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Wenn die Jahre dahingleiten...

von

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... kann man einiges übersehen

„Merlin, Potter! Was hast du hier für einen Saustall?“, fragte Molly Weasley, die gerade über mehre paar Schuhe hinweg stieg. Der Angesprochene lag noch in seinem Bett und vergrub gerade seinen Kopf unter seinem Kissen. „Hau ab, Molly!“, kam es gedämpft unter dem federnden Schlafkissen hervor. Molly grinste nur. James war schon immer ein Morgenmuffel gewesen, während sie die frühen Morgenstunden genoss.

Ohne groß Mitleid mit ihrem älteren Cousin zu haben, zog sie die Decke von seinem Körper und versteifte sich, als sie merkte, dass dieser nackt war. Das war noch nie vorgekommen. Normalerweise schlief er immer in Boxershorts. Wo waren seine Boxershorts? „Molly, gib mir meine Decke zurück!“, grummelte James und hatte keine großen Schwierigkeiten an seine Decke zurück zu kommen. Molly war einfach zu geschockt. James kuschelte sich wieder unter die Decke und Molly stand wie erstarrt vor seinem Bett. Sie erwachte erst wieder, als sie im Bad Wasserrauschen hörte. Mit einem verwirrten Blick auf das Bett vergewisserte sie sich, dass James es nicht sein konnte, bevor sie sich auf die Suche nach dem geheimen Wasserspieler machte.

Vor der Tür zögerte sie kurz, da sie eine weibliche Stimme vernahm. Molly wusste, dass James oft Damenbesuch hatte und sie wollte nicht wirklich wissen, wer diese Nacht wieder sein Bettwärmer gewesen war. Aber irgendwie siegte ihre Neugierde. Vorsichtig öffnete Molly die Tür und erstarrte wieder leicht. Die Blondine, die gerade mit einem Handtuch bekleidet aus der Dusche stieg übertraf sogar fast noch die Schönheit ihrer beiden Veela-Cousinen Victoire und Dominique. Sie war groß, schlank, blond, mit einem wunderschönen Gesicht und einer Grazie an sich, die sich Molly so sehr wünschte. Doch all das war sie nicht und Selbstzweifel kamen in ihr hoch. Gerade wollte Molly wieder die Tür schließen, als die Blonde sie entdeckte.

„Na, du? Wärst wohl auch gerne so schön wie ich, was?“, fragte die Blonde mit einem Grinsen und kam selbstbewusst auf sie zu und ging an Molly vorbei ins Schlafzimmer zurück. „Jamsie?“, hauchte sie mit ihrer verführerischen Stimme an James Ohr und Molly schluckte schwer, als sie sah, wie die Blonde dabei über James Körper strich. „Du hast Besuch!“, lächelte sie und küsste ihm die Schultern ab. Molly wäre am liebsten aus der Wohnung gerannt, doch sie hatte es versprochen. Versprochen, dass James heute pünktlich zum Familientreffen erscheinen würde, was in zwei Stunden begann. Warum hatte sie sich das nochmal angetan?

Das Weckmanöver der Blonden schien wohl zu wirken, denn Leben kam in James und im nächsten Augenblick musste Molly mit ansehen, wie ihr Cousin von der Blonden geküsst wurde. „Mh, mein Held!“, murmelte sie und grinste hinterlistig in Richtung Molly, die innerlich kochte. Die Zähne zusammengepresst, räusperte sie sich und machte James nun wieder auf sich aufmerksam.

„Molly? Was machst du denn hier?“, fragte er völlig erstaunt und Molly schnaufte auf. „War klar, dass du dich wieder nicht erinnerst. Mich würde es noch nicht einmal mehr wundern, wenn du dich nicht mehr an den Namen von deinem Betthäschen erinnern würdest.“ „Stephanie!“, kam prompt die Antwort und die Blonde sah ihn empört an. „Wie bitte? Ich bin Aurelie!“, schrie sie und stieg dann so schnell wie möglich aus dem Bett und suchte ihre Sachen zusammen. Als sie an Molly vorbeizischte, lächelte die Weasley. Wie gut sie doch ihren Cousin kannte!

„Toll, Molly. Jetzt hast du mich um meinen Guten-Morgen-Sex gebracht!“, brummte James und Molly bekam wieder einen Stich ins Herz. „Oh, es tut mir leid, verehrter Mister Potter, aber rein zufällig findet heute das Familientreffen statt. Und da du es die letzten Male vorgezogen hast, erst Stunden später zu erscheinen – wenn überhaupt – hat mich Grandpa hierher geschickt um dich zu holen. Und glaub mir, den Anblick hier hätte ich mir gerne erspart.“, erklärte Molly und riss die Vorhänge vor James Schlafzimmerfenster auf. Geblendet von der Sonne hob James eine Hand vor sein Gesicht und legte durch die Bewegung mehr von seinem Körper unter der Decke frei. Molly merkte, dass sie leicht rot um die Nase herum wurde, doch durfte sie sich jetzt nicht einschüchtern lassen.

„Zieh dich endlich an. Ich mach Frühstück und Kaffee!“, befahl sie und verließ das Schlafzimmer. In der Küche stützte sie sich erst einmal an der Küchenzeile ab und atmete tief ein und aus. Warum hatte sie sich auch in ihn verlieben müssen? Warum hatte sie ihr Herz ausgerechnet an ihren Cousin, den Casanova schlecht hin, verloren? Jeder hatte sie vor ihm gewarnt. Sie selbst wusste doch am besten, wie er mit den Gefühlen seiner Gespielinnen umging. Wie oft hatte sie in Hogwarts seine Ex-Freundinnen an ihrer Schulter gehabt, die sich vor lauter Liebeskummer, wie sie es immer nannten, das Make-Up und Mollys Bluse ruinierten? Sie hatte alles gewusst, kannte ihn seit sie auf der Welt war, hasste ihn für seine Fehler und liebte ihn doch sehnsüchtiger, als jeden anderen Jungen und Mann. Und nun stand sie hier in seiner Küche und hatte gerade mit angesehen, wie die Perfektion an Frau von ihm wie Dreck behandelt wurde. Ihr würde es auch nicht anders ergehen, dass wusste Molly. Und deshalb hatte sie auch jede Hoffnung auf ein gemeinsames Glück ad acta gelegt. Aber immer wieder kam in ihr der Wunsch hoch, die Einzige zu sein.

„Was gibt es zum Frühstück?“, fragte James, der frisch geduscht und mit noch nassen Haaren hineinkam. Molly fuhr erschrocken herum. Sie war so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie das Zubereiten einer Mahlzeit vergessen hatte und ihn nicht hatte kommen hören. „Es tut mir leid, James. Ich bin noch nicht soweit. Was möchtest du denn gerne?“ „Pfannkuchen!“ „Was auch sonst?“, murmelte Molly und machte sich an den Teig für James Lieblingsfrühstück. Sie machte es wie immer mit viel Liebe, doch würde er es wieder nicht erkennen, denn er sah nicht genau hin. James verschlang einen Pfannkuchen nach dem anderen und beachtete Molly nicht weiter. Vielleicht lag es daran, dass sie immer für ihn da gewesen war. Molly hatte bereits versucht ihn allein zu lassen, doch ihr Herz hatte sie immer wieder zurück zu ihm geführt. Blödes Herz! Sollte sie jetzt etwa immer mit ansehen, wie er eine Frau nach der anderen das Herz brach und ihm vor allem Unheil retten? Mollys Verstand sagte ihr, dass sie ihn allein lassen musste, damit er auf die Nase fiel. Doch ihr Herz, ihr starkes Hufflepuffherz, ließ es nicht zu. Er war die Liebe ihres Lebens und niemand konnte ihm den Platz in ihrem Herzen streitig machen.

†~†~†~†~†

Molly war gerade anderthalb Stunden bei James in der Wohnung gewesen und brauchte jetzt, wo sie sich inmitten ihrer Familie befand, ihre Ruhe. Sie brauchte Zeit für sich allein. Zeit um ihre Wunden zu lecken. Zeit um nachzudenken. Doch es ging nicht. Ihre Familie belagerte sie und ein Entkommen war nicht möglich. Blöde große Familie! Molly versuchte durch die Küche in den Garten zu gelangen. Da draußen Schnee lag und die Temperaturen weit unter Null lagen, würde sie dort niemand stören. Aber der Weg dorthin war ziemlich zeitaufwendig. Zuerst wurde sie von ihrem Vater in Beschlag genommen, der sich jedes Mal, wenn er sie sah, nach ihrer Ausbildung und ihrem Leben fragte. Molly rasselte die Standardantwort herunter. „Dad, mir geht es gut. Bei der Ausbildung läuft alles fabelhaft und du musst dir auch keine Sorgen machen, dass ich auf einmal mit dickem Bauch vor dir stehe, da ich keinen Freund habe!“ Diese Antwort befreite sie zwar jedes Mal aus den Fängen von ihrem Vater, aber jedes Mal wurde Molly bewusst, dass sie gar nicht richtig lebte. Alle ihre Cousinen hatten bereits einen Freund – selbst Roxanne, die Jüngste. Das war deprimierend, aber ändern konnte sie es sowieso nicht. Sie wollte keinem Menschen weh tun und, dass sie jemanden verletzte, wenn sie ihm vorspielte ihn zu lieben, wusste sie. Und alles nur wegen James!

Das nächste Hindernis auf den Weg in die Freiheit war ihr Onkel George, der wieder einmal einen Streich mit ihr spielte. Mit einem Schwung seines Zauberstabes zauberte er ihr einen dicken Elefantenbauch und einen Löwenschwanz. Auch ihr Kopf blieb nicht verschont. Mit einem Zebragesicht und Nattern als Haare brachte sie die ganze Familie zum Lachen. Das war auch typisch. Immer wurde sich über sie lustig gemacht. Molly stiegen die Tränen in die Augen und verzweifelt versuchte sie sie zu unterdrücken. Als sie die Tränenflut nicht mehr zurückhalten konnte, flüchtete Molly durch die Menge hinaus. Ihre Jacke vergaß sie, doch war es ihr egal. Die Kälte, die sie empfang, passte zu ihrer Stimmung. Durch den Tränenschleier sah sie kaum, wo sie hinlief, doch kannte sie den Weg zu ihrer Bank unter dem alten Apfelbaum auswendig. Wie oft war sie schon hierher geflüchtet? Molly ließ sich auf die Bank sinken und zog ihre Beine an. Die Arme um die Beine geschlungen und den Kopf auf die Knie gestützt ließ sie die Tränen laufen.

Molly konnte nicht sagen, wie lange sie einfach nur dasaß. Dass ihr kalt wurde, merkte sie kaum, und selbst wenn, hätte es keine große Rolle gespielt, da sie sowieso nicht zurück ins Haus gegangen wäre. Ihre Zähne klapperten, als sie Schritte kommen hörte. „Das ist jetzt aber nicht sehr schlau!“, hörte sie James Stimme. „Mir egal!“, schluchzte Molly und spürte im nächsten Moment etwas Weiches, Warmes und Kuscheliges an ihrer Wange. James hatte ihr seine Kuscheldecke von früher mitgebracht und nun um die Schultern gelegt. „Du bist doch die Schlauere von uns beiden. Du passt doch immer auf mich auf!“, sprach James weiter leise auf sie ein. „Stimmt nicht. Ich bin blöd und kann auf keinen aufpassen.“ „Molly, was ist los?“ „Nichts!“, murmelte Molly und wurde im nächsten Augenblick an den Schultern gepackt und umgedreht. Nun sah sie in die Schokobraunen Augen, die sie so liebte. „Molly, du warst immer für mich da. Jetzt lass mich dir auch einmal helfen!“, flüsterte James und Molly wollte nichts lieber, als sich an seine Schulter anlehnen. Aber das konnte sie nicht. Sie würde wieder daran glauben, dass die Liebe immer einen Weg findet. Nur bei ihr und James nicht.

„Molly, raus mit der Sprache!“, forderte James nun und die Antwort überraschte sie beide. Gerade wollte Molly James wieder in seine Schranken verweisen, als sich die Kälte bemerkbar machte. Mit einem lauten Niesen und darauf folgenden Hustenanfällen, war Molly nicht mehr in der Lage zu sprechen. „Mist!“, entfuhr es James, der Molly sofort dicker in die Decke einwickelte und sie dann auf seine Arme hob. So schnell er mit seiner Last konnte, rannte er zurück ins Haus, wo er sofort von ihrer Familie in Beschlag genommen wurde. „Ah, James, endlich bist du wieder da. Ist das da Molly auf deinen Armen?“, fragte seine Großmutter. „Hast du jetzt etwa Molly flachgelegt?“, fragte sein kleiner Bruder und James sandte ihm tödliche Blicke zu. „WAS? James hat mit meiner kleinen Molly geschlafen?“, schrie Percy auf und James seufzte auf. Molly, die sich in seinen Armen warm und geborgen fühlte, seufzte mit ihm auf, da ihre Familie nicht das Wesentliche sah.

„Merlin, Molly ist krank. Sie war ohne Jacke da draußen in der Kälte wegen euch und euren Spielchen!“, fauchte James auf einmal los und alle zuckten zusammen. „Ihr mit euren Streichen und euren ständigen Fragen habt sie aus dem Haus vertrieben. Und ihr allein seid dafür verantwortlich, dass es Molly jetzt so dreckig geht!“ Im ganzen Haus herrschte Schweigen, was einem Weltuntergang nahe kam, denn im Hause Weasley war es nie still. Molly sah in die erstaunten und mitleidigen Gesichter in ihrer Familie und stimmte James zu. Aber eins hatte er vergessen, aber er konnte es auch nicht wirklich wissen. All die Streiche ihrer Familie und Fragen waren nichts im Vergleich zu ihrer nicht erwiderten Liebe für ihn.

James ging mit Molly zum Kamin und verabschiedete sich mit einem letzten giftigen Blick in Richtung seiner Familie. „Molly bleibt solange bis es ihr besser geht bei mir.“, sprach er noch und dann drehte sich alles um Molly und im nächsten Moment befand sie sich wieder in der Wohnung ihres Cousins. James trug sie noch immer und legte sie erst auf die Couch, wo er sofort eine Decke suchte und sie dann über sie ausbreitete. „Ist dir warm?“, fragte James besorgt. Molly konnte nur leicht den Kopf schütteln, da ihre Zähne noch immer klapperten. James stapelte schnell das Kaminholz und zündete es sofort an. „Gleich wird es warm sein. Dauert nicht mehr lange!“, beruhigte James Molly und ihr wurde warm ums Herz herum. Diese Seite kannte sie noch gar nicht an ihm. Seit wann war James so fürsorglich?

Durch die Wärme, die der Kamin ausstrahlte und ihre Schlaffheit schlief Molly ziemlich schnell ein. Sie wurde erst wieder wach als ein angenehmer Duft um ihre Nase wehte. Niesend erwachte sie vollends und sah in James Gesicht, der gerade ein Tablett vor ihr auf dem Tisch abstellte. „Hey, gut geschlafen?“ „Nicht wirklich!“, krächzte Molly und setzte sich auf. „Ich hab hier Hühnerbrühe und ein bisschen Früchtetee. Du magst ja keinen Pfefferminztee.“, erklärte James und setzte sich neben sie. „Du erinnerst dich daran?“, fragte Molly erstaunt und James sah sie verwirrt an. „Natürlich. Warum sollte ich mich nicht mehr erinnern?“ „Weil du doch nur daran denkst, wie du die nächste Schnecke in dein Bett bekommst!“ „Naja, also ich denke auch an was anderes!“, lachte James. „Soll ich dir helfen?“, fragte er, nachdem er schweigend zugesehen hatte. Molly fand diese Hilfe zunächst als störend, denn sie konnte sehr wohl schon alleine essen, aber nach nur zwei Minuten fiel ihr das Sitzen schwer. Vielleicht half es ihr wirklich, wenn James ihr half. „James?“, fragte sie leise und sah wieder in die Schokobraunen Augen. „Mh?“, kam es nur von ihm, bevor er sich hinter sie setzte und ihr somit eine gute Rückenlehne war. Langsam konnte Molly nun die Suppe genießen.

„Seit wann kannst du eigentlich kochen?“, fragte sie, nachdem sie ihm den leeren Teller reichte. „Kann ich auch nicht. Ist eine Fertigsuppe gewesen!“, murmelte James. Molly musste lächeln. Das war eindeutig James. Ihr James! Dankbar küsste Molly James auf die Wange. „Womit hab ich den denn verdient?“ „Dass du für mich eine Fertigsuppe angerichtet hast und es nicht verheimlicht hast!“ „Mh… Dann will ich gar nicht wissen, was ich bekomme, wenn ich für dich koche!“ „James, du kannst nicht kochen!“, erinnerte Molly ihn. Beide erinnerten sich an James Kochversuche und mussten einfach lachen. Doch wurde Molly durch einen Hustenanfall wieder durchgeschüttelt. James klopfte ihr auf den Rücken und hielt ihr hinterher eine Tasse Tee hin, damit sie weiterhin von innen warm war. Doch trotz der Wärme war Molly sehr geschwächt. „Willst du dich lieber hinlegen?“, fragte James und Molly sah ihn dankbar an. „Vielleicht wäre das Bett bequemer!“, meinte er dann noch und Molly verzog das Gesicht. Sie wollte ganz bestimmt nicht in sein Bett, wo er heute Morgen noch mit der Perfektion von Frau gelegen hatte. „Ich hab die ganze Bettwäsche gewechselt!“, warf er ein und Molly riss die Augen auf. „Du hast was?“ „Die Bettwäsche gewechselt. Du hast mir einmal gesagt, dass du niemals in einem Bett liegen willst, in dessen Laken sich eine andere Frau schon gewälzt hat.“, antwortete James und hob sie bereits wieder vom Sofa. „Warum merkst du dir das? Sonst erinnerst du an nichts mehr!“ „Weil du meine beste Freundin bist!“, meine James und legte sie in die Kissen. Nachdem er auch hier wieder die Decke über sie gezogen hatte, zog er noch die Vorhänge zu. „Brauchst du noch etwas?“, fragte er, aber er erhielt keine Antwort. Molly hatte sich von ihm abgewandt und versteckte ihr Gesicht im Kissen.

Schon wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen, da ihr Herz gerade eimerweise Tränen vergoss. James hatte sie wieder einmal verletzt und hatte es nicht gemerkt. Sie war nur seine beste Freundin. Mehr nicht. Niemals mehr. Wie gemein konnte das Leben eigentlich sein? Reichte es nicht, dass sie hoffnungslos verliebt war? Nein, ihr musste auch noch gesagt werden, dass sie die beste Freundin sei. Am liebsten würde Molly morgen einfach nicht mehr aufwachen. Wer würde sie auch schon vermissen? Ihre Familie machte sich meistens nur über sie lustig und ihre Mutter befürchtete, dass sie als alte Jungfer endete. Ihrem Vater wäre es nur allzu Recht. Er wollte seine kleine Prinzessin mit niemandem teilen. Und derjenige, dem sie nur allzu gern gehören wollte, war ausgerechnet ihr Cousin und sah in ihr nur die Freundin. Bitte, Merlin, lass mich sterben!

†~†~†~†~†

Am nächsten Morgen erwachte Molly jedoch wieder. Zwar quälte sie noch immer ein leichtes Kratzen im Hals, aber ihre Gliederschmerzen und die Kälte waren verschwunden. Auch konnte sich Molly viel leichter wieder orientieren. Aber dieses Kissen, das so schön warm war, konnte sie nicht zuordnen. Und warum musste es sich ständig bewegen? War sie etwa auf einem Schiff, das im Wellengang schaukelte? Langsam öffnete Molly die Augen und erstarrte. Das Kissen war kein Kissen, sondern James. Und die Wärme kam von seinem nackten Oberkörper. Molly konnte es nicht fassen. Sie lag auf James nackten Oberkörper in seinem Bett!

„Na, Schlafmütze? Auch mal wieder wach?“, neckte James sie mit einem verführerischen Lächeln. „Ich bin keine Schlafmütze!“, beschwerte sich Molly, die sich langsam hochstemmte. Sie konnte nicht auf seinem Oberkörper liegen. Da kamen ganz falsche Gedanken in ihr auf. „Mhm… mal sehen. Wer von uns beiden hat bis halb drei geschlafen?“, fragte James und Molly riss die Augen auf. „Halb Drei?“, fragte sie nach und James nickte lachend. Molly wand sich im Bett um und blickte auf die Uhr. James hatte Recht. Es war bereits so spät. Molly ließ sich in das Kissen zurücksinken und starrte die Decke an. Was sollte sie jetzt auch tun?

„Warum hast du eigentlich keinen Freund, Molly?“, fragte James nach einer Weile, wo sie nur nebeneinander gelegen hatten. „Weil ich keinen will!“ „Warum nicht?“ „Weil mein Herz bereits einem anderen gehört!“, rutschte es Molly heraus. „Wem?“, harkte James auch sofort nach und lehnte sich auf seinen rechten Arm. „Mh?“, fragte Molly nach, da sie dachte, dass sie nur in Gedanken geantwortet hatte. „Wen du liebst?“ „WAS?“, schrie Molly auf und wäre vor Schreck fast aus dem Bett gefallen, wenn James sie nicht schnell genug zu fassen bekommen hätte. „Kenn ich ihn?“, fragte James nach und Molly sah ihn mit großen Augen an. In was für eine Lage hatte sie sich jetzt wieder katapultiert? „Molly? Könntest du mir auch mal antworten?“ „Warum sollte ich?“ „Vielleicht weil ich dir helfen könnte? Ich bin ein Mann und kenne dadurch die männliche Psyche sehr gut. Also wer ist es?“, horchte James weiter nach. Molly schwieg jedoch. „Merlin, Molly. So schlimm kann es doch nicht sein! Hat er eine Pferdefresse? Ist er so ein Macho? Ist er so ein aalglatter Schönling? Vielleicht ein Topmodel? Eine Transe mit Ohrringen? Ein Neandertaler? Molly, jetzt sag schon?“ Molly hatte während seiner Aufzählung stark an sich halten müssen, da sie bei seinen Bezeichnungen fast in Lachen ausgebrochen wäre. Wenn er nur wüsste.

„MOLLY!“, schrie James nun und kitzelte Molly durch. Er wusste, dass sie ihm so schon bald alles verraten würde. Zunächst wand sich Molly noch, doch bald konnte sie einfach nicht mehr und gab ihr größtes Geheimnis preis. „Dich. Ich liebe dich!“ Sofort ließ James von ihr ab und fiel fast auf der anderen Seite des Bettes hinaus. Er sah total geschockt aus und Molly musste leicht kichern. So hatte sie sich zwar ihr Liebesbekenntnis nicht vorgestellt, aber nun war es raus und vielleicht würde sie jetzt nicht mehr so häufig von ihm verletzt werden. „Sag, dass das ein Traum ist!“, bat James und sah sie mit seinem Dackelblick an. „Ein Traum? Eher ein Albtraum für mich. Du solltest es nie erfahren.“ „Warum nicht? Warum Albtraum?“, James kam nicht ganz hinterher. „Komm schon, James. Ich hab keine Chance. Du willst einfach nicht lieben und mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden.“ „Ich liebe doch auch!“, maulte James. „Kannst es aber gut verstecken.“ „Hallo? Ich liebe meine Cousine! Kannst du mir vielleicht verraten, wie ich das klären soll? Mum und Dad werden mich umbringen und Onkel Percy erst.“ „Du liebst Lucy?“, fragte Molly und schluckte hart. Und sie hatte gedacht, dass es nicht schlimmer kommen konnte. „Nicht Lucy! DICH!“, schrie James. „Was meinst du wohl, warum ich hier ständig die Frauen rein und rausgehen lasse?“ „Weil du Sex willst?“ „Nein. Ich kann dich einfach nicht vergessen. Ich kann mir keine Namen merken, weil du nur noch in meinen Gedanken rumschwirrst. Weißt du eigentlich wie beschissen ich mich fühle?“ Molly sah ihn kurz an. Log er sie an? Spielte er hier wieder eines seiner Spiele? Aber diese Augen sahen so ehrlich aus. So treu und voll Liebe. „Das Gefühl kenn ich.“, meinte Molly und James lächelte leicht.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte James. „Was willst du denn machen?“ „Mhm… ich würde es gerne versuchen.“ „WAS?“ „Na, eine Beziehung mit dir!“ „Ehrlich?“ „Ja. Merlin, Molly.“ „Dann küss mich!“, forderte Molly und rückte näher an ihn heran. „Wenn du das wünscht!“, meinte James lachend und zog sie an sich. Molly dachte, dass James sie nun stürmisch küsste, doch die Zärtlichkeit, die er ihr entgegenbrachte, haute sie mehr vom Hocker als der Sturm der Gefühle. Es war auch einfach nur ein Traum. Sie küsste ihre große Liebe, ihren Cousin, ihren Freund!

Den ganzen Nachmittag über verbrachten James und Molly gemeinsam und erfreuten sich an ihrem ungewöhnlichen frischen Glück. Abends lagen sie gemeinsam auf dem Sofa. James hatte wieder darauf bestanden, dass Molly dick eingepackt blieb, da sie noch immer nicht ganz gesund war. Er spielte mit ihren Haaren. Immer wieder wickelte er eine Strähne um seinen Finger und ließ sie dann wieder fallen. „Wir beiden waren ziemlich blind, oder?“, fragte Molly und James zuckte die Schultern. „Wie konnten wir auch wissen, dass eine Liebe innerhalb der Familie erwidert wird?“ „Aber sowas sieht man doch!“ „Nein, Molly. Man sieht nur mit dem Herzen gut, denn das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“, antwortete James und küsste sie auf die Stirn.

„O ja, das stimmt. Aber jetzt mal zu deinen Vermutungen heute Morgen.“, meinte Molly und setzte sich auf. „Was für Vermutungen?“ „Na, die über meine große Liebe!“ „Öhm … ja? Was ist mit denen?“ „Wollen wir nicht mal gucken, ob sie zustimmen?“, fragte Molly lächelnd und James sah sie entgeistert an. „Also, wenn ich mich richtig erinnere, war deine erste Frage, ob er eine Pferdefresse hat, oder?“ „Mh!“, kam es nur von James. „Mal sehen. Gleichmäßige Züge, wunderbare runde Wangen, gut proportionierte Nase. Die schönsten Augen der Welt… und eindeutig den süßesten Mund, der einfach zum Küssen einlädt!“, erkundete Molly James Gesicht und küsste ihn zärtlich. „Mhm… wenn das so weiter geht, hab ich nichts mehr dagegen.“, lachte James und Molly hob eine Augenbraue. „Der nächste Punkt war, ob er ein Macho ist. Also da muss ich dir ganz und gar zustimmen. So wie du mit den Frauen umgegangen bist, war echt egoistisch. Außerdem könntest du ruhig mal in deiner Wohnung aufräumen. Ich habe keine Lust, ständig über Boxershorts und Schuhe zu stolpern!“, empörte sich Molly und James sah beleidigt drein. „Ich bin kein Macho, sondern war eingefleischter Single!“ „Das ist nur eine lahme Ausrede!“, meinte Molly und setzte sich auf seinen Schoss. „So. Als nächstes kam der aalglatte Schönling.“ Molly betrachtete ihn lange und James sah sie nur finster an. „Molly, das hier ist der absolute Schwachsinn. Das war alles sarkastisch gemeint!“ „Also aalglatt bist du ja nicht. Und ein Schönling? Mhm… Wenn man von dem Holzbein und der Augenklappe mal absieht… bist du wahrlich eine Augenweide!“ „Holzbein und Augenklappe?“, lachte James. „Ja, die entstellen dich total!“, lachte Molly, als James sie auf das Sofa zurück schmiss. „Wenn du jetzt auch gesagt hättest, dass ich nicht gut aussehe, dann hättest du aber auch was erlebt.“ „Oho. Hier ist jemand aber ziemlich arrogant.“, neckte Molly und lachte, als James sie in den Hals biss. Doch Molly befreite sich wieder aus seinen Fängen. „Also weiter auf der Liste. Ob er ein Topmodel ist? … Nicht das ich wüsste, aber die Figur hast du sicherlich dafür. Bitte tu mir nur den Gefalle und bleib beim Quidditchspielen, ja?“ „Versprochen. Ich hab keine Lust, dass ich mich in der Stadt irgendwo an einem Gebäude wiederfinde mit nichts weiter als einer Boxershorts bekleidet. Das bleibt dir jetzt ganz allein vorbehalten!“, versprach James und Molly kuschelte sich an ihn.

„Aber was mich jetzt noch interessiert ist, bist du eine Transe?“, fragte Molly und James erstarrte. „Molly?“, fragte er erstaunt. „Das ist nicht dein Ernst!“ „Naja, du bist darauf gekommen. Kennst du eine Transe mit Ohrring?“ James sah ungläubig seine Freundin an. „Ja ich kenne eine. Ist ein Quidditchspieler von Portugal, der denkt, er wäre der Beste.“ „So was schlimmes aber auch. Niemand ist besser als James Sirius Potter!“, empörte sich Molly gespielt und James küsste sie wieder zärtlich. „Genau. Ich bin und bleibe der Beste!“ „An Selbstvertrauen mangelt es dir aber nicht!“, murmelte Molly und James lächelte sie an. „Kennst mich doch!“ „O ja, ich kenn dich, du Neandertaler!“, lachte Molly und legte James auf dem Sofa flach.

Beide sahen sie nun das Wesentliche – die Liebe. Doch waren sie nicht geblendet davon und akzeptierten auch die Schwächen, des jeweils anderen.
 

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Also, hier kamen dann mal James und Molly. Mein erster Versuch zu den Beiden. Zum Schluss die Beschreibungen zu Mollys großer Liebe kamen nur zu Stande, da sich maja25 wieder so schön über Cristiano Ronaldo ausgelassen hat. Wie man sieht, sollte ich nicht schreiben, wenn ich Fußball gucke und gleichzeitig mit maja schreibe.

*hihi*
 

Ich hoffe es hat euch allen gefallen...

sunny

... kann die Welt sich ändern

„Rose?“, fragte eine leise Stimme neben ihr. „Mh?“, kam es noch ganz verschlafen von der Weasley. „Wir müssen glaube ich aufstehen!“ „Noch fünf Minuten!“, murmelte Rose in ich Kissen. „Das hast du schon vor über einer Stunde gesagt und wir liegen immer noch im Bett!“, beschwerte sich der Blonde. „Hab keine Lust aufzustehen. Mir ist schlecht!“, verteidigte sich Rose. „Du willst heute nur nicht zu unseren Eltern und ihnen alles beichten.“ „Warum müssen wir das überhaupt tun?“, fragte Rose und hob ihren Kopf an. „Es ist doch bis jetzt alles perfekt und mein Leben ist mir eigentlich wichtig. Dein Dad wird mich umbringen, weil ich eine Weasley bin.“ „Es ist nichts perfekt. Rose, wir wollen heiraten. Willst du das ohne deine Familie machen? Und was regst du dich eigentlich auf. Mein Dad wird es mit Sicherheit kurz und schmerzlos machen, während dein Vater mich vorher noch schon quälen wird.“, beschwerte sich Scorpius. „Warum müssen wir denn heiraten?“, kam noch immer verschlafen die Antwort. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, Rose!“, schrie Scorpius auf und sprang aus dem Bett. „Wenn es dir nur darum geht, etwas Verbotenes zu tun und mit mir ins Bett zu springen, dann mach nur weiter so. Aber ohne mich. Ich habe jahrelang mein Herz verraten und das werde ich nicht noch einmal tun.“ „Herz verraten?“, fragte Rose nach.

„Rose, ich liebe dich seit der Vierten. Drei Jahre lang hab ich mir immer wieder eingeredet, dass das nicht so ist.“, erklärte Scorpius und auf Rose Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. „Das ist aber auch nur fair gewesen. Immerhin liebe ich dich auch schon so lange.“ „Dann steh jetzt auf. Ich mach uns Frühstück und dann sagen wir es auch endlich unseren Familien.“, befahl Scorpius und marschierte bereits in die Küche. Rose schmiss sich kurz zurück in die Kissen und seufzte auf. Es würde sowieso nichts bringen, wenn sie sich nicht endlich ihrer Familie stellen würde. Ein Donnerwetter war sowieso vorherbestimmt.

Als Rose aus dem Bad kam duftete es schon herrlich in der Wohnung, die sie sich jetzt seit drei Jahren mit Scorpius teilte. Nach Hogwarts waren sie beide schnell von zuhause ausgezogen und hatten sich diese Drei-Zimmerwohnung im Herzen Londons gekauft. Sie war eigentlich eine Bruchbude gewesen, doch mit vereinten Kräften und viel Liebe hatten die beiden sich ein kleines Heim geschafften. Dabei hatte es aber auch oft Streit gegeben, da Scorpius auf die Hausfarben von Slytherin bestanden hatte und Rose unbedingt ein Bad in Strandoptik haben wollte. Hinterher hatten sie sich darauf geeinigt, dass Scorpius das Schlafzimmer gestalten durfte und Rose ihren Strandtraum im Bad austoben durfte.

„Mh, das riecht aber wieder köstlich!“, meinte Rose und setzte sich an den gedeckten Tisch. Da sie selbst kaum kochen konnte, geschweige denn backen, hatte Scorpius diese Aufgabe übernommen. Und Rose wunderte sich jeden Tag aufs Neue, woher er die Kochkunst so gut beherrschte. Immerhin hatte er zuhause einen Hauself gehab, der ihm immer das Essen gemacht hat. „Da wir ja in die Schlacht ziehen heute, dachte ich mir, dass wir wenigstens ein gutes Frühstück haben sollten.“, meinte Scorpius und holte die frischen Croissants aus dem Backofen. Ihr Duft steigerte Rose Hunger, doch auch etwas anderes. „Bin gleich zurück!“, meinte sie und lief wieder in Richtung Bad. Scorpius sah ihr nur lächelnd hinterher und setzte sich bereits an den Frühstückstisch und trank seinen frisch gepressten Orangensaft. Dann machte es sich daran für Rose schon einmal ein Croissant mit Butter und Erdbeermarmelade zu schmieren. Als Rose zurückkam biss sie genüsslich in ihr Frühstück und lächelte Scorpius dankbar an.

„Weißt du, dass es ziemlich gemein von dir ist, Kaffee zu trinken, während ich nur Tee trinken darf?“, fragte Rose und Scorpius hob eine Augenbraue. „Möchtest du mich heute total mies gelaunt erleben?“, fragte er nach und trank genüsslich seinen Kaffee. „Nein. Aber ich will auch Kaffee!“, maulte Rose und Scorpius musste lachen. „Kriegst du aber nicht. Trink deinen Himbeertee und gut ist. Es reicht, wenn einer von uns Stimmungsschwankungen hat.“ Rose streckte ihm die Zunge entgegen und trank wiederwillig ihren Tee. Sie vermisste den Kaffegeschmack, aber Scorpius ließ einfach nicht mit sich reden. Es war wirklich blöd einen Heiler in der Wohnung zu haben!
 

Nach dem Frühstück machte sich Scorpius schnell frisch und Rose räumte alle Sachen wieder zurück in ihre Schränke. An der Garderobe trafen die beiden sich dann wieder. „Müssen wir das wirklich machen, Scorpius? Können wir das nicht morgen machen. Mir geht es heute ganz schlecht!“, versuchte Rose erneut aus der fahrigen Situation wieder herauszukommen. „Rose, hör auf mir hier was vorzuspielen. Du bist nicht blass um die Nase herum und zeigst auch sonst keine Anzeichen, dass es dir schlecht geht. Du bist putzen munter und willst dich nur drücken.“ „Ich will aber nicht!“, maulte Rose und Scorpius nahm sie in den Arm. „Wir wussten ja alle schon, dass in dir kein Gryffindormut ist, Rose. Aber das du wirklich so feige bist, hätte ich echt nicht gedacht.“, neckte er sie. „Merlin, ich bin nur eine Ravenklaw. Ich hab was im Köpfchen. Da brauche ich keinen Mut!“ „Kannst gerne was von meinem Mut abhaben!“, meinte Scorpius und Rose schlug ihm gegen die Schulter. „Slytherins sind nicht mutig, sondern hinterlistig.“ „Uuu … und das ist der Grund warum du mich liebst. Weil ich so hinterhältig bin!“, lachte Scorpius und küsste seine Verlobte. „Zu wem zuerst?“, fragte er dann und Rose seufzte auf. „Zu dir. Dann erspar ich mir den Anblick von meinem Vater!“, murmelte Rose und Scorpius nahm sie in den Arm bevor sie beide zusammen apperierten.
 

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Die beiden Verlobten tauchten kurz vor dem Malfoyschen Anwesen wieder auf und Scorpius stützte Rose, der es schwindelig geworden war. „Alles soweit in Ordnung?“, fragte er und Rose schnaufte auf. „Klar, ich gehe gerade zu meiner Ermordung!“ „Ich beschütze dich schon!“, meinte Scorpius und nahm Rose Hand in die seine. Gemeinsam gingen sie auf die große Eingangstür zu. „Ihr Malfoys mögt es wohl nicht gerade klein und kuschelig, oder?“, fragte Rose und Scorpius lachte auf. „Komisch, ich dachte, dass unsere Wohnung nicht gerade groß und ziemlich kuschelig ist.“ „Das meine ich nicht!“, beschwerte sich Rose und Scorpius gab ihr sanft einen Kuss auf die rotbraunen Haare. Er liebte diese Haarfarbe. Seit über sechs Jahren verfolgte sie ihn auch schon in seine Träume. „Aber du hast Recht. Das Haus ist riesig und man fühlt sich auch einsam darin!“, erklärte Scorpius. „Aber es ist schon seit über dreihundert Jahren in unserer Familie und steht noch immer!“ „Ich will gar nicht wissen mit wie vielen Zaubersprüchen ihr das Haus noch zusammenhaltet!“, murmelte Rose und Scorpius blieb stehen. „Rose, könntest du vielleicht mal aufhören mich ständig runterzuputzen?“ „Hey, ich habe das Recht dazu. Ich bin immerhin…“, begann Rose und wurde unterbrochen, als die Haustür geöffnet wurde und eine schwarzhaarige Frau sie von oben herab ansah. „Wer sind Sie?“, fragte sie arrogant und Rose schluckte. „Rose Weasley!“, antwortete sie leicht eingeschüchtert. „Dann verlassen Sie auf der Stelle mein Grundstück!“, befahl die Hausherrin und Rose hätte nichts lieber getan, als die Flucht anzutreten, doch Scorpius zog sie mit sich. „Guten Morgen, Mama. Es ist auch schön dich wieder zusehen!“, meinte er und ging neben seiner Mutter in das Haus. Rose hielt er dabei fest an der Hand. Der Malfoy wusste, dass Rose am liebsten ihre Beine in die Hand genommen hätte, aber das hier mussten sie jetzt gemeinsam durchstehen. Sie hatten so schon viel zu lange darauf gewartet.

„Wo ist Dad?“, fragte Scorpius und seine Mutter ging vorweg in das große Wohnzimmer. „Draco, dein Sohn ist mal wieder hier!“, meinte sie abfällig und Rose sah sich mit großen Augen in dem gigantischen Raum um. Er war ziemlich dunkel gehalten. Es dominierten hier die Farben dunkelgrün und braun und jede Kleinigkeit sah unheimlich kostbar und teuer aus. Aber der Raum lud nicht gerade zum Verweilen ein. Rose merkte, dass das hier niemals ein Raum in ihrer eigenen Familie sein würde. Dort dominierten die Herzlichkeit und Gemütlichkeit, während hier im Malfoy Manor mehr auf Ansehen und Geld Wert gelegt wurde.

„Wie schön. Nach drei Jahren kommst du uns endlich mal wieder besuchen, Scorp!“, sagte der Hausherr begeistert, doch das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand, als er Rose erblickte. „Scorpius Hyperion, was hat das zu bedeuten?“, fragte Draco auch sofort nach. „Mama, Dad, ich möchte euch gerne Rose Weasley vorstellen. Ich wohne mit ihr zusammen!“, begann Scorpius. Er hatte sich bereits eine Taktik heute Morgen, während Rose noch neben ihm schlief, ausgedacht. Er musste erst einmal mit harmloseren anfangen und dann sich dann langsam zum Höhepunkt hinarbeiten. „Du wohnst mit einer Weasley zusammen?“, fragte Astoria geschockt. „Aber warum, Scorp? Hast du nicht genug Geld für eine eigene Wohnung?“ „Nein, Mama. Ich wohne freiwillig und auch gerne mit Rose zusammen.“ „Seit wann?“, war Draco einzige Frage. „Seit ich von zuhause ausgezogen bin!“, antwortete Scorpius und Draco nickte leicht. „Deswegen hast du uns nie verraten, wo deine Wohnung ist, oder?“ „Ja!“, antwortete Scorpius kurz. Rose stand schweigend neben ihm und sah immer wieder zwischen den Familienmitgliedern hin und her.

