand darin. Zero schrie regelrecht auf.

„Shin…was…was machst du hier..?“, entkam es mir halb gekeucht, halb gestöhnt. Jetzt bemerkte ich auch Satoru. Die Jungs glotzten kurz etwas überrascht, ehe Shinji zu grinsen begann. „Ich hol nur meinen Bass, lasst euch nicht stören. Ich dachte nur, ich schau mal ob ihr da seid. Viel Spaß noch“, er wippte kurz mit den Augenbrauen, dann schob er Satoru weg und die Tür schloss sich wieder; wir blieben blinzelnd zurück.
 

~*~
 

Shinji, der Retter des Moments
 

Zugegeben, es war etwas überraschend, die beiden dort im Bett zu erwischen. Andererseits hätte ich damit rechnen sollen, es war das Schlafzimmer. Aber gut, mir machte sowas nichts mehr aus. Ich hatte ein Talent dafür, in den unpassendsten Momenten irgendwo hereinzuplatzen.

Grinsend schob ich Satoru in mein Zimmer. „Du bist jetzt nicht schockiert, oder?“, fragte ich lieber mal, als er nicht reagierte. Doch er winkte ab. „Ach, schon okay. Ich wusste nur nicht, dass deine Eltern auch so sexgeil sind.“

„Bitte?!“, nun überraschte er mich. Die beiden konnte man doch kaum schlagen…! Und was…

„Was meinst du mit 'auch'?“, fragte ich neugierig und verpackte meinen Bass schon einmal in seinem Koffer. „Meine sind auch nicht besser“, schmunzelte Sato nur und versetzte mich in einen schockartigen Zustand. „WAAAAAS?!“, entkam es mir schließlich. Er nickte.

„A-aber Hizumi und Tsu…wirkten nicht so…Ich weiß nicht…“

„Doch, sind sie aber“, grinste er nur, meinte jedoch: „Aber sie machen es meistens spät abends…wenn sie denken, ich schlafe…das eine Mal ging’s fast die ganze Nacht.“

Nun war ich wirklich schockiert. Satoru schaffte es gerade, meine Onkel mit dieser Äußerung in ein ganz anderes Licht zu rücken. Er lachte nur und stupste mir gegen die Schulter. „Schau nicht so bedeppert. Wenn du erst eine Freundin hast, geht es dir sicher genauso.“

„Ja aber…Ich hab das von den beiden nicht so wirklich erwartet…meine Eltern okay…die sind immer versaut…“

„Ach, mich stört das nicht. Aber hey, bei deinen Eltern scheint es wenigstens feste Rollen zu geben..“

„Was?“, ich zog eine Braue hoch, „Wie…meinst du das denn…deine tauschen…ihre Positionen..?“

„Ja, selten…aber ab und an darf Hizumi-“

„Ich will es lieber gar nicht wissen~“, lachte ich nur und schulterte meinen Bass.

„Okay. Aber so wie dein Mapa stöhnt, frag ich mich, wie du nachts schlafen kannst.“

„Gewöhnungssache.“

Als wir in den Gang traten und die Treppe hinab liefen, bemerkte Satoru die Stille. „Hu? Haben wir sie verschreckt?“

„Hm…entweder haben wir jetzt zu schnell zusammengepackt, sodass die beiden noch geschockt da hängen, oder aber sie bemühen sich leise zu sein oder aber Zero bricht gleich in Wutausbrüchen aus und beschimpft Karyu.“

„Oh oh…sollten wir uns lieber nicht entschuldigen..?“

„Ach was. So schlimm war das doch nicht. Außerdem brauchen die beiden ihre Streitereien“, ich öffnete die Haustür und ließ ihn raus, „Was denkst du, warum sie sich noch immer lieben wie am ersten Tag? Sie sind so verschieden und doch so gleich.“

Nun musste auch mein bester Freund grinsen. „Stimmt. Ist bei uns auch so. Hizumi ist sehr temperamentvoll und Tsukasa eher besonnener, ruhiger…aber sie ergänzen sich gut.“

„Genau. Deshalb hab ich sie alle vier lieb. Ich bin glücklich, so eine verrückte Familie zu haben…und so einen verrückten Kerl wie dich~“, ich klemmte mir seinen Kopf unter den Arm und wuschelte durch seine Haare. „Hey! Shinji! Lass das~“, lachte er nur und deutete nach rechts, „Wir müssen da lang, du Spinner. Oder wo willst du heute proben?“
 

Und so wurde ich in die richtige Richtung geschoben und weitergeführt. Ich kam mir vor wie ein Rentner mit seinem Pfleger-Helfer. Satoru konnte einen nämlich auch noch super bemuttern, wenn er Lust dazu hatte. Und momentan war ihm wohl danach. Oh ja…manchmal war er schlimm.

Kurz vor unserem Proberaum (Ein Raum, den wir kostenlos nutzen durften, dank der guten Beziehung unserer Eltern- das war aber auch das Einzige, was wir an Hilfe von ihnen angenommen hatten. Das, und das Taschengeld für unsere Instrumente und Ausrüstung.) ließ mich mein Klammeräffchen dann endlich einmal los, beziehungsweise schüttelte ich ihn ab, um die Tür öffnen zu können.
 

„Shinji!“, begrüßte mich unser Drummer auch schon fröhlich. Nabu war ein gutgelaunter Typ, passte ganz gut zu meinem Gemüt und wir verstanden uns auch schon lange. Mit seinen roten Haaren und recht verrückten Klamotten sah er etwas rebellisch aus und war sozusagen unser Farbtopf. Er war als einziger hier schon volljährig, also 21, was seinen äußerlichen Zustand wohl erklärte. Seine Eltern hätten es ihm sicher nicht erlaubt, würde er noch dort wohnen.

Würde ich Satoru nicht seit quasi 18 Jahren kennen, wäre Nabu mein ältester Freund, denn wir kannten uns seit der Grundschule, auch wenn wir da noch nicht ganz so dick befreundet waren, aber das lag ja auch an unserem vielen Eltern-Mitgereise. Dass er älter war, hatte nie gestört, später kamen wir dann auch wieder auf ein und dieselben Schulen. Doch jetzt studierte er nicht, sondern arbeitete bereits in einem kleinen Musikladen.

„Wo wart ihr so lange! Ich und Ken warten schon ne halbe Ewigkeit!“, lachend deutete er auf unseren Gitarristen, der mir nur zunickte.

Kenjiro, unser Gitarrenkünstler, war genau das Gegenteil. Er schwieg die meiste Zeit. Wir kamen gut mit ihm klar, auch wenn Sato und ich ihn nicht wirklich lange kannten. Nabu hatte ihn in die Band gebracht, als wir nach einem Gitarristen gesucht hatten. Ich hätte es ja auch gemacht, aber da hätten wir auch bloß wieder einen Bassisten gesucht. Zwei wunderbare Instrumente gleichzeitig halten und spielen war mir leider verwehrt worden; Kami-sama hatte mir nur genug Hände für je eines gegeben.
 

„Entschuldigt.“, lachte ich nur und stellte meinen Koffer ab, „Aber wir kommen frisch von der Uni- danach nur schnell Bass holen…wir waren eigentlich recht schnell…“

„Find ich auch. So lange haben wir deine Eltern nicht angeglotzt, Shi-chan.“

„Wen habt ihr angeglotzt…?“, Nabu blinzelte mehr als verwirrt.

„Ach, meine Eltern hatten Sex“, meinte ich nur schulterzuckend, für mich war das nichts Schlimmes mehr. Nabu jedoch glotzte mich entsetzt an. „WAS?!“

„Hab ich doch grad gesagt“, erklärte ich noch einmal blinzelnd.

„Ja aber…ihr habt…gesehen wie sie….Uähhh…“

„Was denn? Ist doch nichts anderes, als was du mit deiner Freundin machst…“, murmelte ich nur und holte meinen Bass raus, zupfte ein wenig darauf herum und begann ihn nachzustimmen.

„Ja aber…da ist das geil…aber Eltern…uäh, bei meinen würde ich das nicht sehen wollen, wäh…“

„Deine sind ja auch gleich mal noch älter als meine. Und stören tut es mich eh nicht..“, murmelte ich nur nebenbei, meine Gedanken galten ganz meinem Baby in meinen Armen.
 

„Ist ja auch egal jetzt“, warf Satoru ein und ging ein paar Blätter durch. „Habt ihr euch die Noten angeschaut, die ich euch kopiert habe?“ Augenblicklich widmete sich jeder wieder seiner Aufgabe in der Band. „Ja, klar“, meinte Nabu, deutete dann jedoch auf eine Zeile. „Nur das da kann ich nicht lesen…wer hat denn da so geschmiert?“

Satoru grinste leicht. „Dreimal darfst du raten, wem ich sagte, er solle bitte ordentlich für mich alles abschreiben“, damit wanderte sein Kopf in meine Richtung, während ich mich pfeifend wegdrehte. Man, war die Studiowand aber auch interessant…
 

~*~
 

Wir probten mindestens 4 Stunden, wenn nicht sogar länger. Irgendwann taten mir die Griffel so weh, dass ich sie mir begann, an einer kalten Flasche Cola zu kühlen. „Ich denke, wir machen Schluss für heute“, meinte Satoru, der sich gerade räusperte. Er war unser Leader und was er sagte, war Gesetz. Naja, nun nicht ganz, aber fast. Aber scheinbar schien auch ihm die Stimme zu schwinden.

„Super! Bin dafür!“, rief ich freudig und sprang auf, genauso wie Nabu. „Super, da kann ich sogar noch zu meiner Freundin…“, grinste er und half mit aufräumen, ehe er in seine Jacke schlüpfte und sich verabschiedete. Auch unser Gitarrist war schnell fort.

Seufzend blickte ich Nabu nach. „Der hat’s gut, auf den freut sich jemand…“, murmelte ich und packte meinen Bass ein. Sato legte mir sanft eine Hand auf die Schulter.

„Hey…ich freu mich jetzt auch auf dich…genauso wie Tsu und Hizumi“, grinste er mich an. Nun begann auch ich wieder zu strahlen. „Das stimmt! Ich muss doch euren Wundersalat kosten! Auf geht’s Sato, trödel nicht!“, hastig packte ich ihn am Arm und zog ihn zur Tür, wo er auch gleich von mir hinausgeschoben wurde. Abschließen ließ ich ihn gerade noch so, dann schob ich Satoru weiter. Diesmal hatte ich mich also zu seinem Pfleger-Helfer auserkoren.
 

„Macht Hizumi wieder sein Spezialdressing?“, wollte ich begeistert wissen, doch Sato zuckte nur die Schultern. „Weiß nicht…ich denke schon…wollen wir noch mein neues Playstationgame zocken?“

„Das, was sie dir geschenkt haben? Das, was ich nicht haben darf, weil Mapa sagt, dass wär zu schlimm für mich?“, ich zog ein beleidigtes Gesicht, als ich daran zurückdachte. ‚Werd volljährig und kauf es dir selbst!‘, hatte er gemeint. Tzee….als wenn ich Alpträume oder sonstiges von solchen Spielen bekommen würde… Aber von klein auf hatte Mapa sich immer pingelig an Altersbegrenzungen gehalten. War ein Film ab 18 und ich erst 17 ½, dann durfte ich ihn nicht sehen. Und wenn es auch nur einen Tag vor meinem Geburtstag war. Aber noch so um die zwei Jahre…dann durfte ich sowieso komplett alles. Auch endlich Motorrad fahren…also offiziell…
 

„Shinji? Wach auf, wir sind schon da“, lachend hielt Sato mir die Tür auf.

„Was? Ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir schon da sind, sowas…“

„Weil du immer vor dich her träumst, Großer. Und jetzt komm, ich riech schon was…du auch?“

Sofort steckte ich meine Nase in das Haus und begann zu schnuppern. „Hmm…gebratenes Hühnchen für den Salat?~“, riet ich einfach mal. Eule (ja, auch so nannte ich ihn gern- Eltern färbten sehr wohl ab) zuckte nur die Schultern. „Weiß nicht. Zieh die Schuhe aus und schau nach“, damit wuselte er auch schon davon. Ich tat was er wollte, stellte meinen Bass im Flur ab und schloss die Haustüre. Neugierig lief ich um die Ecke in die Küche. Hizumis und Tsukasas Haus war ähnlich gebaut wie unseres, weshalb ich mich immer schnell zurechtfand und zudem auch wohl fühlte.
 

„Hallo Hizumi, hallo Tsu!“, rief ich auch schon freudig und umarmte die beiden fröhlich. Sie lachten und murmelten was von „Yoshi-Junior lässt wieder grüßen.“ Grinsend sah ich ihnen über die Schulter. „Lecker“, war mein ehrliches Kommentar zu dem, was da in der Pfanne vor sich ging.

„Wir wollten eigentlich schon fertig sein, aber naja…“, Hizumi grinste schief, „Ist ein bisschen was dazwischen gekommen. Aber egal.“

Ich wollte gerade fragen ‚Was denn?‘, aber das verkniff ich mir, als ich seinen Blick Richtung Tsukasa bemerkte. Sofort wurde mir klar, dass Satoru Recht gehabt hatte mit seiner Äußerung über unsere sexistischen Eltern.

„Wo hast du unseren Kleinen gelassen, Shinji?“, überging Hizumi das Ganze dann einfach gekonnt und begann nun irgendein Dressing oder eine Soße einzurühren.

„Der ist glaub ich ins Bald verschwunden…“, murmelte ich nur und blickte zur Tür hinaus in den Flur, zuckte dann aber die Schultern. „Kann ich euch helfen?~“

Plötzlich schlangen sich zwei Arme um meinen Bauch und drückten mich leicht nach hinten. Ich erschrak so sehr, dass es hinter mir nur doof lachte. „Die zwei brauchen keine Hilfe…aber du könntest mir helfen, deinen Futon auszurollen“, flüsterte mir Sato grinsend ins Ohr.

„Für deine Frechheiten könnte ich noch ganz andere Dinge tun…“, knurrte ich nur leise.

„Was denn?~“, wollte er unschuldig wissen.

„Dich zum Beispiel…“, ich drehte mich in seinen Armen, „GANZ DOLLE DURCHKITZELN!“, schrie ich auf, weshalb Satoru mit einer Mischung aus Lachen und Kreischen davonrannte. Ich ihm natürlich sofort nach, die Erwachsenen blieben nur kopfschüttelnd und schmunzelnd zurück.
 

~*~
 

Wenig später war ich bei ihm im Zimmer, mein Bass lehnte mittlerweile auch irgendwo an der Wand, während ich nun Satoru grinsend durchkitzelte. Denn das war seine größte Schwäche: Er war so verdammt empfindlich gegenüber solcher Attacken. Da trieb ich ihn nur zu gern damit in den Wahnsinn.

„Gnaaaadeee….~“, bettelte er irgendwann, zuckte dabei immer wieder unter meinen Fingern zusammen. „Warum sollte ich?~“, grinste ich nur, hörte aber tatsächlich auf. Jedoch ging ich nicht von ihm runter, hockte stattdessen weiter über ihn und kerkerte ihn ein. Nun setzte er wieder diesen Unschuldsblick auf, verdammt!

„Weil….weil ich dein allerbester Satoru bin…und…und du mich ganz doll lieb hast…und…ich dich auch..?“, meinte er kindlich und blinzelte mich nun auch noch an. Jetzt konnte ich nicht mehr und lachte erneut los. „Das wüsst ich aber, also das lieb haben.“

„Satoru nicht lieb?“, er setzte den Welpenblick auf, Mist.

„Doch…“, ring ich es mir dann doch ab, „Natürlich hab ich meine Eule lieb“, damit küsste ich seine Wange und löste mich wieder. Genau da ging die Tür auf und Tsukasa trat ein. „Jungs? Habt ihr euch beruhigt? Auf jeden Fall könnt ihr Essen kommen. Und das lieber schnell…Hizumi hoppelt durch die Küche wie ein tollwütiges Kaninchen.“

„Was?! Das darf ich mir nicht entgehen lassen!“, eilig sprang ich auf und lief die Treppen runter, hinter mir lachte es nur.
 

„Onkel Hizumi! Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“, fragte ich grinsend, als er wirklich wie verrückt durch die Küche lief- auf mich wirkte es jedoch eher wie ein aufgescheuchtes Huhn. „Shinji! Oh ja, du kommst genau richtig! Sei mal so lieb und deck den Tisch fertig, bevor mir hier noch etwas anbrennt…“ Ich nickte nur und tat wie geheißen. Es roch hier jetzt schon so atemberaubend lecker, dass ich mich fragen musste, ob ich wirklich den Tisch noch zu Ende gedeckt bekam, ohne mir gleich etwas auf den Teller zu schaufeln. Aber zum Glück hielt ich tapfer durch und auch Tsukasa und Satoru kamen bald in die Küche, sodass Hizumi nur noch jedem alles zu verteilen begann.

Am Ende hatte ich Fleisch vor meiner Nase, dazu noch diverse Salatschüsseln und Dressings. „So…nehmt euch einfach“, grinste der braunhaarige Sänger und lachte uns an. Das ließ ich mir nicht doppelt und dreifach sagen, weshalb ich mir auch gleich von jedem was nahm. „Köstlich!“, strahlte ich meine Onkel auch schon wenig später an, welche beide lachen mussten. „Wenigstens einer, dem es schmeckt…“, bemerkte Tsukasa mit leichtem Unterton. Satoru neben mir sah mürrisch auf. „Mir schmeckt es doch auch! Zwar esse ich japanische Gerichte lieber als die, die ihr immer aus diversen ausländischen Kochbüchern habt, aber naja. Außerdem: Ich schaff nur nicht so viel wie Shinji…“

„Das ist wohl war.“, schmatzte ich freudig und aß weiter.

„Seht ihr! Der hat einen ganz anderen Magen als ich!“

„Karyu hat ihn einfach nur gefräßiger erzogen“, schmunzelte nun auch Hizumi.

„Das wird es sein, ja.“, brummte meine Eule und stocherte weiter in seinem Essen herum.
 

Wir saßen sicher über eine Stunde dort und schlemmten und unterhielten uns. Über unseren Tag, die Uni, die Bandprobe, und ihren Tag, welchen sie ebenfalls mit Proben verbracht hatten. Irgendwann konnte dann auch ich nicht mehr und musste aufhören. Es war nur ein wenig Rest übrig, wo Hizumi mir versprach, den für mich einzupacken. Ich bedankte mich grinsend und folgte erst einmal meinem besten Freund in dessen Zimmer.

„Ganz ehrlich Shinji? Dein Magen ist das achte Weltwunder.“

„So schlimm?“, lachte ich nur und schmiss mich neben ihn aufs Bett. Sofort bekam ich ein ernstes Nicken. „Na klar. So viel isst kein normaler Mensch.“

„Also ich schon.“

„Du bist ja auch nicht normal.“

„Du etwa?“

Jetzt kam er ins grübeln, musste dann aber grinsen. „Nein, ich glaube, ich auch nicht.“

„Gut, und da das jetzt geklärt wäre…“, ich setzte mich in den Schneidersitz und grinste Satoru an, welcher sofort misstrauisch wurde. „Was?“

„Zocken wir eine Runde?~“

„Eine Runde heißt bei dir doch wieder bis Mitternacht.“

„Ehm…“

„Nicht so lange, morgen ist Uni. Aber gut, wir haben noch genug Zeit…vorher duschen?“

„Hast du Klamotten?“

„Du kannst ein Shirt von mir haben…und irgendwo hab ich noch Boxer von dir im Schrank…“, er stand auf und ging suchen.

„Hier“, damit kam beides schon angeflattert. Grinsend fing ich es auf, bevor ich mich erhob, zu ihm lief, meinen Kopf neigte und lasziv fragte: „Willst du mitkommen, Darling?~“

Satoru ging darauf ein, antwortete: „Nein, Angel~ Ich gehe nach dir, weil ich die Station erst anschließen muss.“

„Sicher? Dabei ist es bei mir so schön warm unter der Dusche~“

„Vielleicht das nächste Mal, Heart.“

Lachend lief ich mit meinen Sachen raus und ließ ihn machen. Für Außenstehende war das schon immer seltsam gewesen, wenn wir so miteinander umgingen. Doch ich teilte zu Satoru nicht eine solche Beziehung, wie manche vermuten würden. Wir waren einfach nur wie Brüder, Seelenverwandte. Wir hatten von klein auf keine Geheimnisse voreinander. Das wir miteinander rumblödelten war genauso normal, wie zusammen duschen zu gehen. Zumal Hizumi und Tsukasa eine echt geile, große Dusche hatten.

Von eben jener machte ich nun Gebrauch. Wohlig seufzend wusch ich mir die Haare. Was für ein Luxus. Von diesem Bad könnten meine Eltern sich etwas abschneiden.
 

Wenig später trocknete ich mich wieder ab, hüpfte in meine Shorts und Satorus T-Shirt. Kurz musste ich daran riechen- und begann zu grinsen. Der Junge nutzte jedes Mal dasselbe für seine Wäsche…ich fragte mich, welchen Weichspüler er nahm. Aber hey, ich roch es gern, der Duft verband in meinem Kopf sofort mit Sato.
 

Die Zähne putzte ich nur grob, dann lief ich zu meinem Verrückten zurück. Die Position, in der ich ihn vorfand, brachte mich mehr als zum lautstarken lachen: Auf dem Boden, mit dem Kopf hinter dem Fernseher und den Hintern in die Höhe gereckt. „Was zum Teufel machst du da?!“, grinsend ließ ich mich neben ihn fallen. Gemein wie ich in Gedanken war, überlegte ich ihm, auf seinen Hintern zu schlagen, da er mir so schön präsentiert wurde. Aber ich war heute mal artig und ließ es dann doch bleiben.

„Was ich mache? Deine Station, die du unbedingt spielen willst, anschließen…“, murmelte es hinter dem kleinen Schränkchen hervor.

„Warum machst du die denn jedes Mal ab?“, entgegnete ich nur verwirrt.

„Ich hab gesaugt…da muss ich die ja mal abmachen…“, die lapidare Antwort.

„Aha…“, ich ließ mich nach hinten fallen und langweilte mich in der Zeit. Sato ging, nachdem er alles geschafft hatte wie er wollte, duschen. Ich blieb liegen.

Dann fiel mir jedoch etwas ein, weshalb ich noch einmal aus dem Zimmer lief und meine Onkel suchen ging. Wenig später lief ich glücklich mit meiner Chipsschüssel zu Sato zurück. Der kam auch pünktlich gerade wieder aus dem Bad, stockte jedoch, als er mich sah.

„Das ist nicht dein Ernst.“

„Was denn…?“, blinzelnd und schmatzend blickte ich auf.

„Na…das“, er deutete auf die Schüssel. „Du müsstest platzen, so viel wie du vorhin schon verdrückt hast.“

„Tja. Ich hab einen großen Magen“, strahlte ich nur darauf.

„Ja…ein schwarzes Loch wohl eher…“, murmelnd setzte er sich zu mir und rief das Menü auf. „Welchen Chara nimmst du? Und die Farbe?“

„Mal schauen“, grinsend schob ich die Schüssel in die Mitte und setzte mich ordentlich hin, bevor ich den Controller in die Hände nahm.
 

Wir spielten mehrere Stunden. Obwohl…. Spielen konnte man das nicht mehr so wirklich nennen. Es war schon krampfhaftes zocken, Spielsucht…ja, irgend so etwas dazwischen. Denn der sonst so ruhig wirkende Satoru erwachte, sobald man ihm eine Steuerung in die Hand drückte. Und nun versuchte er mich sicher zum millionsten Mal platt zu machen. Denn obwohl er das Spiel länger besaß und schon gespielt hatte, kapierte ich viel schneller als er und besiegte ihn öfters. Das zog auf seiner Seite oft eine Welle der Frustration nach sich.

„Boar Shinji! Nein! Aus! Das kann doch nicht sein, du hast mich wieder eliminiert!“ Sein wirklich fassungsloses Gesicht drehte sich mir zu, während ich mich lachend über den Boden kullerte. „Shinji! Ich finde das nicht witzig!“ – den Spruch brachte er immer in solchen Momenten, wodurch ich nur weiter in meine Lachkrampf-Welt versank.

Satoru ließ es irgendwann sein, mich anzusprechen. Er tat etwas Effektiveres: Er schaltete die Station mit samten Spiel aus.

„Ey!“, die Wangen aufplusternd setzte ich mich auf.

„Anders hörst du ja nicht. Ich hab dir eben gesagt, es ist schon spät…Morgen ist Uni, komm, ab ins Bett.“

„Was? Nicht noch eine Runde?“

„Das hast du bereits vor einer Stunde gesagt.“

„A-aber….och manno!“

„Trotz nicht, du kleines Kind“, lachend packte er mich an den Schultern und zog mich auf meinen Futon. Dort blieb ich liegen und blickte trotzig zu ihm auf, weshalb er erneut lachen musste. „Man, schau nicht so, da bekomm ich noch ein schlechtes Gewissen~“

„Sollst du auch“, ich verschränkte die Arme.

„Will ich aber nicht“, schmunzelnd begann er mich zuzudecken. „So…und jetzt sei brav, kleiner Shinji.“

„Das hast du dir von meinem Mapa abgeschaut.“

„Ich weiß…er sagt, solche Sprüche helfen.“

„Püh.“, ich drehte mich weg. Satoru lachte nur und beugte sich dann über mich, nachdem ich zugedeckt war. „Gute Nacht, du Spinner“, kurz wuschelte er mir durch die Haare, dann lief er zur Tür, Licht ausschalten. Wenig später hörte ich seine Bettdecke rascheln.
 

Eine Weile lag ich einfach nur im Bett und schmollte. Ich legte den Kopf in den Nacken und betrachtete Satorus Uhr auf dem Nachttisch, deren Zeiger im Dunkeln dezent leuchteten. Irgendwann war mir mein Getrotzte zu blöd. Langsam schälte ich mich aus der Decke und ging zum Bett, wo ich unter die Decke kroch.

„Wusst ich es doch…“, murmelte Satoru nur leise, er schien schon fast geschlafen zu haben. „Du weißt, dass ich dich lieb habe…außerdem ist dein Bett bequemer“, murmelte ich nur und kuschelte mich an.

„Jaja, ich weiß...“

Sanft drückte ich Satoru, um ihn wenigstens noch etwas zu Ärgern- denn das sollte ich angeblich auch von meinem Vater geerbt haben: Seine Knuddel- und Kuschelart. Satoru sagte nichts dazu. Er war wohl wirklich kurz vorm wegpennen.

„Nacht Eulchen“, ich knutschte seine Wange.

„Wusst ich es…alter Hamster.“

„Tja, wie jedes Mal, wenn wir beieinander übernachten.“

„Ja…ist schon wie ein Fluch…leg dir eine Freundin zu.“

„Ich hab dich auch lieb“, grinsend kuschelte ich mich an seinen Rücken, dann schloss auch ich die Augen.
 

~~**~~
 

Bei Zero, kurz nach Shinjis Überfall:
 

„Oh Karyu…!“, entkam es mir glücklich, als er begann, mir größte Freude zu schenken und meinen Körper mit Händen und Lippen liebkoste. Oh ja, es war definitiv toll, dass Shinji mal nicht da war. Natürlich liebte ich den Jungen…aber früher, als er klein war, war das mit dem Sex so eine Sache gewesen…und jetzt trauten wir uns auch eher selten, der Junge hatte einfach zu gute Ohren und zu versaute Gedanken. Wie sein Vater.
 

Doch genug von meinem Sohn. Jetzt war Auszeit, jetzt zählte nur meine alte, verrückte Giraffe über mir, der gerade begann, mich wieder zu küssen. Ich ging zufrieden, geradezu feurig auf den Kuss ein, wollte nachholen, wozu wir die letzte Zeit eher selten gekommen waren. Keuchend krallte ich mich in seine Schultern, drückte mich näher an ihn und spielte mit seiner Zunge. Meine Gedanken freundeten sich gerade damit an, das Paradies auf Erden gefunden zu haben.
 

Aber genau da ging die bescheuerte Schlafzimmertür auf- wozu hatte sie ein Schloss, wenn wir es eh immer vergaßen, zuzuschließen?! Ach ja, ich vergaß auch, Karyu hatte ja vor einer guten Weile den Schlüssel verbummelt gehabt…

Allerdings war nicht nur die Sache mit der aufgehenden Tür verwunderlich. Das Schlimmere war eher, dass mein Sohn und dessen Freund im Türrahmen standen, uns wohlbemerkt von oben bis unten anglotzten. Ich konnte nicht anders, als meinem Entsetzen freien Lauf zu lassen und laut aufzuschreien. Nun stoppte auch Karyu und drehte sich um, fragte Herrn Sohnemann, was er hier denn wolle. Von dem kam nur die lapidare Antwort, dass er seinen Bass suche, dabei nach uns schauen wolle, uns nun aber noch viel Spaß wünschte. Ich hätte ihn erwürgen können! Leider war die Tür schneller wieder zu, als ich mein Kissen geworfen hatte.
 

Entnervt aufstöhnend hielt ich mir den Unterarm über die Augen. Man, das war wahrlich peinlich. Für Shinji vielleicht nicht so, (klar, er kam ja auch ganz nach Karyu und der kannte das Wort ‚Peinlich‘ nicht) aber dafür umso mehr für mich! Das auch noch Satoru daneben hatte sein müssen…man, wir hatten unsere Bandsprösslinge gerade wahrscheinlich ihr Leben lang geblendet. Aber andererseits waren sie selbst schuld…für gewöhnlich war ich nicht leise und man hätte zumindest mich laut durch die Tür hören müssen…!
 

„Mich…chio?“, kam es leise gekeucht an mein Ohr, als ich mir immer noch die Augen zuhielt.

„Was?!“, brummte ich nur entnervt.

Karyu begann zu lachen. „Bist du erstarrt? Oder können wir weitermachen? Weil lange halte ich es so nicht mehr aus, ohne zu k-“

„Sag mal spinnst du?! Mein Sohn, der auch deiner ist, stand gerade in der Tür und hat mich beim Sex gesehen!!!“

„Na und? Hat er doch schon öfters?“

„Da war er zu klein um zu wissen, was los ist!!!“

„Na und? Denkst du, das hat ihn gerade so sehr gestört?“

„Na ähh! Wer will seine Eltern gern dabei erwischen?! Vor allem stand Satoru daneben! Er wird geblendet sein oder noch schlimmer-“, ich stockte, „Am Ende wissen morgen Hizumi und Tsukasa darüber Bescheid!!“

Yoshi runzelte die Stirn. „Eh…denkst du wirklich? Also wir kennen Satoru doch…über sowas redet oder lästert er sicher nicht.“

„Aber vielleicht Shinji! Schon vergessen, der ist heute dort!“

„Ach na und. Hizu und Tsu sind auch nicht anders als wir.“

„Pah, denkst du. Und jetzt geh von mir runter!“, ich versuchte ihn wegzuschieben, aber ich hatte vergessen: Das da über mir war Karyu.
 

„Schatzi!“, quiekte er entsetzt und klammerte sich an mich, setzte seinen Dackelblick auf. „A-aber du willst doch jetzt nicht ernsthaft aufhören…das war doch so schön..und nochmal kommen sie doch nicht…und ich hab dich doch so lieb….und ich bin auch ganz sanft…oder feurig…wie du willst…“

Nun begann ich die Stirn zu runzeln, ehe ich Karyu musterte. Seine Augen begannen schon zu schwimmen. Gott, wie ich das hasste, wenn er mich so ansah.

Mit einem entnervten Seufzen meinte ich schließlich: „Tu, was du nicht lassen kannst.“

Kurz darauf fand ich seine Schlapperschnute auf meiner wieder.
 