„Ok, du wohnst also mit einer Weasley zusammen. Kein Problem, wenn du das aushälst.“, meinte Draco und sah seine Frau an. „Aber du kannst jederzeit zurück kommen, Scorpius. Die Tür zu deinem Zuhause wird dir immer offen stehen!“ „Das ist nett, Dad!“, meinte Scorpius. „NEIN!“, schrie auf einmal Astoria auf und alle sahen sie an. „Draco, er lebt nicht nur mit ihr zusammen, sondern schläft mit ihr!“, erklärte sich die Hausherrin und sofort sah Draco seinen Sohn an, der Rose an sich gezogen hatte, da sie vor Schreck zusammengezuckt war. „Stimmt das?“, fragte Draco Malfoy zischend und Scorpius nickte. „Ja, ich wohne nicht nur mit Rose zusammen, sondern lebe mit ihr zusammen!“ „Das ist nicht dein Ernst, Scorpius!“, donnerte Draco los. „Mit einer Weasley bist du zusammen? Ausgerechnet mit so einem Abschaum? Ist dir deine Familie denn gar nichts wert?“ „Doch ich liebe euch beide wirklich sehr, Dad. Aber mein Herz gehört auch Rose. Und sie ist kein Abschaum. Rose ist die wunderbarste Hexe, die ich kenne. Sie ist schlau, wissensdurstig, zielstrebig, lieb, stark und so viel mehr.“ „Zielstrebig? Ist das Ihr Ziel, Miss Weasley? Wollen Sie unbedingt eine Familie zerstören? Das reine Blut verdrecken?“, fragte Astoria nun die Weasley. „Ich… ich…“, begann Rose zu stottern. „Ich will Ihnen Scorpius nicht wegnehmen.“ „Das tun Sie aber!“, meinte die Hausherrin und Scorpius funkelte sie wütend an. „Mutter, hör auf. Rose nimmt mich euch nicht weg. Die einzigen, die unsere Familie zerstören, dass seid ihr beiden. Denn eins kann ich euch versichern. Wenn ich mich zwischen euch entscheiden müsste, dann würde Rose gewinnen. Ich werde nicht noch einmal mein Herz verleugnen, denn es bringt nur Schmerz und den hab ich lang genug gespürt.“ „Schmerz? Den kannst du gerne haben, wenn du nicht langsam zur Besinnung kommst, Scorpius!“, meinte Draco und hob seinen Zauberstab. „Crucio!“ „Nein!“, schrie Rose auf und bedeckte Scorpius mit ihrem Körper, der vor Schmerzen zuckte. „Dad, hör auf. SOFORT!“, schrie Scorpius auf und kniete sich neben Rose.

„Rose, alles in Ordnung?“, fragte er besorgt nach und strich ihr über die Stirn. „Mm!“, brachte Rose nur hervor. Ohne große Probleme hob Scorpius Rose auf seine Arme und trug sie zu dem Sofa, auf dem bis jetzt seine Eltern gesessen hatten. Vorsichtig legte Scorpius seine Verlobte ab und setzte sich neben sie. „Braucht du irgendwas?“, fragte Scorpius nach, doch Rose schüttelte den Kopf. Eine einzelne Träne kullerte über ihre Wange und Scorpius wischte sie weg. Rose lächelte leicht zu ihm auf und strich mit ihrer rechten Hand über seine Wange.

„NEIN!“, schrie Astoria erneut auf und auch Draco konnte nicht glauben, was er gerade gesehen hatte. „Verlobt? Verlobt, Scorpius?“, fragte Astoria nach und ihr Sohn nickte. „Ja, verlobt. Seit einem Monat!“, erzählte er und hielt Rose Hand fest. „Das kann nicht dein Ernst sein!“ „Doch ist es. Ich werde Rose heiraten in zwei Monaten. Wir haben bereits einen Hochzeitstermin!“, behauptete sich Scorpius und seine Eltern sahen ihn geschockt an. Rose setzte sich vorsichtig auf und sah in die Gesichter ihrer zukünftigen Schwiegereltern. Sie blickte nicht gerade in Begeisterte, doch Rose hoffte, dass sie sie trotzdem anerkennen würden – um Scorpius Willen. Denn Scorpius würde unter dem Verlust seiner Eltern genauso leiden, wie unter ihrem Verlust.

„Mister Malfoy, Mrs Malfoy, es tut mir leid, dass Sie es erst jetzt erfahren. Es war nicht richtig, Sie so lange im Unklaren zu lassen und jetzt so zu überfallen, aber die Vergangenheit hat uns keine andere Wahl gelassen. Die Weasleys und Malfoys sind doch schon viel zu lange verfeindet. Aber ich bitte Sie, vergessen Sie die Vergangenheit.“ „Was erhoffen Sie sich denn von all dem hier?“, frage Astoria und Rose sah sie fragend an. „Ich versteh nicht.“ „Kommen Sie. Sie wollen doch nur der Armut Ihrer Familie entfliehen und in der Oberschicht mitspielen. Und Scorpius soll sie dorthin bringen!“ „WAS? Mutter, hör auf. Rose ist nicht so eine falsche Schlange, wie die meisten Töchter deiner Freundinnen.“, verteidigte Scorpius Rose, die geschockt war. „Außerdem verdient Rose ihr eigenes Geld, von dem sie sehr gut leben kann!“ „Aber nicht genug, um in unserer Gesellschaft anerkannt zu werden!“, warf Astoria ein und Scorpius funkelte seine Mutter finster an. „Scorpius, überleg dir das noch mal. Du kannst jede haben. Zabini, Goyle, Crabbe, Eastwood und O´Leary. Sie sind doch alle wunderschön…“ „Und oberflächlich, geldgeil und arrogant.“, beendete Scorpius ihren Satz. „Und ich will nichts von ihnen. Ich liebe Rose und werde auch mein Leben mit ihr teilen. Mir ist es jetzt egal, was ihr davon haltet.“ Scorpius stand auf und half auch Rose auf. „Ihr könnt es euch noch mal überlegen. Am 15. Oktober heiraten wir. Ihr seid herzlich eingeladen, aber nur, wenn ihr Rose akzeptiert. Sonst habt ihr ab dem Tag keinen Sohn mehr!“, meinte Scorpius und verließ sein Elternhaus.

„Scorpius?“, fragte Rose zögerlich. „Geht es dir gut?“ „Nein. Ich habe so gehofft, dass meine Eltern uns beide akzeptieren, und nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie auch bei der Hochzeit dabei sind. Aber wenn sie von dir denken, dass du nur mit mir zusammen bist wegen meinem Namen, dann kann ich auch gut auf sie verzichten.“ „Scorpius, soll ich noch mal mit ihnen reden?“ „Nein.“, kam es bestimmt von Scorpius. „Hoffentlich haben wir bei deiner Familie mehr Glück.“ „Du weißt, dass heute die versammelte Mannschaft bei meinen Großeltern ist, oder?“ „Ja.“ „Scorpius, lass uns lieber alleine mit meinen Eltern sprechen.“ „Nein. Ich will mich nicht mehr verstecken und vielleicht hilft Harry uns. Immerhin hat er mich auch als besten Freund seines Sohnes akzeptiert.“ „Er wird immer hinter dir stehen!“ „Ja, das Schwerste wird es wohl sein, deinen Vater von mir zu überzeugen.“, murmelte Scorpius und Rose lächelte leicht. „Und das wird nicht gerade einfach.“ „Wann ist schon etwas einfach?“ „Stimmt. Also auf in die Irrenanstalt?“ „Ja, aber deine Familie ist keine Irrenanstalt!“ „Kommt mir aber manchmal so vor!“, lachte Rose und apperierte mit Scorpius vor den Fuchsbau.
 

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Sofort hörte man die Familie Potter-Weasley. Es war aber auch kein Wunder. Bei einer so großen Familie kam Stille nie auf. Scorpius half Ros zunächst wieder einmal mit ihrer Übelkeit vom Apperieren klar zukommen und ging dann mit ihr im Arm in Richtung des Lärms. „Hast du gar keine Angst?“, fragte Rose und Scorpius sah sie erstaunt an. „Hattest du bei meinen Eltern Angst?“ „Naja, als dein Vater den Crucio benutzt hat, hatte ich mich fast schon darauf eingestellt, dass wir nicht mehr heil daraus kommen würden.“ „Rose, ich werde niemals zulassen, dass dir nochmal jemand weh tut!“, versprach Scorpius. „Dann musst du dich aber wirklich anstrengen!“, erwiderte Rose und ging lachen mit ihm an der Hand in die Höhle der Füchse.

„Ah, Rosie-Schatzi!“, wurden sie auch sofort von Ron Weasley begrüßt, der freudenstrahlend seine Tochter hochhob. „Dad, lass mich runter!“, meinte Rose jedoch, als er begann sie durch die Luft zu schleudern. „Außerdem bin ich nicht alleine da!“, lachte sie und Ron wandte sich dem Malfoy zu. „Ach, Malfoy. Auch mal wieder hier?“, fragte er unfreundlich und Rose sah entschuldigend zu ihrem Verlobten. Doch Scorpius machte die abweisende Haltung von Ron schon nichts mehr aus. So ging es ja auch schon seit Jahren. Der ehemalige Slytherin hatte eher Angst davor, wie der Weasley reagierte, wenn er herausfand, dass ein Malfoy seine kleine Prinzessin angefasst hatte.

„Es ist immer wieder nett hier zu sein!“, meinte Scorpius charmant und die Frauen der Familie lachten auf. „Scorpius, du Charmeur!“, meinte Molly und zog ihn mit sich. Die älteste Weasley hatte ihn sofort in ihr Herz geschlossen und nun hoffte Scorpius sehr auf ihre Unterstützung. Aber erst einmal gab es Mittagessen a la Weasley. Der Tisch ging unter all den Speisen, die aufgetischt wurden, in die Knie und die gesamte Familie verteilte sich im Garten, da es keinen Tisch gab, an dem alle sitzen konnten. Familie George Weasley verzog sich in Richtung Küche, Familie Percy Weasley ging zum Hühnerstall, der eigentlich eher Mister Weasleys Werkstatt war. Familie Bill Weasley mit Teddy Lupin und dem kleinen Theodore machten es sich an dem großen Gartentisch bequem und nahmen auch die glücklichen Urgroßeltern mit dazu. Charlie Weasley schlenderte zu George herüber und alberte mit ihm herum. Und dann waren da noch die Familien Ron Weasley und Potter. Wie immer saßen sie gemeinsam unter dem großen Ahorn im Garten auf einer Decke. Während Ron und Harry über die laufende Quidditchsasion diskutierten, Ginny mit ihrer einzigen Tochter schimpfte, da sie sich mit einem Punk eingelassen hatte, Hermine wieder in ein Buch versunken war, die beiden Pottersöhne über ihre Aurorenausbildung sprachen und Hugo immer mal wieder in die Mangel nahmen, sah Scorpius wie sich Rose vom Essen fern hielt.

„Rose, du musst was essen!“, flüsterte er ihr zu. „Wenn ich Essen nur sehe, wird mir schon schlecht!“, meinte sie und drehte sich demonstrativ von dem Buffet weg. „Rose!“, sprach Scorpius eindringlich auf sie ein, doch sie hatte wieder ihre bockige Phase, da kam Scorpius sowieso nicht gegen sie an. Also setzte er sich neben seine beiden Freunde und hörte ihnen dabei zu, wie sie sich über die Ausbildung zum Auror aufregten. Doch lange war die Idylle, in der sie sich befanden, nicht mehr vorhanden.

„Rose, was ist das da eigentlich an deinem Finger?“, fragte Lucy neugierig und packte nach Rose rechter Hand. „Wow, ist der schön.“ „Was macht ein Ring an deinem Ringfinger der rechten Hand, Rose Weasley?“, fragte Ron zornig und Rose zuckte leicht zusammen, doch ihre Mutter sprang ihr zur Seite. „Also wirklich, Ron. Das solltest du doch eigentlich wissen. Unsere Rose ist verlobt!“, meinte sie und betrachtete ebenfalls den kleinen Diamanten an Rose Hand. „Er ist wirklich außergewöhnlich schön!“ „VERLOBT? Wie denn das? Rose hat doch gar keinen Freund!“, empörte sich Ron. „Doch. Ich habe seit vier Jahren einen Freund!“, entgegnete Rose und Ron sah seine Tochter geschockt an. „Aber Prinzesschen, du hast niemals jemanden mitgebracht. Woher willst du denn wissen, dass er der Richtige ist? Vielleicht will er dich einfach nur ausnutzen! Wo ist er überhaupt?“, fragte Ron und strich seiner Tochter über den Kopf, wie er es schon immer getan hatte.

„Der Freund und Verlobte ist hier!“, meinte Scorpius und alle Blicke richteten sich auf ihn. „WAS?“, fragte Hermine und ihr Gesicht erhellte sich. „Du bist mit Rose zusammen gewesen und jetzt verlobt? Oh, Scorpius, ich freu mich ja so für euch. Du hast schon immer mit zu unserer Familie gehört!“ Und schon hatte Scorpius seine zukünftige Schwiegermutter in den Armen, doch sein Blick war nicht auf sie gerichtet, sondern auf ihren Mann. „Einen Malfoy? MALFOY?“, schrie er immer wieder und sah seine Tochter enttäuscht an. „Rosie-Schatzi, du kannst jeden haben, aber doch nicht einen Malfoy! Diese widerlichen Arschkriecher, die nur Spaghetti im Kopf haben!“ „DAD!“, empörte sich Rose, doch Ron sprach einfach weiter. „Meine kleine Prinzessin heiratet auf keinen Fall einen Malfoy. Sie ist auch auf keinen Fall mit einer solchen Schlange zusammen. O Merlin, ich will mir gar nicht vorstellen, wie man so einen Typen überhaupt küssen kann, geschweige denn mit ihm schlafen kann.“ Ron stoppt kurz und sah seine Tochter mit großen Augen an. „Du schläfst niemals mit einem Malfoy. Sowieso kommt mir kein Mann zu nah an dich heran, wenn du nicht dreißig bist.“ Rose lief rot an und Scorpius musste ein Lachen unterdrücken. Ron Weasley war wirklich nicht einer von der schnellen Sorte und ein überaus vorsichtiger Vater.

„Ron, ich glaub, du bist zu spät!“, meinte Hermine und alle mussten über Rons geschockten Gesichtsausdruck lachen. „Wie? Rosie, du hast schon …“ „Ja, DAD!“, fauchte sie ihn an. „Aber nicht mit Malfoy!“ „Doch mit Scorpius. Und nur damit du es weißt, Dad, ich werde Scorpius in zwei Monaten heiraten und noch weiter mit ihm schlafen!“ Ron sah wie ein Fisch auf dem Land aus, wie er immer wieder den Mund öffnete und kein Ton heraus kam. Scorpius hatte irgendwie Mitleid mit ihm. „Es tut mir leid, Mister Weasley, dass Sie erst so spät erfahren haben, was Sache ist. Aber ich verspreche Ihnen, dass ich Rose mit meinem Leben beschützen werde und alles tun werde, damit sie glücklich ist.“ „Siehst du, Ron. Rose hat den Richtigen gefunden!“ „Aber sie ist doch noch mein kleines Baby!“, schniefte Ron auf und alle in der Familie mussten ein Lachen verstecken. „Dad, ich liebe Scorpius wirklich sehr und ich könnte mir nichts schöneres vorstellen, als das du mich zum Altar führst!“, sprach Rose auf ihren Vater ein. Dabei kniete sie vor ihm und hielt Scorpius Hand feste. Ron konnte seiner Tochter einfach nicht antworten, doch dafür hatte er ja seinen besten Freund, der jetzt schon Angst vor dem Tag hatte, wo seine eigene kleine Tochter ihm verkündigte, dass sie einen anderen Mann hatte, der die wichtigste Rolle in ihrem Leben einnahm. „Natürlich wird dich dein Vater zum Altar führen.“, meinte er und schlug Ron auf die Schulter. Dankbar küsste Rose ihren Vater auf die Wange und machte sich dann auf den Weg zum Buffet.

Scorpius sah ihr nach und als er ihr Ziel erkannte, hastete er ihr sofort nach. „Ähm, Rose…“, sprach er doch schon passierte es. Rose hielt sich eine Hand vor den Mund und die andere auf den Bauch und rannte so schnell sie konnte ins Haus, wo sie die nächste Toilette aufsuchte. Scorpius sah sich nun alleine der Familie Weasley gegenüber, die ihn fragend ansah. Er lachte leise. „Ja, öhm. Ich glaub… Rose hat eine Magenverstimmung… oder so!“, stammelte er und verschwand dann ebenfalls ins Haus, wo er bereits einen Kessel mit heißem Wasser aufsetzte. Rose würde gleich wieder ihren Tee gebrauchen können. Gerade als das Wasser heiß genug war und Scorpius es über den Teebeutel schüttete, kamen sowohl Rose als auch Molly, Hermine und Ginny in die Küche. „Wie geht es dir, Rose?“, fragte Scorpius besorgt und stellte ihr den Tee auf den Tisch. „Zum Kotzen?“, fragte Rose und schlürfte ihren Tee. „Scorpius, ich kann keinen Tee mehr sehen. Zwei Monate ohne Kaffee sind die Hölle!“, jammerte sie und Scorpius strich ihr über den Rücken. „Ich weiß, Rose. Aber du weißt, du sollst nicht mehr Kaffee trinken.“, murmelte er und küsste sie auf die Stirn. „O, Merlin. Rose, du bist schwanger!“, schrie Hermine auf und lief auf ihre Tochter zu, die erschrocken aufgefahren war und Scorpius von der Sitzbank geschubst hatte. „Mum, ich…“ „O, mein kleiner Engel. Das ist einfach wunderbar. Du wirst bald heiraten und auch Mutter sein.“, sprach Hermine einfach drauf los. „Du wirst sehen, wie schön es ist, wenn das eigene Kind um einen herumspringt. Hach, ich werde Großmutter. Molly, hast du das gehört? Ich werde Großmutter!“ Rose lächelte leicht verlegen und auch Scorpius schien sich nicht ganz in seiner Haut wohl zu fühlen.

„Rosie, warum habt ihr beiden denn noch nichts davon gesagt?“, fragte Molly ihre Enkelin. „Weil die Verlobung doch schon ein Schock ist!“, murmelte Rose und Hermine strich ihrer Tochter eine Strähne aus dem Gesicht. „Hättet ihr früher etwas gesagt, dann wäre doch vieles einfach gewesen.“ „Nein, Mum.“, meinte Rose. „Wissen eigentlich schon deine Eltern, dass sie eine Schwiegertochter und ein Enkelkind bekommen, Scorpius?“, fragte Ginny und Scorpius seufzte auf. „Sie wissen, dass sie eine Schwiegertochter bekommen, die es in ihren Augen nicht wert ist. Von dem Baby wissen sie nichts.“, erklärte er und Ginny nickte. „Willst du es ihnen sagen?“ „Sie haben die Wahl. Wenn sie zur Hochzeit kommen und Rose als meine Frau akzeptieren, dann werden sie auch von ihrem Enkelkind erfahren. Wenn nicht, dann wird unserem Kind auch nichts fehlen, denn ich weiß, dass ihr euch alle für uns mitfreut.“ „Worüber freuen wir uns mit?“, fragte Ron, der gerade in die Küche trat nach. „O, Ron, ich hab dich gar nicht kommen gehört. Hast du etwa noch Hunger? Im Kühlschrank habe ich noch Nachtisch gesichtet!“, versuchte Hermine ihren Mann abzulenken, doch der hob nur eine Augenbraue. Hermine war sonst immer die strenge, die darauf achtete, dass er nicht zu viel Süßes zu sich nahm und jetzt sprach sie über Nachtisch?

„Was ist hier los?“, fragte er nach und Rose schluckte und suchte Scorpius Hand. Dieser erhob sich aus seiner hockenden Haltung. Er wollte wenigstens mit seinem Gegenüber auf einer Augenhöhe sein, wenn er eine geknallt bekam. „Rose ist schwanger von mir!“, klärte er auf und drückte Rose Hand feste. „Sie ist was?“, fragte Ron und Rose wiederholte noch einmal ihren Zustand. Ron schien geschockt zu sein und ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken. „Freund, verlobt, schwanger!“, murmelte er nur so vor sich hin und alle sahen ihn besorgt an. Eine Weile murmelte Ron nur diese drei Worte vor sich her, doch dann sah er auf. „Müsst ihr erst in zwei Monaten heiraten? Könnt ihr nicht schon morgen heiraten?“ Rose lächelte und stand auf. Wie früher setzte sie sich bei ihrem Vater auf den Schoss und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Dad, du bist der Beste. Aber ich will unbedingt am 15. Oktober heiraten!“, sprach sie und hielt dann die Hand nach Scorpius aus, der näher trat. „Und zwar werde ich dann in einem Traum aus Weiß den Mann heiraten, den ich seit über sechs Jahren liebe!“
 

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Heute war es soweit. Der 15. Oktober war heran gebrochen und in der Kapelle in der Nähe von London versammelten sich die Hochzeitsgäste. Die meisten waren Mitglieder der Familie Weasley, doch auch viele Freunde waren gekommen. Scorpius stand bereits am Altar und wartete darauf, dass Ron Weasley mit seiner Tochter den Gang entlang schritt. Eigentlich hätte dies der schönste Tag in seinem Leben sein sollen, doch irgendetwas fehlte Scorpius. Er hatte seine Eltern bis heute nicht mehr gesehen und auch nichts mehr von ihnen gehört und dabei hatte er doch so gehofft, dass seine Eltern wieder zur Vernunft kommen würden. Aber es schien nicht der Fall zu sein. Sobald Scorpius sein Eheversprechen abgegeben hätte, hatte er keine Eltern mehr. Scorpius seufzte, denn die beiden würden ihm fehlen. Sie mochten noch so kalt und oberflächlich sein, sie waren seine Eltern und er hätte sie gerne sein Leben lang an seiner Seite gehabt.

„Scorpius, ich hab sie nirgends entdeckte!“, flüsterte Albus ihm ins Ohr und Scorpius nickte leicht. „Sie haben sich entschieden!“, murmelte er und schloss seine Augen. Der Schönste Tag war für ihn doch nicht perfekt. Die Kapelle füllte sich weiter und Scorpius traute sich kaum noch in die Gesichter der Versammelten zu schauen, denn er würde immer noch Ausschau nach zwei bekannten Gesichtern machen.

„Scorp?“, fragte Albus auf einmal neben ihm. „Ja?“, fragte der Angesprochene zurück und sah seinen Trauzeugen an. „Sieh mal, wer gerade gekommen ist!“ Und schon wandte sich Scorpius den Gästen zu. Ein platinblonder Haarschopf, der seinem so ähnlich war, fiel ihm sofort ins Auge. Daneben der schwarze Lockenkopf seiner Mutter. Scorpius Herz machte einen Sprung. Sie waren doch gekommen. Er lief fast schon zu seinen Eltern und umarmte seinen Vater. „Danke. Danke, dass ihr gekommen seid!“, murmelte er immer wieder. „Scorpius, du hattest Recht. Wir haben in der Vergangenheit gelebt. Aber dein Herz gehört nun mal Rose und sie wird wohl die Richtige sein, wenn du sie so lange vor uns versteckt hast.“ Scorpius nickte. „Ja, sie ist die einzig Richtige! Und ich kann es kaum noch erwarten, dass sie endlich in ihrem Brautkleid diesen Gang hinunter kommt.“ „Sie wird bestimmt wunderbar aussehen!“, meinte Astoria und Scorpius nickte. „Das ist mir sofort aufgefallen. Sie kleidet sich einfach wunderbar und ich freu mich schon jetzt auf eine gemeinsame Shoppingtour. Schade, dass ich so lange gebraucht habe um zu verstehen, dass es nicht wichtig ist, was man für Blut hat. Jetzt hab ich doch tatsächlich verpasst mit meiner Schwiegertochter ihr Brautkleid auszusuchen.“ Scorpius lachte. „Mutter, du kannst bestimmt noch oft mit Rose shoppen gehen. Sie will sowieso bald nach Babysachen Ausschau halten und wäre sicherlich glücklich, wenn ihr jemand dabei hilft.“ „Babysachen?“, fragte Astoria verwirrt nach. „Ja, Rose ist im fünften Monat!“, erzählte Scorpius stolz und sah eine Träne über das wunderschöne Gesicht seiner Mutter rollen. „Du wirst Papa. Wie wunderbar!“, hauchte sie und ging dann gemeinsam mit Draco zu ihrem Platz in der ersten Reihe. Scorpius trat wieder vor den Altar und wartete darauf, dass seine Frau endlich zu ihm kam. Als der Hochzeitsmarsch begann atmete er noch einmal tief ein und drehte sich dann um. Er sah seine wunderbare Rose an, die in einem Traum aus Weiß am Arm ihres Vaters durch den Gang auf ihn zu kam. Ihr Bäuchlein, das in den letzten Wochen gewachsen war, zeichnete sich deutlich ab und in Scorpius schwoll der Stolz an. Bald würde er endlich sein Happy End mit der wunderbarsten Frau der Welt haben und sich sehnlichst auf seinen Nachwuchs freuen. Seine Eltern waren ebenfalls an seiner Seite und auch Ron, der zwar noch immer nicht ganz erfreut war, hatte sich damit abgefunden, dass seine Tochter einen Malfoy liebte. Die Weasley und der Malfoy, was noch vor Jahren undenkbar war. Es war die Veränderung, die sich alle für die Welt sehnten.

... kann die Liebe stärker werden

„Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte Ginny, die an Harry gekuschelt auf dem Sofa ihrer Eltern saß. „Weiß ich noch nicht!“, kam leise die Antwort. „Also ich geh zurück nach Hogwarts!“, verkündete Hermine und Ron sah sie geschockt an. „Wie?“ „Ich mache meine UTZ´s!“, meinte Hermine. „Das heißt, dass wir uns nur in den Ferien sehen?“, fragte Ron nach und Harry musste leicht grinsen. „Du kommst doch mit!“, meinte Hermine, doch man hörte ihrer Stimme an, dass sie sich nicht sicher war. „Sehe ich so aus, Hermine? Ich bin froh, dass ich kein Klassenzimmer mehr von innen sehen muss!“, erklärte Ron und Hermine sah traurig wieder zu Harry. „Und du? Gehst du zurück nach Hogwarts?“ „Ich weiß es noch nicht. Kingsley hat mir angeboten, dass ich sofort mit Ron eine Aurorenausbildung machen kann und das war ja eigentlich mein Wunsch nach Hogwarts. Aber jetzt gibt es auch Ginny!“, erklärte er und sah auf die kleine Weasley herunter. „Ich will nicht nur in den Ferien in ihrer Nähe sein.“ Ginny lächelte ihn an und kuschelte sich noch näher an Harry. „Also kommst du mit?“, fragte Hermine. „Vielleicht.“, kam als Antwort.
 

‹…›
 

Es herrschte das gleiche Treiben an Gleis 9 ¾ wie es jedes Jahr am 1. September war. Hier lief ein Kind noch zu seinen Eltern um sich zu verabschieden, dort rügte eine Mutter ihren Sohn. Ginny liebte dieses Treiben, denn es erinnerte sie immer sehr daran, wie sie Harry zum ersten Mal getroffen hatte. Sofort hatte sie sich in ihn verliebt und dann so lange warten müssen bis sie beide endlich ihre Liebe leben durften. Dieses Jahr war jedoch auch etwas Besonderes. Zunächst einmal war es Ginny´s letztes Jahr in Hogwarts, doch viel wichtiger war ihr, dass Harry mit ihr zurück ging um selbst noch die UTZ´s nachzumachen. Eine erneute Trennung von ihm hätte sie ihm auch krumm genommen, auch wenn sie es ihm nie gesagt hätte.

„Harry, musst du wirklich zurück?“, quengelte Ron und Harry und Hermine lachten. „Ja, Ron. Ich gehe zurück. Ich werde dich aber auch vermissen!“, meinte Harry und drückte seinen besten Freund. Ginny wunderte sich selbst, dass Harry wirklich ohne ihren Bruder sein letztes Jahr in Hogwarts antreten wollte. Die beiden hatten doch bis jetzt immer wie Pech und Schwefel aneinander gehangen. „Warum machst du dann diese komische Sache?“, jammerte Ron weiter. „Weil ich bei Ginny bleiben will und nicht aus Almosen meine Ausbildung anfangen will. Ich werde das genauso schaffen, wie alle anderen auch!“, erklärte sich Harry nun schon zum tausendsten Mal seit er letzte Woche seine Entscheidung gefällt hatte. „Du bist nicht mal mehr Quidditchkapitän!“, wandte Ron ein und Ginny strafte ihn mit einem finsteren Blick. Kurz nachdem Harry seine Entscheidung verkündet hatte, waren die Eulen mit den Bücherlisten eingetrudelt. Und in allen drei Umschlägen, die in den Fuchsbau gekommen waren, waren auch noch Abzeichen gewesen. Hermine und Harry hatten die Schulsprecheraufgaben angeboten bekommen und sehr zum Entsetzen der Familie hatte Ginny das Abzeichen des Quidditchkapitäns ausgepackt.
 

„O, da ist Gonny aber ein Fehler unterlaufen!“, hatte Ron nur gemeint und Harry das Abzeichen hingehalten, der es jedoch nicht seinem Freund abnahm, sondern einfach nur Ginny anlächelte. „Wirklich, wie könnte Gonny auch nur auf die Idee kommen, Ginny als Kapitän zu nehmen, wenn sie Harry wieder da hat?“, hatte George noch hinzugefügt und Ginnys Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Warum traute ihr niemand zu ein Quidditchteam zu führen? Warum sahen alle in ihr nur das Anhängsel Harry Potters? „Ginny-Schatz, gibst du mir mal den Brief?“, hatte ihre Mutter lieb gefragt und sich dann den Brief der neuen Schulleiterin gründlich durchgelesen. „Jungs, hört auf hier weiter zu spekulieren. McGonagall hat wirklich Ginny zum Kapitän ernannt. Und ich muss sagen, ich bin richtig stolz auf meine Kleine!“, hatte sie dann ihre Söhne zurecht gewiesen und ihre Tochter umarmt. „Und wie stolz ich erst bin!“, hatte Harry gemeint und Ginny für einen zärtlichen Kuss an sich gezogen. „Ginny wird ein besserer Kapitän sein als ich, da sie den Kopf frei für Quidditch hat und nicht wie ich immer noch im Hinterkopf Voldemort hat!“, erklärte er. „Aber wie will Ginny mit ihrem Sauberwisch hinter ihrem Team herkommen?“, hatte Charlie eingeworfen und alle hatten auf den Boden gestarrt
 

‹…›
 

Charlie hatte Recht gehabt. Ein Kapitän musste auch einen guten Besen haben, doch die Weasley hatten trotz ihrer guten Taten nicht mehr Reichtum bekommen. Sie mussten sogar noch mehr auf ihr Ersparrtes aufpassen, da sie in der Zeit der Widerstandskämpfer nicht arbeiten konnten. Doch gestern war Harry mit Ginny und Teddy durch die Winkelgasse gestreift. Neben Eis und noch einigen neuen Umhängen, die sie hatten kaufen wollen, war jedoch viel mehr auf die Einkaufsliste gekommen. In einem Spielzeugladen hatte sich Harry nicht zurückhalten können und hatte Teddy fast den ganzen Laden gekauft und Ginny fand die Babystrampler einfach zu putzig. Als selbst Harry einen der Strampler gesehen hatte, hatte er sofort zu seinem Geld gegriffen. Das blaue Exemplar mit der Aufschrift Baby Voldy – Achtung Spuckgefahr hatte ihn einfach zum Lachen gebracht und er fand ihn passend. Auch ein grüner Strampler, der Ginny gefiel, landete in der Einkaufstasche. „Hey, sein Papa war ein Werwolf!“, hatte Ginny nur gemeint, als Harry die Aufschrift gelesen hatte – Bin ein Werwolf, will kuscheln.

Und als Ginny dachte, dass sie auf dem Heimweg seien, zog Harry sie in den Quidditchladen und blieb vor den neusten Modellen der Fliegerei stehen. „Magst du deinen Feuerblitz nicht mehr?“, hatte Ginny gefragt und Harry hatte sie verwirrt angesehen. „Meinen Feuerblitz werde ich nie wieder hergeben. Er ist von Sirius und ist heilig!“, antwortete der Auserwählte. „Warum siehst du dir dann die neusten Modelle an? Teddy ist noch nicht alt genug!“ „Teddy braucht auch noch keinen Besen, sondern du!“ „ICH?, fragte Ginny geschockt nach. „Harry, ich kann mir keinen Besen leisten.“ „Ich will dir auch einen schenken!“ „Nein, das will ich nicht!“ „Warum nicht?“ „Weil ich meine Sachen selbst kaufen will. Ich will nicht dein Geld!“ „Mmm, ich hab doch sowieso viel zu viel. Außerdem sieh es als Entschädigung für all die letzten Jahren an.“ Ginny sah ihn fragend an. „Na, wegen meiner Jagd nach Voldemort und meiner Blindheit. Es ist ja wohl meine Schuld, dass wir erst so spät zusammengekommen sind und dann hab ich dich auch einfach wieder allein gelassen!“ „Harry, das waren die Umstände.“ „Nein. Wir hätten es auch hinbekommen, aber ich musste mich wieder durchsetzen.“ „Naja, wenigstens hast du nicht so lange gebraucht wie Ron. Himmel, ich weiß gar nicht, wie das Hermine all die Jahre ausgehalten hat. Fast acht Jahre!“ „Ja, da war ich wirklich noch einer von der schnellen Sorte!“, meinte Harry und lachte sie an. „Darf ich dir jetzt den Besen kaufen?“ „Du gibst nicht früher Ruhe, oder?“ „Nein!“ „Na dann…“ „Danke, ich liebe dich!“, meinte Harry und küsste sie mitten im Laden vor allen anderen Käufern, die klatschten. Das war halt der Nachteil, wenn man mit Harry Potter zusammen war. Alle waren an einem interessiert!
 

‹…›
 

In Hogwarts war es genauso. Viele Schüler interessierten sich nicht mehr für die Auswahl der Erstklässler, sondern betrachteten lieber Harry. Ginny schnaufte mehrmals auf, als sie wieder Fetzen aus den Gesprächen ihrer Mitschülerinnen aufschnappte. „Ginny, was ist?“, fragte Harry und Ginny funkelte wütend in eine Gruppe Viertklässlerinnen. „Die überlegen sich gerade, wie sie mit dir zusammenkommen können!“ Harr lachte und zog Ginny näher zu sich heran. „Sie haben keine Chance. Mein Herz gehört dir!“, versicherte er und die Weasley schloss die Augen. Wie sie es liebte, wenn er das sagte.

„Unsere diesjährigen Schulsprecher kennen Sie bereits alle, doch möchte ich kurz Mister Potter und Miss Granger bitten aufzustehen, damit sie sich alle ihre Gesichter einprägen.“, unterbrach McGonagall die Kuschelstunde und Ginny hasste sie dafür. Harry stand nur widerwillig auf und auch Hermine sah nicht sehr glücklich aus. „Wenn Sie irgendwelche Sorgen haben, dann wenden Sie sich bitte an diese beiden.“, erklärte die Schulleiterin. „Sie beiden werden die Schulsprecherwohnung beziehen und ich möchte Sie alle bitten, die beiden nicht weiter so anzustarren. Sie sind hier genauso Schüler wie Sie alle!“ „Ich sehe es schon kommen. Ich werde keine ruhige Minute mehr haben!“, seufzte Harry auf. „Wenn dir die Mädels zu viel werden, helfe ich dir gerne. Mein Furunkulus-Zauber ist, glaube ich, nicht mehr so perfekt, wie im Mai!“, meinte Ginny und Hermine lachte auf. „Ich sehe schon, Ginny wird sich vor Eifersucht nicht mehr einkriegen!“, war ihr Kommentar und die kleine Weasley funkelte sie böse an. „Du kriegst ja auch nicht mir, wie die ganzen Weiber Ron anschmachten!“ „Ginny!“, kam es leise von Harry, doch die Rothaarige ignorierte ihn. „Ginny, du weißt, dass Harry dich liebt. Also mach dir keine Sorgen. Ich mach mir auch keine um Ron.“, meinte Hermine und beruhigte Ginny etwas. „Außerdem werde ich schon nicht hinter der nächsten Ecke mit einer knutschend verschwinden.“, murmelte Harry und Ginny hob eine Augenbraue. „Bei dir kann man nie wissen!“
 

In den ersten Wochen zurück in Hogwarts merkten Hermine und Harry sehr stark, dass sie sich doch von den anderen Schülern unterschieden. In Verteidigung gegen die Dunklen Künste hängten sie alle ab und Hermine war trotz der Auszeit schnell wieder die Jahrgangsbeste. Für Harry kam aber das übliche Problem auf. Er war noch nie ein großer Tränkemeister gewesen und auch jetzt gelangen ihm die Tränke nicht zu hundert Prozent.

Ginny hatte ein super Team für Gryffindor aufgestellt und so gewannen sie locker das erste Spiel gegen Hufflepuff. Selbst die Meinung von manchen Mitschülern, dass Ginny Harr nur die Position des Suchers zurückgegeben hätte, da er ihr Freund sei, war vergessen. Doch waren Harry und Ginny irgendwie froh, als sie am 23. Dezember im Zug nach Hause saßen. Hermine war ganz aufgeregt neben ihnen, da sie endlich Ron wiedersah. Harry und Ginny hingegen waren einfach nur froh, dass sie endlich mal wieder nur Zeit für sich hatten, denn die Schule hatte sie schon ziemlich eingenommen. „Weißt du schon, was du zuhause machen wirst?“, fragte Ginny leise, die mit ihrem Kopf auf seinem Schoss lag und die Beine auf der Bank ausstreckte. Harry sah vom Fenster auf. Er hatte die ganze Zeit die Landschaft betrachtete, wie sie an ihm vorbeiflog, und mit Ginnys Haaren gespielt. „Ich wollte Teddy gerne zu uns holen, aber nur wenn es dir nichts ausmacht!“ „Warum sollte es?“ „Weil er ein Baby ist?“ „Na und? Er ist so süß und erinnert mich stark an Tonks.“ „Mich eher an Lupin. Er ist so ruhig und…“ „…chaotisch? Das hat er von Tonks!“ „Er ist nicht chaotisch! Er weiß nur noch nicht, was er alles kann!“ „ Er ist chaotisch!“ Harry seufzte auf. Vielleicht hatte Ginny ja doch Recht und der kleine Teddy war wirklich eine Mixtur von seinen beiden Eltern.

„Und was möchtest du machen, sobald du zuhause bist?“, fragte Harry und lenkte die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema. „Mhm… ich werde sobald ich nach Hause komme, meinen Freund schnappen und ihn auf mein Zimmer entführen!“, meinte Ginny und lächelte frech. „Und wenn sich dein Freund wehrt?“ „Tut er nicht!“ Harry hob eine Augenbraue. „Wenn sich mein Freund wehren würde, dann gäbe es keine Geschenke für ihn!“, lachte Ginny und strich eine Strähne aus Harrys Gesicht.
 

‹…›
 

„O endlich seid ihr da!“, wurden sie auch sofort freudig von Molly Weasley begrüßt. Sie herzte wieder alle und Ginny verzog das Gesicht vor Schmerzen, als Molly sie zu feste drückte. „Mum, LUFT!“, meinte sie nur und Mrs Weasley ließ ihre einzige Tochter wieder frei. „Hach, Ginny-Schätzchen, was hab ich dich vermisst!“, beteuerte die mollige Frau und Harry sah, wie Ron das Gesicht hinter seiner Mutter verzog. Er wollte sich nicht vorstellen, wie sie ihn in den letzten drei Monaten betüttelt hatte.

„Und Harry. Ach komm her, Junge!“, wand sich nun Rons Mutter ihm zu. Harry schnappte schnell noch nach Luft, bevor auch er in den Armen der rothaarigen Frau gefangen war. „Mama, hör auf Harry wie deinen Sohn zu behandeln!“, meckerte Ginny und Harry war ihr dankbar, denn sofort löste sich die Umarmung. „Aber er ist doch bald mein Schwiegersohn!“, meinte die ältere Weasley und Harry und Ginny standen die Münder offen. Schwiegersohn bedeutete Ehe, Ehe bedeutete Hochzeit, Hochzeit meinte Verlobung, Verlobung…

Soweit wollte Harry noch gar nicht denken und Ginnys Gesicht nach zu schließen sie auch nicht. „Ich glaube, das ist noch kein Thema, Mrs Weasley!“, murmelte Harry und Ginny zog ihn hinter sich her nach oben in ihr Zimmer. „Sag mir, dass ich gerade geträumt habe!“, meinte sie, sobald die Tür geschlossen war. „Ich würde auch gerne träumen!“, war Harrys Antwort und er setzte sich auf Ginnys Schreibtischstuhl. „Das ist so peinlich. Mum hat bestimmt schon in der gesamten Winkelgasse herumerzählt, dass wir zusammen sind und dann noch eine baldige Verlobung dazu gedichtet.“ Ginny tigerte durch ihr Zimmer und regte sich weiter über ihre Mutter auf. „Merlin, ich bin doch erst 17. Ich will doch noch nicht verheiratet sein!“ „Denkst du ich?“, warf Harry ein. „Ich bin gerade mal 18 und habe letzten Mai Voldemort mal eben um die Ecke gebracht. Die gesamte Zauberergesellschaft zerrt an mir herum und jetzt das!“ „Wie kommt sie überhaupt auf die Idee?“, fragte Ginny und warf die Hände in die Luft. „Vielleicht weil dein ältester Bruder letztes Jahr geheiratet hat?“ „Aber Bill ist doch viel älter als ich! Außerdem war er über ein Jahr mir Fleur zusammen bevor sie sich dazu entschieden haben.“ „Deine Mutter denkt wohl, dass wir bereits sieben Jahre zusammen sind.“ „Hä?“ „Wenn Hermine recht hat, dann bist du doch schon seit sieben Jahren in mich verliebt.“ „Acht! Und woher weißt du davon?“ „Hermine hat es mir erzählt!“, murmelte Harry vor sich hin und spürte nur noch einen Luftzug, als Ginny an ihm vorbei aus dem Zimmer stürmte.

„HERMINE!“, schrie sie durch das ganze Haus und lief bereits die Treppen zu Rons Zimmer herauf. Harry folgte ihr in sicherer Entfernung. Ohne anzuklopfen marschierte Ginny in das Zimmer ihres Bruders, der erschrocken von seinem Bett fiel. Ginny merkte in ihrer Wut gar nicht, dass ihr Bruder nur noch eine Boxershorts trug, denn sie war voll und ganz auf Hermine fixiert. „Wie konntest du nur? Du hattest versprochen, es niemandem zu erzählen. Und was machst du? Ausgerechnet Harry gestehst du, dass ich ihn seit sieben Jahren liebe!“ „Es sind acht!“, kam es amüsiert von der Tür und Ginny warf Harry einen giftigen Blick zu. „Öhm, Ginny, es tut mir leid… aber letztes Jahr war vieles einfach nicht mehr normal!“ „Nicht normal? Und dann plaudert man mal eben heraus, dass ich den besten Freund meines Bruders liebe? Moment mal… hier ist irgendwas auch nicht normal!“, meinte Ginny, der auf einmal die komische Situation bewusst wurde. „Habt ihr beiden gerade …?“ „Nein, da du ja beschlossen hast mein Zimmer zusammen zu schreien!“, maulte Ron und rappelte sich auf. Dann ging er schnurstracks auf seine kleine Schwester zu und zog sie am Arm in Richtung Tür, wo er sie seinem besten Freund übergab. „Hier! Beschäftige sie mal und halt sie von ihr oben fern!“, befahl Ron und Harry grinste noch einmal entschuldigend zu Hermine, die noch immer verzweifelt versuchte ihren Körper mit der Bettdecke zu bedecken. Dann nahm er Ginny mit sich herunter und ging zurück in das einzige Mädchenzimmer im Hause Weasley.

„Ich hab die beiden nicht gerade wirklich dabei erwischt, oder?“, stotterte Ginny, die sich geschockt auf ihr Bett setzte. Harry lachte leise vor sich hin. „Noch nicht. Aber wenn du ein paar Minuten später rein spaziert wärest, dann schon.“ „Aber warum schließen die nicht die Tür ab?“ „Vielleicht, weil nur selten einer da oben hingeht?“ „O Merlin, ich hab gerade einen meiner Brüder beim Sex erwischt.“ Ginny schlug sich die Hände vors Gesicht und schüttelte immer wieder das Gesicht. Harry setzte sich zu ihr und nahm sie in den Arm. „Hey, ich hab gerade meine beiden besten Freunde erwischt. Ist das nicht genauso schlimm?“, lachte er seine Freundin an. Ginny sah ihn nachdenklich an, doch dann musste sie grinsen. „Den beiden ist es wohl peinlicher als uns, oder?“ „Würde ich auch sagen!“, lachte Harry und zog Ginny zu sich hin. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte war, dass Ginny sich mit ihrem gesamten Gewicht gegen ihn warf und ihn somit auf die Matratze legte.

„Es hat aber etwas Gutes, das die beiden beschäftigt sind.“, murmelte Ginny und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Als Harry ihr durch das Haar strich seufzte sie leise auf und Harry lächelte in den Kuss hinein. „JA?“, fragte er nach dem Kuss und Ginny nickte ihn leicht verunsichert an. „Dann können sie uns nicht stören!“, meinte sie und küsste Harry wieder. Dieses Mal jedoch feuriger und sie versuchte seinen Pullover auszuziehen. „Ginny?“, fragte Harry erstaunt, doch viel mehr konnte er nicht sagen, da Ginny ihm wieder den Mund verschloss. Danach fand Harry Reden auch nebensächlich, denn Ginny streichelte ihn vorsichtig über die Halsmulde. Er zuckte leicht zusammen, doch dann schickte auch er seine Hände auf Wanderschaft. Nach und nach verloren beide ihre Klamotten und kuschelten sich näher aneinander.

„Du bist so süß und unberechenbar!“, murmelte Harry, als er sich herum rollte und Ginny nun unter ihm lag mit nichts mehr als ihrer Unterwäsche. Harry musste auch leicht grinsen, als er die rot-weiß gepunktete Unterwäsche sah. Dann küsste er zärtlich ihre Stirn und streichelte über ihre Seite weiter nach unten zu ihrem Höschen. Ginny streckte sich seiner Hand entgegen und suchte seinen Mund.

„Ginny-Schatz, hast du schon ausgepackt?“, hörten die beiden auf einmal die Stimme von Molly Weasley und sahen sich geschockt an. Das konnte jetzt nicht wirklich wahr sein. Schnell erhob sich Ginny von Harry und suchte sich ihre Sachen zusammen. Die Hose war viel zu eng und Ginny kam nicht schnell genug hinein, sodass sie sich einfach auf ihr Bett schmiss und die Bettdecke, die zerwühlt war, über sich. Harry hatte ebenfalls versucht seine Sachen zusammen zu suchen, doch hatte er erst seine Brille suche müssen und Zeit zum Anziehen blieb ihm nicht mehr. Also sprang er mitsamt seinen Sachen unter Ginnys Bett. Im nächsten Moment ging auch schon Ginnys Zimmertür auf.

„Ah, Ginny, hier bist du. Und hast du schon alles ausgepackt?“, fragte Molly. „Nein, Mum, ich lese gerade dieses Buch für Geschichte der Zauberei.“ „Ist es spannend?“ „Nicht wirklich, Mum!“ „Naja, aber es muss sein. Weißt du wo Harry ist?“ „Nein. Vielleicht macht er auch gerade Hausaufgaben. Wir haben voll viel über die Ferien aufbekommen.“ „Hach, was seid ihr beiden fleißig. Mich wundert es, dass Hermine noch nicht über ihren Aufgaben hängt. Vielleicht sollte ich sie mal daran erinnern. Bis gleich beim Abendessen, Schatz!“ „Dank, Mum. Du suchst jetzt aber nicht Hermine, oder?“ „Doch, Schatz, immerhin will ich auch ihr sagen, dass es in zehn Minuten Abendessen gibt.“ „Öhm, Mum, lass das lieber. Sie hat schon in Hogwarts vorgearbeitet, damit sie hier mehr Zeit mit Ron hat. Du weißt ja, drei Monate nicht gesehen und gestritten und so.“, versuchte Ginny ihre Freundin und ihren Bruder zu retten. „Hast Recht, Schatz. Die beiden wollen sicher noch allein sein. Bis gleich!“ Und schon war die Tür wieder zu und Ginny ließ sich in ihre Kissen fallen. „Puh, das war knapp!“

„Knapp? Ginny, wenn wir Hogwarts hinter uns haben, nehmen wir uns eine Wohnung.“, schnaufte Harry, der wieder unter dem Bett hervorkam. „Alles in Merlins Ehre, das machen ich nicht noch einmal mit. Ich mag deine Familie wirklich gerne, aber ständig tauchen sie auf, wenn ich einfach nur mit dir allein sein will.“ Ginny lächelte ihn schüchtern an. „Es tut mir leid.“ „Muss es nicht. Du kannst doch nichts für ihr Timing.“ „So ist das halt mir Brüdern.“ „Merlin sei Dank, habe ich keine!“ „Du, Harry?“ „Ja?“ „Ich hab dich lieb!“
 

‹…›
 

Sie hatten es geschafft. Hogwarts war vorbei. Die Prüfungen und der Abschlussball waren vergessen und die Zeit des Lernens abgeharkt. Schnell hatten Harry und Ginny eine gemeinsame Wohnung gefunden, die so zentral lag, dass Ginny leicht zu ihrem täglichen Training bei den Holyhead Harpies kommen konnte. Die gesamte Familie Weasley war erstaunt gewesen, dass Ginny die Karriere einer Quidditchspielerin anstrebte. Percy hatte sie bereits zum Scheitern verurteilt und Ginny damit sehr getroffen. Doch Harry hatte sie in allem unterstützt und ihr neuen Mut gegeben. Vor ihrem aller ersten Spiel war er die ganze Zeit, in der er bei ihr bleiben konnte, für sie da gewesen. Mit Mutmachsprüchen und Umarmungen hatte sie es dann geschafft und war als die beste Jägerin aus dem Spiel hervorgegangen.

Harry hatte auch seinen Traum verwirklicht und die Ausbildung als Auror angetreten. Sie war nicht leicht und neben seiner Ausbildung, seiner Beziehung und seinen Freundschaften musste er auch mit der Erziehung von Teddy Lupin kämpfen. Teddys Großmutter, die sich bis jetzt immer um ihn gekümmert hatte, war krank geworden und nicht mehr in der Lage für ihren Enkel zu sorgen. Also hatte Harry kurzerhand Teddy zu sich genommen. Er selbst wusste zwar nicht immer, was er tun musste, doch Ginny und auch Molly Weasley halfen ihm so gut es ging.

So lebten sowohl Harry als auch Ginny ihren Traum und konnten gleichzeitig zusammen bleiben. Teddy wuchs bei ihnen, wie ein eigener Sohn auf, und bekam auch bald eine Spielkameradin, da im Mai Victoire Weasley, die Tochter von Bill und Fleur, geboren wurde, die einen Narren an Teddy gefressen hatte. Doch es war noch nicht perfekt.
 

‹…›
 

Das entscheidende Spiel der Saison stand für die Holyhead Harpies an. Es ging um die Meisterschaft. Ginny war furchtbar aufgeregt, obwohl sie nun schon seit fünf Jahren Profi-Spielerin war. Es war einfach jedes Mal etwas Neues. Und heute fehlte ihr Glücksbringer. Harry hatte keine Zeit, da es einen Notfall in der Aurorenzentrale gegeben hatte. So fehlte Ginny ihr Ruhepol, denn Harry hatte bis jetzt kein einziges Spiel von ihr verpasst. Nicht eins in den letzten fünf Jahren. Er hatte es jedes Mal noch geschafft, pünktlich hier zu sein. Ginny atmete tief ein und aus. Sie würde das heute schaffen, auch wenn er nicht da war.

„Ginny? Machst du für mich ein Tor?“, fragte Teddy sie. Lächelnd blickte sie auf den blauhaarigen Patensohn ihres Freundes. Er war ihr richtig ans Herz gewachsen und sie konnte es noch nicht glauben, dass er bereits sechs Jahre alt war. Wie schnell die Zeit doch verflogen war. „Aber klar, mach ich für dich ein Tor. Alle Tore heute Abend, die ich erziele, mach ich nur für dich, Teddy!“, versprach sie und ein Strahlen erschien auf dem Gesicht des kleinen Jungens. „Ich hab dich lieb, Ginny. Du bist meine Mama!“, sprach der Blauhaarige und Ginny traten die Tränen in die Augen. Es war einfach zu süß, wie er ihr das sagte und sie dabei noch umarmte. Sie waren eine Familie – nur ein Mitglied fehlte.

„Weasley, ab aufs Feld!“, schrie der Trainer und Ginny umarmte noch einmal ihren Ziehsohn, bevor sie sich auf den Besen schwang. Teddy blickte ihr hinterher und verfolgte das Spiel von der Ehrentribüne, auf der die Familienmitglieder der Spieler das Spiel betrachteten. Kurz vor Ende kam ein abgehastetet Harry Potter hinzu und sah gerade wie seine Freundin ein Tor erzielte. „Wow, es ist jedes Mal aufs Neue ein atemberaubender Anblick!“, entfuhr es ihm und Teddy drehte sich zu ihm um. „Heute sind alle Tore nur für mich!“, verkündete er stolz und Harry nahm ihn auf den Arm. „Das ist dann wirklich etwas Besonderes. Für mich hat Ginny noch nie ein Tor erzielt.“ „Sie hat mich ganz dolle lieb!“, verkündete Teddy stolz und Harry knuddelte ihn an sich. „Das hab ich auch.“ Gemeinsam betrachteten die beiden wie die Dame ihres Herzens zusammen mit ihren Kolleginnen gewann. Der Jubel war groß, doch Harry entzog sich geschickt dem Freudentaumel. Er wusste nicht wie er es schaffte, dass er unbemerkt in die Umkleidegänge kam, doch er war mit sich zufrieden. Und als Ginny aus der Umkleide kam, füllte sich sein Herz wieder mit der Liebe.

„Hei, wartet ihr auf mich?“, fragte Ginny lächelnd und kam mit ausgestreckten Armen auf ihre beiden Männer zu. „Wir haben eine Überraschung für dich!“, verkündigte Teddy stolz. „Ja? Was denn?“, bohrte Ginny sofort nach und Harry zog sie mit sich in einen weniger gefüllten Gang unter dem Stadion. Gegen eine Wand gelehnt, kam Ginny zum Stehen und Harry stellte sich vor sie mit Teddy auf dem Arm. „Ginny, ich liebe dich über alles. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass du mit mir zusammenlebst und gemeinsam Teddy aufziehst. Ohne dich würde ich vieles nicht schaffen, denn du bist meine Energiequelle, mein Ruhepol, meine Seelenverwandte… Ich könnte noch so viel mehr aufzählen. Aber ich kann es auch einfach ausdrücken. Ginny, ich liebe dich vom ganzen Herzen und du würdest mich zum glücklichsten Zauberer aller Zeiten machen, wenn du meine Frau wirst.“, sagte Harry und sah Ginny dabei tief in die Augen. „Oh!“, kam es leise von Ginny, denn sie war überrascht. Sie hätte niemals in so einer Situation mit einem Antrag gerechnet.

„Teddy, könntest du Ginny jetzt den Ring geben?“, fragte Harry und Ginnys Augen wurden riesengroß. Er hatte ihr sogar einen Ring gekauft? Und Teddy hatte er auch mit in den Antrag eingebracht. Ginny wusste gar nicht, dass ihr Herz noch weiter mit Liebe gefüllt werden konnte, doch als sie dann den feinen und schlichten Diamantring in dem Samtkästchen sah, flossen ihr die Tränen nur so über die Wangen. Denn es war perfekt. Einfach alles war perfekt. „Ja, ich will deine Frau werden!“, murmelte sie und küsste Harry mit tränenreichen Augen. Harry lächelte sie an und überließ es Teddy Ginny den Ring überzustreifen. Der Kleine gab sich sehr viel Mühe damit und Ginny gab ihm als Dank einen Kuss auf die Haare. „Willst du nach Hause oder sofort zu deiner Familie?“, fragte Harry und Ginny lachte leise. „Nach Hause. Ich will nicht verheult vor meine Familie treten!“, antwortete sie und ging dann Hand in Hand mit Harry nach Hause, wo sie zu dritt die Verlobung feierten.

Harry konnte es selbst nicht glauben. Sie hatte wirklich ja gesagt und das obwohl er ihr so viel zugemutet hatte. Aber das Sprichwort schien zu stimmen. Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.

... kann die Sehnsucht stärker werden

So konnte es nicht mehr weiter gehen. Er kam jedes Mal mit einem gebrochen Herzen zurück. Sie sah ihn nicht. Ihn und seine Liebe nicht. Und es war jämmerlich, was er trotz allem immer wieder für sie tat. Dabei sollte sie ihm lieber unter die Arme greifen, denn sie war die Ältere, die Vernünftigere, die Stütze, die Erwachsene. Aber all das war nicht sie, sondern er für sie. Heute hatten es alle wieder mitbekommen. Sie war die Ältere, doch er der Erwachsene.

Wie sehr hatte sich Albus auf das heutige Familienfest gefreut. Endlich würde er Dominique wieder sehen. Zwar würde sie mit ihrem Freund kommen, doch das war ihm egal. Solange sie glücklich war, konnte er darüber hinwegsehen, dass seine Liebe nicht erwidert wurde. Doch es kam alles anders als geplant…

Sie kam zum einen über zwei Stunden zu spät, was sogar für ihre Verhältnisse schon extrem war. Doch das konnte man gerne übersehen, denn die Sonne ging auf, sobald sie einen Raum betrat. Nur heute nicht. Heute kam sie mit tränenübersätem Gesicht aus dem Kamin gestolpert und flüchtete in seine Arme. „Al, …Al, bitte halt mich!“, schluchzte sie an seinen Pullover und ganz automatisch umfasste Albus sie fester. Sie war so zierlich, dass er immer Angst hatte, dass sie entzweibrach, wenn er seine volle Kraft benutzte. Albus sah über ihren Kopf hinweg in die erstaunten Gesichter, die bereits auf eine Antwort für das merkwürdige Verhalten warteten. Vorsichtig führte Albus seine ältere Cousine zum Sofa und ließ sich mit ihr darauf nieder. Zum Glück sorgte Tante Fleur dafür, dass die Familie ihnen nicht folgte – nur Bill kam mit, denn nichts und niemand könnte ihn von seinem kleinen Sonnenschein fernhalten.

„Was ist passiert, Domi?“, fragte Albus leise und lieb. Zunächst erhielt er nur einen Schluchzer, doch dann rappelte sich seine Cousine aus seinem Armen auf. Mit einer Hand wischte sie sich die Tränen weg und sah ihn dann mit ihren wunderschönen Ozeanblauen Augen an. Albus hätte in diesen Augen versinken können!

„Er hat mich nur benutzt!“, begann, sie und Bill bewegte sich unruhig auf seinem Sessel. „Wer?“ „Anton. Er liebt mich nicht. Er hat nur so getan.“, flüsterte Dominique und Albus nahm sie wieder in den Arm. „Aber ihr beiden ward doch verlobt!“, empörte sich Bill und Albus zuckt zusammen. Dominique war verlobt? Wann war das denn passiert? Warum hatte ihm denn niemand etwas davon gesagt?

„Ja, wir sind verlobt. Aber er ist mit irgendeinem Model ins Bett gegangen.“ „Einem Model?“ „Ja, er meinte, er will auch mal die Perfektion erleben!“ „Aber du bist perfekt, Dom!“, meinte Albus, der sich mit diesen einen Satz schon abmühte. Die Wut darüber, dass er nichts von der Verlobung erfahren hatte, machte es ihm schwer ein Wort überhaupt zu sagen. „Nicht perfekt genug!“, murmelt sie und Bill hält es nicht mehr auf seinen Sessel. Er setzte sich neben seine Tochter und zog sie in seine Arme. „Du bist mein perfekter Sonnenschein! Es ist nicht schlimm, dass du mal über deine eigenen Füße stolperst oder hinfällst. Das wichtigste ist dein Lachen, denn es macht einfach alles perfekt.“ „Ich bin deine Tochter. Für dich war ich immer schon perfekt. Aber meine Tollpatschigkeit ist nicht perfekt. Sie macht mich zu einem Trampel!“ „Das ist nicht wahr!“ „Warum ist dann Anton mit einem Model fremdgegangen oder hat ein Kind mit seiner Kollegin? Weil ich nicht perfekt bin. Weil ich ein Trampel bin. Weil ich einfach nicht gut genug bin!“, schrie Dominique auf.

„Ein Kind? Er hat ein Kind?“, empört sich nun Bill und Dominique schluchzt wieder auf. „Und als wenn das noch nicht genug ist, hat er auch noch eine Ehefrau, die ebenfalls ein Kind von ihm hat.“

Bill und Albus blieb der Mund offen stehen. Mit sowas hätten sie beide bei dem netten jungen Mann – wenn man Ende zwanzig noch als jung bezeichnet – nicht gedacht. Er schien perfekt für Dominique zu sein. Er schenkte ihr viel Aufmerksamkeit und schien auch kein Problem damit zu haben, nicht immer im Rampenlicht zu stehen, denn Dominique stand wegen ihrer Schönheit immer im Mittelpunkt. Und nun war der Perfekte ein Ehebrecher, Vater von zwei Kindern und ein ständiger Fremdgänger.

„Ich bin eine Ehebrecherin!“, schluchzte Dominique weiter und Albus schüttelte nur den Kopf. „Warum bist du eine Ehebrecherin, wenn dieser Mistkerl nicht seinen kleinen Freund unter Kontrolle hat? Rede dir das nicht ein, Dom!“ „Ich hab ihn von seiner Frau weggelockt. Warum war ich in den letzten zwei Jahren nur so blind!“ „Weil du verliebt warst. Und man nur das Gute in seinem Partner sehen will!“, antwortete Bill und streichelt seiner Tochter sanft über den Rücken. In seinen Augen konnte man jedoch die Wut sehen, die er nur zu Kontrollieren wusste.

Eigentlich hatte Bill seine Tochter nur aufmuntern wollen, doch nun begann Dom wieder zu jammer und vergrub ihren Kopf an Albus Brust. Sowohl Cousin als auch Vater konnten sie einfach nicht beruhigen und so stand Bill auf und half Albus Dominique auf das Sofa zu legen. Fürsorglich legte Albus eine Decke über sie und setzte sich neben das Sofa. Immer wieder strich er über Dominiques Rücken. Bill hingegen vergewisserte sich, dass seine Tochter in guten Händen war und rauschte aus dem Wohnzimmer. Seine Frau und der Rest der Familie erwarteten ihn bereits und bombardierten ihn mit Fragen, doch ignorierte er sie alle und verschwand im Kamin. Dieser Anton würde jetzt Merlins karierte Unterhose kennen lernen!
 

Während Bill sich auf den untreuen Ex-Verlobten stürzte blieb Albus bei Dominique. Da Dome sich in den Schlaf geweint hatte, konnte Albus seinen Gedanken nachhängen. Eigentlich hätte er ja nun glücklich sein müssen, da Dominique wieder frei war, doch so etwas hatte sie nicht verdient. Niemand hatte das. Albus seufzte. Warum sah sie denn nicht, dass er sie liebte? Warum konnte er denn nicht der Richtige für sie sein?

Leise quietschend ging die Wohnzimmertür auf und seine kleinste Cousine Roxanne kam herein. „Warum weint Dom?“, fragt sie leise an. Albus konnte nicht anders als die kleine Sechsjährige anzulächeln. Sie war einfach zu knuffig, wenn sie ihn mit ihren großen Schokoaugen ansah. „Dom hat Herz-Aua!“, erklärte er leise und nahm seine kleine Cousine auf den Schoss. „Hast du schon Aua-Puste gemacht?“, fragte Roxy nach und Albus lächelte leicht. Wenn doch diese Schmerzen mit seiner Aua-Puste weggehen würden. „Nein, Roxy. Diese Schmerzen kannst du nicht mit Puste wieder wegmachen.“ „Womit dann?“ „Dominique muss einfach vergessen.“ „Gibt es denn nichts was hilft? Keine Schokolade?“ „Nicht wirklich, obwohl… Schokolade könnte schon helfen.“, grübelte Albus, dabei sah er immer wieder auf die blonde Schönheit auf dem Sofa. „Roxy, kommst du mit? Wir machen Dom jetzt Schokolade, damit es ihr besser geht.“ „Au ja!“, jubelte die Kleine und sprang bereits aus dem Zimmer. Mit einem letzten Blick auf Dominique folgte Albus ihr und bereitete die heiße Schokolade vor. Natürlich wollte auch Roxanne mithelfen und so setzte er die Kleine einfach neben den Herd auf die Ablage und ließ sie in den Topf mit der heißen Milch rühren.

Kurz ließ Albus seine kleine Cousine alleine, damit er Ausschau nach ein paar Plätzchen halten konnte. Er wusste, dass Dominique Zitronenplätzchen über alles liebte. Also suchte er schnell die hellen Plätzchen und legte sie mit auf das Tablett, das er mit ins Wohnzimmer nahm. Sobald er gemeinsam mit Roxanne eingetreten war, rührte sich Dominique. Man sah ihrer Nase an, dass sie den Schokoladengeruch gewittert hatte. „Heiße Schokolade!“, murmelte sie verschlafen und sah dann zu ihren Verwandten.

Roxy lächelte sie an und kletterte auf ihren Schoss. „Bitte sei nicht mehr traurig!“, murmelte sie und schlang die Arme um Dominiques Hals. „Roxy, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das ich schnell wieder lachen kann!“, murmelte die Ältere und eine Träne kullerte über ihre Wange. Albus Herz zog sich bei der neuen Träne zusammen. Der Kerl war doch keine einzige Träne wert!

„Na ja, vielleicht geht es dir besser, wenn du deine Schokolade getrunken hast!“, versuchte er sie aufzumuntern und Dominique trank lächelnd ihren ersten Schluck. „Mmm, wer hat denn diese wunderbare Schokolade gemacht?“, fragte sie und Roxy sprang begeistert auf. „Ich. Ich hab die ganze Zeit umgerührt, damit nichts festbrennt!“ „Anbrennt!“, korrigierte Albus sofort und Dominique knuddelte ihre kleine Cousine. „Das ist so lieb von dir und man schmeckt es auch!“ „Geht es dir jetzt besser?“ „Ein wenig, mein kleiner Engel!“ Roxy strahlte und lief aus dem Zimmer. „Mama, Dom geht es wieder besser, weil ich ihr die Schokolade gemacht habe!“, schrie sie glücklich durch das ganze Haus.

„O, gleich kommt die ganze Familie…“, murmelte Dom und Albus sah sie besorgt an. „Willst du noch deine Ruhe?“, fragte er und Dom nickte, nachdem sie eine Zeit lang überlegt hatte. „Dann komm. Wir fliehen zu unserem Ferienhaus nach Madeira. Dann hast du erst einmal Ruhe.“ „Aber …“ „Nichts aber. Wir gehen. Komm!“, meinte Albus und zog Dominique hinter sich her zum Kamin und flohte mit ihr zusammen nach Portugal.
 

***__***
 

Jetzt waren sie bereits seit zwei Wochen hier in dem Blumenparadies Madeira und Albus verzweifelte langsam. Er konnte Dominique einfach nicht mehr zum Lachen bringen. Dabei machte er sich doch schon zum größten Affen im Zaubereruniversum. Aber das fehlende Lachen war noch nicht einmal so schlimm, wie Dominiques Hungerstreik.

Es hatte genau eine Woche nachdem sie auf die Blumeninsel gekommen waren angefangen. Albus hatte ihr nichts ahnend den Tagespropheten gegeben und dann war es passiert. Im mittleren Teil hatte ein Artikel über Dominiques Ex-Verlobten gestanden. Es wäre wohl nicht schlimm gewesen, wenn es ein eher harmloser Artikel gewesen wäre, doch wann hatte Dominique schon Glück mit Anton gehabt?
 

In dem Artikel hatte gestanden, dass sich Doms Ex von seiner Frau hatte scheiden lassen und nun zusammen mit seiner Kollegin vor den Traualtar getreten war. Das Paar sei überglücklich und freute sich schon auf die Geburt ihres Kindes.
 

Das war ja noch alles schön und gut, doch auch Dom wurde erwähnt und da war die heile Welt zusammen gebrochen…
 

Anton hätte die Zeit mit Dominique benötigt um sich seiner Gefühle für seine neue Frau sicher zu sein. Er hätte ihre Veelagene benötigt um die Stärke seiner Liebe zu testen und er hätte gewonnen. Keine Veela hätte eine Chance gegen seine unheimlich große Liebe.
 

Und das lag Dominique nun schwer im Magen. Sie tat sich sehr schwer damit, dass ihre Mutter eine Halbveela war. Ganz anders als ihre große Schwester Victoire. Vici hatte sich von Anfang an der Gefühle von Teddy sicher sein können, doch Dom zweifelte jedes Mal an den Gefühlen ihres Freundes. Sie hasste es förmlich Veelablut zu besitzen. Sie wusste nie ob die Gefühle echt waren oder nur durch ihre Veelaschönheit aufgekommen waren.

Albus wusste, dass seine Gefühle, die er schon immer für seine Cousine gehabt hatte, nicht aufgrund ihrer Schönheit aufgekeimt waren. Doch brachte es ihm nichts, da Dome ihn nicht wollte. Ihn nicht sah. Seine Gefühle einfach nicht kannte. Vielleicht musste sich nur das ändern. Vielleicht musste Dome einfach erfahren, dass er sie liebte.

Albus seufzte noch einmal und ging dann hinaus zu seiner großen Liebe, die sich an den Strand zurückgezogen hatte. Mit jedem Schritt, den er ihr näher kam, wurde es ihm im Magen unwohl. Was wenn sie über ihn lachte? Was wenn sie ihn jetzt nur noch mitleidig ansah? Er wollte eigentlich gar nicht daran denken. Fast lautlos ließ sich Albus neben Dominique fallen und sah eine Weile auf die Wellen hinaus. Es hatte etwas Beruhigendes und Kraftspendendes, wenn die Wellen an den Strand schlugen und die weiße Gisch hervortrat.

„Warum kann ich nicht jemanden finden, der mich wegen meiner selbst liebt? Der gar nicht auf mein Äußeres achtet, sondern nur auf mich?“, flüsterte Dominique neben ihm und Albus sah sie an. „Du findest bestimmt den Richtigen. Irgendwann findet jeder sein Glück.“ „Warum gibt es nicht noch einen Mann wie dich? Bei dir bin ich immer sicher, fühle mich akzeptiert und ich weiß, dass dir mein Aussehen total egal ist.“, flüsterte Dominique und Albus lächelte gequält. Es tat so weh, dass sie jemanden wie ihn wollte, aber ihn – Albus Severus Potter – nicht sah. „Schade, dass wir beiden verwandt sind!“, murmelte Dominique und Albus schüttelte frustriert den Kopf. Das konnte jetzt nicht weiter so gehen. Er wollte nicht mehr der liebe Cousin sein.

„Ich will nicht dein Cousin sein!“, schrie er fast schon und Dominique zuckte zusammen. „Al, was meinst du damit?“ „Ich will nicht dein Cousin sein. Ich will nicht mit dir verwandt sein. Ich will, dass du mich endlich mal siehst! Ich liebe dich. Ich liebe dich seit Jahren, aber immer wieder muss ich mit ansehen, wie du mir einen anderen vorziehst. Wie sie dir dein Herz brechen, was ich doch vor allem Unheil bewahren will!“, zischte Albus sie an. Er merkte in seinem Zorn kaum, dass er Dominique sprachlos machte. „Du liebst mich?“, fragte Dominique leise und Albus beruhigte sich. Erst jetzt wurde ihm auch bewusst, was er gerade preisgegeben hatte. Sein Geheimnis, das er so lange schon für sich behalten hatte.

„Dominique, ich weiß, es ist bescheuert und bestimmt wird es niemand richtig verstehen. Aber ich liebe dich nun mal… schon seit Jahren.“ „Seit Jahren? O, Al,…“ „Ich will kein Mitleid.“ „Ich habe kein Mitleid. Aber warum hast du nie etwas gesagt. Ich bin jedes Mal zu dir gekommen, wenn mich mein Freund wieder verlassen hatte und habe mich bei dir ausgeheult. Wie sehr muss ich dich jedes Mal verletzt haben?“ „Ich hab es gern getan. Obwohl ich lieber diese Idioten zusammengeschlagen hätte!“ Dominique lächelte leicht, doch dann wurde sie wieder ernst. „Al, ich weiß, es ist unfair das zu fragen. Aber seit wann liebst du mich?“

Albus schwieg zunächst. Es war ihm peinlich, aber jetzt wo er einmal angefangen hatte, konnte er doch einfach mit der Wahrheit rausrücken. Mit seiner Zauberstabhand malte er kleine Kreise in den Sand und begann leise zu erzählen.

„Ich glaube, es hat angefangen, als ich vierzehn wurde. Du warst gerade von Beauxbatons nach Hogwarts gekommen. Du bist an mir vorbeigegangen und irgendwie hatte ich so ein komisches Gefühl seit dem Tag im Magen. Zunächst habe ich gedacht, dass ich krank sei, doch als ich nach einem Monat noch immer keine Besserung hatte, bin ich dem Gefühl auf den Grund gegangen. Ich war jedes Mal glücklich, wenn du in meiner Nähe warst. Mir war es egal, dass du mich nur als Cousin ansahest. Hauptsache war, dass du in meiner Nähe warst und dich mir anvertraut hast.“, erinnerte sich Albus und Dominique lehnte sich an seine Schulter. „Zu dir hatte ich immer schon den besten Draht. Mama erzählt mir gerne, wie ich dich das erste Mal gesehen hatte. Ginny kam zu uns nach Hause und du warst in dieser komischen Babywiege. Ich war so aufgeregt, dass ich über meine eigenen Beine gestolpert bin und direkt auf dich geflogen bin. Alle hatten schon Angst, dass ich dich verletzt hätte, doch du hast nur deine Augen aufgemacht und mich angelächelt.“, murmelte Dominique und ließ den Sand durch ihre Finger rieseln.

„Mama meint, dass wir beiden an dem Tag einen besonders Band zwischen uns geknüpft haben. Kaum ein anderer in der Familie steht sich so nah, wie wir beiden.“, lachte Albus. „Und dieses Band war immer da. Selbst als ich mit fünfzehn das erste Mal erfahren musste, dass du einen andern mir vorzogest. Was war ich eifersüchtig auf diesen Kerl. Du solltest die Zeit mit mir verbringen und nicht mit ihm. Du solltest dich mir anvertrauen und nicht ihm. Und erst da begriff ich, dass dieses Gefühl in meinem Magen weit über Cousinenliebe hinausging.“ „Ich kann mich schon gar nicht mehr an ihn erinnern. Das einzige was ich noch weiß ist, dass du mich nach dem Ende in den Arm genommen hast und mir über den Schmerz hinweggeholfen hast.“ „Hab ich das nicht bei jedem gemacht?“, fragte Albus neckend und Dominique schlug spielerisch gegen seine Brust. „Hey, jetzt nicht frech werden. Ich bin immer noch die Ältere!“ „Und ich der Weißere.“ „Stimmt. Du hast nie die Fehler gemacht, die ich fabriziert habe. Du warst immer so erwachsen.“ „Einer musste es ja sein.“ „Das habe ich immer an dir bewundert. James war der Chaot bei euch. Lily die kleine Prinzessin und du der ruhige Pol, der alles im Lot hielt.“ „War aber nicht immer leicht.“, meinte Albus und Dominique kuschelte sich an ihn. „Aber du bist perfekt darin. Deswegen verstehe ich auch nicht, warum du dich weigerst die Ausbildung als Heiler anzustreben. Du bist so gut, kannst mit Menschen umgehen und bist nicht so ein Fachidiot, den nur das Geld interessiert und nicht das Wohl des Patienten.“ „Vielleicht bin ich aber auch nicht stark genug.“ „Du bist stärker als du denkst.“ „Wenn du bei mir bist, dann bin ich stark. Frag mich nicht wieso. Es ist einfach immer so.“

„Und wenn ich dir verspreche, immer bei dir zu bleiben? Versuchst du es dann?“ „Was meinst du jetzt damit?“ Dominique sah in seine grünen Augen. Sie war schon immer von diesen Augen fasziniert gewesen. „Hast du mir nicht vorhin zugehört? Ich weiß seit Jahren, warum eigentlich keine Beziehung lange hält. Ich suche nach Mister Perfect, obwohl er die ganze Zeit schon bei mir ist. Al, ich liebe dich. Aber ich dachte, dass du mich nicht liebst, weil ich deine Cousine bin.“ „Ich bin nicht perfekt!“, murmelte Albus beleidigt und Dom musste lachen. „Du, Dummerchen. Natürlich bist du Perfekt. Perfekt für mich!“, meinte sie und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. Ihre blauen Augen sahen in grüne. Vorsichtig legte sie ihre Lippen auf seine und sah ihn dabei weiterhin an. Zunächst reagierte Albus nicht, doch dann umschlang er sie und küsste sie feurig. Endlich hatte er gefunden was er brauchte. Seine Sonne, sein Glück, seine Dominique.
 

***__***
 

Die Sonne ging gerade im Meer unter. Dominique und Albus saßen noch immer am Strand. Die Blonde hatte sich an ihn geschmiegt und fuhr immer wieder mit ihren Fingerspitzen über seinen Oberschenkel. „Al?“ „Mh!“ „Ich will nicht mehr warten!“, murmelte sie und Albus sah sie fragend an. „Ich liebe dich. Du liebst mich. Wir kennen uns von klein auf. Ich will nicht mehr warten. Lass uns heiraten!“ „WAS?“, schrie Albus auf. Jetzt hatte sie ihn aber völlig überrannt. „Dom, ich hab dir heute erst gesagt, dass ich dich liebe. Ich bin erst zwanzig. Heiraten?“, stammelte er vor sich hin. Dominique zog einen Schmollmund. „Du hättest ja auch mal was früher sagen können!“, maulte sie und Albus sah sie beleidigt an. „Klar, ich hätte wieder was sagen können. Selbst kann Frau ja nichts sagen.“ „Hei, ich bin romantisch veranlagt.“ „Romantisch veranlagt? Wer hat mir hier gerade einen Heiratsantrag gemacht?“ „Ich, weil du ja nicht in die Puschen kommst. Also heiratest du mich jetzt?“ „Öhm…“ „Wir können gerne noch ein paar Jahre warten. Aber ich will jetzt allen zeigen, dass ich zu dir gehöre.“, unterbrach ihn Dominique. „Also eine längere Verlobungszeit?“ „Die räum ich dir noch ein, weil du ja der Jüngere bist. Aber ich will noch vor meinem 25. Geburtstag deine Frau werden. Und Roxy wird unser Blumenmädchen!“ „Du hast anscheinend schon eine genaue Vorstellung wie alles abläuft, oder? Was ist denn, wenn ich jetzt nein sage?“ „Dann nerv ich solange, bist du endlich nachgibst.“ Albus seufzte. Dominique hatte sich bereits auf seinen Schoss gesetzt und sah ihn nun mit ihren strahlenden Augen an. Sie wusste, dass er ihr so nicht wiederstehen konnte. Das war unfair!

„Ok, ich werde dich heiraten, weil ich dir einfach nichts abschlagen kann und weil ich dich sosehr liebe. Aber gib mir wenigstens die drei Jahre, damit ich dir auch was bieten kann, denn ich werde jetzt die Heilerausbildung beginnen.“ „Ja?“, fragte Dominique mit einem Strahlen, sodass Albus nur nicken konnte. „Jippie. Ich hab dich ganz ganz lieb!“, beteuerte Dom und küsste ihn zärtlich. „Aber den Ring kaufe ich!“, meinte Albus und seine Verlobte strahlte ihn freudig an. „Ich freu mich schon!“, meinte sie und sprach damit nicht nur auf den Ring an, sondern auch auf die gemeinsame Zeit.
 