 

~~~**~~~
 


 

So, ich hab mich beeilt ;)

Wenn noch kleine Fehlerchen im Kapitel sind- seht es mir nach.

Mein PC ist während der Korrektur zig mal abgestürzt... *seufz*

Nichtdestotrotz freue ich mich, dass ihr Shinji schon so mögt :D!

Logisch, dass nicht alle Leser von [wo]men wieder da sind, hätte mich aber ehrlich gesagt auch gewundert *lach*

Trotzdem freu ich mich über die neue und alte Leserschaft ;)
 

Vielen Dank an meine Kommischreiber.
 

@Michio: Und den hast du nun ja auch schon kennengelernt^^ Gefällt er dir? Und hey, der Titel..naja. Ich fand ihn passend. Mir fiel zwar letztens noch ein anderer guter ein, aber egal. Ich lasse den, immerhin sagt der kurz und knackig aus, worums geht^^ Und nein, alt sind die nicht, denk ich...ich habe sie mir so Mitte 40 vorgestellt, also junge Eltern damals. Und ich denk mal, sie sehen noch gut aus. Sowohl in meiner Vorstellung, als auch später mal real- wenn ich den ein oder anderen J-Rocker mit 40 sehe...wow! Ich denk mal, sie wären auch so ;)
 

@Sixty69Nine: Schön, dass es dir gefällt, besonders, da ursprünglich ja keine Fortsetzung geplant war, freuen mich solche Kommis ;)
 

@Seika-chan: Das freut mich, wenn ich euch aufheitern kann :) Auch mich erfreut das Schreiben sehr, muss ich sagen... Shinji ist so sonnig, das erhellt einem den Tag. Und die restlichen Charas mag ich ja auch sehr, besonders 'meine' Ellis, die Despas ;D *lach*
 

@Lucel: Ja, ein Hamster :3 Und die Eule hast du hier auch schon kennengelernt^^ Und ja, das Familienleben ist ein großes Thema im Hause Shimizu-Matsumura. Zero lässt sich seinen Familiensonntag nicht nehmen *lach*
 

Bis bald ihr lieben, ich freue mich wieder sehr über Kommis!
 


 

~~**~~

3. - Und dann ritt er uns in die Schei?*!/%.

3. - Und dann ritt er uns in die Schei?*!/%.
 

Auch ein Morgenmuffel namens Shinji muss aufstehen
 

Zugegeben, der Morgen war immer grausam, wenn er nicht Samstag, Sonntag, Ferien, oder Urlaub hieß. Und das tat er heute auch nicht, denn Satoru rüttelte an meiner Schulter herum.

„Shinji! Wach endlich auf, Mensch! Wir müssen raus.“

„Hm…dein Bett ist so schön warm…“, murmelte ich nur und kuschelte mich ein. Doch dann geschah etwas, was ich nie erwartet hätte: Satoru riss mir die Decke regelrecht weg. Und das so stark, dass ich mich herum rollte und hochkant vom Bett flog.

„Boar man ey, Sato!“, schmerzhaft rieb ich mir den Hinterkopf und funkelte böse zu ihm hoch.

„Wenigstens bist du jetzt wach“, war alles, was ich darauf nur zu hören bekam, dann lief er schon zum Schrank und warf mir Sachen zu. „Hier…ist praktisch, dass ich so viel Kram von dir da habe. Ich geh duschen, du ziehst dich am besten an.“

„Ich brauch auch ne Dusche…“, ningelte ich nur und erhob mich vom Boden.

„Nichts da, du schläfst ja fast ein im Stehen!“

„Eben, deshalb ja!“

„Oh Junge, du machst mich sowas von fertig! Los, verschwinde!“

„Jippiee!“, freudig rannte ich mit meinen Klamotten ins Bad.
 

Wenig später kam ich fertig zurück und überließ dem liebsten Satoru das Bad, der auch gleich fluchte, als er die Badtür öffnete: „Verdammt, Shinji! Hast du Sauna gespielt?! Hier drin kocht es ja, oh man!“

Lachend ließ ich ihn erst einmal dort, ging stattdessen Frühstück für uns machen.
 

In der Küche saß schon ein Tsukasa im Morgenmantel und trank Kaffe. „Hallo Onkel~“, grinste ich nur und sah mich um. „Wo hast du Hizu gelassen?“

Schmunzelnd blickte er mich über den Rand seiner Tasse an. „Der schläft noch tief und fest. Ist wohl ziemlich k.o. von gestern Abend.“

„Ich will’s lieber gar nicht wissen~“, meinte ich schnell, als mir bewusst wurde, was sie gestern Abend wohl gemacht haben mussten.

„So schlimm ist das doch nicht“, hielt Tsukasa dagegen, „Ich meinte nicht nur das, was du dir sicher gerade denkst.“

„Ach so, was dann?“, nun doch neugierig schielte ich zu ihm, während ich die Müslischüsseln auf den Tisch stellte.
 

„Na erst einmal gestern die Probe hat ihn ziemlich angestrengt…er hat zurzeit etwas mit der Stimme zu kämpfen, ich fürchte beinah, er wird krank“, seufzend überschlug der Dunkelhaarige die Beine, bevor er fortfuhr. „Dann hat er gestern den restlichen Tag in der Küche verbracht und Essen gemacht, dass Chaos anschließend aufgewaschen…ach ja, außerdem hat er am Abend noch beim Pokern gegen mich verloren. Und dann erst kam der Teil, an den du wahrscheinlich dachtest.“ – nie zuvor hatte ich Onkelchen so grinsen sehen. „Oh ha~“, lachte ich nur und goss auch uns Sprösslingen Kaffee ein.
 

„Über was redet ihr denn schon wieder?“, mit diesen Worten stieß auch Satoru endlich zu uns.

„Über deinen Papa.“

„Aha….welchen…? will ich es hören…?“, skeptischer ging es gar nicht mehr.

Nun musste Tsukasa lachen. „Wir haben über Hizumi geredet…das er noch schläft, weil er so erschöpft war von gestern…wegen der Probe, dem Kochen, und so weiter.“

„Und dem Strippoker, dem Sex…“, zählte ich weiter auf, sodass Satoru die Augen fast herausfielen. „Strippoker?!“

„Nein, das nicht Shinji, normales“, grinste Onkelchen und stand auf. „Ich werde ihn mal wecken gehen…ein schlafender Hizumi ist doch immer noch der schönste Anblick zum frühen Morgen…“

„Ach so“, nickte Sato, beharrte dann aber: „Bei Hizumi musst du von Mama reden, Shin. Er ist mehr die Frau hier im Haus.“

„Echt?“, blinzelte ich nur, sah dann zu Tsukasa, der loslief. „Hey, warte, ich will auch den schlafenden Hizumi sehen!“

„Tu nicht so, als sei es eine Attraktion!“

„Es? Ich dachte er ist weiblich?“

„Hab ich nie gesagt!! Er ist ein Mann! Nur halt mehr die Frau zwischen…den beiden..so…“, nun kam Sato ja doch mitgelaufen.
 

„Aha“, grinste ich nur und sah zu Onkel Tsu, der jetzt ins Schlafzimmer trat, zum Bett lief. Langsam beugte er sich über die vermummte Gestalt und lachte sanft. „Bei dir weiß man auch nie, wo Anfang und Ende ist…“, murmelte er leise und schob die Decke etwas beiseite, wodurch uns hellbraunes, engelsgleiches Haar entgegen blitzte. „Guten Morgen, Hiroshi.“

Angesprochener blinzelte und rieb sich über die Augen, ehe er sanft zu lächeln begann. „Kenji…Guten Morgen“, dann viel sein Blick jedoch auf uns und er begann leise zu lachen. „Was…macht ihr denn alle hier?“

„Sie wollten dich mal sehen, wie du verschlafen aussiehst“, erklärte Tsukasa die Lage.

„Na toll…habt ihr nichts zu tun? Habt ihr keine Uni…?“

„Doch. Und genau da gehen wir auch bald hin!“, Satoru packte meinen Arm. Die Erwachsenen lachten nur. „Macht das“, murmelte der D‘espairs Ray Sänger und schälte sich aus dem Bett, stand dann langsam auf und räusperte sich.

„Deine Stimme klingt wieder nicht so gut, Hizumi“, bemerkte der andere sofort.

„Ach, geht schon, keine Sorge. Muss erst nur wach werden.“

Ich musterte die beiden, dann jedoch wurde ich von einem fluchenden Satoru in die Küche geschliffen. „Los! Essen!“

„Mach ja schon! Hast du gesehen, ich hab dir alles bereit gestellt, Eulchen!“

„Ja, danke…aber dein Kaffee…bäh, nimm es mir nicht übel, aber du machst den immer zu stark.“

„Mach ich gar nicht…ich mach den so, wie Mapa ihn gern trinkt, ich hab das von ihm gelernt. Und mir schmeckt es auch so.“

„Aber nicht jeder trinkt den so stark!“

„Dann musst du dich dran gewöhnen.“

„Ne, du musst ihn anders machen können!“

„Püh!“

Damit nahm die Kaffeedebatte erst ihren Anfang.
 

~*~
 

Wir kamen dann schließlich auch noch rechtzeitig in der Uni an, saßen dort den halben Tag herum und waren mehr oder weniger aufmerksam. Ich weiß, Satoru ärgerte es, wenn ich nicht aufmerksam war, aber ob ich im Grunde mir Notizen machte oder nicht, blieb ja immer noch meine Sache. Wie gesagt- ich kannte mich gut im Internet aus und konnte mir sehr wohl auch dort all das runterziehen, was der Typ von Professor mir da vorn versuchte zu vermitteln.

Nachdem auch der Quatsch vorbei war, konnten wir endlich gehen. „Mensch Shinji! Du wirst von Tag zu Tag unaufmerksamer…“

„Na und? Ich bekomm schon alles mit, keine Sorge…“

„Aber nerv mich dann später nicht, wenn alles zu Ende geht. Schau mich an! Klar liebe ich die Band, aber ich denke nicht nur an sie.“
 

„Jaja…“, murmelte ich nur noch mit einem Ohr hinhörend. Mein Blick hatte sich gerade zu den Schülern verirrt, die wohl auch Schluss hatten.

Gleich neben unserer Uni lagen mehrere Schulgebäude: Grund-, Mittel- und Oberstufe, ein Kindergarten war glaub ich auch noch irgendwo. Wir waren selbst einmal dorthin gegangen. Das waren noch Zeiten… Doch jetzt weckte etwas anderes mein Interesse. Auch Satoru schien zu bemerken, dass ich unaufmerksam war.

„Na? Träumst du wieder von früher?“, grinste er, hörte aber gleich wieder auf, als ich nicht reagierte und weiter starrte. „Shinji…?“

Nun drehte sich auch Satoru der Gruppe Schüler zu, die zum Tor hinaus liefen. Insbesondere der Gruppe Mädchen, die ich beobachtete.

„Sag bloß, da ist eine dabei, die dich fasziniert?“, kam es fast fassungslos.
 

Ich reagierte gar nicht erst und musterte die Schülerinnen weiter. Alle trugen sie brav ihre Schuluniformen, aber eine von ihnen viel irgendwie besonders auf. Sie trug eine orange-schwarz gestreifte Mütze und lachte und scherzte mit den anderen. Sie wirkte auf den ersten Blick sehr sympathisch. Sicher war sie auch nicht so arg schüchtern wie sonst Mädels in dem Alter manchmal.

„Shinji…“, rief Satoru und fasste nach meiner Schulter, rüttelte daran.

„Die mit der Mütze ist süß…“, murmelte ich nur, damit er wusste, dass ich noch einigermaßen unter den Lebenden weilte. Ich konnte seine Augen förmlich über die Menge suchen spüren, dann jedoch meinte er: „Ja, schon, vielleicht…aber schau sie dir mal an. Die sind doch noch nicht mal 16. Und jetzt überleg mal, wie alt du bist.“

„19“, grinste ich und fügte hinzu: „Aber ich benehme mich jünger, meint Mapa~“

„Trotzdem…die sind zu jung für dich, glaub mir. Die schwärmen viel lieber von Jungs eine Klasse über sich… wenn du bei den Eltern so einer Kleinen ankommst, bekommen die einen Herzkasper.“

„Ach was.“

„Doch. Du bist denen eh zu alt..und die sind zu jung für dich. Such dir lieber jemanden in deinem Alter.“

„Und wo?“

„In der Uni?“

„Pah, da sind die meisten doch Kerle! Und die Mädels eher langweilig“, trotzdem ließ ich mich langsam von ihm mitführen. Einen letzten Blick über die Schulter zu der Süßen werfend, folgte ich schließlich meiner Eule.
 

~*~
 

Wir gingen gleich zum Proberaum, da ich dieses Mal meinen Bass mitgenommen hatte. Es ging mir auf die Nerven, jedes Mal wieder nach Hause zu laufen um ihn zu holen. Und da es in der Uni keinen störte, solange er nicht im Weg stand, war es okay. Er war ja gut verstaut in seinem Koffer. Auch wenn der eine Professor etwas seltsam geschaut hatte…wahrscheinlich dachte er, ich hätte eine Bombe mit.
 

Satoru schloss die Tür auf und stutzte, „Nanu? Wir sind mal die Ersten? Gibt’s das?“

Ich zuckte die Schultern. „Sieht ganz so aus. Wahrscheinlich hat Nabu jetzt erst Schluss…“, mein Blick wanderte zur Uhr. „Das kann sein…und Ken?“

„Keine Ahnung? Ich rede nicht so viel mit ihm über privates“, lachte ich nur ehrlich und begann meinen Bass auszupacken.

„Ich auch nicht…“, gestand Satoru und zog sich einen Hocker ran. Schweigend nickte ich und begann ein bisschen herumzuklimpern. Wenn ich mit meinem Bass zusammen gelassen wurde, versank ich ganz in meiner Welt. Und so merkte ich gar nicht wie eine halbe Stunde verging und Nabu reinkam. „Sorry Leute! Ich…komm jetzt erst…von Arbeit…!“, keuchte er ziemlich erschöpft- hatte ich es nicht gesagt?

„Schon okay, verstehen wir doch. Schön, dass du jetzt so schnell kamst“, Satoru schob ihm lächelnd einen Stuhl zu.

„Was heißt…jetzt…schnell?!“

„Naja, du hättest ja vorher noch nach Hause und duschen gehen oder ausruhen können oder so…“

„Niemals! Ich wusste…dass ihr schon da seid, deshalb bin ich geeilt.“

„Wie lieb. Jetzt ehm ja…fehlt nur noch Ken.“

„Seltsam…der ist sonst immer der Erste“, Nabu begann sich aus seiner Jacke zu schälen, strich sich dann über die Stirn, weshalb er von Obermutter Sato eine Flasche in die Hand gedrückt bekam.

„Danke…!“, keuchte er nur und leerte diese in einem Zug.
 

Dann saßen wir etwas unschlüssig herum. Nabu überlegte schon, ob er Ken anrufen sollte, doch da ging die Tür bereits auf und eben lang erwarteter Gitarrist trat ein.

„Sorry…konnte nicht eher…“, murmelte er nur.

„Warum hast du mir nicht geschrieben?“, überging Nabu die Entschuldigung.

„Hab kein Geld auf dem Handy…“

„Ist doch jetzt egal Jungs. Hauptsache er ist da“, versuchte Satoru einen aufkeimenden Streit gleich vorher zu ersticken.

„Ehm…genau darüber will ich mit euch reden, Leute…“, begann Ken und setzte sich zu uns in die Runde, strich sich durch die Haare. Er atmete tief durch, dann begann er:

„Ich werde die Band verlassen.“
 

Stille.

Dann kam aus unseren anderen drei Mündern gleichzeitig: „WAS?!“ Mehr als geschockt starrten wir ihn an. Kenjiro nickte ernst. „Ja…das tut mir sehr leid für euch Jungs…aber ich werde umziehen. Ich beginne demnächst am anderen Ende Japans mein Studium, hab gestern die Bestätigung dafür erhalten. Ich muss umziehen…das ist mir echt wichtiger als die Band, tut mir leid.“

„Ja aber…aber dann suchen wir ja schon wieder einen Gitarristen…!“, entgegnete ich entsetzt und starrte ihn weiterhin an. Ken lächelte gequält. „Tut mir wirklich schrecklich leid.“

„Schon okay…“, meinte Satoru, der sich als erster fing, „Da…kann man wirklich nichts machen oder einen Kompromiss finden…ich kann dich sehr gut verstehen, ja.“

„Danke…es fällt mir ja auch nicht leicht.“

„Schon gut…“, meinte Nabu und strich sich über das Gesicht, „Viel Glück dir….mach was draus.“

„Werde ich…ich wünsche euch auch, dass ihr jemanden findet…Ihr habt es verdient, jemanden besseren als mich zu finden.“

„Sag das nicht, du warst gut!“, in dem Moment hätte ich Satoru in den Arsch treten können. Musste er immer so sein? Okay, er sprach wahrscheinlich die richtigen Worte…aber im Moment war ich einfach nur sauer auf Ken. Er tat es alles als längst erledigt ab, wir waren abgehakt. Hätte er uns nicht eher Bescheid sagen können?! Da hätten wir jemanden suchen können! Oder zumindest so etwas sagen können wie ‚Hey, ich hab mich wo beworben. Wenn die mich nehmen, muss ich wegziehen…‘ Aber nein, erst jetzt! Als es unausweichlich war.

„Leb wohl, Ken“, Satoru drückte den anderen, dann ging er uns der Reihe nach ab. Ich murmelte auch irgendwelche Abschiedsworte und drückte ihn kurz, ansehen konnte ich ihn jedoch nicht. In mir ging gerade irgendetwas kaputt, ich stand unter Schock.

Nebenbei bemerkte ich noch, wie Ken seinen Gitarrenkoffer nahm und uns winkte- dann war er verschwunden.
 

Nun konnte ich nicht mehr und sank auf einen der Stühle, stützte seufzend mein Gesicht in beide Hände. „Shinji! Hey!“, Satoru kam zu mir und legte mir einen Arm um, „Alles okay?“

„Okay?!“, ich sah ihn fassungslos an, „Unsere Band geht kaputt und du fragst, ob ICH okay bin?!“

„Hey, immer mit der Ruhe! Ich kann nichts dafür, Shini.“

„Ich weiß ja…“, seufzend strich ich mir durch die Haare, „Aber…es ist alles so…plötzlich ist alles Schrott..“

„Schon okay…wir bekommen das wieder hin“, er drückte mich sanft, doch das beruhigte mich nicht. „Ja aber…jetzt sind wir ja im Grunde fast wieder am Anfang! Jetzt können wir wieder suchen, verdammt…und wer sagt denn, das ihr beiden nicht auch noch aussteigt, wenn wir keinen finden?“

„Hey, Shinji! Ich bin dein bester Freund! Und das seit 18 Jahren! Denkst du, ich würde dich jetzt im Stich lassen, nur weil einer aussteigt?! Selbst wenn wir die beiden letzten in der Band wären, würde ich bei dir bleiben! Das ist unser Traum, vor allem dein Traum! Gib ihn nicht auf.“

„Hey, wer sagt denn, das ich gehen will?!“, mischte sich nun auch Nabu grinsend ein. „Gut, das ist jetzt bescheuert, dass er geht, aber man kann es verstehen… Trotzdem! Wir finden jemand Neues, der mindestens genauso gut oder gar besser an der Gitarre ist, Shinji, ich versprech es dir.“

„Toll…und woher?“

„Weiß ich noch nicht…aber ich lass mir etwas einfallen.“
 

Ich seufzte nur schwer. Mein Tag war ruiniert. Sonst hatte ich fast immer gute Laune, aber jetzt…Kenjiro hatte mir gerade alles gewaltig versaut, danke auch. Klar, für Außenstehende musste es übertrieben wirken, aber ich liebte diese Band! Ich erwartete noch so viel mehr von ihr als eine Hobbyband.

Satoru musterte mich besorgt und meinte: „Ich denke, wir sollten eine Nacht allesamt darüber schlafen. Vielleicht fällt uns ja bis morgen was ein…?“

„Kann morgen nicht. Tante Nana kommt“, murmelte ich nur trübselig vor mich daher.

„Auch nicht schlimm, da haben wir halt noch länger dafür Zeit…dann halt übermorgen neues Treffen, hier, okay?“

„Okay“, nickte Nabu und auch ich brummte zustimmend. Im Moment war mir alles egal.

„Gut, dann… dann bis Morgen Nabu… und mach dir keinen Stress, denk einfach in Ruhe nach. Ich bring jetzt erst einmal Shinji nach Hause, den kann ich nicht allein gehen lassen. So, wie er gerade drauf ist, läuft der noch vor ein Auto.“

„Einverstanden. Dann bis morgen Jungs“, er drückte uns sanft, flüsterte mir zu: „Kopf hoch Shinji, wir schaffen das.“

Ich sagte nichts mehr und ließ mich von Satoru nach Hause schleifen.
 

~~**~~
 

Zero macht sich Sorgen um seinen Sprössling
 

Ich stand gerade in der Küche und kochte irgendwelchen Kram aus der Dose –war zu faul, etwas Ordentliches zu machen- für mich und Karyu, als es klingelte. Erst horchte ich auf, vielleicht hatte ich mich verhört. Aber da kam schon Yoshi angelaufen.

„Hast du’s auch klingeln hören? Ich war mir nicht sicher…“, murmelte er, doch ich nickte sofort. „Ja, wenn du es auch gehört hast, dann hat es geklingelt.“

„Gut, ich geh mal schauen…“, damit verschwand er schon. Doch ich war neugierig. Deshalb drehte ich das Essen auf die geringste Stufe und lief ihm eilig nach. Gerade öffnete er die Tür, da blickte mir schon Satoru und….mein ziemlich geschaffter Sohn entgegen?!

„Was-“

„Ich bring Shinji vorbei. Oder das, was von ihm übrig ist. Er ist heute etwas zombiehaft, macht euch keine Sorgen.“

Karyu fing unseren Jungen, der gerade herein taumelte, halbwegs auf und brachte ihn wohl erst einmal irgendwo zu einer Sitzgelegenheit. Skeptisch und besorgt blickte ich ihm nach.

„Was hat er? War er was trinken?!“

„So zeitig? Nein. Ehm, wie soll ich das erklären…Wir sind nach der Uni zum Proberaum…wenig später kamen Nabu und Kenjiro. Letzterer meinte dann, er steigt aus der Band aus.“

Meine Augen weiteten sich. „WAS?! Ken ist ausgestiegen?!“

„Er konnte nicht anders. Er zieht weg, da er jetzt selbst zu studieren beginnt.“

„Verständlich, aber…da habt ihr ja keinen Gitarristen mehr…“

„Eben…deswegen ist Shinji so fertig. Ich weiß, er würde auch die Gitarre übernehmen, wenn sich Bassisten melden würden, aber das würde ich nicht wollen…er liebt den Bass mehr.“

„Ich weiß, aber…oh mein armer Junge“, seufzend strich ich mir durch die Haare. Shinji liebte seine Band und alles, was dahinterstand und dazu gehörte. Würde sie zerbrechen, würde er genauso auseinanderfallen, das wusste ich.

„Eben…deshalb habe ich ihn lieber vorbei gebracht. Ich habe ihn schon die ganze Zeit versucht zu trösten, aber er hört mir ja gar nicht zu…vielleicht schafft ihr es ja.“

„Ich werde mal mit Karyu reden und…naja, vielleicht bekommen wir das ja wieder hin. Aber ich denke eher, dass er die nächste Zeit so drauf sein wird.“

„Ich weiß…deshalb hoffe ich, das wir schnell jemanden finden…ich mag den Zombie-Shinji schon jetzt nicht mehr sehen…“

„Verständlich. Na dann…komm gut nach Hause und sag deinen Vätern, sie sollen Hizumis Stimme schonen, der klingt wie ein heiseres Vögelchen, das zu viel gezwitschert hat.“

„Okay, mach ich…bis morgen früh, ich hol Shinji wie immer ab!“

„Geht klar, Tschüss Satoru!“, ich winkte dem Jungen noch, dann schloss ich die Haustür und atmete tief durch.

Das konnte ja etwas werden. Noch schlimmer als der dauerhafte Strahle-Shinji war nämlich der Trauerkloß-Shinji. War genauso wie bei seinem Vater. Obwohl, eigentlich noch schlimmer…Karyu beruhigte sich oft wieder von allein.
 

Schnell flitzte ich umher, um die beiden zu suchen. Ich fand sie dann in der Küche- Shinji am Tisch sitzend, mit einem Blick in die Leere; dahinter Karyu stehend, doch sein Blick ließ eher auf Ratlosigkeit schließen. Ich trat zu meiner Giraffe.

„Ehm…kannst du mir erklären, warum unser Sohn….soo ist? Er redet nicht mit mir“, er gestikulierte über Shinjis Kopf herum und blickte mich schließlich verwirrt an. Ich zog ihn etwas von dem Jungen weg. „Satoru sagt, ihr Gitarrist ist heute ausgestiegen. Du kennst Shinji…ihn nimmt das ziemlich mit…“

„Ach du scheiße“, entkam es Karyu auch sofort, dann starrte er erst mich und schließlich Shinji mit großen Augen an.

„Ist das wahr, Shinji? Euer Gitarrist ist ausgestiegen?“
 

Oh Gott. Innerlich schlug ich mir vor die Stirn. So gut er als Vater sein konnte… aber konnte man im Moment eigentlich noch unsensibler sein?! Nein! Die Giraffe zertrampelte mit ihren Hufen den kleinen Hamster gerade regelrecht…!

„Karyu!“, raunte ich ihm zu und zog ihn zurück, „Sag mal geht’s noch?!“

„Was denn…?“

„Lass ihn einfach! Bohr da nicht weiter herum!“

„Ich kann euch hören“, machte Shin sich leise bemerkbar. Sofort wanderten unsere Blicke zu ihm. Nun schlug meine -ja doch, noch manchmal recht ausgeprägte weibliche, mütterliche Seite- Alarm und schob sich über mein normales Verhalten: Ich lief zu ihm und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. „Shinji…du musst nicht darüber reden, nicht jetzt…wenn was ist, wir hören dir immer zu, ja Schatz? Und jetzt…ich denke jetzt isst du erst einmal was. Wie ich dich kenne, hast du heute noch nichts groß zu dir genommen.“

Er schwieg, aber ich wusste sowieso, dass es so war. Wenn man ihm Frühs nicht teilweise noch ein Bento hinstellte, das er zum Essen mitnehmen konnte, dann aß er doch manchmal gar nichts…höchstens sein Müsli, wow. Kein Wunder, dass der Junge dünn war wie eine Bohnenstange. Obwohl er andererseits auch wieder alles verschlingen konnte wie ein Vielfraß. Hizumi lud ihn gerne ein, wenn er so viel mit Tsukasa kochte.
 

Nun aber nahm ich das Essen vom Herd, was mittlerweile kochend heiß sein musste. Gleichmäßig verteilte ich es in drei Schüsseln und stellte es ihnen hin, holte noch Besteck, dann setzte auch ich mich. „Lasst es euch schmecken. Aber Achtung, dass müsste noch heiß sein…“

„Oh ja, ich seh‘s, meine Schüssel schmilzt ja schon“, meinte Karyu, der eben jenes Objekt hochhielt und von unten musterte. Ärgerlich schlug ich ihm auf den Arm. „Blödmann! Hoffentlich verbrennst du dir die Finger!“

„Hab dich auch lieb, Zero-Schatzi.“

Darauf brummte ich nur, schwieg dann aber und aß. Es war still, nur unser Schlürfen erfüllte den Raum. Und das Maunzen von Ryu 2, der gerade an der Küche vorbei lief.

Achtsam wanderte mein Blick immer wieder zu Shinji. Er war viel stiller als sonst, zu still. Ich vermisste das Strahlen in seinen Augen und sein fröhliches Grinsen. Es war wirklich noch schlimmer, ihn traurig zu sehen, als wenn es Karyu war…Karyu war ja meistens nur dank mir traurig. Und jetzt hatte ich hier so ein Häufchen Elend vor mir sitzen… Immerhin aß er was. Wenn er nicht einmal mehr das tat, dann war Shinji nämlich ernsthaft krank. Also war er jetzt noch nicht im letzten Stadium eines ‚schrecklich traurigen Shinjis‘.

Ich schwieg und dachte nach. Wie bekam man das denn wieder hin? Wahrscheinlich erst, wenn ihre Band wieder jemanden hatte. Aber ich wusste, dass er nicht wollte, dass ich oder Karyu uns einmischten…
 

„Bin satt…“, murmelte Shinji und stand auf, um seinen Teller wegzuräumen. Ich und Karyu sahen uns verwirrt an. Für gewöhnlich nahm er dann doch mindestens noch einmal Nachschlag. Blinzelnd sahen wir ihm nach, dann meinte Karyu: „Ich rede mal mit ihm!“, er wollte schon aufspringen, doch ich hielt ihn am Arm zurück. „Nein, warte. Lass mich, ich will mit ihm reden.“

„Wirklich?“, Yoshi musterte mich besorgt. Ich rümpfte meine Nase. „Ich bitte dich, ich bin seine Mama, ich kann sehr wohl gut mit ihm reden! Und wenn er so drauf ist, fasse ich ihn sowieso mit Samthandschuhen an.“

„Na gut…ich wasch ab.“

„Danke“, ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, dann erhob ich mich und lief die Treppen rauf zu Shinjis Zimmer. Vorsichtig klopfte ich an. Ein gedämpftes „Ja…“ kam von drinnen. Langsam schob ich die Tür auf und schlich mich herein. Shinji lag einfach nur auf seinem Bett herum und starrte die Decke an.

„Darf ich?“, ich lief zu ihm und nickte zum Bett, er brummte nur zustimmend. Also setzte ich mich neben ihn und betrachtete ihn eine Weile. Schließlich blickte er mich an. „Was?“
 

„Ach Shinji“, ich lächelte nur schief und streichelte über seinen Arm. „So kenne ich dich gar nicht.“

„Wie…?“

„Na so traurig und…ja, wie ein Zombie“, stimmte ich indirekt somit auch Satoru zu.

„Tut mir leid…“, er seufzte schwer, „Aber mir ist heute nicht so…ich weiß nicht…“

„Ich weiß doch Schatz“, ich strich ihm sanft durch die Haare. Normalerweise war ich ungern so sanft, aber bei Shinji fiel mir das oft leichter. Da konnte ich das am ehesten zulassen.

„Mapa…das ist alles so doof…was machen wir denn jetzt ohne Ken…? Ich will nicht, dass die Band zerbröckelt…“, er schien wirklich fertig.

„Das wird sie schon nicht. Schau mal wie lange du Satoru schon kennst. Dem ist die Band genauso wichtig. Und Nabu…der liebt die Band genauso sehr wie du. Du musst mehr Vertrauen in deine Jungs haben. Sei froh, dass ihr noch ganz am Anfang steht…wärt ihr schon berühmt, wäre das doch viel schlimmer, würde einer aussteigen.“

„Ich weiß…und trotzdem…ich würde ja auch Gitarre machen, wenn sich wer für den Bass finden würde…“

„Mach das nicht Shinji.“

„Warum nicht?“

„Wir wissen beide, dass dir der Bass mehr Spaß macht. Und du weißt…jeder macht das, was ihm liegt. Natürlich sind deine Gitarrenfähigkeiten genauso top wie wenn du am Bass bist, aber zwing dich zu nichts…denk daran. Das was dir Spaß macht. Wenn du dich zu etwas zwingst, wird das sowieso nichts.“

„Ja…du hast Recht…“

„Natürlich habe ich das, ich bin dein Mapa“, grinsend wuschelte ich ihm durch die Haare. Shinji setzte sich auf und lächelte leicht. „Darf…darf ich dich drücken…?“, fragte er unsicher, was mich verwirrt dreinblicken ließ. Normalerweise war er wie Karyu und fragte nicht, tat es einfach. Man, was hatten sie ihm nur angetan…dieser Ken gehörte verflucht, egal ob er wegzog oder nicht.

„Natürlich“, lächelte ich deshalb sanft und streckte die Arme nach ihm aus. Nun begann auch er wieder zu strahlen und ließ sich regelrecht hineinfallen. Ich drückte ihn sanft an mich und genoss seine Nähe, wie er sich ankuschelte. Er war so groß geworden, aber im Inneren oft noch ein kleiner Junge. Mein kleiner Junge.

„Ich hab dich lieb, Mapa…“

„Ich dich auch Shinji, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr…“, murmelte ich leise und strich über seinen Rücken. „Morgen kommt Nana.“

„Ich weiß.“

„Danach könnt ihr ja anfangen, Leute anzuwerben…fragt doch in eurer Uni mal herum. Oder druckt Flyer, schreibt eine Zeitungsannonce, oder Nabu macht einen Aushang bei sich im Laden… ich denke, es werden sich sicher einige Jungs in eurem Alter melden.“

„Danke Mapa…du bist so lieb.“

„Langsam hab ich’s begriffen“, lachte ich darauf nur und ließ mir die Wange abknutschen.

„Mapa…?“

„Ja?“

„Darf…darf ich heute wieder bei euch schlafen…? Brauch wen zum Kuscheln…“

Ich musste lachen. Das hieß, wieder keine Ruhe für mich und Yoshi. Aber gut, was tat man nicht alles für seinen Spross. Wie gut das wir nur einen hatten. Ginge es nach Karyu, wären es ja noch mehr, uarg…

„Wenn du unbedingt willst, Shinji. Wenn du unbedingt willst.“
 


 

~~**~~
 


 

So, da melde ich mich mal wieder. Mit zensiertem Titel x']
 

Liebsten Dank an:
 

@Michio: Shinji kommt halt ganz nach seinem Vater ;) Und Satoru war ja eher unfreiwillig dabei^^
 

@Sixty69Nine: Vielen Dank~ *verbeug* umgekehrt geht es mir genauso, ihr erhellt mir mit euren Kommis den Tag ;)
 

@Lucel: Echt?! OMG, wie genial xD! Dann liebste Grüße an deine Schwester ;)
 

@Kanoe: Der ist schon das Goldkehlchen :D~
 

Entschuldigt die Wortkargheit, bin etwas im Stress. Das Kapi sollte eig. auch schon gestern kommen, aber mein PC wollte das einfach nicht und stürzte immer wieder ab^^ So, aber diesmal klappt's! bis bald ihr lieben~
 


 

~~**~~

4. - Tante Nana & Co zu Besuch

4. - Tante Nana & Co zu Besuch
 

Shinji bekommt Besuch und neuen Mut
 

Am nächsten Morgen wurde ich ziemlich sanft von Mapa geweckt. Als ich ihn blinzelnd anblickte, fragte er: „Wie geht es dir Shinji?“, er wirkte besorgt.

„Ehm gut…wieso?“

„Nur so“, meinte er und lächelte nun, blickte kurz zum Fenster raus, dann wieder zu mir. „Steh langsam auf Schatz. Frühstück ist schon fertig“, damit ließ er mich allein mit meiner Irritation. Seit wann war er so lieb zu mir? Sonst kam immer mindestens ein frecher Spruch darüber, dass ich endlich meinen Hintern in die Küche bequemen sollte, weil ich zu spät dran sei. Doch diesmal kam nichts. GAR nichts.

Und dann fiel es mir wieder ein.

Die ganze Sache gestern mit Ken, und der Nachmittag zuhause…ich hatte meinen Eltern wohl ganz schön Sorgen gemacht. Die Armen…

Langsam erhob ich mich und ging in mein Zimmer, um Sachen zu holen und mich anschließend im Bad fertig zu machen.
 

Als ich wenig später in die Küche lief, stand dort bereits Dad, welcher mich auch bald erblickte. „Shinji!“, rief er freudig und schloss mich in die Arme. „Geht es dir gut, Sohn?“

„Bestens…außer wenn du mich gleich zerdrückst…“, presste ich leise hervor.

„Oh, entschuldige“, Karyu ließ mich wieder los, was mich zum Schmunzeln brachte. Jedoch wurde ich gleich wieder ernst. „Tut…tut mir leid, dass ich euch gestern solche Sorgen gemacht habe…“

„Schon okay. Wir verstehen dich voll und ganz, wir haben das selbst alle beide schon durchgemacht.“

„Trotzdem…danke. Ihr seid echt die besten Eltern, die man haben kann~“, grinsend sank ich auf meinen Stuhl und betrachtete mein Frühstück, ehe ich reinhaute. Irgendwie hatte ich Hunger.

Dad lachte nur und setzte sich zu mir. „Weißt du, da sind wir ganz froh, wenn du das so denkst…wir hatten oft Angst, dass dir bei uns was fehlt.“

„Was sollte mir denn fehlen?“, verwundert blickte ich zwischen zwei Bissen auf.

„Weiß nicht…andere Kinder haben halt Mutter und Vater. Und die haben normale Berufe.“

„Erstens: Habe ich das auch. Nur das meine jetzt halt ein Mann ist. Und Zweitens mag ich eure Berufe. Sonst wäre ich nie so geworden wie ich bin und hätte auch nicht Wünsche und Interessen in der Richtung.“

„DAS ist unser Shinji!“, wuschelte es mir von hinten durch die Haare und als ich mich umblickte, erkannte ich Mapa. „Weißt du was wir uns gestern für Sorgen gemacht haben?!“

„Ich weiß, entschuldige. Aber….naja. Du hast Recht, Mapa. Wir suchen am besten irgendwie jemand Neues…“

„Das denke ich auch. Es gibt sicher jemanden, der zu euch passt“, grinsend wand er sich Ryu zu, der nach Futter bettelte.
 

~*~
 

Satoru holte mich diesmal ab und dann ging es wie gewohnt zur Uni. Diesmal nicht so lange, wir sollten uns die Hälfte zuhause ausarbeiten. Ein Glück. Danach ging es zwar nicht wie gewohnt zur Bandprobe, dafür freute ich mich aber auf etwas anderes: Tante Nanako und ihre Familie kam zu Besuch! Ich liebte ihre Art und wie sie sich jedes Mal mit Mapa zoffte. Onkel Saoto war eher ruhig. Aber er war genauso lieb. Chiyoko, meine Cousine und die Tochter der beiden, war ein Jahr jünger als ich, also in Satorus Alter. Sie war süß und ein echt hübsches Mädchen, jedoch besaß sie eine unglaublich ehrliche Art kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Kam ganz nach ihrer Mutter. Nur, dass sie es nicht auch auf meinen Mapa abgesehen hatte, sondern eher auf mich, den sie mit Kommentaren triezte. Doch das störte mich nicht groß, ich mochte sie. Mit ihr konnte man sehr gut reden und oft schon hatte sie mir nützliche Ratschläge gegeben- sie war quasi das Gegenstück zu Satoru, also meine beste Freundin. Apropos Satoru: mit dem kam sie auch gut aus. Wir waren halt alle drei schon von klein auf Freunde gewesen durch unsere Eltern.

„Viel Spaß dir heute! Und grüß alle von mir!“, winkte Satoru, ehe er in seine Straße abbog. Nun hielt mich nichts mehr auf und ich lief noch schneller als zuvor gen Zuhause.
 

Als ich durch die Haustür trat, wehte mir schon ein leckerer Duft entgegen. Schnell warf ich meine Tasche in irgendeine Ecke und eilte in die Küche, wo mich der Geruch fast überwältigte.

„Hmmm….Mapa! Was machst du da für eine Köstlichkeit?“

„Oh, hallo Shinji. Was das wird? Unser Abendessen.“

„Kann ich dir helfen?“

„Nein, ich komm schon klar…Karyu jedoch…der ist ganz schön lange schon im Wohnzimmer. Schau mal, ob der noch lebt.“

„Warum? Macht er was Gefährliches?“, grinsend neigte ich den Kopf.

„Nein, das nicht. Also denke ich zumindest…er sollte nur noch etwas für den Nachmittag verzieren…wie ich ihn kenne, ist das sicher im Desaster geendet…“

„Okay, ich geh mal schauen“, lachte ich nur und lief dann mal in unser großflächiges Wohnzimmer.
 

Dort sah ich auch schon das Chaos, mehr oder weniger.

Dad saß am kleinen Tisch inmitten von Süßigkeiten, Törtchen, Streuselkram und anderem Garniturzeug, schob dabei immer wieder Ryu weg. „Das ist nicht für dich, Kleiner! Geh weg, oder Zero macht mich fertig!“

„Nervt er dich?“, grinste ich nur und griff über den Süßkram hinweg, indem er saß und nahm Ryu sanft hoch. „Shinji! Du bist ja schon da!“

„Ja. Hab doch gesagt, dass ich eher komme“, schmunzelnd setzte ich mich auf die Couch, kraulte dabei unseren Kater. „Was machst du da?“

„Ich hab versucht, die Törtchen vor Ryu zu retten, der hatte die heimlich entdeckt…und naja, dann wollte ich die jetzt weiter verzieren.“

„Die gibt’s am Nachmittag, oder?“

„Ja…deine Tante wollte aber noch einen Kuchen backen und mitbringen.“

„Ah, cool! Ich freu mich schon auf sie.“

„Ja, das tun wir alle“, lachte Karyu nur und strich sich durch die Haare. „Oh Mist, ich klebe wie Sau…“

„Ich denke, ich helfe dir doch mal“, grinste ich nun und erhob mich, brachte zuerst Ryu aus dem Wohnzimmer und schloss die Tür, damit er nicht wieder ankam. Nun lief ich zurück zu Dad. „Also wenn du mir sagst, was ich machen muss, dann helf ich dir.“
 

~*~
 

Es dauerte ungefähr eine Stunde, die restlichen Törtchen zu verzieren, alles ordentlich auf einem Blech anzuordnen, die Tüten wieder wegzuräumen, zu saugen und die von Ryu angefressenen Süßigkeiten zu entsorgen. Danach zogen wir uns noch einmal um, da wir beide doch so ziemlich von oben bis unten klebten. Freudestrahlend übergaben wir Zero das Blech, der es kritisch beäugte, allerdings nickte. „Ja, das sieht super aus. Stellt es irgendwo hin, wo Ryu nicht herankommt. Und gebt ihm noch einmal Futter, der macht mich heute noch wahnsinnig!“

Ich tat was Mama verlangte und gab dem verrückten, ständig herum wuselnden Kater was zu futtern. Danach stand ich noch eine Weile in der Küche herum und half hier und da, trieb nun wohl aber Zero ebenfalls in den Wahnsinn.
 

~*~
 

Irgendwann am Nachmittag klingelte es dann schließlich- ich blickte zur Uhr und begann zu strahlen. „Das sind sie, oder?!“

„Ja, mach mal auf, kann grad nicht…“, Zero schüttete irgendwelche Soßen für später in Schüsseln und stellte sie in den Kühlschrank. Ich ließ mir das also nicht zweimal sagen und flitzte mit Dad, der ebenfalls angelaufen kam, zur Haustür. Leider war Karyu schneller als ich und öffnete die Tür als Erster.

„Nanako! Ich freu mich so, dich wiederzusehen!“, sofort fiel er ihr um den Hals und die beiden lachten vergnügt. Dann kam Saoto dran, weshalb Tante Nana schon einmal eintrat. Ihr Blick wanderte umher, ehe er an mir hingen blieb. „Shinji mein Süßer! Komm, lass dich drücken!“, lachte sie und ich breitete auch schon meine Arme aus.

„Tante Nana~ Ich freu mich schon die ganze Zeit auf heute~“, lachte ich nur und knuddelte sie.

„Ich mich auch…aber du bist größer geworden; schon wieder! Mein Gott, und hübscher wirst du auch immer mehr!“

„Danke!“, grinste ich und drückte nun auch meinen Onkel. Als Karyu sich Nana wieder zuwandte, konnte ich auch endlich Chiyoko hinter ihm erkennen. Sie grinste mich auch schon an. „Shinji~ Wie groß willst du Bohnenstange denn noch werden, hm?!“

„Weiß nicht…vielleicht solltest auch bloß du mal mehr wachsen?“

Sie lachte, „Jaja. Du wirst immer hübscher…sieht Satoru auch so süß aus wie du? Und hey, das Piercing an deinem Ohr da ist neu. Sieht gut aus…“

„Danke, du hast dich aber auch wieder raus geputzt, hast du einen Freund? Und ja, ist es…Mapa mochte es erst nicht so“, ich grinste nur weiter.

„Nein, momentan ist mir Schule und so wichtiger…also fang ja jetzt auch bald mein Studium an. Außerdem kann ich mich doch auch mal für meinen Cousin hübsch machen, oder? Und das er darauf nicht steht, war mir schon klar“, schmunzelnd schlüpfte sie aus ihren Schuhen, während mein Blick zu den Beuteln wanderte. „Soll ich euch das rein tragen?“

„Frag Mama mal, ich weiß nicht…“

In dem Moment drehte Tante Nana sich schon um, „Ah, Shinji! Sei bitte so lieb, in den Beuteln ist Kuchen und Knabberzeug, trag es in die Küche, oder wo auch immer ihr Platz habt.“

„Geht klar“, sofort nahm ich sie an mich und trug sie in die Küche, wo Mapa sich gerade die Hände abtrocknete.

„Oh, ist das von Nana? Warte, ich geh erst einmal hallo sagen…“, damit wuselte er auch schon davon.

„Mensch Zero! Sieht man dich auch mal! Du wirst immer mehr zur Hausfrau, Karyu sagte gerade, du bist schon den ganzen Tag in der Küche!“, hörte ich es drei Sekunden später lauthals von Tantchen.

„Halt die Klappe!“, zischte es nur zurück und die beiden begannen ihr übliches Streitgespräch. Ich verdrehte nur die Augen und begann mal den Kuchen vorsichtig aus der Tüte zu holen. Er sah extrem lecker aus.

„Ich hoffe, der schmeckt dann auch…hab ich mit Mama gemacht“, lächelte Chiyoko sanft, die auf einmal hinter mir stand und mit einer ihren Strähnen spielte.

„Ach, sicher. Der sieht doch super aus“, erklärte ich optimistisch und stellte ihn abgedeckt auf die Küchenoberfläche.

„Naja…ich weiß nicht…wäre Ma nicht gewesen, hätte ich die Küche in Brand gesetzt oder so.“ Ich musste lachen, machte dann aber ein bedauerndes „Ooohhh“ und nahm sie in den Arm. „Du kannst ja mal Satoru besuchen…Hizumi und Tsu bringen dir sicher was bei, die kochen echt spitze.“

„Haha, kann meine Mama auch! Nur ich bin zu blöd, es zu lernen!“

„Owei…deinem Mann sollte man später also gleich ein Kochbuch zusammen mit einer Gebrauchsanweisung für dich schenken.“

„Shinji! Du Ekel!“, sie schlug mir gegen die Brust, „Mach dich nicht immer über mich lustig! Hast du denn endlich mal eine Freundin?!“

„Nein…aber mir schauen die Kerle ja auch nicht so nach wie dir.“

„Haha du Spinner. Ich denk nur an die unzähligen Mädchen, die eifersüchtig schauten, wenn ich mit dir wo war!“

„Ach was, die haben sicher nach Satoru geschaut“, neckte ich frech weiter, ließ sie dann aber los und schaute zum Fenster raus, wurde nun ganz sanft. „Ich habe zwar keine Freundin…aber ich habe da gestern ein Mädchen gesehen, das war so unglaublich süß…“, flüsterte ich schmunzelnd und in Gedanken. Chiyoko wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch da steckte Mapa seinen Kopf schon in die Küche. „Shinji! Hör auf zu flirten und bring den Kuchen und die Törtchen rüber!“, bekam ich auch schon meinen Anschiss. Kurz zog ich den Kopf ein, dann nickte ich grinsend. Chi eilte schon zu dem Kuchen, weshalb ich sie dankbar anblickte. Also griff ich mir selbst das Blech mit den Törtchen und ging rüber. Ich wusste, warum das so viele waren. Nanako und Chiyoko standen unglaublich auf Süßkram. Waren halt beides süße Frauen.
 

„Oh Michi! Habt ihr die selbst gemacht?! Die sehen ja niedlich aus!“, freute meine Tante sich auch schon und beäugte die Törtchen auch schon gut gelaunt. Zero lächelte schwach und nickte leicht. „Ja…aber nur gebacken hab ich sie…Karyu und Shinji sind für das Aussehen verantwortlich.. Dein Kuchen sieht aber auch gut aus, dass muss ich dir auch mal zugestehen.“

„Danke Bruderherz“, lachte sie und nahm den Kuchen nun aus seiner Verpackung, „Den hat Chi mit mir gemacht…wenn er nicht schmeckt bin also ich Schuld, dann hab ich sie falsch angeleitet.“

„Und wenn die Törtchen nicht schmecken ist Ryu schuld…der ist heute dauernd vorm Ofen herumgeturnt, sodass es mich nicht wundern würde, wenn der Boden angekohlt ist…“, zischte Mapa und warf dem vorbeigehenden Kater böse Blicke zu, der daraufhin eilig das Weite suchte. Tante Nana bemerkte das als Tierfreund natürlich und schimpfte Mapa gehörig dafür. Richtig so.

Aber ich hatte gerade nur Augen für das Essen vor mir und begann einfach mal mit Chiyoko, an alle etwas zu verteilen. Und dann konnte ich endlich beginnen, unser Werk und das meiner Cousine und Tante zu probieren. Und ja…ich fühlte mich wie im Himmel, beides war köstlich. Das musste ich übrigens auch gleich Chi vermitteln, die mich bei meinem Gesichtsausdruck merkwürdig gemustert hatte. Hey, konnte man denn nicht einmal genießen?
 

Danach, als wir alle wie Könige -und Königinnen, außer Mapa, der bestand auf seinen Titel als Prinz- gespeist hatten, räumten wir gemeinsam ab und dann brachen auch schon die Unterhaltungen aus. Mapa diskutierte irgendetwas mit Tante Nana und Dad mit Saoto, sodass ich mich mit Chiyoko zurückzog in mein Zimmer.

„Hier sieht es ja immer noch so aus wie das letzte Mal~“, lachte sie vergnügt und setzte sich auf mein Bett. Ich hob nur eine Braue. „Chi, du warst das letzte Mal vor ein paar Wochen hier…warum sollte ich dauernd umräumen…?“

„Weiß nicht…ich räum mein Zimmer fast jede Woche um.“, lachte sie nur und ließ den Blick schweifen. „Oh ja, deine Gitarre! Zeigst du mir was?“

Oh Kami-sama, das hatte ich befürchtet. Jedes Mal wenn Chiyoko zu uns kam, wollte sie, dass ich ihr etwas auf der Gitarre beibrachte. Auch wenn sie sich zugegeben sehr viel Mühe gab, konnte man bei ihr nie wirklich Fortschritte feststellen. Ich hatte mir schon oft vorgestellt, dass wenn sie sich einen Gitarrenlehrer nehmen würde, der an ihr verzweifeln würde. Oder der zumindest irgendwann Tonnen an Geduld besitzen müsse.

„Ehm…kann ich machen…“, murmelte ich nur und holte meinen Gitarrenkoffer vom Schrank, um die Akustikgitarre herauszunehmen. Langsam setzte ich mich zu Chiyoko und betrachtete sie. „Ehm…weißt du noch was?“

„Ja, warte, dieser eine Griff da…wie hieß der? D? C?“, sie nahm mir einfach die Gitarre aus der Hand. Und ja, es sah recht lustig aus, wie sie ihre Finger krampfhaft um den Hals hielt, irgendwie die Saiten runter drückte und meiner Gitarre Geräusche entlockte, die nicht anders klangen, als es wohl ein sterbender Schwan getan hätte. Eine Weile ließ ich Madame ausprobieren, ehe ich lachen musste. „Warte Süße…hier, der Finger muss da hin.“

„Cool! Und das ist jetzt D?“

„Nein, eigentlich eher A.“

„Ach menno…aber ich konnte ihn noch!“, beharrte sie freudig. Ich ließ ihr den Erfolg und nickte. „Klar. Die Namen kann man ja mal verwechseln…“

„Genau. Und jetzt?“

„Spiel den Ton mal an.“

Es klang schrecklich, weshalb ich die Augenbrauen hob. Sie verzog das Gesicht. „Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“

Fragend musterte ich ihre Hand, doch die griff richtig, also schaute ich zur anderen und musste schmunzeln. „Künstliche Nägel?“

„Ja, wieso?“

„Da geht das schlecht…zumindest höre ich immer, Frauen können nicht mit Nägeln spielen.“

„Waaaas?! Och nö…Shinji, mach was!“

„Ja warte doch~“, lachte ich und ging ihr mal ein Plektrum suchen. „Probier es mal damit.“

„Okay..das klingt schon besser oder? Aber richtig greifen schaffe ich trotzdem nicht…“

„Dann hilft nur eins…Nägel ab.“

„Nein! Mama hat die mir bezahlt, die kann ich nicht schon wieder abmachen lassen!“

Ich zuckte die Schultern. „Tja, dann musst du damit leben, nicht unsere neue Gitarristin werden zu können“, grinste ich nur. Fragend blickte Chi mich an. „Neue Gitarristin…? Aber habt ihr nicht einen…? Oder sucht ihr einen zweiten?“

„Nein…also ja…wir hatten einen. Aber der ist ausgestiegen.“

„WAS?!“

„Ja, leider. Zieht weg von hier, deshalb.“

„Aber…aber das ist doch dumm! Wie soll ich so je zu einem deiner Konzerte kommen?!“, wetterte sie auch schon los.

„Weiß nicht…“, schmunzelte ich und ließ mich nach hinten kippen, „Ehrlich gesagt haben wir noch keinen wirklichen Plan…ist erst gestern so gekommen…also sein Ausstieg.“

„Schade…ihr wart schon so gut…“, sanft streichelte Chiyoko mir über den Arm und stellte die Gitarre beiseite. „Aber ihr findet sicher jemanden.“

„Ja, sagt Mapa ja auch. Aber WIE ist dazu erst einmal die Frage.“

„Meinst du? Das ist ja nun das Leichteste“, blinzelte sie mich an. Verwirrt setzte ich mich auf. „Ach ja? Hast du eine Idee? Erzähl.“

„Naja…verteilt doch Flyer…“

„Meinte Mapa auch schon.“

„Und…?“

„Ich hab keine Ahnung was da drauf gehört und in Japanisch war ich noch nie wirklich gut, ich verschreib mich sowieso meistens.“

„Nimm den PC, so kann es jeder lesen. Du hast doch einen Drucker?“

„Ja, aber da weiß ich trotzdem nicht, was ich schreiben soll…außer ‚Gitarrist gesucht‘.“

„Das ist doch nicht dein Ernst? Mehr willst du nicht drauf schreiben?“

„Naja…kurz und knackig, oder?“

„Du spinnst“, sie schüttelte den Kopf und setzte sich an meinen PC, schaltete ihn ein. „Da gehört mindestens drauf, wie viele ihr seid, wen ihr halt sucht, was für eine Musikrichtung, dann das ihr es durchaus ernst mit der Band meint und jemanden von Dauer sucht…wie alt ihr seid, das ihr Studenten seid und euch eher Nachmittags/abends was auch immer trefft, dass ihr bereits einen festen Proberaum habt, mit Verstärker drum und dran, das der Neue auch eigene Texte und Melodien mit einbringen kann, weil ihr nur eigene Songs habt…Und dann musst du das ganze optisch und schriftlich so hinbekommen, dass es die Leute zum stehen bleiben und anschauen reizt, sie in den Bann zieht, weißt du?“

Perplex starrte ich Chiyoko an. Dann rief ich freudig: „Oh Cousinchen, ich liebe dich und deine Art!“, bevor ich ihr die Arme umschlang. Chi lachte nur und öffnete eins meiner Textprogramme. „Danke, dass weiß ich doch. Aber lass es nicht deinen Mapa hören, der versteht das nur falsch“, ein kurzes Zwinkern, dann nahm sie ihre Arbeit auf. Ich setzte mich neben sie. „Ach was. Der weiß, wie lieb ich dich habe und wie das gemeint ist~ Der ist eh ganz froh, dass ich keine Freundin habe.“

„Warum? Will dich nicht hergeben oder wie?“

„Ja, so ungefähr…“

„Mama ist genau das Gegenteil. Sie will dauernd, dass ich mich mit irgendwelchen Jungs treffe…ich hab aber keine Lust darauf. Naja, meistens sieht sie es schnell ein und lässt mich dann wieder in Ruhe…aber sag mal, du hast vorhin etwas erzählt…von so einem Mädchen, dass du süß fandest. Wie heißt sie?“

„Ich hab keine Ahnung“, grinste ich nur und neigte den Kopf, überlegte. „Hab sie bei der Schule neben der Uni gesehen. Sie wirkte so frech und fröhlich…Satoru meinte, die sei aber nicht einmal 16.“

„Ach so? Naja, als Junge sucht man sich doch eh jüngere…“

„Meinst du?“

„Die drei Jahre, Shinji, ich bitte dich…meine Eltern sind auch fünf Jahre auseinander“, murmelnd scrollte und tippte sie auf der Tastatur und dem Bildschirm herum.

„Aber deine lernten sich auch erst später kennen…“

„Gar nicht wahr. Meine Mum lernte Dad mit 19 kennen. Sie waren nur sehr lange schon zusammen, eh ich dann mal kam“, ein Grinsen zierte ihre Lippen.

„Meine Eltern waren nicht lange zusammen, als ich am Start war“, lachte ich darauf nur.

„Ich weiß Shinji. Die Geschichte habt ihr mir alle schon so oft erzählt, dass ich manchmal denke, es wäre meine eigene.“

„Tschuldige…aber ich hör die Geschichte halt so gern, da ich sie kaum glauben kann…“

„Du bist halt etwas besonderes Shinji. Ich bin froh, dass es dich gibt…sonst wäre Satoru vielleicht auch nicht bei Hizumi und Tsukasa und ich hätte ganz andere Freunde…“

„Stimmt…ich bin auch froh, dass es mich gibt~“, strahlte ich nur und lugte ihr über die Schulter. „Wow…wie machst du das?“

„Ehm…ganz einfach mit den Programmen, die du auf dem Rechner hast? Du hast nicht viel Ahnung davon, oder?“

„Nein“, gestand ich ehrlich, „Ich hab den PC nur zum chatten mit dir und Satoru, für meinen Unikram, zum Musik hören und bearbeiten…ja und so Zeug halt.“

„Hab ich es mir fast gedacht. Dabei hat…dein Dad sicher…dir ganz tolle Sachen drauf gemacht.“

„Ach so? Kann sein.“

„Du bist am PC genauso blöde wie ich an der Gitarre.“

„Kann sein“, nun musste ich lachen und kratzte mir verlegen am Kopf.

„Hm…am besten, du gibst mir weiter Gitarrenkurs und ich hab Geduld, dir deinen PC zu zeigen?“

„Abgemacht.“
 

~*~
 

Vielleicht eine halbe Stunde später hielt mir Chiyoko grinsend das fertige Endergebnis, den allerersten Flyer, unter die Nase. Staunend las ich alles noch einmal durch, ließ die Schrift und Farben auf mich wirken, ehe ich sie heftig drückte. „Jetzt liebe ich dich noch mehr!“

In dem Moment kam Mapa rein und starrte mich mehr als geschockt an. „Eh…Shinji?“

„Mapa!“

„Was…was machst du da…und dein Ausspruch…“

„Ach so“, ich musste lachen, „Schau nicht so, du alberst auch mit Nana rum! Schau mal hier, hat Chi für mich gemacht. Geil, oder?“, ich war aufgesprungen und hielt ihm den Flyer unter die Nase. Sein Gesicht nahm einen neugierigen Ausdruck an, ehe er grinsen musste. „Super…die müsst ihr nur vervielfältigen und überall aushängen…“

„Genau deshalb hab ich das Datum freigelassen, können sich die Jungs selbst aussuchen“, grinste Chi und fuhr derweil meinen PC wieder runter. Zero nickte nur und gab ihn mir wieder. „Wie gesagt, ihr schafft das. Wenn ihr was braucht…wir haben im Studiogebäude glaub ich einen Kopierer, Shin…“

„Ja, mal schauen, ich zeig das Morgen erst einmal meinen anderen zweien.“

„In Ordnung, leg ihn dir gut weg.“

„Hab es ihm gespeichert auf PC, der kann ruhig dreckig werden“, lachte es hinter mir. Mapa nickte erneut. „Wie dem auch sei…kommt runter, Nana will eine Runde Familienspiele machen.“

„Oh toll~“, lachend sprang ich auf und blickte zu Chi. Die grinste nur.

„Hm…sie will sicher Mensch-ärger-dic-nicht in Teams machen…“

„Dann bin ich sicher nicht mit Mapa im Team.“

„Ja…Onkel Zero verliert immer“, kichernd lief sie mir nach. „Wollen wir in eins?“

„Aber nur die erste Runde! Danach bin ich mit Mama in einem~“

„Gut…dann nehme ich dann Dad…“, grinste ich nur freudig, bevor wir ins Wohnzimmer liefen, wo schon besagtes Spiel auf uns wartete- dazu eine hämisch grinsende Nana, zwei neutral lächelnde Väter und ein jetzt schon zerknirscht aussehender Zero.
 


 

~~**~~
 


 

So, diesmal etwas eher das neue Kapitel. Immerhin kam ein neuer Charakter, Chiyoko, vor.
 

Liebsten Dank an meine Kommischreiber:
 

@Kanoe: *knuff* Nicht traurig sein :)
 

@Sixty69Nine: Oha, was ihr eurer Familie alles so antut xD" Wie war das Konzert? Kleinaki war es zu weit weg und Zeit hatte sie leider auch nicht.
 

@Michio: *dir zustimm* *mit däumchen drück ;)*
 

@Lucel: Ja, gibt es wohl^^ aber nicht bei jedem Chara, das ist der Unterschied zu den Tiernamen ;)
 

Freue mich auch weiterhin sehr über Kommentare, auch von lesern, die sich noch nicht gemeldet haben. Traut euch ruhig ;)!
 


 

~~**~~

5. - Mädchen- und Aufwachprobleme

5. - Mädchen- und Aufwachprobleme
 

Shinji in der familiären Runde
 

Der Tag gestern war noch richtig cool geworden. Wir hatten Mensch-ärger-dich-nicht, Monopoly, Twister und diverse Kartenspiele sowie Sing Star gespielt, was das ein oder andere Chaos herbeigeführt hatte. Meistens spielten wir zwei jungen Leute gegen unsere Eltern, die jeweils ein Team waren, oder alle gegeneinander (beim Kartenspiel) oder aber gegen die Männer bzw. dann Frauen. Zero wurde kurzerhand zu einer gemacht, was ihn…nun ja…nennen wir es mal sehr anpisste.
 

„Warum soll ich die Frau sein, verdammt?! Yoshi kann doch auch mal eine sein?!“

„Ich habe kein Kind bekommen“, wehrte dieser ab und trank zufrieden sein Glas Sake weiter.

„Na und?! Du kannst doch auch einmal eine sein!! Reicht doch, dass ich das über ein Jahr war!“

„Aber du bist Shinjis Mutter! Oder willst du unseren kleinen in eine Identitätskrise befördern?“, Dad deutete zu mir, worauf Zero mich ansah und ich sofort meinen Welpenblick aufsetzte. Ich konnte ihn quasi mit den Zähnen knirschen hören, bevor er die Arme verschränkte und sich zurücklehnte. „Macht doch was ihr wollt.“

„Juhuu! Willkommen im Team der Frauen!“, strahlte Nanako und drückte ihren Bruder, der jedoch sofort versuchte, sie von sich zu bekommen. Ja, in unserer Familie war halt so gut wie jeder knuddelbedürftig. Okay, wahrscheinlich eigentlich jeder. Außer Mapa.
 

Doch leider ging irgendwann auch mal der schönste Tag zu Ende. Es war bereits spät abends, als Mapa auf die Uhr blickte und erstarrte- man könnte meinen, wären seine Augen nicht angewachsen, dann wären sie ihm herausgefallen.

„Kami-sama! Shinji, du musst langsam ins Bett, ihr trefft euch doch morgen bei Zeiten!“

„Nein, erst später…“

„Wann ist bei dir später?“

„Um 10 Uhr.“

„Dann gehst du jetzt trotzdem ins Bett, weil wie ich dich kenne, geht es 10 Uhr los!“

„Ja, aber morgen sind keine Vorlesungen…“

„Was dann?“

„Irgend so ein Seminar…da kommt wieder so ein Leiter und wir dürfen in Gruppen arbeiten…“

„Dann gehst du erst Recht ins Bett!!!“

„Warum?“

„Weil du den armen Satoru sonst wieder schuften lässt, ich kenn dich doch!“
 

Okay, das kam so plötzlich, dass mir keine Ausrede einfiel. Erst nach kurzem zögern begann ich: „Aber Mapa…!“, ich setzte meinen Welpenblick erneut auf und klammerte mich an Chiyoko. „Mag noch mit Chi spielen!“

„Du benimmst dich wie ein Kleinkind, los jetzt!“, er packte mich am Arm und zog mich hoch. „Ab, duschen!“

„Kann ich morgen doch machen…!“

„DU GEHST JETZT!“

Entsetzt starrte ich ihn an, dann nahm ich meine Beine in die Hand und rannte los. Ja, ab und an bekam ich vor Mapa’s Wutausbrüchen noch Angst.

Hinter mir lachte es nur.
 

~*~
 

Zero zickt wieder herum
 

„Man, wie im Kindergarten…der Junge wird überhaupt nicht erwachsen…“, brummelte ich vor mich daher und begann, die Spiele einzuräumen. Die anderen lachten schon, weshalb ich aufschaute, schließlich blieb mein Blick an Chiyoko hängen. „Hast du morgen keine Schule?“

„Schule kann man das nicht mehr nennen, Michio. Sie hatte doch Prüfungen…“

„Weiß ich doch nicht, sorry…“

„Sie ist ein Jahr jünger als dein Sohn! Du solltest doch wissen, wie das bei ihm war.“

„Keine Ahnung, der Junge ist ein einziger Chaoskopf..“

„So schlimm ist er nicht. Ich mag ihn.“

„Du lebst ja auch nicht mit ihm zusammen, Miss Nanako!“, zischte ich ihr zu und bekam einen bösen Blick seitens Chiyoko und Karyu zugeschickt. Also bei Ersteren konnte ich es ja noch verstehen, aber bei…

„Karyu?!“

„Reg dich nicht immer über ihn auf! Irgendwann bekommt er noch Minderwertigkeitskomplexe deswegen.“
 

Oha, Häuptling Karyu hatte gesprochen. Der schützte Shinji immer. Selbst, wenn es unübersehbar war, dass er mal wieder Scheiße gemacht hatte. Aber irgendwie…bekam er auch immer wieder alles ins Lot, das ärgerte mich. Warum konnte ich das denn nicht so?

„Pah, wird er nicht einmal in hundert Jahren. Der kommt ganz nach dir und du hast sowas auch nicht.“

„NOCH nicht, Schatz, noch nicht.“

„Ach, meinst du jetzt, ich bring dich noch irgendwann dazu? Na danke. Weißt du…manchmal frage ich mich, was er außer der Langschläfrigkeit von mir hat. Okay, letzteres bin ich gar nicht mehr… also hat er kaum was von mir.“

„Das stimmt doch gar nicht, Schnuckelchen. Okay, er sieht mir sehr ähnlich…und ist mir im Verhalten auch sehr ähnlich…aber ob du es glaubst oder nicht, den Dickschädel hat er eindeutig von dir. Er lässt ihn nur nicht so raushängen, aber wenn, dann richtig…ich denk nur an seine erste Prügelei- in der Grundschule. Erinnerst du dich, als wir rein kamen und er und der andere Junge jeder auf einem Stuhl saßen? Shinji hat total das Gesicht verzogen gehabt zu einer beleidigten Grimasse, dann noch die verschränkten Arme und die blutige Nase…ich könnte heute noch über das Bild lachen“, nun musste er wirklich lachen, was mich zum Schmunzeln brachte. Dennoch..
 

„Ich fand das damals nicht so witzig…ich habe mich beim Direktor zig Mal entschuldigen müssen.“

„Da bist du aber nicht der Erste, Michi“, grinste Nanako sich nun ins Gespräch, „Bei dir waren Mama und Papa damals auch oft in der Schule.“

„Tu nicht so, als wärst du ein Unschuldsengel!“, drehte ich mich zu ihr um und grinste nun ebenfalls breit, „Wer hat denn dem Mädchen, das vor ihr saß, die Haare abgeschnitten, das eine Mal?“

„Pah, das war eine blöde Pute! Die hatte das verdient…außerdem habe ich sowieso nichts gesehen dadurch…ich denke, die brauchte nie Klopapier mit den langen….“

„Erspar uns bitte das Bild“, ich winkte ab und sah zu Karyu, schmunzelte nur. „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“

„Ist das ironisch gemeint?“

„Vielleicht. Trotzdem…warum hast du so einen guten Draht zu ihm, Karyu?“

„Du hast auch einen guten Draht zu ihm, Michio. An anderen fällt einem das nur eher auf.“

„Ja, aber er geht immer zu dir und ich muss meckern und…ach ich weiß auch nicht.“

„Das ist doch gut so, Michio“, fing Nana wieder an, „Er braucht das, denke ich. Karyu ist ein guter Vater, ja, aber erlaubt manchmal auch Dinge, wo du als Mutter denkst, das ist nicht gut, weil… du siehst die Dinge halt ein wenig strenger. Aber das ist nicht schlimm. Ihr ergänzt euch super… das ist wie bei mir und Saoto. Ich komme super mit Chiyoko aus, doch manchmal habe auch ich meine zickigen Tage, dann zieht sie sich lieber zurück und ist lieber mit ihm zusammen als mit mir. Da denke ich manchmal auch, was hast du jetzt falsch gemacht. Aber das ist doch normal, das kennst du doch von Mama und Papa sicher auch noch. Und auch wenn Shinji es nicht sagt, schätzt er deine Regeln doch sehr, denke ich. Genauso wie eben, wenn du ihn ins Bett jagst. Du willst nur sein Bestes. Und statt wie andere Jugendlich dann vielleicht zu sagen ‚Du kannst mich mal, ich bin alt genug‘, macht er es eben. Schau ihn an, er wohnt noch bei euch, und das sogar sehr, sehr gern. Und ich denke nicht, dass das allein an Karyu liegt. Michi, wir haben dich all die Jahre beobachten können, du bist ihm immer eine gute Mutter gewesen, dafür, dass er eigentlich nie geplant war. Ach und, er hat nicht nur deinen Dickschädel: Sondern auch deine Bassgriffel.“
 

Schweigend hatte ich sie betrachtet und musste nun sanft und leicht verlegen lächeln. „Danke Nana…das hast du lieb gesagt.“

„Nichts zu danken, du kennst mich doch. Außerdem hätte Karyu dir genau dasselbe gesagt, so wie er dich die ganze Zeit schon anschaut.“ Neugierig neigte ich den Kopf zu ihm und erntete ein heftiges Nicken, ehe er mich in seine Arme zog. „Hab dich soooooooooo lieb, Michio~“, schnurrte er zufrieden und quetschte mich weiter.

„Was…nur…lieb…“, presste ich hervor und schielte hinauf, wodurch er lachen musste. „Natürlich nicht. Ich liebe dich~“, damit ließ er wieder etwas locker und küsste mich zärtlich. Für einen Moment vergaß ich alles um mich herum und schloss die Augen, seufzte genießend in den Kuss. Doch dann zwickte mich irgendwas oder -jemand ins Genick, wodurch ich aufschrak.

„MAN! Was war das?!“, ich drehte mich um und blickte in das grinsende Gesicht meines Sohnes. „Bin fertig, Mami.“

„Was stehst du dann noch hier? Ab ins Bett!“

„Aber…aber ich will noch tschüssi sagen~“

Ich verdrehte nur die Augen. Ich hasste es, wenn er einen auf Kleinkind machte. Von wem er DAS wohl hatte…
 

~*~
 

Shinji kommt ins Gespräch und entwickelt Interesse…
 

Seufzend schloss ich meine Cousine in die Arme. „Du kommst doch bald wieder, oder?“

„Warum sollte ich denn nicht wiederkommen?“, hielt sie dagegen und knuffelte mich sanft. Ich verzog nur den Mund. „Du weißt wie ich das meine… ich vermisse manchmal die guten alten Zeiten…wo du, ich und Satoru fast jeden Tag zusammen waren.“

„Du hörst dich an wie ein alter Mann Shinji!“, lachte sie darauf nur und drückte mich. „Hey, Kopf hoch. Meine Uni ist ganz in der Nähe, ich komm euch dann öfters besuchen.“

„Versprich es.“

„Ja, ich verspreche es dir hoch und heilig, du Spinner! Aber nur, wenn du mir versprichst, die Zettel überall in der Stadt aufzuhängen.“

„Kann man da eigentlich nicht Ärger bekommen, wenn man die einfach irgendwo dran klebt..?“, kam es mir gerade in den Sinn. Chiyoko winkte ab. „Ach was. Egal. Das ist es doch wert, oder? Kleb es halt an keine Hauswand, such dir Pinnwände…in der Uni, im Supermarkt, in der Stadtinformation…sowas halt! Ach und wenn du mir das Dokument nochmal per E-Mail schickst, dann mit Datum Uhrzeit, dann kann ich auch schauen, ob ich es irgendwo verbreiten kann.“

„Du bist die Beste“, ich küsste ihre Wange, bevor Mapa sich mit einem „Ist das Liebespaar da drüben endlich mal fertig?!“, bemerkbar machte. Wir lachten und lösten uns. „Onkel Zero, ich glaube nicht, dass du mich als Schwiegertochter willst. Dann hast du noch eine mehr wie Nanako am Hals“, grinsend zwinkerte sie ihm zu, während ich nur dachte, er fällt gleich in Ohnmacht. „Bloß nicht!“, brachte Michio schließlich zustande, lachte aber und drückte Chi jetzt. „Dir alles Gute für das, was in der Schule noch ansteht…und ärger deine Mama mal schön für mich..“

„Hm…ersteres Danke und Zweiteres…mal sehen, wenn sie mich mal wieder nervt, ruf ich dich an und überleg mit dir fiese Strafen, Onkelchen.“ Lachend löste sie sich von ihm und lief zu meinem Dad, während Tante Nana was von ‚alte Giftspritze!‘ und ‚Na warte, wenn wir wieder da sind!‘ rief. Oh oh, sie war eindeutig doch mit Mapa verwandt.

Ich knuddelte noch meinen Onkel und schließlich auch Tante Nana, die sich wieder beruhigt hatte. „Bis bald Shinji…du kannst ja mal wieder zu uns kommen. Da fällt mir ein, ich hab sogar noch was für dich.“

„Ja?“, neugierig blickte ich sie an und erntete ein grinsendes Nicken.

„Ja. Wir waren letztens Saotos Eltern besuchen und dort shoppen…da habe ich einen Pullover gesehen, da musste ich sofort an dich denken. Nur hab ich dumme Gans den irgendwie zuhause vergessen, heute…“

„Du bist keine Gans, sondern ein Huhn“, bemerkte Zero nur trocken. Ich hingegen freute mich; wenn Tante Nana mir etwas schenkte, war es immer schön. Sie traf wirklich immer meinen Geschmack.
 

„So, macht euch endlich raus! Shinji soll ins Bett!“, damit schob Mapa die anderen auch schon zur Tür, die lachten und noch einmal winkten, dann jedoch zum Auto liefen. Ich blickte ihnen nach und grinste als Chi irgendwelche Körpersprache machte, die wohl so viel wie ‚ruf mich, bzw. schreib mich an‘ bedeuten musste. Verstehend nickte ich, dann krachte die Tür auch schon vor meiner Nase zu. „Ab ins Bett, junger Mann!“

„Mapa! Ich bin 19. Wann darf ich eigentlich mal entscheiden, wann ich ins Bett gehen darf? Satoru darf das auch selbst!“

„Ich weiß das du 19 bist Shinji, stell dir vor. Und DAS darfst du dann gern auch, wenn du 21 bist. Noch bist du minderjährig, wohnst bei mir und wenn ich sage du gehst, dann gehst du. Ich würde dich ja gern länger aufbleiben lassen, aber das hatten wir schon einmal! Erinnerst du dich? Du hast die Nacht mit Videospielen durchgezockt und kamst den nächsten Tag GAR NICHT aus dem Bett, weshalb ich dich krank melden musste! Und was Satoru betrifft: Der Junge ist vernünftig genug zu wissen, wann er müde ist, deshalb gibt es da auch keine Probleme.“

„Das war doch nur ein Versuch…gib mir noch eine Chance! Und hey, Satoru ist eine Strebernatur, was erwartest du?“

„Erstens: Nein, du hattest deine Chance! Du stehst so schon frühs nie auf! Und Zweitens: Rede nicht so von deinem bestem Freund und dem Sohn meiner Freunde!“
 

Damit schien das Thema gegessen, weshalb ich schnaubend von dannen zog. Zähne geputzt hatte ich, also sagte ich Dad im Vorbeigehen nur schnell Gute Nacht und verzog mich in mein Zimmer. Grummelnd kroch ich ins Bett und rollte mich ein. Solche Momente machten mich dann gut und gerne sauer. Dass er mir nicht vertraute, ärgerte mich da am Meisten. Musste er auch immer mit seinen Ziegenfüßen auf meinen Hamsterbäckchen herum trampeln?! Da hatte ich nie eine Chance! Seufzend stellte ich mir meinen Wecker, den ich sowieso morgen früh geflissentlich ignorieren würde. Schon allein wegen dem Gespräch eben.
 

Als ich kurz vorm Einnicken war, vernahm ich einen Lichtspalt im Zimmer. Blinzelnd blickte ich zu meiner Tür, doch erkennen konnte ich nicht viel. „Was zum…?“, murmelte ich müde und rieb mir über ein Auge, gähnte.

„Shinji..?“

„Mapa?!“, verwirrt setzte ich mich auf, er ließ sich auf meiner Bettkante nieder und seufzte. „Tut mir leid…ich will dich doch eigentlich nicht jedes Mal so angehen…aber du bist so stur und ich auch…weißt du, es ist nicht einfach, eine…Mutter und ein Mann gleichzeitig zu sein. Ich will einfach nur alles richtig machen.“

„Ich weiß doch…ich liebe dich doch auch so wie du bist, Mapa. Nur…mich hat das eben gestört…ich finde das ungerecht.“

„Wenn ich sage, du sollst ins Bett?“

„Ja…also wenn was Wichtiges los ist, versteh ich das ja…aber naja…Satoru wird nicht so kontrolliert. Der kann in seinem Zimmer bis was weiß ich wie viel Uhr machen, was er will.“

„Und das willst du auch“, stellte er ruhig fest und strich mir die Haare aus der Stirn.

„Ja….ich…ich bin 19! Die dürfen alle schon mit 16 entscheiden, wann sie ins Bett gehen…“

„Das würde ich dich ja ehrlich auch machen lassen…nur weißt du Nuss einfach nicht, wann Schluss ist.“

„Ich bin vom Hamster zur Nuss mutiert?“

„Nicht mutiert, degradiert.“

„Na danke…meine weichen Hamsterbacken waren mir lieber, als eine runzlige, nach Gehirn aussehende Schale.“

Zero musste lachen und wuschelte mir durch die Haare. „Spinner! Weißt du…wir können es ja mal ausprobieren. Ich lass dich den nächsten Abend machen, was du willst. Du kannst selbst auf die Uhr schauen. Wenn es klappt, darfst du in Zukunft selbst entscheiden. Wenn es nicht klappt, hatte ich Recht und du bist noch nicht so weit“, ich konnte sein Grinsen sogar im Halbdunkel sehen.

„Nächsten Abend? Nicht heute?“

„Heute noch?“, er klang verblüfft, schien dann abzuwägen. „Naja…wenn du willst…?“

„Ja! Ich hab ein Game von Satoru bekommen, was ich spielen muss!“, damit war ich wieder hellwach und sprang aus dem Bett, schaltete das Licht ein. Zero schaute äußerst dumm aus der Wäsche, schüttelte dann aber den Kopf. „Mach was du willst. Du hast eine Uhr und weißt, wann du aufstehen musst. Morgen früh wird sich zeigen, dass ich Recht hatte.“

„Werden wir ja sehen!“, grinste ich nur und schaltete meine Playsie ein.

„Jaja…wir sollten eigentlich um mehr wetten“, lachend gab Mapa mir einen Kuss auf die Stirn. „Also, bis morgen früh.“

„Ja! Bis morgen!“, euphorisch winkte ich ihm, bis er aus dem Zimmer war. Dann ließ ich mich auf den Boden fallen und begann grinsend das Spiel.
 

~*~
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, blickte ich in Satorus und Karyus besorgtes Gesicht, während Mapa ein wenig abseits, dafür aber mit triumphierendem Lächeln dastand.

„Shinji! Endlich, du bist wach! Kami-sama, ich dachte, du bist tot! Du hast dich echt gar nicht gerührt!“, begann Satoru hastig mich zurück im Reich der Lebenden zu begrüßen, ehe er mich drückte. Ich blinzelte nur, dann brachte ich ein verwirrtes „Hä?“ heraus.

„Zero sagte, er will dich nicht wecken, das könne ich ruhig machen. Und dann kam ich zu dir und deine Wecker klingelten alle und du hast nicht reagiert und deine Atmung war so flach, das…man, du hast mich so erschreckt, du Zombie!“

Ich blickte immer noch nicht so wirklich durch, aber dann wanderte mein Kopf doch langsam mal zu Mapa. „Heißt das…“, begann ich ruhig, ehe ich ihn böse anfunkelte, „Dass wenn Satoru nicht gekommen wäre, dass du mich nicht geweckt hättest?!“

„‘Werden wir ja sehen!‘“, äffte Zero mich nur nach und lachte leise, „‘Ich weiß wann ich ins Bett muss, immerhin bin ich 19.‘ oder irgend sowas war es doch, hm?“

Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Du bist so fies!“

„Ich sagte doch, dass ich gewinne! Sieh es ein Shinji, deine zig Wecker bekommen dich Schlafmütze nicht munter. Und da ich das genau wusste, hab ich auch nichts gemacht. Sollte Sato sich doch mit dir herumärgern.“
 

Oh man. Ich wusste, dass Mapa eine äußerst sadistische Ader hatte. Für gewöhnlich lebte er diese nur mehr an Dad, als an mir aus.

„Vati! Mach doch was~“, ningelte ich deshalb nur und blickte eben jenen an, „Darf er so mit mir umgehen?!“

„Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was hier abgeht“, meinte Angesprochener blinzelnd und blickte von einem zum nächsten, „Ich hab echt keine Ahnung Shinji~ Michio meinte nur, ich solle dich schlafen lassen…“

„Ja, weil er fies ist! Er hat mich reingelegt…“

„Hab ich nicht, Hamster! Wir haben gewettet und ich hatte Recht, das war alles.“

„Pah. Unfair.“

„Denk was du willst. Heute Abend geht es spätestens 22 Uhr ins Bett, nicht länger. Und wenn du weiter meckerst, dann noch eher. Also, steh auf, dein Frühstück wartet schon seit einer Ewigkeit auf dich~“, damit verließ Mapa freudestrahlend das Zimmer. Wir blickten ihm nur verwirrt nach.

„Also ehm…so fröhlich war er ja lange nicht mehr…ist ja fast schon gruslig..“, murmelte Dad, der um die Ecke hinaus in den Gang lugte.

„Kann mich endlich mal jemand aufklären?!“, begann Satoru ungeduldig und krabbelte einfach aufs Bett, setzte sich auf meine Hüften. „Was liegst du noch im Bett?! Warum weckt er dich nicht?! Warum muss ich das machen?! Rede!“, damit knallte mir mein zweites Kissen ins Gesicht. „Wah! Satoru!“, entrüstete ich mich und schob es beiseite, seufzte dann. „Wir hatten eine Wette am Laufen… ich darf so lang aufbleiben, wie ich mag…dafür muss ich auch selbstständig aufstehen. Und nachdem Zero wohl gewonnen hat, hat er mich liegen lassen.“

„Lass mich raten…du hast bis 3 Uhr morgens gezockt?!“

„Nein, nur bis 2.35 Uhr…“

Damit bekam ich das Kissen erneut ab.

„Du Idiot! Ich leih dir nie wieder ein Spiel!“

„Was denn! Bin doch jetzt wach…“

„Aber du hast sicher nichts vorbereitet für heute! Verdammt Shinji! Jedes Mal muss ich dich durch die Gruppenarbeiten boxen, du Penner!“, wütend erhob er sich von mir und seufzte schwer, tappte zum Schrank und schmiss mir mehrere Klamotten entgegen. „Zieh dich an! Wir sind spät dran.“

Dad, der uns nur schweigend zugesehen hatte, lächelte nun leicht, ehe er mit einem „Viel Spaß ihr beiden!“ und „Wenn Michi so gute Laune hat, muss ich das ausnutzen~“ aus meinem Zimmer verschwand.
 

Seufzend packte ich die Sachen und stand auf, wollte losschlurfen. Doch Satoru versperrte mir den Weg. „Wo willst du hin?“

„Meiner morgendlichen Dusche nachgehen…?“

„Das fällt heute flach, dusch heute Abend.“

„WAS?! Aber soll ich die Uni vollstinken?!“

„Pech, da musst du eher aufstehen. Heute ist dafür keine Zeit mehr.“

„Dann lass ich das Frühstück ausfallen.“

„NEIN!“, protestierte er laut, „Deine Eltern haben sich solche Mühe damit gemacht! Du isst das alles!“

Oha, dieser Feuereifer machte mir Angst. Satoru tickte selten so aus. Ich schrumpfte in mich zusammen und nickte nur leicht. „Oki..“, damit legte ich die Sachen wieder ab und zog mich halt um. Danach durfte ich gnädiger Weise sogar mal auf Toilette, Haare kämmen und Zähne putzen. Wow. Das jedoch in Eiltempo. Satoru besaß scheinbar auch eine sadistische Ader. Und sie war sogar noch grusliger als Mapa‘s.
 

Das Essen durfte ich dann sogar in Ruhe genießen, ohne Hast, welch glorreiches Geschenk. „Du bist so gnädig zu mir, Satoru“, nuschelte ich zwischen zwei Bissen.

„Halt die Klappe und iss weiter. Wenn wir heute nicht zu spät kommen, würde mich das gewaltig wundern…“, knurrte er nur und nahm dankbar den Kaffe meines Vaters entgegen.

„Wie hältst du das nur mit ihm aus, Karyu?“

„Weiß nicht? Mit Zero halte ich es doch auch aus, ich liebe die beiden einfach. Außerdem wecke ich Shinji eher selten, dass macht immer Zero…außer er ist krank.“

„Ich bin am überlegen, ob ich ihm zum nächsten Geburtstag so einen riesigen Wecker von einem Meter Durchmesser ins Zimmer stelle…“, murmelte Satoru nachdenklich und rührte in seiner braunen Brühe herum. Ich verzog nur das Gesicht und aß schweigend weiter.

„Ob das was bringen wird, ist fraglich…Ich denke, Shinji muss selbst erst Vater werden, damit sich das bessert.“

„Warum?“, Sato sah ihn überrascht an, Dad grinste nur.

„Bei Michio war das früher ganz genauso…nie aufstehen wollen“, er lachte, „Aber dann kam Shinji und als er dann frisch aus dem Krankenhaus bei uns war…oh, das war anstrengend. Wir mussten dauernd mitten in der Nacht aufstehen für füttern, Windeln wechseln oder einfach nur schmusen. Man verlor völlig das Zeitgefühl… und als er später in die Schule kam, mussten wir ihn ja wecken. Seitdem ist Zero kein so großer Langschläfer mehr. Gut, er bleibt immer noch eine Viertelstunde liegen, aber da stellt er sich den Wecker halt eher. Und das funktioniert auch immer, wir hören unseren Wecker ja.“

Neugierig musterte mein bester Freund mich. „Vielleicht…sollten wir einfach nur Shinjis Ohren kontrollieren lassen? Ich dachte immer, er träumt so viel, vielleicht hört er aber einfach nur schwer..?“

„WAS?! Das ist ja wohl die Höhe!“, entrüstete ich mich und wollte schon aufstehen, doch Satoru kam grinsend zu mir, legte mir kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Nur die Ruhe, Spinner. Komm, trink deinen Tee noch aus und dann ab in deine Schuhe, ich hol mal schnell deine Tasche“, damit verschwand er auch schon, ich blickte ihm nur grummelnd nach, dann schaute ich zu Dad. „Höre ich wirklich schlecht..?“

„Manchmal…aber wenn ich dich rufe und du nicht reagierst, hast du zu 100% nur deine Kopfhörer auf, also keine Sorgen. Ich meine, du hörst ja manchmal sogar nachts mich und Zero, und unser Zimmer ist am anderen Ende des Ganges.“

„Euch zu hören ist keine Kunst, Mapa ist nur zu laut.“

„WAS bin ich?!“, meinte eben jener, der jetzt in die Küche kam.

„Du bist zu laut beim Sex“, erklärte Dad nüchtern und mit einem Grinsen. Daraufhin schaute Mapa erst ungläubig, blinzelte, ehe sein Gesicht einen finsteren Ausdruck annahm und er rot anlief.

„SHIN…JIII!“, kam es geknurrt, „Du kleiner, perverser…Argh!“

„Was denn?“, meinte ich schulterzuckend und räumte ab.

„Immerhin habe ich Sex“, beruhigte Mapa sich wieder und grinste nur fies. Ich verdrehte die Augen. „Dann hoffe ich, ich bin später nicht auch mal so laut wie du.“

„Pah, will ich gar nicht wissen! Solange du hier wohnst, hast du mir hier keinen Sex.“

Satoru, der gerade reinkam, stockte und lief rot an. „Eh…müsst ihr das jetzt diskutieren..?“

Ich überging ihn einfach. „Das werden wir ja mal noch sehen.“

„So wie die Sache mit dem Aufstehen?“

„Mapa…!“

„Michio, sei nicht so fies. Wenn er mal ein Mädchen anbringt, wirst du ihm das ja kaum verbieten können. Außerdem warst du ja wohl kaum besser.“

„Was soll das heißen?“

„Dein Dad meinte, du brachtest mit 15 oder 16 deinen ersten Freund mit und hattest gleich mit dem Sex.“

„Gar nicht wahr!“

„Doch! Ich glaube deinem Vater.“

„Oh Gott, lass uns gehen, Shinji“, Satoru, der einen Streit wahrscheinlich schon voraussah, oder dem es einfach nur zu peinlich hier war, zog mich am Arm mit. Ich grinste nur und folgte ihm.
 

Draußen neigte ich dann den Kopf.

„Sato…?“

„Ja?“

„Denkst du, ich bin wirklich spät dran für mein Alter?“

„Mit was?“

„Sex…und so…halt..“, murmelte ich etwas verlegen. Satoru blinzelte, ehe er sich räusperte. „Ach was, gibt Schlimmeres... Immerhin machst du nicht mit jeder rum…Außerdem…Ich bin auch nicht besser…im Gegenteil, du hast wenigstens schon geknutscht.“

„Eben..!“, begann ich blinzelnd und lief neben ihm her, „Warum hattest du noch nie eine Beziehung? Dich himmeln genauso viele Mädchen an wie mich, auch jetzt in der Uni.“

„Ich weiß, aber…ich warte halt noch auf die richtige Person…bisher kam mir niemand unter, den ich näher mochte.“

Ich nickte, „Die meisten Mädchen sind immer so nervös…das ist, süß, aber man kommt mit keiner ins Gespräch, wenn sie nur mit hochrotem Kopf neben dir sitzen.“

„Deswegen hielten deine Beziehungen nie so lange…?“, entkam es ihm erstaunt, doch ich nickte. „Jede, die ich hatte, war so. Deswegen lief da nie weiter was…ich hasse das. Ich will lieber eine verrückte, mit der man Spaß haben und quatschen kann…so wie die neulich bei der Schule.“

„Du hast sie nur einmal gesehen, Shinji.“

„Aber sie war süß. Und quatschhaft und leicht quirlig…“

„Du willst sie nicht ernsthaft ansprechen, oder?“

„Warum denn nicht?“

„Oh man…mach was du willst“, seufzend blickte er auf seine Uhr und erschrak, dann schloss sich seine Hand fest um meinen Arm. „SCHEIßE! Nimm deine Beine in die Hand, sonst kommen wir zu spät!“, damit musste ich gezwungenermaßen nun auch noch rennen.
 

~*~
 

Heute war ein ziemlich langweiliger Tag. Wir kamen zwar noch rechtzeitig, aber die Gruppenarbeit war bescheuert, genauso wie der Typ, der uns was erzählte. Größtenteils war ich eh keine Hilfe, da ich zuhause nichts gemacht hatte. Das bekamen jetzt leider Satoru und unsere anderen beiden Gruppenmitglieder zu spüren.
 

Deshalb war ich froh, als der Tag um war, naja. Umso schöner war es, als ich danach mit Satoru noch Basketball spielen konnte. Nachmittags war manchmal in der Turnhalle neben der Uni die Gelegenheit für die Studenten, eben diese zu nutzen. Und nachdem wir nun keine Bandprobe hatten, gingen wir uns dort auspowern. Sportspiele gegen Satoru machten sowieso immer wieder Spaß, da wir beide ehrgeizig waren und gewinnen wollten- zudem auch gleichgut waren.
 

Nachdem wir uns also ordentlich ausgepowert hatten, liefen wir langsam Richtung nach Hause. Dabei kamen wir auch wieder an der Schule vorbei, weshalb ich Satoru hastig am Ärmel zupfte.

„Was denn?! Ahh, ich sehe schon“, er stöhnte genervt auf und rollte mit den Augen, als sich ein Lächeln auf meine Lippen schlich. Das süße Mädchen mit der bunten Mütze war wieder zu sehen. „Du hast dich scheinbar ernsthaft verknallt.“

„Lass mich doch..“, murmelte ich nur und beobachtete sie weiter. Sie lachte herzhaft und blödelte mit ein paar Freunden herum- zu meinem Bedauern auch Jungs.

„Sprich sie doch endlich an“, kam es nur gelangweilt von der Seite gemurmelt an mein Ohr. Verwirrt blickte ich zu Sato. „Ich dachte, du sagtest, sie wär nichts für mich?“

„So wie du wegtrittst, wenn du die Kleine siehst…“

„Ja aber…was soll ich denn sagen?“

„Weiß nicht…frag nach ihrem Namen.“

„Machst du das für mich..?“

„Bitte?! Bin ich dein Botenläufer? Nein, blamier du dich nur selbst.“

„Na danke.“

„Shinji…ich hab noch nie ein Mädel angesprochen…du hingegen schon oft, du kannst das! Ich nicht, als mach es selbst, na komm, gib dir einen Ruck!“

„Ja aber-“

„Nichts aber! Los jetzt, schau da läuft sie, sie ist gleich weg!“, er schupste mich nach vorn, ich blickte mich hilfesuchend um und entdeckte sie schließlich. Gerade, als ich mich in Bewegung setzte, kam ein Kerl auf sie zu und legte ihr einen Arm um. Geschockt blieb ich stehen, ehe ich seufzend den Kopf hängen lief. Da waren sie hin, meine Chance und meine Hoffnungen.
 

„Tut mir leid, man..“, murmelte Satoru, der zu mir trat und mir nun ebenfalls einen Arm umlegte, „Komm, lass uns nach Hause zu dir…ihr habt doch noch Eis da, oder? Lass uns eins essen, das macht gute Laune.“

„Will keine gute Laune…“, seufzte ich betrübt, lief jedoch mit ihm mit.
 

~*~
 

Karyu, der Mann im Haus
 

„KARYU?? Hält das Regal endlich?“, schrie Michio zu mir hoch, sodass ich so sehr erschrak, dass ich mir gleich den Kopf stieß. „Ahh…ja, ja…“, meinte ich nur und rieb mir besagte Stelle, „Das wird eine Beule…“

Wenig später konnte ich jemanden die Treppe hochstapfen hören, dann ging die Tür auf. „Was stöhnst du so rum? Hast du ohne mich Spaß?!“

„Wenn du dir den Schädel eintrümmern unter Spaß verstehst…dann ja, ich habe Spaß…“

„Ach, hat sich mein Schusselchen gerammelt?“, er kam auf mich zu und strich mir schmunzelnd über die Wange, besah sich dann jedoch den Hinterkopf, „Ist nichts weiter passiert…kein Blut.“

„Ich würde lieber was anderes Rammeln als das Regal…“, murmelte ich nur und grinste Zero zweideutig an, welcher mich geschockt anblickte. „Weißt du, bis vor drei Sekunden hatte ich noch Mitleid mit dir.“

„Hmm…“

„Was ‚Hm‘?“

„Ich hab mich gefragt, ob es bei dir auch sowas wie Mitleidssex gibt…“, sanft streichelte ich über seine Schulter und senkte meine Lippen, um etwas an seinem Hals zu knabbern. Der Lohn war ein Keuchen Michios.

„Du bist so ein unverbesserlicher, Sexbesessener! Wenn das so weiter geht, musst du nicht nur das Regal, sondern das Bett reparieren!“

„Ersteres ging nur kaputt, weil Ryu drauf rum gesprungen ist, Schatz. Und an Zweiterem wärest du dann sicher nicht ganz unschuldig“, grinsend schob ich ihn langsam zum Bett und drängte ihn darauf.

„Ach, wär es das?“, kam es nur vorwitzig zurück, weshalb ich lachen musste.

„Ruhe jetzt“, unterbrach ich ihn flüsternd, dann küsste ich meinen Michio zärtlich. Er zog mich näher, löste unsere Lippen jedoch noch einmal. „Ach..? Das bestimmst du jetzt einfach so?“, im Gegensatz zu sonst nahm sein Lächeln seinen Worten die Schärfe. „Ja, das bestimme ich jetzt so“, erneut folgte ein Kuss, ehe ich mit der Nase über seine Wange strich.
 

„Wolltest du nicht eben noch was von mir?“, brummte Zero nach einer Weile, in der ich ihn nur gestreichelt und geküsst hatte.

„Ja…aber ich bin noch am Überlegen, ob ich nur Kuscheln will oder mehr…“

„Mir wäre beides Recht. Hauptsache, du bist mal wieder bei mir….die Band nimmt uns schon wieder ziemlich ein…“

„Ja, aber es ist schön, dass momentan alles so gut läuft damit…zumal die Jungs groß genug sind, um allein bleiben zu können.“

„Ja…ein Glück gibt es Satoru. Ohne ihn wäre Shinji ein einziger Chaoshaufen…“

„Hmm…ich bin aber auch schon froh darüber, dass er nicht ganz allein zuhause bleibt. Er braucht einfach jemanden um sich herum.“

„Ja, er ist ein genauso Nähebedürftiger wie du, der ohne andere Menschen nicht kann.“

„Na und? Sei froh…ohne meinen Ehrgeiz wären wir nicht seit 19 Jahren zusammen.“

„Oha, willst du, dass ich dir dafür danke?“

„Warum denn nicht?“

„Soll ich jetzt auf Knien vor dir herumrutschen? Am besten noch im Dienstmädchenoutfit?“

„Oha, du kennst meine geheimen Fantasien…“

„Nichts da. Du weißt, dass ich das nicht anziehen werde. Ich habe oft genug für dich in Tanga, Korsett und Strapsen dagestanden, dass muss ja wohl reichen.“

„Das war aber vor 19, 20 Jahren~“, jammerte ich.

„Nichts da~ Ich bin froh, wieder normal zu sein!“, lachte Zero, wurde dann aber wieder nachdenklich. „Obwohl…manchmal habe ich diese Zeit seltsamerweise vermisst…weißt du, ich hatte mich fast daran gewöhnt.“

„Frag doch die Hexe, ob sie dich wieder zum Mädchen machen kann.“

„NIEMALS!“
 

Ich lachte nur, dann hörte ich ein zaghaftes Klopfen an der Tür, weshalb ich mich vorsichtig von Michio löste und aufsetzte. „Ja?“

Zögerlich öffnete sich das Holz und Satorus Kopf streckte sich hinein. „Hallo? Ich…störe hoffentlich nicht…?“

Fragend hob ich eine Braue und betrachtete ihn, doch da fiel mir diese Situation vom letzten Mal wieder ein, weshalb sich ein Grinsen auf meine Lippen stahl. „Nein, ganz und gar nicht. Was gibt’s, Satoru?“

„Wollte nur Bescheid geben, dass wir wieder da sind.“

„Wart ihr im Proberaum?“

„Nein, Basketball spielen.“

„Wo ist Shinji?“, mischte Zero sich ein.

„Unten, was Essen…“, murmelte Satoru und seufzte. „Er ist etwas geknickt.“

„WAS?! Schon wieder? Was hat er? Ist es wieder wegen der Band?!“, entkam es meinem Freund panisch und er sprang auf. Oha, da kamen seine Muttergefühle wieder durch…wie süß, ich liebte das.

„Nein, nicht wegen der Band…es ist nicht so schlimm wie gestern…er ist nur etwas geknickt.. Er hat seit zwei Tagen ungefähr ein Mädchen im Blickfeld, das ihm gefällt…doch das hat scheinbar einen Freund, naja“, er grinste nur schief, während meine Augenbrauen höher wanderten. Dann begann ich zu strahlen. „Mein Shinji ist verliebt..?“

„Ein klitzekleines wenig, ja“, lachte Satoru nur und lehnte sich an den Türrahmen.

„Waaaaaas?! Wie…heißt die?“, Zero schien das nicht ganz zu passen. Typisch. Er stichelte gern mal, dass Shinji keine Freundin hatte, andererseits war er mehr als glücklich, dass es noch nicht so war. Auch wenn er es nicht gern zugab: Er wollte noch nicht so wirklich, dass unser Kleiner erwachsen wurde. Alles, was damit zusammenhing, verfolgte Zero mit Schrecken. Bei jeder von Shinjis Freundinnen hatte er beinah einen Herzinfarkt erlitten. Und als das Ganze nach zwei Wochen Schwärmerei eh wieder zerbrach, führte er fast, wenn wir allein waren, Freudentänze auf. Ich hatte erst sehr viel später begriffen, warum das so war… Ich fand es irgendwie falsch, aber konnte Zero auch verstehen. Er wollte nicht loslassen, gab es nur nicht zu. Er konnte Gefühle nicht so ausdrücken, wie ich oder Shinji. Trotzdem…irgendwann würde er lernen müssen, loszulassen.
 

„Keine Ahnung“, murmelte Satoru und zuckte die Schultern. „Wir haben sie erst zwei, dreimal gesehen oder so. Sie geht auf die Schule neben unserer Uni.“

„Wie alt? Ein Jahr jünger als ihr?“

„Keine Ahnung, ehrlich nicht…“

„Wie sieht sie aus?“

„Ehm…lange, schwarze Haare…sie trägt immer eine orange-schwarze Mütze und albert mit Freunden rum.“

Ich begann zu strahlen, „Toll, da passt sie vielleicht zu ihm!“

„Hast du nicht gehört? Sie hat einen Kerl, Karyu. Tja, Pech für sie, Glück für uns. Also ich geh meinem Lieblingssohn jetzt erst einmal sein Lieblingseis machen. Das hilft gegen jeden Kummer~“, damit verschwand Michio freudig nach unten. Ich blinzelte nur, dann wandte ich mich seufzend Satoru zu. Doch dieser kam mir zuvor: „Er hängt ganz schön an Shinji“, kein Vorwurf, es war nur eine ruhige Feststellung.

„Ja, sehr…er hat Angst, dass Shinji eine Freundin haben könnte und auszieht deshalb.“

„Denk ich nicht, so schätze ich ihn nicht ein…obwohl, wenn er verliebt ist, macht er vielleicht noch mehr Blödsinn…“, seufzend ließ Sato die Schultern hängen, weshalb ich zu ihm trat und meinen Arm kameradschaftlich um ihn legte.

„Ach was, schlimmer als ich kann er nicht sein“, grinste ich.

„Ja, aber…wenn er eine Freundin hat, bin ich sicher nur noch Luft…“, seufzend löste er sich und folgte Zero in die Küche. Verwirrt sah ich den beiden nach. War denn hier jeder so abhängig von meinem Sohn…?
 


 

~~**~~
 


 

Liebsten Dank an:
 

@Sixty69Nine: Oha! Du glücklicher Mensch ;) Mir war's nicht vergönnt, aber gut. Ich lege mich schon zu sehr mit meinen Lehrern an, als das ich mich noch für ein Konzert freistellen lassen könnte *lach*
 

@Lucel: xD" Jap, die gute Nana...und vergiss Chiyoko nicht! Ich liebe das Mädel ;)
 

@Seika-chan: Holla, schon seid ihr drei! Habt ihr euch auch alle auf'm Konzi getroffen xD?
 

@Kanoe: *hust* Ich kann doch nich jeden hier verschwulen x'D"
 

Bis bald~
 

~~**~~

6. - Kopier- und Papierchaos, oder auch: Was Flyer so alles bewirken können

6. - Kopier- und Papierchaos, oder auch: Was Flyer so alles bewirken können
 

Shinji beruft den Bandrat ein
 

Der nächste Morgen war nicht erwähnenswert. Er lief im selben Ritual wie immer ab und nach der Uni, die recht kurz kam, galt es viel zuhause im Selbststudium zu erarbeiten. Am späten Nachmittag schließlich kam ich endlich zu meiner wohlverdienten Freizeit. Satoru, der olle Streber, holte mich ab, da er wohl mal wieder schneller im Erarbeiten seiner Aufgaben gewesen war.

Und so machten wir uns auf zum Bandtreffen. Oder eher das, was von der Band noch übrig geblieben war. Seufzend warf ich meinem Bass einen traurigen Blick zu. Wann würde ich mein Baby mal wieder so richtig spielen können…? Die nächste Zeit wohl nicht, denn uns fehlte der Gitarrist. Und um genau das zu besprechen, wie es nun weiterging, trafen wir uns.
 

Beim Proberaum angekommen, klinkte Satoru, doch es war auf. Und als wir hereinkamen, war Nabu bereits da. Er lächelte uns an, auch wenn er nicht so grinste wie sonst. „Hey, ihr beiden. Bin auch erst vor einer Weile rein.“

„Hi Nabu“, ich drückte den Rothaarigen sanft und trat zur Seite, um Satoru Platz zu machen. Während die beiden sich nun umarmten, schob ich zwei Stühle für uns heran und ließ mich auf einen davon fallen; Satoru nahm den anderen ein.

Und dann…geschah nichts. Wir schwiegen uns an. Ziemlich lange sogar. Das lag wahrscheinlich daran, dass mein und Nabus Blick erwartungsvoll auf unserem Leader ruhten, welcher jedoch grübelnd auf den Boden sah. Als er aufblickte und unsere Blicke ihn fast zu durchbohren schienen, begann er ruhig:
 

„So…hiermit berufe ich die Gruppensitzung ein. Nein im Ernst…ich hoffe, ihr habt euch Gedanken gemacht. Weil mir fiel nicht viel ein…außer Shinji habe ich nun einmal kaum Freunde, die ich ansprechen könnte. Aber Shinji, du sagtest du hättest was.“

Blinzelnd starrte ich Satoru an, ehe ich verpeilt nickte. „Ja, ja, klar, Moment….“, damit begann ich auch schon, in meiner Tasche herum zu suchen und zog schließlich den Flyer strahlend hervor. „Den habe ich zusammen mit Chi gemacht. Sie hat mir sehr dabei geholfen…Sie meint, wir müssten nur noch Datum und Uhrzeit eintragen…und wenn das feststeht, soll ich ihr eine Kopie schicken, weil sie würde die Flyer dann auch verteilen oder so.“

Begeistert zog Nabu mir das Blatt aus den Händen. „Cool! Und das habt ihr gemacht? Auch den geilen Rand?“

„Ja“, grinste ich nur stolz, gestand dann aber: „Meine Cousine kommt mit meinen Computerprogrammen besser zurecht als ich…“

„Das ist kein Wunder, das kann jeder besser als du. Du kannst nur mit dem Internet umgehen…“, murmelte Satoru, was mich zum Schmollen brachte. Eine Weile ließ ich sie den Zettel durchlesen und betrachten, dann konnte ich mir ein: „Und? Wie findet ihr es?“ nicht verkneifen.

„Total geil“, gab Nabu geplättet zu, „Ich würde das so lassen.“

„Dann sind wir schon zu dritt“, grinste unser Leader, „Aber…wie bekommen wir das Ding massig produziert? Wie viele machen wir überhaupt? Wann machen wir das Vorspielen? Wo hängen wir sie aus? Wir können sie nicht überall dran pappen, sonst bekommen wir noch Ärger.“

„Ach was, das muss uns erst einmal einer nachweisen, dass wir das gemacht haben. Wenn sich jemand bei uns beschweren will, können wir immer noch sagen, wir wüssten nichts von den Flyern.“

„Toll, und wer hat die bitte dann verbreitet?“

„Na wahrscheinlich Freunde von uns…die wissen von unserer Lage und haben sich das wahrscheinlich einfach einfallen lassen. Wir haben die Flyer selbst erst entdeckt“, erklärte ich mit Unschuldsmiene Satoru in der Vorstellung, dieser sei ein Polizist oder sonstiges. Grinsend schüttelte er den Kopf. „Na gut…und der Termin?“

„In 2 oder 3 Wochen?“, schlug Nabu vor, „In einer Woche ist vielleicht etwas kurzfristig.“

„Denke ich auch…Am besten an einem Wochenende, oder?“

„Ja, ich denke mal, da haben die Leute eher Zeit…“

„Hm…zur Not steht hier ja, wir treffen uns unter der Woche, falls da wer mit Probleme haben sollte, brauch er ja nicht vorbeikommen“, murmelte ich mit einem Blick auf den Zettel.

„Und wie produzieren wir die nun? Mein Computer hat nicht endlos Tinte“, seufzte mein Eulchen. Mein Blick fiel auf Nabu. „Was ist mit dem Ding?“, ich nickte in die Ecke des Raumes. Uns wurde hier unter anderem auch ein alter Computer mit Drucker zur Verfügung gestellt.

„Vergiss es, der hat keine Tinte mehr“, erklärte der Rothaarige. „Ich kann euch ja was ausdrucken, aber ich denke mal, dass man das in einem Shop billiger machen lassen kann, als wenn ich meine ganze Patrone jetzt dafür verballer.“

„Moment…“, fiel mir da etwas ein, „Wir könnten unsere Eltern fragen, Sato. Die haben was gemeint von wegen in ihrem Gebäude gebe es einen großen Scanner.“

„Ja genau! Das mir das nicht eher eingefallen ist!“, der Braunhaarige neben mir fuhr auf, „Stimmt, die haben im Gebäude dort so ein Mordsteil. Wir können ja fragen, ob wir den nutzen dürfen, wenn nicht, suchen wir uns einfach einen Shop…“

„Gut, wäre das geklärt…und wie viel drucken wir überhaupt?“

„Eh…50 mindestens?“, erklärte Nabu schulterzuckend. Satoru zog die Brauen hoch. „50 reichen ja wohl auch…oder willst du die ganze Stadt zupflastern damit?“

„Ne, das nicht….aber hey, ich weiß schon, wo ich die aufhänge“, der rothaarige Teufel grinste wie verrückt. Unser Sänger sah ihn nur ohne mit der Wimper zu zucken an, ehe er meinte: „Lass mich raten, in deinem Shop und dann verteilt deine Freundin noch welche.“
 

Ertappt blickte Nabu zu Boden. „Nicht gut, die Idee…?“

„Doch. Aber du bist zu durchschaubar für ihn“, lachte ich nur. „Aber das sind gute Plätze…in deinem Musikladen kommen ja sicher die ein oder anderen jungen Kerle vorbei und im Club bei Kei-chan auch.“ Ich lächelte beim Gedanken daran. Nabus Freundin Keiko war eine hübsche, liebe junge Dame, 1 Jahr älter wie er und arbeitete in einem Club…sozusagen unserem Club. Dort zogen auch ich und Satoru uns mal auffälliger an- auch wenn wir nichts im Vergleich zu unserem dauerbunten Farbtopf waren. Ich fragte mich immer, wie jemand, der so aussah wie Keiko, an jemanden, der halt aussah wie Nabu, gelangen konnte. Am Ende war es auch egal, sie war super lieb und wir kamen dank ihr auch ab und an mal an Alkohol- auch wenn ich da immer mehr aufpassen musste. Das eine Mal hatte ich mich vor einem Jahr so sehr betrunken, dass Mapa total ausgetickt war. Zur Strafe durfte ich im Garten schlafen. Gut, dass da Sommer gewesen war.
 

„Aaaalso..“, begann Satoru und sah uns beide ernst an, „Wir fragen unsere Eltern, ob sie uns ausnahmsweise in der Hinsicht mal helfen und uns die Blätter vervielfältigen können. Dann entscheiden wir, wo wir sie überall aufhängen, teilen sie durch drei und dann geht jeder sie irgendwo anders anbringen?“

„Gute Idee…aber da sollten wir vielleicht doch lieber 60 drucken, lässt sich besser durch 3 teilen“, warf ich überlegend ein.

„Okay, dann halt 60. Frage: Gehen wir jetzt alle zusammen zu unseren Eltern, soll jeder einzeln bei sich nachfragen oder wie wollt ihr das klären?“

„Naja, ich hab Zeit. Ich komm gern mit euch mit, Jungs“, Nabu vollzog ein breites Grinsen, in das ich einstieg. „Ja, genau! Wir gehen zu mir und danach…können wir allesamt ein wenig zocken oder mit den Instrumenten üben oder so…“

„Cool, bin dabei! Sag mal Shinji, hast du noch dein Motorrad?!“

Schnell hielt ich mir einen Finger an die Lippen. „Schhht! Satoru sitzt neben mir~“

Eben dieser begann zu lachen. „Spinner. Nur weil ich mit deinem Mapa gut auskomme, verrate ich ihm doch nicht alles. Wenn du dir das Genick brichst, bist du selbst schuld.“

„Hey! Ich kann fahren, Dad hat es mir gezeigt! Ich bin nur nicht Volljährig, das ist alles…“ Auf mein Brummen hin verdrehte Sato die Augen, während Nabu mich neugierig musterte. „Ich bin es, aber ich bin schon zwei Mal durchgerasselt durch die Prüfung, naja… Warum hat dir dein Dad das eigentlich beigebracht?“

„Weil ich gebettelt habe wie verrückt“, lachte ich nur und dachte zurück, „Damals war ich 16 oder 17…das war so krass, als ich das alte, verstaubte Ding in der Garage fand. Dad meinte, dass hat er mal vor langer Zeit gefahren… noch bevor er mit Michio zusammenkam. Dann hat er es eine ganze Weile nicht gefahren und lieber das Auto genutzt. Und später sei er nur noch ab und an gefahren… Mapa hatte Angst, dass er sich seinen ‚Giraffenhals‘ bricht, hat er gemeint…“

„Und deshalb darfst du nicht fahren.“

„Jap. Erstens, weil ich keinen Schein habe und zweitens, weil er so Angst um mich hat..“

„Und das nicht unbegründet. Shinji, tut mir leid das zu sagen, aber du bist und bleibst nun einmal ein Chaoskopf. Ich verstehe ihn zu Recht… Außerdem, wenn man dich erwischt, gibt es gewaltigen Ärger.“

„Ich weiß ja“, langsam fasste ich nach meinem Zeug und lief den anderen beiden nach, die schon auf dem Weg nach draußen waren. „Aber ich kann es wirklich. Und ich mach es nur noch ganz selten, da Mapa da ein Auge drauf hatte…vor allem, als ich betrunken nach Hause kam, das eine Mal.. er denkt, ich würde dann vielleicht auf dumme Ideen kommen und fahren.“

„Ist gar nicht so weit hergeholt, seine Angst… Als du mal bei mir zuhause warst weil du dich betrunken hattest, da kamst du zuerst auf die Idee, nach Mitternacht unsere Blumen im Garten gießen zu wollen. Und das mit einem Eimer, wo du gerade dabei warst, über den Zaun zum Nachbarn zu klettern, um das Wasser aus dessen Teich zu holen- obwohl der Gartenschlauch direkt vor deinen Füßen gelegen hatte.“

Nabu brach in schallendem Gelächter aus, während ich mich nur räusperte. „Ja okay, das war eine dumme Idee. Aber das war nicht gefährlich!“

„Doch, wenn er dich erwischt hätte. Außerdem ist der Zaun auch nicht ohne…“, murmelte Satoru nur und seufzte, ehe er wohl nach neuen Einfällen kramte. Dann schien er wohl einen zu haben.

„Und was war an dem Tag, wo du so Anschiss von Zero kassiert hast? Da hast du dich vorher im Club mit so einem Riesen angelegt.“

„Ja, aber nur, weil der zu mir sagte, ich solle nicht im Weg stehen und mich dann geschupst hat.“

„Ja, woraufhin du ihn fragtest, ob er schwul wäre, weil er dich so angetatscht hätte…worauf er nur meinte, er bliese dir gleich das Hirn deswegen raus, weshalb ich dich dann schnell weggezogen habe.“

„Pah, der hätte keine Chance gehabt. Der Türsteher hat schon geschaut, ob der einen Streit anfängt.“

„Wie dem auch sei…an dem Abend wärst du jedenfalls fast noch zweimal überfahren worden… das erste Mal, weil du angeblich das arme Zebra von der Straße aufheben wolltest, als wir an einem Zebrastreifen vorbeikamen- weil du meintest, es könne ja mein Vater sein. Und das andere Mal hast du die Straße für einen Dancefloor gehalten, weil irgend so ein Typ seine Musik voll aufgedreht hat.“

„Das…och man! Dann bin ich halt seltsam drauf, wenn ich was getrunken habe!“, gestand ich schmollend, während Nabu schon heulte vor lauter lachen.

„Oh Kami-sama, Shinji! Ich muss dich unbedingt mal abfüllen, wenn wir wieder in einen der Clubs gehen!“ lachte der Rothaarige, während er mir einen Arm umlegte. Ich grinste nur und zuckte die Schultern. „Nicht demnächst…aber irgendwann mal Nabu, irgendwann sicher.“
 

~*~
 

„Aha…und ihr wollt also jetzt, dass wir euch irgendwie die Blätter vervielfältigen?“, fasste Mapa unsere Erzählungen zusammen. Alle drei nickten wir brav.

„Wir hätten auch meine Eltern fragen können, aber soweit ich weiß, sind die wohl wie immer um die Zeit donnerstags einkaufen“, kurz blickte Satoru auf seine Uhr, ehe er grinste. Zero schwieg, dann setzte er sich neben Karyu an den Tisch. „Naja, der Kopierer ist ja dafür da…aber 60 Blätter?“, fragend blickte er zu meinem Dad, der nur die Schultern zuckte und schmunzelte. „Warum denn nicht? Notfalls bezahl ich das alles, wenn jemand Geld verlangt…Hauptsache, ich kann meinen Jungen mal irgendwie unterstützen, der lässt sich ja sonst nie helfen“, sein warmes Lachen ertönte, sodass ich hastig die Arme um ihn schloss. „Vielen, vielen Dank Dad!~“

„Schon okay Shinji. Wann wollt ihr das fertig haben?“

„So schnell wie möglich…?“, unschuldig lächelnd löste ich mich wieder.

„Wusste ich es!“, lachte Papa Yoshi nur, „Aber kein Problem, heute ist eh ein ruhiger Tag, da schau ich nachher noch einmal im Studiogebäude vorbei. Will jemand mit?“

„Eigentlich wollten wir jetzt eine Runde bei Shinji im Zimmer zocken“, warf Nabu grinsend ein.

„Oha, na dann viel Spaß. Kommst du mit, Michio?“

„Mal sehen…ja, vielleicht, mir ist eh langweilig“, seufzend stand er auf und räumte seine Tasse weg. Blinzelnd betrachtete ich ihn, wandte mich dann aber wieder meinem Vater zu. „Wie dem auch sei…vielen lieben Dank!“

„Ach was, nicht dafür. Aber hey, ihr müsst hier noch ein Datum eintragen, sonst könnt ihr 60 Blätter per Hand damit beschriften.“

„Stimmt…“, ich nahm unseren Aushänger und stellte mich vor den Kalender in die Küche; beriet mich mit meinen Jungs. Wir einigten uns auf das Wochenende in 3 Wochen. Satoru -der mit der besten Handschrift- trug es schließlich fein säuberlich auf unsere Vorlage auf, die ich grinsend Giraffendad überreichte. „Hier, bitte schön~“

„Danke. Gut, dann viel Spaß beim Spielen, ich bring sie euch später vorbei.“

„Geht klar“, damit verzogen wir uns auch schon allesamt.
 

~*~
 

Wir hatten vielleicht zwei Stunden lang gezockt und Gitarre sowie Bass gespielt, als Dad anklopfte und eintrat. „Jungs? Hier habt ihr euer Papier“, grinsend legte er den Stapel auf meinen Schreibtisch ab, bevor wir schon zu jubeln begannen. „Danke! Man, du bist unsere Rettung, Dad. Was schulde ich dir?“

„Nichts, du bist mein Sohn!“, lachend wuschelte er mir durch die Haare und setzte sich zu uns aufs Bett. „Braucht ihr sonst noch Hilfe?“

„Nein, geht alles schon klar, denke ich.“

„Wir können ja-“

„In euren Kreisen herumfragen? Nein danke, Dad…wir schaffen das schon.“

Er lächelte nur und nickte, ehe er mir kurzerhand einen Kuss auf die Stirn drückte. „Ich versteh schon, ihr schafft das allein. Ich bin stolz auf dich…viel Spaß euch noch“, damit verschwand er auch schon wieder aus dem Zimmer. Nabu neben mir seufzte laut auf.

„Ihr habt so tolle Eltern…ich hätte gern auch solche..“

„Was? Schwule?“, fragte Satoru nur ironisch und zupfte eher erfolglos auf meiner Gitarre herum.

„Ist doch egal, wie oder wen sie lieben…meine waren nie so verständnisvoll! Meine sind total verkrampft auf Regeln und so einen Kram, deshalb bin ich da weg.“

„Wurdest du nicht enterbt deshalb?“

„Na und?“, der Rothaarige zuckte die Schultern, „Lieber leb ich mein Leben, so wie ich es will, als zu etwas gezwungen zu werden. Man lebt nur einmal so, wie man ist.“

„Stimmt…“, murmelte ich nachdenklich, blickte dann aber wieder auf. „Hey, lasst uns nicht Trübsal blasen. Wir sollten lieber überlegen, wo genau wir unsere Zettel verteilen!“ Unser bunter Vogel nickte zustimmend, „Ja, genau. Holt mal den Stadtplan raus, ich sortier währenddessen die Blätter in drei Stapel!“
 

~*~
 

Und so kam es, wie es eben kam. Ich stand am nächsten Nachmittag mit einem Stapel von 20 Blättern in den Händen auf der Straße und starrte auf den Stadtplan. Nabu und Satoru hatten sich schon längst von mir verabschiedet, um ebenfalls ihre Stapel zu verteilen. So stand ich also allein da und schaute, wo ich zuerst hin musste. Zum Glück hatte ich es nicht so weit, sondern musste nur die nähere Umgebung damit vollpflastern. Ein breites Grinsen breitete sich beim Gedanken daran auf meinem Gesicht aus. Wir hatten gestern ausgelost und ich hatte das für mich eben Praktischste gezogen. Sato hatte abgekotzt, da nur wir beide gelost hatten. Nabu kam aus einer anderen Ecke und verteilte deshalb dort sein Zeug.

Ein Liedchen meiner Eltern vor mich daher pfeifend, lief ich also durch die Straßen und machte meine Blätter fest- An Wänden, Aushängetafeln oder Strommasten. Wer Probleme damit hatte, würde sich schon melden.
 

Natürlich führte mein Weg mich auch an der Uni vorbei- diese war zum Glück auch noch offen, wo ich an das Brett der Club- und Freizeitaktivitäten eben auch mein Blättchen hing. Hier sahen eh nur junge Leute dran, nicht die Professoren.

Nebenan bei dem Schulkomplex machte ich auch sichtbar welche an die Lampen, vielleicht gab es ja ein paar gute Oberschüler dort..? Egal welches Alter, Hauptsache sie konnten Gitarre und waren umgänglich, mehr wollten wir im Moment eh nicht.
 

Als ich gerade da stand, mit Klebeband im Mund, dem weniger gewordenen Blätterstapel eingeklemmt zwischen den Beinen und mit den Händen an einem neuen Blatt herumfummelnd, hörte ich ein paar Schüler vorbei laufen. Ich beachtete sie nicht weiter, bis mich jemand ansprach.

„Hey du! Was machst du da?“, ich dachte schon, jetzt gab’s von irgendeinem Direktor Ärger oder so. Als ich mich jedoch umdrehte, blickte ich in das lächelnde Gesicht eines Mädchens. Als ich erkannte, dass es das Mädchen mit der Mütze war, wurden meine Augen unsagbar groß. Das konnte doch nicht wahr sein!
 

Kurz musste ich überlegen, was sie mich eigentlich gefragt hatte, bis ich ein: „Ich verteile ein paar Zettel…“ murmelte. Ich lächelte sie an, wenn auch eher missglückt. Mir wurde auf einmal ganz warm und ich musste schlucken. Was war nur mit mir los?

Neugierig beugte sich die Kleinere zu mir und begann laut die Überschrift „Gitarrist für Hobbyband gesucht“, zu lesen. Dann strahlte sie, was mich fast plättete. Sie sah so schön aus, wenn sie lächelte.
 

„Cool! Du bist in einer Band?“

„Ehm ja…“, stammelte ich, riss mich dann aber zusammen. Bei dem Thema Musik war ich auf meinem Gebiet, da brauchte ich nicht nervös sein. „Ich bin Bassist und wir suchen halt einen neuen Gitarristen..“

„Neuen? Was ist mit dem alten?“

„Der zieht weg…“

„Oh, wie schade. Aber hey, ich denke schon, dass sich da jemand melden wird, zumindest hoffe ich es für euch“, sie zwinkerte mir zu, wodurch ich ein verlegenes „Danke..“ hervorbrachte.

„Kein Problem. Ich wollte nur wissen, was du hier festmachst…ich hab dich schon einmal gesehen, kann das sein?“

„Eh ja..ich gehe seit diesem Jahr an die Uni nebenan…davor war ich bei dir auf der Schule.“

„Ah, ja! Ich hab dich schon einmal hier vorbei laufen sehen…du gehst immer mit so einem Jungen, der hat auch hellbraune Haare wie du, oder?“

Ich musste lachen. Wer hatte hier eigentlich wen beobachtet? „Ja, das ist mein bester Freund, geht auch auf die Uni.“

Sie nickte, „Wie heißt du eigentlich?“

Wow, entweder, sie fand mich interessant, oder aber war einfach nur sehr neugierig. Aber mir war im Grunde beides Recht. „Mein Name ist Shinji. Und du?“- Die Frage hatte ich mir nicht verkneifen können. Nicht, nachdem ich endlich mit dem süßen Mädchen ins Gespräch gekommen war!
 

Sie neigte den Kopf und antwortete schließlich: „Nenn mich Mi-chan.“

„Mi-chan? Der steht für was? Midori?“

Sie begann zu lachen. „Nein. Aber wenn ich dir das sage, starrst du mich nur an.“

„Warum sollte ich? Ist der so schlimm?“

„Das nicht, ich mag ihn sogar sehr…Aber die Leute machen immer große Augen, wenn sie wissen, wie ich heiße.“

„Aha…“, gab ich etwas planlos von mir und kratzte mich am Kopf. Ich wusste nicht so Recht, was ich davon halten sollte. Doch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, wechselte sie das Thema: „Wie alt bist du, Shinji? Mindestens 18 oder? Also wenn du zur Uni gehst, denk ich…“

„Ich bin 19, ja“, grinste ich nur und stellte wieder meine Gegenfrage. Immerhin hatten ich und Sato letztens schon gerätselt, wie alt sie wohl war. Mi-chan strahlte mich an, dann meinte sie schließlich: „Ich? Ich bin 15~“

Daraufhin entglitt mir das Gesicht völlig. Das war ja noch jünger, als wir geschätzt hatten! Oha, dann konnte ich sie mir wohl doch abschminken…mit 15 hatte man doch kein Interesse an 4 Jahre älteren Jungs…oder?

„Was denn? Shinji, du schaust so verdattert, hab ich dich erschreckt?“, lachend wedelte sie mir vorm Gesicht herum. Zugegeben, es klang sehr süß, wenn sie meinen Namen aussprach.

„Eh…nein…also ich hatte dich nur nicht SO jung eingeschätzt…“

„Wirklich? Danke schön“, sie schmunzelte, dann wurde von weiter weg ihr Spitzname gerufen. „Ich komme gleich! Wartet auf mich!“, sie winkte den paar Mädchen die gegenüber an der Schulmauer standen und uns ansahen, dann drehte sie sich wieder zu mir. „Ich muss los, wir haben noch zu tun, Hausaufgaben und so… aber war schön mit dir zu plaudern, Shinji. Ihr findet euren Gitarristen schon“, sie zwinkerte mir zu und eilte zu den Mädchen, mit denen sie schließlich verschwand. Eine Weile sah ich ihnen nach, beobachtet, wie Mi-chan wieder mit ihnen herumalberte und scherzte. Automatisch musste ich lächeln.
 

Doch dann erschrak ich, als sich eine Hand auf meine Schulter legte.

„WAHH!“, entkam es mir deshalb nur geistreich. Vor Schreck keuchend blickte ich in Satorus Gesicht, der mich nur irritiert betrachtete.

„Sag mal bist du immer noch nicht fertig?“

„Mit was? Mit meinem Leben?! Naja fast, denn du hast mich ja beinah umgebracht!“

„Haha, ich meinte die Zettel.“

„Nein…hab noch drei.“

„Du bist ja lahm…bist du zwischendurch eingeschlafen oder was?“

„Nein, ich…“, ausweichend blickte ich mich um und entdeckte in der Ferne noch Mi-chans Mütze, wodurch ich wohl begann zu lächeln. Denn die alte Eule neben mir folgte meinem Blick, grinste dann aber ziemlich eindeutig. „Lass mich raten…du hast wieder geglotzt.“

„Nein!“, erwiderte ich, „Ehrlich, ich hab nicht geschaut…ich war beim Aufhängen..und da hat…naja, da hat sie mich angesprochen.“

„Wer ist 'sie'? Du meinst die Kleine mit der Mütze?“

„Ja, genau~“, ich strahlte über das ganze Gesicht.

„SIE hat DICH angesprochen?!“, sein Blick wirkte fassungslos.

„Ja, hat sie~“, grinste ich nur und lief langsam weiter, Satoru folgte mir, „Was habt ihr geredet?“

„Sie hat mich gefragt, was ich mache, und da hab ich ihr halt erzählt, dass wir einen Gitarristen brauchen…sie hat uns viel Glück dafür gewünscht. Dann hat sie gefragt, wie ich heiße und wie alt ich bin. Naja und sie sagt, sie heiße Mi-chan und sei 15.“

„15?! Oha, das ist noch jünger, als ich erst annahm.“

„Ich weiß…sie wirkt aber irgendwie älter, finde ich…“

„Ja keine Ahnung. Ich sehe sie nur von Weitem und geredet haben wir nie miteinander. Aber sag, wie heißt sie richtig? Miyako?“

„Das weiß ich eben nicht…sie meinte, die Leute würden sie immer seltsam anschauen, wenn sie ihren Namen nenne.“

Satoru zog die Brauen hoch. „Hat der eine so schlimme Bedeutung? Naja egal. Komm, wir hängen deine restlichen Zettel auf, du Bummler.“
 

~~**~~
 

Zero entdeckt erneut seine Leidenschaft zu Rose
 

Tief versunken spielte ich mein Bassstück zu Ende, ehe ich den Kopf vorsichtig hob. Tsukasa nickte, weshalb ich lächelnd wieder zu den anderen lief. Waren die Aufnahmen also endlich im Kasten!

„Das Letzte eben war die beste Aufnahme, definitiv. Jetzt nur noch ein wenig herumbasteln und schon ist unsere neue Single fertig, denke ich mal.“

„Super! Endlich wieder stressfrei~“, lachte Karyu nur und streckte sich, ließ seine Knochen knacken. Hizumi musste lachen, ehe er lächelnd den Kopf neigte. „Was sagt ihr dazu, wenn wir zur Feier des Tages was darauf trinken? Ich hab wieder Wein da…sogar deinen Lieblingswein von damals, Zero.“

Fragend hob ich eine Braue. „Ja? Dabei habe ich den ewig nicht mehr getrunken…“ Seit Shinji hatte sich einfach alles geändert gehabt. Ich hatte eine Zeit lang nicht mehr geraucht und getrunken; jetzt natürlich schon wieder mal ab und an, aber nicht mehr so häufig wie früher.

„Komm schon, Michio“, das Goldkehlchen ließ einfach nicht locker und legte mir einen Arm um, „Na komm. Bei uns ist es gemütlich….die Jungs sind eh nicht da, die wollten ihre Flugblätter austeilen gehen.“

„Ach ja, stimmt ja..!“, fiel es mir wieder ein, bevor ich zu Karyu blickte. „Und was sagst du dazu?“

„Ich bin nicht abgeneigt“, grinste er nur und überlegte, „Wann haben wir das letzte Mal außerhalb der Band was zusammen unternommen?“

„Letzten Monat..“, überlegte ich darauf nur laut, „Shinji hat uns auf Trab gehalten. Wie immer. Gut, na dann, auf zu euch, würde ich mal sagen“, grinsend blickte ich meine Jungs der Reihe nach an, dann begannen wir auch schon zusammenzuräumen.
 

~*~
 

„So…du kommst hierher…und du setzt dich hierhin, Zero“, grinsend dirigierte unser Goldkehlchen uns nacheinander auf die Couch, dann verschwand er in der Küche. Tsukasa rollte kurz mit den Augen, ehe er uns anschmunzelte. „Er hat das schon den ganzen Tag geplant gehabt.“

„Lass ihn doch…es ist schön, wenn er so fröhlich ist“, erwiderte Karyu nur locker, ich hingegen sah ihn blinzelnd an. „Stimmt. So dauerfröhlich wie du kann er eh nicht mehr werden.“

„Hey! Das stimmt gar nicht…schau, jetzt hast du mich traurig gemacht…“, gekünstelt schniefte er auf, während ich ihm nur lachend auf den Arm schlug. „Nöö, überhaupt nicht, Giraffenboy. Deshalb ist dein dir so unähnlicher Sohn auch dauernd deprimiert.“ Karyu schnallte meinen Witz nicht und fragte blinzelnd: „Was? Er ist deprimiert? Warum?! Wegen dem Mädchen?“

Ich schlug mir die Hand vor die Stirn. „Vergiss es einfach, Yosh.“

„Das heißt Yoshi.“

„Nein, jetzt heißt es Yosh.“

„Warum?“

„Weil ich es so will.“

Tsukasa unterbrach unsere Diskussion, indem er laut loslachte. „Ehrlich…ihr zwei habt es immer noch drauf. Auch nach neunzehn Jahren noch, oh man..~“

„Warum sollten wir das denn nicht?“, fragte ich nur verwirrt, „Dachtest du etwa, ich würde mich jemals ändern? Und es sind rund 20. Zähl nicht immer erst ab Shinjis Geburt.“

„Hätte ja sein können…aber schön zu sehen, dass dem nicht so ist. Und ja, entschuldige, dann eben 20.“
 

Uns blieb keine Zeit, weiter darüber zu diskutieren, denn Hizumi kam mit einer Weinflasche und mehreren Gläsern wieder. „Entschuldigt, dass ich so lange gebraucht habe…aber ich habe erst einmal den richtigen Wein suchen müssen…“

„Gibt es denn auch falschen?“, fragte ich trocken und erntete einen verwirrten Blick Hizumis. Verstand denn hier niemand meine Witze?!

„Naja, ich hab den hier doch extra fürs Trinken mit euch geholt! Weil ich weiß, dass du so darauf abfährst, Michio. Den anderen Wein, den ich noch da habe, den habe ich für Kenji, mich und Satoru gekauft…“

Meine Augen wurden entsetzt größer. „Satoru trinkt Wein?!“

Blinzelnd sahen mich Hizumi und Tsukasa an, ehe sie fast synchron nickten. „Klar, darf er. Wenn wir dabei sind…er ist doch schon 18.“

„Das ist nicht volljährig!“

„Michio…tu doch nicht so, als hättest du mit 18, 19 oder jünger nicht auch schon welchen getrunken.“ Ich ignorierte Hizumis Grinsen und die Aussage dazu. „Pah! Fakt ist, er darf es erst ab 21!“

„Aber wenn wir dabei sind, ist es doch nicht schlimm…er trinkt es ja auch nicht massenweise. Satoru ist verantwortungsbewusst, das weißt du doch. Der trinkt nie mehr als ein Glas am Abend.“

„Reicht ja wohl auch…“, murmelte ich nur, musste mir aber eingestehen, dass man Sato da wohl vertrauen konnte. Ganz im Gegensatz zu meinem Sohn, der da keine Grenzen kannte.

„Lass mich raten…Shinji darf nie bei dir, oder?“

„Trinken? Nein.“

„Und bei dir, Yoshitaka?“

Mein Kopf wanderte zu Karyu. Ich setzte meinen Sag-jetzt-ja-nichts-falsches-Blick auf. Mein Freund musterte mich, ehe er nachdenklich den Kopf neigte. „Naja, zu Feiern erlaube ich ihm das schon… oder wenn ich mal abends was trinke und er will etwas.“
 

Oh Karyu, für deine Ehrlichkeit hätte ich dich gerade erschlagen können.
 

Doch da kam mir ein anderer Gedanke… „Ach toll. Dann hast du ihm sicher auch erlaubt, dass eine Mal betrunken nach Hause zu kommen?!“

„Hab ich nicht…also ich weiß ja aus eigener Erfahrung, dass man als junger Mann in Discos oder Clubs was trinkt, aber das er so viel zu sich nimmt, wusste ich nicht… aber viel schlimmer fand ich, dass du ihn hast im Garten schlafen lassen!“

„Ich hab ihm ein Zelt gegeben.“

„Das eingepackt war und noch hätte aufgebaut werden müssen!“

„Na und?“

„Das wusste er doch nicht, wie man das aufbaut!“

„Du hast es oft genug für ihn gemacht. Er hätte dir zusehen können.“

„Ja aber er war nicht nüchtern! Und es war stockfinster!“

„Selbst schuld.“

„Ist ja jetzt auch egal“, mischten sich die anderen beiden ein. „Genau, lasst uns was trinken, kommt“, geradezu panisch begann Hizumi den Wein einzugießen, was mich nun wieder zum Lachen brachte. „Keine Angst, ich halte mich zurück, meine innere Zicke ist zuhause geblieben.“

„Dann will ich nicht Shinji sein, wenn der heim kommt und ihr begegnet“, zwinkerte Tsu.

„Och, der weiß sich schon zu wehren“, ging ich auf das Spielchen ein und nahm mir nun eines der Gläser, bedankte mich kurz bei unserem fleißigen Einschenker, ehe ich es anhob. „Auf uns! Unsere Freundschaft und die Band!“

„Auf uns!“, stimmten die anderen zu, stießen mit mir an, bevor wir die ersten Schlucke tranken und somit einen noch weinhaltigen Abend eröffneten…
 

~*~
 

Nach ein paar Stündchen hatte ich bereits einiges an Wein intus, was man sicher auch an meiner viel lockeren Art merkte. Irgendwie verschwand mein Zynismus immer bei Alkohol. Es war fast so, als wäre er wie die kleinen Bakterien in den vielen Fernsehreklamen, die dann immer vor dem neusten Putzmittel flüchteten. Schon seltsam… aber ich war im Moment zu gut gelaunt, um mich daran zu stören. Ich lachte und scherzte mit meinen Freunden; schaffte es irgendwann sogar, fast Tränen vor Lachen zu vergießen, als Karyu sich irgendwie bekleckerte und bei dem Versuch sich zu säubern noch mehr verdreckte. Schließlich gab ich mich den Tränen doch hin und kugelte über die Couch, während Karyu sich doch mal mit Tsukasa zum Säubern in die Küche begab.

Gerade, als Hizumi mich irgendetwas fragen wollte, hörten wir die Haustür ins Schloss fallen. Also verstummten wir und lauschten. Es dauerte nicht lange, da standen unsere beiden Sprosse vor uns.
 

„Mapa! Ihr seid ja hier, cool!“, Shinji kam auf mich zu und drückte mich strahlend.

„Dein Vater is auch da“, murmelte ich mit leicht durch den Wein gelöster Zunge. Shinji betrachtete mich fragend. „Seit wann trinkst du wieder?“

„Wie?“

„Okay, doofe Frage. 'Wann warst du das letzte Mal so besoffen' trifft es eher.“

„Ich bin nicht besoffen!“, demonstrierte ich mit einem erneuten, kräftigen Schluck aus meinem Glas.

Sohnemann zuckte die Schultern. „Wenn du meinst…dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich was mittrinke.“

„Nö, mach nur. Hizu gibt dir ein Glas“, erklärte ich locker. Warum unser Goldkehlchen mich jetzt mit riesigen Glubschern ansah, wusste ich nicht so genau. Als ich die Braue hob, fragte er lieber nochmal nach: „Bist du sicher?“

„Klar, der Junge is alt genug, gib ihm was von dem leckerem Gebräu!“

Shinji grinste nur und schmiss sich neben mich, trank dann auch gleich den Wein. „Lecker, nicht schlecht…aber…“, er begann mich zu mustern.

„Aber was?“

„Hmm…“, er neigte nachdenklich den Kopf. Dann begann er zu strahlen. „Mapa, ich hab mit dem Mädchen gesprochen!“

„Das, von dem du so schwärmst?“, warf Karyu neugierig ein, der nun wiederkam.

„Ja, genau mit ihr!“

„Wie heißt sie?“

„Mi-chan…sie hat mich angesprochen, als ich die Flyer verteilte…“

„Wie alt ist sie? Was hat sie gesagt?“

„Sie ist 15…“

„15?!“, horchte ich auf.

„Ja, aber sie benimmt sich älter, finde ich.“

„Ach so, na dann…“, murmelnd nahm ich noch ein Schluck und blickte mich um. Man, war Hizumis und Tsukasas Haus hübsch, das war mir nie zuvor aufgefallen.

Shinji begann unterdessen seine ganze Geschichte zu erzählen, die er wohl erlebt hatte. Mir redete er zu schnell, weshalb ich bald nicht mehr zuhörte. Aber sein Strahlen machte mich glücklich… So merkte ich gar nicht, wie ich langsam wegdöste. Nur irgendwann vernahm ich in meinem Traum ein paar Stimmen. Sie klangen wie zwei irre Engelchen, was mich grinsen ließ. Selbst der Himmel war verrückt.
 

„Hilf mir mal, ihn einigermaßen wach zu bekommen…“

„Warum hat Mapa überhaupt so viel getrunken?“

„Hizumi hat ihm zu viel angeboten, denk ich.“

„Gar nicht! Er hat von sich aus nach immer mehr verlangt!“

„Was? Sonst trinkt er doch nie so viel…cool, mein Mapa wird Alkoholiker.“

„Das ist nicht cool, Shin. Hilf deinem Mapa lieber mal auf…ich glaub der träumt, schau nur, wie der lächelt im Schlaf…“

„Der denkt sicher an Karyu…“

„Meint ihr? Naja, dann wäre ich ja sehr geehrt, Tsukasa. Aber gut, danke für alles, das sollten wir wieder öfters machen, nur mit weniger Wein, denke ich. Ich wusste selbst nicht mehr, wie wenig er verträgt. Und nun…fass du die Seite an Shinji und dann ziehen wir ihn auf.“

„Wie willst du ihn wachbekommen? Er sieht aus wie ein Stein. Und so schwer ist er auch!“

„Wie? Also jetzt hättest du ihm die Geschichte mit dem Mädchen erzählen können…“

„Aber da ich vorhin schon sah, dass er da nicht reagierte, wusste ich schon, er ist zu.“

„Ich weiß. Am besten hilft sicher das…“
 

Und plötzlich verstummten die wirren Stimmen. Kurz darauf spürte ich etwas Nasses im Gesicht. Ieeh, Engel waren pervers! Sie leckten hilflose Menschen ab…
 


 

~~**~~
 


 

So, endlich frei. Mal sehen, ob ich diese Woche mehr zum Schreiben komme. Nächstes Kapitel kommt nächstes WE, versprochen.
 

Liebsten Dank wie immer an meine treuen Seelen:
 

@RaysCupcake: Tja, das ist eben ganz normaler Alltag im Hause Shimizu-Matsumura x'] Aber schön zu sehen, dass ihr Shinji auch schon so gern habt. Und hey, neuer Name? ;)
 

@Lucel: Wow, auf sowas achtet ihr, ihr seid toll x) Nein, eigentlich hat es das nicht. Aber auf deine Frage hin hab ich meine Storyline nochmal durchgeschaut und es wo mit eingebaut, also freu dich schonmal auf den Pullover xD
 

@Sixty69Nine: Ach, ich war dafür arbeiten und erlbete andere, wunderschöne Erfahrungen. Zumal ich eh nicht konzertberieselt bin- die sind immer alle zu weit von mir weg, meine Stadt mag keiner der Japaner... Ich seh schon, die Nuss gefiel euch x] Und bei Satoru scheiden sich momentan die Geister noch, habe ich das Gefühl...
 

Vielen lieben dank, ich freue mich immer über Kommis, auch von denen, die noch nichts von sich hören lassen haben, traut euch ruhig ;)!

Bis bald~
 


 

~~**~~

7. - Vorspiel. Nicht was ihr jetzt denkt!

7. - Vorspiel. Nicht was ihr jetzt denkt!
 

Karyu spielt Gärtner
 

„Weißt du eigentlich, was für einen wunderbaren Anblick du gerade abgibst, Yoshitaka?“

Grinsend drehte ich mich zu meinem Freund, der am Gartentisch saß, die Beine kurzerhand auf eben diesen geschwungen hatte und genüsslich eine rauchte, dabei jedoch ebenfalls schmunzelte.

„So wie du schaust scheinbar einen sehr lustigen.“

„Ja, durchaus. Die rosa Schürze steht dir.“

„Sie ist nicht meine.“, besserte ich ihn schnell aus und goss beiläufig weiter meine Blumen. Daraufhin stöhnte Zero nur. „Ich weiß, dass hältst du mir seit Ewigkeiten vor. Was kann ich dafür, dass Nana damals so doof war und mir sowas schenkte?! Zurücknehmen wollte sie sie ja nicht und du wolltest sie nicht wegwerfen!“

„Es war ein Geschenk, das wirft man nicht weg! Außerdem ist es doch egal, was für eine Farbe sie hat…“, murmelnd löste ich die neuen Blümchen aus dem Topf und pflanzte sie liebevoll in mein Beet. „Hauptsache, sie erfüllt ihren Zweck.“

„Stimmt. Und schick sieht sie zu deinen knallgelben Gummistiefeln sowieso aus.“

„Na und? Hast du was gegen meine Gummistiefel?“

„Nein, ich sagte doch, sie sind schick.“

„Michio, verzeih, aber nach 20 Jahren Eheähnlichen Zuständen weiß ich ja wohl langsam, wann du etwas ernst meinst und wann nicht. Und dein Satz deutet gerade auf letzteres hin.“

„Eheähnlich?! Hakt’s noch?!“

„Was denn…wir sind doch wie ein Ehepaar.“

„Ich bin schwul und du fast! Ich bin keine Frau mehr, schon vergessen?!“

„Na und? Nur weil du keine Frau bist…in anderen Ländern dürfen auch Männer heiraten.“

„Pah, aber nicht hier.“

„Ich weiß, deshalb sagte ich auch eheähnlich.“

„Hm..egal. Ich brauche kein Papier, auf dem steht, dass ich dich liebe.“

Nun musste ich sanft lächeln und blickte zu ihm. Okay, er schaute konsequent irgendwo anders hin, aber egal. Michio hatte schon immer Probleme gehabt, seine Gefühle auszudrücken. Bei Shinji hatte es oft besser geklappt als bei mir…bis Shinji in das Alter kam, Michio selbst in Verlegenheit zu bringen. Seitdem wurde auch er nicht mehr verschont. Aber wir wussten auch so, wie sehr Michio uns liebte. Er zeigte es versteckt in Gesten und anderen Kleinigkeiten, manchmal reichte schon ein sanfter Blick, der seiner harten Worte Lügen strafte.
 

„Warum hast du die eigentlich?“

„Hm?“, ich schaute wieder zu ihm, aber er sah mich immer noch nicht an.

„Na deine Gummimonster. Wie viele Badeentchen mussten dafür sterben?“, nun nickte er zu eben diesen gelben Teilen. Empört plusterte ich die Wangen auf. „Keine Einzige! Und die habe ich für eben solche Tätigkeiten~“, damit wand ich mich wieder meinem Blumenbeet zu und pflanzte auch noch das letzte zarte Geschöpf ein.
 

~*~
 

„Karyu…~“

„Was denn?“, ich blickte von meinem Buch auf.

„Was liest du da?“

„Einen Krimi…“

„Pah…langweilig…“

„Du kennst das Buch doch gar nicht, Michio.“

„Na und. Es gibt besseres zu tun, als zu lesen.“

„Und was genau?“

„Naja, sowas halt…“, er lief auf die Couch zu, nahm mir das Buch weg, legte es beiseite und ließ sich auf meinem Schoß nieder. Kurz darauf schlang er seine Arme um meinen Hals. „Na…ist doch viel Schöner, nicht wahr?“, er rückte näher, zu nahe. Zero begann seinen sexy Hintern genau über meinen Schritt zu scheuern. Kleiner Sadist. Warum konnte er nicht so verkatert sein wie vor zwei oder drei Wochen nach dem Besäufnis bei Hizu und Tsu?! Ich wollte doch nur einmal mit dem Lesen meines Buches weiterkommen…!

„Das…willst du also…?“, keuchte ich hervor. Er verdrehte nur die Augen. „Was würde ich sonst wollen?“

„Reden?“

„Nein, nicht jetzt…jetzt brauch ich unsere beiden Lippen für etwas ganz anderes….“, hauchte er verführerisch und strich mir über eben jene, bevor ich mich in einem innigen Kuss wiederfand. Prompt schaltete sich mein Gehirn aus und das Buch war vergessen. War ja auch nur ein Mann.

Ich legte beide Arme um Zero, streichelte über seinen Rücken zu den Schultern und Armen und wieder zurück. Er begann mir den Nacken zu kraulen und mit meinen Haaren zu spielen. Schließlich wurde er sogar sanfter und streichelte mir über die Wange. Ich liebte es, wie seine Stimmung manchmal wechselte. Das er mal vor 18, 19 Jahren eine Frau war, hatte ihn doch sehr beeinflusst. Er war viel sanfter geworden. Oft wechselte eben jene Sanftheit sich mit seinem Sarkasmus ab. Umso vorsichtiger musste man da aber manchmal auch sein. Er konnte Dinge ironisch oder gelassen aufnehmen, oder eben sensibel. Aber das war kein Problem. Es kam mir vor, als würde ich mit ihm die Welt jeden Tag neu entdecken.
 

Ein leises Klacken -die Haustür- ließ mich aufsehen. Auch Zero löste den Kuss und drehte den Kopf. „Hallo! Lasst euch nicht stören, bin gleich wieder weg!“, rief Shinji fröhlich und lief schnell die Treppen rauf. Zero und ich blickten uns blinzelnd an, bis er bemerkte: „Hat er heute nicht sein Vorspielen…? War doch heute, oder?“

„Ich glaube schon…“, nickte ich und wartete, dass unser Junior wiederkam.

„Shinji!“, rief ich nun auch sofort, als er die Treppen runter sauste. Sofort blieb der braune Haarschopf stehen und blickte fragend zu uns, „Ja?“

„Ist heute euer Vorspiel für den Gitarristenposten?“

Er begann wieder zu strahlen. „Ja genau, das ist heute. Wieso?“

„Nur so. Soll ich dich hinfahren?“

„Nein, geht schon, ich treff mich mit Sato, wir fahren zusammen.“

„Ah so, okay. Sollen wir-“

„Nein, ihr braucht nicht mitkommen, Dad. Wir wissen bestimmt selbst, wer gut für die Band ist.“

„Oh…na dann…“

„Also bis später. Ich weiß nicht, wie lang das heute dauert…wenn ihr was kocht zum Abendessen, stellt es mir in die Mikrowelle, oder ich esse es kalt, nicht so schlimm.“

„Geht klar. Mach dein Handy trotzdem bitte an.“

Shinji rollte mit den Augen, antwortete aber nur brav: „Ja, Maddy.“ Denn wer Michio wiedersprach, war immer im Nachteil, dass wussten wir beide nur zu gut.

„Bis später mein Liebling.“

„Bis später Ma und Pa!“, dann eilte er auch schon davon. Zero seufzte leise, lächelte aber.
 

„Hoffentlich klappt alles.“

„Sicher. Ich würde gern zuschauen…“

„Spinner.“, er gab mir einen Klaps, „Die sind alt genug um zu wissen, wer zu ihnen passt. Gerade Shinji weiß das, da bin ich mir sicher. Wer nicht zu seinem Stil passt, hat sowieso schlechte Karten.“

„Stimmt…wer mit Shinji nicht spielen kann, hat Pech.“

„Jap. Zumal seine Gitarrenfähigkeiten immer besser werden, obwohl er den Bass bevorzugt.“

„Ich weiß, fiel mir letztens auch auf, als ich mit ihm übte. Er wird mal noch besser als wir.“

„Hoffentlich. Immerhin…will er ja auch in die Richtung.“

„Und das passt dir nicht…?“

„Doch Yoshi, natürlich. Ich will nur nicht, dass er enttäuscht wird. Stell dir vor, die Band zerbricht irgendwann ganz…als ich sah, wie sehr er letztens schon litt…ich hoffe, sie finden jemanden, der lange Zeit bei ihnen bleibt. Und sie so wirklich irgendwann bekannt werden. Es muss ja nicht wie bei uns sein…Hauptsache, er lebt nicht auf der Straße.“

„Ich denke nicht, dass das passieren wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie wer entdecken wird, wenn sie es ernst meinen. Ich meine Shinji ist wirklich gut, Nabu spielt auch sehr gut am Schlagzeug und von Satorus Stimme will ich erst gar nicht sprechen. Klar braucht es hier und da noch einen kleinen Schliff, aber sie sind wirklich super. Ihre Musik gefällt mir, auch die Texte…und das sage ich nicht, weil mein Sohn dabei ist.“

„Stimmt. Unparteiisch gesehen, gefällt mir ihr Stil auch sehr. Zwar nicht so hart wie unser Stil, mehr in die Richtung Rock, aber ganz eigen…er gefällt mir. Sowohl die Art, wie sie spielen, als auch Satorus Stimme und Text. Es klingt nicht so alltäglich.“

„Ja, seine Stimme hat Wiedererkennungswert. Muss nur noch jemand entdecken. Aber wir dürfen ja nicht helfen…“, schmollte ich. Zero lächelte nur sanft und fasste nach meinem Gesicht, küsste schließlich meine Nasenspitze.

„Lass sie. Ich kann sie verstehen. Sie wollen es aus eigener Kraft schaffen und das finde ich gut. Shinji will uns beweisen, dass er etwas kann. Und ich denke, nicht heute oder demnächst, aber irgendwann schaffen sie es.“

Sein Lächeln überzeugte mich, sodass ich nicht anders als Nicken konnte. Danach zog er mich zärtlich in seine Arme und drückte mich einfach nur.
 

~*~
 

Shinji freut sich auf Gitarrenklänge
 

Es dauerte nicht lange, da war ich bei Satoru, der mir schon von Weitem zuwank.

„Wow, du bist schneller, als ich dachte.“

„Klar, wir haben immerhin heute den großen Tag!“

„Du bist immer noch so aufgedreht wie vorhin.“

„Na und?! Los, lass uns gehen…ich will mal schneller sein als Nabu!“ Gesagt, getan. Ich packte meinen besten Flatterfreund, die Eule, am Arm und zog ihn mit mir. Mein Enthusiasmus war heute besonders groß. Ich freute mich schon die ganzen letzten Tage auf das Vorspielen. Ich hoffte so sehr, dass dort jemand für uns dabei war. Denn: Es hatten sich eine ganze Menge junger Studenten oder teilweise auch noch Schüler gemeldet. Egal, Hauptsache, sie meinten es ernst.

Wir erwarteten ja nicht arg viel. Man sollte einfach nur die Gitarre beherrschen, die Musik lieben und mit uns harmonieren. Nur mit allen drei Voraussetzungen würde es klappen. Und wehe, das tat es nicht. Dann würde ich in eine wochenlange Trauerphase verfallen. Mir bedeutete die Band alles. Musik war mein größtes Hobby. Meine Freizeit. Mein Leben. Und momentan meine größte Liebe, ich gab es ja zu.

War das der Grund, weshalb ich keine Freundin hatte? Ich wusste es nicht… aber Fakt war nun einmal, dass die meisten Mädchen gleich waren. Mit denen konnte man schlecht über sowas reden, was mich frustete. Ich hatte es ein paar Mal probiert, als ich damals meine erste Freundin hatte, aber das war kläglich gescheitert…

Ich lugte zu Satoru. Der machte es richtig. Der versuchte es gar nicht erst, sich wen zuzulegen. Für ihn gab es nur Lernen, seine Familie und die Band. Also so in etwa. Natürlich gab es noch mehr, aber das war das Wichtigste, denke ich.
 

Als wir den Proberaum betraten, entkam mir ein fröhliches „YES!“, als ich sah, dass Nabu noch nicht da war. Satoru lachte nur und blickte zur Uhr. „Da wir zeitig genug da sind, können wir schon einmal aufbauen.“

„Was willst du aufbauen?“

„Na das, was fürs Vorspielen der Leute benötigt wird.“

„Aha…und das ist?“

Er fing an, im Raum herum zu deuten. „Also die zwei Tische würde ich für uns zusammenschieben, dahinter für jeden einen Stuhl. Dann vielleicht was zu schreiben…davor für den, der vorspielt, einen Stuhl…und eventuell Verstärker und so.“

„Verstärker?“

„Na falls wer mit Elektrogitarre kommt.“

„Ach so, ja.“, ich nickte. „Aber was…was wenn wer ohne alles kommt? Kann das sein?“

„Du weißt schon nicht mehr, was auf den Flyern stand.“, Satorus nüchterne Antwort ließ mich beschämt den Kopf senken. „Hmm….so in etwa…“

„Wir haben geschrieben, eigene Instrumente wären schön, aber wenn das transportmäßig heute nicht geht, nicht schlimm. Wir haben eine Gitarre vor Ort.“

Ich runzelte die Stirn. „Ich habe meine aber nicht mit.“, zumal ich die nicht jedem x-beliebigen Typen in die Hand geben wollen würde, fügte ich gedanklich hinzu.

Satoru grinste nur. „Wart’s ab.“

„Hä?“, ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Just in diesem Moment kam Nabu herein. „Halli hallo, meine beiden Grazien! Schon aufgeregt wegen nachher?“

Mein Blick wanderte zu dem Rothaarigen mit Gitarre im Schlepptau. „Seit wann kannst du Gitarre..?“

„Kann ich nicht…außer 2, 3 Griffe. Aber die ist aus unserem Geschäft. Wurde immer zum Probieren genutzt. Dazu haben wir jetzt aber eine neuere, weshalb die hier ausrangiert wurde. Und ich durfte sie so mitnehmen und behalten.“, stolz stellte er sie in den Halter, in dem sonst eine meiner Babys ruhte.

„Aha, gut, wär das geklärt…Sonst noch was, auf das ich mich gefasst machen muss?“, Sato der Schweinehund, der das gewusst hatte, grinste immer noch. „Nö. Hol mal deinen Verstärker Shin, und du Nabu hilf mir beim Tische tragen.“
 

~*~
 

Wenig später standen die beiden Tische in einer Linie, dahinter unsere drei Stühle. Davor der eine Stuhl. Ich schob den Verstärker in die Nähe und musterte alles kritisch. „Also ich möchte da nicht sitzen…man kommt sich sicher schrecklich vor.“

Nabu zuckte die Schultern. „Ein wenig Selbstvertrauen sollte man schon mitbringen. Und umbringen tun wir ja auch keinen.“

„Genau. Ich denke, wir sollten uns vorher sowieso mit ihnen unterhalten, um die Stimmung zu lockern.“, erklärte Satoru, der die Gitarre in Reichweite stellte. „Okay. Wie viele kommen noch mal?“

„Shinji.“, stöhnte mein Bestester, „Du denkst wirklich nur an das Vorspiel, stimmt’s? Alles andere vergisst du. Ich mache mir Sorgen um deinen geistigen Zustand.“

„Ach was, meinem Geist geht es gut.“

„Du wirkst langsam aber wie ein Alzheimerkranker!“

„Ach was. Ich kann es nur nicht mehr erwarten~“

„Wenn du meinst. Also vorspielen wollen 11. Also doch schon eine ganze Menge, wie ich finde.“

„So viele? Wow, krass.“

„Naja, es waren noch etwa drei weitere..aber die konnten heute nicht. Wenn wir heute nichts finden, machen wir nächsten Samstag nochmal was, hab ich denen per Mail geschrieben.“

„Woher hast du deren Mailadressen…?“

Diesmal erntete ich einen Schlag auf den Hinterkopf. „SHINJI! Die haben mir vielleicht ne Mail geschickt?!“

„Aua! Woher haben die deine Adresse?“

Nabu begann lautstark loszulachen, während Satoru aufstöhnte und sich die Stirn rieb, als hätte er Kopfschmerzen. „Die stand vielleicht auf den Flyern…?“

„Oh, ach so.“

„Guten Morgen, Shinji Matsumura.“, damit lief er auch schon los.

„Wo willst du hin?!“

Satoru blieb stehen und blickte mich skeptisch an. „Auf Toilette vielleicht…? Willst du etwa mitkommen und halten?“ Ich verzog nur das Gesicht. „Du klingst schon wie Mapa.“

„Scheinbar brauchst du das ja um aufzuwachen.“, grinste er nur und verschwand, während Nabu lachend durch den Raum kugelte. Ich entschied mich, zu schmollen.
 

~*~
 

Es dauerte nicht lang, da war Satoru wieder da und die ersten ‚Bewerber‘ hatten bereits geklingelt. Nabu grinste uns an, „Bereit, die Meute rein zu lassen?“

„Am Ende ist es nur Irgendwer aus den Räumen nebenan.“, lachte Sato.

Okay, das konnte durchaus auch sein. Wir hatten hier immerhin den Raum in einem der Gebäude, das entfernt zum Label gehörte, unter dem unsere Eltern unter Vertrag standen. Das war okay, denn diese zahlten es uns. Und außer uns kam hier zwar keiner rein, aber man konnte klingeln, z.B. wenn man mal wieder jemanden suchte, denn die Leute kamen ganz und gerne auch einmal vorbei und schauten uns zu, weshalb ihre Kollegen sie suchten, oder ähnliche Dinge halt.

Nabu ging während ich daran dachte zur Tür und öffnete diese, bevor ich ein scheinbar verwirrtes „Ehm…Moment…“, von ihm hören konnte. Dann lehnte er die Tür an und blickte zu uns. „Shinji! Sato! Die sind alle schon da! Was machen wir jetzt?“

„Was, schon?! Ich hab sie doch zu unterschiedlichen Zeiten bestellt per Mail…“, seufzte Eulchen und kratzte sich ratlos am Kopf. Ich zuckte nur die Schultern. „Ist doch egal, oder? Bestell den Allerersten rein… der Rest kann warten…wir haben nicht so viele Stühle. Und lang dauert das doch eh nicht, oder?“

„Naja, 11 Leute Shinji?“

„Der Letzte holt sich derweil einen Kaffee und gut ist. So. Und jetzt lasst uns loslegen, mein ganzer Körper kribbelt schon vor Freude und meine Ohren zucken, sie wollen was hören!“
 

~*~
 

Hätten meine Ohren jedoch gewusst, was sie erwartet, hätten sie sich wahrscheinlich vorher zugeklebt oder wären freiwillig abgesprungen. Denn DAS, was mir und den anderen beiden zugemutet wurde, war alles andere als toll. Eher merkwürdig. Gruslig. Horrorhaft.
 

Vorsichtig lugte ich neben mich. Nabu glotzte seit dem ersten Teilnehmer mit Tellergroßen Augen, sodass ich mich ernsthaft fragte, wann sie wohl herausfielen. Satoru hingegen, der am Anfang auch so dreingeschaut hatte, hatte irgendwann angefangen, genervt mit den Augen zu rollen und mit dem Fuß zu klopfen. Jetzt spielte er gerade mit seinem Stift; zerlegte diesen in seine Einzelteile, nur um ihn wieder zusammenzusetzen. Ich strich mir über das Gesicht. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
 

Der erste Typ war ja ganz nett gewesen, aber wir hatten gemerkt, seine Vorstellungen unterschieden sich völlig von unseren. Er sah es ja auch selbst ein und verabschiedete sich höflich. Der nächste spielte gut, aber nicht so wie wir. Er müsste noch viel mehr üben, um mit uns Schritt zu halten. Der Dritte hatte alles eher auf die leichte Schulter genommen und nachdem wir sagten, dass es reichte, eine Diskussion begonnen. Daraufhin griff ich mir die Gitarre und zeigte ihm, was ich unter spielen verstand. Daraufhin war er schnell weg. Den Vierten fand Satoru ganz gut, aber Nabu hielt zu mir. Er war gut, aber er passte nicht zu mir. Ich konnte nicht mit ihm spielen, egal wie sehr wir es versuchten. Nummer 5 war richtig gut, aber total überheblich, also: Er passte von seiner Art wieder nicht zu uns. Und alles was nach Nummer 5 kam, waren Spinner oder welche, die mir fast das Trommelfell zerstörten. So schlecht hatte ich noch nie jemanden spielen hören, ganz ehrlich.
 

Auch der Typ jetzt ging mir schrecklich auf die Nerven. Schließlich hielt es nicht mehr aus und unterbrach ihn mit einem lauten: „IST GUT, DANKE!“

Nabu, und Satoru, die wohl in trance- oder schlafähnliche Zustände gefallen waren, sahen mich überrascht an, genauso wie der Junge vor mir. Ups, ich war wohl etwas zu weit gegangen. Deshalb fügte ich mit aufgesetztem Lächeln hinzu: „Danke schön, vielen Dank. Wir informieren dich, wenn wir uns für dich entscheiden sollten. Und jetzt auf Wiedersehen~“, ich brachte ihn zur Tür und rechnete in Gedanken damit ab, ihn nie und nimmer zu kontaktieren. Mein PC würde beim Versuch einer E-Mail sterben, wenn er wüsste, was ich gerade erlebt hatte.

Nachdem der Typ weg war, schlug ich die Tür zu und sank zu Boden.
 

„DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN!“, schrie ich eben jenen Boden an, und klopfte mit der Faust darauf, bevor mein Gesicht auf meine Arme sank. Sofort kamen Nabu und Satoru angerannt.

„Shinji! Steh auf, komm.“

„Nein! Das kann nicht sein, ich- ich wollte doch nur einen Gitarristen, der spielen kann und mit mir harmoniert! Ist das denn zu viel verlangt, Kami-sama?!“

„Daran kann Kami-sama auch nichts ändern, Shin. Komm, lass dich nicht hängen.“

„Ich soll mich nicht hängen lassen?! Nabu! Hast du diese Leute spielen gehört?!“

„Natürlich! Und ich weiß, wie schlecht sie waren, ja!“

„Ist gut Jungs. Vielleicht haben wir einfach nur zu hohe Ansprüche? Der eine war ja nicht schlecht…“

„Aber der war ein Arschloch.“

„Ich weiß…aber-“

„Kein aber! Ich mache Musik, weil es mir Spaß macht! Ich kann mit niemanden spielen, der einen so schwarzen Charakter hat.“

„Vielleicht hatte er nur einen schlechten Tag…“

„Ehrlich? Das glaubst du doch nicht im Ernst.“

Satoru seufzte. „Ja okay, du hast Recht. Aber wir haben doch noch drei Kandidaten.“

„Meinst du?“

„Klar, die konnten heute nur nicht. Vielleicht sollten wir sie einfach erneut einladen? Von mir aus auch jeder an einem anderen Tag, wie sie halt Zeit haben.“

„Okay, dann mach das, Sato. Ich verlass mich auf dich…“, geknickt begann ich, ein wenig aufzuräumen.

„Lass dich nicht hängen, Shinji. Und komm, lass das so stehen, fürs nächste Mal. Wir gehen jetzt erst einmal nach Hause.“
 

~*~
 

Ein paar Tage später hing ich neue Zettel auf, für ein neues Vorspiel. Ich glaubte ja, dass ich das nur tun sollte, um nicht dauerdeprimiert zu sein. Satoru hatte nämlich nur mir die Aufgabe übertragen. Blödmann. Missmutig hing ich auch wieder bei unserer Uni welche auf. Als das Teil klebte und ich mich umdrehte, stieß ich mit jemanden zusammen. Schmerzhaft keuchend hielt ich mir die Nase. „Oh entschuldige!“, hörte ich eine sanfte Stimme, dann spürte ich Hände an meinem Arm, „Habe ich dir weh getan?“

Als ich die Augen öffnete, blickte ich direkt in Mi-chans Gesicht. Blinzelnd murmelte ich ein: „N-nein, geht schon….“ Sie begann zu lächeln und ließ mich wieder los. „Dann bin ich beruhigt. Ich wollte nur wissen, was du da schon wieder tust, Shinji.“

Oh Gott, mein Herz schlug höher. Sie hatte sich meinen Namen gemerkt! Als ich ihren erwartungsvollen Blick registrierte, begann ich loszustammeln. „Ah, aha, ach so. Naja, weißt du…“, ich drehte meinen Kopf zu dem Plakat, „Ich hab nur neue Zettel ausgehangen…“

„Eben! Wie war euer Vorspiel?“, fragte sie freudig, doch ich ließ den Kopf hängen. Schließlich brachte ich ein gequältes: „Gar nich gut…“ hervor. Augenblicklich verschwand ihr wunderschönes Lächeln. „Oh…so schlimm?“

„Ja…die konnten alle nicht spielen..oder waren eingebildet oder irre…“

„Och wie schade…und deshalb hängst du neue Zettel auf?“

„Hmm.“

„Soll ich dir helfen?“

„Ne…das hier waren schon die letzten. Aber trotzdem danke.“, nun lächelte auch ich wieder. Sie erwiderte es. Dann begann sie, den Zettel durchzulesen; ich musterte sie unauffällig. Gucken durfte ich ja wohl mal, oder? Als sie fertig war, wendete sie sich wieder mir zu:

„Ich hoffe, diesmal kommen noch ein paar. Und die können spielen.“

„Das hoffe ich auch. Aber zwischen Realität und Wunsch ist oft ein großer Unterschied.“

„Manchmal muss man auch hoffen, träumen und wünschen können.“

„Aber wenn sie sich nicht erfüllen, tut das weh..“

„Aber wenn man gar nicht erst welche hat, ist das Leben auch bloß grau und trostlos, Shinji. Weißt du was? Ich bin mir fast sicher, dass ihr dieses Mal jemanden findet.“

„Das kannst du nicht…“, ich zog eine Schnute, sie lachte nur.

„Hmm, mal sehen. Wenn ich Recht hatte, kannst du dich ja bei mir bedanken.“

„Und wie?“

„Wir gehen zusammen Eis essen und du erzählst mir von dem neuen Gitarristen.“

„Abgemacht! Und wenn wir keinen finden?“

„Dann gehen wir trotzdem Eis essen und du erzählst mir, warum ihr keinen findet. Aber ich wette, ihr findet einen.“

„Okay…wie finde ich dich?“

„Ich bin immer hier, das weißt du doch. Meistens habe ich bis 15-16 Uhr Unterricht oder Club, also Fußball, du wirst mich schon sehen. Wenn nicht, frag irgendjemanden nach Mi-chan, die Leute kennen mich.“

„Fußball..? Und warum bist du so bekannt?“

„Ich liebe Fußball seit ich ganz klein war, auch wenn es eher ein Jungshobby ist...Und ehm sagen wir mal einfach, mein fröhliches, lockeres Gemüt fällt auf?“

„Sag bloß nicht, du machst Unfug in der Schule?!“

Ha, ertappt. Sie blickte kurz verlegen weg, schien wohl um eine Ausrede zu ringen, ehe sie lachen musste. „Naja, nicht mehr so wie früher. Ich quake den Lehrern oft dazwischen, ja. Aber meine schlimmen Zeiten sind vorbei, denk ich. Früher stand ich öfters vorm Direktorbüro.“

Über diese Erklärung musste ich lachen. „Krass, ich hab noch nie Mädchen getroffen, die Blödsinn machen!“

„Nicht? Na dann…wird es ja mal Zeit! Aber hey, ich muss langsam los, meine Familie wartet mit dem Essen auf mich. Wir sehen uns, okay?“, sie drückte mich kurzerhand, was mich erschrocken zur Salzsäule erstarren ließ. Dann löste Mi-chan sich, lächelte mich an und lief schnell los, aber nicht, ohne mir vorher noch einmal zu winken.

Langsam kam wieder Bewegung in meinen Körper, sodass ich ihre Geste schließlich erwiderte. Lächelnd sah ich ihr lange nach, bis sie irgendwann nicht mehr zu sehen war. Ihr zarter Duft, den ich eingeatmet hatte als sie mich drückte, hing mir noch immer in der Nase. Lächelnd blickte ich an mir herab, ehe ich meine Tasche aufhob. Sie wollte also so oder so mit mir Eis essen gehen? War das sowas wie ein Date? „Geil…“, flüsterte ich und musste grinsen. Das musste ich gleich jemanden erzählen! Gut, Mapa würde ich das wohl versschweigen, sonst tickte er wieder aus. Der war schon den einen Tag, nach dem Trinken bei Hizumi und Tsu so ausgetickt. Erstens, weil er verkatert wie verrückt gewesen war, und weil ich auch probiert hatte. Typisch Mapa halt… Aber Dad würde mir sicher zuhören und Tipps geben können.
 


 

~~**~~
 


 

So, das neue Kapitel. Irgendwie gefällt es mir auch nach dem dritten Korrekturlesen noch nicht so, aber ich gebe es auf. Auch wenn es mir leid tut, da sich einige auf das "Erwachen" Zeros nach seinem Besäufnis freuten. Keine Ahnung, warum ich das damals beim schreiben nicht noch mit eingebaut habe- jetzt im nachhinein war ich zu faul, ich geb's ja zu.
 

Liebsten dank an meine treuen Reviewschreiber:
 

@Sixty69Nine: Oh na dann ist es ja fast klar...also wenn ich zu einem J-Rock Konzert will, muss ich mindestens zwei Stunden Auto fahren. Dabei hat meine Stadt eine riesige Arena, wo sogar Amerikagrößen hinkommen, hahah -3-" Okay, ich erklär dirs *lach*, hab mich wohl doof ausgedrückt: So wie ich das als Autor hier mitbekomme, mögen Satoru manche, und manche nicht. Shinji liebt wohl bis jetzt jeder Leser :) So meinte ich das xD
 

@RaysCupcake: Mal sehen, wie oft er noch zu Rose greifen wird... Wie Mi-chan heißt, bleibt vorerst mein und ihr Geheimnis :)
 

@Seika-chan: Keine Sorge, ich bin nur zu schnell xD Wenn ich immer ein paar Kapitel vorrätig habe, lade ich was hoch. Wenn ich aber nicht zum Schreiben komme, korrigiere ich auch nichts, voll seltsam x.x"
 

@Lucel: Ja, extra für dich xD weiß nicht? Ich kenne deine weg-sei-tage nicht xD Interessante theorie...aber ich schweige wie ein grab ;)
 

Bis bald! Ich freue mich wie immer über jedes Kommi!
 


 

~~**~~

8. - Überraschungs- und Schockgesichter

8. - Überraschungs- und Schockgesichter
 

Zero ist genervt von dieser Tiefstimmung
 

Ich seufzte auf, als die tiefen Bassklänge an mein Ohr trafen. Shinji klimperte seit Stunden, ja Tagen schon darauf herum, immer wieder, und immer in irgendwelchen eher schweren, traurigen Tönen. Ich konnte es langsam nicht mehr hören. Er war so niedergeschlagen darüber, dass sie einfach keinen Gitarristen fanden. Ich hatte ihm erklärt, dass das manchmal eben Zeit brauchte. Aber er hörte nicht auf mich, zog sich immer mehr zurück und dümpelte vor sich daher. Es ging schon so weit, dass er freiwillig mehr für die Uni erledigte oder gar eher aufstand- Hauptsache keine Freizeit haben, denn da würde ich ja wieder an die Band denken müssen! So interpretierte ich zumindest sein Verhalten. Und dabei hatten sie doch noch einmal ein Vorspiel von drei Mann!
 

„Du siehst aus, als wenn du über was anderes als dein Buch da grübelst.“
 

Überrascht sah ich auf und blickte in Karyus lächelndes Gesicht, dass mitsamt seinem Besitzer im Türrahmen lehnte. Ich erwiderte dieses Lächeln sanft, seufzte dann aber und legte das Buch weg. „Ich mach mir Sorgen um Shinji.“

„Wegen der Bandgeschichte?“

„Ja…er lässt sich seit fast zwei Wochen verdammt hängen. Ich meine er macht mehr für die Uni und Co, aber…wann hast du ihn das letzte Mal richtig lachen sehen?“

„Hm…ist eine Weile her.“, nickte Yoshi und setzte sich zu mir, legte mir einen Arm um. „Aber das wird schon wieder. Das ist wie, wenn man das erste Mal unglücklich verliebt ist.“

„Shinji war nie so drauf, wenn er verliebt war.“

„Er war ja auch noch nicht ernsthaft verliebt, denke ich…das waren eher Schwärmereien. Aber ihm bedeutet seine Band halt sehr viel. Ist doch bei uns genauso, oder?“

„Ja, aber das ist etwas anderes.“

„Ist es nicht. Klar, wir haben viele Bandwechsel durchgemacht, das ist fast Alltag in Japan. Aber es gibt auch Bands, die bestehen seit der ersten Stunde. Und so etwas will Shinji.“

„Ich weiß…aber das ist nicht die Realität, Yoshitaka.“

„Aber sie kann es sein. Jeder hat Träume. Lass ihm seinen Traum.“

„Ich will aber nicht, dass er enttäuscht wird, weil er falsche Vorstellungen hat.“

„Das wird nicht ausbleiben. Manchmal muss man erst auf die Nase fallen um zu sehen, wie es richtig funktioniert.“

„Hmm…stimmt auch wieder…“, ich lehnte mich leicht an meinen Freund. Karyu schmunzelte und küsste meine Wange. „Lass ihn einfach. Wenn er Hilfe braucht, wird er es schon sagen.“

„Hmm…ich red trotzdem mal mit ihm.“

„Mach das. Ich bin drüben, den Text von Hizumi anschauen.“

„Geht klar.“, schmunzelnd sah ich Karyu nach, dann lief ich rüber zu Shinji, klopfte vorsichtig an.
 

„Ja..“, kam es gedämpft durch das Holz zurück.

Ich öffnete seine Tür und trat ein. „Shinji? Wie geht es dir? Du hockst schon den ganzen Tag im Zimmer.“, vorsichtig setzte ich mich zu ihm aufs Bett und nahm ihm die Kopfhörer ab. Dabei verzog ich das Gesicht. „Hör doch nicht so depressive Mucke.“

„Ach, und ihr macht fröhlichen Kitschpop?“, schmunzelte er darauf nun leicht.

Ich musste lachen und schüttelte den Kopf. Wie ausgefuchst der Hamster sein konnte..

„Naja, das nun nicht. Aber besser als der Mist!“

„Wie du meinst. Und ja, mir geht’s gut.“

„Lüge.“

„Woher willst du das wissen, Maddy?“

„Weil ich es weiß, Shinji. Ich hab dich großgezogen! Ich weiß, wann du lügst. Auch wenn ich nicht so aussehe, bin ich eine Mama. Und ich spüre, wann es meinem Kind nicht gut geht.“ Zärtlich begann ich ihm durch die Haare zu streicheln. Shinji betrachtete mich, dann begann er schief zu lächeln. „Ich… denk einfach nur, dass das wieder schief geht.“

„Was geht schief?“

„Na das nächste Vorspiel. Es kommen ja noch einmal drei Mann…“

„Ach was. Nur weil das letztens eine Katastrophe war, muss es diesmal nicht auch so sein. Wann ist das neue Vorspielen?“

„Hm..heute…nachher. Muss langsam mal los…“

„WAS HEUTE?!“, ich blickte ihn geschockt an; er nickte nur unschuldig. „Ja…ich mach gleich los.“

„Nein, machst du nicht. Wir unterhalten uns noch ein wenig und dann fahr ich dich, klar soweit?“

„Ehm, ja, geht klar. Danke, Mapa.“

„Kein Problem, du Spinner. Und jetzt spiel mir mal was vor…am besten das Lied letztens, den Teil, wo du immer hängst.“
 

~*~
 

Ich übte noch ein wenig mit Shinji, zeigte ihm den ein oder anderen Trick und Kniff, bevor wir uns fertig machten. Er atmete tief durch und blickte mich nervös an. Wie damals, als er seine Prüfungen hatte. „Mapa…?“

„Ja?“, ich war gerade dabei, mir meine Papiere einzustecken, bevor ich ihn anblickte.

„Was…was wenn wieder nur so Spinner kommen? Haben wir…habe ich zu hohe Ansprüche?“ Nun musste ich schmunzeln. Da war er, mein kleiner Schatz. Mein Sohn, mein kleines Baby…na okay, nicht mehr ganz. Aber irgendwo schon, ja doch.

„Shinji, bleib ganz ruhig. Hör dir das heute in Ruhe an und entscheide mit deinem Herzen. Wenn du denkst, da ist keiner dabei, dann ist es keiner, okay? Du kannst nichts dafür. Natürlich bist du ein Musikersohn…aber selbst wenn nicht, dann wüsstest du mindestens genauso gut, wie ein ordentlicher Ton klingt, oder? Und wenn die anderen beiden auch immer wie du dagegen waren, wird schon was gestimmt haben. Vertrau mir einfach. Und vertrau dir… Zur Not setzten wir eine Anzeige in die Zeitung.“

„Aber es ist nur eine Freizeitband!“

„Ich weiß. Ich weiß aber auch, dass du es nicht so meinst. Du siehst mehr in ihr. Und vielleicht hast du ja Recht…vielleicht schafft ihr den Durchbruch wirklich, und das ohne uns.“

„Ja…ich will es schaffen…ich will mit der Musik mein Geld verdienen…“, murmelte er nachdenklich, weshalb ich ihn fest in meine Arme schloss. „Du wirst es auch, wenn du deinen Traum nicht aufgibst. Glaub an dich und die Jungs. Ihr habt Talent. Ihr seid nicht 08/15. Und irgendwann schafft ihr es auch, wenn ihr hart dafür arbeitet, da bin ich mir sehr sicher.“

Shinji lächelte sanft und kuschelte sich an meine Brust. Ich mochte es, wenn er so war. Es erinnerte mich wieder an die Zeit, wo er ein kleiner Junge war. „Danke, Maddy…ich hab dich lieb.“

„Ich dich auch. Aber komm, du musst los. Außerdem glotzt Karyu schon so, als würde er sich gern zu unserer Kuschelrunde dazugesellen.“

„Tu ich gar nicht!“, kam es sofort aus der Küche gerufen. Shinji musste lachen, „Ertappt~“

„Oh ja.“ Grinste ich, dann schob ich meinen Sprössling zur Tür hinaus und ab Richtung Garage.
 

In aller Ruhe fuhr ich ihn schließlich zu seinem Proberaum. Ich war dem Teufel von Kollegen immer noch dankbar, dass sie diesen Raum für sich nutzen konnten. Tja, gute Beziehungen zahlten sich eben aus. Doch im Moment würden wohl auch die nicht helfen, denn Shinji war noch immer bedrückt. Er starrte ruhig aus dem Fenster und schwieg vor sich daher. Ich seufzte leise, bevor ich zu der Musik im Radio zu summen begann.

In der Nähe des Eingangs parkte ich schließlich unseren Familienwagen und blickte zu Sohnemann, der sich nun das erste Mal wieder rührte. „Schon da?“

Ich verdrehte nur die Augen, nickte dann aber. Ich wollte heute mal nicht so sein, wenn er noch so war. Da war er immer viel zu empfindlich…

„Ja, sind wir. Und nun mach, dass du raus kommst.“

„Okay, mach ich..und danke, dass du mich gefahren hast, Maddy.“

„Mapa gefällt mir mehr; Maddy klingt wie Nanny.“

„Dann halt so.“

„Gut….soll ich dich abholen?“

„Nein, ich mach mich dann zusammen mit Satoru auf den Rückweg.“

„Geht klar. Wenn was ist, ruf an, okay?“

„Okay.“, schmunzelte Junior und beugte sich zu mir, küsste meine Wange. Dann stieg er aus, wank mir noch einmal, „Lasst mir was vom Abendessen übrig!“

„Na mal sehen, das muss ich mir noch überlegen~“, entgegnete ich fies, zwinkerte aber schmunzelnd. Kurz blickte ich ihm nach, dann startete ich den Motor und machte mich auf den Rückweg. Mal sehen, ob es überhaupt ein Abendessen geben würde, oder ob ich noch einmal in den Supermarkt musste…
 

~*~
 

Shinji traut seinen Ohren nicht
 

Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Proberaum. Ich hatte nicht wirklich Hoffnung auf Veränderungen. Klar, einerseits wünschte ich mir, dass jemand tolles dabei war, aber andererseits…. Andererseits hatte ich Angst davor, wieder solche Leute vor mir stehen zu haben wie das letzte Mal. Gestern erst hatte ich mit Chiyoko telefoniert. Sie hatte mir die Daumen gedrückt für heute. Wir hatten uns schon eher gesprochen und sie war natürlich traurig gewesen, dass niemand Gutes beim ersten Mal dabei gewesen war.

Als ich die Tür aufschob, waren Nabu und Satoru schon da. Sie blickten verwundert auf, lächelten dann aber sanft. „Hey, Shin! Cool, du bist da.“

„Hi…bin ich zu spät?“

„Nein. Wir hatten uns nur gewundert, weil du Satoru nicht abgeholt hast.“

„Sorry…Mapa hat mich gefahren.“

Die Eule beäugte mich seltsam, dann nickte er. „Ist vielleicht auch besser so.“

„Hey!“

„Ruhe, Jungs~“, lachte Nabu und schob mich näher zu ihnen. „Komm erstmal richtig an, Shin. Und dann kannst du dich ja langsam vorbereiten.“

„Hä? Wie vorbereiten?“

„Na noch mal aufs Klo, dann deinen Sitz hier anwärmen, Eventuell schon einmal Oropax und eine Kotztüte hervorholen…“

Satoru begann zu lachen. „Nabu, du spinnst! Mach ihm nicht noch mehr Angst.“

„Aber er hat Recht, Sato!“

„Hat er nicht. Warten wir’s ab. So viel schlechte Spieler kann es doch gar nicht auf der Welt geben… und nun hopp. Denn bis auf die Oropax und die Kotztüte kannst du den Rest schon erledigen.“ Grummelnd blickte ich ihn an, dann ging ich jedoch wie Majestät befahl aufs Klo.
 

~*~
 

Sagte ich es nicht? Das Vorspielen fing ja schon mal toll an, echt prima!

Der erste Typ hatte uns gerade was vorspielen wollen, kam vielleicht bis zur zweiten Zeile, wo er hängenblieb und nicht weiter kam. Satoru fragte dezent, was denn los sei und der Typ meinte, es läge an seiner Gitarre, die spinne manchmal. Ich wusste nicht, was der für eine Gitarre hatte, aber meine taten beide so etwas nicht. Aber gut, wir warteten. Eine Viertel- bis halbe Stunde später war er jedoch immer noch nicht weiter, weshalb ich schon vor Wut meinen Bleistift zerbrach. Nabu blickte mich entsetzt an, bevor Sato den anderen freundlich nach draußen schob und meinte, dass er zuhause noch einmal üben solle. Und wenn es dann klappte, solle er wiederkommen. Ich hoffte eher gerade, dass es nicht klappte.

„Ganz ruhig, Shini, wir schaffen das. Draußen steht noch wer.“, lächelnd holte er einen blonden Jungen herein und fragte ihn die üblichen Dinge- Alter, Gitarren- und Banderfahrungen, ob noch Schule oder Arbeit, Freizeit, etc. Er spielte uns auch gleich etwas vor und zugegeben, es klang ganz gut. Wenn mir auch etwas fehlte. Ich hatte das Gefühl, er war nicht ganz bei der Sache, oder sah das hier als Spaß an. Nachdem er fertig war, meinte Satoru nur begeistert, dass zwar noch nichts feststehe, wir uns aber wenn bald melden würden.
 

„Und?! Der war doch gut, oder? Kommt, der war der Beste bisher. Oder Nabu?“

„Keine Ahnung, es klang gut. Aber ich denke, Shin kann das besser beurteilen, ich spiele keine Gitarre.“ Alle Blicke wanderten zu mir. Toll. Jetzt musste ich entscheiden oder wie?!

„Also ehm…ich weiß nicht…ihr wollt ihn, oder?“

„Naja ja, ich finde ihn toll. Aber ich entscheide nicht allein, auch wenn ich der Leader bin.“

Ich seufzte schwer und atmete tief durch. „Kommt denn noch wer?“

„Eigentlich sollte noch einer kommen, aber der ist nicht da. Keine Ahnung, der war schon das letzte Mal nicht da, wollte deshalb dieses Mal kommen…“

„Aha…dann bleibt uns im Grunde nichts anderes übrig, als Blondie zu nehmen. Wie hieß er?“

„Ehm…Shin…taro…“, murmelte Satoru und kratzte sich am Kopf. Ich dropte. „Toll, zwei Shins…“

„Was passt dir denn schon wieder nicht an ihm?“

„Was? Wie kommst du darauf, dass mir was nicht passt?“

„Du hast nicht zugestimmt, dass du ihn willst als Gitarristen.“

„Weißt du, ich…ich fand ihn gut, ohne Zweifel…aber irgendetwas hat mir gefehlt, ich weiß nicht was. Er hatte keine…wie soll ich das erklären…Ausstrahlung?“

„Du sollst ihn ja auch nicht verehren; er soll für und mit uns Musik machen!“

„So eine Ausstrahlung meinte ich nicht! Ich…ich meinte, dass er nicht mit ganzem Herzen bei der Sache ist, verstehst du?“

„Und das willst gerade DU beurteilen?! Woher willst du wissen, was er für’n Herz hat?!“

„Na hör mal, ich seh das!“
 

„Entschuldigung, ist das Vorspielen schon vorbei?“
 

Satoru und ich hatten uns so sehr in Rage geredet (während Nabu uns nur entsetzt beobachtet hatte), dass wir nicht bemerkt hatten, dass die Tür noch aufstand. Als wir uns alle drei nun also umblickten, blieb mir genauso wie Satoru die Luft weg.
 

Dort stand allen Ernstes Mi-chan. Das erste Mal sah ich sie in Freizeitkleidung, nicht der süßen Uniform, die sie sonst an hatte. Jetzt wirkte sie dadurch leger, gleichzeitig aber auch fröhlich, bunt und verrückt- passend zu ihrer Art. Ihre schwarz-orange Mütze trug sie allerdings. Nun trat sie ganz in den Raum und mir fiel der Gitarrenkoffer auf ihrem Rücken auf.

Allerdings konnte ich immer noch nicht anders, als sie anzustarren. Satoru fing sich jedoch schnell wieder und wand sich mir mit bösem Blick zu.

„Hast du sie herbestellt?!“

„Nein! So gut kenne ich sie nun auch nicht!“

„Woher weiß sie dann davon?!“

„Na von den Flyern, denke ich mal..“

„Ehm…könnt ihr mir erklären, wer das ist? Kennt ihr sie etwa? Sagt doch mal, ich blick hier nicht durch!“, klinkte sich Nabu uns Gespräch ein. Doch da drang ein Räuspern an unser aller Ohr.
 

„Eh Jungs…ihr wisst schon, dass ich euch hören kann, oder?“ , kichernd trat sie ein wenig mehr in die Mitte und überkreuzte die Füße, spielte sich selbst schmunzelnd an den Haaren herum.

Auf die Worte hin wurden wir alle drei etwas rot. Peinlich. Aber ehrlich: Ich war noch immer verwirrt. Was um alles in der Welt wollte sie? Doch nicht ernsthaft…?

„Eh…wer bist du?“, fragte Nabu unsicher und ließ sich auf einem der Stühle nieder. Sie strahlte nur und deutete grinsend eine Verbeugung an. „Nenn mich Mi-chan, so kennen mich auch schon die beiden da…die gehen neben mir auf die Uni.“

„Aha…aber…ehm…wie kommst du hierher? Wir suchen einen Gitarristen und es ist gerade Vorspielzeit…“

Sie begann laut aufzulachen, deutete dann aber hinter sich auf ihren Rücken. „Genau deshalb bin ich ja hier. Und was die Vorspielzeit betrifft…ich bin die Letzte, draußen stand keiner mehr.“

„Ah…ach so.“, ratlos kratzte sich der Rothaarige am Kopf und blickte hilfesuchend zu uns. Ich konnte jedoch nichts sagen , ich war noch immer dabei, mein heftig klopfendes Herz zu beruhigen. Ich kam mir gerade vor wie im falschen Film…
 

„Eh…du weißt schon, dass wir einen Mann suchen, oder?“, Satoru hob eine Braue. Dadurch wusste ich genau, dass er skeptisch war. Erwartungsvoll wanderte mein Kopf wieder zu ihr. Sie grinste noch immer. „Auf den Zetteln stand nicht, dass der Gitarrist männlich sein muss.“

„Ja, aber das kann man sich bei einer reinen Männerband doch denken…?“

„Bitte?! Es gibt genug gemischte Bands.“

„Da gibt es aber entweder mehr Frauen oder aber die einzige Frau ist die Sängerin, nicht die Gitarristin!“

Sie seufzte. „Du bist skeptisch gegenüber Neuem, oder?“

Satoru strich sich durch die Haare und atmete tief durch, ehe er erneut zu sprechen begann. Die Eule wollte also heute mal das letzte Wort haben? „Weißt du…ich habe grundsätzlich nichts dagegen…aber bei einer Band nur aus Männern, mit einer einzigen Frau…“, er schielte kurz zu mir, dann blickte er wieder sie an, „Ich habe keine Lust, dass es dann am Ende zu Streit kommt oder was weiß ich was. Hast du einen Freund?“

„Nein. Aber keine Sorge, ich will wegen meinen Qualitäten an der Gitarre genommen werden, nicht wegen meines Aussehens oder sonstigem.“

„Wie alt bist du?“

„15, immer noch. Aber komm mir bitte mit nichts von wegen zu jung oder so.“

„Du gehst noch zur Schule! Wir suchen etwas, was auf Dauer besteht, verstehst du?“

„Ja, ich weiß. Und deshalb melde ich mich. Ist das so schwer zu verstehen? Ich möchte mit der Musik Geld verdienen. Mein Gott, habt euch nicht so, lasst mich lieber erst einmal spielen. Raus jagen könnt ihr mich ja immer noch.“

Große Worte, die Satoru sprachlos werden ließen. Man oh man, die Kleine gefiel mir immer besser. Ich blickte zu Nabu, der nun grinsen und etwas kichern musste, sich dann schließlich zurücklehnte. „Sie hat Recht, Eule. Lass sie erst einmal machen. Schaden kann es nach den schlechten Vorspielern doch eh nicht mehr, was haben wir zu verlieren?“

„Eben! Ich bin dafür, dass sie uns zeigt, was sie kann. Spiel einfach, Mi-chan, wir werden ja sehen, ob du es kannst.“, stimmte ich sofort -nachdem ich aus meiner Starre erwacht war- zu. Satoru warf mir tödliche Blicke entgegen, zuckte schließlich die Schultern. „Überstimmt. Also Mädchen, zeig uns, was du kannst.“
 

Mi-chan strahlte, bevor sie erneut eine Verbeugung andeutete. „Vielen Dank. Na dann…hoffe ich mal, dass ich euch überzeugen kann.“, grinsend setzte sie ihren Gitarrenkoffer ab und zog eine E-Gitarre heraus. Sie war genauso bunt und knallig, wie die Kleine. Aber irgendwie gefiel mir das. Kreativ schien sie zu sein, das sah so selbstgemacht aus. „Habt ihr einen Verstärker?“

„Ja, Moment, den haben wir vergessen aufzustellen…“, murmelte ich, immerhin waren die meisten mit Akustikgitarren gekommen. Ich schob ihn ihr heran und sie schloss alles an. So wie sie das tat, schien sie Übung darin zu haben. Mein Herz begann heftiger zu klopfen. Sollten wir vielleicht den Hauch einer Chance haben, wieder wen zu finden…?
 

Sie zupfte an einer Seite, stimmte noch einmal nach, bis sie zufrieden war, ehe sie in die Seiten schlug. Die Melodie und das Lied gesamt waren schnell, hart und rockig und ich und die anderen beiden neben mir starrten sie mehr als entsetzt und überrascht darüber an. Solche Töne hatte ich nie zuvor gehört. Sie hatte ihren ganz eigenen Stil, auch wenn er mich etwas an einen anderen erinnerte…doch von wem? Mir blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich versank in Mi-chans Lied, das irgendwann abrupt endete und ruhiger wurde. Die Klänge wurden sanfter, zarter; liebevoll beinah strichen ihre Finger über die Seiten.

Ich hätte ihr ewig zuhören können. Doch leider endete alles irgendwann, so auch Mi-chans Spiel. Kurz wischte sie sich über die Stirn, dann grinste sie uns an. „Und? Bin ich so schlecht, wie ihr dachtet? Ich kenne zumindest kein anderes Mädchen, das sowas kann.“
 

Kurz herrschte Schweigen, ehe Nabu sich nach vorn auf den Tisch stützte. „Heilige scheiße war das geil!“
 

Ich konnte ihm nur zustimmen, nickte heftig, „Wo zum Teufel hast du so spielen gelernt?!“

Sie lachte und stellte ihre Gitarre ab. „Also beim Teufel schon einmal nicht, da liegt ihr falsch. Wo ich das her habe? Naja…wie soll ich sagen, meine Familie ist halt sehr musikinteressiert und hat mir damals einen guten Lehrer besorgt…“

Auch Satoru erwachte wieder, nickte anerkennend, „Wow…wie lange spielst du schon?“

„Seit ich sechs bin…also seit 9 Jahren.“, grinste sie stolz. Mir klappte der Mund auf. Ich spielte auch, seit ich ca. 5, 6 Jahre alt war, also seit ungefähr 13 Jahren und ich fand sie beinah noch besser als mich. Und dann war sie auch noch ein Mädchen. Ein süßes kleines Mädchen, das ich die ganze Zeit über angehimmelt habe. Und jetzt hatte sie uns hier alle weggerockt.
 

„Du entschuldigst uns doch kurz, oder?“, wollte Satoru wissen. Sie nickte nur und machte sich daran, die Kabel wieder alle zu lösen. Eulchen zog uns etwas außer Reichweite.

„Also? Eure Meinung?“

„Da fragst du noch?!“, entkam es Nabu, doch ich schob ihn sanft beiseite, blickte Satoru ernst an. „Du hast Angst, weil ich sie süß finde. Aber keine Sorge, wenn sie es schaffen sollte, halte ich mich von ihr fern. Ich finde sie hat wahrlich Talent, wirklich. Du…du hast es selbst gesehen, so habe ich lange niemanden spielen sehen. Und sie besaß Leidenschaft, aber auch dieses…ich weiß nicht, du weißt was ich meine, ja? Es kommt so rüber, als liebe sie die Musik sehr.“

„Den Eindruck hatte ich auch.“, nickte Nabu.

Satoru musterte uns eindringlich, seufzte dann aber. „Jungs, ich will euch echt nicht ärgern… aber ihr wollt das ernsthaft machen. Und ich denke einfach, dass eine 15-jährige andere Vorstellungen hat als 19 und 21-jährige.“

„Du bist erst 18.“, war mein trockenes Kommentar dazu.

„Ist doch egal, du weißt, was ich meine! Außerdem ist sie wie gesagt ein Mädchen… stell dir vor, sie hat einen Freund…und dann kaum Zeit für die Band. Oder aber sie hat dir schon so den Kopf verdreht, dass du sie die ganze Zeit anstarrst und zu nichts weiteres mehr fähig bist!“

„Das ist nicht wahr!“

„Beweise es.“

„Okay, mach ich.“, ich lief zu meinem alten Bass, der noch herum stand und lief zu der Kleinen. „Mi-chan, warte, ich möchte noch etwas probieren.“

Fragend blickte sie von ihrem Gitarrenkoffer auf. „Uh? Eh Bass ist aber nicht so meins.“, lachte sie nur. Ich schüttelte den Kopf. „Ach was, musst du doch gar nicht. Ich will sehen, ob wir zusammen harmonieren beim spielen. Satoru, hast du unseren ersten Song?“

„Moment…“, er lief zum Schreibtisch und holte ein paar Texte hervor. „Hier, das ist unser allererster Song. Er ist relativ simpel. Hier sind die Gitarrennoten dazu.“

„Danke…“, sie nahm die Zettel und betrachtete sie ausgiebig. Nach einer Weile begann sie zu schmunzeln, dann wanderte ihr Zeigefinger auf ein Wort. „Soll das hier e-moll heißen?“

„Warte…“, ich beugte mich zu ihr, „Eh, ja…“

„Wer hat das denn geschrieben?“

„Shinji.“ – Satorus knappe Antwort.

Sie lachte leise. „Oh, okay. Das…ist echt schrecklich geschmiert, nimm mir es bitte nicht übel.“

„Schon gut…“, murmelte ich und ließ den Kopf hängen. Jetzt fing sie auch noch an…!

Mi-chan streckte sich, dann nickte sie. „Okay, ich probier es mal, sagt mir, wenn was nicht stimmt.“ Damit legte sie auch schon los mit der ersten Strophe und ich musste sagen, es klang perfekt. Als hätte sie das Lied schon 100 Mal gespielt. „Wow.“, entkam es mir.

„Meinst du? Ich fand es etwas holprig, aber gut…wollen wir jetzt zusammen spielen?“

„Klar, gern!“, ich schob mir meinen Bass zurecht und wartete, dass sie startete. Kurz darauf setzte ich ein. Es klang fantastisch. Nach einer Weile hörte ich Nabu einsetzten, der sich hinter sein Schlagzeug geschwungen hatte. Dann schließlich sang auch Satoru leise mit.
 

Als der letzte Ton verklungen war, blickte ich sie beinah sehnsüchtig an. Wenn das nicht der Perfekte, neue Gitarrist war, wusste ich auch nicht weiter!

„Hast du schon einmal in einer Band gespielt?“

Sie nickte, legte die Gitarre auf ihren Schoß und drehte sich eine Strähne um die Finger. „Ja…das war aber eine reine Mädchenband. Am Anfang hat es Spaß gemacht, aber dann gab es immer mehr Gezicke, darauf hatte ich keine Lust und hab dort wieder aufgehört. Als ich dann euer Plakat las, habe ich gezögert. Als du aber sagtest, ihr habt immer noch keinen, dachte ich, ich komm mal vorbei. Ich hätte auch meine Schwester fragen können, sie spielt ähnlich gut wie ich, aber sie hat schon eine kleine Hobbyband, von daher. Und mein Brüderchen ist noch etwas zu jung…“, sie zuckte die Schultern und schmunzelte, blickte uns dann aber fast schon schüchtern an. „Und…was sagt ihr? Also mir hat es Spaß gemacht, mit euch zu spielen.“

„Mir auch!“, stimmte ich sofort zu, „Nabu?“

„Klar. Ich kam mir vor, als würde sie schon ewig mit uns spielen. Mädel, du bist ein Naturtalent. Deinen Lehrer möchte ich gehabt haben!“

„Satoru?“

„Ohne Zweifel, sie spielt genial. Und euer Spiel harmoniert auch gut…ich denke, wenn es wirklich keine Probleme gibt und du das hier ernst nimmst, dann herzlich Willkommen als unsere neue GitarristIN.“

„Oh danke, danke, danke! Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich mich jetzt freue~ JUHU!“, sie jauchzte freudig auf und küsste mich auf die Wange, knuffelte mich, nur um sich gleich wieder zu lösen und die Prozedur bei den anderen beiden zu wiederholen. Nabu musste lachen und Satoru wurde seltsamer Weise ein wenig rot. Dann stellte sie sich vor uns und blinzelte überlegend. „Eh…wie heißt eure Band eigentlich?“
 

„Wie…?“, ich neigte fragend den Kopf, „Eh…wir haben noch keinen Namen…“, murmelte ich vor mich daher, erschrak dann auch ziemlich als sie ein lautes, entsetztes „WAS?!“, von sich gab.

Auf unsere fragenden Gesichter hin erklärte Mi-chan:

„Ihr wollt mit der Band berühmt werden, und dann hat sie noch nicht einmal einen Namen?! Jungs, also ehrlich!“

„Naja…wir dachten immer, früher oder später fällt uns sowieso einer ein…“

„Lieber früher, als später. Überlegt euch schonmal was.“

„Jetzt gleich?!“

„Nein, bis zur nächsten Probe…wann ist die überhaupt?“

„Morgen. Ab wann kannst du da? Ab Nachmittag hätten wir alle Zeit, oder?“, Nabu blickte sich fragend um. „Schon okay. Also dann sagen wir ca. 15.00 Uhr. Wer eher da ist, kann schon den Raum vorbereiten oder so, wie immer halt. Ich denke, wir sollten jetzt eh erstmal alles so stehen und liegen lassen und das restliche Wochenende genießen.“ Häuptling Satoru hatte gesprochen. Hau; oder wie sagte man da? Innerlich überlegte ich jedoch, wie ich Mapa den eben gestrichenen Familiensonntag beibringen sollte..
 

„Okay, ich versuch so schnell wie möglich zu kommen!“, damit setzte sie sich auch schon ihre Tasche wieder auf.

„In welche Richtung musst du?“

„Weit weg von hier, im Westen der Stadt…aber keine Sorge, wenn meine Eltern Zeit haben, bringen sie mich, beziehungsweise nach der Schule komme ich dann immer gleich her… oder gehe vorher zu einer Freundin Hausaufgaben machen und komme dann her.“

„Ach so, okay. Und sonst? Fährst du mit der U-Bahn?“

„Ab und an, aber man kann es auch laufen.“

„Sollen wir dich noch zur Haltestelle bringen..?“

„Nicht nötig, mein Dad wollte zwei Straßen weiter auf dem Parkplatz warten. Aber trotzdem danke. Ihr seid echt süß und cool. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit euch, bis Morgen. Auch und Shinji…“, sie begann mir etwas aufzuschreiben, „Ruf mich nochmal an wegen dem Eis essen…ich such nachher noch die Adresse von dem einen tollen Café heraus.“, sie lachte, drückte mir ihre Nummer in die Hand und verließ winkend den Raum. So schnell, wie sie erschienen war, verschwand sie also auch wieder. Noch lange starrte ich auf die nun geschlossene Tür.
 

Nabu fasste mir an die Schulter. Als ich zu ihm aufblickte, grinste er. Elender Farbtopf!

„Da hat dir aber wer gewaltig den Kopf verdreht?“

„Ach was…“

„Woher kennst du sie?“

„Sie hat mich angesprochen, als ich die Flyer aufhing.“

„Ach so? Cool…naja, dann haben wir nun halt eine Gitarristin~ Ist auch nicht schlecht.“

„Meinste? Was sagt deine Freundin da dazu?“

„He, ich bin treu! Und sie weiß, dass ich nicht auf so junge Damen stehe. Obwohl mir die hier älter wirkte als sie ist.“

„Ja…aber vor allem wie man mit 15 so Gitarre spielen kann!“

Satoru strich sich durch die Haare und nickte. „Das nächste Mal will ich den Namen von ihrem Lehrer. Das kann nicht angehen, dass sie beinah so top spielt wie unsere Eltern mit Jahrelanger Bühnenerfahrung.“

Nabu nickte heftig, ehe er lachen musste. „Boar, der Lehrer muss doch gut verdienen, ich meine, wenn all seine Schüler so werden…krass.“

Ich stimmte ebenfalls zu, seufzte dann aber. „Jetzt haben wir ganz vergessen, zu feiern.“

„Können wir doch immer noch.“

„Stimmt…das neue Mitglied wird auf jeden Fall gefeiert…auch wenn ich das Ganze, was jetzt passiert ist, erst einmal verarbeiten muss…“

Beide klopften mir auf die Schulter. „Mach das Shinji, mach das.“
 


 

~~**~~
 


 

Jetzt interessieren mich eure Meinungen *grins*
 

Vielen Dank für die lieben Kommi, auch wenn sie leider wieder abgenommen haben ;.;"

Wann das nächste Kapitel kommt, weiß ich noch nicht...ich lass mich erstmal von euren Meinungen hierzu überraschen ;D Das Kapitel war ursprünglich übrigens noch länger. Ich habe es zum besseren verständniss jedoch nocheinmal gekürzt :) Den Rest gibt's das nächste Mal.
 

lieben dank an:
 

@Sixty69Nine: Nicht schämen, ich hätte mich besser ausdrücken sollen^^ Ja? Na mal sehen, ob das bis zum Ende der FF so bleibt, mal sehen, was ich noch für Chaos mit meinen Süßen anrichte ;D
 

@Lucel: Da musst du wohl leider noch etwas warten ;D Aber vielleicht heitert dich das Kapitel ja auf, da wird ja schon ein Geheimnis gelüftet ;)
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

9. - Stolperfallen und alkoholfreie Cocktails

9. - Stolperfallen und alkoholfreie Cocktails
 

Rock’n Roll Karyu
 

Jaa! Ich hatte es! Endlich! Ich hatte es! So lange schon hatte ich es probiert, doch nie war ich so weit gekommen. Nie hatte ich es erreicht.

Glücklich legte ich mein Plektrum auf den Tisch und seufzte zufrieden, dann schrieb ich mir die neuen Noten auf. Ich arbeitete seit Ewigkeiten an einem wirklich ausgetüftelten Gitarrengriff, der es in sich hatte. Okay, es war nicht ein einzelner Griff. Eher die Abfolge von vielen, schweren Akkorden gleich nacheinander. So lange hatte ich daran gehangen, war schon so oft gescheitert und beinah verzweifelt. Aber jetzt hatte es geklappt. Jetzt konnte ich mich wahrlich als Rock’n Roll Karyu bezeichnen. Ob ich stolz auf mich war? Oh ja, und wie.
 

Eilig nahm ich meine langen, -laut Zero dürren- Beine in die Hand und rannte die Treppen runter, zu eben jener langhaarigen Schönheit, um ihm die Neuigkeiten zu berichten. Leider übersahen meine Augen einige der Stufen, sodass ich mich bald in eine Ballförmige Figur verwandelte, die die Treppe hinab kullerte. Ich stöhnte schmerzhaft auf. Das würde blau werden…
 

Sofort hörte ich Schritte und Michio erschien aus dem Wohnzimmer mit schreckensgeweiteten Augen. „Yoshitaka! Was tust du da?! Hast du dich verletzt?!“ Er kniete sich neben mich und strich mir sanft die Haare aus dem Gesicht. Oh, tat das gut. Da kam man beinah noch einmal auf die Idee, die Treppe hinab zu stürzen, wenn die Belohnung für die Schmerzen so aussah…

„KARYU! Ich rede mit dir! Bist du bewusstlos?!“

„Was…? Nein, ich bin da…“

„Dann antworte mir doch! Ich dachte, dein Genick hätte sich zu weit verdreht!“

„Hä?“

„Kannst du aufstehen?“

„Weiß nicht…“

„Tut dir was weh?“

„Jede Faser meines Körpers…?“

„Im Ernst jetzt! Karyu, bitte…ich will nicht, dass du dir den Schädel eingehauen hast… Am Ende hast du eine Gehirnerschütterung…“

„Mir geht es gut, Süßer. Nur ein paar blaue Flecke, nichts weiter.“, ich richtete mich vorsichtig in den Sitz auf und lächelte ihn an. Das erleichterte Seufzen seinerseits war nicht zu überhören.

„Gut…schonmal was… Aber warum bist du abgestürzt? Bist du ausgerutscht? Über Ryu gestolpert? Hat Shinji was herum liegen lassen? Hast du geträumt? Nur so gestolpert?“

„Nein, ich war nur wieder zu schnell…“

„Also wie immer.“, es war ein Knurren. Ich schluckte bei dem bösen Blick. Ich mochte es nicht, wenn seine Augen so funkelten. Dann hatte ich Angst, gleich durchbohrt zu werden.

„Eh…ja….“

„Und warum? Was war so wichtig?“

„Ich…ich wollte dir was erzählen. Und zwar, pass auf: Ich hab es endlich geschafft!“

„Was? Zum 35. Mal abzustürzen? Gratulation, darauf kann man wirklich sehr stolz sein, also sich beinah den Hals gebrochen zu haben meine ich! Echt fantastisch!“

Ich zuckte. „Man, bist du heute wieder ironisch veranlagt…“

„Sarkastisch, Karyu. Oder Eher zynisch. Ach egal, ich mag alles drei‘s und trenne es auch nicht wirklich.“

„Warum?“

„Man sollte Geschwister nicht trennen, weißt du doch.“

„Haha. Aber nein, das ist nicht der Grund. Ich hab endlich das Lied geschafft…also meinen Teil!“

„Welches Li-“, und dann schien es Klick zu machen. Zero begann zu strahlen wie sonst kaum zuvor.

„Echt jetzt?! Der, den du so ewig nicht konntest?!“

„Ja, genau der! Ich hab es endlich geschafft, den Wechsel fließender zu gestalten… hab zwar etwas getauscht aber jetzt klingt es auch viel besser.“

„Cool. Schön für dich, freut mich wirklich. Willst du was trinken? Zur Feier des Tages?“

„Aber nicht von deiner Rose, oder? Es ist erst Nachmittag…Abendbrot…oder so.“

„Nein, was alkoholfreies. Hab doch noch das Zeug da, wo Shinji und Satoru uns mal gezeigt hatten, wie man da Alkoholfreie Cocktails daraus macht.“

„Ach das! Ja, gern, darauf habe ich sogar Durst…“

„Na dann, hoch, den Giraffenhintern.“, kichernd zog Zero mich mit in die Küche und bereitete alles vor.
 

Wenig später saßen wir da und schlurften unser süßes Endergebnis aus den verschiedenen Mischungen. Das musste man Shinji lassen, es schmeckte super. Ich glaube, er hatte es von Nabus Freundin gelernt, die arbeitete ja an irgendeiner Discobar oder so.

„Hmm…das ist so süß wie du, Zero.“, schmunzelte ich und sog an meinem Strohhalm. Er fand das nicht so toll. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Haha, Karyu. Echt witzig. Wie oft habe ich es dir schon gesagt, dass ich nicht süß bin?!“

Ich setzte zu einer Antwort an, doch er schnitt mir das Wort ab.

„Sag lieber gar nicht erst was. Ich will es nicht wissen. Und jetzt trink. Trink um dein Leben! Denn wenn Shinji kommt, will er auch was von dem Zeug!“

„Und wo ist da das Problem? Er kann sich doch auch was machen…“

„Mein liebster Giraffen-Schatz, falls du es noch nicht bemerkt hast: Wir haben es alle gemacht!“

„Oh.“

„Ja, so sehe ich das auch. Also trink! Deine Nerven hängen davon ab! Denn kommt er jetzt zurück und hat nichts mehr, quengelt er sie dir tot.“ Okay, gut. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Also setzte ich den Halm an und trank um mein Leben.
 

~*~
 

Der geschockte Shinji
 

Wow. Nun stand ich hier gerade mitten in der Pampa und starrte die Sonne an. Okay, es war nicht mitten in der Pampa, sondern nur irgendwo auf einer Straße und so ca. 50 Meter vor mir war ein Park. Und direkt die Sonne war das auch nicht mehr, denn sie war nur noch so ein roter, unförmiger Ball, der gerade immer tiefer sank. Aber man durfte seine Worte ja gern etwas ausschmücken, oder?

Warum ich hier stand? Naja, ich dachte nach…Der Tag war irgendwie zu krass für meine Vorstellung gewesen. Okay, vielleicht war meine Vorstellung auch nur auf das Minimalste beschränkt, ich wusste es nicht so genau. Auf jeden Fall hatte ich das Geschehene noch nicht ganz verkraftet.
 

Also, noch einmal von vorne.

Wir suchten nun schon seit einer Weile einen Gitarristen. Beim letzten Vorspielen ging alles gewaltig daneben. Ich war deprimiert. Dann heute wieder dasselbe, alle schlecht.

Und dann kam sie.

Das wunderschöne, geheimnisvolle Mädchen. Sie wusste mehr über uns wie wir über sie, schien mir. Und nachdem ich schon überrascht war, sie bei uns zu sehen, mich fragte, ob es ein schlechter Scherz war und dergleichen, fing sie auch noch zu spielen an. Zerstört war mein Bild eines süßen, kleinen, wehrlosen Mädchens. Stattdessen baute sich mir ein neues Bild auf. Das Bild einer Gitarrengöttin. Wie konnte man nur so spielen? Ich machte es länger als sie und sie war besser! Außerdem, unseren Text..! Sie hatte ihn fast perfekt beherrscht. Von einmal durchlesen. Ich kam mir echt veralbert vor. Nun hatten wir also ein Mädchen in der Band. Ein Mädchen, für das ich geschwärmt hatte. Toll, das konnte ich ja nun vergessen. Die anderen würden mich hassen und ich selbst war auch nicht für Bandliebeleien. Bisher war ich ja der festen Überzeugung gewesen, dass so was nie vorkommen würde. Wir waren ja immerhin alles Männer. Tja, wie man sich täuschen konnte…

Nichts gegen Mädchen, aber…musste es ausgerechnet sie sein? Mist!
 

Seufzend strich ich mir durch meine braune Mähne und tappte weiter. Ich musste nach Hause. Ob meine Eltern schon warten würden? Bestimmt. Mapa würde sicher sterben vor Sorge, wenn ich wieder so deprimiert ankommen würde. Aber das tat ich diesmal ja nicht. Nein, ich war eher noch etwas geschockt…ich wusste nicht so ganz, wie ich mich verhalten sollte. Sollte ich mich freuen, oder sollte ich heulen?

Genau darüber nachdenkend setzte ich meinen Weg fort.
 

Zuhause steckte ich den Schlüssel ins Schloss und schloss wie mechanisch auf. Meine Gedanken waren noch immer sonst wo, mein Körper funktionierte von allein. Roboter Shinji, stet’s zu Diensten.

In der Küche hörte ich Stimmen. Sie zogen mich an wie Licht die Motten. Ich blieb im Türrahmen stehen und betrachtete meine Eltern, die aus diversen auf dem Tisch stehenden Gläsern etwas tranken. Zero lachte und blickte eher zufällig auf, ehe ihm das Lachen verging. „Shinji!“, rief er sofort und stand auf.

„Schatz, wie geht es dir? Habt ihr einen neuen Gitarristen?“

„Ja..“, murmelte ich nur monoton. Er runzelte die Stirn und neigte den Kopf.

„Du wirkst nicht gerade begeistert. Ist er so scheiße?“

„Zero, deine Ausdrucksweise immer! Doch nicht vor unserem Kind!“, rügte ihn Dad. Doch ich reagierte gar nicht darauf, sagte stattdessen:

„Nein, alles okay. Mir wird nur gerade bewusst, dass ich eine Wette verloren habe. Kennt ihr einen guten Eisladen? Denn dort muss ich morgen hin.“
 


 

~~**~~
 

Vielen Dank für eure Kommentare! Hier also noch die andere Hälfte, die ursprünglich mit Kapitel 8 war ;) Übrigens: Laut meiner Rechnung in der Storyline wird diese Geschichte hier länger als [wo]men...aber verlasst euch nicht drauf, ich bin in Mathe schon immer eine Niete gewesen!
 

Lieben Dank an meine süßen Reviewer:
 

@Sixty69Nine: So ist das leider noch oft von wegen Vorurteile *seufz* Aber ich find solche gemischten Bands schon toll, deswegen dacht ich, warum nicht mal so?! naja, als musikalisch interessierte familie muss man in keiner Band sein ;)
 

@Lucel: Ich seh schon, ein Mi-chan Fan xD! Aber warum solltet ihr den kennen? Hmm...ihre Familie wird schon noch vorkommen, keine Sorge.
 

@Kanoe: Hier hast du pünktlich das nächste Kapitel, wenn auch etwas knapper ;D
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

10. - Elterliche Diskussionen

10. - Elterliche Diskussionen
 

Zero glaubt sich verhört zu haben
 

„Wie…jetzt…?“, wollte ich etwas verwundert wissen und stellte mein Glas beiseite. „Shinji, ich versteh nicht. Ich frage dich nach deinem Gitarristen, da erzählst du was von Eis. Bin ich im falschen Film?! Erklär es mir bitte langsam, ich bin schon älter als du, weißt du?“

„Sonst verstehst du auch immer bildliche Metaphern…“, warf Karyu mit großen Augen ein. Ich schlug ihm nur genervt gegen den Arm und blickte wieder erwartungsvoll zu unserem Sohn. Der starrte mich an, ehe er zu lächeln begann.

„Weißt du noch…das Mädchen mit der Mütze?~“

„Was ist mit der?“, nun eher gelangweilt stützte ich meinen Kopf auf meinen Arm. Ich wollte nichts von irgendwelchen Tussis hören, die meinem Sohn den Kopf verdrehten. Das Thema war eh uninteressant für mich. Das konnte er mit Karyu führen, der verstand mehr als genug von Frauen. Leider.

„Naja...“, er löste sich aus dem Rahmen und kam langsam näher, „Wir hatten heute wieder unser Vorspielen…war genauso schlecht wie das erste. Okay, der eine Typ war ganz okay, aber naja. Wir wollten den schon nehmen, aber da kam noch jemand rein. Wir hielten nicht viel davon, waren jedoch still, als die Gitarrentöne durch den Raum hallten. Weißt du, wer da saß und spielte? Es war das Mädchen mit der Mütze, Mi-chan.“
 

Er strahlte mich an und ich war versucht zu fragen, ob ich im falschen Film war. Einige Sekunden hörte man in der Küche nichts weiter als das Ticken der Uhr. Dann konnte ich nicht mehr und stieß ein entsetztes „WAAAAAAAAAAAS?!“ aus. Große Hamsteräuglein blinzelten mich an. Dann wiederholte Shinji noch einmal zögerlich: „Das Mädchen, was…was mir immer so auffiel wegen ihrer lustigen Mütze und weil sie so gut gelaunt war…die hat bei uns vorgespielt…“

Mein Gehirn versuchte das gerade irgendwie zu verarbeiten. Ich starrte ihn eine Weile an, dann verengten sich meine Augen zu Schlitzen: „Ihr habt sie nicht ernsthaft genommen, oder?“

Der Blick meines Sohnes wurde immer irritierter. „Was, warum? Sie…hast du sie mal spielen hören?“

„Nein! Will ich auch gar nicht!“

„Ja aber dann versteh ich nicht-“

„Ihr habt die nicht ernsthaft genommen?!“

„Doch…“, er sah unsicher drein, wie damals, wenn er als Kleiner was ausgeheckt hatte. Ich wusste nicht warum, aber in mir stieg die Wut auf. „Seid ihr total verrückt?! Ihr könnt doch nicht irgend so eine da in eure Band nehmen! Ihr kennt die gar nicht!“

„Wow, als wenn wir die anderen Bewerber gekannt hätten!“, begann er nun ebenfalls erbost, „Sag mal was hast du so sehr gegen sie, Mapa?! Du kennst sie gar nicht!“

„Deine Erzählungen reichen mir! Shinji, überleg doch mal! Ihr wollt ernsthaft mit der Band rauskommen, nicht nur so als Hobby…da macht die Kleine eure Pläne alle zunichte! Zumal ich mir denken kann, dass sie vielleicht nicht nur dir versucht den Kopf zu verdrehen! Verdammt Shinji, Frauen können so böse sein!“

„Das musst du ja gerade wissen, du warst ja immerhin mal eine.“ - Oha, der Zynismus von ihm kam meinem immer näher, „Außerdem reicht es nicht nur dir ollen Zicke, sondern auch mir! Verdammt Mapa, es nervt mich, wenn du mich so bevormundest! Ich bin keine 10 mehr! Und ich weiß ja sehr wohl, was für meine Band das Beste ist! Nur weil du Angst darum hast, dass sie mir den Kopf verdreht?! Ich bitte dich! Ja, ich fand sie süß, aber das ist mir jetzt egal, sie ist jetzt ein Teil der Band! Ich habe noch nie jemanden so Gitarre spielen sehen und hören und da kannst du noch so viel dazu sagen! Ich hab vielleicht wenig Erfahrungen mit Frauen, aber immerhin noch mehr als du!“

Meine Augen weiteten sich. Hatte er das eben wirklich gesagt? Einen Moment starrte ich Shinji einfach nur an, dann ballten sich meine Hände zu Fäusten, „Wie kannst du es wagen…!“

„Ich wage mich eben jetzt mal mehr als sonst! Ich will dir auch mal meine Meinung sagen können!“

„Das durftest du schon immer Shinji, jetzt tu mal nicht so als ob, du drehst ja gerade total ab!“

„WER dreht hier denn ab?! Weil ich ein Mädchen in der Band habe?! Uh, ist ja auch so schlimm~ Verdammt, ich hab keine Lust mehr auf das Theater hier…“, er packte sich sein Zeug zusammen, während ich ihn weiter anstarrte, „Was hast du vor?!“

„Ich geh in mein Zimmer, lasst mich einfach in Ruhe!“,

„Du spinnst doch!“, rief ich ihm noch nach. Und ehe ich es mich versah, war er wütend davon gebraust.
 

In mir kämpften gerade die verschiedensten Gefühle. Ich war wütend, enttäuscht und fühlte mich schrecklich. Mein ganzer Körper begann zu zittern, meine Beine drohten nachzugeben. Ich konnte mich nicht mehr auf ihnen halten und knickte ein. Statt jedoch mit dem Kopf gegen den Tisch zu schlagen, umfingen mich zwei starke Arme, zogen mich auf die Couch.

Ich wusste wer es war und bäumte nun meine letzte Kraft auf, um mich gegen ihn zu stemmen. „Lass mich los Karyu!“

„Nein! Sonst schlägst du dir den Schädel auf oder anderes schlimmes…“

„Lass mich! Du hast mir eben nicht geholfen dann brauchst du es jetzt auch nicht!“

„Nun hör mal! Ihr seid beide alt genug um über eure Probleme zu reden. Warum soll ich mich da einmischen?“

„Du hättest verhindern können, dass er so ausrastet!“

„Bitte?! Also ich glaube, nicht nur Shinji ist ausgerastet. Schatz, nimm es mir nicht übel, ich liebe euch. Aber ihr habt beide überreagiert.“

„Ja aber…“, ich blickte Karyu zweifelnd an. Doch dessen Blick ließ meine Wut verfliegen, stattdessen wurde ich immer unsicherer. „Aber ich will ihn doch nur vor Enttäuschungen bewahren…“

Karyu seufzte und nahm mich fester in den Arm. Ich musste schlucken.

„Michio….hör mal, wie oft haben wir schon darüber geredet? Du musst dich daran gewöhnen… er ist kein kleines Kind mehr. Er kann auf eigenen Beinen stehen und will die Welt selbst erkunden. Er braucht uns und wird uns immer brauchen, aber nicht bei allem. Er muss auch die Erfahrung machen, enttäuscht zu werden, auch wenn du das nicht hören willst. Aber davor wirst du ihn nicht ewig bewahren können.“

„Aber…ich wollte es…wirklich..“, stammelte ich unsicher und kämpfte gegen den riesen Kloß in meinem Hals an. Ich wusste, wenn er weiter anschwoll, würde ich gleich ersticken.

„Ich weiß. Das zeichnet eine gute Mama auch aus, aber du musst ihn auch andere Erfahrungen machen lassen. Oder willst du, dass er mit fünfzig noch hier sitzt, weil du es so möchtest, er sich selbst aber unglücklich fühlt? Er weiß, was er tut.“

„Ja aber…es ging ihm immer um seine Band! Und jetzt kommt ein Mädchen, für das er schwärmt -die er zugegeben gar nicht kennt! Und spaziert einfach so in seine Band! Was soll ich davon halten? Sie wird ihm den Kopf verdrehen und das mit der Band wird alles schief gehen und-“

„Schhht.“, Yoshitaka legte mir einen Finger an die Lippen. „Sieh mich an.“, er hob mein Kinn an. „Hör endlich auf zu zweifeln, mein Hübscher.“, raunte er nur und küsste mich sanft. „Er wird sie nicht grundlos in die Band gelassen haben. Überleg mal, er liebt die Band. Das heißt, hätte das Mädchen schrecklich gespielt, wäre sie gar nicht so weit gekommen. Zumal nicht Shinji allein die Band ist. Nabu ist auch noch da und vor allem Satoru. Und bei dem weiß ich, dass er mindestens genauso misstrauisch war, erinnere ich mich doch nur an euer beider Gejammer letztens. Shinji weiß, was er tut. Und wenn nicht, wird er aus seinen Fehlern lernen. Klar magst du ihn vor Enttäuschungen bewahren wollen, aber das kannst du nicht. Das wirst du auch nie können. Aber was du tun kannst, ist ihn aufzufangen wenn er abstürzt, ihm erneut den Rücken stärken und ihn wieder auf seinen Weg zurück zu schieben. Und natürlich ihn weiter über alles lieben, denn du bist eine gute Mama.“
 

Kami-sama, unter normalen Umständen hätte ich Karyu für solchen Text eine reingewürgt, so schmalzig wie es war. Aber jetzt…ich hätte heulen können. Ich konnte es mir gerade so verkneifen. Langsam nickte ich, dann wanderte mein Blick erneut zu Karyus vertrauensvollen und unheimlich lieb dreinschauenden Augen. „Ich…ich sollte mich entschuldigen, oder…?“

„Ja, dass solltest du.“

„Und wie…? Ich habe keine Ahnung, Karyu, er hasst mich sicher, so sauer wie er war…“

„Ach was. Komm, du hast dich schon oft entschuldigt. Sag einfach, warum du so reagiert hast, wovor du Angst hast, was du fühlst…all das.“

„Karyu…ich kann nicht über Gefühle reden und das weißt du!“

„Quatsch. Das kannst du. Bei Shinji sogar noch besser als bei mir, also los jetzt!“, er schubste mich regelrecht von der Couch, weshalb ich verdattert blinzelte, schließlich jedoch nickte und aus dem Wohnzimmer lief. Einmal tief durchatmen, dann trat ich den steilen Weg zum Ziel an. Den Anfang bildete unsere Treppe, dann die Zimmertür, dann Shinji und dann hoffentlich das Ziel, die Versöhnung. Doch bereits an der Zimmertür scheiterte ich. Es vergingen gefühlte Ewigkeiten, in der ich die Tür einfach nur anstarrte. Das war das allererste Mal, dass mir auffiel, wie interessant sie eigentlich gemustert war…

Doch irgendwann kam die Zeit, da trat mein Mutterherz meinem inneren Schweinehund kräftig in den Allerwertesten und klopfte einfach an. Es geschah quasi wie von allein und als ich das Klopfgeräusch vernahm, erschrak ich heftig. Ich wollte schon wieder wegrennen, doch das verbot das Mutterherz. Und das war stärker als alles andere. Jedoch kam von drinnen keine Reaktion. Ich klopfte noch einmal. Und noch einmal. Immer wieder. Schließlich gab ich es auf und trat einfach ein.
 

Kurz blickte ich mich im Zimmer um, bis ich Shinji auf dem Bett ausmachte. Er hatte mir den Rücken zugedreht und klimperte langsame, schwerfällige Töne aus seiner Gitarre. Eine Weile musterte ich ihn einfach nur, bis mir auffiel, dass ein Zittern durch seinen Körper lief. Und da verstand ich. Erschrocken weiteten sich meine Augen.

Das hatte ich doch nicht gewollt!

Ich hatte mir doch geschworen, ihn nie wieder zum Weinen zu bringen, nie wieder…! Damals, als ich ihn einmal so schrecklich ausgeschimpft hatte. Er war bei rot auf eine Straße gerannt und ich konnte ihn gerade so wieder auf den Fußweg zurückziehen, bevor ein Auto kam. Ich war so voller Angst gewesen in dem Moment, dass ich ihn angeschrien hatte, dies nie wieder zu tun. Seine kleinen Kinderaugen hatten sich mit Tränen gefüllt und er war weggelaufen. Schließlich hatten wir ihn zum Glück auf seinem Lieblingsspielplatz wiedergefunden… Damals hatte ich es mir geschworen. Und nun?! Nun hatte ich diesen Schwur kläglich zerstört. Mein Sohn war traurig, wegen mir. Nur wegen mir.
 

Erneut spürte ich den dicken Kloß. Ich schluckte ihn schwerfällig hinab, dann ging ich langsam auf meinen Sohn zu.
 

„Shin…Shinji..?“, hauchte ich unsicher und streckte eine Hand nach ihm aus, ließ sie dann jedoch lieber wieder sinken.

„Was…willst du noch hier…? Mir weiter vorhalten…dass ich nichts kann…? Das du mir nicht vertraust..?“ Ich erschrak vor seiner Stimme. Sie klang so gebrochen, unsicher und unendlich traurig, dass sich mir im Inneren alles herum drehte. Was hatte ich nur angestellt?

„Shin…Shinji…ich bin hier, um mit dir zu reden…“

Er schob die Gitarre von sich und drehte sich um. Erneut stach es in mir, als ich seine Tränen erblickte. „Worüber? Du hast mir doch schon all das gesagt, was du denkst! Mapa…ich bin es leid, dass du mir nicht vertraust…geh, ich will das alles nicht mehr hören..!“, er biss sich auf die Unterlippe, jedoch brach ein kleines Schluchzen hervor. Das war der Auslöser, weshalb ich den letzten Abstand überwand. Ich setzte mich zu ihm und zog ihn in meine Arme.

Ich konnte seinen Wiederstand spüren, bis er sich schließlich doch an mich lehnte, jedoch ungehemmt zu weinen begann.

„Es tut mir leid, Schatz…Es tut mir so schrecklich leid…Ich wollte das alles nicht…“

„Du hast mir so weh getan, Mapa…! Ich wollte doch nur, dass du stolz bist..! Dass du mir vertraust, mehr nicht…! Natürlich fand ich das Mädchen toll, aber meine Band ist mir wichtiger, und das wollte ich, dass du das weißt…aber…“, er krallte sich in mein Oberteil und schluchzte erneut auf. Ich hielt ihn fest und streichelte beruhigend seinen Rücken. Er musste erst einmal wieder runterkommen, auch wenn jede Träne, jeder Schluchzer schrecklich schmerzte. Doch da war ich selbst schuld, dass musste ich nun aushalten. Wie hatte ich ihm nur so weh tun können? Ich hatte doch nicht gewusst, dass er das so ernst nahm! ‚Aber ich hätte es mir denken müssen.‘, schollt ich mich in Gedanken bitter. Ich war mit meinen Ziegenhufen auf dem armen kleinen Flauschhamster herumgetrampelt.
 

„Shinji…“, begann ich noch einmal, als er aufgehört hatte zu schluchzen und nur noch leise weinte. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dich mit meinem Verhalten verletzt und enttäuscht habe…ich weiß, das kommt auch ein wenig spät, die Entschuldigung. Ich hab mich schon so oft daneben benommen…ich bin halt keine richtige Mutter.“

Er krallte sich in meine Arme und schüttelte den Kopf, blickte mich aber nicht an, „Sag…sag das doch nicht immer! Ich liebe dich verdammt nochmal so, wie du bist…ich will keine andere Mama.. Ich will nur, dass du mich auch einmal selbst was machen lässt…ich muss auch mal auf die Schnauze fallen können…“

„Das hat Karyu auch gesagt…“

„Hmm..ich möchte einfach, dass du mir vertraust. Nichts ist schlimmer, als wenn ich sehe, dass du mir nicht vertraust Mapa..“

„Ich weiß…ich tu dir immer wieder weh durch mein Verhalten, dabei will ich nur dein Bestes, das ist so schwer, Shinji…und ich will manchmal einfach wirklich nicht, dass du groß wirst und dich verliebst und naja…“, ich brach mit einem schiefen Lächeln ab. Mittlerweile blickte er mich an und lächelte nun auch wieder schwach, wischte sich die Tränen weg, nickte.

„Ich weiß doch…das haben wir schon oft besprochen. Aber wenn ich irgendwann mal heiraten, ausziehen oder was auch immer sollte…ich bin immer dein Shinji und werde immer für dich da sein, Mapa. Du wirst mich nicht verlieren, okay? Selbst wenn ich mich mal ernsthaft verliebe oder die Band groß rauskommt, ich bleibe immer dein Shinji. Nur etwas älter und reifer.“

„Das letzte bezweifle ich.“, grinste ich nur.

Er erwiderte es, „Stimmt auch wieder.“
 

„Lass es uns so machen…ich höre auf, dich so stark zu bevormunden und dafür bleibst du dir selbst immer treu.“

„Abgemacht.“

„Alkohol und Motorrad sind trotzdem weiterhin verboten.“

„Was?!“

„Ich hab gesagt, ich bevormunde dich nicht. Dass ich mich an das Gesetz halte, zählt da nicht rein.“

„Verdammt, du entdeckst aber auch alle Lücken!“

Ich musste lachen. Dann jedoch strich ich ihm sanft über den Rücken. „Wenn du 21 bist, feiern wir das ausgiebig, keine Sorge.“

„Danke.“, er küsste meine Wange und drückte sich fest an mich. In dem Moment hörte ich die Tür hinter mir aufgehen.

„Wieder alles in Ordnung..?“, fragte eine sanfte Stimme von dort aus schmunzelnd. Ich blickte zu Shinji, „Ich weiß nicht? Müssen wir ihm das sagen, mein Sohn?“

„Ich weiß nicht, Mapa…“

„Hey, jetzt haltet ihr wieder zusammen, wie fies!“

Lachend neigte ich den Kopf und streckte einen Arm nach Yoshi aus, „Komm schon her, du Giraffe.“

„Ich darf knuddeln?~“

„Und selbst wenn du’s nicht darfst, machst du es ja trotzdem.“

„Juhu!“, damit kam er schon angerannt, rutschte mit aufs Bett und drückte uns beide an sich.
 

~*~
 

Am nächsten Tag fanden wieder ganz gemütliche Bandproben statt. Ich atmete in einer Pause tief durch und trat zu Hizumi und Tsukasa. Karyu telefonierte eh gerade mit seiner Mutter.

„Hey ihr beiden. Habt ihr von dem Vorspiel gestern erfahren?“

„Das von den Jungs? Ja, Satoru meinte, es wäre total schräg gewesen.“

„Total schräg?“, ich hob eine Braue.

„Ja…erst nur wieder lauter Verrückte meinte er.“, Hizumi musste lachen. Tsukasa nickte schmunzelnd, sprach dann weiter, „Und dann, als schon gar keiner mehr da war, schneite da dieses Mädchen rein, was euer Shinji wohl immer mal beobachtet hatte. Sato meinte, er selbst war total sauer.“, erneut lachten die beiden. Ich fand es ziemlich absurd. Sie hatten sich gestern scheinbar super amüsiert, während ich mir mit meinem Sohn fast dein Schädel eingeschlagen hatte.

„Warum war er sauer?“

„Weil er nicht dieses Mädchen in der Band wollte… er hatte Angst, dass Shinji sie nehmen würde, weil er sie toll fand. Aber scheinbar muss sie umwerfend gespielt haben, er kam gestern Abend gar nicht mehr aus dem Staunen heraus.“

Ich im Moment auch nicht. Das war ja fast dieselbe Erzählung wie Shinji’s. Sprachlos schüttelte ich den Kopf, „Ich hab noch nie ein Mädchen erlebt, das super an Instrumenten ist.“

Hizumi prustete erneut los. „Zero~ es gibt so viele Frauen in unserem Geschäft, die das auch können, warum nicht? Es gibt reine Rockgruppen aus Frauen, reine Visual Kei Gruppen, wo man denkt, die Männer sehen echt aus wie Frauen, dabei sind es wirklich welche…“

„Ja aber das sind alles wie du sagst reine Gruppen!“

„Es gibt auch gemischte.“, schmunzelte Tsukasa und zog an seiner Zigarette.

„Ja aber dann meist mit zwei Frauen…oder aber die Frau ist die Sängerin…“

„Na und? Wo ist dein Problem, dann ist es halt die Gitarristin. Ich finde das cool. Und ich möchte die Kleine wirklich mal spielen hören, wenn sie so gut ist.“

„Naja, mein Problem ist halt nur…angenommen, sie bekommt einen Freund oder sucht sich irgendwann Mädchenhobbys oder irgend sowas…dann verlässt sie vielleicht die Band und Shinji und Co stehen wieder vor dem Problem.“

„Du hast viel zu viele Vorurteile gegenüber Frauen~“, amüsierte Hizumi sich weiter, ich wurde nur tiefrot, „Na und? Merkt man das so sehr?!“

„Zumindest merkt man, dass du da weniger Erfahrungen hast, scheinbar…“

„Na toll! Vielleicht sind mir auch nur solch Tussis begegnet?!“

„Kann auch sein. Aber nicht alle Frauen sind so uncool, wie du denkst, Zero. Vielleicht ist sie ja auch homosexuell.“

Mein Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an, sodass Hizumi wieder lachen musste. Doofes, dauerfröhliches Goldkehlchen.

„Schau nicht so, sowas gibt’s nicht nur bei uns.“, er zwinkerte Tsukasa zu, „Aber dann müsstest du nicht einmal Angst haben, dass sie sich an die Jungs ranmacht…“

„Naja…stimmt auch wieder…“, gab ich murmelnd zu. Tsukasa lachte nun ebenfalls. „Eure Unterhaltungen müsste man aufnehmen, so grotesk ist das alles.“

„Du bist auch nicht besser!“

„Stimmt, ich bin keine Ausnahme. Aber wie dem auch sei, die Kinder wissen, was sie tun. Nabu ist ja auch noch da und der kennt sie wohl gar nicht. Und wenn sie unsere musikalischen Klein-Genies überzeugen konnte, muss sie ja was auf dem Kasten haben….Ah, Karyu ist fertig. Dann können wir ja weitermachen.“, mir wurde meine Kippe aus der Hand gezerrt und zu Boden geschmissen. Traurig sah ich ihr nach, dann wurde ich schon in Karyus Arme gedrückt, der verwirrt blinzelte, „Hab ich was verpasst?“

„Ja, den Weltuntergang. Und nun komm, Sklaventreiber Tsukasa will uns an den Instrumenten sehen.“
 


 

~~**~~
 


 

Das Kapitel sollte eigentlich schon eher kommen, aber mir geht es zurzeit alles andere als gut. Da ich nicht wusste, ob ich am Wochenende dazu komme, lad ich es eben jetzt hoch..
 

Danke an:
 

@Lucel: Stimmt :) Aber is ja langweilig, wenn nur Kerle vorkommen...ich hatte schon lange eine FF mit weiblichen Charas geplant, da kamen mir women und das hier nur recht :) Das Eis essen müsste bald kommen, wenn ich mich nicht irre..
 

@Sixty69Nine: *lach* Also ein Oberprofi würd ich sie nicht nennen...noch sind die "Kiddies" (wie ich sie liebevoll nenne) noch nicht so weit ;)
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

11. - Von Erdbeereis und unveränderten Dingen

11. - Von Erdbeereis und unveränderten Dingen
 

Shinji schleckt und schlemmt..
 

Und nun saß ich hier.

In einem Cafe, direkt vor meiner Nase auf dem Tisch ein Erdbeereisbecher; dahinter noch einer und dahinter dann ein unglaublich hübsches Mädel, dass gerade wie verrückt grinste.

Ich kam mir ein wenig vor wie in einem schlechten Film. Jetzt verstand ich Mapa, wenn dieser schimpfte, dass er seine Ruhe wollte und Dad irgendwas Romantisches ausheckte. Okay, ich wollte nicht meine Ruhe und romantisch war das hier eigentlich auch eher weniger- aber es war grotesk. Auf Außenstehende mussten wir wirken wie ein frisch verliebtes Pärchen. Dabei saß ich hier gerade mit unserer nagelneuen Gitarristin, gegen die ich eine Wette verloren hatte.

Sie hatte gemeint, dass wir einen neuen Gitarristen bekommen. Gut, scheinbar hat sie schon da gewusst, wie das Spielchen ausgehen würde. Die Frage, die ich mir dadurch jedoch stellte: Wenn sie sowieso wusste, wie das ganze ausging, warum ging sie dann noch mit mir aus? War das hier geplant gewesen? Wollte sie etwa…?! Nein, Shinji, aus. Das war deine neue Gitarristin. Eine Kollegin also. Gut ja, sie war weiblich und eine Schönheit und vielleicht sogar dein Typ, aber nein, du darfst nicht! Denk an die Band. Und siehe da, bei dem Gedanken wurde mein Herz wieder ruhiger und hielt sich zurück. Es musste eben lernen, dass nicht alles nach ihm ging. Vielleicht half es sich ja auch einzureden, dass es noch viel mehr tolle Mädchen auf der Welt gab? Ja okay, das tröstete wirklich irgendwie…ich musste nur lernen, sie normal zu behandeln. Immerhin erwartete sie das sicher auch, sonst hätte sie sich nicht so eine Band ausgesucht. Vielleicht wollte sie sich ja beweisen, dass sie selbst mit Männern auf normaler Ebene arbeiten konnte, nicht nur in Mädchenbands oder so…
 

„Shinji! Du träumst schon wieder!“, klang glockenhelles Lachen an mein Ohr. Blinzelnd blickte ich verwirrt auf und bemerkte ihr amüsiertes Gesicht. „Was…?“, fragte ich -zugegeben- etwas dümmlich.

„Du träumst. Ziemlich oft sogar…“, stellte sie schmunzelnd fest, dann wurde ihr Gesicht ernster, „Ist etwas nicht in Ordnung?“

„Warum sollte etwas nicht in Ordnung sein?“

„Na weil du so träumst…! Ich mach mir Sorgen, ist alles okay? Fühlst du dich unwohl hier?“

Bitte?! Sie machte sich Sorgen um mich. Okay, ichfühlte mich geschmeichelt. Bisher hatte sich ein Mensch noch nie nach nur zwei, drei Treffen mit mir sich um mich Sorgen gemacht. Alle Achtung, neuer Rekord. Schaffte sonst nur Sato- aber der zählte schon lange nicht mehr, der war genauso eine alte Glucke wie Mapa…

„Nein, nein, mir geht es gut.“, lächelte ich sie deshalb endlich mal an, bevor sie wieder auf falsche Gedanken kam. „Ich habe nur nachgedacht…“

„Über was?“

Oh man, Shin, das hättest du dir denken können. Regel Nummer 1- keine Sachen sagen, die zu Fragen ermuntern. Sowas ist immer schlecht. Also überlegte ich mir nun eine gute Ausrede.

„Naja…über dich…“ -Toll, wo blieb die Ausrede?! Ich grübelte nun ernsthaft, „Also wie du ausgerechnet zu uns kommst und so…“

„Ach so.“, nun lächelte sie wieder sanft, „Du bist noch etwas geschockt, weil ich zum Vorspiel kam? Entschuldige, aber das kam mir gerade so gelegen… wie gesagt, ich hatte keine Lust mehr auf eine reine Mädchenband, ich wollte eine Herausforderung. Und da dachte ich, ich schaue mal bei euch vorbei. Als ich eure Skepsis sah, wusste ich, dass ich richtig war.“, sie musste lachen, was mich erneut nur verwirrt dreinschauen ließ. „Warum?“, fragte ich deshalb.

„Weil ihr Vorurteile haben würdet. Von wegen Mädchen und so…ich hoffte, ihr würdet nach Talent gehen und dem war auch so. Zum Glück…ich bin sehr froh, dass ihr mich genommen habt, danke.“

„Keine Ursache…ich finde es immer noch faszinierend…wie man als Mädchen so…“

„Spielen kann? Musik hat mich eben schon immer interessiert. Ich habe deshalb bei Zeiten angefangen und immer wieder geübt. Das wurde mein liebstes Hobby. Natürlich tat ich wie andere Mädchen auch mit Puppen und sowas spielen…“, sie musste lachen, „…aber Musik war mir noch wichtiger. Dadurch war es für mich nicht immer einfach. Viele Mädchen waren eifersüchtig, weil ich so gut mit den Jungs auskam und mit ihnen über Themen reden konnte, bei denen sie nicht mitreden konnten, also nichts da von wegen Schminke und Co.“

Sie grinste leicht, starrte dann aber nachdenklich in ihren Eisbecher. „Den meisten Zickereien bin ich eh aus dem Weg gegangen… aber naja…irgendwann wurde mir das zu viel und ich habe die Schule gewechselt. Und seit ich hier auf die Schule gehe, klappt alles. Alle sind so lieb zu mir und mögen mich, dass ist toll. Okay, ich mache noch immer Unfug, aber was soll’s. Es macht Spaß und ich kann nicht stundenlang brav auf meinem Stuhl sitzen.“
 

Ich starrte sie an- meine Augen mussten fasziniert strahlen wie die einer Mangafigur. „Das…….weißt du, ich denke, wären wir in einer Klasse gewesen- wir hätten uns prächtig verstanden, ich habe auch nur Unsinn gemacht.“, lachend griff ich nach meinem Eisbecher, bevor er mir davonlief. Die Kugeln sahen schon verdächtig matschig aus…

„Meinst du?“, sie kicherte und schob sich erneut den Eislöffel in den Mund. „Aber hmm…bestimmt. Du bist mir sympathisch. Genauso wie deine beiden Freunde…Nabu und Sato, oder?“

„Genau, gut gemerkt~“, lobte ich, „Also die sind beide super Freunde muss ich sagen…“

„Erzähl mir von ihnen.“, lächelte sie mich begeistert an.

„Uff…“, ich überlegte, „Nabu ist 21…gewöhn dich daran, dass er immer verrückt angezogen kommt. Das ist sein Stil, den wird er auch nicht ändern.“

„Kein Problem, ich finde das schön…wenn man auch über seine Kleidung und sein Äußeres so lebt..“

„Ja, ist es auch. Nur seine Eltern haben da Probleme mit. Sprich ihn bitte nicht darauf an, sie haben ihn deshalb rausgeschmissen…also nur damit du Bescheid weißt.“

„WAS?! Oh wie gemein…ich meine, meine Haare waren auch schon mal bunt, aber…meine Eltern würden so etwas nie tun, das ist gemein…“

„Ich weiß. Aber so ist das eben.“

„Okay, dann weiß ich Bescheid. Und Satoru? Er wirkte gestern so…angespannt.“

„Ja, er war sauer. Warum auch immer. Er dachte scheinbar, ich hab dich zu dem Vorspielen eingeladen. Wie dem auch sei, er war zwar skeptisch, ist er oft bei neuen Dingen, aber er ist eine gute Seele. Er ist mein bester Freund und meine bessere Hälfte, oft auch vernünftigere. Er weiß eigentlich immer, was gut und was schlecht für mich oder die Band ist. Und das er sagt, du bist gut, mag was heißen.“

„Wow, dann fühl ich mich geschmeichelt…“

„Tu das. Er ist wirklich ein guter Mensch. Er hatte es zwar auch nicht immer einfach, aber als Freund lässt er dich nie in Stich.“

„Wie er hatte es nicht leicht? Hat er auch solche Eltern wie Nabu..?“

„Nein, dass nicht nur ehm…“, ich kratzte mir verlegen am Kopf. Ja toll, zu spät bemerkt Shinji. Wie erklärte ich ihr das jetzt? Was, wenn sie am Ende Probleme damit hatte?
 

„Shinji?“

„Naja…“, ich sah zögernd auf. Noch musste ich ja nicht alles verraten. „Also seine Eltern…sind beides Männer…“ -damit war das Wichtigste gesagt. Dass die beiden berühmt waren, musste sie ja nicht wissen, oder? Am Ende bekam sie Komplexe und wollte nicht mehr bei uns mitmischen. Weil wir Söhne berühmter Bandleute waren oder so…

„Das…sie sind schwul?“, fragte sie blinzelnd.

Ich nickte vorsichtig. „Hast du…hast du Probleme damit?“

„Was?! Himmel, nein! Es überraschte mich nur, so häufig ist das in Japan ja noch nicht.“

„Ich weiß…aber du hast echt kein Problem damit?“

„Natürlich nicht~“, sie musste lachen, „Ich war mit meiner Familie schon einmal in Europa. Da ist das viel verbreiteter oder zumindest öffentlicher als hier. Da gibt es sogar ganze Feste.“

„Aha…“

„Keine Sorge. Ich bin nicht andersherum, falls du da jetzt Angst hast.“, sie lachte erneut, während ich wieder nur doof dreinschaute. Diese Déjà-vus heute..

„Warum…sollte ich das denken?“

„Frag nicht, dachten ein paar Mädchen auch schonmal.“, lachte sie nur, neigte dann jedoch den Kopf.

„Erzähl mir etwas von dir.“

„Ich? Da gibt es nicht viel zu erzählen.“

„Mach schon~ Von den anderen beiden hast du auch erzählt~“, quengelte sie. Haha, die anderen beiden waren ja auch nicht ich. Na dann, wo fing ich mal an…
 

„Also ich hab wie Satoru keine Geschwister, lebe mit meinen Eltern und unserem Kater zusammen…mag Musik…ja so halt.“

„Shinji!“, sie lachte erneut und legte den Eislöffel lieber erst einmal ab, „Doch nicht so lustlos! Wie sind deine Eltern? Sind die nett? Wie hast du Nabu und Sato kennengelernt?“

„Sato kenne ich durch meine Eltern…Nabu durch die Schule…und meine Eltern sind eigentlich ganz toll.“

„Eigentlich?“

„Also sie sind toll…nur etwas verrückt. Zumindest auf Außenstehende, die ihre Witze nicht kapieren.“

„Aha…wem siehst du ähnlicher?“

„Wird das hier ein Verhör?“

„Nein! Ich bin nur äußerst neugierig.“

„Merk ich. Na gut…also ich sehe Dad ähnlicher. Von Mapa habe ich nur die Schläfrigkeit, Bassspielen und die Sturheit, sagt er selbst.“

„Er…?“
 

Oh scheiße. Verdammt Shinji! Konntest du nicht einmal nachdenken, bevor du loserzählst?! Und dabei warst du noch nüchtern, toll. Unsicher schielte ich zu ihr. „Weißt du…meine Mama ist…wie erklär ich das…ein Mann..?“

„Du bist adoptiert?!“

„Was? Himmel, nein! Ich…ich hab zwei Väter wenn man es so will…aber der eine war halt mal eine Frau…“, nuschelte ich zusammen. Warum erzählte ich ihr das eigentlich alles? Verdammt, ich und meine Schwäche für das schöne, andere Geschlecht!

„Er…war eine Frau..? Du meinst er ist umoperiert oder sowas…?“

„umoperiert?“, fragte ich verwirrt, nickte dann aber schnell, „Ja, ja ist er...“

„Ah…ha…also das muss ich jetzt nicht verstehen.“, sie kratzte sich verlegen am Kopf.

„Musst du auch nicht.“, lächelte ich sanft und aß mein Eis weiter.

„Aber…das heißt im Grunde, du hast zwei Väter und Satoru…der auch? Ist denn seine Mama auch operiert oder wie?“

„Nein, nein. Er ist adoptiert, nur ich bin…das natürlich entstandene Kind meiner Eltern…. Aber keine Sorge, wir lieben beide unsere Eltern so wie sie sind. Wir haben kein Problem damit, nur die Gesellschaft.“

„Ja? So schlimm?“

„Klar. Wir werden beide schon seit ich denken kann für Schwuchteln gehalten…“, murmelte ich sarkastisch und leicht erbost, da ich an einen der Vorfälle zurückdenken musste.

„Oh…das tut mir leid…aber ihr…seid das doch nicht, oder?“

„Was? Wir beide? Nein, ich und Satoru sind stockhetero. Wir sind nur äußerst tolerant. Schade nur, dass nicht jeder Mensch so ist.“

„Das…das tut mir wirklich leid…und ich jammer dir die Ohren voll, dass ich so Probleme wegen meinem Hobby hatte…dabei geht es euch viel schlimmer..“

Nun musste ich lachen. „Ach was. Wir wissen damit umzugehen.“

„Wirklich? Das…das ist doch aber unfair…Ihr wirkt beide so nett und habt sicher tolle Eltern, und andere Menschen beurteilen euch nach den sexuellen Vorlieben eurer Eltern, das ist nicht fair!“

„Ist schon okay. Wirklich, Mi-chan. Wir kommen damit klar. Und seit wir an der Uni sind, ist es sehr viel besser geworden. Dort weiß keiner über uns Bescheid. Und Nabu, unser gemeinsamer guter Freund, den kümmert das eh nicht. Den hat das noch nie gekümmert. Er verurteilt keine anderen Menschen, weil er meinte, bei ihm kam das selbst zu oft vor und er will diesen Fehler nicht machen.“

Mi-chan neigte nachdenklich den Kopf, ehe sie zaghaft nickte und wieder zu lächeln begann. „Weißt du was, Shinji? Ich bin richtig froh, zu euch gekommen zu sein. Ihr seid sicher ganz tolle Menschen und ich freue mich schon, mit euch Musik machen zu können.“, sie grinste mich an, ich erwiderte es. „Das bin ich auch, glaub mir, dass bin ich auch.“
 

~*~
 

Nach dem Eis essen bezahlte ich - unter Mi-chans Protesten. „Shinji! Ich hab dich eingeladen!“

„Na und? Es gehört sich, dass der Mann für die Dame zahlt~ Und ich möchte das so.“

„Pa, ich pfeife auf solche alten Gedanken! Laut der heutigen Vorstellung bin ich eh unweiblich~“, grinsend schnappte sie sich ihren Gitarrenkoffer und schwang ihn sich um die Schultern. Ich rollte nur mit den Augen. „Es gibt keine heutigen Vorstellungen mehr. Das wird eh alles irgendwann verblassen… Visual Kei ist auch bald Alltäglich, genauso wie weibliche Männer…und dann halt auch männliche Frauen~“

„Naja, deshalb kannst du mich doch auch zahlen lassen~“

„Nein, ich habe gesagt bald. Noch ist das anders.“, grinsend gab ich endlich der Bedienung das Geld und schnappte mir meine Basstasche. Mi-chan raufte sich die Haare und musste lachen. „Du bist echt komisch…!“

„Danke. Mein Humor ist eine Mischung aus dem meiner Eltern.“, ich hielt ihr grinsend die Tür auf, dann verließen wir gemeinsam das Cafe.

„Eine Mischung?“, wollte sie neugierig wissen.

„Ja, eine Mischung…Mein Papa ist ganz lieb und fürsorglich, ich komme eher nach ihm. Aber ich besitze auch etwas von Mapa, also meinem Mama-Papa. Der schmeißt nur so mit Sarkasmus, Zynismus und Ironie um sich, da muss man aufpassen.“

„Uh…und das machst du auch…?“, sie schaute mich an, als wäre ich etwas ekliges, weshalb ich lachen musste.

„Naja, so ein wenig…keine Sorge, meistens mach ich das nur gegenüber Mapa, um ihm zu kontern, oder gegenüber Satoru. Weil der manchmal wie Mapa sein kann.“

„Also Notwehr.“

„Genau, so in etwa. Aber Mi-chan….erzähl doch mal was über dich.“, begann ich neugierig. Sie geriet ins Stocken. „Was…was soll ich da erzählen..?“

„Naja, irgendetwas über dich. Ich kenne nicht einmal deinen richtigen Namen…“

„Der ist geheim~“, lachte sie nur und lief ruhig neben mir weiter. Ich zog eine Schnute und setzte meinen Dackelblick auf. Der half sogar bei Mapa.

„Aber…aber so schlimm kann der doch gar nicht sein…Bitte, Mi-chan…“

Sie schien mit sich zu ringen, kaute sich nervös auf der Unterlippe herum. Dann schüttelte sie den Kopf. „Noch nicht…wenn ich euch besser kenne, versprochen? Aber vorerst bleibt das mein Geheimnis.“

„Okay…“, seufzte ich betrübt, konnte sie aber auch verstehen. Man musste nicht -wie ich alte Plaudertasche- alles erzählen. „Dann erzähl etwas anderes über dich.“

„Naja, was soll ich da sagen…ich spiele halt gern Fußball, aber noch viel lieber Gitarre. Obwohl ich auch ein wenig andere Instrumente beherrsche.“

„Welche?“

„Schlagzeug…Klavier…und sowas halt.“

„Cool…erzähl weiter.“

„Naja…meine beste Freundin heißt Sakura. Ansonsten hänge ich in der Schule mit so ziemlich jedem rum, ich komme mit fast allen gut zurecht…Ich wohne mit meiner Familie in einem schönen Häuschen…ich habe einen Bruder, eine Schwester, eine wunderhübsche Mama und einen ebenso tollen Papa. Aber der ist leider oft auf Geschäftsreisen. Mehr weiß ich jetzt auch nicht…oder doch, ich fahre auch gern Skateboard, höre ganz viel Musik, vor allem Rock und so. Und sonst…besuche ich auch gern meine Großeltern, Tanten und Onkel. So, das war’s.“

Ich hatte ihr aufmerksam zugehört und nickte abschließend. „Danke.“

„Wofür?“, sie schien verwirrt.

„Na dass du mir so ehrlich geantwortet hast.“

Mi-chan blinzelte, dann musste sie lachen. „Spinner. Aber gut jetzt, wir müssen uns beeilen, bald ist Probe.“, sie hielt mir ihre Uhr unter die Nase und ich erschrak. Holla, unsere neue Gitarristin beherrschte unsere Bandzeiten schon besser als ich; und das an ihrem ersten Tag!
 

~*~
 

„Wo bleibt Shinji?!“

„Der kommt doch zusammen mit unserer Kleinen, dachte ich…“, konnte ich Satoru und Nabu schon von draußen überlegen hören. Mein Kopf wanderte zu dem Mädchen neben mir, das nur breit grinste. Sie nickte, weshalb ich die Tür öffnete und eintrat.

„Hey ihr schlauen Denker! Lästert nächstes Mal leiser, ihr habt zu laute Organe.“

„Und du zu kurze Extremitäten in Form von Beinen. Denn sonst wärst du schneller da gewesen.“

„Das ist meine Schuld, wir waren doch noch Eis essen.“, erklärte Mi-chan ruhig, die die Tür hinter mir geschlossen hatte, an mir vorbei tapste und kurzerhand die beiden anderen Jungs drückte. Nabu setzte wie so oft nur seine Telleraugen auf, während Satoru etwas rot wurde und sich räusperte. Das tat er immer, wenn er mit einer Situation überfordert war. Mi-chan schien das jedoch nicht zu bemerken und stellte erstmal ihren Gitarrenkoffer ab. Nabu fing sich langsam wieder und auch Satoru kam zu sich, warf mir nun einen bösen Blick zu. „Was?“, fragte ich irritiert.

Kurz sah er zu Nabu und Mi-chan, die sich jedoch angefangen hatten zu unterhalten, bevor er mich etwas abseits drängte.

„Du hast es nicht vergessen, oder?“

„Was?“

„Du wolltest dich nicht in sie verlieben!“

„Ja, und?“

„Du hattest mit ihr ein Date!“

„Hey, wir waren nur Eis essen. Außerdem hat sie mich eingeladen! Und außerdem haben wir fast nur über uns und die Band geredet…“

„Wie über uns? Du meinst die Bandmitglieder oder auch über sie?“

„Ja, auch über sie.“

„Was hast du ausgeplaudert über uns? Und wie heißt sie nun eigentlich?“

„Naja, so normal Kram…also das wir seit klein auf Freunde sind usw. Nein, sie sagt, dass sagt sie uns, wenn wir uns alle näher kennen.“

„Aha, wie sie meint…Hast du auch über unsere Eltern gesprochen?!“

„Ja…aber sie weiß nur, dass unsere Eltern schwul sind, bzw. meine Mutter hat sich umoperieren lassen. Das sie bekannte Musiker sind, weiß sie nicht.“, flüsterte ich mit einem Seitenblick zu ihr. Satoru nickte leicht und schien erleichtert. „Sie muss es vorerst auch nicht wissen…nicht dass wir sie dadurch einschüchtern.“

„Ich weiß. Aber ich denke, sie hat eine starke Persönlichkeit, dadurch kümmert sie das sicher nicht. Dass unsere Eltern allesamt schwul sind, kümmerte sie auch nicht wirklich.“

„Sie sind nicht allesamt schwul Shinji! Aber gut, sie muss es trotzdem noch nicht wissen…lass sie uns erst näher kennenlernen. Und damit meine ich uns alle, nicht nur dich.“

Ich runzelte die Stirn. Ich kam mir vor, als stände eine große, zischende Schlange vor mir. „Was hast du für ein Problem, Eule, die zur Schlange mutierte? Ich will nichts von ihr, verdammt. Kapier es doch endlich!“

„Dann ist ja gut. Ich will nur nicht, dass du das vergisst, Hamster.“, damit drehte er sich auch schon um und lief zu einem unserer Tische, suchte in den Noten herum, die da lagen. Ich blinzelte nur verwirrt. Wüsste ich es nicht besser, dann würde ich denken, mein bester Freund wird eifersüchtig. Dann konnte ich nur hoffen, dass das wieder vorüber ging… Damals, als ich mich als Kind mit Nabu anfreundete, war er genauso. Scheinbar hatte er Angst, mich zu verlieren. Typisch Satoru. Da war er ganz wie Mapa: Er konnte seine Gefühle genauso wenig ausdrücken. Dabei würde ich doch so oder so immer sein bester Freund bleiben, so ein Trottel.
 

„So Leute, hergehört!“, rief Sato mich dann aus meinen Gedanken; auch die anderen beiden stoppten ihre Erzählungen.

„Ich hab dir erst einmal die Wichtigsten Texte und vor allem die Noten für dich kopiert, Mi-chan. Soviel schaffte mein Drucker noch…hier. Du kannst sie behalten. Pack sie dir gut weg und versuche das zuhause zu üben. Zuerst einmal…den Song gestern konntest du ja ganz gut. Der war auch nicht wirklich schwer, denke ich…hab ihn dir trotzdem kopiert. Aber jetzt spielen wir dir mal was vor. Shinji, du übernimmst die Gitarre und zeigst ihr, wie sie das später spielen muss. Den Bass lassen wir vorerst weg. Klingt doof ohne, ich weiß, aber es geht nur darum, dass sie schon einmal ein Gefühl für das Lied bekommt, das ist nicht so einfach wie der Song gestern.“

„Okay.“, meinte ich nur und blickte mich um, „Kann ich deine Gitarre nutzen, Mi?“

„Klar, nimm sie dir.“

Ich tat es und stöpselte sie nur noch an den Verstärker, spielte ein paar Akkorde an, nickte schließlich. „Also ich bin soweit.“

„Gut, spiel schonmal. Ich und Nabu setzen später erst ein.“

„Wie du meinst Boss…“, damit wanderten meine Finger auch schon über dieses göttliche Instrument. Ich musste zugeben, Mi-chans Gitarre hatte einen wundervollen Klang. Dadurch war ich mir ziemlich sicher, dass das keine billige war…hatten ihre Eltern ihr die geschenkt? Das konnte sich doch kein normaler Schüler leisten. Denn ich musste das wissen, ich besaß auch nur feinste Instrumente durch meine Eltern.

Doch jetzt konzentrierte ich mich auf das Spiel, gab mich ganz der Musik hin. Später hörte ich Nabu und Satoru einsetzen, doch ich war zu sehr in dem Spiel versunken. Erst, als der letzte Gitarrenton verklungen war, öffnete ich meine Augen wieder und lächelte Mi-chan sanft an. „So wird das gespielt.“

„Toll…jetzt mag ich auch, mir juckt es schon in den Fingern.“, lachend streckte sie die Arme nach ihrem Instrument aus, was ich ihr natürlich wieder übergab, stattdessen mein Baby holte. „So, nun kann ich richtig mitmachen…“

Gesagt, getan. Wir versuchten es nun alle zusammen und siehe da, es ging ganz gut. Kurz verspielte sie sich mal, aber das war nicht weiter schlimm, auch Nabu hatte mal einen Hänger und Satoru musste was trinken gehen, weshalb wir lachend kurz pausierten. „Der Song ist verflucht.“, meinte unser Sänger, nachdem er seine Flasche wieder wegstellte.

„Ach was, in der Musik gibt es keine Flüche, nur Talentlosigkeit. Und um das zu verhindern, üben wir schön weiter, bis es jeder kann.“

Meine Worte zeigten Wirkung, denn jetzt waren alle wieder mit vollster Konzentration dabei. Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, dann versank auch ich wieder in meinem liebsten Hobby.
 

~*~
 

Mit Mi-chan klappte es wirklich perfekt. Als hätte die Kleine schon immer zu uns gehört. Ich musste mir jedoch immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass dem nicht so war, sie war erst neu. Aber so wie sie spielte…wie ein Profi. Es machte Spaß mit ihr zu spielen und es war schön. Ihr Gitarrenspiel harmonierte so mit meinem Bass, als wären die beiden seit Ewigkeiten Freunde und spielten von allein, ohne dass wir etwas tun würden. Wenn sie irgendwann nicht mehr so an den Blättern hängen musste und die Songs perfekt auswendig konnte…oh ich freute mich schon darauf.

Grinsend stellte ich mein Instrument ab, als die letzten Töne im Raum verhallt waren, bevor wir Pause machten.

„Das war geil!“, sprach Mi-chan wohl unser aller Empfinden schließlich auch aus und streckte sich. Nabu nickte bekräftigend. „Ja! Ich…du…Mi-chan! Ich muss wirklich sagen, du bist eine Göttin! Hammer, wenn meine Freundin nur auch mal so spielen könnte…“

Das Dunkelhaarige Mädchen lachte und neigte den Kopf. „Das ist nur jahrelanges Training, wie bei euch. Aber hey, kann sie denn spielen?“

„Nein, eben nicht…sie versucht sich nur immer an meinem Schlagzeug und das klingt…grausam. Gut, dass meine Bude schalldicht ist…“

„Naja…dann musst du eben mal ganz viel Geduld haben, und es ihr beibringen.“

„Hab ich schon Mi-chan, was glaubst du…am Anfang war ich noch recht optimistisch, aber…ich weiß nicht, sie ist ein hoffnungsloser Fall.“, er ließ seufzend den Kopf hängen, „Aber wenigstens haben wir denselben Musikgeschmack, da gleicht sich ihre Unmusikalität wieder aus.“

„Na wenigstens was…Aber Jungs, habt ihr euch schonmal Gedanken gemacht?“

„Worüber?“, wollten Satoru und ich aus einem Mund wissen.

„Na über den Bandnamen. Oder wollt ihr ewig die Namenlosen bleiben?“

„Die Namenlosen….eigentlich auch ein geiler Name, oder?“, meinte ich mit einem Blick zu meinem Eulchen, der jedoch grinste nur. „‘Shinjis bunter Zoo‘ würde auch nicht schlecht klingen. Wobei wir für Mi-chan noch keinen Tiernamen haben…“

„Für mich auch nicht!“, warf Nabu ein.

„Du bist der Farbtopf.“, wiegelte ich gleich ab.

„Das ist kein Tier!“

„Doch. Das ist eine neue Rasse, die mit dir entstand.“

„Ey!“

Wir wurden von unserer Gitarristin unterbrochen, denn diese begann laut loszulachen und kugelte sich fast schon. „Bitte…hört auf…! Das…!“, sie prustete erneut los. Ich blickte ratlos zu der Eule, die nur ihre Flügel hochzog. „Lassen wir sie erst einmal wieder beruhigen.“

Ich nickte. Gesagt, getan.
 

Nach einer Weile wischte sie sich die Lachtränen weg und blickte uns lächelnd an. „So, genug gelacht und Witze gemacht. Was für Namen habt ihr euch ausgedacht?“

Erwartungsvoll wanderte ihr Blick umher. Ich kratzte mir unsicher am Kopf, während Satoru sich dezent räusperte und Nabu konsequent und sehr interessiert die Tapete anstierte. Mi-chan blinzelte. „Sagt nicht, euch ist nichts eingefallen…?“

„Naja…es war ja nur von gestern auf heute und…haben wir nicht länger Zeit? Wir müssen immerhin lange damit aushalten…“

„Also Shinji! Es geht nur um Namensvorschläge. Am Ende müssen eh alle zustimmen.“

„Eben, hast du denn einen Vorschlag?“, drehte der geniale und gleichzeitig sehr böse Satoru den Spieß um und ließ die Kleine so verwirrt blinzeln, „Was?“

„Ob du einen Namensvorschlag hast. Du willst einen von uns, also gehe ich davon aus, dass du einen hast.“ Mir wurde gerade bewusst, dass mein bester Freund wahrlich böse sein konnte.

„Naja, also ehm…“, sie spielte sich an einer ihrer Haarsträhnen herum und der Teufel neben mir (Eule passte nicht mehr wirklich, ihr waren zwischenzeitlich zwei Hörner und ein Teufelsschwänzchen gewachsen) begann schon siegessicher zu grinsen. Doch da nickte sie. „Also ich hab etwas…aber ich weiß nicht, ob ihr das wollt.“

„Sag es erstmal, egal was es ist!“, verlangte Nabu begeistert und auch ich nickte, sodass sie wieder zu lächeln begann und aufstand.

„Okay, ich schreibe es euch an.“, sie lief zur Wand, an der wir eine Art alte Tafel hängen hatten. Die war im Grunde entsorgt worden, doch für unsere Zwecke war das Teil gut genug. Wir schrieben dort manchmal Texte oder Noten an, wenn wir etwas neu schrieben und das nicht gleich für alle kopierten.

Jetzt nutzte Mi-chan sie jedoch, um uns unseren vielleicht neuen Bandnamen zu präsentieren. Okay, haha, es gab nicht einmal einen alten, aber gut…

„unchanged…“, las ich das englische Wort vor. Jedoch schrieb Mi-chan es nicht einfach nur so an, sondern verschönerte es, sodass es am Ende wie folgt aussah: [un]chang:ed.
 

„Eh…ich bin nicht besonders gut in Englisch…aber heißt das nicht unverkettet?“

„Nein…chain heißt Kette und changed ist verändert…also unverändert…?“, belehrte ihn unser Streber, neigte jedoch den Kopf.

„Interessant…aber was soll das heißen?“, sein Blick wanderte zu Mi-chan. Ich und Nabu taten es ihm gleich. Sie lächelte nur und zuckte sanft die Schultern.

„Ich…fand den Klang des Namens sehr schön…“

„Aber wenn ich das so lese denke ich mir hm…man verändert sich doch immer wieder?“

„Ja, das stimmt…“, sie neigte den Kopf zur Tafel und musterte ihr geschriebenes, „Aber es ist in gewisser Weise auch mein Wunsch für die Band…das sich an uns als Bandmitglieder nichts ändert…also ich bin ja erst neu, aber ich würde mich sehr freuen, wenn wir noch lange zusammenbleiben als Band. Ich weiß, heutzutage ist das so schwer hier in Japan, kaum irgendwelche Bandmember, die bekannt sind, waren seit Beginn in einer Band. Aber bei euch sehe ich den Willen und ihr seid so dicke Freunde und so lieb…ich hoffe einfach, dass es etwas wird. Denn ich sehe in meiner Zukunft auch nur eine Welt aus Musik…und die will ich mit euch teilen.“
 

Neugierig hatten wir ihr zugehört. Dann herrschte Stille, bevor ich zu lächeln begann. Es war süß, wie sie das formuliert hatte.

Ja, es war eben doch etwas anderes, wenn man ein Mädchen bei sich hatte. Aber es war nicht schlecht, ich fing an, Gefallen an dem Gedanken einer gemischten Band zu haben und freute mich auf die Zukunft. Und ja, ich hoffte, wir würden in der Formation bleiben. Auch wenn ich wusste, dass ich ein hoffnungsloser Träumer war, wollte ich, dass sich dieses Mal wenigstens dieser eine Traum bestätigte.

„Ich sehe es genauso.“, meldete ich mich sanft zu Wort, „Ich will, dass die Band jetzt so bleibt. Und wenn es noch so schwer wird. Deshalb bin ich für den Namen.“

„Ich auch!“, fiel Nabu sofort ein, „Die Bedeutung ist cool und und die Aufmachung auch, also das Klammer- und Doppelpunktzeugs!“

Wir lachten über seinen Ausdruck, aber auch Satoru nickte. „Ich bin überstimmt. Und nach dieser Erklärung finde ich den Namen auch gut. Also abgemacht…ab sofort heißt unsere Band [un]chang:ed!“

Mich überkam ein freudiger Anfall, „Lasst uns das feiern!“

„Wie denn?“

„Wollen wir zu meiner Freundin?!“

„Nein, Nabu, ist zu früh und sowas feiert man nicht in irgendeinem Club. Ich bin dafür, wir kaufen uns ein bisschen was zu essen, zu trinken, Knabberzeugs und machen es uns hier gemütlich.“, verkündete nun auch die munter gewordene Eule. Na geht doch. Manchmal musste man ihn eben nur aus seiner Haut kitzeln. „Oder gibt es Einwende? Mi-chan?“, er drehte sich zu ihr.

„Nein, nein~ Ich freue mich. Außer ihr habt es für länger geplant…da müsste ich zuhause anrufen, dass ich später komme…“

„Nein, ist schon okay. Die restliche Probe fällt heute einfach weg. Wir müssen dich sowieso noch als neues Mitglied feiern und dann noch den Namen…da kann die Probe bis zum nächsten Mal warten.“ Wow. Hatte die Eule heute ihre Spendierhosen an? Oder nannte man es in dem Fall Spendiergefieder? Wie dem auch sei, ich fand es toll. So sollte er ruhig öfters sein, der gute Satoru.

Ehe er es sich anders überlegte, sprang ich auf und zog mir die Jacke an, „Na dann, auf geht’s! Was wollen wir auftischen?“
 


 

~~**~~
 

Entschuldigt, dass es so spät kommt. Aber ich habe zur Zeit so viel zu tun... und meine Freizeit schenke ich mitlerweile auch dem Tanzen und Japanisch lernen, sodass ich kaum zum Schreiben komme ;( Ich weiß nicht ob es dabei bleibt, dass aller ner woche ein Kapitel on kommt. Ich gebe mir Mühe, auch wenn ich nichts versprechen kann!
 

Liebsten Dank an:
 

@Sixty69Nine: Tja, ich denke, diese Mutterseite wird noch öfters mal vorkommen xD
 

@Seika-chan: Ach was...so langsam wie ich jetzt immer mehr werde, kommst du bald sicher gut mit dem Lesen mit ;)"
 

@Lucel: Knuddelerlaubnisse sind wichtig u.u *ernst nick* :)
 


 

~~**~~

12. - Von Spitznamen und Spaziergängen

12. - Von Spitznamen und Spaziergängen
 

Am Ende kam alles bunt durcheinander auf unseren Tisch. Von Sushi über Pizza, ein paar Onigiri, Nudeln (wir verfügten über einen Wasserkocher in unserem Proberaum, wahrer Luxus, nicht wahr?) irgendwelche eigelegten Früchte, auf die Nabu so scharf war, bis zu Chips, Cola, Tee und ein wenig Süßes, was Mi-chan noch ausgesucht hatte.

Und wer hatte es uns bezahlt? Die Eule. Ja, im Ernst. Dieser hinterlistige, mistige Kerl… ich war mir mittlerweile so im Klaren darüber, dass er es geplant hatte. Wozu hätte er sonst das ganze Geld mitgehabt? Shoppen wollte er ja wohl kaum noch gehen und selbst so- wenn wir zur Probe gingen hatten wir beide eigentlich kein bis eher wenig Geld dabei. Er bemerkte meinen Blick und wuschelte mir darauf lachend durch die Haare. „Hamsterbäckchen~“

„Hör auf…“

„Du nennst mich aber auch immer Eule.“

„Ich habe meine Gründe…“

„Sauer?“

„Wer ich? Wieso?“

„Weiß nicht…weil ich euch nichts gesagt habe?“

„Hmm…ein wenig vielleicht…“

„Sorry. Aber ich wollte euch überraschen. Man, tut mir echt leid Shin. Ich weiß, ich mecker viel zu oft, tut mir leid. Ich weiß nicht, woher ich das habe, von meinen Eltern nicht…wahrscheinlich färbt die Gesellschaft deines Mapas ab. Aber ich hoffe, ich bleibe euch nicht als alter Giftspucker in Erinnerung. Deshalb dachte ich…ich überrasche euch damit.“

„Gut eingefädelt…es klang alles so spontan.“

„Ich weiß, sollte es auch.“, grinsend drückte er mich.

Ich erwiderte die kurze Umarmung lachend. „Keine Sorge, wir behalten dich immer gut in Erinnerung.. Du weißt, wie viel ich dir immer zu verdanken habe.“

„Danke…aber du weißt, ich mach das gern.“

„Trotzdem… und Giftspucker…ich muss sagen, deine Wortkreation ist interessant.“

„Nicht so interessant wie manch einer von deinen schrägen Einfällen.“

„Wenn ihr beiden Turteltäubchen fertig seid, euch gegenseitig Komplimente in die Schlappen zu schieben, dann sagt’s, ich hab nämlich Hunger! Ich will nicht ewig auf euch warten müssen, sonst fang ich einfach mit Mi-chan schon an!“, maulend hatte Nabu sich auf die Couch unserer Sitzecke fallen lassen.

„Ist ja gut, du fresssüchtiger Farbtopf, mecker nicht herum, sonst darfst du nachher alles allein wegräumen.“, murrte Satoru fast schon liebevoll und zog mich mit zu der Ecke. Mi-chan saß neben Nabu und amüsierte sich köstlich über uns, „Ihr seid echt süß…diese Dialoge! Kami-sama, ich werde meinen Spaß hier bei euch haben!“

„Na hoffentlich…und jetzt Hintern runter auf die Couch Shinji, wir wollen anfangen!“, damit zerrte Eulchen mich auch schon neben sich, bevor er fies grinste und lächelnd ein „Braves Hamsterchen~“ abließ. Doch ich ließ ihm seinen Triumph, sodass wir uns ohne weiteres dem Tisch zuwenden konnten.

„Na dann…haut rein!“
 

~*~
 

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir beisammen saßen, aßen und quatschten. Es war eine gemütliche, schöne Runde und es wirkte, als wäre es nie anders gewesen. Ich vermisste Ken nicht wirklich. Mit ihm hatte man nie so über privates geredet und sonst war er auch eher schweigsam gewesen. Mi-chan war ganz das Gegenteil.

Sie blödelte herum, lachte viel und gern und mit ihr konnte man gut reden. Auch wenn wir beide am Ende eher über Gitarren quatschten und Nabu und Satoru irgendwas anderes gefunden hatten, was erzählungswert war.
 

Wir vier schafften es sogar, all das Essen zu verputzen. Kein Wunder, bei uns Essenssüchtigen. Mi-chan hatte nicht so viel verdrückt, Satoru kam gleich danach; das Meiste hatten wohl Nabu und ich verdrückt, wie immer.

Anschließend räumten wir auf, entsorgten den Müll und ja…räumten unser Zeug zusammen. Mi-chan hatte ihre Eltern angerufen gehabt, dass sie später kommen würde, wollte nun jedoch langsam los. Deshalb machten wir uns alle aufbruchsbereit.

„Shin? Ich bring Nabu zum Bahnhof und schaff auf dem Weg die Flaschen mit weg, du musst also nicht auf mich warten.“

„Eh…okay, geht klar…“, murmelte ich etwas überrumpelt, dann drehte ich mich jedoch unserer Jüngsten zu, „In welche Richtung musst du?“

„Ich? Wenn man zum Gebäude rauskommt nach links, die lange Straße entlang…“

„Cool, ich auch. Ich bring dich ein Stück, okay? Ist ja schon fast dunkel draußen…“

„Keine Sorge, ich kann auf mich aufpassen, zur Not ruf ich Dad an, der müsste wieder zuhause sein von seinem Geschäftsessen.“, lachte sie und warf sich die Gitarre auf den Rücken.

„Ach was, ich begleite dich.“, ich trat mit ihr an die frische Luft und lief vor zu der Straße.

„Gut, ich muss aber kurz vorm Park abbiegen.“

„Ah, schade, ich muss am Park lang. Aber die Strecke bis dahin können wir zumindest gehen.“

„Macht’s gut, Shinji und Mi-chan!“, meinte Nabu lächelnd, der sich mit Satoru schon in die andere Richtung gedreht hatte. „Ja, macht‘s gut!“, wir drückten uns alle nochmal, dann trennten sich unsere Wege- der Farbtopf lief mit dem Eulchen los, während der Hamster mit der bezauberten Mi-chan die andere Richtung einschlug. Oh man, ich brauchte einen Spitznamen für sie.
 

„Mi?“

„Ja?“

„Welches Tier sieht dir ähnlich?“

Scheinbar hatte sie mit allem gerechnet, nur nicht damit. Erst blinzelte Mi-chan, dann begann sie zu lachen.

„Was?! Wie kommst du denn darauf?“

„Naja, mein Mapa hat schon seit ich existiere -oder eher- für jeden Menschen einen Tiernamen. Und ich bin halt der Hamster, Satoru die Eule…Nabu fällt etwas aus dem Rahmen, er ist ein Farbtopf- undefinierbar als Tier. Und jetzt brauche ich noch etwas für dich.“

Jetzt begann sie erst recht heftig loszulachen und hielt sich den Bauch, „Ahaha, ist das geil!“

„Das ist mein Ernst…!“, brachte ich etwas entrüstet hervor. Sie lachte noch eine ganze Weile weiter.

„Also…du willst einen Spitznamen für mich…?“, begann sie noch einmal. Ich nickte.

„Ja…hast du noch andere außer Mi-chan?“

„Naja…mein Papa nennt mich immer Prinzessin…unter anderem. Der Rest sind nur Kürzel meines Namens. Außer Mama…die lässt sich immer was neues Einfallen…Schatz, Häschen, solche Sachen eben.“

„Prinzessin? Das ist auch nicht schlecht…ich hab schonmal überlegt, ob ich Satoru Diva nenne.“

„Was? Ich dachte, der ist eine Eule?“

„Ich weiß…aber der hatte mal so eine zickige Phase, da habe ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt…“

„Ach, ihr seid schon toll.“, sie klopfte mir auf die Schulter und lachte wieder, schüttelte dann grinsend den Kopf. Ich zuckte nur die Schultern und lief mit ihr weiter.
 

Irgendwann kamen wir jedoch leider auch am Park an. Ich blieb stehen und lächelte sie an. „Also…der erste richtige Tag mit dir als Mitglied war toll…ich hoffe, es bleibt so.“

„Na dass hoffe ich auch…wenn es nicht sogar noch besser wird!“

„Oder so.“, grinste ich zustimmend.

„Na dann…bis morgen, oder? Vielleicht sehen wir uns ja schon auf dem Weg zur Schule oder danach…“

„Danach eher als davor, wir fangen etwas später an als ihr.“

„Oder so.“, kam es nun von ihr, ehe sie noch einmal so süß lachen musste, „Na dann…danke für den schönen Tag.“

„Gleichfalls. Aber soll ich dich nicht doch bis nach Hause bringen?“

„Nein, mach dir keine Umstände. Mein Paps kommt mir eh dann entgegen, ich schreibe ihm eine Nachricht.“

„Ach so…“, murmelte ich und überlegte, musste schließlich grinsen, „Deinen Dad würde ich ja gern mal kennenlernen. Ist der auch so wie du?“

Kurz verspannte sie sich, doch schließlich lächelte sie wieder und musste lachen. „Schlimmer. Nein Spaß, er ist total lieb. Aber kennenlernen kannst du ihn ja wann anders…er ist wie gesagt erst von seinem Geschäftsessen zurück, denke ich…das ist immer anstrengend mit so vielen Kollegen…aber wem sag ich das, du kannst dir das sicher vorstellen.“

„Also so ein typisch japanischer Geschäftsmann? Oha…Aber er holt dich ab…das ist lieb.“

„Ja... Meine Mum würde ja auch kommen, aber wie ich sie kenne, macht sie gerade essen für alle, meine Geschwister sind sicher auch schon zuhause.“

„Dann will ich dich nicht weiter aufhalten. Komm gut nach Hause…Prinzessin.“

Erneut erklang ihr süßes Lachen, dann drückte sie mich, „Bis morgen Shinji. Pass auf dich auf.“

Sie löste sich und lief flink los, drehte sich jedoch noch einmal um und wank mir. Ich erwiderte die Geste, sah ihr noch eine Weile nach, dann trugen meine Füße mich auch langsam weiter.
 

~*~
 

Ein Tag mit Karyu
 

Seufzend lugte ich zu meinem Zero. Der Gute starrte schon seit Ewigkeiten ganz traurig durch das Fenster hinaus in den Garten. Ich glaubte, er realisierte gar nicht, was er da eigentlich betrachtete, seine Gedanken waren wo ganz anders.

Und ich wusste auch wo. Er hatte wieder Verlustängste um Shinji oder dergleichen. Denn nach einigen Wochen war das der erste Sonntag, an dem wir keinen Familiensonntag hatten. Wir hatten das Ganze auf den Vormittag bis zum Mittagessen verlegt, dann musste Shinji los, weil er zu seiner Band wollte- und seinem Eisesstreffen. Zero hatte es gar nicht so gestört, dass er sich mit dem Mädchen traf. Viel schlimmer war gewesen, dass unser Hamsterchen einfach nur nicht da war.

Wenn wir nicht auf Tour waren, hielten wir uns immer an den Familiensonntag. Andererseits hatten wir in letzter Zeit so viel mit Shinji zu tun gehabt, dass mir das eine Mal nicht tragisch vorkam. Zero schon.

Tief durchatmen, Karyu. Dann fasste ich Mut und ging langsam auf ihn zu, berührte schließlich sanft Zeros Schulter, „Michio…? Geht es dir gut, Schatz…?“

Eine Weile starrte er weiter aus dem Fenster, dann senkte mein Engelchen seinen Kopf und schloss seufzend die Augen. „Ich vermisse ihn.“

„Ich….ich weiß.“, ruhig setzte ich mich zu ihm, legte einen Arm schutzbietend an seinen Rücken. „Aber das holen wir nach, ja?“

„Hmm…“

„Michio…sei doch nicht traurig.“

„Doch..“

„Warum denn? Dieser eine Tag…wir kommen oft nicht dazu, wenn wir unterwegs sind.“

„Ja, aber da liegt es an der Arbeit, das ist was anderes.“

„Ist es nicht…er hatte eben heute etwas anderes vor, das müssen wir akzeptieren und einmal ohne ihn auskommen. Denk nur mal daran, wie oft er sonntags auf uns warten musste und noch muss. Ich denke, da war er auch nicht immer glücklich, dass wir nicht da waren…“
 

Eine Weile schwieg Zero, bevor er sich mit dem Rücken an mich lehnte. „Ich hasse dich manchmal echt, weißt du das eigentlich?“

„Was?! Warum?!“, nun war ich ernsthaft erschrocken.

„Weil…du immer alles so formulieren kannst, dass ich mich schlecht fühle.“

„Das ist aber nicht meine Absicht und das weißt du auch, Liebling!“, ich wollte nicht, dass er es so auffasste… Doch Zero drehte den Kopf zu mir und lächelte sanft. „Schon okay. Deine Worte geben mir so oft Halt und sagen eigentlich dass, was ich tief im Inneren auch weiß, aber entweder ist mein Verstand oder mein Mutterherz zu laut und übertönt es.“

„Keine Sorge, ich nehme immer wieder gern Verstärker, damit du mich hörst.“

Nun musste Michio lachen und schlug mir gegen den Arm, „Du Spinner!“

„Stet’s zu Diensten. Einer muss es ja machen.“

„Ach, sei ruhig.“, sein Grinsen zeigte überdeutlich, dass es ihm wieder besser ging. Doch da wich es schon einem nachdenklichen Ausdruck.

„Und was machen wir jetzt den Rest des Tages, Karyu?“

„Ich weiß nicht…Lust, Spazieren zu gehen?“

Sein Gesicht zierte nun ein äußerst amüsierter Ausdruck. „Spazieren? Mit dir? Wohin das denn?“

Ich plusterte die Wangen auf. „Du tust gerade, als wär das ein Akt des Unmöglichen!“

„Da, ich wusste es!“, er sprang auf, ich blinzelte nur verwirrt, „Was denn…?“

„Du hast Akt gesagt! Also doch was Schweiniges!“

„Wie? Was, nein! Man Zero, ich will nur mit dir spazieren, mehr nicht…!“

Er fing an, mich auszulachen. Daraufhin zog ich nur eine traurige Schnute. Ich mochte sowas ganz und gar nicht und kam mir dann so doof vor. Mein Prinz schien das zu bemerken. Er hörte wieder auf und lehnte sich an mich, lächelte geradezu liebevoll. „Komm schon Yoshi, schau nicht so. Du bist süß, lass dich nicht von meinem Lachen verunsichern. Ach und: Ich würde gern mit dir spazieren gehen.“

„Wirklich?“, meine Augen weiteten sich, während das etwas kleinere aber umso hübschere Wesen vor mir leicht nickte. „Klar, denkst du, das sag ich aus Spaß? Mir ist langweilig und ich hab Sehnsucht nach Shinji…aber du kannst das wegmachen.“

„Woher bist du dir da so sicher?“, fragte ich unschuldig und erntete darauf leider erneut einen Schlag.

„Tu nicht so doof, Giraffenvieh! Los jetzt, du wolltest spazieren!“, damit zerrte er mich mit sich mit. Wie schnell seine Stimmung doch immer noch springen konnte…
 

~*~
 

Und so schliff mich mein Prinz zur Garderobe und wickelte mich in eine Jacke ein, bevor die Schuhe vor meiner Nase landeten. Bis eben dachte ich noch, dass ich wohl auch aufgestiegen wäre, vom Bauern zum Adel; aber jetzt sollte ich doch wieder etwas selbst machen. Scheinbar musste ich wohl auch ziemlich blöd dreingeschaut haben, denn Zero begann zu lachen. „Schau nicht so, dass nehme ich dir nicht auch noch ab…deine Quadratlatschen würde ich sowieso nicht da rein bekommen.“

„Woher willst du das denn wissen? Und hey, das sind keine Quadratlatschen!“

„Stimmt, so quadratisch sind sie nicht..aber Sarglatschen war selbst für mich und meine Vulgärsprache zu fies. Also los, schlüpf rein und komm.“

„Du scheinst es ja plötzlich ganz schön eilig zu haben..“, bemerkte ich, während ich wie befohlen meine Schuhe anlegte. „Ich will nur endlich mal raus…ich hab das Haus heute noch nicht verlassen, fällt mir auf. Selbst den Müll…den hast du rausgebracht.“
 

„Na dann wird es Zeit, mein Häschen.“

„Seh ich aus wie ein Playboybunny?“

„Was? Nein! Wie kommst du darauf?!“

„Du erzähltest was von Häschen…“

„Ach man, ist doch auch egal, raus jetzt hier!“, damit schob diesmal ich ihn weiter, nun jedoch ganz zur Tür hinaus. Was mich jedoch überraschte, war, als Zero nicht zu grummeln anfing, sondern lachen musste. Und das so süß, dass ich sanft zu lächeln begann. Er konnte so….niedlich aussehen und teilweise sah ich in manch seiner Bewegungen, Reaktionen oder Äußerungen die weibliche Michio vor mir.

Ob ich sie vermisste? Manchmal schon…aber es war ja immer noch Zero. Und so als Mann war es eben besser mit ihm, wegen der Band und unserem Umfeld. Aber manchmal dachte ich an früher zurück und fragte mich, wie es wohl wäre, wäre Zero immer eine Frau gewesen. Wäre alles genauso wie jetzt? Hätten wir gar noch mehr Kinder? Wär Shinji anders geworden, weil er eine Mutter gehabt hätte? Wäre unser Job derselbe geblieben? Ich wusste es wirklich nicht. Aber manchmal wünschte ich mir heimlich die Zukunft/Vergangenheit/Gegenwart zu sehen, wie sie mit der weiblichen Version gewesen wäre. Nur mal kurz reinschauen…aber tauschen würde ich wahrscheinlich nicht wollen. Es war so perfekt, wie es eben war. Ich war noch immer glücklich mit meinem süßen Zickchen, das nach wie vor seine Hörner ausfahren konnte und mich damit rammte. Das mir jedoch wiederum auch aus der Hand fraß und mir ein Junges geschenkt hatte…auch wenn ich bis heute nicht wusste, wie eine Ziege und eine Giraffe einen Hamster bekommen konnten..
 

„Yoshitaka.“, wurde ich sanft gerufen, weshalb ich schließlich auch aufblickte und Zeros Blick suchte. Dieser war sanft und warm, wenn auch etwas belustigt. „Du träumst, aber gut, ich nehme es heute mal so hin.“, schmunzelnd hakte er sich bei mir ein. „Wo lang wollen wir eigentlich?“

„Ich denke, irgendwo durch die Straßen hier…die, wo es ruhig zugeht.“

„Okay.“, langsam lief Michio mit mir los, während ich noch etwas verwirrt war. Das war‘s? Kein Gemecker, kein Augenrollen, keine fiesen Worte und überhaupt nur so ein ruhiges, zufriedenes ‚Hm‘? Ich war erstaunt. War Michi vielleicht doch irgendwo noch weiblich und ich erlebte hier gerade seine Wechseljahre, die ihn zu einem äußerst liebevollen Wesen werden ließen?!
 

Dann folgte ein Stupsen gegen meine Nase. Erst nahm ich es kaum war, dachte, es wär ein Insekt gewesen, blickte schließlich jedoch auf.

„Guck nicht so. Ich bin nicht krank oder was du dir gerade zusammenreimst. Ich bin nur ausgeglichen.. es ist Sonntag, ich gehe spazieren mit meinem Freund…was gibt es besseres, als zu entspannen?“

„Weiß nicht…Sex?“

„Karyu!“, entrüstete er sich, und dann kam etwas, dass ich Zero nie und nimmer zugetraut hätte: „Sex ist nicht alles.“

„Du bist doch krank!“, kam es mir sofort herausgerutscht und ich löste mich etwas, um ihn geschockt anzuschauen. „Wer bist du und was hast du mit meinem Michio gemacht?! Aliens, Hilfe!“

Michio hingegen blinzelte verwirrt, dann verzog er das Gesicht.

„So ein Quatsch, man! Du kannst einem auch alles versauen! Da versucht man mal, sich gut zu benehmen, dann ist es auch nicht Recht!“

„Entschuldige…“, ich zog ertappt den Kopf ein.

„Ich wollte gerade sagen, du hast einen guten Einfluss auf mich und jetzt das! Du machst mich zum Engel und ich dich zum Bengel, oder wie?!“

„Michio-“

„Pah! Und ich bin nochmal nett zu dir…“, er verschränkte grummelnd die Arme und ging auf Abstand. Ich erschrak und holte schnell den Abstand zu ihm wieder auf. „Michi…Süßer! Bitte nicht! Das war nicht böse gemeint! Ich war überrascht, ja, aber es tut mir leid…vielleicht bin auch nur ich mittlerweile zu pervers? Vielleicht ist es bei Giraffen auch einfach nur genetisch bedingt, so zu denken? Ich weiß es nicht…“, murmelnd und seufzend ließ ich die Schultern hängen. Das hatte ich nun davon.

Doch entgegen meiner Vermutung wetterte Zero nicht weiter- nein, sein Körper fing plötzlich an zu zittern. „Michio?!“, erschrocken legte ich eine Hand auf seine Schulter und drehte ihn zu mir um. Erneut wurde ich überrascht- denn Zero weinte nicht still, sondern lachte. Mehr als durcheinander musterte ich ihn; war mir nun gar nicht mehr sicher, was hier los war.

„Schau…nicht so..!“, presste der lachende Teufel schließlich hervor und fasste mir an den Oberarm. „Genetisch bedingt…oh man! Du bist echt genial…Yoshi…Du hättest…dein Gesicht sehen sollen!“, kicherte er, bevor es erneut in Lachen überging. Ich verstand ihn zwar noch immer nicht, schmunzelte schließlich aber mit. Hauptsache, er hatte seinen Spaß. Dann war ich auch zufrieden.
 

~*~
 

Zero, der Freund der Samtpfoten
 

Es war schön, mit Karyu einfach nur umherzuschlendern, sich die Gegend anzuschauen und sich über die Leute lustig zu machen, die nicht einen so schönen Garten hatten wie wir. Okay letzteres tat nur ich, Karyu empfand das als zu unhöflich. Verklemmter Typ. Ich dachte eigentlich immer, wir beide waren eher weniger typisch japanisch, aber in solchen Moment spürte ich, dass es doch nicht so war. Schon lustig. Wenn ich mir da unseren Sohn anschaute… der lebte eben schon in einer ganz anderen Generation. Und er war teilweise noch verpeilter als mein lieber Freund hier neben mir.

Zu eben jenen blickte ich nun wieder. Er bemerkte es und blickte mich unendlich sanft an. Kurz erstarrte ich; die Sonne, die gerade hinter ihm unterging, ließ ihn förmlich leuchten. „Michio? Alles okay?“

„Was? Ah ja, na klar.“, grinste ich schief und kratzte mir verlegen am Kopf, bevor ich meinen Blick wieder schweifen ließ. Das Wetter war schön, herbstlich, auch wenn mich die dunkle Wolke dahinten störte. Obwohl…Wolkenfront traf es schon eher. Dieses hässliche Ungeheuer passte nicht zu den sanften Farben rings herum und zerstörte mir gerade meine Laune.

„Michi-Schatz? Schau nicht so grimmig drein.“

„Doch.“, antwortete ich trotzig. Ja, auch ich konnte starrköpfig und kindisch schmollen wie unser Sohn.

„Warum?“

„Die Wolke da ist doof.“

„Hä?“, sein Blick wanderte hoch, ehe er einen verstehenden Laut ausstieß. „Aber keine Sorge. Wir biegen hier ab, da kommen wir von der weg.“

„Karyu?“

„Ja?“

„Du bist naiv. Das da ist ein Ungeheuer, keine schwarze Schäfchenwolke.“

„Na und? Es ist und bleibt eine Wolke.“

„So wie die aussieht, geht gleich ein Donnerwetter los.“

„Deshalb biegen wir wie gesagt nun auch ab!“, ehe ich mich versah packte die Giraffe mich mit ihren langen Griffeln und zog mich hinter sich hier durch eine der Seitengassen.
 

~*~
 

Und natürlich hatte -wie sollte es auch anders sein- Mister Karyu Unrecht. Die Wolke zog in Rekordgeschwindigkeit (ich bildete mir ein, sie hatte die Form eines Ferraris) genau über uns und begann so dermaßen über uns loszugießen, dass wir uns in ein Bushäuschen flüchten mussten. Bis nach Hause hätten wir es sowieso nicht geschafft. Nun saßen wir also hier und warteten, dass dieses blöde schwarze Ding da oben endlich mal fertig wurde. Denn keiner von uns war so schlau gewesen, einen Schirm mitzunehmen. Missmutig stützte ich meine Ellenbogen auf meine Knie und meinen Kopf in die Handflächen, starrte dabei die hämische Wasserfront direkt vor uns an.

„Ach Michio…schau doch nicht so.“

„Wie soll ich sonst schauen?! ‚Oh toll, schau mal, es regnet! Wenn wir jetzt nach Hause laufen, brauchen wir nicht mehr duschen und haben gleich gratis noch eine dicke Erkältung dazu, ist das nicht toll!‘“

„Naja, das ja nun auch wieder nicht…versuch einfach das Beste aus der Misere zu machen.“

„Ach, an diesem Blödsinn hier gibt es etwas Gutes?!“

„Ja.“

„Und was!?“

„Wir…haben trotzdem unsere Ruhe und Zeit füreinander.“, Karyu legte mir seinen Arm um und wäre das nicht momentan schon schlimm genug, wurde meine Schulter auch noch als Anlehne für seine Birne missbraucht.

„Yoshitaka!“

„Lass mich…nur einen Moment..“

„Der ist schon um.“

„Michio..“, der Braunhaarige neben mir seufzte schwer und nahm seinen Kopf wieder weg, fasste stattdessen nach meiner Hand und legte sie in seine. „Genieß einfach mal die Ruhe und Einsamkeit mit mir…“

Ich musterte ihn skeptisch. Doch Yoshi blieb still, blickte nun ruhig nach draußen in den Regen und hielt meine Hand fest. Langsam folgte ich seinem Blick und versuchte es ihm gleichzutun. Etwas Entspannung in so einer Situation war nicht schlecht.
 

Eine Weile saßen wir einfach nur da und schauten zu, wie der Regen etwas nachließ. Da mir aber langsam kalt wurde und auch Karyu meine Hände nicht mehr warm bekam, entschieden wir uns, endlich weiter zu gehen. So ein bisschen Wasser war nicht schlimm, zuhause würden wir uns eben gleich duschen und umziehen. Karyu versprach mir einen heißen Tee und ich ertappte mich, wie ich von weichen Pantoffeln und einem Kuschelmantel träumte…

Trotzdem liefen wir relativ ruhig zurück. Mein Freund hielt weiter meine fast abgefrorene Hand -wie sollte ich nur je wieder Bass spielen?!-, während er irgendein Lied vor sich daher summte. Ich glaubte darin ein Kinderlied zu erkennen, dass er Shinji früher zum Einschlafen vorgesungen hatte, war mir aber nicht ganz sicher. Und fragen würde ich die Giraffe mit dem Plapperschnabel jetzt sicher nicht. Einmal die Ruhe genießen war schön, denn dank des Wetters war kaum jemand auf den Straßen.
 

Wir nahmen die Abkürzung durch den Park, der auch nochmal ein Tick ruhiger als die Straßen war. Ich wusste nicht, wie lange wir liefen, bis mich etwas aufhorchen ließ. „Yoshi, hast du das auch…da!“

„Hä, was?“, er blinzelte nur und ich blieb stehen, um besser lauschen zu können.

„Da…! Das klingt wie…wie ein kleines Tier!“

„Vielleicht ein Vogel.“

„Quatsch, das klingt wie eine Katze…aber eine kleine!“

„Na und? Lass sie doch.“

„Aber bei dem Wetter? Karyu, sie wird doch nass..!“

„Vielleicht will sie das ja.“

„Glaub ich nicht. Nicht, so wie sie maunzt…“

„Und wo ist deine Katze?“, er blickte sich um und auch ich begann mit den Augen alles abzusuchen, „Weiß ich doch nicht! Komm, wir suchen sie jetzt.“

„Gerade eben wolltest du noch nach Hause.“

„Aber nicht, wenn ich weiß, dass hier so ein kleines Wesen herumirrt.“, ich beugte mich zu den Büschen und schob einige der Zweige beiseite, „Und sag jetzt ja nichts von wegen Mutterinstinkten!“

Dass musste gesessen haben, denn Karyu begann augenblicklich, mich zu unterstützen. Also begannen wir beide wie verrückt, nach dem Tierchen zu suchen.
 

„Also ich find überhaupt nichts Zero…“, rief Yoshi nach einer Weile, „Ich glaube, die ist schon lange wieder weg…“

Ich ließ mich in meiner Suchaktion jedoch nicht unterbrechen- zumindest nicht von Karyu. Jedoch unterbrach mich etwas anderes, weshalb ich spitz aufschrie. Peinlich, vor zwanzig Jahren wäre das vielleicht noch gegangen aber jetzt noch zu schreien wie eine Frau? Ich hätte wohl eine bleiben sollen…

„Michio! Was ist los?!“, augenblicklich kam der tollkühne Held angesprungen. Ich hielt ihm meine Entdeckung entgegen. „Was siehst du, Karyu?“

„Eh…einen triefenden, nassen Sack…“, murmelte er, nachdem er es ausgiebig beobachtet hatte. „Ja…und da ist was drin…“, bestätigte ich, bevor es leise mauzte. Ich blickte Karyu verdattert an, er mich genauso.

„Ne…oder..?!“, war alles, was er hervorbrachte. Ich sagte gar nicht erst was, sondern begann an dem festen Knoten zu rütteln. „Scheiße! Wie kann man nur…!“, in mir stieg Wut auf diejenigen auf, die das getan hatten. Karyu schob mich sanft beiseite und nahm mir den Sack ab- also den Stoffsack meine ich. Denn zum Glück, und darüber war ich nun wirklich überaus dankbar, hatte mein Freund ein Taschenmesser dabei, was er nun auch einsetzte, um grob dieses Ungetüm aufzuschneiden und dann abzulegen. Vorsichtig lugte er hinein, ich schaute über seine Schulter. „Das sind ja zwei…! Und dazu noch so klein!“, entkam es ihm halb erstaunt, halb entsetzt. „Verdammter Mist, wer macht denn so was?!“

„Herzlose, gefühlskalte, widerliche, abartige, verdorbene Menschen.“, würgte ich hervor und ballte meine zitternden Hände zu Fäusten. Dann beruhigte ich mich wieder und griff mir eine der beiden heraus. „Na du…Kami-sama, bist du nass…du zitterst ja! Du armes Kätzchen…“, ich merkte gar nicht, wie gluckenhaft ich mich wohl gerade wieder benahm. Aber das war mir in solchen Notsituationen nie wirklich bewusst. Auch wann immer Shinji sich fast Hals über Kopf ins Unglück gestürzt hatte, hatte ich so muttermäßig reagiert.

„Die kleine Süße hier genauso…“, murmelte Karyu und drückte sie an sich. Ich nickte leicht und hatte nun nur Augen für die Kleinen. Es tat so weh zu wissen, wie herzlos manche Menschen waren. Aber im Grunde hatte ich das ja schon lange gewusst….Auch wenn Karyu und ich nicht offiziell zu unserer Beziehung standen, kamen doch immer ab und an dumme Kommentare, oft wenn man nur einkaufen war- und das manchmal auch schon, wenn mein überschwänglicher Freund mich einfach nur drückte oder dergleichen. Beziehungsweise bei Shinji in der Schule hatten es dann viele Kinder gewusst und ihn dafür gehänselt. Dass wir berühmt waren, wussten sie zum Glück nicht…
 

„Michio…?“

„Ja?“

„Was….was machen wir denn jetzt? Ich meine, hier lassen können wir sie nicht, sie erfrieren doch sicher…“

„Ich….“, treuherzig blickte ich zu meiner Giraffe auf, „Können wir sie behalten…?“

Karyu blinzelte verwundert. Irgendwann schien der Groschen zu fallen und ihm entkam ein: „WAS?!“

„Willst du sie doch hier lassen?!“

„N-nein..! Aber wir haben doch Ryu Junior…“

„Na und, der Opi….der wird das schon verstehen.“

„O…p..i?“

„Naja, der benimmt sich doch schon wie einer. Ich glaube, da gibt es keine Probleme.“

„Meinst du?“

„Na klar, Shinji wird sich freuen.“

Ein schelmisches Grinsen legte sich auf Karyus Lippen, „Wohl eher du.“

„Ach halt die Klappe!“, zischte ich ihn an und stapfte auch schon los, um mich nach wenigen Metern wieder umzudrehen, „Kommst du endlich? Die beiden haben sicher Hunger und wir müssen sie trocknen, bevor sie krank werden!“

„Ich eile, mein Prinz! Möge die Aktion ‚Rettet die Königstiger‘ beginnen!“

Ich verdrehte nur schmunzelnd die Augen. Er war albern, aber so war er eben, mein Freund.
 

~*~
 

Zuhause angekommen verfrachtete ich beide Samtpfoten ins Bad und schnappte mir den Föhn. Karyu hatte ich zum Napf füllen beauftragt.

Okay, es tat mir zwar leid, die beiden Kleinen jetzt mit diesem lauten Gerät zu stören, aber überraschender Weise schien sie das gar nicht weiter zu kümmern. Komisch, Ryu 2 ergriff bis heute noch immer die Flucht, wenn er meinen Föhn hörte…egal. Jetzt kümmerte ich mich um die beiden Kinderchen hier. Sie sollten trocken werden, das war das Wichtigste. Und so föhnte ich, bis beide aussahen, wie aufgeplatzte Sofakissen. Obwohl…die eine sah eher aus wie ein Schneeball, so weiß, wie sie war, wenn man den Schmutz abwusch. Ich legte den Föhn also erst einmal weg und säuberte die beiden lieber. Dazu musste nun die Badewanne herhalten, die ich nur minimal füllte. Sie sollten ja nicht absaufen…

Also noch ein bisschen Seife und los ging’s. Maunzend ließen sie es nacheinander über sich ergehen, auch wenn sie nicht begeistert schienen. Dafür erkannte man nun, wie schön sie eigentlich waren. Ich hatte Recht, die eine sah aus wie aus Schnee…sie erinnerte mich an Shiro, wie ich schmunzelnd bemerkte. Die andere war graugetigert mit schwarzen und weißen Stellen. Lustige Combo, aber äußerst hübsch.

Ein Grund mehr weshalb ich so eine Tat nicht verstand. Wozu gab es Tierheime? Aber Pech, jetzt waren das meine Kleinen. Und ich würde sie behüten wie Augäpfel. So würde auch wieder etwas Leben ins Haus kommen, jetzt, wo Shinji kaum mehr Zeit für mich hatte…

Mittlerweile stand ich übrigens wieder mit dem Föhn da und träumte grinsend vor mich daher. So bemerkte ich auch nicht meinen hinterlistigen Freund, der sich einfach anschlich und auf einmal die Arme um mich schlang.

Der Föhn ergab einen seltsamen Ton von sich, als ich mit ihm in die Luft sprang. Dann drehte ich mich zu Karyu um und funkelte ihn an. „Was!?“

„Nichts…ich war nur schon fertig und wollte nach dir schauen.“

„Ich bin fast fertig.“, meinte ich nur und drehte mich wieder meinen Engelchen zu. Wenig später blickte ich jedoch wieder zu Karyu.

„Ach ja, was du mal noch machen kannst…“

„Ja, ich bin ganz Ohr?“

„Hol im Wohnzimmer mal die Kuscheldecken raus. Wenn sie gefressen und getrunken haben, also falls sie wollen, dann können wir uns jeder mit einer in die Decken kuscheln…immerhin waren sie so lang draußen im Nassen und Kalten, ich habe Angst, das sie krank werden.“

„Einverstanden, schon so gut wie erledigt.“; und so stakste die Giraffe davon.
 

Ich kämmte den beiden durch das mittlerweile wieder saubere und schöne Fell. Solche Prachtexemplare. Solche Juwelen. Nie würde euch Mama Zero wieder hergeben…

Kurz darauf trug ich sie in die Küche. Natürlich hatten sie Hunger und Durst. Ryu 2 kam jedoch auch gleich an, als er seinen Napf hörte- und erstarrte, als da zwei so kleine Flöhe vor ihm standen. Sein Gesichtsausdruck, als sie auch noch zu seinem Napf rannten, war göttlich. So angepisst konnte nicht einmal ich schauen. Sofort schoss er zu seinem Eigentum und wollte sie vertreiben, doch ich war schneller und schupste ihn mit dem Bein quer über den Küchenboden. Sein Blick war verdattert, dass ausgerechnet ich ihm so etwas antat.

„Schau nicht so…die sind klein und fast verhungert! Du bist fett und hast erst bekommen. Ab sofort wird hier gerecht geteilt.“

Kurz leckte er sich wahrscheinlich aus einer Verlegenheit heraus die Pfote, dann lief Ryu ohne mich eines weiteren Blicks zu würdigen raus aus dem Raum.

„Oha, da hat es aber jemand verschissen…“, murmelte Karyu der seinem Kater nachsah und zu mir kam. Ich zuckte nur die Schultern. „Er war ungezogen.“

„Toll…dann haben wir jetzt zwei Flöhe und einen Eifersüchtler?“

„Sieht so aus…aber er muss lernen, dass er jetzt teilen muss.“

„Du willst beide behalten?“

„Natürlich! Das sind meine Perlen! Schau sie dir doch mal an…sowas Süßes kann man nicht weggeben…“

Neugierig musterte Yoshi mich, dann begann er zu grinsen. Eben jenes ließ mich skeptisch dreinblicken. „Was ist denn schon wieder?“

„Nichts…ich habe nur gerade nachgedacht…“, er drehte sich schmunzelnd um und werkelte etwas herum, „Du auch Tee, Michi?“

„Ja, bitte….aber jetzt sag schon, ich hab deine widerlichen Gedanken doch fast gehört, so laut waren sie.“

„Ach ja? Dann müsstest du ja wissen, was ich gedacht habe.“

„Haha.“, ich verschränkte die Arme und wartete. Doch Karyu schwieg, was mich fast wieder auf die Palme trieb. „SAG ES ENDLICH!“

„Ganz ruhig!“, er hob abwehrend die Hände, „Ich hab nur gerade gedacht, dass du wieder aussahst wie damals, als Shinji sie winzig war. Und das du danach immer glücklich warst, nicht noch mehr Kinder zu haben. Aber wenn ich mir das so momentan ansehe, glaube ich, dir hätten ein paar mehr sicher auch gefallen…“

„Karyu!“, rief ich entsetzt, „Das glaubst du doch nicht ehrlich?! Nur weil du immer mehr wolltest!“

„Na und? Shinji hätten ein Bruder oder ein Schwesterchen oder beides gut gestanden.“

„Mal den Teufel nicht noch an die Wand! Ein Kind reicht voll und ganz mein Lieber. Außerdem bin ich mittlerweile auch zu alt, falls du auf die dumme Idee kommen solltest, die Alte von damals aufzusuchen.“

„Die Hexe?“, fragte Giraffenboy neugierig, während er das Wasser eingoss, „Auf die Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen…hmmm…“

„Untersteh dich! Mittlerweile bin ich zu alt, das hätte dir eher einfallen sollen, haha.“

„Ach was, man ist nie zu alt.“

„Als Frau hätte ich sicher schon Wechseljahre.“, grinste ich nur und setzte mich, blickte den beiden Schmatzern vor meinen Füßen entgegen.

„Ach was. Es gibt Frauen, die wurden mit 60 noch Mütter.“

„Bitte?! So alt bin ich aber noch lange nicht.“

„Na siehst du, deine Chancen stehen noch ganz gut.“

„Karyu!! Ich glaube nicht, dass Shinji begeistert wäre mit so einem Altersunterschied zu Geschwistern.“

„Ach was. Der würde sich freuen.“

Ich blickte in Karyus grinsendes Gesicht und bemerkte: Ja, Shinji würde das durchaus wohl gefallen. Seufzend schlug ich mir die Hand vor den Kopf. „Hör jetzt auf mit dem Scheiß, Karyu. Vielleicht, wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre.“

„Echt? Naja, vielleicht verjüngt uns die Alte ja!“

„SPINNST DU!?! Nein, verdammt! Ich will keine Kinder mehr, auch kein adoptiertes. Selbst wenn die Alte das hinbekommen würde, wie du das gern hättest…ich als Kind hätte nicht gern alte Eltern.“

„Ach, manche werden mit 90 noch Vater.“

„Aber ich bin nicht manche! Außerdem weißt du nicht mal, wie es ist, Mutter zu werden!“, ich räumte den leeren Napf der beiden weg und nahm sie hoch, ging ins Wohnzimmer. Karyu lief mir mit den Teetassen nach. Nachdem er alles abgestellt hatte, gab ich ihm eine der Kätzchen, nahm mir die andere und kuschelte mich in die Decke.

Karyu tat es mir gleich und musterte mich. „Du hast Recht, ich weiß nicht, wie das ist.“, begann er nun wieder dieses Thema. Ich verdrehte nur die Augen.

„Sei froh! Und nein, du willst es auch nicht wissen, glaub mir! Hör jetzt auf mit dem Mist. Wir sind zu alt.“

„Schatz, wir sind Anfang, Mitte 40. Das ist nicht alt, wir sind zeitig Eltern geworden.“

„Trotzdem..hör auf. Ich will nichts mehr davon hören.“

„Hmm…“, er nippte an seinem Tee, „Meinst du, Shinji beschafft mir dann wenigstens bei Zeiten Enkel, mit denen ich Ball spielen kann wie mit ihm früher?“
 

Dummerweise trank ich auch gerade und spuckte meinen Schluck, den ich genommen hatte, fast über den kompletten Tisch. Hustend blickte ich ihn an, „BITTE?“

„Naja, wär doch schön.“; er lächelte freudig. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Du spinnst total, Yoshitaka! Lass Shinji, der ist selbst noch ein halbes Kind. Und nein, ich will nicht schon O-mapa werden.“

„Das wär doch cool..~“

„Nein, dann komm ich mir erst Recht alt vor.“

„Schade…“, murmelnd streichelte der Braunhaarige mir gegenüber nun sein Kätzchen. Dann war das Thema beendet.

Ich runzelte die Stirn. War dieses Dummgequatsche eben wirklich sein Ernst gewesen? Das konnte er sich aber sowas von abschminken! Jedoch erntete ich kurz darauf einen liebevollen Kuss, als Karyu eng neben mich rutschte. „Das war nicht ernst gemeint, schau nicht so, Michio. Ach und: Ich liebe dich.“

„Ich dich ja auch…auch und: Die Kleinen schlafen fast, schau mal.“

„Ja, ich seh‘s, sie sind süß…ach und: Ich bin auch dafür, dass wir beide behalten.“
 


 

~~**~~
 


 

Ich hoffe, ihr hattet Spaß mit dem kleinen Flohzirkus in diesem Kapitel *schmunzel*
 

Liebsten Dank an meine fleißigen Reviewschreiber:
 

@Genchou: Hmm, ich kann nur sagen, einige glauben jetzt, eine Ahnung zu haben, aber die Vorstellungen gehen echt gewaltig auseinander und für mich ist es sehr amüsant x'D Abr man wird schon noch mehr über Mi-chan erfahren, ja.
 

@Sixty69Nine: Ich find den Namen auch toll, aber eigentlich sollten sie erst [un]chain:ed heißen, in Anlehnung an eines meiner Lieblingspv's. Jedoch fand ich für mich keine sinnvolle Erklärung, wie der entstanden sein soll, deshalb hab ich es auf unchanged abgeändert.
 

@Lucel: Das geht mir genauso. Wir nehmen die deutsche Sprache im Unterricht auseinander, dan hatten wir Englische Grammatik, dann hab ich jetzt Grammatik der DGS gehabt und dann jetzt Japanisch- ist nicht leicht sag ich dir xD
 

@RaysCupcake: Bist du noch da? Ich vermisse dich schon, ehrlich ;.;"
 

Über Kommentare meiner anderen Leser würde ich mich übrigens auch sehr freuen!

(Nein Mexx, das ist keine Bettelei, nur eine ehrliche Mitteilung- ich freue mich wirklich über Kommis, zwinge jedoch keinen dazu, welche zu schreiben ist doch jedem selbst überlassen ^^!)
 


 

Bis bald!
 

~~**~~

13. - Eine bittersüße Überraschung

13. - Eine bittersüße Überraschung
 

Skater-Shinji
 

Zugegeben, ich war vor ein paar Wochen schon ziemlich überrascht gewesen, als ich nach Hause kam und meine Eltern eingekuschelt auf der Couch, jeden zudem mit einer kleinen Katze im Arm wiederfand. Aber als ich die traurige Geschichte der beiden Schicksale von Mapa erzählt bekam, verstand ich dessen Handeln und ich stimmte schnell zu, dass wir die beiden behalten würden. Nur Ryus überaus giftiger Blick gab mir zu denken…

Aber seit die beiden Kleinen bei uns waren, war es nie langweilig. Sie wuselten durch die Gegend und wuchsen; kuschelten gern oder erkundeten das Haus. Einmal schmissen sie etwas Porzellanmäßiges um -ich weiß nicht mehr was es war- aber Mapa sah mit einem Lächeln darüber hinweg. Es waren seine beiden Lieblinge und da durften sie so gut wie alles. Wenn wir zu den beiden lieb waren, also Dad und ich, standen wir ebenfalls in Mapas Gunst. Nur Ryu war weiterhin das schwarze Schaf, das pissig durch die Bude lief. Also zumindest noch eine ganze Weile lang.

Ich erinnere mich an einen unserer Familiensonntage… da hatte ich eine ganze Weile dagesessen und Ryu beobachtet, wie dieser wiederum den Kleinen beim Spielen zusah. Ich stellte mir seine Gedanken in etwa so vor, dass er einfach nicht wusste, wie man mit solchen kleinen Dingen umgehen sollte. In gewisser Art und Weise erinnerte er mich an Mapa. Wenn Dad von früher erzählt, dann stelle ich ihn mir auch so vor. Wie er unbeholfen das erste Mal vor meinem Bett stand und nicht wusste, wie man dieses kleine, schreiende Ding am besten ruhig stellte. Mapa natürlich behauptete, er hätte von Anfang an gewusst, wie er mit mir umzugehen habe…ob ich ihm das glauben sollte? Keine Ahnung, aber selbst wenn es nur meine Vorstellung war, Mapas Gesichtsausdruck in eben jener war unbezahlbar. Und Ryus auch.

Eben jener entschied sich dann doch irgendwann, die kleinen Fellknäuel mal anzustupsen mit der Nasenspitze. Erschrocken über seine eigene Reaktion zog er sich wieder zurück, beobachtete wieder, bevor er erneut langsam zu ihnen ging. Vorsichtig schnupperte er Snow (das Mädchen, der andere war ein Junge und hieß Storm) ab, bevor er -was mich und meine Eltern dann doch sehr überraschte- die Kleine abzuschlecken begann. Das war der Tag, seitdem die drei sich verstanden. Von da an durften sie Ryu als Kletterburg missbrauchen, während er wiederum auch Nähe suchte und man die drei manchmal einfach nur zusammen kuschelnd in ihrem Körbchen vorfand. Mapa freute sich tierisch darüber, dass unser Zoo sich nun so blendend verstand. Ja, bei uns ging es immer recht lustig zu.
 

Jetzt jedoch war ich mit etwas anderem beschäftigt. Ich mühte mich nämlich gerade mit meinen Knieschützern ab, die nicht so zu halten gedachten, wie ich es gern haben wollte. Egal, mit ein wenig Kraft hatte ich schließlich gewonnen. Ich wollte meinen Willen immerhin auch mal durchsetzen.

Warum ich mich nun also so in Watte wickelte -oder zumindest gut schützte? Tja, ich hatte noch etwas vor. Grinsend schlüpfte ich in meine Inliner.

Wir, also ich und meine Band, hatten uns ausgemacht, vor dem Proben noch ein wenig im Skaterpark Zeit zu verbringen. Satoru hatte zwar skeptisch gefragt, ob wir danach denn noch spielen könnten, aber er hatte nachgegeben. War immerhin genug Zeit, wir hatten ja Wochenende.

Noch schnell den Helm aufgesetzt -ohne hätte mich Mapa nie aus dem Haus gelassen-, dann rief ich auch schon nach eben jenem Manne. „Mapa!? Ich fahr dann jetzt!“

Michio kam aus der Küche, ein Geschirrtuch und einen Teller in den Händen. Sein Gesicht wirkte ruhig, bevor er zustimmend nickte.

„Viel Spaß Shin. Pass auf dich auf und wenn was ist, ruf an, wie immer.“

„Klar, ich weiß.“, schmunzelte ich über seine Angst und wank ihm noch einmal, dann stakste ich zur Haustür hinaus. Vor bis zum Tor gelaufen, dann konnte ich endlich fahren.

Wie sehr ich das doch vermisst hatte. Ich fuhr viel zu selten mit den Dingern, dafür, dass ich sie ganz gern hatte.

Endlich auf der Straße konnte ich es auch nicht länger erwarten und düste gleich los. Ich liebte es, wenn mir der Wind durch die Haare strich (zumindest die, die unter dem Helm hervorschauten- aber hey, mein Helm war ziemlich cool). Nicht nur beim Skaten; auch beim Rad und vor allem auch beim Motorrad fahren. Wie sehr ich letzteres doch vermisste. Aber ich hatte zurzeit einfach keine Lust, mich mit Mapa anzulegen oder es mir mal ganz mit ihm zu verderben. Dafür schätzte und liebte ich ihn viel zu sehr. Wahrscheinlich würde ich es mal heimlich machen, wenn sie auf Tour waren oder so, mal sehen…
 

In meiner üblichen Geschwindigkeit fuhr ich die Straßen entlang, schlängelt mich mal hier und da durch die Autos und war dann auch schon recht schnell beim Park angelangt. Als ich schon von Weitem die Halfpipes und Skater darin sehen konnte, stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. Der Park war schön; man war vor der Sonne sowohl vor dem Regen durch die vielen Bäume ganz gut geschützt. Ich war froh, dass wir in so einer Gegend lebten- außerhalb der Großstadt und doch günstig gelegen.

Und so fuhr ich noch schnell die letzten hundert Meter, bevor ich irgendwann auch schon in der Mitte stand. Mit wachsamem Blick suchte ich die Umgebung nach einer Eule, einem Farbtopf und einem zuckersüßen Mädchen ab. Und ha, ich hatte sofort Erfolg. Lächelnd wank mir Mi-chan zu, dicht hinter ihr kamen auch Satoru und Nabu gelaufen. Neugierig ließ ich meinen Blick schweifen. Dass Nabu mit dem Skateboard und Satoru mit den Inlinern kommen würde, war mir klar gewesen. Jeder hatte so seine Favoriten. Aber bei unserer hübschen Gitarristin hätte ich eindeutig auf Inliner getippt. Stattdessen trug sie lässig, passend zu ihren Klamotten also, ein Skateboard unter dem Arm. Als sie da waren, stellte sie es ab und drückte mich, dann wurde ich eine Runde herum gereicht. Allmählich würde ich dafür mal Geld verlangen. Nur wusste ich nicht genau, wie viel Yen man für einmal Shinji knuddeln verlangen konnte- aber das würde ich mir noch ganz genau überlegen.
 

„Schön, dass du da bist, Shinji! Wir haben schon nach dir gesucht!“, begrüßte mich Mi-chan freudig.

„Ah…naja, Mapa halt…und dann hab ich die Zeit verpasst und naja…“

„Schieb es nicht immer auf deinen Mapa. Du Faulpelz.“, schimpfte Satoru fast schon liebevoll und grinste dabei ein wenig. Ich verdrehte nur die Augen; Nabu lachte. „Wie dem auch sei…Hauptsache du bist da, Shin. Und jetzt kannst du dir auch endlich Mi-chans Skateboard anschauen. Und das musst du auch, das Ding ist der Hammer sag ich dir!“, unser Farbtopf sprudelte vor Begeisterung geradezu über. Doch er hatte mein Interesse geweckt. Neugierig neigte ich den Kopf. „Was ist daran denn so toll?“

„Schau es dir doch mal an!“, Nabu zupfte daran herum, was schon ziemlich seltsam aussah, da Mi-chan es noch unter dem Arm hatte. Sie lachte verlegen und stellte es schließlich ab. „Nabu, so besonders ist das nicht…!~“

„Doch! Schau mal! Das ist genauso bunt und geil wie ihre Gitarre!“

Meine Augen weiteten sich, als ich verstand, was er meinte, „Hast du das selbst gemacht?“

„Ja, ich hatte Langeweile.“, grinste sie und kratzte sich an ihrer diesmal blau-schwarz gestreiften Mütze, „Ist nichts Besonderes.“

„Doch! Das sieht toll aus…ich hätte da ewig dran gesessen.“

„Ach was, so lang war das nicht…wie gesagt, mir war langweilig und gleichzeitig sah mir das Board zu langweilig aus, also hab ich es bunt gemacht.“, ein breites Grinsen folgte, was mich erst erstaunt blinzeln und dann anschließend lachen ließ.

„Trotzdem cool. Aber du hast wohl gar keine Inliner?“

„Doch, schon. Aber ich fahre lieber Skateboard. Wenn meine Freundinnen Inliner fahren gehen, fahre ich meistens mit dem Skateboard mit. Ist einfach so, das macht mir mehr Spaß.“

„Cool…“, murmelte ich erneut und grinste, „Ich dachte immer, dass Nabu unser Skateboardverrückte ist.“

„Hey, bin ich auch!“

Mi-chan musste lachen, „Ich mache dir den Posten nicht streitig, keine Angst. Mehr als das Skateboard liebe ich immer noch meine Gitarre. Und nach dem Skateboard kommt gleich der Fußball…“

„Irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, das wir doch eine Jungsband sind…“, nuschelte Satoru auf einmal leise und gedankenverloren neben mir in sich hinein. Ich stupste ihn nur mit dem Ellenbogen an, „Hey, sei nicht so fies!“

„Schon okay, Shin.“, lachte unsere Jüngste, „Ich bin das gewohnt und er hat ja Recht, besonders Mädchenhaft benehme ich mich manchmal nicht. Aber egal, das zu diskutieren sind wir jetzt nicht hier. Lasst uns endlich den Park unsicher machen!“
 

Sie hatte Recht. Wir waren wegen was anderem gekommen.

„Auf geht’s, ab geht’s, los geht’s!“, jauchzte Nabu freudig und schmiss sein Board zu Boden, nur um im nächsten Moment darauf zu springen und loszufahren. Mi-chan tat es ihm gleich und so waren beide schnell ziemlich weit voraus. Ich und Mister Eule neben mir blinzelten uns nur ziemlich dümmlich an. Dann jedoch stahl sich auf unsere Lippen fast synchron ein Grinsen, als wir gegenseitig unsere Gedanken errieten.

„Eins.“, begann Satoru und ging in Startposition, „Zwei.“, stieg dann auch ich ein.

„DREI!“, schrien wir schließlich und düsten auch schon los. „Eine Runde quer durch den Park!“

„Genau; und der Verlierer darf als erster das neue Videospiel des anderen zocken!“, lachte ich und legte mich ins Zeug.
 

~*~
 

Letztendlich waren wir beide fast gleichschnell bei den anderen gewesen, sodass wir uns entschieden, das nächste neue Spiel einfach im Multiplayermodus zu beginnen. Wir wollten ja fair bleiben.

Nabu und Mi-chan testeten sich gerade gegenseitig auf einigen Halfpipes. Es schien, als hätte Nabu da endlich einen ebenbürtigen Gegner gefunden… Okay, Gegner war etwas böse ausgedrückt. Aber Mi-chan hatte sichtlich genauso viel Spaß daran wie unser Farbtopf.

Ich und Satoru waren auch eine Weile auf einigen der Halfpipes gewesen, hatten uns aber irgendwann nochmal entschieden, lieber wieder durch den Park zu fahren oder aber auf den vielen Bänken zu quatschen und die beiden zu beobachten. Und wenn unsere Gitarristin und unser Drummer mal nicht zusammen auf einer der Halfpipes waren, machten wir zusammen Pause oder fuhren alle zusammen durch den Park.

Es machte wirklich Spaß mit Mi-chan. Das empfand nicht nur ich so, sondern auch Nabu und sogar Satoru, der sich die letzten Wochen eher bedeckt gehalten hatte. Gut, er redete oder schwärmte nicht so wie Nabu oder ich über sie und ihre Fähigkeiten, aber man konnte ihm die Bewunderung ansehen bzw. indirekt auch anhören. Mi-chan war eben kein normales Mädchen. Sie war ein Sport- und Musikfreak mit einem so lebhaften, kreativen Charakter, wie ich es selten erlebt hatte.
 

„Leute…ich glaube, wir sollten aufhören…Ich kann nachher sonst nicht mehr singen…“, keuchte Satoru neben mir atemlos, bevor er von unserer Gitarristin auch schon eine Wasserflasche in die Hand gedrückt bekam.

„Ja…denke ich auch…ich glaub, ich kann die Sticks sonst nicht mehr halten…“, murmelte nun auch Nabu, der sich ein paar seiner roten Strähnen aus den Augen strich.

Mi-chan blickte in die Runde, „Mir egal. Was sagst du, Shin?“

„Ich? Ehh…mir auch egal…“, murmelte ich überrascht, „Also mir geht’s noch gut. Aber vielleicht sollten wir wirklich lieber langsam zurück fahren.“

Sie nickte, „Okay, wenn ihr wollt. Na dann auf, zur Bandprobe!“
 

~*~
 

Es dauerte nicht lange, bis sich der Zoo, also wir, in seinem freiwilligen Gehege, also unserem Proberaum, einfand.

„Jungs?“, begann Mi-chan auch gleich, nachdem sie ihr Skateboard abgestellt hatte, „Ich will auch einen Tiernahmen! Denkt euch einen aus!“

Scheiße. Mein Gesicht fror ein. Konnte sie Gedankenlesen; hatte sie das mit dem Zoo mitbekommen?! Hatte ich etwa meine Gedanken ausgeplaudert?!

Doch Satoru nahm mir meine Entscheidung ab. Von ihm kam nur ein sehr geistreiches: „Bitte was?!“

„Du hast richtig gehört, Sato!“, se stemmte strahlend die Arme in die Seiten, „Ich mag auch! Ihr habt für euch alle so süße Namen~“

„Also ich finde Farbtopf nicht süß!“

„Ruhe, Nabu! Sonst bist du gleich ein Papagei!“, unterbrach ich ihn.

„Was? Warum?“

„Weil die auch bunt sind. Und die labern so viel wie du.“

„So viel Grütze, wohlbemerkt.“, ergänzte Sato.

„Halt die Klappe du blindes Federvieh!“

„Ich bin nicht blind!“

„LEUTE!“, schritt Mi-chan ein, „Zerfleischt euch doch bitte nicht gleich. Ich weiß, ihr seid alle aus unterschiedlichen Tiersorten, aber man kann sich trotzdem lieb haben, oder?“
 

Oha. Diese Zweideutigkeit….hörte nur ich sie gerade heraus? Und damit meinte ich nicht das lieb haben. Sondern das andere…wir hatten auf uns bezogen unterschiedliche Biografien, der eine leichter, der andere schwerer, und trotzdem sollten wir jedoch zusammenhalten.

„Sie hat Recht.“, erklärte ich deshalb monoton. Satoru runzelte die Stirn. „Mit was? Dass sie einen bekloppten Spitznamen verdient?“

„Ja, das auch…aber wir sollten uns nicht streiten. Auch nicht zum Spaß, dass kann so schnell Ernst werden und so..“

„Schon okay. Ich glaube, es haben alle verstanden.“, lächelte unsere Jüngste sanft. Nabu und Satoru nickten nur zustimmend, während ich den Kopf neigte. „Und? Sagt schon, bekomm ich jetzt einen Namen?~“

„Mir wär’s lieber, wenn sie uns ihren echten verrät…“, murmelte Satoru im Vorbeigehen leise, sodass nur ich es hörte. „Hab Geduld, Sato.“

„Wie lange denn noch?! Wir kennen sie schon lange genug.“

„Ja, mehrere Wochen…trotzdem, sie wird es schon sagen.“

„Wenn du meinst…“, murmelte er und tapste weiter, rief dann so laut, dass es alle hören konnten: „Na dann überlegt mal, ich geh mal schnell aufs Klo.“, er hob die Hand zum Gruß, dann war er weg. Blödmann.
 

Langsam drehte ich mich wieder zu Mi-chan um, die nun besorgt dreinschaute.

„Hab ich was falsch gemacht..?“

„Wie? Nein…er ist nur sauer…über seinen Spitznamen, wie immer halt.“

„Oh…ach so, verstehe.“, nickte sie, „Dann sollte ich wohl lieber nicht mehr damit nerven..“

„Quatsch, wir denken uns jetzt was aus.“, ich führte sie zur Couch. „Nabu! Ich brauch deine grauen Zellen!“

Er salutierte, „Eye eye, Käpt’n Shinji! Oder sowas in der Art…als, ein Name für die gnädige Dame?“

„Jap.“

Damit setzte er sich auch schon zu uns. Toll. Ein Bandmitglied auf dem Klo, eines erwartungsvoll dreinblickend und zwei, die es überlegend anstarrten. Das konnte ja was werden.
 

„Ich finde…zu Mi-chan könnte auch ein Papagei passen.“, meinte Nabu nach einer Weile schließlich. Verdutzt blickte ich ihn an, „Warum?“

„Sie hat auch sowas buntes, durchgeknalltes.“

Meine Augen wurden entsetzlich größer, während Mi-chan nur lachte. „Stimmt…du schließt auf meine eine Gitarre und meine Klamotten, hm? Aber stimmt…meine Haare hatten auch schon mal…eine bunte Färbung sag ich es mal ganz vorsichtig.“

„Wie kommt man denn auf solche Ideen?“, fragte ich erstaunt.

„Naja, du hast dir deine doch auch gefärbt.“

„Ey, meine sind nur hellbraun. Satoru seine auch…zwar etwas dunkler, aber egal. Nabu hingegen knallt einem ins Auge. Braun ist doch gar keine auffällige Farbe.“

„Nicht jeder Japaner hat braune Haare…ich hab auch schwarze, siehst du?“

„Weiß ich doch..! Aber so auffällig ist das doch gar nicht mehr…“

„Das dachte ich mir mit meinen bunten Haaren eben auch.“

„Warum hast du die bunt gefärbt?“

„Ich wollte mit einer Freundin zu einer Themenparty…und da war mir danach…auch wenn Mama es nicht so toll fand.“

„Und dein Dad?“

„Dem war das egal. Ich glaub der fand das eher lustig.“

Nun musste ich lachen. Doch Mi-chan fuhr fort: „Ich hatte auch schon ganz lustige Frisuren, ich hatte nämlich auch schon Männerhaarschnitte und so.“

Sofort blieb mir das Lachen im Hals stecken. „Ehrlich?!“

„Ja, sah cool aus und war toll im Sommer…aber Mama war traurig wegen meinen schönen Haaren, da habe ich sie wieder lang wachsen lassen.“

„Aha…gute Mutti…“

„Ach was. So schlimm sah es nicht aus….aber hey, ich wollte einen Tiernamen!“

„Oh, na gut…“

Und so überlegten wir weiter.
 

„An was erinner ich dich denn, Shinji?“

„Bitte wie?“

„Welches Tier, mein ich.“

„Ach so…Naja…ich finde, zu dir passt eine Katze.“

„Warum das?“

„Weiß nicht…die können so lieb sein aber auch ihre Krallen ausfahren und naja, wenn dir das durchgeknallt sein so viel bedeutet….unsere Katzen sind auch alle total verrückt.“

Sie begann zu lachen und klopfte mir auf die Schulter, „Geniale Idee. Und du hast sogar Recht.. ich kann verschmust sein, aber auch total eigenwillig, oh ja, das passt super! Ich bin jetzt ein Kätzchen~!“, freudig wackelte sie hin und her, während ich zu Nabu sah, der ratlos die Schultern zuckte, „Also ich find’s okay. Warum nicht.“

Ich nickte nur, als auch endlich Satoru mal wiederkam, „So Leute, ich hoffe, ihr hattet genug Zeit jetzt. Also können wir anfangen?“

Wir drei strahlten ihn an und standen schneller hinter den Instrumenten, als dass Sato ‚Zoo‘ hätte sagen können.
 

~*~
 

Die Probe machte wie immer viel Spaß. Mi-chan war verdammt gut darin gewesen, all unsere bisherigen Lieder, die wir so geschrieben hatten, aufzuholen. Bald hatte sie auch welche von sich mitgebracht, die wir nun ‚verbastelten‘. Es machte einfach Spaß, wenn jeder was beitragen konnte.

Auch heute bastelten wir an dem einen Song weiter, hatten dann aber einen Hänger und übten lieber noch ein wenig die anderen, bevor Satoru die Probe beendete. „Ich denke, dass reicht für heute. Immerhin hatten wir uns auch vorher schon reichlich ausgepowert und all so streng will ich nun auch nicht sein.“

„Danke Chefchen~“, grinste ich und begann, meinen Bass zu verstauen. Mi-chan sah auf ihr Handy, ehe sie es strahlend zuklappte. „Ich muss los, ihr drei…wann ist das nächste Mal? Morgen?“

„Ja, machen wir gleich Morgen weiter.“

„Okay, euch einen schönen Abend noch! Bis bald!“, sie wank uns und verschwand auch gleich. Auch Nabu folgte ihrem Beispiel und ging wenig später zur Tür hinaus. Satoru machte noch in Ruhe das Licht aus und schloss alles ab, dann machten auch wir uns auf den Heimweg.
 

„Die Probe war heut wieder cool.“, lächelte ich und schob mir meine Basstasche auf dem Rücken zurecht.

„Stimmt. Mi-chan passt von ihrem Gitarrenspiel her wirklich gut zu uns. Außerdem sieht man, dass du sie magst.“

„Stimmt, sie passt gu- Eh, was meinst du?“

„Tu nicht so. Shinji, ich kenne dich lange genug und auch wenn du nie richtig verliebt warst- jetzt bist du es.“

„Gar nicht wahr…“, nuschelte ich leise und senkte den Blick etwas, „Also ja, ich mag sie sehr gern…aber mehr ist da nicht so…also ich denke, da wird auch nie mehr sein. Sie gehört in unsere Band, sie ist eine super Freundin und Gitarristin, aber ich will da wegen der Band nicht-“

„Ist deine Sache, Shin. Bloß will ich nie, dass die Band unter solchen Dingen zu leiden hat.“

„Hm…ist ja auch egal, ich lasse die Finger von ihr.“

„Okay, wie du meinst…aber hey, ist sie das da vorn nicht sogar?“, Satoru deutete nach rechts in die Seitenstraße. Ich kniff die Augen zusammen. „Ja, könnte sein…das bei dem Auto meinst du doch, oder?“

„Ja, genau…da steht ja noch jemand…“

„Stimmt…der nimmt ihr gerade die Gitarre ab…hat sie doch einen Freund oder wie?!“

„Ne, der sieht älter als sie aus…“, überlegte meine schlaue Eule laut, ehe sich seine Augen weiteten, „Ach du scheiße.“

„Was? Was denn?!“, mich ergriff ein ungutes Gefühl. Wurde sie gerade entführt? Verschleppt? Was sah er?!

„Schau dir den genau an, Shinji. Den kennst du.“

„Was?!“, ich drehte den Kopf, musterte die Gestalt genau und stockte. „Verdammt, stimmt….aber…wie…das….“

„Jetzt ist alles klar. Kein Wunder, dass sie nie was gesagt hat.“

„Hat sie sich geschämt?“

„Ich weiß nicht. Am besten, du stellst sie zur Rede. Gleich morgen. Fang sie vor unserem Gebäude ab oder so.“

„Was?! Warum ich?!“

„Weil du am besten mit ihr kannst. Mach einfach, dir wird sie es sicher sagen.“

„Naja…na toll….“, das konnte ja was werden. Ich war geschockt und sollte morgen diesen Schock vielleicht noch vergrößern, je nach dem, was sie mir antworten würde.
 

~*~
 

Was sollte ich denn jetzt machen? Satoru hatte mich zuhause abgeliefert, aber so richtig da war ich sowieso nicht mehr. Meine Gedanken kreisten sich immer wieder um…..Mi-chan. Warum?, fragte ich mich. Warum hat sie uns das denn nicht gesagt? Ich musste mit ihr reden, Sato hatte Recht, aber wie sagte ich ihr das? Würde sie es locker aufnehmen und alles erklären? Oder wie würde sie reagieren…?

„Shinji? Alles okay?“, Mapa sah mich besorgt an. Ich kam wieder zu mir und begann mich zu bewegen. „Ja, klar...ich hab nur nachgedacht.“

„Über was denn? Du siehst so…schockiert aus.“, er half mir, mich von meiner Basstasche zu befreien- dass mich seine besorgten Blicke fast erschlugen, merkte er scheinbar gar nicht. Oh man, Mapa.

„Ach, nichts weiter besonderes…mir ist nur etwas aufgefallen bei der Probe heute und das will ich morgen halt ansprechen und da habe ich jetzt überlegt, wie ich das wohl anspreche.“, ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln zur Beruhigung. Scheinbar wirkte das ausnahmsweise mal auch, denn Mapa begann zu lächeln. „Ach so…das kenne ich. Ist bei uns manchmal auch so.“

„Genau…aber mach dir keine Sorgen, ich war wirklich nur in Gedanken.“, schnell schlüpfte ich noch aus meinen Schuhen, ehe meine Jacke den Weg an den Haken fand. Es war mittlerweile Herbstlich und recht kühl geworden, fand ich.
 

„Gehst du hoch?“, hielt Michio mich auf, als ich mir den Basskoffer nahm.

„Ja, wieso?“

„Komm gleich wieder runter, in fünf Minuten gibt es Abendessen. Dann dürfte auch dein Vater da sein.“

„Wo ist der denn?“, fragte ich verwundert.

„Frag nicht…Katzenfutter kaufen…“, damit ging die schwarzhaarige Schönheit namens Mapa wieder zurück in die Küche und ich hinauf in mein Zimmer.
 

Der Abend verlief ruhig, ich verbrachte ihn einfach mit meinen Eltern, zur Ablenkung. Wir sahen ein wenig fern und ich hörte mir das Neuste aus ihrer Band an. Es war immer wieder schön, wenn man als Erster alles erfuhr. Und dann auch das ganze Hintergrundwissen…man, ich liebte meine Familie.

Später jedoch, als ich im Bett lag, starrte ich seufzend die Decke an. Meine Gedanken kreisten immer wieder um sie und die Situation, die Satoru und ich zufällig mitbekommen hatten. Mir ging so vieles durch den Kopf, dass ich erst sehr spät zu Schlaf fand.
 

~*~
 

Am nächsten Morgen ging es wie gewohnt zur Uni. Aufpassen tat ich heute erst Recht nicht, aber das war egal. Sogar Satoru war total zerstreut und hörte mehr schlecht als recht zu.

Als wir dann am Nachmittag zum Proberaum gingen, war ich ganz nervös. Ich hatte lange überlegt, wie ich mit Mi-chan darüber sprechen sollte. Ich entschied mich dafür, sie einfach direkt darauf anzusprechen. Aber trotzdem war ich aufgeregt. Satoru ließ mich mein Basszeug abstellen, dann scheuchte er mich raus; ich sollte sie vor dem Gebäude abfangen. Immerhin wollte und sollte ich sie nicht vor allen bloßstellen. Vielleicht verfolgte Satoru damit ja auch noch andere Gedanken, ich wusste es nicht.
 

Auf jeden Fall stand ich mir die Beine dumm und dämlich in den Bauch. Nabu war schon lange da und unterhielt sich drinnen bestimmt mit Satoru.

Ich seufzte. Wäre ich Raucher wie meine Eltern, hätte ich jetzt in der Zeit, in der ich hier schon stand, bestimmt eine Schachtel verqualmt. So aber kaute ich auf meinem Kaugummi herum und….fror. Die Sonne schien zwar, aber langsam spürte man, dass es Winterlich wurde. Oder zumindest Spätherbst. Wenn ich ausatmete, konnte ich einer weißen Wolke hinterher schauen. Uha, erneut begann ich zu bibbern. Ich hätte mir mein Handy mitnehmen sollen, als Beschäftigungstherapie.
 

Doch so lange musste ich gar nicht mehr warten. Denn nur zwei Minuten später nach meinen sinnlosen Überlegungen sah ich von weitem ein Mädchen mit langen Haaren und Gitarrenkoffer. Ich konnte nicht anders und rannte ihr sofort entgegen. Ohne groß zu Überlegen rief ich -dumm wie ich war-: „LOVELIE!“
 


 

~~**~~
 


 

So, damit hoffe ich, dass eure Neugier in Bezug auf meine Mi-chan vorerst gestillt ist. Oder doch nicht...? ;)

Sorry, letzte Woche kam nichts, weil ich krank und somit auch völlig unfähig war, etwas anderes zu tun außer schlafen.
 

Liebsten Dank an:
 

@Sixty69Nine: Glaub mir, das mit den Katzen hatte ich auch schon durch...nur war es da kein Sack sondern Karton >.>" Menschen sind halt grausam... Aber halt, nicht verwechseln! Prinzessin war nicht der Tiername. Das war Loves antwort auf Shinjis Frage nach Spitznamen allgemein.
 

@Yoru_Kurayami: Ja, die beiden kommen oft leider etwas kurz...aber sie werden auch mal wieder stärker vorkommen, versprochen!
 

@Lucel: Keine Sorge: Ja, es hat sich wieder beruhigt, das tut es sich bei den beiden fast immer ;)
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

14. - Mein Name ist magisch.

14. - Mein Name ist magisch.
 

Shinji, nimm die Beine in die Hand
 

Kaum hatte ich den Namen über meine Lippen gebracht, bereute ich dies auch schon. Mi-chan blieb stehen, stockte regelrecht und starrte mich mit großen Augen an. Ich wurde langsamer und lief unsicher lächelnd auf sie zu.

„Hal-“, weiter kam ich nicht, denn schneller als ich sehen konnte, drehte sie sich um und rannte los. Wer dachte, der Gitarrenkoffer würde sie behindern, hatte sich schwer getäuscht. So schnell hatte ich außer mir und Satoru nie jemanden rennen sehen, denn wir waren immer die Besten in Sport gewesen.

Kurz blinzelte ich irritiert, ehe ein „WARTE DOCH!“, meine Lippen verließ. Sie hörte jedoch nicht und ehe ich Gefahr lief, sie ganz zu verlieren, rannte ich ihr schnell nach. Verdammt, was hatte ich da nur wieder angestellt?! Mapa hatte Recht, ich kam wohl doch zu sehr nach Dad.

„LO- MI-CHAN! WARTE DOCH!“, keuchte ich nach einer Weile, in der sie immer schneller zu werden schien. Sie schüttelte scheinbar darauf ihren Kopf, denn ihre langen Haare flatterten hin und her. „NEIN…!“, rief sie ziemlich verzweifelt klingend, sodass mir das Herz in die Magengegend rutsche, denn der fühlte sich gerade übel an. Was hatte ich nur getan?! Scheiße, Satoru, du bist auch schuld!
 

„Mi! Bitte! Lass mich mit dir reden! Es tut mir leid!“

„Nein!“, rief sie mit ziemlich träniger, dünner Stimme, ich stockte und wurde langsamer, doch entgegen meiner Angst, dass sie mir nun entkam; stolperte sie und krachte mit einem Mal zu Boden. „Mi!“, rief ich erschrocken und rannte nun wieder schneller, „Scheiße, ist dir was passiert?!“

Sie schüttelte nur den Kopf und rieb sich die Faust über die Augen, versuchte irgendwie die Tränen zu verdrängen, die ihr über das Gesicht strömten. Schuldig biss ich mir auf die Unterlippe. „Mi…es tut mir leid…Verzeih…“

Sie schluchzte nur leise und schüttelte den Kopf, bevor sie zittrig aus den Trägern ihres Koffers schlüpfte. Zitternd saß sie da, weshalb ich sie nun in den Arm nahm. „Wein doch bitte nicht…“

„Doch…“, entgegnete sie, lehnte ihr Gesicht jedoch gegen meine Jacke, „Ich…blute…“

Besorgt wanderte mein Blick über ihren Arm, den sie mir hinhielt, bevor ich schwach lächeln musste.

„Du Dummchen…ich kenn dich mittlerweile zumindest dafür gut genug, um zu wissen, dass du bei sowas nicht weinst.“, es war kein Vorwurf, ich meinte es eher liebevoll. Und es schien auch zu funktionieren, denn sie hörte auf mit zittern, saß nur noch ruhig da. Ich gönnte ihr den Moment, den sie wohl brauchte. Schließlich fragte sie leise:

„Wie hast du es rausgefunden?“
 

Ich musste schmunzeln. Sanft strich ich ihr ein paar Haarsträhnen zurück, dann begann ich leise flüsternd. „Du…als du gestern gingst, und wir später dann auch, haben wir dich bei einem Auto gesehen. Der Mann schien als Freund für dich zu alt. Naja, und dein Gitarrenspiel hat mich damals sowieso an jemanden erinnert…warum hast du es uns nicht gesagt?“

„Was hätte ich denn sagen sollen?“

„Das dein Dad nicht auf normale Arbeitsreisen geht? Dass er einer der bekanntesten Gitarristen Japans ist und Miyavi heißt? Warum hast du es nicht?“

„Ich…“, sie sah mich unsicher an und senkte den Blick wieder, weshalb ich fragte: „Schämst du dich etwa für ihn?“

„Was? Nein! Ich liebe ihn! Aber…es ist nicht einfach, okay?“

„Was ist nicht einfach?“

„Ich…ich hab euch doch von meiner vorhergehenden Band erzählt…“

„Die mit dem Gezicke?“

„Ja…aber das war nicht der einzige Grund. Ich bin auch gegangen, weil es den anderen unheimlich war, mit mir in einer Band zu sein. Sie kamen mit dem Gedanken nicht klar, dass mein Vater ein bekannter Sänger und Gitarrist ist und mich zudem noch unterrichtet hat…naja, und von da an hab ich das nicht mehr jedem erzählt.“

„Und weshalb die Vornamen Verdrehung? Wie kamst du auf Mi-chan?“

„Na das ist ja nun nicht schwer.“, sie zog eine Schmollschnute, „Lovelie ist ein zu auffälliger Name, wenn man Undercover bleiben will, sag ich mal. Lo-chan auch. Ich kenne keine guten Namen, die so anfangen. Deshalb Mi-chan…von meinem Zweitnamen. Meine Name ist magisch..~ Lovelie Miyavi…und ich dachte Mi kann für vieles stehen.“

„Stimmt…aber um uns nicht erst auf dumme Gedanken zu bringen, hättest du auch gleich Miyako oder sowas sagen können, da hätten wir sicher Ruhe gegeben.“

Oh Gott, wie süß, sie wurde rot! Dann kratzte sie sich verlegen am Kopf und meinte: „Naja..soweit hab ich dann irgendwie auch nicht gedacht…Verdammt~“, lachte sie schließlich.

Ich grinste nur und drückte sie fester an mich. Ihr Blick wurde fragend, ehe sie sich ein wenig ankuschelte. Eine Weile saßen wir so da, dann fragte sie leise: „Werft ihr mich jetzt raus…?“
 

Ich erschrak. „Was? Warum?!“

„Naja…weil ich euch belogen habe…und vielleicht seid ihr ja jetzt auch eingeschüchtert…“

Blinzelnd neigte ich den Kopf, dann musste ich schlucken. „Eh…Miya…Love….Mi-chan…“

„Ja?”

„Wie soll ich dich denn nun nennen..?“

„Mach was du willst…kannst alles von den beiden Namen benutzen, wie dir lustig ist.“

„Okay…naja ehm…ich glaube, ich muss dir etwas gestehen.“

„Was denn?“

„Du bist nicht die Einzige mit Geheimnis. Ich und Satoru haben dir auch etwas verschwiegen. Aus demselben Grund wie du uns.“

„Ich verstehe nicht…?“

„Kennst du D’espairsRay?“

„Klar…hab ich zwar noch nicht getroffen oder war zum Konzert, aber die machen ganz gute Musik, find ich…“

„Kennst du die einzelnen Member?“

„Öhm, lass mich überlegen…Der Sänger heißt Hizumi, der Drummer Tsukasa und der Bassist und Gitarrist…“

„…Zero und Karyu, genau. Meine Eltern.“
 

Tick Tack.

Stillschweigen.

Dann weiteten sich ihre Augen.

„BITTE WIE?! Das musst du mir erklären?!!?“

„Naja…“, ich zuckte die Schultern, „Was soll ich dazu schon groß erklären? Mein Dad ist Yoshitaka Matsumura, seinerseits Gitarrist von Despa. Meine Mutter, die jetzt ein Mann ist, es schon immer war und durch einen Fluch mal ein Jahr lang ne Frau war, heißt Michio Shimizu, auch bekannt als Zero, Bassist der Band. Und wie bei dir haben mich beide unterrichtet.“

Love starrte mich einfach nur an. Dann schüttelte sie denn Kopf, wie als wäre das ein Traum und würde danach wieder weg sein. „Das….ist ja krass.“

„Dann schock ich dich jetzt noch ganz.“

„Es geht noch weiter?“

„Jap. Die anderen beiden aus der Band….“

„Hizumi und Tsukasa?“

„…Sind die Eltern von Satoru.“

Stille. Dann schlug sie sich lachend die Hand vor die Stirn, „Oh mein Gott! Das ist ja geil~“

Schmunzelnd stimmte ich in ihr Lachen ein, ehe ich den Kopf schüttelte. Fragend sah sie auf. „Was denn, Shin?“

„Nichts…ich hab mir nur gerade gedacht, wie trottelig wir waren…wir wollten unbedingt wissen wer du bist…dabei hast du das aus denselben Gründen geheim gehalten wie wir.“

Nun begann sie verstehend zu lächeln, zuckte aber die Schultern. „Tja. Wie das Schicksal es eben will.“

„Ich find’s lustig.“

„Ich auch. Aber erklär mir jetzt das mit dem Fluch…du sagtest, deine Mutter wäre umoperiert.“

„Naja…ich kratzte mir am Hinterkopf, „Wie soll ich das erklären…Michio ging mit Yoshitaka auf eine Party, war am nächsten Morgen eine Frau, es kam heraus, alle dort waren verflucht, irgendwie ist er dann schwanger geworden, wurde aber irgendwann nach meiner Geburt wieder ein Mann und so wuchs ich mit zwei Männern auf, was anderes ist es nicht. Satoru wuchs auch bei seinen Vätern völlig normal auf, nur dass er eben als Baby adoptiert wurde.“

„Cool…wie habt ihr das mit der Schule gemacht? Bei mir war meine Mama immer zuhause und für uns da.“

„Ihr seid ja mehrere, oder?“

„Ja, genau.“, sie strahlte, „Meine Schwester Jewelie ist ein Jahr jünger als ich. Und mein Bruder Masuyo drei. Das heißt, bei uns ist immer was los~ Und wenn Daddy nicht da ist, hatte Mama immer alle Hände voll zu tun.“

„Kann ich mir gut vorstellen.“, nickte ich, „Also bei uns war das so, dass wir entweder mit auf Tour waren, oder daheim blieben bei unseren Großeltern oder jetzt, wo wir alt genug sind, eben auch allein. Mapa stirbt da jedes Mal fast tausend Tode.“

Sie begann zu lachen, „Oh je…ich will deine Eltern mal kennenlernen…und die von Sato!“

„Mal sehen, klappt sicher schon noch. Aber hey, ich deine auch! Wenn du dich so oft abholen lässt, kann dein Dad ruhig mal rein kommen.“

„Naja, demnächst muss er wieder weg…Aber danach, wenn das Album etc. nach der Tour aufgenommen wurde, hat er sicher wieder mehr Zeit.“

Ich nickte nur ruhig, ehe ich nachdenklich den Kopf neigte. „Was denn? Du schaust so…seltsam?“

„Ich überlege nur, wie das wäre mit deinem Dad als Vater.“, grinste ich. „Und deiner Mutter… Ich meine, man kennt die beiden aus den Medien. Bei meinen Eltern weiß ich ja, dass sie daheim vollkommen anders sind…viel weicher, lieber und so. Ist ja auch nicht bekannt, dass sie zusammen sind. Sag das bitte auch keinem, wir hatten schon genug Probleme.“

„Keine Sorge, das würde ich nie tun, Shinji.“

„Gut…aber wieder zurück zum Thema…ich würde gern wissen, wie deine Eltern so sind. Ist dein Dad auch daheim so durchgeknallt?“

Mi-chan begann erneut zu lachen. „Naja, was heißt durchgeknallt…ich kenne und erlebe ihn kaum anders. Er war schon immer so. Er verstellt sich eben nicht für die Bühne, weißt du? Ich fand ihn auch immer cool. Früher wie heute….ich mag es nur nicht, wenn er sich verausgabt und so…das sind Momente, wo ich ihn wirklich für hassen könnte.“, sie zerdrückte einen Zweig in ihrer Hand. Zaghaft nickte ich erneut. „Das…kann ich gut verstehen. Meine Eltern sind da etwas anders…seit ich da bin, nehmen sie sich öfters Freizeit, meinen sie.“

„Das ist richtig….ich meine ich verstehe ihn und klar, die Fans lieben ihn…aber ich hätte ihn auch gern öfters für mich…und meine Geschwister für sich und meine Mutter ihn auch. Wenn ich mal eine Familie habe, nehme ich mir da mehr Zeit.“

„Das glaub ich dir…aber weißt du, wir sollten langsam aufstehen…du bist ganz schmutzig und es ist kalt. Nicht, dass du noch krank wirst.“

„Frierst du? ~“, stichelte Lovelie darauf nur, erhob sich jedoch. Lovelie…ich musste mich erst daran gewöhnen.

„Nein, ich sorge mich nur um dich.“

„Oh, Charmeur.“, lachte sie nur und blickte sich um. „Wissen…die anderen schon davon?“

„Naja…ich und Sato haben dich ja gestern gesehen…wahrscheinlich erklärt er gerade Nabu, warum ich draußen gewartet habe.“

„Ach so…okay. Nabu hat aber nicht auch noch Promieltern?“

„Nein…nur komische.“

„Ach ja, das war ja…“

„Hm…erinner ihn nicht daran. Aber egal…wie ist das mit deiner Verletzung?“

„Ach, die wische ich im Proberaum sauber.“

„Okay.“, ich tapste neben ihr her, musterte sie jedoch immer wieder neugierig.

„Du, sag mal, kannst du die Songs deines Dads alle auswendig?“

Sie neigte grinsend den Kopf. Aww, wie mir dieser verschmitzte Blick gefiel.
 

„Naja, alle nicht ganz, aber die meisten, ja. Ich hab auch den ein oder anderen Liebling unter seinen Liedern…ich hab auch eigene Songs, wusstest du das? Er hat mir welche gewidmet.“

„Ich weiß, das hab ich mal irgendwo gelesen, dass er das wohl ab und an macht…also meine Eltern haben auch ein Lied für uns…aber naja, wenn man es nicht weiß, merkt man es nicht so.“, ich musste lachen und kratzte mich leicht am Kopf. Mi-chan schmunzelte nur. „Spielst du uns nachher was vor?“

„Klar, gern. Aber so gut wie er kann ich es nicht.“

„Kein Problem, erwartet auch keiner…er ist ein Meister an der Gitarre.“

„Ich weiß…und trotzdem sehe ich das nicht so krass, er ist mein Dad~ Aber das ist wohl dasselbe Empfinden, wie wenn du mir von deinen Eltern erzählst…da tritt bei mir auch Ehrfurcht auf.“

„Wir sind schon allesamt komisch.“

„Das kannst du laut sagen.“

„WIR SIND-“

„Das war ein Scherz, Shinji!“, lachend knuffte sie mir gegen den Arm, „Aber du…~ Du hast gesagt, ich spiele so wie er. Das stimmt nich. Ich hab meinen eigenen Stil.“, Love’s süßer Mund verwandelte sich in eine Schmollschnute, sodass ich verwirrt blinzeln musste.

„Wie? Hab ich nicht, Mi! Ich sagte, dein Spiel hat mich an wen erinnert…und jetzt weiß ich ja auch an wen. Aber das du so wie er spielst, stimmt nicht. Du spielst anders, aber sehr schön. Aber du kannst nicht leugnen, bei ihm Unterricht gehabt zu haben.“

„Das stimmt schon.“, meinte nun sie verlegen lachend, „Ist bei dir wahrscheinlich auch so.“

„Wahrscheinlich…weiß ich aber nicht. Spielen deine Geschwister auch so?“

„Ja, ein wenig…ich bin eh schon am Weitesten von ihnen.“

„Hm…“, ich musste Schmunzeln, was ihr jedoch auffiel.

„Was? Was grinst du so?! Shin!“

„Nichts!“, lachte ich auf ihr Gesicht hin, „Mir ist nur aufgefallen, dass mir nun auch klar ist, wie du dir solch teuren Instrumente leisten kannst.“

Erneut folgte die Schmollschnute. „Dad hat gesagt, wenn ich wirklich Musik machen will, kauft er mir die Instrumente, die ich will.“

„Und du wolltest die besten.“

„Nein, die, die in meinen Ohren am besten klangen.“

„Also doch die teuersten.“

„Ach du bist doch blöd!“, damit schubste sie mich leicht zur Seite und schob unsere schwere Proberaumtür auf, „Komm endlich!“

„Ja doch, Prinzesschen~“

Geil. Wie der Tag sich doch wandeln konnte- und wie gut sie unseres und wir ihrs aufnahmen…die anderen beiden würden jetzt sicher nicht anders reagieren als ich.
 

~*~
 

Als wir eintraten, stand nur wenige Sekunden später ein Nabu mit Telleraugen vor unserer Gitarristin und starrte sie an. Ich fragte mich gerade, ob er Tränen in den Augen hatte- seine Unterlippe zuckte zumindest schon verdächtig.

„Wieso…hast du das nicht gesagt?“, klagte er leidvoll sein Elend an, während bei mir eine Augenbraue hochwanderte. „Mach ihr kein schlechtes Gewissen, Farbtopf.“

„Ja aber…mir hättest du es sagen können…wenigstens mir…! Ich bin der vorurteilsfreiste Mensch dieser Welt!“

„Das stimmt nicht. Deine Vorurteile gegenüber Anzugträgern vergisst du gern immer wieder.“, klinkte Satoru sich lächelnd ein; trank dabei den Tee in seinen Händen.

„Diese reichen, schnöseligen Pinkel!“

„Siehst du!“

„Eh…ja….ehm…es tut mir leid…“, gab Mi-chan nun kleinlaut von sich, sodass Nabu sich wieder ihr zuwandte, dann jedoch lächelte und ihr eine Hand auf die Schulter legte. „Ach was, das war nicht böse gemeint…und trotzdem…ich denke, wären wir alle von vornherein ehrlich zueinander gewesen, dann wäre es gar nicht so blöd gekommen.“

Satoru nickte zustimmend, „Ab jetzt keine Geheimnisse mehr voreinander, würde ich sagen? Und das betrifft damit alle und jeden.“

„Geht klar.“, kam es von uns dreien wie aus einem Mund.

„Na dann ist das ja geklärt. Was nun? Also fangen wir jetzt an mit Proben oder…?“

„Also ich wollte ja gern mal, dass Love uns was aus der Familiensongkiste vorspielt.“, strahlte ich. Nabu steckte sich sofort bei mir an. „Ja, ich auch! Ich kenne Lieder von Miyavi und…ach, der ist so geil wie die Eltern dieser beiden Vögel hier! Und jetzt kenne ich ernsthaft noch seine Tochter…wow! Ich glaub, ich bin ein Glückspilz.“

„Bist du auch.“, meinte ich sanft und legte ihm einen Arm um, „Ich sag ja, deine Eltern hatten schon immer Unrecht.“

„Ja, und wie. Love- eh, wie soll ich dich eigentlich nennen?“

„Eh…ganz normal…also…ach Mensch, ihr macht mich noch ganz verlegen!“, sie begann zu lachen, hatte jedoch wirklich auch leicht gerötete Wangen.

„Tut mir leid! Aber ich finde das so toll und interessant!“, warf Nabu sofort ein.

„D-danke…aber nenn mich einfach, wie du willst. Solange du mich nicht Ishihara-san nennst. Aber von Lovelie, über Love, Miya und Mi-chan kannst du alles benutzen.“

„Cool…auch Lomi?“

„Bitte was?“

„Lo-Mi. Deine Namensanfänge.“

„Eh…das hatte auch noch keiner, krass.“, sie begann erneut zu lachen, „Aber mach, was du nicht lassen kannst.“

„Hm…Mi-Lo klingt auch nicht schlecht…“, überlegte Nabu laut, aber eher für sich weiter, ehe er sich wieder uns zuwandte, „Egal! Darf ich deinen Dad mal kennenlernen?“

„Gern. Aber jetzt muss er sowieso erst einmal wieder auf Tour und so, deshalb kann das dauern. Aber er sagte schon, er würde euch gern mal kennen lernen, weil ich so begeistert von euch erzählt habe.“

„Hast du?“

„Hab ich.“

„Cool…“, Nabu kam heute scheinbar aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich und Satoru lachten heimlich leise über seinen Gesichtsausdruck.

„Ich glaube, Love wollte eigentlich etwas vorspielen.“, merkte Sato dann einfach mal freundlich an. Ich schielte zu seiner Teetasse. Das sollte ich mir merken- wenn er seinen grünen Tee trank, war er immer ruhig und ausgeglichen…

„Ah ja, genau! Aber nur, wenn ihr dann was von eurer Family bringt!“
 

„Gerne doch!“, grinste ich nur, überlegte dann aber, „Ist deine Mama nicht auch Sängerin?“

„Naja, ja, hat sie gemacht. Jetzt ist sie durch uns mehr oder weniger Hausfrau.“, grinste sie und begann, ihre Gitarre an den Verstärker anzuschließen. „Außerdem designt sie in letzter Zeit auch eher lieber Dinge…das wollte sie schon lange machen und ich mag ihre Sachen.“

„Cool…kannst du ihre Lieder denn auch?“

„Ja klar, auch wenn ich eher auf rockigere Sachen wie die meines Vaters stehe.“, damit war sie auch schon fertig, „Bereit?“
 

~*~
 

Wie ich erwartet hatte, spielte Mi-chan großartig. Als wenn ein zweiter Miyavi-sama vor uns stünde- nur eben in weiblicher Version. Ich bewunderte ihre Gitarrenfähigkeiten und kam mir nun richtig schlecht dagegen vor. Zudem konnte sie auch super singen- warum sie nicht Sängerin machte, wunderte mich. Als sie fertig war, klatschten wir begeistert, bevor sie uns dazu anwies, ihr im Gegenzug etwas von Despa vorzuspielen. Ich sprach mich kurz mit Satoru ab, was er singen konnte, bevor wir uns quasi revangierten.

Love war nun ihrerseits von uns sehr begeistert und so unterhielten wir uns noch ein wenig, bevor wir dann doch mal noch etwas probten. Der Nachmittag verlief angenehm, kein Streit, nichts. Die Teetrinkende Eule war relativ gutmütig heute- vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass jetzt alles geklärt war und er wusste, wer Mi-chan wirklich war. Wir konnten ihr nicht sauer sein, immerhin hatten wir sie auch belogen gehabt. Genau, dass musste es sein. Deshalb war er jetzt so ausgeglichen. Hoffentlich hielt das lange an.
 

Irgendwann erklärte Satoru die Probe für beendet und nur wenig später machten wir uns auf unsere Heimwege: Nabu zum Bahnhof; Satoru, ich und Mi-chan in die andere Richtung. Am Park verabschiedeten wir uns von ihr, auch wenn wir sie gern noch weiter begleitet hätten, aber sie lehnte nur lachend ab. Also gingen wir weiter; bis Satoru sich von mir verabschiedete und in seine Straße abbog. Wenig später war auch ich zuhause.
 


 

~~**~~
 


 

So, ich melde mich mit einem neuen Kapitel wieder. Sorry, dass euch das letzte Kapitel teilweise so stark verwirrt hat, aber hey, Überraschung xD! Ich hoffe alle ihr wisst, wer Miyavi ist? Und wer es noch nicht weiß: Der gute Herr hat eine Tochter, die habe ich einfach mal mit eingebaut. Ich wollte unbedingt einen Bruder für Love, aber da kam die Ansage, dass das zweite Kind noch ein Mädchen ist x.x" Also habe ich die Geschichte etwas umgeändert, ergo: Die Jüngere Schwester stimmt, der kleine Bruder ist (bis jetzt xD) fiktiv. Auch alles andere, was ich ihnen Hobbymäßig andichte, denn die guten Kiddies sind erst ein Jahr bzw. Ein paar Monate alt.
 

Ach und: ich hab eine kleine Überraschung zu verkünden: zu Weihnachten wird es ein kleines KaryuxZero Kapitel geben, sozusagen als Weihnachtsgeschenk für euch.
 

Vielen Dank an meine Kommischreiber:
 

@Lucel: Bist du jetzt etwas klarer? Tut mir leid, es waren einige von euch verwirrt ^^"
 

@Genchou: xDDD Aber hey, soweit ich weiß, hat Hyde doch nur einen Sohn, keine Tochter oO?
 

@Sixty69Nine: Tja, ich wollte träumen, dass sich das vererbt hat xD und warum Mivs Tochter ausgerechnet hier vorkommt: Weil über sie im gegensatz zu anderen J-Star-Kindern noch relativ viel bekannt ist.
 

Vielen Dank auch an die eine Person, die sich abgemeldet hat.
 


 

Bis bald!
 

~*~

Weihnachtsspecial - Karyu&Zero

Weihnachtsspecial - Karyu&Zero
 

Karyus Weihnachten
 

Aww…endlich war es soweit.

Es war Weihnachten.

Natürlich wusste ich, dass wir in Japan es als Fest der verliebten Paare feierten, aber bei uns war das eher ein Familienfest. Und wir feierten es jedes Jahr, das war Tradition. Das hieß keine Arbeit, nur Ruhe und allein sein mit meinen liebsten Menschen- und dem Flohzirkus natürlich auch.
 

Der Tag hatte ganz ruhig begonnen. Ich und mein Michio-Schatzi hatten in aller Ruhe und schön tief verkuschelt miteinander ausgeschlafen; auch Shinji war erst spät aufgestanden. Genauer gesagt: Wir hatten das Frühstück ausfallen lassen und gleich Mittag gegessen. Michio hatte bereits Tage, nein Wochen, zuvor Alarm geschlagen, dass er etwas ganz tolles servieren würde. Ich hatte es nur lächelnd zur Kenntnis genommen. Ich kochte auch ganz gerne, aber zu Weihnachten hing sich die Ziege immer die Kochschürze um, wie Shinji jedes Jahr aufs Neue lachend meinte. Ich fand das eigentlich ganz süß, wenn ich ehrlich war… Es gab im Voraus Tage, da ließ Michio uns kaum in die Küche; studierte das Kochbuch und probierte unterschiedliche Sachen aus, nur um schließlich leise zu fluchen, wenn etwas nicht funktionierte.

Diesmal war es nicht anders gewesen. Doch es hatte sich gelohnt, dass Shinji und ich uns mehr oder weniger glücklich von der Küche fern gehalten hatten: Michi hatte den GANZEN, laaaaangen Tisch (ich wusste gar nicht, dass er so lang ausziehbar war) mit Essen vollgestellt- und das äußerst liebevoll dekoriert. Von Vorspeisesuppe über mehrere Gänge und Nachtisch-Plätzchen konnte ich da alles erkennen. Und wenn ich Ryu Juniors Blick richtig deutete, war er neidisch auf mich. Tja, es lohnte sich eben nicht immer, eine Katze zu sein.

„Ist nicht wirklich alles Japanisch, ich weiß…aber wir feiern unser Weihnachten sowieso, wie es uns gefällt, dachte ich…und ja…ich habe mich einfach mal in ausländischen Kochbüchern umgeschaut. Ich hoffe, es schmeckt euch alles, immerhin glaube ich ja zu hoffen, was euch schmecken könnte und was nicht…“, hatte er verlegen lächelnd gesagt. Darauf schmunzelte ich nur und küsste seine Stirn. „Du bist so süß.“

Danach hatten wir zu Zeros Freude das Meiste verputzt. Aber selbst Shinji und ich als große Esser hatten nicht alles geschafft. Weil Weihnachten war, nahm Michio das jedoch milde hin, so wie er aussah. Und so bekamen sogar die Kätzchen eine Kleinigkeit- der Rest wurde schön im Kühlschrank verstaut. Ich sah schon, demnächst würde ich ins Studio rollen; denn das würde ich sicher bald noch alles weiter essen. Dafür hatte unser lieber Mapa zu gut gekocht.
 

Nach dem Essen unternahmen wir einen Spaziergang. Shinji freute sich wahnsinnig und schaute sich mit großen Augen um, „Das ist so toll! Endlich Schnee zu Weihnachten!“, lachend eilte er umher und spielte im Schnee herum, was ich grinsend und Zero augenrollend wahrnahmen.

„Spielkind…“, war Michios einziges Kommentar dazu.

„Lass ihn doch…er freut sich eben. Und er hat Recht. Es ist ungewöhnlich, dass wir so viel Schnee haben.“

„Stimmt, der kommt sonst später…und viel, viel weniger.“

„Tja, da hat der Weihnachtsmann eben unseren Sohnemann erhört.“

Nun kassierte ich einen skeptischen Blick. „Sag ja nicht, du glaubst an den Mist?!“

„Ey, das ist kein Mist! Die Geschichte vom Weihnachtsmann ist doch schön. Ich fand sie toll..“

„Das ist was für Kinder.“

„Na und? Ich finde sie trotzdem schön.“

„Wie du meinst.“

„Ja, so mein ich das.“, lächelnd legte ich meiner süßen Zicke einen Arm um, kassierte jedoch einen Boxer in die Seite. „Spinner.“, lachte Michio nur, ehe er sich an mich lehnte und weiterlief.
 

Nachdem wir fertig waren mit unserem kleinen Rundgang durch unsere Wohngegend, beschloss ich, uns Tee zu kochen, da Michio total bibberte; während Shinji rote Hände vom Schneekugelformen und dazu eine Nasenspitze besaß, die Rudolph das Rentier arbeitslos gemacht hätte.

In der Zeit verzogen sich meine beiden Liebsten ins Wohnzimmer. Denn sie wollten Zeros Schmückaktion krönend beenden.

Aber zuerst sollte ich vielleicht erklären, was Zeros Schmückaktion denn überhaupt war. Tja, das war ganz einfach: Wie schon beim Kochen bekam der gute Mann jedes Jahr zu Weihnachten einen wahren Anfall, das ganze Haus zu verzieren. Ich glaube, wir waren ungelogen das geschmückteste Haus in der Straße.

Zu Beginn unserer Beziehung hätte ich das wirklich NIE auch nur ansatzweise von Michio erwartet oder gedacht. Aber wie beim kochen fand ich es wunderschön. Er versank ganz in seiner Welt und sah lustig aus, wenn er auf der Leiter herum zappelte, weil er versuchte, eine Lichterkette anzubringen; oder wenn er Ryu hinterher rennen musste, weil dieser wieder etwas aus der Schmuckkiste stibitzt hatte. Und es war noch schöner anzuschauen, seit Shinji alt genug gewesen war, mit zu schmücken. Schon als kleiner Junge in Windeln hatte er Zero geholfen.
 

Zurück zum krönenden Finale: Michio musste noch seinen Weihnachtsbaum aufstellen. Nachdem wir einige Jahre uns immer wieder geärgert hatten, wenn Ryu die Weihnachtsbäume zerrupfte wie ein Huhn und die Nadeln quer durch das Haus verteilte, hatte ich Michio einfach mal einen Plastikbaum geschenkt. Ich hatte extra den schönsten ausgesucht, der auch wirklich echt aussah. Komischerweise gingen die Katzen da nie ran, nicht einmal an die Kugeln.
 

„Karyu? Magst du mitmachen?“, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, während ich so im Türrahmen stand und die beiden gerade dabei beobachtete, wie sie ein paar Kugeln aufhingen. „Gerne. Aber Moment, der Tee.“, schnell ging ich in die Küche und holte die Tassen mit einem kleinen Tablett und kehrte wieder zurück. „Bitte meine Süßen. Wärmt euch auf.“

„Danke. Aber du setzt dich jetzt mal zu uns und machst mit.“, bestimmte das Hauszicklein.

„Alles klar, Chefchen. Dann wollen wir doch mal…“, mit Freuden machte ich mich an die eben erteilt bekommene Aufgabe.

Okay, ab und an kamen wir drei uns ins Gehege, aber letztendlich kam ein wunderschöner Baum heraus.

„Der ist so toll…Shinji, wir werden von Jahr zu Jahr besser.“, bemerkte Zero gerührt und hatte fast Tränen in den Augen. Mein Sohn nickte stolz, „Da hast du Recht.“

Ich wollte schon nicken, als mir was auffiel: „Hey, und was ist mit mir? Ich hab doch auch mit gemacht!“

„Naja…deine Kugeln haben wir meistens sowieso noch einmal umgehangen….die passten gar nicht zu der Hängtechnik der Restlichen.“

„Häng…technik…?“

„Ja, stell dir vor, da gibt es eine ganz besondere Technik. Und die beherrschen nur Shinji und ich.“

„Ah….ha…“

Hamsterjunior lachte, legte dann aber jeden von uns einen Arm um. „Sei nicht so gemein zu ihm Mapa.“

„Warum nicht? Ich kann nicht anders und das weiß er doch auch.“

„Heute ist Weihnachten, da ist man lieb.“

Michio schien ernsthaft darüber nachzudenken. Dann seufzte er und meinte: „Du hast Recht. Aber nur heute.“

„Uh…wie gnädig…“, entkam es mir gegrummelt. Ein sanftes Lachen folgte, dann umfassten die Hände der langhaarigen Schönheit mein Gesicht, bevor sich noch das dazu passende Gesicht vor mir aufbaute. „Yoshitaka….schau doch nicht so. Komm, das war Spaß. Es ist Weihnachten, ich bin heute lieb.“

„Das will ich sehen.“

„Das wirst du. Ich denke zwar immer noch, dass das Fest teilweise eine Ausrede von einem verzweifelten Familienvater mit 7 Kindern war, nur damit sich eben jene nur einmal im Jahr nicht stritten.“

„Seltsame Theorie, Michio. Kreativ, aber seltsam…die Christen hätten jetzt was gegen dich.“

„Mir egal. Muss ja nicht alles so sein, wie es in dem Buch da steht.“

„Das heißt Bibel.“

„Uh, ein ganz Schlauer!“, damit griff er sich grummelnd seine Teetasse, pustete mehrmals hinein und begann leise daran zu nippen. Ich und Shinji blickten uns nur überrascht an, ehe wir lachen mussten.
 

Ja, dieses Weihnachten war toll. Aber es würde noch viel schöner werden, hoffte ich. Ich wollte, dass es ein für Michio unvergessliches Erlebnis wurde…
 

~*~
 

Zeros Weihnachten
 

Der Mittag und Nachmittag an diesem Weihnachtstag war sehr schön gewesen. Nach dem Baum schmücken hatten wir drei uns in Decken gekuschelt und auf die Couch verkrümelt, um irgendeinen Film im Fernsehen zu sehen. Danach hatten wir wieder unsere heßgeliebten Brettspiele rausgesucht. Und ja, ich spielte ‚Mensch-Ärger-Dich-Nicht‘ mit- und gewann sogar mal! Das war ein wunderschönes Hochgefühl und am liebsten hätte ich das Brett auf den Boden geschmissen und hätte mich triumphierend darauf gestellt- jedoch wären mir die beiden anderen Herren dann sicher sauer gewesen.
 

So schnell wie der Nachmittag um war, kam der Abend. Shinji packte seinen Rucksack fürs Wochenende, denn er würde zu Hizumi, Tsukasa und Satoru gehen, um bei ihnen noch etwas zu feiern. Das war okay. Ich war zwar sonst dafür, alles an besonderen Tagen mit der Familie zu machen und niemanden sonst, aber das hier war eine Ausnahme. Es war ja nur für das Abendessen und die Zeit danach- den meisten Teil vom Tag hatten wir ihn ja bei uns. Außerdem war es letztes Jahr anders herum gewesen: Da hatten wir dasselbe Spielchen gemacht, nur dass Satoru zu uns gekommen war, sodass Hizumi und Tsukasa Zeit für sich hatten. Tja, und dieses Jahr waren wir an der Reihe. So brachten wir Shinji noch zu den Jungs, verabschiedeten uns für den Rest des Tages und liefen in Ruhe wieder zurück nach Hause.
 

Das Abendessen….ich gab es ja zu, ich hatte dafür auch noch eine Kleinigkeit vorbereitet. Nicht so viel wie für das Mittagessen, aber gut genug, um satt zu werden. Trotzdem aß der brave Karyu, nachdem er das Abendessen in Ruhe verputzt hatte, noch ein paar Rester vom Mittagessen.

Ich beobachtete ihn schmunzelnd, ehe ich verträumt zum Fenster hinaus sah. „Schau mal Yoshitaka…es schneit wieder…“

„Hm?“, kauend folgte Karyu meinem Blick, ehe er sanft lächelte. „Wie schön… erstaunlich, wie stark es dieses Jahr schneit.“

„Ich weiß…das hatten wir fast 10 Jahre lang nicht mehr so stark. Und dann auch noch zu Weihnachten!“

„Hmm~ Aber du sag mal, Michi…wollen wir nach dem Abräumen Geschenke auspacken?“

Nun war ich es, der fragend dreinschaute, bis ich jedoch verstand, was er meinte. Hey, mein Gehirn dachte manchmal eben sehr zweideutig, na und?

„Ehm…gern~ Aber iss erstmal auf, Weihnachtsgiraffe.“

„Bin doch fast fertig..“

„Trotzdem, lass dir Zeit. Wir haben heute mehr als genug zur Verfügung davon.“

„Du hast Recht, stimmt…“

Lächelnd sah ich ihm weiter zu, ehe meine Gedanken etwas abdrifteten. Geschenke…ach ja. Ich hoffte, Karyu würde seins mögen.

Shinji hatte seine schon bekommen: Nana hatte ihm neben ein paar Sachen, die sie ihm versprochen hatte noch ein Skateboard und ein paar Piercings geschenkt; weil sie genau wusste, dass sie mich damit in den Wahnsinn trieb. Alte Hexe.

Ich und Karyu hatten ihm seine Lieblingsdüfte in diversesten Ausführungen (von Parfüm über Duschgel und Shampoo und solchem Spaß geschenkt, außerdem die Spielkonsole, die er sich gewünscht hatte, da die alte allmählich eine Macke hatte. Ach und ein neues Fahrrad hatten wir ihm noch geholt. Und ein wenig Kleinkram…Süßes und so etwas. Und einen Gutschein für einen neuen Kinofilm- jedoch einen Gruppengutschein, sodass er die ganze Band mitnehmen konnte. Er war sehr glücklich gewesen. Natürlich hatte er sich nicht abhalten lassen, seine neue Konsole mit zu Sato zu nehmen. Da konnte ich mir vorstellen, was sie nun die ganze Nacht treiben würden..
 

Karyu „weckte“ mich, indem er anfing abzuräumen und aufzuwaschen. Ich half ihm still, ehe er mich nach gelungener Arbeit in die Arme zog. „Ich liebe dieses Fest…diese Atmosphäre im Kerzenschein und all die lieben Menschen um einen herum…“

„So viele sind um dich herum doch gar nicht.“, brummte ich leicht beleidigt, ehe ich sanft in seine Unterlippe biss, „Nur ich bin hier..~“

„Naja, du weißt doch wie ich das meine. Und im Moment…habe ich doch sowieso nur Augen für dich..~“, spielte Yoshi das Spiel mit und knabberte sanft an meinem Hals, ehe er den Blick wieder hob. „Geschenke?~“

„Du bist auch überhaupt nicht Geschenkegeil, oder? Noch eine Gemeinsamkeit mehr, die du mit deinem Sohn teilst.“

„Quatsch. Ich brauche nichts außer dir. Ich will aber dir meine Geschenke geben!“, jetzt fing er an herumzuhibbeln wie ein Kind. Ich verdrehte nur die Augen, löste mich aus seinen Armen und lief schon mal Richtung Wohnzimmer, drehte mich dabei noch einmal leicht um, „Ach so ist das. Aber schade, denn ich habe leider nun einmal Geschenke für dich. Damit wirst du nun leben müssen.“

„Auch nicht so schlimm. Ich werde es verkraften.“, grinste die Giraffe, ehe sie mir hinterher stakste.
 

„Sag mal, haben die im Zoo eigentlich auch Weihnachtsbäume?“, fragte ich nachdenklich, nachdem wir uns vor eben jenen gesetzt hatten; inmitten einiger Geschenkpakete.

„Eh..wieso?“, Karyu blinzelte mich aus großen, fragenden Augen an.

„Naja, deine Verwandten müssen doch auch irgendwie feiern können.“

Erst blinzelte er immer noch, dann plusterten sich seine Wangen auf, bevor die Arme demonstrierend in seine Seiten wanderten. „Also Zero! Deine Verwandten dann aber auch!“, lachend zog er sich ein Paket heran. „Darf ich aufmachen?“

„Klar.“, nickte ich nur und musterte ihn. Mit der Art eines Kindes packte Yoshitaka sein Geschenk aus, ehe er strahlte. „Toll, genau das wollte ich haben!“

„Weiß ich doch.“, lachte ich nur. Er hatte sich mal nach langer Zeit wieder seinen Videospielen zugewandt und nach einem Spiel gesucht, was es wohl nicht ganz überall zu kaufen gab. Zugegeben, ich hatte auch lange danach suchen müssen.

Die nächsten Geschenke schienen Yoshi auch sehr zu gefallen. Ich packte gleichzeitig mit ihm aus und musste dadurch ziemlich lachen- wir hatten beide denselben Gedanken gehabt, und dem anderen jeweils dessen Lieblingsparfüm geschenkt. Danach bestand Yoshi darauf, dass ich weiter auspackte. So beförderte ich als nächstes einen Toaster zutage. Etwas irritiert blickte ich Karyu an.

„Du hast geschimpft, dass dir dein Brot immer anbrennt. Deshalb hab ich dir einen neuen gekauft. Und wenn du da…zum Beispiel Toastbrot machst, brennt der dir eine Null drauf!“

„Warum- ach ja, verstehe. Hast du das veranlasst oder gabs die schon fertig?“

„Die gibt es mit allen Zahlen. Und noch anderen Dingen. Total toll!“

„Aha…“, ich musterte den Toaster skeptisch. Ich kam mir gerade vor, wie eine Frau, wenn sie neue Kochtöpfe geschenkt bekam. Hurra. Andererseits…freute Yoshi sich so und nur der Gedanke zählte. Und irgendwo war es ja tatsächlich süß.
 

„Hey, da liegt ja noch eins!“, meinte Karyu, nachdem wir alle schon ausgepackt hatten. Ich folgte seinem Blick und sank leicht in mir zusammen. „Eh, weißt du…das brauchst du nicht öffnen…ist nicht weiter wichtig…“, murmelte ich leise, doch dadurch beachtete er es erst Recht.

„Ach komm, so schlimm wird es nicht sein.“

Doch für mich war es genau das Gegenteil. Ich hielt mir die Hände vor Augen und lauschte, wie er es aufriss. Dann war Stille, weshalb ich doch vorsichtig durch meine Hände blinzelte.

„Michio…ist das…?“

„Ja, das ist ein Pullover..“, nuschelte ich leise und wurde rot, „Den…den habe ich dir selbst gestrickt…“

„Also doch?!“

„Ja…ich weiß, man sieht das sicher, tut mir leid…Nana als Lehrerin ist an mir sowieso fast verzweifelt…“, versuchte ich mich zu entschuldigen, doch Karyu unterbrach mich.

„Im Ernst? Der ist selbstgemacht? Von dir?! Boar, das…das ist total schön!“

„Im Ernst?!“, entkam es mir darauf nur entsetzt. Doch Yoshi lachte nur und nickte strahlend. „Ich finde ihn schön…Er riecht sogar nach dir. Ich will nicht wissen, wie lange du dafür gebraucht hast.“

Ich neigte den Kopf und überlegte, meinte dann aber einfach nur: „Lange.“

„Kann ich mir vorstellen…“, flüsterte er lächelnd und strich über mein ‚Werk‘. Dann jedoch geschah etwas, was mich große Augen bekommen ließ. „Karyu?!“

„Was denn?“, er war gerade dabei sein Oberteil auszuziehen, warf mir kurz einen lächelnden Blick zu, ehe er sich den gestrickten Pullover überzog. Sein Blick glich dem Sonnenschein, wie er seine Wange gerade strahlend an den Ärmel schmiegte. „Das ist das beste Geschenk überhaupt! Ich spüre richtig die Liebe, mit der er gemacht wurde!“

Augenblicklich wurde ich rot. „Mach mich nich verlegen…“, nuschelte ich deshalb leise.

„Mach ich doch gar nicht…Ich sag nur ehrlich, was ich denke. Und mir gefällt es wirklich total!“

„Danke.“, schmunzelnd und erleichtert lehnte ich mich an ihn.

„Keine Ursache…dafür bin ich doch da.“, sanft legte er mir einen Arm um, zog mich enger an sich, ehe er mich liebevoll küsste. Ich liebte seine Küsse. Er konnte es noch immer so gut wie damals, wenn nicht sogar besser. Zärtlich ließ ich meine Hand in seinen Nacken wandern, strich mit der anderen über seinen Arm. Das gedämpfte Weihnachtslicht hatte eine angenehme Atmosphäre. Und so saßen wir eine Weile einfach nur auf unserem kuscheligen Teppich und küssten und streichelten uns. Doch wir wurden immer inniger; verlangender nacheinander, sodass Karyu irgendwann das Küssen beendete und mir mit dem Daumen über die Wange strich. „Was…was hältst du davon, wenn wir hochgehen und dort…ein wenig weitermachen?“

„Ich habe schon die ganze Zeit gehofft, dass die Frage mal kommt.“, grinste ich nur breit.

Karyu nickte, eher er mich bei der Hand nahm und mich sanft mit sich zog.
 

Im Schlafzimmer drängte er mich sanft zum Bett, ehe er noch einmal zu seinem Radio lief und eine weihnachtliche CD einlegte. „Karyu..?“, fragte ich deshalb irritiert. Darauf bekam ich -wie so oft an diesem Tag- nur ein Lächeln zurück. „Ich mach nur etwas Musik an.“

„Das sehe ich..“

„Nicht so skeptisch, Schatz…ich will nur etwas die Stimmung anpassen~“

„Hm, okay…aber nicht irgendwelchen Blödsinn…da kannst du vergessen, dass sich bei mir was tut.“

„Michio! Sag doch nicht so etwas! Denk daran, der Abend ist noch lang und die Nacht genauso. Morgen haben wir frei- wir haben also mehr als genug an Zeit zur Verfügung um zu kuscheln und zu schauen, was danach noch passiert.“

Ruhig hatte ich ihm zugehört und die Worte auf mich wirken lassen. Und ja, Karyu hatte Recht. Wir hatten Zeit, Ruhe, ich brauchte keine Eile schieben. Einfach mal alles ruhig und entspannt angehen lassen, genau…das würde toll werden. Motiviert durch Karyu krabbelte ich noch einmal vom Bett und zündete ein paar Kerzen an (in feuersicherer Umgebung natürlich) und machte die bunte Lichterkette im Fenster an. Ja, eigentlich stand ich nicht auf Kitsch. Aber auch nur, weil ich all das an Weihnachten total auslebte.

Wir waren mal zu Weihnachten herum in Europa gewesen und da war so viel und so schön geschmückt gewesen, dass ich mich quasi infiziert hatte…mit dem Weihnachtsfieber. So habe ich mir nach und nach immer mehr Schmuck und Deko über die Jahre gesammelt und gekauft, sodass jetzt das ganze Haus zugestellt war. Sogar die Katzen rannten mit Weihnachtsglöckchen an den Halsbändern herum. Ich wusste, dass ich maßlos übertrieb, aber seit ich Karyu und Shinji hatte, freute ich mich immer wieder auf dieses Fest. Vor allem, als Shinji zum Kind heran wuchs und ich ihm die Geschichte vom Weihnachtsmann erklären konnte. Sein Blick, wenn die Geschenke unter dem Baum gelegen hatten, war für mich immer unvergesslich gewesen. Und in solchen Momenten bemerkte ich besonders, wie sehr ich meine kleine Familie eigentlich liebte und wie froh ich war, dass alles so gekommen war.
 

„Du und deine Lichter.“, schmunzelte Karyu und schlang mir die Arme von hinten um, legte den Kopf auf meine Schulter. „Na und? Du redetest von Stimmung, Atmosphäre und so weiter.“

„Ich weiß…ich find es doch auch toll, wenn du so bist.“, sanft drehte er mich herum und küsste mich zärtlich. Ich erwiderte, schmiegte meine Lippen an seine und lief langsam Richtung Bett, ließ mich mit ihm nieder. Klar, Karyu hatte etwas schnulzige Weihnachtsmusik herausgesucht, aber das war mir im Moment egal. Das schwache aber warme Licht im Zimmer, die erneuten Schneeflocken und Karyus liebevolle Art waren Geschenk genug an diesen Abend für mich.
 

Er drängte mich zärtlich zurück in die Kissen und verwöhnte mich überall dort, wo seine Hände und Lippen hinkamen. „Michio“, wisperte er dabei immer wieder leise, nur um erneut einen Kuss auf meine Haut folgen zu lassen. Karyu war schon immer ein zärtlicher, lieber Kerl gewesen, doch heute hatte ich das Gefühl, ich spürte es besonders. Ob es nur an meinem Empfinden lag oder ob es wirklich so war, wusste ich nicht. Aber das war mir auch egal. Nur meine verrückte Giraffe zählte, die mich gerade wieder musternd anblickte. Erst jetzt merkte ich, dass seine Hände an meinem Pullover lagen, „Darf ich…?“

„Da fragst du noch?“

„Ich bin eben noch einer von der alten, höflichen Schule…“

„Du bist nicht alt…“

„Ach nein?“

„Nein, bist du nicht. Du bist wunderschön so…“, sanft fasste ich unter seinen Pulli und strich über die zarte Haut an seinem Bauch und seiner Brust.

„Ach? Keine Falten? Keine Alterserscheinungen?“

„Weiß nicht. So genau schau ich da nicht hin.“, schmunzelte ich, neigte dann jedoch den Kopf, „Und wenn schon, dann ist es mir egal. Ich werde auch langsam….älter. Und man sieht es mir auch langsam an. Aber trotzdem sehen wir doch noch viel jünger als unser eigentliches Alter aus, oder? Und fit sind wir auch noch lange so gut wie früher. Mir ist es egal, wie du aussiehst, Yoshitaka. Weil…langsam müsstest du wissen, dass du mich nicht mehr losbekommst. Nicht mehr nach 20 Jahren Beziehung und keine Ahnung wie vielen Jahren, in denen wir uns schon davor kannten.“

„Viel zu lange.“, schmunzelte er nickend und beugte sich vor, küsste meine Wange. „Genau deshalb liebe ich dich, Michio.“

„Ich dich auch…und das, obwohl es mir unter normalen Umständen gerade viel zu kitschig wäre, das zu sagen.“

„Es ist Weihnachten.“

„Ich weiß.“

Kurz grinsten wir uns an, dann begannen wir uns erneut zu küssen. Innig, leidenschaftlich, aber äußerst liebevoll.

Nach einer Weile begann Karyu dann auch damit, an meiner Hose herumzunesteln. Es dauerte nicht lange, bis er mich schließlich ganz entkleidet unter sich hatte. Schmunzelnd leckte ich mir die Lippen und nickte zu ihm, immerhin hatte er noch alles an. „Willst du dich denn nicht auch mal ausziehen, Schatz?~“ - Ja, heute war ich mal ganz lieb und artig. Ein fröhliches Zicklein, das nur brav blökte und sich streicheln ließ.

„Ich? Das kommt jetzt.“, versprach er grinsend und in seinen Augen funkelte es freudig, „Ich…strippe jetzt…extra nur für dich, mein Liebster~“

Gott, ich musste lachen. Erstens: Karyus Strippversuche waren eine Welt für sich. Er bewegte sich vollkommen falsch zu der Musik und glich da mehr denn je einer torkelnden Giraffe mit zu langen Beinen. Zweitens gefiel mir einfach nur die Tatsache, wie sehr wir beide uns heute eigentlich besülzten.
 

Erneut entfuhr mir ein Glucksen, als Karyu nun tatsächlich vom Bett krabbelte und sich irgendwie bewegte. Oh man, dieser schräge Hüftschwung! Ich entdeckte gerade für mich, dass ich noch etwas mehr gefunden hatte, was Shinji von mir und nicht von ihm hatte. Denn mein Sohn bewegte sich eindeutig besser und geschmeidiger. Klar konnte Karyu das auch auf der Bühne, aber zuhause…zwei verschiedene Welten.

Hin und Her. Ich folgte seinem Hüftgewackel und rollte etwas mit den Augen, „Karyu! Bedenke, ich liege bereits entblößt vor dir! So warm ist mir nun auch nicht.“

Das war der Moment, indem Karyu seine Jeans herabzog und mich vollends zum Lachen brachte. Wohin die Hose flog, wusste ich gar nicht, ich war zu sehr mit meinen Lachtränen beschäftigt.

Der Grund war Karyus Unterwäsche.

Ich kannte ihn über 20 Jahre. Ich hatte schon vor unserer Beziehung gewusst, was er drunter trug. Meistens war es schwarz, gern auch dunkelblau und lauter solche Sachen, wie bei mir eben auch. Boxershorts. Aber DAS da?!

Das war rot. Boxershortmäßig lang, aber flattrig; nicht eng anliegend. An den Hosenbeinen und oben war…weißer Plüsch?

„Gott, Karyu! Was tust du dir an? Was tust du vor allem mir an?!“, lachte ich und schüttelte den Kopf, als er zu mir aufs Bett zurück gekrabbelt kam. „Was denn?“, fragte er ganz unschuldig und knabberte an meinem Ohr, „Ich…bin ein Weihnachtswichtelchen~“

„Oh du scheiße…wenn du so dem Weihnachtsmann assistierst, will ich nicht wissen, wie der rum rennt!“

„Hey! Ich dachte, dir gefällt das…“, eine Schmolllippe zog sich über sein Gesicht, während mich große, traurige Hundeaugen anblickten. Mich langsam mit meiner Lachhysterie beruhigend streichelte ich ihm über die Wange. „Tut es ja auch, Yoshitaka…aber…gib zu…es ist…gewöhnungsbedürftig..!“, ich musste erneut losprusten. Ich konnte nicht mehr. Meine körpereigene Lachanlage war zu sehr belastet worden.

Er schmollte noch ein wenig weiter, lächelte dann aber und lachte sogar leise mit. Schließlich schlüpfte Karyu auch endlich aus dem seltsamen Teil. Grinsend sah ich diesem nach. „Man oh man…wo hast du das her?“

„Aus so einem Weihnachtsladen…ich dachte, das wäre den Spaß mal wert.“

„Oh ja, war es definitiv…und ich glaube, ich werde morgen schnell Wäsche waschen.“

„Warum?“

„Damit ich dich morgen Abend nochmal in dem Ding sehen kann. Und dann werde ich dich auspacken, mein Weihnachtsgeschenk~“

„Oh Michi!“, lachte Karyu nur Kopf schüttelnd und begann mich erneut zu küssen, bevor er flüsterte: „Im Moment musst du dich wohl so mit mir begnügen…und ganz ehrlich? Ich will dich gerade…wirklich sehr sogar.“

„Bekommst du auch.“, flüsterte ich nur und kniff ihm in den Hintern, sah dann jedoch skeptisch auf.

„Eh…Karyu?“

„Ja, Michio?“

„Du…hast da was vergessen, denke ich.“

„Und was?“

„Naja…würdest du gnädiger Weise vielleicht noch den Pullover ausziehen?“

„Was?! Aber…aber das ist mein Weihnachtsgeschenk! Der ist so kuschlig und toll und von meinem Schatzi…“

„Das ist nicht dein Ernst.“

„Hm..was..?“

„Du willst den Pullover nicht ernsthaft anlassen?“

„Warum denn nicht?“

„Weil das total unromantisch ist! Und das…das….das ist einfach pervers!“

„Was ist daran denn pervers?“

„Weiß nicht, alles! Schau dich an! Ich bin nackt, will mit dir schlafen und du?! Du willst das Teil nicht ernsthaft anlassen?! Ich sag‘s dir, verscherze es ja nicht mit mir.“

„Ja aber-“

„KEIN ABER! Das Teil wandert zum Rest seiner Freunde auf den Boden! Du kannst den ja später wieder anziehen, aber nicht jetzt! Ich will deine Haut spüren…andernfalls zerreiß ich dir das Teil unter Garantie!“

„Waah, nein!“, schnell sprang er auf und zog den Pulli aus, bevor er ihn -betont behutsam- auf einen Hocker legte. Ich verdrehte nur die Augen. Wenn ich gewusst hätte, was ich damit anrichte, hätte ich das blöde Teil nie gestrickt!

Aber ich wollte mal nicht so sein. Wieder lächelnd streckte ich die Arme nach ihm aus. „Brav. Und jetzt komm her zu mir.“
 

~*~
 

Nachdem ich mich ziemlich zufrieden und noch leicht atemlos an Karyu gekuschelt hatte, lugte ich kurz zu ihm hoch, schmunzelte und schloss etwas die Augen. „Genau so wünsch ich mir Weihnachten…“, murmelte ich leise und kuschelte mich an seinen warmen Körper; genoss dabei seine Hände, wie sie etwas durch meine Haare strichen. „Hm…genau so habe ich es mir für heute vorgestellt.“, flüsterte er und sein Streicheln ging in Spielen über. Ich grummelte kurz, ließ es jedoch zu. Heute war es egal, wie sie aussahen, es sah mich eh nur Karyu. Und wenn sie morgen verfitzt wären, dann würde er das schön wieder in Ordnung bringen können!

„Allerdings…möchte ich dir noch etwas geben, bevor du mir ganz abdriftest.“

„Was?“, entkam es mir darauf nur geistreich bevor ich mich leicht verwirrt aufsetzte.

„Du willst mir etwas geben?“

„Klar~ Denkst du, du bekommst von mir nur einen Toaster und ein wenig anderen Mist?“

„Mist…? Ich fand das doch ganz schön…und es reicht mir auch, ehrlich…“

„Du bekommst trotzdem noch etwas.“, sanft strich er mir über die Wange, dann schlug er die Decke zurück und krabbelte aus dem Bett. Ruhig tappte Karyu zum Schrank und zog eine Schublade auf, in der er zu kramen begann. Verwirrt musterte ich ihn. Was brachte er mir denn jetzt noch?

Mit einem kleinen Geschenk, kaum größer als zwei Hände, kam er zu mir zurück. „Hier. Mach bitte auf.“

„Ehm…okay…“, murmelte ich stirnrunzelnd. Einen prüfenden Blick warf ich ihm noch zu, dann begann ich das Dings eben mal auszupacken.

Es stellte sich als Schachtel heraus. Als ich sie öffnete, erwartete mich darin noch eine Schachtel. Bei der Größe musste ich jedoch schlucken. „Yo…shi…?“

„Mach es bitte auf.“, sanft rutschte er wieder neben mich und lächelte mir hoffnungsvoll zu.

„Das…sag nicht, dass das…“

„Mach einfach auf.“

Schluckend blickte ich ihm in die Augen. Er meinte es ernst, dass sah ich an seinem Blick. Meine Hände begannen zu zittern, bevor ich die kleine dunkelblaue Schachtel öffnete. Als ich schließlich den Inhalt erblickte stockte ich, bevor ich verlegen den Kopf schüttelte.

„Yo..shi? Was…was soll das?!“, mein Herz schlug mir bis zur Brust, mein Blut rauschte mir durch die Ohren und ich hatte Angst davor, gleich abzunippeln. „Ich hab dir damals gesagt…..das….“

„Pssscht….schhht.“, sanft legte er mir einen Finger auf die Lippen, hauchte einen Kuss darauf, bevor ich erneut den Finger spüren konnte. „Lass es mich erklären.“

„Was soll es zu erklären geben?! Das….das sind Eheringe, verdammt….!“, fast schon verzweifelt blickte ich die beiden silbernen Ringe mit dem leicht goldenen Rand an.

„Schht. Ich sagte doch, lass es mich erklären.“, flüsterte er gegen meine Lippen und löste sich so weit, dass er mich anblicken konnte. Ich wollte wiedersprechen, jedoch sah ich so viel Sanftes, Ehrliches in seinen Augen, dass ich still blieb.

Yoshitaka begann zu schmunzeln. „Na siehst du, geht doch.“ Meine Antwort darauf war ein Brummen. Das ignorierte er jedoch und begann leise zu sprechen.

„Michio…ich weiß, das mag dich jetzt schocken und du warst noch nie ein Freund von Hochzeiten, wenn es dich selbst betraf- selbst, wenn es nur in Erzählungen und Rumspinnereien war. Ich weiß, du magst mich jetzt auch für verrückt halten. Aber das hier…“, er deutete auf die kleine Schachtel, „Ist mein Heiratsantrag an dich. Wenn auch nur symbolisch. Ich verspreche dir jedoch: Sollten wir es noch erleben, dass Ehen zwischen Männern in Japan erlaubt werden, heirate ich dich. Und wenn nicht, dann sieh das hier als Symbol meiner ewigen Liebe für dich.“
 

Oh Gott, mir stiegen Tränen in die Augen. Es war so ein Gesülze, und doch…ich wusste, dass er es ernst meinte und das rührte mich. Auch wenn ich ungern meine Emotionen so zuließ, gab ich in diesen Moment meinen Wiederstrand ein Stück weit auf. „Yoshi…Danke…“, brachte ich nur leise hervor und strich mir über die Augen, versuchte mich mit tiefem durchatmen wieder zu beruhigen.

„Allerdings…woher willst du wissen, ob ich dich überhaupt heiraten wollen würde..?“

„Du willst. Und wenn nicht, mach ich dir immer wieder neue Anträge. Bis an mein Lebensende.“

Ich musste lachen. „Oh Gott! Dann hast du entweder ein kurzes Leben oder ich ein langes nerviges, das ist dir schon klar?“

„Jap.“

Wir schauten uns an und mussten beide lachen. Als wir uns jedoch wieder beruhigten, blickte Yoshi zu den Ringen, dann zu mir. „Und was….was sagst du?“

„Naja…was soll ich schon dazu sagen…?“

„Nimmst du mein Geschenk an?“

„Reicht es wenn ich sage, steck mir einen der Ringe an?“

Das war zu viel des Guten gewesen. Yoshitaka begann zu strahlen, nickte, und nahm sich einen der beiden heraus. Ob willkürlich oder bewusst den Ring wusste ich nicht, jedoch passte er perfekt, als ich ihn an meinem Finger spürte. Staunend betrachtete ich das kleine Ding. Ringe waren für mich nichts Neues; wenn man die Bedeutung dahinter jedoch kannte, sah er ganz anders aus.

Vorsichtig nahm ich den anderen und steckte ihn Karyu an. Und ehe ich mich versah, fand ich mich in einem überschwänglichen, von Karyu begonnen Kuss wieder. Ich blinzelte verwirrt und schob ihn nach einer Weile lächelnd von mir. Mich einfach an ihn kuscheln…mehr brauchte ich gerade nicht zum glücklich sein. Karyu lächelte nur äußerst zufrieden und zog die Decke etwas höher.

„So ein kitschiger Tag…“, murmelte ich schmunzelnd und langsam auch ein wenig erschöpft. Das war zu viel an diesem Tag für mich alten Mann gewesen.

„Ach was…es ist-“

„Ich weiß Karyu, ich weiß. Überlege dir schonmal, wie du Shinji morgen die Ringe erklärst.“

„Ach, der wird sich sicher freuen.“

„Wahrscheinlich…“, murmelte ich nur, bevor kurz Ruhe einzog, welche Karyu jedoch bald wieder unterbrach. „Fröhliche Weihnachten, Michio.“

„Fröhliche Weihnachten Yoshitaka.“
 


 

~~**~~
 


 

Ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest wünscht akilea.

15. - Nicht schon wieder da hin!

15. - Nicht schon wieder da hin!
 

Zero wird über die Junior-Tierchen in Kenntnis gesetzt und schafft noch ganz andere Sachen..
 

Ich hatte gerade meine Instrumente gereinigt, als Karyu grinsend hereinschneite.

„Michio-Schatzi~“

„Was willst du denn schon wieder.“, ich stellte den Bass, den ich noch in Händen hatte, beiseite.

Karyu bekam große Augen, „Warum schon wieder so unfreundlich? Ich hab doch gar nichts gemacht!“

„Doch, du hast meine Säuberungszeit gestört.“

„Aber du warst doch schon fast fertig!“

„Ja, richtig, aber nur fast.“

Auch wenn ich nicht aufblickte, konnte ich ihn quasi genervt mit den Augen rollen spüren. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Dann meinte Karyu jedoch: „Wie dem auch sei…ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass Shinji jetzt da ist.“

Hastig sprang ich auf und schlug fast den Bass auf den Tisch, „ER IST DA?!“

„Ja, sagte ich doch.“, Karyu musste lachen, kam jedoch zu mir und nahm mir den Bass aus den Händen, „Vorsichtig, du wirst dich sonst selbst hassen, wenn du den zerstörst.“

„Mir egal, ich will meinen Sohn sehen!“, rief ich nur und eilte hastig die Treppen runter.

Jedoch war diesmal ich der Tölpel, der zu doof zum Treppe steigen war. In meiner Eile übersah ich eine Stufe und flog dafür schön weit und auch ein wenig tief hinab.
 

„Aaahh..“, entkam es mir nur gestöhnt, als ich bereits unten lang und den Boden fest geknutscht hatte. Sofort standen meine beide Jungs bereit- der eine im Türrahmen, der andere wenig später oben an der Treppe.

„Mapa, was stöhnst du s-“, ihm blieben die Worte im Hals stecken, ehe er schon bei mir war, „Scheiße, was machst du denn?!“

„Michio!“, kam es von oben. Dann folgte Gepolter und nur Sekunden später stand Karyu neben mir- oder eher hockte, ich lag ja hier immer noch im Dreck herum. Als Shinji behutsam nach meinem Arm fasste, zog ich ihm den wieder weg, „Geht schon, keine Sorge. Nichts passiert…“

„Wirklich nicht?“ - riesige Giraffenaugen glubschten mich an, weshalb ich wütend wurde, „Verdammt Karyu! Mir geht’s gut man!“, ich wollte es ihm beweisen. Deshalb erhob ich mich hastig, sank aber gleich wieder in mir zusammen, als mich ein Schmerz durchbohrte. „Verdammte Scheiße…!“

„Was hast du?! Tut es dir weh? Hier?“, Yoshitaka fasste mir an das schmerzende Bein, weshalb ich ihm aus Reflex eine klatschte. „Verdammt…Yoshi! Das…das tut einfach nur weh, pass auf…!“

„Oh oh…“, entkam es meinem Sohnemann nur leise, ehe er sich verkrümelte. Doch ergriff er nicht wie ich erst dachte die Flucht, sondern kam gleich wieder- mit einem Kühlakku. Sanft zog er mir die Socke aus, krempelte mein Hosenbein hoch und legte es drauf. Ich zischte der Kälte wegen, schloss jedoch meine Augen, als sich der andere, angenehmere Effekt einstellte- es linderte den Schmerz.
 

So saß ich erstmal da und versuchte, das Pochen im Bein zu ignorieren. Shinji stützte mich etwas, während Karyu mir durch die Haare kraulte.

„Kannst du aufstehen?“, fragte er schließlich leise. Blinzelnd öffnete ich die Augen und blickte die beiden fragend an, ehe ich es probierte. „Ahh!“, schrie ich jedoch gleich wieder auf und biss die Zähne fest aufeinander. „Es geht…nicht!“

„Wir müssen dich aber irgendwie hochbekommen, du kannst hier nicht sitzen bleiben..“

„Schön! Aber so wie das schmerzt…gib mir einfach eine Decke, ich schlafe heute hier.“

„Vergiss es! Das kannst du dir gleich abschminken, Michio, hier wird es nachts kalt.“

„Quatsch.“

„Doch…du bleibst hier nicht liegen. Komm, Probier es nochmal. Ich und Shin stützen dich… du musst ja nicht auf das verletzte Bein treten.“

„Ach, und wie soll ich mit nur einem hochkommen?!“

„Wir halten dich.“

„Versprochen?“, wollte ich skeptisch wissen, doch Shinjis ehrliches Lächeln machte mir Mut. „Versprochen Mapa.“

Ich nickte und streckte die Arme beide einfach hoch. Giraffe und Hamster erhoben sich und platzierten sich jeder an einem Arm.

„Eins.“

„Zwei.“

„Drei!“, und damit stand ich schneller, als ich schauen konnte. Karyu hielt mich in seinen Armen, während ich auf einem Bein stand. „Was…jetzt…?“

„Wir bringen dich fürs Erste zur Couch…versuch auf einem Bein vorwärts zu hüpfen.“

„Ich soll was?!“

„Ich halte dich, Michio.“

„Aber…das…“

„Michio…wann habe ich mal nicht meine Versprechen gehalten? Ich halte dich, vertrau mir.“

Ich sah in seine dunklen Augen. Sie konnten nicht lügen. Dafür kannte und liebte ich Karyu eigentlich schon viel zu lange. Und trotzdem…

„Na gut…ich probiere es..“, nuschelte ich leise und drehte mich vorsichtig um. Yoshitaka trat neben mich und schlang mir einen Arm um. „Schön ruhig, du hast Zeit.“

„Ich komm mir vor wie ein Opa..“, seufzte ich nur und hüpfte langsam vorwärts. Shinji musste lachen, „Wenn dann O-mapa. Opa ist wenn dann schon Dad.“

„Trotzdem…ich werde alt…“, damit überwand ich das letzte Stückchen zur Couch und ließ mich erleichtert seufzend darauf nieder. Mein Sohn rutschte neben mich und kuschelte sich an, Karyu setzte sich auf die Lehne.

„Ach was, Mapa…du bist noch immer total jung. Und ich hab dich lieb.“

„Ich dich auch…tut mir leid, dass ich euch jetzt so den Feierabend hier versaue.“

„Ach was. Ich bin froh, dass du dir nicht den Hals gebrochen hast!“

„Ich pass ja das nächste Mal wieder besser auf…“

„Und dich über mich aufregen, Michio.“

„Ach, Ruhe. Ich wollte nur meinen Sohn sehen, ist das zu viel verlangt?“

„Ach Mapa…du bist süß!“, das Hamsterchen drückte mich fest an sich. Ich bekam kurzzeitig keine Luft, aber das war okay. Da ignorierte man wenigstens das schmerzende Bein.

„Naja..ich wollte wissen, wie eure Probe war…“, nuschelte ich müde und schloss die Augen.

„Ach, toll! Weißt du-“

„Entschuldige, dass ich dich unterbreche, Shinji, aber schau dir mal Michios Bein an.“

„Was? Oh Gott!“

„Hä?“, ich beugte mich vor und sah es mir ebenfalls an. Okay, nur mit Mühe und Not erkannte ich, dass es mal ein Fuß war. Es war ganz schön dick geworden.

„Ich hol den Kühlakku erneut!“, damit sprang Shinji auf und drückte mir Sekunden später wieder das Teil gegen das Bein. Karyus Blick blieb skeptisch.

„Michio? Ich weiß, du magst das nicht hören, aber wir sollten zum Arzt.“

„Was? Jetzt? Die haben doch schon alle zu!“

„Naja, deshalb…“, er kratzte sich unsicher am Hinterkopf, meinte dann seufzend: „Ich weiß, du wirst mich hassen, aber ich würde gern mit dir ins Krankenhaus fahren.“

„WAS?! NIEMALS!“

„Warum denn nicht?“, Shinji blickte zu mir auf.

„Ich war seit deiner Geburt nur noch einmal länger dort und das war auch schon alles zweimal zu viel!“

„Ich weiß, dass du die hasst, Michio. Aber ich will nicht, dass es am Ende noch gebrochen oder irgend so etwas ist.“

„Ja aber…hat das nicht Zeit bis morgen?!“

„Nein, lieber jetzt…Michio, bitte.“, Karyus Blick war ernst und flehend. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte da nicht hin! Schon gar nicht jetzt am Abend, wo ich einfach nur meine Ruhe wollte. Dort saß man immer nur so ewig rum und….ach, ich hasste die Dinger einfach!
 

„Mapa…bitte.“, Shinji hatte sich auf meine Knie gestützt und blickte mich aus großen Augen an. „Bitte, Dad hat Recht…fahr bitte und lass es anschauen. Ich komme auch mit.“

Okay, das war ein wahrer Trost. Ich wusste, dass mein Junior das ernst meinte. Trotzdem rang ich mit mir. Schließlich gab ich jedoch auf. „Gut…ihr habt es geschafft…“, seufzte ich nur und ignorierte das Gejubel der beiden. „Nur…wie komm ich erst bis dahin?!“

„Ich fahr dich doch, Schatzilein~“

„Nein, ich meine bis zum Auto…“

„Na so, wie du eben hier auf die Couch gekommen bist.“

„Das ist ein schlechter Scherz.“

„Nein.“

„Toll…wie zieh ich Schuhe an? Soll ich barfuß gehen oder wie?!“

„Ne, da erkältest du dich…“

„Zieh doch einen normalen Schuh und einen Pantoffel oder einen deiner Badelatschen an.“, warf Shinji grinsend ein. Mein Blick ging skeptisch zu ihm, „Meinst du?“

„Klar. Dann kannst du mit einem fest auftreten und den anderen kannst du entspannen. Gleichzeitig kannst du dir noch deinen kaputten Huf kühlen, das ist doch praktisch!“

„HUF?! Ich zeigte dir gleich, wie gut diese Hufe Hamster zermalmen können!“

„Michio, also ich darf doch bitten, wie redest du mit unserem Sonnenschein?! Aus. Shinji, hilf ihm beim Schuhe anziehen, ich geh schon einmal den Wagen so nah wie möglich draußen parken.“

„Okay.“

Damit ließ mich die Giraffe mit diesem kleinen Grinser allein. „Ich geh dir deine Schuhe suchen.“, meinte der nun und ließ mich ebenfalls allein. Wenig später stand er jedoch mit einem meiner Badeflipflops und einem normalen Schuh vor mir. „Kannst du den allein anziehen?“

„Ich versuch‘s.“, brummte ich nur und nahm ihm beide ab. Der normale Schuh gestaltete sich als schwierig, da ich immer wieder versuchte, den anderen auf den Boden zu setzen; ließ es wegen der Schmerzen aber sein und schaffte es auch so, ihn anzuziehen. Den Flipflop zog ich vorsichtig an. Er war enger, das spürte man, aber es wurde nichts eingeschnitten. Solange Karyu noch nicht da war, warf ich den Kühlakku noch einmal darüber.

Mein Sohn zeigte jedoch nur Sekunden später, dass er eindeutig nach seinem Vater kam. Er stand erwartungsvoll mit meiner Jacke und großen Augen vor mir. Seufzend verleierte ich die Augen. „Na gut, zieh sie mir an!“

„Juhuu!!“, damit war ich der Hamsterbacke auch schon ausgeliefert. Doch Shinji war äußerst liebevoll und vorsichtig. Er half mir in meine Jacke und brachte mich irgendwie auch dazu, aufzustehen.

„Ich halte dich, Mapa, keine Angst…“

„Shin! Ich bin dir viel zu schwer, warte lieber, bis Karyu wieder da ist!“

„Nein, ich schaffe das, wirklich…komm, wir gehen langsam zur Tür.“

„Wenn ich stürze- du kannst mich nicht halten!“

„Du stürzt nicht, vertrau mir.“

Déjà-vu. Er war wirklich wie Karyu- nur jünger halt. Doch aus irgendeinem Grund vertraute ich ihm und schleppte mich irgendwie zur Tür. Verdammt Michio, du bist so hohl! Nächstes Mal gehst du die Treppe runter! Das war so peinlich, erst schimpfte ich immer Karyu aus und dann verletzte ich mich viel schlimmer als er, toll. Die Welt war so ungerecht.
 

„Geschafft…schau, Dad kommt auch schon.“, Shinji hatte die Haustür bereits geöffnet und blickte lächelnd hinaus. „Ihr seid ja schon hier. Man, war ich langsam!“, lachte Karyu nur und nahm mich Shinji quasi ab. „Das Stück schaffst du auch noch, Süßer.“

„Ist es glatt?“, misstrauisch schaute ich zur Tür hinaus. Abends wurde es nun ganz gerne wieder kälter und nässer; nicht, dass ich mich nochmal so schön hinlegte wie zuvor im Haus.

„Nein, alles trocken. Kein Nebel, keine Nässe…du kannst also unbeschadet zum Auto humpeln.“

„Vielen Dank Yoshitaka für diese aufmunternde Worte. Ich fühle mich überhaupt nicht wie ein Krüppel.“

Er blickte mich entsetzt an, „Was?! Ich hab nicht gesagt, dass du ein Krüppel bist!“

„Trotzdem…ich komm mir wie einer vor…“

„Das ist nicht wahr…du bist nur verletzt, nicht gleich behindert oder sonstwas…“

Ich brummte nur unzufrieden und humpelte an Karyus Arm zum Auto. Ich fragte mich, wann ich je etwas erniedrigenderes erlebt hatte. Okay, abgesehen von dem Frauenjahr und diverser anderer Peinlichkeiten. Aber DAS hier…ich kam mir ehrlich gesagt wie ein alter Mann vor. Verdammt.
 

Beim Auto halfen sie mir beide irgendwie auf den Beifahrersitz und schoben den Stuhl soweit es ging hinter. Karyu schlüpfte neben mich, Shinji hinter ihn. Ich drehte den Kopf zu meinem -wie Karyu es so schön formuliert hatte- Sonnenschein und erntete ein aufmunterndes Lächeln, was mich tatsächlich auch etwas aufbaute.

Karyu startete kurz darauf den Motor, machte das Radio an und fuhr los. Ich starrte nur aus meinem Fenster und seufzte. So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt. Wirklich nicht! Ich hatte Hunger, war irgendwie auch schon müde und sauer zugleich…ich hatte mich doch nur mit meinem Sohn unterhalten wollen, verdammt!

„Meint ihr, die haben im Krankenhaus Krücken?“

„Sicher…so können sie dich ja nicht rumlaufen lassen.“

„Stimmt.“, begann nun auch Shinji hinter uns, „Dann kannst du ohne uns sonst ja gar nichts machen…das wär ein wenig blöd.“

„Hm...“, brummte ich nur nachdenklich, schloss dann jedoch die Augen, „Scheiße…dann kann ich das Bassspielen ja auch erstmal vergessen!“

Karyu neben mir lachte leise- weshalb ich ihm einen bösen Blick zukommen ließ.

„Du übertreibst, mein Liebster. Du weißt doch noch gar nicht, ob es so schlimm ist. Und außerdem…zur Not kann man auch im Sitzen spielen, ne?“

Ich überlegte. Das war nur ein minimaler Trost, aber besser als nichts. Karyu hatte Recht, ich würde sehen, was die Ärzte dazu sagen würden.
 

~*~
 

Nachdem Karyu nach einer ganzen Reihe Flüchen -ich hatte bis heute nicht gewusst, dass er in so einem Ausmaß über welche verfügte- endlich einen Parkplatz in Nähe des Krankenhauses gefunden hatte, schnappte uns den irgendso ein Spinner auch noch direkt vor der Nase weg. Daraufhin ereignete sich erneut etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte: Yoshitaka explodierte fast vor Wut.

„DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN!“, schrie er wütend und schlug lautstark auf die Hupe ein. „DEM werde ich was erzählen!“, er begann sich schon abzuschnallen, doch Shinji streckte sich vor und hielt ihn am Arm zurück. „Papa, nicht! Das bringt es auch nicht!“

„Doch! Mein Freund kann nicht laufen und der Typ stellt sich rotzfrech auf meinen Platz! Den hatte ich mir zuerst ausgeguckt! Das ist sowas von die Höhe!“

„Ich weiß…trotzdem…schau mal, der hat seine alte Mutter dabei oder so.“, Shin deutete auf den Fahrer, der nun einer alten Dame aus dem Wagen half. Karyu bebte noch immer vor Wut, bis sich jedoch auf die Unterlippe, um sich ein weiteres Kommentar scheinbar zu verkneifen. Ich wusste, dass er sonst ein lieber Mensch war, besonders zu älteren Bürgern, wenn diese Hilfe brauchten. So atmete ich also nur tief durch und legte ihm eine meiner Hände aufs Knie.

„Er hat Recht, Yoshi. Schau mal, die Oma läuft noch schlechter als ich. Lass es gut sein.“
 

Einen Moment zögerte der Braunhaarige. Dann senkte er seufzend den Blick, „Ihr habt ja Recht.“

Damit wendete er schließlich den Wagen und fuhr wieder zurück.

Jedoch hatte ich nicht erwartet, dass Karyu direkt beim Krankenhaus in der Nothaltebucht halten würde. Völlig verdattert blickte ich ihn an.

„Das ist nur für Notfälle!“

„Du bist einer.“

„Quatsch! Das ist für so Leute wie ich damals, als ich Shinji bekam! Wegen dir muss die nächste Mutter ihr Kind jetzt auf einem Parkplatz gebären, weil sie es nicht schafft!“

Karyu musste lachen. „Ach was. Ich halte doch nicht lange hier. Ich bring dich schnell rein und sobald du einen Sitzplatz hast, gehe ich einen anderen Parkplatz suchen, okay?“

Ich betrachtete ihn unschlüssig, gab aber seufzend auf. Diese starrsinnige Giraffe konnte man eh nie vom Gegenteil überzeugen. „Mach doch, was du willst.“

„Juhu!“, freute er sich und stieg auch schon aus, lief wie schon vor beziehungsweise manchmal eher auch schon seit zwanzig Jahren um den Wagen herum und öffnete mir die Tür. Ich sah ihn nur grimmig an. „Und jetzt? Denkst du, ich steh auf?“

„Nein~ Ich helf dir doch, Schatz~“

„Na dann…hopp!“

„Arme zu mir.“

„Wohin? Ey du Perverser!“, rief ich nur, als er meine Hände einmal um sich herum schlang. Sofort nahm ich sie von seinem Hintern und rutschte höher. Yoshi lachte nur und nickte nach unten. „Dein gesundes Bein bitte raus.“

Wiederwillig tat ich, was er wollte. Er legte nun mir die Arme um und zog mich mit einem Ruck hoch.

„Shinji?“

„Hier, Paps!“

„Nimm du ihn bitte mal.“

„Klar, sofort~“

„Ich komm mir vor wie eine Puppe…“, schnaubte ich nur, lehnte mich jedoch gegen meinen Sohn, während Karyu die Türen schloss und verriegelte. Dann war er sofort wieder neben mir. „Na komm…langsam.“

Und so kroch ich förmlich in Schildkrötentempo in dieses dämliche Krankenhaus, indem ich seit der Geburt meines Sohnes nicht mehr war.
 

~*~
 

„Mapa?“

„Ja?“

„Warum starrst du so böse drein?“, Shinji hatte sich leicht vorgebeugt und musterte mich nun neugierig.

„Weil…“, ich verschränkte die Arme, seufzte dann jedoch schwer. „Ich hasse Krankenhäuser. Die riechen schon nach sterilen Mist oder Tod.“

„Was?! Aber ich dachte, ich wurde hier geboren?!“

„Ja…in dem anderen Gebäude…dort ist es wenigstens etwas hübscher als hier. Aber sonst…wäh…wo bleibt eigentlich Karyu?!“

„Ich dachte, der wollte ein Klo suchen…“

„Ach, der quatscht sicher wieder mit irgendwem…“, genervt atmete ich aus und schaute auf mein Gipsbein. Schön hatten sie es mir da zurechtgemacht…ein Wunder das ich noch laufen konnte bei dem Klumpen! Ich war überhaupt nicht begeistert gewesen, aber die Ärzte hier hatten mich dazu gezwungen. So wie ich das richtig verstanden hatte, war mein Knöchel angeknackst oder so ähnlich, keine Ahnung. Und ich musste nun erstmal schön ein paar Wochen lang jetzt diesen weißen Mullhaufen hinter mir herziehen… wie ich es doch jetzt schon hasste.

Aber wenigstens hatten sie mir zwei Krücken gelassen. Ohne die wäre ich auch sicher nicht wieder gegangen. Und wenn ich Streiksitzen vor dem Schwesternzimmer gemacht hätte! Ich brauchte die Dinger, dass wusste ich schon jetzt. Shinji war nicht den ganzen Tag da und von Karyu wollte ich mir auch nicht immer helfen lassen. Da wurde man nur unselbstständig und faul.
 

Nun schielte ich jedoch langsam nochmal zur Uhr. „Wo bleibt Karyu?! Ich will nach Hause!“, warf ich genervt in den Raum. Dieses Giraffenvieh war schon vor einer Weile davon spaziert. Doch nun war ich schon lange mit meiner Behandlung fertig und wartete. Und wartete. Und wartete.

„Er kommt sicher gleich.“, versuchte Shinji es sanft und legte mir die Hand aufs Knie. „Igitt, das wollte ich nicht so genau wissen…aber er wollte schon längst wieder hier sein, ich will nach Hause! Komm, lass uns los.“

„Was?! Aber Mapa!“

„Ich will doch nur schon in den Gang. Ich kann hier nicht länger sitzen, die Oma da drüben mit ihrem seltsamen Blick macht mich noch wahnsinnig!“, zischte ich noch leise und kämpfte mich hoch. Mithilfe der Krücken ging das ganz gut, wenn auch nur langsam. Aber ich kam immerhin vorwärts.

Plötzlich hörte ich diesen Krankenhaus-Dong und erschrak, als ich den Text dazu hörte.
 

»Herr Shimizu wird ins Arztzimmer im 1. Stock gerufen; Herr Shimizu 1.Stock bitte.«
 

Shinji sah mich nur treudoof an. „Meinen die dich…?“

„Wen denn sonst?! Saoto wird ja wohl kaum hier sein beziehungsweise mein Vater…“, murmelnd drehte ich mich um und schluckte. Was war denn jetzt schon wieder falsch? Ich wollte gehen; und denen war wahrscheinlich noch irgendwas eingefallen…!

„Nicht, dass mein Röntgenbild doch schlecht war…“, murmelte ich leise und humpelte vorwärts. „Ach was.“, wank Junior ab, „Das hätte der Arzt doch gleich gesehen, das sind doch Spezialisten.“

Ob das alles Spezialisten waren, bezweifelte ich. Aber ich ließ Shinji lieber in dem Glauben.

Wenn er irgendwann mal ins Krankenhaus musste, wollte ich ihn nicht schon mit einer Phobie hinein schicken; es reichte, wenn ich die hatte.
 

Und als ich nun um die Ecke bog, sah ich sie schon stehen. Yoshitaka lachte, ehe er mir zuwinkte. Neugierig neigte Shinji den Kopf, ehe er flüsterte: „Wer ist der andere Mann da, Mapa?“

Ich ging die letzten Meter auf die Männer zu, ehe ich stehen blieb und den anderen mir gegenüber von oben bis unten betrachtete.

„Das, Shinji, ist der Mann, der dich noch vor deinem Vater im Arm hielt. Hallo, Yoshi 2.“

„Hallo Michio, hallo Shinji! Mensch, habe ich euch lange nicht mehr gesehen! Wie lang ist das her?“

„Mindestens 13 Jahre, dass du Shinji nicht mehr gesehen hast.“

„Eben! Er ist so groß geworden! Ein hübscher junger Mann, kommt ganz nach euch. Ach, sie werden so schnell erwachsen, findet ihr nicht auch? Ich merke das bei meinen auch immer…“

„Wie viel hattest du nochmal?“

„Ich? Vier Kinder.“

„Beachtlich…so viel hätte Michio nie ausgehalten.“, warf Karyu staunend ein. Ich funkelte nur böse zu ihm rüber. „Du bist mal schön ruhig, nur weil du mindestens drei wolltest!“

„Was?!“, kam es nun auch von Shinji, „Warum erfahre ich sowas erst jetzt? Ich hätte gern Geschwister gehabt!“

„Ich hab dir das schon oft genug gesagt!“

„Ja, aber das Vater drei wollte…“

Ich schwieg, während die anderen sich alle nur anstarrten. Dann meinte Shinji leise: „Also…Sie…sind der Schulfreund von meinem Vater, der knapp nach meiner Geburt ins Zimmer kam und sich um mich kümmerte?“

„Ja.“, gestand ich ehrlich an seiner statt, wurde mit einem Blick zu Yoshi 2 jedoch rot. Mir war das noch heute peinlich. Das war außer Yoshitaka der einzige Mann, der mich nackt gesehen hatte!

„Genau.“, lächelte Giraffen-Yoshi, „Wir haben euch rufen lassen, weil ich ihn dir mal vorstellen wollte, Shinji. Erinnerst du dich? Wir waren wo du kleiner warst öfters mal bei ihnen, da hast du mit seiner ältesten Tochter Ai oder später den anderen Kindern gespielt; erinnerst du dich…?“

Nachdenklich verzog Sohnemann sein Gesicht, ehe er ein „Dunkel.“, hervorbrachte. Yoshi 2 strahlte darauf nur so schön wie damals. Noch heute war das ein wunderschöner Mann, wenn ich das mal so zugeben durfte. Nein, ich wurde jetzt nicht untreu. Aber man durfte andere Männer doch hübsch finden, oder?
 

„Kein Problem Shinji, ist ja auch ewig her. Aber ich freue mich, dich so zu sehen. Ich habe hier jährlich hunderte von Geburten, aber an deine erinnere ich mich noch, als wäre es gestern gewesen.“

Das typische Stirnrunzeln, was ich persönlich ganz niedlich fand, zeichnete sich auf Shinji’s Stirn ab. „War die so spektakulär?“

„Naja, das nicht auf den ersten Blick…Aber deine Mama…hat so gekämpft und sich so gefreut dich zu sehen, das war ein schöner Moment. Fast so schön, wie die Geburten meiner Kinder…“

Erneut war ich rot geworden, weshalb ich mich so gut es ging gerade aufrichtete. „Karyu! Mein Bein schmerzt; lass uns gehen!“, meinte ich schnell.

Angesprochener blinzelte verwirrt, musste dann aber lachen. „Okay, okay, wir fahren ja gleich wieder. Aber Michio, Yoshitaka hat uns eingeladen, mal wieder bei ihm vorbei zu kommen. Schön, oder?“

„Eh…ja, klar! Ich mag deine Tochter wiedersehen!“, meinte ich ehrlich seine Älteste. Abgesehen davon kannte ich seine jüngsten Sprosse entweder gar nicht oder nur ganz klein. Alter Babymacher… ich wusste nicht warum, aber er könnte eigentlich mit Karyu verwandt sein. Denselben Namen und Humor hatten sie ja schon einmal. Vielleicht war das hier die hübschere Version meines Freundes…?
 

„Dad? Er träumt. Er wird dir nicht antworten.“, Shinji ruderte mir wild vor dem Gesicht herum, sodass ich ihn grimmig und leicht erschrocken anblickte. „Ich bin doch kein Staubhaufen, den du wegwedeln musst!“

„Naja…“, er begann frech zu grinsen. Das hieß immer: Oh oh, pass auf Michio, der heckt was aus. „Lieber Staubhaufen wedeln, als was anderes.“

Ich brauchte einen Moment, um den Sinn dahinter zu begreifen. Dann entglitten mir meine Gesichtszüge. „SHINJI!“

„Was denn? Ist doch so~“, dieses lässige Schulterzucken, das folgte, ließ mich nach noch mehr Luft schnappen. Jedoch beruhigte ich mich schnell wieder und wank ab. „Komm, gib’s auf, du weißt ja noch nicht einmal, was das ist.“

„Natürlich weiß ich, was das ist!“

„Quatsch. Du hast ja noch nicht mal-“

„Deshalb kann ich es doch trotzdem wissen!“

Yoshitaka 2 unterbrach uns, indem er laut zu lachen begann. „Ihr habt ja tolle Themen! Ist das immer so bei euch, Yoshi?“

Gefragter nickte natürlich artig. Verräter.

„Klar…wann immer wir da sind. Toll, oder? Ich liebe meine Familie.“

Am liebsten hätte ich mir gegen die Stirn geschlagen. Doch das ging nicht, ich brauchte meine Hände zum abstützen. Karyu wusste gar nicht, was für sarkastisch-deutbare Worte er nutzte, dabei meinte er es wirklich ernst- seine Naivität tat manchmal so weh…zumindest mir.
 

„Karyu…mein Bein…“, jammerte ich lieber wieder nach einer Weile, denn langsam tat es wirklich weh. Giraffenboy löste sich aus der Unterhaltung mit seinem Klon und nickte leicht. „Ja, wir fahren jetzt…dir tut sicher schon alles weh.“

„Und wie mir alles weh tut~“, übertrieb ich maßlos- und zu meinem Glück sprang Karyu drauf an: Er legte mir einen Arm um und meinte liebevoll, „Keine Sorge, ich fahre dich nach Hause…koche dir etwas zu essen, massiere dich, mach dir deinen Lieblingstee und bette dich in unsere weichesten Kissen. Na, was sagst du dazu?“

„Klingt traumhaft!“, erwiderte ich sofort. Wäre ich eine dieser Mangafiguren, hätten meine Augen jetzt vor Freude geglitzert und gestrahlt. Shinji lächelte nur sein treudoofes Welpenlächeln (diese alte Hamsterbacke…), weshalb ich mich zu Yoshi 2 umdrehte. „Es war schön, dich mal wiederzusehen. Auch wenn du mich dummerweise immer in den hässlichsten Momenten meines Lebens siehst.“

„Ach was.“, erwiderte er nur lachend, „Du bist hübsch, Michio, wie deine ganze Familie. Und dich wird so schnell nichts entstellen, glaub mir.“

„Schmeichler. Was soll deine Frau davon nur halten?“

„Meine Frau? Die weiß doch, wie ich bin. Und wie sehr ich meinen Yoshi und dessen Familie mag.“

„Wie du meinst…also dann.“, ich versuchte ihn irgendwie trotz der Krücken zu umarmen. Glücklicherweise kam er mir entgegen. „Wir müssen uns mal wieder treffen.“

„Immer wieder gern. Ruft an oder kommt einfach vorbei, wenn ihr Zeit habt.“

„Nene, so leicht machen wir dir das nicht. Wenn, dann kommt ihr mal zu uns.“

„Oder so.“, er zwinkerte mir zu und verabschiedete sich noch von Yoshitaka und Shinji. Dann machten wir uns wieder auf den Weg zurück, wanken ihm jedoch zwischendurch noch einmal. Ach ja, der schöne Arzt, dem die Frauen vertrauten…in solchen Momenten konnte man neidisch werden, doch kein weibliches Wesen mehr zu sein, oder? Egal. Ich hatte einen eigenen Yoshi. Und der war viel besser.

Schmunzelnd humpelte ich zurück in die Eingangshalle; den einen Verrückten links und die jüngere Ausgabe des Verrückten rechts neben mir. Irgendwie schaffte ich es sogar wieder raus und die Treppen hinab, wow.
 

„Willst du wieder vorn hin, Michio?“

„Hm.“, machte ich nur und beobachtete Karyu, wie er an dem Beifahrersitz herumwerkelte. „Soll ich dir helfen?“

„Mach doch? Ich wüsste nicht, warum ich dich davon abhalten sollte. Auch wenn es mich nervt, wie sehr ihr mich bemuttert, ich bin immerhin kein alter Mann!“

„Michio! Ich will dir nur helfen und Shinji auch! Wir machen uns nur Sorgen um dich und wollen, dass es dir gut geht, trotz deiner misslichen Lage.“

„Karyu…“, seufzend ließ ich mir ins Auto helfen, „Ich habe ein angeknackstes Beinchen. Keine Todeskrankheit.“

„Du hättest dir um ein Haar deinen Hals gebrochen.“, hielt er dagegen. Ich rollte nur mit den Augen. „Wie du meinst…aber steigt endlich ein; ich will wirklich endlich heim!“

„Wie du willst, mein Liebster!“, verneigte er sich und lief einmal um den Wagen. Ich grummelte nur leise und atmete schließlich erleichtert aus, als beide Autotüren zuschlugen. Als dann endlich auch der Motor startete und Karyu losfuhr, lehnte ich mich zufrieden zurück und schloss die Augen. Endlich begann der gemütliche Teil des Tages. Endlich würde ich mich bald ausruhen können.
 

~*~
 

Zuhause angekommen halfen mir die beiden Herrschaften aus dem Wagen hinein ins Haus. „Shinji! Ich bin kein alter Mann!“, zeterte ich dabei noch einmal, als er mir auch noch die Jacke ausziehen wollte. So unselbstständig war ich nun auch wieder nicht geworden. Seufzend beförderte ich mich ins Wohnzimmer und ließ mich in die Kissen fallen. Endlich. Wärme. Gemütlichkeit. Keine Krankenhausatmosphäre.

Wenig später hörte ich die Haustür und Karyu, der zurückkam vom Wagen einparken. „Michio? Ach, da bist du.“

„Ja, dein Sohn war schneller als du.“

„Wo ist Shin?“

„Eh…irgendwohin gewuselt.“, meinte ich nur schulterzuckend. Er nickte. „Tee?“

„Ja, bitte. Sofort. Mir ist kalt.“

Ehe ich mich versah, war er schon losgesprintet. Ein paar Minuten später kam Shinji wieder, schob einen Hocker zurecht, legte ein Kissen darauf, ehe er diesen unter meine Beine schob. „Gut so, Mapa?“ Ich blinzelte nur überrascht. „Eh ja…danke…“

„Gern geschehen.“, er strahlte und verabschiedete sich nach oben, irgendwas mit duschen gehen oder so etwas kam bei mir an. Ich ließ ihn und lehnte mich zurück. Ach ja, so konnte man sich viel besser entspannen. Vor allem, als mir wenig später eine Teetasse in die Hand gedrückt wurde und Karyu eine Decke über mich ausbreitete. Dann verabschiedete er sich in die Küche, noch etwas Kleines zu essen kochen. Zufrieden schlurfte ich meinen Tee. Wenn man mich so umsorgte, wenn ich krank war, sollte ich das ganze vielleicht auch einfach ein wenig genießen? Klar konnten sie beide nerven, andererseits…oh ja, ich würde einfach das Beste aus meiner Situation machen…~
 


 

~~**~~
 


 

Vielen lieben Dank für eure warmen Weihnachtsgrüße. Ich wünsche euch hiermit einen guten Rutsch ins neue Jahr und verschone euch nocheinmal mit meinem Senf- das nächste Mal wird es den dann aber wieder geben ;)
 

Rutscht gut rein, aber nicht aus!
 

aki
 


 

~~**~~

16. - Das ist meine Familie

16. - Das ist meine Familie
 

Shinji ist nervöser denn je
 

Lovelie war nun schon eine ganze Weile Mitglied bei uns. Seit wir herausgefunden hatten, wer sie war, waren bereits wieder ein paar Wochen vergangen. Jedoch hatte sich kaum etwas geändert; ich sah sie jetzt nicht mit völlig anderen Augen oder so. Klar hatte ich einige Antworten auf einige Fragen erhalten, aber sonst…Mi-chan alias Lovelie Miyavi Ishihara war dieselbe wie immer geblieben. Natürlich, verrückt, musikalisch und mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehend. Ich glaube, wir haben uns in ihrem Bild auch nicht verändert. Satoru und ich benahmen uns wie immer, es war also alles beim ‚alten‘.

Was noch nicht wieder beim alten war, war Mapa. Der ärgerte sich immer noch mit seinem Gipsbein herum. Es hatte sich herausgestellt, dass seine Verletzung doch schlimmer gewesen war, als das erste Bild gezeigt hatte. Aber er schlug sich tapfer und manchmal ging er auch ganz allein einkaufen. Wie er selbst sagte, konnte er Karyu einfach nicht dauernd aushalten. Denn der war stärker als je zuvor in seiner Nähe vertreten.

Mit den Krücken kam Mapa ganz gut voran. Er bekam jetzt auch eine Physiotherapie, um wieder das richtige Bewegen und Laufen zu üben, ohne die Dinger. War halt nur schwer; da der Gips leider noch dran war. Aber nicht mehr lange, er zählte schon die Tage.
 

Jetzt jedoch dachte ich an jemand anderen: Lovelie. Sie hatte mich gestern nach der Bandprobe beiseite genommen und angesprochen.

„Du Shinji…Du wolltest doch mal meinen Dad kennenlernen.“, hatte sie die Unterhaltung mit funkelnden Augen begonnen. Ich hatte sie nur mit offenem Mund angestarrt und ein leises „Ja-aa?“, herausgebracht.

„Er hat gesagt, wenn du möchtest, kannst du morgen, also zum Samstag, zum Mittagessen zu uns kommen.“

Darauf war ich nur total geplättet gewesen. Als ich wieder zu mir kam, wollte ich verneinen wegen der Bandprobe. Bis mir einfiel, dass die ausfiel: Nabu hatte keine Zeit, er wollte irgendwohin mit seiner Freundin.

„Wir haben frei. Außer, du willst schon etwas anderes machen an dem Tag…?“, fragte sie neugierig, als hätte sie meine Gedanken bemerkt.

„Natürlich nicht! Also zu tun, meine ich. Also ich meine, ich habe Zeit, ja.“, hatte ich zusammengestammelt- peinlich, ich wurde rot.

„Toll! Also wenn du möchtest, bist du herzlich eingeladen! Meine Mama kocht für uns alle und mein Dad ist zuhause, meine Geschwister auch. Das heißt, du kannst meine gesamte Familie kennenlernen~ Nach dem Essen würde ich dir alles zeigen, mein Zimmer und so weiter halt. Frag deine Eltern, du bist gern auch bis zum Abendessen eingeladen, Shinji. Daddy und Mama freuen sich ehrlich auf dich, also keine Angst.“
 

So schön und gut sich das angehört hatte- jetzt zitterten mir die Knie. Und das lag sicher nicht am Wetter. Okay gut, es wurde immer kälter, aber in der Bushaltestelle, die mir Love empfohlen hatte, war ich ganz gut geschützt. Und ziemlich schnell war dann auch besagter, befahrener Untersatz da und nahm mich mit. Unsicher ließ ich mich auf einen der Plätze fallen und starrte aus dem Fenster.

Jetzt wusste ich, wie es wohl gewesen sein musste, wenn Fremde meine Eltern kennenlernten und staunten. Ich hatte das nie verstanden; waren die beiden doch trotz großer Popularität meine ganz normalen Eltern. Zumindest, was für mich unter Normalität galt.

Aber jetzt, auf dem Weg zu Lovelie wurde ich immer nervöser. Ihr Vater war ebenfalls ein großer Star; ihre Mutter war auch sehr bekannt. Klar hatte ich auch andere Stars kennen lernen können, aber die waren mehr oder minder mit meinen Eltern befreundet, mir also positiv gesinnt. Ihren Vater kannte ich nur aus dem Fernsehen und Internet; ob er privat so war, wie dort, wusste ich jedoch nicht. Gott, ich machte mich vielleicht auch völlig umsonst fertig?! Ganz ruhig, Shinji. Du warst nur als Freund dort. Immerhin warst du nicht ihr Geliebter oder so, da hättest du wahrscheinlich Angst haben müssen.

Andererseits… warum war eigentlich nur ich eingeladen worden? Klar, Nabu hatte keine Zeit, aber selbst da hätte sie ja ein anderes Wochenende oder so vorschlagen können. Aber Satoru? Hatte sie diesen überhaupt gefragt…? Ich hatte keine Ahnung. Vielleicht hatten ihre Eltern ihr auch einfach nur erlaubt, nur einen ihrer Freunde mitzubringen, ich wusste es nicht und je mehr ich darüber nachdachte, umso unsinniger wurden meine Erklärungen und Ausreden für sie. Also ließ ich es sein und lehnte lieber den Kopf an die Scheibe, schaute mir die Umgebung an. Irgendwann musste ich dann allerdings raus. Als ich ausgestiegen war, atmete ich als erstes tief durch. Dann blickte ich mich um.
 

Niedliche Gegend…ich war nicht weit gefahren, und trotzdem kam ich nicht oft hier vorbei. Die Häuschen waren süß und ich war schon neugierig, wie Loves wohl so aussehen würde. Langsam lief ich los. Wenn ihre Beschreibung stimmte, dann würde es das 15. Haus in dieser langen Straße sein. Neugierig ging ich los. Die Straße gefiel mir; es sah alles so schön gepflegt hier aus. Natürlich war unsere auch schön, aber da wohnte am Ende so ein seltsamer alter Mann, der sein Grundstück total verwildern ließ… gut dass unsere Straße lang war.
 

Je länger ich lief, umso nervöser wurde ich wieder. Mein Magen verengte sich und mein Herz sprang mir fast heraus. Doch ich versuchte es zu ignorieren- wenn auch vergeblich. Aber nein, ich durfte jetzt nicht feige den Schwanz einziehen! Hamster hatten eh nur ein Stummelschwänzchen. Und so zählte ich lieber die Häuser weiter ab, bis ich Nummer 15 erblickte. Langsam blieb ich stehen, um das Haus zu betrachten.

Es war groß, aber für eine fünfköpfige Familie war das sicher auch kein Wunder; wir lebten immerhin nur zu dritt, da brauchte unseres nicht so groß zu sein. An sich wirkte das Haus äußerst freundlich und einladend, der kleine Vorgarten sah liebevoll gestaltet aus. Entweder, Loves Mama kümmerte sich fleißig darum (ihrem Vater traute ich das einfach mal nicht zu), oder aber sie hatten sogar einen Gärtner…? Ich wusste nicht, wie andere Stars lebten. Meine Eltern lebten ganz normal, ohne Bodyguards oder dergleichen. Es wusste einfach niemand, wo wir wohnten und es erwartete scheinbar auch keiner.

Love hatte mich zumindest witzelnd vorgewarnt, dass es hier keine Bodyguards geben würde. Zum Glück, ich glaube, so etwas hätte mich verrückt gemacht. Selbst, wenn ich nur Gast war.

Mein Blick wanderte weiter. Ich erkannte eine große, wenn auch verschlossene Garage. Love hatte mal lachend erzählt, dass ihr Dad wohl mal seinen Führerschein in Amerika abgeben musste, weil er zu schnell gewesen sei. Und dann später nochmal…Seitdem fuhr er wohl angeblich besser.

Hinter dem Haus ließ sich von mir nur ein großer Garten erahnen. Der würde dann sicher auch so schön aussehen, wie der kleinere Vorgarten hier.

Langsam lief ich zum Klingelschild. Ishihara stand dort wie erwartet. Also war ich richtig. Einmal tief durchgeatmet, dann drückte ich.
 

Eine Weile geschah gar nichts. Ich fragte mich schon, ob ich richtig gedrückt hatte, doch da ging die Tür auf und ein junger Herr sprang zur Tür raus. Er trat ein paar Schritte in meine Richtung, ehe er stehen blieb und mich offen neugierig musterte. „Bist du der Freund von Love?“

„Eh..ja…also sie hat mich eingeladen…“, murmelte ich etwas verwirrt über seine Frage.

Er nickte nur und drehte sich zum Haus um, schrie: „LOVELIE! DEIN FREUND IST DA!“

„Masuyo! Was machst du denn schon wieder! Ich hab doch gesagt, ich gehe!“, meckerte es nur zurück und Sekunden später trat Lovelie zur Tür raus und blickte den Jungen eindringlich an. Dann drehte sie sich zu mir und begann zu strahlen.

„Hallo Shinji! Toll, endlich bist du da!“

„Hast du etwa schon lange gewartet?“, wollte ich überrascht wissen.

„Den ganzen Vormittag schon~“, lachte sie nur und öffnete die Zaunstür, „Ich hab auch extra mein Zimmer für dich aufgeräumt.“

„Hättest du aber nicht machen müssen…ich komme auch im Chaos klar.“, schmunzelte ich nur und drückte sie kräftig.

„Doch. Du bist mein Gast, da kann ich dich nicht gleich beim ersten Mal hier so schocken.“

Zugegeben, die Worte ‚erstes Mal‘ ließen mich verlegen husten. Gott, Mapa färbte ab, ich dachte viel zu zweideutig in letzter Zeit!

„Komm mit. Der neugierige Bursche da ist übrigens mein kleiner Bruder.“, sie deutete auf den Jungen, der noch immer da stand. Er begann zu lachen und machte eine übertriebene Verbeugung. „Masuyo mein Name! Stets zu Diensten~“

„Spinner.“, lachte sie nur erneut und schob mich ins Haus. „Komm, zieh deine Schuhe und Jacke aus…du siehst total erfroren aus, Shin…“

„Ach…es geht…ein Hamsterfell hält warm…“, murmelte ich nur, schlüpfte jedoch dankbar in die Hausschuhe, die sie mir gab.

„Ich helfe Mama gerade beim Tischdecken und so. Willst du mitkommen?“

„Gern.“, nickte ich nur und blickte mich erneut neugierig um. Der Flur war schön groß, wie wohl alles hier. Wow, was für ein schönes Haus.
 

Ich folgte Love und lugte vorsichtig in die Küche, ehe ich ihr nachlief.

„Mama! Schau, Shinji ist endlich da.“, fröhlich zog sie mich neben sich und grinste wie verrückt. Ich schaute wie so oft an dem Tag wahrscheinlich nur ziemlich bedröpelt drein.

Die schlanke Frau mit den langen, hellbraunen Haaren drehte sich zu uns um, musterte mich kurz, bevor sie liebevoll zu lächeln begann. Kami-sama, war diese Frau hübsch! Kein Wunder, dass Love so aussah. In mir reifte gerade ein Gedanke an: Hätte ich mir jemals eine andere Mutter als Mapa gewünscht, dann wohl diese.

„Herzlich Willkommen bei uns, Shinji. Freut mich, dich endlich kennenzulernen. Fühl dich ganz wie zu Hause!“, sie kam auf mich zu und umarmte mich auch gleich.

„Danke schön…“, nuschelte ich verlegen und schaute auf meine Füße, bevor Love zu lachen begann. „So schüchtern ist er sonst nicht! Gut, dass ich nicht die ganze Band mitgebracht habe, die hätten jetzt wohl alle so ausgesehen.“

„Gar nicht war, ich bin nicht schüchtern…“, nuschelte ich nur und schielte zu ihr auf, „Deine Mama schaut nur wundervoll aus und wirkt ganz lieb…so…so etwas kenne ich einfach nicht.“

Darauf blickte mich Lovelie‘s Mutter nur fragend an. „Ist deine Mama denn nicht lieb zu dir?“

„Doch…aber sie ist halt…anders..“, murmelte ich ausweichend. Mi-chan musterte mich, dann half sie aus: „Shinjis Mama…ist ziemlich männlich veranlagt.“

„Oh, ach so.“, lächelte sie nur. Toll, jetzt musste die hübsche Frau denken, meine Mutter wär ein Mannsweib oder irgend sowas.

„Aber kein Problem. Wenn ich dich irgendwie in Verlegenheit bringen sollte, sag es mir, Shinji. In unserem Haus sind wir alle sehr offen und ehrlich zueinander.“

„Okay, verstanden.“, nickte ich erleichtert, „Aber keine Sorge. Ich werde mich dran gewöhnen.“

„Du bist süß.“, schmunzelte sie und wendete sich kurz wieder ihrem Herd zu, „Möchtest du einen Tee? Es ist sicher kalt draußen gewesen. Das Mittagessen ist zwar gleich soweit, aber trotzdem.“

„Ach nein, geht schon…ich glaube, ich helfe Love beim Tisch decken, da wird mir warm.“

„Okay, das ist lieb. Da könnt ihr mir gleich mal Jewelie rein schicken…sie braucht ganz schön lange für ihre Servietten.“
 

Jewelie? Das war dann wohl Loves Schwester, oder? Hmm, egal. Ich nahm einfach den Stapel Teller und lief ihr nach in das kleine Esszimmer, welches gleich nebenan war.

„Hey, Jewel. Mama fragt schon nach dir, wo bleibst du?“, meinte Love frech zu dem Mädchen, was an dem großen Tisch stand und vergeblich versuchte, eine gefaltete Serviette zum Stehen zu bringen.

„Kann gerade nicht…die letzte Serviette bringt mich zum verzweifeln..“, nuschelte sie nur konzentriert, dass kleine Stück Papier nicht aus den Augen lassend.

„Lass es doch so. Sieht toll aus.“

„Nein! Die stehen alle, da soll die das jetzt auch!“, energisch löste sie sich von der Serviette und blickte kurz zu Love, ehe sie erschrocken zurück zu ihrer Serviette blickte- doch die stand.

„Was..? Oh puh….Glück gehabt.“, lächelnd ging sie lieber schnell vom Tisch weg und blickte nun zu uns. Überrascht weiteten sich ihre Augen. „Ist das dein…?“

„Das ist Shinji. Wir sind in einer Band, ja. Shin? Das ist meine jüngere Schwester Jewelie.“

Aufmerksam musterte ich das Mädchen. Sie hatte ein etwas anderes Pony als Love, zwei dunkelblaue Strähnen links und rechts im langen schwarzen Haar, aber ansonsten sahen sich diese beiden Schönheiten hier verdammt ähnlich.

„Ihr seht aus wie Zwillinge.“

Darauf begann Love nur zu lachen und Jewelie zu grinsen.

„Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Aber ich bin ein Jahr jünger als Love.“

„Schade…sieht aber wirklich so aus.“

Jewelie begann zu schmunzeln. „Du bist süß. Aber hey, ich werde mal wieder zu Mama schauen.“, damit verschwand sie leichtfüßig in der Küche. Ich sah ihr nur perplex nach. Dann spürte ich einen Stoß in meine Rippen. Als ich mich umdrehte, erblickte ich Loves Schmollgesicht.

„Schau ihr nicht so nach! Da wird man ja sonst eifersüchtig.“

„Eifersüchtig? Du?!“

„Ja…Jewelie ist auch in einer Band. Wenn sie mitbekommt, wie gut du spielst, wirbt sie dich mir noch ab.“

Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, was sie meinte. Verdammt Shinji, nimm deine Hamsterwolle aus den Ohren! So hatte sie das also gemeint…ein wenig war ich beruhigt, ein wenig jedoch aber auch…traurig?

„Na komm, wir wollten den Tisch decken.“, rief mich meine Gitarristin wieder zurück ins hier und jetzt. Ich nickte nur kurz und half ihr dann lieber mal. Zusammen räumten wir also noch das ganze Besteck, Tassen etc. auf die Tische- liebevoll dekoriert hatte das ja schon Loves Schwester. „Das mit den bunten Haaren liegt bei euch wohl in der Familie?“, fragte ich schmunzelnd beim Gedanken an sie. Fragend blickte Mi-chan mich an, dann begann sie zu grinsen. „Mein Bruder ist noch nicht soweit. Und Mama hat nur…relativ normale Haarfarben. Ich und Jewel sind etwas eigener, wir kommen mehr nach Dad, denke ich- obwohl Jewel eigentlich geht. Sie hat meistens nur Strähnen. Doch einmal…da hatte sie schulterlange, blonde Haare..das war letztes Jahr oder so. Seitdem färbt sie nur noch selten und wenn dann Strähnchen, so wie jetzt.“

„Fällt aber kaum auf.“

„Ja, sie ist dezenter als ich…ich habe öfters mal geknallt.“

„Kann ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen…ich kenne dich nur mit ungefärbten Haaren.“, erwiderte ich treudoof blinzelnd.

„Sei froh.“, lachte sie mich an, „Zurzeit mag ich meine Haare so eigentlich ganz gern.“
 

„Das ist auch schön so. Mir gefallen deine Haare, Lovelie-Schatz.“, meinte die sanfte Stimme ihrer Mutter, die nun zusammen mit Jewelie das Essen auf den Tisch brachte. „Nehmt schon einmal Platz, Kinder. Masuyo holt gerade Miya…“

„Wo ist Dad denn schon wieder?“, wollte meine Gitarristin nebenbei wissen, nachdem sie mich zu einem Platz geschoben hatte und sich nun neben mir auf den Stuhl fallen ließ.

„Ach, wo denn wohl? Im Musikzimmer.“, Mama-san (Ich nannte die Frau in Gedanken einfach mal so- ich hatte immerhin eine etwas andere Mutter und hätte ich eine normale- dann hätte ich gerade mein Idealbild einer Mutter gefunden) lachte sanft. „Du weißt, wie er ist. Er hat beim Gitarrenspielen wohl mal wieder die Zeit vergessen, nichts Neues.“

Jewelie setzte sich schmunzelnd, während Mama-san uns Tee einschenkte. Dann schienen wir wirklich nur noch auf den Hausherren zu warten. Meine Nervosität kehrte zurück.

„Papa kommt sofort, hat er gesagt!“, strahlte der Jüngste der Familie, der gerade durch die Tür gebraust kam. Man, diese Familie hatte Temperament! Das gefiel mir irgendwie äußerst gut…grinsend stellte ich gedanklich fest, dass Mapa hier einen Kollaps bekommen würde- er stand nach eigener Äußerung nicht so auf „Hyperaktive“. Naja, wenn er meinte. Er verpasste was, nicht ich. Aber irgendwann würde er Lovelie schon kennenlernen. Immerhin hatten er und Dad lange nicht bei unseren Proben zugeschaut…beziehungsweise konnte ich Love auch mal zu mir nach Hause einladen. Da musste ich dann vorher allerdings aufräumen…
 

„Wartet ihr schon lange auf mich? Tut mir leid, ich habe gerade ein wenig über den neuen Noten gesessen.“, drang eine männliche Stimme an mein Ohr, weshalb ich neugierig aufschaute und zu staunen begann. Da war er, der Herr des Hauses.

Ein von meinem Vater abgesehen großer Gitarrist- allerdings hatte ich jetzt nicht Miyavi vor mir. Nein, hier im Privaten war es Takamasa Ishihara. Und bei dem wusste ich nicht, wie er so drauf war.

Doch jetzt kratzte er sich erstmal nur verlegen am Kopf- Das Haar war unauffällig schwarz, dafür an den Seiten kürzer und hinten etwas länger. Sein Blick war sanft und das Lächeln reichte bis zu seinen Augen, bevor er mich erblickte. Da wirkte er einen Moment überrascht, dann jedoch musterte er mich- nur um anschließend wieder breit zu strahlen.

„Sieh an! Das ist dann wohl Shinji, der Bassist aus Lovelies Band?“

Eilig stand ich auf und verbeugte mich, „Guten Tag. Ja, ich bin Shinji.“

Er begann zu lachen, „Kami-sama, verbeug dich doch nicht so höflich!“

„Entschuldigung…Ich wusste…oder eher ich weiß nur nicht, wie ich mich Ihnen gegenüber verhalten soll….“, gestand ich ganz ehrlich und wurde auch etwas rot. Darauf erntete ich nur wieder ein grinsen. „Ganz normal! Und lass das Sie weg, ich bin doch kein alter Opa~“

„Entschuldigung…“

„Papa, du machst ihn ganz verlegen, hör auf…“

„Das war nie meine Absicht, Prinzessin.“, ein Zwinkern Richtung Love, dann wandte der große Mann sich wieder mir zu. „Also nochmal, den Anfang vergessen wir jetzt einfach mal. Du bist Shinji aus Loves Band. Beziehungsweise sogar der Gründer von Loves Band.“

„Genau.“

„Freut mich, dich endlich kennen zu lernen und bei uns willkommen zu heißen!“, daraufhin wurde ich kräftig gedrückt. Ich blinzelte nur äußerst verwirrt. Ich liebte knuddeln, jedoch hatte ich es ausgerechnet jetzt nicht erwartet. Nach ein paar Schrecksekunden erwiderte ich die Umarmung dann lächelnd. „Danke, ich freue mich auch sehr!“

„Das ist schön, fühl dich einfach wie zuhause. Wir sind eigentlich eine ganz normale Familie.“, quasselte er fröhlich und ließ sich mir gegenüber nieder. „Nenn mich übrigens Miya…Miyavi, wie du willst. Oder Takamasa oder Taka. Such es dir aus. Bei Mel-chan übrigens verhält es sich genauso.“, er zwinkerte in Richtung seiner Frau und hauchte ihr einen Luftkuss zu. „Ich halte nicht viel davon, wenn mich jemand wie du siezen muss. Zumal ich davon ausgehe, dich hier öfters sehen zu werden.“

„Eh?“, überrascht blickte ich ihn an.

„ Naja, ist doch so. Und wenn nicht hier, dann eben in eurem Proberaum. Love verbringt ja jetzt schon viel Zeit mit euch.“ Das Grinsen in seinem Gesicht erinnerte mich an ein übergroßes Kind. Ich wusste nicht, wie alt er genau war, vielleicht so alt wie meine Eltern, aber er wirkte jung, erst Recht durch dieses schelmische gerade.

„Dad. Du verbringst auch viel Zeit mit deiner Band.“

„Ich sag doch gar nichts dagegen, Süße. Ich finde das toll, wenn ihr euch auch dafür interessiert, das weißt du.“

„Wann kommt eigentlich mal wieder Onkel Maya vorbei? Den habe ich ewig nicht gesehen?“, warf Jewelie lächelnd ein, während Masuyo lautstark kundtat, dass er Hunger hatte. Auf einen strengen Blick seitens der Mama Richtung Papa meinte dieser nach einem Räuspern: „Okay, gut, fangen wir an. Guten Appetit euch allen.“
 

Ich bedankte mich brav. Auch wenn ich etwas chaotisch erzogen wurde, hatte ich doch gute Verhaltensweisen mit auf den Weg bekommen. Zumindest mehr oder weniger. Das Essen sah lecker aus und ich nahm mir reichlich, was Mama Melody zu freuen schien. Ich musste ehrlich zugeben, dass ich mich in ihr Lächeln verliebt hatte. Diese Frau war eindeutig eine Traummutter…oder eher Traumschwiegermutter und Engel in einem. Der Vater schien genauso aufgeweckt und lebhaft wie Love und die anderen beiden, aber was anderes hatte ich glaube ich ehrlich gesagt kaum erwartet.

„Wie lange spielst du schon Bass, Shinji?“, fragte mich Miyavi nach einer Weile nebenbei und lud sich noch einmal etwas auf den Teller.

„Ehm…seit ich fünf oder sechs war, weiß nicht mehr so genau.“

„Aha, cool, wie bei Love also. Sie wollte es auch relativ zeitig lernen.“

„Kein Wunder, wenn der Vater den ganzen Tag mit dem Ding durchs Haus rennt.“, lachte Melody.

„Ich kann nichts dafür~ Die Kinder liebten schon immer die Musik.“

„Angeboren, Schatz.“

„Das glaube ich manchmal auch, Liebling…aber hey, zurück zu dir Shinji. Spielst du noch andere Instrumente?“

„Gitarre…aber ich bevorzuge den Bass.“

„Warum? Also wenn ich fragen darf.“

„Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil ich Mapa gefallen wollte. Aber es machte mir auch mehr Spaß.“
 

Blinzeln um mich herum. Dann fragte der Jüngste am Ende des Tisches: „Was ist denn ein Mapa?“

Meine Augen wurden größer, bevor ich eher unabsichtlich hilfesuchend zu Love blickte. Doch sie verstand und griff ein: „Ein Mapa ist eine Mischung aus Mutter und Vater, Masuyo. Weißt du, Shinjis Mama ist jetzt ein Mann.“
 

Na toll. Dem Kleinen fielen fast die Augen heraus. Dann jedoch kam etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: „Echt…? Boar, cool! Dann hast du zwei tolle Väter, die Musik machen? Love sagte, deine Eltern mögen auch Musik!“

„Naja….ja…“, murmelte ich verlegen und blickte der Reihe nach alle an, ehe mein Blick an dem Gesicht von Loves Dad hängen blieb. „Ich bin größtenteils ohne eine Mutter in dem Sinne aufgewachsen…meine Mutter war eben etwas anders als die anderen…aber im Gegensatz zu der Meinung von den Jungs aus meiner alten Schule fehlt mir nichts. Ich bin in keinster Weise gestört deshalb oder so…“, das letzte ging in nuscheln unter.

Miyavi-sama blinzelte, dann jedoch begann er wieder zu lächeln. „Rechtfertige dich doch nicht. Sei stolz auf deine Eltern. Solange du sie liebst, ist alles perfekt so.“

„Sie…Du…hast da kein Problem damit?“

„Nö, sollte ich das? Wie gesagt, wir sind hier alle äußerst tolerant, nicht wahr, meine Süßen?“

„Ja…muss man, wenn man mit so jemandem wie dir verheiratet ist. Immerhin bist du auch nicht stockhetero.“, Love’s Mutter streckte ihrem Mann die Zunge raus. Er kommentierte dies mit einem Augenrollen. „Das war doch nur mal eine Affäre..das war lange vor deiner Zeit, mein Schatz.“

„Na und? Du sollst es nicht verleugnen! Du stehst auch auf Männer!“

„Naja…“, er kratzte sich am Kopf, „Vielleicht ein wenig. Aber Frauen mag ich mehr. Vor allem aber dich.“

„Oh, jetzt fängst du an zu schleimen.“, lachte sie nur.

„Oh ja, und wie.“, stimmte Jewelie ihrer Mutter zu, „Man sieht schon die Schleimspur quer über den Tisch.“

„Quatsch…gar nicht wahr…ihr ärgert mich nur wieder..“

„Dad! Wann bekomme ich auch endlich ein Tattoo?!“, warf völlig zusammenhangslos der einzige Sohn ein.

Fasziniert blickte ich hier nur noch hin und her. Diese Familie war besser als jede Soap. Die besten Drehbücher schrieb also immer noch das Leben an sich.

„Was…? Eh…wenn du volljährig bist, Masu-chan. Eher nicht, das weißt du doch.“

„Aber soweit ich weiß, hast du dir die auch eher machen lassen!“

„Jewelie! Sag das doch nicht so laut vor deinem Bruder…“

„Na was denn, ich hab doch Recht, oder Mum?“

„Stimmt…soweit er mir das gesagt hat…nicht wahr, Schatz?“, sie warf ihrem Mann einen zuckersüßen Blick zu und brachte ihn zum Seufzen. „Ja, ich war ca. 18…egal, das ist schon erwachsen. Das dauert also noch einmal rund 10 Jahre, Masuyo.“

„Och menno…“, nuschelte es nur, dann aß der Kleine seinen Rest weiter. Jetzt galt die Aufmerksamkeit des Vaters aber scheinbar wieder mir.
 

„Und du warst wie alt, Shinji…?“

„Ich bin 19…die anderen aus der Band sind auch 19…und der Drummer 21.“

„Cool. Love meinte, ihr meint es ernst mit der Band.“

„Verdammt ernst, Miyavi-san.“

„Dann bleibt am Ball und arbeitet an eurem Traum. Ich denke, ihr könntet es schaffen…allein Lovelies Erzählungen zeugen davon, dass ihr sehr gut sein müsst.“

„Danke schön. Sie…eh du kannst ja gern mal vorbeikommen und zuhören.“

„Werde ich auch…ich habe nur nächste Woche wieder sehr viel zu tun. Aber mal sehen, einen Nachmittag finde ich sicher Platz für meine Süße.“, er zwinkerte Love, die auffällig still geworden war, zu. Darauf lächelte sie nur sanft und nickte.
 

Nachdem alle aufgegessen hatten, half ich noch mit beim Aufräumen. Musste mich ja immerhin von meiner besten Seite zeigen, ne? Außerdem wollte ich der supertollen Mami helfen.

Danach stellte Love sich lächelnd vor mich und neigte den Kopf.

„Shinji?~“

„Ja?“

„Wollen wir hoch? Also in mein Zimmer?“

„Zeig ihm doch erstmal das Haus.“, riet Jewelie, die an uns vorbeilief und in einem anderen Raum verschwand. Mi-chan verdrehte nur die Augen, nickte dann aber still für sich. „Okay, gut, sie hat Recht. Ich zeig dir alles, komm mit.“

Dazu konnte ich nichts sagen. Meine Augen waren damit beschäftigt, auf unsere Hände zu glotzen, denn Love hatte nach meiner gegriffen und zog mich nun mit sich. Nur schwerfällig wanderte mein Blick wieder höher, als sie mich ansprach.

„Das ist unser Wohnzimmer. Ist vielleicht etwas größer als bei anderen Leuten, aber hey, wir verbringen auch sehr viel Zeit miteinander, wenn Dad mal da ist. Das war schon immer so.“ In der Tat, das Wohnzimmer sah noch ein wenig größer als unseres aus, aber es war schön, sehr schön.

„Die Küche und das Esszimmer kennst du ja schon. Da hinten findest du noch unser Bad…aber eine Toilette ist auch nochmal oben. Ach und dort geht es noch zur Terrasse und in den Garten….“

Nachfolgend zeigte mir Love noch eben benannte Bereiche, bevor wir hoch gingen. Da zeigte sie mir das kleinere Bad, das Musikzimmer ihres Vaters- ich starb fast vor Neid und Ehrfurcht, so viel, wie da stand- und sogar das Schlafzimmer ihrer Eltern durfte ich sehen. Ganz ehrlich? Ich wollte auch so ein Bett……so ein schönes, riesiges Be-
 

„Na komm, Masuyo steht schon in der Tür und beobachtet uns. Er will dir sicher sein Zimmer zeigen.“

„Wie?“, ich drehte mich um und bemerkte den kleinen Jungen, der sofort zu strahlen begann. Gott, in der Familie konnten ja alle so süß lächeln. Sogar der Jüngste mit dem frechen Haarschnitt.

„Jaa! Na los, kommt. Ich will dir was vorspielen!“, damit kam er schon zu uns gerannt und schob mich einfach mal in sein Zimmer. Neugierig wie immer begann ich mich umzusehen.

Es wirkte….naja, etwas chaotischer als bei mir daheim. Vieles lag wild und Chaosmäßig durcheinander, nur die zwei Gitarren standen fein säuberlich auf ihren Plätzen.

„Mensch Masu-chan! Wie sieht es denn hier wieder aus?! So lässt du meinen Gast herein?“, Love hatte ihre Unterlippe vorgeschoben und stemmte die Arme in die Seiten. Ich wank nur lächelnd ab. „Nicht so schlimm, Love. Jungs sind das gewohnt.“

Darauf lachte der Kleinere nur, „Dein Freund gefällt mir! Wann heiratet ihr?“

Mir entkam nur ein verwirrtes „Hä?“, ehe mein Blick zu Lovelie wanderte. Diese sah genauso verwirrt drein, wurde rot um die Nasenspitze und schmiss ein Kissen nach ihrem Bruder, bevor sie lachen musste. „Du bist so blöd, Masuyo, weißt du das? Das ist mein Bassistenkollege, nicht mein fester Freund, Mensch.“

Oh man, ich wollte augenblicklich weg aus dieser Situation. Das war einer der Momente, die mir unangenehm waren. Weil ich mir wohl insgeheim wünschte, sie hätte etwas anderes geantwortet..

„Love? Dein Bassistenkollegen-Freund starrt komisch vor sich daher…geht es ihm gut?“

„Shinji?“

„Was?“, bei dem besorgten Tonfall blickte ich auf.

„Oh okay, du hast geträumt. Nein, ich dachte schon, dir geht es nicht gut oder dir gefällt es her nicht oder sowas…“

„Oh doch, mir geht es gut und gefallen tut es mir auch! Also kein Grund für Sorgen~“

„Okay, dann ist gut.“

„Darf ich nun was vorspielen? Hab ich selbst geschrieben…Dad hat nur etwas geholfen.“

Ich nickte, weshalb der Kleine wieder strahlte und dann auch schon anfing, sein Instrument zu spielen. Konzentriert musterte ich ihn und wippte etwas mit dem Fuß mit. Ja, in der Tat, er spielte äußerst gut. Wie alt war er nochmal? Drei Jahre jünger als Lovelie? Hm…er war trotzdem schon richtig gut. Auch wenn er noch nicht an Love herankam. Aber man merkte: Sie hatten beide beim gleichen Meister gelernt. Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen.
 

Als er fertig war, legte sich sein mehr als erwartungsvoller Blick auf mich. „Und, und?!“

„Toll. Ehrlich, ich fand es richtig toll…aus dir wird sicher auch noch ein Star.“

„Ha! Ich wusste es!“, freute er sich und stellte die Gitarre wieder beiseite. Die Gelegenheit packte Lovelie beim Schopfe und zog mich wieder hoch. „Danke für die Musikalische Untermalung, Brüderchen. Aber wir werden erstmal weiter. Bye bye~“

„Bis später!“

„Tschüss Masuyo!“, meinte ich und folgte meiner verrückten Gitarristin. Im Gang stand schon die nächste grinsend in der Tür. „Du nicht auch noch, Jewelie?“

„Keine Sorge, ich quäle euch nicht durch meine Musik. Aber ihr könnt gerne zu mir…bei mir sieht es sogar weiblicher als bei Love im Zimmer aus.“, zwinkernd lief sie zu ihrer Tür hinein, während Lovelie nur die Augen verdrehte und ein grummliges „Ha ha!“, ausstieß. Allerdings gingen wir dann doch in das Zimmer.
 

Okay…ich sah…sehr viel blau. Hellblau. Neugierig und fragend blickte ich Jewelie an.

„Was denn? Das ist meine Lieblingsfarbe.“, lachte sie nur, „Aber komm. Sonst sieht es mädchenhaft aus.“

Ich ließ meinen Blick genauer wandern. Da hingen Poster von verschiedenen Boygroups oder Rockbands, da standen Plüschtiere oder anderes Mädchenzeugs herum. Nicht zu übersehen war auch der doch recht große Kleiderschrank. Und das Himmelbett…wow. Dazu der Schreibtisch, die gemütliche, kleine Couch und drei Gitarren…ja, hier sah es schön aus und trotz der Farbe merkte man, dass hier ein Mädchen und nicht ein Babyjunge wohnte.

„Ihr habt alle unterschiedliche Gitarren.“, stellte ich verblüfft fest.

„Hmm~ Masuyo hat erst einmal nur eine Akustik und eine E-Gitarre. Ich habe eine E-Gitarre, und zwei Akustikgitarren…ich brauche nicht so viele wie Love, die hat mehr als ich. Aber ich singe hauptsächlich.“

„Du bist nicht Gitarristin?“, wieder war ich verblüfft, „Love meinte, du wärst in einer Mädchenband…“

„Bin ich auch. Am Anfang habe ich da Gitarre gespielt, bin jetzt aber zum Gesang gewechselt. Weil wir fanden keine Sängerin und ich wollte das gern machen und da wir eine andere Gitarristin gefunden hatten, war alles okay.“

„Ach so.“

„Von daher brauche ich dir auch nicht sonderlich was vorspielen…Love sagt sowieso, ich spiele zu soft.“

„Ja und? Ich bin halt eher der rockige Typ. Ich kann mich mit deinem Pop nicht so anfreunden.“

„Na und, ist doch egal…ich komme eben mehr nach Mama.“

„Pff.“

„Eh…Mädels? Ihr streitet euch jetzt aber nicht, oder?“

„Wie? Oh nein. Na komm Shinji, ich zeige dir noch mein Zimmer.“

„Ehm…gut…“

„Bye, Shin. Wenn was ist, kommt doch nochmal rüber.“, sie zwinkerte mir zu und verschwand in ihrem Zimmer. Love zog mich schnell weg, oder bildete ich mir das nur ein? War ja auch egal.

Wenig später stand ich jedenfalls vor einer Holztür, auf der bunte Buchstaben und Kanji klebten. ‚Lovelie Miyavi Ishihara‘ und ‚Mein Reich‘ sowie ‚Herzlich Willkommen‘ und ‚verrückte, bunte Welt‘ verzierten kreuz und quer die Tür. Wieder begann ich zu schmunzeln. Das sah ganz nach ihr aus. Ich dachte nur an die eine Gitarre und das Skateboard.

„Na dann komm…in mein Chaos.“, grinsend öffnete sie die Tür.
 

Überrascht blickte ich mich um, nachdem ich eingetreten war. Faszinierend war wohl der richtige Ausdruck für ihr Zimmer.

Gegenüber der Tür stand an der Wand links ein Doppelstockbett, wo jedoch das untere Bett fehlte. Denn da war gemütlich ein Schreibtisch eingerichtet. Das Bett lag direkt oben drüber. Genial, sowas hätte ich auch gern. Gleich rechts neben mir stand ein Schränkchen an der Wand. Hinten rechts stand wie bei Jewelie der Kleiderschrank. Rechts unten in der Ecke war eine Sitzecke. Zwischen Schränkchen und Sitzecke standen fein säuberlich all ihre Gitarren. Sieben an der Zahl, wie ich staunend feststellte. So viel hatte ja nicht mal ich.

„Das sind alles unterschiedliche…Von Western, über E-Gitarre und sonstigem ist da alles dabei.“, meinte sie sanft auf meinen wohl ziemlich verwirrten Blick hin. Ich nickte nur und blickte mich weiter um. In einer Ecke lagen ein Fußball und dazu gehörende Fußballschuhe, dann sah ich noch ihr Skateboard- und Plüschtiere. Oben auf ihrem Bett saßen einige, wie ich das von hier gerade so erkennen konnte. Lovelie musterte mich und musste lachen. „die habe ich alle von Dad…oder seinen Fans. Ich hab da total viele bekommen als Kind. Die habe ich alle aufgehoben…manche sind jedoch auch noch auf dem Dachboden, ich wollte nicht so viele hier herumsitzen haben.“

„Ich verstehe nicht, was Jewelie vorhin meinte…“

„Mit dem Mädchenhafter?“

„Ja, genau das.“

„Naja…sie hat halt mehr Mädchenkram herumstehen. Ich eher nicht.“, Mi-chan zuckte nur die Schultern. „Hm…“, ich begann mich weiter umzusehen. Wie bei Jewelie entdecke ich bei Lovelie ein spezielles Poster: Eins von ihrem Vater. Zwar war er da wohl jünger, aber egal.

„Ihr scheint ihn sehr zu lieben.“

Sanft lächelnd trat sie zu mir. „Oh ja. Ich wurde oft gefragt, ob mir mein Vater nicht peinlich wäre…aber ich liebe ihn wirklich sehr. Und man muss sich einfach nicht für seine Eltern schämen, finde ich. Er lebt sein Leben auf seine Weise mit seiner Art und ich finde es sehr cool, wie er das macht. Da ist nichts, wofür man sich schämen müsste als Kind. Wenn man das täte, hätte man nur zu wenig Selbstbewusstsein.“

„Wow. So habe ich das nie gesehen…“

„Schämst du dich etwa für deine Eltern?“

„Nein, das nicht…ich habe das nur nie so erklärt gehört von jemandem anderen….das tat gut, danke.“

„Kein Problem. Ich stehe zu dem, was ich tuhe und sage. Das hat mir Dad beigebracht. Und darauf bin ich sehr stolz.“

„Was….sagst du eigentlich, wenn du Bilder von deinem Dad damals siehst? Du sagst es ist okay, aber denkst du da nicht manchmal, oha, wie sah er denn da aus?“

Sie begann zu lachen. „Ich weiß noch, als mir Mama als kleines Kind Bilder von ihm zeigte, wo er jünger war. Wie bunt und verrückt er da ausgesehen hatte. Ich hatte die Bilder bestaunt und mich darüber gefreut, dass ich so einen tollen Dad hatte. Die anderen Kinder im Kindergarten und in der Schule hatten immer so langweilige Väter..die kamen ihre Kinder immer im Anzug abholen und so. Das tat mir richtig leid, dass sie es nicht so toll wie ich hatten.“

„Vielleicht wollten sie es ja auch gar nicht…“

„Wer weiß…aber letztendlich auch egal. Ich liebe meine Eltern, Punkt.“, grinsend lief sie ein wenig weiter und trat vor eine große Fotowand. „Schau, das bin ich, mit Daddy…über die Jahre hinweg…und da bin ich mit Mama. Und mit meinen Geschwistern~ Ich liebe es, die Fotos anzusehen. Es erinnert mich an so viele tolle Dinge. Schau, siehst du das Bild da im Halbdunkel, wo ich mit Daddy und den ganzen anderen Männern drauf bin?“

Ich suchte mit den Augen die Bilder ab und nickte schließlich, „Ja, ich seh’s.“

„Das war, als ich das erste Mal auf einem seiner Konzerte war. Ein wunderschöner Tag. Und das da auf dem Bild daneben…das sind meine Großeltern…“

„Wer ist der Mann da mit den blonden Haaren? Den kenne ich doch auch woher…“

„Das da?“, sie musste lachen, „Das ist Onkel Maya. Also für mich wie ein Onkel. Er war früher Papas Gitarrist. Jetzt ist er bei LM.C“

„Ah, genau! Jetzt weiß ich, woher ich den kenne.“

„Ja, ne? Ich kenne einige Stars. Das ist quasi wie Familie für mich.“

„Cool…geht mir genauso. Aber scheinbar kennen sich unsere Ellis nur nicht. Die Welt ist so klein und doch so groß…“

„Stimmt…aber vielleicht lernen sie sich mal noch kennen. Ich will auf jeden Fall mal zu dir und Satoru nach Hause kommen! Also wenn ich darf, versteht sich.“

„Also bei mir darfst du auf jeden Fall kommen!“, lachte ich nur und setzte mich in die kleine Sitzecke, „Satoru musst du selbst fragen.“

„Mach ich, keine Sorge. Aber danke…ich bin gespannt, wie deine Eltern so sind. Und deine Kätzchen….ich mag es, wenn du von ihnen erzählst.“

„Ach so?“

„Ja, klar~ Wir hatten auch mal eine…aber die ist vor zwei Jahren gestorben. Davor hatte Dad auch schon einen Kater, aber naja…ich hätte gern wieder ein Tierchen, aber Mama ist da momentan noch etwas skeptisch. Und Dads Meinung dazu nimmt sie nicht ernst, da er eh immer unterwegs ist.“, seufzend plumpste sie neben mich.

„Naja…ihr werdet sie sicher schon noch überzeugen~“, meinte ich darauf nur optimistisch und klopfte ihr auf die Schulter. Was hätte ich sonst machen sollen, sie trösten? Darin war ich ganz schlecht. Aber siehe da, ich hatte scheinbar das Richtige gesagt. Sie begann zu schmunzeln und nickte. „Okay, wie du meinst. Ach menno…wäre nicht schon fast Winter, hätte ich dich eingeladen, mit mir draußen in den Pool zu gehen! Aber so..…außer…magst du Karaoke?“

„Oh, das Goldkehlchen habe nicht ich in unserer Band.“

„Egal! Kannst du? Oder magst du?~“

„Ehm…von mir aus?“

„Cool! Warte, ich baue alles auf!“, damit flitzte sie zu dem unscheinbaren Bildschirm zwischen Bett und Schrank, der mir bisher nicht aufgefallen war. In Windeseile hatte sie eine Konsole angeschlossen und drückte mir ein Mikro in die Hand.

„Ich kann ehrlich nicht singen, Mi-chan.“

„Ich auch bloß nicht.“

„Das glaube ich dir nicht, Kätzchen.“

„Ich dir auch bloß nicht, Hamster. Und jetzt such dir ein Lied aus. Das hier ist die Rockvariante…willst du ein Lied von meinen oder deinen Eltern?“

„Was, das ist ernsthaft dabei?“, ich musste lachen.

„Klar. Wir können auch was Uraltes nehmen…X-Japan oder so.“

„Oh Gott, nein! Du glaubst doch nicht, dass ich so schräg singen könnte…!“, ich musste loslachen.

Lovelie zuckte nur grinsend die Schultern. „Naja, warum denn nicht. Ich kann es auch nicht. Na komm, wir nehmen die jetzt, ich will mich blamieren.“

„Nicht nur dich.“

„Du blamierst dich nicht. Nur ich mich.“

„Wie gentlemanlike .“

„Natürlich, immer.“

„Du bist aber ein Mädchen.“

„Ach was, das bildest du dir ein.“

„Lovelie!“, rief ich empört, woraufhin sie nur kräftig loslachen musste. „Was denn? Ist doch so. Und jetzt los, du bist zuerst dran.“
 

~*~
 

Ich weiß gar nicht, wie lange wir da saßen und versuchten, irgendwelche Töne zu treffen. Mi-chan sang natürlich wunderbar, traf die Töne jedoch nicht so, wie die Anzeige auf dem Bildschirm das wohl gern gehabt hätte. Naja, so schräg konnte echt nur der Originalinterpret singen.

Irgendwann gesellten sich auch noch Masuyo und Jewelie zu uns. Jewelie ihre Stimme empfand ich noch einen Tick klarer als Lovelies; man merkte, dass sie dies scheinbar lieber tat als alles andere. Masuyo sang ungefähr auf meiner Ebene, wir versäbelten beide einige Töne, aber hey, es machte Spaß!
 

Das Highlight war immer noch, als die Tür erneut aufging und Lovelies Dad hereinkam. „Hey, Kinder! Was macht ihr schönes?“

„Karaoke singen!“, rief es neben mir aus drei Kehlen synchron. Man, dies war eindeutig alles eine Familie, unübersehbar.

„Toll! Kann ich mitmachen? Mama hat mich unten aus dem Wohnzimmer geschmissen, weil irgendeine Freundin von ihr gekommen ist oder so.“

Die beiden Mädchen links und rechts neben mir begannen zu kichern, nickten jedoch. So gesellte sich also noch der Hausherr zu uns und gab sein Gesangstalent zum Besten. Ich musste lachen wie lang nicht mehr. Diese Energie und Leichtigkeit kannte ich nur von mir selbst oder Dad, wenn auch nicht so sehr. Mapa hätte sich nie so gehen lassen wie er. Zumal Mapa sich nie zu mir und Freunden setzen würde außer zum Essen. Wenn er außerdem mal Karaoke singen ging, konnte man davon ausgehen, dass er bereits besoffen, oder auf dem besten Weg dahin war.
 

Leider musste Miyavi irgendwann nochmal weg, weshalb wir ‚Jugend‘ wie er uns nannte, allein weiter machten. So mehr oder minder zumindest. Irgendwann kratzte jedem der Hals und wir quatschten einfach nur noch freudig über die und jenes. Masuyo konnte ich zusammen mit meinem Kätzchen beim Hausaufgaben machen helfen, bevor der Juwel uns für ihre Modenschau einplante. Die gute hatte nach Loves Angaben das Talent ihrer Mutter geerbt- nicht nur das Popsingen, sondern auch designen. Sie erstellte aus einfachsten Stofffetzen lustige Kleidung, die teilweise auch richtig gut aussah. Love meinte, sie nähte ganz gern und so ließ ich sogar staunend zu, dass sie mich einkleidete. Jewelie war ganz begeistert und meinte, wenn sie älter sei, würde sie ihre Klamotten verkaufen und ich wäre dann ihr Model. Love verdrehte nur die Augen, doch ich ließ die Kleine. Warum denn auch nicht? Ich fand die ganze Familie von ihrer Art her richtig toll.
 

Schließlich durfte ich sogar noch mit Abendessen. Loves Mama war äußerst lieb und gab mir ganz viel zu essen mit den Worten, ich sei so groß wie ihr Mann, und der äße schon so wenig, da soll das bei mir nicht auch noch so sein. Ich fand diese Frau wirklich süß…ach ja, die Mutter, die ich nie hatte..~ Entschuldigung, ich geriet gerade ins Schwärmen und ins Verleugnen meiner Mutter..! Dabei liebte ich Mapa wirklich sehr!

Miyavi war zum Abendbrot wieder da- wenn auch 10 Minuten zu spät und ziemlich abgehastet. Aber wenigstens hatten wir mit dem Essen auf ihn gewartet. Ich fand es toll hier in dieser Familie…man kam sich schon fast wie ein eigenes Mitglied vor. So viel Liebe…mir würde heute noch das Herz sprengen. Ich musste Dad unbedingt hiervon erzählen…ich glaube bei Mapa wartete ich noch etwas. Der würde umfallen- ich hatte ihn Love noch nie vorgestellt als neues Bandmitglied (sie war ja auch noch nie bei uns) und dass sie Miyavis Tochter war, hatte ich erst Recht nicht erwähnt. So langsam kannte ich meinen Mapa immerhin.

„Wie lange bleibst du noch Shinji?“, fragte mich der liebe Engel Melody.

Mein Blick wanderte zur Uhr. „Naja…ich werde nach dem Essen wohl auch langsam los, denke ich…meine Eltern warten sicher schon.“

„Oh, okay. Hast du eine weite Strecke vor dir?“

„Soll ich dich fahren?“, warf Loves Dad gleich dazu ein und blickte mich wie seine Frau erwartungsvoll an. Ich schüttelte nur den Kopf. „Ist nicht weit. Aber danke für das Angebot.“

„Ah, okay.“, sie lehnten sich wieder lächelnd zurück. Ich blickte zu Love, die nur schmunzelte und mir zuzwinkerte.
 

Nach dem gemütlichen Essen half ich wieder mit beim Abräumen. Melody meinte, dass das nicht nötig sei, immerhin sei ich doch Gast, aber hey, ich tat es sehr gern. In Ruhe verabschiedete ich mich von allen.

„Du bist echt toll! Danke für die Hausaufgaben! Love und Jewel können das nicht so gut erklären! Bitte komm bald wieder!“, meinte Masuyo und drückte mich. Ich lachte nur glücklich und fand als nächstes Jewelie vor mir. „Schön das du da warst, wirklich. Du warst ein tolles Model…und danke für deine Kleidergröße. Ich habe schon einige Ideen für neue Klamotten. Du musst bald wiederkommen zum Anprobieren…und bring die anderen Jungs aus deiner Band mit!“

„Mach ich, Jewel.“

Ich drückte auch sie und sah in das lächelnde Gesicht des Hausherren.

„Shinji, es war ein schöner Tag mit dir, auch wenn ich kaum da war. Aber ganz ehrlich? Wenn auch die anderen beiden in eurer Band so sind wie du, ist meine Love in guten Händen.“

„Ach, die sind etwas anders als ich, aber ja, sie ist in guten Händen bei uns.“, grinste ich nur und wurde erneut gedrückt, bevor die liebevoll dreinschauende Melody vor mir stand.

„Dein Besuch hat uns sehr gefreut, Shinji. Du bist immer wieder willkommen. Und ach, dir hat doch der Salat so geschmeckt, ich habe dir etwas eingepackt, nimm es bitte mit nach Hause.“

„In Echt?! Boar, danke!“, freudig nahm ich das Paket an und bedankte mich tausendmal, wodurch Engelmama leise kichern musste und mich drückte. „Du bist so süß~“

„Danke…“, murmelte ich darauf nur etwas verlegen, ehe ich zu Love blickte, die verstehend nickte. „Komm, ich bring dich noch raus.“
 

In aller Ruhe zog ich meine Jacke und Schuhe an, nahm mein Paket von Lovelies Mutter wieder auf und wank noch einmal in den Gang zurück, bevor ich Love nach draußen ins freie und zum Gartentor folgte.

„Also…“, begann sie schmunzelnd und neigte den Kopf. „Hat es dir gefallen?“

„Ja, klar! Sehr sogar. Deine Familie ist wundervoll.“

„Danke.“, sie kratzte sich verlegen an ihrer Mütze, die sie noch immer trug. Hatte ich sie überhaupt schon einmal ohne gesehen…? „Ich fand es auch toll, dass du da warst. Schade, dass Nabu und Satoru keine Zeit hatten, aber das schaffen wir sicher auch noch…“

„Klar, denke ich auch.“

Sie schmunzelte. „Meine Familie mag dich sichtlich.“

„Dann beruht das auf Gegenseitigkeit. Ich mag jeden Einzelnen von euch auch schrecklich.“, gestand ich leise. Sie nickte nur. „Wenn ich zu dir komme, sind deine hoffentlich auch so lieb..“

„Kann ich nicht versprechen.“, lachte ich beim Gedanken an Mapa, „Aber ich denke schon, ja.“

Erneut nickte sie nur und musterte ihren Turnschuh. „Also dann…“

„Bis übermorgen, zur Probe dann wieder.“

Genau..komm gut Heim, Shinji.“, sie blickte wieder auf.

„Danke, Mi-chan.“, ich erwiderte ihren Blick sanft lächelnd. Darauf begann sie zu schmunzeln, musterte mich noch eine Weile und trat dann noch etwas näher zu mir, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste meine Wange. Ehe ich handeln konnte, ließ sie kichernd von mir ab und rannte zurück zum Haus. „Also bis übermorgen! Komm gut Heim, Hamster!“

„Ha…! Danke Katze..!“, brachte ich schließlich hervor und wank ihr, bis sie wieder ins Innere verschwunden war. Verträumt wanderte meine Hand zu meiner Wange. Wow…so fühlten sich also ihr Lippen an.

Ich wusste, es war anatomisch unmöglich, dass Hamster Schmetterlinge im Bauch haben konnten, aber im Moment war es so. Dann waren es eben sehr kleine Schmetterlinge. Strahlend wie die Sonne machte ich mich auf den Weg zurück nach Hause.
 


 

~~**~~
 


 

Eigentlich hatte ich keine Lust, heute ein Kapitel hochzuladen, da ich mit dem Schreiben zur Zeit etwas lahme. Dann merkte ich jedoch, dass das hier das nächste Kapitel ist, hihi <3 Denn das hier und das nächste gefallen mir sehr.

Vielen Dank an meine fleißigen Reviewschreiber, ich werde nun auch mal wieder reantworten ;) :
 

@BassNoZeroDesu: Aww, wie schön, von dir wieder was zu hören :D (dachte schon, du bist nichtmehr dabei^^) Tja, ihm passiert eben ständig was. Ihm wird auch sicher noch so einiges passieren, denk ich mal >D"
 

@Sixty69Nine: Im Moment ist eigentlich kein direktes Kapitel nochmal mit Shin 2 geplant...mal sehen, später vielleicht nochmal^^ Momentan habe ich einfach noch zu viele Ideen für anderes, das unterkommen muss ^^"
 

@Lucel: Ja, ne? Das entschädigt doch alles :)
 


 

So, hoffentlich bis bald. Wenn nächstes WE nix kommt, dann auf jeden Fall das We darauf wieder^^
 


 

~~***~~

17. - verheerende Begegnungen im Supermarkt

17. - verheerende Begegnungen im Supermarkt
 

Zero humpelt sich vorwärts
 

Seit einigen Wochen hatte ich also schon dieses Gipsbein. Länger, als ursprünglich gedacht, da es doch schlimmer gewesen war als angenommen. Scheinbar war mehreres durch geknackst bei meinem Sturz, wie auch immer.

Bei diesem Arztgeschwafel blickte doch sowieso niemand durch!

Seufzend schleppte ich mich mit meinen Krücken zum Kühlschrank. Das musste unbedingt besser werden! Ich musste irgendwann mal wieder mit auf die Bühne! Ich wusste nicht, wie lange ich das noch aufschieben konnte…klar war ich krankgeschrieben. Aber trotzdem! Langsam wurde mir wirklich langweilig, beziehungsweise wollte ich endlich wieder allein auf meinen Hufen stehen!
 

Als ich bei dem weißen Objekt namens Kühlschrank jedoch ankam, schlug ich es gleich wieder frustriert zu. Es gab nichts mehr zu essen. Toll. Und jetzt? Karyu war noch nicht wieder da. Der nahm irgendeinen seiner Gitarrenparts zusammen mit Hizumi noch einmal neu auf, da sich ein Fehlerchen eingeschlichen hatte. Da wurde ich nicht unbedingt für gebraucht. Und ich hatte auch ehrlich gesagt keine Lust gehabt, die ganze Zeit mit im Studio zu sitzen. Das Produktivste kam sowieso raus, wenn die anderen mal ohne mich waren…war bei Karyu oft so. Wenn ich ihn in Ruhe ließ, schrieb er manchmal Mengen an neuen Liedern und Melodien. Aber das war eben auch das Schöne an unserer Beziehung. Wir konnten auch einmal ohne einander auskommen; da verzog sich jeder in einen anderen Winkel des Hauses. Hach ja…
 

Aber das löste nicht mein Problem. Wie bekam ich den Kühlschrank voll?!

Shinji würde mir nicht helfen können. Der war soweit ich wusste bei seiner Gitarristin zum Essen eingeladen. Der hatte es gut…konnte sich seine Hamsterbacken vollschlagen, während sein Mapa hier verhungerte…!

Ob es wohl lange dauern würde, bis Yoshitaka zurück wäre? Wahrscheinlich. Er war zwar schon eine Weile weg, aber ich kannte ihn zu gut.

Also hieß das für mich: Zum Supermarkt humpeln. Mit dem Bein konnte ich dummerweise auch kein Auto fahren..und ein Taxi wegen einer so kurzen Strecke zu rufen, war mir dann auch zu lächerlich. Ich war doch kein Weichei! Nein, die paar Straßen zu dem kleinen Supermarkt konnte ich auch selbst laufen. Ich war ein Mann. Ich war stark. Und nichts konnte michdavon abhalten. Außerdem konnte ich so ein, zwei kleine Tüten ja wohl noch tragen, trotz Krücken. Nahm ich halt nur eine mit. Sollte ich laut der Therapeutin sowieso. Ich klammere mich viel zu sehr an die die Dinger als Gehhilfe hatte sie gesagt. Pah! Sollte sie doch mal versuchen, mit so einem Klotz am Bein herumzurennen!
 

Ich schrieb Karyu einen Zettel, falls er eher da sein sollte als ich, dann machte ich mich in den Flur und schlüpfte in Jacke und meinen einen Schuh. Das war so deprimierend. Seufzend schloss ich hinter mir die Tür, ehe ich meine Reise zum Supermarkt humpelnd begann.
 

~*~
 

Bin ich froh, dass noch kein Winter war. Okay gut, hier in der Gegend war der Winter immer eher mild, aber man konnte ja nie wissen. Wäre jetzt Glatteis gewesen- ich hätte mir sicher auch noch das andere Bein gebrochen. Und meine Zickenhörner gleich dazu. Ob meine liebste Tierart überhaupt auf Eis laufen konnte? Ich hoffte es, sonst hätte ich ein Problem. Aber hey, wenn dann hatten es Giraffen bei glatter Bahn sicher auch nicht leicht…

Langsam lief ich weiter, bis ich endlich beim Supermarkt ankam. Sofort stürzte ich mich rettend auf einen der Einkaufswagen. Meine Krücke steckte ich irgendwo in die Seite mit rein, sodass ich in Ruhe den Wagen schieben konnte. Ich hatte Zeit. Diese Tatsache war beruhigend. Und so schob ich meinen Wagen in den Laden. Auch wenn mir nach einer Weile auffiel, dass die Leute mich seltsam betrachteten. Na und?! Dann sah das halt lustig oder seltsam aus, mir egal! Die wussten doch gar nicht, wie das war, pah!
 

Aber lieber wieder zurück zum Essen.

Ich wollte Nudeln- und ein wenig frisches Gemüse auf jeden Fall auch. Getränke…konnte ich nicht nach Hause tragen. Höchstens ein, zwei Flaschen Wasser oder so. Aber davon hatten wir meiner Erinnerung nach noch etwas zuhause. Ich wollte auch nicht gleich einen Großeinkauf machen- nur so viel, dass es für ein ordentliches Abendessen für mich und meine Männer ergab. Was morgen anging- da konnte Karyu gefälligst einkaufen gehen. Die waren alle alt genug, auch etwas zu machen.

Es dauerte nicht lang, da waren ein paar Nudeln in meinen Korb gewandert, kurz darauf Gemüse und ja, auch etwas Reis. Ich hatte mich kurzfristig noch dazu entschlossen, da er billiger war als sonst.

Naja…und nun stand ich hier beim Fleisch.

In meinen Gedanken tanzten gerade Bilder von einer Reispfanne oder etwas Gebratenem mit Fleisch herum, sodass ich mir das Angebot ansah. Jedoch war das so viel gute Ware, dass ich beim Stöbern ein wenig in Gedanken versank. Umso mehr zuckte ich zusammen, als ich eine Stimme hinter mir hörte.

„Das Fleisch hier schmeckt köstlich.“

Ich drehte mich nicht um. Der Stimme nach war das sicher wieder nur die kleine Oma von ein paar Straßen weiter. Die hatte ich schon öfters erlebt und obwohl ältere Menschen sehr nett sein konnten, nervte diese hier extrem. Wenn sie einmal jemanden in ein Gespräch zog, ließ sie nicht so schnell wieder los. Deshalb brummte ich nur ein leises „Hmm…ja…“

Mich auf meinen Hörsinn konzentrierend merkte ich recht bald, dass mir die Oma noch immer im Nacken saß, jedoch erstmal nichts sagte. Das hasste ich vielleicht! Sollte ich ihr noch die Tüten nach Hause tragen oder wie?! Das konnte sie vergessen. Ich war krank. Schwer verletzt. Halb verstümmelt.

Also starrte ich weiter das Fleisch vor mir an, so als könne ich mich nicht entscheiden. Maaan, immer hatte ich so ein Glück, wenn ich keine Zeit oder sonstiges hatte! Schließlich jedoch sagte sie:
 

„Ich habe dich wirklich lange nicht gesehen, Michio. Du hast dich ganz schön verändert.“
 

Verwirrt runzelte ich die Stirn, wollte ihr an den Kopf werfen, dass sie mich doch gar nicht kenne, als ich mich aber umdrehte, blieben mir die Worte im Hals stecken.

„Du…?!“, keuchte ich nur und rutschte gerade fast mitsamt Einkaufswagen um. Die Alte nickte nur und begann zu grinsen. „Hallo Michio. Wie gesagt, es ist ein Weilchen her. Genauer gesagt um die zwanzig Jahre, nicht wahr? Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu treffen.“

Noch immer schüttelte ich ungläubig den Kopf und kniff die Augen zusammen. Das konnte nicht sein. Das konnte wirklich nicht sein!

Es waren wirklich um die 20 Jahre mindestens vergangen, aber ich erkannte sie noch ganz genau. Das da vor mir war die alte Hexe, der ich damals mein Frauendasein zu verdanken gehabt hatte!
 

„Das…das ist krank! Du wohnst gar nicht in meiner Stadt! Was willst du hier?!“, entkam es mir noch immer fassungslos. Langsam rutschte ich etwas zurück. Wer wusste schon, ob die alte nicht noch einen Fluch auf mich abließ? Vielleicht war sie ja genau deshalb hier?! Vielleicht war sie hier, um mich wieder zu verunglimpfen?! Oder aber sie hatte es bereits bei Karyu getan und war hier, um mir davon zu erzählen!

„Beruhige dich, Junge.“, lachte sie nur und unzählige Falten zogen sich über ihr Gesicht. „Ich bin nicht hier, um dir erneut etwas aufzuhalsen.“ Boar, konnte sie Gedanken lesen?!

„Und….und was willst du dann hier?! So weit entfernt von deinem Dorf?! Gibt es hier besonders gute Hexenkräuter oder was?!“

„Ich lebe nicht mehr dort.“, war die schlichte Antwort.

„Eh…? Ein neues Hexenhaus..? Doch nicht etwa hier, ganz bei mir in der Nähe?!“

Sie schüttelte nur den Kopf und - kam es mir so vor oder lag in dem Lächeln etwas Trauriges? „Ich habe kein Zuhause mehr, Jungchen.“

„Was? Warum? Du hast doch deinen Freakshop.“

„Nein, den gibt es nicht mehr, Michio. Ich musste ausziehen, weil an der Stelle ein Einkaufszentrum entstehen wird. Einige mussten diesen Veränderungen weichen, bekamen jedoch neue Wohnungen, nur ich nicht.“

„Warum? Da gibt es doch auch irgendwo was Rechtliches geregelt, oder?“

„Nein, nicht wirklich…ich bekam eine Frist, in der ich mein Zeug ausräumen sollte und ein wenig Geld. Doch das reichte nie und nimmer für eine neue Wohnung.“

„Und dein Laden? Den hast du aufgegeben?“, ich runzelte die Stirn. Klar kannte ich die Alte kaum. Aber so wie ich sie damals erlebt hatte, wie sie energisch und wütend hineingestürmt gekommen war auf die Party und alle verflucht hatte; oder später dann, als wir sie aufgesucht hatten- von der Frau war jetzt nichts mehr zu sehen. Sie lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln. Die Augen leuchteten nicht und man sah ihnen ihren Schmerz an.

„Musste ich. Man hat mich regelrecht aus dem Dorf vertrieben und hier in der Großstadt kann ich mir diese teuren Geschäfte nicht leisten.“

„Hmm…Aber warum bist du ausgerechnet hierhergekommen? Und wo lebst du überhaupt?!“

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht…ich bin durch die Städte gereist, auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Aber nirgendswo scheine ich hinzupassen. Und Ignaz hat mir bisher kein Zeichen gegeben.“

„Tja, Pech, wenn man an sowas glaubt…“, murmelte ich nur und drehte mich wieder dem Fleisch zu, ehe ich einfach irgendeins auswählte. Mir war die Sache nicht geheuer, weshalb ich schnell verschwinden wollte. Das war ja wie in einem schlechten Film hier!
 

„Mir hat mein Glaube aber schon oft geholfen, Michio Shimizu. Du hast selbst erlebt, dass es kein Hokus Pokus ist.“

Boar, mir lief es eiskalt den Rücken hinab, als sie meinen Namen aussprach. Woher…?

„Wie viel weißt du über mich? Ich kann mich nicht erinnern, dir meinen ganzen Namen genannt zu haben.“

„Ich weiß sehr viel über dich. Und auch über all die anderen, die es damals betroffen hat. Es war sehr amüsant, euch zu beobachten.“

„Ich fand das aber so GAR NICHT amüsant!“, wütend klatschte ich das Hühnchen in meinen Korb- dann würde es heute eben ein wenig zermatschtes Essen geben. Hauptsache, ich kam hier bald weg. „Du weißt gar nicht, was ich alles überleben musste wegen deinem Scheiß!“

„Das weiß ich sehr wohl. Und gib es doch zu: Du warst glücklich darüber.“

„Nein!“

„Ach, wäre es dir lieber, weiter allein zu leben? Auf ewig dein Dasein allein zu fristen? Und was ist mit deinem Kind? Das gäbe es gar nicht. Wärst du darüber glücklich?“

Mir platzte gleich der Kragen. „Du hast kein Recht, mich zu bevormunden, alte Hexe!“, damit drehte ich mich um und eilte so gut es ging zur Kasse. Ich wollte so schnell es ging hier weg! Die Alte war gruselig! Ihre Tränendrüsengeschichte war sicher auch nur erfunden! ‚Oh, habt doch alle Mitleid mit der armen Oma!‘, oder so. Pah, nicht mit mir! Noch so ein Theater machte ich sicher nicht mit!
 

An der Kasse angekommen klatschte ich der armen Verkäuferin alles was ich hatte hin, hibbelte unruhig an meinem Wagen herum, bevor ich auch schon schnell alles wieder einpackte und zahlte. Als nächstes schaffte ich den Wagen weg, schnappte mir meine Krücke, die zwei Beutel und versuchte so gut es ging, vorwärts zu kommen. Ja, ich war der Hexe entkommen!

Dachte ich zumindest.

Nach circa 100 Metern riss mir einer der Beutel und verteilte mir großzügig den Inhalt quer über den Parkplatz.
 

„Shit!“, murrte ich nur und versuchte irgendwie, das Zeug aufzuheben- mit meinem Klumpbein alles andere als einfach. Ich überlegte gerade, ob ich mich einfach hinsetzen und so alles auflesen sollte, doch da kam die Hexe dummerweise wie in einem schlimmen Alptraum auch schon an. „Warte Jungchen, ich helfe dir, das kann man ja nicht mit ansehen.“

„Ey! Bleib weg!“

„Ach, lass den Mist. Du erinnerst gerade an einen einbeinigen Storch, der versucht, ein Korn vom Boden aufzupickern. Das wird nie was, also lass mich.“, ehe ich noch etwas erwidern konnte, sammelte sie auch schon alles ein. Schmollend sah ich ihr dabei zu. Es war so demütigend und erniedrigend. Jetzt halfen mir schon alte Omas! Brummend sah ich ihr zu und stützte mich auf meine Krücke. Ich schaute mich lieber gar nicht erst um; die Leute lachten sicher schon.

„Hier, bitte Junge.“, damit gab sie mir lächelnd den Beutel, sodass ich stockte. „Der Henkel?“

„Zusammengeknotet mein Lieber. So sehr zaubern kann ich dann auch nicht.“

„Oh, ach da, ja…eh…………………..danke.“, quälte ich mir letztendlich heraus und nahm ihr den Beutel schnell ab. „Also dann. Bye.“, ich drehte mich um und lief los. Als ich jedoch ihr „Warte!“, vernahm, entkam mir ein genervtes Stöhnen und meine Augen überschlugen sich fast von allein. Sauer drehte ich mich um. „Was?!“

„Ich trag dir einen Beutel, Junge. Du kannst ja kaum laufen, und dann noch die Beutel- dass ist nicht verantwortungsvoll.“

„Sehe ich das richtig, dass du mir vor 20 Jahren fast den Tod gewünscht hast und jetzt meine Beutel schleppen willst?!“

„Nicht den Tod, Jungchen.“, sie nahm mir den Beutel ab und lief einfach neben mir her, „Ich habe euch nur ein wenig verflucht. Da ist ein himmelgroßer Unterschied.“

„Ah…ja…“, skeptisch musterte ich sie und lief weiter. Womit hatte ich das eigentlich alles nur verdient?! „Warum machst du das jetzt überhaupt?!“

„Du brauchst keine Hintergedanken meinerseits befürchten. Ich habe meine Gründe.“

„Und die wären?“

„Ich habe nichts zu tun und viel, viel Zeit.“

„Das sieht man.“, murmelnd ging ich auf die andere Straßenseite. Die Alte folgte mir wie ein Schoßhündchen. „Apropos Zeit- warum lebst du eigentlich noch?“ - ich weiß, ich war heute sehr böse. Aber das durfte ich meiner Meinung nach sein. Die Frau hatte mein komplettes Leben durcheinander gebracht!

„Warum? Tja, ich lebe eben gesund.“, lachte sie und klang dabei ziemlich schräg, sodass ich fast Angst bekam. „Der große Ignaz schützt seine Kinder. Ich weiß, dass ich noch lange Zeit habe, bevor ich gehen muss.“

„Lass mich raten….das hat er dir zugeflüstert mit dem Wind oder so.“

„Ach Papperlapapp, Wind, so ein Blödsinn! Ich stehe in ständiger, mentaler Verbindung mit ihm.“

„Ach so nennt man das heutzutage.“

„Tu nicht so, als wüsstest du etwas davon! Ihr seid alles nur Unwissende.“

„Mir egal…ich sterbe lieber unwissend als in irgend so eine Sekte zu gehen..“

„Wie du meinst. Ich bete zu Ignaz, dass er deiner Seele vielleicht irgendwann gnädig sein wird.“

„Muss er nicht, ich kann auch mit der Hölle leben.“

„Du bist ganz schön schlagfertig, Jungchen.“

„Du auch bloß, alte Frau.“

„Du erinnerst mich an mich selbst, als ich noch jung war.“

„Oha, jetzt wird’s gruselig! Vor wie vielen Jahrtausenden war denn das?“

„Tja, wenn du wüsstest…wenn du wüsstest..“
 

~*~
 

Tatsächlich begleitete sie mich die ganze Strecke bis nach Hause. Zugegeben, die verbalen Gefechte mit ihr waren schon irgendwie…witzig. Trotzdem war ich nun bei meinem Haus und wollte sie langsam los werden.

„Danke nochmal…fürs tragen…“, murmelte ich zusammen und stieg die zwei, drei Stufen zur Haustür rauf. „Kein Problem. Ich habe dir gern geholfen, Jungchen.“

„Wie du meinst….ach Mist!“

„Was denn?“

„Ich hab den Schlüssel vergessen…naja, hoffentlich ist Karyu da…“, ich klingelte einfach mal und hoffte und wartete. Und tatsächlich- wenig später ging die Haustür auf und Yoshitaka blickte fragend hinaus; begann jedoch zu strahlen, als er mich erkannte. „Michio! Wie schön, du bist endlich wieder da!“, sanft drückte er mich an sich und ich ließ es einfach mal zu. Ich hatte ihn zugegebenermaßen schon vermisst, auch wenn ich nicht lange weg war. Aber Karyu gab mir immer ein starkes Gefühl der Unterstützung. Mit ihm wäre ich beim Einkaufen nicht so verloren gewesen.

„Ja, ich bin auch froh…das war anstrengender, als ich gedacht habe.“

„Naja, du musst bedenken, dass du lange nicht allein so eine Strecke gelaufen bist, das strengt an. Ich hatte schon überlegt etwas zu kochen, aber es war nicht viel da..“

„Deshalb war ich ja einkaufen.“

„Ich seh schon, du hast reichlich eingekauft. Aber hey, wer ist denn deine Beglei-“, sein fröhlicher Ausdruck wich einem erschrockenen Blick mit großen Augen.
 

„Wie ich sehe, kennst du mich auch noch. Hallo, Yoshitaka.“

„Michio…?“, sein Blick wanderte unsicher zu mir, „Ist das nicht…?“

„Ja, dass ist sie. Ich hab sie im Supermarkt getroffen und sie wollte mir unbedingt meine Beutel tragen helfen.“, seufzte ich nur.

„Ah…ha?“

„Keine Sorge Yoshitaka. Ich tu weder dir, noch deinem Freund oder Kind etwas. Ich bin nur noch eine alte, heimatlose Frau, die sich irgendwie ihre lange Zeit vertreiben will.“

„Heimatlos?“, er wurde hellhörig, was mir gar nicht gefiel. Ich warf der Alten nur einen ‚Halt jetzt ja die Klappe!‘-Blick zu. Karyu sprang auf traurige Schicksale immer an.

„Ich habe mein Zuhause und meinen Laden verloren. Seitdem ziehe ich heimatlos durchs Land.“

„Was?! Und dann haben Sie Michio im Supermarkt getroffen?“

„Ja. Ich war gerade auf der Durchreise nach nirgendwo und wollte mir eigentlich etwas zu Essen kaufen. Aber dann habe ich deinem Freund lieber beim Taschentragen geholfen. Der arme Kerl kam ja kaum vorwärts.“

Mein Blick sprühte Funken, während ich innerlich brodelte.

„Das ist aber lieb!“, strahle Karyu darauf nur und meinte schließlich:

„Wo leben Sie denn da jetzt?“

„Nenn mich Hana, Junge. Ich kann dieses Sie nicht leiden…und wo ich lebe, weiß ich noch nicht so genau. Heute Abend schlafe ich wahrscheinlich erst einmal in dem Park, den ich hier gesehen habe. Ihr habt wirklich schöne Plätze hier, Hut ab.“

„Was?! Aber sie können doch nicht im Park schlafen!“

„Doch, kann sie.“, brummte ich nur und erntete einen entsetzten Blick von Karyu.

„Michio! Es ist fast Winter! Nachts wird es extrem eisig draußen! Sie stirbt, wenn wir sie draußen lassen!“

„Tut sie nicht, sie hat gesagt, sie lebt noch ewig.“

„Aber nur, wenn sie nicht im Park schlafen muss! Michio!“

„Ja was denn? Hast du keine Verwandte, alte Frau?“

„Nein, habe ich nicht mehr. Meine Enkelin war meine letzte lebende Verwandte und diese starb bei einem tragischen Unfall.“

Karyus Augen begannen fast zu schwimmen und ich fast zu kotzen. Das war ja nicht zum aushalten hier!

„Michio! Lass uns die arme Hana zu uns nehmen!“

„BITTE?!“

„Komm, nur für heute Nacht wenigstens erst einmal!“

„Nein! Die Frau hat schon so viel in meinem Leben herumgefuscht!“

„Hat sie nicht! Also ich dachte das erst auch, ja, aber überleg doch mal! Ohne sie gebe es das alles hier gar nicht!“, er deutete auf unser Haus, „Und Shinji gäbe es erst Recht nicht!“

„Ja aber…ich traue der einfach nicht! Am Ende bist DU morgen eine Frau und ich eine Ziege oder so, wirst schon sehen!“

„Ach was. Und selbst wenn, werde ich mich gut um dich kümmern.“

„Du spinnst total!“

„Tu ich nicht. Komm, sie hat uns geholfen damals, jetzt helfen wir ihr.“

Ich schüttelte nur den Kopf und schlug mir die Hand vor die Stirn. Es war aussichtslos, ich wusste, dass ich dieses Gespräch verlieren würde. „Wo soll sie denn bitte schlafen, hä?!“, begann ich deshalb, „Sicher nicht auf meiner Couch, das ist Katzenrevier!“

„Die haben auch Körbe.“

„Trotzdem!“

„Naja…zur Not schläft Shinji mit bei uns und-“

„Das glaubst aber auch nur du! Der kommt mir nicht so schnell wieder ins Bett, der Klammeraffe!“

„Naja gut…dann eh…“

„Ich will euch keine Umstände machen.“, mischte sich Madam nun auch noch freundlich ein. „Ach, sei ruhig, ich denke gerade nach!“, fuhr ich sie an, bis mir eine Idee kam. „Was ist mit der Abstellkammer?“

„Bitte?!“, Karyu wirkte entsetzt.

„Ey, sei froh, dass ich sie in unserem Haus toleriere. Aber echt mal- in der Abstellkammer ist Platz genug, den Futon, der da liegt, aufzurollen.“

„Na ob das gut ist..?“

„Ich habe immer auf Futons geschlafen, Karyu. Mach dir keine Gedanken um mich.“, lächelte die Alte.

„Aber ist das denn gut, für so…ältere Leute?“

„Ach, ich komm schon wieder hoch, falls du darum Angst hast. Keine Sorge, ich bin noch sehr fit.“

„Ja, die bekommt ihre Kraft doch von Ignaz.“, murmelte ich nur und lief schon ins Haus, um meinen Beutel in die Küche zu tragen. Seufzend setzte ich mir auch gleich Teewasser auf. Irgendwie musste ich mich ja beruhigen und dazu noch verkraften, was hier abging.
 

„Ich kann auch gern gehen, wenn es dich so sehr stört, Michio.“, sie trug den Beutel in die Küche und stellte ihn auf den Tisch. Ich sah nur wenig begeistert zu. „Nein, schon okay…Karyu hasst mich sonst.“

„Ach wie süß! Ich bin richtig froh, dass ihr damals zusammengekommen seid~“

„Ach, sei still!“

„Hast du kein Gepäck dabei?“, fragte nun Karyu, der sich umblickend in die Küche kam.

„Nein, ich hab alles, was ich brauche am Mann. Der Rest wurde mir doch gepfändet oder zum Teil auch verschrottet.“

„Gepfändet? Ich dachte du wurdest rausgeworfen?!“

„Wurde ich doch auch! Die meinten aber auch, ich wäre pleite…das kann gar nicht sein.“

„Kann es sehr wohl, wenn keiner deinen Schrott kauft!“

„Michio, ist doch jetzt gut..! Egal, was war. Sie bleibt erst einmal bei uns.“

„Genau…komm, ich zeig dir deinen Platz.“, grinste ich darauf nur und brachte sie zu unserer Abstellkammer. Die war durchaus groß genug für eine Person. „Schau, Licht hast du sogar auch. Und ein Fenster. Purer Luxus…und da in der Ecke ist dein Futon, roll ihn dir auf.“

„Warte, ich helfe dir.“, Karyu schob mich beiseite und übernahm alles. Ich verdrehte nur die Augen und lief Richtung Küche, um Abendessen vorzubereiten. Ich kam jedoch nicht weit, denn ich erblickte meinen Sohn. „Shinji! Wie schön, du bist wieder da.“

„Mapa!“, freudig kam er zu mir und knuddelte mich. „Ich hab schon Abendbrot gegessen, ihr braucht mir nichts machen.“

„Was? Na gut…“

„Schau nicht so betrübt. Mi-chans Mama hat ganz lecker gekocht und da konnte ich nicht ablehnen.“

„Okay…waren sie wenigstens nett zu dir?“

„Oh ja, ihre Familie ist…bezaubernd.“, erzählte er mit strahlenden Augen, während ich nur die Brauen hochzog. „Wo wir schon bei dem Thema zaubern sind…geh nicht da hinter, dein Dad baut gerade einer Hexe das Bett auf.“

Shinji blickte mich wie erwartet dümmlich an. „Eh…?“

Ich seufzte nur. „Komm, ich zeig dir den Horror, vor dem du dich in Acht nehmen musst, wenn dir deine Männlichkeit lieb ist..“, ich packte seinen Arm und schliff ihn mit mir mit. Shinji blickte noch immer nicht durch. „Ich verstehe nicht…“

Ich allerdings, mein liebster Sohn. Deshalb blieb ich nun vor der Abstellkammer stehen und deutete hinein, wo Karyu mit dem Futon kämpfte und die Alte neben ihm stand und zusah.

„Darf ich dir vorstellen, Shinji? Die alte Hexe, die mich verfluchte und gleichzeitig auch für dich verantwortlich ist. Bedank dich bei ihr.“, murmelte ich sarkastisch und ließ mich auf einem Hocker sinken. Mein Hamsterbäckchen starrte von mir zu ihr immer wieder hin und her. „Ehm..das ist…die Hexe, von der du immer erzählt hast….?“

„Korrekt.“

„Warum baut Dad ihr ein Bett in der Abstellkammer auf? Das erinnert mich dezent an Harry Potter, der immer unter der Treppe sein Zimmer hatte…“

„Ich wusste es! Ich lasse dich nie wieder solchen Schund lesen!“

„Das ist kein Schund! Außerdem war das eben nur ein Vergleich!“

„Harrie Protter oder wie der heißt ist genauso ein Hexenmist. Da sieht man doch, wo das alles hinführt! Bald wimmelt es hier nur so vor fliegenden Besen, sprechenden Kröten und anderen Zeug!“

„Ach was…aber was macht sie hier?“, neugierig trat Shinji näher zu der Kammer.

„Hallo Dad.“, begrüßte er Karyu, der kurz lächelnd aufsah, sich dann jedoch wieder irgendetwas widmete. Gott, jetzt begann er noch für die Alte aufzuräumen, ich fasste es nicht!

„Hallo Shinji. Du bist ganz schön groß geworden. Ich freue mich, dich kennenzulernen, wirklich.“

„Du…weißt wie ich heiße?!“

„Klar, ich weiß eine Menge. Nenn mich übrigens Hana. Angst brauchst du keine vor mir haben. Ich bin nur hier, weil mir deine Eltern gütigerweise helfen wollen.“

„Bist du wirklich…die Frau, die Mapa…verflucht hat..?“

„Ja, das bin ich. Aber keine Sorge, ich will euch diesmal nichts tun. Ignaz sieht nur positives in eurem Zuhause hier..und er findet, ich solle eine Weile auf euch Acht geben.“

„Das fehlt noch!“, warf ich darauf nur ein.

Hana lachte, ehe sie zu Shinji trat. „Ich sehe viele Fragen in deinen Augen, wie bei deinen Eltern…wollen wir uns irgendwohin setzen und ein wenig quatschen?“

„Eh…gern. Wir können ins Wohnzimmer.“

„Natürlich.“

„Wehe du krümmst ihm ein Haar!“

„Würde ich nie tun. Komm, Shinji.“

„Pah, wie ihr meint.“, ich wank ab und drehte mich um. Sollten die doch alle zusehen.

Ich würde jetzt einfach mein Essen kochen, genau. Was für ein Tag!
 


 

~~**~~
 


 

Es freut mich, dass das letzte Kapitel so gut ankam^^ Dann bin ich mal gespannt, wie ihr das hier findet xD
 

@Lucel: Ich hab mir lange überlegt, wie die Familie so drauf sein könnte- und dann kam ich zu dem Vorliegendem Ergebnis^^ In meiner Vorstellung ist seine Familie eine liebevolle, fröhliche Familie voller Vertrauen und Zusammenhalt, wo es keine Geheimnisse voreinander gibt :)
 

@Firain: Ah, ein neuer Kommischreiber? Willkommen^^
 

@Seika-chan: Ich glaube, die wünschen sich jetzt einige^^ Ich persönlich würde in dieser FF bisher sehr gern Mi-chan sein *lach*
 

@Sixty69Nine: Ehm warte *nachschlag* Oh ja, ich denke, das wirst du bald erleben, das habe ich vor kurzem erst zuende getippt^^
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

18. - Meine Lieblingstante

18. - Meine Lieblingstante
 

Shinji geht mal wieder auf Besuch
 

Als ich von meinem ersten Besuch bei Lovelie daheim wieder zu mir nach Hause kam, sah ich natürlich schon ein wenig blöd aus der Wäsche, als da so eine ältere Dame bei uns stand. Erst Recht jedoch, als ich Mapas Gesicht bemerkte- und die Tatsache, dass Dad ihr gerade eine Schlafstätte aufbaute. Und dann, als herauskam, wer die Frau nun war, war ich erst Recht verwirrt. Aber hey, ich wurde gütiger Weise aufgeklärt, was hier abging. Denn ich saß nun gerade mit ihr im Wohnzimmer und hörte mir alles an. Mein Kopf meldete mir übrigens schon seit einer Weile, dass er überlastet war und ich mich womöglich noch in einem Schockzustand befand.
 

„…und dann habe ich deinem Mapa da die Tüten mit heim getragen.“, endete sie gerade ihre Erzählung und lächelte mich an. Ich nickte nur und erwiderte es. Ich konnte mir vorstellen, dass Mapa ihr noch sauer von damals war, aber das war doch längst vorbei, oder? Und ich empfand gerade wie Dad…diese Frau war im Grunde dafür verantwortlich, dass es mich überhaupt erst gab! Da konnten wir sie nicht draußen erfrieren lassen. Außerdem hatte sie schon was Lustiges an sich…klar wirkte sie etwas…hexenhaft in ihrer abgenutzten, schräg aussehenden Kleidung, aber sie konnte so herrlich lachen und grinsen, dass es ansteckte. Auf mich wirkte sie wie eine richtig alte Oma. Meine Großeltern sahen gegen sie zwanzig Jahre jünger aus.

„Ehm…“

„Nenn mich Hana. So hieß ich, bevor mich alle Hexe nannten.“

„Ah…okay…“

„Du wirkst noch reichlich verwirrt, Shinji. Ist ein wenig viel, hm?“

„Ja, irgendwie schon…mein Leben überrennt mich gern mal.“

„Das Gefühl kenne ich nur zu gut, Junge. Aber das wird dir noch oft passieren, glaub mir.“

„Woher bist du dir da so sicher?“, ich zog die Augenbrauen hoch, lehnte mich jedoch entspannt zurück.

„Weil ich es weiß, mein Lieber. Ich weiß so einiges, was ihr alle nicht wisst.“

„Kannst du in die Zukunft schauen?!“

„Das kann ich dir nicht verraten. Betriebsgeheimnis. Außerdem gibt es keinen Menschen, bei dem alles so im Leben verläuft, wie er es gern hätte.“

„Ach manno!“

Sie begann zu kichern. „Du bist süß…die Anteile deiner Eltern sind gut in dir verteilt.“

„Das….klingt eklig…“, ich verzog das Gesicht.

„Ach was, so ist das nun mal.“

„Ich brauch keine Biostunde.“

„Wie du meinst. Aber du wirst das auch schon noch rausfinden.“

„War das eine Anspielung auf meine Zukunft?!“, freudig stützte ich mich nach vorn und blickte sie erwartungsvoll an- nur um gleich eine Abfuhr zu kassieren.

„Du bist zu neugierig, Shinji. Manchmal muss man nicht alles wissen. Aber…du warst heute bei dem Mädchen, dass dir gefällt, oder?“

„Was?“, ich wurde rot, versuchte meinen Hals aus der Schlinge zu ziehen, aber bei ihr war das wahrscheinlich sowieso sinnlos. „Eh ja…“, gestand ich deshalb.

„Sie hat ein sehr lebhaftes Wesen…sowas ist gut. Mädchen sollten ihre Meinungen sagen können.“

„Find ich auch…“, murmelte ich unsicher darüber, was ich antworten sollte.

„Kämpf um sie.“

„Bitte was?!“

„Du hast mich schon verstanden. Zeig ihr, dass sie dir was bedeutet.“

„Das…das geht nicht…wir kennen uns nichtmal ein Jahr und…die Band…“

„Ach was! Sowas ist doch kein Hindernis. Man muss Risikos eingehen. Sonst hätte ich damals nie meinen Mann -Ignaz sei seiner Seele gnädig- bekommen.“

„Echt?“, interessiert hob ich eine Braue.

„Na klar. Er wollte mit mir widerspenstigem Ding damals auch nichts zu tun haben. Aber dann-“
 

„Seid ihr dann fertig mit euren Schauergeschichten?“, Mapa lehnte im Türrahmen und betrachtete uns.

„Ey! Es ging um Mädchen!“, entrüstete ich mich.

„Sag ich ja, Schauergeschichten. Und jetzt kommt, dass Essen ist fertig. Du hast sicher auch schon wieder Hunger, Shinji.“

„Nicht wirklich…“

„Es ist aber genug übrig, also komm.“

„Na gut…“, seufzend erhob ich mich und ging Richtung Küche; Hana folgte mir. Ich sah zu Mapa. Er schien noch geschockter als ich. Anders konnte ich mir seine relativ ruhigen Reaktionen nicht erklären. Ich konnte das ‚Error‘ auf seiner Stirn quasi leuchten sehen.
 

~*~
 

Mittlerweile waren ein paar Monate vergangen.

Es war tief im Winter, es lag sogar etwas Schnee und hey, meine Band erfreute sich trotzdem bester Gesundheit.

Ja, uns gab es noch immer.

Satoru hatte zwischendurch mal noch eine Erkältung gehabt, aber die hatte er gut überstanden. Bei ihm war es ja besonders wichtig. Und dennoch…hatten wir Bandmäßig keine Fortschritte gemacht. Wir hatten uns jedoch vorgenommen, im Sommer irgendetwas zu unternehmen. Entweder, uns bei irgendwelchen Labels zu melden oder zu Talentwettbewerben zu gehen oder irgend sowas in der Art. Solange übten wir eben noch weiter.
 

Miyavi hatte seinen Schützling ebenfalls schon besucht. Das war ganz aufregend für uns gewesen, als er da grinsend zur Tür reingekommen war und sich kurzerhand auf unserer Couch niedergelassen hatte. Nabu hatte wie immer den Telleraugenmann gespielt, auch Satoru war überaus sprachlos, doch dann hatten wir ihm schließlich etwas vorgespielt- und er fand es sogar gut.

Er hatte Satorus Stimme gelobt, sie sei einzigartig wie er meinte. Nabu fand er nach eigenen Angaben einfach nur genial, was diesen natürlich freute. Er bekam den Ratschlag, so zu bleiben wie er war, was der Farbtopf natürlich sofort kräftig bejahte. Was mir jedoch am wichtigsten war: Ihm hatte mein Spiel auch gefallen. Er meinte, ich würde sehr gut mit Lovelie harmonieren, und das freute mich natürlich sehr. Mein Herz sprang mir vor Aufregung zwar fast heraus, aber ja, ich war glücklich! Uns fand außer unseren Eltern auch noch jemand anderes toll. Und dann auch noch einer der ganz großen, japanischen Gitarristen! Schon einmal ein Fortschritt, yeah.
 

Mapa hingegen wusste noch immer nicht, wer Lovelie war. Er kannte sie auch immer noch nicht, hatte aber auch scheinbar erst einmal kein Interesse, sie kennen zu lernen, was ich sehr schade fand… Aber er hatte seine Gründe. Immerhin war sein Gipsbein wieder weg und er stürzte sich nur so in die Arbeit. Sie waren schon wieder auf Tour quer durch Japan, weshalb ich und Satoru zurzeit wieder allein waren.
 

Naja, fast allein.

Hatte ich schon erwähnt, dass Hana noch immer bei uns war? Nein? Gut, dann sagte ich es jetzt.

Hana war noch immer bei uns.

Und sie wohnte noch immer in unserer Abstellkammer. Aber da gefiel es ihr auch, sagte sie.

Warum sie noch dort war?

Naja, Mapa war dafür gewesen, sie in ein Altenheim zu stecken.

Jedoch wollten Dad und ich das nicht und redeten ihm ein, dass das extrem teuer sei. Darauf hatte er nun auch wieder keine Lust gehabt und erneut entfachte die Frage:

Was machen wir mit ihr?

Schließlich war es Hana gewesen, die den rettenden Vorschlag hatte.

„Michio, ich weiß, du willst mich los werden. Ich würde ja auch gehen, jedoch haben deine beiden Männer große Angst um mich, wenn ich ihre Gesichter richtig deute. Also möchte ich dir etwas anbieten, um nicht weiter zur Last zu fallen: Ich wohne erst einmal weiter hier, auf unbestimmte Zeit, also bis ihr mich nicht mehr wollt. Dafür kümmere ich mich um euren Haushalt, eure Katzen und alles was eben so anfällt, wenn ihr auf Tour seid. Ich würde mich auch für den Garten anbieten, doch da ist im Moment nicht so viel zu tun dank des Schnees, denke ich…Ach und auf Shinji würde ich natürlich auch aufpassen. Ich weiß doch, wie viel Angst du immer hast, ihn allein zu lassen.“

Ich glaubte bis heute, dass dieser Satz das Entscheidende gewesen war, das Mapa eingewilligt hatte. Ein ungewöhnlicher Deal, aber Mapa hatte einfach immer noch zu viel Angst um mich. Deshalb ließ er sich aus eigenen Angaben auch auf diesen ‚Vertrag mit dem Teufel‘ ein.
 

Und so war die Zeit bis zum heutigen Tag eben vergangen. Meine Eltern waren auf Tour und Hana kümmerte sich um alles. Sie kochte mir lecker essen und erledigte sonst alles im Haus- Mapa hatte sie natürlich vorher genauestens getestet, weil er Angst gehabt hatte, sie könne mich vergiften oder dergleichen. Aber gut, ich hatte Glück gehabt, ihm war kein schlechtes Haar an ihr aufgefallen.

Ich kam gerade von Satoru zurück, als sie mich auch schon lächelnd empfing.

„Shinji! Endlich bist du da, Junge.“

„Ich war doch gar nicht so lange weg…“

„Doch, deine Anwesenheit hat mir gefehlt…außerdem hat deine Tante angerufen.“

„Wer? Nana?!“

„Ja. Sie hat dich eingeladen.“

„Zu was? Wann? Wo?“

„Na na, ganz ruhig. Du bist eingeladen für dieses Wochenende bei ihr zu sein. Du wirst dort auch übernachten, Jungchen. Also such dir schon mal Schlafsachen und Zahnbürste zusammen…und die frische Unterwäsche, die ich dir hingelegt habe.“- Okay…das war etwas gruselig, wenn sie sowas sagte.

„Okay…mach ich…Aber was ist mit Satoru? Der ist das Wochenende allein? Oder gehst du zu ihm?“

„Nein, ich komme mit dir mit.“

„Was?!“

„Deine Tante hat mich eingeladen. Sie ist ein wunderbarer Mensch. Auf jeden Fall werde ich dieses Angebot nicht ablehnen…ach und keine Sorge um Satoru. Nachdem du wieder losgemacht bist von ihm, habe ich bei ihm angerufen…er wird das Wochenende bei Nabu übernachten, damit er nicht so allein ist. Sie wollen morgen von Nabu’s Freundin der Schwester beim Malern helfen.“

„Was? Ja aber…? Uh, ich will gar nicht wissen, woher du wusstest, wann ich von ihm los bin. Und was er alles vor hat…“

„Ich sagte dir ja bereits: Betriebsgeheimnis.“, grinsend faltete sie das Geschirrtuch in ihren Händen zusammen. Ich betrachtete sie lächelnd dabei. Momentan sah sie wieder richtig hübsch aus. Dad hatte ihr neue Kleidung gekauft gehabt und zusammen mit Mi-chan haben wir ihr eine neue Frisur verpasst. Jetzt sah sie viel gepflegter und mindestens 10 Jahre jünger aus. Wie eine gutmütige, liebe Omi. Nicht wie eine alte, zerfetzte Hexe wie noch zuvor. Und ganz ehrlich? Ich hatte mich schon an sie gewöhnt. Sie war wie eine dritte Oma.

„Na dann, pack deine Tasche! Nana kommt in einer Stunde, um uns mit dem Wagen abzuholen. Und zieh dir Chiyokos Lieblingskleidung von dir an…wenn du kommst, wird sie sich sehr freuen, dich in den Sachen zu sehen, weil sie schlechte Laune hat.“

„Warum…?“

„Ach, sie hatte Ärger mit einem Klassenkammeraden…die Jugend halt. Deshalb mach ihr eine Freude und zieh das blaue Oberteil an.“

„Okay, mach ich.“, grinsend verschwand ich nach oben. Ich hatte schon lange aufgegeben, hinter ihre Geheimnisse zu steigen. Ich wusste nicht, wie sie das machte, aber eins war klar: Hana wusste weitaus mehr, als man zuerst von ihr dachte. Aber bis jetzt hatte sie mit ihren ‘Weissagungen‘ immer Recht gehabt, also verließ ich mich auch diesmal darauf.
 

Ich schlüpfte in besagtes blaues Oberteil -ein dunkelblauer Pulli, wenn man genau sein wollte- und zog mir noch eine andere Hose an, bevor ich im Bad verschwand, um mir meine Haare zu machen. Ich wusste doch, wie sehr meine Chiyoko drauf stand, wenn ich mir die Haare machte. Sie war schon eine süße Maus… Und ja, ich freute mich, meine Cousine endlich mal wieder zu sehen.

Noch frisch einparfümieren, dann ging ich wieder nach unten. Hana beäugte mich und schnupperte an mir, ehe sie zu strahlen begann. „Du bist so ein hübscher, junger Kerl…wäre ich doch nur etwas jünger!“

„Oh, na ob das Mapa gefallen würde~“, lachte ich nur und drückte sie einfach. In den letzten Wochen war sie mir ziemlich ans Herz gewachsen…ach, ich sollte nicht immer so leichtfertig mein Herz verschenken. Sah man ja bei Love, was da rauskam…

„Ach, den würde ich schon rum bekommen…Aber keine Sorge, du findest schon noch jemanden für dich.“

Ich seufzte nur und lehnte mich länger als beabsichtigt an sie. „Wann denn, Hana, wann denn…ich bin schon über 19…ich werde langsam alt.“

„Ach, du bist noch knackig und blutjung! Ich sag ja, wenn ich jünger wär!“

Erneut musste ich lachen, „Wir hätten uns sicher gut verstanden.“

„Sicher, aber ich glaube, wir wären nur Freunde geblieben, mein Junge. Ich sehe in dir in vielerlei Hinsicht meine Enkeltochter.“

„War sie so wie ich?“, entkam es mir verblüfft.

Traurig neigte sie den Kopf, „Naja, sie hat so schön gelächelt wie du und strahlte dieselbe Lebensenergie aus…. Aber hey, man sollte der Vergangenheit nicht nachtrauern. Ich gehe mich auch mal umziehen.“, damit lief sie lächelnd weg. Nachdenklich blickte ich ihr nach.

Mein Bild von Hana war ganz anders, als ich selbst erwartet hatte. Mapa hatte sie als alte, böse Hexe beschrieben. Und ich hatte mich schon als Kind vor der großen Unbekannten aus seinen Geschichten gefürchtet. Insgeheim war ich aber auch neugierig gewesen und war ihr dankbar gewesen…ohne sie würde ich ja nicht existieren. Und als ich sie nun kennenlernte, war sie völlig anders.

Das böse Hexengesicht in meiner Vorstellung war ersetzt worden durch das liebevolle Lächeln einer alten, manchmal etwas eigenen und schrulligen Frau, die es liebte, Mapa zu ärgern.
 

Schmunzelnd ging ich mir meine Schuhe anziehen, schlüpfte in meine Jacke, bevor Hana auch schon wieder zu mir stieß. Sie trug ein langes, dunkellilales Kleid, um ihre Schultern hatte sie sich ein dunkles Tuch gelegt und vorn zusammengeknotet. Ich schmunzelte, bevor mir jedoch etwas einfiel.

„Was ist mit unseren Katzen?! Die können wir doch nicht die ganze Zeit allein lassen..!“

„Oh doch, das können wir, mein Junge. Ich habe Vorkehrungen getroffen.“

„Welche?“

„Sei doch nicht immer so neugierig! Ihnen wird es gut gehen, versprochen. Und jetzt lass mich mal an meine Schuhe, Großer.“

„Okay…ich gehe schauen, ob Tante Nana schon kommt…“

„Mach das…sie ist gleich da…“

Wie Hana sagte: Ich trat hinaus und lief vor zum Tor, als ich auch schon Tante Nanas Auto sehen konnte. Kopfschüttelnd betrachtete ich den Wagen. Verdammt, ich wollte mich doch nicht mehr fragen, wie die Frau das machte!
 

Also lief ich stattdessen freudig vor und öffnete das Tor, trat auf den Fußweg und wank meiner Tante. Sie gab mir Lichthupe und parkte nur wenig später bei uns vor dem Grundstück. Nur Sekunden später kam sie auf mich zu und drückte mich an sich. „Oh Shinji mein Engelchen! Ich hab dich vermisst, mein Liebslingsneffe!“

„So viele hast du ja nicht…“, nuschelte ich in ihre Jacke und drohte, dank ihrer Umarmung noch zu ersticken. Doch da ließ sie mich gütiger Weise wieder etwas lockerer.

„Das Wochenende wird so toll. Ich hab ganz viel gekocht, das ich an dir ausprobieren will. Und deine Klamotten muss ich dir mal noch schenken! Und Chiyoko wartete schon auf dich…sie hat gesagt, du bist heute ihr einziger Lichtblick. Sie hatte irgendwie Stress wegen irgendeiner Gruppenarbeit, meinte sie…naja.“

Boar, Hana hatte Recht gehabt. Aber: Hatte ich denn etwas anderes erwartet? Nein, wahrscheinlich nicht. Jedoch blickte ich sie skeptisch an: „Was willst du bitte an mir ausprobieren…?“

„Ein paar neue Rezepte. Wenn du sagst, es schmeckt nicht, dann koche ich das nie wieder.“

Ich stutzte, „Das willst du an mir fest machen?!“

„Ja. Du hast einen vielseitigen Geschmack und isst weitaus mehr, als meine Familie. Wenn es dir nicht schmeckt, dann auch keinem anderen.“

„Aha…“

„Aber hey, wie rennst du eigentlich schon wieder rum!“

„Wie renne ich denn rum?“

„Na so halt!“

„Wie so…?“, fragend blickte ich an mir herab. Sah ich denn so schlimm aus…?

„Na schau dich doch mal an! So kannst du doch nicht rumlaufen! Das ist viel zu kalt für diese Jahreszeit. Aber das hatte ich mir fast gedacht. Hier, mach dir denn um.“, Sie gab mir einen schwarz-blau gestrickten Schal. Verwundert nahm ich ihn an. „Danke…hast du den gemacht?“

„Nein, den soll ich dir geben, von Chiyoko aus.“

„Echt jetzt?!“

„Ja, klar. Sie macht das jetzt schon seit einer Weile. Hübsche Sachen, die sie da schafft, musst du dir mal anschauen. Eigentlich wollte sie ihn dir erst nachher schenken, aber ich meinte, ich weiß doch, wie du rumläufst.“

„Danke Tantchen.“, ich drückte sie glücklich.

„Ach was. Ich sag ja…bei mir hättest du es viel besser als bei meinem Zickenbruder~“, stichelte sie. Jedoch funkelten ihre Augen so, dass man wusste, dass es nur ein Scherz war.

„Ach was, ich lebe gut bei ihm. Sonst bin ich auch dicker eingepackt..“

„Ach, und wenn er weg ist, bist du da lockerer.“

„So in etwa. Aber Hana passt ja jetzt auf mich auf.“

„Stimmt, ich freu mich schon, sie kennenzulernen. Wo ist sie denn?“

„Irgendwo…ach da! Hana-chan, komm!“

„Ja, ich komme ja schon, Jungchen! Eine alte Frau ist kein Teezug.“, langsam lief sie die Stufen herab und kam zu uns gelaufen.

„Was hast du denn noch für Taschen?“

„Na ich hab doch gesagt, pack dir Sachen ein. Aber du hast ja nicht gehört! Hier, da ist dein Zeug drin, Junge. Und ich nehme meine Sachen natürlich auch mit, die ich brauche. Und du bist dann sicher die reizende Schwester von Michio? Hallo, ich freue mich, dich kennen zu lernen.“

„Ganz meinerseits. Sie sind die gute Frau, die Michio verhext hat?“

„Richtig, aber das ist lange her.“

Plötzlich griff Nana nach ihrem Arm.
 

„Ich liebe Sie. Ich habe Jahrelang nach dem richtigen Mittel gesucht, meinen Bruder zu ärgern. Erst dadurch bekam ich eine neue Grundlage für Witze und Späße.“

„Ach, kein Problem. Und sieze mich nicht mein Kind, ich bin alt, aber nichts Besseres. Nenn mich Hana.“

„In Ordnung…Hana. Na dann…steigt ein ihr beiden!“, lächelnd hielt Nana ihr die Tür auf, während ich vorn neben den Fahrersitz rutschte. Schmunzelnd betrachtete ich meinen neuen Schal und roch daran. Ah…er roch ganz nach Chiyoko. Ich liebte ihr süßliches Parfüm. Es war ein gänzlich anderer Geruch als Mi-chans, aber ich mochte ihn genauso sehr.

„Sind alle angeschnallt? Ich fahr jetzt los.“, drang wenig später Nanas stimme zu mir, weshalb ich aufsah. Sie bemerkte meinen verträumten Blick und begann zu grinsen. „Du kannst dich gleich bei ihr persönlich bedanken.“

War das etwa so offensichtlich gewesen, dass ich daran gerochen hatte? Peinlich berührt blickte ich nach vorn auf die Straße und lauschte den Geräuschen des Autos und Hanas Stimme, die ab und an zu hören war.

„So viele neuen Dinge, die ich hier erlebe…ich glaube, ich bin seit Jahrzehnten in keinem Auto mehr mitgefahren…“

„Dann wird es Zeit.“, grinste Nana nur und beide begannen sich über Dinge zu unterhalten, die ich entweder schon kannte, oder die mich nicht wirklich fesselten, weshalb ich meinen Kopf zurücklegte und ein wenig weiter träumte…von einigen Melodien, die mir durch den Kopf gingen…und von Mi-chan, unserer süßen Gitarristin mit der lustigen Familie…
 

~*~
 

„So, wir sind da. Alle Mitfahrer werden aufgefordert, die Kutsche zu verlassen. Auch die, die gerade noch vor sich daher träumen.“, scherzte Nana neben mir und öffnete die Autotür. Fragend blickte ich auf. Oh, wir waren schon da…verdammt, Hamster! Du solltest nicht immer so sehr abdriften! Wenn dann schlaf richtig…

Es war schon erschreckend, wie oft ich tagträumte. Ob das überhaupt noch gesund war…? Ich entschied mich, Tante Nana oder Hana lieber nicht danach zu fragen, sondern stieg lieber ebenfalls aus und folgte ihnen zum Haus. Automatisch musste ich wieder lächeln. Ich war so gern hier und mochte dieses Haus…klar war ich auch gern bei Satoru, aber dieses hier besaß für mich mehr Magie, gerade eben, weil ich so selten hier war.
 

Eilig lief ich Tantchen hinterher und trat in den Hauseingang, nur um mir gleich meine Schuhe auszuziehen und in die Pantoffeln zu schlüpfen. Onkel Saoto kam uns gerade entgegen und blickte erst ein wenig überrascht, dann jedoch ziemlich freundlich drein.

„Was schaust du denn so? Hast du was schlimmes angestellt?~“

„Ich doch nicht.“, ging er auch sofort darauf ein und nahm sie in den Arm, küsste ihren Haarschopf.

„Nein, ich war eigentlich nur ziemlich überrascht, dass ihr so schnell da seid. Hatte gedacht, man fährt länger zu Michio.“

„Hm, der Verkehr war heute ganz okay. Aber egal jetzt…schau wen ich dir mitgebracht habe. Shinji, meinen liebsten Lieblingsneffen und das ist Hana, die neue Mitbewohnerin im Hause Matsumura/Shimizu, sehr zum Leidwesen Michios.“, Tante Nana lachte teuflisch, ehe sie ihren Mann freigab, damit dieser uns lächelnd begrüßen konnte.

Ich drückte meinen Onkel und überließ ihn dann Hana, ehe ich mich wieder Nana zuwandte. „Wo ist denn Ch-“
 

Ich wurde unterbrochen von einer laut zeternden Person, die die Treppe runterkam. „Paps, die Nachbarn haben schon wieder ihren Müll an unseren Zaun geworfen! Das ist eklig!“, wetterte sie herum und kam noch die letzten Treppenstufen hinab, ehe sie ihren Blick hob und erstarrte. Aus dem Wutgesicht wurde erst ein überraschter Ausdruck, ehe sie breit zu strahlen begann und auf mich zurannte.

„SHINJI! Oh Kami-sama, du bist da! Du bist wirklich da! Oh, das versüßt mir doch gleich den Tag!“, rief sie fröhlich und knuddelte mich so fest sie konnte. Und das war wirklich fester, als ich von ihr erwartet hatte. So viel zum Thema Mädchen waren nicht stark.

„Chi…ich…keine Luft…!“, brachte ich irgendwie hervor, weshalb sie erschrocken abließ, mich musterte, dann wieder grinste und meine Wangen abknutschte. Ach ja, hätte ich solch eine Wirkung doch auch bloß auf gewisse andere Mädchen.

„Ich freue mich, dass du dich so freust…aber hey, du tust, als hätten wir uns 20 Jahre nicht gesehen.“, lachte ich nur und umarmte sie nun endlich mal richtig.

„Quatsch nicht…ich hab dich einfach nur vermisst, du Blödi. War eine bescheuerte Woche und da brauche ich jetzt einfach was von deinem Sonnenschein. Und hey, das Oberteil steht dir.“

„Danke, ich weiß.“, schmunzelnd blickte ich zu Hana, die mir nur zuzwinkerte.

Nana währenddessen, die wie alle anderen nur still beobachtet hatte, begann lautstark loszuprusten.

„Chiyoko~ Ich habe dir aber eigentlich gesagt gehabt, dass ich Shinji abholen fahre. Du hast mir doch extra noch den Schal gegeben.“

„Wirklich? Ja, kann sein…du weißt, ich bin heute etwas durch den Wind…“

„Ah genau, der Schal!“, fiel es mir wieder ein, „Vielen Dank dafür, Chi! Er ist schön kuschelig und ich wusste gar nicht, dass du sowas jetzt machst?“

„Ich mach das schon eine ganze Weile.“, meinte sie verblüfft, lächelte dann jedoch sanft. „Es macht Spaß und beruhigt.“

„Und es scheint wieder ganz schön In zu sein bei euch jungen Leuten.“, schmunzelte ihre Mutter.

„Mir egal, ich mach es für mich, nicht, um mit irgendeinem Trend mitzugehen.“

„Das ist die richtige Einstellung. Ich fand es auch sehr schön, als du mich danach gefragt hast, Maus.“

„Naja, ich bin noch nicht so gut wie du…aber…“, sie drehte sich wieder mir zu und schaute etwas verlegen aus, „…aber der Schal wirkte so gut gelungen, deshalb dachte ich, ich schenke ihn dir. Einfach so, weil du mein Lieblingscousin bist.“

Ich musste lachen, „Du fängst schon an wie deine Mutter!“

„In der Tat, Chi. Aber gut, unterhaltet euch ruhig noch ein paar Minuten, ich decke in der Zeit den Tisch.“

„Oh, ich helfe dir.“, damit verschwanden Nana und Hana auch schon. Onkel Saoto blickte ihnen nach, zuckte die Schultern und meinte: „Dann…ja…ich bin mal noch eben die Fische füttern im Garten. Da schau ich mir gleich mal an, was du sagtest wegen der Nachbarn…“

Und so war auch er weg.
 

Chi drehte sich mir zu und strahlte. „Ich hab dich wirklich vermisst. Wir haben uns lange nicht gesehen.“

Schuldbewusst zog ich bei ihrer Schmollschnute den Kopf ein. „Tut mir leid…es ging halt nicht eher…“

„Jaja~ Ist sicher nur das Mädchen schuld.“

„Welches Mädchen?“, erschrocken blickte ich sie an. Darauf begann meine liebe Cousine nur zu lachen. „Na eure Gitarristin! Shinji! Wo bist du mit deinen Gedanken? Du hast mir doch von ihr geschrieben! SMS und Mail, schon vergessen?“

„Ach ja, stimmt…“

„Oha, ich sehe schon. Die Kleine hat dir gewaltig den Kopf verdreht.“

Ertappt kratzte ich mir am Kopf. „Ehm…kann schon sein…“

Ehe ich jedoch noch weitere Rechenschaften ablegen musste, drang zum Glück schon Tante Nanas „ESSEN!“-Ruf quer durchs Haus. Lächelnd zog ich Chi deshalb schnell mit, bevor sie noch etwas sagen konnte.
 

~*~
 

Das musste ich Tantchen lassen: Sie hatte wunderbar gekocht; wie eigentlich immer, wenn ich von ihren Speisen kosten konnte. Neugierig beobachtete ich meine Familie. Onkel Saoto war wie immer recht ruhig und genoss einfach das Essen. Chiyoko auch, doch sie lauschte offensichtlich den Gesprächen zwischen Hana und Nana und klinkte sich ab und an ein. So wie Hana und Nana aussahen, mochten sich die beiden. Das fand ich schön, andererseits aber auch nicht so gut, zumindest nicht für Mapa…der arme würde jetzt noch mehr Widerstand gegen sich vorfinden.

Gemütlich lehnte ich mich wieder zurück und aß weiter.
 

Nachdem alle fertig waren, räumten wir pflichtbewusst gemeinsam auf, bevor sich jeder woanders hin verabschiedete. Tante Nana jedoch hielt mich noch einmal auf. „Shinji, warte….hier hast du die Oberteile, die ich dir vor Ewigkeiten versprochen hatte.“ Und schon hatte ich einen Stapel Klamotten auf dem Arm.

„Oh…danke, Nana. Ich werde sie gleich anprobieren, denke ich.“

„Oho, dann komm mit zu mir hoch~“, Chi wackelte mit dem Augenbrauen, lachte dann jedoch. Nana schmunzelte, dann lief sie wieder ins Wohnzimmer. Ich drehte mich um und folgte meiner Cousine.

„Das war übrigens ein Scherz, Shinji.“, klärte mich jene auf der Treppe auf, „Du kannst dich ruhig bei mir umziehen. Aber ich tu dir nichts.“

„Ich weiß…andererseits wäre ich auch recht entsetzt von dir, meine liebe.“

„Entschuldige.“, lächelte sie nur und schob ihre Zimmertür auf, „Zurzeit gehen die Pferde manchmal mit mir durch…“

Staunend trat ich ein. „Du hast ja schon wieder umgeräumt!“

„Das müsstest du doch langsam wissen. Außerdem brauchte ich Platz für mein Strickzeug~“, lachend fiel sie auf ihr großes Bett und streckte sich aus. Ich blickte mich erst noch ein wenig um und setzte mich schließlich zu ihr.

„Na los, probier die Sachen an.“

Ich schielte sie gespielt misstrauisch an. „Du willst doch nur spannen..~“

Sie begann zu lachen, „Klar doch, Shin. Aber hey, ich fühle mich gut. Ich sehe hier Dinge, die deine Kleine nicht sieht..~“

„Nenn sie nicht immer Kleine…“

„Aber sie ist doch jünger als wir, oder?“

„Ja schon, aber sie benimmt sich weitaus älter…naja.“, ich lächelte schief. Für mich war es einfach nicht okay, jemanden so großartigen wie Mi-chan zu versuchen zu beschreiben. Das konnte ich nicht..

„Erzähl mir von ihr. Du hast geschrieben, sie spiele sehr gut. Und ihr Dad sei berühmt…“

„Richtig, ist er auch. Ihr Vater ist Miyavi, falls du den kennst.“

Darauf starrte sie mich nur an, ehe sie mich bei beiden Schultern packte.
 

„MIYAVI?! DER Miyavi?! Spinnst du; na klar kenne ich den! Ehrlich, du hast seine Tochter in der Band?! Oh krass!“, sie fing an freudig zu kreischen. Ich lachte nur, ehe mir die Tonhöhe doch etwas zu schrill wurde und ich ihr einen Finger an die Lippen legte. „Ist ja gut, Mensch. Ich bin immerhin auch der Sohn eines Stars. Zweier sogar.“

„Ja, sie ja auch! Aber hey, bei ihr ist das dann was anderes, ich kenne ihre Eltern ja nicht von klein auf persönlich und oh hey, welche seiner Töchter hast du in der Band?“

„Oh, du scheinst sehr gut informiert. Die Älteste.“

„Klar bin ich gut informiert! Miyavi ist einer der ganz wenigen Stars, der Fotos von sich mit seinen Kindern zeigt! Das ist soooooo cool!“

„Oh man, beruhige dich wieder!“, lachend schloss ich meine Arme um sie und ließ mich mit ihr nach Hinten kippen. Chi lachte nur und kicherte vor sich daher, ehe sie sich an meine Brust kuschelte und sich langsam wieder beruhigte. Ich ließ sie und streichelte ihr durch die Haare, blickte dabei schmunzelnd an ihre Decke.
 

„Oh man…“, murmelte sie schließlich und drehte sich etwas, nachdem sie sich beruhigt hatte, „Wenn uns jemand so sieht, muss er sonstwas denken.“

„Ach, du und deine Gedanken immer. Die wissen doch alle, wie lieb wir uns haben…außerdem sind wir verwandt.“

„Na und? Im Grunde dürften wir sogar heiraten!“

„Willst du das denn?~“

„Was?“, ein verwirrtes Blinzeln seitens Chi, dann schlug sie mir lachend ein Kissen ins Gesicht, „Spinner!“

„Immer wieder gern stets zu Diensten.“

„Ja ja, du. Ich meine ja nur…“

„Ach was. Mapa wäre sicher sogar noch glücklich, lieber dich in der Familie willkommen zu heißen als irgendjemand anderes…“

„Kennt er deine Gitarristin?“

„Noch nicht persönlich.“

„Waaas?! Aber sie ist doch jetzt schon so lange bei euch dabei!“

„Ich weiß…aber sie haben beide jetzt wieder Stress, weil sie ja wieder auf Tour sind…und davor gab es halt auch noch so viel zu erledigen, dass es sich nie ergab. Dafür kenne ich schon ihre Familie.“

„Echt?! Boar, das musst du mir heute alles haargenau erzählen. Ich bin neugierig.“

Lachend nickte ich. „Klar, mach ich, Süße. Aber zuerst…probiere ich das hier an.“, damit schob ich sie sanft von mir und zog meinen Pullover aus, nur um mir einen anderen, dünnen, aber sehr schönen von Tante Nana zu nehmen. Chi schnupperte in der Zeit an meinem Pulli. „Ich mag deinen Duft..“, schwärmte sie schmunzelnd.

„Ich deinen auch…schau, steht mir das?“

Ihre Augen wurden groß als sie zu mir aufblickte, ehe sie zu ihrem Spiegel deutete. „Schau selbst, ob es dir gefällt.“ Ich zögerte nicht lange und trat dorthin. „Wow…Tante Nana trifft doch echt immer wieder meinen Geschmack…“

„Geil, oder? Manchmal denke ich, Mama wünscht sich, ich wäre ein Junge.“, lachte sie, weshalb ich mich verwirrt umdrehte. „Ein Junge? Nein, ich glaube nicht. Sie kauft dir gern Kleider und so.“

„Ja, okay, stimmt…Vielleicht wünscht sie sich manchmal auch einfach noch ein Kind.“

„Warum hat sie nicht noch eins? Bei mir ist es ja klar, Mapa wollte nicht und so…“, murmelnd zog ich mir nebenbei den Pullover wieder aus und schlüpfte in das Nächste- ein T-Shirt.

„Weiß nicht…im Nachhinein scheint sie es wirklich zu bereuen.“

„Ach was. Sie hat eine wundervolle Tochter. Und mich. Das reicht voll und ganz.“

„Du eingebildetet Sack!“, lachend bekam ich wieder ein Kissen gegen den Kopf.

„Hey! Hamster können unter Kissen ersticken, meine liebe!“

„Ach…dann mach ich Wiederbelebung…so ein Fingerchen auf die Hamsterbrust und dann geht’s los mit der Herz-Druck-Massage.“

„Keine Mund-zu-Mund-Beatmung?~“

„Das hättest du wohl gern!“

Wir begannen beide zu lachen und ich probierte noch die restlichen Sachen an. Tante Nana hatte wirklich super ausgesucht.
 

„Und? Zufrieden?“

„Klar. Deine Mutter hat ein gutes Auge, was sowas betrifft.“

„Sie ist ja auch jung geblieben…ich bin froh, nicht so eine spießige Mom wie manche aus meiner Klasse zu haben.“

„Na eben…du bist jetzt auch an der Uni, oder?“

„Ja, eigentlich schon. Ich sag immer noch Klasse.“, lachte sie nur. „Ist doch nicht schlimm. Aber wie findest du es?“

„Gut, sehr gut. Ich bin froh, etwas Kreatives machen zu können und nicht auf so eine Standartuni zu müssen…“

„Ach, deine Eltern sind da eigentlich ganz gut drin, auf deine Wünsche einzugehen.“

„Ich weiß. Mama meinte sowieso, dass es nur Sinn macht, wenn es mir Spaß macht.“

„Eben.“

„Hm…wie lange habt ihr noch?“

„Naja, ich werde dieses Jahr 20…wenn alles klappt, dann in zwei Jahren.“

„Aber dir wäre die Musik lieber, nicht wahr?“
 

„Ja. Aber Mapa will, dass ich das erst beende. Außerdem müssen wir erst schauen, wie wir die Band bekannter machen. Im Sommer will Satoru uns ein paar dieser Parkfestivals raussuchen, auf denen sie immer neue Bands casten, du weißt schon. Und ja….mal sehen, ob wir Glück haben.“

„Ich wünsche es euch sehr. Ich liebe eure Musik und ich finde, ihr habt wirklich Talent. Okay, ich mag zwar keine Ahnung von Musik haben, aber immerhin reicht mein Wissen noch soweit, dass ich mir sicher bin, dass euch viele Mädchen lieben werden. Sicher auch Jungs, klar, aber die Masse sind sicher lauter Fangirls, die ihr euch dann mit nach Hause nehmen könnt~“, kichernd rollte sie sich auf dem Bett herum, während ich nur die Augen verdrehte.

„Was will ich denn mit Fangirls?“

„Weiß nicht…jeder Rockstar hatte doch sicher schon mal welche im Bett.“

„Also bitte, Chi! Sag sowas doch nicht…! Außerdem stimmt das nicht. Mapa hatte sicher keine Fangirls im Bett.“

„Was denn? Ist doch so. Ist doch nichts Schlimmes. Und naja…dann eben Fanboys.“

„Ist es wohl! Ich werde sicher nicht irgendwelche fremden Mädchen mit ins Bett nehmen…“, das Entsetzen darüber war mir deutlich anzuhören. Ich war ein lieber, kleiner, flauschiger Hamster! Und nicht einer mit Punkerfrisur, Kippe, Sonnenbrille und Lederjacke, hinter dem noch zwanzig Hamsterinnen standen.

„Vielleicht ja doch~“, stichelte Chi weiter und lachte, ehe sie zu überlegen begann. „Immerhin…deine Lovelie wird sicher irgendwann einen Freund haben, wenn du dich nicht traust, sie zu fragen.“

„Schön…dann hat sie eben einen…das wäre besser für die Band.“

„Och, du alter Märtyrer! Hauptsache die Band, nicht wahr? Mein Gott, sowas wie sie findest du sicher nicht so schnell wieder!“

„Du kennst sie doch gar nicht..!“

„Na und?! Schnapp sie dir, wenn sie dir gefällt!“

„Das sagst ausgerechnet du…?“

„Ja was denn?!“

„Du hast auch bloß keinen Freund!“

„Ich will keinen, verdammt!“

„Es gibt so viele, die dir nachsehen…ich wette, die halbe Uni schwärmt bei dir.“

„Sicher nicht. Die halbe Uni wären schon alle Kerle. Und das bezweifle ich.“

„Trotzdem…du bist beliebt. Schau dich an, du bist wunderschön.“

„Na und? Ich bin eben anspruchsvoll. Männer denken mir heutzutage viel zu sehr mit bestimmten Körperteilen.“

„Eh…?“

„Siehst du! So einen wie dich brauche ich! Du denkst manchmal zwar gar nicht, aber gut. Lieber so als anders.“

„Hey!“

„Na ist doch so.“

„Na warte!“, ich stürzte mich auf sie und rollte einmal quer mit ihr über das Bett. Chiyoko kreischte auf, ehe sie sich lachend unter mir wand, denn ich begann sie durchzukitzeln. „Gnaaaadeeeeee!“

„Erst, wenn du das zurücknimmst!“

„Nein!“

„Dann mache ich weiter!“

„Was? Neeein! Shinjiiiii! Okay gut, ich nehme es zurüüüück!“, schmunzelnd ließ ich von ihr ab.

Keuchend hielt sie sich den Bauch und rollte sich kichernd ein. „Du bist so fies.“

„Und du erst.“

„Gar nicht….“

„Doch.“

„Du bist blöd.“

„Und du erst.“
 

~*~
 

Wir alberten noch den ganzen Nachmittag herum und redeten über alles Mögliche. Über Schule und Uni, Freunde, die Band, unsere Eltern und Verwandten…und über Mi-chan und deren Familie. Ich liebte es einfach, lange mit Chi über etwas reden zu können. Sie war immer eine perfekte Ansprechpartnerin für Probleme gewesen. Ich hatte auch schon immer nichts vor ihr verstecken können. Sie hatte einfach ein Gespür für sowas. Vielleicht sollte sie doch lieber Psychologie studieren oder dergleichen..

Abendbrot nahmen wir alle wieder zusammen ein. Nana und Hana verstanden sich sichtlich, wo mir gerade wieder einfiel, dass ich mit Chi auch über diese geredet hatte. Chi meinte, sie fände Hana ganz lustig. Natürlich musste sie auch leise kichern, als Hana mich streng daraufhin wies, ja ordentlich aufzuessen, so dürr wie ich wäre. Verräterin. Sie wusste genau, dass ich zu Hause aß und aß.

Danach schaute ich mit Chi noch ein wenig einen ihrer DVDfilme, ehe sie sich säubern ging. Zurück kam sie in einem süßen rosa Nachthemdchen.

„Süßer, du kannst.“, grinste sie nur. Warum, wurde mir erst bewusst, als sie mir ein Handtuch über den Kopf warf. Über meinen Gesichtsausdruck lachte sie mal wieder nur. Toll. Gestatten? Shinji der neue Hausclown.

„Meine?“

„Das Handtuch? Klar, denkst du, ich haue dir mein benutztes über den Schädel?“

„Würde ich dir auch noch zutrauen…“

„Ich bitte dich! Das ist blau, deine Farbe. Ich habe rosa, wenn du dich mal im Bad umschaust.“

„Wie du meinst…“, ich verkrümelte mich lieber schnell, denn sie begann sich, die Zehennägel zu lackieren und das war dann doch etwas zu viel für mein empfindliches Riechorgan.
 

Nachdem ich frisch und sauber geduscht war (ich hatte mich einfach mal bei Onkel Saotos Duschgel bedient, er möge es mir hoffentlich verzeihen), lief ich zurück zu meiner liebenswerten wie wahnsinnigen Cousine. Ihre Fußverschönerung schien bereits beendet, denn sie schien quasi schon zu warten: Auf den Bauch liegend stützte sie ihren Kopf in ihre Hände und lächelte zufrieden, als sie mich erblickte. „Na endlich.“

„Wo ehm…ist der Futon?“

„Den hat heute Hana bekommen.“

„Ich dachte, ihr habt ein Gästezimmer?“

„Da steht zurzeit das Zeug vom Dachboden, da der neugemacht wird.“

„Na toll…wo schlaf ich dann?“

„Na bei mir! Wo denn sonst?“

„Ich soll mit DIR verrückten Ding in einem Bett schlafen?!“

„Ey! Du bist nicht besser, Hamsterbacke! Und jetzt komm her, mein Bett ist groß genug! Ach halt, mach vorher das Licht aus.“, sie richtete sich auf und krabbelte unter die Bettdecke. Mit hochgezogener Braue musterte ich sie, schaltete dann jedoch das Licht aus und tappte zum Bett. „Gute Nacht, Chiyoko.“

„Gute Nacht, Shin.“, sie klang etwas angepisst und schien sich an den äußersten Zipfel des Bettes zurück gezogen zu haben. Ich seufzte nur und drehte mich auf die andere Seite. Weiber.

Es dauerte nicht lange, da hörte ich es rascheln und wenig später schlang jemand seine zarten Arme um mich, bevor sich ein Gesicht gegen meinen Hals schmiegte. Wusste ich es doch. Ich kannte meine verrückte Cousine doch.
 

~*~
 

Der nächste Tag und eigentlich insgesamt das Wochenende waren viel zu schnell um. Vormittags ging ich mit Chi ein Eis essen und etwas durch den Park schlendern, dann wurde ich Nachmittags von Tante Nana im Stricken unterrichtet- ihr Versuch, es mir beizubringen, scheiterte kläglich. Ich stellte mich schrecklich dumm an, da ich es eigentlich auch nicht wirklich können wollte und es nur für Tantchen machen wollte. Während der ganzen Prozedur stand auch noch Chi neben mir und versuchte mich zusätzlich zu belehren, während Hana entspannt in einem Korbstuhl saß und sich schrecklich laut über mich kaputt lachte.

Deshalb war ich auch etwas erleichtert, als ich Onkel Saoto helfen gehen konnte. Welch Engel dieser Mann doch manchmal war… auf jeden Fall wollte er wohl ein kleines Gewächshaus in den Garten bauen, was Nana sich schon seit Jahren wünschte. Keiner wusste so Recht, was sie darin eigentlich züchten wollte, aber erst einmal haben. Gut, dass ihr Garten groß genug war, so eine Miniausgabe davon zu beherbergen.
 

Ehe ich mich versah war auch schon wieder Abend. Wir aßen noch alle zusammen Abendbrot, bevor die Zeit des Abschieds gekommen war. Morgen war wieder Uni, was ich sehr bedauerte, allerdings war dann auch wieder Probe. Chiyoko ließ mich nur schwer gehen. Sie sagt, ich wäre ihr Sonnenschein für die nächste Zeit gewesen. In ihrer Uni erwartete sie ein nerviges Projekt, wo sie wie schon gesagt Probleme mit den Mitgliedern ihrer Gruppe hatte oder so. Wie ich sie kannte, hatte ich nachher von ihr noch mindestens eine Mail und eine SMS, wenn ich zuhause war.

Onkel Saoto bedankte sich bei mir und meinte, sobald irgendwann das erste Früchtchen in dem Häuschen stehen würde, ich wieder geholt werden würde zum Probieren. Lachend hatte ich den Vorschlag angenommen.

Gemütlich fuhr Nana uns nach Hause. Ihr fiel es schwer, uns gehen zu lassen, sowohl mich, als auch Hana. Doch schließlich zwang eben letztere Nana mit den gutgemeinten Worten, dass ihr Mann bereits auf sie warte mit einer netten Kleinigkeit, wieder nach Hause. Seufzend sahen wir ihr nach.

„Eine gute Familie. Eine sehr gute Familie…“, murmelte sie vor sich daher, dann zeigte sie auf ihre Tasche. „Trag sie mir rein Junge, die ist zu schwer für meinen armen, alten Rücken.“

„Geht klar, Hana.“

„Ach du bist so ein lieber Junge. Hätte nur dein Muttertier deine, und nicht du ihre Gene.“

„Er ist ein Kerl.“, schmunzelte ich nur und lud mir die andere Tasche auf.

„Ach, papperlapapp. Tief im Inneren ist er auch bloß eine Frau.“

„Wenn du meinst…Mir eigentlich auch egal, solange ich mir sicher sein kann, dass ich ein Mann bin.“

Sie begann zu lachen. „Ach Shinji, das ist das Letzte, um das du dir Sorgen machen müsstest, aber wirklich das Letzte.“

„Um was muss ich mir denn Sorgen machen?“

„Vorerst nichts, mein Junge. Aber du wirst noch oft in deinem Leben an Stellen angelangen, wo du ratlos dastehen wirst und erst einmal nicht weiter weißt.“, sie schob die Tür auf und lief langsam hinein. Verwirrt blickte ich ihr nach und fragte mich, ob das einfach nur eine Lebensweisheit eines alten Menschen war, oder ob sie wieder in die Zukunft geschaut hatte.
 


 

~~**~~
 

Dieses Kapitel widme ich Lucel, welche unbedingt wissen wollte, ob Nanas vergessenes Geschenk aus Kapitel 4/5 eine Bedeutung hätte :D Hatte es nicht aber hey, ich habs nun eingebaut ;)
 

@Lucel: Den Gegenbesuch müsstest du bald bekommen, das kann ich dir schon verraten. Dass etwas sorgenbereitendes, wie du es formulierst, passiert, kann ich noch nicht sagen. Und ob es sorgenbereitend ist, ist glaub ich Ansichtssache, ich sehe hier sowieso einiges lockerer als meine Leser, fürchte ich xD" An einem Hizumi-Tsukasa Kapitel tippe ich gerade. Sei also unbesorgt.
 

@Sixty69Nine: Die Frage ist doch wohl eher, ob sie überhaupt was vorhat xD Es ist für mich sehr faszinierend, wie erschrocken ihr alle seid ;)
 

@KyoufunoRuna: Oh...davon hätte sich Karyu dann wohl nicht beeindrucken lassen, er kann auch kämpfen wie ein Löwe :) Aber hirnverbrannt x'D Meine arme Hana, ihr seid alle so böse zu ihr~
 

@BassNoZeroDesu: Das war der Schock^^ Aber ich freue mich schon zu erfahren, ob sich eure Meinungen noch ändern werden zu ihr^^ Ich persönlich mag sie von Beginn des ersten Teils an schon ganz gerne xD
 

@Seika-chan: Da bist du nicht allein, von den Kommis, die ich erhielt, waren fast alle geschockt und dann noch einmal sind fast alle gegen sie xD
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

19. - „Mapa, mach nun Bekanntschaft mit unserer Göttin.“

19. - „Mapa, mach nun Bekanntschaft mit unserer Göttin.“
 

Zero macht sich auf das Schlimmste gefasst
 

Ach, wie gut es mir doch ging. Ich fühlte mich äußerst zufrieden. Wir hatten gerade Tourpause und waren wieder daheim; außerdem hatte man mir vor langer Zeit den Gips wieder abgenommen gehabt! Nach wochenlangen Herumgeplage mit dem Ding trug ich jetzt nur noch einen kleinen Verband, aber das war nicht so schlimm. Ich konnte wieder einigermaßen normal, ohne Krücken gehen. Das freute nicht nur meine zwei Männer daheim, sondern auch meine lieben Kollegen. Ich war bald wahnsinnig geworden, dass sich zu Beginn vier Mann so um mich gekümmert hatten. Schön und gut, ich hatte es genießen wollen, doch das war nicht gegangen, denn die Jungs hatten mich allesamt fast wahnsinnig gemacht!

Umso glücklicher war ich also gewesen, dass der Gips abkam und ich normal mit auf die Tour konnte. Shinji war groß, er konnte allein zuhause bleiben; außerdem passte Hana auf ihn auf.

Diese Hexe.

Lebte doch tatsächlich noch immer bei uns..! Aber ich konnte sie allein wegen den anderen beiden nicht rauswerfen, sie würden mich hassen…Karyu hatte sie sichtlich gern und auch Shinji sah wohl eine Art dritte Großmutter in ihr. Naja…aber immerhin kümmerte sie sich um alles. Meine Katzen wurden versorgt und all meine Blumen gegossen. Staub fand ich auch kaum noch welchen und alles blitzte und blinkte einfach nur noch. Ich glaubte bis heute, dass sie das nicht allein hinbekommen konnte. Bestimmt nutzte die Alte ihren seltsamen Hokuspokus-Kram dazu. Weil allmählich glaubte ich Shin, der meinte, sie könne in die Zukunft schauen. Das sie hexen konnte, bezweifelte ich ja schon lange nicht mehr. Oh Kami-sama, was hatte ich mir da nur ins Haus geholt?! Ich lebte hier mit irgendeiner Dämonin als Untermieterin und verwehrte mir so wahrscheinlich ein glückliches Leben im Jenseits. Zumindest sah es ganz danach aus, als wenn mich schon jetzt sämtliche Gottheiten hassen würden..
 

Ich pustete in meine Kaffeetasse und sah gedankenverloren in den Garten.

Shinji war vor einer Weile seltsam lächelnd zu mir gekommen. Dass hatte mich schon hellhörig werden lassen. Als er mir endlich die Wahrheit ausspuckte, wär ich fast umgefallen. Unser Kleiner wurde langsam aber sicher doch erwachsen.

Es war spät bei ihm, aber langsam schien er sich doch ernsthaft verliebt zu haben. Denn er verkündete mir, dass er ganz gern mal seine Gitarristin mit nach Hause bringen und uns vorstellen würde. Immerhin kannte er schon ihre Familie und Hizumi und Tsukasa hatten sie auch schon getroffen. Streber. Trotzdem glaubte ich, dass es kein Kennenlernen in der Weise von „Das ist unsere neue Gitarristin“ war.

Wäre das so gewesen, hätte er mich eher zu einer Probe eingeladen, nicht sie zu uns. Immerhin hatte er das bei Nabu und Ken damals auch so gemacht.

Nein, dass hier schien mir eher wie etwas besonderes…oh Gott, vielleicht hatte er schon etwas mit ihr?! Nein Zero, ruhig. Das bildest du dir ein. Wahrscheinlich will er ihr nur imponieren…der Satz, dass sie auch schon Satorus zuhause kannte, schreckte mich nicht ab. Ich war und blieb der Ansicht, dass er sie mochte. Besonders mochte. Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung davon, wie Jungs sich verhielten, die sich in Mädchen verknallten. Aber ich war mir sicher, hier so einen Fall zu haben. Zwar war ich selbst als Jugendlicher nicht so ein typisch Verliebter mit rosa Bäckchen und verträumten Blick gewesen (Ich war so gewesen: Ich kam nach Hause und knallte meinen Eltern dann, nachdem sie wussten, wie es um mich stand, folgenden Satz emotionslos hin: „Mum, Dad, das ist mein Freund.“), aber hatte ich das doch bei meiner Schwester oft genug erlebt. Bei der hatte man die rosaroten Herzchen quasi um ihren Kopf fliegen sehen.

Und nun ging es meinem Sohn genauso. Ich könnte meinen Kopf gegen die Tischplatte schlagen. Hauptsache, er wurde nicht blind vor lauter Liebesherzen. Karyu fand das Ganze ja nur ‚niedlich‘ und ‚lustig‘. Blödmann. Konnte er mich nicht einmal unterstützen? Der Junge wurde eh bald 21, da war er endgültig volljährig, da konnte ich eh nichts mehr tun. Noch aber gab ich den Kampf um das unschuldige Wesen meines Sohnes nicht auf. Auch wenn ich wusste, langsam loslassen zu müssen. Das hier war ein Krieg, den ich nicht gewinnen konnte. Jedoch konnte ich die Kapitulation weiter hinaus schieben…
 

Nachdenklich musterte ich eine Schar Vögel im Garten.

Heute würde sie also kommen, die gute Gitarristin. Okay, vielleicht war sie gar nicht so schlecht. Aber noch war ich skeptisch. Dann würde es kein böses Erwachen für mich geben, wenn ich jetzt vom Schlimmsten ausging. Dann würde nur Karyus Daueroptimismus einen Schock erleiden, während ich dann sagen könnte: Siehst du! Ich habe es doch gewusst!

Oh ja, guter Plan, Michio. Lieber alles schwarz sehen, dann konnte es nur besser werden- oder eben deine Erwartungen voll erfüllen.
 

Nun galt es abzuwarten und ja…meinen Kaffee weiter zu trinken. Karyu war im Supermarkt mit Hana um noch einiges zu besorgen, Shinji war zur Bandprobe, würde jedoch bald zurückkommen…mit ihr. Kami-sama möge mich diesen Tag überleben lassen. Aber vielleicht…vielleicht war ja wirklich nur ich noch nicht soweit? Vielleicht war Shinji schon reif genug, für die Verantwortung einer Beziehung? Nicht mit ihr jetzt unbedingt, eher allgemein gesehen? Hmm…ja, aber nur weil er es vielleicht war, musste es ja nicht die Partnerin sein. Also durfte auch ich weiter alles hinterfragen und schwarz sehen, hihi.
 

Vielleicht eine dreiviertel Stunde später vernahm ich Türklingeln. Verwundert blickte ich auf, war ich doch in meinen Gedanken zu sehr versunken gewesen. Doch ein Blick auf das Schlüsselbrett verriet mir, dass nicht nur ich verträumt gewesen war, nein, auch mein Sohn. Denn dessen Schlüssel blinkte mich gerade unschuldig an, sodass ich mir sehr wohl denken konnte, WER da klingelte.

Seufzend erhob ich mich und lief zur Haustür.

Dann war es nun also soweit.

Ich schloss auf und steckte vorsichtig, jedoch mit einem kleinen Lächeln meinen Kopf heraus. „Shinji…?“

„Mapa!“, lachte dieser auch schon freudig und fiel mir um den Hals. „Wie gut, dass du da bist! Ich hab heute voll meinen Schlüssel vergessen!“

„Ja, hab ich gerade gemerkt…“, neugierig schielte ich an ihm vorbei zu dem Mädchen, das tatsächlich mit war. Shinji bemerkte es und ließ mich wieder los, bevor er auf seine Begleiterin zeigte.

Neugierig musterte ich sie nun intensiver. Ihr Haar war unauffällig schwarz und sehr lang, dafür stachen mir ihre Sachen ins Auge. Zuerst diese schwarz-orange gestreifte Mütze, dann die bunt gemusterte Kapuzenjacke bis zur hellblauen Hose und den roten Turnschuhen. Wow, das machte Nabu bald Konkurrenz. Jedoch musste ich zugeben, dass sie ein äußerst hübsches Gesicht und ein nettes Lächeln besaß. Aber hey, allein davon ließ ich mich nicht um den Finger wickeln.
 

„Mapa, mach nun Bekanntschaft mit unserer Göttin. Das ist Mi-chan, unsere Gitarristin.“

„Freut mich, Sie endlich kennenlernen zu dürfen. Shinji hat schon so viel von Ihnen erzählt.“, begann sie auch gleich und verneigte sich höflich. Ich nickte ihr mit einem Lächeln zu, ehe ich „Ach, hat er das? Der Gute erzählt viel, wenn der Tag lang ist..“, murmelte.

Shinji plusterte darauf nur seine Hamsterbacken auf und brachte mich so zum Grinsen, die Kleine zum Lachen.

„Na dann, kommt rein. Dein Vater und die Hexe sind übrigens erst einkaufen gegangen, erwarte sie also nicht so schnell wieder.“

„Gegangen?“

„Der Wagen springt nicht an. Karyu lässt ihn morgen in die Werkstatt bringen.“

„Na toll…“, die beiden begannen, ihre Jacken und Schuhe auszuziehen. Die Kleine wandte sich an meinen Sohn. „Wer ist denn ‚die Hexe‘?“

„Ach, so nennt er nur Hana. Hab dir ja von ihr erzählt.“

„Ah, okay, verstehe.“

Eine Braue hebend betrachtete ich die beiden, ehe ich in die Küche lief um ihnen Tee zu kochen. Mir gefiel nicht wirklich, dass die Kleine so viel wusste. Wie viel wusste sie eigentlich genau über mich?! Ich wusste andererseits über sie gar nichts!
 

Wenig später kamen die Kinder dann zu mir in die Küche. Ich nickte zum Tisch, „Setzt euch nur, der Tee ist gleich fertig.“

„Danke!“, bedankte die Kleine sich und ließ sich neben Shinji nieder.

„Ach, nichts zu danken. Will ja nicht als schlechter Gastgeber dastehen.“, schmunzelnd goss ich den Tee in die Becher und reichte sie den beiden, bevor ich mich ihnen gegenüber niederließ.
 

„Du bist also die neue Gitarristin.“, stellte ich einfach nur ruhig und ohne Lächeln fest. Doch das schien sie nicht zu stören. Die war ja genauso dauerfröhlich wie Shinji. Boar, kein Wunder, dass die sich alle so gut verstanden!

„Ja, bin ich.“

„Was hast du für eine Gitarre?“

„Uh, nicht nur eine. Einige trifft es wohl eher. Ich besitze Modelle von Gibson, Fender, eine Rainsong JM1000, die jedoch von mir etwas kreativ umgestaltet wurde und noch einige andere. Insgesamt sind es 7.“

„Wirklich? Soviel hat nicht einmal Shinji.“, entfuhr es mir mehr als überrascht. Ich hatte nie Frauen erlebt, die scheinbar so viel Interesse dafür hegten.

„Naja..ich habe die größtenteils wegen meinem Interesse von meinen Eltern geschenkt bekommen. Beziehungsweise…ein paar sind quasi geerbt.“

Ich hob eine Braue. „Geerbt? Waren deine Großeltern Musikvernarrt?“

„Das nicht ehm…“, sie blickte fast schon hilfesuchend zu Shinji, der nur nickte. „Ist okay, erzähl ruhig.“ - War ich hier gerade etwas verkehrt?! Zumindest schien ich der Einzige zu sein, der nicht verstand.

Doch dann blickte die Kleine mich wieder an, diesmal jedoch etwas schüchterner. „Sie müssen wissen Herr Shimizu…mein Dad ist quasi ein Kollege von ihnen, so könnte man sagen.“
 

Bamm. Überrascht blickte ich sie an. Die Erkenntnis sickerte langsam zu mir durch, ehe meine Augen sich weiteten.

„Waaaas?! Dann…dann bist du wohl eine von den Mucc-Kindern?!“

„Was? Oh nein!“, sie musste lachen.

„Sugizo’s Tochter?!“, riet ich weiter.

„Nein, nein~“

„Jemand eher unbekanntes…?“

„Nein, eigentlich…“, sie strich sich durch die Haare und blickte noch einmal kurz zu Shinji, ehe ihr sanftes Lächeln wieder mir galt. „Ich bin Lovelie Miyavi Ishihara, die Tochter von MIYAVI.“
 

Stille.

Okay, damit hatte ich nun nicht gerechnet. In Gedanken suchte ich nach dem passenden Bild. Versuchte, ein anderes zu greifen, als das, das mir in den Sinn kam. Aber es ging nicht. Das hieß also, sie war die Tochter von diesem verrückten Hampelmann?!

„Ist das dein Ernst?!“

„Ja! Miyavi ist mein Papa und meine Mama ist auch eine ehemalige Sängerin…Melody, falls sie Ihnen etwas sagt.“

„Schon, aber nicht so wie er! Das war der verrückte Kerl, der damals auf der Party, wo die alte Hexe mich verflucht hat der, der am irresten getanzt hat! Der war doch total besoffen!“

„Dad sagt, du hast dich selbst total betrunken!“, warf Shinji ein.

„Mein Gott, ich hatte ja auch allen Grund dazu! Aber oh Gott…dein Vater ist aber ein Kerl, oder?“, wand ich mich wieder ihr zu.

„Natürlich.“, sie blickte mich fast schon entrüstet an, meinte dann aber: „Als Shinji mir von dieser seltsamen Party erzählte, fragte ich ihn mal danach. Er meinte er wäre auch da gewesen, ja, aber er hätte keine alte Frau gesehen. Er wurde wohl schon vorher von einem Kollegen mitgenommen, weil er zu betrunken war.“

„Na toll! Wäre ich doch auch nur schon eher weg oder rauchen oder nie erst hingegangen…!“

„Na prima! Dann gäbe es mich gar nicht!“, erschrocken blickte ich zu Shinji auf, der die Hand auf den Tisch geschlagen hatte und aufgesprungen war.

„Was? Aber nicht doch! Shinji, du weißt, wie ich es meine.“

„Du meinst es jedes Mal nicht so! Sag mir doch gleich, dass du mich nie wolltest!“, mit diesen Worten stürmte er auch schon zornig aus der Küche und ließ uns andere beiden verdattert zurück. Love reagierte schneller und rief nach ihm, doch er kam nicht zurück. Ich seufzte nur leise und entschuldigte mich.

„Ich meine es nie so, wie er es versteht, auch wenn ich weiß, dass er im Grunde Recht hat. Nur…ich kann mich nicht wirklich gut ausdrücken, was Gefühle anbelangt. Das war schon immer so. Freundschaftliches ja, aber was tiefer geht, meinen Freund oder eben meinen Sohn betreffend…das ist nicht so einfach. Entschuldige, dass du das mit ansehen musstest.“, gab ich leise zu. Ich wusste nicht warum ich ihr das jetzt sagte, aber sie musste ja nun sonstwas von mir als Elternteil denken.
 

„Das ist nicht so schlimm. Shinji hat mir schon vorher alles erklärt gehabt.“, lächelte sie ruhig. Dadurch tröstete sie mich jedoch nicht- sondern im Gegenteil. Es wurde wahrlich eher noch schlimmer.

„Nein, rede es nicht gut…Lovelie. Ich müsste als sein Elternteil viel besser mit meinen Gefühlen umgehen und sie besser ausdrücken können. Außerdem ist mein Sarkasmus oft schrecklich…jedoch hat der sich quasi von allein entwickelt, seit ich Karyu kenne. Ansonsten wäre ich vielleicht auch so, wie Karyu.“ Oh man, warum erzählte ich jetzt einer 15-jährigen meine Probleme? Das Ding war nicht halb so alt wie ich und hatte doch keine Ahnung davon.

Entgegen meiner Meinung merkte ich jedoch bald, dass sie es scheinbar doch hatte.

„Machen Sie sich nicht solche Vorwürfe, Shimizu-san. Jeder Mensch ist eben anders. Und wenn Sie vielleicht nicht so sarkastisch wären, wären Sie vielleicht gar nicht erst mit Ihrem Freund, also Shinjis Papa, zusammengekommen. Der liebt Sie immerhin so, wie Sie sind und würde sicher keine zweite Kopie von sich wollen. Seien Sie lieber stolz darauf, so wie Sie sind. Shinji hat mir erzählt, dass Sie strenger sind, aber das ist doch nicht schlecht. Mein Daddy lässt mir auch mehr durchgehen als meine Mama, aber ich finde gut, wenn wenigstens einer strenger ist. Dadurch tanzen wir unseren Eltern nicht auf der Nase herum. Dass wäre doch auch schrecklich, oder?“
 

Verdammt, sie hatte wirklich Recht, wenn ich so darüber nachdachte. „Danke, Kleine, ich gebe es ungern zu, aber du wirkst älter, als du bist.“

„Danke, das freut mich. Aber mehr freut es mich, wenn meine Worte helfen.“

„Das tun sie, in der Tat…meinst du, ich soll mich bei Shinji lieber gleich entschuldigen gehen?“

„Kein Problem, ich werde schon mit ihm reden gehen.“

„Stimmt, wenn du das machst, klappt das vielleicht eher…“

„Ich versuche mein bestes.“

„Danke.“

Sie lächelte nur nickend und stand auf. Im Türrahmen rief ich sie jedoch nochmal, sodass sie sich fragend zu mir umdrehte.

„Du bist gar nicht so übel, wie ich zuerst dachte, Lovelie Miyavi Ishihara.“

„Danke für das Kompliment. Ich mag Sie auch, Shimizu-san.“

„Sag Michio.“

„Okay, Michio-san. Ich geh nach Shinji schauen.“, mit diesen Worten verschwand der kleine Sonnenschein, während ich ihr verträumt hinterher blickte. Meine Gedanken gingen zurück in meine Vergangenheit, als ich noch schwanger gewesen war mit Shinji. Ich hatte, wenn ich mich Recht erinnerte, mal mit Karyu darüber diskutiert, was wir uns für ein Geschlecht wünschten. Ich war ja eindeutig für ein Mädchen gewesen, da ich meine Kleider vererben wollte. Bei dem Gedanken schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen. Wäre Shinji ein Mädchen, dann wäre er wohl diesem Mädchen da ähnlich. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte sie gar nicht hassen oder nicht-mögen. Sie war irgendwie ganz niedlich. Jedoch würde ich weiter wachsam sein. Am Ende hatte sie vielleicht doch noch eine böse Seite… Doch darüber würde ich jetzt nicht nachdenken. Nein, ich würde nun lieber noch etwas in Erinnerungen schwelgen…
 

~*~
 

Shinji, gib nach
 

Beleidigt saß ich in meinem Zimmer. Das war mir gerade echt zu blöd da unten von Mapa gewesen.

Es reichte doch, wenn er es oft genug, wenn auch eher unbeabsichtigt, sagte. Nein, da musste er das jetzt auch noch vor Lovelie sagen. Ganz ehrlich? Ich glaube, das war der erste Moment gewesen, in dem er mir mal peinlich gewesen war, allein nur für diese Äußerung.

Zaghaft klopfte es an meine Tür, was mich schließlich etwas aufsehen ließ. „Shinji? Kann ich rein kommen?“ Ich antwortete nicht, sodass Lovelie einfach hineinkam. Ich senkte den Blick wieder etwas, schielte aber unauffällig immer wieder zu ihr.

Neugierig blickte sie sich zuerst in meinem Zimmer um. „Schön hast du es hier.“, stellte sie lächelnd fest, bevor sie zu mir aufs Bett kam und sich wie ich im Schneidersitz niederließ. Eine Weile schwieg sie, dann begann sie leise zu reden. „Shinji, es ist alles okay. Sei ihm doch nicht böse.“

„Doch. Er hat etwas gesagt, was mir weh getan hat. Und was mir peinlich war, dass du es hören musstest.“

„So schlimm fand ich das doch gar nicht.“, erwiderte sie und rutschte näher zu mir. „Er meinte damit die Tatsache, eine Frau gewesen zu sein, nicht dich.“

„Ja, aber wäre er keine Frau geworden, wäre ich nicht da!“

„Ich weiß doch. Aber ich denke, er meinte nicht die Tatsache. Er hat dich doch gern bekommen. Er meinte meiner Ansicht nach sicher nur die Dinge am Frau-sein, die unangenehm für einen Mann sind. Ich wäre sicher auch nicht super glücklich, wäre ich plötzlich ein Mann.“

„Ach nein?“, nun blickte ich doch ein wenig neugierig und schmunzelnd auf. Sie blinzelte mich an, ehe sie lachen musste.

„Was denkst du denn! Natürlich wäre ich unzufrieden! Sicher, da gäbe es bestimmt einige coole Dinge dran, aber hey, ich bin gern so, wie ich bin. Außerdem könnte ich dann nie Kinder bekommen!“

„Naja, könntest du sicher schon…“

„Machen wohl eher.“, lachend verdrehte sie die Augen, „Da müsste ich mir dann ja eine Frau suchen.“

„Wäre dass dann so schlimm?“

„Ja!“

„Warum?“

„Weiß nicht, ich kann mir das nicht vorstellen…ich mag Männer eben mehr. Aber dann müsste ich mir einen suchen, der schwul wäre. Und wenn ich dann wieder eine Frau wäre, stünde ich wieder allein da!“

„Nicht, wenn er dich lieben würde.“, spann ich die Geschichte grinsend mit ihr weiter.

„Dann finde erst einmal so einen Mann! Den meisten bin ich jetzt schon zu untypisch.“

„Naja, wenn du so jungenhaft bist, würde der Schwule dich dann vielleicht weiter lieben.“

„Ach, du bist doch doof!“, lachend schlug sie mir einer meiner Kissen ins Gesicht.

„Gar nicht! Ich habe nur deine Zukunft für dich als Mann mitgeplant~“

„Pah! Ich werde aber kein Mann!“

„Sicher?“

„Sicher!“

„Naja und wenn, auch egal. Ich mag dich trotzdem so, wie du bist.“

Eigentlich hatte ich diesen Satz ganz harmlos gemeint, doch ihr Blick schien überrascht.

„Ehrlich jetzt…?“

„Na klar..“, antwortete nun ich irritiert, „Du bist ein toller Mensch..mir wäre das egal, wenn du ein Mann wärst…ich würde dich wohl trotzdem weiter bewundern…“

„Du bewunderst MICH?!“
 

„Naja, irgendwie schon, also…“, nun wurde ich doch langsam verlegen, „Du hast so eine Leichtigkeit, mit der du durch das Leben gehst…ich finde das toll, wie du dein Leben lebst…mit all deinen Facetten und so…so kreativ, musikalisch, aber auch freundlich…liebevoll…“

Neugierig musterte Love mich, bevor sie zärtlich lächelte. „Ach Shinji. Du kannst echt richtig knuffig sein, weißt du das. Soll ich mal ehrlich zu dir sein? Von unserer Band warst du mir von Beginn an am wichtigsten. Du fielst mir schon auf, als du damals die Flyer aufhingst…Deine Augen strahlten und du wirktest so fröhlich und gabst nicht auf für deinen Traum. Das wiederum habe ich an dir sehr bewundert…“, sie lächelte, während sie mir dies erzählte und fasste vorsichtig nach meiner Hand. Verwundert blickte ich auf unsere Hände, ehe ich nur leicht lächelte. Sie war wirklich süß. Alles an ihr, allem voran ihr Wesen.

„Lovelie, ich-“

„Schht. Lass mich nur eine Sekunde.“, sie lehnte langsam ihren Kopf an meine Schulter und seufzte leise. Ich war verunsichert, denn so, wie sie gerade an mir lehnte und meine Hand festhielt, hatte ich mit mir zu kämpfen, sie nicht plötzlich zu küssen, aber ehrlich. Ich kämpfte mit mir selbst und entschied dann, diesen kleinen Teufel in mir, der mir sagte, ich solle es tun, zu begraben. Nein, mein Gewissen hatte schon Recht. Ich konnte nicht mit jemanden aus meiner Band etwas anfangen.
 

Eine Weile saßen wir so da, bis ich Mapas Stimme hörte:

„Kinder? Karyu und Hana sind da. Ich mach jetzt auch Essen….falls…wer helfen will..“, er klang etwas planlos, was wohl auch Mi-chan auffiel, die zu kichern begann. „Hilft dein Dad ihm nicht?“

„Vielleicht kann er gerade nicht. Oder aber das ist Mapas Art, eine Entschuldigung anzubieten.“

„Na wenn das so ist..“, sie löste sich von mir und stand auf, streckte sich, bevor ihr funkelnder Blick wieder zu mir wanderte, „Auf geht’s!“
 

~*~
 

Abendessen mit Zero
 

Etwas unsicher stand ich in der Küche und wartete. Karyu war mit Hana in deren Zimmer verschwunden- wenn ich richtig raten sollte, dann hatten sie irgendwas gekauft, was ich scheinbar nicht sehen sollte, na toll. Aber das interessierte mich gerade eher weniger. Viel wichtiger war mir gerade, ob die Kleine meinen Sohn hatte beruhigen können. Vielleicht hatte sie ihn jedoch sogar noch mehr aufgeputscht? Immerhin hatte die so einen Hyperaktiven Vater- wer wusste schon, wie stark das ihr vererbt wurde?

Oh man, warum musste er sich auch unbedingt Kinder solcher seltsamen Eltern mit ins Boot holen…hätte es nicht jemand sein können, den ich kenne? Oder…ach du heilige Scheiße! Wenn er wirklich was von ihr wollte und sie von ihm und…oh Gott! Dann wäre ich mit diesem Clown irgendwann verschwägert! Nein, nein, das durfte nicht sein. Alles, nur nicht das!

Oh, nun war ich es, der sich hochputschte. Ganz ruhig, Zero. Vielleicht war er ja auch erwachsen geworden. Oder noch besser; die Kleine wollte nichts von ihm. Ja, das klang schon besser und ja, es brachte mich dazu, wieder runterzukommen.

Langsam hörte ich nun Stimmen oben bei der Treppe und als ich nun aufsah, kamen gerade Shinji und wie hieß sie? Lovelie? Egal, jedenfalls kam die Kleine auch mit runter.
 

„Mapa, also es…“, er blieb vor mir stehen und ließ die Schultern hängen. Ich schüttelte nur den Kopf.

„Entschuldige dich jetzt ja nicht…weil ich bin schuld.“, ein verunglücktes Lächelnd zierte meine Lippen, bevor ich die Arme langsam und einladend öffnete, Shinji dabei fragend anblickte. Der blinzelte nur, eher er strahlend zu mir kam und sich an mich drückte. Erleichtert atmete ich aus. „Es tut mir wirklich leid, was ich gesagt habe. Es hat wirklich nicht dir gegolten.“

„Ist schon okay. Mi-chan hat mir erklärt, wie du es meintest.“

Verwundert blickte ich über seine Schulter zu der Kleinen, die nur zufrieden lächelte. Verdammt war die schlau. Was auch immer sie ihm gesagt hatte, hatte mir wahrscheinlich gerade eine Menge geholfen.

„Ah, na dann…“, brachte ich deshalb etwas planlos hervor, „Wollt ihr mir beim kochen helfen? Oder wollt ihr lieber erstmal Karyu und der Hexe hallo sagen?“

„Ach, ich denke, wir sagen erst einmal zu den beiden hallo. Danach kommen wir dann zu dir, okay?“

„Ja, ist gut.“, lächelnd ließ ich ihn wieder los und blickte den Kindern nach. Allmählich empfand ich es vielleicht doch nicht als so schlimm, wenn er Mädchen um sich hatte. Die konnten Gefühle scheinbar besser erklären als ich. Also zumindest das Mädchen da konnte es. Naja, so schlecht war sie ja wirklich nicht. Lächelnd lief ich in die Küche um alles vorzubereiten.
 

Es dauerte nicht lange, bis die Kinder wieder kehrten.

„Boar, Mapa! Hana hat sich mit Karyu ein Aquarium gekauft!“

„Sie hat WAS?!“, ich sah ihn regelrecht entsetzt an.

„Ein Aquarium! So ein ganz kleines. Da passen nur ein paar wenige Fische rein. Sie sagt, du wünschst dir schon eine Weile einen kleinen Teich in den Garten. Wenn du Goldfische darin haben willst, dann kannst du gern die Babys bei ihr mit reintun und sie wachsen lassen.“

Mir fiel die Schüssel, die ich gerade hielt, aus der Hand. Zum Glück war sie aus Plaste. Schnell hob ich sie wieder auf.

Klar hatte ich mit dem Gedanken gespielt, dass so ein kleiner Teich schön wäre, aber erzählt hatte ich es ihr nie! Trotzdem sagte ich das den Kindern jetzt lieber nicht.
 

„Quatsch. Klar wäre das hübsch anzusehen, aber denk mal an die Katzen.“, erinnerte ich Shinji, „Ich glaube, die holen dir dann jeden Fisch heraus.“

„Ach was. Hana sagt, wenn man sie richtig erzieht, machen sie das nicht.“

„Pff, die kennt unsere Katzen nicht..“, murmelte ich nur leise und holte ein Messer raus, um das Gemüse zu schneiden. Toll, jetzt hatten wir also noch mehr Untermieter..

„Hat sie sich denn schon tolle Fische für ihr auch so tolles Aquarium geholt?“

„Nein, sie sagt, wir lassen das Wasser erst einmal zur Ruhe kommen und dann morgen holt sie sich welche.“

„Na toll…wo steht das blöde Ding jetzt?“

„Bei ihr auf dem Fensterbrett.“

„Auf dem Fensterbrett?“, ich hob beide Brauen- da musste es wirklich winzig sein, wenn es auf das Fensterbrett in unserer Rumpelkammer passte.

„Ja. Ich sag ja, es ist klein, sie will ja auch nur kleine Fische.“

„Ah…na dann…“, kopfkratzend sah ich zu den Kindern, die lächelnd, jedoch etwas planlos herum standen.

„Shinji, willst du hier weiter machen?“

„Was musst du noch machen?“

„Fleisch und Soße.“

„Dann mach ich die Soße!“

„Na gut…magst du hier weiter machen….ehm Lovelie?“

„Klar, gern.“, fröhlich lächelnd trat sie zur mir und nahm mir das Messer ab. „Einfach alles nur klein schneiden?“

„Ja, so wie ich angefangen habe.“

„Geht in Ordnung, Michio-san.“ Damit legte sie auch sofort los. Ich konnte hören, wie sie ein leises Lied summte. Schmunzelnd sah ich ihr zu, ehe ich mich dem Fleisch widmete. Sie hatte Glück, dass ich jetzt erstmal Hana sauer war, die sich hier immer mehr niederließ.

Natürlich half sie uns. Sehr stark sogar, wenn wir nicht da waren. Das war allerdings auch das Problem, so wurde ich sie nicht wieder los! Denn in meinen Augen war sie mir einfach nicht geheuer. Karyu verehrte sie ja, immerhin war sie es quasi, die in unserem Fall Amor gespielt hatte. Klar könnte ich ihr deshalb dankbar sein. War ich aber nicht. Sie hat mir nebenbei auch die schlimmsten Momente meines Lebens beschert und das sollte man auch nicht ganz vergessen.

Da war mir die Kleine hier plötzlich viel lieber. Sie lockerte unser Küchenschweigen ein wenig auf mit ihrer zarten Stimme und ja- sie stellte sich auch relativ geschickt an; nicht so trottelig wie meine Männer. Ein Pluspunkt. Und doch- ich würde auf der Hut bleiben!
 

Es dauerte nicht lange, da rief Hana Shinji erneut zu sich. Er sah uns entschuldigend an, sodass Lovelie, die sich im ‚Endstadium‘ ihrer Arbeit befand, meinte: „Keine Sorge, geh ruhig, ich mach deine Soße fertig.“

Dankend nickte er ihr zu und lief auch schon los. Ich blickte sie überrascht an, doch sie schenkte mir wieder nur ein sanftes Lächeln. Wenig später machte sie sich auch wirklich an die Soße. Nachdem Shinji nun weg war, konnte ich sie nun wenigstens ein wenig löchern.

„Also ehm….dein Vater ist also Miyavi.“

„Ja, und meine Mama Melody.“

„Stimmt…das sagtest du ja….warst du sehr überrascht, dass Shinji und Satoru auch…?“

„Bekannte Eltern haben? Schon, aber ich kann durch meine eigene Erfahrung gut damit umgehen. Auch wenn das schon seltsam ist, jemand anderes kennenzulernen, der auch bekannt ist. Die Stars, die ich sonst kenne, kennen ja alle Dad und mögen mich dadurch schon von vorn herein.“

„Stimmt…So habe ich das bisher nicht gesehen.“

„Ach, man gewöhnt sich an alles. Und ich muss sagen, mir gefällt es hier sehr gut. Sie sind alle beide sehr freundlich zu mir…und Hana-chan auch.“

„Ach die…naja.“

„Sie mögen sie nicht so sehr, oder?“

„Naja, ich bin der Ansicht, sie macht nur Chaos und Unsinn. Und das brauche ich nicht, ich hab schon Shinji und Yoshitaka.“

„Aber Shinji sagt, sie pflegt hier alles recht gut, wenn ihr auf Arbeit seid.“

„Ja, das stimmt leider…deshalb kann ich sie auch nicht rauswerfen. Sie kann uns keine Miete zahlen, da sie nichts hat, also macht sie alles, was sie eben noch machen kann.“

„Ist doch toll.“

„Ja, wenn sie nicht so gruselig wäre.“

„Gruselig?“, Lovelie blickte mich fragend an. Ich musterte sie, ehe ich mich umsah, dass uns auch ja keiner zuhörte, bevor ich zu ihr rutschte und flüsterte: „Ich weiß nicht, wie sie das macht. Aber sowohl mir als auch den anderen ist aufgefallen, dass sie….nicht normal ist. Ich meine die Frau kann zaubern! Und scheinbar auch Gedanken lesen oder in die Zukunft schauen! Shinji und Yoshi ist das sichtlich egal, aber ich…mach mir da schon Gedanken darüber. Wer weiß, was die alte Frau noch alles so vorhat. Als nächstes sind wir vielleicht alle pinke Kaninchen und sie reißt sich unser Haus unter den Nagel..!“

Daraufhin geschah etwas für mich unerwartetes- Sie begann zu kichern. „Naja…wenn ihr dann alle pinke Häschen seid, kann ich euch ja mitnehmen, mein Dad liebt pink.“

Nein Zero, du schlägst dir jetzt nicht die Hand vor die Stirn.

Seufzend schüttelte ich den Kopf und wandte mich wieder meinem Fleisch zu. „Du sag mal…ist dein Vater noch so irre wie damals?“

„Ich kenne ihn leider erst seit 15,16 Jahren, von daher kann ich das nicht so genau sagen im Vergleich. Aber Mama sagt, er sei mit uns etwas erwachsener geworden, obwohl er ihrer Meinung nach noch immer spinnt.“, erneut musste sie kichern, was sich für mich aber ganz..niedlich anhörte. Unwillkürlich musste ich lächeln.

„Aber deine Mutter wusste doch sicher, worauf sie sich mit ihm einlässt.“

„Klar wusste sie das. Sie sagt das ja auch nur aus Spaß. Sie liebt ihn sehr…genauso wie wir ihn alle lieben.“

„Hast du Geschwister?“

„Ja, eine jüngere Schwester und einen noch jüngeren Bruder.“

Ich runzelte die Stirn. „Da war er aber fleißig.“

„Dad liebt Kinder.“

„Merkt man.“

„Er wollte immer eigene…manchmal glaub ich, er hätte sicher gern noch mehr.“

„Oh Gott! Ich empfinde es schon als anstrengend, eins groß zu bekommen..! Aber drei?!“

„Ach, wir kommen eigentlich alle ganz gut miteinander aus.“

„Na dann geht’s ja. Kommst du eigentlich mehr nach deiner Mutter charakterlich?“

„Eh…nee. Die meisten sagen, ich komme ganz nach Dad. Jewelie kommt ganz nach Mama. Und Masuyo wieder eher nach Vati.“

„Na dann…Shinji zieht das Chaos sowieso immer förmlich an.“

Darauf musste sie nur lachen. „Ach, damit kann ich leben. solange ich das Chaos bin.“

Ich musterte sie eindringlich, ehe ich seufzen musste. „Kann ich dir was anvertrauen?“

„Ja, natürlich.“

„Pass auf Shinji auf.“

„Was? Warum?“

„Er hat wirklich so ein Talent, sich ins Unglück und Verderben zu stürzen, ohne es zu merken. Er ist oft leider sehr…naiv. Und Gefahren erkennt er auch nicht wirklich. In welcher Art auch immer. Wenn du ihm eine gute Freundin sein willst, achte deshalb bitte darauf.“

„Ehm okay, werde ich machen, Michio-san. Versprochen.“

„Danke. Satoru weiß das auch, ihm kann man vertrauen, er ist sehr vernünftig. Nabu eigentlich auch, aber naja…seine Freundin beispielsweise arbeitet in einer Bar oder einem Club, wie auch immer. Und…sagen wir es so, ich mag es nicht, wenn Shinji etwas trinkt. Er kommt dann auf schrecklich dumme Gedanken. Aber zum Glück habe ich da Satoru, der darauf achtet.“

„Oh, ach so.“

„Unternehmt ihr viel zusammen…ihr zwei?“

„Ich und Shinji? Naja, eher als ganze Band. Aber manchmal auch ab und an so, ja. Wenn Satoru oder Nabu nicht wollen. Dann geh ich mit ihm Eis essen oder Skateboard fahren.“

„Uhm…pass auf, dazu ist er manchmal auch…ich will nicht sagen, zu blöd, aber naja, er stellt sich da auch ganz gern ungeschickt an.“

„Ehrlich? Also bei mir war er da immer sehr gut. Und sicher…er ist noch nie gestürzt.“

„Das ist gut…aber naja. Pass einfach unauffällig mit auf ihn auf. Also nur, wenn er dir wichtig ist.“ - ich wusste nicht, warum ich von einer 15-jährigen verlangte, auf meinen Sohn aufzupassen. Aber ich traute ihr einfach trotz ihres schrägen Vaters zu, vernünftig zu sein. Unauffällig musterte ich sie noch einmal.

„Rauchst du?“

„Nein.“

„Trinkst du Alkohol?“

„Nein, auch nicht.“

„Sonst irgendwas? Extremsportarten? Schlechter Freundeskreis?“

„Nein!“, sie musste lachen, „Ich spiele nur Fußball, gehe skaten oder bin mit der Band beschäftigt~ Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen gern das nächste Mal meinen Lebenslauf ausdrucken.“

Oh. Verschämt räusperte ich mich und wurde etwas rot. „Entschuldige.“

„Nein, keine Ursache. Shinji bringt nicht oft Freundinnen mit, oder?“

„Nein….nur Satoru oder Nabu…“

„Verstehe…hatte er auch noch keine feste Freundin?“

„Doch…aber nur zweimal welche für zwei Wochen wo er vielleicht 14, 15, 16 war…“

„Ah, ach so.“

„Hast du einen Freund?“

„Nein, ich hatte noch keinen. Musik war mir bisher wichtiger.“

„Gut so. Also ich meine, dass dir die Musik so wichtig ist. Mir scheint, als hätten die Jungs ein gutes Mitglied in dir gefunden, dass es ernst meint. Das Shinji sagte, du spielst gut, naja…aber Satoru vertraue ich da schon. Zumal sie da noch nicht wussten, wer du bist…?“

„Ja, wussten sie nicht. Sie waren auch erst Recht skeptisch. Aber ich hab sie überzeugt, zum Glück. Es macht mir viel Spaß mit den Jungs. Oh, soll ich die Soße abdrehen?“

„Mach ruhig. Was macht das Gemüse?“

„Sieht auch gut aus…“

„Das Fleisch ist auch gleich soweit. Würdest du schon den Tisch decken?“

„Gern.“
 

Wenig später stand sie wieder neben mir und sah mich einfach nur an. Erst reagierte ich nicht, dann jedoch schenkte ich ihr doch meine Aufmerksamkeit.

„Haben die Ziege und die Giraffe in Shinjis Bett eine besondere Bedeutung?“

„Bitte?!“

„Na die zwei Plüschtiere, die da mit am Rand sitzen.“

„Ach so.“, ich musste lachen, „Ja…die sind so alt wie Shinji. Älter sogar noch. Die haben wir extra für ihn gekauft.“

„Hängt das mit den ganzen Tiernamen hier zusammen? Ich gehe stark davon aus. Er hat von der Giraffe und der Ziege als Eltern des Hamsters erzählt.“

„Du kombinierst gut, Kleine. Ja, deshalb haben wir sie ihm auch gekauft.“

„Shinji sagte, ich wäre eine Katze.“

„Wie du meinst. Bis jetzt habe ich nur unsere Band und meinen Sohn so benannt. Der hat das bei Satoru fortgeführt.“

„Und bei Nabu. Der ist nur kein Tier.“

„Ja, warum er da nicht Papagei genommen hat…hm, aber wahrscheinlich passt das eher ganz gut zu deinem Dad.“

„Was?“, sie lachte, „Naja, manchmal schon.“

„Glaub mir, ich habe immer Recht mit meinen Namen. Ach ja, und wenn dich die Plüschtiere so interessieren: In unserem Auto haben wir hinten im Wagen einen kleinen Plüschhamster sitzen.“

„Echt jetzt?!“

„Klar. Karyu wollte den als Glücksbringer für das Auto.“, schmunzelnd schaltete ich den Herd aus. „Du kannst die anderen schon einmal zum Essen rufen, es ist alles fertig.“

„Oh, gern!“, damit verschwand sie auch schon und ich räumte noch den Rest auf den Tisch. Es war nichts besonderes, aber satt durfte meine hungrige Meute damit allemal werden. Hana aß zum Glück nie mehr als einen Teller- wie es bei Lovelie aussah, wusste ich nicht. Woar, an den Namen würde ich mich erst noch gewöhnen müssen…Lovelie…wie konnte man sein Kind nur so nennen?! Die Familie konnte so doch nur vollkommen irre sein!
 

Wenig später kamen sie also alle an und saßen schwuppdiwupps auch schon am Tisch.

„Michio? Das sieht mal wieder traumhaft aus.“

„Pah, hast du wieder was angestellt, oder warum schleimst du, Yoshitaka? Wie dem auch sei, lasst es euch schmecken.“

„Danke schön!“, kam es darauf nur ziemlich einstimmig. Zufrieden lächelnd widmete auch ich mich meinem Teller.
 

~*~
 

Nach dem Essen und Aufräumen saßen wir noch ein wenig zusammen und unterhielten uns. Lovelie erzählte von ihrer Schule, da Shinji ja ebenfalls dorthin ging, oder wir sprachen über Instrumente- und schließlich auch über die Katzen, denn die waren endlich aus ihrem langen Schlaf (in meinem Bett wahrscheinlich wieder) erwacht. Lovelie war von ihnen ganz hin und weg und erzählte, sie hätte auch gern eine, aber ihre Mutti war noch etwas unsicher, weil ihr Bruder wohl allergische Merkmale aufwies. Armes, armes Kind. Ich konnte mich noch ganz gut an mein trostloses Leben ohne Katzen erinnern. Tja, das wünschte ich niemandem.
 

Irgendwann kam jedoch die Zeit, als Lovelies Telefon klingelte und sie sich kurz entschuldigte mit den Worten, es wäre jemand von zuhause. Als sie wiederkam meinte sie, dass sie jetzt nach Hause kommen solle.

„Es tut mir Leid, Shinji, ich wäre gern noch geblieben, aber ich wollte eigentlich schon viel eher losmachen. Mama hat angerufen und gefragt, ob alles in Ordnung ist, von daher will ich ihr nicht weiter Sorgen machen…“

„Kein Problem. Du warst ja auch ganz schön lange hier! Aber es war schön mit dir.“

„Ja, mir hat es auch sehr viel Spaß gemacht!“, strahlte sie und wandte sich mir zu. „Also ehm, ich würde mich sehr freuen, wenn ich mal wieder herkommen dürfte. Hizumi und Tsukasa meinten, ich seie ihnen immer wieder gern willkommen…aber hier würde ich auch gern wieder sein.“

Ich rollte nur schmunzelnd mit den Augen. Ihr Benehmen war ja schon richtig…süß.
 

„Klar. Ich kann ja wohl kaum jemandem von Shinjis Freunden den Eintritt verbieten.“

„Ach?“, Yoshi sah mich mit hochgezogenen Brauen an, weshalb ich ihn böse anfunkelte.

„Halt die Klappe! Ja Mensch, sie ist nett, ich geb es ja zu! Nur weil sie ein Mädchen ist, kann ich ihr den Zutritt hierher wohl kaum verbieten, ich will kein schlechter Mensch und vor allem Mapa sein! Also Kleine.“, ich wandte mich wieder ihr zu, „Du bist gern wieder willkommen. So. Mehr kann ich noch nicht sagen. Nur, dass ich mich eh…freuen würde, wenn du weiterhin so bist wie heute eben.“

„Keine Sorge, ich bin immer so. Manchmal vielleicht etwas chaotischer, aber eigentlich genauso.“

„Gut. Wie dem auch sei. Komm gut nach Hause und bis…demnächst dann wohl.“

„Ja, genau!“

Und dann kam etwas mir schier unerwartetes: Sie drückte uns der Reihe nach und fing bei mir an. Das war so…schockierend, dass ich nur ein „Shinji bringt dich sicher noch zur Tür…“, hervorbrachte. Sie nickte und folgte meinem Sohnemann, dann waren sie außer Sichtweite.

Mir gegenüber begann Hana zu kichern und murmelte etwas von „Süßes Mädchen. Wirklich süßes Mädchen.“, ehe auch sie sich langsam zurückzog.

So blieben nur noch ich und Karyu übrig. Letzterer drehte sich mein Gesicht zurecht, sodass ich ihn ansehen musste.

„Ich bin stolz auf dich.“, bekam ich entgegen gewispert mit einem Kuss.

„Wieso..?“, entgegnete ich leise und kostete noch einmal von seinen Lippen.

„Du warst äußerst zivilisiert zu ihr.“

„Na danke auch.“

„Nein, ich meine das eigentlich ganz lieb. Du warst wirklich toll, Michio.“

„Ach?“

„Ja, ehrlich jetzt. Du hast dich echt gut verhalten…ich dachte eher, du würdest anders reagieren.“

„Tja, da siehst du mal, zu was für Überraschungen ich alles gut bin~“

Karyu begann zu lachen, „Ach, das weiß ich doch schon längst, dass du immer für Überraschungen gut bist.“

„Spinner.“

„Gar nicht.“, schmunzelnd gab er mir einen Kuss auf die Wange.

„Was willst du jetzt noch machen?“

„Weiß nicht. Der Tag war relativ ermüdend, ich glaube, ich bleibe heute nicht lange wach.“

„Ehrlich? Oh schade, ich bin noch total munter.“

„Und das, obwohl ihr noch einkaufen wart! Oh man…unermüdlich wie Shinji. Aber hmm…soll ich dir beim Einschlafen helfen?“

Karyu blinzelte und blickte mich treudoof an. Dummerweise sagte er auch noch „Wie denn?“, sodass ich mir fast vor die Stirn geschlagen hätte. Jedoch riss ich mich zusammen und begann, ihm vom Knie auf langsam immer höher über sein Bein zu streicheln. „Weiß nicht…wonach könnte das denn aussehen?“

Einen Moment musterte Karyu meine Hand ruhig, ehe er schlucken musste. „Was muss ich tun?!“

„Geh hoch, duschen. Ich komm auch gleich. Und danach kuscheln wir uns schön im Bademantel ins Bett…“

„Aye aye, Kapitän!“, Karyu sprang auf und rannte davon. So ein Sausewind. Schmunzeln sah ich ihm nach, ehe ich noch einmal nach Shinji schauen ging, der gerade die Haustür abschloss.

„Na, ist sie schon weg, deine Kleine?“

„Ja…“, er sah ernsthaft traurig aus, „Aber sie hatte ja gesagt, sie muss schnell weg…“

„Ich weiß.“

„Wie…fandest du sie?“

„Ehrlich gesagt, hatte ich mir schlimmeres vorgestellt. Dein Mädchengeschmack hat sich scheinbar geändert.“

Shinji nickte schon, ehe er stoppte und mich erschrocken und mit roten Wangen anblickte. „Mapa!“

„Was denn?“, erwiderte ich locker und schmunzelnd.

„Du tust so, als wär sie meine Freundin! Also meine…feste Freundin..!“

„Na und? Ist sie das nicht?“

„Nein! Sie ist nur in meiner Band. Wir sind gute Freunde. Mehr ist da nicht.“, erklärte er ruhig. Ich musterte ihn und versuchte in seinen zarten Hamsterzügen irgendetwas von seinen Gedanken oder Empfindungen lesen zu können, doch sie verrieten mir nichts, weshalb ich nur ein „Wie du meinst.“, von mir gab. „Aber nein, sie ist wirklich ganz nett…wenn auch etwas verrückt.“

„Ach, ich mag sie.“

„Ich sagte ja auch nicht, dass das was schlimmes ist…ich meine euer Nabu ist ja genauso… gewöhnungsbedürftig, wenn man ihn das erste Mal sieht.“

„Stimmt auch wieder…Aber Lovelie ist eigentlich richtig lieb. Und ihre Familie erst!“

„Keine Ahnung, die will ich nicht kennenlernen.“

„Mapa! Die sind echt total lieb!“

„Mir egal! Mir reichte die Begegnung damals mit diesem irren, bunten Papagei! Wer weiß, wenn sie so viele Geschwister hat, kommen die anderen vielleicht noch stärker nach ihm!“

„Was? Nein, nein~ Sie sind aushaltbar, wie Lovelie. Und der Dad ist ganz, ganz lieb.“

„Wie du meinst. Ich will sie trotzdem nicht näher kennenlernen, nimm es mir nicht übel… mir reicht schon die alte Hexe. Apropos: Wo ist die eigentlich?“

„Hana ist in ihrem Zimmer. Sie hat sich gerade schon von mir verabschiedet.“

„Ah, ach so. Naja, ich verzieh mich jetzt auch mit Karyu.“, ich wank ihm und drehte mich um; wollte eigentlich schon gehen, beziehungsweise ging auch eigentlich schon, als mein Sohn rief: „Okay. Viel Spaß euch!“

Abrupt blieb ich stehen. Diese kleine Mistkröte! Er hatte den Spieß quasi umgedreht..!

„Was du schon wieder denkst!“, fauchte ich ihn an, doch er grinste nun schon so, wie ich es vorhin getan hatte.

„Wie du meinst. Jedoch wenn ich nachher im Bett liege, an meine Decke starre und vor mich her träume und dabei die Wände stöhnen und wackeln höre, dann werde ich sagen: ‚Ich wusste es.‘“

„Wahhh!“, ich raufte mir die Haare und machte mich schleunigst vom Acker.
 


 

~~**~~
 


 

Oh, hab ich euch verschreckt? ._. *auf die Kommizahl schau*

Vielen Dank an die, die eins hinterlassen haben^^~
 

ÜBRIGENS: schaut mal in die Charakterebeschreibung, hab mich entschieden, ein Bild von Hana -wie ich sie mir vorstelle- reinzustellen :)
 

@Lucel: Gern geschehen :) Hier hast du deinen Gegenbesuch ;) Hizumi und Tsu dauert noch etwas, kommt aber noch, versprochen. Und: wenn dich die Beziehungen jetzt schon verwirren, will ich nicht wissen, wie verwirrt du am Ende der Story mal sein wirst xD
 

@Seika-chan: Wie gesagt, ich liebe Hana sehr, wie viele Charas hier^^
 

bis bald!
 


 

~~**~~

20. - Ein aufregender Auftritt

20. - Ein aufregender Auftritt
 

Shinji poliert seinen Bass
 

Mittlerweile war Sommer. Es war wunderschön warm geworden und wir konnten endlich auch wieder mehr draußen unternehmen. Mi-chan würde dieses Jahr ihr erstes Jubiläum mit uns haben- im Herbst würde sie schon ein Jahr mit bei uns dabei sein. Wenn ich daran dachte, wurde mir ganz warm und meine Lippen begannen von ganz allein zu lächeln.

Seit sie bei uns war, war wahrlich die Sonne in unser aller Leben getreten. Nabu und ich hatten sie ja von Anfang an mit offenen Armen empfangen, Satoru hatte schließlich jedoch auch nicht lange gebraucht, um sie als vollwertiges Mitglied so anzunehmen. Sogar Mapa mochte sie; auch wenn er mit Dad nur zu Bandproben kam, wenn ihr Dad an dem Tag definitiv nicht kam. Seltsame Marotten, aber bitte, wenn er sich da besser fühlte.

Doch was war bisher geschehen, ab dem Zeitpunkt an, seitdem sie nun schon bei uns war? Studiummäßig nicht viel. Das übliche eben. Bandmäßig jedoch unternahm Satoru gerade so einiges. Er war ständig am planen, wie wir die Leute auf uns aufmerksam machen konnten. Und fand zum Glück auch etwas.

Da Sommer war, gab es zurzeit wieder einiges an Wettbewerben im freien, meistens in den größeren Parks. Manchmal fand man die Leute ja nur einfach so etwas spielen, hatten wir auch schon gemacht, aber diesmal wollte die Eule mit uns zu eben diesem einen Wettbewerb.
 

„Leute, schaut mal. Ich würde unglaublich gern mit euch da hin.“

Nabu, der etwas abseits an der Wand stand und sich etwas an unserer Pinnwand durchlas, kam sofort zu Sato gerannt und lugte ihm über die Schulter. „Was denn, was denn?! Wohin?!“

Ich blickte zu Love, die gerade mir gegenüber auf der Couch ihre Gitarre stimmte. Sie zuckte nur die Schultern, stellte ihr Instrument beiseite und lief zu Chefchen. Ich tat es ihr gleich.

„Wohin willst du uns entführen?“

„Nirgendswo hin. Ich will, dass ihr freiwillig mitkommt. Und zwar findet bald ein kleiner aber feiner Bandwettbewerb statt, in dem nach neuen Talenten gesucht wird. Ihr kennt das ja…Von den Bedingungen her, was sie suchen, passen wir eigentlich ganz gut. Also ich lese mal vor:
 

‚Kriterien, die wir bitten einzuhalten für die Teilnahme: Es werden junge Talente gesucht, das heißt, nur Bands, die noch keinen Plattenvertrag besitzen. Des Weiteren bitten wir darum, dass mindestens die Hälfte aller Mitglieder das 18. Lebensjahr vollendet hat. Wir suchen eine Band für den Bereich Rock und Pop, deshalb wäre es erfreulich, auch nur eben solche auf dem Event zu erleben. Ausnahmen bilden Visual Kei Bands, die ihre Musik in eine andere Sparte einordnen. In dem Fall entscheiden wir, ob es zu unseren Vorstellungen passt. Das Event findet am 12.08.20XX um 12.00 Uhr im XY Park statt. Die Anmeldung dafür sollte mindestens 3 Wochen vorher erfolgen. Jede Teilnehmende Band bekommt eine Nummer und Zeit, zu der sie dann auftreten wird.‘“
 

Neugierig hörten wir ihm zu, bis Sato endete und kurzes Schweigen erfolgte. „18? Aber ich werde doch erst am 29. Juli 16…“, seufzte Lovelie, doch ich wank ab.

„Quatsch, da steht mehr als die Hälfte. Wir anderen drei sind schon über 18.“

„Ach so, stimmt…puh. Da steht aber nicht, ob Mädchen oder Jungenband, oder…?“

Satoru blickte noch einmal in die Zeitung, schüttelte jedoch den Kopf. „Ne, steht nichts hier. Also denke ich mal, dass sich da jeder melden kann und sie dann eben entscheiden, was ihnen am besten gefällt.“

„Also ich hab das mit den Visual Kei Bands nicht verstanden.“, warf Nabu ein, „Können da auch Opernsänger kommen, solange sie sich visu-mäßig stylen?“, er gestikulierte wild in der Luft herum, wie als hätte er einen doppelt so großen Haarschnitt. Ich stellte mir Nabu gedanklich gerade im X-Japanstyle vor. Unweigerlich musste ich grinsen.

Satoru neben mir las sich noch einmal die Zeile durch, ehe er die Schultern zuckte. „Ich weiß nicht. Klingt fast so, ja.“

„Na toll. Wollen wir uns nicht lieber auch gleich Visu-mäßig anziehen, falls die uns von sich aus in eine andere Kategorie einordnen? Dann haben wir vielleicht bessere Chancen.“

Visu-mäßig…ich liebte Nabus Wortchaos.

„Nee…ich hasse Schubladendenken.“, warf Mi-chan ein, „Entweder, sie nehmen uns so, wie wir sind, oder eben nicht, dann haben sie halt Pech.“

„Sehe ich auch so. Natürlich wäre das eine große Chance, aber ich denke, wir sollten uns nicht zu große Hoffnungen machen, wenn das dort stattfindet…der Park ist bekannt und beliebt und sehr zentral, ich denke da kommen viele wie wir auch angereist.“

„Stimmt…wie kommen wir dorthin?“

„Also meinen Führerschein habe ich bis dahin noch nicht..“, überlegte Nabu laut.

„Den wirst du auch nie haben.“, wiegelte die Eule ab und ließ den Farbtopf so abblitzen. Dieser funkelte nur böse zurück. „Hey, du bist fies! So schlecht fahre ich nicht, und das weißt du, Sato!“

„Jaja. Was ist mit deiner Freundin?“

„Haben eure Eltern keine Zeit?“

„Ne, Despa ist da gerade wieder auf Tour…diesmal sogar in Amerika, wenn ich die Daten richtig im Kopf habe. Oder Shin?“

„Amerika? Jap, ich glaube, die ist da gerade.“

„Na toll. Und bei dir, Love?“

„Mein Dad ist da leider auch nicht da…Er ist bis dem Tag nach meinem Geburtstag noch da, dann ist er auf Japantour.“

„Toll, wozu hat man Eltern, wenn sie einem nie helfen! Ich hasse meine..“

„Kopf hoch, Nabu. Aber Sato hat Recht, was ist denn mit deiner Freundin?“, begann Lovelie sanft und legte ihm einen Arm um die Schultern, „Hat sie da frei?“

Nabu blinzelte. „Meint ihr? Ich soll sie mal fragen?“

„Klar, frag einfach mal. Ich denke, Keiko macht das sicher gern für uns.“

„Natürlich würde sie das machen. Nur denke ich nicht, dass unsere ganzen Instrumente bei ihr in den Wagen passen, versteht ihr?“

„Ach na eben…“

„Oh..“

„Soll ich Tante Nana fragen?“, warf ich lächelnd ein und alle Blicke wanderten zu mir.

„Naja, ihr Auto ist doch auch bloß nicht größer?“

„Ja, aber ein Teil könnte deine Freundin, ein Teil Tante Nana transportieren.“

„Stimmt auch wieder.“

„Ja aber Leute…da muss ich ja auch mein ganzes Schlagzeug irgendwie dorthin bringen, oder?“

„Hm…ich kann die Veranstalter ja mal anschreiben und fragen, ob eins vor Ort gegeben ist. Oder kannst du nur mit deinem?“

„Ich kann mit einigem, wenn ich es vorher ausprobieren und für mich einstellen kann.“

„Gut, dann werde ich gleich eine Mail verschicken.“, mit diesen Worten machte Satoru sich auch schon an unseren Prähistorischen Steinzeitcomputer.
 

„Oh man, das wird sicher spannend!“, hibbelte währenddessen Love neben mir, sodass ich sie fragend anblickte. „Spannend?“

„Naja, das ganze Event! Wir müssen da gegen andere antreten, total cool..ich mag Wettbewerbe~“

„Gibt es auch einen Plan B, wenn wir verlieren?“

„Weiter machen.“, rief Satoru, ohne den Blick von dem Bildschirm zu heben, „Dann spielen wir eben noch auf anderen Events…oder wir fragen unsere Eltern ausnahmsweise, ob wir ihr Studio nutzen dürfen um eine Demo CD aufzunehmen. Ich meine wir müssen uns ja irgendwie bewerben.“

„Hmm…oh je, das muss ja klappen.“, seufzend ließ Mi-chan sich auf die Couch sinken. Erneut lag mein verwunderter Blick auf ihr. „Denkst du denn, dass es nicht irgendwann klappt?“

„Doch, schon…Nur…mit 18 werde ich mit der Oberschule fertig und naja…ich will nicht unbedingt studieren gehen.“

Ich musste lachen. „Ach so hab ich das noch gar nicht gesehen…Also Mapa hat mich zur Uni gezwungen.“

„Meinen Eltern ist das egal. Dad ist selbst damals mit 17 umgezogen um mit seiner Band erfolgreich zu werden.“

„So jung schon?!“

„Klar. Da ist er glaub ich auch ziemlich stolz drauf, der Angeber. Ich zitiere seine Seite, da steht bis heute nämlich immer noch: ‚At the young age of 17, with guitar in hand, MIYAVI moved from his hometown Osaka to Tokyo in May, 1999.’”
 

„Du kannst seine Homepage auswendig.“, stellte ich entsetzt fest, während sie nur wieder lachte.

„Quatsch! Nur den Satz, weil ich den so lustig fand.“

„Oha…“, murmelte ich nur und schüttelte lachend den Kopf, ehe ich Satoru klatschen hören konnte. „Yay, die sind aber schnell. Ich habe gleich eine Antwort bekommen: Nabu, du kannst dein Zeug stehen lassen, Schlagzeug und Mikro usw. werden gestellt, nur eigene Gitarren sind empfehlenswert.“

„Ach, damit können wir leben.“, meinte Mi-chan freudig und ich stimmte ihr nickend zu. Satoru strahlte wie selten zuvor. „Na dann denke ich, wir planen nun alles genauestens durch. Von dem Lied, bis zu den Instrumenten, dem Transport und unseren Klamotten.“

„Jaa! Ich rufe Tante Nana an!“

„Und ich Keiko!“, damit sprangen wir allesamt auf und verteilten uns kreuz und quer zum Telefonieren und weiß der Geier was noch alles, denn jeder war nun schrecklich aufgeregt.
 

~*~
 

Das war nun schon über einen Monat her. In der Zwischenzeit hatte Mi-chan Geburtstag gehabt- wir waren alle vier zusammen bei ihr zuhause eingeladen gewesen. Lovelies Familie mochte uns allesamt so wie wir waren und ich sprach wohl für alle wenn ich sagte: Ja, das taten wir andersherum genauso.

In Melody sah ich immer noch so etwas wie eine Traummutter, während ihr Dad ein äußerst cooler, junggebliebener Mann war, mit dem man lachen, aber auch über ernstere Dinge reden konnte.

Mit Masuyo konnte man allerlei Blödsinn machen, während Jewelie eine äußerst angenehme Zuhörerin war und mich entfernt an Chiyoko erinnerte, allerdings auch einen Narren an uns gefressen hatte; denn sie nähte dauernd neue Klamotten, die wir anprobieren sollten. Was verrückte Kleidung anging, hatte sie wohl in Nabu eine Muse gefunden und der ließ sich auch gern außergewöhnlich einkleiden- es stand ihm eh alles.

Und Love….war eben Love. Ich konnte nicht aufhören, dieses schier perfekte Mädchen zu bewundern. Allerdings tat ich das weiter nur heimlich. Wegen der Band und weil ich mich nicht traute, würde ich ihr das auch nie direkt sagen. Auch wenn ich mir sicher war, dass Sato mich langsam durchschaute.
 

Doch heute war erst einmal ein anderer, sehr besonderer Tag für uns. Heute war der Gig in dem Park.

Unsere Eltern hatten unsere Idee begeistert angenommen. Hizumi war sofort Feuer und Flamme von unserer Idee gewesen, genauso wie Lovelies Dad. Deshalb waren auch beide mindestens gleich viel traurig, dass sie da zur Tour waren.

Meine Eltern fanden die Idee auch sehr gut- sogar Mapa. „Das ist eine sehr gute Chance für euch, Shinji. Und selbst, wenn ihr nicht den Wettbewerb gewinnt, gewinnt ihr an Erfahrung.“, hatte die scheinbar erleuchtete Ziege von sich gegeben. Ob er wirklich Erleuchtung gefunden hatte oder ich es nur annahm, war mir letztendlich dann aber doch egal, für mich zählte nur, dass er zustimmte und zufrieden mit unserer Planung war. Da Nana und Keiko uns und unsere Instrumente transportierten, hatte er auch keine weiteren Bedenken sondern wünschte uns einfach nur viel Glück.
 

Ich fragte schließlich Hana, ob sie mit uns mitfahren wolle, doch sie lehnte freundlich ab. „Ihr braucht nicht noch so eine Alte, die euch die Fahrt vermiest. Außerdem wollte ich heute meine neuen Blumen ins Beet pflanzen.“

Skeptisch betrachtete ich sie. „Bist du dir sicher? Und in welches Beet überhaupt? Doch nicht etwa in Mapas…?“

„Ja, Jungchen. Ich würde gerne, aber mein Rücken macht heute ein wenig was er will. Von daher mache ich nur meine Blumen und ruhe mich danach aus. Außerdem muss sich jemand um die Katzen kümmern. Und meine Fische.“

Hana hatte mittlerweile erstaunliche zehn Minifische in ihrem Aquarium, um das die Katzen zu meiner Verwunderung auch immer einen großen Bogen machten.

„Und ja, in Michios Beet. Ich dachte, ich schmeiß mal diese hässliche eine Pflanze da raus- die ist schon total vertrocknet…“, damit wuselte sie auch schon wieder davon, während ich kurz die Augen schloss und betete, dass Mapa es nach seiner Rückkehr nicht so schnell bemerken würde.
 

Nun saß ich jedoch mit den anderen im Wagen und quatschte und lachte. Ich, Satoru und Love fuhren bei Tante Nana mit, während Nabu mit seiner Freundin Keiko kam. Tante Nana, die Lovelie mittlerweile auch schon kannte, hatte sich natürlich sehr darüber gefreut. Wie hatte Miyavi-san so schön gesagt?

„Tja, meine Prinzessin hat meine und Mels Herzlichkeit zum vollsten geerbt- man kann sie nur lieb und gern haben, nicht wahr?“ Wie Recht der Mann doch hatte.
 

„Shinjiii~ Hilf mir bitte, Satoru macht mir meinen Haarschmuck kaputt!“

„Mach ich gar nicht! Ich sollte es dir doch gerade machen!“, lachte unser Sänger und knuddelte sie zur Strafe durch. Schmunzelnd schaute ich ihnen zu. Klar war Satoru ihr oft gegenüber noch immer etwas zurückhaltend, aber langsam aber sicher klappte es. Manchmal konnte man denken, wir waren schon ewig alle vier eine Truppe.

„Was sollte er dir denn machen?“, fragte ich schließlich.

„Naja hier…das ist schief…“, Love deutete auf eine ihrer Haarspangen, welche ihr ihre Mutter kunstvoll ins Haar gesteckt hatte. Denn da hier quasi fast nur Jungs mitkamen, hatte Melody ihre Tochter vorher schon etwas hübsch gemacht.

„Eh naja…ob ich das kann…“, unsicher betrachtete ich das Kunstwerk, welches ich gleich imstande war zu verpfuschen.

„Probier es wenigstens…schlimmer als Satos Versuch kann es nicht werden…“

„Hey!“

Ich begann leise zu lachen, während ich es dann doch mal probierte. Immerhin sollte Love schön aussehen für unseren Auftritt.
 

Im Großen und Ganzen hatten wir uns viele Gedanken zu unseren Klamotten gemacht. Schließlich aber entschieden wir uns einstimmig dafür, uns nicht zu verstellen. Bis auf ihre Mütze, die sie heute überhaupt nicht trug (!) bevorzugte Love ihre bunten und verspielten Klamotten, die so typisch für sie waren. Auch wenn ich die Kniestrümpfe, den Rock und das Oberteil noch nicht kannte.

Nabu blieb sich treu und bevorzugte seinen rot-schwarzen Gesamtlook, heute noch mit ein wenig grün, in Form eines Karierten Rockes und eines zerfetzten Strumpfes über seinen Strumpfhosen unter dem Rock. Als wir ihn vor der Abfahrt gesehen hatten, hatten wir ihn dafür mit Komplimenten überhäuft. Er war der wohl einzige Mann, den ich kannte, der so etwas tragen konnte, ohne schwul oder weiblich auszusehen. Nabu war eben Nabu.

Satoru hatte sich ebenfalls raus geputzt.

Erstaunt hatte ich die kleinen Silberohrringe betrachtet, die er sonst eher kaum trug. Und das, obwohl sie der alten Eule standen… Sein Oberteil war weiß, um seinen Hals hingen einige Ketten, die er wie ich wusste von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte. Dazu kamen eine dunkle Hose und eine Lederjacke, die das ganze perfekt abrundete- wenn er bei den weiblichen Gästen kein Blickfang sein würde, wusste ich auch nicht weiter. Er erinnerte mich dezent an einen jungen Hizumi.

Ich hatte mich auch etwas herausgeputzt, war aber trotzdem eher relativ zurückhaltend angezogen. Mein Oberteil war ein schwarzer, eng anliegender Pullover, auf dem meine Lieblingskette relativ gut zur Geltung kam. Die Ärmel waren nur Dreiviertelärmel, sodass ich meine Handgelenke schön mit Armbändern und meine Finger schön mit Ringen schmücken konnte. Meine Hose war eng anliegend und ein wenig zerfetzt, aber auf stilvolle Art und Weise. Tja, die Mischung bei uns machte es eben. Und warum sollte nicht auch mal ein Schlagzeuger visuell auffälliger sein als der Sänger? Ich hoffte, man fand uns gut.

Was unsere Musik betraf hatten wir die letzten Wochen nur geprobt und geprobt, eins nach dem anderen. Schließlich hatten wir uns einstimmig für unser aller Lieblingslied entschieden. Jetzt galt es wirklich nur noch zu hoffen, dass bei unserem Auftritt nichts schief gehen würde.
 

Die Fahrt verging schneller, als wir alle annahmen. Wir quatschten, lachten, spielten Ratespiele oder wanken Nabu und Keiko, die ab und an hinter oder vor uns zu sehen waren.

Doch irgendwann waren die anderthalb Stunden Autofahrt dann auch einmal vorbei. Doch darüber waren wir, denke ich, nicht traurig. Mi-chan war die erste die ausstieg und sich umblickte. Ich trat hinter sie und ließ meinen Blick schweifen.

Wir standen direkt auf dem Parkplatz vor dem Park, auf denen bereits einige Autos standen, jedoch auch noch viel Platz war. Neben mir atmete unser Kätzchen tief durch.

„Oh man, ist der Park groß…das ist ja ein halber Wald…“

„Nervös?“, Sato trat schmunzelnd neben uns, doch Mi schüttelte nur den Kopf. „Nicht so stark…eher aufgeregt…“

„Das wird schon, Kinder. Ich glaub an euch.“, strahlte Tante Nana, die die Fahrertür hinter sich schloss und zu uns kam. „Ach herrje, war ich lange nicht mehr hier…ach schaut, da kommen Nabu und Keiko.“, schmunzelnd blickte sie auf den Wagen, der nicht weit entfernt von uns hielt.

„Waah, sie sind da!“, Lovelie lief freudig zu den anderen und knuddelte zuerst einmal Nabu kräftig durch. Der schien überrascht, freute sich aber scheinbar, während Keiko nur lachte. Mein Blick wanderte zu Satoru, der nickte, bevor wir zu ihnen traten.
 

„Wie war die Fahrt, Kei? Entspannend oder eher nervig mit dem Farbtopf?“

„Ach, es ging.“, lachte die schwarzhaarige Schönheit, während Nabu sich im Hintergrund beschwerte. „Ich kenn ihn doch lange genug um zu wissen, was ich mir immer wieder aufs Neue antuhe.“

„Hey! Das ist fies…“, nuschelte es leise in Mi-chans Umarmung. Keiko lachte nur wieder und zwinkerte ihm zu. „Du weißt doch, wie ich es meine.“

„Hmm…ja…“, mehr wusste der Rotschopf nicht zu antworten.

Ich grinste nur breit. Keiko war ein liebes Mädchen und ich freute mich für Nabu, dass er so glücklich mit ihr war. Die meisten Leute fanden die zwei zusammen ja eher verwunderlich- Nabu fiel auf mit seinen ganz eigenen Modekreationen, während die langhaarige, schlanke, große Frau aussah wie ein Topmodel- wir waren uns bis heute alle einig, dass sie ihr Aussehen in dem Club verschwendete, in dem sie arbeitete. Aber hey, wo die Interessen und eben auch die Liebe hinfielen… Wir waren froh, sie zu haben. Allen voran Nabu, der sich jetzt in ihre Umarmung flüchtete, während Love darauf nur einen enttäuschten Welpenblick aufbringen konnte.
 

„Sagt mal, läuft der Wettbewerb schon? Klingt fast so.“, stellte Tante Nana erstaunt fest, die jetzt einen Gitarrenkoffer aus dem Wagen hob. Satoru nickte leicht. „Kann sein. Wir haben ja unsere Nummer und Zeit bekommen, zu der wir spielen sollen. Werden wohl einige teilnehmen.“

„Sind denn so früh überhaupt schon Zuhörer da?“, warf Nabu skeptisch ein, der immer noch wie ein Klammeraffe an seiner Freundin hing.

„Keine Ahnung…und wenn schon, besser für uns, oder? Und jetzt schnappt euch euer Zeug und kommt mit!“
 

~*~
 

Nach dem Machtwort unseres Chefs folgten wir ihm alle brav ins Herz des Parks, auf dem die gewaltige Anlage war. Okay, die Bühne war nicht so groß wie die meisten, auf denen unsere Eltern spielten, aber wenn ich mir die Sitzplätze hier anschaute, konnten zumindest einiges an Leute hier Platz nehmen.

„Boar, wie geil…“

„Nabu, Mund zu, du sabberst gleich.“, Keiko schob ihren Freund kichernd vor sich her. Jedoch staunten auch Mi-chan, Sato und vor allem Tante Nana nicht schlecht. „Ach du meine Güte…ich dachte das ist so ein winziges Plätzchen!“, erwiderte Letzte etwas schockiert.

„Schon ganz schön groß…aber es werden eh nicht alle Plätze gefüllt sein. Trotzdem, wenn viele kommen, ist das auch gut, dann lernen wir wenigstens, vor einem etwas größeren Publikum zu spielen.“

„Wenn sich hier alle Plätze füllen würden, würde ich mir vor Angst wohl einmachen.“ - dieser wundervoll sinnvolle Spruch kam natürlich vom Farbtopf, der darauf nur einen Schlag auf den Hinterkopf von seiner Liebsten kassierte.

Ich mochte nicht mit ihm tauschen.

Keiko hatte früher mal Selbstverteidigung gemacht…

„Kommt, wir gehen mal näher…irgendwo muss die Anmeldung sein…“

„Die Bühne ist gerade leer.“, bemerkte Mi-chan neugierig, während wir nun auf jene zuliefen.

„Hmm…aber da bauen schon wieder welche was auf.“

„Schade, dass wir den Anfang verpasst haben, da kennen wir gar nicht alle teilnehmende Bands..“

„Ist vielleicht gar nicht weiter schlimm, die so zeitig sind sicher eh alle scheiße.“, es war erstaunlich, wie locker Nabu durchs Leben Schritt. Wahrscheinlich hatte er noch eine Gehirnerschütterung von dem Schlag.
 

Schließlich kamen wir an einigen Ständen vorbei- die ersten waren welche wo es Essen kam, dann kam ein Fanshop von dem Label, welches das Event veranstaltete, und letztendlich ein etwas größerer, wo auch groß und deutlich ‚ANMELDUNG‘ zu lesen war. Satoru stellte uns kurz vor und erledigte alles für uns.

Danach führte man uns hinter die Bühne zu einem großen Flachbau. Uns wurde erklärt, dass sich hier sonst die Stars niederließen, wenn sie sich auf ihrer Tour für diese Bühne entschieden. Oha, als war die Bühne doch schon von Berühmtheiten betreten worden. Mapa selbst hatte nur geäußert, dass er diesen Platz hier kannte. Ob Despa schon hier war, wusste ich nicht.
 

Letztendlich bekamen wir sogar einen kleinen Raum, in dem wir uns fertig machen, schminken oder dergleichen konnten. Da wir Nummer 47 von 50 waren, würde hier in diesen Raum später noch Nummer 48 mit einziehen, doch die waren noch nicht da, wurde uns erklärt. Freundlich verabschiedete sich der Staff-Mann und ließ uns allein. Tante Nana sah sich grinsend um. „Bei euren Daddys wäre der Raum sicher nur eine Abstellkammer.“

„Kann sein…aber der große Spiegel ist toll.“, strahlte Love und setzte sich auf einen Drehstuhl davor. Ich stellte währenddessen meinen Bass in Ruhe ab.

„Dass die so viele Räume für alle haben…“

„Haben sie nicht. Vor uns waren auch schon welche hier drin. Schau, dort steht noch Zeug rum.“, wie zur Bekräftigung von Satorus Worten kamen zwei Jungs herein und entschuldigten sich höflich, bevor sie anfingen auszuräumen.

„Wenn die hier 10 verschiedene Räume haben, ist das doch schon ganz okay…dann sind über die Zeiten verteilt rund 5 Bands in einem Raum.“

„Stimmt…aber ich finde das toll. So haben wir Zeit für uns und können uns vorbereiten, immerhin hört man hier nicht den Lärm von der Bühne.“

„Hmm…aber wir haben noch lange Zeit, wenn ihr mal zur Uhr schaut.“

Ich tat es und seufzte. „Stimmt.“

Mi-chan wackelte mit den Beinen, ehe sie uns lächelnd anblickte. „Hat jemand Lust, mit mir zur Bühne zu gehen und die anderen anzuschauen? Da gab es auch lecker Essen~“

Erlaubnissuchend sah ich zu Sato, der überlegte und erneut zur Uhr blickte. „Naja…okay, klar. Aber wir treffen uns pünktlich 15.30 Uhr wieder hier. Damit wir noch einmal alles genau durchgehen können.“

„Klar Chef!“, rief es einstimmig, ehe wir alle davon stürmten.
 

~*~
 

Das Wetter war äußerst günstig, wie ich feststellte…Yeah, das würde ein toller Nachmittag werden. Satoru blieb mit Tante Nana vorerst in unserem Zimmer, da er fragen wollte, ob man auch abschließen konnte oder so. Nabu und Keiko gingen sich die Stände ansehen, genauso wie ich und Mi-chan. Schließlich kauften wir beide uns jeder Dango und ließen uns auf ein paar Sitzen nieder. Love stellte lächelnd fest, dass es noch voller geworden war; scheinbar waren nun auch die Langschläfer da.

„Boar, die sind gut.“, stellte sie beim Knabbern an ihrem Spieß fest und nickte zur Bühne. Ich konnte ihr nur zustimmen. Die Band war eine Gruppe junger Männer, die wirklich gut waren, wenn auch mir der monotone Gesichtsausdruck des Sängers nicht gefiel.

Da war mir Satoru lieber.

Er hatte von klein auf von Hizumi gelernt, seine Gefühle und Gedanken in Liedern zu verarbeiten und diese auch wirklich darin auszudrücken.
 

Irgendwann jedoch schlenderten wir mit Nabu und Keiko zurück zu unserem Raum, in den auch Nana und Satoru gerade wieder eintraten. Sofort tauschten wir uns über die bisherigen Sänger aus, verstummten jedoch Recht bald und begrüßten die reine Mädchenband, die sich mit uns das Zimmer teilten. Sie waren niedlich und äußerst höflich- sie hatten wohl gerade geübt und fragten nun, ob sie störten. Wir lehnten ab, meinen Bass konnte ich auch mit Hintergrundgeräuschen stimmen. Auch Mi-chan zog sich in ihren Drehstuhl zurück und zupfte ein wenig auf ihrer Gitarre herum. Satoru stellte sich hinter mich und schlang mir die Arme um. „Die sind gut. Ihre Sängerin hat eine schöne, klare Stimme.“

„Ich weiß. Trotzdem finde ich uns einmaliger. Solche Stimmen gibt es mehr als genug.“

„Danke…wir sollen übrigens 10 Minuten vor 17 Uhr da sein und uns auf der Bühne alles einstellen.“

„Geht klar…wann ist Siegerehrung?“

„Voraussichtlich 18 Uhr. Eventuell auch erst 19 Uhr.“

„Okay.“

„Stimm deinen Bass zu Ende.“, schmunzelnd ließ er mich wieder los und lief zu Nabu um mit ihm zu reden. Ich blickte zu Love, die mich anlächelte und dann mit den Lippen ‚Wir schaffen das!‘ formte.
 

~*~
 

Schließlich war die Zeit schneller um, als wir gedacht hatten. Wir hatten uns alle fertig gemacht, gegenseitig noch etwas zurecht gestylt, die Instrumente gestimmt und nun standen wir hinter der Bühne und lauschten denen, die dran waren.

„Also die sind bis jetzt die besten.“, stellte Satoru fest, welcher auf seiner Unterlippe herum kaute- das tat er immer, wenn er nervös war. Ich nahm ihn deshalb in meine Arme. „Wir schaffen das, hab keine Angst.“, darauf musste er nur lachen.

„Ich weiß. Benimm dich nicht wie meine Oma, die geht auch so mit mir um.“

„Welche?“

„Verrate ich dir nicht. Auf jeden Fall musst du mich nicht trösten, ich weiß selbst, dass wir es können.“

„Aber du bist nervös.“

„Nein.“

„Doch! Deine Unterlippe zittert!“

Bumm. Die Eule starrte mich erschrocken an, ehe sie sich doch in mein Hamsterfell kuschelte. „Du hast Recht…ich bin aufgeregt. Aber es geht.“

„Na siehst du. Dann gib es doch wenigstens zu. Du musst nicht immer stark tun.“

Darauf sagte er nichts mehr, sondern ließ sich einfach nur von mir kraulen. Tja, manchmal musste ich meinem Besten eben selbst mal die Leviten lesen, nicht nur immer er mir.
 

„Lovelie.“

Als ich diese sanfte Stimme hörte, schaute ich auf, ehe ich lautes Kreischen vernahm.

„Ach du scheiße! Was macht ihr denn hier?!“, Lovelie sprang ihrer Mutter in die Arme, die mit Jewelie und Masuyo angelaufen kam.

„Na dich unterstützen, mein Schatz.“

„Ja aber-“

„Nur weil Papa nicht da ist, heißt das nicht, dass wir auch nicht kommen. Du hast vergessen, dass ich auch einen Führerschein habe, nicht wahr?“

„Ehm…naja…“; sie wurde rot und kuschelte sich enger an Melody, die nur lachte. „Kein Problem. Wir sind froh, es rechtzeitig geschafft zu haben. Wir hatten uns erst verfahren, aber Nana hat uns gut per Handy geleitet.“

Fragend drehte ich mich zu meiner Tante um. „Woher hast du ihre Nummer?“

Daraufhin zauberte sich nur ein spitzbübisches Grinsen auf ihr Gesicht.

„Tja, Betriebsgeheimnis~“

„Nana…!“

„Na gut, weil du es bist. Also, Mel war letztens rein zufällig in meinem Laden, Fotos entwickeln lassen. Wir kamen ins Gespräch, weil ich sie erkannte und ja…wir verstanden uns sehr gut.“

„Ja. Es war, als hätten wir uns gesucht und gefunden.“, lachte Melody, die langsam zu uns kam und nun uns umarmte. „Hallo Jungs, schön, euch zu sehen.“

„Wir freuen uns auch.“, strahlte ich, bevor wir uns wieder lösten, damit sie zu Nabu und Keiko konnte.

Neugierig drehte ich mich zu Nanako um. „Ihr seid also…Freunde?!“

„Hmm…so in etwa, ja.“, lachte sie nur. „Melody ist eine wunderbare Frau. Ich habe mich gefreut, dass ich sie erkannt habe und mit ihr ins Gespräch kam, weil ich von dir wusste, dass du mit ihrer Tochter in einer Band bist. Wir fanden beide den Zufall sehr witzig. Und da sie wusste, dass ich euch fahre, haben wir beide diese kleine Überraschung hier ausgetüftelt.“

„Frauen.“, lachte Satoru nur und blickte an Nana vorbei, ehe er heftig meine Schulter zu schütteln begann. „Hey! Ist das nicht Chi mit Saoto?!“

Nana drehte sich nur zur Hälfte um, „Ach, kommen sie endlich…?“

Verwirrt starrte ich sie an, „Wie?! Sie kommen auch?!“

„Klar. Saoto konnte nur nicht eher, er kommt von Arbeit.“

„Man! Du hast mir alles verheimlicht, oder?!“

„Überraschung, mein Süßer~ Chiyoko wollte euch unbedingt sehen.“

Im nächsten Moment kam eben jene auch schon freudig auf mich zugeeilt.

„Shinji!“, lachend fiel mir meine Lieblingscousine um den Hals, „Aww, ich freue mich, hier zu sein!“

„Ich mich auch…auch wenn es sehr überraschend war.“

Sie blickte mich schief grinsend an. „Sorry. Aber Mama sagte, Mi-chan bekommt eine Überraschung, da wollte ich dich eben auch…überraschen.“

„Das ist süß von dir, danke.“

„Ach ja…ich werde von niemandem überrascht.“, meinte Sato neben mir, dem nun Chi ihre Aufmerksamkeit widmete. Mürrisch stemmte sie ihre Arme in die Seiten. „Ich bin dir wohl nicht Überraschung genug?!“

Eine Weile blickte sie ihn finster an, dann begannen sie beide zu lachen und umarmten sich. Wir quatschten ein wenig, bevor Mi-chan mit ihrer Familie neugierig zu uns rüber sah. Chi bemerkte das und stupste mich an. „Ist sie das..? Deine kleine…?“

„Das ist unsere Gitarristin, ja.“, antwortete ich etwas lauter und trat nun zu Mi-chan, um sie näher zu schieben. „Shin? Wer..“

„Das ist meine Cousine Chiyoko. Chiyoko, unsere Gitarristin Lovelie und Familie.“

„Freut mich dich kennenzulernen. Shin hat mir schon viel über dich erzählt.“

„Ach, du bist Shinjis Cousine?! Jetzt weiß ich endlich, wer gemeint ist, wenn Satoru und Shinji über dich reden.“, die anfängliche Skepsis der beiden war scheinbar verflogen, denn nun umarmten sie sich auch schon.

„Chi? Kennst du Melody schon?“

„Ja, sie war schonmal bei uns. Aber die Kinder….“

„Dann stelle ich sie dir vor.“, grinsend schob ich sie weiter. „Also hier hast du Love’s jüngere Schwester Jewelie. Eine außerordentlich gute Designerin. Jewel, wenn du jemals etwas Gestricktes haben willst, wende dich an Chiyoko. Sie ist eine wahre Meisterin darin. Ach und das ist Masuyo.“

„Hi…du designst? Cool~ Würde ich mir gern mal anschauen.“

„Gern! Wenn du Lust hast, komm zu uns und ich zeig dir alles. Aber hey, Stricken? Kannst du mir das beibringen?“

„Klar, gern.“

Wow, da hatten sich aber welche gefunden.

„Ach und hey…du bist also der Jüngste…Masuyo?“

„Naja, ich bin schon 12. So jung ist das nicht mehr, hübsche Dame.“

„Oh Gott.“, Chiyoko begann zu lachen, „Du bist ja süß. Bist du zu allen Frauen so?“

„Nur zu den Hübschen.“

Entsetzt sah ich zu Lovelie, die nur die Schultern zuckte. Doch Satoru unterbrach uns, bevor ich überhaupt etwas gesagt hatte: „Leute! Wir sollen langsam aufbauen!“

Love neben mir atmete tief durch, ehe wir nickten und mit Nabu zu Satoru liefen. Jetzt ging es also langsam los.
 

~*~
 

Nabu stellte sich in Windeseile das Schlagzeug so ein, wie er es für seine Größe brauchen würde. Ich und Love kümmerten uns um unsere Lieblinge; beim Verkabeln wurde uns sogar geholfen, welch Luxus. Satoru unterhielt sich mit irgendeinem Typen von der Bühne, wobei er immer wieder nickte. Fünf Minuten vor Beginn tranken wir ausgiebig, streckten und dehnten uns noch einmal und ließen uns viel Glück wünschen, ehe es hieß: Jetzt geht’s los.

Aufgeregt atmete ich tief durch und betrat mit den anderen die Bühne. In meinem Kopf hallte Mapas ruhige Stimme mit dessen Tipps zur Beruhigung.

Ich trat auf meinen Platz, warf den anderen einen flüchtigen Blick zu, ehe wir uns leicht zu Nabu drehten, der den Anfang machte. Kurz herrschte Stille, dann begann er zu spielen. Wenig später setzte Mi-chan ein. Wie als würde mein Körper von allein funktionieren, setzte auch ich ein. Zum Schluss kam Satorus zauberhafte Stimme hinzu. Und dann kam ich mir vor, als würde vor meinen Augen ein Film ablaufen. Ich strahlte das Publikum an, ließ die Finger über meinen Bass wandern und sang die Zweitstimme zu Satoru zusammen mit Mi-chan im Refrain. Für mich war Musik schon immer die schönste Droge gewesen, doch heute merkte ich es besonders stark. Es war ein wundervoller Rausch, der erst zusammen mit dem Lied endete.

Vor meinem inneren Auge sah ich meine Eltern, wie sie wohl stolz lächeln würden, wenn sie mich gesehen hätten. Langsam öffnete ich die Augen nun wieder und blickte in ein kreischendes und applaudierendes Publikum. Gerührt davon begann ich etwas atemlos zu strahlen und blickte zu den anderen, die nicht minder glücklicher aussahen. Satoru bedankte sich über das Mikro und langsam verließen wir mit unseren Instrumenten die Bühne.
 

Dahinter kamen uns sofort unsere größten Fans entgegen gestürmt- unsere Familien und Freunde.

„Waaah! Shinji! Ihr wart so geil! IHR WART SO GEIL!“, überschlug sich Chi und presste mir auch noch die letzte Luft aus den Lungen. Mit der verbleibenden Luft lachte ich leise und ließ mich auch noch von den anderen knuddeln, ehe ich meiner eigenen Band in den Armen hing.

„Hier, trink was, Shinji. Es ist heiß.“, Lovelie drückte mir verantwortungsbewusst eine Wasserflasche in die Hand. Ich bedankte mich leise und tat, wie verlangt. Einen Zusammenbruch konnte hier wahrlich keiner gebrauchen.
 

So langsam kamen wir wieder zur Ruhe, bevor Satoru meinte, es gäbe hier auch Duschen. Nabu war irgendwie mit Keiko verschwunden (Wir restlichen Bandmitglieder wollten gar nicht wissen, wo die sich wieder herum trieben) und Lovelie verschwand selbst in der Damendusche, weshalb ich mit Sato ging.

„Das war doch mal geil, oder? Waren wir toll oder waren wir toll?“, grinste mich jener unter der Dusche an. Ich lachte nur und stimmte zu.

„Oh ja~ besser als…ja keine Ahnung, es gibt nichts Besseres! Du hast fantastisch gesungen.“

„Danke. Am Anfang hat meine Stimme gezittert, aber dann ging es. Ihr habt alle super gespielt.“

Schmunzelnd wusch ich mir die Haare, ehe ich ihm seine verstrubbelte. Lachend zuckte Eulchen weg, dann aber schloss er seufzend die Augen. „Jetzt bin ich k.o.“

„Kein Problem, du kannst dich ja dann ausruhen.“

„Ne, ist ja noch eine Stunde bis zur Verleihung.“

„Die verduschen wir.“

„Bis dahin bin ich eine verschrumpelte Rosine.“

„Ach was.“

„Na soll ich die ganze Zeit hier stehen? So lange halten meine Beine echt nicht mehr durch.“

„Dann nehme ich dich eben in den Arm.“, meinte ich grinsend und setzte es gleich in die Tatsache um. Sato, der erst skeptisch die Brauen verzogen hatte, seufzte nun aber doch ziemlich zufrieden. „Ach, so ist’s ganz kuschlig…darf ich mich anlehnen..?“

„Mach. Aber schlaf nicht ein.“

„Das könnte durchaus passieren…“, seufzend legte er seinen Kopf auf meine Schulter. Nach einer Weile begann er, mich ein wenig zu streicheln. Ich genoss es und tankte gleichzeitig wieder ein wenig Energie.
 

„Du weißt, dass das ziemlich seltsam aussehen muss, wenn hier jetzt einer reinkommt?“

„Eh?“, neugierig neigte ich meinen Kopf etwas.

„Na wie wir hier kuschelnd da stehen.“, lachte Satoru. Ich begriff und erwiderte es.

„Stimmt…aber hey, das ist bei uns doch ganz normal.“

„Natürlich…für uns schon. Aber jeder andere wird nackte Männer unter der Dusche die sich umarmen anders einordnen.“

„Mir egal. Ich weiß ja, wie es wirklich gemeint ist. Und außerdem kann ich nichts dafür, dass es hier nur Gemeinschaftsduschen gibt.“

„Stimmt auch wieder. Oh man, unsere Eltern hätten jetzt sicher ganz andere Dinge hier getan.“

Wieder brauchte ich einen Moment, um zu begreifen, ehe ich entsetzt nach Luft schnappte. „Sato…!“

„Na was denn. Ist doch so, du weißt doch, wie sie sind.“

„Ja, klar…aber nicht alle vier…nebeneinander….“

„Hm. Aber wenn sie alleine wären, dann sicher.“

Ich schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und versuchte mir das nicht weiter vorzustellen.

Eine Weile standen wir noch so da, ehe wir uns dann doch entschieden, uns wieder anziehen zu gehen.
 

Als wir fertig gewaschen und wieder angezogen draußen waren, kam uns Nana auch schon entgegen. „Da seid ihr ja endlich! Verdächtig, wie lange ihr braucht. Aber gut, ihr seht besser aus als Nabu, der kam gerade äußerst glücklich grinsend an mir vorbei…“, nachdenklich starrte sie gedankenverloren etwas an uns vorbei, ehe sie sich wieder fing. „Egal. Mi-chan sucht euch schon. Sie will mit euch noch was essen und dann die letzte Band anschauen gehen.“

„Ah, okay. Wo ist sie?“

„Hier bin ich!“, lachte unser Sonnenschein-Kätzchen und kam angerannt. „Ich hab gerade unsere Zimmernachbarinnen unter der Dusche getroffen. Sie haben uns gratuliert, wir wären super gewesen.“

„Cool…ist das wirklich jetzt schon die letzte Band?“

„Ja, ging schnell, was? Na kommt, ich hab schon wieder Hunger!“, damit schliff sie uns auch schon lachend mit sich mit.
 

~*~
 

Die Siegerehrung fand dann tatsächlich erst 19 Uhr statt. Für uns war das noch mehr Zeit zum ungeduldigen Warten, die wir mit Schlemmen und quatschen verschwendeten. Zum Glück waren wir so viele, dass wir immer wieder was zum erzählen fanden. Nabu ließ sich jedoch nicht ausquetschen, wo er gewesen war. Er grinste Keiko nur ziemlich eindeutig zu, die schmunzelnd wie ein Grab darüber schwieg.

Nana und Mel passten meiner Meinung nach als Freundinnen super zusammen und es freute mich auch sehr, dass sich unsere Familien miteinander so gut verstanden; Mapa und Dad kannten Loves Familie ja noch gar nicht.

Chiyoko, die Jewelie und Masuyo heute ebenfalls erst kennengelernt hatte, verstand sich mit denen äußerst gut. Satoru meinte scherzhaft, dass der junge Masuyo sich um Chi mehr bemühte, als manch anderer Junge in ihrem Alter. Hauptsache, sie brach dem Kleinen nicht das Herz… Aber ich wusste ja, wie das in dem Alter war, jaja.
 

Pünktlich 19 Uhr betraten die Veranstalter die Bühne und begrüßten die nun noch einmal geballte, versammelte Masse. Wir saßen relativ weit vorn, wie alle teilnehmenden Bands.

Man bedankte sich für die rege Teilnahme und dann folgte diese übliche Teilnehmerfloskel, dass alle super gewesen seien, aber eben nur einer gewinnen konnte. Dazu wurden die drei besten auf die Bühne gerufen. Die erste, die hoch sollte, war die andere Mischband, die wir so gut fanden. Dann die Mädchenband aus unserem Zimmer und letztendlich auch wir.

Erst waren wir total verdattert, ehe Mi-chan neben mir einen freudigen Laut ausstieß und uns hoch scheuchte, bevor wir nervös zur Bühne liefen.

Mein Blick wanderte zu Satoru, der ebenfalls aufgeregt aussah, mir jedoch auf meinen Blick hin einen Arm umlegte. „Wir haben es schon einmal weit geschafft, das ist gut.“, darauf nickte ich nur und stieg die Treppen empor, nur um anschließend mit meiner Truppe auf den uns gewiesenen Platz zu gehen. Vom Publikum aus strahlten uns unsere Liebsten alle an, drückten sich dabei hoffend die Hände.

Ich atmete tief durch und legte Love und Nabu links und rechts neben mir einen Arm um. Nabu tat es mir gleich und zog Satoru noch eng zu uns. Gebannt lauschten wir dem Sprecher.
 

„Die Entscheidung fiel schwer, aber diese drei sind für uns eindeutig die besten Bands gewesen. Aber leider kann nur einer den Vertrag gewinnen. Jedoch haben wir für Platz zwei und drei auch einen etwas kleineren Gewinn organisiert.“

Erstaunt sah ich zu den anderen, ehe mein Blick wieder vorwanderte.

„Den dritten Platz, meine lieben Gäste und Bands….belegt ‚Fortuna A‘!“

Die Mädchenband sah ihn erstaunt an, ehe sie sich vor dem Publikum verbeugten und ihr Geschenk erhielten. Ich konnte nicht ganz erkennen was, doch das war dann auch unwichtig, denn wir wurden vor neben die andere Band gerufen.

„So. Nun kommen wir zu den Gewinnern. Es fiel uns wirklich schwer und wir hätten am liebsten beide Bands genommen, jedoch bieten wir nur einen Vertrag. Und die Sieger unseres Nachwuchswettbewerbes sind…‘Travel to Osaka‘, herzlichen Glückwunsch! Platz 2 geht an ‚[un]chang:ed‘!“
 

Nun erst Recht verdattert starrte ich den Mann an. Mein Gehirn wollte im Moment gerade nichts mehr verarbeiten, Kurzschluss.

Nur langsam kam ich wieder zu mir und blickte zu der jubelnden Truppe vor uns. Enttäuscht senkte ich den Blick. Zweiter Platz war gut, aber wir wollten doch gewinnen…warum nicht wir? Satoru hatte doch besser gesungen…

„Hey, Kopf hoch.“, Lovelie war die erste, die wieder sprach und mich drückte. „Wir waren alle sehr, sehr gut. Die Firma hat eben einen anderen Geschmack, da kann man nichts machen.“

„Ja aber…“, ich legte ihr sprachlos die Arme um, drückte sie an mich.

„Schh. Wir waren sehr gut, basta. Und jetzt sei stolz, schau, Satoru bekommt unseren Gewinn überreicht.“

Neugierig hob ich den Blick wieder und sah mich um. Nabu wirkte noch enttäuschter als ich, Satoru hingegen war ruhig wie immer und nahm höflich dankend einen Umschlag an. Als der Mann weg war, traten wir zu ihm. „Und, was ist es?“

„Ein Gutschein im Wert von 25000 Yen*…einzulösen in teilnehmenden Musikläden…hier sind die ganzen Adressen…“

„Ist doch auch cool! Leute, freut euch! Wir können uns immerhin neues Equipment kaufen!“, Lovelie versuchte uns so gut es ging aufzuheitern. Zumindest bei Satoru zog es. „Sie hat Recht. Freut euch und seid stolz, wir sind weit gekommen.“

„Ja aber..wir hätten das verdient…“, warf Nabu seufzend ein und sah missmutig zu der Band, die gewonnen hatte.

„Klar, das werden sich die anderen aber auch denken. Schau, wir haben immerhin auch etwas gewonnen. Wer weiß, vielleicht hat uns ja jemand gesehen, dem wir gefallen haben, weißt du es? Kommt, lasst uns erstmal zu den anderen.“

„Okay…seufzend trottete Nabu uns nach.
 

~*~
 

Von der Bühne kommend wurden wir auch direkt abgefangen und gedrückt. „Ihr wart toll, egal ob nur zweiter Platz. Für uns seid ihr die Sieger.“, bekamen wir alle zu hören und jeder stimmte dem zu. Masuyo war ganz aufgebracht, genauso wie Chi, die meinten, dass die Jury doch taub sein müsste. Darüber musste ich dann doch ziemlich schmunzeln.

Natürlich war ein zweiter Platz enttäuschend, es hieß, kurz vor dem Ziel gescheitert zu sein. Doch Satoru hatte Recht. Wir konnten verdammt stolz auf uns sein.
 

In Ruhe packten wir unsere Sachen zusammen, gingen noch einmal etwas Essen oder trinken, bevor wir zu den Autos gingen und alles verluden.

Neugierig blickte ich zu Sato. „Wo fährst du mit?“

„Bei dir wieder. Oder wo fährst du mit?“

„Na bei mir, oder?“, zwinkerte Nana. „Ich mag auch bei euch mitfahren!“, warf Chiyoko ein. Mein Blick wanderte zu Onkel Saoto, „Du willst deinen Dad ganz allein fahren lassen?“

„Ach, der kommt klar, oder Dad?“

„Ja, klar. Ich fahr euch gemütlich nach.“

„Ah, na dann. Lovelie?“

„Ja Shin?“, sie sah von dem Kofferraum ihrer Mutter aus auf. „Du fährst sicher hier mit, oder?“

„Ja…auch wenn ich gern bei euch mitfahren würde…aber so ist es praktischer, denke ich, leider.“, erzählte sie traurig. Deshalb drückte ich sie einfach mal fest an mich. „Ach was. Fahr nur mit deiner Familie mit. Wir sehen uns dann doch sowieso am Montag wieder.“

„Hmm…telefonieren wir morgen wieder?“

„Gegen Abend? Wir können auch über PC…da können wir alle vier zusammen quatschen…“

„Ah ja, stimmt! Ja okay, so machen wir es. Aber jetzt denke ich, sollten wir alle erst einmal zur Ruhe kommen. Schau, Nabu ist immer noch geknickt.“

Ich wandte mich unserem Drummer zu und seufzte. „Kopf hoch, Nabu.“

„Hmm…“, bekam ich lediglich als Antwort.

Keiko verdrehte liebevoll die Augen und strich ihrem Freund durch die Haare, ehe sie ihn in den Wagen schob. „Ich werde ihn schon wieder aufmuntern, macht euch keine Sorgen.“

„Daran habe ich keine Zweifel.“; antwortete Satoru, der sie nun verabschiedete. Wir anderen taten es ihm gleich. Schließlich verabschiedeten wir uns auch noch von Love und deren Familie. Dieser Abschied war knuddliger; Chi musste sogar kräftig lachen bei ihrem Abschied von Masuyo. Denn als sie etwas in die Knie ging, um ihn zu umarmen, nutzte er die Gelegenheit und knutschte ihre Wange- für uns alle ein einmaliger, lustiger Anblick.

„Bis morgen Abend am PC, ihr beiden.“, meinte Love und drückte mich und Sato, ehe sie uns beide auf die Wange küsste. „Wir sind geil! Ich weiß es! Wir werden es auch so schaffen!“, winkend stieg sie in ihren Wagen und wir in unseren.

„Sie ist ganz schön reif für ihr Alter.“, stellte Chi fest, die aus dem Fenster zu dem anderen Wagen blickte, nachdem wir alle saßen. Ich nickte nur. „Hai, ist sie. Aber jetzt…wär mir nach Schlafen, oder Sato?“

„Jap, ich stimme dir zu. Oder zumindest schlummern.“

Tante Nana schaute grinsend über den Rückspiegel zu uns. „Macht das, Jungs, ihr habt es euch wahrlich verdient.“

Damit kuschelten wir uns auch beide schon an Chiyoko, welche es gutmütig so hinnahm.
 


 

~~**~~
 

*= ~ 222,16 € (23.01.2011)
 

Irgendwie...werden die Kapitel immer länger *lach*

Ich kann euch nicht versprechen, dass ich weiterhin regelmäßig jedes Wochenende hochladen kann, weil ich bald bis Mai sehr beschäftigt sein werde. Deshalb hoffe ich, dass ihr weiter so viel Mut zum hochladen macht :) Ich gebe mir Mühe, kanns aber echt nicht versprechen.
 

Mein Dank geht diesmal an:
 

@Lucel: xD" Ich habe einfach mal "Japanische Omas" oder irgendsowas gegoogelt. Doch die waren alle nicht toll...irgendwann kam ich auf das Bild und das gefiel mir dann spontan echt sehr gut x') Aber ja...hihi..ich glaube ich verwirre euch gern ;) Und deine Theorie ist wirklich zu genial, danke für diesen Einblick xDD! Dazu sagen kann ich natürlich wie immer nix, aber eure Ideen sind wirklich toll :'D
 

@Sixty69Nine: Ich sehe, euch hat diesmal besonders das Ende gefallen gehabt xD Dann bin ich mal gespannt, was es hier ist, das Kapitel ist wirklich verdammt lang geworden...
 

Bis bald hoffentlich!
 


 

~~**~~

21. - Familie Yoshida-Ota macht Urlaub

21. - Familie Yoshida-Ota macht Urlaub
 

Hizumi hat fleißig seine Koffer gepackt
 

Ah, war das schön.

Zufrieden seufzend saß ich in meinem Beifahrersitz und streckte mich, so gut es in dem Wagen ging. Tsukasa neben mir sah kurz vom Steuer auf, ehe er schmunzelnd weiterfuhr. Braves Zebra.

Die Sonne kitzelte mich durch die Autoscheibe hindurch und hinter mir hörte ich Satoru leise im Schlaf seufzen. War der Tag nicht wunderbar?

Wahrscheinlich würde die ganze nächste Woche wunderbar werden, denn: Ich war mit meiner Familie gerade auf dem Weg in den Urlaub.
 

Wir hatten unsere letzte Tour erfolgreich beendet und nun hatten wir uns die Freiheit genommen, auch mal wieder Urlaub zu machen. Das tat allen gut, mir auch, besonders aber meinem Hals. Ich wollte nicht wieder krank werden.

Michio und Yoshitaka fuhren mit Shinji soweit ich wusste nicht weg, zumindest nicht in den Urlaub. Sie meinten, sie würden lieber jeden Tag mit ihm etwas unternehmen. Also im Grunde doch Urlaub, nur von zuhause aus.

Ich war wohl hauptsächlich schuld, dass wir verreisten. Das war schon lange mein Wunsch gewesen, mal wieder als Familie etwas zu unternehmen. Deshalb war ich sehr froh gewesen, dass es sowohl Tsukasa, als auch Satoru gut aufgenommen hatten. Zu letzterem hatte ich in letzter Zeit sowieso viel zu wenig Kontakt gehabt. Durch die Tour hatten wir uns lange nicht gesehen und auch sonst…durch die Uni und seine Band sah ich ihn morgens und abends, wenn ich Glück hatte. Und dabei wollte ich kein schlechter Vater sein..! Oder doch eher Mutter? Wie auch immer, ich war froh, endlich wieder Zeit mit meinem Kind verbringen zu können. Und meinem Freund, den durfte ich ja wohl nicht vergessen. Auch wenn wir uns tagtäglich sahen, sehnte ich mich danach, mal wieder mit ihm ganz allein sein zu können. Mit ihm als Freund und Partner, nicht als Kollegen mit noch zig anderen, die an so einer Tour beteiligt waren, drum herum. Ja, so einen Urlaub hatte ich dringend nötig.
 

Noch einmal wanderte mein Blick zu Satoru. Mir gefiel seine neue Haarfarbe. Sie war ein tick heller, ging fast schon ins Blonde. Außerdem trug er jetzt öfters Ohrringe.

„Niedlich, wenn er schläft, oder?“, erweckte Tsukasa nun meine Aufmerksamkeit. Ich schmunzelte nur und nickte. „Ja. Er hatte in letzter Zeit auch ganz schön viel um die Ohren…“, gedankenverloren dachte ich an ihre kleine Niederlage bei dem Wettbewerb zurück und die Zeit, die darauf folgte. Denn nach dem Wettbewerb, wo sie meiner Meinung nach mit dem zweiten Platz doch recht gut bedient gewesen waren, hatten sie angefangen, Demo CDs in unseren Studios aufzunehmen und diese an diverse Plattenfirmen zu verschicken.

Bis jetzt hatten sich nicht wirklich viele gemeldet- im Grunde war alles wie zuvor. Das machte allen von den Kids ganz schön zu schaffen. Satoru zeigte es nie, aber auch er litt. Vor allem, da er nach außen immer den Starken mimte, der die anderen ermutigte und stärkte.

„Stimmt, er hat es verdient.“

„Ja ich…bin wirklich froh, dass er mit ist…“

„Warum sollte er denn nicht mitfahren?“

„Kenji…die Kinder sind fast schon erwachsen…Satoru ist 19. Nicht jeder in seinem Alter will da mit seinen Eltern was machen.“

„Oh man, du hörst dich ja schon an wie Zero.“, lachte er jetzt, was mich beleidigt dreinschauen ließ.

„Das ist gar nicht wahr! Zero müsste bei seinem Sohn, wenn er genau hinschauen würde, immer wissen, was er fühlt. Das ist der Unterschied zu unserem Sohn.“

„Hmm…Shinji lebt seine Gefühle sehr offen. Satoru hält sich da eher zurück.“

„Ja, ich weiß…“, nachdenklich lugte ich noch einmal nah hinten. Dann jedoch musste ich schmunzeln. „Ich möchte irgendwann mal den Menschen sehen, der ihn dazu bringt, seine Maske fallen zu lassen.“

„Du meinst, wenn er verliebt ist?“, Kenji grinste zu mir rüber.

„Ja~“, lachte ich, „Das ist hoffentlich jemand sehr liebes..und trotzdem muss derjenige etwas frecher sein und ihn kitzeln, ich glaube, etwas schüchternes würde ihm nicht gut tun.“

„Stimmt. Aber wer sagt, dass es ein der sein wird?“

„Was…?“, verwirrt betrachtete ich ihn und dachte über meine Worte nach, ehe ich lachen musste. „Du bist blöd. Ich wollte neutral bleiben. Ich hätte auch ‚das‘ sagen können.“

„‘Das‘….klingt schrecklich. Aber was denkst du?“

„Wie was denke ich?“

„Was er bevorzugt?“

„Naja, im Grunde ist es mir egal…Aber ich denke, er steht auf Mädchen. Wenn man ihn beobachtet, zeigt er da mehr…naja.“

„Heterosexuelle Verhaltensweisen.“

„Haha. Was sind denn bei dir Heterosexuelle Verhaltensweisen?“

„Weiß nicht, was sind sie es denn bei dir?“

„Du bist bi, du musst das wissen!“

„Haha, der Spruch zieht nicht, wenn du es auch bloß bist!“

„Argh!“

Wir mussten beide leise lachen, ehe ich Sato nachdenklich betrachtete. „Hmm…also ich weiß noch, das eine Mal, da war er vielleicht 16… da war er bei uns im Gebäude und da war einer Frau was runter gefallen. Und sie hob das so schrecklich auf, dass ihr Rock hinten hoch rutschte und man wunderbar ihre Unterwäsche sah. Daraufhin wurde Sato so rot, dass er sich umdrehte und erst mal aufs Klo ging, sich Wasser ins Gesicht schleudern. Dieselbe Situation hatten wir nochmal mit einem Mann, bei dem hinten ein Tanga rausschaute, da hat er nur skeptisch die Brauen gehoben und ist weiter gegangen.“

„Kami-sama, davon hast du mir nie erzählt!“, lachend wischte Kenji sich mit einer Hand über die Wange. „Aber wer zum Geier trägt bei uns im Gebäude Männertangas? War Gackt zu Gast?“

Nun musste auch ich lachen.

Das konnte ja ein Urlaub werden…!
 

~*~
 

Nach einigen Stunden Autofahrt kamen wir bei dem kleinen Ferienhaus am Meer an. Kenji parkte gemütlich ein; bevor ich mich als Erster abschnallte und herauskletterte. Genüsslich atmete ich die frische Luft ein und ließ mir mein Gesicht von Sonnenstrahlen kitzeln.
 

„Herr Yamada? Oder Ota..? Ich weiß nicht so genau…“, eine schüchtern aussehende Frau sprach mich freundlich an, sodass ich mich ihr zuwandte, „Ja, ich bin Herr Yamada~ Ota ist noch beim Wagen.“

„Ah, schön sie kennenzulernen.“, sie verbeugte sich freundlich vor mir. „Ich habe Sie bereits erwartet. Hatten Sie eine gute Fahrt?“

„Oh ja, bei dem schönen Wetter. Sie sind sicher Frau Tanaka?“

„Genau. Herzlich Willkommen hier im Ferienhaus ‚Meeresblick‘. Ich würde Ihnen auch gleich alles zeigen, ist das Recht?“

„Natürlich, ich hole nur eben mal meine Familie.“

Schmunzelnd lief ich zum Wagen, wo Tsu auch schon fleißig Koffer auspackte, jedoch fragend aufblickte, als ich ankam. „Sind wir hier richtig?“

„Ja, Frau Tanaka will uns schon das Haus zeigen, also los~“

„Ich beeil mich.“, damit rollte er die Koffer auch schon Richtung Haus.

Ich währenddessen öffnete Satorus Wagentür und ging leicht in die Knie. So ein Eulchen…er schlief ja immer noch. Vielleicht war er ja doch eher ein Vampir…?
 

„Satoru. Aufwachen, mein Süßer. Wir sind da.“, lächelnd streichelte ich ihm über die Wange, bis er müde blinzelte. „Wie…?“

„Ach Gottchen. Sonst ist doch nur Shinji so schläfrig.“, lachte ich leise und blickte kurz zu Tsukasa, der sich jetzt mit der Hausbesitzerin unterhielt, bevor meine Aufmerksamkeit wieder meinem Sohn galt. „Wir sind im Urlaub.“

„Ach…ich hab die Fahrt verschlafen…?“, ein wenig verpeilt streckte er sich und machte Anstalten, auszusteigen, weshalb ich beiseitetrat.

„Ja, stell dir vor, hast du. Aber egal. Schau dich um…Gefällt es dir hier?“

Satoru kam meiner Aufforderung nach und drehte sich. „Das..ja! Das Wetter ist fantastisch. Und es ist wärmer als bei uns, oder?“

„Kann sein. Ich freue mich schon darauf, in dem Meer dort unten baden zu gehen~“

„Oh ja. Aber ich glaube, ich suche mir nachher meine Sonnenbrille aus dem Koffer.“

„Mach das. Aber jetzt kommst du erstmal mit, die Vermieterin wartet schon auf uns.“

„Was ist mit Dad?“

„Der ist schon dort. Komm!“

Zusammen folgten wir dem gepflasterten Weg zum Haus, wo uns Frau Tanaka lächelnd empfing. Nach einer kurzen Begrüßung Satorus begann sie uns auch schon durch das Haus zu führen. Und wenn ich ehrlich war: Nachdem ich nun das ganze Haus kennenlernte, konnte ich mir kein besseres wünschen.
 

Es war alles in allem sehr westlich eingerichtet, ziemlich hell, was unter anderem wohl auch an den vielen, großen Fenstern lag. Highlight war…für mich eigentlich alles. Das Bad hatte eine große Badewanne mit Blick in den Himmel, Küche und Wohnzimmer waren quasi in einem, jedoch über eine Theke getrennt, bei der man jedoch auch die Fensterläden schließen konnte, sodass es quasi doch wieder getrennt war.

Das Wohnzimmer war wundervoll. Die riesigen Fenster besaßen in der Mitte eine Glastür, durch die man auf den Balkon gelangte, welcher direkten Blick auf das Meer hatte.

Ich und Kenji besaßen ein großes Doppelbett, welches sofort dafür sorgte, dass wir uns heimlich grinsende Blicke zuwarfen. Die Kissen waren äußerst kuschelig und ich freute mich schon darauf, darin zu liegen. Auch wir besaßen übrigens ein Dachfenster.

Satorus Zimmer besaß hingegen keins, dafür hatte er eine Fensterbank, auf die er sich legen konnte und welche sogar beheizbar war. Jedoch glaubte ich, dass er diese jetzt nicht brauchen würde.

Frau Tanaka zeigte uns noch wo der Müll hinkam, wie alles im Haus funktionierte und den Weg runter zum Strand. Dann verabschiedete sie sich mit den Worten, dass wir uns nun ausruhen sollten von der Fahrt und wenn etwas sei, sollten wir uns gern an sie wenden- sie wohnte gleich 3 Häuser schräg gegenüber von unserem.
 

Satoru stellte sich gemütlich mit den Händen in den Hosentaschen hin und betrachtete - mittlerweile mit Sonnenbrille auf der Nase- die Aussicht. „Ich will nicht wissen, wie viel ihr geblecht habt für das Haus.“

„Naja, jeder kann es sich sicher nicht leisten…“, gestand ich ehrlich ein.

„Glaub ich.“

„Ach sei nicht so, Sato du Geizhals. Genieße den Urlaub. Wir haben seit fast 5 Jahren mehr keinen gemeinsamen Urlaub mehr gehabt. Und so fragwürdig ich Michio als Mutter-Vater-Dingens-“

„Mapa nennt man das.“

„Wie auch immer; also ach Mensch! Wo war ich? Ach ja. Und so fragwürdig ich ihn da manchmal finde, vor allem in seinem doch manchmal triefend sarkastischen Ton zu Karyu und Shinji- sie unternehmen immerhin etwas! Sie sind die letzten Jahre öfters verreist. Okay, ich weiß, es lag auch öfters an mir und meinem Hals…aber ich will endlich mal wieder mit euch etwas machen. Immerhin ist das hier sicher unser letzter, gemeinsamer Urlaub.“, ich strich mir eine hellbraune Strähne aus dem Gesicht und musterte die Möwen, die im frischen Wind hin und her flogen.

„Wieso glaubst du das..?“, ich konnte mir anhand seiner Stimme denken, dass er die Stirn runzeln musste. Jedoch sah ich ihn erst nach einer Weile an und schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Ihr werdet groß, Satoru. Du bist fast erwachsen.“

„Na und? Ich kann doch trotzdem ab und an was mit euch machen, oder?“

„Natürlich. Immer gern. Aber…ich weiß nicht, ich will mich nicht so an dich klammern wie Michio es an Shinji tut.“

„Hmm…dabei hat Shinji noch gar nicht vor, Michio und Yoshitaka zu verlassen.“

„Ich weiß. Das weiß er sicher auch. Aber es geschehen oft unerwartete Dinge. Ihr braucht euch nur in jemanden verlieben, dann reden wir weiter.“

Jetzt musste mein Sohnemann lachen. „Was? Warum? Was denkst du vor allem von mir?!“

„Wenn man verliebt ist, denkt und handelt man ganz anders. Glaub mir, ich war auch mal jung, Satoru.“

„Ach wirklich?“

„Na! Werd nicht frech!“, lachend schubste ich ihn ein Stück, „Ja, stell dir vor. Es gab Zeiten, da war ich noch jung und knackig!“

„Das war sicher die Zeit vor Dad.“

„Nicht unbedingt. Gut, wir kamen zusammen, da waren wir älter als ihr jetzt. Aber wir waren immer noch jung.“

„Wie du meinst.“

„Ja, meine ich.“

„Haha, diskutieren mit dir ist schrecklich. Wie dem auch sei- mach dir keine Sorgen, ich verliebe mich sicher nicht in nächster Zeit. Das Studium geht vor…und die Band. Wenn ich also ausziehe, dann nur wegen der Band.“

„Wie du meinst. Ich will nur, dass du eins weißt.“

„Und was ist das?“

„Das du immer mit allem zu uns kommen kannst. Egal, was dir in deinem Leben noch so lustiges oder verwirrendes passieren wird. Es klingt kitschig, aber wir lieben dich.“

„Das klingt nicht kitschig. Es klingt wahr. Aber komm jetzt…wir sollten nicht über so etwas philosophieren~ Es ist immerhin Urlaubszeit, oder?“

„Ja! Komm, lass uns Kenji nerven gehen, mein geliebter Eulensohn.“
 

~*~
 

Satoru geht planschen
 

„Aaaaachtuuuuung!“, lachend rannte ich auf die anderen beiden zu und sprang direkt vor ihnen mit einem riesigen Platschen ins Meer. Als ich wieder auftauchte, lachte Kenji, während Hiroshi eher so aussah, als hätte ich ihm einen Herzinfarkt beschert. Genau das -oder zumindest so ähnlich- warf er mir nun auch vor.

„Mensch Sato…! Ich hab dich gar nicht gehört!“

„Ich hab doch gerufen~“

„Nein, davor!“

„Aber ich hab extra gesagt, dass ich nochmal zurück ins Haus gehe, um mich einzucremen.“

„Oh…das hab ich wohl überhört…“

Ich lachte nur und stieß mich mit den Füßen ab, um ein wenig zu schwimmen. Genüsslich seufzte ich auf, so sehr konnte ich mich hier entspannen. Die Sonne, das Meer, niemand, außer meinen Eltern…

So konnte ich in Ruhe auch einmal abschalten.

Auch wenn ich es ungern zugab, hatte ich wohl genau das hier endlich mal gebraucht. Nach dem Bandwettbewerb hatten wir uns ins Aufnehmen von eins, zwei Demoliedern gestürzt und diese an diverse Labels verschickt. Es endete damit, dass täglich bei mir Absagen eintrudelten oder sich eben jemand auch gar nicht mehr meldete. Klar hatte ich versucht, die anderen aufzuheitern. Aber im Grunde zog es mich selbst mit herab. Nur konnte ich das nicht zeigen. Hauptsächlich meine zwei Jungs waren sehr deprimiert darüber. Würde ich also auch noch damit anfangen, würde Lovelie verzweifeln beziehungsweise die anderen zwei würden sich nie wieder wie der Phönix aus der Asche erheben. Im Gegenteil: Sie würden sich wie eine Kugelassel darin einrollen.
 

Doch genug von dem ganzen Kram. Es gab viele Dinge, die mich in letzter Zeit beschäftigten, doch die würden warten müssen. Ich war zum Erholen hier. Und mir gefiel es sehr, sehr gut. Das Haus gefiel mir so gut, dass ich auch damit leben könnte, wenn wir gar nichts unternehmen und nur faulenzen würden. Doch Hizumi hatte so einiges geplant, wenn auch nicht jeden Tag. Aber mir gefiel dieser kindliche Ausdruck in seinen Augen, wenn er sich freute. Deshalb würde ich brav alles mitmachen. Und wie versprochen für meine Leute daheim das ein oder andere Foto schießen.

Denn die hatten mich gar nicht gehen lassen wollen, bis ich versprochen hatte, Bilder zu machen.
 

„Schwimm nicht zu weit raus, Sato.“

„Haha, ich bin keine neun.“, lachte ich nur und drehte um, um eine imaginäre Bahn zurück zu schwimmen.

„Auch in deinem Alter kann man ertrinken.“

„Seit wann so fürsorglich? Gibt es hier Schlingpflanzen?“, rief ich nun leicht spöttisch, jedoch schmunzelnd. Tsu zuckte nur die Schultern. „Wer weiß…?“

Hiro sah ihn daraufhin skeptisch an. „Gibt es die denn hier wirklich?“- na toll, er glaubte ihm nicht ernsthaft, oder? Doch Dad wollte ihn scheinbar gar nicht aufklären: „Ich weiß nicht? Man kann ja nie wissen.“

Hizumis Miene wandelte sich in eine besorgte, während ich nur lachen musste und lieber weiterschwamm. Wer wusste schon, was als Nächstes kam. Strandmonster und Killermuscheln vielleicht.
 

Wir verbrachten noch fast den ganzen Nachmittag am Meer. Hizumi begann irgendwann im Wasser zu frieren, weshalb er sich ein Buch holen ging und sich anschließend auf einen der Liegestühle zurückzog. Ach, so ein Stück Privatstrand war schon etwas tolles, oder? Zumindest kam es mir ganz so vor… sollte ich jemals reich werden, würde ich mit dem Gedanken spielen, mir eine zweite Villa am Meer bauen zu lassen, ja ja… Weil die erste würde in meiner Heimatstadt stehen bleiben, das war doch ganz klar.
 

„Satoru?“, ich hörte noch die Stimme meines Vaters; als ich jedoch aufsah, landete mir direkt der Wasserball im Gesicht, sodass ich schnell die Augen zukniff, bevor ich mir die Nassen Strähnen aus dem Gesicht fischte.

Kenji lachte und kam zu mir geschwommen. „Alles okay? Da hat aber wer gewaltig geträumt.“

„Das kannst du laut sagen…ich werde ja schon so wie Shinji…“

„Oh, wie fies!“, lachte er nur weiter und neigte den Kopf.

Fragend blickte ich ihn an, „Willst du etwa noch eine Runde spielen?“

Er schüttelte jedoch den Kopf und sah unauffällig zu Hizumi. Ich folgte seinem Blick. „Was ist mit ihm?“

„Nichts…ich hatte nur gerade so eine Idee, weißt du…?“

Ich musterte ihn neugierig, sodass er mir diese leise flüsternd mitteilte. Meine Mundwinkel zogen sich dabei grinsend nach oben. Mit einem einvernehmlichen Nicken einigten wir uns still und gingen langsam wieder raus.

Ich setzte mich vor Hizumis Liege, Tsu ging an ihm vorbei. Doch Hiro schien uns gar nicht zu bemerken, zu spannend war wohl sein Buch. An Dads Stelle wäre ich sicher eifersüchtig auf das bisschen Papier.

Doch für die schwache Aufmerksamkeit rächten wir uns nun:

Dad gab mir ein Zeichen, sodass wir beide auf ihn zustürmten, das Buch kurzerhand entsorgten und ihn hoch auf unsere Arme rissen.

Hiroshi starrte dabei nicht nur äußerst entsetzt drein, sondern schrie auch mindestens genauso stark auf. Wir hatten jedoch keine Gnade und rannten mit ihm zum Meer. Das schien er wohl zu merken, denn jetzt fing er an zu strampeln, aber auch zu lachen. „Kenji…! Sato..! Nicht..! Bitte…!“

Doch wir ignorierten seine Hilfe- und Erbarmungsrufe und schmissen ihn hochkant ins Wasser. Allerdings waren wir so gnädig und sprangen gleich mit hinterher.

Hizumi tauchte sofort wieder auf, spuckte Wasser und sah uns kurz grimmig an, bevor er lachend ein „Menno~!“ hervorbrachte. Dann begann er allerdings eine Wasserschlacht, vor der auch wir diesmal nicht sicher waren…
 

~*~
 

Tsukasa erholt sich vom Wasserspaß
 

Schmunzelnd blickte ich zu Hizumi, der es sich gerade mit einem zufrieden geseufztem „Ach ja!“ auf einem der Balkonstühle gemütlich gemacht hatte und nun den Nachthimmel bewunderte. Da es nun doch etwas frisch geworden war, trug er einen dunklen, weintraubenfarbenen Bademantel, in dem er allerdings gerade eher wie ein Kind wirkte. Denn das Teil war ihm viel zu groß.

Und doch weckte es in mir gerade das Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen. Doch zuerst einmal musste ich zurück ins Schlafzimmer, meine Haarbürste suchen, um mit dieser das Meereschaos nachher nach dem Duschen aus meinen Haaren zu bekommen.
 

Gesagt, getan. Bald stand ich erneut im Wohnzimmer; diesmal jedoch etwas sauberer. Hizumi bemerkte mich nicht, doch diesmal wollte ich ihn auch nicht erschrecken. Michio und Yoshitaka würden mir die Ohren langziehen, wenn ich ihnen unseren Sänger heiser zurück bringen würde- denn das würde passieren, so wie er allein heute Nachmittag schon geschrien hatte.

In Ruhe schnappte ich mir meine Zigaretten und schob die Glastür auf, nur um langsam auf den Balkon zu tapsen. Ich trug keine Schuhe, weshalb ich den kühlen Boden unter den Füßen viel intensiver spüren konnte. Nur wenige Sekunden später tat ich den ersten, genüsslichen Zug an meiner Zigarette und blickte zu Hizumi, der bereits skeptisch dreinschaute.

„Ist dir nicht kalt?“

Fragend blickte ich ihn an- und dann an mir herab. Okay, es musste etwas danach aussehen, als würde ich ihn veralbern wollen: er im Bademantel eingemummelt und ich barfuß, in Schlabberhose und Achselshirt. Ja, das konnte schon seltsam im Vergleich aussehen.

„Nö.“, antwortete ich schmunzelnd und setzte mich neben ihn auf einen der anderen Stühle, „Mir ist gerade warm.“

„Du warst Duschen, oder?“

„Hm.“

„Wo ist eigentlich Sato?“

„Er ist jetzt Duschen gegangen. Er hat gesagt, danach verzieht er sich dann auch bald in sein Zimmer.“

„Lass mich raten…er hat wieder was wichtiges zu tun..für die Uni lernen oder so.“

„Ne…ich hab ihm doch verboten, Schulkram mitzunehmen. Oder Bandzeug.“

„Ehrlich?!“, Hiroshi sah mich fassungslos an, „DAS hast du getan?! Du hast es ihm verboten?!“

„Nö, nicht ich. Du.“

„Hä..?“, nun kam er nicht mehr mit, weshalb ich ruhig erklärte: „Ich habe es in deinem Namen verboten.“

Das schrille „WAS?!“, dass nun folgte, ließ mich linksseitig fast ertauben. Kurz kniff ich die Augen zu, dann nickte ich zögerlich. „Ja, klar. Ich habe gesagt, dass er es sich sonst bei dir verscherzt. Aber hey, alles ist cool.“

„Was hat er dazu gesagt?“

„Nicht viel. Er hat nur gelacht und meinte, den Kram nimmt er eh nicht mit. Mach dir also keine Sorgen Hiro, er entspannt sich wirklich genauso gut wie wir. Er hat sich nur normale Romane mitgenommen.“

„Ah, na dann…gut.“

„Ich hätte ihm ja auch die Playstation mitnehmen können.“

„Ne, lass mal….er kann hier gern fern sehen, aber zocken tut er doch auch schon so jeden Tag mit Shinji genug.“

„Hm. Von daher…er liest mehr als Shinji. Aber sag das nicht Michio.“

Mein Goldkehlchen musste lachen. „Oh ja~ Weißt du manchmal denke ich, Michio wünscht sich, Shinji wäre mehr wie Sato…“

„…Während du dir wünschst, dass Sato mehr wie Shinji wäre.“

„Das ist gar nicht wahr!“

„Doch, ist es, gib es zu.“

„Nein, ich…“, er versuchte sich herauszuwinden, seufzte dann aber ergeben. „Ich will nur nicht, dass er immer so viel macht, er überarbeitet sich sonst bei Zeiten.“

„Quatsch. Schau, Shinji und Satoru ergänzen sich perfekt. Der eine hilft dem anderen quasi dort, wo dessen Schwächen liegen- Sato Shinji in der Schule, und Shinji Sato im Bereich des Erholens, der Freizeit.“

„Stimmt auch wieder.“

„Eben. Und jetzt lass uns nicht über Erziehung und dergleichen reden…wir sind im Urlaub, da muss man an andere Sachen denken.“

„Die da wären?“

„Frag doch nicht so viel, Hizu…genieß lieber die Aussicht, den Nachthimmel…die Stille…nur das Meeresrauschen.“

„Hmm…stimmt.“, nun schloss er langsam die Augen und spitze quasi die Ohren. Zufrieden, dass auch er endlich abschaltete, rauchte ich weiter. Und so saßen wir eine Weile einfach nur still beieinander und genossen die Luft, die Aussicht, den Urlaub.
 

Nachdem ich meine Zigarette ausgedrückt hatte, beobachtete ich Hiroshi, wie dieser den Nachthimmel betrachtete. Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen, bevor ich mich zu ihm beugte und damit begann, seinen Hals sanft mit meinen Lippen zu Kosen. Doch der feine Herr wusste das gar nicht zu schätzen. Mit einem angewiderten „Tsu, lass das, du riechst noch nach Rauch, bäh!“ schob er mich auch schon wieder weg. Ich setzte nun den Hundeblick, den sonst nur er benutzte, auf.

„Aber…darf ich dich nicht lieb haben…?“, nuschelte ich betont kindlich und brachte Hizu somit zum Lachen- denn so zu reden war sonst gar nicht meine Art.

„Du bist echt blöd ey!“

„Ja aber…“, ich ließ den Kopf hängen. Kurz lachte er noch weiter, dann klopfte er mir auf die Schulter. „Vielleicht können wir ja weiterreden, wenn du dir Zähne geputzt hast.“

„Wenn das hilft bei deiner Supernase?“

„Du kannst es nur ausprobieren~“

„Bäh, du kannst richtig eklig sein, Hiroshi.“, lachte ich nur und wollte gerade aufstehen, als Satoru in Schlafsachen vorbeikam. „Hey ihr.“, meinte er fröhlich, „Ich geh jetzt lesen, eine Gute Nacht euch beiden.“

„Dir auch!“, freute Hizumi sich, denn er bekam seinen geliebten Knuddler und ein Küsschen auf die Wange. Dann wurde die Prozedur bei mir wiederholt. „Tschüss!“ So schnell wie unser kleiner Wirbelwind gekommen war, verschwand er also nun auch wieder.
 

Kurz wartete ich, bevor mein grinsendes Gesicht sich Hizumi zuwandte. Der blinzelte nur irritiert, „Was denn?“

„Ich…hatte nur gerade eine Idee, was wir dann noch machen können.“

„Was denn…?“

Auf seine unschuldige Frage bekam er nur ein Wippen mit den Augenbrauen. Und ich darauf einen nach Luft schnappenden Hiro. „Kenji..! Das ist doch nicht dein Ernst..?!“

„Wieso nicht?“, ich zuckte die Schultern und stand langsam auf, „Wir haben endlich mal Zeit für uns, warum sollten wir sie nicht nutzen? Oder aber…fühlst du dich langsam zu alt für sowas?“

Ihm blieb fast die Luft im Halse stecken, so wie sein Gesicht gerade entgleiste.

„WAS?! Also…das ist ja wohl die Höhe…!“

Ich lachte nur und lief zur Glastür, drehte mich dort aber nochmal um. „Also ich geh jetzt Zähneputzen und dann ins Schlafzimmer. Wenn du nicht dort bist, gehe ich schlafen.“, mit einem liebevollem Zwinkern ging ich also nun ins Bad, um wieder frischen Atem zu erlangen.
 

Nachdem das erledigt war, zog ich mir nur einen Bademantel an, die Sachen waren mir dann doch zu eng zum schlafen, bzw. vielleicht sogar zu warm. So konnte ich immer noch den Bademantel schnell ausziehen.

Als ich nun unser wundervolles Schlafzimmer betrat, bot sich mir ein mindestens genauso schöner, wenn nicht sogar besserer Anblick:

Hizumi, meine kleine Weintraube, lag auf seine Hälfte und stupste unruhig seine Zeigefinger aneinander, bevor aufsah und mich musterte. Schließlich brachte er ein trotziges „Was?“, hervor.

„Nichts.“, grinste ich nur und krabbelte zu ihm aufs Bett. „Du weißt nur nicht, wie verführerisch du gerade aussiehst…“, damit kam ich seinem Gesicht auch schon immer näher und begann, seinen Kiefer entlang zu knabbern. Mit den Händen drängte ich ihn sanft zurück in die Kissen und schob mich nun gänzlich über ihn. Ganz nebenbei verpasste ich ihm nun auch einen kleinen Knutschfleck. Hizumi keuchte auf und neigte den Kopf etwas, „Wer hat eigentlich gesagt, dass du diesmal oben sein darfst?“

„Ich selbst. Und jetzt Pssscht. Genieß doch einfach mal, du kleiner Plapperschnabel.“

„Bitte?“

„Scht jetzt. Oder ich knebel dich.“

Darauf erntete ich nur ein beleidigtes Grummeln, weshalb ich innerlich gerade die Augen verdrehte. Aber so schnell ließ ich mich nicht aus der Stimmung bringen. Auch nicht, als er mir mit der Hand unter den Bademantel fahren wollte. Gekonnt stoppte ich ihn.
 

„Ja aber-“

„Ich sagte Schht. Stöhnen und keuchen ist erlaubt.“

„Ich will aber auch was machen!“

„Darfst du auch. Dich zurücklehnen und genießen.“

Er musterte mich mit argwöhnischem Blick, sein Mund war leicht verzogen, weshalb ich nun alle Register zog: Ich rutschte tiefer zu seiner linken Brustwarze und biss ihm sanft hinein. Wie erwartet stöhnte Hiro leise auf, denn dort war er äußerst empfindlich. Zufrieden machte ich nun weiter, wanderte mal tiefer und mal wieder höher, liebkoste seine Haut mit Händen und Lippen und erforschte seinen ganzen Körper, umgeben von seinem geöffneten Bademantel. Ich überlegte, ihm das Ding ganz auszuziehen, jedoch war das Fenster noch auf und wie wir heute wieder gesehen hatten, neigte Hizumi manchmal nun doch eben schnell zum frieren. Um ihm diese Schwäche nicht auf die Nase zu binden, ließ ich meinen auch an- öffnete ihn jedoch für ihn. Denn Hiro blickte mich aus neugierigen Augen an- die bald mit ihrem Blick tiefer an mir hinab wanderten und mich damit zum Schmunzeln brachten.

„Du bist so süß, wenn du so unschuldig dreinschaust..~“

Darauf blinzelte er nur, ehe ich ein Kissen gegen den Kopf bekam. „Maaan! Sag das nicht, wenn…wenn ich…argh! Sag es überhaupt nicht wieder!“

Ich lachte nur und nickte etwas. „Ja, mein Prinz.“

Besänftigend küsste ich ihn und hielt sein Gesicht in den Händen, bis ich ein zufriedenes Schnurren von ihm bekam. Ich wusste doch, wie kuschlig das Goldkehlchen sein konnte. Nicht immer- da änderte er seine Bettgewohnheiten wie seine Styles. Doch Hizumi blieb für mich immer ein sehr interessanter Mensch. Mit ihm wurde es nie langweilig und über die Jahre hatte ich ihn sehr lieben gelernt, auch wenn der Beginn für uns beide nicht leicht gewesen war. Aber mittlerweile würde ich ihn nicht zurücktauschen wollen. Für keine Frau der Welt.
 

Zärtlich wanderten meine Lippen wieder tiefer, über seine Kehle, an der ich nun wieder saugte und ihm so süße Töne entlockte. Hiroshi war empfindlicher als jedes Instrument, dass ich kannte. Doch er war mein liebstes geworden, nachdem ich erst einmal herausgefunden hatte, wie ich es richtig anfassen und stimmen musste.

„Tsu..Kenji..!“, ah, er wurde unruhig. Nicht mehr lange, dann würde ich ihm seine stumme Bitte für diese Nacht erfüllen. Dann würde ich seine seidige Stimme hören, wie sie lustvolle Laute von sich gab, während die kühle Abendluft über seine Haut strömte und ihn noch empfindlicher machte. Und dabei würde ich sein Gesicht betrachten, welches in Ektase versunken vom Mondlicht geschmeichelt wurde. Wenn das keine perfekte Nacht werden würde, wusste ich auch nicht weiter.
 

~*~
 

Hizumi muss leider schon wieder packen…
 

Herrje.

Wie schnell die Zeit doch verging.

Schneller als erwartet war unser schöner Urlaub nun auch schon wieder fast um.

Wir hatten jedoch eine wundervolle Zeit gehabt.

Auf meinen Wunsch hin waren wir in der Stadt gewesen, waren dort etwas shoppen und hatten Touristen gespielt. Und obwohl ich nicht ganz so fotografierverrückt wie Michio war, tat ich doch das ein oder andere Motiv festhalten. Denn seit wir Satoru hatten, war ich ein leidenschaftlicher Festhalter dessen Lebens geworden, wie Michio eben auch. Auch wenn mir Tsukasas Spruch ‚Mütter unter sich‘ dazu immer noch nicht ganz schmeckte.

Aber egal. Außer in die Stadt zu gehen hatten wir natürlich noch andere schöne Dinge erlebt- wir waren in einem Museum gewesen (Kein langweiliges, verstiebtes, sondern äußerst schönes zum Anfassen, Experimentieren und Mitmachen), hatten einen kleinen Zoo besucht -natürlich auch unsere Lieblingstiere-, hatten uns Tempel angeschaut und waren in einem Aquarium gewesen. Und natürlich waren wir baden, baden und nochmals baden.

Ich hatte mit der Vermieterin gesprochen und mit ihr quasi einen kleinen Vertrag ausgehandelt: Wir konnten herkommen, wann wir Lust hatten und finanzierten sie dafür ausreichlich. Ansonsten konnte sie es gern weiter normal vermieten, aber so machten wir aus, dass wir gern nächsten Sommer wiederkommen würden.
 

Ein wenig träumend rührte ich in meinem Kaffee herum, während ich schließlich aufsah, als mein Name an mein Ohr drang. Tsukasa, der eine Zeitung in der Hand hielt und seine Lesebrille auf der Nase hatte, schaute mich schmunzelnd an. „Na endlich! Ich hab dich schon fünf Mal gerufen.“

„Entschuldige, habe ich nicht mitbekommen Schatz.“

„Ich habe es bemerkt.“

„Was wolltest du denn?“

„Du wolltest meine Zeitung. Ich bin durch.“

„Oh, danke.“, grinste ich schief. Meine Verpeiltheit machte Michios Sohn Konkurrenz. Kenji lächelte nur und trank noch ein wenig Kaffee.

Eine Weile schwiegen wir nur, während ich mich der Zeitung widmete. Mein Zebra war es, der das Wort erneut erhob.

„Schläft Satoru eigentlich noch?“

„Ich habe keine Ahnung. Und nein, frag mich jetzt nicht, wie lang Eulen schlafen.“

Er prustete in seinen Kaffee, wischte sich grinsend den Mundwinkel ab und schüttelte den Kopf. „Ne, wollte ich gar nicht. Ich wollte nur sagen, dass wir ihm sagen müssen, dass er noch packen soll.“

„Weiß ich doch. Wir müssen selbst noch packen, Kenji.“

„Ich weiß…“, er seufzte, „Das wird ein Chaos.“

„Stimmt… aber zu Hause wird’s dann noch schöner, wenn alles in die Waschmaschine muss.“

„Wohl wahr. Ach ja, Zu Hause..der Urlaub war zu schnell um.“

„Finde ich auch. Obwohl…ich freue mich auch ein wenig, wieder Heim zu kehren.“

„Hm. Aber ehrlich? Ich könnte noch zwei Wochen hier bleiben.“

„Wir können verlängern.“

„Nee…das ist auch doof. Ich wollte mit Michio und Yoshi noch was durchsprechen wegen-“

„Arg! Kenji!“

„Was denn?“

„Du redest von Arbeit!“

„Ja und? Der Urlaub ist fast um.“

„Ja, aber auch nur fast! Und das heißt: JETZT noch NICHT. Er ist erst um, wenn ich vor meiner Haustüre stehe und auch NUR dort darf dann wieder von allem geredet werden.“

Blinzelnd betrachtete mich das Zebra, dann nickte es ergeben. „Wie du willst, Goldkehlchen.“

„Pah, lass mich weiterlesen…“, damit zog ich mich aus der Affäre und widmete mich erneut der Druckerschwärze.
 

Irgendwann, vielleicht nach einer halben, dreiviertel Stunde kam schließlich Satoru aus seinem Zimmer. Zugegeben, ich musste mich an die helle Haarfarbe wirklich erst gewöhnen. Denn ich hatte immer noch das Gefühl, dass die heller gefärbten Haare durch die Sonne hier noch heller geworden waren. Jetzt waren sie fast blond.

„Guten Morgen…“, nuschelte er noch reichlich müde, kam jedoch zu uns und drückte uns kurz. „Ihr habt schon gefrühstückt?“

„Wir sind seit einer Stunde mehr oder weniger noch dabei, Sato.“, lachte Kenji und deutete auf den Tisch, „Setz dich ruhig zu uns.“

Er nickte nur und ließ sich auf einem Stuhl nieder. Bei seinem Gähnen musste ich lachen. „Zu lange gelesen?“

„So ungefähr. Hätte nicht gedacht, dass das Buch noch so spannend wird. Ich glaube, dass gebe ich mal Shinji.“

„Shinji liest auch sowas?“, fragte ich etwas ungläubig.

„Nein, eigentlich liest er glaub ich gar nicht so viel…er hatte mal eine starke Lesephase aber naja…egal, das juble ich ihm irgendwie schon unter.“

„Ach herrje…wenn du so redest, tut er mir ja fast leid.“

„Ach was. Der denkt sowieso zu viel an die Band und-“

„Das musst du gerade sagen!“, lachte ich nun jedoch los und schenkte mir noch einmal Kaffee ein. Satoru rollte nur mit den Augen. „Ich denke an alles Organisatorische. Er hingegen hat dauernd Tagträume von der Zukunft…und von noch bestimmten anderen Dingen.“

„Hä?“, ich kam nicht mehr mit, doch Tsukasa begann wissend zu grinsen.

„Ist er verliebt?“, fragte er schmunzelnd. Sato zog die Brauen zusammen, ehe er den Kopf schüttelte. „Auf mich…wirkt es eher wie eine Schwärmerei.“

„Oh, wie süß…“

„Das waren noch Zeiten…das erste Mal verliebt sein…nicht wahr, Hiroshi?“, schwelgte Tsu in Erinnerungen und auch ich stimmte ihm zu. „Ja, nicht wahr? Wie hieß deine?“

„Meine erste Liebe…warte… sie hieß Yuka. Ich glaub da war ich 12 oder 13…“

„Ach niedlich. Bei mir war es auch ein Mädchen…sie war auch meine erste Freundin, da war ich 15….und sie hieß wie Shinjis neue Oma Hana.“

„Uh…pass auf, dass sie es nicht vielleicht wahr~“, stichelte das Zebra.

„Ey! Gar nicht. Die war vom Charakter ganz anders…so süß und schüchtern…“

„Wie du damals?“

„Ja, genau…“

„Hey Leute! Hört mir überhaupt einer zu?!“, mischte sich unser Sohn wieder ein.

„Oh, wir sind abgeschwiffen.“, murmelte ich und wand mich wieder ihm zu.

„Vielen Dank.“, bemerkte er sarkastisch und seufzte.

„Aber stört dich das denn so?“, warf Kenji ein und zu meiner Verwunderung sagte unser Sohn auch noch: „Ja, ein wenig.“

„Warum?“, platzte es sofort aus mir heraus. Er überlegte.

„Naja…ich will nicht, dass es ihm wichtiger als die Band wird.“

„Ach was! Dein Vater und ich wussten sowas immer gut voneinander zu trennen! Nicht wahr, Kenji?“

Er nickte sofort. Satoru hingegen runzelte die Stirn.

„Ihr ja. Aber Shinji ist eben…Shinji.“

„Ach, lass ihn doch. Oder bist du etwa eifersüchtig, dass er verliebt ist und du nicht?“

„He? Bin ich gar nicht. Ich will gar nicht verliebt sein. Schule und Uni gehen vor.“

Tsu, der die Situation still beobachtet hatte, räusperte sich nun und hielt Satoru eine Schüssel hin. „Willst du Cornflakes?“

Er nickte und nahm sich schweigend was. Mein Blick fing den meines Freundes ein, der nur nickte. Damit war das Thema lieber erledigt. Tja, auf mich hörte ja keiner…Wer hatte gesagt, im Urlaub wird nicht über sowas geredet? Richtig, das war ja ich!
 

~*~
 

Das Frühstück verlief irgendwann wieder in normaler Ordnung, das hieß: Satoru sprach auch wieder mit uns. Wir redeten über unseren Urlaub und über das Packen, den wohl nervigsten Teil, der da noch auf uns zukam.

Und irgendwann gingen wir auch nach dem Duschen, Anziehen etc. auch alle selbstständig in diesen Teil über. Da ich einiges im Urlaub gekauft hatte, ging mein Koffer jedoch nicht mehr so ganz zu. Ich kämpfte ewig mit diesem Ding, bis Tsukasa kam. Denn der…bekam ihn auch nicht zu. Schließlich probierte es noch Sato, der auch scheiterte, jedoch meinte, dass ich mich mal draufsetzen solle. Wiederwillig tat ich dies dann auch. Jedoch bekamen sie ihn dadurch auch nicht ganz zu. Schließlich saß noch Sato neben mir und Tsu riss an dem Reißverschluss herum. Größenmäßig hätten wir vielleicht doch eher das Zebra draufsetzen sollen? Immerhin wog so ein Tier mehr als Eule und Goldkehlchen zusammen….

Jedoch schaffte es unser Held, nach einigem ziehen und schnaufen, meinen Koffer zu schließen. Danach wurde ich belehrt, ihn ja nicht nochmal zu öffnen, bevor Tsukasa mit den Worten ‚dass er nun wohl noch einmal duschen müsse‘ verschwand. Und so ging das Packchaos nach dieser Aktion also auch gleich wieder weiter.
 

Am Abend waren wir alle stark geschafft, da ich noch ein wenig sauber gemacht hatte- zwar meinte die Vermieterin, sie macht eine Endreinigung, aber so verwöhnt waren wir dann doch wieder nicht.

Nach dem Abendessen verzog sich Sato vor den Fernseher, während wir noch etwas auf dem Balkon saßen und uns anschließend selbst ins Bett verzogen, auch nur wenig später tief und fest schliefen. Ich träumte von den Nächten, in denen wir am Strand im Mondschein baden waren. Mal waren wir alle drei gegangen, und manchmal war ich ganz allein mit Kenji, ohne Badesachen, gegangen. Das war ein wunderschönes Erlebnis gewesen, an was ich mich auch ewig erinnern würde. Und so träumte ich mit einem Lächeln davon und schlief die Nacht ruhig in Tsukasas Armen durch.
 

~*~
 

Der nächste Tag beschäftigte sich nach dem Frühstücken mit dem Koffer-ins-Auto-bringen. Wir waren gestern zugegeben zu faul dafür gewesen und heute hatten wir genug Zeit, bevor wir abreisen sollten.

„Hiroshi, bring mal den Koffer mit!“

„Welchen, den hier?“

„Nein, den Großen. Ich muss erst einmal die Großen alle irgendwie versuchen unterzubringen.“

„Okay…“, ich schliff das Ding aus dem Zimmer hinter Tsukasa her zum Wagen. Das Einpacken überließ ich dann ihm, er konnte das irgendwie besser. „Wo ist eigentlich Satoru?“, fragte er schließlich auf dem Weg zurück ins Haus. „Er muss seinen Koffer auch noch bringen, ich muss den zuerst reinstecken, sonst passt es nicht!“

Ich musste lachen, ehe ich ihm leicht gegen den Arm schlug. „Ieh, Kenji, sei doch nicht so pervers!“

Er runzelte die Stirn, verstand dann aber die Zweideutigkeit und grinste leicht, machte sich aber gleich daran, den nächsten Koffer zu holen. Herrje. Wir hatten viel zu viel mitgenommen oder aber gekauft. Ich wusste es nicht. Die Frage war nur, ob das alles in unseren Wagen passen würde…?
 

Genau in dem Moment kam ein in sein Handy versunkener Sato aus seinem Zimmer getappt.

„Mensch, da bist du ja! Das Zebra blökt schon nach dir, bring ihm lieber schnell deine Koffer.“

Doch der junge Herr reagierte gar nicht auf mich. Nun kam auch Tsukasa wieder an, redete auf ihn ein, verstummte aber recht schnell und stellte sich neben mich. „Was…hat er? Er schaut so apathisch drein? Hat er dich überhaupt gesehen…?“

„Ich weiß nicht…“, murmelte ich und ging langsam auf ihn zu. „Satoru…? Hörst du uns?“

Endlich blickte er auf- sein Blick war eine Mischung aus Fassungslosigkeit, aber auch Überraschung. Schließlich antwortete er: „Shinji…hat mir geschrieben…“

Tsu neben mir murrte leise. „Das ist ja schön, aber kannst du ihm bitte später antworten? Wir sollen bis 10 Uhr hier raus sein, damit Frau Tanaka die Endreinigung vor den nächsten Gästen machen kann.“

Satoru ging jedoch gar nicht auf ihn ein. Er schaute wieder auf sein Handy und tippte etwas drauf rum, ehe er erneut zu sprechen begann. „Shinji….Shinji schreibt, wir hatten Post…“

„Wer? Wir?“, blinzelnd sah ich ihn an.

„Nein, die Band…ging bei uns im Proberaumbriefkasten ein…“

„Aha, und wer schreibt euch da?“

„Das…es ist ein Brief von Bloody Skin Records…“

„Bloody Skin Records? Echt jetzt?!“

“Kennst du die?”, fragte Tsukasa mich verwirrt. Ich nickte. „Klar! Das ist doch das neue Schwesterlabel von uns!“

„Von uns?! Echt jetzt?!“

„Ja, die gibt es noch nicht so lange. Sozusagen ein kleines Schwesterunternehmen von unserem Label. Was schreiben sie, Sato?“

Mit großen Augen blickte mein Sohn zu mir. „Unser Demo wurde an sie weitergeleitet…sie wollen sich mit uns treffen.“
 


 