Die Sehnsucht ist es, die unsere Seele nährt, und nicht die Erfüllung.

(Arthur Schnitzler)

... kann ein Blinder wieder sehen

Die Welt war einfach ungerecht. Er lag nun schon seit zwei Wochen im Krankenflügel von Hogwarts und dabei war er doch gar kein Schüler mehr. Jeden Tag kamen seine kleineren Geschwister zu Besuch – besonders Ginny, sein kleiner Engel. Sie kümmerte sich jeden Tag darum, dass er frisches Obst hatte und auch keine einzige Mahlzeit ausließ. Dabei wollte er doch gar nicht mehr. Er wollte nur noch eins… seine Ruhe. Sein ganzes Leben war futsch. Seine Pläne konnte er alle vergessen. Nichts war mehr so wie es vorher war und das alles nur wegen einem einzigen Abend. Wegen einem Kampf.

Er konnte sich noch daran erinnern, dass er erst drei Tage nach dem Kampf wieder wach geworden war und man ihm die erschreckende Wahrheit gesagt hatte. Er war ein Monster, das niemand haben wollte. Da konnte noch jeder aus der Familie sagen, dass es nicht schlimm war. Er würde nie wieder derjenige sein, der er vorher gewesen war. Man merkte es doch schon allein jetzt. Ginny musste ihn aufmuntern. Ihn, der sonst immer der Starke gewesen war, der seine kleine Schwester in den Arm genommen hatte, wenn sie Kummer hatte.

Bill seufzte. Ginny und seine Brüder waren nur sein geringstes Problem. Er hatte heiraten wollen, aber Fleur würde doch niemals einen Werwolf als Mann haben wollen. Sie verdiente es auch nicht, ein Monster ihren Mann nennen zu müssen. Warum hatte er nicht aufgepasst? Er hätte Greyback doch sehen müssen. Er wusste, dass er gefährlich war. Warum also hatte er nicht aufgepasst? Weil dieser andere bekloppte Todesser auf Fleur losgegangen war. Es hatte ihn abgelenkt, dass er sich Sorgen um sie gemacht hatte, dabei war es total überflüssig. Fleur konnte auf sich selbst aufpassen. Aber er und sein blöder Beschützerinstinkt hatten wieder einmal nicht vertraut und nun hatte er den Salat. Von einem nichtverwandelten Werwolf gebissen und völlig im Ungewissen, was jetzt mit ihm passiert. Er wusste nur eins. Er hatte mächtigen Hunger auf blutiges Fleisch.
 

„Hallo, Bill!“, flüsterte Fleur, als sie vorsichtig zur Tür hereinkam. Bill erinnerte sich noch schmerzhaft an ihren letzten Besuch. Er hatte sich hinterher selbstverflucht, da er sie so angeschrien hatte. In ihren Augen konnte man sehen, wie sehr er sie verletzt hatte und das war das letzte, was er wollte. „Möchtest du mich sehen oder soll ich wieder gehen?“, fragte sie leise und Bill kämpfte mit den Tränen. Es tat so weh, sie zu sehen und sich nichts sehnlicher zu wünschen, als sie wieder in seinen Armen zu halten. Aber es ging nicht. Er durfte nicht nur für sich denken, sondern ihr das Beste ermöglichen.

„Tu, was du willst!“, brummte er deshalb und sah auf die weiße Bettdecke. Allein ihr Anblick war fast schon zu viel für ihn. „Dann komm ich natürlich. Ich hab dir was mitgebracht.“, begann sie zu erzählen. „Deine Mutter lässt mich zwar nur ungern in ihre Küche, aber ich hab dir deinen Lieblingskuchen gebacken.“ Aus einem Korb holte Fleur den angesprochenen Kuchen heraus. „Apfel-Mohn-Torte mit vielen Apfelstückchen.“ Bill sah sie nur kurz an. Warum sah sie denn nicht, was er jetzt war? Er war nicht mehr gut genug für sie. Doch sie spielte immer noch eitlen Sonnenschein und brachte ihm sogar seinen Lieblingskuchen. Aber er wollte sie jetzt auch nicht wieder verletzen.

„Danke!“, murmelte er nur und stieß feste mit seiner Gabel in sein Stück Torte. Fleur setzte sich neben sein Bett und gönnte sich selbst auch ein Stück. „Weißt du schon, wann du wieder nach Hause darfst?“, fragte sie. „Morgen.“, kam die Antwort wieder nur gebrummt. „Sollen wir irgendwas morgen dann unternehmen? Dir geht es doch soweit in Ordnung, oder? Du hast keine Schmerzen, oder?“, erkundigte sich seine Verlobte und in Bill zog sich wieder etwas zusammen. „Du brauchst mich nicht zu unterhalten. Meine Mum holt mich morgen ab und wird mir in der ersten Zeit helfen.“, erklärte Bill. Vielleicht verstand sie ja nun endlich, dass nicht mehr alles in Ordnung ist.

Und es schien auch so, als ob Fleur verstanden hätte. Ihr kleiner Teller fiel zu Boden und zersprang. Was Bill jedoch nicht wusste war, dass auch Fleurs Herz Risse nahm. „Bill, warum tust du das?“ „WAS?“, fragte der Weasley gereizt. „Warum verletzt du mich immer wieder. Du schließt mich nur noch aus.“, antwortete Fleur jedoch weiterhin ruhig. „Warum? Fleur, kapierst du eigentlich nicht, was hier passiert ist? Ich bin nicht mehr ich. Niemand weiß, ob ich mich verwandle oder was sonst mit mir passiert. Ich bin vielleicht eine tickende Zeitbombe und du tust hier auf heile Welt.“, fauchte Bill schon fast. „Du bist du, Bill. Du bist gebissen worden und niemand weiß, wie es jetzt mit dir weitergeht. Aber deinen Weg, den du im Moment gehst, ist ganz bestimmt der Falsche. Du schottest dich ab und das ist nicht gut.“ „Ich bin ein Monster! Wann kapierst du das endlich, Fleur!“ „Du bist kein Monster!“, schrie Fleur. „Du bist der liebste, fürsorglichste und mutigste Zauberer den ich kenne. Und ich liebe dich. Dich und dein Wesen. Mir ist es egal, dass sich jetzt unser beider Leben ändert. Nur eins ist mir nicht egal und das ist, dass ich dich nicht verlieren will.“ Bill drehte sich von ihr weg in Richtung Fenster. Tränen standen im in den Augen und sein Herz hüpfte vor Freude. Fleur liebte ihn noch immer und wollte auch weiterhin bei ihm bleiben. Es war einfach ein Traum. Ein Traum, der ewig ein Traum bleiben würde.

„Ich liebe dich aber nicht mehr!“, meinte Bill noch immer in Richtung Fenster. „Was?“ „Ich liebe dich nicht mehr!“, wiederholte Bill und hatte im nächsten Moment bereits eine Hand an der Wange kleben. „Sieh mich gefälligst an!“, schrie Fleur und man hörte schon ihrer Stimme an, dass sie kaum noch die Tränen zurückhalten konnte. Bill sah sie nun direkt an und erneut kamen die Worte über seine Lippen. Doch dieses Mal taten sie ihm selbst unheimlich weh. Es war aber nichts im Vergleich zu den Tränen, die Fleur nun vergoss. „Das ist nicht wahr!“, schniefte sie. „Du kannst nicht einfach aufhören mich zu lieben. Es war nur ein Biss… Ein Werwolfbiss…“ „Genau. Ein Werwolfbiss. Fleur, ich bin nicht mehr der Bill, den du kennst und deshalb verstehe ich auch nicht, warum du dich selbst immer noch so quälst.“ „Weil ich dich liebe. Weil ich dich heiraten will.“, schluchzte Fleur, doch packte sie bereits ihre Sachen wieder zusammen. „Aber du liebst mich nicht. Nicht mehr. Vielleicht hast du mich nie geliebt!“, murmelte sie vor sich hin und Bill wollte nichts lieber, als sie in den Arm nehmen. Es tat weh. Sehr weh. Und dieses Gefühl verschwand auch nicht, als Fleur den Krankenflügel verließ.
 

******
 

Am nächsten Morgen betrat Molly Weasley den Krankenflügel. „William Arthur Weasley, wenn du nicht mein Sohn wärest, dann würde ich dich eigenhändig und auf Muggelweise umbringen. Wie konntest du Fleur nur so verletzen?“, begrüßte sie ihren Sohn, der sofort zusammenzuckte. „Mom, das ist privat!“ „Nichts da mit privat. Du und Fleur ihr wollt heiraten und jetzt, wo ich mich endlich damit abgefunden habe, dass du dein Herz an eine Veela …“ „Halbveela!“, warf Bill automatisch ein. „Also gut, Halbveela verschenkt hast, willst du auf einmal nicht mehr?“, Molly baute sich drohend vor ihrem Sohn auf, der immer weiter in die Kissen seines Bettes versank. So war es immer schon gewesen. Sobald seine Mutter sich in Rage redete, war sie bedrohlicher als ein Werwolf. Ha, welche Ironie!

Bei dem Gedanken wurde auch Bill zornig und so erhob er sich und baute sich vor seiner Mutter auf. „Bin ich hier eigentlich der einzige, der überhaupt mitgekriegt hat, was los ist? Mom, ich bin vielleicht ein Werwolf und du willst Fleur mit einem Monster verheiraten?“ „Papalapap. Spätestens beim nächsten Vollmond wissen wir mehr und meiner Meinung nach kann auch ein Werwolf glücklich sein. Das habe ich jetzt schon über ein Jahr zu Lupin gesagt und der ist genauso blöd in der Hinsicht.“ „Da siehst du es. Selbst Remus, der sich gut unter Kontrolle hat, will kein Risiko eingehen.“ „William Arthur Weasley, halt den Mund! Ich will keinen Ton mehr von dir hören. Wir sehen jetzt erst einmal, wie es in drei Tagen aussieht und dann wirst du dich erst einmal bei deiner Verlobten entschuldigen.“, ordnete Molly an und führte ihren Sohn aus dem Krankenflügel.

Draußen begegneten sie einer erschreckten Krankenschwester. „Molly, bitte beruhig dich. Du bist immer noch auf einer Krankenstation und hier brauchen meine Patienten Ruhe. Auch dein Sohn sollte es nicht zu schnell wieder angehen, sondern erst einmal noch ausruhen.“, begann Madam Pomfrey und Mrs Weasley winkte ab. „Ich weiß, ich weiß. Entschuldigung für die Störung, Poppy!“ Und schon waren die beiden Weasleys verschwunden.
 

Im Fuchsbau sorgte Molly sofort dafür, dass sich Bill auf das Sofa legte. „Mom, ich hab jetzt zwei Wochen lang gelegen. Lass mich doch wenigstens etwas machen!“, maulte er und erntete eine Kopfnuss von seiner Mutter. „Liegen bleiben. In diesem Haus habe ich das Sagen.“ Bill seufzte und griff noch schnell zu einem Buch bevor ihn seine Mutter auf das Sofa drückte. Während nun seine Mutter in der Küche herum hantierte, las Bill. Obwohl er eigentlich nicht wirklich las. Ihm ging einfach nicht das letzte Treffen mit Fleur aus dem Kopf.
 

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Fleur packte in ihrer gemeinsamen Wohnung einige Habseligkeiten zusammen. Tränen liefen ihr dabei unaufhaltsam über die Wangen. Es tat so weh zu wissen, dass die Liebe nicht erwidert wurde. Selbst jetzt nach bereits einer Woche tat es noch weh. Und dabei hatte sie wirklich geglaubt, dass es dieses Mal für immer sei. Wie oft war sie schon auf die Männer reingefallen?

Fleur hob ein Foto hoch und schluchzte auf. Es war das letzte gemeinsame Bild von ihr und Bill. Sie saßen in der Winkelgasse in der Eisdiele bei einem riesen Amorebecher. Sie hatten sich beide über ihre Idee, den Liebesbecher zu essen, lustig gemacht. Sie waren ein Team gewesen. Sie waren glücklich gewesen, zumindest hatte Fleur es geglaubt. Denn es konnte doch nicht sein, dass man wegen einem Werwolfbiss nicht mehr liebte. Also musste Bill sie nie wirklich geliebt haben.

Das tat weh. Fleur hasste ihre Veelagene. Sie brachten ihr nur Probleme.

Als es klopfte schreckt Fleur auf. Wer wollte denn jetzt was von ihr? Langsam ging sie deshalb zur Tür und war ziemlich erstaunt als sie Charlie davor sah. „Hey, darf ich rein kommen?“, fragte er mit einem Lächeln und Fleur konnte nicht anders als ihn hereinzubitten. Charlie war ihr immer schon der liebste Bruder von Bill gewesen. Durch seine lockere Art, die fast schon mit der der Zwillinge gleichzusetzen war, und seiner liebevollen Art hatte sie ihn sofort ins Herz geschlossen. „Ich hab nur nicht viel Zeit.“, meinte Fleur und suchte weitere Sachen zusammen. „Packst du?“, fragte Charlie erstaunt. „Ja, ich werde für ein paar Wochen zu meinen Eltern fahren und ihnen beibringen, dass es doch keine Hochzeit geben wird. Danach komm ich wieder und hol den Rest meiner Sachen.“ „Ich hätte gedacht, dass du nicht so schnell aufgibst.“, bemerkte Charlie und Fleur wirbelte zu ihm herum. „Schnell aufgeben? Bill liebt mich nicht und hat es wohl auch nie getan!“, schluchzte sie auf und Charlie war sofort bei ihr und nahm sie in den Arm. „Wer sagt, dass Bill dich nicht liebt?“ „Er selbst.“ Charlie seufzte auf. „Wenn er dich nicht lieben würde, warum leidet er dann unter eurer Trennung?“ „Vielleicht liegt es an dem Werwolfbiss! Er hat ihn sowieso verändert!“ Eine Zeit lang saßen die beiden auf dem Sofa und schwiegen sich an. Charlie blickte sich im Wohnzimmer seines Bruders um und als sein Blick auf das Foto von Bill und Fleur fiel, hielt er es nicht länger aus.

„Fleur, so kann es zwischen euch beiden nicht weitergehen. Ihr beiden leidet und ihr beiden liebt euch. Komm mit zum Fuchsbau und mach Bill endlich klar, dass er trotz Biss glücklich sein darf.“ „Wieso wegen dem Biss?“, fragte Fleur total verwirrt. „Bill glaubt, dass er jetzt ein Monster ist. Dabei verwandelt er sich gar nicht bei Vollmond nur seine Essgewohnheiten haben sich drastisch verändert. Und du hast seiner Meinung es verdient mit einem anständigen Mann verheiratet zu sein. Frag mich nicht, wie er auf diese kranken Vorstellungen gekommen ist. Die Gedankengänge von Bill werden mir immer ein Rätsel bleiben!“ Fleur lachte leise, als sich Charlie leicht darüber aufregte, dass er seinen großen Bruder nicht verstand. „Dann sind wir ja schon mal zwei, die Probleme mit Bills Hirngespinsten haben!“, meinte sie und erhob sich langsam. „Heißt das jetzt, dass du mit kommst?“ „O, ja. Und Bill sollte sich lieber schon mal warm anziehen. Mir einfach ins Gesicht zu lügen, dass er mich nicht liebt.“, schon leicht in Rage verschwand Fleur im Schlafzimmer um sich umzuziehen. Charlie lachte leise vor sich her. Wenn er daran dachte, wie oft Bill in der vergangenen Woche eine Standpauke hatte aushalten müssen. Nicht nur seine Mutter war auf hundertachtzig wegen ihrem Erstgeborenen, sondern auf Mister Weasley war laut geworden, als er die Gründe für Bills Verhalten erfahren hatte. Doch die beiden waren wohl nichts im Vergleich zu einer feurigen Fleur. Charlie freute sich schon riesig auf die Szene.

„Charlie, wir können!“, rief Fleur und gemeinsam machten sich die beiden auf den Weg zum Fuchsbau, wo Bill ein Donnerwetter bevorstand.
 

******
 

Bill lag wieder einmal auf dem Sofa und dachte an Fleur. Was sie wohl gerade machte? Der sehnte sich schrecklich nach ihr. Auch kamen Zweifel in ihm auf, ob er wirklich richtig gehandelt hatte. Bei Vollmond hatte sich ja jetzt herausgestellt, dass er sich nicht in einen Werwolf verwandelte, sondern weiterhin ein Mensch blieb und noch nicht einmal wölfische Eigenschaften übernommen hatte. Wenn man mal von seinem Heißhunger auf blutige Steaks absah. Auch meinten alle, dass er noch immer der Alte sei. Hatte er vielleicht in seinem Beschützerinstinkt verfrüht gehandelt? Hätte er lieber warten sollen mit einer Entscheidung? Nein. Sonst wäre er unnötig ein Risiko eingegangen und er hatte sich geschworen, dass Fleur niemals wegen ihm in Gefahr geraten würde.

„William Arthur WEASLEY!“, kam auf einmal eine laute Frauenstimme. Bill seufzte auf. Schon wieder stand ihm ein Wutausbruch bevor. Wie viele hatte er schon über sich ergehen lassen? Fünf, Sechs, Sieben? Kurz schloss Bill die Augen noch einmal und sah dann erstaunt Fleur an. Er bekam kaum mit, dass sein kleinerer Bruder hinter seiner Ex-Verlobten stand. „Fleur!“, hauchte er nur noch, doch dann legte Fleur los. „Wie kannst du mich einfach so anlügen? Wie kannst du einfach für mich eine Entscheidung treffen? Und vor allem, wie kannst du einfach von mir verlangen, dass ich aufhöre dich zu lieben? Hast du wirklich geglaubt, dass ich dich so einfach vergessen kann? Bill, ANTWORTE!“, schrie sie in voller Lautstärke. „Öhm, …“, konnte Bill zunächst nur rausbringen. „Mehr fällt dir nicht ein. ÖHM!“, keifte Fleur. Bill räusperte sich. „Es tut mir leid?“, fragte er vorsichtig und Fleurs Augen verengten sich zu Schlitzen. „O, Merlin , Fleur. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Ich will doch nur, dass du glücklich wirst!“, beteuerte Bill und Fleurs Gesichtszüge wurden weicher. „Ich bin doch nur glücklich, wenn du bei mir bist!“, meinte sie und setze sich bei Bill auf den Schoss.

Sie konnte ihm einfach nicht böse sein. „Kommst du jetzt endlich nach Hause?“, fragte sie ihn und Bill sah sich im Wohnzimmer um. „Es ist zwar schön hier im Hotel Mama, aber es ist einfach zu laut!“, meinte er und umarmte sie feste. „Bill, LUFT!“, schrie sie auf und Bill und Charlie lachten auf. „Der Biss hat dich wohl stärker gemacht, was, Bill?“, scherzte Charlie und Bill warf ihm einen finsteren Blick zu. „Hey, sei froh, dass ich mich eingemischt habe. Fleur war schon am Packen.“ Bill sah geschockt zu Fleur. „Du hast mich immerhin angelogen und ins Gesicht gesagt, dass du mich nicht mehr liebst!“, verteidigte sich Fleur. „Ich werde dich immer lieben, Fleur!“, beteuerte Bill und stand mit ihr auf den Armen auf. „Auf nach Hause?“ „Auf nach Hause. Ich mach dir auch ein schönes Steak.“ „Schön blutig?“ Fleur lachte und kuschelte sich an ihn. „Ja, werwolfgerecht!“ Und beide flohten glücklich nach Hause. Beide waren nicht blind vor Liebe, sondern sahen in dem jeweils anderen das Kostbarste.

... kann die Hoffnung wieder aufkeimen

„Hey, Vici, hast du es schon gehört?“, rief Chantal aufgeregt. „Nein, was denn?“, fragte Victoire lächelnd. Sie war gerade dabei die Bestände zu über prüfen, als ihre beste Freundin in die Apotheke stürzte. Victoire arbeitete nun schon fünf Jahre in der Niederlassung in der Winkelgasse und noch immer war sie glücklich darüber, dass sie auf ihren Vater gehört hatte. Nach Hogwarts hatte sie zunächst nicht gewusst, was sie machen sollte, doch ihr Vater hatte sie überredet ein Jahr lang verschiede Praktika zu machen. So war sie über Gringotts, Weasleys zauberhafte Zauberscherze und dem St. Mungo zu Mister Ostwalds Apotheke gelangt und dort geblieben.

„Ted Lupin ist wieder solo!“, kreischte Chantal und Victoires Lächeln verblaste leicht. Ted Lupin – ihre große Liebe hatte sie viel zu oft schon verletzt. Victoire nahm ihn zwar auch in Schutz, da sie ihm nie ihre Liebe gestanden hatte, aber gleichzeitig hasste sie ihn auch. Er hatte ihr auch nie die Möglichkeit gegeben. In Hogwarts war er ständig von den Mädels umschwärmt gewesen und er hatte einfach keine Zeit für seine kleine Cousine. Dann war er ein Jahr vor ihr von Hogwarts weg gewesen und hatte eine Ausbildung als Heiler angestrebt. Durch sein Aussehen und seinen Charme und vielleicht auch durch seine Beziehung zu Harry Potter, war er sehr schnell in die High Society Kreise gelangt und nun konnte man jeden Tag eigentlich etwas Neues über ihn im Tagespropheten lesen. Victoire hasste es.

„Vici? Hast du mir überhaupt zugehört? Mein absoluter Schwarm ist wieder solo!“, Chantal wedelte mit ihrer Hand vor Vicis Gesicht. „Ja, ich hab dich schon verstanden. Aber glaubst du wirklich, dass dich Teddy nach über zehn Jahren jetzt auf einmal entdeckt? Chantal, mach die Augen auf!“, meinte Victoire und ihre Freundin sah sie finster an. „Nur weil du einfach keinen Kerl attraktiv findest, heißt das noch lange nicht, dass ich auch abstinent leben muss. Außerdem hat mich Teddy auch noch nie ohne Babyspeck gesehen!“, erwiderte die Freundin und in ihre Augen trat ein verträumter Ausdruck. Vici seufzte und kontrollierte weiter ob genügend Wermut da war. „Vici, du kennst du Teddy schon ziemlich lange…“ „… ja, immerhin bin ich mit ihm aufgewachsen.“, murrte die Blondine. „Kannst du es nicht irgendwie schaffen, dass Teddy und ich uns treffen?“, fragte die Brünette und sah ihre Freundin mit einem Dackelblick an. „Wie stellst du dir das vor? Teddy und ich haben seit vier Jahren uns nicht mehr getroffen. Der werte Herr Heiler findet sich ja zu fein um zu einer einzigen Familienfeier zu kommen!“, maulte Victoire und ihr Hass auf ihren Cousin keimte wieder auf.

Ausgerechnet auf ihrem neunzehnten Geburtstag hatte es angefangen, dass er die Familienfeiern schwänzte. Zunächst hatte sie noch geglaubt, dass er Dienst hatte und somit nicht kommen konnte, doch als er dann auch Weihnachten nicht kam, merkte Victoire, dass er nicht mehr der Teddy war, den sie kannte. Von da an versuchte auch sie den Familienfeiern fern zu bleiben, da all ihre Cousins und Cousinen auf einmal mit ihren Freunden und Freundinnen anwesend waren und sie darauf hinwiesen, dass sie eine einseitige Liebe pflegte. Doch wurde sie immer wieder von ihrem Dad aufgespürt und mit zu den Feiern geschleift. Onkel Harry tat das bei Teddy nie. Das Leben war einfach ungerecht!

„Ach komm schon, Vici. Du hast es bisher immer alles hinbekommen.“, schon wieder versuchte es Chantal mit dem traurigen Dackelblick und Victoire ergab sich. „Na gut, nächstes Wochenende ist Grandmas Geburtstag. Bis jetzt heißt es, dass er kommt. Ich kann dir aber nichts versichern.“, gab Victoire preis und fand sich in einer stürmischen Umarmung wieder. „Danke, Danke, Vici. Wenn ich jemals etwas für dich tun kann, dann lass es mich wissen.“, beteuerte Chantal und war im nächsten Moment schon aus der Apotheke verschwunden. Vici schüttelte nur den Kopf. Sie kannte Chantal jetzt schon seit elf Jahren und war noch immer überrascht über ihr Handeln. Auch verstand sie nie, wie ihre kleine brünette Freundin es jedes Mal hinbekam, dass sie ihr ihre Wünsche erfüllte. Normalerweise konnte Victoire ziemlich stur sein. Nur bei ihrer besten Freundin klappte es nicht. Seufzend dachte Victoire daran, dass das nächste Wochenende für sie kein Bertie-Botts-Bohnen-Schlucken war. Ihr Herz würde mit Sicherheit wieder einige Risse davontragen…
 

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Das Haus am Grimmauldplatz Nummer 12 platzte wieder einmal aus allen Nähten. Auch der Lärm war für normale Ohre nicht auszuhalten, doch die Mitglieder der Weasley-Potter-Familie waren bereits immun. „Deine Familie ist einfach ein Unikat!“, schwärmte Chantal neben Victoire. „Kannst sie gerne haben!“, maulte Victoire, die zur Begrüßung wieder von jedem männlichen Mitglied der Familie fest gedrückt und durch die Luft gewirbelt worden war. „Ich weiß gar nicht was du hast. Ich wäre froh, wenn ich so viele gut aussehende Cousins und Cousinen hätte. Da lernst du viele neue Leute kennen.“, erklärte Chantal und Victoire schwieg lieber. Sie liebte ihre Familie, ganz ohne Frage. Aber seit jeder mit irgendjemandem zusammen war, fiel es ihr einfach schwerer in die glücklichen Gesichter zu gucken. Aber was konnte ihre Familie auch dafür, dass sie sich ausgerechnet in Ted Lupin verliebt hatte?

„Hey Leute, ich bin da!“ Sofort schreckte Victoire aus ihren Gedanken und versteifte sich. Er war da. „TEDDY!“, schrie Lily Potter und lief mit weit ausgestreckten Armen auf den Blauhaarigen zu. „Lilymaus!“, lachte er sie an und wirbelte sie herum. Es war als wäre er nicht für vier Jahre von der Bildfläche für seine Familie fort gewesen. Als wäre er jeden Tag dort. Auch die anderen Familienmitglieder sammelten sich nun um den Blauhaarigen und alle lachten. Niemand machte ihm einen Vorwurf, dass er sich so lange nicht gemeldet hatte. Bei ihr würde es nie so ablaufen. Sie müsste sich jedes Mal erklären, warum sie nicht erschienen war. Das Leben war ihrer Meinung nach ungerecht.

„Vici, jetzt komm schon. Du musst mich vorstellen!“, drängelte Chantal und zog ihre Freundin bereits am Arm hinter sich her. „Du kannst einfach zu ihm hingehen!“, brummelte Victoire, doch brachte es nichts, denn sie sah sich schlussendlich Teddy gegenüber wieder. „Hallo, Vici!“, begrüßte sie nun auch noch ihr Cousin mit seinem typischen Lächeln. „Hallo!“, kam es nur leise von der Blondine und sofort hatte sie einen Ellenbogen zwischen den Rippen. „Achso, das ist Chantal de Bourge, meine beste Freundin.“, fügte Victoire hinzu. Sofort wand sich Teddy ihr zu und lächelte sie an. „Freut mich dich kennen zu lernen, Chantal!“, meinte Teddy und Victoire hätte sich am liebsten übergeben. Dieses Lächeln kannte sie. Es war sein Flirtlächeln.

„Was machst du jetzt eigentlich, Vici?“, fragte Teddy sie unerwartet und Victoire stand zunächst erstarrt dar. „Ich arbeite!“, meinte sie nur und wollte sich wegdrehen. „Als was arbeitest du?“, fragte Teddy nach. „Was interessiert es dich? Du hast dich doch jahrelang nicht mehr für die Familie interessiert!“, meckerte Victoire und lief in die große Küche. „Sie meint es nicht so!“, meinte Chantal und Teddy schnaufte auf. „Doch sie ist sauer.“ „Aber nicht lange. Vici ist nicht von der Sorte, die es einem lange übel nimmt.“, beteuerte Chantal weiter. „Ich glaube, du kennst Vici überhaupt nicht!“, stellte Teddy klar und ließ die brünette Freundin zurück.
 

Victoire suchte verzweifelt nach irgendetwas Süßes in den Küchenschränken und knurrte vor sich hin. Was interessierte es ihn, was sie jetzt machte? Mit einem Donner knallte sie die Tür wieder zu. „Was kann der Schrank denn dazu?“, lachte spöttisch hinter ihr jemand. Victoire fuhr herum und verwünschte sich im nächsten Moment, da ausgerechnet Teddy hinter ihr stand. „Was willst du hier?“, fauchte sie und Teddy hob nur eine Augenbraue. „Ich will mit dir reden.“ „Worüber?“ „Über uns.“ „Es gibt kein uns.“ „Früher hat es ein uns gegeben.“ „Ja früher, wo du einen nicht einfach so von heute auf morgen verlassen hast!“ „Ich weiß, ich hätte wenigstens etwas sagen sollen. Wenn schon nicht zur Familie, dann wenigstens zu dir. Du bist meine beste Freundin!“ Das tat weh. Beste Freundin. „Du brauchst gar nichts zu erklären. Wir konnten ja alles über dich in der Zeitung lesen. Wo ist eigentlich deine Superfreundin Eva?“ „Sie ist nicht mehr meine Freundin.“ „Ach hat sie endlich erkannt, was für ein verlogener Kerl du bist?“ „Vici…“ „Nichts da Vici. Du hast mich verletzt. Bist einfach abgehauen und hast mich zurück gelassen. Ich konnte immer zu dir kommen, doch in den letzten Jahren musste ich mit allem alleine klar kommen. Und eins sag ich dir. Ich schaffe jetzt alles alleine. Ich brauche dich nicht mehr!“, schrie Vici ihn an.

Teddy nickte. „Ich glaube dir, dass du alleine stark genug bist, aber ich will dir wenigstens erklären, warum ich meiner besten Freundin nicht mehr geantwortet habe.“ „Mich interessiert es nicht!“ „Ich war ein Idiot. Ich dachte wirklich, dass Ansehen und Reichtum alles ist. Vielleicht kommt es daher, dass mir Harry immer erzählt hat, wie schwer es Papa hatte. Ich wollte beweisen, dass man auch erfolgreich sein kann. Aber es bedeutet nichts. Nichts ist wichtiger als Freundschaft und Familie. Das hab ich jetzt endlich begriffen.“ „Schön für dich.“ „Ich kann verstehen, dass du mir nicht sofort verzeihen kannst.“ „Ach wirklich?“ Teddy seufzte. „Was soll ich denn machen, damit du mir endlich glaubst?“ „Von der nächsten Klippen springen?“ Teddy sah sie entgeistert an, doch dann fielen seine Schultern zusammen. Es schien, als hätte er aufgegeben, doch dann rappelte er sich wieder auf und griff nach ihrem Handgelenk. „Komm mit. Ich will dir jemanden vorstellen!“, meinte er nur und lief vorweg in Richtung Kamin. Die Rufe der Familie ignorierte er und flohte durch die Kamine Englands nach sich nach Hause.

Wie jedes Mal stolperte Victoire über ihre eigenen Beine. Deswegen hasste sie es durch die Kamine zu reisen! Doch viel Zeit zum Fluchen gab es nicht, da Teddy sie weiter durch seine Wohnung zog. Victoire war noch nie hier gewesen, doch durch die kleinen Blicke in die Räume konnte sie bereits jetzt sagen, dass sie sehr groß und lichtdurchflutet war. Aber was anderes konnte man bei Teddy auch nicht erwarten. Er liebte die Freiheit und fühlte sich in den meisten Häusern eingeengt.

Vor einer verschlossenen Tür blieb er stehen und wand sich zum ersten Mal nach ihr um. „Ich weiß, dass wird jetzt eine große Überraschung sein, aber bitte versuch leise zu bleiben, ok?“ Victoire verstand nur King´s Cross und nickte fast schon automatisch. Behutsam öffnete Teddy die Tür und ging mit ihr gemeinsam hinein. Das Zimmer war hell und in gelbtönen gestrichen. An den Wänden waren viele Märchenmotive in Bilder festgehalten. In der Mitte des Raumes stand ein kleines weißes Bettchen, an dessen einen Ende ein riesiger Teddybär saß. Victoire konnte es nicht fassen und ging näher auf das Bettchen zu. Mit einem Blick wurde ihre Vermutung wahr. In dem Bettchen lag ein kleines Baby, das friedlich schlief.

„Was soll das bedeuten?“, flüsterte sie nur und Teddy trat hinter sie. „Das ist mein Sohn. Er ist jetzt zwei Wochen alt.“ Victoire sah zu ihm mit großen Augen auf. „Du bist Papa? Wer ist seine Mutter?“ „Ja ich bin Papa und seine Mutter ist leider Eva. Aber sie wollte und will ihn nicht.“ Victoire sah zu dem kleinen schlafenden Jungen hinab. Wenn man genau hinsah, dann erkannte man die Ähnlichkeit mit Teddy. Die gleichen Wangenpartien, die gleichen Nasenspitze und auch der Mund schien vom Papa zu sein. Gerade wollte Victoire wieder zu Teddy blicken, als der Kleine seine Augen öffnete. Dieses Blau war einfach magisch. „Hey, kleiner Mann. Na, hast du gut geschlafen?“, flüsterte Victoire und strich ihm vorsichtig über die Stirn. „Ich hoffe es. Er hat mich die ganze letzte Nacht wach gehalten!“, meinte Teddy, der sie mit einem komischen Blick ansah. „Kann ich mir gar nicht vorstellen. So ein süßer Fratz muss doch einfach total lieb sein. Darf ich ihn mal auf den Arm nehmen?“ „Klar, Tobi muss sowieso mal wieder was essen.“, meinte der Blauhaarige und sah dabei zu, wie seine kleinere Cousine seinen Sohn aus dem Bettchen hob. „Oi, du bist aber schwer!“, lachte sie auf und hielt ihr Gesicht an das des Babys. „4898g wiegt er schon!“, verkündete Teddy stolz und ging voraus in die Küche, wo sich Victoire auf einen Stuhl setzte.

Während Teddy die Flasche fertig machte, wiegte Victoire das Baby in ihren Armen und besah sich die kleinen Fingerchen. „Es ist alles so winzig!“, bemerkte sie und Teddy lachte leise. „Das dachte ich auch, als ich ihn zum ersten Mal sah. Es ist fast ein Wunder, dass er überhaupt lebt.“ „Wieso? Gab es Probleme bei der Geburt?“ „Nicht bei der Geburt, sondern eher vorher.“ „Komplizierte Schwangerschaft?“ „Ne auch nicht. Eher eine Diskussion über Abtreibung.“ „WAS? Du wolltest ihn abtreiben lassen?“ „Ich nicht.“, beteuerte Teddy und hielt ihr die Flasche hin. „Ich hab das noch nie gemacht.“ „Ist ganz einfach. Komm mit ins Wohnzimmer, dann zeig ich es dir.“, meinte Teddy und half ihr auf. Auf dem Sofa setze er sich schräg hinter sie und zeigte ihr genau, wie sie Tobi halten musste.

„Warum wollte Eva ihn nicht?“, fragte Victoire, nachdem der Kleine die Flasche fast geleert hatte. „Weil es nicht in ihren Lebensplan passte und ihr Ansehen gemindert hätte. Obwohl wir in modernen Zeiten leben, ist es irgendwie noch immer billig ohne Trauschein ein Kind zu bekommen.“ „Aber ihr hättet doch heiraten können.“, warf Victoire ein. „Jaaa schon, aber ich wollte nicht. Ich mochte Eva wirklich sehr, aber für Heirat war es mir einfach nicht genug. Deswegen kam auch überhaupt erst die Diskussion über Abtreibung auf. Eva bestand darauf, dass ich sie heirate, und ich wollte nicht. Ich hab ziemlich lange gebraucht bis sie die Schwangerschaft akzeptierte. Damit es aber niemand mitbekam ist sie die letzen sechs Monate außer Land gewesen und hat alles daran gesetzt, damit sie niemand mit dickem Bauch sah. Sie will Tobi nicht als ihr Kind anerkennen, sondern jetzt da weiter machen, wo sie vor der Schwangerschaft stand. Nur mit einer Änderung, das wir nicht mehr zusammen sind.“, erzählte Teddy und Victoire schüttelte den Kopf. „Wie will sie das machen? Sie muss doch irgendetwas für ihr Kind empfinden.“ „Ja, sie empfindet Hass und Abneigung. Während der Schwangerschaft hat sie sich immer darüber aufgeregt, dass sie dick würde und nichts mehr machen könnte. Jetzt ist sie dabei, die überschüssigen Pfunde wieder abzutrainieren.“ „Wie kann man so herzlos sein?“, fragte Victoire und stellte die leere Flasche weg. Dann hob sie Klein-Tobi an ihre Schulter und wartete bis er ein Bäuerchen gemacht hatte.

„Ich weiß es nicht. Nur eins ist mir dadurch klar geworden. Die letzten Jahre war ich nicht mehr der Ted, auf den allen immer stolz sein konnten. Ich war nicht mehr ich selbst.“ „Dafür hast du aber ziemlich lange gebraucht.“ „Hey, nicht frech werden.“, lachte Teddy und zwickte sie in die Seite. Auch Victoire musste lachen. „Das Lachen hab ich in all den Jahren vermisst.“ Victoire verstummte und sah ihn mit großen Augen an. Dann senkte sie den Kopf und murmelte leise, dass sie ihn auch vermisst hätte. „Kannst du das bitte noch mal wiederholen?“, fragte Teddy lächelnd und hob ihr Gesicht an. „Ich hab dich auch vermisst, du Blödmann!“ „Ah, ich liebe es, wenn du mich beleidigst.“ Victoire verdrehte nur die Augen und sah wieder auf Teddys Sohn hinab, der bereits wieder eingeschlafen war. „Du, Vici? Bist du noch sauer?“ „JA!“ Teddy ließ sich in das Sofa zurückfallen. Vici lächelte leicht und ließ sich ebenfalls mit Tobi im Arm nach hinten fallen und flog direkt auf Ted. „Ar!“, machte er nur, doch im nächsten Moment hatte er die Arme um Victoire und seinen Sohn geschlungen. Eine Weile lagen die drei so dar und jeder hing seinen Gedanken nach. Tobi schlief selig den Schlaf der Unschuldigen, Vici dachte daran, wie sehr sie doch Teddy liebte, und Teddy spielte mit ihren Haaren, während er über die verlorenen fünf vergangenen Jahre nachdachte. Keiner kam auf die Idee wieder zurück zur Familienfeier zu gehen.

Gegen Abend meldete sich Victoires Magen und schreckte sie somit aus ihren Gedanken. Gleichzeitig schreckte Tobi auf und verlangte nach einer weiteren Mahlzeit. „Da haben wohl meine beiden wichtigsten Menschen Hunger!“, bemerkte Teddy und Victoire war wie erstarrt. „Kommst du?“, fragte er nach und nahm ihr seinen Sohn aus den Armen. Victoire blieb noch im Wohnzimmer, doch als sie in die Küche kam, musste sie lächeln. Da stand Teddy am Herd mit seinem Sohn auf den Hüften und köchelte irgendetwas Leckeres zusammen. Es sah einfach so süß aus. Das Bild gefiel Victoire sehr und so lehnte sie sich an den Türrahmen. „VICI, ich dachte du hättest Hunger!“, rief Teddy und drehte sich um. „Was ist?“, fragte er lächelnd. „Mein Traum… Das warst die ganze Zeit du…“, murmelte Victoire noch immer in ihren Gedanken versunken. „Hä?“, kam es von Teddy und riss sie aus den Gedanken. „Ich hatte die letzen Jahre über einen Traum…“ „Und?“, harkte Ted nach. „Da war immer ein Mann mit einem Baby…“ „Du hast von mir geträumt?“ „Was? Nein! Ich hab nie das Gesicht des Mannes gesehen.“, log Victoire schnell. Sie wusste, dass sie immer wieder von Teddy geträumt hatte. Aber bis jetzt hatte sie immer gedacht, dass sie von ihrem gemeinsamen Kind geträumt hatte. Vielleicht hatte sie aber auch all die Jahre von diesem Moment geträumt. Vielleicht konnte sie Teddy doch irgendwie dazu bringen, sie zu lieben. Sie wollte ihn nicht zwingen, denn eine gezwungene Liebe war keine Liebe. Aber es konnte ja doch noch zum Happy End kommen.

„Naja, auch egal. Komm. Essen ist fertig.“, wechselte Teddy das Thema und stellte den Topf mit einer Hand auf den bereits gedeckten Tisch. Tobi hielt er dabei immer gut fest und holte zum Schluss noch seine Flasche. Während sich Vici auf das Essen stürzte nahm sich Teddy die Zeit seinen Sohn zu füttern. Hinterher aß er mit einer Hand und lächelte immer wieder in Victoires Richtung, da sie das Essen fast schon hinunter schlang.

Gemeinsam räumten die beiden noch ab, wobei eher Teddy wieder alles machte, da er Tobi an Victoire weitergab. „Du hast dich ja richtig zum Hausmann entwickelt!“, meinte Victoire und Teddy lachte sarkastisch auf. „Was sollte ich denn auch anderes machen? Ginny räumt ja nicht mehr hinter mir her.“ „Das wäre ja wohl auch zu viel des Guten.“, bemerkte Vici und Teddy umschlang ihre Hüfte. „Wer sagt das? Wer hat von uns beiden länger Hotel Mama genossen?“ „Du, ich bin mit siebzehn ausgezogen. Du ja wohl erst mir achtzehn, wenn ich mich nicht irre.“ „Aber du musst auch bedenken, dass Männer immer später als Frauen von zuhause ausziehen.“ „Willst du so Tobi großziehen?“ „Wie?“ „Willst du ihm etwa immer mit dem Unterschied zwischen Mann und Frau konfrontieren.“ „Nein, natürlich nicht.“ „Dann hör damit auf.“ „Jaja, Mama!“, lachte Teddy und ging mit ihr im Arm in Richtung Kinderzimmer. Wie ein eingespieltes Team machten sie den Jüngsten bettfertig und gaben ihm auch jeweils einen Gute-Nacht-Kuss. Zum Schluss setzte Teddy den Teddy-Bär wieder unten ins Bettchen. „Mit so einem Teddy in der Nähe lässt es sich immer gut schlafen!“, lachte Victoire und wollte den Teddy selbst kurz in den Arm nehmen. Doch Teddy nahm ihr sofort das Kuscheltier wieder ab und setzte es zurück. „Hey, nimm deinen eigenen Teddy!“, meinte er und Vici zog einen Schmollmund. „Ich hab meinen Teddy doch nicht mit!“ Die Beleidigende spielen drehte sie sich weg und sah auf einer Kommode Fotos stehen. Langsam ging sie darauf zu und schnappte nach Luft, als sie sich auf einem Bild wiedererkannte. Es zeigte sie mit fünf Jahren. Sie saß gemeinsam mit Teddy auf dem Sofa und hielt in den Armen einen großen pinken Teddybär. Mit einer Hand krallte sie sich jedoch feste an Ted. Tränen traten Victoire in die Augen, da sie sich an die Worte ihrer Mutter erinnerte.

Sie war früher ständig hinter Ted hergelaufen und hatte immer Teddy-Bär gerufen. Ihren wahren Teddybär hatte sie immer nur Ted genannt und er war auch in ihren Augen nicht so kostbar wie ihr Cousin gewesen. Auf einmal erblickte Victoire in der oberen rechten Ecke einen Schriftzug. Victoires Teddys!

„Vici, ist was?“, fragte Teddy nach und trat hinter sie. „Nein, wieso?“ „Weil du weinst!“ Victoire liefen die Tränen über die Wange und schnell wischte sie sie weg. „Es ist wegen dem Foto!“, erklärte sie. „Wegen dem Spruch?“, fragte Teddy nach und Victoire konnte nur noch nicken. „Ich fand ihn passend. Früher waren wir unzertrennlich und ich kann mich noch daran erinnern, dass du diesen Teddybären nicht so gern hattest wie mich.“ „Wer will schon einen pinken Teddybären, wenn er den wahren blauhaarigen Teddy haben kann?“ Teddy lachte und küsste sie auf die Haare. „Das ist natürlich ein Argument. Aber heutzutage würdest du wohl lieber diesen pinken Teddy nehmen, oder?“ Victoire drehte sich zu ihm um. Jetzt oder nie! Was konnte schon passieren?

Gut, Teddy konnte anfangen zu lachen und ihr somit noch mehr das Herz brechen, doch war ein gebrochenes Herz mit Sicherheit nicht so schmerzhaft, wie ein ständig Reißendes. Der Schmerz würde eine Weile stark sein, doch mit der Zeit würde er wohl abnehmen. Hoffte sie!

„Nein. Teddy, … ich … ich weiß, dass kommt jetzt unerwartet und vielleicht auch ziemlich überraschend, aber …“, stotterte Victoire, doch Teddy sah sie weiterhin an. Doch da sein Sohn endlich schlief, wollte er die Unterhaltung lieber in einem anderen Raum führen und ging deshalb zurück ins Wohnzimmer. „Also, was möchtest du mir sagen, Vici?“ „Also, ich …“, begann sie wieder, doch dann riss sie sich zusammen. „Ich liebe dich. Ich liebe dich schon mein ganzes Leben lang und es hat verdammt weh getan, als du einfach abgehauen bist.“ Teddy sah sie zunächst sprachlos an, doch dann schluckte er. „Das ist jetzt wirklich überraschend. Vici, ich wünschte, ich könnte jetzt auch sagen, dass ich dich liebe!“, begann Teddy und Vici verzog das Gesicht vor Schmerzen. Er liebte sie nicht! Sie hatte sich zum Narren gemacht! „Aber, Vici, ich fühle was für dich, was über Verwandtschaft und Freundschaft hinausgeht. Ich kann es noch nicht genau sagen, was es ist. Vielleicht wenn du mir ein wenig Zeit gibst. Ich weiß, ich hab schon viel Zeit gehabt. Aber bitte, Vici.“, redete Teddy auf sie ein und Vici war erstaunt. Irgendwie schien ihr Herz gerade doppelt so groß geworden zu sein. Vielleicht liebte er sie doch!

„Und wie sieht diese Zeit für dich aus?“, fragte Victoire nach. „Wie wäre es, wenn du hierher ziehst. Natürlich bekommst du dein eigenes Zimmer. Aber vielleicht wenn wir zusammen leben …“ „Ok, ich hol dann mal meine Sachen!“, meinte Victoire und wollte ihn nur kurz auf die Wange küssen, doch Teddy packte ihren Kopf und küsste sie zärtlich auf den Mund. So hatte es sich Victoire nie vorgestellt. Aber es war gut, perfekt, himmlisch…

„Wohin wolltest du?“, fragte Teddy lächelnd. „Zu meinem Teddy!“, murmelte Victoire und zog ihn wieder zu sich herunter.
 

Die Hoffnungslosigkeit ist schon die vorweggenommene Niederlage. Karl Jaspers

... kann ein Traum zerplatzen

„Nein! Dad, das kannst du nicht zulassen!“, schrie Astoria auf. Sie konnte es nicht glauben. Ihr eigener Vater hatte sie verlobt ohne ihre Zustimmung. „ASTORIA!“, ermahnte ihre Mutter sie. „Aber, aber…“ „Kein Aber. Morgen wird die Verlobung bekannt gegeben und im nächsten Sommer heiratest du.“, befahl Mister Greengrass und verließ zusammen mit seiner Frau das Wohnzimmer. Astoria blieb zurück und lies sich in den Sessel fallen. Es war alles ein Albtraum.

Sie hatte schon immer gewusst, dass ihre Eltern sehr traditionsbewusst waren. Immerhin hatten sie ihre ältere Schwester Daphne mit Terence Higgs verlobt, obwohl sich die beiden vorher noch nie begegnet waren. Bei den beiden musste Astoria jedoch zugeben, dass es Liebe auf den ersten Blick gewesen war. Sie hatten sich bei der Verlobung zum ersten Mal gesehen und sofort hatte es gefunkt. Das wünschte sich Astoria auch – die wahre Liebe. Doch ihr wurde die wahre Liebe verweigert. Sie musste diesen widerlichen, egoistischen und fiesen Malfoy heiraten. Dabei war er noch nicht einmal so eine gute Partie seit herausgekommen war, dass sie für den Dunklen Lord gekämpft hatten. Astoria wusste, dass auch ihre Eltern Voldemort gedient hatten. Sie selbst hatte es nie verstanden und war auch gegen seine Ideologie gewesen. Aber gesagt hatte sie nie etwas. Ihr eigener Vater hätte sie sonst umgebracht und wäre danach im Boden versunken vor lauter Scharm.

Astoria seufzte und machte sich auf den Weg in ihre Suite. Sie war ganz anders eingerichtet, als der Rest des Hauses. Normalerweise herrschten die Farben Grün und Platin im Hause Greengrass, doch bei ihr war alles in rot-weiß gehalten. An der rot gestrichenen Wand stand ihr großes weißes Bett, über das sie einen Insektenschutz in Weiß gehangen hatte, indem rote Rosen eingeflochten waren. Ihre Lieblingsblumen. Auf der anderen Seite stand das riesige weiße Regal, indem unzählige Bücher standen. Und obwohl Astoria gerne las, befanden sich dort hauptsächlich Schulbücher. Es war irgendwie sehr sentimental alle Schulbücher aufzubewahren, doch erinnerten sie sie immer wieder gern an ihre Schulzeit. Sie war zwar nicht der Hammer gewesen, denn sie war eine Ausgestoßene im Hause Slytherin gewesen. Aber ihre Freundinnen waren echte und sie hatten gemeinsam der Schule gezeigt, was sie drauf hatten. Astoria musste lachen, als sie sich daran erinnerte, wie sie zusammen mit Leanne und Kiki Draco Malfoy aus dem Schlangennest geworfen hatte. Es war einfach zu einfach gewesen mit dem Wingardium Liviosa ihn vor die Tür zu setzen. Dabei hatten sie ihn noch schnell eine Schweinenase und einen Frettchenschwanz gezaubert. Die ganze Schule hatte gelacht. Selbst Dracos Rache war all das wert gewesen, denn sie hatten einen kleinen Sieg davongetragen.

Doch das lag jetzt schon lange hinter ihr. Sie war jetzt nicht mehr die kleine Astoria, die man früher hatte herum schubsen konnte, sondern eine selbstständige starke Frau. Selbst ihre Eltern hatten sich mit dieser Verwandlung abfinden müssen. Früher war es undenkbar gewesen, dass eine Greengrass Heilerin wurde, doch Astoria war nun mitten in der Ausbildung. Und es sah so aus, dass sie als Jahrgangsbeste abschneiden würde.
 

Astoria setze sich an ihren Schreibtisch, der wegen dem ganzen Lehrmaterial überquoll. In einer kleinen Ecke befanden sich verschiedene Bilderrahmen. Auf einem befand sie sich zusammen mit ihrer Schwester. Es war in ihrem letzten gemeinsamen Jahr in Hogwarts aufgenommen worden, wo sie beide noch glücklich gewesen waren. Daneben befand sich das Abschlussfoto von Leanne, Kiki und ihr. Astoria vermisste die beiden schrecklich, doch genau wie ihre Schwester waren die beiden bereits verheiratet und hatten nun nicht mehr so viel Zeit für sie. Als wenn Astoria Zeit für sie hätte! Sie selbst konzentrierte sich doch fast ausschließlich auf ihre Ausbildung, da ihre Familie nicht hinter ihr stand. Lächelnd besah sich Astoria das letzte Bild. Darauf sah man sie und ihren langjährigen Freund Dave MacGregor. Astoria konnte es noch immer nicht fassen, dass sie mit ihm zusammen war. Er war bereits fertig ausgebildeter Heiler und viele dachten, dass sie sich nur an ihn rangemacht hatte um bessere Chancen zu haben, da sein Vater der Ausbildungsleiter war. Doch Astoria hatte peinlichst genau darauf geachtet, dass sie nie das Thema Ausbildung im Hause MacGregor angesprochen hatte. Sie konnte stolz auf sich sein, denn sie hatte alles alleine geschafft und war einfach glücklich mit Dave.

Astoria stellte das Foto wieder zurück und machte sich bettfertig. Sie war zwar nicht müde, aber sie wusste einfach nicht mehr, was sie machen sollte. Am liebsten würde sie zu Dave gehen, aber ihre Eltern würden sie niemals noch ausgehen lassen. Sie konnten die Beziehung zu Dave McaGregor sowieso nicht verstehen. Astoria legte sich hin und ging ihren Gedanken nach. Vielleicht fand sie ja doch einen Weg der Zwangsehe zu entkommen.
 

Aber auch am nächsten Tag hatte Astoria noch keine Fluchtmöglichkeit gefunden. Gerade machte sie sich für die Verlobungsfeier, die bei den Malfoys stattfand fertig. Eigentlich hatte sie in einem Leinensack hingehen wollen, da sie einfach nicht einsah, warum sie die strahlende Braut spielen sollte. Sie war in einer festen Beziehung und war glücklich, aber nein, ihre Eltern wollten wieder ihren Willen durchsetzen. Zu Astorias Pech hatte ihre Mutter ihr Vorhaben durchkreuzt und ein wunderschönes blaues Kleid gekauft, das Astoria perfekt passte. Wenn es ein anderer Anlass gewesen wäre, dann hätte sich Astoria sicher über dieses Kleid gefreut.

„Astoria, bist du mal langsam fertig?“, schrie ihre Mutter bereits zum zweiten Mal. Astoria seufzte. Ihre Mutter würde sich wohl nie ändern. Immer dieser Zwang überpünktlich da zu sein. Astoria warf noch einen letzten Blick in den Spiegel und nahm ihre Handtasche von der Kommode. Ein letzter Blick zurück zu ihren Büchern und sie schritt die Stufen hinunter in die Eingangshalle, wo bereits ihre Eltern ungeduldig auf sie warteten. „Was brauchst du immer so lange, Astoria? Das nächste Mal schaust du nicht mehr in deine Bücher, sondern machst dich sofort fertig.“, befahl ihr Vater und Astoria sah ihn finster an. „Morgen habe ich rein zufällig eine wichtige Prüfung. Es war ja wohl nicht meine Idee heute eine Verlobung bekannt zu geben.“ „Benimm dich, Astoria!“, warnte ihre Mutter und schob sie vor sich her aus dem Haus. Im Garten der Greengrass gab es nur eine Stelle, an der man Apperieren konnte, da das gesamte Anwesen durch uralte Zaubersprüche geschützt wurde.
 

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Bei den Malfoys herrschte noch große Aufregung vor der bevorstehenden Verlobung. Mrs Malfoy bombardierte die Hauselfe mit tausend Sachen, die erledigt sein sollten. Mister Malfoy war währenddessen bei seinem Sohnemann und redete wie schon die ganzen letzten Tage auf ihn ein. „Draco, diese Hochzeit ist wichtig für uns.“, wiederholte sich der ehemalige Todesser. „Dann heirate du doch. Es ist nicht meine Schuld, dass unser Ansehen gesunken ist.“, antwortete der Jüngere bockig. „Wir haben für die richtige Sache gekämpft!“ „Nein, haben wir nicht. Ich hab in den letzten Jahren oft über unsere Einstellungen nachgedacht. Sie sind falsch, denn die Muggelgeborene haben nicht irgendeine Zauberkraft gestohlen. Es ist Talent und du siehst es doch an Granger, dass sie sehr weit kommen können.“ „Hör mir auf mit dieser Granger. Sie ist eine Schande für die ganze Zaubererschaft und ihre jetzige Stelle hat sie nur ihrer Freundschaft zu Potter zu verdanken.“, meinte der Ältere, der sich auf einen Sessel niedergelassen hatte. „Granger hat es nicht nötig sich eine Stelle durch Vitamin B zu besorgen. Sie ist genial, das hat man schon in Hogwarts gemerkt.“ „Du hörst dich an, als wärest du in sie verschossen!“, murmelte Lucius und Draco lachte auf. „Klar, ich liebe Granger, die mir eine gescheuert hat, die mit Weasley glücklich zusammen ist und mich für den größten Idioten weltweit hält. Dad, deine Fantasie ist einfach einmalig.“ „Dann hör auf solchen Schwachsinn zu erzählen.“ „Dann zwing mich nicht zu dieser unerhörten Ehe! Ich kenne Greengrass nicht wirklich. Sie ist unscheinbar, eine Außenseiterin und ziemlich vorlaut.“ „Dafür, dass du sie nicht kennst, kannst du schon viele Eigenschaften nennen. Aber es ist egal, wie deine Braut ist. Wichtig ist der Name. Er hat Symbolcharakter und die Greengrass sind genau vom selben Schlag wie wir.“ „Für dich zählt nur Ansehen, Geld und Macht! Denkst du eigentlich auch mal an mich? Weißt du überhaupt, was ich will?“ „Draco, hör endlich auf mit diesem Quatsch. Ein Malfoy benimmt sich nie pubertär.“ „Ach mach doch, was du willst!“, fauchte Draco und wies seinen Vater die Tür.

Als dieser ihn endlich allein gelassen hatte, setzte sich Draco in seine Sessel vor seinem großen Balkon. Heute würde seine Verlobung mit dem kleinen Balg bekannt gegeben. Draco konnte sich nur noch vage an sie erinnern. Besonders stark war ihm sein unfreiwilliger Ausflug in Schweine und Frettchenkostüm geblieben. Mut hatte sie, dass musste er ihr zugestehen und er bevorzugte es auch bei Frauen. Früher war er oft mit Parkinson ausgegangen, doch ihre Blödheit und Art waren ihm auf die Nerven gegangen. Aber Astoria war ihm auch zu selbstsicher. Sie schien genau zu wissen, was sie wollte. Das machte ihm eher Angst, da er selbst nie genau seine Zukunft vor sich sehen konnte. Doch jetzt zwang ihn die Familienehre dazu, ausgerechnet diese Frau zu heiraten.

„Mister Malfoy?“, fragte vorsichtig die piepsige Stimme von Ellen, der Hauselfe. „Ja, Ellen?“ „Mister Malfoy senior schickt mich um sie darüber zu informieren, dass Familie Greengrass angekommen ist.“, quiekte die kleine Elfe und Draco stöhnte mit einem Blick auf seine Uhr auf. Eine Stunde zu früh! Was konnte die Welt ungerecht sein. „Ich komme.“, murmelte er und schlenderte aus seinem Zimmer. Wirklich eilig hatte er es nämlich nicht.

Doch als er die Treppe herunter kam, war er geschockt. Das früher leicht dickliche Mädchen war ein Traum. Selbst wenn sie nicht dieses atemberaubende Kleid angehabt hätte, wäre sie einen zweiten Blick wert gewesen. Sie hatte sich in den letzten drei Jahren, in denen er sie nicht mehr gesehen hatte, stark gemacht.

„Und das, Astoria, ist Draco, dein Verlobter!“, stellte sein Vater ihn unnützerweise noch vor. Ganz anders als sonst, sah ihn Astoria auch nicht schüchtern an, sondern hob trotzig ihr Kinn an. „Astoria!“, zischte Mrs Greengrass und Draco musste leicht schmunzeln, als Astoria dem Willen ihrer Mutter gehorchte und ihn höflich begrüßte. „Malfoys!“, meinte sie nur und das zischende Einatmen von den beiden Müttern brachte Draco zum Lächeln. Astoria ließ sich nicht gerne was sagen. Das gefiel ihm. Sehr sogar, obwohl er es auch manchmal bevorzugte, wenn man tat, was er wollte. Aber was dachte er hier bescheuertes? Er wollte doch gar nicht heiraten und schon gar nicht Astoria. Er wollte selbst entscheiden mit wem er sein Leben verbringen wollte.

„Astoria, du siehst wunderbar aus. Sollen wir uns vielleicht die Beine im Garten vertreten?“, schlug er höflich vor und achtete tunlichst darauf, dass er alle Höflichkeitsfloskeln einhielt. Es war sozusagen eine Provokation ihr gegenüber. „Gerne!“, antwortete Astoria und ohne einen Kommentar von ihren Eltern gingen die beiden Zwangsverlobten in den Garten. Während Draco ohne Interesse an den vielen Rosen vorbeiging, konnte sich Astoria an den wunderschönen Blumen einfach nicht satt sehen. Sie selbst hätte gerne in ihrem Garten Rosen gepflanzt, doch waren ihre Eltern gegen diese Blumenart, da sie zu gewöhnlich war. Draco strebte eine Bank mitten im Rosengarten seiner Mutter an und ließ sich lässig darauf nieder. Astoria stockte zunächst, doch dann setzte sie sich neben ihn.

„Um es gleich zu sagen, ich will diese Hochzeit nicht!“, meinte Draco gerade heraus und Astoria lachte auf. „Denkst du vielleicht, ich wäre scharf darauf mit dir mein Leben zu verbringen? Du bist oberflächlich, arrogant und einfach nur unsympathisch. Außerdem habe ich einen Freund mit dem ich glücklich bin!“, legte Astoria sofort los und Draco nickte nur. „Gut, dann wäre das ja geklärt. Und was machen wir jetzt, damit wir nicht heiraten müssen?“
 

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Doch jede Idee, die Hochzeit abzusagen oder zu vereiteln, schlug fehl. Für Astoria wurde der 9. Juli 2003 zum schlimmsten Tag in ihrem Leben. Obwohl sie das traumhafteste Kleid trug, was es auf der Welt gab, und obwohl alles perfekt war, war es ein Albtraum. Sie heiratete den Mann, den sie aus ganzen Herzen verabscheute. Und warum? Weil es die Tradition ihrer Familie verlangte, dass sie den Mann heiratete, den ihre Eltern für sie aussuchten. Aus diesen Traditionen konnte sie nun nicht mehr ausbrechen. Mit einem Malfoy als Mann musste man den Regeln folgen, mussten die Traditionen eingehalten werden, musste die Überlegenheit dargestellt werden. Astoria hasste es. Sie war von einem Gefängnis in das nächste gelaufen und einen Ausweg schien es nicht zu geben.

Sie hatte sich gerade aus dem Mittelpunkt der Feier gestohlen und ihre Schuhe ausgezogen, da ihre Füße von den hohen Hacken schmerzten, als sich auch schon jemand neben sie setzte. „Wie eine glückliche Braut siehst du aber nicht aus!“, bemerkte dieser jemand und Astoria ruckte mit dem Kopf zu ihm herum. Es war Dave MacGregor. Astoria wusste, dass er nicht auf ihre Hochzeit eingeladen war. Sie selbst hatte ihre Eltern doch angefleht, wenigstens ihre Freunde aus der Ausbildung einzuladen, doch hatten die sich natürlich geweigert. Sie wollten nicht sehen, dass ihre Tochter Heilerin werden wollte und dabei glücklich war. Auch hatten ihre Eltern ihr verboten sich weiter mit Dave zu treffen. So hatte er die Verlobung seiner Freundin aus der Zeitung erfahren und war natürlich nicht sehr erfreut gewesen. Es hatte sich auch nicht verbessert mit der Zeit, da Astoria ihm es nicht in einem persönlichen Gespräch erklären konnte. So war eigentlich das auch eingetreten, was ihre Eltern wohl geplant hatten. Astoria musste sich jeden Tag bei der Arbeit mit Problemen rumschlagen und viele ihrer Kollegen halfen ihr nicht, da sie sie für eine Hure hielten.

„Dave, was machst du hier?“, fragte Astoria geschockt. „Ich will jetzt wissen, warum du nur mit mir gespielt hast!“, antwortete Dave und man hörte den Zorn in seiner Stimme. „Ich hab nicht mit dir gespielt!“ „Erzähl keinen Mist. War ich einfach nur dein Ticket zu einer erfolgreichen Ausbildung?“ „WAS?“ „Ach komm schon, Astoria. Jeder weiß, dass mein Vater die Ausbildungen kontrolliert und hinterher für die Übernahmen verantwortlich ist. Hast du dir durch eine Beziehung erhofft all das leichter zu bekommen?“ In Astoria herrschte nur noch Wut. Sie holte aus und knallte Dave eine. „Wie kannst du nur? Ich brauche keine Beziehung um gut in meiner Ausbildung zu sein. Ich hab mich nicht wegen deinem Vater an dich rangemacht. Falls ich dich daran erinnern darf, warst du es, der nicht locker lassen wollte.“ „Klar, jetzt bin ich Schuld.“, meinte Dave und packte Astoria grob an ihrem Handgelenk. „Nicht ich bin es, der heute einen anderen geheiratet hat und noch nicht einmal den Mumm hatte, mir es ins Gesicht zu sagen. Weißt du eigentlich, wie weh es tut, wenn man die Verlobung seiner Freundin in der Zeitung lesen muss, während man selbst Zuhause in der Jackentasche einen Ring hat? Weißt du es?“ „Dave, du tust mir weh.“, meinte Astoria und zog an ihrem Arm. Sie würde niemals weinen. „DU tust mir weh!“, schrie er und packte noch fester zu. Astoria schossen bereits die Tränen in die Augen, da sie den Schmerz nicht mehr unterdrücke konnte. „Dave, bitte!“ „Du bist ein Miststück!“ „Und du ein Idiot! Lass meine Frau los!“, donnerte Draco hinter den beiden und stand drohend vor Dave MacGregor.

Astoria war noch nie so glücklich gewesen Draco Malfoy zu sehen. Er erschien ihr wie ein Fels in der Brandung. „Spiel dich hier nicht so auf, Malfoy!“, meinte Dave abfällig und Draco schnaufte auf. „Das hier ist meine Hochzeit, meine Frau und du bist nicht eingeladen. Also darf ich mich hier wohl ‚aufspielen‘!“, entgegnete Draco und baute sich vor Dave auf. Draco war eigentlich kleiner als Dave, doch allein durch sein Auftreten wirkte er riesig und angsteinflößend. „Nur damit du es weißt, Malfoy. Bis vor einem halben Jahr war Astoria noch meine Freundin. Wenn sich hier also einer aufregen darf, dann ja wohl ich.“ „Scheinst ihr jedoch nicht viel bedeutet zu haben. Immerhin hat sie sich nicht geweigert mich zu heiraten!“, Draco lächelte Dave siegessicher an. Astoria konnte, während die beiden Gockel sich aufspielten, nicht mehr ihren Ohren trauen. Was redeten die beiden gerade da? Sie war von niemanden das Eigentum und sie hatte sich zu hundert Prozent gegen diese Ehe gewährt. Draco selbst war doch auch nicht so angetan von der Idee ihrer Eltern gewesen.

„Ach wirklich? Warum sieht Astoria dann nicht wie eine glückliche Braut aus?“, fragte Dave und fügte hinzu, dass sich Astoria auf ihrer gemeinsamen Hochzeit bestimmt glücklich gefühlt hätte. Draco schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte, doch erinnerte er sich, dass er hier noch immer der Hausherr war und diesen Mistkerl von MacGregor von seinen Anwesen verschwinden lassen konnte. „Hau ab, MacGregor.“ „Was sonst?“ „Sonst lernst du einen unverzeihlichen Fluch kennen.“ Astoria riss die Augen auf. „Nein, Draco, nicht!“, konnte sie nur stammeln, doch die beiden Männer ignorierten sie gekonnt. „Es ist wirklich ein Wunder, dass ihr Malfoys noch frei rumlaufen könnt. Ihr gehört eingesperrt, nach Askaban!“, schrie Dave und Draco hob nur die Schultern. „Tcha, aber wir sind frei und du verschwindest jetzt hier!“, gab er noch zum Besten und hielt dann Astoria die Hand hin. „Würdest du mit mir noch einmal tanzen?“, fragte er wieder mit seiner liebenswürdigen Stimme. „Ja!“, hauchte Astoria zum einen um die beiden Streithähne auseinander zu bekommen und zum Anderen, da bereits Gäste neugierig zu ihnen herübersahen und sie eine Szene vermeiden wollte.

Gemeinsam ging das Brautpaar auf die Tanzfläche und wiegten sich zum Takt der Musik. Astoria bemerkte jedoch, dass Draco Dave weiterhin im Blick behielt. „Wie konntest du nur mit so einem Wiederling zusammen sein?“, flüsterte er Astoria zu. „Das geht dich nichts an.“ „Ich bin dein Mann. Mich geht es sehr wohl was an.“ „Gezwungener Weise biste du mein Mann. So wie du dich hier aufführst bist du keinen Deut besser!“, meinte Astoria und machte sich von ihrem Mann los. Ohne sich nun um die Gäste zu kümmern, verschwand Astoria im Haus und lief so schnell sie konnte in ihr Zimmer. Dort erlebte sie jedoch eine weitere Überraschung. All ihre Sachen waren verschwunden. Selbst ihre Dosen und Tuben im Badezimmer waren verschwunden. Zunächst verwirrt suchte Astoria das Zimmer ab, doch mit jeder Minute, die ihre Sachen verschwunden waren, wurde sie unruhiger. Sie wollte schon hysterisch hinunterlaufen und einen Diebstahl melden, als sie Draco in der Tür lehnen sah. „Meine Sachen sind weg!“, meinte sie auf seinen fragenden Blick. Draco stieß sich vom Türrahmen ab und musste lachen. „Deine Sachen sind nicht weg. Sie sind nur umgeräumt worden!“ „Wohin?“ „In mein Schlafzimmer!“ „WAS?“, schrie Astoria auf. „Immerhin sind wir jetzt verheiratet und von einem Ehepaar erwartet man, dass es in einem Zimmer schläft!“ „Hast du zwei Betten?“ „Nein!“ „Aber…“ „Astoria, stell dich nicht dümmer als du bist. Hochzeitsnacht, schon vergessen?“ Zunächst schwieg Astoria, dann klappte ihr der Mund auf und ihre Augen wurden riesen groß vom Schock. Dann japste sie nach Luft und brachte nur ein Wort zustande. „Hochzeitsnacht?“ „Ja, das folgt meistens auf eine Hochzeit.“ „Nein!“, stöhnte Astoria auf und Draco hob eine Augenbraue. „Das hört sich jetzt aber nicht begeistert an. Eigentlich solltest du dich geehrt fühlen, dass du mit mir schlafen darfst.“ „Ha!“, lachte Astoria auf. „Als wenn ich mit dir jemals schlafen würde. Lieber verzichte ich ein Leben lang auf Sex, als das ich mich von dir anfassen lasse!“ „Glaub mir, die Freude beruht auf Gegenseitigkeit. Komm, ich zeig dir wo all deine Sachen sind!“, meinte Draco und führte Astoria in sein Zimmer.

Man merkte sofort, dass Draco stolz auf Slytherin war. Sein komplettes Zimmer war in den Hausfarben gehalten und Astoria fühlte sich sofort unwohl. Es war ein Gefängnis, eine Zelle, ihr Untergang, ihr schlimmster Albtraum. Schnell vergewisserte sich Astoria, wo all ihre Sachen waren und verkroch sich dann ins Badezimmer und zog sich ihren hässlichsten Schlafanzug an, den sie hatte. Es war eine gewöhnliche Nacht. Keine Hochzeitsnacht. Astoria leierte sich das immer wieder herunter und öffnete vorsichtig die Tür zum Schlafzimmer. Draco hatte bereits die Vorhänge verschlossen und lag auf dem Bett. Er schien noch etwas zu lesen, denn seine Nachttischlampe brannte und ein Buch hielt er vor sich. Und er war nackt!! Okay nicht ganz, denn er trug eine Schlafanzughose, aber wer bitte schön schlief oberkörperfrei? Oder wollte er …? Nein, Astoria wollte es sich gar nicht erst ausmalen. Vorsichtig tapste sie zum Bett. Kurz bevor sie die Bettdecke anheben konnte, wand sich Draco ihr zu. Astoria konnte es nicht glauben, aber sie wurde doch tatsächlich rot unter seinem Blick. „Schicker Schlafanzug!“, meinte Draco lächelnd und Astoria schluckte hart. Ihr Albtraum wurde aber auch immer schlimmer. „Willst du die ganze Nacht dort stehen?“, fragte Draco und klopfte neben sich auf das Bett. Astoria sammelte noch einmal ihren Mut und kletterte dann in das Bett. Schnell schlüpfte sie mit ihren Beinen unter die Decke und legte sich hin. Sie merkte kaum, dass Draco dasselbe tat und sich dann auf seine Seite drehte. „Gute Nacht!“, meinte er noch und schaltete dann das Licht aus. Zunächst lag Astoria erstarrt dar. Doch dann atmete sie erleichtert auf und drehte sich ebenfalls auf die Seite. Sie bekam natürlich nicht mit, dass Draco vor sich hin lächelte. Aber so war es besser, denn sie schlief schnell ein.
 

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In der ersten Zeit ihrer Ehe merkte man kaum in ihrem Umgang, dass sie verheiratet waren. Eher Bekannte, die sich respektierten. Draco war jedoch erleichtert darüber. Für ihn war es ein Wunder, dass Astoria es überhaupt mit ihm aushielt. Er wusste, dass es ihr schwer fiel mit ihm verheiratet zu sein. Immerhin war er früher derjenige gewesen, der ihr das Leben schwer gemacht hatte. Er war es gewesen, der das Böse nach Hogwarts geführt hatte. Der Schuld am Tod des legendären Schulleiters Albus Dumbledore war. Er hatte so viel falsch gemacht und niemals konnte er das Leid, dass er verschuldet hatte, wieder gut machen. Hätte er doch nur einmal den Mut gehabt sich zu widersetzen oder sich lieber selbst zu opfern, als andere. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn er sich dem Dunklen Lord widersetzt hätte und dafür umgebracht worden wäre. Aber er hatte es nicht getan und musste nun damit leben. Damit leben, dass die Menschen ihm nicht vertrauten, vor ihm Angst hatten, ihn verabscheuten und hassten.

Allein dieses Ansehen, das seine Familie nach dem Sturz Voldemorts, erlangt hatten, hatte ihn hoffen lassen, dass er nicht zwangsverheiratet wurde. Er gab es offen zu, dass er eigentlich die schlechteste Partie in der Zauberwelt war. Selbst ein Weasley - mochte er noch so arm sein, wie er wollte – war besser als er. Welche Frau wollte ihn auch schon freiwillig heiraten? Astoria hatte es gemusst und Draco bemühte sich jeden Tag ihr die Ehe so leicht wie möglich zu machen. Oft verschwand er aus dem Haus und kehrte erst spät zurück. Meist schlief Astoria dann schon und Draco erwischte sich oft dabei, wie er ihr beim Schlafen zusah. Sie sah wie ein Engel aus. Draco hasste seine Gedanken, wenn er daran dachte, dass dieser Engel ihm gehörte. Es war Quatsch. Es war genauso wie es Astoria gesagt hatte. Sie gehörte niemandem, nur sich selbst.

„Draco, kann ich dich was fragen?“, fragte Astoria zögerlich und Draco schnürte es wieder das Herz zu, dass sie anscheinend Angst vor ihm hatte. „Natürlich. Was möchtest du?“ „Ich wollte fragen, ob du was dagegen hast, wenn ich meine Ausbildung zur Heilerin beende. Ich hab nur noch zwei Monate, dann ist meine Abschlussprüfung.“, erklärte Astoria schnell. Narzissa, die mit ihm Salon saß, schnaufte auf. „Eine Malfoy arbeitet nicht und schon gar nicht als Heilerin!“ Draco sah, wie Astorias Schultern in sich zusammen fielen. Es schien ihr viel zu bedeuten, diese Ausbildung zu machen. Draco konnte es nachvollziehen. Sein Vater sah ihn auch lieber in der eigenen Firma als im Ministerium. Aber Draco fand die Strafverfolgung und ihre Regelwerke spannend. Er selbst konnte es ja immer noch nicht fassen, dass auf einmal so ein Interesse an Recht hatte. Es war erst mit Voldemorts Sturz gekommen, wo er am eigenen Leib erfahren musste, wie es war, wenn man der Angeklagte war. Draco konnte sich noch gut an die vielen Streitereien mit seinem Vater erinnern, als er ihm mitgeteilt hatte, dass er nicht in die Firma einsteigen würde. Er verfolgte seinen Traum und er würde jetzt auch dafür sorgen, dass auch Astoria ihren Traum leben konnte. „Natürlich kannst du deine Ausbildung beenden!“, meinte er daher und Astorias Augen leuchteten auf. „Wieso denn, Draco? Dann ist sie ausgebildete Heilerin, aber wird den Beruf sowieso nie ausführen. Das ist doch weggeworfene Zeit. Sie sollte sich lieber darauf vorbereiten, die nächste Generation Malfoys großzuziehen!“, meinte Narzissa und das Leuchten in Astorias Augen erlosch. „Wer sagt, dass Astoria hinterher nicht als Heilerin arbeitet?“, fragte Draco und seine Mutter sah ihn genervt an. „Es ist die Tradition, dass die malfoyschen Frauen nicht arbeiten, Draco. Und auch deine Frau wird diesem Beispiel folgen!“ „Nein. Es liegt an Astoria. Wenn sie als Heilerin arbeiten will, dann wird sie es auch tun. Ich werde es ihr jedenfalls nicht verbieten und soweit ich mich erinnere, habe ich allein die Macht zu entscheiden, was mit meiner Frau und meiner Familie passiert!“, entgegnete Draco und erhob sich. „Du wohnst immer noch in meinem Haus und hier sage ich, was in der Familie gemacht wird!“, warf Lucius ein, der in der Tür gestanden hatte. „Vater!“, meinte Draco nur, doch wurde er sofort unterbrochen. „Astoria wird nicht arbeiten und damit Ende des Gespräches. Geht nach oben und macht euch für das Abendessen fertig!“

Wütend sah Draco seinen Vater an, doch wagte er es nicht etwas zu entgegnen. Schweigend gingen Astoria und er in ihr Zimmer, wo Astoria sofort im Kleiderschrank nach einem passenden Kleid suchte. „Danke, dass du dich für mich eingesetzt hast!“, murmelte sie und Draco meinte nur ja ja. Während Astoria weiter nach einem Kleid suchte, holte Draco zwei Koffer hervor und begann den einen mit seinen Sachen zu packen. Als sich Astoria vom Kleiderschrank abwand, um sich umzuziehen, sah sie verwirrt auf ihren Mann. „Was machst du da?“ „Ich packe!“ „Und wohin willst du?“ „Wir!“, meinte Draco und Astoria sah ihn noch immer verwirrt an. „Was?“ „Wir packen, denn wir ziehen aus!“, erklärte Draco. „Ich lass mir von meinem Vater nicht mehr sagen, was ich zu tun habe. Und vor allem lass ich ihn nicht dein Leben bestimmen!“ Astoria lächelte ihn an. Sie sah ihm zunächst weiter zu, wie er seinen Koffer packte, doch dann konnte sie ihre Freude nicht mehr zurückhalten und umarmte Draco. „Danke, danke!“, murmelte sie und auf einmal lagen ihre Lippen auf seinen. Es war nicht, wie bei der Trauung, wo er sie nur flüchtig geküsst hatte. Nein, das hier war intensiver. Am liebsten wäre Astoria in seinen Armen zerschmolzen, doch sie löste sich leicht von ihm. Beide sahen sich schweigend und schwer atmend an, bevor sich Astoria abwandte und ebenfalls ihren Koffer packte. Anders als Draco nahm sie jedoch ihren Zauberstab und Ruckzuck waren all ihre Habseligkeiten in den beiden Koffern verstaut. Gerade wollte Astoria nach ihrem Koffer packen, als Draco ihn bereits vom Bett hob und seinen ebenfalls an die Hand nahm. Ohne zurückzublicken verließ Draco sein Zimmer und auch sein Zuhause. Seine Eltern sahen die beiden nicht mehr und waren auch froh darüber.

„Wohin sollen wir denn jetzt?“, fragte Astoria und Draco sah sie lächelnd an. „Tropfender Kessel?“, fragte er und Astoria musste lachen. Ein Malfoy wollte wirklich in die Allerweltsherberge für Zauberer? Sie hätte gedacht, dass er jetzt nach einem Nobelhotel suchen würde, doch sie hatte sich wieder einmal geirrt. Doch ihr gefiel es. Sehr sogar, denn es zeigte, dass Draco gar nicht wie seine Eltern war und sich auch mit der Zeit verändert hatte. Er war kein Mistkerl mehr, sondern Astoria kam er mit jedem Tag sympathischer vor.
 

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Astoria und Draco waren jetzt bereits ein halbes Jahr verheiratet. Sie wohnten nun in einer kleinen drei-Zimmer-Wohnung in der Winkelgasse. Draco hatte die Einrichtung ganz Astoria überlassen und nur kleine Anmerkungen gemacht, wie er sich seine Wohnung vorstellte.