~~~**~~
 


 

* Da sich die Geister besonders bei Tsukasa's Nachnamen noch mehr streiten als beim Rest der Band, habe ich jetzt mal das gewählt, was mir persönlich gefiel.
 

So, heute schon mal eher. Und mit dem schon teilweise sehr herbeigesehnten Kapitel über Hizu&Co. Es hat mir Spaß gemacht, ihre Sichten darzustellen, ich werde es wohl noch öfter nutzen...
 

Mein besonderer Dank geht diesmal an:
 

@Lucel: Warum xD? Ganz ehrlich? Ich hab wirklich nach nem echten Park gesucht.. aber ich hab schlecht gesucht, da kamen nur Amerikanische Parks mit Bühnen raus ;.;" Also hab ich ihn lieber so genannt xD" Ich mag Keiko auch. Eigentlich mag ich jeden Chara...außer Ken am Anfang, den konnte ich ausnahmsweise nicht leiden *lach* Ja, lass dich dahingehend nur überraschen~
 

@Seika-chan: Naja...ist halt mein Zero, ne xD? Der braucht immer was zum Aufregen, zurzeit halt in Form von Miyavi und Hana^^
 

@Sixty69Nine: Ich mag Masuyo...er ist halt ein Charmeur ;D Eigentlich entstand er mehr aus Frust weil der echte Miyavi ja zwei Töchter hat xD"
 


 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

22. - Bloody Skin Records I

22. - Bloody Skin Records I
 

Shinji erwartet seine Eule in voller Vorfreude
 

„Shinji!“

„Ja?“

„Nabu will wissen, wo die Kuchenmesser liegen.“

„Hä? Na ganz normal bei den anderen…“

„Da ist nichts!“, rief der Farbtopf, weswegen ich die Augen verdrehte, zu ihm lief und ihm einen Arm umlegte. „Mein liebster Nabu.“

„Ja, liebster Shinji?“

„Wo liegen denn sonst unsere Messer?“

„Na hier?“

„Falsch. Das Schubfach hier daneben. Und da hast du auch deine Kuchenmesser.“

„Oh….“, machte er blinzelnd, während Mi-chan hinter uns zu lachen begann. „Ach ja, meine Chaoten…und bald sind wir wieder vollständig!“

Ich schmunzelte, denn sie hatte Recht. Bald würde Satoru wieder hier sein.
 

Wir hatten eine kleine Überraschung für ihn vorbereitet: Während er weg war, hatten wir uns eine neue Melodie ausgetüftelt, die wir ihm nun vorspielen wollten. Außerdem hatten wir ihm ein fettes Willkommensmahl zubereitet: Wir hatten einiges für ihn zusammen gekauft, bevor wir uns alle zusammen in Nabus Küche gestellt und dort versucht hatten, einen Kuchen zu backen. Es war uns sogar gelungen. Und das war wirklich ein Triumph: Nabu verstand so gar nichts vom Backen und wusste eigentlich selbst nicht, warum sein Herd denn überhaupt einen Backofen besaß. Mi-chan meinte, sie wäre mittelmäßig im backen, könnte es mit dem richtigen Rezept aber schaffen. Und ich war mir im backen auch nicht so sicher, aber hey, wir hatten es probiert. Und Lovelie war letztendlich die Beste von uns gewesen im Rezepte-Verstehen. Nun hatten wir hier also auf unserem Proberaumtisch einen kleinen, aber feinen Kuchen stehen.

„Ich liebe unsere winzige Proberaumküche~“, summte unterdessen unsere Gitarristin und wusch das bisschen Abwasch, was noch da war, ab. Jaja, hier konnte man sich echt heimisch fühlen…Computer, Drucker, Instrumente, Couch mit Tisch, Kühlschrank, Spüle, Mikrowelle…eigentlich das Nötigste. Nur eben kein Herd, aber dafür hatte Nabu ja gedient.
 

„Meinst du, er hat die SMS gelesen?“, warf Nabu Wörter in meine Gedanken, die mich aufblicken ließen.

„Eh? Warum sollte er denn nicht?“

„Kann ja sein, dass er es nicht liest…Und wir warten hier und warten…“

„Ach, er wird es schon lesen.“

„Hast du geschrieben, dass es wichtig ist?“

„Naja, ich hab ihm geschrieben, dass wenn er ankommt, wir bereits im Proberaum warten und er sich deshalb beeilen soll.“

„Ah, okay. Das klingt logisch.“

Ich klopfte Nabu auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Farbtopf. Ich kenne Satoru, der kommt. Schon allein, weil ich ihm von Bloody Skin Records erzählt habe.“

Augenblicklich begann Nabu überglücklich und schwärmend dreinzuschauen. „Bloody Skin Records…~“

„Der Name gefällt dir, oder?“

„In der Tat. Er fällt irgendwie auf und klingt….rebellisch.“

„Also etwas, was ganz zu dir passt.“

„Nein, etwas das zu UNS passt, Shinji! Schau uns doch mal an, wir sind keine typische Standardband!“

Ich musste lachen. „Das stimmt.“

„Wovon sprecht ihr?“, kam Love lächelnd zu uns getänzelt, weshalb ich ihr durch die Haare strich. „Wir redeten gerade über Nabus neuen Lieblingsnamen.“, schmunzelte ich nur.

„Neuer Lieblingsname…?“, fragte sie neugierig, ehe ihr ein Licht aufging. „Ah, ach so! Ich freue mich schon auf Satorus Meinung dazu!“

„Naja, er wird erst einmal sagen: ‚Freut euch nicht zu früh, es ist wie bei dem Festival! Am Ende freuen wir uns und werden wieder enttäuscht!‘“

„Stimmt…“, warf Nabu seufzend ein. Mi-chan legte ihm eine Hand auf den Arm. „Kopf hoch, Nabu. Wir schaffen es schon noch. Es ist doch ein Anfang, wenn sie uns einladen, oder?“

„Trotzdem…wir…stellen uns das immer so toll vor, aber andererseits…so ein Plattenvertrag ist eben auch immer ein Vertrag.“

„Ja und?“, meinte ich, weil ich nicht wusste, worauf er hinaus wollte.

„Naja. Es ist doch ganz oft so, dass Firmen Bands zu irgendwas verpflichten. Da ist noch das Geringste, nicht sagen zu dürfen, dass man ne Freundin hat oder so. Ich meine eher so…Image aufdrücken und solchen Kram. Ich will mich für keine Plattenfirma verbiegen, wisst ihr?“

„Ich weiß was du meinst.“, stimmte Lovelie ernst zu. „Mein Dad hat mir erzählt, dass das bei seiner Firma damals so war. Er durfte nicht preisgeben, dass er Mama geheiratet hat und noch so das ein oder andere…deshalb hat er seine eigene Firma aufgebaut.“

Ich betrachtete die beiden ernst und nickte. „Das wird nicht passieren. Sobald wir so etwas bemerken, sagen wir gleich: Entweder so, wie wir wollen, oder wir gehen. Dann bin ich lieber weiter erst mal eine Freizeitband, als mich zu was zwingen zu lassen.“

„Genau!“, stimmten mir zu, ehe Mi-chan uns alle beide in den Arm nahm. „Ihr seid so toll, Jungs!“

Wir lachten, erschraken dann jedoch, als es klingelte. Freudig quietschte unser Kätzchen auf. „Das ist Satoru!“

„Oh schnell! Alle zur Tür!“, wir eilten vor, Mi-chan sah durch den Spion und nickte, „Das ist er wirklich!“

Grinsend lief sie neben Nabu, während ich vortrat und die Tür öffnete.

„Willkommen zurück, mein Freund.“
 

Satoru starrte mich einen Moment einfach nur an, ehe er mir -völlig für ihn untypisch- in die Arme fiel. „Man, ihr wisst gar nicht, wie vermisst ich euch hab!“, nuschelte er an meine Schulter, während ich ihn schmunzelnd festhielt. „Wir dich doch auch, Eulchen. Und jetzt…komm erst mal rein.“

Er nickte und ließ mich los, nur um nun ein wenig beherrschter auch die anderen zu umarmen.

„Willkommen zurück, man.“, meinte Nabu, während Love ihn mit einem „Endlich wieder komplett!“ knuddelte. Ich grinste nur und schloss die Tür, ehe wir alle weiter in unseren großflächigen Raum hinein liefen.

Neugierig begann Satoru zu schnuppern. „Hey…hier riecht es aber gut? Habt ihr eingekauft?“

Nabu plusterte sofort die Wangen auf. „Pah, eingekauft! Dir werde ich gleich was erzählen!“, murrte er, während unsere Gitarristin unseren Sänger zu dem Tisch führte. „Tada!“

Unser Eulchen bekam große Uhuaugen, ehe er sich mir zuwandte. „Das habt ihr doch nicht selbst gemacht. Das glaube ich euch nicht.“

„Nun hör mal!“, fing Nabu wieder an, „Der Kuchen entstand heute den ganzen Morgen in einem schwierigen Prozess in meiner Küche!“

Love nickte mitfühlend, „Das war eine sehr schwere Geburt. Aber heraus kam ein supersüßes Kuchenbaby.“

Satoru runzelte die Stirn, ehe er wieder auf den Kuchen blickte. „Und das soll ich euch glauben?“

„Mach was du willst! Aber ich werde unser Meisterwerk jetzt kosten!“, damit schwang Nabu sich auf die kleinere Couch, Mi-chan grinste und rutschte neben ihn. Auch Satoru bewegt sich jetzt auf die Sitzecke zu, ich nahm neben ihm Platz.

„Na dann…hmm, frischer Tee.“

„Ja, deine Lieblingssorte.“

„Womit habe ich das verdient?“

Ich grinste nur und hob mein Glas. „Auf Satoru, der endlich wieder bei uns ist. Und auf die Einladung von Bloody Skin Records!“

„Auf uns!“, rief die anderen drei und hauten ihre Gläser an meines, sodass es fast schwappte. Lachend trank jeder einen großen Schluck, ehe Nabu sich mit dem Messer bewaffnete. „So! Wer will Kuchen?!“, fragte er freudig, ehe er dann doch einfach so an alle zu verteilen begann. Love lachte nur, ehe sie uns allen einen Guten Appetit wünschte und wir auch schon anfingen zu schlemmen. Eine Weile herrschte außer einstimmig zufriedenen „Hmmm!“-s Schweigen, bis Love Satoru anblickte. „Wie war es im Urlaub, Chefchen? Erzähl!“

Nun blickten auch Nabu und ich neugierig auf, sodass Satoru lachen musste. Dann begann er uns in allen Einzelheiten alles zu schildern. Wir hörten ihm aufmerksam zu und aßen schweigend unseren Kuchen weiter.

Als er fertig war, fragte Satoru: „Erzählt ihr mir jetzt endlich mehr von dem Brief?“
 

Nabu und ich grinsten uns an, dann reichten wir ihm den Brief. Hastig ließ er sein Kuchenbesteck fallen und zog den Brief aus dem Umschlag, um alles aufmerksam durchzulesen. Schließlich aber stockte er. „Die…das Datum ist schon vorbei, wo wir eingeladen wurden.“, erklärte er mit blassen Ausdruck. Doch Lovelie schüttelte beruhigend den Kopf.

„Ganz ruhig, Chefchen. Shinji hat dort angerufen und gesagt, dass wir an dem Tag nicht können, weil du im Urlaub bist. Deshalb haben sie uns erneut für nächsten Freitag 17.00 Uhr eingeladen.“

Erleichterung trat in sein Gesicht, bevor er mich anschaute. „Stimmt das?“

Verwundert sah ich ihn an. „Klar. Soll ich so eine Chance etwa vertun? Klar bin ich manchmal verträumt, aber dumm bin ich noch lange nicht!“

Nur Sekunden später wurde ich in seine Umarmung gezogen. „Danke, danke danke. Ich sehe, ich kann euch doch ab und an allein lassen, ohne das was schief geht.“

Nabu wank großzügig ab, „Klar kannst du das. Auf uns ist immer Verlass.“

„Ihr seid toll, echt. Boar, jetzt bin ich aufgeregt wegen dem Freitag.“

„Sind wir schon lange.“, lachte unsere süße Gitarristin, wurde dann aber wieder ernst: „Aber…wir haben schon für uns beschlossen, dass wir, falls man uns wirklich einen Vertrag oder so anbieten sollte, uns nie für diesen verbiegen sondern immer wir selbst bleiben wollen.“

Sato blinzelte, ehe er nickte. „Das sowieso. Auf so einer Grundlage entstand diese Band ja erst.“

Wir schmunzelten uns an, ehe Sato einwarf: „Haben wir uns überhaupt da beworben?“

„Ne…aber da stand ja auch irgendwie…Shinji, gib mir mal den Brief~“, ich reichte Lovelie eben jenes Objekt, „hmmm…ah, da. Da stand, es wurde weitergeleitet an sie. Haben wir uns bei dem ihren Hauptlabel beworben?“

„Ja, ich glaube…“, nickte unsere Eule nun doch, „Ja, ich glaub schon.“

„Ich blicke überhaupt nicht durch, wo wir uns wie und wann beworben haben.“, seufzte Nabu, „Ich weiß nur, dass Shin gesagt hat, dass das ein Schwesterlabel eurer Eltern ist oder so ein Kram.“

Sato nickte. „Ja. Die große Plattenfirma hat nochmal verschiedene Kleine unter ihrem Hut, unter anderem eben auch das unserer Eltern. Und ein ganz neues ist eben dieses Bloody Skin Records.“

„Was sind das für welche?“

„Keine Ahnung…“

„Hattest du nicht ins Internet geschaut, Shin?“

„Eh ja…die haben noch eher kleine Bands, die erst anfangen…eine von denen hat es aber schon weit gebracht. Ich glaub…wie hießen die…eh…ah, ‚Scael force‘, kennst du die?“

Satoru blinzelte, ehe er große Augen bekam. „Klar! Ich habe letztens erst etwas über die gelesen. Die sind doch vor 2 Jahren so groß rausgekommen und fahren seitdem ganz schön auf der Erfolgsschiene.“

„Genau. Die haben Fans, das ist Wahnsinn. Natürlich nicht mit unseren Eltern zu vergleichen-“, ich grinste spitzbübisch, „Aber trotzdem schon ne ganze Menge.“

„Soweit müssen wir erst mal kommen….“, seufzte Nabu erneut, weshalb wir uns alle ihm zuwandten. „Kopf hoch, das schaffen wir auch noch.“

„Hoffentlich…ich will nicht ewig in dem verstiebten Laden arbeiten…“
 

Satoru drehte sich mir zu, „Hat er wieder Stress gehabt auf Arbeit?“

Ich konnte ihm nur zustimmen. Das war Nabus großer Nachteil: Man merkte ihm immer alles an, da er ein sehr direkter Mensch war und seine Gefühle eben immer offen zeigte. Einerseits natürlich auch ein Vorteil, klar…so war er halt, unser Nabu.

Langsam nickte ich. „Er hatte sich mit seinem Chef wohl mal wieder in den Haaren.“

„Nichts Neues.“, seufzte Sato, „Aber trotzdem…du brauchst diesen Job im Moment doch aber, oder?“

„Ja, leider…es wird mit unserer Musik auch noch lange dauern, ehe ich dort aufhören kann- auch wenn ich momentan wirklich ans hinschmeißen denke.“

„Gib nicht auf Nabu.“, Lovelie schlang ihm die Arme um den Bauch, „Halte noch ein wenig durch, wir schaffen es sicher bald.“

„Hoffentlich. Aber ihr müsst ja erst einmal alle eure Schulen schaffen!“

„Ich?“, grinsend deutete Love auf sich, dann wurde ihr Ausdruck immer schelmischer. „Mein Dad hat auch nie studiert. Der ist mit 17 doch nach Tokyo gezogen.“

„Ach der Verrückte war das ja. Naja…und ihr Jungs?“

Ich blickte Nabu fragend an, ehe ich abwehrend die Hände hob. „Ich studiere nur wegen Mapa!“

„Shinji!“, warf Satoru entsetzt ein, weshalb ich zu ihm blickte. „Was denn?“

„Wieso sagst du sowas? Es geht doch um deine Zukunft! Du solltest auch selbst wollen.“

„Naja, am Anfang…aber ich finde es einfach nur noch langweilig.“, gestand ich ehrlich. Immerhin war es wirklich so: Für mich zählte die Musik.

Ich musste raus und etwas erleben, machen. Nicht in der Uni hocken und lernen. Das war nicht das Leben, was ich für mich wollte. Das hatte ich mittlerweile erkannt. Satoru runzelte die Stirn, ehe er seufzend den Kopf schüttelte.

„Du bist so ein Chaot…aber tu mir den Gefallen und halte durch…wenn du mehr lernen würdest, wäre es sicher auch nicht so langweilig für dich.“

„Ich lerne doch. Wenn auch nur das Nötigste, aber ich lerne. Und den Rest meiner Zeit stecke ich lieber in die Band. Du willst doch auch mit der Band bekannt werden?“

„Na klar will ich, dass wir irgendwann davon leben könnten, Hamsterbacke. Aber noch ist die Zeit dafür nicht gekommen. Und so lange lerne ich schön weiter- am Ende hat man so immer noch etwas zum Ausweichen.“, er lächelte und streckte sich, bevor er sich mit den Worten: „So, jetzt informiere ich mich noch einmal über das Label, was uns eingeladen hat.“ in die hintere Ecke an den PC verkrümelte.

Nabu sah ihm nach und seufzte erneut vor sich daher. „Toll. Ein verrückter, bunter Vogel, der einen lausigen Job hat; eine fleißige Eule, die sich mal noch bis zum Zusammenbruch mit Uni und Band übernimmt; ein Hamster, der an Uni kein Interesse sondern nur an der Band welches zeigt; und eine Katze, die noch nicht so wirklich weiß, was sie machen soll. Wir sind echt die perfekte Voraussetzung für eine supertolle Rockband~“, damit zückte er sich seine Zigaretten und ging nach draußen. Stirnrunzelnd blickte ich ihm nach, ehe ich hilfesuchend zu Love blickte. „Depressiver Farbtopf, arbeitsfreudige Eule, fröhliche Katze und fauler Hamster treffen es wohl eher.“, murmelte ich ihr zu. Sie sah mich offen an und zuckte leicht die Schultern.

„Naja, zumindest bei mir hatte er Recht, ich weiß mit meiner Zukunft noch nichts anzufangen…“

„Wo siehst du das Problem?“

„Ich will eigentlich nicht studieren sondern gleich Musik machen.“

„Eh…und WO ist da das Problem?“

Erneut ein Schulterzucken. „Ich…bin noch etwas verwirrt~ Aber egal, ich werde die Uni sein lassen, denke ich.“

„Du hast bald Prüfungen für die Oberstufe, oder?“

„Pf. Das schaffe ich schon irgendwie.“

„Dein Optimismus muss wirklich erblich bedingt sein. Sato hat mir damals die Hölle deshalb heiß gemacht.“

„Ach naja, ich schaffe das schon irgendwie. Klar tu ich auch lernen, aber naja, man soll es nicht übertreiben, denk ich.“

„Gute Einstellung…Aber naja, nach wem wollen wir schauen? Sato oder Nabu?“

Sie blickte hinter zur Ecke. „Sato hat Beschäftigung. Lass uns den Farbtopf aufheitern gehen. Am besten rufen wir noch Keiko an, sieht ganz danach aus, als könnte er sie jetzt gebrauchen bei der Laune.“

„Oh ja. Ich hab ihr schonmal gesagt, dass sie mir ein Handbuch für den Umgang mit Nabu schreiben soll.“

„Und?“

„Sie sagte, sie arbeite daran.“, lachend hielt ich Lovelie die Tür auf, ehe wir zu dem Rotschopf tapsten.
 

~*~
 

„Kinder, seid doch mal nicht so aufgeregt. Bleibt cool, ihr schafft das schon.“, lachte Japans selbsternannter Samuraigitarrist- Lovelie’s Dad. Denn der fuhr uns gerade zu unserem Treffen mit Bloody Skin Records.
 

Als er sich dafür bereit erklärt hatte, waren wir alle ziemlich erstaunt gewesen, hatten dann aber freudig zugestimmt. Lovelie hatte nur gemeint, dass man, solange ihr Dad den Führerschein mal hatte, das nutzen sollte. Sie selbst wisse nicht, wie lange er den wohl diesmal behalten durfte. Okay, es war schon gruslig zu hören, dass er ihn wohl schon hatte öfters abgeben müssen… Meine Eltern fuhren immer ordentlich. Aber naja, es war eben jeder anders. Und solange er den Führerschein entzogen bekam, weil er zu schnell fuhr, und nicht, weil er diverse Unfälle baute, war das doch auch noch einmal ein Unterschied, oder?
 

„Papa…ich glaube, die Jungs sind gerade alle nicht geistig anwesend.“

„Ich merk schon. Aber ihr braucht euch wirklich keine Gedanken machen.“

Nun wachte auch ich wieder auf und blickte nach vorn. Ein stirnrunzelndes „Sicher?“ entkam mir leise. Er nickte jedoch nur in den Rückspiegel.

„Klar. Bleibt locker. Die wollen keine Jugendlichen mit einem Stock im Hintern. Seid einfach wie immer! Ihr macht tolle Musik. Ihr seht toll aus. Und ihr habt jeder etwas Einzigartiges an sich. Wenn ihnen das nicht gefällt, sind sie ziemlich dumm. Also geht da rein und tut sie fuxxin nochmal rocken!“

Lovelie musste lachen, ehe sie den Kopf schüttelte. „Dad, wir spielen ihnen doch nichts vor!“

„Ach, man kann auch so rocken! Und wer weiß, vielleicht haben ja auch sie Instrumente da. Heißt ja nix, wenn ihr eure nicht mitbringen musstet.“

„Sind Sie…ehm bist du dir da so sicher, dass die uns…naja, was anbieten..?“, Nabu, dem der normale alltägliche Tonfall mit Miyavi-san auch noch nicht leicht fiel, sah neugierig nach vorn. Erneut nickte unser Fahrer und grinste vor sich daher.

„Also ich weiß nicht, ob sie euch gleich einen Vertrag zustecken, keine Ahnung. Aber zumindest wollen sie euch scheinbar schon einmal kennen lernen, das ist doch gut. Und das ihr nicht übers Ohr gehauen werdet, dafür sorgt sowieso euer Sato, nicht wahr?“

Angesprochener nickte nachdenklich, „Ich hoffe es doch.“

„Klar. Du kennst dich mit vielem aus, deine Eltern haben gute Arbeit geleistet, dich in das Wichtigste der Musikbranche einigermaßen einzuführen. Ihr schafft das schon, ich glaub an euch.“ - Ich konnte förmlich hören, wie er zwinkerte. Ein wenig nervös lehnte auch ich mich nun wieder etwas zurück.

„Ich weiß, dass es am Anfang immer schwer ist und man weiß nie, was für Wege man noch beschreiten wird…aber solange man an seinen Traum denkt und dafür kämpft, kann man ihn erreichen.“

„So ein Spruch kann auch nur von dir kommen, Daddy.“

„Danke mein Schatz, ich liebe dich auch.“, lachte er nur und fuhr fröhlich summend weiter. Ich blickte zu Nabu, der nur die Brauen hochzog und die Schultern zuckte, ehe er wieder aus dem Fenster blickte. Was soll’s. Wir mussten uns wohl oder übel damit zufrieden geben und das Beste hoffen, jedoch auch das Schlimmste befürchten, wenn wir nicht wieder enttäuscht werden wollten…
 

~*~
 

„Dad, bist du dir sicher, dass es hier ist?“

„Da stand ein Parkplatz mit Verweis zu den Studios. Gewesen bin ich hier zwar noch nicht, da das nicht zu meiner Firma gehört, aber ich denke schon, dass ich richtig bin, ja.“

„Naja, ich weiß ja nicht…“

„Doch Love, schau mal! Da stehen die Buchstaben an der Wand!“, strahlend deutete ich nach draußen, wo uns gerade freudig in einem blutigen Schriftzug verkündet wurde, dass wir uns auf dem Gelände von Bloody Skin Records befanden. Okay, so freudig war die Verkündung dann doch nicht.

„Der Schriftzug hat was…“, grinste Nabu, der als Erster ausstieg und sich streckte.

„Boar, gruslig…~“, lachte Miyavi nur und sah sich um, nickte dabei anerkennend. „Dafür dass es die noch nicht so lange gibt, haben sie sich schon ganz schön was aufgebaut. Wenn das Gebäude von innen auch so aussieht, seid ihr vielleicht schon mal in guten Händen.“

„Hoffentlich…“, nuschelte Mi-chan und stand etwas wackelig neben mir, während sie sich den Bauch hielt. Besorgt blickte ich sie an- am liebsten hätte ich sie vor Fürsorge schon allein dafür in Hamsterwatte gewickelt. „Geht es dir nicht gut…?“

„Es geht. Mir tut etwas der Magen weh…aber ich glaube, das liegt an der Aufregung…“

„DU kannst aufgeregt sein?“, entkam es mir und Sato, der zufällig gerade zu uns trat. Daraufhin wurde sie etwas rot und verzog das Gesicht.

„Ja stellt euch vor, auch ich kann das!“ Oh, so kannte ich sie gar nicht. Ich wusste nicht einmal, ob sie nun sauer oder nur peinlich berührt war; weshalb ich ein „‘Tschuldigung….“ nuschelte. Das kam immer gut.

Doch Love wank nur ab und blickte sich um, ehe sie sich bei mir und Sato einhakte. „Nabu~ kommst du? Wir gehen alle zusammen rein!“, flötete sie nun wie ausgewechselt. Ich konnte nicht anders als zu blinzeln. Nabu drehte sich nur lachend um. „Gern, Prinzessin. Ich warte nur auf euch.“

„Von mir aus können wir los, oder Sato, Shin?“

„Ja, klar…aber was ist mit deinem Dad?“

„Geht nur, ich geh mir etwas die Gegend anschauen…wenn ich nachher nicht beim Wagen bin- Love ruft mich einfach an.“

„Eben.“, grinste diese, wodurch nun auch ich wieder etwas entspannter dreinschaute und nickte.

„Na dann meine Kiddies…verschlagt ihnen die Sprache!“, Miyavi lachte und drückte uns alle kurzerhand nochmal an sich, ehe er uns zur Tür scheuchte und grinsend verschwand. Unglaublich, dass der Mann annähernd so alt wie meine Eltern war. Er wirkte vom Charakter wie in die 20….oder noch jünger.
 

„Ehm okay…dann los!“, kam es etwas kläglich von Sato. Nabu sah ihn geschockt an. „Nein…nicht du auch noch…!“

„Hä? Was denn?“

„Sag nicht, du hast jetzt auch bammel!“

„Naja…ein wenig nervös bin ich schon, ja…“

„NEEEEIIIIIIIN!!“

„Nabu! Schrei doch nicht so rum! Was hast du denn überhaupt?!“

„Du bist der Chef! Du musst uns zusammenhalten und wenn wir jetzt schon alle in Chaos verfallen und du dann auch noch und dann-“ Es klatschte.

Erschrocken blickten ich und Mi-chan von Sato, der Nabu eine geklatscht hatte, zu eben jenem, der genauso geschockt dreinsah. Doch gerade, als wir schon dachten ‚das war’s jetzt wohl‘, begann dieser zu grinsen. „Danke! Das hab ich gebraucht!“

Ich seufzte nur, während Love neben mir auch ein wenig erleichterter schien.

„Na dann…los!“, Nabu packte uns allesamt irgendwie bei den Händen und zog uns hinter sich her zum Gebäude und dessen doch recht imposanter Eingangshalle. Nabu wurde langsamer und blieb mit offenem Mund staunend stehen. „Wow…“

„Das kannst du laut sagen…aber egal. Kommt jetzt, wir haben einen Termin.“, Satoru ging voran bis zu der Glastür, wo sich uns auch schon ein Sicherheitsheini in den Weg stellte. Natürlich war seine erste Frage, was wir wollten- Schade, ich hatte gehofft, er frage uns nur nach einem Lolli.
 

Doch auch dieses Problem meisterte Satoru mit seinem Professionellen Gequatsche, wie nur er es konnte. Ich wollte nicht wissen, wie lange ihn Tsukasa, der ja selbst Leader war, in so etwas unterrichtet hatte. Aber er hatte seine Sache gut gemacht, denn nachdem Sato nun auch noch die Einladung zeigte, wurden wir zur Anmeldung gebracht. Dort wartete bereits ein kleiner Mann auf uns und nahm uns in Empfang. Er stellte sich als Herr Tao vor.

Auf dem Weg zum Fahrstuhl entschuldigte er sich diverse Male für den Sicherheitsmann. Sonst wären sie nicht so oft da, meinte er, doch heute stand wohl noch ein wichtiger Besuch oder dergleichen an, weshalb die Typen noch einmal aufgestockt worden waren. Wie auch immer, es war mir eigentlich egal, solange das nichts mit uns zu tun hatte.
 

Im Fahrstuhl wurde mir auch direkt etwas mulmig. Scheinbar nicht nur mir; denn ich spürte eine zarte Hand, die meine kurz drückte. Mein Blick fiel auf Lovelie, die etwas schief, aber trotzdem etwas aufmunternd lächelte. Ich nickte ihr zu und suchte Satos Blick. Der war jedoch ausdruckslos und hochkonzentriert, während Nabu die Fahrstuhlwände eindringlich musterte.

Irgendwann kam ein leises „Pling“, die Türen öffneten sich und Mister-ich-entschuldige-mich-hunderttausend-Mal führte uns einen Gang entlang. Man, das Gebäude war größer, als von außen ersichtlich. Auch wenn das meiner Eltern größer war, aber gut, den ihr Label war etwas bekannter als das hier. Würde man die Labels mit Schuhen vergleichen, wäre das meiner Eltern ein solider, fester Schuh, während das hier eher noch ein kleiner Kinderschuh war, der allerdings langsam wuchs… Ich erwachte aus meinen Schuhüberlegungen, als der kleine Kerl mit uns vor einer Tür am Ende des Ganges stehen blieb und sich leicht verbeugte.
 

„Bitte hier entlang. Herr Ito und Herr Kato erwarten Sie bereits.“ Er verbeugte sich noch ein paar Mal, ehe er diskret wegtrat und irgendwo verschwand. Fragend blickte ich zu Satoru. „Herr Ito und Kato..?“

„Hm…soweit ich weiß, ist das eine der große Chef des Labels und der andere der Stellvertreter…aber sie machen sehr viel selbst. Auf jeden Fall sind sie wohl für mehr als nur typischen Chefkram verantwortlich.“

„Ich mach mir gleich in die Hosen.“, jammerte Nabu neben uns. Unser weiser Uhu seufzte nur. „Na los, man wartet auf uns.“

Und so klopfte er höflich an, bevor wir alle eintraten. Fragend ließen wir unsere Blicke wandern. Fast zeitgleich blickten wir dann zu dem Schreibtisch mit den zwei Männern, die in dem Moment aufsahen. „Ah, seid ihr ‚[un]chang:ed‘?“
 

Oh mein Gott, mir entglitt mein Gesichtsausdruck.

Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte…aber sicher nicht solche zwei Männer da! Ich hatte eher mit…Anzugträgern mit Brille und strengem Gesicht gerechnet. Typische Manager- und Chefgesichter halt. Aber so?!

Die beiden Männer sahen verdammt jung. Schätzen konnte ich noch nie gut, aber ich tippte auf Ende zwanzig bis alles, was in 30 lag. 40 waren die sicher noch nicht. Die Haare hatte der eine braun gefärbt, der andere schwarz, dafür beide nicht unbedingt kurz und typisch brav, eher ein wenig verwuschelt. Der Braunhaarige trug ein Kapuzenshirt, der andere war eher dezenter gekleidet; Silberschmuck konnte ich bei beiden ein wenig erkennen. Der Schwarzhaarige saß in einem großen Ledersessel, der Braunhaarige saß wiederum mit einem Bein auf der Armlehne des Sessels.

Aber sahen so Chefs einer Firma aus?!

„Ja, das sind wir.“, Satoru verneigte sich leicht und ich machte es ihm aus meiner Bewunderung erwachend erschrocken auch schnell nach. Die Männer schmunzelten, ehe sie auf die Plätze vor sich deuteten. „Setzt euch.“

Wir taten wie geheißen. Ich blickte fragend zu den anderen. Love zuckte unauffällig auf meinen Blick hin die Schultern, während Nabu ihn genauso verwirrt erwiderte. Satoru hatte noch immer sein Geschäftsmanngesicht. Wenn er das hatte, war er hochkonzentriert und ganz in seinem Element versunken; da bekam er uns kaum groß mit.
 

„Vielen Dank für die Einladung. Darf ich uns vorstellen? Das ist Nabu, unser Schlagzeuger; Lovelie, unsere Gitarristin; Shinji, unser Bassist und meine Wenigkeit Satoru, der Sänger von [un]chang:ed.“

„Ah, alle komplett. Wir hoffen doch, ihr habt gut hergefunden?“

„Ja, danke, wir wurden hergefahren.“

„Das ist gut…ihr kommt ja vom anderen Ende der Stadt, oder war doch so?“

„Ja, genau, so ungefähr.“

„Ah, okay. Mensch, da sind wir aber fies gewesen, euch bei so schönem Wetter herbestellt zu haben…aber na gut. Das hier ist übrigens Herr Ito, sozusagen der Chef dieses Labels.“, der Braunhaarige deutete lächelnd auf den Schwarzhaarigen. „Bei ihm fällt alles Organisatorische an. Ich bin sozusagen der Stellvertreter und abgesehen von den Managern der nächste Ansprechpartner unserer Bands. Ihr seid jetzt sicher verwirrt?“

Mir brannte ein ‚Hä?‘ auf der Zunge, doch ich verkniff es mir, Satoru hingegen meinte „Etwas…Sie sehen beide gar nicht aus wie…typische Chefs..“

Herr Kato grinste, während Ito ihn anschmunzelte. „Ja, das ist das besondere hier an dem Label. Wisst ihr, unser Grundprinzip, durch das dieses Label erst entstand, lautete: Wir nehmen uns alle so, wie wir sind. Das heißt, die Bands dürfen sich charakterlich und äußerlich so präsentieren, wie sie es möchten. Wollen sie eine Visual Kei Band sein, dann dürfen sie das. Wollen sie lieber in die Metalszene, dann ist das auch nicht schlimm. Wir beraten lediglich, was man verbessern oder verändern könnte, die Entscheidung liegt dann bei jedem einzelnen; er muss nur begründen, warum das und das so bleiben soll und dann bleibt es auch so. Deshalb gehen wir beide hier auch ein und aus in Klamotten, die uns gefallen. Warum einen Anzug tragen? Wir fühlen uns darin beide nicht wohl.“

„Das…klingt richtig toll..“, gestand Lovelie lächelnd neben mir, worauf die Herren nur nickten.

„Unsere großen Chefs fanden die Idee erst nicht so toll, aber wir sollten es versuchen. Die Bands haben sich nur an gewisse Regeln zu halten, ansonsten haben sie sehr große Freiräume.“

„Und diese Regeln wären?“, warf Nabu aufgewacht und neugierig ein.

„Ganz einfache. Darunter fällt Pünktlichkeit- das heißt nicht, dass man mal nicht fünf Minuten zu spät zur Probe kommen kann. Nur hatten wir schon welche, die kamen Grundlos Stunden zu spät und ließen ihre Kollegen hängen. Das ist dann einfach nicht vereinbar. Ansonsten zählt einfach noch das Interesse- wir wollen niemanden auf ewig an die Firma binden. Wer merkt, dass es für ihn einfach hier nicht passt, der sollte es sagen und nicht lustlos weiter machen. Insgesamt verlangen wir von unseren Bands, dass sie die Musik aus vollen Herzen leben. Wir müssen die Leidenschaft und das Feuer spüren. Alles andere wäre Show und den Fans gegenüber unfair. Die Bands müssen außerdem zuverlässig sein- dass zählt schon fast wieder mit zu der Pünktlichkeit, aber ich denke, ihr wisst, was wir meinen. Wir müssen uns auf die Band verlassen können und die einzelnen Mitglieder auf sich gegenseitig. Das heißt nicht, dass mal ein Termin verschoben werden kann, wenn was nicht rechtzeitig fertig wird. Wir sagen immer, man kann mit uns reden, wir beißen nicht und sehen bestimmte Gründe auch einfach ein, so ist das nicht. Ja gut, was gibt es noch…“

„Die Drogenregel.“, warf Ito ein, weshalb Kato sich gegen den Kopf schlug. „Ach ja, genau, das ist noch wichtig. Drogen jeglicher Art dulden wir nicht, aber das müsste eigentlich klar sein. Rauchen ist okay. Draußen gibt es eine Raucherinsel, da könnt ihr euch aufhalten. Raucht ihr?“

„Nur ich.“, warf Nabu ein.

„Bist du volljährig?“

„Ja.“

„Gut, dann hat sich das erledigt. Weil als Band hat man eine gewisse Vorbildfunktion und wir wollen dann auch nicht, dass die Öffentlichkeit schlechte Vorbilder in Form von Minderjährigen vorgesetzt bekommt. Wer volljährig ist- bei dem hat sich das geklärt, der darf. Alkohol…okay, was Bands in ihrer Freizeit machen, ist uns im Grunde egal. Es sollte nicht sein, dass ein Mitglied die ganze Band schädigt, von wegen ‚Z von Band Y prügelte betrunken Passanten nieder‘ oder so. Das wird im Einzelfall mit uns geklärt, wie wir mit demjenigen dann weiter verfahren. Ansonsten gilt wirklich wieder die Regel der Volljährigkeit, wenn ihr in eurer Freizeit wie gesagt was trinkt, ist das uns egal. Ach und zu Verbrechen allgemein: Sollte ein Mitglied dummerweise ins Gefängnis müssen, zum Beispiel drei Jahre, dann werden wir denjenigen wohl auch aus der Band lösen müssen, weil er sonst die Band in ihrer weiteren Entwicklung behindert.“

Wir nickten ziemlich verstehend, wodurch er lachen musste. „Ihr seid putzig. Erzählt mal was von euch, ich meine, unsere groben Regeln kennt ihr jetzt. Wie habt ihr euch so kennengelernt?“

Alle Blicke wanderten fragend zu mir, weshalb mir ein „Was ich?!“ entkam.

„Na klar du. Das ist deine Band.“, murrte Sato leise, weshalb die Männer uns gegenüber schmunzeln mussten.
 

„Na gut…also eh…“, ich suchte nach den richtigen Worten. „Unsere Eltern sind ebenfalls Musiker, wie wir bei den Bewerbungen glaub ich aber auch geschrieben hatten…deshalb kamen wir früh mit Musik in Kontakt. Satoru und ich kennen uns durch unsere Eltern also schon von klein auf. In der Schule lernte ich Nabu kennen, der sich von klein auf selbst Schlagzeug beigebracht hatte. Wir suchten nach einem Gitarristen und gründeten eine namenlose Freizeitband. Doch letztes Jahr verließ er uns und wir standen ziemlich dumm da. Wir haben noch einem neuen Gitarristen gesucht, aber da meldete sich niemand gescheites…niemand, außer Lovelie. Und nach anfänglicher Skepsis waren wir dann doch einstimmig dafür, sie zu uns eh…aufzunehmen.“, ich lächelte unsere Gitarristin an, bevor ich fortfuhr, „Und dann…bewerben wir uns halt bei diversen Sachen. Bei Labels, bei Musikwettbewerben…unser höchster Platz war ein zweiter, aber da gab es keinen Vertrag, leider. Naja und dann kam letztens ihr Schreiben und wir hatten erneut…Hoffnungen..“, unsicher lächelte ich die Männer an, die nur weiter grinsten.
 

„Ah gut, jetzt sind wir etwas im Bilde. Also…ihr habt euch bei der Hauptfirma- entschuldigt das Wort, aber hier sagt das eh jeder, der eigentliche Name ist jedem zu lang- beworben…die haben dann eure Bewerbung an uns weitergeleitet, müsst ihr wissen. Bei ganz kleinen Neueinsteigern wird gern erst einmal alles zu uns geschickt. Wir haben uns quasi darauf spezialisiert. Und auch hier meinte man, dass ihr wohl ganz gut zu uns passen würdet. Also haben wir eure Musik angehört und eure Fotos betrachtet. Ihr hattet eine ehrliche und positive Ausstrahlung und eure Musik klang sehr abwechslungsreich. Uns beiden haben die Stimme des Sängers und die Instrumente gefallen. Ihr fallt so ein bisschen in die Richtung, die wir hier haben: Wir tragen Bands, die etwas abseits des Mainstream sind. Eures klang beinah schon richtig professionell, weshalb wir uns gewundert haben, warum ihr noch keinen Vertrag hattet. Und nun erlaubt mir etwas Persönliches zu fragen: Warum steigt ihr nicht in die Plattenfirmen eurer Eltern ein? Die sind doch bekannt, oder?“

„Naja, mein Vater ist Miyavi und ihre Eltern sind allesamt bei D’espairsRay…aber wir wollten von Anfang an nicht nur wegen ihnen genommen werden. Wir wollten nicht den einfachen Weg gehen- wir wollten unseren eigenen Weg, unabhängig von unseren Eltern gehen. Wir haben unsere Demo CDs zwar bei ihnen aufnehmen können, doch das war es auch schon. Alles andere haben wir immer selbst gemacht, weil es uns wirklich wichtig war, als selbstständige Band und nicht als Juniorausgabe einer bereits bestehenden bekannt zu werden.“

Diesmal war es Ito, der nickte und sprach. „Ihr denkt weit für euer Alter. Jeder andere hätte diesen Vorteil sicher genutzt, aber diese Denkweise gefällt mir. Trotzdem wird es sich kaum ewig verheimlichen lassen, solltet ihr mal berühmt werden.“

„Wissen wir…Dad hat sowieso immer Bilder von mir auf seinen Blogs im Internet, von daher…aber wir wollen, dass man uns wegen unserer Musik liebt.“

Kato lächelte, wenn auch etwas ernster. „Mitläufer wird es immer geben, die euch nur wegen eurer Eltern lieben. Damit müsst ihr leider leben. Aber ich denke, ihr könnt euch auch sicher so etwas aufbauen.“

„Wie ist es überhaupt so von den Bands her hier verteilt?“, meinte Lovelie, „Also ich meine, gibt es hier auch Frauen?“
 

Kato lachte, ehe er nickte. „Klar. Wir haben bisher drei Bands nur aus Männern bestehend und eine Band nur aus Frauen, die jedoch stark in die Rock-Richtung gehen und sich eigentlich auch gern mal frauenuntypisch verhalten…“, er blickte kurz zu Ito, der grinsend zustimmte, „Aber wenn ich mir euch anschaue, denke ich nicht, dass es da Probleme gibt. Eine unserer Bands hat bandintern eine Beziehung, was wir jedoch auch tolerieren, solange die Arbeit nicht darunter leidet.“

„Bandintern? Bei den Männern oder Frauen…?“, wollte Nabu neugierig wissen, sodass der Braunhaarige lachen musste. „Bei den Männern. Aus diesem Grund fällt mir hier gerade noch eine wichtige Regel dieser Firma ein: Wir sind hier alle äußerst tolerant. Sollte jemand Probleme mit Hautfarbe, Aussehen, Herkunft oder Sexualität eines anderen haben, kann er gleich wieder gehen. Klar klingt das wieder ungewöhnlich, aber wie gesagt, wir haben hier ein etwas anderes Label. Bloody Skin Records ist wie eine Familie, jeder kennt hier jeden, und wir wollen keine Feindschaften oder Probleme untereinander.“

Satoru nickte. „Wir würden wohl die sein, die am geringsten Probleme mit so etwas haben. Viele Menschen hatten zum Beispiel schon Probleme mit Nabus Aussehen und Auftreten, was für uns völlig normal ist. Außerdem sind unsere beiden Eltern in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, von daher…auch wenn wir nicht möchten, dass das bekannt wird, also sie möchten das nicht.“

„Keine Sorge, das liegt wieder bei euch. Wir geben den Bands selbst die Zügel in die Hand, das heißt, es liegt an ihnen, was sie preis geben und was nicht aus ihrem Privatleben. Jedoch mahnen wir zur Sorgfalt. Ich wüsste nicht, wie lange eine Band tragbar wäre, wo sich zum Beispiel der Leader ständig über sein Intim- und Sexualleben äußern würde. Hier würde wieder die Überlegung zählen: Was kann ich preisgeben, ohne meine Band zu gefährden? Dazu beraten wir aber immer gern noch einmal gemeinsam mit den Bands.“

„Wie sieht es aus mit Schule?“, begann Lovelie laut zu überlegen und wollte schon zu einer Fortführung ihrer Worte ansetzen, doch Herr Kato schien schon zu begreifen.

„Ihr meint, weil ihr nebenbei noch die Schule besucht? Kein Problem, dass lässt sich regeln. In einer unserer Bands befinden sich 2 junge Männer, die ebenfalls noch zur Schule gehen. Das ist zwar etwas stressig, aber wir wollen, dass sie wirklich auch den Schulabschluss bekommen. Sollten sie eines Tages nicht mehr Musik machen wollen, würden sie ja ohne Abschluss dastehen und dafür wollen wir nicht verantwortlich sein. Wie genau sieht das bei euch aus?“

„Naja…ich selbst habe bald Prüfungen für die Oberstufe…würde dann noch diese machen, aber danach nicht noch studieren oder so… Satoru und Shinji studieren, Nabu geht bereits arbeiten.“

„Ich würde diesen Job momentan aber für alles hinschmeißen.“, meinte er sarkastisch und erntete Itos Aufmerksamkeit. „So schlimm? Was arbeitest du?“

„Ich arbeite in einem Musikladen…doch mein Chef wird momentan immer schlimmer. Er kritisiert Handlungen von mir, die er früher zugelassen hat und lässt mich immer länger arbeiten und naja…ich will das jetzt nicht alles aufzählen.“

„Verstehe. Das heißt, würdest du etwas Besseres erhalten, würdest du sofort dort aufhören.“

„Na klar. Aber ehe unsere Band so weit ist, bis sie sich selbst finanzieren kann, vergeht wohl noch etwas Zeit und solange werde ich wohl dort noch arbeiten.“
 

Kurz herrschte Schweigen, dann nickte Kato. „Okay, ihr habt also schon genaue Vorstellungen, sehr schön. Also gut, jetzt haben wir wohl beide voneinander eine Vorstellung.“

„Heißt das, sie nehmen uns?!“, warf ich freudig ein, doch meine Leute sahen mich nur verwirrt an, weshalb ich rot anlief und ein ‚Tschuldigung‘ nuschelte. Kato lachte und blickte zu Ito.

„Irgendwie erinnert er mich an mich früher, Ito.“, grinste er, worauf der andere nur schmunzelte, „Das habe ich mir auch schon gedacht.“ Dann wandten sie sich wieder uns zu. „Wundert euch nicht, wir kennen uns auch schon sehr, sehr lange, deshalb sahen wir in dir Shinji und dir, Sato wohl gerade unsere jugendlichen Ebenbilder.“

Satoru lächelte leicht. „Wenn wir später auch noch so gutgelaunt sind, nehme ich den Vergleich als guten Blick in die Zukunft.“

Kato grinste erneut. „Ach, bleibt euch treu, dann klappt das schon. Aber genug geschwätzelt ihr Lieben. Wir gehen jetzt den Gang entlang in einen freien Proberaum. Da spielt ihr uns was vor, damit wir auch wissen, dass das wirklich eure Musik war, die ihr uns da geschickt habt.“

Verdattert starrten wir die drei an. Langsam wanderte mein Blick zu Sato. „Eh?“

Er fing sich als Erster wieder. „Naja, ob wir mit Ihren Instrumenten so spielen können?“

„Das ist egal~“, wiegelte Kato ab, „Wenn da ein paar schiefe Töne dabei sind, ist es nicht schlimm. Wir haben genug Instrumente da, ihr könnt euch zumindest an Gitarren und Bass umschauen. Schlagzeug kannst du dir einrichten, wie es dir beliebt. Wir haben Zeit, also könnt ihr gern ein wenig herum probieren.“, sie erhoben sich, weshalb auch wir zögerlich aufstanden und ihnen folgten.
 

Neugierig betrachtete ich die beiden Männer, die vor uns den Gang entlang liefen. „Ich mag die irgendwie…der Kato ist voll süß.“, kicherte Love leise in mein Ohr. Ich nickte halbwegs. Mich faszinierte immer noch, wie jung die Männer aussahen. Und wie sie in ihrem Alter schon Chefs sein konnten. Ich schielte zu Sato, der wohl denselben Gedanken hatte wie ich, dann aber lächelnd fragte: „Und, was sagst du bisher?“

„Naja, ich finde sie wären als Chefs schon toll…auch wenn…“

„Auch wenn du nicht dachtest, dass Chefs hier so viel selbst machen?“

„Ja, genau..!“

„Ich weiß…aber ich habe im Internet über sie gelesen. Sie sind Ausnahmetalente, anders als andere und sind wohl auch schon lange miteinander bekannt. Sie wirken sehr vertraut.“

„Ich frage mich, ob das Paar wirklich nur in einer Band sein soll…“, flüsterte neben mir Nabu Lovelie zu. Fragend blickte ich ihn an. „Du meinst doch nicht…?“

„Naja, die benehmen sich wie eure Eltern, wenn jemand dabei ist, dem sie nicht zeigen wollen, dass sie zusammen sind.“

„So ein Blödsinn.“, zischte Sato leise, „Und jetzt lauft schneller, die sind fast weg.“

Der Farbtopf grummelte, ging mit uns aber nun schneller, bis wir mit den beiden Männern vor einer Tür stehen blieben.

„Das hier ist zwar auch ein Proberaum, wird aber eher selten genutzt, weil die Bands alle ihre eigenen Räume haben.“

„Ja, letztendlich ist das hier nur noch eine Abstellkammer.“, bemerkte Herr Ito, der damit wohl nicht ganz so zufrieden schien. Sie öffneten die Tür und traten ein, wir folgten ihnen- und staunten.
 

„Cool…die Gitarren…“, murmelte Love und schaute zu der einen Wand. Ich hingegen konnte meinen Blick nicht von den Bässen lösen. Kato-san grinste nur und lief weiter in den Raum. „Für gewöhnlich haben die Bands ihre eigenen Instrumente. Die hier kann jeder nutzen, auch mal, falls was kaputt geht. Das ist also Firmeneigentum.“

„Gibt es da nicht eher auch mal Streit, wenn sich zum Beispiel Bassisten unterschiedlicher Bands ein und denselben Bass ausleihen wollen..?“, fragte Satoru schmunzelnd.

„Ach was, hier gibt es nie Streit. Es gibt viele ähnliche Modelle, von daher.“, Herr Kato ließ sich an dem Klavier in der Ecke nieder und spielte ein kurzes Stück. Ito-san trat zu ihm und schaute ihm über die Schulter, bevor er grinsend bemerkte: „Du hast lange nicht mehr geübt, man hört es.“

Kato begann zu lachen, „Ich weiß, aber darum geht es jetzt ja eigentlich auch nicht. Also ihr Lieben, schaut euch die Instrumente an, sucht euch welche heraus und legt einfach los.“

Fragend blickte ich die anderen an, dann machte sich Nabu auch schon auf zu dem Schlagzeug, um da herum zu probieren. Ich und Love gingen zu den Gitarren und Bässen und sahen uns um. „Was wollen wir überhaupt spielen?“, warf Love ein, die zwischen Akustik- und Elektrogitarren stand.

„Ich weiß nicht….Sato?“

„Ganz normal den ersten Song.“, meinte dieser gelassen, der sich neugierig auch einfach umsah.

„‘first‘? Oder ‚Awake‘?“, fragte Nabu kopfkratzend von hinter dem Schlagzeug. Ich plusterte mich daraufhin nur auf. „Also sag mal Nabu! Sag bloß nicht, du hast vergessen, welcher unser erster Song war?!“

„Ne, natürlich nicht…aber so wie er es sagt, hätte es auch first sein können…“, erklärte er sich. Sato verdrehte nur die Augen, während Love „schon klar.“, murmelte und kichernd weiterlief. Ich wandte mich von unserem Farbtopf ab und ging einen entsprechenden Bass suchen. Einige probierte ich durch, bis ich einen fand, der mir ganz passend erschien. Manchmal war schon der kleinste Tonunterschied gerade eben entscheidend.

Auch Lovelie hatte bald eine Gitarre ausgewählt, sodass wir nur noch kurz warteten, bis Nabu soweit war. Die Chefeule blickte uns alle der Reihe nach aufmerksam an, dann nickte er und Nabu begann. Nach und nach setzten wir ein. Bald verlor ich mich wieder in unserer Musik, unserer Welt; und erwachte erst wieder, als der letzte Ton verhallt war.

Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und beobachtete unseren Leader, der sich zu den Männern drehte. „Reicht das oder möchten Sie noch ein Lied?“
 

„Nein, ich denke das reicht.“, meinte Herr Ito und blickte seinen Kollegen an. „Oder was sagst du, Kato?“

„Ja, ich denke auch, dass das reicht, danke.“
 


 

~~**~~
 


 

Sollten hier noch Fehler drin sein, entschuldige ich mich zutiefst. Aber dieses Wochenende ist einfach schrecklich. Voller Schrecken schaue ich wie viele andere Menschen nach Japan und hoffe und bete; was soll ich momentan auch anderes tun. Ich bin froh, dass meine Bekannten dort in Sicherheit sind. Hinzu kommt, dass mich nach fast 2 Wochen des Kampfes nun auch noch der Grippevirus zu besiegen scheint. Genau das, was ich nicht wollte...ich wollte nicht krank werden, aber gut. Mein Körper kann grad nicht mehr. Also muss ich wohl oder übel krank machen. Und da ich nächstes Wochenende sowieso keine Zeit habe, dachte ich, ich lade euch jetzt mal ein neues Kapitel hoch. Ich hoffe, ich konnte euch damit eine Freude machen und euch ein kleines Lächeln zurückgeben, also denen, denen momentan die Nachrichten so nah gehen wie mir. Sorry, ich bin ein wenig verwirrt.
 

Liebsten Dank an:
 

@Lucel: Stimmt...aber ich mag Hizumi an sich als Charakter hier sowieso sehr gern :) Aber ja, du hast Recht...jetzt beim erneuten Durchlesen kann man bei der SMS auch was schlimmes vermuten, sorry xD"
 

@Seika-chan: Ich freue mich, dass die beiden so gut ankamen :) Mal sehen, sie kommen sicher mal wieder vor.
 

@Sixty69Nine: Bei mir ist es im Moment eigentlich ganz warm :) Aber ich wäre auch lieber gesund irgendwo am Strand. Aber naja...Mütter unter sich sag ich da nur xDD Hat halt jeder andere erziehungsmethoden und Hizu redet halt gern darüber.
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

23. - Bloody Skin Records II

23. - Bloody Skin Records II
 

Shinji hat Herzklopfen
 

Wie?

Was war denn das jetzt?

Verwirrt blickte ich zu Lovelie, die sofort zu mir trat. „Was heißt das?“, fragte sie leise und verunsichert. Ich zuckte nur die Schultern und betrachtete wieder Satoru, der immer noch sein ernstes Maskengesicht aufgesetzt hatte. Ich bewunderte immer wieder, wie er in solchen Moment ruhig bleiben konnte. Langsam stellte ich mit Love die Instrumente weg, bevor wir hinter unseren Leader traten. Auch Nabu stolperte auf uns zu.

„Wie? Was denn nun? Komm nur ich gerade nicht mit?!“, fragte der Rothaarige, doch Sato hob abwehrend die Hand. „Ich denke, dass werden uns die beiden Herren gleich verraten.“

Mein Blick wanderte langsam wieder zu den Männern. Ito blickte ruhig drein wie schon den ganzen Nachmittag, während in Katos Augen etwas Schelmisches aufblitzte.

„Warum sollten wir euch nehmen?“, fragte er locker, jedoch wogen die Worte so schwer, dass mir der Mund aufklappte. Am liebsten hätte ich mich schon auf den Weg zur Tür gemacht. Meine Hände zitterten, vor Aufregung, aber auch etwas vor Wut. Lovelie legte mir einen Arm um, während sie mit dem anderen nach Nabu fasste, der aussah, als hätte er am liebsten eine Drohung ausgesprochen.

Satoru jedoch blieb ruhig.

„Warum sollten Sie es denn nicht tun?“, spielte er dieses Spiel, das ich scheinbar nicht verstand, mit.

„Nennt uns ein paar Gründe.“

„Naja, sie haben es doch soeben gehört, denke ich. Außerdem sind wir in unserer Zusammenstellung einzigartig. Nicht nur vom Äußeren, sondern auch charakterlich. Wir haben einen hitzköpfigen, durchgeknallten aber reinherzigen Drummer; einen verpeilten, aber äußerst liebenswerten Bassisten; eine verrückte, aber total aufheiternde Gitarristin und wir haben mich als ausdauernden, etwas ernsteren aber sehr zuverlässigen Sänger. Unsere Band passt genau in das Schema junger Ausnahmekünstler, dass sie suchen. Von daher sehe ich da kein Problem.“
 

„Eben. Ich auch nicht. Oder du, Ito?“

„Nein, ich auch nicht. Aber eins hat der Junge vergessen.“, er nickte nun ebenfalls schmunzelnd Richtung Satoru, der die Brauen leicht hochzog. „Was?“

„Der Sänger ist außerdem äußerst redegewand. Und jeder einzelne von ihnen sehr charismatisch. Sie gefallen mir wirklich allesamt sehr gut.“

„Also sind wir uns einer Meinung?“

„Hm. Ich denke schon.“

„Ist das ein Ja?“, fragte unser Chef wiederum verständnishalber und erntete erneut ein Grinsen.

„Ich denke schon. Willkommen bei Bloody Skin Records.“
 

Das war’s.

Nabu begann lauthals loszubrüllen und jauchzen vor Freude, während er Sato knuddelte und anschließend wild durch den Raum hüpfte.

Lovelie schloss die Arme um mich und drückte mich, während mir langsam die Beine nachgaben und wir gemeinsam zu Boden sanken. Sie hielt mich noch immer fest und lachte vor Freude, während ich aus dem Augenwinkel Satoru erleichtert ausatmen sah. Dann schloss er kurz die Augen und lächelte. Ich hingegen begann am ganzen Körper zu zittern, bevor ich Lovelie fest an mich drückte. „Geschafft…wir haben es geschafft…wir haben es geschafft…“, murmelte ich immer wieder leise und schloss lächelnd die Augen, wiegte sie dabei sanft hin und her.

„Ja, haben wir, endlich. Ich freu mich so sehr.“, flüsterte sie mir beruhigend zu.

Langsam kam auch Satoru zu uns, ging in die Hocke und legte die Arme um uns. „Ich bin stolz auf euch, ihr habt gut gespielt.“, flüsterte er uns zu. Schließlich sprang uns auch noch Nabu um den Haufen und drückte uns die Luft aus den Lungen. „Ich liebe, liebe LIEBE EUCH!“, rief er dabei laut, nur um anschließend erneut aufzuspringen. „Geil, ich muss Keiko anrufen!“

Kato-san hinter uns lachte. „Warte damit noch. Wir würden glaub ich erst einmal mit euch noch den Vertrag unterzeichnen, oder?“

„Ja, ja, gern, sofort!“, meinte ich und scheuchte die anderen auf, bevor wir vor die Herren traten. Treudoof lächelte ich sie an, und schaute zu, wie Herr Ito aufstand, dann aber von Nabu zu uns blickte. „Du sagtest, du wärst volljährig?“

„Ja, fast 22, wieso?“

„Wie alt sind die anderen?“

„Wir sind jetzt 20 und 19.“, ich deutete auf mich und Sato, „Love ist jetzt 16.“

„Gut…wenn ihr schon 18 seid, geht das…nur bei ihr bräuchten wir dazu noch die Unterschrift eines Elternteils.“

Mit großen Augen blickte ich zu unserer Katze. Daran hatte ich ja gar nicht gedacht!

Doch scheinbar hatte sie einen Einfall, denn Love begann glücklich zu grinsen. Dann zog sie ihr Handy hervor. „Einen Moment, ich rufe nur eben meinen Dad an, dann kommt er hergelaufen.“, erklärte sie fröhlich und stellte sich etwas abseits. Verstehend nickten die Chefs -unsere fast-Chefs!- und gingen mit uns zurück zum Büro. Währenddessen glaubte ich immer noch zu träumen.
 

„Das hier ist der Vertrag. Lest ihn euch bitte gründlich durch, das verlangen wir von jedem, bevor es Beschwerden gibt von wegen das stand nicht drin. Hier unterschreibt ihr auch bitte noch, dass ihr die Regeln kennt. Die stehen auf der Rückseite noch einmal- das sind die, die ich euch erklärt hatte.“

„Haben Sie keine Sekretärin?“, entkam es Nabu etwas fassungslos. Verwirrt blickten uns die Männer an. „Doch, schon. Aber sie hat heute frei, von daher.“

„Oh, ach so…“

„Mein Dad kommt gleich her.“, erklärte Lovelie lächelnd, die zu uns zurückkehrte.

„Hm…wir haben auch Mitspracherecht bei den PVs und dann später den Covers und Designs?“, las Satoru eine Textpassage, bevor er aufmerksam aufblickte.

„Natürlich. Wir sagten doch, dass jede Band individuell sein soll. Es ist eure Band. Ihr entscheidet, solange es im Budgetrahmen bleibt. Das heißt, wir können nicht in jedem Video eine Stadt in die Luft jagen oder so.“

„Aber in jedem zweiten.“, grinste Nabu, woraufhin unser Leader nur die Augen verdrehte, dann aber lächelte. „Das ist irgendwie wie ein Traum…hier gibt es nirgendwo einen Haken…das ist kaum zu fassen.“

„Glaubt es ruhig. Ich und Ito haben früher selbst versucht, Musik zu machen, bekamen aber immer Steine von den Firmen in den Weg gelegt. Deshalb haben wir es so versucht. Und wir freuen uns, dass unsere Firma so gut ankommt, die Kritik ist fast durchweg perfekt und unsere Bands erfreuen sich guter Beliebtheit, Scael force hat sogar schon vor über 100.000 Fans gespielt, also was will man mehr.“

„Wie ist das mit einem Manager..?“, überlegte ich laut, „Also hat das nicht jede Band?“

„Hm. Er organisiert für die Band im Grunde alles. Aber soweit, dass ihr schon einen eigenen braucht, seid ihr noch nicht. Wenn etwas ist, bin im Moment ich für euch der nächste Ansprechpartner. Also euer Manager. Wenn ihr bekannter seid, reden wir noch einmal darüber ob ihr extra noch einen braucht außer mir, doch im Moment denke ich bleibt es so. Keine Sorge, die anderen haben auch so angefangen.“

„Ach, so schlimm ist das doch nicht. Ich find sie nett.“, grinste Lovelie, bevor auf dem Schreibtisch eine Lampe zusammen mit einem Ton erleuchtete. Ito-san drückte auf einen Knopf. „Ja bitte?“

„Entschuldigen Sie Herr Ito, aber hier ist ein gewisser Ishihara-san. Er sagt, er würde erwartet.“

Ito-sans Gesicht wandte sich Love zu, die heftig nickte.

Sein Gesicht wurde entspannter, ehe er antwortete. „Ist gut, Tao-san, bringen Sie ihn rauf.“

„Wie Sie wünschen.“
 

Ca. 5 Minuten später klopfte es an die Tür. „Ihr Besuch, Ito-sama.“

Der kleine Tao machte Platz, sodass Miyavi grinsend eintreten konnte. „Papa!“, rief Lovelie freudig und fiel ihm um den Hals.

„Meine Prinzessin! Ich bin so stolz auf euch, super.“, erzählte er ihr und strich ihr sanft die Haare zurück, bevor er aufsah. „Sie sind die Leiter dieser Plattenfirma?“

„So kann man es nennen, ja.“, meinte Kato gutmütig.

Miyavi ging auf die beiden zu und ergriff die Hand, die Kato ihm entgegenstreckte. Soviel zur typisch japanischen Verbeugung.
 

„Interessant. Ich wusste nicht, dass ihr hier seid.“

„Und wir wussten nicht, dass du uns deine Tochter schickst.“

„Dann sieh dich vor, ich hab noch zwei Kinder.“, zwinkernd drückte er Kato, was uns alle entsetzt nach Luft schnappen ließ. Mein Gehirn rief im Dauerton ‚ERROR‘, während Love ein „Erklär mir das bitte, Papa…!“, hervorbrachte.

„Was gibt es da zu erklären.“, schmunzelte Ito-san und sah zu den beiden Männern auf, „Kato und Ishihara kennen sich von früher.“

„Ja, wir waren mal befreundet. Aber das ist so lange her.“, grinste Mi-chans Dad und blickte zu Kato. „Jedoch wusste ich nicht, dass er gar nicht mit der Musik aufgehört hat.“

„Ich habe aufgehört.“

„Nur zu spielen.“

„Das ist schon schlimm genug.“

„Gar nicht! Schau dich an, du bist viel mehr als ich!“

„Quatsch. Ich fülle nicht endlos Hallen.“

„Aber deine Schützlinge.“

„Das stimmt teilweise, ja…und ich hoffe, dass deine hübsche Miniausgabe das auch mal schafft mit ihren Jungs.“

„Halt, STOPP!“, warf Lovelie ein, „Wir wurden jetzt aber nicht genommen nur weil Sie da meinen Vater kennen?!“, ungeniert zeigte Love mit dem Finger auf Kato.

Der begann zu lachen, genauso wie Miyavi. „Nein, Kleines. Ich habe deinen Vater eben erst gesehen und so erst mitbekommen, wer es ist.“

„Hä? Aber wir haben vorhin schon gesagt, wer mein Dad ist..!“

„Ja…aber ich kannte ihn, da hieß er noch nicht Miyavi…und so aufmerksam habe ich seine Karriere dann auch nicht weiter verfolgt, als wir uns aus den Augen verloren…“

„Aber du hast mich jetzt sofort wiedererkannt!“

„Klar. Ich habe oft überlegt, wenn ich Bilder von diesem Miyavi sah, ob du das bist…weißt du, ich habe mich nicht so mit der Karriere anderer beschäftigt.“

„Ich seh schon, du hättest sonst mitbekommen, dass Miyavi Takamasa Ishihara ist. Denn das ist unter den Fans kein Geheimnis mehr.“

„Wie gesagt…aber als ich dich jetzt sah und hörte, war ich mir sicher, dass du es bist, Taka-kun. Naja, wie dem auch sei, Zufälle gibt’s…egal, unterschreib jetzt mal für deine Tochter.“

„Ihr nehmt sie wirklich?“

„Klar, denkst du wir verarschen die Kinder?“

Miyavi sah plötzlich äußerst ernst aus. „Passt mir gut auf die Kinder auf. Ich will nicht, dass sie durch die Medienwelt verdorben werden. Sie sollen sich selbst treu bleiben.“

Auch Kato war jetzt sehr ernst. „Keine Sorge. Ich bin glaub ich der Letzte, von dem du so etwas denken solltest. Außerdem gibt es ja noch Ito, der passt genauso auf die Kinder auf.“

„Gut. Wo kann ich unterschreiben?~“, plötzlich war Miyavi wieder so fröhlich wie sonst auch und Kato-san grinste auch wieder so wie noch zuvor. „Hier. Die Belehrung kann sie selbst unterzeichnen.“

„Aha…gut…“, murmelnd unterzeichnete er das Ding und gab den Rest seiner Tochter. „War’s das? Und nun? Macht ihr gleich Aufnahmen mit ihnen? Oder wie fangt ihr an?“

„Oh man, hol dir nie das Kind eines Musikers ins Haus…“, murmelte Ito-san, jedoch mit einem schmunzelnden Gesichtsausdruck, Kato hingegen lachte auf.

„Drei Kinder, Ito. Aber gut. Zu deiner Frage: Zuerst einmal werden wir sie überall herumführen und mit allem vertraut machen. Danach werden wir alles besprechen und dann irgendwann kommen die Aufnahmen, ja.“

„Obwohl…das Demo der Kinder war schon sehr gut.“, wand Ito-san ein und drehte sich in seinem Sessel einmal um sich selbst. Kato blickte ihn an, ehe er den Kopf schüttelte.

„Das kann ja sein, aber du kennst diese neuen Bestimmungen der Cheffirma. Die wollen für jeden Techniker etc. alles bis ins Detail aufgezählt bekommen und da wir an den Aufnahmen nicht mitgewirkt haben, können wir diese nicht so abgeben. Also nochmal neu machen…tut mir leid, Kinder.“

„Nicht so schlimm, da verbessern wir uns wenigstens, hoffe ich doch.“, meinte Satoru mit einem Blick auf uns. Nabu seufzte erst genervt, ehe er dann doch nickte. Ich und Love stimmten auch zu. Was sollten wir schon anderes tun. Wenn man wollte, dass wir es nochmal machten, dann sollte das eben so sein. Ändern konnten wir es eh nicht und wie die Eule sagte: es konnte uns nur helfen.
 

„Wie habt ihr Zeit, Jungs und Mädels?“

„Naja…frühestens ab 16, 17 Uhr meistens…außer am Wochenende, da haben wir fast immer Zeit.“

„Sehr gut. Dann werdet ihr die nächste Zeit erst einmal das Wochenende hier verbringen. Da ihr teils noch Minderjährig seid, dürft ihr nämlich auch keine Nacht für Aufnahmen durcharbeiten. Aber keine Sorge, wenn die Aufnahmen fertig sind, ist ein wenig Stress schon mal weg. Ich denke, ein Promotion Video zu drehen, wird zwar auch anstrengend, aber bisher hatten unsere Bands da immer sehr viel Spaß, da sie da viele Ideen selbst einbringen durften. Dann gibt es Photoshootings und es wird Werbung gemacht…doch das fällt dann schon wieder mir zu, also macht euch echt keinen Kopf. Jetzt geht ihr erst mal nach Hause und feiert schön. Und nächstes Wochenende sehen wir uns dann 10.00 Uhr Samstagmorgens wieder, okay?“

„Ist okay.“, lächelte Sato stellvertretend für uns. Wir anderen bedankten uns nochmal, ehe wir uns auch noch verabschiedeten und anschließend zur Tür hinaus wanderten. Miyavi verabschiedete sich genauso von seinem alten Freund und folgte uns schließlich strahlend. „Lustig…so ein Zufall…“, murmelte er dabei immer wieder grinsend vor sich daher.
 

Draußen stiegen wir immer noch glücklich lächelnd in den Wagen, und schwiegen, während der Wagen losfuhr.

Noch immer wie im Traume blickte ich aus dem Fenster. Wir hatten es geschafft. Wir hatten einen Vertrag! Ich konnte es echt nicht fassen!
 

Alle schwiegen, bis Miyavi uns grinsend über den Rückspiegel betrachtete. „Na, wie fühlt sich das an, endlich zu einer Firma zu gehören?~“

„Sau geil!“, lachte seine Tochter neben ihm und auch wir konnten nur zustimmen.

„So ging es uns damals auch.“, lachte unser Fahrer. „Was macht ihr jetzt als erstes, wenn ihr nach Hause kommt? Lovelie?“

„Ich? Na ich dachte, das weißt du! Ich feier natürlich schön mit euch die halbe Nacht durch!“

Ihr Dad musste lachen. „Das hatte ich mir fast gedacht! Bloß dass deine Mum nicht so lange wach bleiben wird…und deine Geschwister wird sie auch nicht ewig aufbleiben lassen.“

„Dann machen wir die Nacht durch! Morgen ist Sonntag, Dad.“

„Ich weiß~ Mal sehen, was wir machen. Ich denke, wir machen uns ein Festessen und sehen weiter. Was machst du, Satoru?“

Unser Sänger, der gerade ein wenig in Gedanken versunken war, schaute nun auf und begann zu grinsen. „Ich denke ich verziehe mich mit meinen Eltern auf die Couch und gönne mir ausnahmsweise mal ein Gläschen Wein.“

„Nur eins? Du bist alt genug, du kannst mehr als ein Glas trinken.“, bemerkte der Mann, den Mapa schon des Öfteren obwohl er ihn nicht kannte als Papagei bezeichnet hatte. Scheinbar war Lovelies Vater da nicht so streng wie mein Mapa.

„Was machst du, Shin? Auch mit deinen Eltern feiern?“

Fragend sah ich auf, nickte dann aber grinsend. „Ja, und Hana. Aber sie wird sicher bei Zeiten ins Bett gehen, deshalb denk ich, ich feier dann mit ihnen allein weiter.“

„Und du, Nabu?“

„Ich such gerade mein Handy, warte…“, der Farbtopf kramte in seiner Hosentasche herum und verrenkte sich dabei seltsam. „…weil ich will jetzt sofort Keiko anrufen, damit sie dann gleich zu mir kommt. Und dann machen wir uns einen schönen Abend…~“

„Doch den wollen wir nicht so genau geschildert bekommen.“, wank Sato ab.

„Du bist ja nur eifersüchtig.“

„Quatsch. Ich will nur kein Kopfkino, in dem du die Hauptolle spielst, Nabu.“

„Haha!“, die beiden grinsten sich an und fechteten noch eine Weile ihre verbalen Attacken aus, während mein Blick wieder zum Fenster wanderte.
 

~*~
 

Karyu lässt die Korken knallen
 

„Hmm…die schönste Sünde ist, die beiden größten Drogen miteinander zu verbinden: Musik und Sex..“, säuselte Michio mit leicht verklärtem Blick, während ich ihm ein paar verschwitzte Strähnen aus dem Gesicht strich. Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen.

„Ich weiß eben, auf was du stehst…“, flüsterte ich nur und kostete noch einmal von seinen Lippen.

„Das hatten wir seit Weihnachten nicht mehr…aber diesmal war die Musik eindeutig besser…schneller…härter.“

„Nicht nur die Musik, oder?“, lachte ich nur und schaute kurz zu dem Player, der mir anzeigte, dass die CD durch war und zum erneuten Spielen bereitstand. Dann wandte ich mich wieder meinem Engelchen zu. „Aber gib zu, das zu Weihnachten hat dir auch gefallen.“

„Ja. Aber das halte ich auch nur einmal im Jahr aus, diesen Kitsch.“

„Zerstör mir nicht meine Träume.“

„Eh…? Willst du mir jetzt im Sommer etwa Weihnachtsmusik anleiern?!“

„Nein…aber andere, softe Musik..?“

„Vergiss es. Ich glaube, da regt sich dann nichts.“

„Bei dir vielleicht.“

„Boar Karyu!“, er musste lachen und schob mich von sich, nur um sich dann etwas aufzusetzen. „Komm, das heute hat dir gefallen. Sonst hättest du die Musik nicht ausgesucht.“

„Natürlich hat es mir gefallen…“, ich setzte mich ebenfalls auf und schmiegte mich an ihn. „Aber man kann ja auch beim nächsten Mal was Softeres…“

„Wer sagt, dass ich das nächste Mal Blümchen…naja du weißt schon will?“

„Warum denn nicht? Abwechslung ist toll.“

„Boar, aber nicht so.“, er strich sich durch die Haare. „Ich will das doch nicht planen, du olle Giraffe! Das muss spontan passieren!“

„Weiß ich doch…aber…“

„Nichts aber. Gib jetzt Ruhe.“, er zog mich zu sich und küsste mich, bis ich verstummte. Leise seufzte ich gegen seine Lippen, schloss dann aber die Augen. Wie sehr ich seine Küsse liebte. Sie waren anders als damals, als er eine Frau war. Etwas dominanter, herber, männlicher. Trotzdem gefiel mir das. Wer sagte, dass Liebe im Alter abnahm, kannte uns nicht.
 

Wenn ich zurückdachte, hatte bei Michio und mir bisher nichts nachgelassen. Wir waren noch genauso…aktiv und verrückt nacheinander wie vor 20 Jahren. Oh, 21. Shinji hatte mittlerweile ja Geburtstag gehabt, also war 20 geworden, und somit waren wir schon 21 Jahre zusammen. Und ich hoffte, dass es nochmal doppelt so viele wurden. Und selbst wenn ich eines Tages kaum noch würde laufen können, würde ich trotzdem nicht auf meinen Michio und dessen Nähe verzichten wollen. Bis ins hohe Alter würde ich ihn auf allen Ebenen lieben, dass hatte ich mir vorgenommen. Solange es eben ging.

„Karyu..? Du träumst schon wieder.“, nuschelte mir meine Ziege gegen die Lippen.

„Tu ich gar nicht.“

„Was bitte dann?“, uh, er kraulte mir durch die Haare und koste sich über meinen Hals. Mist, wenn er so weiter machte, würde ich den Player nochmal anschmeißen müssen!

„Ich..habe an später gedacht.“

„Später..?“

„Ja…an körperliche Aktivitäten im Alter.“, drückte ich mich gewählt aus.

Michio überlegte kurz, ehe er sich etwas löste um mich erschrocken anzusehen. „Wäh, widerlich!“

„Was denn?“, ich blinzelte nur, „Willst du als älterer Herr nicht mehr mit mir schlafen..?“

„Boar, Karyu! Warum denkst du an sowas?!“

„Naja, es interessiert mich halt. Also?“

„Das…das ist eklig!“

„Warum? Das heißt, du willst eines Tages mit mir wie so ein altes Ehepaar zusammen leben?“

„Na das nun nicht, aber…“

„Aber du willst keinen Sex mehr mit mir.“

„Naja…ist das nicht ein bisschen eklig?“

„Was zum Geier ist daran eklig?“

„Was haben Geier jetzt damit zu tun?“

„Michio!“

„Na gut…also naja…ich finde das….“, er senkte den Blick etwas und wurde rot, „Ich kann mir das…nicht so wirklich vorstellen…ich meine ich bekomme jetzt schon langsam Falten, die mich nerven…und dann so mit 70…oder vielleicht schon eher…“

„Dir geht es also um Falten? Meine oder deine?“

„Was? Naja meine natürlich.“

„Aber ich hab dann auch welche.“

„Aber…ich liebe dich so, wie du bist…bei dir ist mir egal, wie du mal aussiehst und so..“

„Aber bei dir nicht?“

„Hm..ich will nicht…dass du dann meine alte Schwabbelhaut anfassen musst…“

Nun musste ich loslachen. Michio betrachtete mich verwundert, dann zog er eine Schnute. „Was denn?! Ist doch so. Ich werde nicht ewig so aussehen!“

„Ist doch…okay…~“, beruhigte ich mich langsam wieder und strich über seine Schulter, „Mir ist egal, ob du mal…Falten haben wirst oder nicht…das ist mir so egal. Michio, ich liebe dich trotzdem. Und solange wir fit sind, will ich das auch ausnutzen.“

„Sicher dass das mal so klappt, wie du dir das denkst?“, er blickte äußerst skeptisch drein.

Ich nickte aber zuversichtlich. „Klar. Keine Sorge, ich würde mich nie vor dir ekeln, Schatz.“

„Auch nicht, wenn ich so aussehe wie Hana?“

Erneut musste ich loslachen. „Michio..! Das ist fies..! Aber lass das mal meine Sorge sein. Ich werde dich immer lieben, hm?“, zärtlich küsste ich seine Wange. „Außerdem wäre das ja noch schlimmer, wenn du jung bleibst und nur ich alter.“

Er überlegte, lachte dann aber und nickte. „Stimmt auch wieder!“

„Eben. Und jetzt lass uns nicht mehr daran denken, wir kommen noch früh genug dahin. Lass uns lieber noch..ein wenig..~“, zärtlich knabberte ich an seinem Ohrläppchen und drängte ihn langsam wieder zurück. „Oh Yoshi..“, seufzte er nur und zog mich langsam mit sich. Unter der Decke schob er ein Bein zwischen meine, was mich schmunzeln ließ. Gerade, als ich an seinem Hals zu saugen beginnen wollte, hörte ich jedoch ein Räuspern.
 

„Denkt ihr nicht, dass zwei Stunden langsam mal reichen? Sowas lüsternes und dabei seid ihr nicht mal frisch verliebt.“

Als ich aufblickte, sah ich in der Tür Hana mit hochgezogener Braue stehen.

Michio schrie auf und stieß mich eher unabsichtlich von sich, bevor er die Decke bis zum Hals hochzerrte.

„Was zum Teufel machst du hier, Hexe?!“

„Ich wollte euch rufen, aber dann dachte ich mir, das hört ihr sowieso nicht. Und ich glaube, ich hatte mit dem Gedanken Recht. Ihr hättet mich nicht gehört.“

„Ja aber..du kannst hier nicht einfach reinplatzen! Wir haben genaue Regeln aufgestellt! Außerdem wie hast du…die Tür war doch abgeschlossen!“

„Wo ist dein Problem?“, entgegnete Hana ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich habe euch genug Zeit für euch gelassen. Und das ich überhaupt erst hier stehe, habt ihr eurem Sohn zu verdanken. Ich habe ihm versprochen, euch zu holen. Er steht nämlich gerade in der Küche und freut sich über seinen Vertrag.“

„BITTE WAS!?!“, Michio entglitten alle Gesichtszüge, sodass Hana grinsen musste.

„Richtig gehört, meine kleine Ziege. Dein Sohnemann hat einen Vertrag mit einer Musikfirma. Und nun raus aus dem Bett, zieht euch was an und kommt mit runter! Und tut mir den Gefallen und lüftet. Es riecht nach Sex.“, damit verschwand sie auch schon wieder. Michio, der schon zum Schrank hüpfte, blickte ihr ärgerlich nach. „Blöde Kuh! Stör uns doch nicht! Außerdem ist das mein Zimmer!“, zischte er vor sich daher und zog sich eilig Unterwäsche an. Ich betrachtete ihn nur blinzelnd, bevor auch ich mich wieder rührte. Meine Gedanken überschlugen sich gerade. Hatte Shinji wirklich…?

„Beeilung, Karyu! Los, wir müssen runter!“, Michio, der gerade mit einer Hose kämpfte, schmiss mir ein Oberteil über den Kopf. Verwirrt nickte ich nur, dann beeilte auch ich mich.
 

~*~
 

Eilig rannte ich hinter Michio die Treppen hinab. Ich konnte kaum mit ihm mithalten, so schnell stürmte er los. In Gedanken betete ich deshalb nur, dass er sich nicht wieder was brach oder anknackste. Doch Michio kam heil die Treppe hinab und auch ich flog nicht auf die Nase, weshalb ich ihm schnell hinterher huschte. Mit ausgebreiteten Armen stürmte mein kleiner Prinz in die Küche.

„SHINJI! Shinji! Ist das wahr?! Habt ihr es wirklich geschafft?!“

Unser armer Sohn konnte sich gar nicht so schnell umdrehen, wie Michio an ihm hing. Erst schaute er überrascht drein, dann drehte er sich zu ihm um, umarmte ihn und nickte fröhlich lachend.

„Ja Mapa. Wir haben es geschafft, wir sind jetzt unter Vertrag.“

„Bei Bloody Skin Records?”

„Genau. Wir gehören jetzt also im Grunde alle zu einer großen Firma!“

„Das…das ist so toll! Oh man Yoshi, hast du gehört?! Unser Sohn hat seinen ersten Plattenvertrag!“

Ich musste lachen und löste mich langsam aus dem Türrahmen.

„Ja, ich hab es gehört Schatz. Komm her, Shinji.“ Liebevoll nahm ich ihn in den Arm und drückte ihn an mich. „Herzlichen Glückwunsch, mein süßes Hamsterlein.“

Er lachte nur und drückte mich noch fester an sich, bevor er noch einmal Michio fest drückte. Dann streckte er die Faust in die Luft und machte einen Freudensprung.

„WIR HABEN ES GESCHAFFT!“

Michio und ich lachten nur und sahen ihm beim herumtollen zu. Mit einem Blick auf meinen Süßen neben mir wusste ich, dass er gerade dasselbe empfand wie ich: Er fühlte sich genauso zig Jahre zurückversetzt, als wir als D’ESPAIRSRAY einen Vertrag erhielten. Sanft küsste ich seine Wange, dann löste er sich wieder. „Wo ist Hana? Ich brauche wen zum Kochen, heute gibt’s ein Festmahl.“

Damit marschierte er auch schon los, während ich nur grinste. Shinjis Nachricht hatte hier so viel Freude ausgelöst, dass Michio sogar vergaß, dass er sonst sauer auf diese Frau war.
 

Keine 5 Minuten später stand meine Familie in der Küche und kochte. Michio duldete komischerweise nur Hana neben sich zum Kochen- sie hatte ihn einmal mit so einem wundervollen Gericht überrascht, dass er ihr seufzend ab und an die Küche überließ. Dass jetzt nur sie mithelfen durfte begründete er damit, dass ich zwei linke Hände hätte und Shinji noch viel zu euphorisch sei. Wie dem auch sei. So konnte ich wenigstens in Ruhe dasitzen und mein Glas leeren, während Shinji uns von dem heutigen Tag erzählte.

Ich hörte ihm gerne zu und es machte auch wirklich Spaß. Gleichzeitig weckten seine Erzählungen von Miyavi und den zwei anderen Männern in mir aber auch den Wunsch, diese kennenzulernen. Von ersterem erzählte er ja öfters Mal. Zumindest fiel einem das auf- Hizumi und Tsukasa kannten wir ja selbst und von Nabus Eltern redete niemand.

Doch so wenig ich etwas dagegen hatte, diesen Mann kennenzulernen, umso mehr sträubte sich Michio davor. Er sagte, eine verrückte Irre im Haus würde reichen und um nichts in der Welt würde er zu denen gehen. Ein Seufzen drang mir leise über die Lippen. Er musste sie doch nicht lieben…aber kennenlernen würde ich diese Familie der außergewöhnlichen Art schon gern. Nach Shinjis Erzählungen liebten sie allesamt die Musik und waren äußerst lebensfroh- die perfekten Voraussetzungen, um für mich interessant zu werden.

Zumal ich gern auch mal mit einer weiblichen Mutter reden würde. So sehr ich Michio und meine Jungs liebte- aber nur einmal würde ich gern mit einer Frau über Familie reden. Und diese Frau sollte weder meine noch Michios Mutter sein. Oder überhaupt mit Michio verwandt, wenn man an Nana dachte…

Wenn Shinji dann auch noch sagte, dass Lovelie noch zwei Geschwister hatte, wurde ich schon dezent neidisch, ja. Andererseits musste ich bedenken, dass ich mich in einen Mann verliebt hatte und von Glück sprechen konnte, überhaupt ein Kind zu haben. Aber trotzdem…naja, eines Tages würde ich Michio schon noch dazu bringen, dass wie sie mal kennenlernten. Immerhin war Lovelie ein liebes Mädchen, das oft auch mal zu uns mit kam und so wie sie war, glaubte ich, dass ihre Eltern nicht schlimm sein konnten.
 

„Karyu, träum nicht. Deck den Tisch.“, maulte mein Prinz mich an, sodass ich aufsah. Hana schenkte mir einen mitleidigen Blick, auf den ich jedoch nur schief lächelte. Ich kannte meinen Freund doch. Also erhob ich mich brav und tat, was er sagte.

Nachdem alles gedeckt war, stellten Michio und Hana ihr Festmahl auf den Tisch. Eilig hastete unser Zicklein jedoch noch einmal in den Keller und kam mit einer Flasche Rotwein zurück.

„Shinji…morgen ist Sonntag. Du hast heute offiziell die Erlaubnis von mir, was zu trinken.“, damit stellte er jedem ein Weinglas hin und goss großzügig ein. Verwirrt blickte ich zu Shinji, der nur genauso überrascht die Schultern zuckte. Hana kicherte nur und füllte sich schon einmal ihren Teller. Nachdem jeder ausreichend versorgt war, nahm Michio sich sein Glas und strahlte uns an.

„Auf Shinji, [un]chang:ed, und den erfolgreichen Vertrag!“

„Auf Shinji!“, strahlend hoben wir unsere Gläser und stießen an, bevor jeder einen großen Schluck nahm. Anschließend begann unser kleines Festmahl. Die beiden hatten sich wirklich Mühe gegeben. Schmunzelnd aß ich und unterhielt mich nebenbei mit meiner Familie.
 

Danach erfolgte das übliche Abräum- und Abwaschritual. Hana zog sich dann zurück mit den Worten, dass sie sich waschen und dann noch etwas auf die Terrasse gehen würde. Ich nickte ihr nur lächelnd zu. Im Sommer verzog sie sich da abends ganz gern mal hin um der untergehenden Sonne zuzusehen oder den letzten Vögeln zu lauschen. Das war eben ihr ‚Fernseher‘.

Michio schnappte sich die Weinflasche und nahm uns mit ins Wohnzimmer. Er wirkte schon jetzt äußerst fröhlich- was sollte das erst werden, wenn er noch etwas mehr getrunken hatte..?

Ich äußerste meine Angst jedoch nicht, sondern rutschte zu meinen Jungs auf die Couch.

„Komm, gieß dir noch was ein, Shinji.“

„Mapa…seit wann so spendabel?“

„Ach, heute ist DEIN Tag, Junge. Du bist 20, ich erlaube es dir ausnahmsweise. Immerhin kannst du morgen ausschlafen.“

„Danke…“, Shinji war die Überraschung mehr als deutlich anzuhören.

„Ach was. Und jetzt trink und erzähl mir nochmal von der Firma…“
 

Auch mir wurde großzügig nachgeschenkt. Ich wusste nicht, was mit ihm los war, doch Michio verstand es, heute alle abzufüllen. Er schenkte mir so oft nach, dass ich bald selbst ein wenig angetrunken war. Meine Wangen waren richtig warm und mein Gesicht grinste von ganz allein. Super, morgen würde sich mein Kopf dafür bedanken.

Wir saßen noch eine ganze Weile zusammen, unterhielten uns und tranken, lachten, machten Blödsinn. Irgendwann wurde Shinji müde und meinte, er ginge nun ins Bett. Ich glaubte, ihn schwanken zu sehen, vielleicht war es aber auch mein Kopf, in dem sich alles drehte.

Michio knutschte ihm die Wangen ab, sagte ihm noch gefühlte 50 Mal, dass er stolz auf ihn war und ließ ihn dann endlich ins Bett. Doch so wie Shinji verschwand, war mein Schicksal besiegelt. Denn plötzlich hatte ich Michios komplette Aufmerksamkeit.
 

„Yoshii~“, säuselte er und rutschte zu mir auf die Couch. Ich schluckte. „Ja, Schatz…?“

„Ich will jetzt.“ - Welch aufschlussreiche Antwort. Ich wusste trotzdem nicht, was er wollte. Der Alkohol machte meine Gehirnmasse zu Kaugummi und erschwerte mir die Denkprozesse.

„Was willst du?“

„Was wohl.“, er verdrehte grinsend die Augen und rutschte auf meinen Schoß. Seine Hand wanderte zwischen meine Beine und…reizte eine gewisse Stelle, die ich jetzt nicht näher nennen wollte!

„Michio…“, keuchte ich und sah mich nach Fluchtmöglichkeiten um. In seinen Augen sah ich das Gesicht des Alkoholteufels. Ich glaubte, er wusste nicht so wirklich, was er gerade tat und das war nicht gut…

„Sträub dich doch nicht so…oder willst du mich nicht..?“, hauchte er an mein Ohr und betrachtete mich mit einem unschuldigen, traurigen Blick. Arg, das war sonst meine Art ihn rumzukriegen.

„Schatz…du bist betrunken…“

„Du auch.“, damit begann er mich auch schon gierig zu küssen. Ich wusste, dass er keine Wiederworte zuließ, machte es aber trotzdem. „Michio…wir hatten doch erst heute Nachmittag…“

„Na und..? Du sagtest selbst wir sollten jede Minute genießen…“

„Ja aber doch nicht hier…wenn Shin runterkommt…oder Hana von der Terrasse…“

„Mir egal.“, er biss mir in den Hals, sodass ich laut aufkeuchte. Na danke, da konnte ich mich auf was gefasst machen…
 

Letztendlich hat mich die olle Zicke wirklich noch verführt gehabt.

Michio kannte leider Gottes auch betrunken meine empfindlichen Stellen, sodass sich mein Verstand bald abgeschalten hatte. Keuchend stellte ich in Gedanken gerade fest, dass es wohl doch ganz gut war, dass Michio keine Frau mehr war. Wer wusste schon, ob wir nicht sonst 20 Kinder hätten…

Triumphierend blickte Michio kurz zu mir herab, ehe er sich weiter bewegte und die Augen wieder schloss. Ich kam mir irgendwie verdammt hilflos vor. Natürlich war ich immer der männliche Part. Aber selbst wenn Michio nur so dominant war, reichte mir das manchmal schon. Alkoholisiert konnte er recht schmerzhaft werden, um es vorsichtig zu formulieren. Hinterher konnte ich da meist diverse Knutschflecke bei mir finden. Wenn mich jemand sehen würde- ich würde sicher wieder wie verprügelt aussehen! Und ich hatte heute leider zu wenig intus, um das so hinzunehmen.
 

Wenn ich mir vorstellte, ich wäre bei ihm die Frau gewesen, tat mir jetzt schon alles weh. Gut, dass er als Mann noch nie auf Rollentausch bestanden hatte. Auch wenn das laut Hizumi und Tsukasa sehr schön sein sollte…

Ich keuchte überrascht auf, als er eine unerwartete Bewegung machte und neigte den Kopf etwas zur Seite. Aus dem Augenwinkel sah ich Hana im Bademantel durch das Wohnzimmer laufen. Sie grinste mich nur an. Michio bemerkte sie zum Glück nicht. Doch dummerweise blieb sie hinter ihm im Türrahmen stehen, sodass sie mich betrachten konnte. Verwirrt blickte ich sie an, öffnete keuchend meine Lippen und schloss sie wieder. Sie formte nur ein ‚Viel Spaß noch!‘ und verschwand. Seufzend schloss ich die Augen. Hoffentlich hatte mein Schatz heute nach einer Runde genug…

Doch dem schien wohl nicht so. Irgendwer schien mich heute zu hassen. Kami-sama, wo warst du nur…? Lass mich nicht im Stich!

„Yoshi…“, säuselte er mir ins Ohr und knabberte daran, „Das war schön…und nun auf!…lass uns die Nacht durchmachen! Denn ich lass dich heute nicht mehr schlafen…~“
 


 

~~**~~
 


 

So, endlich komme ich mal wieder zum hochladen :)
 

Mein Dank geht diesmal an:
 

@Lucel: Wäre ich reich...hätte ich die Firma längst aufgemacht u_û *nick* Und danke!
 

@Sixty69Nine: Haha, schön, dass sie so gut ankommen ;) Eigentlich waren sie wie viele andere Charas wie so oft eigentlich gar nicht geplant xD Egal. Bei gelegenheit lad ich ihre pics hoch.
 

@Seika-chan: Ja, ne :3? Sato hat eben gute Arbeit als Chefchen geleistet, dass sie sowas machen.
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

24. - „awake“

24. - „awake“
 

Shinji, ab ins Studio
 

„Nabu! Jetzt mach endlich auf ey!“, bestimmt zum fünften Mal drückte ich diesen verdammten Klingelknopf und hämmerte gegen die verschlossene Tür. Als ich erneut ausholte, ging die Tür auf und ich traf den Rotschopf genau gegen die Brust. Fragend sah er zu meiner Faust, ehe er mich ausdruckslos anblickte. „Welch liebevolle Begrüßung.“

„Selbst schuld.“, bemerkte Satoru hinter mir nur und musterte sehr auffällig die Umgebung. Wütend drehte ich mich wieder zu unserem Schlagzeuger. „Eigentlich verpenne doch sonst ich immer nur?!“

„Ja…sorry.“

„Du brauchst scheinbar einen neuen Wecker!“

„Ne, ist alles okay…nur Keiko war die Nacht da und naja…“, er kratzte sich am Kopf. Blinzelnd starrte ich ihn an, dann wandte ich den Blick ab. „Sag nichts. Wir können es uns alle denken.“

Daraufhin funkelten seine Augen nur freudig. „Tja Shinji…komm in mein Alter, dann können wir uns über Liebesleben unterhalten.“

„In dein Alter?! Das…so weit sind wir gar nicht auseinander!“

„Doch, doch. Ach…ihr seid alle noch so schön unschuldig~“, seufzte er theatralisch und lief nochmal zurück in die Wohnung.

Mit hochgezogenen Brauen blickte ich zu Satoru, der nur den Kopf schüttelte. Auch Mi-chan wusste darauf nicht so recht was zu antworten. Klar waren seine Worte leicht provozierend, aber hinter mir standen zum Glück welche, die genauso wenig Erfahrungen hatten wie ich, sodass mir so eine Bemerkung nicht peinlich war. Zumindest nicht im Moment.

„Keiko? Hier liegt’n String von dir rum…“, hörten wir es in der Wohnung rufen.

Satoru räusperte sich neben mir, während ich rot wurde und Lovelie verlegen blinzelte. Ich drehte mich zu unserem Leader um, der mich dann jedoch nüchtern betrachtete. „Aus diesem Grund ist es mir lieber, wenn er von sich aus kommt und wir ihn nicht abholen müssen.“

„Ich weiß.“, seufzte ich nur, „Aber er ging nicht ans Handy…“

„Hmm…warum wohl…ich will‘s gar nicht wissen…“, kam es sarkastisch genuschelt. Oha, Mapa hatte wieder auf Sato abgefärbt.

„Ach Sato, sei nicht so. Gönnen wir ihm sein Glück.“, meinte Love versöhnlich. Unser Leader sah kurz zu ihr, ehe er seufzte. „Darum geht es ja nicht, gönnen tu ich es ihm ja. Nur soll er bitte pünktlich zur Probe sein. Beziehungsweise heute ist sogar noch schlimmer…heute starten die Aufnahmen! Und ihr wisst, was Kato-san gesagt hat!“

„Ja, klar. Aber das eine Mal…noch kommen wir immerhin nicht zu spät.“

„Doch.“, bemerkte Sato mit einem Blick auf seine Uhr. „In fünf Minuten fährt die U-Bahn. Das schaffen wir nie und nimmer.“
 

„Was schafft ihr Süßen nie und nimmer?“, lächelnd trat die langhaarige Schönheit in den Türrahmen.

„Guten Morgen Keiko.“, begrüßte ich sie und drückte sie, roch dabei an ihr. „Das…“

„…ist eine Mischung aus Nabus und meinem Parfüm, ja.“, lachte sie nur und zog den Bademantel etwas enger. Satoru betrachtete sie skeptisch. „Hast du überhaupt was an?“

„Klar, willst du mal sehen?“, sie öffnete den Bademantel und gab uns einen Einblick auf ihre schwarz-rosa Unterwäsche. Zugegeben diese war hübsch…aber auch verdammt knapp und echt heiß.

Satoru drehte sofort den Kopf weg. „Danke, so genau wollte ich es nicht wissen.“

Keiko grinste nur und schloss den Mantel wieder, während Love neben mir nur lachen musste.

„So. Und nun sagt mir, was ihr nicht schafft.“

„Wir kommen wegen Nabu zu spät zu den Aufnahmen.“, seufzte ich leise.

Fragend sah Keiko mich an, ehe sie sich nach hinten zur Wohnung drehte. „Nabu-Schatz?“

„Ja?“

„Was brauchst du so lange?!“

„Iff effe nochh.“

„Hm, man hört es.“, sie verdrehte die Augen, „Weißt du, dass die anderen wegen dir zu spät kommen?“

„WAFF?!“ - zu allem Überfluss kam er mit seiner Müslischüssel angerannt.

„Ja. Die U-Bahn ist weg, Farbtopf.“

„Echt?“, er schluckte und sah zur Uhr, „Oh scheiße!“

„Ja schön, dass dir das mal so auffällt. Kato-san wird uns killen.“

„Wird er nicht.“, lachte Keiko amüsiert, „Ich fahre euch, meine Süßen. Da kann Nabu in Ruhe aufessen und ich zieh mich in der Zeit um.“ Zärtlich wuschelte sie ihrem Freund durch die Haare, drehte sich dann aber nochmal Lovelie zu. „Ach Süße, komm mal mit. Ich hab noch was, was dir vielleicht passen könnte. Ich komm da einfach nicht mehr rein, aber an dir sieht das sicher süß aus…“, damit entführte sie uns auch schon unser Kätzchen. Fragend blickte ich zu Nabu. „Deine Freundin hat ihre Klamotten bei dir?“

„Nich alle.“, murmelte er und schob sich noch einen Löffel in den Mund. „Einen Teil. Sie hat ja ihre eigene Wohnung.“, langsam tappte er zurück in die Küche und wir folgten ihm.

„Habt ihr denn vor, zusammen zu ziehen?“

„Wenn wir es mal geldlich schaffen, weißt du doch.“

„Naja, jetzt haben wir ja schon eine Firma~“

„Aber noch ist nichts verdient…ich will für sie sorgen können.“

Mich erstaunte, wie ruhig und ernst der sonst so chaotische Nabu diese Worte herausbrachte. Schmunzelnd sah ich ihm zu. „Du liebst sie wirklich sehr.“

„Ja, klar. Das weißt du doch.“

„Sie liebt dich auch sehr.“

„Hm…auch wenn ich es mir bis heute nicht erklären kann.“

„Nabu!“, entkam es mir entsetzt. „Sag das doch nicht. Du bist ein guter Kerl und das weiß sie. Egal, wie verrückt du ausschaust.“
 

„Eben. Ich gebe nichts auf die Meinung anderer Leute und liebe meinen kleinen Nabu so, wie er ist.“, meinte Keiko, die mit Love in die Küche kam und ihren Freund auf die Wange küsste.

„An Nabu ist nichts klein…“, nuschelte dieser leise vor sich daher und zog eine Schmollschnute. Sie lachte nur und zwinkerte. „Weiß ich doch, Hübscher. Und jetzt iss endlich. Du bist langsamer als meine Großmutter.“

Das schien sich der Rotschopf nicht zweimal sagen zu lassen. In Windeseile aß er sein Müsli auf und machte sich fertig.
 

Keiko brachte uns zu ihrem Wagen und nachdem alle saßen, fuhr sie los. Nabu lotste ihr dabei mehr oder weniger gut den Weg zu unserem neuen Gebäude. Am Ende saß seine Freundin seufzend da. „Also ehrlich? Nächstes Mal nehme ich das Navi, du machst einen ja wahnsinnig.“

„Sorry…“, kam es nur kleinlaut von Nabu zurück, dann stiegen wir alle aus.

„Kein Problem. Und jetzt raus hier. Wenn ich euch abholen soll, ruft mich an, ich schau, ob ich Zeit habe. Ansonsten bin ich jetzt nämlich bei meiner Schwester. Tschaui~“, sie drückte kurz die Hupe, wendete und fuhr dann winkend davon. Seufzend sah Nabu ihr nach. „Da fährt sie, meine Göttin…“

„Genug geschwärmt.“, befand Sato und packte ihn am Arm.

„Da du uns heute am meisten aufgehalten hast, erwarte ich von dir den größten Einsatz.“

„W-wa-was?!“

„Du hast richtig gehört. Und nun los, man erwartet uns.“

Damit ging Sato auch schon Nabu hinter sich her schleifend zum Gebäude. Ich und Love folgten ihm lachend.
 

~*~
 

„Hallo Kinder~“, empfing uns Herr Kato auch schon strahlend, stockte dann aber. „Darf ich das überhaupt sagen? Du bist ja schon volljährig und ihr…okay, vielleicht sollte ich lieber Teenies oder sowas sagen…“, überlegte er laut vor sich daher. Wir blinzelten nur, doch Nabu wank ab.

„Mir ist egal, was sie sagen, solange sie nicht auch mit diesem Farbtopf-Quatsch anfangen.“

„Farbtopf…?“, fragte er verwirrt, wurde dann aber neugierig.

„Ja, das ist Nabus Spitzname. Weil er sich so oft die Haare färbt~“, meinte Love fröhlich und erntete einen bösen Blick von eben benanntem.

„Ist ja lustig.“, lachte Kato, räusperte sich dann allerdings. „Wie dem auch sei, nehmt es mir nicht krumm, wenn ich euch Kinder nenne, aber ihr seid momentan die Küken in unserem Hause. Außerdem bin ich gut 10-20 Jahre älter als ihr.“, damit setzte er sich auch schon in Bewegung. Lovelie holte lächelnd zu ihm auf. „Sind sie so alt wie mein Dad?“

„Das ist ein Geheimnis, meine Süße.“

„Lovelie~ man fragt doch nicht nach dem Alter.“

„Was denn? Ich finde faszinierend, wie jung hier alle aussehen.“

Nun musste Kato lachen. „Tja, das macht die Firma. Das werdet ihr schon noch früh genug merken.“

„Cool. Und haben sie Kinder?“

„Lovelie!“, Satoru verschluckte sich direkt an seinem Husten.

„Was denn?“

„Ist schon okay. Lasst sie doch fragen. Um ehrlich zu sein habe ich einen kleinen Sohn. Doch den sehe ich selten, weil ich mich von der Mutter getrennt habe.“

„Oh…Entschuldigung…“, nuschelte unser Sonnenscheinchen, da sie jetzt wohl annahm, einen wunden Punkt erwischt zu haben. Doch Kato lächelte nur -so wie immer- weiter.

„Schon okay, ich hab da kein Problem mit. Um ehrlich zu sein finde ich es bewundernswert, dass du so viele Geschwister hast.“

„Naja, laut Dad ist das nicht viel. Wenn es nach ihm ginge, wären es wohl noch mehr.“

Erneut musste unser Chef lachen und bog mit uns um die Ecke, „Das sieht ihm ähnlich. Er konnte als Jugendlicher schon äußerst gut mit Kindern umgehen, wo andere in seinem Alter nur die Flucht ergriffen hätten, wenn eins vorbei käme.“

Love grinste und überlegte, „Ich hätte ihn zu gern als Jugendlichen oder Kind mal erlebt.“

„Sei froh, dass du es nicht hast. Er ist jetzt reifer, aber im Inneren ist er noch derselbe wie früher. Ihr anderen hattet keine Geschwister?“, damit sah er uns an.

Satoru meinte einfach nur „Nein“, während ich ein „Leider nicht“ seufzte und von Nabu ein „Zum Glück nicht“ kam. Verwirrt betrachteten Love und Kato uns. Dann begann der Mann zu grinsen, während er die Tür zu einem Raum aufschloss.

„Interessant. Du klingst relativ neutral, du eher, als hättest du gern welche und du willst keine?“

„Nein. Das wäre dann nur der Liebling meiner schrulligen Eltern gewesen. Mein Leben war schon so beschissen genug bei denen.“, nuschelte Nabu auf die Frage.

„Du hattest keine schöne Kindheit.“, bemerkte Kato ein wenig gedankenverloren.

Nabu nickte nur. „Manchmal…hätte ich gern mit den anderen getauscht. Ich hätte auch lieber Eltern wie Shin, Sato oder Love. Aber man kann sie sich nicht aussuchen, also ist es eigentlich auch egal.“, damit zuckte er die Schultern und ging in den Raum. Wir anderen beendeten das Thema auch lieber und traten mit ein.
 

„Also, das Gebäude habe ich euch schon das letzte Mal gezeigt. Euren Proberaum kennt ihr jetzt auch schon. Und das hier ist nun eines der Aufnahmestudios. Hier werdet ihr ab sofort arbeiten. Es gibt noch andere, doch die sind derzeit von den anderen Bands belegt, beziehungsweise fremdvermietet. An dem Tag, wo ihr euch hier vorgestellt habt, ist euch sicher das aufgestockte Sicherheitspersonal aufgefallen.“

„Hmm…ja?“

„An dem Tag waren zum Beispiel auch Aufnahmen von einer Band, die nicht bei uns unter Vertrag ist. Das kann öfters mal vorkommen, also nicht wundern. Unsere Studios sind mittlerweile sehr gefragt, weil wir sie mit der neusten Ausstattung ausgerüstet haben. So modern ist manchmal nicht einmal die eigentliche Cheffirma.“

„Cool…“

„Genau, ihr könnt euch glücklich schätzen. So, also ich zeige euch erst einmal alles. Frage: Wie habt ihr eure Demo CD aufgenommen?“

„Naja…wir durften bei unseren Eltern ins Studio..Und da haben sie und ab und an noch andere mit geholfen.“

„Beim Einstellen und Mischen, oder?“

„Ja…wir kennen uns zwar etwas aus, aber so gut nun auch nicht.“

„Keine Sorge, dass kommt noch. Mit der Zeit entwickelt man ein Gehör und Gespür dafür. Eigentlich müsst ihr das noch nicht selbst machen, aber viele Musiker bestehen darauf. Ich meine ich versteh das auch, ich würde durchdrehen, wenn meine Stimme auf einmal ganz anders klingt, als ich es vielleicht vorhatte.“
 

Satoru nickte nur für uns alle. Dann führte uns Kato durch das kleine, aber feine Studio. Es war wirklich schön ausgestattet und-

„Hey, unsere Instrumente sind ja schon aufgebaut!“, stellte ich überrascht fest. Kato lachte nur. „Aus diesem Grund wollte ich, dass ihr sie gleich hier lasst. Ich habe drüber geschaut, gestimmt sind sie noch, aber ihr könnt ja selbst noch einmal schauen. So, jetzt kommt mit.“

Er zeigte uns auch noch den Rest, erklärte uns die Technik, sodass wir es verstanden und fragte immer wieder nach, was wir schon wussten. Ich selbst war mir nicht sicher, wie es den anderen ging, aber ich fühlte mich hier äußerst wohl. Er hörte uns zu, gab Tipps, nahm sich unsere Worte aber auch an und versuchte immer, einen Kompromiss zu finden.
 

Es dauerte nicht lange, da schickte er Sato mit unserem Text zur Aufnahme. Er ließ ihn die erste Strophe singen und winkte ihn dann wieder zu sich. Dann zeigte er uns, wie man das ganze bearbeiten konnte. Einmal die Stimme an sich und dann noch passend zu den Instrumenten- er nahm dafür einfach eine fremde Tonspur, um es uns zu demonstrieren.

Klar hatten unsere Eltern uns das auch schon mal erklärt, aber so viel und so genau hatte ich mir das auch nicht gemerkt. Außerdem war die Technik hier wirklich- woar!
 

Irgendwann -ich hatte nicht auf die Uhr gesehen- begannen wir mit den ersten Aufnahmen. Satoru sollte der Erste sein. Wir waren allesamt aufgeregt, doch Kato sprach uns gut zu. „Ihr habt das doch schonmal gemacht, warum so nervös?“

„Es ist…diesmal einfach anders…“, gestand Satoru schief lächelnd und strich sich die Haare zurück, „Das letzte Mal war es nur das Bewerbungslied quasi…doch diesmal hängt davon unser erstes Standbein in der Musikbranche ab.“

„Ach was. Nur die Ruhe. Klar werdet ihr eines Tages sagen Oh mein Gott, wie klingt den unsere erste CD. Aber das ist normal. Die Jungs von Scael force lachen jetzt schon, wenn sie ihre Lieder von vor zwei Jahren hören. Man entwickelt sich immer weiter und…ach, ihr schafft das.“
 

Damit setzte Sato sich schon seine Kopfhörer auf. Kato wollte etwas anderes ausprobieren: Er spielte Satoru die CD an, die wir als Bewerbung geschickt hatten, allerdings nur die Instrumentalspur. Satoru sagte, das wird schwer, er hätte lieber die fertige Version der neuen Aufnahmen der Instrumente, doch Kato wollte es wirklich erst so probieren, weshalb er es doch tat.

Nach dem vielleicht fünften Mal war Kato zufrieden, während Satoru sich fast eine ganze Wasserflasche rein kippte.

„Alles okay?“, fragten wir besorgt.

„Klar…ist nur verdammt anstrengend…“

„Für den Sänger sowieso.“, nickte Kato, „Du musst wirklich immer gut auf deine Stimme aufpassen. Viel zu viele Sänger bekommen schnell Stimmprobleme. Das entwickelt sich fast schon zur Volkskrankheit.“

„Hm…mein Dad ist auch so einer.“, seufzte Sato und trank gleich noch eine halbe Flasche, bevor er von Love ein Halsbonbon zugesteckt bekam.

„Ach stimmt, ich vergaß. Wie dem auch sei…Nabu, mir gefällt Satos Aufnahme ganz gut, also würde ich dich als nächstes zur Aufnahme schicken. Schau nochmal, ob bei deinem Schlagzeug alles stimmt, dann gib mir das Okay und es geht los.“

„Alles klar!“, unser Rotschopf ging fröhlich ans Werk. Bei ihm dauerte es jedoch mehr Versuche.
 

Und so wurde es für uns ein langer, langer Tag. Auch der Sonntag, den wir sonst mit der Familie verbrachten, wurde diesmal zum arbeiten genutzt. Kato versicherte uns, dass wir uns wacker schlugen und wirklich gut seien. Love und ich benötigten nicht so viele Aufnahmen wie die anderen. Letztendlich wurde also noch alles soundmäßig bearbeitet und zusammen geschnitten. Dafür gingen noch einmal ein paar Nachmittage drauf. Doch irgendwann kam der Tag, an dem unser erstes Lied fertig war.
 

Bald wurde noch ein zweites aufgenommen, sodass eine Single draus gemacht werden konnte.

Trotz dass es anstrengend war, hatten wir sehr viel Spaß. Kato unterstützte uns sehr.

An dem einen Wochenende waren Photoshootings an der Reihe. Wir hatten uns entschieden, einfach ein Foto von uns auf die erste Single zu bringen. Natürlich sollte das Bild cool aussehen.

Dafür hatten wir uns alle in Schale geworfen- also in unserem Stil in Schale geworfen. Kato betrachtete uns und musste lachen. „Ihr seid so süß, ehrlich. Und wäre ich ein Fan, würde ich euch sofort abkaufen, dass ihr immer so rumrennt. Es wirkt nicht gestellt oder dergleichen. Ihr seid jung und frisch, das ist toll.“

Das Shooting machte allen Spaß. Besonders Love liebte es, vor der Kamera zu posieren. Naja, sie hatte ja auch schon quasi bei Zeiten damit angefangen durch ihren Dad.

Es gab Aufnahmen mit uns allen, dann gab es einzelne von jedem und dann wiederum zu zweit. Wir sollten uns später welche für die CD aussuchen, meinte Kato, der Rest würde für Werbezwecke genutzt werden. Nach der Hälfte der Bilder machten wir Pause und gingen Essen in der hauseigenen Cafeteria. Wir suchten uns einen großen Tisch und aßen in Ruhe. Nach einer Weile stupste Love mich an.
 

„Schau mal. Die beobachten uns schon die ganze Zeit.“, gluckste sie leise.

Mein Blick wanderte zu der Gruppe Jungs weiter hinten, die uns wirklich auffällig musterte.

„Die sehen aus, als hätten sie Videoaufnahmen oder ein Shooting gehabt.“, meinte ich im Bezug auf deren Kleidung. Es war unübersehbar, dass sie in die Visual Kei - Abteilung fielen.

„Ich finde, die sehen richtig cool aus…der eine da wirkt sehr elegant.“, bemerkte Love weiter.

„Meinst du den, der gerade auf uns zukommt?“, bemerkte Satoru trocken, sodass wir in entsprechende Richtung schauten. „Huh?“

Es dauerte nicht lange, da stand der junge Mann, kaum älter aussehend als wir, mit einem anderen vor uns. Sein Lächeln war nett, wenn auch etwas Schalkhaftes in seinen Augen blitzte. Sein Styling war eine Mischung aus hellblau und silbern, während ihm seine blonden Haare in einem hübschen Schnitt bis zur Schulter reichten. Der kleinere Junge hinter ihm war ähnlich gekleidet, hatte jedoch etwas kürzere, braune Haare und grinste freudig vor sich daher.
 

„Hallo. Ihr seid die Neuen, oder?“

„Ehm ja.“, antwortete Sato wiedermal. Irgendwann würden die Leute noch denken, wir konnten nicht selbst reden oder Satoru wäre unser aller Gehirn.

„Cool, dachten wir uns schon, wir kannten euch nicht. Können wir?“, er deutete auf die leere Bank vor sich, weshalb ich spontan nickte, „klar.“

„Danke.“, er rutschte mit dem Braunhaarigen da hin und musterte uns neugierig.

„Ihr wart….unchanged, oder..?“

„Ja, genau.“

„Ha, wusste ich es.“, lachte der Braunhaarige, während der Blonde die Augen verdrehte.

„Jaja, du hast gewonnen, Kibi. Egal. Kato hat uns von euch erzählt. Er klang ganz begeistert, deshalb dachten wir, wir fragen mal nach.“

„Genau. Wir sind von Scael force, falls euch das was sagt.“

„IHR seid…?!“

„Ja.“, der Blonde lachte. „Das hier ist Kibi, ich bin Tero, der Rest sitzt dort hinten.“, er deutete auf den Tisch in der Ecke, wo welche zurückwanken.

„Wir sind die alten Hasen hier sozusagen. Wenn ihr also mal was wissen wollt- unser Proberaum ist die 041. Wir kennen uns hier eigentlich perfekt aus, oder Kibi?“

„Klar.“, der Braunhaarige schnurrte und schmiegte sich näher an den Blonden. Satoru runzelte die Stirn, weshalb Tero, oder wie er hieß, lachte.

„Macht euch keine Gedanken, wenn hier alle ein wenig spinnen. Ich und Kibi kennen uns schon ewig.“

„Und lieben uns schon ewig~“, setzte der Braune daran und küsste die Wange des Blonden, der mit den Augen rollte. „So ewig nun auch wieder nicht.“

„Ihr seid also das Paar hier…?“, fragte Nabu unsicher, aber auch etwas neugierig nach.

Der Blonde nicke. „Jap. Aha, hat wohl Kato wieder verraten, das Plappermaul. Aber naja, eigentlich gibt es noch ein Paar. Unser Isa ist seit einer Weile mit einer aus der Mädchenband zusammen…kennt ihr die schon, also ‚Butterfly of sunset‘?“

„Nein…wir kennen hier eigentlich niemanden außer Ito-san und Kato-san.“

„Oh, die muss man kennen~“

„Ja, die sind totaler Kult.“, lachte der Braunhaarige.

„Ganz unter uns…bessere Chefs könnt ihr nicht bekommen. Wir waren früher bei einer anderen Plattenfirma, doch da haben wir gleich wieder aufgehört. Hier das Klima ist genial. Die ziehen eure Band groß, habt keine Angst.“

„Macht ihr gerade Aufnahmen?“

„Ja, wir drehen gerade ein PV. Seid ihr schon soweit?“

„Nein, noch nicht…“

„Kommt bald.“, er zwinkerte, musterte uns dann aber wieder, „Wie heißt ihr eigentlich alle?“

Satoru räusperte sich und begann von außen an aufzuzählen. Die beiden Jungs sahen ihm neugierig zu, dann nickten sie.

„Schön, dass ihr ein Mädchen bei euch habt. Wie ist das so, also mit dem arbeiten? Versteht ihr euch alle gut? Kennt ihr euch schon lange?“

„Klar. Love kennen wir erst seit letztem Jahr, aber wir…“, ich wusste nicht in Worte zu fassen, wie ich das beschreiben sollte. Nabu half mir, indem er sagte: „Es wäre, als hätten wir uns gesucht und gefunden.“

„Süß…ach so waren wir auch mal, Kibi.“

„So jung?“

„Ja, das auch.“, lachte er, „Nein, ich meine noch so…unerfahren.“

„Mit der Musik oder miteinander?~“, summte er und schnappte nach der Unterlippe des anderen. Dann jedoch wanderte der Blick von dem Kibi zu unseren Nabu und zurück zu Tero, bevor er ganz ernst verkündete: „Süßer, ich werde dich bald mit Nabu betrügen.“

Erschrocken musterte ich ihn, bevor Nabu schief lächelnd meinte: „Sorry, aber ich bin schon glücklich vergeben.“

„An wen? Einen deiner Jungs hier?“

„Nein, ich habe eine Freundin. Und die möchte ich auch nicht hergeben, sosehr ich meine Jungs hier mag.“, ich und Sato bekamen ein Zwinkern geschenkt.

Tero lachte nur leise. „Lasst euch nicht auf den Arm nehmen. Kibi erzählt gern mal Blödsinn.“

„Wer tut das hier nicht? Die sind alle verrückt hier.“, schnurrte der kleinere, der jetzt dem anderen auf den Schoß rutschte.

„So gut wie jeder Kibi. Aber hey, ich wusste gar nicht, dass du jetzt auf Rothaarige stehst? Muss ich sie mir jetzt färben?“

„Nöö…ich finde nur, er hat so einen schönen, frechen Ausdruck im Gesicht.“

„Echt? Dabei bist du schon frech genug.“, der Braunhaarige erntete ein Zwicken in die Seite.

„Komm, sie sind süß, oder?“, erneut wanderten beide Blicke zu uns.

Hatte ich schon mal erwähnt, dass diese Unterhaltung äußerst seltsam war?!
 

„Stimmt, da hat sich die Firma ein paar Hübsche ausgesucht. Aber Süße, kann das sein, dass ich dich schon einmal irgendwo gesehen habe?“, alle Blicke fielen auf unser Kätzchen.

Lovelie neigte den Kopf, ehe sie diesen schmunzelnd in ihre Hand lehnte, „Weiß nicht…kann sein.“

„Mir wär es fast so…naja, egal. Also, fühlt euch hier ganz zuhause. Wenn ihr restlichen- seid ihr schon vergeben?“

„Eh…nein…“, antwortete Sato zögernd, ja fast unsicher, als hätte er Angst, was nun kommt.

Tero begann darauf nur zu grinsen. „Schön~ Schaut mal bei den Mädels vorbei, deren Geschmack könntet ihr sein. Bei uns ist glaub ich Cha noch nicht vergeben, oder?“

„Hmm…der ist auch ein ganz lieber.“, murmelte der kleine Braunhaarige und schob sich ein Bonbon in den Mund.

„Naja, auf jeden Fall gibt es hier viele, die wen suchen. Haltet euch aber von unserem Kazuha fern, der ist ein…wie formulierst du das immer Kibi?“

„Hmm…Lustmolch? Geiler Bock? Rammler? Sowas in der Art halt. Der nimmt alles, was nicht sofort bei drei auf den Bäumen ist.“

„Okay, so krass hätte ich es nicht formuliert, aber gut. Kazuha ist der mit den schwarzlila Haaren da hinten.“

„Der Hübsche?“, fragte Lovelie nach, weshalb ich sie entsetzt anblickte.

Tero neigte den Kopf, ehe er nickte. „Ja, der. Aber hinter der hübschen Schale verbirgt sich ein Herzensbrecher. Er ist kein Macho, aber naja…“

„Wenn ihr allerdings nur Freunde finden wollt…“, warf Kibi ein, „…findet ihr die in fast jedem hier im Haus. Die sind alle total lieb, auch die Mädels und so. Ich und Tero hocken die meiste Zeit fast nur aufeinander, aber wenn ihr wen zum schwätzeln braucht, haben wir immer Zeit. Gitarristen kommen in Gesprächen mit Kazuha auf ihre Kosten, unser Drummer Isa ist hingegen für lange Besäufnisse gut und unser Cha ist ein ganz lieber. Das ist der, der am weiblichsten aussieht. Er hat für alles und jeden ein offenes Ohr und begluckt ganz gern andere.“
 

„TERO!“, rief plötzlich jemand von dem Tisch in der Ecke und wank. Angesprochener drehte sich leicht, ehe er seufzte. „Wir müssen scheinbar schon wieder. Also dann..war schön, euch kennenzulernen. Das nächste Mal schwatzen wir länger. Komm, Kibi. Also bis dann!“

„Bis dann!“, wank auch der Kleinere der beiden und eilte mit dem Blonden an der Hand zurück. Verwirrt blickten wir ihnen nach. Love meinte als erste nach einer Weile: „Die sind ja lustig!“

„Eher…ziemlich quatschhaft.“, überlegte Satoru und aß in Ruhe auf. Ich nickte leicht. Ein wenig fühlte ich mich erschlagen von den vielen Informationen.

Nabu hingegen klopfte uns auf die Schulter. „Also Jungs, ihr habt es gehört, hier gibt es schöne Mädchen für euch!“

„Haha, fang du auch noch an…“, maulte unser Sänger und ging sein Tablett wegschaffen.

„Ich finde den Kazu da aber wirklich hübsch..“, bemerkte Love, als die Jungs den Saal verließen. Ich verschluckte mich daraufhin an meinem Getränk.

„Bitte?! Du hast doch gehört! Das ist ein…ein…ein ganz Fieser!“

Darauf erntete ich nur ein Kichern. „Weiß ich doch. Hab keine Angst, ich weiß schon auf mich aufzupassen.“, damit folgte sie Sato zum Mülleimer. Nachdenklich blickte ich ihr nach.

Nein, das der Kerl dort hinten unsere arme, unschuldige Love in die Finger bekam, sah ich gar nicht ein! Mürrisch ging auch ich mit Nabu den anderen beiden nach und hielt Ausschau, dass wir den Jungs ja nicht begegneten.
 

~*~
 

Kato empfing uns wie versprochen und fragte, wie das Essen war. Wir erzählten ihm von unseren Eindrücken. Auch von denen über die bekannteste Band des Hauses.

„Ach, ihr habt die Jungs schon kennengelernt? Da hab ich euch ja gar nicht nochmal vorwarnen können.“, lachte er nur, worauf Nabu ihn kritisch anschaute. „Wieso? Sollten wir noch mehr wissen, außer dass der Drummer gern säuft, einer ne Glucke ist, der andere ein Weiberheld und die anderen zwei aufeinander hängen wie verrückt?“

Kato betrachtete Nabu nachdenklich, ehe er schmunzeln musste. „Ich sehe schon, ihr habt euch gut unterhalten. Ja, der Drummer trinkt von den Jungs am liebsten Mal am Wochenende zu viel…aber von seiner Art her würde er sich sicher gut mit dir verstehen, Nabu. Die Glucke..Cha ist ein sehr lieber, zuverlässiger Mensch, bei ihm bin ich froh, wenigstens einen halbwegs normalen in der Band zu haben. Kazuha…ein begnadeter Musiker und sicher auch ein hübsches Model, aber ja, leider auch ein Weiberheld. Aber Achtung, hübsche Jungs tun es ihm auch an. Kibi…ein verrückter, kleiner Wirbelwind. Tut immer, als wäre er die Unschuld in Person und sieht für mich immer aus, als wäre er erst 15…hat es aber faustdick hinter den Ohren und sprecht ihn nie auf seine Größe an, wenn euch euer Leben lieb ist.“

„Weil er so klein ist?“

„Ja. Er hört das nicht gern.“

„Hat er was mit diesem Tero?“

„Ja, ist doch unübersehbar. Aber die beiden kennen sich schon lange, da war es nur eine Frage der Zeit. Tero ist von den beiden die ruhigere Hälfte. Er ist ein guter Sänger und man kann mit ihm -wenn Kibi nicht dabei ist- auch gut reden. Er ist nach Cha glaub ich auch der zuverlässigste. Insgesamt mag ich die Jungs eigentlich. Die Mädchen sind auch toll. Sie sind disziplinierter als die Jungs…unsere andere Jungsband ist auch okay und…“

„Wie viel sind hier überhaupt unter Vertrag?“ - darauf erntete Nabu nur einen Schlag von Sato.

„Hey, wofür war der?!“

„Dafür, dass du alles vergisst. Er hat das doch schonmal gesagt. Mit uns sind es 5.“

„Ach so…“

„Nicht so schlimm.“, lachte Kato. „Also lasst uns mal weiter machen, wir brauchen noch ein paar Bilder…“
 

~*~
 

Bei dem Photoshoot kamen einige schöne Bilder raus. Wir waren sehr begeistert, was man mit etwas Schminke und Licht so alles machen konnte. Man brauchte auch nur ein wenig anders lächeln, schon sah man jünger oder älter aus. Ich kannte das ja von meinen Eltern, es aber selbst zu erleben, war noch viel cooler.
 

Die Wochen und Wochenenden vergingen durch das viele im Studio sein schnell. Unsere Eltern waren stolz und besuchten uns sogar mal. Mapa fand Kato zwar etwas seltsam, aber dennoch ganz nett. Er vertraute in seine Fähigkeiten, als er uns zuschaute und das freute mich. Es gab mir irgendwo Bestätigung, das Richtige zu tun.

Als unser erster Videodreh anstand, war das auch noch einmal aufregend. Wir konnten bei den Stylisten aus einer ganzen Stange Klamotten auswählen. Kato musste denen vorher gesagt haben, was wir bevorzugten, denn wir konnten uns kaum entscheiden. Einmal mehr kam ich mir vor wie im Himmel.

Der Dreh an sich war seltsam. Besonders für Sato, der sich nach eigenen Angaben komisch beim Playback vorkam. Kato sprach uns wie immer Mut zu.

Und so spielten wir immer und immer wieder, bis alles im Kasten war. Love machte sich den Spaß, ab und an mit ihrer privaten Kamera herum zu gehen und für uns alle Momente festzuhalten. Wir hatten sehr viel Spaß- damit meine ich nicht nur den Zoo. Sondern auch mit all den Leuten um uns herum. Jeder einzelne war freundlich und lustig.

Als ich Kato mal danach fragte, warum das so war, meinte er, er und Ito wählten die Leute nicht nur nach Können aus. Sie mussten vor allem Teamfähig sein, sagte er. Einzelgänger und Zicken gäbe es hier nicht und würde es auch nie geben.
 

~*~
 

Und dann kam der große Tag.

Unser erster Song wurde als Musikvideo im Fernsehen ausgestrahlt. Wir schauten ihn zusammen mit unseren Familien und ich glaubte, bei Mapa tatsächlich Tränen in den Augen zu erkennen…

Für unsere Single direkt sollten wir ein kleines Interview mit einem Radiosender geben. Es war aufregend, aber es ging, da zum Glück nur aufgezeichnet, und nicht gleich live übertragen wurde. Kato war wie immer mit und stand uns hilfreich zur Seite. Manchmal erinnerte er mich an einen Vater. Oder besser: einen Schäfer. Und wir waren seine Schäfchen. Er war für uns da und behütete uns.

Wir trafen die Jungs von Scael force fast regelmäßig in der Cafeteria. Tero äußerte mal, dass sie ja fast schon neidisch waren, wie sehr Kato sich um uns kümmerte.

Herrn Ito sahen wir nur selten. Wenn, dann in Kombination mit Kato. Sie gingen immer sehr vertraut um, was mich irgendwie freute. Wenn ich sie sah, dachte ich an Satoru und mich. Und dann wünschte ich mir, dass wir in ihrem Alter auch noch so gut befreundet waren.

Herr Ito gratulierte uns mit einem halben Festmahl zu unserer ersten Singleerscheinung. Natürlich bekamen wir das gute Stück auch alle ausgehändigt. Lachend bemerkte er, dass wir unsere ersten Kunden schon hätten, denn Scael force hätten ihm seit langem in den Ohren gelegen, wann denn endlich unsere Single erscheine. Die Jungs waren echt verrückt…verrückt, aber ganz nett.
 

Nabu war genauso verrückt. Oder eher total…euphorisch. Eines Tages kam er nämlich lauthals schreiend und jauchzend zu uns, weil er in der Stadt ein kleines Plakat mit uns gesehen habe. Neugierig wie wir waren, ließen wir uns dort hin führen und staunten nicht schlecht.

Als wir Kato darauf ansprachen, lächelte der nur und meinte: „Ein seltsames, aber schönes Gefühl, nicht wahr? Wenn ihr weiter so macht, bekommt ihr sicher auch noch größere.“
 

Ich atmete tief durch. Es war manchmal erschreckend, wie viel sich schnell verändert hatte.

Wir hatten unseren alten Bandraum verlassen und waren umgezogen in den neuen. Der Weg war zwar ein Stück weiter, aber mit der U-Bahn stets erreichbar.

In der Uni hatten mich und Sato letztens zwei Jungs, die wir nicht kannten, angesprochen, ob wir in einer Band namens ‚[un]chang:ed‘ waren. Sie hätten CDs im Laden gesehen, wo die auf dem Cover aussahen wie wir. Oh ja, Kato hatte recht. Es war ein tolles Gefühl. Zwar kannte uns kaum einer, aber so kleine Dinge waren schon erfreulich.

Langsam aber sicher kamen wir unserem Traum näher. Gut, meine Unileistungen litten etwas, doch das war mir egal. Ich hatte andere Sorgen.

Schmunzelnd zog ich mir die Bettdecke bis zum Hals und schlummerte langsam ein.
 


 

~~**~~
 


 

Vielen Dank an:
 

@Lucel: Da wirst du lange warten können, ich spiel leider kein Lotto ;.;" xD Aber ich muss dich enttäuschen: Die ganzen Feiern hab ich nun nicht noch reingebracht. Die FF macht jetzt sowieso ab und an Zeitsprünge, weil ich hier endlich mal vorwärts kommen will x'D~
 

@Sixty69Nine: Michio ist eben eine strenge, aber liebe Mama u.û *ernst nick* Aber hey...er kann betrunken schon angsteinflößend sein, ich verstehe Karyu total 8D
 

@Seika-chan: Ich gebe zu: Selbst wenn sie über sowas reden, versuche ich es mir nicht vorzustellen, also wie sie da aussehen würden xD...!
 


 

Bis demnächst~
 

~~**~~

25. - Schmetterlinge im Herbst

25. - Schmetterlinge im Herbst
 

Shinji, der Pyjamajunge
 

„Shinji! Ich will heute auch noch ins Bad, raus jetzt!“, schrie mich Mapa gerade durch die einzige Trennung, unsere Badtür aus Holz, an. Fragend blickte ich auf und drehte das Wasser ab.

„Ich komm ja schon…“, murmelte ich nur und stieg aus der Dusche.

„So genau wollte ich das nicht wissen.“

„Haha…“

„Man, du brauchst viel zu lange. Was machst du da drin denn nur?“

„Mich abtrocknen?“

„Nein, davor!“

„Duschen?“

„So lange?!“

„Naja…ich…“

„Warte, sag‘s nicht. Du hast geträumt, was denn sonst.“

„Eh…ehm…ja.“, gab ich schließlich zu und hing mein Handtuch weg.

„War ja klar. Kannst du das nicht machen, wenn du im Bett liegst?“

„Nein…da schlafe ich ja.“, lächelnd zog ich mir mein Pyjamaoberteil an.

„Aber…du blockierst immer das ganze Bad!“

„Na und? Dad sagt immer, ich soll mir ruhig Zeit lassen und entspannen.“

„Schön. Und ICH sage, ich will auch noch!“

Seufzend ging ich ihm die Tür aufmachen. „Du kannst ja jetzt, Mapa.“

„Endlich.“, freute er sich und schob sich an mir vorbei, dann landete sein Shirt auch schon auf dem Boden. „So, und nun sei so freundlich und lass mich die Zeit ohne deinen Dad genießen.“

„Wie fies…“, nuschelte ich, wurde jedoch aus dem Bad geschoben. „Und tschüss, Shinji.“, lächelte er übertrieben, dann flog die Badtür vor meiner Nase zu. Grummelnd lief ich nochmal runter, meiner Familie Gute Nacht sagen.
 

„Sag mal Shinji…wann kommt eure erste CD raus…also euer erstes richtiges Album?“, neugierig betrachtete Hana mich, während Dad weiter in irgendeiner Zeitung las.

Ich musste lachen und setzte mich zu ihr, ließ zu, dass sie meine Hand in ihre nahm. „Das dauert noch, Hana. Wir sind erst einmal froh, dass die erste Single ganz gut ankommt.“

„Ja? Wird sie gut gekauft?“, freute sie sich. Ich nickte.

„Kato-san sagte, die Verkaufszahlen wären nicht spitze, aber ganz gut. Wir sind ja jetzt auch öfters Werbung machen. Und unser Video wird ganz oft im TV gewünscht, das ist wirklich toll!“

„Ha, ich wusste, das aus dir was wird, Junge! Du hast die besten Gene deiner Eltern geerbt!“

„Haha, ich glaub es auch~“

„Nein, im Ernst…“, sie beugte sich näher zu mir, „Wenn ich die beiden schon verflucht hab…weißt du, ich wusste ungefähr, was geschieht…aber das deine Eltern dich bekommen würden, verriet mir Ignaz erst sehr spät…naja, weißt du, ich greife ungern in das Schicksal ein. Außer, Ignaz will, dass ich es tue.“

„Was?! Du hast…an mir herumgefuscht?!“

„Nein, nicht doch. Die Biologie ist eigenwillig. Ich hab nur einen kleinen Stups gegeben…“

„Indem du das ganze Chaos verursacht hast?“

„Ja, dadurch auch…“

„Also hast du doch an meinen Genen herumgespielt!“

„Nicht doch. Ich habe sagen wir es so…nur dafür gesorgt, dass du das Beste abbekommst…“

„Hana. Erzähl ihm nicht solche Schauergeschichten.“, schmunzelte mein Vater.

„Lass mich doch auch mal gruslig sein.“

„Wie jetzt…?“, ich blickte verwirrt hin und her, „War das jetzt ein Scherz…?“

Darauf lachten die beiden nur. Ich blinzelte, ehe ich den Kopf schüttelte. „Ihr verwirrt mich…ich glaube, ich geh lieber ins Bett.“

„Tut mir leid, Shinji mein Junge. Aber schlaf schön!“

„Ich versuch es…“, wuschig drückte ich erst meinen Vater und dann sie. „Bis morgen…“

Damit machte ich mich auch schnell davon. Wer wusste schon, was sonst noch für Schauermärchen kamen…!
 

~*~
 

Michio macht sich Bettfertig
 

Ach, endlich. Wie sehr hatte ich mich nach dieser warmen Berührung gesehnt…

Zufrieden registrierte ich das Wasser über meine Haut prasseln.

Heute hatte ich darauf bestanden, allein zu duschen. Es war schön, auch mal für sich zu sein und außerdem konnte ich mich da mehr auf Yoshi freuen. Und: Er hatte gerade so versunken irgendwas gelesen, da wollte ich ihn nicht stören.
 

Summend trocknete ich mich nach meiner Erholung ab, schlüpfte in meine Shorts, die kurze Schlafhose und das viel zu große Shirt dazu, ehe ich mein Handtuch weg hing, Zähne putze und wieder in die Küche ging. Auf dem Weg dahin kam mir ein sehr zerstreut wirkender Shinji entgegen. Er murmelte nur ein leises „Gute Nacht“, drückte mich knapp und verschwand dann ziemlich schnell.

Was sollte das denn..?

Mit gerunzelter Stirn lief ich in die Küche. „Was habt ihr mit meinem Shinji gemacht?!“

„Nichts.“, antwortete Hana mit Unschuldsmiene.

„Haha, von wegen! Wenn du das schon so sagst, glaub ich dir rein gar nichts, alte Hexe!“, brummte ich und ließ mich am Tisch nieder. „Also?! Ich höre?!“

Yoshitaka blickte gutmütig von seiner Zeitung her zu mir rüber.

„Michio…es war nichts…wir haben ihn etwas veralbert…aber das war nicht böse gemeint.“

„Na toll. Macht ihn mir nur noch wuschiger, als er ohnehin schon ist!“

„Ganz ruhig, Michio. Okay, es war ein wenig fies…“

„….aber nicht fieser als das, was du sonst sagst.“, grinste die Hexe, weshalb ich auf den Tisch schlug.

„Du miese Kröte!“

„Ganz ruhig!“, Karyu packte meine Hand, während ich nur knurrte. Die Alte hingegen grinste nur und kicherte leise. „Du kämpfst noch immer wie eine Löwin um ihn.“

„Ach sei still!“

„Wie du meinst…ich gehe jetzt sowieso ins Bett. Schlaft schön ihr beiden.“

„Ja, hau nur ab!“, fauchte ich und sah ihr wütend nach.

Karyu hielt mich derweil weiter fest. „Michio..! Komm wieder runter..“

„Nein! Diese Alte-“

„Schh…“, er zog mich auf seinen Schoß, „Ganz ruhig, Schatz. Sie hat wirklich nichts Böses gemacht.“

„Ja aber…“

„Ganz ruhig.“, Karyu küsste mich sanft, überall quer über mein Gesicht verteilt, sodass ich ihn stumm ansah und schließlich die Stirn runzelte.

Darauf musste er schmunzeln.

„Na siehst du, geht doch. Und nun sei lieb.“

„Hmm…“, brummte ich nur.

„Na komm…wollen wir ins Bett? Oder willst du auf die Terrasse?“

„Was will ich’n da?“

„Weiß nicht..eine Rauchen? Den Blättern beim runter fallen zuschauen?“

„Jetzt? Im Dunkeln? Da seh ich ja auch voll viel, sicher. Und nein, ich habe schon Zähne geputzt. Da rauche ich nicht noch eine.“

„Okay…dann ins Bett?“

„Du willst mich nicht verführen?“

„Nein.“, lächelte er lieb, „Ich will nur mit dir kuscheln und dann schlafen. Oder was sagst du?“

Ich überlegte und nickte dann. „Klingt gut.“

„Na dann komm.“, er nahm mich sanft bei der Hand und führte mich in unser Schlafzimmer. Dort wurde ich ins Bett geschoben und zugedeckt. „Ich komm mir vor wie ein Kind.“, bemerkte ich deshalb trocken. Karyu, der die Gardinen zuschob, schmunzelte nur. „Quatsch. Ich kümmer mich nur äußerst liebevoll um dich mein Liebling.“

„Schleim nicht.“

„Tu ich doch gar nicht.“, er kroch zu mir unter die Decke, „Na komm…ich hab jetzt wirklich richtig Lust auf kuscheln.“

„Na dann mach doch.“

„Du musst schon mitmachen, sonst ist es doof.“

„Jaja…mach ja schon.“, langsam schob ich meine Arme um ihn und lehnte mich an seine Brust, „Zufrieden?“

„Ja, schon besser. Jetzt musst du nur wieder lieb sein.“

„Bin doch lieb.“

„Nein, du schmollst noch etwas.“

„Tu ich gar nich…“

„Doch, genau da war es gerade.“

„Püh.“

„Siehst du.“

„Man, du bist doch blöd!“

Nun musste er lachen und drückte mich eng an sich. „Ich liebe dich, Michio Matsu…Shimizu.“

„Ha, erwischt. Du wolltest was anderes sagen.“

„Wollte ich das?“

„Ja. Also noch sind wir nicht verheiratet, mein Lieber. Noch lange nicht..“

„Das kommt schon noch…“

„Quatsch…“

„Deine Widersprüche sind Quatsch.“

„Sind sie nicht!“

„Sind sie wohl. Ich bekomme dich so oder so noch. Und wenn ich dich in Las Vegas heirate!“

„Warum ist dir der Scheiß so wichtig?“

Plötzlich war Stille. Karyu drehte sich auf die Seite, sodass ich ihn anblicken konnte. Dann sagte er ruhig: „Das ist kein Scheiß. Es ist mir eben sehr wichtig. Damit kann ich noch einmal zeigen, wie sehr ich dich liebe, Michio.“

Getroffen senkte ich den Blick und biss mir auf die Unterlippe.

„Das…weiß ich doch auch so…“

„Trotzdem.“, er küsse meine Stirn. „Eines Tages wird es soweit sein. Und bis dahin darfst du weiter Shimizu heißen.“

Ich schmunzelte. „Was für ein Kompromiss.“

„Hmm…der ist doch toll..“

„Ja…“, müde kuschelte ich mich wieder an. „Schlaf gut, Giraffe.“

„Du auch, kleine Zicke.“
 

~*~
 

Shinji ist noch immer berauscht
 

Unsere meiste Freizeit verbrachten wir fast nur noch im Studio. Außer zu der Zeit, in der Lovelie ihre Prüfungen für die Oberstufe gehabt hatte. Da war mal ein wenig mehr Freiraum von Kato aus zugesichert worden. Lovelie verkroch sich in der Zeit auch wirklich mal zuhause zum Lernen, obwohl sie selbst immer stöhnend zugab, wie sehr sie das alles störte.

Doch letztendlich schaffte sie ihre Prüfungen und wurde zugelassen. Wir freuten uns schrecklich für sie und arrangierten eine kleine aber feine Party. Sie war sehr gerührt davon gewesen.
 

Heute war wieder ganz normale Probe. Wir probierten und schauten, was sich für ein Album alles eignen würde. Da wir bereits diverse Songs geschrieben hatten, nahm uns das schon einiges an Arbeit ab. Was das betraf, waren wir eigentlich sehr kreativ. Irgendeinem fiel immer eine Melodie oder ein Text ein. Dann ließen wir ab und an auch nochmal unsere Eltern drüber sehen und wenn die keine Zeit hatten, bekam es eben nur Kato. Der konnte genauso gut korrigieren, wo etwas vielleicht noch einen letzten Feinschliff benötigte.
 

Seufzend wand ich mich meinem Bass zu. Ich war froh, die Cafeteria überlebt zu haben. Die anderen hatten Recht behalten mit diesem Kazuha. Klar hielt er sich bisher zurück, aber seine Blicke gegenüber Love…ich wollte sie nicht an so einen verlieren! Lovelie war ein wundervoller Mensch…ich wollte nicht, dass sie sich auf so einen einließ. Niemals.

Doch was sollte ich tun? Sie ging jetzt auf die Oberstufe, da lernte sie sicher genug hübsche Jungs kennen. Diese Vorstellung tat weh und ich gestand mir ein, dass ich ein wenig Liebeskummer hatte. Aber ich konnte auch mit keinem darüber reden- Nabu war glücklich mit seiner Freundin, Satoru interessierte sowas ja überhaupt nicht, Mapa würde ausrasten, Hana würde mir nur wieder sagen ich solle endlich mit ihr reden und Dad…ach, ich wusste auch nicht so recht.

Lediglich mit Chiyoko hatte ich darüber gesprochen. Sie hatte mich mitleidig angeschaut und dann in den Arm genommen. Ich war ihr dankbar für ihre Umarmungen, auch wenn sie sagte, sie mache nicht viel. Für mich tat sie genug; sie war einfach da, und das reichte mir.

Und so verging die Zeit bis erneut Herbst war.

Seufzend blickte ich aus dem Fenster. Ein Jahr war unser Kätzchen Love schon bei uns…wir hatten eine kleine Feier gemacht und Fotos aus unserer bisherigen Erlebnissen angeschaut. Es war lustig gewesen, mal wieder ohne jegliche Art der Arbeit zusammen zu sitzen.
 

„Shinji!“

„Was?!“, erschrocken sah ich zu Satoru, der seufzend die Augen verdrehte und abwank.

„Vergiss es, du träumst heute nur und stehst neben dir. Bekomm das bitte bis zum nächsten Mal in den Griff. So, Schluss für heute, Leute!“, damit begann er auch schon, einzuräumen. Brummelnd sah ich ihm zu. So sehr hatte ich nun auch wieder nicht geträumt!

Nabu schlüpfte in seine Schwarzrote Jacke und zog sie zu, ehe er lächelnd zu mir blickte.

„Shin, hast du Lust, mitzukommen?“

„Wohin? Oder habe ich das auch schon wieder verträumt?“

Schmunzelnd legte mir unser etwas größerer Schlagzeuger einen Arm um. „Kopf hoch, Sato meint das nicht so.“

„Er meint das nie so.“

„Ach was. Lass ihn, er ist halt arbeitswütig.“

„Hmm…wohin soll ich nun mit?“

„Ich geh mit Sato meine Freundin abholen. Wir wollen noch etwas trinken, hast du Lust?“

„Nimm es mir nicht übel, aber mir ist gerade nicht nach Satorus Gesellschaft….“

„Ach komm schon, Shin.“

„Nein, ich möchte wirklich nicht, danke.“

„Okay…“, seufzend löste er sich von mir, „Aber das nächste Mal wieder, ja?“

„Vielleicht, mal sehen.“, langsam zog ich mich auch an. Satoru, der mit Love geredet hatte, kam mit eben jener zu uns. „Kommst du mit?“

„Nein…“, ich zog meinen Rucksack zu. Unsicher betrachtete mich unsere Eule. Oh, hatte da jemand ein schlechtes Gewissen?

„Ist das meine Schuld, dass du nicht willst..?“ Oh ja, da hatte definitiv jemand ein schlechtes Gewissen!

„Nein. Ich will einfach nur nicht.“

„Na gut…aber wenn es an mir liegt, kannst du es auch sagen.“

Ich schnaubte nur leise über seine spitze Bemerkung und schnappte mir mein Zeug. „Tschüss.“, damit machte ich mich auch schon davon.

Ich wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er mich gerade verletzt. Ich konnte nicht leiden, wenn er mit mir so umsprang. Als wenn ich die ganze Zeit nur träumte! Klar kam es oft vor, aber trotzdem… er dachte viel zu viel an die Uni, die Arbeit und all das. Das war viel nerviger!

Wütend ging ich durch die Eingangshalle und ließ schließlich das Gebäude hinter mir. Was machte ich nun mit dem angefangenen Tag? Es war erst früher Nachmittag!
 

„Shinji! Bleib bitte stehen!“, rief es hinter mir, sodass ich stockend stehen blieb. Als ich mich umdrehte, blickte ich Lovelie ins Gesicht, die keuchend auf mich zugerannt kam. „Du…bist…ganz schön schnell..!“, bemerkte sie schief lächelnd.

„Entschuldige…ich wusste nicht, dass du mir folgst…“, entkam es mir verwundert.

„Dachtest du, ich geh mit in den Club? Da kommt man erst ab 18 rein…“

„Oh…wusste ich schon gar nicht mehr…“

„Auf jeden Fall…gehst du nach Hause? Ich würde gern mit dir mitkommen.“

„Zu mir?“

„Nein, den Weg.“, lachend stellte sie sich neben mich. „Na los, lass uns gehen.“

„Okay.“, schweigend lief ich mit ihr los. Nach einer Weile jedoch wurde Love wieder langsamer.

„Du, Shinji..?“

„Hm..?“

„Ich…hab dich wirklich sehr gern.“

Blinzelnd betrachtete ich sie, dann musste ich schmunzeln. „Ich hab dich auch sehr gern. Und ich bin immer noch froh, dass du damals zu uns gekommen bist.“

Sie lächelte, sah dann aber wieder auf ihre Schuhe. „Das..meinte ich eigentlich nicht.“
 

Verwirrt betrachtete ich sie. „Wie…was meintest du nicht…?“

„Na das gern haben….“

„Entschuldige meine Dummheit, aber irgendwie habe ich heute Hamsterwatte im Hirn; denn ich kann deinen Gedankengängen nicht folgen.“

Sie gluckste, schob mich dann aber an den Rand gegen eine Mauer. „Shinji! Mach es mir doch nicht so schwer, man! Bitte…“, sie blickte mich flehend an. Ich schüttelte nur den Kopf.

„So…machst eher du es mir schwer, Love…wenn…“, ich atmete tief durch, „Wenn du mir so nah bist, weiß ich nicht, wie ich noch denken soll, so sehr…fliegt und dreht sich alles in mir…ich glaube mittlerweile…“, ich biss mir auf die Unterlippe und brach ab, weil ich den Satz mit den Schmetterlingen und Hamstern dann doch etwas zu blöd fand. Ich hatte mich sowieso schon zu sehr in was reingeritten.

Love jedoch schmunzelte nur und hielt meine Arme fest, betrachtete mich dabei, ehe sie seufzte.
 

„Shin?“, begann sie nach einer Weile des Schweigens.

„Hm?“

„Stehst du auf Mädchen?“

Verwundert sah ich auf. „Klar...“, kam es ganz selbstverständlich von mir. Sie musterte mich aufmerksam. „Wäre…wäre ich denn dein Typ?“
 

Nun stockte ich. War das ein schlechter Scherz?! Wurde ich gerade veralbert oder hatte sie das wirklich gefragt…?!

Ich schüttelte den Kopf, um wieder klarer zu werden, bevor ich sie lächelnd ansah.

„Warum fragst du?“

„Beantworte bitte meine Frage, Shinji!“, flehte sie mich an. „Ich muss das jetzt wissen!“

Ich konnte nicht verhindern rot zu werden. Beschämt senkte ich den Blick und nickte.

Geradezu erleichtert atmete sie aus und räusperte sich. „Shinji, weißt du…als ich dich das erste Mal sah, hast du sofort meine Aufmerksamkeit gehabt. Du sahst so fröhlich aus, ich mochte dein Lächeln vom ersten Augenblick an. Weißt du, ich wollte unbedingt in eure Band. Doch die Gründe, die ich euch nannte, stimmten nur zum Teil. Der andere Grund war nämlich, dass ich dich wiedersehen wollte. Dich…und dein Strahlen. Und ich war glücklich, als ihr mich genommen habt. Ich hatte eine tolle Band mit tollen neuen Freunden. Aber langsam aber sicher wird mir bewusst…das das nicht mehr reicht…“, sie spielt am Faden meiner Kapuze herum, während ich unsicher schlucken musste.

„Du…willst uns verlassen..?“

„Was?! Himmel, nicht doch!“, lachte sie und schüttelte den Kopf.

„Ich…nein ich…wenn ich Nabu oder die anderen Pärchen sehe, löst das eine Sehnsucht in mir aus…ich weiß, das klingt kitschig.“, sie lachte verlegen. „Aber…die letzten Monate mit dir waren schwer, Shin. Ich wusste nicht, wie ich mit dir umgehen sollte. Es gab Momente, da hätte ich mich mit dir ganz gern verkrümelt, nur um mal Zeit mit dir zu verbringen. Du bist so ganz anders, wenn wir zwei allein sind.“

„Ich…ja..ich weiß…“, antworte ich krächzend, sodass sie lachen musste.

„Shinji…ich habe dich wirklich sehr, sehr gern. Und langsam frage ich mich, ob da nicht sogar noch mehr dahinter steckt.“

Stockend weitete ich die Augen, ehe ich leise flüsterte: „Das…frage ich mich schon lange, Kätzchen..“, unsicher blickte ich zu ihr auf. Love musste grinsen, ehe sie zärtlich eine Hand an meine Wange legte.

„Du hast schöne weiche Haut…“

„Ehm…danke?“

„Das war ein Kompliment.“, erneut erklang ihr Glöckchenlachen, dann wurde sie wieder ernst.

„Was würdest du tun, wenn ich….“, sie streckte sich und näherte sich meinen Lippen. Mit rasendem Herzschlag sah ich ihr zu, blieb nach außen aber ganz cool und schmunzelte nur. „Probier es doch einfach aus…“, kam mir über die Lippen, da ich das wohl selbst noch nicht ganz realisierte. Sonst hätte ich mich den Spruch wohl selbst nie getraut.

Zittrig überwand ich meine Angst und legte die Hände an ihre Hüften, zog sie näher zu mir heran und überwand die letzten Zentimeter. Meine Lippen legten sich auf Lovelies, ich konnte es kaum fassen. Mein Blut rauschte mir durch die Ohren und mein Herz drohte, rauszuspringen. Ich hatte Angst, dass meine Beine gleich nachgaben. Reiß dich zusammen, Shinji!
 

Als Love dann den Kuss unglaublich zärtlich zu erwidern begann, war es wirklich fast aus. Meine Gefühle überfuhren mich fast, drohten wie eine Flut über mich hereinzubrechen und in einem Feuerwerk zu explodieren.

Keuchend löste ich mich von ihr und blickte sie überrascht an, während Love zu lachen begann. „War das dein erster Kuss, Shinji?“

„Nein…aber…wahrscheinlich der intensivste…und…schönste…“

„Dabei habe ich noch gar nichts gemacht. Das übrigens war mein erster.“

„W-was?!“

„Ja. Ich hatte noch keinen Freund. Ist das schlimm?“, lieb lächelnd sah sie zu mir auf, sodass ich verwirrt den Kopf schüttelte. „Eh nein…nein, nicht wirklich…“

„Satoru sagte, du hattest schon Freundinnen…“

„Ja…aber das hielt nicht lange und ist…vier Jahre her…“

„Auch mit 16?“

„Ja…so ungefähr…“, ich musste mich erst einmal wieder fangen. Mein Herz schrie noch immer vor Freude irgendwelche Liebessprüche in die Welt hinaus. War das gerade wirklich geschehen? Wir hatten uns gerade wirklich…?!
 

„Du Shinji…ich weiß nicht, was du davon denkst, aber…wärst du gern mein Freund?“

„Sag’s bitte nochmal. Ich glaube, mein Herz bleibt gleich stehen.“

Sie musste lachen. „Ich würde es gern mit dir als Freund probieren, Shinji Matsumura. Ich kann noch nicht wirklich von Liebe sprechen, aber du bedeutest mir wirklich sehr, sehr viel.“
 

Strahlend blickte ich sie an, dann musste ich schlucken. Lovelie interpretierte das jedoch leider falsch. „Oh Shin! Hab ich was Falsches gesagt? Also…du musst nicht…“

„Ich…bin nur gerade gerührt. Mein Traum erfüllt sich.“, versuchte ich meine Gefühle auszudrücken.

„Dein Traum..? Oh Gott, wie lange wünscht du dir das schon?!“

„Ich…weiß nicht. Wahrscheinlich, seit ich dich sah.“

„Und das sagst du mir nach über einem Jahr?!“

„Naja…die Band…“

„Oh man! Das sagt einer, dessen Eltern auch bloß in einer Band sind.“

„Naja…“

„Du altes Dussel!“, lachend schloss sie ihre Arme um mich und drückte mich an sich. „Ich hab dich wirklich lieb, Shinji.“

„Ich dich auch, Lovelie. Und ich bin froh, dass jetzt eh..zeigen zu dürfen…“

„Ja! Ich freue mich schon!“

„Ich auch.“, gab ich verträumt von mir. Ich fühlte mich wie im Himmel. Ich war voll und ganz erfüllt. Ich- dann stockte ich jedoch, „Kami-sama, verdammter Mist!“
 

„Was denn…?“

„Wie erklär ich das Satoru…und wie meinen Eltern und…oh nein…“

„Eh?“, Love blinzelte, ehe sie schmunzeln musste, „Das…schaffen wir schon irgendwie. Ich helf dir.“

„Wir müssen Satoru klar machen, dass das nicht die Band behindert…“

„Naja…hat es ja bisher auch nicht, oder?“

„Stimmt auch wieder…“

„Komm, lass uns weiter gehen.“

„Wohin überhaupt?“

„Keine Ahnung, aber ich hätte jetzt Lust auf ein Eis, kommst du mit?“

„Klar…meine Süße.“, erklärte ich freudig grinsend, woraufhin sie lachen musste. Ich konnte es mir gerade wirklich nicht verkneifen. Gott, ich würde den ganzen Tag wohl rumlaufen wie berauscht! Dann bekam ich ihre Hand entgegengestreckt. Blinzelnd musterte ich sie, ehe ich sie sanft in meine nahm. Ich hatte schon oft Love an der Hand gehabt. Aber jetzt war das trotzdem noch einmal etwas anderes. Lächelnd lief sie los und hielt mich fest. Ich folgte ihr ruhig und versuchte, meine Gedanken zu ordnen.
 

Ich konnte es einfach nicht fassen! Ich…hatte eine Freundin. Ich hatte Lovelie als Freundin! Das, was ich mir schon so lange heimlich gewünscht hatte!
 

„Lovelie?“

„Ja?“

„Warum…kamst du jetzt darauf, mich darauf anzusprechen?“

Sie musterte mich und zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe schon ein paar Wochen mit dem Gedanken gespielt, es dir endlich zu sagen. Ich dachte mir, so kann es ja nicht weiter gehen.“

„Und wenn ich abgelehnt hätte? Was hättest du dann getan..?“

„Ich…habe dich vorher beobachtet. Und aus deinen Blicken habe ich mir leichte Hoffnungen gemacht. Hättest du abgelehnt, hätte ich mich entschuldigt und alles wäre wie immer.“

„Gut, dass nicht alles wie immer ist.“, schmunzelte ich nur.

„Oh ja…oh man. Ich werde das aber sicher nicht lang geheim halten können. Mama wird das merken.“

„Hm…am besten ich sag es noch heute und lass mich von Mapa anmeckern, da habe ich es hinter mir.“

Lachend stellte Love sich bei dem Eismann an. „Mach das. Ich leiste dir gern Beistand.“

„Du willst mit zu mir?“

„Klar, wenn ich darf.“

„Immer doch.“

„Gut.“, lächelnd schaute sie sich die Eisliste an, „Was willst du, Hamsterbacke?“

„Ey!“, lachte ich.

„Was denn? Na komm, wir sind gleich dran. Ich lad dich ein.“

„Was?! Eh…na gut…okay, dann nehme ich einmal eine Kugel Zitrone und eine Kokos…“

„Gut.“, Love bestellte meins und für sich eine Kugel Vanille und eine Erdbeere. Anschließend liefen wir mit unserem Eis weiter, quer durch den Park.
 

„Sag mal Shin…was gefällt dir an mir überhaupt?“

„Eh..?“, die Frage kam etwas überraschend, sodass ich überlegte, dann aber grinsend meinte: „Zuerst sagst du, was du an mir findest.“

„Ich hab aber zuerst gefragt!“

„Na und? Du willst es doch wissen.“

Sie seufzte und verdrehte die Augen, dachte dann aber nach. „Ich weiß nicht…hab ich dir doch vorhin schon gesagt. Du hast sowas süßes an dir. Dein Lachen und deine gutgelaunte Art ist toll…“

„Das ist dein Dad auch bloß.“

Sie musste lachen, nickte dann aber. „Ja, stimmt. Er war als Kind auch meine erste große Liebe~“

„In echt?!“, mir fiel fast das Eis aus der Hand. Love grinste nur. „Ja. Als Kind wollte ich immer einen Mann wie ihn. Aber im Moment würde ich dich ihm vorziehen.“

„Oh…wie großzügig..“

„Nicht so sarkastisch. Darf ich mal kosten?“

„Klar.“ Ich ließ sie bei mir schlemmen und probierte dann bei ihr. „Shinji? Eiskuss~“, bettelte sie, weshalb ich lachen musste. Erneut kostete ich mein Eis, küsste sie dann aber und probierte von ihren Lippen. Ein zufriedenes Seufzen entkam mir. „Ich glaube…das gefällt mir bisher am meisten.“

„Das Eis?“

„Nein…dich zu küssen..“, gestand ich schüchtern.
 

Love lachte nur und ging mit mir weiter. „Sag schon. Was magst du an mir, Shin?“

Was wohl nicht, hätte ich antworten können. Die kleine Rock-Prinzessin hatte mich doch schon lang in ihren Bann gezogen. Also begann ich nachdenklich zu erzählen; von ihrer Art Gitarre zu spielen bis zu ihrem freudigen Gemüt. Sie hörte aufmerksam zu und nickte immer wieder.

Still aßen wir unser Eis auf und liefen weiter. Jeder hing wohl seinen Gedanken nach. Zumindest tat ich es. Ich freute mich einfach schrecklich über das, was heute geschehen war. Sollte ich Satoru danken? Wäre ich mit ihnen mitgegangen, hätte sie es mir sicher nicht gesagt. Dann wäre sie schon längst zuhause. Also…danke, bester Freund. Ich würde mich gleich morgen bei ihm entschuldigen und dann wohl auch gleich das neue Ereignis ansprechen. Nabu würde es sicher locker sehen, aber Satoru kannte ich zu gut um zu wissen, dass er auf so etwas allergisch reagierte. In dem Sinne könnte er manchmal echt ein zweiter Mapa sein.
 

„Schade, dass es im Herbst immer so schnell dunkel wird..“, murmelte Lovelie und kuschelte sich ein wenig enger an mich, als wir den Park verließen und ein kleiner Windstoß kam. Ich legte ihr behutsam einen Arm um. Ja! Wie oft ich mir schon sowas vorgestellt und erträumt hatte!

„Hm…aber wenn die Blätter so runter fallen ist schön…“

„Ja, finde ich auch…oh schau.“, sie löste sich von mir und lief zu einem Blätterhaufen. „Das rot ist wirklich schön! Oder hier, das gelb-orange….“

Ich nickte nur. Meine Aufmerksamkeit galt mehr Lovelies Bewunderung und Freude als den Blättern. Nach einer Weile fischte sie sich aus dem Haufen ein winziges, dafür feuerrotes Blatt heraus. „Weißt du was ich damit mache?“

„Eh nein? Ich denke, du wirst es mir gleich sagen?“

Ihre Augen funkelten freudig, bevor sie wieder aufstand. „Das nehme ich mit und presse es mir. Als Erinnerung an unseren ersten gemeinsamen Tag.“

Gerührt blickte ich sie an und war einen Moment sprachlos. Dann stand auch ich langsam wieder auf und senkte den Blick. „Du bist zu süß für diese Welt..“

„Du erst! Du müsstest dich mal sehen!“ , lachte sie und kurz darauf bekam ich einen Kuss auf die Wange. „Na komm, es wird dunkel…oh warte, ich schreib meiner Mama eine SMS.“ Nickend ließ ich sie machen, schnappte mir ihre freie Hand und ging mit ihr weiter, bis wir vor unserer Tür standen.

„Stell dir vor, ich hab mal meinen Schlüssel mit!“

„Oh toll, dann bekommst du deinen Käfig ja heute mal selbst auf!“, lachte Love, die wusste, wie oft ich vergaß, eben erwähntes Objekt stets mit mir zu führen.

„Ja, ausnahmsweise.“, zwinkernd schloss ich auf und ließ sie rein. Neugierig lauschte ich in den Gang.

„Mapa? Dad? Ich bin da!“

„Ja…wir auch….“, kam es nur zurück gebrummt. Mit großen Augen sah ich zu Love, die mich ebenso fragend anschaute. Mapa’s Tonfall zeugte nicht gerade von Glückseligkeit.
 


 

~~**~~
 


 

Danke für das 1 Kommentar.
 

@Lucel: Naja, mindestens 1 Monat xD" Tja, stoppt das deine Grübelleien? Oder stachelt es sie erst recht an? Ich meine, die FF geht ja noch ne ganze Weile und ich plan noch so einiges ;D
 


 

Bis bald.
 


 

~~**~~

26. - Matschtomaten

26. - Matschtomaten
 

Shinji kehrt heim
 

Still wechselte Mi-chan die Schuhe, dann gingen wir vorsichtig Richtung Küche. Dort bot sich uns ein Bild des Grauens. Erschrocken sog Love die Luft ein, während ich mich umblickte. „Ach du Sch……was habt ihr denn gemacht…?“

Unsicher betrachtete ich unsere Küche, wo so ziemlich überall Tomatenmatsch klebte.

„Tja, das wüsste ich auch gern.“, zischte Mapa und blickte streng meinen Dad an, der den Kopf einzog. „Ich habe nur die Tomaten aus dem Garten in den Mixer gehauen…“

„Und scheinbar den Deckel vergessen! Karyu, du Esel!“

„Ach, jetzt bin ich also keine Giraffe mehr?“

„Nein, die sind schlauer als du! Du….du…das ist echt unfassbar! Schau dich mal um, hier sieht es aus wie sau! Wie sollen wir das wieder sauber bekommen?! Man, wie kann man nur-“

„Sollen wir beim Sauber machen helfen?“, unterbrach Lovelie meinen tobenden Mapa ruhig und lächelnd. Wütend drehte er den Kopf, ehe sich sein Gesicht etwas entspannte und er schließlich nickte.

„Das wäre sehr lieb, ja.“

„Okay, dann machen wir das. Nur schnell eine Frage: Kann ich hier übernachten? Dann kann ich länger bleiben.“

„Was?!“, Michio hob die Brauen, schloss dann aber die Augen und rieb sich die Stirn. „Mach…mach das mit Shinji aus…macht ruhig…Oh man, ich geh mir was zu trinken holen aus dem Keller…“, damit verschwand er und Lovelie wand sich fröhlich mir zu. „Darf ich? Darf ich?~“

„Eh…naja, wir können dir Satorus Futon ausrollen.“

„Jaa!“, damit sprang sie mir um den Hals und drückte mich. „Toll~ Ich ruf zuhause an und geb Bescheid.“, damit wuselte sie auch schon in den Gang, um in Ruhe anrufen zu können.
 

Fragend blickte ich zu Dad. „Wie hast du das nur wieder geschafft?“

„Ich weiß es doch auch nicht…“, seufzte dieser betrübt und wischte sich ein wenig roten Matsch aus den Haaren. „Der Deckel war drauf…aber scheinbar hab ich ihn schief gemacht oder nicht richtig eingerastet..“

Wie er jetzt die Schultern hängen ließ, weckte bei mir Mitleid. Sanft fasst ich ihm auf die nicht so bematschte Schulter. „Keine Sorge, wir bekommen es wieder sauber.“

„Hmm…“

„Dad. Lächel.“

„…“

„Wo ist eigentlich Hana?“

„Im Garten mit den Katzen. Die wollten hier schon alles abschlecken und naja…Michio drohte sowieso schon zu explodieren.“

„Er meint es nicht so…“

„Hm..aber er hat Recht, ich bin manchmal echt doof…“

Unsicher betrachtete ich ihn. Wenn ich wiedersprach, würde das seine Ansicht auch bloß nicht ändern…
 

„Das ist nicht wahr, Yoshi..“, flüsterte eine Stimme leise hinter mir und als ich mich umdrehte, erblickte ich Mapa.

„Doch…“, flüsterte Dad und drehte eine Strähne zwischen seinen Fingern.

„Nein…“, Mapa machte große Schritte über den matschigen Boden, „Du bist ein Tollpatsch…aber doof bist du nicht.“

„Sicher..?“

„Klar.“, schmunzelnd strich er ihm ein paar Haare beiseite. Es folgte ein zärtlicher Blick, dann küsste er Dad. Erleichtert atmete ich aus. „Wenn du doof bist, bin ich es auch…“

„Dann kann ich damit leben.“, schmunzelte Dad nun wieder und klaute sich noch einen Kuss.

Zufrieden lehnte ich mich nach hinten. Doch dummerweise war da nicht wie erwartet der Kühlschrank, sondern noch ein Meter Platz. Erschrocken ruderte ich mit den Armen, dann krachte ich zu Boden.

Überrascht hörte ich meine Eltern die Luft einziehen, im nächsten Moment hatte ich auch schon Matsch im Gesicht. Dann beugte sich Mapa augenrollend über mich. „Du bist eindeutig sein Sohn…“, murmelte er. Nun aber lächelte er belustigt und zog mich wieder auf die Beine.

In dem Moment kam Lovelie wieder zurück. „Shinji, ich darf- ach du meine Güte!“

Lachend lief sie auf mich zu und musterte mich. „Ist denn schon Karneval?“

„Hm…ich geh als Tomatensoße, und du?“

„Hmm, dann gehe ich wohl als Spagetti…“, sie nahm einer meiner Haarsträhnen in den Mund und leckte den Matsch ab, „Hm, schmeckt gut.“

Mapa beobachtete uns mit etwas Abstand. Sein Gesicht war eine Mischung aus Unsicherheit und Abscheu. Ich blickte Love in die Augen, ehe ich mich zu meinen Eltern umdrehte. Ich hatte mir es immerhin vorgenommen, nicht zu lange hinauszuzögern!

„Dad? Mapa..? Ich ehm…möchte euch was sagen.“, langsam fasste ich hinter meinem Rücken nach Lovelies Hand. „Ich eh…hab seit heute eine Freundin. Sie steht vor euch.“
 

Lovelie lächelte meine Eltern schüchtern an. Dad schaute überrascht, aber lächelnd drein. Michio hingegen glich einer erstarrten Salzsäule. Er starrte uns mindestens eine halbe Minute nur mit aufgerissenen Augen an, ehe er ein „IST DAS WAHR?!“ hervorbrachte.

Unsicher nickte ich, bevor ich mich hastig vor Lovelie schob. „Schmeiß sie bitte nicht raus!“

Michio starrte mich nur an, ehe er die Hände vor die Augen zog und zu zittern begann.

Blinzelnd sah ich ihn an.

Ich hatte mit allem gerechnet, aber nur nicht damit.
 

Langsam ließ ich Love los und trat zu ihm, legte eine Hand unsicher auf seine Schulter. „Mapa..?“

„Ich…Kami-sama, mein Junge wird erwachsen…und ich kann nichts dagegen machen…“, nuschelte er vor sich daher und klang damit so verletzlich und zerbrechlich, dass ich ihn in meine Arme zog.

„Hey. Ich bin doch bei dir. Ich werde es auch immer sein.“

„Ja aber…“, er konnte gar nichts sagen, weil er leise aufschluchzte. Das war so niedlich, dass ich leise lachen musste. „Mapa…ich hatte doch schonmal Freundinnen…“

„Das….war was anderes..! Ich wusste es…ich wusste es schon lange…! Trotzdem…“

„Hey…schht.“, ich drückte ihn sanft an mich, „Ich bin bei dir. Ich bliebe es auch immer. Ich liebe dich, Mama.“

Er nickte nur schniefend und schob mich dann etwas von sich, um vor Love treten zu können.

„Du…behandelst ihn auch ja gut..?“

„Natürlich. Ich denke, Shinji und ich sind noch nicht soweit, dass wir sagen können, dass wir uns lieben, aber…ich würde schon ganz gern daran arbeiten.“

„Okay…“, er drehte sich um und nahm sich seine noch dastehendeTasse Tee. Trotz Tomatenmatsch trank er den Inhalt, statt sein neu hochgeholtes Bier zu trinken.

Blinzelnd sah ich ihn an.
 

„Das….war’s? Keine Standpauke? ‚Kein mach dich ja hier raus!‘ ?“

Blinzelnd sah er mich an. „Nein..“

„Du willst kein Führungszeugnis von ihr? Kein Vorstrafenregister? Keine Auflistung über ehemalige-“

„Nein.“

„Warum…..?!“, ich blickte ihn fassungslos an. So kannte ich ihn gar nicht.

Mapa zuckte nur die Schultern. „Ich…im Grunde war es fast unübersichtlich…und…sie ist ja doch ganz…nett.“

„Ganz nett…? Haben sie dich über Nacht ausgetauscht, Mapa…?“

„Nein. Ich…“, er atmete tief durch, „Ich sollte mich nicht mehr so viel aufregen…davon bekomme ich Kopfschmerzen….“, murmelnd trank er seinen Tee weiter. Verwirrt sah ich zu Love, die nur die Schultern zuckte und dann wieder zu ihm sah. „Ehm…danke, Herr Shimizu.“

Er wank ab. „Nichts zu danken…macht keine schweinischen Sachen in meinem Haus, dann bin ich glücklich…aber gut. Yoshi?“

„Ja Schatz?“

„Ich…ich glaub ich geh baden und dann…joar…“

Besorgt lief Dad zu ihm und streichelte über seine Wange. „Das war viel zu viel für dich heute, Liebling. Komm, ich lass dir ein Bad ein und dann gehst du ins Bett.“

„Und wer macht hier sauber?“

„Ich und die Kinder…oder?“, er sah zu uns; wir nickten artig.

„Also komm, Michio. Du siehst blass aus. Am besten, du nimmst dann gleich noch eine Grippetablette…“, damit schob er ihn auch schon aus der Küche. Ich und Love blieben verwirrt zurück.
 

„Eh…gut…na dann..“, ich drehte mich einmal im Kreise.

„Hey ihr zwei Hübschen. Nehmt das hier.“

Ich drehte mich rum und blickte in Hanas grinsendes Gesicht. „Ah, da bist du ja! Und danke!“, ich nahm mir von ihr einen Besen sowie diverse Lappen und Bürsten, die ich wohl alle verbrauchen würde.

„Tja, ich dachte mal, ich schaue nach euch und helfe.“

„Was? Beim Putzen?!“

„Na aber klar doch, Jungchen.“

„Ja aber nicht das du einen…“, ich verstummte und blickte in Hanas schmunzelndes Gesicht.

„..Hexenschuss bekommst? Du traust dich nicht, es zu sagen, oder? Wegen deinem Mapa?“

„Ja..“, gestand ich leise.

„Weil er das immer zu mir sagt?“

Ich senkte den Blick und nickte ergeben. Hana lächelte nur. „Ach Junge…denkst du, ich bin so weich? Meine Schale ist so hart und rau, so ein paar Worte tun mir doch nicht weh. Ich hab schon schlimmeres gehört als Hexe~“

„Ja aber-“

„Kein aber. Und jetzt lass mich mitmachen. Sonst werden du und deine süße Freundin ja nie fertig.“

Überrascht blickte ich sie an. „Du…“

„Ja ich weiß, wie ihr zueinander steht! Ich wusste schon lange, dass es so kommen wird, um deine nächste Frage gleich mit zu beantworten. Und nun seid so lieb und helft mir, damit euer Mapa morgen wieder in eine saubere Küche kommen kann.“
 

Verdattert nickte ich und ging mir den Eimer mit Wasser füllen. Dann begann jeder mehr oder weniger unsere Küche zu schrubben. Dabei verkroch sich jeder für sich in eine andere Ecke. Irgendwann kam mein Dad hinzu und machte einfach schweigend mit. Doch es dauerte nicht lange, ehe er Hana ins Bett schickte. „Bitte meine Liebe…du machst dich noch kaputt.“

„Ich will aber helfen, also lass mich.“

„Das ist lieb, Hana. Aber bitte denk an deinen Rücken.“

„Junge, du machst mich gleich nochmal hundert Jahre älter! Ich bin nicht zu vergleichen mit den Omis, die du vielleicht kennst! Die in Altersheimen vor sich dahin siechen und-“

Sie stockte, als er sie einfach nur an sich drückte.

„Hana…Michio ist müde gewesen…ich bin auch ziemlich fertig…also bitte erspar mir das jetzt einfach. Sei bitte so lieb und geh dich ausruhen…“

Hana machte Anstalten zu protestieren, ließ es dann aber sein und nickte nur ergeben. „Wie du meinst….aber nur, weil ich dich so gern habe, Yoshitaka.“

Damit löste sie sich von ihm, ließ ihre Knochen ganz schön laut knacksen und nickte uns lächelnd zu. „Also dann ihr zwei jungen Hüpfer…ich wünsche euch noch maximale Erfolge und eine entspannte Nacht.“

Ich nickte schon, sah sie jedoch fragend an, als sie vor mir stehen blieb. Dann antwortete sie so leise, dass nur ich es hören konnte: „Ach und Shinji…Kätzchen vernaschen kleine Hamster.“ Ehe ich noch etwas sagen konnte, verließ sie kichernd den Raum. Entsetzt sah ich ihr nach.

„Was hat sie gesagt?“, wollte Love blinzelnd wissen.

Ich sah zu ihr und musste gleich an den Spruch denken. Sofort wurde ich rot und schüttelte den Kopf. „Nichts..weiter wichtiges…lass uns weiter machen.“
 

Zu meinem Glück stellte sie keine Fragen und machte wirklich wieder mit. Gegen 22 Uhr blickte ich meinen Vater jedoch kritisch an. Als Love sich auf Toilette entschuldigte, setzte ich mich zu ihm. „Du siehst ganz schön fertig aus.“

„Hm…“, seufzte jener nur und strich sich durch die Haare. Ich musterte ihn besorgt und legte eine Hand auf seinen Rücken. „Was ist denn los?“

„Ach…mir geht es nur nicht so gut…“

„Warum? Wegen dem, was Mapa gesagt hat? Oder wirst du auch krank?“

Er schüttelte nur den Kopf. Erschrocken stellte ich fest, dass er so gleich zehn Jahre älter aussah. „Was….denn dann? Mit der Band was nicht okay?“

„Nein, der Band geht es gut, ich-“, er atmet tief durch, „Mir geht es eher…psychisch gerade nicht so gut…Mein Bruder liegt im Krankenhaus…Seine Frau Yoshiko hat mich angerufen..er hatte wohl einen Unfall auf Arbeit…jetzt liegt er im Koma…“

„WAS?! Onkel Takayuki?!“, bestürzt blickte ich ihn an. Augenblicklich war mir schlecht und in meinem Hals schwoll ein riesiger Kloß an.

Dad nickte nur leicht.

„Weiß Mapa davon?“

„Nein…Der Tag war anstrengend genug…ich wollte ihn nicht noch mehr belasten.“

„Ja aber…das ist wichtig!“, ich krabbelte direkt vor ihn und schloss beide Hände um sein Gesicht. „Michio muss doch wissen, wie es dir geht! Gleich morgen sagst du ihm Bescheid, okay?“

„Aber…“

„Ich sagte OKAY?!“

„Okay…“

„Gut. Und wenn du es ihm gesagt hast, schnappt ihr euch den Wagen und fahrt ins Krankenhaus, ihn besuchen.“

„Du weißt doch, wie weit weg er wohnt..“

„Das ist egal. Was hättet ihr morgen?“

„Nur normale Bandprobe…“

„Die sagt ihr schön ab. Tsukasa versteht das, keine Angst. Ihr fahrt morgen dort hin, ja? Du musst Tante Yoshiko Beistand leisten, sie braucht dich. Und dein Bruder braucht dich. Aber jetzt gehst du dir erst einmal die Tomatenmatsche aus den Haaren waschen und dann gehst du zu Mapa, schlafen, ja?“

Die müden, sonst so fröhlichen Augen meines Vaters musterten mich, ehe er zu lächeln begann und mich in seine Arme schloss. „Danke schön, Shinji…du weißt gar nicht, wie viel mir deine Worte helfen…ich sehe, du hast wirklich nur das Beste von uns geerbt.“

Nun begann er zu grinsen und zwickte mir in die Wange, was ich mit einer Schmolllippe so hinnahm.

„Warum sagt mir das eigentlich immer jeder…“

„Weil es stimmt, mein Sohn. Ich weiß zwar nicht, wie eine Ziege mit einer Giraffe ausgerechnet einen Hamster bekommt, aber das ist mir auch egal. Ich habe nie bereut, dass wir dich bekommen haben. Nach Michio warst du mir das schönste Geschenk.“, damit drückte er mich noch einmal an sich. Lächelnd ließ ich es zu und atmete tief durch. Dann löste ich mich vorsichtig wieder.

„Du solltest jetzt wirklich duschen und dann ins Bett…ruh dich echt mal aus.“

„Ihr kommt hier ohne mich klar?“, stirnrunzelnd betrachtete er mich, weshalb ich mit den Augen rollte. „Dad, wir schaffen das schon, keine Sorge.“

„Gut, dann will ich euch nicht aufhalten.“, grinsend stand er wieder auf; ich tat es ihm gleich.

„Ach und Shinji…“, hielt er mich auf, sodass ich fragend aufblickte, „Was denn noch, Giraffendaddy?“

„Gratulation. Ich mag deine Freundin.“, zwinkernd drehte er sich um und verließ die Küche. Ich blickte ihm blinzelnd nach und bemerkte dann Love, die langsam rein geschlichen kam.

„Ehm…ich hoffe, ihr habt euch aussprechen können? Sah wichtig aus, da bin ich ins Wohnzimmer zu den Katzen…“

Unweigerlich zogen sich meine Mundwinkel nach oben. „Danke, Love.“

„Ich…“, sie trat näher und musterte mich unsicher, „Geht es ihm nicht gut..? Oder liegt es an mir..?“

„An dir?“, fragte ich verwirrt, musste dann aber schmunzeln und zog sie in meine Arme, „Nein, das nicht. Es ging nicht um dich. Ihm ging es nur nicht so und ich hab ihm ein wenig Mut gemacht..“

„Oh, ach so.“, lächelte sie nun und kuschelte sich an mich. Ich ließ es zu und schloss einen Moment die Augen. Das hatte ich schon früher an Love so gemocht. Sie fragte kurz nach, bohrte aber nicht, wenn sie merkte, dass man nicht unbedingt darüber reden wollte.
 

Eine Weile hielt ich sie einfach nur fest, dann löste sie sich jedoch. „Na komm, lass uns den Tomatenmatsch beseitigen, damit deine Eltern morgen in eine frische, hübsche Küche kommen können!“

„Kampf den Tomaten!“, lachte ich und machte mich auch sofort wieder an meine Putzsachen. Es dauerte noch knapp eine Dreiviertelstunde, dann war alles beseitigt.

„Schau mal, wie es blitzt und blinkt!“, freute ich mich begeistert. Love hingegen knetete sich ihre Unterlippe. „Ja schon..“

„Aber?“

„Naja…“, sie lächelte schief und deutete an die Decke, „Die Flecken sind echt doof…“

„Oh shit.“, entkam es mir entsetzt, „Wenn Mapa das sieht!“

„Ja aber wir bekommen die so nicht raus, Shin.“

„Das stimmt, aber im Keller ist noch Farbe!“

„WAS?!“

„Ja. Komm, hilf mir den Boden mit Zeitung auszulegen. Dann hol ich die Leiter und die Farbe…“

„Du bist verrückt!“, lachte mein Sonnenscheinchen, tat jedoch, was ich sagte.

„Das wusste ich schon lange. Also bis gleich, ich hole alles rauf!“, damit sauste ich auch schon in den Keller.
 

~*~
 

„Ich kann da gar nicht hinschauen! Wenn du dich vollkleckerst!“, lachend schob Mi-chan sich die Hand über die Augen und linste immer wieder darunter durch. „Psscht.“, grinste ich nur und strich fleißig weiter. „Die Sachen sind eh schmutzig.“

„Ja aber dein hübsches Oberteil!“

„Kann ich neu kaufen. Wäre das eins der geschenkten, würde ich das nicht sagen, aber das hab ich selbst gekauft, von daher.“, schulterzuckend machte ich weiter. Love lachte nur fröhlich und trank weiter ihren Saft. „Ich hab einen total verrückten Freund~“

„Tja, das hätte dir eher einfallen müssen.“, grinste ich nur.

„Ach…ich zieh solche Menschen eh wie das Licht die Motten an. Von daher ist es doch egal. Außerdem bin ich auch bloß nicht besser~“

„Das stimmt. Also passen wir doch perfekt zusammen.“

„Stimmt. Ah, pass auf, die Farb-“

In dem Moment klatschte mir ein dicker, weißer Farbtropfen ins Gesicht. Lovelie musterte mich erschrocken, ehe sie lachen musste. „Wie süß ~ Das sieht aus als hättest du Möwenmist im Gesicht~“, sie lachte fröhlich vor sich daher und wackelte dabei mit den Beinen, denn sie saß auf unserer Küchenanrichte.

„Jaja, lach nur…“, murmelte ich, „Die Rache wird früh genug kommen…Irgendwann~“

„Oh, jetzt habe ich Angst!“, quiekte sie gespielt und lachte weiter. Ich seufzte nur.

„Du nimmst mich nicht ernst, hm?“

„Nö, im Moment nicht wirklich.“

„Na toll. Aber was sagst du dazu, wenn du schon einmal duschen gehst? Dann kann ich dann auch gleich, wenn ich hier fertig bin.“

„Hm? Oh, gute Idee. Aber eh…“

„Handtücher sind im Bad unter dem Waschbecken in dem Schränkchen. Klamotten kannst du dir aus meinem Schrank welche aussuchen. Müssten dir sicher passen.“

„Okay, ich bediene mich. Also bis dann und fall nicht runter.“, sie sprang von ihrem Platz und eilte leise davon. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. So eine süße Maus…oh halt, Kätzchen.
 

Trotz der schlechten Nachrichten von meinem Onkel war der Tag sonst sehr schön gewesen. Ich hatte endlich das Mädchen, dem ich lange so heimlich nachgeschaut hatte. Es war plötzlich ganz anders, sie in den Armen zu halten und die Küsse, die ich sonst freundschaftlich auf die Wange bekommen hatte, hatten sich auch geändert. Und dafür, dass Love vorher ungeküsst war, küsste sie doch sehr, sehr gut…

Halt Stopp! Shinji, du wolltest malern! Wenn ich nicht aufpasste, flog ich noch von der Leiter. Dann würde ich nicht nur das ganze Haus aufwecken, sondern mir auch sämtliche Knochen brechen. Darauf konnte ich getrost verzichten!

Deshalb konzentrierte ich mich lieber wieder genau und beendete auch bald meine Arbeit. Zufrieden betrachtete ich die Decke. Ja, damit konnte man leben. Allerdings was die Uhrzeit betraf…

Hamster waren zwar nachtaktiv, aber wenn ich jemandem sagen würde, dass ich 23.30 Uhr unsere Küche gemalert hätte, würde man mir sicher den Vogel zeigen. Wahrscheinlich würde mir morgen die Eule den Vogel zeigen. Dann würde ich jedoch antworten, dass es schneller geschehen wäre, wenn Nabu vorbeigekommen wäre. Und der würde dann sicher wieder rummaulen wegen der Anspielung auf seinen Spitznamen, hihi…
 

„Oh toll, du bist fertig.“, lächelnd trat Love in den Türrahmen. Ich musterte sie und musste grinsen. Darauf erntete ich nur eine Schmolllippe. „Was? Sehe ich so komisch aus?“

„Ne…ist dir nur irgendwie zu groß.“

„Ich weiß. Aber das sah so bequem aus, das Shirt. Und übrigens, deine Shorts sind sehr bequem.“

„Ich weiß. Deshalb trag ich sie.“, zwinkernd küsste ich ihre Wange und lief zurück die Leiter abbauen.

„Was ist mit der Zeitung? Lässt du die liegen?“

„Naja, ja, falls es noch tropft…andererseits…dann müssen wir vor Mapa wach werden und die wegräumen..“

„Wieso? Denkst du, er regt sich auf?“

„Bestimmt…ich will nicht, dass er sauer auf Dad wird..“

„Ach was. Wir können es ihm ja erklären.“

„Na gut…Ich bin mal im Keller und dann geh ich duschen.“

„Mach das, ich roll mir in der Zeit den Futon aus.“
 

Schnell brachte ich das ganze Malerutensil weg und ging mich ordentlich waschen. Ich konnte nicht verhindern, an Love zu denken. Sie sah richtig süß in meinen Sachen aus…Dann ertappte ich mich jedoch beim Gedanken daran, ob ich ihre Sachen später einfach nicht waschen sondern anziehen sollte. Das fand ich dann jedoch widerlich, weshalb ich mich entsetzt über mich selbst zur Strafe noch einmal kalt abspülte. Das hatte dann zur Folge, dass ich mit bläulichen Lippen aus dem Bad kam. Bei mir ging sowas recht schnell.

Wie Love hatte ich mir nur Shirt und Shorts angezogen, jedoch noch eine kurze Schlafhose darüber. Immerhin waren Damen anwesend. Und ich wollte meine Freundin nicht gleich wieder verjagen… Erschrocken dachte ich an den nächsten Morgen. Hoffentlich würde ich da nicht ein kleines Problem haben! Wer wusste schon, was ihre bloße Anwesenheit bei mir auslöste?! Oder wovon ich nachts träumte?!
 

„Schau Shin, geht das so?“

„Ja, ist okay. Ist dir das bequem da unten?“ - Oh Gott, was hatte ich da gerade gesagt?! Ich war kurz davor, rot anzulaufen, doch Love hatte die Doppeldeutigkeit scheinbar gar nicht mitbekommen.

„Ja, der Futon ist äußerst bequem. Mir fehlt nur mein Stofftier.“, lachend kratzte sie sich am Kopf, während ich mich fragend aufs Bett setzte, „Dein Stofftier?“

„Ja…das mag albern klingen, aber ich schlafe abends immer mit meinem Stoffteddy. Den habe ich von meinen Eltern und naja…der bedeutet mir sehr viel…aber lach jetzt bitte nicht.“

Ich blinzelte nur, „Warum soll ich jetzt lachen?“

„Weiß nicht…in meinem Alter hat doch kaum einer mehr Plüschtiere! Also du weißt, dass ich welche habe, aber das ich den auch noch im Arm halte und so…“

Blinzelnd hörte ich ihr zu, nickte dann jedoch zu meinem Nachtschränkchen. Dort standen meine Plüschgiraffe und -ziege. Love blinzelte, ehe sie schmunzeln musste.

„Möchtest du? Such dir für diese Nacht eins aus.“

„Ehrlich?!“

„Klar.“, lachte ich nur und schaltete das große Licht aus, dafür die Nachtlampe an.

„Danke schön.“, schmunzelnd griff sie sich die Giraffe und beugte sich zu mir. „Also…gute Nacht, mein Hamsterlein.“

„Dir auch, Prinzesschen.“

„Na, das darf nur Daddy sagen.“

„Na gut, dann Kätzchen.“

„Schon besser.“, ich bekam einen äußerst liebevollen Kuss. Seufzend schloss ich die Augen und genoss ihre Lippen. Ich würde mich wohl nie an diese zärtliche Berührung gewöhnen…

Dann jedoch zwinkerte sie und krabbelte zu ihrem Futon, wo sie unter die Decke rutschte.

Lachend löschte ich das Licht und kuschelte mich in meine Decke.
 

Gerade, als ich am Einschlummern war, zupfte mir wer am Ärmel herum. „Hmmmm….“, entkam es mir nur müde und ich öffnete die Augen. Okay, sehen tat ich bei der Dunkelheit eh nichts.

„Shinji…?“

„Was….“, ich konnte mir gerade so ein Gähnen verkneifen.

„Kann…kann ich zu dir mit ins Bett?“

Augenblicklich war ich wieder wach. „Was? Lovelie?“

„Ja, ich bin es immer noch. Keine Sorge, ich habe mich in kein böses Monster verwandelt~“

„Sicher?“, ich hob eine Braue und erntete einen Schlag mit dem Kuscheltier.

„Ja, glaub mir ruhig mal. Also, was ist? Darf ich? Bitte, Shini~“

„Naja…na gut…aber…“

„Keine Sorge, ich falle nicht über dich her.“, sie kicherte, während ich leicht schmollig zurückrutschte. „Das meinte ich doch gar nicht…sowas denke ich von dir gar nicht! Nein, ich meinte nur…keine Ahnung, dass ist so ungewohnt..“

„Was?“, sie rutschte zu mir unter die Decke. Ich zuckte die Schultern.

„Das…alles.“

„Aber es überfordert dich nicht, oder? Bin ich dir zu schnell? Dann sag es? Ich schlaf auch gern auf dem Futon…“, sie machte Anstalten, wieder aus dem Bett zu steigen, doch ich zog sie eilig an mich. „Nein! Ich…es ist nur so ungewohnt mit dir…“, nuschelte ich verlegen, lächelte jedoch, „Aber es ist schön. Bleib bitte.“

„Okay.“, sie kuschelte sich an mich und ich schloss die Arme um sie.

„Für mich ist es auch eine komplett neue Erfahrung…aber es ist so, wie ich es mir erhofft hatte. Besser sogar noch.“

„Dann ist es ja…gut…“, gähnte ich müde, weshalb sie lachen musste.

„Schlaf gut, Shinji. Ich hab dich wirklich lieb.“

„Ich dich auch Lovelie…“

Ich bekam noch einen Kuss auf die Wange, dann driftete ich auch schon weg.
 


 

~~**~~
 


 

Habt ihr mal wieder bei den Charakterbeschreibungen vorbeigeschaut? Da sind Keiko, Ito und Kato on ;)
 

Vielen Dank an:
 

@suzaku_yume: sehr große Muttergefühle...das hast du scön formuliert xD! Dann freust du dich jetzt sicher über das schnelle, neue Kapi ;) (War ja ursprünglich ein Kapitel mit dem letzten, deswegen kommt das diesmal schneller on)
 

@Seika-chan: Schön, dass ihr euch so für ihn freut^^ Seid gespannt, was da noch alles kommt ;)
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

27. - Glück im Unglück

27. - Glück im Unglück
 

Shinji zu Gast bei Familie Miya
 

„Und du bist sicher, dass sie nichts dagegen sagen werden?“

Auf meine Frage hin lachte Lovelie nur, weshalb ich eine Schmolllippe zog. „Lach mich nicht aus.“

„Ich lach dich doch nicht aus.“, sie stellte sich auf die Zehenspitzen und strich mir über die Wange, „Ich find deine Angst nur süß.“

„Ich habe keine Angst.“

„Warum fragst du sowas dann?“

„Weiß nicht…Was, wenn es deinen Eltern nicht gefällt?“

Sie rollte nur mit den Augen. „Shin. Wir sind jetzt fast zwei Wochen zusammen. Meine Eltern sollten es doch langsam mal erfahren, oder? Deine haben es gleich am ersten Tag erfahren.“

„Ja schon…aber da waren sie auch vom Tomatenchaos abgelenkt.“

Uhm…erinner mich nicht daran~ Wie geht es eigentlich deinem Onkel?“

„Besser. Er bekommt jetzt bald eine Rehabilitation. Gut, dass er nicht mehr im Koma liegt.“

„Ja…das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht! Dein Dad hat sich sicher gefreut.“

„Klar…er war ja jetzt öfters mal dort…“

„Hm…na gut, komm jetzt.“

„Ja aber….!“

„Hast du Angst vor meinen Eltern?! Du kennst sie doch, Shin!“

„Ja…aber….“, ich seufzte. Wie sollte ich ihr das erklären? Ich sah wahrscheinlich zu viel Fernsehen und Serien, wo die Mädchen immer alle total unausstehliche Eltern hatten…

Natürlich kannte ich Loves Eltern. Ich hatte sie auch schrecklich gern. Aber wie würden sie jetzt reagieren?! Was, wenn sie davon nichts hielten? Was, wenn ihr Vater dachte, ich würde so Loves Karriere als Musikerin gefährden oder irgendsowas?!

„SHINJI!“

„W-was?!“

„Du träumst. Entschuldige den Schrei, ich wollte dich nur zurück ins Hier und Jetzt holen.“

„Ha…das ist dir gelungen…genauso wie mir einen beinah-Herzinfarkt zu bescheren….“

„Ach was. Und nun komm. Meine Geschwister müssten sogar mal nicht da sein.“

„Ist ja noch schlimmer…“

„Hey!“, sie musste wieder lachen, „Zieh doch nicht so ein Gesicht, als würdest du vor einen Scharfrichter treten! Meine Eltern sind keine Monster!“

„Ja aber ich…ich nehme ihnen ihre Tochter weg…“

„Kami-sama, stell dich nicht so an! Komm jetzt~“, lachend zog Love mich zur Tür rein und orderte mir an, meine Schuhe auszuziehen. Ich tat stumm meine Schuhe wechseln und folgte ihr dann langsam in die Wohnung. In der Küche empfing uns schon Mama-san.

„Lovelie! Shinji! Schön, euch zu sehen. Wie war die Probe?“

„Toll. Lief alles gut.“, Lovelie drückte ihre Mutter sanft und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Wann sind wieder Aufnahmen?“

„Bald. Kato meint, wir sollen nichts überstürzen. Die Single verkauft sich gut, das Album kann sich ruhig etwas Zeit lassen.“

„Das ist schön zu hören. Aber jetzt lass mich erst einmal Shinji drücken.“

Lächelnd kam die wunderschöne Frau auf mich zu. Immer wieder dachte ich mir, dass ich mich nicht wundern brauchte, dass Love so ein toller Mensch war. Bei den Eltern..!

„Hallo Melody. Ich freue mich, dich zu sehen.“

„Ich mich auch.“, sie schloss mich in ihre Arme, „Du warst so lange nicht mehr hier.“

Ich musste schlucken. Sollte ich…? „Naja…vielleicht werde ich jetzt ja wieder öfters hier sein…“

„Nur vielleicht?“

„Naja, wenn ihr mich denn noch sehen wollt?“

„Natürlich wollen wir dich sehen, Shinji! Warum sollten wir nicht?“

„Shinji hat nur Schiss. Der traut sich gerade nicht, dir was zu sagen.“; neckte Love fröhlich und schnappte sich eine Erdbeere aus der Obstschale. Beleidigt blickte ich sie an. „Das ist gar nicht wahr!“

„Doch, sonst würdest du es ja tun.“

„Okay! Ich mach es!“, damit sah ich wieder zu Melody. „Ehm…Mel-san?“

„Ja? Hab ich was verpasst? Ihr seid heute so komisch drauf.“; sie kicherte leise, während ich nur seufzte.
 

„Ehm…ich muss dir was gestehen…also ich ehm…war…schon ganz lange in Love verliebt und eh…vor zwei Wochen hat sie mir einfach gesagt dass sie was von mir will!“, ich deutete auf Love, die sofort ihre Erdbeere quer über den Boden spuckte.

„Das klingt, als hätte ich dich gezwungen!“, lachte sie und machte sich daran, den roten Matsch aufzuheben. Ich zog nur eine Schnute. Pah, so einfach würde sie eben nicht davon kommen, sie hatte mir das Ganze hier eingebrockt.

„Hatte ich denn eine andere Wahl?“

„Oho, jetzt wirst du fies, Shin.“

„Gar nich…“

„Halt, stopp. Ich komme gerade nicht mit? Wo…wie…“

„Ich bin mit Lovelie zusammen.“, gestand ich verlegend lächelnd und kratzte mir am Hinterkopf.

Melody weitete kurz ihre schönen Augen, bevor sie zu strahlen begann. „Wirklich? Ist das wahr?“

„Ja.“, murmelte ich leise. Nur Sekunden später hatte sie mich fest in ihre Arme geschlossen, während ich etwas überrascht war.

„Was…?“

„Das ist schön! Ich freue mich wirklich sehr für euch Kinder!“

„Du bist nicht sauer, dass ich sie dir wegnehme..?“

„Was? So ein Blödsinn. Lovelie ist 16. Sie darf selbst entscheiden, wann sie so etwas möchte und wann nicht. Ich freue mich wirklich sehr, du bist ein lieber Junge, Shinji.“

Nun wurde ich endgültig rot. „Eh danke…ich tu, was ich kann.“

„Bleib einfach wie du bist und pass gut auf meine Kleine auf, dann bist du hier immer willkommen.“

Ich nickte und lehnte mich in die Umarmung. Ich wusste nicht warum, aber ich genoss Melodys Nähe immer sehr. So sehr ich Mapa auch liebte, es war etwas anderes. Und wenn das mal meine Schwiegermutter werden sollte, hätte ich sicher keine Angst vor ihr. Nein, im Gegenteil. Ich würde sie auf ewig wie eine eigene Mutter lieben. Aber ich glaubte, dass es noch etwas früh war, um an sowas zu denken.
 

„Weiß Taka es schon?“

„Nein, ihr erfahrt es beide erst heute.“

Tadelnd hob Melody den Zeigefinger, „Also Maus…zwei Wochen und ihr sagt uns nichts. Ich bin enttäuscht!“

„Das ist nur Shinjis schuld! Der hat sich nicht eher her getraut!“

„Was?! Jetzt bin ich-“

Ehe ich noch etwas sagen konnte, begannen die Frauen zu lachen. Ich betrachtete sie nur und entschloss mich dazu, einfach zu warten, bis sie fertig waren. Das war zum Glück auch bald.

„Love? Geht doch schon mal ins Wohnzimmer. Ich suche ihn mal eben.“

„Okay. Sind Jewel und Masu da?“

„Nein, die sind bei Freunden.“

„Ah, okay…also doch..“

Ehe ich mich versah, schliff mich meine chaotische Freundin mit ins Wohnzimmer.

„Mach es dir bequem, entspann dich und komm runter. Es ist alles gut.“

„Das sagst du so leicht!“, lachte ich, „Aber…naja…ich bin immer noch nervös.“

„Merkt man voll. Ich hätte nicht gedacht, das Hamster Hummeln im Hintern haben können.“

„Lovelie!“

„Was denn? Ist doch so.“, sie schenkte mir ein unschuldiges Lächeln. Seufzend ließ ich den Kopf in den Nacken kippen. Auf was hatte ich mich nur wieder eingelassen hier?!
 

Brummelnd rutschte ich auf der Couch hin und her. Diese Lovelie! Hauptsache, sie kam nie auf die Idee, sich bei Mapa Ratschläge für mich einzuholen, dann war ich wirklich erledigt…
 

Während ich so darüber nachdachte, hörte ich Schritte auf der Treppe und Stimmen. „Sie warten im Wohnzimmer auf dich.“, hörte ich Mel mit einem leisen, aber fröhlichen Kichern am Ende, dann lief sie an der Tür vorbei. Miyavi stellte sich in den Türrahmen und sah ihr fragend nach. „Wo gehst du hin?“

„Kurz in der Küche was nachschauen und dann Einkaufen. Bin aber gleich wieder da.“

„Muss das sein? Willst du mich mit dieser pubertierenden Jugend wirklich allein lassen?~“, theatralisch wischte er sich über die Stirn, während ich meine Augenbrauen hochzog und Love zu kichern begann. Auch Melody musste lachen.

„Hab dich nicht so. Die Kinder sind mit dir viel schlimmer dran. Außerdem bin ich bald wieder da.“, sie lief nochmal zu ihm, drückte ihm einen Kuss auf und wank uns dann. „Bis nachher!~“

Damit verschwand Mama-san auch schon. Miyavi sah ihr seufzend nach, ehe er sich zu uns umdrehte und zu strahlen begann- lag irgendwie in der Familie. „Lovelie! Shinji! Wie geht es den kleinen Nachwuchsstars?~“

„Ach, jetzt sind wir dir wohl gut genug.“, lachte Lovelie und deutete auf die Couch uns gegenüber, auf der ihr Dad auch gleich Platz nahm, jedoch eine Schnute zog.

„Ihr seid mir immer gut genug, dass wisst ihr doch.“

„Na dann wollen wir dir mal glauben.“
 

Einen Moment herrschte schweigen, dann streckte Lovelie ihre Arme aus, Miyavi sprang auf und knuddelte sie bevor das Ganze überraschend bei mir wiederholt wurde.

„Schön, dass ihr mal beide wieder da seid. In letzter Zeit sehe ich von deiner Band ja kaum welche, geschweige denn dich, mein Schatz.“

„Es tut mir leid Papa…aber du weißt doch, dass wir…“

„…Ich weiß Süße. Und ich finde es toll. Ihr schafft das schon, da vertrau ich einfach drauf.“

„Hm. Mal sehen, wie lange du meine Bandaktivitäten noch geheim halten kannst.“

„Hmm…“, er neigte lächelnd und übertrieben überlegend den Kopf, ehe er tief seufzte, „Muss ich noch lange? Ich kann nicht mehr~ Ich will der ganzen Welt sagen, dass meine süße Tochter die Gitarristin bei [un]chang:ed ist!“

Lovelie musste lachen. „Ich wusste es. Aber naja…ewig bleibt es sicher nicht geheim. Auch bei den Jungs nicht, naja….allerdings wäre es da fataler, oder Shinji?“

„Wieso? Wegen unserer Eltern?“

„Ja…also weil dann ja…“

„Ach was. Es ist unlängst bekannt, dass Michio ein Kind hat. Es geht das Gerücht herum, er sei früher eine Frau gewesen und hätte nun etwas mit dem Gitarristen der Band, das ist jedoch nicht bestätigt. Sein Privatleben hält er auch sehr bedeckt…Von daher gibt es von dem Kind keine Bilder.“, erklärte ich, als wäre ich ein nebenstehender Reporter. Lovelie blickte mich darauf nur geradezu geschockt an.

„Echt jetzt?“

„Ja. Hab ich schon ganz oft gehört…und ach, der Sänger soll auch ein Kind, einen Sohn, haben. Mutter ist jedoch unbekannt. Und der Name und das Aussehen des Kindes auch.“

„WAS?!“, Lovelies Stimme ging ein paar Oktaven höher. Etwas zu hoch für meinen Geschmack. „Warum habe ich davon nie etwas gewusst?!“

„Weil es Gerüchte sind, also offiziell. So wie er sie erzählt hat, kenne ich sie auch, mehr jedoch nicht.“, warf Miyavi-san mit geneigtem Kopf ein. Seine Tochter wand sich ihm zu. „Ja aber was sagt ihr dazu? Ihr…anderen Musiker..? Sag nicht, ihr lästert nicht, das glaub ich nicht! Onkel Maya tritt auch immer jeden Klatsch breit!“

Der Hausherr musste lachen, ehe er nickte. „Stimmt, Stars sind ein komisches Volk für sich. Unter uns lästern wir auch mein Schatz, keine Sorge. Aber das…ist nicht weiter wichtig. Es gibt viele, die Kinder haben oder auch viele, die inoffiziell schwul, vergeben oder sonstwas sind. Man redet mal kurz drüber aber naja… Ich meine die Stars, die miteinander zu tun haben kennen sich und tauschen sich aus, auch über Dinge, die sonst keiner von den Fans weiß. Aber bei Despa kenne ich wirklich nur die Gerüchte, die jeder kennt. Und bisher hielt ich die genauso für erfunden wie das, dass Reita angeblich keine Nase hat.“

„Ach er hat eine Nase?!“, warf ich fasziniert ein. Miyavi nickte ernst.

„Ja. Ein Prachtexemplar sogar. Er soll sie nur des Images wegen verstecken. Weil Bad Boy und so. Solltet ihr ihn jemals treffen…sprecht ihn darauf nicht an…er hat wohl schon Psychotherapeutensitzungen hinter sich.“

„Wegen einem Nasenband?!“, meine Augen weiteten sich erschrocken. Sowas hatte ich ja noch nie gehört! Miyavi nickte nur leicht.

„Ja. Er ist eigentlich der Sanfteste der Band. Darf das nur nie zeigen, das nagt an ihm…armer, armer Mann…. aber gut. Mel sagte, ihr wollt mit mir sprechen?“

„Ja, genau.“, Lovelie schlang ihren Arm um meinen, während ich langsam aus meinem Kopfkino mit einem depressiven Reita erwachte.

„Na gut, dann mal los. Was habt ihr auf den Herzen? Braucht ihr Hilfe im Studio? Oder bei einem Text?“

„Nein, eigentlich ist es etwas Privates…“

„Privat? Nichts mit der Band? Na gut aber…Ach du Schreck! Sag nicht, du willst die Oberstufe abbrechen!?“

„Was?! Nein, Himmel, Papa!“, Love musste unweigerlich wieder lachen, „Es ist eigentlich was ganz harmloses. Zumindest für mich. Nur Shinji schiebt Panik.“

„Shinji? Du hängst da mit drin?“, verwirrt sah der Gitarrengott zwischen uns hin und her. Er schien nichts mehr zu kapieren, während ich nur schlucken musste und schließlich leicht nickte.

„Also ehm…Miyavi-san…“

„Waren wir nicht schon beim Du?“

„Naja…jetzt vielleicht ja nicht mehr…“

„Hä?“

„Oh verdammt Shinji!“, Lovelie sprang vom Sofa und plusterte die Wangen auf, „Bei deinen Eltern hattest du nicht so einen Schiss!“

„Ja das war was anderes!“

„War es nicht!“

„Doch…“

Sie rang nach Worten, ehe sie sich einfach nur die Haare raufte und neben mich trat. „Dad, Shinji ist ein verdammter Feigling in manchen Situationen. Aber ich hab ihn so schrecklich gern, dass mir das schon wieder egal ist und ich ihn trotzdem zum Freund genommen habe.“

Wäre diese Erklärung allein nicht schon schlimm genug gewesen, drückte sie mir nun auch noch einen dicken, langen Kuss auf. Ich war so geplättet, dass ich nichts erwidern konnte, sondern da saß wie eine Marmorfigur. Eine schrecklich verklemmte Marmorfigur…

Doch Lovelies Dad schien genauso überrascht, ich konnte ihn aus dem Augenwinkel noch ein wenig sehen. Erst, als sie sich löste, konnte ich ihn wieder ganz anschauen.
 

Zuerst blinzelte er noch überrascht, doch dann breitete sich zu meiner Verwunderung ein breites Grinsen auf seinem Gesicht aus, bevor er mit einem lauten „Yeah~“ aufsprang und applaudierte. „Das ist ja cool. Herzlichen Glückwunsch, Schwiegersohn.“, meinte er und legte mir eine Hand auf die Schulter. Meine Stimme versagte und so brachte ich nur ein mehr als entsetztes, viel zu schrilles „WAS?!“ hervor. Er nickte.

„Naja, wenn ihr es lange genug miteinander aushaltet und besser seid als ich, der erst einige Anläufe brauchte um seine Traumpartnerin zu finden, dann schafft ihr es vielleicht bis zur Hochzeit.“

„Cool. Spielst du dann ein Lied?“ - Mein Kopf drehte sich hastig zu Love. „Ihr plant wohl schon alle beide?!“

„Du wohl noch nicht?“

„Eh…das….geht alles so schnell….“, murmelnd sank ich auf die Couch zurück. Lovelie lachte nur und setzte sich wieder zu mir. Sanft strich sie mir durch die Haare und küsste meine Stirn. „Das war ein Witz, man. Das wäre momentan wirklich das Letzte, an das ich denken würde, Shinji.“

„Na hoffentlich…“

„Keine Sorge.“

„Aber falls doch, wüsste ich schon genau welches-“

„Papa!“

„Ist ja schon gut.“, wank Miyavi lachend ab und ließ sich auf meiner anderen Seite nieder. Er wurde ruhiger und betrachtete mich einen Moment, ehe er wieder lächelte. „Ich bin froh, wenn Lovelie glücklich ist. Kümmer dich einfach gut um sie, dann ist alles in Ordnung.“

Verblüfft sah ich ihn an. „Keine Schimpftiraden von wegen ‚sie ist doch mein kleiner Engel, nimm sie mir nicht weg!‘?“

„Was? Nein~“, er musste lachen, „Warum sollte ich so etwas sagen? Lovelie ist meine kleine Prinzessin, das stimmt schon.“, er fasste an mir vorbei um ihr über die Wange zu streicheln, „Aber ich denke sie ist allmählich in dem Alter zu wissen, wann und mit wem sie eine Beziehung führen möchte. Also warum soll ich mich darüber aufregen? Ich war auch mal so alt wie ihr, ich weiß, wie das ist.“

„Boar das….das ist…“

„Shinji ist das nur nicht gewohnt, seine Eltern sind da etwas anders als du.“, half Lovelie mir zum Glück aus. Ich nickte nur zustimmend. Miyavi zuckte die Schultern. „Bei mir brauchst du da denk ich nichts zu befürchten. Ich kenne euch Jungs mittlerweile gut genug um zu wissen, dass ich euch Lovelie anvertrauen kann.“

Dankbar blickte ich ihn an. Dieser Mann, seine Einstellung und seine Lebensweise waren wirklich wunderbar.
 