In der Zeit, wo Astoria im Prüfungsstress war, hatte er soweit wie möglich alles übernommen, damit sie ihre Zeit fürs Lernen verwendete. Natürlich war sie Jahrgangsbeste gewesen. Draco war stolz auf sie und hatte eine kleine Überraschung für sie gehabt. Da Astoria erst abends ihre Ergebnisse erfahren hatte, hatte Draco einen Tisch in einem sehr teuren Restaurant bestellt und sie hatten einfach herrlich gegessen. Danach war er mit ihr ein bisschen unter dem Sternenhimmel spazieren gegangen, bevor sie gemeinsam zurück in ihre Wohnung gekehrt waren. Dort hatte eine Flasche Champagner auf sie gewartet und Draco und sie hatten sich auf den kleinen Balkon ihrer Wohnung gesetzt und die ganze Nacht über sich unterhalten. So hatte Astoria sehr viel über ihren Ehemann erfahren und ihr vorheriges Bild bekam Sprünge. Er war nicht so, wie sie dachte. Er war besser.

Niemals hätte es Astoria sich träumen lassen, dass sich Draco Malfoy mit ihr über ihren Job an einer Privatklinik freuen würde. Eigentlich hatte Astoria nicht an eine Privatklinik gewollt, doch wollte sie es Draco nicht noch schwerer mit seinen Eltern machen, als es sowieso schon war. Seit sie beiden einfach abgehauen waren, bekam Draco jeden Tag Besuch von seinem Vater bei der Arbeit und musste sich anhören, was sie beiden doch für eine Schande für die Zaubererschaft seien. Was Astoria verwunderte war, dass es Draco ziemlich egal war, was seine Eltern von ihm dachten. Er schien sie komplett aus seinem Leben gestrichen zu haben. Ihr selbst fiel es nicht so leicht.

Auch ihre Eltern waren nicht sehr begeistert von ihrer Flucht aus Malfoy Manor und dass sie noch arbeitete. Doch Astoria konnte nicht so einfach wie Draco ihre Familie hinter sich lassen. Ein wichtiger Grund war nämlich ihre Schwester. Wenn sie mit ihren Eltern brechen würde, dann würde sie auch Daphne verlieren und somit den wichtigsten Menschen aus ihrer Familie. Außerdem konnte Astoria ihre Familie nicht aufgegeben, da ihre kleine Nichte sie einfach verzaubert hatte. Auch jetzt wieder.

Daphne war heute zu Besuch gekommen, da die beiden Greengrassschwestern ein gemeinsames Weihnachtsfest planten. Die kleine zwei Monate alte Helene hielt Astoria auf den Arm und knuddelte sie immer wieder, da sie den Duft ihrer Nichte und auch diesen kleinen Babykörper so liebte. Erst jetzt merkte Astoria, dass sie sich selbst ein Baby wünschte. So ein kleines Mädchen, das sie mit Kleidchen verwöhnen konnte, wäre wirklich ein Traum. Oder auch ein Junge, der alles anfassen musste, weil er genauso neugierig wie seine Mutter war. Aber wie sollte sie ein Baby bekommen, wenn sie noch nicht einmal mit ihrem Mann schlief? Astoria war zwar anfangs froh gewesen, dass Draco sie nicht angefasst hatte und sie auch zu nichts drängte. Doch je länger sie verheiratet waren, umso komischer wurde ihr. Ihr einstiger Hass war verflogen. Astoria sehnte immer ihren Feierabend herbei und wartete auch immer ungeduldig in ihrer Wohnung auf Draco. Es war komisch, doch irgendwie schien es, als hätte sich Astoria in Draco Malfoy verliebt.

„Du kümmerst dich immer so rührend um Helene!“, bemerkte Daphne. „Sie macht es mir leicht!“, antwortete Astoria und Daphne sah sie grübelnd an. „Wenn es dir so leicht mit ihr fällt, dann hast du doch sicherlich nichts dagegen, wenn ich eben einkaufen gehe oder? Ich mag sie nicht in jeden Laden mit reinnehmen, aber ich brauche dringend neue Sachen. Durch die Schwangerschaft musste ich meinen kompletten Kleiderschrank ausrangieren und jetzt sind mir wieder alle Sachen zu weit.“ „Kein Problem. Ich hab heute frei und ich glaube, Helene und ich werden heute viel Spaß haben.“, meinte Astoria und schob bereits ihre Schwester zur Tür hinaus, die sie noch einmal auf alles hinwies. Als die Tür endlich zu war, sah Astoria zu ihrer Nichte und lächelte. Endlich war sie mit ihr allein. Was Astoria jedoch nicht gedacht hatte war, dass ihre Nichte keine zehn Minuten später einschlief und die lustige Zeit erst einmal beendet war. Und obwohl Astoria die Kleine nur in ihr Reisebettchen hätte legen müssen, schlief sie mit ihr im Arm auf dem Sofa ein.

So fand Draco seine Frau vor, als er aus dem Ministerium zurückkehrte. Sie schlief wieder wie ein Engel auf dem Sofa und hielt in ihrem Armen ein kleines in pink gekleidetes Mädchen. Draco Herz schwoll an und Sehnsucht machte sich in ihm breit. Das wollte er haben. Astoria und ein kleines Baby. Sein Baby!

Vorsichtig ging Draco auf Astoria zu und setzte sich neben sie auf den Boden. Zärtlich strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und erschrak fast, als seine Frau die Augen öffnete. „Hallo, …“, murmelte er und Astoria lächelte. „Na, hat dich Helene geschafft?“ „Nein. Sie ist nach zehn Minuten eingeschlafen und es war so langweilig. Niemand war da.“ „Es tut mir leid. Ich wollte heute auch frei haben, aber bei uns ist gerade eine Grippewelle und meine Kollegen fallen reihenweise aus.“ „Hey, kein Problem.“, meinte Astoria und setzte sich auf. Schweigend sahen sich die beiden an bis Astoria die stille durchbrach. „Draco? Warum rührst du mich nicht an?“, fragte sie heraus und ihr Mann sah sie leicht verwirrt an. „Ich berühr dich doch ständig.“ „Du umarmst mich, du hälst mich fest. Ja, das machst du. Aber warum will du nicht mit mir schlafen?“ „Willst du das?“, fragte Draco nach und Astoria sah ihn finster an. „Ja ich will das. Aber ich verzichte lieber darauf, wenn du mir nur einen Gefallen tun willst.“ Draco lächelte breit. „Natürlich will ich dich lieben. Ich dachte nur, dass du es nicht willst.“ „Ich will es aber. Und ich will auch eine richtige Ehe. Ich will als Heilerin arbeiten und wissen, dass du immer hinter mir stehst. Ich will mit dir glücklich werden. Ich will ein Baby von dir. O, Draco, ich hab mich in dich verliebt, obwohl ich es nicht wollte.“ „Mhm. Du willst also eine richtige Ehe? Was führen wir denn im Moment? Eine Scheinehe?“ „Ja, du kommst mir eher wie ein Freund vor, als wie mein Mann!“ „Okay, hab verstanden. Richtige Ehe.“, meinte Draco und schob wieder eine Strähne hinter ihre Ohren. „Astoria, ich möchte auch, dass du als Heilerin arbeitest. Nicht weil du es musst oder weil wir es nötig haben, sondern nur aus dem Grund, dass es dich glücklich macht anderen Menschen zu helfen. Außerdem bin ich unheimlich stolz auf dich, weil du selbstständig bist und dir nicht so einfach, was sagen lässt.“ Astoria traten kleine Tränen in die Augen. Es rührte sie, dass ihr Mann voll und ganz hinter ihr stand. Es tat gut zu wissen, dass man Unterstützung hatte. „Und ich will auch mit dir glücklich werden, Astoria, weil ich dich mehr liebe als mein Leben. Weil ich schon aufgehört habe an Liebe zu glauben und du mir erst die Augen geöffnet hast. Und ich würde mich sehr geehrt fühlen, wenn du mein Kind unter dem Herzen trägst!“, gestand Draco und eine Träne nach der Anderen kullerte über Astorias Wange. „War das gerade eine Liebeserklärung?“ „Sieht so aus.“, meinte Draco und wischte Astoria die Tränen weg. „Lass und Helene so schnell wie möglich wieder ihrer Mutter übergeben und dann zeig mir, wie sehr du mich liebst!“, befahl Astoria und küsste Draco stürmisch.
 

Alles, was man vergessen hat, schreit im Traum um Hilfe. (Elias Canetti)

... kann ein Leben neu beginnen

Er hatte seinen besten Freund, seine bessere Hälfte, seinen Ausgleich und seinen Zwilling verloren. Und warum? Weil so ein durchgeknallter Zauberer unbedingt einen Krieg führen wollte. Ja, er und Fred hätten nicht mitkämpfen müssen, doch das ging gegen ihre Prinzipien. Außerdem war das Leben doch sonst zu langweilig, wenn man nicht ab und zu ein bisschen Action hatte. Aber es hätte nie so enden müssen. Warum ausgerechnet Fred? Warum konnte nicht einfach so ein bescheuerter Todesser für seinen Bruder sterben?

George schlug mit der Hand gegen die Wand. Das gesamte Zimmer war abgedunkelt. Schon seit Wochen hatte er kein Sonnenlicht mehr gesehen, da er sich hier versteckte. Oder besser gesagt, er konnte es nicht ertragen. Einfach alles erinnerte ihn an seinen Bruder und es tat weh. Selbst hier in seinem Schlafzimmer war es so schlimm. Vielleicht lag es daran, dass unter ihrer Wohnung ihr vierstöckiges Geschäft lag. George konnte, sobald er mit seinem Ohr auf dem Boden lag, die begeisterten Rufe seiner Kunden hören. Früher hatte es ihn immer begeistert und zusammen mit Fred hatte er bereits über weitere Erfindungen nachgedacht. Es war gerade so, als ob die Begeisterungsstürme ihnen die Ideen in den Kopf gelegt hatten. Aber jetzt? Jetzt war der Schmerz einfach zu groß.

George wanderte durch sein Zimmer und strich sich verzweifelt durch die Haare. Wie sollte er überhaupt weiter machen? Er war nie alleine gewesen. Es gab immer nur Fred und George. Sie waren die Vorzeigezwillinge. Selbst ihre Mutter hatte sie ja nicht mehr auseinander halten können. Sie waren die Clowns gewesen. Ein unzertrennliches Gespann, das jeden zum Lachen bringen konnte. Selbst Snape hatten sie zum Lachen gebracht. Er hätte es zwar nie freiwillig zugegeben, doch die Weasley-Zwillinge hatten ihn dabei erwischt, als sie sich wieder heimlich in sein Büro geschlichen hatten, damit sie Zutaten für ihre Experimente bekommen konnten. Es tat gut zu wissen, dass selbst ein so kalter Mensch über ihre Scherze lachen konnte. Doch jetzt würde er das nie wieder hinbekommen, denn allein schaffte er nichts. Überhaupt nichts. Verzweifelt ließ sich George auf sein Bett fallen, doch schon im nächsten Moment rollte er sich wieder herunter, da es an der Tür klopfte. So langsam wie möglich schlich George zur Tür. Vielleicht für derjenige, der es tatsächlich wagte, ihn zu nerven, schnell wieder zu verschwinden. Bis jetzt hatte es auch immer geklappt, doch sein heutiger unerfreulicher Besucher war einfach ein Dickkopf.

„GEORGE, mach endlich diese Tür auf!“, schrie Charlie und George seufzte auf. Seinen älteren Bruder konnte er nicht mit Ignorieren vertreiben. Also entriegelte er das magische Sicherheitsschloss und öffnete die Tür. „Merlin hilf. Wie siehst du denn aus? Hast du Snapes Unterhosen gegessen?“, fragte Charlie total geschockt und drängte sich in die Wohnung. „Und was ist mit deiner Wohnung passiert? Sind hier Trolle durchgerast?“ „Was interessiert es dich? Wohnst du hier?“ „Ja und zwar seit gerade!“ „Hä?“ „George, du schaffst es nicht alleine aus diesem Lochen und deswegen helfe ich dir jetzt dabei.“, erklärte Charlie und George funkelte ihn finster an. „Fred ist noch keine vier Wochen tot und ich soll schon wieder in den Alltag zurück?“ „Fred ist seit drei Monaten tot!“ „Nein, wir haben ihn doch erst gestern beerdigt!“, schrie George auf und wollte auf seinen Bruder losgehen, doch dieser entwaffnete ihn schnell und drehte seinem kleinen Bruder die Arme auf den Rücken. „Find dich damit ab, George. Wir alle müssen weitermachen auch wenn es uns schwer fällt.“ „Du weißt doch gar nicht, was Fred für mich war. Er war alles für mich!“ „Nein, ich weiß nicht, was euch beiden verbunden hat. Aber es muss stark sein, denn ihr beiden seid die besten Zwillinge der Welt.“ „Waren, denn Fred ist nicht mehr da. Er kann nicht mehr seine Träume verwirklichen.“ „Aber du kannst deine verwirklichen. Glaub mir, George, Fred hätte niemals gewollt, dass du dich selbst und deine Zukunft aufgibst. Er lebt in dir weiter, weil du ihn liebst, weil du sein Seelenverwandter warst, sein Zwilling. Niemand kennt euch beiden besser als der jeweils andere Zwilling. Und wann ward ihr beiden nur ein einziges Mal nicht einer Meinung.“ „Bei Frauen, obwohl …“, George wurde leiser, denn es gab ein einziges Mädchen, wegen dem sie sich beide gestritten hatten. Nur eins. Sie war etwas besonderes, wie Fred.

„Na Merlin sei Dank. Ich will mir nicht vorstellen, dass ihr beiden auch noch auf ein und dasselbe Mädchen steht. Argh.. ein schreckliches Bild!“, Charlie schüttelte sich vor Schauder und George musste einfach lachen. Genau die gleiche Reaktion hatten er und Fred gehabt, als sie zum ersten Mal Interesse an Mädchen gehabt hatten. „Weißt du… es tut richtig gut, wieder dein Lachen zu hören. Früher hat es mich oft kirre gemacht, wenn ihr beiden über irgendeinen Scherz wieder gelacht habt, da ich ja meistens das Opfer war. Aber jetzt hört es sich irgendwie nach Erholung und Zukunft an.“, meinte Charlie und George verzog sein Gesicht, da ihm die Streiche wieder einfielen. „Hey, George, du darfst an ihn denken und auch den Schmerz fühlen, aber hör auf dich fertig zu machen.“ „Das sagt sich so leicht. Immerhin lebe ich noch und mein Bruder ist tot.“ Charlie nickte nur und räumte bereits einige Sachen aus dem angrenzenden Wohnzimmer auf. „Was machst du da?“ „Ich mache deine Wohnung wieder wohnlich!“ „Hör auf, das ist von Fred!“, schrie George auf und Charlie nahm ihn hart an den Oberarmen. „George, du kannst nicht alles von ihm aufbewahren. Du musst dich von Sachen trennen. Und vor allem können Freds Sachen nicht mitten in der Wohnung herumliegen. Wir machen das jetzt so. Ich räume alle Sachen in Freds Zimmer und wenn du soweit bist, dann suchst du dir bestimmte Dinge von ihm aus und behälst sie. Der Rest aber geht weg, denn sonst schaffst du es nie!“ „Das ist nicht deine Entscheidung.“ „Doch ist sie, denn es geht hier um meinen anderen Bruder. Meinen Bruder, der noch lebt und gerade drauf und dran ist, sich selbst umzubringen, da er in einer Müllhalde lebt, keinen Bissen zu sich nimmt und bestimmt nicht genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, der keine Menschen mehr sieht, sondern nur vor sich her vegetiert.“, schrie Charlie ihn an. „Und jetzt, Freundchen, mach ich dir eine warme Mahlzeit, die aufgegessen wird.“ Und schritt mit energischen Schritten in Richtung Küche, wo er die Schränke vor Wut fast aus den Angeln riss.

George sah eine Weile auf den Berg, den Charlie bereits angehäuft hatte. Er wusste ja selbst, dass er endlich wieder anfangen musste zu leben, doch es war so schwer. Es war so schwer alleine. „Jetzt komm!“, rief Charlie und George fühlte sich irgendwie erleichtert, auch wenn die Stimme seines Bruders nicht gerade nett klang. Er war nicht alleine und würde auch nicht alleine sein.

Obwohl er keinen Appetit hatte, aß George den ganzen Teller leer. Vielleicht half es ihm auch, dass Charlie die ganze Zeit von seiner Arbeit mit den Drachen redete und ihn immer wieder leicht zum Lachen brachte. Es tat gut wieder zu lachen. Es war befreiend. Ein leichter Hoffnungsschimmer keimte in ihm herauf.
 

Eine Woche nachdem Charlie bei George eingezogen war, war der einsame Zwilling endlich wieder soweit, dass er die Wohnung verlassen konnte. Jedoch befolgte er Charlies Rat und ging noch nicht in ihren Zauberscherzeladen, ach nein, seinen Zauberscherzeladen. Das war auch ein Tipp von Charlie gewesen. George sollte nicht mehr von ihren Sachen oder wir reden, sondern nur noch von sich selbst. Es war zwar ungewohnt, da er immer alles mit Fred geteilt hatte und auch immer dieses Wir-Gefühl verspürt hatte, doch es entlastete ihn.

Ohne ein bestimmtes Ziel ging George durch die Winkelgasse. Hier hatte sich in den letzten drei Monaten einiges getan. Die vorher so triste und eher schwarz wirkende Einkaufsmeile war nun wieder mit Leben gefüllt und auch die Farben machten richtig Lust auf Shoppingtouren. Ab und an traf George auf einen Bekannten, doch hielt er sich nie lange bei jemandem auf oder winkte auch nur kurz. Zum Glück sprach ihn auch niemand direkt an oder lud ihn auf irgendeine fantastische Party ein, denn George wusste, dass er das noch nicht schaffen würde. Jeder erwartete auch von ihm, dass er immer noch der George war, den sie kannten. Und wenn er zu sich selbst ehrlich war, dann wollte er seine Mitmenschen auch nicht enttäuschen. Er war früher der Klassenclown gewesen und würde auch irgendwann wieder seine lustige Seite wieder finden. Es war alles nur eine Frage der Zeit.

George kam gerade an der Eisdiele vorbei und wäre auch eigentlich dran vorbei gegangen, da ihm viel zu viele Leute dort saßen. Es war Sommer und dieses Jahr zeigte er sich von seiner schönsten Seite. Da war es auch kein Wunder, dass jeder eine Abkühlung suchte. Doch unter all den Zauberern erkannte George jemanden. Besser gesagt erkannte er drei Mädchen, die jetzt eher Frauen waren. Auch war er nicht durch alle drei auf sie aufmerksam geworden, sondern nur durch den schwarzen Wuschelkopf. Angelina Johnson, das einzige Mädchen in das Fred und George beide verliebt waren. Doch George hatte zurückgesteckt…
 

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„ANGI!“, Katie lief total verwirrt durch die gemeinsame Wohnung. Angelina bedauerte es, dass sie sich nicht alleine ein neues Zuhause gesucht hatte. Es war manchmal echt nervig mit den beiden besten Freundinnen zusammen zu leben. „Ich versteh dich nicht. Seit drei Monaten bist du wie ein Roboter. Du schläfst, isst, arbeitest und gehst dann wieder schlafen. So kann es nicht weiter gehen.“ „Nicht jeder ist so glücklich wie du, Katie. Ich habe meinen Freund verloren!“ „Ja und es ist schlimm. Aber, Angi, du musst doch auch leben.“ „Fred hat sein Leben nie gelebt!“ „O Merlin ja. Freds Leben war kurz, viel zu kurz, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, dein Leben an dir vorbeilaufen zu lassen. Also auf, Madam. Wir gehen Shoppen!“, befahl Katie und zog bereits an Angelinas Oberarm. Diese wehrte sich zwar, doch Alicia kam Katie sofort zur Hilfe und so sah sich Angelina eine halbe Stunde später im Kleidershop wieder.

Früher war sie genauso gerne wie ihre Freundinnen Shoppen gegangen. Sie hatte sich dann schon jedes Mal darauf gefreut, wie Fred sie ansah, wenn sie ihm ihre neusten Errungenschaften präsentierte. Seine Kommentare waren einfach einmalig gewesen. Einmal hatte sie einen roten Pulli gekauft, der ein bisschen weiter war. Angelina hatte ihn gekauft, da sie in den Wintern immer fror und sie sich dachte, dass sie darunter noch viele T-Shirts oder so tragen konnten. Fred hatte angefangen zu lachen und meinte nur, sie sähe aus wie eine Erdbeere. Zunächst war sie schockiert gewesen, doch ein Blick in den Spiegel und sie selbst konnte es kaum fassen, dass sie dieses Ungetüm von Pullover tatsächlich gekauft hatte. Aber sie hatte es trotzdem getragen. Zwar immer nur, wenn sie spätabends noch alleine im Gemeinschaftsraum saß und lernte, aber sie hatte ihr Geld wenigstens nichts verschwändet. Der einzige, der auch wusste, dass sie diesen Pulli trug, war Fred gewesen, der ihr jedoch immer rechtzeitig Bescheid gegeben hatte, wenn jemand anderes den Gemeinschaftsraum zu nahe kam.

„Angi! Was sagst du diesem Kleid?“, fragte Katie und drehte sich einmal vor ihr im Kreis. Das rote trägerlose Bustierkleid stand Katie einfach perfekt. Es umspielte ihre kleine zierliche Figur und machte sie fraulicher. „ Es sieht fantastisch aus, Katie!“, antwortete Angelina deshalb auch ehrlich. „Meinst du, es gefällt Oliver?“ „Oliver?“, fragte Angi nach, da sie nicht wusste, über wen ihre beste Freundin sprach. „Na Wood eben!“, meinte Katie leicht pikiert. „Wieso soll es ihm gefallen?“, fragte Angelina nach. Sie konnte sich beim besten Willen nicht denken, warum Katie so darauf aus war, dass ihr ehemaliger Kapitän an ihrem Kleid interessiert war. „Weil ich mit ihm seit drei Monaten zusammen bin?“, fragte Katie sauer nach. „Warum hast du da nie erzählt?“, fragte Angelina erstaunt und Alicia lachte neben ihr. „O Merlin, Angi, wo warst du denn die letzten drei Monate mit deinen Gedanken. Es vergeht kein Tag an dem unsere kleine Katiemaus hier nicht von dem schlimmsten Quidditchtyrannen der Welt spricht.“ Angelina schluckte. Sie hatte wirklich nicht mitbekommen, wie ihre beste Freundin glücklich liiert war. Was war sie nur für eine schlechte Freundin. „Es tut mir leid.“, murmelte sie vor sich hin und Katies Gesichtsausdruck wurde weicher. „Macht nichts. Wir wissen doch, dass es dir im Moment schwer fällt. Aber ich hab jetzt Hunger. Lasst uns bei Gonzo vorbeigehen und uns eine riesen Portion Eis bestellen!“, schlug Katie vor und verschwand so schnell es ging wieder in der Umkleide. Fast genauso schnell, wie sie in das Kämmerchen verschwunden war, stürmte sie auch schon wieder heraus und steuerte die Kasse an.

In der Winkelgasse herrschte wieder einmal hecktisches Treiben, doch die drei Frauen genossen es, im Eiscafé zu sitzen und die Leute zu beobachten. „Boah, seht euch mal den an!“, stöhnte Alicia auf und die beiden anderen mussten losprusten. Alicia hatte einen alten Zauberer entdeckt, der in Pink karierter Hose und orangefarbenden T-Shirt herumlief. Es sah einfach zu schräg aus. Doch dann überkam Angelina wieder diese Trauer, da sie eine Person erblickte, die sie zu sehr an ihren Verlust erinnerte. Er war sein Zwilling, sah ihm zum verwechseln ähnlich, war fast genau wie er gewesen, doch sie beiden hatten nie ein so gutes Verhältnis gehabt, wie sie und Fred. Er war einfach nicht Fred.

„Hey, seht mal, da ist George!“, rief Alicia auf und sprang auch sofort von ihrem Platz auf. Sie und George waren beste Freunde. Er hatte ihr in Hogwarts viele Tipps gegeben, wenn sie wieder einmal nicht wusste, wie sie einen Jungen auf sich aufmerksam machen sollte. „Nicht Alicia!“, meinte Angelina. Sie wollte ihn nicht in ihrer Nähe haben. Er riss nur die Wunde wieder auf. Doch das Glück war ihr fern, denn schon zog ihre beste Freundin ihren Schrecken zu ihnen an den Tisch. „Setz dich, George. Willst du auch ein Eis?“ „Nein, Kaffee reicht.“, murmelte George nur und Angelina runzelte die Stirn. Er war nicht mehr der George, den sie alle kannten.
 

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George schlürfte an seinem Kaffee und hörte den Mädchen bei ihren Gesprächen zu. Dabei bemerkte er, dass Angelina nur wenig bis fast gar nichts sagte und ihn immer wieder verwirrt ansah. „Lasst uns zu George Laden gehen. Bestimmt hat er wieder wunderbare neue Süßigkeiten!“, meinte Alicia und George versteifte sich. Er wollte nicht dahin. Das war sein und Freds Lebenswerk und Fred war tot. „Ihr könnt gerne hin, aber ich hau ab. Ach so und, Ali, es gibt keine neuen Süßigkeiten.“, erklärte George und die drei Frauen sahen ihn erstaunt an. „Ich kann das nicht!“, meinte er nur und Alicia schnaufte auf. „Natürlich kannst du und wir werden dich jetzt auch begleiten.“, sagte sie bestimmt und erhob sich zusammen mit Katie, die Angelina mit sich zog. Alicia nahm sich da lieber George vor und schob und zerrte ihn durch die komplette Winkelgasse bis zu dem buntesten Laden. George schluckte, als er daran dachte, wie er sich zusammen mit Fred über die Aufmachung Gedanken gemacht hatte. Farbenfroh, lustig, mit Spezialeffekt, ein Hingucker. Eins musste George zugeben. Er und Fred hatten super Arbeit geleistet. Ihr Laden fiel sofort auf.

„George, war machst DU hier?“, schrie Charlie auf einmal los, der aus dem Laden gestürmt kam. „Was soll er hier wohl schon machen, Weasley!“, stellte sich Alicia vor ihren besten Kumpel. „Es ist George Laden und er kann ja wohl kommen, wann er will.“ „Du hast keine Ahnung was George kann und was nicht!“ „Doch hab ich, ich bin seine beste Freundin!“ „Ach wirklich? Und wo warst du die letzten drei Monate?“, schrie Charlie sie an und George wollte auf sich aufmerksam machen. Es war nicht richtig, dass sich sein Bruder mit seiner Freundin anlegte. „Ich war bei Angi und außerdem war George nie da, wenn ich ihn besuchen wollte.“ Ah, Alicia war es gewesen, die jede Woche zur gleichen Zeit bei ihm geklingelt hatte! „Weil er sich in sein Zimmer verkrochen hat! George, hat drei Monate nur dahinvegetiert. Ich lasse nicht zu, dass ihr seine Fortschritte aus zwei Wochen harter Arbeit zerstört.“ Und schon packte Charlie seinen Bruder und wollte ihn zurück in seine Wohnung bringen, doch George schüttelte nur den Kopf. „Charlie, lass es mich versuchen. Ich muss sowieso bald wieder arbeiten. Es geht nicht an, dass ich Freds Traum zerplatzen lasse! Du kannst gerne mitkommen und mich zur Not rausschmeißen.“, meinte George und Charlie nickte. „Ich nehme dich beim Wort.“ Zu Fünft betraten sie den wohl beliebtesten Laden in der Winkelgasse. Wie jeden Tag hörte man das fröhliche Lachen der Kundschaft. Es war ein Paradies.

George hatte geglaubt, dass dieser Laden ihn nur noch quälen würde, doch so war es nicht. Es schien als könnte er zum ersten Mal wieder richtig durchatmen. Das hier hatte er mit aufgebaut. Seine Ideen waren in diesen Laden geflossen und er wusste eins. Dieser Laden würde eine bleibende Erinnerung an seinen Bruder bleiben und er allein wollte diese Erinnerung aufrecht erhalten. Er sah Rico, einen der zehn Verkäufer, wie er gerade eine Kundin bediente. „Nein, Miss, das gehört nicht mit zum Hogwarts-Pakett. Die Trüffel-Pralinen gehören zum Valentinstags-Angebot, das jedoch erst im Februar wieder zur Verfügung steht.“, erklärte er und George schüttelte nur den Kopf, als er sah, dass sein Angestellter nichts unternahm, als die Frau die Pralinen wieder weglegen wollte. „Ah, Rico, ich glaub, das können wir schon irgendwie regeln!“, mischte er sich ein und sowohl Käuferin als auch Verkäufer sahen ihn an. „Sie wollen also die Trüffelpralinen mit dem Hogwarts-Paket verbinden?“ „Ja, aber dieser nette Mann hier hat mir schon erklärt, dass die Pralinen nicht zum Paket gehören.“ „Stimmt auch, aber wie ich sehe, haben sie gar nicht die Schnupfpastillen in ihrem Paket!“ „Ja, meine Tochter verträgt sie nicht besonders gut. Aber sie liebt die Pralinen.“, erklärte die Käuferin und George sah sie entschuldigend an. „Das tut mir leid, aber ich mach Ihnen das Angebot, dass sie die Pralinen dafür im Paket bekommen und ich mich sofort daran setzen werde, dass auch ihre Tochter die Schnupfpastillen genießen kann.“ „Oh, das ist aber nett, Mister…“ „Weasley, George Weasley!“ „Oh, der Chef persönlich!“ „Ja, wir würden uns sehr freuen wenn sie bald wieder kommen!“, verabschiedet George die Käuferin.

„George, es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass wir in dem Hogwarts-Paket auch Sachen tauschen können.“ „Tun wir auch normalerweise nicht. Aber wenn du siehst, dass ein Teil nicht dabei ist und jemand höfflich nachfragt, dann kannst du auch eine kleine Veränderung durchgehen lassen.“, erklärte George und ging dann weiter durch den Laden. Was er nicht mitbekam, war das fassungslose Gesicht seines Bruders. „Ich fass es nicht. Da sitzt der Kerl drei Monate in seinem Zimmer und hier erinnert einfach nichts mehr an das Wrack, das ich erlebt habe!“ „So schlimm war es?“ „Schlimmer noch. Ich glaube, wir alle können nie das empfinden, was George zu seinem isolierten Leben getrieben hat. Fred war sein Zwilling und Zwillinge haben immer besondere Bindungen.“, erklärte Charlie und Angelina verdrehte nur die Augen. „Ich find es einfach nur erstaunlich, dass er so schnell über seinen Tod hinweg ist und in sein altes Leben zurückgekehrt ist.“ „Das ist er nicht. Ganz bestimmt nicht. George und Fred haben ihr gesamtes Leben zusammen verbracht. Sie haben gemeinsam ihre Produkte entwickelt und an sich ausprobiert. Sie haben gemeinsam Streiche ausgeheckt und diesen Laden hier entstehen lassen. Meinst du nicht, dass es gerade George schwer fällt. Das alles erinnert ihn daran, dass er und Fred unzertrennlich waren. Unsere Mum hat immer den Witz gerissen, dass Fred und George bestimmt auch ihre Frau teilen würde. Du siehst, George wird niemals über den Tod seines Bruders hinwegkommen. Er will nur sein Andenken aufrecht erhalten und der beste Weg dafür ist nun einmal aus Weasleys zauberhaften Zauberscherzen ein Imperium zu erschaffen.“, Charlie trat für seinen Bruder ein, doch Angelina war noch immer nicht von George angetan und durchstöberte alleine den Laden.

„Sie ist so negativ eingestellt und sieht nur noch das Schlechte in der Welt!“, bemerkte Alicia und Katie stimmte ihr zu. „Aber immerhin ist ihre Liebe gestorben. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie ich mich fühlen würde, wenn Oliver etwas passiert.“ „Oliver passiert schon nichts. Dafür hat er einen zu sturen schottischen Dickkopf!“, bemerkte Alicia und Katie lachte leise. „Aber ist dir aufgefallen, dass Angelina mehr von George erwartet? Früher hat sie immer das Beste von Fred gefordert und auf einmal waren die beiden ein Paar.“ „Mhm, kann schon sein.“, meinte Katie. „Fred und George haben sie beide geliebt!“ „Wie bitte?“ „Sowohl Fred als auch George waren in Angelina verliebt und ich glaube, George ist es sogar noch.“ „O Merlin wie schlimm! Woher weißt du das?“ „Fred hat es mir erzählt kurz bevor er mit Angelina zusammen kam. Er wusste nicht weiter, da er so glücklich war, doch gleichzeitig wollte er George nicht verletzten. Zum Glück hat uns George belauscht und hat Fred dann sein Okay gegeben. Damals fand ich George richtig stark für seine Entscheidung, doch heute bin ich mir da nicht so sicher.“, erzählte Charlie. „Vielleicht sollten wir den Beiden mal auf die Sprünge helfen.“, bemerkte Katie und ein Glitzern erschien in ihren Augen. Auch ihre beiden Kumpanen schienen von der Idee sehr angetan und lehnte sich an die Regale, um sich versteckt einen Plan auszudenken.
 

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George verbrachten den kompletten restlichen Nachmittag in seinem Laden und sah sich alles nach seiner Richtigkeit an. Normalerweise war er kein Ordnungsfanatiker oder auch Kontrollfreak, aber wenn er wieder richtig einsteigen wollte, dann musste er einfach alles wissen. Es gab jetzt keinen Fred mehr, der ihm unter die Arme greifen konnte.

„Hast du ihn schon so schnell vergessen?“, fragte auf einmal Angelina hinter ihm ohne zusammen hang. Der Laden war bis auf drei Kunden bereits leer und die Angestellten gingen einer nach dem anderen nach Hause. George stand im Lager und überprüfte die Vorräte. „Ich werde ihn nie vergessen!“, antwortete er mit einem Klos im Hals. „Es kommt mir aber so vor. Du tust gerade so, als wäre er nie da gewesen.“ „Das stimmt nicht. Fred ist überall. Das hier war vor allem sein Traum. Er war immer derjenige von uns, der das Träumen nie aufgegeben hat. Und das hier ist auch eigentlich nicht unser Laden, sondern seiner ganz allein. Und deshalb muss hier alles laufen, damit Freds Traum wahr wird.“ „Und was ist dein Traum?“ George sah sie fragend an. „Na, du hast mir gerade gesagt, dass der Laden Freds Traum war. Was ist dein Traum, George.“ „Das ich die Liebe wieder finde!“ „Oh, an wen hast du denn dein Herz verschenkt?“ George schwieg. Er würde jetzt ganz bestimmt nicht verraten, dass er Angelina liebte. Dass er die Freundin seines toten Bruders noch immer liebte.

„Es ist nicht schlimm, wenn du es nicht verrätst. Ich dachte nur…“, Angelina verstummte. „Was dachtest du?“ „Es tut so weh an ihn zu denken!“, schluchzte Angelina und George zog sich das Herz zusammen. Sie sollte nicht weinen. George ging auf sie zu und führte sie zu einer vollen Kiste, auf die er sich mit ihr setzte. Gerade nahm er sie in den Arm, damit sie sich nicht so alleine fühlte, als die Tür zufiel. „Was?“, konnte George nur hervorbringen und hastete los um die Tür wieder zu öffnen. Er wusste, dass die Tür nur von außen zu öffnen war und dann auch nur mit einem Schlüssel.

„Hallo? Ist da noch jemand?“, rief er und trommelte dabei gegen die Tür. „George, was machst du da?“ „Die Tür ist zu.“ „Na und? Dann mach sie einfach auf.“ „Geht nicht. Die Tür geht nur von außen und mit einem Schlüssel auf. Das ist eine von Freds Vorsichtsmaßnahmen gewesen gegen Diebstahl.“ „Oh!“, kam es von Angelina kurz bevor sie wie eine Furie an die Tür schlug und nach Hilfe rief. „Da ist niemand mehr, Angi!“ „Doch Katie und Alicia waren vorhin noch da. Sie müssen doch merken, dass wir noch nicht wieder hier raus sind.“, jammerte Angelina und George zog ihre Hände an seine Brust. Die zu Fäusten verkrampften Finger massierte er leicht. „Was ist los, Anig?“ „Ich hab Angst, wenn ich eingeschlossen bin!“, gestand Angelina leise und George zog sie an sich. „Du bist nicht alleine, Angi!“, tröstete er sie. „Außerdem können wir auch nicht verhungern, denn ich hab viele Kartons mit frischen Pralinen entdeckt!“, grinste er sie an und machte sich sofort auf die Suche nach dem besagten Kartons.

Angelina lachte, als sie ihn so durch das Lager streifen sah. „George, hör auf. Es wird wohl bald einer kommen, der uns hier rausholt!“, meinte sie und setzte sich gegen einen Karton gelehnt auf den Boden. „Aber mit Schokolade macht es mehr Spaß eingeschlossen zu sein!“, kam prompt die Antwort und George hielt der Schwarzhaarigen ein Pralinenkästchen hin. „Und da ist wirklich keine Überraschung drin?“ „Würde ich es sonst selbst essen?“, stellte George die Gegenfrage und steckte sich eine Praline in den Mund. „Ja würdest du.“, antworte Angelina und nahm sich selbst die Schokoladenköstlichkeit. „Fred fände das jetzt wieder urkomisch!“, bemerkte George nach einer Weile. „Ja, er würde nie so reagieren wie du. Ihr beiden seid euch so ähnlich in manchen Dingen, doch eigentlich seid ihr grundverschieden. Fred hätte sich über mich lustig gemacht, während du mich einfach in den Arm genommen hast.“, erzählte Angelina und George grinste sie schief an. „Es ist aber auch wirklich komisch, dass du Angst hast irgendwo festzusitzen.“ „Hey!“, empörte sich Angelina und schlug George gegen die Schulter. „Das war ein Scherz. Jeder hat halt Angst. Du vor geschlossenen Räumen, Fred vor einer Bloßstellung, wie mein fehlendes Ohr, und ich habe Angst davor, dass ich ihn vergesse!“, erklärte George und Angelina lächelte ihn leicht an. „Fred hätte sich nicht so einfach mit dem Loch im Kopf abgefunden, stimmt!“ „Hey, ich bin stolz darauf ein Schweizer Käse zu sein.“, sagte George stolz und Angelina lachte laut auf. Dabei kuschelte sie sich an den Weasley. „Du bist so warm…“, murmelte sie vor sich hin. „Früher wusste ich nicht, in wen ich von euch beiden verliebt war… und heute weiß ich es noch immer nicht…“ Sie sprach so leise, dass George zunächst dachte, dass er sich verhört hatte. „Was hast du da gesagt?“, fragte er fassungslos nach. „Wie bitte?“ „Du hast gerade was vor dir hergemurmelt.“ „Oh.“, brachte Angelina nur noch hervor und schwieg dann. Selbst George fragender Blick brachte sie nicht zum Sprechen. „Du hast gesagt, dass du nicht wusstest in wen du verliebt warst. Wen meinst du damit?“, bohrte George nach. Er musste es jetzt einfach wissen. Konnte er sich vielleicht doch noch Hoffnungen machen. Er wusste selbst, dass er das allerletzte war, weil er die Freundin seines Bruders wollte, aber ihm war es jetzt egal.

Nachdem Angelina nach einer halben Stunde noch immer nicht mit der Sprache herausgerückt war, bearbeitete George sie heftiger bis sie schlussendlich aufgab. „In euch beiden. Ich wusste nicht, ob ich Fred liebe oder dich. Ich weiß es bis heute noch nicht!“, schrie Angelina und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen. „Ist es denn sehr schlimm, dass du es nicht weißt?“, fragte George leise nach und Angelina sah ihn geschockt an. „George, ich kann die letzten drei Jahre den Falschen für meine Liebe gehalten haben. Gleichzeitig kann ich jetzt nicht einmal sagen, ob Fred meine große Liebe war. Ich kann mir einfach nicht sicher sein.“ „Und wie könntest du es herausbekommen?“ „Ich weiß es nicht… Wenn ich es wüsste, dann hätte ich es doch die ganzen Jahre über schon probieren können.“ George schwieg zunächst, doch dann hob er Angelinas Kopf an und grinste sie spitzbübisch an. „Ich weiß zwar nicht, ob es dir jetzt hilft, aber ich will es jetzt unbedingt ausprobieren!“, flüsterte er und legte dann sanft seine Lippen auf ihre. Ein Feuerwerk explodierte in ihnen beiden. George hatten den Kuss zunächst sanft halten können, doch stachelte Angi ihn soweit an, dass er komplett die Kontrolle über sich verlor und über sie herfiel. Seine sonst so sanften Hände waren stahlhart und waren überall auf Angelinas Körper. Sie konnte noch nicht einmal mehr sagen, wo seine Hände genau waren, denn sie waren einfach überall. Doch sie selbst konnte einfach nicht genug von George bekommen und riss sein T-Shirt auf. Die restlichen Kleidungsstücke folgten und hinterher lagen George und Angelina ineinander verschlungen zwischen den Kisten im Lagerraum.