~*~
 

Vor Lovelies Familie brauchte ich mich also auch nicht fürchten. Ihre Geschwister machten auch kein großes Kino daraus; Masuyo freute sich einfach nur, während Jewelie vor sich daher grinste, fast so, als hätte sie es immer gewusst. Manchmal war sie komisch…

Mapa und Dad wussten ja sowieso Bescheid und nahmen es so an- auch wenn Mapa das ein oder andere Mal noch die Luft scharf einsog, wenn Lovelie und ich uns küssten. Wir taten es extra schon nie vor seinen Augen, doch letztens war er zufällig in den Raum gekommen, wo wir waren. Er hatte sich jedoch entschuldigt und war gleich wieder gegangen. Später sagte er meistens auch nicht noch einmal etwas zu solchen Situationen. Entweder, es machte ihm wirklich nichts mehr aus, oder er sprach sie der Peinlichkeit halber nicht an oder aber er ignorierte sie gekonnt. Ich tippte auf letzteres. Mapa war ein Meister darin geworden, so etwas zu übersehen und so weiterzuleben, als wäre nichts geschehen. Mit Schrecken fragte ich mich, ob, wenn Dad oder ich mal sterben sollten, er uns dann ausstopfen, auf die Couch setzen und sein ‚es ist alles wie immer‘ Spiel weiter durchziehen würde. Dann schüttelte ich jedoch den Kopf, um die Gedanken zu verdrängen. Manchmal hatte ich echt wirre Tagträume!
 

Mit meinen Eltern lief also auch alles gut…fehlten also nur meine Jungs.
 

Nabu nahm das ganze äußerst Nabutypisch auf. Er freute sich wirklich, dass sah man ihm an und ich glaubte, mich bald mehr über seine Freude als er zu freuen. Natürlich kam recht bald der Satz, dass er das sofort Keiko erzählen müsse. War mir fast schon klar gewesen; dieser Mann war sehr vorhersehbar, was das betraf…

Und dann, naja, dann gab es noch Satoru.

Er hatte absolut nichts dazu gesagt, außer, dass es absehbar war. Er hatte nicht gratuliert, aber auch nicht rumgemeckert. Nichts. Und genau das machte mich so wahnsinnig. Ich hatte das Gefühl, dass er sich als Freund von mir entfernte. Im Studio war alles wie immer. Auch sonst wenn wir als Band etwas unternahmen. Aber so, nur wir beide, das wurde immer seltener. Er schien sich zurückzuziehen. Ob er mir sauer war? Ich wusste es nicht. Doch diese Gedanken machten mich fast schon krank. Denn die letzten Tage hatte ich nur noch Alpträume. Ich träumte davon, dass Satoru mich zur Rede stellte und mir schreckliche Vorwürfe wegen der Band machte. Dass ich die Band zerstören und ihn vernachlässigen würde. Jedes Mal wurden die Vorwürfe schlimmer und fast jedes Mal saß ich kerzengerade und mit schweißnassem Rücken im Bett. Die letzte Nacht schrie ich wohl sogar auf, denn als ich zu mir kam, rüttelte Mapa an mir und fragte, was denn los sei. Verwirrt hatte ich mich in der Nacht von ihm beruhigen lassen und war dann wieder eingeschlafen, ruhiger jedoch.
 

Am nächsten Tag entschied ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Natürlich hatte ich bisher auch keine große Aussprache mit Sato gesucht. Doch meine Träume endeten fast nur noch mit einem Freundschaftsbruch, sodass ich langsam am Ende meiner Nerven und Kräfte war. Während der Uni schlief ich fast ein und bei Bandproben hing ich durch. Heute aber würde ich es ändern.

Nach der Probe sprach ich ihn an.

„Sato!“

„Ja?“, er blieb ruhig stehen und neigte fragend den Kopf. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Heute war er nicht so zurückgezogen wie sonst und wirkte wieder mehr wie früher. Umso schwerer fiel mir das Ganze nun.

„Ich ehm…mir ist aufgefallen, wie wenig wir noch zusammen unternehmen…“

„Als Band?“

„Nein, nur wir beide…ich denke, ich vernachlässige dich zu sehr für Love.“

„Ach was. Genießt eure Freizeit nur, solange die Band noch nicht so viel Zeit schluckt.“

„Nein, darum geht es jetzt nicht! Satoru, bitte hör mir zu. Ich vermisse dich…dich, als meinen besten Freund. Wann haben wir das letzte Mal zusammen was gemacht? Nur wir zwei? Komm schon, lass uns mal wieder zusammen weggehen.“

„Na ich weiß nicht…wann denn? Heute?“

„Ja, warum denn nicht, Eulchen?“

„Naja…ich wollte eigentlich jetzt mit Hizu und Tsu Abendessen…“

„Das kannst du doch morgen auch noch. Komm, lass uns was machen. Der Abend ist noch lang!“, ich sprühte plötzlich geradezu vor Energie und packte seinen Arm. „Komm! Nabu will zu Keiko in den Club, wir können ja auch mit und uns dann dort abseilen…“

„Was willst du denn bitte in dem Club? Tanzen, mit mir?“, entkam es ihm spöttisch, aber mit einem kleinen Grinsen. Ich erwiderte es. „Wenn das deine Laune hebt? Komm, wir haben morgen frei. Lass uns dort einfach in eine Ecke setzen und ein wenig quatschen und trinken, so wie früher.“

„Trinken? Du willst dich doch nur besaufen.“

„Gar nicht!“, lachte ich, „Was denkst du denn von mir? Und außerdem: Hast du schon mal einen betrunkenen Hamster gesehen? Also ich nicht, völlig unmöglich.“

Nun musste auch er schmunzeln- es sah fast so aus, als verkniff er sich ein Kommentar. Schade.

„Na gut, du hast gewonnen. Wann willst du, jetzt sofort?“

„Ne, lass uns erstmal heim…und so gegen 19 Uhr hol ich dich ab?“

„Okay, gut.“, Satoru nickte und ich legte ihm zufrieden einen Arm um. Gut das er es nicht sehen konnte aber: In meinem Inneren fiel gerade eine schwere Last von mir.
 

~*~
 

Wie versprochen war ich pünktlich 19 Uhr bei ihm. Jedoch nicht zu Fuß. Wartend neigte ich den Kopf, dann trat er endlich zur Tür raus. „Na endlich!“, rief ich lachend, während er mehr als überrascht dreinsah.

„Sind deine Eltern nicht da?“

„Wie kommst du zu der Annahme?“

„Du darfst nicht Motorrad fahren, wenn Mapa daheim ist.“

Ertappt zog ich den Kopf ein. „Ja okay, stimmt. Meine Eltern sind Essen gefahren und Hana besucht eine Freundin…sie hat sich mit einer Omi angefreundet, die sie im Park kennengelernt hat.“

„Oh man.“, lachend kam er auf mich zu und musterte kritisch meinen fahrbaren Untersatz. „Sicher, dass du das noch kannst?“

„Klar. Vertrau mir, ich bring dich sicher hin.“, zum Beweis hielt ich ihm einen Helm hin und rutschte noch ein Stück weiter vor. Pflichtbewusst setzte er sich diesen auf, stieg hinter mich und schlang die Arme um mich. „Na dann…muss ich dir wohl oder übel vertrauen, denk ich mal.“

„Klar. Aber keine Sorge, ich kann das.“, Schmunzelnd gab ich Gas und fuhr auch schon los. Ich konnte spüren, wie er sich erschrocken über die schnelle Anfahrt fester krallte. Irgendwie fand ich lustig, wie wenig er mir doch manchmal vertraute. Und gleichzeitig tat er es eben doch immer wieder, sonst hätte er nie hinter mir Platz genommen. Ach ja, ich hatte eben doch den besten Freund überhaupt.
 

~*~
 

„Hey, Jungs~ Ich hab euch lange nicht mehr hier gesehen. Hat Nabu euch gezwungen?“, lächelnd beugte sich Keiko in ihrem lila Minikleid mit den gleichfarbigen Stiefeln, die bis über die Knie gingen, über den Rand ihrer Theke. Ich betrachtete sie einen Moment, ehe ich schmunzeln musste. „So lässt Nabu dich rausgehen?“

„Stell dir vor, ich arbeite fast immer in solchen Sachen.“

„Oh, falsche Antwort, lass ihn das nicht hören.“

„Sehe ich etwa so scharf aus?“

„Das ist gar kein Ausdruck.“

Sie begann zu lachen. „Shinji! Du alter Charmeur! Da hast du eine Freundin und dann so etwas! Herzlichen Glückwunsch übrigens. Ist sie hier?“

„Danke. Aber nein, sie ist nicht mit. Heute verbringe ich meine Zeit mit meinem Besten der Besten.“, schnell zog ich Sato, der schon wieder etwas abwesend schien, näher zu mir. Sofort begann er wieder zu lächeln und schloss Keiko in ihre Arme. „Hallo, Topmodel. Wie geht es dir?“

„Ich seh schon, nur Gentlemen heute unterwegs hier. Mir geht es gut, danke.“

„Wo ist eigentlich Nabu?“, warf ich ein und blickte mich um. Hier im Club fiel unser Farbtopf gar nicht mal so sehr auf. Keiko ließ kurz ihren Blick schweifen, ehe sie die Augen verdrehte. „Ich seh ihn. Und seine Anhängerschaft….“

Sato folgte ihrem Blick. „Kennst du die?“

„Ja, den Blonden da. Nabu kennt zu viele Leute, das nervt manchmal…“

„Ach so. Aber gut. Was hast du heute im Angebot?“

„Kommt drauf an. Süß? Sauer? Exotisch? Japanisch? Einfarbig? Auffallend? Viel? Wenig?“

„Öh…keine Ahnung.“, Sato kratzte sich am Kopf, „Was hab ich denn sonst immer gehabt?“

„Irgendwas mit wenig Alkohol und viel Früchten…“, Keiko schaute ihre Liste durch, „Ah, das könnte dir gefallen, Schnuckelchen. Shin, hast du schon was?“

„Eh, Moment…“, ich suchte mir auch irgendein noch recht harmloses Mixgetränk aus.

„Kommt sofort.“, lächelte Keiko. „Bleibt ihr hier oder sucht ihr euch einen Tisch?“

„Ich denke, wir gehen da hinter…“

„Macht das, noch ist es recht überschaubar. Ach ja Jungs, ich bin nur bis 22 Uhr hier an der Bar, danach hab ich Feierabend.“

„Ah, okay. Mal sehen, wie lang wir bleiben.“, ich zwinkerte ihr zu, dann steuerten wir auch schon auf den freien Tisch zu und unser gemütlicher Abend konnte beginnen.
 

Es dauerte nicht lang, da brachte Keiko uns die ersten Getränke. Satoru war zu Beginn unserer Gespräche noch recht ruhig. Ich kannte ihn, so war er meist, wenn auch eher zu anderen, die er nicht allzu gut kannte. Deshalb versetzte es mir auch einen kleinen Stich, dass er nun so zu mir war. Aber gut. Ich würde ihn noch aus seinem Schneckenhaus kitzeln.

Ich kannte meine Eule. Anfangs lehnte er weitere alkoholische Getränke ab, wie immer eigentlich. Er sagte auch ständig, ich sollte aufpassen, weil ic mit dem Motorrad da war. Er war eben doch eine Eule und keine Schnapsdrossel. Und trotz dieser Tatsache schaffte ich es, ihn aus sich herauszulocken. Ich bestellte ihm einfach weiter, auch dann, als Keiko an ihre Kollegin übergab. Je mehr ich ihm aufdrängte, umso gelöster wurde er und lachte auch bald wieder. Ich konnte wieder mit ihm reden, endlich! Auch wenn das hieß, dass ich selbst mittlerweile einiges im Blut hatte…
 

„Shin?“

„Hm?“

„Ich bin dir nicht sauer, falls du das denkst.“

„Sauer wegen was…?“, fragend blickte ich von meinem Glas auf. Nabu war gerade von unserem Tisch wieder zu einem anderen verschwunden, sodass wir erneut allein waren.

„Naja, wegen deiner Beziehung…mit Lovelie.“

Nun war ich ernsthaft überrascht. „Nicht? Aber du…du bist ganz komisch seitdem…! Wirklich, du bist ganz anders…“

„Ich mach mir nur Gedanken…“

„Um was?“

„Um die Band…und…ob so etwas gut gehen kann, ohne dass es uns mal zerstören wird…“

„Schau unsere Eltern an…bei denen klappt das seit 20 Jahren.“, warf ich trocken ein und trank mein Glas leer. Satoru blinzelte, seufzte dann aber.

„Das ist Glück. Und sie hatten voreinander schon diverse andere Beziehungen…“

„Ach, du meinst also nur, weil Lovelie meine erste ernsthaftere Beziehung ist, dass das schon von vornherein zum Scheitern verurteilt ist? Nur allein deswegen?“

„Was? Nein, so meinte ich das nicht. Ich…ich mach mir nur…ach man.“, seufzend ließ er die Schultern hängen. Das war der Moment, wo ich ihn in den Arm nahm. Ich konnte einfach nicht anders. Ich war eben doch ein Hamster. Ich musste andere einfach in mein Hamsterfell drücken, wenn sie traurig waren.

„Satoru…ich weiß doch, was du denkst…wie du tickst…okay? Ich kenn dich doch. Ich weiß auch, wie viel Gedanken du dir immer machst. Und ich sage dir…du machst sie dir unbegründet. Es ist alles okay und gut, ja? Auch wenn zwischen mir und Lovelie noch nichts Ernsteres weiter gelaufen ist, denke ich, dass ich sie doch irgendwie schon sehr…liebe. Ja, ich denke, ich kann es bald richtig aussprechen.“

„Versprich mir, immer zu mir zu halten. Keine Frau drängt sich je in unsere Freundschaft.“

„Versprochen, altes Flattervieh.“

„Selber, dumme Hamsterbacke.“

„Ich seh schon, du hast mich lieb.“

„Oh ja, und wie.“

„Tja…ich dich auch.“

„Dann sind wir ja quitt. Aber hey…wollen wir nicht lieber langsam gehen..? Es ist schon spät und du hast schon eine Menge getrunken…“

„Es ist kurz vor Mitternacht, das nennst du spät? Aber gut, warum nicht…Warte, ich zahl nur eben.“ Noch bevor der gute Herr etwas erwidern konnte, ging ich unsere Getränke bezahlen und tappte anschließend zu ihm zurück. „Auf geht’s. Wo ist eigentlich Nabu?“

„Der sitzt da hinten in einer Ecke und macht sich vor Lachen fast ein.“

„Warum? Was ist so witzig?“

„Ich habe keine Ahnung. Die sind eh schon alle dicht da in der Ecke…egal, ich kann nicht auch noch auf ihn aufpassen. Komm jetzt.“

„Kannst du nicht?“

„Nein, er wohnt nicht bei mir…hat also Glück gehabt der Gute. Außerdem ist er der Älteste von uns und eigentlich ist das Keikos Aufgabe, wenn schon jemand auf ihn aufpassen muss. Bei dir mache ich das auch nur stellvertretend für Love.“

„Und wer passt dann auf dich auf, Schatzi?“, entkam es mir besorgt mit Wimpernklimpern. Er blinzelte mich an, schüttelte dann aber den Kopf als müsste er Gedanken vertreiben. „Ich passe auf mich selbst auf. Ich habe von euch Chaoten immerhin noch den meisten Grips.“
 

„Oh, das war jetzt fies!“, lachend verließ ich mit ihm den Club und lief hinten herum zu dem Parkplatz, um anschließend vor meiner Maschine stehen zu bleiben. Kritisch beäugte Satoru das Ganze. „Du…willst jetzt nicht ernsthaft fahren, oder?“

„Warum nicht?“

„Du hast viel zu viel getrunken, Shin!“

„Quatsch. Ich kann doch noch gerade laufen. Mein Lieber, so leid mir das tut zu sagen, aber ich vertrage glaub ich ein wenig mehr als du.“

„Trotzdem…mach das nicht ey!“

„Was soll ich denn sonst machen?!“

„Schieben.“

„Spinnst du?! Bis nach Hause oder wie? Da bin ich morgen früh noch nicht zurück! Mapa bringt mich um, wenn er mich frühs um fünf das Ding anschieben sieht!“

„Besser, als wenn er dich mit blauen Flecken zuhause sieht und wissen will, woher die stammen!“

„Ach was.“

„Lass es stehen! Wir holen es morgen ab.“

„Das ist ja genauso blöd! Morgen ist er ja wieder da, da kann ich nie unbemerkt in die Garage kommen…“

„Shinji, bitte.“, er fasste mir an den Arm und blickte mich eindringlich an. Ich schüttelte den Kopf. „Willst du mit oder läufst du?“

„Bist du des Wahnsinns?! Ich steig doch da jetzt nicht auch noch auf…“

„Dann lass mich bitte los, ich möchte nach Hause fahren.“

„Willst du mich jetzt hier stehen lassen?“

„Du willst ja nicht mit.“

„Shinji! Bitte! Mapa wird schon nicht sauer, wenn er das mitbekommt. Lieber, du sagst ihm die Wahrheit, als das was passiert.“

„Er wird mich umbringen, wenn er davon was mitbekommt. Glaub mir.“

„Ja aber-“

„Nichts da aber. Ich fahre jetzt.“

„Dein letztes Wort?“, er blickte mich unsicher an. Ich nickte und setzte meinen Helm auf.

„Mein letztes Wort. Bis morgen, Eulchen.“

„Bis morgen….pass auf dich auf…“
 

Ich zwinkerte ihm zu und ließ den Motor an. Ich gab geräuschvoll Gas und fuhr los. Hinter mir hörte ich Satoru meinen Namen schreien. Ich sah in den Rückspiegel und sah ihn winken. Augenrollend hob ich die Hand zum Gruß.

Erst auf den zweiten Blick sah ich, dass er mir nicht wank, sondern irgendetwas zurief. Fragend sah ich zu ihm und dann nach vorn, wo mir ein riesiger LKW als Geisterfahrer entgegen kam..! Außerdem hatte der Kerl kein Licht, sodass ich ihn wirklich erst spät sah. Erschrocken riss ich den Lenker meiner Maschine herum und schlitterte über die Gegenfahrbahn, wo jedoch auch schon ein Auto kam, weshalb ich noch einmal Gas gab, den Lenker nach links herum zerrte und schließlich irgendeine Wand auf mich zukommen sah. Das Ganze geschah innerhalb von Sekunden, weshalb ich nur erschrocken die Augen aufreißen konnte. Ehe ich mich versah hörte ich einen lauten Knall und um mich herum wurde es dunkel.
 


 

~~**~~
 


 

*hust* Entschuldigt, dass Reita hier so ein wenig als schwarzes Schaf dasteht x'D

Das Ende das Kapitels....joar, ziemlich dramatisch für einige, denk ich. Aber kann ja nich alles Friede Freude Eierkuchen sein und hatte ich ja auch so angekündigt ;) Für mich ist das Kapitel an sich sehr wichtig. Ab hier beginnen einiges an Wendungen in der Geschichte, seid also gespannt.
 

Vielen Dank an:
 

@Lucel: Also das hier bekommt von mir einiges an Dramapunkten mehr als das letzte xD" Mir persönlich gefiel Karyu im letzten Kapitel sehr gut. Es zeigte ihn nicht immer nur gut gelaunt, sondern auch mal erschöpft, so fies es auch klingt. Und die gute Hana...jaja, sie hat so ein Eigenleben entwickelt xDD *trotzigster Chara der FF*
 

@Seika-chan: schön, dass es auch einige an Shinji-Love-Liebhabern unter den Lesern gibt :3 Ich glaube, das ist wirklich so 50% zu 50%, wer Love als Shins Partnerin akzeptiert und wer nicht.
 

@suzaku_yume: *lach* jetzt will sicher jeder solche Kinder xP Aber diese Eigenschaft haben sie wohl von mir...zumindest bin ich auf Arbeit so...egal. Schön, dass dir der "Charme" hier so gefällt^^
 

Bis demnächst.
 

~~**~~

28. - Wendung

28. - Wendung
 

Shinji ist sich gar nicht so sicher, wo er ist…
 

Piepsen.

Stetiges Piepsen.

Immer und immer wieder.

Es war monoton und eintönig und nervte mich langsam. Das nächste, was ich wahrnahm, war, dass ich auf einmal Kopfschmerzen hatte. Keuchend versuchte ich nach meinem Kopf zu fassen, doch machten weder meine Arme, was sie sollten, noch meine Augen. Ich sah nichts, um mich herum war alles hell und dunkel gleichzeitig. Leise entkam mir ein Fluch und ich versuchte mich erneut zu regen.

„Er kommt langsam zu sich, glaub ich..“, hörte ich eine Stimme. Sie klang nah und trotzdem weit entfernt. Schwummrig, als wäre ich total betrunken oder auf irgendeiner Droge. Okay, ich war nie auf Drogen gewesen, aber so stellte ich mir das gerade vor. Verdammt, ich hatte zu viele von Mapas ‚Hamsterdrogen‘-Sprüche im Ohr…

Langsam aber sicher kam ich mir nun jedoch wie in einem schlechten Film vor. Oder aber mein Kopf spann wieder mal einen dummen Alptraum. Die Stimmen nervten mich. Sie waren erst einfach nur da, ohne größere Bedeutung, aber langsam bekam ich sie immer mehr mit; hörte verschiedene Stimmen und einzelne Worte heraus. Erneut versuchte ich meine Zementschweren Augen zu öffnen. Los ihr blöden Dinger! Ihr gehört mir, also macht mit!
 

Als ich sie endlich schaffte zu öffnen, bereute ich es sofort wieder. Mir stach helles Licht ins Auge und um mich herum war so ziemlich alles weiß. Bald tauchten mehrere verschwommene Gesichter über mir auf. Erst nach einigem blinzeln erkannte ich am meisten Lovelie, die Tränen in den Augen hatte.
 

„Du Blödmann..!“, schimpfte sie, lächelte jedoch. „Du weißt gar nicht, was wir uns für Sorgen gemacht haben…!“, ihre Stimme wurde dünner, bevor sie mir die Arme umschlang. Blinzelnd fasste ich unsagbar langsam nach ihrer Schulter. Okay, ich war blöd und man hatte sich Sorgen um mich gemacht. Das wusste ich jetzt also schon einmal. Scheinbar war Lovelie auch beruhigt, mich zu sehen, also ließ ich sie lieber erstmal einen Moment. Trotzdem wusste ich immer noch nicht, was hier abging. Unsicher neigte ich den Kopf.

„Wo…wo bin ich überhaupt…?“, meine Stimme war leise und mein Hals fühlte sich trocken an.

„Im Krankenhaus…“, schniefte Lovelie und wischte sich über die Augen. So langsam konnte ich ihre Mutter hinter ihr erkennen, genauso wie Satoru und Nabu. „Du Spinner! Was hast du dir nur dabei gedacht?! Du hättest tot sein können…!“

Verwirrt musterte ich ihr schönes, aber so trauriges Gesicht.

„Ich…ja aber…“, mein Blick ging fragend umher, ehe er an Satoru hängen blieb. Eine Weile musterte ich ihn einfach nur, dann weiteten sich erschrocken meine Augen. „Hab ich…?!“

„Ja, hast du.“, nickte er und trat zum Bett. „Erinnerst du dich ein wenig?“

„Ja also…wir waren im Club und dann bin ich losgefahren, du hast mich gerufen und uhm…da war ein LKW, eine Wand und keine Ahnung…“, murmelte ich leise.

„Du bist voll dagegen gebrettert. Aber so richtig. Ich hatte echt schreckliche Angst um dich. Ich dachte, du wärst Matsch….aber zum Glück lebst du Volltrottel noch.“

„Ich bin eben unkaputtbar…“, lächelte ich vorsichtig. „Was…ist dann passiert..? Hab ich noch alle Körperteile oder kann ich die Musik an…den Nagel hängen…?“

Unsicher sah ich hin und her. Nabu, der bisher geschwiegen hatte, lächelte leicht. „Du bist ein Typ ey. Naja, der Arzt sagt, du hast wirklich Glück gehabt. Dein Arm ist gebrochen und ein paar Rippen, dein Fuß war…keine Ahnung, ausgekugelt? Wird wohl auch wieder, weiß nicht. Dann hast du noch eine Gehirnerschütterung gehabt aber wie es aussieht, ist da nicht viel Schrott gegangen…“

„Na danke auch.“

„Bitte, gern geschehen. Nein ehm auf jeden Fall hattest du ne Platzwunde, aber die ist schon genäht. Und deine diversen Schürfwunden werden wohl auch heilen.“

„Das war es? Mehr nicht?!“, entkam es mir fröhlich, sodass Lovelie wütend die Wangen aufblies. „Was heißt hier mehr nicht?! Sei froh! Der Arzt meint die meisten sind nach so etwas tot oder Querschnittsgelähmt! Du hast solch ein Glück gehabt, die Mauer nicht voll erwischt zu haben…Ehrlich…mach so etwas nie wieder, ja? Ich hatte die letzten zwei Tage solche Angst um dich!“

„Zwei Tage?!“, entfuhr es mir entsetzt, sodass sie nickte. „Ja, zwei Tage. Du warst so lang bewusstlos… Aber ich bin froh, dass du wieder da bist. Vor allem auch mit deinem Gedächtnis.“, tief durchatmend legte sie mir erneut sanft ihre Arme um. Nun konnte ich Melody sehen, die sanft lächelte. „Das war ihre größte Sorge. Dass du dein Gedächtnis verlierst.“

„Echt…? Aber Love…ich…ich hab dich lieb…ich würde dich nie vergessen….“

Mit großen, noch leicht tränigen Augen sah sie mich an, dann begann sie leicht zu lächeln. „Ist…ist das wahr?“

„Ja. Ich lüge nie Süße.“ Schmunzelnd betrachtete sie mich, strich mir zum wiederholten Male durch die Haare, bevor sie mich sanft küsste. „Du bist so ein Chaot.“

„Ich weiß.“

„Mach das nie wieder.“

„Okay, es wird mir eine Lehre sein, versprochen.“

Mein Blick fiel auf Karyu, der etwas weiter hinter den anderen gesessen hatte. „Dad…ich…“ unsicher biss ich mir auf die Unterlippe und verstummte. Er lächelte schwach und trat zu mir.

„Mach das nie wieder, Shinji…wir hatten schreckliche Angst um dich…“

„Es…tut mir wirklich leid…“, ich schluckte und versuchte mir die Tränen zu verkneifen. Meine Stimme begann schon zu zittern. Er schüttelte nur den Kopf und streichelte über meine Wange. „Es ist meine Schuld…ich hätte dich nie an die Maschine lassen sollen…das war sehr dumm von mir.“

„Nein, du…ich…ich hätte nicht…“

„Ist schon gut, Shinji. Ich war verantwortungslos. Du bist zwar groß, aber trotzdem ein Kind.“, er wandte sich der Tür zu und stoppte seine Worte. Fragend folgte ich seinem Blick und musste schlucken. Mapa stand im Türrahmen. Mich überkam sofort ein übles Gefühl. Sein Gesicht war ruhig und ausdruckslos und genau das machte mir Angst. Plötzlich kam ich mir klein und schlecht vor.

Melody blickte kurz zu ihm, ehe sie ihre Arme ausbreitete und diese um Love, Sato und Nabu legte. „Ich denke, wir gehen erst einmal und lassen euch allein.“

„Eh ja…okay…warte.“, Lovelie löste sich und trat zu mir. Kurz musterte sie mich aus ihren dunklen aber schönen Augen, dann bekam ich einen liebevollen Kuss. „Werd bitte schnell wieder gesund, wir brauchen dich alle.“, flüsterte sie mir zu und trat zu den anderen zurück. Nabu wank mir zusammen mit Melody, während Sato mir mit einem schüchtern wirkendem Lächeln zunickte. Dann verließen sie das Zimmer und ich war allein. Allein mit den Geräten, dem Krankenhausgeruch, meinen noch etwas benebelten Sinnen und allein mit Dad und…Mapa.

Letzterer blickte mich noch immer an. Sein Blick war neutral; weder wütend noch erleichtert. Zum ersten Mal erinnerte er mich nicht an eine Zicke. Nein, jetzt wirkte er wie ein imposanter Raubvogel, der zuhacken konnte, im Moment aber lieber beobachtete…
 

„Mapa ich…“, ich brach ab und senkte den Blick. Wie sollte ich das wieder gut machen? Ich hatte genau das erreicht, was ich nicht gewollt hatte! Super Shinji, wieder mal echt toll gemacht. Ich kam mir zurückversetzt vor in meine Kindheit. Immer dann, wenn ich versucht hatte Blödsinn zu machen, ohne das Mapa es merkte. Dad hatte Recht. Ich war körperlich erwachsen, aber geändert hatte ich Dummkopf mich wirklich nicht.

„Sag nichts, Shinji.“

„Aber…ich möchte mich bei dir entschuldigen.“

„Ich sagte eben sag nichts mehr.“

„Ja aber…Es tut mir wirklich Leid…“

Er musterte mich, kühl wie schon die ganze Zeit. Dann sprach er weiter ohne auch nur etwas seine Miene zu verziehen. „Und? Was soll das ändern?“

„Was?“

„Denkst du, deine Entschuldigung ändert das alles?“

„Eh…nein…und ich bin auch selbst schuld und es geschieht mir recht…ich habe auch keine Ausrede oder Entschuldigung…ich war einfach nur dumm..“

„Da hast du ausnahmsweise mal Recht.“

Schweigen. Ich schaute unsicher zu ihm auf, während er mich weiter so betrachtete. Ich hielt es nicht länger aus. „Mapa! Sag doch was!“

„Was soll ich denn sagen?“

„Irgendwas! Schrei mich an! Sag mir, wie dumm ich war! Schimpf! Aber BITTE steh da nicht nur rum und starr mich so an…das…das macht mich fertig…!“

„Nein, es ist gut, Shinji. Es ist wirklich gut. Ich habe oft genug dazu etwas gesagt. Ich habe oft genug mit dir geschimpft, dich angeschrien, dir Strafen erteilt…nie hat es geholfen.“

„Doch! Es hat bisher immer geholfen!“

„Ja, sehe ich. Ich sehe, wie sehr es geholfen hat. Das Ergebnis habe ich gerade buchstäblich vor mir liegen.“

„Das ist doch nicht deine Schuld…!“

„Shinji, es ist gut. Ich diskutiere nicht mehr mit dir darüber. Ich habe einfach nicht mehr die Lust und auch nicht mehr die Kraft, das wie bisher weiterzuführen.“

„Was meinst du damit…?“ Ich musste schlucken. Mein Magen fühlte sich schrecklich an und mir wurde schwer um mein Herz.

Michio löste sich von der Wand, trat zum Bett, wo er unten eine Hand ans Bettgitter legte, jedoch auf Abstand blieb.
 

„Shinji…du kannst froh sein, dass du noch lebst.“

„Ich weiß.“

„Und du kannst verdammt noch einmal froh sein, dass ich die Rechnung bezahle.“

„Für…was…alles…?“

„Naja, für was wohl. Das Krankenhaus. Den Sachschaden. Die Geldstrafe, die auf uns zukommt.“

„Geldstrafe..?“

„Ja. Du kannst froh sein, dass es nur das ist. Du oder ich wären fast in den Knast gewandert.“

„W-was?! Ja aber…das…das tut mir leid…!“, entkam es mir entsetzt.

„Das ist der Polizei auch egal.“, bemerkte er trocken, „Sei froh, dass wir das regeln konnten.“

„Ja…ich bin froh…“

„Na dann.“

Ich betrachtete ihn unsicher, besorgt und auch etwas ängstlich. „Das…war es doch noch nicht…oder?“

„Ach schau, du achtest ja doch noch auf meine Regungen.“

„Mapa, ich-“

„Stopp. Du hast gehört, was ich gesagt habe, Shinji. Ich bin es satt und leid. Ich kann es nicht mehr hören, ja?“

„Hasst du mich…?“

„Nein, und das weißt du. Aber ich bin sehr wütend, Shinji. Nicht nur auf dich und Yoshitaka. Sondern auch auf mich. Ich habe als Elternteil versagt. Deshalb haben Yoshi und ich uns dafür entschlossen, einen letzten großen Versuch zu starten.“

„Was soll das heißen..?“
 

Ich blickte zu Dad, der mich traurig anlächelte. Mit rasenden Herzen sah ich zurück zu Michio. „Mapa…?!“

Er atmete tief durch, schloss kurz die Augen und blickte dann wieder zu mir.

„Shinji…ich und dein Vater haben uns dafür entschlossen, dass du ausziehst.“

„Bitte was?!“

„ Wir haben schon vor einiger Zeit ein Haus gekauft. Dort sollte eigentlich Hana hinziehen. Aber….wir haben uns jetzt für diese Art der Strafe entschieden.“

„A-aber…!“

„Es ist ein schönes Haus.“, fuhr er ruhig fort, „Es ist vielleicht 15 Minuten zu Fuß von uns entfernt. Genau wie wir etwas abseits gelegen, sodass du Ruhe hast. Es wird etwas groß sein, wenn man allein dort wohnt, aber du gewöhnst dich schnell daran. Du hast viel mitzunehmen. Und Möbel kannst du dir ja nach und nach dazu kaufen. Grundmobiliar ist schon vorhanden. Sogar ein kleiner Garten ist mit dort…eine schönere Strafe kannst du im Grunde gar nicht bekommen.“
 

„Ja aber…“, ich blickte ihn fassungslos an, „Das könnt ihr nicht machen! Ich will bei euch bleiben, bitte…!“, ich musste schlucken, weil mir die Stimme zu versagen drohte.

Mapa lächelte nun ein wenig, wenn auch eher traurig.

„Shinji…es ist vorbei. Sieh es ein…du bist kein Kind mehr. Die Tage, die du jetzt bewusstlos warst, habe ich lange nachgedacht. Mit Yoshitaka, ohne ihn…und mir ist klar geworden, dass ich zu sehr an dir klammere. Dein Verhalten war normal; du bist ein Jugendlicher, der etwas erleben und austesten will. Das liegt in der Natur des jungen Menschen. Doch ich habe dich zu sehr behütet, deshalb ist es so gekommen.“

„Das ist gar nicht-“, ich stockte als Michio die Hand hob, zum Zeichen, dass er noch nicht fertig war, „Du musst Verantwortung lernen, Shinji. Und ich denke, das ist ein guter Schritt dahin. Du musst dich um dich selbst kümmern lernen, das ist das Wichtigste. Ihr versucht, euch mit der Band selbst zu entwickeln, ohne unsere Hilfe. Das ist toll. Aber du musst dich auch privat entwickeln. Du musst dich selbst versorgen können. Du kannst kochen, du schaffst das.“

„Aber…ihr könnt doch nicht…wie soll ich allein in so einem Haus leben…?! Ich…geh sozial kaputt…!“

„Das ist nicht wahr, Shinji. Du kannst tagsüber jederzeit zu uns kommen. Du kannst uns gern besuchen. Und schau mal, du hast endlich deine Ruhe. Deine Freundin kann dich besuchen und mir kann es verdammt noch einmal egal sein, was ihr veranstaltet. Es ist ab jetzt dein Haus.“

Ich blickte ihn fassungslos an. Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

„Das könnt ihr mir nicht antun…“

„Du schaffst das, Shinji.“

„Ja…es tut uns genauso weh, Liebling. Aber du musst das schaffen. Michio hat schon Recht mit diesem Schritt.“, fiel mir auch noch Dad in den Rücken. Ich schüttelte den Kopf und strich mir über das Gesicht.

„Das….das muss ein Albtraum sein…das kann doch nicht wahr sein..!“

„Ist es aber leider, Schatz. Ich wünschte auch, es wäre nicht so gekommen. Aber wir können nicht mehr, Shinji. Wir lieben dich, aber es gibt noch mehr für uns zu tun. Wir haben noch unsere Arbeit und wir vernachlässigen uns gegenseitig für dich. Die letzten Tage seit deinem Unfall haben auch wir beide uns voneinander entfernt. Ich möchte das wieder reparieren.“

Auch Dad nickte zustimmend. „Glaub mir Shinji, es ist besser für alle. Wir nehmen etwas Abstand zueinander und lassen etwas Zeit vergehen. Und dann werden wieder Zeiten kommen, da wirst du über das hier lachen. Da werden wir uns wieder wie früher in den Arm nehmen und lachen können.“

Ich konnte nicht verhindern, dass meine Augen wässrig wurden. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Bist…du dir sicher…dass das wiederkommen wird…?“

„Ja, sehr sicher. Es braucht nur Zeit.“, Dad kam zu mir und nahm mich in den Arm. „Wir schaffen das alle zusammen. Wir schaffen das.“

Seine Worte sollten beruhigend wirken, doch für mich waren sie das nicht. Sie gingen zu einem Ohr hinein und zum anderen wieder heraus. Mein Kopf dröhnte viel zu laut, mein Magen rebellierte und mein Herz schrie mich an, was ihm gerade angetan wurde. Es blutete und war zerrissen.
 

Nie im Leben hatte ich Mapa so erlebt. Nie so ernst und nüchtern. Es tat mehr weh als jede Strafe, jede Mecker oder damals, als er mir mal ratlos eine Ohrfeige verpasst hatte. Lieber hätte ich mich jetzt windelweich prügeln lassen als diese Strafe anzunehmen. Ich konnte nicht verhindern, dass mir nun doch die Tränen kamen. Plötzlich kam ich mir hilflos, schutzlos und verloren vor. Ich fühlte mich allein und im Stich gelassen. Denn das war wahrlich die schlimmste Strafe, die er mir auferlegen konnte. Aber so schlimm die Strafe auch war… schlimmer war für mich noch, dass ich Mapas Vertrauen so schwer verletzt und vorerst wohl auch verloren hatte.
 

~*~
 

Meine Genesung zog sich schleppend dahin. Die Schwestern und Ärzte zeigten sich besorgt und skeptisch. Für sie lag es eindeutig daran, dass ich psychisch wohl noch mit dem Unfall zu kämpfen hatte. Ja, sie hatten Recht. Ich hatte psychisch zu kämpfen. Aber nicht im Bezug auf den Unfall. Der war mir schlicht weg egal und alles, was da demoliert worden war, heilte eh wieder. Nein, mich machte ein anderer Gedanke fertig. Der, dass wenn ich entlassen werden würde, ganz allein dastünde. Deshalb strengte ich mich auch nicht wirklich an, zu eben jener Genesung beizutragen. Deshalb wurden aus Tagen Wochen, die ich dableiben sollte.
 

Trotzdem ging es irgendwie voran. Nabu, Satoru, Lovelie besuchten mich regelmäßig. Satoru brachte mir Kram von der Uni mit und erzählte mir einige Begebenheiten aus dieser, um mich aufzuheitern. Nabu erzählte von Blödsinn mit irgendwelchen Freunden oder richtete liebe Grüße von Keiko aus, die auch mal mitkam. Insgesamt wurde ich ja fast jeden Tag besucht von meinen Bandleuten… sogar Kato kam. Um mir gehörig den ‚Kopf zu waschen‘. Ich erhielt einen Vortrag über Dummheit und dass ich froh sein konnte, nicht schon mitten in einer Karriere, sondern am Anfang dieser zu stehen, wo so etwas noch nicht bekannt wurde. Naja, egal.

Und meine Lovelie…sie brachte mir ein wenig Sonnenschein zurück.

Sie erzählte von ihrer Familie, ihrer Schule oder ganz kleine Dinge, die sie sonst so erlebte. Manchmal kam sie auch mit ihrer Familie. Und manchmal kam sie ganz allein, saß stundenlang bei mir und umarmte mich einfach nur. Sie tat mir wirklich gut und half mir, mich und mein verwirrtes Inneres zu beruhigen. Nachdem ich sie über meine tolle Strafe einweihte, versprach sie mir, so viel Freizeit wie möglich mit mir zu verbringen, damit ich nicht allein war. So sehr ich sie liebte -denn ja, dessen war ich mir mittlerweile sehr sicher- aber nach dem Krankenhaus würde ich mich lieber in ein Mauseloch verkriechen und allein sein. Allein mit mir und meinem Selbstmitleid über meine Dummheit…
 

Ja, ich war sauer auf Mapa und Dad. Wobei ich davon ausging, dass die Idee von Mapa kam und Dad nur mitzog. Er beugte sich ihm meistens und auch das machte mich im Moment wütend. Ich fühlte mich allein, im Stich gelassen und abgeschoben.

Aber ich konnte sie auch verstehen, konnte ihr Handeln nachvollziehen. Und vor allem war ich wirklich sauer auf mich. Und das Schlimmste war, dass ich diese Wut und Traurigkeit nicht loswurde. Ich hatte mir an jenem Abend etwas zerstört. Ich musste das heimische Nest verlassen, musste raus aus dem kleinen Zoo. Und hinein in ein Haus der Leere.
 

Mapa und Dad besuchten mich, sooft sie konnten. Und obwohl sie wieder etwas entspannter wirkten, hatte ich das Gefühl, dass sich vor allem zwischen mir und Mapa so etwas wie eine unsichtbare Trennwand aufgebaut hatte. Ich wusste nicht, warum. Wir gingen trotz dass wir uns umarmten und dergleichen auf Abstand. Vielleicht nicht körperlich. Aber mental. Oder wie auch immer man das bezeichnen wollte..

Wenn sie mich besuchten, erzählten sie mir von dem Haus. Mapa erzählte, wie schön es sei und Dad meinte, er begann langsam meine Sachen dort hin zu schaffen. Denn ja, sie hatten meine Sachen bereits angefangen zu packen.
 

~*~
 

Irgendwann war der Tag gekommen. Meine Entlassung stand kurz bevor. Enttäuscht stellte ich fest, dass Doktor Yoshi 2 nicht im Dienst war. Er hatte mich ab und an besucht, obwohl er eigentlich bei der Geburtenabteilung zuständig war. So aber entließ mich ein anderer Arzt nach einer letzten Untersuchung. Meine Rippen waren wieder fast heil, mein Arm hing in einer Schlaufe und die Kratzer kümmerten mich sowieso nicht. Mein Bein war noch immer blau oder eher bläulich…ich musste wirklich dumm gelandet sein. Aber egal, es schmerzte nicht mehr wie noch zu Beginn.
 

„Na Großer. Bereit?“

„Für meine Zwangsabschiebung?“

„Shinji.“, Mapa verdrehte die Augen. „Du sollst dir meinen Sarkasmus nicht noch aneignen.“

„Pech für dich, der ist dummerweise vererbt.“

„Autsch…~“, meinte Dad mit einem Grinsen und schmiss meine Tasche in den Wagen.

„Ach was. Das legt sich wieder.“

„Oh nein, das wird jetzt dauerhaft. Du hast es selbst heraufbeschworen!“

„Tja, wie gut, dass ich es ja jetzt nicht mehr 24 Stunden am Tag aushalten muss.“

Geschockt sah ich ihn an. Dann verengten sich meine Augen zu schlitzen. „Du…bist…gerade echt widerlich…“, murmelte ich und stieg in den Wagen, knallte dabei lautstark die Tür zu. Da war er. Der wohl schlimmste Streit in meinem Leben mit meinen Eltern. Ich hatte mir immer nicht vorstellen können, wie Nabu von seinen Eltern rausgeworfen werden konnte.. Tja, so schnell konnte es gehen.
 

„Entschuldige…ich…es ist noch etwas viel…“, Michio atmete tief durch und strich sich durch die Haare, als er saß. Dad setzte sich ans Steuer und fuhr los. Ich jedoch sah böse zum Beifahrersitz.

„Ach, was du nicht sagst. Dein Leben ändert sich sicher auch gerade um 100%, denn du stehst ja ganz allein auf einmal da.“

„Shinji!“, wütend sah er zu mir hinter, „Denkst du, das fällt mir leicht?! Denkst du, ich traf diese Entscheidung gern?! DENKST DU DAS?! Weißt du wie sehr ich darüber nachgedacht habe?! Wie lange ich deshalb nachts nicht schlafen konnte?! Wie oft ich dasaß und…kurz vorm Nervenzusammenbruch..war…“, er wischte sich über die Augen und ich konnte erste Tränen erkennen. Dad schielte schon besorgt zu ihm rüber, weshalb ich mich seufzend vorbeugte. „Entschuldige Mapa…ich…es ist nur…so plötzlich…und…wirft alles über den Haufen…“

„Ich weiß…aber es ging nicht anders, Shinji. Es ging wirklich nicht mehr. Ich enge dich viel zu sehr ein. Du bist…groß, du schaffst das…“

„Ich weiß.“, ich schluckte meine Gefühle herunter und lehnte mich wieder zurück. Die restliche Fahrt herrschte Schweigen, während ich gedankenverloren aus dem Fenster blickte.
 

Irgendwann kamen wir in unser Wohngebiet, doch Dad bog anders ab als sonst. Fragend blickte ich auf und betrachtete die Straße. Eine ruhige Gegend; ich war manchmal mit Satoru hier Inliner oder Skateboard gefahren. Die Häuser waren überwiegend kleine Einfamilienhäuser und eine Hauptstraße war es auch nicht. Fast jedes Haus hier besaß einen kleinen Garten. Im vorbeifahren beobachtete ich einige ältere Leute, die darin herum werkelten. Na toll, Seniorenstraße. Aber zum Glück sah ich dann auch noch jüngere Leute. Ich wusste nicht warum, aber ich war mir sicher: Das hier war die Straße, wo ich nun fortan leben würde. Und ich behielt Recht.

Dad parkte schließlich vor einem der Häuser. Es erinnerte mich ein wenig an…ja…mein vorheriges Haus. Ich konnte mir nicht erklären warum, aber das Haus wirkte freundlich. Noch etwas leer, zumindest die Fenster, aber freundlich. Und trotzdem wusste ich nicht, ob ich mich hier jemals wohl fühlen würde.

„Das ist es.“, erklärte Mapa mir das stolz, was ich sowieso schon wusste. Unauffällig schielte ich zu ihm. Ich ging jede Wette ein, dass dieses Lächeln aufgesetzt und er im Inneren einfach nur traurig war. Schauspieler. Pah. Ich sagte nichts und ging meine Tasche aus dem Wagen holen. Gut, dass ich mit Waschmaschinen vertraut war. Bald würde ich meinen Mist selbst waschen müssen. Wenn ich das Gerät nicht vielleicht sogar heute noch anschmiss.

„Komm, ich kann gar nicht erwarten, was du zu den Zimmern sagst. Wir haben uns wirklich lange umgeschaut und hoffen, es trifft dein Geschmack. Oder, Karyu?“

„Hm. War nicht einfach, so ein Haus zu finden.“

Ach, was sie nicht sagten…mir gingen die Worte schon wieder zu einem Ohr rein und zum anderen heraus. Ich war noch dabei, das Haus zu betrachten.

„Und…es ist bereits gekauft?“

„Ja, du brauchst keine Miete zahlen. Und die Strompreise, Wasser etc. zahlen wir dir, so lange, bis du dich selbst finanzieren kannst.“

„Wie großzügig…“, nuschelte ich leise und tappte zur Tür. Mapa eilte an mir vorbei, um sich grinsend vor mich zu stellen. Irritiert sah ich ihn an.

„Hier, dein Schlüssel. Schließ auf.“

Am liebsten hätte ich die Augen verdreht, so aber nahm ich ihm das Teil ab und schloss auf. Vorsichtig schob ich die Tür auf und blickte hinein.
 

Der Flur war hell, da die Tür geradeaus aufstand und so am Ende des Raumes durch ein Fenster viel Licht einfiel. Langsam trat ich nun also ein. Meine Tasche ließ ich erst mal stehen. Als ich nach unten blickte, wurde mir fast schlecht. Da standen bereits meine alten Hausschuhe. Ich starrte sie eine Weile an, dann überwand ich mich, schlüpfte hinein und lief los. „Also hier rechts geht es in die Küche…schau.“, Mapa schob die Tür auf und ich blickte in eine Küche mit ähnlichen Geräten und Farben wie von..ja, früher eben. Ich wusste nicht recht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Es erinnerte mich sehr an Mapas und Dads Haus- das gab einem ein beruhigendes Gefühl. Gleichzeitig bekam man jedoch auch Lust, loszuschreien: ‚So schön es hier ist, das ist NICHT mein zuhause!‘ oder so ähnlich.

„Aha…schön…“, brachte ich schließlich hervor. Wir liefen zurück in den Gang. Vor der Küche befand sich das Bad. Es war durchaus sehr geräumig gestaltet. Links befand sich eine Abstellkammer, die in einen Keller führte. Mapa hatte echt auch seine Vorlieben hier eingebracht…nicht jeder Mensch den ich kannte besaß einen Keller, aber er bestand irgendwie darauf.

Geradeaus vom Gang war das geräumige Wohnzimmer. Es war wunderschön. Meine Playstation war bereits aufgebaut vor dem Fernseher. Eine Couch, ein Tisch und ein Sessel waren ebenfalls vorhanden. Ansonsten sah es hier noch recht leer aus. Aber gut, dass sollte ich sicher selbst weitermachen…

Eine Glastür führte auf die Veranda und den kleinen Garten hinter dem Haus. Hübsch fand ich Gärten allemal, nur kümmern tat ich mich selten um so etwas. Also keine Ahnung, wie lange der hier überleben würde.
 

„Komm, lass uns ihm die obere Etage zeigen.“, fröhlich lächelnd wurde ich also höher geführt. Ich bekam mein Schlafzimmer zu Gesicht und war überrascht. Es war ein großes Bett, außerdem stand noch ein PC in der Ecke. Meine Gitarren hatten einen extra Raum. Laut Mapa war der schallgedämpft, wie jeder Raum im Haus. Dann gab es noch ein paar weitere, leere Räume. Sie meinten, darüber konnte ich dann frei verfügen, umräumen, wie mir eben danach war. Und einen Dachboden gab es sogar auch. Den konnte ich also auch nutzen.
 

„Und, was sagst du? Ist doch schön groß, oder?“

„Ja, es…ist wirklich sehr groß…“

„Keine Sorge. Spätestens, wenn du dein Zeug weiter ausgepackt hast aus dem restlichen Kartons und dir noch was dazu gekauft hast, dann wird es nicht mehr so groß wirken.“

Ich glaubte ihm zwar nicht, aber was soll’s. Meiner Meinung nach konnte ich das ganze Haus vollstellen, trotzdem würde es groß und einsam auf mich wirken. Es war sowieso größer als typische japanische Häuser; für die meisten Leute wahrscheinlich unbezahlbar und purer Luxus und trotzdem…wollte ich es nicht wirklich.
 

Dad ging in die Küche und machte uns Kaffee. Ich nahm mit Mapa im Wohnzimmer Platz. Er musterte mich besorgt. „Meinst du, du wirst dich hier wohlfühlen?“

„Ich…weiß es nicht.“, gestand ich ehrlich. „Mir wäre es lieber, wenn Hana oder so noch hier wohnen würde.“

Mapa lächelte schief, ehe er den Kopf schüttelte. „Das wäre dasselbe wie mit mir. Sie bemuttert dich zu sehr. Wir können nicht aus unserer Haut, so sehr wir es auch versuchen. Karyu auch nicht, von daher…du schaffst das schon. Du hast immerhin noch Lovelie.“

„Sie ist 16, Dad. Und trotz dass sie tolle Eltern hat, behüten sie sie ganz gut. Ich möchte sie ihnen nicht wegnehmen, indem sie ständig mit hier herum hängt.“

„Hm…deine Entscheidung. Aber gut, du wirst das schon schaffen.“

Mein Blick wanderte zu Dad, der mit den Tassen wiederkam. Ich dankte ihm kurz und betrachtete meine braune Brühe. Du, du, du. Immer hieß es, ich würde es schon schaffen. Woher nahmen sie diese Zuversicht? Ich hatte sie nicht.
 

Schweigend trank ich meinen Kaffee mit meinen Eltern. Ich fragte mich still, wo mein Leben hin war. Ich konnte nicht mehr lachen, ich konnte es nicht mehr genießen. Und meine Beziehung zu meinen Eltern war erst einmal dahin. Zumindest sah ich das jetzt schon, wir hatten uns ja nicht mal mehr was zu sagen. Kami-sama, wie hatte ich nur so dumm sein können..! Ich war sauer auf mich, mein Motorrad, den dummen LKW Fahrer, die blöde Mauer und alle anderen, die da um der Zeit auf der Straße waren. Hätte Mapa es sonst nie mitbekommen? Selbst wenn…wenn ich heil zuhause angekommen wäre, wäre das was anderes gewesen. Er hätte gemeckert, aber dann wäre gut gewesen. So aber war ich mit der ganzen Hauswand, nicht mal mehr nur mit der Tür, ins Haus gefallen.
 

„Ich denke, wir gehen für heute, Shinji.“

„Wollt ihr nicht vielleicht doch hier übernachten?“, versuchte ich es ein letztes Mal mit einem unsicheren Lächeln. Beide lächelten schief, dann aber nahm Dad mich in den Arm. „Versuch es mal ohne uns. Das ist wie Klassenfahrt, Shin.“

„Eben nicht, da war ich nie zu 100% allein. Da war immer jemand um mich herum.“

Mapa neigte nachdenklich den Kopf. „Es ist mehr die Angst, allein zu sein als das du Angst hättest, mal ohne uns zu sein, oder?“

„Ich…ich kann nicht allein sein, ich geh da kaputt, Mapa..! Und naja…so ist das nicht…ich will einfach nur zurück. In meinen Alltag. Bis ich selbst irgendwann entscheiden kann, wann ich gehe.“

Mapa seufzte schwer. „Ich habe dich wirklich zu sehr an mich gebunden.“

Dad ließ mich los, stattdessen umarmte mich nun Mapa. „Shinji, du magst uns oder vor allem mich jetzt erst einmal hassen….“

„Tu ich nicht.“

„Aber du bist wütend. Und das ist okay. Wir sind beide wütend aufeinander. Aber so…schaffen wir es, uns irgendwann verzeihen zu können. Glaub mir Shinji, wir schaffen das.“

„Reicht es nicht, wenn ihr mal wieder auf ne lange Tour geht?“

Traurig lächelnd schüttelte er den Kopf. „Nein, ich denke nicht.“

Ich seufzte und senkte den Blick. „Darf…darf ich irgendwann wieder zurück kommen..?“

„So wie bisher nicht…das ist jetzt dein Haus, kümmer dich darum. Aber wir lieben dich, du bist unser Sohn. Du kannst also immer zu uns kommen und auch von mir aus mal bei uns mit im Bett schlafen.“

„Hm…danke.“, flüsterte ich erstickt und schluckte. Michio löste sich von mir und nickte leicht. Wie sehr vermisste ich gerade die Zicke. Die, die mit mir schimpfte und herumbockte. Stattdessen war sie jetzt ruhig, traurig, aber entschlossen. Vielleicht wurden ja auch Ziegen älter.
 

„Shin, ich liebe dich. Hab eine schöne erste Nacht in deinem eigenen Heim und morgen kannst du ja gern mal vorbei kommen…oder anrufen. Oder auch nicht, wie du willst.“

„O-okay…“

Dad fasste mir an die Schulter und drückte sie. „Ich liebe dich auch mein Sohn. Und denk immer daran: Du hast zwar Mist gebaut aber trotzdem bin ich immer stolz auf dich. Sieh das hier als Geschenk, nicht als Strafe, dann wird die Zeit hier vielleicht besser.“

Ich nickte nur und brachte sie zur Tür. Wie in Trance sah ich zu, wie sie zum Wagen gingen, mir wanken und dann langsam fortfuhren. Lange blickte ich ihnen nach, dann schloss ich die Tür. Langsam ließ ich mich auf den Boden sinken, strich mir über das Gesicht und vergrub die Hände in den Haaren. Seufzend schloss ich die Augen. Ich hatte das Gefühl, dass mich alles erdrücken würde. Mir wuchs alles über den Kopf, viel zu schnell, von einem Moment zum nächsten. Ich konnte regelrecht spüren, wie alles über mir hereinbrach. Panisch öffnete ich die Augen und atmete tief durch. Ich durfte jetzt nicht aufgeben oder durchdrehen!

Und dann erhob ich mich.

Langsam sah ich mich im Flur um.

Das war es also, mein leeres, eigenes Haus.
 


 

~~**~~
 


 

Hier nun das nächste Kapitel, um euch nicht zu arg auf die Folter zu spannen ;)

Manch einer möge nun denken, was hat Shinji denn, ist doch keine Strafe...aber für ihn, der immer Menschen um sich hatte kann es kaum etwas schlimmeres geben. Das wollte ich nur nochmal erwähnen. Der Titel steht für das, was ich in diesen und dem letzten Kapitel begonnen habe: Es läutet einiges an Änderungen ein, seid also weiter gespannt.
 

Vielen liebsten Dank an:
 

@Lucel: Mis Eltern sind ja auch total cool 8D Ich persönlich liebe sie als Caraktere hier sehr^^ Aber hm...was für Theorien hast du denn mit Satoru..?~
 

@Sixty69Nine: Ob das so geil wäre xD" Aber ich würde es Michio zutrauen uû *nick*
 

@Toffelchan: Kann ich mir vorstellen! Jaja, die zwischenkapitel...ich mag sie sehr, aber sie bieten sich nicht immer an, leider. Dafür hab ich für die ganzen Nebencharas noch eine schöne Idee, mal sehen^^
 


 

Bis bald!
 


 

~~**~~

29. - Reden- die beste Medizin?

29. - Reden- die beste Medizin?
 

Shinji sucht nach Hilfe
 

Die erste Nacht in meinem neuen Haus war grausam gewesen. Ich hatte stundenlang wach gesessen auf meinem Bett und die Uhr, die früher schon in meinem Zimmer gehangen hatte, angestarrt. Dann hatte ich überlegt, was Mapa und Dad wohl gerade taten. Okay, 3 Uhr morgens war mir dann auch klar, dass sie schliefen. Wenigstens wer.

Ich konnte mit dem Wissen, dass ich allein in diesem riesigen Haus war, kein Auge zumachen. Mir gingen immer wieder Mapas Worte durch den Kopf und ich raufte mir die Haare. Hätten sie mir wenigstens eine Katze mitgegeben! Irgendetwas! Von mir aus auch…ein Glas mit einem Goldfisch drin… Irgendwas! Hauptsache, ich war hier nicht vollkommen allein.

Irgendwann starrte ich einfach nur noch aus dem Fenster. Mein neuer Nachbar hatte einen großen Baum, dessen Zweige ich auch im Dunkeln noch sehen konnte. Sie bewegten sich im Wind leicht hin und her. Das war mein neuer Fixierpunkt geworden. Keine Ahnung, wie lang ich darauf starrte, irgendwann gegen Morgen wurden meine Lider schwer und ich fiel seitlich auf mein Bett. Doch mehr bekam ich nicht mehr mit.
 

Weit nach Mittag wachte ich auf- mich wunderte, dass ich 1. geschlafen und 2. dann auch noch so kurz geschlafen hatte. Wie dem auch war, ich stand seufzend auf. Hinlegen war jetzt sowieso nicht mehr. Also ging ich mir einen Kaffee machen und aß etwas von dem Sushipacket, das im Kühlschrank stand. Mein Blick wanderte auch hier zur Uhr und ich begann zu überlegen. Ich musste hier raus. Aber wo sollte ich denn bitte hin? Mapa würde ich nicht den Gefallen tun, schon jetzt anzukommen, der Gedanke war mir letzte Nacht gekommen. Nein, das würde ihn sicher noch freuen. Da würde sich gleich zeigen, dass ich gar nicht allein klar kam. Und das wollte er doch nur. Ich musste also mit wem anderes reden…

Ich schnappte mir mein Handy und lief Richtung Schlafzimmer, um mir neue Sachen rauszukramen.
 

„Shinji, bist du es?“

„Hiroshi?“

„Ja~“

„Ist Sato da?“

„Nein, leider nicht. Er ist mit Nabu unterwegs. Aber wenn du willst, kannst du gern vorbeikommen. Ich und Kenji sind da.“

„Danke, das ist lieb, aber…“

„Aber du brauchst wen anderes zum reden.“, er schmunzelte. Verdammt, er durchschaute einen zu schnell. „Hast du es schon bei Lovelie probiert?“

„Das wäre mein nächster Anruf gewesen.“

„Okay, dann wünsch ich dir viel Glück. Ach, deine Eltern haben uns zum Kaffee eingeladen, soll ich ihnen etwas ausrichten?“

„Danke. Was? Nein! Ich…ich…brauch sie nicht…ich…“

„Schon okay, Shinji. Rede erst mit jemandem, den du vertraust. Und dann kannst du ja mal mit ihnen reden.“

„Danke…du durchschaust mich immer ganz schön schnell.“

„Ach, ich hab auch einen Sohn, ich weiß, wie der drauf ist.“, lachte er nur, „Wie gesagt. Ich fühle mit dir. Ich verstehe Michios Entschluss auch nicht so recht, aber naja…“

„Ich auch nicht…aber er hat Recht, wir brauchen wohl oder übel Abstand zueinander…“

„Mach dir keine Sorgen. Das wird schon wieder. Wo du im Krankenhaus lagst, hatte ich auch starke Probleme mit Satoru, weil er sich Vorwürfe gemacht hat. Deshalb zog ich mich etwas von ihm zurück…und irgendwann sprachen wir dann ganz plötzlich wieder miteinander.“

Ich lächelte schief.

„Danke, Hizumi…das ist lieb, dass du mich versuchst, aufzuheitern, aber wir brauchen wohl wirklich etwas…Zeit.“

„Ihr schafft das schon. Und wenn was ist- wir sind auch noch für dich da, ja?“

„Danke. Jetzt probier ich es aber erstmal bei Lovelie.“

„Mach das. Tschüss!“

„Tschüss.“, ich legte auf und ging mit meinen Sachen ins Bad. Während ich mir den Pulli auszog, wählte ich Lovelies Handynummer. Doch das hatte sie dummerweise ausgeschalten. Seufzend startete ich einen letzten Versuch bei ihrer Festnetznummer.
 

„Ishihara?“

„Lovelie?“

„Nein, hier ist Melody. Shinji, bist du das?“

„Ehm ja…Hallo Meli. Ist Lovelie denn da?“

„Nein, leider nicht, Süßer. Sie ist mit Jewelie shoppen gefahren.“

„Oh…und Masuyo?“

„Fußball spielen.“

„Dein Mann?“

„Arbeiten. Nur ich bin da.“, sie kicherte sanft und mir wurde warm ums Herz bei ihrer Stimme.

Nachdenklich neigte ich den Kopf. Ich bemerkte gar nicht, dass ich wohl zu lange nichts sagte, denn Melody begann besorgt: „Alles okay, Shinji? Wenn du willst, kannst du gern vorbei kommen und mir Gesellschaft leisten.“

Verwundert sah ich auf. „Naja eh….darf ich denn…?“

„Würde ich es sonst anbieten?“

„Okay, dumme Frage…hast du denn Zeit..? Ich…würde so gern reden und so…“

„Für meine Lieben habe ich immer Zeit, Shinji. Komm einfach vorbei, ich höre dir gern zu.“

Auf meinen Lippen breitete sich ein Strahlen aus. „Okay, danke! Ich dusche noch und dann…bin ich schon bei dir!“

Sie lachte erneut. „Mach das. Aber trockne dich gut ab, draußen ist es kalt.“

Ich grinste und begann, mir nebenbei schon die Socken auszuziehen. „Mach ich. Bis dann, Melody!“

„Bis dann, Shinji.“

Sie legte auf, sodass ich das Handy schnell beiseitelegen konnte und mich vollends auszog. Eilig stieg ich unter die Dusche.

Ich hatte erst mit dem Gedanken gespielt, vielleicht mit Hana zu reden. Sie hörte mir immer gut zu. Doch leider wohnte sie bei…Mapa. Naja, dann dachte ich an Satoru, Lovelie….aber mit Melody hatte ich auch jemanden erwischt, der mir zu 100% zuhören würde. Zumal sie es sicher anders sah, als z.B. Satoru. Unterdessen fragte ich mich, ob es so gut gewesen wäre, ihm meine Eindrücke zu schildern. Dann bekam er vielleicht wieder ein schlechtes Gewissen, so wie Hizumi gesagt hatte. Das wollte ich dann auch nicht. Nein, da sprach ich lieber mit Mama-san. Ich liebte diese Frau sowieso…und heute würde ich wohl das erste Mal die Gelegenheit nutzen, wie mit einer richtigen Mutter mit ihr zu sprechen. Ich stieg aus der Dusche und schickte ein Gebet zu Kami-sama, dass mir diese Frau irgendwann als Schwiegermutter zur Seite stehen würde, während ich mir meine neue Kleidung wieder anzog. Zähne putzen, Haare kämmen….

Danach machte ich mich auch schon mit dem Bus auf den Weg.
 

~*~
 

Es dauerte nicht lange, da war ich beim Ishihara-Haus. Wie sehr ich doch die Atmosphäre liebte, die von diesem Haus ausging! Konnte ich nicht hier einziehen..? Das wäre viel schöner, da war ich zumindest wieder unter anderen Tieren- hier in Form von einer Katze, einem Papagei und noch einigen anderen Tieren, die ich mir noch ausdenken musste. Hmm…Masuyo hatte etwas von einem durchgeknallten Hund, da er sich manchmal auch so dreckig machte; Jewelie…hm, wenn Lovelie eine kleine Streunerkatze war, war sie eine Rassekatze. Würde charakterlich zu ihr passen, ja. Und Mel…sie hatte etwas Wunderschönes, Erhabenes an sich. Wie ein…Schwan. Oh ja, wenn die Jungtiere hatten, sah das toll aus, wie die kleinem dem imposanten, aber liebevollen Tier nachschwammen…
 

Aber genug geträumt. Mel-chan wartete sicher schon auf mich und so flitzte ich die letzten Meter vom Tor bis vor zur Tür. Brav klingelte ich und wartete. Es dauerte nicht lang, da wurde die Tür auch schon geöffnet. Melody sah zur Tür hinaus und begann glücklich zu lächeln, als sie mich erblickte. Kein Wunder, dass Lovelies Lächeln wirkte, als würde einem die Sonne im Herz aufgehen- ihre Eltern hatten ihr nur das Beste vererbt.

„Shinji, da bist du ja schon! Ich freu mich, komm doch herein.“

„Ja ich…war eben sehr schnell.“, schmunzelte ich und tappte ihr nach. Als ich mir die Schuhe auszog, traf mich Melodys prüfender Blick. „Dein dünnes Jäckchen…und zu war es ja auch nicht…wegen deinem Arm?“, sie hob meine Jacke an und warf einen prüfenden Blick auf die Schlaufe. Ich nickte nur leicht. „Ja, das muss noch verheilen. Und so bekomme ich keine Jacke an, von daher…“

„Aber sonst kommst du allein zurecht?“

„Ja, es geht…nur Bass spielen werde ich vorerst noch nicht können und das ärgert mich am meisten, aber sonst…komme ich ganz gut zurecht damit. Ich hatte schon ein gebrochenes Bein, das war schlimmer, fand ich.“

„Na wenn du das sagst…“, überzeugt klang sie nicht so ganz, nahm mir dann aber meine Jacke ab und wartete, bis ich die Schuhe gewechselt hatte. Als ich aufsah, blickte ich in ihr gütiges Gesicht.

„Kommst du mit in die Küche? Ich habe vorhin gelesen und nebenbei einen Kuchen im Ofen gehabt, der dürfte jetzt fertig sein.“

Erstaunt sah ich sie an. „Aber doch nicht nur wegen mir?!“

Sie schmunzelte und rollte lächelnd die Augen. Aha, also doch!

„Ich mach das gern, dass weißt du doch. Außerdem mag ich, wenn dir mein Essen schmeckt, also komm!“, sanft fasste sie nach meiner Hand und nur wenig später fand ich mich in der Küche wieder.
 

Oh ja…hier roch es eindeutig schon nach etwas Leckerem aus dem Backofen. Sofort begann auch mein Magen zu knurren. Dieser Verräter!

Melody kicherte nur äußerst süß- es erinnerte mich stark an Lovelies. „Da scheint sich schon wer zu freuen. Ich hoffe, du magst Schokotorte?“

„Ich mag alles, was von dir ist.“, lachte ich nur und begann, den Tisch zu decken. Gut, dass ich mich allmählich etwas hier auskannte. Mel holte in der Zeit die Torte heraus und begann sie zu schneiden. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Dieser Geruch…lecker. Er ließ mich zumindest jetzt eine Weile all meine Sorgen vergessen.

„Setzt dich, Schatz. Und lass es dir vor allem schmecken. Ich kann dir schon einmal versprechen: Er ist sicher leckerer als das Krankenhausessen.“, zwinkernd nahm sie mir gegenüber Platz. Unweigerlich musste ich lächeln. „Also das überbietest du auf jeden Fall um Längen, selbst wenn du mir ein verbranntes Blech vorsetzen würdest.“, lachte ich nur. Dann nahm ich mir jedoch die Kuchengabel und betrachtete den Kuchen noch einmal. „Guten Appetit.“

Und nur Sekunden später hatte ich das erste Stückchen im Mund und seufzte zufrieden. Wie sehr ich Mels Koch- und Backkünste liebte! Sie konnte Gerichte zaubern…das machte meinen Eltern und Hizu sowie Tsu starke Konkurrenz. Wenn es sie nicht sogar schon lange überbot…

„Schmeckt es dir, Shinji?“

„Auf jeden Fall!“, strahlte ich sie an, „Und das hast du jetzt gemacht, wo ich im Bus saß? In der kurzen Zeit?! Oder…ach herrje, habe ich doch so lange getrödelt?“

Sie lachte nur und schluckte ihr Stück herunter, bevor sie zu sprechen begann. „Ach Shinji. Du warst nicht zu langsam. Ich…es ging nur eben sehr schnell, wenn man es einmal kann und so lang braucht der nicht zum Backen.“

„Okay…bei Gelegenheit bringst du mir den mal bei, oder?“

„Gern, wann immer du willst. Aber jetzt iss erst einmal.“

„Mach ich~“

Und so ließ ich mir das nicht zweimal sagen und schlug mir nun den Bauch voll.
 

Am Ende verputzte ich den halben Kuchen und sah Melody dafür entschuldigend an. Sie lachte nur und wank ab. „Shin, du bist so süß. Du kannst so viel essen, wie du magst. Und wenn du willst, mach ich das nächste Mal noch mehr.“

„Nein, schon okay.“, ich stand lächelnd auf und begann mit ihr abzuräumen und aufzuwaschen. Danach räumte Mel fix alles weg und wand sich wieder mir zu. „Was hältst du davon, wenn wir uns ins Wohnzimmer setzen? Ich habe auch noch Knabberzeug da.“, damit lief sie auch schon los und ich folgte ihr brav. Zwar war ich noch satt vom Kuchen, aber Knabbereien…die gingen immer.

Im Wohnzimmer holte Mel auch schon eine Tüte aus dem Schrank, schüttete sie in eine Schale um und setzte sich auf die Couch. Lächelnd hielt sie mir das Ganze hin. Ich begann zu grinsen. Irgendwie…alterte diese ganze Familie hier weder vom Aussehen, noch von ihrer Art her!

„Danke.“, ich ließ mich zu ihr fallen und griff einmal beherzt zu. Mel lächelte nur und knabberte an einem kleineren Keks. So saßen wir eine ganze Weile beisammen und schwiegen. Doch ich empfand es nicht als schlimm.

Nicht, bis sie mich ansprach. „Wie…geht es dir momentan, Shinji..?“
 

Ich spürte meine Ängste zurückkehren und musste schlucken. „Ehm…naja…wie soll es mir gehen..“

„Du warst gestern das erste Mal in dem Haus, oder?“

Ich nickte nur. Ihre sanfte, liebevoll Art hinderte mich daran, durchzudrehen.

„Es..war schrecklich…“, erklärte ich leise und senkte den Blick.

„Ist es denn so hässlich..?“

„Das nicht, nein…“, ich seufzte und strich mir durch die Haare, „Es ist richtig schön groß und geräumig, nur….eben viel zu groß für eine einzige Person.“

„Oh.“

„Mel-chan, ich…ich fühle mich richtig unwohl dort…das ist für mich kein Zuhause..! Ich..obwohl es so riesig ist, habe ich das Gefühl, dass es mich erdrückt. Ich kann dort nicht leben. Ich will dort nicht leben…“, brach es dann plötzlich aus mir heraus.

„Schhht…ganz ruhig.“, sie stellte die Schüssel weg und zog mich in ihre Arme. Ich schloss meine Augen und ließ es einfach zu. Es tat so gut, von jemandem gehalten zu werden. Und mehr denn je sah ich in Melody eine zweite Mutter.

Ich biss mir auf die Unterlippe und hielt mich an ihrem Oberteil fest.

„Du brauchst keine Angst haben, Shinji. Das wird schon wieder.“

„Und wenn nicht? Mapa will mich zuhause nicht mehr haben..!“

„Er ist genauso wie du überfordert von der Situation. Er glaubt, vorher falsch gehandelt zu haben und will das jetzt ändern, indem er euch erst einmal auf Distanz bringt.“

„Meinst du, das ist gut…?“

„Ich…ehrlich gesagt…ich weiß es nicht, Shinji.“, sie strich mir durch die Haare, „Ich und Miya hätten wahrscheinlich nie so gehandelt, aber ich kann deine Eltern auch verstehen…sei ihnen nicht böse.“

„Bin ich aber.“

„Sei es aber nicht. Denk dir immer, wie du in ihrer Situation gehandelt hättest, wenn du erfahren hättest, dein Kind liegt im Krankenhaus wegen etwas, was du hättest vermeiden können. Von daher kann ich sie etwas verstehen. Aber ich kann auch dich verstehen.“

„Es ist eine schreckliche Strafe.“

„Man kann das sehen, wie man will…du kannst es auch als etwas Gutes sehen. Wenn du später mal mit deiner Familie ein Haus brauchst…hast du gleich eins. Und schau mal, wie viel du jetzt machen kannst, ohne jemand anderen zu stören.“

Ich lächelte nur schief. „Am liebsten würde ich bei euch mit einziehen…hier ist immer so viel Liebe im Haus.“

Sie lächelte mich an und küsste meine Stirn. „Ach Shinji. Wir würden dich auch gern nehmen, aber wir haben keinen Platz mehr, tut mir leid, mein Liebling.“

„Ist schon okay, ich will euch nicht zur Last fallen. Aber wenn ihr mal nicht mehr genug Platz habt…könnt ihr jetzt ja gern zu mir.“

Sie lächelte leicht. „Danke. Aber wer weiß…vielleicht zieht Lovelie ja eines Tages mit zu dir?“

„Meinst du?“

„Wenn es so verläuft wie bisher? Ihr führt eine sehr harmonische Beziehung, oder?“

„Naja…ja..“, ich kratzte mir verlegen am Kopf, „Vielleicht, weil ich sie wirklich liebe. Sie ist das erste Mädchen, für das ich so empfinde. Damals, als ich jünger war…das war eher Neugier…aber jemand wie Lovelie ist mir nie zuvor begegnet.“

„Sie hat sich wundervoll entwickelt…und wie wir es wollten, ist sie ein Mensch voller Liebe geworden. Wir sind sehr stolz auf sie. Und ich denke, ihre Gefühle stehen deinen in nichts nach.“

„Und du bist nicht ab und an…sauer auf mich?“

„Warum sollte ich?“

„Naja…sie ist deine Älteste und nun…hat sie einen Freund…“

„Ach Shinji.“, sie musste lachen. „Du bist echt süß. Warum sollte mich das stören? Ich habe schon einmal gesagt, sie weiß selbst, was sie tut. Und ich denke, ich brauche mir bei dir keine Sorgen machen. Ihr Jungs seid alle drei schwer in Ordnung. Ihr seht Lovelie als gleichberechtigt an- dass ist das, was sie immer gesucht hat. Als kleines Rockergirl hatte sie es ab und an nicht einfach, wenn sich Mädchen in dem Alter sonst für andere Sachen interessieren.“

„Hm, stimmt…aber ich werde sie wirklich weiter gut behüten.“

„Das glaube ich dir. Ich vertrau dir.“

Überrascht sah ich sie an und wurde etwas rot. „Ehm…danke…“, stammelte ich leise und wurde erneut lachend geknuddelt.
 

„Melody…?“, fragte ich schließlich unsicher.

„Ja?“

„Ehm…du wärst wirklich eine tolle Schwiegermama.“

Überrascht blickte sie mich an, ehe mich ein Blick der Güte und Liebe traf. Irgendwann würde ich noch einen Herzinfarkt erleiden, so toll war sie.

„Vielen Dank. Du wärst auch ein perfekter Schwiegersohn. Also schau, dass das mit Love weiter gut läuft..!“, lachte sie.

„Auf jeden Fall! Wir…sind zwar noch ganz am Anfang und momentan ist vieles noch mehr wie in unserer Freundschaft zuvor…aber…ich wäre glücklich, wenn es so bleibt. Und sie dann eines Tages vielleicht zu mir zieht…“

„Die Zeit wird es zeigen, Shinji. Aber nimm es doch einfach als Motivation. Geh in dein Haus und stell dir vor: ‚Eines Tages wird mein Liebling hier mit mir leben‘. Glaub mir, so schwer wird das nach Hause gehen irgendwann nicht mehr.“

„Naja, ob das klappt…“

„Wird es. Dein Schmerz hier drinnen muss nur erst einmal heilen.“, sie tippte mir gegen mein Herz. „Eines Tages wirst du dich auch wieder mit deinen Eltern vertragen. Vielleicht…ist jetzt nur erst einmal die Zeit für deine Band gekommen?“

„Das…das kann sein..! Mensch Melody, warum weißt du so viel? Als hättest du sowas selbst schon durch.“

Sie lächelte nur sanft. „Gesunde Menschenkenntnis, Shinji.“

„Ich glaub es auch…“, schmunzelte ich nur und nahm mir wieder was zu knabbern und ließ meine Gedanken etwas schweifen. Was Lovelie jetzt wohl machte? Oder…meine Eltern..?

„Shin, alles in Ordnung? Du siehst blass aus.“

„Nein, nein, schon okay.“, meinte ich sofort und wank ab.

„Mir…geht’s gut…sofern man das sagen kann…“ Ich musste seufzen. Langsam sah ich wieder zu ihr.

„Mel, denkst du, ich bin zu…weich? Oder zu anhänglich..?“

„Wie meinst du das?“

„Naja, keiner in meinem Alter würde seinen Eltern so nachtrauern.“

„Das ist, weil du es nicht anders kennst, Shinji. Deine Erziehung war eben anders als die anderer Kinder. Deine Eltern haben dich gut behütet, das ist nichts Falsches… nur eben bist du jetzt gerade mit der neu gewonnenen Freiheit überfordert, das ist normal.“

„Freiheit, sagst du?“

„Ja. Sieh es als Freiheit an und mach das Beste daraus.“

„Hmm…im Moment ist mir nicht danach…im Moment könnte ich mich wirklich nur verkriechen… ich sehne mich nach einem Gespräch mit Mapa und dessen Umarmung.“

„Hast du versucht, mit ihm zu reden?“

„Nein…ich will nicht schon jetzt bei ihm antanzen. Ich will ihm beweisen, dass ich es trotzdem schaffe.“

„Das ist doch schonmal etwas.“

„Hm…trotzdem…“

„Also ich könnte dir mit einer Umarmung von mir dienen.“

„Meinst du nicht, dass das-“

„Es ist sicher nicht kindisch oder schwach, nein Shinji. Ihr Männer tut nur immer viel zu stark. Das ist bei Miya genauso. Es gibt Tage, da fühlt er sich so wie du jetzt und dann nehme ich ihn auch stundenlang einfach nur in den Arm. Manchmal braucht man diese Geborgenheit einfach. Und wenn deine Familie dir diese jetzt nicht geben kann oder will, bin ich immer für dich da.“, sie streckte die Arme nach mir aus, sodass ich lächeln musste. Dann rutschte ich näher und kuschelte mich einfach nur an und fühlte mich ein letztes Mal wie ein kleiner Junge.
 

~*~
 

Zero zermartert sich das Hirn
 

Hustend und Nase schnäuzend lief ich die letzten Treppenstufen hinauf. So weit war es also gekommen. Ich bekam Fieber und mir war kalt und ich war mir zu 99,9% sicher, dass ich mir nichts eingefangen hatte. Nein, meiner Meinung nach kam das von…der ganzen Situation gerade. Ich hatte mir das mit Shinji nicht so zu Herzen nehmen wollen, aber andere Frage: Wie konnte ich es nicht? Ich war sein Mapa und er mein größtes Geschenk abgesehen von Mr. Karyu, aber der zählte jetzt mal außen vor.

Eben erwähnte Person war übrigens gerade nicht da, weil er im Studio stand und mit den anderen was abklärte. Da ich soweit mit meinem Fotoshooting fertig war und Yoshitaka Matsumura der Meinung war, ich solle so nicht vor die Tür treten, damit ich nicht noch kränker wurde, musste ich also hier bleiben. Gut, manchmal war die Ruhe vor ihm auch ganz entspannend. Aber im Moment wollte ich keine Ruhe. Ich musste reden, aber nicht mit ihm. Mit ihm hatte ich die letzten Tage und Wochen andauernd geredet. Und das immer wieder über ein und dasselbe Thema. Shinji.
 

Ich war im Moment wirklich am Ende mit meinem Latein und am Ende mit meinen Nerven und Kräften. Was der Junge mir für Angst gemacht hatte! Als der Anruf kam, dass er im Krankenhaus liege, sind wir sofort los. Als wir dann aber auch die näheren Umstände erfuhren, zerbrach etwas in mir. Klar war ich sauer auf ihn. Aber irgendwo…gab ich auch mir die Schuld. Ich hatte ihm immer wieder gesagt, er solle nicht damit fahren. Warum hatte er es dann doch getan? Ich sah mich mit einem großen ‚Versager‘-Schild in der Ecke stehen. Es war mir furchtbar peinlich im Krankenhaus gewesen. Den Ärzten, und der Polizei gegenüber. Natürlich war ich glücklich, dass er keine bleibenden Schäden behielt und dass niemand ins Gefängnis musste, aber trotzdem… ich hatte versagt in meinen Augen. Und so konnte ich nicht weiterleben. Nicht so wie bisher. Nach dem Motto Shinji bekommt einmal kräftig Mecker und dann war gut. Nein, es ging einfach nicht. Und so entschied ich mich zusammen mit Karyu für diesen Weg. Es fiel ihm genauso schwer. Äußerlich fiel es ihm wohl noch schwerer, aber innerlich…fühlte ich genauso. Auch wenn ich es nicht nach außen so zeigte.
 

Erst jetzt, im Nachhinein, fiel einem auf, wie leer das Haus war. Mir fehlte Shinjis Lachen, sein Schlurfen, wenn er k.o. abends nach Hause kam oder sein ständiges ‚Ja, Mapa~‘ womit er mir auf meine Worte hin immer in den Ohren gelegen hatte.

Seufzend lief ich den Gang entlang und putzte mir noch einmal die Nase. Ich war übermüdet und mir tat alles weh. Ich konnte schon lange nicht mehr richtig schlafen. Nachts schrak ich manchmal auf und begann zu zittern. Ich hatte Alpträume, die damit endeten, dass Shinji mir sagte, dass er mich hasste.

Langsam tappte ich auf Shinjis ehemalige Zimmer zu- jetzt wohnte Hana darin. Elende Hexe. Andererseits vielleicht auch besser so. Da kam ich wenigstens nicht in ein völlig leeres Zimmer.

Ich klopfte leise an und wartete.

„Komm rein, Michio.“

„Woher willst du wissen, dass ich es bin? Hätte auch Karyu sein können?“, maulte ich und trat ein. Sie grinste nur zu mir herauf aus ihrem Stuhl, wo sie saß und las. „Karyu kommt nicht so schnell zurück. Außerdem schlurfst du schon seit einigen Tagen so seltsam, dass man dich von Weitem wahrnimmt. Auch ein Tauber könnte das noch.“

„Pass nur auf!“, zischte ich und setzte mich auf ihr Bett, seufzte jedoch.

Sie betrachtete mich und meinte schließlich: „Ach Michio. Was ist denn so schlimm, dass du sogar schon bei mir Rat suchen kommst?“

Entrüstet sah ich sie an. „Bild dir darauf ja nichts ein..! Das ist nur…weil Karyu nicht da ist..!“

„Wenn es so wichtig wäre, dann wärst du sofort zu ihm gefahren.“

„Er hat es mir verboten.“

„Als wenn du dich um sowas scherst. Dann kann es ja nicht sonderlich wichtig sein.“

„Naja…“, arg, sie war so fies!

„Erzähl, ich höre dir zu.“

Nervös faltete ich meine Hände ineinander und ließ den Kopf schließlich seufzend in den Nacken kippen.

„Ich weiß einfach nicht, ob…ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe…du weißt schon, in welchem Bezug..“

„Und jetzt suchst du eine Antwort darauf?“

„Naja…ja..“

„Es gibt kein richtig und kein falsch, Michio.“, sie blickte mich ernst an. „Man handelt entweder zu seinem eigenen Vorteil, oder zum Vorteil eines anderen. Ob das dann wirklich der eigene Vorteil bleibt beziehungsweise der des anderen, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Es kann sich auch immer noch einmal alles ändern. Da kann der Vorteil, den man jemandem anderen lässt, zum eigenen werden und umgekehrt.“

Blinzelnd sah ich sie an. „Und…was soll mir das jetzt sagen..?“

„Es wird sich noch zeigen, was bei deiner Entscheidung herauskommt. Fakt ist, es gibt kein richtig oder falsch. Gerade was…Erziehungsfragen anbelangt, handelt heutzutage jeder anders.“

„Ja aber…war das ungerecht, was ich getan habe? Oder berechtigt? Was…wie hättest du gehandelt?“

Aus unerklärlichen Gründen musste sie leise auflachen. Ich kam mir nun doch etwas veralbert vor.

„Schätzchen, mir alten Frau so eine Frage zu stellen. Das hättest du vor…ja einiges an Jahren stellen können, aber nicht mehr jetzt. Sagen wir es so…du willst wirklich meine Meinung wissen? Ungeschönt und ehrlich?“

„Ja…“

„Also gut. Ich bin dir ein wenig sauer darüber, wie du mit Shinji umgegangen bist, weil ich ihn sehr, sehr gern habe. Er ist wie ein Enkel für mich. Jedoch…kann ich nachvollziehen, dass du sauer auf ihn bist.“

„Also habe ich doch falsch gehandelt, ich wusste es…“

„Nein nein, Michi. Überleg noch einmal: Wie hast du dich in der Zeit gefühlt? Wie fühlst du dich jetzt? Warum hast du so entschieden, was waren deine Gründe? Und hast du dich auch versucht in Shinji und Karyu zu versetzen?“

Aufmerksam betrachtete ich sie, ehe mein Blick wieder auf meine Hände wanderte und ich in Gedanken versank.

„Als…ich von dem Unfall erfuhr, fühlte ich mich schlecht…aber dann, als ich die ganze Wahrheit erfuhr, war ich auf ihn sauer…und auf mich. Ich fühlte mich als Versager…das Gefühl, dass etwas in mir zerbricht, kam auf. Ich…ich hatte das Gefühl, dass es so einfach nicht weitergehen kann. Ich…ich brauchte für mich eine Veränderung, um das, was für mich kaputt gegangen ist, wieder zurechtzurücken. Aber…im Grunde war das egoistisch. Natürlich habe ich an Shinji gedacht…und an Karyu…ich habe mit beiden geredet und sie wollten es genauso wenig wie ich, aber…ich glaube, nicht nur ich brauche diesen Abstand. Ich…ich will Shinji eines Tages wieder ganz in den Arm nehmen können, ohne ständig daran denken zu müssen…und im Moment…denke ich, ich sollte mich wieder mehr um Karyu und die Arbeit kümmern..“

Sie nickte. „Du hast sich in sie herein versetzt und dir sicher auch vorgestellt, wie es dir an Shinjis Stelle ergehen würde. Aber du hast trotzdem so entschieden mit dem Bewusstsein, so könnt ihr eure Beziehung als Sohn und Mutter-Vater-was auch immer wieder aufbauen. Und du hast für dich diesen Abstand entschieden. Dass Shinji es jetzt erst einmal nicht möchte, ist klar. Es ist ungewohnt für ihn und er fühlt sich einsam. Jedoch glaube ich, dass zumindest zwischen euch jetzt wirklich etwas Abstand gebraucht wird.“

„Meinst du…er ist mir deshalb lange sauer…?“

„Ein wenig wird er es noch sein, ja…aber er wird auch wieder glücklich und wird sich jetzt dort, in dem Haus, etwas Neues aufbauen. Er wird lernen, selbstständiger zu werden und sieh es so- wie du hat er jetzt Zeit für Freunde und Beruf.“

„Hm…also…werden wir uns irgendwann wieder vertragen…?“

„Die Zeit wird es zeigen.“

Ich plusterte die Wangen auf. „Du kannst doch in die Zukunft schauen!“

„Heißt das, dass ich dir deshalb alles gleich sagen werde? Michio, lass dich überraschen. Ich will die Zukunft nicht ändern, indem ich dir etwas sage und du dann vielleicht noch austickst oder vor Freude was Dummes anstellst oder was auch immer.“

„Ach man…“

„Nein, Frau immer noch. Und jetzt geh runter von meinem Bett, du Bazillenschleuder. Komm, wir gehen in die Küche, ich mach dir erst einmal einen Tee. Das kann ja keiner mit ansehen.“, murmelnd stand sie auf und lief zur Tür. Ich murrte unzufrieden und folgte ihr. So sehr ich sie nicht leiden konnte- irgendwo…war sie dann ja doch…zu etwas Gut. Man konnte mit ihr ganz gut über so etwas reden. Sie war…neutral. Und das schätzte ich zugegeben dann doch irgendwo. Doch jetzt würde ich der alten Krähe erst einmal in die Küche folgen und sie dabei schön vollhusten…
 


 

~~**~~
 


 

Danke für eure lieben Kommentare:
 

@Lucel: Schön zu hören, wenn es für dich nachvollziehbar war^^ Verkupplungstheorien...oh je xD
 

@suzaku_yume: Eine ganz andere Seite von Zero, die sich da zeigt, hm? Und ja, ich hätte wohl auch gefragt, wenn ich er wäre :)
 

@Sixty69Nine: Naja...Irgendwann ist eine Grenze erreicht, an der man nicht mehr kann. Und bei Michio ist die gerade gekommen. Er wusste sich nicht anders zu helfen.
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

30. - Sonnenstrand und Koffer

30. - Sonnenstrand und Koffer
 

Shinji ist froh, von seinem Haus wegzukommen
 

Als Kato uns bei einem nachmittäglichen Treffen erzählte, dass wir für ein Video und Photoshoot zum Strand fahren könnten, hätte ich ihn dafür knutschen können. Natürlich stimmte ich sofort zu! Die anderen waren auch mit etwas Überzeugung (in meinem Fall durch meinen Welpenblick) dabei. Denn ich sah das Ganze von zwei Seiten: Erstens wären das mal andere Fotos als die aus den Studios, hoffte ich. Und ein solcher Film würde zu unserem neuen ruhigeren, aber schönem Song ‚hello day‘ super passen. Und zweitens würde ich dann endlich mal von diesem gottverdammten Haus wegkommen, denn Kato plante, uns mehrere Tage mitzunehmen. Zwar waren es nur vier, da wir alle nicht länger freigestellt wurden bzw. Nabu Urlaub bekam, aber hey, besser als nichts!

Mit der Band lief es ganz gut. Also berühmt waren wir nun noch nicht soo sehr, aber wir hatten schon eine eigene Autogrammstunde zur Werbung für unsere CD gehabt. Und da waren mehr Fans gekommen, als ich gedacht hätte. Das meiste waren Mädchen und wie sie sich verhielten, war echt zu süß… Trotzdem blieb ich meiner Lovelie treu. Auch wenn das zwischen uns irgendwie alles noch recht freundschaftlich war. Abgesehen von den ein oder anderen romantischen Momenten. Ab und an kam sie mit zu mir und dann saßen wir stundenlang vor dem Fernseher, kuschelten und küssten uns ein wenig. Recht harmlos, aber ich liebte solche Momente mit ihr. Umso unglücklicher war ich jedes Mal, wenn sie wieder ging und mein Haus wieder leise und leblos wirkte. Sie brachte das Leben mit sich und wenn sie ging, war alles wieder tot. Zumindest fühlte es sich dann immer so an…

Aber an das Haus wollte ich jetzt lieber nicht denken. Und so kreisten meine Gedanken wieder um die Band. Erst jetzt das Wochenende vor zwei Wochen waren wir als kleine Vorgruppe für Scael force aufgetreten. Das war wundervoll gewesen! Es machte riesen Spaß auf der Bühne und die Fans von ihnen hatten uns ganz gut angenommen. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen bei dem Gedanken daran.
 

Mein Blick wanderte zum Busfenster. Bald war es soweit! Bald waren wir da! Mein sehnsüchtig erwarteter Meeres- und Strandausflug war gekommen und so waren wir gerade mit dem Bus auf dem Weg dorthin. Neugierig blickte ich mich um. Nabu saß ganz hinten und hörte lautstark über Kopfhörer Musik, Satoru machte irgendein Rätsel in einer Zeitung und Lovelie tippte auf ihrem Handy herum.

Ich rutschte kurz zu meiner Freundin -bei diesem Wort kribbelte in mir noch immer alles- und küsste ihre Wange, bevor ich sie noch etwas in Ruhe ließ. Wenn sie mit ihrem Dad schrieb, wollte ich sie nicht nerven. Zwischen den beiden bestand so ein besonderes Band und wenn er mal Zeit hatte, mit ihr zu schreiben, wollte ich wirklich nicht stören. Also nervte ich lieber Satoru. Denn bei Nabu war mir das Risiko schon jetzt zu ertauben einfach viel zu hoch.

„Ach schau an, der Shinji. Du hast wohl Langweile?“, fragte die Eule ruhig, ohne den Blick von dem Heft zu lösen. Ich zog nur eine Schnute. „Jetzt bin ich mal unter Menschen und trotzdem hat keiner Zeit für mich.“, jammerte ich mein Elend hinaus in die Welt.

Nun sah er doch langsam auf und- mich traf ein äußerst liebevoller Blick. Erschrocken sah ich für einen Moment Mapa vor meinem geistigen Auge, bevor es dann doch wieder Satoru war. Zum Glück.

„Ach Shinji. Ich dachte, du freust dich auf die Aufnahmen und…denkst mal an etwas anderes.“

Ich seufzte und rutschte ganz neben ihn, zog die Beine hoch auf den Sitz. „Ja natürlich habe ich mich gefreut. Und tu es auch noch immer! Aber…irgendwann geht es dann ja auch wieder zurück und dann…naja.“

„Ach Shin. Ich glaube, ich sollte mal wieder bei dir übernachten. Sonst kann ich abends ebenfalls nicht schlafen, wenn ich weiß, dass du Chaoskopf im Bett liegst und nur an deine Einsamkeit denkst, statt mal wieder richtig zu schlafen.“

„Hmm…meinst du?“

„Klar. So wie früher sollten wir mal wieder einen Spieleabend machen. Einfach nur zocken, oder was denkst du?“

„Klingt…nicht schlecht, ja.“

„Gut, dann besprechen wir das jetzt die Tage noch einmal. Ich kann ja auch unter der Woche kommen, dann gehe ich eben morgens mit dir zusammen zur Uni.“

„Und Hizumi und Tsu…?“

„Was soll mit denen sein? Die wären die Letzten, die das stört. Außerdem sind sie eh bald alle wieder unterwegs, ne?“

„Hm, na gut! Dann machen wir es so.“

„Prima. Und jetzt lass mich rätseln. Nerv Nabu.“

„Da…da werde ich aber taub..!“

„Eher er als du. Ich versteh immer noch nicht, wie er sich sowas anhören kann…“

„Naja, klingt ja nicht schlecht, nur eben…viel zu laut.“

„Ich finde, dieser Sänger den er gerade hört klingt wie eine umoperierte Dramaqueen als Mann in viel zu engen Schuhen, welcher zudem gerade noch eine Ratte zertritt.“

„Welch wundervoller Vergleich. Nabu wäre sicher erfreut.“

„Er weiß, dass ich diese Band nicht leiden kann, von daher.“

Ich lachte nur und schüttelte den Kopf. Entgegen seiner Worte blieb ich dann aber sitzen und quatschte immer wieder in sein Rätselheft hinein. Einfach nur so oder Lösungstipps. Irgendwann ließ er es dann sogar seufzend zu.
 

~*~
 

Unser kleiner ‚Urlaub‘, wie ich es liebevoll fast genannt hätte, verlief sogar ganz gut. Trotzdessen, das wir von einem zum nächsten Termin jagten (Photoshoot, über Videodreh und sogar auch noch ein kleines Interview), gefiel es wirklich allen. Nabu jammerte ab und zu, dass er seine Keiko vermisse, aber sonst war Jeder bester Laune. Wir alberten am Meer herum, gingen baden, räkelten uns in der Sonne… und abends, wenn Zeit für uns war, konnte ich auch ein wenig Zeit mit Lovelie verbringen. Dann saß ich mit ihr am Strand und wir schauten dem Sonnenuntergang zu, während mein Arm locker um ihre Schulter oder Taille lag. Ach, was gab es schöneres, als solche Momente?

Ja eben. Nichts.

Doch leider gab es so etwas fieses, das hieß harte, wahre Realität. Und die kam schneller wieder, als erwartet.

Die tollen, gemeinsamen Tage im Hotel endeten und es hieß wieder: Sachen packen, es geht zurück! Seufzend und schwerfällig tat ich es. Einerseits war ich wirklich traurig, dass der kleine Urlaub hier um war…andererseits wollte ich einfach nicht mehr zurück. Denn zuhause würde sie mich wieder erwarten. Die Einsamkeit.

Gut, Mapa und Dad würden bald wieder unterwegs sein, da würde ich vielleicht öfters mal Hana besuchen…aber mittlerweile war es so, dass ich mich bei mir zuhause auch nicht mehr wohl fühlte. Ich hatte Hana besuchen wollen, als ich erschrocken feststellte, dass in dem Haus für mich wirklich kein Platz mehr war. Hana lebte nun in meinem Zimmer. So, als würde sie schon immer dort wohnen.

Natürlich war ich schrecklich wütend auf Mapa gewesen. Ich konnte mir gut denken, dass er dachte, der Hamster hielt es nicht lange ohne das wärmende Ziegenfell in der Wildnis aus! Aber andererseits…andererseits wollte ich Hana auch nicht dort rausschmeißen. Sie hatte sich mein-…ihr Zimmer schön eingerichtet. Und ich hatte sie so lieb gewonnen, dass ich nie etwas gegen sie sagen würde. Wenn dann würde ich Mapa anmotzen. Aber mit dem sprach ich im Moment sowieso erst einmal nicht mehr, von daher war es auch wieder egal.
 

Im Grunde hatte ich also gar keinen richtigen Ort mehr, an dem ich mich ‚zuhause‘ fühlte.

Mein Haus war ja schön, ich gab es ja zu. Es war nur…schrecklich einsam darin…. Ach ich wusste auch nicht! Sollte ich mir ein Haustier kaufen? Oder sollte ich Lovelie relativ schnell einen Heiratsantrag machen? Ne, das kam sicher total blöd…also doch ein Haustier? Aber was für eins? Einen echten Hamster? Katzen hat ja schon Mapa, außerdem habe ich indirekt ja selbst ein Kätzchen…einen Hund? Ne, Hunde mochte ich gar nicht soo sehr. Also…ein Aquarium? Ne, das war auch echt arm. Fische empfand ich nicht wirklich als Gesellschaftssteigernde Tiere.
 

Wieder ‚ zuhause‘ knallte ich meine Koffer in den Gang und ging den Strom anschalten. Dann würde ich jetzt wohl eine Weile der Waschmaschine zuschauen und mich langweilen, yeah.
 

~*~
 

Ein paar Tage später hatte ich auf meiner Couch gelegen und darüber gegrübelt, was ich mir noch als Haustier kaufen könnte, doch da kamen immer nur noch blödere Ideen heraus- am Ende überlegte ich sogar schon, mir ein Pony in den Hintergarten zu stellen, oh man.

Die Gedanken waren ermüdend, und so war ich irgendwann einfach eingeschlafen. Seelenruhig träumte ich ausnahmsweise mal von nichts, bis es lautstark klingelte. Ich schrak auf und rieb mir über meine ohnehin schon zu großen Augenringe. Wenn das der Postbote war, konnte er seinen Kram gern wieder mitnehmen!

Seufzend tappte ich den Flur entlang. Erneut klingelte es. „Ja man, ich komm ja schon!“, murrte ich deshalb lautstark und riss schließlich die Tür auf.

„Was ist denn verdammt nochma-“

Ich stockte, als mein bester Satoru mich angrinste.

„Bist du wieder eingeschlafen, Großer?“

„Eh…?“

„Du wirkst so. Außerdem…deine Haare~“, er musste lachen und wuschelte sie mir schließlich durch, „Entweder, du hast wirklich gerade eben noch gepennt, oder du hattest… Sex. Wenn ich jetzt noch Lovelie höre, gehe ich glaub ich lieber wieder.“

„Ww-wa-was?! N-nein, sie ist nicht hier!“

„Also hast du echt nur wieder gepennt, oh je.“, er lachte, während ich die Stirn runzelte.

„Warum so gut gelaunt?“

„Warum nicht? Jemand muss hier ja mal die Stimmung heben.“

„Hier ist doch gute Stimmung.“

„Ach Shinji.“, er legte mir eine Hand auf die Schulter und mich traf ein durchdringender Blick, „Wäre die schlechte Aura deines Hauses sichtbar, würde die schwarze Farbe schon unter den Türritzen hervorquellen.“

„Wieso schwarz?“

„Weil hierfür keine andere Farbe mehr zugelassen werden würde.“, er zwinkerte mir zu und trat dann einfach ein. Verblüfft sah ich zu, wie Sato sich aus seinen Sachen schälte. „Hast du Langweile oder so?“, kommentierte ich dies.

„Darf ich nicht einmal meinen besten Freund besuchen kommen?“

„Naja schon…“, murmelte ich leise. Jetzt erst fiel mein Blick auf die zwei kleinen Beutel, die er mit sich trug. „Was hast du da, Eule?“

„Was, das hier?“, er hielt meine Objekte der Neugier hoch. „Das ist alles Zeug, das ich zum Kochen brauche. Ich dachte, ich mach dir mal was Richtiges. Du ernährst dich seit Wochen doch nur noch von Mikrofood.“

„Gar nicht wahr. Gestern erst habe ich mir Sushi gemacht.“

„Ja, aber ich meinte eigentlich etwas Warmes zu essen. Du isst Mikrofood, Fertigkram oder selbstgemachten Kaltkram.“

„Man, bist du heute wieder lieb zu mir…“

„Ja, ne? Also los jetzt. Lass uns was kochen. Das macht sicher Spaß. Hab es letztens erst mit Tsu ausprobiert und ich denke, dass schaffen wir auch.“

„Wenn du das sagst.“

„Ach Shin. Lach doch mal. Sonst bist du doch der Aufmunterer.“

„Ja, auf Arbeit. Gerade eben befindest du dich jedoch bei mir daheim und da wird gejammert. Dieses Haus ist mein Depressionsschloss.“

Entsetzt sah er mich an und schüttelte den Kopf. „Dann müssen wir das schnellstens ändern. Los, wasch schon einmal das Gemüse. Und hier…lass ich ersteinmal ein wenig Licht herein, Himmel Shinji, ist deine Küche dunkel!“, fluchend zog er die Gardinen beiseite und machte sich daran, einfach Töpfe und Pfannen aus meinen Schränken zu wühlen. Aber bitte, sollte er nur machen. Ich gab mich geschlagen. Artig ging ich das Gemüse waschen und schneiden.
 

Und so fertigten wir beide uns also ein Abendessen. Zugegeben, es machte nach einer Weile wirklich Spaß. Zu Beginn hatte mich Sato noch damit geärgert, dass ich momentan eher meine ‚Zero-vererbte-Seite‘ heraushängen ließ. Doch mittlerweile war ich wieder ganz gut gelaunt. Satoru brachte es irgendwann fertig, dass er mir ausversehen irgendein Kraut gegen den Kopf warf und für einen Moment war ich so verdattert, dass ich anschließend nur lachen konnte. Das war wieder so typisch für uns!

Jedoch schafften wir es auch noch, unser Essen so hinzubekommen, dass es gut aussah UND schmeckte.
 

„Also…komm, gib zu, es schmeckt.“, grinste mich das eulige Federvieh auch schon an. Ich nickte mit vollen Backen. Ja, ich musste wirklich aussehen wie ein Hamster, aber egal.

„Na siehst du. Und du hast gesehen, wie leicht das geht. Das kannst du also auch öfters mal selbst machen. Und sag nicht, du hast keine Zeit. Du bist einfach nur faul.“

„Ja aber..“

„Shinji. Du vernachlässigst dich selbst im Moment wirklich sehr, ist dir das mal aufgefallen? Du isst viel zu schlecht. Ich wette, du hast auch schon abgenommen, seit du hier wohnst. Dann deine Haare…sie sehen nicht ungewaschen aus, das nicht…aber du hast sie sonst immer ein wenig gestylt. Und wenn es nur minimal mit Haargel war. Aber zurzeit schaust du so zerzaust aus. Und deine Augen…die Ringe darunter brauchen bald eine eigene Postleitzahl! Shinji…versteh mich nicht falsch, du weißt, du bist mir sehr wichtig. Aber ich mache mir große Sorgen um dich.“

Unsicher sah ich von ihm zu meinen Haaren; drehte mir eine Strähne um die Finger. „Ist…ist das wahr..? Seh ich mittlerweile schon so….schlimm aus..?“, fragte ich leise nach. Ich hatte nicht gewusst, dass es so auf andere wirkte.

„Naja, die anderen haben nichts gemerkt. Aber mir fällt so Kleinkram eben auf, ich kenne dich lange genug Shin! Bitte. Stirb nicht an Einsamkeit. Du hast eine Freundin, die dich so oft es geht einplant. Du hast uns, deine Freunde. Und du hast die Band. Da wird die Zeit hier doch nicht so schlimm sein. Die paar Stunden sind doch kein Desaster, oder?“

Ich blickte ihn unsicher an, ehe ich den Kopf schüttelte. „Du…verstehst das nicht, Satoru. Du hast noch so etwas…wie ein zuhause. Das habe ich nicht mehr. Ich fühle mich bei Mapa und Dad ehrlich gesagt nicht mehr willkommen. Und das Haus hier…es ist schön, aber viel zu groß für mich. Ich komme mir einsam und verloren vor..“

Erstaunlicherweise nickte Satoru. „Ich verstehe schon…es tut mir leid, es steht mir nicht zu, so etwas zu dir zu sagen.“

„Ist schon okay.“, wollte ich abwinken, doch er schüttelte den Kopf.

„Nein, ist es nicht! Ich sehe, wie du leidest…und ich fühle mich schlecht. Ich bin dafür verantwortlich.“

Kurz überlegte ich, ehe meine Augen sich weiteten. „Satoru! Du kannst nichts für jene Nacht! Ich bin da aufgestiegen, ich bin losgefahren und ich war so dumm. Nicht du.“

„Ich hätte dich aufhalten müssen.“

„Nein! Ich hätte gar nicht erst mit Motorrad kommen dürfen.“

„Nein Shin, hör auf! Ich habe ein schlechtes Gewissen und fertig.“

„Toll, dass macht mich aber noch mehr fertig, dass zu wissen.“

„Ich…“, er strich sich durch die Haare und atmete tief durch. Dann wurde sein Blick noch ernster als ohnehin schon und er musterte mich eindringlich.

„Shinji…was würdest du dazu sagen, wenn ich hier einziehe?“
 

Schweigen.

Dann klappte mir der Mund auf und ich starrte ihn einfach nur dumm an.

„Du…willst ernsthaft hier einziehen?“

„Ja, klar. Warum nicht?“

Erneut starrte ich ihn an, dann platzte es aus mir heraus. „Sag mal spinnst du?! Du…du willst bei mir einziehen, weil du irgendwelche Schuldgefühle hast?! Ne danke, darauf kann ich verzichten, da fühle ich mich ja nur noch schlechter.“

„Hey! Ich fühle mich schon schlecht. Und ne, nicht nur deshalb. Ich dachte mir, ich sollte vielleicht auch etwas selbstständiger werden…und so ein WG-Leben ist doch sicher lustig.“

Satoru und noch selbstständiger werden. Das ich nicht lachte. Nur weil er noch zuhause lebte… er war selbstständiger als meine Eltern ey. Aber…

„WG-Leben? Naja…“

„Keine Sorge. Wenn du mal heiratest, zieh ich sofort aus. Oder wenn du mich leid bist. Aber jetzt im Moment…gib es doch zu. Du würdest dich freuen.“

„Pah!“, ich plusterte meine Wangen auf und verschränkte die Arme. Satoru lachte nur.

„Oh oh, dem Hamster wachsen wieder die Ziegenhörner raus~“

„Und die Eule wird zum Jagdvogel. Warum bist du so scharf da drauf..?“

Alles, was ich bekam, war ein Seufzen, ein Augenrollen und schließlich ein ernster Blick.
 

„Shinji. Ich hatte nicht gewusst, dass es dich so…nerven wird. Es war lediglich ein Angebot. Nicht, weil ich mich schlecht fühle. Sondern auch, weil ich es mir für die Band und Uni recht praktisch vorstelle. Wir müssten nicht jedes Mal hin und her und naja…weiß nicht. Ich hatte mir so eine WG immer ganz cool vorgestellt. Aber wenn du nicht willst, dann ist das okay. Es war nur ein Angebot, eine Idee.“

Ich blickte ihm in die Augen und wusste, dass er es ernst meinte. Tonlos kam mir ein Seufzen über die Lippen, bevor ich etwas auf die Tischplatte starrte. Erst nach einer Weile richtete ich das Wort wieder an ihn.

„Und…wenn der Hamster seine Wolle nicht teilen will…?“, begann ich vorsichtig.

„Hm…weißt du, als Eule habe ich immer noch einen spitzen Schnabel. Vergiss also nicht, ich kann hacken. Aber wie gesagt, Shin: Es liegt bei dir.“

Ich atmete tief durch und strich mir durch die Haare. „Meinst du denn, das klappt mit uns in einem Haus?“

„Keine Sorge, das Ding ist doch groß. Wir können uns also immer zurückziehen, bevor wir uns gegenseitig auf die Nerven gehen.“

„Hmm…naja, du könntest noch ein freies Zimmer haben…“, ich neigte den Kopf, „Würdest du dann wenigstens jeden Tag kochen?~

Er lachte los, „Naja, jeden Tag nun vielleicht nicht gerade. Aber ich würde dafür sorgen, dass unser Bassist nicht bald noch abklappert. Sei also unbesorgt.“

Mein Blick wurde skeptisch, „Aber eh…nachher klingelt nicht noch Nabu und will auch noch einziehen?“

„Was? Nein~ Wenn, dann würde er mit Keiko zusammenziehen. Aber wenn sie das machen, dann in eine größere Wohnung. Und darauf sparen sie beide ja momentan. Von daher…ist er dir keine Gefahr.“

„Gut…schade, dass Love nicht darf.“

„Naja, sie ist ja auch noch jünger als wir. Wenn sie erst so alt ist wie wir jetzt, kann sie mehr entscheiden, denk ich.“

„Hm..“

„Übrigens: Wenn du mich wirklich hier haben wollen würdest: Meine Eltern bezahlen auch für Strom, etc. mit, solange wir mit der Band noch nicht soo sehr viel einnehmen.“

„Was? A-aber das musst du nicht. Das machen schon Mapa und Dad und so.“

„Quatsch. Ich will hier nicht auf deine Kosten wohnen. Wie gesagt, ich miete mich wenn schon ein.“

„Naja gut…“, es brachte eh nichts, mit Sato über sowas zu diskutieren, dass wusste ich schon lange. Er laberte einen dann immer so lange zu, bis man sein Angebot oder Geschenk annahm. Auch wenn man eigentlich gar nicht wollte.

„Also denk darüber nach. Es ist das einzige, was ich dir anbieten kann, um das Geschehene wieder gut zu machen. Und ich tu es nicht, weil ich mich schuldig fühle…sondern weil du mein bester Freund bist.“

Still musterte ich ihn, dann rollte ich mit den Augen.

„Weißt du überhaupt, auf was du dich da einlässt?“

„Shin. Ich kenne dich nicht erst seit gestern, ne? Ich weiß, eigentlich fressen Eulen so Kleintiere wie Hamster. Aber bei uns hat die Natur eine Ausnahme gemacht.“

„Hoffentlich.“

„Tja. Wenn nicht, hätten wir nicht rund 20 Jahre miteinander ausgehalten.“

„So alt bist du noch nicht.“

„Ich hab ja auch gerade aufgerundet!“

„Hätte ich jetzt auch gesagt.“

„Shinji!“

„Sicher, dass du hier einziehen willst?“, ich grinste, während er mich sprachlos ansah. Dann begann Satoru laut loszulachen. Ein seltener, aber amüsanter Anblick, ihn so unbeschwert lachen zu sehen.

„Du bist…so eine Nuss ey~ Aber gut. Ich mag Experimente, erinnerst du dich? In der Schule habe ich sie damals gern gemacht. Und jetzt…das wird wohl unser größtes Experiment.“

„Welches hoffentlich in keiner Explosion endet. Wann willst du herziehen? Die Zimmer stehen frei, mir ist das ganz egal.“

„Wird es nicht. Und wann? Ich weiß nicht, ich werde neben der Uni und dann nächstes Wochenende wohl mit packen zu tun haben, denke ich…also frühestens in zwei Wochen das Wochenende?“

„Mach. Wenn deine Eltern zustimmen.“

„Ich habe vorher schon einmal angefragt bei ihnen. Sie meinten, ich solle das mit dir klären. Deshalb denke ich nicht, dass sie jetzt ihre Meinung ändern.“

„Stimmt. Sie sind ja auch nicht meine.“

„Ach komm. Mapa wird sich schon irgendwann wieder beruhigen.“

„Klar. Wenn er mit 90 im Rollstuhl sitzt.“

„Shinji!“

„Ja was denn? Ist ja auch egal jetzt. Sag lieber, was du noch alles brauchst außer deinem eigenen Zimmer. Ich muss dir sicher auch ein wenig Platz im Bad lassen…“

„Ja, und in der Garderobe, im Wohnzimmer, im Garten…“

„Na das kann ja heiter werden…!“
 

~*~
 

Die nächste Zeit war Satoru außerhalb der Proben mit packen beschäftigt. Er betrieb das sehr akribisch und äußerst gut gelaunt, was mich ein wenig verwunderte. Scheinbar freute er sich fast noch mehr als ich..! Lovelie lachte nur fröhlich darüber, während Nabu schmunzelnd etwas von ‚Chaoten‘ erzählte.

Es kam vor, dass Satoru ab und an bei mir zuhause vor der Tür stand, nur um einfach schon ein wenig Zeug vorbei zu bringen. Eigentlich fand ich es ganz witzig. Außer das eine Mal. Da saß ich gerade mit Lovelie auf der Couch…wir hatten ein wenig fern gesehen, gekuschelt und küssten uns gerade innig- eine Tatsache, die mich in dem Moment wieder tausende an Glücksgefühlen durchleben ließ, denn wir hatten außerhalb der Band nur wenig Zeit füreinander. Doch dann kam es, dass es klingelte. Erst einmal, dann immer öfter, bis ich gezwungenermaßen aufmachen ging. Ich beschloss, Satoru lieber gleich den Zweitschlüssel zu geben, bevor er mich weiter…störte.
 

Was Lovelie und mich betraf, war übrigens alles wie immer. Irgendwie…führten wir eine seltsame Beziehung. Wie eine gute Freundschaft, in der es ab und zu längere Küsse gab. Ich wusste auch nicht, woran es lag…aber außerhalb der Band hatten wir kaum noch Zeit füreinander. Sie unternahm jetzt wieder öfters mit ihrer Familie, oder ihren Freundinnen etwas.

Naja, immerhin hatte mich ihr Dad letztens unerwartet mit ihr besucht. Loves ganze Familie wusste, dass ich jetzt allein wohnte und scheinbar hatten sie auch ein wenig Mitleid mit mir. Melody rief öfters mal an oder lud zum Abendessen ein; und dann kam sogar ihr Miyavi!

Es freute mich total, da ich den Mann immer noch sehr verehrte. Love und ich zeigten ihm das Haus und meine Gitarren. Er blieb den Nachmittag da und zusammen spielten und übten wir drei ein wenig. Das war ein genialer Nachmittag, der mir glücklich in Erinnerung bleiben wird.
 

Doch zurück zu Satoru.

Ich freute mich ehrlich darauf, bald nicht mehr allein in dem Haus zu wohnen. Er hatte Recht mit seinem Vorschlag- wenn ich eines Tages mal heiraten würde -hoffentlich Love-, dann könnte er immer noch ausziehen. Und ihm traute ich eher zu, allein auch wirklich zurecht zu kommen. Aber ich…ich brauchte einfach Menschen um mich herum..!
 

Bald hatte meine liebste Eule auch schon fast alle Sachen zu mir geschafft und begann, dass Zimmer einzuräumen, da die Wandfarbe ihm wohl egal war. Bitte, von mir aus hätte er sie auch streichen können, immerhin war es jetzt die nächste Zeit sein Reich. Allerdings lachte ich ihn schon ab und an aus- seine Ordnung war immer wieder faszinierend und es wunderte mich nicht, dass er vieles wieder wie in seinem Zimmer aufbaute. Im Bad konnte man auch deutlich erkennen, wem die ordentliche, und wem die schlampige Seite gehörte. Ja gut, ich gab es ja zu. Solange meine Gitarren und Bässe sauber und geordnet waren, war alles okay. Da konnte der Rest aussehen wie bombeneinschlag. Auch wenn Satoru meine Meinung da nicht so teilte. Federvieh.
 

Hizumi und Tsukasa waren positiv über Satos Auszug überrascht. Klar hatte er mit ihnen darüber geredet. Und sie waren auch darauf gefasst gewesen, dass ich zusagen könnte. Doch ich selbst glaubte immer noch, dass sie schon ein wenig traurig waren. Und insgeheim fragte ich mich, ob jetzt das erste Mal bei ihnen solche Gefühle wie bei meinem Mapa aufkamen. Das Gefühl, dass das eigene Kind langsam erwachsen wird… Ich sah das ja nicht so krass, aber gut. Wer wusste schon, ob ich nicht eines Tages auch in derselben Situation steckte wie sie…?

Trotzdem fand ich es schön, dass sie Satoru auch hier unterstützten. Okay, meine hatten mir auch beim Auszug geholfen- mit dem Unterschied, dass Satoru freiwillig ging und ich rausgeworfen wurde.

Meine Eltern sagten zu meinem neuen Mitbewohner übrigens nicht viel. Wir sprachen nämlich nicht darüber. Insgesamt sprachen wir nur noch wenig. Hauptsächlich besuchte ich Hana, unterhielt mich etwas mit Dad, während ich zu Mapa fast nur noch die Begrüßung und Verabschiedung sagte. Es war hart, aber…irgendwie hatte sich zwischen uns eine große Kluft aufgetan. Und ich wusste nicht, wie wir die mal wieder schließen wollten. Und im Moment wollte ich es auch nicht wirklich. Denn mir kam das Gefühl, dass Mapa nicht so ganz zufrieden war, dass Sato einzog. Aber was wollte er tun? Ich war nicht auf die Idee gekommen.

Seufzend fragte ich mich, was aus mir geworden war. Mapa, den ich sonst über alles geliebt hatte…jetzt rebellierte ich gegen ihn und freute mich etwas erreicht zu haben, was ihm nicht gefiel. Wahrscheinlich hatte ich bei dem Unfall irgendwas zu hart gegen den Schädel bekommen…
 

~*~
 

„Perfekt.“, meinte Satoru grinsend und räumte seine letzten Klamotten in den Kleiderschrank ein.

„So, haben wir dich jetzt offiziell los.“, meinte Hizumi, lachte dann aber und knuddelte seinen Sohn durch.

„Oh ja. Das solltet ihr am besten heute gleich noch feiern..~“, grinste Sato und wackelte mit den Augenbrauen. Hizumi blinzelte, wurde dann etwas rot und boxte ihm gegen die Schulter. „Junge..! Sag sowas doch nicht.“

„Was denn? Genießt eure Ruhe. Ihr habt sie das erste Mal noch gut 19 Jahren wieder.“

„Stimmt. Das wird ungewohnt.“, schmunzelte nun auch Tsukasa.

„Hmm…aber solange du glücklich bist, Sato.“

„Ach, ich denke, ich und Shin kommen schon klar. Wir haben uns sonst auch immer verstanden.“

„Genau.“, nickte nun auch ich, „Ich sehe da sowieso nur Vorteile. So verschlaf ich sicher nie wieder und langweilig ist es hier jetzt auch nicht mehr.“

„Okay. Aber dein Zimmer bleibt trotzdem erst mal leer, Sato. Wir wüssten nicht, was da rein sollte… eine Abstellkammer wird es wohl vorerst oder so. Und falls Shin dich eines Tages rausschmeißt, kannst du zur Not immer noch dahin zurück.“, sie zwinkerten sich zu, ich bließ hingegen meine Wangen auf. „Ey. Sowas fieses mach ich nicht.“

„Nach dem ersten Mitbewohnerstreit sprechen wir uns wieder, Shin.“

„Hey, seid doch nicht so fies zu mir!“

Nun begannen alle drei zu lachen. Ich schmollte etwas, ehe ich in eine Umarmung gezogen wurde und wieder zu lächeln begann. Das war sie, meine neue Familie. Zwar bestand sie vorerst aus meinem besten Freund, aber damit konnte ich leben. Und ehrlich gesagt freute ich mich wirklich schon auf die kommende Zeit mit meinem Mitbewohner, Hausteiler, WG-Partner, wie auch immer man es nun nannte.
 


 

~~**~~
 


 

Eigentlich dachte ich, ich biete euch hier mal wieder ein etwas fröhlicheres Kapitel, doch fühle ich mich verpflichtet, kurz etwas zu der aktuellen Situation zu schreiben. Als ich vorgestern erfuhr, dass Despa sich getrennt haben, war ich geschockt. Wahrscheinlich habe ich es bis jetzt noch nicht ganz realisiert. Bestimmt werde ich es erst, wenn diese FF hier jemals endet.

Sie waren nie meine absolute Lieblingsband von der Musik her, doch ich mochte sie sehr. Ich habe jetzt viel nachgedacht, was das jetzt für diese Geschichte und euch Leser wohl bedeutet. Doch für mich steht auch weiterhin fest: Diese Geschichte wird weiter geschrieben. Es ist meine Geschichte, meine Traumzauberei, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Sie verdreht die Realität und stellt sie anders da. Vielleicht schöner, vielleicht auch nicht so schön. Das könnt ihr dann ganz sehen, wie ihr möchtet.

Ich werde mal sehen, was jetzt jedoch die Realität für die FF bedeutet...vielleicht werde ich es noch einbauen, dass sie sich getrennt, und später wieder zusammengefunden haben. Immerhin spielt es in der Zukunft, da stehen für mich einige Möglichkeiten frei.

Wie dem auch sei, ich werde weiter schribbseln und hoffe, ihr bleibt auch so weiter dabei.
 

Hiermit auch gleich eine kräftige Umarmung an meine lieben Reviewer:
 

@Toffelchan: Yay, endlich mal wer, der sagt, es war eine gute Entscheidung :) Das kommt irgendwie erstaunlich selten...die meisten sagen armer Shin, armer Zero ;)
 

@Lucel: Tja, so schnell kann es gehen xD" Das Leben geht manchmal komische Wege, hm?
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

31. - WG-Freuden

31. - WG-Freuden
 

Shinji nicht mehr allein zu Haus
 

„Hamster…aufwachen.“, hörte ich es irgendwo von Richtung Tür rufen. Ich brummte nur und rollte mich fester in meine Decke ein. Das die Sonne bereits durch mein Fenster schien, ignorierte ich ebenfalls.

„Shinji…okay, anders formuliert: Es ist Zeit zum Aufstehen. Komm, wenn du schon deinen Wecker abschaltest.“

„Hab ich nich…“, brummelte ich nur und zog mir das Kissen über den Kopf. Darauf hörte ich nur ein ziemlich genervt klingendes Seufzen. Dann tapsten Füße über den Boden, ehe ich schweres Gewicht auf mir spürte und das Kissen angehoben wurde. „Doch, mein Lieber. Sonst hätte der bereits vor zehn Minuten geklingelt.“

Ich zog die Augenbrauen zusammen, blinzelte und blickte auf. Über mir hockte Satoru und lächelte schief. Mein Blick wanderte zum Wecker- und ja, die olle Eule hatte Recht!

„Verdammt!“

„Tja, sei doch froh, dass du mich jetzt hast. Komm, zieh dich an, Frühstück ist schon fertig. Duschen war ich schon, also kannst du auch gleich ins Bad. Ich warte in der Küche.“

„Hmm…danke.“, ich setzte mich auf, während er zurück zur Tür ging. Ein letzter prüfender Blick traf mich -scheinbar um abzuschätzen, ob ich gleich wieder in die Kissen fiel- dann war er weg. Um ihm einen Gefallen zu tun, stand ich auch wirklich auf, holte Sachen aus dem Schrank und tapste ins Bad.
 

Gähnend stieg ich schließlich unter die Dusche- und schrie auf, als nur eiskaltes Wasser kam. Satoru, du Mistkerl! Zitternd trocknete ich mich schließlich ab und zog mich an. Meine Hamsterzähne waren auch schnell geputzt, die Haare gekämmt, dann ging ich nach unten. In der Küche funkelte ich meinen Besten auch schon an. „Warum gibt’s kein warmes Wasser mehr? Ich bin zwar schlecht in Geschichte, jedoch weiß ich das Folter schon lange verboten ist, oder irre ich mich?!“

Er musste nur lachen. „War bei dir auch nix? Gut, bei mir war es nämlich auch schon kalt. Sieht aus, als wenn wir da wen nachschauen lassen müssten.“

„Klasse. Kaum wohnst du eine Weile hier, geht mein Haus kaputt.“

„Ach, als wenn das an mir läge. Gib Ruhe und iss.“, damit schob er mir eine Müslischüssel zu. Wütend brummelte ich ein paar Beleidigungen vor mich daher, nahm dann aber doch Platz und aß ruhig. Satoru grinste nur und aß selbst weiter.

Seit er hier mit wohnte, war er irgendwie…viel fröhlicher. Klar war er in der Band wie ausgewechselt. Ernster, chefmäßiger. Aber immerhin…ich hatte außerhalb der Band lange nichts mehr mit ihm zu tun gehabt, wie ich zugeben musste. Jetzt jedoch sahen wir uns rund um dich Uhr, außer ich war mal bei Lovelie. Und das half auch unserer Freundschaft wieder mehr- Lovelie als meine Freundin störte ihn nicht mehr wirklich. Das Schönste war, dass er wirklich viel öfter wieder lachte- auch wenn das meiste davon auf meine Kosten ging. Aber ja: Das WG-Leben mit wem war schon lustig. Den einen Abend übernachtete Nabu mit bei uns- das endete total im Chaos, zumindest in der Küche, als wir eine Pizza anbrennen ließen. Danach frönten wir ein wenig dem Alkohol -Satoru nur in Maßen wie ich auch. Eigentlich hatte ich nie wieder was anrühren wollen, aber so ganz klappte das wohl doch nicht. Und bei mir daheim konnte sowieso nicht viel geschehen. Und so saßen wir beisammen, lachten und zockten bis zum nächsten Morgen Spiele, nur um dann übermüdet ins Studio zu fahren. Dort gab es eine schöne Standpauke von Kato für unser miserables Aussehen. Lovelie lachte jedoch nur und empfing mich mit offenen Armen und einem Küsschen.
 

Mit der Band lief es ganz gut. Wir waren schon in einigen Fernsehshows aufgetreten und wurden auch öfters für Zeitschriften- oder Radiointerviews angerufen- da gaben wir auch immer öfter Kostproben unserer Musik. Das Highlight war, dass wir bei einem Musikfestival eingeladen wurden. Es sollte an einem Wochenende stattfinden und wir sollten eine der vielen Newcomerbands sein, die spielen würden. Scael force und die anderen Bands des Labels würden auch mit von der Partie sein. Wir waren Freitagabend angedacht, die anderen erst Samstag und Sonntag, weshalb wir sie wohl leider nicht sehen würden. Doch trotzdem waren wir nervös wie schon lange nicht mehr.
 

„Haha, ich komme mir vor wie damals zu dem Bandwettbewerb!“, lachte Lovelie als es soweit war, „Dass war auch im Freien wie hier…voll genial~“

„Ja…nur dass wir diesmal um keinen Plattenvertrag mehr kämpfen müssen.“, stimmte ich ihr zu und drückte sie kurz.

„Trotzdem geht es um einiges. Hier sind viele, die vielleicht hinterher unsere Fans werden könnten. Immerhin gibt es hier auch unsere CD’s zu kaufen.“

„Ach, Reg dich ab, Sato.“, mischte Nabu sich ein, „Das wird schon. Sei nicht immer so pessimistisch. Viel blöder finde ich, dass das hier vor dem Erscheinen unseres Albums geschieht. So können sie sich nur Singles kaufen.“

„Stimmt…das ist doof…aber immerhin spielen wir die Songs davon.“

„Apropos Album: Da es ja fast fertig ist….Kato fragt, ob wir nicht noch eine Single davon rausbringen wollen. Wir sollen uns mal Gedanken machen.“

„Eine vierte? Ehm…okay. Ich wäre ja spontan für-“

„Sunshine!“, warf Lovelie ein und trieb Nabu dazu, seine Mundwinkel nach unten sinken zu lassen.

„Das fröhliche? Nicht was härteres..?“

„Leute, lasst uns das wann anders bereden. Kommt, sucht das Zimmer…Kato müsste schon da sein.“, damit gingen wir auch schon durch die Räumlichkeiten etwas entfernt von der Bühne, wo alles stattfinden würde.

Wie erwartet war Kato-san wirklich schon da.
 

„Schön euch zu sehen, Kinder! Das hier wird ab sofort eurer Raum sein- dort sind eure Instrumente. Da ihr nicht übernachten wolltet, könnt ihr es euch hier ein wenig gemütlich machen.“

„Ah, cool. Kommt sonst noch wer hier rein?“

„Hier rein? Naja, nur ich, die Stylistinnen und der ganze Kram…aber sonst keiner…Wenn ihr dann abgereist seid, kommen die anderen hier rein. Scael force sind nach euch die Nächsten, aber ihr werdet euch wohl nicht mehr treffen, die kommen erst morgen.“

„Hmm. Da sind wir schon wieder abgereist.“, nickte Satoru.

„Okay.“, nickte Kato, bis sich sein Gesicht aufhellte. „Ach, ich wollte euch noch was sagen. Die CD’s habe ich schon gesehen…“

„Und?“

„Hm, der Stand hat einen ganz guten Platz.“

„Du klingst optimistisch.“

„Ja…bin ich auch. Ihr müsst nur so gut spielen wie bisher, dann denke ich, dass da schon einige von weggehen werden.“

„Wenn du das sagst.“

„Ja, das sage ich so. Ihr seid übrigens 20 Uhr dran. Ach und: Hier war vorhin so ein junges Mädchen, das hat gesagt, es kennt euch…sie kam mir auch bekannt vor…“

„Chiyoko?!“, entkam es mir freudig. Kato überlegte, nickte dann aber. „Ja, so was war es.“

„Das ist meine Cousine!“

„Ha, wusste ich, dass ich sie kenne. Wie gesagt, sie hat euch schon gesucht.“

„Was hast du gesagt?!“

„Das ihr noch nicht da seid.“

„Wo ist sie hin?!“

„Keine Ahnung. Sie wollte sich die CD’s anschauen, was Essen oder so etwas in der Art.“

„Bis später~“, meinte ich, da ich genügend Informationen hatte. Die anderen starrten mir nach, bis von Sato ein „Shinji!“ kam und Love mir sofort nachlief. „Hey, nicht so schnell Shini~“

„Sorry Süße, aber ich hab sie so lang nicht gesehen..!“, keuchte ich und bog um die Ecke.

„Weiß ich doch…! Aber-“, sie strauchelte über eine Kante, weshalb ich sie schnell auffing. „Sei vorsichtig.“, zwinkerte ich, dann nahm ich sie an die Hand und lief mit ihr weiter. Langsamer, aber immer noch schneller als gewöhnliches Laufen.
 

Draußen gingen wir dann bei den Ständen -die zum Glück nur vier bis fünf waren- nach Chiyoko suchen. Doch wir fanden sie nicht- sie fand uns. „SHINJI!“, rief es euphorisch, weshalb ich mich umdrehte und auch schon von ihr umgerannt wurde. Lachend schloss ich die Arme um sie. „Chi…du hier…das ist eine ganz schöne Überraschung!“

„Haha, weiß ich doch. Aber ich bin doch euer größter Fan; ich lass mir sowas doch nicht entgehen!“, damit erntete ich ein Küsschen auf die Wange.

„Danke, wie lieb von dir.“

„Ach was. Ich hatte Glück…meine Eltern sind länger Arbeiten…zum Glück fand ich ein paar Freunde, die mitgekommen sind. Sonst hätte ich ewig mit dem Zug fahren müssen.“

„Oh, deine Freunde sind mit?“

„Ja, zwei Freundinnen von mir. Die sind gerade jedoch verteilt…die eine isst dort vorn was und die andere ist auf dem Klo.“

„Ah, okay.“, ich lachte nur. Nun wanderte Chi’s Blick an mir vorbei zu meiner Freundin.

„Lovelie! Oh wir haben uns lange nicht gesehen!“, damit wurde auch sie gedrückt. Ich seufzte nur zufrieden. Schön, dass sich meine beste Freundin und meine feste Freundin so gut verstanden..!

„Shin. Du träumst.“, hörte ich liebevolles Lachen und kehrte in die Realität zurück.

„Komm, lass uns zu den anderen. Sie freuen sich sicher auch auf Chi und außerdem wollen wir ja noch ein wenig die Instrumente stimmen.“

„Stimmt. Die Instrumente. Ich vergaß.“, meinte ich wuschig und eilte ihnen hinterher.
 

~*~
 

Der Abend war wundervoll.

Die Bands vor uns hatten das Publikum gut eingespielt und wir brauchten nicht lange spielen, dass auch bei uns Energie und Leidenschaft auf beiden Seiten ausbrach. Satoru ging ganz in seinem Gesang auf, während Nabu regelrecht auf sein Schlagzeug einschlug und ich und Love einfach nur unsere heißen Instrumente spielten. Ich kam mir vor wie im Rausch, immer, wenn ich spielte, diesmal nur eben noch mehr als sonst, da ein so tolles Publikum dabei war. Wehmütig dachte ich an meine Eltern. Sie wären sicher stolz. Aber selbst wenn sie gewollt hätten- sie waren zurzeit selbst beschäftigt. Genauso wie Lovelies Vater. Er wäre sonst so gern gekommen, hatte er gemeint. So aber versuchte Chi ein wenig zu filmen. Ich hoffte, dass sie dazukam und nicht zig Leute im Bild hingen. Obwohl…sie stand sehr weit vorn, ich sah sie zwischendurch bewusst. Jedoch dauerte das nicht lange, denn bald schon tauchte ich wieder in meine Welt der Musik ein.

Als es vorbei war, umfing uns Applaus und jubeln. Verschwitzt wie wir waren lächelten wir erschöpft, bedankten uns und machten Platz für die nächste Band, die nach uns kommen würde.
 

„Das…war echt genial..!“, keuchte Love und lehnte sich an den Türrahmen, während Nabu in einen Stuhl sank. „Oh ja! Aber die Drumsticks waren billig. So viele habe ich sonst nie geschrottet.“

„Dann nimm das nächste Mal wieder deine…wie fandet ihr es? Ich fand es toll.“, strahlte auch Satoru, weshalb wir nur zustimmen konnten.

„Glückwunsch, Kinder. Ihr wart sehr gut. Ihr zeigt echt immer wieder, dass auch so junge Musiker Stil und etwas Besonderes an sich haben können.“

„Danke, Kato-san.“

„Nicht der Rede wert, heute habt ihr euch wirklich mal ein Lob verdient. Ach und: Der Wagen steht schon bereit…außer ihr wollt doch noch bleiben?“

„Würden wir sehr gern…Aber ich wollte das Restwochenende mal wieder zu meinen Eltern.“

„Ich würde auch gern noch bleiben und feiern…aber Keiko hat gleich Feierabend, ich möchte dann bei ihr sein.“

„Okay schade, da kann man nichts machen. Dann eine gute Heimfahrt und wir sehen uns nächstes Wochenende wieder im Studio. Die Instrumente sind dann wieder da, keine Angst.“

„Geht klar.“, gemeinsam verließen wir das Gebäude und sahen schon den Wagen stehen. Unsicher blickte ich mich um, weshalb Love den Kopf neigte. „Shinji? Alles okay?“

„Ja…ich dachte nur, ich sehe Chiyoko noch einmal.“

„Willst du noch warten?“, fragte Satoru und sah auf die Uhr. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wegen mir. Nabu sieht Keiko so selten, wir sollten also gleich los, die Strecke dauert ja auch eine Weile.“

„Ach, wir können ruhig noch ein paar Minuten warten…ob wir fünf Minuten eher da sind oder nicht bringt’s am Ende auch nicht.“

„Doch, schon! Außerdem wollte Sato- eh? Unsere Eltern sind doch im Studio?“

„Ist doch egal. Ich hab mit ihnen ausgemacht, dass sie nicht die Nacht durchmachen und wir uns dann noch sehen.“

„Du bist das Wochenende also gar nicht bei uns zuhause?“

„Ne. Ich komm erst Sonntagabend wieder. Sorry, Shin.“

„Na toll, das erfahr ich aber zeitig.“, murmelte ich nur und lief mit den anderen langsam zum Wagen.

„Tut mir echt leid…aber das wirst du doch mal ohne mich aushalten, oder?~“

„Klar.“, ich rutschte neben die anderen in den Wagen und schwieg. Wenig später meldete sich der Fahrer ob wir starten könnten; dann ging es auch schon los.
 

Es war eine angenehme Fahrt und so ruhig, dass ich gedanklich quasi schon schlief. Umso überraschter war ich, als mein Handy vibrierte. Es war eine Nachricht von Chiyoko. Sie schrieb, dass es ihr leid täte, dass sie nicht nochmal bei uns war, aber ihre Fahrerin hatte wohl gleich wieder losgewollt, da sie den nächsten Tag früh raus musste. Dafür meinte sie, wir wären wundervoll gewesen. Ich musste schmunzeln. Das war typisch für mein Cousinchen. Ich schrieb ihr, dass alles okay sei und wir auch schon auf der Rückfahrt seien. Ich wünschte ihr eine gute Nacht, schickte die Nachricht ab und steckte mein Handy wieder weg. Love kuschelte sich wieder ein wenig an mich, weshalb wir beide schmunzeln mussten, bevor wieder jeder für sich aus dem Fenster sah.
 

Nach gut 1 ½ Stunden Fahrt setzte wir Nabu ab. Danach folgte Satoru und dann eigentlich Love. Doch sie sah lächelnd zu mir auf. „Shin? Soll ich mit zu dir?“

„Eh?“

„Naja, damit du nicht ganz allein bist.“

„Ja aber…“

„Keine Sorge, ich ruf Mama an, dann weiß sie Bescheid. Außerdem: Es ist Wochenende~“

„Naja…wenn du sagst, dass sie da einverstanden ist…“

„Shin. Ich bin alt genug. Solange ich anrufe, ist sie zufrieden.“

„Gut. Dann…zu mir.“

Ich gab dem Fahrer die Adresse und es dauerte nicht lang, dann waren wir da.

Lovelie hatte in der Zwischenzeit zuhause angerufen. Ihre Mutter hatte nichts dagegen gehabt. Ach Mel…du warst viel zu gut für diese Welt. Sie musste wirklich ein Engel oder eine Heilige sein…
 

„Schließt du auf, Shinji?“

„Wie? Oh ja.“, sofort zog ich den Wohnungsschlüssel heraus und öffnete die Tür. Love spazierte fröhlich hinein und schälte sich aus ihren Schuhen und der Jacke. Fasziniert betrachtete ich, wie sie sich streckte. „Ich bin gern bei dir~ Am liebsten würde ich mit einziehen, aber das darf ich wohl erst, wenn ich volljährig bin…“

„Ach, so lang ist das doch gar nicht mehr hin.“, versuchte ich es lächelnd und hing meine Sachen ebenfalls weg, doch Love rollte nur mit den Augen.

„Hmm, klar. Nur noch rund 5 Jahre, bis ich einundzwanzig bin, mein Lieber. Das ist ja sowas von überhaupt nicht lange hin~“

Ich zog ihr ihre Wangen lang und grinste. „Kaum ist die Eule aus dem Haus, sprichst du wie sie. Hat er dich etwa beauftragt, Süße?“

„Was?“, sie blinzelte, musste aber schließlich lachen und entwand sich meinem Griff. „Klar, die Katze lässt sich von der Eule was sagen. Wie hättest du es denn noch gern?“

„Naja…küsst die Katze dann wenigstens den Hamster?“

„Das war jetzt völlig zusammenhangslos.“

„Machst du es trotzdem?“

Schweigen. Dann seufzte sie übertrieben theatralisch, musste schließlich aber lachen und drückte mir drei kurze Küsschen auf die Lippen. „Zufrieden?“

„Schon besser~“

„Gut. Sag, hast du noch was zu essen da?“

„Nicht viel für ein großes Essen…Cup Nudeln müssten noch da sein…“

„Egal, das reicht doch. Ich habe nur gerade ein wenig Hunger. Du doch sicher auch?“, ein Bettelblick traf mich, sodass ich erst blinzeln, dann aber schmunzeln musste. „Klar, ein wenig wär nicht schlecht.“

„Gut. Dann würde ich vorschlagen jetzt gemütlich was zu essen…dann noch duschen…und dann ins Bettchen, weil irgendwie fühle ich mich nach dem Tag todmüde.“

Ich nickte nur leicht und folgte ihr in die Küche. Der Tag war wirklich nicht ohne gewesen.
 

In Ruhe suchten Love und ich uns jeder einen Cup Nudeltopf aus, machten diesen fertig und verspeisten sie gemeinsam. Lovelie ließ es sich nicht nehmen, mich ab und an mit ihren Nudeln zu füttern. Für mich schmeckte beides in dem Moment fast gleich, aber ich ließ sie. Allein ihr Lächeln und Lachen zu sehen reichte dafür aus.

Nach unserem zweiten Abendessen sozusagen gingen wir rauf ins Schlafzimmer. Dass Love mit bei mir im Bett schlief, stellte sie dabei von vornherein klar, als ich sie scherzhaft fragte, ob sie einen Futon wollte. Also ließ ich sie erstmal fröhlich das Bett aufschütteln, während ich ihr Schlafsachen aussuchte. Bei Gelegenheit sollten wir ihr vielleicht mal welche hier lagern. Andererseits würde sie dann nicht mehr in meinen Sachen herumlaufen können…
 

„Hier, meine Sonne. Viel Spaß beim duschen.“, schmunzelte ich und warf ihr die Sachen zu. Dann drehte ich mich wieder dem Schrank zu, um nach neuen Sachen für mich zu schauen. Doch Love blieb still und als ich auch nach eins, zwei Minuten nicht mitbekam, dass sie das Zimmer verließ, drehte ich mich um.

Lovelie stand ganz ruhig da, hielt die Sachen in der Hand und zupfte ein wenig daran herum, während sie Gedankenversunken schien. Fragend neigte ich den Kopf. „Stimmt was nicht? Ist dir was zu groß oder kaputt oder gefällt dir nicht?“

Erschrocken sah sie auf und schüttelte den Kopf, ehe sie den Blick wieder etwas senkte. „Nein, ist schon alles okay…ich habe nur gerade eben nachgedacht…“

Ich nickte nur. Wenn sie nicht freiwillig erzählen wollte, hakte ich nicht nach. Doch Lovelie machte weiter keine Anstalten, ins Bad zu gehen!

„Eh…Süße? Du wolltest duschen…“

„Ich…eh ja…“

„Und? Was nicht in Ordnung?“

„Doch, doch~ Ich…hab nur überlegt…ob du vielleicht mitkommen möchtest?“

Ihre Wangen zierte ein hauchfarbener Rotton, während sie mich liebevoll anlächelte. Als der Inhalt ihrer Worte jedoch bis zu meinem Gehirn vordrang, verschlug es mir die Sprache.
 

„Was?!“, krächzte ich schließlich.

Lovelie lächelte und tapste auf mich zu, sah zu mir auf. „Du…hast schon richtig gehört..ich möchte nicht allein. Und…naja. Ich hab dich ja schon halbnackt gesehen.“

„A-aber das war in Unterwäsche..!“, bemerkte ich hastig. Oh Gott! Duschen mit Lovelie?! Sie komplett nackt vor mir habend?! Ich…wie sollte ich da noch für was garantieren können?! Plötzlich war die Müdigkeit komplett weg und Panik stieg in mir auf.

„Shin..? Also wenn du nicht willst, dann sag es lieber gleich..“, seufzte sie und senkte den Blick frustriert. Schnell schüttelte ich den Kopf.

„So meinte ich das nicht..! Ich will schon…aber…“

„Komm, es ist für uns beide neu. Wir sind sicher gleichstark aufgeregt. Und mehr als duschen will ich momentan sowieso nicht mit dir.“, lachend packte sie meinen Arm und zog mich mit. Ich konnte gar nicht wiedersprechen. Jedoch fragte ich mich auf ihren Satz hin: Was, wenn ich…nein, das Schlimmste, was passieren konnte, sollte ja nicht eintreffen..!

„Shinji, los~“

Sie schloss die Badtür hinter uns und nahm mir die Sachen aus dem Arm. Da ich sie weiter nur vorsichtig musterte, musste sie kichern. „Du bist manchmal eher ein dicker Teddybär statt ein Hamster.“

„Hamster sind eigentlich auch dick.“

„Das ist nur das Fell.“

„Trotzdem…aber eigentlich passt das gar nicht zu mir. Ich bin alles andere als dick.“

„Ich weiß.“, sie trat zu mir und zog mir einfach das Oberteil aus, „Das war auch eher auf dein Gemüt als auf deinen Körperumfang bezogen.“

„Ich habe also ein dickes Gemüt.“

„Neija…ein gemütliches, knuddeliges trifft es wohl eher.“

„Toll.“

„Komm, das ist schön. Ich mag es.“

Still schaute ich in ihre dunklen Rehäuglein- man, so viele Tiere hier heute..!

Schließlich fragte ich leise mit einem Schmunzeln: „Wirklich?“ Lovelie musterte mich und kam meinen Lippen mit einem zarten Nicken näher. „Wirklich.“
 

Als ich jedoch ein paar vorwitzige Finger an meiner Hose spürte löste ich den Kuss grinsend. „Versuchst du mich gerade abzulenken?“

„Nein, wieso?“, Love sah mich überrascht an, weshalb ich mit dem Kopf nach unten deutete. Sie schmunzelte wieder.

„Nein. Ich…wollte dich nur gern ausziehen, darf ich?“

„Eh….ja…?“, gab ich mich schließlich geschlagen.

„Gut, dann Fuß her.“

Sie ließ schlagartig von meiner Hose ab, weshalb ich mit den Armen rudernd schnell halt an der Waschmaschine suchte. „He?“

„Naja…deine Socken~ Hoch das Bein.“

Gott, dieses Mädel…sie trieb mich mal noch in den Wahnsinn. Lachend hob ich mein Bein, damit sich die Dame um meine Fußbekleidung kümmern konnte.

„Die sind ja süß! Da ist ja Hamtaro drauf!“

Verwirrt sah ich sie an. „Du kennst den auch?“

„Na klar! Den habe ich als Kind geliebt!“

„Echt? Das war bei mir schon alt…“

„Ach was, alte Filme sind manchmal besser als die neuen~ Aber warum hast du so süße Socken an?~“

Okay, das war’s dann wohl mit dem Duschen. Meine Freundin erlitt soeben fast einen Zuckerschock wegen ein paar kindischer Strümpfe.

„Die…habe ich von Mapa…“, begann ich zögernd, „Er…hat sie mir geschenkt als ‚Glücksstrümpfe‘…er hat sich dabei fast nicht mehr einbekommen vor Lachen und meinte, sie würden so super zu mir passen. Naja, und da meine Guten noch in der Wäsche sind, musste ich die heute mal anziehen.“

„Oh…von Mapa…? Sorry, ich-“

„Schon okay. Ich werde sowieso bald mal mit ihm reden müssen.“

„Ja?“

„Naja, wir schweigen uns nur noch tot. Ich…soweit wollte ich es nie kommen lassen…ich denke, wir hatten jetzt genug Zeit zum Trotzen..“

„Das ist eine gute Entscheidung…“, sie legte meine Strümpfe weg und öffnete mir ruhig die Hose, „Ich denke, ihr braucht euch mehr, als ihr glaubt. Ich kann euch beide verstehen, aber ihr leidet beide darunter. Ich könnte sicher nie so lange mit Dad verzankt sein…“

„Wir sind nicht verzankt.“

„Aber ihr redet doch nicht mehr miteinander, oder hab ich das falsch verstanden?“

„Ja, schon….naja, wir sind wie so ein altes Ehepaar.“, lachte ich nüchtern und seufzte.

„Naja…auch alte Liebe kann neu erblühen.“, mit einem Zwinkern von ihr verlor ich meine restliche Kleidung. Erst jetzt wurde mir ihr Tun wieder bewusst und ich hielt die Luft an.
 

Lovelie musterte mich von oben bis unten als ich nackt war, ehe sie sanft lächelte. „Du bist wirklich wunderschön.“

„Ehm…danke…“, murmelte ich darauf nur, kratzte mich am Kopf und räumte meine Sachen weg, um ihre Blicke nicht so direkt sehen zu müssen. Sie lachte nur. „Steig schon drunter, ich komme gleich.“

Kurz zog ich eine Schnute, immerhin hieß das, ich durfte nicht das machen, was sie bei mir getan hatte. Andererseits war das vielleicht ganz gut. Am Ende hätte ich ihr noch was kaputt gemacht mit meiner Aufgeregtheit, wer wusste das schon…

Ich ließ das Wasser an und schloss die Augen. Nach diesem aufregenden und anstrengenden Tag war so ein wenig warmes Wasser wie Balsam. Erst recht die zwei Hände, die sich wenig später von hinten um meinen Bauch schlossen. Kurz darauf spürte ich eine Wange am Rücken, ehe sie ihren restlichen Körper an mich drückte. Nun öffnete ich doch langsam und fragend ein Auge.

„Hmm~…ist das schön. Da fühlt man sich gleich leicht wie eine Feder.“

„Hmmm…“, brummte ich nur leise und schloss die Augen wieder. Nein, ich versuchte nicht daran zu denken, dass sie gerade wirklich ihren GANZEN Körper an mich presste..

„Und es ist schön zu sehen, dass du kein Fell hast.“

Dadam. Ich fuhr überrascht herum und sah sie verwundert an. „Eh…?! Wie kommst du auf so etwas!?“

„Naja…“

„Fang jetzt nicht mit der Hamstergeschichte an..! Das…arg! Mapa hat uns alle viel zu sehr mit diesem Mist geprägt! Vielleicht sollte ich lieber doch noch warten mit dem Gespräch mit ihm sonst werfe ich ihm das nur v-“

„Shinji, schhht. Das war ein Scherz. Du bist schön so, wie du bist. Ich bin echt…positiv überrascht~“

Blinzelnd betrachtete ich Love und ließ mir ihre Worte auf der Zunge zergehen. Dann wurde ich rot, da mir jetzt erst wieder bewusst wurde, dass sie ja…

Sie musste lachen. „Shinji, schau nicht so! Ich meine das ernst. Du bist ein schöner Mann…Ich habe nicht nur einen guten Fang mit deinem tollen Charakter gemacht, will ich damit sagen.“ Zwinkernd schloss sie die Arme wieder um mich, streckte sich und dann bekam ich ein Küsschen auf die Wange. Langsam zogen sich auch meine Mundwinkel wieder höher. Und trotzdem…

„Ich…danke…das ist süß….entschuldige, ich bin trotzdem nervös.“

Sie begann erneut zu lachen. Oh oh, nicht gut, mir stellten sich schon die Nackenhaare auf, aber nicht, weil es schlecht oder dergleichen klang.

„Warum? Sehe ich nackt anders aus, als du erwartet hattest? Entschuldige, ich bin leider kein Mädchen mit großen……Vorzügen.“

Ich schüttelte den Kopf. „So ein Quatsch. Du bist wunderschön…ich hätte nie ein anderes Mädchen als dich gewollt…und genau das ist, was mir gerade….Sorgen bereitet.“, versuchte ich es vorsichtig zu formulieren.

Sie blinzelte mich zuckersüß an und schien dann zu verstehen. „Oh.“, kam es ihr leise über die Lippen, ehe sie kurz den Blick tiefer wandern ließ, dann aber lächelte. „Das…macht nichts. Wirklich.“, versuchte sie zu beschwichtigen, doch ich schüttelte den Kopf. „Das…ist nicht gut…das sollte nicht passieren….“

„Ach was. Ich kann froh sein, dass ich eine Frau bin, vielleicht wäre mir das sonst auch schon passiert.“

„Sicher nicht.“

„Ach was.“, sie lachte nur und ließ die Hände über meinen Oberkörper wandern. „Eigentlich…finde ich es ganz schön…dass du mich begehrenswert findest.“

„Naja…ich denke dann eher an Mapa, der meinte das alle Männer naja…“

„Damit denken?“

„So ungefähr.“, ich räusperte mich und wand den Blick ab. Erneut ertönte ihr süßes Kichern.

„Du bist wohl der einzige Junge den ich kenne, der als Letzter damit denken würde. Shinji, du bist der liebenswerteste junge Herr, der mir je über den Weg lief! Sogar meine Eltern schwärmen von dir.“

Ich musste grinsen. „Mapa hätte jetzt sicher gesagt, er bekäme jetzt Karies.“

„Gut, dass er jetzt nicht hier ist, hm? Da kann ich dich nämlich schön weiter streicheln und mit Worten bedenken wie ich mag..~“ Sanft ließ sie ihre Hände wieder über meinen Oberkörper wandern. Als sie auch noch vorwitzig in meine Brust kniff, konnte ich mir ein Keuchen nicht verkneifen. „Lovelie…“, drohte ich sanft, „Wenn du nicht bald aufhörst, garantiere ich für nichts mehr..“

„Schade.“, seufzte sie theatralisch und schnappte sich Duschgel, um uns ein wenig zu säubern. „Weißt du, wäre ich nicht so k.o., hätte ich es jetzt wirklich darauf angelegt. Aber so…nein, ich denke, es wird noch ein besserer Zeitpunkt kommen. Außerdem musst du sicher erst Kondome kaufen…“

Ich war gerade dabei mich selbst einzuschäumen, als mir die Flasche aus der Hand fiel und ich rot anlief. „Love..!“

Sie lachte nur wieder- typisch. „Was denn? Ist doch so, oder?“

„Ja aber…wie kannst du so..locker darüber reden..!“

„Ich wurde locker von Daddy erzogen~ Mama ist da zwar auch etwas schüchterner, aber Dad…der hat kaum Tabus, den kann man alles fragen~“

„Ah…uhm…na toll…meine Eltern…waren da auch eher…zurückhaltend…vor allem Mapa…wahrscheinlich bin ich deshalb so verklemmt…“, seufzend wusch ich mir den Schaum ab und gab ihr die Brause. Lovelie lächelte nur süß…aww, mein Sonnenschein.

„Keine Sorge Shin. Ich finde dich gut erzogen. Und das verklemmte…bekommen wir beide schon noch weg, irgendwann.“

„Aha…“, ich sagte lieber nichts weiter sondern wartete auf sie, bevor wir aus der Dusche stiegen. Schweigend -bis auf Lovelies Summen- trockneten wir uns ab und zogen uns wieder an. Ab und zu betrachtete ich sie verstohlen. Sie war so schön…wie gern würde ich sie richtig berühren…aber das hatte Zeit, sie hatte Recht. Wir hatten gerade eben schon einmal eine kleine Annäherung mehr gehabt. Das war doch schon viel wert, oder? Satoru…oh dem durfte ich gar nichts davon erzählen, der würde nur wieder sauer oder so werden…oder? Obwohl…seit er hier wohnte, war er viel besser drauf als sonst immer. Und mich und Lovelie als Paar tolerierte er ja eigentlich.
 

„Shinji? Hast du zufällig eine Zahnbürste für mich übrig? Wenn nicht nehm ich auch den Finger…“

„Was?“, ich schrak aus meinen Gedanken, ehe ich den Kopf schüttelte. „Quatsch. Katzen haben Krallen, da bleibst du dir noch im Zahnfleisch hängen~ Hier hab ich noch neue, warte…“
 

Es dauerte nicht lange, da waren die Zähnchen geputzt und wir lagen aneinander gekuschelt in meinem großen, gemütlichen Bettchen. Zugegeben, das hatten meine Eltern gut ausgewählt.

Meine Eltern…ich musste sie wirklich sprechen. Allmählich tat mir mein dummes Verhalten leid. Gut, Mapa war nicht anders, aber der klügere gab nach, oder wie war das? Und Dad konnte ja schon einmal gar nichts dafür.

„Shinji? Gute Nacht, schlaf schön. Ich hab dich lieb.“

„Ich dich auch, Kätzchen. Träum schön von mir~“

Ein letztes Mal erklang ihr glockenhelles Lachen, ehe sie flüsterte: „Werde ich. Deine Hamsterwolle wärmt mich jetzt schon gut.“
 


 

~~**~~
 


 

Danke für eure lieben Worte das letzte Mal. Es rührt mich, das trotzdem viele meinten, dass sie weiter lesen und mir ehrlich dafür dankten, dass ich weiter schreibe. Für mich ist es fast selbstverständlich :) Ich schreibe an der ganzen Mapa-Welt jetzt schon über ein Jahr. Ich hätte nie gedacht, was sie mal für ein Ausmaß annimmt, bzw. auch noch annehmen wird. Sie ist mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich jetzt nicht einfach alles abbrechen könnte. Das würde mir in der Seele weh tun ;)
 

Heute das Kapitel schonmal nen Tag eher als geplant, da ich gerade so fleißig am schribbseln war <3 Ich liebe das Kapitel hier wirklich sehr, Love und Shin sind so süß hier.
 

Vielen Dank an:
 

@Lucel: Hm..ich deute manches nur an, das tut mir leid mit der Strandfahrt ^^" Aber ich glaube, dann hätten wir am Ende noch zig extra Kapitel xD Das wäre zwar für euch vielleicht schön, aber ich will auch mit der Story etwas voran kommen. Deshalb spring ich jetzt auch öfters mal Wochen oder Monate ^^" Und naja...passt deine Kupplungsidee nach dem Kapitel jetzt denn noch? XD Und Shinji/Michio wird sich zeigen.
 

@suzaku_yume: Ach ja, mein Shinji...einerseits sehe ich ganz oft mich in ihm wieder, andererseits hätte ich aber auch gern so jemanden in echt als Kumpel, Freund *lach* Er ist wirklich zucker, da hast du recht.
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

32. - Erste Annäherung

32. - Erste Annäherung
 

Mapa…äh Zero macht sich verrückt
 

„Yoshitaka!“

„Was denn? Ich komme ja schon~“

Seufzend strich ich mir durch die Haare. Ich reagierte schon wieder vollkommen über. Wahrscheinlich saß die Hexe im Garten und amüsierte sich noch über mich…

„So, was ist denn, Liebling.“, Yoshitaka trat zu mir und legte mir eine Hand auf die Schulter. Maulig sah ich zu ihm auf. „Ich…ich hab Angst.“

Okay, er sah mich verwundert an. Aber er schien mich ernst zu nehmen, immerhin nahm er mir gegenüber in dem Sessel Platz. „Wovor?“

„Vor….nachher.“

„Nachher? Meinst du Shinjis Besuch?“

Am liebsten hätte ich mir vor die Stirn geschlagen. Nein, ich meinte sicher dann, wenn ich mit der Quietscheente in der Badewanne saß! Die sollten ja neuerdings besonders gefräßig sein!
 

Okay, beruhige dich Michio. Er konnte nichts dafür. Er stellte schon immer so komische Fragen. Seit mehr als 20 Jahren. Während innerlich mit mir mein Engelchen und Teufelchen ringten, blieb ich nach außen hin ganz ruhig und nickte nur.

„Ja…er…weißt du noch, was er gesagt hat..?“

„Ja. Er will mit uns reden. Es sei wichtig, meinte er.“

„Genau. Und das macht mir Angst.“

„Wieso?“

„Naja…wer weiß, was so ernst ist.“

„Du meinst doch nicht etwa…ist er krank?!“

„Was?! Oh Karyu, nein man!“

„Sicher?“

„Ach, mach mich nicht noch verrückter!“

„Naja, ich meine ja nur…“

„Hör auf was zu meinen!“

„Eh…okay. Aber was denkst du dann, was es ist?“

„Ich weiß es nicht…vielleicht zieht er ganz weg…oder er will nichts mehr mit uns zu tun haben..oder er will den Führerschein für dieses Höllengefährt machen oder..“

„Da muss er erst eine neue Maschine kaufen, die alte ist doch seit dem Unfall vollkommen Schrott, Michio.“

Ich schnaubte nur. „Das.weiß.ich. Und ich verstehe auch noch immer nicht, warum du das Teil nicht wegwirfst..!“

„Naja…keine Ahnung. Muss ich mal machen.“

„Das willst du seit Ewigkeiten machen!“

„Michio, du wirst laut.“

„Uh, ich werde laut! Ich kann laut werden, wann ich das will!“

„Michi.“

„Yoshitaka! Das…du….das…!“, ich bebte unter seinem mitleidvollen Blick. Erst, als er sich erhob und sich breitbeinig über meinen Schoß setzte, konnte ich nicht mehr und lehnte mich an ihn, suchte Halt an seinem Oberteil. „Ich will ihn nicht ganz verlieren, Yoshi..! Ich habe ihn schon fast vollkommen verloren, es fehlt nicht mehr viel…“ Mir blieb fast die Luft weg, gleichzeitig musste ich aufpassen, nicht mit Hyperventilieren anzufangen.

Karyu drückte mich an sich und strich mir durch die Haare. Sanft, liebevoll.

„Michio. Ihr habt euch lange angeschwiegen. Aber da seid ihr beide gleich schuld daran. Vielleicht solltet ihr anfangen, euch wieder zu vertragen? Seit dem Unfall ist eine Mauer zwischen euch.“

Ich schluckte bitter. „Ich weiß.“, sprach ich meine Gedanken aus. „Aber…ich weiß nicht, ob das noch zu retten ist…“

„Michio. Man kann Mauern auch wieder einreißen, hm? Komm, es gibt Väter, die haben fünfzig Jahre nicht mehr mit ihren Söhnen geredet und hinterher die verschwendete Zeit bereut.“

Ich blinzelte und sah unschuldig zu ihm auf. „Wen meinst du? Deinen Vater und dich?“

Karyu sah mich entsetzt an, ehe er schmunzelnd den Kopf schüttelte.

„Dummerchen. So alt bin ich doch noch gar nicht.“

„Hätte ja sein können.“

„Quatsch. Und das weißt du auch.“

„Früher hast du Spaßhaft behauptet, du wärst ein Vampir.“

Nun musste er lachen. „Das war aber wirklich GANZ früher. Da war ich noch blutjung~“

„Jaja…blutjung…“

„Ach Michio, ich liebe dich, du seltsame Ziege.“

„Ey!“

„Komm, sei lieb, mein Paarhufer.“

„Pah, selber!“

„Ach, Giraffen sind das auch?“

„Was? Oh ne!“, diesmal schlug ich mir wirklich gegen die Stirn. „Yoshitaka! Manchmal…tust du mir körperlich weh mit deinen Äußerungen!“

„Ups. war nie meine Absicht. Soll ich es wieder gut machen?~“, er begann zärtlich an meinem Ohrläppchen zu knabbern. Mist, meine empfindliche Stelle. Ich schloss die Augen und öffnete den Mund leicht. „Yoshi..~“

„Jahaa~ Ich bin hier. Ganz nah. Und gleich noch viel näher…~“, er küsste sich über meinen Hals und schob mir das Oberteil höher. Erschrocken hielt ich seine Hand fest.

„Nicht..! Wenn Hana reinkommt.“

Er sah mich offen an. „Und? Sie hat uns schon so oft erwischt, da kommt es auf das eine Mal mehr nicht an.“

„Yoshi..! Ich will nicht, dass sie uns zuguckt!“

„Schonmal überlegt, dass sie das vielleicht auch so immer macht? Vielleicht schaut sie mit Hilfe ihrer Zauberkraft in unser Wohnzimmer…~“

Verdammt! Mein Freund hatte überhaupt kein Schamgefühl sondern machte einfach weiter!

„Ahh, Yoshi..!“ - er kannte meine empfindlichen Stellen viel zu gut!

„Keine Sorge, gleich wirst du meinen Namen noch lauter rufen können..“

„Yoshi..nicht…nicht im…ahh..Wohnzimmer..!“

„Ach was.“

Er ließ sich überhaupt nicht beirren und entkleidete mich fröhlich weiter. Es dauerte nicht lange, dann lag ich auf meinen Sachen auf dem Boden und blickte schmollig zu ihm auf. Er hatte sich gerade die Lippen geleckt, nun aber seufzte er. „Michio. Was schaust du denn jetzt wieder so stinkig?“

„Wenn du es auch nur ansatzweise fertig bringst, Flecken auf den Teppich zu machen, darfst du die per Hand rausschrubben, das sag ich dir!“

„Okay, okay. Aber ich werde schon dafür sorgen, dass es gar nicht erst so weit kommt, Hübscher.“

„Na gut…“, seufzte ich, „Aber ich sag‘s dir im Guten: Wehe ich kann nachher nicht mehr sitzen, wenn Shinji kommt!“
 

~*~
 

Karyu, die liebevolle Giraffe
 

Als ich neben mich blickte, kuschelte sich Michio gerade tiefer in sein Kissen und schlief den Schlaf der Gerechten. Gut, dass ich ihn irgendwie ins Bett bekommen hatte.

Ja okay, es war schon unfair gewesen, ich weiß. Ich hatte meinen Freund geradezu bis zur Besinnungslosigkeit gev-…..ja, ließen wir das lieber. Auf jeden Fall hatte ich ihn erschöpft. Aber was eigentlich noch fieser war: Das hatte ich erreichen wollen. Ich hatte gewollt, dass er sich so auspowert. Denn der Grund war: Er hatte das einfach gebraucht.

Die letzten Wochen, Monate hatte Michio immer den Starken gespielt. Er hatte sich sehr auf die Arbeit konzentriert und Shinji förmlich versucht, nach außen hin zu vergessen. Ich persönlich konnte mir jedoch denken, dass er Tag und Nacht an ihn gedacht hatte. Dafür kannte ich diesen Mann zu lange, um ihn dahingehend nicht mehr zu durchschauen. Er liebte Shinji. Egal, was dieser angestellt hatte.

Natürlich war Michio sehr enttäuscht und verletzt gewesen, dass sein Shinji nicht auf ihn gehört hatte. Er hatte sich wahrscheinlich noch schlechter als Shinji selbst gefühlt- eigentlich hätte ich das ja tun müssen. Ich hatte meinem Jungen so leichtfertig erlaubt, kleine Runden mit der Maschine zu drehen. Ich hatte ja nicht gewusst, dass es so endet, aber gut. Nun war die Maschine sowieso Schrott.

Zurück zu Michio. Er hatte Shinjis Auszug nahezu zelebriert, hatte nach außen gemeint es wäre wichtig für uns alle und täte uns gut. Natürlich hatte er damit schon recht. Aber so langsam aber sicher musste damit Schluss sein. Die beiden redeten gar nicht mehr richtig miteinander! Ich wurde noch wahnsinnig. Ich stand in der Mitte, war quasi neutrales Gebiet. Ein Stück Futterplatz. Doch ließ man nur die Ziege und den Hamster daran, waren sie nicht mehr so heiter. Sie futterten beide, doch gegenseitig würdigten sie sich keines Blickes. Und so war es. Sie…ignorierten sich geradezu oder wenn sie miteinander sprachen, war es monoton, emotionslos und einfach nur langweilig. Ich konnte doch nicht der Einzige sein, der die alten Zeiten vermisste?!
 

Seufzend blickte ich zu Michio. Sosehr mich seine Sturheit ärgerte im Moment…er tat mir so leid. Es tat einfach weh, ihn so leiden zu sehen. Denn etwas anderes war es nicht mehr. Vorhin, seine Ängste und Gedanken…das war das erste Mal, dass er wieder darüber geredet hatte. In dem Moment war das, was er die ganze Zeit wohl so gut geheim gehalten hatte, durchgebrochen. Deshalb hatte ich auch nicht anders gekonnt, als ihm erst einmal andere Gedanken zu bereiten.
 

Langsam stand ich auf und knöpfte mir mein Hemd wieder zu. Ich brauchte was zu trinken. Shinji würde sowieso bald kommen… Leise stahl ich mich also aus dem Schlafzimmer und ging die Treppen hinab. Unten traf ich Hana.

„Hat er sich wieder beruhigt?“

„Du hast es gespürt, oder?“

„Ich weiß schon lange, was in ihm vorgeht, Yoshitaka. Er hat Angst um seinen Sohn. Angst, ihn ganz zu verlieren. Angst, versagt zu haben…jeden Tag dieselben Gedanken, würde ich tippen. Auch wenn er es nicht zugibt.“

„Was denkst du, wie es Shinji geht? Geht es ihm genauso?“

„Ich habe ihn eine Weile nicht gesehen, deshalb kann ich dir das spontan nicht sagen, Junge. Aber das letzte Mal war es ähnlich Michios Zustand. Beide wollen sich nicht verlieren…aber sie sind stur. Er hat seine Gene leider genauso stark geerbt wie deine.“

Ich musste lachen. „Das ist doch gut. Nur von mir wäre schlecht.“

„Ach was. Deine Gelassenheit ein Stück mehr wäre schöner.“

„Tja, nun müssen wir damit leben, dass er auch nach Michio kommt.“, scherzte ich, wurde dann aber wieder ernster. „Meinst du, es wird zwischen den beiden wieder so wie zuvor..? Ich halte das bald nicht mehr aus, zwischen den Fronten zu stehen. Dieses…Schweigen wenn ich mit ihnen esse, rede, was mache.. es macht mich krank, Hana..! Und unsere Familiensonntage gibt es auch gar nicht mehr! Nicht einmal einmal im Monat oder so. Klar haben wir nicht viel Zeit und müssen arbeiten…Aber…sonst hatten wir doch auch Zeit gefunden. Früher hat sich Michio aufgeregt, wenn auch nur einer ausfiel. Heute sprechen wir nicht einmal mehr über das Thema…!“

Schwer seufzend ließ ich mich auf der Treppenstufe nieder auf der ich stand und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Wenn das so weiterging, bekam ich hier wahrlich noch einen psychischen Knacks oder sowas in der Art!
 

„Hey, Yoshitaka. Ganz ruhig.“ Sie setzte sich zu mir und legte eine Hand auf meine Schulter. „Dreh du nicht auch noch durch. Das können wir nicht gebrauchen. Ich weiß, es ist schwer mein Lieber, aber du hast so eine starke Persönlichkeit. Halte es noch ein wenig aus.“

„Wird es denn wieder so werden..? Kann es das noch…?“

„Es…wird nicht mehr so werden wie zuvor. Das wird es kaum. Da steht etwas zwischen den beiden, das muss man wohl akzeptieren.“

Ich seufzte. Das hatte ich befürchtet. Doch bevor ich etwas sagen konnte, sprach Hana weiter: „ Was aber geschehen kann: es kann besser werden. Die beiden können neu beginnen. Sie können sich ihr Vertrauen und ihre Liebe neu aufbauen. Und dann kann sie noch größer und besser werden als zuvor.“

„Und was muss dafür geschehen?“

„Sie…müssen das, was war, vergessen. Hauptsächlich Michio muss seinem Sohn vergeben, was war und das ganze quasi als Nullpunkt sehen, ab dem sie starten. Und Shinji muss aufhören, ihm wütend zu sein.“

„Im….Im Grunde müssen sie nur einfach wieder anfangen, miteinander zu reden…“, überlegte ich und hob meinen Blick.

„Richtig. Das ist das Wichtigste.“

„Naja dann…mal schauen, was er uns heute sagen will. Wer weiß, noch einen Schock für Michio, das wär’s.“

„Lasst euch überraschen und dann nutz die Zeit zum reden. Du…kannst dich ja zurückhalten. Ich weiß, dass du Shinji längst verziehen hast, falls du ihm denn überhaupt wütend warst.“

„Naja…ich war denke ich wohl eher mir selbst sauer..“

„Weißt du was? Vergiss es langsam. Die Maschine ist Schrott und Shinji lebt noch, also alles halb so wild.“

„Ja aber-“

„Ruhe jetzt. Ich will jetzt nicht mehr darüber reden. Spar dir deine Worte für deine beiden. Und jetzt komm, wir trinken Tee, ich hatte welchen aufgesetzt. Dafür warst du doch runter gekommen?“

„Eh…ja..“, entkam es mir verwundert.

„Tja…Sport macht durstig.“, zwinkerte sie grinsend und lief auch schon voraus.
 

~*~
 

Nachdem ich in Ruhe meinen Tee getrunken hatte, suchte ich mir die Zeitung und las ein wenig. Wenn ich wieder hoch zu Michio ginge, würde ich Shinji am Ende nicht klingeln hören wenn ich einschlief, also blieb ich lieber hier und machte es mir ein wenig gemütlich.

Eine halbe Stunde saß ich vielleicht noch so da, dann läutete es auch schon. Ich faltete die Blätter zusammen und legte die Zeitung weg, bevor ich mich auf zur Haustür machte. Äußerlich ganz ruhig, war ich doch schon ein wenig aufgeregt. Wenn auch immer noch weniger als meine Hausziege es war.
 

„Hallo Papa.“, begrüßte mich Shinji, kaum dass ich die Tür geöffnet hatte. Er sah gut aus wie immer, dafür hatte er tiefe Augenringe. War er gestern zu spät ins Bett…? Nein, Sato passte für gewöhnlich gut auf Shinji auf. Wenn Shin zu Besuch gewesen war, hatte er stets gemeckert, dass Sato ihn zeitig ins Bett schickte. Aber was hatte ihn dann vom Schlaf abgehalten…?

Jedoch dachte ich darüber gar nicht länger nach sondern blickte auf sein dennoch sanftes Lächeln und die ausgebreiteten Arme. Etwas war anders…er wirkte weniger reserviert als sonst. Das war wohl auch der Grund, weshalb ich den letzten Meter überwand und ihn an mich drückte, wenn auch noch etwas vorsichtig. „Hallo Shinji. Schön, dass du gekommen bist.“

„Ich habe doch gesagt, dass ich komme.“

„Trotzdem. Komm rein. Magst du Tee?“

„Später vielleicht. Ist Mapa da..?“

Er klang unsicher, weshalb ich stehen blieb. „Eh ja…aber er schläft noch..ich wollte ihn jetzt wecken gehen…“

„Ah, sehr gut, in Ordnung. Dann warte ich im Wohnzimmer auf euch.“, er grinste, stellte seine Schuhe weg und lief voraus. Wehmütig sah ich ihm nach und dachte an die Zeit zurück, als hier alles noch ganz normal war. Doch dann erinnerte ich mich an meine eigentliche Aufgabe: Ich wollte doch meinen herzallerliebsten Schatzi wecken! Mal sehen, ob er dabei ein Engelchen, oder eher doch wieder eine Zicke sein würde…
 

Langsam schob ich oben angekommen die Schlafzimmertür auf. Zero lag noch ruhig im Bett. Lächelnd setzte ich mich zu ihm und betrachtete ihn. Er sah aus, wie eine kleine Prinzessin…süß, wenn er schlief. Seine Haare hingen ihm dann immer ein wenig ins Gesicht und sein Mund war leicht geöffnet und er hielt das Kissen so schön im Arm und- all das, was er gerade eben nicht tat. Erschrocken starrte ich Michio an, der mich müde anblinzelte. „Was…machst du da..?“

„Ich…wollte dich wecken.“, besann ich mich auf meine eigentliche Aktion, „Hast du schön geschlafen? Du warst so fertig…“ Zärtlich streichelte ich ihm durch die Haare.

Michio rieb sich durch die Augen, stockte, ehe er wohl begriff. „Ach so…eh ja…ein bisschen.“ Er gähnte unterdrückt, lächelte mich dann aber an. In mir schwoll ein stolzes Gefühl an. Das war nur mein Verdienst! Hätte ich ihn nicht dazu gebracht, würde er jetzt sicher anders drauf sein. Ha, go, Karyu, go!

„Warum weckst du mich…? Verschlaf ich das Abendessen..?“

„Hm? Eh nein, ist noch nicht ganz so weit. Aber Shinji ist da.“

Oh oh. Augenblicklich wurden seine Augen groß und er starrte mich an. „Ach…so..?“

„Ja.“, nickte ich lieber schnell, „Komm. Er hat nach dir gefragt und wartet unten auf uns.“

„Nach mir..? Uns…?“

Michio war entweder noch sehr müde, oder neuerdings schwerer von Begriff als ich. Doch da ich ein lieber Partner war, tippte ich mal ganz neutral auf ersteres.

„Ja. Willst du gleich mit runter?“

„Eh…sag ihm, ich komme gleich…ich muss mir die Haare kämmen und mir was anderes anziehen..“, brummelte er mehr zu sich selbst, als er auch schon aufstand und zum Schrank lief.

„Okay, gut. Ich geh schon runter.“, damit ließ ich ihm erstmal noch seine paar Minuten für sich und machte mich auf zu unserem sonnigen Hamsterchen. Möge er bald wieder strahlen wie eben jener Feuerball...
 

„Kommt Mapa?“, fragte dieser auch schon, kaum dass ich unten war. Ich nickte und holte uns schnell Tee. „Ja, er zieht sich nur noch was anderes um…er war sehr müde.“

„Kein Problem. Ich habe Zeit.“, lächelnd nahm er sich seinen Tee. Ich musterte ihn. Er wirkte in der Tat fröhlicher als sonst, jedoch auch…nervös…?

„Wie geht es dir? Alles in Ordnung in Uni und Band? Euer Album kommt ja jetzt auch bald raus, oder?“

„Ja, in der Tat. Es ist ein wenig doof, so Uni neben der Band, da die Band für mich mehr zählt, aber es geht. Und für Anfänger läuft es bei uns ganz gut. Noch hat wohl keiner gemerkt, dass wir berühmte Eltern haben.“

„Das ist vielleicht ganz gut so. Lieber am Anfang mäßige Erfolge haben, als gleich nur deshalb berühmt werden.“

„Genau, dass sagen wir auch.“

„Ach, ihr schafft das schon.“, meinte ich ganz ehrlich. Immerhin vertraute ich wirklich in sie und in die Fähigkeiten ihres Managers Kato. Der Mann hatte Ahnung von dem was er tat und sein Umgang mit den Kindern war gut. Er kümmerte sich bei ihnen wirklich um sehr viel und half, wo er konnte. Das hatte mir nicht nur als Vater, sondern auch als Musiker gefallen. Wie sehr hätte ich mir damals für uns so jemanden gewünscht, der einem so unter die Arme griff.

Ich redete noch ein wenig mit ihm darüber, ehe auch schon ganz leise ein Michio ins Wohnzimmer kam. Sofort hörten wir auf zu reden und blickten zu ihm. Er lächelte, wenn auch sehr unsicher.

„Ha..hallo Shinji…“, begann er leise, lächelte aber immer noch- nicht aufgesetzt, sondern sehr liebevoll. Doch die Angst oder was es war sah man ihm wieder an.

Shinji wirkte nicht anders, weshalb ich mich beklemmt fühlte. Man, was war hier nur los.
 

„Hallo Mapa…setzt du dich..zu uns?“, probierte Shin es schließlich.

Angesprochener sah dankbar aus und nickte. „Natürlich.“ Nur wenig später hatte ich ihn neben mir sitzen. Lächelnd legte ich ihm einen Arm um und küsste seine Stirn, damit er seine Anspannung etwas verlor. Es wirkte kaum, aber er schenkte mir immerhin einen ebenso liebevollen Blick. Dann sahen wir beide zu Shinji. Der hatte uns ruhig betrachtet, setzte sich nun jedoch gerade zurecht und räusperte sich.

„Danke nochmal, dass ich kommen durfte.“ Shinji senkte den Blick auf seine Hände.

„Quatsch.“, fiel ich ihm ins Wort, „Du bist hier nach wie vor immer willkommen, dass weißt du.“

„Wobei wir beim Thema wären.“, meinte er leise und blickte ernst wieder auf. Ich konnte spüren, wie Michio sich neben mir verkrampfte. „Shi-Shinji…ich…“

„Nein Mapa, lass mich jetzt bitte reden.“, begann er ernst und erstaunte mich. So kannte ich ihn gar nicht?!

„Ich…bin gekommen, weil ich nachgedacht habe. Letztens wo Sato bei Tsu und Hizumi war, war Lovelie bei mir und hat bei mir geschlafen-“ Neben mir sog Michio überrascht die Luft ein. Und dass so laut, dass es auch unser Sohnemann bemerkte. „Keine Angst Mapa, sie hat nur übernachtet, da war nix weiter.“, kurz schmunzelte er, dann wurde er wieder ernster.

„Auf jeden Fall, als sie da war, wurde mir erst wieder etwas bewusst. Und zwar die Tatsache, wie….blöd ich mich eigentlich aufgeführt habe. Wegen der ganzen Sache…wegen der Unfallsache mein ich. Weil…ich war selbst schuld und ihr habt im Grunde richtig gehandelt. Vielleicht sogar noch viel zu locker, ich weiß nicht. Andere Teenies würden sich sicher freuen, wenn sie ein Haus für sich hätten. Aber mich…hat das bedrückt. Ich bekam da fast Depressionen drin! Es ist einfach so groß und…ich fühlte mich nicht zuhause. Ganz lange nicht. Bis Sato mir sein Angebot machte. Ich bin so froh gewesen, dass er zu mir zog. Dadurch nahm meine Einsamkeit ab…aber trotzdem half es nicht wirklich gegen diese Leere in mir…nicht einmal Lovelie konnte mir da helfen. Aber ich habe jetzt erst bemerkt, was da eigentlich fehlt, wisst ihr? Jedes Mal, wenn ich bei euch war, fühlte ich mich unwohl oder ich war sauer. Oh ja, wie ich das war. Besonders auf dich, Mapa, dass weißt du ja.“ Jener neben mir schluckte und kämpfte sichtbar mit den Tränen. Doch beide trauten wir uns nicht, Shinji zu unterbrechen.

„Ich war einfach enttäuscht, dass ihr mich abgeschoben hattet und es euch scheinbar nicht weiter kümmerte. Ihr habt einfach fröhlich weiter gelebt, während es mir immer schlechter ging……Das hatte ich zumindest gedacht gehabt. Als Love bei mir war, fing ich mehr und mehr an, darüber nachzudenken… und eigentlich kenne ich euch. Vor allem auch dich, Mapa. Ich kenne dich so gut, dass ich wissen müsste, dass dich sowas nicht kalt lässt. Ich weiß, dass du sauer auf mich warst, und enttäuscht…aber du warst auch mit dir unzufrieden, nicht wahr? Du hast dir sicher Vorwürfe gemacht und eigentlich wolltest du mich gar nicht wegschicken……Ich….es tut mir einfach nur schrecklich leid. All das, was ich gesagt habe, all das, was ich gedacht habe über dich, der Unfall an sich und auch, dass ich so verrannt war in meinem Denken…verzeiht mir bitte...Mapa, verzeih mir!“

Ich sah zu meinem Freund, der stark mit sich ring, da Shinji die Hände mittlerweile in den Haaren vergraben hatte. Ich spürte, dass ihm die Hände zuckten und er am liebsten wohl aufgesprungen wäre. Mit großer Überwindung sagte er schließlich leise:

„Shinji…Schatz…ich….wir…wir können dich nicht wieder nach Hause nehmen…“

„Darum geht es mir doch gar nicht! Ich…Mapa, ich will einfach nur, dass wir wieder normal miteinander reden können! Ich halte dieses Schweigen zwischen uns nicht mehr aus! Es…es macht mich wahnsinnig…! Ich habe die letzten Nächte abends immer wach gelegen und nachgedacht…ich brauche dich und deine Art! Bitte, ich weiß, ich habe Fehler gemacht und ich weiß auch, dass ich nicht mehr zurückziehen kann. Aber das will ich auch nicht, Hana hat sich so schön in meinem Zimmer alles eingerichtet…ich möchte einfach nur, dass du mir verzeihen kannst. Dass wir zusammen reden wie früher, scherzen, albern, du mich drückst oder anmeckerst…ich vermisse das alles..! Ich will mich nicht für den Rest meines Lebens mit dir anschweigen…!“ Nun war unser Sohn definitiv am Ende, denn er begann zu weinen. Gerade wollte ich zu Michio schauen, da sprang der schon auf, rutschte um den Tisch und nahm unseren Kleinen in den Arm.
 

„Shinji…ich…es tut mir leid..! Ich hätte nicht so sein dürfen. Ich hätte nicht nach außen so tun sollen, als mache mir das Ganze nichts aus..ich kann verstehen, dass du dich missverstanden vorkamst. Aber…ich wusste mir selbst nicht anders zu helfen… ich habe dich so vermisst. Aber gleichzeitig wollte ich endlich mal konsequent bleiben. Es fiel mir so…schwer, dass so zu machen…dich ausziehen zu lassen….Ich habe geheult…tagelang. Ich dachte, ich wäre schuld. Ich hätte versagt…ich bin mir noch jetzt nicht sicher, ob es das richtige war…trotzdem würde ich dich nicht wieder hier einziehen lassen…“

„Schon okay. Wir waren beide wohl ziemlich blöd…aber du hast Recht. Ich würde gern zurückkommen, aber das wäre sicher nicht gut…ich würde Hana auch nicht aus meinem Zimmer vertreiben wollen…und Sato will ich auch nicht allein lassen.“

Ich war erstaunt über unseren Sohn. Er wirkte in diesem Moment auf mich Erwachsener denn je. Auch Zero sah ihn lange an, ehe er leicht nickte. „Wir…auch wenn wir uns jetzt vertragen, Shinji…ich bezweifle, dass es so wird, wie früher..“

„Soll s doch auch nicht, Mapa! Wenn es so wäre wie früher, würden wir eines Tages wieder so einen…Fehler begehen, denke ich..trotzdem will ich wieder so vertraut mit dir sein. Ich denke, wir müssen das Ganze Stück für Stück neu aufbauen. Und am Ende ist es dann schöner als früher.“
 

Erneut war es Michios ruhiger, betrachtender Blick, der auf Shinji lag. Dann begann er zu lächeln und drückte unseren Spross an sich. „Ach Shinji…irgendwo muss ich dich ja doch gut erzogen haben…ich bin stolz auf dich!“

Meine Mundwinkel zogen sich nach unten. „Irgendwie spiele ich in diesem Film hier gar keine Rolle mehr. Scheinbar gab es nur genügend Geld für zwei Hauptrollen.“ Die Köpfe meiner Liebsten wanderten zu mir. Fast hätte ich ein ‚Oh, den gibt es ja auch noch!‘ erwartet, doch ich täuschte mich.

„Schau nicht so, Giraffe. Komm mit her, bevor es zu tränenreich wird.“

„Ich war dezent davor, auch noch zu weinen.“

„Bloß nicht..! Reicht, wenn uns das passiert ist. Und jetzt komm zum Familienkuscheln.“

Ich strahlte, hüpfte zu den beiden und schloss sie fest in meine Arme.

„Schön, dass ihr euch endlich vertragen habt.“

„Nicht nur wir.“

„Doch. Ich fühlte mich schuldig, war aber keinem von euch sauer. Shinji wusste von Anfang an, dass mir leid tut, wie wir gehandelt haben und ihn vermisste, es aber gleichzeitig auch für richtig hielt.“ Ich lächelte, stockte jedoch, als Zero mich mit einem bitterbösen Blick bedachte.

„Ach so war das?! Du hast mich also heimlich als bösen Mapa dastehen lassen oder wie?!“

„Das…das habe ich nie gesagt…“

„Oh doch, hast du gerade eben…! Shinji, hilfst du mir bei einer Durchkitzelaktion? Ich koche uns nachher ausnahmsweise auch was.“

„Das Rezept mit den Nudeln und der leckeren Soße?“

„Was du möchtest.“

„Gut.“, er wendete sich mir zu. „Tut mir leid, Dad. Aber sein Angebot spricht für sich.“

Ich weitete die Augen, dann sprang ich auf und lief, so schnell mich meine Giraffenhufe tragen konnten. Keine Ahnung, wie lange ich diesen Verrückten entkommen konnte, Michio war ein gnadenloser Kitzler!

Aber dafür, dass meine Familie sich wieder vertrug, nahm ich das gerne hin.
 


 

~~**~~
 


 

Danke für die 2 Reviews:
 

@Lucel: xD Deine kupplungsideen werden ganz schön oft umgeworfen, hm?~ Aber: Eh nein, hatte eigentlich keinen besonderen Grund, dass Sato das so spät erwähnt. Auf was ihr immer alles achtet!^^ *stolz*
 

@Toffelchan: Wundert dich das bei so einem Vater xDDD? Reicht ja, wenn shin so verklemmt ist ;)
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

33. - Party, Party…Party…

33. - Party, Party…Party…
 

Shinji schwingt doch wieder die Gläser..
 

„Ein Hoch auf unseren süßen Shinji hier!“, rief Isa, der Drummer von Scael force und schlang mir einen Arm um den Hals, während er sein Glas fröhlich hob. Ich lächelte, weitete dann jedoch die Augen, als er so fest zudrückte und ich kaum Luft bekam. Langsam aber bestimmt schob ich ihn von mir und atmete tief durch.

„Mensch Isa, bring ihn doch nicht gleich um..! Gib ihm lieber noch was.“, lachte Kazuha, einer der Gitarristen. Ich hatte ihn sonst nie leiden können, aber jetzt war ich ihm dankbar. Isa lachte nur fröhlich und machte sich auf, mir scheinbar noch was holen.

Zugegeben. Ich hatte nie wieder etwas trinken wollen. Ich hatte den Alkohol nie wieder anrühren wollen. Doch ich wurde hier gerade quasi überredet, gezwungen.
 

Scael force hatte uns eingeladen. Grund war, dass unser erstes Album erfolgreich verkauft wurde- die Fans hatten mittlerweile rausbekommen, dass wir eine kleine Star-Nachwuchs-Band waren. Okay, damit mussten wir nun leben, dass es viele D’espa-Fans oder Miyavi-Anhänger gab, die uns nun vielleicht auch verehrten. Aber das hatte uns Kato ja von Beginn an klar gemacht. Für Miyavi war das Ganze nur positiv- er freute sich, der Welt endlich stolz über seine Tochter schreiben zu können und wieder Bilder mit ihr ins Internet zu stellen. Meine Eltern waren da nicht so- zum Glück. Und Satos ja auch nicht.

Aber das Album war nicht der einzige Grund gewesen: Unsere Band mit Lovelie gab es nun schon in dieser Kombination seit knapp über einem Jahr. Für die Jungs von Scael force, die ebenfalls ein neues Album draußen und eine Tour erfolgreich hinter sich hatten, war das Grund genug mit uns zu feiern.

Ich hatte nur nach langem zögern eingewilligt, auch Alkohol zu trinken. Sie mussten mir versprechen, mich keine Dummheiten machen zu lassen. Lovelie hatte zugesagt, auf mich aufzupassen. Jedoch durfte sie von Melody aus nur bis 22.30 Uhr bleiben, weil Miyavi auf Tour war und sie nicht wollte, dass die Kinder so lange weg blieben, wenn sie allein war. Verständlich.

Deshalb hatte Satoru zugesichert, die restliche Zeit auf mich zu achten. Selbst, wenn ich mir heute die Kante gab, würde er mich wohl irgendwie nach Hause bekommen. Zumindest waren wir zu Fuß- ein Motorrad gab es ja nicht mehr und mein Fahrrad wollte ich nicht auch noch schrotten.
 

Als Lovelie gehen musste, hatte ich sie nur schwer auch wirklich gehen lassen. Nach einigen Küssen hatte ich sie schließlich von dannen ziehen lassen- Kazuha schien da auch hoffentlich nochmal gesehen haben, dass Lovelie für ihn definitiv tabu war. Aber gut, er hatte schon lange keine Annäherungsversuche mehr gemacht, seit ich ihn mal angegangen war, weil er Lovelie angegraben hatte…
 

„Hier! Geht wie immer auf mich, trink Junge! Du musst groß und stark werden!“, damit schlug Isa mir auch schon so kräftig gegen die Schulter, dass ich das Glas fast wieder fallen ließ. Hilfe, der Kerl hatte ja Bärenkräfte, so stark sah er gar nicht aus….naja, Drummer halt. Nabu konnte auch so brutal sein. Apropos Nabu… ich blickte mich nach dem Rotschopf um. Der saß mittlerweile neben Kibi und Tero und nein, im Moment wollte ich nicht wirklich seine Unterhose sein- er sah nämlich aus, als würde er sich vor Lachen gleich einmachen. Zumindest konnte ich ihn bis hier rüber lachen hören.

Mein etwas träger Blick wanderte zu Sato. Der saß bei Cha und unterhielt sich noch einigermaßen normal mit diesem, wenn auch schon etwas angeheitert. Langsam sah ich zurück zu meinen beiden Problemjungs. Isa starrte mich erwartungsvoll strahlend an. „Trink!“

„Alles…?“, ich runzelte die Stirn.

„Ach Mensch Shinji! Hab dich jetzt mal nicht so! So stark ist das nicht.“

„Du kennst die Geschichte von damals.“, meinte ich nur leise mit ernstem Blick. Kazuha wank ab.

„Das ist doch schon wieder lange, lange her. Komm, wir passen auf. Außerdem geht Sato mit dir heim. Der betrinkt sich bekanntlich nie ganz.“

„Ich mich damals auch nicht und trotzdem…“

„Ja diesmal seid ihr ja aber zu Fuß. Und nun los. Isa strippt auch für dich.“

„Was?“, fragte ich lachend mit einem neugierigen Blick zu dem Drummer, der nur große Augen machte. Dann zuckte er jedoch entgegen meiner Vermutungen die Schultern und stand wirklich auf. „Naja strippen nun vielleicht nicht, aber tanzen~“, damit schmiss er auch schon die Musikanlage an und sprang auf den viel zu kleinen Stehtisch, der kurz gefährlich wankte, ihn dann aber hielt. Kazuha begann zu lachen, ehe er ihn anfeuerte, während ich doch eher gemütlich trank und grinsend zusah.

Es dauerte nicht lange, da war Nabu, welcher neugierig Isa musterte, neben diesem auf dem Tisch und machte fröhlich mit, während der Rest ihn anfeuerte. Mir wurde von Cha grinsend eine Chipstüte gereicht, ehe er still lächelnd seine Videokamera zückte. Erstaunt betrachtete ich den sonst so ruhigen Kerl. Ich konnte mir gut vorstellen, dass das irgendwann zu Erpressungsmaterial wurde… Kopfschüttelnd sah ich wieder zu den anderen und begann sie ebenfalls anzufeuern.
 

~*~
 

Satoru, der Aufpasser
 

Eine ganze Weile beobachtete ich mit den anderen, wie Nabu und Isa reichlich Blödsinn veranstalten. Es begann mit einem Tanz auf dem Tisch, der damit endete, dass die beiden Spinner darauf den Boden knutschen konnten, denn sie waren durchgekracht. Alles brach in schallendem Gelächter aus und nach ein wenig blödem Blinzeln seitens der beiden ging es auch recht bald weiter. Ich glaube Kibi war es, der vorschlug, noch einmal eine Runde Karaoke zu singen, doch da wir das heute schon mal hatten, bekam er nur Cha dazu, noch einmal mitzuwirken. Ich fand mich recht bald auf der Couch zwischen den anderen wieder. Nabu ging aufs Klo und kam irgendwann nicht wieder- er war schon so durcheinander, dass er den Rückweg nicht mehr gefunden hatte. Isa ging ihn suchen, worauf nur noch einmal das Selbe herauskam und Kibi die beiden schließlich in einer völlig anderen Etage wiederfand.

Ich selbst verzog mich dann doch lieber zu Cha und verbrachte mit ihm ein wenig Zeit. Wenn er wollte, konnte er auch trinken wie sonst was, aber er hielt sich wohl lieber zurück, zumindest konnte man mit ihm noch einigermaßen normal reden.
 

Irgendwann, als ich mich wie eine beschwipste Eule fühlte, stolperte mir ein lachender Shinji über den Weg, welcher gerade von draußen kam, weil die anderen rauchen waren. Und obwohl ich auch ziemlichen Spaß mit dieser Chaostruppe hier hatte, beschloss ich, dass wir gehen sollten. Es war Mitternacht und ich wusste nicht, wie lange Shinji noch einigermaßen laufen konnte, er vertrug nicht wirklich viel. Ein wenig ärgerte ich mich, dass die Jungs ihn so abgefüllt hatten, aber gut, ich war auch nicht gerade der Nüchternste. Wahrscheinlich konnte ich nur noch etwas besser als meine Hamsterbacke mitdenken.

Behutsam fing ich den giggelnden Lachsack auf. „Shin, ich glaub, wir…gehn jetz langsam.“

„Was? Sschon? Oooch…Sato..!“, demonstrierte er mit Schmollgesicht, doch ich wank ab.

„Komm, du weißt, was das letzte Mal war…lass uns gehen.“

Oh, falsche Worte- er blickte erschrocken drein, weshalb ich ihm einen Arm umschlang. „Schau nich so…ich mein ja nur. Wir sollten los, bevor wir beide hier noch einpennen..“

„Hmm…okay.“, er lächelte wieder und stolperte auf die anderen zu, um sich zu verabschieden. Ich tat es ihm gleich. Obwohl die anderen überrascht und traurig waren, dass wir gehen wollten, ließen sie es zu- auch wenn wir jeder noch ein Glas Trinken in die Hand gedrückt bekamen. Mittlerweile war meine Hemmschwelle längst so herabgesetzt, dass ich es einfach nur noch herunterstürzte und mich an Tero wandte wegen Nabu. Er versprach, dass sie ihn alle nach Hause begleiten würden und ich nickte dankbar. Selbst betrunken dachte ich noch an sowas, seit Shinjis Unfall.
 

Schließlich kam ich mit meinem betrunkenen Kollegen-Hamster-Mitbewohner-Freund von dem Bandraum der Jungs und dem Gebäude insgesamt los und lief mit ihm nach Hause.
 

„Huch…oh Sato…ich glaub, ich kann gar nich mehr richtig gerade laufen…!“, lachte Shinji leise, stolperte ein paar Schritte vorwärts und stützte sich an einer der Hauswände ab. Ich lachte nur und griff nach seinem Arm. „Dann nehm ich dich eben bei der Hand, du Riesenkind.“

Er blickte mich nur an, löste sich aus meinem Griff und nahm mich richtig bei der Hand. Verwirrt blinzelte ich ihn an.

„Naja. Da is meine Hand…siehst du schon…verschwommenenener als ich..?“, er grinste und sein Blick und sein Lallen ließ mich lachen, bevor ich kopfschüttelnd mit ihm weiter lief. Wie gut, dass der Fußweg breit und um die Zeit recht leer genug war. Wir waren schon zwei Chaoten.
 

~*~
 

Den ganzen Heimweg musste ich immer wieder aufpassen, dass Shin mir nicht auf die Straße tänzelte. Er hatte irgendwie ein Talent dafür…oder in seinem Hintern war ein großer Straßenmagnet. Kami-sama, dieser Kerl machte mich noch wahnsinnig..! Aber trotzdem…ich kümmerte mich gern um ihn. Das hatte ich immer schon gemacht, weil er öfters in Schwierigkeiten geraten war als ich. Er zog sowas ja…wirklich magnetisch an..! Bei Gelegenheit würde ich Michio mal fragen, ob es von Shinji Röntgenaufnahmen gab…vielleicht war da ja ein Magnet erkennbar?
 

„Sato…ich krieg den Schlüssel nich rein….~“, maulte er gerade leise an der Tür, weshalb ich schmunzelnd zu ihm lief. „Blödmann. Das Schloss is hier. Schau…“

„Oh…“

„Jaja…oh…komm jetzt.“, ich schob ihn zur Tür rein, während er mir ein spitzbübisches Grinsen zuwarf. Verwirrt sah ich ihn an. „Was?!“

„‘Jaja‘…heißt Leck mich am Arsch..~“

Ich starrte ihn an und blinzelte. Für einen Moment kamen mir zu seinen Worten äußert unanständige, nicht jugendfreie Gedanken. Schnell schüttelte ich den Kopf, um sie wieder loszuwerden. „Du Quatschkopf..! Für einen Hamster redest du zu viel, rein mit dir!“

Endlich bekam ich ihn reingeschoben. Doch da ging es schon weiter. Shinji giggelte so sehr vor sich daher, dass er es nicht einmal schaffte, sich selbst irgendwie auszuziehen. Seufzend brachte ich ihn zum Sitzen und half ihm aus der Jacke und den Schuhen. Er grinste weiterhin wie ein Honigkuchen…hamster. Da mit ihm also nicht mehr viel anzufangen war, half ich ihm wieder auf, warf meine Sachen nur irgendwo in eine Ecke und schob ihn Richtung Treppe.

„Uiuiui~ Wohin denn so eilig?~“, kicherte er immer noch. Oh man, ich wusste dass er betrunken albern wurde, aber hatte er schon immer so sehr gelacht? Scheiße, ich hatte ja selbst zu tun, die Treppe gerade hochzukommen.

„Satoooo~ Wohin?“

„Ins Bett.“

„Schoon? Ich bin doch noch gar nich müde….oder planst du unanständige Dinge..?“, er kicherte erneut und stolperte den letzten Treppenabsatz lachend hoch, weshalb ich nur die Augen verdrehte. So.Ein.Kindskopf.
 

Ich schob ihn den Gang entlang. Wie es aussah würde ich heute bei ihm schlafen müssen. Wenn ich ihn ins Bett gebracht hatte, würde ich wohl kaum noch Kraft bis zu mir haben oder so…beziehungsweise wenn ich ihn allein im Zimmer ließ, würde er sich wahrscheinlich noch den Hals brechen. Ich kannte seine ‚wundervollen‘ Talente doch.

In seinem Zimmer angekommen, schob ich ihn auch gleich Richtung Bett. Mit einem „Uah…huch!“ flog er auch schon in die Kissen und musste erneut lachen. Innerlich hätte ich mir nun gern gegen die Stirn geschlagen. Oh Shinji Matsumoto, warte nur, bis du wieder nüchtern bist! Dann würde ich dir als Leader aber Aufgaben aufbrummen…

„Shin. Halte bitte still, ich will dich ausziehen.“

„Du willst was? Hey, ein Spanner steht in meinem Zimmer..~“, lachte er erneut. Langsam war ich genervt. Ernst trat ich ans Bett und rollte mich kurzerhand über ihn. „Hör auf, nicht das es wirklich mal so ist.“

„Und wenn es so wäre…?“

„Für einen Betrunkenen redest du noch ganz schön klar.“

„Eh…danke…“, er lächelte, und begann wieder zu kichern.

„Shin. Ich warne dich. Hör auf.“

Er stockte kurz, lachte dann aber weiter. Und dann geschah selbst etwas für mich Unvorhergesehenes: Ich legte kurzerhand meine Lippen auf seine.
 

Shinji verstummte, ehe er erstarrte, sekundenlang, dann jedoch den Kuss zu erwidern begann. Spätestens jetzt hätte normalerweise mein Verstand gesagt ‚Bist du denn des Wahnsinns?!‘ . Doch ich war angeheitert. meine Hemmschwelle war herabgesetzt, sowas von. Sonst hätte ich das hier nie getan. Ich realisierte die Aktion schon, war mir aber gar nicht bewusst, was für Folgen das haben könnte. Denn zum ersten Mal überhaupt meldete sich gerade mein Herz zu Wort.
 

Ich war immer für meine Eltern da gewesen. Ich war für meine Freunde da gewesen. Ich hatte immer mit angesehen, wie diese Beziehungen begannen oder führten. Doch das war nicht schlimm, solange ich Shinji hatte, der auch allein war, wie ich. Wir hatten Zeit füreinander, ein offenes Ohr, teilten die gleichen Hobbys…wir waren unzertrennlich, jahrelang. Bis Lovelie kam.

Im Nachhinein…ja, ich war wohl zu Beginn eifersüchtig auf sie. Dann lernte ich sie jedoch als Freundin und Kollegin schätzen. Und doch…sie bekam immer mehr von Shinjis Aufmerksamkeit. Ich sah immer ganz genau, wenn er sie heimlich beobachtete. Dieses verträumte, schöne Lächeln…das hatte er nur bei ihr gehabt. Ich wollte, dass er bei mir auch immer so glücklich war. Ich wollte etwas, was er mir nicht gab…und ich konnte für ihn nicht das sein, was sie war. Als sie schließlich zusammen kamen, hatte ich einen bitteren Geschmack im Mund. Plötzlich hatte jeder um mich herum noch einen anderen, wichtigen Menschen an seiner Seite im Leben. Nur ich…blieb ganz allein. Ich sehnte mich auch nach Nähe und Zärtlichkeit…das wurde mir zu spät bewusst. Jahrelang hatte es mich nach außen nie interessiert …aber in mir drinnen? Ich hatte es mir strikt verboten. Schule war wichtiger. Uni war wichtiger. Die Band war wichtiger. Doch die anderen hatten etwas, was sie außerhalb der Band beschäftigte. Ich begann mir zu wünschen, dass ich auch so etwas hätte. Nein, ich sehnte mich danach…denn ich gestand mir langsam ein: Ich war wirklich einsam. Doch ich konnte mit keinem darüber reden. Weder mit Nabu, noch mit meinen Eltern und schon gar nicht erst mit Shinji. Um ihn drehte sich der ganze Mist ja erst…!
 

Ich begann irgendwann, über mich und mein Empfinden nachzudenken. War es Neugier? War es gar Liebe? Oder nur Freundschaft? Woher rührte dieses Gefühl? Ich erkannte es bald als Eifersucht. Ich wollte mit Love tauschen, doch gleichzeitig empfand ich es als krank…ich war keine Frau. Ich konnte Shinji nicht das geben, was er suchte. Langsam aber sicher begann ich zu verzweifeln. Ich hatte Jahrelang angenommen, ich würde auf Mädchen stehen. Sie waren hübsch und doch…ich hatte keines gefunden, was so wäre wie Shinji. Lovelie kam ihm sehr nah, sie hatte auch so ein Gemüt wie er, aber es war nicht wie bei Shinji… Es war mir peinlich, aber ich musste mir eingestehen: Ich hatte mich wohl in Shinji verliebt. Hatten die Jungs, die mich damals in der Schule aufgrund meiner Eltern als Schwuchtel bezeichnet hatten, also Recht gehabt…? Ich wusste es nicht. Ich..wusste gar nichts mehr.

Eine verwirrende Zeit begann für mich, in der ich nachts oft lange wach lag und nachdachte. Dann beschloss ich jedoch, die Gefühle, die da für Shinji waren, zu vergessen. Er hatte Lovelie und ich wollte ihn glücklich sehen. Sie passte sowieso besser zu ihm. Außerdem war eine Freundschaft fürs Leben doch viel wichtiger als eine Beziehung. Und so begann ich, ihn wieder mit anderen Augen zu sehen. Als ich zu Shinji zog, war das noch einmal so etwas wie eine Probe. Natürlich war es cool, zu ihm zu ziehen. Aber für mich war es auch ein Beweis. Ich bewies mir selbst, dass ich mit ihm unter einem Dach leben konnte, ohne auf seltsame Gedanken zu kommen.
 

Doch soeben hatte mein Plan bedingt durch den Alkohol versagt.

Ich war so weit gewesen.

Fast hatte ich diese Gefühle schon komplett vergessen gehabt.

Doch jetzt war wieder alles hochgekommen und ich konnte mich nicht dagegen wehren.
 

Vorsichtig löste ich meine Lippen von seinen und blickte ihn schluckend an. „Du…Idiot…“, flüsterte ich leise und strich ihm sanft durch die Haare. „Was…machst du nur immer mit mir..? Ich versteh es selbst nicht…“

Shinji blickte mich nur ruhig an, ehe er zu schmunzeln begann, mich näher zog und erneut küsste. Verwundert sah ich zu ihm, schloss dann aber die Augen und genoss einen Moment einfach nur. So war es also, ihn zu küssen. Es war angenehm und irgendwie auch…

„Du küsst gut.“, lachte er nur erneut und ich bezweifelte, dass er wusste, was er tat, als seine Hand unter mein Shirt wanderte. Und doch gab es den Ausschlag für mich, wieder zu lächeln.

„Willst du noch was trinken, Sato…?“

„Schon wieder?“

„Ich hab noch eine Weinflasche…aus Mapas Keller…“

„Eh…? Warum…im Schlafzimmer…?“

„Frag nich.“, er wurde rot. Frustriert merke ich, dass er das wohl hatte für Love aufheben wollen. Egal, meine Eifersucht erwachte gerade. Außerdem trank ich lieber noch die halbe Flasche leer, bevor Shinji eine Alkoholvergiftung bekam. Also aufgemacht, die gute Flasche und schnell ihm alles weggetrunken. Dass ich sie vielleicht einfach auch nur hätte wegschütten oder wegstellen müssen, darauf kam ich in dem Moment nicht mehr.
 

~*~
 

Nachdem ich die Flasche größtenteils noch herunterbekommen hatte, vergaß ich meine ganzen Grenzen. Shinji blickte mich lange einfach nur an und sein Lachen hatte aufgehört, auch wenn er noch immer dämlich grinste. Er bekam scheinbar nicht mehr viel mit, ich aber irgendwie ja auch nicht mehr. Denn mit mir gingen so die Pferde durch, dass ich Shinji erneut zu küssen begann. Doch diesmal viel länger und intensiver. Er keuchte überrascht, schloss dann jedoch die Augen und erwiderte langsam. In dem Moment machte mein Herz einen zufriedenen Hüpfer, weil ich annahm, ihm gefiele es. Jetzt im Nachhinein glaubte ich, er war einfach nur schon zu betrunken und wusste nicht, was er tat. Aber das wusste er wohl die ganze restliche Nacht nicht mehr.
 

Ich bekam durch seine Erwiderung Mut und schlüpfte mit meiner Zunge durch seine Lippen hindurch. Vorsichtig stupste ich gegen seine Zunge, weshalb er leise gluckste, das Ganze aber bei mir wiederholte. Zärtlich begann ich, seine Zunge mit meiner zu umspielen. In dem Moment fragte ich mich, warum ich das nicht eher getan hatte. Es war schön, jemanden so intensiv zu küssen und ich fragte mich, ob es noch andere Dinge gab, die sich so anfühlten..

Langsam streichelten meine Hände über seine Seiten. Er war so schmal…aber dennoch groß gewachsen und schön….und vor allem mir in allem ebenbürtig. Das hatte ich denk ich gesucht. Einen mir ebenbürtigen Partner und nicht einen; der mich überhütete oder den ich überhütete; egal ob Mann oder Frau. Ganz langsam strichen meine Hände unter sein Shirt über seine Haut. Er zuckte bei der Berührung meiner Fingerspitzen und löste kurz keuchend den Kuss, um Luft zu schnappen. Ich blickte ihn abwartend an, ob er mich nicht doch wegstoßen würde, doch er nahm den Kuss sogleich mit geschlossenen Augen wieder auf, weshalb ich meine kurzen Bedenken vergaß und fortfuhr.

Ich streichelte über seinen schlanken Bauch, hinauf bis zur Brust und löste mich schließlich mit einem fragenden Blick. Shinji schien zu verstehen und hob den Rücken leicht an, weshalb ich ihm schmunzelnd das Shirt ausziehen konnte. Gut, dass er keine Hamsterwolle am Körper besaß. Bevor ich mich daran machte, ihn weiter zu erkunden, warf ich den CD-Player auf seinem Schränkchen an. Schmunzelnd stellte ich fest, das da gerade ‚Devils Parade‘ anlief. Bessere Musik konnte in so einem Moment doch gar nicht laufen…
 

Lächelnd rollte ich mich wieder über ihn und senkte ganz ruhig meine Lippen auf seinen Oberkörper. Aus mir unbekannten Gründen wollte ich Shinji schmecken. Also hauchte ich federleicht Küsse auf und über seine Haut quer verteilt bis hoch zum Hals. Er lag ganz ruhig da, hatte mir jedoch einen Arm umgeschlungen und keuchte hin und wieder leise auf. Und obwohl ich hier eigentlich der Sänger war, war es wie Musik in meinen Ohren. Immer wieder senkte ich meine Lippen, immer wieder belohnten mich seine Geräusche. Ich bekam dadurch -und wohl auch durch den Alkohol- noch mehr Mut und begann, an seinem Schlüsselbein zu saugen, seine Brustwarzen zu umspielen und meine Zunge in seinem Nabel zu versenken. Shinji keuchte mittlerweile lauter auf und krallte sich in mein Oberteil. Doch das war das, was mich störte. Er berührte nicht mich. Deshalb löste ich mich und zog mir mein Shirt über den Kopf, bevor es achtlos neben seinem landete.

Erneut schmiegte ich mich an seinen Körper und genoss seine Nähe, ehe ich fortfuhr. Doch bald wollte ich mehr erkunden…wollte wissen, ob er überall so zarte Haut besaß und so roch und schmeckte wie bisher. Meine Hände schlossen sich um seinen Gürtel, doch er sagte nichts. Stattdessen drängte er sich mir mit geschlossenen Augen näher. Kami-sama, ich hätte nie gedacht, dass der Hamster so rattig werden konnte, wenn er betrunken war. Zügig öffnete ich ihm also auch die Hose und schob sie hinab. Schmunzelnd betrachtete ich seine Shorts, dann rutschte ich etwas tiefer. Geduldig koste ich seine Schenkel, fuhr sie mit der Zunge bis zur Kniekehle nach und biss ab und an sanft zu, sodass er etwas lauter als sonst aufkeuchte. Wie gern ich das mittlerweile hörte. Während ich meine Zunge und Lippen also überall an den Beinen einsetzte, nahm ich auch wieder meine Hände dazu, um ihm ruhig die Seiten auf und ab zu streicheln. Doch schließlich wanderten meine Küsse wieder höher, bis ich zu seinem Hals kam, den ich nun zärtlich mit der Zunge nachfuhr. Meine Hände jedoch rutschten von den Beinen zu den Boxershorts und zupften sie Zentimeter für Zentimeter tiefer. Die Musik riss mich mit, es war egal, dass sie von unseren Eltern war, denn sie trieb mich immer mehr. Frech wanderten meine Hände quasi von allein unter seinen Stoff und schoben ihn hinab, bevor ich seinen Intimbereich zu erkunden begann. Shinji stöhnte überrascht auf, weshalb ich meine Lippen wieder auf seine legte und das Spiel von zu Beginn erneut anfing.
 

Schließlich löste ich meine Hände, um mich aus meiner restlichen Kleidung zu schälen. Als ich erneut auf ihn rutschte, entkam auch mir ein wohliges seufzen. Es war schön, ihn so nah, Haut an Haut mit mir zu spüren. Zärtlich streichelte ich einmal über seine Wange, ehe ich meine Hände tiefer wandern ließ. Ich wollte Shinji. Ich wollte ihn wirklich. Ich war so berrauscht, dass ich nicht an all die Dinge dachte, die mich sonst hiervon abgehalten hatten.

Das Shinji und ich beide keinerlei Erfahrungen hatten, ließ mein Herz nur noch schneller schlagen. Es war aufregend, anregend und die Musik sowie sein Anblick steigerten alles nur noch. Vorsichtig begann ich ihn auf das Folgende vorzubereiten. Immerhin merkte ich noch, dass ich ihm keine Schmerzen zufügen wollte. Wie rücksichtsvoll. Dass ich ihm auf andere Art und Weise vielleicht weh tun könnte, das bedachte ich nicht.

Irgendwann löste ich meine Hand, begann ihn wieder zu küssen, stärker, verlangender, während ich unsere Körper in einem ruhigen Atemzug vereinigte.
 

Shinji bäumte sich auf und stöhnte unterdrückt, krallte sich dabei in meinen Rücken. Ich hielt ihn beruhigend fest und ließ ihm eine Weile Zeit. In dieser streichelte und küsste ich ihn sanft. Schließlich öffnete er seine Augen und blickte mich ruhig an. Sein Blick war ausdruckslos, aber ernickte leicht. Ich erwiderte es und begann mich etwas ruhiger zu bewegen, da das nächste Lied nun auch etwas langsamer war zu Beginn. Doch es brauchte nicht lange, da schenkte Shinji mir wieder wundervolle Töne. Und so steigerten und trieben wir uns beide immer mehr und mehr, denn obwohl Shinji bisher nur ruhig dagelegen hatte, begann er jetzt über meine Haut zu kratzen oder küsste mich hungrig.
 

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir beide uns in der Nacht Lust geschenkt hatten. Was ich jedoch wusste, war, dass Shinji schließlich erschöpft in meinen Armen eingeschlafen war. Sanft streichelte ich seine Wange und deckte uns zu. Ein wenig wunderte ich mich, überhaupt noch alles so gut koordinieren zu können. Ich war nicht stockbetrunken, aber durchaus sehr angeheitert. Nur langsam wurde mir nun auch bewusst, was ich getan hatte, jetzt wo ich Shinji so sah. Er sah wieder wie der unschuldige Hamsterjunge von sonst aus. Doch ersteres hatte ich ihm ja nun wohl ausgetrieben. Seufzend schloss ich die Augen, während sich mein Herz zusammenzog. Ich hatte unüberlegt gehandelt, mich zu sehr treiben und verleiten lassen. Hatte nur einmal auf mein Herz gehört, es nicht weggesperrt wie sonst. Und damit hatte ich wohl nicht nur meinen besten Freund verloren, wenn der das Ganze herausfand, sondern vielleicht auch seine Beziehung zerstört. Ich war ein Egoist. Eine egoistische Eule… aber noch war nicht Morgen. Deshalb zog ich ihn etwas näher zu mir, legte den Kopf an seine Schulter und begann langsam einzudösen.
 


 

~~**~~
 

Sorry, das das Kapitel jetzt erst kommt, mein Internet war tot.

So und jetzt: Ich hasse dieses Kapitel xD! Ich hab jetzt zig mal drüber geschaut, zig mal versucht auszubessern und gefallen tut es mir noch immer nicht xD Ich weiß, dass mich jetzt auch einige dafür hassen werden- Morddrohungen bitte gleich an mich adressieren. Auch wenn es jetzt seltsam ausschauen mag, bzw. Beweggründe der Charas schier unergründlich scheinen- lasst euch überraschen, ich sagte ja, es geschieht noch einiges xD!

So, falls hier nicht wieder was ausfällt, kommt vor meiner Urlaubsabwesenheit noch genau ein Kapitel.
 

Vielen Dank dieses mal an Lucel!
 

Bitteschön, auch wenn dieses Kapitel deine Kupplungsideen sicher wieder anregt :P
 

Bis demnächst!
 

~~**~~

34. - Böses Erwachen

34. - Böses Erwachen
 

Shinji fühlt sich schwummrig- was war da los..?
 

Ich glaube es war ein böser Vogel, der da draußen auf dem Ast saß und mich weckte. Oder aber die grelle Sonne, die mir gerade ins Gesicht stach. Frustriert aufstöhnend über diese Tatsache versuchte ich mich einzurollen in meiner Decke. Mir tat verdammt nochmal alles weh…was hatten die Jungs nur mit mir angestellt? So verkatert war ich ja lange nicht mehr..!

Die Sonne ging nicht weg, weshalb ich seufzend versuchte, mich aufzusetzen, bei dem Versuch hätte ich jedoch am liebsten aufgeschrien. Mir tat mein Hintern ohne Ende schmerzen! Und das so sehr, dass mir meine Augen ein wenig zu Tränen begannen. Verdammter Mist, was war hier los..?!

Vorsichtig wischte ich mir über die Augen und blickte mich um. Zumindest war ich in meinem Zimmer. Also nicht im Krankenhaus oder so. Das hatte etwas Beruhigendes an sich. Doch wie war ich nach Hause gekommen? Mit meinem Eulchen..?

Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite, um die Sonne nicht die ganze Zeit im Blick haben zu müssen. Gott, mir tat wirklich extrem alles weh…war ich nach Hause gerannt?! Und mich dabei verletzt? Ersteres war unmöglich, ich hatte doch so viel getrunken…ich sah noch Isa und Kazuha vor mir, wie sie mir immer neue Gläser gereicht hatten. Dann riss irgendwo meine Erinnerung. Der Heimweg war völlig weg, oh man..
 

Auf der andren Seite erschrak ich jedoch, als da jemand neben mir lag. Blinzelnd betrachtete ich den grazilen, nackten Rücken und den hellfarbenen Haarschopf, welche mir zugewandt waren. Nach ein paar Sekunden wurde mir klar, dass es sich um Satoru handeln musste. Man, ich konnte ja noch immer nicht klar denken…

Waren wir so betrunken, dass er bei mir eingepennt war? Oder aber er hatte wieder Angst um mich gehabt. Das war so typisch für ihn. Nachdenklich musterte ich ihn. Eher zufällig wanderte mein Blick tiefer, wo sein Hintern nur halbverdeckt unter der Decke hervorschaute. Wieso war er nackt..? Satoru…war doch sonst eher der zugeknüpfte Typ. Der schlief nie ohne Unterwäsche. Man, wie waren wir denn nach Hause gekommen, wenn er so betrunken war, dass er sogar die mal auszog?!

Ich beschloss, ihn lieber noch nicht zu wecken. Vielleicht war er dann unausstehlich…ich kannte ihn nicht stockbetrunken, von daher konnte ich das nicht beurteilen. Seufzend rollte ich mich wieder ein, als mir was auffiel. Blinzelnd fasste ich nach der Decke, hob sie an und schaute drunter. Himmel…warum nochmal war ich denn auch nackt?!
 

Nun doch etwas irritiert sah ich von ihm zu mir. Hatte er mich ausgezogen? Oder hatte ich mich all meiner Sachen entledigt? Ging das überhaupt, wenn ich jetzt so einen Filmriss hatte? Gott, ich sollte doch nie wieder was anrühren… Seufzend drehte ich mich wieder herum und wollte die Augen wieder schließen, als mein Blick auf das Radio fiel. Mir wurde da angezeigt, dass die CD zum erneuten Abspielen bereit war. Verwirrt zog ich mich mit den Ellenbogen etwas auf. Wie zum…ich machte das doch immer aus, wenn ich ging. Warum war es noch an? Hatten wir gestern hier noch weiter Party gemacht oder was?! Nicht, das Nabu und Co noch unten im Wohnzimmer lagen oder so… Ich öffnete den Player und schaute mir die CD an. Einer meiner Eltern…kurz las ich mir die Titel durch, ehe meine Augen an einem Lied hängen blieben. Devil’s Parade. Und plötzlich kam ich mir vor wie in einem schlechten Film.

Wie ich den Titel las, strömten die Erinnerungen von gestern Abend auf mich ein und mir entgleiste völlig mein Gesicht. Das….das konnte nicht ernsthaft geschehen sein…! Ich hatte nicht wirklich mit Sato… Hastig ging mein Blick zu dem anderen herum. Er wirkte wie immer aber…das würde erklären, warum ich und er keine Sachen trugen…und mir alles schmerzte..! Panisch schrie ich auf und sprang auf, blieb mit dem Bein in der Decke hängen und klatschte hochkant auf den Boden. Stöhnend rieb ich mir die Stirn. Als wenn der Kater und die Schmerzen nicht genug gewesen wären.
 

„Shin…alles okay…?“, kam es müde vom Bett und als ich aufsah, schaute ich auch direkt in Satorus müdes, aber besorgt dreinblickende Gesicht. Augenblick verdunkelte sich mein eigenes. Dieser Mistkerl..!

„Nein, ist es nicht! Wie kannst du nur?!“, entkam es mir aufgebracht, während ich versuchte, mich aus der verhedderten Decke zu befreien.

„Wie kann ich was…?“, entkam es ihm ruhig, während er gähnte und sich aufsetzte.

Ich hatte mich unterdessen befreit und war mitsamter Decke weit von ihm weggerutscht. Wütend blickte ich ihn an. „Du weißt genau, was ich meine! Gib es zu…du hast…du hast gestern Abend…mit mir…“, meine Stimme brach ab und ich biss mir auf die Unterlippe. Sonst war ich nicht so, aber im Moment überkamen mich alle nur erdenklichen Gefühle. Satoru schwieg kurz, eher er seufzte und schließlich nickte.

„Wenn du meinst, dass wir miteinander geschlafen haben, dann glaub ich ja.“
 

„Ach, du glaubst es?“, meinte ich leise und krallte die Hände in die Decke, bevor ich ihn bitter anblickte, „Gib es doch zu. Du weißt es genau. Dir hat es doch gefallen, nicht wahr…? Dir hat es Spaß gemacht.“

„Shinji, bitte…“

„Bitte was?! Was soll ich dazu noch sagen? Ich bin dein bester Freund! Du wolltest nichts trinken, erinnerst du dich? Hätte ich gewusst, dass du SO wirst, wenn du was trinkst, hätte ich mich nie in deine Obhut gegeben. Ich dachte, ich kann dir vertrauen…und jetzt sowas!“

„Shinji…ich…es tut mir leid, mit mir ist gestern alles durchgegangen…ich kann dich verstehen.“

„Nein, kannst du nicht..! Versteh doch mal…ich habe eine Freundin…ich…ich liebe Lovelie, weißt du?! Und du machst so etwas….Gott, wie konnte es nur so weit kommen?!“, fassungslos griff ich mir an den Kopf. Was war da gestern nur geschehen? Ich liebte Lovelie und das wirklich…auch wenn sie bisher nur von verliebt sein redete. Aber ich war mir bisher sicher…auch noch jetzt..! Deshalb verstand ich gerade nicht, wie ich das gestern Abend hatte zulassen können? Immerhin konnte ich mich jetzt wieder teilweise an gestern erinnern…

„Shinji, bitte, ich weiß nicht, was ich machen soll, dass du mir zuhörst und versuchst mich zu verstehen…“

Mit gerunzelter Stirn blickte ich zu ihm und verschränkte die Arme. „Bitte? Hast du etwa noch eine tolle Ausrede dafür?!“

„Nein, nur die Wahrheit…Shinji, bitte. Ich…ja, es war dumm. Ich weiß, dass du….sie liebst. Und das du…dein erstes Mal mit ihr wolltest, nicht mit mir Federvieh. Aber gestern Abend, deine seltsamen Andeutungen immer wieder…und durch den Alkohol waren auch meine Hemmungen herabgesetzt… Es tut mir wirklich leid. Aber ich wollte dich. Ich wollte nur einmal das sein, was sie für dich ist. Aber es…war falsch, vergib mir bitte.“
 

Ich sah ihn einfach nur an. Blinzelte. Ehe ich erstarrte.

„Du…das ist nicht dein Ernst.“, ich rutschte weiter zurück, während er auf mich zukam und vor mir in die Knie und somit mit mir auf Augenhöhe ging.

„Shinji, es tut mir leid. Ich habe es lange versucht, zu ignorieren, aber gestern wurde es mir bewusst…als du lächelnd unter mir lagst. Shinji, ich…ich liebe dich.. Bitte, ich kann doch nichts dafür..!“

Hastig atmete ich ein und aus, bevor ich seine Hand an meiner Wange abwehrte.

„Fass mich nicht an!“

„Aber-“

„Nein, nimm deine Pfoten weg! Du spinnst ja völlig! Red nicht so einen Müll!“

„Es ist kein Müll! Shinji, das ist mein Ernst!“, er fasste nach meinen Armen, weshalb ich ihn wegstieß.

„Ich sagte FASS MICH NICHT AN!“, brachte ich aufgebracht hervor. Warum ich so wütend war, konnte ich mir selbst nicht erklären. Aber für mich stand gerade einfach nur fest: Satoru war der Verursacher allen Übels! Erst mich gestern Abend ins Bett packen und jetzt…

„Du kannst mich nicht lieben, verdammt! Überleg doch mal, du bildest dir das ein nach gestern…du sagtest doch selbst, du stehst auf Mädchen..!“, wütend stand ich auf und ballte die Hände zu Fäusten.

„Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher…“, auch er erhob sich.

„Ach? Haben dich unsere Eltern so sehr beeindruckt, dass du jetzt auch schwul wirst?“

„Nein…nicht schwul…ich glaube, ich habe mich in dich verliebt wegen deines sonnigen Charakters…“

„Hör auf damit! Du…tust dir damit nur selbst weh..! Ich liebe dich nicht, klar? Ich liebe Lovelie, aus ganzen Herzen!“

„Ach ja?“, er stand nun ebenfalls auf und blickte mir ernst in die Augen. „Da habe ich aber gestern was anderes erlebt. Da war ein Shinji, der sich hat ganz schön gefallen lassen, was ich mit ihm getan habe!“
 

Satoru stockte, als ich ihm eine reinhaute.

Taumelnd fing er sich wieder und hielt sich die Wange, senkte den Blick.

Dann schwieg er.

Ich zitterte am ganzen Körper, als ich mich soweit beruhigt hatte, wieder reden zu können.

„Du….ich habe mich scheinbar in dir geirrt..!“

„Wieso..?“

„Weil…ich dachte, wir wären Freunde. Und dann…tust du mir sowas an! Ich war betrunken, verdammt! Ich wusste doch gar nicht groß, was da um mich herum geschieht…und du hast es schamlos ausgenutzt. Bist du jetzt glücklich?! Hat es dir Spaß gemacht?! Hat es dich befriedigt?! Hast du erreicht, was du wolltest?! Dann herzlichen Glückwunsch, mir tut nicht nur körperlich alles weh! Wie soll ich Lovelie jetzt jemals wieder unter die Augen treten? Ich…oh Gott…“, ich schlug mir die Hände vor das Gesicht und schluckte, als mir eine Träne über die Wange lief.

„Shinji…oh verdammt, entschuldige, ich hätte das nicht sagen dürfen jetzt…und das gestern hätte ich wirklich nicht tun dürfen…es tut mir schrecklich leid. Wenn es ginge, würde ich es rückgängig machen…Aber versteh doch. Kannst du dich nicht auch in mich versetzen? Ich hätte das nie getan, hätten die Jungs auch nicht mir das ein oder andere zu Trinken gegeben. Ich…es tut mir leid, aber ich kann doch nichts für meine Gefühle..!“

„Doch, verlieb dich in jemand anderes.“

Er lachte bitter. „Wenn das so leicht ginge. Shinji bitte…“

„Was bitte?! Willst du von mir auch eine Liebeserklärung?! Da kannst du lange drauf warten! Ich liebe dich nicht! Im Gegensatz zu meinen Eltern stehe ich zu 100% auf Mädchen! Und ich liebe nun mal Lovelie! Und daran wird auch diese Nacht gestern nichts ändern, Punkt...“

„Hat es dir…wirklich gar nichts bedeutet…?“

„Sollte es das? Satoru, ich war betrunken, sieh das doch mal ein..! Ich…klar war es in dem Moment vielleicht gut…aber jetzt, nüchtern, würde ich es nie mit dir wiederholen wollen.“

„Ja aber-“

„Nichts aber! Ich liebe dich nicht! Und ich wollte auch nie mit dir schlafen, verdammt!“, damit drehte ich mich auf dem Absatz um und ging zum Kleiderschrank. Eilig zog ich mir einiges an Kleidung heraus und lief Richtung Bad. „Shinji!“, hörte ich ihn hinter mir, doch ignorierte ich das Ganze. Vor seiner Nase schlug ich die Badtür zu und schloss ab.

Die Sachen ließ ich zu Boden fallen und stieg unter die Dusche. Ich musste mich dringend waschen…
 

„Shinji! Kannst du mir wenigstens verzeihen?“, rief er von draußen und ich schnaubte.

„Jetzt nicht. Und in nächster Zeit auch nicht.“ Dafür hatte er mir zu sehr weh getan und mich zu sehr enttäuscht. Ich…ich musste das erstmal alles auf die Reihe bekommen.

Ich hörte, wie er leise wegging. Seufzend sank ich auf den Boden der Dusche, nachdem ich das Wasser angedreht hatte.

Ja….und nun?

Ich…hatte mit meinem besten Freund Sex gehabt.

Und das war nicht nur mein erstes Mal mit einem Mann, sondern insgesamt gewesen. Und dazu kam noch, dass eben jener mir jetzt auch noch völlig unerwartet und plötzlich seine Liebe gestand. Hurra, Jackpot, alles Gute,100 Punkte, Shinji..!

Seufzend strich ich mir die Haare zurück.

Verdammter Mist, was tat ich denn jetzt?! Ich hatte meine Freundin betrogen! Was würde sie dazu sagen? Sollte ich es ihr überhaupt sagen?! Ich bekam Angst. Lovelie würde mich Hundertpro verlassen. Ich würde mich selbst für sowas verlassen..! Alkohol war keine Entschuldigung, niemals. Deshalb war ich Satoru auch so sauer gewesen. Man war selbst schuld, wenn man den Unsinn trank!

Aber wie sollte ich ihr das erklären? Und vor allem…mein bester Freund…die Freundschaft würde darunter leiden, wenn nicht gar zerbrechen. Ach je…und die Band? Was war mit der Band?! Wenn Satoru mich heimlich weiter anhimmelte, ich ihn ignorierte, Love mich jetzt hasste und ich dann unglücklich war…wie sollte das unsere Band aushalten? Theoretisch hatte Satoru zu Beginn Recht gehabt. Beziehungen in einer Band waren schlecht. Aber warum fielen wir dann alle auf so etwas herein? Wir waren wie die kleinen Kinder, denen man sagte, fass nicht auf die heiße Herdplatte, und die es dann trotzdem taten.
 

Aber was sollte ich jetzt tun?! Mit Satoru wollte ich nicht reden. Ich wollte ihn nicht mal mehr sehen. Wenn ich ihn sah, kamen Bilder von gestern Abend in meinem Kopf auf, die ich versuchte zu verdrängen. Warum hatte ich das zugelassen? Na gut, für einen unerfahrenen Typ wie ich war er gut gewesen…wer weiß, wer ihn da so eingeführt hatte. Sicher Tsukasa- stille Wasser waren tief und Hizumi wurde bei solchen Themen eher rot.

Aber sollte ich denn unbedingt auch gleich zu Love..? Ich liebte sie doch so…und auch ihre Familie. Ich wollte all das nicht verlieren, andererseits hatte sie ein Recht darauf, es zu erfahren. Immerhin wusste sie spätestens seit dem Unfall, was ich alles zu fabrizieren schaffte, wenn ich angeheitert war… Ach halt! Es war ja Samstag…Lovelie unternahm heute was mit ihrer Familie. Und Nabu hatte Keiko zu Besuch. Hofften wir mal, dass bei ihm kein Isa im Bett aufwachte.

Kami-sama, mir brummte der Kopf…völlig durcheinander rieb ich mir die Schläfen. Das war doch alles wie in einem bösen Traum..! Was sollte ich denn jetzt tun? Ich hatte mich eben aufgeführt wie ein zickiges Teenie-Mädchen, doch ich wusste nicht weiter- was sollte ich denn nur tun?! Mein Leben war futsch…schon am Beginn mit lauter Mist verbockt…
 

Doch plötzlich kam mir eine Idee. Meine Eltern. Sie waren heute da. Und ja, mir war klar, Mapa würde ausrasten. Aber ich brauchte jemanden zum reden und geeigneter als die beiden erschien mir gerade niemand. Immerhin…sollten Hizumi und Tsukasa sie jetzt wegen mir hassen, mussten sie davon wissen. Oh nein…wobei wir noch ein Problem hätten…würde Satoru sich bei seinen Eltern über mich ausheulen, könnten diese sauer auf Mapa und Dad wegen mir werden… Ade, schönes Leben. Ich war zu leichtfertig mit dir umgegangen. Seufzend stand ich auf, drehte das Wasser ab und ging mich zitternd abtrocknen.
 

~*~
 

Zero verabschiedet sich von einem ‚ruhigen‘ Sonnabend
 

Ach, das nannte ich einen schönen, entspannten Samstag. Ich saß im Garten auf einem Stuhl und las Zeitung, während Karyu die Blumen goss und Hana in ihrem Zimmer Mittagsschlaf machte. Das war übrigens nochmal die schönste Zeit des Tages- wenn sie uns in Ruhe ließ.

Okay, mittlerweile hatte ich mich an diese nervige Alte fast gewöhnt. Sie kümmerte sich…ja, ganz gut um die Tiere und das Haus, wenn wir unterwegs waren. Und dabei gab es kaum einen Tag, an dem sie nicht durch die Gegend wuselte, als wäre sie erst Anfang 20. Allmählich glaubte ich wirklich, eine höhere Macht liebte die Alte, anders konnte ich mir ihr Dasein wirklich nicht mehr erklären. Aber gut. Konzentrierte ich mich wieder auf die Zeitung. Doch es dauerte nicht lange, da ging Karyu an sein Handy, weshalb ich aufmerksam den Kopf hob.

„Ja?....Ah, Shinji!...Ja, na klar….Wann? Naja, sobald du willst…..nein, du störst nicht.“ und lauter solche Fetzen bekam ich mit. In freudiger Erwartung lehnte ich mich mehr in seine Richtung, bis er endlich auflegte. „Was wollte Shinji denn?“, platzte es auch schon aus mir heraus.

„Er kommt nachher mal vorbei. Er sagt, er braucht wen zum reden…klang ziemlich aufgelöst, der Junge.“

„Was?“, mir sackte das Herz fast runter bis zur Hosentasche, „Hat er wieder was ausgefressen? Hat Love Schluss gemacht?!“, entkam es mir panisch, doch Karyu hob beschwichtigend die Hände. „Hat er nicht gesagt. Er klang nur…nicht so entspannt wie sonst. Irgendwas ist.“

„Oh Gott, jetzt mach ich mir Sorgen.“, entkam es mir, weshalb Yoshi mir einen Arm auf die Schulter legte. „Ach was. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm.“

„Hoffentlich. Solange er nicht wieder im Krankenhaus liegt.“

„Keine Sorge, da würde er ja wohl kaum vorbeikommen.“, Karyu grinste mich an, weshalb ich eine Schnute zog. „Fiese Giraffe.“

„Ey. Ich mein ja nur.“

„Bla bla. Und jetzt mach dich weg. Du musst mit deinen Blumen fertig sein, wenn er da ist.“

„Na gut…“, theatralisch seufzend trottete er weiter, bewaffnet mit seiner Gießkanne.
 


 

~~**~~
 


 

Jaja, ich weiß, es ist böse, dass ausgerechnet so ein Kliffhänger vor der 2-wöchigen Pause kommt. Aber ich kann ja auch nix dafür^^"

Wie dem auch sei, ich freue mich trotzdem über eure Mitteilungen, also lasst mir was da, damit auch ich was zu lesen hab, wenn ich wieder komme. Dann auch gleich mit neuem Kapi ;D !
 

Vielen Dank an das (einzige ;.;") treue Reviewschreiberchen Lucel!
 

Danke für deine Lachmomente, es ist immer schön zu erfahren, was euch besonders gefallen hat, etc. :3!

Beweisbilder? Hm, noch nicht xD Aber man könnte ja dran arbeiten... Aber jaja...die guten Kuppeltheorien xD Das letzte Kapitel hat bei FF.de gewaltig die Meinungen gespalten :D
 

Bis bald ihr lieben!
 


 

~~**~~

35. - Elterliche Ratschläge

35. - Elterliche Ratschläge
 

Therapeut Michio
 

Ich war gerade dabei, ein wenig Knabberzeug in das Wohnzimmer zu stellen, als es klingelte. Ich schaute auf, doch noch bevor Yoshi reagieren konnte, war ich es, der „Ich komm schon!“ rief. Ha, Ziegen konnten eben doch schneller als Giraffen sein, auch wenn die die größeren Beine besaßen…

Eilig lief ich zur Haustür und öffnete erwartungsvoll. Als mir da nun auch mein Shinji entgegenblickte, begann ich zu strahlen und schloss ihn in meine Arme. „Mein Sohn! Schön dich zu sehen!“

Okay, vielleicht tat ich das ein wenig zu befreit, denn Shinji schaute seltsam. „War Karyu fies zu dir…?“

„Nein, wieso?“, entkam es mir verwirrt, „Ich freue mich nur, dich zu sehen!“, lächelnd machte ich ihm Platz und schloss die Tür. Ach, war das schön, wieder normal mit ihm umzugehen. Seit wir beide uns ausgesprochen hatten, lief wieder alles gut zwischen uns. Okay, er war nicht wieder eingezogen und er und ich beharrten vielleicht in dem Bezug ein wenig weiter auf unseren Meinungen, aber sonst war wieder alles gut. Kein Schweigen, keine Wut. Wir hatten uns verziehen.
 

Neugierig musterte ich ihn beim Schuhe ausziehen und hob die Brauen an. „Du siehst so schlecht aus, wie Karyu dich beschrieben hat, was ist passiert?“, merkte ich vorsichtig an. Gut, vielleicht war die Frage schon zu Trampeltiermäßig. Aber ich war noch nie so sehr feinfühlig gewesen und wenn, kostete es mir sehr viel Überwindung. Shinji stockte, weshalb ich meine nun doch blöd erscheinende Frage auch schon bereute. Er jedoch blieb ruhig und blickte langsam zu mir auf. „Kann…kann ich in Ruhe mit dir reden..?“

„Na klar, deshalb bist du ja da, oder? Warte, ich rufe Yoshi.“

„Nein warte, ich würde gern mal mit…dir allein reden.“

„Mit mir..?“, entkam es mir überaus verwundert und meine Augen wurden groß. Das hatte es ja lange nicht gegeben..! Zögerlich nickte ich deshalb. „Eh okay. Willst du ihm trotzdem hallo sagen?“

„Na klar. Wo ist er?“

„Im Garten. Ich warte solange im Wohnzimmer.“

„Geht klar.“, damit verschwand er auch schon lächelnd. Nachdenklich blickte ich ihm hinterher, dann lief ich ebenfalls los. Er wollte mit MIR reden…Gott, was kam jetzt? Möge er ja nicht wieder was ausgefressen haben, was ich ausbaden durfte…wir hatten uns zwar wieder vertragen aber so eine Belastung wie noch vor einiger Zeit wollte ich nicht wieder..!
 

Es dauerte nicht einmal zehn Minuten, da kam Shinji auch schon zurück. Mit einem fast schon schüchternen Lächeln blieb er stehen, weshalb ich ihm verwundert einen Platz anbot. Was war denn hier los? Normalerweise schmiss er sich einfach ohne große Rücksicht auf Verluste hin. Das war ganz lustig gewesen, als er das eine Mal den Kater mit einem Sofakissen verwechselt hatte…

„Nimm dir einfach eine Tasse.“, meinte ich mit einem Nicken zum Tisch. Shinji lächelte, nahm sich eine, trank- und entspannte sich sichtlich ein wenig. Ich ließ ihm etwas Zeit und sah selbst in meine Tasse. Erst als ich glaubte, es wäre der richtige Zeitpunkt, sprach ich ihn an.

„Also mein Hamsterchen…was hast du auf dem Herzen?“

Shinji sah unsicher auf, was mich schon wieder verwunderte. Hatte der Junge etwa doch wieder was ausgefressen? Oh Gott, bitte nicht. Sonst wurde ich gleich panisch und das war nicht gut… Deshalb schenkte ich ihm lieber erst einmal einen liebevollen Blick nach dem Motto ‚Keine Sorge, ich liebe dich, rede ruhig mit mir.‘ Die böse ‚Wie kannst du nur?!‘-Fratze würde erst kommen, sollte er meine Ängste bestätigen.
 

„Ich…muss dringend mit jemanden reden, weil…ich hab gewaltigen Blödsinn verzapft.“

„Ach du scheiße.“, entfuhr es mir sofort und meine Augen weiteten sich, während mein Körper starr wurde.

„Keine Sorge, ich habe nichts beschädigt oder so, Mapa.“, versuchte er sofort zu beschwichtigen, doch ich glaubte ihm das nach den ersten Worten nicht so ganz. Also überlegte ich, was er sonst…

„Du hast nicht etwa deine Band verlassen?! Oder Love…hat sie Schluss gemacht?! Und du daraufhin sie aus der Band geworfen?!“, äußerte ich einige Gedanken.

„Was?! Himmel, nein! Nichts davon. Ganz ruhig Mapa, wirklich, nur die Ruhe. Ich…ich wollte einfach mit dir reden, weil ich ja sonst keinen habe.“

Nun ließ er mich skeptisch die Augenbrauen hochziehen. „Du hast ne Freundin und einen besten Freund.“

„Ich glaube, Lovelie ist momentan nicht die Richtige dafür…und Satoru ist im Moment wirklich der aller, aller, allerletzte, mit dem ich reden will.“

„Habt ihr euch gestritten…?“

„Indirekt…schon, ja…aber das ist ja nichtmal das schlimmste an dem Ganzen…“

„Wieso? Hast du ihn aus dem Haus geworfen?“

„Nein, das wäre gemein…auch wenn er…“, Shinji seufzte und ließ den Kopf hängen, weshalb ich mit den Augen rollte. Musste ich dem Jungen etwa alles aus der Nase ziehen?!

„Jetzt sag schon, Shinji. Ich beiße doch nicht.“ Obwohl…so sicher war ich mir da auch nicht. Zicken konnten sicher gut zuzwicken.

„Mapa…ich und Satoru…wir haben voll Scheiße gebaut…er…aber ich irgendwie auch und jetzt…ich weiß nicht mehr, was ich von ihm halten soll…“

„Eh..?“

„Er…er hat…er hat mit mir geschlafen.“

Ich erstarrte. Es dauerte, ehe die Information mein Gehirn erreichte. Dann jedoch schreckte ich panisch auf. „ER…DU HAST WAS?!“

Shinji nickte und schob die Hände vor sein Gesicht, ließ die Schultern hängen. „Wir hatten gestern Sex..“

„Das…das ist unmöglich..! Das ist doch…! Ich dachte du liebst Lovelie?!“

„Tu ich ja auch…mein Gott Mapa..ich wollte das doch gar nicht…“
 

Fassungslos legte ich mir eine Hand vor den Mund. Mein Sohn gestand mir gerade, dass er seine Jungfräulichkeit verloren hatte. Soweit, so gut. Gut….ha, nichts war hier gut! Er hatte ernsthaft Sex mit dem Sohn meiner Kollegen gehabt?! Seinem besten Freund?! Hatte seine ach so lang gewünschte Traumfrau betrogen?! Gott, nicht einmal ich hatte sowas in meinem frühen, verruchten Jugendjahren fertig gebracht..! Tief durchatmend strich ich mir durch die Haare, ehe ich wieder zu ihm sah.

„Kami-sama, Shinji! Ich…wie hast du das fertig gebracht…?“, versuchte ich es möglichst so zu formulieren, dass er nicht ganz wegklappte, immerhin sah er aus wie kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

Mein Häufchen Elend zuckte auf meine Frage hin nur die Schultern. „Ich…weiß es nichtmal so genau… Wir…hatten doch gestern die Party, von der ich dir erzählt hatte…und da haben die anderen mich abgefüllt und ihn wohl auch oder auch nicht und dann sind wir nach Hause und bumm! Dann muss es wohl passiert sein..“

„Oh man…du bist wirklich mein Sohn.“, stellte ich schockiert fest, „Ich und dein Dad hatten damals unseren ersten, gemeinsamen Sex auch im betrunkenen Zustand. Ich glaube, das war die wohl verrückteste Nacht aller Zeiten…am nächsten Morgen war ich eine Frau…“, sinnierte ich in Gedanken an damals, schüttelte dann aber den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Shinji erzählte leise weiter.

„ Das war noch nichtmal da schlimmste…“

„Wie kann man das denn noch toppen? Ist er jetzt ne Frau oder wie?“

„Nein…aber heute Morgen…bin ich nackt neben ihm aufgewacht und nachdem ich ihn zur Rede gestellt habe….da…..gestand mir Satoru ernsthaft seine Liebe…! Mapa, was soll ich denn jetzt machen?“

„ER HAT WAS?!“

„Naja…er sagte…er hat sich wohl in mich verliebt…ich bin sauer geworden, hab ihm sogar noch eine gklebt und bin dann abgehauen zu euch…“

„Oh.mein.Gott.“, ich schlug mir die flache Hand gegen die Stirn, ehe ich mir die Schläfen rieb. Wo waren meine Kopfschmerztabletten..? Hiervon würde ich noch eine Woche lang einen hämmernden Schädel haben… Oder aber ich sollte mir langsam aber sicher doch einmal einen Psychologen suchen. Aber wahrscheinlich würde der mich sofort weiter in die nächstbeste Gummizelle reichen.

Vorsichtig sah ich wieder zu Shinji. „Bist du sicher, dass er das ernst gemeint hat..?“

„Natürlich..!“

„Vielleicht war er noch betrunken…oder auf Drogen. Oder er hat dich veralbert…“

„Nein! Er war genauso wieder nüchtern wie ich! Und mich so zu verarschen würde er niemals bringen! Du kennst ihn doch auch…sowas macht er nicht…“

Seufzend griff ich nach meinem Tee und nahm einen Schluck. Ich wunderte mich selbst über meine gerade zurückkehrende Gelassenheit.

„Also ehm…du bist wirklich gleich abgehauen..? Ihr habt nicht miteinander geredet oder so..?“

„Nein..! Ich konnte mit ihm gar nicht reden! Er erzählte immer wieder von seinen Gefühlen und es war ihm völlig egal, dass ich was anderes sagte…“

„Wie dein Vater..“, nickte ich verstehend, weshalb er kurz stockte, dann aber fortfuhr. „Mapa…ich liebe Satoru nicht..! Bitte…ich bin nicht schwul..ich liebe Lovelie…ich weiß selbst nicht, wie das gestern passieren konnte, ich mach mir solche Vorwürfe…“

„Tja. vielleicht verstehst du jetzt, warum ich dir immer gesagt habe, du sollst deine Finger von Rose und ihren Freunden lassen. Alkohol verführt und ist gefährlich. Und du hast das jetzt schon zweimal zu spüren bekommen. Willst du es noch ein drittes Mal? Dann trink fröhlich weiter.“

„WAS?! Nein, mein Gott, nein! Ich fasse das nie wieder an! Wirklich!“

„Das sagst du jetzt. Wir sprechen uns nach dem nächsten Desaster.“

„N-nein..! Ich will wirklich nicht mehr…ab sofort lehne ich alles ab…verflucht sei der Kram…Gott, Mapa…du hast mir trotzdem noch nicht geantwortet..! Was soll ich denn jetzt tun?!“

„Tja…das fragst du ausgerechnet mich?! Denjenigen, der durch Alkoholkonsum alle Regeln über Bord warf und mit deinem Vater im Bett landete und dann auf einmal Tit- lassen wir das. Shinji- wir sind eine Säuferfamilie. Sieh es ein.“

„MAPA…!“, seine Stimme wurde schrill, wie ein hysterisches Weib. Wie ich, vor zwanzig Jahren etwa. „Was soll ich tun?! Bitte!“ Man, er war wirklich verzweifelt. Seufzend dachte ich zum eigentlichen Thema zurück.

Was für eine verflixte Situation, und das im Ernst jetzt.
 

Also, mein Sohn hatte Sex mit seinem besten Freund, der ihn liebt, er aber ihn nicht, weil er Lovelie liebt, die davon gar nichts wusste und zu guter Letzt hing von dem ganzen Mist jetzt wohl auch noch die Zukunft der Band ab…

„Mapa…Michio…was soll ich jetzt tun…?“

Seufzend erhob ich mich, rutschte zu ihm und legte ihm einen Arm um. „Erst einmal nicht durchdrehen. Ich spreche aus Erfahrung, das bringt nichts. Aber da du mein Sohn bist, wirst du es wohl doch tun. Schieb es einfach auf die Gene. Wie dem auch sei. Du hast jetzt gleich mehrere Probleme: Du bist mit deinem besten Freund intim geworden…Kami-sama möge euch nicht zugeschaut haben, ich kann es mir nicht vorstellen und wollte eigentlich auch nie wissen, wann mein Baby hier mal erwachsen wird….egal. Normalerweise hättet ihr sagen können: Ups, Ausrutscher, ist dummerweise passiert, kommt aber nicht mehr vor. Jedoch geht das nicht, wenn Satoru dir auch noch sagt, dass er dich liebt, und das wohl ernsthaft, weshalb ich mich frage, was für einen Geschmack er da hat…auf jeden Fall kommt da noch etwas hinzu. Wie ich dich verstanden habe, hast du ihn abgewiesen. Du Idiot hast ihn sogar geschlagen..! Das heißt jetzt, er ist nicht nur gedemütigt, sondern auch tief verletzt. Du warst ihm wichtig, er bedeutete dir ebenfalls so viel…und dann schlägst du ihn und knallst ihm vielleicht noch etwas an den Kopf, was ihm vielleicht auch noch sein Herzchen bricht. Da ich davon ausgehe, dass Satoru sich nichts antut -dafür ist er zu vernünftig-, denke ich, er ist noch im Haus oder aber bei Hizumi und Tsukasa und lässt sich trösten. Es kann aber auch sein, er erzählt ihnen gar nichts, so einzelgängerisch wie er sein kann. Fakt ist, er ist verletzt. Es wird ihm wohl kaum gefallen haben, was du abgezogen hast. Wenn du Pech hast, meidet er dich jetzt nicht nur, sondern verlässt vielleicht sogar unüberlegt die Band! Hast du das bedacht?“

„Nein…“, schniefte Shinji mittlerweile, weshalb ich innerlich die Augen verdrehe, ihn dann aber liebevoll streichelte.

„Naja…dann weißt du es jetzt….aber weißt du, das war noch nicht mal alles. Du hast eine Freundin, die dich liebt auf unschuldige Art und Weise. So unschuldig, dass sie so etwas, wie du gestern mit ihm abgezogen hast, sicher nicht einmal annähernd vermutet.“

„Was soll ich jetzt tun…Mapa, ich weiß nicht mehr weiter…“

„Naja, du solltest auf jeden Fall, wenn dir deine Freundschaft zu Satoru wichtig ist, mit ihm reden. Und damit meine ich in Ruhe. Wenn du es nicht machst, wird er dich wahrscheinlich hassen und die Band geht erst Recht den Bach runter.“

„Aber was soll ich mit ihm reden…? Ich…ich weiß nicht, ich hab doch alles gesagt…“

„Also erst einmal musst du dich entschuldigen, dass du ihn geschlagen hast, das ist ja wohl das mindeste. Sag, es war nicht mit Absicht, du warst überfordert von deinen Gefühlen, seinen Gefühlen, der Situation an sich. Und dann erklärst du ihm noch einmal in Ruhe, dass du nicht empfindest wie er, er dir aber wichtig ist. Er wird es schwer haben, Liebeskummer und so, aber das geht vorbei. Und eine Freundschaft ist oft mehr wert als eine Liebschaft.“

„Soll…ich jetzt zu ihm…oder wie…?“

„Nein, ihr seid beide zu aufgebauscht, das würde nur wieder Chaos und Streit geben. Kommt beide erst einmal zur Ruhe.“

„Und…und was mach ich nun mit Lovelie…?“

„Also da gibt es ja eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder: Du verschweigst es ihr einfach und lebst eventuell mit einem schlechten Gewissen, hast dafür aber weiter deine Freundin….später kann man dann ja auch noch beichten. Nach dreißig Jahren oder so. Aber wenn du Pech hast ist Satoru so sauer auf dich, dass er ihr davon erzählt, um euch auseinander zu bringen. Oder aber du sagst es ihr. Dann ist sie dir entweder sauer und macht Schluss, oder aber sie ist wirklich ein Engel und verzeiht dir das.“

„Würdest du mir an ihrer Stelle verzeihen..?“

Ich musste glucksen, ehe ich eine Brau hob. „Nimm es mir nicht übel, Shin. Aber ich bin lange schon glücklich und auch keine Frau mehr. Ich weiß nicht, wie sie denkt. Sie ist ein…ja, chaotischer aber freundlicher Mensch. Von daher könnte sie dir vielleicht verzeihen…andererseits könntest du ihr damit aber auch das Herz brechen…“

„Toll….das hilft mir jetzt voll weiter…“, er drückte ein Kissen fest an sich ran und formte sich zu einer Kugel. Seufzend streichelte ich ihn weiter. Ach mein kleiner Hamster…was sollte ich nur mit dir machen..?

„Es tut mir leid, Shinji. Ich wüsste wirklich nicht, wie ich an deiner Stelle handeln würde. Das kannst wirklich nur du selbst entscheiden.“

Er schniefte und nickte. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Man, war ich eine schlechte Mutter! Kurz zögerte ich, ehe ich ihn dann einfach in meine Arme zog. Der arme Kerl war ja völlig aufgelöst.

„Ich wollte das nicht…ich wollte das alles wirklich nicht…ich mach mir Sorgen…um beide…“

Ach Shinji…du bist wohl doch noch nicht wirklich erwachsen, dachte ich mir still mit einem leichten Lächeln, ehe ich seinen Haarschopf küsste. Ob er jemals überhaupt erwachsen werden würde? Egal, er blieb immer mein kleiner Hamster. Und wahrscheinlich würde er wohl noch oft Blödsinn machen. Und ich würde ihm wohl trotzdem immer wieder verzeihen. Dafür liebte ich ihn zu sehr.

Irgendwann kuschelte er sich einfach nur still in meine Arme und schlief ein. Das hatte ich lange nicht erlebt, dass er so offen vor jemandem geweint hatte. Aber gut, ich verstand ihn. Er hatte wohl nun wirklich richtig ernsthafte Probleme, Gewissenskonflikte, weil er jemandem weh getan hatte. Wahrscheinlich war es für ihn noch schlimmer als der Unfall.

Ich legte in vorsichtig auf der Couch ab und deckte ihn zu. Dann ging ich Yoshitaka suchen, um ihm die Situation zu schildern. Er blieb ruhig und nickte hier und da bei meiner Erzählung oder fragte leise nach. Er schien nicht groß geschockt. Es wunderte mich etwas, aber ich fragte nicht weiter nach. Wir entschieden, Shinji erst einmal seine Ruhe zu lassen. E r brauchte den Schlaf, um wieder etwas zu Kräften und zur Ruhe zu kommen.
 

Erst gegen Abend wachte Shinji wieder auf. Wir machten ihm Abendbrot und boten ihm an, bei uns zu übernachten. Doch er lehnte ab und ging gegen 21 Uhr still nach Hause. Besorgt blickte ich ihm nach. Zum Glück hatte ich Karyu, der mir eine Hand auf die Schulter legte und mich unterstützend drückte. Ich wünschte mir, dass Shinji auch so jemanden hätte, der ihm jetzt beistand...
 

~*~
 

Shinji schlägt sich so durch
 

Nachdem ich von meinen Eltern aus heim kam, fühlte ich mich kaum besser. Erschlagen war das treffendere Wort. Ich schlurfte mehr als das ich ging. Vor meinem Haus zückte ich den Schlüssel und hob langsam den Kopf. Alles war dunkel, nur bei Satoru glomm schwach Licht hinter den Vorhängen. Seine Nachttischlampe. Die hatte er gewöhnlicher weise an, wenn er las. Dass er das heute tat, bezweifelte ich fast. Aber andererseits- es war Satoru. Ich wusste nicht, wie er mit Liebeskummer umging, ich hatte es nie bewusst bei ihm erlebt.

Seufzend schloss ich die Haustür auf und trat ein. Meine Schuhe fanden achtlos den Weg in die Ecke, meine Jacke ihren auf den Hocker unter der Garderobe. Mir stand gerade nicht der Sinn nach Ordnung. Außerdem lebten hier nur junge Leute. Verständlich also, wenn es etwas nach Chaos aussah.

Müde wie ich war tastete ich mich nur an den Wänden entlang zur Treppe und ging gleich rauf in mein Zimmer. Ich holte mir Schlafsachen und ging nur kurz ins Bad, um schnell noch zu duschen und Zähne zu putzen. Anschließend schlurfte ich Zombie-ähnliches Ding zurück und ließ mich in mein Bett fallen. Satoru hatte nicht aus seinem Zimmer geschaut. Er kam auch nicht vorbei um noch einmal nach mir zu schauen, wie er es sonst tat, wenn wir uns den ganzen Tag nicht gesehen hatten. Seufzend schloss ich die Augen und schlief erstaunlicherweise schnell ein.
 

~*~
 

Am nächsten Morgen schmiss mich mein lautstark schrillender Wecker aus dem Bett. Verwundert blickte ich das kleine, nervige Ding an. Ich hatte ihn doch gestern gar nicht mehr gestellt? Oder..? Egal. Schnell ausgeschalten, dann erhob ich mich auch schon müde. Ich fühlte mich gerädert, überfahren, was auch immer. Als hätte ich auf spitzen Steinen und nicht auf meinem schönen Bett geschlummert. Obwohl…in dem Bett hatten wir doch…Gott, nicht daran denken! Schnell war ich beim Schrank und suchte mir Sachen für die Uni raus, ehe ich mich ins Bad verkrümelte.
 

Es dauerte nicht lange, da war ich mit allem im Bad zu erledigendem fertig und ging in die Küche. Als ich dort Satoru erblickte, wurde mir schlecht. Er saß bereits schweigend am Küchentisch und aß. Leise rang ich mir ein „Guten Morgen“ ab und ging zum Schrank, meine Cornflakes suchen. Er sah nicht auf und murmelte nur ein „Morgen“, aß aber ungestört weiter. Als ich mich mit an den Tisch setzen wollte, stand er auf und schaffte sein Zeug in den Geschirrspüler. Ich setzte mich langsam und sah ihm zu, wie er aus dem Zimmer lief. Als er mit seiner Tasche Richtung Garderobe lief, rang ich mir dann doch mal ein „Gehst du schon?“ ab. Er blieb stehen und sah mich zum ersten Mal an diesem Tag an. Sein Blick war ruhig und ernst, wie sonst- nur noch verschlossener. „Ja.“, meinte er schließlich und warf sich die Tasche über die Schulter, „Hab noch was vor.“ Damit verschwand er auch schon.

Verblüfft sah ich ihm nach, ehe ich mich ärgerte. So ein Idiot. Jetzt schaltete er also auf stur?! So tun, als sei nichts passiert war für den Moment vielleicht okay, aber auf Dauer..? Ich mein…mir war es ja egal…also fast…ich wollte nur nicht, dass er mich weiter liebte! Das brachte ihm nichts. Man, ich wollte ihn doch nur als besten Freund, mehr nicht. Doch reden, so wie er jetzt drauf war- aussichtslos.

Naja, wie ich ihn kannte, ging er jetzt in die Bibliothek. Seufzend aß ich mein Frühstück und machte mich dann langsam selbst fertig für den Unialltag.
 

~*~
 

Mein Tag in der Uni war einfach nur Stress pur. Ich konnte mich nicht konzentrieren und Satoru hätte mich nicht auffälliger meiden können, als er es ohnehin schon tat. Irgendwie nervte mich das, aber etwas dagegen zu unternehmen hatte ich auch keine Lust. Das ergab nur Diskussionen, die womöglich in noch mehr Streit enden würden. Ja, ich war ein Feigling, aber meine bisherige Satoru-Kenntnis sagte mir, dass er in seinem momentanen Zustand nicht mit mir reden würde, ohne voreingenommen zu sein.

Und so wechselten wir den ganzen Tag kein einziges Wort miteinander.

Erst, als der Tag um war, sprach er mich an, weshalb ich überrascht aufblickte. „In zwei Stunden ist Bandprobe. Die anderen wissen Bescheid, also sei bitte rechtzeitig da. Bye.“ Damit ließ er mich auch schon wieder allein stehen.
 

Verwirrt sah ich ihm nach, ehe ich mehr zu mir selbst nickte. Gut, wenn das so war, dann war heute eben Probe. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Zumindest wollte er sich nicht von der Band verabschieden. Aber würde er das schaffen? Weiter mit mir in einer Band zu sein? Würde ich es schaffen, so zu tun, als wäre nichts gewesen? Und Love…

Seufzend schnappte ich mir meinen Rucksack. Dann würde ich jetzt nach Hause fahren, meinen Bass holen und mich dann auf zum Studio machen.
 

~*~
 

„Kato kommt heute nicht vorbei, lässt er ausrichten. Er hat zusammen mit Ito-sama und anderen wohl ein wichtiges Geschäftsessen. Wenn was ist, sollen wir uns an der Rezeption melden, die wüssten den Stellvertreter, ansonsten ist er wohl morgen wieder da. Egal, ich denke, wir brauchen ihn jetzt nicht. Was für ein Lied wollt ihr als erstes probieren? Oder hat wer was neues?“

„Ich wäre für die letzte Veröffentlichung als Aufwärmung.“, meinte Nabu und stellte seinen Kaffee beiseite. Lovelie nickte und sah lächelnd zu mir. Ich erwiderte es verunglückt. Mein Magen rebellierte. Langsam wand ich meinen Kopf zu Satoru und nickte ebenfalls leicht.

„Okay.“, meinte er nur und wand den Blick wieder von mir ab, erhob sich. „Dann los.“
 

Die ganze Probe über verlief alles normal. In den Pausen diskutierten wir über ein paar Statistiken, die Kato uns über die bisherigen Veröffentlichungen hatte zukommen lassen, oder aber über die nächsten Termine wie Interviews und Photoshootings, die anstanden. Ja, alles verlief ganz normal. Bis auf die Tatsache, dass zwischen mir und Satoru sonst keine Kommunikationen abliefen. Mit Nabu und Love redeten wir beide mal über Zeug außerhalb der Band, aber zusammen- no. Eisiges Schweigen. Ich ging ihm aus dem Weg und er mir. Nur, wenn es sein musste, redeten wir miteinander.
 

Den anderen beiden musste es wohl oder übel aufgefallen sein. Ihre Blicke waren fragend, ängstlich und beunruhigt. Nach der Probe fing Lovelie mich ab.

„Shinji…du und Satoru seid heute so komisch..ist alles in Ordnung?“

Verdammt, wie hatte ich so etwas befürchtet. Und dann noch ihre hübschen, besorgten Augen..

„Es…ist alles in Ordnung.“, quälte ich mir schließlich heraus und zog mir meinen Basskoffer enger auf den Rücken.

„Bist du dir sicher..? Ihr habt euch nicht gestritten oder so?“

Kami-sama, dieser Blick…wie sollte ich da wiederstehen? Es kostete mich große Überwindung. Schließlich aber legte ich ihr sanft eine Hand an die Wange. „Es ist nichts, Süße. Mach dir keine Sorgen, alles ist okay.“

Sie betrachtete mich, seufzte dann aber ergeben. „Gut, wenn du das sagst wird es wohl stimmen..“

Ich nickte erleichtert.

„Was machst du heute? Willst du mit Eis essen kommen?“

Und schon kam das eklige Gefühl zurück in meinen Magen. Trocken schluckte ich.

„Nein…tut mir leid…mir geht es heute nicht so gut…“

„Bist du krank? Oder ist was zuhause bei dir vorgefallen?“, entkam es ihr auch gleich wieder entsetzt, weshalb ich schnell abwehrte.

„Nein, alles gut. Ich…mir ist nur etwas schlecht. Mein Magen und so. Ich…werde jetzt nach Hause und mich gleich hinlegen. Entschuldige.“, wehmütig strich ich ihr durch die Haare.

„Oh, na dann wünsche ich dir gute Besserung…nicht das es schlimmer wird…“

Oh, du hattest ja keine Ahnung, Love. Es wurde jetzt schon immer schlimmer, aber ich konnte es dir nicht jetzt schon sagen. Noch nicht.

„Danke. Bis morgen.“, sanft küsste ich ihre Wange. Zu mehr war ich gerade nicht fähig.

„Bis morgen.“, erwiderte sie nun wieder etwas lächelnd, ehe sie sich löste und mir wank. Ich erwiderte es, während mein schlechtes Gewissen mich fast umbrachte. Es tat mir so leid, sie anzulügen…doch das würde ich sicher nicht lange. Bald würde ich es ihr gestehen…nur war im Moment kein guter Moment.

Seufzend machte ich mich auf den Heimweg. Ich würde mich wohl wirklich gleich ins Bett verkrümeln und vor morgen früh nicht mehr aufstehen.
 


 

~~**~~
 


 

Wieder da folgt auch schon das nächste Kapitel. Danke für die Kommis!
 

@suzaku_yume: Ich meld mich auch ;) Obwohl ich Shin lieber als Sohn hätte *lach* Danke, mein Urlaub war schön. Aber hab ich das richtig verstanden? Du liest die FF in ner Vorlesung oo?
 

@Lucel: Weiß nicht, welchen Gitarristen meinst du denn oo?
 

Bis bald!
 

~~**~~

36. - Geständnis

36. - Geständnis
 

Shinji ergreift das Wort
 

Es war ein Sonntag, an dem Lovelie mich einlud, mit ihr Essen zu gehen. Da ich so ein schlechtes Gewissen hatte, weil ich mich nach den Proben sonst immer schnell rar gemacht hatte, stimmte ich schließlich zu. Ewig konnte ich ja nicht davor weglaufen. Außerdem wollte ich sie nicht ewig belügen müssen. Nein, damit musste Schluss sein.

Die Proben…waren nicht anders verlaufen wie die Erste seit..der Sache. Ich und Satoru führten keine Gespräche über unser Privatleben und ignorierten uns weitestgehend. Zuhause gingen wir uns gegenseitig aus dem Weg. Ich hatte einmal ein wenig Mut zusammen genommen und mit ihm reden wollen, doch der verflog mir, als ich sein gleichgültiges Gesicht sah. Er wirkte so kühl…vollkommen anders als sonst. Seine Texte…wurden härter. Ein wenig mehr in die Richtung unserer Väter. Ich machte mir Sorgen. Nabu fiel das nicht weiter auf, er fand die Texte nach wie vor gut. Lovelie…sie sagte nichts, doch ich wusste, dass sie mich im Auge behielt, als könnte ich wissen, warum er so war. Beziehungsweise vermutete sie vielleicht weiterhin ihre Streittheorie…ich konnte mich auch nicht mehr so offen geben wie vorher. Obwohl Satoru sich mir nicht noch einmal so genähert hatte, brachte ich immer genug Abstand bei Gesprächen zwischen uns. Ich wusste nicht warum. Vielleicht war es auch albern. Das hatte auch nichts damit zu tun, dass er ein Mann war…wäre er eine Frau, hätte ich genauso gehandelt. Ich liebte nun einmal Lovelie, da konnte er sich einreden, was er wollte..
 

Da heute keine Probe war und meine Eltern keine Zeit für einen Familiensonntag hatten, stimmte ich Loves Verabredung also zu.

Seufzend strich ich mir durch die Haare und band mir die Schuhe zu. Wenn ich sie sah, sollte ich sie vielleicht noch einmal ordentlich küssen und in den Arm nehmen, bevor sie mich anfing zu hassen.

Kami-sama, was hatte ich nur getan…dieses wundervolle Mädchen. Sie wusste noch gar nicht, was ich ihr angetan hatte. Wie würde sie reagieren? Würde sie mich schlagen? Würde sie weinen? Würde sie sich umdrehen und einfach gehen? Verdammt, ich wusste nicht, wie sensibel sie auf so etwas reagieren würde…! Ich war doch ihr erster Freund…und dann so etwas. Mist, mir wurde gerade bewusst, dass ich es mir dann ja auch mit ihren Eltern verspielt hatte…wenn sie weinend nach Hause kam und ihnen davon erzählte… Melody würde wohl nur enttäuscht sein, aber Miyavi-sama… jeder sonstige Vater nahm seine Kleine doch in Schutz, oder? Nicht, dass er mir…nein, er war sicher nicht gewalttätig. Nein, vielleicht würde er andere schlimme Dinge tun…Verdammt, kannte er nicht Kato?! Wenn er ihm irgendwas sagte, nicht, dass ich dann aus der Band flog?! Mein Magen begann zu schmerzen. Mir wurde gerade erst so richtig das Ausmaß dieser Katastrophe bewusst…!
 

Schluckend steckte ich meine Geldbörse ein, schloss die Haustür ab und ging langsam und tief durchatmend los. Nicht mehr lange, dann hatte ich wohl die Hölle auf Erden. Und gerade trat ich ihr Schritt für Schritt mehr und mehr entgegen.
 

~*~
 

Ich war eine halbe Stunde zu zeitig da, weshalb ich einfach vor dem kleinen Laden stehen blieb und wartete. Es kamen nur wenige Leute vorbei, da es wieder kälter wurde. Frierend rieb ich mir die Hände. Dann irgendwann sah ich mein Engelchen näher kommen. Sie strahlte wie immer schon von Weitem und wank mir zu. Lächelnd erwiderte ich es und lief ihr entgegen.

„Oh Shinji, wartest du schon lange? Du siehst so erfroren aus!“, lächelnd legte sie mir ihren langen Schal mit um und ergriff meine Hände. Ich schüttelte nur leicht den Kopf.

„Es…ich hab nur Handschuhe vergessen. Ansonsten ist es ja relativ angenehm…“

„Stimmt, Handschuhe sind nicht schlecht. Ich hab dünne, willst du die?“, sie zeigte mir ihre rosa Handschühchen, weshalb ich nur die Brauen hob und dann den Kopf schüttelte. „Nein danke, lass gut sein.“

Sie lachte nur. „Vorbehalte gegenüber der Farbe? Dad hätte sie genommen, nur passen sie ihm nicht.“, ihr süßes Kichern folgte und ließ mich kurz auf Wolke sieben aufsteigen. Dann schloss sie ihre Arme um mich und stellte sich auf die Zehenspitzen. „Ich hab dir noch gar nicht richtig Hallo gesagt. Tut mir leid.“ Nur Sekunden später hatte ich ihre süßen Lippen auf meinen. Ich schloss die Augen und erwiderte den Kuss zärtlich. Ich genoss ihn in dem Wissen, dass es vielleicht der Letzte war.
 

Vorsichtig löste ich mich von ihr und strich sanft über die roten Wangen. „Wir sollten reingehen, Kätzchen.“

„Ist gut. Weißt du schon, was du nimmst?“

„Nicht wirklich.“, schief lächelnd setzte ich mich mit ihr in eine kleine Ecke. Wir schauten zusammen in eine Karte; sie wählte ein Stück Torte und heiße Schokolade, ich Kaffee und einen anderen Kuchen. Es war schön, einfach mit ihr beisammen zu sitzen und ein wenig zu genießen. Auch das Schweigen war nicht unangenehm. „Steht das mit dem Park noch?“, fragte sie leise, als wir unsere Bestellung erhielten. Ich nickte und trank gleich etwas von der warmen Brühe.

„Klar.“

Wir wollten nach unserem kleinen Essen hier noch durch den Park spazieren. Das war für mich der Punkt, an dem ich es ihr sagen wollte. Das hatte ich so mit mir ausgemacht. Dort waren nicht so viele Leute und falls sie flüchten wollte, konnte sie das wesentlich unauffälliger. Hier kam das immer noch ein wenig blöd… Ja, ich bedachte eben auch die Würde meiner Freundin. Das war ich ihr schuldig.

Wir aßen in Ruhe und Love ließ es sich nicht nehmen, mich mit ihrem Kuchen zu füttern. Je mehr Spaß sie dabei hatte, umso schlechter wurde mir. Weil ich wusste, dass ich ihr diese Fröhlichkeit zerstören würde.
 

Als wir schließlich fertig waren, bezahlte ich für uns und ging langsam mit ihr raus.

„Huh, es ist kälter geworden.“, flüsterte sie und hakte sich bei mir ein. Ich nickte zustimmend und schlug mit ihr den Weg zum Park ein. Es war noch ein Stück hin, aber so weit war es an sich nicht. Und so liefen wir ruhig, blieben mal an der Brücke stehen um ein paar Enten zu beobachten und gingen dann weiter. Love fröstelte, weshalb ich sie enger an mich zog und ihren Duft einsog. Wie gern ich ihr Parfüm roch…dezent, aber typisch für sie. Bald würde ich es wohl nur noch von Weitem riechen können- wenn ich Glück hatte.

Wir schlugen langsam den einen Parkweg ein. Nachdenklich betrachtete ich die schönen Bäume und überlegte, wie ich meine Worte formulieren sollte. Da wir einen Weg gewählt hatten, wo kaum jemand unterwegs war, schob ich sie irgendwann zu einer kleinen Parkbank, auf die ich mich fallen ließ. Wenig später saß sie neben mir, schwieg jedoch, während sie die Hände auf ihre Knie stützte und ihre Schuhe betrachtete.

„Du Shinji…ist alles in Ordnung? Nimm es mir nicht übel, aber du wirkst…noch angespannter als sonst.“

„Ich…ich habe dich um diesen Spaziergang gebeten, weil ich dir etwas erzählen möchte….“, begann ich unsicher und blickte ihr in die Augen, die mittlerweile ganz auf mir lagen.

„Es scheint dich zu beschäftigen. Ich gehe davon aus, es ist etwas Ernstes…?“

„Schon…ich….ach Lovelie…“, ich seufzte, „Ich weiß nicht, ob du mich danach hassen wirst. Ich kann verstehen, wenn du es tust. Wirklich. Aber bitte tu mir einen Gefallen: Was ich dir gleich sagen werde…es…bitte trenn dich nicht von der Band.“

Sie blickte mich mehr als erschrocken an. „Bitte?! Warum sollte ich?! Dafür gibt es doch keinen Grund, außer ihr wollt mich alle drei nicht mehr..?“

„Was? Nein! Wir wollen dich wie sonst auch..! Du bist ein wichtiges, unersetzliches Mitglied geworden. Doch was ich dir gleich sage…naja…“

„Willst du dich trennen?“

„Wie?“

„Es…es klingt fast so…selbst wenn es so wäre, würde ich in der Band bleiben…“, sie war leiser geworden und betrachtete ihre Hände, ihre Worte zeugten jedoch von Ernsthaftigkeit.

„Nein…ich….Kami, wo fang ich nur an…es…also es betrifft mich und Satoru. Dir ist ja scheinbar schon aufgefallen, dass wir…uns meiden und so..“

„Also habt ihr euch doch gestritten? Oh Shinji…“

„Naja, irgendwie schon, ja. Aber der Grund dafür wird dir nicht gefallen…“, nun wurde ich immer leiser, senkte den Blick und biss mir auf die Unterlippe.

Lovelie blieb ruhig und neigte den Kopf. „Ich verstehe nicht…?“

Tief durchatmen, Shinji. Kurz schloss ich die Augen, dann blickte ich sie ruhig an.

„Weißt du noch, die Party letztens? Mit Scael force?“

„Ja, klar.“, sie stockte, „Oh je, haben sie dich abgefüllt..? Oh nein…hätte ich das gewusst…dabei habe ich extra Satoru gebeten, auf dich aufzupassen.“

Ich lächelte nur schief. „Ja, haben sie. Und Satoru auch…er hat dann ein wenig zu gut auf mich aufgepasst…weißt du, er hat mich irgendwie heim geschafft. Und keine Ahnung wie das passieren konnte…aber wir sind dann zusammen im…im…im Bett gelandet…und am nächsten Morgen bin ich nackt neben ihm aufgewacht…und dann hatten wir einen riesen Streit…Lovelie, ich hatte Sex mit Satoru…!“ Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme bebte, als ich ihr das gestand.
 

Stille. Lovelie blickte mich einfach nur an, während ihre Haare im Wind leicht wehten und die Blätter der Bäume leise dazu raschelten. Es dauerte etwas, bis sie wieder zu mir sprach. Sie schien zu überlegen, was sie sagen sollte, da ihr Mund mehrmals auf und zu ging, ohne das Wörter hervorkamen.

„Ihr…ihr hattet den Abend zusammen Sex..? Miteinander..?“

„Ja, wenn ich es dir doch sage…aber Love, das war nicht einmal das Schlimmste..“, zitternd knetete ich nervös meine Finger. Sie schien das gar nicht zu hören, denn sie ging noch auf die Worte davor ein.

„Warum…hattet ihr Streit?“

Verwirrt sah ich sie an. Ich gestand ihr, dass ich sie ausversehen betrogen hatte und sie blieb ruhig? Eh?

„Wir…naja…jetzt kommt ja erst das Schlimme…Weißt du…als ich ihn am Morgen…damit konfrontiert habe…da hat er gemeint…also…also eh…..das er….das er mich liebt.“, ich atmete tief durch, während Loves Augen immer größer wurden.

„Ihr…ihr hattet Sex…und….“

„N-nein…! Wenn du jetzt denkst, ich liebe ihn auch, dann irrst du dich! Lovelie, ich liebe dich. Nur dich. Das sage ich dir schon so lange und ich bin mir da noch so sicher wie früher. Ich…ich kann ja nichts dafür, dass Satoru…also…ich wollte ja nicht mit ihm schlafen, überhaupt nicht! Er hat das irgendwie…ausgenutzt und…“

„Ja aber, Moment noch mal. Ich…du sagst, ihr hattet Sex. Und…wart betrunken? Und am nächsten Morgen bist du dann schockiert gewesen, aber er meinte das ernst..?“

„Ja! Glaub mir, er geht mir seitdem aus dem Weg..“

„Wieso? Was…was hast du ihm geantwortet?“

Ich wusste zwar noch immer nicht, warum sie mir keine klatschte oder mich anschrie, aber gut. Vielleicht hatte ich Glück und ich hatte umsonst Angst gehabt..?

„Ich…habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht liebe. Und das er spinnt und sich da was einbildet und dann rückte er mir immer mehr auf die Pelle, da hab ich ihm noch eine gescheuert und dann…naja…“

„Du hast ihm WAS?!“

„Eine…geknallt…und dann bin ich abgehauen. Seitdem redet er nicht mehr mit mir.“

„Ja aber….Shinji…du hast ihn wahrscheinlich tief verletzt..! Wie konntest du sowas tun..?“

„Was…? Ja aber Love, was sollte ich denn tun?! Ich…ich liebe ihn nicht und..war überfordert und…naja…“

„Shinji, das ist dein bester Freund! Er ist auch mein Freund, unser Sänger..!“

„Und er hat schamlos ausgenutzt, dass ich betrunken war! Das…ich war noch nie so betrunken, dass ich SO etwas freiwillig getan hätte.“

„Stimmt, du rast ja nur gegen Mauern.“
 

„Love…“, fassungslos sah ich sie an, während sie über ihren Arm rieb.

„Ja was denn..? Shinji…ich kann mir gut vorstellen, dass er jetzt verletzt ist..“

„Eh…ich weiß nicht, aber hast du mich nicht ganz verstanden? Klar, hab ich ihm vielleicht das Herz gebrochen, aber hallo!? Er hat genau gewusst, dass ich mit dir zusammen bin. Und ich…bin dir fremd gegangen…! Bist du nicht sauer..?“

„Naja…was soll ich dazu sagen..? Ändern kann ich es ja schlecht..“, sie seufzte, „Aber immerhin hast du es mir ja gesagt. Du warst ehrlich zu mir…also…kann ich es dir schon irgendwie verzeihen…“

„Ehrlich…? Ich meine…du hasst mich nicht…? Ich…ich wollte nie mit Sato schlafen…ich wollte das eigentlich mit dir…nicht ihm…“

„Ich dich hassen? Nein, das könnte ich nie…auch wenn es gerade sehr weh tut. Aber ich versteh nicht, wie unsensibel du ihm gegenüber warst.. Klar war es falsch, wenn er deinen benebelten Zustand oder was auch immer an dem Abend ausgenutzt hat…Aber vielleicht…hat er sich durch den Alkohol ja auch einfach nur getraut, was er sonst nie kann..?“

„Ich versteh nicht ganz..?“

„Sato…ist oft so verschlossen…nur bei dir blüht er scheinbar auf. Ist dir das nie aufgefallen? Jetzt erst wird mir klar, wieso wohl…“

„WAS?! Nein! Ich kenne ihn nur länger als du ihn. Mir vertraut er mehr…oder vertraute..“

„Ja klar, aber auch sonst. Er…lässt sich nur dir gegenüber so gehen und zeigt seine Gefühle offen. Aber diese Gefühle, Liebe, hat er immer versteckt. Überleg mal, er ist komplett mit männlichen Eltern aufgewachsen…“

„Ich doch auch..!“

„Ja, aber dein Mapa war mal eine Frau. Sato hingegen…ich denke, er wird vielleicht auch Angst gehabt haben, seine Gefühle zu zeigen.“

„Weil ich ein Mann bin? Ich bitte dich. Wir wurden beide nicht schwul erzogen.“

„Das ist mir klar…Aber durch die Hänseleien früher…du sagst, ihn hat es schlimmer erwischt. Dir hat es nichts ausgemacht.. Und auch, wenn du es dir vielleicht nicht so zu Herzen genommen hast, hat er es vielleicht getan.“

„Was wird das hier eigentlich…? Nimmst du ihn etwa…in Schutz?!“

„Ich versuche mich nur in ihn hineinzuversetzen! Shinji, es ist auch für mich nicht leicht, ja? Mein Freund hat mich mit meinem Sänger betrogen. Klar tut das weh…aber…ich möchte auch nicht in Satorus Haut stecken! Du musst mit ihm reden..“

„Er hört mir ja nicht zu! Love….ich…“, unsicher biss ich mir auf die Unterlippe. Dieses Gespräch war verwirrend. Ich verstand sie nicht. Warum beschäftigte Sato sie mehr, als dass ich ihr fremdgegangen war?
 

„Du was?“

„Ich mag wissen…wie es nun aussieht. Kannst du nach der Wahrheit noch mit mir zusammen sein?“

Sie betrachtete mich lange, ehe sie aufstand. Ich tat es ihr gleich und sah sie entsetzt an, „Lovelie?“

„Ich…Shinji…also normalerweise wäre ich vielleicht enttäuscht, hätte dir aber verziehen. Aber diese Sache mit Sato…“

„Bist du mir sauer, weil ich ihm das Herz gebrochen habe oder wie?“

„Nein…ich…weißt du, ich frage mich nur, warum du mit ihm geschlafen hast. So…so betrunken kannst du doch nicht gewesen sein, als dass Satoru sich an dir vergangen hätte…“

„Was willst du damit sagen..?“

„Ich glaube schon, dass…du es ja irgendwo auch ein wenig freiwillig getan haben musst…ob nun zum mal austesten, oder…weil du auch…“

„Du denkst doch nicht wirklich, dass ich für Satoru etwas empfinde- auf dieser Art meine ich?“

„Naja, vielleicht weißt du es ja nur noch nicht..!“

„Das ist Blödsinn, Lovelie. Ich liebe dich, verstehst du?“

„Ja, ich glaub dir das ja eigentlich auch…aber ich weiß nicht, ob ich das ebenfalls kann, wenn ich weiß, dass Satoru darunter leidet..“

„Was?! Aber er war schon damals sauer, als wir zusammen kamen! Und da hat es uns auch nicht gestört..!“

„Ja, da war es aber auch noch nicht so weit gekommen… Shinji, ich…du weißt, wie gern ich dich habe. Wirklich. Aber ich möchte da auch einfach jetzt nicht irgendwie..dazwischen stehen..“

„Dazwischen stehen? Zwischen was? Mir und Sato?“

„Ja…“

„Gott, Lovelie! Das ist nicht dein Ernst! Lovelie…bitte…nicht wegen ihm…ich will nichts von ihm…ich kann doch nichts dafür, dass er mich angeblich liebt…“

„Es…es tut mir leid Shinji. Aber ich kann das so wirklich nicht…ich will nicht im Weg stehen. Ihr müsst das zwischen euch klären…“

„Soll ich mit ihm reden? Aber wenn er mich wirklich liebt, wird das doch nichts ändern..!“

„Naja…dann…“

„Dann was? Dann war es das?“, ich schluckte, „Du…du machst wirklich Schluss…?“

„Ich…“, sie senkte den Blick, „Es klingt blöd, aber…Vielleicht war es noch zu früh für eine Beziehung zwischen uns…“

„Was?! Fang jetzt nicht an, zu bereuen! Lovelie, ich bin schon 20! Was ist daran zu früh?!“

„Na insgesamt…zwischen uns…vielleicht war ich ja auch übereilig…Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht weiter gern hätte..“

„Gern haben…? Hast du überhaupt mehr für mich empfunden…..? Lovelie…hast du mir zugehört? Ich liebe dich.“

„Ich…ich weiß…aber…ach, ich bin so durcheinander. Ich bin mir nicht sicher, ob das, was ich fühle und denke, Liebe ist…es tut mir leid, Shinji…!“

„Ja aber…“

„Entschuldige... Es ist wohl besser, wenn wir das Ganze jetzt so…beenden. Bevor es zu stark und schmerzhaft wird. Ich will euch wirklich nicht behindern…Ich..muss erstmal meine Gedanken ordnen, ich bin so verwirrt…“

„Das tust du doch nicht…also behindern..“

„Doch, ich fühle mich aber so…es…es tut mir wirklich leid, Shinji.“

„Ja, mir auch.“, entkam es mir bitter, während ich den Kopf senkte und die Arme verschränkte. Sie schwieg, ehe sich ihre Arme um mich schlossen. „Du weißt, du wirst mir immer wichtig sein und bleiben. Und an unserer Freundschaft und Arbeit ändert sich ja sowieso nichts. Wir sind ja weiterhin füreinander da.“

„Klar…wenn du das sagst…“, entkam es mir ironisch, während ich mir verkniff, jetzt auch noch loszuheulen.

„Ich…ich geh besser erst einmal nach Hause, Shinji. Wir sehen uns dann…zur nächsten Probe..?“

„Wenn du das sagst..“, ich wand den Blick ab. Sie betrachtete mich und küsste mir zum Abschied die Wange. „Bitte, es tut mir wirklich leid. Aber so kann ich nicht weiter machen…und du auch nicht... Versprich mir, dass du das mit Satoru wieder hinbekommst.“
 

Ich sagte nichts und schwieg. Sie löste sich und seufzte ganz leise, doch ich hörte es. Dann drehte sie sich um und ging ganz langsam. Schluckend blickte ich in dem Himmel und verkniff mir, emotional zu werden. Schließlich lief mir dann doch eine kleine Träne über die Wange. Doch ich blieb stumm und blickte in die Wolken, ehe ich mich auf die Bank fallen ließ.

Nun hatte ich es endgültig versaut. Nun hatte ich auch mein Letztes mir Wichtiges, meine Freundin, verloren. Meine Lovelie…die ich so lange gewollt hatte. Und wegen ein so einer scheiß Sache hatte ich sie nun verloren. Ich gestehe es ihr, und was macht sie? Sie hasst mich nicht, nein, sie hat Mitgefühl mit Satoru..! Wie konnte das gehen? Wie?! Hatte sie wirklich…ein so großes Herz..? Ja, das war ihr Problem…Lovelie war zu gutmütig. Und das hatte unserer Beziehung das Genick gebrochen.

Sie wollte nicht im Weg stehen. Haha, ich könnte mich wegschmeißen vor Ironie. Ich liebte Satoru doch überhaupt nicht…! Sowas von gar nicht…! Verdammt, Lovelie! Ich hatte sie total verwirrt und verunsichert, toll, Shinji!

Tja, aber nun..nun war es aus. Aus und vorbei. Ich würde sie schlecht von der Meinung wegbekommen. Hatte ich ja jetzt schon nicht.

Eine Weile saß ich noch da, dann stand ich auf und machte mich stumm auf den Heimweg. Meine Beine liefen mechanisch. Mein Kopf versuchte zu verstehen, versagte dabei aber immer wieder, während mein Herz vor Schmerz laut in mir schrie.
 


 

~~**~~
 


 

Das Kapitel ist mal nicht ganz so lang und bis zuletzt war ich damit dezent ein wenig unzufrieden...aber gut. Ich lad es jetzt hoch, weil heute Abend hab ich keine Zeit.
 

Vielen lieben Dank an:
 

@Lucel: Er hatte eben schon immer Probleme, seine Gefühle zu zeigen^^" Trotzdem kennt seine Familie ihn ja, und weiß, wie sie ihn nehmen muss. Der Aufreißer von Scael force? Der heißt Kazuha. Da fällt mir grad ein...Aoi von the Gazette sieht meiner Vorstellung von ihm mit seiner rosa/schwarzhaarigen frisur ziemlich ähnlich xD" Ich muss mal ein paar Bilder on stellen...
 

@suzaku_yume: Wie gesagt, Shin wäre mein perfekter Sohn. Der raucht wenigstens nicht, nimmt keine Drogen und seine Flausen im Kopf sind noch umgänglich. *lach* Ah, cool xD Interessant, wo ihr die FF überall so lest!
 

@Seika-chan: Kein Proplem. Und bitte schön~ Mich lenkt das Schreiben auch immr so schön vom Alltagsstress ab ;)
 

@Astrido: Also ICH entscheide mich gar nicht *lach* Das machen die Charaktere~ Aber: nicht realistisch weil zu viele schwule auf einem haufen? Entschuldige aber das könnte in meinem Freundeskreis spielen, da gibts auch haufenweise homo- und bisexuelle- (ich zieh sowas quasi an^^) Nur eben haben die noch keine Kinder adoptiert, die auch so sind *lach* Und realistisch ist die FF schon allein deshalb nich, weil Zero sich in ne Frau verwandelte xD
 

Bis bald ihr lieben~
 


 

~~**~~

37. - Beklemmung

37. - Beklemmung
 

Shinji fühlt sich am Boden
 

Den Heimweg über schlurfte ich einfach nur vor mich dahin. Die Welt um mich herum, die Menschen, all das zog einfach an mir vorbei. Ich hörte sie reden, aber so wirkliche Gespräche kamen bei mir nicht an. Als würden sie eine andere Sprache sprechen. Und als ich in den Bus stieg und wieder heim fuhr, kam ich mir vor, als würde ich mir selbst zusehen. Als würde ich mir selbst von außen nur zuschauen. Es kam mir alles so unwirklich vor.

Das Mädchen, das ich über alles geliebt hatte, hatte mich verlassen. Weil sie meinte, sie wolle sich nicht in diese seltsame Verbindung zwischen mir und Satoru einmischen. Kami-sama, mir explodierte gleich der Kopf. Ich wollte doch nur mein altes Leben zurück. Satoru als besten Freund und Mi-chan als Freundin.

Ich…ich verstand nicht wirklich ihre Entscheidung. Hätte sie gesagt, sie könne mir nicht mehr vertrauen, wäre mir sauer, würde mich hassen und mache deshalb Schluss…ich hätte es verstanden. Aber so…ich wollte doch gar nichts von Satoru..! Warum musste er sich überhaupt in mich verlieben…? Man, mein Leben war jetzt…ja, definitiv versaut, ich war am Boden und ach, ich wollte nur noch in mein Bett.
 

Zuhause schloss ich die Tür ab, warf Schuhe und Jacke mal wieder in die Ecke und schlurfte betrübt weiter. Satoru sah aus der Küche und fragte mich eher rhetorisch, ob ich auch was zu essen wollte. Ich ignorierte ihn, beziehungsweise nahm ich seine Frag wahr, aber sie schien für mich nicht wichtig. Mein Kopf drehte sich gerade nur um Lovelie. Er sah mir verwirrt hinterher, doch das kümmerte mich nicht weiter, denn ich zog mich die Treppenstufen schwerfällig herauf, ging in mein Zimmer, schmiss achtlos die restlichen Sachen quer durchs Zimmer und fiel dann ins Bett. Wie ein Hamster tief in seiner Hamsterwolle, vergrub ich mich jetzt in meine Bettdecke und wollte nur noch meine Ruhe.
 

~*~
 

Die nächsten Tage waren der Horror. Ich fühlte mich nicht nur zuhause und in der Uni durch Sato unwohl, nein, jetzt fühlte ich mich auch noch durch Sato UND Lovelie in der Band unwohl. Ich wurde schlechter und das bemerkte unser Sänger ganz gern auch einmal bissig.

Irgendwann stellte Nabu mich zur Rede.
 

„He, Shin, ich bin doch nicht blind. Ist irgendwas…oder andersrum: Was ist passiert, dass ihr euch alle so komisch benehmt? Ihr benehmt euch doch komisch, oder? Oder liegt es an mir?!“

„Was? Nein, doch nicht du. Du bist der Einzige hier, der hier noch normal ist…“

„Eh…ist das gut oder schlecht..?“

„Naja, gut. Sonst würde ich ganz durchdrehen..“

„Was ist denn passiert? Du kannst es Onkel Nabu ruhig erzählen.“, er zündete sich eine Zigarette an, während ich die Brauen hochzog. „Red nicht so, als wärst du mein Psychodoc.“

„Dann eben nicht. Sagst du mir trotzdem, was los ist?“

In Ruhe erklärte ich ihm, was vorgefallen war. Zumindest versuchte ich es. Nabu unterbrach mich immer wieder mit Sachen wie „WAS?!“, „Kami-sama, nein!“, „Das hat er gemacht?!“ oder „Das hat sie gesagt?!“. Es dauerte, aber irgendwann schien er wohl auch durchzublicken. Seufzend zündete er sich noch eine Kippe an und strich sich durch die rote Mähne. „Verdammt man…wie soll ich so mit euch Nasen arbeiten? Das…wird doch nichts…und ihr wollt euch wirklich weiter anschweigen? Alle drei?“

„Naja, Lovelie schweigt mich ja nicht an. Sie benimmt sich auch kaum anders, bis auf die Tatsache, dass ich keine längeren Küsse mehr bekomme oder so. Das ist voll seltsam… Naja, und Satoru.. der ignoriert mich auf allen Gebieten, die nicht mit ‚BAND‘ dick und fett gekennzeichnet sind. Ich kann mit ihm nicht reden…da kommt dann nur wieder sowas wie an dem einen Morgen.“

„Oh man, Leute…gerade jetzt, wo es so gut läuft. Unsere Band wird bekannter…wir geben bald unser erstes, richtiges Konzert…und da kommen ja jetzt schon einige, laut Kato gehen die Karten ganz gut weg.“

„Was wohl auch an Loves Dad liegt, der jetzt ein Foto von ihr mit sich im Blog hatte.“

„Ja, und weil halbwegs bekannt ist, dass beide von euch jeweils einen Vater bei Despa haben. Wer, weiß keiner, aber durch diese Paparazzi ist zumindest das schon kaum noch ein Gerücht. Einerseits schlecht, aber andererseits gut. Wir haben eine wachsende Fangemeinschaft. Und…ich hoffe, ihr verbaut euch mit dieser seltsamen Sache jetzt nichts…“

„Ich denke nicht.“

„Willst du wirklich nicht nochmal mit Sato reden?“

„Nein. Ich wüsste nicht, über was.“, seufzend erhob ich mich von dem Boden hinter dem Gebäude und ging wieder rein, Richtung Proberaum.
 

~*~
 

Karyu darf auch endlich Therapeut sein
 

Es war ein gemütlicher Nachmittag, an dem mal nichts anstand. Ich saß im Wohnzimmer und ging ein wenig Papierkram durch, als Hana vorbei kam. Neugierig blickte ich auf und lächelte. Sie erwiderte es.

„Wo ist denn deine Zicke, mein Liebster? Hat sie sich wieder beruhigt?“

Ich schmunzelte nur und zuckte die Schultern, lehnte mich ruhig zurück. „Wenn ich das wüsste…ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er nach dem Telefonat lauthals zeternd auf die Veranda gestapft ist.“

„Hoffentlich macht er nicht draußen weiter, ich mag eure Nachbarn.“, sie kicherte und ließ sich auf die andere Couch sinken.

Nachdenklich neigte ich den Kopf.
 

Vor knapp einer dreiviertel Stunde hatte das Telefon geklingelt. Unser Sohn war dran gewesen und musste wohl wieder ein Problem gehabt haben. Natürlich hatte mir Michio gesagt, was zwischen ihm und Satoru vorgefallen war. Gut, so schön war das nun nicht, aber die Jungs mussten wissen, was sie tun. Wobei er sowas sicher nicht von mir geerbt hatte…ich war immer ein treues Giraffilein gewesen. Meine Zicke war ein Bettenhüpfer gewesen.

Aber wie dem auch sei, jetzt hatte Shinji wohl erneut ein Problem. Soviel hatte ich zumindest mitbekommen.

Ich wusste nicht, was es war.

Aber Zero.

Und der war nach dem Telefonat so laut fluchend und schimpfend herum gerannt, dass es mir die Sprache verschlug. Auf irgendwen musste er sauer sein…aber wie nach Shinji klang es nicht…also fragte ich mich, ob Satoru etwas getan hatte, was Shinji nun stark verletzte..? Ach, ich würde es schon noch herausfinden. Denn unser Sohn würde bald vorbei kommen. Er hatte sich eine ‚Sprechstunde‘ gewünscht.
 

„Du bist nervös, oder?“, riss mich Hana zurück aus meinen Gedanken. Ich blickte fragend zu ihr, ehe ich schließlich nickte. „Ich möchte wissen, was Zero so aufgeregt hat…es klang nicht sehr schlimm, aber er war doch ziemlich erbost. Auf Shinji scheinbar ja nicht..“

„Lass dich überraschen, dein Sohn kommt ja bald.“

„Du weißt es doch längst oder?“

„Ach weißt du, ich weiß viele Dinge.“

Ich konnte nicht verhindern, leise zu lachen. „Hana, Hana..du sprichst wie immer in Rätseln.“

„Dazu bin ich doch da.“

„Das macht dir Spaß.“

„Du kannst gar nicht glauben, wie sehr.“

„Oh man…irgendwann fang ich auch noch an, deinen Ignaz zu verehren.“

„Oh danke, er schätzt deine Ehrlichkeit. Du hast ihm ja schon einige Male gedankt.“

„Naja, du bist für Shinji und mein Leben hier verantwortlich…und das da irgendwelche übernatürlichen Kräfte dahinter stecken, bezweifle ich allmählich kaum noch..“

„Im Gegensatz zu deinem Liebsten.“

„Zero wird sich nie ändern.“

„Ich weiß, ich weiß. Wollen wir doch auch alle gar nicht, oder? Ach und übrigens, Hiroshi hat für dich angerufen vor einer Weile.“

„Ja, ich glaube das wollen wir alle nicht. Aber Hiroshi? Was wollte er denn?“

„Ach, ich sollte dir nur ausrichten, dass er irgendeinen Text fertig habe…du wüsstest schon Bescheid.“

„Ah ja, dann weiß ich, was er meint.“, schmunzelnd sortierte ich nun selbst noch einmal meine Blätter. Hana musterte mich ruhig. „Was müsst ihr auch immer so viel arbeiten..“

Fragend sah ich auf. „Ich arbeite doch gar nicht viel im Moment…schau, ich sortiere nur ein wenig.“

„Das ist schon wieder zu viel. Du hast frei, Yoshitaka. Übernimm dich nicht. Du weißt, das kann böse enden, hm?“

Ich legte die Zettel ab und schielte unter meinen langen Haaren hervor zu ihr. „Du spielst auf damals an, nicht wahr..?“; seufzend lehnte ich mich nun doch wieder zurück und strich mir durch die Haare, „Wir sind alle froh, dass mit Hiroshi wieder alles in Ordnung ist. Es war hart.“

„Ich weiß. Trotzdem..finde ich es gut, dass er seine Stimme so gut es geht schont, zumindest in der Freizeit.“

„Ja, stimmt…er hat es schon nicht leicht gehabt.“

„Ich weiß. Und das tut mir auch sehr leid…ihr seid mir alle so ans Herz gewachsen..“

„Ist das der Grund, warum du ihm immer dieses seltsame Getränk gibst?“

Auf meine Frage bekam ich von ihr nur ein unschuldiges Lächeln. „Welches Getränk?“

Ich schmunzelte. So ein Spiel konnte man auch zu zweit spielen. „Das, was du ihm öfters mal mitbringst oder gibst. Dieser Tee, oder was das ist…Komm, ich hab das schon öfters beobachtet.“

Sie lächelte nur geheimnisvoll. „Tja, ich darf zwar nicht so viel in euer Leben eingreifen -hab ich ja auch schon weiß Gott genug getan- aber sowas kleines…kann man ja mal noch machen…“

Mein Blick wurde sanfter, während ich ihr leicht zunickte. „Danke, Hana.“
 

In dem Moment klingelte es auch schon an der Haustür, wodurch wir beide aufhorchten. „Das ist sicher Shin..“, murmelte ich und erhob mich. Leise summend lief ich zur Haustür und öffnete sie. Als ich meinen Sohn erblickte, breitete sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus. „Shinji. Schön, dass du mal wieder vorbei schaust.“ Mehr konnte ich auch gar nicht sagen, denn er fiel mir schon um den Hals.

„Bin ich froh, bei euch zu sein..! Endlich mal wieder Liebe und Zuneigung um mich herum..~“, nuschelte er in mein Oberteil, was mich verwirrt blinzeln ließ. Dann jedoch schloss ich erstmal die Tür und schob ihn mehr in den Flur. „Ich höre dir gern zu, mein Liebling, aber zieh bitter vorher die Schuhe aus. Michio wird sonst noch fuchsiger, als er jetzt schon drauf ist…“, das Letzte murmelte ich eher leise für mich daher. Shinji nickte jedoch brav, ließ mich los und schlüpfte dann in die Hauspantoffeln. Lächelnd nahm ich ihn mit ins Wohnzimmer.
 

„Schön, dass du mal wieder vorbei kommst. Willst du was Trinken? Knabbern?“

„Eh nein, danke…“, schmunzelnd ließ er sich im Sessel nieder.

„Okay.“, nickte ich nur. „Erzähl, wie läuft es mit der Band? Wann war noch einmal euer großes Konzert?“

„Am 24….es läuft soweit ganz gut. Habt ihr da eigentlich Zeit?“

„Der 24….hmm, ja, müsste machbar sein.“

„Wenn nicht auch nicht schlimm. Kato lässt es aufnehmen.“

„Für eine DVD oder wie..?“

„Ne, für uns…damit wir uns eventuelle Fehler noch einmal anschauen können. Und ich glaube, außerdem wird es noch auf irgendeinem Fernsehsender gezeigt.“

„Cool. Dann nehm ich es auf.“

„Musst du nicht. Kato lässt für jeden Kopien machen. Ich kann dir auch eine machen lassen.“

„Ne…ich mag’s selbst aufnehmen~“

„Wie du willst.“, lachte er nur und streckte sich. „Ach ja, hoffentlich klappt alles.“

„Ach, wird schon. Warum sollte es nicht klappen?“

„Naja…zurzeit…ist eine komische Stimmung in der Band…“

„Wegen…dir und Satoru, oder..?“

„Hmm, ja, auch. Aber nicht nur…“

„Herrje. Ihr habt euch nicht etwa allesamt verzofft?“

„Nicht…wirklich. Es…ist was anderes. Aber es hat mit der Sache zwischen Sato und mir zu tun.“ Shinji atmete tief durch und strich sich durch die Haare. Nun war ich aber wirklich gespannt. Langsam blickte er mich an. „Lovelie und ich haben Schluss gemacht.“
 

Es dauerte etwas, ehe die Information in meinem Kopf ankam. Erst dann weiteten sich meine Augen. Ich wollte gerade fragen, wie es dazu kommen konnte, da platzte auch schon mein scheinbar immer noch gereizter Liebster ins Zimmer.

„Wo ist er?! Shinji, mein Schatz!“, Michio blickte sich um, stürmte dann aber auch schon auf unseren Sohn zu und drückte ihn an sich. „Wie geht es dir?! Alles okay?! Oh wie konnte sie nur! Ich werde sie zusammenstauchen, dass es sich gewaschen hat, sie soll sich ruhig schon warm anziehen!“

Meine Augen weiteten sich bei diesen Worten nur noch mehr. Vor solchen Momenten hatte ich ehrlich gesagt immer Angst, denn dann wurde Michio zumindest in meinen Augen unberechenbar…

Doch unser lieber Sohn schob ihn gerade ein paar Zentimeter von sich, um ihn ansehen zu können- scheinbar schien auch er nicht von der Idee begeistert.

„Mapa..! Du kennst doch noch gar nicht die ganze Geschichte…bitte, red nicht schon vorher so von ihr..“

„Pah, sie hat dein kleines Hamsterherz mit ihren Krallen zerkratzt! Ich sagte doch, Mädchen sind böse!“

„Michio, jetzt beruhige dich doch mal.“, warf Hana ein, die uns ein Tablett mit Tee vorbeibrachte und Shinji begrüßte, „Lass deinen Jungen doch erst einmal ausreden, bevor du urteilst.“ Damit verschwand sie auch schon wieder. Blinzelnd blickte ich ihr nach, wand mich dann jedoch wieder meinen Jungs zu.

„Okay…darf ich jetzt erzählen?“

„Hmm.“, Michio rutschte brummend auf die andere Couch und schwieg. Schief lächelnd begann Shinji nun also seine Geschichte zu erzählen.
 

„…und dann sind wir halt in den Park. Und ich habe ihr gestanden, was passiert ist…also mit Satoru…soweit, wie ich es euch auch gesagt habe.“

„Wie hat sie reagiert?“, warf ich neugierig ein. Unser Hamster zuckte leicht die Schultern.

„Seltsam…ich hatte erwartet, dass sie weint oder sagt, dass sie mich hasst. Da hätte ich ehrlich gesagt auch besser mit umgehen können. Stattdessen fragte sie mich, ob ich mich nicht in Satoru hineinversetzt hätte. Ihm ginge es bestimmt ganz schlecht, nachdem ich ihn so angegangen habe und sowas. Natürlich hatte ich das bedacht, aber ich wusste nicht, warum Love sich darüber so Gedanken macht…ich meine: hallo? Ihr Freund gesteht ihr das für eine Beziehung Schlimmste überhaupt und sie scheint das gar nicht zu kümmern! Im Gegenteil, der arme Satoru..!“

„Hat sie sich deshalb getrennt…weil sie jetzt zu Satoru hält oder wie..?“, warf Michio ein.

„Naja, sie meinte, sie könne nicht mehr so mit mir zusammen sein, weil sie dann ein schlechtes Gewissen hätte, weil sie zwischen uns steht. Für mich klang es, als wollte sie nicht im Weg sein…aber ich will doch gar nichts von Sato!“

„Interessant…“, murmelte ich und versuchte mich in ihr Denken hineinzuversetzen, während Michio den Kopf schüttelte.

„Siehst du? Ich habe dich gewarnt. Frauen sind was sowas betrifft einfach nur seltsam…ich habe meine Schwester da auch nie wirklich verstanden. Deshalb habe ich mir lieber gleich Männer gesucht…“

„Und wahrscheinlich auch, weil du lieber der passivere Part bist~“, warf ich grinsend ein- jedoch bekam ich gleich ein Kissen gegen den Kopf.

„Pah! Sei doch froh, oder?! Sonst wären wir jetzt nie zusammen, wenn ich auf Frauen stünde.“

„Wer weiß…dann hätte Hana vielleicht mich zur Frau gemacht~“

Zero entgleiste das Gesicht, ehe er heftig den Kopf schüttelte. „Bah, nimm es mir nicht übel, aber ich will dich mir nie als Frau vorstellen!“

Ich zog eine Schnute. „Sehe ich in deiner Vorstellung so schlecht aus…?“

„Frag lieber nicht. Aber zurück zu dir, Shinji.“

„Ja?“

„Hast du ihr wenigstens die Leviten gelesen!?!“

„Was?! Nein! Ich habe mit ihr versucht darüber zu reden, aber sie wollte scheinbar auch erst einmal ihre Ruhe. Verständlich, sie muss das erstmal sacken lassen, was ich ihr gesagt habe…“

„Wie geht ihr jetzt in der Band damit um? Wissen die anderen davon?“

„Hmm, ja. Nabu ist nicht begeistert und macht sich Sorgen. Satoru redet weiter nur über Banddinge mit mir. Das mit Love schien ihn gar nicht zu kümmern. Und Lovelie…sie ist weiter fröhlich und nett mir gegenüber…das Einzige, was sich da geändert hat, dass wir nicht mehr so nah aufeinander hängen oder uns küssen. Aber sonst…naja, es ist alles irgendwie schwierig.“

„Boar, ihr habt Verhältnisse in eurer Band zueinander…und ich dachte, wir sind schon alle bekloppt, Yoshi.“

„Scheinbar nicht, Schatz.“

„Toll. Mapa, Dad! Was…was mach ich denn jetzt..?“

„Wie fühlst du dich jetzt?“

„Schlecht…Lovelie fehlt mir…“, er zog die Beine an den Körper, während Michio ihm einen traurigen, aber liebevollen Blick schenkte. „Das nennt man Liebeskummer, Shinji.“

„Ach ja? Ich nenne es Dummheit…eigene Dummheit. Ich hatte alles, was ich wollte. Und dann…wegen so einer blöden Aktion!“

„Ich sagte ja, lass die Finger davon. Wenn ich meine Rose aus dem Schrank hole, lande ich regelmäßig mit deinem Vater im Bett. Das ist schon gar keine Überraschung mehr.“

Auf Zeros trockene Art hin musste ich lachen, ehe ich nickend zustimmte. „Er hat Recht, Shinji. Bei uns ist das schon normal.“

„Eben. Ich habe dir nicht umsonst davon abgeraten. Sei froh, dass es Sato war…es hätte ja auch ein anderer sein können.“

„Na danke auch!“

„Eh…so meinte das Michi nicht.“, versuchte ich die Wogen schnell zu glätten, „Er versucht nur eine gute Seite daran zu finden.“

„Wird er aber nicht. Es war scheiße, ist scheiße und wird es auch immer sein! Ich habe Love so lange nach geschwärmt und jetzt?! Jetzt hab ich alles kaputt gemacht…“

„Nicht doch. Vielleicht…wird das ja wieder. Vielleicht braucht Lovelie nur etwas Zeit zum nachdenken.“

„Hoffentlich…und hoffentlich kommt auch Satoru zur Vernunft…“

„Das weiß ich nicht, Shinji. Du kannst nur etwas warten, versuchen, Gras über die Sache wachsen zu lassen oder noch einmal mit ihm reden.“

„Hm…ich weiß…“

Michio blickte fragend zu mir. Ich nickte. Langsam zog er Shinji zu sich und auch ich rutschte mit rüber auf die andere Couch. „Therapiekuscheln~“ flüsterte mein Bassist und drückte unseren Sohn an sich. Ich schmunzelte und legte meine Arme mit um die beiden, „Therapiekuscheln!“

Daraufhin blinzelte Shinji, ehe er dann doch lachen musste.
 


 

~~**~~
 


 

Vielen Dank für die Kommentare!
 

@Lucel: Ich glaub, ich muss die mal noch als charas anlegen oder so..damit ihr nicht alle so verwirrt seid xD
 

@Toffelchan: Damit haben die wenigsten gerechnet, was mich freut :D~ *fies grins*
 

@suzaku_yume: Ich sag ja...perfekter Sohn :) Und schön, wenn es euch so fesselt :)
 

@Seika-chan: Hat fast jeder xD Tja, meine Charas machen irgendwie, was sie wollen... *hust* Aber hm...das ist ja jetzt die Frage, ne^^ Die beantworte ich erstmal nicht <3
 

Bis bald!
 

~~**~~

38. - Schlimmer geht immer

38. - Schlimmer geht immer
 

Shinji kämpft sich vorwärts
 

Die Tage und Wochen zogen sich träge dahin und waren eigentlich immer wieder dasselbe, verliefen immer im selben Rhythmus und brachten nichts Neues mit sich. Zumindest nicht außerhalb der Band. Die Band an sich lief gut. Die Musik heilte mich ein wenig, weshalb ich mich auch privat wieder tiefer in ihr versenkte. Mit der Musik konnte ich mir eine eigene, fremde Traumwelt schaffen, die Höhen und Tiefen besaß, jedoch völlig anders war als die Realität, die mich erwartete, wenn ich meine Instrumente wieder wegstellte.
 

Unser erstes eigenständiges Konzert war großartig gewesen. Die Fans waren wundervoll, verlangten noch lange nach Zugaben- die wir auch freudig gaben. Genauso wie Autogramme. Es war ein wundervolles Gefühl. Wir machten immer mehr Fortschritte. Unser Album war mittlerweile unter die Top 100 gerutscht. In der Uni und sogar selten, aber ja, auch manchmal auf der Straße erkannten uns welche. Dann wank man uns oder kam auf uns zu und fragte nach Autogrammen, Fotos. Es war faszinierend. Ich kannte das alles von den Erzählungen meiner Eltern, es jedoch selbst zu erfahren, war etwas ganz anderes. Kato war begeistert, wie gut wir ankamen- auch wenn er schimpfte, dass sein alter Bekannter Miyavi Lovelie auf seinem Blog veröffentlicht und somit eigentlich alles ausgelöst hatte. Aber insgeheim glaubte ich, dass es ihn doch freute. Bis jetzt brachte es ja nichts Schlechtes mit sich.
 

Soviel zur Sonnenseite des Lebens.

Was die Band so, als Freunde, betraf, waren wir weiter auseinander denn je, glaubte ich. Nabu versuchte immer wieder uns ein wenig zu ermuntern, was gemeinsam zu unternehmen. Manchmal gelang es ihm. Doch selbst da war nichts besser. Satoru schwieg, ich hielt mich unsicher zurück und Lovelie…joar.

Lovelie war seltsam geworden. Auf den ersten Blick hatte sie sich nicht verändert. Überhaupt nicht. Sie war fröhlich und freundlich wie immer. Doch hatte ich das Gefühl, dass sie immer mehr mit Satoru herumhing. Und leider -obwohl ich es erst nicht wahr haben wollte- schien sich mein anfängliches Gefühl auch zu bestätigen. Bald war es mehr als offensichtlich, dass sie seine Nähe suchte. Oder er ihre. Auf jeden Fall hingen sie ständig zusammen herum, unternahmen in der Freizeit auch zusammen mehr als sonst. Wollte sie ihn trösten? Oder wollte er mir gar eins auswischen..?

Ich verwarf diese Gedanken jedoch, als Lovelie mich mal wieder zu sich einlud, mit Übernachten. Jedoch auf dem Extrafuton. Doch das war mir ja klar.

Ihre Eltern wussten wohl von unserer Trennung, jedoch schienen sie das locker zu nehmen bzw. mochten mich zum Glück wohl auch noch immer.

„Ihr seid noch jung. Da kann noch einiges passieren… manchmal ist eine beständige Freundschaft sogar besser als eine Beziehung.“, meinte Miyavi zwinkernd zu mir, als wir mal kurz allein waren. Melody äußerte sich ähnlich nett. Ob sie wussten, was der Trennungsgrund war, wusste ich nicht. Vielleicht wollte ich das lieber auch gar nicht wissen. Mir war es bis heute peinlich, was vorgefallen war. Auf jeden Fall jedoch war ich trotz der ganzen Vorfälle an jenem Abend wieder etwas fröhlicher. Ich fühlte mich bei Lovelie immer noch wohl, obwohl ihre Nähe auch schmerzte. Doch ich entschloss mich, vorerst den Rat ihres Dad‘s zu befolgen und eine feste Freundschaft mit ihr aufzubauen.
 

~*~
 

Doch trotz der guten Arbeit er Band kehrte sich bald wieder vieles in die entgegengesetzte Richtung. Lovelie hing wieder weniger mit mir und dafür mehr Tage mit Satoru in ihrer Freizeit herum. Am Anfang war es nur ab und an, bald wurde es immer auffälliger und dann war es fast jeder Tag. Zu Beginn machte es mir nicht groß etwas aus, aber dann…dann wurde ich immer wütender auf Satoru. Ich dachte, er tat es mit Absicht. Er wusste, dass ich Love noch immer liebte, zumindest glaubte ich, dass er es wusste. Denn immerhin hätte er ja auch mit Nabu herumhängen können, oder?
 

Ich wurde immer wütender auf ihn. Zuhause herrschte wieder Eiseskälte zwischen uns. Wir aßen zu unterschiedlichen Zeiten, standen unterschiedlich auf und gingen uns so gut es ging aus dem Weg. Zumindest legte ich es stark darauf an, dass es so war. Er war für mich nicht bemitleidenswert. Doch leider das schien er Lovelie gegenüber anzubringen. War er ein so guter Schauspieler..? Oder doch eher nicht..?

Nun war ich mir vollkommen unsicher. War es alles wirklich so? Oder trieb mich diese ganze Situation in den Wahnsinn? War ich vielleicht schon paranoid und entwickelte sinnlos irgendwelche Verschwörungstheorien? Ich wusste es nicht. Ich war mir bald selbst nicht mehr sicher, ob er das nun mit Absicht tat oder nicht. Langsam ging meine Angriffslust zurück und wich immer mehr einer Ratlosigkeit, Zerstreutheit und Träumerei.
 

Umso verwunderter war ich, als Satoru mich aus einem meiner Tagträume mitten in der Uni riss.

„Du sag mal, wir haben nur noch eine Vorlesung…was sagst du dazu, wenn wir danach Basketball spielen gehen?“

Seine Frage traf mich wie ein Schlag; ich war vollkommen unvorbereitet darauf gewesen.

„Du…willst mit mir Basketball spielen..? Nur wir?“

„Ja.“, nickte er, „Wir und vielleicht noch ein paar andere, wenn welche da sind. Wenn nicht mit dir allein. Mir ist gerade nach sportlicher Betätigung und ich dachte, es schadet nicht zu fragen, ob du nicht auch willst.“

Verdattert starrte ich ihn an. Warum ich schließlich nickte, wusste ich selbst nicht. Als Satoru lächelnd in den Saal lief, blieb ich noch auf dem Gang stehen und starrte ihm gedankenversunken nach. Seit wann redeten wir denn wieder miteinander? War das vielleicht ein Versöhnungsangebot seinerseits? Puh…wow. Etwas geplättet betrat ich nun auch den Saal. Dann würden wir wohl nachher Basketball spielen.
 

~*~
 

Das Spiel machte zugegeben richtig Spaß. Ich konnte mich mit ihm messen und dem Frust der letzten Wochen endlich Luft machen. Am Anfang waren noch ein paar andere Studenten da, mit denen wir Mannschaften bildeten; später spielten wir beide nur noch zu zweit. Aber das fand ich im Endeffekt sogar schöner. Bei ihm wusste ich, wie ich ihn behandeln konnte. Da konnte ich auch einmal härter rempeln, was ich bei anderen nie so stark machen würde, wenn ich sie nicht kannte. Wir tobten uns also richtig aus und vergaßen die Zeit. 2 Stunden waren es am Ende irgendwann sicher.
 

Verschwitzt gingen wir schließlich in die Umkleide. Sato ging zuerst duschen, weshalb ich wartete. Ich wollte nicht mit ihm zusammen duschen. Nicht nach diesem Liebesgeständnis. Denn das hatte ich bis heute nicht vergessen. Als er wiederkam und sich anziehen ging, verzog ich mich unter die Dusche. Zufrieden wusch ich mir den Schweiß ab und ging mich summend abtrocknen und anziehen. Satoru war nicht mehr in der Umkleide, weshalb ich dachte, er wäre schon gegangen.

Umso überraschter war ich jedoch, als er draußen an der Hauswand lehnte und auf mich wartete.

„Du noch hier?“, entkam es mir verblüfft. Er lächelte nur und nickte. Skeptisch zog ich die Augenbrauen hoch und blieb stehen. „Seit wann reden wir denn wieder miteinander?“

„Weiß nicht…aber ich dachte, es war mal an der Zeit, nicht nur zu schweigen.“

„Aha…“, entkam es mir nur verwirrt.

Er zuckte nur die Schultern. „Ich hab eben gute Laune~“

„Wieso? Rückkehr-Geschenk deiner Eltern erhalten?“

„Hm? Eh nein ich…ich wollte dir eigentlich was sagen. Ich dachte, ich kann es dir eh nicht lange verheimlichen.“

Erschrocken wich ich zurück. „Du schenkst mir jetzt nicht noch einen Ehering, oder?“ - ich war zwar wieder Single, aber mein Herz gehörte jemand anderem..!

„Ne, so ein Quatsch. Aber du denkst in die richtige Richtung…also nicht heiraten oder so…sondern…Beziehung…Shinji?“, er blieb ruhig stehen und wurde ernster, blickte mir direkt in die Augen: „Ich bin jetzt mit Lovelie zusammen.“
 

Meine Augen weiteten sich.

Mein Atem stockte.

Mein Mund klappte auf.

Und mein Herz blieb für den Bruchteil einer Sekunde stehen.

Dann schüttelte ich den Kopf um wieder etwas zu mir zu kommen. Wütend blickte ich Satoru an, ehe ich ihn packte und gegen die Hauswand hinter uns drückte.