„Weißt du jetzt, was du empfindest?“, fragte George im Halbschlaf nach. Seine Hand strich immer wieder über ihren Oberarm. „Auf jeden Fall Liebe.“, beteuerte Angelina und George seufzte erleichtert auf. „Das ist gut. Sehr gut sogar. Ich liebe dich nämlich.“ „Ich dich auch!“, murmelte Angelina und im nächsten Moment war sie eingeschlafen.
 

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Am nächsten Morgen öffneten Charlie, Katie und Alicia vorsichtig die Tür zum Lagerraum. Sie wussten einfach nicht, was in der vergangenen Nacht vorgefallen war und erwarteten bereits ein Donnerwetter. Doch hörten sie keine Stimmen oder sonst angsteinflößende Geräusche. Einzig George leichtes Schnarchen vernahmen sie und fanden ihre Freunde und Bruder hinter einen Kistenstapel. Zum Glück hatte George noch im Lager eine Decke gefunden, denn diese bedeckte nur das Nötigste von den beiden und die drei Entdecker mussten stark an sich halten, als sie das Bild erblickten. Doch wussten sie eins. Die beiden hatten den Weg zurück ins Leben gefunden. Es war zwar eine spezielle Art gewesen, aber sie würden bald wieder in ihr normales Leben zurück kehren. Denn die große Reise in ein neues Glück beginnt immer mit dem ersten Schritt.

... kann ein Wunsch wahr werden

Es war der schönste Sommertag, den man sich vorstellen konnte. Im ganzen Garten blühten die bunten Blumen und verströmten einen angenehmen Duft. In der Mitte des Gartens war unter einer alten Buche ein weißes Zelt aufgebaut worden, in dem pinke und weiße Rosen arrangiert worden waren. Sowieso war eigentlich die gesamte Dekoration im Garten auf pink-weiß abgestimmt. Die gesamte Familie Weasley war versammelt und unter dem Zelt standen zwei wichtige Menschen für Roxy. Beide waren in Schwarz gekleidet und sahen einfach nur super aus. Ihr Vater und Lysander.

Die Musik begann zu spielen und alle Blicke richteten sich auf sie. Langsam schritt sie den schmalen Gang entlang. Sie blickte ihn an. Ihn, der ihre Zukunft war und den sie über alles liebte. In seinen Augen sah sie die Liebe.

„Meine Damen und Herren, wir haben uns hier zusammengefunden um diese beiden Menschen miteinander in den Bund der Ehe zu führen. Lysander Scarmander, möchtest du die hier anwesende Roxanne Marie Weasley zu deiner dir angetrauten Frau nehmen? So antworte mit ja.“, fragte Fred und Roxanne sah in die wunderschönen grünen Augen. „Ich, Lysander Scarmander, nehme dich, Roxanne Marie Weasley, mit diesem Ring zu …“
 

„ROXY! Träumst du schon wieder vor dich hin?“, fragte Lily Potter und wedelte ihrer Cousine mit der Hand vorm Gesicht herum. „Och Merlin, Lily, es war gerade soo schön!“, murrte Roxy und wollte wieder schlafen, doch Lily zog sie hinter sich her die Eingangstreppe in Hogwarts hinauf. „Roxy, du hast mir versprochen, dass du dir mein Kleid ansiehst und mir sagst, ob ich es zu unserer Entlassfeier tragen kann.“ Roxy seufzte auf. Warum hatte sie sich nur wieder von ihrer Cousine überreden lassen? „Es ist einfach ein Traum, Roxy. Ich kann es kaum glauben, dass ich es wirklich hier in Hogsmeade gefunden habe. Ein solcher Traum von Kleid!“, quasselte die kleine Rothaarige auch schon drauf los. Dabei lief sie einfach durch die Gänge, während sie Roxy hinter sich her zog, und rempelte ihre Mitschüler an. „Lily, nicht so schnell!“, jammerte Roxy und war ziemlich erleichtert als sie endlich den Gemeinschaftsraum der Löwen erreicht hatten. „O, Merlin, Roxy, jetzt lass dich doch nicht so bitten!“, quengelte Lily und zog sie die Treppe weiter hoch. Seufzend ließ sich Roxy auf ihr Bett fallen und lies den Kopf in die Decken fallen. „Lily, du siehst in jedem Kleid super aus!“, stöhnte sie auf. „Was? Gar nicht wahr. Mir steht kein gelb, kein orange, kein lila, kein…“ „LILY!“, stöhnte Roxy auf. „Also was sagst du zu dem Kleid?“, fragte Lily und Roxy sah vom Bett auf. Lily stand in einem schwarzen Kleid vor ihr, das einen ziemlich gewagten Ausschnitt hatte und das unter der Brustpartie mit kleinen Glitzersteinen und Lapislazulis bestickt war. Auch die Träger waren mit den Steinchen bestickt.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, fragte Roxy. Für sie war das Kleid einfach too much und zu sexy an ihrer Cousine. „Wieso denn? Was ist nicht in Ordnung. O Merlin, Roxy, sehe ich fett aus?“, fragte Lily total geschockt. „Nein, Lily, aber meinst du nicht, dass das Kleid für einen Abschlussball zu sexy ist?“ „Das soll es doch gerade. Ich will, dass Deniz die Augen aus den Höhlen fallen.“ „Ok, dann ist das Kleid perfekt!“, meinte Roxy trocken und wollte sich für ein kleines Schläfchen hinlegen, doch Lily ließ sie nicht dazu kommen. „Und dein Kleid habe ich auch schon!“, verkündete Lily stolz und Roxy schreckte auf. „Was hast du?“ „Na, dein Kleid für den Abschlussball in drei Tagen.“ „Ich hab mir selbst eins gekauft!“, empörte sich Roxy und Lily lachte auf. „Du willst doch wohl nicht wirklich den Kartoffelsack anziehen, oder? Roxy, dir stehen wirklich alle Farben durch deine gebräunte Haut, aber dieses hässliche Beigefarbende Etwas ziehst du nicht an.“ „Mir gefällt es aber und ich fühle mich wohl!“ „Das Kleid kann dir nicht gefallen, sonst hättest du keinen Geschmack.“ „Willst du mich jetzt beleidigen, Lily?“ „Keines Wegs, aber ich will dir helfen. Merlin, Roxy, zum Abschlussball kommen auch die Scarmanders, da ja Luisa bei uns in der Stufe ist. Und wenn die Scarmanders kommen, dann ist auch dein Lysander nicht weit!“ Roxy sah ihre Cousine geschockt an. Woher wusste sie, dass sie in Lysander verliebt war? War sie so auffällig? Hatte er selbst es vielleicht auch schon gemerkt und machte sich nun lustig über sie? „Roxy? ROXY!“, schrie Lily und wedelte erneut vor dem Gesicht ihrer Cousine.

„Ja, woher weißt du das?“ „Weil ich dich kenne!“ Na toll! Das war wirklich eine hilfreiche Antwort. „Weiß es sonst noch jemand?“ „Nun ja … nicht direkt… Besenstiel hilf, ja. Roxy, die ganze Schule weiß, dass du auf Ly stehst. Du hast in den letzen Wochen immer vor dich hingeträumt und seinen Namen genannt. Du hättest es wirklich ein bisschen besser verheimlichen können!“ „O, Merlin. Ich kann mich nirgends mehr sehen lassen. Luisa hat es ihm bestimmt schon gesagt…“ „Warum sollte sie das tun?“ „Weil sie mich hasst. Schon vergessen, dass Orion letztes Jahr ihr gemeinsames Date hat sausen lassen, nur weil ich Hilfe in Zaubertränke brauchte? Das nimmt sie mir noch immer übel. Und jetzt hat sie ihrem Bruder gesagt, dass ich in ihn verknallt bin. O, ich kann ihm nicht mehr unter die Augen treten.“ „ Könntest du mal wieder runterkommen. Du quasselst wie ein Wasserfall!“ „Das sagt gerade die Richtige!“, lachte Hugo und betrat vollends das Zimmer der Mädchen. Zum Glück war er Schulsprecher und hatte das Passwort für die Mädchenschlafsäle erhalten. So konnte er wenigstens bei seinen beiden Cousinen und gleichzeitig besten Freundinnen sein.

„Was ist los, Roxy, warum weinst du?“ „Ich weine nicht!“, meinte die Dunkelhäutige und wischte sich schnell die einzelnen Tränen von der Wange. „Nein natürlich nicht. Du hast nur Anti-Schuppen-Shampoo in die Augen gekriegt!“, scherzte Hugo und ließ sich neben sie auf das Bett fallen. „Roxy, ist in Ly verknallt und hat gerade erfahren, dass es die ganze Schule schon weiß.“ „LILY!“, schrie Roxy auf und wäre auch am liebsten auf ihre Cousine los gegangen, wenn Hugo sie nicht zurückgehalten hätte. „Roxy, beruhig dich. Ist doch nicht schlimm, dass es die ganze Schule weiß.“ „Ach wirklich nicht?“, fragte Roxy sarkastisch. „Natürlich ist das schlimm. Die ganze Schule macht sich über mich lustig, weil allen klar ist, dass Lysander mich niemals heiraten wird.“ „Heiraten?“, kam es einstimmig von den beiden Rotschöpfen. Roxy sah sie geschockt an. Mist, sie hatte sich schon wieder verplappert.

„Also, wenn du schon soweit denkst, dann zieh auf den Abschlussball dieses Kleid hier an, Roxy. Damit gewinnst du ganz bestimmt seine Aufmerksamkeit!“, meinte Lily und hielt Roxy eine Kleiderschutztüte hin, die jedoch nicht das Kleid zeigte, was darin geschützt wurde. „Wenn das genauso ist, wie deins, Lily, dann will ich es erst gar nicht sehen!“, meinte Roxy und Lily seufzte auf. „Hallo? So ein sexy Kleid, wie ich es habe, bekommst du ganz bestimmt nicht. Ich will der Mittelpunkt sein, da bringt es dir auch nichts, dass du meine liebste Cousine bist! Also ANZIEHEN!“, schrie Lily das letzte Wort hinaus und Roxy trottete mit dem Kleid ins Badezimmer.

Vorsichtig nahm Roxy das Satinkleid heraus und ihr fiel zunächst die Kinnlade herunter. Das Petrolfarbende Kleid hatte einen plissierten Rockteil und über den Bauch verliefen zwei Glitzer- und Perlenbordüren, die sogar ein bisschen Haut durchschimmern ließen. Roxy drehte das Kleid herum und musste heftig schlucken, da das Kleid einen weiten Rückenausschnitt aufwies und die Träger sich Schulterblatthöhe kreuzten. Hatte Lily nicht gesagt, dass das Kleid nicht so sexy sei? Roxy fand, dass sie dringendst mit ihrer Cousine über sexy Kleider sprechen musste.

„Roxy, hast du endlich das Kleid an?“, rief Lily durch die Tür und Roxy stöhnte auf. Sie hatte keine Wahl. Lily würde so lange quengeln bis sie endlich dieses wunderschöne Kleid angezogen hätte. Das Schlimmste an der ganzen Sache war auch, dass Hugo Lily immer zur Seite stand. „Noch nicht!“, rief Roxy deshalb zurück und machte sich daran das Kleid anzuziehen.
 

„Wow, Roxy, das sieht einfach klasse auf. Bitte versprich mir, dass du das Kleid in drei Tagen anziehst. Bitte, bitte, bitte!“ Lily setzte wirklich all ihre Waffen ein. Diesem Dackelblick konnte man einfach nichts abschlagen. Das war gemein! „Du siehst wirklich hammer aus, Roxy!“, kam nun auch der Kommentar von Hugo, der nun auf ihrem Bett saß. „Das ist wirklich dein Kleid!“ Roxy drehte sich noch etwas hin und her, bevor sie wieder zu Lily sah und sich dem Dackelblick ausgesetzt sah. Eigentlich wollte sie ihr sagen, dass sie das Kleid nicht anziehen würde, doch dieser Blick war einfach mörderisch für ihren eigenen Willen. „Okay, ich zieh das Kleid an!“, gab sich Roxy geschlagen und hatte im nächsten Moment ihre glückliche Cousine in den Armen. „Danke, danke, danke!“, murmelte sie immer wieder.
 

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Der Abschlussball war bereits im vollen Gange. Roxy hatte sich zunächst überlegt doch nicht zum Ball zu gehen, sondern einfach ins Bett zu verschwinden und die letzte Nacht in ihrem Himmelbett in Hogwarts zu verbringen. Doch Lily hatte sie dabei erwischt und sie so bearbeitet, dass sie nun in ihrem Kleid vor der riesigen Tür zur großen Halle stand. Sie konnte es selbst nicht glauben, dass sie mit Hochsteckfrisur und geschminktem Gesicht hier stand. Sie hatte wirklich alle Mädchensachen gemacht und hatte nun Angst. Sie wusste, dass sie wunderschön aussah, doch hatte sie Angst vor seiner Reaktion. Sie atmete tief ein und aus. Noch einmal schloss sie die Augen und stellte sich einen wunderschönen Moment vor, bevor sie ihren Mut zusammen nahm und die Tür öffnete.

Die große Halle war einfach fürstlich geschmückt. Überall sah Roxy lachende Paare und die Kleider schimmerten nur in allen Farben. Schnell hatte Roxy auch Lily ausgemacht, die mit Deniz über das Parkett wedelte und ihr nur kurz ein Lächeln zuwarf. Auch Hugo, der ihr versprochen hatte, ihr den ganzen Abend zur Not nicht von der Seite zu weichen, war sehr beschäftigt. Seine Freundin Veronica schien wohl sehr aufgebracht zu sein. Ein leichtes Lächeln erschien auf Roxys Gesicht. Da hatte Hugo aber wieder große Arbeit vor sich, denn Veronica war nicht leicht zu besänftigen.

Ihr Blick schweifte weiter und blieb in der hintersten Ecke haften. Dort war er. Allein. Roxy wusste, dass Lysander anderen Menschen nicht mehr vertraute. Sie hatte sich bis jetzt immer zu dem Kreis zählen können, dem er sich anvertraut hatte. Doch das hatte sich mit Sicherheit durch sein Wissen, dass sie ihn liebte, nun verändert. Sollte sie wirklich noch zu ihm hingehen und sich noch weiter demütigen? Sie sah doch, dass er kein Interesse an ihr haben konnte. Sie war nicht so hübsch, wie seine letzte Freundin. Sie war nicht so sportlich, wie seine letzte Freundin gewesen. Sie wusste nicht alles über Quidditch, wie es seine letzte Freundin konnte. Aber wieso auch? Sie war ja nicht seine letzte Freundin gewesen wegen der er sein Leben so geändert hatte. Sie hatte ihn dazu gebracht, dass er nicht mehr lachte, nicht mehr Spaß an seinem Lieblingssport hatte, dass er kein Mädchen mehr an sich heran ließ. Sie hatte ihn total zerstört.

„Hallo, Ly!“, begrüßte sie ihn leise und er sah sie mit einem leichten Lächeln an. „Hey, Roxy. Ich hab dich bis jetzt noch nirgends gesehen. Bist du mit deiner Begleitung so beschäftigt gewesen?“ „Ich hab keine Begleitung und ich bin auch erst gerade gekommen!“, gab Roxy zu. „O, das ist schade. Da hast du es ja verpasst, wie sich meine Schwester vor der ganzen Schülerschaft blamiert hat.“ „Wie?“ „Sie hat Orion vor versammelter Mannschaft einen Heiratsantrag gemacht und er hat abgelehnt. Das zeigt doch mal wieder, dass die Liebe nicht gerecht ist!“ „Wie wahr…“, murmelte Roxy und blickte zu Boden. „Findest du es nicht auch lustig?“ „Ly, ich sehe daran nichts lustiges. Deine Schwester liebt Orion wirklich und er hat all die Jahre nur mit ihr gespielt. Sie muss sich schrecklich fühlen!“ „Na und? Wie verhält sie sich denn gegenüber anderen? Sie hat am lautesten gelacht, als mit Fredi verlassen hat!“, beschwerte sich Lysander. „Das gibt dir aber noch lange nicht das Recht sie jetzt auch auszulachen.“ „Ich lach sie nicht aus. Ich empfinde nur Schadenfreude!“ „Du hast dich sehr verändert Lysander. Früher wärst du deiner Schwester sofort zur Hilfe geeilt und jetzt? Jetzt machst du dich nur noch lustig über sie. Über sie und alle, die lieben!“ „Liebe ist der größte Schwachsinn den es gibt!“, meinte Lysander und Roxy sah ihn leicht gequält an. „O nein, Roxy. Sag mir bitte nicht, dass du so etwas wie Liebe für jemanden empfindest.“ Roxy konnte nicht antworten. Sie würde nicht nur das über die Lippen bringen, sondern so viel mehr, dass sie selbst verletzten würde. Lysander hatte einfach aufgehört auf sein Herz zu hören.

„Hast du es etwa noch immer nicht gemerkt, Ly?“, hörte Roxy auf einmal hinter sich die Stimme von Luisa. „Was gemerkt?“, fragte Lysander und seine Augen wurden zu Schlitzen. Er hasste seine Schwester. Hasste sie, seit Fredi ihn verlassen hatte und sie über ihn gelacht hatte. „Du bist wirklich so blöd!“, meinte Luisa und Roxy ahnte schlimmes, als die kleine Scarmander in Richtung Mikrofon ging. Sie würde doch wohl nicht hier vor allen Leuten…

„Meine Damen und Herren, es tut mir leid, sie beim Feiern zu stören. Aber ich muss wohl gerade mal meinem Bruder auf die Sprünge helfen. Nun, Lysander, du glaubst immer, dass du alles sofort erkennst. Warum erkennst du dann nicht, dass hier ein Mädchen seit Jahren in dich verliebt ist? Warum erkennst du es nicht, obwohl sie immer für dich da ist? Warum merkst du nicht, wie armsehlig sie ist? Warum merkst du selbst jetzt noch nicht, dass Roxanne Weasley dir total verfallen ist? Und nur damit du es weißt, sie träumt bereits von eurer Hochzeit!“, verkündete Luisa über das Mikrofon und Roxanne wollte ihren Ohren nicht trauen. NEIN, das konnte nicht wahr sein. Das musste ein Albtraum sein.

Alle Blicke waren nun auf sie gerichtet und Roxy stiegen die Tränen in die Augen. Wieso musste Liebe so weh tun? Warum machte man sich für die Liebe so lächerlich? Sie traute sich kaum noch aufzusehen, doch irgendetwas zwang sie dazu, Lysander anzusehen. Mit Sicherheit ihr sonst so unauffälliger Gryffindormut. Der meldete sich nämlich immer dann, wenn es einfach nur blöd war! Doch sie tat es. Sah zu ihm auf und war selbst überrascht.

Lysander stand zur Salzsäure erstarrt dar und sah sie geschockt an. Als wollte er nicht glauben, was er gerade gehört hatte. „Lysander?“, murmelte Roxy und fragte sich noch immer, woher gerade jetzt der Mut kam. „Roxy, es tut mir leid. Ich wusste es nicht. Ich …“, stotterte Lysander und sah sie traurig an. „Du warst immer für mich da. Warst der Lichtblick in der letzten Zeit. Ich hab dich vollgeheult, weil mich Fredi verlassen hat. Dabei muss ich dich immer wieder sehr verletzt haben.“ „Öhm, … ja…“, brachte Roxy nur noch hervor. Wer hätte auch ahnen können, dass er auf einmal alles auf sich nahm. „Und ich wünschte mir vom ganzen Herzen, dass du nicht in mich verliebt wärst. Aber irgendwie auch nicht, denn du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Niemand versteht mich so gut wie du. Niemand hat mir geholfen, obwohl ich ihm selbst wehgetan hab.“ „Lysander, hör auf dir Vorwürfe zu machen!“, unterbrach Roxy ihn. „Doch ich bin schuld daran. Ich und diese bescheuerte Liebe. Wenn es Liebe nicht gäbe, dann wäre die Welt viel besser dran. Niemand würde so schwer verletzt und…“ „Ohne Liebe gäbe es aber auch kein Glück. Genauso gut muss man Träumen und Wünsche haben. Kein Mensch kann wunschlos glücklich sein, denn das Glück besteht ja gerade im Wünschen.“, redete Roxy auf ihn ein. „Aber dein Glück habe ich verhindert!“, murmelte Lysander und Roxy sah ihn fragend an. „Aber ich werde von jetzt an deine Wünsche soweit es geht erfüllen. Einer von deinen vielen Träumen ist wahr geworden, Roxy. Ich liebe dich!“, murmelte Lysander und küsste Roxy zärtlich.
 

Roxys Kleid:

http://www.crusz-ballmode.de/Plisseekleid-petrol_detail_237_21_SESS-8a3eae33a99223cbc9a29f70e8b56edf.html

... kann das Leben sich ändern

„Und Flint hat den Ball und zischt auf die Torringe von Puddlemere United zu. Er weicht Clinton und Reston aus. Ein Klatscher von Omero bringt ihn nicht von seinem Kurs ab. Jetzt hat er freie Bahn auf die Ringe. Nur Wood ist noch im Weg. Flint wirft und und… Super Parade von Wood. Er fängt den Quaffel noch in letzter Sekunde. Es ist kein Wunder, dass dieser Mann der teuerste Spieler in der Liga ist.“, erschallte es durch das Stadion. Die Ränge waren brechend voll. Aber das war nichts Außergewöhnliches für das Endspiel der Saison. „Und noch immer führt Puddlemere mit

160 zu 80. Wood gibt ab an Clinton, doch was ist das? … Flint reißt Ashton seinen Schläger aus der Hand und schlägt den Klatscher direkt auf … O, Merlin, direkt auf Wood.“, schrie der Kommentator und alle sahen, wie die beiden Treiber von Puddlemere United auf ihren Hüter zuflogen, der jedoch nicht auf den Klatscher achtete, sondern auf die Jäger von den Falmouth Falcons achtet, da diese gerade wieder Kurs auf seine Ringe nahmen. Doch schon jeder sah es im Stadion kommen. Selbst die beiden Treiber von den Falcons versuchten nun den gegnerischen Hüter vor einem Zusammenprall mit den beiden Klatschern zu bewahren, doch alle würden zu spät kommen. Beiden Klatscher trafen zur gleichen Zeit ihr Ziel. Der eine erwischte Oliver direkt im Thorax, der andere knallte an seinen Besen und zerbrach diesen. Durch den Aufprall wurde Wood nach hinten geschleudert und knallte gegen den mittleren Torring. Alle im Stadion hielten den Atem auf einmal an. Denn man hatte auf jedem Platz das Knacken gehört. Doch nach dem Knacken fiel Oliver nun zu Boden. Seine Kollegen rasten alle auf ihn zu, denn einen Sturz aus dieser Höhe war selbst für den unbesiegbaren Oliver Wood zu viel. Kurz vor dem Boden erwischte ihn sein Sucher, doch war er nicht stark genug, um Olivers komplettes Gewicht zu halten und kippte mit ihm zusammen die letzten fünf Meter vom Besen.

Auf dem Spielfeld brach nun der Tumult aus. Flint schnappte sich den Quaffel und raste auf die verlassenden Torringe zu. Sein Team schien ebenfalls aus der Starre zu erwachen und unternahm nun auch alles, um den heißbegehrten Pokal zu gewinnen. Higgs, der Sucher, wurde als erstes von den Medimagiern untersucht und war nicht mal eine Minute später wieder auf dem Besen und suchte den goldenen Schnatz. Danach wandten sich die Medimagier an Oliver. Bei ihm konnten sie jedoch sofort feststellen, dass sie ihn nicht wieder spieltauglich an diesem Tag bekommen würden. Mit einem Zeichen zum Trainer machten sie ihm den Verlust seines besten Spielers deutlich und verluden dann Oliver auf eine Trage. Mit Bodyguardeskorte wurde Oliver erst gar nicht mehr auf die Krankenstation im Stadion gebracht, sondern sofort ins St. Mungos eingeliefert.
 

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„Bell, Sie können noch nicht nach Hause!“, schrie der Chefheiler hinter der kleinen Blonden her. Diese seufzte. Als hätte sie es geahnt. Es wäre das erste Mal in drei Monaten gewesen, dass sie pünktlich Feierabend gehabt hätte. Aber es blieb ein Traum. „Ja, Sir. Ich mach mich wieder fertig!“, meinte sie deshalb noch immer freundlich und ihr Chef sah sie dankend an. Heute war einfach der Horror los. Es schien als hätten alle Zauberer und Hexe heute beschlossen krank zu werden, obwohl doch so schönes Wetter war. So schnell Katie konnte, lief sie in ihr Büro und zog sich wieder ihren Kittel an. Sie konnte es noch immer nicht glauben, dass sie Oberheilerin der orthopädischen Heilkunst war. Der Weg dorthin war ziemlich schwer gewesen, doch Katie hatte allen gezeigt, dass sie nicht die kleine schüchterne Jägerin von Hogwarts mehr war.

„Bell, Sie übernehmen die Notaufnahme!“, wies ihr Chef sie an, als sie wieder über den Flur kam. Mit einem Nicken verschwand Katie in die unterste Etage in die Notaufnahme. Das würde wieder eine lange Nacht werden, dachte Katie sich, als sie die lange Schlange im Wartebereich sah. Noch einmal tief durchatmend betrat Katie den ersten Untersuchungsraum. Ein kleiner Junge, der unerlaubter Weise in der Küche gespielt hatte und nun einen festen Trank zu sich genommen hatte. Katie liebte es mit kleinen Kindern zu arbeiten. Ihr Strahlen allein machte jede Mühe und jede Schweißperle wett. Schnell wusste Katie, welchen Trank der Kleine genommen hatte und wies eine Schwester an, das Gegenmittel zu holen. In der Zwischenzeit beruhigte Katie die Mutter, die so geschockt war. Zum Schluss verabschiedete Katie den kleinen Jungen, der nun lustig an einem Lolli lutschte, und seine Mutter, die sich immer wieder bedankte.

„Bell, sind sie frei?“, rief ihr Kollege in der Notaufnahme. „Ja!“, antwortete sie. „Gerade ist ein Notfall eingetroffen. Müsste ihr Spezialgebiet sein. Untersuchungsraum 10!“, wurde ihr noch mitgeteilt und schon war der andere Heiler verschwunden. Mit einem Lächeln, das sie für jeden ihrer Patienten hatte, betrat Katie den Raum und ging erst einmal einen Schritt wieder raus, als sie sah, wie vielen Menschen in diesem kleinen Raum waren. „Heilerin Bell?“, wurde sie gefragt und Katie nickte. „Der Patient ist Oliver Wood. Zwei Klatscher abbekommen. Einen gegen den Thorax. Hat bestimmt ein Thoraxtrauma. Danach ist noch der Oberschenkel und das Waden- und Schienbein gebrochen worden. Und noch einen Sturz aus zwanzig Metern!“, klärte sie ihr Sportkollege auf und Katie konnte kaum nachdenken. Dort auf dem Untersuchungstisch lag ihre große Liebe und es stand nicht gut um ihn. „Heilerin Bell?“, wurde sie aus ihrem Schock geholt. „Ja, alle weg vom Tisch.“, ordnete sie an und untersuchte Oliver dann am ganzen Körper. Während der kompletten Untersuchung untersagte Katie es sich an Oliver als Freund und Bekannten zu denken. Er war nur ein Patient, um den es wirklich schlecht stand.

Nach einer Stunde hatte sie Oliver auf ihre Station gebracht. Am liebsten würde sie mit seinen Verwandten reden, damit sie wenigstens einem Bescheid sagen konnte, wie es um ihn stand, doch es war keiner da. Es waren nur sein Trainer und Teammanger da. „Und … was ist mit ihm?“, fragten sie auch sofort, als sie Olivers Zimmer verlassen hatte. „Ich darf Ihnen keine Auskunft geben. Nur so viel. Mister Wood ist stabil und seine weiter Behandlung wird hier im Krankenhaus durchgeführt.“ „Nun hören Sie mal, Miss… Miss Bell! Wissen Sie eigentlich, wen sie da in diesem Zimmer liegen haben? Wood ist der teuerste Spieler in der Liga.“ „Ich weiß sehr wohl, wer dort in diesem Zimmer liegt. Mir ist es jedoch egal, wie viel er in ihren Augen wert ist oder wie wichtig er für ihr Team ist. Für mich zählt nur eins. Er ist mein Patient und er ist schlimm dran. So schlimm dran, dass sie erst einmal ohne ihn klar kommen müssen.“ „Aber nächste Saison…?“ „Vielleicht wird er die nächste Saison gar nicht mehr spielen können!“, Katie rastete aus. Da lag Oliver schwer verletzt in diesem Krankenzimmer und seinem Teammanager ging es nur um die nächste Saison, den nächsten Pokal. Mit ihrem Ausraster hatte sie jedoch die beiden Männer zum Schweigen gebracht. „Ich würde es jetzt vorziehe, wenn sie das Krankenhaus verlassen würden!“, verwies Katie sie freundlich von ihrer Station. „Wir müssen mit ihm reden.“ „Sie werden nicht mit ihm reden. Er hat so starke Schmerzmittel bekommen, dass er bis morgen früh überhaupt nicht mitbekommt, was um ihn herum passiert. Sie sollten jetzt gehen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann müssen sie doch die Meisterschaft feiern!“ Katie sagte es mit so viel Abscheu, dass die Männer endlich verstanden, dass sie hier fehl am Platze waren. Nachdem die beiden gegangen waren, kehrte Katie zurück in Olivers Zimmer. Sie hatte von einer Schwester Bescheid bekommen, dass sie jetzt endlich Feierabend hatte.

Katie überprüfte Oliver noch einmal und setzte sich dann mit den ihr gebrachten Patientenunterlagen zu ihm ans Bett. Katie konnte nicht verstehen, warum keiner von Olivers Familie hier war. Immerhin war ihr einziger Sohn gerade fast umgebracht worden. War es da nicht normal, dass man mal eben Erkundigungen einzog? Aber Katie konnte es ja egal sein. Nein, ihr konnte es nicht egal sein. Sie liebte Oliver noch immer, obwohl er sie noch nie wirklich bemerkt hatte. Aber es tat ihr weh, dass keiner von seiner Familie hier war.
 

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Als Oliver wieder erwachte, wusste er zunächst nicht, wo er sich befand. Auch die unerträglichen Schmerzen halfen nicht gerade dabei sich zu orientieren. Diese gelbweißen Wände kannte Oliver überhaupt nicht. Auch diese komischen Geräte, die ständig piepsten, waren keine normalen Möbelstücke. Oliver versuchte sich aufzusetzen, doch hielten ihn Schläuche fest. „Was?“, fragte Oliver, doch im nächsten Moment wusste er, wo er war. Im St. Mungos. Auf einmal fiel ihm wieder alles ein. Die beiden Klatscher. Der Schmerz im Oberkörper, der Aufschlag an die Ringstange, das Knacken, der Fall… Oliver hob seine Hände zum Gesicht. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können? Er wusste doch, dass die Falcons nicht fair spielten. Er wusste, dass Flint ein schlechter Verlierer war. Warum nur hatte er nicht genügend aufgepasst? Warum wohl, du Idiot! Du hälst dich für unbesiegbar, rügte Oliver sich selbst. Doch Selbstbeschuldigungen brachten ihn jetzt nicht weiter. Wo war denn jetzt so ein Heiler, der ihm mitteilen konnte, ob sie jetzt Meister waren oder nicht? Außerdem musste er doch wissen, wann er wieder trainieren konnte. Die nächste Saison fing bereits in vier Monaten wieder an.

Oliver blickte sich in dem Raum weiter um und erblickte erst jetzt die kleine Blonde, die in dem Sessel an seinem Bett eingeschlafen war. Wer war sie? Oliver erkannte sie einfach nicht. War sie vielleicht seine derzeitige Freundin? Oliver wusste, dass es nicht gerade fair war, aber er würde nie seine Freundin erkennen, da ihm einfach nichts so wichtig war wie Quidditch. „Wer…“, begann er zu krächzen. Was war mit seiner Stimme los? „Hallo?“, brachte Oliver ein bisschen lauter hervor und sofort schreckte die Person auf. „O, Oliver, du bist wieder wach?“, lächelte Katie leicht, doch Oliver konnte sich noch immer nicht an sie erinnern. „Kennen Sie mich?“, fragte er deshalb und Katie lachte leise auf. „Das ist wirklich eine blöde Frage, wenn man so berühmt ist wie du es bist, Oliver. Aber höchstwahrscheinlich kannst du dich nicht an mich erinnern. Hogwarts liegt ja für dich schon fast zehn Jahre zurück. Ich bin Katie Bell, früher Jägerin im Gryffindorteam und heute deine Heilerin!“, erklärte die kleine Heilerin und Oliver nickte nur. Er erinnerte sich nur schwach an das dünne kleine Mädchen, dass in der Masse untergegangen war.

„Aha, du bist also meine Heilerin. Dann kannst du mir bestimmt auch sagen, wie wir gespielt haben und wann ich hier wieder raus bin.“, sagte Oliver und Katie sah ihn total verwirrt an. „Also Puddelmere hat gewonnen gestern Abend und wenn du Glück hast, dann kannst du in zwei Wochen wieder hier raus.“ „Zwei Wochen? Ich muss trainieren! Ich kann es mir nicht leisten, zwei Wochen auszusetzen. Bell, vielleicht weißt du nicht, wie es ist wenn man Profispieler ist. Aber zwei Wochen ohne Training… die ganzen Muskeln und so verkümmern doch. Also sieh zu, dass du mich wieder fit kriegst.“ Katies Augen wurden immer schmaler, als Oliver sie anschnauzte. Dieser Kerl war einfach nur bescheuert! Warum hatte sie nur vor all den Jahren ihr Herz an ihn verloren? Was war denn an ihm überhaupt liebenswert? Der Kerl dachte doch wirklich nur an diesen blöden Ballsport! „Vielleicht weiß ich nicht, wie es ist als Profispieler Karriere zu machen. Aber ich weiß, was der menschliche Körper braucht. Und deiner braucht dringend Ruhe, Wood. Du kannst wirklich froh sein, wenn du überhaupt jemals wieder normal laufen kannst, denn dein rechtes Bein hat einen Totalschaden. Und was das für deine Karriere bedeutet, muss ich ja wohl nicht sagen, oder? Find dich am besten so schnell wie möglich damit ab, dass deine Zeit als Hüter beendet ist.“, schrie Katie nun ebenfalls und es überraschte sie auch nicht, als auf einmal ihr Chef und drei Schwestern im Zimmer standen. Alle vier sahen sie total geschockt an, denn normalerweise war gerade Katie die Beste darin schlimme Nachrichten zu übermitteln oder die Ruhe selbst blieb. Sie war normalerweise der Inbegriff der guten Heilerin.

„Bell, können Sie mir diesen Krach hier erklären?“, herrschte sie auch sofort ihr Chef an und verwies sie allein durch einen Kopfwink aus dem Zimmer. „Also, Bell?“ „Es tut mir leid, Mister Angels. Ich weiß, ich hätte den Patienten nicht so anschreien können.“ „Und warum haben Sie es dann getan?“ „… Ich… ich versteh ihn einfach nicht. Er liegt hier und kann froh sein, wenn er jemals wieder laufen kann und er denkt nur an die nächste Saison und das Training.“, erklärte sich Katie, nachdem sie zunächst Anlaufschwierigkeiten hatte. „Trotzdem dürfen Sie nicht so aus der Haut fahren!“, ermahnte ihr Chef sie. „Gehen Sie jetzt zurück und entschuldigen Sie sich bei ihrem Patienten!“ „Wie? Ich bin noch immer für ihn verantwortlich?“ „Ja, wie sie doch sagten, braucht er die beste Heilung, damit er überhaupt wieder laufen kann. Warum sollten wir ihn also nur den zweitbesten Heiler in die Hände geben?“ Mister Angels lächelte sie an und Katie nickte ihm zu. Dann verschwand sie wieder in Olivers Krankenzimmer.

„Du hast gerade gelogen, oder?“, fragte Oliver sofort. „Nein, ich lüge nicht!“, antwortete sie und überprüfte die Geräte. „Ich werde nie wieder spielen können?“, fragte Oliver und man hörte, dass es ihm sehr nahe ging. „Nein , Oliver. Ich weiß, es ist schwer für dich, dass zu akzeptieren. Quidditch war immer dein Traum, aber es geht nicht mehr. Du würdest dich selbst nur noch in Gefahr bringen.“ „Das heißt, ich kann doch spielen?“ „Fliegen ja, aber Oliver spielen ist nicht mehr drin. Du würdest ein zu hohes Risiko eingehen!“ „Aber ich könnte doch weiter Quidditch spielen?“ „NEIN! Wood, du kannst nicht mehr Quidditch spielen.“, machte Katie ihm deutlich und sah ihm dabei fest in die Augen. „Aber Quidditch ist mein Leben!“, meinte Oliver und lehnte den Kopf zurück. Die Augen schloss er dabei.

„Oliver, du kannst doch so viel mehr als nur Quidditch spielen.“, redete Katie besänftigend auf ihn ein. „Hat dein Vater dir nicht eine Stelle in seiner Firma angeboten?“ „Ja schon, aber ich will nicht Rennbesen entwickeln, sonder auf ihnen Quidditch spielen. Ich brauche die Freiheit und nur auf dem Besen bekomme ich sie.“ „Richtest du dein Leben nicht zu sehr auf diesen Sport? Oliver, du brauchst doch auch was anderes im Leben. Wie sieht es mit deiner Freundin aus? Beschwert sie sich nicht, dass du die ganze Zeit auf dem Besen sitzt?“ „Ich hab keine Freundin. Genau aus dem Grund. Wenn jemand nicht damit klar kommt, dass ich halt viel trainiere, dann hat er keinen Platz in meinem Leben!“ „Da ist es wirklich kein Wunder, dass du keine Freundin hast!“, murmelte Katie und legte die Krankenakte wieder zurück. „Oliver, ich kann dir nicht versprechen, dass du wieder richtig gehen kannst. Dein rechtes Bein ist total zertrümmert. Dein Oberschenkel ist acht Mal gebrochen. Zwar sind sie gerade gebrochen, sodass der Knochen gut wieder zusammen wachsen kann, aber dein Wadenbein und auch dein Schienbein sind so durchbrochen, dass sie nicht mehr hundertprozentig korrekt zusammenwachsen können. Und wenn du mit einem solch gebrochenen Bein auf den Besen steigst, dann hast du keinen guten Halt auf dem Bügel am Besen. Du würdest ständig abrutschen und es wäre unmöglich dabei noch den Quaffel zu fangen.“ „So schlimm!“, murmelte Oliver und Katie merkte, dass er endlich einsah, dass er seinen Lebenstraum hinter sich lassen musste.

„Ja leider. Aber, Oliver, ich kann dir helfen. Wenn du dich genau an meine Therapie hälst und dich so lange schonst, wie ich es sage, dann kann ich dir garantieren, dass du wenigstens wieder normal laufen kannst. Ich weiß, es ist nicht viel in deinen Augen, aber so kannst du wenigstens noch ein normales Leben führen.“ „Dann kann ich zwar nicht mehr fliegen, aber man würde nie erkennen, warum ich nicht mehr fliege?“, fragte Oliver. „Nicht wenn du auf einem Besen sitzt.“, gab Katie die ehrliche Antwort. Oliver schluckte nur und nickte dann. „Okay, wie sieht mein Therapieplan aus?“ Katie lächelte. „Erst einmal zwei Wochen Bettruhe. Danach steht jeden Tag Training auf dem Plan.“ „Das ist ja nichts Neues für mich!“, lächelte Oliver. „Stimmt. Also genieß die nächsten beiden Wochen das Fernsehprogramm und nimm dir vielleicht die Zeit etwas zu lesen. Es beruhigt!“, meinte Katie und verließ das Krankenzimmer.
 