„Das ist nicht dein Ernst!“

„Doch! Ist es! Ich würde dich doch nicht verarschen.“

„Du bist ernsthaft…?“, mein Herz schlug mir bis zum Hals und verkrampfte sich gleichzeitig, bis ich ihn wütend schüttelte. „Ihr seid ernsthaft…? WIE LANGE SCHON!?“

„Seit 2 Wochen etwa…au Shin, pass auf.“

Ich ging auf seine Einwände gar nicht ein und drückte ihn nur noch fester an die Wand, kam ihm gefährlich nahe mit meinem Gesicht. „Willst DU MICH verarschen?! Du kannst nicht ernsthaft mit IHR zusammen sein!“

„Sind wir aber. Ich verstehe gar nicht, wo dein Problem ist. Du hast nicht auf mich gehört mit Bandinternen Dingen. Also kann ich das genauso tun.“

Ich war kurz davor, ihm wieder eine reinzuhauen, verkniff es mir jedoch noch. Stattdessen zitterte ich vor Wut am ganzen Körper. „Wo mein Problem ist?! WO fragst du da noch?! Lovelie...war meine Freundin!“

„Richtig, sie war. Aber jetzt war sie Single, also sehe ich da kein Problem.“

„Du mieser Arsch..! Was ziehst du hier eigentlich für eine Show ab?!“

„Shinji..ich verstehe nicht, was du von mir willst.“

„Du hast gesagt, du würdest mich lieben! Und jetzt….nimmst du stattdessen sie..!? Is das ein schlechter Scherz?! Willst du dich trösten?! Willst du sie ausnutzen?! Willst du mir eins reinwürgen damit?!“

Sein Gesicht blieb ruhig und emotionslos. „Das war kein Scherz, als ich dir sagte, ich hätte mich in dich verliebt, Shinji.“

„Und dann machst du jetzt sowas!?“

„Nun hör mal! Wer hat mir denn gleich eine reingehauen? Und das obwohl ich mit dir reden wollte…du hast mir nicht zugehört. Und meine Gefühle hast du auch mit Füßen getreten.“

„Schön, und dafür willst du dich jetzt rächen oder was?!“

„Wer sagt das denn?“

„Es klingt so!“

„Habe ich aber nicht gesagt. Ich nutze Lovelie überhaupt nicht aus. Na klar hab ich mich am Anfang von ihr trösten lassen, aber dann….hast du einmal gemerkt, dass sie dir verdammt ähnlich ist? Ihr habt ein ziemlich ähnliches, fröhliches Wesen. Und das hatte sie sogar noch, nachdem du ihr so weh getan hast.“

„SAG MAL SPINNST DU!?“, entkam es mir fast schon geschrien, „DU hast doch mit mir geschlafen, verdammt!!“

„Ach, darüber diskutier ich jetzt nicht mehr mit dir. Auf jeden Fall habe ich viel Zeit mit Lovelie verbracht und ja…dann kam es eben so.“

„Du widerlicher Kerl..! Entweder, du hast den ganzen Mist nur rausgehauen, weil du von Anfang an auf sie standest oder…du willst mich jetzt eifersüchtig machen..!“

„Eifersüchtig? Eher neidisch..aber nein, will ich nicht. Shinji, überleg mal. Ich weiß, dass du mich nicht liebst und werde das jetzt so akzeptieren. Ich versuche es jetzt mit Lovelie, vielleicht habe ich da mehr Glück.“

„Du…bist echt schrecklich..!“, meinte ich kopfschüttelnd und biss mir auf die Unterlippe, „Du weißt genau…dass ich sie liebe…aus ganzem Herzen…und…boar ne. Ich halt das nicht aus. Wie kann man nur so verlogen sein?!“

„Shinji..! Ich habe dir alles gesagt, was du wissen wolltest..! Ja, wir sind zusammen. Nein, nicht, um dich eifersüchtig zu machen oder was auch immer du dir einbildest. Ich mag einfach ihren Charakter!“

„Pah, doch nicht schwul oder was…“

„Ich habe nie gesagt, dass ich es wäre. Ich…mag nunmal eine bestimmte Art Charakter…und jetzt habe ich eben ein Mädchen gefunden, die diesen hat…nicht nur du.“

Erneut schüttelte ich den Kopf. Das war doch unfassbar! Ich kam mir vor wie in einem schlechten Kinofilm, mit mir in der Hauptrolle..!
 

„Du…weißt gar nicht, wie sehr ich dich hasse.“, knirschte ich und ließ ihn etwas locker, nur um ihn wieder fester an die Wand zu drücken und ihm erneut mit dem Gesicht nahe zu kommen. „Solange…Love das zulässt, kann ich nichts machen…aber…solltest du ihr auch nur irgendwie weh tun, mach ich dich vom Federvieh zur Sau, damit das klar ist!“

„Das wird nicht passieren.“, erwiderte er leise und hielt meinem Blick stand.

Ich musterte ihn, schüttelte dann jedoch den Kopf, ließ ihn los und ging. Sollte der Kerl doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs.

„Ich übernachte heute übrigens bei ihr, brauchst also nicht auf mich zu warten.“
 

Bamm. Das war es. Immer noch kräftig einmal mehr mit dem Hammer drauf schlagen. Noch einmal mehr das Messer in der Wunder herum drehen, war ja nur Shinji..!

Ich fasste mir an die Stirn und raufte mir die Haare, ehe ich ungehalten und panisch loslachte. Mein Leben war ein einziger Witz geworden! Das war doch gar nicht mehr real! All das, was ich nie gehofft hatte oder mir auch nie nur ansatzweise vorgestellt hätte, war wahr geworden!

Kopfschüttelnd schlurfte ich weiter. Wenn das so weiter ging, saß ich nach dem Wochenende jetzt bald in der Klapse. War ja nur noch eine Frage der Zeit..! Was kam noch? Meine Eltern waren gar nicht meine Eltern?! Kami-sama, was hatte ich nur getan, dass ich sowas erleben musste..! Noch immer völlig durcheinander lief ich Richtung nach Hause. In meinem Kopf kreisten so viele Dinge wirr durcheinander.

Angekommen schmiss ich die Tür zu und schloss gleich ab. Eigentlich wollte ich mich auch gleich wieder in meine Hamsterwolle verziehen und deprimiert sein, doch mir fiel der Anrufbeantworter auf. Chiyoko hatte drauf gesprochen und fragte, wie es mir ging. Endlich. An sie hatte ich in letzter Zeit ja kaum gedacht…! Endlich hatte ich wen zum reden…und das würde ich jetzt wohl auch ausnutzen…denn so langsam brach meine Mauer, die die Wut und vor allem auch Traurigkeit bisher noch etwas abgehalten hatte, immer mehr in sich zusammen.
 


 

~~**~~
 


 

Danke für eure Kommentare!
 

@Lucel: Ja, das mit dem Stimmenproblem und Hana kam bei den aufmerksamen Lesern gut an, glaub ich^^~ Aber hm...auf so ein Gespräch zwischen Shin und Sato hast du glaub ich nicht gewartet /D"
 

@suzaku_yume: Dann schockt dich das Kapi sicher noch mehr xx"
 

Bis bald!
 

~~**~~

39. - unerwartete Einladung

39. - unerwartete Einladung
 

Shinji bekommt überraschend Aufmunterung
 

Mit den Worten, die Satoru mir vor einigen Wochen entgegengebracht hatte, hatte er den letzten Funken Hoffnung, den ich in unsere Freundschaft noch gehabt hatte, zerstört. Ich konnte mit ihm zusammenarbeiten, aber mehr als ein Kollege war er für mich nicht mehr. Der Satoru, den ich mal gekannt hatte, war weg. Einfach weg. Ausgetauscht durch diesen…schrecklichen Satoru, den ich jetzt immer und immer wieder ertragen musste.
 

Natürlich hatte ich versucht, mich in ihn zu versetzen. Aber das gelang mir einfach nicht..! Natürlich war ich eifersüchtig, weil er meine Love hatte. Doch trotzdem trübte das meinen Verstand nicht. Ich konnte immer noch klar sagen, dass ich ihm einfach nicht mehr vertraute. Vielleicht…vielleicht war das ja seine Rache für damals.

Gut, ich hätte nicht gleich ausrasten und ihn schlagen sollen. Das war dumm. Aber sowas jetzt abzuziehen und vor allem Lovelie da mit hineinzuziehen…! Für mich war es von seiner Seite aus nicht ernst gemeint! Ich war mir fast sicher, dass er es nur wegen mir machte! Um mir eins auszuwischen, dieser widerliche Sack…
 

Mapa hatte, nachdem ich ihm das letzte Geschehnis auch noch erzählt hatte, auf dem Absatz umgekehrt und irgendwas mit „Wo sind meine Kopfschmerztabletten…“ gemurmelt. Ich lief ihm nach und fand ihn in der Küche. Er hatte nur den Kopf geschüttelt und gemeint, dass wir Jugendlichen heutzutage doch alle einen an der Klatsche hätten. So schlimm wäre er nicht gewesen. Dad meinte, ich solle vielleicht mal mit Hizumi und Tsukasa reden, vielleicht wüssten die ja mehr über Satoru.
 

Widerwillig war ich zu ihnen gegangen. Ich hatte Angst…ich wusste nicht, wie viel sie wussten und ob sie nicht etwa auf Satorus Seite standen. Als ich sie besuchte, hatte ich mich vorher auch arg versichert, dass Satoru bei Lovelie war und nicht zufällig dann bei ihnen antanzte oder so. Letzteres konnte, wenn ich Pech hatte, ja noch passieren…aber am Anfang würde er mich nicht stören.

Sie nahmen mich beide unerwartet nett -wie sonst auch- auf und luden mich ins Haus ein. Ich fragte dezent nach, ob sie von den ganzen Sachen wussten und sie nickten nur leicht. Hizumi sah unglücklich darüber aus, sogar Tsukasa wirkte etwas angespannt. Ich fragte sie, wie weit sie über Satorus Gefühle Bescheid wussten in Bezug auf mich und Lovelie. Ob sie mehr wussten als ich. Doch auch sie konnten mir nicht mehr sagen, als ich schon wusste. Scheinbar hatte ihr Sohn dann wohl doch nicht so viel verraten. Seufzend verabschiedete ich mich und ging wieder. Ein trostloser Nachmittag, wie so einige, die noch folgten.
 

Ich konzentrierte mich wieder etwas mehr auf die Uni, um mich abzulenken. Ich setzte mich immer so weit wie nur möglich von Satoru weg. Sonst würde ich einen Stift nach dem anderen vor Wut zerbrechen. Ich hatte schon letztens die Seiten meiner Gitarre zerrissen, weil ich an Satoru dachte..! Zum Glück hatte ich noch genug zum neu bespannen da. Als Musiker musste man für sowas ja gewappnet sein..

Die Band lag mir nach wie vor am Herzen, auch wenn es kaum auszuhalten war in letzter Zeit. Dieses Geturtel ging mir auf die Nerven! Satoru hatte jetzt immer gute Laune, Love sowieso und Nabu war ruhiger und konzentrierter als sonst. Er wagte schon gar nicht mehr, sich einzumischen.

Meine Melodien und Texte wurden härter und Satoru bekam Probleme damit, sie zu singen. Doch er kämpfte sich immer wieder irgendwie dadurch. Wenigstens wusste er so, wie ich mich fühlte. Ich fühlte mich schlecht und musste sein ‚Wolke 7 Gemache‘ ertragen; dafür konnte er ruhig mal meine Texte, die ihn beim Singen runterzogen, interpretieren. Wenigstens ging es ihm danach erst einmal immer eine Weile nicht so gut, haha. Wer sagte denn, dass die Texte leicht wegzustecken waren..ich sicher nicht; also schön weitersingen, Federvieh.

Ihn jedoch ganz aus der Band schmeißen konnte ich auch nicht. Dafür hielt ich zu viel in Satoru als Sänger und außerdem wäre es unfair, auch zum Beispiel Nabu mit hineinzuziehen. Aussteigen wollte ich andererseits auch nicht, da ich Nabu nicht hängen lassen wollte und da ich Satoru diesen Triumph nicht geben wollte. Mapa sagte mir, er könne das nur schwer verstehen. Er an meiner Stelle wäre gegangen. Andererseits sagte er mir, dass er mich bewundere, dass ich es weiter aushielte. Tja, was sollte ich denn tun? Rein musikalisch war unsere Band für mich perfekt. Nur menschlich…hatte Satoru für mich…tja, versagt eben.
 

Es ließ sich kaum noch ertragen. Zuhause, im Studio, in der Uni, in der Freizeit…ständig hatte ich einen gutgelaunten Satoru, schlimmstenfalls noch eine fröhliche Lovelie dazu. Denn dann küssten sie sich ganz gern mal und das ließ sich mir den Magen umdrehen. Mir wurde schlecht und ich ging…auf Toilette oder woanders hin. Wenn das so weiter ging, würde ich wie Mapa oder Nabu mit dem Rauchen anfangen. Momentan sah ich das Risiko, mir etwas mit der Lunge zu holen nicht so nahe rücken wie die Tatsache, an einem gebrochenen Herzen zu sterben. Fast täglich saß ich stundenlang einfach nur da und fragte mich, wieso alles so gekommen war. Warum ich so viel Mist gebaut hatte. Nachts konnte ich dann ebenfalls nicht schlafen. Wenn, dann hatte ich verrückte, konfuse Träume, die mich verschwitzt und verwirrt aufwachen ließen.
 

Mit Lovelie hatte ich darüber eigentlich gar nicht groß geredet. Ich nahm mir immer wieder vor, mit ihr zu reden. Doch wenn ich vor ihr stand und sie mich mit ihren großen Äuglein ansah, brachte ich kein Wort mehr heraus. Dabei hätte es so einfach sein können. Es war doch lediglich nur ein Wort: Warum?

Warum tat sie mir das an? Warum tat sie sich das an? Konnte sie sich so schnell wieder neu verlieben? Hatte sie nicht gesagt, sie wolle sich nicht dazwischen ‚drängen‘? Hatte sie mich etwa doch nicht gemocht..? War ich ihr so egal; waren meine Gefühle ihr so egal? Ich wusste es nicht…vielleicht…vielleicht rächte sie sich ja mit Satoru gemeinsam an mir. Das konnte es ja auch sein. Sie war vielleicht doch sauer, weil ich ihr fremd gegangen war. Und das war nun ihre kluge Rache.
 

Die Einzige, die mich im Moment noch auffing, die mich aufmunterte und mir Mut machte, war Chiyoko, mein Engelchen. Sie war selbst erschrocken, wie sich alles entwickelt hatte und obwohl sie Satoru so lange kannte wie mich, hielt sie zu mir. Oft, wenn es gar nicht mehr ging und ich in meinem Selbstmitleid zu ertrinken drohte, ging ich zu ihr. Sie war für mich da und ich gewann sie lieber denn je. Ich war so dankbar, sie überhaupt zu haben. Nicht jeder hatte so enge Beziehungen zu seinen Verwandten.
 

~*~
 

Irgendwann nahm ich noch einmal meinen Mut zusammen und rief bei Lovelie an.

„Hallo?“

„Lovelie?“

„Nein, Jewelie hier. Bist du das, Shinji?“

„Ja, wieso erkennt ihr mich immer alle sofort?!“, bemerkte ich verblüfft.

Sie kicherte leise. „Du klingst halt einmalig.“

„Ach so.“

„Du willst sicher Lovelie sprechen?“

„Eh ja…wenn das…geht..?“

„Ich würde sie dir gern geben, aber sie ist nicht da. Sie ist bei Sato und dessen Eltern, tut mir sehr leid.“

„Oh…na dann…ich wollte nicht stören…“

Ich wollte gerade auflegen, als ich jemanden im Hintergrund hörte. „Ist das Shinji? Schatz, gib ihn mir.“ Es klackerte, dann ging eine tiefere Stimme als zuvor an den Hörer. „Hallo Shin? Bist du das?“

„Miyavi-san..?“

„Hey, schön, dich mal wieder zu hören! Wie geht es dir?“

„Uhm…geht so…“, murmelte ich nur und setzte mich seufzend.

„Also nicht so gut.“, schlussfolgerte er, „Du…sag mal…du hast nicht zufällig Lust auf ein gemeinsames Gitarrenspiel?“
 

„Eh?“, verwirrt starrte ich meine Zimmerwand an.

„Ja, richtig gehört, ein Gitarrenspiel. Battle. Wie auch immer du es nennen magst. Ich habe ausnahmsweise mal nichts zu tun…Melody ist bei einer Freundin, Jewelie hat keine Zeit für mich…“, im Hintergrund konnte man sie lachen hören, „…und Masu und Love sind auch unterwegs. Also suche ich Beschäftigung.“

„Also eh…soll ich da jetzt vorbeikommen…?“

„Du musst nicht…aber es wäre schön…wenn du Lust hast. Ich weiß, mich magst du wegen Love vielleicht gar nicht sehen.“

„Was..?! Quatsch!“

„Wie dem auch sei….wir mögen euch ja alle beide irgendwie…von daher möchte ich schon irgendwie gut machen, dass sie in letzter Zeit kaum was mit dir unternimmt…“

„Du musst das nicht machen…nicht wegen ihr…“

„Nein, ich mag es auch machen, weil ich dich irgendwie mag, Shinji. Und du spielst gut Gitarre, deshalb frag ich dich ja.“

„Am Bass bin ich besser.“

„Quatsch, den spielst du vielleicht nur lieber. Wie dem auch sei…du kannst dein Instrument mitbringen, oder aber eins von mir haben. Wie du willst.“

„Gut, ich schaue mal…und ehm danke, Miyavi-san.“

„Keine Ursache, ich freue mich.“
 

~*~
 

Nicht einmal eine Stunde später saß ich mit Miyavi auf der Couch und stimmte meine Gitarre- ich hatte ihm zuliebe einfach mal doch eine der normalen mitgenommen. Okay, keine ganz so normale. Es war eine gute E-Gitarre. Aber eben keine Bassgitarre.

Jedoch machte es unglaublichen Spaß, einfach mal so mit jemand anderem da zu sitzen und Musik zu machen. Miyavi machte ganz anders Musik als wir oder meine Eltern und das fand ich cool. Trotzdem konnte er sich mir anpassen und: Er hatte sogar wegen Love die Noten einiger unserer Songs da und interpretierte den ein oder anderen mit mir ganz anders und neu. Es war einmalig und am liebsten hätte ich es aufgenommen. Es hatte etwas so freies und ungezwungenes, hier mit ihm zu sitzen. Es machte Spaß, und ich dachte seltsamerweise, obwohl er ihr Vater war, nicht an Lovelie und ddie ganze Sache.
 

„Bist..du eigentlich sauer auf Lovelie, Shinji?“, fragte er schließlich leise, weshalb ich überrascht meinen Blick hob und meine Finger vergaßen, zu spielen. Egal, wir hatten jetzt eh nur noch herum gezupft.

„Wieso sollte ich sauer auf sie sein?“, begann ich leise und seufzte, „Ich bin nur sauer auf mich selbst. Und auf Satoru. Vor allem auf Satoru.“

„Weil er jetzt ihr Freund ist?“

„Ja, aber nicht nur…auch wegen der anderen Sache…“

„Welcher anderen Sache?“

Verwundert blickte ich ihn an. „Hat Lovelie nicht erzählt, warum wir uns getrennt haben?“

„Nein…“, nun sah er ähnlich überrascht drein, „Sie meinte nur, ihr hättet freundschaftlich Schluss gemacht, weil es nicht so geklappt hat.“

„Was? Nein…sie hat Schluss gemacht, um sich nicht…in angebliche Gefühle zwischen mir und Satoru einzumischen, die sie in meine Aussagen hineininterpretiert hat…“

„Angebliche Gefühle?“

„Naja…das ist eine lange, dumme Geschichte.“

„Ich hab Zeit. Und ich mag Geschichten.“

„Das ist aber keine gute Geschichte.“

„Ich höre mir auch gern mal Horrorgeschichten an.“

„Auch solche, wo die Person dir gegenüber ganz böse drin ist?“

„Naja, das kann ich ja erst entscheiden, wenn ich die Geschichte gehört habe.“

Ich musterte ihn noch einmal, doch Miyavis Blick blieb sanft auf mir ruhen. Vorurteilsfrei. Noch.
 

Keine Ahnung was es war, aber irgendwas brachte mich dazu, ihm von der ganzen Sache zu erzählen.

„Wir hatten…vor einer ganzen Weile..eine Feier in der Firma mit einer anderen Band…Du wirst das vielleicht kennen…naja, bei der floss reichlich Alkohol, nachdem Lovelie schon gegangen war. Es ist mittlerweile bekannt, dass ich nur Ärger mache, wenn ich das zu mir nehme. Und doch haben die Jungs es geschafft, mich abzufüllen…und Satoru. Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie sind wir nach Hause gekommen. Und keine Ahnung warum, aber…es….Satoru und ich hatten den Abend…irgendwie…Sex miteinander….ich war den nächsten Tag durcheinander. Als er aufwachte, begriff ich und wurde schrecklich sauer. Wir haben uns gestritten und naja… Irgendwann habe ich es dann Lovelie gestanden. Ich wollte das Ganze ja eigentlich nicht und da ich sie liebe, musste ich ihr einfach die Wahrheit sagen. Sie nahm es…fast schon zu locker auf und machte sich eher Sorgen um Sato…naja und meinte, sie will da nicht dieser Beziehung von mir zu Sato im Wege stehen. Und dann war Schluss. Und warum auch immer, ich habe keine Ahnung wie und wieso, aber auf jeden Fall…sind jetzt Satoru und Lovelie ein Paar. Und ich hasse Satoru dafür, weil ich glaube, er meint es nicht ernst mit ihr…aber eigentlich bin ich ja selbst schuld an der ganzen Sache…Es tut mir leid Miyavi-san, dass ich deiner Tochter so etwas angetan habe…“, langsam hob ich den Blick wieder.
 

Er betrachtete mich noch immer ruhig. Die Ellenbogen waren auf der Gitarre aufgestützt, bevor er sich mit ihr zurücklehnte und den Kopf neigte. „Bei mir brauchst du dich nicht entschuldigen.“

„Was…was sagst du dazu..?“

„Naja…ein Seitensprung bleibt ein Seitensprung. Aber du warst ehrlich und so wie ich Lovelie kenne, zählt das für sie eigentlich mehr. Es kann jedoch sein, dass du sie dadurch verunsichert hast. Sie war gerade dabei, sich richtig in dich zu verlieben…“

„Aber was ist mit Satoru? Wie…kommt sie so schnell zu ihm?“

„Vielleicht hat sie ihn versucht zu trösten und dabei Gefühle für ihn entwickelt…oder aber sie probiert sich jetzt aus. Will wissen, ob es sich mit Satoru so anfühlt wie mit dir.“

„Du traust ihr nicht zu, dass nur zu tun, um sich an mir zu rächen, oder? Also verstehen würde ich es ja.“

„Lovelie und sich rächen? Nein. Dafür ist sie eher nicht der Typ. Wenn sie sich rächen würde, würde sie anders ausschauen. Dann wäre sie zu dir eklig und nicht wie sonst. Das ist sie doch, oder?“

„Ja…“

„Naja, und das heißt, sie meint die Satoru-Sache schon ernst. Aus welchen Gründen auch immer.“

„Toll…und was rätst du mir? Ich liebe sie ja wirklich. Nur kann ich Satoru nicht mehr einschätzen…in meinen Augen tut er es, um mir eins auszuwischen.“

„Hm…das kann ich dir natürlich nicht beantworten, so gut kenne ich ihn nicht.“, er nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche, „Aber vielleicht hat er ja auch seine Gründe? Hast du daran schon gedacht?“

„Außer Rache?“

„Ja…vielleicht hat er sich ja wirklich verliebt…oder aber er will sich ausprobieren.“

„Ausprobieren- inwiefern?“
 

Nun erntete ich ein grinsen. „Hast du nie an deiner Orientierung gezweifelt?“

„Meinem Orientierungssinn? An dem ja. An meiner sexuellen Orientierung? Nein, nicht wirklich…“

Miyavi lachte und schüttelte nur den Kopf, ehe er wieder ernst wurde. „Naja, nachdem Satoru sich in dich verliebt hatte, will er nun vielleicht wissen, wie es mit einem Mädchen ist. Vielleicht reizt ihn an ihr etwas, was ihn auch an dir reizte. Vielleicht ist es auch nur die Neugier. Wenn man jung ist, probiert man gern mal das ein oder andere aus.“

Skeptisch zog ich die Brauen hoch. „Meinst du?“

Sein Grinsen wurde breiter. „Shinji, ich war auch mal jung, hm? Und mir ging es auch so.“

Nun musste ich husten. „Du…wusstest nicht, ob du…?“

„Nana, wie erklär ich das am besten…ich fang wohl ganz vorn an.“, er grinste wieder und blickte überlegend zur Decke. „Also mit…15 oder 16 hatte ich das erste Mal Sex mit einem Mädchen. Davor hatte ich schon ab und an solche Mini Teenie-Beziehungen… im Nachhinein würde ich ein paar Wochen nicht als Beziehung bezeichnen aber damals war das eben bei mir so. Und das Mädchen, mit dem ich dann das erste Mal schlief, war mit mir knapp 1,2 Jahre zusammen. Dann bin ich nach Tokyo gezogen, da war keine Zeit mehr für sowas, die Musik war mir wichtiger... Mit Ende 18, 19 oder so hatte ich dann mal nach dem ein oder anderen One Night Stand auch mal einen mit einem Mann. Daraus entwickelte sich sogar eine Beziehung…ach ja, das waren noch Zeiten~“, er grinste vor sich dahin und ich wusste nicht ganz, ob ich das hatte überhaupt erfahren wollen. Meinem Gehirn schien es ein wenig zu viel Information gewesen.

„Das haben wir dann jedoch irgendwann beendet und joar…nach einigen weiteren dann eher Enttäuschungen fand ich meine Traumfrau. Und nun bin ich verheiratet, habe drei Kinder und bin unglaublich glücklich damit, wie es jetzt ist.“

„Ich…wow.“, mehr wusste ich erst einmal nicht zu sagen. Es dauerte, bis alles gesackt war. „Aber du sagst…du hattest als Jugendlicher nur Freundinnen…wie kamst du dann später darauf, es mit einem Mann zu probieren? Woher…diese plötzliche Neugier…?“

„Na ob die so plötzlich war.“, er lachte und lehnte sich schmunzelnd zurück. „Also ich hab schon mit 15, 16 Jungs geküsst. An Sex oder eine Beziehung habe ich da noch gar nicht gedacht gehabt. 3,4 Jahre später hatte ich dann einfach mal Lust, auszuprobieren, wie das mit einem Mann so ist. Es war eben anders, aber nicht schlecht. Beides hat Vor- und Nachteile. Und verliebt habe ich mich ja dann nach der Sache eigentlich in den Charakter des Mannes. Ich denke, man sollte nicht so strikt nach Körper teilen.“

„Meinst du…? Love meinte, du wärst schon immer verrückt nach Kindern gewesen..da…braucht man ja doch eher ne Frau…“

„Hm, das stimmt, ich wollte unbedingt eigene Kinder. Aber das Mel nun eben eine Frau ist, war Zufall. Sie hätte auch ein Mann sein können, ich hätte mich wohl so oder so in sie verliebt. Und das mit den Kindern- hätten wir dann eben zusehen müssen, wie das geklappt hätte.“, er musste erneut lachen, weshalb ich mir stirnrunzelnd am Kopf kratzte.

„Weiß sie das?“
 

„Jetzt schon.“, erklang es von der Tür, weshalb wir uns überrascht herum drehten. „Melly, schon zurück?“

„Ja~ Ich hab doch gesagt, ich komme eher, damit du nicht so allein bist. Aber ich sehe, du bist gar nicht allein. Hallo Shinji.“ Lächelnd kam sie auf uns zu und umarmte mich sanft. Glücklich erwiderte ich diese Geste, ließ sie dann jedoch zu ihrem Mann. Der zog sie auch gleich ungeniert auf seinen Schoß und küsste sie. Die Gitarre war vorher schnell zur Seite gewandert.

„Hast du schon lange gelauscht?~“

„Nicht wirklich..ich wollte Hallo sagen, doch dann hörte ich meinen Namen und blieb stehen.“

„Ha, geschicktes Mäuschen.“

„Immer doch. Aber danke für die Blumen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich ein guter Mann wäre…“

Miyavis herzhaftes Lachen erfüllte einmal mehr das Zimmer. „Ach doch, wärst du sicher.“

„Naja, vielleicht wärst auch du eine tolle Frau?“

„Seit wann stehst du auf Frauen?“, nun zog er überrascht die Brauen hoch, weshalb sie ihm schmunzelnd gegen die Nasenspitze tippte. „Gar nicht. Aber bei dir würde ich eine Ausnahme machen, Samurai.“

„Wie gütig.“

Ich schmunzelte über das liebevolle Necken zwischen den beiden und beobachtete es noch eine Weile. Dann machte ich mich diskret nochmal bemerkbar.

„Ich…glaube, ich störe euch mal nicht länger. Es ist ja auch schon spät.“

„Willst du wirklich schon gehen? Ich mache nachher Abendbrot.“

„Das ist lieb..aber ich habe mir für heute schon etwas rausgestellt zum Essen. Und ich will da sein, bevor Sato da ist…“

Melody musterte mich besorgt. „Ach Kinder…“

„Er schafft das schon.“, meinte Miyavi aufmunternd zu ihr und scheuchte sie liebevoll hoch. „Komm Shin, ich bring dich noch zur Tür. Nickend packte ich meine Gitarre ein und verabschiedete mich von Mel mit einer dicken Umarmung.
 

„Na dann einen guten Heimweg…Soll ich dich wirklich nicht fahren?“

„Eh nein, danke. Lovelie meinte übrigens mal, wenn mir mein Leben lieb ist, soll ich nicht wieder mit dir Auto fahren. Warum eigentlich?“

Er lächelte nur unschuldig und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich…musste schon öfters meinen Führerschein abgeben..“, gestand er kleinlaut.

„Oh…“, ich schlüpfte in Jacke, Schuhe und warf mir den Koffer auf den Rücken. „Und du bist dir sicher, dass Lovelie richtig handelt…?“

„Ich denke, dass sie weiß, was sie da macht. Rede mit ihr darüber. Ich will mich da nicht reinhängen, Shinji, das ist euer Ding. Aber ich traue weder Lovelie, noch Satoru schlechte Absichten zu.“

Ich nickte nur stumm. Hatte ich ursprünglich ja auch nicht. Nur war ich mir da nicht mehr so sicher.

„Das wird schon.“

„Wenn du das sagst…gut, dann tschüss und danke für den Tag. Es hat sehr viel Spaß gemacht!“

„Oh ja, und wie! Ihr habt so etwas Erfrischendes an euch, auch eure Musik…deswegen freue ich mich immer wieder, euch zu sehen. Und so einen Tag wie heute können wir gern mal wiederholen. Von mir aus auch mit meinen Kindern. Masu wollte sowieso mal wieder mit dir spielen. “, er schmunzelte und drückte mich dann. „Komm gut Heim, Shinji!“

„Ja, danke!“
 


 

~*~
 


 

Ich weiß, ich bin spät dran *hust* Heute mal eher kurze antworten...nehmt es mir nicht übel, es ist schon so spät =_="
 

Danke an:
 

@Lucel: Ehm...scheinba schon ;)
 

@Temari2011: Vielen Dank für dieses wundervoll riesiges, ausführliches Review, ich war sprachlos! Aber klar, irgendwelche Tiernamen wären sinnlos, ich mach mir eigentlich immer gedanken ;)
 

@Toffelchan: Okay, du hast es gleich krass ausgedrückt xDD" Aber im grunde stimmt es momentan schon...hm..
 

@Seika-chan: Hm..in dem Kapitel jetzt wurde ja noch einmal etwas klarer, warum er keinen rausschmeißen würde... er ist eben unglaublich gutherzig <3
 

@suzaku_yume: Interessant, du liest zuerst diesen Senf hier? OO" Cool, ich dachte immer, das interessiert kaum einen /D" Aber hm..für April ist es glaub ich gerade etwas zu herbstlich ;D?
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

40. - Folter und Spaß

40. - Folter und Spaß
 

Shinji fühlt sich hintergangen
 

Als ich nach Hause kam, brannte bereits Licht. Seufzend verdrehte ich die Augen und trat langsam ein. Leise stellte ich meine Gitarre ab und schlüpfte aus den Straßensachen. In der Küche hörte ich es herumrumpeln. Das hatte mir gerade noch gefehlt, dass er jetzt dort war. Ich sackte den Koffer an und wollte geradeaus weitergehen, doch Satoru war schneller und blickte in den Flur. „Hallo Shin. Nanu, wo warst du denn?“, meinte er mit einem Nicken Richtung meines Koffers. Ich musste mich zusammenzureißen, freundlich zu bleiben. In dem Moment wünschte ich mir ehrlich gesagt den Satoru wieder, der mich versucht hatte totzuschweigen. Dieser dauerfröhliche hier war nervtötender als ich und das durfte was heißen!

„Bei einem Freund Gitarre spielen.“, brummte ich nur und stellte den Koffer ab und lief an ihm vorbei in die Küche. Wenn ich schon hier war, würde ich also doch gleich was essen.

„Gitarre? Nicht Bass?“

„Nein, stell dir vor, ich kann auch noch andere Dinge.“ - oh, warum nur hatte ich gerade das Bild eines tollwütigen Hamsters im Kopf..

„Ist ja gut, ich frag ja nur.“, wehrte er ab und goss sich Wasser in eine Tasse. „Mich hatte es eben nur gewundert, dass du außerhalb der Band wo mit dem Koffer hinreist.“

Darauf verkniff ich mir ein weiteres, böses Kommentar. Ich wollte meine Halluzination mit dem Hamster von eben nicht doch noch wahr werden lassen.

Ermüdet von dem Tag und Satos Nähe ging ich mir mein rausgestelltes Essen warm machen. Nicht lange, da saß ich am Tisch und aß schweigend. Er gesellte sich zu mir und trank stumm seinen Tee. Der benutzte Teller ließ darauf schließen, dass er wohl kurz vor mir fertig geworden war. Ich blickte mich ein wenig um, um ihn nicht ansehen zu müssen. Jedoch blieb mein Blick recht schnell an einer Tasche hängen.

„Was ist das?“, fragte ich leise und nickte zu dieser. Er folgte meinem Blick fragend, lächelte dann aber.

„Die Tasche? Da sind nur ein paar Klamotten drin. Ich übernachte die Tage bei Lovelie, weil doch Feiertage sind.“
 

Meine Stäbchen fielen mir geräuschvoll auf den Teller. Es dauerte etwas, bis ich mich wieder fing und weiter aß. „Wie schön für dich.“, zischte ich nur leise und ließ den Blick auf meinem Essen ruhen. Nein, ich sah ihn jetzt nicht an. Sonst würde ich mich anfangen zu fragen, ob ein Hamster es schaffen konnte, eine Eule mit Stäbchen zu erspießen.

„Du ehm…brauchst also nicht mit Essen oder so auf mich warten..“, fügte er leise und wohl etwas unsicher hinzu.

„Schon klar.“, murrte ich und schob mir noch mehr in den Mund. Gut, dass es Hamsterbacken eben doch gab. Gleichzeitig stellte ich fest, dass wir ganz schön viel kommunizierten. Wow, er hatte scheinbar sehr gute Laune.

„Nabu hat übrigens angerufen. Er fragt, ob du morgen Zeit hast.“

Nun blickte ich etwas überrascht auf und hob die Brauen. „Nabu?“

„Ja. Keiko hat wohl keine Zeit und er meinte, er und du hätten lange nicht mehr gezockt, ob du nicht Lust hättest oder so.“

„Hm. Ich ruf ihn an.“, mehr sagte ich dazu nicht und aß weiter. Nabu…na gut, wenn wir beide allein ohne Keiko waren…wäre sicher mal wieder cool. Nabu verstand es, andere aufzuheitern. Er würde mich sicher versuchen, abzulenken und das kam mir im Moment ganz gelegen.

Als ich fertig war erhob ich mich und ging abräumen. Mein Blick blieb an dem Kram auf der Küchenoberfläche hängen. „Willst du das etwa noch alles mitnehmen oder warum steht das hier?“

„Exakt erkannt, dass muss ich noch einpacken.“

Fragend ließ ich den Blick schweifen. Mein Gott, so lange war doch nicht frei, dass er so viel Kram mitnahm. Zahnbürste und etwas Süßkram reichten doch. Gerade, als ich mich abwenden wollte, blieb mein Blick an mehreren, kleinen schwarzen Packungen hängen. Irritiert griff ich danach. Das war nicht, was ich dachte, oder...?
 

„Sag mal ist das dein Ernst?!“, entfuhr es mir aufgebracht, als ich mich zu ihm umdrehte.

Satoru blickte mich nur fragend an. „Was? Ist es zu viel Knabberzeug? Dann lass ich was da, kein Problem.“

„Das meine ich nicht, Federvieh!“, hastig ging ich auf ihn zu und drückte ihm die Packungen fast ins Gesicht. „Du nimmst nicht ernsthaft Kondome mit?!“

Er blinzelte nur ruhig, ehe er -was mich zum knurren brachte- mit den Schultern zuckte.

„Wo ist dein Problem, Shinji? Ich bin alt genug, um sowas tun zu können, müsstest du ja wissen.“

Oh oh, tief durchatmen, Shinji. Ich war kurz davor, ihm wieder eine reinzuhauen, diesmal aber so richtig. Stattdessen packte ich ihn am Kragen und drückte ihn ans Regal. Nicht fest, aber so, dass er mich ansehen musste.

„Spinnst du?! Du willst ernsthaft mit Lovelie schlafen?!“

„Wer sagt, dass ich es erst will?“
 

Ich erstarrte. Meine Hände verkrampften sich in seinem Oberteil, mein Körper versteifte sich und meine Augen weiteten sich, bevor ich ein „DU TUST ES BEREITS?!“ herausbrachte.

„Wir sind schon ein paar Wochen zusammen. Da..kann das eben vorkommen…das ist doch ganz normal.“

„Bist du nun vollkommen und ganz durchgedreht?! Lovelie ist noch so jung und zart…! Und du…du schläfst mit ihr?! Obwohl du noch nicht einmal zu ihr ‚ich liebe dich‘ gesagt hast?!“

„Wer sagt, dass ich das nicht getan hab? Shinji, es gibt Dinge, die gehen nur uns was an. Und du…solltest langsam aufhören, eifersüchtig zu sein. Ich kann nichts dafür, dass sie mit dir Schluss gemacht hat, du warst ja selbst beteiligt an der Sache.“

„Aber du…argh…du!“, ich taumelte zurück, stieß gegen die Tischkante und krallte mich sogleich in diese. „Was waren dann deine Worte mir gegenüber…? War das eine Lüge…? Sagst du jedem so schnell, dass du ihn liebst und schläfst dann mit der Person?!“

„Das habe ich nie gesagt! Ich habe dir schon einmal erklärt, dass ich nach dem einen Morgen schmerzhaft festgestellt habe, dass du mich nicht auf diese Weise willst! Aber Lovelie…sie hat mich eben gern…und irgendwie hat sich das dann so entwickelt und jetzt bin ich eben mit ihr glücklich! Ich habe es nicht drauf angelegt, mit ihr zusammen zu kommen!“

„Du lügst!“

„Du bist nur eifersüchtig! Weil sie dich nicht liebt.“

„Dich ja auch bloß nicht!“

„Weißt du es?!“

Darauf…wusste ich keine Antwort. Nicht mehr.

Verletzt senkte ich schweigend den Blick.

„Na siehst du. Und jetzt tu nicht so, als wär ich ein Dämon. Ich tu nie etwas, was sie nicht möchte und behandle sie wertvoll. Du solltest mir dankbar sein, dass ich es bin, mit dem sie auf der Ebene lernt und nicht irgendein anderer Typ.“

„Lernen? Du bist ja wohl abartig…“

„Natürlich ist das Lernen. Wir lernen beide unseren und den Körper des anderen kennen. Und ich nehme sie wirklich so wie sie ist, in unserer gesamten Beziehung. Bedenke, es gibt Männer, die sind extrem eifersüchtig oder verbieten ihrer Frau sämtliche Rechte, wollen sie am liebsten nur in der typischen Frauenrolle sehen. Und so bin ich nicht, das weißt du! Also sei froh für sie und gönn uns das doch mal.“

Ich schüttelte nur den Kopf und sank langsam zu Boden, legte den Kopf an meine Knie. „Geh…Geh endlich! Ich will dich jetzt nicht mehr sehen..!“

„Shinji…“

„GEH! GEH ZU IHR! Aber lass mich jetzt verdammt nochmal allein.“

Er schwieg, dann hörte ich es leise rascheln, während er den Rest zusammenpackte. Als er mir an die Schulter fasste, zuckte ich weg. Seufzend stand er wieder auf.

„Bis bald…wir sehen uns dann demnächst.“

Ich erwiderte nichts. Erst, als die Haustür zufiel, erlaubte ich es mir, mich gehen zu lassen. Schluchzend krümmte ich mich noch mehr zusammen, schlang die Arme fester um die Beine. Ich hielt viel aus, aber so langsam…ja langsam war eine Grenze erreicht, an der ich nicht mehr konnte. Ehe ich mich versah, stürmte ich auch schon ins Bad und erbrach mich zitternd ins Klo. Ich konnte nicht mehr. Zumindest jetzt und hier, in diesem Moment.
 

Ich weiß nicht mehr wie und wann, aber irgendwann schleppte ich mich hoch in mein Zimmer und gleich in mein Bett. Ich wollte nur noch schlafen, was auch recht schnell gelang, da ich durch das viele weinen müde geworden war.
 

~*~
 

Am nächsten Morgen weckte mich relativ zeitig die Sonne. Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite. Ich wollte nicht aufstehen. Nicht, nachdem ich an gestern Abend denken musste. Und daran, wie Satoru mit Lovelie wahrscheinlich noch den Rest der Nach verbracht hatte. Angewidert unterdrückte ich mir, mich erneut zu übergeben. Mir war schlecht…ich wusste nicht einmal, warum. Bestimmt nur dank diesen Wissens. Seufzend setzte ich mich auf und lehnte den Rücken an die Wand. Und nun? Feiertage standen an und das Studio stand leer. Kato hatte allen frei gegeben, da wir sonst gerade eben ja sowas nutzten. Ich wusste jedoch nicht, ob das gut, oder weniger gut war. Was sollte ich denn heute machen…?
 

Plötzlich fielen mir die Worte der Eule ein. Nabu..! Er hatte nach mir verlangt! Ob ich ihn mal anrufen sollte? Ja…vielleicht. Irgendwie war mir gerade nach seiner Gesellschaft. Seine lockere, etwas unbeholfene, aber gutgelaunte, freche Art würde mir jetzt sicher gut tun.

Also erhob ich mich und ging duschen. Dann das übliche von Anziehen bis Frühstück. Zwischendurch rief ich den Rotschopf an.

„Ja?“, ging er ebenfalls noch müde ran.

„Nabu? Shinji hier. Du hast Langweile heute, hab ich gehört?“

„Shinji! Ja, hab ich!“, er lachte auf und schien sofort nicht mehr müde, „Keiko besucht ihre Verwandten, da wollte ich nicht stören und mich noch mit dranhängen. Aber andererseits weiß ich dadurch auch nichts mit den freien Tagen anzufangen…okay morgen treffe ich mich mit Isa von Scael force zum trinken und quatschen. Da kannst du ja gern mit.“

„Nein! Ich trinke nicht mehr!“

„Okay, okay. Aber du hast doch hoffentlich Zeit, dem armen, alten Nabu heute Gesellschaft zu leisten..? Ich hab das neue Spiel, was wir letztens im Kaufhaus gesehen hatten.“

„Echt?“, meine Brauen hoben sich und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, „Dann komm ich wohl mal vorbei, hm? Wann hast du Zeit?“

„Ach, du kannst jederzeit kommen. Ich muss nur noch aufstehen, mich anziehen, duschen, frühstücken…aber eh du da bist, bin ich sicher fertig.“

„Wie du meinst. Dann mach ich jetzt nach dem Frühstück los.“

„Mach das, mein Herzchen. Ich freu mich schon. Und wenn du Lust hast, kannst du ja noch was anderes zum zocken mitbringen.“

„Ich schau mal. Bis dann, Nabu.“

„Bis dann~“

Lächelnd legte ich auf und blickte zur Uhr. Na dann mal sehen, wer schneller war.
 

~*~
 

Knapp eine Stunde später stand ich bei Nabu und klingelte. „Ahh…au..! Ah, Moment…!“, rief es von drinnen und lautes Rumpeln erklang. Fragend hob ich eine Braue und musste schließlich lachen, als Nabu nur mit Handtuch um die Hüften an die Tür gestolpert kam.

„Öffnest du jedem so die Tür?~“

„Eigentlich sonst nur Keiko“, ging er grinsend drauf ein, „aber dich kenne ich lang genug, da geht das auch.“ Er sah kurz zur Tür raus, bevor er mich schnell in die Wohnung schob. Ich schüttelte nur den Kopf. „Ich war doch schneller als du.“

„Jaja.“, seufzte er ergeben. „Ich hätte doch erst duschen und dann Frühstücken sollen, nicht anders herum.“

„Du wolltest mir nur nicht den Triumph gönnen, dich in deinem Micky Mouse Schlafanzug zu sehen, hm?“, stichelte ich lachend.

„Jaja, du hast es erfasst.“ Nabu schmunzelte und blickte in den Spiegel- kurz darauf entgleiste ihm sein Gesicht. „Horror wie ich aussehe! Fast so schlimm wie du.“

„Ey!“

„Im Ernst jetzt, du siehst schlecht aus. Geh schonmal ins Wohnzimmer, ich zieh mich noch rasch an. Und dann reden wir, okay?“

Sein Blick lag eindringlich auf mir, weshalb ich ergeben nickte. „Okay, du hast gewonnen. Bis gleich.“, damit tappte ich auch schon los und ließ mich in besagtem Zimmer auf der Couch nieder. Neugierig blickte ich mich um. Nabu hatte ein wenig umgeräumt. Und hey, das Bild kannte ich noch gar nicht..! Interessiert lief ich zum Schrank und musterte das eingerahmte Foto. Es zeigte Nabu zusammen mit Keiko. Aww, sie waren ernsthaft süß zusammen.
 

„Das hat Keiko mir geschenkt.“, mein Farbtopf kam gerade ins Zimmer; scheinbar hatte er sich beeilt.

„Das ist voll hübsch. Ihr seht so glücklich darauf aus.“

„Find ich auch, hat sie schön machen lassen.“ Lächelnd trat er zu mir und strich über den Rahmen. „Ich liebe sie so sehr…und irgendwie fehlt sie mir gerade.“

„Sind doch nur ein paar Tage, oder? Sie ist doch bald wieder da.“

Nabu schüttelte leicht den Kopf. „Sie hat wenn sie wiederkommt so blöd Schicht, deshalb werden wir uns kaum sehen.“

„Oh. Wie lange?“

„Nochmal ne Woche…als gut 2 Wochen, die ich sie jetzt kaum sehe.“

„Wie doof……hm..dauert es eigentlich noch lange, bis ihr zusammenzieht?“

Nabu lief Richtung Couch, zuckte mit den Schultern und ließ sich darauf fallen. „Ich weiß nicht…wir sparen noch. Aber dank den zusätzlichen Einnahmen durch die Band wird das sicher bald klappen~“

„Cool!“, ich rutschte neben ihn und strahlte. „Das freut mich ehrlich für euch!“

„Danke, ich freu mich auch riesig. Andererseits habe ich vor so einem großen Schritt auch etwas Angst..“

„Warum?“

„Weil…ich weiß nicht. Ich denk da nur an alle um uns herum…Ich meine ich zieh mich gern zurück, sollte sie mit ihren Mädels hier mal einen Männerfreien Abend machen…aber auch so…ich weiß nicht, ob ihre Eltern mich mögen, ehrlich gesagt.“

„Warum sollten sie nicht?“

„Schau mich doch an, Shin! Ich…ich seh nicht normal aus, verhalte mich nicht normal, habe keinen ultratollen Uniabschluss…ich bin ein Versager in den Augen der Gesellschaft und in den Augen meiner Eltern.“

„Deine Eltern sind blöd Nabu, das weißt du. Sie sind störrisch und uneinsichtig. Auch wenn du normal wärst, würden sie was zum bemäkeln finden.“

„Hm…sie kennen Keiko nicht einmal…“

„Ist vielleicht besser so, sonst nörgeln sie nur.“

„Naja…aber…was ist, wenn wir jemals heiraten sollten?“

Ich blickte neugierig auf und betrachtete ihn lächelnd. „Du denkst ernsthaft ans heiraten?“

„Ehm…naja…“, ganz untypisch für ihn wurde Nabu nun auch im Gesicht etwas rot und nickte schließlich. „Ich…hab darüber nachgedacht…ihr irgendwann, wenn ich genug verdient hab, einen Antrag zu machen…“

„Wie cool!“

„Ja, aber dazu muss die Band erstmal einiges verdienen.“

„Aber genial, dass du daran denkst, hätte ich dir gar nicht zugetraut!“

Nun plusterte der Farbtopf jedoch die Wangen auf und boxte mir gegen den Arm. „Was soll das denn heißen? Nur weil ich nicht ausseh wie ein guter Ehemann, heißt das nicht, dass ich keiner sein kann..!“

„Hat ja auch keiner gesagt, Großer.“, grinste ich nur beschwichtigend. „Ich glaube sogar, du wirst mal ein guter Mann. Vielleicht auch Vater…?“

Nun musste Nabu lachen. „Ha, das hat aber noch Zeit! Also…wir haben schonmal darüber gesprochen und Keiko hätte schon gern welche…aber das hat wirklich noch Zeit!“

„Echt? Bedenke, du gehst immer schneller auf die 30 zu.“

„Na und?! Erstmal möchte ich mit euch Trottelköpfen erfolgreich werden, dann leg ich mir eine Familie an.“

„Eine Fußballmannschaft?~“

„Bitte?! Nein, nein. Höchstens…ja keine Ahnung, muss ich Keiko fragen. Sie muss das ja…ausbaden.“

Ich lächelte nur leicht und lehnte mich lächelnd zurück. Wenigstens einer war hier glücklich. Er hatte momentan wenigstens Aussichten auf eine Familie.
 

„Aber Shin…ich hätte trotzdem gern Eltern wie deine…“, sprach er dann nochmal das Thema von zuvor an. Fragend drehte ich den Kopf, als Nabu betrübt meinte: „Ich…hatte meine zu unserem ersten Konzert damals eingeladen…sie sind nicht gekommen.“

Überrascht setzte ich mich auf, „Bist du dir sicher?!“

„Ja.“, er nickte, „Sie haben mir nicht geantwortet. Weder vor, noch nach dem Konzert. Da kam nichts zurück.“

„Uhm…“, machte ich leise und biss mir seufzend auf die Unterlippe, ehe ich schief lächelte. „Aber glaub mir, mit meinen ist es auch nicht immer leicht.“

„Aber sie lieben dich so wie du bist. Und selbst wenn du scheiße machst…ich find sie toll. Deine, sowie Satos Eltern. Oder Loves.“

„Naja…unsere Eltern lieben uns zwar…aber denk an Satoru. Der hatte es in der Schule nicht immer leicht.“

„Hm…stimmt. Aber das hätte ich schon gepackt, du weißt, ich hab mich früher gern geprügelt~ Aber hey, warum war es bei ihm eigentlich extremer als bei dir?“

„Naja…er war ja schon immer ruhiger. Und..die Schüler haben wohl mal gesehen, wie er von beiden abgeholt wurde…bei mir wussten sie das ja nicht. Mapa und Dad haben das irgendwie gut geheim gehalten.“
 

„Ah, ach so. Aber wo wir schonmal beim Thema Satoru sind…Ist er verantwortlich, dass du so scheiße aussiehst?“

Erschrocken sah ich ihn an, ehe ich ertappt den Blick senkte. Ich hatte sosehr versucht, die Augenringe zu überdecken.

„Das Übliche wieder..?“, fragte er weiter nach.

„Hm…nur noch schlimmer.“

„Man kann das noch steigern? Himmel, hat er Love einen Antrag gemacht oder was?!“

Entsetzt starrte ich Nabu an und schüttelte hastig den Kopf. „Kami-sama, nein! Das wäre ja das Ende..“

„Ah, gut, ich dachte schon. Also was harmloses.“

„Naja…“

„Doch nicht so harmlos..?“

„Nicht für mich…“, murmelte ich leise und betrachtete meinen Fuß, den ich mittlerweile angezogen hatte. „Satoru…hat Sex mit ihr.“

„Oh..das…naja…du hattest nicht mit ihr, oder..?“

„Wir hatten keinen Sex, falls du das meinst. Mein einziges Mal bisher war mit Satoru.“, brummte ich angepisst, weshalb Nabu leise seufzte.

„Das ist…ja…blöd…Bist du dir sicher, dass er es schon tut?“

„Ich hab ihn gestern damit konfrontiert…da lagen Gummis in der Küche rum…ich hab ihn gefragt, wie er darauf kommt, mit Love schlafen zu wollen. Da meinte er sowas wie woher ich denn wissen wolle, ob er es nicht schon längst tut.“

„Autsch. Das…das ist ja langsam böse zwischen euch…richtig böse…“

„Ich…ich weiß nicht mehr weiter, Nabu..“, gestand ich leise. „Ich liebe Lovelie wirklich. Glaub ich…ach, ich weiß auch nicht mehr. Und er…ich hab das Gefühl, er nutzt ihr Mitleid aus…“

„Das…kann ich schlecht beurteilen, Shinji.“, er kratzte sich an seinem Kopf, „Ich würde dir echt gern helfen, aber ich mag euch alle und naja…ich weiß nicht, was man da machen kann, damit ihr alle mal zufrieden seid.“

„Es war dumm, bandintern was mit wem anzufangen.“, stellte ich leise fest, doch Nabu schüttelte den Kopf. „Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Schau mich an. Ich habe mich in ein total begehrtes Mädchen verliebt. Sie haben mich ausgelacht, als ich sagte, auf wen ich stehe. Ich hab selbst geglaubt, ich hätte keine Chance. Doch Keiko war so lieb zu mir und ging mit mir aus..ihr war es so egal, wie die anderen über uns dachten. Das war so ein schönes Gefühl, endlich jemanden gefunden zu haben, der nicht oberflächlich war..“

„Ich versteh, was du meinst…Lovelie war für mich das perfekte Mädchen. Sie verstand mich immer, vor allem auch in der Musik. Aber Satoru musste es ja kaputt machen.“

„Naja, aber denkst du nicht…dass du auch etwas mit dran schuld bist..?“

Ich seufzte. „Ja, ich weiß. Was mich den Abend geritten hat, weiß ich auch nicht mehr. Auf jeden Fall hat es bewirkt, dass ich seitdem wirklich keinen Alkohol mehr anrühre.“

„Ach schade. Ich wollte dir gerade welchen anbieten~“, versuchte Nabu die Stimmung zu heben, „Im Ernst jetzt, worauf hast du Durst?“

„Hast du Cola da?“

„Klar, warte.“, es dauerte nicht einmal eine Minute, da war er mit 2 Flaschen wieder da. „Lass es dir schmecken.“

„Danke.“, lächelnd nahm ich die Flasche und begann zu trinken, ehe ich sie abstellte.

„Kato hat mich letztens übrigens angesprochen.“, meinte Nabu leise, weshalb ich zu ihm blickte.

„Wegen was?“

„Wegen…naja euch und so..“

„Wieso?“

„Er hat Angst, dass es sich schlecht auf unsere Musik auswirkt…“

„Hat es bisher doch nicht, oder?“

„Nein…aber er sagt, wir sehen nicht mehr so fröhlich aus wie noch zu Beginn, das zeigt sich auch schon in Interviews. Er macht sich da etwas sorgen.“

„Oh…naja…dann müssen wir uns zu Interviews eben stärker schminken lassen. Oder Sonnenbrillen tragen. Cool aussehen und so.“

„Naja, so unrecht hat er aber nicht, das weißt du, Shin.“

„Ja, ich weiß.“

„Wollt…ihr euch nicht wirklich mal aussprechen..?“

„Das hat keinen Sinn.“, seufzte ich nur, „Satoru erzählt mir immer und immer wieder dasselbe, er hat sich irgendwo vor mir verschlossen und ich hab keine Lust mir noch einmal anzuhören, was er gestern Abend gesagt hat. Und mit Mi-chan…weiß ich nicht, ich trau mich irgendwie nicht. Ich wollt ja gestern, aber da war sie nicht da und naja…nach Satorus Worten weiß ich nicht, was ich von ihr noch hören wollen würde. Beziehungsweise, ob ich seine Worte noch einmal von ihr bestätigt haben wollen würde. Von daher lass ich lieber alles so, wie es ist.“

„Ach man Shinji!“

„Ja Nabu, was soll ich bitte tun?! Die beiden sind scheinbar glücklich, sehr glücklich und ich kann in Lovelie verliebt sein wie ich will; wenn sie mich nicht mehr will, kann ich nichts tun!“

„Ja aber…“

„Nabu…ich habe danach noch ab und an versucht sie zu überreden, ob sie nicht doch wieder mit mir zusammen sein will…aber dann kam das mit Satoru und..naja. Ich habe langsam keine Kraft mehr, für diese aussichtslose Sache hier zu kämpfen.“

„Was willst du dann jetzt tun?“

„Naja…versuchen aufzuhören, Love zu lieben..? Ich weiß es nicht… Ich glaub, ich lass es sein. Wenn sie mit ihm glücklich ist, wenn er ihr nicht weh tut…dann gönne ich es ihnen wohl oder übel. Immer noch besser, als wenn sie was mit dem Kazu anfängt. Auch, wenn ich mich verraten fühle…“

„Ach, Kopf hoch.“, Nabu legte mir einen Arm um, „Es gibt noch andere Mädchen, die so sind wie sie, auch wenn du das jetzt sicher nicht glauben magst. Klar dauert sowas eine Weile, aber naja…weißt du, in der Mädchenband aus unserem Haus sind auch ein paar Hübsche dabei, weißt du? Oder hier, Lovelie’s Schwester, Jewelie. Was ist mit ihr?“

Ich schüttelte den Kopf. „Jewelie ist anders als Love. Weiblicher, viel weiblicher.“

„Dann…stehst du auf…Mannsweiber oder wie darf ich das deuten..?“, fragte er sich kopfkratzend, weshalb ich lachen musste. „Ne. Einfach auf Mädchen, die sich auch mal schmutzig machen, die Inliner fahren, Skaten, Sport und Musik mögen…joar. Aber das findet man eigentlich nur bei Love.“

„Ach, gibt es sicher auch noch andere.“

„Mag sein, aber…ich…ich denke, so schnell geht das nicht…“

„Hm..“, Nabu nickte betont ernst, ehe er sich plötzlich streckte und grinste. „Lass uns über was anderes quatschen, ich will dir nicht noch mehr miese Laune machen! Also…magst du zocken?~“

Ich musste lachen, ehe ich wieder lächeln musste. „Du hast das neue Spiel echt da?“

„Klar! Keiko hat’s mir geschenkt.“

„Ich dachte, ihr spart?“

„Naja, eigentlich schon. Aber das hat sie ja nicht gekauft.“

„Ach, klauen tut ihr jetzt auch schon?“

„Was?! Himmel, nein! Sie hat ne Freundin, deren Freund in so einer Firma arbeitet und hat da wohl ab und an mal ein paar Spiele übrig für Freunde..“

„Echt? Boar, warum kenne ich solche Leute nicht?“

„Weil du doch mich hast! Und ich die Leute für dich kenne.“

„Quatsch. Du hast Keiko und die kennt die Leute für dich.“

„Pah. Oder eben so.“

Lachend wuschelte ich ihm durch die rote Mähne und streckte die Beine aus. „Na dann hol mal das umwerfende, neue Spiel.“

„Wird gemacht. Schnapp dir schon einmal eine der Steuerkonsolen..“, und damit huschte Nabu auch schon zum Schrank.
 

~*~
 

Der Tag mit Nabu war insgesamt noch relativ cool. Wir haben Stunden über Stunden einfach nur gezockt und ja, er verstand es, mich gut abzulenken. Das Zimmer sah zwar hinterher aufgrund zig Colaflaschen und Chipstüten etwas sauig aus, aber das war sicher wieder schnell in Ordnung zu bringen.
 

Irgendwann überredete ich ihn dazu, mit mir Joggen zu gehen, wenn auch nur eher schwer:

„Du willst das ich was mache..?!“, kam es nämlich entsetzt von meinem Farbtöpfigen Freund.

„Naja joggen~ etwas bewegen, auspowern~“

„Boar, du kommst auf Ideen, Junge. Weißt du, ich bin etwas älter als du, hu?“

„Die 2 ½ Jahre machen es ja auch voll!“

„Ja na klar! Ich muss mich schonen und-“

„Nichts da! Du stirbst eher, wenn du nur hier rumsitzt. Komm mit und beweg dich, wir können ja später weiter machen.“

„Uh…muss das sein..?“

„Ja.“

„Na gut. Dann…aber nicht so weit, ja?“

„Okay, abgemacht. Hast du noch Sportsachen da?“

„Du kannst Keiko’s Jogginganzug haben.“, grinste er nun breit, was ich jedoch sofort ablehnte.

„Nein danke. Du wirst ja wohl noch ein Hemd und eine Hose für mich haben, Feuerigel.“

„Feuerigel…? Ich dachte, ich sei euer komischer Farbtopf…? Sehen meine Haare denn heute so stachlig aus..?“

„Vergiss es. Gib mir einfach Sachen.“

„Keikos?~“

„Deine!“

„Okay, okay, bleib geschmeidig. Ich hol dir ja schon was. Immer dieses Gedrängel…“, mit sich selbst redend verschwand Nabu im Schlafzimmer und suchte uns Sachen raus. Zum Glück fand er noch was anderes als Keikos Girly Anzug.
 

Nach gut einer Stunde Jogging kamen wir frisch und munter wieder bei Nabu an- auch wenn die Worte eher auf mich, als auf Nabu zutrafen. Denn der war nur noch am Keuchen und rumstammeln. Folglich drückte ich ihm erstmal eine Wasserflasche in die Hand.

Kurzerhand beschlossen wir, dass ich bei ihm übernachten würde. Das kam uns beiden zugute, da wir irgendwie keine Lust drauf hatten, allein herum zu hocken. Nabu würde nur Keiko vermissen und ich würde nur wieder Wut- oder Trauergedanken nachhängen. So aber konnten wir noch quatschen, ein bisschen Zocken und den Abend in Ruhe ausklingen lassen. Nabu meinte, es sei seltsam, dass ich nun vollkommen auf Alkohol verzichtete, doch von diesem Prinzip würde ich mich mittlerweile nicht mehr abbringen lassen. Ich nahm nämlich an, dass das Ganze erblich bedingt sei. Meine Eltern waren durch das Teufelszeug erst zusammen gekommen. Wer wusste denn schon, ob bei meiner Zeugung nicht auch welcher im Spiel gewesen war…? Pah, ich sagte doch, erblich bedingt. Mapas Liaison mit Rose war echt gefährlich…damals wie heute, zumindest laut Dad. Denn der meinte, die Ziege wurde dadurch rattig. Ieks, komische Vorstellungen, aber gut..

Auf jeden Fall hatte ich durch Nabus Gesellschaft den Tag mehr Spaß, als ich gedacht hätte. Wir gingen zwischendurch mal duschen. Jeder für sich natürlich, so groß war Nabus Bad nicht; außerdem wusste ich nicht, wie er über das frühere Gruppenduschen nach der Sache mit Sato dachte- obwohl, wahrscheinlich nicht anders. Nabu war eben Nabu. Der machte sich um so etwas keine Gedanken.

Irgendwann spät abends fielen wir dann auch in die Kissen. Unser Drummer rollte mir dafür seinen Gästefuton neben seinem Bett aus und nachdem er mir auch Schlafsachen und eine Zahnbürste freundlicherweise überließ, konnte ich mich auch wirklich bald in die Decke einrollen. Gähnend blinzelte ich noch ein paar Mal, dann schlief ich mit Nabus Schnarchen in den Ohren ein. Dieses Mal jedoch friedlicher als sonst.
 


 

~~**~~
 


 

Heute mal eine gemeinschaftliche Antwort, da ich gerade keine Zeit mehr habe für mehr xx"

Ich danke euch natürlich recht herzlich für eure Kommentare, muss jedoch noch eins loswerden: Auch wenn es momentan ziemlich verzweifelt um Shin steht und manche Charakter-Handlung nicht mehr stimmig scheint- lasst euch überraschen. Es gibt für alles eine Erklärung, nur dauert das. Und ja, so viel sei verraten: Es kommen auch wieder schönere Zeiten, nicht nur Horror ;)!
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

41. - ‘a friend in need is a friend indeed’, sagt Mapa

41. - ‘a friend in need is a friend indeed’, sagt Mapa
 

Shinji hat da jemanden fast vergessen..
 

Am nächsten Tag ging ich noch vor dem Mittagessen heim, weil Nabu sich ja mit Isa treffen wollte. Und weil er nicht wirklich was zu essen da hatte, denn langsam knurrte mir der Magen. Also kaufte ich mir auf dem Heimweg was und machte es mir zuhause gemütlich. Natürlich ließ ich mir Zeit, denn die hatte ich ja mehr als genug. Satoru war wie ich erwartet hatte nicht daheim, also hatte ich Ruhe. Mein Gewicht regulierte sich langsam wieder. Die letzte Zeit hatte ich stark abgenommen, aber jetzt wurde es besser. Auch so…die Sache mit Satoru und Lovelie machte mich traurig, aber allmählich…meine Gefühle waren ertaubt, ich spürte sie nicht mehr wirklich. Nach meinem gemütlichen Essen ging ich einmal durchs Haus und stoppte schließlich in meinem Zimmer, wo der Anrufbeantworter blinkte. Verwundert drückte ich drauf und hörte kurz darauf Chiyokos süße Stimme:

„Shinji? Chiyoko hier. Oh ehm, ich wollte eigentlich nur fragen, ob du über die Feiertage bei deinen Eltern oder allein bist. Meine sind nämlich weggefahren, zu Verwandten von Dad. Ich hatte nur keine Lust, weil ich noch was für die Uni machen musste…naja, nun langweile ich mich aber, weil meine Freundinnen auch verreist sind. Deshalb…naja. Wenn es dir auch so geht, melde dich doch mal. Ich mach mir Sorgen um dich! Bis bald…“

Hui, scheinbar hatte da wer Angst wegen der Zeitaufnahme gehabt, denn Chiyoko hatte alles ziemlich schnell gesprochen. Augenblicklich musste ich lächeln. Sie war wirklich süß, wenn sie sich sorgte. Gleichzeitig kam mir nun auch Mapa in den Sinn, denn der hatte erst letztes Mal „a friend in need is a friend indeed“ in seinem eher bescheidenen Englisch vor sich daher gemurmelt, als er in der Küche stand.

Aber er hatte Recht…Freunde erkannte man in der Not. Ich hatte Chi zwar ab und an geschrieben, per SMS oder über Internet, jedoch hatte ich sie lange nicht gesehen. Toll. Ich saß hier, fühlte mich verlassen und einsam und hatte meine beste Freundin dabei ganz vergessen. Ach Shin, du wirst langsam alt.
 

Schnell griff ich nach dem Telefon und rief sie an. Es tutete ein paar Mal, doch glücklicherweise ging sie ran.

„Ja, Shin?“

„Hast du schon auf meinen Anruf gewartet?“, lachte ich.

„Nein…hab deinen Namen nur gerade auf dem Display gesehen.“

„Oh, ach so. Wie dem auch sei, ich hab gerade deine Nachricht gehört.“

„Oh, warst du gestern gar nicht daheim?“

„Nein, ich war bei Nabu. Steht dein Angebot denn noch?“

„Wie? Oh ja, gern! Ich würde mich riesig freuen~ Ich kann hier nicht weg, weil meine Eltern wollten, dass ich ein wenig mit aufs Haus aufpasse…sie haben sich was bestellt, was wohl so wichtig ist, was wohl extra auch am Feiertag geliefert wird…ach keine Ahnung. Naja, auf jeden Fall trau ich mich nicht weg. Aber wenn du willst, kannst du gern kommen! Oder bist du bei deinen Eltern, nachher?“

„Ne, die arbeiten. Aber ich freu mich, wenn du mich einlädst…dann weiß ich wenigstens was mit mir anzufangen.“

„Hmm~ Bring Schlafsachen und so mit, wenn du Lust hast. Also ich hab die ganze Zeit jetzt sturmfrei, du kannst gern bleiben.“

„Wirklich?! Oh ehm…okay, dann mach ich das. Ich pack jetzt schnell mein Zeug und mach mich dann los!“

Sie kicherte leise. „Nur die Ruhe, Shin. Musst keinen Stress machen. Komm einfach ganz in Ruhe vorbei geschlendert…der Tag ist ja noch lang.“

„Na gut, wenn du willst…dann lass ich mir eben Zeit.“

„Ja, mach das. Hast du schon Mittag gegessen?“

„Ja, wieso?“

„Schon gut. Da brauche ich dich wenigstens nicht mit meinen katastrophalen Kochkünsten vergiften.“

„Ach, so schlimm bist du nicht, Süße. Aber gut, ich…mach mich langsam fertig.“

„Mach das. Bis dann.“

„Bis dann.“
 

Ich legte auf und blickte zur Uhr. Wenn ich mir Zeit ließ, war ich am frühen Nachmittag da. Das hieß, ich konnte jetzt noch in Ruhe ins Bad und duschen, mich schick machen und neu anziehen…yeah.

Gesagt, getan. Danach packte ich mir schließlich eine große Tasche mit ein paar Sachen, dem nötigsten Pflegezeug und etwas Süßem, da ich wusste, wie sehr Chi auf Süßes und Knabberzeug stand.

Schließlich schrieb ich Mapa auch noch eine SMS, indem ich ihm und Dad trotz der Arbeit schöne Feiertage wünschte und bemerkte, dass ich über Handy erreichbar sei wenn was wäre, da ich nun zu Chi ging.

Schließlich wanderte mein Handy in meine Hose, mein Füße in meine Schuhe und ich in meine Jacke, bevor ich mir die Tasche überwarf, das Haus abschloss und mich auf dem Weg zur U-Bahn machte.
 

~*~
 

Die U-Bahnfahrt war relativ ruhig, und sogar nicht so voll wie sonst. Noch etwas verwundert über diese Tatsache stieg ich bei Chis Haltestelle wieder aus und blickte mich überrascht um. Scheinbar hatte es hier geregnet…egal, es war vorbei und ich würde trocken ankommen. Lächelnd und mich auf meine Cousine freuend schlug ich also den Weg zu ihr ein.
 

„Hey! Schön dass du da bist!“, schlug es mir auch schon entgegen, kaum dass ich geklingelt hatte. Denn die liebste Chi riss augenblicklich strahlend wie ein Honigkuchenpferd die Tür auf, dann klebte sie auch schon an mir.

„Eh…Luft…Chi~“, presste ich wie schon so oft hervor, weshalb sie verlegend lächelnd von mir abließ.

„Entschuldige Shin…aber ich freu mich so, dass du da bist! Komm rein, mein Tee ist gleich fertig, da kannst du auch was haben. Dann setzen wir uns ins Wohnzimmer und du erzählst mir von allem, was ich verpasst habe!“, sprudelte sie auch schon los. Vorwärtsstolpernd kam ich gerade so aus meinen Schuhen, bevor sie mir auch schon die Jacke und Tasche abnahm.

„Willst du heute auf dem Futon schlafen? Bei meinen Eltern? Oder lieber bei mir?“

„Eh…wie…sonst…“, murmelte ich noch immer etwas erschlagen und kratzte mir am Kopf. Überraschenderweise blickte sie mich eine Weile an, seufzte dann und ließ die Schultern hängen. „Ich…bin nervig, oder?“
 

„Was? Naja nein, du…bist nur etwas schnell. Du sagtest doch, wir haben Zeit. Oder irre ich mich..?“

„Nein, du hast ja Recht…aber…entschuldige, ich freue mich wirklich einfach nur, dich endlich wieder zu sehen! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, weil du dich so lange nicht gemeldet hattest.“, sie stellte die Tasche beiseite, ging kurz in die Küche und kam gleich mit einem Tablett wieder. Dann liefen wir zusammen ins Wohnzimmer. Das Tablett fand Platz auf dem Tisch, Chi kuschelte sich auf dem Sofa an mich.

„Du siehst echt blass aus.“

„Ich hatte abgenommen, stark.“

„Shin..!?“, kam es alarmiert von ihr, doch ich drückte sie sanft zurück neben mich.

„Schon in Ordnung. Ich hatte einen Durchhänger… wegen der ganzen Sache eben. Aber jetzt geht es wieder, meine Gefühle haben sich etwas beruhigt.“

Sie sah mich zweifelnd an, nickte jedoch.
 

„Es…tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe.“, begann ich leise und legte ihr einen Arm um, „Du hast Recht, es war wirklich lange…aber ich habe in letzter Zeit über alles ein wenig die Kontrolle verloren gehabt…so wirklich besser ist es ja immer noch nicht. Und…keine Ahnung, ich habe irgendwie nur noch an mich gedacht. Deshalb entschuldige bitte. Dabei sind wir schon so lange Freunde…“

„Ist schon gut, Shinji.“, sanft streichelte sie mir über die Wange. „Ich…du hast ja geschrieben gehabt…von der Trennung mit Lovelie…und…irgendwie…soll sie jetzt mit Sato…?“

„Ja. Sie ist mit Sato zusammen.“, entkam es mir kühler als beabsichtigt. Chiyoko setzte sich auf und legte mir die Arme um. „Das…tut mir leid. Weil…ich weiß ja, wie sehr du sie liebst…“

„Ja, aber das Schlimmste ist eigentlich, dass ich nicht aufhören kann, sie zu lieben, weißt du?“, seufzend ließ ich meinen Kopf gegen ihre Schulter kippen.

„Ich glaube, dass solltest du auch nicht…du liebst sie doch jetzt fast schon zwei Jahre lang.“

„Ja…aber sie hat jetzt Sato…“

„Sato? Der laut deiner Mail dir erst gestanden hat, dass er dich liebt?!“

„Naja..hm…ja.“

„Ganz ehrlich? Ich kenne ihn so lange, ich kenne dich lange und ich muss sagen, es war vielleicht ein Fehler, dass ihr…miteinander geschlafen habt. Aber…so einen Blödsinn, wie er es jetzt tut, durchzuziehen ist unter der Gürtellinie! Entweder, er will dich Ärgern, oder aber er war von Anfang an scharf auf sie.“

„Meinst du?“

„Hm. Ich weiß nicht, denke schon. Ich habe ihn noch nie so erlebt, wie du ihn beschrieben hast. Er scheint sich zu verändern…zum Negativen.“

„Nun ja…vielleicht werden wir alle nur endlich mal erwachsen.“

Daraufhin prustete Chi laut los. „Wir und erwachsen? Ich bitte dich. Körperlich vielleicht ja, aber geistig bleiben wir alle doch irgendwo Kinder, so wie wir uns aufführen. Ich denke nur an euer Wir-reden-nicht-mehr-miteinander-Problemchen. Das machen sonst auch nur Grundschüler.“

„Hey! Was soll ich denn sonst tun?“

„Na mit ihm reden.“

„Würde ich ja! Aber da kommt jedes Mal nur wieder derselbe Shit! Ich habe mich gestern erst mit ihm unterhalten…oder gestritten, wie man will.“

Sie schlug sich gegen die Stirn. „Um was ging es diesmal, Hamsterbacke?“

„Darum, dass ich es scheiße finde, dass er mit Lovelie schläft!“

„Sie tun WAS?!“

„Ja! Er…hat scheinbar schon mit ihr…naja du weißt schon. Er ist die Tage jetzt bei ihr und hat sich Kondome eingepackt.“

„Oh mist…und du hast damals mit ihr…?“

„Ich habe damals mit ihr nicht geschlafen, falls du das meinst. Er ist also weiter als ich, obwohl er mit ihr noch nicht so lang zusammen ist.“

„Das…wurmt dich, oder?“

„Natürlich wurmt mich das! Ich..Chi! Ich liebe sie! Und alles, was er mir sagt, ist, dass ich froh sein kann, dass ER mit ihr schläft und nicht irgendein anderer Kerl!“

„Oh…das war hart…“

„Hm…Man Chi, ich weiß nicht mehr weiter…ich bin eigentlich im Moment soweit, sie aufzugeben. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Und mit ihr reden, warum sie mit Sato zusammen ist, trau ich mich nicht. Ich könnte die Wahrheit sicher nicht vertragen.“

„Hey, ganz ruhig…schhhht.“, sie zog mich fester in ihre Arme und streichelte sanft meinen Rücken auf und ab. „Ganz ruhig, Großer. Das wird schon wieder. Beruhig dich erst einmal und konzentrier dich auf dich. Keiner hat etwas davon, wenn du dich jetzt kaputt machst, Shinji. Weder du, noch Satoru, noch Lovelie oder deine Leute, die hinter der Band stehen. Versuch dich erst einmal zu fangen und wieder Spaß am Leben zu finden. Dann, wenn du genug Kraft hast, auch Fehlschläge einstecken zu können, kannst du mit ihnen reden. Vorher nicht, du tust dir sonst nur noch mehr weh.“

„Ich…hm…danke.“, murmelte ich in ihren Pullover und schloss die Augen. Es war schön, von ihr so gehalten zu werden. Es war nicht dasselbe, wie wenn Lovelie es getan hatte, nein, das nicht. Aber so als Freundin…Chi bedeutete mir wirklich sehr viel. „Ich danke dir.“

„Schon in Ordnung.“, ich konnte sie schmunzeln hören, „Das ist auch Eigennutz. Ich will doch meinen Shinji noch lange haben! Wessen Musik sollte ich mir sonst anhören?“
 

Strahlend löste ich mich etwas von ihr, um sie anblicken zu können. „Hast du schon unser Album?“

„Na klar. Und auch alle Singles.“

„Du bist wirklich unser größter Fan!“, nun war ich es, der sie kräftig drückte.

„Hey!“, lachte sie nur und drückte mich etwas weg. „Ist ja gut, lass mich leben~ Du weißt doch, ich habe gesagt, ich bleibe euer größter Fan.“

„Ich weiß. Aber…es ist nur…es ist so cool, dass man unsere Musik nun auch in den Läden findet.“

„Ja! Zwar noch nicht in jedem, aber es geht voran….euer Kapo oder wie der heißt macht das scheinbar richtig gut.“

„Er heißt Kato.“

„Ist ja auch egal. Hauptsache, er weiß, was er macht.“

„Ach, das denke ich schon. Wie geht es eigentlich deinen Eltern? Alles gut bei euch soweit?“

„Mama und Papa? Denen geht es gut. Geschäftlich läuft alles super und auch sonst sind die beiden wie immer ein Herz und eine Seele. Wie ist es bei dir? Du hast geschrieben, mit Mapa wäre alles okay soweit?“

„Ja, wir haben uns wieder vertragen. Wir haben uns gegenseitig voreinander entschuldigt und vertragen. Waren halt beide ein wenig stur.“

„Das ist ja toll! Endlich mal was erfreuliches!“

Ich lachte leise und nickte, „Ja, auch wenn das schon vor der ganzen Sato-Sache war. Aber immerhin ist Mapa wieder normal ironisch zu mir und Dad ist auch froh, dass wir uns vertragen haben.“

„Schön. Wie geht’s Hana?“

„Gut. Sie pflegt das Haus und hat nach wie vor Freude daran, Mapa zu ärgern.“

„Oha. Was macht Nabu?“

„Fragst du jetzt alle meine Kontakte durch?“

„Ich werde doch wohl mal noch fragen können, man!“

„Ist ja gut~ Also Nabu geht’s gut…ihn nervt halt nur das beklemmende, was wir zurzeit alle in der Band spüren. Aber sonst…er will Keiko irgendwann heiraten, cool, oder?“

„Ehrlich? Genial! Da bin ich dabei!“

Erneut musste ich lachen. „Eh das soweit ist, vergeht noch viel Zeit. Erst wollen sie, wen sie genug Geld haben, zusammen ziehen.“

„Er verdient nach wie vor lausig in dem Job, oder?“

„Hm…aber das Geld von der Band hilft ihm zurzeit viel.“

„Ihr habt jetzt mehr Aufmerksamkeit..wegen Loves Dad, oder?“

„Du hast es also auch schon gehört?“

„Du Trottel hast es mir doch geschrieben gehabt!“

„Oh…ach so, das ändert alles.“

Sie begann zu kichern und drückte mich sanft an sich. „Ach Shin, du bist echt einmalig blöd manchmal.“

„Na danke auch.“

„Ach komm, das war ein Kompliment.“

„Ich weiß ja nicht.“

„Wie du meinst.“

„Hm..ach ja übrigens, ich hab was Süßes mitgebracht…“

„Ehrlich?! Hol es!“

„Bin schon dabei!“, grinsend hüpfte ich auf und holte uns einiges aus meiner Tasche.
 

~*~
 

Eine ganze Weile saßen wir einfach nur im Wohnzimmer und unterhielten uns, während Knabberzeugs und Süßes in unsere Münder wanderte.

Irgendwann meinte Chiyoko jedoch, dass sie mich als Model missbrauchen müsste. Ich dachte eigentlich, das mit der Modepuppe spielen kam nur, wenn ich in Jewelies Finger geriet..?

Aber gut, Chiyoko und Jewelie waren mittlerweile ganz gute Freunde. Wer wusste da schon, wer von beiden wie auf den jeweils anderen abgefärbt hatte.

Chi packte mich vor ihren großen Spiegel auf den Stuhl und fing an, meine Haare zu stylen. Etwas missmutig sah ich dem ganzen anfänglich zu- bald jedoch begann ich zu staunen, wie talentiert sie eigentlich war, wow! „Ich hab ein paar Sachen da, die ich mit Jewel entworfen habe. Es wäre schön, wenn du die auch mal noch anprobieren würdest.“

„Eh…klar. Wo sind sie?“, fragte ich und betrachtete mich dabei neugierig im Spiegel. Ich glaube, unsere bisherige Stylistin würde bald Konkurrenz bekommen..

„Ich hol sie dir.“, damit verschwand sie auch schon zu ihrem Schrank und kam kurz darauf mit einer Hand voll schöner Sachen zurück. Neugierig betrachtete ich ihre Kunstwerke. Oberteil und Hose waren zerschlissen, sahen aber nicht alt, billig oder hässlich aus; sondern eher sehr stilvoll. Insgesamt hatte es etwas rebellisches, ja beinah Rockstarmäßiges. Um meiner Lieblingscousine eine Freude zu machen, zog ich die Sachen also an und bewunderte mich im Spiegel. Chi quiekte vor Glück.

„Du siehst echt geil da drin aus! Oh bitte lass uns Fotos machen, Shin! Bitte, bitte! Jewel würd sich freuen!“

Überrumpelt stimmte ich zu und wurde in Tante Nanas Arbeitszimmer gezerrt. Das Meiste ihrer Sachen hatte sie auf Arbeit, aber mache Dinge standen hier herum. Chi zeigte mir eine Kamera und erklärte mir die verschiedenen Rollen, die da herumlagen. Sie alle gehörten zu dem Gestell, was man nur zusammenstecken brauchte und was am Ende eine schöne große Fotowand ergab.

Letztendlich stellten wir diese also im Wohnzimmer auf und Chi bekam ihre Fotos. Ich gab mich damit zufrieden, dass sie mir Kopien schicken würde.
 

Recht bald war schon wieder Abend und wir beiden versuchten uns nach dem Abbau -und ich mich nach dem Umziehen-in der Küche an der Fertigung eines Essens. Das Endergebnis war leicht angebrannt, aber es schmeckte, während wir uns beide angrinsten.
 

Nacheinander gingen wir duschen und zogen uns dann im Schlafanzug -Chi im Nachthemd- mit einer Decke vor den Fernseher zurück und schauten uns noch einen Film an. Als er endete, stand Chi auf und schaltete das Gerät aus. „Ich würde jetzt hochgehen wollen…“

„Bist du schon müde?“

„Mir ist eher etwas kalt.“, lachte sie leicht verlegen und ging leichtfüßig davon. Schnell machte ich ihr nach. Als ich jedoch ins Zimmer kam, saß sie schon summend auf dem Bett und lackierte sich die Zehennägel. Schmunzelnd setzte ich mich zu ihr. „Süß. Machst du das immer vor dem Schlafengehen?“

„Nee…mir fiel es nur gerade wieder ein, dass ich das noch machen wollte.“

„Oha, na dann.“, grinsend rutschte ich ganz aufs Bett und legte mich auf meine Hälfte. Chis Bett war immer so bequem und ihre Bettwäsche duftete angenehm nach ihr. Ich wusste nicht mal, nach was sie eigentlich immer roch…Blumen oder so. Aber es roch gut.

Neugierig sah ich zu, wie sie ganz ruhig sitzen blieb und den kleinen Pinsel auf und ab bewegte. Als sie fertig war, wartete sie eine Weile, dann ging sie das Zeug wegräumen und krabbelte zu mir unter die Decke- der Lichtschalter vom Zimmer war eh irgendwo nur knapp über uns.

„Shin…kuschelst du mich warm?“, sie schlang die Arme um mich und legte den Kopf gegen meine Brust, sodass ich lachen musste. „Ist dir so kalt, Süße?“

„Ja.“, brummte sie leise und zog die Decke höher.

„Na gut, dann mach ich das mal.“, sanft zog ich sie noch ein wenig näher und runzelte die Stirn. Sie hatte ja wirklich Eishände!
 

„Nicht wundern, dass ist bei mir mittlerweile normal, dass ich so kalte Hände und Füße hab.“, meinte sie auch schon. Vorsichtig streckte ich also meinen Fuß aus und tastete mit den Zehen nach ihrem. „Brr, du hast Recht.“, bestätigte ich kurz darauf.

„Sag ich doch!“, lachte sie. „Das ist vererbt. Mama ist auch so eine Frostbeule.“

„Na und. Dafür wirst du jetzt warm geknuddelt.“

„Stimmt auch wieder.“, sie seufzte zufrieden und schwieg eine Weile. Dann fragte sie jedoch leise: „Shin?“

„Hm?“

„Wie…war das eigentlich mit Satoru..?“

„Was war mit ihm wie?“, flüsterte ich ruhig, während ich durch ihre Haare strich.

„Na der…Sex..“

Augenblicklich hörte ich damit auf und verkrampfte mich. „Warum willst du das wissen..?“

„Nur so. Ich bin neugierig…komm, erzähl, es bleibt doch unter uns.“

„Chi…“

„Ach komm schon Shin…war es so schlecht..?“, neugierig blickten mich ihre dunklen Rehäuglein an, weshalb ich mich nicht mehr herauswinden konnte.

„Ich…eh also…ich kann mich kaum noch erinnern…aber dummerweise war es glaub ich an sich nicht einmal schlecht…“, murmelte ich seufzend. Darüber wollte ich doch gar nicht nachdenken..!

„Echt..? Hm…“, machte sie und schwieg, was nun wiederum meine Neugier weckte.

„Was ‚hm‘? Interessiert dich das so sehr?“

„Shin…ich hatte noch nie…deshalb hab ich dich ja jetzt gefragt…“

„Ich weiß doch..aber glaub mir, so stolz bin ich auf das, was mit ihm war, ja nun nicht. Ich wollte das mit Lovelie…!“

„Sei froh, dass du wenigstens jemanden hast, mit dem du das willst.“

„Was soll das denn heißen? Chi, Lovelie ist mit Satoru zusammen, falls du das vergessen hast.“

„Hab ich nicht vergessen. Nur…ich finde einfach keinen, mit dem ich sowas erleben wollen würde…weißt du, die Jungs sind alle so…ach sie denken nur mit bestimmten Körpergebieten.“

Seufzend betrachtete ich sie und merkte das erste Mal, wie sehr sie das zu beschäftigen schien. „Ach Chiyoko…es wird schon jemand kommen, der nicht so denkt. Dauert vielleicht etwas, einen solchen Menschen zu finden, aber du schaffst das, glaub mir.“

„Ich hoffe du hast Recht, Shinji…weißt du, als ich 16 war, hatte ich meinen letzten Freund…ich war total verliebt, weil er so sanft und feinfühlig war, mir scheinbar jeden Wunsch von den Lippen ablas. Ich war naiv und glaubte ihm. Jedoch kam irgendwann der Tag, wo ich zufällig ein Gespräch zwischen ihm und seinen Freunden mitbekam. Er prahlte, wie sehr er mich um den Finger wickelte und wohl auch bald soweit hätte, dass ich mit ihm ins Bett springen würde. Das war der Moment, als für mich eine Welt zerbrach. Weil ich ihn nie so eingeschätzt hätte…ich hab ihn dann verlassen und seitdem hatte ich nie wieder etwas mit einem anderen Jungen.“

Gespannt hatte ich ihr zugehört und war nun ganz schön erstaunt. „Das…hatte ich gar nicht gewusst. Warum hast du nie etwas davon erzählt?“

„Weil ich mich für meine Dummheit geschämt habe, Shinji!“

„Du warst doch nicht dumm! Ich meine andere Mädchen wären sicher genauso reingefallen…er ist ja wohl der Dumme, sowas idiotisches abzuziehen. Soll ich ihn mal besuchen?!“

„Nein, ist doch schon Jahre her. Außerdem habe ich ihn elegant abserviert, sodass die ganze Klasse über ihn gelacht hat.“

„Naja…aber er hat dich ja trotzdem ziemlich beeinflusst, wenn das jetzt immer noch so stark in dir ist, dass du nicht mehr lieben kannst.“

„Hm…naja…für mich denken halt viele Männer nur mit ihrem Geschlechtsteil…hab ich jahrelang auch ohne Beziehung immer wieder gemerkt. Deshalb war ich ein glücklicher Single. Aber wenn ich so sehe, wie sehr ihr anderen jetzt verliebt seid, dann beginne ich, mich auch zu fragen, ob ich das nicht auch wieder will…zumindest hätt ich gern Mal Sex.“, grinste sie dann, was mich sie etwas fassungslos anstarren ließ. Etwas später fing ich mich jedoch wieder.

„Naja, frag doch Satoru, wenns dir nur darum geht…der macht das sicher liebend gern.“, murmelte ich etwas angepisst.

„Oh Shin…“, sie kuschelte sich wieder an meine Seite und streichelte mir über die Schulter. „Ich kenne Satoru zwar lange, aber ich glaube, mit ihm könnte ich das nicht. Nicht mit meinem aktuellen Wissen…Dann lieber mit dir.“
 

Es dauerte etwas, bis der Sinn ihrer Worte zu mir vordrang. Als es soweit war, richtete ich mich panisch auf. „D-d-d-du f-fängst jetzt nicht an wie Sa-satoru und gestehst mir gl-gleich deine Liebe..?!“, stammelte ich panisch zusammen.

Chi blinzelte nur, ehe sie erst kichern, dann aber richtig zu lachen begann.

„Shinji..! Wo denkst du hin! Ich liebe dich schon, aber nicht auf die Art, wie du vielleicht Lovelie liebst! Du bist für mich wie ein bester Freund, ein Bruder, weißt du?“

„Und warum sagst du dann solche Sachen?! Ich meine…man sollte doch mit jemandem sowas machen, den man liebt..!“

„Du liebst Sato doch auch nicht.“, war ihre platte Antwort.

„Ja das war ja auch ein Versehen!“

„Naja, aber man kann ja auch mit wem schlafen, den man nicht liebt. Weißt du, was mein Gedanke dahingehend war?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Mein Gedanke war, dass ich mein erstes Mal nicht mit jemandem haben wollen würde, der mich irgendwann dann einfach wieder verlässt, weißt du? Dann lieber…ja lieber du. Dir vertrau ich, du bist mir wichtig und wirst mir auch immer wichtig sein. Ich kenne dich mein Leben lang. Dir würde ich meine Unschuld eher anvertrauen als irgendeinem anderen Kerl.“

Neugierig musterte ich sie, ehe ich verlegen den Blick senkte. „Sag…sowas doch nicht…“

Darauf musste sie schon wieder lachen. „Wie kommt es, dass du verklemmter bist als ich? Du hast auf dem Gebiet doch schon mehr Erfahrungen.“

„Das eine Mal im Suff…“

„Trotzdem…tu doch nicht so schüchtern.“

„Ich…ich weiß nicht, was ich davon halten soll, wenn du mir sowas sagst…“, gestand ich leise und musterte die Bettdecke, „Das…ist sowas intimes…ich will dir keine Erfahrungen wegnehmen…“

„Du sollst mir doch keine wegnehmen, Süßer. Du sollst mir welche schenken.“, sie rutschte etwas näher und streichelte mir über die Wange, sodass ich nun doch vorsichtig aufblickte.

„Und…du willst das allein, weil du wissen willst, wie das ist..? Du…empfindest wirklich nichts für mich..?“

„Shin, keine Angst! Ist nicht jeder so wie Sato.“, lachend legte sie mir einen Arm um, „Keine Sorge, ich würde dich Lovelie nie streitig machen.“

„Sie liebt Satoru…“

„Ach quatsch. Irgendwie bekommen wir das schon wieder hin…weißt du was? Wenn Satoru mit ihr schläft, kann ich auch mit dir schlafen! Dann hast du auf dem Gebiet genauso viel Erfahrung. Obwohl ist sicher nicht viel anders als wie mit einem Kerl…“

„Also ehm…ich…hab das noch nie gemacht..“, gestand ich mit feuerrotem Kopf, weshalb sie mich fragend anblinzelte. „Was gemacht..?“

„Naja…also…ich war…bei Sato unten..“
 

Erneut blinzelte sie ein paar Mal, dann musste sie lachen und wuschelte mir durch die Haare. „Wie süß! Das hätte ich ja jetzt nie gedacht! Ich dachte immer Sato ist der passivere…aber gut, auch nicht schlecht.“

„Naja ich weiß ja nicht..“

„Aber sag mal. Ich will dich zu nichts zwingen, aber hättest du Lust es mal zu probieren? Ich hege wirklich keine Hintergedanken. Mir geht es nur darum mal zu erfahren, wie das ist. Zusammen mit einem Menschen, der nicht so schnell aus meinem Leben scheiden wird und mir wichtig ist. Und du lernst, wie das mit einem Mädchen ist…du würdest dich also nie bei Lovelie blamieren. Sie ist ja scheinbar auch nicht mehr so Jungfräulich, wenn man Sato Glauben schenkt. Sie es als kleines Abenteuer oder Geheimnis zwischen uns. Meine Freundin hat auch Sex mit ihrem sonst schwulen Freund.“

„Bitte..?“

„Naja, der mag wohl sonst Männer oder keine Ahnung und sie ist auch Single…ich hab mich da auch bei ihr erkundigt. Sie sagt, Sex ohne Gefühle ist nicht so wie Sex mit Gefühlen, aber auch äußerst gut. Und du müsstest es ja wissen…also nur das Gefühl, bevor du wusstest, was Sato für Hintergedanken hatte…“

Abwägend blickte ich sie an und knabberte mir auf der Unterlippe herum.

Neugierig war ich schon, ja. Und ja, ich würde nie meine Hoffnungen und Gefühle für Lovelie aufgeben. Auch wenn ich es fast wollte. Jedoch entjungferte Satoru sie ja jetzt schon, also was hatte ich zu verlieren? Ja eben, nichts. Es war egal. Niemand verbat mir, Freundschaftlich mit meiner Cousine zu schlafen. Und irgendwo war ich mir sicher, dass sich zwischen uns nichts ändern würde- nicht so, wie zwischen mir und Satoru jedenfalls.
 

„Eh naja…wir können es ja mal probieren…“, nuschelte ich und lächelte verunglückt. „Wenn es nicht klappt, sei mir nicht böse, ja..?“

„Kein Problem. Ich hab dich so oder so lieb.“

Unsicher betrachtete ich sie, während ich beide Hände an ihre Schultern legte und sie betrachtete irgendwann schmunzelte ich schief. „Irgendwie ist das komisch…ich weiß nicht, wie ich anfangen soll…“

„Naja, vielleicht erstmal mit etwas ganz einfachem?“, sie beugte sich vor und küsste mich, weshalb ich mich überrascht verspannte. Chi löste unsere Lippen minimal und wisperte leise: „Entspann dich.“, bevor sie sie erneut in Beschlag nahm. Ich versuchte, auf ihre Worte zu hören und nach einer Weile klappte es wirklich. Ich entspannte mich nach und nach und ging schließlich auf ihren Kuss ein. Erst langsam, dann immer intensiver. Chi nahm mein Gesicht in ihre Hände und wurde immer fordernder. Zuerst erschrak ich, dann jedoch ging ich darauf ein und ließ die Zunge durch ihre Lippen schlüpfen. Sofort fand ich das gesuchte Gegenstück und umspielte es neugierig. Meine Hände ruhten sanft an Chis Hüften, bevor ich vorsichtig etwas darüber zu streicheln begann. Das Nachthemd war dünn und ich konnte ihre Haut darunter beinah trotzdem spüren. Keuchend löste ich schließlich den Kuss, als mir die Luft knapp wurde.

„Das…das ist seltsam…“, murmelte ich verlegen.

„Warum?“, wollte sie sanft wissen und streichelte meine Wange.

„Weil…ich weiß nicht…“

„Weil es dich erregt?“

„Vielleicht…ja…“

„Naja, das ist doch gut! Das heißt wenigstens, dass du wohl schon einmal nicht schwul bist.“

„Eh..?“

„Na hätte nach der Erfahrung mit Satoru ja sein können.“

„Niema- ahh!“, ich keuchte überrascht auf, als sie mir sanft, aber doch an einer empfindlichen Stelle, in den Hals biss. „Schön herauszufinden, wo du am besten reagierst…“

„Toll, ich komm mir vor wie ein Instrument..“

„Tja, ich kann zwar nicht Gitarre spielen Shin, aber vielleicht bekomme ich das ja mal hin…“, schmunzelnd zog sie mir das Shirt höher und schließlich auch aus. Fassungslos schüttelte ich den Kopf. „Wo zum Geier hast du das gelernt?“

„Ich hab mit Ma Pornos geguckt.“

„Ihr habt WAS?!“

„Wo Dad auf Arbeit war.“, nickte sie und küsste sich über meinen Hals, während ihre Hände meinen Oberkörper streichelten. „War ganz witzig.“

„Das…äh…ehm…ja…“, gab ich sinnvoll von mir und sah zu ihr hinab. Zugegeben, das mussten gute Filme gewesen sein. Trotzdem… „Chi..? Ich ehm…möchte auch…ich komm mir sonst doof vor..“

Augenblicklich löste sie sich kichern und sah mich sanft an. „Sag das doch. Wir sind hier beide gleichberechtigt.“

„Okay…“, ich lächelte scheu und betrachtete sie ausgiebig. Dann beugte ich mich vor und küsste mich über ihren Hals, versuchte das so gut hinzubekommen, wie sie eben bei mir. Als saugte ich auch ein wenig mit meinen Lippen und nutzte schließlich auch meine Zunge. Chi ließ die Augen zufallen und seufzte zufrieden. Ich lächelte und zog ein wenig an dem Kragen, bis ich weiß Gott jede Stelle am Hals geküsst hatte und immer wieder am Kragen hängen blieb. Fragend blickte ich zu ihr auf. Genau in dem Moment öffnete sie ihre Augen, zwinkerte mir zu und fasste nach dem Ende ihres Hemdes, nur um es sich in einer Bewegung über den Kopf zu ziehen. Wie schon bei Love wurde ich rot, als ich ihre Brüste sah.

„Du brauchst dich nicht schämen, Shinji. Das ist ganz natürlich.“

„Trotzdem…du bist meine Cousine und..“

„Würdest du nicht wollen, hättest du gar nicht erst zugestimmt. Außerdem bin ich nicht deine Schwester, das wär doch was weitaus schlimmeres.“, seufzend verdrehte sie die Augen und kicherte wieder leise. „Versuch dich doch endlich mal fallen zu lassen und nicht an alles andere zu denken. Lass dich gehen und lass nur einmal deinen Körper die Oberhand übernehmen, nicht deinen Kopf.“

Blinzelnd betrachtete ich sie und nickte schließlich. Ich würde mir ihre Worte verinnerlichen, ja.
 

Zärtlich senkte ich meine Lippen wieder an ihren Hals. Vorsichtig legte ich meine Hände wieder an ihre Seiten und begann schließlich, etwas höher zu streicheln, bis ich ihre Brust erreichte. Zugegeben, Chi hatte schon rein optisch mehr Oberweite als Love. Sie seufzte erneut, diesmal aber wieder zufrieden. „Na endlich.“

Ich ignorierte ihr Kommentar und wanderte mit den Lippen nun ebenfalls tiefer, ließ sie die Plätze meiner Hände einnehmen.

Chiyoko unterdessen ließ ihre zarten Finger über meinen Rücken wandern. Immer wieder erschauerte ich wohlig, ohne es auch nur annähernd verhindern zu können. Eine ganze Weile liebkosten wir uns einfach nur so und erforschten neugierig den Körper des jeweils anderen von Kopf bis Bauchnabel. Irgendwann jedoch zog Chi sich die Unterwäsche und dann mir frech meine Shorts aus- und brachte mir so das erste Mal nach langer Zeit wieder die Röte ins Gesicht. Verlegen sah ich weg, während sie erst schwieg, dann jedoch meinte: „Du hast wirklich einen wahnsinnig guten Body.“

Blinzelnd blickte ich zu ihr und nickte leicht. „Eh…danke..“

Langsam erlaubte ich nun auch meinen Augen, auf Wanderschaft zu gehen. Lächelnd blickte ich schließlich wieder auf. „Du bist so ein süßes Mädchen.“
 

Sie musste lachen und schloss nun fest die Arme um mich. „Du bist so ein Blödi! Aber das mochte ich schon immer an dir~“

„Danke auch.“, lachte ich nur und genoss ihre Wärme, ehe ich sie wieder fragend anblickte. „Und jetzt?“

„Jetzt…geht’s zur Sache~“, beschloss sie grinsend und rollte sich einmal mit mir herum, sodass ich über ihr war. Schluckend betrachtete ich sie.

„Ehm…ich weiß nicht…ob ich das kann..“

„Kriegst du Panik?“

„Nur davor…dir weh zu tun oder so…“

„Ach was. Du bist einer der sanftesten Jungs im Universum.“

„Ja aber bei Sato…mir tat hinterher alles weh..“

„Das gehört dazu, hat Ma gemeint… aber keine Panik, ich halt viel aus. Übrigens sind im Schubkasten neben dir die kleinen Tütchen mit den lustigen Abbildungen~“

„Warum..?“

„Frag nicht. Aufklärungsarbeiter in der Uni. War sehr peinlich, aber auch lustig.“

„Aha…“, dann holte ich sie wohl mal raus…

Ich blickte ihr noch einmal in die Augen, doch da war kein Zeichen, dass ihre Worte gelogen waren. Deshalb nickte ich schließlich und atmete tief durch, bevor ich ruhig und sanft unsere Körper miteinander verschmolz.
 

Chi brauchte zu Beginn doch eine Weile und ich machte mir sofort wieder Gedanken und Sorgen, doch recht bald lächelte sie mich an und nickte. Ich erwiderte es, begann sie erneut zu küssen, streicheln und liebkosen. Zwischen unseren Körpern entflammte ein liebevolles Zusammenspiel, was bald immer leidenschaftlicher wurde. Ich war zwar kein Sänger, doch bald war die Luft erfüllt von unser beiden Keuchen, Seufzen und Stöhnen. Irgendwann schaltete mein Kopf dann auch wirklich komplett ab und die Triebe übernahmen die Oberhand. Chiyoko rollte sich mit mir herum, weshalb sich mir kurzzeitig die Frage aufdrängte, ob sie nicht vielleicht eine Tigerin war, zumindest hier im Bett. Sie konnte wirklich unglaublich dominant werden, doch es erschien mir nicht schlimm. Es war zwar vollständig anders als das, was ich mir mit Lovelie vorgestellt hatte, doch es war auch gut. Ich kam gewaltig ins Schwitzen, genauso wie Chi, doch es machte Spaß. Es ging hier wirklich für uns beide ums Lernen und Spaß haben. Besonders am Anfang, wo wir noch keinen ordentlichen Rhythmus fanden, mussten wir noch lachen.

Doch bald war keine Luft mehr zum Lachen übrig und dann wurde uns auch schon schnell bewusst, dass es nicht lange dauern würde. Chi dirigierte mich so, dass sie ebenfalls auf ihre Kosten kam, auch wenn es für mich mehr als umständlich zu koordinieren war. Soviel zum Thema Männer und Multitasking. Irgendwann konnte ich wirklich nicht mehr und fiel mit einem lauten Seufzer über die imaginäre Klippe, vor der wir standen. Chiyo brauchte nicht lange, ehe sie mir folgte.
 

Es vergingen erst Sekunden, dann vielleicht sogar auch Minuten, in denen wir einfach nur da lagen, hastig atmeten und gegenseitig unserem heftigen Herzschlag lauschten. Chi streichelte mich sanft und ich versuchte es ihr gleich zu tun, doch meine Hand zitterte zu stark. Sie lächelte sanft und nahm sie in ihre, hauchte mir einen Kuss auf die Schulter. Ich lächelte nur erledigt und ließ den Kopf an ihre Halsbeuge sinken.

„Das war Wahnsinn…“, flüsterte sie schließlich leise und kraulte mir durch die Haare, „Ich wusste gar nicht, dass du so ein leidenschaftlicher Liebhaber bist, Shin?~“

Auf ihre kleine Stichelei lächelte ich nur schief und schloss noch immer etwas unruhig atmend die Augen. „Wusste ich..auch noch nicht…“

„Das…wow…wenn Love nicht mit dir zusammenkommt, verpasst sie was.“

„Naja…Satoru war zugegeben…auch sehr….leidenschaftlich…..“

Sie musste lachen und schloss beide Arme um mich. „Besser als du kann er doch gar nicht sein? Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass in dir so ein Raubtier schlummert.“

„Das musst du gerade sagen…!“

„Ach was.“, sie kicherte und küsste meine Wange. „Danke…Shin. Es klingt echt hohl, aber…ich weiß, dass du auf meine Unschuld gut aufpasst.“, sie zwinkerte und grinste mich an, weshalb ich verlegen nickte, dann aber ein „Du bist echt blöd..“, flüsterte, was sie jedoch erneut zum Lachen brachte.

„Immer noch verlegen? Oh Süßer~“

Ich brummte nur, musste aber schließlich lachen und knuddelte sie ebenfalls, ehe ich mich vorsichtig von ihr löste und das schützende Mittel entfernte. „Was ist eigentlich, wenn das Teil mal reißt? Muss ich dann in Panik verfallen?“, meinte ich und tapste zu ihrem Mülleimer.

„Wie? Oh nein. Ich nehme zusätzlich die Pille, um…gewisse andere Dinge zu regulieren.“

Ich nickte verstehend und ging zu ihr zurück. Dabei fiel mein Blick auf das Bettlaken und ich wurde dezent rot. „Ehm…Chi..“

Sie folgte meinem Blick fragend und räusperte sich leise. „Nicht schlimm…wechsel ich morgen…bin gerade einfach nur müde. Oder stört es dich so sehr?“

„Nein, morgen reicht…“, murmelte ich mit einem Gähnen und rutschte neben sie. Lächelnd nickte sie und kuschelte sich an mich, machte das Licht dann aus.
 

„Chi?“

„Ja..?“

„Es..bleibt alles wie immer? Keine Veränderungen zwischen unserer Beziehung zueinander?“

„Nope. Alles wie immer. Wir sind beste Freunde, die auch mal Sex hatten. Aber mehr nicht.“

„Gut.“, lächelte ich und zog sie fester an mich.

„Schlaf schön, Chiyoko.“

„Du auch, Shinji.“

Noch immer lächelnd schloss ich die Augen. Ich wusste, dass ihre Worte wahr waren. Es würde sich zwischen uns nichts ändern. Im Gegensatz zu Sato, bei dem ich nicht wusste, woran ich war, war hier von Beginn an alles abgesprochen gewesen. Und ich und Chiyoko würden für immer Freunde bleiben. Uns verband etwas, das fühlte ich. Und ich war bereit zu sagen, dass dieses Vertrauen, was wir ineinander hatten, eine perfekte Freundschaft war.
 


 

~~**~~
 


 

Danke für eure Kommentare! Diesmal kommen auch wieder antworten :)

Ich weiß, Chi und Shin werden jetzt sicher einige verwirren. Aber Chi meinte es ehrlich, was sie alles zu Shin sagte. Und das Shin zustimmte, liegt daran, das er momentan einfach etwas verwirrt ist und sich nach Geborgenheit sehnt. Ich hoffe also, dass alles für euch verständlich ist ;)

P.S.: gerade die kommenden Kapitel mag ich wieder sehr und bin dann auf eure Meinungen gespannt x3!
 

Danke an:
 

@Toffelchan: Die kommen, keine Sorge :)
 

@Lucel: Nabu ist doch immer nett, oder? Er ist eben ein richtig guter Kumpelfreund ;)
 

@Astrido: Ja, es ist verwzickt momentan. Und hm, Satoru mochte ich zwischendurch auch nicht, aber das hat sich gelegt, ich mag eigentlich wieder alle xD
 

Bis bald!
 

~~**~~

42. - die Pläne meines Vaters

42. - die Pläne meines Vaters
 

Shinji stolpert von einem Chaos ins nächste
 

Gähnend betrachtete ich mein Spiegelbild und strich mir müde die Haare zurecht. Warum war ich nochmal aufgewacht? Ach ja richtig. Der Wecker hatte geklingelt. Und warum? Weil Freitag war. Weil eigentlich Uni war.

Ja, eigentlich.

Denn ich hatte heute irgendwie konsequent verschlafen, ohne es zu merken. Gut, Sato hatte glaub ich mal angeklopft und gesagt, ich müsse aufstehen, aber das hatte mein Kopf verdrängt. Lieber hatte ich mich weiter dem Schlaf hingegeben.

Und nun war es später Vormittag und ich würde sowieso zu spät kommen. Also beschloss ich, die Vorlesung lieber gleich ganz zu schwänzen und mich hinter meinen Bass zu klemmen; denn das erschien mir gerade dann doch sinnvoller.

Also schnappte ich mir Haarbürste und Zahnbürste, und versuchte gleichzeitig, irgendwie beides hinzubekommen. Das klappte nicht so recht da meine Hamsterzähne dann irgendwie doch intensivere Pflege benötigten; also legte ich die Bürste wieder kurz beiseite. Beim Putzen begann ich, über die letzte Zeit, die so vergangen war, nachzudenken.
 

Es war einige Wochen her, als ich das erste Mal mit Chi geschlafen hatte. Noch heute musste ich beim Gedanken daran grinsen, denn es waren dann doch noch ein paar wenige andere Male hinzugekommen. Nicht, weil ich und Chi Gefühle füreinander entwickelten. Nein, es war einfach nur Sex unter guten Freunden. Das, wo ich früher gedacht hatte, dass es nie funktionieren würde. Doch für uns beide war es okay. Ich suchte und fand bei ihr Trost und sie bei mir. Unsere Eltern wussten nichts davon, war auch gut so. Wer wusste schon, ob Mapa dann nicht austicken würde. Er würde das Ganze sicher enger sehen, als es war.

Es war ja nicht so, dass ich es unbedingt brauchte. Nur manchmal, wenn Satoru vor aller Augen zeigen musste, wie sehr er und Love zusammen waren, indem er sie mehr als leidenschaftlich küsste, bekam ich ein Stechen in der Brust. Dann überkam mich die Trauer und ich rief Chi an. Und sie begann mich zu trösten, auf die verschiedensten Arten eben.

Ob es richtig war, was wir da taten? Ich wusste es nicht. Aber ich hatte schon so viel Mist im Leben angestellt, dass es auf diese eine Sache mehr oder weniger wohl kaum noch ankam. Ich empfand es mittlerweile nicht als schlimm, da ich nun wusste, dass ich das eine von dem anderen Trennen konnte, auch wenn ich es manchmal doch als schlecht empfand. Ich wollte Chi nicht ausnutzen…doch da sie dieses Arrangement mit mir aus denselben Gründen betrieb, war es wieder okay. Chi und ich hatten uns außerdem geschworen, diese Sache sofort zu beenden, sollte einer von uns eine Beziehung mit jemandem beginnen. Und so würde es auch sein und bleiben.
 

Als ich gerade auf den Weg in die Küche war, hörte ich das Telefon im Wohnzimmer schrillen. Blinzelnd blieb ich kurz stehen um mich zu vergewissern, dass ich es mir nicht einbildete, dann eilte ich jedoch schnell hin und nahm ab. „Ja, Matsumura?“

„Shinji? Oh gut, dass du rangehst!“, erklang eine euphorische Stimme.

„Dad?!“, entkam es mir hingegen fragend, bevor ich zur Uhr schielte. „Warum rufst du jetzt an? Du weißt doch, dass ich sonst in der Uni bin.“

„Ja, ich weiß, ich wollte dir ja auch eigentlich auf den Beantworter sprechen. Warum bist du zuhause?“

„Hab verschlafen. Schwänze heute.“, entfuhr es mir ehrlich.

„Ach so.“, kam es nur sanft zurück, ehe er wieder freudiger wurde. „Umso besser, dass ich dich persönlich erwische! Hast du Zeit?~“

„Was? Wieso? Jetzt?“

„Ja, jetzt! Ich muss dir was zeigen! Ist ganz wichtig!“

Ich begann zu lachen. „Dad, du klingst wie ein Kind in Willy Wonkas Schokoladenfabrik, was ist los?“

„Oh, der Film lief letztens, hab ich mit Michio geschaut~ Was los ist? Lass dich überraschen. Auf jeden Fall muss ich dir was Tolles zeigen. Und Michio ist gerade nicht da, das ist umso besser!“

Fragend zog ich die Brauen hoch. „Was hat Mapa damit zu tun? Planst du sein Geburtstagsgeschenk oder wie?“

„Was viel, viel Besseres!“

Nun musste ich lachen. „Du machst mich verrückt! Aber gut, ich komme dann…lass mich vorher aber noch frühstücken, ja?“

„Okay. Aber nur ganz kurz.“

„Dad!“

Nun war er es, der fröhlich lachte. „Schon okay. Lass dir Zeit, Michio ist mit Hizu shoppen, von daher.“

„Gut, dann sehen wir uns dann.“

„Ja, bis dahaan~“
 

Ich legte auf und schüttelte den Kopf. Was war das denn gewesen? So überfröhlich hatte ich Dad ja lange nicht erlebt. Was er wohl ausheckte..? Gut, ich würde es ja sicher bald erfahren. Trotzdem..! Grübelnd lief ich in die Küche und suchte mir Frühstück heraus.
 

~*~
 

Karyu macht der Sonne Konkurrenz
 

Lächelnd trank ich meinen Kaffee leer und ging in die Hocke, um unsere Katzendame, die gerade vorbei kam, zu streicheln. Schon eine ganze Weile hatte Ryu Junior nun nämlich auch eine Frau. Auf das ich noch einmal eine Menge Katzenjunge bekam~

Grinsend kraulte ich ihr Kinn. Zero war erst nicht so zufrieden gewesen und meinte, dass wir langsam aber sicher doch selbst alt wurden, aber hey. So alt war ich noch lange nicht. Wahrscheinlich würden wir noch zig Katzen überleben. Gut, ich war keine zwanzig mehr. Aber immerhin auch noch keine 50. Auch wenn wir langsam aber sicher darauf zu gingen…

Ein Seufzen entkam mir. Auf den ersten Blick schien sich ja nicht viel zu ändern, aber Michio…der hatte letztens das halbe Haus zusammen geschrien, als er eine kleine Falte entdeckt hatte und daraufhin theatralisch gemeint, er würde bald sterben. Sicher doch.

Natürlich meinte er es nicht so, aber manchmal glaubte ich schon, dass er gern noch einmal jung wäre. Ich hingegen war glücklich, so wie alles war. Ich fühlte mich jung, sah noch annehmbar aus und konnte mich noch perfekt bewegen. Was wollte ich mehr? Wenn ich als alter Mann mal noch so wuselig wie Hana sein würde, war doch alles okay.
 

Ein wenig streichelte ich die hübsche Dame noch, dann stand ich wieder auf und streckte mich lächelnd. Was für ein wundervoller Tag!

Die Sonne schien, Michio amüsierte sich mit Hizu in der Stadt, ich hatte frei und gleich würde mein wundervoller Sohn kommen, wo ich es schon gar nicht mehr erwarten konnte, ihm etwas mitzuteilen. Etwas sehr Wichtiges. Zumindest für mich. Zugegeben, ich führte mich wirklich gerade wie ein kleiner Junge auf, aber das war mir egal. Ich freute mich einfach nur schrecklich. Und so wuselte ich noch ein wenig durch das Haus, räumte hier und da noch etwas auf und wartete auf ihn. Hana war ebenfalls nicht da. Sie traf sich wieder mit einer Freundin im Park zum Enten füttern und wohl auch Passanten ärgern.
 

Als es schließlich klingelte, sprang ich sofort auf und eilte zur Tür.

„Shinji..!“, begrüßte ich meinen Sohnemann auch schon und drückte ihn fest an mich.

„Dad…uff…freut mich auch dich zu sehen..“, nuschelte er und schloss langsam die Arme um mich. Als mir bewusst wurde, dass er wohl keine Luft bekam, ließ ich schief lächelnd los. „Entschuldige.“

„Schon okay.“, wank er ab und schlüpfte aus seinen Straßensachen.

Ich nickte und führte ihn in die Küche. „Setz dich doch.“

„Gut…aber sag mal, warum hast du solche Hummeln im Hintern, Dad?“, kam er auch schon zur Sache. Ich stellte ihm was zu trinken hin und nahm gegenüber Platz.

„Gleich, gleich, Liebling. Sag, wie geht es dir momentan? Noch immer alles so schlimm?“

„Ach, es geht…ich versuche, nicht zu viel Trübsal zu blasen…außerhalb der Band unternehme ich jetzt ganz gern mal was mit Chi. Vorgestern waren wir im Kino..“

Ich nickte verstehend. „Nana hat letztens schon gemeint, du übernachtest manchmal bei ihr oder sie bei dir. Schön, wenn du jemanden hast, der mit der Sache nichts zu tun hat.“

„Ja, finde ich auch. Hab ich nur etwas spät erkannt…hätte mir eher einfallen können, wir waren ja sonst auch immer unzertrennlich gewesen.“

„Hmm, stimmt. Und wie ist es mit Sato..?“

„Nicht besser, falls du das denkst.“

Ich nickte leicht, lächelte aber gleich wieder. „Das wird sicher irgendwann wieder.“

„Wenn du meinst, ich glaub es ja nicht. Ist noch viel schlimmer und komplizierter als die Sache mit Mapa.“

„Manchmal braucht es eben Zeit.“

„Hmm…aber wo wir schon einmal bei Mapa sind: Du hast dich am Telefon gefreut, dass er nicht da ist. Was ist los, du vermisst ihn ja sonst so?“

„Naja..“, druckste ich ein wenig herum, „Schon…aber hm..es geht ja irgendwie um ihn…“

„Spuck’s aus. Was hast du ausgefressen?“

„N-nichts..!“

„Aber?“, Shinjis Augen betrachteten mich ruhig, jedoch ernst. Das war, was mich erst blinzeln, dann grinsen ließ. Ich sah zum Gang, ob nicht vielleicht doch Michio oder Hana rein geschlichen kamen, bevor ich mich über den Tisch zu ihm vorbeugte.

„Hast du schon die Zeitung von heute gelesen? Oder Nachrichten gehört?“

„Nein. Meine einzige Verbindung zur Außenwelt war heute Morgen dein Anruf…und der kurze Weg hier her. Und wie du weißt, gibt es in unserem Wohngebiet nicht so große Bildschirme wie vielleicht in Tokyo’s Inneren. Also, was hab ich verpasst? Ist der Weltfrieden ausgebrochen?“

„Fast.“, grinste ich nur und funkelte ihn freudig an. Dann griff ich hinter mich und zog die Zeitung auf den Tisch, schob sie zu ihm. „Seite 8.“

Shinji hob beide Brauen, ging meiner Aufforderung aber nach, öffnete die Zeitung und blätterte. Seine Augen wanderten über die Seite. „Was soll ich lesen?“

„Den Artikel mittig unten. Lies laut vor.“, lächelnd stützte ich meinen Kopf auf meine Arme.

„Naja für den Weltfrieden ein wenig klein…“, nuschelte er und wanderte mit den Augen dorthin, „Warte…meinst du den: ‚Homosexuelle Ehen offiziell in Japan erlaubt‘..?...Eh WAS?!“
 

Sein Gesicht wechselte von fragend zu äußerst überrascht, fassungslos. Ich strahlte nur fröhlich weiter vor mich daher.

„Genau den. Lies weiter.“

„Okay…eh warte… ‚Wie gestern Abend offiziell bekannt gegeben wurde, ergab eine Abstimmung von 52 Prozent, dass eingetragene Partnerschaften in Japan zukünftig möglich sind. Damit reiht sich Japan ein in eine Liste von blabla Ländern, wo es blablabla möglich ist, eine Partnerschaft zwischen homosexuellen Menschen zu schließen……blablabla…Damit kommen Homosexuellen viele Leistungen zugute. Eine eingetragene Partnerschaft ist jedoch noch nicht gleichzustellen mit einer Ehe, weshalb Rechte und Zahlungen im Bereich bla bla und bla weiterhin nicht möglich sind…“, Shinji neigte die Zeitung tiefer und schielte über den Rand zu mir.

„Das…warum steht sowas nicht auf der Titelseite?“

„Weil es nach wie vor nicht so gern gesehen ist.“, schmunzelte ich nur, zuckte jedoch lachend die Schultern.

„Das…das ist wahnsinn! Endgeil! Papa, das…das ist eine Sensation!“

„Ich weiß.“, lächelte ich sanft und betrachtete ihn.

„Das…boar! Du hast so lange darauf gewartet und jetzt…endlich wird es wahr!“, er sprang auf und kam um den Tisch gelaufen, nur um mich lachend zu drücken. Lächelnd legte ich die Arme um ihn und nickte leicht.

„Ja…mehr als 20 Jahre.“

„Und? Wie fühlst du dich? Ich mein…so toll klingt es ja immer noch nicht. Die Vorteile wie in einer normalen Ehe genießt ihr ja dann wohl trotzdem nicht alle…“

„Das ist ja auch noch nicht ganz eine Ehe. Aber das gibt es in anderen Ländern auch bloß teilweise so. Aber das ist egal, Shinji! Ich kann Michio heiraten, darum geht es mir! Ich will ihn für immer an mich binden beziehungsweise mich an ihn. Nur darum geht es mir.“

„Das…das ist wirklich toll! Wow, gut, dass ich die Uni geschwänzt habe.“, lachend ließ er mich los und setzte sich kurzerhand auf den Tisch.

„Na na, wehe, das wird dauerhaft.“

„Mal sehen~“, grinste er, lachte dann aber.

„Jaja, du verrückter.“

„Selber. Aber sag…wenn Mapa noch nichts davon weiß…wie planst du das jetzt? Machst du ihm ganz klassisch einen Antrag?“

„Hmm…ich denke schon, ja. Mal sehen, wie ich das machen werde.“

„Mit Ring?“

„Er hat ja schon einen Verlobungsring…hab ich dummerweise damals nicht bedacht, egal. Eigentlich hat er damals ja schon einmal zugestimmt, aber ich will ihn noch einmal richtig fragen, wie es sich gehört.“

„Dann hoffe ich, dass er keine Panik bekommt.“, lachte Shinji und ich stimmte mit ein, ehe ich den Kopf schüttelte. „Ich denke, er reagiert eher gerührt und peinlich verlegen.“

„Wir können ja wetten.“
 

„Lass gut sein, du verlierst, Junge.“, kam es aus dem Türrahmen und wir blickten beide entsetzt auf. Als es Hana war, die uns da entgegen grinste, atmeten wir erleichtert aus.

„Hast du uns erschreckt! Aber hey, woher weißt du das?! Hast du wieder in die Zukunft geschielt?“

„Ich brauche nicht in die Zukunft schauen, um so etwas Einfaches zu wissen, Shinji. Dein Mapa mag verrückt sein, doch funktioniert er eigentlich nach einem ganz einfachen Muster.“

Ich plusterte die Wangen auf. „Hana…red doch nicht so von meinem Schatz…“

Sie lachte nur und stellte ihre Tasche ab. „Keine Sorge, Yoshitaka, das war nicht böse gemeint. Aber du kennst ihn doch. Kratzbürste mit weichem Kern.“

„Hmm…stimmt irgendwie..“

„Na siehst du. Aber schöne Überraschung, die ihr da für ihn habt. Wenn ich euch irgendwie helfen kann, sagt es. Auch wenn ich nur mal nicht zuhause sein soll.“

„Ach was. Aber naja, vielleicht gibt es ja später was vorzubereiten, wenn es soweit ist, mal sehen, meine Liebe.“

„Ich biete es an, ob ihr es nutzt, liegt bei euch.“

„Danke.“, ich stand auf und umarmte sie. „Hab ich dir schon einmal gesagt, wie lieb ich dich gewonnen hab?“

Sie lachte und sah sanft zu mir auf. So sanft es mit ihrem frechen Gesicht eben ging. „Du bist mir einer, Yoshitaka. Ihr wisst gar nicht, wie gern ich euch hab. Sogar die alte Zippe Michio.“

„Ach Hana!“, meinte nun auch Shinji und umarmte sie, „Was würden wir mittlerweile nur ohne dich tun..du bist wie eine dritte Omi für mich~“

„Nur das ich weitaus älter als dein Omas bin.“, lachte sie laut, löste sich und lief zu ihrer Tasche. Nach kurzem Kramen holte sie etwas raus und hielt es mir entgegen. Es war eine kleine Schatulle. Fragend blickte ich sie an.

„Na mach schon auf.“, stichelte sie freundlich und hielt es mir noch mehr entgegen. Ich nahm es ihr ab und öffnete das kleine Ding. Fragend blickte ich auf die Kette im Inneren.

„Was…?“
 

„Michios Lieblingsschmuck.“

Fragend musterte ich das Ganze, ehe mir das Logo an der Schatulle auffiel. Fragend hob ich die Brauen.

„Das ist eine Spezialanfertigung. Schenk sie ihm in einem schönen Moment…oder vielleicht gar zum Hochzeitsantrag…?“

Ich weitete die Augen. „Wie…?“

„Wie ich an sowas komme? Sagen wir es mal so…ich habe den guten Herren, der hinter der Firma steht, im Park getroffen. Sehr netter, wenn auch tollpatschiger Mann. Er war mir sehr dankbar dafür, dass ich ihm seine verlorene Brieftasche wiedergab. Doch ich wollte keinen Finderlohn, sondern lieber dann sowas. Das dachte ich, nützt euch eher was.“

Fassungslos starrte ich sie noch immer etwas baff an, während Shinjis Augen immer größer wurden. „Das…ging doch sicher nicht mit rechten Dingen zu…hat er die wirklich nur verloren, oder..?“

Hana begann geheimnisvoll zu grinsen, ehe sie unschuldig dreinblickend die Schultern zuckte. „Das lass mal meine Sache sein, Jungchen. Wie dem auch sei, ich dachte, es nützt dir was, Yoshitaka.“

„Ich ehm…weiß noch gar nicht, was ich sagen soll..“, flüsterte ich verlegen lächelnd und strich über das Schmuckstück, „Vielen Dank, Hana.“

„Bedank dich nicht bei mir. Ich bin froh, wenn ihr glücklich seid. Und das, was da so schön in der Zeitung steht, ist doch schonmal ein Anfang, hm?“, sie lächelte, ehe sie ihre Tasche nahm und sich verabschiedete in ihr Zimmer. Noch immer überrumpelt blickten wir ihr beide nach.

„Ob…sie da ihre Finger im Spiel hatte…?“, fragte Shinji nach einer Weile leise, „Und auch…bei der Ehesache..?“

Fragend sah ich zu ihm, ehe ich die Brauen hob. „Wie soll sie sich da bitte eingemischt haben?“

„Naja, wenn sie Männer zu Frauen machen kann, kann sie sicher noch mehr.“

„Ja aber doch nicht sowas, Shin.“

„War ja nur eine Idee~“, meinte er abwehrend, weshalb ich wieder lächelte und nickte.

„Versteh ja schon. Aber lass uns noch einmal hinsetzen und überlegen.

„Meinst du nicht auch, Michio stände ein weißer Anzug prächtig?“
 


 

~~**~~
 


 

*Homosexuelle Ehen sind in Japan nach wie vor nicht erlaubt etc. Aber ich darf ja wohl noch träumen dürfen. Immerhin spielt es in der Zukunft.
 

Achtung!

Ich weiß, ich bin spät mit dem Kapitel! Sorry!!

Aber das lag nur daran:

http://shinji-women.de.tl/

Eineart kleine Homepage für das, was nicht in die FF passt, schaut vorbei!

Auf der ersten Seite ist alles erklärt. Dort seht ihr die Charaktere, ich werd hintergrundinfos hochladen, etc! Quasi ein Geschenk an euch ;)

Ich wünsch euch viel Spaß damit und freue mich auch weiter über eure Kommentare <3
 

Danke an:
 

@Lucel: Das wird sich zeigen, ich verrate wie immer nix xD~ (ich weiß, ich bin fies)
 

@Seika-chan: Damit haben glaub ich wenig gerechnet^^ Aber schön, dass du es so locker aufnimmst, manche hatten da so ihre Probleme damit.
 

@Toffelchan: xDD Ich überrasche euch eben gern mal *unschuldig lächel*
 

Bis bald.
 

~~**~~

43. - Überraschung, Michio

43. - Überraschung, Michio
 

Zero weiß gar nicht, was ihn erwartet
 

Das heutige Konzert war unglaublich schön gewesen. Ich liebte es nach wie vor, mit meinen Jungs auf der Bühne zu stehen. All unsere Erlebnisse hatten uns über die Zeit einfach nur fest zusammen geschweißt und trotz unserer Beziehungen gab es nie Probleme. In der Band waren wir immer auf unsere Freundschaft und die Musik konzentriert. Wenn Pause war, sah das vielleicht anders aus. Aber gut, wie junge, frisch verliebte Pärchen waren wir auch wieder nicht, dass wir ständig aneinander klebten oder so. Nein, wir hießen nicht Shinji und Co…

Ein Seufzen entfuhr mir, als ich an meine Hamsterbacke dachte. Was er wohl gerade so tat? Hoffentlich keinen Blödsinn. Ich..wusste ehrlich gesagt nicht einmal, wie er momentan drauf war. Als er das letzte Mal vor der Tour da war, wirkte er trotz der ganzen Satoru-Lovelie-Geschichte gefasst und gut gelaunt. Yoshi hatte mir gesagt, dass Shin gemeint hatte, er wäre oft bei Chiyoko und würde etwas mit ihr unternehmen. In solchen Momenten war ich Nanako dann wirklich dankbar für die Kleine. Chi war gut erzogen und von klein auf mit Shinji befreundet, weshalb ich froh war, dass er jetzt noch jemanden außer Satoru hatte. Denn von dem war ich erstmal enttäuscht. Blödsinn hin oder her und klar war Shinji auch schuld, aber sowas dann abzuziehen fand ich unfair gegenüber meinem Kleinen.

Doch ich hatte es Hiroshi und Kenji gegenüber nie geäußert. Wir sprachen insgesamt nicht groß über die Probleme, die momentan zwischen den Jungs so lange anherrschten. Wahrscheinlich war das auch ganz gut so; sonst würden wir uns noch mit etwas belasten, was uns so eigentlich nichts anging.
 

Aber zurück zum Konzert. Ich weiß nicht warum, wir hatten nur in einer kleinen Halle gespielt, aber es war eine wundervolle Atmosphäre gewesen. Und als die Fans am Ende so tatkräftig mitsangen, hatte ich wirklich kurz mit mir zu kämpfen, warum auch immer. Ich war wirklich zu emotional…

Nachdem es geendet hatte, war das übliche Programm abgelaufen. Von Zugabe über ganz viel trinken und umziehen, bis zu abbauen und zurück ins Hotel fahren. Als wir beim Hotel ankamen, war der Himmel in ein wunderschönes Rosa-Rot getaucht, da die Sonne gerade erst unterging. Verträumt, wie es sonst nur meine Jungs waren, betrachtete ich das Farbspektakel, machte ein paar Fotos, bevor ich wieder mit ins Hotel folgte. Dort zog ich mich erst einmal zurück zum Duschen. Karyu war irgendwo unterwegs, keine Ahnung wo genau, aber ab und an brauchten wir eben auch etwas Ruhe voreinander. Als das erledigt war, föhnte ich mir die Haare, zog mich doch noch einmal um, ehe ich in Ruhe langsam wieder runter ging. Heute war noch großes Grillen geplant, als Feier des Tages quasi. Ich freute mich schon auf die ein oder andere Spezialität, denn wir hatten uns wünschen dürfen, was so gegrillt werden soll~

Das allerschönste daran war jedoch: Wir befanden uns am Strand, dort gab es mehr als genug Platz zum Verteilen der Staffleute und ich freute mich auf das Lagerfeuer.
 

„Na? Wo ist denn dein Liebster?“, kam mir auch schon Tsukasa entgegen, als ich den Weg zum Strand einschlug. Lächelnd umarmte ich ihn nochmal, zuckte dann jedoch die Schultern.

„Einen Peilsender hab ich ihm noch nicht verpasst.“

„Nicht? Schade, hätte ich fast vermutet.“

„Pah, falsch vermutet. Musst ja nicht gleich von dir auf andere schließen, mein liebstes Zebra.“

„Was? Ach komm, das Goldkehlchen hat auch noch keinen.“, meinte er locker, während wir gemeinsam weiterschlenderten. Darauf musste ich nur lachen.

„Ach Tsu, du bist so eine Birne.“

„Nein, ein Zebra. Mit Früchten fangen wir nicht auch noch an.“

„Ich meinte ja auch eine Hohlbirne~“, zwinkerte ich frech und kam dann endlich mit ihm von dem Weg zum Strand. „So schön hier, oder?“

„Oh ja. Und da vorn sehe ich zumindest meinen Liebsten. Bis später, Michio.“

„Bis später, ärger ihn nicht so viel.“, zwinkernd sah ich Tsu noch kurz nach, ehe ich selbst den Blick über den Platz schweifen ließ.

Ein paar Leute vom Staff standen herum und unterhielten sich, während andere ein Büffet organisierten und wieder andere versuchten, das kleine Lagerfeuer zu entzünden. Ich konnte jemanden von der Technik dabei ausmachen, aber unter anderem auch meinen Freund. Lächelnd lief ich zu ihm und schlang ihm von hinten einfach mal ganz locker die Arme um den Bauch. Normalerweise machte ich das nur unter uns oder vor Hizumi und Tsukasa vielleicht noch. Aber heute war ich so erschöpft, da war mir das egal. Die Mitglieder hier wussten eh alle seit Jahren, wie wir zueinander standen, von daher.
 

Sanft lächelnd neigte Yoshitaka seinen Kopf zu mir, strich mir über die Wange und hauchte einen flüchtigen Kuss darauf. „Na du?“

„Na du. Was macht eure Feueraktion?“, grinste ich und beobachtete, wie die restlichen versuchten, das Feuer anzubekommen.

„Naja…siehst es ja.“, lachte er nur und zuckte die Schultern. „Der Boden hier ist trocken, aber das Holz brennt wohl nicht wirklich gut.“

„Ach, ihr müsst euch nur mehr Mühe geben.“, amüsierte ich mich mit Blick auf die anderen.

„Jaja, das sagst du.“

„Jaja, sag ich~“

Er grinste und drehte sich um, küsste mich nun richtig, aber ruhig und zärtlich. „Wie geht es dir?“, kam dann auch schon die Frage, mit der ich fast gerechnet hätte. Schmunzelnd lehnte ich den Kopf an seine Schulter. „Ich bin ein wenig erschöpft. Ich werde heute wohl nicht alt…“, gestand ich grinsend.

„Ich merk schon.“, sanft strich er mir durch die Haare. „Aber das Essen jetzt überstehst du noch?“

„Ich geb mir größte Mühe.“

„Gut. Wir müssen ja auch heute wirklich nicht noch lange hier bleiben. Wir können uns ja später zurück ziehen.“

„Das wäre wirklich schön…ich sehne mich nach dem weichen Hotelbett.“

Er lachte und drückte mich enger an sich. „Ach Michio, ich liebe dich.“

„Was für ein Zusammenhang. Was willst du nachher essen?“

„Weiß noch nicht, gibt so viele schöne Sachen. Aber es gibt auch Marshmellows, hab ich gehört. Wenn die das Feuer heute noch anbekommen, machen wir uns dann welche?“

„Klar…weil langsam sieht es danach aus, als würden sie es schaffen.“, grinsend sah ich zu, wie die verbliebenen drei Männer das kleine Feuerchen anpusteten und immer wieder nachstocherten, bis es langsam immer größer wurde. Eine ganze Weile betrachteten wir sie nur still, bis Karyu mir ins Ohr flüsterte: „Ich mag das total, wenn du so drauf bist.“

„Wie bin ich denn drauf?“

„Vollkommen anders als zuhause. Überhaupt nicht zynisch, sarkastisch oder ironisch. Also im Moment gar nicht und sonst auch nur selten.“

„Naja, Reisen mit der Band und arbeiten mit ihr ist was anderes, als zuhause mit dir oder Shinji die Zeit zu fristen. Hier…konzentrier ich mich auf die Musik, die anderen und dich eher als Freund, Kollege. Da kann ich nicht zynisch oder so sein.“

„Kannst du schon.“

„Würde wahrscheinlich nur sämtliche Fans und so schocken.“

„Hm..aber das wär auch nicht typisch du. Du bist ja nur zynisch auf sicheren Territorium, also zuhause …Fremdem gegenüber bist du eher schüchtern.“

Ich blinzelte verlegen, ehe ich die Wangen aufplusterte. „Gar nicht..!“

„Doch.“, lachte der Große nur und knuddelte mich weiter, „Du müsstest echt mehr Aufzeichnungen von dir bei Interviews oder so sehen. Voll süß.“

„Pah. Du versaust mir gerade meine Stimmung.“

„Oh, das wollte ich nicht.“, meinte er schnell und ließ mich los, nur um gleich darauf nach meinem Handgelenk zu fassen. „Komm, lass uns mal schauen, was es schon so zu Essen gibt. Ich glaube es gibt ja nicht nur gebrutzeltes oder so. Zumindest sah ich vorhin schon von Sushi bis zu ausländischen Salaten so einiges dort stehen.“

„Na gut, wenn du meinst.“, ich lächelte wieder und folgte ihm, da mein Magen dann doch nach Arbeit rief.
 

~*~
 

Am nächsten Tag waren von früh bis Nachmittag noch einige Termine angesagt, unter anderem ein Interview und solche Sachen. Danach bummelte ich noch ein wenig mit Karyu durch die Stadt. Es war schön, da es für mich eben wirklich wie Urlaub war. Wir schauten uns Läden an, besuchten einen Tempel und ich konnte ein wenig fotografieren. Das tat ich nach wie vor gern machen. Als es Abend wurde, verkündete mir Karyu, dass wir heute nicht im Hotel essen würden. Fragend betrachtete ich ihn, als er mit mir erst Richtung eines teuren Restaurants lief, dann jedoch abbog und Richtung Hotel zurück lief.

„Du Karyu..? Hast du nicht gesagt, wir essen nicht im Hotel?“, fragte ich verwundert und eilte ihm dann schnell nach, da ich noch das Restaurant angeschaut hatte.

Er grinste nur vor sich daher und nickte. „Ja, tun wir auch nicht.“

Weiter verwirrt sah ich ihn an, schüttelte dann aber den Kopf und folgte ihm. Wenn der Sturkopf nicht von sich aus redete, dann würde ich auch nichts Sinnvolles von ihm erzählt bekommen.
 

„Na komm her.“, meinte er nach einer Weile des Laufens lächelnd, griff nach meiner Hand und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Ich seufzte, und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Ich hab Hunger, Yoshi..“

„Wir sind doch schon auf dem Weg…aber wenn du es so eilig hast..~“, er grinste mich an, dann fasste er fester nach meiner Hand und zog mich schnell mit sich. Vollkommen überrumpelt stolperte ich ihm hinterher. „Yoshi! Yoshi warte doch..!“, erst war ich sauer, dann musste ich über seine Euphorie lachen. Gott, so ein Kindskopf!

Karyu zog mich mit sich Richtung Strand, wo er dann lächelnd vor mir stehen blieb. Erst, als ich an ihm vorbei blickte, wusste ich, warum. Hinter ihm lagen diverse Blumenblätter -ich tippte mal auf Rosen-, die alle in eine Richtung führten. „Darf ich bitten?“
 

„Yoshi…“, entkam es mir völlig sprachlos über die ganzen Blumen, über die ich jetzt von ihm geführt wurde. Normalerweise hätte ich es als kitschig empfunden, doch jetzt war ich wirklich einfach nur etwas sprachlos, aber auch neugierig, was denn jetzt noch kommen würde. Er führte mich immer weiter, bis wir bei einem kleinen, aber reichlich gedeckten Tisch mit zwei Stühlen ankamen. Dort wartete bereits lächelnd eine Kellnerin vom Hotel. Nun völlig baff starrte ich Yoshi an, der breit zu strahlen begann. „Überraschung, Michio!“

„Ich…Yoshi…eh warum…“, ich kratzte mir am Kopf und blickte mich um, als ich an den Tisch trat. Das sah ja alles noch leckerer aus als das, was wir bisher im Hotel bekommen hatten. Vor allem auch die Tischdeko, geschnitzt in Früchten die viel zu schade waren zum Essen, war erstaunlich…!

„Warum? Na du meintest gestern am Strand, dass es dir so gut gefallen hat, du aber ein bisschen traurig fändest, dass die Sonne so schnell unterging. Und da dachte ich mir...warum mal nicht mit dir allein in aller Ruhe essen, während du den Sonnenuntergang in vollen Zügen erleben kannst?“
 

Verlegend blinzelnd sah ich ihn an, ehe ich den Blick senkte. „Yoshi…“

„Mach dir keine Gedanken. Der Hotelstrand ist heute für uns reserviert, es wird also keiner kommen und stören, außer vielleicht Hizu und Tsu, aber die wissen auch Bescheid, dass es nur im äußersten Notfall sein dürfte.“

„Yoshi…danke.“, hauchte ich einfach nur leise und lächelte ein wenig zaghaft. Es war mir vor dieser Frau etwas peinlich, obwohl sie uns gerade gar nicht ansah, sondern etwas an dem Wagen, der beim Tisch stand, kontrollierte.

„Oh du bist so süß~“, lachte er und drückte mich fest an sich, weshalb ich panisch die Augen aufriss und nach Luft schnappte. „Yo…shi..!“

„Sorry, es kam über mich.“, grinste die Giraffe, als sie sich wieder löste. Dann bot mir Karyu jedoch auch schon einen Platz an. „Bitte, mein Liebster. Nach dir.“

Ich rollte nur die Augen, weil er es einfach nicht lassen konnte, dann nahm ich Platz am Tisch. Noch einmal gründlicher als zuvor ließ ich meinen Blick über den Tisch schweifen, bevor ich Karyu einfach nur angrinste und ihm einen guten Appetit wünschte. Dann nahm ich mir von so ziemlich jedem, was da so stand, ein wenig. Die Auswahl war groß und die Idee, solche Platten zu machen, wo man es sich aussuchen konnte wie bei einem Büffet, war toll. Auch wenn wir das hier wohl nie alles schaffen würden.

Ich horchte auf und sah zu der jungen Frau, die höflich nachfragte, was ich zu trinken wollte. Ich gab ihr kurz Bescheid und sah dann wieder zu Yoshi, bevor mein Blick an ihm vorbei ging. Das Wetter war noch besser als gestern und die Sonne war wunderschön anzusehen. Karyu bemerkte es und drehte sich kurz um, lächelte mich dann aber wieder an. „Gefällt es dir?“

„Auf jeden Fall! Wie du nur immer wieder auf solche Ideen kommst…Wow.“, kauend schüttelte ich mit einem Grinsen den Kopf und griff mir eine dieser exotischen Früchte, die herumstanden.

„Naja, ich hatte schon erst ein Restaurant geplant gehabt…das fand ich dann aber zu einfallslos und zu standartmäßig. Und dann dachte ich an den Strand. Aber dann wollten alle gestern grillen und so…da hatte ich schon Angst, dass du heute keine Lust darauf hättest oder es nicht so gut ankäme bei dir.“

„Um sowas machst du dir echt Gedanken…?“, fragte ich mehr als verwundert zwischen zwei Bissen.

„Natürlich..! Deine Meinung ist mir doch nicht egal. Auch wenn wir schon so lange zusammen sind, will ich dich trotzdem immer wieder neu überraschen können.“

„Das…ist total süß…“, murmelte ich leise und etwas gerührt, ehe ich schwieg. Auch Karyu sagte nichts mehr und so aßen wir in Ruhe weiter.
 

Irgendwann war ich jedoch einfach nur mehr als satt. Wahrscheinlich würde er mich ins Hotel hinauf rollern müssen.

„Magst du noch..?“, Yoshitaka deutete auf einen letzten Teller, bei dem ich jedoch sofort den Kopf schüttelte. „Nein danke. Ich platze gleich.“

„Oh, das will ich aber nicht, mein Liebster~ Dann hören wir wohl lieber auf. Tanaka-san? Sie können abräumen.“

Die Kleine drehte sich zu uns um und nickte lächelnd. Karyu erhob sich, weshalb ich es ihm nachmachte, mich dann jedoch erst einmal strecken musste. „Oh Gott, gut, dass wir morgen nochmal keinen Auftritt sondern nur anderen Kram haben…ich glaube, ich werde mich kaum bewegen können.“

„Ach Quatsch.“, Karyu lachte und trat zu mir, legte mir einen Arm um. „Das wird schon. Aber Michio, sag mal…willst du die Sonne nicht noch länger anschauen? Untergegangen ist sie ja noch nicht wirklich und ablenken vom Betrachten wird dich heute auch keiner. Außer ich vielleicht.“

„Du willst mit mir noch hier bleiben?“, schlussfolgerte ich einfach mal lächelnd.

„Hmm…Komm einfach mit.“, er fasste wieder nach meiner Hand und ich folgte ihm verwirrt, als er auf diesen Sichtschutz zusteuerte, der wie ich dachte, den Teil vom restlichen Strand abschirmte.

„Ich habe noch eine Überraschung für dich…tada.“
 

Als wir um diese Plane herumgegangen waren, blickte ich zuerst etwas entfernt auf eine große Decke im Sand, auf der wir beide wohl Platz hätten. Ich lächelte schon glücklich, als mir dahinter ein Zelt auffiel. Verwirrt blickte ich zu Karyu. „Eh…?“

Er grinste nur breit, dann wanderte sein Kopf auf meine Schulter und seine Arme um meinen Bauch. „Heute mein Lieber…hast du Urlaub.“

„Ja aber morgen…“

„Die Termine sind erst im späten Nachmittagbereich angesiedelt. Das wurde vorher schon genau geplant.“

„Ja aber das eine Interview…“

„Das war Schwindel, zur Tarnung. Entschuldige.“

„Waaas?!“, ich plusterte entrüstet die Wangen auf. Karyu lachte nur.

„Entschuldige, aber es sollte eine Überraschung werden, hm?“ Seine Hände strichen zärtlich und beruhigend über meinen Bauch, während er mir die Wange küsste. Ergeben seufzte ich. „Na gut. Dir sei verziehen. Aber erklärst du mir nun alles genauer..?“

„Klar. Also da..ist erst einmal unser nächstes Ziel.“, sanft ließ er mich wieder los und schob mich Richtung Decke, auf die er auch gleich rutschte und einen Arm nach mir ausstreckte. Ich setzte mich zu ihm, blickte dann jedoch noch immer fragend zu ihm.

„Was denn? Genieß den Sonnenuntergang, Schatz.“

„Wie soll ich den genießen, wenn du Giraffenschädel mir nicht erklärst, was das da soll?!“, ich zeigte auf das Zelt. Entsetzt betrachtete er mich. „Sei doch nicht gleich so verletzend..!“

Seufzend rollte ich mit den Augen. „Sorry.“

„Schon besser…na gut. Also, ich habe heute Abend genau geplant gehabt… ich würde jetzt gern mit dir noch etwas hier sitzen oder liegen und den Sonnenuntergang betrachten und dann…dann würde ich mit dir in dem Zelt dort übernachten.“
 

Fassungslos starrte ich ihn an.

„Übernachten…“, wiederholte ich schließlich leise, „Hier draußen. Vor dem Hotel. Am Strand. Im Zelt.“

„Ja, genau. Oder gefällt dir die Idee nicht…?“

„Naja…wie hast du dir…das gedacht..also…“, ich zuckte hilflos die Schultern.

„Du musst dir keine Gedanken machen, Zero. Es ist alles perfekt organisiert. Der Strand ist für die Hotelgäste nachts sowieso gesperrt, nur wir dürfen heute mal hier bleiben, wir haben also unsere Ruhe. Das Zelt ist sicher, purer Luxus, das ist auch Regenfest, obwohl keiner angesagt ist. Vom Meer sind wir weit genug entfernt, als das irgendwas sein könnte. Und wenn doch, werden wir gewarnt, genauso wie wir bei Sturm reingehen würden. Aber sonst ist alles da…das ist äußerst bequem darin und Klamotten für die Nacht liegen auch schon bereit. Baden kannst du ja im Meer…oder rein gehen, aber ich glaub, ich geh entweder ins Meer, oder dann eben morgen früh.“

Äußerst sprachlos guckte ich ihn noch immer an. Dann schüttelte ich schief grinsend den Kopf.

„Du…ne~ Sag, wer weiß alles davon…Hizu und..“

„Und Tsu, ja, auf jeden Fall. Die anderen wissen, dass ich was geplant habe und nicht mit dir im Zimmer bin. Aber mehr muss da auch keiner wissen. Geht ja nur uns und das Hotel was an, oder?“

„Klar, aber…wie ist das dann morgen…ich mein…“

„Wir stehen in aller Ruhe auf, gehen rein, uns umziehen, duschen, frühstücken…alles ist dann wieder normal.“

„Nur für heute?“

„Nur für heute.“

„Hab ich was verpasst?“

„Was? Wieso?“

„Na..irgendwie…einen wichtigen Tag oder so…“, verlegen kratzte ich mir am Kopf. „Kennlerntag oder was auch immer.“

Karyu begann zu grinsen, so breit er nur konnte.

„Nein. Es ist einfach nur so. Ich möchte auch während der Tour mal einen Tag haben, den ich so mit dir als Partner verbringen kann. Ohne ständig die anderen um uns herum zu haben.“

„Das…ist ja wirklich total niedlich..“, schmunzelte ich nun wieder etwas verlegener und kratzte mir am Kopf.

„Tja, Hiro und Kenji bekundeten nicht umsonst ihren ehrlichen Neid über diese Idee. Sie sagten, du könntest dich ja glücklich schätzen, so wie ich mich ins Zeug lege für dich.“

Nun musste ich herzhaft lachen. „Du bist ja auch mit mir zusammen, nicht mit denen. Die können sich doch selbst was einfallen lassen. Außerdem waren sie schon mal in einem schönem Strandurlaub.“

„Ja klar, können sie und haben sie. Nur die Idee…fanden sie eben schön…“, Karyus verträumter Blick wanderte zum Meer, wo sich uns nun wirklich ein wundervoller Anblick bot. Ich tat es ihm gleich und seufzte zufrieden. „Danke für den schönen Tag, Yoshitaka.“, flüsterte ich leise und rutschte näher zu ihm.

„Gern geschehen, auch wenn er noch nicht um ist.“

„Aber er war bisher und wird sicher auch noch schön, und dafür möchte ich mich bedanken. Ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“, er beugte sich zu mir und küsste mich, ehe ich mich einfach nur anlehnte und still lächelnd mit ihm dem Sonnenuntergang zuschaute.
 

~*~
 

Und so saßen wir eine ganze Weile in stiller Bewunderung des Schauspieles beisammen und genossen unsere Zweisamkeit. Es war wirklich gut, auch einmal nicht an Arbeit zu denken, obwohl Tour war, da hatte er Recht. Und doch war irgendwann die Sonne leider untergegangen und es wurde dunkel. Bis Karyu sich neben mir rührte. Fragend sah ich zu ihm, da ich schon gedacht hatte, er wäre eingenickt.

„Ich geh jetzt baden, kommst du mit?“, er streckte sich und sah fragend zu mir. Blinzelnd erwiderte ich den Blick. „Jetzt, im Meer?“

„Klar, es ist so schön ruhig.“

„Und Badesachen?“

„Brauchst du doch nicht. Hier ist keiner, nur ich seh dich nackt.“

„Ja du Giraffe und die zig tausend anderen Wasserlebewesen.“

„Ach, eine Meerjungfrau wird jetzt sicher nicht mehr vorbei geschwommen kommen. Die schlafen schon.“

„Ja, aber Perversofische.“

„Ach quatsch. Die schlage ich mit meinen Hufen in die Flucht.“, Yoshi zog sich grinsend aus, während ich vor Lachen erst einmal nach hinten umkippte. „Das…will ich sehen..!“

„Klar, wenn es soweit ist. Wenn’s hart auf hart kommt, lässt sich die Giraffe auch einen Fischschwanz wachsen.“, ich bekam ein vergnügtes Zwinkern geschenkt.

„Immer doch.“, schmunzelnd überwand ich mich und schlüpfte aus meinen Sachen, folgte Karyu dann ins Meer. Kurz erschauerte ich bei der Temperatur, als ich dann jedoch ganz hinein lief, ging es. „Gib es doch zu, diese nackt-im-Mondschein-Nummer hast du von Hizu und Tsukasa, Karyu!“

„Was sagst du? Ich kann dich nicht hören~“

„Boar, du!“, mit aufgeplusterten Wangen schwamm ich zu ihm und spritzte Wasser nach ihm. Lachend flüchtete der lange Kerl vor mir und versuchte eine Gegenattacke. Das ging eine ganze Weile so und irgendwann waren auch unsere Haare patschnass, aber wir hatten unseren Spaß.
 

Als wir schrumpelige Finger bekamen, entschieden wir uns, wieder raus zu gehen. Karyu zog die Decke vor das Zelt und gab mir Handtücher, in die ich mich einwickelte und wieder auf die Decke setzte. Ich wollte noch nicht ins Zelt schlafen, das Meer sah im Dunkeln gerade noch zu schön aus. Schweigend, aber genauso glücklich lächelnd wie ich nahm Yoshitaka wieder neben mir Platz.

„Der Tag war so schön mit dir. Danke, Michio.“

„Nein, ich hab zu danken, sag das nicht.“

„Doch, ich wusste nicht, ob es dir gefallen wird.“

„Tut es aber.“

„Das freut mich…“

Langsam beugte er sich zu mir, ehe zwischen uns ein recht unschuldiger, zärtlicher Kuss begann. Es dauerte etwas, bis er dann jedoch inniger und vor allem auch leidenschaftlicher wurde. Karyu umfasste mein Gesicht und ich schlang die Arme um ihn, bevor seine Hände unter mein Handtuch wanderten und zärtlich meine Haut zu kosen begannen. Sanft streifte ich auch bei ihm den störenden Stoff zurück und begann seinen Rücken zu streicheln, bevor ich leise in den Kuss keuchte.

Auf Tour kamen wir selten zu solch intimeren Sachen, da man in der wenigen freien Zeit, die blieb, meist einfach nur k.o. war, oder Stadtbesichtigungen machte, etc.

Da ging dieses ‚Wir sind super Freunde‘, was wir sonst für die Band immer spielten, einem fast schon im privaten Bereich über.

Umso mehr freute ich mich, wenn sich so etwas wie jetzt ergab. Und mein Karyu hatte weiß Gott schon immer irgendwie ein Händchen dafür gehabt zu wissen, wann denn auch mal wieder Michio-Yoshitaka-Zeit war.

Recht bald holte er mich jedoch durch seine zärtlichen aber wunderschönen Berührungen wieder ins hier und jetzt zurück, weshalb ich mit geschlossenen Augen immer wieder leise aufkeuchen musste. Wenn das kein perfekter Ausklang des Tages werden würde, wusste ich auch nicht.
 

Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir leidenschaftlich zusammen auf der Decke gelegen und uns miteinander beschäftigt hatten. Der Himmel war mittlerweile bis auf das Mondlicht, was uns jetzt noch alles erleuchtete, Stockfinster rings umher. Doch das störte uns beide nicht. Ich hatte mich an Karyu gekuschelt und mich halb mit einem der Handtücher bedeckt, während mein Blick in den Nachthimmel ging.

„Das was wunderschön…“, flüsterte ich leise und ehrlich, jedoch mit einem kleinen Schmunzeln.

„Finde ich auch...“, murmelte er nur und streichelte mir etwas durch die Haare. Ich ließ ihn und schwieg, bis er dann aufstand. „Warte, ich muss nur was holen…“, bekam ich zugeflüstert, dann verschwand Yoshitaka im Zelt. Fragend sah ich ihm nach, ehe ich mich auf den Bauch herum rollte und das Meer lächelnd betrachtete. Es war beinah etwas traurig zu wissen, das morgen wieder alles normal sein würde, mit Arbeit drum und dran.
 

Karyu kam leise wieder und kniete sich vor mich hin. Im Halbdunkel konnte ich gerade so erkennen, dass er irgendetwas in den Händen hatte und daran herum zupfte. Auf den zweiten Blick erkannte ich eine kleine Schachtel, die er nun öffnete und lächelnd etwas herausholte.

„Ich hab noch was für dich.“

Fragend blickte ich ihn an, als er mir eine schlanke Kette hinhielt. Vorsichtig nahm ich sie staunend in die Hände. „Die…wow, die ist schön…und kann das sein, dass die von meiner Lieblingsmarke ist..?“

„Jap. Ein Einzelstück.“

Ich weitete die Augen. „Was? Wie kommst du an sowas?!“

„Geheimnis.“

„Oh je…aber..warum..?“, ein wenig verzweifelt biss ich mir auf die Unterlippe. Ich kam mir schlecht vor, weil Yoshi sich so viel schöne Sachen hatte einfallen lassen. Er betrachtete mich ruhig, neigte den Kopf dann jedoch etwas. „Ich wollte dich eigentlich noch etwas fragen.“

Verwirrt betrachtete ich ihn. „Was denn? Frag es doch..“

„Michio…“, Karyu griff nach meiner Hand und blickte mir wieder in die Augen.

„Willst du mich heiraten?“
 

Verdutzt starrte ich ihn einfach nur an, ehe ich fragend blinzelte. „Hast…du mich nicht schon einmal sowas gefragt oder so in der Art..?“

„Ja, aber damals gab es so etwas noch nicht.“

„Du meinst…“, ich schluckte, als ich ungefähr begriff, was er wollte, „Jetzt gibt es…es ist wirklich…?“

„Ja, es ist zugelassen.“, er lächelte, musste dann aber leise lachen, „Sag nicht, du hast es nicht mitbekommen?“

„Du hast mir nie gesagt, dass es erlaubt wurde!“

„Es war doch in allen Medien. Und an die große Glocke wollte ich es auch nicht hängen. Dann wäre der Tag heute vielleicht nicht so toll geworden.“

„Ja aber…du…das ist nun wirklich durch…und du..?“

„Man kann seine Partnerschaft eintragen lassen, ja. Das wird keine religiöse Feier werden, das darfst du nicht erwarten. Ich denke wir gehen da auf ein Amt und das war’s dann. Aber mit Freunden und unserer Familie können wir ja schön feiern.“

Mein Herz begann heftig zu schlagen. „Dann meinst du das ernst..? Du willst mich wirklich..?“

Er nickte nur liebevoll lächelnd. „Wie ist deine Antwort darauf?“

Ich wurde rot, was man in der Dunkelheit wohl aber eher nicht so sah und senkte verlegen den Blick.

„Ehm ja…ich…also ich dachte nie, dass das mal noch so kommen würde, aber jetzt…gern.“

„Ich kann dich nicht hören, Michio.“

„Ja, ich will dich heiraten du blöde Giraffe!“

„Also DAS klang doch schonmal besser.“, grinsend griff er nach der Kette und öffnete sie.

„Darf ich?“

„Natürlich.“

Ruhig beugte er sich vor und machte sie mir um. „Ich hatte ehrlich gesagt ein wenig bammel, wie du reagieren würdest.“

„Ehrlich?“, entkam es mir verwundert, „Dabei habe ich es dir doch schon einmal..versprochen gehabt..“

„Ja aber…naja, ich war mir nicht mehr ganz sicher.“

Nun war ich es, der lachen musste. „Du bist putzig, Paarhufer.“

„Selber.“, er grinste und küsste mich zärtlich.

„Michio, es wird langsam kühl…wir sollten uns anziehen und schlafen gehen.“

„Finde ich auch. Außerdem will ich wissen, wie es sich neben meinem quasi-Verlobten-fast-Ehemann in einem Luxuszelt schläft~“
 


 

~~**~~
 


 

Haha, das Kap kommt mit Absicht später. Ist ein B-Daygeschenk an mich selbst xD

Und schön, dass euch die HP so gefällt.

Hab gestern wieder dran rumgemehrt.

Schaut immer zuerst bei den News nach, da ist alles neues aufgezählt.
 

Danke an:
 

@Lucel: Ach ich denke, die sind alt genug zu wissen, was sie da tun ;) Hana?! Da wirds sicher noch schlimmer *lach* Und danke auch für dein Kommi auf der Seite, ich freu mich^^!
 

@Seika-chan: Warum geht ihr alle von aus, dass es chaotisch wird *lach* Ich finds echt süß, wie eure Meinungen immer so dazu sind, hihi xD Und bitte, bitte. Wenn sie euch gefällt, freuts mich. Ich musste ja quasi, weil ich euch noch einiges zeigen wollte, was hier nicht geht ;)
 

@Toffelchan: Hier hast du den Antrag^^~ Und naja...Sato ist ja nicht der einzige Schuldige. Das sind iwie alles dreis Sturköpfe »"
 


 

Bis bald!
 


 

~~**~~

44. - Hochzeitsglocken

44. - Hochzeitsglocken
 

Michio schiebt Panik
 

„Kami-sama, ich glaube ich überlebe das heute nicht!“, meinte ich panisch zu Shinji. Der stand gerade neben mir und fummelte schon die ganze Zeit an meinen Haaren herum, damit ich heute ja ‚jung und cool‘ aussah.

„Ach Mapa, beruhige dich.“, grinste er nur optimistisch, „Das wird dein großer Tag heute. Komm, das ist doch der schönste Tag im Leben.“

„Nein, der war schon, als ich dich Würmchen damals im Arm hielt, und der wird es auch immer bleiben.“

„Dann eben der zweitschönste Tag im Leben.“

„Naja…ob das so wird..“

„Ach komm. Du musst heute nur mit Papa das Dokument unterzeichnen und dann geht am Nachmittag die Familienfeier los~ Freust du dich nicht? Endlich wirst du deine ganze Verwandtschaft wiedersehen.“

„Genau das ist, was mir Angst macht. Karyu der Arsch bestand darauf, auch Verwandte einzuladen, wie meinen einen Onkel, bei dem ich eben nicht weiß, wie er überhaupt zu dem Thema steht.“

„Ach, entweder er kommt, oder eben nicht, ist das denn so schlimm? Hauptsache, ich, Oma und Opa von dir und von Dad, Tante Nana und Familie, dein Bruder und Familie, Papas Bruder und Familie, Hana, Hizu und Tsu plus Sato, Nabu und Keiko un noch einige deiner Kollegen und Freunde kommen, das ist doch toll. Sogar Lovelie mit ihrer Familie will vorbei schauen~“
 

Ich erstarrte- ehe ich ihn anstarrte. „Sie will WAS?!“

„Mit ihrer Familie mal vorbei schauen und gratulieren, hat sie gemeint. Immerhin seid du und ihr Dad quasi Kollegen.“

„Ich kenne ihn nur flüchtig und…oh mein Gott, ein Kanarienvogel auf meiner Hochzeitsfeier, ich werde sterben..!“

„Ich dachte, er ist ein Papagei..?“

„Oder sowas, egal! Ich werde trotzdem sterben!“

„Meinst du?“

„Jaaaaa!“

„Ach was. Miyavi ist lieb, genauso wie Lovelie. Und ich finde es sehr nett von ihr…immerhin sind wir ja nicht mehr zusammen oder so…“

„Eben, drum haben sie doch erst Recht nix hier zu suchen…!“

„Sei nicht so fies! Ich finde es äußerst nett von ihnen. Und jetzt beruhig dich, es wird schon alles gut gehen.“, zur Strafe zog er mit dem Kamm einmal so fest an meinen Haaren, dass ich aufkeuchen musste. „Ah, Shin! Du bringst mich um!“

„Ach was. Ich härte dich nur ab, du Mimose. Und jetzt schau dich mal an, ist die Frisur okay so?“

Fragend sah ich erst zu ihm auf, dann in den Spiegel. Ein leises „Wow..“ entkam mir, als ich meine Haare erblickte. Shin hatte das wirklich gut hinbekommen.

„Wenn das bis heute Nachmittag nicht hält, mach ich‘s nochmal. Hauptsache, es sieht jetzt erst einmal gut aus für Dad.“

„Hmm…dem gefällt es sicher. Aber sag mal, geht das jetzt so? Kann ich so gehen..?“

„Ich würde dir empfehlen, dich dezent zu schminken.“

„Meinste?“

„Ja, deine Augenringe machen sich nicht gut auf den Fotos.“

„Was?!“

„Ja, schau doch.“

„Oh shit, du hast ja Recht…och ne…“

„Soll ich machen oder..?“

„Nein, ich mach schon. Schau lieber nach deinem Vater.“

„Gut, bis gleich.“

„Ja, bis gleich.“
 

~*~
 

Yoshitaka spielt Honigkuchenpferd
 

„Papa?“

„Ja?“, ich stand gerade im Flur und band mir die Krawatte, als Shinji grinsend angelaufen kam. „Was machst du denn? Warte mal…“, kurzerhand schubste er meine Hände weg und band die Krawatte nochmal neu. Nur, dass es diesmal besser aussah.

„Eh danke..“, entkam es mir verblüfft. Er lachte nur.

„Ihr steht beide heute echt neben euch.“

„Michio auch? Wo ist er jetzt?“

„Noch im Bad. Hab ihm gerade die Haare gemacht. Er ist jetzt schon total fertig.“

„Weil wir gleich da hin fahren?“

„Möglich. Ich denke mal aber eher wegen der Feier.“

„Ach, das sehe ich ganz gelassen. Vor allem, weil sich unsere Mütter, Hana, Nana und Saoto so lieb bereit erklärt haben, schon alles vorzubereiten.“

„Naja, vielleicht ist es ja genau das, was ihn so nervös macht.“

Grinsend zuckte ich die Schultern. „Und wenn schon. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, hm?“

Shinji nickte lächelnd. „Ich freu mich schon.“

„Und ich erst, Shinji…ich warte schon so lange auf diesen Tag~ Sag, wie seh ich aus? Alles gut so?“

„Fantastisch so, Dad. Du siehst gleich 10-20 Jahre jünger aus.“

„Danke mein Lieblingshamsterchen. Lässt du die Sachen an? Also den ganzen Tag?“

„Hatte ich vor, wieso?“

„Nene, schon gut. Ich meine nur, sie gefallen mir.“, ich musterte ihn von oben bis unten und fasste sanft nach seinen Schultern, „Ach Shinji, auch wenn ich es ungern zugebe…Aber du bist wahrlich erwachsen geworden. Der Anzug steht dir.“

„Ach was. Äußerlich vielleicht, aber sonst…der Kindskopf liegt in der Familie.“

Ich musste lachen, schüttelte jedoch den Kopf. „Dennoch. Ich bleibe bei meiner Meinung.“

„Wie du meinst. Aber hey, heute ist dein Tag, nicht meiner. Also gut jetzt damit~ Meinst du wirklich, ich kann da nachher mit reinkommen?“

„In das Amt? Na klar, du kannst doch hinter uns irgendwo Platz nehmen, wenn wir das unterzeichnen. Du kannst natürlich auch draußen warten oder auch gar nicht mitkommen, ganz wie du willst.“

„Nein, ich komme mit. Darauf bestehe ich auch. Immerhin bin ich indirekt ja irgendwie auch dafür verantwortlich, hm?“

„Jaja, unser kleiner Sonnenschein.“, ich drückte Shinji schmunzelnd an mich, ehe ich ihn noch einmal liebevoll musterte. „Theoretisch hast du Recht. Ich habe dir sehr viel zu verdanken. Aber gut, mein Lieblingssohn, wärest du so lieb und würdest deine verunsicherte Mama aus dem Bad holen?“

„Es heißt immer noch Mapa~“

„Gut, bleiben wir eben bei Mapa. Hol ihn doch mal, nicht, dass er schon vor Angst in Ohnmacht gefallen ist.“

„DAS würde ich ihm sogar noch zutrauen.“, lachte Shinji, eilte jedoch auch schon los.
 

Wenig später kam er mit Michio wieder, der tatsächlich etwas blass aussah, jedoch schüchtern lächelte. Sanft nahm ich ihn in die Arme.

„Du siehst gut aus.“

„Dank, du auch..“

„Alles okay?“

„Ja, alles okay. Ich bin nur etwas aufgeregt..“

„Glaub ich dir. Wollen wir langsam los..?“

Michio blickte zur Uhr und nickte. „Müssen wir ja, sonst kommen wir zu spät zu unserem Termin.“

„Und das wollen wir ja nicht~“, grinste Shinji und hielt uns schon die Tür auf.

Ich nickte und ging mit meinen Jungs hinaus und zum Auto.

„Weißt du, worüber ich sehr glücklich bin?“, fragte Michio, als er neben mir in den Wagen stieg. Ich blickte ihn nur fragend an, „Worüber denn?“

„Darüber, dass du Nana davon überzeugen konntest, NICHT auch noch unser Auto zu dekorieren.“

Ich musste lachen und startete den Motor, als auch Shin im Wagen saß. „Sie wollte. Sie hatte einen großen Blumenstrauß vorn auf dem Wagen geplant. Sie meinte, sie empfinde das als eine der weltweit schönsten Traditionen.“

„Pah, schrecklich. Muss nicht noch jeder wissen. Am Ende kommen noch Paparazzi… Es reicht schon, dass sie den gemieteten Festsaal vorbereitet…ich will gar nicht wissen, wie das dann alles aussieht..“

„Ach, sie macht das sicher toll.“

„Naja…da sie meinte, sie will sich westlich orientieren, erwarte ich sehr, sehr viel Kitsch.“

„Ach was, sie macht das schon. Ich freue mich auf die Hochzeitsfotos.“

„Hm, stimmt…dafür hat sie ja ein Händchen.“

„Oh ja, und wie.“

„Ich möchte allerdings auch Fotos von uns mit Shinji. Der gehört ja immerhin auch voll dazu.“ Michio drehte sich zu unserem Sohn um und zwinkerte ihm schmunzelnd zu. Ich lächelte nur und fuhr ruhig weiter.
 

~*~
 

Michio lässt sich feiern
 

Trotz des Verkehrs kamen wir noch pünktlich zu unserem Termin. Neugierig blickte ich mir das Gebäude an und bekam wieder Herzklopfen. Normalerweise wäre ich in normalen Klamotten hergekommen, aber da wir nicht wussten, wie lange wir brauchen würden und dann auch gleich zu Nana fuhren, hatten wir uns eben jetzt schon etwas schick gemacht. Und nein, Yoshitaka hatte es nicht geschafft, mich in einen weißen Anzug zu stecken, wie er es sich so sehr gewünscht hatte! Das sah ich gar nicht ein. Auch wenn ich mal eine Frau war…es musste nicht so offensichtlich sein, dass ich…ach, ließen wir das.

Karyu parkte fast vor der Haustür und ging sogleich ins Gebäude, Shinji folgte ihm neugierig und dann kam auch schon ich. Jedoch nicht ganz so euphorisch wie die beiden. Irgendwie war es mir unangenehm, hier zu sein und ich hoffte wirklich, dass keiner uns erkannte.

Jedoch war zum Glück kaum etwas los vor und in dem Gebäude, und die, die uns entgegenkamen, waren beschäftigt, beziehungsweise blickten uns auch gar nicht groß an. Karyu sprach unten an der Information eine Frau an, die uns in den zweiten Stock schickte. Neugierig fragte ich mich im Fahrstuhl, ob vor uns schon andere, männliche Paare hier waren. Ob die Leute sich schon mit so etwas auskannten? Das Gesetz gab es erst seit ein paar Monaten. Hm..

Yoshitaka blickte sich beim aussteigen fragend um, lief dann einfach los und blieb schließlich vor einer Tür stehen, an die er klopfte. Es dauerte nicht lang, da wurden wir auch schon hereingebeten von einer jungen, freundlichen Dame.

Wir nahmen vor ihrem Schreibtisch Platz, Shinji blieb trotz Angebot eines Stuhles hinter uns stehen. Dann folgte ein Gespräch, wie ich es schon erwartet hatte und letztendlich konnten wir unsere Unterschrift unter das berühmte Dokument setzen. Ich musste aufpassen, dass meine Hand nicht zu sehr zitterte, doch als es endlich getan war, musste auch ich strahlen. Karyu ließ es sich nicht nehmen, mir einen Kuss aufzudrücken, während Shinji und die Frau zu klatschen begannen. Peinlich berührt senkte ich den Blick, lächelte aber still vor mich daher.
 

Als wir den Raum schließlich irgendwann verließen, und ich über die Türschwelle trat, kam mir die neue, große Veränderung in den Sinn: Trotz dessen, dass wir nicht ganz alle Rechte wie ein ‚normales Paar‘ hatten, hatte sich für mich auch etwas geändert. Mein Nachname.

„Herzlichen Glückwunsch!“, überfiel uns Shinji auch schon, kaum dass wir den Raum verlassen hatten, „Das war toll! Wie ist es nun, Michio Matsumura zu heißen?“

Ich blickte ihn fragend an, ehe ich grinsend mit ihm den Gang entlang schlenderte. „Seltsam ungewohnt…“

„Warum hat Dad nicht deinen angenommen?“

„Weil ich…das so wollte….du heißt ja auch Matsumura..“

„Ehrlich? Cool, du überrascht mich Mapa, ich dachte, du hängst an deinem Nachnamen.“

„Eigentlich schon, ja…wir hätten auch beide behalten können, aber ich wollte das eben so.“

„Hey, wartet auf mich!“, rief Karyu hinter uns, der sich noch von der Frau verabschiedet hatte und jetzt hinterher gerannt kam. Lachend blieben wir stehen und warteten auf unseren Tollpatsch.
 

~*~
 

Für die Familienfeier hatten wir uns einen Veranstaltungsraum gemietet, da ich diese verrückte Bande beim besten Willen nicht alle zuhause haben wollte. Schon gar nicht, wenn der ein oder andere Kollege oder Bekannte auch noch vorhatte, vorbei zu schauen. Ich persönlich hatte nur meine engsten Freunde eingeladen, doch Karyu hatte es ja gleich wieder übertreiben müssen. Ein Wunder, dass er nicht groß noch irgendwo einen Aushang gemacht hatte! Garantiert würde ich heute noch den ein oder anderen Schreck erleben wenn ich sah, wie viele da kommen würden.

Egal, wir hatten jetzt unseren Parkplatz und wer keinen mehr bekam, würde zusehen müssen.
 

Karyu und Shinji stiegen neben mir aus und blickten auf das Gebäude.

„Wann kommen die ersten, Mapa?“

„In gut zwei Stunden..“, murmelte ich mit einem Blick auf die Uhr. „Wir hätten doch den Termin um 10 Uhr nehmen sollen.“

„Ach quatsch, war schon alles richtig so.“, bemerkte mein daueroptimistischer Gatte. Ich rollte nur die Augen und ging auf das Gebäude zu. „Na dann mal los.“

Der Weg führte uns durch ein Restaurant, zu dem der Veranstaltungssaal gehörte. So konnte ich gleich Bescheid geben, dass wir waren. Der Lokalbesitzer begrüßte uns sogleich mit einem Blumenstrauß sowie einem Präsentkorb. Überrascht bedankten wir uns über diese freundliche Geste. Wir erfuhren, dass im Bereich der Futterversorgung, wie ich es gedanklich mal eben nannte, alles im Zeitplan lag. Puh, wenigstens was, was also im Plan lag. Ich hatte das Gefühl, der Mann freute sich, so eine geschlossene Gesellschaft wie uns versorgen zu können. Ich ließ ihm diesen Spaß und machte mich auf zu den Räumlichkeiten, in denen alles stattfinden würde.
 

„HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!“ wurde mir auch schon entgegen gedröhnt, kaum dass ich die Türen geöffnet hatte.

„Brüderlein! Bist du endlich unter der Haube!“, lachte Nana und kam an, um mich zu drücken. Ich konnte gar nichts erwidern, denn da hatte ich auch schon Chiyoko an mir kleben. Als beide sich lösten, kamen schließlich meine Eltern. Meine Mutter bedachte mich mit so einem rührenden Blick, dass ich mir verkneifen musste, nicht in Tränen auszubrechen. Verdammt, ich wusste nicht einmal, warum überhaupt?!

„Michio mein Schatz. Herzlichen Glückwunsch euch beiden.“, sie fasste sanft nach meinen Händen, ich lächelte sie dankbar an. „Danke Mama. Du siehst gut aus.“

„Nicht so gut wie du. Ist der Anzug neu?“

„Ja, mein alter war nicht unbedingt das, was ich mir für heute vorgestellt hatte…“

Sie nickte und rutschte, als nun auch mein Vater dazu kam. „Michio, ich bin stolz auf euch beide. Meine größten Glückwünsche und Segen.“

„Dankeschön ihr zwei…es ist schön, dass ihr schon da seid. Aber warum habt ihr euch freiwillig gemeldet zum helfen? Ich..“

„Michio, fang jetzt ja nicht an mit irgendwas, das mit Alter zu tun hat.“, wiegelte mein Vater gleich ab, „Wir fühlen uns beide noch topfit. Und wenn es etwas gibt, wobei wir helfen können, machen wir das gern! Schau dir nur an, wie schön deine Mutter, Chiyoko und Nanako die Tische dekoriert haben!“

Er deutete nach hinten und das erste Mal sah ich mir nun auch näher die Einrichtung des Raumes an. Verwundert zog ich die Augenbrauen nach oben. „Wow, ihr wart aber fleißig.“

„Gefällt es dir? Die Serviettendeko war etwas störrisch beim Falten.“, sie lachte liebevoll, weshalb auch ich wieder etwas sanfter lächelte und schließlich nickte. „Es ist schön geworden.“, gab ich leise zu.

„Obwohl das…“, ich deutete nach oben zu einiger Deko an der Decke, „...nicht hätte unbedingt sein müssen.“

„Das war Nanakos Idee, sie meinte, es würde euch sicher gefallen.“

„Also mir gefällt’s.“, grinste Yoshi fröhlich und auch Shinji nickte. Ich verdrehte lieber nur die Augen. „Wie ihr meint.“

„Michio, meine Zicke. Kann ich dir endlich gratulieren!“, hörte ich in dem Moment auch schon, weshalb ich fragend nach hinten blickte. Augenblicklich sanken meine Mundwinkel jedoch eine Etage tiefer. „Hexe, du bist ja doch hier.“

„Und du hast dir scheinbar nicht deine Ohren gewaschen, Junge! Ich habe doch gesagt, ich helfe deiner Familie beim Dekorieren.“

„Wie dem auch sei. Nana, wo ist dein Mann eigentlich?“

„Saoto holt noch meine Fotoausrüstung ab, dann ist er wieder da.“

„Rechtzeitig?“

„Na klar~ Er kommt sicher bald.“
 

Und es dauerte wirklich nicht lange, da kam er und brachte eine ganze Menge mit. Nana baute sich einen Hintergrund zum Fotografieren auf, stellte ein paar Blümchen davor und beleuchtete das Ganze professionell, bevor sie mich und Karyu auch schon davor bat. Und dann schoss sie auch schon los. Nur wir beide auf dem Bild, mit Shinji, mit meinen Eltern.... Ihr Ziel war, jeden Gast vor die Leinwand zu bekommen und ich glaubte, dass sie das auch schaffen würde, denn die Wand hier stand genau in dem Vorraum zum großen Saal, also musste man zwangsweise hier lang. Oje, viel Spaß noch, Gäste.
 

„Michio, soweit ist jetzt alles bereit. Also der Aufbau ist wie folgt: Dort sind die Esstische, dort kommt das Büffet hin, dort ist die Musikanlage mit Sitzecke, da der Geschenketisch und die Garderobe wird im sonstigen Restaurantbereich sein. Da räumt der Besitzer noch ein paar Kleiderstände hin, ansonsten müssen nur noch das Essen aufgetischt werden und die Gäste kommen.“

„Okay, danke Nana…aber halt! Warum liegt auf dem Geschenketisch schon so eine Menge..?“

Sie begann zu lachen und knuddelte mich durch. Ich war ihr dankbar, dass sie mir nicht noch durch die Haare wuschelte, auch wenn das jetzt schon nervig genug war. „Ach Michio. Die sind von uns, was denn sonst!“

„So viele!?“

„Naja, von mir, Sato, Chi, deinen Eltern, Hana, Yoshis Eltern…da kommt so einiges zusammen.“

„Und von mir!“, mischte Shinji sich auch schon ein.

„Eh danke…“, ich rieb mir sprachlos den Nacken und betrachtete den Tisch. Entgegen der sonst so japanischen Art würde ich ja schon gern wissen, was die Chaoten uns alles so geschenkt hatten. Vor allem da auch größere Sachen dabei waren ging ich davon aus, dass da nicht nur liebevoll verpackte Geldgeschenke, wie sie sonst gern gemacht wurden, dabei waren.

„Mapa, willst du dir meins anschauen?“, bettelte Sohnemann Sonnenschein auch schon. Verwirrt blinzelnd drehte ich mich zu ihm um und schüttelte den Kopf. „Das macht man nicht, Shinji.“

„Ach was, Brüderchen-im-sexy-Anzug~“, Nana schlug mir gekonnt auf den Rücken, sodass mir die Luft wegblieb, „Bei deinem Sohn kannst du eine Ausnahme machen. Das nimmt dir hier keiner übel, oder Leute?“

Ich blickte mich um und sämtliche Verwandtschaft nickte nur lächelnd, „Mach schon auf, Michio!“

Mein Blick wanderte zu Karyu, der die Schultern zuckte. Seufzend folgte ich Shinji zum Geschenketisch, „Wo ist denn deins?“

„Hier. Bitte.“ Lächelnd übergab er mir ein viereckiges Packet. Seine Nervosität war ihm anzusehen. Ich blieb cool und öffnete es in Ruhe. Als ich jedoch den Inhalt sah, musste ich schlucken. „Hast du das…etwa selbst gemacht…?“
 

„Ja..aber blätter erstmal durch…“

Nickend machte ich das schwere Buch auf- es war ein Fotobuch. Shinji hatte darin Fotos von uns dreien eingeklebt von damals bis heute. Einige Fotos kannte ich, andere waren mir völlig neu. Viele Seiten hatte er nach Themen zusammengestellt. Zum Beispiel kamen am Anfang Fotos zu ‚meine ersten Krabbelversuche‘ die mal mich und mal Yoshi mit ihm zeigten. Shinji hatte sich unglaublich viel Mühe mit dem Buch gegeben. Fast überall hatte er kleine Sprüche oder andere Sachen dazu gemacht. Auf der einen Seite war ein Foto, daran konnte ich mich noch erinnern, dass hatten wir in einem Automaten gemacht. Da hatte er sich zum Beispiel Sprechblasen dazu ausgedacht. Auf einer anderen Seite wiederum stand ‚Danke, dass ihr mir das Fahrrad fahren beigebracht habt‘ und dazu passende Fotos. Dann wiederum gab es Bilder von einem Strandurlaub, da klebten sogar echte, kleine Muscheln am Rand. Aber auch andere Sachen hatte er mit eingeklebt: seine erste Arbeit in der Schule, die er je geschrieben hatte, ein Blatt, wo er das erste Mal versucht hatte seinen Namen zu schreiben…so viele schöne Erinnerungen wo ich nicht einmal gewusst hatte, dass so etwas noch existierte. Wahnsinn.

Gerührt sah ich zu Shinji auf und schob nun Karyu, der neben mir stand, das Buch in die Hände. „Das ist wunderschön…wie hast du das nur gemacht..?“

Er lächelte verlegen. „Wenn es euch gefällt, bin ich glücklich…ich habe einfach viele eigene Fotos rausgesucht gehabt, Nana nach neueren und älteren Fotos gefragt, meine Schulsachen durchforstet…lauter solche Sachen eben. Ich dachte, ein normales Fotoalbum ist langweilig und ich hab noch so viel bei mir in meinem Zeug gefunden, das ich nicht brauchte. Aber ihr würdet euch vielleicht darüber freuen. Und bei manchen Sachen haben mir auch meine lieben Omas geholfen, die auch noch Bilder übrig hatten~“

Ich musste lachen. „Du bist so süß, Shinji. Das hat doch sicher ewig gedauert…“

„Naja, ich habe lange daran gesessen. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht.“, gestand er grinsend.

„Oh man, komm her!“, lachend drückte ich ihn an mich und schüttelte den Kopf. Wie sollte ich mich jetzt noch über Geschenke freuen? Das war doch schon das Schönste Geschenk überhaupt gewesen! Beziehungsweise er war es: mein geliebter Sohn.
 

~*~
 

Zur Feier kamen wirklich weitaus mehr Leute, als ich angenommen hatte. Unsere komplette Familien kamen angereist, diverse Kollegen aus der Musikbranche, unser Manager, sogar die Chefs von Shinji, dieser Ito und Kato, kamen kurz vorbei, um zu gratulieren. Mein Sohn erntete dafür nur einen bösen Blick von mir. Genauso wie Karyu. Hatten die beiden unbedingt jedem erzählen müssen, dass wir hier feierten?!

Hizumi und Tsukasa waren zusammen mit Satoru welche der Ersten gewesen, die gekommen waren. Natürlich hatte Hizumi der alte Vogel es sich nicht nehmen lassen, uns noch ein kleines Ständchen zu singen. Meine Aufmerksamkeit huschte ohne dass ich es wollte jedoch immer wieder zu Satoru und Shinji, da ich Angst vor einer Auseinandersetzung hatte. Doch da Chiyoko nicht von Shinjis Seite zu weichen schien und auf beide wohl eine angenehme Ausstrahlung sowie ein wachsames Auge hatte, blieb alles ruhig, Gott sei Dank. Vielleicht wurden die Jungs nur auch langsam erwachsen und merkten, dass es kindisch war, sich um ein Mädel zu streiten..?
 

Yoshis Bruder und dessen Familie kamen noch vor meinem Bruder. Dazwischen kamen völlig für mich überraschend auch schon Nabu und dessen Freundin. Sogar die beiden hatten ein Geschenk mitgebracht, was ich äußerst rührend fand, da ich ja wusste, wie wenig sie beide verdienten. Darüber würde ich mich mit Yoshitaka noch einmal unterhalten müssen, dass die beiden mal irgendeine Gegenleistung erhielten…

Nach und nach trudelte dann auch wie gesagt der Rest ein und das Essen wurde offiziell damit eröffnet, dass ich und Karyu eine große, kitschige Torte anschnitten. Oh Nana, warum hatte ich dir nur die Planung für das meiste überlassen…obwohl hmm…die Torte schmeckte gut…
 

Mein unsicherer Blick fiel auf den Geschenketisch, der einzubrechen drohte. Über und unter diesem stapelten sich nur so die Geschenke. Ich glaubte, das Auspacken würde mich und Yoshi Tage beschäftigen. Geldgeschenke im Umschlag hatte hier wohl kaum einer gemacht, wenn ich mir die großen Geschenke anschaute.

Nach dem Essen teilte sich alles ein wenig über die Halle auf. Manche standen, manche saßen, wiederum andere gingen raus rauchen. Nana hatte zu tun mit ihrer Fotografiererei. Das hatte sie schon vor dem Essen begonnen und nun zerrte sie auch noch die vor die Linse, die sie noch nicht erwischt hatte.

Ich und Yoshi waren nun mit vielen, vielen Gesprächen beschäftigt. Manche fragte nur nach, wie die Hochzeit abgelaufen war, andere, die man länger nicht gesehen hatte, fragten natürlich noch mehr nach. Es war manchmal etwas nervig, die ganze Zeit im Mittelpunkt zu stehen, aber da mussten wir eben mal durch. Auch wenn es komisch war, dass nur wir zwei es eben waren, sonst war ich es ja hauptsächlich mit der ganzen Band.
 

Die Zeit verging schneller als einem lieb war und umso mehr erschrak ich, als ich unter ein paar nachträglich eintrudelnden Kollegen eine junge Dame ausmachte. Shinji, der gerade mit einem Glas an mir vorbeilief, wurde von mir am Kragen gepackt und näher gezogen. „Shinji. Ist das dort..Lovelie..?“

„Was? Kommen sie jetzt?“, entkam es ihm fröhlich, weshalb ich ihn umso böser anblickte.

„Du hast sie nicht ernsthaft eingeladen…also die Familie?!“

„Doch…sie wollten so gern mal vorbei schauen~“

„SHINJI! Ich kenne außer Lovelie keinen davon!“

„Keine Panik, die Ishiharas sind ganz, ganz lieb…ah hey, schau, da sind sie schon, Miya und Mel. Schau, nur sie und Love sind gekommen. Ach nein, da sind auch Jewelie und Masu-chan…“

Seufzend betrachtete ich die zwei Kiddies, die freudestrahlend auf Chiyoko zu rannten und diese umarmten. Mist, nur Chaoten hier…

„Komm, wir sagen ihnen hallo, Dad läuft auch schon zu ihnen.“
 

„Was?! Shinji, nein, warte doch! Ich kann selbst laufen!“, meinte ich, als er mich einfach so mit sich zog. Dummerweise hatte mein schlaksiger Sohn über die Jahre ganz schön an Kraft gewonnen- oder ich war nur schwächlich und müsste mal wieder intensiver Sport treiben. Der ganze Spaß endete schließlich damit, dass ich genau vor den neuen Gästen zum Stehen kam- aber wirklich nur ganz knapp. Es hätte nicht viel gefehlt, dann wären wir zusammen gestoßen.

Blinzelnd blickte ich von meinen Füßen, auf die ich bis eben geblickt hatte nach oben, bevor ich mich verlegen räusperte.

Der Mann mir gegenüber hatte seine Haare schwarz und ein wenig länger, jedoch nicht so, dass es albern aussah. Sein Lächeln machte ihn gefühlte 15 Jahre jünger und die Klamotten waren auch nicht von schlechten Eltern. So groß ich den Abstand zwischen elegant, frech und jung auch empfand, dieser Mann verband irgendwie beides, ohne schlecht damit aufzufallen. Trotzdem…er war für mich undurchschaubar, wie das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte und ich blieb lieber auf Abstand. Die Frau neben ihm wirkte ganz anders. Lange, wunderschöne braune Haare, ein elegantes Kleid und ein zauberhaftes Lächeln- ich stand nicht auf Frauen, aber ja, diese Dame hier hatte sogar auf mich eine positive Ausstrahlung. Trotzdem kannte ich beide nicht und wurde deshalb wieder nervös.

Mein Blick fiel nun auf Lovelie, die sich lächelnd zwischen die beiden schob. „Michio-san! Yoshitaka-san! Es tut mir etwas leid, dass wir so vorbei schneien, aber Shinji hatte uns eingeladen, von daher dachte ich, es geht in Ordnung, wenn ich meine Familie mitbringe? Wir haben auch ein Geschenk mit.“

„Ach, kein Problem. Fühlt euch allesamt ganz willkommen~“, begrüßte Karyu die drei auch schon und nahm dankbar das Geschenk von Lovelie entgegen.

„Wir wollen wirklich keine Unannehmlichkeiten bereiten…Wir wollten nur unsere Glückwünsche ausrichten kommen.“, meinte die hübsche Dame sanft, doch Shinji wank auch schon ab- hatte ich hier eigentlich auch noch was zu sagen?

„Ach was, Mel. Ich hab euch doch eingeladen. Die beiden wussten Bescheid, auch wenn sie jetzt etwas gestresst erscheinen, aber der Tag war ja auch anstrengend.“

„Ach, das kommt mir noch ganz bekannt vor.“, grinste Loves Dad mit einem Zwinkern zu seiner Frau, die nur leise kicherte. „Mapa?“, band mich nun auch mal unser Sohn wieder in das Gespräch ein, „Darf ich noch einmal offiziell vorstellen? Das sind Takamasa und Melody Miyuki Ishihara. Die Eltern von Lovelie und dort hinten noch Jewelie und Masuyo, ihre Geschwister. Mel, Miya? Das sind meine Eltern Yoshitaka und Michio Matsumura.“

„Hallo, willkommen.“, murmelte ich verlegen, als Loves Mutter mir überraschend die Hand reichte.

„Hallo. Wir haben schon so viel von Ihnen gehört.“

Ich lachte nur leise, „Shinji ist sehr gesprächig, wenn der Tag lang ist.“ Von der Seite her schielte ich zu meinem Sohn, der nur den Kopf einzog.

„Ach was. Ich habe ihn bisher nur als liebenswürdigen, sehr hilfsbereiten, jungen Mann kennen gelernt, oder Taka?“

„Was?“, der komische Vogel, der gerade eben schon in einem Gespräch mit meiner Giraffe versunken war, blickte auf, ehe er sofort nickte. „Ja, natürlich~ Es ist schön, dass Lovelie solche Freunde hat…auch wenn es da ab und an wohl mal drunter und drüber geht…“

Fragend zog ich die Brauen hoch. „Sie wissen da auch so Bescheid wie ich..?“

„Hu? Oh natürlich. Also so über das gröbste.“, lächelte Melody, weshalb mir die Brauen nur noch höher wanderten, „Ich muss jetzt aber nicht noch irgendwelche Drohungen, dass ich mein Kind nicht erzogen hätte, anhören oder so..?“

„Mapa!“, entrüstete sich Shinji, doch die einzige Frau in der Runde lachte nur.

„Was? Nein, natürlich nicht. Ich misch mich da ehrlich gesagt nicht ein, die Kinder müssen wissen, was für sie gut ist. Und heute sind wir lediglich hier, um unsere Glückwünsche zu überbringen und ein wenig die Eltern der Freunde unserer Kinder kennenzulernen. Außerdem freut es mich, Nanako wiederzutreffen…ist sie schon da?“

Ich hüstelte leise. „Schon? Die hängt bereits den ganzen Tag hier herum und macht Fotos…Moment, irgendwo da drüben war sie vorhin no-“

„MEL!“, kreischte es auch schon, weshalb ich schnell in Deckung ging. Eine verrückte Nana war nie gut. Es dauerte nur Sekunden, da hing sie an der langhaarigen Frau und drückte sie an sich. „Schön, dass du gekommen bist, welch Überraschung! Ich dachte, nur Lovelie kommt!“

„Danke Nana! Oh, siehst du gut aus, Liebes. Naja, wir sind eigentlich nur da, weil Shinji uns eingeladen hat.“

„Ah toll! Sind deine Kinder alle mit?“

„Ja, Masu und Jewel sind dort bei deiner Tochter.“

„Ah da, ich seh sie. Oh schön. Aber weißt du was? Jetzt, wo ihr schon einmal alle da seid, muss ich euch fotografieren, da kommt ihr nicht drum herum!“

„Gern. Wo?“

„Dort drüben, aber erst einmal müssen wir deine Truppe zusammen suchen.“

„Ah, das wird schon. Taka? Komm, Foto.“

Fragend sah ich der ganzen Aktion zu, ehe mein Blick auf Lovelie fiel, die fragend zu mir blickte.

„Alles in Ordnung bei Ihnen, Michio-san?“

„Waren wir nicht schon einmal beim du?“, fragte ich nach und strich mir durch die Haare.

„Naja…ich weiß ja nicht mehr, ob das noch gilt…“, unsicher scharrte sie mit den Füßen über den Boden. Ich verdrehte nur die Augen. Die war wirklich genauso drauf wie Shinji. „Kinder…“, murmelte ich und drehte mich um, lief los. Karyu blickte mir nach, „Wo willst du hin, Schatz?“

„Mich betrinken.“, murmelte ich nur und lief weiter.

„Okay, viel Spaß!“
 

~*~
 

Eine Weile saß ich mit meinem Bruder zusammen und unterhielt mich mit ihm über alles Mögliche, bis er mal weg musste- Windeln wechseln. Er war von uns Geschwistern der Jüngste und war doch tatsächlich als erster Opa geworden. Kaum zu glauben. Deshalb saß ich eine Weile einfach mal nur allein da und trank. War auch ganz schön. Kein Trubel. Keine nervigen Fragen, keine Tiere oder Kollegen.

Irgendwann jedoch kamen Nana und Melody wieder zu mir. Nana nervte gleich wieder, während mir Melody unerwartet sympathisch war. Keine Ahnung warum, sie war es einfach.

„Sag mal Brüderchen, wann geht deine Hochzeitsreise eigentlich los?“

„Übermorgen.“, antwortete ich knapp zwischen zwei Schlucken. Mir war es schon peinlich genug, dass Yoshitaka mich zu so etwas überredet hatte! Andererseits war Urlaub auch mal etwas Schönes..

„Ach Michi. benimm dich doch nicht an deinem Ehrentag wie ein Brummbär.“

„Wenn du sowas sagst, dann erst Recht.“

Melody begann zu lachen, weshalb ich fragend zu ihr blickte.

„Ihr seid so niedlich. Ach, ich hätte auch gern einen Bruder.“

„Haben Sie nicht?“

„Sag doch bitte du.“

„Okay…ehm…du hast keinen Bruder?“

„Nein, ich habe nur Schwestern. Deshalb freue ich mich, dass zumindest Love und Jewel einen haben.“

Neugierig blickte ich mich nach den Kindern um und neigte den Kopf. „Naja, Bruder schön und gut…aber sind drei Kinder nicht verdammt anstrengend?“

„Ach, Miya hätte gern noch mehr gehabt.“

Mein Trinken, was sich da gerade in meinem Mund befand, verteilte sich fast über den ganzen Tisch. Aber nur fast, weil ich gut an mich hielt. So verschluckte ich mich zumindest ordentlich, sodass Nana mir auf den Rücken klopfen musste.

„Bitte…noch…mehr..?!“

„Ja.“, lächelte sie verlegen, wahrscheinlich über die Tatsache, mich so aus dem Konzept gebracht zu haben. „Aber naja…nun sind es eben drei und ich finde es genau perfekt so.“

Ich nickte nur leicht und blickte mich nach meinem Gatten um, bevor ich seufzte. „Yoshitaka hätte auch gern noch mehr gehabt. Nur kam es nie weiter dazu..“

„Wegen dem Fluch, oder?“

„Bitte?! Sie- du weißt davon?!“

„Klar, ich und Nana sind Freunde. Außerdem kenne ich mittlerweile auch Hana.“

„Und Sie…du glaubst das auch..?!“

„Ja…Hana scheint das wirklich zu können.“

„Sag ich ja…sie ist eine Hexe…“, murmelte ich leise.

Nana lachte nur und legte mir einen Arm um. „Ach Michio, du bist genial. Feiert ihr heute wenigstens noch ordentlich eure Hochzeitsnacht?“
 

Mir entgleiste fassungslos mein Gesicht, ehe sie sich auch schon lachend wegduckte.

„NANAKO!“

„Sorry~“, damit verzog sie sich auch schon glucksend an das Büffet, während ich mit rotem Gesicht -weil Melody auch noch kicherte- sitzen blieb. Räuspernd senkte ich den Blick.

„Sie ist…“

„Sie kann peinlich und gemein sein, ich weiß.“

Ich nickte nur und schwieg. Bis sich irgendwann zwei Arme um meinen Oberkörper schlossen.

„Hallo Schatz..~“, bekam ich auch schon ins Ohr geflüstert, sodass ich erschauerte. Als ich den Kopf drehte, grinste Karyu mich auch schon breit an.

„Yoshi…was machst du denn hier?“

„Nach meinem Gatten schauen, wonach sieht es denn sonst aus?“

„Das Wort gefällt dir, nicht wahr?“

„Natürlich. Und ich werde es ab sofort ganz oft benutzen.“, zwinkernd küsste er mir die Wange.

„Wie findest du den Tag bisher?“

„Chaotisch, aber schön.“, ich blickte Melody nach, die sich lächelnd entschuldigte, um zu ihrem Sohn zu gehen.

„Sie ist…irgendwie ganz nett.“

„Oh, ihr Mann aber auch.“

„Naja…der ist mir zu chaotisch..“

„Ach was, ich mag ihn.“

„Wahrscheinlich, weil das so ein im-Kopf-ewig-jung-gebliebener ist wie du.“

„Ey, nicht beleidigend werden.“

„Du kennst mich doch mittlerweile.“

„Ich weiß, Zickchen.“

„Jaja…weißt du was, Nana die freche Kuh hat gerade gefragt, ob wir heute noch ne Hochzeitsnacht haben.“

„Ich dachte, sie ist ein Huhn= Und weiß nicht…werden wir die denn noch haben?~“

„Keine Ahnung…Wie du weißt, halte ich mich nur selten an Traditionen. Außerdem sehen einige der Gäste aus, als würden sie noch lange, lange bleiben.“

„Ach, kein Problem. Wir können uns ja auch eher verkrümeln…ich will auch nicht bis morgens um sechs hier bleiben.“

„Was?! Das schaffe ich gar nicht…ich bin sicher schon bei Zeiten k.o.“

„Keine Sorge, dann halte ich dich wach.“

„Wenn du das schaffst?“

„Ich schaffe alles. Ich bin jetzt dein Mann~“

„Und das ist der Freifahrtsschein dazu, alles zu können..?“

„Naja, sagen wir fast alles.“

„Di bist ein Spinner.“

„Aber immerhin dein Spinner.“, lachte mein… ‚Mann‘, ehe er mich lächelnd küsste.
 


 

~~**~~
 


 

Ich weiß, es kam lang nichts, aber ich war erst zu faul, dann habe ich mich lieber ums schreiben gekümmert, dann ach, ich weiß auch nicht xD

Auf jeden Fall kommt hier jetzt endlich mal wieder ein Kapitel :)
 

Danke an:
 

@Lucel: Danke, danke! Ich mochte das Kapitel selbst ganz doll x3
 

@Seika-chan: Ja ne, der Karyu ist ein Herzchen ^w^~
 

@Toffelchan: Danke x3 Aber ja, wie du es so schön formulierst: Sie werden es auch ohne ihn hinbekommen, und das weiß/hofft er ja auch ;)
 

Bis bald!
 

~~**~~

45. - Drunter und drüber

45. - Drunter und drüber
 

Shinji probt fleißig
 

„Uuuuund…Stopp! Super, macht Mittagspause, Leute.“, rief Satoru und ging sich eine Wasserflasche holen. Zufrieden seufzend stellte ich meinen Bass weg und setzte mich noch einmal für einen Moment. Nabu und Love hingegen eilten davon. Grinsend konnte ich mir denken, dass deren Weg sofort in die Cafeteria ging. Sie hatten Sato schon vorhin in den Ohren gelegen, wie hungrig sie seien, doch unser kleiner Sklaventreiber hatte nicht auf sie gehört.

„Hast du keinen Hunger?“, sprach mich Satoru auch schon an. Fragend blickte ich zu ihm auf, ehe ich nach der Wasserflasche griff, die er mir reichte. Nach einem Schluck schüttelte ich den Kopf.

„Ich hab schon Hunger…aber nicht so schlimm wie die beiden, denk ich mal. Außerdem ist der Saal um die Zeit immer so voll, ich geh dann in ein paar Minuten mal schauen.“

Verstehend nickte die Eule, dann deutete sie auf den Platz neben mich. „Darf ich?“

Verwirrt zuckte ich die Schultern. „Klar, mach doch.“

Er ließ sich neben mich fallen und atmete tief durch. Skeptisch betrachtete ich ihn. „Alles okay soweit..?“ Wir waren nicht mehr die engsten Freunde wie früher, aber ich hasste ihn auch nicht mehr. Es war alles irgendwann einer Gleichgültigkeit gewichen und so lange meine Lovelie glücklich war, bitte. Irgendwo hatte ich es schon akzeptiert. Das Leben ging eben weiter, egal ob man wollte oder nicht.
 

Satoru nickte leicht, ehe er sich die Stirn massierte. „Ja, schon…mir geht es nur nicht so gut. Das Wetter macht mir zu schaffen..“

„Kopfschmerzen?“, riet ich einfach mal.

„Ja, auch…mein Hals kratzt etwas, ich hab Angst, dass ich mich erkältet habe..“

„Naja dann…ruh dich eben mal aus nach der Probe.“ - Was wollte er sonst anderes von mir hören? Doch Satoru schien zufrieden und nickte leicht.

„Wird wohl das Beste sein. Du sag mal, wie geht es deinen Eltern?“

„Eh…gut..?“

„Wie lange ging die Hochzeit noch und wie war die Reise? Ich hab dich das noch gar nicht bisher gefragt.“

„Ehm, ach so…naja..ich glaub, Gäste waren bis morgens um fünf da. Dann hat Mapa auch die letzten rausgeworfen.“

„Was ehrlich? Wollte er nicht eigentlich bei Zeiten ins Bett?“

„Eigentlich schon. Aber deine Eltern und ein paar andere Kollegen blieben ja extrem lang…“

„Stimmt.“

„Aber glücklich über den Tag war er trotzdem. Dad auch. Sie haben sich alle beide über die ganzen Glückwünsche und Geschenke riesig gefreut.“

„Ach ja, Hizu hat gesagt, dass eine Dankeskarte mit Fotos ankam.“

„Ja, das verschicken sie jetzt nach und nach…oder übergeben es, je nachdem.“

„Es uns zuzuschicken wäre etwas sinnlos.“, lachte Satoru und lehnte sich zurück. „Wie war die Reise?“

„Schön. Mapa war glücklich, sich einige Städte anschauen zu können, die er sonst bei Touren nur kurz besuchen konnte. Und er konnte fotografieren ohne Ende. Dad gefiel das eine Onsen glaub ich sehr gut und die eine kleine Hafenstadt…“

„Schön zu hören, wenn es beiden gefallen hat.“

„Oh ja. Aber warum informierst du dich? Wollen Hizu und Tsu sich jetzt auch trauen?“

„Was?“, er musste wieder lachen, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, es hatte mich nur mal so interessiert. Die beiden und heiraten? Niemals. Also…ich glaub es zumindest nicht. Wenn, dann ohne große Feier. Das wäre nichts für die beiden.“

„Hmm…zu Hizu würde vielleicht eher einer Rockerhochzeit passen.“, schmunzelte ich.

„Oh ja, so ein kleines Chaos in Schwarz…würde seinen Geschmack sicher treffen. Auch wenn es mit seiner fröhlichen Art kaum zusammenpasst.“

„Tja, jeder hat eben andere Geschmäcker, egal, ob sie zu einem passen oder nicht..“, murmelte ich in Gedanken und leerte die Flasche in meinen Händen. Dann blickte ich ihn von der Seite hier an.

„Wie läuft es mit Lovelie?“

Eine Frage, deren Antwort ich eigentlich gar nicht wissen wollte. Und doch stellte ich sie höflichkeitshalber. Zu meiner Verwunderung zuckte Satoru die Schultern.

„Wir haben uns getrennt.“
 

Ich konnte nicht verhindern, völlig überrascht aufzuspringen. Dabei nahm ich die halbe Bank mit und stieß mich gewaltig am Knie, aber der Schmerz war gerade etwas nebensächlich. Ich starrte ihn einfach nur an, ehe mir ein heißeres „Waas?!“ entkam.

Sato nickte nur und trank ruhig weiter.

Weil er keine Anstalten machte zu reden, schüttelte ich fassungslos den Kopf. „Aber warum?“, sprach ich die Frage laut aus, die mir durch den Kopf schwirrte.

Er zuckte nur die Schultern. „Es…war besser so, glaub mir.“

Dass es besser so war, konnte ich für mich vielleicht feststellen, aber für die beiden? Hatte ich was verpasst? Oder eher was hatte ich verpasst? Was hatte ich nicht mitbekommen?

„Was ist passiert? Habt ihr euch gestritten?“

Nun zeigte das bisher so gefasste Gesicht Satos Ärger- aber eher über meine Frage-, bevor er abwinkte. „Quatsch. Wir haben uns einvernehmlich getrennt. Es hat eben nicht so gepasst. Aber wir sind weiter Freunde, wie bisher. Es ändert sich also nichts.“

„Ich dachte, sie wäre dein Typ?“

„Naja, da gibt es ja auch noch andere Dinge, die man bedenken sollte..“

„Hat es mit mir zu tun?“, entfuhr es mir auch schon. Lange blickte Satoru mich an, ehe er seufzend die Augen schloss. „Denkst du, die Welt dreht sich nur um dich, Shinji? Frag Lovelie doch selbst.“, damit erhob er sich auch schon und verließ den Proberaum. Eine Weile sah ich ihm nach, ehe ich nachdenklich auf meine Füße blickte. Das…musste ich erst einmal sacken lassen.

Meine Lovelie war wieder Single.

Sie hatten sich einvernehmlich getrennt…aber warum? Hatten sie gemerkt, dass sie doch nicht zusammen gepasst hatten? Oder was war der Grund?

Fakt war, dass ich Lovelie darauf ansprechen würde. Jedoch nicht jetzt im Speisesaal. Sondern, wenn ich mit ihr alleine war…nur wann? Am besten, ich passte sie irgendwann ab. Nach der Probe oder so.

Doch jetzt würde ich selbst etwas Essen gehen, denn mein Magen meldete sich lautstark zu Wort und verlangte nach Arbeit.
 

~*~
 

Die Mittagspause und die Probe danach musste ich ganz schön an mich halten. Ich wäre am liebsten sofort aufgesprungen und hätte Lovelie nach einer Erklärung gefragt. Aber ich wollte nicht unsensibel sein. Außerdem würde ich so sie oder Satoru vor allen anderen bloß stellen. Und auch, wenn ich immer noch nicht so gut auf Satoru zu sprechen war- das hatte er nicht verdient. Lovelie erst Recht nicht.

Und doch…der Tag zog sich wie Kaugummi. Das ein oder andere Mal war es, dass Satoru mir einen bösen Blick schenkte, weil ich unaufmerksam war und mich verspielte. Ich wusste nicht warum, aber er bekam das wunderbar professionell hin. Nie sah man ihm an, was er dachte, was er fühlte, was ihn bewegte. Und obwohl ich es mittlerweile langsam wissen müsste- es beeindruckte mich noch immer.

Zu gern würde ich jetzt seine Gedanken wissen. Hatte er Lovelie geliebt? Hatte er sie nur versucht zu benutzen, um mich eifersüchtig zu machen? Hatte sie da gar mit gemacht? Und hatten beide nun gemerkt, dass das bei mir nicht klappte? Oder hatten sie festgestellt, dass eine Katze und eine Eule einfach nicht zusammenpassen? Was zum Teufel war es!? Ich war neugierig, ja. Aber ich musste es wirklich wissen. Es betraf mich indirekt ja schon irgendwie.

Okay, gut. Katzen und Hamster passten auch nicht wirklich zusammen…aber vielleicht…arg. Dummerweise musste ich mir eingestehen, dass meine Gefühle für Lovelie nie abgenommen hatten. Nie. Ich liebte sie mehr denn je und wollte sie auch mehr denn je zurück.
 

Nach der Probe räumte ich meinen Bass in die Tasche und träumte dabei wieder so vor mich daher, dass ich beinah alles um mich herum vergaß. Erst als der Farbtopf mir „Tschüssi, Hamster! Bis übermorgen!“ zurief, schrak ich auf und blickte mich um. Nabu stand in der Tür und winkte noch, Satoru packte gerade seinen Rucksack und verschwand dann ebenfalls mit einem „Bye, Leute!“

Verwirrt sah ich mich um und stand auf. „Wo ist Lovelie?“

„Love? Sie ist schon los…sie hat doch schon Tschüss gesagt…“, meinte Nabu verwundert, da es wohl selbstverständlich für ihn schien. Ich hingegen riss die Augen auf, sprintete zur Tür und rannte los. Währenddessen rief ich Sato und Nabu noch ein gehetztes „Tschüss!“ entgegen und raste dann die Treppen runter. Unten angekommen sah ich gerade noch, wie Lovelie das Gebäude verließ.

„Lovelie!“, keuchte ich, doch sie hörte nichts. Kein Wunder, ich klang wie ein ertrinkender Putzlappen, da wäre ich an ihrer Stelle auch weiter gelaufen. So aber hieß es wieder rennen.

Hastig setzte ich ihr nach, sprang gerade noch aus dem Weg, als ein paar Männer mit Musikinstrumentkoffern aus einem Gang kamen. Eilig stieß ich die Tür auf und rannte ihr auch noch die restlichen hundert Meter nach.

Schließlich überholte ich sie und kam gut zwei Meter vor ihr japsend zum Stehen.
 

Entsetzt weitete Lovelie die Augen.

„Shinji..! Ach du liebe Güte! Ist alles in Ordnung? Wirst du von jemandem verfolgt?“

Keuchend schüttelte ich den Kopf und stemmte die Arme gegen die Beine, versuchte durchzuatmen.

„Oh je…“, unsicher legte sie mir eine Hand auf die Schulter, „Willst…du was trinken..?“

Ich nickte nur und griff dann hastig nach der Flasche, die sie mir reichte. Gierig nahm ich ein paar Schlucke und atmete ein paar Mal tief durch, bis es wieder ging. Lovelie lächelte sanft und steckte die Flasche wieder weg.

„Geht es wieder?“

„Ja…ein wenig, ja…Puh, ich hab zu lange keinen Sport mehr gemacht..“

„Du hast mir Angst gemacht..ich dachte, du bist auf der Flucht.“, kicherte sie verlegen, weshalb ich gleich den Kopf schüttelte. „Nein, nicht doch..!“

„Aber sonst..ist alles okay..?“

„Naja..ich..ich hab geträumt und dann warst du fast weg, deshalb bin ich dir nach und naja..“

„Oh, ach deshalb? Entschuldige..hätte ich gewusst, dass du mir nachrennst…“

„Schon okay. Du hast ja tschüss gesagt, ich hab’s halt nur nicht geschnallt.“

„Trotzdem, du Armer.“, sie musste lachen.

Ich grinste nur und kratzte mich am Kopf.

„Wolltest du mit mir heim laufen oder warum eigentlich?“

„Ja, das auch.“, ich lief langsam los und sah zu ihr, als sie aufholte. „Hast du noch ein wenig Zeit?“

„Bevor ich nach Hause muss? Kommt drauf an für was. Heute gibt es lecker Abendessen~“

„Naja, nur mal kurz, zum Reden.“

„Ach so. Klar. Worum geht’s?“

Ich bog mit ihr in die Abkürzung durch den Park ein und atmete tief durch, ehe ich stehen blieb.

„Satoru sagte, ihr habt Schluss gemacht.“
 

Lovelie stockte und blieb wie versteinert stehen, ehe sie den Blick senkte und sich auf die Unterlippe biss. Das war für mich irgendwie fast schon Antwort genug.

Trotzdem musste ich vorsichtig sein. Ich wollte nichts ansprechen, was sie verletzte.

„Also…stimmt es..?“

„Ja..“

„Warum? Ich meine ihr wirktet…glücklich.“, das letzte Wort kam mir unabsichtlich etwas angewidert über die Lippen.

„Es….hat einfach nicht so gepasst, Shinji.“

Seufzend verdrehte ich die Augen. „Weißt du, ich dachte, ihr redet mal mit mir. Ich weiß ja, was alles vorgefallen ist, immerhin war ich daran beteiligt. Und ich bereue einiges bis heute, einiges aber auch nicht, wie die Tatsache, mit dir Zusammen gewesen zu sein. Aber ich dachte trotz alledem sind wir schon noch Freunde…und jetzt? Jetzt tut ihr mich so abschieben. Ich erfahre nicht einmal mehr Gründe für euer Handeln! Mich würde es vielleicht ja auch mal interessieren!“, eigentlich redete ich mich immer mehr in Rage und um Kopf und Kragen, aber das war ja nun auch egal.

Lovelie jedoch blickte verwundert auf.
 

„Shinji…“ Ihr Blick ruhte auf mir. Auch noch, als ich langsam zu ihr aufsah. Seufzend drehte sie sich um, lief ein paar Schritte und ließ sich auf eine Bank fallen. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet. „Was willst du hören..?“

„Wie wäre es mit allem? So, dass ich es endlich auch einmal verstehe..? Warum du ihn…ja, genommen hast, obwohl du sagtest, du willst dich nicht dazwischen drängen?! Ich war dir so sauer Lovelie! Und jetzt, warum habt ihr euch getrennt..?“, langsam lief ich zu ihr und setzte mich neben sie. „Lovelie..ich bin vielleicht nicht der Hellste, aber ich möchte es doch einfach auch nur verstehen.“

„Also alles..?“

„Warum, ja…ich habe mit dir nie darüber gesprochen. Ich habe mich nicht getraut, weißt du..?“

„Ja, konnte ich mir fast denken…aber ich war sehr froh darüber. Das du nicht nachgefragt hast, mein ich.“

„Hm…ich hatte einfach Angst vor der Antwort…aber jetzt denke ich habe ich genug Abstand, um jede Antwort zu ertragen.“

„Hm..“

Sanft blickte ich sie an. „Magst du es mir nun erklären? Ich höre dir auch ruhig zu.“

Lovelie betrachtete mich lange, ehe sie leicht nickte. „Ja….ja. du hast ein darauf Recht, endlich die Wahrheit zu erfahren.“ Sie strich sich durch die Haare, ehe sie schief lächelnd und gedankenversunken nach vorn in den Park blickte.
 

„Als du mir von der Sache mit Satoru erzählt hast, fühlte ich mich schrecklich. Ich hab es nicht so gezeigt, aber in mir drin tat mir alles weh…weil ich es nie gedacht hätte. Weder von dir, noch von Satoru. Ich hatte in ihm keine Gefahr gesehen, oder überhaupt in jemand anderem. Vielleicht war ich etwas zu blind oder unbefangen was das betraf, ich weiß es nicht. Es tat einfach nur weh… ich habe gleichzeitig jedoch auch versucht dich, aber auch Satoru zu verstehen. Und nach deinen ganzen Erzählungen war ich mir wirklich mehr als nur unsicher.

Weißt du...ich hatte dich so schrecklich gern. Ich war so gern mit dir zusammen, hab mit dir jeden Moment genossen und jede Unternehmung genauso… doch nach deiner Beichte war ich mir nicht mehr so sicher, was ich für dich empfand. Ob es Liebe war..oder einfache Verliebtheit…oder einfach nur eine tiefe Freundschaft. Du konntest so locker ‚Ich liebe dich‘ zu mir sagen, doch ich war mir nicht so sicher…ich hatte es ja schon vorher nicht zu dir gesagt, weil ich mir erst ganz sicher werden wollte. Doch dann..ja, dann war ich vollkommen unsicher. Und deshalb habe ich das Ganze auch in dem Moment beendet, auch wenn es mir noch einmal sehr weh tat, vor allem auch, weil ich dich dann so leiden sah.

Ich habe mich dann erst einmal versucht, emotional von dir zu entfernen. Dich nur noch als guten Freund zu sehen. Es war schwer, aber ich war froh, dass Jewelie und die anderen mir da so beistanden.

Und dann…ja dann bin ich relativ schnell auf Satoru zugegangen. Ich wollte seine Sicht der Dinge hören. Weißt du..es hat ein wenig gedauert, ehe er sich mir geöffnet hat. Erst, als ich ihm sagte, wir hätten Schluss gemacht, wurde er offener. Ich glaube, er dachte damals, du hättest mich geschickt oder so.

Auf jeden Fall hat er mir dann seine Sicht der Dinge geschildert. Dass er es nicht mit Absicht getan hätte und seine Gefühle ihn übermannt hatten. Er war unglücklich so spät erkannt zu haben, was er eigentlich fühlte- und er hat sich sogar dafür geschämt. Seiner Meinung nach hatten die Kinder in der Schule damals Recht, die ihn gehänselt und beleidigt hatten. Sein Selbstwertgefühl war geradezu im Keller..!

Ich habe ihn versucht zu trösten und immer wieder beteuert, dass dem nicht so sei. Dass es egal sei, in wen man sich verliebe. Immerhin hatte er ja bisher angenommen, Mädchen zu mögen. Ich meinte, vielleicht war das ja immer noch so. Vielleicht mochte er dich ja nur zusätzlich noch.“

„Du wolltest ihm weiß machen, dass er bi und nicht schwul sei.“

„So in der Art. Ich mag diese Worte nicht sonderlich. Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, eine Frau zu lieben, Shinji. Aber ich glaube einfach, man verliebt sich in den Charakter eines Menschen, nicht in dessen Aussehen oder Geschlecht.

Also habe ich versucht, Satorus Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und er wurde wieder etwas fröhlicher.

Irgendwann kam er dann an und sprach mich darauf an. Er meinte, ich hatte ihm doch einmal gesagt, ob ich mir nicht sicher sei, ob ich dich nur freundschaftlich oder mehr gemocht hätte. Und dass er sich nicht sicher war, ob er überhaupt noch auf Mädchen stand. Ich bejahte und er machte mir ein Angebot: Ob wir nicht zusammen ausprobieren wollten, ob es so war. Indem wir eine Beziehung probierten. Er sagte, ich seie dir vom Charakter her sehr ähnlich und er würde gern ausprobieren, wie es mit einem Mädchen sei. Ob er das konnte oder nicht. Und ich könnte so herausfinden, ob es sich mit ihm so anfühlte wie mit dir, oder eben anders.

Dieses Angebot klang erst einmal seltsam, klar. Aber als ich darüber nachdachte, erschien es mir einleuchtend. Wir waren beide verunsichert und bevor wir uns ewig den Kopf darüber zerbrachen oder gar neue Beziehungen mit völlig unbekannten Menschen anfingen, warum nicht? Also stimmte ich Satoru zu. Und so kamen wir schließlich zusammen.

Am Anfang war es noch recht seltsam, ungewohnt. Bald jedoch war es schön mit ihm. Und auch er war wieder fröhlicher. Ich weiß, was ich zu dir gesagt habe damals. Aber seine Worte änderten alles, verstehst du? Nur…haben wir dich dadurch sehr vergessen und verletzt…dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen, Shinji. Es war dumm und ich schäme mich dafür. Aber ich bin auch nur ein Mensch, mache Fehler und bin auch mal unsicher…deswegen habe ich auch nie ein Gespräch dahingehend mit dir gesucht. Ich hatte Angst, mit dir zu reden, weil ich dachte, du hasst mich sowieso.“
 

Ich musterte ein paar Steine auf dem Weg, während ich ihr zugehört hatte. Dann nickte ich langsam. „Ich…wenn es so war, dann glaube ich, verstehe ich langsam…weißt du, ich dachte, ihr wollt mich eifersüchtig machen oder Satoru nutzt dich aus. Aber dich hassen? Nein. Ich war schrecklich wütend, aber Hass…ich glaube, dazu bin ich unfähig.“, ich grinste schief.

Sie lachte sanft. „Danke. Aber Sato mich ausnutzen? Nein. Ich kenne Satoru mittlerweile ganz gut…das hätte ich schon gemerkt, wenn er dich nur hätte eifersüchtig machen wollen. Er war wirklich verunsichert als er auf mich zukam, Shinji. Und dich eifersüchtig machen? Shin, ich war traurig, dass du und Sato das getan habt, ja…aber ich bin kein Mensch der Rache. Das war ich nie und werde es auch nie sein.“

„Du hast ein riesengroßes Herz, Kätzchen.“

„Ich weiß..aber ob das immer so gut ist…“

„Doch.“

„Wenn du meinst.“

„Hm…mein ich. Aber sag…warum habt ihr…warum habt ihr miteinander..?“

„Geschlafen?“

„Also stimmt es..?“

„Naja, was willst du hören?“

„Also habt ihr….“

„Entschuldige…Ja, haben wir…wie gesagt, wir wollten ausprobieren, wie es miteinander ist. Da gehörte auch das dazu. Ich war ja auch irgendwie neugierig und Satoru war schon süß, weil er sich sorgte, ob er überhaupt einen bei einer Frau…naja.“, sie musste lachen, was das Ganze für mich irgendwie absurd werden ließ. Ich seufzte nur und senkte den Blick.

„Es ist seltsam…für mich warst du immer..die Unschuld in Person..“

Nun begann sie erst recht zu loszulachen. „Ach Shinji. Wolltest du etwa, dass das bis in alle Ewigkeit so bleibt? Dann würde ich ja niemals Kinder bekommen können.“

„Was? Nein, natürlich nicht…aber naja…ich ehm…“

„Du wärst gern an Satorus Stelle gewesen.“, entkam es ihr, ohne mit der Wimper zu zucken.

Ich wurde rot, nickte dann aber, ehe ich wieder ernster wurde. „Warum ist das zwischen euch zu Ende gegangen..? Hat er gemerkt, dass er doch schwul ist..?“

„Nein…“, sie senkte verlegen den Blick. „Es lag an mir.“
 

Blinzelnd betrachtete ich sie. „Wie…jetzt..?“ Ich verstand gerade nicht wirklich.

„Ich…also ich habe festgestellt, dass es mit Satoru anders war, wie mit dir. Er ist ein wundervoller Mensch, aber gänzlich anders als du und…ja…ich habe angefangen, mich nach dir zu sehnen…ich habe dich mir zurückgewünscht.“
 

Fragend blickte ich in ihr hübsches Gesicht, dann erstarrte ich zu Stein, fast so, als wäre Medusa persönlich gerade an mir vorbeigelaufen. Es dauerte etwas, bis mir wieder Worte über die Lippen kamen- zugegeben, sie waren nicht wirklich sinnvoll.

„Lovelie…ich…du…das….eh….ahm…uh…“

Sie musste kichern und rutschte zu mir, blickte mir in die Augen. „Ich-du-was?~“

„Du…“, ich schluckte, „Du stehst doch auf mich…?“

Sie neigte nachdenklich den Kopf und lächelte dann schüchtern. „Weißt du…ich habe mit Satoru erst gemerkt, was ich an dir hatte. Und ich habe das gemerkt, was du schon eher festgestellt hast. Ich habe mich wirklich in dich verliebt… Dann habe ich das Satoru gesagt und er hat es verstanden. Er war es, der meinte, wir sollten lieber Schluss machen. Und dass ich es mit dir noch einmal versuchen sollte.“

„Das hat er gesagt..?“, entkam es mir verdattert, doch sie nickte.

„Ja, hat er…er meinte, er verzichtet. Ich habe zwar immer noch Angst um ihn, aber er meinte, es ist okay so. Mehr kann ich scheinbar auch nicht mehr tun, wenn er mich so abspeist…“

„Ja aber…du…du bist wirklich in mich…?“, ging ich fröhlich auf die Worte ein, die sie zuvor genannt hatte. Süß begann sie zu kichern und nickte.

„Ich liebe dich, Shinji.“
 

Das war’s.

In mir kochte alles über und explodierte in einem gigantischen Hamsterfeuerwerk. Freudejauchzend sprang ich in die Luft und ballte freudig die Fäuste. „Sie liebt mich, sie liebt mich, SIE LIEBT MICH!“, schrie ich so laut, dass ein paar Vögel von den umstehenden Bäumen flüchteten. Ich hüpfte im Kreis, bis ich über meine eigenen Füße stolperte und zu Boden krachte. Meine Wut, die ich die Zeit über gehegt hatte, verpuffte damit völlig. Ich wollte nicht nachtragend sein, schon gar nicht erst nach solchen Worten.

Lovelie entkam ein erschrockener Laut, ehe sie sich vorsichtig über mich beugte, mich neugierig betrachte und schließlich anfing zu lachen.

„Du bist so ein Chaot!“, giggelte sie und zog mich wieder auf die Beine.

Ich zuckte nur die Schultern, rieb mir kurz den Hinterkopf und klopfte dann meine Sachen sauber.

„Solange ich dein…Chaot sein kann…?“, fragte ich schließlich leise, ein wenig verlegen.

Lovelie trat zu mir und legte mir eine Hand an die Wange.

„Was sollte dich davon abhalten?“

„Die Angst, wieder etwas falsch zu machen..?“

„Meinst du, da gibt es noch etwas falsch zu machen?“

„Ich weiß es ja nicht…Ich habe nur Angst..“

„Aus deinem Motorradunfall hast du doch auch gelernt.“

„Ja naja…“

„Nicht naja. Shinji, ich glaube, wir beide sind in der Zeit jetzt etwas erwachsener geworden, in vielerlei Hinsicht. Und diesmal ist es anders als damals…dieses Mal weiß ich schon, was ich für dich empfinde.“

„Das…ist schön.“, entkam es mir ein wenig sprachlos.

Sie kicherte nur wieder niedlich und schlang die Arme um mich, bevor ich einen wundervollen Kuss bekam. Zufrieden seufzend erwiderte ich ihn.

Erst nach einer Weile löste ich diesen und blickte sie sanft an.

„Ich muss dir dennoch noch etwas gestehen..“

„Und das wäre?“

„Ich bin auch keine Jungfrau mehr.“

„Das ist mir nach der Sache mit Sato schon klar, Shinjilein~“

„Nein, ich meine…ich hatte was mit einem Mädchen…“

Nun weitete sie dann doch die Augen. „Du hattest in der Zeit eine Freundin?“

„Nein. Ich war wie du und Sato und wollte ausprobieren. Ich und Chi hatten mehrmals Sex. Sie wollte keinen Typen beim ersten Mal haben, der wieder verschwindet und ich war neugierig und suchte Trost…doch wir haben seit kurz vor Mapas Hochzeit nicht mehr..Sei nicht sauer, bitte.“

„Warum sollte ich?“, sie lächelte nur und strich mir über die Wange. „Du warst da nicht mit mir zusammen, es ist okay. Und solange ihr es jetzt nicht mehr macht…“

„Nein, wird nicht passieren. Wir haben geschworen, sobald jemand in eine Beziehung kommt, endet diese Art Verbindung zwischen uns. Dann sind wir einfach nur noch wahnsinnig gute Freunde.“

„Dann ist doch alles in Ordnung, oder?“

„Ich denke schon.“

„Gut, dann gilt nur noch eins zu klären: Willst du heute mit bei uns zu Abend essen?~ Daddy ist da, er freut sich sicher über dich, genauso wie Mama.“
 


 

~~**~~
 


 

*lach* jetzt bin ich ja mal auf eure Meinungen gespannt..

Vielen Dank an meine fleißigen Reviewer:
 

@Lucel: Das mit dem Nachnamen...das war mein geheimer Wunsch x'D Ich fand Michio Matsumura vom Klang her so gut...
 

@Seika-chan: Wenn Zero nicht panisch ist, ist er krank^^! (so erklär ich mir das zumindest gerade xD)
 

@Toffelchan: Dann freut dich dieses Kapitel vielleicht auch? :3
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

46. - Endlichkeit

46. - Endlichkeit
 

Shinji ist endlich wieder glücklich
 

Ich konnte nicht annähernd in Worte fassen, wie glücklich ich seit jenem Abend war. Als wir Hand in Hand bei ihr daheim vor der Tür standen und Mel und Miya uns öffneten, war es für mich wie als käme ich nach Hause. Als wäre ich endlich da. Endlich angekommen nach einer langen Reise.

Als ich mit ihnen, Jewelie und Masuyo, die ein wenig überrascht schienen, am Tisch saß und aß, wünschte ich mir, es würde für immer so bleiben. Ich hoffte wirklich sehnlichst, es würde sich nicht wieder ändern. Und wir hätten dazugelernt seit dem letzten Mal- ich wollte nie wieder von Love getrennt sein, egal wie. Würde das hier wieder scheitern, wüsste ich nicht, ob ich das noch einmal aushalten würde und könnte. Aber auch, wenn ich ihr sauer gewesen war- ich wollte Love immer wieder zurück haben.
 

Spontan entschieden Love und ich, dass ich bei ihr übernachten würde. Es gab ja sowieso niemanden, der auf mich zuhause warten müsste. Das war wieder das positive an einem eigenem Haus: Ich konnte kommen und gehen wie ich wollte, ohne das Mapa sich Gedanken darüber machte.

Trotzdem würde ich ihm bald diese erfreuliche Nachricht übermitteln. Auch, wenn er mich dann vielleicht hassen würde. Oder auch nicht. Aber er würde sicher seine Zickenhörner ausfahren und herummeckern. Das tat er doch gern..und dann würde irgend so etwas wie ‚Pah, Jugend!‘, ‚Du musst ja wissen, was du tust‘ oder ‚komm dann aber nicht wieder angeheult, wenn es nochmal in die Hose geht‘ kommen, da war ich mir sicher. Egal, denn dann würde ich Dad anschauen, und der würde grinsen, so wie ich ihn kannte.
 

Lovelie gab mir eine Ersatzzahnbürste und ich bekam ein paar Sachen von ihr- es waren noch welche von mir da, die ich irgendwie nie abgeholt hatte. Auch wenn wir auseinander gewesen waren als Paar- als Band hatten wir manchmal alle vier zusammen bei ihr oder mir übernachtet, weil da einfach viel Platz war. Deshalb hatte ich die Sachen gelassen, wo sie waren.

Als ich neben Lovelie ins Bett stieg, fühlte ich es in meinem ganzen Körper seltsam kribbeln. Ich hatte sie gefragt, ob ich den Futon nehmen sollte, doch sie hatte lachend abgewinkt. Sie sei ‚männliche Gesellschaft im Bett durchaus gewöhnt‘. Darauf verzog ich nur das Gesicht, doch sie meinte, dass sie das erstens durch Masuyo früher und dann eben Satoru gewohnt sei. Außerdem hätte ich doch bei ihr auch schon im Bett geschlafen. Brummelnd bemerkte ich nur, dass sie den Namen Satoru nicht wieder in Bezug auf so etwas erwähnen sollte. Ich wollte nicht wissen, was sich womöglich alles in dem Bett, in dem ich gerade lag, abgespielt hatte. Das wollte ich einfach nicht wissen…es reichte wenn ich wusste, was in meinem Bett damals geschehen war..!
 

Lovelie wünschte mir irgendwann eine Gute Nacht und ich erwiderte es. Lange noch hielt ich sie im Arm, während sie langsam einschlief. Ich streichelte sie und war einfach nur glücklich über den Nachmittag und Abend. Noch jetzt konnte ich nicht glauben, wie sich das Blatt um 100% gewendet hatte. Ich hatte mich fast schon abgefunden gehabt, und dann war Satoru gekommen. Und dann Lovelie. Und ehe ich mich versah, hatte ich wieder eine Beziehung. Eine Beziehung mit dem einzigen Mädchen, was ich je geliebt hatte.

Meine Gedanken wanderten zu Satoru. Ich versuchte zu verstehen, wie er dachte. Was er sich gedacht hatte. Einen Teil seiner Handlungen konnte ich dank Lovelie jetzt nachvollziehen. Aber nicht alles…und ob ich das je tun würde, stand wohl in den Sternen. Er würde mir sicher nicht freiwillig auf die Nase binden, warum er wieso in der Vergangenheit gehandelt hatte. Was mich beschäftigte war, ob er sich denken konnte, dass ich nun wieder mit Lovelie zusammenkommen könnte- okay, das wir es schon waren, wusste er ja noch nicht. Er kannte ja nur Lovelies Aussage…die ja gemeint hatte, sie beende die Beziehung zu ihm, weil sie gemerkt hat, dass sie mich liebt. Und laut ihr hat er das auch eingesehen…nur hoffte ich, er war jetzt weder ihr, noch mir sauer?! Ich wusste nicht, wie er reagieren würde. Ich wusste ja nicht einmal, ob er mich noch…naja…liebte. Ich konnte das bis heute noch nicht nachvollziehen. Und ich hoffte für ihn, er würde sich in jemand anderes verlieben, damit wir wieder Freunde wurden. Weil ich gehörte mit ganzen Herzen zu Lovelie.

Hätte ich sie nie getroffen… dann wäre es vielleicht anders gekommen. Ja wer weiß, vielleicht wäre ich dann ja schwul geworden? Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nicht, ob Männer mich normalerweise interessiert hätten. Gut, der Sex war nicht schlecht gewesen, dass musste ich mir eingestehen. Aber sonst…ich hatte nie darüber nachgedacht, wie es wäre, einen Mann zu lieben. Und ich wollte auch nicht herausfinden, wie es war. Ich hatte Lovelie, der ich dieses Mal um alles auf der Welt treu bleiben wollte und auch würde.
 

~*~
 

Gleich zum nächsten Bandtreffen entschied Lovelie, dass sie Nabu und Satoru von unserer Beziehung erzählen würde. Ich stimmte ihr zu. Sie hatte Recht, wenn man es ewig hinausschob, war das sicher auch nicht gut.

Also taten wir es.
 

Nabu war sichtlich verwirrt. Kopfkratzend blickte er uns an. „Also du ehm…hast mit Lovelie Schluss gemacht, Satoru?“, er bekam ein Nicken, „Und dann…seid ihr zwei…jetzt wieder zusammen…?“

Auch wir nickten. Er hingegen schüttelte den Kopf.

„Muss ich das verstehen, Leute?“

„Müssen nicht. Nur akzeptieren.“

Seufzend stand Nabu auf und zuckte die Schultern.

„Ihr wisst, wie sehr ich euch alle drei lieb hab. Ihr könnt von mir aus machen, was ihr wollt, was euer Liebesleben betrifft. Von mir aus könnt ihr diverse Fetische haben, einer von euch könnte ne Domina sein oder einer ein Sklave oder was für Quatsch es da sonst noch so gibt…“, Nabu sorgte dafür, dass ich beim Gedanken daran dezent rot wurde, „…Das ist mir echt scheiß egal, was ihr da so treibt und wer da mit wem…aber bitte…bitte, BITTE versprecht mir, das steht nie zwischen uns allen und der Band an sich. Ich liebe die Band und ich möchte mit ihr Geld verdienen. Ich habe nie zuvor so tolerante, wundervolle und gleichzeitig auch irre Menschen auf einem Haufen erlebt. Deshalb versprecht mir bitte, dass es so bleibt.“

„Ach Nabu..“, Lovelie erhob sich ebenfalls und blickte unseren Farbtopf gerührt an.

Mein Blick ruhte auf Nabu, bevor ich nickte. „Ich verspreche dir nach wie vor, die Band hat oberste Priorität. Satoru..?“ Ich blickte unsicher zu unserem Sänger. „Was…ist mit dir? Fühlst du dich durch meine und Lovelies Beziehung in irgendeiner Weise gestört oder…?“

„Ich habe schon Lovelie gesagt, dass es für mich okay ist. Die Band geht vor und so lange ihr euch nach wie vor dafür begeistern könnt, kann ich das auch. Ich wusste ja, dass es so kommen würde und es ist okay.“

„Wirklich..?“

„Jahaa, wie oft denn noch?“, das erste Mal seit langem sah ich ihn schmunzeln. Ich erwiderte es schief. Insgeheim ging mir einiges durch den Kopf, doch ich traute mich nicht, nach seinen Gefühlen zu fragen. Ob er Lovelie heimlich liebte, oder gar mich noch. Wenn, dann versteckte er es wie immer gut.

„Ach kommt her, ihr schrägen Hühner!“, Nabu breitete seine Arme aus und hatte sofort Lovelie an sich hängen. Ich tat es ihr gleich und rutschte mit in die Umarmung, bevor auch Satoru sich dazu gesellte und wir uns alle vier kräftig drückten.
 

„Auf ein langes Leben für [un]chang:ed!“

„Auf uns!“
 

~*~
 

„Du sag mal, hast du heute schon was vor, Süßer?~“

Was ich in dem Moment jedoch viel süßer fand als mich, war das fragend schauende Gesicht, das sich in mein Blickfeld schob- Lovelie.

„Wieso?“, fragte ich schmunzelnd und legte ihr eine Hand unter das Kinn.

Sie grinste nur und drehte sich weg, tänzelte ein paar Meter voraus und blieb dann stehen. „Nur so. Ich dachte, du hast heute vielleicht nichts zu tun.“

„So wie du fragst, klingt es, als hättest du nichts zu tun.“

„Pah!“, entrüstete sie sich erst, ließ dann aber die Schultern hängen. „Okay, ertappt.“

„Keiner da bei dir?“

„Nope. Dad ist arbeiten, Jewelie ist bei Freunden, genauso wie Masuyo und Mama. Und meine Freundinnen haben alle keine Zeit für mich..! Deshalb bin ich gerade so verzweifelt, dass ich sogar meinen Freund frage..~“

„Oho, das war fies“, lachte ich und rannte zu ihr, bevor sie auch schon kreischend, jedoch auch lachend die Flucht ergriff. Ich war jedoch schneller und legte ihr sanft einen Arm um, zog sie an mich. „Na gut, sagen wir mal, dein sonst so viiiiel beschäftigter Freund hätte Zeit…“

„Erwartest du eine Gegenleistung, du alter Schelm?“

„Hm…vielleicht?“

„Und die wäre?“

„Lass mich überlegen…~“, nachdenklich neigte ich den Kopf, während Love die Wangen aufplusterte. „Shihiin! Sag schon!“

„Hm…eine Rückenmassage von dir? Und dann ganz viel Kuscheleinheiten~“

„Du alter Kuschelhamster!“

„Ey! War das nun ein ja?“

Sie musste lachen, zuckte dann jedoch die Schultern und küsste meine Wange.

„Sieht so aus, ne?“

„Gut…soll ich bei dir übernachten?“

„Ich bestehe darauf.“

„Dann sollte ich vielleicht noch einmal nach Hause, Zeug holen.“

„Ich habe alles da, was du brauchst. Und selbst wenn nichts mehr da ist, bekommst du einfach Sachen von Dad.“

„Die sind aber nicht pink, oder..?“

„Könnte sein, ja. Vielleicht auch nur quietschend bunt.“

Ich blickte sie geschockt an, weshalb sie zu lachen begann. „Glaub mir doch nicht alles, du Nuss.“

„Ich bin ein Hamster! Kein Eichhörnchen.“

„Fressen nicht auch Hamster Nüsse?“

„Kann sein…ach, ich muss mir eben doch mal einen kaufen.“

„Das hatte ich schon irgendwann vor.“

„Gut, dann hol ich mir ein Mädchen und du dir einen Jungen.“

„Nein, du musst dir ja schon eine Katze holen!“

„Was? Ne…Mapa hat schon genug Katzen, da brauch ich nicht auch noch-“

„Na eben! Sind die Jungtiere schon da?“

„Bald.“

„Habt ihr dann welche übrig? Jewelie hätte gern eine.“

„Klar, wenn sie alle gesund zur Welt kommen…Müsst ihr dann eben mal vorbei schauen. Weil Chi wollte sich auch eine aussuchen.“

„Wie geht es deiner Cousine eigentlich?“

„Gut, wie immer“, lächelnd schlugen wir den Weg in ihre Straße ein. Es war schön, mit ihr nach einer Probe nach Hause zu laufen, vor allem, wenn einer von uns noch mit beim Anderen blieb. In Gedanken überlegte ich gerade, ob die Waschmaschine bei mir noch an war. Aber darum würde sich Satoru sicher kümmern. Wir waren uns zwar immer noch nicht so nah wie früher, aber es ging. Wir redeten wieder etwas mehr miteinander. Ich und Love waren jetzt ca. 1 Woche zusammen und bisher lief alles ganz gut.
 

„Shin. Träum nicht, komm rein!“, wurde ich wach gerüttelt, als wir vor Lovelies Haus standen. Fragend blickte ich zu ihr, da sie gerade die Haustür aufschob. Langsam nickte ich schließlich. „Ja okay…ich komme!“

Eilig lief ich ihr nach, schlüpfte aus den Schuhen und sah mich lächelnd um. „Melodie hat das Haus umdekoriert…“

„Ja, schön, nicht wahr? Mama macht das immer mal gern. Besonders wie jetzt, wenn ein Jahreszeitenwechsel ansteht.“

„Schön…ach, sie kann mal bei mir vorbei schauen und mein Haus dekorieren..“

Lachend ging Love in die Küche. „Wenn du willst, kann ich ja mal vorbei kommen. Ich bin nicht so gut wie Mama, aber ich kann es ja mal probieren.“

„Das wäre gar nicht mal so eine schlechte Idee..“, überlegte ich laut und nickte. „Warum nicht?“

„Gut, dann machen wir das mal. Möchtest du auch Tee? Kaffee? Wasser? Cola?“

„Hm…lieber nur Wasser, danke.“

„Okay, hier, bitte…ach übrigens, hast du schon den neuen Text von Satoru gelesen, den er uns gegeben hat?“

„Ja, der ist gut“, ich setzte mich mit meinem Glas an den Tisch, „Kato meinte, daraus könnte man eine neue Single machen.“

„Hmm, stimmt. Mir gefällt auch die Melodie von Nabu sehr…meinst du, man kann das zusammenmixen oder passt das nicht?“

„Dazu müsste ich mir Nabus noch einmal anschauen…aber ich glaube mich dunkel zu erinnern, dass ich es gut fand.“

„Mach das. Sag, bist du schon aufgeregt?“

„Vor was?“

„Vor dem Interview nächstes Wochenende! Und dann haben wir ja noch den Auftritt in der Fernsehshow!“

„Ach…langsam gewöhnt man sich fast daran, oder?“

„Ja…es ist nur anstrengend, neben Schule nachmittags dann noch zu sowas oder am Wochenende dahin zu hasten.“

„Dafür haben wir ja dieses Wochenende außer den Bandproben Ruhe und Zeit für uns.“

„Stimmt.“

„Nicht mal mehr ganz ein Jahr, dann wirst du mit deiner Oberstufe fertig. Was sagst du dazu?“

„Ich…freu mich. Dann kann ich mich mehr auf die Band konzentrieren, das wird toll~ Und ihr…seid ja auch bald fertig?“

„Mit der Uni? Ja...Kato meinte, wir müssen darüber sowieso noch einmal reden. Wenn es soweit ist, wird die Band eine Pause einlegen. Da es sich mit deinem überschneidet, ist das ganz gut.“

„Aber da müssen wir ja lange Pause machen..“

„Ja, aber dafür können wir uns auf die Prüfungen konzentrieren.“

„Klingt doof…aber wird wohl besser so sein, wenn sogar Kato dass so sieht.“

„Denke ich auch. Ich vertrau ihm da.“

„Ja, ich ihm auch…aber sag mal, wollte da eigentlich nicht jemand von mir eine Rückenmassage?~“, grinsend setzte sie sich vor mich auf den Tisch und blitzte mich frech an. Eilig schob ich mein Trinkglas weg und nickte. „Gern? Soll ich so sitzen bleiben?~“

„Nein, lass uns auf die Couch gehen, da kannst du dich hinlegen.“

„Okay!“, sofort sprang ich auf und eilte los, während Love hinter mir nur laut lachte.
 

~*~
 

Lovelie verfrachtete mich, nachdem sie mir mein T-Shirt gemopst hatte, auf die Couch und setzte sich kurzerhand einfach auf meinen Po. Das störte mich jedoch nicht, so leicht und zart, wie sie eigentlich war.

„Sag Bescheid, wenn ich dir irgendwie weh tu oder so..“, murmelte sie und schwieg dann.

Ich nickte nur leicht, schloss die Augen und begann, mich nur auf ihre Hände zu konzentrieren. Immer mehr und mehr ließ ich mich fallen und genoss ihre sanften Berührungen. Auch, als sie ab und an fester zupackte und leise meinte „Du bist ganz schön verspannt…“

„Stress…der letzten Monate…“, murmelte ich nur und genoss wieder still. Jedoch stoppte Mi-chan kurz und flüsterte „Tut mir leid..“, ehe sie fortfuhr. Blinzelnd neigte ich den Kopf zu ihr. „Quatsch, du kannst doch nichts dafür.“

„Ja aber-“

„Du warst verunsichert. Wäre ich auch gewesen. Also mach dir keine Gedanken mehr, geschehen ist geschehen.“

Lovelie schwieg, dann nickte sie. „Okay.“

Ich lächelte und schloss erneut die Augen. Ihre Berührungen wurden nun langsam wieder intensiver. Es fühlte sich gut an und ich konnte mir ein leises Keuchen nicht verkneifen.

Dann irgendwann endeten ihre Berührungen.
 

Ich wollte mich schon aufrichten, weil ich dachte, sie sei fertig, als ich ihre Lippen in meinem Nacken spürte. Erschauernd blieb ich liegen und fühlte, wie sie sich über meinen Rücken küsste und ihre Hände über meine Seiten streichelten. Mir lief ein wohliger Schauer nach dem anderen durch den Körper, und doch richtete ich mich leicht auf.

„Lovelie..? Hör lieber auf..“

„Wieso? Gefällt es dir nicht?“

„Doch…genau das ist gerade das Problem..“

Sie betrachtete mich blinzelnd, ehe sie breit zu grinsen begann- oh je, dass hatte sie von ihrem Vater. Der hatte seine Frau manchmal auch so seltsam angeschaut.

„Sehr schön.“, meinte sie nur und machte einfach weiter.

„Du…weißt…was ich meinte..?“, brachte ich zwischen ein paar Keuchern hervor und kniff die Augen zusammen. Lovelie strahlte nur.

„Hmm~“

„Du machst das gerade mit Absicht.“

„Kann schon sein. Hast du Lust..?“

Fragend blickte ich mich zu ihr um. „Du willst..?“

Sie beugte sich vor und strich mir über die Wange, ehe sie sanft in mein Ohrläppchen biss. „Ich weiß, dass du mich schon lange willst…“, flüsterte sie leise hinein, sodass ich nur noch stärker erschauerte und schlucken musste. „Warum kommst du nicht mit in mein Zimmer..? Ich mag die Couch nicht wirklich…“

Noch ehe ich hätte antworten können, sprang Love auf und streckte mir kichernd eine ihrer zarten Hände hin. Wie in Trance griff ich danach und folgte ihr die Treppen hinauf.
 

In ihrem Zimmer angekommen, schloss sie hinter mir die Tür und begann mich temperamentvoll zu küssen. Keuchend und etwas überrascht erwiderte ich den Kuss, ehe ich die Augen schloss. Erst nach einer Weile löste ich schmunzelnd meine Lippen von ihren. „Du bist ganz schön stürmisch geworden..“, flüsterte ich leise und küsste ihre Halsbeuge.

„Das war schon immer da. Es musste nur erst erwachen..~“, grinste sie und strich mir den Rücken auf und ab. „Bedenke, wen ich zum Vater habe. Da dürfte dir klar sein, woher so ein Temperament stammt.“

„Allerdings“, schmunzelte ich und ließ mich von ihr zum Bett dirigieren. „Jedoch will ich trotzdem nur mit dir…nicht mit deinem Dad…“

Sie musste lachen, weshalb wir zusammen aufs Bett fielen.

„Glaub mir, den gäbe Ma dir auch sicher nicht~“

„Dann sind wir uns wohl alle einig“, meinte ich und küsste sie erneut.

„Oh ja…“, Lovelie begann an meiner Unterlippe zu saugen und seufzte wohlig, ehe sie meine Hände auf ihr Oberteil legte. „Komm, zeig mir, das auch in Hamstern ein Raubtier steckt.“

„Das es das in Eulen tut, wissen wir ja mittlerweile…“, murmelte ich eher zu mir selbst, doch Love hörte es. „Oh ja, das tut es. Aber trotzdem…ich denke, mit dir ist es anders und das macht mich nervös…“, schüchtern lächelte sie, als ich ihr das Shirt auszog. „Ach was“, meinte ich nur, „Mir geht es genauso. Mit Chi war es auch ganz anders…ich mag sie, aber…naja…“

„Du liebst sie nicht wie mich?“

„Genau.“

Love nickte, ehe sie mir durch die Haare kraulte. „Lass es uns langsam angehen. Ich hab mir das schon so lange gewünscht, Shinji.“

Ich wurde rot, ehe ich leise seufzte. „Ich bin aber nicht wie Sato.“

„Das weiß ich doch…“, flüsterte sie und strich mir über die Wange, suchte meinen Blick. „Mir war von Anfang an klar, dass es mit dir wieder anders ist, wie mit ihm. Und ich bin ja auch noch einmal anders als wie Chiyoko.“

„Trotzdem…wäre ich gerne an seiner Stelle gewesen…“

„Bin ich dir etwa nicht gut genug…? Nur, weil ich schon mit Satoru Sex hatte..?“, sie wirkte plötzlich unsicher, verletzlich. Erschrocken blickte ich sie an und schüttelte den Kopf.

„Niemals! Es ist nur…“

„Du brauchst keine Angst haben, Shinji. Wirklich nicht.“

„Hmm..“

„Komm, es war doch nur Sex!“, sie lachte leise, „Das waren Erfahrungen auf einem neuem Gebiet. Das ist wie Fahrrad fahren lernen. Dieses berühmte erste Mal..ist es euch allen so wichtig? Ich fand es nicht schön.“

Verwundert blickte ich sie an. „Ach nein..?“

„Nein…es tat weh…“, murmelte sie und strich sich durch die Haare, ehe sie mich wieder anlächelte. „Von daher kannst du Satoru froh sein…stell dir einfach vor, er hat mich auf dich vorbereitet~ Immerhin hätte ich dich auch ohne Chi nicht jungfräulich erhalten.“

„Naja irgendwie schon…Satoru war ja…aktiver als..ich..“

Love blinzelte, ehe sie grinsen musste. „Wie süß! Aber hey, ist es immer noch so schlimm für dich?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, du hast Recht..ich hab das zu verbissen gesehen, tut mir leid.“

„Ach quatsch. Vergessen wir das drum herum einfach und konzentrieren uns jetzt auf uns.“

„Ich liebe dich, Lovelie“, flüsterte ich und drängte sie sanft in die Kissen.

„Ich dich auch“, erwiderte sie sanft. Ich lächelte nur und begann nun geradezu feierlich, ihren Körper zu erkunden.
 

~*~
 

Spät abends lag ich schließlich mit Lovelie im Arm in ihrem Bett und blickte lächelnd zum Fenster hinaus in den Sternenhimmel. Es war ein schönes Gefühl, wie ihr warmer Körper sich an mich schmiegte. Ewig hatte ich mich danach gesehnt und endlich hatte ich es geschafft. Lächelnd streichelte ich ihr durch die Haare und drückte sie sanft fester an mich. Der Abend war wunderschön gewesen und meine Ängste und Sorgen waren unbegründet gewesen. Für mich hatte es sich angefühlt wie ein erstes Mal. Wir hatten uns gemeinsam besser kennen gelernt und uns gegenseitig Freude bereitet. Natürlich machte es Spaß, aber mir ging es dieses Mal um mehr. Um diese seelische Nähe, die ich so sehnsüchtig gesucht hatte. Ich glaubte, sie nun endlich gefunden zu haben.
 

„Lovelie? Schläfst du schon?“

Überrascht sah ich auf, als ihre Zimmertür aufgeschoben wurde. Fragend kniff ich die Augen zusammen. „Takamasa..?“

Er schien ebenfalls zu überlegen. „Sato..? Nein, Shinji, oder..?“

„Ja! Was machst du hier?“, flüsterte ich leise, und da ich meine Frage etwas unhöflich fand, fügte ich hinzu: „Lovelie meinte, du bist arbeiten.“

„War ich auch, bis jetzt, im Studio.“

„Ah, ach so. Sind die anderen auch da?“

„Nein, die übernachten ja bei Freunden.“

„Auch Mel?“

„Ja. Aber ich will nicht weiter stören. Schlaft gut, ihr Süßen.“, flüsterte er und ging mit einem Winken leise aus dem Zimmer. Ich nickte ihm zu und lehnte mich wieder zurück. Ach, diese Familie…ich liebte sie einfach, allesamt. Doch jetzt würde auch ich erst einmal meine Augen schließen und morgen friedlich neben dieser Schönheit von Gitarristin aufwachen.
 


 

~~**~~
 

Meine lieben Leser^^!

Das letzte Wochenende gab es hier kein Kapitel, weil es dafür eins bei FF.de gab^^! Einen Halloweenbonus: http://www.fanfiktion.de/s/4c850fc30000af3c06d00bb9/47

Ist was witziges für zwischendurch mit zeros typischem Humor, so viel sei verraten^^
 

Außerdem möchte ich euch auf meine neue GemeinschaftsFF aufmerksam machen, die gibt es auch nur bei FF.de:

http://www.fanfiktion.de/s/4ead4a570002142606d00bb9 ! Sie liegt uns Autoren beiden mittlerweile sehr am Herzen und ich finde, sie wird noch richtig, richtig gut!^^
 

Bis bald!
 

~~**~~

47. - Krank

47. - Krank
 

Shinji macht sich Gedanken
 

Ich war nun schon ca. 2 Wochen mit Lovelie wieder zusammen. Eine wundervolle Zeit, die sich auch auf die Band positiv auswirkte. Satoru war ruhig, lächelte aber ab und an- ich nahm es für mich schon als eine Art Erfolg. Es würde sicher noch lange brauchen, wenn überhaupt, dass wir wieder unzertrennlich wurden. Aber zumindest liefen die Auftritte und Interviews, sowie sonstige Termine, die anstanden, gut ab. Ab und an wurden wir dafür sogar für Schule, Uni, Arbeit frei gestellt, weil nicht alles auf’s Wochenende verlegt werden konnte. Entschuldigte Fehltage dann sozusagen. Es war schön, schier perfekt, bis zu der einen Bandprobe.
 

„Sagt mal…bin ich zu zeitig gewesen?“, Nabu schaute das garantiert fünfte Mal auf die Uhr, während Satoru den Kopf schüttelte. „Du warst pünktlich.“

„Aber wo bleibt denn Lovelie? Sie kommt immer vor mir, mit Shin.“

Alle Köpfe wanderten zu mir, doch ich konnte nur die Schultern zucken.

„Leute, ich hab sie angerufen, doch sie ging nicht ran. Und wenn das so ist, kommt sie für gewöhnlich allein, also keine Panik.“

„Ach so, gut“, meinte Nabu und wartete brav weiter.

Die Zeit verging und langsam war ich es, der unruhig zur Uhr blickte.

Gerade, als ich die anderen darauf ansprechen wollte, ging die Tür auf. Ich atmete schon erleichtert aus, stellte dann jedoch fest, dass es nicht Lovelie, sondern Kato war.

„Jungs, ihr könnt wieder gehen.“

„Was? Warum?!“

„Lovelie kommt nicht. Sie hat dich versucht anzurufen, Shinji, aber du bist nicht rangegangen. Und Satoru…“

„Mein Akku ist leer.“

„…Genau. Und bei Nabu hat sie es wohl auch probiert und..“

„Oh Mist, mein Handy liegt bei Keiko!“

„Damit wäre das auch geklärt. Wie dem auch sei, sie hat dann bei mir angerufen und gemeint, sie kann heute nicht proben kommen, weil unerwartet Familienbesuch bei ihr zuhause ist. Sie entschuldigt sich und du sollst dich dann einfach mal melden, Shinji.“

„Eh okay, danke Kato-san…“

Verwirrt blickte ich ihm nach und zog dann mein Handy heraus. „Komisch…hier steht nichts…“

„Ich hab dich letztens auch versucht anzurufen und nichts ging“, bemerkte Satoru, weshalb ich die Stirn runzelte. „Na toll. Das hatte ich neulich schon mit SMS, dass die nicht ankamen. Toll, werd ich mir wohl ein Neues kaufen müssen…“

„Wirst du wohl nicht drum herum kommen.“

„Na wenn das so ist…dann geh ich eben Keiko von Arbeit abholen. Bye, Jungs~“, Nabu grinste und verschwand dann schnell aus dem Raum.

„Hast du Hunger..?“, fragte Satoru mich stirnrunzelnd, ich zuckte nur hilflos die Schultern.

„Mal schauen…“

„Gut, dann holen wir uns jetzt einfach im Konbini um die Ecke was.“

„Geht klar“, ich packte meinen Basskoffer, warf ihn mir über die Schulter und folgte ihm in aller Ruhe.
 

~*~
 

Die darauffolgende Woche war langweilig. Lovelie schrieb mir Mails und SMS -die auch mal ankamen, wow!-, jedoch fanden wir durch Uni und sonst kaum Zeit füreinander. Sie meinte, sie wäre mit an der Planung des Schulfestes beteiligt. Und sonst traf sie auch mal wieder gern ihre Freundinnen. Ich nahm es großzügig so hin. Immerhin hatte sie sonst immer ihre freie Zeit mit mir verbracht und ihre Freunde vernachlässigt. So konnte ich Freizeit mit Nabu oder manchmal auch Sato, und auch meinen Eltern verbringen, wenn die denn mal Zeit hatten.
 

Als Lovelie sich dann jedoch anfing, die Wochenenden krank zu melden, machten wir uns Sorgen. Zusammen riefen wir drei sie an, doch sie beteuerte, ihr ginge es soweit gut. Krankenbesuch wollte sie jedoch nicht. Verwirrt legte ich wieder auf und blickte die Jungs an.

„Das ist bei Keiko manchmal auch so. Wenn sie krank ist, will sie keinen sehen, weil sie sich hässlich vorkommt“, wusste Frauenversteher Nabu zum Besten zu geben.

„Ja, aber Love gibt nicht viel auf Äußerlichkeiten…“, murmelte Satoru vor sich daher. Er kannte sie gut, genauso wie ich, und ich musste ihm Recht geben.

„Naja, vielleicht hat sie ja einen Ausschlag oder Windpocken, Masern…irgendwas ekliges, dass ansteckend ist, oder das keiner sehen soll.“

„Meinst du?“

„Ja. Wenn sie sagt, sie will keinen sehen, würde ich das respektieren. Und wenn sie sich bei Kato offiziell krank meldet, ist doch alles gut. Dann eben mal eine Weile keine Bandproben. Ich meine, für das Zeitschrifteninterview müssen wir ja nicht alle vier antanzen.“

„Oh gott, das hab ich ganz vergessen..“, murmelte ich.

„Egal, ich gehe. Wer will, kann mitkommen.“

„Na siehst du, Shin. Sato geht. Du kannst ja auch noch mit, sonst geh ich halt mit zum Interview, kein Ding.“

„Ach, mir egal..“, murmelte ich, streckte mich dabei. „Von mir aus geh auch ich…“

„Klingst ja nicht gerade begeistert.“

„Mir wäre es lieber, wenn es alle wären, aber gut…dann eben zwei.“

„Damit muss man rechnen, dass jemand krank wird, Shinji. Aber hey, ruf sie doch einfach noch einmal an, wenn du allein bist. Vielleicht erzählt sie dir ja mehr, wenn du ihr zeigst, wie sehr du dich sorgst.“

„Hmm…danke…du hast Recht. Werd ich machen.“

„Gut, dann hätten wir das geklärt, tschüssi Jungs~“

Satoru blickte den Rotschopf entsetzt an. „Sag mal, bin ich hier der Leader oder du?“

Nabu zog den Kopf ein und setzte sich brav wieder hin. „Du“, gab er piepsig als Antwort.

„Gut. Aber da es für uns nun wirklich nichts weiter zu tun gibt…ich und Nabu gehen zu dem Interview morgen und du rufst Love noch einmal an. Ansonsten wünsch ich allen eine schöne Freizeit.“

„Ich euch auch. Bye, ihr lieben.“

„Sag mal, warum hast du solche Hummeln im Hintern?“, lachte Satoru und drehte sich zu Nabu um, der schon wieder los eilte.

„Ich hab morgen Abend nach dem Interview noch eine Verabredung…mit Keiko und deren Eltern. Deshalb wollte ich sie jetzt noch dazu befragen, was ich anziehen soll und so.“

„Oh, na dann viel Glück!“

„Danke!“, und damit war der Farbtopf auch schon weg. Stirnrunzelnd sah ich ihm nach und schüttelte den Kopf.

„Gehen wir wieder zusammen heim?“

„Wäre angebracht, wenn wir zusammen wohnen, hm?“

„Haha, Sato.“

„Kopf hoch, Shin….ruf sie einfach noch einmal an.“

„Heute noch?“

„Ne, lieber morgen oder so.“

„Na gut“, ich packte meine Sachen und erneut machten wir uns auf den etwas erfolglosen Heimweg.
 

~*~
 

Als ich am nächsten Tag anrief, ging nur Miya ran. Er meinte, Lovelie schliefe gerade. Ich fragte ihn, ob es ihr gut ginge.

„Ja, schon..sie braucht nur etwas, ehe sie wieder fit ist, denke ich“, meinte er.

„Sie hat sich doch nicht bei dem Schulfest übernommen?“

„Was? Nein. Da kann sie ja jetzt sowieso erst einmal nicht mitmachen.“

„Okay…aber es ist nichts Ernsthaftes?“

„Nicht wirklich.“

„Aber sie will uns nicht sehen?“

„Hm…sie will momentan gar keinen sehen. Gebt ihr einfach etwas Zeit.“

„Okay…wenn du das sagst…“

„Vertrau mir, sie wird dir sicher sagen, warum. Aber schön, dass du angerufen hast, ich werde ihr liebe Grüße ausrichten.“

„Ja, auch von den anderen beiden bitte!“

„Mach ich. Bis bald, Shinji.“

„Bis bald…“, ich legte auf und starrte ins Leere. Als Satoru mir eine Hand auf die Schulter legte und sie mir leicht drückte, ließ ich es ausnahmsweise sogar zu. Im Moment machte ich mir einfach zu sehr Sorgen. Obwohl hier jeder beteuerte, es wäre alles gut, wusste ich im Inneren, es war nicht so. Woher ich diese seltsame Eingebung hatte, wusste ich nicht. Vielleicht war das ja bei Hamstern so. Aber ich war mir sicher, mein Bauchgefühl täuschte mich nicht…
 

~*~
 

Irgendwann wurde es uns zu lang. Love meldete sich noch einmal eine Woche krank. Nach der Uni fing ich eine ihrer Freundinnen aus der Schule ab, doch die sagte mir auch bloß das, was ich schon wusste. Immerhin- sie ging auch nicht zur Schule. Ich hatte schon Angst gehabt, sie drückte sich nur vor der Bandprobe.

Irgendwann fasste ich den Mut und sprach Satoru an. Ich äußerte meine Sorge und fragte ihn, ob er mit mir entgegen Lovelies Wunsch, sie nicht zu Besuchen, zu ihr ging. Ihm war anzusehen, dass er mit sich rang. Doch schließlich stimmte er mir zu und ich lächelte dankbar. Und so schlüpften wir in unsere Schuhe und machten uns auf den Weg zu ihr.
 

Angekommen bei Lovelie atmete ich tief durch. Weil ich so lange zögerte, drückte schließlich Sato die Klingel- und bekam dafür einen bösen Blick von mir.

„Was denn? Eh du dich ausmehrst… da stehen wir ja morgen noch hier.“

Ich seufzte nur, sah dann jedoch auf, als die Tür geöffnet wurde. Ein müde lächelnder Miyavi trat im Schlabberlook an die Tür. Erschrocken blickte ich ihn an, nachdem er uns mit einem freundlichen „Hey“, begrüßt hatte.

„Haben wir dich geweckt?!“, entkam es mir sofort entsetzt, doch er schüttelte nur leicht den Kopf. „Nee, bin nur etwas…überarbeitet. Ihr wollt zu Lovelie, oder?“

„Ja…dürfen wir sie denn sehen oder eher nicht?“

Er lachte leise und lehnte sich in den Rahmen. „Die Frage ist eher, ob sie will. Aber ich denke, es tut ihr gut, wenn sie euch sieht. Sie verkriecht sich schon seit Tagen…“

Damit trat er beiseite und ließ uns rein. Fragend blickte ich zu Satoru, der jedoch auch nur die Schultern zuckte. Ruhig tauschten wir unsere Straßenschuhe gegen Hausschuhe aus. „Sie ist oben in ihrem Zimmer. Seid sanft zu ihr, ich weiß nicht, was für eine Laune sie hat…“

Damit schlurfte er auch schon davon.

„Kommt es mir nur so vor, oder sah er ziemlich fertig aus?“, merkte Sato leise an, während wir auf die Treppe zusteuerten. „Keine Ahnung, ich kenne ihn sonst auch energiegeladener als heute“, meinte ich nur.

Oben angekommen blieben wir vor Loves Tür stehen. Mir wurde flau im Magen. „Meinst du, es ist wirklich gut, sie zu besuchen?“, fragte ich flüsternd nach, „immerhin…Miyas Kommentar…“

„Wegen der Laune? Mir egal, was sie für eine Laune hat. Wir sind ihre Kollegen und haben ein Recht, sie zu sehen“, damit klopfte er auch schon entschieden an die Tür. „Außerdem bist du ihr besorgter Freund…noch länger halt ich dich so unruhig nicht aus.“

Ich brummelte nur, sah dann jedoch zur Tür, wo sich nichts tat. Nun klopfte ich noch einmal an. „Lovelie?“
 

Schließlich schob ich die Tür einfach langsam auf. „Lovelie? Süße? Wie geht es dir..?“, vorsichtig trat ich in ihr Zimmer und suchte mit den Augen den Raum ab. Mein Blick blieb an ihrem Bett hängen, wo eine große, deckenförmige Kugel lag. „Love?“

„Ihr seid ja doch gekommen…“, murmelte sie leise und seufzte.

Besorgt lief ich zu ihrem Bett, Sato blieb etwas hinter mir.

„Wir…haben uns große Sorgen um dich gemacht, wir alle drei! Aber besonders ich! Schatz, wie geht es dir?“, ich setzte mich langsam zu ihr aufs Bett und musterte sie. Entgegen Nabus wirren Ideen hatte sie keine sichtbaren Windpocken oder ähnliches.

„Mir geht es gut…“, murmelte sie nur. Langsam setzte sie sich auf, ließ die Decken aber um sich geschlungen und lehnte sich an die Wand, ehe sie matt lächelte.

„Ihr hört auch nie auf das, was man euch sagt, oder?“

„Nicht, wenn es um unsere Bandprinzessin geht“, schmunzelte nun auch Sato und kam näher, setzte sich neben mich und streckte vorsichtig den Arm nach ihrer Wange aus. „Wie geht es dir wirklich? Du bist warm.“

„Ich sagte doch, mir geht es gut soweit. Die Wärme kommt von den Decken.“

„Wenn es dir gut geht, warum kommst du dann nicht zur Probe..? Du fehlst uns…“, murmelte ich leise und strich über die Decke. Liebend gern hätte ich jetzt ihre Hand in meine genommen, jedoch hielt mich dieser selbstgezogene Schutzwall gut davon ab.

„Ich bin nicht gekommen…weil es psychisch nicht ging…also ich musste erst etwas überdenken…“

„Psychisch? Hat es was mit uns zu tun? Oder mit der Schule? Love, ich mach mir wirklich Sorgen um dich.“

„Mit euch schon irgendwie, ja…“

„Willst du die Band verlassen…?“

„Nein. Das stand nie zur Option.“

Ich schluckte, als mir etwas klar wurde. „Du…willst mich verlassen…?“
 

Sie schüttelte den Kopf, was mich etwas entspannter werden ließ, jedoch war mir noch immer flau.

„Nein…eigentlich nicht…aber ich muss euch etwas beichten, was euch beide betrifft…“, sie holte tief Luft, während Satoru und ich gleichermaßen an ihren Lippen hingen. Dann blickte sie von mir zu Sato und sagte ruhig:

„Ich bin schwanger.“
 


 

~~**~~
 


 

Etwas verspätet das Kapitel, aber ich hatte keine Zeit bisher :D

Eigentlich war das Kapitel hier im Original länger, aber ich dachte, ihr seid eh erstmal überfordert und bevor alles auf euch einschlägt wie ne Granate, hab ich es lieber geteilt xD hihi <3 Bleibt also gespannt.
 

Und oh. Ich hab das letzte Mal die Antworten vergessen x.x" Dafür hier wieder:
 

@suzaku_yume: Dich hat das mit Chi geschockt? Dann hoffe ich, du bist nach dem Kapitel jetzt nicht umgekippt xD"
 

@Lucel: Quatsch, das war nur da, um die FF.de Leser aufzuwecken ;D Weil dort die Stats sind ziemlich krass x.x" Aber ja, die andere ist auch interessant x3! Ist ja nicht schlimm, speicher dir den Link einfach und geh einfach mal immer am Wochenende schauen, da kommt meistens was. Du kannst auch anonym dort reviewn x3
 

@Toffelchan: Ehm ja... //D *hust* Wie du siehst, gehts spannend weiter *nervös kicher*
 

Bis bald!
 

~~**~~

48. - Aussprache

48. - Aussprache
 

Shinji im Gefühlschaos
 

Mehr als verdattert starrten wir beide sie an. Großes Schweigen im Walde sozusagen. Meine Augen waren geweitet, mein Mund geöffnet, während ich sie einfach nur weiter anstarrte. Mein Hirn arbeitete nicht mehr, mein Herz setzte aus, mir wurde warm und kalt gleichzeitig.

„Bist du dir sicher?“, brachte Satoru als erster von uns heraus, scheinbar hatte er sich eher wieder gesammelt als ich.

Lovelie seufzte nur leise. „Natürlich. Ich war mit Dad beim Arzt. Es ist auf jeden Fall da.“

„Von wem soll es sein?“, folgte auch schon seine nächste Frage.

Dieses Mal schüttelte sie den Kopf und zuckte die Schultern. „Das weiß ich ja eben nicht.“

„Kann man nicht berechnen, wie lange du schon…ich meine..“, murmelte ich nun auch leise. Mein Kopf versuchte hingegen immer noch zu verarbeiten. Lovelie.war.schwanger. Mit 17, fast 18 Jahren. Meine Lovelie…

„Ich weiß es nicht mehr genau…das wird ab der letzten Periode berechnet…und da hab ich in letzter Zeit geschlampt, das aufzuschreiben…und jetzt fiel es zu lange aus, da bin ich zum Arzt und da…“

„Ja aber so ungefähr…?“

„Ich weiß es nicht Jungs! Deswegen ist es gut, dass ihr beide hier seid. Ihr könntet es beide sein!“

„Ja aber wir sind ja jetzt schon ein paar Wochen zusammen und du und Sato..“

„Ich und Sato hatten noch am Tag vor unserer Trennung Sex. Also ca. 6 Tage vor dem ersten Mal mit dir.“

Ich rieb mir die Stirn. „Und du…hast wirklich keinen Verdacht…wer…?“

„Nein. Mit Sato hatte ich einmal ohne…und mit dir ist eins gerissen, weißt du noch?“

„Ja“, gestand ich leise und schluckte beim Gedanken an meine Schusseligkeit. „Also…bekommst du nicht nur ein Baby…sondern wir…“

„Ihr könntet beide die Väter sein“, nickte sie.
 

Schweigen.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

An sich fand ich Kinder ja süß…aber Lovelie so früh eins anzuhängen? Wir wollten doch mit der Band… Mein Blick wanderte zu Satoru, der ebenfalls in Gedanken zu sein schien.

„Was…was wird aus der Band…?“, fragte ich schließlich leise. Lovelie grinste dieses Mal, was mir unwirklich vorkam. „Was sollte mit ihr sein? Sie wird weiter bestehen, wenn ihr mich denn noch wollt.“

Nun war es Sato, der das Wort erhob- ziemlich fassungslos scheinbar.

„Lovelie! Du wirst…irgendwann in ein paar Monaten Mutter und…“

„Man kann eine Band trotzdem weiter bestehen lassen! Wo ist dein Problem?“

„Ich…ich muss das erst einmal verdauen…!“

„Das ist mir klar. Mir ist auch klar, dass es euch überfordert. Mich ja erst auch! Was denkt ihr, warum ich krank gemacht hab?! Weil ich nachdenken musste über…mein ganzes Leben!“

„Was gedenkst du jetzt zu tun..?“, fragte ich leise nach.

„Ich werde meine Schule noch zu Ende machen, soviel Zeit bleibt mir noch“, erklärte sie äußerst gefasst und klar. „Und ich werde Kato in Kenntnis setzen. Und wenn sie mich nicht raus werfen, werde ich mit euch weiter machen. Wir wollten doch sowieso eine Pause machen, warum diese also nicht ausdehnen?“

„Ich will nicht, dass dich jemand raus wirft!“, entschied ich bestimmt, „Ich bin dafür, dass du bleibst. Sato?“

„Naja…wenn du es schaffst…mit Kind?“

„Das schaffe ich. Jedoch hatte ich gehofft, dass ihr mich unterstützt.“

„Ich dich sowieso“, entschied ich sofort und lächelte leicht, „Immerhin…könnte es ja meins sein…“

„Oder eben meins. Also hab ich wohl gar keine andere Wahl“, entschied auch Satoru.

Lovelie jedoch schlug zu meinem Entsetzen die Fäuste auf die Bettdecke.
 

„Und das ist genau das, was ich nicht will! Ihr wollt immer nur jeder für sich! VERDAMMT NOCHMAL JUNGS! Denkt ihr nicht, dass es endlich Zeit wird?!“

„Zeit für was…?“

„Zeit dafür, sich zu vertragen! Seit eurer Sexnacht da steht etwas zwischen euch! Wo sind die beiden Jungs, die so eng zusammen hingen? Wo?! Ich wünsche mir, dass ihr euch wieder vertragt!“

Ich blinzelte, ehe mein Kopf seufzend nach vorn kippte.

„Love…das…verstehst du nicht…“

„Was verstehe ich nicht?! Schaut euch doch mal an, mir reicht es! Ihr müsst euch endlich mal aussprechen! Du, Satoru, bist immer noch in Shinji verknallt, das weiß ich ganz genau. Und du, Shinji, hattest Spaß in dieser einen Nacht, aber bist verwirrt von diesen seltsamen Gefühlen, gib es zu!“

„Ja, weil ich dich liebe!“, platzte es nun auch aus mir, da ich diese ewigen Beschuldigungen leid war.

Alles wurde still, ehe Lovelie leise mit Blick auf ihre Decke zu sprechen begann.

„Ich…habe für mich etwas entschieden. Ich fühlte mich mit Shinji glücklich. Doch auch die Zeit mit Satoru war wunderschön. Als ich Shinji zurück hatte, hatte ich dennoch das Gefühl, etwas fehlt. Wisst ihr…ich…ich glaube fast, ich liebe euch beide.“
 

Schockiert sah ich Lovelie an. „Was…?“

Sie erwiderte meinen Blick jetzt ernst. „Was ist daran so schlimm..? Ich habe es mir nicht ausgesucht, Shinji. Und Satoru es sich auch nicht. Satoru, sag du mal etwas dazu.“

„Naja…du bist das einzige Mädchen, dass mir je etwas bedeutet hat…und das meine ich wirklich ernst. Und das mit Shinji…nunja, was soll ich sagen.“

„Also liegt es an dir Shinji.“

„Was liegt an mir? Ich weiß nicht, was ihr von mir wollt…!“

„Überleg es dir“, Lovelie schälte sich aus der Decke und stand auf. „Ich bekomme ein Kind, dessen Vater ich nicht weiß. Ich will es auch ehrlich gesagt nicht wissen. Ich bin bereit, etwas ganz verrücktes zu machen…euch beide zu lieben. Satoru ist dem nicht abgeneigt, wie mir scheint…fehlst nur noch du, Shinji.“

„Ich…ich soll mit euch eine Dreierbeziehung eingehen…? Aber ich kann Satoru doch nicht…!“

„Warum nicht, Shinji?“

„Weil ich dich liebe. Ich kann das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren…“

„Aber wenn ich sage, es ist okay?“, sie trat zu mir und nahm mein Gesicht in ihre Hände.

„Ich…weiß nicht…ich…“

„Was ist daran so schwer? Was hält dich davon ab?“

„Ich…weiß wirklich nicht…wie ich…das..machen sollte..“

„Willst du mich nicht teilen?“

„Ich…ich weiß nicht…wie ich zwei Menschen lieben soll…das ist…ich komme mir vor, als verrate ich mein Herz…“

„Shinji. Versuche das zu teilen. Euch dürfte das doch sogar leichter fallen. Schau, ich bin ein Mädchen. Das einzige Mädchen, das du je geliebt hast. Und Satoru ist ein Junge. Er kann Sachen, die ich nicht kann und ich, was er nicht kann. Das kann man doch gut teilen, oder?“

„Ja aber…“, ich biss mir auf die Unterlippe und konnte nicht verhindern, dass mir eine Träne über die Wange lief. „Warum muss nur alles so kompliziert sein…Warum könnt ihr sowas…“

„Hey, Shinji, nicht doch. Schht…“, sanft legte Lovelie die Arme um mich und drückte mich an sich. „Es ist okay. Es ist alles okay. Ich habe es mir auch nicht ausgesucht…aber ich kann mich mittlerweile nicht mehr entscheiden…“

„Es ist nicht okay…gar nichts ist okay! Du bist…und wir…“

„Ich bin was? Schwanger?“, sie lachte leise. „Wäre ich das früher oder später nicht sowieso mal geworden? Dann halt eher als der Durchschnitt, na und? Ich freue mich drauf.“

„W-wirklich..?“

„Ja, ich sehe das nicht mehr so eng. Ich hatte genug Zeit, darüber nachzudenken. Auch Papa freut sich. Es ist nicht schlimm. Ganz ehrlich? Ich würde mich freuen, wenn ich eine kleine Familie hätte…am liebsten mit euch beiden zusammen. Aber das musst du entscheiden, Shinji. Ob du das auch willst.“

„Ich…weiß noch nicht..“, murmelte ich und strich mir über die Augen, ehe ich einen Kuss von Lovelie erhielt.

„Denk darüber nach, Süßer. Ich lass euch beide einfach mal allein….wenn was ist, ich bin unten in der Küche.“

Ich nickte nur matt und sah ihr nach, ehe die Tür ins Schloss fiel.
 

Da saß ich nun.

Vollends verwirrt und mit dem Jungen, dem ich so lange aus dem Weg gegangen war.

Unsicher blickte ich zu Satoru.

„Ist das wahr..?“

„Was?“

„Das du mich…wirklich noch liebst?“

„Ja“, antwortete er leise und blickte auf den Teppich vor sich bevor er seufzte, „Seit dem Abend immer noch.“

„Und Lovelie? Was war das mit ihr?“

„Ich…wollte schauen, ob ich auch Mädchen mag, oder ob ich wirklich schwul bin…aber ich mag Lovelie wirklich. Für sie empfinde ich etwas, was ich für kein anderes Mädchen empfunden habe.“

Ich nickte nur und schwieg einen Moment.

„Was ist mit dir? Es ist wegen Love, oder. Hätte ich denn jemals bei dir eine Chance gehabt, Shinji..?“

„Ich weiß es nicht…ich habe, wenn ich darüber nachdenke, krampfhaft versucht, nicht schwul zu denken oder werden.“

„Was verstehst du bitte unter schwul denken?“

„Ich…weiß nicht..! Ich habe es bei unseren Eltern toleriert und gemocht…aber bei mir wollte ich es nie..! Am Ende habe ich mich wohl so gesträubt, weil ich es heimlich vielleicht doch bin? Also bi oder sowas? Ich weiß es wirklich nicht Satoru…ich weiß im Moment gar nichts mehr..!“, ich schlug die Hände über meinen Kopf zusammen und machte mich klein. Mir war danach, mich irgendwo zu verkriechen.

„Bleib ruhig…ich versteh dich. Am Anfang ist es..ziemlich verwirrend. Man will es sich nicht eingestehen. Und wenn es dann soweit ist, dass man es sich eingesteht, schämt man sich dafür. Ich kenn das.“

„Ja aber…du warst für mich immer nur ein Freund…ich wusste nie…“

„Du für mich doch auch nur! Ich weiß nicht, warum ich dich eines Tages als attraktiv oder anziehend empfand. Es war plötzlich einfach da. Einfach so. Und ich konnte nichts dagegen tun. Überhaupt nichts. Man kann sich gegen Gefühle nicht wehren, Shinji.“

„Ich weiß…aber ich…gerade wegen der Hänseleien in der Schule…“

„Gerade deshalb hattest du Angst davor, so zu werden, ich weiß.“

„Woher..?“

„Hallo? Mir ging es vielleicht mal genauso“, Sato begann zu lachen, was mir etwas unwirklich erschien. „Wir sind schon komisch, oder? Wir waren uns all die Jahre ziemlich ähnlich.“

Ich nickte leicht. „Vielleicht hast du ja Recht…“, murmelte ich und seufzte. „Wie…merkt man das? Das man einen Mann liebt?“

„Ich denke, es ist nicht anders wie bei einer Frau…dasselbe Kribbeln und Bedürfnis, dem anderen nahe sein zu wollen, körperlich sowohl geistig.“

„Hattest du das bei Lovelie auch..?“

„Erst nach einer Weile..bei ihr war es mehr das Bedürfnis, sie beschützen zu wollen. Ich fühlte mich wie ihr Prinz und sie war meine Prinzessin.“

„Und…“, ich schluckte, faltete nervös die Finger, „Was war es bei mir..?“

„Du warst mir ebenbürtig, Shinji.“

Ich musste lachen. „Körperlich vielleicht. Geistig bin ich keine Leuchte.“

„Das hat nichts mit deinen Unileistungen oder so zu tun…“, erklärte er leise, „Ich beziehe es eher auf die Musik…unsere Hobbys…ich habe dich anders wahr genommen als zum Beispiel Nabu. Und als ich dich an jenem Abend geküsst hatte, hat es sich so angefühlt, als sei es richtig.“

„Ach ja?“

„Ja. Willst du es ausprobieren? Küss mich und Nabu. Wenn es sich gleich anfühlt, empfindest du wohl nichts für mich.“

Nun musste ich lachen. „Du hast einen trockenen Humor entwickelt, Eule!“

„Danke, Hamster. Aber sag, was sagst du zu dem Ganzen….also das Love…“

„Ein Kind bekommt…? Naja, es ist etwas früh…aber ich finde es dennoch schön…Wenn ich mir vorstelle, dass ich Papa werden könnte, wird mir warm ums Herz…und du?“

„Es ist ein seltsames Gefühl zu wissen, dass ich es auch sein könnte…aber so ein Wurm…ändern kann man es eh nicht mehr. Wahrscheinlich freuen wir uns dann genauso wie dein Mapa, als er dich damals bekam. Der war ja auch erst nicht begeistert?“

„Stimmt“, lachte ich nickend, „Aber da sehe ich wirklich das geringste Problem. Eher in dieser…ganzen Gefühlssache mit euch…“

„Bei mir ist es genau anders herum…Aber du musst ja nicht. Es ist nur ein Angebot seitens Lovelie…und ich würde mich freuen. Und wenn es nicht klappt, auch okay. Ich möchte nur nicht, dass du Angst oder so vor mir hast. Ich will dich eigentlich nur zurück, Shinji. Als besten Freund, weißt du?“

„Ich dich ja auch, Satoru…ich…“, tief durchatmend strich ich mir über das Gesicht, „Wir…können es zumindest ja probieren…ob es zu dritt klappt…oder?“

Satoru begann zu lächeln und nickte. „Stimmt. Hinterher kann man immer noch sagen, ne, war nicht. Dann ziehe ich mich auch sofort wieder zurück und überlass dir Lovelie.“

Ich betrachtete ihn und lächelte schief. Ach Satoru…irgendwo warst du ja wirklich liebenswürdig.
 

„Drückst du mich wenigstens mal? Ich erwarte jetzt keinen Kuss oder so, aber einen freundschaftlichen Umarmer“, lachte er auch schon.

Blinzelnd starrte ich ihn an, ehe ich ihn lachend drückte. „Du bist so eine Nuss!“

„Nein, immer noch eine Eule.“

Schmunzelnd betrachtete ich ihn und stockte, bei seinem warmen Blick. Ich wusste nicht warum, aber mein Herz begann heftig zu schlagen. Vorsichtig näherte ich mich seinen Lippen und küsste ihn kurz. Schnell löste ich mich wieder und wurde rot. Keine Ahnung, warum ich das jetzt getan hatte. Ich hatte gerade einfach Gefühlschaos. Wenn ich heute noch von einem Bus überfahren wurde, weil ich in meinem geistig verwirrten Zustand die Ampelfarben verwechselte, würde es mich zumindest nicht wundern.

„Eh…wir sollten nach Love schauen..immerhin muss jetzt wohl doppelt so viel Acht auf sie gegeben werden…“

„Ja, auf in die Küche.“
 


 

~~**~~
 


 

Hier also noch (der eigentliche zweite Teil vom letzten Kapitel) das neue Kapitel.
 

Vielen lieben Dank an:
 

@Toffelchan: Danke, ich bin immer um gute Ideen bemüht xD
 

@Lucel: Tja, das mit dem Vater...bleibt wohl mein Geheimnis x3 Vorerst *lach*
 

@Morumotto: Hm...ich denke es ist eine schwierigkeit, aber kein Hinderniss, wenn sie wirklich erfolgreich werden wollen^^ lassen wir uns überraschen..
 

Nochmal zum allgemeinen Verständnis, da schon einige bei FF.de verwirrt waren:

Ich hatte glaub ich schonmal angekündigt, dass ich ab und an in der FF mit der Zeit springe. Lovelie ist 17. Shinji ist demzufolge momentan 21 und Satoru 20.
 

Bis bald!
 

~~**~~

49. - Realisieren

49. - Realisieren
 

Shinji hat Bammel vor noch mehr Gesprächen
 

Langsam lief ich neben Satoru die Stufen hinab und ging den Stimmen nach- Richtung Küche. Als mir Miyavi entgegen kam, wurde mir schlagartig bewusst, warum dieser vorhin so fertig ausgesehen haben musste und wie er wohl über uns dachte. Sofort verneigte ich mich vor ihm und begann zu stammeln.

„Miyavi-san…ich…wir hatten ja keine Ahnung..! Es tut mir persönlich unendlich leid..ich wusste nicht…“

„Bitte? Shinji, beruhige dich doch erst einmal. Und du Satoru schau nicht so, kommt, setzt euch an den Tisch.“

Zögerlich nickte ich, dann folgte ich ihm in die Küche. Mein Blick fiel auf Lovelie, die am Fenster stand und aus einer Tasse trank. Als wir eintraten, drehte sie sich um und lächelte. „Na, ein wenig ausgesprochen?“

Melody, die ebenfalls am Tisch saß, erhob sich und lief Richtung Tür.

„Mel, alles okay?“, fragte ihr Mann besorgt, während sie den Kopf schüttelte. „Lass mich einfach…es ist nichts..“, damit verschwand sie auch ziemlich schnell. Meine Augen weiteten sich jedoch, weil ihre Stimme sich nicht angehört hatte, als wäre ‚nichts‘. Sie klang eher den Tränen nahe.

„Melody-san!“

„Mel!“, rief nun auch Miyavi, seufzte jedoch, als sie nicht zurückkam. „Lasst sie einfach“, entschied er leise und setzte sich zu uns.

„Ja aber…ich will nicht Schuld sein, dass sie weint…sollten wir uns nicht entschuldigen..?“, begann ich unsicher, „Es..ist doch deswegen, oder…?“

Der Gitarrist seufzte nur, ehe er sich lächelnd durch die Haare strich. „Glaubt mir, sie braucht nur ein wenig Zeit und Ruhe für sich. Sie muss sich damit erst abfinden, oder eher anfreunden…aber das wird schon. Gebt ihr einfach Zeit, ich kenn sie lang genug.“

„Ja aber…“, begann ich, ließ es bei seinem Lächeln dann jedoch bleiben und nickte nur. Er hatte Recht. Ich war nicht mit ihr verheiratet. Er kannte sie ja wohl besser.

„Woher nimmst du nur diesen Optimismus, Miyavi?“, fragte nun auch Satoru leise und blickte langsam von seinen Händen zu ihm auf. „Du weißt, dass..“

„Ich weiß. Ich war doch mit beim Arzt dabei. Komm her, meine Prinzessin“, meinte er nun mit einem sanften Blick zu Lovelie, die tatsächlich zu ihm trat, sich auf seinen Schoß setzte und sich an ihn kuschelte.

„Und trotzdem…“, fuhr Satoru unbeirrt seine Frage fort.

„Warum denn nicht?“, lächelte er nur und streichelte seiner Tochter über die Wange, „Natürlich ist es…unerwartet. Etwas früh. Und ja, ich bin auch etwas traurig, dass mein Schatz so schnell so groß geworden ist und nun schon ein eigenes Baby erwarten wird… Aber trotzdem. Ändern kann man es nicht mehr. Und warum sich dann nicht darüber freuen?“

„Das…sehen sicher nicht viele Eltern so wie du“, bemerkte Satoru ruhig.

„Das ist mir schon klar“, lachte er leise und drückte Lovelie fester an sich, „Jedoch freue ich mich ja auch! Ich meine, Kinder sind so toll! Und nun…werde ich schon Opa! Das ist doch toll, da hab ich wieder sowas kleines zum Aufpassen und Bespaßen!~“

Er war so euphorisch, dass Lovelie leise lachen musste. Auch ich stimmte mit ein, während Sato schmunzelte.

„Glaubt mir, ich wüsste nicht, warum ich euch rügen sollte oder so. Ihr seid jung, es ist euer Leben. Und so, wie ich mich mit meiner Love unterhalten habe, sehe ich, sie weiß, was sie will. Und ich traue es ihr auch zu“, sanft küsste er ihre Wange und erntete ein dankbares Lächeln.

Ich schüttelte nur den Kopf. „Du…bist viel zu sanft und lieb, Takamasa.“

„Ich weiß“, gluckste dieser vergnügt, „Hält Mel mir ständig vor.“

„Ist sie uns sauer?“

„Hmm…ne..ich denke, sie ist eher mit der Situation, dass Lovelie erwachsen wird, überfordert. Wenn das Baby mal kommen sollte, ist Love 18. Rund zehn Jahre jünger als ich und Mel, wo wir Eltern wurden. Das schockt sie gerade ein wenig. Kami-sama, wo ich so alt war wie ihr, hab ich gerade erst angefangen, Musik zu machen~“, erneut lachte er, was für mich die Situation noch etwas skurriler werden ließ. Zaghaft lächelte ich nur und senkte den Blick etwas.
 

„Wie…oder habt ihr überhaupt schon besprochen, wie es weiter gehen soll?“, fragte Miyavi schließlich wieder etwas ernster.

„Die Band wird auf jeden Fall weiter existieren. Wir machen einfach eine längere Pause“, kam es sofort von Satoru. Es klang gut, wie er es sagte. Ich glaubte es und irgendwie machte es mir Mut für die Band.

Miyavi nickte nachdenklich und versank wieder in Schweigen, bevor er nach einer Weile leise fragte:

„Und sonst? Mit euch dreien..?“

„Ich könnte mir eine Beziehung mit beiden vorstellen, Papa“, flüsterte Lovelie leise und blickte gedankenverloren nach vorn. „Ich weiß nicht, wer von ihnen..du weißt ja. Und nicht nur damit das Baby die Chance hat, mit seinem Vater aufzuwachsen, egal wer es ist…auch für mich..ich hab beide von den Dummköpfen da lieb gewonnen.“

Ich sah sie entrüstet an, während ihr Vater herzhaft zu lachen begann.

„Auch nicht schlecht, wenn das klappt? Warum nicht, ist bestimmt ganz…interessant. Sato? Was sagst du dazu?“

„Ich…würde es probieren wollen, sofern alle einverstanden sind“, flüsterte er leise und blickte dann lächelnd zu Lovelie.

Und dann lagen alle Augenpaare auch schon auf mir. Ich musste schlucken und mir wurde warm, als Miyavi mich fragte. „Und du, Shinji?“

„Naja ich…ich weiß nicht…“, ich kratzte mir unsicher am Kopf, seufzte dann aber, „Aufgrund der Umstände…würde ich es mal probieren wollen…ob es klappt, weiß ich nicht.“

„Du musst dich zu nichts zwingen, Shinji.“, flüsterte Love und streckte ihre Hand über den Tisch, um meine zu drücken. Ich schüttelte jedoch den Kopf.

„Ich will Satoru auch wieder als Freund zurück…und ich will ihn verstehen lernen. Er hat mir gezeigt, dass er Seiten an sich hat, die ich noch nicht kenne. Neue, völlig andere Seiten, die bis über Freundschaft hinaus gehen…wer weiß, vielleicht will ich sie ja mit ihm zusammen kennen lernen… Ich kann es nur probieren. Versprechen kann ich nichts…also Zusammenleben ja, aber lieben…ich weiß es nicht.“

„Aber das ist doch schon einmal ein Anfang“, lächelte sie zufrieden und auch mich steckte es an, sodass ich nickte. „Ja, das ist es.“

Satoru nickte auch, „Selbst wenn du mich nicht lieben kannst..würde es dir nichts ausmachen, wenn…?“

„Du was mit Lovelie hast?“, beendete ich gleich seine Frage, zuckte dann aber die Schultern, „Es ist seltsam, zu teilen, denke ich…wenn ich jedoch noch genauso viel Aufmerksamkeit bekomme…warum nicht…“

„Ach Shinji!“, Love stand lachend auf, trat zu mir und knuddelte mich. „Tu doch nicht alles mit diesem ‚Mir egal, macht ruhig, ich schließe mich an‘ ab~ Das wird schon. Du weißt, wie sehr ich dich liebe?“

„Hmm ja, aber Sato..“

„Sato ist ganz, ganz anders als du. Er hat seine Vorzüge, aber auch du deine, verstehst du. Ich würde nie einen von euch benachteiligen. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass ich das Ganze überhaupt vorgeschlagen habe.“

Ich sah sie unsicher an, nickte dann aber. „Ja, okay.“

„Ach Shin, lächel doch mal~“, lachend wuschelte sie mir durch die Haare, während ich schief grinsend wie ein Schluck Wasser in ihren Armen hing. „Ich…muss das erst alles verdauen..irgendwie. War alles ein wenig überraschend heute.“

„Ich weiß. Ich habe selbst um die zwei, drei Wochen gebraucht, um das alles zu realisieren, zu verarbeiten und zu überdenken. Zum Glück hat mir meine Familie geholfen“, sie schenkte Miyavi einen warmen Blick, der diesen müde, aber glücklich lächelnd erwiderte und nickte.

Ich zog jedoch die Brauen hoch. „Ob ich mir da so viel Unterstützung bei meiner Familie erwarten kann, ist fraglich“, bemerkte ich trocken und blickte zu Sato, „Wollen wir die Eltern tauschen? Deine haben sicher mehr Verständnis.“

„Hizu und Tsu? Naja, für sie wird es auch eine Überraschung sein, dass irgendeiner von uns Vater wird..“

„Nicht irgendeiner, ihr alle beide. Punkt.“, beharrte unterdessen Lovelie, die wieder bei ihrem Vater saß.

Kurz sah ich zu ihr, dann wieder zu Sato, so überzeugt war ich von seiner Abwehr nicht. „Deine sind doch tolerant und lieb.“

„Naja komm…bei dir…dein Vater freut sich doch sicher.“

„Ja okay, er schon…aber Mapa?! Der rastet aus…der geht an die Decke…ich werde sterben…ich bin jetzt schon des Todes…“, murmelte ich, als ich erst einmal ordentlich darüber nachdachte. Seufzend ließ ich mein Gesicht auf die Tischplatte sinken. „Er wird mich endgültig verstoßen…“

„Wenn er es bisher bei deiner ganzen Scheiße, die du schon gemacht hast, nicht getan hat, dann jetzt auch nicht mehr. Also Kopf hoch“, Sato zog mich wieder in eine sitzende Position. Seufzend zuckte ich die Schultern. „Dann…bekommt er sicher nen Herzinfarkt oder sowas…“

„Ach was. Der ist doch langsam abgehärtet…“

„Naja…“, nuschelte ich, ließ es dann jedoch sein.

Miyavi grinste nur. „Ich kann auch mit ihm reden.“

„Ich glaube, lieber nicht. Das mach ich selbst…“

„Aber wir können ja dabei sein. Dann brauchst du keine Angst haben, enthauptet zu werden, Hamster“, gab die Eule klug von sich.

„Ne, lasst mal. Oder vielleicht doch…ach, ich weiß auch nicht.“

„Ich glaube, Shinji muss das erst einmal alles sacken lassen“, kicherte Lovelie und auch Miyavi nickte, „Ja, wir können ja später noch einmal darüber reden. Oh wartet, es hat geklingelt…wenn das nicht hoffentlich endlich der Postmann ist~“, damit schob er Lovelie sanft auf einen Stuhl und eilte aus der Küche. Ich blickte zu Love und Sato, die sich schüchtern anlächelten. Warum auch immer bekam ich plötzlich die Eingebung, die beiden lieber mal allein zu lassen. Sie hatten sich sicher auch einiges zu erzählen wegen all dem und ja…

„Ich muss Miya nochmal kurz was fragen“, murmelte ich und eilte ihm dann nach. Und tatsächlich war er gerade an der Haustür dabei, ein Paket reinzuwuchten. Fragend sah ich ihm zu. „Kann man dir helfen?“

„Ach, wenn du willst…wäre sehr nett~“

Schmunzelnd lief ich einmal um das Monster in seinen Armen und hob mit an- nur um fast zusammen zu brechen. „Was zum Teufel ist da drin?!“

„Ein neuer…Tisch..für’s Wohnzimmer…“, keuchte er und ging rückwärts mit Blick über die Schulter.

„So…schwer..?!“, fragte ich fassungslos nach und erntete ein zufrieden grinsendes Nicken. Keuchend half ich ihm, das Teil rüber ins Wohnzimmer zu bugsieren, ehe ich seufzend auf die Couch sank. „So schwer wie der ist, ist der doch aus Mamor…“

„Nicht ganz, eigentlich Holz…hm…“, er begann, das Paket zu öffnen- oder zumindest versuchte er es, ohne Messer oder Schere erschien mir das aber etwas unmöglich. Jedoch ließ ich ihn, weil es einfach lustig war, ihm zuzuschauen.
 

„Du…Miya..?“

„Ja?“, er versuchte gerade diese seltsame Band um den Karton mit den Zähnen aufzubeißen, was mich erst einmal zum Lachen brachte, ehe ich bei meiner Frage jedoch wieder ernster wurde.

„Du warst doch mal mit einem Mann zusammen.“

„Ja, war ich.“

„Und du sagtest, es ist anders…“

„Ja, irgendwie schon“, er fummelte weiter an seinem Paket herum. Zumindest die Schnur hatte er jetzt schon irgendwie aufgekaut.

„U-und meinst du…das geht…so zu trennen…? Love meinte, es müsste uns leichter fallen…weil sie ist ein Mädchen und Sato ein Junge…er..“

„Sie meinte wahrscheinlich, er hat andere Vorzüge. Körperlich und Charakterlich, ja.“

„Meinst du, das klappt..?“

„Ich weiß es nicht, Shinji“, blinzelnd blickte er zu mir auf. „Das musst du wissen. Das ist deine Entscheidung.“

„Ich…uhm..“, meine Unterlippe wanderte zwischen meine Zähne.

„Du bist verunsichert“, stellte er lächelnd fest und ich nickte matt.

„Ja. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll…zu dritt…“

„Das könnte daran liegen, dass du es nicht so kennst. Wie viele Menschen leben schon in einer Beziehung zu dritt? Nicht so viele wie Menschen in einer zu zweit. Und wenn, dann geben sie es sicher auch nicht öffentlich zu. Lass dich nicht von den Gedanken der Gesellschaft leiten. Nur weil alle anderen das so erwarten, heißt es nicht, dass man zu zweit glücklich sein muss. Ich denke, auch zu dritt kann es ganz nett sein, wenn man will.“

„Ich will die beiden aber auch nicht enttäuschen..und ob ich nochmal mit Satoru…naja...“

„Du musst ja nicht jeden Tag mit ihm im Bett landen“, lachte er jetzt und ließ sein Paket einfach mal Paket sein. „Versuch das Ganze langsam anzugehen. Wenn du es wirklich probieren willst, ist das doch ein Anfang. Wenn du es nicht wirklich willst, dann würde ich mich an deiner Stelle nicht dazu zwingen. Das macht alles nur schlimmer.“

„Also…so langsam..?“

„Natürlich. Es kann ja nicht alles Liebe auf den ersten Blick sein.“

Ich wurde rot. „War es bei mir bei Lovelie aber.“

„Ach süß…“, grinste er, nickte dann aber, „Okay, gut…aber mit Satoru ist es eben anders. Versuch ihn wieder kennen und verstehen zu lernen. Nach und nach. Und dann, wenn du soweit bist, dann kannst du es ja körperlich probieren.“

„Und wenn das nicht klappt?“

„Führt ihr eben eine asexuelle Beziehung. Rein mental. Aber in jener Nacht, wie war es da?“

„Wie war was?“, verwirrt sah ich ihn an.

„Na ihr hattet doch schon einmal Sex. Hast du einen hoch bekommen?“, kam es so locker von ihm, dass ich vor Schreck knallrot anlief und den Blick senkte. „Eh…öh..ja…denk schon..“

„Naja, da mach dir doch mal keine Sorgen. Du kannst nicht erwarten, dass es sich bei ihm genauso anfühlt wie bei Lovelie. Und wenn du ihn am Ende eben nur als Freund liebst, warum nicht? Ihr schafft das schon, da bin ich optimistisch.“ Er wandte sich wieder seinem Paket zu und fetzte den Karton auf. „Ha, endlich!“

Schmunzelnd sah ich ihm zu. „Danke, Takamasa..“, flüsterte ich schließlich. Er blickte lächelnd zu mir auf und nickte. „Bitte, immer wieder gern, Schwiegersohn.“

Ich musste lachen. „Dann musst du jetzt unterteilen in Schwiegersohn 1 und 2.“

„Hm…stimmt. Cool, ihr habt dann aber 2 Schwiegerelternpaare, das ist doch erst witzig.“

„Naja, ob Love da mit Mapa so einen guten Griff gemacht hat…“

„Ach was, er fetzt doch.“

„Naja…“

Miyavi lachte nur, während ich grinsend den Kopf schüttelte und wieder zu den anderen zurück ging.
 

In der Küche begann mein Herz gleich schneller zu schlagen, als Lovelie bei Satoru auf dem Schoß saß und dieser sie innig an sich drückte. Ich hätte am liebsten wieder kehrt gemacht, jedoch blickten sie gerade fragend auf und lächelten mich an.

„Shinji…komm mit her~“, bat Lovelie auch schon und streckte den Arm nach mir aus. Blinzelnd trat ich näher und blieb neben ihnen stehen, bevor Love mich einfach auf den Stuhl daneben und dann fest an sich zog. „Ich hab euch lieb, alle beide.“

„Das freut mich…“, keuchte ich, da ich so viel Kraft bei ihrer Umarmung nicht erwartet hatte. „Habt ihr…euch ein wenig ausgesprochen…?“, fühlte ich dann mal ganz langsam nach.

Love begann zu kichern. „Du bist süß.“

„Ist das ein ja?“

„Hm, ich denke schon“, nickte Satoru.

„Gut..“, murmelte ich und seufzte leise. „Mir brummt der Kopf…“

„Verständlich, ich habe euch ganz schön geschockt…vielleicht solltet ihr erst einmal nach Hause und versuchen, eure Gedanken zu ordnen…ihr erscheint mir beide, als bräuchtet ihr fürs erste Abstand zu mir.“

„Was?!“, entkam es mir sofort, doch Love lächelte äußerst süß, sodass ich mich wieder zurück lehnte.

„Ich weiß, wie es euch geht. Mir ging es genauso. Am Anfang erscheint einem alles so unwirklich..wie in einem Traum…dann beginnt man sich Sorgen zu machen…um alles und nichts…und dann erst kann man sich irgendwie auch darüber freuen. Und so sehr ich mir wünsche, dass ihr bald in die letzte Phase gelangt, will ich, dass ihr zuerst einmal Zeit habt, nachzudenken. Es…wird sich in rund 8 Monaten ja einiges ändern..“

„In der Tat“, seufzte Satoru, „Ich weiß nicht wirklich, ob ich ein guter Vater wäre.“

„Ach was..ich traue es euch beiden zu. Aber jetzt wird die Zeit des Erklärens kommen…Nabu müssen wir einweihen..und die Firma. Und nicht zu vergessen eure Eltern.“

„Chi…“, murmelte ich, „Hana…obwohl die weiß es sicher schon…“

„Hmm…wahrscheinlich..“, murmelte Satoru und seufzte. „Das wird hart. Aber…immerhin reden wir jetzt schon einmal wieder alle miteinander. Da können wir uns ja gegenseitig..Mut machen.“

„Oh ja..“, seufzte auch ich, „Den werde ich brauchen, vor allem bei Mapa.“

Satoru nickte, ehe er tief durchatmete. „Egal, ich denke, Love hat Recht…wir sollten nach Hause, Shin.“

„Hm…“, brummte ich nur, „Ich hab Hunger.“

„Das Übliche also, ich bekoch dich also nun wieder.“

Love lachte und drückte uns beide fest an sich. „Wir sehen uns am nächsten Montag wieder, oder?“

„Montag?“

„Jetzt das Wochenende werde ich mit meiner Familie verbringen…und die Woche mach ich noch krank…ich denke, wir sollten uns auch erst einmal nicht sehen…damit ihr für euch nachdenken könnt.“

„Gut…dann wohl bis Montag“, seufzend stand ich auf.

„Ich bring euch noch raus“, lächelnd zog sie sich ihr dünnes Deckchen, das sie schon die ganze Zeit um die Schultern hatte, enger und lief aus dem Zimmer. „Papa? Oh, er ist gar nicht mehr hier..“, hörte ich sie noch rufen, weshalb ich ihr neugierig nachging.

„Oh? Aber seinen Tisch hat er schon halbwegs ausgepackt“, bemerkte ich grinsend.

Love zuckte die Schultern. „Ich denke, er ist bei Mama. Egal, ich bring euch raus und sag ihm dann schöne Grüße von euch.“

Damit marschierte unser Leitkätzchen auch schon los. Herrje, was sollte das nur werden..? Was sollte bei einer Katze, einem Hamster und ner Eule rauskommen? Nicht nur auf ein Kind bezogen, sondern auch allgemein?! Wir würden im Chaos ersticken.
 

Nun zog ich jedoch meine Schuhe an und schlüpfte dann zur Tür raus, gefolgt von Sato. Wir drehten uns um und betrachteten..unseren Sonnenschein. Es war seltsam, zu wissen, sie jetzt teilen zu müssen. Aber völlig neu war das Gefühl ja irgendwie nicht. Es war im Grunde ja so seltsam, seit wir Schluss gemacht hatten. Schon seitdem hatte ich sie wohl geteilt gehabt…

„Also dann. Schön, dass ihr doch vorbeigekommen seid. Da konnte ich es wenigstens nicht weiter hinaus schieben…“, sie lächelte schief, „Und ich danke euch…dass ihr mich noch so annehmt…weil…ich hatte wirklich Angst…“

„Wieso? Wovor?“, fragte ich verwirrt.

„Naja..“, sie scharrte mit dem Fuß über den Boden, „Vor euren Reaktionen…wegen der Schwangerschaft…und auch so…ich habe es mir lange nicht eingestanden…aber durch das Baby nun kam der letzte Kick, der mir gesagt hat, dass ich euch beide ins Herz geschlossen habe und mich nur schlecht zwischen euch entscheiden könnte…“

„Ach Love“, kam es aus meinem und Satos Mund fast gleichzeitig, gepaart mit einem sanftmütigen Lächeln. Verwirrt darüber blickten wir uns an, dann mussten wir lachen. Schließlich schlangen wir einfach beide die Arme um…ja, unsere Prinzessin.

„Ich hab euch wirklich lieb…“, schniefte Lovelie nun leise, ehe sie sich versuchte, trotz der Umarmung über die Augen zu wischen. „Tut mir leid..ich…bin noch empfindlicher als sonst…“

„Oh oh, Stimmungsschwankungen, und das schon jetzt...“, grinste Satoru und löste sich mit mir zeitgleich. Sie lächelte leicht, dann drückte sie ihn noch einmal.

„Danke, Satoru, ich lieb dich“, er bekam ein Küsschen, ehe sie sich an mich drückte.

„Und dich auch, mein Hamster..“ Zärtlich wurde nun auch ich geküsst. Schmunzelnd drückte ich sie an mich, atmete tief durch und löste mich anschließend wieder.

„Dann bis Montag, Prinzessin?“

„Ja, ich melde mich. Ansonsten eben zur nächsten Probe, oder Chef..?“

„Natürlich. Dann müssen wir jedoch Nabu und Kato einweihen.“

„Egal…wenn ihr dabei seid, habe ich keine Angst.“

„Gut, also bis dann.“

„Bis dann!“

„Bis dann..“, flüsterte auch ich und lief mit Satoru los. Lange erwiderte ich ihr winken noch, dann bogen wir ab und schlugen den Weg nach Hause ein.
 


 

~~**~~
 


 

Lol. Und mal wieder war das Kapitel vielzu lang, weshalb ich es kürzen musste^^

Hoffe, euch gefällt s trotzdem.

Hab auch mal wieder an der Homepage rumgebastelt, schaut vorbei ;D
 

Danke an:
 

@Lucel: Meinst du alle Beteiligten Charaktere? Weil manche Leser eher nicht, bei FF.de gibts ziemlichen Stunk deswegen *lach*
 

@Toffelchan: Freut mich, wenn ich euch überraschen kann xD Braten in der Röhre...ich find den Ausdruck nach wie vor eklig *lach*
 

@Seika-chan: Aww, schön, noch so erfreute Reaktionen lesen zu können, danke^^
 

Bis bald!
 

~~**~~

50. - Heimkehr

50. - Heimkehr
 

Shinji freut sich aufs Abendessen
 

Schweigend lief ich neben Satoru nach Hause. Ich mit den Händen in den Hosentaschen und er mit dem Blick ruhig nach vorn gerichtet. Es war schön, einmal nicht zu reden und nur für sich in Gedanken zu versinken, denn auch Sato schien nicht reden zu wollen. Jedoch wirkte das Schweigen nicht so bedrohliche wie die letzte Zeit, die nun hinter uns lag.

Zuhause schlüpften wir aus den Schuhen und gingen sofort in die Küche. Satoru checkte den Kühlschrank. „Was willst du? Es ist noch Gemüse da…und Fleisch…sogar eine ganze Menge. Wie wär es mit Gyūdon? Oder lieber Katsudon? Tonkatsu? Oder doch vielleicht was ganz anderes? Du hast heute mal große Auswahl…“

Ich betrachtete seine Euphorie seufzend und rieb mir die Oberarme.

„Weißt du, mir ist das eigentlich egal…Hauptsache was zu essen….hast du was dagegen, wenn ich jetzt duschen gehe? Oder brauchst du mich?“

„Eh nein, nicht unbedingt…ist alles okay?“

„Ja…mir ist nur kalt..“

„Dann geh dich aufwärmen. Ich schau solange, was ich nun koche.“

„Danke“, ich lächelte ihn leicht an und beeilte mich dann, unter die Dusche zu kommen. Mir war gerade einfach nur kalt. Ich wusste nicht warum. In der Dusche drehte ich das Wasser möglichst heiß und setzte mich auf den Duschboden. Gedankenverloren dachte ich über den Nachmittag nach.

Es war total seltsam. Ich kam mir vor, als wäre ich Teil eines schlechten Theaterstückes. Ich musste an Miyavi denken. Wie locker er all das gesehen hatte. Lovelie, die auch ziemlich gefasst schien- ich wusste nicht, wie sie die Wochen zuvor drauf war, aber jetzt war sie ja doch ziemlich entschlossen. Entschlossen…ja, was wollte ich eigentlich…? Ich hatte, wenn ich genau darüber nachdachte, keine Angst davor, Lovelie zu ‚teilen‘: Das tat ich ja wirklich schon die ganze Zeit über, oder? Meine Sorge war eher, Satoru nicht das geben zu können, was er gern wollte. Ich wollte ihn zurück als Freund… aber konnte ich mehr aufbringen? Und wenn nicht, wie sehr tat ich ihm dann weh? Machte es ihm dann vielleicht gar nicht groß etwas aus? Weil so wie es aussah, würde ich jetzt wohl für immer mit ihm zusammen wohnen bleiben. Lovelie hätte hier sogar noch Platz und auch ein Kind…
 

„Shinji? Kommst du? Du bist schon ewig unter der Dusche…“, ein dezentes Klopfen und eine besorgte Stimme ließen mich aufhorchen. Satoru.

„Ja, warte, ich eile sofort zu dir“, meinte ich und drehte das Wasser ab. Schnell abgetrocknet und umgezogen und schon öffnete ich ihm die Türe.

Statt eines lächelnden oder besorgten Gesichtes blickten mir jedoch zwei entsetzte, große Augen entgegen. „Bist du wahnsinnig?! Du bist ja krebsrot! Verdammt, was hast du da drinnen gemacht?!“, hastig zog er mich am Handgelenk näher zu sich und betatschte meine Wangen und Stirn. Einerseits runzelte ich irritiert diese, andererseits musste ich in mich hinein grinsen. Es war schon wieder dezent so wie früher. Seine alte Fürsorge brach für ihn wohl eher unbewusst hervor.

Lächelnd verdrehte ich nur die Augen und schob ihn von mir. „Ist alles okay. War wohl etwas zu warm das Wasser…“

„ZU WARM?! Du siehst aus wie ein gekochter Hummer!“

„Ist doch egal. Ist das Essen fertig?~“

„Hm, ja. Kannst du überhaupt laufen?“

„Wieso sollte ich es nicht können? Ich bin ein Hamster, keine Schnecke.“

Nun war er es, der mit den Augen rollte. „Ich meine nur, dass du vor Hitzewallungen nicht gleich abkippst, du Spinner.“

„Ach, mir geht es gut“, meinte ich nur und ging gemütlich voran, blickte dann über die Schulter, „Kommst du?“

Zugegeben, Satos bedepperter Blick war göttlich. Er seufzte genervt auf, ehe er mir schließlich aber doch artig nachlief. Schmunzelnd ging ich in die Küche, wo ich erst einmal tief durchatmete und schnupperte.
 

~*~
 

Das Abendessen war lecker und genau das, was ich gebraucht hatte. Danach wusch ich noch ab, während Sato duschen ging. Wir hatten kurz abgesprochen, dass wir wohl beide gleich ins Bett gingen. Der Tag hatte uns beide ziemlich ausgelaugt.

Ich ging bereits in mein Zimmer, sortierte noch was für die Uni, ehe ich müde ins Bett krabbelte und das Licht losch. Schlafen konnte ich jedoch irgendwie nicht. Auch wenn meine Augen müde waren- mein Gehirn arbeitete nach wie vor auf Hochtouren.

Irgendwann ging dann meine Zimmertür auf. Fragend sah ich auf.

„Shinji?“

„Ja?“

„Kann…ich bei dir schlafen..?“

Verwirrt blinzelte ich in die Dunkelheit. „Warum…?“

„Ich…kann einfach nicht schlafen..und ich will jetzt nicht allein sein. Ich glaub, sonst versinke ich in düsteren Gedanken…die Einsamkeit hat mir schon die letzten Monate zu sehr geschadet…“
 

Besorgt setzte ich mich auf. „Hast du Depressionen bekommen…?“

„Manchmal glaub ich es wirklich fast…“, seufzte er und setzte sich auf meine Bettkante. „Aber es ist nicht so schlimm.“

„Es ist…meine Schuld, oder?“, fragte ich leise und beugte mich näher zu ihm. „Weil ich dir so schlimme Sachen an den Kopf geworfen habe.“

„Du kannst ja nichts dafür…“, murmelte er, doch ich schüttelte den Kopf.

„Doch, ich hätte nicht so reagieren dürfen. Ich hatte ja selbst mit Schuld. Und du kannst ja schlecht was für deine Gefühle.“

„Es ist okay, Shinji….ich konnte dich verstehen…und gleichzeitig war ich dir sauer…jedoch habe ich auch mich angefangen zu hassen…ich sah mich als Verlierer an… Weil du hast immer alles bekommen, was du wolltest. Die Freunde, die Mädchen…wenn du scheiße in der Schule gebaut hast, haben dir die Lehrer irgendwie immer eine milde Strafe gegeben, wenn überhaupt. Ich…sah in dir fast schon ein Vorbild…ich wollte auch so sein, aber ich war es nicht. Und dann begann ich, dich zu begehren…gerade eben, weil du vielleicht anders bist, als ich? Ich weiß es nicht. Aber du lehntest mich konsequent ab. Das gab mir quasi den Todesstoß…auch Lovelie konnte mir nicht komplett darüber hinweghelfen. Ich lag trotzdem nachts wach, habe mir Gedanken um dich gemacht. Immer und immer wieder, mein Grübeln ging nur im Kreis. Meine Laune sank von Tag zu Tag, ich konnte mich gar nicht mehr groß an etwas erfreuen. Ständig nur dieses Grübeln…Wie sehr ich dir weh getan habe. Wie blöd ich war…eine Stimme in meinem Kopf nannte mich immer Versager“, er lachte bitter, was mich jedoch besorgt näher rutschen ließ.
 

„Sato, das stimmt nicht, das weißt du…“, vorsichtig legte ich ihm einen Arm um. „Wir waren beide etwas dumm, was das betrifft, denke ich. Jedoch solltest du dir aufhören, Vorwürfe zu machen.“

„Ja aber wie, Shinji? Ich glaube noch jetzt, dass du dich jetzt nur damit arrangierst, weil Love und ich es gern so hätten. Wir haben dir nicht wirklich eine Wahl gelassen.“

„Haben wir doch Lovelie auch nicht, oder? Natürlich ist das Mist, dass erst Chaos passieren muss, dass wir alle wieder miteinander reden. Und doch…ich denke, Lovelie hat Recht…es ist eine Chance, die sich uns gerade öffnet. Hätte sie uns heute nicht von dem Baby erzählt, hätten wir wohl wirklich nie wieder miteinander geredet. Glaub mir, ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich will es wirklich mit euch probieren. Weil ich das will. Nicht, weil ihr das gern so hättet.“
 

Es war wirklich recht düster in meinem Zimmer, und doch…ich konnte Satorus glückliches, warmes Lächeln direkt vor mir sehen.

„Ach Shin, du alter Chaot.“

„Ich weiß, aber ich bin stolz auf mein Chaos.“

„Jaja, bald trägt es einen Namen“, lachte er und rutschte etwas herum, „Kann ich nun bei dir schlafen? Du hast die Frage nicht beantwortet.“

„Was? Na natürlich…“, sofort rutschte ich etwas, doch er hielt inne.

„Denk jetzt aber bitte nicht, ich nutz das aus oder so. Ich will dir nicht an die Wäsche…“

„Ich weiß doch“, lachte ich nun über seine Verunsicherung. „Das würde ich dir selbst nach der Nacht da nicht zutrauen.“

„Danke…ich wollte es trotzdem sagen…ich will nicht, dass du Angst vor meiner Nähe hast oder so etwas.“

„Nein…es ist denk ich mal vielleicht ab einer bestimmten Grenze ungewohnt…aber so in einem Bett haben wir früher doch schon öfter geschlafen.“

„Stimmt…trotzdem würde ich dich jetzt gern in den Arm nehmen…einfach so.“

„Eh okay…“, verwirrt rutschte ich näher und ließ es einfach ohne groß nachzudenken zu.

„Danke…“, flüsterte Sato, „Ich brauche nur wirklich gerade Halt…ich habe sonst das Gefühl, zu fallen…“

„Machst du dir noch immer Gedanken um mich? Du sollst aufhören, dir Vorwürfe zu machen!“

„Nein, tu ich gerade nicht…ich denke an Love…und…“, er schluckte und seufzte schließlich schwer.

Ich nickte verstehend und rutschte enger in seiner Umarmung an ihn ran.

„Du hast Angst.“

„Ja, auch. Ich weiß nicht, was aus der Band wird. Was aus unserer Zukunft wird. Ich..dachte eigentlich, ich werde nie Vater..“

„Wegen mir?“

„Auch so…ich sehe mich mit dem Beruf nicht als geeigneten Vater.“

„Deine Eltern sind es doch auch. Und schau, wie gut sie dich aufgezogen haben.“

„Das ist was anderes…sie können mit Kindern.“

„Du wohl nicht?“

„Nicht wirklich…ich hab Angst, was falsch zu machen…zu versagen…“

„Ich denke, das haben viele werdende Väter, also solche Gedanken“, grinste ich nachdenklich, „Mapa war sicher auch so. Und schau, er ist so liebevoll geworden.“

„Naja…“

„Du bist nicht allein, Satoru. Ich bin auch da. Ich…könnte es ja genauso gut sein…“

„Ich weiß. Nur werden wir das wohl nie erfahren.“

„Meinst du?“

„Lovelie hat mir gesagt, sie will keinen Vaterschaftstest machen lassen. Sie will es nicht wissen. Sie ist der Ansicht, das Kind soll zwei Väter bekommen.“

„Naja, wenn sie das so will…“, ich zuckte die Schultern. „Die Idee ist doch gut.“

„Ich weiß nicht…die Gesellschaft wird schräg schauen.“

„Gibst du mehr auf die Gesellschaft, als auf diese seltsame Bande, die zwischen uns besteht?“

„Bitte was?“, er blickte mich lange an, ehe er lachen musste. „Oh man, Shin.“

„Was denn. Miyavi hat gesagt, ich soll nicht auf das hören, was die Gesellschaft sagt, sondern auf das, was ich will!“

„Da hat er wohl Recht…er weiß immer sehr gute Ratschläge zu erteilen…“

„Eben. Und in der Sache gebe ich Lovelie Recht. Dann hat das Kind eben zwei Papas, Pah, na und. Ich…ich hab eher vor anderen Sachen Angst..“

„Du hast Angst, mich zu enttäuschen, hm?“

Verblüfft blieb mir für einen Moment die Luft weg, ehe ich wieder reagieren konnte, „Woher weißt du..?“

„Hab es mir fast so gedacht. Deswegen…Shin…du solltest dir nicht den Kopf darüber zerbrechen. Selbst wenn du merkst, da ist nicht viel mehr außer Freundschaft, dann ist es eben so.“
 

„Wann hört Freundschaft auf…?“, fragte ich gedankenverloren, sodass er den Kopf neigte.

„Was..?“

„Wann Freundschaft aufhört…ich denke, wenn Love…falls sie irgendwann hier einziehen sollte..und das Kind…wir sind dann ja alle eine Familie.“

„Stimmt…Nur…ich will wirklich nicht, dass du dir jetzt einredest, mich zwanghaft lieben zu müssen, Shin.“

„Tu ich doch nicht.“

„Doch.“

„Nein.“

„Doch.“

„Ach du bist doof…Ich weiß nur nicht, ob es so wird wie mit Love…und körperli..“

„Man muss, wenn man jemanden liebt, nicht unbedingt mit demjenigen Sex haben, falls es das ist, was dir missfällt.“

„Du bist gruslig.“

„Warum?“

„Weil Miya so etwas ähnliches zu mir gesagt hat.“

„Tja, wir haben wohl doch ähnliche Gedankengänge, sieh an…“

„Glaubst du. Nur Sato?“

„Ja?“

„Du…ich will es schon probieren…nur versprechen…“

„Musst du nicht. Ich freue mich auch so darüber. Und selbst wenn es nichts wird…wir haben ja noch Love~“

„Na toll…wir sollten einen Plan aufstellen, wer sie wann für sich beanspruchen darf.“

„Ich lass dir gern den Vorrang.“

„Ne, wird gerecht geteilt…aber darüber reden wir wann anders… ich mach mir Gedanken um Mapa..“

„Darüber reden wir auch wann anders. Jetzt sollten wir schlafen, Shin. Vielleicht sind morgen unsere wirren Gedanken etwas klarer.“

„Wahrscheinlich hast du Recht..“, ich gähnte und legte den Kopf an seine Schulter.

„Gute Nacht, Satoru…“

„Gute Nacht, Shinji.“
 


 

~~**~~
 


 

Da immer mehr Gerüchte zum Thema "Hizumi hat geheiratet" an mein Ohr dringen, kann ich nur wie schon das eine Mal sagen:

Egal was in der Realität so abgeht, hier verfolge ich meine Pläne und ich schreib nach wie vor so weiter, wie ich mir das denk^^! Also keine Panik.
 

Lieben Dank an:
 

@Morumotto: Ich weiß ;) Andererseits habt ihr da länger was zu lesen, dadurch geht die FF immerhin ja auch länger. Und manchmal ist der Cut aus meiner Sicht besser, um euch nicht zu überfordern ;) Zu lange Kapitel sind auch nicht schön.
 

@Lucel: Ganz ehrlich? Das ging mir irgendwann beim Schreiben auch so. Ursprünglich war der Plot langweilig; danach hätte es nämlich nicht so ein Liebeswirrwarr gegeben. Aber so finde ich es im Endeffekt eben doch schöner. Mel und Zero kommen auch bald wieder, keine Angst ;)
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

51. - Wahrheiten I

51. - Wahrheiten I
 

Shinji ist schlechter denn je
 

Ich wusste nicht wann genau, aber am nächsten Morgen wurde ich wach, als ich ein sanftes Streicheln in meinem Haar spürte. Erst ließ ich noch halb im Schlaf die Augen geschlossen.

Mein nächster Gedanke war dann, wer das da wohl war, der da so eine Ausdauer hatte- mein Kopfsalat da oben war schon wieder viel zu lang, ich musste zum Friseur. Ich wollte nicht aussehen wie Mapa. Stand mir nicht.

Schließlich öffnete ich verschlafen die Augen und blinzelte Satoru an, den ich so langsam erkannte. Nur schien er mich nicht zu bemerken, er starrte irgendwo an mir vorbei. Blinzelnd hob ich den Kopf etwas an. „Satoru..?“

Jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit. Überrascht sah er zu mir, lächelte dann jedoch.

„Hey, du bist ja wach. Wie geht es dir?“

„Gut soweit…ich bin nur müde…“

„Versteh ich sogar. Du hast schlecht geschlafen.“

„Was, echt?“

„Ja. Du bist oft aufgewacht, hast dich herumgewälzt oder leise geredet, aber sehr undeutlich. Das eine Mal war ich mir nicht sicher, ob du weinst…“

Peinlich berührt, mich daran gar nicht erinnern zu können, senkte ich etwas den Blick. „Davon weiß ich nichts mehr…“, nuschelte ich wahrheitsgemäß, bevor ich jedoch wieder aufblickte, „Woher weißt du das? Hab ich dich jedes Mal geweckt?“

„Ne, hast du nicht.“

„Hast du überhaupt geschlafen?“, sprach ich deshalb ernst meinen Gedanken aus.

Satoru schwieg kurz, ehe er seufzte. Ich tat es ihm gleich, „Das nehme ich mal als Ja.“

„Ich konnte nicht, Shinji. Ich war nicht einmal müde…hab nur ab und an geruht…aber so richtig tief schlafen ging nicht. Mein Kopf lief auf Hochtouren. Ich musste über so vieles nachdenken.“

„Muss ich doch auch..und trotzdem habe ich geschlafen.“

„Ja, aber äußerst schlecht.“

„Na und?!“

„Ganz ruhig, Shin. War ja nicht böse gemeint…“

„Eh, was machst du da..?“, fragte ich ein wenig irritiert, als er mich nun eng in seine Arme zog. Satoru schloss nur die Augen und schmunzelte. „Siehst du doch, kuscheln.“

„Hast du Love auch immer so geweckt?“

„Natürlich. Ich bin doch verschmust, Shinji, weißt du doch.“

„Früher war es nicht so…so…“

„Inniger?“

„Ja…früher warst du nur mein bester Freund..“

„Und was bin ich jetzt, Shinji?“

„Ich…ich weiß es nicht…bitte, lass mir Zeit zum nachdenken.“

„Die hast du doch. Und das weißt du doch auch- oder?“

„Ja…es ist halt alles etwas…ach, ich bin verwirrt.“

„Bist du doch immer, Hamsterchen“, er kniff mir in die Seite, weshalb ich erschrocken aufquiekte, dann aber lachen musste und ihm gegen den Arm schlug. „Du bist ein Arsch, weißt du das?!“

„Weiß ich. Aber wenn es dich so amüsiert, geb ich mich damit zufrieden.“

Schmunzelnd blickte ich auf ihn herab, da ich mich etwas aufgesetzt hatte.
 

Erst, nachdem ich ihn eine Weile gedankenverloren angeschaut hatte, fragte er lächelnd: „Was?“

Ich schüttelte nur den Kopf. „Ich..es steht dir.“

„Was.steht.mir?“, sein Blick hätte verwirrter und fragender nicht sein können.

„Das Lächeln…und diese Lockerheit. Das ist einerseits ein teils neuer Satoru, andererseits auch einer, den ich von früher vermisste… du bist gerade viel fröhlicher und offener als sonst immer.“

„Ich habe mittlerweile keine Gründe mehr, mich zu verstecken…ihr kennt alle meine Gefühle mittlerweile, also was soll’s.“

Geschockt sah ich ihn an. „‘Was soll’s‘? Das habe ich ja NOCH NIE von dir gehört!“

„Quatsch nicht, Wolle. Es ist nur einfach so…nach dem ganzen Chaos jetzt… ich habe gestern Nacht überlegt… ich will mich nicht mehr verstecken und zurückhalten.“

„Warum hast du es dann bisher getan? Ich meine, nur ich als Grund ist blöd. In der Schule warst du auch immer schon der ruhigere.“

„Naja…das hat einerseits schon mit meinem Charakter zu tun. Andererseits…“

„Hast du dich nicht getraut.“

„Nein! Neija..Ich wollte…aber da ist wie so eine innere Hemmschwelle. Die konnte ich nie übertreten. Egal, wie sehr ich wollte. Ich hielt mich selbst davon ab, Spaß zu haben oder so…“, er seufzte, „Das ist schwer zu erklären.“

„Vielleicht…hat das mit Selbstvertrauen zu tun? Vielleicht solltest du da mal jemanden professionelles fragen…? Ich meine auch wegen deiner Selbstzweifel…“, ich wurde immer leiser, bis es in murmeln endete. Ich hasste solche Situationen; ich wollte Satoru nicht direkt sagen, dass er…

„Ja, du hast schon Recht…vielleicht muss ich mal zur Psychotherapie…“

„Naja so meinte ich es doch gar nicht…!“, entgegnete ich lieber, bevor er sauer wurde. Doch Sato blieb cool. „Kein Ding, Shin. Ich denke, du hast sogar Recht. Ich sollte vielleicht einmal mit jemand außenstehendem über so etwas reden.“

„Über was genau..?“

„Nur über mich…und meine inneren Ängste und Zwänge. Du oder Love betrifft das überhaupt nicht, weil es im Grunde ja schon eher da war..“

„Vielleicht wäre ein Selbstvertrauen-Aufbaukurs besser…?“, fragte ich unsicher, doch Satoru winkte ab. „Das können die doch auch. Und wenn, empfehlen die mich weiter.“

„Ich mach mir trotzdem Sorgen…was denkst du, was die Ursache sein könnte...?“

Er schwieg, weshalb ich unsicher fragte, „Hat es auch mit der Adoption zu tun..?“

„Ich weiß es nicht. Kann sein. Weißt du, es liegt nicht an Tsukasa oder Hizumi, ich liebe sie. Aber irgendwann, je älter man wird, fragt man sich: Woher komm ich eigentlich? Und warum wollte man mich nicht? Und dann..“

Ich hielt die Luft an, als ich sah, dass das ganze wohl doch tiefer verankert war. Und bei so etwas konnte ich nicht wirklich mitreden. Ich war nicht adoptiert. Also nickte ich zögerlich. „Versprich mir einfach, dass du etwas dagegen tust…ich hatte echt keine Ahnung…hätte ich das gewusst, hätte ich damals nie so reagiert…“, wahrscheinlich hatte ich seine düsteren Gedanken nur noch verschlimmert.

„Schon okay…ich mach mich kundig, wo ich hin gehen kann. Auf jeden Fall werde ich dagegen etwas machen. Damit ich nicht nur in der Musik stark und frei sein kann, sondern immer.“

Ich nickte sanft und lächelte dann etwas. „Das zeugt von Stärke…viele trauen sich nicht, Hilfe zu holen. Unabhängig davon bist du deinem Vater trotzdem ähnlich.“

„Wem, Tsu?“

„Nein, Hizumi. Der ist eigentlich auch ein wundervoller und fröhlicher Mensch, aber Mapa sagt, er ist eigentlich immer voller Zweifel…früher war das ganz schlimm.“

„Ich weiß. Nur fand er selbst einen Weg da raus, mehr oder weniger. Ich glaube, er hat das noch heute, gibt es aber nicht zu…trotzdem werde ich mir was suchen.“

„Ich unterstütz dich, so gut ich kann. Und Love sicher auch. Und auch Nabu. Dafür sind Freunde doch da.“

Satoru lächelte sanft, ehe er sich plötzlich streckte.

„So, Schluss mit dem Kram. Lass uns über was anderes reden…Wie wär‘s mit Love?“

„Du willst über Love reden?“

„Indirekt. Eher das Allgemeine…hast du von Schwangerschaftskram eine Ahnung?“

Ich blinzelte ihn nur unschuldig an. „Beim Sex wird ein Baby gemacht und schwups! Nach mehr oder weniger neun Monaten ist die Schrumpelrosine da!“
 

Satoru verdrehte die Augen. „Na toll. Schön, dass du überhaupt aufgeklärt wurdest.“

„Ey! Ginge es nach Mapa, würde ich noch heute glauben, der Storch bringt die Kinder.“

„Er wollte es dir nie sagen.“ - eine nüchterne Feststellung.

Ich nickte. „Dad hat es getan. Er hat mir alles erzählt und Mapa weigerte sich, dabei zu sein.“

„War ja so klar, als hätte ich es fast gewusst.“

„Tja…“

„Ach Shin. Manchmal glaube ich, du hast Zuckerwatte im Hirn.“

„Lecker, welcher Geschmack?~“

Satoru sah mich einfach nur an. Dann schloss er die Augen.

„Was habe ich mir mit dir eigentlich nur eingebrockt?“

„Was unglaublich liebes?~“

„Hmn uhm.. ja…“, gestand er und strich mir durch die Haare, „Wie gut, dass das so vieles weg macht.“

„Ey, ich muss nicht denken können. Ich hab dich. Und Lovelie~“

„Jaja, wie du meinst. Ach Shin…hast du eigentlich schon einmal daran gedacht, dass wir dann mit Lovelie solche Bauchhosen, Pullover etc. holen können?“

„Das hat doch noch Zeit.“

„Ach, deine Zeit ist schneller um, als du denkst. Vor allem, nebenbei noch die Band gut in eine Pause übergehen lassen zu können und die Schule und Uni…“

„Wir schaffen das. Irgendwie. Glaub ich. Denk ich. Hoff ich.“

„Toll…naja immerhin kommt das Baby erst nach ihrem Abschluss, hab ich ausgerechnet. Wenn sie fertig wird, was ja in ein paar Monaten ist, ist sie ja auch noch nicht soo arg kuglig.“

„Kuglig klingt toll..“, lachte ich und blickte verträumt drein, „Love mit schönen, weiblichen Rundungen..~“

„Kann ich mir noch gar nicht vorstellen ehrlich gesagt…sie ist so zart und dünn…“

„Auch dünne Frauen bekommen schöne Kugelbäuche~“

„Du freust dich schon, oder?“

„Natürlich! Nana kann dann sicher tolle Bilder von ihr machen!“

„Oh man. Aber Shin, weißt du was…ich hab Angst…das sie Stimmungsschwankungen bekommt.“

„Eh?“

„Tsukasa sagte mal, bei Michio war das schrecklich..“

„Echt? Hätte ich ja gern erlebt…wie kann das noch schlimmer als jetzt gewesen sein?“

Satoru begann zu lachen, ehe er die Schultern zuckte. „Weiß nicht.“

„Ist ja auch egal..“ Ich seufzte leise und ließ mich zurück fallen. „Er wird ausrasten.“

„Wird er so oder so. Ich weiß nicht einmal, wie meine reagieren werden. Wann willst du es ihm sagen?“

„Weiß nicht, so schnell wie möglich, weil ich es hinter mir haben will…gleichzeitig auch nicht, ich hab Angst vor seiner Reaktion. Dad weiß ich nicht, aber er ist ja nicht so schlimm wie Mapa.“

„Das wird schon. Ich kann auch mitkommen.“

„Bloß nicht, das muss ich erst einmal allein hinbekommen, trotzdem danke. Ich…werd es…wohl versuchen müssen.“

„Heute?!“

„Ja ich….ich will es auch weg haben…“

„Na dann werde ich auch gleich zu meinen gehen.“

„Dann müssen wir uns gegenseitig die Daumen drücken?“

Satoru nickte ernst, „Schaut ganz so aus.“
 

~*~
 

„Shinji“, knurrte Mapa gefährlich, als ich vor ihm saß, „Was hast du schon wieder ausgefressen?! Und sag jetzt ja nicht ‚nichts‘!“

„Ehm…ja doch…eigentlich nichts..“

„Lüg nicht! Du rufst an, fragst, ob wir Zeit zum Reden haben und nun sitzt du mit deinem Unschuldslächeln vor mir! Da kannst du mir doch nicht ernsthaft sagen, es sei ‚nichts‘!“

„Naja…es ist schon was…also Neuigkeiten…aber nicht das, was du jetzt denkst! Nichts Schlimmes!“

„Bist du dir sicher?“, Mapas Augenbraue zuckte gefährlich nach oben, weshalb ich etwas den Kopf einzog und langsam nickte. „Zumindest..das erste nicht…“

„Shinji…“

„Michio, hör ihm doch erst einmal zu“, unterbrach Dad mit einem sanften Griff nach seinem Arm. Kurz blickten sie sich wortlos an, dann seufzte Mapa ergeben. „Gut, erzähl.“

„Also zuerst einmal die gute Nachricht…ich habe mich wieder mit Satoru vertragen.“

„Was!? Wie denn das? Ich dachte schon, das wird nichts mehr! Liebt er jetzt wen anderes?“

„Neija, nicht wirklich…“, murmelte ich und knetete nervös meine Hände. Mist, wie sollte ich das denn nun erklären? Das war alles so kompliziert…

„Sag jetzt nicht, du hast dich in ihn verliebt.“

„Bitte?“, überrascht blickte ich ihn an- er erwiderte meinen Blick und verdrehte dann stöhnend die Augen. „Ne, oder? Du sagst jetzt nicht, du hast mit Love Schluss gemacht und bist nun mit ihm…?“

„Eh? Wie? Oh nein, nicht doch!“, meinte ich hastig, als mir seine Gedanken klar wurden.

„Ich…“, ich strich mir durch die Haare und atmete tief durch, „Was ich euch jetzt erzähle ist schwer zu verstehen und äußerst kompliziert auf Außenstehende, denke ich…“ Zögerlich blickte ich beiden in die Augen, doch sie blieben ruhig. Wenn auch Mapa etwas skeptischer schien als Dad.

„Wisst ihr…Satoru, Lovelie und ich haben uns entschieden, es zu dritt zu probieren…irgendwie.“

„Was?!“, entkam es Mapa überrumpelt, ehe er sich seufzend durch die Haare strich, „Also mir ist egal, wie ihr euer Liebesleben gestaltet. Bitte, seid glücklich. Aber wie kamt ihr zu so einer Erkenntnis?“

Wow, mit so einer nüchternen Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Erleichtert durchatmend sprach ich also weiter.

„Lovelie hat uns quasi zu einer Aussprache gezwungen, als wir sie besucht haben. Und dann hat sie uns vor eine Wahl gestellt…okay, aufgrund der gegebenen Umstände war es keine wirkliche Wahl… sie meinte dann halt, sie liebt uns beide und Satoru geht es ja irgendwie so ähnlich, weil sie das einzige Mädchen war, was er wohl mochte, und naja…jetzt hing alles an mir und ich hab gesagt, warum nicht. Ich weiß nicht, ob ich Satoru so lieben kann wie Lovelie, aber ich kann es ja probieren. Wenn nicht, werden wir zumindest wieder beste Freunde, hoffe ich.“
 

Mapa musterte mich ruhig- in seinem Kopf sah ich es jedoch rattern. Dann schüttelte er den Kopf. „Stopp, Moment mal… ‚gegebenen Umstände‘? Du verwirrst mich…hab ich was verpasst..? Woher die schnelle Wandlung, Shinji? Wegen Love?“

„Nunja…“, ich zupfte mir nervös am Shirt herum, „Normalerweise wäre es wohl weiter gegangen wie bisher…aber als wir unsere kranke Maus gestern besuchten, schockte sie uns ein wenig…“

„Sie schockte euch? Womit denn? Shin, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“

„Mapa…Dad…“, ich blickte beide unsicher an, ehe ich mir durch die Haare strich und etwas schief lächelte, „Ihr werdet Großeltern….Lovelie ist schwanger.“
 

„WAAAAAAAAAAAAS?!“, Mapa sprang von seinem Platz auf und raufte sich panisch die Haare.

„Du…du hast sie….wie kannst du nur! Du bist Anfang zwanzig und pimperst und schwäng…. OH MEIN GOTT! So schlimm waren nicht mal wir!!“

„Ich weiß doch nicht, ob ich es war!“, warf ich schnell ein, um ihn zu beruhigen. Das half sogar ein wenig, denn er stoppte und blickte mich fassungslos an. „Wie…jetzt…?“

„Na es ist nicht sicher…ob es von mir ist…“, murmelte ich und strich mir erneut durch die Haare. Es war auf einmal so warm hier.

„Es..könnte auch von Satoru sein. Lovelie ist sich nicht sicher…“

„Eh?“, er zog die Stirn krau und machte eine wegwerfende Handbewegung, „Versuch mich nicht zu verschaukeln! Ich war nicht lange eine Frau, aber ich weiß, dass man Schwangerschaftswochen berechnen kann! Und zwischen euren komischen Beziehungsschaften liegt ja schon etwas Abstand! Oder habt ihr sie so kurz nacheinander gef-“

„Michio, doch nicht solche Ausdrücke!“, warf Dad entrüstet ein, doch mein Zicklein von Mutter ließ sich nicht beeindrucken.

„Yoshitaka! Nun hör mal! Hast du nicht mitbekommen, was dein Lausbub von Sohn da gerade gesagt hat?!“

„Doch! Aber trotzdem musst du deshalb nicht solche Ausdrücke nutzen.“

„Pah.“

„Lovelie weiß nicht, wann sie das letzte Mal ihre Periode hatte“, meinte ich ruhig und unbeeindruckt von seinen Ausbrüchen, „Deshalb kann nur geschätzt werden, in welcher Woche, welchem Monat, sie sich befindet.“

„Seid ihr so blöd oder tut ihr nur so? Jede normale Frau schreibt sich doch auf, wann sie…“

„Michio, jetzt ist aber mal gut!“, Dad schien ernsthaft böse zu werden, weshalb Mapa etwas den Kopf einzog. „Lass deinen Sohn doch erst einmal aussprechen! Verdammt, es fällt ihm doch auch nicht leicht und wenn du jedes Mal so reagierst, wird er dir bald nichts mehr erzählen!“

Eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Mapa sagte nun gar nichts mehr.
 

Dad schnaufte, ehe er wieder etwas lächelte und zu mir blickte. „Sprich weiter Liebling.“

„Danke..“, flüsterte ich leise und lächelte zaghaft, ehe ich überlegte, wo ich weitersprechen sollte.

„Naja, als Lovelie uns davon erzählte, kam sie dann mit dieser Dreieridee… sie wisse nicht, wer von uns…und sie wolle es auch nicht wissen… und am liebsten wäre es ihr, wenn das Kind zwei Väter hätte, also…“

„Also zieht sie jetzt zu euch oder wie..?“, fragte Mapa stirnrunzelnd.

Ich zuckte die Schultern, nickte aber gleichzeitig. „Ja, wahrscheinlich. Mal schauen. Ich denke, sie sollte ruhig noch ein wenig bei ihrer Familie bleiben. Miyavi freut sich zwar, Opa zu werden, aber ihre Mama scheint noch nicht so begeistert…“

„Ja, deine auch nicht“, knurrte Michio, ehe er laut aufstöhnte und das Gesicht in den Händen vergrub. „Was auf der Welt hab ich nur falsch gemacht, dass ich so bestraft werde?“

„Wieso? Es ist doch dann mein Problem, nicht deins.“

„Doch…ich werde eventuell Großmapa..! Und ich werde nie erfahren, ob es nun mein Enkel ist oder nicht…!“

„Ist das denn so wichtig?“, begann Dad und blickte von ihm zu mir, „Es ist etwas früh und überraschend, ja, aber wenn ihr das für euch persönlich so entschieden habt, und wenn ihr das wirklich durchziehen wollt, bekommt ihr meine ganze Anerkennung und Unterstützung. Finanziell, aber auch sonst. Ich pass gern mal auf mein Enkelchen auf~“

Erfreut über Dads gute Aufnahme der Neuigkeiten lächelte ich.

„Wie kannst du das nur so locker sehen, Yoshi…?“, kam es hingegen gequält aus Mapas Händen genuschelt.

Er blickte zu ihm runter, „Naja was denn? Es ist nicht mehr zu ändern, wie bei uns damals. Und ich wollte so gern mehr Kinder, das weißt du. Und nun bekomm ich eben schon ein Enkelchen, das ist doch schön!“

„Oh Gott…“ Mapa schüttelte den Kopf, ehe er sich aufsetzte.

„Ihr wisst schon, dass so eure Beziehung in unserer Gesellschaft noch komplizierter wird? Okay, homosexuelle Ehen sind mittlerweile mit kleinen Einschränkungen erlaubt, jedoch Dreierbeziehungen…naja.. Das Kind wird unehelich, das wisst ihr? Das war bei uns mit dir damals schon so…mir war es egal, aber manche Kommentare der Leute waren dahingehend einfach nur nervig! Außerdem…habt ihr an eure Band gedacht?!“

„Die muss sowieso pausieren wegen unseren und Lovelies Prüfungen. Dann kommt das Kind…also wird es eine etwas längere Pause.“

„Bitte, wie ihr wollt. Ihr müsst es euren Fans erklären können, und dem Management.“

„Werden wir doch auch, sobald wir wieder im Studio sind.“

„Pahaha!“, er lachte lustlos auf, „Das wird ein Spaß, sag ich dir! Deine Lovelie wird unausstehlich werden! Du wirst ihr haufenweise Kram kaufen müssen…und ein Kinderzimmer einrichten und-“

„Wir werden das schon schaffen, Mapa.“

„Glaube ich auch, ich bin auf jeden Fall für euch da, Shinji. Oder was sagst du, Michio?“

„Was ICH dazu sage? Ich sage, ihr seid total wahnsinnig! Ihr seid noch nicht einmal richtig erwachsen und wollt es schaffen, ein Kind großzuziehen? Zu dritt? Viel Spaß, aber bitte, ich sag nichts mehr dazu. Ich reg mich nicht mehr auf! Ist ja eigentlich auch gar nicht mein Problem…“

„Du regst dich aber gerade auf, Schatz.“

„Pah! Nein, tu ich nicht! Shinji ist jetzt groß, der schafft das schon! Der kommt klar, der ist ja jetzt erwachsen.“

„Das habe ich nie gesagt…“, murmelte ich geknickt und seufzte schwer, da mich seine Reaktion traurig machte. „Ich habe nur gesagt, dass wir das irgendwie hinbekommen werden…nicht, dass ich das nicht allein schaffe.“ Unsicher sah ich zu Mapa auf, der seinen ironischen Tanz eingestellt hatte und mich blinzelnd ansah. „Mapa, bitte…ich brauche dich, mehr denn je. Ich…ich bekomm eine eigene Familie…einerseits freue ich mich, andererseits habe ich auch Angst…wer kann mir da besser helfen als du? Ich weiß, du redest ungern darüber, aber niemand kann mir besser sagen, was auf mich zukommt, als du. Du hast es fast genauso durch gemacht.“

„Das stimmt nicht…“, er schüttelte den Kopf, „Ich…ich kann dir sagen, wie ich empfand, also die…Frau… und außerdem war das was anderes. Wir waren ein normales Paar, nicht mehrere…“

„Was man so als normal bezeichnen kann“, meinte Dad augenrollend, ehe er mich anlächelte. „Shinji, glaub mir, ich bin für dich da. Ich kann mir vorstellen, wie es dir geht. Sag, hast du dir überhaupt Kinder gewünscht? Wir haben nie darüber geredet.“

„Naja..“, ich kratzte mir verlegen am Kopf und nickte leicht, „Natürlich…ich mag Kinder…und Lovelie war sowieso meine Traumfrau…ist sie auch noch. Zwar ist die Tatsache, sie jetzt teilen zu müssen etwas seltsam, aber lieber teile ich sie mit Satoru, den ich mein Leben lang kenne, als mit…zum Beispiel Kazuha…“
 

„Wer is’n das?“, mischte Mapa sich wieder ein.

„Der Gitarrist von Scael force…er war mal scharf auf sie“, erklärte ich leise.

„Aha..“, meinte er nur und lehnte sich wieder zurück, verschränkte die Arme und seufzte.

„Wie sieht das Satoru?“, fragte Dad nach, weshalb ich fragend zu ihm blickte, dann aber die Schultern zuckte.

„Er ist etwas überrumpelter…er wollte, so wie ich ihn verstanden habe, keine Kinder. Oder konnte es sich nie vorstellen, keine Ahnung…aber ich denke, spätestens, wenn es da ist, wird er sich freuen. Er…will auch eine Therapie machen, hat er gemeint..“, hängte ich noch nuschelnd dran.

„Ach, denke ich auch. Bei Michio war es ja genauso~“, Dad strahlte seinen Gatten an, der nur grimmig zurückblickte und leise knurrte, dann jedoch stutzte.

„Was für eine Therapie?“

„Er…hat wohl Probleme…die er nicht so äußern kann..“

Wegen dir?! Weil du so fies zu ihm warst? Oh Shin, du bist ein toller Freund!“

„Mapa! Nicht nur wegen mir..! Auch sonst…er..kommt halt nach Hizumi.“

„Selbstzweifel?“

„Ja, nur schlimmer als bei Hizu. Er hat…wenn ich so darüber nachdenke, wohl ein geringes Selbstwertgefühl…Denk ja nur an früher..er macht sich, was mich überrascht hat, ja jetzt noch Gedanken, warum er zur Adoption freigegeben wurde.“

„Wirklich..? Oh…ich glaube, davon wissen die beiden sicher nichts, oder Yoshitaka?“

„Hm, denk ich auch, das ist das Problem bei Satoru. Er redet ungern über sich und seine Probleme.“

„Eben. Er ist immer für andere da gewesen. Und ich hab ihm noch mehr weh getan. Auf jeden Fall will er was dagegen machen. Also das er wieder fröhlicher wird und..“

„Das er sich selbst lieben lernt“, Dad nickte, „Eine Therapie hört sich immer gleich schlimm an, aber ich denke, es ist eher eine Chance und zeugt von Stärke, wenn man dazu steht. Er wird das schon hinbekommen, wenn wir ihn alle unterstützen.“

„Denke ich auch. Das habe ich ihm sogar so ähnlich gesagt“, nickte ich zufrieden, „Aber sagt Hizu und Tsu noch nichts. Ich denke, er wird es ihnen selbst sagen wollen.“

Beide nickten sie stumm, dann schwiegen wir kurz. Bis Mapa erneut das Wort ergriff.
 

„Was ist mit Love? Ich dachte, die macht ihre Schule weiter.“

„Sie hat vor der…der Geburt ihre Prüfungen. Wie wir. Und sie will dann nicht studieren, also ist sie fertig…“

„Aha..und sonst? Ist sie oberglücklich über eure seltsame Konstellation.“

„Naja, für sie war es ein Schock…deshalb hat sie so lange krank gemacht. Aber jetzt…freut sie sich…weil wir uns vertragen haben und es zu dritt probieren wollen.“

Er nickte und lachte schließlich lustlos auf. „Das kann ja was werden. Ich will sehen, wie du und Sato zusammen…oh ne, unvorstellbar.“

„Mapa! Es ist gar nicht gesagt, ob wir…!“

„Selbst, wenn ihr kein weiteres Mal Sex haben werdet…ihr seid euch doch jetzt schon seelisch so nah, wie kein anderer es je war. Stimmt’s oder ab ich Recht.“

„Ich ehm…also…“

„Na siehst du. Sieh es ein. Hach, das wird lustig. Das wird wirklich lustig. Ach ja: Deinen Großeltern kannst du von ihrer Urgroßelternschaft gern selbst erzählen. Das mach ich sicher nicht.“

Nun begann ich zu grinsen und beugte mich ein Stück vor. „Du hast ja nur schiss, dass sie sich im Gegensatz zu dir freuen könnten.“

„Quatsch. Ich will nur nicht von meiner Mutter gezwungen werden, mit dir einkaufen zu gehen. Nicht zu vergessen Nana- boar, weiß die das schon?!“

„Eh…nein..? Ihr seid so ziemlich die ersten….“

„Tsu? Hizu?“

„Da ist gerade Satoru.“

„Na dann…können wir morgen auf Arbeit damit rechnen, erst einmal eine Stunde lang Privatkram zu diskutieren, Yoshi.“

„Ist doch egal, Michio. Ich denke, das ist auch mal wichtig. Es sind immerhin unsere Kinder.“

„Da können wir ja froh sein, nicht noch den Clown in der Band zu haben…“

„Miyavi?“

„Wen denn sonst…wer freut sich denn bitte sonst so drauf, Opa zu werden?!“

„Ich!“, warf Dad freudig ein, weshalb ihm Mapa ein Kissen gegen den Kopf schmetterte. „Pah, du zählst nicht!“

„Doch! Ich liebe Kinder! Am liebsten hätte ich noch me-“

„Argh! Ruhe! Aus! Schluss!“, Mapa begann herumzuzetern, während Dad grinsend fröhlich weiter schwärmte. Ein Kontrast, wie er stärker hätte nie sein können.
 


 

~~**~~
 


 

So...als kleines Weihnachtsgeschenk ;)

Ich mag das Kapitel sehr, musste es aber nochmal teilen, weil es wieder mal viel zu lang wird. Das nächste Kapitel wird dadurch etwas kürzer, aber was solls...
 

Jetzt aber danke an:
 

@Lucel: Nabu kommt auch bald wieder vor, und mit ihm seine Reaktion ;)
 

@Toffelchan: Hm, Satoru ist mein kleiner Denker hier :3 Ich mag ihn für seine Ernsthaftigkeit.
 

@Seika-chan: So grausam könnte ich glaub ich gar nicht sein...da müsste ich einen der beiden hassen, damit sie sich hassen xD Aber ich mag beide sehr von den Jungs.
 

Ach ja...UND!

Weil ich nicht weiß, wie ich hin komme mit Shinji aufladen bis Ende des Jahres '11...

empfehle ich euch noch einmal die Gemeinschaftsff mit Fiz auf FF.de:

http://www.fanfiktion.de/s/4ead4a570002142606d00bb9

da sie mindestens genauso süß ist, aber leider noch wenig Kommis bekommt, obwohl wir sie sehr, sehr mögen.
 

Damit wünsche ich euch auch schon eine ruhige, besinnliche Weihnachtszeit ohne Stress.
 


 

~~**~~

52. - Wahrheiten II

52. - Wahrheiten II
 

Satoru ist nun auch so weit
 

„So…sag mein Schatz, was bedrückt dich?“, meinte Hizumi aufmunternd, als er neben mich auf die Couch sprang und mir einen Arm umlegte. Tsukasa setzte sich etwas dezenter zu uns.

Ich blickte sie beide an, ehe ich schief grinsend meine Hose musterte. „Ich muss euch was beichten. Es hat mit Lovelie und Shinji zu tun.“

„Oh, es gibt Neuigkeiten? Erzähl.“ Hizumi war wie immer neugierig, doch ich wusste, dass dies ehrlicher Natur war. Bei Tsukasa auch, aber er zeigte es nicht so offen. Aber genau dafür liebte ich die beiden so sehr.

„Also…“, ich atmete tief durch und überlegte, wo ich anfangen sollte, „Ich bin mit Shin zu Love...“

„Weil sie immer noch krank ist?“

„Ja. Wir wollten schauen, was los ist. Sie ließ uns nur widerwillig rein, aber gut. Als wir sie sahen, war sie dick in ihre Decken eingekuschelt und wirkte etwas gedankenverloren. Dann klatschte sie uns quasi auch schon ungeschoren die Wahrheit vor die Füße.“

Hizumi blinzelte mich an. „Was für eine bildhafte Ausdrucksweise…“, murmelte er und schüttelte den Kopf, als müsste er Bilder aus dem Kopf vertreiben. Schließlich blickte er mich wieder an. „Was für eine Wahrheit überhaupt? Steigt sie aus wegen eurem ständigen hin und her?“

„Dad…“, maulte ich und griff nach einer der Kaffeetassen die auf dem Tisch standen, er tat es mir gleich.

„Ja was denn? Ich blicke ehrlich gesagt nicht mehr so ganz durch….also zuerst sie und Shin…dann du und sie…dann wieder sie und Shin..?“

„Ja. Mehr war es doch nicht.“

„Das…reicht auch schon zum verwirren.“

„Quatsch. Oder Tsu?“

„Wie? Also ich gebe Hizu Recht…ich glaube, ich bin auch nicht mehr auf dem neusten Stand..?“

Ich seufzte nur schwer und strich mir durch die Haare, während Tsu sich auch noch einen Kaffee nahm. „Könnt ihr auch gar nicht. Den neusten Stand der Dinge erfahrt ihr ja jetzt erst.“

„Lass mich raten...du bist jetzt wieder mit ihr zusammen und Shin suhlt sich wieder im Elend. Jungs, wollt ihr ewig so weiter machen?“

„Ja….und nein.“

„Ja zu was? Nein bei was?“

„Ja, wir sind wieder zusammen. Nein, wir wollen nicht weiter machen wie bisher. Deshalb probieren wir es jetzt ganz anders: Love nimmt uns beide und ich und Shin schauen zu, was das zwischen uns wird. Eine feste Freundschaft wie früher ist erstmal das Ziel, aber…“, ich ließ das Ende offen und seufzte. Ich wünschte mir zugegeben schon gern etwas mehr, aber…ich würde auch damit umgehen können, würde nichts daraus werden.

„Du…ihr…hab ich das richtig verstanden, ihr wollt eine Dreierbeziehung probieren..?“, fragte Tsukasa vorsichtig nach, weshalb ich knapp nickte. „Gibt’s da ein Problem?“

„Nein, eigentlich nicht“, meinte Hizumi, dessen Gesichtsausdruck von überrascht zu glücklich wechselte. „Mir ist es ganz egal, was ihr tut und was nicht…wenn ihr damit glücklich seid? Aber schön zu hören, dass ihr euch erstmal vertragen habt. Wie kam es dazu? Hat Lovelie euch eingesperrt?~“

„Nicht ganz. Nur angestichelt.“

„Süß“, er lachte und lehnte sich zurück. „Schön, wenn es dir besser geht.“

Ich nickte leicht und einen Moment schwiegen wir drei, ehe ich nüchtern die Stille durchbrach:

„Vielleicht war einfach Loves Schwangerschaft ausschlaggebend, dass wir uns vertragen mussten.“
 

Ich schaute verwundert auf, als Hizumi hustend über seiner Tasse hing und scheinbar mit der Luft kämpfte, während Tsu mich anstarrte- in seiner Hand der imaginäre Griff einer Tasse. Die Originalfassung davon suhlte sich gerade scherbenhaft im Kaffeefleck auf dem Boden.

„Sie…..hab ich das richtig verstanden…sie ist WAS?!“

Ich blickte Hiroshi ruhig und blinzelnd zugleich an. Ich erlebte die beiden selten so geschockt. War schon lange her, vielleicht mal als Kind, wenn ich Blödsinn gemacht hatte…

Langsam stellte ich meine Tasse weg und nahm Hizumi seine, die unter seiner nervös zitternden Hand ebenfalls kaum noch Inhalt hatte, ebenfalls ab.

„Lovelie ist schwanger“, erklärte ich noch einmal, dann ließ ich mich seufzend zurücksinken. „Und wir haben keine Ahnung von wem. Sie will es auch nicht sagen. Entweder Shin….oder ich.“

„Also…das ist sicher, ja? Einer von euch beiden…?“

„Ja.“

„Kami-sama Kenji!“, Tsukasa traf ein schmollend-böser Blick, „Ich dachte, du hattest ihn aufgeklärt?“

„Hab ich doch auch. Hast du das nicht auch?“

„Ja…aber du wolltest es nochmal besser machen…meins war ja Kindergerecht…“

„Boar, hört auf, ihr klingt schon wie Michio!“, beschwerte ich mich und schmiss ein Kissen neben mich und zwischen die Herrschafften, „Ich dachte, ihr seht das ganz locker.“

„Naja schon…“, meinte Hizumi, der in Deckung gegangen war und zu dem Kissen sah, „Aber…ich weiß nicht…euer Leben verläuft gerade ziemlich turbulent, findest du nicht?“

Ich seufzte und strich mir durch die Haare. „Ich hab es mir doch nicht ausgesucht“, murmelte ich leise und starrte nachdenklich auf meine Hände. „Ich wollte nicht wirklich Kinder…den Gedanken habe ich weit weg geschoben und ich finde ihn noch immer befremdlich…aber…was soll ich tun.“

Ich zuckte die Schultern und stützte meinen Kopf in eine Hand. Tsukasa betrachtete mich nachdenklich, ehe er schief lächelte. „Du bist, ob du es willst oder nicht, auch so ein Chaot wie Shinji.“

„Ich weiß…“, nuschelte ich nur und legte den Kopf nun ganz auf den Tisch. „Ach scheiße, was soll das nur werden…“

„Hey, Sato! Du gibst doch nicht schon auf, bevor es begonnen hat?“, Hizumi legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich seufzte nur schwer den Tisch an. „Mein Leben überrennt mich gerade. Zumindest fühlt es sich so an. Obwohl…das ist kein Rennen mehr…es ist eher ein Zug.“

„Ach Süßer…nimm es mir nicht übel. Es ist etwas plötzlich und überraschend…aber wir versuchen, dir so gut es geht zu helfen. Finanziell sowieso aber auch so…glaub mir, Kinder sind süß.“

„Hm…“, ich richtete mich wieder auf und strich mir müde über das Gesicht. „Meine größte Sorge ist eigentlich die Band, Hiroshi.“

„Ich weiß, kann ich mir denken“, meinte er sanft und drückte mich kurz, ehe er flüsterte:

„Aber glaub mir. Auch Frauen in dem Geschäft haben Kinder und Karriere. Ihr schafft das auch, da bin ich mir sicher. Es wird hart werden…aber auch schön. Aber da ist ja noch lange Zeit hin.“

„Naja…“, ich lachte und neigte den Kopf. „Wisst ihr, das wird doch ein Chaos, oder? Ich meine mein Riesenkind Shinji, das noch Halbkind Love, ich und ein Baby unter einem Dach…oh Kami-sama.“

„Ist doch eine gute Mischung“, Tsukasa schmunzelte und verschränkte grinsend die Arme. „Wie gern würde ich jetzt Zeros Gesicht sehen. Ist Shin bei ihm?“

„Ja, der erzählt sicher gerade dasselbe.“

„Ha, Michio dreht durch.“

„Bitte nicht. Ich brauche Shin noch heil zurück.“

„Den bekommst du nen Kopf kürzer wieder.“

Ich lachte, ehe ich schief grinsen musste. Ja, das würde lustig werden. Aber gut, die beiden waren auf meiner Seite, was das betraf, schon einmal gut. Jedoch…
 

„Ich muss euch noch etwas sagen…“, begann ich leise.

„Noch mehr zukünftige Enkel, von denen wir erfahren sollten?“

„Was? Nein! Es ist etwas, was…mich betrifft…nur mich.“

„Dich? Willst du mit der Uni aufhören?“, fragte Hizumi und der leicht besorgte Ton ließ mich seufzen, ehe ich den Kopf schüttelte. „Nein, das ist es nicht. Es ist…ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. Es fällt mir sehr, sehr schwer“, unruhig knetete ich meine Finger aneinander.

„Wir wissen, dass du Probleme hast, deine Gefühle auszudrücken, Satoru.“

Ich nickte. „Ja…das stimmt. Ich…fresse Sachen lieber in mich hinein, als sie zu äußern. Und darum geht es indirekt jetzt auch.“

„Das sollst du aber nicht machen, das in dich rein fressen- wir sind für dich da!“

„Ich weiß, aber ich kann nichts dafür! Es…es ist einfach so…ich..hab einfach zu wenig Selbstvertrauen… oder Selbstwertgefühl…also nach außen will ich immer entschlossen und stark wirken…aber eigentlich…“

„Satoru…“, Hizumi betrachtete mich mit einer gefährlich verunsicherten Miene, weshalb ich ihm eine Hand auf seine legte und nickte. Er seufzte. „Bitte nicht.“

„Doch…obwohl wir nicht blutsverwandt sind, habe ich das auch…wie du. Diese ständigen Zweifel an allem, was ich tuhe. Ich denke nur, dass es schlimmer ist als bei dir…du sagtest ja, es wäre besser geworden.“

Er blickte mich traurig an, dann sagte er:

„Warum…warum Schatz?“

„Ich…weiß es nicht…es begann schon beim Beginn, denke ich. Ich habe irgendwann angefangen mich zu fragen, warum ich zur Adoption freigegeben wurde…warum ausgerechnet ich immer gehänselt wurde…ich habe die Schuld bei mir gesehen und naja…“

„…Euer Beziehungsmist hat dich ganz kaputt gemacht“, beendete Tsukasa skeptisch meinen Satz, doch ich schüttelte den Kopf. „Nein! Nicht doch. Nur noch mehr Angst und Zweifel geschürt…aber genau deshalb rede ich jetzt mit euch. Ich will nicht, dass ihr euch Sorgen macht. Ich will nicht, dass sich jemals wieder jemand um mich Sorgen macht.“

„Aber Sato…wir sind deine Eltern…wir können nicht anders.“

„Ich weiß…aber ich will euch keinen Grund mehr liefern. Deshalb habe ich für mich entschieden, eine Therapie zu machen. Ich will mit jemand Fremden darüber reden, der davon Ahnung hat. Und ich will an meinem Selbstwertgefühl arbeiten. Ich will die Stärke, die ich auf der Bühne spüre, auch so im Leben spüren“, ich endete ruhig und blickte die beiden an. Sie sahen nicht gerade glücklich aus, Tsukasa nickte schließlich jedoch. „Wenn…wir dir da wirklich nicht weiter helfen können…dann ist es besser, du machst so etwas. Es wird dir sicher helfen“, er lächelte, was mich etwas erleichtert aufatmen ließ. Fragend blickte ich zu Hizumi. „Dad..?“
 

„Ich…sag, haben wir dir das Gefühl vermittelt, dich nicht zu lieben? Liegt es an uns?“, ihm war seine Angst anzusehen, er hatte Tränen in den Augen, weshalb ich erst erschrak- dann aber sanft lächelte, zu ihm rutschte und ihn in den Arm nahm. Kopfschüttelnd lehnte ich mich an ihn.

„Ihr habt nie etwas falsch gemacht. Ihr wart mir die liebsten Eltern, die es gibt. Ich würde nie jemand anderes wollen.“

„Aber…vielleicht hättest du keine schlechten Gedanken, wenn du eine Mut-“

„Du bist mir Mutter genug, Hizumi. Ich liebe euch beide sehr. Ihr könnt nichts dafür…diese dunklen Tage..ihr könnt nichts dafür, wirklich. Es liegt an mir, meinen Gedanken und Einstellungen. Ich verspreche dir, ich mach die Therapie. Und dann wird alles wieder besser. Dann werde ich wieder fröhlicher sein und aus ganzen Herzen lachen können und auch aus meiner Haut können.“

Hizumi blickte noch immer etwas gequält drein. Dann aber lächelte er, ehe er schniefend nickte. „Ja…das wäre schön…ich habe dich lange nicht mehr so lachen sehen wie früher…“

„Eben. Und genau deshalb muss das sein. Glaub mir, du wirst es bald wieder sehen, versprochen. Ich werde an mir arbeiten.“

Kenji nickte. „Du musst dich selbst lieben lernen, das ist dir wohl etwas verloren gegangen, Satoru. Aber du schaffst das, darauf vertraue ich. So etwas ist nicht schlimm oder unheilbar- dass solltest auch du wissen, Hiro.“

„O-okay…“, Angesprochener strich sich über die Augen und lächelte verlegen, „Entschuldige…ich habe nur ab und an solche Angst um meine Familie..“

„Ach Hiroshi“, Nun kam auch Tsu zu uns gerutscht und nahm ihn mit in den Arm. „Du bist viel zu weich, dafür dass du auf der Bühne sonst so hart tust, Goldkehlchen.“

„Pah…trete mich nur mit deinen Hufen, Zebra“, lächelte er schief, „Immerhin steh ich dazu. Nicht so wie Michio…den siehst du nicht einmal im dunkeln Keller lächeln.“

„Du stehst mit Michio in dunklen Kellern?“

„Was?! Ne, das war eine Metapher, Kenji, Me-ta-pher! Als wenn ich mich mit Michio allein in dunkle Keller stelle. Da kommt sogar mir dann das Gruseln. Wer weiß, was dann da mit dem abgeht…“

Ich versuchte mir seine Worte bildlich vorzustellen, musste jedoch lachen. Auch Hizumi lächelte wieder, was mich erleichterte. Ja, das war zwar nur ein kleiner Erfolg- aber mein erster Schritt in mein neues Leben. Und ich würde es dieses Mal genießen.
 


 

~*~
 


 

*Es ist in Japan durchaus noch etwas verpönt, zum Psychologen zu gehen. Darum denke zumindest ich, dass es von Stärke zeigt, wenn Satoru es doch macht ;)
 

Ach ja, wer noch mehr lesen will, mal Werbung in SHINJI-Sache, also alles zur FF betreffend:

Ich habe angefangen, auf der Homepage die Beziehungsketten hochzuladen, noch nicht alle, kommt aber nach und nach.

UND! Ich habe euch dort quasi einen kleinen Bonus zum Lesen hochgeladen, der so hier nie erscheinen wird, also schaut mal vorbei:

http://shinji-women.de.tl/Special-d--1x1-der-Zauberei.htm

Quasi der Anfang von/vor [wo]men. Viel Spaß damit~
 

Danke an:
 

@Lucel: Toll die zwei, nicht wahr ;D? Zufrieden mit Hizus und Tsus Reaktion^^? Ach und: Naja, das ist gut zu wissen, aber meiner Schreibpartnerin wären ein paar Kommis glaub ich lieber xD" Es ist schade, dass dort nicht viel Rückmeldung kommt, dabei können dort auch anonyme, unangemeldete Leutchen schreiben :'(
 


 

Einen guten Rutsch an alle~
 


 

~~**~~

53. - Leviten

53. - Leviten
 

Satoru ist noch daheim
 

Eine Stunde später hatten sich die beiden zurückgezogen in ihr Musikzimmer. Es war zwar Sonntag und heute arbeitete mal keiner im Studio- würden sie eh nicht können. Michio saß sicher gerade geschockt daheim, weil Shin bei ihnen war. Er war ergo gerade eine körperliche Hülle, da sein Verstand wohl sicher schon abgehimmelt war. Aber trotzdessen, dass offiziell kein Arbeitstag war, hieß es ja nicht, dass sie nicht doch was tun durften. Und ich wollte meinen Eltern erst einmal Zeit zum nachdenken, erholen und sacken lassen geben, und wie konnte man das besser, wenn nicht mit Arbeit und Musik zur Ablenkung.

Ich hatte mich bereit erklärt, ein wenig in der Küche aufzuräumen, bevor ich dann später nach Hause gehen würde. Ich wusste nicht einmal, ob Shinji schon da war. Er wollte mir eine SMS schicken, wenn er heim ging…doch bis jetzt musste er noch bei seinen Eltern sein, denn es war nichts angekommen. Oder aber er war schon von Michio erwürgt worden, bevor er mir hatte schreiben können. Letzteres traute ich seiner herzallerliebsten Mutter sogar zu.
 

Gerade war ich beim Abtrocknen des Geschirrs, als es an der Haustür klingelte. Fragend horchte ich auf, rief dann aber auch schon „Komme sofort!“, ehe meine Eltern von oben runter flitzen mussten. Das Tuch hing ich noch weg, dann lief ich auch schon gemütlich zur Haustür und öffnete. Dort angekommen entgleiste mir etwas überrascht das Gesicht, als Jewelie vor mir stand. Vielleicht kam es mir nur so vor, aber sie blickte etwas böse drein. Doch das störte mich nicht, ich ging gar nicht so genau darauf ein.

„Eh…schön dich zu sehen, Jewel…aber was machst du hier..und woher weißt du, dass ich hier bin..?“

„Ich war bei euch zuhause, doch da war keiner! Und dann dachte ich, ich probier es hier…ich weiß von Love, dass du hier wohnst..Oder eher deine Eltern…“

„Aha…“, entkam es mir immer noch etwas verwirrt, während ich mir am Kopf kratzte. Dann trat ich beiseite und deutete in den Gang. Es war kalt draußen und sie sah aus, als wenn sie fror. „Komm doch rein.“

„Ich will nicht lange bleiben“, beharrte sie stur und sah dabei etwas schmollig aus. Irritiert hob ich eine Braue, zuckte dann aber die Schultern.

„Ist doch egal. Draußen ist es kalt, also komm rein. Willst du Tee? Warmen Kakao?“

„Na gut“, seufzte sie und zog ihre Jacke aus, schob die Schuhe beiseite und folgte mir schließlich, „Nein, ist schon okay.“

Ich führte sie ins Wohnzimmer und setzte mich ihr gegenüber auf die Couch. Lächelnd betrachtete ich sie. „Was liegt dir auf dem Herzen?“
 

Oh oh, ich bereute die Frage Sekunden später fast, als ihr Blick plötzlich bitterböse wurde.

„Du hast meine Schwester geschwängert!“, platzte es aus ihr auch schon hervor.

Überrascht von dieser Ehrlichkeit blinzelte ich sie an, dann antwortete ich ihr jedoch ruhig.

„Ich weiß. Das tut mir auch sehr leid. Ich kann verstehen, dass du mir sauer bist.“

„Pah! Ich…ich dachte, ihr seid nicht so..! Love rennen seit Jahren blöde Typen nach…und dann kommt ihr, ich denke gut, und dann- bamm! Ihr nehmt sie mir weg!“

„Aber wir waren doch schon lange zusammen…also auch das mit Shin…“

„Ja ich weiß doch! Aber jetzt…sie ist noch nicht einmal ganz 18! Ich habe ein Gespräch zwischen ihr und meinen Eltern gehört…sie haben darüber geredet, dass sie wahrscheinlich ausziehen will. Musste das denn ernsthaft schon sein?! Hätte das nicht noch Zeit gehabt?!“

„Jewelie…“, ich seufzte schwer...wo sollte ich nur beginnen und wie sollte ich sie ruhig stimmen?

„Das…war alles ein großes Missverständnis…und nun-“

„Und nun muss sie das ausbaden?!“

„Jewel…es war doch nicht nur ich! Shinji kann es genauso gut sein.“

„Weiß ich doch! Aber erstmal mach ich dich fertig. Du hältst mehr aus als er.“

„Danke für die Blumen“, bemerkte ich trocken und strich mir durch die Haare. „Jewelie…du weißt, ich hab dich eigentlich sehr gern. Ich habe eure ganze Familie sehr gern.“

„Was ist das zu Love?! Liebst du sie?! Oder war sie dir Mittel zum Zweck?“

„Lovelie ist die einzige Frau, die mich sowohl emotional, charakterlich als auch sexuell gereizt hat. Wenn das Liebe ist, dann nenne es so. Ich hasse das Wort langsam allmählich nämlich…“

„Bitte?!“, nun zog sie verdattert die Brauen hoch und überschlug die Beine, „Du…ich hab mitbekommen, dass du angeblich ja Shin liebst.“

„Lovelie ist die einzige Frau. Er der einzige Mann.“

„Aha…na toll..“

„Schwer zu erklären und verstehen, ich weiß. Aber ich liebe Lovelie…auf eine andere Weise als ich es bei Shinji tue. Aber ich tu es.“

„Wie dem auch sei…was…was ist DAS da zwischen euch…? Wer ist nun mit ihr zusammen…? Wer ist der Vater?“

„Das wissen wir nicht, von wem das Kind ist. Zumindest sagt Love, sie weiß es nicht. Und ich glaube ihr da genauso sehr, wie du es wohl tust. Und unsere Beziehung ist so, dass Shinji und ich sie uns jetzt quasi teilen werden..“

„Teilen? Sie ist kein Ding!“

„Das wissen wir doch. Aber sie selbst war es, die sagte, sie kann sich nun nicht mehr zwischen uns entscheiden. Sie möchte uns beide.“

„Du lügst doch!“

„Frag sie doch selbst, Jewelie. Sie wird dir nichts anderes erzählen, als ich es tu. Du vertraust deiner Schwester doch, oder?“

„Natürlich tu ich das…“, sie senkte den Blick und seufzte schwer. Die Angriffslust war ihr scheinbar vergangen und sie sah nur noch etwas geknickt drein. „Trotzdem…wie konntet ihr nur so fahrlässig sein…sie muss nun die Konsequenzen tragen…im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Jewelie…ich habe alles getan für deine Schwester. Glaub mir, ich habe ihr jeden Wunsch erfüllt. Und wenn ich sie geliebt habe…ich habe immer verhütet. Doch so ein kleines Teil kann auch mal kaputt gehen. Wirklich, es war nie meine Absicht. Ich wollte ja noch nicht einmal Kinder.“
 

Sie blickte langsam zu mir auf. Lange musterten mich ihre dunklen Rehaugen. Ich erwiderte ihren Blick offen und ruhig. Schließlich fragte sie: „Ist das wahr?“

„Ja. Aber es ist nun nicht mehr zu ändern.“

„Was hast du vor? Du und Shin und…?“

„Wir…müssen uns damit abfinden, denke ich“, ich zuckte die Schultern, „Ich weiß es auch erst seit gestern und muss es selbst erst verarbeiten… aber deine Schwester ist optimistisch. Und Shinji auch… Wir werden auf jeden Fall das Kind alle drei zusammen irgendwie groß ziehen.“

„Aha…und…eure Band?“

„Wir werden wohl eine Pause machen. Aber wir drei zumindest wollen weiter machen. Nur muss erst noch das Management informiert werden.“

„Verstehe.“

Ich seufzte leise und rutschte neben sie. „Jewelie? Es war wirklich nie meine Absicht, dir das Gefühl zu geben, sie dir wegzunehmen. Wirklich nicht, dass tut mir leid.“

Sie schüttelte nur den Kopf. „Schon gut…Ich…es ist nur sie ist wie ein Vorbild für mich…meine große Schwester… und nun will sie ausziehen und wird…Mutter…ich dachte, ich hätte sie noch ein paar Jahre für mich. Es tut mir leid, wie ich reagiert habe, Satoru…aber als ich Mama gestern weinen sah, brannte bei mir eine Sicherung durch.“

Ruhig hörte ich ihr zu und konnte nicht verhindern, dass sich mir ein seltsames Gefühl in die Magengegend schlich. Ich mochte Melody mindestens genauso sehr wie Miyavi und ihre Meinungen waren mir sehr wichtig.

„Wie…geht es ihr?“

„Mama? Besser als die letzten Wochen. Es wird langsam. Sie meint, sie muss Lovelie langsam loslassen.“

Ich nickte nur und schwieg gedankenverloren. „Ich..ich konnte wirklich nicht wissen, dass es irgendwann so endet, Jewelie, ich…“

„Psst. Es endet doch gar nicht…es beginnt doch erst für euch.“

„Ja aber…ich wollte dir oder deiner Mama nicht weh tun…Shinji genauso wenig. Aber ich verspreche dir hoch und heilig, immer auf sie Acht zu geben. Und dann später auch auf deinen Neffen oder deine Nichte. Und bei deiner Mama werde ich mich auch entschuldigen kommen.“

„Ach was. Das will sie sicher nicht. Lass sie….Papa sagt, sie ist bald wieder fröhlicher drauf, es…ist nur etwas überraschend für sie gekommen. Und das du auf Love aufpassen kannst, hast du bisher schon ganz gut gezeigt…Shinji ja auch. Also denke ich, dass ihr das auch weiter schafft.“

„Danke Jewelie“, meinte ich ruhig, aber unendlich ehrlich. Ich wusste, es verlangte ihr viel ab, hergekommen zu sein. Ich konnte nachvollziehen, wie sie sich fühlen musste.

„Schon okay…nur…ihr müsst es auch wirklich tun. Und…sollte irgendeiner von euch beiden ihr jemals das Herz brechen…ich sag euch, da bekommt ihr meine Rache zu spüren, auch wenn ich nicht so aussehen mag! Ich lass mir dann schon was einfallen!“

Ich schmunzelte und nickte leicht. „Damit kann ich leben. Willst du noch zu Shin?“

„Nein, deshalb sage ich dir das ja jetzt. Richte es ihm aus…“

„Werde ich machen, keine Sorge.“

„Gut dann ehm…werde ich jetzt wohl lieber gehen. Ich wollte nicht im Haus deiner Eltern so böse werden, das tut mir sehr leid.“

„Schon in Ordnung, du wolltest nur deine Schwester beschützen. Soll ich dich noch ein Stück begleiten? Ich mach jetzt selbst auch los.“

Als ich auf ihre Antwort wartete, vibrierte in dem Moment mein Handy. Fragend zog ich es heraus und las Shinjis Nachricht.

„Ist das Love..?“

„Nein, Shinji…er will mich abholen…“

„Na dann. Viel Spaß, ich mach jetzt los.“

„Warte doch, da kannst du ihm hallo sagen.“

„Nein ich…ich will nicht noch mehr Leute angehen…das tut mir wirklich leid. Entschuldige meine Störung. Bis demnächst.“

„Eh..okay…“, stirnrunzelnd brachte ich sie noch zur Haustür und ließ sie raus. Dann ging ich in Ruhe meine Eltern suchen und verabschiedete mich von ihnen. Beide drückten mich sanft und ich konnte fühlen, dass sich wirklich etwas ändern würde. Sehr bald sogar.
 

Im Flur zog ich mir meine Jacke und Schuhe wieder an, schlang mir noch meinen Schal um, bevor ich draußen auf Shinji wartete. Der ließ auch nicht lange auf sich warten.
 

„Hey!“, begrüßte ich ihn grinsend, „Du warst doch schon losgelaufen, als du mir geschrieben hast.“

„So ungefähr“, lachte dieser und schloss sogleich die Arme um mich.

„Sato…Mapa dreht frei..~“, ningelte er auch schon und vergrub das Gesicht beinah in meiner Schulter. Ich lachte gemeinerweise nur. „Das war doch abzusehen. Aber hey, war es arg schlimm?“

Er löste seine Umklammerung wieder und blickte mich an. „Nein, eigentlich ging es…also er war geschockter über die Tatsache, dass er Großmapa wird, als über die Tatsache, dass wir drei jetzt irgendwie…naja.“

Ich nickte nur leicht. „Konnte ich mir fast denken.“

„Und wie waren deine drauf?“

„Ach, es ging. Sie dachten, sie hätten mich nicht richtig aufgeklärt“, ich grinste, „Aber naja, sie sahen es irgendwie ein…schlimmer war für mich eher das Gespräch über mich…“

„Du hast ihnen gesagt, dass du eine Therapie machen willst?“

„Ja…und Hizu hat es ziemlich mitgenommen…er hat sogar geweint. Er dachte, es ist seine Schuld, dass ich mich seelisch nicht gut fühle.“

„Hast du ihm das ausgeredet?“

„Ich hoffe…ich denke, zumindest Kenji hat mich verstanden…er wird ihm schon gut zureden. Hiroshi ist extrem empfindlich bei sowas…er hat das ja selbst ein wenig…“

„Oh man…ob sich das auch auf ihre Band auswirkt?“, Shinji lächelte schief.

„Du meinst musikalisch? Keine Sorge, ich denke nicht, dass sie anfangen werden, einen Baby Blues zu schreiben.“

„Haha. Naja…aber..hm…“

„Wir beeinflussen sie schon seit 20 Jahren, Shin. Egal, was wir getan haben…es hat sie alle irgendwie beeinflusst, auch wenn sie es vielleicht nicht zugeben würden.“

„Hm, du hast Recht. Hauptsache, sie bekommen keine Midlife Crises.“

„Nimm es mir nicht übel…aber das würde ich am ehesten noch Michio zutrauen.“

„Und ich würde dir da dummerweise sogar Recht geben.“

„Tja, er ist eben manchmal sehr vorhersehbar. Aber ganz ehrlich…ich würde mich freuen, wenn er so blinke-blinke Augen bekommt, wenn das Baby erst einmal da sein sollte. Zumindest erzählt Dad, also Hiroshi, immer davon, wie er dich damals angeschaut hätte.“

„Verdammt, wie gern würde ich mich daran erinnern.“

„Tja…gibt’s keine Familienvideos?“

„Doch…da sieht er ja auch ziemlich stolz aus…nur…manchmal wüsste ich gern, wie er geguckt hat, als er mich das allererste Mal sah“, Shinji kicherte leise und hakte sich fröhlich bei mir ein. Mich verwunderte seine Nähe, hatte ich es doch nicht erwartet, aber ich hatte nichts dagegen. Wie auch.

„Kann ich mir gut vorstellen, wie…“

„Du meinst so wie ich dann, sollte unseres mal da sein?~“

„So ungefähr…du freust dich ja wirklich schon.“

„Ja, irgendwie schon“, er lachte fröhlich, „Ich wollte immer Geschwister…aber Mapa..naja. Kinder sind toll…diese Einstellung hab ich von Dad.“

„Merk schon..“, ich sah nach vorn, wo unser Haus auftauchte, „Habt ihr was gegessen?“

„Ja…aber ich hab schon wieder Hunger…ich glaub, ich mach mir ein Schnellgericht. Willst du auch?“

„Hm…vielleicht, mal sehen.“

Shinji nickte und eilte zur Haustür, ehe er aufschloss und mich rein ließ.
 

~*~
 

Nachdem wir wirklich noch eine Kleinigkeit gegessen hatten, ging Shinji in sein Zimmer, da wohl Chiyoko anrufen wollte. Ich ließ ihn und ging ein wenig lesen. Später dann verschwand ich unter die Dusche, da mir dann doch ziemlich kalt wurde.

Gerade, als mir das Wasser schön heiß den Rücken runter rann, klopfte es an die Badtür. „Satoru, bist du hier?“

„Hmm….komm rein, ist offen“, murmelte ich und strich mir durch die Haare. Schmunzelnd bemerkte ich, dass Shin der Aufforderung wirklich nachkam.

„Eh…schöne Grüße von Chi…sie ist sauer, dass wir ihr nicht ‚eher‘ bescheid gesagt hätten.“

„Im Ernst?“

„Ne. Sie freut sich total und will uns bald mal alle zusammen wiedersehen..“

„Ah, cool. Dann ist die Sache zwischen dir und ihr jetzt auch vorbei?“

„Woher weißt du davon?!“

„Komm…es war offensichtlich.“

„Nur weil ich zu ihr gegangen bin..?“

„Nein…ihr hattet einmal bei dir im Zimmer Sex…du hast nur nicht gemerkt, dass ich mal kurz daheim war, um was zu holen.“

„Ehrlich…?! Ach du scheiße..“, als ich durch die halb angelaufene Duschscheibe zu ihm sah, konnte ich trotzdem erkennen, wie er rot wurde. Grinsend bejahte ich. „Ich war mir nur nicht so sicher, was ich davon halten sollte, weißt du?“

„Es…war nur Sex. Trost für sie und mich…“

„Sicher?“

„Ja. Ich kenne Chi…und sag jetzt nichts! Sie zeigt ihre Gefühle so offen, da weiß sogar ich Naivling, woran ich bin.“

„Wenn du meinst. Hauptsache, sie wird nicht auch noch schwanger.“

„Hör auf, dass hab ich sie auch gleich gefragt..! Aber sie war sich äußerst sicher, dass da nichts wäre. Da kamen Details, die ich nicht wissen wollte.“

„Lass mich raten, die Gute hat gerade ihre-“

„Lalala, ich hör dich nicht~~“

„Wie du meinst“, schmunzelte ich nur und shampoonierte mir die Haare. Ich konnte Shinjis Blick auf mir spüren, ehe er sich räusperte. „Ich geh dann gleich nach dir, denk ich.“

„Warum nach mir, wenn du jetzt auch kannst“, murmelte ich und musste nur noch mehr grinsen, als er ein unsicheres „Was..?“, hervorbrachte.

„Hier ist noch genug Platz, du kannst gern zu mir kommen“, wiederholte ich es deshalb etwas genauer.

Shinji bekam große Augen. „Ehm…“

„Keine Sorge, ich belästige dich nicht. Naja, vielleicht ein bisschen.“

Nun musste er ebenfalls lachen und schüttelte den Kopf. „Du bist echt blöd manchmal“, meinte er, zog sich dann aber tatsächlich aus und stieg zu mir. Ich konnte nicht anders als sanft zu lächeln, als ich in sein Gesicht blickte. Er betrachtete mich schmunzelnd und neigte den Kopf, „Was ist?“

„Nichts“, ich schüttelte den Kopf. „Ich musste gerade nur daran denken, wie glücklich es mich macht, dass du und ich wieder normal miteinander umgehen. Das hat mir sehr gefehlt.“

„Mir ehrlich gesagt auch“, seufzte er. „Deshalb bin ich über unsere jetzige…Beziehung zueinander ganz froh…aber sie könnte durchaus noch tiefer werden.“

Verwundert sah ich ihn an, „Ach?“

„Ich…hab nachgedacht…ich denke, auch wenn wir keinen Sex oder sowas haben, teilen wir jetzt schon mehr miteinander als ‚normale‘ Freunde. Ich meine Nabu ist mir auch ein super Freund aber zu dir ist es anders…unser Band ist…“

„Besonders“, ich nickte, „Das war es schon immer.“

Lächelnd blickten wir uns ab, bis Shinji verlegen den Blick abwendete. „Würdest…du mich..in den Arm nehmen…so ein bisschen vielleicht..?“

Ich schmunzelte, tat ihm dann aber den Gefallen und zog ihn eng an mich, vielleicht sogar enger als er wollte. Doch ich sehnte mich gerade nach Nähe. „Shinji…egal was ist…ich hätte es dir schon eher sagen müssen…bevor der ganze Mist passiert ist…weißt du, auch wenn du meine Gefühle niemals erwidern würdest…ich möchte dass du weißt, dass ich immer für dich da sein werde. Ich will mich wirklich ändern, ja…ich will mich selbst lieben lernen…aber für dich würde ich meine Hand weiter bedenkenlos ins Feuer halten. Ab sofort und für die Zukunft.“

Es klang in meinen Ohren schleimig, wie aus einem billigen Film. Aber ich meinte es sehr, sehr ernst. Und da ich selten so über meine Gefühle sprach, war es noch komischer als ohnehin schon.
 

„Du…ich danke dir…“, flüsterte Shinji und schloss langsam die Arme um mich, drückte mich dann fest, während sein Kopf an meiner Schulter ruhte. „Ich hätte wirklich nicht so austicken sollen…“

„Hey. Das ist vorbei. Vergangenheit. Und außerdem…hat es uns doch geholfen, oder? Ich denke, sowas macht Freundschaften fester…also wenn sie sowas überstehen.“

„Stimmt…“

Ich lächelte nur und streichelte zärtlich seinen Rücken auf und ab. Unter meinen Fingerspitzen konnte ich spüren wie Shinji kurz erschauerte, dann jedoch genießend seufzte.

„Wir sollten uns wohl auch bei Lovelie bedanken. Ohne sie..wäre das hier gerade unmöglich..“

„Ich weiß…ich wünschte, sie wäre auch mit hier…“

„Zur nächsten Probe sehen wir sie wieder“, flüsterte ich leise und schloss einen Moment die Augen. Dann blickte ich jedoch wieder zu Shin. Sanft strich ich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht, ehe ich ihm das Duschgel hinhielt. „Möchtest du?“

„Oh ja…danke..“, flüsterte er scheinbar etwas überrascht, begann sich dann aber einzuschäumen. Ich hätte es zwar auch gemacht- aber ich wollte nichts überstürzen. Shinji war womöglich noch nicht so weit. Von daher…ruhig angehen.

In Ruhe sah ich ihm beim Einschäumen zu, ehe ich mir die Brause schnappte und ihn abspülte. Danach hängte ich sie wieder ein und zog ihn wieder an mich. Fragend hob ich eine Braue, als Shinji zu glucksen begann. „Du…bist ganz schön verschmust, heute.“

„Hmm…bauch ich nach dem Tag einfach mal. Mal nicht…an all das Kommende denken, weißt du?“, ich legte eine Hand an seine Wange und streichelte zärtlich darüber.

„Ja, ich weiß.“ Shinjis Blick war ungewohnt liebevoll- etwas, dass mich aus dem Konzept brachte. Ich atmete tief durch, bevor ich mich etwas vorbeugte. „Ich weiß, du wolltest alles ganz langsam…aber bitte erlaube mir, dich nur noch einmal zu küssen, Shinji.“ Ich strich ihm durch die nassen Haare und blickte ihn abwartend an. Es dauerte einen Moment, bis sein Gesicht einen verlegenen Ausdruck annahm. Hinter seiner Stirn konnte ich es quasi arbeiten hören. Er überlegte, wie ich gut an seinem schief geneigten Kopf und dem herum kauen auf seiner Unterlippe erkennen konnte. Es war so typisch für ihn und ich kannte es seit Jahren, jedoch mochte ich es…liebte es. Es waren seine Eigenarten und Macken, die Shinji unglaublich einzigartig und interessant machten.

„Ich…Gott, Sato…“

„Du musst nicht“, flüsterte ich ihm leise zu und strich ihm über den Rücken. „Es ist okay.“

„Nein ich…es ist eher gerade etwas überraschend für mich…dass ich dem nicht einmal abgeneigt wäre.. Ich weiß nicht warum. Aber…“

„Du merkst langsam, dass du dich nicht schuldig fühlen musst wegen Lovelie. Es ist okay…ich liebe sie ja auch auf eine ganz andere Art als dich“, zärtlich lehnte ich meine Stirn an seine und schloss die Augen. Shinjis Körper war angenehm warm und ich konnte sein Herz schlagen spüren. Als ich ihn wieder anblickte, neigte er etwas den Kopf und schloss die Augen zur Hälfte, während ich mich lächelnd seinen Lippen näherte. Nur wenige Zentimeter, dann hatte ich sie mit meinen versiegelt und seufzte wohlig. Es war nicht zu vergleichen mit den Küssen in jener Nacht. Ich war betrunken und ziemlich fahrig gewesen…im Nachhinein bereute ich, an dem Abend nicht noch mehr alles ausgekostet zu haben. Andererseits…tat Shinji mich dieses Mal im nüchternen Zustand küssen, freiwillig. Und er schien nicht ganz unbegeistert zu sein. Zärtlich bewegte ich meine Lippen gegen seine und spielte ein wenig mit ihnen, koste von ihnen. Es war ein schönes Gefühl. Auch, wenn mein Unterbewusstsein immer wusste, dass es vielleicht die letzte intime Berührung mit Shinji sein könnte…umso mehr genoss ich. Meine Hand wanderte langsam in seinen Nacken, durch diesen ich nun etwas kraulte. Shinjis Hände glitten haltsuchend über meinen Rücken, als ich seine Lippen mit meiner Zunge teilte und mit seiner zu spielen begann. Er keuchte leise in den Kuss und war etwas zurückhaltender, gab sich jedoch spürbar Mühe, mir in nichts nachzustehen. Eine Weile noch hielt unser Kuss an, ehe ich vorsichtig meine Lippen wieder löste und ihn anblickte. Schmunzelnd strich ich ihm seine nassen Strähnen aus dem Gesicht. „Das war schön…danke.“

Er wurde rot. Oder war er es schon vorher durch das heiße Wasser gewesen?

„Ich ehm…hast du schon..in jener Nacht so geküsst..?“

„Hm…ich glaube nicht. Da habe ich nur an mich gedacht…jetzt wolltest du ja auch und ich wollte, dass es dir gefällt…naja“, nun wusste ich nicht Recht, was ich sagen sollte, also grinste ich schief, wie er es sonst tat.

Hamsterchen begann ebenfalls zu grinsen. „Es…hat mir gefallen, komischerweise…ich..“

„Du dachtest nicht, dass das geht, wegen deiner Gefühle für Love.“

„Neija…ich hatte nicht erwartet, dass es sich so schön anfühlt…“

„Hmm, ich auch nicht…aber es überkam mich gerade so.“

Er lächelte nur, seufzte dann aber. „Trotzdem…ich glaube zwar, deine Chancen steigen dezent, jedoch…will ich es langsam..angehen..“

„Weiß ich doch. Habe ich dir doch auch schon versprochen“, grinsend wuschelte ich meinem Bassisten durch die Haare, „Du bist echt einmalig, Shin. Aber komm, lass uns raus…deine Haut schrumpelt schon.“

„WAS?!“

„Ja, du siehst schon aus wie ein Opa, äks.“

„Ey!“

„Hier!“, ich war rausgetreten und warf ihm ein Handtuch zu. Shin fing es umständlich und begann sich ebenfalls abzutrocknen. „Willst du schon schlafen gehen?“

„Weiß nicht..du?“

„Ja…ich bin irgendwie total k.o…muss das Wetter sein. Die Kälte macht müde.“

Lachend verdrehte ich die Augen. „Du und deine Ausreden, Langschläfer. Aber gut, dann gute Nacht.“

„Kommst du nicht mit?“

„Zu dir?“

„Naja, wir müssen ja an unserer Beziehung zueinander arbeiten…denk dran, wir hatten einen schweren Streit!“

„Du willst doch nur nicht allein schlafen.“

„Gar nicht wahr!“

„Außerdem, was hat bei dir pennen mit Beziehungsarbeit zu tun?“

„Naja ich…muss nicht allein sein…und kann kuscheln…und….ach manno!“

Lachend hing ich das Handtuch weg und schnappte mir Kamm und Zahnbürste. „Ist ja gut, ich schlaf bei dir. Obwohl…wir können auch bei mir…“

„Mir egal, Hauptsache, ich bin nicht allein.“

Ich nickte nur und gab ihm Zahncreme, während ich selbst zu putzen begann.
 

„Ach übrigens…“, nuschelte ich mit dem Mund voller Schaum nebenher, „Jewelie war heute bei mir…wo ich bei meinen Eltern war.“

Shinji verschluckte sich, würgte kurz, eher mich fragend anblickte. „Wie kommt sie dahin? Und warum war sie bei dir, also wollte zu dir?“

„Sie…war sauer...“, begann ich zaghaft und spülte aus.

„Wegen der ganzen Sache mit Lovelie oder wie?“

„Ja…sie hat mir ein wenig die Leviten gelesen.“

„Eh…?“

„Naja, ich kann sie verstehen. Sie sagt, sie sieht in Lovelie ein Vorbild. Und sie hatte eben gehofft, noch wenig ihre Jugend mit ihr zu verbringen. Aber Lovelie hatte ja nun schon Ideen zum Thema ausziehen. Also für mich steht eigentlich schon fest, dass sie irgendwann zu uns zieht- oder?“

„Natürlich. Das Haus hat noch genug Platz.“

„Hab ich mir schon gedacht…nur eben Jewelie war sauer. Sie denkt, wir hätten Lovelie was verbaut. Aber ich habe ihr versucht zu erklären, dass Lovelie glücklich ist. Sie will es ja selbst so.“

„Hm…“

„Naja, Jewelie war einfach enttäuscht…und dann hat sie eben auch noch mitbekommen, wie es Melody geht.“

„Wegen Mel hab ich ein ganz schlechtes Gewissen..“

„Miyavi sagt aber, sie braucht nur etwas, dann geht es wieder.“

„Ich weiß, Sato. Aber trotzdem…ich kann mir vorstellen dass es schwer ist, sein Kind gehen zu lassen. Schau dir doch einmal Mapa an.“

„Der ist mittlerweile gar nicht mehr so unglücklich, dass du ausgezogen bist, oder?“

„Ne, es ist dahingehend alles wieder im Lot. Nur die Enkelsache macht ihn jetzt erst einmal die nächste Zeit fertig, denk ich. Also nicht so fertig wie unser Streit und mein Rausschmiss…aber er wird schon ein wenig am Rad drehen…armer Dad.“

„Ach, der ist schlimmeres gewohnt, Shin.“

„Stimmt auch wieder. Aber wie hast du das mit Jewelie nun…geklärt..?“

„Ich habe ihr meine Meinung erklärt. Und irgendwann hat sie es wohl eingesehen und sich angefangen zu entschuldigen- mir hat es eigentlich ja nichts ausgemacht. Ich konnte sie sehr gut verstehen und nachvollziehen, wie sie sich fühlt. Dann ist sie auch schon wieder gegangen… Ach und ich soll dir ausrichten, wenn du Lovelie jemals das Herz brichst, bekommst du Jewelies Rache zu spüren. Aber ich denke, durch die aktuelle Situation wird das nicht passieren..uns drei verbindet ja jetzt mehr miteinander als je zuvor, von daher.“ In Ruhe legte ich meinen Kram weg, während Shinji wohl noch in Gedanken versunken nickte, ehe er aufsah.

„Ich…habe nicht vor, ihr weh zu tun…außerdem will ich mit ihr und dem Baby zusammenleben. Und dir natürlich.“

Ich grinste nur schief und nickte, trat dann aber endlich mal aus dem Bad. „Tja, Jewelie ist eben eine Ishihara, die lieben ihre Familie über alles. Komm, mein Zimmer müsste jetzt schön warm sein, hab vorhin ein wenig an der Heizung herum geregelt.“

„Oh, na dann…“, er folgte mir still in mein Zimmer, wo ich ihn auch gleich ins Bett schob. Bei seinem Blick hob ich fragend eine Braue. „Was?“

„Nichts…nur wirkst du gerade mehr wie eine Oberglucke, als wie eine Eule.“

„Tja, ich bin eben vieles“, grinste ich und rutschte mit zu ihm, seufzte dann aber.

„Die Woche wird nervig…wir müssen noch die Hausarbeit für die Uni fertig machen.“

„Scheiße, hilfst du mir?! Ich kann das gar nicht..“

„Ja, keine Sorge. Das wird schon. Viel wichtiger ist, wie wir das nächstes Wochenende Kato alles erklären..und Nabu und überhaupt…“

„Das wird schwer.“

„Ja, nervenaufreibend. Aber wir schaffen das. Irgendwie.“

„Denk ich auch…“, gähnte Shinji und schloss die Augen, während er sich schon halb im Schlaf an mich kuschelte. Schmunzelnd zog ich ihm die Decke über die Schultern und schloss ebenfalls die Augen. Ich würde nun wie er die ruhige Zeit genießen, bevor der ganze Stress beginnen würde.
 


 

~~**~~
 


 

Ach, ich mag Jewelie in dem Kapitel *lach*

Schön, dass die Homepage so gut ankommt :) Aber alles, was die HP betrifft, könnt (/sollt xD) ihr mich gerne dort fragen, nicht umsonst gibts dort die Kommentar-, Nachrichten-, und Gästebuchfunktion. Auch für Anonyme, also keine Angst ;)!
 

Vielen Dank an:
 

@Lucel: Jaja, der süße Hizu, ne^^? Keine Angst, ich will dir kein schlechtes Gewissen machen ;.;" Es reviewn dort leider nur zu wenig >.<" Von daher finde ich es schön, wenn sich jemand meldet, von daher vielen Dank <3
 

@Morumotto: Wenn es hier mehrere Zero-Mamas gäbe dann...wäre wohl nur noch Chaos xDD
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

54. - Beratung der „Oldies“

54. - Beratung der „Oldies“
 

Michio hatte noch nie so wenig Lust auf eine Probe
 

„Schatz…wach auf“, wisperte es in mein Ohr, während ich nur brummend die Augen zusammenkniff.

„Komm, der Wecker hat bereits vor einiger Zeit geklingelt…Magst du nicht langsam aufstehen?“, ein zärtliches Streicheln an meiner nackten Schulter. Verdammt, er wusste, wie sehr ich das mochte.

„Nein…mag ich nich…“, murrte ich nur und zog die Decke demonstrativ höher. Karyu seufzte leise. Dann legte er sich noch einmal zu mir, denn bis eben hatte er noch neben mir gesessen.

„Michio…wir müssen aufstehen, Liebling. Heute ist Probe…du weißt, wir haben viel vor.“

„Daraus wird eh nichts“, murmelte ich nur und gähnte unterdrückt. „Man, hab ich schlecht geschlafen…“

„Bist du nochmal aufgewacht?“

„Ha…wann bin ich eher mal nicht aufgewacht…seit 2 Uhr morgens wach ich fast stündlich auf.“

„Oh…ich hab nur das um 4 Uhr mitbekommen.“

„Sei froh.“

Er seufzte erneut und strich nun mit der Hand unter die Decke, fuhr vor zu meiner Brust und strich dort liebevoll darüber. „Das tut mir leid…aber vielleicht können wir ja heute eher Schluss machen…dann kommst du ein wenig mehr zu Schlaf.“

„Komm ich so oder so nicht.“

„Ach Michio..“

„Was denn. Bedank dich bei deinem Sohn“, murrend zog ich mir nun die Decke über den Kopf.

„Michio…er macht das doch nicht mit Absicht…“

Ich schwieg und er bewegte sich leicht- ich konnte mir denken, dass er wieder zur Uhr sah.

„Michi, bitte. Hizumi und Tsukasa warten auf uns.“

„Mehr denn je habe ich nur gerade keine Lust, sie zu sehen…“

„Zero! Als wenn sie erst Recht was dafür könnten! Und sag jetzt ja nicht: ‚Ja, weil sie Satoru adoptiert haben‘ weil dann raste ich jetzt wohl wirklich gleich aus!“

Ich zog mir die Decke vom Kopf und blickte skeptisch zu ihm. „Nur die Ruhe“, murmelte ich und schüttelte den Kopf. „Reg dich ab…sie können nichts dafür, das ist klar. Aber trotzdem…mehr denn je habe ich jetzt keine Lust, sie zu sehen. Weil, wenn wir sie treffen, dann weiß ich, dass wir heute nicht zum Arbeiten kommen.“

„Naja und selbst wenn nicht, ist doch nicht schlimm, oder? Es ist immerhin wichtig.“

„Trotzdem…ich habe keine Lust mehr, ständig über Shins Blödsinn zu reden…auch wenn mir dieses Mal nichts anderes übrig bleibt. Dieses Mal hat er ja wirklich ein gewaltiges Feuerwerk gezündet.“

„Michio.“

„Was? Ich…er….argh!“

Yoshitaka hatte für mich nur einen sanften, bemitleidenswerten Blick übrig, bevor er mir noch einmal eine Hand auf die Seite legte. „Wie dem auch sei…Ich geh uns Frühstück machen. Steh jetzt auf.“

„Nur die Ruhe“, murmelte ich, strampelte jedoch meine Decke langsam weg, als er aufstand. „Ich bin jetzt alt. Ich darf mir Zeit lassen.“

Karyu, der gerade aus dem Türrahmen in den Flur treten wollte, ließ die Schultern hängen und drehte sich noch einmal um. „Michio, bitte nicht schon wieder…“

„Was denn?“, ich stand auf und lief zum Schrank, „Ich werde jetzt Opa~ meine jungen, wilden Jahre sind langsam vorbei~“

„Michio, bitte. Übertreib mal nicht, du bist erst in die 40.“

„Na und?!“

„Nicht na und. Du bist noch topfit. Es gibt Menschen, die werden schon mit Ende 30 Großeltern, also reg dich ab.“

„Pah.“

Murrend und Grummelnd griff ich mir willkürlich irgendetwas aus dem Schrank und verschwand damit ins Bad.
 

~*~
 

Nach dem Frühstück mit meiner ollen Giraffe fuhr er uns zum Studio. Ich schwieg die ganze Fahrt über und ignorierte jeden seiner Versuche, ein Gespräch zu starten. Mir war gerade überhaupt nicht danach. Nicht, weil ich unbedingt schlecht gelaunt war- nein, ich war einfach nur furchtbar müde und erschöpft…erschöpft von all dem, was gerade mal wieder so in meinem Leben los war. Nicht jeder konnte alles so gut wegstecken wie mein werter Ehegatte.

In Ruhe steuerten wir das Studio und unsere Räumlichkeiten an. Doch je näher wir diesen kamen, umso mehr wuchs in mir der Wunsch, umzudrehen und regelrecht zu flüchten. Ich wollte Hizumi und Tsukasa nicht sehen…oder doch, schon. Nur wollte ich nicht mit ihnen über das Thema sprechen.
 

Als Karyu die Tür zu den Zimmern aufschob, musste ich schwer durchatmen. Ich folgte ihm und ließ mich dann gleich drinnen auf eine Couch fallen. Tsukasa und Hizumi kamen gerade angelaufen.

„Wenn das nicht unsere…-heißt das da Schwiegereltern? Wie auch immer- sind!“, lächelte auch schon Hizumi schief, während ich mir aufstöhnend einen Arm über die Augen legte und mich klein machte auf meiner Couch.

„Schwiegereltern sind wir für Shin oder Love, Hizu. Nicht sie für uns.“

„Ach so? Aber was sind wir dann?“

„Keine Ahnung, wie dass dann heißt“, Tsukasa zuckte die Schultern und umarmte erstmal Karyu, während Hizu zu mir kam.

„Na du?“, meinte er vorsichtig und setzte sich langsam zu mir.

Fast schon zeitlupenartig nahm ich meinen Arm etwas weg, um ihn ansehen zu können. Hiroshi lächelte, jedoch hatte er tiefe Augenringe.

„Wie ich sehe, siehst du genauso beschissen aus wie ich“, bemerkte ich trocken und setzte mich wieder gerade hin.

„Hm..denk schon“, schmunzelte er und seufzte leise. „Hab schlecht geschlafen.“

„Willkommen im Club, Goldkehlchen“, nuschelte ich nur.

„Auch wegen..?“

„Ja.“

„Er war auch gestern bei euch?“

„Ja.“

„Verstehe.“

„Hm.“

Eine Weile schwiegen wir einfach nur. Im Hintergrund konnte ich leise Tsu und Karyu hören, doch ich achtete nicht auf ihre Worte, es war mir gerade egal.
 

„Du…du bist uns doch nicht sauer, oder? Oder Satoru, mein ich?“

Fragend sah ich zu ihm. „Warum? Sollte ich..?“

„Nein..ich meine ja nur…weil…naja..“

„Wenn, dann bin ich Shinji sauer.“

„Weil er..?“

„Weil er so viel Scheiße baut, was sonst.“

„Aber das Baby könnte auch von unserem sein…“

„Das meine ich ja nicht mal…also nicht nur. Shin leistet sich die letzten Jahre ganz schön was. Vielleicht liegt es ja an Lovelie…seit er sie kennt..“

„Halt, Stopp! Ich kenne Lovelie ja nun auch und ich mag sie sehr. Sie ist ein liebes, süßes Mädchen. Und sie hält die Jungs oft von Dummheiten ab.“

„Nur verhüten kann sie genauso schlecht wie unsere Jungs.“

„Hm…naja…das ist eben Pech…“

„Toll…was machen wir jetzt?“

„Nichts. Was sollen wir schon tun“, mischte sich jetzt Tsukasa ein, der mit Karyu zu uns trat. „Irgendein Paar von uns wird Großeltern. Aber da die Kinder es nicht verraten wollen oder so..müssen wir das Kind eben alle vier als Enkel annehmen.“

„Damit habe ich kein Problem“, meinte Yoshi lächelnd und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Ich meine…wenn sie sich jetzt auch endlich vertragen haben..“

„Ja, das ist ein Anfang“, nickte Hizumi, doch ich seufzte.

„Leute, die sind selbst erst…17,18…20,21 in der Drehe…die sind selbst noch Kinder!“

„Bist du dir sicher?“, fragte Hizumi und beugte sich leicht zu mir rüber, „Vielleicht…sind sie schon reifer, als wir denken.“

„Was meinst du damit?“

„Dass wir aufhören sollten, sie nur als Kinder zu sehen. Sie werden erwachsen…schon lange. Wir wollten es nur nie wahr haben.“

„Das stimmt. Ich glaube, wir haben uns schon zu lange eingemischt“, meinte auch Tsukasa.

Ich hingegen plusterte meine Wangen auf. „Bitte? Ich habe Shinji rausgeworfen aus unserem Haus! Ich habe mich seither überhaupt nicht mehr eingemischt in seinen Kram!“

„Gut, mag sein…aber bemuttert haben wir sie trotzdem weiter, oder? Wir sollten es einsehen…sie sind erwachsen geworden, ohne uns. Und wenn sie nun entschieden haben, dass sie eben zu dritt ein Kind großziehen wollen…warum nicht.“

„Das ist Blödsinn…“, murmelte ich und seufzte, „Ich sehe schwarz. Ich glaube nicht, dass das klappt. Eine Beziehung zu dritt…einer fühlt sich doch immer ausgeschlossen.“

„Muss nicht“, meinte Yoshi, „Man muss gut und gerne teilen können…“

„Ja, denke ich auch. Satoru meinte, es würde ihm zumindest nicht schwer fallen, da Lovelie die einzige Frau und Shinji der einzige Mann sei, die er je liebte“, fügte Hizumi an.

„Und was ist mit Lovelie?“

„Die liebt eben zwei Jungs? Na und, ist doch egal.“

„Das ist doch…“

„Michio. Nur weil du diese Form für dich nicht wählen würdest, müssen wir es den Kindern doch nicht verbieten.“

„Ich verbiete niemandem was. Ich finde es nur…seltsam…“

„Na bitte. Klar ist es ungewöhnlich…aber sind wir das nicht auch? Wir haben uns immer Toleranz gewünscht. Unsere Kinder haben sie uns bedingungslos gegeben und uns immer geliebt, egal, was andere dazu sagten. Sollten wir nun für sie nicht das gleiche tun? Ihre Entscheidung tolerieren und sie bedingungslos lieben?“

Hau. Friedensindiander Hizumi hatte gesprochen.

Tsukasa und Karyu nickten. „Du hast Recht…wir sollten es so tolerieren. Auch, dass sie eben jetzt schon eine Familie gründen. Zwar etwas früh, aber gut. Bei uns kam eben erst die Karriere. Wer sagt denn, dass sie es genauso machen müssen? Sie können es ja umdrehen. Erst Kind, dann Karriere. Wird schwer, aber Herausforderungen liebten unsere Kinder ja schon immer.“
 

„Mein Kind übrigens auch“, kam es von der Tür. Erschrocken fuhren wir alle herum und erstarrten, als dort ein Kerl stand. Lovelies Vater. Der bunte Papagei.

„Miyavi?“, fragte Karyu grinsend und ging auf den anderen zu, der ihn kurzerhand drückte und dann mit zu uns kam.

„Hallo alle zusammen, schön euch zu sehen! Ich habe im Studio angerufen und nachgefragt, ob ihr hier seid. Lovelie hat mir erzählt, dass Shinji ihr geschrieben hat, dass er und Satoru mit ihren Eltern gesprochen haben. Und ich dachte, bevor Chaos und Verderben ausbricht, sag ich mal Hallo und schaue, wie es um euch steht. Aber ich sehe, ihr lebt noch alle~“

„Du gleich nicht mehr“, murrte ich und erntete dafür einen eisigen Blick von Karyu. Sofort hielt ich die Klappe. Ich wusste, dass der Miyavi total mochte. Seufzend stützte ich meinen Kopf in meine Hand.

Miyavi ließ sich von meinem Kommentar nicht beeindrucken und lächelte nur.

„Ich kam gerade genau richtig, oder? Ihr habt so schöne Worte gehabt.“

„Wann bist du reingekommen?“

„Als es um Toleranz und Liebe ging~“

„War ja klar…“, murmelte ich und verdrehte die Augen. „Was ist eigentlich mit deiner Tochter los? Ich dachte du überhütest sie ein wenig mehr.“

„Überhüten?“, fragte er blinzelnd und setzte sich mir gegenüber zu Tsukasa. „Nein, ich…früher war ich schlimmer~ Aber ich denke, ich bin so schon schlimm genug“, er grinste breit, was mich aufstöhnen ließ. „Ja aber sie ist doch erst 16,17,18 oder irgendsowas! Wie kannst du zulassen…dass sie…arg! Mein Sohn ist bei sowas dumm!“

„Sie ist fast 17 ½“, erklärte Miyavi ruhig und lächelte, „Und wie hätte ich es bitte verhindern sollen?“

„Hättest du sie nicht so nach dem Motto kein Sex vor der Ehe erziehen können?!“

Er begann absurder Weise zu lachen. „Ich bin selbst lange vor meiner Hochzeit wild durch die Betten gehüpft…da erwartest du gerade von mir eine solche Erziehung?“

„Zumal du selbst nicht anders warst, hat mir deine Mutter gesagt“, mischte Karyu sich mit einem strengen Blick an mich gerichtet ein. Ich brummte nur. „Ja aber…sie ist noch nicht einmal volljährig…! Jetzt sag mir nicht, dass dir das so egal ist! Deine Tochter bekommt ein Kind, verdammt nochmal! Sie will wohl auch schon ausziehen, wenn ich das richtig verstanden habe! Und du nimmst das freudestrahlend an? Einfach so?!“

„Das habe ich nie gesagt“, meinte Miyavi nun und wurde etwas ernster. „Ich war selbst etwas geschockt, natürlich. Aber ich habe es schon ein paar Wochen eher als ihr erfahren, wisst ihr? Ich hatte also Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Und natürlich ist es schmerzhaft, meine Kleine loszulassen, sie gehen zu lassen…aber sie verschwindet doch nicht aus meinem Leben. Im Gegenteil…ich glaube, ich kann stolz behaupten, dass ich besonders zu Lovelie eine sehr gute Beziehung habe. Und ich werde sie nach wie vor so gut es geht unterstützen. Ich sehe mit der Band momentan keine große Probleme.. wenn sie sich einigen können, dass sie eben 1,2 Jahre Pause machen oder mehr oder weniger, ist das doch okay.“

„Man muss aber alle Leute der Band berücksichtigen“, meinte ich düster und überschlug die Beine, „Shin und Sato sind bald fertig mit der Uni. Nabu wollte sich mit der Band seinen Unterhalt verdienen. Soweit ich weiß, hat er nicht wirklich Freude an seiner Arbeit. Er wird sich sicher freuen zu erfahren, noch länger da arbeiten zu können.“

Miyavi seufzte und schien nachzudenken, neigte dann den Kopf. „Das müssen die Kinder mit der Firma klären…vielleicht kann man da ja was machen. Ich kenne Kato, der wird sie sicher nicht vor die Tür setzen.“

„Ob die Fans nach der Pause jedoch noch da sind?“

„Na nun tu aber nicht so“, mischte sich nun auch wieder Karyu ein. „Komm, wir hatten auch schon Pausen. Und man hat uns trotzdem immer wieder genommen. Und auch, wenn unsere Kinder eine junge Band sind, haben sie schon ihre Fans. Es gibt Bands, die zogen sich Jahrelang zurück, und waren dann immer noch gefragt, also bitte.“

Ich verdrehte nur wieder die Augen. Irgendwann würden diese noch ein Schleudertrauma bekommen.

„Wenn ihr das alle so gelassen sehen wollt…bitte.“
 

Als nun einheitliches Seufzen ertönte, musste ich verdattert blinzeln. „Ja was denn?!“

„Michio…nimm doch nicht alles so arg ernst. Oder ist es die Angst, Großmapa zu werden?“ Hizumi lächelte mich sanft an, ich hingegen schüttelte hastig den Kopf.

„Das ist Quatsch! Ich mache mir nur Sorgen um die Kinder!“

„Nicht nur, denke ich“, kicherte nun auch Tsu, „Ich glaube, du hast wirklich ein wenig Angst. Oh oh, Midlife Crises~“

„Das ist gar nicht wahr! Ihr…arg!“, mir fehlten einfach nur die Worte für diese freche Bande.

„Ärgert ihn doch nicht“, meinte dieser Clown mir gegenüber nun mit einem bescheuerten Lächeln, „Es ist doch ganz gut, wenn einer von uns keine Glitzeraugen bekommt und uns auf dem Boden hält…weil wenn das Baby erstmal da ist, kann ich für nichts mehr garantieren, da werde ich sicher vor Stolz platzen~~“
 

„Taka? Hier bist du! Was fällt dir ein, mich draußen einfach stehen zu lassen!“

„Mel?“, blinzelnd und etwas dümmlich blickte Miyavi auf und schaute zur Tür. Wir anderen folgten ihm mit dem Blick. Fragend hob ich eine Braue. „Melody-san?“

Diese ließ sich gar nicht von unseren verwunderten Blicken beeindrucken. Mit aufgeplusterten Wangen marschierte sie auf ihren Mann zu. „Taka! Du hast gesagt, du kommst gleich wieder! Ich stand jetzt fast eine Viertelstunde rum!“

„Eh? Wo?“, entkam es mir verwundert.

„Na draußen, zwei Straßen weiter! Er wollte mit mir einkaufen!“

Unerwartet musste ich losprusten. „Entschuldige“, meinte ich dann schnell zu ihr, da ich sie dann doch ein wenig mehr schätzte als ihren Mann.

„Was ist denn hier eigentlich los?!“

„Mel, Liebling…Süße…ich wollte nur eben nach unseren Fast-Verwandten schauen~“

„Ja aber du hättest mir was sagen können! Du hast mich einfach stehen lassen!“

„Ich…ich wäre doch gleich wieder zurückge-“

„Gar nichts wärst du! So lässig wie du hier rumhängst, hättest du noch eine ganze Weile hier gesessen!“

Fragend wandte ich meinen Blick zu Miyavi. „Hast du nicht gesagt, du hättest hier angerufen?“

Er sah zu mir, zog dann aber schuldbewusst den Kopf ein, als auch Melody zu mir blickte. Mit einem ja schon fast wütendem „Du hast was?!“ drehte sie sich ihrem Gatten zu. Zugegeben, es war schon irgendwie lustig, die beiden zu beobachten. Vor allem, wenn er einen auf den Deckel bekam. Ob das bei Shinji, Sato und Love auch so abging? Oh, würde sie meinen Sohn auch so zurechtstutzen können, dann hätte ich durchaus keine Probleme mit deren seltsamen Beziehung…
 

„Mel…ich…lass es mich erklären…bitte!“

„Na dann los. Deine Zeit läuft.“

„Ich…hab vorher mal hier angerufen…und naja…ich wollte wirklich nur kurz vorbeisehen…“

„Warum hast du mir nichts gesagt?“

„Ich…ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst…“, flüsterte er schließlich und senkte den Blick etwas. „Du bist die letzte Zeit immer so traurig gewesen..“

Sie betrachtete ihn, ehe sie sich seufzend zu ihm setzte. „Ach Miya…du alter Dummkopf.“

„Ich weiß…ich dachte nur, ich muss mal mit den Jungs hier reden, wegen…naja, du weißt schon.“

„Wegen Love.“

„Ja, überhaupt wegen den Kindern.“

„Aha. Und zu was für einem Ergebnis seid ihr gekommen? Immerhin wolltest du ja gleich gehen.“

„Wir…naja…“

„Wir haben beschlossen, den Wunsch der Kinder zu akzeptieren, was ihre zukünftige Lebensform, Familienplanung etc. betrifft. Und wir werden sie weiterhin unterstützen“, half Hizumi ihm lächelnd aus. Der dankbare Blick, den Miyavi ihm jetzt schenkte, ließ sogar mich grinsen. So ein irrer Haufen…

Melody nickte leicht in Gedanken, ehe sie seufzte. „Ändern kann man ja sowieso nichts mehr.. Ich werde Lovelie noch das ein oder andere zum Thema Mutter sein erklären müssen. Klar redet man mal darüber, aber so richtig wichtig werden bestimmte Sachen eben doch erst, wenn man in der Situation ist.“

Tsukasa nickte lächelnd. „Das kannst du auch am besten, Melody. Obwohl da sogar auch Michio aushelfen könnte…“

Alle Blicke wanderten zu mir, weshalb ich entsetzt die Augen weitete. „Bitte?! Ich mach hier keine Mutter-zu-Tochter-Gespräche!“

„Musst du ja auch nicht. Tsu meinte lediglich, dass du es auch könntest.“

„Vergiss es! Erinnere mich nicht an damals! Ich will nicht einmal daran DENKEN müssen, wie die Schwangerschaft war!“

„Und aus diesen Gründen ist Shinji so, wie er eben ist“, meinte Tsukasa kopfschüttelnd. Ich schnappte nach Luft und sah entrüstet zu ihm. „Was soll das denn heißen?!“

„Nichts, Michio. Beruhig dich“, Karyu fasste sanft nach meinen Schultern.

„Ich beruhig mich, wann ich will!“

„Gut, dann eben nicht.“

„Wie ist das nun…haben die Kinder gesagt, wie es weitergehen soll? Müssen wir anbauen, Taka?“

Nun runzelte ich die Stirn, ehe ich ihr statt ihres Mannes antwortete. „Anbauen? Mel, ich will ja nichts sagen, aber wir haben Shinji so ein großes Haus gekauft…da stehen noch ein paar Zimmer leer. Ich glaube, dass Lovelie mit ihrem Baby da locker rein passt.“

Sie betrachtete mich und lächelte schließlich fast schon schüchtern. „Und…Lovelie darf da wirklich einziehen..?“

„Na klar“, entkam es mir verwundert, „Ich meine die Jungs haben sicher nichts dagegen… wenn doch, muss ich Shin mal gehörig den Kopf waschen. Ich meine, wer für Chaos sorgt..muss sich auch drum kümmern. Yoshi hat das damals ja auch gemacht.“

„Nun hör aber mal! Ich habe dich ja auch geliebt und mich auf meine kleine Familie gefreut!“

„Was heißt hier ‚habe dich geliebt‘?! Jetzt wohl nicht mehr oder was?!“

„Doch! Aber ich meine ja nur, weil du-“

„Jungs! Es ist gut“, unterbrach Tsukasa uns ruhig, aber bestimmt, sodass wir beide verstummten.

„Wie dem auch sei…das wird schon. Ich denke, wir machen jetzt an der Stelle einen Cut.“

„Ja, das ist gut…ich muss mit meiner Mely noch einkaufen~~“

„Du musst nicht, du willst“, besserte sie ihn mit grimmigen Blick aus, sodass er sich schnell verbesserte, „Genau, ich will! Tschüss ihr vier! Habt ihr unsere Telefonnummer?“

„Tschüss! Oh warte…“, Hizumi lief noch einmal zu Miyavi und tauschte mit ihm Nummern aus.
 

„Wir machen auch Schluss…hab irgendwie grad keinen Nerv zum Proben…oder was sagt ihr?“, Tsukasa blickte sich um, weshalb ich sofort nickte. „Hm. Ein Tag Ruhe wär mal nicht schlecht.“

„Eben. Wir liegen sowieso im Zeitplan.“

„Das ist gut, da nehme ich jetzt gleich meinen Michio mit nach Hause und leg ihn ins Bettchen~“

„Wieso? Sextag?“, fragte Hizumi neugierig, als er zurückkam.

Entrüstet sah ich zu ihm, doch meine Giraffe war schneller. „Nein, Michio muss schlafen. Er hat sich die Nacht nur rumgekullert.“

Ich hob eine Braue, während die anderen beiden zu lachen begannen, schließlich aber nickten. „Ja, Schlaf klingt gut…komm, Kenji.“

„Ja, komm schon. Also bis morgen, ihr beiden.“

„Bis morgen“, lächelnd umarmte ich meine Jungs, ehe ich mit Karyu das Studio verließ und auch recht bald seufzend neben ihm ins Auto sank.

„Jetzt sind wir noch nicht einmal zu was gekommen und trotzdem bin ich k.o…“

„Ach was, wir sind schon zu was gekommen.“

„Aber nichts, was die Band beträfe.“

„Ja, aber unser Privatleben. Unsere Kinder. Das ist eigentlich noch viel wichtiger.“

„Hmm…“, ich schwieg und lehnte meinen Kopf an die Scheibe. Ich war einfach nur müde.
 

Ich war kurz eingenickt, was ich jedoch erst wieder merkte, als Karyu bei uns einparkte. Fragend sah ich auf, ehe ich mich abschnallte und ausstieg. Seufzend streckte ich mich und sah zu meinem werten Herrn Ehegatten. Der blickte mich so liebevoll an, dass ich selbst leicht lächeln musste.

„Na komm“, meinte er ruhig, legte mir einen Arm um und führte mich langsam in unser Haus.

„Hallo, willkommen zurück. Euer Schlafzimmer ist frisch gelüftet, da dürfte er jetzt gut drin schlafen können“, hörte ich die Hexe sagen, als wir eintraten. Ich kümmerte mich nicht weiter um sie und zog mich bei der Garderobe aus, ehe ich mir aus der Küche was zu trinken mit rauf nahm. Karyu kam wenig später zu mir, als ich schon auf dem Bett saß. Lächelnd hockte er sich vor mich hin.

„Ruh dich aus, Michio. Nach der Nacht hast du dir deinen Schlaf wirklich verdient.“

Fragend sah ich zu ihm auf und stellte meine Wasserflasche weg. „Aber nur, wenn du dich mit zu mir legst“, murmelte ich leise und kam mir fast vor wie ein Kind, dass bei Mama mit im Bettchen schlafen wollte.

Er nickte jedoch und strich mir durch die Haare. Ich lächelte nur und schloss die Augen, genoss ein wenig seine Griffel in meinen Haaren. So sanft und schön warm…

„Michio. Du wolltest doch schlafen“, entkam es ihm belustigt, bevor das Bett etwas wackelte, weil er hinter mich krabbelte und mir die Arme umschlang. Schmunzelnd ließ ich die Augen zu und lehnte mich an ihn. „Wollte ich schon…“, flüsterte ich schließlich, „Aber nicht sofort…“

„Ach? Und was…gedenkst du dann zu tun..?“ Seine Hand rieb zärtlich über meinen Bauch, verschwand dann unter meinem Oberteil, um auf der Haut weiterzumachen. Hmm..zufrieden musste ich aufseufzen. Schließlich drang seine Frage in mein Hirn und ich rang mir ein „Kuscheln?“ ab.

„Also dazu sag ich nie nein!“, entkam es ihm sofort fröhlich und eine zweite Hand wanderte noch zu der ersten. Ich ließ ihn und grinste vor mich daher. Ich wusste doch, wie sehr Yoshi auf schmusen und den ganzen Quatsch stand. Und im Moment…war mir sogar mal danach. Sanft legte ich meine Hände auf seine Schenkel neben mir und genoss weiter seine Hände. Als auch noch Lippen an meinem Hals hinzukamen, konnte ich mir ein wohliges Seufzen nicht verkneifen. „Karyu, nicht…sonst werde ich rattig…und dann bekommst du mich erst Recht nicht zum Schlafen…“

„Ach was…lass mich dich doch ein wenig verwöhnen…~“

„Nicht…Du weißt, wenn mein Libido jetzt erwacht, hast du eine Weile keine Ruhe“, ich wollte ihm leicht drohen, doch es ging in einem genuscheltem Grinsen unter.

„Dazu müsst ich doch noch ganz andere Sachen machen…oder wirst du neuerdings so schnell scharf..?“

„Das nicht…aber ich dachte, ich warne dich schon einmal vor“, sanft legte ich meine Hände auf seine Arme und seufzte leise. „Ich hätte nie gedacht, dass sich meine Geschichte wiederholt. Im Grunde…erlebt Shinji sie doch jetzt dezent nochmal.“

„Wenn du auf das Kind anspielst…das erleben Menschen schon seit Jahrtausenden, stell dir vor… Michio, er hat ein ganz anderes Leben als du. Das ist also auch nicht vererbt oder so, dass er jetzt..“

„Ja aber so früh…mein süßer Hamster…“

„Ist doch nicht schlimm…klar, muss er noch einiges lernen, aber wir sind doch in Reichweite, wenn wir nicht auf Tour sind…und außerdem hat er auch Love. Und Sato. Und auch Hana, wenn man so will..“

„Die…wer weiß, ob die nicht hier auch wieder ihre Finger im Spiel hat, die alte Fruchtbarkeitsgöttin!“

„Bitte was?“, seine Hände stoppten irritiert. „Wie kommst du auf…‘Fruchtbarkeitsgöttin‘?“

„Naja, wenn es einen Sandmann gibt, der alle einschläfert…oder ne Zahnfee…dann gibt es auch eine Fruchtbarkeitsgöttin die fröhlich mit Hormonen um sich schmeißt und Menschen Kinder unterjubelt!“

„Ach was. Sowas kann Hana doch nicht.“

„Ich trau ihr alles zu. Auch den Urknall.“

„Nun übertreibst du.“

„Gar nicht. Meine Meinung über sie ist nicht änderbar“, beharrte ich.

„Sicher nicht?~“, er begann mir zärtlich am Ohr herum zu knabbern, sodass ich aufkeuchen musste.

„Yoshi….halte nicht…zu ihr…!“

„Ich halte zu niemanden..“, flüsterte er leise und drängte mich nach hinten ins Bett, sodass er über mich krabbeln konnte, „Nur..zu mir selbst.“

„Egoist…tische…..Giraffe…hey, ahh..“

„Du brauchtest doch eine Einschlafhilfe, oder nicht?“

„Jetzt kann ich eh nicht mehr einschlafen, bevor du dich drum gekümmert hast!“

„Um was gekümmert?“, sein treudoofes Lächeln sorgte dafür, dass ich Lust verspürte, meinen Schädel hinter mir durch die Wand zu rammen. Tief durchatmend riss ich mich zusammen und gab ihm sogar Hilfestellung. Mein Kopf nickte nach vorn unten.

Yoshi hob eine Braue, weshalb ich genervt aufstöhnte.

„Mein Glücklichmacherchen!“

Augenblicklich begann er zu strahlen. „Hey, das Wort hast du ja ewig nicht mehr genutzt!“

„Es erschien mir nicht nötig, seit ich ihn wiederhabe.“

„Aww, komm her~“, er drückte mich an sich, während ich entsetzt die Augen weitete. „Karyu! Aus! Ich wollte nicht kuscheln, ich…du…argh, du schmälerst meine Lust gerade wieder erheblich...“, seufzend ließ ich den Kopf hängen.

Mein Gatte blinzelte nur, ehe er breit zu lächelnd begann. „Also dagegen kann ich gern was unternehmen..~“ Und ehe ich mich versah, machte er sich glucksend daran, tiefer zu rutschen und an meinen Sachen rumzufummeln.
 


 

~~**~~
 


 

Ich hoffe mal, ich hab alle Fehler ausgemerzt, irgendwie ist meine Konzentration beim nochmal durchlesen nicht vorhanden gewesen *seufz*
 

Da ich jetzt immer fleißig mit hochladen war (behaupte ich ganz frech einfach mal :D), werde ich mir jetzt wohl wieder mehr Zeit lassen, da 1. meine Vorräte an Kapiteln schwinden und 2. ich momentan etwas gestresst bin, was sich wohl noch eine ganze Weile hinzieht. Habt also bitte Verständniss ;)
 

Danke an:
 

@Lucel: Tja, da kam eine kleine Schwester mit ganz viel Energie und Wut, die dann verpufft ist^^ Sie hat eingesehen, dass sie etwas überreagiert hat- Stimmungsschwankungen sind eben ganz normal für die Pubertät xD Und wer würde sich nicht bei Satos ruhiger Art beruhigen lassen ;) / Danke^^! Zumal du das letzte Mal als einzige dort reviewt hast xD"
 

Bis demnächst.
 

~~**~~

55. - Beratung der „Kiddies“

55. - Beratung der „Kiddies“
 

Shinji geht es ähnlich seiner Mutter
 

Als Satoru mir am Tag unserer ersten Probe, nach einigen Wochen Pause, morgens die Wange streichelte, kniff ich genervt seufzend die Augen zu. Es lag nicht an Satoru, nein, ganz und gar nicht. Es war schön, wenn man so liebevoll geweckt wurde. Es lag viel mehr an der Tatsache, dass wieder Probe sein würde.

Einerseits freute ich mich schrecklich darauf, Lovelie wiederzusehen, andererseits…ja. Ich wollte nicht im Büro vor Kato sitzen müssen. Und darauf würde es hinauslaufen.

„Shini…aufstehen.“

„Shini will nicht…“, murmelte ich nur und drehte mich auf die andere Seite. Alles, was ich nun von ihm hörte, war ein leicht genervtes Seufzen. Dann stand er auf, lief um das Bett herum und tauchte mit seinem Gesicht wieder vor mir auf. „Shinji, heute ist Bandprobentag. Komm, du freust dich doch, Lovelie wieder zu sehen, oder? Du hast die ganze Woche von nichts anderem geschwärmt. Oder bekommst du jetzt etwa kalte Füße?“

Beleidigt sah ich ihn an und zog einen Schmollmund. „Gar nichts da von wegen Füßen und so! Ich…“

„Du?“

„Ich…hab nur…Angst“, gestand ich leise und setzte mich etwas auf, zog die Beine an den Körper und schlang die Arme darum.

„Vor Lovelie..?“, fragte er ungläubig. Ich schüttelte nur den Kopf. „Nein…vor den Reaktionen Nabus und dem…Management..“

„Immer noch?“ Als ich zu Satoru aufblickte, hatte dieser die Stirn gerunzelt. Langsam nickte ich. Schweigen. E starrte mich einfach nur an, setzte sich dann aber zu mir.

„Wir haben doch die Woche schon so oft darüber gesprochen.“

„Ich weiß…trotzdem..ich will Nabu nicht seine Chance, dort rauszukommen, nehmen…“

„Das ist in erste Linie Nabus Sache, nicht deine, Shin. Er hält das aus und kommt auch bald dort weg.“

„Ja aber…“

„Warte den Tag doch erst einmal ab, ehe du dir Schuld, Angst oder was auch immer einredest. Man, du bist ja schlimmer als ich! Soll ich dich mal mitnehmen zu meinen Stunden?“

„Bei deiner Theraphietante? Nein danke, ich steh nicht so auf Ledersofas…“

„Haha, die haben dort kein Ledersofa. Und die Frau ist sehr nett. Ich vertraue ihr, und das ist wichtig.“

„Solange es dir hilft?“

„Ich war erst zweimal dort, Shin. Aber ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg.“

„Dann ist ja gut. Und jetzt…steh ich endlich mal auf. Denn sonst sollte ich wohl wirklich mal mit dir mitkommen, wenn ich so ängstlich bin…“

„Ach komm, das ist eigentlich noch normal, dein Verhalten. Nichts im Vergleich zu Nabu, wenn der Spinnen sieht.“

Nun musste ich lachen, während ich mir Sachen aus dem Schrank zog. „Das stimmt…wobei ich immer noch nicht verstehe, warum jemand wie NABU Spinnen in der Kunst vielleicht noch schön findet, aber als Tiere panische Angst vor denen hat.“

„Ich glaube, dass hat mit seiner gestörten Kindheit zu tun“, grinste Sato, „Sein…ja, sein Vater hat ihn mal gezwungen, ein Spinnennest aus der Garage zu entfernen, weil er sich wohl geweigert hatte, aufzuräumen.“

„Autsch.“

„Ja, daher stammt wohl laut Keiko die Phobie.“

„Aber so große Spinnen gibt es doch in Natura bei uns nicht…oder doch?!“

„Ich weiß nicht. Bis jetzt habe ich keine getroffen. Sollte das aber mal noch kommen, sag ich dir Bescheid.“

„In Ordnung, mach das.“

„Hm~ Komm dann einfach runter…ich schau mal, ob der Kaffee durchgelaufen ist“, zwinkernd verschwand Satoru aus dem Zimmer. Ein wenig gedankenverloren blickte ich ihm noch nach. Jaja, eins hatte das Ganze Theater schon einmal positiv verändert: Wir redeten wieder richtig miteinander und gingen wieder normal miteinander um. Ich hatte Satoru sogar gesagt, dass er unbefangen mit mir umgehen sollte. Ich nahm an, dass ihm das helfen würde, da er sich schon viel zu lange zurückhielt. Und siehe da, er wirkte wirklich gleich etwas ausgeglichener und entspannter. Natürlich war es manchmal etwas seltsam, wenn er einfach so ankam und mich an sich drückte, meine Wange küsste oder mir verträumt durch die Haare strich. Trotzdem war es ein schönes Gefühl und er war mir damit auch nicht zu aufdringlich. Zugegeben, wenn er mit mir zusammen duschen ging, wurde ich bis heute noch etwas verlegen.

Und nachdem ich die letzten Tage so liebevoll von ihm umsorgt wurde, freute ich mich nun darauf, endlich auch mal wieder meine Prinzessin zu sehen! Wir telefonierten zwar jeden Abend alle drei; mal er, mal ich mit ihr, aber sie zu sehen war eben doch etwas anderes…ich sehnte mich quasi schon nach ihr. Ich hatte zwar Angst gehabt, dass ich nach der Dauerwoche mit Satoru gar keine Lust mehr hatte, sie zu sehen - immerhin hatte er mich wirklich gut behütet und hätte ich nicht Love, wäre ich ihm wohl erlegen- doch dem war nicht so, ich freute mich wie eh und je auf sie. Vielleicht würde das mit dem ‚teilen‘ gar nicht so schwer fallen..? Hm…im Grunde war es sowieso nur eine Barriere im Kopf, wenn man es so nahm.
 

Nachdem ich mich endlich angezogen hatte, beeilte ich mich nun doch, in die Küche zu kommen. Kurz davor rutschte ich jedoch im Flur weg und legte mich der Länge nach auf meinen Riechkolben.

„Ahh….scheiße…“, stöhnend fasste ich mir an die Nase und drehte mich auf den Rücken. Ein Fehler. Denn da schob sich schon ein grinsendes Gesicht über mich.

„Wenn du auch zur Abwechslung mal die Hauspantoffeln anziehen würdest, die wir haben, dann würde das glaube ich auch weniger passieren.“

„So oft passiert das gar nicht…“, schmollte ich.

„Klar, sicher…nur einmal die Woche, Shin“, grinsend zog er mich wieder auf die Beine. „Komm, dein Kaffee wartet.“

„Oh, sehr gut.“

„Aber iss auch was. Vorher lass ich dich nicht gehen.“

„Ja, Mama“, murmelte ich nur und schlurfte zum Kühlschrank. Weit kam ich jedoch nicht, als er mich von hinten umklammerte. Erschrocken schrie ich auf. „Sato…!“

„Ich bin nicht deine Mama…will ich auch gar nicht sein..~“, wisperte er mir ins Ohr, sodass ich Gänsehaut bekam. Ehe ich jedoch etwas sagen konnte, ließ er mich auch schon wieder los. „Steht schon alles auf dem Tisch, Blindhamster.“

„Pah! Blödeule!“, murrte ich darauf nur schlecht gekontert und rutschte zum Tisch. Er lachte und wuselte noch einmal aus dem Raum. Fragend sah ich ihm nach, ehe ich grinsen musste. Da war er doch wieder. Der unbeschwerte, fröhliche Satoru, den ich so lange gesucht hatte.
 

~*~
 

„Man, du hast echt Hummeln im A….llerwertesten“, hörte ich Sato schräg hinter mir.

Wir waren gerade auf dem Weg zum Studio, und je näher wir diesem kamen, umso schneller lief ich. Erstens, weil ich Lovelie sehen wollte. Zweitens, weil ich wegen dem bevorstehenden Gespräch eigentlich nicht wollte, musste ich schneller laufen- sonst hätte ich wohl längst wieder die Flucht ergriffen.

„Shin, jetzt warte doch!“

„Kann nicht! Habe eine Mission zu erledigen!“

„Wer bist du, Hamtaro, der Superhamster?“

„Hamtaro war kein Superhamster! Er war ein normaler, der lustige Geschichten erlebt!“

„Du kennst dich ja bestens aus.“

„Natürlich, Mapa hat mir als Kind alle DVDs gekauft.“

„Ich weiß…erinnere mich bitte nicht daran. Gut, dass mir keine Kult-Eule bekannt ist…“

„Tja, du hattest Glück…das ‚Eule‘ hab ich dir ja erst später eingebrockt, er wusste für dich ja nichts.“

„Das war Respekt meiner Person gegenüber.“

„Stimmt, den habe ich ja nicht“, lachte ich darauf nur und handelte mir daraufhin ein „Na warte!“, mit einer Kopfnuss ein. Lachend wand ich mich schließlich aus seinem Griff und rannte die letzen Meter Richtung Studio. Dort wurde ich jedoch langsamer, als ich Kato bei der Tür und daneben Lovelie erblickte. Fragend sah ich sie an, während auch Sato wieder ruhiger wurde und neben mir her zu den beiden lief.
 

„Wie ich sehe, habt ihr euch wieder vertragen? Sehr gut“, bemerkte Kato ruhig, lächelte aber etwas.

Verlegen räusperte ich mich bei seinen Worten, lächelte dann aber, als ich Loves süßen Blick uns gegenüber bemerkte.

„Habt ihr…auf uns gewartet?“

„Lovelie ist vor einer Viertelstunde gekommen und jetzt hatten wir überlegt, wir warten gleich hier auf euch. Nicht, dass ihr sofort in eure Räume trabt.“

„Ich versteh nicht..?“

„Ich habe Kato gesagt, dass wir mit ihm reden müssen“, erklärte Lovelie sanft und handelte sich damit einen skeptischen Seitenblick vom Chef ein. „Hm…sie musste mir versichern, dass ihr euch nicht trennt.“

„Das nicht…aber es ist wichtig“, meinte Satoru leise, aber bestimmt.

Kato nickte und strich sich durch die Haare. „Ich armer, alter Mann werde mich überraschen lassen. Aber zuerst sollte die ganze Band erst einmal da sein.“

„Nabu kommt wie immer zu spät“, bemerkte unser Eulchen trocken und auch der Rest nickte ernst.

„Das tut er.“

„Das ist eben Nabu. Eine Persönlichkeit, wie sie leibt und lebt“, merkte Kato an und alle stimmten wir ihm zu.

Es dauerte vielleicht noch zehn Minuten, bis werter Herr Drummer panisch angehetzt kam.

„Entschuldigt Leute, ich-“

„….hab verschlafen“, beendeten wir im Chorus seinen Satz. Verblüfft sah uns der Farbtopf an. „Wartet ihr schon lange?“

„Egal. Wir sind vollzählig, also los“, meinte Kato und marschierte voran. Fragend blickte Nabu zu mir. „Was hat der denn?“

„Er ist ungeduldig, weil er die Neuigkeiten hören will“, erklärte ich leise.

„Welche Neuigkeiten? Hab ich noch was verpennt?“

„Äh…“

„Wirst du gleich sehen. Lass dich überraschen“, half Satoru mir aus, dann legte er unserem Ältesten, der noch immer verwirrt schien, freundschaftlich einen Arm um.

Ich nutzte die Gelegenheit und lief vor zu Lovelie. Sie strahlte mich bereits an.

„Hey!“

„Hey, schön dich wiederzusehen“, lächelte sie und griff gleich nach meiner Hand. Ich nickte lächelnd und strich etwas über ihre Finger. „Ich…hab dich vermisst. Also Sato dich auch, aber das wird er sicher selbst sagen…“

Sie gluckste nur süß. „Ich euch auch…mir war etwas langweilig, aber ich wollte euch Zeit für euch geben. Habt ihr sie genutzt?“

„Ja“, nickte ich leicht und trat durch eine der vielen Türen im Flur, „Es hat wirklich geholfen. Wir verstehen uns Freundemäßig schon wieder richtig gut, hatte ich nicht so schnell erwartet.“

„Das ist doch gut. Und sonst..? Noch mehr?“

Ich blinzelte sie an und wurde rot. „Also..naja..“

„Du kannst es mir doch ruhig sagen“, kicherte sie.

„Ich…hab gesagt, er soll sich mir gegenüber wie er selbst, ungehemmt und ungezwungen verhalten. Und das macht er jetzt langsam…“

„Inwiefern?“

„Naja…ich werde dauernd geknuddelt, bekomme Küsschen und muss nicht mehr allein duschen“, grinste ich schief und Love begann leise zu lachen. „Das ist doch gut, oder?“

„Ja, denk schon..mir macht es weniger aus, als ich gedacht hatte.“

„Ich sag ja. Das ist eine Kopfsache, Shin. Du musst auf dein Herzchen hören.“

„Trotzdem…ich möchte auch mal wieder mit dir…naja, so nah sein und so…also nicht gleich…also..“

„Auch Schwangere können Sex haben, falls du das meinst.“ Lovelie hatte das extrem leise geflüstert wegen Kato und Nabu, ich jedoch wurde tiefrot und nickte leicht. „Ich…weiß..aber mir reicht schon…kuscheln…oder mal duschen…baden…zusammen in einem Bett schlafen…“

„Wird bald wieder. Aber lass uns das nachher mit Sato besprechen“, sie nickte nach vorn, wo schon Katos Bürotür zu sehen war. Eben jener schloss dieses auf und trat ein, wir folgten ihm.
 

Kato ließ sich auch gleich in seinen Sessel fallen und verschränkte die Finger miteinander. „Schließt die Tür und setzt euch.“

Wir nickten brav und Sato schloss hinter sich die Tür. Dann nahmen wir auf den Stühlen vor seinem Tisch Platz. Kato konnte ein richtiger Kamerad, ja fast schon Freund sein, aber genauso gut auch ein Manager, ein Chef. Wir nannten es immer die „Sanfte Strenge“, mit der er und Ito das Unternehmen leiteten. Sie verstanden und tolerierten so unglaublich viel, zogen auch mal die Notbremse wenn sie merkten, ihre Künstler brauchten Pause; wussten sich jedoch auch immer durchzusetzen. Perfekte Chefs eigentlich.

„So…Lovelie sagte mir, es gibt etwas Wichtiges, was ihr mir mitteilen müsstet. Etwas, was die Band beträfe.“

„Gibt es das?!“, fragte Nabu schon fast panisch und blickte uns anderen hastig an.

„Das stimmt, da hat sie Recht. Nur eben betrifft es ca. ¾ der Band…Nabu weiß davon nichts.“

„Leute…?! Macht keinen Scheiß!“, bemerkte dieser auch schon entsetzt, sodass Satoru ihm eine Hand aufs Knie legte. „Beruhig dich“, sagte er in ruhigem aber eindringlichen Tonfall, „Ja, es wird dich überraschen. Nein, wir trennen uns nicht. Das stand nie zur Debatte und wird es auch nie. Es sei denn, du willst nach diesem Gespräch hier nicht mehr mit uns zusammenarbeiten.“

„Ist das ein Scherz? Die Band ist mein Leben! Ich will nicht ohne euch sein! Ihr seid alle mein Leben…wisst ihr, ich kenne gerade dich und Shin schon ewig. Allein aus diesem Grund würde ich nicht von euch weg wollen.“

„Könntet ihr es jetzt bitte so konkretisieren, dass ich es auch verstehe?“, warf Kato höflich, aber etwas drängend ein.

Mein Mund klappte auf, dann blickte ich zu Lovelie, die ebenfalls beginnen wollte. Jedoch verstummten wir beide, als Sato zu sprechen begann. Er konnte so etwas einfach zu gut und jetzt, wo er wieder seinen Chef-Blick drauf hatte, unterbrach man ihn erst Recht nicht.
 

„Es ist etwas geschehen in unserem Privatleben, was die Band ebenfalls beeinflussen wird. Ihr erinnert euch, an die ganze Sache zwischen mir, Shin und Love?“

Nabu blinzelte, ehe er sich über die Stirn rieb. „Oh ja…erst hatte Shin was mit ihr…dann du? Ne, davor du und Shin…und dann wieder Shin…und…ach keine Ahnung, ich blicke nicht mehr durch.“

„Egal. Der Stand war letztendlich: Ich und Shin waren verstritten und Shinji hatte wieder etwas mit Lovelie.“

„Oder so, ja.“

„Genau. Und dann wurde Lovelie krank. So lang, dass wir beide uns Sorgen gemacht haben. Also haben wir uns zusammen gerauft und haben sie besucht. Und eine wundervolle, wie leicht schockierende Nachricht erhalten.“

„Du bist…krank?! Also schlimmer?!“, vermutete Nabu schockiert, doch Love blickte ihn skeptisch an.

„Was wäre dann an der Nachricht wundervoll? Dass ich erst in drei Monaten, statt einem sterben würde oder wie?!“

„Tust du!?!“

„Nein! Verdammt, ich bin schwanger!“
 

Ruhe. Dasselbe Schweigen, wie an dem Tag, an dem sie uns das gesagt hatte. Nur kam es mir dieses Mal noch unangenehmer vor. Erst nach einer Weile reagierte Nabu mit einem lauten und leicht schrillen „WAAAAAAS?!!!?!?!“ und sprang auf.

„Wie…aber…wie…von wem…also?!“

„Ruhe!“, unterbrach Kato mit einem Handschlag auf den Tisch die aufkommende Unruhe, als wir allesamt begannen, auf Nabu einzureden.

„Setzt dich wieder, Nabu.“

Angesprochener tat mit eingezogenem Kopf, was der Chef verlangte. Unsicher blickten wir jetzt also alle zu ihm. Katos Blick war ruhig, ein wenig ausdruckslos und an seiner Miene war nicht zu erkennen, was er dachte oder fühlte.

„Ist das wirklich wahr, Lovelie?“

„Ja. Hier…den habe ich jetzt schon etwas früher erhalten“, sie kramte etwas aus ihrer bunten Tasche und legte es ihm vor. Fragend betrachtete ich das Ganze und fragte leise Sato: „Was ist das?“

„Ein Mutterschaftspass, wie es aussieht.“

„Woher..?“

„Das bekommt jede Schwangere, Shin.“

„Ja weiß ich doch!“, zischte ich leise, verstummte jedoch bei Katos durchdringendem Blick. Zum Glück ließ er das gleich wieder, blickte nun jedoch zu Lovelie.

„Wer ist der Vater? Satoru? Shinji? Oder jemand, den ich nicht kenne?“

„Ich weiß es nicht“, erwiderte sie ruhig, „Aber es kann nur Shinji oder Satoru sein. Es gab keinen anderen.“

„Aha.“

„Leute?“, wisperte Nabu und starrte uns fassungslos an. „Wie…warum…?“

„Es war nicht beabsichtigt“, meinte Satoru ruhig, jedoch so laut, dass es auch Kato hören konnte. „Jetzt ist es aber nun einmal so.“

„Wie…plant ihr dass, wenn ich fragen darf?“, begann Kato ruhig und blickte uns drei der Reihe nach an, „Lässt du dann später einen Vaterschaftstest machen?“

„Nein“, antwortete Lovelie sofort bestimmt. „Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Wir haben uns bereits entschieden, wie wir das Ganze regeln.“

„Und? Zu welcher Entscheidung seid ihr gekommen? Im Privaten Bereich?“

„Wir…werden zusammenziehen. Und es dann zu dritt probieren. Ich habe nicht aufgehört, einen der beiden weniger zu lieben als den anderen und wie es scheint, stehen Satoru und Shinji sich auch näher, als sie erst dachten.“

Ich wurde rot bei ihren Worten, nickte dann jedoch zaghaft, als ihr schon Sato zustimmte.

„Okay. Vielleicht eine ganz gute Lösung…hat ja sicher jeder etwas davon. Das müsst ihr wissen. Aber zurück zur Band. Darüber habt ihr euch sicher ebenfalls Gedanken gemacht.“

„Ja“, nickte Lovelie nun ernst und übernahm jetzt wohl das Sprechen. „Wir wollen auf jeden Fall weiter machen. Es sollte ja sowieso eine Pause geben wegen den Jungs ihren Uni- und meiner Schulprüfungen.“

„Wann kommt das Kind? Noch vor oder nach deinen Prüfungen?“

„Danach. Also haben wir überlegt, ob wir die Pause ausdehnen können…ich meine, es muss ja nun nicht 2, 3 Jahre Funkstille sein. Ich kann ja trotzdem ins Studio, mit Songs aufnehmen.“

„Nur eben nicht touren.“

„Genau. Ich möchte trotzdem, selbst wenn das Kind da ist, weiter Musik machen. Auch wenn es anstrengend wird.“

„Wozu gibt es Kindermädchen, hm?“

„Genau…Kato-san, Sie wirken nicht gerade geschockt, oder?“

„Nicht wirklich.“

„Warum?“, fragte nun auch ich verwundert.

„Ich habe auch noch andere Bands unter Vertrag. Davon auch viele mit Frauen. Wenn man Frauen einstellt, muss man darauf gefasst sein, dass so etwas früher oder später passiert, so blöd das klingen mag. Und… bei euch ist es wohl früher passiert. Etwas schade, aber nicht zu ändern.“

„Wir dürfen doch bleiben, oder?“, fragte Lovelie leise nach.

„Natürlich. Ich sehe nach wie vor großes Potenzial in euch. Wir müssen jetzt schauen, ob die Termine nun noch hinhauen, aber das..wird schon, irgendwie.“

„Danke, Kato-san!“, Lovelie war aufgesprungen und drückte unseren Chef freudig an sich. Entsetzt sahen wir ihr dabei zu. Kato lachte jedoch und winkte ab. „Schon okay. Ich war auf Chaos gefasst, als ich hörte, wer dein Vater ist. Und ich muss zugeben, du bist ihm wirklich ähnlich. Du freust dich doch sicher schon?“

„Auf das Kind? Klar!“

„Sag ich doch. Miyavi-Junior.“

Love grinste nur und rutschte zurück auf ihren Platz. Kato lächelte schief, ehe er wieder ernster wurde. „Das Problem ist jetzt nur, wie ihr das den Fans erklären wollt.“

„Naja…ganz normal…das unsere Gitarristin eben Mutter wird?“, versuchte ich es.

„Und wen präsentiert ihr als Vater? Fans wollen glückliche Geschichten. Und eure Dreiergeschichte könnt ihr nicht bringen. Das würde für einen Skandal sorgen…zumindest würden euch die Medien zerreißen und das will ich nicht.“

„Dann…müssen wir eben einen als Vater präsentieren…“

„Love kann ja sagen, dass sie einen…anderen Freund hat…nicht aus der Band oder so…“

„Nein, das will ich nicht. Die Fans können ruhig wissen, dass es einer von euch ist.“

„Ja aber-“

„Shin.“

„Was?“, verwirrt blickte ich zu Satoru, der mich ruhig anblickte.

„Du. Wir präsentieren dich als Vater. Damit bist du offiziell tabu für die Fans, gleichzeitig könnt ihr nach außen turteln. Kann man sicher sogar noch ein paar gute Bilder von euch machen…so Photoshootings…“

„Ja aber…was ist mit dir?“, fragte ich verwirrt.

„Ich halte mich öffentlich zurück. Privat wissen ja nur wir, wie es aussieht.“

„Gut. Was sagst du dazu, Lovelie? Shinji?“, Kato blickte uns beide an. Für ihn war das wohl schon geklärt.

„Ich…mir ist es egal. Das müssen die Jungs unter sich ausmachen. Shin?“

„Mir….egal…aber ich will echt nicht, das Sato in den Hintergrund rückt..“

„Shin, in der Beziehung gibt es keine Lösung für uns drei. Und du weißt, ich als Sänger stehe sowieso ständig im Fokus. Ich gebe dir gerne die Aufmerksamkeit, ich habe damit kein Problem.“

„Na gut…dann…“

„Okay. Also werden wir das auf einer Pressekonferenz so präsentieren. Aber bis dahin ist noch Zeit und ich muss das erst alles mit Ito-san absprechen.“

„Okay..“

„Da gibt es nur noch ein Problem. Ich will ja nichts sagen…aber es könnten Sprüche dahingehend kommen, dass ihr nicht verheiratet seid. Euer Kind wäre also…“

„Ein Bastard“, murmelte Nabu und erntete entsetzte Blicke, auf die er gelassen reagierte. „Was denn? Ist doch so. War bei einem Kumpel von mir so.“

„Bei mir und Satoru auch…“, murmelte ich leise, während ich versuchte, nicht an früher zu denken. „Was kann man tun, damit unser Kind das nicht auch durchleben muss?“

„Heiraten.“

„Was?!“

„Mehr kann man da nicht machen“, Kato zuckte die Schultern, „Oder aber ihr schafft euch einen starken Pelz an. Wie dem auch sei…darüber reden wir noch einmal genauer. Lovelie, kennst du Arisa?“

„Die aus der Mädchenband?“

„Ja. Hast du sie die letzte Zeit mal gesehen?“

„Nein…nicht wirklich…“

„Sie ist ebenfalls schwanger. Im 5. Monat bereits. Wenn du Fragen hast, kannst du dich auch an sie wenden. Sie hilft dir sicher gern weiter.“

„Danke!“

„Schon gut. Wie ist das mit der kleinen Tour? Wollt ihr sie trotzdem noch machen, bevor ihr in die Pause geht?“

„Ich denke schon, oder Jungs?“

„Hmm…“, brummte Nabu, der sich die ganze Zeit nun eher zurückgehalten hatte, missmutig. Verwundert sahen wir zu ihm. „Nabu, alles okay? Du wirkst nicht gerade optimistisch?“
 

„Ich…ach schon okay“, meinte er und zog ein Bein auf den Stuhl, blickte zum Fenster.

„Nein, nichts ist okay“, Lovelie war aufgestanden und zu ihm gelaufen. „Sag, was dich bedrückt.“

„Es ist nur…ach ich weiß auch nicht..! Das kommt alles so plötzlich…“

„Frag uns mal…uns ging es nicht anders.“

„Ja, aber…ich habe das Gefühl, als wäre ich das fünfte Rad am Wagen geworden. Ich meine, es klingt ja gut, dass ihr euch wieder vertragen habt. Ich freu mich ja auch für euch…aber naja…“

„Oh Nabu“, lachte nun Lovelie und drückte ihn an sich. „Wir haben dich doch trotzdem weiter lieb! Du bist für uns unentbehrlich! Nach wie vor.“

„Wirklich..?“

„Natürlich“, nickte Satoru und auch ich lächelte ihn an. „Nabu, ich kenne dich schon so lange. Du bist mir ein so guter Freund geworden. All die Jahre hast du zu mir gehalten. Du hast nie die Nase gerümpft oder irgendsowas…unsere Eltern waren für dich völlig normal.“

„Sind sie doch auch. Ich mag sie total.“

„Das sieht aber nicht jeder so wie du und das weißt du auch. Auf jeden Fall hast du vor allem da immer zu mir gehalten. Und dann haben wir die gleichen Interessen, die gleichen Hobbys geteilt. Deine Meinung war mir immer wichtig, Nabu. Deswegen tut es mir jetzt auch so leid, dass wir dich so überrumpeln.“

„Kein Ding“, schmunzelte er und zog sich Lovelie auf den Schoß, strich ihr durch die Haare, „Ihr…könnt ja eigentlich auch nichts dafür. War ja nicht geplant.“

„Genau. Und wenn, hätten wir dich eingeweiht“, meinte Lovelie süß und tippte ihm gegen die Nase.

„Okay, gut…versprecht mir, dass wir jetzt, wo ihr euch alle wieder vertragen habt, wieder mehr miteinander unternehmen.“

„Na klar!“

„Gut. Und…ich werde Patenonkel von dem kleinen Wurm, ist das klar?!“

„Da ist doch noch lange hi.“, lachte ich.

Nabu winkte ab. „Ist doch völlig egal. Man! Ihr bekommt eher ein Kind als ich! Ich werde alt!“

„Quatsch, wir sind nur frühreif.“

„Glaub ich auch langsam…ich hätte euch nicht so aufziehen sollen….“

„Ach, lag doch nicht an dir.“

Ich schmunzelte und dachte etwas nach, ehe ich schlucken musste. „Nabu, was machen wir jetzt aber mit dir…? Du wolltest doch von der Band leben…“ Es tat mir im Herzen weh. Ich wusste, wie sehr Nabu seine harte Arbeit, wo er wirklich nur ausgebeutet wurde, verabscheute.

„Ach naja…werde ich meine Kündigung wohl aufschieben“, er zuckte die Schultern, „Keine Sorge, ich halt das schon aus.“
 

„Musst du vielleicht nicht einmal…“, mischte Kato sich mit ruhiger Stimme wieder in das Gespräch ein und hatte sofort alle Aufmerksamkeit.

„Was soll das heißen?“

„Wenn deine Lieben hier Pause machen…die kurz ausfallen wird, wie ich Lovelie verstanden habe?“

„So kurz es geht.“

„Dann kannst du das Jahr, oder länger, in denen ihr nicht tourt, aber vielleicht weiter aufnehmt usw., auch aushelfen.“

„Inwiefern?“

„Tero von Scael force plant ein Soloprojekt mit noch ein paar anderen aus anderen Bands…die tauschen aber immer wieder und werden nur geliehen. Ich denke, einen Schlagzeuger könnten sie gut gebrauchen? Keine Sorge, du wirst gut verdienen, wenn du bereit bist, auch mal mit ihnen zu Touren. Nicht weit, nur innerhalb Japan.“

„Ehm…okay…das ist genauso plötzlich wie der Kram dieser drei Spinner hier…“, begann Nabu etwas überrumpelt, musste dann aber lachen. „Aber warum nicht? Ich hätte schon Bock, ja!“

„Gut“, schmunzelte Kato, „Dann gebe ich Tero Bescheid.“

„Toll, danke!“

Lächelnd sah ich zu unserem Schlagzeuger. Ich freute mich für ihn, aber so richtig. Das war genau das, was Nabu brauchen würde. Und Tero von Scael force war mittlerweile eine solche Berühmtheit... wen er mitnahm, der würde sicher gut verdienen, ja.
 

„Gut, meine Kinder. Gibt es noch etwas, dass ich wissen sollte? Drückt sonst noch irgendwo der Schuh?“

Wir blickten uns untereinander fragend an, ehe jeder für sich den Kopf schüttelte. Alle, außer Satoru. „Ich wollte nur noch sagen, dass ich mich jetzt in Behandlung befinde“, meinte er ernst zu Kato, der nickte. „Sehr schön. Warst du schon dort?“

„Ja. Und ich fand die ersten zwei Termine bisher sehr gut und glaube, dass es mir hilft.“

„Hey, Moment mal…hab ich wieder was verpasst? Diesmal scheint ja sogar Kato eingeweiht zu sein!“, warf Nabu schmollend ein und richtete somit die Aufmerksamkeit auf sich.

„Satoru hat ein paar persönliche Probleme, wir haben uns darüber schon einmal unterhalten, er und ich. Ich habe ihm eine Therapie empfohlen, aber er war skeptisch. Deshalb freue ich mich, dass er meinen Rat scheinbar nun doch angenommen hat.“

„Was für eine Therapie?“, fragte Nabu leicht entsetzt.

„Es ist eine Mischung aus Psychotherapie und Aufbaukurs“, erklärte Satoru leise und lächelte etwas.

„Was? Was hast du?! Hast du Probleme? Sorgen? Kummer?!“

„Nichts weiter Schlimmes…ich…habe nur zu lange versucht, stark zu sein, was ich nicht war. Und naja…ich konnte mich lange nicht so geben, wie ich war. Durch das, was in der Schule alles passiert war. Und dann hat mich auch noch meine Adoption beschäftigt…und dann die Sache mit Shin…das hat mir alles an den Nerven gezehrt. Jetzt ist das mit Shin ja wieder in Ordnung, aber ich will auch den Rest verarbeiten. Und ich will stark werden…ich bin nicht immer so selbstsicher, wie ich mich auf der Bühne gebe. Ich zweifle eigentlich oft an mir und an dem, was ich tuhe…und das will ich ändern.“

„Oh…ach so…aber…das kann man wieder reparieren, oder..? Ich meine, du musst nicht irgendwann in die Klapse oder so…“

Nun musste Satoru schief grinsen, schüttelte aber den Kopf. „Keine Sorge. Wie gesagt, es geht mir schon besser.“

Nabu nickte und wirkte wieder etwas erleichterter, als er nochmal zu Sato sah.
 

„Okay. Dann denke ich, geht erstmal proben, hm? Wir reden wann anders weiter. Ich muss erst mit Ito reden…und Nabu braucht sicher auch noch Zeit, um das eben gehörte zu verdauen“, lächelte Kato nach einer Weile des Schweigens in die Runde.

„Ja…“, grinste dieser leicht und kratzte sich am Kopf.

Wir nickten und erhoben uns mit einer leichten Verbeugung. „Vielen, vielen Dank, Kato-san.“

„Dankt mir nicht. Es liegt allein bei euch…der Weg wird jetzt hart…aber ich denke auch lohnenswert.“

„Trotzdem danke“, damit verabschiedeten wir uns aus seinem Büro und verzogen uns in unsere Räumlichkeiten.
 

„Leute, bevor wir anfangen, will ich euch noch was fragen…“, Satoru hatte sich auf einen Hocker niedergelassen und blickte uns jetzt der Reihe nach an. Neugierig stellten wir uns zu ihm. „Was denn?“

„Nabu hat Recht, wir vernachlässigen ihn ganz schön…was sagt ihr dazu, wenn wir heute einfach mal ganz spontan bei uns feiern?“

„Feiern?“, kam es ziemlich verwirrt von uns restlichen.

„Ja! Also nicht mit Alkohol, keine Angst. Shin ist jetzt sowieso abstinent und Lovelie hat Verbot.“

„Ich hätte so oder so nicht gewollt. Du, Shin?“

„Was?! Nein, um Himmels willen, bloß nicht!“, entkam es mir sofort abwehrend. Es war schon ein Wunder, dass das Baby nicht noch in berauschtem Zustand von mir gemacht worden war…

„Na seht ihr. Nein, also…ich meine einfach…ganz normal feiern eben! Wir können die Karaokebox am Fernseher anschließen, noch was zu essen kaufen und einfach mal wieder in Ruhe quatschen. Also wenn ihr Lust und Zeit habt.“

„Ich sowieso“, murmelte ich nur und sah zu unserem Kätzchen. Diese nickte auch sofort. „Wenn ich zuhause anrufe, geht das sicher klar.“

Also wanderten unsere fragenden, bittenden Blicke zu Nabu. Der blinzelte, musste schließlich lachen.

„Okay, abgemacht. Ich ruf nur Keiko an…dass ich keine Zeit hab.“

„Du kannst sie doch mitbringen“, fiel ich ihm ins Wort und lächelte entschuldigend, „Wir haben sie auch lange nicht mehr gesehen.“

„Gut, wenn ihr wollt, dann frag ich sie nachher.“

„Ruf doch gleich an. Wer weiß, wie lange dein Akku wieder hält…“

„Haha, Sato! Nur weil er das eine Mal abgehimmelt ist!“

„Apropos Anrufen…bei dir vibriert es, Shin?“, Lovelie deutete auf meine Hosentasche.

Fragend zog ich mein Handy raus und ging ran.

„Ja?“

„Shin! Du gehst nie an dein Handy! Meldest du dich jetzt gar nicht mehr?!“, kam es mir auch schon ärgerlich entgegen geschleudert. Blinzelnd starrte ich auf mein Handy, als könnte sich da gleich ein Bild des Anrufers materialisieren.

„Hallo…? Noch dran?“

„Ja ehm…“

„Du hast keine Ahnung, wer anruft.“

„Ein Mädchen“, grinste ich, wodurch ein Aufstöhnen durchs Telefon ging.

„Ja, und es ist nicht Lovelie. Also? Wie viele Mädchen kennst du denn?!“

„Chi?“

„Na endlich, du Hohlbirne!“

„Hey! Ich bin ein Hamster! Ich hab Watte im Hirn, das dauert etwas!“ Ich blickte kurz zu Lovelie, die mich verstört ansah.

„Ja, glaub ich dir“, kam es seufzend von Chi.

„Warum rufst du an?“

„Ich…wollte eigentlich fragen, ob wir uns mal wieder treffen können, einfach so, zum quatschen.“

„Naja…“, mein Blick wanderte herum, bevor er an Love hängen blieb, die mich nun neugierig betrachtete. „Deine Cousine?“, fragte sie lächelnd und ich nickte. „Was will sie denn?“

„Das wir uns treffen“, murmelte ich und ging wieder ans Telefon. „Also heute klappt es nicht mehr…wir haben Probe und dann-“ Plötzlich wurde mir lächelnd das Handy aus der Hand genommen. Eh ja, meine Freundin entwickelte sich vom Kätzchen zur diebischen Elster?!

„Chi? Willst du Shinji sehen? Dann komm heute Abend so gegen 19 Uhr zu seinem Haus. Wir machen eine kleine Freundesrunde. Sato, Nabu und Keiko sind auch da. Und ich. Wenn du Lust hast?...Hm, ja. Okay, dann bis später!“

Fassungslos sah ich zu, wie sie auflegte und mir das kleine silberne Teil entgegenstreckte. „Also, deine süße Cousine kommt nachher auch.“

„Eh…ja aber…!“

„Was denn?“

„Hast du die anderen gefragt?“

Augenblicklich drehte sie sich um, „Jungs, habt ihr was dagegen, wenn Chi nachher noch kommt?“

Sato auf dem Hocker und Nabu am Handy schüttelten nur den Kopf. Strahlend drehte Lovelie sich wieder zu mir um. „Damit wäre das geklärt. Na siehst du, wird doch sicher ein schöner Abend!“, lächelnd streckte sie sich und lief zu ihrer Gitarre. „Oh Baby, wie ich dich vermisst habe!“

Kopfkratzend drehte ich mich wieder zu den Jungs. Lovelie war eben immer wieder für Überraschungen gut…

„Also damit ist alles geklärt. Ich und Keiko kommen nachher auch“, grinste nun auch Nabu.

„Perfekt, da wäre alles geklärt“, freute sich Sato, „Und jetzt…ab an die Instrumente!“
 


 

~~**~~
 


 

Danke für die dieses Mal 3 Kommis! *freu*
 

@Lucel: Danke. Und tja...egal ob jung oder alt, es herrscht wirklich überall ein bissel chaos ;)
 

@Seika-chan: Hier hast du deine Chaoten, nur dieses Mal die jungen^^! Freu mich, dass euch die Elternrunde so gefallen hat.
 

@Cat2010: Oh, hallo! Welcher Username warst du denn vorher, wenn ich fragen darf? Hm, es war ursprünglich nicht geplant, aber war dann in meinen Augen die beste Lösung- zumal es etwas aus dem typischen Päärchenraster in FFs fällt und sowas mag ich. Ja, Lovelie war einigen unsympathisch^^" Ich persönlich mag sie und ihre Art jedoch sehr.
 

Ach und:

http://shinji-women.de.tl/News.htm

Hab einiges auf der HP hinzugefügt. Auf der Seite nachzulesen.

Und wenn dort zu dem Zeugs fragen etc. aufkommen, bitte dort das GB/die Kommifunktion nutzen :)
 


 

~~**~~

56. - Freunde

56. - Freunde
 

Shinji genießt endlich mal die Zeit mit seinen Freunden
 

Nach der Probe machten wir uns auch gleich alle ziemlich schnell daran, nach Hause zu kommen. Nabu würde Keiko abholen gehen und später zu uns stoßen, wir anderen drei machten uns auf den Weg zu mir. Lovelie rief nebenbei bei sich zuhause an. Miya war nicht da, der musste arbeiten, aber Melody erlaubte es ihr. Und da Wochenende war, würde Love bei uns sogar übernachten, hatte sie gemeint.

Bevor wir nach Hause gingen, liefen wir erst noch in den Konbini um die Ecke. Sato packte ein wenig zu Essen ein, Lovelie suchte Knabbereien aus und ich kümmerte mich um die Getränke. Ziemlich bepackt gingen wir dann auch schon zu mir.
 

„Warte, ich schließ auf“, meinte Satoru und ließ uns gleich rein. „Wollt ihr erst einmal was essen?“

„Ich hab schon Hunger…aber sollten wir nicht lieber auf die anderen warten?“, fragte Lovelie und folgte unserer Eule in die Küche. Eilig lief ich ihnen nach und stellte meine schweren Beutel ab.

„Ach was…ich hab Cup Nudeln und Furikake* eingekauft…Reis haben wir noch da, solche eine Portion Beutel. Kannst du dir also fertig machen. Wenn Keiko, Nabu oder Chi dann Hunger haben sollten, können sie sich wann sie wollen auch was machen.“

„Oh, das ist natürlich praktisch, wo hast du die Sachen? Ich mach mir Furikake.“

„Reis dort im Schrank…hier hast du die Tüten, such dir was aus. Shin, willst du auch?“

„Wenn es reicht?“

„Du Nuss, ich hab mehr als genug für alle gekauft!“

„Okay, schon gut, schon gut! Ja, dann nehm ich auch was…Reis bitte.“

Er nickte und suchte uns welchen raus, griff sich selbst aber einen der Nudelbecher.

Wenig später hatten wir uns jeder unser Essen gemacht und saßen schlemmend auf den Stühlen.

„Muss noch etwas vorbereitet werden?“, fragte Lovelie dabei lächelnd in unsere Runde.

„Ja, die Karaokebox muss ich raus kramen und anschließen…aber dauert nicht lang. Ansonsten können wir die Getränke sortieren und eben schon ein wenig Knabberzeug in eine Schale geben und ins Wohnzimmer stellen“, antwortete das Chefchen ruhig. Ich blickte wieder in meine Schale, horchte jedoch auf, als Lovelie fröhlich verkündete: „Da können wir ja nachher noch kuscheln!“

„Zu dritt?“, fragte ich belustigt und schob mir noch ein wenig Reis in den Mund.

„Warum nicht? Ich hab jetzt so lang darauf gewartet, mal wieder mit euch zu knuddeln!“

Ich sah zu Sato, der die Schultern zuckte. „Mir egal, solang ich nen Kuss bekomme?“

„Bekommt ihr alle beide~“

Ich wusste nicht warum, aber ich begann zu lachen. „Das…wisst ihr, wie lustig das werden kann, wenn Lovelie hier einzieht?“

„Darf ich denn zu euch ziehen?“

„Na klar, wieso nicht?“

„Ich dachte, ich frag lieber nochmal nach.“

„Also da musst du Shin fragen, es ist sein Haus.“

„Sie darf, Sato. Du weißt, es sind noch Zimmer frei. Mapa und Dad haben mir einen wahren Luxuspalast vermacht.“

„Das ist wahr. Ich wundere mich schon immer, dass du dich hier nie verläufst, bei deinem Orientierungssinn.“

Entrüstet sah ich ihn an, als er auch noch zu lachen begann.

„Hey! Na warte, Eule!“, ich war aufgesprungen, er auch, dann rannte er lachen davon und ich ihm hinterher.

„Shin nicht!“, lachte er, „Ich muss noch das Teil anschließen!“

„Erst kommt meine Rache!“, rief ich laut und sprang ihm auf den Rücken, sodass er strauchelte und mit mir auf der Couch landete.
 

Seufzend rieb Satoru sich den Kopf, während ich nur aufstöhnte.

„Wundervoll, Shin…du bringst uns mal noch um….“

„Sorry…war anders geplant…“

In dem Moment tauchte auch schon ein süß lächelndes Gesicht über uns auf. „Ach, meine Chaoten. Wenn ich euch nicht hätte.“ Damit kam Lovelie auch schon um die Couch herumgelaufen und ließ sich schmunzelnd zwischen uns sinken, streckte die Arme nach uns aus. „Na kommt her!“

Ich neigte den Kopf, kuschelte mich dann aber an sie. Sato lehnte sich an der anderen Seite mit dem Kopf an ihre Schulter. Ich schloss zufrieden seufzend die Augen.

„Wisst ihr…nach all der Scheiße, die war…bin ich doch ganz froh, wie es jetzt ist…“, murmelte ich schließlich leise und blickte nun wieder zu Lovelie und Satoru. Letzterer nickte leicht. „Auch wenn es schon blöd ist, dass es erst so weit kommen musste…und nun führt uns ausgerechnet ein Baby wieder zusammen..“

„Ach, ich bin froh, so wie es ist“, lächelte Lovelie und lehnte sich zurück. „Das wird eine schöne Zeit und natürlich ist es komisch zu wissen, dass da ein kleines Leben in einem entsteht…aber ich freue mich wirklich. Wenn es dann erst einmal da ist, wird das Haus hier voller Liebe und Leben sein~“

„Das denke ich auch“, lachte ich nur und strich ihr sanft über den Bauch. „Ich…kann es trotzdem noch kaum fassen…Also ich bin schon stolz, aber es…wow.“

Satoru hob eine Braue, ehe er zu grinsen begann. „Wenn die aus der Schule damals gewusst hätten, was wir mal noch zustande bekommen…sollte Klassentreffen sein, sind wir sicher die jüngsten Väter da. Obwohl…“

„Na komm. Gerade uns hat es keiner zugetraut. Die dachten doch, wir wären schwul und hätten was miteinander.“

„Naja, so unrecht hatten sie wohl doch nicht…“

„Na und? Hast du was dagegen?“, fragte ich grinsend, „Ich kann mittlerweile damit leben. Und ich finde es gut so, wie es ist. Das was damals war, ist mir jetzt egal. Sollen sie denken, was sie wollen.“

„Du hast Recht.“

„Jungs...ich weiß, es ist früh, aber…gehen wir später den ganzen Kram zusammen einkaufen? Also so ab und an…weil ich will auch mal allein mit Mama gehen.“

„Wie geht es deiner Mama jetzt?“, fragte ich, ohne auf das Erstere einzugehen.

„Ganz gut. Sie beginnt sich nun langsam darauf zu freuen. Sie will mit mir später mal Babysachen shoppen gehen…also erst in ein paar Monaten, aber trotzdem. Ich find es süß. Und ich bekomme auch was…ich darf zum Beispiel meinen Body, den ich als Kind hatte, haben. Der ist noch ganz schick und den hat Daddy mir immer gern angezogen. Schon allein deshalb will ich ihn gern später unserem Kind anziehen~“, freute sie sich.

Ich grinste nur, nickte dann aber. „Klar gehen wir mit dir einkaufen.“

„Oh je…das wird sicher lustig…in so riesigen Babycentern…“, orakelte Sato düster. Blinzelnd sahen wir zu ihm, ehe Love und ich ihn einfach nur lachend knuddelten.

Dann stoppte Love jedoch, betrachtete ihn kurz, ehe sie ihn zärtlich küsste. Verlegen blinzelnd blickte ich zum Fenster. Es machte mir nichts groß aus, aber es war eben noch…ungewohnt. Schließlich löste sie sich von ihm und wandte sich mir zu. Fragend sah ich sie an, sodass sie lachen musste. „Denkst du, du bleibst außen vor? Na komm her.“ Und damit bekam auch ich einen äußerst liebevollen Kuss. Zufrieden seufzend drückte ich sie an mich, als mein Bauch freudig zu kribbeln begann. Wie sehr hatte ich das doch vermisst!

Sato schlang von hinten die Arme um sie und mich, legte sie mir an die Seiten und streichelte sanft darüber. Als Love kurz seufzend den Kuss löste, sah ich, dass er ebenfalls begonnen hatte, ihr zärtlich über den Hals zu küssen. Doch so lange blieb mir gar nicht Zeit zum gucken, denn sie zog mich sofort wieder in einen Kuss. Diesmal noch leidenschaftlicher als zuvor.
 

Als schließlich die Haustür klingelte und wir uns vorsichtig lösten, wusste ich erst einmal nicht, wo mir der Kopf stand. Blinzelnd sah ich Lovelie nach, die zur Haustür lief, ehe Satorus Räuspern mich aufhorchen ließ. Fragend sah ich zu ihm. „Ja…Eulchen?“

„Der Kuss war heiß.“

„Ich weiß..“

„Nein, ich meinte eigentlich…“, er nickte nach unten, ich folgte seinem Blick mit meinen Augen. Als ich auf meine Körpermitte blickte, wurde ich knallrot. „Oh…verdammt…entschuldige…ich…war wohl zu lange auf Entzug…“

„Kein Ding, ich hätte jetzt wohl auch nicht aufgehört, hätte es geklingelt.“

„Oh Mist…ich glaub, ich geh mal schnell ins Bad…“

„Mach das. Soll ich dir helfen?“, er zwinkerte mir zu, wodurch ich nun erst Recht aussehen musste wie ein Feuerlöscher.

„Eh…nein! Das fällt doch übelst auf! Sag Nabu und so, ich bin…im Bad…und komm gleich…“

„Im wahrsten Sinne des Wortes“, spottete er fröhlich, wodurch ich nur noch schneller aufsprang. „Man Sato!“, rief ich noch, ehe ich ins Bad rannte. Hinter mir konnte ich ihn noch lachen hören.
 

Als ich wenig später zu den anderen zurücklief, blickte mir im Flur auch schon Nabu entgegen.

„Shinji, da bist du ja! ‚Lange‘ nicht gesehen!“, lachend kam er auf mich zu und knuffelte mich. Ich streckte nur grinsend die Zunge raus. „Jaja…knapp 2 Stunden sind wirklich lange, da hast du Recht.“

„Ich hatte eben Sehnsucht nach dir~~“

Ich wollte gerade feixend zu einer Antwort ansetzen, als Keiko, die sich bis eben mit Sato unterhalten hatte, schmollend zu uns blickte. „Nabu? Gehst du mir fremd?“

„Was? Würde ich doch nie tun~“ Damit war ich schon wieder Geschichte, denn der Farbtopf wankte fröhlich zu seiner Liebsten. Beleidigt und mir ignoriert vorkommend schob ich die Unterlippe vor.

„Hey, schau nicht so und sag mir lieber mal hallo“, kam es plötzlich von der anderen Seite zu mir. Ich blickte Richtung Lovelie, neben der nun auch Chi stand und grinste. Freudig hüpfte ich zu ihr, drückte sie eng an mich und hob sie dabei leicht hoch. Lachend hielt sie sich an mir fest so gut sie konnte.

„Shin! Ah, warte! Ist ja gut!“, giggelte sie und schien etwas erleichtert, als ich sie wieder abstellte. Schmunzelnd blickten wir uns in die Augen. Dann legte sie beide Hände auf meine Wangen, drückte mir überraschenderweise einen Kuss auf die Lippen, ehe sie fröhlich rief:

„Du alter Romeo! Wirst du also schon Vater, Glückwunsch!“

Ich runzelte die Stirn. „Romeo?“

„Von Romeo und Julia~“

„Kenn ich nicht.“

„Boar Shin! Das ist eines meiner Lieblingswerke! Schande über dich!“

„Uhm…naja..“, unsicher kratzte ich mir am Kopf, bis sie erneut zu lachen begann.

„Du bist echt süß. Aber hey, so ein guter Liebhaber wie du bist, ist es ja kein Wunder, dass du Daddy wirst~“, sie wippte mit den Augenbrauen und pokte mir in die Seite. Entrüstet schnappte ich nach Luft. Jetzt wusste ich was Mapa meinte von wegen Chi war wie ihre Mutter..!

„Chi! Doch nicht hier…vor Love..!“

„Ich weiß doch schon Bescheid“, schmunzelte diese, weshalb ich etwas blass zu ihr blickte. „Du..?“

„Ja. Ich hab auch nichts dagegen. Chi ist deine beste Freundin, das ist okay. Immerhin ist es ja vorbei.“

„Genau. Und da waren ja nie mehr als freundschaftliche Gefühle im Spiel“, fügte Chi grinsend an.

Seufzend strich ich mir durch die Haare. „Ihr raubt mir alle noch den letzten Nerv…“

„Ach komm Shin, hab dich nicht so“, meinte Nabu und legte mir einen Arm um. Finster sah ich zu ihm auf. „Du weißt doch gar nicht, worum es gerade ging!“

„Na und. Mach dich locker. Take it easy. Entspann dich.“

„Dass du kein Kiffer bist, wundert mich manchmal bei deinen Sprüchen…“, murmelte ich und fing mir einen Lacher seitens Keiko ein.

„Ehm Leute? Lasst uns ins Wohnzimmer. Außer jemand will was Essen..?“, nahm Satoru dann mal die Aufmerksamkeit von mir, weshalb ich ihm äußerst dankbar war. Unsere Neuankömmlinge machten sich wirklich erst einmal etwas zu essen, außer Chi, weshalb ich mit ihr und Lovelie ins Wohnzimmer ging.

Wir setzten uns und eine Weile sah mich Chi einfach nur an, ehe sie schmunzelnd die Beine überschlug. „Was?“, fragte ich stirnrunzelnd bei ihrem Blick.

„Ich…naja, du hast mir das zwar schon Anfang der Woche gesagt, aber jetzt, wo du so vor mir sitzt…wow. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass du Vater wirst“, lachte sie liebevoll.

„Tja…ich auch nicht. Sato auch nicht…nur Love.“

„Komm, ich hab auch meine Zeit gebraucht“, meinte sie lächelnd und ich bekam ein Küsschen auf die Wange, was mich zum Strahlen brachte. Daraufhin begann Chiyoko nur loszuprusten. „Oh, ihr seid so süß, ehrlich! Ich freu mich so! Sagt, ich werde doch Patentante, oder?~ Wenn ich schon selbst keine Geschwister hab…“

„Ich will aber auch Patentante sein“, meinte Keiko, die nun mit Nabu und Satoru zurückkam und es sich auf der anderen Couch bequem machte. „Maaan, Jungs. Ich habe gerade schon Satoru gesagt: Ich komme mir alt vor!“

„Warum?“, fragte Lovelie besorgt und rutschte neben sie.

„Na weil…ihr junges Gemüse viel eher eine Familie haben werdet als ich!“

„Naja, geplant war das ja nicht“, warf Satoru ruhig ein, ging aber gleich bei Keiko unter. „Trotzdem! Ich bin doch schon 25…Nabu, mach mir endlich auch eins!“

Jener, der gerade sein mitgebrachtes Essen ruhig in sich geschaufelt hatte, begann lautstark los zu husten und sie entsetzt anzustarren. „Sag mal…Keiko?! Ich…das ist viel zu früh..!“

„Pah, viel zu früh! Ich werde alt! Meine innere Uhr läuft ab.“

„Was?! Ja aber…ich…ich geh doch dann vielleicht ein Jahr mit der einen Band da arbeiten…da kann ich doch jetzt nicht mit Familie und so anfangen…“

„Menno“, seufzte sie und zog eine Schnute.

„Hey, Kopf hoch“, Nabu stellte sein Essen weg und legte ihr sanft einen Arm um. „Das kommt schon noch, ja? Irgendwann dann…wenn wir zusammen gezogen sind, ich mehr Zeit und Ruhe habe, vor allem für dich… und ich meine, erst einmal muss den da ihr Baby da sein und aufgezogen werden. Da kannst du nämlich schon fleißig üben Süße, damit du es bei unserem nicht versaust~“

Keiko begann zu kichern, ich und Sato zogen jedoch die Brauen hoch. „Was soll das denn heißen?! Du versaust hier nicht mein Kind, Nabu!“, fauchte ich ihn an.

Der Farbtopf lachte nur und hob abwehrend die Hände. „War doch nur ein Witz, Shin-Schatz.“

„Das will ich hoffen“, brummte ich, lehnte mich zurück und durchbohrte ihn mit meinem Blick.

„N-natürlich…“, murmelte er erschrocken und versuchte sich hinter Keiko zu verstecken. Die Frauen begannen jetzt allesamt zu lachen. „Tja Nabu, sowas sagt man eben nicht“, neckte nun auch seine Freundin, streichelte ihm jedoch sanft durch die Haare. Nabu seufzte nur, ehe er zufrieden die Augen schloss. „War ja auch nur ein Witz…konnte ja nicht wissen, dass Superpapa Shin gleich so abgeht.“

„Superpapa?“, ich hob die Brauen, doch Nabu nickte betont ernst.

„Jahaa~ Superpapa. Zumindest führst du dich schon wie einer auf.“

„Ach, ich wurde nur gut erzogen“, wehrte ich ab.

„Hmm…lass mich raten: Dein Dad.“

„Wieso denkt ihr immer, nur er erziehe mich gut?“

„Mapa erzieht dich auch gut“, warf Chi lächelnd ein, „Jedoch würde er dich nie aufs Vater werden vorbereiten. Er drückst sich lieber vor allem, was mit Kindern auch nur annähernd zu tun hat.“

„Stimmt“, nickten alle Umsitzenden, weshalb ich überrascht blinzelte, dann jedoch nachdachte und schließlich auch nickte. „Na gut. Ja, Mapa hat Kinder nicht so gern als Gesprächsthema…oder überhaupt das drum und dran. Aber von meiner Kindheit redet er noch heute gern.“

„Ja, alles, was nach der Geburt kam, sagt Kenji“, grinste Sato, weshalb ich die Augen verdrehte. „Ja, okay, das stimmt. Über die Zeit davor spricht er kaum oder nur ungern. Aber dafür gibt es ja immer noch Dad.“

„Ach ja, der gute Karyu…er freut sich, Opa zu werden, oder?“

Ich musste lachen bei Nabus Frage. Wahrheitsgemäß zuckte ich jedoch die Schultern.

„So viel haben wir darüber noch gar nicht geredet. Aber ich denke schon.“
 

„Ach das ist schön, dass es endlich mal klappt bei euch dreien“, meinte schließlich Keiko, „So wie Nabu mir immer erzählt hat, hatte ich ernsthaft Angst um eure Band.“

„Egal wie sauer ich auf Satoru oder auch Lovelie war…ich hätte nie Konsequenzen für die Band gezogen.“

„Darf ich fragen, warum? Ich meine, das…ist ja nicht selbstverständlich. Ich habe mich ehrlich gesagt gewundert, dass ihr das aus- und durchhaltet. Ich wäre sicher kaputt gegangen in so einer belastenden Situation.“

„Ich…weiß es ehrlich gesagt nicht, wie ich das ausgehalten habe…“, murmelte ich überlegend. „Chi hat mir viel geholfen“, ich warf meiner Cousine einen liebevollen Blick zu, den diese schmunzelnd erwiderte. „Und sonst meine Eltern…oder eben die Musik. Auch wenn ich Freundschaftlich zwischendurch nichts mehr fand was mich hielt- die Musik tat es immer. Ich schätze die Arbeit der anderen zu sehr und ich bin auch kein Mensch, der dann gleich alle ins Unglück stürzt. Nabu hätte darunter ja auch gelitten, wäre ich ausgestiegen.“

Jener betrachtete mich ruhig und auch wenn sein Blick nichts verriet, konnte ich mir denken, was in ihm vorging. Er hatte damals wirklich Angst um uns gehabt.

„Das…wow. So unreif, wie ihr euch manchmal anstellt….von besoffen wo dagegen brettern, Sexeskapaden und jetzt auch noch ein Kind…so erwachsen könnt ihr auch sein“, Keiko schüttelte grinsend den Kopf, während ich rot geworden war.

„Das…waren Dinge, die ich nicht wiederholen will….zumindest allerersteres…“

„Schon klar. Aber sag mal Love, passt dir das eigentlich so in den Kram? Das du jetzt Mama wirst? Du bist ja wirklich noch jung…warst du nicht erst…“

„Ich werde mit 18 Mama, ja. Aber das passt schon“, schmunzelte sie und überschlug die Beine, ehe sie die Schultern zuckte. „Ehrlich gesagt Keiko…was soll ich dazu sagen? Mittlerweile komme ich damit ganz gut zurecht“, sie lachte.

„Na…es war ja nicht gewollt…ist man da sauer auf die Jungs?“

„Sauer? Was, nein. Ich bin froh, dass sie mir nicht sauer sind…“

„Warum sollten wir das?“, warf ich verwirrt ein.

„Naja…“, Mi-chan faltete ihre Hände, „Ich…habe euch ja im Grunde keine Wahl gelassen. Ich habe euch ja quasi zu dieser Dreiersache überredet…“

„Geht das schon wieder los? Darüber haben wir doch schon einmal geredet“, entschied ich einfach mal für mich und Satoru gleich mit. „Ich persönlich sehe mich nicht gezwungen. Klar war es plötzlich, und unser Handeln nun spontan….aber im Grunde bin ich dir dankbar. Besser hätte es nicht kommen können. Ich und Satoru verstehen uns mittlerweile schon wieder richtig gut. Oder?“ Ich blickte zu meinem alten Freund, der nickte.

„Ja, das stimmt. Love, ich bin dir auch dankbar. Du hättest ja auch sagen können: ‚Scheiß drauf, wer der Vater ist, ich will es mit Shinji haben weil er jetzt mein Freund ist.‘ Verstehst du? Und so…du hast weder mich oder Shinji ausgeschlossen…wir haben beide die Chance, das Kind mit großzuziehen und außerdem bin ich jetzt mit den mir wichtigsten Menschen wieder ja…zusammen irgendwie…“

Lovelie nickte und lächelte berührt, ehe Chiyoko ergriffen seufzte. „Ihr seid alle drei so süß.“

„Ja, nicht wahr?“, stimmte auch Keiko seufzend zu, „Wirklich knuffig.“

Nur Nabu schlug sich gegen die Stirn. „Ich glaube, es haben alle kapiert, sie sind süß. Ja, lasst sie uns zuhause ins Regal stellen!“

Keiko begann zu lachen, ehe sie nun Nabu fest an sich drückte. „Dich finden wir doch auch alle süß, Nabu! Kein Grund, eifersüchtig zu sein.“

„Ich bin NICHT eifersüchtig!“
 

„Wollen wir Karaoke spielen, machen, singen?“, schlug Satoru vor, der einen skeptischen Blick auf den grummligen Nabu warf, der nun auch noch die Wangen aufplusterte. Gerade erinnerte er mich irgendwie an einen Gartenzwerg, so wie er sich zusammenkauerte auf der Couch.

„Oh ja!“, riefen Lovelie und Chi gleichzeitig und schnappten sich die Verpackung des Spiels, um diese genau zu studieren. Satoru stand auf und ging Fernseher und Station einschalten. Es dauerte nicht lange, bis alles startbereit war.
 

~*~
 

Letztendlich sangen und spielten wir noch stundenlang. Die Mädchen bewiesen allein oder zu zweit oder dritt, was für schöne Stimmen sie hatten und ja, Satoru hatte ernsthafte Konkurrenz. Jedoch nicht von Nabu, der schummelte und quälte sich mehr durch die Lieder als alles andere und meist war es Keiko, die ihm am Ende aufmunternd die Schulter tätschelte. Ich persönlich war sowieso kein guter Sänger, aber für so eine lockere Runde reichte es immerhin. Eigentlich war es ja auch vollkommen egal. Es ging nur um den Spaß und das Beisammensein mit unseren Freunden. Und das war wirklich schön. Ich konnte endlich wieder mal ausgiebig mit Chiyoko, Keiko oder Nabu reden, die ich doch ziemlich vernachlässigt hatte. Und auch Lovelies und Satorus Nähe zeigte mir, dass ich die richtigen Entscheidungen endlich getroffen hatte. Ich hatte Satoru als besten Freund und vielleicht auch etwas mehr zurück, und Lovelie gehörte auch wieder an meine Seite.

Lächelnd schaute ich auf, als mir Nabu eine neue Colaflasche in die Hand drückte. Ja, der Abend war definitiv perfekt. Wir alle zusammen vergaßen den Stress der letzten Wochen, nein Monate, und waren wieder so eng zusammen wie früher. Mein größter Wunsch der letzten Wochen war wahr geworden.
 

~*~
 

Es war bereits spät, als Chiyoko, Keiko und Nabu gehen wollten. Okay, letzterer musste von seiner Freundin gezwungen werden. Wie ein getretener Hund stand er mit traurigem Blick schließlich neben ihr, als sie sich verabschiedeten.

„Und ihr nehmt mir meine Chi wirklich gleich mit?“, versicherte ich mich noch einmal, sodass Keiko pflichtbewusst nickte. „Natürlich, ich habe doch noch Platz im Wagen. Ich lasse doch nicht meine hübsche Kleine nachts allein durch die Straßen ziehen.“

„Danke“, gab ich ehrlich von mir und drückte sie fest an mich. Was das betraf, war Keiko schon immer die ‚Gruppenmama‘ gewesen. Wen Nabu zu seinen Freunden zählte, war auch ihr jederzeit willkommen. Ich liebte sie als Freundin wirklich für ihre ehrliche und zuverlässige Art. Genauso wie ich meinen Farbtopf liebte für seine Schussligkeit…oder eben seine blöden Gesichter, so, wie er jetzt wieder eins davon hatte. Lachend schloss ich nun ihn in die Arme. „Du siehst aber unglücklich aus, Großer.“

„Ja…bin ich auch..!“, schniefte er theatralisch, „Ich will noch nicht nach Hause..!“

„Ich muss aber morgen auch mal wieder Arbeiten, Schatz. Außerdem ist es wirklich schon spät. Schau mal, die arme Lovelie bekommt schon kleine Augen.“

Fragend blickten wir alle zu unserer Gitarristin, die sich gerade die Augen rieb und mit einem leisen „hm?“ aufblickte.

„Oh…na dann…sollten wir wohl gehen“, murmelte Nabu zustimmend, „Aber nur wiederwillig!“

„Jaja…“, Keiko rollte mit den Augen, „Du siehst sie doch bald zur Probe wieder, oder?“

„Ja, morgen!“

„Oder eher heute“, lächelte Keiko schief mit einem Blick zur Uhr, ehe sie sich von den anderen beiden verabschieden ging. Das hatte zur Folge, dass Nabu mich noch einmal an sich drückte. Dieses Mal jedoch fester und stürmischer als zuvor. „Bis zur Probe, Shini…ich werde dich gaaanz doll vermissen~“

Ich lachte nur und schüttelte schließlich den Kopf, als er zu Sato lief, „So ein Spinner.“

Langsam drehte ich mich um und blickte schließlich in das sanft lächelnde Gesicht meiner besten Freundin Chiyoko.

„Schön, dass du da warst, Chi. Ich weiß, ich…“

„Schon in Ordnung. Ich fand es sehr schön.“

„Wir müssen uns mal wieder öfter sehen. Einfach so, zum quatschen.“

„Das sowieso. Spätestens wenn das Baby mal da sein sollte, habt ihr mich sowieso an der Backe~“

Ihr süßes Kichern ließ mich schmunzelnd, während ich sie wesentlich sanfter als Nabu drückte. „Komm gut nach Hause, Süße. Und grüß mir deine Eltern. Wir schreiben uns.“

„Danke schön, grüß du auch Michio und Yoshitaka! Ja, machen wir, tschüssi.“ Ich bekam noch ein Küsschen auf die Wange, ehe Keiko und Nabu neben sie traten und alle drei von uns anderen zur Tür gebracht wurden. Satoru ließ sie raus und während sie zum Wagen liefen, blieben wir im Rahmen stehen. Nabu rutschte zu Keiko, während Chi es sich auf der Rückbank bequem machte. Noch lange winkten wir unseren Freunden, auch, als sie dann längst nicht mehr zu sehen waren.
 

„So, und jetzt hab ich euch zwei Clowns für mich“, meinte Lovelie und legte mir und Satoru von hinten jedem einen Arm um. Fragend sah ich zu ihr, während Sato nur trocken bemerkte: „Das muss gerade der Oberclown sagen.“

„Ich bin kein Oberclown!“, entrüstete sie sich.

„Na klar. Schau mal deinen Dad an. Du kannst nur einer werden. Erblich bedingt und so.“

„Ich bin aber schon eine Katze laut Shin~“

„Naja, wenn es Clownfische gibt, dann…“

„Ach du bist so fies, Sato! Shin, sag doch auch mal was!“

Meine einzige Reaktion bestand aus einem Blinzeln und einem „Eh?“

Beide betrachteten mich, ehe sie lachen mussten. Dann wurde ich auch schon umarmt.

„Du bist so süß, wenn du verplant bist, Shin.“

„Er ist immer verplant, Love.“

„Hey, Satoru!“, entrüstete nun ich mich, ehe ich Lovelie lächelnd knuddelte. „Was machen wir jetzt?“

Sie gab mir ein Küsschen und streichelte über meinen Rücken, ehe sie sich umblickte. „Weiß nicht, ich würde gern ins Bett gehen…ich bin wirklich müde.“

„In Ordnung.“

„Willst du noch duschen?“, fragte Sato nach und berührte sie sanft an der Schulter. „Du brauchst noch Schlafsachen.“

„Ach, das ist kein Problem. Ich bediene mich einfach in euren Schränken“, grinste sie und löste sich von uns, nur um kurz darauf durch den Gang zu stiefeln. „Bis nachher~“ Damit war sie auch schon die Treppen rauf.
 

„Wehe, sie nimmt das Shirt, was ich mir schon raus gelegt habe…“, überlegte Satoru, doch ich zuckte nur mit den Schultern. „Ist doch egal. Du hast doch genug, Rockstar.“

Er sah mich nur mit hochgezogener Braue an, nickte dann aber. „Ist ja auch egal. Hauptsache Prinzesschen geht es gut.“

„Genau“, lächelte ich und blickte gedankenverloren in den Gang. „Meinst du, man sieht bei ihr schon..was..?“

„Bäuchlein? Nein. Sie ist so dünn, da hast du Glück, wenn du die letzten Monate was sehen wirst. Jetzt ist da noch nicht viel.“

„Naja…aber nackt…meinst du nicht?“

„Ne. Das dauert doch. Und wenn ist das so minimal, das fällt dir nicht auf.“

„Wir sollten es mit Fotos dokumentieren!“

„Oh Gott, du wirst wirklich ein Übervater werden, Shin.“

„Na und? Ich mag Kinder!“

„Ich weiß, sagst du mittlerweile fast jeden Tag.“

„Kann ja nicht jeder so grummlig sein wie du.“

„Ich bin nicht grummlig. Ich…sagen wir mal, ich entspanne mich erst, wenn ich irgendwann sehe, dass selbst mit Kind alles glatt läuft.“

„Wird schon. Mach dir keine Gedanken, wir schaffen das.“

„Wenn du meinst…“

„Na klar“, lächelnd nahm ich ihn in den Arm. „Zieh dich nicht immer so runter.“

„Weiß ich doch…aber…uhm…“

„Ganz ruhig. Wir schaffen das, Sato. Irgendwie.“

„Weißt du was? Ich habe mich oft gefragt, woher du deinen Optimismus nimmst… Ich habe dir so weh getan, und doch…du bist wieder mein bester Freund, nimmst mich an wie ich bin und…das ist mehr, als ich je erwartet hätte.“

Sanft betrachtete ich meine verunsicherte Eule, die da so vor mir, an mich gelehnt da stand und leicht gen Boden blickte. Meine freie Hand wanderte in seine Haare, während die andere seinen Rücken streichelte. Ich wusste, dass er es im Moment einfach brauchte. Keine Ahnung warum, aber ich entwickelte langsam ein Gespür dafür, wann er seine sorgenvollen, deprimierten Momente hatte und Aufmunterung brauchte.

„Ich…weiß es selbst nicht, Satoru“, erklärte ich leise und hauchte einen Kuss auf seinen Hinterkopf, ehe ich nachdenklich geradeaus blickte. „Zwischendurch dachte ich wirklich, ich gehe zugrunde, innerlich. Äußerlich auch, ich habe stark abgenommen in der Zeit und meine Augenringe…die hast du ja selbst gesehen.“ Ich grinste. „Dann hatte ich mich irgendwann fast abgefunden. Chiyoko hat mich arg abgelenkt und aufgemuntert. Ich dachte, naja, dann macht Satoru sie eben glücklich. Ich…hatte aufgegeben. Naja, und dann ging das Durcheinander erneut los.“ Schmunzelnd blickte ich zu Satoru. Er hatte die Augen geschlossen, lächelte jedoch.

„Das Größte ist, jemandem verzeihen zu können. Danke, dass du es bei mir hast.“

„Keine Ursache. Hätten wir von Anfang an miteinander geredet, wäre es vielleicht besser gekommen…“

„Stimmt. Aber mittlerweile sind wir ja alle irgendwie ganz zufrieden.“

„Das finde ich auch“, lächelte ich, während Satoru seinen Kopf hob und mich anschmunzelte. Dann wurde er jedoch ernst und neigte den Kopf etwas, während er mir näher kam. „Darf..ich..?“, flüsterte er ganz leise und unsicher, während er von meinen Lippen zu mir blickte. Ich musterte ihn und nickte. Es war noch immer seltsam. Aber langsam gewöhnte ich mich daran. Satoru küsste mich unendlich zärtlich, aber auch sehr unsicher, sodass ich ihn fest an mich zog. Sein Kuss war voller Sehnsucht und es war, als würde er darin Halt suchen. Deshalb überlegte ich auch nicht lange und dominierte den Kuss, zeigte ihm so, dass ich für ihn da war, dass ich ihm sein Halt sein wollte.

Schließlich löste er den Kuss wieder und legte den Kopf an meine Schulter. Eine Weile standen wir einfach nur so da, ehe er den Kopf hob und sich löste. Fragend sah ich zu ihm, bevor mein Blick zum Gang wanderte, wo er scheinbar eher als ich etwas bemerkt hatte. Es dauerte nicht lange, wo auch schon unsere süße Gitarristin barfuß und im viel zu langem Shirt und kurzer Hose zu uns kam. Sofort zog ich die Brauen zusammen.

„Love! Zieh bitte die Hauspantoffeln an, der Boden ist nicht warm!“

„Ich geh doch sowieso gleich ins Bettchen.“

„Trotzdem!“

„Ach, süß, wie ihr euch sorgt“, sie lachte und stellte sich zu uns.

„Na was denn! Denk an dich..und das Baby!“

„Das Baby ist in meinem Bauch, nicht in meiner großen Zehe, Shin.“

„Trotzdem! Wenn du dich erkältest!“

„Shin, es ist warm. Auch der Boden. Ich werde schon nicht sterben“, sie verdrehte grinsend die Augen und legte ihre Hände an Satos Hüften. „Sind die Sachen okay so? Hab die von dir.“

„Ja, klar. Hatte mir schon andere hin gelegt.“

„Habe ich mir fast gedacht und sie deshalb nicht angerührt.“

„Braves Mädchen“, grinste er und tätschelte ihr den Kopf, weshalb sie zu strahlen begann und ihn etwas stürmisch küsste. Satoru hatte zu tun, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Fasziniert beobachtete ich das Ganze. Einerseits war es noch immer seltsam zu sehen, wenn die beiden sich küssten, andererseits war ich gerade äußerst belustigt.

„Also das Knutschgen hat sie eindeutig von ihrem Vater geerbt~“, lachte ich schließlich.

Satoru, der soeben wieder versuchte zu Luft zu kommen, nickte atemlos. „Oh..ja..“

Lovelie lachte nur und schob ihn vor sich her, packte dann auch mich und schliff mich mit sich. „Ab ins Bad, ihr beiden, ich will ins Bett!“

„Was?! Ja warte doch, Love, ah, nicht!“, ich stolperte und legte mich mal wieder der Länge nach hin. Dummerweise schlug ich mit der Nase gegen den Schrank im Flur. Für einen Moment wusste ich gar nicht, wie mir geschah. Schmerzhaft stöhnte ich schließlich auf, ehe ich mich einrollte. „Scheiße…“

„Shin!“, Lovelie beugte sich über mich und fasste nach meiner Schulter. „Oh je, das tut mir leid! Alles in Ordnung?! Süßer, sag was! Sato, ist er bewusstlos?!“

„Also so, wie er sich die Nase hält eher nicht.“ Das Gesicht meines Sängers tauchte über mir auf. „Alles okay? Nimm mal die Hand da weg.“

„Nein…! Aua!“, ich weigerte mich, doch er hörte nicht und zog mir die Hand einfach weg. Das nächste, was ich hörte, war ein zischender Laut, ehe er ein „autsch“, murmelte. Fassungslos sah ich zu ihm auf. „Was denn?“

„Es…sieht eklig aus. Oder, Love?“

„Das wird ja gleich ganz blau!“, brachte sie geschockt hervor. Ich hingegen wurde blass.

„Bring ihn in die Küche Love, er soll das kühlen. Ich geh erst einmal duschen.“

„Was? Ja aber warte doch!“, fassungslos sah ich Satoru nach, der aufstand und los lief. Im Türrahmen drehte er sich noch einmal um. „So wie du aussiehst, klapperst du im Bad ab. Also geh erstmal kühlen, beruhig dich und dann kannst du duschen“, damit verschwand er auch schon. Entsetzt über diesen trockenen Satz starrte ich ihm nach, bis Love mich an der Schulter berührte.

„Shin, Satoru hat Recht. Lass uns kühlen gehen.“

Mit großen Augen blickte ich zu ihr auf. „Sieht es so schlimm aus..?“

„Naja…ja…es ist eine Schramme, die blutet auch etwas…komm, es sieht angeschwollen aus.“

Langsam stand ich auf und lief mit ihr in die Küche. Eigentlich wollte ich irgendwo in den Spiegel schauen, doch Love schob mich direkt vor den Kühlschrank und suchte Kühlakkus heraus. Kurz darauf bekam ich auch schon ein Küchentuch und anschließend den Akku sanft aufgehalten.
 

„Shin, dass…es tut mir wirklich leid! Ich wollte nicht, dass du stürzt…“

„Ach was, das lag doch nicht an dir. Ich bin über meine eigenen Beine geflogen“, winkte ich ab und seufzte. „Ein Hamster mit vererbten Giraffenbeinen ist halt manchmal etwas schlecht dran.“

Sie blinzelte, musste dann aber kichern. „Das…oh je..deine Fantasie immer!“

Ich zuckte nur die Schultern. „Warum denn nicht? Etwas muss ich ja von Dad haben.“

„Also ich finde, du hast viel von deinem Dad“, sanft schlang sie mir die Arme um. „Du siehst ihm sehr ähnlich.“

„Ich weiß. Mapa meint manchmal, ich sehe fast schon gruslig wie eine arg junge Ausgabe aus. Auch wenn er Dad so jung nicht kannte oder so…“

„Egal, du bist ein hübscher Junge. Auch, wenn du jetzt so ein Ding im Gesicht hast.“

„Was für ein Ding?!“

„Na der große blaue Fleck.“

„Scheiße…Kato wird mich umbringen, bald stehen wieder Shootings an!“

„Naja…musst du dich eben gut schminken lassen…“

„Oh shit…dann sitze ich wieder ewig in der Maske…och nö.“
 

„Na, wie siehts aus? Immer noch so dick?“, kam Satoru grinsend in Shorts in die Küche gelaufen. Frustriert hob ich den Akku, damit er schauen konnte.

„Oh je…das wird ne lustige Woche.“

„Na danke“, brummte ich und drückte den Akku wieder auf- zischte jedoch, als ich es zu doll tat.

Love kicherte, ehe sie Satoru musterte. „Hm…woher plötzlich die netten Bauchmuskeln?~“

Ich folgte ihrem Blick und nickte. „Hast du trainiert?“

„Ab und an mach ich was. Sieht man das schon?“

„Ein wenig..“

„Aber es reicht schon…du siehst sexy aus.“

Mit hoch gezogener Braue sah ich von Love zu Sato, ehe ich jenem den Akku in die Hand drückte. „Hier, ich geh duschen. Fresst euch in der Zeit nicht auf.“

Im Bad fiel ich wirklich fast in Ohnmacht. Ich hatte nicht gewusst, dass so etwas so schnell so aussehen konnte. Egal. Ich wollte duschen.

Als ich fertig war -im Gegensatz zu Angeber Satoru trug ich ein Shirt- ging ich die beiden suchen. Ich fand sie knutschend im Gang und packte sie einfach am Kragen. Gut, Sato hatte keinen. Bei dem war es der Hosenbund. „Mitkommen. Es ist spät. Zeit zum Schlafen und so.“

„Wo?“

„Wo du willst, Prinzesschen. Shin und ich haben gleichgroße Betten.“

„Passen wir da zu dritt rein?“

Fragend sah ich zu Satoru bei ihren Worten, doch der zuckte die Schultern.

„Weiß ich nicht. Müssen wir ausprobieren.“
 

Wenig später lagen wir in Satorus Bett- und hatten alle mehr als genügend Platz. Ja, ein großes Haus war eben praktisch. Lovelie lag in der Mitte und kuschelte sich freudig in die eine der drei Decken ein, die wir jetzt hatten. Die zwei von uns und eine der Ersatzdecken. „Ach ist das schön. Wie könnte ein Tag besser enden?“

„Mit Sex“, bemerkte Satoru, sodass ich kräftig husten musste. „Sato!“

„Was denn? Ist doch so.“

„Ehm okay…ja, das mag sein…“, überlegte Love verwirrt, „Aber dazu bin ich zu müde, Jungs. Außer, ihr macht miteinander, dann macht, ich schlaf schon einmal~“

„Ganz sicher nicht?!“, warf ich ein und zog mir die Decke bis zu den Schultern. Als ich zu Satoru sah, fügte ich schnell hinzu: „Nichts gegen dich, aber das ist gerade das Letzte, was ich will!“

„Schon in Ordnung. Wir sollten schlafen, der Tag war lang.“

„Eben. Gute Nacht ihr beiden~“

„Gute Nacht Love, gute Nacht, Eule.“

„Nacht, Hamster. Und pass auf, auf welcher Seite du schläfst, Näschen.“

„Haha“, brummte ich nur, schloss nun jedoch die Augen und kuschelte mich an Love an, während Satoru irgendwie den Arm versuchte, um uns beide zu legen. Eine seltsame Konstellation waren wir ja schon geworden. Aber beschweren würde ich mich sicher nicht. Es war schön so.
 


 

~~**~~
 


 

*Furikake = japanische Gewürzmischungen für Reis in unterschiedlichen Geschmäckern, schnell & einfach zubereitet und sehr lecker ;)
 

Ich weiß, ich bin momentan sehr langsam hier, aber ich werde es in nächster Zeit wohl auch nicht besser hinbekommen, als aller 2 Wochen upzudaten, zumindest werde ich mich bemühen. Das hat private Gründe, aber andererseits auch Gründe, die indirekt mit der FF zu tun haben: Ich arbeite neben Shinji an einer FF, die vor&während Shinji spielt und die hochgeladen wird, sobald Shinji fertig ist, also bleibt gespannt ;)
 

Danke an:
 

@Lucel: Tja, das musste sein xD Ich hoffe ja, das möglichst viele mit Hamtaro aufgewachsen sind und es auch verstehen ;) Tja, das Label ist nur so toll, weil Ito und Kato es gegründet haben^^ Und die wollten direkt so ein außergewöhnliches Label.
 

@Cat2010: Oh, dann weiß ich, wer du bist *nick* Tja, der arme Nabu, ne? Aber zum Glück ist Nabu ein Mensch, der seine Gedanken laut äußert und seine Freunde so wissen, wie es ihm geht^^ Das andere hast du so schön benannt, da brauche ich nichts mehr hinzufügen ;)
 

Bis demnächst.
 

~~**~~

57. - Schwiegermonster?

57. - Schwiegermonster?
 

Shinji hat einen schönen Morgen
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, spürte ich eine angenehme Wärme um mich herum. Es war zwar etwas eng, aber irgendwie geborgen. Blinzelnd öffnete ich die Augen und blickte in Lovelies schlafendes Gesicht. Die Haare hingen ihr über dieses, doch sie sah trotzdem wunderschön aus. Das war also eine Wärmequelle. Hm. Fragend schaute ich über sie drüber und sah noch ein schlafendes Gesicht. Satoru. Ich wollte gerade beginnen zu schmunzeln, da kam ein leises „Morgen, Grinsebacke.“ von ihm. Entsetzt blinzelnd starrte ich ihn an. War er etwa doch..?

„Glotz nicht so“, flüsterte er, öffnete die Augen und schmunzelte mich jetzt an.

„Bist du schon lange wach?“, fragte ich betont leise nach. Trotzdem konnte ich die Verwirrung in meiner Stimme nicht verbergen.

„Nicht lange. Seit ner Viertelstunde oder so.“

„Aha. Und warum stehst du dann nicht auf?“

„Weil es mir mehr Spaß macht, mit dem schlafenden Prinzesschen hier zu kuscheln. Du willst ja nicht.“

„Du hast dich doch auf die andere Seite gelegt“, maulte ich leise zurück, sodass er wieder grinsen musste. „Stimmt auch wieder. Aber hey, ich geh uns jetzt wirklich Frühstück machen. Hast du auf was bestimmtes Lust?“

„Mir egal…obwohl…was Süßes.“

„Ja? Na gut, ich schau mal, ob ich etwas finde.“ Damit schälte er sich auch schon aus der Decke und verließ das Zimmer. Kurz sah ich ihm nach, dann schlang ich meine Arme enger um Love. Ich blieb lieber noch etwas liegen und knuddelte sie.
 

Eine Weile ging das in aller Ruhe. Bis…sich das süße Kätzchen zu rühren begann. Neugierig sah ich zu, wie Lovelie irgendwas vor sich daher brummelte und sich anschließend an meiner Brust enger zusammen rollte. Vielleicht zehn, zwanzig Sekunden lag sie so da. Dann blinzelte sie, starrte mein Shirt an, ehe ihr Blick langsam höher wanderte. Als sie in mein Gesicht blickte, lächelte sie müde. „Du bist ja schon munter..!“, kam es ganz leise von ihr.

„Was heißt ‚schon‘…Sato ist unten und macht uns Frühstück“, schmunzelnd strich ich durch ihre langen, seidigen Haare. Hmm, wie sehr ich die doch liebte.

„Oh, auch schon? Oh je…ich entwickel mich zum Langschläfer.“

Ich musste lachen bei ihrem Genuschel. „Ist doch nicht schlimm. Sieh es doch so: jetzt kannst du wenigstens noch ausschlafen. In ein paar Monaten ist das vorbei.“

„Ach ne…erinner mich bloß nicht daran“, sie lachte leise und kuschelte sich wieder an meine Brust. „Das wird…sowieso hart. Aber daran denk ich erst, wenn es soweit ist.“

„Würde auch nichts bringen, sich jetzt schon verrückt zu machen.“

„Hm..“

„Und außerdem: wenn es mal soweit ist, sind wir für dich da. Ich meine…wenn es nicht gerade stillen ist, kann ich ja auch gehen…oder so..“

„Ist ja süß….weißt du, wie man Windeln wechselt?“

„Nein…“, gab ich leise zu und seufzte, „Ich kann nicht mal Babybrei…“

„Den brauchst du am Anfang ja nicht einmal können. Nur eben…wickeln…und wissen, wie man das Baby richtig anzieht und badet…“

„Da muss ich auch aufpassen? Oh Gott, ich mach sicher was falsch!“

„Quatsch!“

„Na klar! Du…du kannst das ja, aber ich…“

„Wer sagt, dass ich das kann?“

„Du…du bist eine Frau…eine Wunder-Women..! Das ist doch vererbt, dass du das kannst…“

„Bitte?! Auch als Frau muss man so etwas lernen. Nur allein weil ich eine Frau bin, heißt das nicht, dass ich das automatisch kann.“

„Und…von wem lernen wir dann?“
 

„Wir haben alle drei äußerst kompetente Eltern, die können wir fragen. Aber jetzt wird erst einmal gegessen, ihr Lieben.“

Ich blickte zur Tür, durch die Satoru soeben mit einem Tablett geschritten kam. „Ich hoffe, ihr habt reichlich Hunger.“

„Aber klar, ich ja!“, freute sich Lovelie und setzte sich auf. Auch ich rutschte etwas höher und lehnte mich an die Wand hinter uns. „Oh, das sieht aber lecker aus! Danke Satoru, so eine Arbeit und Mühe!“, fiebte Love und rieb sich die Hände. Die Eule grinste nur, stellte das Tablett vorsichtig auf ihren Schoß und krabbelte wieder zurück zu uns unter die Decke.

„Keine Ursache. Wer würde nicht zwei so Süße hier im Bett verwöhnen wollen?~“

Sein Grinsen quittierte ich nur mit einem Augenrollen. „Großkotz. Aber danke, lasst es euch schmecken. Vor allem Love und Junior~“ Damit begann ich auch schon fröhlich. Satoru, der sich ebenfalls etwas in den Mund geschoben hatte, sah skeptisch zu mir rüber.

„Du gibst unserem Baby schon ein Geschlecht…?“

Zur Antwort kam ich jedoch nicht, denn Love quietschte laut und fröhlich auf. „DU, bist ein super süßer Daddy, Shin! Und DU..hast endlich UNSER gesagt~“, freute sie sich.

Satoru wusste gar nicht, wie ihm geschah und so schluckte er erst einmal seinen Bissen herunter. „Eh…ja…“, murmelte er etwas irritiert.

Ich zuckte nur die Schultern. „Ich hab nur Junior gesagt. Nicht, dass es kein Mädchen sein könnte“, fuhr ich die erste Frage fort.

„Hat es denn jetzt überhaupt schon ein Geschlecht..?“

„Keine Ahnung, wann sich das entwickelt…Love?“

„Hm?“, jene sah nun eher aus wie ein Hamster, so wie sie sich gerade die Wangen vollstopfte. „Eh nichts…iss nur in Ruhe weiter…ehehe~“, meinte ich und aß dann lieber selbst auch erst einmal, ohne weiter zu quatschen.

Irgendwann klingelte Satorus Handy, sodass er sich zum Nachttisch neigte und ruhig ran ging.

„Ja? Oh, hallo Kato-san…Hm? Nein, ich war schon munter. Ja, wie immer. Schon ausgeplant? Ne…ich frühstücke gerade mit Lovelie und Shinji. Hm?.....Ja, ja ist gut. Ne, kein Problem. Wann?....Ja okay, ich komme. Soll ich die beiden mitbringen?....Ah, okay. Gut….“
 

In dem Moment klingelte auch noch das Heimtelefon. Fragend sah ich zu Love, die nur blinzelte. „Man, seid ihr heute gefragt.“ Ich zuckte die Schultern und ging ebenfalls ran.

„Ja?“

„Was ja? Shinji, bist du das?!“

„Mapa…?“

„Wer sonst. Kannst du dich nicht einmal ordentlich melden, Junge? Du hast einen Vor- und einen Nachnamen, stell dir vor. Und du wohnst nicht allein, also!“

„Entschuldige…ich bin erst aufgestanden…!“

„Schieb das nicht aufs aufstehen, du bist immer wuschig!“

„Na gut…was gibt’s denn?“

„Habt ihr heute Zeit?“

„Eh…?“, ich sah zu Satoru, der in dem Moment zu mir schaute. „Haben wir Zeit?“, fragte ich leise und gab ihm zu verstehen, dass es Mapa war. Sato schüttelte den Kopf. „Ich und du vielleicht auch sollen zu Kato.“

„Oh, tut mir leid, Mapa. Wir werden zum Chef beordert.“

„Ach so, schade…“

„Wieso, ist es wichtig?“

„Nein, ich wollte nur quatschen…wie geht’s deiner Gitarristin?“

„Gut, sie sitzt neben mir. Willst du sie sprechen?“

„Ja, gib her.“

Verwirrt starrte ich auf das Telefon. Das war ja was ganz neues. Schulterzuckend reichte ich es jedoch Mi-chan weiter. „Für dich. Mapa.“

Sie blickte verwundert drein, ging dann aber lächelnd ran. „Michio-san?...Ja, mir geht’s gut, danke der Nachfrage!....Wie? Oh ehm klar…wo genau?.........Ah, in Ordnung, ja. Ja, können wir machen. Gut, bis später! Tschüssi!“, damit legte sie auch schon auf und strahlte mich an, während ich perplex von ihr zu Sato schaute.

„Was…war das..?“

„Ich weiß nicht…“, antwortete dieser irritiert und klappte sein Handy zu, „Aber für mich sah es gerade fast so aus, als hätten sie sich verabredet.“
 

„Stimmt ja auch“, lächelte Love und aß noch was Kleines. Entsetzt starrte ich sie an. Dann wanderte mein panischer Blick zur Eule. „Sato…?!“

„Kato hat gesagt, ich soll ins Studio. Und dich kann ich ruhig mitbringen. Es geht um die Organisation der nächsten Wochen. Von Love hat er jetzt nichts gesagt…es ging um mich, wegen Leader sein und so, ne?“

„Ja aber…Lovelie…!“

„Was denn?“, zuckersüß sah sie mich an.

„Wie…warum…weshalb…du…MAPA?!“

„Er hat gefragt, ob wir uns treffen können. Und ich hab ja gesagt. Er sagte okay, er ist in anderthalb Stunden dann da.“

„WAS?! Ihr trefft euch hier?!“

„Ja, was dagegen?“

„Na…“

„Sie zieht doch eh bald hier ein, also ist das doch egal, Shin“, Satoru trank seinen Kaffee, während ich fast mein Leben aushauchte. Das war zu viel für meine Vorstellung. Das arme Kätzchen. Ganz allein unter den Hufen meiner Mutter. Vollkommen ausgeliefert.

„Shin…?“

„Lass ihn Lovelie, er hat gerade Kopfkino.“

„Woher weißt du das?“

„Schau nur wie er guckt. Wenn er so schaut, dann hat er immer Kopfkino, glaub mir.“

„Ah, gut, werde ich mir merken.“
 

Als ich wieder zu den beiden blickte, lächelte Lovelie mich an. „Keine Sorge, Shinji. Ich mag deinen Mapa.“

„Ja aber er…seine Laune momentan…ist schrecklich…! Katastrophal! Unberechenbar! Er ist eine Monsterziege!“

„Jetzt übertreib mal nicht“, sie musste lachen. „Ich bekomme das schon hin. Und wenn er sich mit mir treffen will, warum nicht? Ich habe keine Angst oder so.“

„Aber ich! Um dich!“

„Shin, du übertreibst. Er wird mich nicht zerreißen. Und sag jetzt nicht ‚doch‘.“

Mein Mund klappte auf und wieder zu. Seufzend senkte ich den Kopf. Lovelie lachte erneut und strich mir über die Wange. „Kopf hoch, Süßer. Wenn ihr wiederkommt, geht es mir noch gut, versprochen. Grüßt mir Kato, hm?“ Dann wandte sie sich Satoru zu. „Ach, Eulchen…ich geb dir nachher gleich noch meinen Terminkalender mit, ja? Da sind alle meine Vorsorgeuntersuchungen und Prüfungen eingetragen. Habe da schon fleißig vorgetragen.“

„Sehr gut, das wird Kato freuen.“

„Wenn ich schon nicht mitkomme, dann wenigstens so. Was ist eigentlich mit Nabu?“

„Der hat auch frei. Und ist hundertpro bei Keiko und pennt noch…wie gesagt, Kato meinte, es reicht, wenn ich käme.“

„Dann kann ich ja bei Lovelie bleiben!“, fiel ich ein.

„Nichts da!“, brummte Lovelie, „Shinji! Vertrau mir doch mal. Ich bin kein kleines Kind und ich kann auf mich aufpassen. Und mein Schwiegermapa wird mich schon nicht umbringen. Geh du bitte mit Kato mit, ja?“

Lange betrachtete ich sie. Schließlich musste ich wieder seufzen, nickte aber. „Na gut…aber nur, weil du es bist. Und weil ich dich liebe. Aber sobald Mapa austickt, ruf mich an, ja? Dann komm ich vorbei.“

„Shin, du übertreibst wirklich“, bemerkte Satoru nur, stand auf und nahm sich das Tablett.

„Ja was denn…! Unser Mädchen ist schwanger, ich muss sie doch vor allen Gefahren schützen!“

Die Eule stoppte in der Tür, drehte sich und grinste mich spitzbübisch an. „Unsere…“, wiederholte er murmelnd, wurde dann aber wieder ernster. „Zieht euch an, duscht, was auch immer. Und yeah Shin…kleb dir ein Pflaster über die Nase…das sieht ja immer noch schrecklich aus.“

„Immer noch?!“, panisch sprang ich auf und eilte zum Spiegel. „Oh nein…“

„Immerhin…so bunt sieht keiner im Gesicht aus“, grinste Mi-chan schief, sodass ich seufzte. „Haha. Sag, brauchst du noch Sachen? Hab sicher noch kleine für dich.“

„Oh ja, gern!“

„Du kannst auch wieder Sachen einbunkern…bis du, naja…mal hier wohnst.“

Sie nickte, stand auf und trat an den Schrank. „Geh ruhig duschen, ich such mir was raus~“

Ich nickte nur. „Schau mal in das Fach da unten, könnte dir am ehesten passen. Bis gleich, Süße.“
 

~*~
 

Nachdem sich jeder angezogen und mehr oder weniger schick gemacht hatte -Satoru schmiss mich aus dem Bad, weil ich angeblich zu lange brauchte für meine Haare-, blickte ich Lovelie noch einmal hoffnungsvoll an. „Du willst ihn wirklich treffen? Allein? Denk dran, Ziegen zertrampeln kleine süße Kätzchen…“

Sie lachte mich nur aus.

„Shin…du bist süß. Und danke für deine Sorge, aber ich schaffe das schon. Keine Panik.“

Herzerweichend blickte ich sie an, bis ich am Kragen gepackt wurde. Fragend drehte ich den Kopf zu Sato.

„Keine Sorge, Mi. Ich pass schon auf, dass er bei mir bleibt und dich nicht nervt. Nicht, dass er vor Sehnsucht doch angerannt kommt.“ Mein giftiger Blick, der ihm galt, ignorierte unser guter Sänger einfach mal gekonnt. Lovelie lächelte und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

„Satoru hat Recht…bleib bei ihm und denk an die Band.“

„Ja aber…“

„Kannst du das, Shin?“

„Ich…“, fragend sah ich sie an, ehe ich mich geschlagen gab. „Hm. Okay.“

„Gut.“ Nun bekam ich einen richtigen Kuss. Seufzend schloss ich die Augen, ehe sie sich auch schon wieder löste und Satoru verabschiedete. Dann wurde ich auch schon zur Tür geschliffen. Ich zog eine Schnute und winkte ihr, ehe Satoru mich erbarmungslos immer weiter schliff.
 

~*~
 

Michio besucht seine…Schwiegertochter
 

Seufzend strich ich mir meine langen Haare zurück und blickte mich um. Shinji wohnte so nah, und trotzdem sah seine Straße so anders aus als unsere. Faszinierend.

Heute hatte ich irgendwie gute Laune.

Das hatte mir sogar Karyu bestätigt. Und das mochte was heißen. Natürlich machte er mir ständig Komplimente, aber das er so etwas äußerte, war selten. Grund: Er hatte Angst, gerade durch solche Äußerungen meine zynische Ader zu wecken. Doch heute störte mich das bisher gar nicht. Also hatte ich beschlossen, da wir frei hatten, dass ich meinen Sohn besuchen konnte und wollte. Yoshitaka traf sich mit ein paar Kollegenfreunden aus der Firma, die er lange nicht mehr normal getroffen hatte. Ich ließ ihn ziehen, weil die Leute für mich keine Eifersuchtsgefahr oder dergleichen darstellten. Gut, manchmal war auch ich eifersüchtig…aber eigentlich musste ich das nicht sein, wenn ich so darüber nachdachte. Yoshi war der liebste und treuste Kerl auf Erden. Der würde nicht einmal im Traum daran denken, fremd zu gehen. Ich denke, er war einer dieser Leute, die einmal heirateten und dann nie wieder, also diese bis-zum-Tod-Geschichte. Ja und ich? Ich war eigentlich einer der Leute, die nie heirateten. Hatte ich zumindest immer gedacht. Ich hätte mich auch nie als treu eingeschätzt. Und jetzt? Jetzt steckte mir ein Ring am Finger, hatte ich einen Sohn und war seit knapp über 20 Jahren treu. Und es gefiel mir sogar…~
 

Jaja, heute hatte ich eigentlich mein Kind besuchen wollen. Doch der Junge wuselte wieder durch die Weltgeschichte mit seiner verrückten anderen Hälfte. Kinder.

Doch anstatt schlechte Laune zu bekommen, weil mich keiner sehen und haben wollte, kam der Tag ganz anders. Ich hatte zufällig mit seiner süßen, kleinen Freundin reden können. Und die hatte wohl Zeit für mich. Also traf ich mich jetzt mit ihr bei Shin.

Einerseits freute ich mich wirklich. Ehrlich. Ich hatte Lovelie lange, lange nicht gesehen. Dazu kam, dass ich ihr zwischenzeitlich extrem wütend gewesen war…und jetzt noch immer nicht wusste, wie ich von ihr denken sollte. Sie war schwanger. mit 17, 18 Jahren. Und das vielleicht sogar von meinem Sohnemann. Seufzend schüttelte ich den Kopf. Allein der Gedanke ließ in mir noch immer alles zusammenschrumpfen an Gedärmen und weiß der Teufel was da noch war; jedoch versuchte ich es gerade gekonnt zu ignorieren. Nicht aufregen, Zero. Sonst färbst du dir bald nicht mehr die Haare, weil dir danach ist; sondern, weil sie grau sind. Hana die alte Hexe hatte mich letztens schon geneckt! Es sei ‚ein Wunder, dass ich mit meinen irren Ängsten und Gedanken noch keine hätte‘, hatte sie frech gemeint. Pah! Würden wir sie mittlerweile nicht wirklich brauchen, hätte ich sie spätestens jetzt rausgeschmissen! Jedoch müsste ich mir dann jemand anderes zum Haus säubern und Katzen füttern suchen.
 

Nun gut, mir war nicht groß nach streiten. Ich wollte einfach mal mit Lovelie reden. Wie die drei und wie vor allem auch sie sich das Ganze vorstellte. Allein nur Shinjis seltsame Meinung reichte mir nicht. Ja, sie war seltsam, seine Ansicht. Meiner Meinung nach war er noch viel zu jung und verantwortungslos für einen Vater. Karyu war damals wesentlich…erfahrener? Ach, wir waren einfach älter. Und trotz meiner vielen Ängste hatte Karyu mich immer wieder gerade gebogen. Vielleicht hoffte ich gerade ja einfach nur, Lovelie war wie Karyu und bog nun Shin gerade…? Ich wusste es nicht. Abwarten, mich gedulden, ihr zuhören. Erst dann würde ich entscheiden. Kami-sama, ich wurde alt, wenn ich anfing, weise zu denken…
 

Es dauerte nicht lange, da stand ich vor Shinjis Haus. Einmal blickte ich an der Fassade hinauf, ehe ich tief durchatmete und klingelte.

Eine kurze Weile musste ich warten, dann ging die Tür auf. „Entschuldigung, ich war ganz oben im Musikzimmer Gitarre spielen!“, begrüßte mich Lovelie auch schon mit einer Verbeugung. Vollkommen überrascht über diese Förmlichkeit starrte ich sie an. Dann fing ich mich wieder und winkte ab. „Ist doch nicht schlimm, so lange warte ich noch nicht. Und hör auf mit dem Verbeugen- und fang mich jetzt auch bitte nicht an, höflich anzureden!“

„Ja aber-“

„Du weißt, dass du mich Michio nennen sollst. Egal, was los war bei euch. Und jetzt komm, lass uns rein, hier ist es kalt“, damit schob nun ich die verwirrt aussehende Kleine wieder ins Haus. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie wieder strahlte. „Okay, Michio! Ich danke dir, vielen Dank.“

„Schon gut“, ich zog meine Schuhe aus, hing meine Jacke weg und schlüpfte in die Hauspantoffel. „Die Jungs sind schon weg?“

„Ja, schon lange“, nickte sie und lächelte mich an.

Nickend sah ich mich um, „Wollen wir ins Wohnzimmer? Oder sieht es da wieder aus wie Sau?“

„Eh? Ehm nein…Shinji und Sato halten es eigentlich schön sauber…Und ja, wir können gern dorthin gehen.“

„Naja, wenn sie früher stundenlang Spiele gespielt haben an ihrer Station, sah es immer aus! Überall leere Flaschen, leere Essensschälchen oder anderer Kram! Das war einfach nur widerlich und wenn es mir zu viel wurde, habe ich die Sicherung rausgehauen, damit sie gezwungen sind, aufzuräumen“, ich lief voran und blickte mich dann in dem Zimmer um. „Ja doch, das sieht annehmbar aus“, zufrieden nickte ich und setzte mich auf eine Couch. Lovelie kicherte und rutschte dann in den Sessel. „Die Geschichte kannte ich ja noch gar nicht.“

„Die werden die beiden auch nicht erzählen. Vor allem Shinji nicht, weil er es nie so eng sah.“

„Oh, na dann“, sie schmunzelte und lehnte sich zurück, während ich sie sanft anlächelte. Ich wusste selbst nicht, warum ich so gut gelaunt war. Aber die Kleine mit ihrem etwas unsicheren, gerade sehr schüchternen Lächeln erinnerte mich irgendwo auch an mich. Damals, als ich mich selbst in ihrer Situation befand. Nur das Karyu bei mir gewesen war.
 

„Schön, dass du dich mit mir treffen wolltest“, meinte ich sanft. Ich konnte ihre Nervosität richtig spüren.

„Ach was, ich habe zu danken. Dass du…mich noch sehen willst und so…“

„Warum sollte ich das nicht?“

„Naja…wegen dem ganzen Blödsinn, den ich angestellt habe…“, sie senkte den Blick und faltete nervös ihre Hände. Aufmerksam betrachtete ich sie, ehe ich seufzte. So einen Anblick konnte ich nicht ertragen. Sie erinnerte mich wahrlich manchmal an mich selbst.

„Du bist doch nicht als Einzige Schuld., begann ich und rutschte auf dem Sofa etwas mehr in ihre Richtung. „Shinji, Satoru…die zwei Spinner waren daran doch auch beteiligt.“

„Ja…aber ich habe Shinji weh getan.“

„Und er Satoru.“

„Und ich habe nicht richtig aufgepasst…und jetzt stecken beide mit drin..“

„Ich dachte, du willst es so?“

„Was?“, endlich sah sie zu mir auf.

„Na die Babysache meinst du doch, oder? Shinji hat gesagt, du freust dich.“

„Schon…“, druckste sie herum, „Am Anfang war ich geschockt. Ich habe es nicht absichtlich herbeigeführt, bitte glaub mir!“

„Hey, ganz ruhig“, ich setzte mich auf die Lehne ihres Sessels und legte ihr einen Arm um. „Ganz ruhig Lovelie. Du bist doch sonst nicht so nervös. Atme tief durch, und dann erzähl mir davon.“

„Wo soll ich anfangen..?“

„Wie wär‘s mit dem Anfang?“

Ich schmunzelte sie an, bis auch sie wieder lächeln musste und schließlich nickte. „In Ordnung.“ Lovelie strich sich durch die langen Haare, atmete tief durch, ehe sie zu erzählen begann.
 

„Also…als ich mit Shinji Schluss gemacht habe damals, war ich einfach nur verwirrt. Ich wollte Abstand…vor allem zu ihm. Es war seltsam. Ich wusste nicht wirklich, ob ich ihn richtig geliebt hatte. Ich war wirklich einfach nur durcheinander. Und dann kam irgendwann Satoru, der genauso durcheinander war. Ich versuchte ihn aufzubauen, immerhin war Shinji ja nicht ganz so nett mit ihm umgegangen. Und irgendwann, nachdem wir uns wirklich lange und gut verstanden, meinte er eben, wir könnten es doch mal probieren, um unser beider Unsicherheit zu prüfen. Ich hatte zwar zu Shin gemeint, ich will nicht im Wege stehen…aber da Satoru mir das Angebot so machte, sah ich da kein Problem. Ich dachte, es würde ihm und mir helfen. Es war also von Beginn an eine Zweckbeziehung. Dann entwickelte ich jedoch Gefühle für ihn. Gleichzeitig spürte ich aber auch, dass ich Shinji vermisste als Freund. Ich merkte, dass ich ihn wirklich geliebt hatte. Also haben Satoru und ich uns wieder getrennt- er verstand mich. Ich habe mich mit Shinji ausgesprochen und wir sind wieder zusammen gekommen. Es war alles wieder schön, zumindest in meinen Augen. Bis meine Monatsblutung sich immer weiter verzog. Ich habe mit meinen Eltern darüber gesprochen und so einen Test gemacht. Da er mir zu unsicher war, bin ich zum Arzt. Aber der bestätigte nur noch einmal, dass ich wirklich schwanger sei. Das war für mich Schock und Weltuntergang zugleich. Natürlich wollte ich mal Kinder haben, aber doch nicht so früh. Und dann wusste ich nicht einmal, wer der Vater war! Es hätte Shin, aber genauso gut noch Satoru sein können, ich habe geschlampt und nicht aufgepasst beim berechnen…ich war total am Boden. Da half mir weder groß meine Mama, noch mein Papa weiter. Auch nicht Jewelie. Und meine Freundinnen in der Schule erst Recht nicht. Ich war wirklich nervlich erst einmal fertig. Ich hatte Angst davor, es den Jungs zu sagen. Ich wollte nicht, dass sie mich hassten. Und aus der Band wollte ich auch nicht fliegen. Die Musik ist mein Leben…ich hatte wirklich Angst. Außerdem musste ich mich entscheiden: Satoru oder Shinji? Wollte mich überhaupt noch einer der beiden? Wen wollte ich? Und: wenn ich einen nahm, war es dann der Vater des Kindes? Nahm ich so vielleicht dem echten Vater die Chance, es mit aufzuziehen? So viele Gedanken, so viele Ängste, die mich beherrschten.

Und dann standen irgendwann die Jungs vor meiner Tür. Unerwartet, unvorbereitet. Im Grunde hatte ich da meine Entscheidung schon längst gefällt. Nur…hatte ich sie hinausgezögert. Weil ich eben Angst vor den Reaktionen der Jungs hatte.

Aber am Ende reagierten sie für mich richtig gut. Auch mein Angebot nahmen sie an und sogar Shinji wollte es probieren. Du…du kennst es doch, nicht wahr..?“

„Ja, ich weiß, was du ihnen angeboten hast.“

„Gut…weißt du, ich hatte Angst, sie so irgendwie zu etwas zu zwingen, was sie nicht wollten. Bis heute bin ich mir unsicher, ob sie das wollen.“

„Warum?“

„Ich…weiß nicht…ich habe sie regelrecht an mich gebunden, ihnen keine Wahl gelassen. Aber ich konnte nicht anders. Als ich wieder mit Shinji zusammen war, fehlte mir dieses Mal die Zeit mit Satoru, das war wie verhext! Ich hatte bemerkt, dass jeder der beiden seine Vorzüge hatte. Und dass sie einfach nur schrecklich unterschiedlich waren. Aber genau das gefiel mir an ihnen. Und…ich konnte mich nicht mehr wirklich entscheiden. Ist das…schwer zu verstehen…?“

„Ich glaube, ich kann es langsam nachvollziehen“, nickte ich ruhig und streichelte gedankenversunken über ihre Schulter. Dann lächelte ich sie wieder an. „Glaub mir, Lovelie. Auch wenn du mir am Anfang nicht geheuer warst, mag ich dich mittlerweile. Du bist ein ehrliches Kind. Auch wenn ich dir zwischendurch sehr sauer war! Aber das war ich Shinji und Satoru auch, von daher. Ach und: Mach dir keine Sorgen um die Jungs. Ich glaube, sie haben sich aus freien Stücken dafür entschieden. Du hast sie zu nichts gezwungen. Wenn Shinji sich gezwungen gefühlt hätte, wäre er nicht so gut gelaunt wie bisher.“

„Ja?“

„Ja. Glaub mir, ich kenne meinen Jungen. Er macht viel Mist. Aber ich konnte noch stets in ihm lesen wie in einem Buch. Shinji ist naiv und oft ein übergroßes Kind, aber er hat sein Herz am rechten Fleck und ist so liebevoll und gütig…er liebt dich wirklich, vertrau mir.“

Beim Gedanken an meinen Sohn musste ich etwas wehmütig lächeln, doch ihr fröhliches Gesicht heiterte mich wieder auf.

„Danke, Michio…das bedeutet mir wirklich viel, das von dir zu hören.“

„Schon in Ordnung.“

„Nein, ich danke dir wirklich. Ich…hatte schlimmeres erwartet, um ehrlich zu sein…“

„Ach, ich war auch richtig wütend drauf, als Shinji mir von der ganzen Geschichte hier erzählte…“, knirschte ich leise, fing mich dann aber wieder. „Aber nun…ändern kann es sowieso keiner. Ich erst Recht nicht.“

„Es tut mir trotzdem leid, dich vielleicht schon zum Opa zu machen“, unschuldig sah sie mich an, sodass ich schmunzeln musste und schließlich die Schultern zuckte.

„Das….ist zwar das Schlimmste, mich dann alt zu fühlen, aber was soll‘s. Ich bin eben ein moderner, noch junger Opa. Oder was sagst du?“

„Auf jeden Fall! Ihr seid alle noch jung und cool!“

„Danke, du sammelst gerade Pluspunkte, Häschen. Sag, willst du hier eigentlich einziehen?“

„Naja…“, sie blickte sich um und lächelte leicht, „Wenn ich denn darf? Ich würde schon gern.“

„Es ist Shinjis Haus, er entscheidet“, meinte ich nur, „Aber so groß, wie es ist, dürfte das kein Problem sein.“

„Warum ist es eigentlich so groß?“, fragte sie und neigte den Kopf, „Hier passt eine ganze Großfamilie rein.“

„Das ist Karyus Schuld…“, nuschelte ich nur und strich mir durch die Haare, „Erst wollten wir eins für Hana. Die sagte jedoch, wir sollen eins für Shin suchen. Ich glaube, sie wusste es damals schon, mit dem Unfall und so…auf jeden Fall sahen wir uns mehrere an. Und Yoshitaka…der war für das hier. Grund: Er war der Ansicht, Shinji würde mal mehr Kinder haben als wir. Weil er immer gemeckert hatte, dass er keine Geschwister hat. Ich glaube ja, das hat er auch nur von Yoshitaka, der wollte nämlich auch noch mehr Kinder.“ Angepisst überschlug ich die Beine, weil mir gerade das grinsende Gesicht meines Gatten durch den Kopf schwirrte.

Lovelie kicherte leise, ehe sie die Schultern zuckte. „So schlimm war das ja nun scheinbar nicht. Aber meinst du? Also Shin will mehrere Kinder?“

Mit monotonem Gesichtsausdruck blickte ich sie an und nickte Unheil verkündend. „Wenn er nach seinen Vater kommt -und das tut er in vielen Dingen- dann ja. Hast dir also den falschen Mann ausgesucht.“

„Ach, damit komme ich schon klar. Ich habe selbst Geschwister und Einzelkinder sind schon ein wenig langweilig, zumindest aus meiner Sicht…“

Laut klatschend schlug ich mir die Hand gegen die Stirn, sodass sie zu mir blickte. „Michio..?“

„Das Erste ist noch nicht mal da und du redest schon vom Zweiten…!“, stöhnte ich leise.

„Oh, entschuldige, das wollte ich nicht.“

„Schon okay. Ich…kann mich wirklich nur noch nicht mit dem Gedanken anfreunden…ich meine gegen euer Dreieckdings sag ich ja nichtmal was…aber das ich schon Omapa werden soll! Und meine Eltern Urgroßeltern! Oh Kami-sama…“

„Tut mir leid…“

„Egal, wäre früher oder später eh passiert…so bin ich wenigstens ein cooler Omapa. Und außerdem ist es mir immer noch lieber, Shin schwängert…dich, als irgendeine Tussi im Suff! Das wäre mein eindeutiger Tod gewesen.“

„Ich werde auf ihn aufpassen. Aber ich glaube, er trinkt sowieso nichts mehr.“

„Sag niemals nie, Süße. Wie plant ihr das eigentlich mit der Band? Wird es öffentlich gemacht werden?“

„Naja…wir planen, Shin als Vater auszugeben. Satoru sagt, für ihn ist es okay. Ich weiß nicht, ob es für ihn und seine Verfassung so gut ist, Shin ins Licht zu rücken…aber er besteht darauf. Wir müssen darüber noch einmal reden, denk ich.“

Ich nickte und betrachtete sie nachdenklich. Schließlich entkam mir ein leises Seufzen. „Das wird schwer. Shinji hatte es als uneheliches Kind oft nicht so einfach.“

„Ist das immer noch so schlimm? Denken denn immer noch alle Menschen so?“

„Nach außen nicht mehr…aber du weißt vielleicht, Kinder können grausam sein. Sie müssen es ja nicht mal böse meinen, wenn sie dich Bastard oder so etwas nennen. Ich bezweifle dass sie immer wissen, was sie anderen damit antun.“

„Hm…“, Lovelie verfiel in nachdenkliches Schweigen. „Das ist echt nicht fair.“

„Unsere Gesellschaft war noch nie fair, Lovelie.“

„Ja aber…“, sie überlegte, brach dann aber ab und seufzte frustriert.

„Wolltest du denn später mal heiraten?“, fragte ich sie deshalb lächelnd und auch ein wenig neugierig.

„Naja…eigentlich schon“, gestand sie nach einem kurzen Moment und lächelte ein wenig verlegen. „Ja, früher war das mal mein Traum. Aber…da wusste ich ja noch nicht, was mich mal erwarten würde.“ Sie lachte sanft auf. „Nun geht es ja nicht mehr so wirklich.“

„Doch, theoretisch schon…“, überlegte ich laut, „Du heiratest einen der beiden zum Schein und dann hast du auch keine Probleme mehr. Von wegen uneheliches Kind und dergleichen. Außerdem gäbe es für dich als Verheiratete in der Schule vielleicht nicht so die Probleme. Du gehst doch noch schwanger zur Schule, oder?“

„Ja, man wird es dann auch sehen. Aber das mit dem Heiraten wäre doch schrecklich für den anderen der Jungs, oder? Er wird dann total in den Hintergrund gestellt.“

Ich hob abwehrend die Hände. „Das liegt nicht an mir, das zu entscheiden, das ist ganz allein nur eure Sache. Ich kann dich beraten wie jetzt, aber mehr nicht.“

„Ich weiß…ach, es ist wirklich schwer, Michio. Wenn ich heiraten sollte, dann würde ich ja meiner Mama nacheifern- schwanger und heiraten.“

„War das bei dir so, ja?“

„Ja…sie haben im Frühjahr geheiratet und im Sommer kam ich dann schon~“

„Naja, solange es aus Liebe war. Dein Vater ist da ja scheinbar sowieso ein…Wirbelwind…“, bemühte ich mich, gut auszudrücken. Nur zuliebe dieses Mädchens hier wollte ich mal nett sein. Immerhin war sie schwanger und ich hoffte, sie war nicht so überemotional und empfindlich wie ich damals. Wuah, gruselige Zeiten.

„Meinst du? Ich glaub einfach, ich war etwas zu schnell~“, lachte sie unterdessen fröhlich und wippte mit den Füßen. Meine Augenbrauen sagten unterdessen meinem Haaransatz hallo. „Dafür ist er ja wohl verantwortlich. Gut, deine Mama auch- aber hauptsächlich er.“ Ich nickte ganz ernst.

Lovelie betrachtete mich, ehe sie schief zu lächeln begann. „Du magst Papa wirklich nicht, oder?“

Ups, falscher Ansatz. Nach Antwort ringend rieb ich mir den Nacken, ehe ich fortfuhr. „Hm…was heißt nicht mögen…er ist einfach eine Art Mensch, die mir…zu viel ist“, versuchte ich es langsam, „Also…er ist mir zu hyper und…ich weiß nicht…das heißt nicht, dass ich ihn hasse oder so, versteh mich nicht falsch. Ich mag ihn einfach ungern in meiner Nähe haben…“
 

Lovelie begann zu grinsen. „Dein Gatte ist aber auch nicht der Zurückhaltenste~“

Ich plusterte meine Wangen auf. „Trotzdem ist er nicht mit deinem Dad zu vergleichen! Yoshi ist…ach, es gibt Tage, da könnte ich ihn erwürgen oder aus dem Fenster werfen. Er kann mir den letzten Nerv rauben, wenn er will. Und doch kann ich nicht ohne ihn. Hat damals lange gedauert, das zu merken, aber gut…einmal Sex mit ihm gehabt, hab ich ihn nicht mehr los bekommen. Und irgendwann wollte ich es auch nicht mehr.“

„Das klingt schön“, lächelte sie verträumt, was mir jedoch einen Schauer durch den Körper jagte. Jetzt schaute sie gerade wirklich so drein wie ihr Vater. „Was liebst du an ihm so?“

„Was…“, ich seufzte und strich mir durch die Haare, „Die Frage ist wohl eher, was nicht. Er…es macht mir einfach jeden Tag aufs neue Spaß mi ihm…kein Tag ist langweilig mit Karyu.“ Ein schiefes Grinsen zierte meine Lippen, ehe ich ernster wurde und nachdachte.

„Yoshi ist…er hat das Talent, einen immer wieder aufzumuntern. Er albert gern rum, nach wie vor. Ich bin zwar gern sarkastisch, aber unser Humor versteht sich trotzdem, denk ich. Dann ist da noch diese äußerst liebevolle Ader an ihm, die mich leider immer wieder zum Schmelzen bringt…er weiß das auch. Olle Giraffe. Er ist halt auch ein richtiger Familienmensch, sieht man ja daran, wie er mit Shinji umgeht.“

„Oder mit dir.“

„Ja, das auch. Yoshitaka kann auch sehr verständnisvoll sein. Er hört eigentlich immer zu, wenn ich was habe, was mich beschäftigt. Aber ich liebe ihn auch als Freund, so ist das nicht. Mit ihm über Musik oder Sachen der Band zu diskutieren, macht mir viel Spaß. So eine Wellenlänge-Kram und so.“

„Hm, ich versteh schon. Geht mir mit den Jungs ja auch so.“

Ich nickte. „Yoshi nervt mich manchmal zu Tode…aber ich…liebe ihn eigentlich“, das Letzte kam mehr oder minder genuschelt, da ich das vor anderen eigentlich ungern zugab. Aber heute war ich hier, um das ein oder andere zu klären und die Kleine womöglich auch aufzumuntern oder zu motivieren, das mit den Jungs hinzubekommen.
 

„Du…Michio…“, begann sie schüchtern nach einer Weile, in der wir geschwiegen und unsere Getränke, die sie geholt hatte, getrunken hatten. „Ich habe meine Mama noch nicht gefragt…wie ist das dann eigentlich…isst man wirklich zu viel in der Schwangerschaft…?“
 

Ich starrte sie einfach nur an. Schock. Mein Hirn meldete mir, dass da jemand an die Tür der verdrängten Erinnerungen klopfte. Mein Gesicht nahm einen gequälten Gesichtsausdruck an, während ich weiter in Loves fragende Augen blickte. Eigentlich wollte ich nie wieder darüber reden, andererseits…ach verdammt! Dann eben doch! Wenn es ihr half.

„Naja…Also ehm…ich hatte schon ab und an Fressattacken…aber es ging. Du wirst auf jeden Fall zunehmen. Und…deine Ding-…deine Brüste werden wachsen“, besserte ich mich dezent räuspernd aus.

„Oh…das wird sicher die Jungs freuen“, ihr kichern erklang.

„Mir egal, verschont mich dann bitte mit Details.“

„Geht in Ordnung.“

Ich musterte sie, neigte dann jedoch den Kopf. „Das war doch noch nicht alles. Was willst du noch Fragen?“

„Ich? Eh…naja…“

„Spucks schon aus. Jetzt, wo du schon einmal die verbotene Tür geöffnet hast.“

„Verbotene Tür…? Ehm gut…also ich…hab ehrlich gesagt etwas Angst.“

„Ja, die Tür zu den Erinnerungen, die ich verdrängt hatte und vergessen wollte. Aber das ist jetzt egal, sag mir lieber, wovor du Angst hast.“

Sie senkte den Blick auf ihre Finger und faltete ihre Hände. „Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Eigentlich vor…ja, allem irgendwie. Angefangen bei allem, was die Schwangerschaft betrifft…“

„Was genau?“, unterbrach ich sie ruhig.

„Ich weiß es nicht…alles, Michio! Vor den Veränderungen, die alles mit sich bringt.“

„Das hättet ihr vorher wissen müssen, so hart das klingt. Aber das war bei mir genauso.“

„Das meine ich ja gar nicht, ich will das Baby. Aber ich zweifle manchmal, ob das gut wird, zu dritt. Ich wünsche es mir so sehr…aber wird es das?“

„Das wird sich zeigen. Lass dir eins sagen: Lass dich nicht von anderen beeinflussen. Es ist dein Leben und du entscheidest. Nicht andere. Shinji musste auch einstecken, weil wir nicht dem typischen Bild einer japanischen Familie entsprachen. Das wird dein Kind auch. Aber schau Shinji an. Ist er missraten?“

„Was…? Nein, natürlich nicht…ich liebe ihn so, wie er ist…er ist ein wundervoller Mensch mit großem Herz“, sie lächelte selig, was mich gedanklich seufzend an Karyu und Shin erinnerte. Irgendwie umgaben mich nur solche Menschen…

„Na siehst du. Dann bekommt ihr das auch hin. Eines Tages wird es auch jemanden geben, der froh darüber sein wird, wie ihr euer Kind erzogen habt. So, vor was hast du noch Angst?“

„Ehm…der Geburt?“

„Da ist doch noch lange hin.“

„Ich weiß…trotzdem…tut das sehr weh..?“

„Die Frage ist jetzt nicht dein Ernst.“

„Doch…?“

„Ich…ehm…uhm…“, nach Worte ringend strich ich mir durch die Haare. Sollte ich ihr sagen: ‚Klar tut es weh, es war das Schlimmste überhaupt; ich wäre fast verreckt, während mich alle Ärzte zulaberten, mein Mann nicht zu mir durfte, das Blut nur so floss und Shinji sich ewig Zeit ließ!‘ ? - Nein, lieber nicht. Ich wollte kein schwangeres, ohnmächtiges Mädchen hier liegen haben. Also versuchte ich mich an einem zaghaften, mich große Kraft kostendendes Lächeln, ehe ich versuchte, es harmloser darzustellen.

„Weißt du…es ist anstrengend. Aber es lohnt sich. Es tut weh, ja…aber naja, es ist ja nur das eine Mal. Und außerdem kann man ja heutzutage auch Kaiserschnitt machen oder so…“, ich zuckte die Schultern. Love betrachtete mich unterdessen mit großen Augen.

„Aber…du hattest keinen Kaiserschnitt bei Shinji, oder?“

„Nein. Ich wurde nicht mal gefragt. Ich musste mich so abquälen, weil er plötzlich kam“, zischte ich leise. Die Kleine glubschte mich immer noch an, ehe sie sachte lächelte und nickte. „Aber es lohnt sich ja, oder?“

„Natürlich. Shinji ist ein Spinner, ein…ungehöriger Sohn, der mich noch in den Wahnsinn treiben wird, aber…was soll ich machen? Ich würde ihn nicht umtauschen wollen. Das ist mein Junge. Ich bin stolz auf ihn.“ Ihr nächster Satz brachte mich etwas aus dem Konzept, vor allem, weil sie es so sanft hervorbrachte:

„Du bist wirklich eine wirklich tolle Mama.“
 

Blinzelnd betrachtete ich sie, ehe ich mich verlegen räusperte und den Blick abwandte. Wie ich sowas hasste..! „Blödsinn…“, murmelte ich daher nur.

Dummerweise lächelte sie darauf nur wissend. „Wie du meinst. Aber sag, wie hast du dich ernährt, damals?“

Ich war ihr dankbar für den Themenwechsel. Fragend sah ich zu ihr, ehe ich überlegte und die Schultern zuckte. „Gesund halt…Karyu hat mich ständig bekocht. Und es gab keinen Alk oder Zigaretten mehr…letzteres leider…“

„Naja, ich rauche und trinke ohnehin nicht..aber gut, dann werde ich wohl mehr auf meine Ernährung achten. Hab schon etwas angefangen.“ Ihr schüchternes Lächeln war zugegeben schon irgendwie süß.

„Sag den Jungs, sie sollen mit darauf achten. Dann wird das, irgendwie.“

„Okay.“, sie nickte, neigte dann jedoch überlegend den Kopf, „Sonst so…Babysachen kaufen und so…“

„Das hat noch Zeit, Kleine. Denk erstmal an dich. Du willst umziehen, dachte ich?“

„Ja, naja…“

„Kümmer dich erst einmal darum.“

„Gut…“

„Und dann, wenn du schon so weit denkst, kauf lieber zuerst Umstandsmode. Klamotten kannst du kaufen, wenn du weißt, was es wird. Obwohl, schieß dich nicht drauf ein.“

„Ich weiß“, sie begann zu glucksen, „Meinen Eltern haben sie damals verklickert, Jewelie würde ein Junge werden~“

„Autsch. Bei mir wusste es keiner, Shin war ein geschickter Verstecker…“

„Ach, Überraschungen sind doch toll.“

„Naja…“
 

„Mal was anderes, Michio…“ Sie wurde rot, weshalb ich die Brauen hob. Wollte ich wissen, was jetzt kam?

„Kann man…nein anders…ich habe gehört, man darf auch schwanger..miteinander schlafen und ehm…ist das gut..?“

Verdattert blinzelte ich sie an. Okay, sowas hätte ich wirklich nicht wissen wollen, hätte ich gewusst, was mich erwartet. Schließlich brachte ich ein: „Warum fragst du mich das?! Du hast doch eine Mutter!“ hervor.

„Ich…also…ich will Mama sowas nicht fragen…ich will ihr nicht noch mehr Ärger machen…“

„Warum Ärger?“, nun wurde ich hellhörig.

„Sie…naja, wie sieht das denn aus…ihr erstes Kind bekommt mit noch nichtmal 21 Jahren Kinder…ich wollte sie nie in ein schlechtes Licht rücken…“

„Love, das ist Blödsinn, ganz ehrlich. Deine Mama ist so lieb, sie würde nie schlecht von dir denken.“

„Aber ich mache ihr nur Kummer…! Früher schon hab ich immer Mist gebaut, und jetzt…sie sah so verletzt drein..“

„Das ist normal. Was denkst du, wie ich drauf war, als Shinji mir davon erzählt hat? Ich war auch bloß geschockt. Sie ist nicht enttäuscht, sie ist nur traurig. Weil sie jetzt merkt, dass ihr Kind erwachsen wird. Glaub mir, ich verstehe, wie sie fühlt. Aber das ist normal. Meine Mutter wollte mich damals auch nicht gehen lassen, als ich auszog und dergleichen.“

„Wirklich…?“

„Ja“, ich nickte, „Glaub mir. Sie wird sich schon noch freuen. Es kann nicht jeder Freudensprünge wie Yoshitaka oder dein Vater machen!“, ich hob theatralisch die Hände, wodurch sie lachen musste.

„Danke, Michio.“

„Keine Ursache“, lächelte ich, ehe mir ihr ursprüngliches Thema wieder einfiel. Mich räuspernd überschlug ich die Beine und sah zu ihr. „Ach und…was das miteinander schlafen betrifft…mach dir da keine Gedanken. Das kannst du nach wie vor, und glaub mir: Irgendwann kommt ein Monat, da wirst du vielleicht ständig wollen. Das ist normal. Mach dir keine Gedanken und klär die Jungs auf. Gesundheitlich kann da nichts passieren…außer du hast Schmerzen oder so.“ Seufzend strich ich mir durch die Haare und fragte mich, warum es mir nicht mehr schwer fiel, darüber zu reden. Aber irgendwie…war das gerade was anderes, mit Love. Immerhin könnte sie ja meine Schwiegertochter sein. Okay, wird sie wahrscheinlich so oder so. Wie auch immer.

„Danke…tut mir leid, dass ich sowas gefragt habe…der Gedanke, dass Shin-“

„Glaub mir, dass Shinji körperlich mittlerweile erwachsen ist, das weiß ich nun. Also warum sollte ich ihn oder dich…weiter davon abhalten…“
 

Sie betrachtete mich mit einem äußerst sanften Blick, wie ich ihn nur von ihrer Mutter kannte. Verwirrt über die Tatsache, wie ähnlich sie sich gerade sahen, bemerkte ich zuerst gar nicht, wie sie aufstand. Erst, als sie auf meinem Schoß saß und mir die Arme um den Hals schlang, kam mein Geist ins Hier und Jetzt zurück. Verwundert sah ich sie an.

„Was soll das denn jetzt…?“ Ihre Nähe irritierte mich. Sonst kam mir Yoshi nur so nah. Oder meine anderen beiden Chaoten. Doch jetzt im Moment war ich überfordert- ich wusste nicht einmal, wo ich meine Hände hintun sollte.

„Nichts. Einfach nur ein dankbares Knuddeln!“, strahlte sie auch schon und nur Sekunden später bekam ich fast keine Luft mehr. Irgendwann schob ich sie sanft ein paar Zentimeter auf Abstand. „Ehm danke…Lovelie.“

„Nichts zu danken! Ich habe meine Schwiegereltern alle lieb!“

Ich betrachtete das strahlende Bündel und lächelte schief. „Und du willst wirklich nicht testen lassen, wer von den beiden..?“

Sie sah mich fragend an, schien dann aber zu verstehen und schüttelte lächelnd den Kopf. „Im Moment nicht, nein. Lassen wir uns überraschen…vielleicht sieht es ja irgendwann einem der beiden sehr ähnlich.“

„Stimmt. Wird sich zeigen, in einigen Jahren…“

„Und selbst wenn…würdest du es trotzdem als dein Enkel annehmen? Ich meine…selbst wenn es nur einen leiblichen Vater hat. Sie sind irgendwie trotzdem alle beide dafür verantwortlich, denk ich…“

„Mach dir keine Sorgen. Das wird schon…soweit denken wir dann, wenn es soweit ist. Jetzt…ist hier ja noch nicht einmal was zu sehen.“ Mit betont ernster Miene stupste ich ihr gegen den Bauch, sodass sie zu lachen begann.

„Hey! Kann es ja auch nicht, ist ja noch…ganz jung…“, murmelte sie leise. Dann wurde ihr Blick aber so strahlend, dass ich Angst bekam. Jetzt ähnelte sie leider ihrem Papagei von Vater.

„Wenn ich dann mal Babykram und sowas kaufen gehe, kommst du dann mit, Schwiegermapa?“

„Bitte was?!“

„Ob du mitkommst?~“, wiederholte sie noch einmal mit einem unschuldigen Lächeln.

„Dafür hast du doch deine Mutter und die Jungs!“

„Trotzdem. Ich mag dich und vertraue sehr auf deinen Rat. Vor allem, weil du so kritisch bist.“

Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, klappte ihn aber gleich wieder zu und seufzte. Was sollte ich darauf noch antworten..?

Lovelie lächelte zufrieden, ehe wir beide aufhorchten, als Stimmen im Flur ertönten. Love hüpfte von meinem Schoß und lief neugierig los. Seufzend folgte ich ihr. So viel Energie…das Baby konnte nur so ein hyperaktives Ding wie ihr Vater werden. Weil Shins Gene, wenn es hochkam, waren ja nicht gerade besser…und Sato…naja. Der konnte auch so sein, wenn er denn wollte.
 

Als ich in den Flur trat, entdeckte ich erstaunt eben benannte Herren. Shinji, der sich gerade von Lovelie löste, sah fragend auf, starrte mich einen Moment an, ehe er der Sonne Konkurrenz machte und mich nur Millisekündchen später an seine Brust presste.

„Mapa! Oh wie toll, du bist ja noch da!“

„Nicht mehr lange, wenn du mich zu Tode quetschst!“

„Entschuldige“, damit ließ er mich augenblicklich zurück auf den Bodensinken. Grimmig blickte ich ihn an. Sein Strahlen wurde schwächer, bis sein Gesicht einen unsicheren, ängstlichen Ausdruck annahm. Da musste ich dann lachen und umarmte ihn noch einmal normal. „Schau nicht so, du Spinner. Wie geht es dir?“

„Gut, gut…“, er atmete sichtlich erleichtert durch und wandte sich an Lovelie. „Habt ihr euch verstanden?“

„Prächtig!“, freute die sich und sah nun wiederum zu mir. „Oder, Schwiegermapa?“

„Ja…wir haben uns schön unterhalten…“, murmelte ich und kratzte mir am Kopf.

„Das…ist ja wunderbar! Toll, hast du das gehört Satoru? Endlich verstehen sich alle!“, damit schwebte er auch schon wie eine berauschte Frühjahrsblumenelfe, die zu viel Blumennektar geschnüffelt hatte, durch die Gegend. Mit gehobener Braue sah ich ihm zu, bevor ich mich an Satoru wandte. „Wie hältst du das nur aus? Und überhaupt- Shinji?!“

Er zuckte nur die Schultern und blickte mich locker an. „Ach, er und Love wärmen mir täglich neu das Herz mit ihrer Fröhlichkeit. Und warum nicht? Er ist eben einmalig.“

„Sicher, dass du das auf Dauer willst…?“

„Hat dich damals jemand dasselbe bei Karyu gefragt?“

Ich begann zu überlegen, zuckte aber kurz darauf die Schultern. „Weiß nicht mehr, kann sein.“

„Na siehst du. Und was hättest du geantwortet?“

Fragend betrachtete ich die Eule, begann dann aber zu grinsen, bevor ich ihm antwortete:

„Natürlich. Er ist ein einmalig, trotteliger, verträumter, verspielter, kindischer, irrer Chaot- aber immerhin MEIN Chaot.“
 


 

~~**~~
 


 

Danke für die beiden Kommentare.
 

@Lucel: Tja, Shinji halt, was soll ich dazu noch sagen xDD / Was heißt demnächst...wenn ich gut bin, schafft Shin genau 80 Kapitel, mal sehen. Aber nein, es wird dann nicht von dem Baby handeln. Dann könnte die Story nicht wie ich schon erwähnte vor und während Shinji und ein bissel danach spielen ;) Ist noch Top Secret~~
 

@Cat2010: Kein Problem, mich freut jedes Kommentar^^ Aber schön, wenn du dich mit den Dreien langsam anfreunden kannst.
 


 

~~**~~

58. - Erholung

58. - Erholung
 

Shinji entspannt
 

Die Aktivitäten der Band steigerten sich recht schnell wieder. Kato wollte, dass wir mit der Band noch vor der Pause so viel wie möglich schafften. Das war anstrengend, klar, aber wir hatten es ja nicht anders gewollt. Und er wusste es nur zu gut, uns immer wieder daran zu erinnern, dass wir ja das Geld brauchten. Klar hatten wir unsere Eltern, die uns auch finanziell unterstützen würden- außer Nabu. Jedoch wollten wir eigentlich so gut es ging auf eigenen Beinen stehen. Also weiter arbeiten. Wir waren zurzeit ziemlich oft in Shows unterwegs, wo wir neben Auftritten und Interviews auch ab und an seltsame Spiele mitmachen mussten. Manchmal war das schon äußerst amüsant.

Dann kam jedoch eine Zeit, wo Scael force auf große Japantour ging. Und wir durften, obwohl wir schon selbst Konzerte hätten geben können, die ersten in Umgebung unserer Stadt mitgestalten. Diese Termine lagen ganz am Anfang ihrer Tour, und hatten daher noch andere Namen: ‚Scael force x [un]chang:ed - double party‘. Erst danach begann ihre ‚Scael force - cry me crazy - Japan Tour‘.

Die Konzerte waren genial, es waren um die 12 Termine und es machte einen Heidenspaß. Wir traten nacheinander auf, aber für einige Lieder kamen wir zusammen. Und ein großer Traum aller hatte sich auch ein wenig erfüllt: Wir hatten alle zusammen eine Single aufgenommen, die wir auf den Auftritten präsentieren konnten. Das sah schon Wahnsinn aus, wenn drei Gitarristen, zwei Bassisten und zwei Sänger auf der Bühne waren. Schlagzeug gab es nur eines, das war jedoch so seltsam und groß aufgebaut, da saßen Nabu und Isa zusammen. Und trotz meiner Zweifel klang es genial. Hauptsächlich spielte eigentlich Nabu Schlagzeug und Isa trommelte extra, konnte man sagen. Selbst Kato sagte, so etwas Verrücktes, aber wunderbares hat er bisher noch nicht gehabt. Für uns war es also jedes Mal eine einzige Freude.

Ich gab natürlich besonders Acht auf Lovelie. Die anderen zwar auch, aber ich ‚bemutterte sie am meisten‘, wie sie mir mal lachend sagte. Aber was sollte ich tun? Ich machte mir nur Sorgen! Vor allem, wenn es ihr davor oder danach mal nicht so gut ging. Dann wurde ich erst recht fürsorglich. Satoru quittierte das meistens mit einem Aufstöhnen oder Augenrollen, wenn er vorbei kam.
 

Als die Auftrittsreihe endete, waren eigentlich alle traurig. Wir hatten uns mit den Jungs gut angefreundet. Vor allem Isa und Nabu waren unzertrennlich geworden; sogar ich konnte Kazuha mittlerweile ganz gut leiden. Da er jetzt auch wusste, dass Lovelie sozusagen vom Markt war, hatte er nie wieder Annäherungen oder dergleichen gemacht. Intern wussten die Jungs Bescheid, nur Fans und Presse eben noch nicht.

Gestern war unser letzter Auftritt mit den Jungs gewesen. Wir hatten uns verabschiedet, hatten ihnen viel Erfolg und Spaß auf ihrer Tour gewünscht und waren dann auch schon mit einem Bus zurückgefahren worden. Als ich in diesem saß, den Kopf an der Scheibe, Musik im Ohr und die Augen geschlossen, kam bei mir auch so etwas wie Erleichterung auf. Jetzt würde ich mir etwas weniger Sorgen um alles machen und entspannen können.

Und so fielen wir gestern wieder zuhause alle erschöpft in unsere Betten. Heute hatten Satoru und ich den Tag damit verbracht, Wäsche zu waschen, aufzuräumen und uns einfach nur auszuruhen.
 

~*~
 

Es war bereits dunkel draußen, als das Eulchen meine Tür aufschob. „Shin?“

„Ja?“, ich sah von meinem Buch auf und stützte mich mit den Armen etwas vom Bett auf. „Was gibt’s?“

„Wenn du ins Bad willst, kannst du. Ich bin fertig.“

Mein Blick wanderte zur Uhr, ehe ich nickte. Heute würde ich nicht alt werden nach der letzten Zeit.

„In Ordnung, dann geh ich gleich.“

Satoru lächelte und setzte sich auf die Bettkante, ehe er neugierig mein Buch musterte. „Was ist das? Ein Ratgeber?“

„Nicht ganz…da schreibt ein Mann amüsant darüber, wie er Vater wird. Ist ganz lustig, kannst du wenn ich fertig bin auch gern haben.“

„Kaum sind wir wieder da, denkst du nur wieder daran“, schmunzelte er lediglich, ohne mir direkt zu antworten. Schulterzuckend setzte ich mich auf und legte das Buch auf den Nachttisch. „Lass mich doch. Ich finde das Thema interessant und möchte optimal vorbereitet sein. Und er gibt hier ganz gute Tipps~“, rechtfertigte ich mich.

„Schon okay, ich glaub dir ja.“

Augenrollend musterte ich ihn. „Warst du schon Zähneputzen?“

„Ne, hab ich vergessen. War nur duschen. Aber kein Ding, ich geh nach dir.“

„Du kannst doch auch jetzt.“

„Nein, du sollst jetzt duschen. Es ist noch so schön warm im Bad, also geh.“

„Du kannst trotzdem nebenbei putzen“, meinte ich und stand auf.

„Im Ernst?“, Satoru wirkte überrascht. Ich hingegen wurde dezent rot. Musste er immer so blöde Fragen stellen?!

„Hätte ich es sonst vorgeschlagen? Man, komm einfach.“ Damit ging ich auch schon ins Bad und begann mich auszuziehen. Als ich in die Dusche stieg, kam Satoru hinein. Er sah kurz zu mir, ging dann aber seiner noch zu erledigenden Sache nach. Ich hatte keine große Lust, und so duschte ich mich in Rekordzeit. Als ich wieder raus stieg, blickte mir ein schäumender Satoru fragend entgegen, sodass ich lachen musste. „Jetzt weiß ich, wie tollwütige Eulen aussehen~“ Fröhlich trocknete ich mich ab und zog mir Schlafsachen an.

Er schien eine Weile zu brauchen, ehe er begriff. Dann jedoch verfinsterte sich sein Blick.

„Biffd duu böfe“, nuschelte er zusammen und schrubbte weiter, bis ich neben ihn trat. „Rutsch.“

Er spülte aus und stellte seinen Becher weg, bevor mich ein gespielt böser Blick traf. „Böse..und hundsgemein. Püh.“

„Bist du manchmal auch.“

„Aber nur, wenn du mich nervst.“

„Nein, ab und zu auch so.“

„Pah. Mach doch was du willst.“

Ich schielte aus dem Augenwinkel zu ihm, er zu mir, ehe wir beide lachen mussten. Ich mochte es, ihn so fröhlich zu sehen, keinesfalls verklemmt und das sagend, was er dachte. Die Therapie half ihm wirklich.

„Wie machen wir es heute mit dem schlafen? Jeder allein, wie gestern?“

„Hm...zusammen. Du bei mir“, entschied ich. Mir war nach knuddeln. Manchmal hatte ich eben solche Phasen…letztens hatte Nabu hier übernachtet, da musste sogar er dran glauben.
 

„Okay, ich geh schon vor“, damit wuselte die Eule davon und ich stand allein da. Hieß für mich jedoch intensive Pflege meiner Beißerchen. Fröhlich machte ich weiter, ehe ich das Licht löschte und mich auf den Weg in mein Zimmer machte.
 

~*~
 

Als ich dort ankam, war nur die Nachtlampe an und Satoru lag bereits im Bett. Jedoch beschäftigte er sich gerade äußerst interessiert aussehend mit meinem Buch.

„Hey! Willst du es doch lesen?“, schmunzelnd krabbelte ich zu ihm und schaute zu.

„Ich lese nur die Buchrückenbeschreibung…und die Biografie des Autors“, wurde ich informiert. „Klingt wirklich ganz witzig“, damit legte er es wieder weg.

„Sag ich ja. Musst aber warten, bis ich fertig bin“, grinsend rutschte ich unter die Decke.

„Mach ich“, damit löschte er das Licht. Überrascht schaute ich zum Fenster, als das Mondlicht so hell herein schien. Andererseits konnte man da noch gut quatschen und sich anschauen. Also drehte ich mich auf die Seite und rutschte näher zu ihm, ehe ich entgegen meiner sonstigen Art die Arme um ihn schlang. „Ich hoffe, es wird alles gut…“, hauchte ich leise.

Es dauerte nicht lang, da legte er mir einen Arm um und strich mir mit dem anderen durch die Haare.

„Wir sind nicht allein, Shinji. Es wird schon alles….hast du selbst gesagt.“

„Aber manchmal bin auch ich unsicher, wenn ich an die Zukunft denke“, gestand ich.

Satoru schien zu überlegen. Erst dann antwortete er, ziemlich behutsam.

„Das sind wir alle, Shinji. Aber gerade du musst dir keine Sorgen machen. Du wirst von so vielen geliebt und unterstützt.“

Fragend sah ich zu ihm auf. „Du doch auch.“

„Ja schon, aber…“

„Aber was?“

„Naja…“, er blickte mir in die Augen und in dem Moment erkannte ich seine Zweifel. „Du hast Angst, mich zu verlieren.“

„Nein, das nicht…ich wünschte nur manchmal, du könntest mich lieben wie Lovelie. Ich bereue den Abend, an dem wir uns so nah kamen, wenn du dich nicht einmal mehr daran erinnern kannst…“

Er wirkte so unsicher, dass ich ihm einen Finger auf die Lippen legte. „Schhh.“

Erst, als Satoru mich anblickte, redete ich weiter.

„Du bist mir unglaublich wichtig geworden…das solltest du doch auch wissen. Habe ich es dir nicht genügend gezeigt?“, das ich bei der Frage verlegen wurde, konnte ich nicht verhindern. Es war nach wie vor ein Thema, das neu für mich war und wo ich unsicher wurde.

„Du bist offener geworden mir gegenüber…und du suchst öfters meine Nähe“, überlegte er und seufzte, „Trotzdem, ich weiß nicht, woran ich bin. Was ich tun kann, und was ich lieber lassen sollte. Ich will dich nicht verletzen oder enttäuschen. Gleichzeitig will ich auch nicht zu weit gehen. Lieber ziehe ich mich zurück, wenn ich weiß, du willst etwas nicht.“

„Du bist immer noch verdammt unsicher, oder?“

„Ja…ich arbeite daran. Aber du bist ein heikles Thema, Shinji…du bist mir so verdammt wichtig und ich will dich nicht verlieren.“
 

Ich ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen, ehe ich mich für einen anderen Plan entschied. „Satoru…ich….ach man. Es fällt mir verdammt schwer, verstehst du? Ich habe Jahrelang geglaubt, ich wäre hetero…und nun entdecke ich hier ganz andere Seiten an mir, eine schwule Seite, das ist nicht leicht. Ich habe es bei unseren Eltern damals toleriert, akzeptiert- bei anderen fand ich es toll, aber bei mir wollte ich es auf keinen Fall…und zu merken, dass da doch mehr sein könnte…ich kaue noch heute schwer daran…“

„Du bist nicht schwul“, hielt er dagegen. „Es ist nicht verwerflich, auch bei mir nicht. Wir lieben beide eine Frau, da sind wir zumindest bisexuell.“

„Trotzdem…Hat die Erkenntnis dir gereicht?“

„Ja. Ich dachte, ich wäre komplett schwul nach der Sache mit dir.“

„Es ist kompliziert“, seufzte ich schließlich und hätte mir gern die Haare gerauft. Unsicher sah ich ihn an. „Ich würde dir gern zeigen, wie viel du mir bedeutest, Satoru….“

Fragend ruhten seine Augen auf mir, ehe er mein Kinn zu sich zog und mich küsste. „Sag sowas nicht…dann kann ich nicht an mich halten“, wisperte er gegen meine Lippen. Ein kleines Grinsen zierte hingegen mein Gesicht. „Halte nicht mehr an dich“, damit versiegelte ich seine Lippen erneut mit meinen, von denen er sich jedoch recht schnell wieder löste.

„Shinji…heißt das…?“

„Schau nicht so unsicher und frag nicht so viel…“, gestand ich peinlich berührt, „Komm…ich will nicht auf nur eine betrunkene, kaum vorhandene Erinnerung zurückgreifen können.“

Meine Worte genügten, bei ihm im Gehirn scheinbar einen Schalter umzulegen. Augenblicklich zog er mich näher zu sich und verwickelte mich erneut in einen Kuss. Hungriger, verlangender dieses Mal. Lächelnd schloss ich die Augen und legte die Hände an seine Wangen.
 

Es fiel mir schwer, meine Gefühle zu Satoru zu benennen. Ich hatte ihn ins Herz geschlossen, dass konnte man so sagen. Es war anders als bei Lovelie, ja. Aber es war nicht schlimm. Es war sogar ganz gut so. Sie war nicht nur körperlich, sondern auch charakterlich ganz anders als er. Trotzdem brauchte ich ihn. Ob es Liebe war? Ich wusste es nicht. Ich hatte darüber nicht nachgedacht. Vielleicht wollte ich es mir einfach nur nicht eingestehen. Aber wenn man jemanden immer um sich haben wollte, ihn brauchte, an ihn dachte…war das nicht Liebe? Vielleicht hatte ich es bei Lovelie nur schneller erkannt, weil es für mich natürlich erschien? Noch jetzt sträubte sich ein Teil von mir zu glauben, dass ich Männer anziehend fand. Im Grunde war es jedoch Schwachsinn. Es war eigentlich schon klar geworden für mich, wie ich empfand.

Und auch, wenn ich Satorus Liebesschwüre noch nicht erwidern konnte- ich wollte ihm zeigen, wie ich fühlte. Zwar hatte ich mich lange genug nicht bereit gefühlt, das, was wir jetzt taten, zu tun. Manchmal könnte ich über mich lachen. Ich hatte schon einmal mit ihm geschlafen. Warum also die Angst?

Jetzt jedoch war sie verflogen. Satoru brauchte mich. Und ich wollte ihm zeigen, wie ich zu ihm stand. Also warf ich alle Bedenken über Bord und ließ es einfach geschehen.
 

~*~
 

Satoru ist dieses Mal ganz behutsam
 

Shinjis plötzliche Anwandlung war für mich so überraschend gekommen, dass ich glaubte, es wäre ein Traum. Und doch lagen wir gerade hier und küssten uns. Okay, das taten wir manchmal. Aber dann kürzer, weniger intensiv. Ich fand es immer schön, hatte aber nicht viel mehr darin gesehen, auch wenn Shinji dabei meist errötete. Eigentlich sah ich darin eher eine Art Test. Nicht er testete mich meinte ich damit, sondern er sich selbst. Ob er mit mir konnte, oder ob er nicht doch völlig auf Frauen stand. Dieses Wissen tat weh, ja, aber ich wollte ihm helfen. Und irgendwo hatte ich auch eine winzige Hoffnung, die sich nicht ersticken ließ. Und in solchen Momenten wie jetzt erwachte sie erst Recht.

Keuchend drückte ich ihn näher an mich und streichelte über seinen Körper. Ich wollte so viel wie möglich auskosten, falls es das letzte Mal sein sollte. Trotzdessen, das ich zärtlich war und ihn wie einen kostbaren Schatz behandelte, zog ich ihm recht bald sein Shirt wieder aus. In meinem Inneren spürte ich mein Herz schrecklich schmerzen, als er mir mit seinen Fingern unter mein Shirt strich und es höher schob. Ich wollte so sehr, dass er mich lieben konnte, dass es fast auch körperlich weh tat. Natürlich liebte ich auch Lovelie. Aber die Beziehung zu ihr war anders, einfacher. Auch wenn ich annahm, dass sie Shinji mehr liebte als mich- auch wenn sie es nie zugeben würde.

Ich schluckte meinen Schmerz herunter und konzentrierte mich wieder ganz auf Shinji, der mir nun mein Oberteil auszog. Keuchend schlug ich die Bettdecke etwas zurück, bevor ich Shinji einfach einen Moment betrachtete. Auch wenn ich mal sehr gekränkt war über seine Reaktion damals- in meinen Augen war er immer noch der perfekteste Mann, den ich je getroffen hatte.

„Starr nicht so“, flüsterte er leise und gluckste, bevor er mich wieder zu einem Kuss heranzog. Wenig später spürte ich seine Hände auf meinem Rücken, sodass ich wohlig zu seufzen begann. Mit ihm war es wirklich ganz anders als mit Lovelie. Aber genauso schön.

Liebevoll streichelte ich über seine Brust und ließ schließlich meiner Hand meine Lippen folgen. Sein leises Keuchen und Seufzen ließ mich lächeln. Ich hatte es in jener Nacht schon gern gehört, auch wenn wir da weniger zärtlich zueinander gewesen waren.

„Satoru…“, wisperte er leise zwischen einigen Küssen und fasste mir unter der Decke an die Hose. „Zieh…sie aus.“ Es war nur ein leises Flüstern, und doch…der verlegen Ausdruck in seinem Gesicht war eines der schönsten Dinge, die ich je gesehen hatte. Ich nickte unsicher und schälte mich aus meinen letzten Sachen, ehe ich ihm bei seinen half. Trotzdem ging ich behutsam, zärtlich und langsam vor, das hatte ich mir geschworen.
 

~*~
 

Shinji gibt sich Mühe
 

Es kostete mich große Überwindung, Satoru zu bitten, noch weiter zu gehen. Manchmal liefen bei mir Herz und Verstand eben nicht im Gleichschritt nebeneinander. Und obwohl ich sonst mehr mit dem Herzen als mit dem Hirn dachte, tat ich mich bei ihm äußerst schwer. Einerseits sah ich in ihm wirklich noch den besten Freund von damals. Ich konnte in dem Sinne Mapa verstehen, der mal meinte, damals wollte er auch nie etwas mit einem Kollegen anfangen. Es ging erst gar nicht in meinen Kopf. Satoru war eigentlich schon so etwas wie ein Seelenverwandter gewesen, dem ich alles hatte erzählen können. Und die körperliche Grenze hatten wir schon einmal überschritten. Unfreiwillig, aber gut. Jetzt wusste ich, dass es nicht so schlimm war. Ich konnte es zulassen. Ich hatte Lovelies Erlaubnis und das war alles, was mein Herz brauchte.

Erschrocken keuche ich auf, als er unter die Decke gewandert war und sich nun über sämtliche tiefere Regionen küsste. „Du Spinner“, lachte ich leise. Ein Glucksen war alles, was ich als Antwort erhielt. Eine Weile ließ ich ihm seinen Spaß. Ich konnte gerade sowieso nichts anderes als genießen oder eben keuchen. Warum auch immer er so gut war in all seinem Tun- mir gefiel es, dass musste ich zugeben.

„Shinji…“, keuchte er schließlich, als er wieder zu mir hochrutschte. Erneut wurde ich geküsst, während seine Hand über meine Wirbelsäule strich, weil ich mich auf die Seite zu ihm gedreht hatte.

„Hast du…?“

„Was? Syphilis? Ich glaube nicht.“

Mein Scherz schien ihm nicht so zu gefallen, denn er starrte mich leicht schockiert an. „Das meinte ich nicht..!“

„Was dann?“, schmunzelnd streichelte ich seine Wange hinab. Hmm, so weiche Haut…

„Kondome…?“

„Brauchen wir die? Ich hab nix…“

„Ich auch nicht, Hamsterhirn. Trotzdem…am Ende hast du vielleicht noch Durchfall oder so…“

Erschrocken sah ich ihn an, ehe mir einfiel: „War das erste Mal nicht auch ohne..?“

„Weiß nicht, daran erinner ich mich nicht mehr?“

„Na gut, dann nimm eins! Oberstes Fach auf und rein gegriffen, los!“

Satoru begann bei meinem herrschenden Tonfall zu lachen. „Zu Befehl, Königin Hamster.“

„Ich geb dir gleich ne Königin!“

„Nur die Ruhe, ich such ja schon…ah…oh? Ist das das Licht oder seh ich schlecht? Oder sind das doch die mit Geschmack?“

„Keine Ahnung? Ich weiß nicht, was ich das letzte Mal gekauft hab.“

„Ich hatte die mit Love glaub ich auch schon…“, überlegte er murmelnd, riss dann aber eins auf, stockte jedoch. „Ich habe dich gar nicht gefragt..“, begann er unsicher und betrachtete mich zweifelnd. Irritiert hob ich die Brauen. Was war denn jetzt schon wieder? „Was gefragt…?“

„Ob du..oder ob ich…naja“, er wurde trotz des schwachen Lichtes gut erkennbar rot. „Das letzte Mal habe ich dir nicht wirklich eine Wahl gelassen…“
 

Ratter, ratter. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, ehe ich verstand, worauf er hinauswollte.

„Ach so!“, begann ich, lächelte dann aber. Sanft zog ich ihn mit beiden Händen zu mir und küsste seine Stirn, seine Wangen, die Nasenspitze und schließlich seine Lippen zärtlich.

„Mach dir keine Gedanken. Tu, was du für richtig hältst. Ich habe kein Problem damit.“

„Ja aber…eigentlich bist du von uns der Männlichere.“

„Na und? Nimm die Position, die dir gefällt. Ich halte das aus. Habe ich ja schon mal.“

Ich schenkte meinem Eulchen ein liebevolles Lächeln, was ihn sichtlich schlucken ließ. „Scheiße. Und genau wegen sowas liebe ich dich, Shinji…“, nuschelte er leise, löste sich dann aber und rutschte tiefer.

Grinsend lehnte ich mich zurück, erschrak jedoch, als ich mitbekam, was er vorhatte. „Satoru, was tu- ahhh!“, stöhnend bog ich den Rücken durch, als ich sein Gewicht auf mir spürte. Er gab nicht minder laute Geräusche von sich. Keuchend krallte ich mich in das Bettlaken. Es dauerte eine Weile, ehe ich soweit wieder bei Sinnen war, um ihn anmotzen zu können.

„Du Idiot! Was…habe ich dir eben gesagt…?“

„Ich…wollte…ahh…es dieses Mal so..vielleicht ist es das…ah…letzte Mal mit dir, also wollte ich..das du der Einzige bist, der…“

„Gott…du bist so eine Nuss…“, flüsterte ich leise und zog ihn zu mir heran. „Tut’s nicht weh, unvorbereitet…?“

„Doch, schon…aber es geht gleich wieder, hoffe ich…“

„Ich hasse deinen Dickschädel, Sato-Eulenhirn.“

„Ich weiß. Ich liebe dich trotzdem“, schief lächelnd haschte er nach einem unschuldigen Kuss, bevor er sich löste und sich langsam zu bewegen begann. Zu Beginn waren seine Bewegungen noch etwas ungelenk, doch bald wurde es immer besser. Ich versuchte ihn so gut es ging zu stützen. Entgegen dem letzten Mal liebten wir uns zärtlich, liebevoll und in aller Ruhe- und das nicht nur einmal.
 

„Shinji…“, keuchte Satoru schließlich und schmiegte sich an mich. „Ich liebe dich..so sehr…“ Als er jedoch zu zittern begann, sah ich ihn alarmiert an. „Sato..? Alles in Ordnung? Hey…“, sanft strich ich ihm eine Träne von der Wange. „Was ist los? War es so schlecht?“

Er schüttelte nur den Kopf und schmiegte schniefend sein Gesicht in meine Halsbeuge. „Ich liebe dich…“, flüsterte er nur immer wieder, „Bitte…weis mich nicht von dir.“

Bei den letzten Worten verkrampfte sich mir fast mein Herz. Erschrocken neigte ich den Kopf etwas, strich dann aber zärtlich durch seine Haare. „Warum glaubst du so etwas?“

„Weil du es das letzte Mal auch getan hast…Ich habe Angst, dass du mich morgen wieder raus wirfst…“, seine Stimme klang unsicherer, als ich sie je zuvor erlebt hatte. Langsam zog ich die Decke über unsere auskühlenden Körper, ehe ich die Arme fest um ihn schlang.

„So ein Blödsinn“, hauchte ich liebevoll und küsste seine Wange. „Da war ich betrunken und dumm. Außerdem wusste ich da nichts von deinen oder meinen Gefühlen.“

„Du schmeißt mich nicht wieder raus?“

„Natürlich nicht“, ich seufzte und strich ihm mit dem Daumen über die Wange. „Ich dachte, ich hätte dir eben gezeigt, wie viel du mir bedeutest?“

„Naja…“

„Satoru. Ich hätte das nicht getan, wenn du mir nicht unglaublich wichtig wärst…natürlich gefällt es mir, aber mir das einzugestehen dauert…“

„Entschuldige, ich war doof, so von dir zu denken…“

„Quatsch, du hattest ja Grund genug, du hast schon Recht. Aber glaub mir. Ab jetzt ist alles anders. Du bist der einzige Mann, den ich je…naja. Ich könnte mir nicht vorstellen, einen anderen je so an mich heranzulassen. Körperlich wie seelisch.“

Nun begann Satoru zu lächeln, ehe er sich an mich kuschelte. „Ich liebe dich, Hamsterchen…“, er schien müde, denn er fing sofort an zu dösen.

Ich lächelte leicht und streichelte über seine nackte Schulter, ehe ich nickte. „Hab Geduld, Eulchen. Eines Tages werde ich es dir bestimmt ebenfalls sagen können.“ Damit zog ich die Decke noch etwas höher, bevor ich seine Wärme und Nähe genoss und mir selbst erlaubte, langsam ins Reich der Träume zu gleiten.
 


 

~~**~~
 


 

Vielen Dank an die 3 Kommischreiber^^
 

@Lucel: Tja, Zero muss ja auch mal gute Laune haben ;) Und hmm...lass dich überraschen ;)
 

@Seika-chan: Schön, wenn es dir gefallen hat^^ so ein entspannter Zero ist auch für mich wie ein...Urlaub xD
 

@Cat2010: Ich versuche immer kreative Titel zu finden^^ Auch wenn ich sie früher kreativer fand... Ja, das könnte man sagen :) Aber bei den ganzen lieben, netten muss es ja auch einen geben, der realistisch und etwas streng bleibt ;) Obwohl er schon ganz gern völlig übertreibt //D"
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

59. - Umzug I

59. - Umzug I
 

Shinji packt an
 

Als eines Morgens mein Wecker klingelte, wusste ich, dass ein besonderer Tag war. Nein, es war kein typischer Unimorgen. Auch, wenn es mitten in der Woche war. Nein, ich und Sato waren freigestellt. Und allein dieses Wissen ließ mich dieses Mal beim Klingeln des Weckers sogar aufstehen. Fröhlich streckte ich mich und sah zum Schrank- entschied mich aber doch anders. Lächelnd lief ich aus dem Zimmer raus, den Gang entlang und ins nächstbeste Zimmer wieder hinein. Dort hüpfte ich auch schon fröhlich auf die Person im Bett.

„Satoru! Satoru! Aufwachen! Komm, es ist morgen!“, rief ich aufgeregt und wippte auf dem Deckenberg -und wohl auch der Gestalt darunter- hin und her. Jener verzog nur das Gesicht, ehe er sich eines seiner tausend Kissen über den Kopf zog.

„Oahmm…uhm…Shinji…muss das sein….“, nuschelte er müde und drehte sich ganz zur Seite, sodass ich von ihm kippte. Zum Glück konnte ich mich fangen. Und hey, so schnell gab ich nicht auf.

„Komm schon, steh auf! Oder hast du vergessen, was heute für ein Tag ist?“

„Seit wann…bist du Frühaufsteher…“

„Seit es besondere Tage gibt wie diesen~“

„Deshalb musst du nicht so auf mich springen…uhm…“

„‘Tschuldigung. Aber ich freu mich so. Stehst du jetzt auf?“

Er musterte mich aus müden Augen, bevor er sich darüber strich. „Nur, wenn ich einen Kuss bekomm…“

Pah, das sah ihm ähnlich. Müde sein, aber an sowas denken. Egal. Mittlerweile konnte ich mit ihm Küsse teilen, ohne mich seltsam zu fühlen. Außer wenn Publikum dabei war. Dann konnte ich das nach wie vor nicht.

Aber jetzt würde ich ihm diesen Wunsch wohl mal erfüllen. Ich beugte mich vor und gab ihm ein kleines Küsschen- aber da schnappte die Sato-Eulen-Falle auch schon zu. Er schlang mir beide Arme um und drückte mich an sich, sodass der Kuss viel länger wurde als beabsichtigt. Keuchend löste ich mich schließlich wieder von ihm und sah ihn geschockt an. „Sato…! Du müdes Monsterchen..!“

Er lachte nur leise und legte seinen Kopf in meine Halsbeuge.

„Hast du es genossen, mal wieder allein zu schlafen?“

„Ja…auch wenn das Bett sehr groß war ohne dich oder Love oder euch beide.“

„Tja, das bringen Betten so mit sich, wenn sie zu groß sind…Aber hey, heute Abend hast du ja wieder jemanden zum Kuscheln.“

„Lovelie? Was ist mit dir?“

„Ich dachte, du kuschelst nicht so gern mit mir?“

„Habe ich das gesagt?“, wunderte ich mich.

„Nein…ich dachte nur.“

„Ach was…mittlerweile kuschel ich mit euch beiden gleich gern, glaub ich…“, gestand ich verlegen lächelnd, räusperte mich dann aber. Sowas war immer noch nicht wirklich mein sicheres Gebiet.

„Frühstück?~“, wollte ich deshalb lächelnd wissen.

„Klar. Aber du machst…“

„Warum ich?!“

„Weil ich es sonst immer machen muss…außerdem gehe ich jetzt duschen, sonst werde ich heute nicht munter. Also los, geh Sklave.“

Etwas entsetzt starrte ich ihn an, wie er da zum Schrank lief. „Sklave?!“

„Ja, Frühstückssklave. Und jetzt auf, sonst wirst du bestraft!“, spann er herum, ging dann aber lachend ins Bad. Ich hingegen plusterte die Wangen auf, lief dann aber augenrollend in die Küche. „Pah…Sklave…pass nur auf, wenn Love erst hier ist…dann geht’s anders herum…“, brummelte ich vor mich daher und musste lächeln beim Gedanken daran.
 

Heute war es endlich so weit. Endlich, endlich.

Das Kätzchen zog zu ihrer Eulen- und Hamster-WG.
 

Das bedeutete zwar eine Menge Chaos -vorher wie nachher- aber ich freute mich schon schrecklich darauf! Satoru und Mi-chan sich sicher auch, aber ich sprang offensichtlich am fröhlichsten durch die Gegend, wenn ich mich so mit Sato verglich… gut, vielleicht war er auch nur noch zu müde, sich so sehr zu freuen wie ich.

Aber ja, ich freute mich wirklich. Wenn wir erst einmal zusammen wohnten, sahen wir uns jeden Tag! Natürlich tat es mir schon leid, Lovelie ihrer Familie ‚wegzunehmen‘. Aber so weit wohnten wir nicht auseinander. Und einander besuchen würden wir uns auch. Wobei das bei Lovelie sicher bald schwierig wurde. Da das Ausziehen von zuhause hinausgezögert worden war von ihr, damit ihre Familie noch eine Weile etwas von ihr hatte, war sie jetzt auch entsprechend nicht mehr am Anfang ihrer Schwangerschaft. Okay, vielleicht doch. Lovelie befand sich erst im dritten Monat. Wir hatten uns trotzdem in einer ‚Tafelrunde‘, wie ich es scherzhaft nannte, mit ihren Eltern beraten, was das Beste sei. Und Lovelie wollte eben jetzt schon gern, also machten wir es auch so!
 

Schmunzelnd aß ich noch in Gedanken versunken mein Frühstück, bis mich eine Hand in meinen Haaren aufsehen ließ. „Hast du noch was für mich übrig gelassen? Außer Cornflakes?“ Die letzte Frage fügte er schnell noch hinten dran, als ich auf eben jene Verpackung deutete. Schmollend verzog ich das Gesicht.

„Du blöde Eule. Geh und jag dir dein Futter selbst.“

Lachend lief er einmal um den Tisch und ging Kühlschrank und Schränke abklappern. „Ich habe nur gerade keinen Appetit auf dein ‚American Breakfast‘.“

„Es muss ja nicht jeder schon zum Frühstück wie du Reis essen…“, murmelte ich angewidert mit einem Blick auf das, was er alles zusammen suchte. Beim besten Willen- Fisch konnte nicht einmal ich zum Frühstück runter bekommen. Aber Sato stand darauf.

„Ich habe damit kein Problem.“

„Seh ich. Aber ich. Ich kann nur Süßes morgens essen.“

„Du bist eben ein Süßer“, zwinkernd nahm er sich eine Kaffeetasse und ließ sich mir gegenüber nieder. „Und, wie ist der Plan?“

„Welcher Plan? Der Plan ist: es gibt keinen Plan.“

„Haha Shinji. Komm, Lovelie hat doch gestern noch mit dir telefoniert. Sag schon.“

„Naja…“, ich neigte den Kopf und versuchte in Gedanken alles in eine Reihenfolge zu bringen. „Mapa hat gesagt, er und Dad sowie deine Eltern kommen zuerst zu uns. Außer es ändert sich was, aber dafür wollten sie sonst anrufen. Und da das keiner gemacht hat, gehe ich davon aus, dass es so bleibt. Danach fahren wir zu Lovelie und schauen, was wir alles wegbekommen.“

„Mich fasziniert immer noch, dass Miyavi keine Möbelpacker wollte.“

„Ja, mich auch. Aber ich glaube, er will das wirklich alles lieber selbst machen. Für ihn ist es scheinbar wichtig, es selbst zu tun, immerhin ist es sein ältestes, sein erstes Kind, was da auszieht.“

„Hmm, kann gut sein. Wenigstens dürfen wir helfen, nicht dass er sich übernimmt…“

„Keine Sorge. Melody hatte mit ihm doch schon geschimpft, weil er erst alles allein machen wollte. Deshalb war sie glücklich, dass wir vorgeschlagen haben, zu helfen.“

„Ich weiß. Ich finde es schön, dass sich unsere Eltern auch extra frei nehmen.“

„Ja, das hat mich gewundert. Aber wenn Mapa schon einmal so etwas vorschlägt, sollte man es auch annehmen.“

„Jup. Du kannst eigentlich mal anfangen Tagebuch zu führen, wie oft Mapa sich entgegen seiner sonstigen Art benimmt. Das wäre sicher interessanter Lesestoff.“

„Meinst du, dass das jemand lesen will?“, lachend rührte ich durch meinen eigenen Kaffee, „Eine Geschichte über uns und unser verrücktes Leben?“

„Wahrscheinlich würde es keiner glauben…“, sinnierte Satoru mit Blick zur Decke. „Aber lustig wäre es allemal.“

„Das sowieso. Was wir schon alles durchgemacht haben…Gutes und Schlechtes…“, verzückt dachte ich zurück und grinste. „Ich freue mich schon so, wenn Lovelie erst hier wohnt.“

„Oh ja…ein wenig Weiblichkeit tut sicher besonders dir gut. Deine Badehälfte sieht zurzeit wieder aus wie Sau, mein Lieber.“ Satoru zog eine Braue hoch, sodass ich ertappt in meine Schüssel blickte.

„Aber…Lovelie ist auch bloß nicht so viel ordentlicher als ich“, fiel mir dann jedoch ein.

„Stimmt. Mist. Dann werde ich in Zukunft wohl euch beiden nachräumen“, gespielt schwer seufzte die Eule auf, ehe wir uns beide angrinsten. Es war schön, sich eigentlich auch ohne Worte zu verstehen, denn unser Blick sagte gerade alles.
 

„Ich geh mich mal anziehen“, meinte ich schließlich und überließ ihm den Abwasch. Als ich gerade im Bad fertig wurde, hörte ich auch schon unten die Haustür schrillen. „Ich gehe!“, riefen wir fast zeitgleich; er von unten, ich von oben. Darauf wollte ich es jetzt anlegen. Hastig stürmte ich los, nur um am Treppenabsatz unten Satoru zu erkennen, der gerade aus der Küche gerannt kam.

„Stürz nicht, man!“, meinte er nur, als ich die Treppen runter sauste und mich im Gang mit ihm kabbelte. An der Tür drängelten wir um den Griff, bis wir zeitgleich die Tür aufrissen. Fragend blinzelte ich nach draußen.
 

„Nanu, wo ist denn der Rest? Vergessen? Panik? Drückebergeritis?“, meinte Satoru mit einem Blick auf unsere beiden Väter, bevor er sich hin und her beugte, um nicht vielleicht doch hinter ihnen Hizumi und Mapa zu finden.

„Also…das Ganze ist so…“, Dad kratzte sich unsicher lächelnd am Hals und sah zu Tsukasa.

„Wir werden heute nur uns ins Rennen schicken“, meinte dieser auch schon und umarmte mich und Satoru, bevor es auch Karyu tat.

„Was? Wieso?“, entkam es mir völlig unerwartet. Gerade auf die Zusammenarbeit mit Mapa, der sonst nicht für sowas war, hatte ich mich gefreut.

„Michio ist krank“, seufzte Dad, „Er hat einen Hexenschuss.“ Fragend blinzelten wir Jungs ihn an, sodass er es erwiderte. Dann nahm sein Gesicht einen überraschten Ausdruck an. „Ah, nicht was ihr jetzt denkt! Also Hana hat nichts damit zu tun oder so…! Ich meinte eigentlich eine Verrenkung, Blockade, was auch immer…im Rücken. Er kann nicht laufen. Ihm tut alles weh.“

„Das war mir schon klar“, bemerkte Satoru augenrollend, „Ich habe mich aber eher gefragt, wie er das wieder geschafft hat.“

„Ungeschickte Bewegung gestern bei der Probe. Außerdem hat er geschlampt beim Aufwärmen. Selbst schuld also“, war Tsukasas nüchterne Antwort, ehe er zu grinsen begann. „Ehrlich gesagt sieht es ganz witzig aus, wenn er auf allen Vieren durchs Haus kriecht….“

„So witzig ist das nicht! Ihm tut ehrlich alles weh, Kenji“, entrüstete sich Dad.

„Ich weiß doch“, wurde er gleich von seinem Kollegen und Freund besänftigt.

„Okay, Michio kommt also nicht. Was ist mit meiner Mama?“, bemerkte Satoru dann auch schon und sah zwischen beiden hin und her. Augenblicklich wich Tsukasas Grinsen und er wurde wieder ernst.

„Hiroshi ist…nun ja…“, Dad druckste etwas herum, „Naja, er ist auch krank.“

„Was?! Auch Hexenschuss oder was?“, kam es skeptisch von dessen Sohn.

„Nein. Er schwächelt wieder etwas. War schon gestern erkennbar.“

„Stimme?“

„Nein, Erkältung. Er wollte mit, aber ich habe ihn verdonnert, zuhause zu bleiben und sich auszuruhen. Mit seiner Rudolf-das-rote-Rentier-Nase hätte er uns nachher eh alle geblendet.“

Ich wusste in dem Moment nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Satoru seufzte und raufte sich die Haare.

„Ich habe es ihm gleich gesagt! Er soll aufpassen. Er sah letztens schon so aus, als wenn er was ausbrütet. Als er dasaß und gefroren hat, weißt du noch?“

„Ja, ich weiß. Naja. Jetzt ruht er sich wenigstens aus.“

„Bist du dir sicher? Der wuselt vielleicht durchs Haus…“ Satoru blickte finster drein, doch ich wusste, er hatte Recht. Hizumi ertrug es nicht wirklich, allein rumzusitzen und nichts zu tun. Er brauchte ständig Beschäftigung.
 

„Ja, bin ich“, lächelte Tsukasa uns jedoch überraschend an. „Er ist nämlich bei Michio.“

„Eh?“, entkam es mir ungläubig mit Blick zu Dad, der nickte. „Ja, stimmt. Wir haben sie beide auf die Couch im Wohnzimmer verbannt. Also Michio hängt sowieso darauf herum, weil er sich nicht rühren kann.“

„Genau. Und Hiroshi sitzt jetzt mit Decke und Tee von Hana da. Er machte nicht so ein leidendes Gesicht wie Michio, aber er hat ja auch Beschäftigung. Als ich ihm sagte, er könne zu Michio, war er nicht mehr so uneinsichtig. Da sah er sogar ganz fröhlich aus. Jetzt hat er seinen Laptop mit dabei und designt wahrscheinlich gerade darauf herum.“

Ich lächelte beim Gedanken an Hizumis andere Leidenschaft, ehe ich nickte. „Ist wohl ganz gut so. Da haben beide was davon und sind nicht allein.“

„Eben. Aber es können eben auch nur wir heute helfen. Tut uns leid.“

„Schon okay. Ihr könnt nichts dafür und Gesundheit geht vor. Außerdem haben wir noch Miyavi als Hilfe.“

„Genau~“, freute ich mich und zückte mein Handy. „Ich ruf gleich mal bei Lovelie an und sag Bescheid, dass wir jetzt kommen können.“
 

~*~
 

Als wir bei Lovelie angekommen waren, hatte ich kaum die Klingel betätigt, da flog auch schon die Haustür auf und die „JUUUUNGS!“ - schreiende Lovelie hing an mir. Blinzelnd stand ich perplex und starr wie eine Bohnenstange da, bevor ich lächelnd die Arme um sie schloss. So eine süße Maus…nein pardon, Kätzchen. Sie war unser Kätzchen. Schmunzelnd spürte ich ihr kleines Bäuchlein gegen mich drücken. Zugegeben, es war noch ziemlich ungewohnt. Aber ich fand es trotzdem schön. Trotzdem musste ich an mich halten, sie nicht ständig anzutatschen. Himmel, was sollte das nur werden, wenn ihr Bauch immer größer wurde!?

„Ich habe euch schon sehnsüchtig erwartet! Ich habe schon von heute geträumt!“ Ihr Strahlen war umwerfend und brachte mich zum Schmunzeln, Satoru zum Glucksen.

„In der Tat. Sie war so aufgeregt, dass sie die Nacht ganz schlecht geschlafen hat.“ Miyavi war in die Haustür getreten und lehnte sich grinsend in den Rahmen. Während Lovelie nun Satoru umarmte, begrüßte ich fröhlich den Hausherren, sah dann jedoch zu Lovelie zurück.

„Wirklich? Woher weißt du das?“

„Ich habe bei ihr vorbei geschaut…mir war danach, mein Kind ein letztes Mal beim Schlafen zu beobachten“, vertraute er mir sanft lächelnd an. „Sie hat sich hin und her gewälzt und war auch sonst sehr unruhig. Sie ist spät ins Bett und früh aufgestanden. Außerdem habe ich sie vier Mal die Nacht aufs Klo gehen hören.“ Er grinste amüsiert.

„Papa! Schickst du als nächstes einen Detektiv nach mir?“, kam es lachend von Mi-chan.

„Ja, klar. Pass nur auf, junge Dame. Ich schicke einen Ninja, der oben an der Decke hängt und wie Spiderman laufen kann~“

„Der Ninjafilm neulich hat dir eindeutig nicht gut getan, Schatz.“ Fragend sah ich zu der schlanken Gestalt, die sich neben ihn schob, bevor sich mein Gesicht aufhellte. „Melody! Wie schön, dich auch so früh zu sehen!“

„Nun hör mal, ich lasse mir doch nicht den Umzug meines Babys entgehen“, sie zwinkerte mir zu, dann kam sie mich umarmen. Miyavi begrüßte unterdessen Satoru und unsere Eltern.

„Nanu? Love-Schatz, hast du nicht gesagt, die Jungs bringen alle vier mit?“, verdutzt wandte er sich an seine Tochter, die die Schultern zuckte und zwischen uns hin und her schaute.

„Es…gab einen Zwischenfall“, wusste Satoru ‚glorreich‘ mit einem Lächeln zu verkünden. Die Augen verdrehend stellte ich mich zu ihnen. „Mapa ist ausgeknockt und Hizumi ist erkältet, ergo also auch krank.“

„Ausgeknockt?!“, geschockt sahen mich alle drei Ishiharas an, sodass ich mich verbesserte. „Naja, er…hat einen Hexenschuss.“

„Hana-san hat ihn abgeschossen?!“, Miyavi blickte mich panisch an, sodass ich blinzeln musste. Alle kannten mittlerweile Hana, aber auf so eine Idee war noch nicht einmal ich gekommen.

„Eh…nein…? Er hat nur Rückenschmerzen…kann sich nicht bewegen und so. Also unpraktisch für unsere heutige Aktion.“

„Oh, gut, ich dachte schon“, Miyavi atmete tief durch, während Lovelie herzhaft lachte. Er nahm sie in die Arme und knuddelte sie. Schmunzelnd musterten wir sie alle kurz verträumt. Dann blickte ich jedoch zu Melody, als diese zu sprechen begann.

„Ist ja nicht so schlimm. Die Gesundheit geht ganz klar vor, ich hoffe sie erholen sich beide schnell. Dafür kann ich mithelfen.“

„Mel-chan, bist du sicher? Nicht, dass du dir einen Bruch hebst…“

„Taka, also bitte! Tu nicht so, als wäre ich die Schwangere hier! Ich weiß sehr wohl, was ich tragen kann und was nicht. Vielleicht muss ich ja auch gar nichts tragen? Ich kann ja auch Love beim Einräumen helfen.“

„Oh das wäre lieb, Mama“, nickte Angesprochene auch schon.

„Naja…na gut.“

„Nicht ‚na gut‘, ich helfe, Schluss und Aus. Sieh lieber zu, dass deine Prinzessin sich nicht übernimmt.“

„Aber hallo, da passen wir auf jeden Fall auf!“, brachte ich ein und auch Satoru nickte ernst. Mama-san schenkte uns ein sanftes Lächeln. „Sehr schön, Jungs. Ach, ich weiß, was ich heute noch machen kann: Ich werde uns allen ein leckeres Essen zum Ende des Tages kochen. Klingt das gut?“

„Das klingt sehr gut“, nickte Miyavi zufrieden und auch uns anderen gefiel die Idee, am Ende des Tages einen zufriedenen Magen zu haben.

„Sehr schön. Darf ich dafür eure Küche benutzen, Kinder?“, drehte sie sich auch schon zu mir um.

„Natürlich.“

„Gut, damit wäre das auch geklärt. Na dann….auf geht’s!“, lachend eröffnete Melody also den großen Tag und ging voran in das schöne Häuschen, was bald einen Bewohner weniger haben würde.
 

In Lovelies Zimmer verschafften wir uns zuerst einen Überblick über alles.

„So….was muss alles mit?“, meinte mein Vater auch schon und trat als Erster nach Miyavi in das Zimmer. Lovelie schob sich an ihnen vorbei und sah sich um.

„Also die Kisten müssen alle mit. Die da. Das Bett bleibt und die Kommode auch. Dafür muss der Schrank da mit.“

„Genau“, nickte Miyavi, „Das neue Bett und die neue Kommode sowie der Schreibtisch liegen draußen im Wagen.“

„Doch nicht dein normaler Wagen..?“, fragte ich verwirrt.

„Nein“, lachte Lovelie, „Dad hat einen Umzugswagen gemietet. Da ist das schon drin.“

„Krass…und warum dann nicht doch Möbelpacker?“, klinkte sich Satoru ins Gespräch.

„Weil ich das lieber selbst machen will“, lächelte Miyavi und blickte sich um. „Love, was ist mit den Taschen da?“

„Da sind meine Sachen drin.“

„Ah, gut. Das können ja Yoshi und Kenji fahren, oder Jungs?“ Ich lächelte, als unsere Väter nickten. Es war schön, dass sie sich alle mittlerweile so gut verstanden. Abgesehen von Mapa, der ab und an noch etwas gegen Miyavi motzte. Aber Melody mochte er wohl sehr.

„Wie wollt ihr das mit dem Schrank machen?“, Tsukasa war zu eben jenem getreten und klopfte einmal daran. „Ja schon ganz schön groß, das gute Stück.“

„Ich weiß…den werden wir wohl nicht im Ganzen hier heraus bekommen“, seufzte Lovelies Dad. „Klar wäre es schöner, ihn im Ganzen…aber ich möchte nicht verantworten, dass sich noch jemand einen Bruch hebt, die Treppe herabstürzt oder vom Schrank erschlagen wird.“

„Das könnte durchaus passieren“, warf Satoru ein. „Ich kenne da jemanden, der hat da so ein Verletzungstalent.“ Alle Augen wanderten zu mir. Entrüstet plusterte ich die Wangen auf und stemmte die Arme in die Seiten. „Na hey! So schlimm bin ich nun auch wieder nicht!“

Satoru lachte nur, während Miyavi lächelnd den Kopf schüttelte. „Trotzdem, wir müssen ihn auseinander bauen. Und bei euch müssen wir auch das Bett und die Kommode aufbauen.“

„Was ist mit meinem Kotatsu, Papa?“

„Der steht unten, oder? Ja, der muss noch in den Wagen.“

„Warum ist das Bett und die Kommode schon verladen?“, wollte ich wissen.

„Weil die geliefert wurden als Zusammenbau-Set“, grinste Love.

„Ach, ihr wisst noch gar nicht, wie es fertig aussieht?“

„Nein. Aber das Bett wird riiiiesig!“, strahlte Lovelie und ließ sich auf ihrem alten nieder.

„Gut…wie ist nun der Plan?“, warf Satoru mit einem Blick zur Uhr ein. So eine Dränglereule. Er schob sicher schon wieder Panik, ob wir überhaupt alles zeitlich schafften, so war er doch immer.

„Ehm…Ich würde die Sachen losfahren und dort anfangen, aufzubauen? Kenji und Yoshitaka fahren die Kisten und Taschen rüber und ihr könntet vielleicht versuchen, den Schrank hier auseinander zu nehmen? Wärt ihr so lieb?“

Miyavi sah uns so bettelnd an, dass ich augenblicklich zustimmte. Auch Satoru nickte.

„Und was mache ich? Kann ich auch irgendwo helfen?“, wollte Lovelie wissen.

„Du kannst mit mir mitkommen, mein Schatz. Du kennst dich im Haus der Jungs ja schon aus. Außerdem musst du mir sagen, wo was hin muss, immerhin ist es ja deine. Und später kannst du vielleicht schon anfangen, einzuräumen.“

Zugegeben, glücklich schien Lovelie mit dem Vorschlag nicht zu sein.

„Also rumsitzen…“, seufzte sie schwer. Miyavi betrachtete sie, bevor er sich neben ihr niederließ. „Liebes, ich kann dich nicht schwer tragen lassen, das weißt du. Und die anderen würden sich darüber auch nicht freuen.“

„Aber ich möchte auch helfen.“

„Das tust du doch. Du sagst mir genau, was wo hin muss. Das kannst nur du. Außerdem, möchtest du nicht nochmal ein wenig Zeit mit deinem alten Herren verbringen?“ Fragend sah er seine Tochter an, sodass diese zu lachen begann. „Na gut, Papa. Aber nur wegen dir.“

„Danke“, er lachte und drückte sie sanft an sich. Allein vom zuschauen wurde mir dabei ganz warm ums Herz. Ob wir später auch mal so waren, so tolle Eltern? Ob ich auch so eine Tochter haben würde? Oder doch eher einen Sohn?

„Na dann, auf geht’s!“, meinte Love wenig später auch schon fröhlich und erhob sich. Und damit regte sie auch alle anderen an, denn Dad und Tsu verabschiedeten sich vorerst mit einigen Kisten, während Love mit ihrem Dad verschwand, nachdem wir beide noch ein Küsschen bekommen hatten. Schließlich starrte Satoru die geschlossene Tür hinter ihr an, bevor er sich dem Schrank zuwandte. „Also wenn das gut geht…dann weiß ich auch nicht.“

Lachend stellte ich mich neben ihn. „So schlimm, deine Befürchtungen?“

„Na guck ihn dir doch mal an…!“, Sato deutete von oben nach unten auf den Schrank. „Ich kann mir vorstellen, warum sie den mitnehmen will. Der ist mit ihren ganzen Kunstwerken beklebt.“

„Hm, stimmt.“

„Ja, und das ist gerade das Schlimme! Bau mal den Schrank auseinander, ohne das was kaputt geht davon.“

Fragend neigte ich den Kopf und betrachtete das Objekt noch einmal genauer, ehe ich blinzelnd zu ihm rüber schaute. „Meinste?“

„Na klar!“, Satoru raufte sich die Haare und öffnete eine der Schranktüren. „Wie ich befürchtet hatte…ich geh mal runter und frage Melody, wo Miya sein Handwerkzeug hat. FALLS er welches hat.“ Damit zog Mister Panik auch schon davon. Ich sah ihm nur schmunzelnd und stirnrunzelnd nach. Dann drehte ich mich wieder zum Schrank und musterte ihn. Daran waren eine Menge gemalter Bilder, Collagen aus Fotos und ähnliches. Einige Sachen mussten schon recht alt sein, weil es noch aussah wie von einem Kind, andere sahen wiederum richtig gut aus. Insgesamt gefiel mir Lovelies Kreativität sehr. Sie hatte bereits an dem Cover unserer CDs ab und an etwas mitgestaltet. In dem Sinne war sie irgendwie wie Hizumi. Beide sehr kreative Köpfe.
 

„Ah, ich liebe Melody. Sie hat mir sofort einen ganzen Koffer mit Werkzeugen von Takamasa geben können“, zerstörte Satoru auch schon die Ruhe und kam ins Zimmer gelaufen. Fragend blickte ich zu ihm. „Vielleicht ist es auch ihrer?“

„Traust du Miya das nicht zu?“

„Naja, könnte ja sein“, lachte ich nur und zuckte die Schultern, bevor mein Blick auf den Koffer fiel. „Überhaupt schon reingeschaut, ob da was für uns dabei ist?“

„Ja. Keine Sorge, Schraubenzieher sind auf jeden Fall drin.“ Damit lief er den Koffer auch schon vor mir zu Boden sinken. Während ich reinschaute, starrte er seufzend den Schrank an. „Meinst du, wir können den kippen?“

„Wieso willst du den kippen?“, erwiderte ich verwirrt und sah auf.

„Na da oben kommen wir beide nicht ran. Und von unten nach oben will ich nicht machen, ich habe keine Lust, dass das Ding über mir zusammenbricht.“

„Du hast Probleme“, lachte ich nur und suchte mir einen der kleinen Helferchen aus.

„Habe ich nicht. Ich habe nur kein Bedürfnis, mich wie du ständig zu verletzen.“

„Was?!“, entrüstet plusterte ich die Wangen auf und erhob mich, während mein Blick nun ebenfalls über das Möbelstück wanderte.

„Du willst ihn wirklich kippen?“

„Ich denke schon. Hast du eine bessere Idee?“

„Nein. Ich denke nur, der ist schwer.“

„Meinst du? Wir sind zu zweit…“

„Können wir nicht einfach eine Leiter holen? Einer fängt oben an oder so?“

„Eine Leiter? Wie willst du die denn hier rein bekommen?“

„Na eine…kleine Leiter halt.“

„Ich bezweifle, dass sie sowas hier haben.“

Jeglicher Worte beraubt wollte ich die Wangen erneut aufplustern, als ich eine Stimme hinter mir vernahm. „Hey, Jungs! Cool, was macht ihr da?“
 

Als ich mich umblickte, sah ich direkt in Masuyos fröhliches Strahlen, bevor er auf uns zukam und uns begrüßte. „Helft ihr auch mit?“

„Ja. Du hattest wohl keine Lust?“

„Naja…“, druckste er ein wenig herum und vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Ich wollte eigentlich etwas unternehmen….ist aber was dazwischengekommen.“

„Was denn?“, fragte ich lächelnd, runzelte jedoch die Stirn, als der Kleine rot wurde. „Nicht ich…die Person, mit der ich was machen wollte.“

Kurz blickte ich zu Satoru, der schmunzelnd so tat, als beschäftige er sich mit dem Schrank. Dann wandte ich mich wieder Masuyo zu. „Wie schade. Wo ist eigentlich deine Schwester?“

„Welche?“

„Jewel. Lovelie ist mit deinem Dad bei uns.“

„Ah, okay. Hab mich schon gewundert. Jewel? Die ist bei Chiyoko…“

„Echt? Oh cool. Die verstehen sich ja mittlerweile super.“

„Ja. Jewel ist jetzt fast ständig bei ihr und designt mit ihr irgendwas.“

„Wow, sie geben es nicht auf.“

„Ne, sie träumen beide weiter davon.“

„Toll. Soweit ich weiß, wollte sie doch für uns noch was machen, oder Sato?“

Angesprochener nickte, ohne den Blick von ein paar Bildern abzuwenden. „Ja, sie plant zusammen mit Kato und den Stylisten die neuen Klamotten.“

„Geil!“, freute ich mich und auch Masuyo lächelte. „Kann ich euch irgendwie helfen?“

„Habt ihr eine Leiter?“, fragte ich hoffnungsvoll, hätte aber heulen können, als er mich verwirrt anblickte. „Wieso das?“

„Wir wollen den Schrank da…abbauen.“

„Und warum die Leiter?“

„Wir wollen von oben anfangen, weil kippen zu schwer erscheint?“, versuchte ich es.

„Und warum nehmt ihr da keinen einfachen Stuhl?“

„Lovelie hat nur einen Drehstuhl hier stehen“, murmelte ich, „Das ist mir dann doch etwas zu gefährlich.“

„Ich hab doch einen festen Stuhl“, entgegnete er blinzelnd, „Den könnt ihr haben.“

„Sato?“

„Mir egal, probier es einfach“, meinte jener nur und löste seinen faszinierten Blick nicht von den Bildern. „Genial, wie sie malt…“

Seufzend folgte ich Masuyo in dessen Zimmer.
 


 

~~**~~
 


 

Boar...echt! Das Kapitel hat mich fast gekillt x__x

Letztens dachte ich mir noch beim Schreiben: "Verdammt, die Kapitel werden immer kürzer", aber wenn ich Monster wie das hier sehe, freu ich mich in Zukunft wohl lieber über kürzere. Es war so riesig, dass ich es nochmal geteilt hab.

Sollten noch Fehler drin sein, sorry- hab jetzt über mehrere Tage verteilt drüber gesehen und immer nur flüchtig.
 

Danke an die liebenReviews :)!
 

@Lucel: Ja, hab schon bei FF.de geschrieben, dass ich das nicht weiter ausleiern wollte.. iwie macht es mir mehr Spaß, über so private Sachen der Band zu schreiben xDD Was auf der Bühne abgeht, kann man sich ja noch eher vorstellen. / Und hm, jeder hat halt seine Fehlerchen und Macken :3 Sato, mein kleiner Pefektionist *hihi*
 

@Cat2010: Hm, das stimmt x) Zumal ich auch wollte, dass das so schnell wieder verschwindet, sobald Shin ihm etwas zuneigung schenkt- das wäre nicht realistisch, da seine Zweifel ja viele Gründe haben :) Aber ja, du beschreibst es sehr gut. Shinji liebt seinen Sato ja schon lange, auch wenn ihm jetzt erst bewusst wird, auf welche Art...auch wenn er es noch nicht aussprechen kann ;)
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

60. - Umzug II

60. - Umzug II
 

Dort trug er auch schon den Stuhl einmal quer durchs Zimmer.

„Hier, bitte.“

„Danke Kleiner“, schmunzelte ich und ließ mich kurzerhand darauf nieder, sodass er lachen musste.

„Wirst du alt?“

„Ja, das auch“, grinsend ließ ich den Kopf in den Nacken kippen. „Ach Masu, jetzt zieht deine Schwester schon aus.“

„Du klingst ja wie Mama“, feixte der nur und ließ sich vor mir auf dem Boden nieder.

„Bist du traurig?“

„Hm…vielleicht ein wenig. Aber ich seh sie doch trotzdem noch oft.“

„Hm…“, ich ließ meine Schultern kreisen und musterte ihn schmunzelnd. „Gottchen, du wirst mit 15 Onkel.“

„Na und? Ich finde das nicht schlimm.“

„Freust du dich?“

„Klar, warum nicht? Ich mag euch. Ihr seid so etwas wie Vorbilder. Ich möchte auch mal so bekannt werden wie ihr.“

„Das wirst du. Sicher sogar noch mehr als wir. So wie dein Vater.“

„Meinst du? Ich glaube, er ist etwas zu hoch, um von mir erreicht zu werden.“

„Quatsch“, lachte ich sanft und betrachtete ihn. „Du bist noch jung. Du wirst in seinem Alter auch mal so berühmt sein, das glaube ich ganz fest.“

„Wirklich?“

„Wirklich.“ Ich nickte und wuschelte ihm durch die Haare. Sein Lachen war schön, außerdem war es jedes Mal, als hätte man einen jüngeren Miyavi vor sich sitzen.

„Danke“, schmunzelte er, erhob sich und drückte mich einmal.

„Kein Ding. Aber sag mal, hattest du heute ein Date?“, wollte ich dann doch neugierig wissen. Augenblicklich lief er wieder rot an, was mir die Frage fast schon beantwortete.

„Nicht wirklich.“

„Oh, und wenn es stattgefunden hätte?“

Er zuckte nur die Schultern. „Ich glaube nicht, dass es wenn eins gewesen wäre.“

„Warum?“

„Ich weiß nicht…“ er wirkte unschlüssig und scharrte mit dem Fuß über den Boden. Ich entschied, ihn nicht weiter zu bedrängen, sondern legte ihm nur freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Keine Sorge, dass wird schon noch. Ich und Satoru haben erst spät angefangen. Gut, in deinem Alter hatte ich schon ne Freundin, aber das war nicht wirklich Liebe.“

Er nickte nur leicht. „Es ist auch nicht so wichtig. Es gibt Wichtigeres als das. Wie zum Beispiel Lovelies Schrank! Los, kümmer dich darum!“ Damit schob er mich mitsamten Stuhl schwerfällig, aber lachend aus dem Zimmer. Ich stimmte mit ein, bevor ich auch schon bei Lovelie herein stolperte. Skeptisch blickte die Eule auf. „Was wird das denn?“

„Nichts. Wir liefern nur einen Stuhl~“
 

Satoru betrachtete uns argwöhnisch, als wir so vor ihm standen, bevor er den Kopf schüttelte. „Ihr seid mir welche, echt.“

„Musst du gerade sagen“, maulte ich und schob den Stuhl quer durchs Zimmer. „Können wir jetzt anfangen?“

„Hab nur auf dich gewartet.“

„Pah.“, ich verdrehte die Augen, bevor ich mich grinsend daran machte, auf den Stuhl zu klettern. Neugierig blickte ich den Schrank an. „Also ich komme hier oben ran.“

„Sehr gut. Masu, willst du eigentlich mitmachen?“

„Ehm…ich glaub ich schau euch lieber aus sicherer Entfernung zu“, lachend ließ er sich auf Lovelies Bett nieder und sah uns zu. „Na toll“, bemerkte Sato.

„Ach was. Er hat Recht“, lachte ich und drehte die Schraube heraus.

„Jungs? Ich bin mal einkaufen. Oh Shinji, fall nicht runter.“
 

Melody stand im Türrahmen und betrachtete mich besorgt. Aww, ich mochte ihre Gesichtsausdrücke, auch wenn sie jetzt eigentlich keinen Grund zur Sorge haben musste- oder doch? Immerhin war ich Tollpatsch-Shinji. „Keine Sorge Schwiegermama, ich pass auf. Und der Satoru auch.“

„Ich bin immer vorsichtig im Gegensatz zu dir, Hamsterhirn.“

„Ey!“

Melody musste lachen, bevor sie näher kam und zu mir aufschaute. „Ach so macht ihr das? Interessant. Ihr seid wirklich lieb.“

„Naja, Lovelie will den Schrank mitnehmen, also muss er ja auch irgendwie heil dort ankommen.“

„Ihr seid so süß…wie gesagt, passt auf. Ich bin bald wieder da. Ich bin nur schnell für heute Abend einkaufen. Masuyo, willst du auch mitessen?“

„Was und wo?“

„Abendessen. Was es gibt wird eine Überraschung und gegessen wird bei Lovelie und den Jungs. Also, hast du Lust?“

„Klar. Ich hab eh nichts vor.“

„Sehr schön. wir müssen nur schauen, wie wir hinkommen. Papa kommt sicher noch was holen und Yoshitaka und Kenji auch. Die Jungs müssen ihrs hier ja auch noch wegschaffen.“

„Ich kann auch laufen.“

„Kannst du auch. Nur ich würde gern die Lebensmittel rüberfahren…bei so viel Leuten werde ich nicht wenig einkaufen.“ Melody schmunzelte, während Masuyo strahlend vom Bett sprang.

„Ich kann auch jetzt mit dir einkaufen, Mama! Da kannst du ruhig all das kaufen, was du brauchst.“

„Willst du wirklich?“

„Klar, ich langweile mich eh gerade.“

„Danke Schatz. Dann zieh dich an.“

„Geht klar. Bis später Shinji, bis später, Satoru!“

„Tschüss Masuyo!“ Grinsend sahen wir dem jungen Wildfang nach, wie er aus dem Zimmer stürmte. Melody kicherte leise, bevor sie sich uns zuwandte. „Schön, jetzt bin ich nicht so allein. Also, bis nachher ihr Großen.“

„Bis nachher.“ Sanft lächelnd blickte ich ihr nach, dann kümmerte ich mich wieder um Mr. Schrank.
 

~*~
 

Karyu, der Umzugshelfer
 

„Du hast ganz schön Spaß, hm?“, fragend sah ich zu Tsukasa, der mich angesprochen hatte und jetzt ziemlich breit grinste.

„Ja, warum nicht?“, entgegnete ich nur fröhlich und lud einen weiteren Karton aus meinem Wagen. „Ich finde es sehr schön.“

„Das sie zu den Jungs zieht?“

„Das auch. Aber ich meinte eigentlich die ganze Aktion. Also, dass wir alle so zusammenarbeiten und…ach, wir sind einfach alle eine große Familie!“, strahlend trug ich den Karton rein, während Tsukasa, der ebenfalls einen trug, hinter mir zu lachen begann. „Dein Bild einer perfekten Welt ist wirklich unerschütterlich, oder?“

Wehmütig lächelte ich, dann schüttelte ich den Kopf und lief die Treppen hinauf. „Die Welt ist nicht perfekt.“

„Aber deine eigene, kleine Welt.“

„Na und? Dazu habe ich ja auch jedes Recht, oder?“

Kenji lief neben mir her den Gang entlang, bevor er wieder schmunzeln musste. „Das sowieso. Ich kenne keinen, der so sehr für sein Glück gekämpft hat wie du. All die Jahre.“

„Da gibt es sicher noch andere Menschen.“

„Aber ich kenne niemanden, der so ist wie du, Yoshi. Du bist ein Herzensguter Mensch. Das weiß nicht nur ich, das weißt auch du und vor allem wissen es die anderen.“

„Ach, das ist mir egal. Hauptsache ich kann die Menschen glücklich machen, die mich umgeben“, gestand ich ehrlich und schob die Tür zu dem Zimmer auf, in das Lovelie ziehen würde.

„Stellt es einfach irgendwo ab“, meinte diese auch schon fröhlich. Sie war mit ihrem Vater voraus gefahren.

„Irgendwo ist gut, Love-Schatz, ich muss ja noch irgendwo dein Zeug wieder aufbauen…“, bemerkte Miyavi und fuhr sich durch die ohnehin schon unordentlichen Haare. Er sah aus, als würde er jetzt gleich verzweifeln. „Kann man dir helfen..?“, fragte ich freundlich nach.

„Danke Yoshitaka, aber ich habe eigentlich irgendwo…ach, da, mein Bauplan!“, er ließ sich auf den Boden fallen und studierte die Karte. „Ich denke, ich bekomme das allein hin…“, murmelte er nach einer Weile, „Trotzdem danke.“

„Das hofft er“, gluckste Kenji leise und wand sich Lovelie zu. „Wir stellen sie am besten hier vorn hin, oder?“

„Ja, das ist lieb. Ich kann sie jetzt sowieso noch nicht auspacken, wenn ich nichts zum Verstauen habe.“

„Gut. Wir würden trotzdem die nächsten Kisten holen fahren. Oder sollen wir dir noch was aus dem Wagen hochholen, Takamasa?“

„Nein, ich bau erst einmal das Bett hier zusammen…den Rest machen wir später.“

„In Ordnung. Bis gleich“, damit gingen wir wieder, um die nächsten Kisten holen zu fahren.
 

~*~
 

Zahlreiche Kisten später hatten wir unsere Aufgabe erledigt und machten uns daran, Miyavi zu helfen, der zwar mit dem Bett klar gekommen war, jedoch auch noch die anderen Sachen aufbauen musste, und damit es schneller ging halfen wir eben. Zwischendurch rief noch Shinji an und fragte, wer den jetzt sie und die Schrankeinzelteile mal holen würde. Also fuhr ich nochmal mit dem großen Wagen los um auch noch das zu erledigen. Tsukasa fuhr auch los, um Melody, Masuyo und einiges Gekauftes zu dem Haus zu fahren. Masuyo und die Jungs halfen Lovelie beim auf- und einräumen, während Melody die Küche und den Flur davor in ein wahres Duftfeld verwandelte. Irgendwann lief ich fast nur noch sabbernd daran vorbei.
 

Als endlich alles fertig zum Haus gefahren, aufgebaut und verräumt war, war es bereits dunkel draußen. Lovelie hatte noch ein oder zwei Kartons herumstehen, doch die würde sie am nächsten Tag sortieren, meinte sie. Erschöpft aber überaus zufrieden gingen wir also alle in die Küche, um uns Melodys Wunderwerk des Essens anzusehen.

Und tatsächlich: Sie hatte ein wahres Festmahl gezaubert.

„Da sind ja meine fleißigen Helfer“, begrüßte sie uns auch schon, „Sucht euch einen Platz. Ich habe noch einige Stühle zusammengesucht, damit jeder sitzen kann.“

„Du bist ein Engel“, meinte Miyavi und küsste sie freudig, bevor er als Erster, schneller als wir schauen konnten, am Tisch saß.

Schmunzelnd nahmen auch wir anderen Platz. Ich fand es etwas schade, dass Michio und Hiroshi nicht mit dabei waren, aber was soll’s….der Tag war trotzdem schön gewesen. In Ruhe aßen wir unser Abendbrot, während Masuyo und Shinji fast für zwei aßen.

„Shinji…du weißt, dass du ausgewachsen bist?“, erinnerte ich ihn deshalb schmunzelnd.

„Was? Ich versteh nicht…“, murmelte mein…ja, in diesem Moment sah er mehr nach Hamster aus als je zuvor.

„Du isst zu viel, Shin“, kam es nüchtern von Satoru, „Wenn Lovelie so viel essen würde, würde ich es ja verstehen, aber so.“

„Ach, ein gesunder Hunger ist doch gut“, nahm Melody ihn in Schutz, sodass Shinji wieder zu grinsen begann und nickte. „Genau!“

„Pah. Muss ja nur ich immer für dich kochen, Fresskopf“, brummelte Satoru leise und erntete dafür einen entsetzten Blick. Ich hingegen musste leise lachen. Es war einfach herrlich, mit allen beisammen zu sitzen!

„Ich kann es doch auch mal übernehmen. Wobei ich nicht wirklich gut bin. Aber ich bin Lernwillig“, beteiligte sich nun auch Lovelie. Sanft betrachtete ich die Kleine, die jetzt zu ihrem Bruder blickte. „Außerdem bin ich so einen Hunger schon von Masuyo gewohnt, also macht mir das nichts aus.“

Wir ‚Alten‘ begannen zu lachen, ehe auch unsere Grünschnäbel mit einstimmten. Insgesamt war es noch ein schöner Ausklang des Tages.
 

~*~
 

Nach dem Essen saßen wir noch etwas beieinander und quatschten über dies und jenes, bis Miyavi, Melody und Masuyo irgendwann entschieden, dass sie langsam losmachen würden. Ein Blick zu Kenji reichte um festzustellen, dass wir beide dieselbe Idee hatten. Also wollten auch wir uns von unserer Jugend verabschieden.
 

„Ihr wollt schon gehen?“, Shinji blickte mich mit großen Kulleraugen an, „Dad, bitte noch nicht! Komm schon!“

„Ich würde ja gern noch bleiben, Shinji..“, begann ich und sah leidvoll zu meinem Sohn, der jetzt an meinem Arm hing. Ich hatte schon immer gehasst, mich von ihm zu verabschieden. Egal, ob es in den Kindergarten, die Schule oder später von zuhause war..!

„…Aber Michio…ich sollte wirklich nach ihm schauen. Ich meine, Hana ist bei den beiden, aber trotzdem. Sie ist auch nicht mehr die Jüngste und ich kann nicht erwarten, dass sie ihn die ganze Zeit umsorgt.“

Shinji betrachtete mich, bevor er frustriert aufseufzte. Argh. Nach 21 Jahren schaffte ich es noch immer nicht, diesem enttäuschten Blick zu wiederstehen!

„Shinji…“, entkam es mir seufzend, nicht wissend, was ich noch tun sollte. Deshalb war ich auch ziemlich überrascht, als er mich auf einmal anstrahlte. „Ich hab‘s! Ich komm nochmal mit!“

„Was?“

„Ja! Ich wollte Mapa sowieso gern sehen. Oder Satoru?“

„Du meinst, mal nach unseren kranken Mamas schauen?“, er stellte sich hinter Shinji und legte diesem den Kopf auf die Schulter, überlegte währenddessen. Dann nickte er. „Warum nicht. Lovelie? Was sagst du?“

„Ihr wollt eure Eltern besuchen?“, fragte sie fröhlich und gesellte sich zu uns, neigte den Kopf.

„Klingt toll. Ich würde auch gern mitkommen, aber ich glaube, ich räume lieber noch etwas die Kartons aus.“

„Was? Das kannst du doch morgen oder am Wochenende machen.“

„Nein, ich habe Lust, noch darin herumzukramen“, sie lachte fröhlich, „Irgendwo darin muss mein eines Kuschelkissen sein. Das will ich unbedingt noch finden.“

„Du kannst doch auch mit uns kuscheln~“, schlug Shinji vor, wurde von ihr jedoch konsequent abgewehrt. „Äe, äh. Ich brauche das Kissen. Das ist ein ganz altes Geschenk von Papa und Mama, das möchte ich gern bei mir liegen haben.“

Neugierig neigte ich den Kopf, bevor ich wissend lächelte. Egal wie alt sie wurden, sie hingen an bestimmten Dingen, die wir Eltern ihnen geschenkt hatten. Dieses Wissen machte mich glücklich, denn bei Shinji war es genauso. Der hatte bei Zeiten seine normalen Spielsachen ausgeräumt- seine Plüschgiraffe und -ziege jedoch, die er seit seiner Geburt hatte, hegte und pflegte er.
 

„Also geht kein Weg rein und wir müssen dich hier lassen“, stellte Shinji schließlich nüchtern fest.

Lovelie nickte nur breit grinsend.

„Satoru? Können wir das?“

„Klar. Sie kann zuschließen. Hab nicht immer so einen Schiss.“

Oh, das saß. Entsetzt sah Shinji ihn an, bevor er zu mir blickte, weil ich zu lachen begonnen hatte. „Entschuldigt. Aber gut, lasst uns endlich langsam losmachen. Kenji steht schon da wie auf der Flucht.“

Sanft blickte ich zu meinem Freund und Kollegen, der mit Jacke und Straßenschuhen im Türrahmen stand. „Ich warte nur auf euch“, verkündete er ruhig. Shinji seufzte, drückte Lovelie noch einen Kuss auf, bevor er mit zu mir in den Wagen stieg, während Satoru bei Tsukasa mitfuhr.
 


 

~~**~~
 


 

Danke an:
 

@Kaiphil: Haha, danke ;) Es freut mich, sowas zu hören. Ich achte immer ganz kleinkariert auf Fehler, geh alles noch zig mal durch, aber jeden finde ich leider nicht. Dann lautet mein Motto: Wenn Fehler, dann bitte nicht so offensichtlich xD Wenn es also nicht so auffällt, bin ich schon ganz glücklich xD
 

@Lucel: Haha, ja, ich mag solche Anspielungen selbst sehr gern ;) Die Mamas kommen das nächste Kapitel nochmal. Und ja, der Schrank ist zumindest in meiner Vorstellung sehr schön^^
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

61. - Liebevoller Pfleger

61. - Liebevoller Pfleger
 

Tsukasa holt seinen Kranken ab
 

Als wir beim Hause Matsumura ankamen, hielt direkt neben mir Karyu, bevor dessen Sohn auch schon zur Haustür rannte. Ich konnte noch irgendetwas, dass sich wie ‚Ich rette dich, Mapa!‘ anhörte, wahrnehmen. Blinzelnd drehte ich mich zu Satoru. „Sicher, dass ihm das Schrankabbauen bekommen ist?“

„Bin ich mir mittlerweile nicht mehr. Vielleicht ist da Staub freigesetzt worden, den er falsch eingeatmet hat oder so etwas in der Art.“

Ich musste lachen, dann stieg ich aus dem Wagen. „Dann lass uns mal nach unserem Hiroshi sehen.“ Sato nickte, bevor er weitaus gemütlicher zur Haustür lief als Shinji und dessen Vater.

„Mapa! Kami-sama, nein, bleib so!“

„Ahh…lass mich los…“

Ich konnte die beiden bereits bis in den Gang hören. Satoru auch, denn der verdrehte schon die Augen. „Sei nicht so streng mit ihm“, schmunzelte ich, „Er ist nun mal ganz Karyus Sohn.“

„Ich weiß…ich ‚freu‘ mich ja auch schon, wie sich das mit Lovelie noch entwickelt…er wird sie zu Tode versorgen“, grinsend lief er vor, ich schlüpfte noch aus meinem anderen Schuh, dann folgte ich ihm einfach. Hausschlappen hin oder her, wir sahen das alle nicht so streng.
 

Im Wohnzimmer bot sich mir dann auch schon folgendes Bild:

Shinji hing halb auf Mapa und versuchte ihn zu umarmen, ohne das der Schmerzen hatte- was er scheinbar aber doch hatte. Mein Hiroshi saß auf der Couch in der Ecke neben ihnen, dick in eine Decke eingemummelt, auf dem Schoß seinen Laptop, während er die beiden lachend beobachtete.

„Genau so habe ich ihn mir krank vorgestellt“, grinste Satoru mir zu und ich nickte.

„Die rote Nase ist putzig, oder? Ich habe ihn heute schon geärgert.“

„Ja…frag ihn, ob er mir so zu Weihnachten mein Geschenk gibt- dann werde ich ihn nur noch Rudolph nennen.“

Lachend lief ich zu Hiroshi und setzte mich neben ihn. Fragend schob er sich seine Brille zurecht, bevor er lächelte. „Da bist du ja.“

„Denkst du, ich hab dich vergessen?“, schmunzelnd küsste ich seine Wange. Damit musste ich mich vergnügen, weil immer wenn er kränkelte, wollte er keine richtigen Küsse.

„Nein…das nicht…“, murmelte er kleinlaut, bevor er sich zufrieden seufzend an mich lehnte. „Ich hab euch alle vermisst.“

„War es so schlimm mit Michio?“

„Zwischenzeitlich ja“, nickte er.

„Hey!“, beschwerte sich besagtes Objekt in Shinjis Armen und kämpfte sich gerade das Sichtfeld frei. „Ich bin überhaupt nicht schlimm! Komm, es war…ahh…soweit ganz gut…“

„Ja, bis auf dein ständiges Genörgel und Gestöhne war es ganz witzig“, fand Hizumi lachend und erntete einen bösen Blick von unserem Bassisten. „Als wenn ich was dafür kann, wenn mir alles weh tut…!“

„Das meint ich ja nicht…Ich meine auch so, du hast dauernd an Hana herum gemeckert.“

„Ah, die alte Hexe!“ Entsetzt neigte ich mich etwas von Michio weg, als der nun noch lauter wurde. „Was war denn schon wieder?“, fragte ich Hiroshi deshalb leise, doch Michio hörte es. „Die hat mich mit irgendeiner Paste eingerieben! Wi-der-lich!“

„Er meint eine Creme gegen Muskelschmerzen“, übersetzte mein Liebster leise.

„Ach so.“

„Pah, Creme…Wer weiß, was da drin war…Froschschenkel und-“

„Michio!“, riefen Karyu und Shinji gleichzeitig, sodass ich lachen musste. Diese Familie war wirklich ein einziges Chaos!

„Lach nicht…du Nicht-Kranker…“, murmelte Michio und rollte sich in seiner Ecke zusammen. „Seid doch nicht alle so fies zu mir…“

„Ohh, eine Tüte Mitleid für Michio.“

„Halt die Klappe, Kenji!“

„Na na, Schatz. Beruhige dich“, mischte sich Yoshi ein und schob Shinji beiseite. „Soll ich dich ins Bett bringen? Du siehst müde aus.“

„Hmm…wird wohl bald gehen…vorher würde ich gern ins Bad. Falls ich soweit komme.“

„Soll ich fragen, ob mein Opa dir seinen Rollator ausleiht?“, bot ich an und duckte mich gerade so weg, als ein Kissen geflogen kam. Hiroshi neben mir blinzelte. „So schnell habe ich ihn den ganzen Tag noch nicht erlebt.“

„Wirst du auch nicht mehr, ich glaube, er hat sich ausgezahlt“, ich deutete auf Michio, der gerade mit schmerzverzerrtem Gesicht die Zähne zusammenbiss.

„Vielleicht…sollten wir auch langsam gehen“, murmelte mein zum Rentier mutiertes Goldkehlchen, dass sich jetzt eines der Taschentücher aus der entsprechenden Box zog. „Ich fühl mich langsam echt schlapp.“

„Kommt davon, weil du den ganzen Tag nur an die Arbeit gedacht hast.“

„Gar nicht wahr…“

Doch. Sonst hättest du nicht den da in der Hand“, ich nickte zu dem Laptop. Ertappt lächelte Hiroshi mich an. „Gut, okay, vielleicht hab ich es dezent übertrieben.“

„Dezent zu viel.“

Er zog eine Schmollschnute, während ich ihm einen Kuss auf die Schläfe gab. „Na komm, lass uns deine Sachen einräumen“, meinte ich ruhig, drehte mich dann zu Satoru um. „Willst du zurück gefahren werden?“

„Ne, ich glaub, ich laufe. Oder, Shinji?“

„Hm?“, Karyu-Junior drehte sich zu uns um, bevor er nickte, „Ja, das können wir machen. Ein bisschen frische Luft tut gut.“

„In Ordnung. Dann macht nicht zu spät los, euer Mädchen wartet.“

„Keine Sorge, es geht sofort los~“, Shinji lief freudig in den Gang, während Satoru ihm nörgelnd nachlief. Gott, die zwei waren wirklich putzig zusammen. Lange hatte ich sie mir nicht miteinander vorstellen können. Dabei waren sie eigentlich schon die ganze Zeit seelisch miteinander verbunden. Sie wussten besser als jeder andere, wie die jeweilige Hälfte von ihnen so tickte. Und wenn sie jetzt noch die körperliche Liebe hinzukommen ließen, warum nicht. Selbst wenn es nur bei der seelischen blieb…sie liebten sich. Da konnte man mir sagen, was man wollte, ich blieb bei der Meinung.

„Kenji? Gibst du mir bitte meine Laptoptasche?“, schnäuzte mein kranker Freund geräuschvoll, während er sich aus der Decke kämpfte. Lächelnd erhob ich mich von der Couch. „Mit Vergnügen, mein Engel.“
 

~*~
 

Es dauerte nicht lang, da saßen wir im Auto und fuhren die paar Straßen zu uns. Hiroshi saß immer noch Nase schnäuzend neben mir, auf dem Schoß seine Laptoptasche. Trotzdessen, dass er so erkältet war, fand ich ihn niedlich. Wenn ihm kalt war, zog er sich seine Klamotten immer bis ganz nach oben und kuschelte sich darin ein. Und obwohl ihm der Hut und der Mantel normalerweise passten, sah er jetzt aus wie ein kleines Kind in Papas Kleidung.

„Was schmunzelst du so?“, fragte er leise, als ich in unsere Straße einbog.

„Ach nichts“, war meine amüsierte Antwort, bevor ich den Wagen in unsere Garage fuhr. Ach ja, ich bereute es bis heute nicht, es Michio und Yoshitaka gleichgetan zu haben und in ein Haus gezogen zu sein. Auch, wenn wir da manchmal recht selten durch unsere Arbeit waren. Aber immerhin. Uns war wichtig gewesen, dass unser Sohn in einer schönen Umgebung, nicht in einer Wohnung mitten in der Stadt aufwächst.

„Ah…ach man…“, hörte ich es schimpfen, als ich ausgestiegen war. Fragend sah ich zu Hizu, bevor ich ihm lachend die Tür öffnete. „Ein bisschen schwach auf der Brust?“, neckte ich sanft, während er leise schnaubte. „Mach dich nur lustig…wenn du mal krank bist, bin ich auch so fies.“

„Erstens bist du das nicht. Du bist nämlich ein ganz Lieber, da kannst du nicht fies sein. Und zweitens werde ich nicht krank.“ Fröhlich ging ich die Tür aufschließen, während er so etwas wie ‚das werden wir ja noch sehen ‘ murmelte.

„Na komm“, meinte ich liebevoll und nahm ihm den Laptop ab, damit er sich aus seiner ‚Schutzkleidung‘ schälen konnte.

„Ah…danke…“, seufzend tat er sich schwer damit, aber ich ließ ihn. Zu sehr bemuttern wie Karyu wollte ich ihn dann auch nicht. „Soll ich dir was zu essen machen?“

„Nein danke. Hana hat uns schon bekocht.“

„Oh, da wird sich Zero aber gefreut haben…“, grinste ich gemein und stellte die Schuhe weg, bevor ich in meine Hauspantoffeln schlüpfte.

„Ach, dem hat es geschmeckt…er gab es nur nicht so zu.“

„Typisch.“

„Hast du schon gegessen?“

„Ja, Melody hat uns Abendessen gemacht. War sehr lecker. Aber was sagst du dazu, wenn ich dir jetzt ein schönes heißes Bad mache, damit du dich noch ein wenig ausspannen kannst?“

„Ah ja…das wäre schön. Mein Rücken schmerzt auch schon.“

„Gliederschmerzen sind völlig normal bei einer richtigen Erkältung. Also…ein schönes, heißes Bad“, ich zog ihn zärtlich an mich und küsste seinen Hals, während er zufrieden aufseufzte.

„Das klingt so schön…aber nicht, dass ich wieder in Ohnmacht falle.“

„Ich weiß“, knurrte ich leise beim Gedanken an das letzte Mal. Da war er mir fiebrig im Bad zusammengeklappt. Das war zum Glück jedoch schon Jahre her. „Aber da war ich auch kurz weg. Dieses Mal bleibe ich bei dir sitzen und wasch dich. Einverstanden?“

„Hmm…toll. Und du?“

„Ich dusche morgen. Nimm es mir nicht übel, aber ich habe gerade absolut keine Lust darauf.“

„Iehh, du Ferkelchen~“, lachte er leise, während ich ihm sanft in den Hals biss.

„Nicht Ferkel, Zebra. Na komm, lass uns hochgehen. Und auf dem Weg ins Bad nimmst du endlich die Maske ab.“

„Nein.“

„Doch. Du kannst hier keinen anstecken.“

„Doch, dich!“

„Quatsch. Ich sagte doch, ich werde nicht krank.“

Hiroshi grummelte, während ich ihn langsam neben mir her schob. Ich wusste, dass er wirklich immer versucht war, andere nicht anzustecken und lauter solche Sachen. Aber mein Immunsystem war nun einmal besser als seins, also. Lächelnd schob ich ihn ins Bad und dort auf den Hocker.

„Brauchst du Hilfe?“

„Also SO krank bin ich nun noch nicht“, schmunzelte er und begann sich die Strümpfe auszuziehen.

„War ja nur eine Frage“, summte ich leise und lief zur Wanne.

„Ich danke dir ja auch, Schatz…“

Ich nickte, schaute jedoch fragend auf, als er lautstark schnaubte. Oh man, möge diese Erkältung bald verschwinden. Er war zwar putzig, wenn er krank war und ich konnte ihn umsorgen, aber trotzdem…gesund gefiel er mir wesentlich besser.

Leise meine Melodie von zuvor weitersummend ließ ich die Wanne mit schön heißem Wasser volllaufen. Jedoch nicht zu heiß, versteht sich. Dann wanderte mein Blick über die Flaschen, die wir noch da hatten. Eigentlich war ich nicht so ein Freund von Badezusätzen, aber heute schüttete ich ihm etwas ins Wasser. Das hatte ich vor einer Weile, als die Erkältungszeit gerade anfing, gekauft. Und nun konnte ich es wenigstens ausprobieren. Neugierig roch ich an der Flasche und lächelte. Der Geruch war intensiv, ließ einen aber gut durchatmen. Wenn das nichts für seine Nase war.

Während das Wasser weiter lief, drehte ich mich zu Hizu um, der leise lachte, bevor er einfach stumm sitzen blieb. Fragend hob ich eine Braue, als ich das ‚Meisterwerk‘ vor mir betrachtete. Er hing irgendwie in seinem Pullover, bekam ihn scheinbar aber nicht über den Kopf.

„Du bist echt einmalig, mein Vögelchen“, gluckste ich und half ihm aus seiner Misere.

„Ich weiß, ich bin ein Schussel“, gab er schmunzelnd zu und erhob sich, um aus dem Rest zu schlüpfen.

„Quatsch. Nur, wenn du krank bist.“

„Immerhin. Oh man….hilfst du mir in die Wanne?“

„Schwächelt da jemand?“, ärgerte ich ihn ein wenig, legte aber liebevoll einen Arm um ihn. „Na komm.“ In Ruhe half ich ihm schließlich ins Wasser.

„Oh tut das gut“, seufzte Hiroshi auch schon wohlig, während er die Augen schloss und sich zurücklehnte. „So schön warm.“

„Das freut mich“, meinte ich ehrlich und zog mir den Hocker zur Wanne. Einen Moment betrachtete ich ihn einfach nur, bevor ich ihm die Haare aus der Stirn strich. „Hast du bei Michio noch einmal Fieber gemessen?“

„Ja. Es war nur schwach erhöhte Temperatur. Also nicht mal Fieber“, lächelnd blickte er mich an, während seine Augen glücklich funkelten. Ah, wie ich diesen Blick liebte. Egal wie alt er wurde, er sah immer noch aus wie damals. Unverändert schön.

„Sehr gut“, erwiderte ich etwas verspätet und streichelte seine Wange auf und ab, bevor ich seine Stirn küsste. „Du bist sicher bald wieder fit.“

„Hoffentlich. Ich habe eigentlich keine Lust auf krank sein.“

„Das hat man selten“, lachte ich, „Aber sieh es mal so: Wir haben zurzeit wenig Stress.“

„Umso schlimmer, ich werd in meinen ruhigen Tagen krank- toll.“

„Ach komm. Sieh es nicht so schlimm. Ich glaube Zero hat es zumindest heute schlimmer gehabt, oder?“

„Stimmt.“ Lachend lehnte er sich zurück und atmete tief ein. „Hm…das Badezeug riecht gut. Wenn ich einatme, zieht es mir fast bis in die Lunge, so kommt es einem zumindest vor.“

„Sehr gut. Ich hatte gehofft, dass es dir etwas hilft.“

„Ja, das tut es. Dankeschön.“ Für einen Moment sah es so aus, als würde er sich zu mir beugen und mich küssen wollen. Doch er tat es nicht. Da mir der Grund klar war, tat ich mich vorbeugen und hauchte ihm hauchzart einen Kuss auf die Lippen.

„Nicht…“, murmelte er leise dagegen und löste sich wieder. „Du wirst sonst krank…“

„Ach quatsch. Ich liebe dich, Hiroshi. Mich haut deine kleine Erkältung nicht gleich um.“

Er schien mit sich zu ringen, schwieg dann jedoch und schloss die Augen. Zufrieden betrachtete ich ihn, bevor ich mich nach einem Schwamm umsah. „Soll ich?“, fragte ich freundlich, als ich mit eben jenem Objekt wieder vor ihm saß. Blinzelnd öffnete Hiroshi ein Auge, bevor er sich nickend aufrichtete.

„Ja, bitte.“ Grinsend drehte er mir den Rücken zu und lehnte sich mit den Armen gegen den gegenüberliegenden Rand. Ich wollte noch etwas sagen, als er jedoch wieder zu schniefen begann. Liebevoll verdrehte ich die Augen. „Warte.“ Sekunden später saß ich wieder bei ihm und reichte ihm ein Taschentuch.

„Danke…ach, das ist das Nervigste daran…“, murmelnd putzte sich mein Goldkehlchen den Schnabel, bevor er es auf den Rand legte. „Ich brauch es sicher gleich wieder…“

„Mal sehen“, kam es nur geduldig von mir, während ich wartete, dass er wieder seine bequeme Position einnahm.
 

„So…Dann jetzt bitte ganz entspannen“, meinte ich schließlich als er soweit war. Lächelnd tauchte ich den Schwamm ins Wasser und begann ihm über den Rücken zu wischen. Erst ließ ich nur immer wieder sanft das Wasser über seine Haut laufen. Erst nach einer Weile fuhr ich ihm immer und immer wieder mit dem Schwamm über den Rücken. Hiroshi seufzte zufrieden.

„Du bist so lieb zu mir…“, murmelte er leise und erschauerte wohlig.

„Ich bin immer lieb zu dir“, entgegnete ich ruhig und malte weiter unbedeutende Muster.

„Nein, wenn ich krank bin, bist du besonders lieb“, bemerkte er und seine Stimme war so warm, dass ich wusste, dass er lächeln musste.

„Naja…du bist unglaublich süß, wenn du krank bist“, gab ich schmunzelnd zu, „Es macht mir Spaß, dich ab und an auch einmal bemuttern zu können.“

„Macht es mir bei dir auch…nur wirst du seltener krank“, er lachte.

„Ach, das kommt vielleicht, wenn ich älter werde.“

„Klar, immer doch. Wie war es heute eigentlich? Ich meine mit Satoru?“

„Er war gut drauf. Erst war er ja bei Shinji, aber auch später…er scheint wieder aufzublühen.“

„Gott sei Dank. Ich mache mir immer noch Sorgen.“

„Ich weiß. Ich hab mich auch mit ihm heute kurz unterhalten. Über seine Therapie.“

„Und? Hilft sie ihm?“

„Ja, er sagt, es hilft ihm sehr. Seine Therapeutin hat ihm neulich jedoch angeboten, sich vom Arzt Antidepressiva verschreiben zu lassen.“

Ich konnte spüren, wie Hiroshi sich mit einem Schlag verkrampfte. „Und…?“, fragte er nach einer Weile des Schweigens, „Macht er es…? Hat er also doch..?“

„Ja, wahrscheinlich. Die Therapeutin meinte, es ist eine leichte Form von Depression. Aber nein, er nimmt sie nicht.“

„Was? Wieso? Ich meine, wenn es wirklich…“, Hiro hatte den Kopf zu mir gedreht. Nur zu deutlich sah ich, dass seine Unterlippe zitterte. Zärtlich umfasste ich sein Gesicht und schüttelte den Kopf.

„Er sagte, es war ihm fast schon klar. Er habe immer noch Tage, an denen er sich leer und unbedeutend fühle. Auch jetzt noch, obwohl wieder alles in Ordnung ist. Aber er sagt auch, dass er das in den Griff bekäme. Shinji und Lovelie würden ihm sehr helfen. Was ich auch wirklich gut fand, war eben, dass er die Medikamente abgelehnt hat. Er sagt, er braucht sie nicht. Er fängt sich immer wieder schnell und wenn ihn alles zu übermannen droht, findet er trotzdem einen Ausweg.“

„Das…das klingt gut…“, ich wusste, dass Hiroshi nicht überzeugt war, aber es beruhigte ihn.

„Hm…find ich auch. Satoru nimmt sie sicher nicht, weil er Angst hat, abhängig zu werden. So war er schon immer.“

„Ich weiß….aber eigentlich hat er auch einen starken Charakter. Und trotzdem…ich mache mir Vorwürfe, Kenji. Hätten wir es verhindern können? Es geht doch nicht wieder weg, oder?“

„Das wird sich zeigen, meinte er. Die Therapeutin sieht momentan keine Probleme mit ihm oder seiner Einstellung. Sie sagte, es ist keine schwere Form, also braucht er die Tabletten auch nicht unbedingt, es war nur ein Angebot. Er ist jedoch wirklich gewillt, sich der Niedergeschlagenheit, die er manchmal verspürt, nicht hinzugeben. Ich denke auch, dass er stark genug ist, das zu schaffen. Und außerdem Hiroshi: Wir hätten nichts tun können. Es ist vieles, was ihn dahin getrieben haben könnte. Schau dir nur sein Leben an, abgesehen von uns: Er kennt seine richtigen Eltern gar nicht, er hatte es in der Schule schwer durch seine Klassenkammeraden, dann die Sache mit Shinji und Lovelie. Wir hätten nichts machen können.“

„Dann…müssen wir damit leben?“

„Ja. Aber glaub mir, als ich mit ihm sprach, habe ich ihm voll und ganz vertraut. Sprich auch noch einmal mit ihm darüber. Danach wird es dir sicher besser gehen, vertrau mir.“

„Okay…wenn du das sagst.“

„Ja, sag ich. Vertrau unserem Jungen einfach. Er wird jetzt erwachsen und weiß, was er will. Außerdem….vielleicht geht es im besser, wenn das Baby da ist.“

„Oder schlechter..“

„Hiroshi. Sato hat auch noch einmal gesagt dass ich dir klar machen soll, dass es nichts Schlimmes ist. Er selbst sieht es nicht als Krankheit an. Es ist eben ein Teil seiner Persönlichkeit geworden. Genauso, wie Zero eben ein alter Muffel ist. Jeder Mensch ist unterschiedlich und macht sich unterschiedlich Gedanken. Das ist doch gerade das Schöne an der Welt, oder?“

Sein Blick war weiter auf mich gerichtet. Erst nach einer Weile zog sich wieder ein Lächeln über Hiroshis Gesicht, bevor er nickte. „Du hast wohl Recht.“ Damit drehte er sich langsam wieder um.

„Natürlich habe ich das. Das habe ich doch immer“, wispernd lehnte ich mich vor und hauchte einen Kuss zwischen seine Schulterblätter. Er würde weiter grübeln, aber vorerst schien ich ihn wenigstens beruhigt zu haben.
 

„Hmm…Kenji…“

Zufrieden grinsend über seine Reaktion nahm ich wieder den Schwamm und strich seine Haut auf und ab. „Stärker..“, murmelte Hiro schließlich und räkelte sich geradezu, sodass ich lachen musste. „Mensch, seit wann denn so fordernd, krankes Vögelchen?~“, neckte ich, tat ihm jedoch diesen Gefallen.

„Seit es so schön ist…das tut wirklich gut.“

„Man oh man, du weißt gar nicht, wie sündig du dich gerade benimmst“, schmunzelnd beugte ich mich vor und küsste seine nasse Schulter.

„Tu ich das?“, hauchte er leise und blickte über seine Schulter, „Dann nicht bewusst, tut mir leid.“

„Dir muss nichts leidtun…“, lächelnd ließ ich meine Fingerspitzen über seine Haut fahren. „Du bist nur gerade so verdammt sexy…wenn du nicht krank wärst, würde ich dich vernaschen“, schmunzelnd hauchte ich noch einmal einen Kuss in seinen Nacken, bevor ich mich wieder zurücklehnte und den Schwamm wieder über seinen Rücken gleiten ließ. Hiroshi jedoch lachte. „Was für ein Kompliment. Ich würde es sogar annehmen…aber mir ist gerade nicht wirklich danach…mir ist gerade eher nach kuscheln.“

„Das können wir auch tun“, überlegte ich lächelnd. „Jetzt gleich, im Bett?“

„Ja, das klingt gut. Mir wird sowieso gerade kalt.“

„Na dann…“ Ich stand auf und ging ihm ein Handtuch holen, bevor ich ihm heraushalf und ihn gleich einhüllte. „Soll ich dich abtrocknen?“

Statt mir zu antworten, nieste mein Freund leise. Lachend legte ich meine Hände dorthin, wo unter seinem Handtuch etwa seine Schultern waren.

„Gut, das war mir Antwort genug. Ich mach’s.“

„Kenji…ich kann das selbst!“, maulte er leise, war jedoch so wacklig auf den Beinen, dass ich ihn nur hätte anpusten müssen, dass er umgefallen wäre. Also trocknete ich ihn kurzerhand in Ruhe ab und sah mich dann um. „Bademantel oder Schlafsachen?“

„Schlafsachen…und darüber vielleicht noch den Bademantel…“

„So kalt?“

„Ja…ich könnte mich auf die Heizung setzen…“

„Die ist schon voll aufgedreht, Schatz. Ich geh bald kaputt.“

Wir waren eines der wenigen Häuser, das wirklich eine ordentliche Zentralheizung hatte. Die Nachbarn nutzten da eher Klimaanlagen, Ölöfen, Fußbodenheizungen, Heizstrahlern oder Kotatsus.

„Entschuldige.“

„Ach was, du kannst doch nichts dafür. Komm, wir suchen dir was heraus.“

„Okay.“
 

Hiroshi lief mit mir ins Schlafzimmer, bevor er sich etwas aus dem Schrank zog und hineinschlüpfte. Liebevoll legte ich ihm am Ende noch seinen Bademantel um. „Besser so?“

„Nein…erst, wenn ich an dir gekuschelt im Bett liege.“ Glucksend tappte er nun auf dieses zu und ließ sich hineinfallen. Schneller als ich schauen konnte, war er unter der Decke verschwunden. Schief grinsend kroch ich zu ihm und schlang ihm die Arme um.

„Oh…“, bemerkte Hiroshi leise, weshalb ich ihn anblickte. „Was ‚oh‘?“

„Ich habe keine Zähne geputzt.“

Stöhnend verdrehte ich die Augen. Das war so typisch er. Er achtete immer auf so etwas.

„Lass uns das heute mal ausfallen…dafür machen wir es morgen gründlich.“

„Du bist heute insgesamt ganz schön faul, oder?“, lachend kuschelte Hiro sich an und strich mir über die Wange. „Du bist doch ein kleines, faules-“

„Zebra“, unterbrach ich ihn grinsend und klaute mir einen Kuss. „Ich weiß, ich bin faul. Aber das muss auch mal sein.“

„Stimmt…“, zufrieden schloss er die Augen und kuschelte sich noch enger an. „Hmm…weißt du, was ich schön finde?“

„Was?“

„Das unsere Partnerschaft noch genauso gut funktioniert wie vor rund zwanzig Jahren. Und es gab nie groß Streit, glaub ich. Das ist wirklich schön.“

„Ja, hätte ich auch nie gedacht“, nickte ich ehrlich, „Zumal ich eigentlich Frauen immer bevorzugt habe. Aber du kannst ja auch sehr weiblich werden, wenn du willst“, fügte ich stichelnd hinzu. Daraufhin plusterte er die Wangen auf. „Gar nicht wahr! Ich heiße doch nicht Michio.“ Jetzt musste er selbst lachen.

„Stimmt. Aber du hättest auch eine hübsche Frau sein können.“

„Meinst du?“

„Ja…ich habe manchmal überlegt, wie es gewesen wäre, wärst du auch eine geworden.“

„Dann…hättest du mich da trotzdem genommen?~“

„Natürlich. Wahrscheinlich hätten wir dann jedoch noch mehr Kinder“, zwinkerte ich. Ob Hizu jetzt deswegen rot wurde, oder weil ihm langsam warm wurde, wusste ich nicht. „L-lieber nicht…dann hätten wir nie unseren wundervollen Satoru zu uns geholt…“, er begann sich nun doch aus seinem Mantel zu schälen.

„Stimmt auch wieder“, nickte ich. „Es war wahrscheinlich ganz gut so, wie es war.“

„Eben. Ich bin nämlich auch viel lieber ein Mann“, grinsend knabberte er mir am Hals, bevor er sich löste. „Tut mir leid.“

„Wieso? Sag offen, was du möchtest.“

„Ich möchte doch gern ein wenig mit dir Küssen und…aber ich will dich nicht anstecken.“

„Quatsch. Ich werde nicht krank, Süßer, wie oft denn noch.“ Zärtlich und ein wenig frech schlüpfte meine Hand unter sein Oberteil. „Solange du mir nicht wegklappst, darfst du alles.“

„Das klingt gut…Nur wenn du krank wirst, bin ich nicht schuld!“, er lehnte sich zum Nachtschrank und zog sich ein Taschentuch hervor. Schief lächelnd sah ich ihm zu und nickte. „Gut, versprochen. Wenn, dann bestand ich darauf und war dumm.“

„Auf jeden Fall.“

Schmunzelnd küsste ich seine Stirn und strich ihm durch die Haare, als er fertig war. „So, was möchtest du gern?“

„Kuscheln…Küssen…mich verwöhnen lassen?“ Wie so oft setzte er seinen Bettelblick mit den großen Kulleräuglein auf. „Oh Gott.“ Ich musste lachen, fing mich aber schnell wieder, bevor ich mich über ihn beugte und ihm tief in die Augen blickte. „Wie wär’s, wenn wir einfach mal anfangen und schauen, was draus wird?“

„Das…klingt gut. Aber ich sag dir gleich…ich bin zu nicht viel zu gebrauchen. Also nichts mit Ausdauer oder so.“

„Keine Sorge“, lachte ich, „Mir ist auch nicht nach Leistungssport…höchstens ganz gemütlichen, langsamen Kuschelsex?“

„Im Seniorentempo?“, auch Hiroshi musste lachen, bevor er mir die Arme um den Nacken schlang. „Probieren wir es einfach aus.“

„Genau. Mehr als einschlafen kannst du mir ja nicht“, ärgerte ich ihn ein letztes Mal, bevor ich zärtlich seine Lippen mit meinen streifte.
 


 

~~**~~
 

Aufgrund einer Nachricht bei FF.de, die mich nachdenklich gestimmt hat, habe ich auf der Homepage von Shinji eine neue Seite angelegt. Schaut mal vorbei.

http://shinji-women.de.tl/Leserfragen-und-meine-Antworten.htm
 

Danke an:
 

@Kaiphil: Jup, ein Wunder, das das Ding noch ganz ist und keiner zum Arzt musste ;D

@Lucel: Ich liebe die Plüschies °w° Nur kann ich sie leider nicht immer einbauen.
 

@Cat2010: Haha, die zweite, die Shinji als "wuselig" beschreibt ;) Sollte ich mal in die Charakterbeschreibung aufnehmen...
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

62. - Geschenk

62. - Geschenk
 

Lovelie ist mal dran!
 

Heute war wirklich ein schöner Tag gewesen, bemerkte ich lächelnd, bevor mein Blick zum Fenster wanderte. Langsam aber sicher wurde es draußen dunkel. Ich mochte es, wenn es zeitiger dunkel wurde. Keine Ahnung warum. Es war einfach schön, sich dann gemütlich zuhause einzunisten.

Nachdenklich strich ich mir über den Bauch.

Es war Samstag und ich hatte den Tag zuhause verbracht, weil es mir am Morgen nicht so gut gegangen war. Beim Gedanken daran musste ich schmunzeln. Natürlich war es nie schön, wenn einem übel oder dergleichen war, aber da ich wusste, was die Ursache war, war es nur halb so schlimm. Mama hatte gesagt, dass es Tage geben würde, an denen ich mich unwohl fühlen und womöglich mit Übelkeit zu kämpfen haben würde. Und da ich mich darauf eingestellt hatte, war es wirklich erträglich. Außerdem war es schön zu wissen, dass sich da was Kleines in einem entwickelte. Natürlich war ich jung, aber jeden Tag, den ich länger mit den beiden Jungs zusammenlebte, wurde mir umso bewusster, dass ich es wirklich wollte. Ich wollte eine kleine Familie und auch die Jungs konnten sich immer mehr mit dem Gedanken anfreunden. Ja, momentan war es wirklich harmonisch, so wie es war.
 

Dadurch dass es mir heute nicht gut gegangen war, war ich auch nicht mit auf die Feier gegangen. Die Jungs von Scael force hatten uns eingeladen. Jedoch hätte ich sowieso nicht viel zu tun gehabt auf der Feier- es floss Hundertpro Alkohol. Zumindest bei Isa und Nabu.

Nabu war der Einzige, der sofort zugesagt hatte. Shinji hatte dankend abgelehnt. Er hatte eine wahre Phobie vor Alkohol entwickelt und rührte keinen mehr an. Nicht mal mehr kleine Gläser, auch wenn Nabu ihn ab und an zu überreden versuchte. Ich fand es ganz gut. Nachdem was Satoru mir erzählt hatte, wie er sich betrunken immer benommen hatte -abgesehen von dem Motorradunfall und der Sexgeschichte- hatte ich nur Angst, dass er sich irgendwann wirklich noch den Hals brach.

Heute jedoch war er jeglichen Überredungsversuchen gegenüber stark geblieben und war auch jetzt zuhause- er saß in seinem Zimmer und machte etwas für die Uni. Auch ich hatte mich zurückgezogen, weil ab und an jeder von uns mal Zeit für sich brauchte.

Satoru war jedoch zu der Feier gegangen- wenn auch sehr, sehr widerwillig. Er hatte auch zuhause bleiben wollen, doch Nabu hatte ihn überredet und auch wir hatten ihm versichert, dass er ruhig gehen sollte. Ich wollte die Jungs nicht von dem ganzen Spaß abhalten- denn er hatte nur wegen mir hierbleiben wollen, das wusste ich. Ich kannte Satoru mittlerweile gut genug, um in seinem Blick seine versteckten Gefühle zu lesen. Shinji wollte zwar auch wegen seiner Sorge um mich hier bleiben, jedoch hatte er auch noch selbst zu tun und ich hatte ihn nicht auf die Feier zwingen wollen, da er wirklich nicht ausgesehen hatte, als würde er unbedingt dorthin wollen.

Und so waren wir eben beide geblieben und hatten erst die Zeit zusammen und jetzt jeder einzeln für sich verbracht.

In Gedanken versunken stand ich auf und zog die Vorhänge zu, während ich mir wieder über den Bauch strich. Das war mittlerweile so eine Angewohnheit von mir geworden, wenn ich nachdachte.

Aber es gab etwas, dass mich schon die ganze Zeit beschäftigte. Erst war es nur ein kleiner Gedanke gewesen der flüchtig mal gekommen war, doch jetzt wurde dieser immer größer und beschäftigte mich nun schon seit einer ganzen Weile.

Entschlossen lief ich schließlich zur Tür. Ich würde Shinji aufsuchen. Ich wollte etwas mit ihm besprechen, was in diesem Fall wirklich nur mit ihm ging.
 

Summend lief ich durch den Flur hinüber zu seinem Zimmer. Freundlich angeklopft, dann schob ich die Tür langsam auf und steckte meinen Kopf hinein.
 

„Shinji?“, fragte ich lächelnd. Er saß an seinem Schreibtisch und las gerade in einem Buch. Als er sich zu mir umdrehte, wurde mein Lächeln nur noch breiter- er sah so süß aus.

„Ja?“, kam es ruhig von ihm.

„Die Lesebrille steht dir“, schmunzelnd lief ich auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter. „Warum trägst du sie so selten?“

„Hmm…ich trag sie ungern.“

„Aber du solltest sie nutzen, wenn du sie brauchst.“

„Ich weiß…ich finde nur, ich seh da aus wie so ein totaler Nerd“, lachend schob er sie sich zurecht.

„Quatsch. Ich finde dich total schick damit.“

Shinjis Gesicht war fragend, bevor er liebevoll lächelte. „Danke, Süße. Aber sag, was gibt’s? Oder wolltest du nur nach mir schauen?“

„Das auch“, begann ich, wurde aber gleich ernster. „Können wir mal reden? Jetzt?“

„Klar. Ich bin sowieso fast durch“, er klappte sein Buch zu und legte die Brille weg, bevor er Andeutungen machte, dass ich mich auf seinen Schoß setzen sollte. Kichernd ließ ich mich darauf nieder und kuschelte mich in seine Arme. „Was gibt es denn? Ist es was Wichtiges?“

„Ja, eigentlich schon.“

„Aber nichts Schlimmes? Es ist nichts mit dir, dem Baby oder sowas?“

„Nein, nein“, beruhigte ich ihn sofort. „Nichts mit mir. Auch nichts mit uns. Es geht eigentlich um Satoru.“

„Was ist mit ihm?“

„Was weißt du über seine Vergangenheit?“, neugierig schielte ich zu Shinji rauf, während er nur blinzelte. „Dass wir sie zusammen verbracht haben?“

„Okay, doofe Frage“, lachte ich leise und überlegte. „Ich meinte nunja…seine Herkunft.“

„Du meinst wegen der Adoption?“

„Ja. Was weißt du darüber.“

„Nun, nur, dass Hizumi ihn adoptiert hat, weil schwule Paare gemeinsam es nicht durften, aber er als Single schon. Damals war Satoru erst ein paar Wochen alt und das war ca. ein Jahr nach meiner Geburt.“

„Das ist genau das, was ich auch wusste“, nickte ich ruhig und lehnte mich an ihn.

„Wieso fragst du überhaupt, Kätzchen?“

Ich blickte ihn an, bevor ich mich etwas drehte und den Kopf seitlich an seine Schulter lehnte. „Hat Satoru je mit dir darüber gesprochen?“

„Auch bloß nicht über mehr als das, was ich gerade genannt habe.“ Shinji schien ernsthaft irritiert. „Wieso fragst du?“

„Ich habe mich mal mit ihm darüber unterhalten“, begann ich ruhig, „Und obwohl er wie so oft seine Gefühle nicht wirklich ausgesprochen hat, glaube ich, dass es ihn immer noch sehr beschäftigt. Ich habe mich mit Papa darüber unterhalten. Der hat einen Freund, der auch adoptiert wurde. Und der wiederum meinte, es ist ganz normal, dass man sich in der Jugendzeit Gedanken um seine Herkunft macht und wissen will, woher die eigenen Wurzeln stammen. Ob man nun adoptiert wurde oder ob ein Elternteil fehlt- es beschäftigt. Und das kann ich mir gut vorstellen, auch wenn ich selbst zum Glück meine Eltern habe.“

„Das kann schon sein…aber es schien mir nie, als wäre er unzufrieden mit Hizumi und Tsukasa.“

„Das muss nicht daran erkennbar sein. Natürlich wird er sie lieben. Sie haben ihn aufgezogen. Aber stell dir mal vor, deine Eltern wären nicht deine Eltern. Würdest du nicht auch wissen wollen, wer deine wahren Eltern sind?“

Shinji blickte mich aufmerksam an. Ihm war deutlich anzusehen, dass er mit sich rang. „Ich weiß nicht…“, antwortete er leise, „Ich liebe meine Eltern und wüsste nicht, warum ich nach anderen suchen sollte.“

„Natürlich, wir können es schwer verstehen. Aber glaubst du nicht auch, es könnte in seine Grübeleien mit hineinspielen?“

„Das kann sein…aber an seinem Zustand ist so vieles Schuld, Lovelie.“

„Ich weiß. Aber ich glaube wirklich, dass es ihn beschäftigt. Er sah bei dem Thema so verloren aus, Shinji.“

„Vielleicht hast du Recht…“, druckste er nun herum und seufzte schließlich. „Ich glaube, er hat wirklich mal etwas in der Art geäußert, dass er es gern wisse. Aber das ist schon Jahre her…worauf willst du eigentlich hinaus?“

„Ich habe mit Hizumi darüber gesprochen“, gestand ich verlegen und streichelte gedankenverloren über seine Brust. „Er konnte mir nicht wirklich helfen. Ihnen wurde damals nicht gesagt, was mit Satorus Eltern passiert sei.“

„Du hast Hiroshi gefragt? Wow, du nimmst das wirklich sehr ernst“, ich konnte Erstaunen in seiner Stimme ausmachen, weshalb ich leise seufzte. „Ja. Ich möchte ihm wirklich helfen.“

„Aber wenn Hiroshi es nicht weiß, ist das schon mal doof…“, sanft strich Shinji mir durch die Haare, weshalb ich den Blick weder hob und leicht lächelte. „Das dachte ich auch erst“, hauchte ich ruhig. „Aber ich habe selbst ein wenig nachgeforscht.“

„Eh?!“

„Ich war in dem Heim, in dem Sato damals war. Sie haben mich jedoch nur an ein Amt weiterverwiesen. Frag nicht, es war alles ziemlich durcheinander. Letztendlich bin ich bei einer Agentur gelandet, die vermisste Verwandte sucht. Die haben sich damit beschäftigt. Und vor kurzem habe ich einen Brief erthalten. Darin war ein Schreiben, dass jemand ausfindig gemacht werden konnte, das jedoch extra in einen Brief zugeschickt würde.“

„Wa-was?! Wie…ich meine wie geht das? Dürfen die Daten so einfach rausgeben?“

„Ich war mit Hizumi dort. Er ist der Erziehungsberechtigte und darf sich somit informieren. Außerdem war Hana mit…“ Ich dachte zurück an die sympathische, aber seltsame alte Dame, die zufällig vor unserem Wagen stand, als wir losfahren wollten, und dann plötzlich mitwollte.

„Oh…und? Kam der Extrabrief schon?“ - Shinji ging gar nicht weiter auf Hana ein. Scheinbar war das für ihn nicht mehr verwunderlich.

„Ja…aber ich habe ihn noch nicht geöffnet.“ Verlegen lächelte ich Shinji an, der etwas verwirrt dreinschaute, dann aber die Arme sanft enger um mich schlang. „Du bist echt süß, weißt du das?“

„Danke“, lachte ich nur und genoss seine Nähe und Wärme. „Es war mir eben wichtig. Es liegt an Satoru, ob er den Brief öffnen möchte, oder ob er ihn wegschmeißt.“

„Das wär schade um die Arbeit.“

„Egal. Es ist seine Sache. Ich wäre ihm nicht böse.“

„Dein Herz ist wirklich aus Gold.“

„Gar nicht…du bist nicht besser.“

„Quatsch“, ich bekam einen Kuss und seufzte zufrieden. „Ich mag es, wenn ihr mit mir so kuschelt. Vor allem jetzt, bei der Jahreszeit.“

„Ja, diese langsam kühler werdende Zeit ist die schönste Zeit zum Kuscheln“, lachend strich er mir über den Rücken, bevor seine Hand sanft nach vorn wanderte und dort zart über meine Brust glitt, bevor sie auf meinem Bauch liegen blieb.

„Ich freu mich schon.“

„Das sagst du mir jeden Tag“, grinsend gab ich ihm noch einen Kuss.

„Es ist ja auch so~“

„Jaja, mein Hamsterchen“, kichernd schloss nun ich die Arme um seinen Bauch und sah zu ihm auf, „Hattet ihr gestern Abend Spaß?“

Wie erwartet wurde Shinji rot, was mich herzlich zum Lachen brachte.

„Ich wusste nicht, dass du das hörst…tut mir leid…! Ich dachte, du willst deine Ruhe vor uns…deshalb wollte ich bei Sato schlafen…“

„Ist doch okay“, beruhigte ich ihn schnell und streichelte nun seine Wange.

„Ich wollte gestern auch mal allein schlafen. Das ist doch nicht schlimm. Ich habe doch nichts dagegen…im Gegenteil, ich finde es schön, dass ihr euch wieder so gut versteht.“

Shinji musterte mich noch etwas unsicher, bevor er verlegen lächelte. Gott, er konnte das so süß. Ich war echt froh, ihn zu haben.

„Ja, es ist wirklich besser geworden…wir verstehen uns wieder richtig gut. Und ich habe jetzt schon das ein oder andere Mal wieder mit ihm geschlafen…es ist…wirklich gut.“

Lachend wuschelte ich ihm durch die Haare. „Du bist echt goldig, so verlegen, Shinji. Aber ehrlich, ich freue mich wirklich. Ich denke, das tut ihm auch sehr gut.“

„Hoffentlich. Ich versuche ihm zumindest keinen Grund für seine ‚schwarzen Momente‘ zu liefern.“

Ich nickte. „Das ist immer gut. Ich denke, wir sind da jetzt beide sehr feinfühlig geworden. Aber er sagt selbst, es gehe ihm schon besser.“

„Ja…seitdem sie erkannt haben, was er hat, können sie es ordentlich behandeln. Die kognitive Therapie* scheint ihm gut zu bekommen. Ich bin froh, dass es echt nichts Schwerwiegendes ist. Sonst könnte ich da gleich mitmachen, weil ich mich schuldig fühle.“

„Ach Shinji…Sind wir nicht alle ein wenig durchgeknallt? Jeder von uns hat Fehler gemacht, ja. Trotzdem sollten wir uns nicht immer wieder daran aufziehen. Blick stolz auf das zurück. Auch wenn du Fehler gemacht hast- jeder Fehler gab dir neue Erfahrung. Wir sollten uns nicht auch noch hängen lassen. Er braucht uns.“

„Ich weiß. Aber danke. Du bist manchmal irgendwie zu schlau für dein Alter…“

„Ach Quatsch!“, lachend schlug ich ihm liebevoll gegen den Oberarm. „Ich sage nur, was ich denke. Ich bin sehr wohl noch nicht erwachsen. Ich bin noch ein Kind~“

„Nein, bist du nicht“, wiedersprach er. „Du bist eine junge Erwachsene. Wie ich und Satoru. Wir sind weder richtig erwachsen, noch sind wir kleine Kinder. Irgendwo dazwischen halt. Und für Teenies auch bald zu alt.“

Schmunzelnd schlang ich meine Arme um seinen Nacken und kuschelte mich wieder an. „Was ist schon erwachsen, Shin…“

„Ah, nicht solch philosophische Fragen“, lachte er, „Sowas kann ich dir nicht beantworten. Frag Sato, der ist schlauer. Ich bin nicht so der Denker.“

„Musst du auch nicht sein. Du hast andere Vorzüge.“ Zärtlich klaute ich mir einen Kuss, bevor mich Shinjis Seufzen den Kopf neigen ließ. „Stimmt was nicht?“

„Ach, nichts…mein Gehirn hängt nur irgendwo noch bei Sex…“

„Wir hatten seit ich euch Bescheid gegeben habe, gar nicht mehr“, fiel mir überrascht auf, bevor ich den Mund verzog. „Wollt ihr mich nicht mehr?!“

„D-doch! Nur…ich trau mich nicht.“

„Eh? Habe ich dir nicht den Männerratgeber gegeben?“

„Doch..aber ich trau mich trotzdem nicht.“

Ich musste losprusten. „Entschuldige“, kicherte ich leise, dann strich ich einmal über seine Wange. Das tat ich aber auch zu gern…seine Haut war wie Babypopo, hihi!

„Shinji. Was stand da?“

„Naja…“

„Nicht naja. Sieh mich an.“ Ich wartete, bis er meiner Aufforderung nachkam. „Was stand da?“

„Das das nicht schädlich, sonder schön wäre..?“

„Genau. Sowohl für Mama, als auch für Kind. Und wenn ihr mich weiter so vernachlässigt, werde ich wohl mal jemand anderen fragen gehen…vielleicht Kazuha oder so…“

„WAS?! NEIN!“ Kurz war ich versucht, mir die Ohren zuzuhalten. Aber Shinji schlang so heftig die Arme um mich, dass ich keuchend zu ihm aufsah. „Shin…Luft..!“

„Entschuldige. Aber bitte…geh nicht zu Kazuha! Ich-“

„Ist doch gut, das war doch nur ein Witz“, murmelte ich und schüttelte den Kopf. „Oh man, Shinji. Als wenn ich das je tun würde. Nur weil ich zwei Männer habe, heißt das nicht, dass ich offen für jeden weiteren wäre. Kazuha ist nett, aber er ist nicht mein Typ. Für mich gibt es nur den tollen Satoru und den süßen, verpeilten Shinji…“ Kichernd schob ich seine Wangen nach vorn, bis er aussah wie ein Fisch. „Hast du das verstanden?“

„Juaahha…“, nuschelte er zusammen, bis ich ihn wieder los ließ. „Mach sowas nie wieder.“

„Entschuldige, aber irgendwie muss ich dich ja ködern.“ Breit grinsend stand ich auf und lief zu seinem Bettchen, in das ich mich fallen ließ. „Ah, gemütlich.“

„Ich…sorry~ Aber ich bin da eben etwas übervorsichtig“, druckste er und setzte sich auf die Kante des Bettes.

Verstehend nickte ich, bevor ich mich auf die Seite rollte. „Hättest du denn Lust?“

„Jetzt?“

Verlegen lächelte ich. „Wenn du möchtest?“

„Gern“, Shinjis Wangen waren etwas gerötet, was mich zum Lachen brachte. „Wir lernen es wohl nie, hm?“

„Wahrscheinlich nicht, nein“, schmunzelte er verstehend.

Sanft lächelte ich ihm zu, bevor ich meine Arme ausstreckte. „Na komm her.“

Sofort kam er dieser Bitte nach und rutschte zu mir, bevor seine Lippen meinen Hals trafen. „Ich lasse mir aber ganz viel Zeit, dich neu zu erkunden, junge, angehende Mama….~“ Schmunzelnd strich ich ihm durch die Haare und nickte. „Gern.“

„Gut…aber mit ganz viel kuscheln, küssen und Zärtlichkeit~“

„Da sag ich nicht nein, mein Lieber. Da sag ich nicht nein.“
 

~*~
 

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit ich zu Shinji gegangen war. Bestimmt ein paar Stündchen. Immerhin hatten wir geredet und anschließend mindestens dreimal miteinander geschlafen. Dazwischen hatten wir uns sehr viel Zeit gelassen zum Kuscheln. Und Shinji war ebenfalls ruhig und behutsam damit vorgegangen, mich zu liebkosen. Es war wirklich mehr als gut, wenn er so liebevoll war. Er fasste mich quasi mit Samthandschuhen an- aber das war auch sehr schön. Und ja, ich genoss es sehr. Insgeheim fragte ich mich jedoch auch, ob Satoru genauso sein würde. Ich würde es wohl demnächst mal ausprobieren müssen…

„Hey“, sprach er mich wispernd im Schein der Nachttischlampe an, während seine Hand über meine Wange strich. „Woran denkst du?“

„Daran, dass du ein guter Liebhaber bist“, gluckste ich leise und kuschelte mich enger an ihn.

„Danke“, Shinji zog die Decke etwas höher und zog mich an sich. „Ich gebe mir auch immer wieder große Mühe dir zu zeigen, dass ich dich schrecklich liebe.“

„Oh glaub mir, das gelingt dir. Das gelingt dir immer wieder mehr als gut…“

Shinji schmunzelte nur, bevor er mir durch die Haare kraulte. Eine Weile lagen wir nur ruhig beieinander und streichelten uns gegenseitig. Wie sehr ich solche Momente doch liebte und genoss.
 

„Hörst du das?“, fragte Shinji schließlich, sodass ich blinzelnd den Kopf hob. „Was denn?“

„Die Haustür….ich glaube, Satoru kommt.“

„Oh, schon?“, mein Blick wanderte zur Uhr, dann räusperte ich mich. „Gut, so früh ist es auch nicht mehr. Trotzdem, ich dachte, er kommt erst weit nach Mitternacht.“

„Er ist nicht Nabu“, zwinkerte er frech, „Wollen wir nach ihm schauen oder soll er uns finden?“

„Ich würde gern runter schauen. Ich muss sowieso mal auf die Toilette.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln setzte ich mich auf und suchte mir meine Unterwäsche. „Ich geh mir mal ein Nachthemd holen.“

„In Ordnung…ich ziehe mir auch was an…“

Nickend ließ ich ihn kurz allein und ging mich in meinem Zimmer anziehen. Wenig später nach der Toilette traf ich im Flur auf Shinji und musste grinsen. „Perfektes Timing.“

„Ich komme immer zur richtigen Zeit“, meinte er nur, woraufhin ich lachen musste, als er auch noch mit den Augenbrauen wippte. „Du Ferkel.“

„Ich kann nichts dafür, das ist vererbt~“

„Jaja, rede dich nur raus.“

„Da kann ich auch nichts dafür, dass ist auch vererbt~“

„Du Spinner!“, lachend lief ich mit ihm die Treppen hinab, wo uns im Flur gerade Satoru mit von der Kälte geröteten Wangen entgegen kam. Überrascht blickte er uns an.

„Na hallo ihr beiden…“

„Hallo du einer“, ich lief auf ihn zu und schloss ihn in meine Arme. Das war jedoch keine gute Idee, denn ich erschauerte. „Hu, bist du kalt!“

„Entschuldige“, lächelte er schief und küsste meine Stirn, „Es ist draußen verdammt kalt geworden.“

„Ich merk‘s gerade. Bist du die Strecke etwa gelaufen?“

„Na mit der U-Bahn. Und dann laufen, ja. Oh Gott…hat mal jemand Taschentücher?“

Ich hob eine Braue, als er herumschniefte. Ich würde heute definitiv keinen Fuß mehr vor die Tür setzen, das stand fest.

„Hier“, Shinji reichte unserem Sänger besagtes Papierfetzchen und umarmte ihn anschließend. „Wie war die Party?“

„Schön“, strahlte er und strich sich die Haare zurück. „Ich bin dann bloß irgendwann gegangen. Nabu säuft wahrscheinlich immer noch mit-“

„Das ist nicht verwunderlich.“ - erschrocken blickte ich zu Shinji, der fast zeitgleich mit mir dasselbe ausgesprochen hatte.

„Okay…gruslig“, bemerkte Satoru und musterte uns, als wären wir Aliens, bevor er sich wieder fing. „Egal, es war auf jeden Fall cool, vor allem das Karaoke. Kibi hat eine wahre Glanzleistung hingelegt, das hatte niemand erwartet… Dafür bin ich glaub ich ziemlich angetrunken.“ Er lächelte entschuldigend, weshalb ich den Kopf neigte. „Naja, wenn du das noch merkst, dann kann es nicht so schlimm sein.“

„Ach, bei mir wirkt sich das mehr auf das Körperliche als auf das Kognitive aus“, schmunzelte er und lehnte sich an Shinji. „Können wir uns setzen?“

„Klar. Komm“, ich fasste sanft nach seinem einen Arm und zog ihn mit ins Wohnzimmer. Mit einer Decke kuschelte ich mich auch gleich an, während Shinji auf die andere Seite rutschte.

„Habt ihr was gegessen?“, wollte ich wissen.

„Ja, relativ zeitig. Tero hat für alle was bestellt. Jedoch isst er gern scharf und er wusste nicht, dass Nabu da manchmal…“

„Oh je“, entkam es mir kichernd, als ich an unseren Schlagzeuger dachte. Nabu aß gern scharf, nur sah er danach aus wie ein feuerspeiender Drache.

„Ich fand es ganz gut.“

„War nur Scael force da?“

„Nein, auch noch welche von den Mädchen und Jungs von den anderen Bands…war ein echt lustiger Abend und ich hab endlich auch mal die Freundin von Isa kennengelernt. Wenn er bei ihr ist, benimmt er sich ganz anders, das ist lustig zu beobachten. Aber mit Nabu…irgendwann half auch ihre Anwesenheit nicht mehr“, er musste lachen, „Aber sie sagt, es ist okay. So großen Blödsinn hat er angeheitert wohl noch nie angestellt.“

„Er ist ja auch nicht ich…“, murmelte Shinji leise, weshalb ich zu ihm blickte, Sato grinste jedoch. „Das ist wahr. Aber du bist ja auch einmalig. Ihr seid beide einmalig“, meinte er fröhlich und drückte uns an sich, während seine Augen freudig funkelten. Zufrieden lächelnd lehnte ich mich an ihn. Es war schön, wenn es ihm so gut ging. Ja, er machte wirklich Fortschritte.
 

„Was habt ihr die ganze Zeit so gemacht?“, fragte er schließlich leise und kraulte sowohl mir, als auch Shinji durch die Haare.

„Gelernt“, antwortete Shinji knapp.

„Mich ausgeruht, gelesen und mit Shinji Sex gehabt“, grinste ich nur ehrlich. Ich brauchte nicht um Satoru herumzusehen um zu wissen, dass Shin rot wurde.

„Also hattet ihr ebenfalls Spaß- wenn auch auf andere Weise als ich“, lachte Satoru, während ich nickte.

„Ja, kann man so sagen.“ Ich kuschelte mich kichernd an seinen Arm, während Shinji sich vorbeugte und mich mit großen Augen musterte. „Was bedeutet hier ‚kann man so sagen‘?!“

„Das es ihr gefallen hat“, meinte Satoru und drückte mich sanft. „Ich werde auch bald mal wieder meinen Anteil an dir einfordern, oder?“, sein Gesicht nahm einen spitzbübischen Ausdruck an.

„Darfst du gern“, schmunzelte ich nur und küsste seine Wange. „Immerhin hast du mich lange für Shin vernachlässigt…“

„Das stimmt“, gab er zu.

„Keine Sorge, Shinji mich ja auch. Weil er Potenzängste hat.“

„Was?! Habe ich gar nicht!“ Ich konnte nur über sein Gesicht lachen.

„Nein, war ein Witz. Er hatte trotzdem Angst, aber aus anderen Gründen.“

„Ich sorge mich nur um unser Baby!“

„Ach, der überfürsorgliche Daddy. Das hat er eindeutig von Karyu“, schmunzelte nun auch Satoru und strich mir über die Hände. Seine Worte jedoch ließen mich blinzeln, bevor ich ihn ernst anblickte. „Satoru?“

„Ja, Süße?“ Sein Blick ruhte mit einem sanften Lächeln auf mir. Oh, wäre er doch immer so locker. Immerhin konnte ich ihn ja wohl schlecht jeden Tag abfüllen.

„Wir…müssen morgen etwas besprechen.“

„Morgen? Warum nicht jetzt?“, sein Blick ruhte sanft, aber neugierig auf mir. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Weil es wichtig ist. Und ich dir das gern sagen möchte, wenn du nüchtern bist…“

„Ich bin ansprechbar, Lovelie. Du müsstest mich doch langsam kennen, ich betrinke mich nicht bis zum geht nicht mehr.“

„Ja aber…“, unsicher sah ich zu Shinji, der nur die Schultern zuckte.

„Wenn es so wichtig ist, kannst du es mir auch jetzt sagen. Aber es liegt an dir. Wenn du nicht willst, geh ich eben ins Bett.“

Sollte ich? Oder nicht…? Ach, scheiß drauf.

„Shinji?“

„Ja?“

„Geh bitte in mein Zimmer und hol den Brief aus meinem Schreibtisch. Oberste Schublade.“

„In Ordnung“, er erhob sich ohne weitere Worte und lief sofort los.

Kurz sah ich ihm nach, dann wandte ich mich wieder an Satoru, der die Stirn gerunzelt hatte.

„Schau nicht so“, meinte ich sanft und strich ihm zärtlich über das Gesicht und gab ihm einen sinnlichen Kuss.
 

„Was wolltest du mir nun sagen…?“, flüsterte er leise, als der Kuss endete.

„Bist du heute neugierig“, bemerkte ich nur und strich ihm über die Wange.

„Du hast mich immerhin neugierig gemacht…also?“

Seufzend löste ich mich von seinem Gesicht und wurde wieder ernst. „Du erinnerst dich? Als ich dich nach deiner Vergangenheit mit der Adoption und so weiter angesprochen habe?“

„Ja…?“ Oh oh, vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, ihn jetzt darauf anzusprechen, denn er wurde blass. Aber immerhin schien er mit den Gedanken nun voll da zu sein.

„Du…wusstest nicht, wer deine leiblichen Eltern sind. Und Hizumi und Tsukasa wussten es auch nicht….“

„Ja…aber warum fängst du jetzt damit an…?“, er wirkte nun sehr unsicher, weshalb ich ihm beruhigend über die Arme strich.

„Was hat das mit dir gemacht?“

„Was? Was meinst du?“

„Sei bitte ehrlich. Es hat dich beschäftigt, nicht wahr? Das ist auch einer der Gründe für deine Therapie.“

„Ich…“, Satoru stockte, bevor er sich auf die Unterlippe biss und den Blick senkte.

„Hey, es ist okay“, meinte ich schnell und schlang ihm die Arme um. „Du darfst ruhig ehrlich sein.“

„Ich hasse es, meine Gefühle zu zeigen. Vor allem aber hasse ich es, eine Schwäche zuzugeben…“, murmelte er leise und lehnte den Kopf an meine Schulter.

„Aber das ist doch keine Schwäche“, bemerkte ich verwundert. „Es ist normal, dass du das wissen möchtest, ehrlich.“

„Nein, es ist nicht gut. Hiroshi und Kenji…“

„…Waren sich das durchaus bewusst, als sie dich adoptierten. Satoru, es ist okay. Auch wenn man seine Eltern noch so sehr liebt…du darfst dir Gedanken machen, wer deine wahren Eltern sind. Und du darfst auch nach ihnen suchen.“

Er nickte leicht, stockte dann jedoch und hob den Kopf- nur um mich überrascht anzusehen.

„Warum sagst du das?“

„Ich…weißt du, ich habe mitbekommen, dass es dich beschäftigt. Und ich habe…Nachforschungen angestellt.“

„Was soll das heißen…?“

In dem Moment kam Shinji mit dem Brief zurück. „Man Lovelie, ich habe mich halb kaputt gesucht! Der war wo ganz anders…“, brummte er, wurde jedoch augenblicklich ruhig, als er Satorus Blick bemerkte. Der starrte Shinji einfach nur an -oder eher den Brief-, bevor er langsam wieder zu mir sah. „Was…also…“

„Ich habe versucht, mich über deine Eltern zu erkundigen. Doch die Spuren waren ziemlich durcheinander, weshalb ich dann direkt professionelle Leute eingeschaltet habe. Hizumi hat mir geholfen- und Hana. Auf jeden Fall wurde mir gesagt, dass ich Post erhalte, sollte jemand ausfindig gemacht werden. Und jetzt kam vor einer Weile dieser Brief….“
 

Satoru klappte der Mund auf, bevor er auf eben jenes, kleines Objekt starrte. Dann blickte er wieder zu mir. „Du…bist dir sicher, dass es nicht…eine Absage ist…? Vielleicht…“

„Wenn es das gewesen wäre, hätten sie mich angerufen, haben sie gesagt. Außerdem war der Umschlag noch einmal in einem Umschlag, weil ich sie darum gebeten hatte. Es liegt also an dir, Satoru. Wenn du wissen willst, was mit deiner blutsverwandten Familie geschehen ist, dann öffne den Brief. Du kannst ihn aber auch wegschmeißen, es liegt ganz bei dir.“

Shinji kam zu uns und hielt ihm den Brief hin.

Lange betrachtete Satoru das Papier, bevor er zweifelnd von mir zu Shinji und wieder auf das Papier blickte. Seufzend fasste er schließlich doch zu.

„Wenn ich mich nachher in einen Abgrund stürzen will, seid ihr Schuld…“, murmelte er leise und öffnete den Umschlag kurzerhand mit den Fingern.

„Lies laut“, bat Shinji und legte ihm eine Hand aufs Knie, nachdem er neben ihm Platz genommen hatte.

„…Folgende Verwandschaftszweige konnten für Satoru Yoshida, geboren Watanabe, ausfindig gemacht werden….Mutter Aimi Watanabe, geboren XXXX in der Präfektur Mie…gestorben am XXXX im Alter von 27 Jahren bei einem Autounfall. Eltern von Aimi Watanabe bereits verstorben im Jahr XXXX. Vater Tetsuya Watanabe, geboren XXXX in der Präfektur Aichi, gestorben am XXXX im Alter von 31 Jahren bei einem Autounfall. Eltern von Tetsuya Watanabe bereits verstorben. Beide keine Geschwister….“

„Also leben deine wahren Eltern nicht mehr und du bist deshalb im Heim gelandet…“, murmelte Shinji leise und senkte den Blick.

„Also gibt es keinen mehr, den du kennenlernen könntest…“, meinte nun auch ich leise. Zugegeben, ich hatte mir mehr erhofft- aber was hatte ich eigentlich erwartet? Wären seine Eltern schlecht gewesen, wüsste ich nicht, ob das wirklich so gut zu erfahren gewesen wäre. Vielleicht hätte es ihm noch mehr geschadet, hätte er erfahren, dass sie ihn nicht wollten, oder Massenmörder, Mafioso, Drogenjunkies oder was auch immer waren…

„Das war noch nicht alles, Leute“, unterbrach uns Satoru leise, sodass wir beide überrascht den Blick hoben. „Wie, da steht noch mehr?“, fragte Shinji.

„Ja….hier: Sachiko Kobayashi (geboren Watanabe), geboren XXXX in der Präfektur Mie. Eltern Aimi und Tetsuya Watanabe. Adoptiert durch XXXX und XXXX Kobayashi am XXXX… Adresse…“ Er las diese leise vor und verstummte kurz, bevor er den Brief senkte und uns einfach nur anstarrte.

„Ich habe eine Schwester.“
 

Es war eine leise Feststellung, bevor er wieder auf den Brief blickte. „Ich habe eine Schwester…“

„Wann sagtest du, ist sie geboren?“, fragte Shinji nun etwas fröhlicher, während ich ihm nickend zustimmte. Das klang doch wirklich positiv!

„Sie ist drei Jahre älter als ich…also nun ungefähr 23, 24?“

„Das ist doch gut, oder?“

„Ja, find ich auch!“, freute ich mich und sah zu Satoru, der das Papier musterte. Langsam, ganz langsam zogen sich seine Mundwinkel immer höher, bevor er überraschend aufsprang. „Ich habe eine Schwester, die lebt!“, jauchzte er freudig und sprang gleich noch einmal in die Luft. Sanft betrachtete ich ihn dabei, während mir warm ums Herz wurde. Es war so schön, ihn so zu erleben. Ich hatte immerhin nicht gewusst, wie er reagieren würde und war mir ehrlich gesagt auch nicht sicher gewesen, ob er positiv reagierte. Zumal das gerade auch für mich eine Überraschung war, dass es doch noch jemanden gab, der mit ihm verwandt war.

„Geil, richtig geil“, meinte Shinji, ging auf ihn zu und legte ihm einen Arm um. „Was wirst du jetzt tun?“

„Ich…ich weiß nicht…“, gestand Satoru, lächelte jedoch. Er schien noch völlig überwältigt. „Da ich nun ihre Adresse habe, werde ich mich mit ihr in Verbindung setzen, denk ich….“

„Du willst sie kennen lernen?“

„Ja…ja, ich glaube schon…Ich…I-ich möchte wissen, warum man uns getrennt hat, ob sie da etwas weiß. Ob sie überhaupt etwas weiß…“

„Cool. Toll, jetzt bin ich der Einzige ohne Geschwister“, Shinji lachte leise, während Satoru noch immer auf das Blatt in seinen Händen starrte. Ich erhob mich und trat zu ihm „Was geht dir durch den Kopf?“, fragte ich ihn leise.

„Vieles“, murmelte er, „Zu viel…ich möchte sie gern kennenlernen…und sie so vieles fragen…ich will wissen, wie sie so ist. Wer sie ist…Ich…wow.“ Eine einzelne Träne löste sich aus seinem Auge.

Gerührt legte ich ihm die Arme um den Bauch. „Es war scheinbar richtig, dass ich das gemacht habe, das freut mich.“

„Ja, ich…nun habe ich Gewissheit, dass sie tot sind. Das war das Hauptsächliche, was ich wissen wollte. Damit kann ich auch am besten leben, denke ich. Sonst hätte ich mich nur gefragt, warum sie mich nicht wollten, aber so war es etwas nicht Verhinderbares. Aber eine Schwester…wow. Ich hoffe, sie will mich auch kennenlernen.“

„Bestimmt. Fährst du bald zu ihr? So weit ist das gar nicht mit dem Auto…zwei Stunden vielleicht…“, bemerkte Shinji mit einem Blick auf den Brief.

„Spinnst du? Ich kann doch nicht einfach so bei ihr vorbei fahren“, überlegte Satoru, „Ich werde ihr vorher einen Brief schreiben und fragen, ob sie möchte.“

„Und wenn nicht?“

„Dann eben nicht…dann…dann weiß ich wenigstens auch, woran ich bin.“

Ich nickte. „Zumindest solltest du es probieren.“

„Stimmt…aber vorher werde ich mit meinen Eltern darüber reden. Hoffentlich sind sie nicht enttäuscht…“

„Sicher nicht. Sie werden sich freuen, dass du endlich deinen Frieden gefunden hast. Glaub mir, Hizumi hat versichert, egal was herauskommt, er wird dich immer lieben und du wirst immer ihr Sohn bleiben.“

„Das sowieso. Wir sind vielleicht nicht blutsverwandt, aber im Geiste und auch sonst…wir sind einfach eine Familie“, wieder lachend schlang er die Arme um mich und Shinji. „Ich danke euch, Leute.“

„Kein Ding. Ich hab nichts damit zu tun“, grinste Shinji, während ich zufrieden lächelte.

„Schon in Ordnung. Ich bin glücklich, wenn du es auch bist.“

„Ja, das bin ich. Danke.“

„Nichts zu danken“, gluckste ich noch einmal, bevor ich gähnen musste. „Wenn ihr mich entschuldigt…ich werde wohl duschen und dann ins Bett.“

„Ich…ich komm mit!“, kam es fröhlich von Satoru, weshalb Shinji perplex blinzelte. „Ey, ich will auch!“

„Dann komm“, lachend lief ich mit Satoru voraus. „Dann kannst du ja gleich morgen deine Eltern besuchen und mit ihnen reden, oder?“, schlug ich lächelnd vor.

„Ja eben. Ich wollte sowieso einen Krankenbesuch abstatten.“

„Hizu ist immer noch krank?!“

„Nein, der ist schon lange wieder gesund. Aber Tsu hat es weggehauen…und Hizu war sehr wütend darüber, warum auch immer“, Er zuckte grinsend die Schultern.

„Wer weiß. Vielleicht ist er zu nackig für die Jahreszeit herum gelaufen.“ Lachend lief ich ins Bad und begann mich auszuziehen, bevor mein Blick skeptisch auf die Dusche fiel. „Passen wir da allesamt überhaupt noch herein?“

„Warum sollten wir nicht? Ging doch die letzten Male schon immer ganz gut.“

„Ja schon…aber wenn mein Bauch erst ganz groß ist, dann klappt es nicht mehr“, grinste ich freudig, weshalb auch er lachen musste. „Mal schauen, mal schauen. So lange es aber noch klappt, machen wir es gemeinsam. Stimmt’s Shinji?“

„Ja…klar…“, keuchte dieser, als er ins Bad gestürmt kam und über etwas stolperte. Lachend sah ich ihnen kurz zu, dann verkrümelte ich mich unter die Dusche, bevor wenig später auch die zwei knackigen Herren zu mir stießen. Shinji erzählte von seinem Lernstoff, während Satoru ihm schweigend zuhörte, jedoch ein zartes Lächeln auf den Lippen trug.
 


 

~~**~~
 


 

* kognitive (Verhaltens)Therapie:

„Im Mittelpunkt stehen Kognitionen: Kognitionen umfassen Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen. Die kognitiven Therapieverfahren[…] gehen davon aus, dass die Art und Weise, wie wir denken, bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten und wie wir körperlich reagieren.“

In der Therapie soll der Patient lernen sich selbst zu beobachten + seine Denk- + Verhaltensmuster umzudenken (positive Umdeutungen, z.B. Problem nicht als Problem, sondern Herausforderung ansehen), bewusste Distanzierung von negativen Gedanken, etc.
 

Den ersten Teil hab ich einfach mal so von Wikipedia übernommen, weil er es kurz + prägnant zusammenfasst, was ich nur ausgeleiert hätte xD. Die ganzen Therapieverfahren sind nicht so einfach, aber ich dachte, so etwas (kT) passt zu meinem Satoru^^
 

Danke für die vielen Kommis an:
 

@Kaiphil: Danke^^ Ich mag die beiden auch, leider kommen sie echt knapp vor...aber geht halt nicht so oft D:"
 

@Toffelchan: Vielen dank für deine ehrliche, aufbauende Meinung^^ Ich hatte schon Angst, nur ich denke so //D" Aber das beruhigt mich.
 

@Cat2010: Ich weiß *seufz* Klappt nur halt nicht immer so gut. Wenn Sato dein Liebling ist, gefällt dir ja vielleich auch das aktuelle Kapitel^^ Und vielen Dank für deine Meinung. Das war das erste Mal, das ich von Lesern so etwas gehört habe- meistens kommen dann eher halt vorwürfe, wenn man mal meckert^^" Die Autorenseite sieht keiner. Und dabei schreibt man das vollkommen umsonst, das stimmt...
 

@Lucel: Ich glaube xD Und vielen Danke <3 Jap, Hizu und Tsu sind goldig ;)
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

63. - Pressefuzzis und andere Dinge

63. - Pressefuzzis und andere Dinge
 

Shinji traut seinen Augen nicht
 

Ah, wie sehr ich es doch liebte. Mein wunderschönes Kissen. Und die dazu passende, wundervolle Decke. Wie im Himmel. So schön warm und weich und…

„Shinji!“

„Was?!“, mit einem Schlag saß ich im Bett, als Satoru in mein Zimmer polterte. Müde rieb ich mir die Augen. „Was ist denn..?“

„Du schläfst ja noch!“

„Na und? Hab ich was verpasst..?“

„Wenn du Uni oder Band meinst: Nein. Ansonsten Ja.“

„Wie Ja..?“, so langsam wurde ich munter. Wenn ich etwas verpasst hatte, was nicht damit zu tun hatte, was sollte das sein? „Ist was mit Love?“

„Nicht direkt.“

„Was heißt hier nicht direkt? Fehlt ihr was? Sag schon und lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“, genervt schlug ich meine Decke zurück und verschränkte meine Arme.

„Shinji!“, kam unsere Gitarristin und Freundin jedoch auch schon ins Zimmer gelaufen, krabbelte zu mir aufs Bett und kuschelte sich an. „Gut, dass du munter bist!“

„Wieso, was ist denn? Würde mich einer mal aufklären?“ Ich hätte heulen können. Oder schreien, ja, eher schreien. Es nervte mich, wenn ich nicht gleich aufgeklärt wurde.
 

„Es war total schrecklich!“, nuschelte Lovelie in mein Oberteil, als sie sich an mich drückte. Sofort wurde ich in meinem Tonfall wieder sanfter. „Was war schrecklich?“

„Ich war einkaufen…nur mal kurz im Supermarkt, weil unser Essen alle ist. Satoru war in der Zeit ja zu seiner Therapie und du hast noch geschlafen, also bin ich allein. Es lief auch alles gut, aber auf dem Rückweg hat mich so ein Typ bedrängt. Erst nach ein paar Sekunden wurde mir bewusst, dass das ein Reporter war. Das habe ich noch nie so schlimm erlebt, zumal dann später noch zwei weitere hinzu kamen.“

„Du wurdest von Reportern bedrängt?“, entkam es mir überrascht. Gut, wir wurden langsam aber sicher bekannt. Ab und an machte man auch mal von uns auf der Straße Fotos, ja. Aber richtig bedrängt…?

„Was wollte er denn?“

„Naja…“, Lovelie schluckte, „Ich wurde gefragt, ob ich schwanger sei…“

„Sieht man das schon so stark?“, fragte ich stirnrunzelnd und strich ihr über den Bauch. „Naja, ich bin halt sehr dünn, da fällt das auf. Aber trotzdem…“

„Was hast du geantwortet?“

„Das ich mich dazu nicht äußern möchte und man sich an mein Management wenden soll, so wie Kato es gesagt hat.“

„Das war nicht das erste Mal. In so einer Klatschzeitung waren letztens auch schon Gerüchte zu lesen“, bemerkte Satoru, der noch immer im Türrahmen stand, leise.

„Worüber?“

„Na ob sie schwanger sei. Ob einer von uns der Vater ist…sowas halt. Aber da sie auch schon Nabu in Betracht gezogen haben denke ich, sie haben noch keine Ahnung.“

„Krass…woher das plötzliche Interesse? Vorher ist es auch keinem aufgefallen.“

„Wer weiß…ist ja auch egal. Ich gehe uns Frühstück machen“, damit zog Satoru von Dannen. Blinzelnd sah ich ihm nach, bevor ich mich Lovelie zuwandte und ihre Stirn küsste. „Das nächste Mal gehen wir eben alle zusammen. Dann bist du nicht allein.“

„Okay“, nickte sie leise und kuschelte einen Moment mit mir. „Schön, dass du wach bist“, grinste sie schließlich so süß, dass ich sie fest an mich zog. „Für dich doch immer“, lachte ich nur und küsste ihre Stirn. Eine Weile alberten wir herum, bevor uns ein lautes Fluchen aufhorchen ließ:

„Das gibt es ja wohl nicht! Das…oh man!“

Blinzelnd blickte Lovelie mich an. „Ist das Satoru?“

„Ich geh davon aus, außer Nabu ist da zum Spontanbesuch.“

„Was regt er sich so auf?“

„Vielleicht ist sein Essen angebrannt“, grinste ich und schob die Decke weg. „Ich zieh mich mal an und dann schauen wir mal.“

„Okay“, Lovelie nickte sanft und blieb einfach noch etwas auf meinem Bett sitzen.
 

Wenig später gingen wir runter in die Küche und erlebten einen mehr als wütend aussehenden Satoru. „Alles…in Ordnung?“ Lovelie ging gleich hinter mir in Deckung.

„Das…nichts ist in Ordnung, DAS ist eine Frechheit!“, damit schmiss er einmal quer die Morgenzeitung über den Tisch. Fragend hob ich eine Braue und setzte mich an den Tisch. Seit wann regte er sich darüber auf? Er hatte die Zeitung doch bestellt, nicht ich.

„Seite 23.“

„Okay…“, meinte ich nur und blätterte vor, bevor ich stockte. „Love, bist du…? Oh, das sind wir…“

„Was? Lass mich mal sehen“, Lovelie trat zu mir und schaute mir über die Schulter. „Eh, was soll das?“

„Das ist die Klatschseite“, kam es abfällig von Satoru, bevor er sich die Haare zurückstrich. „Lies es dir einfach durch.“

Seufzend las ich den kleinen Text zu dem Minibild, in dem verkündet wurde, dass eine verlässliche Quelle behauptete, Lovelie sei schwanger. An sich stand dazu nicht viel mehr, aber es ließ mich stutzen.

„Wer hat da bitte geplappert?“

„Niemand von uns. Auch nicht die von der Firma, oder?“

„Das würde kein anderer tun. Keiner der Mitarbeiter oder der anderen Bands“, kam es sofort von Satoru und ich nickte. „Ich traue es auch keinem zu…“

„Vielleicht hat sich jemand ausversehen verquatscht?“

„Glaube ich nicht. Wie soll man sich ausversehen über uns verquatschen? Da müssten schon direkte Fragen gekommen sein.“

„Ja aber von wem?“, ich sah darin nicht wirklich einen Sinn. Wer verbreitete das Ganze so? Wir hatten das selbst machen wollen.

„Oh Schreck, ich habe eine Idee“, kam es von Lovelie, die sich die Hand vor den Mund schlug.
 

„In der Parallelklasse gibt es ein, zwei Mädels, die mich nicht ausstehen können. Und da ich keinen Schulsport mehr mitmache, wissen die eigentlich auch Bescheid…Ich würde es ihnen zumindest zutrauen. Eher, als jemandem aus der Firma.“

„Was?!“, mir entglitt das Gesicht, „So fiese Leute sind da?!“

„Klar. Die triezen mich schon immer. Keine Ahnung was das ist, Eifersucht oder so. Die wollten mich auch schon als Miyavis Tochter hochgehen lassen. Das kam aber schon eher raus, durch Dad. Zum Glück. Aber dieses Mal waren sie vielleicht schneller…“

„Scheiße.“

„Im wahrsten Sinne des Wortes. Die werden uns jetzt die Bude einrennen. Das war doch schon bei der einen Band aus der Firma so schlimm, wo das Mädel schwanger wurde.“

„Arisa?“

„Ja, genau die. Die wurde zu Beginn stark von den Medien bedrängt.“

„Kami-sama, ich will nicht…“, Lovelie blickte gequält drein. „So sollte das nicht laufen.“

„Naja…es wäre sowieso mal rausgekommen?“, versuchte ich es vorsichtig.

„Ich wollte es aber selbst sagen! Jetzt ist es wie bei Dad damals!“, Lovelie schnaubte wütend und verzog sich erst einmal. Verwirrt sah ich ihr nach. Sie war zurzeit leider etwas unberechenbar.

„Was war mit ihrem Dad?“, fragte ich also Satoru.

„Ach, bei dem fanden die Paparazzi heraus, dass er geheiratet hatte und Melody mit Love schwanger war. Und das haben sie eben bekannt gegeben, bevor er das konnte. Lovelie sagt, er war darüber sehr wütend.“

„Verständlich“, nickte ich nur, zog mir was zu essen heran und seufzte.

„Und was machen wir jetzt?“

„Nabu informieren und mit Kato darüber reden.“

„Hm…ist wahrscheinlich das Beste.“

„Ja. Ich werde ihn anrufen, ob wir heute gleich kommen sollen. Und wenn er ja sagt, gehe ich erst einmal schauen, ob noch welche von den Spinnern draußen sind.“

„Dann bestellen wir ein Taxi.“

„Iss du dein Frühstück, ich rufe in derweil an“, damit rauschte Satoru auch schon los, während ich ihm kopfschüttelnd nach sah. Himmel, war hier heute eine Luft! Ich war auch sauer, klar. Aber…ich ließ es doch nicht an meiner kleinen ‚Familie‘ hier aus. Egal. Jetzt war mein Frühstück an der Reihe. Danach würde ich dann nach den beiden schauen gehen.
 

~*~
 

Ca. eine Stunde später machten wir uns fertig, nachdem Kato und Nabu angerufen waren. Bereits vor der Haustür wartete jedoch die nächste Überraschung.

„Du Shinji…ich weiß ja nicht, aber der da sieht nicht ganz sauber aus“, Satoru deutete unauffällig mit einem Nicken auf einen Mann gegenüberliegend bei einer Hauswand. „Stalker?“

„Hm. Warum wohl“, das Eulchen seufzte, dann wandte er sich Lovelie zu. „Einfach ignorieren und schnell ins Taxi.“ Sie nickte verstehend und so stiegen wir rasch ein und fuhren ab.
 

Wir bezahlten noch schnell und liefen die restlichen Meter zur Firma, vor dessen Toren wir jedoch bereits von der Presse erwartet wurden.

„Lovelie Miyavi Ishihara, stimmen die Gerüchte? Sind Sie wirklich schwanger?“, fragte ein Reporter, während eine andere Frau fragte: „Wer ist der Vater? Sind sie bereits verlobt?“ und wiederum ein Nächster fragte: „Was sagen Ihre Eltern dazu? Wie geht es mit der Schule und der Band weiter?“

Lovelie blickte die Leute nur verdattert an, bevor sie abwehrte und den Kopf schüttelte als Zeichen, dass sie nichts sagen wollte. Satoru bedeutete mir, sie etwas abzuschirmen, während wir versuchten durch die wenigen, aber sehr nervigen Pressefuzzis zu kommen. Zum Glück kam das Wachpersonal vom Gelände gleich an und verhinderte, dass wir weiter bedrängt wurden.

Eilig wurden wir ins Gebäude begleitet und atmeten erst einmal tief durch, als die Türen hinter uns zu gingen.

„Ich bekomm eine Meise, wenn das jetzt jedes Mal so ist! Das ab und zu mal Paparazzi uns fotografiert oder angequatscht haben privat schön und gut, aber DAS nervt!“, schnaubte Lovelie, während Satoru seufzte. „Lasst uns zu Kato. Der wartet sicher schon.“
 

Satoru meldete uns an, bevor es los ging.

Schweigend liefen wir den Gang entlang, fuhren mit dem Fahrstuhl, liefen wieder und standen irgendwann vor Katos Büro.

Nachdem wir angeklopft hatten, wurden wir auch schon rein gebeten. Im Büro blickte uns neben Kato auch Nabu bereits entgegen. „Da seid ihr ja!“, freute der sich und kam uns umarmen. „Ich habe mich extra beeilt.“

„Wir uns eigentlich auch. Aber der Taxifahrer kam nicht durch den Verkehr…“, murmelte ich, während Satoru brummte: „Außerdem wurden wir aufgehalten…“

„Ihr auch? Ich wurde am Bahnhof, als ich auf die U-Bahn gewartet habe, angequatscht von einem Typen. Ob unsere Band sich jetzt auflöst oder so ein Quark…“, Nabu gestikulierte wild mit den Armen herum und sein verärgerter Gesichtsausdruck verriet, wie wenig er davon hielt.

„Du bist eben zu auffällig“, grinste Sato, wurde dann aber ernst. „Ja, bei uns standen sie vor der Haustür, nervten beim Einkaufen und waren auch jetzt draußen vorm Tor.“

„Das tut mir leid. Ich hatte dem Wachpersonal eigentlich aufgetragen, sie wegzuschicken“, mischte sich jetzt auch Kato ein.

„Sie sind jetzt auch weg, endlich“, meinte eine Stimme hinter uns und als wir uns umsahen, kam Ito zur Tür herein. „Willkommen ihr Lieben“, damit lief er zu Kato, der ihm seinen Stuhl überließ und sich stattdessen bei ihm auf die Lehne setzte. Es war immer wieder aufs Neue ein groteskes Bild, was die Chefs unserer Firma uns da boten.

„Setzt euch.“

Sofort kamen wir der Aufforderung nach. Erwartungsvoll wanderte mein Blick von Kato zu Ito und zurück. Es war Kato, der zu sprechen begann.
 

„Es…tut uns leid, dass ihr so überfallen wurdet. Wir wollten euch anrufen, haben es selbst jedoch erst heute bemerkt. Die Zeitung, von der Satoru berichtet hat, ist nicht die Einzige. Tero von Scael force kam vorhin erst zu mir und gab mir eine Klatschzeitung, in der mehr stand.“

„Wie viel mehr?“, kam es verwirrt von Lovelie.

„Da waren ein paar Stalkerfotos von dir drin, wo man deinen Bauch dezent besser sehen konnte.“

„Ich glaube, das war jemand aus meiner Schule“, platzte es daraufhin aus ihr heraus.

„Ich weiß. Wir haben bei der Redaktion angerufen. Sie erklärten nach einigen Chefworten von mir, dass es eine Quelle war, die nicht genannt werden will. Aber immerhin verriet man uns, dass es eine sehr junge Person war, die sie kontaktiert und auch ein Bild geschickt hatte. Und aus der Firma war es keiner. Die Bands und Mitarbeiter unterzeichnen wie ihr alle einen Vertrag, indem interne Sachen nicht an die Presse ohne Erlaubnis weitergeleitet werden dürfen. Das betrifft sowohl Bandwissen, als auch Privatwissen. Das muss alles erst von uns abgesiegelt werden, aber das wisst ihr ja.“

Chefworten? Ich konnte mir Kato nicht als Einschüchterer vorstellen. Zustimmend nickten wir jedoch alle vier auf seine Worte hin.

„Und ehm…wie sollen wir jetzt reagieren?“, fragte ich schließlich vorsichtig an.

„Habt ihr den Leuten draußen bereits eine Antwort gegeben?“, wollte Ito ruhig wissen.

„Nein. Wir haben geschwiegen.“

„Ich habe gesagt, Fragen beantwortet dahingehend mein Management“, meinte Lovelie, „Also, als sie mich beim Einkaufen ansprachen.“

„Sehr gut. Wir haben euch gut erzogen“, Kato grinste, bevor er wieder ernst den Kopf neigte. „Wie wir weiter vorgehen werden dahingehend, dass werden wir jetzt mit euch besprechen.“

„Was wären denn die Optionen..?“, wollte Nabu vorsichtig wissen und ich nickte zustimmend. „So viel gibt es nicht, oder?“

„Das Problem ist, wir lassen euch viele Auswahlmöglichkeiten. Allen Bands. Aber bisher hatten wir noch nicht so einen Fall…“

„Was ist mit Arisa?“

„Arisa hat es so lange wie möglich verheimlicht, dann aber bekannt gegeben. Und mit ihrer Aussage, wer der Vater sei, war sie ehrlich. Sie ist verlobt, jedoch hat sie ihren Verlobten nie publik gemacht. Irgendwann wurde es dann auch wieder ruhiger um sie. Sie hat lang darum gekämpft, aber mittlerweile respektiert es die Pressewelt wohl. Ihr jedoch…“

„Ja, versteh schon. Wir sind halt immer ein bisschen anders“, murrend lehnte ich mich in meinem Sitz zurück und erntete einen liebevollen Blick von Kato. „Wir geben wirklich unser bestes, Shinji.“

„Das mein ich doch gar nicht…es ist…ach, die Presse kotzt mich an, oder überhaupt diese Gesellschaft.“

„Wir können leider nichts daran ändern. Wir können es nur probieren.“

„Wie?“

„Kibi und Tero zum Beispiel…sie überlegen schon lange, ob sie ihre Beziehung öffentlich machen, um anderen ein Vorbild zu sein. Immerhin gibt es in den Medien mittlerweile schon einige homosexuelle Stars. Aber…es ist eben nicht einfach.“

„Zumal Tero, der besonders als Sänger im Rampenlicht steht, Vorbild für auch viele junge Männer ist“, bemerkte Ito leise und Kato nickte zustimmend. „Kibi überlegt immer noch. Er ist der Ansicht, nicht ihre Beziehung an sich, sondern seine Neigung öffentlich zu machen. Über Tero kann er nicht entscheiden, meinte er, aber über sich. Und er sagt selbst, er ist nicht der männlichste der Band, also wäre es in Ordnung. Aber er ist sich eben noch unsicher und wer weiß, ob er es wirklich durchziehen will.“

„Ich kann mir Kibi gar nicht so ernst und nachdenklich vorstellen…Hut ab“, schmunzelte Nabu leise, bevor einen Moment Schweigen herrschte.

„Aber was heißt das alles nun für uns? Was können wir konkret tun?“, fragte ich leise in die Runde.
 

Alle blickten sie mich an, doch mein Blick ruhte einzig und allein auf Kato und Ito, während ich spürte, wie Lovelie sanft nach meiner Hand griff.

„Es gibt nicht viele Möglichkeiten. Entweder, wir erfinden einen Mann. Dann ist Lovelie eben mit jemanden verlobt, den die Presse nicht kennt und bekommt mit diesem Mann ein Kind.“

„Was schwierig sein dürfte, da ihr drei zusammenwohnt. Die Presse ist nicht dumm. Sie sind jetzt schon vor eurem Haus aufgetaucht. Da würde relativ schnell die Frage aufkommen, warum sie dann bei euch in der WG wohnt“, merkte Ito ruhig an. Das zumindest hatten wir öffentlich bekannt gegeben, um eventuell dumme Fragen etc. zu vermeiden.

„Und…was gibt es noch?“, fragte Lovelie leise, beinah unsicher.

„Wie ich es euch schon einmal gesagt hatte. Wir geben einen von euch als Vater aus. Die Frage ist nur, wer das besser verkraftet. Einer von euch wird damit mehr in den Vordergrund rücken und muss den Vater spielen. Der andere muss sich zurückhalten, was das betrifft. Es liegt an euch, wie ihr das regeln wollt. Ihr müsst damit leben können.“

„Ich würde es dir freiwillig überlassen, Satoru.“

„Red nicht so einen Stuss“, meinte unsere Eule jedoch und blickte mich fast schon böse an, „Du freust dich am Meisten darauf, Vater zu werden. Du kannst das besser als ich.“

„Ja aber…ich will nicht, dass du dann das Gefühl bekommst, das fünfte Rad am Wagen zu sein…“

„Das wird so oder so passieren, was das Bild nach außen betrifft“, bemerkte Kato ruhig.

„Aber das ist ja nur das Bild nach außen. Zuhause sieht es doch ganz anders aus“, warf Nabu vorsichtig ein.

„Eben“, nickte Satoru.

„Ja aber…“

„Shinji, es muss sein. Wenn ich es bin, bist du auch nur traurig. Glaub mir, ich kann mich besser zurückhalten als du.“

Unsicher betrachtete ich ihn, bevor ich mir auf die Unterlippe biss und schwieg.

„Es gibt doch noch etwas…“, begann Kato, sodass ich aufblickte. „Was denn noch?“

„Das habe ich auch schon einmal angesprochen…wegen unverheirateten Kindern…“

„Ist das denn noch so schlimm?“

„Teilweise. Medien können mit solchen Themen sehr unsensibel umgehen…“

„Wir sollen nicht ernsthaft heiraten?“, fragte ich leise, doch Katos und Itos Blick war mir Antwort genug. „Nein!“ Ich sprang auf.

„Shinji, es wäre ratsam…“

„Nein! Ich will nicht, dass er…dass er…“, verzweifelt deutete ich auf Satoru, der aufstand und mich in den Arm nahm. „Beruhig dich. Es ist alles gut.“

„Nichts ist gut! Normalerweise hätte ich mit sowas keine Probleme, aber wir sind zu dritt! Entweder beide oder gar nicht.“

„Erzähl nicht so einen Scheiß!“, entgegnete er scharf und blickte mich ernst an, „Willst du, dass das Kind später so ein Leben führt wie wir? Ausgelacht und verspottet von Mitschülern? Weil die sich besser vorkommen? Weil die alle nur eine Mama, einen Papa und dazu verheiratete Eltern haben? Shinji, denk an das Kind. Mir ist es vollkommen egal. Aber wir stehen in der Öffentlichkeit. Wir haben ein Bild zu wahren.“

„Ich scheiß auf dieses Bild…“, brachte ich zitternd, jedoch leiser als noch zuvor hervor.

„Dann bist du nicht für diesen Beruf geschaffen.“

Ich biss mir auf die Unterlippe und schwieg. Warum musste alles nur so kompliziert sein?

„Shinji…“, Lovelie hatte sich ebenfalls erhoben und schlang nun von hinten die Arme um mich. „Es wird alles gut. Es ändert doch nichts, oder? Es ist nur für das Papier. Wir…haben doch weiterhin uns drei.“

„Eben, Shinji. Es ist nur, damit wir die Medien beruhigen können. Außerdem sieht es dann nicht so…ungewollt aus. Denk doch bitte auch an deine kleine Familie. Lass das Baby nicht auf eine Welt kommen, die von vorn herein fest der Ansicht ist, dass es ein ‚Unfall‘ war. Ich meine, das werden sicher einige denken. Aber dem Rest kannst du eine schönere Version bieten“, erklärte Kato.

„Genau. Außerdem haben meine Eltern auch erst geheiratet, als ich unterwegs war. Also kann ich fest behaupten, ich komme nach meinem Daddy“, kicherte Lovelie nun, sodass auch ich etwas Schmunzeln musste.

„Na gut, wenn es denn sein muss…“

„Es wäre besser, ja.“

„Und du…bist wirklich nicht verletzt, Satoru?“, aufmerksam blickte ich ihn an. Er schüttelte jedoch den Kopf. „Nein. Ich weiß die Wahrheit, dass reicht mir voll und ganz. Außerdem hat Nabu Recht, zuhause ist es ja anders.“

„Okay“, ich nickte leicht, „Dann machen wir das eben so.“

„Gut…dann ehm…werden wir das wohl mal besprechen?“, fragte Love, während ich schwer seufzte. „Mit unseren Eltern…“, murmelte ich vor mich daher und hatte in Gedanken schon einen Michio mit Herzinfarkt vor Augen. Irgendwann würde ich ihn wirklich noch umbringen, dass wurde mir langsam klar. Und das, obwohl ich es wirklich nicht wollte! Vielleicht stolperte die Ziege auch einfach irgendwann über den zusammengerollten Hamster am Boden und brach sich die Hufe und Hörner… Er tat mir so schrecklich leid.
 

„Ehm…das von mir aus auch“, murmelte Kato verwirrt, bevor er auf seinen Kalender blickte, „Es müsste bald von statten gehen. Lange lässt sich das alles nicht mehr verheimlichen.“

„Dann heiraten wir eben spontan nächste Woche oder so…was soll’s…“, kam es lustlos von mir, weshalb Nabu zu mir trat und meine Mundwinkel hochhob. „Alter, lass dich mal nicht so hängen! Du wirst Hei-ra-ten! Das ist ein Grund zur Freude! Du tust so, als wäre es eine Zwangshochzeit aus dem Mittelalter. Gräfin Shinji heiratet den schrecklichen König Ivan oder so. Mensch, das ist Lovelie! So eine süße Schnecke, da muss man sich doch freuen! Siehst du nicht, wie hübsch sie ist?“, damit zog er Lovelie an sich, die zu kichern begann.

„Normalerweise würde ich mich ja freuen, aber das mit Satoru…“

„Ach halt endlich die Klappe, Shinji, du bist echt schrecklich“, warf dieser auch schon ein. Ich schnaubte nur und wandte mich dann an Love. „Du, meine Verlobte, wie soll denn unsere HOCHZEIT aussehen?“

„Wie nicht, wie hättest du es denn gern?“

„Hingehen. Unterschreiben. Fertig“, entkam es mir trocken a lá Michio.

„Was? Keine schöne Feier wie bei deinen Eltern?“, Lovelie setzte ihre Klimperäuglein auf.

„Nein. Bloß nicht. Ich finde eine Hochzeit für die Presse nicht….feiernswert.“

„Du wirst ja schon wie deine Mutter ey“, motzte Satoru und wand sich an Kato. „Bleibt es nun dabei? Die beiden heiraten und dann wird es offiziell gemacht?“

„Ja, so machen wir es. Sobald ihr mir eure Heiratsurkunde vorlegt, ist es genehmigt“, zwinkerte er, wurde dann aber noch einmal ernst. „Und nehmt es euch nicht so zu Herzen, besonders du, Shinji. Es ist nur für das Papier und um den Piranhas dort draußen den Hunger zu stillen. Solange ihr für euch wisst, wie es wirklich ist, ist alles in Ordnung.

Ich nickte nur matt. Ich würde es tun, für das Kind. Für unsere Band. Aber ich hoffte wirklich, dass es Satoru nicht wieder in seiner Therapie zurückschlug, das war meine größte Sorge. Ich wusste seit einer Weile erst, wie empfindlich er eigentlich war. Er zeigte es nur nicht. Manchmal beschäftigten ihn Dinge, die andere als harmlos abstempeln würden, aber so war er eben nun einmal. Und das er das Ganze so ‚locker‘ aufnahm, kaufte ich ihm noch nicht so ab.
 

„Gut, also belassen wir es so. Die beiden heiraten“, meinte Nabu fröhlich, bevor er gekünstelt aufschniefte, „Ich will auch..!“

„Dann mach doch endlich.“

„Das ist nicht so einfach! Ich möchte eine richtige Hochzeit für Keiko, so richtig groß und so, und dafür muss ich noch sparen.“

„Dann heul nicht rum.“

„Shinji! Du bist heute sensibel wie deine Mutter!“

„Ich hab ja auch die Gene meiner Mutter“, zwinkerte ich nun wieder grinsend und wuschelte Nabu durch die Haare, der lachte.

„Ach ja, Kinder“, hielt Kato uns noch einmal zurück, „Wenn ihr jetzt geht, wartet unten ein Fahrer auf euch. Er bringt euch nach Hause.“

„Cool, danke!“

„Nicht der Rede wert. Bei den Paparazzi nicht anders lösbar.“

Wir bedankten uns trotzdem noch einmal alle, dann verabschiedeten wir uns und machten langsam wieder los. Wie von Kato versprochen wurden wir alle nach Hause gefahren- jedoch nur zu uns, da Nabu noch bleiben wollte.

„So“, meinte ich schließlich, als wir alle im Wohnzimmer saßen, „Am besten, wir informieren unsere Eltern gleich. Da hat zumindest bei mir Mapa etwas Zeit, um sich seelisch und moralisch darauf einzustellen…“
 


 

~~**~~
 


 

So, das nächste Kapitel wird dann wieder in normalem Rhythmus online kommen, denk ich^^
 

Danke an:
 

@Kaiphil: Das freut mich :)
 

@Lucel: Das war schon eine Weile geplant, das Love mal dran kommt :) Tja, das mit Tsu ist seine Schuld uû Er hat sich beim Schreiben verselbstständigt und das war quasi meine Rache *lach*
 

@Cat2010: Das mit der Schwester wird noch aufgegriffen. Und ja, Love ist ein Herzchen, nicht wahr :)
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

64. - Pläne

64. - Pläne
 

Zero fühlt sich gar nicht wohl
 

„Shinji…“, murrte ich leise und blickte in die bunte Runde, bestehend aus meinen beiden Männern, Sato und dessen Eltern sowie Lovelie und deren Eltern. „Was-soll-das?!“

„Naja, wonach sieht es denn aus?“, grinste er fröhlich, stockte jedoch, als er mein angesäuertes Gesicht bemerkte.

„Nach einer Versammlung aller Insassen im Irrenhaus! Verdammt nochmal, ich hasse das, wenn du uns ‚zum Reden‘ einlädst! Und dann komme ich her und da sitzen auch die anderen Moralapostel! Habt ihr was ausgefressen?!“

„Beruhig dich Michio…“, probierte es mein werter Gatte, doch ich schüttelte seine Hand nur murrend ab. Vor mir schrumpfte Shinji auf seinem Hocker immer weiter zusammen. „Ich..es ist nichts böses…ehrlich…!“

„Michio, lass ihn doch erst einmal reden. Lovelie hat uns auch nichts gesagt“, versuchte Melody mich zu besänftigen und auch meine Kollegen nickten eifrig. „Wir sind genauso schlau wie ihr.“

Lange betrachtete ich die ganzen Gesichter, bis ich mich seufzend zurücklehnte. „Dann erzähl doch mal…mein lieber Sohnemann.“
 

Shinji blinzelte, bevor er unsicher lächelte. Sadistisch wie ich bin, gebe ich zu, dass es mir manchmal gefiel, wenn ich ihn oder Yoshitaka eingeschüchtert hatte. Dummerweise klappte das auch nur bei den beiden.

„Also, wir drei haben euch zusammenbestellt, weil wir etwas verkünden müssen…“

„Zwillinge?~“, rief Miyavi erfreut, während mir ein fassungsloses „WAS?!“, hervorkam, während Hizumi und Karyu panisch wurden und etwas meinten von „Ihr wollt euch doch nicht trennen?!“

„Boar, Leute!“, unterbrach Satoru uns und schüttelte den Kopf. „Nichts von alledem. Hört doch erst einmal zu, ehe ihr so abgeht!“

Ertappt lehnten sich alle wieder zurück, während ich mich räusperte. „Gut, wir hören zu.“ Ich hoffte zumindest, dass ich für alle sprach. Wer nicht wollte, konnte ja gehen.

„Also ehm…“, begann Shinji nun scheinbar noch verunsicherter als zuvor und kratzte sich am Kopf, „Es ist etwas, dass gemeinsam mit dem Management beschlossen wurde…“

„EURE BAND LÖST SICH AUF?!“, kam es von Tsukasa, Hizumi und Karyu gleichzeitig, während wir anderen sie böse anschauten. „Leute!“, riefen Satoru, Shinji, Miyavi und ich gleichzeitig.

„Am besten, ihr seid alle endlich leise und lasst die Kinder sprechen. Sonst kleben wir einfach jedem ‚Großen‘ den Mund zu“, bemerkte Melody mit einem freundlichem Lächeln, jedoch in sehr kühlem Ton, weshalb schlagartig Ruhe war. „Na also“, freute sie sich, „Rede weiter, Shinji. Und lass dich nicht mehr unterbrechen.“
 

„Okay, gut ehm…wo war ich? Ach ja, wir haben etwas entscheiden müssen, mit dem Management zusammen. Es betrifft unser Bild nach außen.“

„Ich habe euch ja schon gesagt, dass in letzter Zeit eine Menge Paparazzi hier herum hängen“, mischte sich Lovelie vorsichtig mit Blick zu ihren Eltern ein. „Es ist nervig, aber es tut uns keiner was, außer bedrängen. Bodyguards würden also nie in Frage kommen, wie Jewelie mir schon versuchte zu empfehlen…“, das Letzte murmelte sie etwas angesäuert und ich hob die Brauen, genauso wie mein Sohn, dem die Geschichte wohl auch neu erschien. „Auf jeden Fall bedrängen die Medien uns und das Management wegen mir. An die anderen, meine Eltern wissen es ja schon: Ich habe mittlerweile rausgefunden, dass ein Mädchen in meiner Schule Informationen an die Presse verkauft hat. Fotos von mir, wo man dezent…nun ja, die meisten spekulieren noch, aber manche sind sich schon ‚sicher, dass ich schwanger sein muss‘. Die Bilder waren wirklich ziemlich eindeutig, ich weiß nicht, wann sie die gemacht haben muss; zumal sie jedoch auch noch bei der Presse erwähnte, dass ich an Sportaktivitäten nicht mehr teilnehme.“

„Sowas gibt es auf deiner Schule?“, entrüstete ich mich, „Das ist doch…!“

„Ja, leider. Sie mochte mich noch nie. Zum Glück ist sie aus der Parallelklasse. Meine Klasse weiß soweit ja Bescheid, nur halten die wirklich dicht. Die haben mir auch erzählt, dass die anderen Mädchen schon neugierig nachfragen gekommen sind.“

„Sowas…Jungpaparazzi gibt es also auch schon…“, Hiroshi schüttelte erschüttert den Kopf.

„Wenn ich nochmal Schüler wär…ich würde der aber was erzählen“, knurrte ich leise, erntete von Yoshi jedoch nur ein Kopfschütteln. „Das würde doch alles schlimmer machen.“

„Wie dem auch sei…“, fuhr Lovelie fort, „Seitdem sind die wach gerüttelt und verfolgen uns manchmal. Deshalb haben wir uns mit Kato zusammen gesetzt, wie wir das Ganze nun lösen.“

„Und? Was kam raus?“, fragte ich neugierig und erntete einen verdutzten Blick von allen.

„Was denn?“, rechtfertigte ich mich, „Ich will‘s endlich wissen!“

„Es ist so, dass Shinji jetzt offiziell als Lovelies Freund ausgegeben wird. Gerüchte, dass sie mit einem aus der Band zusammen ist, gab es sowieso schon genug, da wäre es schwer, einen neuen Freund für sie zu ‚erfinden‘“, erzählte Satoru in ruhigem Tonfall weiter. „Damit das Kind nicht als unehelicher Bastard oder was auch immer dasteht -wir alle wissen, besonders ich und Shinji, wie gemein Menschen sein können-, werden die beiden auch heiraten.“
 

Schock. Ich krallte mich in Yoshis Schenkel und starrte meinen Sohn an. „Du willst WAS?!“

„Ich will nicht, ich muss.“

„Und was ist mit Sato? Hab ich das jetzt richtig verstanden? Er geht dann leer aus?“

„Aus diesem Grund will ich das ja auch nicht, Mapa.“

„Ich habe kein Problem damit. Es ist nur für das Papier und wir alle wissen ja, wie es wirklich aussieht. Es ist ja nur für die Öffentlichkeit“, erklärte Satoru ruhig. Ich musterte ihn, doch er schien sich entschieden zu haben.

„Dir macht das wirklich nichts aus?“, fragte Hizumi, seine liebe Übermutter, sofort besorgt. Doch der Junge schüttelte den Kopf. „Es ist vollkommen okay. Und Kato hat Recht. Es ist besser so. Shinji wirkt sowieso mehr wie ein Daddy“, breit grinsend wandte er sich meinem Sohn zu, der eine Schnute zog. „Ich find es trotzdem noch doof, aber gut.“

„Und was ist mit dir, Love?“, fragte ich die Kleine, „Was sagst du?“

„Ich denke an das Baby und glaube, dass ist das Beste. Ich kann leider nicht beide heiraten.“

„Ach komm, mit Shinji hast du einen guten Fang. In den hast du dich immerhin auch eher verliebt gehabt“, schmunzelte Satoru, während ich noch etwas skeptisch dasaß. Aber bitte, sollten sie tun, wie sie dachten. „Wie soll das eigentlich ablaufen? Feier und so?“

„NEIN!“, kam es panisch von Shinji, während Love und Sato zu lachen begannen. Ich jedoch runzelte die Stirn. „Was denn nun?“

„Shinji will nicht. Ich glaube, es ist besser, wir gehen nur da rein und unterschreiben“, kicherte Lovelie.

„Schade, ich hätte so gern eine Feier für euch drei geschmissen…“, sinnierte Miyavi und seufzte schwer, während ihm seine Frau aufmunternd durch die Haare wuschelte. „Das wirst du wohl respektieren müssen.“

„Ja aber…Jewelie will sicher auch nicht…und Masu-chan auch nicht…und…“, er schniefte gekünstelt auf, was mich verstört dreinblicken ließ. Der Mann war mir einfach zu kindisch, das war ja noch schlimmer, als Yoshitakas Anwandlungen manchmal.
 

„Oh, Papa. Ich…also…ich hätte ja nichts dagegen, aber…“ Alle Blicke wanderten zu Shinji, der die Augen weitete. „Was? Bin ich jetzt etwa schuld?!“

„Ja“, entkam es mir trocken, während ich mich schmunzelnd zurücklehnte. „Überhaupt, was bist du für ein Fast-Ehemann. Seiner Kleinen nicht einmal eine schöne Feier gönnen, ppft. Da war dein Vater um Längen besser“, neckte ich und konnte zusehen, wie er blass wurde. „Ich…also mir geht’s nur um Satoru, er soll nicht außen vor bleiben…“

„Ach Quatsch!“, unterbrach in Miyavi sofort, „Ich plane das doch, da werdet ihr alle drei die Höhepunkte des Tages sein!“

„Höhepunkte?“, fragte ich misstrauisch, als mir mein Kopf zweideutige Bilder abspielte. „Er meint, dass sie alle drei im Mittelpunkt stehen, denke ich“, murmelte Yoshitaka mir zu.

„Glaubt mir, das wird der beste Tag überhaupt für euch! Ich habe schon ganz konkrete Pläne!“, Miyavi begann wild zu gestikulieren, während seine Frau und Tochter kichern mussten. Ich runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts. Sollte er nur machen. Solange nicht ich an dem Tag im Mittelpunkt stand, war mir das vollkommen egal.

„Na gut, dann mach“, gab sich Shinji schließlich geschlagen, bevor er von Lovelie geknuddelt und von Satoru durch die Haare gewuschelt wurde.
 

Die Stimmung war ziemlich ausgelassen und so saßen wir noch eine ganze Weile beisammen, unterhielten uns- und ja, es war sehr angenehm. Bis in den Abend hinein dauerte diese Familienrunde an, sodass wir schließlich einfach alle mal Pizza bestellten. Es folgte ein gemütliches Essen und anschließend saßen wir noch lange beisammen und quatschten weiter, bis Melody und Lovelie die Ersten waren, die müde wurden. Bei Lovelie zeigte es sich einfach nur, indem sie gähnte, sich zwischen die Jungs kuschelte und die Augen etwas schloss, Melody hingegen erhob sich irgendwann und meinte entschuldigend, dass es langsam spät werde. Miyavi gehorchte brav und erhob sich ebenfalls, immerhin hatten sie ja noch zwei jüngere Kinder zuhause. Wobei ich davon ausging, dass die sich in der Zeit gut selbst versorgt hatten. Obwohl, wenn sie so waren wie Shinji- der hatte noch mit 17 damals keine Konservenbüchsen aufbekommen….

Hiroshi, Kenji, sowie ich und mein Gatte entschieden uns ebenfalls, langsam nach Hause aufzubrechen. Am nächsten Tag standen wieder Aufnahmen im Studio an; der Tag würde also lang und stressig werden.

Shinji brachte uns zur Haustür, während Satoru versuchte, Lovelie munter zu bekommen. Bei meinem letzten Blick zurück sah ich jedoch, wie er sie anpackte und hochtrug. Oh, da konnte wohl auch jemand schlafen wie ein Stein, ging mir damals auch so…

„Danke, dass ihr da wart“, Shinji knuddelte mich und Yoshi heftig, sodass ich die Augen rollte. „Immer wieder gern. Aber schock uns nicht jedes Mal so.“

„Tut mir leid…ich wusste ja nicht, dass ihr so denkt.“

„Du bestellst uns ja immer nur ran, wenn du was ausgefressen hast!“

„Entschuldige. Dann…werde ich euch mal wieder für normale Dinge einladen, ja?“

„Ist genehmigt“, grinste nun auch Yoshitaka und drückte ihn nochmal an sich, „Mach’s gut, Großer, bis bald.“

Langsam machten wir uns auf den Weg zum Wagen und fuhren wieder heim. Kenji konnte es nicht lassen, uns zu überholen und freudig zu hupen, bis sie irgendwann abbogen.
 

„Was sagst du dazu?“, fragte Yoshitaka ruhig, sodass ich aufhorchte. „Zu was?“

„Zu dem Thema heute.“

„Ach naja“, ich zuckte die Schultern, „Im Grunde ist es mir egal. Sie müssen wissen, was sie tun. Eine Ehe erlaubt auch gewisse Vorteile…es ist doof, dass es nicht so geht, wie sie es gern hätten, ja. Aber sie sind ja nicht die Ersten, denen es so ergeht. Und wenn sie es wirklich für das Kind tun, ist doch alles gut…oder?“

„Hm“, Yoshitaka nickte und bog in unsere Straße ein. „Es zeigt, dass sie bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Das ist gut.“

„Ja“, ich schmunzelte, „Sie werden wohl doch langsam alle groß.“

„Keine Sorge, Michio.“

„Was, keine Sorge?“, ich blickte zu Yoshi, der grinste, jedoch weiter auf die Straße schaute. „Keine Sorge, dass du bald keinen mehr zum Erziehen hast. Wenn das Baby da ist, geht’s wieder los~“

„Oho“, lachte ich und winkte ab, „Das ist nicht mein Problem, das ist dann ihre Sache.“

„Aber wir passen doch ab und zu drauf auf, oder?“

„Natürlich. Denk ich…außer es ist böse- ein hyperaktiver Flummi wie Miyavi oder was auch immer…dann überlege ich mir das noch einmal…“

„Du bist fies“, lachte Karyu und fuhr den Wagen in unsere Einfahrt, „Egal, was und wie es wird, ich werde mein Enkelchen lieben. Und sag jetzt ja nichts! Für mich ist es so oder so mein Enkelchen. Punkt.“ Damit stieg er aus dem Wagen und stolzierte zur Haustür. Ich erhob mich ebenfalls und betrachtete ihn einen Moment schmunzelnd, bevor ich ihm Kopfschüttelnd folgte.
 


 

~~**~~
 


 

Gegen meine sonstigen Kapitel ist das hier verhältnismäßig kurz xD

Aber das Nächste, (was ich dann auch wieder sehr mag <3) wird wieder länger.

Frohe Ostern und so!
 

Danke an:
 

@Kaiphil: xD Letzteres geschah ja jetzt hier ;)
 

@Lucel: Das kann ich dir jetzt nichtmal sagen, weil ichs grad echt nicht im Kopf habe D:" Aber...die Männer sollen sich mal nicht so haben, meine süßen Weicheier~ xD
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

65. - Auf Wurzelsuche

65. - Auf Wurzelsuche
 

Satoru ist gespannt
 

Nervös betrachtete ich immer und immer wieder den Brief in meinen Händen.

Vor einer Weile hatte mir Lovelie gestanden, dass sie Nachforschungen über meine Familie hatte anstellen lassen. Ich wusste nun, dass meine leiblichen Eltern tot waren, doch das war ok für mich. Ich hatte meine Herkunft wissen wollen und wusste sie jetzt.

Meine wahren Eltern blieben für mich dennoch immer Hiroshi und Kenji.

Sie hatten speziell mich ausgewählt, hatten mich aufgezogen, hatten mir Liebe geschenkt und Zeit geopfert- für mich würde nie jemand anderes sie ersetzen können. Und wenn meine leiblichen Eltern das Kaiserpaar höchstpersönlich gewesen wären; das wäre mir auch egal gewesen.
 

Aber was mich überrascht hatte, war die Tatsache, dass ich eine Schwester haben sollte.
 

Eine Schwester, die noch lebte, und die nicht zusammen mit mir vermittelt worden war. Klar hatten wir damals wohl keine anderen Verwandten mehr gehabt, aber trotzdem…wie konnte man Geschwister trennen? Sie würde sich sicher nicht an damals erinnern können. Ich war ein Baby und sie war erst drei oder vier. Erinnerte man sich da an so etwas? Ich wusste es nicht, aber ich glaubte es auch nicht.
 

Ich war wirklich gespannt auf den bevorstehenden Tag. Noch saß ich im Zug, einmal quer durch halb Japan könnte man sagen, aber es ging. Es waren nur gut 2 ½ Stunden Fahrt. Meine Eltern hatten mich fahren wollen, doch ich hatte abgelehnt. Sie hatten eigentlich nämlich gerade wieder eine Menge zu arbeiten, also wollte ich sie nicht zusätzlich ablenken. Außerdem war die Zugfahrt angenehm und gab mir Zeit, nachzudenken und die vorbeiziehende Landschaft zu genießen.

Erneut blickte ich auf den Brief in meinen Händen.

Er war von ihr.

Sachiko.
 

Ich hatte lange überlegt, was ich ihr schreiben sollte. Ganz viele Briefe hatte ich wieder zerrissen und neu begonnen. Bis ich irgendwann halbwegs zufrieden gewesen war und ihn Lovelie gezeigt hatte. Sie hatte gelächelt und gemeint, sie würde sich über so einen Brief als Schwester freuen. Ich hoffte, sie behielt Recht und so schickte ich ihn also ab.
 

Als ich den Brief fast vergessen hatte, lag eines Tages eine Antwort bei uns im Briefkasten. Mir war das Herz fast aus der Brust gesprungen. Meine Hände hatten geschwitzt und gezittert, als ich ihn geöffnet hatte.

Das Briefpapier war ein ganz zartes und duftete irgendwie lieblich. In einer ganz sauberen Handschrift schrieb mir meine Schwester mit einer Liebe und Güte, dass sie überrascht sei, sich jedoch sehr freue, mich kennenzulernen.
 

Sie schrieb auch ein wenig von sich. Dass sie bei ihren Adoptiveltern arbeite, dass sie einen Verlobten hatte und wie lange sie sich schon wünsche, mich kennenzulernen. Wie ich es verstanden hatte, musste sie mich schon einmal gesucht haben, aber ohne Erfolg. Als sie auch noch schrieb, ich solle sie mal besuchen kommen, brach in mir vollends eine Wärme aus. Es war, als hätte ich einen Teil von mir, der lange verloren gegangen war, scheinbar wieder gefunden.

Sie hatte mir ihre Telefonnummer aufgeschrieben und so hatte ich schließlich nervös bei ihr angerufen. Ihr ging es nicht anders und so redeten wir nicht lange, weil wir uns persönlich treffen wollten. Also machten wir einen Termin aus. Ihre Stimme war herzlich und sympathisch wie die von Melody.
 

Und so kam es, dass ich nun hier und jetzt im Zug auf dem Weg zu meiner Schwester war. Noch ging es mit der Nervosität, aber noch stand ich ja auch nicht vor ihrer Tür. Schmunzelnd lehnte ich mich zurück und stöpselte mir meine Kopfhörer ein, um ein wenig zu entspannen.
 

~*~
 

Vom Bahnhof aus folgte ich der Karte, die ich mir aus dem Internet gezogen hatte. Ziemlich schnell gab ich es jedoch auf und suchte mir den Kōban*, den ich mir vorher bereits dick markiert hatte. Fast so, als hätte ich es gewusst. Angekommen bei dem Gebäude wurde ich freundlich begrüßt, bevor mir auf einer ordentlichen Karte noch einmal der richtige Weg gezeigt wurde. Ich zeichnete mir grob den Weg ab, bedankte mich und machte mich dann wieder los. Dieses Mal hatte ich weniger Probleme und stand irgendwann vor dem Haus, dass auch das Foto zeigte, dass mir Sachiko per Handy geschickt hatte. Zufrieden betrachtete ich das Gebäude einen Moment einfach nur. Wenn alles stimmte, dann wohnte sie im fünften Stock. Mit leicht zittrigen Knien erklomm ich die Stufen zur Haustür und klingelte.

„Ja?“, erklang es wenig später aus der Gegensprechanlage.

„Sachiko? Hier…hier ist Satoru. Ich bin da.“

„Oh, komm rauf! Fünfter Stock, ja? Ich mach dir auf.“
 

„Danke“, langsam löste ich mich und trat auf die Tür zu, die summend aufging. Jede Stufe, die ich nun erklomm, ließ mich nur noch nervöser werden. Mein Herz sprang mir jetzt fast heraus. Mit einem Schlag war die Panik da. Sonst war ich nicht so, aber ich traf ja auch nicht jeden Tag meine verschollene Schwester.

Zumal sie wusste, wie ich aussah.

Sie kannte durch meinen Brief die Band und schrieb, sie habe sich uns angeschaut. Ich jedoch wusste nicht, wie sie aussah. Gott, am Ende lief ich jetzt in die Arme eines wahnsinnigen Massenmörders mit verstellter Stimme- nein, ich sollte aufhören so zu denken. Das passte nicht zu mir. So dachten vielleicht Michio oder Shinji, aber nicht ich.
 

Noch drei Stufen, dann war ich oben. Mein Blick fiel in den Gang, bis ich eine Tür sah, die vorsichtig aufging. Als ich den Gang nun betrat und fragend die junge Dame betrachtete, öffnete sich die Tür ganz und sie trat in den Türrahmen, sodass ich sie erkennen konnte. Augenblicklich verschlug es mir die Sprache. Sie war wunderschön und genau so, wie ich mir eine große Schwester vorgestellt hatte.
 

Ihre Haare waren hellbraun und fielen ihr sanft auf die Schultern. Ihr Lächeln war so warm und umwerfend und das weiße Kleidchen, das sie trug, gab ihr das Aussehen eines Engels. Lovelie, eigentlich warst du für mich das schönste Mädchen überhaupt, aber sie machte dir in Sachen Schönheit wirklich Konkurrenz…
 

„Satoru?“, fragte sie freundlich und doch hörte man einen aufgeregten Unterton heraus. Ich konnte nur nicken. „Ja…“, brachte ich halb gekrächzt hervor und räusperte mich, um meine Stimme zurückzubekommen, „Ja, der bin ich.“

Sie kam langsam auf mich zu und musterte mich mit liebevollem Lächeln.

„Du bist…hübsch. Und groß. Größer, als ich erwartet hatte für einen kleinen Bruder.“

„Und ich hätte nicht gedacht, dass meine Schwester eine solche Schönheit ist.“

Sie kicherte, dann legte sie ganz sanft eine Hand an meine Wange um ganz kurz darüber zu streichen, fast so, als hätte sie Angst, ich wäre ein Geist.

„Endlich lerne ich dich kennen…weißt du, ich habe so lange darauf gewartet.“

Ich lächelte sie nur sanft an und breitete meine Arme vorsichtig aus. Sie kam sofort auf mich zu und drückte mich an sich. „Ich bin so glücklich gerade.“

„Und ich erst“, gestand ich leise und schloss kurz die Augen, „Es ist, als hätte ich einen Teil von mir wiedergefunden. Ein Stück Puzzleteil von dem ich glaubte, es verloren zu haben.“

„Ja, nicht wahr? Total seltsam...“

„Aber sehr schön.“

„Ja, auf jeden Fall.“

Wir schwiegen und ich hatte zu tun, nicht sentimental zu werden. Ich hatte sie gefunden. Meine Schwester. So lange hatte ich im Geiste nach meiner Familie gesucht und nun hatte ich sie wirklich real gefunden.
 

Einen Moment standen wir noch so da, dann lösten wir uns voneinander. „Komm mit rein. Ich hoffe, du magst Süßes?“

„Ja, klar“, ich stellte meine Schuhe beiseite und hing meine Jacke auf. Shinji und Lovelie waren zwar eher die Süßmäuler, aber heute würde ich ruhig eine Ausnahme machen.

„Gut, ich habe nämlich Kuchen gebacken. Der ist aber noch nicht ganz fertig.“

„Ist nicht schlimm, ich bin ja auch ziemlich zeitig…“, stellte ich gerade mit einem Blick auf meine Uhr fest.

„Kein Problem. Eigentlich sogar gut, da können wir länger miteinander reden. Trinkst du Tee?“

„Gern.“

„Ich geh uns schnell welchen machen. Mach es dir in der Zeit in meinem Wohnzimmer bequem“, lächelnd deutete sie auf einen Raum, dann lief sie in einen anderen. Ich nickte stumm und ging mir neugierig das Zimmer anschauen. Es war ordentlich und strahlte dieselbe Wärme aus, wie es meine Schwester tat.
 

Meine Schwester…daran würde ich mich noch gewöhnen müssen.
 

Fragend trat ich an ihren Schrank und betrachtete ein paar eingerahmte Fotos. Das eine mussten dann wohl ihre Adoptiveltern sein, mit denen sie zu sehen war. Das andere zeigte sie mit einigen Mädchen und auf einem Bild war sie mit einem jungen Mann zu sehen. Das war dann wohl ihr Freund.

Ich wusste nicht, wie lange ich mir die Fotos ansah, jedenfalls hörte ich irgendwann meine Schwester hinter mir.

„Satoru? Oh, du hast meine Bilder entdeckt“, bemerkte sie und stellte ein Tablett mit Tee und Kuchen ab.

„Was? Oh entschuldige, ich wollte nicht neugierig sein.“

„Kein Problem. Sie zeigen doch nichts Verbotenes“, kichernd trat sie zu mir.

„ Trotzdem, ich hätte dich fragen müssen.“

„Ach was. Wo du sie schon mal anschaust, gefallen sie dir?“

„Ja, ich habe überlegt, wer das alles ist.“

„Das sind meine Adoptiveltern…“

„Das habe ich mir fast gedacht.“

Sie lächelte und nickte. „Das ist mein Verlobter, Ichiro. Und das sind meine Freundinnen. Das ist meine beste Freundin, die hier kenne ich durch die High School und die beiden sind Kolleginnen, die ich sehr lieb gewonnen habe.“

„Sie sehen alle sehr nett aus“, nickte ich verstehend und sah noch einmal zu ihrem Verlobten. „Wie alt ist er?“

„26. Zwei Jahre älter als ich.“

„Du bist schon 24?“

„Ja, erst vor zwei Monaten geworden.“

„Oh, alles Gute nachträglich!“

„Danke. Aber komm, lass uns erst einmal etwas Essen. Du hast doch sicher Hunger?“

„Ja, ein wenig“, gab ich lachend zu und ließ mich auf der Couch neben ihr nieder. „Das Rezept habe ich von meiner Freundin, sie war letztes Jahr im Ausland und hat mir eine ganze Sammlung an Rezepten mitgebracht.“

„Na da bin ich mal gespannt…“, schmunzelnd sah ich zu, wie sie uns jedem ein Stück abschnitt. „Ja, ich auch. Hoffentlich schmeckt es dir.“

„Bestimmt. Arbeitest du nicht auch in einem Restaurant?“

„Hm, ja. Meine Eltern haben eins, ich bediene dort. Manchmal bin ich aber auch in der Küche. Dann aber eher, wenn süße Sachen gemacht werden, weil ich unglaublich gern backe. Lass es dir schmecken, Satoru.“

„Ah, verstehe…danke“, schmunzelnd nahm ich meinen Kuchen und probierte ein Stück. „Der ist wirklich gut!“

„Danke schön, freut mich. Ich habe erst an Ichiro getestet, der hat aber gesagt, man kann es essen.“

Ich musste lachen. „Ist er denn so streng? Also wählerisch beim Essen?“

„Das nicht. Aber ich finde, er hat einen guten Geschmack. Er sagt mir immer ehrlich, was gut schmeckt und was nicht so gut ist. Zumal ich bei ausländischen Sachen nicht so weiß..ich wusste ja auch nicht, was du gern isst.“

„Ich bin eigentlich gern der traditionelle Typ…“, überlegte ich, „Bei mir schimpfen immer alle, wenn ich zum Frühstück herzhaft esse, weil die anderen lieber Cornflakes und sowas essen. Das heißt aber nicht, dass ich nichts Süßes esse. Gerade der Kuchen hier ist sehr lecker.“

„Danke schön“, freute sie sich, neigte jedoch den Kopf und betrachtete mich fragend. „Wie ist das eigentlich bei dir? Wohnst du noch bei deinen Adoptiveltern?“

„Nein, schon ein Jahr oder länger nicht mehr…ich wohne bei meiner kleinen…ja, Familie könnte man es fast nennen.“

„Du hast schon eine Familie? Mit 20?“, entkam es ihr erstaunt.

„Naja, fast…es ist kompliziert…ich möchte es dir gern erzählen, aber ich hoffe, du verurteilst mich danach nicht?“

„Warum sollte ich? Ich bin so glücklich, dich endlich kennen zu lernen.“

Ich nickte verstehend und atmete tief durch. „Ich…viele können es bestimmt nicht nachvollziehen, aber ich bin glücklich damit. Ich…lebe mit einer Frau und einem Mann zusammen.“
 

Sie blinzelte und blickte mich einen Moment an. „Oh“, machte sie dann leise und schluckte ihren Kuchen herab, „OH!“

Ich lachte nur und nickte. „Ja, es klingt schräg, ist aber wirklich so. Außerdem bekommen wir bald ein Baby. Wenn ich 21 geworden bin, kurz danach ungefähr.“

„Oh wie schön..! Aber Moment…wenn ihr alle drei- ihr habt zu dritt eine Beziehung? Ernsthaft jetzt?“

„Ja.“

„Wow…Dann…wisst ihr auch, naja, wem das Baby ist..?“

„Nein“, ich schüttelte lächelnd den Kopf, „Und auch, wenn es sehr verwirrend scheint…mittlerweile ist es mir auch egal. Ich liebe beide und wir sind am Ende eine Familie.“

„Das klingt kompliziert für mich als Außenstehende…aber solange du glücklich bist?“

„Bin ich. Ich hatte nicht erwartet, dass es mal so wird. Zwischendurch dachte ich, ich bleibe einsam…aber das Baby hat im Grunde die ganze Situation gerettet.“

„Klingt trotzdem kompliziert für mich“, lachte sie fröhlich und aß ihren Kuchen weiter.

„Ach, ist es eigentlich nicht.“

„Gibt es keine Streitereien untereinander?“

„Eher kleine Meinungsverschiedenheiten. Aber einer ist dann immer der Schlichter, da geht das.“

„Und auch sonst…du liebst sie beide, oder? Wenn man sich da mal näher kommen will…“

„Das ist…es klingt blöd, aber ich würde bald sagen gerecht verteilt. Wir führen keinen Kalender, wer wann und mit wem mal mehr Zeit verbringt…aber es klappt auch so. Und wenn man mal…intim werden möchte, dann zieht sich einer der drei meistens zurück.“

„Ihr macht also nicht…zu dritt…also..?“

„Bis jetzt nicht“, lachte ich und sie stimmte mit ein. „Entschuldige, aber das interessiert mich. Ich komme mir gerade richtig verklemmt vor.“

„Das bist du sicher nicht. Wir drei führen nur ein etwas anderes Privat- und Beziehungsleben als andere Menschen...“

„Ist ja auch nicht schlimm. Solange ihr glücklich seid, finde ich das gut so…wäre jeder Mensch gleich, wäre es langweilig.“ Sachiko strahlte und ich fragte mich, wie ich nur dazu kam, wieder einen so wunderbaren, toleranten Menschen zu treffen.

„Das stimmt…die Vielfalt ist das Schönste am Leben.“

„Hm~ Ich meine, sowas wie bei dir habe ich auch noch nicht erlebt, aber sonst bin ich eigentlich sehr tolerant..ich habe dir noch nicht gesagt, wo genau ich arbeite?“

„In einem Restaurant?“

„Wir sind kein normales. Hol mal das Foto mit meinen Freundinnen.“

„Okay…“, ich blinzelte verwirrt, holte ihr jedoch den Rahmen, „Hier bitte.“

„Schau dir die Mädels nochmal an.“

„Hm..“

„Fällt dir was auf?“

„Nein..? Außer, dass sie hübsch sind?“

„Die hier auch?“

„Ja, wieso?“

„Das ist ein ‚er‘.“

„Bitte?“, verdattert betrachtete ich ihr Foto. Sie nickte. „Das ist Tomo.“

„Okay…“
 

„Weißt du, meine Eltern haben ein Restaurant, da wird in Uniform serviert…warte, irgendwo habe ich ein Fotoalbum….“, sie stand auf und öffnete ihren Schrank, suchte darin und kam mit einem Album zurück. „Schau.“

„Oh, wie ein Maid-Cafe?“, fragte ich neugierig.

„Nicht ganz. Wir haben auch Männer.“

„Maid und Butler?“

„So ungefähr. Meistens sind das ja getrennte Läden. Also nur Frauen, nur Männer oder neuerdings auch Männer, die aussehen wie Frauen…“

„Otokonoko* oder so heißt das doch, nicht wahr?“

„Genau. Nur wir haben es ein wenig anders. Wir haben alles und sind kein Cafe, sondern ein richtiges Restaurant. Wir haben ‚Butler‘ und ‚Maids‘. Jedoch haben wir auch Frauen als Butler und Männer als Maid. Wir sind ein ziemlich bunter Haufen und das kommt unglaublich gut an.“

„Das klingt cool…und dein Tomo hier arbeitet auch da?“

„Ja, Tomo ist meine Kollegin. Also er arbeitet als Maid.“

„Und normal sieht er aus wie ein Junge?“

„Nein, er zieht sich weiblich an. Er spricht auch wie ein Mädchen. Rein optisch erkennst du keinen Unterschied. Er fühlt sich so wohler.“

„Und ihr seht ihn als Mann…oder Frau?“

„Als Frau. Er ist einer meiner besten Freundinnen. Ganz selten zeigt er sich wirklich als Junge. Aber das ist okay, ich liebe ihn als Freund, so wie er ist.“

„Was es nicht alles gibt…“, schmunzelte ich, „Dein Freund, was sagt der dazu?“

„Ja, nicht wahr? Deshalb schockt mich deine Erzählung auch nicht. Ich bin mit solchen Menschen aufgewachsen, die verschiedene sexuelle Ausrichtungen haben…warum also nicht auch jemanden wie dich kennen lernen, der Mann und Frau daheim hat. Ich finde es schön. Und was meinen Freund betrifft: Der war am Anfang geschockt von Tomo“, sie lachte leise, „Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Aber als ich ihm erklärte, dass er Tomo als Mädchen sehen soll, da ging es irgendwann. Jetzt kommt er halbwegs damit klar.“

„Oha.“

„Naja, bei ihm ist das etwas anders gewesen als bei mir. Er ist schon tolerant, aber seine Eltern haben ihn streng erzogen. Er hatte in der Verwandtschaft einen homosexuellen Onkel, der von der Familie ausgeschlossen wurde. Deshalb hat er sich von solchen Themen immer zurückgezogen. Aber ich habe ihn sehr geöffnet für so etwas.“

„Das ist schön…es sollte mehr solche Menschen geben wie dich“, verträumt trank ich aus meinem Tee und betrachtete sie.

„Das wäre schön, ja. Mal sehen, in einigen Jahren ist es vielleicht ja noch besser.“

„Hoffentlich…es ist schön, dass die Menschen schon etwas offener geworden sind…von meinem Freund die Eltern sind Männer, die haben nach über 20 Jahren nun endlich heiraten dürfen.“

„Wie schön…“

„Oh ja.“

„Wie ist das bei dir…du bist doch Star, nicht wahr?“

„Angehender, ja“, lachte ich.

„Na auch so. Dein Adoptivvater ist doch ganz berühmt.“

„Sie sind beide berühmt, ja.“

„Oder beide. Ich habe nur in den Zeitungen, die ich jetzt über dich gelesen habe, gesehen, dass du der Sohn von Hizumi von D’espairsRay bist.“

„Und von Tsukasa. Nur ist das nicht offiziell. Die beiden können nicht offiziell zusammen sein.“

„Die beiden..? Verstehe…und wie ist das bei dir? Hast du offiziell deine Freundin oder Freund oder beide?“

„Nein“, ich schüttelte den Kopf, „Ich stehe auch im Medienblick, da wäre das aufsehenerregend, hätten wir was zu dritt. Und wir wollen ja auch, dass das Hauptaugenmerk auf der Musik, nicht auf unser Privatleben gerichtet ist.“

„Also seid ihr offiziell nicht zusammen.“

„Nein. Mein Freund mit ihr, ja. Wir müssen ja einen als Vater ausgeben.“
 

Sachiko blinzelte, bevor sie die Augen aufriss. „Verstehe ich das richtig- sie sind auch berühmt?!“

„Ja“, ich schmunzelte, hatte ich darüber ja noch gar nicht gesprochen. „Sie sind alle beide in meiner Band. Lovelie und Shinji.“

„Ah…das ist ja natürlich…wow…Shinji war der Gitarrist? Oder Schlagzeuger?“

„Der Bassist. Unser Schlagzeuger heißt Nabu. Der hat aber eine Freundin, ganz allein für sich.“

Sachiko kicherte. „Dann ist ja gut. Okay, jetzt blicke ich langsam durch.“

„Tja, wir sind nicht einfach.“

„Ach, wahrscheinlich muss ich nur alle kennen lernen, um es zu verstehen.“

„Würdest du das denn gern?“, fragte ich vorsichtig.

„Ja! Ich möchte schon gern wissen, was für ein Leben du bisher hattest. Ich zeige dir auch gern meine Freunde und Familie.“

„Das wäre schön. Sag mal, ehm…würdest du zur Hochzeitsfeier kommen wollen?“

„Hochzeitsfeier? Welche Hochzeitsfeier?“

„Mein Freund heiratet meine Freundin, damit die Presse endlich Ruhe gibt. Sie wollten eigentlich nicht feiern, aber Lovelies Papa plant eine Feier, für uns alle drei. Ich stehe zwar ungern im Mittelpunkt, weil ich das schon als Sänger immer tu, aber gut…ich würde mich zumindest freuen, wenn du kommen würdest.“

„Natürlich! Sind da auch deine Eltern da?“

„Meine beiden Liebsten, meine Eltern, deren Eltern, einfach alle…es wird eine ziemlich große Feier, denke ich. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du kommst.“

„Gern! Darf mein Verlobter mitkommen..? Also, wenn er Zeit hat.“

„Klar. Bring mit, wen du für passend auf so einem Fest hältst“, lachte ich nur und stellte meinen Teller weg. „Der Kuchen war wirklich lecker, danke dafür.“

„Nichts zu danken“, lächelte sie, stellte ihren Teller zu meinem und lehnte sich zurück.
 

„Sag mal…“, begann ich schließlich ruhig, „Du hast geschrieben, du hast mich ebenfalls schon gesucht.“

„Ja, das habe ich“, sie nickte ehrlich, „Meine Adoptiveltern haben mir in meiner Jugend erklärt, wie ich zu ihnen kam. Das meine Eltern verunglückt seien und ich so ins Kinderheim kam und sie mich dann ausgewählt hätten. Sie wussten auch, dass ich einen Bruder hätte, aber wo der sei, wussten sie nicht. Wir haben dann nachgeforscht, weil es mich interessiert hat. Aber du warst nicht im selben Kinderheim wie ich.“

„Warum hat man uns getrennt?“

„Das habe ich auch nie herausfinden können…wir müssen erst in eins gekommen sein, aber ich kam dann in ein anderes und du solltest nachkommen oder so. Es ist alles sehr undeutlich und ziemlich seltsam…ich glaube, es wurde schlampig gearbeitet, was das betrifft, weil ich bis heute kaum etwas herausfinden konnte.“

„Meinen Eltern wurde nicht einmal gesagt, dass ich eine Schwester habe.“

„Ich weiß. Auf jeden Fall war es sehr seltsam, ich glaube da lief irgendetwas falsch und heute schieben sich die Behörden die Schuld gegenseitig zu, weil es keiner gewesen sein will. Das ist traurig. Ich hatte die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben. Wie hast du mich gefunden? Du hast geschrieben, deine Freundin hätte das gemacht.“

„Ja, sie hat eine Suchagentur oder sowas angeheuert, weil sie an derselben Stelle wie denke ich auch du scheiterte.“ Wobei ich nicht glaubte, dass die Behörde Lovelie geholfen hatte, sondern Hexchen Hana…ich traute der Frau alles zu.

„Das ist ja lieb von ihr.“

„Ja…“, murmelte ich, „Sie wusste, dass es mich beschäftigt. Ich rede eigentlich selten darüber. Selbst nicht vor meinen Eltern, weil ich nicht will, dass sich jemand um mich sorgt. Aber Lovelie hatte schon immer eine gute Auffassungsgabe…sie hat es doch bemerkt. Und jetzt bin ich ihr wirklich dankbar dafür. Ich bin so froh, dich gefunden zu haben.“

„Ich auch! Ich wollte dich so lange kennenlernen…heute fühle ich mich, als wäre Weihnachten und mein Geburtstag zusammen“, sie lachte, erhob sich dann jedoch. „Warte, ich zeig dir was.“

Sie verließ kurz das Wohnzimmer und kam wenig später mit einem Bild zurück. „Das…waren unsere leiblichen Eltern. Das ist das einzige Foto, was ich von ihnen besitze.“

Unendlich vorsichtig nahm ich das abgegriffene Papier in meine Hände.

„Das…wow…. Sie waren sehr, sehr schön…“

„Ja, nicht wahr? Mama sah so lieb aus. Ich wette, sie sprach auch ganz sanft.“

„Ja. Und unser…Vater lächelt so stolz. Er war sicher glücklich mit ihr…“, gedankenverloren betrachtete ich das Foto.

„Oh ja, das glaube ich auch. Manchmal, da wünsche ich sie mir her, weil ich sie gern so vieles fragen würde. Und wiederum manchmal stelle ich mir vor, wie es mit ihnen wäre. Wie ich dann aufgewachsen wäre. Ob ich jetzt noch einmal so wäre, wie ich jetzt bin. Aber meistens denke ich dann wieder daran, dass es gut so ist, wie es ist. Ich liebe meine Adoptiveltern und dich habe ich ja nun trotzdem noch wiedergefunden. Außerdem denke ich, den beiden geht es gut dort, wo auch immer sie jetzt sind.“

„Ja…“, murmelte ich leise und atmete tief durch, „Ich denke auch, es ist besser so. Sonst hätte ich nie Lovelie oder Shinji kennengelernt. Dann würde ich wohl ein normales Leben führen, wie jeder andere, vielleicht als Firmenangestellter oder sowas. Aber wenn ich die Wahl hätte…ich würde mich immer und immer wieder für Hiroshi und Kenji als Eltern entscheiden. Ich hatte eine wundervolle Kindheit bei den beiden und ich bin auch ohne Mutter gut aufgewachsen.“

Sachiko lächelte, bevor sie mich in ihre Arme zog. „Das ist denke ich das Beste. Trotzdem will ich dich als meinen Bruder sehen. Ich wollte dich so lange finden. Ich habe mich immer gefragt, wie du wohl so bist, wie du lebst. Ob du noch lebst. Wie du denkst. Ob du von mir weißt. Jetzt endlich habe ich dich gefunden.“

„Ich bin auch froh, endlich Ruhe zu finden, was das betrifft“, murmelte ich leise und lehnte mich an sie, „Ich habe lange darüber gegrübelt, ob ich noch Verwandte habe. Warum ich im Heim gelandet bin. Jetzt weiß ich, dass ich nicht achtlos weggegeben wurde. Ich bin froh, dass wir uns kennen gelernt haben.“

„Ich auch“, murmelte Sachiko und lächelte mich an. „Weißt du, was mich richtig freuen würde?“

„Was denn?“

„Wenn wir den Kontakt zueinander ab sofort richtig aufrechterhalten würden.“

„Das hatte ich sowieso vor“, grinste ich.

„Nein, ich meine so richtig…eine Freundschaft eben. Nicht nur einmal im Jahr treffen oder so. Auch Mailen, Telefonieren…“

„Aber nicht zu oft, sonst wird dein Freund eifersüchtig~“

„Das könnte passieren“, lachte sie, zwinkerte jedoch. „Keine Sorge, er weiß, dass du heute da bist. Er will dich auch gern mal kennenlernen, hat er gemeint. Aber nur, wenn du heute nett zu mir bist. Er hat nämlich gesagt: ‚Wenn er ein Arsch ist, schmeiß ihn gleich wieder raus.‘“

„Na danke“, lachte ich, „Und, hat er Recht behalten?“

„Bis jetzt nicht. Und ich denke auch sonst nicht. Ich mag dich.“

„Dann beruht das wohl auf Gegenseitigkeit“, lächelte ich sanft und lehnte mich wieder zurück. Einen Moment musterte ich ihre Bilder an der Wand, bevor ich ernster wurde. „Ich muss dir noch was Wichtiges über mich erzählen.“

„Außer, dass du prominent bist und bald Vater wirst?“, gluckste sie, wurde bei einem Blick in mein Gesicht jedoch schlagartig still. „Ist es was Schlimmes? Hast du eine ernsthafte Krankheit oder so etwas?“

„Nein, nein“, ich winkte ruhig ab, „Aber Krankheit trifft es fast…nein, ich sehe es eigentlich als harmlos an. Aber da es den Leuten um mich herum meist mehr Ärger macht als mir, wollte ich es dir erzählen.“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Ich…ich habe durch verschiedene Dinge in meinem Leben immer mal wieder Momente gehabt, in denen ich das Gefühl hatte, zu fallen. Ich nenne sie manchmal meine dunklen oder auch schwarzen Momente, Stunden. Da erscheint mir manchmal einiges sinnlos und ich bin überfordert mit allem um mich herum…obwohl ich auf der Bühne stark auftrete, habe ich privat manchmal mit meinem Selbstwertgefühl zu kämpfen…aber mach dir keine Sorgen“, fügte ich sofort mit einem Blick in ihr Gesicht an, „Ich mache eine Therapie. Es hat mir schon sehr geholfen und seit ich meine beiden habe, treten solche Momente nur noch selten auf.“

„Es…du hast also D…“

„Schtt“, ich legte ihr einen Finger an die Lippen, „Ich mag dieses Wort nicht. Außerdem finde ich, es stimmt nicht. Es gibt Menschen, die haben das schlimmer als ich. Ich empfinde es als Teil meiner Persönlichkeit. Ich lerne momentan, an meinen Problemen zu wachsen. Mach dir wirklich keine Sorgen.“

„In Ordnung…“, sie nickte, obwohl ich in ihrem Gesicht noch so viele Zweifel erkennen konnte. „Was kann ich tun, wenn du…solch einen Moment hast? Kann ich überhaupt etwas tun?“

„Es reicht meistens, wenn Lovelie oder Shinji mich in den Arm nehmen und beruhigend auf mich einreden…manchmal schlafe ich dann auch gleich…“, überlegte ich.

„Gut, dann werde ich das auch so machen, falls es auftritt, wenn ich dabei bin.“

Ihr entschlossener Gesichtsausdruck ließ mich nun grinsen. „Du bist echt süß, großes Schwesterchen. Aber so schnell kommt das nicht wieder, hoff ich…ich habe ja jetzt ganz viele liebe Menschen um mich herum.“

„Selber, kleiner Bruder. Aber gut, dann bin ich beruhigt.“
 

Wir lachten und redeten noch den halben Tag. Es war wirklich wunderbar mit ihr. Wir hatten den gleichen Humor und teilten in vielen Dingen die gleiche Meinung. Außerdem war Sachiko ein solch warmer und herzlicher Mensch, dass man sie nur gern haben konnte. Früher hatte ich mir manchmal versucht vorzustellen, wie es wohl sei, Geschwister zu haben. Jüngere, Ältere, Gleichaltrige, Schwester, Bruder…aber so schön, wie mit Sachiko hätte ich es mir kaum erträumen können. Sie kennenzulernen war das Beste seitdem ich mit Shinji und Lovelie so glücklich war. Es gab mir gerade einen richtig guten Motivationsschub und ich nahm mir vor, ihr irgendwann ein Lied zu schreiben. Wie schon Lovelie und Shinji. Mit dem Unterschied, dass bisher nur Love von ihrem Lied wusste. Shinji hatte es bei sich bis heute nicht mitbekommen. Aber das störte mich nicht. Es war sein Lieblingslied von uns, das reichte mir voll und ganz.
 

Die Zeit war leider viel zu schnell um, sodass Sachiko mich irgendwann schweren Herzens zum Bahnhof brachte. „Und du willst nicht doch auf dem Futon übernachten?“, fragte sie heute sicher schon zum dritten Mal. „Nein“, ich schüttelte lächelnd den Kopf, „Ich muss zu meinen beiden.“

„Du kannst sie auch anrufen.“

„Ach Süße…du machst es mir schwer“, schmunzelte ich und umarmte sie sanft. „Wir sehen uns bald wieder, ja? Die Hochzeit ist ja…demnächst.“

„Na gut…schreibst du mir trotzdem eine SMS, wenn du nachher angekommen bist? Oder eine Mail, mir egal.“

„Mach ich“, nickte ich und küsste ihre Stirn.

„Danke.“ Sie lächelte zufrieden. „Ich freu mich schon auf das Fest. Und wenn du mal wieder zu mir kommst, stell ich dir meinen Freund vor und wir besuchen das Restaurant, da kannst du meine Eltern und Freunde kennenlernen.“

„Darauf freue ich mich schon.“ Mein Blick ging hinter mich, ehe ich seufzte. „Da kommt mein Zug. Ich muss.“

„Okay. Pass auf dich auf, kleines Brüderchen“, sie kicherte und drückte mich noch einmal, dann bekam ich einen Kuss auf die Wange, bevor ich zu meinem Zug lief und mich auf den Weg nach Hause machte.
 

~*~
 

Es war irgendwann spät abends, als ich zuhause die Haustür aufschloss. Ich rechnete nicht wirklich damit, dass noch jemand wach war, jedoch brannte überraschenderweise das Licht im Flur. Neugierig begab ich mich also auf die Suche nach den beiden Tieren.

Schließlich fand ich sie in Shinjis Zimmer. Jedoch nicht so, wie ich es mir vielleicht noch vorgestellt hätte: Lovelie lag friedlich auf dem Bett und halb in Shinjis Decke gekuschelt, während er am Computer saß und mich scheinbar nicht bemerkt hatte.
 

„Weißt du, du solltest die Lesebrille viel öfter tragen, Shinji. Sie macht dich sexy“, raunte ich schmunzelnd und legte eine Hand auf seine Schulter, nachdem ich zu ihm getreten war.

„Oh, du bist wieder da“, murmelte er lächelnd und nahm die Brille ab, um sich über die Augen zu reiben. „Ach herrje, ist das schon spät. Und was, die Brille? Ach, ich hasse sie.“

„Warum? Schönheitstick?~“

„Ich finde sie einfach nur nervig. Zumal ich sie in letzter Zeit öfters brauche. Besonders, wenn ich wie jetzt am PC arbeite.“

„Was hast du schönes gemacht?“

„Mich an meine Abschlussarbeit gesetzt, wie du verlangt hast.“ Oh, der ironische Unterton war unüberhörbar, sodass ich lachen musste. „Echt mal, im nächsten Leben besuche ich eine Kurzuni. Oder gar keine…“

„Selbst da hättest du das sicher machen müssen. Kommst du gut voran?“

„Es geht. Ich hoffe trotzdem die Gerüchte stimmen und die Abschlussprüfungen sind machbar.“

„Sie sollen einfacher als die Aufnahmeprüfungen sein…von daher.“

„Ach, die hab ich doch geschafft.“

„Mit Mühe und Not.“

„Trotzdem. Das wird schon. Hauptsache Love besteht ihre Abschlussarbeiten.“

„Und ich wohl meine nicht?“, ärgerlich zog ich eine Braue hoch.

„Pah, du“, er winkte ab, „Du schaffst das sowieso, von daher.“

„Wenn du meinst…“, mein Blick wanderte zu Lovelie. „Schläft sie schon lange?“

„Gut ein, zwei Stunden.“

„War ihr wieder schlecht?“

„Ein wenig. Hab ihr Tee gemacht. Am Anfang hat sie mir noch zugeschaut, dann hat sie sich ins Bett verkrümelt. Ich bin ganz froh, dass sie schläft, sie wirkte ziemlich erschöpft.“

Ich nickte verstehend, erschrak jedoch, als Shinji mich auf den Stuhl neben sich zog. „Erzähl“, grinste er mich an, „Wie war es?“

„Sie ist ein Engel“, strahlte ich einfach nur.

„Ja? Aussehen wie einer oder Charakter?“

„Beides.“ Ich grinste. „Sie ist total lieb und wir sind uns überraschend ähnlich…obwohl wir vollkommen unterschiedlich aufgewachsen sind. Wir haben uns nie zuvor getroffen und obwohl ich fremden Leuten sonst erst einmal immer misstrauisch bin- bei ihr war es ganz anders. Unbefangen, familiär eben.“

„Cool…ihr wärt bestimmt was für so Forscher…Geschwisterstudie oder so…“

„Jaja, klar.“

Shinji grinste nur, während er nebenbei den Rechner runter fuhr und gähnend seine Brille wegsteckte. „Ich bin dafür, wir gehen jetzt schlafen und du erzählst uns morgen ausführlich von ihr.“

„Da stimme ich dir zu, da ist wenigstens auch Love munter. Wart ihr duschen?“

„Ja, nach dem Abendbrot hab ich ihr Badewasser eingelassen und war dann selbst schnell.“

„Gut, dann bin ich mal noch….aber nur kurz, weil ich mich nach der Zugfahrt stinkig fühle.“

„Ich riech nichts“, leise lachend erhob der Hamster sich und streckte sich.

„Ich fühl mich aber unwohl…also bis gleich. Oder?“

„Klar, ich bin für Gruppenkuscheln. Bis gleich.“

„Bis gleich.“ Damit verließ ich müde, erschöpft aber äußerst glücklich das Zimmer.
 


 

~~**~~
 


 

Und, wie findet ihr Satos Schwester ;)?
 

* Kōban + *Otokonoko= Wer nicht weiß, was das ist, sollte mal auf der neuen Seite der Homepage vorbei schauen: http://shinji-women.de.tl/Der-Realit.ae.t-entnommen.htm das ist die Hauptseite, dann einfach auf die Unterseiten klicken :)

Hab wieder fleißig an der Homepage gebastelt (u.a. gibt es jetzt auch Sachiko als Charakter mit Bild), nachzulesen ist wie immer alles bei den NEWS.
 

Danke für die 2 Kommis:
 

@Kaiphil: Danke :) Tja, ist halt eine sehr redebedürftige Familie ;)

@Lucel: Stimmt...tja, er muss ja auch mal 'der Gute' sein xD
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

66. - Ehrentag der Dreierbande

66. - Ehrentag der Dreierbande
 

Shinji dreht frei
 

Bereits als ich heute Morgen erwachte, dachte ich mir nur eines: Scheiße.

Es war der Tag gekommen, auf den ich nicht wirklich Lust gehabt hatte und von dem ich jetzt schon wusste, dass ich nicht wollte, dass er begann. Doch die Zeit lief unaufhaltsam weiter und so kam es, dass Satoru mich irgendwann aus dem Bett schmiss.

Lovelie saß bereits in der Küche beim Frühstück und begrüßte mich fröhlich. Ich konnte es nur halb so gut gelaunt erwidern, wenn überhaupt. Satoru degradierte mich vom Hamster zur Miesmuschel und schmiss mich anschließend von der Küche ins Bad. Ich sollte dafür sorgen, dass ich halbwegs lebendig und gut aussah. Eine für mich zumindest heute unerfüllbare Aufgabe.
 

Ich blickte an meinen feinen Sachen herab, die in einem krassen Kontrast zu meinen wirren Haaren standen. Nachdem ich nach einer halben Stunde immer noch nicht weiter war, schaute Satoru nach mir. Ich wollte mich schon irgendwo verkriechen, doch er sagte nichts. Seufzend drückte er mich auf den Hocker im Bad und stellte sich hinter mich. Keine Ahnung wie er das schaffte, aber: nicht viel später sah ich gut aus. Sehr gut sogar. „Und, was sagst du?“

„Ich bin sprachlos“, erwiderte ich ehrlich und drehte meinen Kopf, um mich zu betrachten. „Danke!“

„Nichts zu danken. Alles Eigennutz. Ich würde Lovelie doch nie mit einem Struwwelpeter dort antanzen lassen.“

„Du bist echt blöd“, murmelte ich nur und verließ das Bad, während er hinter mir lachte.
 

Wenig später stand Tsukasa grinsend mit den Worten: „Das Hochzeitsshuttle ist da~“ vor unserer Haustür. Er würde uns allein dorthin fahren, da Hizumi und meine Eltern bei Miyavi und Melody waren und -keine Ahnung was- planten. Ich wollte es nicht wissen..!

Augen rollend stieg ich in den Wagen, Lovelie rutschte glucksend neben mich, während Satoru vor zu Kenji ging. „Was schaut denn der Bräutigam so grimmig drein?“, lachte der auch schon und fuhr langsam los.

„Bindungspanik“, erklärte Satoru locker, während ich ihn von hinten versuchte mit meinen Blicken zu erdolchen. „Das ist nicht wahr!“

„Jaja, klar. Erzähl das sonst wem.“

„Argh!“

Kenji lachte und betrachtete mich im Rückspiegel. „So sehr wie Yoshi in dir steckt, Shinji, so sehr tut es auch Michio.“

Ich seufzte nur und lehnte mich zurück. Am besten, ich sagte nichts mehr.

„Schau nicht so. Ich mag dich lächelnd lieber“, flüsterte Lovelie und kuschelte sich an meinen Arm. In der Tat zauberte sich ein zartes Lächeln auf meine Lippen.

„Du siehst hübsch aus, Kätzchen. Das Kleid steht dir.“

„Danke…auch wenn ich so hellere Farben an Jewelie viel schöner finde….“

„Ach, es ist schön so. Komm, deine Schwester hat es zusammen mit deiner Mama selbst gemacht.“

„Ich weiß, und es ist auch wunderschön! Aber die Farbe…“

„Du kannst schlecht in einem knallbunten Kleid ankommen“, warf Satoru ein und brachte uns so zum Lachen.

„Obwohl es zu Love passen würde“, nickte ich nachdenklich.

„Ja. Aber so zart steht ihr auch. Es hat etwas Frauliches.“

„Weil ich ja sonst auch keine bin“, lachte sie nur.

„Doch, schon…aber ey, du kennst deinen Style doch selbst.“

„Ja, ich weiß. Hm…sieht man meinen Bauch eigentlich stark in dem Kleid? Es liegt so eng an…“

„Nicht wirklich. Also ein bisschen, ja. Aber trotzdem. Es ist schön so.“

Lovelie schmunzelte nur. „Danke.“
 

~*~
 

Auf dem Amt hielten wir uns nicht lange auf. Ich fühlte mich unwohl und jetzt wurde mir so langsam bewusst, wie Mapa sich damals gefühlt haben musste. Ob er sich über mich heute so amüsieren würde wie ich mich an jenem Tag über ihn? Hoffentlich nicht.

Es ging alles ziemlich schnell. Wir unterschrieben im Grunde nur das Papier und machten uns dann wieder los. Satoru, der sich etwas zurückgehalten hatte, klopfte mir jetzt grinsend auf die Schulter. „Glückwunsch, Alter.“ Lachend lief er zu Lovelie, umarmte sie und drückte ihr einen Kuss auf. Ich schüttelte nur verwirrt den Kopf. Der Mann war manchmal so seltsam, aber genau deshalb liebten wir ihn wohl alle.

„Hier, vergesst das nicht“, meinte Tsukasa in dem Moment auch schon und hielt mir eine Schachtel hin. Fragend sah ich ihn an. „Schau nicht so. Ich habe sie nur von dem Laden abgeholt, wie ich sollte.“

„Du solltest was?“, wollte ich verwirrt wissen, da ich noch immer nicht durchblickte.

„Er sollte die Ringe abholen“, erklärte Love fröhlich, sodass ich mich mit finsterer Miene zu ihr umdrehte. „Du hast nicht ernsthaft..?“

„Schau doch erstmal rein.“

„Okay...“, seufzend nahm ich Tsukasa die Schachtel ab, blickte rein und staunte nicht schlecht, als da drei Ringe drin waren. „Eh?“

„Denkst du, ich hole nur zwei? Das sind keine klassischen Hochzeitsringe in dem Sinne. Aber sie haben eine Gravur.“

Neugierig musterte ich einen der silbernen Dinge und entdeckte im Innenring unsere Namen. Nun musste ich doch schief lächeln. „Du bist manchmal echt verrückt.“

„Weiß ich doch. Ist eine Familienkrankheit“,grinste Lovelie, nahm mir die Schachtel ab und steckte nacheinander Satoru, mir und sich selbst die Ringe an. „So…und jetzt auf, zur Familienfeier?“

„Auf geht’s“, nickte Tsukasa grinsend und bildete die Spitze unserer irren Tierparade, als wir uns zurück auf den Weg zum Wagen machten.
 

~*~
 

Lovelie, die kleine Prinzessin
 

Als wir auf dem Weg zu Papas gemieteter Halle waren, war ich ganz aufgeregt. Es fühlte sich an, als hätte ich ganz viele kleine Schmetterlinge im Bauch, wie ich sie sonst nur mit Shinji und Satoru erlebt hatte. Obwohl, sie waren ja gerade dabei. Hm, wie bei unserem ersten Auftritt…ja genau, da war ich auch so aufgeregt gewesen! Lächelnd legte ich mir eine Hand auf den Bauch. Ob das Baby spürte, wie aufgeregt ich war? Vielleicht turnte es ja ebenfalls herum. Wenn, dann spürte ich es jedoch noch nicht. Das war noch etwas früh. Zumindest hatte mich der alte, aber liebe Frauenarzt beruhigt gehabt. Er sagte, ich brauche mir dahingehend keine Sorgen machen.

„Woran denkst du?“, fragte Shinji schmunzelnd, als wir aus dem Wagen stiegen. „An meinen Frauenarzt“, gab ich deshalb ehrlich zu und lachte bei seinem verdatterten Gesichtsausdruck.

„Okay…aber sag…ist dir das nicht unangenehm?“

„Was?“

„Dass das ein Mann ist? Habe ich mich schon lange gefragt, weißt du. Ich dachte als Frau fühlt man sich bei Frauen wohler…“

„Meine Zahnärztin ist eine Frau und das ist eine Fleischerin“, grinste ich nur und neigte den Kopf, „Weißt du, so darüber nachgedacht habe ich gar nicht. Ich bin damals so verunsichert mit Dad zu ihm gefahren, da war mir das egal. Außerdem ist das ein ganz lieber, älterer Herr. Schade, dass er in Ruhestand geht…“

„Ja?“

„Ja. Meine nächste Untersuchung müsste ich dann schon bei seiner Nachfolgerin haben. Sie übernimmt die Praxis.“

„Ah, okay.“

Ich nickte nur und hakte mich bei Shinji ein, drehte mich jedoch zu Satoru, der noch mit Tsukasa quatschte. „Eulchen, kommst du?“
 

„Jahaa. Wartet…“ Wir blieben stehen, bis Satoru dann zu uns eilte und sich auf meiner anderen Seite einhakte. „Sehr gut. Immerhin will ich mit euch beiden da rein.“

„Ehrlich gesagt will ich gar nicht da rein…“, murmelte Shinji, den ich besorgt musterte. Er wirkte auf einmal ziemlich blass. „Hasenfuß“, kommentierte Satoru lediglich und zog uns weiter. „Kommt. Takamasa und Co warten schon.“

„Sicher? Woher wollen die wissen, dass wir da sind?“

„Weil sie vielleicht mal wissen, wann wir dran waren, Shinji? Außerdem hat Tsu kurz vorher, bevor wir dort losgefahren sind nochmal angerufen.“

„Oh Leute. Hört auf rumzuzicken“, seufzte ich und schüttelte den Kopf, „Könnt ihr euch bitte mir zu liebe jetzt nett verhalten und endlich mal Spaß haben? Ihr schaut beide so verkrampft.“

Shinji senkte ertappt den Blick, während Satoru sich räusperte. „Sorry“, nuschelten sie anschließend beide synchron. „Schon gut. Lächeln.“ Ich ließ die beiden los und schob ihnen nacheinander mit den Zeigefingern die Mundwinkel hoch, sodass sie schließlich wirklich schmunzeln mussten.

„Ach, wenn wir dich nicht hätten“, lachte Satoru.

„Dann wären wir arm dran. Und jetzt kommt…Tsukasa ist schon rein gemacht, er impft sicher gerade alle.“

„Ich will nicht…Mapa ist sicher böse zu mir~“, ningelte Shinji, während ich ihn neben mir her zog. Skeptisch hob ich eine Braue. „Wieso sollte er das sein?“

„Weil ich zu seiner Hochzeit fies zu ihm war.“

„Das ist doch kein Grund für ihn, es jetzt genauso zu machen, oder?“

„Glaub mir, für Michio kann das ein Grund sein“, lachte Satoru, verstummte jedoch, als er meinen bösen Blick bemerkte. Ich konnte jetzt alles ertragen, aber keinen panischen Shinji.

„Also Jungs…los geht der Spaß.“

Langsam schob ich die Tür auf und trat mit ihnen ein.
 

Kaum waren wir eingetreten, empfing uns auch schon Applaus. Verlegend blinzelnd schaute ich mich um und blickte ihnen nacheinander in die Gesichter. Meine Eltern. Shinjis Eltern. Satorus Eltern.

„Herzlichen Glückwunsch meine Prinzessin!“, strahlte Daddy mich an und drückte mich so fest an sich, dass ich überrascht aufkeuchte. „Papa..Vorsicht..!“

„Oh, tut mir leid mein Schatz…aber ich freu mich so!“, verlegen kratzte er sich am Kopf, sodass ich zu schmunzeln begann. „Schon in Ordnung…aber du hast nicht vergessen, dass das hier keine richtige Hochzeitsfeier sein soll, oder?“

„Nein, hab ich nicht. Es ist eine Feier euch zu Ehren. Ich freue mich nur trotzdem. Es ist so…ach, du bist so groß geworden.“

„Ach Papa…“, ich betrachtete ihn sanft, bevor ich eine Braue hob. „Du hast da nicht gerade Tränen in den Augen, oder?“

„Wer, ich? Nein, nein.“

„Papa…“, ich wollte drohend klingen, musste jedoch leise lachen, als er sich wegdrehte. „Och wie süß. Sei doch nicht traurig, Papa.“ Ich ging einmal um ihn herum und kuschelte mich an ihn.

„Es ist nur…ach ich…weißt du Lovelie…es ist gar nicht so einfach, wie ich dachte. Ich dachte, ich steck das besser weg.“

„Das fällt dir jetzt erst auf? Nicht, als ich ausgezogen bin?“

„Doch, auch schon…aber jetzt so…“

„Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht?“, fragte ich schmunzelnd nach und er nickte nur beschämt. „Tut mir leid.“

„Dir muss gar nichts leidtun, Papa. Ich liebe dich und werde es auch immer tun. Du bist der beste Daddy der Welt. Egal, wer noch alles in mein Leben kommt oder wieder geht, du wirst immer bleiben. Du warst schon immer mein Vorbild.“

Ich meinte meine Worte mehr als ehrlich und lächelte, als auch er sich wieder etwas beruhigte, mich dann jedoch noch einmal an sich drückte. „Ich liebe dich auch, mein Schatz. Ich bin mächtig stolz auf dich, vergiss das nie.“

Ich nickte nur leicht, als er wieder locker ließ und mich angrinste. „Und jetzt geh zu deiner Mama. Die steht schon ganz verschüchtert da drüben.“

„Tu ich gar nicht, Taka. Ich wollte nur nicht stören, ihr wart gerade so süß“, entgegnete meine Mutter liebevoll lächelnd und blickte dann mich an, weshalb ich zu ihr lief.

„Alles Gute meine Süße“, auch sie umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Ich freu mich so für euch. War euer Tag bisher schön?“

„Ja…wenn auch etwas chaotisch.“ Verschmitzt grinsend zwinkerte ich ihr zu, sodass sie lachen musste. „Hauptsache ihr hattet Spaß, nur das zählt.“

Ich nickte und blickte mich um. „Wo sind Masuyo und Jewelie?“

„Sie kommen mit Nana und deren Familie. Sind nur wir momentan alle da, weil wir noch organisatorisch einiges vorbereitet hatten, etc. Ach, und Hana ist noch irgendwo in der Küche glaub ich…“

„Ich werde sie nachher begrüßen“, stimmte ich nickend zu. „Kommt der Rest unserer Familie auch?“

„Natürlich. Deine Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen…und die ganze Verwandtschaft von Satoru und Shinji.“

„Oh Gott. Ich glaube, den Tag übersteh ich nicht…“, mit geweiteten Augen fasste ich mir an den Bauch.

„Ehm also…das war noch nicht alles, glaube ich…“

„Was?! Mama!“

„Nicht ich bin schuld. Das was alles dein Vater. Der hat wieder seine engsten Kollegenfreunde eingeladen. Die kommen doch sowieso auf jede Feier, wenn man sie fragt…hoffentlich betrinken sie sich nicht…“

„Will ich hoffen. Oh je, das kann was werden. Kommen wenigstens auch Onkel Maya und so?“

„Ja. Ich glaube, er bringt noch Aiji mit.“

„Da freu ich mich. Ich habe ihn lange nicht gesehen, Onkel Maya~“, schwärmte ich, sodass Mama zu glucksen begann. Maya war mal Kollege meines Vaters und war nun selbst Sänger, jedoch waren die beiden nach wie vor befreundet, auch wenn es nicht mehr groß in den Medien war. Und ich mochte Onkel Maya einfach. Für mich war er wie ein richtiger Onkel.
 

„Lovelie? Kommst du mal?“, rief mich schließlich Shinjis Papa und ich neigte neugierig den Kopf. „Gern.“ Ich lief zu ihm und wurde erst einmal in eine herzliche Umarmung gezogen. „Ich gratuliere dir hiermit genauso wie den Jungs.“

„Danke schön, Schwiegerpapa Nummer eins“, schmunzelte ich und genoss einen Moment die Umarmung. Ich hatte die Eltern der Jungs alle vier richtig gern, aber Yoshitaka war für mich nach wie vor in Sachen Herzlichkeit der Liebste. Das war auch glaub ich die schönste Eigenschaft, die er an Shinji vererbt hatte, sah man von den musikalischen Fähigkeiten ab.

„Du siehst richtig fraulich aus in den Kleid“, lobte er mich grinsend und ich erwiderte dieses. „Danke. Jewelie hat es so gewollt und ich dachte, ich tue ihr den Gefallen.“

„Tja, dir steht eben beides, Hosen und Kleid.“

„Im Gegensatz zu deinem frisch angetrauten Mann hier“, meinte Michio, der hinter Yoshitaka auftauchte und auf seinen Sohn zeigte. Fragend schaute ich zu Shinji, der nun wieder auf uns zukam.

„Dad, ich hab Angst…“

„Warum?“, wir drehten uns beide zu Shinji, der mit einem großen Geschenkpaket auf den Armen vor uns stand. „Mapa macht mir Angst. Er hat gesagt, ich soll das Geschenk nicht schütteln und gerade eben klang das, als wenn da drin irgendwas rumpurzelt…“

„Ehm Shinji? Ich glaube, dein Geschenk lebt“, lachte ich leise und deutete auf eine Ecke des Käfigs, der durch das Geschenkpapier zu erkennen war. „Ist das eine Maus?“

„WAS?!“, er sah aus, als wenn er das Geschenk jeden Moment runter schmeißen wollte.

„Da ist ein Tisch“, meinte ich schnell und deutete nach hinten, bevor er auch schon darauf losstürmte. „Hab dich nicht so. Das ist nichts Schlimmes“, erklärte Michio Augen rollend und seufzte. „Yoshi, dein Sohn ist ein Weichei.“

„Ist er nicht“, protestierte Schwiegerpapa sofort, „Ich hab doch selbst gesagt, pack es nicht ein.“

Ich ließ die beiden und lief zu Shinji, der vorsichtig das Papier abzog. „Und, was ist es?“

„Auf jeden Fall ein Käfig“, seufzte er, „Hoffentlich haben sie mir nicht irgendeine Maus verpackt, die ihre Katzen gefangen haben…“

„Ach quatsch. Glaub ich nicht.“

„Was macht ihr Schönes?“, fragte nun Satoru, der zu uns trat. „Shinji untersucht sein mysteriöses Geschenk“, erklärte ich deshalb lachend.

Eine Weile noch kämpfte Shinji mit dem Papier, dann zog er es endlich ganz ab.

„Oh, zumindest ist es ein kleines Tierchen“, lachte ich fröhlich und musterte die Inneneinrichtung.

„Mapa…?“

„Na was denn? Komm, tu nicht so, Shinji. Das ist ein Hamster für den Hamster. Schau, da kommt er doch aus seinem Haus.“

„Was? Oh wie süß!“, schmunzelte ich und hielt meinen Finger ans Gitter, wo der kleine Kerl gleich angerannt kam und daran schnupperte. „Der ist ja aktiv.“

„Ja, ein bisschen lebhaft. Eigentlich sind sie nachtaktiv, aber der hier ist immer aktiv.“

„Wie süß…“, ich hatte mich augenblicklich in das kleine Tier, was nun in dem Hamsterrad rannte, verliebt.

„Aber Mapa…wo soll der denn hin?“

„Wo der hin soll? Nun tu mal nicht so. Ihr habt so ein großes Haus, da wird doch wohl Platz für einen Käfig sein. Außerdem habt ihr keine Katzen, da kann der wirklich überall stehen.“

„Stimmt“, nickte ich und blickte zu den beiden. „Danke, ich find ihn süß!“

Yoshitaka lachte, während Michio grinste, zu mir trat und mir einen Arm umlegte. „Das ist eigentlich nur Shinjis Geschenk“, vertraute er mir leise an und entführte mich etwas aus der Gruppe. „Satoru hat seins auch schon bekommen. Ich möchte dir deins noch geben.“

„Wirklich? Oh danke.“ Ich stammelte mehr, als ich sprach, denn jetzt war ich wirklich überrascht und neugierig, was sich die beiden für mich ausgedacht hatten.

„Komm mit, ich hab es in dem extra Zimmer, was wir zur Geschenkkammer umgemodelt haben“, murmelte er und fügte etwas leiser hinzu: „Es muss nicht jeder sehen…“

Fragend hob ich eine Braue, sagte jedoch nichts. Nun war ich erst Recht gespannt!
 

„Also hier…das ist für dich.“ Michio gab mir eine Tüte und senkte verlegen den Blick, während er mit dem Fuß über den Boden scharrte. Neugierig sah ich in diese und holte etwas heraus.

„Oh…ist das ein Kleid?“, fragte ich und breitete den dunklen Stoff lächelnd aus. „Das ist ja hübsch!“

„Gefällt es dir? Ich wusste nicht so Recht, weil, naja…du trägst so selten Kleider.“

„Ja, aber das hier ist süß!“

„Hm…ich wollte es dir vermachen. Genauso wie der Rest in der Tüte. Ich weiß, gebrauchte Geschenke sind nicht so das Wahre und ich war mir auch lange unsicher…aber ich möchte, dass du sie bekommst. Sie haben mir damals viel bedeutet, weil Yoshi sie mir geschenkt hat. Aber heutzutage kann und will ich sie nicht mehr tragen“, er lachte leise, „Deshalb sollst du sie nehmen. Dir passen sie eher.“

Ich lächelte glücklich. „Danke, Schwiegermapa. Du bist echt der Beste“, schmunzelnd schlang ich die Arme um seinen Nacken und drückte ihn einmal fest an mich. „Danke, vielen Dank.“

Ich konnte förmlich spüren, wie er sich über die Worte ebenfalls freute. „Ich bin froh, wenn du zufrieden damit bist.“

„Natürlich…vor allem, wenn sie dir so viel bedeutet haben. Ich werde die Sachen hegen und pflegen. Auch wenn ich sie momentan wohl nicht anziehen kann, weil sie recht schmal aussehen“, grinste ich.

„Ach, das wird wieder“, winkte er ab und grinste nun ebenfalls. „Weißt du, ich wusste anfangs wirklich nicht, ob ich das hier alles gutheißen soll. Aber wenn ich dich jetzt so sehe, bin ich doch ganz froh mit Shinjis Entscheidung. Du bist nicht einer dieser Tussis, bei denen ich Angst hatte, dass er drauf rein fällt. Nein, du bist anders und das ist schön.“

„Und was ist mit Satoru?“

„Ach, Satoru“, Michio lachte nur, „Den kenne ich so lange, der hing schon immer mit Shinji herum, was soll’s also. Im Grunde kommen die beiden irgendwie nach uns…klar war ich dem Jungen zwischendurch richtig sauer, aber mittlerweile…ich glaube, ich kann langsam damit leben.“

Ich nickte, blickte ihn dann jedoch fragend an. „Und was ist mit der Tatsache, dass du O-mapa wirst? Kannst du damit leben?“

Sofort verfinsterte sich sein Gesicht. „Erinner mich nicht daran. Daran werde ich mich nie gewöhnen.“

Entsetzt blickte ich ihn an, neigte jedoch den Kopf, als er zu lachen begann.

„Schau nicht so. Ich werd mich damit abfinden müssen, oder?“

„Ja, aber deine Meinung ist mir wichtig…ich möchte nicht, dass du Shinji oder so sauer bist.“

„Ach was. Wie gesagt…ich muss mich nur erst daran gewöhnen… Aber eher aus den gleichen Gründen, wie bei deinen Eltern.“

„Hm?“

„Naja…ihnen fällt es auch nicht leicht zu sehen, wie du groß wirst. Auch wenn sie das anders zeigen als ich…“, er kratzte sich am Kopf und zuckte die Schultern.

Sanft lächelte ich Michio einfach nur an und nickte verstehend. Dann schob auch schon Schwiegerpapa Nr. 1 den Kopf in den kleinen Raum. „Seid ihr soweit?“

„Soweit für was, Karyu?“

„Na die anderen kommen. Nana, die Kinder und auch deine Eltern sind schon da, Schatz~“

„Meine Eltern? Oh toll, ich wollte meine Mutter noch was fragen!“, damit eilte Michio auch schon davon, während wir anderen beiden ihm blinzelnd nachblickten.

„Alles in Ordnung?“, fragte mich schließlich Yoshitaka, sodass ich ihn anblickte. „Ja, klar. Michio hat mir nur sein Geschenk überreicht.“

„Ah…und?“

„Ich find es schön!“, strahlte ich und hakte mich bei ihm ein. „Bringst du mich vor zu den Gästen?“

„Mit dem größten Vergnügen.“ Grinsend lief er mit mir zurück zu den anderen.
 

~*~
 

Satoru im Chaos
 

Also so langsam aber sicher blickte ich hier nicht mehr durch, wer alles auf dem Fest war. Unsere Feier war mitten im Gange und schon kurz nach dem Beginn, nachdem unsere Familie eingetroffen war, stellte sich heraus, dass Miyavi eine Menge eingeladen haben musste. Alles irgendwelche Kollegen und Freunde. Jedoch waren meine und auch Shinjis Eltern nicht besser gewesen. Wobei Michio sich etwas zurückgehalten hatte, dafür aber Yoshitaka eben nicht.

Also liefen hier nun diverse berühmte andere Bands oder Solosänger, Freunde, Schauspieler, Designer etc. herum. Wenn Leute von der Straße dabei wären, würde es mich nicht wundern. Aber Miyavi hatte extra jemanden beauftragt, an der Tür aufzupassen, wer da kam. Mann oh Mann. Ich hatte keinen Überblick mehr, aber gut.

In einer Ecke sah ich eine Runde lachender Männer. Da Miyavi sich gerade zu ihnen gesellte, ging ich davon aus, es war ein Teil seiner Leute. In wiederum einer anderen Ecke hingen an der Karaokemaschine Maya, auch ein Freund Miyavis, und es sah aus wie Masuyo. Komischerweise harmonierten ihre Stimmen. Kopfschüttelnd blickte ich mich weiter um. Shinji hing gerade mit den Jungs von Scael force herum, genauso wie Nabu.

Nicht weit entfernt von mir stand Lovelie, die sich mit Jewelie und Chiyoko unterhielt.

„Satoru, mein Schatz. Wie geht es dir? Du siehst so verloren aus.“
 

Als ich mich umdrehte, blickte ich in das Gesicht einer meiner beiden lieben Omas. Sofort lächelte ich sanft. „Mir geht es gut. Ich versuche nur das Chaos zu überblicken.“

„Ah, ach so“, sie stellte sich neben mich, „Es sind ganz schön viele gekommen.“

„Ja…zu viele…“, ich sah zu ihr, „Tut mir leid, wenn es so laut ist und so.“

„Ach quatsch. Das ist eine fröhliche Feier, da muss es laut sein.“ Sie lachte.

„Wo ist Opa?“, fragte ich schmunzelnd und hielt weiter Ausschau. „Dort trüben. Er diskutiert mal wieder mit deinem anderen Opa.“ Nun rollte sie mit den Augen und ich begann zu lachen. Das war typisch für die beiden. Als Hiroshi und Kenji damals ihre Eltern eingeladen hatten um diesen ihre Beziehung bekannt zu machen, waren besonders deren Väter, also meine Opas, nicht ganz so begeistert gewesen. Das hatte sich mit der Zeit gelegt, jedoch gifteten die beiden sich gegenseitig immer noch an. Aber nicht im bösen Sinne. Wir alle sagten, dass das zwischen den beiden eine Hass-Liebe war. Sie taten als könnten sie nicht miteinander, dabei konnten sie nicht ohne einander.
 

„Ich habe mich vorhin mit deiner Schwester unterhalten“, holte mich meine Oma aus meinen Gedanken zurück, sodass ich fragend aufblickte. „Ja? Und…wie findest du sie?“, wollte ich gleich wissen.
 

Ich war etwas unsicher gewesen, dass ich mich Sachiko damals gleich beim ersten Treffen so geöffnet hatte. Das war nicht meine sonstige Art; aber in dem Moment hatte mich die Freude, meine leibliche Familie wiederzufinden, dann doch zu sehr übermannt und eine Menge Glückshormone freigeschüttet, die meinen Verstand ausgeschalten hatten. Am nächsten Tag war ich unsicher gewesen, hatte sogar zeitweise wieder Angstzustände und Alpträume gehabt, ob sie wirklich dicht hielt- aber bis jetzt war nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Unser Kontakt hatte zugenommen; wir telefonierten und schrieben uns per Mail, außerdem hatten wir uns noch ein paar Mal getroffen, um uns unsere Familien gegenseitig vorzustellen. Und als ich dann sah, wie sie mit Lovelie und Shinji umging, wie sie mit ihnen lachte und wie sie sich mit Hizumi angeregt über meine Kindheit unterhielt- da schwanden meine Ängste glücklicherweise wieder. Und ich wusste: Meine Menschenkenntnis hatte mich nicht im Stich gelassen. Ich war glücklich, ihr trauen zu können.
 

„Ein hübsches Mädchen. Sehr hübsch, wie du, mein Kind. Und unglaublich liebenswert und freundlich. Schön, dass du sie gefunden hast“, riss meine Oma mich aus meinen Gedanken.

Ich lächelte ein wenig stolz, grinste dann aber. „Du hast sie schon ins Herz geschlossen“, stellte ich fest.

„Ja, ja, du kennst mich zu gut“, lachte sie nur. „Sie ist aber auch ein Goldstück. Wie deine Freundin.“

„Danke. Und mein Freund?“

„Ach, der ist genauso ein lieber Kerl.“

„Was sagt Opa dazu?“

„Ach, der alte murrige Mann. Der sagt, Hiroshi hätte dich zu sehr beeinflusst mit seiner Männeranwandlung. ‚Aber immerhin hat er wenigstens noch ein Mädchen!‘“, machte sie ihn auch schon nach.

Ich lächelte wehmütig. „Er ist darüber noch immer nicht hinweg, mit Dad?“

„Ach, er ist starrsinnig geworden. Es war damals für ihn ein Schock, als Hiroshi plötzlich einen Mann anbrachte. Aber mittlerweile ist er lange darüber hinweg. Er nimmt es nur gern als Grund für Streitereien mit Kenjis Vater.“

„Typisch.“

„Ja. Sind halt alles beide Starrköpfe. Umso froher bin ich, dass deine Eltern und die deiner beiden Süßen sich vertragen.“

„Ach naja, im Großteil. Michio zickt manchmal. Aber das ist ja normal“, lachte ich und zuckte die Schultern.

„Aber immerhin habt ihr sonst eine sehr verständnisvolle Familie erwischt.“

Ich nickte. „Dafür muss ich aber auch dir danken, Oma. Mit euch fängt es ja schon an.“

„Mit uns? Also bitte. Als wenn mich noch was schocken könnte. Dann lebt ihr halt zu dritt, na und.“

„Das kann nicht jeder so gut verstehen wie du oder die anderen“, gab ich zu bedenken, doch sie winkte ab. „Äh. Ich zähle mich nicht zu der verknitterten, altdenkenden Fraktion. Ich bin durch euch doch ganz jung geblieben, findest du nicht auch?“

„Oh ja!“, lachte ich fröhlich.

„Na siehst du. Und deine anderen Großeltern sind doch auch super.“

„Genau. Und die von Shinji und Lovelie.“

„Die von Lovelie kenne ich noch nicht so lange, wir haben uns nur vorhin kurz unterhalten. Aber ich fand sie ganz nett. Doch jetzt werde ich zurück zu Eri gehen, sie wollte mir Fotos von ihren anderen Kindern und Enkeln zeigen. Bis dann, mein Liebling.“ Damit lief sie auch schon auf den Tisch zu, an dem Michios Mutter mit den anderen Großeltern beisammen saß. Kurz blinzelte ich, dann ging ich zu Lovelie, bei der mittlerweile auch meine Schwester stand.
 

„Satoru!“, bemerkte mich Love auch schon und strahlte. „Komm her, wir haben gerade über dich geredet.“

„Über mich?“, fragte ich neugierig und legte ihr sanft eine Hand auf den Rücken.

„Ja. Darüber, dass du ein guter Bruder sein sollst.“

Schmunzelnd blickte ich von Lovelie zu Sachiko, welche mich liebevoll anlächelte. „Das ist nur die Wahrheit.“

„Dann habe ich aber die beste Schwester der Welt.“

Sachiko schmunzelte, während Jewelie neben mir laut zu protestieren begann. „Neeeein! Ich habe schon die beste Schwester der Welt!“ Damit klebte sie auch schon an Lovelie, die lachen musste. „Ist ja gut, Jewel. Aber Satoru und Sachiko sind sicher auch ganz toll zueinander.“

„Ich weiß. Dich würde ich trotzdem nicht eintauschen“, grinsend zwinkerte sie Love zu und blickte sich dann um. Love betrachtete sie. „Wen suchst du?“

„Die Jungs von Scael force…“

„Die waren gerade eben noch bei Nabu und Shinji. Wieso fragst du?“

„Nichts. Nur so.“ Jewelie lächelte still vor sich daher, weshalb ich fragend zu Love blickte. Die sah jedoch zu Chiyoko, die nur zart schmunzelte. Daraufhin breitete sich ein Grinsen auf Lovelies Lippen aus. „Sag bloß, dir gefällt einer.“

„Was? Nein, natürlich nicht!“

Ich konnte nicht verhindern, leise zu glucksen und auch die Mädels hielten sich nicht zurück. Eingeschnappt verschränkte Jewelie ihre Arme. „Ihr seid doch blöd!“

„Sorry“, meinte Lovelie schließlich, nachdem sie sich als Erste beruhigt hatte. „Wer ist es denn?“

„Das sage ich euch garantiert nicht!“

„Ah, also ist es doch einer von der Band?“, wollte ich interessiert wissen, wodurch sie jedoch knallrot wurde. „Das…geht euch doch nichts an…“, versuchte sie es noch einmal leise.

„Stimmt. Aber du weißt, dass über die Hälfte der Band vergeben ist?“

„Ja?“, fragte Sachiko lächelnd nach und ich nickte. „Ja. Kibi hat was mit Tero und Isa seine Freundin ist von Butterfly of sunset...“

„Aber Cha und Kazuha nicht…“, überlegte Love laut und sah wieder zu ihrer Schwester, bevor sie grinsend fragte: „Kazuha ist schon schnuckelig, nicht?~“

„Hey.“ Ich räusperte mich, sodass sie mir den Arm tätschelte. „Keine Sorge. Ich habe nur Augen für dich und Shinji. Letzterer ist auch schon immer sauer auf Kazuha gewesen.“

„Hm…kein Wunder, wenn alle Frauen auf ihn stehen.“

„Er ist aber auch hübsch.“

„Aber ein Weiberheld. Jewel, ich rate dir dringendst von ihm ab. Er vernascht dich und weiß am nächsten Tag nicht mehr, wie du heißt.“

„Ich steh doch gar nicht auf Kazuha“, meinte diese leise, wurde jedoch augenblicklich wieder rot, als sie wohl merkte, was sie da gesagt hatte. Neugierig starrten wir sie alle an.

„Dir gefällt Cha?“, wollte Lovelie sofort wissen, „Ehrlich jetzt?“

„Naja…“, sie zuckte schüchtern die Schultern und tat mir augenblicklich leid. So hatte ich sie noch nie erlebt und irgendwie waren wir auch etwas fies, oder? Andererseits war es gerade so spannend.

„Er…strahlt immer so…und er wirkt so nett halt…“

„Habt ihr euch schon begrüßt?“

„Nein…nur von Weitem Mal zugenickt…“

„Soll ich ihn dir mal vorstellen?“, Lovelie war plötzlich ganz euphorisch.

„Was?! N-nein, lieber nicht…“

„Warum?“

„Ich weiß gar nicht, ob er mich mag…außerdem ist er gut 10 Jahre älter als ich…ich bin ihm sicher zu jung..“

„Warum sollte er dich nicht mögen? Du bist lieb und süß. Außerdem benimmst du dich älter, als du bist. Du bist sowieso manchmal gefühlt erwachsener als ich.“

„Quatsch…laber nicht, Fast-Mama.“

Love lachte nur. „Ach komm, ist doch so. Du bist wirklich ein tolles Mädchen Jewelie und wenn man sich mag, kann Alter doch egal sein. Meine Jungs sind auch älter.“

„Aber nicht 10 Jahre! Lovelie, ich bin 16 ½ und er 26!“

„Siehst du, da sind es ja nur 9 ½ Jahre.“

„Lovelie!“

„Was denn? Wären Shinji und Satoru so viel älter, wäre mir das auch egal. Oder Satoru?“

„Eh?“, ich blinzelte, überlegte dann aber. „Wahrscheinlich. Wobei ich nicht wüsste, ob ich als mit Mitte-Ende-Zwanzig-Jähriger was mit einer unter 20 angefangen hätte.“

Als Dank für mein unüberlegtes Kommentar erntete ich einen Rippenstoß. Keuchend krümmte ich mich ein. „Au, Love..!“

„Danke für deine Ehrlichkeit. Ich hab dich auch lieb“, schnaufte sie.

„Love…das war nicht böse gemeint“, versuchte ich sie zu besänftigen. „Aber ich hätte mir wahrscheinlich Vorwürfe gemacht, weil du noch Minderjährig gewesen wärst…“

„Pah. Ich bleibe bei meiner Ansicht, dass bei wahrer Liebe Alter egal ist. Soll ich dich nun vorstellen, Jewel?“

„Was? Na…aber…steht er überhaupt auf…?“, sie wurde wieder rot und blickte fragend zu mir. Ich blinzelte und mache große Augen. „Eh…“

„Immerhin sind die anderen aus der Band ja auch…“, versuchte sie verunglückt.

„Also mir ist nicht bekannt, ob Cha…sich eher zu Männern oder Frauen hingezogen fühlt…“, überlegte ich. „Sie haben mir nur gesagt, er ist Single. Aber ob so oder so…ich weiß nicht.“

„Dann find es heraus.“

„Was?“, fassungslos starrte ich Lovelie an.

„Du bist ein Kerl. Wenn eine von uns Mädels das macht, fällt das eher auf.“

„Na toll.“ Lovelies Plan gefiel mir nicht wirklich. Ganz und gar nicht.

„Na komm schon…Schatz…bitte.“ Sie strich mir über die Brust und legte mir eine Hand in den Nacken. Ich neigte den Kopf zur Seite. „Wie ich das hasse, wenn du zu solchen Mitteln greifst.“

„Bitte~“

„Frag doch Shinji…“

„Dem müsste ich erst alles erklären. Komm, du bist eingeweiht und ein guter Sprecher. Frag ihn unauffällig, bitte.“

„Aber…“, seufzend ließ ich die Schultern hängen, als ich ihren Blick sah. „Na gut, du hast gewonnen.“

„Sehr schön, danke!“, Love küsste meine Wange und drückte mich.

„Dann viel Spaß und Erfolg. Und wir Mädels suchen jetzt Michio. Dann könnt ihr euch noch einmal für die Katzenbabys bedanken.“ Damit zogen sie auch schon davon und ich blieb dumm aus der Wäsche blickend stehen. „Na super.“ Mein Blick fiel auf Sachiko, die als Einzige stehen geblieben war. „Was ist mit dir?“

„Ich wollte mit dir kommen und dich seelisch und moralisch unterstützten“, schmunzelte sie.

Ich nickte leicht und einen Moment schwieg sie, bevor sie schüchtern meinte: „Ich hab vorhin ganz lange mit deinen Eltern geredet.“

„Und?“, fragte ich neugierig.

„Ich mag sie…sie sind sehr, sehr nett.“

„Danke“, strahlte ich, „Aber deine ja auch.“

Sie nickte und lächelte still, sodass ich das Wort ergriff. „Dann….lass uns Cha mal suchen gehen.“

Hoffentlich würde ich mich nicht blamieren und hoffentlich würde ich Love zufrieden stellen können. Ach ja, was tat man nicht alles für seine Liebste.
 

~*~
 

Ziemlich schnell hatten wir die Truppe gefunden und mischte uns unter sie. Sachiko war sofort der Blickfang. Schneller als ich schauen konnte, hingen sie neugierig an ihr. Kibi fragte sie sofort aus und auch Kazuha musterte sie, wenn auch betont unauffällig. Aber ich wusste seinen Blick zu deuten, weshalb ich Sachiko später noch einmal darauf ansprechen würde. Nabu und Shinji hatten sich zurückgezogen und saßen nun mit Keiko und einigen anderen an einem Tisch. Miyavi kam kurz an uns vorbei gelaufen und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, ehe er mit Kato und noch einem anderen weiterlief. Stirnrunzelnd wendete ich den Blick ab und wandte mich wieder dem Geschehen vor mir zu. Sachiko erzählte gerade lächelnd, wie wir uns kennengelernt hatten und alle hörten ihr zu. Cha jedoch saß etwas abseits, was mehr als gelegen für mich kam. Sofort ließ ich mich neben ihn sinken.

„Na? Wie geht’s? Alles okay?“

„Ja, danke“, schmunzelte er und sog kurz an seinem Strohhalm, „Ich wollte mich ihr nur nicht auch noch aufdrängen.“

Ich nickte verstehend und musste mit einem Blick zurück zur Truppe lachen. „Kibi starrt sie schamlos an.“

„Das macht er immer, wenn er gefesselt von jemanden ist. Aber keine Sorge, das ist ein anderes Interesse als man denken mag.“

„Ich weiß. Er liebt Tero über alles, nicht wahr?“

„Genau. Kibi sieht in Frauen sowieso lieber Freundinnen. Kann also sein, dass er in ihr gerade seine potenzielle Seelenverwandte sieht.“

Ich lachte laut los. „Tut er das öfters?“

„Nein, aber er redet gern über solche Sachen. Das es enge Freundschaften, also Seelenverwandte und so etwas gibt.“

„Ist das nicht Tero dann?“

„Das ist was anderes. Tero ist sein Seelenpartner.“ Cha verdrehte etwas die Augen und schmunzelte.

„Ah, ach so“, grinste ich nur und nahm mir eines der Getränke, was mir gerade von einem der Kellner angeboten wurde, die Miya angeheuert hatte.

„Wahrer Luxus“, kommentierte Cha das Geschehen und lächelte sanft.

„Oh ja. Takamasa ist echt wahnsinnig.“

„Sei doch froh. Er hat euch eben gern.“

„Ich bin doch auch froh. Aber trotzdem…er übertreibt es gern mal.“

„Ich finde es trotzdem süß.“ Cha schmunzelte und sog weiter an seinem Strohhalm. Nachdenklich betrachtete ich ihn. „Wie geht es eigentlich Isa? Der sitzt gar nicht mit dort.“

„Er ist vorhin zu seiner Freundin gegangen. Die sitzen dort drüben“, wurde ich informiert.

„Verstehe…und Kazuha? Der starrt meine Schwester so an…“

„Hm, warn sie nachher lieber mal unauffällig.“

„Ja?“

„Hm…er ist wieder Single.“

„Ach er war vergeben?“, ich runzelte die Stirn. Das war mir ja ganz neu.

„Ja, ziemlich lange für seine Verhältnisse. Vier Monate.“

„Oha. Ein Mädchen oder…?“

„Ja, ein Mädchen. Aber sie haben sich erst letzte Woche getrennt. Er sagt, sie war ihm zu sehr auf sein Image aus, das hat ihn frustriert. Seitdem ist er auch oft schlecht gelaunt. Heute geht es mal, weil er sich ablenken kann. Aber bald zieht seine schlechte Laune bestimmt wieder alle runter.“ Cha seufzte. Er hatte es als Bandmutti scheinbar mit dem verrückten Haufen auch nicht leichter als ich. In dem Moment war ich wirklich froh über meine Chaoten, immerhin waren wir dann doch wenigstens noch einer weniger.

„Aha…er soll ja die Finger von ihr lassen, sie ist verlobt. Was ist eigentlich mit dir?“, fragte ich nebenbei und beobachtete noch ein wenig Kazuha, bevor ich zu Cha zurück schaute. „Was soll mit mir sein?“, fragte der auch schon verwirrt.

„Naja…bist du denn vergeben im Moment?“

„Nein, nicht wirklich.“ Cha schüttelte den Kopf und lächelte schüchtern.

„Was heißt nicht wirklich?“, fragte ich neugierig nach.

„Ich…habe momentan niemanden.“

„Hättest du denn gern jemanden?“

„Ich weiß nicht…“, murmelte Cha und blickte nachdenklich ins Nichts. „Manchmal schon…aber mit so einem Job ist es schwer.“

„Such dir doch jemanden, der auch aus der Branche kommt. Dann geschieht dir nicht sowas wie Kazuha. Wobei ich mich frage, ob es bei ihm nicht auch noch andere Gründe hatte…“, letzteres murmelte ich eher zu mich selbst.

„Hm…“

„Stehst du denn eher auf Männer oder Frauen?“, fragte ich locker nach, sorgte so jedoch dafür, dass Cha errötete. Er war gegen Kazuha wirklich ein wahrer Unschuldsengel.

„Naja…die letzten Male hatte ich immer Männer…“

Oh oh. Love würde mich köpfen. Deshalb fragte ich hoffnungsvoll: „Aber eine Frau wäre auch nicht verkehrt?“

„Nein…also wenn der richtige Mensch kommt…ist es mir egal, weißt du?“ Er war noch immer verlegen, lächelte mich aber etwas an. Ich nickte nur. „Verstehe. Und wie müsste die sein? Angenommen du könntest dir deine Traumfrau basteln.“

„Äh also…“, er wirkte völlig überfordert, „Also bei Männern…mochte ich, wenn sie etwas dominanter waren als ich…“, er schien gleich zu zerfließen vor Scham, „Und naja bei Frauen mag ich eher das Gegenteil…“

„Unterwürfige oder wie?“, fragte ich verwirrt.

„Nein, nein!“, er wurde wieder rot, „Also sie sollte…sie sollte süß sein…und liebenswert, fröhlich… Ich mag auch Frauen, die zielstrebig sind… Die Beziehung sollte auch nicht einseitig sein…ich mag keine Rollenklischees…“

„Du wärst also ein Typ der Gleichberechtigung.“

„So ungefähr…“

„Kochst du gern?“

„Klar. Ich wasche auch Wäsche oder putze…ich habe mich da nicht so. Ich gehe auch gern shoppen… aber das finden viele sehr weiblich an mir, weshalb ich ungern über Privates rede.“ Wieder lächelte er verlegen.

„Muss sie etwas von Musik verstehen?“

„Naja…das wäre schön…würde ich aber nicht voraussetzen. Sie muss ja nicht gleich ein Instrument können. Und selbst wenn sie nur gern mal so singt…“

„Hauptsache etwas dafür interessiert.“

„Genau.“

„Du bist so ein richtiger Harmoniemensch, oder Cha?“

Augenblicklich wurde er wieder rot, senkte dann aber seufzend den Blick. „Ja, ich weiß. Ich bin dahingehend manchmal ziemlich naiv und verträumt. Aber ich kann auch nichts dafür…“

„Ach quatsch. Ich finde dich genau richtig so. Mit dir komme ich eher klar als mit Kazuhas Lebenseinstellung.“

„Hm…er ist mein Freund, aber ich finde es auch nicht gut…“, vertraute er mir leise an, „Ich finde, dass es keine Frau verdient hat, wie er mit ihnen umgeht…auch wenn sie es manchmal so wollen…“

„Du würdest deine Freundin auf Händen tragen, oder?“

„Wahrscheinlich“, schmunzelte er nur und lehnte sich zurück.

„Was sagst du zum Thema Altersunterschied?“, wollte ich letztendlich noch wissen.

„Wie Altersunterschied? In Beziehungen?“

„Ja. Wie viel älter oder jünger dürfte bei dir eine Frau sein?“

„Eine Frau? Naja…uh…darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.“

„Dann hast du jetzt Zeit.“

„Was du heute alles wissen willst…“, brummelte er leise, dachte dann jedoch wirklich nach. „Also älter…wenn dann vielleicht so bis 6, 7 Jahre…mehr nicht, denk ich…“

„Und Jünger?“

„Puh…ich bin 26, also…bis 20 ist okay, oder?“

„Und noch jünger?“

„Was, noch jünger?“

„Wie wärs mit neun Jahren weniger?“

„Was..? 16, 17 oder wie?“

„Ja.“

„Naja…da ist man doch noch in der Pubertät, oder?“

„Ach, heißt man Shinji, ist man das ewig. Heißt man Lovelie, ist man da schon fast raus.“

„Deine Freundin ist doch aber fast 18, oder?“

„Ja. Aber mit 16/17, fand zumindest ich, dachte sie schon weiter als andere in dem Alter.“

„Hm…Aber wieso fragst du mich dann sowas?“

Nachdenklich betrachtete ich ihn und lächelte dann breit. „Nur so, mein Lieber. Ich philosophier gerne mal und du bist gut dafür. Aber sag, würde dir ein Mädchen begegnen, dass dich völlig umhaut, wäre dir das Alter dann egal?“

„Vielleicht…dazu müsste ich diesem Mädchen wohl erst begegnen, denk ich…“, er lächelte schüchtern. Ich nickte nur und lenkte das Gespräch dann in andere Bahnen. Ich hatte, was ich wissen wollte.
 

~*~
 

Schließlich suchte ich weder Lovelie auf. Sie sah mich bereits erwartungsvoll an. „Und, erfolgreich?“

„Weiß nicht.“

„Wie ‚Weiß nicht‘? Hat er dir was gesagt?“

„Schon…“

„Na dann rück raus! Satoru!“

Ich musste lachen, als sie mich gespielt trotzig anblickte. „Du Prinzessin. Na gut. Also er steht auf Männer und Frauen, hatte bisher eher Männer, mag aber auch Frauen, wenn die Beziehung harmonisch und gleichberechtigt ist. Also keine typischen Klischeerollen.“

„Hu…? Aber Jewelie ist voll das Mädchen…“

„Kann sie kochen?“

„Schon…“

„Er kocht auch. Er macht auch andere Sachen.“

„Cha ist also nicht der typische Mann“, kicherte sie nachdenklich. „Hm…aber wenn Jewelie ihn mag? Vielleicht verstehen sie sich ja. Ich schick sie mal zu ihm.“
 

„Mach das“, schmunzelnd sah ich ihr nach, bevor mir Shinji über den Weg stolperte. „Hey, Sato! Wie geht’s? Alles fit?“

„Bei mir schon und bei dir?“

„Mir geht’s gut. Nabu und Co wollten mich zu ‚meiner Hochzeit‘ abfüllen, aber ich habe sie abgewiegelt. Vorerst…“

„Sehr schön.“

„Und du? Was machst du so?“

„Hier herumstehen?“, schlug ich mit gerunzelter Stirn vor und schmunzelte, als er eine Schmolllippe machte. „Haha. Verarschen kann ich mich selbst.“

„Echt? Mach mal.“

„Satoru!“

„Schon gut“, lachte ich, „Ich…tja, ich unterhalte mich mit diesem und jenem.“

„Hast du Lovelie gesehen? Ich habe sie irgendwann aus den Augen verloren..“

„Sie ist dort hinten und schiebt ihre Schwester gerade bei Cha ab.“

„Eh…? Warum?“

„Jewelie steht wohl auf ihn. Keine Ahnung. Ich musste ihn schon nach seinem persönlichen Frauengeschmack ausquetschen. Der Arme wurde rot wie eine Tomate.“

„Typisch Lovelie…sieht ihr ähnlich“, seufzte Shinji kopfschüttelnd. „Übrigens habe ich Kato und Miyavi getroffen. Letzterer will nachher noch was singen.“

„Was?“, fragte ich verwirrt.

„Naja, sein Hochzeitslied da…Kekkonshiki no uta oder so.“

„Oh mein Gott. Bitte nicht.“

„Ehm…er hat gefragt, ob wir auch danach noch spielen.“

„Wir haben keine Hochzeitslieder“, meinte ich sofort.

„Quatsch…er meinte ja auch irgendein anderes. Was uns gefällt.“

„Uhm…naja…“

„Die Instrumente wären wohl da…“

„Was?!“

„Er scheint schon alles geplant zu haben.“

„Frechheit“, ich schüttelte meinen Kopf. „Dann müssen wir aber Lovelie fragen. Und schauen, ob Nabu noch nüchtern ist.“

„Der trifft auch besoffen das Schlagzeug.“

„Das er es trifft, stell ich nicht in Frage. Aber das ‚wie‘ er trifft.“

„Oh. Ich geh ihn suchen.“ Damit war Shinji auch schon verschwunden.

„Hey Sato. Jewelie ist bei Cha und unterhält sich mit ihm. Die sind echt süß, beide total schüchtern…“, Lovelie kam wieder auf mich zu. „Gut dass du da bist“, meinte ich sofort und griff nach ihrem Arm. „Kannst du Gitarre spielen?“

„Was ist denn das für eine Frage?! Bist du betrunken?!“

„Man, ich meine jetzt?“

„Hä?“

„Dein Dad will uns was schmettern und danach sollen wir.“

„Ach so? Jetzt versteh ich auch, warum deine Eltern so mit meinem Dad getuschelt haben…ich glaube die spielen auch noch was.“

„Na toll. Familienkonzert. Michio wird sich freuen.“

„Ach was. Das wird cool! Ich geh Daddy suchen und frag ihn nach meiner Gitarre…“

Damit stand ich schon wieder allein da. Seufzend ging ich meine Eltern suchen. Ich wollte wissen, was die eigentlich vorhatten und dann würde ich mich wohl oder übel vorbereiten müssen.
 

~*~
 

Lovelie hat ihren Spaß
 

Der Tag verlief noch richtig schön. Als Papa für uns ein Lied sang, hätte ich am liebsten vor Freude geweint. Das Lied von Despa war auch wunderbar, aber nichts ging über meinen Dad. Der war schon immer mein großer Held, mein großes Vorbild, gewesen. Anschließend sollten natürlich wir noch etwas spielen. Aber damit hatte ich kein Problem. Ich liebte meine Gitarre und ich war noch lang nicht so dick, dass ich sie nicht mehr ordentlich halten konnte. Bis zuletzt würde ich sie spielen- nichts ging über mein heiß geliebtes Instrument!

Als wir fertig waren, war ich dennoch froh, mich mal ein paar Minuten ausruhen zu können und im Sitzen zu lauschen- denn die Jungs von Scael force hatten sich kurzfristig bereit erklärt, auch noch etwas zu spielen. Und auch die Mädels von Butterfly of sunset. Ergo hatten wir noch den restlichen Abend tolle Livemusik. Zumal irgendwann auch noch Onkel Maya auf die Minibühne wackelte und diverse andere Musikerfreunde von Daddy. Für Stimmung war also jederzeit gesorgt.

Das Essen war fantastisch: Daddy hatte wirklich reichlich leckere und wundervoll verzierte Speisen bestellt. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel das alles gekostet hatte und wie Aufwendig die Herstellung davon für die armen Leute gewesen sein musste. Wobei mir immer noch der Kuchen am Nachmittag am besten gefallen hatte: den hatten unsere Eltern zusammen nur für uns drei gemacht. Er war nicht groß, aber wirklich hübsch. Satoru hatte zwar mit den Augen gerollt, weil ich ihn hatte fotografieren müssen, aber ich wollte es unbedingt festhalten. Der heutige Tag würde ein wundervolles Fotobuch ergeben.
 

Und so wunderte es mich nicht, dass die Feier bis spät in die Morgenstunden ging. Irgendwann hatte ich mich zwischendurch mit Shinji in eine Sitzecke verzogen, wo ich für vielleicht eine Stunde an dessen Schulter eingeschlafen war. Aber danach war ich wieder hellwach bis zum Ende.

Erst als die letzten Gäste gingen, kehrte die Müdigkeit langsam wieder. Shinji schlief irgendwo mit dem Kopf auf dem Tisch zwischen diversen Chipstüten, während Satoru sich neben mir über die Augen rieb. „Ich bin hundemüde, auch wenn ich eigentlich die Eule bin…“, erklärte er nuschelnd und seufzte. „Ich brauche langsam echt ein Bett.“

„Ihr solltet langsam nach Hause, Lovelie“, meinte mein Vater, der zu uns kam.

„Und was ist…mit dem Saustall hier?“, fragte ich nach.

„Das ist meine Sorge, nicht eure. Außerdem willst du doch jetzt nicht mitten in der Nacht anfangen zu putzen, Schatz?“

„Öh…“

„Ich fahr euch heim, Kinder. Yoshi und ich gehen jetzt auch.“ Schwiegermapa trat zu uns.

„Wirklich? Danke, das ist lieb.“

„Nichts zu danken…Yoshitaka, kommst du?!“

„Moment…ich versuche gerade unseren Sohn hochzuhieven…ach du heiliger, klebt ihm da Seetang im Haar?“

„Bitte?“, Michio war mit einem Schlag wieder hellwach, bevor er wetternd zu seinem Mann lief. Ich sah nur zu Satoru, der die Schultern zuckte. „An dem Tisch saßen Scael force und Nabu. Die haben Sushi gegessen.“

„Ist ja auch egal…“, murmelte ich müde und zog mir meine Strickjacke enger um die Schultern.

„Morgen, wenn ihr munter seid, könnt ihr ja anrufen“, meinte Dad, während Satoru ihn fragend ansah. „Morgen?“

„Naja heute. Später dann. Abends. Dann kann ich euch eure ganzen Geschenke vorbei fahren.“

„Oh Gott…wie viele sind das eigentlich?“ Ich erinnerte mich daran, dass da doch einige mit ziemlich viel angekommen waren.

„Einige, die Vorratskammer ist schön voll.“

„Na super.“

„Tut mir leid, ich hatte extra gesagt, typische Geldgeschenke reichen völlig“, Papa zuckte hilflos die Schultern.

„Ist ja auch egal, wir lassen uns überraschen“, lächelte ich, stockte jedoch. „Halt, ein Geschenk müssen wir aber mitnehmen! Den Hamster!“

„Ich bring ihn euch raus zum Wagen“, versicherte Dad und deutete auf Michio, Zero und einen dazwischen hängenden Shinji. „Fragt sie lieber, ob sie Hilfe brauchen.“

„Also echt…Shinji mach, dich nicht so schwer, verdammt!“

„Michio, er kann dich nicht hören. Er ist völlig weggetreten.“

„Pah, typisch Hamster! Voll die Schlafmützen…“

„Geht’s?“, fragte Satoru.

„Ja…macht uns mal die Tür dort vorn auf…“

Umständlich bugsierten die beiden Shinji irgendwie in den Wagen. Dad kam schließlich hinzu und reichte den Käfig hinein. „Kommt gut nach Hause. Wir sprechen uns, wenn ihr wieder munter seid“, er zwinkerte und drückte alle Anwesenden. Außer Shinji, dem wuschelte er nur durch die Haare, und ich wurde geküsst. Als wir schließlich heim fuhren, fühlte ich mich zwar schrecklich müde, aber unfassbar glücklich. Heute war ein toller Tag gewesen und ich war froh, so viele Freunde, Verwandte und Bekannte wiedergesehen oder neu kennengelernt zu haben.
 


 

~~**~~
 


 

*Putziges am Rande: Heiraten darf man in Japan als Mann übrigens mit 18 Jahren, als Frau bereits mit 16 Jahren.
 

So, endlich mal wieder ein großes Kapitel^^ Vielen dank an meine 2 Kommischreiber.
 

@Lucel: Ich glaube, Satoru reicht schon die Tatsache, dass Shinji das entsprechende Lied gefällt :) Ja, dass das ein bisschen entgegen seiner sonstigen Art war, habe ich hier ja nochmal kurz aufgegriffen :)
 

@Kaiphil: Ach, wäre ich sie, wär ich wohl noch neugieriger gewesen xD
 

Bis demnächst!
 


 

~~**~~

67. - Love, Love, Love

67. - Love, Love, Love
 

Shinji verirrt sich in der Türe
 

„Hmm…du bist echt putzig, weißt du das?“, murmelte ich und stupste unserem kleinen Hamsterchen mit dem kleinen Finger gegen die Nase. Er blickte mich nur neugierig an, dann schob er sich die Erdnuss im Ganzen in die Backen und rannte damit durch seinen Käfig. Grinsend sah ich ihm noch einen Moment zu, dann erhob ich mich langsam.

Seit der ‚Hochzeit‘ stand der Käfig nun in unserem Wohnzimmer und erfreute das ganze Haus. Und auch die Besucher, ergo unsere Freunde und Verwandte. Noch einmal sah ich zu dem kleinen Mitbewohner, bevor ich mir die Haare zurückstrich. Ich sollte mal wieder zum Frisör, fiel mir gerade auf. Aber nur die Spitzen schneiden, sonst würde Love ausrasten. Sie stand total auf meine Haare, wie sie selbst immer sagte.

Apropos Lovelie… ich würde sie mal suchen gehen. Sie hatte mir noch irgendwelche Noten geben wollen, bei denen ich schauen sollte, ob ich mit meinem Bass was Passendes dazugebastelt bekam.

Also machte ich mich auf die Suche nach dem Kätzchen. Da ich unten auf der Etage allein war, suchte ich also die Obere ab.

Als ich jedoch Lovelies Zimmertür öffnete, wurde ich sofort knallrot, als Satoru in ziemlich eindeutiger Pose über ihr hing. „Ehm…ich wusste nicht…also…lasst euch nicht stören…“, stammelte ich zusammen und wollte so schnell es ging die Tür wieder schließen, doch Lovelie hielt mich zurück. „Shinji, warte doch!“

„Ja draußen, bis ihr fertig seid…“, murmelte ich und wollte die Tür wieder schließen, sah jedoch erneut zu ihr, als sie schnaubte. „Shinji! Komm her. Sofort.“

„Ich…“

„Sofort!“

Fassungslos blinzelnd sah ich sie an, trat dann jedoch ein und schloss hinter mir die Türe.

„Komm her“, bat sie und ich gab nach. Wie ein Stock lief ich auf das Bett zu. Satoru hatte sich mittlerweile von ihr gerollt und betrachtete mich mit hochgezogener Braue. „Du schaust aus wie so ne verklemmte, 90-jährige Jungfrau“, kommentierte er.

„Tu ich gar nicht“, meinte ich leise und blickte ihn grimmig an, was jedoch nicht so wirkte, da ich rot angelaufen war.

„Tust du doch. Komm, schau nicht so. Ich hab dich schon oft mit Lovelie erwischt.“

„Du hast was?!“

„Ja, hab ich. Ich hab mich nur nicht bemerkbar gemacht und euch eure gemeinsame Zeit gegönnt“, grinste er.

„Das…d-das wollte ich ja auch gerade…. Aber Lovelie hat mich herbestellt…“

„Genau. Setzt dich zu mir.“

Fragend blickte ich sie an und zog die Brauen hoch, sodass sie zu lachen begann. „Guck doch nicht so.“ Zärtlich streichelte sie über meine Wange, als ich neben ihr saß. „Doch…ich wollte nicht stören.“

„Tust du doch gar nicht…sag jetzt nichts, Shinji“, fügte sie drohend hinzu, als ich etwas erwidern wollte.

„Brav.“

Ich verzog nur das Gesicht und sagte nun gar nichts mehr. Wahrscheinlich begann sie jetzt auch deshalb wieder zu lachen. Schließlich zog sie mich zu sich. Und schob mir schmunzelnd eine Hand unter das Shirt. „Weißt du was, Shinji?“

„Was weiß ich denn?“

„Wäre es nicht schön, wenn du…dich ein wenig ausziehen würdest? Dann würdest du besser zu uns passen“, sie zwinkerte mir zu und ihre Hand wanderte vorwitzig über meine Brust. Ich atmete tief durch, ehe ich ihre Worte realisierte und blinzeln musste. „W-was..? Ja aber…“

„Na komm schon…“, Love begann mich schmunzelnd in einen Kuss zu ziehen und schob mir dabei das Shirt höher. „Shin…“

„Äh…“, mein Blick wanderte zu Satoru, der eine Braue hob. „Was denn?“, fragte er emotionslos.

„Soll…also…“ Ich wurde rot. Ich war schlecht im Aussprechen solcher Dinge.

„Was denn?“, Lovelie hatte gestoppt, sich über meinen Hals zu küssen.

„Soll er zugucken oder wie..?“, fragte ich leise und sah unsicher zwischen beiden hin und her. Lovelie sah zu Satoru, dann grinste sie. „Nö. Wir können ja auch mal zu dritt…“

„Was?!“, ich sah sie entsetzt an. Zugegeben, ich hatte die beiden schon im Bett gehabt- aber gleichzeitig? Da würden meine Sinne doch völlig abdrehen, wenn ich von allen Seiten beansprucht wurde bzw. mich auf noch einen mehr konzentrieren sollte.
 

„Lovelie…ich glaube, du hast ihn verschüchtert.“

„Ja, glaub ich auch, leider…“, sie seufzte schwer auf. „Mit dir hat man es aber auch nicht leicht, Shinji.“

„Ich glaube er hört dich gar nicht. Salzsäule lässt grüßen.“

„Shinji? Shinji!“

„Au!“, geschockt sah ich sie an, als sie mir ins Ohrläppchen biss.

„Immerhin bist du wieder anwesend“, grinste sie.

„Toll…au…sei froh das ich heute keine Ohrringe drin hab…“

„Ach was. Komm, zieh jetzt das Shirt aus.“

Seufzend ließ ich über mich ergehen, wie sie mich einfach mal entkleidete. Schön zu sehen, wie viel ich hier in dieser Beziehung noch zu sagen hatte. Wenn es darum ginge, wer hier die Hosen anhatte: Lovelie hatte eindeutig die dicksten, längsten, dann Satoru mit so normaler Länge und dann ich, mit ganz kurzen, dünnen. Pantys wahrscheinlich, wie Love sie im Schrank hatte.

„Shinji-Schatz…entspann doch mal. Du siehst so geschockt aus.“

„Ich…ach…“, ich rang gerade schrecklich mit mir. Einerseits wollte ich eigentlich den beiden ihre gemeinsame Zeit gönnen, andererseits war ich nicht ganz abgeneigt und wiederum war ich auch einfach nur überfordert.

„Shinji“, Love klang schon leicht frustriert.

„Soll ich mich erstmal zurücknehmen?“, fragte Satoru sie leise und blickte dann zu mir, als ich ihn fragend anblinzelte. „Was willst du machen?“

„Ich lehn mich zurück und les ein Buch oder so“, lachte er. „Macht nur.“

„Was?“, etwas schockiert sah ich ihn schon an, als er von uns wegrutschte, sich auf die Seite drehte und nach einem Buch griff. „Ja aber Satoru…“

„Mach nur, Shin. Ich hatte Lovelie heute schon ganz lange bei mir. Ignorier mich einfach.“

Ich konnte nicht anders als den Kopf zu schütteln. Das war schon ziemlich absurd. Andererseits war das Bett groß genug und gut, dann würde ich mich jetzt eben auf Love konzentrieren, wenn das alle Beteiligten so wünschten?

„Na komm, du hast ihn gehört. Oder ist dir das peinlich?“

„Nein, nein…nur seltsam…ungewohnt…“

„Wir sind eine Gemeinschaft, eine Familie. Eine Beziehung halt irgendwie…wir haben keine Geheimnisse voreinander, also lass dich nicht ablenken.“ Schmunzelnd strich sie mir über den Oberkörper und hatte damit wieder meine volle Aufmerksamkeit. Vor allem, als ihre Hand tiefer wanderte…

Ich atmete tief durch und lauschte, als ihr süßes Kichern erklang. „Da freut sich scheinbar jemand.“

„Sag sowas nicht, sonst werde ich wieder rot“, meinte ich nur.

„Echt? Normalerweise wirst du es einfach und kündigst es nicht vorher an.“

„Man…“, jetzt hatte sie genau das erreicht.

„Haha, du bist so süß, Shinji…Hamsterbacke…~“, sie küsste meine Wange und ich seufzte zufrieden auf, während meine Hand zärtlich über ihren Körper koste. Love rutschte neben mich und fing meine Hand ein, bevor sie sich diese auf den Bauch schob. „Schön, nicht wahr?“, flüsterte sie leise, als ich einen Moment vorsichtig darüber gestreichelt hatte. Fragend sah ich sie an.

„Satoru hat vorhin auch gestreichelt…ich mag das sehr. Und ich denke, es gefällt auch dem Baby.“

„Ich hoffe, wir spüren es bald…“, murmelte ich leise und wanderte tiefer, um einen Kuss auf ihren Bauch zu hauchen.

„Ja, hoffentlich…ich finde es auch schön zu beobachten, wie der Bauch wächst.“

„Machst du noch die Fotos?“ Lovelie hatte begonnen, jede Woche sich einmal zu fotografieren, immer von derselben Seite aus, um die Fotos später in ein Album kleben zu können. Außerdem schickte sie diese jede Woche ihrem Dad, der schon wieder auf Tour war.

„Natürlich. Das ziehe ich auch durch.“

„Sehr schön. Tante Nana macht sicher auch nochmal professionelle von uns.“

„Bestimmt. Aber ich warte, bis es ein schöner sichtbarer Bauch ist, bevor ich das machen lasse.“

„Hm…halbnackt?“, schmunzelte ich und strich ihr zärtlich über die Seite, während sie mir die Hose öffnete. „Vielleicht? Mal schauen. In Unterwäsche vielleicht. Wie findest du eigentlich die Bilder, die deine Tante vor der Feier gemacht hat?“

„Sehr schön…wir sehen darauf richtig gut aus, alle drei.“

„Ja, nicht wahr? Aber auch die Familienfotos sind schön…bei deinem lächelt dein Mapa, das ist so süß.“

„Hm…manchmal kann sogar er lächeln.“

„Oh ja…du hast wirklich die besten Eigenschaften deiner Eltern geerbt…“

„Naja…du kommst doch auch voll nach deinem Vater.“

„Wo denn zum Beispiel?“, fragte sie neckisch.

„Na bei der Musik, deinem Wesen…deiner Verrücktheit….und sicher auch gerade hier, deine leidenschaftliche Art.“ Ich rollte mich grinsend über sie.

„Vielleicht ist das ja auch von meiner Mutti?“

„Bestimmt…aber von ihm noch mehr.“

„Sicher.“

„Ja, sehr sicher…“ Ich küsste sie grinsend, während sie mir vorwitzig in den Hintern kniff. „Frechdachs“, keuchte ich an ihr Ohr und knabberte zärtlich daran. „Kätzchen, noch immer“, besserte sie mich aus.

„Frechkatze eben“, genießerisch küsste ich mich über ihren Hals tiefer und ließ auch wieder meine Hände wandern. Als mich jedoch ein Paar Lippen zwischen den Schulterblättern trafen, erschauerte ich. „Satoru“, keuchte ich überrascht mit einem Blick nach hinten. „Was denn? Du wirktest mir endlich aufgewärmt.“

„Ja schon, du hast mich nur erschreckt….“

„Ach was. Und jetzt zieh endlich die Unterhose aus, die stört.“
 

~*~
 

„Ihr habt manchmal echt einen an der Waffel…“, murmelte ich erschöpft und wusste gar nicht mehr, wo noch oben und unten, vorn und hinten war. Ich wusste nicht einmal, wie lange wir uns miteinander beschäftigt hatten. „Selber, Shin. Sei nicht so frech, sonst gehört dein süßer Hintern nochmal mir“, grinste Satoru und kniff mich, sodass ich ihn beleidigt anfunkelte. „Süß ist Love. Ich bin nicht süß.“

„Oh doch, bist du Shinji, sehr sogar“, kicherte Lovelie und überlegte dann. „Waffeln sind eine gute Idee…ich würde gern mal wieder welche essen!“

„Eh?“

„Wir haben ein Waffeleisen da, oder?“, fragte sie neugierig, sodass ich eine Braue hob. „Das war dein Ernst?“

„Ich hab Hunger~“, erklärte sie frustriert und seufzte.

„Du bist eben eine Naschkatze“, schmunzelte ich und küsste ihre Stirn.

„Ich weiß. Haben wir alles da?“

„Müsste“, nickte Satoru und verpasste mir einen Knutschfleck an der Schulter, sodass ich aufstöhnte. „Sato! Halt dich zurück!“

„Geht so schlecht…“

Lovelie kicherte nur und schwang die Beine aus dem Bett. „So ihr Süßen, ich geh mir jetzt etwas zu Essen machen. Ich ruf euch nachher~“, damit verschwand sie auch schon. Blinzelnd starrte ich die Tür an. „Hab ich denn überhaupt Hunger?“, fragte ich mich laut selbst.

„Weiß nicht…aber du kannst doch ganz nach deiner Natur alles in deinen Backen hamstern.“

Ich drehte mich um und blickte ihn fies an. „Du bist manchmal echt so…so…“

„Ich weiß, dass ich umwerfend bin.“

„Argh!“

Satoru begann nur zu lachen, ehe er die Decke etwas über uns zog und mich an sich drückte. „Wie geht es dir?“

„Wie sollte es mir gehen?“, entkam es mir verwirrt.

„Insgesamt. War das vorhin zu viel?“

„Wieso fragst du sowas?“

„Ich möchte es nur wissen. Ich will dich nicht überfordern.“

„Denkst du das noch immer?“

„Du wirkst manchmal so, als wäre mir deine Nähe lästig…tut mir leid, aber mir kommt es manchmal so vor.“

„Was?“, ich sah ihn beinah fassungslos an, „Wie kommst du auf so etwas?“

„Es ist doch nicht so, oder?“

„Es…es ist immer noch etwas ungewöhnlich, Satoru…Sex mit einer Frau liegt mir persönlich mehr. Aber das heißt nicht, dass ich dich nicht naja…liebe“, murmelte ich leise. „Ich empfand bei dir nie dieses Verliebtsein wie bei Lovelie. Aber tief im Herzen spüre ich, dass ich dich liebe. Ich rede nur nicht gern darüber…aber ich hoffe, du verstehst es trotzdem. Du bist mir meine wichtigste Stütze, warst es auch schon immer. Und wir verstehen uns völlig ohne Worte.“

„Seelenverwandtschaft“, schmunzelte Satoru.

„So ungefähr…es ist ein ziemlich tiefes Band. Und mittlerweile will ich eigentlich auch nicht mehr, dass du aus meinem Leben verschwindest.“

Er musterte mich einen Moment, dann vergrub er völlig untypisch für sich sein Gesicht in meiner Halsbeuge. „Danke, Shinji. Danke“, flüsterte er ganz leise und drückte sich eng an mich. „Mir ist egal, ob wir Sex haben oder nicht. Mir reicht es vollkommen, wenn du mir mental so nah bist.“

„Blödsinn. Wir haben trotzdem weiter Sex. Ich sage ja nur, dass es etwas seltsam ist, aber nicht, dass es schlecht ist.“

Nun mussten wir beide lachen, bevor Satoru mich eine Weile betrachtete und dann nachdenklich schmunzelte. „Nicht mehr lange, dann ist in einem Monat unser Abschlusskonzert.“

„Stimmt…dann geht es in die große Pause…“, sinnierte ich.

„Bist du aufgeregt?“

„Ja, vor den Prüfungen. Andererseits sollen die einfacher sein als die Aufnahmeprüfungen damals. Vor dem Konzert auch etwas, ja.“

„Stimmt. Wir schaffen das schon. Ich helf dir beim Lernen.“

„Hm…kümmer dich lieber um dich. Oder Lovelie…“

„Ach, das schaff ich schon. Ich stehe eh mehr im Stoff als du. Und ihr helfe ich auch, wenn sie möchte.“

„So machen wir’s“, nickte ich.
 

Wir unterhielten uns noch ein wenig, dann fragte Sato schließlich: „Sag mal, ist unser Kätzchen eigentlich nackt in die Küche gegangen?“

Neugierig blickte ich über die Bettkante und musterte den Klamottenhaufen. „Wie mir scheint- ja.“

„Dieses Mädel…sie erkältet sich noch“, murrte er und setzte sich auf.

„Wieso? Die Heizung ist doch voll an.“

„Aber sie läuft sicher wieder barfuß.“

Kurz dachte ich nach, dann erhob ich mich ernst. „Du hast Recht, das ist schlecht…oh je.“ Also schlug ich die Decke zurück, setzte mich auf und schlüpfte in meine Unterhose. Mein nächster Weg führte mich zum Kleiderschrank, wo ich ihren Bademantel herauszog. Ein kurzer Blick zu Sato verriet mir, dass er mir folgen würde. Also lief ich schon einmal los.
 

Angekommen in der Küche trat ich zu Lovelie -die noch herumwerkelte- und legte ihr den Mantel um die Schultern.

„Huch! Oh danke, du Schatz. Oder ihr, da kommt ja Nummer zwei“, lachte sie fröhlich.

„Hmm…das riecht so gut~“, seufzte ich glücklich und betrachtete die Waffeln, die sie alle auf einen Teller gemacht hatte, „Aber hey, Sato, immerhin hat sie Hausschuhe an.“

„Na immerhin.“

„Habt ihr gedacht, ich steh so lange ohne rum?“

„Wäre typisch für dich gewesen.“

„Naja, so selbstmörderisch bin ich nicht mehr veranlagt, seit ich das kleine Schätzchen mit mir herumtrage“, lachte sie nur.

„Naja…du lebst trotzdem noch am Rande des Wahnsinns“, murmelte Satoru und kramte im Kühlschrank.

Ich sah ihn nur mit gerunzelter Stirn an. „Sie ist Miyavis Tochter, was erwartest du?“

Erneut musste unsere Schöne lachen. „Genau. Und außerdem habe ich mich wirklich gebessert!“

„Wo denn?“

„Na ich fahre nicht mehr intensiv Rad, kein Inliner, kein Skateboard….ich komme mir schon richtig unsportlich vor.“

„Stimmt, das macht sie nicht mehr“, meinte ich und setzte mich an den Tisch, während Love den Teller abstellte. „Ach und Quatsch, Love, dafür hast du ja uns…zum Sport“, grinste ich spitzbübisch.

„Haha. Nein, im Ernst, ich habe mal wieder Lust auf so richtig ungehemmt skaten, dabei in den Dreck fliegen und mir die Knie aufzuschürfen!“

Entsetzt sah ich zu ihr rüber, während Satoru sie eher emotionslos anblickte. „Manchmal frage ich mich, ob deine Mutter dich überhaupt erzogen hat oder nur dein Dad, du halber Junge. Du bist irgendwie gar nicht mädchenhaft.“

„Doch, doch, kann ich auch sein. War ich auch früher ganz stark, also ein Mädchen. Aber dann kam Jewelie und dann entwickelte Jewelie irgendwann mehr Interesse für Mädchenkram, während ich mich davon wegentwickelte. Ich mag Mädchensachen, ja, aber Jungskram ist auch toll.“

„Ich mag das gerade eben“, grinste ich und griff mir eine Waffel. „Du bist nicht so ein typisches Mädchen. Und ich brauche auch keine, die die perfekte Hausfrau abgibt, das will ich nicht.“

„Die Hausfrau bin ja schon ich“, lachte Satoru lustlos, biss aber herzhaft in seine Waffel. Skeptisch drehte ich den Kopf zu ihm. „Warum?“

„Na ich koche, putze, räume auf, wasche die Wäsche, säubere den Hamster, Bügel…wann machst du da mal was Shinji?“

„Ich mach weniger als du…“, gab ich leise zu.

„Eben. Lovelie macht auch einiges, das sprech ich ihr nicht ab“

„Danke, aber so fleißig wie du ist wirklich keiner, Sato“, meinte diese fröhlich kauend.

„Ach was. Einer muss ja Shinjis Mist wegräumen.“

„Manno, jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen…“, seufzte ich leise.

„Ach was…aber wie wär‘s, wenn wir das mal gerecht verteilen? Also der eine das, der andere das und so weiter, damit jeder seine bestimmte Aufgabe hat, die ihm liegt. Und wenn es wem zum Hals raushängt, wird eben mal getauscht.“

„Gute Idee. Wobei ich wohl beim kochen bleiben werde, weil das kann ich noch am besten von uns…Shinji, ich würde es schon schön finden, wenn du den Hamster öfter säuberst.“

„Reicht einmal im Monat nicht?“, fragte ich verwirrt. „Mapa hat gesagt, die pennen im Normalfall oft.“

„Ja, aber dein Hamster ist nicht der Normalfall und stinkt häufig. Mach es zumindest einmal die Woche.“

„Oh, okay…“

„Ich würde das Bügeln übernehmen!“, strahlte Lovelie und neigte den Kopf. „Wäsche würde ich einfach sagen, wer sieht, dass der Korb voll ist, wäscht.“

„Wochenweise?“, schlug Satoru vor, „Also eine Woche lang Shin, dann ich, dann du..“

„Oder so, das ist gut. Und Staub?“

„Jeder in seinem Zimmer. Die anderen Räume nach ähnlichem Prinzip. Aufräumen genauso. Wer was liegen lässt…da fliegt das Zeug halt vor die Tür.“

„WAS?!“, entsetzt blickte ich Satoru an.

„Was denn? Deine Zeitungen liegen ständig im Weg, Shin. Das Wohnzimmer liegt voller Musik- und Modezeitschriften.“

„Die Hälfte ist von Nabu…“

„Dann gib sie ihm wieder.“

Ich atmete tief durch und aß schweigend weiter. Schließlich kicherte Lovelie. „Sato, sei nicht so fies, jetzt ist er ganz traurig.“

„Love, Schätzchen, ich bin nicht fies- ich bin nur ehrlich.“

„Bösartig ehrlich…“, murmelte ich und fuhr mit dem Finger über den Tellerrand. Lovelie lachte nur und lächelte mich dann aufmunternd an. „Ich kümmer mich morgen um den Plan und schreib ihn in den Kalender, ok?“

„Ok“, ich nickte zufrieden.

Lovelie schmunzelte nur. „Sehr schön. Ach übrigens…gehen wir dann wieder kuscheln?“

„Was ist mit duschen?“

„Morgen…ich hab jetzt keine Lust~“, maulte sie leise.

„Na gut, weil du es bist“, zwinkerte ich und sah zu Satoru, der lächelnd nickte.
 


 

~~**~~
 


 

Danke für die 2 Kommentare.
 

@Lucel: Jap, die Großväter sind schon genial... / Buchserie? Nein. Der Blödsinn wuchs auf dem Herumgespinne von mir und einer Freundin. / naja, was heißt bald x//D" Wenn ich mich NICHT verzählt habe, werden es rund 81 Kapitel. Also noch ein paar ;)
 

Kaiphil: Tja, Michio hat eben gute Geschenkideen *grins*
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

68. - Abschlusskonzert

68. - Abschlusskonzert
 

Lovelie bereitet sich vor
 

„Miya!“, quengelte es hinter mir, sodass ich mich fragend umdrehte. „Masuyo?“

Neugierig betrachtete ich meinen Bruder. „Warum nennst du mich so?“

„Weil der Name cool ist.“

„Es ist aber Dads…“

„Laut Geburtsurkunde nicht“, grinste er nur und schmiss sich auf einen der Stühle. „Wie lange brauchst du denn noch?“

„Eh…hallo?“, ich deutete auf die Frau, die neben mir hin und her wuselte. „Ich bin gerade vielleicht mal in der Maske, Brüderchen? Das dauert für gewöhnlich, weißt du doch.“

„Ja, ich weiß…“, er seufzte frustriert und zupfte sich an seinen Haaren herum. Skeptisch schielte ich zu ihm rüber. „Warum bist du eigentlich so aufgedreht? Wenn es einer sein sollte, dann ich.“

„Wegen dem Konzert?“

„Masu, das ist mein letztes vor der Pause!“, schockiert sah ich ihn an. „Natürlich wegen dem Konzert!“

„Ach, das schaffst du doch locker. Warum hast du eigentlich ein Einzelzimmer?“

„Weil alle ein einzelnes haben. Einen Luxus, den Kato-san uns gönnt. Sonst könntest du jetzt nicht auf dem Stuhl da herum gammeln, weil dann wäre das Zimmer nämlich überfüllt.“

„Jaja, ich versteh schon“, er setzte sich gerade hin und betrachtete mich. „Du siehst hübsch aus.“

„Danke. Endlich mal was Positives von dir“, ich zwinkerte ihm zu und er nahm es mit Humor. Anderes war ich von ihm auch nicht gewöhnt.

„Aber sag mal…wie geht es dir so, Masu? Wir sehen uns so selten.“

„Kommt davon, wenn man auszieht…“

„Ey!“, entrüstete ich mich und mir tat meine Stylistin Leid, die mit meinen hin und her fliegenden Haaren kämpfte. „Du könntest mich ja ruhig öfters mal besuchen kommen! Du bist mobiler als ich!“

„Mobiler?“

„Du trägst kein Kügelchen!“

„Selber schuld.“ Er zuckte die Schultern, während ich lachen musste. „Du bist heute so gemein.“

„Gar nicht.“

„Doch. Du wirst bald Onkel! Freu dich doch mal!“

„Tu ich doch“, war die knappe Antwort. Doch sein Lächeln war so liebevoll, dass ich ruhiger wurde.

„Masu?“

„Ja?“

„Danke. Du warst mir immer ein guter Bruder.“

„Werde jetzt bitte nicht gefühlsduselig.“

„Haha…apropos Gefühle- hast du eine Freundin?“

Er blinzelte mich an, dann wurde er rot. „Das geht dich nichts an“, zischte er. Ich nickte nur. Das war mir Antwort genug, wusste ich doch schon lange, für wen er schwärmte.

„Wo sind eigentlich Mama und Papa?“, wollte ich wissen.

„Irgendwo draußen im Gang. Sie sagten, sie wollen nicht deine Stylistin stören.“

„Aber du tust es.“

„Ich bin ja auch nicht so wie Dad.“

Ich musste lachen. „Guter Witz.“

„Eben. Ich bin noch schlimmer“, er lachte und drehte sich mit seinem Stuhl einmal im Kreis.

„Sind Jewelie und so auch da?“

„Alle da“, nickte er. „Satorus Familie, Shinjis Familie inklusive seiner Tante und so, eure Chefs, die Freundin von Nabu…und die ganzen Leute von Scael force.“

„Ja? Ist Jewelie bei ihnen?“, fragte ich erfreut.

„Ja, bei Cha, glaub ich. Die haben sich ziemlich gut angefreundet…“

„Hmm.“ Ich schmunzelte nur in mich hinein. Cha und Jewelie hatten sich wirklich angefreundet, auch wenn Jewelie ihm nie gesagt hatte, dass sie auf ihn stand. Sie sagte mir, sie schätze die Freundschaft mehr und wolle es nicht zerstören. Schade, aber das musste sie selbst wissen. Ich hatte alles in die Wege geleitet, für mehr war ich nicht verantwortlich.

„Ach und Satorus Schwester ist auch da. Sie ist mit bei Jewelie.“

Ich hob eine Braue und musterte ihn. „Hast du auch das Gefühl, dass...?“

„Dass was?“

„Das Kazu auf sie steht? Er umschleicht sie ständig.“

„Oh ja. Satoru hat ihm vorhin im Gang einen bösen Blick zugeworfen.“

„Krass…aber er hatte es ihm ja angekündigt.“

„Ja?“

„Ja. Satoru hat Kazuha regelrecht gedroht, die Finger von seiner Schwester zu lassen. Er will nicht, dass sie auf ihn reinfällt. Außerdem ist sie verlobt.“

„Aber gewirkt hat es nicht, oder?“

„Wieso, wie wirkte er auf dich?“

„Friedlich…aber er beobachtet sie immer, wenn er allein steht. Sonst war er sehr nett zu ihr, keine dumme Anmache oder sowas.“

„Hm…naja, muss jeder selbst wissen.“

„Eben.“

Ich nickte, während ich den Rest des Stylings über mich ergehen ließ. Normalerweise hätte ich das lieber selbst gemacht- wenn ich es gekonnt hätte. Ich war was das betraf eher untalentiert. Also war eine Stylistin manchmal doch ganz gut.
 

Masuyo verabschiedete sich schließlich, während ich in meine Kleidung schlüpfte. Wenig später kamen jedoch mein Vater und meine Mutter herein.

„Hallo Prinzessin!“, grinste Papa und drückte mich fröhlich, „Na, bereit? Du siehst super aus.“

„Danke!“, lachte ich und nickte, „Ja, im Großen und Ganzen. Ich schau nur nochmal über meine Gitarren.“

„Habe ich dir schon gesagt, wie stolz ich auf dich bin?~“

„Ja Papa. Heute mindestens schon 7 Mal. Die restlichen Tage habe ich leider nicht mitgezählt.“

Er lachte nur und nickte. „Ihr schafft das schon. Darauf vertraue ich ganz stark.“

„Danke.“ Ich schmunzelte. „Es ist ja eigentlich nichts Weltbewegendes…“

„Nun hör mal, das ist dein Abschiedskonzert“, schmunzelte nun Mama, während Papa sich zu ihr drehte, um sie auszubessern. „Vorerst Abschlusskonzert, Melody, vorerst. Sie werden doch weiter machen.“

„Ja, ich weiß doch. Aber trotzdem. Es ist ihr letztes Konzert als…ja, Schülerin, junge Frau…das nächste Mal wird sie auf der Bühne als ganze Musikerin, aber auch als Mutter stehen.“

„Das stimmt durchaus.“ Vater nickte anerkennend und schaute wieder zu mir.

„Also, du hörst es…feiere es! Zelebriere es! Sei mit Leib und Seele dabei!“
 

„Wie Pervers...“

Michio, mein Schwiegermapa, war eingetreten. Fragend wandten sich alle ihm zu.

„Was ist pervers?“, fragte Dad blinzelnd.

„Deine Ansprache…sie soll keinen Höhepunkt auf der Bühne bekommen…“

„Warum denn nicht?“

„Bitte?! Willst du mich veralbern?!“ Beide blickten sich an- Dad lächelte, Michio starrte. Dann schüttelte er den Kopf. Gerade, als sein Gatte hinter ihm eintreten wollte, schob er diesen gekonnt wieder aus dem Raum. „Yoshi, hier gehst du mir nicht hin. Hier ist es pervers.“

„Was? Warum?“, hörte ich nur vom Gang aus, während Daddy blinzelnd auf Michio zutrat. „Wieso? Kennst du das denn nicht? Musik ist…Leben! Leidenschaft! Liebe! Musik ist wie Sex.“

„Das musst du trotzdem nicht deiner Tochter auf die Nase binden!“

„Was denn? Ich rede von nichts, was sie nicht schon erlebt hat. Außerdem finde ich es doof, dass sowas tabuisiert wird. Das ist ein ganz normales Thema.“

Das schien Michio anders zu sehen, denn sie fielen beide in eine ausdauernde Diskussion. Als Shinji mal vorsichtig andeutete, dass die beiden völlig verschiedene Vorstellungen und Ansichten hatten, hatte er nicht Unrecht gehabt…
 

Seufzend ließ ich den Chaoshaufen links liegen und verließ meine Umkleide. Im Gang stieß ich auf meine Mädels Jewel, Chi und Sachiko.

„Hallo Mami!“, lachte meine Schwester und umarmte mich lächelnd. „Na, wie geht’s? Aufgeregt?“

„Ein wenig“, gestand ich leise und lächelte. „Sind die Jungs schon aus den Kabinen?“

„Nein, soweit ich weiß noch nicht, oder Chi?“

„Als ich nach Shinji gesehen habe, war er noch auf seinem Stuhl und bekam die Haare gemacht.“

„Ah, okay..“, ich nickte. Dann ließ ich den Blick schweifen. „Wo sind Scael force?“

„Bei der Bühne. Sie wollten sich die Technik anschauen. Und die besten Plätze auswählen, weil sie sich nicht ins Publikum trauen.“

„Aha…“, ich hob nur eine Braue.

„Weißt du was? Meine Mädels sind auch da“, freute sich Jewelie und ich sah sie überrascht an. „Ja, deine ganze Band?“

„Klar! Sie mögen deine Jungs doch total.“ Sie lachte niedlich, weshalb ich schmunzeln musste. „Das ist schön. Aber sie sind im Publikum?“

„Ja. Ich werde mich nachher unauffällig zu ihnen gesellen. Deshalb seh ich so…Schlabberlookmäßig aus, weißt du?“

„Ah, am besten noch Kapuze auf?“

„Ja genau“, lachte sie und strich mir über den Arm, bevor ihr Blick eindringlich auf mir ruhte. „Gib dein bestes, Schwester. Zeig der Welt, dass ein Mädchen in eine Jungsband passt!“

„Genau!“, stimmte Chiyoko freudig zu, „Und zeig ihnen, was für eine Power in werdenden Mamis steckt!“

Ich musste lachen. „Oh Mädels, ihr seid so süß…danke. Ich werde an euch denken. Aber jetzt werde ich nach den anderen schauen.“

„Ja, mach das. Wir machen uns mal dünn, hier ist es ziemlich eng…kommt, wir suchen uns gute Plätze im Publikum.“ Damit verschwanden sie auch schon alle drei.
 

„Lovelie, bist du fertig?“, wurde ich angesprochen, weshalb ich mich umdrehte. „Kato-san…! Oh ja, ich bin gerade fertig geworden.“

„Lass mal schauen.“ Er trat zu mir und musterte mein Makeup, ehe er noch etwas meine Klamotten zurecht zupfte. „Sehr schön. Damit bist du schneller als die Jungs gewesen.“

„Brauchen die noch lange?“

„Nun ja, Satoru ist fast fertig gewesen. Nur Shinji und Nabu da dauert es noch…gerade die Haare…du weißt ja.“ Er rollte mit den Augen. Ich nickte nur verstehend. „Ach ja, meine Jungs und ihre Haare.“

„Hm…“

„Ich schau mal nach ihnen. Und anschließend werfe ich einen Blick auf meine Instrumente.“

„Mach das. Übrigens wird heute Abend Ito-san mit dabei sein.“

„Wirklich?“, überrascht sah ich zu ihm auf. Ito hatte immer so viel zu tun, weshalb wir ihn eher selten sahen, dabei mochte ich den ruhigen Mann eigentlich genauso sehr, wie den lebensfrohen Kato.

„Ja. Er hat sich extra frei genommen. Scael force ist auch da, und Butterfly of sunset.“

„Ich weiß, die habe ich zum Teil schon gesehen.“

„Ok. War deine Familie schon bei dir?“

„Jap.“

„Gut, dein Vater hatte sich vorher noch mit mir unterhalten, wollte dann aber zu dir, deswegen.“

„Ja, die waren schon da.“

Er nickte.

„Wie sieht es eigentlich momentan aus? Noch immer so ein Hype um uns?“, fragte ich vorsichtig nach. Seit bekannt gegeben wurde, dass ich Shinji geheiratet hatte und schwanger war, brodelte die Gerüchteküche der Medienwelt mal mehr, mal weniger.

„Zurzeit geht es…es war ein Skandal für manche, für andere wiederum nicht. Wie empfindest du es denn? Du warst in letzter Zeit oft zu Interviews.“

„Es geht. Ihr habt mich ja schon vorher gut vorbereitet darauf, was sie mich fragen könnten, also war ich gefasst. Und ich stehe auch voll und ganz zu meiner Entscheidung, die ich getroffen habe. Ich bin zwar jung, aber das heißt nicht, dass ich keine Mutter sein kann.“

Kato lächelte leicht. „Du bist so eindeutig eine Ishihara…“, murmelte er und schüttelte schmunzelnd den Kopf, bevor er mich wieder anblickte. „Ihr schafft das. Nimm dir dann einfach die Zeit, die du brauchst für die Prüfungen und für das Kind. Und wenn ihr wieder soweit seid, geht es weiter. Und selbst wenn wir einen Hauseigenen Kindergarten anschaffen müssen- das ist es mir dann auch wert.“

Ich musste lachen. „Echt jetzt?“

„Warum nicht. Ich sagte ja, wir sind sowieso eine etwas schräge Firma…“

„Sind wir nicht“, wehrte ich ab, „Die Firma ist toll. Sie ist einzigartig und es ist toll, dass sie so gut läuft. Ich weiß, dass ihr es schwer hattet, weil keiner in euer Konzept vertraut hat. Aber Scael force hat die Kritiker so überzeugt…egal, ob wir mal so berühmt werden wie unsere Eltern oder es so bleibt wie bisher. Ich mag es auch so. Die Fans, die wir haben, sind toll. Und die Firma: Ich liebe sie. Sie…ihr…es ist anders als bei anderen, ja. Aber wir sind auch eine Familie. Nirgendwo sonst sind die Bands untereinander so vertraut, glaube ich.“
 

Kato betrachtete mich lange und ruhig, dann zog sich wieder sein feines Lächeln über seine Lippen. Recht schnell wurde es immer breiter, bis er mir eine Hand auf die Schulter legte.

„Danke Lovelie. Ich weiß das wirklich zu schätzen und auch Ito, wenn ich es ihm ausrichte. Du bist immer ehrlich, wie dein Vater…das bewundere ich trotz deines jungen Alters an dir. Und selbst wenn weiterhin Empörungen aufkommen sollten, weil du ja noch nicht ganz volljährig bist und dann schon Kinder- das ist egal. Wir nehmen euch weiterhin in Schutz. So viel braucht die Presse ja auch nicht zu wissen. Im Heiratsfähigen Alter warst du immerhin. Und zu einer Ehe gehören eben normalerweise auch Kinder, früher oder später…“

„Danke, Kato-san“, antwortete ich ehrlich und lächelte ihn an, während er mir die Schulter drückte.

„Nichts zu danken…geh zu deinen Jungs“, damit verschwand er auch schon. Kurz sah ich ihm nach, dann machte ich mich auf zu der nächsten Kabine- Nabus.
 

Langsam öffnete ich die Tür und trat ein- nur um kurz darauf am liebsten wieder raus zu rennen. „Himmel! Was ist denn hier passiert? Die Luft…!“ Ich musste husten, während Keiko mich mit einem- war es angeekelten? auf jeden Fall hatte sie das Gesicht verzerrt- seltsamen Blick bedachte. „Daran ist nur Nabu Schuld…“, klärte sie mich auf, „Sein Haarspray ist gleich tödlich.“

„Das Fenster ist doch schon auf“, seufzte Nabu, der über den Spiegel zu uns linste. Er konnte sich nicht umdrehen, weil die junge Stylistin gerade versuchte, seine roten Haare abstehen zu lassen.

„Du solltest dir echt mal eine Glatze schneiden lassen“, schüttelte ich seufzend den Kopf.

„Ja, ich bin schon lange für kurze Haare“, stimmte auch Keiko zu.

„Eh?! Seid ihr wahnsinnig?! Meine schönen Haare!“

„Naja, etwas kürzer könntest du sie schon schneiden, oder? Zumindest dann in der Pause. Dein Chef wird sich freuen.“

„Der wird sich nicht freuen. Der weiß, dass ich bald kündige.“

„Ach so, doch?“, fragte ich überrascht.

„Ja“, Nabu nickte stolz, „Kato-san hat mir wie versprochen solange über die Bandpause was besorgt.“

„Glückwunsch!“

„Danke schön. Das wird schon, irgendwie, hoffe ich.“

„Na klar, da sehe ich keine Probleme.“ Ich sah zu Keiko, die stolz nickte. „Nabu, das schaffst du schon. Bald ziehen wir zusammen, ja?“

„Ja, wirklich?“, freudig sah ich sie an. „Ja…wir haben gespart..“, gab sie etwas verlegen zu, „Außerdem wollen meine Eltern uns unterstützen. Sie mögen Nabu.“

„Ja?! Na siehst du, und du hattest so einen Schiss“, lachend knuffte ich ihm gegen den Arm, sodass er grinsen musste. „Jaja…wobei ich glaube, dein Vater ist nach wie vor skeptisch, Kei.“

„Jaja…ist logisch, ich bin seine einzige Tochter, von daher“, sie rollte nur schmunzelnd mit den Augen. „Aber wenn sie uns unterstützen, ist das schön. Außerdem weiß er, wie ernst es mir und dir ist. Wir sind schon so lange zusammen, außerdem sind wir erwachsen.“

Ich nickte glücklich. „Oh, das freut mich so….hach~“

„Dreh nicht ab, Love…“

„Doch, Nabu. Das ist gerade so schön…~“

„Oh oh. Unsere Gitarristin kann nachher nicht mehr spielen…“

„Quatsch“, lächelnd drehte ich mich zu ihm um. „Ich kann immer spielen. Aber wenn ihr mich entschuldigt- ich gehe nach meinen anderen beiden Jungs schauen.“

Nabu nickte nur schmunzelnd, während ich aus dem Zimmer huschte, um das nächste zu betreten.
 

„Satoru?“, fragte ich überrascht.

„Ja Süße?“, mit einem umwerfenden Lächeln drehte er sich zu mir um, stockte aber.

„Eh du…siehst gut aus…wow…“

„Danke. Ich dachte, es wäre passend zum Thema Eleganz.“

„Ja…ich fand die Idee übrigens schön, ‚Eleganz‘ mit ‚persönlicher Note‘ zu vermischen. Kato hatte echt gute Einfälle. Und deine Schwester bei dir scheinbar auch..?“

„Ja, ne? Sie weiß eben am besten, was ich anziehe und was nicht. Es ist einfach, aber hübsch. Mir gefällt es.“

„Das lange Halstuch ist praktisch, da fällt dein kleiner Bauch noch weniger auf. Und am besten ist der Hut…ist der von deinem Paps?“

„Nein, das ist meiner“, lachte ich und ließ mich von ihm drücken. „Aber Daddy hat so einen ähnlichen.“

„Ach so.“

„Hm…eigentlich tat es mir ja etwas leid, den aufzusetzen. Die Stylistin hat sich solche Mühe mit den Haaren gegeben…“

„Aber sie weiß doch, was du trägst, also wird sie da auch nicht zu viel gemacht haben.“

„Hm…so schlimm wie Nabu bin ich immerhin noch nicht. Seine Stylistin könnte heute noch mit einem Atemproblem im Krankenhaus landen…“

„Wieso?“, er hob fragend eine Braue.

„Das Haarspray steht in seinem Zimmer in der Luft…“

„Oh, na dann.“
 

„Lovelie? bist du hier?“

„Shinji!“, freute ich mich, als jener seinen Kopf zur Tür rein streckte.

„Ja, ich bins~ Ich soll dich fragen, ob du schon über deine Instrumente geschaut hast.“

„Oh nein, muss ich noch…“

„Gut, willst du gleich mitkommen? Ich muss auch nochmal schauen. Du weißt ja, die eine Bassgitarre verstellt sich vorher gern nochmal.“

„Wozu gibt es Techniker und Mitarbeiter“, zuckte Sato die Schultern.

„Ach was, du weißt, wir machen das lieber selbst.“

„Eben“, nickte ich, „Ich komm mit der Einstellung der anderen manchmal auch nicht klar…ihr wisst, ich stell es mir gern mal anders ein“, zwinkernd löste ich mich von Satoru und folgte Shinji. Auf dem Weg wurde ich von Hizumi abgefangen.

„Love-Schatz, schön dich zu sehen!“, lachte er und drückte mich. Zufrieden atmete ich tief durch. Wie sehr ich meine ganzen Schwiegereltern doch liebte. Und Hizumis Duft. Er roch von allen am besten, hihi.

„Wie geht es dir?“

„Super! Ich muss nur noch nach den Instrumenten schauen.“

Er lächelte fröhlich und schob sich seine Brille zurecht. „Habt ihr Yoshitaka gesehen?“

„Der war gerade noch mit Mapa bei Melody, Miya und Kenji“, wusste Shinji.

„Danke. Und: Ihr schafft das! Und danach machen wir eine große Party, alle zusammen, ja? Kato hat es deinem Dad versprochen, Love.“

„Ah, gut zu wissen“, lachte ich und sah zu Shinji, „Meinst du, wir können nach dem Konzert überhaupt noch gehen und atmen? Ich werde heute alles geben.“

„Ich auch…aber ja, es muss gehen. Heute Abend wird gefeiert: Das Vorerst-Ende und der Neubeginn.“

Schmunzelnd betrachtete ich ihn, während Hizumi uns noch einmal kurz drückte und sich vorerst verabschiedete. Dann machten wir uns auf zu den Instrumenten, um noch einmal alles zu prüfen.
 

~*~
 

Der darauffolgende Abend war genial. Wir hatten mittlerweile schon den ein oder anderen genialen Auftritt gehabt, jedoch war das nicht wirklich vergleichbar mit dem heutigen. Ironischer Weise hatte unsere Beliebtheit kurz vor unserem Vorerst-Ende noch einmal schlagartig zugenommen. Einerseits war das wohl der Lauf der Dinge, andererseits waren daran auch die Medien Schuld. Aber warum auch nicht? Die Halle war wirklich schön gefüllt und ich wurde kurz vorher doch nervös. Kato eröffnete uns im fast letzten Moment, dass Scael force für uns die Vorband machen würden. Das zog mehr als erstaunte Gesichter nach sich. Erstens, hatten wir nicht gewusst, dass sie vorbeireitet waren, andererseits hatten wir sonst höchstens deren Vorband gemacht. Wir also mit eigener Band? Und dann noch jemand mittlerweile so bekanntes wie Scael force? Wow. Wir mussten uns alle eingestehen, dass wir ein wenig stolz waren…

Vor dem Konzert bekam ich kaum noch etwas um mich herum mit, die Stimmen meiner Familie und Freunde gingen an mir vorbei. Als hätte ich Watte im Ohr- hätte ich nur heute mal nicht den Hamster gesäubert, scheinbar hatte ich mich zu sehr in dessen Bettchen gelehnt.
 

Als wir auf die Bühne traten, war alles wie immer und doch so neu. Ich gab alles, die Jungs genauso, ich bewegte mich, freute mich, schwitzte, lachte, konzentrierte mich…all die geliebten Dinge, die ich auf Konzerten so lieb gewonnen hatte. Das verschmelzen mit der Welt der Musik und dem Näherkommen der Fans. Es war ein so schönes Gefühl. Und doch. Es machte mich auch etwas traurig, zu wissen, dass das vorerst mein Abschied von der Bühne war. Würde ich wiederkehren, dann nicht mehr als die Lovelie, die ich jetzt war. Dann würden wir uns alle verändert haben. Und doch würden wir immer dieselben bleiben.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach vorn blicken, genau das würde ich tun. Das wurde mir auf der Bühne erst einmal so richtig bewusst. Doch schnell begrub ich meine grübelnden Gedanken wieder und ließ mich ganz in der Musik gehen und mitreißen. Die Jungs spielten und sangen aus Leibeskräften, während ich mit ihnen harmonierte. Es war wirklich wundervoll und ich fühlte mich in dem Moment einfach nur erfüllt.
 

Als das Konzert endete und ich nach der Zugabe endgültig die Bühne verließ, fühlte ich mich wie im Rausch. Mir war schwindlig und alles war verschwommen. Aber ich fühlte mich glücklich. Erschöpft, aber glücklich und erfüllt. „Lovelie, alles okay?“, drangen Stimmen an mein Ohr, während ich nur nickte. Ich wusste nicht, wer alles auf mich einsprach. Während ich mir eine Wasserflasche schnappte und sie mir zu Gemüte führte, hörte ich vereinzelte Gesprächsfetzen. Von ‚Super Konzert‘ und ‚Das war das Beste überhaupt‘. Ich lächelte glücklich.

Nur langsam verschwand der Rausch und ich konnte wieder klar sehen. Verwirrt blinzelte ich, als sich Shinjis Gesicht vor meine Nase schob. „Love, geht es dir wirklich gut?“

„Warum sollte es das nicht?“

„Du siehst aus, als wärst du gar nicht da, also geistig.“

„Kann sein“, schmunzelte ich, „Ich bin noch mit einem Bein in der Welt der Musik.“

Ich lächelte ihn an, sodass auch seine Gesichtszüge sich wieder entspannten und er nickte. Als ich strauchelte, schob er mich zu einer freien Ecke. „Setzt dich erstmal und komm runter.“

„Okay“, nickte ich nur und tat, was er wollte. Dankbar wischte ich mir mit dem Handtuch, was er mir reichte, den Schweiß von der Stirn.

„Es war…umwerfend“, begann ich noch völlig überwältigt und strahlte ihn an.

„Ja, das war es. Schau, Sato und Nabu stehen auch noch neben sich.“

Ich sah zu den beiden, die gierig ihre Flaschen leerten und schnauften, während ich nickte.

„Das war ein perfekter Vorerst-Abschluss“, schmunzelte Shin und legte mir einen Arm um. Ich lehnte lächelnd meinen Kopf gegen seine Schulter und schloss einen Moment die Augen. Dann jedoch öffnete ich sie überrascht wieder und legte mir eine Hand an den Bauch.

„Lovelie? Alles in Ordnung?“

„Ja…“, murmelte ich verblüfft und fühlte noch einmal ach, ehe sich ein breites Lächeln auf meine Lippen legte, „Ich spüre es, Shinji. Das Baby, es macht sich endlich bemerkbar!“
 


 

~~**~~
 


 

Vielen Dank an:
 

@Lucel: Kann er noch froh sein, dass es kein String war ;) Er bietet sich eben gut an als "Opfer", weil er so süß naiv ist. Das wissen die anderen und nutzen es aus ;)
 

@Kaiphil: Vielleicht ist es ja dann noch kein endgültiges Ende? Lass dich überraschen.
 

Bis bald!
 

~~**~~

69. - Exkursion zum Frauenarzt

69. - Exkursion zum Frauenarzt
 

Zero fühlt sich veralbert
 

„Das ist jetzt nicht dein Ernst…“, entkam es mir, während ich mit dem Telefon in der Hand auf die Kommode starrte, vor der ich zufällig stand. „Shinji?“

„Doch…also…“, er druckste am anderen Ende der Leitung wie immer herum. Typisch dieses Kind! Er würde es nie lernen!

„Was soll das?“, fragte ich fassungslos und schüttelte den Kopf.

„Es war ja nicht meine Idee.“

„Trotzdem! Du wirst mich nie wieder dahin bekommen! NIE WIEDER! Weißt du, was ich damals für einen Heidenstress mit dir hatte?! Ständig diese Vorsorgeuntersuchungen in diesen eklig sterilen Zimmern…ich hasse Ärzte!“

„Mapa, bitte!“

„Nein!“

„Du musst doch nicht mit ins Behandlungszimmer.“

„Wäre ja noch schöner!“

„Mapa. Nur mit ins Wartezimmer. Bitte.“

„Warum!? Ihr seid groß genug. Ich bin nicht euer Babysitter, verdammt!“

„Man, ich hab es dir doch schon gesagt. Ich bin nicht derjenige, der das so will. Lovelie wünscht es sich.“

„Warum?! Sag mir warum?! Welches halb normal denkendes Mädchen will ihren Schwiegervater mit zum Frauenarzt nehmen, verrate mir das Shin!“

„Öhm…“

„Ach, ich vergaß ja. Der großartige Shin musste sich ja unbedingt mit einer Miyavi einlassen…“

„Das klingt, als wär das eine eigene Rasse…“

„Ist es ja auch. Kennst du nicht meine Miyavi-Theorie?“

„Nein. Lass hören?“

„Pah. Dein Kind wird später auch mal ein…ein Miyavi. Hyper, verrückt und völlig unberechenbar und geisteskrank.“

„Mapa! So schlimm ist Familie Ishihara nie und nimmer und das weißt du!“

„Pf. Red von Glück, wenn deine oder Satos Gene stärker durchkommen, je nachdem wer von euch der Potente war.“

„Mapa!“

„Was denn…auf jeden Fall bleib ich bei meiner Meinung. Ich habe nichts mehr bei Frauenärzten zu suchen.“

„Bitte…“

„Nein. Punkt.“

„Mapa, Lovelie ist sonst traurig…und wenn sie weint, stell ich sie dir vor die Tür. Glaub mir, du willst sie nicht weinend erleben, dass zerreißt das kälteste Herz der Welt.“

„Das ist nicht dein Ernst.“

„Was?“

„Sie mir vor die Tür zu stellen.“

„…“

„SHINJI!“

„Ich meine es ernst. Bitte, mach es.“

„Warum ausgerechnet ich?“, nun war ich es, der hätte heulen können. „Ich hasse Frauenärzte!“

„Bitte. Sie wollte, dass du einmal dabei bist. Miyavi war auch schon mit.“

„Mir egal, was der macht.“

„Jaja, aber denk doch mal an sie. Willst du sie nicht unterstützen? Komm, sie ist auch bloß aufgeregt. Sie braucht dich.“

„Shinji..“

„Melody kann auch mitkommen, wenn du willst. Oder Dad.“

„Reicht er nicht allein..?“

„Nein, sie will dich.“

„Warum..?!“

„Weil sie dich lieb hat.“
 

Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Eine Zeit lang starrte ich nur vor mich her, dann seufzte ich schwer und ließ die Schultern hängen.

„Na gut…wenn es denn sein muss…aber die kommen alle mit, ja? Außer Miyavi!“

„Ja. Sato, und vielleicht Mel, und Dad, wenn du ihn überzeugst.“

„Ja, mal sehen.“ Ich seufzte noch einmal. „Und wann…?“

„Übermorgen.“

„Okay…dann…eben….bis dahin…“

„Danke Mapa! Ich liebe dich!“

„Hm, ich mich auch…“, seufzend und kopfschüttelnd legte ich auf. Dieser Junge!
 

~*~
 

Karyu ist neugierig
 

Neugierig beobachtete ich, wie Michio gerade das Telefon weglegte und aufseufzte. Lächelnd schob ich mich lautlos hinter ihn und schlang die Arme um seinen Bauch. Das hatte zwar zur Folge, dass er aufschrie und fast bis zur Decke hüpfte, doch ich konnte ihn schnell wieder beruhigen. Meine Umarmungen waren schon immer der beste Beruhiger für Ausraster, egal ob bei Michio oder Shinji oder keine Ahnung wem noch.

„Man, Yoshitaka. Hör auf, dich immer so anzuschleichen!“

„Ich bin lautlos wie eine Katze.“

„Die sind nicht lautlos. Guck dir unsere an, wenn die die Treppe hochrennen, denk ich, es kommt eine Elefantenherde.“

„Ehm…dann…ich bin ein Vampir!“

„Denk jetzt ja nicht, dass du mich beißen kannst.“

„Gute Idee!“, strahlte ich und begann einfach mal frech, ihn in meinen Armen herumzudrehen und an seinem Hals zu saugen. Ok, ein Biss war es nicht, aber ein schöner Knutschfleck würde es allemal werden. Und es hatte eine erheiternde Wirkung auf meine kleine Miesmuschel, denn Michio begann gelöst zu lachen und auch etwas zu zucken. „Kary…YOSHI! Nicht!“, lachte er nur und versuchte sich mir zu entwinden, hatte jedoch keine Chance. Jedoch gab ich irgendwann brav nach und umarmte ihn einfach nur einen Moment. Anschließend blickte ich ihn an. „Weißt du, wie schön deine Augen leuchten, wenn du lachst?“, fragte ich schmunzelnd und strich zärtlich mit dem Daumen über seine Wange.

„Blödmann. Sag sowas nicht.“

„Noch immer nicht dran gewöhnt? Du hattest über 20 Jahre Zeit.“

„Und wenn es nochmal 20 Jahre sein sollten- ich werde mich NIE daran gewöhnen.“

„Was anderes hatte ich auch gar nicht von dir erwartet, Schatz~“

„Pff.“

„Mit wem hast du eigentlich telefoniert?“

„Du bist neugierig?“

„Das fällt dir jetzt erst auf?“

„Karyu!“

„Entschuldige. Also, wer, wenn ich fragen darf? Jemand, den ich kenne?“

„Dein Sohn.“

„Oh, dann kenne ich ihn. Oder etwa nicht?“

„Was? Ach man, hör auf mit diesem Blödsinn, verarschen kann ich mich selbst!“

„Na gut. Ich bin ganz Ohr.“

„Shinji halt…er hat angerufen“, Michio zuckte die Schultern, während ich ihn verwirrt anblinzelte. „Wie…jetzt? Er hat angerufen. Ja und?“

„Er hat halt angerufen.“

„Warum? Wollte er hallo sagen? Hatte er Sehnsucht nach deiner Stimme? Oh nein, vielleicht hatte er auch Sehnsucht nach meiner Stimme und du hast mich nicht an ihn abgegeben.“

„Was- eh hä? Yoshitaka! Du bist heute echt verwirrend.“

„Dito, danke du auch. Was wollte er denn nun?“
 

Michio sah mir lange in die Augen, atmete dann tief durch und zuckte die Schultern.

„Er…hatte nur wieder einen wundervoll blödsinnigen Einfall, mehr nicht!“

„Wundervoll und blödsinnig klingt ganz nach meinem Geschmack. Lass hören!“

„Pf…willst du ihn nicht selbst anrufen?“

„Nein, ich mag’s von dir erfahren. Komm, sag schon.“

„Na gut…also Shinji will, dass ich unbedingt mit zum Arzt komme…“

„Ist er krank?!“

„Was? Nein! Lovelie muss zur Vorsorgeuntersuchung. Und sie will aus mir undefinierbaren Gründen, dass ausgerechnet ich mitkomme!“

„Ist doch toll.“

„Toll?! Karyu, ich will nicht! Ich habe noch psychische Schäden von damals!“

„Jetzt übertreib mal nicht.“

„Pah“, er verschränkte die Arme. „Ich will trotzdem nicht!“

„Michio..“, seufzend legte ich ihm einen Arm um und schob ihn sanft aber bestimmt zu einer Sitzgelegenheit, diesmal in Form der Wohnzimmer Couch, und ließ mich neben ihm nieder. Sanft fasste ich nach seinen Händen. „Michi, sieh mich bitte an.“

Ich wartete, bis er meiner Aufforderung nachkam.

„Ja? Ich warte, Yoshitaka.“

Ich überlegte kurz, wie ich es formulieren sollte, dann aber lächelte ich ihn aufmunternd an. „Ist dir vielleicht schon einmal aufgefallen, dass Lovelie nur etwas mit dir unternehmen mag?“

„Wieso das?“

„Sieh mal. Sie hat mit uns anderen jetzt schon jeweils etwas unternommen. Schau, mit Hizumi hat sie mit ihrer Schwester zusammen irgendwas Designermäßiges gemacht, Tsukasa hat ihr versucht am Schlagzeug was zu zeigen und ich war mit ihr Essen, weißt du noch?“

„Hm.“

„Und mit dir hat sie jetzt noch nicht groß was gemacht.“

„Und warum will sie das alles?“

„Sie möchte einfach Interesse an uns zeigen, Michio. An dir auch.“

„Ausgerechnet an mir.“

„Ja, an dir. Sie mag dich, Michio.“

„Kann ich mir nicht erklären, nach wie vor nicht, sie ist ja völlig anders als ich.“

„Na und, du magst sie doch auch.“ Ich lächelte, als er ertappt vor sich her starrte.

„Michio, sie mag dich wirklich, glaub mir. Sie ist außer mir und Shinji wohl die Einzige, die bei deinen Launen nicht sofort die Flucht ergreift.“

„Pah, die ganze Familie Ishihara ist doch so! Die haben alle null Schamgefühl und-“

„Ja aber Lovelie sucht auch deine Nähe. Sie mag dich wirklich. Das müsstest du doch langsam wissen, oder?“

Er schwieg eine Weile, bis er mich anblickte. „Ich mag den Gedanken verstehen, dass sie etwas mit mir unternehmen will…aber muss das der Frauenarzt sein!? Sie könnte mich doch nach einem Kinobesuch oder was weiß ich fragen. Ich würde alles mitmachen, nur nicht…DAS!“

„Aber bei einem Kinobesuch müsste sie dich direkt ansprechen. Wahrscheinlich wollte sie es dir leichter machen mit dem Arztbesuch.“

„Versteh ich nicht. Ernsthaft jetzt.“

„Naja…Weil so steckt ja auch ein anderer Grund dahinter. Sie geht einfach davon aus, dass du Interesse an deinem Enkelchen hast. Das ist weniger direkt als zu fragen, ob du mit ihr Zeit verbringen magst.“

„Sowas hätte ich ihr jetzt nicht zugetraut.“

„Vielleicht ist sie ja unsicher oder nervös und traut sich einfach nicht, dich direkt sowas zu fragen?“

„Lovelie. Miyavis Tochter. Eine Ishihara und unsicher.“

„Ja stell dir vor. Auch ich bin mir mit manchen Sachen bei dir schon unsicher gewesen.“

Wieder betrachtete er mich eindringlich, dann seufzte er schwer. „Na gut, und wenn es so ist…was rätst du mir jetzt?“

„Tu ihr den Gefallen. Geh mit ihr zum Arzt.“
 

~*~
 

Zero durchlebt diverse Paniken
 

Karyu.

Dieser…diese hinterlistige Giraffe!

Wie sehr ich ihm doch manchmal in den Hintern treten könnte!

Er hatte es doch ernsthaft geschafft. Er hatte mich überredet. Ich würde mit Lovelie zu diesem blöden Frauenarzt-Ding gehen. Wie sehr ich es doch hasste!

Shinji würde mitkommen und Satoru und Melody und eben Lovelie. Karyu hatte eine perfekte Ausrede gefunden, nicht mit dabei zu sein. Oder besser gesagt Hana. Die hatte ihn einkassiert. Oh wie sehr ich sie doch…das würden sie mir auf jedem Fall büßen, diese beiden Irren!

Seufzend stellte ich mich an die Ecke, an der ich mich mit Shinji und dem Rest treffen würde. Nervös sah ich auf meine Uhr und zündete mir eine Zigarette an. Ich wusste, wie sehr Shinji das hasste, doch solange er nicht da war, konnte ich diesem Laster nachgehen. Karyu war ja dummerweise zum äußersten Gelegenheitsraucher geworden, dass hieß: So gut wie gar nicht mehr. Wenn es hochkam, ein, zwei, dreimal im Monat. Ich hatte mich in Shinjis Kindheit auch eingeschränkt und so gut wie gar nicht mehr geraucht, aber jetzt war es wieder da. Ich hatte es quasi neu für mich entdeckt, auch wenn keiner es wirklich gern sah. Gut, aber immerhin fühlte ich mich wohl und in Momenten wie jetzt beruhigte es mich zugegeben sehr.

Als ich mit meiner Zigarette fertig war, war immer noch keine Spur von den anderen zu sehen. Seufzend lehnte ich mich an eine Wand und wartete weiter.
 

„Mapa!“, hörte ich schließlich eine fröhliche Stimme, die mich fragend aufsehen ließ. „Shinji…“

„Wie schön, dass du doch gekommen bist!“, lachte er und fiel mir ganz typisch Shinji-mäßig um den Hals. „Du hast mich doch gezwungen, du Erdnuss.“

„Erdnuss..?“

„Typisches Hamsterfutter eben.“

„Also das ist genau DAS, was unser Hamster nicht isst.“

„Was für ein wählerisches Vieh“, enttäuscht schüttelte ich den Kopf, während mein Sohn nach Luft schnappte. „Mapa! Du hast ihn mir doch geschenkt! Außerdem ist es sonst ein sehr pflegeleichtes Tier.“

„Trotzdem wählerisch. Du hast ihn verzogen: Ach, was soll das erst nur werden mit dir als Vater“, seufzte ich theatralisch und sah schmunzelnd zu, wie er blass wurde und schluckte. „M-meinst du ich bin ungeeignet…? So völlig..?“

Nachdenklich neigte ich den Kopf, dann musste ich schmunzeln und wuschelte ihm durch die Haare. „Quatsch. Lass dich nicht immer von mir verarschen.“

„Ja aber-“

„Du müsstest mich doch langsam kennen, Shinji.“

„Naja…ja…aber…“

„Nichts aber. Das…ich hab keine Ahnung wie, und ich will auch gar nicht daran denken, aber das wird schon irgendwie. Denke ich. Hoffe ich. Ihr schafft das…eventuell.“

„Na danke“, brummte er nur und pokte mir in die Seite. „Was für eine Unterstützung du doch bist, Mapa.“

„Immer wieder gern“, lächelte ich nur schief und linste an ihm vorbei. „Ach, da kommt deine Freakshow.“

„Eh…?“

„Obwohl, Miyavi ist nicht dabei, das ändert natürlich so einiges“, mit einem dezenten Lächeln lief ich auf die Truppe zu und blieb kurz vor ihnen stehen. „Hallo.“

„Schwiegermapa!“, strahlte Lovelie auch schon und fiel mir um den Hals. Seufzend verleierte ich die Augen. Was hatten wir dem Jungen da nur beigebracht? Ich würde diesen Spitznamen nie wieder loswerden!

„Ich freu mich auch…dich zu sehen…“, murmelte ich und tätschelte ihr die Wange. Es war seltsam sie zu umarmen, da man langsam den Bauch spürte. Es erinnerte mich an Zeiten, die ich gerne hatte vergessen wollen und die lange verdrängt waren.

„Hallo Michio“, begrüßte mich nun auch Satoru mit einem kurzen Handschlag, bevor er sich an Shinji wandte, während Love noch immer an mir hing. Gott, diese Familie gehörte eindeutig zur Gattung der Klettpflanzen.

„Hallo Michio. Schön, dass du doch mitgekommen bist“, begrüßte mich nun auch Melody und deutete lächelnd eine leichte Verneigung an, dann umarmte sie mich. Zähneknirschend musste ich zugeben, dass ausgerechnet Miyavi wohl einen guten Frauengeschmack hatte. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte mich einfach nicht gegen ihr Lächeln wehren. Ja, sie war gut anzusehen, aber sie strahlte auch eine ziemliche Güte aus…gut, dass ich Karyu hatte, sonst würde ich noch anfangen, an meiner sexuellen Orientierung zu Zweifeln. Und dafür war ich mittlerweile echt zu alt. Ich war nicht Shinji, der Jungspund, der Grünschnabel, dem die Hormone noch aus den Ohren quollen.

„Ich wurde gezwungen“, murmelte ich schließlich auf ihre Worte hin und verzog trotzig das Gesicht. Meine Gedanken galten gerade vollkommen Karyu, der mir das noch büßen würde, jaja.

Lovelie neben mir zupfte an meinem Ärmel, sodass ich sie fragend ansah.

„Michio…?“

„Ja?“

„Ehm, also…danke, dass du mitgekommen bist.“

„Äh…keine Ursache?“, meinte ich schulterzuckend und kratzte mir am Kopf.

„Nein, wirklich, Schwiegermapa…ich freue mich, ehrlich. Ich hatte nicht geglaubt, dass du kommst.“

„Warum?“

„Ich…ich weiß nicht…Ich weiß manchmal nicht, ob du mich noch magst.“

„Eh…?“ Ich war verwirrt. Ich hatte keine Ahnung, was sie von mir erwartete. Außerdem wusste ich nach wie vor nicht, wie ich sie behandeln sollte, zumindest jetzt wo sie schwanger war. Am Ende würde sie noch anfangen zu heulen, oh man…aus diesen Gründen hatte ich Shinji so erzogen, dass er einiges gewöhnt war. Aber ein Mädchen steckte nicht so viel weg, oder…? Andererseits, sie war eine Miyavi. Das erklärte eigentlich schon alles, die hatten eh alle ein dickes Fell.

Ich entschied mich dann trotzdem, ehrlich, aber nett zu bleiben. Auch wenn es mich Überwindung kostete. Vorsichtig legte ich ihr eine Hand auf den Kopf und strich durch ihr dunkles Haar.

„Natürlich…mag ich…dich“, nickte ich schließlich.

„Wirklich?“

„Ja…frag nicht weiter nach…“, ich hasste solche Gefühlsduselei eigentlich, aber gut. Satoru im Hintergrund grinste schon, weshalb ich ihm vernichtende Blicke zuwarf. Der Junge konnte wirklich nur von Hizu und Tsu erzogen worden sein, die hätten jetzt auch so reagiert.

„Danke.“ Lovelie strahlte und drückte mich noch einmal. „Shinji hat mir gesagt, wie schwer das für dich ist. Umso mehr freue ich mich, dass du dabei bist!“

„Schon gut, lass mich bitte wieder los, ich bekomme keine Luft!“

„Oh, entschuldige“, sie lächelte schief, bevor sie einfach nach meiner Hand fasste. „Gehen wir weiter?~“

„Eh..öh..äh…“, ich war noch beschäftigt damit, von meine auf ihre Hand zu starren, weshalb ich schließlich erschlagen nickte. Seufzend lief ich diesem fröhlichen Mädchen nach, während die anderen sich leise darüber amüsierten. Pah. Den Jungs würde ich es auch noch heimzahlen, so viel stand sicher!

Jedoch verschwand meine Verbitterung, als ich in Lovelies Gesicht blickte. Sie strahlte eine solche Freude und Lebenslust aus, dass sich sogar mir ein kleines Lächeln auf die Lippen schlich.
 

~*~
 

Als ich vor der Praxis stand, erstarb mein Lächeln von jetzt auf gleich. Schwerfällig drehte ich den Kopf nach rechts zu meinem Hamster.

„Shinji…ich will da nicht rein…“, zischte ich leise.

„Ach was. Jetzt bist du schon mit hierhergekommen, also komm auch mit rein!“

„Nein.“

„Mapa!“

„Nein…ich…hey!“, ich starrte entsetzt auf Satoru, der mich am Arm gepackt hatte. „Bitte! Ich…da kommen furchtbare Erinnerungen auf..!“

„Ach quatsch. Die Technik ist heute noch besser als damals also hab dich nicht so.“

„Die Technik vielleicht, aber nicht die Prozedur!“

„Ach was.“

„Pah…manchmal wünschte ich, Karyu hätte ein Geburtsvideo von Shinji gemacht…dann würdet ihr Kinder vielleicht mal auf mich hören…“, nuschelte ich leise vor mich her und seufzte, als ich in der Praxis stand. Toll, was hier saß, waren nur Frauen. Und zumindest zwei schienen irgendwen von uns zu erkennen, denn sie bekamen große Augen. Seufzend schüttelte ich über die Aktion meiner Kinder nur den Kopf und ließ mich nach einem kurzen Gruß in den Raum auf einen der Stühle fallen. Missmutig sah ich zu, wie Lovelie sich anmelden ging.

„Es wird nicht lange dauern“, erklärte Melody lächelnd, die sich neben mir niederließ. „Das ist eine Gemeinschaftspraxis, vor Love sind nur zwei andere Damen dran.“

Ich seufzte und lehnte den Kopf an die Wand. „Wie schaffst du das nur?“

„Wie schaffe ich was?“

„Damit so klar zu kommen.“

„Falls es dich beruhigt Michio: Ich war auch nicht begeistert davon, dass mein Kind erwachsen wird.“

„Davon ist jetzt aber nicht mehr viel zu sehen.“

„Es ist ja auch einiges an Zeit zum Nachdenken vergangen. Meinst du nicht, es ist langsam so weit, nach vorn und nicht zurück zu blicken?“

Fragend sah ich sie an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Das war eine gute Frage.

„Glaub mir, Michio, es mag schwer aussehen, weil sie so jung sind. Aber ich glaube, genau das sollte man nicht als Hindernis, sondern als Chance sehen. Sie werden sicher eine ganz süße Familie.“ Sie gluckste fröhlich und kurz betrachteten wir Shin, wie dieser planlos durch den kleinen Raum lief.

„Ich will trotzdem kein Opa sein…bin ich schon so alt?“

„Ach was“, sie lachte, „Ich bin nicht viel jünger oder älter. Wir sind beide jung, was aber eigentlich auch schön ist, weil ein Enkelchen dann mehr von uns hat.“

„Noch was mehr zum Aufpassen…“, ich schüttelte den Kopf, ehe ich schief grinsen musste. „Die Welt ist ein Irrenhaus und ich schau oben zum Fenster raus.“

Sie lachte nur und wollte wohl noch was sagen, doch da wurde Lovelie auch schon aufgerufen. Mit schneller schlagendem Herz sah ich zu ihr, doch dummerweise ließ sie mich nicht einfach sitzen sondern tappte zu uns. „Ihr kommt doch mit, oder?“

„Kannst du das nicht allein?“, fragte ich fassungslos.

„Ich…bitte, sei dabei, Michio…“

Mir stockte überrascht der Atem und eigentlich wollte ich protestieren, aber ihr Blick bekam mich rum. So ein Mist aber auch!

Murrend erhob ich mich. „Pass nur auf, dass du keinen Schwiegervaterkomplex entwickelst.“

„Keine Sorge“, lachte sie nur fröhlich und lief voraus, während ihr alle folgten. Ich fühlte mich dabei völlig fehl am Platz. Ich war keine Frau mehr und war auch kein werdender Vater, eigentlich wollte ich hier nur weg! Aber nein, meine liebe Schwiegertochter zwang mich gerade dazu. Was sollte ich denn bitte da drin machen?! Ihren Bauch streicheln, sie mit Gel einreiben oder verzückt „Awww“ rufen, wenn es ein Ultraschallbild, auf dem man eh nichts erkannte, gab?! Die von Shinji fand ich zwar unglaublich süß, aber ich hatte damals nicht viel erkennen können. Theoretisch hätte ich es auch geglaubt, hätte mir jemand gesagt, es wäre eine fliegende Untertasse am Nachthimmel.
 

„Willkommen, Frau Matsumura!“, begrüßte uns eine junge Frau, während Lovelie sie sehr überrascht anblickte. „Nanu, ist Herr Kobayashi schon im Ruhestand?“ Ich hingegen fand den Klang einer ‚Frau Matsumura‘ immer noch seltsam.

„Ja“, nickte die Ärztin und deutete uns an, Platz zu nehmen wer wollte. „Herr Kobayashi hatte letzten Freitag seinen letzten Tag hier in der Praxis. Aber das ist doch nicht schlimm für Sie, oder? Er hat Sie doch sicher informiert.“

„Natürlich. Ich dachte nur, ich sehe ihn noch einmal…schade…“

„Ich sehe ihn noch recht häufig. Wenn Sie möchten, richte ich ihm etwas aus.“

„Ach, halten Sie ihn einfach weiter auf dem Laufenden, dann bin ich glücklich“, lachte Lovelie, während ich fragend zu Melody sah. „Wer war der Kobayashi?“

„Lovelies vorheriger Frauenarzt“, lächelte sie sanft, „Ein schon älterer, aber sehr netter Mann.“

„Ah, okay“, murmelte ich nur und blieb mit den anderen hinter Lovelie stehen.

„Nichtsdestotrotz steht Ihre neue Untersuchung an, Frau Matsumura. Gibt es etwas, was Sie diesbezüglich äußern möchten? Gab es irgendwelche Probleme in letzter Zeit? Ach und, die hier Anwesenden dürfen dabei bleiben, ja?“

„Ja, sie sollen sogar, das ist meine Familie. Sie sollen sehen, wie mein Kind hoffentlich wächst“, lachte Lovelie bevor sie sich zurücklehnte, „Eigentlich nicht. Mir ging es bisher super und ich hatte keine Probleme soweit.“

„Sehr gut..“, die Ärztin machte sich Notizen und fragte Lovelie noch das ein oder andere und untersuchte sie.

Schließlich kamen sie zur Ultraschalluntersuchung. Wie ich es bereits kannte, zog sie ihr Shirt hoch, bekam das Gel aufgeschmiert, während die Ärztin neben sie trat.

„Dann wollen wir doch mal sehen, wie es ihrem Kind geht.“

Eine Weile herrschte Schweigen, bevor ich ein leises „Oh“, vernahm. Verwirrt sah ich die Ärztin an. „Was ist denn?“, das Bild auf dem Monitor sagte mir nicht wirklich was, zumal mir Shinjis Kopf im Weg war!

„Ich bin nur überrascht, weil ich auf dem Monitor Zwillinge erkenne, davon aber nichts in Herrn Kobayashis Unterlagen stand…“
 

Es dauerte einen Moment, bis ich so weit war, meine Augen fassungslos aufzureißen. „BITTE WAS?!“, schrie ich sie an.

„Ja“, die Ärztin nickte ruhig, ehe sie vom Bildschirm zu Lovelie blickte. „Hatte er Ihnen etwas dazu gesagt?“

„Eh…nein..?“, Lovelie sah selbst nicht minder verdutzt aus und blinzelte die Ärztin an, während Shinji sich näher zu dem Bildschirm schob. „Wie jetzt…da sollen Zwillinge zu sehen sein..?“

„Ja, schauen Sie hier…das erste Kind. Und hier das zweite. Und Herr Kobayashi hat wirklich nichts gesagt?“

„Nein“, Lovelie schüttelte den Kopf, „Bisher war die Rede von einem Kind.“

„Dann darf ich ihnen jetzt wohl überraschend verkünden, dass es zwei werden.“

„DAS IST NICHT IHR ERNST!“, ich starrte sie fassungslos an und deutete auf den Bildschirm, „DAS KANN NICHT SEIN! ERNSTHAFT JETZT! SIE VERALBERN MICH!“

„Sind Sie sich sicher?!“, fragte Satoru und überging mich einfach.

„Ja, hundertprozentig. Schauen Sie doch, die Kinder sind zwar klein, aber sie liegen gut, man kann sie schön erkennen.“

„Ja aber…das KANN nicht sein!“

„Erkennt man sowas nicht normalerweise schon eher?“, warf Satoru ein.

„Eben, deswegen wundert es mich…“

„Naja, Herr Kobayashi war schon ein älterer Herr“, lächelte Lovelie schief, während ich mir die Haare raufte. „DAS IST NICHT IHR ERNST!“

„Doch. Ob Sie es glauben oder nicht, aber Frau Matsumura bekommt Zwillinge. Und das wirklich eindeutig. Ich druck ihnen das Bild mal aus, Moment…“

„OH GOTT!“

Ich lachte hysterisch auf, nachdem ich mir erneut die Haare gerauft hatte. Die Kinder bekamen nicht nur ein so nen Wurm, nein, jetzt sollten es zwei sein!? Wie…wer… Kami-sama…!
 

Das war zu viel für mich. Ich spürte, wie sich alles um mich herum zu drehen begann und verschwomm. „Mapa..?“, hörte ich aus weiter Ferne noch, dann spürte ich den Boden und alles wurde schwarz.
 


 

~~**~~
 


 

Bin momentan etwas gestresst, versuche trotzdem regelmäßig zumindest das neue Kapitel reinzuklatschen //D"

Das aktuelle find ich übrigens wieder sehr süß, mein Michi ist mal wieder am Start ;)

Mag zwar einigen seltsam erscheinen, dass der vorherige Arzt scheinbar unfähig war...aber ab und an muss ein wenig Überraschung und Spannung ja sein ;)
 

Danke an:
 

@Kaiphil: Nunja...wie/wann/wo es weitergeht, mag ich momentan nicht äußern //D"
 

@Lucel: Echt? Haha, dabei sagen öfters einige, lass auch mal die anderen erzählen xD Und was habt ihr nur mit Nabus Haaren //D Ich seh schon, es entsteht ein Fanclub dafür...
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

70. - Willkommen im Chaos! I

70. - Willkommen im Chaos! I
 

Shinji ist überrascht
 

Holla, ich konnte es nicht wirklich glauben. Lovelie sollte Zwillinge bekommen? Im Ernst? „Dann…dann sind das wirklich…also zwei Babys?“, ungläubig legte ich meine Hand auf Lovelies Bauch, nachdem die Ärztin ihr das Gel wieder abgewischt hatte und mich anlächelte.

„Ja. Herzlichen Glückwunsch.“

Im selben Moment begann Mapa neben mir eine hysterische Lachtirade, die mich erschrocken zu ihm schauen ließ. „Mapa…Vorsicht…du willst doch keine Glatze“, murmelte ich, als er sich an den Haaren herumzerrte und völlig außer sich schien. „Mapa?“, fragte ich noch einmal vorsichtig, als er sich etwas zu beruhigen schien. Doch das täuschte nur, denn im nächsten Moment verdrehte er die Augen und sackte ganz plötzlich in sich zusammen wie ein Kartenhaus.

„Scheiße!“, sofort sprang ich zu ihm, während die Frauen erschrocken auffiepten. „Michio!“

„Mapa! Hey!“, ich kniete mich zu ihm, nahm seinen Oberkörper in meine Arme und tätschelte seine Wange. „Verdammt, wach auf!“

„Das war scheinbar zu viel für ihn…“, murmelte Satoru, der sich neben mich kniete.

„Toll, und jetzt?!“

„Setz ihn erstmal in den Stuhl da…oder leg ihn irgendwie hin…“

„Das wird sicher eine schöne Beule“, seufzte Melody leise, sodass ich zu ihr aufblickte. „Ist er mit dem Kopf aufgeknallt?“

„Sah ganz danach aus….ach der arme Mann…“

„Wieso? Er macht immer viel zu viel Drama aus allem“, bemerkte Satoru, während wir Mapa in den Stuhl zogen.

„Er tut mir trotzdem leid…es…naja, es ist schon überraschend…“

Ich nickte matt und sah nun von dem im Sessel hängenden Mapa zu Lovelie. „Also ehm…die….Kinder können aber nicht von…und…?“, ich deutete hilflos auf mich und Satoru.

„Nur, wenn Sie kurz nacheinander Geschlechtsverkehr hatten“, erklärte die Ärztin, die kurz aufsah, während sie noch weiter mit Lovelie beschäftigt war.

„Also eher nicht“, stellte ich leise fest, stockte dann aber. „Ich dachte, Zwillinge und sowas ist erblich bedingt…also…naja? Wie können wir da jetzt welche bekommen? Bei keinem hier sind Zwillinge in der Familie.“

„Ehm…doch“, lächelte Melody unsicher und spielte sich an einer Haarsträhne herum, „In meiner Familie…mütterlicherseits weiter zurück im Stammbaum…bei Taka weiß ich das gerade nicht so genau…“

„Naja und dann weißt du nicht, ob es bei dir oder mir irgendwann auch mal was gab. Ich komm ja ursprünglich aus ner anderen Familie“, Satoru zuckte die Schultern und seufzte. „Zwei Kinder…war ja klar, dass noch irgendsowas kommt.“

„Freust du dich nicht?“, fragte ich blinzelnd.

„Ich bin gerade noch zu geschockt. Außerdem wird das sau anstrengend.“

„Das wird schon. Wir haben so viele liebe Unterstützer“, Lovelie lächelte aufmunternd ihre Mama an, die es erwiderte und sie in die Arme nahm, nachdem sie sich erhoben hatte. „Wir sind für euch da, wann immer wir können, Schatz.“

„Ich weiß. Trotzdem vielen, vielen Dank.“

„Das…wird schon…“, murmelte ich, wie als müsste ich mir Mut machen. Erst langsam sickerte das Ganze zu mir durch. Gut, wir hatten Platz für zwei Babys…aber trotzdem?! Das würde sicher stressig werden. Andererseits waren wir zu dritt, es würde schon irgendwie funktionieren…oder?

Die Ärztin riss mich aus meinen Gedanken, als sie sich von Lovelie verabschiedete. Mein Blick wanderte zu Mapa. „Was…sollen wir jetzt machen? Mit ihm?“
 

„Kannst du ihn tragen?“

Fassungslos sah ich zu Satoru, der mich das gefragt hatte. „Eh…war das jetzt ernsthaft dein Ernst?!“

„Natürlich war das ernsthaft mein Ernst. Was denkst du denn? Sollen wir ihn hier liegen lassen? Oder halt, wir können ihn auch mit dem Stuhl quer durch die Stadt rollen. Die Ärztin wird sich sicher freuen.“

Fragend wandte ich den Kopf zu der jungen Frau, die sich Mapa nun anschaute. „Wacht er bald wieder auf..?“

„Ich tippe mal auf einen Schock, seine Vitalfunktionen sind soweit alle in Ordnung. Wollen Sie ihn versuchen zu wecken? Ich kann kalte Kompressen organisieren…“

„Bloß nicht, dann springt er auf und verfällt in den nächsten Schock oder Tobanfall“, berichtete ich mit geweiteten Augen und machte mich daran, ihn zurecht zu ziehen. „Hilfst du mir, Sato?“

„Willst du ihn doch tragen?“

„Hab ich eine andere Wahl?“

„Wohl eher nicht.“ Satoru half mir, ihn auf meinen Rücken zu wuchten. Ich taumelte kurz, fing mich aber schnell wieder.

„Geht’s?“

„Ja…er ist erstaunlich leicht“, bemerkte ich verwundert und seufzte. „Ich werde Dad sagen, er soll wieder mehr auf seine Ernährung achten.“

„Mach das.“

„Ehm, wenn ihr möchtet, ich bin mit dem Wagen da.“ Überrascht sah ich zu Melody, die mich sanft anlächelte. „Du hast auch einen Führerschein?“

„Natürlich. Ich fahr nur ungern. Das überlass ich meistens lieber Taka, aber heute war er ja arbeiten.“

„Ah, okay…“, langsam verließen wir alle zusammen die Praxis.
 

„Ich fühl mich echt bescheuert“, bemerkte ich auf dem Weg zum Parkplatz, „Die Leute starren uns seit dem Warteraum in der Praxis an.“

„Sieh es mal so, durch seine lange Mähne erkennt man deinen Mapa zum Glück nicht“, lachte Satoru, der verstummte, als ich ihn böse anblickte. „Toll. Trotzdem…die müssen uns doch jetzt für Spinner halten.“

Als Satoru nun erst Recht loslachte, blinzelte ich nur fragend. Irgendeinen Witz hatte ich da wohl verpasst. Satoru taumelte lachend weiter und murmelte etwas von „nicht erst jetzt“ oder sowas in der Art.

„Lasst ihn uns hinten reinsetzten…habt ihr dann noch Platz, Jungs?“

„Natürlich. Lovelie, gehst du vor?“

„Ja, außer jemand anderes will vor?“

„Nein, geh nur du. Ich bleib bei Mapa.“ Damit schob ich mich auch schon neben ihn in den Wagen, bis Satoru auch noch einstieg. Seufzend betrachtete ich Michio. So lange war er ja noch nie weggetreten…hoffentlich gab sich das bald wieder…
 

~*~
 

Karyu bekommt eine Überraschung
 

„Aua…mein Kopf…wo bin ich…?“

„Zuhause“, begrüßte ich meinen Schatz fröhlich, als er endlich seine Augen öffnete.

Zugegeben, es war mehr als überraschend, als die Kinder geklingelt hatten und Michio dabei bei Shinji auf dem Rücken hing. Irritiert hatte ich sie herein gelassen und dann hatten wir gemeinsam Michio ins Bett gewuchtet, nachdem mir Shinji nebenbei die Geschichte beziehungsweise Ursache seines Ausfalls hier geschildert hatte.

Nun also blinzelte Michio mich müde an, während er sich an den Kopf fasste. Seine Hand zuckte zurück, als er den Eisbeutel berührte. „Was zum…?“

„Du bist ohnmächtig geworden, Schatz“, erklärte ich fröhlich, während er mich schockiert ansah, sich langsam aufrichtete, aber nebenbei den Eisbeutel auf seinen Kopf drückte. „Wa…wo..?“, stammelte er schließlich und sah mich so fragend an, dass ich ganz leicht die Stirn runzelte. Er war noch gar nicht richtig wieder da, hatte ich das Gefühl. Nun gut, sollte ich es ihm langsam erklären..?

Lächelnd setzte ich mich zu ihm auf die Bettkante. „Du bist umgekippt. Beim Frauenarzt.“

„Was mach ich denn da, ich dachte Shinji ist groß…“, murmelte er vor sich daher, bevor er mich mit großen Augen ansah. Augenblicklich bekam ich Lust, einen Manga mit einem Helden namens Michio und großen Kulleraugen zu zeichnen. Ok, vielleicht wurde es auch eine Heldin, aber das dürfte ich ihm dann wohl nie verraten…

„Lovelie- wir waren beim Frauenarzt“, riss Zero mich aus den Zukunftsplänen für meine neue Karriere. „Hm? Oh ja, das wart ihr. Shinji sagt, es war ganz schön, bis du umge-“

„LOVELIE IST SCHWANGER!“, schrie er, sodass ich mir kurz die Ohren zuhielt und anschließend verwirrt zu ihm schaute. „Das ist sie doch schon lange.“

„So meinte ich das nicht! SIE BEKOMMT ZWILLINGE!“

„Ich weiß…hat mir Shinji auch schon gesagt. Sorry, die Überraschung ist dahin.“ Ich grinste ihn an, doch mein Zickchen schien gerade erst richtig in Fahrt zu kommen. Schneller als ich schauen konnte, hatte er mich am Kragen gepackt und schüttelte mich.

„Zwillinge, Karyu! Zwillinge!“, wiederholte er dabei immer wieder panisch. „Ihiiich weiiiheiiiß“, stammelte ich und befreite mich aus seinem Griff, da sich bei mir schon alles zu drehen anfing.

„Das ist eine Katastrophe! Nicht nur ein hungriges Maul, nein, zwei! Kami-sama bewahre uns!“

„Michio…du tust ja so, als würdest du noch einmal ein Kind bekommen“, entgegnete ich entrüstet. Augenblicklich stoppte er in seinem Redeschwall und schob sein Gesicht vor meins. „Tu. Ich. Das. Denn. Nicht?“, hauchte er leise, sodass ich seinen Atem auf meiner Haut spürte und blinzeln musste.

„Eh…nein? Lovelie wird Mutter und die Jungs Väter. Nicht du.“

„Ach ja stimmt, ich vergaß! Ich werde ja nur OMAPA! Toll, ich freu mich!“, rief er laut und sarkastisch, sodass ich mich von ihm weglehnen musste. Ich würde heute noch taub mit ihm werden. Nichts gegen Michio, ich liebte ihn- aber seine Anfälle waren anstrengend und das schien mir heute noch ein langer Tag zu werden…

„Schatz.“ Zärtlich fasste ich nach seinen Händen um ihn etwas still zu bekommen. „Sieh mich an.“

„Ja aber-“

„Sieh mich bitte an.“

Widerwillig tat er, was ich wollte.

„Brav“, grinste ich, sodass er aufschnaufte. „Du Idiot.“

„Danke, damit kann ich leben.“

„Hmpf.“

„Ich liebe dich auch, Michio. Jetzt aber mal ehrlich…hör mir bitte zu. Machst du das?“

„DU wirst ohnehin weiter reden, egal was ich mache.“

„Hey, du bist fies!“

„Nein, ehrlich.“

„Wie dem auch sei“, beendete ich es schnell wieder, „Ja, du wirst…Omapa, oder wie auch immer wir das jetzt mal nennen mögen, das ist egal. Aber sei dir bewusst: Das sind nicht deine Kinder. Das sind deine Enkel. Shinji wird jetzt Vater, nicht du.“

„Er ist viel zu jung.“

„Du kannst ihn unterstützten. Aber lass ihn machen. Er wird ein guter Vater. Klar werden sie noch unsicher sein. Schau mal, wir wussten in dem Alter auch bloß nichts mit Babys anzufangen.“

„Ich wusste nie was mit Babys anzufangen!“

„Das ist richtig.“

„Hey!“

„Aber du hast es gelernt“, beharrte ich ruhig und lächelte, „Und die Kinder werden es wie du auch lernen. Das wird schon.“

„Aber…aber Yoshitaka! Es wird nicht nur ein Kind…jetzt ist die Rede von ZWEI KindERN!“

„Na und? Ändern kann man es doch eh nicht“, ich zuckte nur die Schultern- bereute es jedoch gleich wieder, als Michio mich grimmig anschaute.

„Ist dir das eigentlich ALLES SO EGAL?!“

„Es ist mir nicht egal…“, murmelte ich leise und mit eingezogenem Kopf. „Es ist nur nicht änderbar. Und hey- die Kinder haben genug Platz. Das Haus ist perfekt.“

„Ja scheiße, warum haben wir nur so ein großes ausgewählt, verdammt! Die Kinder werden sowas von überhaupt nicht klar kommen.“

„Quatsch. Sie werden zurechtkommen. Schau mal…eine ‚normale‘ Beziehung hat sonst zwei Partner und ein Baby. Hier sind es sogar drei Partner, also kann man sich doch eigentlich gut einteilen für zwei Babys. Ich denke, das klappt.“

„Ja, bis auf die Tatsache, dass Shinji und Satoru keine Milch geben können.“

„Na und? Ey, Lovelie wird das schon schaffen.“

„‘ey‘? Was heißt hier bitte ‚ey‘?!“

„Naja was denn. Michio, du machst schon wieder ein Drama daraus.“

„Das ist nicht wahr! Komm, ich bin schon sehr tolerant geworden! Aber ich mache mir einfach Sorgen! Sie werden das nicht schaffen!“

„Sie werden es schaffen, Punkt.“

„Darauf beharrst du jetzt, hm?“

„Ganz ehrlich? Ja.“

„Du bist so ein Sturkopf, Yoshitaka!“

„Nein, aber du.“ Seufzend erhob ich mich, während er mich geschockt anblickte.

„Was wird das denn jetzt?!“

„Es hat keinen Zweck mit dir zu reden, zumindest jetzt nicht. Du bist gerade völlig verbohrt in deinem Denken.“

„Was?! Das ist nicht wahr! Yoshitaka!“

Schweren Herzens lief ich Richtung Tür, wo ich noch einmal stehen blieb, weil er nicht aufhörte, mich zu rufen. „Yoshi…bitte bleib…“

„Nein. Ich gehe jetzt erst einmal zu Miyavi und den Kindern.“

„Und…ich?“

„Du bleibst hier und überdenkst deine Sichtweise. Es ist in Ordnung, Angst zu haben, aber du übertreibst es gerade, Michio. Es tut mir leid.“ Damit trat ich auch schon in den Gang und schloss die Tür hinter mir.

Innerlich blutete mir mein Herz. Wir hatten uns ewig nicht mehr gestritten, weil ich sonst mit Michios Launen super klar kam. Aber dieses Kinderthema, was er ständig immer wieder neu als Aufreger nutzte, wurde mir langsam zu viel. Ich verstand seine Ängste, aber irgendwann musste Schluss sein. Die Arbeit war zurzeit auch wieder anstrengend, weil wir nebenbei Studioaufnahmen hatten, da konnte ich mich nicht noch mit sowas stressen. Zumal es so weiter gehen würde, dass wusste ich. Er würde bis zur Geburt so weiter machen und dafür hatte ich -zumindest gerade im Moment- keinen Nerv für. Die Kinder brauchten mich ja auch. Shinji und Satoru wirkten vorhin ziemlich verwirrt und standen neben sich, Lovelie sah nicht viel besser aus, obwohl sie es scheinbar gefasster trug.

Also setzte ich mich in den Wagen und fuhr zu den Ishiharas.
 

~*~
 

Shinji im Wunderland
 

Wie im Traum sah ich mit an, wie Miyavi einmal quer durch das Zimmer tanzte und fröhlich lachte. „Ich bekomme zwei Enkel! Zwei! Oh wird das schön! Oh wie toll, so viele Babys!“, lachte er vergnügt und knuddelte seine Tochter, die leise kicherte.

Zugegeben, mir war noch immer flau, aber immerhin war ich beruhigt zu sehen, dass Lovelie nicht mehr so blass aussah. Sie schien sich mittlerweile zu freuen, aber zwischendurch hatte sie wirklich nicht gut ausgesehen. Das dem nicht mehr so war, verdankten wir wohl Großteils ihrem Vater. Ich wusste nicht, was in ihm vorging, was er eigentlich wirklich empfand, aber er wusste es, wie man andere fröhlich und optimistisch stimmte.

Nachdem wir Mapa bei Dad abgeliefert hatten, hatte Melody uns hierher gefahren. Und nachdem Lovelies Dad informiert wurde, dass es brennende Neuigkeiten gäbe, war er schlagartig eher nach Hause gekommen und tanzte nun seit der Verkündigung der Nachricht fröhlich durch die Küche. Er freute sich so und zugegeben, es brachte auch mich etwas zum Schmunzeln. Eigentlich würde ich mich auch gern aus Herzen freuen, aber der Schock saß mir noch etwas zu sehr in den Gliedern.

„Hier mein Schatz, nimm das.“ Fragend sah ich zu Melody auf, die mir einen Tee in die Hand drückte. „Oh, danke…“, murmelte ich leise und sah zu Satoru, der ebenfalls in eine dampfende Tasse pustete.
 

„Ist es so schlimm?“, fragte Lovelie schließlich und setzte sich zu uns; ließ dabei ihren Vater, der immer noch durch die Gegend tanzte, mal außer Acht.

„Was ist schlimm?“

„Das es…zwei Kinder werden?“

Ich schüttelte zaghaft den Kopf. „Nur…überraschend.“

„Hm…war nicht so vieles in unserem Leben die letzten Jahre überraschend?“, fragte sie leise und lächelte schief. „Allmählich ist doch das Chaos unsere Realität geworden.“

„Stimmt. Sie hat Recht, es läuft schon lange nichts mehr nach Plan“, warf Satoru ein und schlurfte seinen Tee, während ich den Kopf schüttelte. „Falsch. Es gibt einen Plan.“

„Und der wäre?“

„Der Plan ist, dass es keinen Plan gibt.“ Damit trank auch ich meinen Tee. Für einen Moment herrschte Schweigen, dann begannen Satoru und Lovelie leise zu kichern. „Das kann durchaus sein, ja.“

„Nicht durchaus, es ist einfach so. Wir sollten aufhören, überhaupt irgendwas zu planen. Kommt eh immer alles anders.“

„Nein, das ist nicht richtig so“, entgegnete Lovelie leise und zog eine Schnute, „Ein bisschen sollte man schon planen. Zumindest das, was nicht umzuwerfen geht.“

„Und das wäre?“

„Das wir jetzt eben für zwei Kinder Sachen kaufen müssen?“

„Stimmt…“

Ich nickte und starrte wieder in meine Tasse, bis Lovelie mich wieder aufsehen ließ: Sie fasste sich an ihren Bauch und schmunzelte ein wenig. „Kein Wunder, dass du die letzte Zeit so schnell gewachsen bist, wenn du zwei Würmchen beherbergst.“

Satoru runzelte die Stirn. „Redest du gerade ernsthaft mit deinem Bauch?“

„Ja und? Lass mich doch.“

Er betrachtete sie noch einen Moment, schwieg dann jedoch.

Ich grinste nur etwas. „Also ich find’s süß.“

„Danke, wenigstens einer. Aber ich muss ja auch mit meinem Bäuchlein reden.“

„Zumindest mit den Kindern“, stimmte ich zu.

„Genau. Ich werde mir auch bald mal wieder eine Gitarre schnappen und leise klimpern…solange ich noch kann. Ich bin echt froh, wenn die Prüfungen beginnen, enden, und alles vorbei ist. Also Schule.“

„Das stimmt. Aber das wird schon. Die Aufnahmeprüfungen sind meistens schwerer als die Abschlussprüfungen.“

„Hm~ Ach, das wird schon. Da vertrau ich sehr drauf.“

Ich nickte zustimmend. „Wir schaffen das, irgendwie…auch mit zwei Kindern. Bedenkt, wir Erwachsenen sind immer noch in der Überzahl.“

„Erwachsenen…Pf, der war gut, Shinji“, schmunzelte Satoru und sah schnell in seine Tasche, als ich die Wangen aufplusterte und ihn grimmig anblickte. „Was sollte das denn jetzt? Man!“, ich musste selbst lachen, bevor mir etwas auffiel. „Wo sind denn unsere Eltern hin?“

„Wahrscheinlich uns einen Moment Ruhe gönnen.“

„Süß…wollen wir mal schauen gehen?“

„Klar!“
 


 

~~**~~
 


 

Vielen Dank an:
 

@Lucel: Jap, waren auch meine persönlichen Lieblingsstellen ;) Und ja, der Arzt is ein bissel bekloppt, ne xD? Aber ich hab schon so irre, wahre Arztgeschichten gehört, da passt der auch ganz gut mit rein *grins*
 

@Kaiphil: Ich habe die Befürchtung, dass wollen dann einige wegen der FF uu" Daher meine allgemeine Warnung: Kinder brauchen viel Liebe&Zeit, also gut überlegen, bevor ihr euch welche anschafft xD! Und nein, sorry //D" Ich kann noch nix verraten.
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

71. - Willkommen im Chaos! II

71. - Willkommen im Chaos! II
 

Zero macht sich Vorwürfe
 

Als die Tür hinter Karyu ins Schloss fiel, konnte ich nicht anders, als mit geöffnetem Mund eben jene einfach nur anzustarren. Nie, ja NIE hatte Karyu die letzten Jahre so reagiert. Ich war ja öfters mal zickig, ja, das gab ich auch zu. Wenn das eintrat, handelte Karyu immer nach einem ganz typischen Schema: Entweder, er ignorierte meine Laune und überstrahlte alles mit seiner Fröhlichkeit, oder er versuchte mich umzustimmen, oder- wenn es gar nicht ging, dann verließ er das Zimmer und kam wenig später wieder. Dann kündigte er jedoch in einem sanften Tonfall stets vorher an, dass er mich erst einmal allein lassen würde.
 

Aber…aber so wie jetzt…hatte er noch nie reagiert. Zumindest konnte ich mich nicht daran erinnern. Nicht in diesen über zwanzig Jahren.

Yoshitakas Augen waren so ernst gewesen und strahlten etwas Kühles aus, was mich erschreckt hatte. Warum war er so gewesen? So…ja, gemein? Aber je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr kam ich auf der Suche nach einer Antwort auf mich zu. Ich überdachte meine Worte von zuvor und stellte beschämt fest, was ich ihm an den Kopf geknallt hatte.

„Verdammt…ich benehme mich wie ein pubertärer Teenager…“, murmelte ich leise und strich mir durch die Haare, ehe mir Tränen in den Augen brannten.

„Oh scheiße.“ Zitternd griff ich mir mein Kissen und drückte es fest an mich, vergrub mein Gesicht darin. Ich hasste es, Fehler zu machen, aber noch mehr hasste ich es, schwach zu sein, wie jetzt gerade. Und das sorgte meistens dafür, dass ich erst Recht weinen musste, so wie eben jetzt.

„Scheiße“, flüsterte ich immer wieder und schlug mit der Faust neben mich, „Verdammt!“
 

Ich wusste nicht einmal genau zu benennen, warum ich eigentlich weinte. Es brach gerade alles einfach nur wie ein riesiger Schwall über mir zusammen und ließ mich untergehen.

Den Kindern hatte ich so oft Vorwürfe gemacht. Hatte ihnen wahrscheinlich sogar noch Angst gemacht! Dabei sollte ich sie doch unterstützen! Genauso wie Yoshitaka. „Yoshi…“, schniefte ich leise und fühlte mich elendig, gleichzeitig auch wie ein verheultes Kind.

Ich hatte ihn enttäuscht.

Meine Sichtweisen hatten ihn gekränkt- zumindest die Tatsache, dass ich in einem beschränkten Rahmen dachte. Er hatte so Recht! Ich sollte helfen, statt noch mehr Probleme verursachen.

Mit einem Schlag fühlte ich mich noch elender und weinte einfach nur hemmungslos. Yoshitaka fehlte mir; ich wollte mich entschuldigen und ihm sagen, wie leid es mir tat. Aber wahrscheinlich hatte ich ihn erst einmal vergrault. Er wollte mich sicher nicht sehen, nicht jetzt.

„Ich bin so ein Idiot…“, schniefte ich leise und legte das Kissen weg, um mir über die Augen zu wischen. Ich wollte mich beruhigen, doch es klappte nicht so recht. Auch wenn meine kleine Panikattacke nachließ, wollten sich die Tränen nicht einstellen. Zu sehr war ich sauer auf mich selbst und hatte Angst um Yoshis Beziehung zu mir. Mit einem Schlag wurde mir nämlich bewusst, dass es nicht erst heute so war. Lange schon hatte es sich auf diesen Tag hingearbeitet und ich hatte es nicht erkannt.

Yoshitaka war schon die letzten Wochen ziemlich durch die Arbeit gestresst, wenn ich mir das so überlegte. Mir ging es seltsamerweise nicht so schlecht, aber Yoshi war ständig müde. Kein Wunder, er war schon immer ein Arbeitstier gewesen, erst Recht, seit die Band damals erneut zusammengekommen war. Er hatte alles gegeben, uns nicht wieder zu verlieren. Und dann kam dazu mein ständiges Gemecker und Gezeter…wann hatte ich meinem Yoshi mal was Gutes getan? Wann hatte ich ihn gelobt? Lange nicht mehr. Stand ich gerade vor den Scherben unserer Beziehung und wusste es womöglich gar nicht..?
 

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ich mich einfach nach hinten ins Bett fallen lassen hatte, nun da lag und vor mich her starrte. Irgendwann bekam ich Durst und entschied mich, kurz in die Küche zu gehen. Wie ein getretener Hund verließ ich unser Schlafzimmer. Ich fühlte mich auch passend- hundeelend. Und das, obwohl ich eine Zicke war.

In der Küche war nicht mehr viel da, außer Tee. Gedankenverloren knallte ich diverse Teebeutel in eine Tasse, deren unterschiedlichen Geschmäcker mich normalerweise in dieser Combo angeekelt hätten. Jetzt jedoch nahm ich den seltsamen Geschmack kaum war, stand einfach nur da und trank das Getränk in meinen Händen.
 

„Interessant, ich wusste gar nicht, dass du unter die Experimentierer gegangen bist.“

Fragend blickte ich auf, ehe sich mein Gesicht automatisch verdunkelte, als ich Hana erkannte.

„Lass mich in Ruhe, Hexe“, murmelte ich lediglich leise und nippte weiter an meinem Tee, versuchte sie zu ignorieren.

„Du siehst nicht gut aus“, stellte sie unnötigerweise fest.

„Ich fühl mich auch nicht gut“, antwortete ich knapp und drehte mich zum Fenster.

„Ihr solltet noch einmal miteinander reden, Michio. Ach und: Es ist nicht allein deine Schuld. Yoshitaka ist überarbeitet und auch er macht sich Sorgen um die Zukunft seiner Familie, aber er zeigt es nicht so. Das du jetzt alles abbekommen hast, war also nur teilweise deine Schuld.“

Wütend drehte ich mich zu ihr um. „Kannst du damit aufhören?!“

„Womit?“

„Du weißt es ganz genau! Du schaust mir ständig in den Kopf! Ich bin doch keine Puppe oder Schachfigur, verdammt! Hör auf, mir mein Leben zu zerstören!“

„Ich zerstöre dir nichts.“

„Ach nein! Du bist doch hierfür sicher auch verantwortlich. Genauso wie für die Sache mit den Babys! Du hast doch damals bei mir schon rumgefuscht, gib es doch zu!“

„Das ist nicht wahr, Michio. Ich mische mich nur noch selten ein seit dem Fluch.“

„Wer es glaubt“, grimmig stellte ich meine Tasse weg und lief an ihr vorbei.

„Wo gehst du hin?“

„Schau doch in meinen Kopf, dann weißt du es!“, rief ich noch, dann eilte ich die Treppen wieder rauf.
 

~*~
 

Vergeblich versuchte ich mir die Zeit an meinen Instrumenten zu vertreiben. Zu sehr und zu oft musste ich an Karyu denken, weshalb nur dunkle, geradezu depressive Töne meinen Bass verließen. Ich konnte es nicht mehr hören, weshalb ich ihn wieder wegstellte. Karyu…der Gedanke an ihn tat so weh. Was er wohl gerade tat? Ob er heute überhaupt nach Hause kommen würde? Vielleicht blieb er auch einfach irgendwo. Wenn es zu spät wurde, übernachtete er manchmal auch einfach bei Hizu und Tsu, wenn er gerade bei ihnen war.

Ob Miyavi auch so drauf war? Bestimmt…dann würde ich meinen Mann heute gar nicht mehr sehen.

Seufzend entschloss ich mich irgendwann nachmittags, duschen zu gehen, um mich aufzuwärmen, da ich schrecklich fror. Es war jedoch eher eine innere Kälte, die mich frösteln ließ.

Danach aß ich etwas, auch wenn ich nicht viel herunter bekam. Anschließend verzog ich mich mit meinem Bademantel ins Schlafzimmer.

Lange lag ich einfach nur auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Ich hoffte, Karyu würde kommen. Die Hoffnung hielt aber nicht lange. Irgendwann nahm ich mir mein angefangenes Buch und versuchte mich so noch einmal, abzulenken.
 

~*~
 

Karyu hat ein schlechtes Gewissen
 

„Hey, Yoshi, alles in Ordnung?“, fragte Takamasa mich, der sich neben mich fallen ließ und mir einen Arm umlegte. „Du bist immer ruhiger geworden. Bedrückt dich etwas?“

„Wenn du mich so fragst…ja, irgendwie schon“, murmelte ich leise und starrte weiter ins Leere.

„So kenne ich dich gar nicht. Ist es wegen den Zwillingen?“

„Hm? Oh nein. Das freut mich mindestens genauso wie dich.“

„Was ist es dann? Beruflich, privat?“

„Privat…meine Beziehung“, ich sah auf, als Melody an uns vorbei lief, um uns wohl mal allein zu lassen. Miyavi sah ihr kurz nach, dann wandte er sich wieder mir zu.

„Mit Michio? Stimmt was nicht..?“

„Wir haben uns heute…etwas gestritten“, gab ich leise zu und seufzte, „Ich bereue es mittlerweile.“

„Magst du mir davon erzählen?“

„Hm…Es ging um die Kinder. Michio will einfach nicht einsehen, dass sie es schaffen können. Normalerweise halt ich seine Launen aus, das weißt du ja.“

„Stimmt. Er ist aber irgendwie auch putzig, wenn er sich aufregt, oder?“

„Definitiv.“ Ich grinste, wurde aber gleich wieder ernst. „Auf jeden Fall war ich noch gestresst, von der Arbeit- hatte die letzten Tage wohl den wenigsten Schlaf, weil ich an dem einen Lied hänge, keine Ahnung warum. Das hat mich schon mal frustriert. Und dann macht man sich, auch wenn man sich freut, ja trotzdem Gedanken um die Kinder. Naja, und dann Michio…da bin ich etwas ausgetickt.“

„Was hast du gemacht?“

„Ihm an den Kopf geknallt, dass er seine Sichtweisen überdenken soll…ernst meinte ich es eigentlich schon, aber ich glaube, ich habe es vollkommen falsch ausgedrückt. Michio versteckt hinter seiner rauen Schale einen sehr weichen Kern und ich glaube, ich habe ihn sehr verletzt. Er sah mehr als unglücklich aus, als ich einfach gegangen bin.“

„Dann…solltest du vielleicht zu ihm zurückgehen?“

„Meinst du?“

„Ja. Wenn du hier sitzt und dir Vorwürfe machst, ist das auch nicht das Beste. Geh lieber zu ihm, sag, wie du fühlst und sag auch, dass es nicht so gemeint war.“

„Vielleicht ist er jetzt eingeschnappt und furchtbar wütend.“

„Vielleicht ist er aber auch schrecklich traurig und verletzt? Geh zu ihm, Yoshitaka.“ Takamasa lächelte mich so sanft an, dass auch wie von allein meine Mundwinkel höher wanderten.

„Warum nur bist du so…gut in solchen Sachen?“

„Ich habe ein großes Herz und wundervolle Menschen um mich herum~“, strahlte er und musste lachen, erhob sich dann jedoch.

„Komm, Yoshi, ich bring dich zur Tür.“

Ich nickte und stand ebenfalls auf. „Was ist mit den Kindern?“

„Ich fahr sie später zu sich, mach dir da keine Sorgen.“

„Danke.“

„Kein Problem. Wir haben uns doch versprochen, gegenseitig füreinander da zu sein.“

„Ach, ich liebe dich“, lachte ich und drückte ihn, bevor mein Blick auf eine blinzelnde Melody fiel. Lächelnd streckte ich die Arme nach ihr aus. „Dich liebe ich auch“, lachte ich, nachdem ich sie sanft an mich gedrückt hatte.

„Danke, ich dich auch“, lachte sie nur, „Musst du schon los, Yoshitaka?“

„Ja, ich will zu Michio, ich muss was klären.“

„Oh, dann viel Erfolg.“

„Danke. Passt mir noch schön auf die Kinder auf.“

„Machen wir.“ Miya nickte, dann führte er mich durch den Gang. Da kamen uns gerade die Kinder entgegen.

„Dad! Willst du schon los?“, fragte Shinji auch schon überrascht.

Ich nickte und legte die Hände lächelnd an seine Arme. „Ich muss zu Michio.“

„Geht es ihm nicht gut?“

„Sagen wir, ich habe einen Fehler gemacht, wofür ich mich jetzt entschuldigen möchte.“

Shinji betrachtete mich lange und mir wurde das erste Mal so richtig bewusst, dass der Blick in seine Augen wie der in Michios war. Sonst sagten immer alle Shinji sehe mir ähnlicher, aber das stimmte gar nicht. Gerade viele kleine Feinheiten hatte er von Michio. Er war eben doch eine wundervolle Mischung aus uns beiden.

Ich lächelte verträumt und nahm wahr, wie er schließlich nickte. „Ok, dann will ich dich nicht aufhalten. Kommt ihr bald mal wieder zu uns?“

„Natürlich.“

„Wie immer?“

„Wie immer.“ Ich schmunzelte und nahm ihn in den Arm. „Ich liebe dich, Shinji…du bist wirklich wunderbar geraten.“

„Danke“, hauchte er verblüfft, „Ich liebe dich aber auch~ Bis bald, ja?“

„Bis bald.“ Schmunzelnd wuschelte ich Satoru durch die Haare, dem das zwar nicht so zu gefallen schien, der das aber schon von mir kannte. Lovelie drückte ich liebevoll und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor Taka mich rausließ.

„Komm gut heim. Und vertragt euch wieder, ja?“

„Hoffentlich.“

„Ach, das wird schon. Dir kann man doch gar nicht lange wütend sein!“, er zwinkerte mir zu, dann ging ich Kopfschüttelnd, aber schmunzelnd, zum Wagen.
 

~*~
 

„Michio?“, rief ich angekommen im Flur und hing meine Jacke weg, stellte die Schuhe in den Schrank, „Bist du da?“

Ich lief durch die untere Etage, wo ich niemanden antraf. Neugierig betrachtete ich den Zettel auf dem Küchentisch, der mir jedoch mitteilte, dass nur Hana nicht da war.

„‘Bin Kräuter sammeln‘…Jetzt? Zu der Uhr- und Jahreszeit?“, fragte ich mich skeptisch mit gerunzelter Stirn, zuckte jedoch die Schultern. Hana war niemand, um den man sich sorgen musste, dass hatte ich gelernt. Sie war für ihr Alter nicht nur noch ziemlich fit, sondern auch geistig mehr als gut da, auch wenn sie sich Michio gegenüber gern dumm stellte. Bis heute hatte ich nicht verstanden, zu was sie alles fähig war, aber ich wollte es ehrlich gesagt auch nicht wissen. Ich vertraute ihr, dass reichte mir und schien auch ihr zu genügen.

„Michio?“, rief ich erneut, bevor ich mich nach oben aufmachte. Mein erster Gang führte mich in unserer Schlafzimmer- und dort schien ich genau richtig zu sein.
 

Michio lag mit dem Rücken zu mir in seinem hellblauen Bademantel eingewickelt auf dem Bett und schien eingeschlafen zu sein. Vorsichtig kam ich näher. „Michio?“

„Geh weg.“ Ich war überrascht, als er reagierte. Jedoch änderten seine Worte nichts, ich ging auf ihn zu, bis ich etwa einen halben Meter vor dem Bett stand.

„Michio…“

„Geh weg, bitte.“

„Ich will mich doch nur entschuldigen…“

„Nein, hör auf! Du hast keine Schuld. Ich habe alles kaputt gemacht, wie immer.“ Er rollte sich noch enger zusammen, während ich mich vorsichtig auf die Matratze neben ihn setzte. „Machst du dir Vorwürfe?“, fragte ich leise, aber auch mit ein wenig Verwunderung in der Stimme. Wenn es wirklich so war, dann hatte ich bessere Chancen, auf ihn einzureden, als wenn er mir Vorwürfe machte, dann würde ich mich rechtfertigen müssen und da verlor ich meistens eher gegen ihn.

„Ich mach mir keine Vorwürfe, es ist die Wahrheit!“

„Michio…“, sanft fasste ich nach seiner Schulter und spürte, wie er zitterte. „Weinst du?“

„Lass mich!“

„Hey.“ Ich legte mich seitlich hinter ihn und zog ihn sanft an mich.

„Yoshit-“

„Ganz ruhig. Hör auf dich zu wehren und hör mir zu.“

Michio weigerte sich erst und wollte mich wegdrängen, er gab sich auch ziemliche Mühe, doch ich war stärker und so gab er es schließlich auf und weinte einfach nur noch leise. Seufzend betrachtete ich meinen armen Schatz. Was hatte ich da nur angestellt? Scheinbar hatte ich mehr kaputt gemacht, als mir bewusst gewesen war. Dabei hätte ich wissen müssen, wie sensibel mein Michio doch war.

„Schhht“, hauchte ich leise und strich ihm die Strähnen aus dem verweinten Gesicht, ehe ich mich über ihn beugte und seine Wange küsste. „Hörst du mir jetzt zu?“

Alles was zu hören war, war ein unterdrücktes Schniefen, was ich einfach mal als Ja deutete.

„Gut…also, Michio, ich- es tut mir einfach leid. Ich hätte dich nicht so sitzen lassen dürfen und ich hätte es auch nicht so formulieren sollen, dass ist gewaltig in die Hose gegangen. Ich wollte dir nicht weh tun.“

„Du…du hast doch n-nur die Wahrheit ge-gesagt…“, schniefte er leise in sein Kissen, was mich blinzeln ließ. „Was? Wieso?“

„Na…du hattest Recht…ich bin verbohrt…u-und…denk nur an mich…ich bin so dumm..!“

„Das ist gar nicht wahr.“

„Doch! I-ich mecker immer nur und…ach eigentlich t-tut es mir auch l-leid…a-aber ich kann n-nicht aufhören damit u-und..“

„Michio! Hör auf. Das ist gar nicht wahr. Natürlich meckerst du. Aber so ist nun einmal dein Charakter. Und so lieben wir dich alle. So und nicht anders. Ich liebe dich so, Shinji liebt dich so, alle lieben dich so. Mach dir doch darüber keine Gedanken.“

„Ja aber..“

„Nichts aber. Es stört weder mich, noch die anderen. Glaub mir, ich liebe dich genau so, wie du bist. Wärst du anders, wärst du nicht mein Michio. Gerade dieser Kontrast zwischen dem starken Michio und dem sanften sind doch so schön.“

„E-es stört dich nicht..?“

„Denkst du, wir wären sonst so lange zusammen, wenn es mich ernsthaft stören würde?“, schmunzelnd hauchte ich ihm noch einen Kuss auf die Wange. „Klar kann diese Seite von dir auch anstrengend sein, so wie vorhin. Aber das lag auch an mir. Eigentlich liebe ich diese Seite an dir. Du bist viel ernster als ich und überdenkst Sachen, die ich vergesse. Du bist der, der uns anderen immer wieder die Gefahren von gewissen Sachen in den Kopf ruft. Das ist gut. Stell dir mal vor, du wärst wie ich. Wie wäre Shinji dann?“

„Äh…“

„Meinst du, er wäre so wie jetzt? Oder hätten wir nicht vielleicht schon lange die Kontrolle über ihn verloren und hätte er sich nicht vielleicht schon lange noch schlimmere Dinge angetan, hätte er alles gedurft und gekonnt?“

„Aber…er hat sich trotzdem schrecklich verletzt..bei der Motorradsache…und das hatte ich ihm auch verboten…“

„Ja, aber ich hatte es ihm dummerweise erlaubt, also bin ich ja schuld. Du wolltest ihn schützen und du hast auch Recht behalten, dass es böse endet.“

„Hm…“ Michio schwieg, aber immerhin hatte er aufgehört zu weinen. „Wie…wie meintest du d-das vorhin..? Mit…es lag auch…an dir?“

Ich musste kurz überlegen, bevor ich schmunzelte. „Ach das. Na, es war auch meine Schuld…Es tut mir wirklich leid, Michio. Ich war ein wenig gestresst, weil ich so wenig Schlaf hatte und dann jetzt die Kinder mit ihren Neuigkeiten über die ich erst einmal auch nachdenken musste und dann kamst noch du…und dummerweise bekamst dann ausgerechnet du meinen ganzen Frust ab. Das tut mir so leid, entschuldige.“ Zärtlich drückte ich ihn an mich und küsste sein Haar. „Es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen, mein Schatz.“

„Schon okay…es war auch meine Schuld.“ Michio strich sich tief durchatmend über die Augen. „Ich habe nur…Angst, weißt du?“

„Die haben wir alle. Aber momentan können wir wirklich nur spekulieren, wie es wird. Wenn die Babys erst einmal da sind, wird es sowieso ganz anders, als es geplant werden könnte. Das war bei uns damals mit Shinji doch auch so, weißt du noch?“

„Ja“, murmelte Michio und lächelte zum ersten Mal, seit ich wiedergekehrt war, zaghaft.

„Genau…weißt du noch, wie er unsere kleine Welt auf den Kopf gestellt hat?“, hauchte ich schmunzelnd in sein Ohr und verteilte darauf Küsschen, sodass er lachen musste.

„Ja. Er hat so vieles verändert…aber es war so schön mit ihm…das hätte ich vor seiner Geburt nie gedacht.“

„Eben. Und unseren Kindern wird es auch so gehen. Sie freuen sich auch auf die Kinder, aber sie sind auch unsicher. Deshalb brauchen sie unseren Rückhalt. Klar machen wir uns auch unsere Gedanken, aber wir dürfen es ihnen nicht zeigen, sonst machen wir ihnen nur Angst. Denk doch nur mal, wie es dir ergangen wäre, wären deine Eltern damals panisch gewesen.“

„Oh Gott, ich wäre nie mehr zur Ruhe gekommen…“

„Eben. Daran müssen wir uns immer wieder zurückerinnern. Wir haben das schon einmal durch, Michio. Wir können an damals zurückdenken. Aber die Kinder haben solche Erfahrungen nicht. Sie freuen sich, aber sie sind auch aufgeregt, unsicher und voller Fragen.“

„Stimmt.“

Ich lächelte sanft und nickte. „Und eigentlich…müssen auch wir uns keine Sorgen machen, weißt du?“

„Warum?“, er drehte ein wenig den Kopf, sodass er zu mir nach hinten schielen konnte.

„Weil wir sechs Mann sind…und auch wenn wir arbeiten gehen, wir haben eine große Familie. Wir haben selbst noch junge Eltern, also Großeltern, und du hast eine enge Beziehung zu deiner Schwester und Melody und Miya zu ihren Familien…irgendjemand ist immer für Lovelie und unsere Jungs da. Jemand, der auch einmal ein oder beide Kinder abnehmen kann, wenn sie erschöpft sind. Jemand, mit dem sie sprechen können, wenn sie Rat suchen…Wir sind so viele und eigentlich müssen wir uns keine Sorgen machen. An sich glaube ich nämlich, dass die Kinder schon ziemlich reif sind. Klar sind sie noch halbe Kindsköpfe, aber ich glaube, diese Verantwortung werden sie übernehmen können. Bei keinem der drei könnte ich mir vorstellen, dass es schlechte Eltern werden.“
 

Eine Weile herrschte Schweigen, während Michio scheinbar nachdachte. Dann drehte er sich langsam zu mir um. „Du hast wohl Recht. Tut mir wirklich leid.“

„Muss es nicht. Wir alle haben Angst, nur jeder zeigt es anders. Glaub mir, ich habe mir auch Sorgen gemacht, aber auch Miyavi, mit dem ich noch einmal über die Kinder gesprochen hatte, hat mir Mut gemacht. Manchmal reichen nur ein paar aufbauende Worte, dann sieht man Dinge selbst ganz anders.“

„Er…ist doch ziemlich okay…und…nett.“

„Ja“, schmunzelte ich und nickte.

„Hm…trotzdem. Ich habe einen Ruf zu wahren.“

„Jaja, den kannst du auch weiter wahren“, lachte ich nur, „Aber so verrückt, wie er ist, so gut kann man sich auch mit ihm unterhalten. Er beherrscht den Spagat zwischen Kind und Erwachsen sein sehr, sehr gut.“

„Ja, das glaube ich auch…aber Yoshi, es tut mir wirklich leid.“

„Hör auf“, flüsterte ich leise und küsste ihn kurz, schlang meine Arme um ihn.

„Doch, ich will es aber sagen. Ich glaube, ich…hab auch irgendwie Angst, alt zu werden.“

„Hu? Haben wir darüber nicht schon einmal geredet?“

„Ja, ich weiß“, brummelte er leise, „Es geht mir eigentlich mehr darum, wie du mich siehst. Ich hatte Angst, du siehst mich als alten, verbitterten Mann an…“

„Was?! Ach Quatsch! Hör auf, Michio!“

„Naja doch. Nach meinem Austicker vorhin hätte ich es verstanden.“

„Quatsch“, meinte ich noch einmal schnell zur Beruhigung, „Du bist ein wundervoller, schöner Mensch und ich liebe dich genau so, wie du bist. Mit deinem Aussehen und all deinen Charaktereigenschaften.“

„Ja?“

„Ja“, lachte ich leise und küsste ihn noch einmal.

„Kannst du es mir ein wenig beweisen?“, er hatte seinen Welpenblick aufgesetzt- und gegen den verlor ich sowieso immer. „Wie denn?“, fragte ich lächelnd und strich über seine Wange.

„Mit ein wenig Kuscheln…und Küssen..und vielleicht auch etwas mehr?“, seine Frage war leise, aber auch so hoffnungsvoll und süß, dass ich noch einmal lachen musste.

„Du bekommst von mir heute gern all das, wonach du dich sehnst“, versprach ich leise und drängte ihn etwas zurück, um mich über ihn zu schieben und sanft an seinem Hals zu saugen.

„Hm…das tut gut“, flüsterte er leise und drängte sich mir entgegen. „Hm~ Versöhnungen sind immer wieder am schönsten“, wisperte ich gegen seine Haut und schmunzelte, während ich seinen Bademantelgürtel öffnete. Dann beugte ich mich jedoch noch einmal zu seinem Ohr. „Ich werde dir heute noch ganz lange zeigen, wie viel du mir bedeutest, wie sehr ich dich liebe, wie kostbar du bist und wie wundervoll und einzigartig…und wie sehr ich dich brauche, wie sehr ich mich nach dir sehne und verzehre…~“

„Uhh..“, Michio erschauerte spürbar, bevor er mich fragend anblickte. „Ich dachte, du bist müde?“

„Nicht mehr“, grinste ich, „Nicht, wenn mich etwas so Schönes erwartet. Glaub mir, der Abend wird dir noch eine Weile in Erinnerung bleiben…“

Michio lächelte mit einem glücklichen Funkeln in den Augen, ehe ich ihn näher zog und unsere Lippen noch einmal zärtlich verschloss.
 


 

~~**~~
 


 

Danke für die 2 Kommentare.
 

@Lucel: Naja, iwann muss es auch mal Karyu reichen ;) Jap, Sato ist wohl der erwachsenste der dreien...
 

@Kaiphil: Toll? Oha, wie böse von dir xD Das ist die richtige Einstellung ;) Kenn nur leider zu viele, die es andersrum machten, denen aber lebenserfahrung fehlte, die blumige vorstellungen hatten etc... und nun in der krise stecken *seufz* Deshalb appellier ich gern an die Vernunft anderer xD
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

72. - Familienshoppen

72. - Familienshoppen
 

Zero ringt um Beherrschung
 

Es war abends, als ich nach Hause kam und ich jenen unheilvollen Anruf erhielt. Nichtsahnend war ich herangegangen.

„Ja, Matsumura?“

„Michio, bist du dran?“

„Lovelie?“, ich runzelte die Stirn, „Was ist, Kleines?“

„Hast du Zeit?“

„Zum Telefonieren? Klar, sonst wär ich nicht herangegangen.“ Ich schmiss mich in unseren Sessel. „Was gibt es denn?“

„Ich wollte nur fragen, wie es euch geht. Shinji sagt, ihr arbeitet zurzeit viel.“

„Naja, die Tour durch Japan lief jetzt nebenbei…also ja, es war schon anstrengend.“

„Oh, aber jetzt ist es besser?“

„Ja, die Tour ist zu Ende. Aber warum rufst du an? Haben die Jungs keine Zeit für dich?“

„Naja…wir sind alle mit Lernen beschäftigt.“

„Ach, ich vergaß! Ihr habt ja bald Prüfungen!“, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

„Ja…“

„Und? Geht es voran mit dem Lernen?“

„Es ist nervig. Zumal die Jungs mich ständig umsorgen, von wegen, ich solle mich nicht stressen, wegen den Babys.“

„Oh Gott“, mir kam die ein oder andere Erinnerung mit Karyu hoch.

„Hm“, stimmte sie zu und lachte leise. „Im Moment hängen sie aber selbst über ihren Büchern und ich mach gerade Pause.“

„Und zur Ablenkung rufst du ausgerechnet mich an? Ich fühle mich geehrt.“

„Ja, ne? Aber ich wollte dich eigentlich was fragen, Schwiegermapa.“

„Schwiegermapa? Nötigt Shinji dich dazu?“

„Was? Nein, aber bei dir ist es am besten zu definieren. Die anderen heißen Schwiegerpapa 1, 2 und 3. Das ist nicht gerade besser, oder?“

„Stimmt…ich mag keine vieren…nicht seit ich Hana kenne…“

„Drum ist Schwiegermapa doch gut, oder?.“

„Hm…aber was wolltest du mich jetzt fragen?“

„Ehm, und zwar! Papa hat vor, zur Ablenkung mit mir Einkaufen zu gehen. Babysachen und so…und ich würde mich freuen, wenn du mitkommst.“

Dadadam.

Geschockt starrte ich vor mich daher. „Wie…nur du…ich und…MIYAVI?!“

„Ehm…ja? Ich hatte eigentlich noch vor, Tsukasa oder Hizumi zu fragen. Ach und Mama kommt noch mit, eventuell.“

„Oh Gott…“

„Willst du nicht?“, sie klang traurig und enttäuscht, weshalb ich ein schlechtes Gewissen bekam. „D-doch! Schon. Aber ich bin eigentlich nicht der Geeignetste für Babykram.“

„Ich möchte dich aber dabei haben.“

Ich atmete tief durch, überlegte kurz, bevor ich leise aufseufzte. „Na gut. Und die Jungs?“

„Die wollen lieber durchlernen…Du kannst Karyu aber auch gern mitnehmen, wenn er Zeit hat!“

„Ach so. Wann genau denn?“

„Diesen Samstag?“

„Okay, ich…ich werde mal mit Karyu darüber reden, ob er vielleicht auch noch will…“

„Das wäre toll! Ich würde mich sehr freuen!“

„Mach ich…ich geb dir am Freitag Bescheid.“

„Danke, Michio! Ich liebe euch~“

„Keine…Ursache…bis bald, Kleine.“

„Bis bald!“
 

~*~
 

Nun war Samstag und ich stand ganz allein vor Miyavis Haus. Karyu hatte mich hier abgesetzt und war weiter gefahren. Er hatte seinem Bruder schon versprochen, beim Umzug zu helfen. Hizumi hatte designermäßig zu tun und Tsukasa wurde uns als Schlagzeuger manchmal etwas verliehen. Zur Zeit arbeitete er wieder nebenher in einem Projekt mit. Eigentlich hätte ich normalerweise auch Karyus Bruder geholfen, aber so…war ich eben hier. Seufzend drückte ich die Klingel.

Schneller als ich erwartet hatte flog die Haustür auf.
 

„Michio! Schön, dass du da bist!“, plapperte Miyavi auch schon und kam auf mich zu, um mich fröhlich an sich zu drücken und mir dabei scheinbar auch sämtliche Luft aus den Lungen zu quetschen.

„Äh danke…freu mich auch, dich zu sehen…Takamasa“, murmelte ich und strich meine Kleidung glatt, nachdem er mich wieder losgelassen hatte.

„Schwiegermapa? Nanu, wo sind denn die anderen?“, fragte eine junge Frauenstimme von der Tür und als ich aufsah, erkannte ich Lovelie im Türrahmen neugierig um die Ecke schielen.

„Satos Eltern sind arbeiten und Yoshitaka hilft seinem Bruder“, brummte ich nur beim Gedanken an meine treulosen Tomaten.

„Oh, wie schade“, flüsterte Lovelie und sah ernsthaft enttäuscht aus. Fragend hob ich eine Braue. Wie konnte man sich nur darauf freuen, mit so vielen Irren einkaufen gehen zu wollen? Ach ja, ich vergaß, sie war ja eine Ishihara. Das erklärte alles.

Schweigend ging ich zu ihr und legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter. „Ehm…dafür bin ich ja da.“ Als sie aufsah, rang ich mir ein kleines Lächeln ab. Doch das reichte ihr scheinbar, denn sie drückte mich mit einer Energie, die ihrem Vater in nichts nachstand.

„Schön, immerhin! Ich freue mich!“

„Ja, ich mich auch…“, murmelte ich wenig überzeugend und sah ihr zu, wie sie wieder ins Haus rannte. „Mama, Michio ist da!“, konnte ich sie rufen hören.

„Michio?“, hörte ich jemand anderen fragen- und nur Sekunden später stand Jewelie im Gang. „Oh hallo Onkelchen!“

„Onkel…?“, fragte ich verwirrt, als sie mir strahlend eine Hand hinhielt und nickte.

„Klar, wir sind doch jetzt irgendwie verwandt…und auf mich wirkst du wie ein Onkel.“

„Solange ich nicht wie ein Opa wirke…“, murmelte ich nur und schüttelte verwundert ihre Hand.

„Ach, das wirst du schon für zwei andere Menschen werden“, lachte sie nur fröhlich.

„Wie du meinst. Kommst du auch mit in die Stadt?“

„Ja. Aber dort trenne ich mich von euch. Ich treffe mich mit Chiyoko, wir wollen in den einen Stoffladen, Vorräte auffüllen.“

„Du nähst also immer noch fleißig?“

„Klar! Da ich ja auch schon meine Schwester und ihre Band eingepackt habe, hat Kato mich gefragt, ob ich mal was für Scael force machen möchte…“

„Und, hast du angenommen?“

„Ja“, sie bekam rote Wangen, weshalb ich eine Braue hochhob. Hatte ich da was nicht mitbekommen..?

„Jewel? Mama ruft dich.“

„Oh, ok“, damit flitzte die Kleine schon davon und ihre Schwester gesellte sich wieder grinsend zu mir. „Jewelie ist ziemlicher Fan von Scael force.“

„Nur Fan..?“

„Hm…sie mag den einen, aber momentan sind sie nur Freunde.“

„Sicher?“, ich lächelte schief, kannte ich solche Sprüche doch zur Genüge.

Lovelie nickte jedoch. „Ja. Ich würde es merken, wäre da mehr. Jewel ist viel zu schüchtern, außerdem kennen sie sich noch nicht so lange.“

„Das hat ja manchmal nichts zu sagen“, murmelte ich nur und schielte zu ihr, doch sie hob abwehrend die Hände. „Schau mich nicht so an. Ich kenne Shinji und Sato mittlerweile fast 3 Jahre.“

„Getroffene Hunde bellen“, lachte ich, ehe ich den Kopf neigte, „So lange schon..?“

„Ja. Ich habe ihn doch mit 15 kennen gelernt und bald werde ich 18…“

„Wie die Zeit vergeht“, seufzte es hinter mir und nur Sekunden später hatte ich Miyavis Schlabberarm um die Schultern hängen. Der Kerl war echt zu groß.

„Können wir dann, Prinzessin?“

„Ich bin fertig“, Lovelie deutete auf ihre kleine Tasche, „Musst du Mama und Jewel fragen.“

„Melody-Schatz?~“

„Taka?“

„Seid ihr soweit?“

„Eigentlich schon…“, Melody erschien im Flur und blickte zurück in eines der Zimmer, „Nur Jewelie kämpft noch mit ihrer Tasche…“

Lovelie stöhnte genervt auf, nur um dann in das Zimmer zu verschwinden, in dem sich Jewelie befand. Blinzelnd sah ich ihr nach.

„Hallo Michio“, wurde ich wenig später mit einer sanften Umarmung von Melody begrüßt, „Wie geht es dir?“

„Ganz gut, soweit. Die anderen konnten nicht…“

„Ich weiß, Taka hat schon erzählt. Ist schade, aber vielleicht klappt es ja wann anders.“

Ich nickte und sah zu Lovelie, die ihre Schwester aus dem Zimmer zerrte. „Wenn man nur die Hälfte einpacken würde, würde die Tasche vielleicht auch zugehen.“

„Ich brauche das aber alles!“, verteidigte Jewelie sich und drückte ihre mehr als dicke Tasche an sich.

„Wozu auch immer du Maßband und Co brauchst…“

„Zum Ausmessen, im Laden?“

„Haben die sowas nicht auch?“

„Das ist unzuverlässig. Da habe ich mich letztens schon um 3 Zentimeter verschnitten.“

„Was für ein Drama.“

„Stell dir vor, bei Kleidung ist das ein Drama, ja! Du ziehst doch auch keine zu kleine Jacke an, oder?“

„Mädels, lasst uns einsteigen“, ging Miyavi mit schiefem Lächeln dazwischen, „Denkt dran, Chiyoko wartet in der Stadt und wir haben auch einen straffen Plan vor uns, Love.“

Beide Mädels brummten, ehe sie ihrem Dad schweigend nachliefen. Ich kratzte mir nur am Kopf. Manchmal war ich ganz froh, keine Tochter zu haben. Die hätte sicher meine zickigen Gene geerbt. So war ich doch ganz froh über meinen verpeilten Shinji.

„Bist du mit dem Wagen da?“, fragte Takamasa, der raus ins Freie trat und auf die Garage zulief.

„Eh nein, siehst du einen Wagen? Karyu hat mich nur abgesetzt.“

„Oh, ach so. Dann fahren wir eben alle zusammen in meinem Wagen.“

Meine Augen weiteten sich. „Hat…deine Frau nicht auch einen Führerschein?“, fragte ich vorsichtig, als mir einfiel, dass Shinji mal erzählt hatte, dass Miyavi schon mehrmals seinen abgeben musste. Und ich hatte nicht wirklich Lust, mich mit einem verrückten, wahnsinnigen Irren in einen Wagen zu setzen. Vor allem, wenn dieser Irre dann auch noch fuhr…

„Schon, aber ich fahre, oder Mely?~“

„Gern, mein Schatz“, lächelte sie nur und räumte ihre Handtasche in den Kofferraum, bevor sie die Beifahrertür öffnete, jedoch innehielt. Skeptisch musterte ich den Wagen. Naja…also wenn ich hinten saß und er irgendwo drauf donnerte, dann hatten vielleicht wir hinter ihm eine minimale Chance…

„Michio, möchtest du vorn sitzen? Dann geh ich zu den Mädels.“

„Nein danke, ich geh hinter“, sagte ich etwas schneller als beabsichtigt und rutschte dann einfach zwischen Lovelie und Jewelie, die mich angrinsten.

„Keine Angst, Papa rast nicht mehr so wie früher“, erklärte Jewelie, wie als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Erst Recht nicht, seitdem Lovelie schwanger ist.“

„Äh…gut zu wissen…“, murmelte ich und blickte zu Lovelie, die mich fast schon mit Herzchenaugen anblickte. „Alles…ok?“, fragte ich stirnrunzelnd.

„Ja. Ich freu mich nur, dass du mit dabei bist!“, strahlte sie und beanspruchte meinen rechten Arm von da an für sich- wie ein Klammeräffchen.

Ich schwieg und sah vor zu den Eltern, die sich noch unterhalten hatten, bis Miyavi endlich den Motor startete. „Dann mal los, meine Lieben!“
 

~*~
 

Überraschenderweise fuhr der bunte Kanarienvogel, Papagei, was auch immer; ruhiger, als ich es erwartet hatte. Er schien wirklich so eine Überglucke von Vater zu sein, denn wann immer er an einer Ampel hielt, blickte er in den Rückspiegel um sich zu versichern, dass es seinen Schützlingen wohl gut ging. Ich erkannte es, weil Yoshitaka mit Shinji früher genau so gewesen war.

Mein Blick wanderte zu Love, die einen verzückten Ausdruck im Gesicht hatte und noch immer meinen Arm in der Umklammerung hielt. Ich seufzte innerlich. Die waren echt alle wahnsinnig. Außer vielleicht Melody. Obwohl…ein wenig verrückt musste man schon sein, wenn man jemanden wie MIYAVI heiratete.
 

„Herrje…damit ist mein Stammparkhaus wohl schon voll“, murmelte Miyavi schließlich und als ich aufsah, waren wir bereits am Rande des Stadtzentrums. Er fuhr noch eine ganze Weile herum, bis wir schließlich irgendwo einen Parkplatz fanden. Ich war froh, als ich endlich aussteigen und mich strecken konnte. Eine Autofahrt mit dem irren Vater meiner Schwiegertochter musste ich nicht jeden Tag haben; ein Glück, dass wir alle überlebt hatten. Mein Unwohlsein vor der Rückfahrt ignorierte ich vorerst und wandte mich den anderen zu.

Lovelie lächelte mich an, ehe sie sich zu ihrer Schwester drehte. „Wo musst du hin, Jewel?“

„Ehm…“, sie drehte sich einmal im Kreis, „Ich ruf erst mal Chi an, wo sie ist…“

„Wo müsst ihr denn hin?“, fragte nun auch ihr Vater, der gerade die Taschen aus dem Kofferraum holte.

„Wir wollen ins ‚Okadaya‘ und dann noch wo anders hin….“

„Okadaya? Ist das nicht der große Bastel-Näh-Irgendsowas Laden in Shinjuku?“

„Ja, genau der.“

Lovelie schwieg, hatte aber ziemlich große Augen. Auch ihr Vater horchte auf. „Da ist es aber noch ein Stückchen hin, Jewel-Schatz…“

„Ist doch egal, ich und Chi wollen viele Läden abklappern…oh, da kommt sie ja!“, quietschend rannte sie ihr entgegen und drückte sie, während ich nur seufzend zusah. Diese verrückte Jugend.

„Hallo Onkel Michio! Oh, fehlen da nicht ein paar?“, begrüßte sie mich schließlich.

„Die hatten keine Zeit…hallo, Chi. Wie geht’s deinen Eltern?“

„Sehr gut, arbeiten heute beide.“

„Wie hast du uns gefunden?“, fragte Jewelie noch immer breit strahlend.

„Deine Schwester hat mir eine SMS geschickt.“

Alle Augen wanderten zu Lovelie, die unschuldig grinste. Jetzt wusste ich, was sie vorhin neben mir getippt hatte.

„Ich dachte nur, ich geb ihr Bescheid.“

„Ja, und da ich an der Haltestelle zwei Straßen weiter ausgestiegen bin, hat das gepasst!“

„Toll, dann könnt ihr ja jetzt losmachen“, murmelte ich nur und sah zu Melody, „Wo wollen wir eigentlich hin?“

„Tja, wir brauchen auch eine Menge“, lächelte sie und legte ihre Arme von hinten um Lovelie, die zu ihr herauf grinste, „Love, erzähl, was du alles brauchst.“

„Ordentliche Umstandsmode, da meine Sachen langsam anfangen zu spannen, dann noch alles, was ein Kinderzimmer so braucht: Bett, Wickeltisch, Spielsachen, Kinderwagen….ja, wird schon eine Menge“, sie lachte, ich stöhnte jedoch auf. „Und das alles zweimal, ne?“

„Natürlich, es werden doch zwei Babys“, erinnerte sie mich zwinkernd, während ich nur matt nickte. „Willst du das wirklich alles auf einmal holen? Nicht verteilen?“

„Nö.“

„Und die Jungs? Werden die nicht gefragt?“

„Shinji sagte, alles was schön aussieht ist in Ordnung und Satoru wünscht sich neutrale Farben, also hab ich die Wahl.“

In Gedanken verleierte ich nur die Augen. Fantastisch. Die Jungs waren ja wahre Beschreibertalente. Augenblicklich hatte ich einen naiv grinsenden Shinji und einen sachlichen, mit trockenem Humor versehrten Satoru bildlich vor mir, wie sie ihr das wohl vorgetragen hatten. Trotzdem…war ich Lovelies Freund oder diese beiden Nasen?! Sie sollten hier sein, nicht ich.

„Außerdem kommt bald der Prüfungsstress und danach weiß ich nicht wie es mir geht und…ach, ich sorge lieber vor.“

Ich betrachtete sie kurz und schwieg. Hauptsache, beide Kinder kamen gesund zur Welt…auch wenn ich sonst sehr ironisch war, war mir das dann doch wichtig.

Aber gut, jetzt hatte ich anderes zu tun.

„Eh, wir werden jetzt langsam los machen, das wird ein langer Tag!“, erklärte Jewelie.

„In Ordnung, Schatz. Wenn etwas ist, ruf an, ja?“

„Jaja. Dann musst du aber dein Handy anmachen, Dad.“

„Als wenn ich das nicht anhabe.“

„Ich bitte dich. Letztens warst du einkaufen, da lag ein Zettel auf dem Tisch: ‚Wenn was ist, anrufen, hab Handy mit.‘ Da habe ich dich angerufen, da klingelte es auf dem Schuhschrank im Flur.“

Mit gehobener Braue sah ich zu Miyavi, der etwas errötete und pfiff, dann aber lachen musste. „Das…war ein Versehen.“

„Ja, klar. Auf Arbeit hast du es auch aus.“

„Das ist doch logisch…“, murmelte ich und sah die Anwesenden an, „Oder?“

„Naja, nicht, wenn man verspricht, um eine bestimmte Zeit das Handy einzuschalten, weil man weiß, dass Töchterchen da anrufen will“, tadelte Jewelie mit gespielt strengem Blick zu ihrem Vater, der hustete.

„Das…“

„War ein Versehen, ich weiß“, sie lachte nur, „Also, wir machen jetzt los. Bis heute Abend!“

„Bis später!“, wir winkten ihnen kurz, dann drehte ich mich dem Rest zu. „Wo gehen wir hin?“

„In der Nähe ist ein großes Baby-Center, die haben alles beisammen…war nur schon dort vorbei gefahren, da war auch alles vollgeparkt. Also müssen wir ein paar Minuten laufen“, erklärte Miyavi.

„Ist doch nicht schlimm. Das schaffen wir schon“, erklärte Lovelie fröhlich und folgte dann einfach ihrem Vater, der voraus lief.

„Oh Gott“, entfuhr es mir kopfschüttelnd.

„Alles in Ordnung?“, wollte Melody, welche mir eine Hand auf den Arm legte, wissen.

„Hm? Oh ja, klar. Ich kenn mich auch voll mit Babysachen aus, das wird sicher toll“, nuschelte ich etwas ironisch. Doch Melody lachte nur. „Ach, wir haben seit über 10, fast 15 Jahren auch nichts mehr in der Richtung gekauft. Wir haben mittlerweile sicher von der modernen Technik auch keine Ahnung mehr.“

„Bei mir sind es noch ein paar Jährchen mehr und ich…“, ich ließ es lieber sein. Ich hatte nie wirklich Ahnung von Kindern gehabt, aber um meinen Shinji habe ich mich sehr liebevoll versucht zu kümmern. Deshalb wollte ich eigentlich lieber, dass er jetzt hier war- nicht ich!

„Wir schaffen das sicher.“

„Und die Jungs? Die hätte Lovelie besser gebrauchen können…ich weiß doch nicht, was Shinji gefällt.“

Obwohl, eigentlich schon: Würde ich das Kitschigste von allem wählen, wäre er sicher zufrieden. Satoru jedoch konnte ich nicht einschätzen. Deshalb…

„Wenn Lovelie sagt, sie hat deren Ok, dann nehmen wir das so an. Wir sind nur mit, weil sie uns gebeten hat.“

„Trotzdem…ich fand es damals wichtig, meinen Mann mitzunehmen.“

„Hm, das stimmt schon. Aber wenn die Jungs meinen, sie müssen lernen, sollten wir sie lassen.“

„Stimmt…ein Wunder, dass Shinji überhaupt mal lernen will…“

„Oh, lernt er sonst nicht?“

Ich lachte leise auf. „Der Junge hat nur Flausen im Kopf. Er wollte damals diesen Studienplatz, hat sich durch die Aufnahme regelrecht gequält und jetzt? Er will nur noch Musik machen.“

„Na, das kann er doch dann bald.“

„Wenn er die Prüfung geschafft hat. Eher nicht.“

„Du bist da streng, oder?“

„Ich bin da knallhart, aber das ist mir egal. Ich will nur das Beste für ihn.“

„Ist doch auch richtig so“, nickte sie, „Shinji setzt auch viel auf deine Meinung, so wie ich ihn erlebt habe. Du hast ihn wirklich gut erzogen.“

„Meinst du? Er ist ein Spielkind, wie sein Vater.“

„Ach was“, sie lächelte mich sanft an, „Er ist zuvorkommend, freundlich und sehr hilfsbereit und nett, ehrlich…ein toller Junge.“

„Und Satoru?“

„Er ist genauso. Aber er unterscheidet sich von Shinji darin, dass er vieles sehr realistisch sieht, glaube ich. Shinji ist fantasievoller. Beides Dinge, wo ich glaube, dass sie Lovelie sehr gut tun. Einerseits, dass sie weiterhin ihre Kreativität und Fantasie mit jemandem ausleben kann, andererseits jemand, der sie auch auf den Boden der Tatsachen zurückholt.“

„Du…klingst zufrieden“, bemerkte ich lächelnd.

„Ja, das bin ich auch. Diese Form einer Beziehung war überraschend für uns alle glaube ich, aber ich finde es sehr gut so. Ich mag die Kinder und euch Erwachsenen. Eine schönere Familie kann man sich doch gar nicht wünschen, hm?“

Darauf konnte ich nur ehrlich lächeln. Die Frau war wirklich wundervoll.
 

Als wir das ‚Babyland‘ schließlich erreichten und auch betraten, wäre ich am liebsten sofort wieder herausgegangen. „Ach du scheiße“, entfuhr es mir sogar. In meinen verwaschenen Erinnerungen waren solche Läden weniger quietschig bunt, schrill und überladen, weshalb ich auch annahm, dass das Baby ein paar Meter vor mir im Einkaufswagen nur deswegen heulte.

„Oh, wie toll!“, fiebte Lovelie freudig, was mich die Stirn runzeln ließ. „Im Ernst? Das ist doch alles…viel zu viel. Reizüberflutung und so.“

„Ach quatsch, ist genau richtig! Kommt, lasst uns was aussuchen, wo gehen wir zuerst hin?“

„Ich würde ja zuerst die Möbel bestellen gehen“, meinte Melody lächelnd mit einem Blick auf die Übersichtskarte des Hauses, „Danach können wir nach Klamotten und Spielzeug schauen.“

„In Ordnung. Wo müssen wir lang?“

„Da lang. Wo ist Takamasa?“

Ich sah mich fragend um und schlug mir anschließend gegen die Stirn. Während die Frauen noch suchten, zupfte ich Melody am Ärmel und deutete einen Gang zurück. „Dein Gemahl ist dort und flirtet mit dem Baby.“

„Taka..?“, sie lief zurück und sah in den Gang, „Kommst du? Wir wollen erst einmal unsere Kinder versorgen, danach können wir dich ja gern im Kinderparadies zum Spielen abliefern“, schmunzelte sie.

„Echt? Oh wie toll, dann besuch ich meine jüngsten Fans~“, grinste er nur, während Melody lachen musste. Ich verdrehte nur die Augen. Der hatte wirklich einfach nur einen an der Klatsche…

„Schwiegermapa? Was wollen wir zuerst anschauen?“, Lovelie hatte sich wieder bei mir eingehakt.

„Was brauchst du nochmal?“

„Wickeltisch, Betten, Schrank…für’s Erste. Und Kinderwagen…“

„Dann lasst uns doch zu den Schränken gehen, die sind gleich hier um die Ecke“, freute sich Miyavi und lief einfach schon los, während ich ihm verdutzt nachsah, dann aber hinterher eilte. „Hey, sie hat ja wohl MICH gefragt, was wir als Erstes ansehen wollen!“

„Aber die Schränke sind gleich hier, warum sollten wir also Umwege laufen?“, Miyavi sah mich blinzelnd an, weshalb ich nur den Mund verzog. Zugegeben, diese Möbelabteilung des Gebäudes begann mit den Schränken…aber trotzdem, meine Schwiegertochter hatte mich gefragt! Mit angekratztem Ego nickte ich also widerwillig. „Na gut…“, ich sah zu Lovelie und Melody, die sich bereits irgendwas anschauten.

„Ehm…willst du nur einen?“

„Ja, vorerst, dachte ich? Also solange sie klein sind, hätte ich sie gern in einem Zimmer, das haben auch die Jungs gesagt.“

„Okay..“, ich nickte verstehend, „Dann solltest du vielleicht aber besser nach einem größeren Schrank schauen. Die hier erscheinen mir sehr klein.“

„Ja, du hast Recht.“ Lovelie lächelte und wir liefen den Gang entlang. Schließlich blieben wir bei ziemlich neutral aussehenden, großen Schränken stehen.

„Wo willst du den hinstellen?“, fiel es mir ein, immerhin hatten sie, soweit ich wusste, noch zwei Zimmer frei, eins davon etwas größer als das andere. „Ihr nehmt doch das große Zimmer, oder?“

„Ja. Also ich dachte, auf die Seite neben der Tür Richtung Fenster, oder?“

Ich stellte mich gedanklich gerade in das Zimmer und nickte schließlich langsam. „Ja, das ist okay, denke ich. Auch vom Licht her.“

„Hm~ Shinji wollte die Betten auf die große Wandseite stellen…“

„Naja, viel Auswahl ist da ja auch nicht, ihr werdet sie ja wohl kaum mitten in die Mitte stellen.“

„Aber die andere Seite ist noch frei.“

„Naja, ja…das ginge auch…müsst ihr wissen. Aber wir wollten einen Schrank“, kam ich zurück zum Thema.

„Wie findet ihr den hier?“, rief Melody uns, „Der sieht schön aus und müsste passen, oder?“

„Warte, ich vergleiche die Maße…“, Lovelie holte aus ihrer Tasche einen Zettel, den ich neugierig musterte. „Hast du ausgemessen?“

Sie sah mich nur mit einer Schmollschnute an, wie ich sie sonst von Shinji kannte. „Wollte ich ja. Aber die Jungs haben mich nicht auf die Leiter steigen lassen…Shinji hat gemessen.“

„Ist ja auch richtig so…“, murmelte ich, fügte dann aber schnell an: „Also dass du nicht auf Leitern kletterst.“

Sie seufzte nur. „Das ist das wohl Schlimmste an so einer Schwangerschaft…ich komm mir vor wie in Watte gepackt, weil mich keiner mehr was machen lässt.“

„Bald wirst du auch nichts mehr machen können“, grinste ich weise. „Ja, es ist nervig, aber danach kannst du doch wieder…Blödsinn machen…“

„Sport!“

„Skateboard fahren ist schon Blödsinn…zumindest bei Shinji. Der hat eine Unfallwahrscheinlichkeit, das ist der Wahnsinn.“ Murmelnd musterte ich den Schrank und öffnete die Türen. „Oh, von innen erscheint er mir aber nicht so gut.“

„So wenig Fächer?“, bemerkte nun auch Lovelie, „Ehm…ich glaube, ich brauche mehr.“

„Hier steht, auf Wunsch gehen auch mehr“, wusste Melody, die den Zettel am Schrank las.

„Wie wäre es mit dem hier? Der ist echt toll“, rief es von weiter trüben aus einem Schrank. Miyavi war hinter der großen Schranktür beinah verschwunden.

„Oh, der hat ja noch mehr Platz innen drinnen“, bemerkte Melody staunend, als wir neben ihrem selbsternannten Gottesgatten standen- zumindest hielt er sich doch manchmal für einen Gott, oder?

„Und sogar recht gleichmäßig verteilt. Genug Platz für zwei, Lovelie.“

„Stimmt, der ist schön…“

„Stimmen die Maße?“, fragte ich mit skeptischer Beäugung der Höhe.

„Moment…hm, ja, wenn der Zettel hier stimmt, dann ja.“

„So ein Monster…wart‘s nur ab, sobald die laufen können, verstecken sie sich darin vor dir.“

„Ach, ist doch lustig. Der gefällt mir aber wirklich. Der Preis?“

„Machbar“, meinte ihr Vater knapp und schnappte sich einen der Zettel „Den geben wir einfach vorn bei der Ausgabe ab.“

„Ist das schon so entschieden?“, bemerkte ich verwirrt, „Hast du mal deine Tochter gefragt, ob sie den überhaupt will?“

Miyavi drehte sich zu ihr um und blinzelte sie an, sodass sie lachend nickte. „Ja, der ist schön.“

„Sehr gut!“, der irre Kanarienvogel schien heute voller Tatendrang.

„Du nimmst den aber nicht mit dem Auto mit, oder?“, fragte ich nun, als wir weiter liefen.

„Was? Nein, den lasse ich liefern, wie den Rest. Ich glaube nicht, dass das alles in den Wagen passt.“

Ich nickte weise. In Gedanken hatte ich mich schon in dem Auto dieses Verrückten gesehen- zwischen mir und Lovelie ein riesiger Karton, der durch den Kofferraum nach vorn lugte, genauso wie ein gigantisches Paket, was auf dem Dach des Wagens hing. Aber vielleicht hatte ich tatsächlich Glück und blieb davon verschont…

„Auf zu den Betten!“, entschied Miyavi dann einfach für alle und lief vorne weg. Stirnrunzelnd sah ich seine Frau an. „Läuft das immer so ab bei euch?“

„Nicht immer. Normalerweise entscheiden wir zusammen. Aber heute…er ist schon den ganzen Tag so euphorisch.“ Mein Blick fiel zurück auf den Mann, der fröhlich vor sich hin pfiff. Oh Gott, wie alt war er noch einmal? Stellte ich Shinji daneben, könnten sie vom geistigen Alter vielleicht sogar gleich auf sein…

„Michio! Schau doch mal! Die sind ja toll!“, rief er auch schon und zerrte mich am Arm mit sich. Ich vergaß. Dadurch, dass er sich mit Karyu so gut verstand, nahm er wohl auch an, dass es bei mir genauso sei. Aber selbst, wenn ich ihm das Gegenteil -also meine wahre Meinung- sagen würde, würde er es wahrscheinlich konsequent ignorieren. Dickschädel.

„Pass doch auf, meinen Arm brauche ich noch…“, murmelte ich und rieb mir über eine Stelle, bevor ich mir die Betten, bei denen wir mittlerweile standen, näher anschaute.

„Ach du scheiße“, war alles, was ich heraus bekam.

„Sind die nicht süß?~“

„Ich weiß ja nicht. Die sind voll kitschig.“

„Meinst du?“

„Na klar. Außerdem kannst du sowas pinkes hier eh nicht kaufen…Am Ende bekommt sie zwei Jungs.“

„Na und?“

„Na und?! Also ich will meinen Enkel nicht in nem pinken Bett sehen!“

„Oh~ Du hast es gesagt.“ Er grinste spitzbübisch wie ein kleiner Junge, sodass ich die Brauen hob. „Was habe ich gesagt?“

„Enkel…~“

„Pah…ah…na und?!“

„Du hast es bisher nie gesagt“, gluckste er, sodass ich beleidigt die Arme verschränkte. „Na und? Da…da die Kinder so ein Theater drum machen, von wegen zwei Väter, muss ich es ja so hinnehmen, als Enkel, auch wenn es vielleicht Satos…auch, was soll‘s.“

„Du bist toll“, lachte Miyavi und knuddelte mich, was mich fast dazu brachte, dass mir die Augen aus dem Kopf fielen. Schneller als ich schauen konnte, war er schon weiter gelaufen.
 

„Schwiegermapa?“, Lovelie fasste mich an meinen Arm, sodass ich zu ihr blickte, „Da hinten sind schöne Betten, kannst du dir die mal anschauen?“

„Was? Eh…klar…jaja…“, ich lief ihr nach und blieb dann bei einer Abteilung stehen, die mir wesentlich besser gefiel. „Die sind nicht so knallig, das ist schön. Außerdem sind die aus Holz, das ist noch besser.“

„Hu?“

„Die da drüben waren aus Plastik. Würde ich nicht nehmen.“

„Warum?“

„Weil Shinji so eins hatte und meinte, er müsste es mit knapp 3, 4 Jahren zerstören.“

Lovelie sah mich erschrocken an. „Wie hat er das geschafft?!“

„Er ist hemmungslos drauf herum gesprungen…hätten wir nicht ein neues kaufen müssen, hätte ich es beinah lustig gefunden. Er sah ziemlich verdattert drein, als ich ihn fand.“

Lovelie brach in schallendem Gelächter aus, während Melody schmunzelte.

„Aus diesem Grund kann ich dir Shinjis Kinderbett leider nicht vermachen“, lächelte ich nur und betrachtete das Bett vor mir ausgiebig. „Ich habe die Betten von unseren Kindern leider auch nicht mehr“, meinte Melody, „Ich habe sie damals an meine Freundinnen und Schwestern verschenkt, als die Kinder zu groß dafür wurden.“

„Tja, wenn man wüsste, was einen noch so erwartet…heb die Betten lieber mal auf, Lovelie.“

„Mach ich, kommen auf den Dachboden“, grinste sie.

„Tja, aber die nächsten Jahre werden sie erst einmal in Gebrauch sein. Von daher wähle gut aus…wie findest du das?“

„Ja, das ist schön. Meint ihr, ich sollte zweimal dasselbe holen oder zwei unterschiedliche?“

„Ich würde dasselbe Gestell mit unterschiedlicher Bettwäsche nehmen“, murmelte ich und Melody nickte. „Wenn sie es zweimal da haben, würde ich auch zweimal das Gleiche nehmen.“

„Oh, ihr habt wohl schon eins?“, bemerkte Miyavi, der wieder zu uns geschneit kam.

„Ja, bessere, als die Geschmacksverirrten von der anderen Seite“ - wo du standest, fügte ich gedanklich hinzu.

„Die sehen durchaus sehr gut aus…“, neugierig musterte er das Gestell. „Die Frage ist, ob es hält.“

„Wenn die Kinder nicht so sind wie Shinji, dann schon“, nuschelte ich, verschränkte dann aber die Arme. „Ich vergaß. Er könnte ja der Vater sein, von daher…und deine Hyperaktiven Gene, Takamasa…oh, kauf lieber ein Bett aus Marmor.“

Er lachte nur, während die Frauen kicherten. „Tja, Michio, da könntest du Recht haben. Aber weißt du was? Es gibt einen einfachen Weg, das herauszufinden.“

„Einen Vaterschaftstest?“

„Was? Nein, nicht doch. Ein Bettentest.“

„Willst du einen Elefanten reinlegen?“, fragte ich grinsend. Doch das verging mir wieder, als er seine Schuhe auszog und ein Bein über das Gitter hob. „Das ist nicht dein Ernst!“

„Die Dinger gehen schnell kaputt, irgendwer muss sie ja testen.“

„Natürlich gehen sie schnell kaputt, wenn du rein kletterst! Komm da sofort wieder raus!“

Miyavi grinste nur und machte sich klein, nur um allen Ernstes in das Bett zu passen. Schockiert sah ich von ihm zu seiner Frau. „Sag du doch was, Melody!“, rief ich fast schon panisch.

Sie schüttelte den Kopf und hielt sich eine Hand vor die Augen. „Solche Kindsköpfe…kein Wunder, dass die Kinder auch alle so sind…“, murmelte sie nur und lief einige Schritte weiter. Das war wohl das Beste. So tun, als gehörte man nicht dazu. Schnell sah ich mich um, ob nicht zufällig noch ein Verkäufer in der Nähe war. Dann würden wir gleich rausfliegen. Lovelie blinzelte nur ungläubig, bevor sie in schallendem Gelächter ausbrach.

Melody wurde es irgendwann wohl zu bunt, denn sie kam zurück und zog Miya hoch und aus dem Bett. „Ich glaube, das reicht vollkommen. Komm da raus, einen Gang weiter stehen zwei Verkäufer. Und Lovelie, nimm dir so einen Zettel mit.“

„Ja, Mama.“

„Ja, Mama“, kam es auch von Miyavi, der schnell tat, was sie sagte, jedoch grinste. „Also DAS Bett hält eindeutig alles aus“, erklärte er seiner Tochter stolz. In dem Moment bedauerte ich, dass die Hallenmauern so weit weg waren, denn ich hätte gern meinen Kopf dagegen gerammt.

„Und schau, hier steht, dass der Lattenrost höhenverstellbar ist. Das heißt, du brauchst dich nicht bücken, warte…“, Miyavi mehrte an dem Bett herum, „Ah, alles klar. Hier kannst du es dann höher oder niedriger machen. Und außerdem steht hier noch, du kannst es später zum offenen Kinder- und Jugendbett umfunktionieren. Was will man mehr?~“

„Auf zu den Wickeltischen“, entschied Melody und suchte mit uns eben jene.
 


 

~~**~~
 

Also das Kapitel hier ist eines meiner favos xDD"

Ich liebe die Charaktere, und wie sie miteinander agieren.

Ich hoffe, euch gefiel's genauso.

Und bevor ichs vergesse:

http://shinji-women.de.tl/Okadaya.htm
 

Danke an:
 

@Kaiphil: Jaja, mein Miya ist schön durchgeknallt...sieht man hier doch auch wieder sehr gut //D"
 

@Lucel: Jup, können sie ;) Ich mag sowieso bei Miya die Mischung...auch wenns hier wieder genau die andere Seite ist, die durchkommt //D"
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

73. - Ein Einkaufswagen voller Windeln

73. - Ein Einkaufswagen voller Windeln
 

Bei den Wickeltischen angekommen, warf ich Miyavi einen bösen Blick zu. „Ich hoffe doch, dass du die nicht auch persönlich testen willst.“

„Ich trage leider noch keine Windeln.“

„Zum Glück“, erklärte seine Frau nur.

„Würdest du mich denn nicht windeln, wenn ich alt und grau bin?“, wollte er scheinbar überrascht von ihr wissen.

„Das macht dann eine Pflegekraft im Altenheim…“, murmelte sie nur und las sich ein Preisschild durch, während ihr übergroßes Riesenbaby so aussah, als würde es gleich in Tränen ausbrechen. Melody bemerkte die Stille und drehte sich zu ihm um- nur um wenig später zu lachen. „Schau nicht so, Taka. Das war ein Scherz. Ich werde so lang ich kann für dich da sein, ja?“

Er blinzelte, strahlte aber Sekunden später wieder und drückte sie fest an sich, sodass sie nur noch mehr lachen musste.

„Du Spielkind~ Hast heute wieder deine junge Seite, hm?“

„Hm…~ Du kennst mich doch. Das sind meine 5 Minuten dreimal in der Viertelstunde.“

„Klar doch. Ich liebe dich, Schatz“, schmunzelnd küsste sie seine Wange, nahm dann seine Hand und sah sich um. „Love, Süße, was gefällt dir?“

Ich brauchte einen Moment, um mich von der Situation eben zu erholen, bis meine Augen schließlich zu der Kleinen wanderten. Die stand schon längst 5 Meter weiter und sah sich einen anderen Tisch an. „Ich weiß nicht…die meisten sind so schmal…da habe ich Angst, dass es herunterfallen kann, wenn ich es wickle.“

„Es? Du bekommst zwei…“, merkte ich leise an.

„Ja, aber ich wickle sie doch nicht zeitgleich…Mama, was sagst du?“

„Ich finde diese hier auch nicht schön…“

„Kann man Ihnen helfen?“, fragte uns eine Verkäuferin höflich und ehe ich mich versah, war Melody mit ihr in einem Gespräch versunken. Es dauerte nicht lange, da führte sie uns weiter zu einem Tisch, der auch mir besser gefiel.

„…Hier, schauen Sie. Die Kante hält perfekt die Wickelunterlage zurück und kann nicht groß verrutschen, wenn das Kind strampelt. Hier haben Sie genug Platz zur Ablage und hier unten können sie noch mehr lagern. Da können sie auch ein Fach rausnehmen, wenn sie es größer machen möchten…“

Neugierig sah ich der Frau zu, hielt mich jedoch im Hintergrund. Lovelie musste wissen, was sie wollte. Letztendlich diskutierte sie noch einen Moment mit ihrer Mutter, bevor sie sich für den Wickeltisch entschieden. Einen Zettel mehr mitgenommen, streckte Lovelie freudig ihre Arme in die Luft. „Juhu, alle Möbel beisammen!“

„Ja, wie schön. Wo magst du als nächstes hin, Süße?“, fragte ihre Mutter sanft.

„Zu den Kinderwagen. Danach zu Kleidung und so weiter.“

„In Ordnung.“

„Wenn der Wagen nicht zu groß ist, bekomme ich ihn vielleicht auch in den Wagen“, meinte Miyavi, weshalb ich zu ihm rüber sah. „Vielleicht. Wobei, wenn wir den gleich mitnehmen, befürchte ich, dass du dich reinlegst und schieben lässt.“

„Gern, wenn du das übernimmst, Michio?“

„Sicher nicht.“ Schnell schüttelte ich den Kopf, woraufhin er nur lachte. Blödmann. Das war genauso nervig, wie wenn Karyu sich über mich lustig machte.

„Willst du eigentlich einen oder zwei Wagen, Lovelie?“, fragte ich deshalb.

„Einen…so einen Zwillingswagen…wieso?“

„Nun, hätte ja sein können, dass du zwei Einzelwagen willst. genug Väter zum schieben hast du ja.“

„Stimmt“, grinste sie, „Aber wenn ich mal allein weg will, habe ich keine Lust, zwei Wagen zu schieben. Dann lieber einen Doppel.“

Ich nickte nur und folgte den dreien durch die bunte Quietschewelt bis zu der Abteilung der Kinderwagen und Minifahrräder für etwas Größere.

„Oh. Mal sehen, ob wir überhaupt welche finden“, stellte ich leise fest, als mein Blick über die ersten schweifte und da nur Einzelwagen zu sehen waren.

„Weiter hinten wahrscheinlich“, meinte Miyavi nur und lief auch schon los.

Kurz sah ich ihm nach, dann wandte ich mich den Ausstellungsstücken zu. „Hübsch sind sie ja…aber du kaufst doch einen neutralen, oder Lovelie?“

„Ja. Ich weiß ja nicht, was es wird…oh schau mal Mama, der ist süß. Wenn wir keinen doppelten finden, könnte mir der gefallen.“

„Wenn wir keinen doppelten hier finden, gehen wir woanders hin, Schatz. Aber ja, der ist wirklich süß.“

„Was würdest du dir eigentlich wünschen?“, fragte ich neugierig, sodass Love von den Wagen aufblickte. „Du meinst…die Babys?“

„Ja. Hast du einen bestimmten Wunsch? Ich wollte ja damals ein Mädchen…“

„Ehm…also ehrlich gesagt ist es mir egal…zwei Jungs wären cool. Oder gemischt, das wäre toll. Obwohl zwei Mädchen sicher auch süß sind…ich lass mich da einfach überraschen, Schwiegermapa.“

Sie sah so zufrieden aus, dass ich unweigerlich ein wenig lächeln musste. Ich nickte schmunzelnd und lief ihr dann wieder schweigend nach, bis Miyavi am Ende des Ganges aufkreuzte und uns zuwinkte.

„Kommt, hier hinten sind die!“

Also folgten wir dem kreischenden Papagei, nur um dann wirklich bei der passenden Abteilung zu landen. „‘Zwei Plus‘“, las ich vor, „Das klingt wie eine Altersangabe.“

„Nein, das bezieht sich auf die Kinderanzahl. Schaut mal her: Habt ihr allen Ernstes schon einmal einen Vierlingswagen gesehen?“, fragte Miyavi grinsend und stellte sich hinter eben benanntes Objekt. Ich runzelte die Stirn. „Damit habe ich ja noch nie jemanden rumlaufen sehen.“

„Ja ne? Sieht aber schick aus.“

„Ich weiß ja nicht. Ich möchte damit nicht in einer winzigen Kaufhalle durch die Gänge kurven.“

„Hm…aber wenn du Vierlinge hast?“

„Hatte ich zum Glück nie und möchte es mir auch nicht vorstellen“, wiegelte ich ab, „Aber lasst uns lieber nach etwas für uns geeignetem suchen.“

Neben mir quietschte Love auf und drückte strahlend meinen Arm an sich, sodass ich sie anblickte. „Was?“

„Nichts~“

„Doch, es ist was. Sonst hättest du nicht gequiekt.“

„Ich habe nicht gequiekt~“

„Doch, hast du. Also?“

„Nichts~ Ich freue mich nur, dass du ‚uns‘ gesagt hast. Also sind wir doch eine Familie für dich~“

Ich verdrehte nur die Augen. „Erstens seid ihr das auf dem Papier ja schon und außerdem…muss ich mich ja langsam aber sicher daran gewöhnen.“

„Muss…?“

„Was? Ach Mensch Lovelie, schau nicht so.“

„Hast du mich nicht lieb..?“

Oh Gott, Hilfe. Sie konnte so komisch gucken wie ihr Vater. „Na…N-natürlich habe ich dich…lieb.“

„Ehrlich?“

„Hm. Ich hätte tausendmal ne schlimmere Schwiegertochter erwischen können, aber gut. Wir wollten nach einem Kinderwagen schauen!“

Lovelie lachte, ließ mich dann aber los und zusammen schauten wir nach einem geeigneten Wagen.

Letztendlich entschied sie sich für einen, wo die Kinder quasi nebeneinander waren. Weil die, wo man hintereinander lag, hatte ich gleich abgewiesen. Die sahen nicht nur affig aus, die fand ich auch unpraktisch. Aber gut, der Kleinen gefielen sie zum Glück auch nicht. Überraschenderweise entschied sie sich für eine eher unauffälligere Farbe. Der Wagen war braun, doch innen im Dach und hier und da war eine Musterung in cremefarben mit Gelb und Blass-Hellblau. Die Farbe war mehr als neutral und sah eigentlich ganz gut aus. Das Praktische war, dass uns ein Verkäufer darauf aufmerksam machte, dass es dazu noch Sitzschallen bzw. Tragekörbchen für die Kinder gab. Musste man nicht kaufen, aber da sie in dem Packet billiger waren, als wenn man extra noch einmal welche kaufte, nahmen wir sie auch mit. Lovelie wollte ja sowieso welche.
 

Danach machten wir uns endlich auf zu anderem: Kleidung, Spielzeug und Co.

Lovelie fragte, ob wir noch welche von der Bettwäsche mitnehmen sollten, an der wir vorbei kamen, doch ihre Mutter meinte, dass sie davon einiges aufgehoben hatte, was noch sehr gut aussähe. Also kamen wir schließlich bei der Kleidung an. Als mein Blick auf Love fiel, konnte ich mir ein „Du bist sicher, dass du das erste Mal welche kaufst?“ nicht verkneifen. Fragend sah sie zu mir auf. „Ja, wieso?“

„Du bekommst ja schon ganz schön…naja. Und das, wo du noch gar nicht so weit bist.“

„Es sind ja auch zwei Kinder, die ich mit mir herum trage. Da muss das ja größer sein, als sonst…“, lächelte sie nur und neigte den Kopf, „Aber ja. Bis jetzt hatte ich Kleidung an, die relativ dehnbar und locker saß. Aber allmählich kann ich meine Hosen zumindest nicht mehr tragen, die spannen. Oben rum ging es noch…“

„Aha…“, meinte ich nur und folgte ihr durch die Klamotten. Lovelie suchte sich mehreres aus was ihr gefiel und verschwand damit in die Umkleide.

Einiges sah sehr gut aus, anderes passte nicht wirklich, was wir ihr auch ehrlich sagten. Letztendlich hatte sie eine beachtliche Anzahl von Oberteilen, Hosen und Röcken, die wohl mehr als ausreichend sein würden.

„Oh, das schwarze war schön, oder Mama?“

„Ja, das gefiel mir auch am Besten. Ich hatte so ein ähnliches, das mochte ich auch sehr“, hörte ich die beiden Frauen neben mir, während wir Richtung Spielsachen liefen. Eine Abteilung, in der es wieder sehr schrill und bunt wurde und in der man auch wieder mehr Leute mit Kindern sah.
 

„Wehe, jemand packt was Kitschiges ein. Dann raste ich aus“, sagte ich in ruhigem, trockenen Tonfall, sodass Miyavi auflachte. „Was verstehst du unter kitschig?“

„Wahrscheinlich all das, was du magst.“

„Oh.“

„Hm.“

„Und etwas genauer?“, fragte nun auch Melody lächelnd, „Gibt es etwas, was dir gar nicht zusagt?“

„Also wenn ich was nicht leiden kann…“, begann ich und überlegte, „Dann sind das singende Kuscheltiere, die schrecklich unnatürlich klingen. Oder überhaupt Zeug, das schreckliche, blecherne Laute von sich gibt. Wenn ein Kind Musik machen will, dann gibt es dafür ordentliche Instrumente für Kinder wie Rasseln, Trommeln…“

„Was ist mit den kleinen Dingern zum Aufziehen, die gute Nacht Lieder abspielen?“, fragte Lovelie mit hoffnungsvollem Gesicht, sodass ich sie lange überlegend ansah.

„Die…werden gerade noch toleriert. Aber nur, wenn sie nicht schlimm klingen.“

„Okay. Dann weiß ich ja Bescheid“, strahlte sie und stürmte auch schon los, genauso wie ihr Vater. Ich drehte meinen Kopf zu Melody. „Ich frage mich gerade, für wen wir hier eigentlich Spielzeug kaufen. Gut, dass Shinji nicht mit ist, sonst wäre Nummer drei auch noch ausgeströmt mit einem Grinsen wie die beiden.“

„Keine Sorge“, lachte Mel nur und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, „Ich habe ihnen eingebläut, dass wir für den Anfang auch wirklich nur Sachen für ein Baby brauchen. Genug Spielsachen von den Kindern habe ich auch noch da.“

„Ich auch von Shin“, nickte ich, „Also so die Sachen, die ihm am liebsten waren.“

„Hatte er auch ein Lieblingsspielzeug?“, fragte sie neugierig und schob den Einkaufswagen weiter, betrachtete dabei ein paar Schnuller. „Ja…er hatte ganz einfache Holzbausteine, die hatte er sehr gern. Und so eine Autoanlage…aber seine liebsten Kuscheltiere waren ihm seine Ziege und die Giraffe…“, überlegte ich und grinste anschließend. „Sie sitzen noch heute in seinem Zimmer.“

„Ja, das hat Love auch. So ein paar Kuscheltiere, die sie von klein auf liebte…die hat sie auch mitgenommen beim Umzug. Ich finde sowas sehr schön…ich habe auch noch einen sehr, sehr alten Teddy von mir.“

„Ja?“, fragte ich nun ernsthaft interessiert. Sie lachte sanft und nickte. „Ja, habe ich. Der sitzt bei mir im Regal. Ich mag einfach…Dinge, an denen viele Erinnerungen haften, verstehst du was ich meine?“

„Ja, verstehe ich. Auch wenn ich kein Kuscheltier mehr habe…aber meine Mutter müsste noch welche von mir haben…“

„Meine Mama hat auch vieles von uns Mädels aufgehoben.“

„Wie ist das eigentlich?“

„Wie ist was?“, Melody hatte gerade einen Beißring in die Hand genommen und sah auf.

„Mit so vielen Schwestern. Also Shinji erzählte das mal…“

„Ach so“, sie lächelte wieder äußerst zärtlich, „Sehr schön. Sie sind mir sehr wichtig und ja…Freunde kommen und gehen manchmal, aber meine Schwestern waren immer für mich da. Sie waren meine besten Freundinnen. Unsere Familie hält sehr zusammen.“

„Habe ich schon bemerkt…“, erinnerte ich mich doch an die Hochzeit, wo wirklich der ganze Ishihara und Ishikawa-Clan angetanzt war.

„Tja, wenn wir wo erscheinen, dann als Meute“, schmunzelte sie nur und sah sich dann um, „Lovelie!“

„Ja?“, eben gerufene kehrte in unseren Gang zurück. „Was sagst du hierzu, Süße?“

„Ist ja niedlich…Weißt du, Papa hat nebenan so süße Babyspielmatten entdeckt, die sind einfach nur süß!“

„Das ist toll, da kommen wir auch gleich hin. Schau aber zuerst einmal, ob du hier noch etwas möchtest.“

„Okay. Schwiegermapa, was sagst du, was ich für Plüschtiere nehmen sollte?“

„Plüschtiere? Willst du welche holen?“

„Ja. Ich finde, jedes Kind sollte mindestens eins haben. Mir als Kind war das zumindest wichtig.“

„Ja, finde ich ja auch, wollte nur wissen, ob du auch so denkst…“, murmelte ich und betrachtete die Masse vor mir. „Herrje, was schwebt dir vor?“

„Weiß ich eben nicht…Was denkst du, was passen würde? Ich will eins, was möglichst nicht so steif ist oder wo etwas abgehen und verschluckt werden könnte.“

„Ja, versteh schon, was du meinst…“, suchend blickte ich das Regal ab, neigte dann jedoch den Kopf zu ihr. „Ist dir eigentlich oft schlecht?“

„Bitte?“

„Michio hat ein Talent, zusammenhanglose Dinge zu fragen“, lachte Melody und schob den Wagen fröhlich weiter. Verwirrt sah Lovelie ihre Mutter nach, bis sie mich lange ansah, dann aber lächelte. „Nein, mir geht es erstaunlich gut. Von Übelkeit kann ich nicht viel berichten…okay, mir war am Anfang etwas schlecht, wobei es mich verwunderte, weil das sonst erst später kommen soll, aber gut vielleicht kommt das ja noch.“

„Ich habe Shinji damals dadurch erst erkannt…“, murmelte ich und packte mir eines der Kuscheltiere.

„Ja? Oha. Also ich bin ganz froh…die Ärztin meinte sowieso, ich muss mich bald schonen, da Zwillinge Risikoreicher sind.“

„In der Tat, habe ich auch gehört…“

„Ach, noch geht es mir gut. Ich bin nur schneller k.o. als früher, aber sonst…“

Entsetzt sah ich sie an. „Kannst du noch stehen?!“

„Was? Ja, na klar.“ Sie lachte. „Mach dir nicht solche Gedanken, Schwiegermapa. Ich sag schon, wenn ich nicht mehr kann.“

Ich musterte sie eindringlich, nickte dann jedoch. „Okay.“

„Gut“, sie lächelte, neigte dann jedoch den Kopf. „Michi? Was packst du mir da alles ein?“

„Nichts“, lachte ich, „Nur die passenden Plüschtiere.“

„Die da wären?“

„Diese hier.“ Ich hielt ihr einen orangenen Plüschhamster, eine graue, kuschlige Katze und eine braune Eule hin. „Etwas Besseres kannst du den Kindern nicht schenken, glaub mir.“

Lovelie starrte das Ganze an, schien zwischen überrascht und perplex zu schwanken, bis sie mich einfach zu sich zog und meine Wange knutschte.

„Ich liebe dich, Schwiegermapa, wirklich. Danke.“

Ich lachte ausnahmsweise und nickte. „Nichts zu danken. Und jetzt schau, dein Vater steht schon da vorn und scheint was Neues entdeckt zu haben. Guck, wie seine Augen glitzern…“

„Oh…OH!“
 

~*~
 

Lovelie kehrt erfolgreich von der ‚Jagd‘ heim
 

Unser Shopping-Tag war echt fantastisch gewesen. Wir hatten so viele schöne Sachen gekauft… ein wenig Spielzeug wanderte dann noch in den Einkaufswagen und dies und jenes Nützliches und Praktisches, bis wir zur Kasse gingen und dort…sicher die Käufer des Tages waren. Michio schliff mich extra weit weg von der Kasse, weil ich nicht sehen sollte, wie viel es insgesamt kostete. Frustriert stand ich also irgendwo herum- war dann aber doch ein wenig froh, es nicht zu wissen, ach ja.

Papa eilte wenig später los um den Wagen zu holen, während wir in der Möbelabteilung die Zettel abgaben und dort einen Liefertermin ausmachten.

Anschließend fuhren wir noch irgendwo was essen. Doch dabei wurde mir so schlecht, dass wir dann doch vorzeitig aufhörten und nach Hause fuhren.
 

„Papa! Ich kann das tragen, lass“, wies ich ihn an meiner Haustür auch schon an, als er mir einen Beutel abnehmen wollte.

„Lovelie, das können wir tragen.“

„Daddy, nimm es mir nicht übel: Du trägst bereits fünf Tüten und diese eine hier ist sooo leicht… oder denkst du, ich nehme mir das Schwerste aus dem Wagen?“

„Zuzutrauen wäre es dir“, meinte Schwiegermapa und lachte auch noch fies, während er sich im Flur an mir vorbei schlängelte.

„Mein Gott, Totenstille hier…SHINJI, SATO! Seid ihr da?“

Kurz sah ich ihm nach, dann wandte ich mich wieder dem Beutel zu, stellte ihn auf der Kommode ab und zog die Schuhe aus. „Puh…ich glaube, die sind geschwollen…“, murmelte ich mit einem Blick zu meinen Füßen und lehnte mich an eine der Wände.

„Alles in Ordnung?“, wurde ich sanft gefragt und als ich aufblickte, sah ich in Satorus aufmerksames Gesicht. Augenblicklich musste ich lächeln. „Ja, mir geht es gut.“

„Das ist schön“, meinte er nickend, lächelte dann aber und schloss mich in die Arme. „Willkommen zuhause.“

„Danke“, ich lachte leise und genoss einen Moment einfach nur seine Nähe, schloss die Augen.

„Wie war es so? Vor allem mit…deinem Schwiegervater…?“

„Sehr schön. Alle drei waren ganz fleißig. Wir mussten jetzt nur aufhören, ich konnte nicht mehr.“

„Verständlich. Aber ihr habt alles, was ihr wolltet?“

„Klar. Hab ich doch versprochen. Wie war das Lernen?“

„Frag nicht“, er rollte mit den Augen, „Ich glaube, ich werde alles rechtzeitig bis zu den Prüfungen schaffen, aber Shinji…er bekommt jetzt quasi seine eigene Faulheit zu spüren.“

„Eh.?!“

„Naja, er hat das Meiste immer aus dem Internet gesaugt, in der Hoffnung, das reicht. Und nun schiebt er Panik…ich hatte zu tun, ihn auf ein vernünftiges Level runter zu bringen, sodass er mir nicht kollabiert.“

„Sex.“

„Volltreffer.“

„AH! Sowas nicht in meiner Nähe!“, rief Schwiegermapa, der gerade etwas an uns vorbei trug.

„Sagen sowas nicht sonst Kinder..?“, wollte Satoru blinzelnd wissen, doch Michio verschwand heftig den Kopf schüttelnd in der Küche. Aus der rief er: „Meine Kinder haben keinen Sex!“

„Also ich kenne den Spruch mit Eltern“, bemerkte Sato trocken.

Ich zuckte nur die Schultern und sah an ihm vorbei, als gerade Shinji die Treppe herunter gelaufen kam.

„Lovelie?“

„Ja, die bin ich“, grinste ich ihn an und löste mich von Satoru.

„Wie schön, dass du zurück bist!“, lachte er auch schon und kam auf mich zugeeilt, um mich liebevoll zu umarmen. „Wie geht es dir? War der Tag schön? War Mapa lieb? Habt ihr was Witziges erlebt? Habt ihr alles bekommen, was wir wollten?“, fragte er auch schon ohne Punkt und Komma.

Abwehrend hob ich die Hände. „Immer mit der Ruhe. Also ja, mir geht’s ganz gut…“

„Sie lügt. Sie hat fast gekotzt beim Essen“, hängte Schwiegermapa sich ins Gespräch und grinste breit, während ich das Gesicht verzog. „Das ist gar nicht wahr. Ich habe das Essen nur nicht vertragen.“

„Sicher. Das nennt man Hormone, Liebes.“

„Haha, danke, weiß ich auch. Jedenfalls habe ich nicht gekotzt.“

„Aber du warst kurz davor.“

Satoru brach in schallendem Gelächter aus. „Diese Wortduelle sind ja noch besser als die zwischen Shinji und Michio…“

Ich sah ihn böse an, bis er verstummte und lächelte dann wieder Shinji, der mich anblinzelte, an.

„Der Tag war schön. Kommt mit, ich zeig euch, was wir geholt haben.“ Damit führte ich die Jungs in die Küche, wo meine Eltern bereits begonnen hatten, die Inhalte der Tüten auszupacken.

„Ich schneide dir nur die Preisschilder ab, Schatz“, erklärte Mama sanft und vom Boden kam es von Papa: „Und ich baue dir den Kinderwagen gleich auf.“

Ich lachte, während Shinji neben mir meinte: „Und…ich…macht das nicht der Vater…?“

„Er ist doch der Vater“, erklärte Sato.

„Nein, ich meine…einer von uns? Ich dachte, wir bauen alles auf und so…“

„Kannst du doch. Wenn es geliefert wird…außerdem: Vorher kannst du gern das Kinderzimmer streichen.“

„Ach, ich dachte, du wolltest es anmalen, Süße?“

„Will ich auch. Ich brauche nur die Grundfarbe drunter und auf eine Leiter steigen darf ich ja nicht.“

„Ist ja auch richtig so. Aber jetzt schauen wir erst einmal an, ob unsere Wünsche berücksichtigt wurden, Shinji.“

„Ich hatte keine Wünsche, ich bin wunschlos glücklich“, meinte der, musterte dennoch einiges auf dem Tisch. „Ist das…?“

„Das sind meine neuen Klamotten“, setzte ich ihn in Kenntnis, nahm sie ihm dann aber ab. „Die wirst du früh genug an mir sehen. Schau dir lieber die Spielsachen an und sag, ob die okay so sind.“

„Ja, geht klar…“

Mein Blick schweifte zu Satoru, der durch einen Katalog blätterte. „Ist da was von den Möbeln drinnen, die ihr geholt habt?“

Neugierig stellte ich mich zu ihm und sah ihm beim Blättern zu. Hier und da stoppte ich ihm, wenn ich etwas Identisches oder ähnliches sah und erklärte ihm, was wir gekauft hatten. Größtenteils waren sie beide zufrieden. Doch irgendwann weckte Shinji, der nebenbei ja noch die Spielsachen ansah, meine Aufmerksamkeit.

„Lovelie…was…?“, er hielt mir lachend die drei Plüschtiere entgegen, „Was bedeutet das?“

„Das bedeutet, dass deine Kinder solche Plüschtiere als Geschenk erhalten, wenn sie auf die Welt kommen.“ Lächelnd nahm ich sie ihm ab und musterte sie noch einmal. Schwiegermapa hatte sie wirklich gut ausgesucht. Eben dessen Blick suchte ich mit den Augen. Er schmunzelte nur, drehte sich dann aber dem Wasserkocher zu, den er angeschaltet hatte.

„Drei durch zwei…? Da gibt es doch sicher Streit“, überlegte Satoru laut, der von seinem Katalog aufsah und mir die Kuscheltiere abnahm.

„Soweit denkst du schon? Ich glaube nicht, dass sie als Babys schon darum streiten.“

„Aber später vielleicht…“

„Gib her.“ Ich nahm ihm die Plüschkatze ab und steckte sie in die Tasche meines Pullovers.

„Was machst du jetzt damit?“, wollte Shinji wissen.

„Ganz einfach: Die beiden werde ich dann unter den Kindern aufteilen…und die Katze kommt vorerst in meinen Schrank, bis mir was Passendes dazu eingefallen ist.“

„Warum willst du ausgerechnet die Katze in den Schrank tun?! Du kannst dich doch nicht selbst einsperren!“, Shinji sah mich mit großen Augen an. Ich lächelte nur. „Doch, kann ich. Da habe ich weniger ein schlechtes Gewissen. Außerdem symbolisiert das noch einmal prima, dass die Kinder zwei Daddys haben, Punkt.“ Ich lachte, während Satoru die Schultern zuckte und Shinji sich den Nacken rieb, dann aber nickte. „Da hast du wohl recht…“

„Möchte jemand Tee?“, rief uns Michio, und so setzten wir uns erst einmal alle an den Tisch, bevor wir den Tag in gemütlichen Gesprächen und Betrachtungen der gekauften Sachen mit unseren Eltern ausklingen ließen.
 


 

~~**~~
 


 

Hier übrigens an alle wieder ein neuer Link auf der HP:

http://shinji-women.de.tl/Babyeinkauf.htm

Da seht ihr die Möbel und Plüschtiere.
 

Danke an:
 

@Kaiphil: Genau DAS hatte ich auch mal gesagt. Und irgendwann landete ich doch mal in so nem Wagen. Ich bin fast gestorben seelisch und psychisch- aber sonst habe ich es überlebt ;)
 

@Lucel: Wer kann schon seiner süßen Schwiegertochter was abschlagen xD? Und ja...ich liebe meinen Miv hier auch sehr in diesen beiden Kapiteln *lach*
 


 

~~**~~
 

~~**~~

74. - Lernen

74. - Lernen
 

Shinji, der fleißige „Papa“
 

„So….endlich geschafft…“, murmelte ich und betrachtete erschöpft aber zufrieden die Zimmerdecke, während ich mir mit dem Handrücken über die Stirn wischte. Die Farbe sah gut aus, wirklich gut. Doch mehr Zeit, mein selbst gestrichenes Kinderzimmer zu betrachten, blieb mir nicht. Denn die Tür wurde aufgerissen und ich erschrak so heftig, dass ich vor Schreck von der Leiter rutschte und mit einem lauten „Scheiße!“ auf den Boden krachte. Ich konnte den Sturz einigermaßen abfangen, da ich mich an der Leiter versuchte zu halten. Dafür fiel ich in meine Malerfarbe, die sich mit einem ekligen „Splosch“- Geräusch über mich und den Boden ergoss.

Keuchend hielt ich einen Moment still, ehe ich mir die Farbe von den Augen wischte. Noch während ich gefallen war, hatte ich es leise quieken hören und während ich mir noch das Gesicht von der neuen Bemalung befreite, spürte ich eine Hand an meiner Schulter.

„Kami-sama, Shinji! Ist alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?“ - Eindeutig Lovelie, die hinter mir hockte. Ich blinzelte und prustete leise, bevor ich zu ihr sah und schief grinste.

„Der Farbeimer hat mich mit seiner Umarmung aufgefangen“, erklärte ich gelassen.

Sie atmete tief durch und ich sah, wie ihr die Sorge regelrecht abfiel. „Bist du sicher, kannst du aufstehen?“

„Ich probier es einfach“, beruhigte ich sie und fasste nach der Leiter, um mich hochzuziehen. Mein Rücken schmerzte, aber ich verkniff mir, ihr das zu sagen. Locker schüttelte ich vorsichtig meine Glieder und bemerkte glücklicherweise, dass ich noch alles bewegen konnte, also kein Bruch. Wie sich das anfühlte, wusste ich ja schon…

„ Es tut mir wirklich leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Lovelie sah ernsthaft schuldbewusst aus.

„Ach was“, entgegnete ich und winkte ab. „Du kannst nichts dafür. Ich war so versunken.“

„Trotzdem…dabei wollte ich nur schauen, wie weit du bist.“

„Und? Wie gefällt es dir?“, wollte ich lächelnd wissen.

„Sehr schön. Ich hätte nicht gedacht, dass die Farbe doch so gut aussieht.“ Love stemmte die Hände in die Seiten und betrachtete das Zimmer lächelnd. „Mir gefällt es.“

„Danke“, grinste ich, „Dann müssen wir ja nur noch den anderen fast-Papi nach seiner Meinung fragen.“

„Hm…den wirst du aber nur schwer von seinen Büchern losbekommen.“
 

Ich stöhnte auf. Das war so klar gewesen.

Mittlerweile rückten die Prüfungen immer näher und wir waren alle sehr mit lernen beschäftigt. Satoru war am fleißigsten, ich am faulsten. Lovelie lernte, wann immer ihr danach war, weil zusehender fühlte sie sich müde und erschöpft. Zwillinge waren eben nicht einfach. Ihre Ärztin hatte ihr sowieso schon längst einiges klar gemacht: Nicht überanstrengen, viel trinken und gesund ernähren, nicht zu viel zunehmen und versuchen, so gut es geht beweglich zu bleiben. Letzteres fiel ihr noch nicht so schwer, aber würde es wahrscheinlich zunehmender. Aber Lovelie hatte sich bereits etwas in den Kopf gesetzt, was sie durchziehen wollte: Die Kinder auf natürliche Art zur Welt zu bringen. Sie scheute vorm Kaiserschnitt, obwohl laut Ärztin die meisten Ärzte bei Zwillingsgeburten so vorgingen. Um einen Kaiserschnitt möglicherweise zu verhindern, hielt sie sich also an die Ratschläge. Und das, obwohl es bis zur Geburt noch einige Monate hin waren.

Ja, es war noch Zeit.

Dennoch hatte ich fleißig das Zimmer gemalert. Es war eine gute Ablenkung vom Lernen. Was ich jetzt nicht mehr wusste, würde ich in den baldigen Prüfungen sowieso nicht wissen. Also Pech. Soviel gab ich nicht darauf.

Als ich Satoru fragte, ob er mir das malern überließ, freute ich mich sehr, als er zustimmte. Irgendwie kam ich so noch besser in die Stimmung ‚Ich werde Vater!‘ hinein und außerdem hatte Sato so Ruhe vor mir beim Lernen.
 

„Toll. Wenn es getrocknet ist, kann ich über das Weiß an der Wand drüber gehen.“

„Die Wände sind schon trocken“, bemerkte ich mit einem Blick zu Lovelie, „Die habe ich doch als Erstes gemacht.“

„Klar…aber ich lasse vorher lieber noch die Decke ganz trocknen. Außerdem…“, sie nickte zu dem halb verschütteten Farbeimer auf dem Boden. Ich seufzte. Zum Glück hatte ich genügend Unterlagen über den Boden ausgebreitet gehabt.

„Ich mach das gleich weg, keine Angst.“

„Du bist so ein Schatz“, lachte sie und fasste nach meinem Gesicht, wo sie jedoch innehielt und mir erst einmal die Wange frei wischte. Dann gab sie mir auf die Stelle einen Kuss. Liebevoll schmunzelnd betrachtete ich sie einen Moment, dann begann ich, den ganzen Mist zusammen zu räumen.

„Du, Shinji? Ich mach uns Abendessen.“

„Das wäre schön, danke.“

„Kein Ding.“ Damit verschwand sie auch schon, während ich ihr einen Moment lächelnd nach blickte.

Lovelies Kochkünste hatten sich rapide gesteigert. Je weiter sie fortschritt mit ihrer Schwangerschaft, umso mehr kam mir und Satoru der Gedanke, sie wollte die perfekte Mutter schlechthin werden. Sie nahm Kochunterricht bei ihrer Mutter und ließ sich von ihr in allerlei Dingen…ja, unterrichten.
 

Letztens erst hatte sie uns Jungs dazu verdonnert, an einer Puppe Windeln wechseln zu üben. Satoru hatte es ganz gut hinbekommen, obwohl er nicht so aussah, als wenn er sich wohl dabei fühlte. Er hatte mir schon einmal gestanden, dass er gerade bei sowas Angst hatte, etwas falsch zu machen. Lovelie erklärte uns, dass das gar nicht ginge.

Ich bewies ihr das Gegenteil.

Da die Babypuppen immer so blöde Arme und Beine haben, die klemmen, hatte ich zu tun, das Bein so bewegt zu bekommen, dass ich die Windel ummachen konnte. Dummerweise brach ich das Bein dabei ab.

Lovelie hatte mich nur mit großen Augen und aufgeklapptem Mund angestarrt, während Satoru in schallendem Gelächter ausgebrochen war. Ich hatte nur auf das Bein in meiner Hand gestarrt. Naja, ich hatte es dann irgendwie wieder angeklebt. Da hatte halt unser Übungsbaby eine Beinprothese, was soll’s.

Lovelie hatte es vorerst aufgegeben und mir einen Ratgeber in die Hand gedrückt, wo es um Väter ging, die sich Sorgen darum machten, dass Babys so zerbrechlich seien. Ich sagte lieber nichts dazu und verkrümelte mich, um das Heft seufzend zu lesen.
 

Doch nun zurück zu meinem Babyzimmer hier. Ich hatte aufzuräumen.

Also schaffte ich die Farbe weg, entfernte den Untergrund, stellte die Leiter weg und lief mir neue Sachen holen. Anschließend verkrümelte ich mich ins Bad zum Duschen.

Wenig später ging ich frisch gesäubert nach Satoru schauen. Wie erwartet saß er bei sich am Schreibtisch und hatte sich in einer Horde Bücher vergraben. Sanft schlang ich ihm die Arme um und legte ihm mein Kinn auf die Schulter. „Hey“, schmunzelte ich und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Hals, „Immer noch völlig vertieft?“

Alles was ich erhielt, war ein leises „Hm.“

Seufzend verdrehte ich die Augen. „Mach mal Pause. Lovelie kocht gerade essen.“

„Du lässt sie allein in der Küche? Bist du sicher, dass du was zu essen bekommst?“, fragte er nun und drehte sich mir das erste Mal, seit ich das Zimmer betreten hatte, zu.

„Eh ja..? Sie kann es doch mittlerweile.“

„Kommt drauf an. Fleisch brennt ihr ab und zu gern noch an…“

„Pah, ich bin da nicht so. Sie kann es besser als ich.“

„Das auf jeden Fall zu einhundert Prozent, ja.“

„Hey!“, lachend schlug ich ihm gegen den Oberarm, „Du bist so mies!“

„Jaja“, er grinste nur und erhob sich endlich von seinem Stuhl. „Wie sieht’s eigentlich aus mit dem Kinderzimmer? Du wirkst so sauber.“

„Ich bin ja auch geduscht.“

„So sehr geschwitzt, fleißiger Mann?“, neckte er, doch ich lachte nur. „Hör auf, kann ich keinem erzählen, was mir passiert ist.“

„Will ich es wissen..? Du standest noch auf der Leiter und musstest aufs Klo oder so…?“

„Was? Nein!“, nun begann ich erst recht loszulachen, „Aber ich stand auf der Leiter, als es passierte: Lovelie kam rein. Ich bin erschrocken und zack…fand ich mich auf dem Boden im Farbeimer wieder.“

Satoru schwieg. Er musterte mich lange, bevor er die Lippen fein kräuselte und eine Braue hochzog. „Warum nur…warum nur Shinji überrascht mich sowas schon gar nicht mehr? Oder eher wundert?“

„Weil du mich kennst?“, schlug ich unschuldig vor.

„Du alter Kaspar, echt…du bist so…man kann es gar nicht in Worte fassen, weißt du?“

„Tja…sag doch einfach: Hamster.“

„Ja, das wird es sein. Du bist ein irrer, wahnsinniger, fauler, langschläferischer, verrückter Hamster.“

„Und wo sind die positiven Eigenschaften?“, fragte ich blinzelnd.

„Die habe ich doch schon alle genannt.“

„Hey!“

Während ich die Wangen aufplusterte, lachte er nur. Fies.

„Beruhig dich, das war ein Scherz. Du bist auf jeden Fall noch ein hilfsbereiter, musikalischer, freundlicher und liebenswerter Hamster.“

„Liebenswert?~“

„Ja, sehr liebenswert.“ Er zog mich zu sich heran und musterte mich ausgiebig, bis er mich kurzerhand küsste. Ich genoss den Kuss einen Moment schmunzelnd, löste mich dann jedoch, um ihm einfach nur in die Augen zu blicken. Ich mochte seine Augen und betrachtete sie gern. Er tat es mir gleich und so schwiegen wir einen Moment, bis ich eine Stimme vernahm. Schnell löste ich mich von ihm und öffnete die Zimmertür. „Ja?“, rief ich einfach mal, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht verhört hatte.

„Es gibt Essen! Kommt ihr beiden?“ - Ja, ich hatte mich nicht verhört, Lovelie rief uns.

„Ja, sofort.“ Ich holte Satoru und ging mit ihm hinunter, zur Küche.
 

„Hm, das riecht ja ganz gut“, bemerkte Satoru mit einem breiten Grinsen. Ich sah ihn böse an, doch Lovelie schmunzelte nur. „Ja, nicht wahr? Ich will euch ja nicht vergiften.“

„Tust du nicht“, meinte ich und nahm ihr den Topf vom Herd, „Satoru weiß nur nicht, was gut ist.“

„Weiß ich sehr wohl, ich kann dummerweise besser kochen als ihr. Aber ich muss gestehen, dass Lovelie immer besser wird.“ Er schaute mir über die Schulter, doch ich schob ihn beiseite und stellte alles auf den Tisch. Satoru jedoch konnte es nicht lassen, den Deckel anzuheben und nachzuschauen, was sie gekocht hatte. „Schmeckt es nur annähernd so gut, wie es aussieht, dann wird es fantastisch“, bemerkte er schließlich.

„Danke“, Lovelie lachte und nahm Platz. „Ich hoffe, es schmeckt euch.“

„Sicher“, nickte ich und nahm mir gleich mal etwas. Als alle versorgt waren, sah ich skeptisch zu Lovelie. „Seit wann der Teller so leer, hm?“

„Ich…ach weißt du, ich will gar nicht so viel.“ Sie seufzte und stützte ihr Kinn in ihre Hand. „Ich habe während dem Kochen ein wenig genascht… und außerdem ist mir etwas flau.“

„Schlimm?“, fragte ich besorgt, doch sie schüttelte den Kopf. „Es geht. Sie springen nur wieder umher, habe ich das Gefühl.“ Lovelie seufzte, lächelte dann aber wieder und begann zu essen. Ich musterte sie noch einen Moment, dann tat ich es ihr gleich.

Sie war eine wirklich hübsche, junge Frau geworden. In letzter Zeit sah sie etwas müde und abgeschlagen aus, was wohl einerseits daran lag, dass ihr nun doch ab und zu übel war, andererseits daran, dass die Prüfungsvorbereitungen an ihr wie an uns allen zehrten. Aber selbst diese kleinen Schatten unter ihren Augen gaben ihrer Schönheit keinen Abriss. Im Gegenteil. Die weiblichen Rundungen, die sie langsam immer mehr anlegte, ließen sie sehr attraktiv aussehen. Satoru war ihre Ausstrahlung ebenfalls aufgefallen. Und Dad hatte mir gesagt, dass nichts über die Ausstrahlung einer Schwangeren ging. Sie waren wunderschön und strahlten Lebensfreude aus, so waren seine Worte. Und ja, er hatte definitiv Recht.
 

„Was guckst du so, Shinji?“, schlich sich Lovelies Kichern in meine Gedanken, während sie mir mit dem Fuß unter dem Tisch am Bein entlang strich. Als ich sie anblickte, schmunzelte sie frech.

„Nichts…ich genieß das Essen.“

„Und starrst mich dabei an?“

„Nun, also…“, ich wurde rot und zupfte mir verlegen am Kragen meines Oberteils herum. Hilfesuchend sah ich zu Satoru, der jedoch konsequent auf seinen Teller schaute. Ich räusperte mich, doch er ignorierte mich weiter. Schließlich lachte Lovelie herzhaft auf.

„Ihr seid mir ein paar Experten…oh je“, glucksend strich sie sich über die Augen.

„Menno. Ihr macht euch nur über mich lustig“, tat ich mein Leid unterdessen kund.

„Was? Gar nicht wahr. Oder Satoru?“

„Wir lachen dich nicht aus. Wir lachen nur mit dir.“ - Sein typischer Standardsatz.

„Komischerweise lacht ihr aber mehr über mich als euch.“

„Als ob wir was dafür könnten, wenn du dich selbst nicht lustig findest.“

Fassungslos sah ich zu Satoru, der mich herausfordernd anblickte.

„Du alte Eule!“

„Selber, Hamsterbacke!“

„Jungs, aufhören. Wenn ihr jetzt ernsthaft anfangt zu streiten, schreie ich.“

Ich ignorierte Love ausnahmsweise und begann mich mit Satoru verbal zu duellieren, bis uns ein lauter Knall stocken ließ- Lovelie hatte mit der Faust auf den Tisch geschlagen- und damit auch ihre Schale, die noch vor ihr stand, getroffen. „Hört auf mit dem Mist! Man, Spaß ist in Ordnung, aber nicht, wenn es dann so ausartet. Dann habe ich echt keine Lust, jedes Mal den Mittler zu spielen, ihr seid groß genug, verdammt!“

Eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Dennoch sah ich besorgt auf ihr rotes Handgelenk. „Alles in Ordnung…?“

„Ja…alles in Ordnung. Nur habe ich mich gerade zu sehr aufgeregt, die Zwillinge springen wild umher, Mist. Wisst ihr was, ich gehe jetzt ALLEIN baden um mich zu beruhigen, ihr esst unterdessen auf, räumt ab und vertragt euch. Bis dann.“ Damit erhob sie sich auch schon und ging schneller, als wir schauen konnten. Einige Sekunden sah ich ihr nach, dann schob ich meine Schüssel beiseite und ließ den Kopf auf den Tisch sinken. „Sie…ist so gruselig, wenn sie so ist“, murmelte ich mit gespielt weinerlichem Unterton. Auch Sato seufzte. „Ich mag ihre Stimmungsschwankungen, die sie neuerdings hat, sowieso nicht. Letztens ist sie mir wegen einer Kleinigkeit halb ausgerastet.“

Ich hob meinen Kopf wieder und strich mir die Haare aus der Stirn.

„Wir dürfen sie eben nicht so stressen…“

„Hm. Ich denke auch, es liegt an den Prüfungen. Sie gibt es nicht zu und sagt immer, sie nimmt es nicht so ernst. Aber sie lernt schon ganz schön.“

„Hm….hoffentlich ist die Prüfungszeit bald um.“

„Oh ja, auf jeden Fall.“
 

Schweigend räumten wir schließlich ab und Sato ging noch ein wenig lernen. Ich tat es ihm widerwillig gleich und verzog mich in mein Zimmer. Genervt seufzend schob ich mir meine Lesebrille auf die Nase und klemmte mich hinter meine Aufzeichnungen.

Ich habe keine Ahnung mehr wann, aber irgendwann klopfte es zaghaft an meine Zimmertür. Als ich aufsah, stand Lovelie unsicher im Schlafanzug in der Zimmertür. „Kann…kann ich reinkommen?“

Ich nickte lächelnd. „Klar.“ Damit rutschte ich auch schon etwas zurück, um ihr Platz auf meinem Schoß zu machen. Wie sie zu mir lief ließ mich breit schmunzeln. Sie liebte total Kigurumis als Schlafanzug und trug auch heute wieder einen- den einer Katze. Sie hatte noch einige andere, doch die Katzen standen ihr am Besten.

„Du bist echt putzig“, lachte ich deshalb und schlang vorsichtig die Arme um sie.

„Was? Wieso?“

„Die Kapuze ist niedlich…und der Katzenschwanz wackelt so lustig, wenn du läufst.“

„Mir egal…ich trag sie gern. Sie sind schön warm und vor allem auch Schwangerschaftsfreundlich.“

„War ja auch nicht böse gemeint“, flüsterte ich und legte den Kopf auf ihre Schulter, atmete ihren Duft tief ein.

Eine Weile saßen wir so da, bis sie leise ihr Wort an mich richtete. „Du…das in der Küche…tut mir leid. Ich wollte euch beide nicht so anschreien. Ich habe mich auch schon bei Satoru entschuldigt.“

„Ach, halb so wild“, meinte ich nur Schulterzuckend.

„Nein, ehrlich. Ich war etwas gemein zu euch…aber ich kann manchmal nichts dafür. Wenn ich mich so k.o. fühle, werde ich schnell gereizt, tut mir leid.“

„Das ist doch ganz normal…“, zärtlich strich ich ihr lächelnd eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Aber sag, geht es dir wirklich gut?“

„Hm…es geht. Weißt du, erst beim Möbelkauf habe ich deinem Mapa gesagt, mir geht es erstaunlich gut und jetzt…in letzter Zeit fühle ich mich ziemlich erschöpft. Ich hoffe, das legt sich zumindest nach der Prüfung etwas. Was von der Schwangerschaft ausgeht, kann ich ja nicht unbedingt beeinflussen, was sich mir da mein Körper für lustige Sachen einfallen lässt.“ Sie schmunzelte.

„Da werden wir uns wohl überraschen lassen müssen.“

„Scheint so.“

„Kein Problem. Wir meistern das alles. Es gibt nichts, womit wir nicht fertig werden, ok?“, ich stupste ihre Nase mit meiner an, sodass sie leise lachte. Ah, wie ich es liebte. „Richtig“, hauchte sie nickend.

„Außerdem Kätzchen…bedenke, du trägst zwei Kinder. Das ist eine stärkere Belastung als eine Einzelkindschwangerschaft. Du kannst also froh sein, dass es nicht eher schon so los ging.“

„Stimmt…oh man. Das kann noch was werden. Die Geburt irgendwann wird sicher fantastisch.“

„Seit wann so ironisch?“, grinste ich.

„Tja, dein Mapa färbt ab“, schmunzelte sie, „Nein Spaß. Aber was sagst du dazu, dass mir zum Kaiserschnitt geraten wird?“

„Ich finde es faszinierend, dass du dich mit der Ärztin schon jetzt darüber unterhältst. Bis dahin ist noch so viel Zeit…“

„Ich habe damit nicht angefangen. Ich habe sie nur normal gefragt, was bei Zwillingen häufiger ist.“

„Aber du willst das nicht.“

„Richtig. Nur im äußersten Notfall.“

„Also…wenn es Komplikationen geben sollte…“, murmelte ich leise und hatte schon Horrorszenarien im Kopf, die ich schnell vertrieb.

„Richtig. Oder wenn ein Kind in Steißlage ist…aber darüber werde ich mich mit den Ärzten kurz vorher noch einmal unterhalten. Du hast Recht, es ist noch viel zu früh.“

„Genau“, grinste ich und küsste ihre Wange, ehe mein Blick seufzend auf meine Hefte fiel.

„Würdest du mich mal abfragen?“

„Gern, wenn du das willst. Aber du musst mir nachher auch noch einmal helfen…Wobei brauchst du denn Hilfe?“
 


 

~~**~~
 


 

Shinji hat gar nicht so unrecht...Puppenarme brechen schnell *lach*
 

Danke an:
 

@Kaiphil: Sie xD? Eigentlich ist er ja wieder ein er ;) Aber ja, eigentlich freut er sich. Aber das zeigen? Pah, Michio doch nich ;)
 

@Lucel: Ja, ne? Süß. Hab etwas gebraucht, aber die Bilder fand ich ganz süß. Und hm...ich hatte gerade den Einfall Michios Spruch wäre sicher T-Shirt geeignet...wäre sicher ein Verkaufserfolg xDDD!
 

Bis bald.
 


 

~~**~~

75. - Prüfungen und andere Katastrophen

75. - Prüfungen und andere Katastrophen
 

Lovelie tritt den Weg in die Schule an
 

„Du schaffst das“, sagte Shinji aufmunternd zu mir und lächelte schief, während ich nur die Augen verdrehte. „Du hast mehr Panik vor deinen als ich vor meinen Prüfungen, also bitte.“

„Das…stimmt gar nicht!“

„Satoru?“

„Shinji, sie hat Recht.“

Ach, es war schön zu wissen, noch einen objektiv denkenden Freund zu haben. Shinji sah das aber scheinbar anders und seufzte schwer.

„Wie dem auch sei…ich wünsche dir heute trotzdem viiiiel Glück.“ Er legte die Arme um mich und hauchte mir einen Kuss auf den Scheitel. „Danke“, flüsterte ich schmunzelnd und genoss einen Moment seine Nähe, bevor er mich für Satoru frei gab.

„Wie er schon sagt- nur brauchst du eigentlich kein Glück. Du kannst das, Kätzchen. Denk daran, was wir gestern geübt haben.“

„Ja. Und ihr denkt an das, was wir geübt haben…auch wenn ich davon nicht viel verstanden habe…aber Hauptsache, ihr habt es verstanden!“

„Ja“, nickte Satoru, während Shinji sich ein „Na ich weiß nicht...“, abrang. Ich lachte nur und zog sein Gesicht zu mir. „Du schaffst das auch. Wie Sato. Okay?“

„Ich…probier es“, war seine zaghafte Antwort, nachdem er mir lange in die Augen gesehen hatte. Eigentlich war er ganz niedlich mit seiner Prüfungsangst und lenkte mich ganz gut von meiner eigenen Nervosität ab, aber trotzdem: Ich wünschte vor allem Shinji viel Erfolg. Bei Satoru war ich mir ziemlich sicher, dass er es konnte.

„Lovelie!“, rief mich Hana -eine meiner Klassenkameradinnen, nicht Hexe Hana- und winkte mir von Weitem zu, als sie näher kam. „Das ist wohl das Stichwort…“, murmelte Shinji und gab mich -sichtlich unzufrieden darüber- endgültig frei. „Alles Gute, viel Erfolg und bis später. Schreib einfach, wenn du fertig bist, ja?“

„Ihr auch, je nachdem, wer eher fertig wird…ihr schafft das!“ Sie drückten mich noch einmal, dann zog Satoru Shinji regelrecht mit sich. Ich sah ihnen kurz schmunzelnd nach, ehe mich Hana einholte.

„Hallo Lovelie! Na, aufgeregt?“

„Ja…schon…Hauptsache, mir wird nicht schlecht“, scherzte ich. Doch Hana schien erschrocken.

„Geht es dir so…mies? Also wegen den…Babys da?“

„Was? Nein, nein, es geht. Ich bin nur aufgeregt.“

„Ach so, entschuldige“, meinte sie schnell und wurde rot. Ach, das war echt süß. Die Hälfte meiner Klasse wusste nicht mehr, wie sie mit mir umgehen sollte und ich war beinah etwas in die Außenseiterrolle gerutscht. Nur meine üblichen Schulfreunde hielten noch zu mir.
 

„Kein Problem. Ist doch nichts, worüber ich nicht sprechen würde“, entgegnete ich ehrlich und machte mich auf den Weg mit ihr.

„Trotzdem“, meinte sie immer noch verlegen. „Ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll…“

„Das weiß die halbe Klasse nicht, mach dir also keine Gedanken.“ Ich war die seltsamen Blicke langsam müde und eigentlich kümmerte es mich auch nicht mehr. Sollten sie mich nur alle anschauen. Mittlerweile schaute mich eh die ganze Schule an.

„Nein, ich…also ich bewundere dich irgendwo…es ist halt nur so ungewohnt…“

Ich stockte, blieb stehen und starrte sie an. Geistreich entkam mir ein: „Hä?“

„Naja…du bist eine Musikerin…und du bekommst Kinder und wirkst schon so erwachsen obwohl wir noch zur Schule gehen und ich weiß auch nicht. Ich wäre gern wie du.“

„Ehm…okay…“, murmelte ich und kratzte mir am Kopf, bis ich mich wieder fing und lächelte. „Glaub mir, so einfach ist und war nie alles. Privat bin ich jetzt glücklich aber hier- ich bin froh, wenn bald alles aus ist. Die Schule nervt mich. Selbst die Lehrer schauen komisch.“

„Es ist ungewohnt“, nickte Hana, „Aber du kannst stolz sein.“

„Findest du?“

„Ja…ich könnte das nicht. Du bist wirklich stark.“ Wir waren mittlerweile vor dem Prüfungssaal angekommen. „Ich muss dort hinten sitzen…ich wünsche dir viel Erfolg, Lovelie.“

„Danke, Hana-chan…“, verwirrt sah ich ihr nach und wollte gerade zu meinen anderen Freundinnen, als Jewelie mir um den Hals fiel. Erschrocken quiekte ich auf und sah sie schmollend an. „Was sollte das denn?!“

„Überraschung!“, lachte sie nur und knuddelte mich. „Seit wann so schreckhaft?~“

„Seit du dich hier herum treibst. Was machst du überhaupt hier?! Du musst doch ins andere Gebäude.“

„Hab einen Abstecher gemacht. Nur für dich, Süße. Masuyo lässt dich übrigens auch grüßen, er schafft es nicht rechtzeitig.“

„Verschlafen?“

„Hm, was sonst.“

„Oh, hat er nicht jetzt seinen ‘Lieblingslehrer‘?“, fiel es mir sogar ein.

„Was denkst du wohl, warum er verschlafen hat“, lachte Jewelie nur fies, während ich grinste. „Du bist gemein geworden, kleine Schwester.“

„Quatsch. Ich übernehme nur deinen Part, ihn zu ärgern. Einer muss das ja tun, wenn du…pausierst.“

„Ich darf nicht. Ginge es nach meinen Jungs, würden die mich in Watte packen“, erklärte ich.

„Bei Shinji zumindest nachvollziehbar…Aber hey, ich muss gleich wieder los. Ich wünsche dir alles Gute für die Arbeit, ja? Du schaffst das!“

„Das ist eine Prüfung.“

„Ach quatsch, auch nur eine GROßE Arbeit. Mehr nicht. Denke an den Ishihara-Kämpfergeist! Auch schwanger verlässt der dich nicht und wird dich durch die Prüfung geleiten! Außerdem ist es keine Aufnahmeprüfung, nur eine letzte Abschlussarbeit*“, in Kampfespose reckte Jewelie die Faust, sodass ich lachen musste. „Du solltest dich mal untersuchen lassen, ich mache mir Sorgen um deinen Geisteszustand“, neckte ich sie.

„Jaja, du dann aber auch, das ist ein Familienschaden.“ Schmunzelnd schlang sie die Arme um mich und drückte mich noch einmal. „Du schaffst das, ja?“

Ihr Blick war ernster als noch zuvor, sodass ich genauso ernst nickte.

„Sehr schön.“ Damit eilte sie auch schon wieder davon. Lächelnd sah ich ihr nach, dann ging ich ins Zimmer und quatschte noch ein wenig mit meinen Freundinnen. Sie alle waren aufgeregt und schrecklich nervös. Etwas, das wir dezent gemeinsam hatten, nur, dass ich mir auch Sorgen um etwas anderes machte. Wenn ich so aufgeregt wurde wie jetzt, wurde mir schlecht und darauf hatte ich keine Lust. Zum Glück durfte ich in Türnähe sitzen und auch sonst wurde viel Rücksicht auf mich genommen. Dafür, dass mich inoffiziell alle anglotzten, waren sie offiziell supernett und rücksichtsvoll. Sogar eine größere Schuluniform hatte es für mich gegeben. Ob die auch so zu mir gewesen wären, wenn ich ein normales Kind, ohne bekannte Eltern gewesen wäre? Wahrscheinlich eher nicht, dann wäre ich vielleicht noch von der Schule geschmissen worden.

Aber darüber wollte ich mir nicht länger den Kopf zerbrechen. Ich war verheiratet, ganz legal.
 

Der Lehrer belehrte gerade alle und unsere Handys wurden eingesammelt. Danach erklärte er noch einmal kurz den Ablauf und schließlich wurden die ‚Prüfungen‘ ausgeteilt. Seufzend sah ich noch einmal zur Uhr, bevor ich mich dem Papierkram widmete. Es war nicht einfach, aber auch nicht unlösbar auf den ersten Blick. Ich würde einfach mein Bestes geben, so gut ich konnte. Im Gegensatz zu denen, die die besten Ergebnisse erzielen wollten, hatte ich zwar keinen Nachhilfeunterricht genommen, aber darauf kam es mir auch nicht an. Für mich zählte meine Familie im Aufbau und meine Musik und das war etwas, was viele hier einfach nicht verstanden. Doch es war mir egal. Für mich zählten andere Dinge und das hier war mir nebensächlich.
 

Als die Prüfung endlich vorbei war, streckte ich tief durchatmend die Füße aus. Eigentlich war alles ganz gut gelaufen, ich hatte nur einmal zwischendurch auf die Toilette gemusst, doch da kam einfach ein zweiter Lehrer mit.

Der Lehrer erklärte noch kurz etwas, dann durften wir gehen. Ich packte meine Sachen zusammen und lächelte leicht, als ich mein Handy wiedererhielt. Ich schrieb den Jungs eine Nachricht und legte mir meine Tasche um. Meine Freundinnen kamen wenig später auf mich zu.

„Und Love, wie fandest du es?“

„Eigentlich ganz gut. Nicht so schwer.“

„Ja, ne? Die Aufnahmeprüfung war tausendmal schwerer“, meinte Arisa.

„Es ist allgemein bekannt, dass die schwerer sind“, kam es hingegen von Mariko, die ziemlich entspannt schien.

„Ich fand die Arbeit nicht so gut…bei der vorletzten Aufgabe hatte ich ganz schön zu tun“, entgegnete wiederum Mia, meine Freundin mit den halb-amerikanischen Wurzeln. Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis ich los machen wollte, da ich keine Lust hatte, so lang zu stehen. Ich lief mit Arisa den Gang entlang, bis ihr ein leises „Oh oh“, entkam. Verwirrt sah ich zu ihr rüber. „Alles in Ordnung?“

„Da vorn kommt Haruka. Sie schaut schon hierher…“

Ich folgte ihrem Blick und augenblicklich verwandelte sich mein Gesicht in eine Steinmaske. Haruka. Wenn ich jemanden an dieser Schule absolut nicht leiden konnte, dann sie. Sie stammte aus meiner Parallelklasse und hatte, warum auch immer, ein Problem mit mir. Sie war es damals gewesen, die die Paparazzi erst auf mich losgehetzt hatte. Das hatte ich mir denken können, aber erst ihre gehässige Frage bei Sport „Du kannst wohl nicht mitmachen? Dann stimmt es ja, was die Zeitungen schreiben“ hatte mir Gewissheit gegeben. Ich verschränkte die Arme und trat einige Meter vor, als sie genau auf mich zuhielt. „Was willst du?“, fragte ich kühl.

„Hallo Lovelie, schön, dich zu sehen. Den Tag gut überstanden?“, fragte sie scheinheilig.

„Wüsste nicht, was dich das anginge.“

„Oh, schlecht abgeschnitten? Kein Wunder, kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, wild durch die Gegend zu feiern und nebenbei noch zur Schule zu gehen.“

„Ich feier überhaupt nicht wild durch die Gegend“, lachte ich leise auf und schüttelte den Kopf, „Du hast ein ganz schön seltsames Verständnis von Musikern, oder?“

„Pah, du und Musikerin. Du kannst dich glücklich schätzen, dass deine Eltern so bekannt sind, sonst wärst du ein Nichts.“

„Ja, ich bin ihnen sehr dankbar“, meinte ich ironisch und hob eine Braue. Die war ja heute zickiger denn je. „Noch was, oder war‘s das?“

„Du denkst, du kannst die große Klappe haben, oder wie?“, Haruka kam mir immer näher, während mein Blick hinter sie fiel, wo einige ihrer Mädels standen. „Lovelie, lass es sein, die ist es nicht wert“, rief Arisa.

„Ja, hau nur ab, Lovelie. Geh zurück zu deinem Typen, der dich sicher jeden Tag freudig vernascht.“

„Na warte!“

„Stopp!“, Arisa packte mich und zog mich an sich, „Lass dich nicht darauf ein, die ist doch nur neidisch!“

Ich sah zu Haruka, die mich herausfordernd anblickte. Mir entkam nur ein leises Schnauben und ich strich mir die Ärmel glatt, als Arisa mich wieder losließ. „Du hast doch absolut keine Ahnung, Haruka. Ich weiß nicht, was dein Problem ist, weil ich dir gegenüber nie schlecht eingestellt war. Wenn du eifersüchtig bist, kann ich nichts dafür. Aber lass meine Familie aus dem Spiel. Sowohl meine Eltern, als auch meinen Mann und meine Kinder. Sie sind allesamt wundervolle Menschen.“ Ich lächelte sie an und drehte auf dem Absatz um, wollte zu Arisa, die freudig gejohlt hatte. Ich wollte auf sie zugehen, doch da zerschnitt ein Wort regelrecht die Stille: „Schlampe.“
 

Augenblicklich drehte ich mich auf dem Absatz um und eilte auf sie zu, packte sie am Kragen. „Sag mal spinnst du jetzt völlig oder was?!“

„Fass mich nicht an du blöde Kuh! Ich kann nichts dafür, wenn du dir Braten in die Röhre schieben lässt!“

Ich knallte ihr eine und drängte sie an die Wand. „Du kannst mich beleidigen wie du willst, aber lass meine Kinder aus dem Spiel! Ich liebe sie und lasse nicht zu, dass du so schlecht über sie sprichst! Wo ist überhaupt dein Problem!? Dann beginne ich eben eher mit meiner Familienplanung als andere, na und?! Das kann dir doch egal sein!“, ich rüttelte sie an ihrem Kragen, bis einige Lehrer angeeilt kamen. „Hey! HEY! Auseinander ihr beiden!“, sie hatten ernsthaft zu tun, uns auseinander zu bekommen, denn Haruka hatte damit begonnen, sich in mein Gesicht zu krallen, während ich sie weiter am Kragen gepackt hielt. Schließlich schafften sie es jedoch und brachten uns beide ins Zimmer des Direktors.
 

~*~
 

Auch Shinji hat es geschafft
 

„So, nur noch morgen der Rest und dann…geschafft“, Satoru lachte, während wir zur Tür hinaus schlenderten. Ich nickte zufrieden und stopfte mir ein Onigiri in den Mund. Die ersten Prüfungen waren überstanden und fielen im Gegensatz zu den Aufnahmeprüfungen relativ einfach aus. Dafür musste ich wohl aber auch Satoru danken, der mir so fleißig beim Lernen geholfen hatte. „Hat Lovelie dir schon geschrieben?“

„Moment…“, ich kramte mein Handy heraus und nickte. „Ja…vor gut einer Stunde. Das sie fertig sei und dann hat sie gefragt, ob wir schon soweit sind.“

„Oh, sie ist sicher schon nach Hause gegangen.“ Satoru nahm sich eine der kleinen Sushirollen aus meinem Esspaket. „Macht hungrig so eine Prüfung, oder?“, lachte ich.

„Auf jeden Fall“, stimmte er zu.

Ich wollte ihn gerade noch etwas fragen, da kam Jewelie durch das Tor des Universitätsgeländes gerannt. „Shinji! Satoru!“

„Nanu, was machst du denn hier? Hast du schon Schluss?“, fragte ich blinzelnd, als sie keuchend vor mir zum Stehen kam.

„Lovelie…! Sie ist noch in der Schule…!“

„Echt? Ich dachte, sie ist heim. Hat sie dich geschickt?“

„Nein…nein…ich…danke“, Jewelie griff nach dem Trinken, was Satoru ihr reichte.

Wir ließen sie erst einmal zur Ruhe kommen.

„Lovelie ist noch in der Schule…Ma und Pa sind auch da…sie mussten sie abholen…“

„Was?! Ist ihr schlecht geworden?!“, entkam es mir sofort entsetzt.

„Nein…sie hat sich geprügelt.“
 

„Eh..?“, mein Blick wanderte zu Satoru, der ebenfalls dümmlich dreinblickte. „Wir reden von derselben, schwangeren, liebenswerten Lovelie?“

„Ja…sie wurde von der Megazicke aus der anderen Klasse dumm gemacht und dann haben sie sich wohl geprügelt.“

Mir entgleiste mein gesamtes Gesicht, dann sah ich wieder zu Satoru, der nicht viel anders guckte. „Ehm…okay…“

„Was…wird jetzt mit ihr gemacht?“, fragte ich vorsichtig.

„Weiß ich nicht…kommt am besten einfach mit!“, Jewel packte uns an den Armen und zog uns mit sich mit. Wir stolperten ihr mehr oder minder nach.

„Jewelie! Wir…wir gehen nicht mehr an die Schule, wir dürfen gar nicht dort rein…“

„Ist doch völlig egal. Du bist ihr Mann, du darfst sie abholen, basta.“ Beharrlich schliff sie uns weiter, über den Weg zur Schule und anschließend ins Gebäude. Zum ersten Mal überhaupt dachte ich mir, dass es vielleicht nicht so gut war, dass alles so nah beieinander lag. Andererseits…mussten wir zu Lovelie! Wer auch immer sie angegriffen hatte, ich musste wissen, wie es ihr ging!

„Wo müssen wir hin?“

„Ich glaube, die sind noch immer im Büro des Rektors. Also gehen wir dort hin.“ Jewelie ließ uns los und lief voraus, wir hatten zu tun, mit ihr Schritt zu halten.

„Sind sie noch drin?“, fragte Jewel wenig später zwei Mädchen, die vor der Tür des Direktors standen. Das Zimmer kannte ich nur zu gut, da war ich damals selbst oft genug gewesen.

„Ja. Es ist bisher keiner rausgekommen.“

„Habt ihr was gehört?“

„Nein, die Tür ist zu dick.“

„Danke.“ Jewelie nickte ihnen zu und mir wurde bewusst, dass das wohl ihre Clique sein musste. Wow, sie wirkte gerade wie eine rebellische Anführerin, so kannte ich sie noch gar nicht…ob Lovelie in der Schule etwa auch so war?

„Shin, Sato, kommt her.“

„Und was nun?“, fragte ich.

„Was nun? Na wir gehen da rein.“

„Ich glaube nicht, dass wir das tun sollten, Jewelie. Wir sollten lieber warten“, meinte auch die Stimme der Vernunft- Satoru.

„Ach, scheiß drauf.“

Und schon riss die Schwester meiner Liebsten hammerhart mit einem Schlag die Tür auf und wir platzten ins Zimmer des Direktors. Augenblicklich starrten uns alle an. Lovelie, ihre Eltern, der Direktor und ein Mädchen mit einer Frau, die wie deren Mutter aussah.
 

„Was wollt ihr denn hier?“, fragte der Direktor ernst und erhob sich. „Und wer seid ihr überhaupt alle? Also du bist die Schwester…“

„Und ich bin der Mann von Lovelie“, meinte ich ernst, „Das da ist Satoru, mein bester Freund. Und außerdem sollten Sie mich doch noch kennen.“ Ich verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust. Der Mann rückte sich seine Brille zurecht und musterte mich, bis sich seine Augen weiteten.

„Shinji Matsumura…bist du das?!“

„Ja“, lachte ich nur und steckte die Hände schmunzelnd in die Hosentaschen, „Ich bin enttäuscht, ich dachte, so oft, wie ich bei Ihnen war, müssten Sie mich noch kennen.“

„Oh Junge, das ist doch schon lange her…Wie viel Jahre bist du nun schon raus?“

„4 Jahre.“

„Na siehst du…aber ja, dich habe ich nicht vergessen. Wie auch….aber gut. Du sagtest, du bist der Mann von Lovelie Ishi-“

„Matsumura. Ich heiße jetzt Matsumura“, mischte sie sich von ihrem Stuhl aus trotzig ein.

„Ach ja, ich vergaß. Eigentlich hätte der Nachname mir zu denken geben müssen, aber gut…Schon sehr faszinierend, was das Schicksal für Wege geht. Das ausgerechnet meine beiden größten Unruhestifter mal heiraten…herrje.“

Ich hob eine Braue. „Lovelie kann doch nie und nimmer so viel Blödsinn gemacht haben.“

„Ach glaub mir, sie hat auch schon einiges angestellt. Ich mag euren Blödsinn nicht gutheißen, aber immerhin habt ihr wenigstens jedes Mal einen guten Grund dafür.“

„Ich hatte immer gute Gründe. Wenn jemand meine Familie beleidigt, musste ich mich doch wehren“, entgegnete ich mit einem schiefen Lächeln.

„Ja, das sehe ich genauso“, mischte Lovelie sich ein, „Nur leider gibt es immer wieder Menschen, die Andersartigkeit nicht verstehen können.“ Damit warf sie dem Mädchen wenige Meter von sich einen mörderischen Blick zu, sodass diese den Blick beschämt senkte.

„Was ist denn nun eigentlich vorgefallen?“, wollte ich wissen.

„Eine kleine Meinungsverschiedenheit“, erklärte der Direktor locker. Man, ich musste ihn ganz schön abgehärtet haben. Bei mir war er damals noch strenger gewesen. „Nichts Neues in dem Sinne…nur die Tatsache, dass Lovelie sich prügelt, überraschte mich. Das hat sie sonst noch nie getan.“

„Wer meine Familie beleidigt.“ Lovelie sah ernsthaft gekränkt aus, weshalb ich zu dem Mädchen sah. „Was hast du denn zu ihr gesagt?“

Sie schwieg, weshalb Lovelie meinte: „Die hat meine Kinder beleidigt und mich als Schlampe betitelt! Als wenn sie eine Ahnung davon hätte, so jung Mutter zu werden! Ich habe ihr nie etwas getan. Aber sie konnte mich noch nie leiden. Warum auch immer. Sie war es auch, die zur Zeitung gegangen ist, Shinji!“

„Ach so ist das?!“, meinte ich nun und mein Gesicht verfinsterte sich, sodass Satoru mich lieber am Arm packte und auch der Direktor meinte: „Hey! Ganz ruhig, Shinji. Noch mehr Ärger brauchen wir hier nicht.“

„Aber sie hat uns das Leben zur Hölle gemacht!“, entgegnete ich nun gereizt, „Wissen Sie, wie unangenehm es ist, wenn diverse Fotografen bei einem vor der Haustür stehen und schauen, was Sie machen, was Sie womöglich in den Müll schmeißen oder wenn die einen mit delikaten Fragen bedrängen? Es war mehr als unangenehm für uns alle und es dauerte lange, bis wir endlich wieder Ruhe hatten!“

„Ist das wahr?“, fragte die Mutter von dem Mädchen an diese gewandt, „Hast du so etwas wirklich getan?“

„Ja…“, gestand diese kleinlaut, „Ich wusste ja nicht-“

„Ich schäme mich so für dich. Es tut mir sehr, sehr leid, was meine Tochter angestellt hat.“ Die Frau erhob sich und deutete eine tiefe Verbeugung an. „Ich hatte keine Ahnung, was sie getan hat. Es tut mir wirklich sehr leid, Ihnen solche Unannehmlichkeiten bereitet zu haben.“

„Schon okay“, meinte ich abwehrend, da mir sowas dann doch zu unangenehm war, „Mir reicht es, wenn ihre Tochter Lovelie und uns in Ruhe lässt und hoffentlich aus der Sache etwas gelernt hat.“

„Haruka?“

„Es tut mir leid…ich wusste nicht, was ich angerichtet habe, wirklich. Lovelie?“

„Ja?!“

„Verzeih mir bitte. Ich werde ab sofort nichts mehr zu dir sagen, entschuldige.“

„Hm. Hoffentlich. Weißt du, es ist so oder so nicht einfach, jung Mutter zu werden. Da brauche ich nicht noch mehr Leute, die darüber abziehen. Ich weiß, es ist nicht üblich und manche mögen es als falsch oder schlimm empfinden, aber das ist mir egal. Ich möchte den Leuten das Gegenteil beweisen und eine gute Mutter werden…von daher sorry, dass ich dich geschlagen habe. Aber du hattest eine Grenze überschritten.“

„Schon gut, ich verstehe. Verzeih. Auch an deine Freunde und deinen Mann.“

Ich nickte nur und sah zum Direktor, der etwas überfordert durch meinen Blick schien. „Sonst noch was? Gibt es irgendeine Strafe? Ich denke doch, mal eher nicht. Ich weiß, ich musste früher die Flure putzen, aber das können Sie ihnen doch nicht zumuten. Haruka da hat ihr Fehlverhalten wie s scheint begriffen und Lovelie ist schwanger, sie darf nichts körperlich Anstrengendes tun.“

Der Rektor starrte mich perplex an, bis er sich wieder fing und sich mit einem Taschentuch über die Stirn wischte. „Ja…ja, natürlich, das wäre nicht gut. Nun denn- ich belasse es bei einer Verwarnung. Aber wehe, es fällt bis zur Zeugnisausgabe noch etwas an. Noch kann ich euch der Schule verweisen, verstanden?“

„Verstanden.“ Lovelie war die Erste, die sich erhob und fertig machte und auch der Rest verfiel in Aufbruchsstimmung.
 

Kaum war hinter uns die Tür geschlossen, schob sich Jewelie vor mein Gesicht. „Das war ja geil!“, lachte sie fröhlich, „Ich wusste gar nicht, dass du den Direktor auch kennst?“

„Klar. Ich war doch auch mal hier.“, grinste ich nur und deutete auf Satoru, „Dass er ihn nicht kennt, verstehe ich schon eher. Sato war kaum bei ihm. Aber ich…sehr oft, ja. Aber beim Grundschullehrer war ich noch öfter.“

„Oha.“

„Ich verstehe nicht, warum wir jetzt eigentlich kommen mussten“, erklärte Takamasa schmunzelnd und legte seiner Frau einen Arm um, „Shinji hat das doch alles super geklärt.“

Ich lächelte zufrieden, doch eine Stimme ließ mich aufhorchen. Das Mädchen aus dem Zimmer, das ihrer Mutter nachlief, drehte sich noch einmal um. „Ehm…Shinji oder wie du heißt?“

„Ja?“

„Danke, dass du dich für mich eingesetzt hast am Ende.“

„Schon okay. Solange du etwas daraus gelernt hast.“

Sie nickte und folgte schnell wieder ihrer Mutter. Ich lächelte schief und drehte mich zu Lovelie, die immer noch böse dreinblickte. „Was schaust du denn noch so“, lachte ich leise und nahm sie in den Arm, „Ist doch wieder alles gut.“

Lovelie brummte nur und lehnte den Kopf an meine Seite. „Ich bin ihr trotzdem sauer. Das war einfach nur gemein und es war auch nicht das erste Mal, sie war ja schon eher so.“

„Ja, aber trotzdem…denk einfach nicht mehr weiter daran. Sie sah aus, als wenn sie es sich nächstes Mal lieber zweimal überlegt, bevor sie dich nervt. Außerdem ärger dich nicht, sonst beschwert sich wieder jemand“, ich stupste ihr liebevoll gegen den Bauch und gab ihr einen Kuss gegen den Hals, sodass sie leise lachen musste. Ich wusste doch, wo ihre empfindlichen Stellen waren.

„Na gut“, murmelte sie schließlich leise.

„Schön.“ Ich lächelte und sah zu Satoru, der auf die Uhr blickte. „Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich habe Hunger“, gab er laut bekannt.

„Wir können irgendwo essen gehen“, schlug Takamasa vor, „Wir sind mit dem Wagen da, also können wir irgendwo hin fahren.“

„Das ist eine schöne Idee“, seufzte Lovelie und auch ich nickte. So hungerstillend war mein Reisbällchen dann doch nicht gewesen.

„Cool, ich komme auch mit“, erklärte Jewelie und fing sich daraufhin einen skeptischen Blick ihrer Mutter ein. „Schatz, du hast doch noch Unterricht, oder?“

„Pah“, Jewelie winkte ab, „Da habe ich jetzt doch eh schon gefehlt, weil ich Satoru und Shinji geholt habe. Außerdem verpasse ich heute eh nichts mehr.“

„Jewelie, du schwänzt nicht den Unterricht.“

„Ach, lass sie doch das eine Mal“, lachte Takamasa, „Sie muss es doch selbst wissen und das eine Mal…“

Melody verzog den Mund und betrachtete ihre Tochter lange, bis sie schließlich seufzte. „Na gut. Aber nur, wenn es bei dem einen Mal bleibt.“

„Okay.“ Lachend lief Jewelie zu ihrer Schwester und hakte sich bei ihr ein. Ich schmunzelte und gesellte mich zu Satoru. „Jewelie?“

„Ja?“

„Danke, dass du uns geholt hast.“

„Ach, kein Ding. Wenn meine Schwester in Not ist, muss ich doch zu ihr halten.“ Fröhlich lief sie mit Lovelie los, während wir anderen ihnen folgten. Ich wusste nicht warum, aber zum ersten Mal fiel mir auf, wie stark das Band zwischen den Schwestern eigentlich war. Natürlich wusste ich, dass sie sich ab und an stritten aber sonst zusammen hielten…aber so… Es war schon ziemlich cool und ließ mich noch mehr auf die Zukunft freuen. Jewelie würde sicher eine gute Tante werden und auch so, in der Arbeit erwartete sie eine gute Zukunft. Kato hatte ihr zugesichert, dass sie in unsere Arbeit stärker einbezogen werden würde, da ihre Klamottendesigns ihm schon ziemlich zugesagt hatten.
 


 

~~**~~
 

*[link href="http://shinji-women.de.tl/Pr.ue.fungen.htm"]http://shinji-women.de.tl/Pr.ue.fungen.htm[/link]
 

Ich liebe dieses Kapitel :D
 

Vielen Dank an:

@Kaiphil: Oh, das freut mich :) Und was den Schlafanzug betrifft, habe ich auf der Homepage extra eine Seite eingerichtet: http://shinji-women.de.tl/Kigurumi.htm Ich hoffe, das hilft dir weiter^^
 

@Lucel: Puppen gehn nunmal schnell kaputt..! *lach* Ich sollte zum Spaß mal so eins erstellen, glaub ich.. *lach*
 

Bis bald!
 


 

~~**~~

76. - Bei Oma ist’s am Schönsten

76. - Bei Oma ist’s am Schönsten
 

Shinji, der fleißige Helfer
 

„Oh, ich freue mich schon so auf den ganzen Tag heute~“, quietschte ich fröhlich auf, während ich lachend die Arme in die Luft reckte. „Jo, und ich erst. Ich mag deine Großeltern. Ich wünschte, ich hätte auch solche…“

„Ach Nabu…“

„Na was denn? Die einen leben nicht mehr und die anderen sind genauso blöd wie meine Eltern, sogar noch nerviger. Da kann ich drauf verzichten.“

„Wie viele Jahre hast du schon nicht mehr mit ihnen geredet?“

„Wie alt bin ich?“

„Ehm…24?“, lachte ich und schüttelte den Kopf. „Gedächtnis wie ein Sieb.“

„Ach, Alter ist egal…aber 24…dann sind es mittlerweile gut ehm…5 Jahre.“

„Oh. Und deine Eltern?“

„4 Jahre. Und wenn es nach mir geht, gern noch länger.“

Ich seufzte schwer. „Nabu…willst du nicht wirklich noch einmal probieren, mit ihnen zu reden?“

„Nein. Keine Chance.“

„Aber es ist so viel Zeit vergangen. Dein Vater wäre vielleicht sogar stolz, würde er sehen, wie fleißig du bist.“

Mein Schlagzeuger schnaubte nur abfällig und schüttelte den Kopf. „Lass mal. Ich will nie wieder mit ihm reden, dass Thema ist gegessen. Er hat mir damals auf die Nase gerieben, dass ich nichts kann und noch einmal so einen Mist brauche ich mir nicht anhören.“

„Aber-“

„Nein Shinji. Es ist gut.“ Er blickte mich ernst von der Seite her an, sodass ich schwer seufzte und die Schultern hängen ließ. Da hatte der Farbeimer den Hamster über und über begossen, sodass er auf dem Boden kleben blieb. Ähnlich ging es meinem Kämpferwillen- Nabu war auf dem Gebiet so stur, er ließ absolut nicht mit sich reden. Nicht einmal mit Keiko. Ich hatte es selbst schon oft probiert, aber jedes Mal kamen Antworten wie jetzt. Es frustrierte mich. Ich war in einer Harmonievollen Umgebung aufgewachsen, ja, aber war es so schlimm, mir für meinen Freund ähnliches zu wünschen? Vielleicht hatte Satoru ja Recht. Ich sollte mich daran gewöhnen, dass sich gewisse Dinge auf der Welt einfach nicht ändern ließen. Und doch…ich würde weiter meine gute Laune versprühen.

Immer weiter und weiter…

„Shin.“

„Ja?“, überrascht sah ich auf.

„Ich wollte dir nicht weh tun. Du weißt, ich kann nicht so mit Worten…“

„Du hast mir nicht weh getan.“

„Trotzdem. Ich habe dich deprimiert.“

„Gar nicht.“

„Doch.“

„Nabu!“

„Shin.“

„Farbtopf!“

„Boar! Hamster!“

Nun musste er lachen und auch ich stimmte mit ein.

„Du kannst so mies sein, Shin, echt…aber komm, lass uns mal schneller laufen. Ich freue mich auf deine liebe Oma. Meinst du, sie hat wieder was gebacken?“

„Bestimmt, hat sie doch versprochen.“

Nabu nickte grinsend und so liefen wir weiter.
 

Heute war wirklich ein guter Tag.

Denn heute hatten wir uns all drei -Sato, Lovelie und ich- einvernehmlich auf einen Großelterntag geeinigt. Lovelie war bei sich daheim und hatte die halbe Familie zu Besuch, Satoru empfing bei uns zuhause seine Großeltern und ich war auf dem Weg zu meinen, mütterlicherseits. Dads Eltern wohnten nach wie vor leider weit weg von uns.

Aber so konnte ich endlich mal wieder Eri und Hideaki in Ruhe besuchen und mit ihnen reden- das letzte Mal hatte ich sie immer nur kurz gesehen und ab und an brauchte ich ihre angenehme Art dann doch mal um mich herum. Tja, und Nabu…den hatte ich eben mitgenommen. Damit er nicht so traurig war, weil wieder mal keiner für ihn Zeit hatte- das hatte er mir lange genug vorgeheult. Keiko war arbeiten, von daher... Und meine Großeltern kannten Nabu sowieso durch mich schon lange. Sie hatten sofort zugesagt, als ich fragte, ob er mitkommen durfte. Und so waren wir jetzt also unterwegs.
 

Mit freudiger Aufregung klingelte ich bei meiner Oma. Es dauerte nicht lange, da wurde uns die Tür geöffnet.

„Shinji! Oh mein Junge, schön dich zu sehen!“, begrüßte sie mich und umarmte mich liebevoll, sodass ich zufrieden einen Moment die Augen schloss. Es ging doch nichts über Omas fröhliche und herzliche Ausstrahlung. „Lass dich ansehen…ach, seit eurer Hochzeit scheinst du mir wieder gewachsen zu sein.“

„Oma“, lachte ich schmunzelnd, „Ich bin schon lange ausgewachsen. Seit ich 18 bin, bin ich nicht mehr gewachsen.“

„Ach du langer Kerl…dann schrumpfe ich vielleicht langsam immer mehr.“ Sie kicherte und sah an mir vorbei, nur um wieder zu strahlen. „Nabu! Ach mein Großer, komm her!“

„Omi~“, lachte der freudig und knuddelte sie eine halbe Ewigkeit. „Schön, dich zu sehen! Auf der Hochzeit sind wir gar nicht groß zum Reden gekommen.“

„Wem sagst du das, Junge. Aber ich wollte euch auch nicht groß stören…zumal ich ja zu tun hatte, meine Schwieger-Großeltern-Kollegen kennen zu lernen.“

Ich hob die Brauen. „Schwieger-Großeltern-Kollegen..?“

„Na wie heißt es denn sonst?“

„Keine Ahnung…“

„Na siehst du. Also muss man sich ja was Kreatives einfallen lassen. Aber genug, kommt erst einmal herein. Ich mache gerade Kekse, der Kuchen ist noch nicht fertig. Opa ist im Wohnzimmer.“

„Dann sagen wir ihm erst einmal hallo“, nickte ich und lief mit Nabu in jenes Zimmer, wo mein Großvater saß und Zeitung las. „Hideaki, du hast Besuch“, rief meine Oma aus der Küche.

Fragend sah mein Großvater von der Zeitung auf und schob sich die Brille zurecht, bevor er ebenfalls zu strahlen begann. „Hallo meine Lieben!“, meinte er und legte seine Zeitung weg, dann erhob er sich. „Bist du wirklich vorbeigekommen, Shinji.“

„Das habe ich doch versprochen“, erwiderte ich fast schon gekränkt, „Was ich verspreche, halte ich doch immer.“

„Ja, naja…ihr habt doch immer so viel zu tun.“

„Zurzeit nicht“, warf Nabu hinter mir ein, „Zurzeit warten die Jungs eigentlich nur auf ihre Prüfungsergebnisse und die Band hat auch eher wenig zu tun.“

Ich hob eine Braue. „Kling nicht so, als hätten wir zu viel Freizeit.“

„Habt ihr doch auch. Ich muss arbeiten.“

„Hey! Dafür hatten wir die letzte Zeit doch genug Stress, oder?“

„Ach ihr beiden“, lachte mein Opa und klopfte uns auf die Schulter, „Wie dem auch sei… ich freue mich, dass ihr da seid. Gerade Nabu war lange nicht mehr hier, hm?“

„Ja, das stimmt. Früher war ich öfters hier“, sinnierte der Farbtopf.

„Tja, ihr werdet eben alle groß, erfolgreich und habt keine Zeit mehr für uns“, seufzte er theatralisch, sodass ich ihn lachend in den Arm nahm. „Och Opa! Wir haben immer Zeit für dich.“

„Fast immer“, nickte Nabu strahlend, „Wenn ihr mich braucht, komm ich immer gern sofort.“

„Und ich auch“, fügte ich hinzu.

„Na schön. Aber nächstes Mal bringst du auch wieder deine Freundin und Satoru mit, ja?“

„Ja, mach ich. Wir können auch gern eine große Familienrunde machen…oder nur wir Enkel mit den Großeltern.“

„Oh Gott, bloß nicht. Ich will mir das Theater von dem Ohta und dem Yoshida nicht noch einmal antun. Es reicht, wenn ich die einmal im Jahr ertragen muss, wie zu eurer Hochzeit. Und wenn ihr eure Zwillinge bekommt, ist das einmal im Jahr schon vorprogrammiert.“

Stirnrunzelnd dachte ich an Satorus Großeltern. Hatten sie sich wieder in der Wolle gehabt? Wenn, dann war es nicht meine Hamsterwolle gewesen, die schmiss ich nur bei mir daheim herum…

Aber nein, im Ernst. Die beiden waren schon witzig, taten immer so, als könnten sie sich nicht leiden und dabei konnten sie eigentlich nicht ohne einander… nur meinem Opa ging das wohl so langsam auf die Nerven. Nicht nur er, auch mein anderer Opa hatte mich mal gefragt, ob das normal bei denen sei.
 

„Mecker doch nicht so viel herum“, lachte Oma und kam aus der Küche mit einem großen Teller Kekse an.

„Ich mecker doch gar nicht. Ich gebe nur zu, dass ich es affig finde, was sie betreiben.“

„So ist es nun aber mal bei ihnen, du müsstest sie doch langsam auch kennen. Sei froh, dass es uns nicht direkt betrifft. Die Frauen der beiden sind mehr genervt.“ Kichernd stellte sie den Teller ab. „Bedient euch, meine Lieben. Der Kuchen ist auch gleich fertig.“

„Super!“, freute ich mich und stibitzte mir gleich den ersten Keks, auch Nabu griff freudig zu, „Danke, Omi!“

„Nichts zu danken, mach ich doch gern für meine Jungs.“ Schmunzelnd lief sie wieder davon, während Opa ihr schief lächelnd nachsah. „Ach, Eri ist zu lieb für diese Welt.“

„Das stimmt“, nickte ich und grinste, „Obwohl es mich immer noch wundert, wie Mapa bei so lieben Eltern so….sein kann.“

„Michio versteckt nur seine Gefühle hinter seiner aufgesetzten Zickigkeit. War schon immer so und fiel mir vermehrt auch erst nach seiner Zeit als Frau auf.“

„Ja? Ich dachte, wegen Dad auch…“

„Auch…naja, Michio halt.“ Er grinste und schob sich einen Keks in den Mund.

„Und hier noch der Kuchen, ihr Süßen. Ich hoffe er schmeckt, ich habe den das erste Mal gemacht, ist ein ausländisches Rezept. Aber ich dachte, da ihr beide solche Naschkatzen seid…“

„Setzt dich doch endlich mal hin Eri und lass sie kosten. Es wird ihnen schon schmecken“, meinte mein Opa und dirigierte sie neben sich auf das Sofa. Oma stellte alles ab und schnitt für jeden ein Stück.

„Lasst es euch schmecken, Vorsicht, er ist noch warm…“

„Danke Omi“, schmunzelte ich nur und aß gleich mein Stück. „Hmm…wunderbar.“

„Ja? Oh das freut mich“, strahlte sie und nahm sich nun selbst auch. Mein Blick wanderte zu Nabu, der zufrieden vor sich hin mampfte. Dann sah er zu meiner Oma. „Der schmeckt sehr, sehr gut, Eri. Darf ich mich dafür irgendwie revanchieren?“

„Ah, nicht doch“, lachte sie verlegen, „Ich freu mich doch, wenn ihr da seid, dass reicht mir vollkommen.“

„Im Ernst…“, schüttelte Nabu den Kopf, „Gibt es wieder mal was für uns zu machen? Ich würde gern arbeiten, so wie früher. Oder Shin?“

„Hmm…glar…“, nuschelte ich mit vollem Mund und kaute weiter.

Oma sah ihn überlegend an, bevor sie leise seufzte. „Na gut…also, aber nur wenn ihr wollt, könnt ihr mir nachher im Garten helfen.“

„Klar, gern!“

„Eri…“, begann Opa drohend, „Das wollte ich doch machen.“

„Ja, aber bei dir kann das noch dauern, bis du das mir mal machst. Und ich will dich dann nicht wieder zum Arzt fahren.“

„Bist du krank?“. fragte ich erschrocken mit einem Blick zu meinem Großvater, der abwinkte. „Nicht doch.“

„Er hatte nur einen Hexenschuss“, nickte Oma, „Aber damit lasse ich ihn sicher nicht die Blumenkübel tragen.“

„Das können wir ja machen“, nickte Nabu und grinste, „Cool, ich kann mal wieder im Garten arbeiten! Oh, das habe ich ewig nicht mehr~“

„Du hast ja auch keinen Garten“, schmunzelte ich.

„Eben, deshalb ja. Dabei mache ich sowas eigentlich gern. Genauso wie Malern oder sowas…aber du hast mich ja nicht bei dir machen lassen“, er streckte mir die Zunge raus, sodass ich ihn pikiert anblickte. „Püh.“

„Na, Jungs“, Oma lachte, bevor sie uns wieder sanft musterte. „Wie geht es eigentlich euren Freundinnen?“

„Super“, plapperte Nabu sofort los, „Also zumindest Keiko. Wir ziehen bald zusammen- was allerdings auch nicht viel bringt, wenn ich dann bald wieder vermehrt arbeiten gehe.“

„Oh, hast du einen neuen Job?“

„Nein, ich…habe jetzt die Tage gekündigt und joar…wenn unsere Band Pause macht, gehe ich woanders arbeiten.“

„Oh, ach so…Shinji, was machst du dann?“

„Papa spielen“, lachte ich, „Immerhin bekommen wir zwei Babys.“

„Da bleibt keine Zeit mehr für was anderes“, nickte Oma lächelnd.

„Naja“, ich zuckte die Schultern, „Vielleicht wird sich nebenbei was ergeben, keine Ahnung, Kato erzählte was von Modeln… aber Musik mach ich nicht ohne die anderen.“

„Verstehe. Wie geht es denn Lovelie?“

„Soweit ganz gut. Nur fällt ihr vieles schwer und sie wird halt doppelt so schnell dick oder so“, ich zuckte die Schultern. Ich hatte keinerlei Erfahrungen mit schwangeren Frauen.

„Das wird schon. Ihr müsst nur Acht geben“, nickte sie verständnisvoll.

„Ach Eri, das machen sie doch sicher. Entspann dich.“

„Du hast ja gut reden, du bist ja keine Frau.“

„Na und? Ich habe damals auch gut auf dich Acht gegeben, oder?“

„Ja, aber ich war auch nie mit Zwillingen schwanger. Da muss man noch vorsichtiger sein, sagen die Leute immer.“

„Ach was. Sie schafft das schon, sie hat zwei starke Jungs, die auf sie aufpassen. Drei, wenn man Nabu als Freund mitzählt. Das wird schon.“

Amüsiert sah ich zwischen meinen Großeltern hin und her. Mit dem Alter zeigten sich dann doch wohl die Sturköpfe und ich konnte mir endlich zumindest etwas erklären, wie Mapa zu seinem gekommen war.

„Habt ihr schon alles da, Shinji?“

„Ja, Kinderzimmer ist alles fertig. Deshalb hoffe ich umso mehr, dass sie gesund zur Welt kommen…“

„Zumal ich Patenonkel werden will!“, entrüstete sich Nabu, „Es müssen außerdem Jungs werden, weil ich mit ihnen so richtig Jungskram machen kann. Da bring ich ihnen Schlagzeug bei!“

„Das kann Sato doch auch…“, grinste ich und schlemmte weiter, „Aber Mädchen wären auch süß, oder? Also Love meinte, sie will ihre Kinder ähnlich aufgeschlossen wie sich selbst erziehen. Aber ich hätte eigentlich schon eher…ne kleine Prinzessin“, schmunzelte ich.

„Oh, kein Jungenhaftes Mädel?“

„Eigentlich…naja“, ich lachte und schüttelte den Kopf, „Sag das aber nicht Lovelie.“

„Ich schweige wie ein Grab. Was ist mit Satoru?“

„Dem ist alles total egal, solange es gesund ist.“

„Typisch Sato. Keine Vorstellungen oder Wünsche, wie immer.“

„Er ist halt zufrieden“, zuckte ich die Schultern, „Ich finde das ganz vernünftig.“

„Ich sag ja- typisch Sato“, lachte der Farbtopf und schaufelte fröhlich weiter Kuchen. Ich rollte nur mit den Augen und aß selbst, nun schweigend, weiter.
 

„So…was gibt es denn nun zu erledigen?“, fragte Nabu schließlich, kaum dass wir aufgegessen hatten. Das hieß, er war fertig. Ich hingegen verschluckte mich an einem Bissen.

„Hallo?! Könntest du vielleicht mal warten, bis auch ich soweit bin?“

„Tja, du könntest ja auch mal schneller essen“, entgegnete er lachend, sodass ich wütend schnaubte und mir gefrustet die letzten Stücke hinter würgte.

„Jungs, immer mit der Ruhe“, lachte Opa und schüttelte den Kopf, „Da soll noch einmal jemand sagen, die Jugend von heute wäre faul, Eri. Bei uns prügeln sie sich fast darum, arbeiten zu können.“

Oma nickte zustimmend, während Nabu meinte: „Klar, ich hab euch doch lieb. Da helfe ich auch wirklich gern.“

„Vergiss mich nicht, du Schleimer“, murmelte ich von der Seite und warf ihm gespielt böse Blicke zu, die er mit „Ach mein kleiner Shini!“, abtat und mir durch die Haare wuschelte.
 

Als ich dann zum Glück endlich fertig war, brachte Oma uns in den Garten.

„Also Omi, was gibt’s zu tun?“, fragte ich fröhlich und rieb mir die Hände.

„Hm…also zu tun gibt es vieles…aber eigentlich brauche ich nur jemanden, der mir die Blumenkübel von der zu der Ecke trägt.“

„Eigentlich? Was gibt es denn noch zu tun?“

„Ach kommt Jungs, das reicht doch schon.“

„Nein, im Ernst“, begann auch Nabu, „Wir helfen gern. Lass uns nur machen.“

Sie musterte uns beide, dann seufzte sie ergeben. „Seht ihr die Blümchen da?“

„Ja, die hier?“

„Ja, die. Die müssen alle noch dort in mein Beet umgepflanzt werden. Und eigentlich wollte ich noch den Gartenzaun streichen.“

„Den Zaun?“

„Ja, schaut mal da, da geht die Farbe komplett ab. Das sieht nicht mehr schön aus.“

„Gut, machen wir auch. Hast du Farbe da?“

„Ja, in der kleinen Gartenlaube. Aber ihr müsst wirklich nicht- und macht euch erst Recht keine Panik, wenn ihr nicht fertig werdet. Ihr helft mir so schon ungemein.“

„Omi“, lächelte ich schief, „Lass uns nur machen. Wir schaffen das schon.“

„Hm…okay…gut. Dann…werde ich noch ein wenig in der Küche aufräumen gehen?“

„Ja, mach das. Wir kümmern uns um alles.“

„Danke, meine Jungs.“ Sie drückte mir und Nabu einen Kuss auf die Wange, ehe sie zurück ins Haus lief.

„Sie ist so süß“, schmunzelte Nabu und auch ich nickte zustimmend. „Ja…so ist Omi.“

„Gut ehm…womit fangen wir an, Shin?“

Ich sah mich um und deutete dann auf das Beet. „Oder zuerst die Kübel verrücken?“

„Ich weiß nicht, wie schwer die sind…“, murmelte Nabu und lief zu einem. „Oh ja, da könnte ich deine Hilfe gebrauchen.“

„Was? Wie zum Teufel haben sie die denn gekauft?“, wunderte ich mich und packte zusammen mit ihm an. „Ach du Scheiße.“

„Sag ich doch. Wo hat sie gesagt?“

„Da hinter. Lauf los, ich folge.“

„Sag mir, wenn ich wo dagegen knalle. Also möglichst vorher. Ich habe keinen schützenden Hamsterpelz“, plapperte Nabu vor sich daher und lief immer weiter, bevor er von allein irgendwo darüber stolperte. Ich lachte, während er mich grimmig anblickte. „Du solltest mich warnen!“

„Gut, dann spreche ich jetzt eine Warnung aus: Achtung Nabu, du kannst nicht laufen.“

„Ey!“

„Was denn, wenn du über deine eigenen Füße fällst.“

„Jaja, klar doch“, murrte er und schwieg, bis wir den Kübel abstellten. „So?“

„Warte…“ Ich lief einige Meter zurück und musterte das Gesamtbild, dann nickte ich. „Klar, sieht gut so aus.“

„Sehr schön. Dann los, die nächsten.“
 

Nachdem wir alle fünf Blumenkübel schön angeordnet hatten, suchte ich mir gleich ein paar Blumen zum Einpflanzen aus. Zum Glück hatte Oma sie schon ein wenig so gestellt, wie sie sie gerne haben wollte.

„Hey, Shin, du suchst dir wie immer das Schönste aus!“

„Ich bin halt wählerisch“, zwinkerte ich und ließ mich auf den Boden sinken.

„Jaja, ich merk schon…wo sind die Schaufeln?“

„Hier“, ich warf ihm eine zu, „Und sei zart, das sind Blümchen, kein Schlagzeug.“

„Willst du mich veralbern?! Als wenn ich nicht zärtlich sein kann. Püh, frag doch mal Keiko.“

Ich lachte nur und begann, meine erste Blume einzupflanzen. „Wie ist das eigentlich so? Zu wissen, das Keiko und du bald zusammen wohnen?“, fragte ich lächelnd.

„Genial. Ich habe mich nie glücklicher gefühlt. Wir können uns endlich öfters sehen.“

„Oh~ schon so lange zusammen und immer noch verliebt wie am ersten Tag“, seufzte ich hingerissen, bis mir ein kleiner Erdklumpen gegen die Wange flog.

„Nicht so frech, mein Freund. Nur weil du jetzt Vater wirst brauchst du nicht gleich…“

„Nicht gleich was?“, funkelte ich vergnügt.

„Argh! So mies zu mir sein!“, meinte er und raufte sie die Haare, während ich erneut lachen musste. Nabu war so leicht aus dem Konzept zu bringen, das war wirklich komisch manchmal.

„Aber sag, will Keiko nicht auch Kinder? Dann könnt ihr ja bald dran arbeiten“, grinste ich, doch er seufzte.

„Ja, will sie. Ich ja auch. Aber…ich will erst noch sparen. Auch wenn sie unzufrieden ist…weißt du, sie meckert rum, weil sie ja auch angeblich nicht jünger wird…“

„Wo sie Recht hat…wir werden alle nicht mehr jünger“, schmunzelte ich und nahm mir eine neue Blume.

„Ja, aber sie macht sich da viel zu viele Gedanken. Ich glaube einfach, es ist, weil sie älter ist als ich. Sie hat da einfach irgendwie Angst, ich könnte sie irgendwann doch noch verlassen oder so ein Mist.“

„Und, würdest du?“

„Natürlich nicht. Mir ist ihr Alter vollkommen egal, vor allem…das ist nur ein Jahr! EINS! Aber sie ist da so typisch Frau…ich weiß auch nicht.“

„Kannst du sie nicht umstimmen? Sie muss doch wissen, dass dir so etwas egal ist.“

„Habe ich ihr doch schon zig Mal gesagt! Aber ich glaube, ich kann sie nur umstimmen, wenn ich sie heirate und ihr ein Baby verpasse“, Nabu drückte die Pflanze so stark in die Erde, dass mir fast die Augen rauskullerten. „Zärt-lich! Ich sagte zärtlich sein!“, meinte ich und hielt ihm die Hände fest, damit er sich beruhigte.

„Entschuldige.“

„Kein Problem, mir tust du nicht weh, sondern der…Blume..“

„Tschuldigung, Blume…“, nuschelte er und ließ sie seufzend los. „Es ist nur…ich würde ja auch gern. Aber wir müssen uns gedulden. Ich will wirklich nur das Beste für meine zukünftige Familie. Ich will Keiko ja auch eine schöne Hochzeit schenken…aber noch reicht mein Erspartes nicht.“

„Sollen wir dir was geben?“

„Behalt dein Geld mal schön. Du bekommst zwei Kinder, die du versorgen musst.“

„Ja, aber unsere Eltern unterstützen uns doch auch, wir können dir sicher-“

„Nein. Ich will es allein schaffen, ok?“

Nabu blickte mich ernst an. Ich erwiderte seinen Blick, dann nickte ich. „Okay. Du bist wirklich stark, Nabu. Ich bin echt froh, einen Freund wie dich zu haben.“

„Danke“, freute er sich und lächelte wieder, „Ich bin auch froh, dass ich dich damals in der Schule angequatscht habe. Wer hätte gedacht, dass wir so lange Freunde bleiben?“

„Ja, echt krass…zumal ich es wirklich toll finde. Wir sind nicht nur Kollegen, wir sind auch Freunde. Das ist gerade das Schöne, oder?“

„Ja. Wir unternehmen alle vier eigentlich ziemlich viel zusammen im Vergleich zu anderen Bands. Schon cool“, strahlte er jetzt stolz und ich nickte. „Tja, das ist eben unser Erfolgsrezept.“

„Eben. Weißt du, das mit Ken damals hatte eben nicht sein sollen, aber das mit Lovelie…ich finde uns als Freunde und Band echt perfekt. Da stimmt echt alles, auch wenn es mal das ein oder andere Problemchen gab.“

„Ja. Aber jetzt kann es nur besser werden“, lachte ich und wandte mich wieder den Blumen zu. „Ja, das kann es nur“, nickte auch Nabu und so machten wir wieder weiter.
 

Nachdem wir das Beet mit Blumen gefüllt hatten, machten wir uns über den Gartenzaun her. Oma kam zwischendurch zu uns und staunte nicht schlecht. Sie freute sich richtig und das wiederum freute uns. Zwischendurch brachte sie uns noch einmal eine Ladung Kekse und Tee heraus, damit wir uns stärken konnten.
 

„Gut, dass ich alte Sachen angezogen hatte“, lachte Nabu schließlich, als er im Gras saß und zufrieden seufzend der Sonne entgegen blinzelte. Ich unterdessen strich die letzten Zwei Zaunlatten zu Ende. „Ja, ich zum Glück auch…“, murmelte ich und lächelte über das schöne Wetter.

„Wie spät ist es denn? Oh, ah, Keiko muss noch gut zwei Stunden arbeiten…“

„Tagschicht?“, fragte ich nach.

„Ja…so sinnlos…aber eigentlich sind alle ihre Arbeitszeiten sinnlos…“

„Hm. Holst du sie nachts eigentlich immer noch ab?“

„Wenn ich es nicht verpenne, dann manchmal, ja. Wer weiß schon, was sich nachts draußen so rumtreibt.“

„Aber ihre Arbeitsgegend, also wo der Club steht, ist doch eigentlich sicher.“

„Ja, trotzdem…man kann nie wissen!“

Ich schmunzelte, bevor mir ein glückliches „Yes!“ über die Lippen kam, weil ich endlich fertig war.

„Geschafft?! Jippiie!“ Ich lachte über Nabus Jubelschrei, ehe ich aufsah, als Oma nochmal kam. „Oh Gott, ihr habt es wirklich gemacht! Der Zaun ist ja fertig!“

„Ja, haben wir. Gefällt er dir?“, neugierig lief ich zu ihr und legte ihr meinen sauberen Arm um.

„Das ist ganz, ganz toll. Oh danke, meine Jungs. Vielen, vielen Dank.“

„Kein Ding. Solange es dir gefällt, Omi?“, meinte nun auch Nabu und gesellte sich grinsend zu uns.

„Es ist wunderbar. Das habt ihr wirklich so toll…oh ich bin sprachlos.“

„Nicht doch“, schmunzelte ich und knuddelte sie. „Wir sind zufrieden, wenn du zufrieden bist. Bist du doch, oder?“

„Und wie!“, freute sie sich, „So schön hätte dein Opa das nicht hinbekommen.“

„Na, na“, schimpfte jener auch schon, der gerade um die Ecke in den Garten kam. „Sowas. Aber hm, das sieht ja wirklich gut aus hier.“

„Ja, nicht wahr? Die Jungs sind fantastisch.“

„Super. Dann habt ihr euch ein gehöriges Abendessen verdient.“

Erschrocken sah ich nochmal auf die Uhr, ehe mein Blick zu Nabu wanderte.

„Aber Keiko…“

„Kommt, wenigstens das. Ich will euch was Gutes tun, Kinder. Es ist auch schon alles fertig.“

„Na dann…“, zuckte ich die Schultern und auch Nabu nickte. „Na warum nicht.“
 

~*~
 

Nach dem Abendessen machten wir uns dann aber wirklich auf den Weg nach Hause. Nabu wollte unbedingt noch etwas Zeit mit Keiko verbringen und auch ich freute mich auf meine beiden- falls sie überhaupt schon da waren. Also Lovelie zumindest war ja auch weggegangen.

Summend lief ich die Straße entlang und stockte erst, als ich ein „Shinji?“, vernahm. Fragend sah ich auf und bemerkte Lovelie. „Hey, was machst du denn hier?“

„Daddy hat mich hergebracht“, lächelte sie und deutete auf den Wagen hinter sich, wo ihr Vater gerade ausstieg und mir zuwinkte.

„Cool, dann kommst du auch gerade erst.“

„Sieht so aus“, schmunzelte sie und streckte sich, um mir einen kleinen Kuss aufzuhauchen. Zärtlich legte ich meine Hände an ihre Arme. „Alles okay soweit?“

„Ja, mir geht es gut. Nur die hier waren heut ein wenig lebhaft“, lachte sie leise und legte sich beide Hände an den Bauch. Ich betrachtete sie schmunzelnd. „Sie wachsen jetzt ganz schön schnell.“

„Oh ja. Durfte ich mir von meinen Großeltern auch anhören.“ Schmunzelnd blickte sie zu ihrem Vater. „Daddy, kommst du noch mit?“

Miyavi kam zu uns herum gelaufen und schüttelte den Kopf, „Die hundert Meter überlass ich deinem Mann, Prinzessin.“

„Oh, wirklich nicht? Wie schade.“

„Wir sehen uns doch bald wieder“, schmunzelte er und streichelte ihre Wange, bevor er einen Kuss darauf gab.

„Na gut. Sag noch einmal ganz liebe Grüße an alle. Ich wäre gern länger geblieben, aber ich bin gerade so müde.“

„Kein Problem, sie verstehen das.“ Er drückte sie sanft und umarmte dann auch mich. „Euch noch einen schönen Abend, Kinder.“

„Danke, dir auch!“, meinte ich und sah zu, wie er zum Wagen zurück ging.

„Dann…lass uns mal nach Hause“, murmelte ich und legte Lovelie einen Arm um die Hüfte.

„Ja, ist gut.“ Sie sah noch einmal kurz zu ihrem Vater, dann verließen wir den Parkplatz und liefen den Fußweg weiter entlang. Wenig später fuhr Miyavi hupend an uns vorbei.

„War dein Tag schön?“, fragte ich interessiert.

„Oh ja. Sehr schön. Ich habe mich gefreut, meine Großeltern und meine Tanten wiederzusehen. Es war wirklich gut.“

„Freut mich zu hören“, nickte ich und überquerte mit ihr die Straße.

„Hm. Und bei dir, auch alles gut gewesen?“

„Oh ja“, lachte ich, „Ich habe mit Nabu bei Oma und Opa den Garten gestaltet.“

„Was? Erzähl.“

Ich betrachtete sie verzückt, dann begann ich ihr in Ruhe alles zu erzählen.
 


 

~~**~~
 

Es sind noch genau 5 Kapitel, die ab jetzt noch folgen werden.
 

Danke an:
 

@Lucel: Was findest du schade wegen Satoru? Und jaja, Shinji halt... ;)
 

@Kaiphil: Erstens mit Love sowieso nicht und zweitens auch noch schwanger...das kann nur schlecht ausgehen, ne xD? Shin und vernünftig? Der hat mit dem Direx erstmal über seinen früheren unsinn philosophiert, das finde ich nicht vernünftig xDD
 

Bis bald.
 

~~**~~

77. - Mädchenabend

77. - Mädchenabend
 

Lovelie ‚flüchtet‘ vor ihren Jungs
 

„Hast du auch wirklich alles?“

„Jahaa.“

„Dein Schlafanzug, dein Handy, dein-“

„Shinji! Mein Gott ja, ich hab alles!“, lachte ich, wenn auch schon etwas angenervt. Er war zwar liebenswert, aber auch äußerst übervorsichtig. „Ich mache mir doch nur Sorgen…“

„Ja, aber übertrieben viele, du erstickst sie beinah in deiner Liebe“, schmunzelte Satoru und rollte mit den Augen.

„Ja aber…“

„Ist in Ordnung, Shinji.“ Ich küsste ihm die Wange und lächelte. „Das ist lieb von dir, aber du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Ich habe alles mit. Ist doch nur der Abend. Ich geh ja nicht drei Wochen weg oder so.“

„Für Shinji fühlt es sich aber genau so an“, gluckste Satoru, der unser Hamsterchen damit noch mehr aus dem Konzept brachte. Bevor er ganz der Verwirrung erlag, deutete ich nach vorn. „Wir sind fast da, kommt. Ich will mich setzen.“ Vergnügt lief ich die letzten Meter zu dem Wohnhaus und klingelte.

„Schnecke?~“

„Schnecke? Hier ist Lovelie“, lachte ich.

„Ich sag ja, Schnecke. Komm rein, ich jag dir den Fahrstuhl runter.“

„Geht klar. Ich verabschiede mich nur schnell von den Jungs.“

„Mach das, ich mach die Tür auf.“

Der Summer ertönte, sodass ich die Tür aufschob und zurück sah. „Sagt ihr noch Tschüss?“

Schneller als ich schauen konnte, war Shinji bei mir.

„Ich ehm…wünsche dir einen schönen Abend mit den Mädels, habt Spaß und keine Ahnung…wenn was ist, ruf an.“

„Jaja. Versprichst du mir was?“

„Ja?“

„Entspann dich und mach dir einen gemütlichen Abend mit Satoru.“

„Geht klar.“ Shinji atmete lächelnd aus und küsste mich. „Viel Spaß.“

„Danke.“ Ich sah zu Satoru, der mich ebenfalls küsste. „Grüß die anderen, Kleines.“

„Pah, selber.“

„Ich bin größer und älter“, lachte er und küsste mich noch einmal, dann sah er auf seine Hände, als ich ihm die Tasche abnehmen wollte. „Geht’s?“

„Boar, noch einmal so eine Frage, und ich raste aus! Ich weiß sehr wohl, was ich tragen kann und was nicht.“

Hinter uns ertönte ein ‚kling‘ und die Fahrstuhltür ging auf.

„Deiner?“, fragte Sato.

„Jap.“

„Cool. Dann stell ich die Tasche da rein.“ Er ließ es sich nicht nehmen, weshalb ich mit den Augen rollte und laut seufzte. Satoru lachte nur.

„Viel Spaß und bis morgen.“

„Ja, bis morgen irgendwann.“ Ich stieg in den Fahrstuhl und winkte den beiden, ehe ich die Stockwerknummer einstellte und hoch fuhr.
 

Als der Fahrstuhl aufging, wurden mir gleich zwei Arme entgegengestreckt. Keiko.

„Hallo, Schnecke~ Willkommen.“

„Warum Schnecke?“, fragte ich lachend und drückte sie, so gut es ging. Allmählich war mein Bauch behindernd.

„Weil ich Schnecken süß finde, wie dich.“

„Oh, lass das nicht die Jungs hören, die haben schon die Katze für mich ausgewählt.“

„Pah. Jetzt bist du bei mir, da ist jungsfreie Zone.“

„Sehr schön, das muss auch mal sein“, grinste ich, „Wie hat es dein Nabu aufgenommen?“

„Er war sauer, dass ich keine Zeit für ihn habe.“

„Echt?“, entkam es mir erschrocken.

Sie lachte. „Neija, er hat ein bisschen gebrummelt. Aber er sieht ein, dass ich auch mal mit anderen meine Freizeit verbringen will.“

„Sehr schön“, nickte ich erleichtert.

„Hm. Und nun komm rein. Deine Schwester und Chi sind alle beide schon da.“

„Oh, ich bin die Letzte?“, schmunzelte ich und kam mit ihr.

„Ja. Sachiko hat ja leider keine Zeit gehabt.“

„Vielleicht beim nächsten Mal.“

„Vielleicht. Nur, dass das nächste Mal sicher erst ist, wenn deine Kinder schon da sind.“

„Hm…kann sein…“, murmelte ich und schielte auf meinen Bauch. Es war wirklich nicht mehr lange hin. Eigentlich wollte ich mir darum noch keine Gedanken machen, aber allein die Tatsache, als ich letztens eine Sendung im Fernsehen gesehen hatte, wo berichtet wurde das viele Zwillinge Frühchen waren, machte mir Angst.

Das schob ich jetzt aber konsequent wieder weg und folgte Keiko ins Wohnzimmer.

„Deine Tasche darf ich wo abstellen?“

„Hu?“, ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie mir die abgenommen hatte.

„Eh…irgendwohin.“

„Geht klar.“

„Schwesterherz!“, kam es von der Seite und schon stürmte Jewelie auf mich zu, um mich an sich zu drücken. „Toll, bist du auch endlich da!“

„Endlich!“, lachte ich und sah zur Uhr, „Ich bin genau pünktlich.“

„Lass sie, Jewel. So eine schwere Murmel zu schieben braucht ihre Zeit.“ Chiyoko war aus der Küche gekommen und lächelte mich sanft an. Ich boxte ihr gegen den Oberarm. „Pah, du bist…wie mein Bruder.“

„Wie dein Bruder?“

„Ja, Masuyo hat auch das Feingefühl eines Felsens“, kicherte Jewelie.

„Eines Felsen?! Dir geht’s wohl zu gut!“ und schon jagten Chi und Jewel quer durch die Wohnung; die eine mit ‚Na warte!‘-Rufen und die andere mit lautem quietschen.

„Ach herrje.“

„Tja, sie sind eben noch jung.“

„Sag das nicht so laut. Chiyoko ist älter als ich und trotzdem komm ich mir vor wie eine alte Frau.“

„Das hat ja auch andere Gründe, mein Schätzchen. Wollen wir uns nicht lieber setzen?“

„Ja, ja, sehr gern.“ Ich folgte ihr zur Couch und ließ mich neben ihr nieder.

„Erzähl“, grinste Keiko auch schon, „Wie geht es dir?“

„Es…geht“, meinte ich schulterzuckend, „Ich hätte nicht gedacht, dass es mit einem Schlag so anstrengend wird. Ich stecke es irgendwie nicht so gut weg.“

„Ist dir oft übel?“

„Das nicht…ich habe nur keine Kondition mehr…ich bin so schnell erschöpft. Wir arbeiten deswegen ja auch schon nicht mehr.“

„Verständlich. Es ist eben doch ein Unterschied, wenn man mehr als ein Kind in sich trägt.“

„Oh ja. Drei Kreuze, wenn sie endlich da sind.“ Lachend streckte ich die Arme über meinen Kopf und lehnte mich zurück.

„Das glaube ich dir. Hauptsache, du stresst dich nicht.“

„Nein nein…auch Kato hat mir Ruhe verordnet. Und wenn sie da sind, zählt sowieso erst einmal Pause und dann irgendwann wieder arbeiten an neuer Musik. Ich hoffe, dein Nabu hält so lange durch.“

„Ach doch, ja“, sie strich sich lächelnd durch ihre langen, schönen Haare, „Er freut sich schon auf die Zusammenarbeit mit den anderen. Das geht ja auch bald los.“

„Stimmt, gekündigt hat er ja schon in seinem Laden…“

„Hm. Er freut sich. Er freut sich auch ehrlich für euch, Süße. Mach dir deshalb keine Gedanken.“

„Da bin ich froh. Nicht das du mir böse bist.“ Ich schielte unschuldig zu ihr.

„Ach was. Ich…ach weißt du, eigentlich hat uns das Ganze ganz schön zusammengeschweißt. Uns alle. Und ich bin froh, euch als Freunde zu haben. Schau mal, durch dich sind diese beiden Chaotinnen erst beste Freundinnen geworden.“

„Du meinst uns?“, lachte Chi, die mit zerwuschelten Haaren und Jewelie im Schlepptau zurückkam.

„Hilfe, was ist denn bei euch passiert! So sieht sonst nur Shin aus, wenn er früh aufsteht!“, lachte ich.

„Weiberkrieg“, rollte Keiko nur mit den Augen, während die beiden breit grinsten und sich zu uns setzten.

„Wie geht’s dir, Love?“

„Wärst du mal eher hier gewesen, hättest du es mitbekommen“, meinte Keiko auch schon und Chi blickte sie beleidigt an, weshalb ich eingriff. „Schon gut, ich sag es gern noch einmal. Also mir geht es…den Umständen entsprechend. Ich bin schnell müde und erschöpft aber heute geht es mir ganz gut. Wenn ich viel sitzen darf.“

„Darfst du, immer. Du hast den großen Liebesbonus.“

„Liebesbonus?“, ich runzelte die Stirn.

„Na klar. Wir lieben dich doch alle“, Keiko umarmte mich, sodass mir ein verzücktes „Awww~“ entkam. Als nun auch noch Chi und Jewel hinzukamen, musste ich lachen. „Gruppenkuscheln oder wie?“

„Na klar“, schmunzelte Chi und auch Jewel nickte, „Klar, zuhause knuddelt dich ja schon ständig Daddy. Oder Masuyo tatscht dich an.“

„Sei ihm nicht böse, er ist nur neugierig“, zwinkerte ich.

„Pah, der soll sich mal ne Freundin suchen. Das wäre vielleicht ganz gut.“

„Sagt die, die keinen Freund hat“, kommentierte Chi.

„Ja, als wenn DU das gerade sagen solltest!“, konterte Jewel.

Ich seufzte schwer. „Ist denn da keiner in Aussicht bei euch?“

„Nope“, lächelte Chiyoko schief, „Will auch momentan nicht wirklich…also…ach keine Ahnung. Ich brauch es gerade nicht.“

„Und du, Jewel?“

„Ich ehm…“ Jewelie wurde rot und schwieg. Keiko sah mich mit einem verwirrten Blick an, den ich nur erwidern konnte.

„Ach, die schwärmt doch schon lange für ihren…“

„Sei still!“, fiebte Jewel und ruderte mit den Armen, ehe sie noch roter wurde und den Blick senkte.

„Jewelie…? Bist du etwa verliebt?~“, grinste ich fies.

„Gar nicht!“

„Na klar“, lachte Chi, „Sie schwärmt doch für ihren Cha da.“

„Gar nicht!“, entgegnete Jewelie sofort, „Wir sind nur Freunde! Er ist viel älter als ich!“

„Na und? Trefft ihr euch nicht öfters?“

„Das war ein Mal!“

„Aber ihr schreibt euch.“

„Ja, als Freunde! Man, darf ich keine männlichen Freunde haben?!“

„Doch, darfst du“, blinzelte ich und sah zwischen Chi und Jewel hin und her.

„Eben, ihr habt die ja auch alle. Also lasst mich.“

Ich musterte Jewelie aufmerksam und seufzte innerlich. Sie war kurz vorm einschnappen, ihr Dickkopf kam hervor, weshalb ich jetzt lieber das Thema wechseln wollte. Doch Keiko war schneller:

„Themenwechsel. Was wollt ihr essen, Mädels?~“

„Was hast du denn da?“

„Alles, was ihr wollt, ich habe eingekauft. Nudeln sind da, Reis, frisches Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch…auch Süßes. Ich wusste nicht, worauf ihr Lust habt und wonach es Mama Love verlangt.“

„Aww…du kaufst wegen mir so viel ein?“

„Ja, ich wusste nicht, ob du seltsame Essgewohnheiten pflegst.“

„Eigentlich nicht…also ich bin eine kleine süße Naschkatze geworden, aber sonst…Ich esse Erdbeeren jetzt sehr gern“, grinste ich.

„Freu dich, die habe ich auch da. Und auch Melone und Bananen, weil da die anderen beiden hier drauf stehen.“

„Wah, Bananen!“, Jewelie strahlte wieder und auch Chi lächelte.

„Wow, haben wir was verpasst, dass du einen ausgibst?“

„Nö. Hab nur mein Geburtstagsgeld noch nicht ausgegeben“, lachte Keiko und erhob sich, um zur Küche zu laufen.

„Du bekommst Geburtstagsgeld? Keine Geschenke?“, fragte Chi skeptisch.

„Nur von meiner lieben Tante. Meistens mit einer Anweisung, was ich damit machen soll.“

„Und, was war die Anweisung?“

„Ich soll einen Weiberabend mit meinen Freundinnen machen“, lachte sie und man konnte sie in ihren Küchenschränken wühlen hören.

„Coole Tante…“, nickte Chi und lehnte sich zurück. Ihr Blick glitt zu mir und sie musterte mich offen. Neugierig sah ich sie an.

„Wie geht es meinem Hamsterchen?“, fragte sie auch schon und ich musste schmunzeln.

„Supi. Ihm geht’s gut.“

„Ja? Stirbt er nicht immer noch vor Panik?“

„Nein, wieso sollte er das?“

„Wegen dir. Wenn wir miteinander webcamen oder telefonieren, habe ich immer den Eindruck, er erdrückt dich mit seiner Liebe.“

„Ach, es geht“, lachte ich, „Sato foppt ihn da viel eher deswegen und hält ihn in Schach… ich habe mich für die nächste Zeit damit abgefunden.“

„Ist ja auch nicht mehr so lang…oder? Wann kommen die Kinder?“

„Genau, wann kommen sie?“, fragte Keiko, die uns eine Schüssel Obst hinstellte und dann wieder in die Küche verschwand.

„Danke!“, rief ich ihr nach und nahm mir ein Stückchen, schob es mir in den Mund und lächelte zufrieden, ehe ich Chi wieder ansah. „Ehm..noch gut zweieinhalb Monate.“

„Was!? Und da siehst du jetzt schon so aus?! Verdammt, ich dachte, dir dünnem Ding sieht man das nicht so schnell an!“

„Tja, das ist meine Schwester. Immer für eine Überraschung gut“, murmelte Jewelie und schob sich eine Frucht nach der anderen in den Mund. Ich grinste nur verlegen.

„Hm…ja…war auch für mich überraschend.“

„Glaub ich dir. Aber…habt ihr denn nicht demnächst eure Abschlussfeiern?“

„Ja. Ich habe Glück, denn ich habe zwei Tage vor den Jungs. Wir sind zu viele Klassen und sie wollten nicht alles auf einmal machen.“

„Aha, ok. Bekommt ihr alle einen Abschluss?“

„Hm. Bei Shin sah es ja zwischendurch dünn aus“, ich rollte mit den Augen, sodass sie die Brauen hob. „Was? Warum?“

„Er…hat spät angefangen zu lernen. Und das er all die Jahre nicht viel gemacht hat, ist ihm fast zum Verhängnis geworden.“

„Oh man, war ja klar“, sie legte eine Hand vors Gesicht und schüttelte den Kopf.

„Keine Sorge. Er ist fertig. Zwar sieht Satos sicher besser aus, aber es geht keiner leer aus.“

„Immerhin. Nabu war damals auch faul bei seinen Oberschulabschlussprüfungen…und zum studieren war er nochmal umso fauler.“ Keiko kam lachend zurück und stellte noch eine Schüssel hin.

„Aber er ist doch ein sehr praktischer Typ. Ich glaube, so etwas liegt ihm viel mehr.“

„Ja. Ihm hätte sicher auch eine Handwerksarbeit oder so etwas gut getan“, schmunzelte sie und lief wieder davon. Chi lehnte sich zurück um ihr skeptisch nachzuschauen. „Keiko-Schatz, du bringst nicht noch eine dritte Schüssel, oder?“

„Nein, jetzt mache ich Abendessen.“

„Kami-sama, wie sollen wir das alles essen“, seufzte Jewel, doch ich gluckste. „Der Abend ist doch noch lang, oder?“

„Trotzdem…morgen roll ich heim…“

„Das mach nur ich“, lachte ich und streckte meine Füße aus. „Ach ja…wie läuft’s eigentlich bei dir Chi? Alles okay mit deinem Studium?“

„Hm? Oh ja, danke“, lächelte sie und schmunzelte, „Bin ja noch nicht wirklich weit. Aber der Bereich der Mode und Kunst ist denke ich das Richtige für mich.“

„Glaube ich dir. Zumal Jewelie dich da gut unterstützt, oder?“

„Ja, klar.“

„Eh? Aber ich mache nur gern Klamotten…der Künstler der Familie ist immer noch Lovelie.“

„Ich? Wieso?“

„Du malst wunderschön.“

Ich blinzelte verwirrt, lächelte dann aber. „Hm, ich male gern…aber in letzter Zeit habe ich es viel zu wenig gemacht.“

„Aber eure Alben, da zeichnest du doch mit, oder?“

„Manchmal, wenn Zeichnungen dafür verwendet werden. Naja, so viel ist es ja noch nicht. Und Singleauskopplungen waren auch viele mit Fotocovern…“

„Aber die Fanshirts. Die hast du gezeichnet, die Motive.“

„Stimmt“, lachte ich beim Gedanken daran, weil ich uns als Chibi-Figuren gemalt hatte, „Aber Jewel, sei du mal nicht so still, du bist bei Kato auch begehrt. Wollte er erst nicht wieder was von dir?“

„Oh, hm… von der Mädchenband wollten welche unbedingt was von mir genäht bekommen, weil sie eure Sachen so toll fanden.“

„Sie sind doch auch toll!“

„Ich bitte dich, ich bin ein Anfänger…“

„Quatsch. Mama hat dich auch schon zu so vielen Kursen geschickt, weil du es so magst…du bist auf jeden Fall kein totaler Anfänger mehr. Zumal es wirklich professionell aussieht.“

„Ja, das stimmt wirklich“, pflichtete auch Chi bei, während meine Schwester rote Wangen bekam, schließlich aber nickte. „Ich danke euch.“

„Kein Ding, ich mag deine Sachen ja, weißt du doch“, kicherte ich, „Und, nähst du mir später mal ein paar Strampler?“

„Was? Oh, dafür habe ich gar keine Schnittmuster da…“

„Ach schade.“

„Naja, das wird sicher klein und fummlig… aber ich kann es ja mal probieren.“

„Das wär toll“, grinste ich.
 

„Oh….was macht sie?“, fragte Chiyoko schließlich und schnupperte neugierig. Ich sah zur Küche und versuchte es ebenfalls zu deuten. „Riecht wie…Pfanne“, lachte Jewelie.

„Ja, sie brutzelt was. Hm, lassen wir uns überraschen.“

„Genau.“

Ich nickte, sah zur Uhr- und seufzte.

„Was denn, Schwesterherz?“

„Nichts. Ich hatte nur gehofft, es wäre schon später.“

„Was?! Wieso?“

„Ne, ich wollte am liebsten schon duschen, ich fühle mich eklig und außerdem drückt meine Hose.“

„Was, schon wieder? Man, wächst du schnell in letzter Zeit“, Jewelie musterte neugierig meinen Bauch.

„Jap. Das werden Giga-Babys“, antwortete ich trocken.

„Tja, du willst ja meinen Rock nicht anziehen.“

„Jewelie! Der ist…da passt eine Elefantendame rein!“

Chiyoko kippte zur Seite auf die Couch und lachte hemmungslos, während Jewel mich anstarrte. „Bitte?!“

„Der ist viel zu breit, Süße“, erklärte ich lächelnd.

„Hey, ich wusste immerhin nicht, wie dick du noch wirst!“

„Ich weiß. Aber ich habe ihn anprobiert und er…rutscht runter.“

„Oh, hätte ich also doch kleiner machen sollen…ach, das ist doof. Bei festen Größen weiß ich genau, was ich machen muss! Aber bei dir habe ich vor einer Weile gemessen und wusste nicht mehr wie viel und ach keine Ahnung, dann habe ich es halt so gemacht!“

„Ist ja auch süß“, meinte ich beschwichtigend, „Aber er ist mir wirklich zu groß. Vielleicht, wenn ich noch zwei Babys mehr bekommen würde…“

„Aha, siehst du! Du bist nur zu schlank, Schwesterherz. Andere Mütter würden da rein passen.“

„Sicher doch“, lachte ich und streckte die Arme nach ihr aus, sodass sie zu mir rutschte und sich anlehnte. „Du bist echt süß, Jewel. Trotzdem vielen Dank. Mir gefällt es auch immer, wie du die Jungs ankleidest.“

„Ja, auch wenn die es manchmal nicht zu schätzen wissen.“

„Jaja, deine lebenden Anziehpuppen…“, lachte Chiyoko.

„Na und? Sie sind nun einmal sehr schöne Männer, denen viele Sachen stehen. Das muss man nutzen.“

Ich schmunzelte sanft und wuschelte ihr liebevoll durch die Haare, bis Chiyoko mich ansprach.

„Aber Love, dann geh doch schon ins Bad, wenn die Hose nervt.“

„Jetzt schon?“, ich hob die Brauen.

„Klar. Wir gehen heute doch eh nicht noch einmal weg. Warum also nicht zeitig duschen und ab in die Schlafsachen? Keiko gibt dir auch sicher eine Decke, solltest du frieren, hier auf der Couch.“

„Klar würde ich das machen“, rief es aus der Küche, sodass Jewel große Augen bekam. „Man, hat die gute Ohren…“

Ich grinste nur und erhob mich langsam. „Keiko? Brauchst du noch lange oder soll ich lieber warten?“

„Nein, geh ruhig. Es dauert noch etwas.“ Keiko kam aus der Küche und sah sich um. „Wo hast du deine Sachen?“

„Da in der Tasche“, antwortete ich blinzelnd. Sie nickte, kramte mir die Sachen raus und lief ins Bad. Fragend lief ich ihr nach. Im Bad legte sie die Sachen ordentlich ab und suchte mir ein Handtuch heraus. „Duschgel wenn du brauchst ist hier, ansonsten ist hier alles im Schränkchen, Föhn, Kamm, Creme…was du brauchst. Wenn nicht, ruf nach mir Schätzchen.“

„Werde ich machen“, antwortete ich glücklich.

„Ach ja und tu mir den Gefallen und lass die Tür unverschlossen. Ich habe sonst Angst, dass du ausrutschst und dich verletzt und wir dann nicht rein kommen und…hach.“

„Aber ich pass doch auf“, murmelte ich verwirrt.

„Trotzdem. Ich mach mir bei sowas Sorgen. Dass ist wie wenn meine alte Omi zu Besuch ist, der sage ich das auch immer.“

„Haha, du bist so süß“, schmunzelte ich und zog mir mein Oberteil langsam aus. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin eh nicht mehr so schnell.“

„Also jetzt klingst du auch noch wie meine Oma“, lachte sie, „Aber gut. Bis gleich.“ Mit einem Zwinkern schloss sie die Tür und war verschwunden. Kurz betrachtete ich noch die Tür, dann zog ich mich weiter aus.
 

Nachdem ich geduscht war, schlüpfte ich in meine bequemen Sachen, zog mir kuschlige Socken an und wechselte die Pantoffeln, bevor ich zu den anderen zurückkehrte.

„Love! Oh Gott, wie süß du aussiehst!“, quietschte Keiko und drückte mich an sich. Ich blinzelte nur verwirrt. „Bitte?“

„Der rosa Pyjama! Der ist so süß!“

„Danke…ich mag ihn recht gern, da die Hose sich mitdehnt“, schmunzelte ich und nahm wieder auf dem Sofa Platz. „Toll, dann können wir ja gleich essen, ist fast fertig“, erzählte sie auch schon fröhlich und verschwand wieder in der Küche.

„Ehm…sie scheint zu viel Zeit mit Nabu zu verbringen, oder? Sie ist ja heute ganz anders“, überlegte Chiyoko laut.

„Meinst du? Ich glaube, sie hat sehr viel Spaß“, überlegte ich.

„Eben. Sie hat ja sonst nur Nabu um sich, oder?“

„Ich habe auch noch andere Freunde, ihr Süßen“, lachte sie auch schon, als sie zurückkam, um den Tisch einzudecken, „Die sind nur schon älter als ihr. Aber das macht nichts, ich mag euch auch ziemlich gern. Ihr habt etwas Erfrischendes und seid mir manchmal sogar lieber als meine alten, verknitterten Damen“, kichernd lief sie zurück, während Jewelie eine Braue hob.

„Alt und verknittert…? Die sind doch bestimmt so alt wie sie…“

„Pssst. Nabu sagt, du darfst sie nie auf ihr Alter ansprechen, da reagiert sie nicht so glücklich darauf…“, weihte ich sie ein.

„Oh stimmt, hast du ja gesagt, sorry“, stimmte Jewel zu. Ich nickte nur und schwieg kurz; dann sah ich zu Keiko und ihrem Essen. „Ach du Hilfe.“

„Lasst es euch schmecken, Mädels~! Ach ja, und bevor ich es vergesse…“, sie verließ kurz das Zimmer, um anschließend mit einer dünnen Decke wiederzukehren. „Hier meine Schnecke, du frierst doch sonst.“

„Also irgendwie erinnert Keiko mich an meine Großmutter“, bemerkte Chiyoko fasziniert mit großen Augen.

„Was?! Warum?“, die Schwarzhaarige drehte sich zu ihr und stemmte die Arme in die Seiten.

„Die redete auch immer so mit mir.“

„Püh. Ich bin nur besorgt. Sie soll sich nicht noch erkälten. Aber gut…lasst uns essen!“
 

~*~
 

Eine gefühlte Ewigkeit später streckte ich die Beine vorsichtig aus und legte mir die Hände auf den Bauch. „Nimm es mir nicht übel Keiko-Schatz, aber ich kann wirklich nicht mehr.“

„Ich auch nicht“, schloss meine Schwester sich an und wischte sich den Mund an Keikos putzigen Servietten ab.

„Chiyoko, du noch was?“, unsere Älteste hielt der Braunhaarigen eine Schüssel hin- deren Blick sprach jedoch Bände. Langsam kaute sie hinter und schüttelte den Kopf. „Bloß nicht. Ich versuche schon, den Teller hier leer zu bekommen.“

„Na gut…“, seufzte Keiko und betrachtete die Reste, bis sie wieder strahlte. „Ach, ich stell alles in den Kühlschrank, Nabu wird sich freuen~“

„Bestimmt“, lachte ich und sah ihr zu, „Kann man dir helfen?“

„Noch mal so eine Frage und ich kette dich ans Sofa“, bekam ich lediglich als Antwort, sodass ich einen Schmollmund zog. „Dann eben nicht.“
 

Nachdem auch Chi fertig war, räumte Keiko mit den anderen beiden komplett ab und nahm wieder Platz. „Ich bin ja dafür, wir schauen ein wenig fern“, schlug die Hausherrin vor.

„Oh ja, und ich mach Lovelie die Nägel!“, Chiyoko deutete auf mich, sodass ich große Augen bekam. „Eh? Warum..?“

„Weil ich und Jewel schon gemachte haben“, sie zeigte mir ihre glitzernden Nägel und auch meine Schwester hielt mir ihre ins Blickfeld. Warum war mir das nur nicht aufgefallen.

„Wollt ihr nicht lieber Keiko nehmen?“

„Ich hab auch.“

„Ja, ohne uns!“

„Ach ihr habt die selbst gemacht?“

„Leute!“, unterbrach ich die drei und seufzte, „Muss das sein? Ich steh nicht so da drauf. Schon gar nicht auf Plastenägel. Die sehen toll aus, aber ich komme damit nicht mehr klar, ich hatte die lange nicht mehr und will jetzt eigentlich auch keine.“

„Dann feile ich sie dir nur und mal sie dir an“, Chiyoko schien völlig euphorisch, sodass ich den Kopf einzog. „Muss das echt sein?“

„Klar. Schau sie dir mal an. Ich mach sie dir wieder hübsch. Und deine Jungs werden sich auch freuen.“

Ich hob eine Braue, sagte jedoch nix mehr. Nicht umsonst war sie mit meinem Hamster verwandt- setzte sich diese Familie einmal was in den Kopf, bekam man das nicht mehr aus diesem!

„Na gut.“
 

Chiyoko fiebte glücklich und ging ihr -wie sich herausstellte- Kosmetikköfferchen holen. Ich fragte lieber nicht, warum man sowas mit zu einer Mädchenparty nahm. Wer weiß, vielleicht wurde ich ja auch noch so. Dabei vermisste ich wirklich die guten, alten Zeiten, in denen ich auf meinem Skateboard ohne Rücksicht auf Verluste durch die Straßen bretterte. Etwas, was ich nach der Geburt unbedingt wieder in Angriff nehmen würde- du würde ich meine süßen Kiddies eben mal an ihre Väter abschieben. Und wehe, die wollten mich nicht fahren lassen…
 

Summend machte mir Chi also die Nägel- und dummerweise musste ich zugeben, dass es wirklich nicht schlecht aussah. Sie hatte irgend so eine Art Glitzerrosa als Grundierung gewählt, und darauf kamen jetzt nun noch irgendwelche Glitzersticker. Nebenbei sah ich mit den anderen fern und grinste in mich hinein, als Keiko auf einen Sender schaltete, auf dem gerade eine Sendung mit Scael force lief. Jewelie bekam dezent rote Wangen, als ich zu ihr schielte, dann aber hing sie gespannt an den Worten der Jungs. Es war nicht schwer zu erraten, wem sie wohl besonders zuhörte.

Später schalteten wir noch ein bisschen herum, während ich mich an Chiyoko lehnte und ein wenig vor mich her döste. Erst, als allgemeine Fertig-Mach-Stimmung auftrat, kam ich wieder zu mir. Die Mädels schoben Sofa und Tisch beiseite, damit sie die Futons ausrollen konnten. Ich zog mir meinen Schlafsack zurecht und kuschelte mich wenig später darin zwischen den anderen ein. Es wurde noch gequatscht, doch davon bekam ich bald nicht mehr viel mit, weil ich eingeschlafen war.
 


 

~~**~~
 


 

Das ist wieder ein Kapitel was ich sehr mag ;)

Danke an meine treuen Seelen Kaiphil und Lucel.
 

@Kaiphil: Haha, ich glaub den wirst du nicht kaufen können, da gibts ärger mit Keiko ;) Aber ja, ich mag seine Art. Er ist ein netter Kerl. Echt? Dabei gibt's einige so süße Großeltern...auch in Japan, hab ich festgestellt..
 

@Lucel: Hm...so ungefähr xDD" Eigentlich schon eher, aber danach fiel es dem Vater vermehrt auf //D" So schlimm ist das für Sato denk ich nicht...wie du sagst, es entspricht seinem Wesen. Die viele Aufmerksamkeit als Sänger reicht ihm schon, weshalb er Shinji als offiziellen Vater so akzeptieren kann. Und: nicht wehmütig werden ;) Ein richtiges, vollkommenes Ende ist das dann noch nicht...lass dich überraschen.
 

Bis demnächst.
 


 

~~**~~

78. - Kindertausch

78. - Kindertausch
 

Lovelie tappt zu ihren Schwiegereltern
 

Gut gelaunt beobachtete ich die flauschigen Wolken am Himmel, ehe ich mir die Strähnen, die mir der Wind ins Gesicht pustete, beiseite strich. Es war ein schöner Tag, den ich bei meinen Schwiegereltern zu verbringen gedachte.

Heute war allgemeiner „Kindertausch“ angedacht. Das hieß: Ich ging jetzt zu Hizumi und Tsukasa, Shinji zu meinen Eltern und Satoru war zu Gast bei Zero und Karyu. Ich fand unsere Idee toll und freute mich schon auf die beiden.
 

Vor einer Weile hatte ich meinen Schulabschluss gehabt, weshalb ich nun also ein freies Vögelchen war. Shinji und Satoru hatten ebenfalls ihren Uniabschluss in der Tasche- auch wenn Shinji bis zuletzt geschwitzt hatte. Er hatte nicht den besten Abschluss, aber er hatte es gepackt, was wollte man also mehr? Ich bemaß ihre Fähigkeiten nicht an ihren Uniabschlüssen und unsere Firma glücklicherweise auch nicht. Shinji war dafür in so vielen anderen Sachen talentierter. Zum Beispiel in der Musik- oder als Freund, als Mann, und hoffentlich auch bald als Papa.

Lächelnd strich ich mir über meine ‚Murmel‘, wie ich sie liebevoll nannte und bekam gleich bestätigendes Treten. In letzter Zeit waren die beiden ziemlich wild. Aber wen wunderte das… zumal es schön war. Sie zeigten mir, dass es ihnen gut ging. Und bald würde ich sie auch in meine Arme schließen können. Nächsten Monat stand der Geburtstermin an. Dass Zwillinge oft verfrüht kamen, versuchte ich zu ignorieren. Eigentlich sollte ich mich auch mehr schonen…dennoch hatte ich darauf bestanden, nicht direkt vor der Haustür abgesetzt zu werden von meiner Mama- bei der war ich heute Morgen nämlich auch schon gewesen.

„Bald hat Papa auch einen Führerschein…“, murmelte ich und strich beruhigend über meinen Bauch, als die beiden aktiver wurden. Ich atmete tief durch und lehnte mich kurz an einen Zaun. Als sie wieder ruhiger wurden, lächelte ich und lief langsam weiter.

Ja, bald würde Shinji seinen Autoführerschein haben. Er stellte sich weitaus besser damit an, als alle erwartet hatten. Vielleicht hatten sie auch nur Angst nach der Motorradsache. Aber da war er ja betrunken…und sonst war ihm ja nie etwas passiert. Er machte das jetzt schon eine Weile nebenbei, natürlich würde es noch dauern, bis er den Schein in den Händen hielt, aber sein Fahrlehrer war wohl sehr zufrieden bisher.

Satoru wollte ihn vorerst noch nicht machen, weil er sich für wenig talentiert als Autofahrer hielt. Aber vielleicht würde ich ihn ja noch überreden können. Ich hätte theoretisch auch bald meinen machen können, aber momentan war das ja eher schlecht. Und in nächster Zeit plante ich es auch nicht.
 

Die letzten paar Meter zu Hiroshis und Kenjis Haus lief ich mit klopfenden Herzen, ehe ich aufgeregt klingelte. Es dauerte, bis sich jemand meldete. „Ja?“ - Es klang nach Hizu, aber ziemlich verpeilt.

„Ehm…Lovelie hier. alles okay? Ich wollte doch heute kommen.“

„Ja, ich weiß, aber jetzt schon? Oh verdammt, ist ja schon…“

„Ich bin doch aber pünktlich…“, murmelte ich blinzelnd und sah auf meine Uhr, „Oder hatte sich da was geändert?“

„Nein, nein, du bist pünktlich, Süße. Wir haben lediglich die Zeit vergessen, warte, ich komme sofort!“

„Lass dir ruhig Zeit…“, murmelte ich noch, als die Sprechanlage schon verstummte. Verwundert neigte ich den Kopf.

Wenig später stand ein Hiroshi mit verwuscheltem Haar, freien Oberkörper und rotem Handtuch um die Hüften an der Tür.

„Love-Schatz! Komm rein, komm“, er schob mich schnell ins Innere und schloss die Tür, bevor er sich vor dem Flurspiegel die Haare zu glätten versuchte.

„Habt ihr noch geschlafen? Tut mir echt leid, wenn ich euch geweckt habe“, entschuldigte ich mich, doch er winkte ab. „Von Schlaf kann keine Rede sein…es war eher…Beschäftigung…miteinander…“ Hizumi bekam rote Ohren und lächelte mich unsicher an. „Wir sind erst spät aufgewacht und dann nicht mehr aus dem Bett rausgekommen…tut mir wirklich leid.“

„Oh“, blinzelte ich und musste dann kichern, weil er so süß aussah. „Kein Problem, Schwiegerpapa. Ich bin die Letzte, die sich an so etwas stört.“

„Du bist wirklich die perfekte Schwiegertochter“, erklärte er erleichtert und küsste mir die Stirn, während er mich vorsichtig umarmte. „Wärst du so lieb, im Wohnzimmer zu warten, während wir uns schnell im Bad fertig machen? Kenji kommt sicher auch gleich runter.“

„Kein Problem, mach ich doch gern“, nickte ich und lief in eben besagtes Zimmer. Erstaunt sah ich mich um. Scheinbar hatten sie seit meinem letzten Besuch etwas umgeräumt. Und neue Fotos gab es auch, die ich sofort inspizierte.

Es gab ganz viele von den beiden, von früher und heute, und auch mit Satoru, die ich verträumt betrachtete. Sie waren eine schöne Familie. Sogar ein Foto von Satoru mit seiner Schwester war jetzt zu sehen. Und ein Foto mit Shinji und dessen Eltern. Lächelnd dachte ich daran, dass wir wirklich allesamt eine seltsame, große, aber wunderbare Familie waren. Überrascht sah ich auf die Bilder, auf denen ich mich entdeckte. Einmal waren es zwei Hochzeitsbilder, einmal ich mit Satoru und einmal ich mit beiden Jungs, und einmal war da ein Bild, wo ich wusste, dass es unser erstes Werbeplakat gewesen war. Hier natürlich in Fotogröße. Und dann gab es noch ein Foto, dass jedoch noch nicht eingerahmt war, neben dem aber ein neuer Rahmen lag. Es zeigte mich in Shinjis und Satorus Umarmung. Das Bild war noch nicht alt, es war vor kurzem auf der Feier unserer Abschlüsse entstanden. Gerührt fuhr ich es mit den Fingerspitzen nach.

„Das ist schön, nicht wahr?“

Überrascht drehte ich mich um und blickte in Kenjis lächelndes Gesicht.

„Ja, das ist toll. Es strahlt irgendwie Harmonie und Liebe aus“, schmunzelte ich.

„Das fand Hiroshi auch, deshalb wollen wir es aufhängen. Wir haben auch noch Abzüge für euch da, wenn du möchtest.“

„Gern!“, freute ich mich und legte das Bild vorsichtig zurück.

„Hallo erst einmal“, schmunzelte er und umarmte mich sanft, während ich ihm die Wange küsste. Ich war glücklich, dass ich so unbefangen mit allen umgehen konnte und durfte, da ich alle vier Schwiegereltern sehr ins Herz geschlossen hatte.

„Wie geht es dir, Kleines?“, wollte er dann aber doch noch mit ernster Miene wissen.

„Mir geht es gut, danke“, nickte ich, „So gut es einem eben gehen kann.“

„Es ist anstrengend“, bemerkte er ruhig und ich nickte. „Es wird immer anstrengender, ich komme mir vor wie eine alte Frau. Aber ich kann noch laufen, immerhin.“

„Keine Bettruhe?“

„Noch nicht. Außerdem versuche ich, aktiv und beweglich zu bleiben…“, ich biss mir auf die Unterlippe und lächelte verzückt, weshalb er die Brauen hob. „Warum?“

„Weil…das angeblich helfe, einem Kaiserschnitt vorzubeugen. Genauso, wie nicht zu stark zuzunehmen, gesunde Ernährung und viel trinken.“

„Das soll helfen? Ist das nicht eher Grundlage einer Schwangerschaft? Also ich kenne mich nicht wirklich aus, Hizumi war nie schwanger.“

Ich lachte überrascht, fing mich dann aber wieder und schüttelte den Kopf, während ich gleichzeitig die Schultern zuckte. „Weiß nicht. Das soll angeblich helfen, habe ich gehört.“

„Warum ist es dir so wichtig, keinen Kaiserschnitt zu haben?“

„Weil ich sie natürlich bekommen will“, entgegnete ich fast trotzig, „Früher gab es sowas doch auch nicht.“

„Was war früher?“, schneite Hizumi in schickem Schlabberlook ins Zimmer.

„Früher gab es nicht so sexy Männer wie dich“, erklärte Tsukasa grinsend und zog ihn an sich, um seine Wange zu küssen. Das wirkte sofort, denn sein Sängerchen lächelte erfreut und lehnte sich an ihn. Ich betrachtete die beiden schmunzelnd.

„Lasst uns doch setzen, die arme Love sollte nicht nur rumstehen.“ Damit deutete Hizu auf einen Sessel, zu dem er mich auch kurz darauf schon schob.

„Mir geht es gut, wirklich.“

„Dennoch…ist nächsten Monat nicht der Termin?“

„Ja.“

„Na siehst du. Versuchen wir also, dass sie nicht zu früh kommen.“

„Das kannst du wenn dann auch nicht verhindern, Hiro“, murmelte Kenji mit hochgezogenen Brauen.

„Aber es herbeiführen müssen wir auch nicht. Also komm Kenji, setz dich zu uns.“

Glucksend sah ich zu, wie sein Freund seufzend zu ihm trottete und sich setzte.

Hizu strahlte über beide Ohren und legte ihm einen Arm um. „Und, wie geht es dir und den Jungs allgemein? Alles gut zuhause?“

„Ja“, lachte ich und schüttelte den Kopf, „Hätte ich vorher gewusst, wie sehr ihr mich alle bemuttert, wäre ich ausgewandert.“

„Was? Wer bemuttert dich denn?“, Hiroshi sah mich bestürzt an.

„Na ihr, die Jungs, meine Eltern, Shins Eltern, meine Großeltern, meine Mädels, Nabu…eigentlich einfach nur alle. Außer mein Bruder- der quetscht mich nur mit Fragen aus.“

„Was denn für welche?“

„Na wie sich das anfühlt, ob es nicht weh tut, ob ich keine Angst habe vor der Geburt…“

„Er ist eben noch jung, er weiß sowas doch noch nicht“, Hizumi zuckte lächelnd die Schultern.

„Außerdem ist er ein Junge. Wir haben doch auch keine Ahnung, wie sich das anfühlt, Hiro“, fügte Tsukasa hinzu.

„Aber ich bin Papa und du auch. Wir haben da schon etwas andere Erfahrungen als er. Mit…wie alt ist er?“

„16.“

„Siehst du, da hatten wir vielleicht erste Erfahrungen mit Sex, aber nicht mit Babys.“

„Das…stimmt“, nickte Hizumi nachdenklich und lächelte dann wieder.

„Masuyo hat Angst davor, eins anzufassen, hat er gemeint“, lachte ich, „Er hat Angst, sie zu zerbrechen.“

„Hatte ich zu Beginn auch, als wir Sato bei uns hatten“, überlegte Kenji laut und schmunzelte mich dann an, „Wir haben ihn ja relativ jung bekommen und nun ja…sie sind ja zu Beginn wirklich zerbrechlich und zart.“

„Ich weiß…aber vielleicht werden meine ja richtige Brocken“, lachte ich.

„Meinst du?“

„Bestimmt. Und laut Michio auch hyperaktive“, nickte ich düster.

„Ach, Michio, der erzählt viel, wenn der Tag lang ist“, winkte Hizumi Augenrollend ab, „Auf den brauchst du gar nicht zu hören. Aber hey, was sagt ihr dazu, wenn ich uns was zu essen hole? Ich habe extra für dich gestern Cupcakes gebacken, Lovelie.“

Überrascht weitete ich die Augen. „Extra für mich?!“

„Ja. Satoru sagte, du isst gern so etwas. Also dachte ich, ich mache meiner Schwiegertochter eine Freude.“

„Oh du bist so lieb, Hizu-chan“, lächelte ich dankbar und umarmte ihn, nachdem er aufgestanden und zu mir getreten war. „Kein Problem. Warte einfach, ich hol sie uns.“
 

~*~
 

Besuch vom Schwiegersohn bei Michio
 

„KARYUUU!“, brüllte ich einmal quer durchs Haus, bis entsprechende Person am Treppenabsatz erschien. „Was ist, mein Schätzchen?~“

„Du Idiot!“, brummte ich ihn sofort an, „Du hast dein Essen anbrennen lassen!“

„Was? Wie?“

„Nicht was wie! Ja, verdammt! Komm her und schau dir deine Sauerei an!“

Erbost sah ich zu, wie er mit eingezogenem Kopf und, wäre er ein Hund wohl auch mit eingezogenem Schwanz, die Treppe herunter kam. Ich deutete in die Küche und ließ ihn voraus gehen, dann trat ich hinter ihm ein und zeigte auf den Ofen. „Schau dir das an! Das ist vollkommen verbrannt! Völlig schwarz! Wie lang hast du das drin gelassen?!“

„Ich…ich weiß nicht…“, Karyu schien mehr als erschüttert und raufte sich die Haare, „So lang war das doch nicht…“

Skeptisch nahm ich das Baguette heraus und hielt es ihm unter die Nase. „Nicht so lange?! Erklärst du mir dann bitte, warum das aussieht wie eine Kohle?!“

„Ich…i-ich weiß nicht, Michio, ehrlich! Auf der Verpackung stand nicht wirklich was…“

„Wie da stand nichts? Da steht immer, wie lang etwas in den Ofen muss!“

„Ja aber das war alles in so einer komischen Sprache…“

Meine Augenbrauen sagten meinem Haaransatz hallo, während ich mir die besagte Verpackung suchte. Rasch las ich mir den Text durch. „Das ist Französisch.“

„Naja, es war eben kein Englisch…“

„Was du auch bloß nicht verstanden hättest.“

„So schlecht ist mein Englisch nicht..!“

„Naja. Dazu sage ich mal nichts. Ach und außerdem mein Freund: Zahlen sind international. Vielleicht hättest du die neben der kleinen Uhr da auch mal lesen sollen.“ Ich warf Karyu die Packung zu, der sie unelegant fing und studierte. „Ja aber ich wusste nicht, welche Typ von Ofen und so…“

„Dann hättest du es probieren und dabei bleiben müssen! Das hier jedenfalls kannst du vergessen. Bye bye, französische Küche.“

„Ohhow…“, seufzend sah er zu, wie ich das angekokelte Ding wegwarf.

„Was, willst du das noch essen?“, fragte ich irritiert.

„Nein…aber…ich habe Hunger.“

„Tja, dann mach dir was Neues. Aber vorher…machst du das da auch noch weg!“, ich deutete auf das zweite Baguette, „Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast, aber es hat sich halb in die Unterlage gefressen, denn ich bekomme es nicht ab.“
 

„Kann man euch helfen?“, fragte eine Stimme hinter mir, weshalb ich überrascht aufschrie. Panisch drehte ich mich um und starrte verwirrt in Satorus Gesicht. „Was machst du denn hier?!“

„Ich war für heute eingeladen, schon vergessen?“

„Nein, aber wie kommst du hier rein!?“

„Ihr seid nicht gekommen, als ich geklingelt habe.“

„Aha…und dann…?“

„Dann habe ich den hier gezückt“, er zeigte mir grinsend einen Schlüssel, „Shinjis. Habe ich mir für den Notfall mitgenommen gehabt. Und ich hatte Recht behalten, dass ich ihn gebrauchen könnte.“

Perplex starrte ich den Jungen an, ehe ich einfach den Kopf schüttelte. „Wie dem auch sei- willkommen. Aber wunder dich nicht, hier herrscht Chaos. Karyu hat das Essen versaut.“

Jener schniefte gekünstelt auf und versuchte, den Rest seiner Kohle vom Blech zu kratzen. Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Ich sagte dir doch, mach einfach die Nabeyaki Udon, die noch da sind. Aber nein, du wolltest deine Extrawurst.“

Karyu schwieg und sagte nichts mehr, weshalb Satoru mich vorwurfsvoll ansah. Fragend hob ich die Brauen, während er zu Karyu nickte. „Eh?“

Er nickte noch einmal zu Karyu, heftiger als zuvor, dann verließ er einfach das Zimmer. Verwirrt sah ich ihm nach, bevor ich mich meinem Mann zuwandte. „Yoshitaka? Alles okay?“

Der schwieg beharrlich weiter und kratzte lustlos und mit trauriger Miene weiter an dem Blech herum. Ich seufzte schwer. Wie sehr ich das doch hasste. Ich konnte seinem traurigen Gesicht nie wiederstehen, verdammt.

„Karyu…“

Schweigen.

Nur das leise Schrubben war zu hören.

Seufzend nahm ich ihm den Pfannenwender -mit dem er mir gerade dabei war das Blech zu zerkratzen- aus der Hand und legte es weg. Dann drehte ich ihn zu mir um.

„Yoshitaka.“

„Waaas…?“, er klang herzerweichend gequält und auch seine Stimme tat den Rest. Ich hielt mich davon ab, mir den Schädel irgendwo dagegen zu hauen.

„Es ist…nicht deine Schuld.“

„Aber…du hast doch gesagt…“

„Naja. Vielleicht hast du ja etwas die Zeit verschlampt. Kann ja vorkommen.“ Auch wenn es in diesem Fall wohl eine Zeit von über einer Stunde zu viel war. Zumindest dem Geruch in der Küche nach. Ein Wunder, dass der Ofen noch stand…

„Aber…“

„Nichts aber. Vergiss es einfach. Weich es in Wasser ein und lass es eine Weile stehen. Wir haben jetzt Besuch, der Rest lässt sich nachher machen.“

„Hm. Okay.“ Er schien nicht ganz zufrieden, tat aber, was ich sagte.

„Brav.“ Schief grinsend wuschelte ich ihm übertrieben durch die Haare. Manchmal wusste ich echt nicht, wer das Unglück mehr anzog- er oder Shinji.

Karyu brummte nur, dann folgte er mir ungefragt auf meiner Suche nach Satoru. Ich fand ihn im Flur, den Kater kraulend. „Da hat jemand ein Händchen für Katzen“, meinte ich verblüfft.

„Tja, warum wohl“, schmunzelte er und funkelte mich vergnügt an. Erst da wurde mir bewusst, dass Lovelie einen ähnlichen Spitznamen hatte.

„Versautes Kind.“

„Pah, ihr seid nicht besser, Onkel Michi.“

„Schweigervater, wenn ich bitten darf.“

„Seit wann denn das?“

„Seit der Hochzeit. Man muss ja wenigstens etwas auf die Titel achten“, ich strich mir mein Oberteil glatt.

„Aber da hast du was falsch verstanden. Lovelie hat Shinji geheiratet, nicht ich.“

„Pah, was auf diesem Papierwisch ‚offiziell‘ drauf steht, ist mir doch egal. Inoffiziell, und das zählt nun einmal mehr, gilt etwas ganz anderes.“ Ich blickte Satoru ernst an, der nun sanft zu lächeln begann.

„Okay, du hast Recht.“

„Habe ich doch immer. Oder Karyu?“

„Ja, hast du“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Scheinbar schmollte er ein wenig, aber das würde sich im Laufe des Tages noch legen, das wusste ich.
 

Wir setzten uns und ich überschlug elegant die Beine.

„Wie geht’s dir?“, wollte ich wissen.

„Gut soweit.“

„Dir persönlich? Oder sprichst du im Namen deiner zwei anderen?“

„Eh…beides“, antwortete er verblüfft, „Denen geht es gut, genauso wie mir.“

„Deine Therapie?“

„Läuft nebenbei. Momentan geht es mir so gut, dass ich weniger Sitzungen habe.“

„Wie geht es dir mit dem Wissen, bald Vater zu sein?“

„Michio! Hast du ein Gewehr im Nacken oder wieso fragst du ihn hier so Fragebogenmäßig aus?!“, Karyu schien bestürzt. „Fragebogenmäßig…das muss ich mir merken…“, murmelte ich und sah dann ohne zu antworten wieder zu Sato. Der stutzte, antwortete dann aber.

„Bescheiden. Ich glaube, ich werde dann erst einmal total überfordert sein.“

„Glaube ich dir“, nickte ich düster.

„So schlimm wird es nicht“, strahlte jedoch Karyu, „Klar, es wird anstrengend, aber auch total schön. Und ihr seid zu dritt. Normale Paare mit Zwillingen haben es viel schlimmer.“

„Stimmt…naja, ich lass es auf mich zukommen.“

„Das ist das Beste, Satoru. Was anderes bleibt dir sowieso nicht übrig, aber trotzdem- das wird schon.“ Die letzten Wochen war ich wesentlich zuversichtlicher geworden, was das alles betraf. Zumindest, seit ich gesehen hatte, wie sehr Lovelie aufblühte und erwachsener wurde, und auch Shinji… seine Fahrschule lief besser als erwartet und er benahm sich durchaus auch etwas erwachsener. Ja, so langsam aber sicher konnte ich sie mir vorstellen als sehr junge, aber liebenswürdige Eltern.
 

~*~
 

Shinji im Modechaos
 

„Wahhh! Nein, du bekommst mich nicht in die Finger!“

Ich hatte es nicht einmal geschafft, die Klingel zu drücken, da wurde die Haustür schon aufgerissen und ein buntes etwas rannte an mir vorbei. Masuyo.

„Hey, Masu! Masu, bleib stehen!“ - seine Schwester erschien neben mir im Türrahmen, ignorierte mich völlig.

„Vergiss es, Jewelie! Ich spiel nicht weiter deinen Hampelmann!“, Masuyo sah sie wütend an und stieg auf sein Skateboard, dass er bis eben unter dem Arm geklemmt hatte.

„Du bist doch nicht mein Hampelmann!“

„Aber dein Modepüppchen!“

„Gar nicht wahr.“

„Doch! Und jetzt lass mich, ich probier für heute nichts mehr für dich an. Vergiss es.“
 

„Was probierst du nicht an?“, Chiyoko, meine liebe Cousine, kam überraschend gerade den Fußweg entlang spaziert und blieb vor Masuyo stehen, der sie verdattert anstarrte. Es dauerte, bis er seine Sprache wiederfand.

„Deine Freundin..also meine Schwester da…die behandelt mich wie ihr Anziehpüppchen!“

„Das ist gar nicht wahr! Er sollte nur ein was anprobieren, mehr nicht!“

„Ja, und du siehst, wo das geendet hat. Ich seh aus wie ein Clown.“

Fragend sah ich zwischen den Geschwistern hin und her, bis mein Blick an Masuyos Kleidung hängen blieb. In Gedanken saß mir ein Mini-Mapa auf den Schultern, der flüsterte: ‚Da ändert sich zu seiner vorherigen Gestalt doch nicht viel.‘

„Gut, es ist etwas groß…“, stimmte Jewelie schulterzuckend zu, „Aber ich hätte es ja enger gemacht, wenn du nicht geflohen wärst!“

„Pah, meinst du, du kannst da noch was retten?! Nimm es mir nicht übel Schwesterherz, ich mochte die Klamotten der anderen immer sehr, aber bei mir hast du es gerade wirklich versaut!“, Masuyo zog sich das Oberteil lang.

„Masu-chan“, Chiyoko legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und drehte ihn zu sich. „Jewelie meinte es sicher nicht so. Klar sieht es noch klobig und viel zu groß aus, aber sie ist wirklich noch nicht fertig. Und ich glaube, es wird noch richtig hübsch.“

„Meinst du?“, er hob eine Augenbraue, schien nun aber schon ruhiger, als noch zuvor.

„Klar“, Chi lächelte fröhlich, „Jewelie ist ein kleines Naturtalent. Sie verhaut es sicher nicht, lass sie nur machen. Komm, lass uns rein, ich komm auch gern mit, wenn dich das beruhigt.“

„Das…wäre besser.“

Blinzelnd sah ich zu, wie Chi Masu zur Tür an mir vorbei schob.

„Eh…hallo? Ich bin auch noch dahaaa~“, machte ich mich mal bemerkbar. Augenblicklich sahen mich alle an.

„Oh, hallo Shinji!“

„Hey, krass, bist ja schon da, Kumpel.“

„Shini!“, Chiyoko fiel mir um den Hals, sodass ich nach Luft schnappte. Sie löste sich wieder und grinste. „Sorry wegen eben.“

„Kein Ding…was macht ihr eigentlich? Wieder nähen?“

„Jup. Habe extra deine Cousine dafür eingeladen. Momentan ist Masu noch mein Model, aber du kannst später gern vorbei schauen.“

„Eh ja…gern…“, murmelte ich und folgte ihnen in den Flur, „Zuerst will ich aber eure Eltern begrüßen. Wo sind sie?“

„Dad ist noch arbeiten. Und Mama ist im Garten, sie liest ein Buch.“

„Dann…sag ich ihr wohl mal hallo“, nickte ich und steuerte dann den schnellsten Weg nach draußen an.

Schnell fiel mir Melody ins Blickfeld, die in einem Gartenstuhl saß und ganz vertieft schien. Es war scheinbar recht praktisch, dass sie auch seit einigen Jahren nun schon in ihrem Haus wohnten. Lovelie meinte, ihre Wohnung früher war zwar auch groß, aber hier gefiele es ihr besser- und ich konnte sie verstehen. Hier kannte einen sowieso kaum einer. Seit Loves Schwangerschaft, unsere Hochzeit und all das nun auch schon wieder eine Weile her war, kamen auch zum Glück zu uns keine Paparazzi mehr. Zumindest nicht so, dass ich sie bemerkt hätte. Und stalkerartige Bilder hatte ich seitdem auch nicht zu Gesicht bekommen, also war ich guter Dinge.

„Melody?“
 

Sie drehte mir fragend den Kopf zu und begann zu lächeln, als sie mich erkannte.

„Oh, Shinji! Wie schön, dass du da bist. Ich wusste nicht, wann genau du kommst.“

„Hallo, ich freu mich auch! Und ja, ich auch nicht, aber die anderen beiden sind auch los gemacht, da bin ich auch aufgebrochen.“

„Ja, ich weiß, Lovelie war ja heute auch schon da. Hallo noch einmal.“ Sie streckte die Arme nach mir aus und drückte mich sanft, bevor sie auf den Stuhl neben sich deutete. Dankbar setzte ich mich zu ihr.

„Wo ist Lovelie nun eigentlich genau, bei deinen Eltern?“

„Nein, bei Hiroshi und Kenji. Mit meinen Eltern darf sich Satoru erfreuen.“

„Ach, so schlimm sind sie doch nicht.“

„Wenn du wüsstest“, lachte ich und rollte vergnügt mit den Augen.

„Wenn du das sagst, ich finde trotzdem beide sehr liebenswürdig. Ach ja, Taka ist noch nicht da.“

„Ich weiß, ich…habe deine Kinder getroffen“, erklärte ich zögernd.

„Ja, ist was mit denen? Du klingst nicht begeistert“, kicherte sie.

„Nein nein, ich war nur irritiert…Masu und Jewel haben wohl so ihre Meinungsverschiedenheiten, was Jewelies Klamotten angeht. Aber jetzt ist Chiyoko da, die kompensiert das sicher.“

„Oh wirklich? Habe ich gar nicht mitbekommen. Aber ja, Chi ist eine ganz Süße. Wenn sie da ist, sind beide ganz friedlich.“

„Ja, Masuyo hängt dann auch bei ihnen rum?“

„Ja. Er bringt ihr Gitarre bei, glaube ich.“

„Den Nerv hat er?! Oh, herzlichen Glückwunsch, das könnte ich nicht.“

„Wieso, ist es so schlimm?“

„Mit Chiyoko ja! Ich bin bereits mehrmals gescheitert mit ihr, und das, wo ich dachte, ich habe sehr viel Geduld. Wir haben es irgendwann dann aufgegeben.“

„Naja, Masuyo hat ja Zeit“, schmunzelte sie schulterzuckend, „Er hat ja noch keine Familie.“

„Ich ja auch noch nicht“, lächelte ich schief.

„Aber bald. Ist ja nicht mehr lang.“

„Oh ja…“, ich lächelte verträumt, blickte sie dann wieder an. „Wie wirkt Lovelie auf dich?“

„Momentan? Gut. Obwohl man ihr die Strapazen ansieht. Sie hat leichte Augenringe.“

„Ja, sie schläft in letzter Zeit nicht gut… aber sonst?“

„Sie wirkt noch sehr mobil. Und rund“, sie lachte sanft, in das ich mit einstimmte.

„Stimmt, das finde ich auch faszinierend…sie hat auch im Gesicht und so zugenommen…“

„Das ist normal, Schatz. Man nimmt allgemein zu.“

„Ja, aber sie sieht auch viel älter aus als…davor, finde ich.“

„Oh ja“, sie lachte erneut, „Takamasa hat mir mal in meinen letzten Wochen eröffnet, dass ich nicht wie Ende 20 aussähe. Dafür habe ich ihn gehauen. Aber eigentlich hatte er Recht. Auch nach der Geburt…ich sah 20 Jahre älter aus.“

„Jetzt nicht mehr“, schmunzelte ich.

„Ach du bist süß. Aber hm, ihr werdet euch dran gewöhnen müssen, dass sie wohl nicht mehr so klapperdürr wie vor der Schwangerschaft sein wird.“

„Das macht nichts, ich liebe sie so oder so. Es wird dann immer noch unsere, meine Frau sein, die uns großartige Kinder geboren hat und dafür auch meine ganze Anerkennung und meinen ganzen Respekt hat.“

„Oww. Du bist wirklich zu süß! Wäre ich nochmal in Lovelies Alter, wäre ich dir allein dafür verfallen, Shinji.“

„Danke!“, lachte ich auf, „Aber es ist wirklich so. Ich bin stolz auf sie. Ich könnte das nicht, selbst wenn mich derselbe Fluch wie Mapa treffen würde.“

„Tja, deshalb bekommen ja auch wir Frauen die Kinder und nicht ihr“, sie zwinkerte.

„Hm. Aber immerhin darf ich sie begleiten auf dem Weg.“

„Apropos begleiten: Warst du mit zu Lovelies Geburtsvorbereitungskurs?“

„Eh ja, das hat ja jetzt angefangen.“

„Und, hat es dir gefallen?“

„Ja, ganz gut. Satoru war skeptisch, der kam sich komisch vor, aber ich fand es gut. Wir haben so Entspannungsübungen gelernt und irgendso eine Partnermassage…wir wollen wohl mal auch noch einen Kreissaal besichtigen, dann kommt noch Gymnastik, und viel Aufklärung über die Geburt an sich…und später noch Babywaschen, wie man es hält und so weiter. Mit Püppchen.“ Ich grinste.

„Ja, da steht immer viel an“, nickte sie zustimmend, „Habe ich damals auch mitgemacht. Ist sehr informativ für Erstgebärende, geht also ruhig immer. Lovelie hat auch schon davon erzählt, auch wenn sie genörgelt hat, wegen der Kreissaalsache.“

„Was, warum?“

Melody stockte. „Hat sie dir nichts erzählt von ihrer Krankenhausangst?“

„Was…? Ach doch, ja. Aber wir schauen ihn doch nur an.“

„Hm, trotzdem…ich denke, sie wird launisch werden, pass also gut auf sie auf. Seit sie mit ihrem zweiten Armbruch im Krankenhaus war, hasst sie diese. Sie hat da eine Schwester gehabt, die sehr unfreundlich gewesen war und mit Kindern ist das ja immer so eine Sache, für die wird das schnell zum Trauma…“

„Zweimal den Arm gebrochen? Ich dachte einmal Arm und einmal Bein.“

„Das war extra.“ Melody seufzte. „Sie ist, was das angeht, schlimmer gewesen als Takamasa mit seiner Verletzungskunst.“

„Ach herrje. Wegen Fußball oder wie…?“

„Ja, einmal. Einmal Skateboard und einmal ist sie in der Schule die Treppe herabgestürzt, da konnte sie ausnahmsweise nichts dafür.“

„Oh man…wir passen wirklich gut zusammen“, nickte ich düster.

„Oh ja, und wie. Aber sag mal Shinji, möchtest du Anmitsu? Ich habe heute welches zubereitet.“

„Gern!“
 

~*~
 

Satoru geht nach Hause
 

„Danke noch einmal fürs Kochen mit Karyu. Ohne diese Aufmunterung hätte er den Rest des Tages Trübsal geblasen.“

„Das hättest du zugelassen?“

„Also nach dem Tag hätte ich nicht noch den Nerv gehabt, mit ihm zu kochen. Ich weiß nicht, ich bin eigentlich total k.o. von der Arbeit heute…“

„Du wirst halt alt“, meinte ich frech und erntete einen Klaps auf den Hinterkopf von Michio.

„Jaja, fang du nur auch damit an. Aber gut mein Großer…drück mir meinen Sohn und meine Schwiegertochter, ja?“

„Mach ich, Michio. Bis zum nächsten Mal.“ Ich umarmte ihn.

„Wer weiß, wann das ist. Da trägt euer Chaos vielleicht schon einen Namen. Beziehungsweise zwei.“

„Pfft. Sobald es los geht, rufen wir euch an.“

„Ich glaube, da werdet ihr ganz andere Sorgen haben.“

„Wir sind doch zwei. Von mir aus überlasse ich Shinji gern den Platz an Lovelies Seite.“

„Angst?“

„Ne, ich…weiß nur nicht, ob ich da unbedingt dabei sein will.“

„Verständlich. Aber Karyu war’s damals auch nicht und der war sauer.“

„Hm, mal sehen, entscheid ich spontan.“ Ich zwinkerte ihm zu.

„Na dann- komm gut heim.“

„Danke. Bis bald!“

Ich löste mich und lief endlich los, winkte ihm noch einmal und machte mich dann schnell auf den Heimweg.
 

Die Nachtluft war angenehm, außerdem war keiner mehr draußen, das war entspannend. Obwohl, da vorn lief irgendjemand. „Sato?!“ Urks, und derjenige kannte meinen Namen?

„Sato!“

„Shin?“

„Ey cool, kommst du auch gerade?“, er rannte die letzten Meter und umarmte mich dann.

„Ja, wonach sieht es denn sonst aus.“ Ich schüttelte den Kopf. Also manchmal…

„War ja nur ne Frage.“

„Bist du mit der U-Bahn gekommen?“

„Nein, Takamasa hat mich gefahren. Er kam gerade von Arbeit.“

„Oh, ist er noch da?“

„Nein, er fährt jetzt zu deinen Eltern um nach Love zu schauen.“

„Sicher, dass sie da noch ist?“

„Ja, sie hat bei sich angerufen um zu erfahren, ob ich noch da bin.“

„Na toll, und nach mir fragt keiner.“ Ich seufzte betont schwerfällig.

„Ach was, sie wollte doch nur wissen, ob-“

„Schon gut Shinji, ich mein es doch nicht so. Aber er holt sie jetzt und dann ist sie auch zuhause?“

„Ehm…ja.“

„Gut. Dann lass uns reingehen.“ Ich zog ihn mit mir zur Haustüre.

„Wie war es bei meinen Eltern?“

„Ach, der übliche Wahnsinn.“

„War Mapa…böse?“

„Pah, nichts, was ich nicht bewältigen könnte. Ich kenne die beiden doch lang genug, als das mir da noch etwas was ausmachen könnte. Nein, es war eigentlich sogar sehr schön.“

„Das…klingt gut“, nickte er schließlich.

„Ja. Und wie war es bei dir?“

„Oh, toll! Ich habe mich erst lange mit Melody unterhalten und später war ich bei Jewelie, Masuyo und Chiyoko.“

„Oh, die waren auch alle da?“, ich schloss die Haustüre auf.

„Ja. Hör auf, ich wurde gleich zum Model verdattert.“

„Ha, also wie immer.“

„Wem sagst du das“, er lachte, „Aber ich bekomm neue Klamotten, sollten wir mal wieder arbeiten gehen, und neue Fotos.“

„Cool, ist doch auch was.“

„Ja. Jewelie ist zurzeit fleißig, sie hat wohl auch Anfragen von Nabu und dessen Bandprojekt, in dem er gerade steckt, bekommen.“

„Das klingt gut. Ach, ich freu mich für ihn, dass er jetzt nicht in der Luft hängt.“

„Hm, und dann…demnächst…ist er wieder bei uns!“

„Demnächst“, ich lachte, „Das dauert noch lange, Shin.“

„Quatsch, die Zeit vergeht schneller, als du glaubst.“

„Mal sehen.“ Ich hing meine Jacke weg, ehe ich ihm durch den Flur folgte.
 


 

~~**~~
 


 

Danke an:
 

@ Kaiphil: O_O" Ich glaube das gebe ärger mit dem ein oder anderen, schlecht gelaunten Charakter (Michio) xDD // Okay, sowas ist natürlich doof...aber wie gesagt, ich habe auch schon Leute erlebt, die lieben ihre Großeltern mehr als ihre Eltern. Und davon gibt es irgendwie sogar nicht wenige...
 

@Lucel: Schön, dass es dir gefällt ^^! Naja...Lovelie hat was gegen Nägel machen...überhaupt so Mädchenkram ist nicht ihrs //D" Da passte das ganz gut. Und ja, lass dich überraschen. Auch im Bezug auf Jewelie ;)
 


 

~~**~~

79. - Warten auf den großen Tag

79. - Warten auf den großen Tag
 

Shinji ist aufgeregt
 

Schneller, als man sich versah, war Lovelies letzter Monat angebrochen. Mit jedem Tag, der verging, wurde sie nervöser. Dabei war sie wahrlich zerrissen- einerseits war sie aufgeregt, andererseits versuchte sie nicht durchzudrehen, wollte sie doch Stress etc. vermeiden, damit hier nicht noch etwas zu früh losging.
 

Ich war noch eine ganze Weile nebenbei arbeiten. Kato hatte mir einen Modelvertrag für eine Modelinie klar gemacht, was zur Folge hatte, dass ich in den jeweiligen Läden nun als Bild herumhing. Aber sie waren ganz hübsch und ich wunderte mich, wie fotogen ich sein konnte. Satoru war in der Zeit zuhause und schrieb Songtexte oder Gedichte. Letztere plante er in einem Gedichtband zu veröffentlichen. Aber er stresste sich nicht und nahm sich Zeit dafür. Das tat ihm sowieso ganz gut. Das war auch Katos Rat gewesen, und außerdem ging Lovelie momentan auch noch vor. Und für uns hieß es sowieso: einer blieb immer in ihrer Nähe. Denn Lovelie hatte bereits ab und an Vorwehen gespürt.
 

Was die Geburt an sich betreffen würde, gab es ganz lange Ärger.

Lovelie verspürte nämlich überhaupt keine Lust dazu, in einem Krankenhaus entbinden zu wollen. Als wir drei uns darüber hatten unterhalten wollen, hatte sie es überhaupt nicht einsehen können. Ich hatte gewusst, dass sie Krankenhäuser hasste, ihre Mutter hatte es mir ja auch noch einmal bestätigt- aber das es so schlimm war? Sie sah es absolut nicht ein und wollte daheim entbinden. Ihr Vater, den sie lang genug damit zugeredet hatte, hatte uns schließlich eine Hebamme angeheuert. Sie war sehr nett und kam fast jeden Tag vorbei und verstand Lovelie auch. Jedoch riet sie genauso wie Lovelies Ärztin zu einer Geburt im Krankenhaus. Sollten die Kinder verfrüht zur Welt kommen, müssten sie sowieso dort hin. Andererseits sah es mit Lovelie gut aus, dass eine Geburt zuhause auch eine mögliche Option sei. Wir einigten uns also: Zuhause entbinden, wenn was ist, dann aber sofort ins Krankenhaus. Ein Vorschlag, dem auch Lovelie zustimmen konnte.

Da jetzt jedoch die Vorwehen öfters vorkamen, überließen wir der Hebamme mein Zimmer sozusagen als Gästezimmer, während ich zu Satoru ‚zog‘. So war sie rund um die Uhr für uns erreichbar und das beruhigte unser Kätzchen.
 

~*~
 

Ich war gerade zuhause und las gemütlich während einer Tasse Kaffee nachmittags ein Buch, als ein Schrei durch das Haus ging. Erschrocken ließ ich meine Tasche fallen und kippte mir die Hälfte des Inhaltes über die Hose. Zischend sah ich auf das Schlamassel, ließ es dann aber liegen und lief schnell zum Treppenansatz raus. „Was ist los?“

„Shin! Ich glaub…ich glaube es geht los!“, Lovelie schien vollkommen durch den Wind und ehe sie noch etwas sagen konnte, krümmte sie sich mit ziemlich schmerzverzerrtem Gesicht. „Oh Gott!“ Sofort rannte ich die Treppen runter, hörte hinter mir Satoru, während ich ein paar Treppen runter stolperte. Das würde einige schöne, blaue Flecke geben, aber das war mir gerade egal.

„Was ist mit dir? Wie geht es dir? Bist du dir sicher?“, sprudelte es aus mir heraus, während ich ihren Arm umklammerte. Satoru gesellte sich schweigend, aber mit angespannter Miene zu uns.

„Ich…es tut weh…“

„Sind die Wehen intensiver als bisher und häufiger?“, fragte die Hebamme, die sofort zu uns geeilt war.

„Ja, sie tun weh!“

„Wie lange geht das schon?“

„Eine Weile, aber jetzt ist es kaum auszuhalten!“

Sie nickte und blickte uns an. „Wir bringen sie zu dem vorbereiteten Bett.“

Wir stimmten leise zu und brachten Lovelie vorsichtig weg. Mein Blick fiel auf den Boden, wo sie kurz zuvor in ihrem Kleidchen gestanden hatte. Wenn ich es mir nicht einbildete, war er nass- und mir wurde schlecht. Nun würde ich wirklich durchdrehen. Ich war so kurz davor. Aber ich riss mich zusammen für Love. Sie blieb öfters stehen und schnaufte schwer, bis wir sie endlich bei dem Bett hatten, auf das sie sich schwerfällig niederließ. Wie in einem Film sah ich der Hebamme zu, wie sie alles vorbereitete und auf Love einredete. Ich bekam kaum eines der Worte so richtig mit. Als lägen 3 Schichten Watte über meinen Ohren. Irgendwann wurde ich an der Schulter gepackt und gerüttelt. Schwerfällig bewegte ich meine Augen zu Satoru, der mir schließlich auch noch eine klebte. „Komm zu dir, verdammt!“

„Was?“, ich sah ihn fragend an, während er zu der Hebamme nickte.

„Halten Sie ihre Hand und versuchen Sie, ruhig zu bleiben.“ Sie lächelte aufmunternd, während ich sie noch immer wie ein scheues Reh anblickte. „Geht es denn wirklich los?“

„Ja. Aber keinen Grund zur Panik. Versuchen Sie, ihre Frau zu beruhigen. Wenn nicht Sie, wer sonst?“

Zu Satoru sagte sie leise, sodass Lovelie es nicht hörte: „Rufen Sie bitte hier an, damit meine Kollegin gleich vorbei kommt. Sie wohnt gleich hier in der Nähe und noch jemand zur Unterstützung kann nicht schaden. Und informieren sie das Krankenhaus, sie sollen uns jemanden plus einen Krankenwagen vorbeischicken.“

Ich dankte der Frau gedanklich für ihre wunderbare Ruhe und lief um sie herum, um mich neben Loves Kopf auf das Bett zu hocken. Zitternd nahm ich ihre Hand und drückte sie aufmunternd. Sie schien jetzt schon vollkommen fertig, schenkte mir aber ein sanftes Lächeln. Vorsichtig hob sie den Kopf und sah zur Hebamme. „Ist das nicht zu f-früh?“

„Nur knapp 2 Wochen. Das ist sehr, sehr gut für Frühchen. Keine Sorge.“

„Und…au…was ist mit Kaiserschnitt? Muss das sein..?“

„Dafür habe ich nichts da und bin auch nicht qualifiziert, das macht ein Arzt. Aber momentan sieht es gut aus, die Kinder liegen scheinbar gut.“

Lovelie nickte und schloss die Augen, während sie sich scheinbar zu beruhigen versuchte. Ich sprach sanft auf sie ein und drückte ihre Hand, obwohl ich innerlich selbst total panisch war.
 

Da war es nun also soweit. Mein Magen drehte sich mir um. Es waren weniger Panikgefühle der Sorte ‚Ich kann noch nicht Vater werden, ich bin ungeeignet!‘, wie Satoru sie sicher wieder hatte, sondern eher welche der Sorte ‚Hoffentlich geht alles gut!‘. Es musste alles gut gehen! Ich hatte doch das Zimmer schon so liebevoll gemalert!
 

~*~
 

Seit Lovelie uns zu sich geschrien hatte, hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, oder wie lange es insgesamt alles dauerte. Dennoch glaubte ich, dass es ziemlich schnell ging, dass die zweite Hebamme vorbei kam. Der Krankenwagen hatte dummerweise mit dem Verkehr zu kämpfen, erzählte Satoru. Er stellte sich an Lovelies anderer Seite ans Bett und fasste vorsichtig nach ihrer Hand, schwieg. Ich hätte gern gewusst, was in ihm vorging, fiel mir später ein. Doch in dem Moment dachte ich gar nicht erst so weit. Ich war nur auf meine Panik und Lovelie konzentriert. Zitternd versuchte ich ihr immer wieder gut zuzureden, doch ich glaubte, dass sie mich ausblendete. Sie hörte eigentlich nur auf die Hebamme.

Meine Beine zitterten.

Mein Gehirn überschlug seine Denkvorgänge.

Mein Puls raste.

Lovelie kämpfte, so würde ich es zumindest beschreiben, aber ich hatte ja auch keine Ahnung. Ich wusste ja nicht einmal, wie spät es war.

Ich wusste nichts mehr.

Außer, dass es gut stehen musste um die Kinder, glaubte ich den Hebammen zu trauen. Zumindest schien Lovelie wirklich Glück zu haben, angeblich lief alles soweit gut.
 

Ich war kurz vorm geistigen Kollaps, als mich ein kleiner, zarter Laut aufhorchen ließ. Für eine Sekunde sah ich fragend auf, dann machte sich Erleichterung in mir breit. Wellenartig durchdrang sie mich. Ein Schreien. Genervt, aufgeregt, aber lebhaft. Oder bildete ich mir das schon ein?

In dem Moment plauzten mehrere Leute ins Zimmer, die ganz nach Arzt und Helfer aussahen. Ich erkannte Satoru hinter ihnen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er gegangen war. Während ich ihn noch verblüfft anstarrte, winkte er mich zu sich. Erst langsam, dann immer intensiver. Nur schwerfällig setzte ich mich in Bewegung, als mir bewusst wurde, was er wohl wollte. Schweren Herzens, aber ohne weiter auf die anderen Leute oder Lovelie zu schauen, stolperte ich aus dem Zimmer. „Was ist..?“, fragte ich piepsig.

„Wir stehen nur im Weg, das Zimmer ist jetzt voll“, flüsterte er leise und schob mich etwas weiter in den Gang, während ich ihn gequält anblickte. Ich wollte doch dabei sein…

Er schien meine Gedanken zu erraten und nahm mich in den Arm. „Du warst geistig doch sowieso schon lange in einer anderen Sphäre, gib es doch zu.“ Er schmunzelte und strich mir über den Rücken. Ich schwieg und genoss einen Moment seine Berührungen.

„Sie schaffen das schon, keine Angst.“

„Eins…ist schon d-da, oder?“

„Ja, sah ganz so aus.“

„Ich…ich will das endlich alles vorbei ist…dass wir eine Familie sind und-“

„Shinji, shhhht. Es dauert nicht mehr lange. Bald, sehr bald sind wir das.“

Ich nickte zaghaft und atmete tief seinen Geruch ein, schloss die Augen.
 

Irgendwann ging die Tür langsam auf und einer der -ich glaubte Assistenten? Ich hatte keine Ahnung von Arztberufen- trat zu uns.

„Und? Ist alles okay? Geht es ihnen gut? Also allen?“

„Herzlichen Glückwunsch“, meinte er höflich und verneigte sich etwas, „Es geht allen dreien, Mutter und Kindern, gut. Für Zwillinge haben sie eine wirklich unkomplizierte Geburt erwischt. Man kann ihrer Frau nur gratulieren, dass alles so gut gegangen ist.“

Mir fiel ein Stein von Herzen. Ich wollte mich gerade bedanken, als er anfügte: „Das Jüngere ist ein wenig strapazierter durch einen kleinen Infekt, aber nichts, was man nicht wieder hinbekäme. Dennoch wollen wir Mutter und Kinder mit ins Krankenhaus nehmen.“

Meine Augen weiteten sich. „Ein Infekt?! Wie das?!“

„Sowas geht manchmal schnell, aber keine Sorge. es ist nicht angeschlagen, es sieht wirklich perfekt aus. Kommen Sie, Sie wollen sie doch sehen, nicht wahr?“

Der Mann winkte uns freundlich mit sich. Mit zitternden Beinen, die sich bewegten wie Pudding, sich aber anfühlten wie Blei, folgte ich ihm. Eine Hand Satorus lag in meinem Rücken und schob mich sanft aber stetig weiter.

Wacklig trat ich in das Zimmer und sah in die freundlichen Gesichter, die mich jedoch nicht weiter kümmerten. Meine Aufmerksamkeit galt Lovelie, die mich gerade wie ein Magnet anzog.
 

Erschöpft sah sie aus, gefühlte zehn Jahre älter. Ihre Wangen gerötet, ihre Äuglein klein. Man sah ihr die Strapazen an, aber dennoch lächelte sie. Und das war der Auslöser für mich, weshalb ich dann doch ganz schnell neben ihr hockte. „Love…oh Schatz…“, eigentlich wusste ich nicht, was ich sagen sollte, mein Kopf hatte so viele Wörter parat, die dennoch unpassend schienen. Ich strich ihr die Haare aus der Stirn und hauchte einen Kuss darauf.

„Kein Grund zur Panik, Shin…mir geht es gut.“ Sie drehte ihren Kopf um mich zu küssen, bevor sie an mir vorbei sah. „Kann…kann ich sie wiederhaben?“

„Natürlich.“ Eine der Frauen nickte und kam mit den Babys wieder. „Aber nur kurz, wir müssen ins Krankenhaus, eine Untersuchung besonders bei der Kleinen hier ist wichtig.“ Lovelie wurde ein Baby gereicht, bevor die Frau mich ansah. „Möchten Sie auch?“

Ich starrte sie an und bekam große Augen. Mit einem dicken Kloß im Hals nickte ich und streckte die Arme vorsichtig aus. Zärtlich wurde mir das andere Baby gereicht.

„Was…was ist es..?“, hörte ich mich leise fragen, während ich nicht die Augen von dem kleinem Ding nehmen konnte. Es war so…ich verstand Mapa plötzlich. Er meinte, Babys seien eigentlich hässlich und zerknitscht, aber die eigenen waren wunderschön. Jetzt erst wurde mir klar, was er damit meinte. Das Kleine war wunderbar.

„Sie halten gerade ihren Sohn. Er kam als Erster auf die Welt. Ihre Frau hält ihre ca. 3 Minuten jüngere Tochter. Herzlichen Glückwunsch.“

„Danke…“, murmelte ich abwesend und strahlte den Kleinen an. Meine Augen füllten sich mit Tränen, so gerührt war ich. Sie waren da, das war momentan mein einziger Gedanke. Und er machte mich so glücklich. Liebevoll strich ich das kleine Gesicht mit meinem viel zu groß wirkenden Finger nach, ehe ich sanft schmunzeln musste, weil er die Nase verzog und leise brabbelte, als ich sie berührte.

„Er ist wirklich süß“, murmelte Satoru, der hinter mich getreten war und mir über die Schulter lugte.

„Ja…“, murmelte ich einfach nur und sah auf, bevor ich mich langsam umdrehte. „Hier, halt du ihn einmal.“

„Shin, ich…“

„Nein, du bist auch Papa geworden, also nimm dein Kind.“ Ich flüsterte, sodass nur er mich hören konnte. Satoru wirkte skeptisch, nahm ihn dann aber vorsichtig. Und wie er ihn hielt, glaubte ich, dass es um ihn geschehen war. Man konnte all seine Zweifel aus seinem Gesicht weichen sehen.
 

Im Hintergrund wurde Lovelie auf eine Trage gepackt und auch unsere…Tochter wurde ‚reisefertig‘ gemacht.

„Möchten Sie mitfahren?“, wurde ich gefragt und nickte, deutete jedoch auf Satoru. „Er aber auch.“

Der Arzt schaute ungläubig, „Bedenken Sie, wir haben nicht viel Platz im Wagen.“

„Trotzdem. Er gehört mit zur Familie.“ Ich behielt meinen sturen Blick bei.

„Wenn Sie möchten, kann ich ihn mit meinem Auto mitnehmen“, bot eine der Hebammen an und lächelte. „Gern, das wäre nett“, stimmte Sato auch schon zu und gab den Kleinen wehmütig ab, ehe er ihr folgte.
 

~*~
 

Mapa außer Rand und Band
 

„MICHIOOOOO!“, schrie es von oberhalb des Treppengeländers, dann folgte lautes Poltern, als Yoshitaka die Treppe runter rannte und schließlich die letzten Stufen stürzte.

„Oh Gott, Yoshi! Hast du einen Knall?!“, sofort stand ich und lief auf ihn zu. Aber scheinbar war der alten Giraffe nichts passiert; sie rappelte sich hoch und baute sich mit großen Augen vor mir auf.

„Michio!“

„Was?!“, entgegnete ich verwirrt, als er mich am Arm packte und schüttelte.

„Die…Shinji…die…d-die…“

„Soweit ich weiß ist Shinji noch immer ein Mann“, stellte ich mit hochgezogener Braue fest.

„Nein!“, wiedersprach er, „Die…die Kinder…! Sie sind da…!“

„WAS?!“, schrie ich ihn an und schüttelte nun ihn. „WIE WAR DAS?!“

„Die Kinder! Sato…er hat angerufen…wir können ins Krankenhaus…!“

„Oh Gott!“, ich raufte mir die Haare, „Womit habe ich das nur verdient, ausgerechnet an meinem freien Tag!“

„Tja, Ignaz wusste genau, womit er dir eine Freude macht“, lachte Hana, die vorbei in die Küche lief.

„Pah, ach egal! Yoshitaka?“

„Ja..?“

„Wir fahren! Jetzt!“, ich packte ihn am Handgelenk und zerrte ihn in den Flur zum Schuhschrank.

„Lass uns lieber ein Taxi nehmen, ich…ich glaube ich zittere zu sehr…“

„Scheiß auf das Taxi, ich fahre!“, stellte ich klar und sah ihn ernst an. Augenblicklich bekam er große Augen. „Du willst…?“

„Eh das Taxi hier ist! Ich will meine Enkel sehen!“ Ich krallte mir die Autoschlüssel vom Regal und sprang in meine Schuhe, dann stürmte ich raus zur Garage.

„Michio…meinst du, es ist wirklich gut, das-“

„WAS?!“, ging ich ihn an, als ich mit dem Auto rausgefahren kam. Augenblicklich wurde Karyu einen gefühlten Meter kleiner als ich. „Sch-schon gut…“

Ich nickte und wartete, bis er einstieg. Dann ließ ich das Fenster wieder hoch und fuhr raus. Kaum das ich auf der Straße war, gab ich Gas. Heute würde mich nichts mehr aufhalten können. Ich wollte zu meinem Sohn und den Schwiegerkindern und meinen Enkeln!

Ich konzentrierte mich ganz auf die Straßen, doch Yoshitaka neben mir schien besorgte Blicke auf die Geschwindigkeitsanzeige zu werfen. „Sicher, dass das gut ist…?“

„Ruhe, ich muss mich konzentrieren.“ Ich warf mir einen Kaugummi ein, da ich keine Zigaretten hier hatte, um mich zu beruhigen. Also musste man sich ja anders zu helfen wissen.

„A-aber Michi…! Oh scheiße, wir wurden geblitzt!“

„Egal, ich bin nur 10 km/h drüber, wenn ich Glück habe, kommt vielleicht keine Post!“

„Ja aber…“

„Lenk mich nicht ab!“, ich machte eine Vollbremsung, um dem Typen, der von der Seite gekommen war, nicht drauf zufahren. „Siehst du?“, zischte ich zu Karyu, der den Kopf einzog und schwieg.

Ich blickte wieder vor und fuhr eilig weiter. Selbst durch den Berufsverkehr schaffte ich es mich irgendwie zu kämpfen.
 

Endlich beim Krankenhaus angekommen, stürmte ich aus dem Auto und schloss gerade so noch ab, bevor ich auf das Gebäude zu rannte. Morgen würde ich sicher nicht mehr laufen können vor Überanstrengung, aber gut.

„Michio! Ihr seid ja auch schon da!“, Hiroshi und Kenji kamen seitlich von den anderen Parkplätzen angelaufen.

„Hi“, rief ich nur und eilte in das Gebäude. „Michi, warte doch!“

„Hey, du bist echt verdammt schnell“, keuchte Hiroshi und schloss zu mir auf. „Muss.meine.Enkel.sehen“, presste ich nur hervor und lief weiter bis zur Geburtenstation. Dort blickte ich eine junge Schwester so böse an, dass sie augenblicklich auf ihrem Platz festeiste. Ich starrte sie in Grund und Boden, bis Hizu mir einen Arm umlegte. „Was mein Kumpel hier nicht in Worten ausdrücken kann, weil er vollkommen neben sich steht: Wir suchen Lovelie Miyavi Ishihara, sie wurde heute auf ihrer Station eingeliefert.“

„Hat…hat sie schon entbunden…?“, fragte die Frau ängstlich.

„Weiß nicht…am Telefon wurde mir gesagt ja“, erklärte Hiro locker.

„Ich…ich schau nach…“ Hastig suchte sie in ihrem Computer und sah dann wieder auf. „Zimmer 204 müsste sie sein…aber ich weiß nicht, ob Sie schon zu ihr dürfen…“

Das war mir vollkommen egal, bereits bei Nennung der Zimmernummer stürmte ich schon los. Hiroshi hörte ich sich hinter mir noch bei der Frau bedanken, dann eilte er mir nach, dicht gefolgt von unseren beiden anderen Anhängseln.
 

„Hallo, ihr kommt ja auch schon!“, rief mir Miyavi vom anderen Ende eines Ganges entgegen, als ich in diesen einbog. „Wart ihr schon bei ihr?!“

„Nein, wir wollten auch gerade erst hin.“ Hinter ihm tauchten Melody, Jewelie und Masuyo auf.

„Das Zimmer muss hier irgendwo sein“, meinte ich und sah mich um. „Ja, ich weiß- ah, da glaub ich.“

„Entschuldigung, Sie sind?“, fragte ein Arzt, der gerade aus dem Zimmer kam, was ich hatte öffnen wollen.

„Wir wollen Lovelie Miyavi Ishihara besuchen.“

„Das geht nicht, sie hat erst vor einer Weile entbunden und benötigt noch Ruhe. Nur die engsten Familienmitglieder dürfen momentan zu ihr.“

„Aber wir sind die engsten Familienmitglieder!“, entrüstete ich mich und baute mich auf.

„Was, Sie ALLE?!“, er deutete hinter mich und starrte alle an. Gut, acht Leute waren schon ziemlich viele…aber trotzdem!

„Sie alle sind…“

„DAS sind ihre Eltern, wir sind die anderen Großeltern, das sind auch Großeltern und das sind ihre Geschwister.“

„Ja nun gut, aber…so viele Großeltern?“

„Haben Sie damit ein Problem?!“

„Kein Mensch hat so viele leibliche Großeltern…“

„Das denken SIE! Überdenken Sie gefälligst mal ihre Einstellungen! Und sagen Sie jetzt auch nicht, dass die Kinder als Geschwister nicht rein dürfen, sie haben ja keine Ahnung, wie eng sie zu ihrer Schwester stehen!“

„Mapa…?“, während ich dem Mann meine Meinung ins Gesicht gebrüllt hatte, war hinter ihm die Tür aufgegangen und Shinji steckte nun den Kopf aus dieser. „Ihr seid schon da?“

„Natürlich! Und wir wären auch sicher schon IM Zimmer, würde dieser inkompetente Herr, der Menschen gleich ohne sie zu kennen verurteilt, uns nicht aufhalten!“

„Aber Sie-“

„Ach halten Sie den Schnabel!“ Mir platzte gleich die Hutschnur! Normalerweise war ich nur meinen Jungs gegenüber so ungeduldig, aber heute war ein Ausnahmetag. Ich war sonst sowieso viel zu nett für diese Welt. Und wenn der Kerl glaubte, mich aufhalten zu müssen, würde er meine Wut spüren.

„Kommt doch rein.“ Shinji schob die Tür lächelnd auf.

„Aber ich bitte Sie, sie setzen ihre Frau unter Stress!“

„Tut er nicht. Lassen Sie mir meine Familie herein, ich möchte sie ALLE sehen. Wenn nicht, drücke ich gleich den Schwesternknopf und gebe an, ich fühle mich psychisch drangsaliert, weil ich meine Familie nicht sehen darf“, rief es aus dem Zimmer.

„…“ Der Arzt schien sprachlos, doch ich beachtete ihn nicht weiter und stolzierte fröhlich in das Zimmer.
 

~*~
 

Lovelie ist glücklich
 

Lächelnd sah ich zu, wie meine Familie einer nach dem anderen in mein Zimmer kam. Zum Glück war ich momentan allein, die anderen Betten standen leer, denn spätestens jetzt war das Zimmer voll. Aber ich war wirklich froh darüber. Ich liebte sie alle und war gerührt, dass sie alle so schnell gekommen waren.

„Lovelie!“, riefen meine Geschwister sofort und beugten sich links und rechts zu mir aufs Bett, um mich zu umarmen. „Ich bin so stolz auf dich!“, meinte meine Schwester leise, während Masu mir die Wange küsste, „Gut gemacht.“

„Love-Schatz!“, meine Mutter war gleich die Nächste, gefolgt von Papa, der Tränen in den Augen hatte. „Ich…bin gerührt“, gab er zu und biss sich auf die Unterlippe, ehe er mich knuddelte. Ich lachte leise und drückte ihn vorsichtig, genauso wie Mama. „Ich bin so stolz, mein Schatz. Wie geht es dir?“

„Ganz gut“, ich zuckte die Schultern, „Ich steh eigentlich noch total neben mir, aber egal. Ich freue mich, euch zu sehen.“ Ich lächelte müde und sah an meiner Mutter vorbei zu Satoru, der mich liebevoll anblickte, dann aber seine Eltern begrüßte. Ich hob den Kopf und sah zu den anderen. „Hallo Michio und Yoshitaka, schön, das ihr da seid.“

„Herzlichen Glückwunsch, Große“, meinte Shinjis Dad und drückte mir die Hand, während Schwiegermapa meinte: „Du siehst besser aus als ich und das nach einer Zwillingsgeburt, püh.“ Er strafte mit seinem Lächeln seinen ernsten Worten jedoch Lüge.

„Auch von uns herzlichen Glückwunsch, Lovelie“, meinten Hiroshi und Kenji, die sich an den anderen vorbei schoben. „Schön, das alles so gut gelaufen ist.“

„Hm…man könnte fast meinen, es war eine Schnellgeburt“, seufzte ich. „Dennoch brauche ich das nicht gleich nochmal.“

„Und ich habe rund 20 Stunden in den Wehen gelegen damals, na vielen Dank“, meinte Mutti und brachte so alle zum Lachen.
 

„Du Love, kann ich mit denen eigentlich später Fußball spielen? Sind das zwei Jungs?“, fragte Masuyo neugierig aus dem Hintergrund.

„Es ist ein Junge und ein Mädchen. Aber du kannst trotzdem mit beiden Fußball spielen, wenn sie größer sind.“

„Sicher? Erziehst du sie so wie dich?“, er grinste breit.

„Hatte ich vor. Aber Papa Shinji möchte ein ‚richtiges‘ Klischee-Mädchen. Mit Kleidchen und süßen Frisuren...“ Ich verdrehte die Augen, während Shinji eine Schnute zog.

„Öde…und Papa Satoru?“

„Dem ist das egal, es soll so aufwachsen wie es mag~“, flötete der aus dem Hintergrund.

„Wie geht es den beiden?“, fragte mein Dad und nickte zu den Kindern in den kleinen Betten, „Ist sie…oder er da an das Gerät angeschlossen..?“

„Sie. Sie hatte einen kleinen Infekt, hat der Arzt gesagt. Aber sie wird wieder gesund. Sie ist eine kleine Kämpferin.“ Ich schmunzelte und drehte mich dann zu Shinji. „Wir müssen sie bald passend anziehen, diese neutralen Farben sind nervig, wenn jeder wissen will, ob es Mädchen oder Junge ist.“

„Hm…also ich kann sie unterscheiden. Er ist schwerer als sie.“ Schmunzelnd nahm Shinji ihn hoch und schmuste mit ihm. Zum bestimmt schon fünfzigsten Mal an diesem Tag. Ich verdrehte nur liebevoll die Augen.

„Er muss ja schwerer sein, wenn sie angeschlagen ist“, rechtfertigte Satoru und sah die Kleine sanft an. Da sollte er nochmal sagen, Shinji wäre der geeignetere Vater. Sie waren beide perfekt.

„Sie wird auch noch zunehmen“, meinte ich optimistisch und auch Shinji nickte. „Lovelie hat gut auf sie beide aufgepasst. Aber jetzt müssen wir eben auch noch mit aufpassen.“

„Oh je, ich bekomme Zahnweh“, seufzte Schwiegermapa, während Yoshitaka ihn Stirnrunzelnd ansah. „Du warst damals keinen Deut besser oder anders als die Kinder jetzt.“

„Ich weiß. Das ist das junge Elternglück“, erneut seufzte er, aber mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, was auch die anderen Eltern nicken ließ.

„Oww, ich will auch“, bemerkte Jewelie hingerissen, die mittlerweile den Kleinen von Shinji überreicht bekommen hatte.

„Tja, da musst du dir deine eigenen machen“, meinte mein Bruder gehässig, was ihm einen Schlag auf den Hinterkopf einbrachte. „Das muss mir der sagen, der es nicht fertig bringt, seine unbekannte Angebetete mal zu einem Eis oder so einzuladen.“

„Püh, weißt du’s denn? Du schaffst ja nicht einmal, deinen Star da zum Date zu überreden.“

„Kinder“, mischte meine Mutter sich ein, „Wir sind hier im Krankenhaus, klärt das bitte nicht hier. Lovelie und die Kinder haben anstrengende Stunden, ja Monate hinter sich. Stresst sie nicht zusätzlich.“

Die beiden zogen ertappt den Kopf ein, während ich schmunzelte.
 

„Haben die Babys schon einen Namen?“, fragte mich Kenji lächelnd und auch Dad beugte sich mit euphorischer Miene vor. „Na eben, habt ihr schon etwas ausgewählt?“

Ich blinzelte, dann blickte ich zu Shinji, Satoru und wieder zu Dad und den anderen, nickte schließlich vorsichtig. „Ja…wir hatten gewisse Ideen.“

„Pah, gib es doch zu“, lachte Satoru und auch Shinji nickte. „Ja, genau, lass die Katze aus dem Sack.“

„Hä?“, fragte mein Bruder nach.

„Na für Lovelie stehen die Namen schon lange fest, sie muss nicht mehr überlegen.“

Als mich nun alle anblickten, wurde ich knallrot.

„Echt, tut es das?“

Ich nickte beschämt.

„Und die Jungs?“

„Wir haben bereits zugestimmt. Lief alles sehr harmonisch ab.“

„Na dann raus mit der Sprache“, lachte Dad und nahm seinen Enkel auf den Arm. „Wie darf ich dich denn fortan nennen, mein Kleiner?“
 

„Er…also er…“, ich strich mir durch die Haare und atmete tief durch, „Ich möchte ihn Yuuta nennen. Er ist groß und wundervoll…“

„Das ist ein schöner Name“, nickte meine Mutter und auch die anderen stimmten zu. Ich lächelte und sah zu der Kleinen. „Und sie möchte ich Yuma nennen. Sie ist so real, so wahr und hatte so eine Ausdauer…ich denke, das passt zu ihr.“

„Sehr schön, mit den Bedeutungen“, meinte mein Dad und stupste dem Kleinen gegen die Nase. „Na du? Hallo kleiner Mann~ Oh schau Schatz, er guckt mich an!“

„Das sind beide schöne Namen, aber klingen sie sich nicht sehr ähnlich?“, fragte Schwiegermapa mit leicht gerunzelter Stirn.

„Umso praktischer. Wenn du einen rufst, kommen beide angerannt, das ist doch gut“, lachte Kenji.

Ich lächelte leicht, wurde dann aber wieder etwas verlegener. „Ehm…eigentlich war es das noch nicht…ich wollte euch eigentlich noch was sagen…“

„Was denn, Süße?“, Dad sah von dem Kleinen auf, bevor er wieder fröhlich weiter mit ihm herumspielte. Scheinbar machten sie Wettstarren was mich wunderte, war er vorher doch noch total verpennt gewesen.

„Ich…wollte ihnen noch Zweitnamen geben…“

Dad stoppte und strahlte mich an. „Sag bloß, du setzt die Tradition fort?~“

„Oh Gott, bitte nichts so total verrücktes, ich wollte mich schon mit den Namen zufrieden geben“, maulte hingegen Michio.

„Ehm…also…“

„Sag es einfach, Lovelie. Vergiss Michi, der meckert immer“, ermunterte mich Yoshitaka und auch die anderen nickten.

„Also…also ehm…ihn möchte ich…Yuuta Yoshitaka Kenji Matsumura nennen.“ Ich sah mich unsicher um und konnte regelrecht spüren, wie sie die Luft anhielten.

„Du willst…also…mein Name? Und Kenjis?“, Yoshitaka schien verblüfft, sah mich dann aber gerührt an. „Das ist ja wunderschön. So etwas Schönes hat noch keiner für mich getan!“

„Es…stört euch nicht?“

Kenji schüttelte den Kopf. „Wenn…du das möchtest. Ich glaube, ich und Yoshi freuen uns beide darüber.“ Angesprochener nickte heftig zur Bestätigung. Glücklich lächelnd fuhr ich fort.

„Danke. Und also…sie…“, ich deutete zu meiner Kleinen in dem Bett, „Sie möchte ich Yuma Michio Melody nennen.“ Unsicher sah ich zu Mama, die jedoch lächelte, ehe ich ganz langsam zu Schwiegermapa schaute. Der schien erstarrt.

„Mich?! Warum ausgerechnet mein Name?!“

„Weil…sie so eine kleine Kämpferin ist… als ich sie das erste Mal sah, hat sie mich an Mama erinnert. Und an dich, Schwiegermapa. Ich wünsche mir, sie wird eine starke, kluge und liebevolle Person, wie ihr es seid.“

Michio schwieg, doch sein Blick lag gerührt auf mir. Mit den Lippen formte er ein lautloses „Danke“. Ich nickte und einen Moment sah er mich noch an, dann runzelte er die Stirn. „Was ist mit Hiroshi und deinem Dad? Die hast du nicht verbastelt, Kleines.“

„Meinen Namen trägt sie doch schon selbst“, erklärte mein Vater gelassen und kuschelte weiter mit meinem Baby. Kurz sah ich ihm dabei zu, dann wandte ich mich wieder Michio zu und grinste. „DAS hebe ich mir für später auf…für’s dritte Kind.“

„Du planst nicht ernsthaft…?!“

„Was denn?“, ich zuckte die Schultern.

„Das…das wird mit zweien schon stressig, da planst du das dritte?!“

„Ich plane es noch nicht direkt. Ich ziehe es nur in Erwägung. Nicht sofort, um Gottes Willen! Aber später vielleicht…wer weiß.“ Ich zwinkerte Hiroshi zu, der es schmunzelnd erwiderte.

„Wah, was für ein verrückter Haufen.“ Michio hob die Hände gen Decke und schüttelte den Kopf.

„Nicht einer, deiner“, schmunzelte Shinji und auch die anderen nickten. Schwiegermapa seufzte. „Warum? Es ist jetzt deiner.“

„Aber mit dir hat es alles angefangen, Mapa. Ohne dich und den Fluch stünden wir jetzt nicht alle hier beisammen. Und ohne dich gäbe es gewisse Menschen nicht bzw. andere würden wo anders leben.“

Michio hob eine Braue, doch die anderen nickten. Sein Gatte legte ihm einen Arm um. „Wo er Recht hat, Schatz…“

„Sehe ich auch so“, grinste mein Vater und trat zu ihm, „Deshalb solltest du deinen Enkel jetzt auch taufen.“ Damit übergab Dad meinen Kleinen an Schwiegermapa. Der blinzelte verwirrt, lächelte dann aber sanft. „Nun gut…dann ehm…taufe ich dich mal auf den Namen Yuuta Yoshitaka Kenji. Und werde ja nicht so durchgeknallt wie dein Vater! Zumindest der eine davon. Lerne einen ordentlichen Beruf, lebe gesund, trinke keinen Alkohol, egal wie verführerisch er dich anschaut, rauche nicht wie deine Großeltern und tu schon gar nicht glauben, dich unter 30 fortpflanzen zu wollen!“

„Du übertreibst Michio“, lachte Yoshitaka, „Er soll kein Spießer werden.“

„Ey, 30 plus ist ein gutes, reifes Alter.“

„Quatsch, mit 20 plus bekommt man Kinder.“

„Darüber lässt sich streiten, aber gut“, seufzte Kenji und sah zu Michio, „Hast du noch so eine Ansprache für deine Enkelin?“

„Meine Enkelin…hm…“, er gab Yuuta an Hiroshi ab und trat zu der Kleinen. „Yuma Michio Melody, für dich gilt das Gleiche! Aber vor allem…werde gesund, wunderschön und klug, wie deine Mutter es gesagt hat. Du wirst uns schon stolz machen.“ Alle nickten und keiner schien ihm etwas hinzufügen zu wollen. Michio hatte unsere Wünsche schon passend formuliert. Und egal was kommen würde… wir würden die Kinder immer lieben. Nicht nur ich, Shinji und Satoru…nein, die komplette Familie.
 


 

~~**~~
 


 

Ich mag dieses Kapitel sehr, es ist mit unglaublich viel Herzblut geschrieben und ich hoffe, es gefällt euch auch. Ich hoffe, man kann die Liebe und Gefühle sehr gut nachvollziehen, das ist zumindest immer das, was ich versuche, rüber zu bringen. Besonders hier.. nur noch zwei Kapitel, ihr lieben *seufz*

http://shinji-women.de.tl/Namensherkunft.htm
 

Danke an:
 

@Lucel: Ich denke, Michio wird dir hier auch wieder gefallen ;)? Und zu Chiyoko kommt auch noch was...und jaja, Jewel...lasst euch doch mal überraschen, zwei Kapitel, dann verrat ich mehr xDD
 

@Kaiphil: xDD Fang dir doch an, so kleine Voodoo-Püppchen zu basteln ;)!
 


 

~~**~~

80. - Alltag mit den Kiddies

80. - Alltag mit den Kiddies
 

Papa Shinji
 

„Shinji“, drang mein Name liebevoll an mein Ohr. Fragend sah ich auf und sah Satoru lächelnd hinter mir stehen. Vor der Brust trug er in einem Tragetuch Yuuta. „Wir sind zurück von unserem ersten Einkauf“, grinste das Eulchen.

„Und? Wie war es?“, fragte ich sofort fröhlich und drehte mich neugierig zu ihm um.

„Cool“, erklärte er Schulterzuckend, „Er hat die ganze Zeit eigentlich nur geschlafen. War relativ entspannt. Nur zwei ältere Damen hatten ihn unbedingt mal sehen wollen.“

„Kannten die dich?“, ich runzelte die Stirn.

„Was? Ach quatsch. Die wollten nur so schauen. Die waren ganz verzückt von so einem kleinen Baby.“

„Er ist ja quasi auch noch ganz…frisch.“

„Das klingt, als redest du von Hackfleisch.“

„Was?! Gar nicht!“

„Frisch klingt trotzdem blöd…ein paar Wochen klingt niedlicher.“

„Gut, dann halt ein paar Wochen.“ Ich seufzte. „Aber es hat sich gelohnt.“

„Für seinen ersten Einkauf, ja, ich denke schon.“

„Schön. Dann können wir demnächst auch Yuma mitnehmen.“

„Ja, ich denke auch. Sie entwickelt sich sehr gut. Wo ist sie eigentlich?“

„Lovelie ist mit ihr oben im Zimmer. Vorhin hatte sie sie auf dem Bauch liegen während sie gelesen hat.“

„Ach süß. Ich gehe mal schauen, denke ich.“

„Mach das.“ Lächelnd sah ich ihm nach.
 

Seit die Babys da waren, hatte sich einiges geändert.
 

Das Haus schien plötzlich viel lebendiger…und liebenswerter. Kaum einer war hier gereizt oder genervt. Masuyo hatte uns schon mit Hippies verglichen. Aber es war wirklich alles entspannt…sogar Satoru. Gerade der blühte momentan sehr auf. Das hatte auch seine Therapeutin erkannt, die mit ihm gemeinsam entschied, die Therapie abzuschließen. Er hatte sich selbst endlich gefunden.

Selbst unsere Eltern, oder gerade die, waren besonders entspannt.

Takamasa war oft gar nicht mehr wegzubekommen von den Kleinen. Wenn eines gewindelt werden musste und er war da, erledigte er das sofort. Manchmal entführte er sie uns einfach auch für einen kurzen Spaziergang. Und das, wo sie wirklich noch ganz jung waren…was würde er vorhaben, würden sie erst etwas älter sein?

Melody war eine liebevolle Mama. Und jetzt auch Oma. Sie kam mit ihrem Mann oder auch allein, wenn der auf Arbeit war. Gerade am Anfang war sie oft da, um Lovelie ein wenig unter die Arme zu greifen.

Unsere Eltern kamen mindestens genauso oft. Hiroshi war total verzückt, Kenji auch und auch meine Eltern…Dad hatte sich ja sowieso gefreut. Und sogar Mapa…der, der am Meisten gemeckert hat. Der, der so viele Bedenken hatte. Ausgerechnet der saß dann da, hatte ein weinendes Baby auf dem Schoß und versuchte es mit einer Engelsgeduld zu beruhigen, die mich verwunderte. Andererseits glaubte ich, dass es mir sehr vertraut war…aus meiner eigenen Kindheit. Nur konnte ich mich leider nicht mehr so daran erinnern. Dennoch machte es mich glücklich, ihn so zu erleben und zu sehen.
 

Alle anderen waren natürlich auch schon vorbei gekommen.

Chiyoko mit ihrer Familie, die sich total gefreut hatte. Oft kam sie jetzt mit Jewelie und Masuyo vorbei. Letzterer betonte immer wieder, dass er nur darauf warte, dass sie mal älter wurden, damit er ihnen Fußball beibringen konnte. Jewelie hingegen erklärte verzückt, dass sie wohl mal das Nähen von Babykleidung probieren würde.

Nabu war auch schon da, zusammen mit Keiko. Ich muss nicht erwähnen, dass sie einmal mehr betonte, wie gern sie auch welche hätte- was Nabu sicher in den Wahnsinn trieb.

Satorus Schwester war auch relativ zeitig, kaum dass wir mit den Kindern aus dem Krankenhaus gekommen waren, bei uns gewesen. Das hatte natürlich vor allem ihren Bruder gefreut. Er liebte sie total und freute sich über ihr Interesse, das brauchte er auch gar nicht leugnen. Es war ihm anzusehen.

Aber sogar unsere Chefs kamen mit kleinen Geschenken zur ‚Begrüßung‘ bei uns vorbei. Kato und Ito schienen ziemlich zufrieden und einmal mehr war ich dankbar über solche Firmenleiter. Scael force mogelten sich dabei auch in unserer Haus- Kibi war sofort Feuer und Flamme von den Babys, sein Freund hielt sich da etwas mehr zurück. Auch Kazuha blieb im Hintergrund- aber er gratulierte uns mit einem ehrlichen Lächeln. Und zum ersten Mal empfand ich ihm gegenüber keinerlei Groll mehr. Es hatte sich alles gelegt.

Meine Großeltern, Satorus und Lovelies waren natürlich auch schon da gewesen. Und Lovelies diverse Tanten und Onkel. Es verbreitete sich nahezu wie ein Lauffeuer.

Als Yuma offiziell auch wieder gesund war, erlaubte ich es mir, auf unsere Internetblogs ein Foto hochzuladen. Die darauf folgenden Reaktionen unserer Fans waren übrigens unglaublich süß und es gab so viele Glückwünsche, wie ich sie gar nicht zählen konnte. In der Firma kamen sogar Geschenke an!
 

Ansonsten, tja…Lovelie war glücklich, wieder gefahrlos durch die Gegend laufen zu können, was für sie so viel bedeutete wie ‚scheiß drauf, wenn ich mich verletze, jetzt bin ich ja wieder allein.‘ Dass sie doch noch nicht ganz fit war, hatte sie dummerweise beim Skaten schnell festgestellt, aber sie meinte, das würde schon alles wiederkommen. Das hatten wir ihr auch gesagt, nur hatten wir ihr geraten noch eine Weile zu entspannen, aber das ignorierte die Gute ja immer gekonnt.
 

Apropos Lovelie….ich würde jetzt nach ihr schauen. Ja, das war eine gute Idee. Ich legte meine Musikzeitschrift weg und lief dann gemütlich durch das Haus. Ein Wunder, wie entspannt ich war. Und das, wo die Nächte manchmal sehr kurz waren. Denn wenn einer der beiden entschied, Hunger zu haben, machte der andere sich eine halbe Stunde oder später, wenn man gerade wieder im Bett lag, auch bemerkbar. Gut, ich konnte nicht stillen, aber manchmal entschieden die beiden auch einfach nur mitten in der Nacht, dass sie doch bitte gesäubert oder geknuddelt werden wollten. Trotz mehrfacher Überlegung entschieden wir uns dennoch nicht dafür, die Babybetten bei uns ins Zimmer zu räumen. Schon aus dem Grund, weil wir jedes Mal woanders schliefen. Aber immerhin gab es ja mobile Babyphone, hihi.

Aber ein was Gutes hatte das ganze ich-terrorisier-meine-Eltern-in-der-Nacht: Ich war jetzt so sehr auf jedes kleinste Geräusch getrimmt, dass ich sofort aufwachte, wenn der Wecker klingelte. Etwas, was Mapa früher nie für möglich gehalten, mein Vater aber weise vorher gesagt hatte. Satoru hatte mir erzählt, wie sie sich mal darüber unterhalten hatten, von wegen ich müsse erst Vater werden, dann würde das von allein klappen. Und ja, Paps hatte Recht gehabt.
 

Ich schob die Zimmertür bei den Kindern auf und siehe da, Lovelie, Yuma, Yuuta und Satoru waren alle vorzufinden.

„Ach, da kommt ja Nummer 5“, grinste Satoru und wuschelte mir durch die Haare.

„Vorsicht, du trägst da noch ein Kind.“

„Ich weiß. Es ist aber auch nicht aus Porzellan.“

„Sicher?“

„Ja. Und wo du gerade so praktisch hier herum stehst…nimm ihn mir bitte mal ab, ich muss aufs Klo.“

„Ehm, okay…“, vorsichtig nahm ich Yuuta an mich und sah Satoru kurz nach. Dann setzte ich mich in den Sitzsack neben Lovelies Sessel. „Na du?“

Sie sah lächelnd zu mir herab. „Na du?~ Wie geht’s dir?“

„Gut. Und dir?“

„Auch.“

„Hast du die ganze Zeit gelesen bisher?“

„Joa. Vorhin habe ich im Bett gelegen und sie neben mir…oder auf. Jetzt war mir aber nach sitzen.“

„Und sie ist immer noch so still?“

„Ach ja, momentan ist sie total lieb. Vorhin hatte sie ihre Erzählzeit, da hat sie vor sich hin gebrabbelt.“ Lovelie lachte süß, während ich sie regelrecht anschmachtete. Sie sah älter aus als damals, wo wir uns kennenlernten. Aber sie war immer noch dieselbe, verrückte Chaosnatur. Auch mit Kindern.
 

„An was denkst du, Shin? Du siehst so verträumt aus.“

„Ich…denke an dich“, grinste ich, „An früher und heute. Weißt du, das wir uns schon 3 Jahre kennen?“

„Ich weiß. Aber es war doch eine schöne Zeit bisher, oder?“

„Ja, na klar. Aber so viel Verrücktes wie wir schon erlebt haben…was soll da noch kommen?“

„Na noch mehr verrücktes. Die Kinder müssen groß gezogen werden und unsere Musikkarriere auch.“

„Du willst weiter machen?“

„Na aber hör mal!“, sie plusterte die Wangen auf und beugte sich vor, sodass Yuma leise murrte, „Aufhören stand nie zur Option.“

„Sicher…aber das haben wir gesagt, bevor es die Kinder gab.“

„Ich habe noch mit euch gearbeitet, da gab es die Kinder schon.“

„Ja, naja…aber jetzt es ja noch einmal was anderes.“

„Shin…“, sie sah mich schmunzelnd an und legte mir die Hand auf meine, „Es sind zwar zwei Babys, also doppelter Aufwand…aber wir sind auch drei. Klar, wir können nicht groß auf Tour gehen… aber ich will wirklich wieder gern arbeiten. Ich liebe meine Gitarre. Ich bin nun einmal…eine kleine Rampensau“, sie lachte, „Und ich bin auch ein halber Junge. Auch als Mama. Ich möchte wieder Teil von euch sein, wie früher.“

„Und die Kinder? Ich stelle sicher keine fremde Nanny ein, das will ich nicht“, bedachte ich skeptisch.

„Du brauchst doch auch keine Fremde einstellen.“ Sie lächelte triumphierend, weshalb ich die Brauen hob. „Was hast du wieder ausgeheckt?“

„Nichts. Das war schon lange mit Kato so geplant…“

„Was? Lass mich raten, ich weiß wieder von nichts.“

„Kommt drauf an, ob du zugehört hast, bin ich mir nicht so sicher.“

„Na toll.“

Sie lachte und zuckte die Schultern.

„Also, was denn nun.“

„Naja, Jewelie arbeitet sowieso schon halb für die Firma… nächstes Jahr macht sie ihren Abschluss. Danach steigt sie ganz für Kato ein. Kleidung designen und so. Er schätzt ihr Talent. Außerdem hat sie sich angemeldet als Babysitterin.“

Ich neigte den Kopf und grinste in Gedanken. Schlaues Mädchen…aber trotzdem…

„Dennoch, Lovelie- was machen wir, solange sie noch zur Schule geht?“

„Auch kein Ding. Kato meinte, irgendeiner aus der Firma hat immer Zeit. Wir müssen ja auch nicht sofort wieder an die Öffentlichkeit. Viele Bands verschwinden erst einmal Jahrelang in Kreativitätspausen…“

„Hatte ich ja auch vorgehabt, aber du scheinst ja andere Pläne zu haben“, warf ich ein.

„Pah, habe ich nicht. Ich will nur nicht nur herumsitzen. Ab und zu so ein paar Stunden im Studio ein Song aufnehmen wären allerdings schon cool…“

„Du bist so unmöglich!“, lachte ich und grinste sie an, ehe mein Blick zu Yuuta glitt, der im Halbschlaf meinen Finger umklammerte.

„Ich bin nicht unmöglich“, sie beugte sich grinsend zu mir.

„Ach nein, bist du nicht?“, ich tat es ihr gleich und streckte mich etwas.

„Nein. Ich bin nur Lovelie.“ Sie lächelte mich sanft an und musterte mich einen Moment, bis sie mich liebevoll küsste. „Oh Love“, lachte ich leise und erwiderte den Kuss zärtlich, bis einer unserer süßen Schätzchen entschied, dass es genug war- denn es begann zu schreien. Wie sich herausstellte, war es Yuuta.

„Er hat ein perfektes Timing“, seufzte ich und betrachtete ihn, „Die Windel, Großer?“

„Riecht ganz so“, meinte mein Kätzchen und rümpfte die Nase, „Wahrscheinlich wird er aber auch gleich Hunger haben, er war lange unterwegs und hat, seit Sato wieder da ist, nicht einmal die Äuglein geöffnet.“

„Naja, ich kann mich ja nur um ersteres kümmern“, schief lächelnd stand ich auf und ging mit ihm zum Wickeltisch. „Ei ei ei, wer wird sich denn da in Rage brüllen“, meinte ich mit gerunzelter Stirn beim Anblick seines roten Kopfes.

„Na irgendwie muss man ja zeigen, dass es eklig ist, Daddy“, lachte Lovelie.

„Ich mach ja schon~“, in ihr Lachen einstimmend machte ich ihn frei und bekam große Augen. „Oh ja, da hätte ich auch geschrien.“

„Siehst du.“

„Pah. Also ich habe das Gefühl, Ich erwische immer die schlimmen Windeln und Satoru hat Glück.“

„Wir sind hier nicht beim Glücksrad, Shini, mach einfach.“ Lachend bespaßte sie jetzt Yuma, die wieder munter war und nach Aufmerksamkeit verlangte.

„Ich mach ja schon~“, summend machte ich meinen kleinen Sohnemann sauber und zog ihn wieder neu an.

„So, jetzt bist du wieder fein“, zwinkerte ich und küsste seine Wange, während er mich mit großen Augen anstarrte. Ich seufzte. „Weißt du, ich warte schon heiß und innig auf die Zeiten, in denen du sprechen kannst.“

„Dann wirst du dir die Zeiten jetzt zurück wünschen.“

„Warum?“

„Weil er dich dann in Grund und Boden diskutieren wird“, kam es von der Tür und als ich mich drehte, grinste Satoru mich an. „Ach, jetzt bist du wieder da? Warst verdächtig lang auf dem Klo.“

„Ich war noch draußen, Post holen.“

„So lang?“

„Der Postmann hat mich aufgehalten. Er hat sich nach den Kindern erkundigt.“

„Hä?“

„Na Lovelie ist ja wieder dünn.“

„Oh der Postbote!“, freute diese sich derweil, „Der ist immer ganz nett zu mir.“

„Ja, ich finde ihn auch gut. Bei ihm ist es ehrliches Interesse und nicht so von wegen weil wir Stars sind oder so ein Quatsch.“

„Aha“, bemerkte ich unnötigerweise blinzelnd und sah zu Yuuta, der wieder leise zu meckern begann.

„Jetzt wird er Hunger haben“, murmelte Lovelie und streckte schon die Arme nach ihm aus, während Satoru ihr Yuma abnahm. Ich hingegen gab Love den Kleinen und plumpste neben sie auf den Boden.
 

„Ich find es immer noch faszinierend“, bemerkte ich leise.

„Was?“, fragte sie leise, ohne zu mir zu schauen.

„Dir beim Stillen zuzusehen.“

„Aha…ist das so schlimm?“

„Nein, ich finde es schön. Es ist etwas, was ich mir gar nicht so bei dir hatte vorstellen können… wie du schon immer sagtest, du bist unser kleiner Halbjunge.“

„Hm, ich hatte es mir auch nie vorstellen können... aber nun sind meine Brüste ja auch größer.“ Sie seufzte, weshalb ich den Kopf neigte. „Stört dich das?“

„Manchmal schon, ja. Aber was soll man machen“, sie grinste liebevoll, während sie Yuuta betrachtete. „Wenigstens ist mein Gewicht wieder halbwegs normal.“

„Wobei mich das wunderte“, meinte ich mit großen Augen, „Wie kannst du nach der Geburt bald noch weniger wiegen als vor der Schwangerschaft?!“

„Wunder gibt es immer wieder, Shin“, warf Satoru ein und setzte sich zu mir auf den Boden.

„Tja, da hat er Recht. Aber ehrlich gesagt bin ich froh. Mir stehen weibliche Rundungen nicht.“

„Ich fand dich immer schön“, erklärte ich, „Sowohl dünn, als auch kugelrund.“

„Das ist schön, aber ich mag mich dünn lieber.“

„Wirst du ja auch wieder sein, deine Gene sind einfach gut“, murmelte Satoru.

Lovelie grinste nur und wandte sich wieder Yuuta zu. „Ich werde mir demnächst übrigens die Haare kurz schneiden lassen“, erklärte sie unverblümt.

„Was?! Warum?!“, wollte ich entsetzt wissen.

„Weil es Zeit wird…ich wollte sie schon lang wieder kurz haben. Und wenn die beiden hier größer werden und anfangen, daran herumzuzupfen…nein, dann lieber jetzt kurz.“

„Ich werde sie vermissen“, seufzte ich theatralisch, während Love nur lachte. Ich betrachtete sie etwas und stellte dann eine Frage, die mir schon eine Weile auf der Zunge brannte: „Du bist doch zweisprachig erzogen. Warum machen wir das eigentlich nicht mit unseren Kindern?“

„Im Gegensatz zu meiner Mutter damals, die einen ebenfalls gut englisch sprechenden Mann hat, habe ich zwei, die wenig davon verstehen“, sie streckte uns die Zunge raus.

„Hey!“, entrüstete ich mich, „Ich meine…mein Englisch ist Grütze…aber Satoru?“

„Ich beherrsche es nicht auf Muttersprachniveau und man sollte es nur weiter vermitteln, wenn man das kann“, erklärte dieser wie auswendig gelernt.

„War dein Dad auch so gut damals?“, fragte ich erstaunt. Lovelie zuckte die Schultern. „Er hat mir Japanisch beigebracht, Mama Englisch. Wie gesagt, bei uns fände ich es schwer, weil wir uns nur Japanisch unterhalten und ihr beiden euch miteinander auch nur. Klar ist es ein riesiger Vorteil, es von Beginn an gelehrt zu bekommen…aber ich habe noch Hoffnung, dass wenn sie später anfangen, trotzdem so gut wie mein Vater werden können. Bei dem reicht es wenigstens zur Verständigung international.“

„Sollten wir jemals ins Ausland gehen, sollte ich noch viel üben…“, seufzte ich frustriert.

„Das solltest du“, lachte Lovelie.

Ich nickte etwas und lehnte mich dann zurück, während ich lächelnd unsere Sonnenscheinchen abwechselnd beobachtete.
 


 

~~**~~
 


 

Aus gegebenem Anlass... Bei FF.de hagelte es gerade Kritik und ich möchte gern wissen, ob sich noch mehr Damen.."verletzt" fühlten:

http://shinji-women.de.tl/Klischeeanwendung--k1-Kapitel-80%2B-bei-Shinjis-World-k2-.htm
 

Danke an:
 

@Lucel: Schön, dass es dir gefallen hat :) Nichts zu danken. Ich freue mich, wenn es wenigstens hier wem gefällt ;)
 

@Kaiphil: Immer wieder? Da hast du dir was vorgenommen! *lach* Bevor du das tust, würde ich mich freuen, dich bei neuen Geschichte/n (?) begrüßen zu dürfen...
 


 

Das nächste ist das letzte Kapitel und da...verrate ich dann, wie es evtl. weiter geht bzw. was noch kommt ;)
 


 

~~**~~

81. - Anderthalb Jahre

81. - Anderthalb Jahre
 

Papa Shinji macht das Fahrrad klar
 

„Shinji!?“

„Ja?“

„Hast du alles?“

„Ich hoffe doch…was ist mit den Getränken?“, ich kam die Treppe herunter geflitzt.

„Die hab ich schon“, erklärte Satoru laut aus der Küche.

„Okay…“

„Hast du an das Spielzeug gedacht, Shinji? Yuuta seins ist schon verpackt.“

„Oh ja, warte…“, ich schnappte mir Yuma und ging nochmal mit ihr ins Kinderzimmer. „Süße, was möchtest du heute mitnehmen?“, fragte ich lächelnd und breitete ihr eine kleine Auswahl aus. Zugegeben, die Tierkuscheltiere kamen immer mit, weil die Kinder an ihnen hingen, aber man konnte ja auch mal noch was anderes mitnehmen. Yuma glubschte mich fragend an, ehe sie auf ein kleines, blaues Stofftierchen deutete. „Da.“

„Das hier?“, fragte ich lächelnd nach. Sie nickte leicht und grinste dann. „Ja!“

„Gut mein Schatz, wir packen es ein.“ Ich nahm sie wieder hoch und eilte mit ihr zurück zu den anderen.
 

„Na du, Super-Dad?“, lachte Satoru mit Yuuta auf dem Arm.

„Selber. Bist nicht besser“, zwinkerte ich.

„Papa!“, unterbrach Yuma und zupfte mir an meinen Haaren herum, bis ich ihr meine Aufmerksamkeit schenkte. „Ja?“

„Fahhhreeen!“, rebellierte sie und deutete auf ihre Mama, die lächelnd den Kopf geneigt hatte.

„Können wir jetzt fahren?“, wiederholte Lovelie noch einmal, weil wir es zuvor wohl nicht mitbekommen hatten.

„Ehm oh öh, ja“, murmelte ich peinlich berührt und grinste schief. „Wo sind die Fahrradhelme?“

„Dort auf dem Schuhschrank, Shinji. Guten Morgen“, lachte sie. „Morgeeen~“, wiederholte Yuma fröhlich und brachte somit auch Yuuta zum Lachen.

„Jaja, macht euch nur lustig über euren armen, alten Vater.“

„Du klingst schon wie Michio“, lachte Satoru und begann, Yuuta vorsichtig den Kinderhelm aufzusetzen. Ich kümmerte mich unterdessen um Yuma. „Geht das wirklich, Lovelie?“

„Was?“, fragte jene, die sich ebenfalls einen Helm aufsetzte und dann in ihre Schuhe schlüpfte.

„Na die Taschen. Sind die nicht zu schwer?“

„Das sind zwei kleine, Shin. Außerdem haben du und Satoru die Kinder und auch je eine Tasche, das reicht schon.“

„Na gut…wenn du das sagst“, seufzte ich und sah dann zu meinem Helm. „Herrje, jetzt ruiniere ich mir meine Frisur!“, meinte ich theatralisch zu Yuma, die mich wieder auslachte. Grinsend kitzelte ich sie kurz, dann sackte ich sie an und trug sie raus.

Dort setzte ich sie in den Kindersitz meines Rades. Eigentlich hatte ich mittlerweile meinen Führerschein, jedoch war heute so schönes Wetter, dass wir lieber das Fahrrad nutzen wollten. „Yuuta, bist du müde?“, fragte ich mit einem Blick zu ihm. Er saß schon in seinem Kindersitz und gähnte gerade herzhaft. Sofort bekam er aber wieder große Augen und sah zu mir. „Nein.“

„War ja klar, warum frag ich eigentlich“, murmelte ich Augenrollend und Satoru neben mir auf dem Rad lachte. „Tja Dad, das weiß ich auch nicht.“

Ich schmunzelte nur, stieg auf mein Rad und blickte über die Schulter. „Love?“

„Warte…“, sie eilte zu ihrem Rad, rutschte ihre Taschen darauf zurecht und schwang sich dann elegant rauf. „Wir können!“, erklärte sie grinsend, nachdem sie das Tor geschlossen hatte.

„Gut, dann los!“ Ich trat fröhlich in die Pedale und Yuma kreischte freudig, als sie ihre Haare im Wind flattern spürte. Gott, wie ich dieses Lachen liebte.
 

Die beiden waren jetzt ein bisschen über 1 ½ Jahre alt und entwickelten sich prächtig. Yuma war eine kleine Verrückte, mit der man viel Blödsinn machen konnte und seit sie laufen konnte, rannte sie wie ein Wirbelwind durch die Gegend. Sie war sogar größtenteils schon trocken, was jedoch nicht an uns lag- sie hatte von allein angefangen, aufs Töpfchen zu wollen und dann wurden Windeln irgendwann für sie ein Grauen. Klar klappte noch nicht alles perfekt, aber immerhin. Sie wusste schon so klein, was sie wollte und wurde immer besser darin, das auch auszudrücken. Yuuta ging das Ganze langsamer an. Er war auch ein Mensch, der momentan gerne und viel schlief. Seine Charakterzüge jedoch wechselten gut zwischen ruhig und total aufgedreht ,wie Yuma, hin und her. Wenn er seine Ruhe wollte, verkroch er sich meistens mit Satoru. Die beiden kamen super aus. Und Yuma hing von uns Männern eher an mir. Zumindest momentan. Aber wer weiß, dass änderte sich vielleicht noch. Auf jeden Fall war jeder Tag, seit wir die beiden hatten, prächtig und voller Sonne. Und Satoru ging es seit diesen 1 ½ auch mehr als gut. Er sagte selbst, es könne ihm besser nicht gehen. Selbst wenn es ihm mal nicht so gut ging, hatten unsere Sonnen das Talent, ihn schnell wieder aufzuheitern.
 

„Daa! Wir da!“, kündigte uns Yuma schon von Weitem an. Erneut staunte ich über ihr Wissen, ehe ich grinsend in das Gelände abbog, da uns der Pförtner bereits das Tor geöffnet hatte.

„Hallo, Herr Suzuka!“, begrüßten die anderen beiden ihn auch schon hinter mir, während ich noch ein wenig fuhr, dann bremste und mein Rad zu dem Fahrradständer schob. Yuma quiekte und klatsche in die Hände. Wäre sie älter, würde sie vermutlich „nochmal!“ rufen. Sie liebte es, Fahrrad zu fahren.

„Wenn sie älter sind, wollen sie sicher mit dir Achterbahn oder so einen Blödsinn fahren“, kommentierte Satoru, da Yuuta während der Fahrt auch richtig aufgetaut war.

„Warum auch nicht, habe ich kein Problem damit…du würdest wohl nicht fahren?“

„Ich muss nicht jeden Mist mitmachen, zumindest keine Kopfüber-Fahrten oder irgend sowas. Lovelie, was ist mit dir?“

„Kopfüber fahren, habe ich das richtig gehört? Geil, ich würde gern mal wieder in einen Freizeitpark!“

„Uhhh…“, Satoru stöhnte, während ich lachte, dann aber überlegte. „Viele sind erst für größere Kinder… und man muss lang anstehen.“

„Dann…nehmen wir deine Eltern mit, oder deine oder meine und dann…“

„Können die aufpassen und wir amüsieren uns? Super, Michio wird sich sicher freuen“, lachte Satoru und holte Yuuta aus dem Sitz.

„Ach, sicher. Der hat kein Problem, auf die beiden aufzupassen, solange er nicht mitfahren muss“, meinte ich schulterzuckend und nahm Yuma ihren Helm ab, ehe ich sie an eine Hand nahm, in die andere nahm ich die Tasche.

„Oh, mit meinem Dad wäre das eher schlecht. Er würde überall mitfahren wollen“, lachte Lovelie und nahm ihren Helm ab, „Na dann mal rein, oder?“

„Ja, mal sehen, ob Onkel Nabu schon da ist.“ Satoru ging mit Yuuta voraus, hinter ihm kamen Yuma, ich und Lovelie.
 

Wir liefen die Eingangshalle entlang und wurden wie immer fröhlich begrüßt von den Mitarbeitern und einigen anderer Bands; denn jeder kannte uns und unsere Geschichte, und jeder liebte sie, unsere Kinder. Es waren quasi inoffizielle Maskottchen oder so etwas. Immerhin waren sie sehr oft mit hier.
 

„Satoru! Oh und deine Kleinen sind auch wieder mit, wie süß!“, quietschte Kibi auch schon, als wir auf ihn und Tero in einem der Gänge stießen. Augenblicklich nahm er Yuuta hoch und knuddelte ihn.

„Wann werdet ihr endlich eigene Kinder adoptieren“, seufzte Lovelie liebevoll an Tero gewandt, der nur schmunzelte und die Schultern zuckte. „Mal sehen…sicher nicht erst in 20 Jahren.“

„Glaube ich auch“, nickte sie und umarmte ihn liebevoll. Schmunzelnd unterhielten wir uns ein wenig über ihre und unsere Musik sowie die Entwicklung unserer Sonnen, bis Tero meinte, dass sie weiter müssten zu Studioaufnahmen. Kibi löste sich schwerfällig und folgte ihm, sodass wir weitergehen konnten. Im Gang kam uns Kato über den Weg gelaufen. „Oh, schon da?“

„Klar, wir wollten doch heute die positive Energie der Sonne nutzen und die neuen Songs aufnehmen!“, lachte Lovelie, die sich Großes vorgenommen hatte. Sie wollte zum ersten Mal in einem Lied singen, was sowas wie eine Premiere werden würde.

„Stimmt, ich vergaß…Ich glaube, Jewelie habe ich vorhin auch schon gesehen…das war vor einer Stunde, sie müsste also da sein.“

„Müsste sie, sie weiß, dass wir kommen“, erklärte Lovelie fröhlich.

„Gut“, Kato nickte und schmunzelte, „Dann viel Erfolg und Spaß. Vor allem auch euch beiden.“ Er wuschelte Yuuta und Yuma durch die Haare, „Ich muss leider los. Habe heute ein Auswärtsmeeting, wenn was ist, müsst ihr mich also auf dem Handy anrufen. Oder wen anderen fragen.“

„Geht in Ordnung, Chef.“

Kato lächelte, verabschiedete sich noch einmal von unseren Kleinen und verschwand dann.

„Dann…schauen wir am besten wohl mal nach Jewelie?“

„Ja, finde ich auch.“ Lovelie nahm unsere Kinder an die Hand und lief los, bis uns ein „Ey Leute!“ innehalten ließ. Geschlossen drehten wir uns um und blickten in das Gesicht eines völlig abgehetzten Farbtopfes, der soeben um die Ecke gerannt kam.

„Sorry, ich…bin ich zu spät…?!“

„Nein, wir sind auch erst gekommen“, schmunzelte ich und umarmte ihn wie immer zur Begrüßung. Nabus fast alltägliche Verspätung war nichts Neues mehr, von daher waren wir es alle schon gewohnt. Zumal wir ja selbst noch nicht einmal im Proberaum gewesen waren…

„Dann…bin ich beruhigt“, keuchte er und atmete einmal tief durch, hing dann in Satorus Umarmung wie ein Schluck Wasser, bis sein Blick vorsichtig an diesem vorbei ging. Augenblicklich grinste er breit.

„Na hallo meine beiden Mäuse~ Habt ihr Onkel Nabu vermisst?“

„Kann man dich vermissen?“

„Na!“, für das Kommentar erntete Satoru ein Zerzausen seiner Haare, was ihm nicht wirklich zu passen schien. Recht schnell ließ unser Rothaar aber wieder von ihm ab und ging in die Hocke, um die beiden wesentlich sanfter zu drücken. „Hattet ihr ein schönes Wochenende?“

„Na klar, war doch schönes draußen-spiel-Wetter“, lachte Lovelie, zu der er sich erhob und sie nun ebenfalls knuddelte. Lachend wurde sie schließlich von ihm hochgehoben. „Hey, Nabu, nicht zu stürmisch“, merkte ich an, doch er winkte ab. „Pah, dein Mädel ist nicht aus Zucker. Die hält mehr aus, als du glaubst.“

„Aber auch nur, weil sie mit uns zarten Menschen zusammen ist und nicht mit dir Kaputtmacher“, meinte ich beleidigt, weshalb er nun ebenfalls lachte. „Wie du meinst. Wo geh’n wir jetzt hin?“

„Zu Jewel. Sie ist schon da.“

„Oh, cool. Okay.“ Nabu lief neben Lovelie her und so gingen wir Richtung Jewelies Räumlichkeiten.

„Wie war euer Wochenende?“

„Gut. Waren spazieren, auf dem Spielplatz und so. Unsere Eltern waren auch mal da. Und bei dir?“

„Klingt gut. Ich? Ich war mit Keiko essen…und haben uns mit Freunden getroffen. War schön. Wetter hat ja auch gestimmt und so…“

Ich wollte schweigend nicken, als Satoru sich auch schon einklinkte: „Was ist nun eigentlich mit dem Soloprojekt von dir? War’s das jetzt eigentlich?“

„Stimmt…“, murmelte ich nachdenklich, kannte ich die Antwort ja immerhin auch noch nicht. Fakt war, dass Nabu eine Weile lang bei Teros Soloprojekt mitgearbeitet hatte, solange wir quasi in ‚Babypause‘ gewesen waren. Nun waren wir als Band jedoch wieder ein wenig aktiv und auch Scael force war mittlerweile wieder als Band zusammengekommen.

„Vorerst“, erklärte er schließlich, „Zumindest plant Tero erst einmal nichts davon dieses Jahr, vielleicht danach wieder, hat er gemeint. Wir sind jetzt alle wieder aktiv und ich meinte, ich will erst einmal wieder ganz bei uns sein. Aber wer weiß…vielleicht borgen sie mich ja irgendwann mal wieder aus. War zumindest sehr, sehr lustig.“ Nabu zwinkerte Lovelie zu, ehe er an die Tür klopfte, vor der wir mittlerweile standen.

„Herein“, kam es von innen, weshalb er langsam die Tür aufschob und vorsichtig hinein blickte. „Jewelie? Deine Schwester und ihre Chaoten sind da.“

„Was dich wohl mit einschließt. Kommt herein.“

Jewelie saß gerade an einigen Skizzen wie es aussah, während neben ihr auf dem großen Tisch ihre Nähmaschine im Ruhemodus verharrte.
 

Mit Jewelies Eintritt in die Firma hatte sich vieles zum Positiven gewandelt.
 

Sie hatte ihr eigenes ‚Büro‘ erhalten, was viel mehr einer kleinen Werkstatt glich. Kato hatte ihr Potential mehr als gut erkannt und sie nach der Schule sofort eingestellt. Jewelies Talente wurden dabei vielfältig genutzt.

Einerseits designte sie Kleidung für uns oder die anderen Bands, beziehungsweise gab sie Tipps, was sie gut fände. Sie nähte nicht immer selbst, es gab schon wie zuvor andere, die das übernahmen. Wenn Jewel aber Zeit und Lust auf etwas Bestimmtes hatte, übernahm sie das selbst.

Ansonsten war sie vor allem unsere größte Hilfe.

Sie war quasi unsere hauseigene „Babysitterin“. Für ihr junges Alter hatte sie bereits gezeigt, wie gut sie mit Kindern umgehen konnte. Ich war ja der Ansicht, dass das alles vererbt war, aber gut.

Kato hatte zusammen mit Ito ein „Kinderzimmer“ im Haus bauen lassen, das quasi alles einschloss. Von Spielraum mit diversen Spielsachen, Mini-Spielplatz-Elementen und anderen Sachen gab es auch eine Sitzecke zum Essen, eine Schlafecke und eine Kindertoilette. Kato war der Ansicht, dass das nachhaltig etwas bringen würde. Und er schien Recht zu behalten. Nicht nur wir konnten unsere Kinder getrost dort ‚abgeben‘, auch Arisa von ‚Butterfly of Sunset‘ gab ihr Kind bei Aufnahmen in Jewelies Obhut. Zwar hatte Kato noch extra ein teilzeitiges Kindermädchen eingestellt, aber Jewelie übernahm die meiste Zeit lieber selbst. Wie gesagt- für uns und die Firma war sie einfach eine große Hilfe. Sie kannte die Kinder besser als wer anderes.
 

„Da sind ja meine beiden Süßen, hallo~“, Jewelie ging in die Hocke und breitete die Arme aus, in die unsere beiden gleich fröhlich rannten. Ich sagte ja - sie hatte mehr als ein gutes Händchen dafür und die Kinder liebten sie.

„Wie lang macht ihr heute, Love?“

„Ich habe keine Ahnung…wie lang bist du da?“

„So lange ihr mich braucht, ich habe heute nichts weiter vor. Nur morgen müsst ihr zeitweise auf mich verzichten, da muss ich Stoffe kaufen gehen.“

„Okay, das geht, da nutzen wir Rina-san.“

„Ja, sie kommt morgen, heute hat sie frei. Kommt ihr zum Mittagessen?“

„Wann machst du?“

„Gegen 11; viertel 12 spätestens. Danach schlafen die beiden Mäuse ja erst einmal.“

„Hm, genau. Ja, wir kommen dann.“

„Gut, bis später“, Jewlie zwinkerte und ließ die beiden los, damit wir uns vorerst von ihnen verabschieden konnten. Da sie von Beginn an mit Jewelie als enge Bezugsperson aufgewachsen waren, machten ihnen solche Trennungen auch nicht wirklich etwas aus, sie waren es einfach schon gewöhnt, dass wir dann arbeiten gingen.
 

„Tschüss, meine Süßen“, verabschiedete ich mich grinsend mit einer Umarmung und einem Kuss, ließ dann noch Papa zwei und Mama machen, genauso wie Onkel Nabu, bevor wir uns auf in unseren Proberaum machten.
 

~*~
 

Papa Satoru hat Fragen…
 

„Das war gut!“, kommentierte Shinji neben mir mit Blick durch das Aufnahmefenster Richtung Lovelie. Ich nickte zustimmend und hob den Daumen, als sie zu uns sah. Wenig später kam sie zu uns gelaufen. „War die Aufnahme gut so?“

„Ja. Viel besser als die anderen, du hast dich endlich entspannt.“

„Ist voll komisch, länger als nur den Refrain zu singen…ich spiel lieber Gitarre“, vertraute sie uns schmunzelnd an.

„Dann hast du das schonmal nicht von deinem Dad geerbt“, staunte Nabu und neigte dann den Kopf, „Was ist eigentlich mit Jewel, hat die nicht auch mal gesungen?“

„Ja, hat sie. Sie hat auch gemeint, sie nimmt vielleicht irgendwann noch einmal was auf, aber momentan steht ihr nicht der Sinn danach. Sie lebt lieber ihre Leidenschaft zur Mode und ihre neu entdeckte Liebe zu Kindern aus- oder sowas hat sie gemeint.“

Nabu lachte laut auf. „Würde mich nicht wundern, wenn sie sich auch bald welche anschafft.“

„Meine Schwester? Ne. So ist sie nicht, sie ist ganz anders als ich. Sie hat gesagt, sie will nicht so zeitig eigene. Außerdem bräuchte sie erst einmal einen Mann.“

„Und da gibt es momentan keinen in Frage kommenden?“

„Nein, nicht so wirklich.“

„Kommt schon noch, sie ist hübsch“, warf ich ein, während wir uns aufmachten zum Mittagessen.

„Ja, da habe ich auch keine Bedenken“, meinte Lovelie fröhlich, „Sie hat momentan eben andere Prioritäten. Und ich finde es auch nicht schlimm. Jewel kommt allein zurecht, da mache ich mir keine Sorgen.“

Ich nickte nur und lief neben ihr her bis zum Kinderraum, in dem Jewelie gerade dabei war, den Kindern ihre Lätze umzumachen.

„Ach, ihr kommt genau richtig. Wir wollten gerade essen.“

„Was gibt es denn Schönes?“, fragte ich schmunzelnd und ließ mich neben dem kleinen Tisch nieder, um Yuma den Latz, den sie wieder geöffnet hatte, erneut drum zu machen.

„Spagetti. Nichts für dich, mein Lieber“, fügte sie lachend an, während ich schon mein Gesicht verzog. Es war allgemein kein Geheimnis mehr, dass ich lieber der japanischen Küche frönte.

„Nun gut, aber den Kindern schmeckt es ja“, gab ich mich geschlagen und sah Love zu, die begann, das Essen zu verteilen.

„Ist genug für uns da?“, fragte Nabu, der schon Glitzeraugen hatte. Der stand sowieso auf Spagetti, Pizza, Lasagne und so einen ganzen Kram.

„Ja, ist genug da. Nur für Satoru habe ich eben nichts anderes.“

„Kein Ding, ich werde nicht gleich daran sterben.“ Ich sah Yuma zu, die schon fleißig aß und sich das Gesicht fröhlich mit Tomatensoße vollschmierte. Yuuta sah ebenfalls jetzt schon nicht besser aus.

„Ich mag die Einstellung deiner Kinder. Denen schmeckt es“, kommentierte Nabu das Ganze grinsend.

„Hm, ich seh schon…guten Appetit.“

„Appe…did….“, wiederholte Yuma mit vollem Mund und grinste, während ich innerlich mit den Augen rollte. Gerade sie war ein kleiner Wirbelwind geworden. Zwar war sie zu Beginn kleiner als Yuuta gewesen und auch etwas schwächer, aber sie hatte sich super erholt und in den 1 ½ Jahren prächtig entwickelt. Yuuta natürlich auch, aber mit dem hatte es kurz nach der Geburt ja nicht solche Probleme gegeben.

Ich begann ebenfalls zu essen und so herrschte erst einmal eine Weile Schweigen, beziehungsweise Schlürfen, vor allem seitens der Kinder.
 

Nach dem Essen gingen wir die Kleinen im Bad säubern und Yuuta bekam eine neue Windel, Yuma hingegen sträubte sich wie immer. Mal sehen, ob es heute Abend klappte. Es war schön, dass sie schon ohne schlafen wollte, aber jede zweite Nacht mindestens war ihr Bett nass über Nacht… Das bereite mir momentan noch ein wenig Bauchschmerzen, aber darüber würde ich in Ruhe noch einmal mit Shinji und Lovelie sprechen.

Jetzt sah ich erst einmal zu, wie Yuuta und Yuma mit Shinji und Jewelie durch das Zimmer tollten. Nabu hatte sich kurz entschuldigt, weil er nach seinem Isa schauen wollte. Die beiden waren auch ein Herz und eine Seele, gesucht und gefunden sagte ich da nur. Aber schön, wenn sich so bandübergreifende Freundschaften bildeten.
 

„Was geht dir durch den Kopf?“, fragte Lovelie, als sie sich neben mich gesellte, während ich die Kinder wieder betrachtete.

„Sie sind dir so ähnlich“, schmunzelte ich und sah zu ihr, „Genauso lebensfroh und verrückt.“

„Das ist doch gut, oder? Wir brauchen ein paar Lebensbejahende Menschen auf dieser Welt. Pessimisten gibt es genug.“

„Ja, nur das Schlechte sehen fällt ja auch leichter, Love.“

„Wer sagt, dass ich nur den einfachen Weg durchs Leben gehen will? Ich bin wie ich bin und darauf bin ich stolz. Und meine Kinder…sie sollen nicht wie ich werden, aber es gibt ein paar grundlegende Einstellungen und Gedanken, die ich ihnen mitgeben möchte auf ihren Lebensweg. Eben auch die positive Einstellung zum Leben.“

Ich schmunzelte. „Man merkt immer wieder, wer dein Meister war.“

„Danke“, lachte sie und sah dann wieder den Kindern zu, die Shinji als Kletterburg missbrauchten.
 

„Sie…sehen ihm übrigens auch sehr ähnlich“, bemerkte ich leise, „Yuma hat seine Augen und Mund. Yuuta kommt ein bisschen mehr nach dir…aber sie sind unverkennbar seine Kinder…“

„Ist das so schlimm? Wir haben gesagt, wir sind eine Familie. Ihr seid beides die Väter.“

„Ja, ich weiß. Du hast ja Recht…aber…“ Ich seufzte leise und brach ab.

Eigentlich hatte ich es innerlich immer gewusst und gespürt. Natürlich waren es unsere Kinder, aber trotzdem… eine winzige Hoffnung war da immer geblieben. Es war ein egoistischer Gedanke, zu wollen, dass wenn Shinji schon offiziell auf dem Papier der Vater war, ich vielleicht inoffiziell…
 

„Satoru, Post für dich“, riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken und als ich aufblickte, sah ich Jewelie auf mich zukommen. Stirnrunzelnd ging ich ihr ein paar Schritte entgegen. „Fanpost oder was?“

„Ich habe keine Ahnung. Mir wurde gerade ein Paket übergeben und der Brief lag da mit obendrauf.“

Neugierig nahm ich den Umschlag in meine Hände und drehte ihn. „Kein Absender…wenn das eine Briefbombe ist?“

„Dann gib mir Zeit, mich in Sicherheit zu bringen.“ Jewelie schmunzelte und setzte sich dann in einen der Stühle, um Shinji beim Kampf gegen unsere Knuddelmonster zuzuschauen.

„Soll ich den wirklich aufmachen…? Ich find den komisch…“, nachdenklich ertastete ich den Brief, in dem eindeutig etwas drin war. Eindeutig etwas, das sich nicht nur nach Papier anfühlte…

„Ich würde ihn aufmachen“, merkte Lovelie an und als ich zu ihr sah, schmunzelte sie verdächtig.

Mit gehobener Braue betrachtete ich sie einen Moment, ehe ich mich entschloss, den Brief doch zu öffnen. Vorsichtig zog ich schließlich eine Karte aus dem Umschlag.

„Und?“
 

„Eine Glückwunschkarte…“, murmelte ich verwundert und leicht skeptisch, „Ich habe nicht Geburtstag…“

„Dann mach sie doch auf. Vielleicht ist was anderes drin.“

Mein skeptischer Blick galt nun Lovelie, ehe ich die Karte aufschlug.

„Herzlichen Glückwunsch, Papa…“, las ich die Karte vor und starrte die kleine, neutrale Babysocke in der Mitte an. Untendrunter war Lovelies Unterschrift. Mir schossen diverse Fragen und mögliche Antworten und Ideen durch den Kopf, bis ich diesen zum Kätzchen neigte. „Ist das dein Ernst…?“

„Wonach sieht es denn aus?“, fragte sie unschuldig schmunzelnd nach.

„Nach- du bist also…also wirklich jetzt…nochmal schwanger?“

„Sonst hätte ich dir nicht die Karte geschickt, oder?“ Sie grinste breit und lachte leise.

„Ja aber…“, ich war verwirrt und atmete erst einmal tief durch. Das musste ich erst verdauen.

„Wie lange…also…?“

„Ich bin in der 10. Woche. Dieses Mal sieht man weniger, find ich...“

„Was ist mit Shinji…“, fragte ich leise mit einem Blick in dessen Richtung, „Weiß er das?“

„Ja, er weiß es schon. Er wusste es von Anfang an.“

„Hat er auch so eine Karte bekommen?“, fragte ich schmunzelnd, doch es verging mir, als sie sagte: „Nein, nur du.“

„Warum?“

„Wir…haben uns doch schon einmal eher darüber unterhalten, dass ich noch ein Kind möchte, weißt du noch?“

„Ja, deshalb bin ich jetzt auch nicht geschockt oder so…“, gestand ich leise.

„Hm. Shinji und ich…weißt du, wir haben deine Feststellung schon eher bemerkt. Yuma sieht ihm wirklich mehr als ähnlich, bei Yuuta bin wirklich ich es mehr, aber Yuma… Wir wussten, du wirst es bald bemerken. Und wir wussten, wie du darüber denken wirst.“

„Ich bin etwas traurig…“, gab ich leise zu, zuckte aber die Schultern, „Ändern kann man es nicht.“

„Ja. Aber genau deshalb habe ich ja auch dafür gesorgt, dass du dieses Mal der Papa wirst.“

Ich schluckte und sah ihr lange in die Augen. „Woher bist du dir da so sicher, Love?“

„Wie gesagt, Shinji und ich wussten eher Bescheid…und wir haben eine Abmachung getroffen. Wie ich eine mit dir traf, bezüglich des Sexes. Weißt du noch?“

„Ja, keine Kondome mehr, wegen Baby bekommen…“, nuschelte ich.

Natürlich war Lovelies Kinderwunsch schon lange bekannt und ehrlich gesagt war ich einem weiteren Baby langsam auch nicht mehr wirklich abgeneigt. Zumal unsere anderen beiden eigentlich sehr pflegeleicht und nun schon größer waren.

„Genau. Und mit Shinji traf ich eine andere.“

„Ihr…“, ich sah sie überrascht an, als mir ihre Worte bewusst wurden. „Ihr habt verhütet?“

„Ja. Nicht nur das. Wir hatten in letzter Zeit kaum noch ‚richtig‘ Sex.“

„Oh…“, ich dachte zurück und so langsam dämmerte es. Ja, ich hatte in letzter Zeit ziemlich oft mit Love geschlafen. Öfter als mit Shinji.

Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen.

„Ihr seid blöd.“

„Wir sind nur lieb mit dir.“

„Danke“, murmelte ich verlegen und kratzte mich am Hinterkopf. Dann sah ich wieder zu ihr. „Also…werde ich dieses Mal Papa?“

„Ja. Und das auch auf dem Papier. Mir ist egal, was die Leute dann denken, ich lass dich nach der Geburt als Vater eintragen.“

„Aber- das musst du nicht, Love.“

„Doch. Ich bin so erwachsen zu sagen, dass es mir mittlerweile egal ist, was andere darüber denken. In der Schule möchte ich dich später mal als Daddy haben. Öffentlich bekannt geben werde ich es nicht, aber so ein ganzes Theater privat, damit dann wieder einer leidet…nein. Zur Not bekommen die Kinder später Privatlehrer oder so, ich habe das alles schon eingerechnet und-“ Sie stockte, als ich sie sanft bei der Hand nahm.

„Du bist wirklich süß. Danke, Lovelie.“

„Nichts…zu danken. Ich hoffe nur, dass diese letzte Barriere in deinem Kopf endlich verschwindet, damit wir nun komplett eine Familie sind.“

Ich schmunzelte und küsste ihre Wange. Innerlich kam in mir gerade eine solche Wärme auf, dass ich wusste, dass jetzt endlich alles gut werden würde. Jetzt war mein letztes, zweifelhaftes Thema auch niedergelegt und ich wusste, ich würde noch glücklicher werden, als ich es ohnehin schon war.

„Das tut sie, Lovelie. Das tut sie wirklich.“
 

„Und…was wünschst du dir lieber? Ein Mädchen oder einen zweiten Jungen?“

„Das ist mir ganz egal. Hauptsache, es wird lebensfroh und fröhlich. Und dann kann ich auch endlich die Plüschkatze verschenken.“
 


 

~~** ~~
 

29.04.12 , 15.30 Uhr / Fertigstellung
 

Jetzt ist es tatsächlich soweit und Shinji findet ein Ende. Ich hätte es nie geglaubt, so weit zu kommen. Oft haben mir die Charaktere die letzten Nerven geraubt, oft kam die Entwicklung der Geschichte vollkommen anders als geplant- aber Spaß hat es mir dennoch bis zuletzt gemacht. Ich hoffe, ich konnte euch den ein oder anderen Nachmittag/Abend/Morgen versüßen, wann immer ihr gelesen habt, und ich hoffe, manches hat vielleicht sogar nachdenklich gestimmt- denn nicht jeder Chara oder seine Verhaltensweisen, mögen sie manchmal auch noch so schräg gewesen sein, waren vollkommen aus der Luft gegriffen ;)
 

Ich danke nach über zwei Jahren Shinji (!) der Treue von:

- 29 Favonehmern und

- allen Lesern, die zu der wahnsinnigen Zahl von 222 Kommis beitrugen!!

natürlich auch allen anderen Lesern.
 

Auf der HP kommen nun nach und nach noch die Autorenkommentare und so hinzu, schaut also mal ab und an vorbei, wenn ihr noch das ein oder andere über die Charas lesen wollt. http://shinji-women.de.tl/
 

Wer nun denkt, das war es schon mit der women/Shinji-Welt, der irrt:
 

Die Geschichte von Kato, die ich hier schön umgangen bin, ist nun ebenfalls als FF online. Da erzählt er von sich, was ihn und Ito verbindet und was das mit Miyavi nun eigentlich soll ;) Die Story heißt:
 

"the torn man"

Animexx: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/404334/294502/

HP-Seite: http://shinji-women.de.tl/the-torn-man.htm
 

Ach, und:
 

Wer wissen will, wie es mit Jewelie, Masuyo, Chiyoko, Nabu, Scael force...und noch einigen anderen ausgeht, der:

- schaut auf meiner HP hier vorbei: http://shinji-women.de.tl/Second-View%2C-Years-Later.htm oder

- schaut regelmäßig bei meinen FF's vorbei oder

- gibt mir Bescheid, dass ich eine Nachricht schicken soll
 

Weil dann kommt dazu in gut 1-2 Wochen eventuell das erste Kapitel von "Second View, Years Later" online. Wie ichs schaffe. Wird aber nicht so regelmäßig, da sie noch nicht fertig geschrieben ist.
 


 

Ansonsten:

DANKE und schreibt mir doch vielleicht noch ein letztes Mal eure Meinung.

Ich hoffe, wir sehen uns bei den anderen FF's wieder!
 

Sep 2012, akilea
 

~~**~~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (224)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...20] [21...23]
/ 23

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-09-12T21:36:38+00:00 12.09.2012 23:36
oh gott sind die süß *^*
*zuckerschock*
..und inoffizielle maskottchen? ..das is.. toll!! XDDD
(..aber ganz ehrlich? ..ich hab auch drauf getippt, dass das Shinjis kinder sind.. ôo)

und Jewelie hat also jetz wirklich ne feste stelle, wie schön ^^

..aber.. ach herrje.. das ende hab ich echt nicht erwartet XDDD
aber wahrscheinlich ist das so für die ganze familie am besten oder? ^^"

und...
du hast mir wirklich viele schöne abende beim lesen beschert, also vielen lieben dank dafür! :)

uha? jetz bin ich interessiert wegen Second View, Years Later ôo *hibbel*
und zu der geschichte mit Kato natürlich auch ^-^v
Von:  Sheltr0n
2012-09-12T16:01:12+00:00 12.09.2012 18:01
Oh mein Gott!
Das kannst du mir nicht antun!
Es darf nicht vorbei sein, es war so schön~
Ich hab sie alle so lieb gewonnen und bin unendlich traurig über das Ende...

Aber erstmal... die Kleinen sind so niedlich! Und Love ist wieder schwanger!!!! Das ist so toll!
Ich werde sie alle vermissen...

Ich fand die FF sehr schön und mal was anderes, da sie nicht wie die anderen ist... So das immer alles gut bleibt und bla...
Hier war wirklich Spannung drin! Und Gefühle!
Ich hab mich manchmal gefühlt, als wäre ich dabei!

Wir sehen uns in deiner nächsten FF!

LG Kaiphil
Von: abgemeldet
2012-08-27T21:15:24+00:00 27.08.2012 23:15
schön, dass Satoru seine therapie jetzt abschließen konnte und alles so harmonisch ist ^___________________^

und Zero... war ja klar.. hach, das stelle ich mir so knuffig vor XDDD *zuckerschock*

..aber die haben ja wirklich mega viel leute, die als familie und freunde zählen und sie besuchen kommen.. richtig schön ^-^

..ich kann gar nichts richtiges dazu sagen... ôo"
..außer, dass es natürlich wieder ein tolles kapitel war ^-^v

...das letzte kapitel werde ich mit gemischten gefühlen erwarten...
auch, wenn ich mich auf ne (hoffentliche) fortsetzung freue!!! ^-^

(das mit der kritik finde ich total albern...
über das thema feminismus rege ich mich aber sowieso gerne auf...
...man kanns auch übertreiben...
besonders hier an meiner uni nervts mitunter tierisch, weils ins gegenteil umschlägt.. ^^")
Von:  Sheltr0n
2012-08-27T16:41:02+00:00 27.08.2012 18:41
*quietsch*
Shin ist so niedlich... und Sato und Love auch~
Das ist so... toll und süß wie die mit den Kleinen umgehen~

Schade das es bald (vielleicht) zu Ende ist...

LG Kaiphil~

PS: Ja hab ich mir xD
Aber ich muss gar nicht soo~ lange arbeiten (z.b. Mittwochs nur bis 13 Uhr) und wenn ich langeweile hab... dann les ich 'Shinji's World'!
Und die anderen auf FF.de wissen doch gar nicht was gut ist!
Und ich guck grad mal bei deinen FFs xD
Von:  Sheltr0n
2012-08-07T11:29:01+00:00 07.08.2012 13:29
*kreisch*
*aufgeregt im Kreis rumrenn*
SIE SIND DA! SIE SIND DA! SIE SIND DA!!
*Party geb*

Sie sind alle total niedlich... und Michio... erst meckern das sie Babys bekommen und dann ist er so aufgeregt...
Am meisten von allen xD

Das ist so toll~ *schwárm*

Leider ist es bald vorbei... aber man kanns ja immer wieder lesen... was ich tun werde!

LG Kaiphil~

P.S: Sollte ich vielleich machen..
*ein Vodoo von dir mach*
Ich befehle dir schnell weiter zu schreiben *muahahaha*
Von: abgemeldet
2012-08-07T09:24:20+00:00 07.08.2012 11:24
OMG OMG OMG!!!
die Babys sind ja schon da!!!! *kreisch*

putzig, wie Shinji so vollkommen neben sich steht und wirklich gar nix mitbekomm, obwohl er ja eigentlich daneben sitzt XDDDDDDDDDDDD
aber es is auch furchtbar niedlich, wie sich Satorus ausdruck ändert, mit Kind auf dem arm

...und Zero... XDDDDDDDDDDDDDDDDDD
DAS ist ja mal so genial, wie aufbrausend er ist!!!! XDDDDDD
...und die arme Schwester.. ich hab mich so totgelacht bei dieser szene, wo Hizumi dann so sagt "Was mein Kumpel hier nicht in Worten ausdrücken kann, weil er vollkommen neben sich steht...." XDDDDDDDDDDDDDDD

und auch ansonsten, das ist alles sooooo süß und niedlich und toll und ...hach.. *mit breitem grinsen dasitzt*
die namen sind auch lustig... besonders das mit dem möglichern dritten Kind... XDDDD
..hab mich schon gewundert, wo die fehlenden namen bleiben sollen XDDD

vielen dank für dieses schöne kapitel!!
...das ist ja jetzt schon irgendwie wie ein kleiner vorabschluss *schnüff, schnüff*
ps: zu Chiyoko und Jewel... okay, ich warte! ;D
Von:  Sheltr0n
2012-07-28T17:38:12+00:00 28.07.2012 19:38
Wieder ein tolles Kapi~!
Sie sind alle so niedlich... zum abknutschen~

Shin das Modepüppchen.... den würde ich auch gern ankleiden... und Sato und Love und alle anderen~
Ich sollte wirklich überlgen ob ich sie alle einsperre xD
Und Michio kleb ich den Mund zu dann kann er nicht meckern :D

Oh Gott... ich brauch ein Psychater... ich hab eine kranke Fantasie....

LG Kaiphil~
Von: abgemeldet
2012-07-28T17:32:47+00:00 28.07.2012 19:32
süß... X'DDDD
und... also iwie passt das, dass Hizumi und Tsukasa... verschlafen haben *hust* XDDDDD

und das bei Zero und Karyu...
ach mensch... wie Karyu sich Zeros gemecker immernoch so zu herzen nimmt und total geknickt is >__< *ihn ganz doll knuddel*
..und der spruch mit der katze is genial XDD
und besonders Zeros letzter gedanke kling auch süß ^-^

joa.. und iwas sollte ich wohl auch noch zu Shinji und Lovelies familie sagen wegen ausgleichender gerechtigkeit und so oder? X'DD
..mhm.. also oh gott... allmählich werde ich hibbelig wegen den zwillingen.. und dass die da nochmal über die vorbereitung geredet haben, macht mich nervös ^^"

sag mal... Chiyoko hat Masuyo ja echt gut im griff oder?? :O
(siehe z.b. auch die gitarrenstunden.. *hust*)
und ui, cool!!! ^///^ *wegen Jewelie*
*gespannt, gespannt* ^^
LG ~
Von: abgemeldet
2012-07-22T19:31:22+00:00 22.07.2012 21:31
das is ja wieder ein süßes kapitel gewesen ^-^
es ist toll, dass sie alle so schön zusammengewachsen sind ^-^
...sie sind wirklich alle zusammen eine große, lustige familie *^*
aber schon lustig, wie Love ja eigentlich denkt, mal abstand vom bemuttern zu bekommen und dann dort fleißig weiter bemuttert wird XDDD
und das mit den nägeln is auch so ein totales klischee XDDD

okay... bin dann mal gespannt, was nach dem "noch nicht so richtig ende" noch so kommt ^_~
...wie gehts eigentlich mit Jewelie weiter?? *verdächtig hust*
..aber iwie es is schon gemein, wie die anderen sie deswegen immer aufziehen XDDD
Von:  Sheltr0n
2012-07-22T15:52:07+00:00 22.07.2012 17:52
Oh mein Gott!
Ich will sie alle haben und dann sperr ich sie in meinen Keller und halte sie als menschliche Haustiere gefangen und geh mit ihnen gassi!
Ich glaub Shin oder Nabu würde das gefallen xD
Man müsste dann nur immer Love oder Keiko mit ihnen gehen lassen....

Ich will auch einen Weiberabend machen, nur dumm, dass alle im Urlaub sind und ich arbeiten muss!

Es geht immer mehr aufs Ende zu....

LG Kaiphil

PS: Ich mag meine Oma nicht sonderlich, da sie sogar bestimmen will wer mein Freund ist, was ich anziehe und wo ich hingehen soll....


Zurück