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Nach zwei Wochen saß Oliver in seinem Zimmer und wartete darauf, dass Katie ihn endlich entließ. Er war gestern das erste Mal wieder auf eigenen Beinen gelaufen. Zwar nur Mithilfe von Krücken und einem leichtem Schwebezauber, doch wenigstens hatte er auf seinen eigenen Beinen gestanden. Deswegen konnte er es jetzt auch nicht mehr aushalten, dass Katie einfach nicht kam. Er wollte endlich nach Hause!

Eine Schwester lief gerade an seiner offenen Zimmertür vorbei. „Renee?“, rief Oliver hinter ihr her und die Schwester kam lächelnd zu ihm ins Zimmer. „Na, Mister Wood? Sind Sie noch nicht entlassen worden oder hat man Sie noch nicht abgeholt?“ „Erstes. Wissen Sie, wo Heilerin Bell ist? Sie sollte meine Entlassung fertig machen.“ „O, die ist gerade bei einem Notfall, aber sie hat schon Bescheid gesagt, dass sie danach sofort zu Ihnen kommt. Die Papiere sind auch schon soweit fertig, aber sie möchte Sie noch einmal untersuchen.“, erklärte die Schwester und ging wieder. Oliver fiel nach hinten zurück aufs Bett. „Argh!“, rief er und krallte sich die Fernbedienung. Nach und nach zappte er durch das Zaubererprogramm und langweilte sich wieder einmal zu Tode. „Bell, wann kommst du?“, redete er mit sich selbst und bemerkte nicht, wie Katie lächelnd in der Tür stand. „Na, langweilt sich hier jemand?“, fragte sie lachend. Oliver drehte den Kopf zu ihr und seufzte auf. „Endlich. Ich warte schon seit Stunden!“ „Ich hab auch noch andere Patienten.“, meinte Katie und kam zu ihm ins Zimmer. „Du hast mich warten lassen!“, nörgelte Oliver und Katie lachte. „Ich sehe aber auch noch keinen von deinen Verwandten.“ „Warum auch? Ich bin doch jetzt bald Zuhause.“ „Weil du nicht allein bleiben kannst?“ „Ich bin kein Baby mehr!“ „Moment, Oliver. Du willst jetzt nicht nach Hause, wo keiner ist, der sich um dich kümmert, oder?“ „Ich brauche keinen Babysitter.“ „OLIVER, du kannst noch nicht wieder laufen. Du kannst dich noch nicht einmal auf den Beinen halten!“ „Aber ich kann zaubern. Und den Schwebezauber beherrsche ich ziemlich gut.“ „Du sollst dich schonen!“ „Schonen kann ich mich, wenn ich alt bin.“ „Boah, nee. Wenn du nicht langsam dein Gehirn einschaltest, dann wirst du nicht alt. Dann drehe ich dir höchstpersönlich den Hals um.“ „Früher warst du aber nicht so sadistisch. Bist du dir wirklich sicher, dass du den richtigen Beruf ergriffen hast?“ „JA, ich hab den richtigen Beruf. Und ich bin in der Lage, dich hier so lange festzuhalten wie ich will. Also werd hier mal nicht frech nur weil du der große Hüter-Wood bist.“, Katie sah Oliver finster an, doch dieser sah sie einfach nur an. Er schien erstaunt zu sein, dass sie ihm die Meinung sagte. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie früher so war.

„Also, holt dich jetzt jemand ab?“, fragte Katie und Oliver schüttelte den Kopf. „Meine Eltern habe ich letzte Woche in die Karibik geschickt. Sie haben morgen ihren Hochzeitstag und ich werde sie ganz bestimmt nicht aus dem Urlaub holen.“, erklärte Oliver und Katie setzte sich zu ihm auf das Bett. „Ich kann dich nicht nach Hause entlassen, wenn ich weiß, dass dort niemand ist, der sich um dich kümmert.“ „Bitte, Bell. Ich halte es wirklich nicht noch einen Tag hier aus.“, Oliver sah sie bittend an. „Kann nicht einer von deinen Freunden dir helfen?“ „Sie sind alle Quidditchspieler und bereiten sich auf die nächste Saison vor.“, murmelte Oliver und Katie seufzte auf. „Also keiner, der sich um dich kümmert.“, stellte sie fest und Oliver nickte. „Aber, Bell, ich kann nicht mehr hier herumliegen. Ich hab mich gerade erst damit abgefunden, dass ich nicht mehr spielen kann. Aber dieses nutzlose Herumliegen macht mich langsam wahnsinnig!“ „Ja, ich versteh schon. Warte mal kurz noch hier. Ich versuche was zu klären.“, meinte Katie und lief aus dem Zimmer. „Bell? BELL!“, rief Oliver hinter ihr her, doch sie reagiert nicht. „Na toll. Lass nie eine Frau einfach gehen. Die kommt doch heute nicht mehr wieder!“, murmelte Oliver vor sich hin und legte sich zurück auf das Bett.
 

„Willst du heute Nacht hier schlafen?“, fragte Katie, die in normaler Kleidung vor ihm stand. „Nein, aber du lässt mich ja nicht gehen.“ „Mhm, na komm. Es geht jetzt nach Hause, Wood!“, meinte Katie und nahm sich seine Tasche. „Wie jetzt?“ „Vor dir steht deine Krankenschwester für die nächsten zwei Wochen. Wenn deine Eltern aus dem Urlaub zurück sind, dann werden sie meinen Part übernehmen, nachdem ich sie aber ausreichend eingewiesen habe.“ „Du? Du kommst mit?“, fragte Oliver erstaunt. „Das entscheide ich, wenn ich deine Wohnung gesehen habe. Denn wenn ich sehe, dass sie nicht für dich geeignet ist, dann kommst du mit zu mir!“, erklärte Katie und Oliver lächelte schief. „Willst du mich flachlegen, Bell?“ „Träum weiter!“, meinte sie nur und zauberte einen Rollstuhl herbei. „Was soll das?“, schrie Oliver auf. „Das nennt man einen Rollstuhl und du setzt dich jetzt darein!“ „Niemals!“ „SETZEN!“, befahl Katie erneut und Oliver bewegte sich so schnell er konnte in den fahrbaren Stuhl. „Zufrieden?“ „Das sehen wir, wenn die zwei Wochen zu Ende sind.“, murmelte Katie und verließ mit Oliver das St. Mungos.
 

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Natürlich war Olivers Wohnung überhaupt nicht für ihn in seinem Zustand ausgerüstet. In der ganzen Wohnung befanden sich einzelne Treppen, die zum Beispiel das Wohnzimmer von der Küche trennten. Nachdem Katie schnell noch ein paar Sachen für Oliver zusammengesucht hatte, war sie schnurstracks mit ihm in ihre Wohnung apperiert und richtete gerade die Coach her. „Warum können wie nicht in meiner Wohnung bleiben?“, fragte Oliver nun schon zum wiederholten Male. „Wann kapierst du es endlich, Wood. Du kannst noch nicht Treppen steigen und ich habe keine Lust, dich ständig zu tragen.“, antwortete Katie genervt. Oliver war im Moment schlimmer als eine ganze Kindergartentruppe. „Aber ich soll mich doch schonen. Auf einer Coach kann ich nicht schlafen.“, nörgelte Oliver weiter. „Du schläfst auch nicht hier, sondern ich.“ „Hä? Ich darf doch nicht mehr alleine bleiben… hat zumindest meine Heilerin gesagt.“, grinste er sie frech an. „Du schläfst auch hier. Die Coach ist für mich. Du darfst in meinem Bett schlafen.“ „Mhm… ohne dich?“, grinste Oliver und Katie sandte ihm mörderische Blicke zu. Sie liebte ihn, ja, aber diese Machotour fand sie einfach nur abstoßend.

Ohne weiter auf ihn einzugehen, ging Katie in die Küche. Oliver rollte im Rollstuhl hinter ihr her. „Katie?“, fragte er zögerlich und die Blonde drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm um. „Bist du sauer?“ „Nein.“ „Hab ich was Falsches gesagt?“ „Ja.“ „Es tut mir leid.“ „Was?“ „Was dich verletzt hat oder was auch immer.“ „Oliver, hör auf dich zu entschuldigen, wenn du noch nicht einmal weißt wofür überhaupt.“ „Was hab ich falsch gemacht?“ „Deine Machogetue!“ „Das mit dem Bett?“ „Ja!“ „Katie, es tut mir wirklich leid. Ich weiß, du willst mir helfen und ich bin undankbar, aber…“ „Ich weiß, dein Traum ist gerade zerplatzt.“, seufzte Katie und Oliver rollte näher an sie heran. Er sah ihr dabei zu, wie sie gerade das Fleisch zubereitete, doch sprach er nicht weiter. Er wusste, dass Katie ihn irgendwie verstand. Sie war nicht, wie die anderen. Sie sah in ihm nicht den Quidditchspieler, sondern den Menschen, der von Ehrgeiz die letzten Jahre angetrieben worden war. Oliver war so in seine Gedanken versunken, warum es ihm so wichtig war, dass Katie ihn sah und nicht den berühmten Spieler, das er gar nicht mitbekam, wie sie sich umdrehte und über seine Beine stolperte.

Reflexartig und auch aus Gewohnheit fing Oliver den kleinen blonden Wirbelwind auf. „Sorry. Ich wollte nicht im Weg sein.“, murmelte er und Katie lächelte ihn an. „Ich hätte aufpassen müssen. Bin ich auf dein Bein gefallen? Tut dir was weg?“ „Nein, nein. Es ist alles in Ordnung. Ist dir auch nichts passiert?“ Katie lachte auf. „Hei, du bist hier der Invalide, nicht ich.“ „Unfreiwillig!“, murrte Oliver und Katie legte ihm tröstend die Hand an die Wange. „Niemand möchte gerne eingeschränkt sein oder auf die Hilfe von anderen angewiesen sein. Aber bald kannst du auch wieder alleine alles schaffen.“ „Außer Quidditch…“, murmelte Oliver und schlang einen Arm um ihre Hüfte. Katie nickte und merkte erst jetzt, dass sie bei Oliver auf den Schoss saß. Es war, als gehörte sie schon ihr ganzes Leben dort hin. Sie fühlte sich richtig wohl und am liebsten hätte sie sich nun enger an ihn gekuschelt. Aber das ging natürlich nicht. Sie waren beide kein Paar. Sie war die Heilerin und er ihr Patient.

Katie konnte natürlich nicht wissen, dass auch Oliver über ihre Pose nachdachte. Für ihn war es irgendwie ungewohnt, dass er den Moment so genießen wollte. Das war ihm bis jetzt noch nie bei seinen Freundinnen passiert. Er war irgendwie immer froh gewesen, wenn sie nicht an ihm klebten wie angelutschte Bertie Botts Bohnen. Doch Katie so in seinen Armen zu halten, war als hätte er seinen Frieden gefunden. Sein eigentliches Ziel. Was dachte er hier eigentlich? Sein Ziel war es immer gewesen Quidditchspieler zu sein. Und zwar der Beste. Nun war er es, doch gleichzeitig war auch sein Traum zerplatzt. Aber mutierte er jetzt zum Hausmann? Er hatte schon oft von Männern gehört, die davon schwärmten, Haus und Familie seien das Beste in ihrem Leben. Oliver hatte diese Männer bis jetzt immer ausgelacht, doch war er im Moment selbst besser? Er hatte noch immer keinen Plan, was er jetzt machen wollte und jetzt dieses komische Gefühl, wenn er Katie in seinen Armen hielt.

„Wir sollten jetzt schlafen gehen.“, meinte Katie und stand wieder auf. Oliver nickte und sah ihr noch dabei zu, wie sie das vorbereitete Fleisch in den Kühlschrank legte. Nacheinander verschwanden sie beiden im Bad und machten sich bettfertig. Beide hingen dabei ihren Gedanken nach. Ohne ein weiteres Wort half Katie Oliver in ihr Bett und drehte sich erst in der Tür wieder um. „Gute Nacht, Oliver!“ „Gute Nacht!“, kam es leise vom Bett und Katie schaltete das Licht aus. Es war fast so, als würde sie einen kleinen Jungen ins Bett bringen. Katie musste über ihren Gedanken leicht lächeln. Oliver, der kleine Junge, der nur Quidditch im Kopf hatte. Es war ein lustiges Bild, was sie sich da ausmahlte, doch musste sie sich daran erinnern, dass dieser kleine Junge jetzt ein Mann war, der einen neuen Weg für sein Leben finden musste.
 

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„Argh, warum kapiere ich einfach nicht diese ganzen mathematischen Formeln?“, regte sich Oliver mal wieder auf. Das tat er in der letzten Woche in regelmäßigen Abständen und Katie musste jedes Mal ein Lachen unterdrücken. Es war ein lustiges Bild, wie Oliver auf ihrer Coach lag und versuchte die Konstruktionen für Rennbesen zu verstehen. Katie war noch immer überrascht, dass sie an ihrem ersten Tag, wo Oliver bei ihr wohnte, auf einmal Besuch von Woodsticks-Angestellten bekommen hatte. Erst als Oliver hinter ihr mit seinem Rollstuhl um die Ecke gebogen war und die beiden Männer mit Vornamen angesprochen hatte, war ihr klar geworden, dass Woodsticks die Firma von Olivers Familie war.

Seit dem Tag hockte Oliver nun über den Konstruktionen und den ganzen anderen Papierkram der bei einer solch großen Firma anfiel. „Machst du das jetzt eigentlich nur vorrübergehend?“, fragte Katie, die in der Küchentür lehnte. Oliver sah auf und Katie fand es einfach nur süß, wie ihm die Haare abstanden. Immer wieder fuhr er sich durch die Haare, da er nicht sofort alles verstand. „Warum vorrübergehend? Was meinst du?“ „Nun ja, früher hast du immer abgestritten jemals in die Firma von deinem Vater einzusteigen.“ „Hab ich nicht. Ich meinte nur, dass ich nicht nach Hogwarts bei meinem Vater mit ins Geschäft einsteige. Ich wollte Profispieler werden und da konnte ich doch nicht im Familienbetrieb arbeiten.“ „Familienbetrieb ist leicht untertrieben. Ihr habt ein Imperium aufgebaut. Die besten Rennbesen kommen aus euren Produktionen. Ihr verkauft die beste Quidditchausrüstung weltweit.“, stellte Katie klar und verschwand in der Küche um den aufgebrühten Tee zu holen. Als sie wieder zurück kam, saß Oliver bereits wieder über den Papieren und verzog sein Gesicht zornig. „Wie soll das denn funktionieren?“, fragte er sich selbst und Katie lachte leise neben ihm. „Was stimmt denn nicht, großer Wood?“ „Du machst dich lustig über mich, oder?“ „Nein. Ich find es nur komisch mit welcher Verbissenheit du dein Leben wieder in den Griff kriegen willst. Viele würde jetzt erst einmal ein halbes Jahr Pause machen, doch du stürzt dich gleich in Arbeit.“ „Ich mag es nicht untätig rumzusitzen…“, murrte Oliver und Katie sah ihn erbost an. „Hälst du mich für faul?“, fragte sie und Oliver sah sie zunächst unverständlich an. „Wie …? Nein, ich hab doch mitbekommen, wie viel du im Krankenhaus zu tun hast. Und selbst in deiner freien Zeit bist du ständig in Bewegung oder halst dir zusätzliche Arbeit auf.“ „Gerade noch mal die Kurve gekriegt!“, lachte Katie und küsste Oliver auf die Wange. Oder besser gesagt, hatte sie es vor, denn Oliver drehte den Kopf und auf einmal küssten sich die beiden.

Katie fühlte sich wie im Himmel. Sie hatte sich schon oft vorgestellt, wie ihr erster Kuss mit Oliver sich anfühlen würde, doch an die Wirklichkeit kam ihre Fantasie einfach nicht dran. Es war perfekt und das obwohl Katie schon die Hoffnung aufgegeben hatte. Aber sie küsste gerade Oliver Wood. Ohne es wirklich zu realisieren umschlangen Katies Arme seinen Nacken und Oliver umfasste ihre Taille und zog sie näher an sich. Es schien als wüssten ihre beiden Körper genau, wie die Perfektion aussehen musste. Und es schien Ewigkeiten zu dauern bis sie beide sich wieder voneinander trennten.

Katie lief sofort rot an, denn erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, was sie gerade getan hatte. Oliver hingegen sah sie nur mit seinen schokobraunen Augen an. „Ich… ich…“, stotterte Katie hervor und konnte Oliver einfach nicht ansehen. „Was?“, fragte er leise. „Es … tut … mit leid. Ich weiß … ich hätte nicht … der Kuss … Fehler!“, stotterte sie weiter und sah nicht, wie Oliver leicht lächelte und das Lächeln immer breiter wurde. „Der Kuss war also ein Fehler?“, fragte er und Katie schluckte einmal, bevor sie nickte. „Mmm… nun ja. Ich hab gelernt, dass man Fehler immer verbessern muss!“, meinte Olive rund hob Katies Gesicht an und küsste sie zärtlich.

Hinterher sah Katie ihn mit großen Augen an. Oliver kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf. „Ja, ich weiß, du bist meine Heilerin und ich sollte froh sein, dass du mir helfen willst, aber … nun ja, Katie, ich empfinde etwas für dich. Ich weiß nicht, was, aber ich möchte gerne wissen was es genau ist und dafür bitte ich dich um etwas Zeit.“ „Ja, öhm… okay?“, brachte Katie nur heraus und Oliver hob skeptisch eine Augenbraue. „War jetzt nicht gerade sehr klug, oder?“, fragte Katie nach und Oliver schüttelte den Kopf. Dann brachen beide in Lachen aus.

„Erzähl mal, worum es denn in diesen Papieren geht.“, verlangte Katie und ließ sich neben Oliver in die Coach zurückfallen. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte Oliver nach und Katie sah ihn beleidigt an. „Okay, okay, ich erklär es dir. Also das hier sind die neuen Rennbesen, die mein Dad entwerfen lassen hat. Der hier soll für den täglichen Gebrauch sein, während dieser hier für Freizeitsport ist und dieses Prachtexemplar soll der neue Profibesen werden. Sie scheinen alle drei perfekt zu sein, doch irgendwie fehlt ihnen der letzte Pepp, der sie von den anderen unterscheidet.“ „Stimmt. Der da sieht zum Beispiel wie mein Nimbus aus.“ „Genau, er ist eher normal und so. Moment mal… du hast einen Nimbus?“ „Ja, wieso?“ „Die Nimbus sind unsere stärksten Konkurrenten und du hast von ihnen einen Besen gekauft?“ „Ja, und?“ „Also das geht ja wohl mal gar nicht. Wir müssen dir echt einen neuen Besen kaufen. Einen Nimbus… ich fass es nicht.“, Oliver schüttelte nur den Kopf und Katie lachte ihn an. „Du bist ja richtig mit eurer Firma verbunden.“ „Was dachtest du denn? Ich habe in meinem ganzen Leben nur Produkte für Quidditch von Dads Firma benutzt. Gut, ich hatte auch keine andere Wahl, da mich sonst meine Mutter umgebracht hatte. Aber um ehrlich zu sein, bin ich auch nie auf die Idee gekommen von einer anderen Firma Produkte zu kaufen.“ „Sehr loblich. Aber was ist das?“, fragte Katie und zeigte auf einen Aktenordner. „Das sind die Zahlen von der letzten Produktion. Wie viel das Material kostet. Wie viel Abfallprodukte entstehen und so weiterer Kram.“ „Hört sich nicht sehr spannend an.“ „Nein, das ist wirklich nicht so spannend, aber zurück zu den Besen. Was fehlt deiner Meinung nach an diesen Besen?“, fragte Oliver und Katie sah ihn geschockt an. „Wie? Ich soll dir jetzt sagen, was du machen sollst?“ „Warum nicht? Dein Vorschlag ist bestimmt besser als von unseren ganzen Konstrukteuren, die immer nur das gleiche entwerfen. Also?“ „Nun ja, ich würde den Besen für den täglichen Gebrauch so lassen. Er sollte funktional sein, da man ihn immer benutzt und man nicht darauf achten will, wie er aussieht. Der Besen für den Freizeitsport sollte etwas Persönliches haben. Vielleicht die Lieblingsfarbe von Besitzer oder das Familienwappen. Die Rennbesen für die Profis sollen natürlich zunächst Prestige ausstrahlen, aber auch einen Wiedererkennungswert haben. Wie wäre es denn beispielsweise mit Besen in den Vereinsfarben und der jeweiligen Rückennummer des Spielers.“ „Wow, das sind aber viele Vorschläge. Warum bin ich bis jetzt noch nicht darauf gekommen?“ „Weil du nur die Seite der Spieler siehst. Für dich muss ein Besen fliegen. Sehr gut fliegen. Aber du vergisst den Wert eines Besens. Er sollte seinen Besitzer wiederspiegeln und etwas ganz besonderes sein.“ Oliver sah sie lächelnd an. „Willst du vielleicht deinen Job wechseln?“, fragte er und Katie lachte auf. „Niemals. Ich hab hart dafür gekämpft Heilerin zu werden und jetzt hab ich die erste Hürde gemeistert. Immerhin bin ich Oberheilerin der Orthopädie. Wer kann das schon von sich in meinem Alter behaupten?“ Oliver nickte. „Klar. Es ist wichtig, dass man seinen Traum lebt…“ „Oliver, du hast deinen Traum genauso gelebt. Es ist jetzt nur an der Zeit, dass du etwas Neues anfängst. Dein Leben neu orientierst.“ Oliver nickte nur, doch sah man ihm an, dass er noch nicht sehr begeistert über seinen Neuanfang war. Katie konnte ihn kaum so leiden sehen. Es tat ihr weh. Wusste sie doch, wie viel ihm das fliegen bedeutet hatte.

„Okay, hast du heute schon deine Übungen gemacht?“, wechselte Katie das Thema und Oliver sah sie total verwirrt an. „Was für Übungen?“ „Deine Beinübungen. Oliver, du sollst sie regelmäßig machen. Nur so kannst du wieder deine normale Beinfreiheit erhalten. Du musst schon etwas dafür tun.“ „Achso, die hab ich vor einer Stunde gemacht. Ging besser als Gestern. Sieh her… ich kann das Bein schon fast wieder komplett anwinkeln!“, erzählte Oliver und demonstrierte seine Verbesserungen.

„Na, du bist mir vielleicht ein fleißiger Patient!“, meinte Katie und sah weiter auf die Skizzen von den Rennbesen. Die hatten alle drei was und Katie musste zugeben, dass sie ihr gefielen. Natürlich nicht so sehr, wie der Mann neben ihr, doch war es ihr noch immer peinlich, dass sie ihn mit dem Kuss überrumpelt hatte.
 

******
 

Es klingelte an der Wohnungstür. Oliver lag noch auf dem Sofa, da er gerade die Buchhaltung überprüfte. Katie war währenddessen unter der Dusche. Sie hatte vor einer halben Stunde einen Anruf bekommen, dass sie bei einer Behandlung mithelfen musste. Es sollte nicht lange dauern, doch Katie hatte Oliver bereits darauf aufmerksam gemacht, dass er heute selbst das Abendessen fertig machen musste.

„Moment, dauert ein bisschen!“, rief Oliver und robbte sich vom Sofa herunter. Warum mussten eigentlich immer dann die Leute kommen, wenn man nicht schnell an der Tür war. Mit einem finsteren Blick setzte sich Oliver in den Rollstuhl und rollte zur Tür und öffnete. Was ihn jedoch da erwartete, hatte er gekonnt verdrängt. „Ach, Olischatzi, wie geht es dir. Bestimmt total mies. Wie konnte dieser gemeine Flint dir das nur antun. Man sollte ihn nach Askaban schicken. So was meinem kleinen Liebling anzutun!“, betüttelte seine Mutter ihn auch schon. Während er die Umarmung über sich ergehen ließ, verdrehte er die Augen für seinen Vater, der genau wusste, wie sich sein Sohn fühlte. Aber Mrs Wood war einfach eine gefühlsduselige Person und konnte es überhaupt nicht leiden, wenn jemand ihren kleinen Oli verletzte. „Mom, ich glaube, du kannst mich jetzt wieder loslassen.“ „O, natürlich, Schatzi!“, lächelte Esther ihren Sohn an und strich eine Strähne aus seinem Gesicht.

Katie, die gerade über den Flur ging, hatte alles mitbekommen und konnte ein Lachen nicht mehr unterdrücken. Auf einmal blickten sie drei Augenpaare an. Oliver sah sie zornig an, sein Vater mit Bewunderung und seine Mutter mit leichtem Argwohn. Es war schon ein köstliches Bild, was die drei dort abgaben. „Sorry, bin sofort weg.“, meinte sie nur und suchte bereits nach ihrer Handtasche. „Im Wohnzimmer hinter der dicken roten Vase!“,meinte Oliver nur und schon hatte Katie ihre geliebte Handtasche gefunden. „Danke, woher wusstest du?“ „Du suchst immer deine Handtasche und du legst sie immer dorthin.“, war sein einziger Kommentar und schon wollte Katie an den Woods vorbei zum Krankenhaus fliehen, doch weit kam sie nicht. „Sie sind also Miss Bell?“, fragte Esther und lächelte Katie an. „Ja, die bin ich. Es tut mir leid, dass ich keine Zeit habe, aber ich muss schnell weg…“, schnell befreite sich Katie und war schon im nächsten Moment verschwunden.

„Sie hat einen Notfall, deswegen kann sie nicht bleiben!“, erklärte Oliver und rollte zurück ins Wohnzimmer. „Eine sehr nette Dame!“, meinte seine Mutter und Oliver sah sie mit gehobener Augenbraue an. „Was denn? Ich hab mich ja wohl benommen!“ „Ja, wenn man von den Olischätzchen mal absieht!“, meinte Aaron Wood und setzte sich auf die Coach. „Aber das ist mein Name für meinen kleinen Schatzi!“ „Du vergisst, Esther, dass dein Sohn erwachsen ist. Er ist 27 und ganz bestimmt nicht mehr ein Olimausi!“ „Boah, Dad, könntest du das Wort bitte aus deinem Vokabular streichen. Und, Mom, ich weiß, dass ich immer dein kleiner Sohn sein werde, aber könntest du bitte endlich kapieren, dass ich kein Kind mehr bin?“ „Ich werde mir Mühe geben, Olisch…“ „MOM!“ Esther zuckte leicht zusammen, doch dann kümmerte sie sich lieber darum, dass es ihrem Sohn an nichts fehlte. Aaron hingegen nahm sich seinen Sohn vor.

„Also, immer wenn ich im Krankenhaus liegen, dann hab ich nicht so eine heiße Heilerin, die sich um mich sorgt. Warum hast du eigentlich immer so ein Glück?“ „Glück? Klar, Dad, ich hab gerade meinen Traum begraben müssen, aber natürlich bin ich der Glückspilz. Aber hey, du kannst dich freuen. Dein Sohn steigt in deine Firma ein.“ „Toll. Aber hör auf vom Thema abzulenken. Also, deine Heilerin…?“ „Ja, sie ist süß und super sexy. Du solltest sie mal erleben, wenn sie mich wieder zur Schnecke macht. Eigentlich sollte man dann vor ihr flüchten, denn sie ist ein Vulkan, aber ihre Augen leuchten dann in allen Blautönen und du kannst nur noch denken… Wow, was für eine süße Nase hat sie und diese Augen… in denen kann man einfach versinken.“, schwärmte Oliver und sein Vater blinzelte mehrmals. „Moment mal… könntest du das noch mal wiederholen? Ich glaub, ich hab einen Gehörsturz!“, lachte Aaron und Oliver sah ihn fragend an. „Ich glaub es nicht. Nach 27 Jahren kann ich endlich erleben, dass sich mein Sohn in eine Frau verliebt hat.“ „WAS?“ „Oliver, du bist verliebt in Heilerin Bell!“ „NEIN!“, schrie Oliver auf. „Nein, das darf nicht sein. Sie wird mich niemals lieben. Nicht in tausend Jahren. Sie ist Heilerin. Steht mit beiden Beinen voll im Leben und verfolgt ihren Traum. Und was bin ich? Ein verrückter Schotte, der gerade versucht wieder Laufen zu lernen und sein Leben neu zu koordinieren. Das geht doch niemals gut!“ „Nein, das glaub ich auch nicht. Wenn ich gewusst hätte, dass die Liebe dir dein komplettes Gehirn vernebelt, dann hätte ich gerne darauf verzichtet.“, meint Aaron und goss sich ein Glas Wasser ein. Er stellte sich darauf ein, dass er jetzt erst einmal ein klärendes Gespräch mit seinem Sohn führen musste, damit dieser nicht seine Liebe in die Flucht schlug.
 

******
 

Als Katie völlig fertig die Wohnungstür aufschloss, hätte sie mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass Oliver mitsamt seinen Eltern in ihrer Küche herumhantierte und das Abendessen auf den Tisch stellte. „Hey, Katie. Na? Wie geht es deinem Patienten?“, fragte er sie lächelnd. „Dem ersten Notfall geht es gut. Er wird seinen Arm wieder bewegen können, doch das kleine Mädchen …!“, begann Katie zu erzählen, doch dann kamen ihr die Tränen und sie konnte nicht mehr weitererzählen. Es war ihr peinlich vor Olivers Eltern in Tränen auszubrechen, doch sie konnte einfach nichts machen. Hastig wischte sie sich die Tränen vom Gesicht, aber es kamen immer wieder neue dazu. Also nahm sie lieber Reißaus und verschanzte sich in ihrem Zimmer.

„Was war das denn?“, fragte Esther und sah ihren Sohn fragend an. Dieser sah noch immer an die Stelle, wo Katie kurz vorher gestanden hatte, und wollte einfach nicht glauben, dass Katie so traurig war. Sie sollte nicht traurig sein. Sie war doch der Sonnenschein. Der Lichtblick in seinem Leben. Ohne weiter auf seine Eltern einzugehen, rollte Oliver in Richtung Schlafzimmer. „Katie? Ist alles in Ordnung?“, fragte er leise und klopfte lieber mal an. Immerhin war das hier ihre Wohnung und er war nur Gast. „Oliver, ich kann jetzt nicht!“, schluchzte Katie hinter der Tür und Oliver zog sich das Herz zusammen. Vorsichtig drückte er die Türklinke herunter und rollte in das kleine Zimmer hinein. Katie lag auf dem Bett und hatte ihr Gesicht in das Grün gepunktete Kissen vergraben. In das Grün gepunktete Kissen, auf dem er die letzten Nächte geschlafen hatte. Es war eigentlich unwichtig, doch irgendwie war es Oliver wichtig, dass sie in seinem Kissen Trost suchte.

Langsam rollte er zum Bett und streckte seine Hand nach Katie aus. „Hey, was ist passiert?“ „Oliver, hau ab!“ „Das ist jetzt aber nicht sehr patientenfreundlich!“, bemerkte er und Katie schlug seine Hand weg. „Du bist kein Patient!“ „Nicht? Gut, dann kann ich ja jetzt aus diesem unbequemen Rollstuhl aufstehen und zur Tür hinaus spazieren, damit ich endlich zum Saisontraining komme.“, meinte Oliver und hievte sich bereits hoch, als Katie aufschreckte und ihn wieder in den Rollstuhl beförderte. „Nein, du wirst nicht die ganze Arbeit zerstören, nur weil du so stur bist und unbedingt Quidditch spielen willst. Du bleibst schön in diesem Rollstuhl sitzen.“ „Gut!“ „Fein!“ „Aber nur, wenn du mir sagst, was dich bedrückt.“ „Oliver, das ist nicht fair. Ich will dich nicht mit meinen Problemen belästigen.“ „Tust du nicht. Mach mal Platz!“, meinte Oliver und hievte sich erneut aus dem Rollstuhl und setzte sich zu ihr auf das Bett. Als er sich mit dem Rücken an die Wand lehnte, zog er Katie zu sich herüber und strich ihr über den Rücken.

„So, was ist passiert?“, fragte Oliver erneut und fühlte sich leicht wie so ein Seelendoktor bei den Muggeln. „Ich sollte ja nur für einen Patienten kommen, dessen Arm komisch zusammengewachsen war. Nur eine richtig Stellung des Arms, mehr sollte es nicht sein. Aber dann brach die Hölle aus. Irgendwo waren noch vereinzelte Todesser aufgetaucht und hatten für eine Massenpanik gesorgt. Ein kleines Mädchen ist dabei schwer verletzt worden. Da ich gut mit Kindern kann, haben mich meine Kollegen dem Mädchen zugeteilt. Es war auch alles in Ordnung. Das Kind hatte nur Prellmarken und eine leichte Gehirnerschütterung, doch dann tauchte im Krankenhaus ein Todesser auf. Oder besser gesagt, mein Kollege behandelte einen Todesser. Irgendwas schien diesem Typen nicht gefallen zu haben und so schleuderte er mit Flüchen um sich. Einer davon traf meine kleine Patientin. Sie fing total schlimm an zu bluten. So schnell konnte ich überhaupt nicht Druckverbände anlegen. Kannst du dir das vorstellen? Da hast du gerade den rechten Arm abgebunden und schon platzt am linken eine Arterie und es sprudelte wieder heraus. Meine Patientin hatte keine Chance und dann stand ich da. Die Eltern von dem kleinen Mädchen kamen erst nach einer Stunde und ich musste ihnen mitteilen, dass ihre Tochter gestorben ist. Normalerweise fragen die Eltern schon gar nicht mehr nach der Todesursache, aber diese wollten alles haargenau wissen und meinten hinterher, dass es meine Schuld sei. Ich hätte mich vor ihre Tochter werfen müssen …“ „Das ist doch totaler Schwachsinn. Du hast dein Bestes gegeben und was kannst du dafür, wenn so ein Idiot ausrastet? Katie, lass dir ja nicht einreden, dass es eine Schuld sei.“ „Danke, aber ich fühlte mich einfach so hilflos. Ich stehe da mit dem riesigen Teddy von dem Mädchen und muss darauf warten, dass die Eltern mal kommen. Warum sind die Eltern eigentlich erst so spät gekommen? Jede normale Mutter würde so schnell wie möglich kommen, damit sie sicher sein kann, dass ihrem Kind nichts Schlimmes passiert ist!“ „Hey, beruhig dich. Selbstvorwürfe bringen jetzt überhaupt nicht. Es ist passiert. Und ja es ist traurig, aber niemand konnte was daran ändern.“, redete Oliver beruhigend auf Katie ein und wiegte sie in seinen Armen. „Morgen wollen die Eltern die Kleine beisetzten…“, murmelte Katie und Oliver streichelte weiter über ihren Rücken. „Willst du morgen dorthin?“ „Ja…“, hauchte Katie und Oliver drückte sie noch näher an sich. „Möchtest du, dass ich dich begleite? Das du nicht alleine bist?“ „Würdest du das machen?“ „Katie, für dich würde ich alles tun…“, murmelte Oliver und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. „Danke!“, murmelte Katie kurz bevor sie für ein kurzes Schläfchen einschlief.

Nach einer halben Stunde erwachte sie wieder und Oliver hielt sie noch immer im Arm. „Hey!“, murmelte sie. „Hey, Kleine!“, lächelte Oliver sie an. „Warum hast du mich nicht einfach weggelegt?“, fragte Katie und Oliver lächelte. „Du schläfst total süß. Außerdem hattest du Albträume und ich wollte dich nicht alleine lassen.“ „Das ist lieb.“ „Ich hab dich lieb, Katie… sehr sogar!“, murmelte Oliver und Katie sah ihn leicht geschockt an, doch dann meldete sich ihr Magen und sie musste leicht berührt lächeln. „Sorry, ist jetzt unpassend, ich weiß. Oliver, ich hab dich auch lieb.“ Oliver lächelte sie an und wollte sich gerade erheben, als ihm noch einmal das Gespräch mit seinem Vater einfiel. „Du… Katie?“ „Mhm…“ „Ich weiß, es ist jetzt eigentlich nicht der richtige Moment, aber ich weiß nicht, ob ich noch einmal den Mut aufbringe. Versprich mir bitte, dass du nicht lachst.“ „Was ist los?“ „Versprich mir, dass du nicht lachst!“ „Versprochen.“ „Ich hab ja gesagt, dass ich dich lieb habe. Sehr lieb sogar… Das war noch untertrieben… Katharina Bell, ich liebe dich aus vollem Herzen. Ich weiß nicht mehr, wann es passiert ist. Vielleicht als ich meine Augen vor vier Wochen das erste Mal wieder geöffnet hatte, vielleicht vor zwei Wochen, als du mich mit hierhergebracht hast. Und ich muss sagen, dass das Gefühl einfach wunderbar ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so sehr auf das wohl eines anderen Menschens aus bin, aber für mich ist einfach das Wichtigste, dass du glücklich bist.“, gestand Oliver und Katie sah ihn mit immer größer werdenden Augen an. „Sag mir bitte, dass ich nicht träume.“, hauchte sie und Oliver zwickte sie leicht in die Seite. „Und träumst du?“ „Nein, es ist wirklich wahr.“, murmelte Katie und lehnte ihren Kopf an seine Brust. „Ich liebe dich auch, Oliver. Seit Hogwarts habe ich an niemand anderen als an dich gedacht. Es war absurd, denn warum sollte sich der Quidditchstar schlechthin sich mit mir abgeben. Und dann lagest du auf einmal vor mir und ich konnte es nicht glauben. Es tat mir fast genauso weh wie dir, dass du nicht mehr spielen kannst. Und ich hatte schon Angst, dass du mich hassen würdest, weil ich dir deinen Traum nahm…“ „Nein, niemals werde ich dich hassen. Und vielleicht war der Unfall auch mein Glück. Wie sonst hätte ich dich wiedergetroffen? Wie sonst, hätte ich mal über mein Leben nachgedacht? Es ist zwar hart, aber eins ist mir jetzt klar geworden. Ich kann ohne Quidditch leben, aber nicht ohne dich.“ Oliver beugte sich leicht über sie und küsste sie zart auf die Lippen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Katie, die sich wieder an Oliver kuschelte. „Nun ja, ich würde mal sagen, dass wir zu meinen Eltern gehen, mit ihnen Essen und ihnen ganz vielleicht gestehen, dass ihr einziger Sohn endlich mal eine ernsthafte Beziehung führt. Danach versuchen wir die beiden so schnell es geht aus der Wohnung zu befördern, damit ich dich wieder ganz für mich alleine hab. Und Morgen früh gehen wir beide auf die Beisetzung von deiner kleinen Patienten.“ „Das hört sich irgendwie gut an. Aber ich dachte eher an die etwas weitere Zukunft.“ Oliver überlegte kurz und strich Katie dann durch das Haar. „Also ich würde sagen, wir beiden versuchen erst einmal zusammen zu leben. Ich verkaufe mal meine Wohnung. Die hat mir schon seit langem nicht mehr gefallen und ist ja im Moment sowieso nicht für mich geeignet. Dann hatte ich vor vielleicht ein, zwei Jahre zu warten und dann vielleicht den nächsten Schritt zu wagen. Natürlich nur, wenn meine liebe Heilerin bereit ist einen Konzernchef zu heiraten.“ Katies Augen wurden riesig groß. „Konzernchef? Heiraten?“ „Jap. Ich werde bei meinem Vater in die Firma einsteigen und warum soll ich dir verheimlichen, dass ich dich heiraten will. Jetzt ist es noch zu früh, aber in ein, zwei Jahren sieht die Welt schon anders aus.“ „Ist das jetzt ein Heiratsantrag?“ „Willst du einen haben?“, stellte Oliver die Gegenfrage. „Mmm. JA! Wir beiden werden in ein paar Jahren heiraten. Aber ich will erst gar nicht deine Freundin sein, sondern sofort deine Verlobte!“, lächelte Katie und Oliver lachte auf. „Ui, da hat es aber jemand eilig.“ „Nein ich bin nur schlau. Immerhin hast du viele Fans, die mich jetzt wohl fies bedrohen werden…“ „Ich werde dich schon beschützen.“ „Und ich will, dass jeder weiß, dass du zu mir gehörst!“ „Okay, das ist ein super Einwand. Was hälst du davon, wenn wir morgen nach der Beisetzung deinen Ring suchen gehen?“ „Meinen Verlobungsring?“ „Klar.“ „Sehr viel. Ich liebe dich!“ „Ich dich auch, meine Bell!“, murmelte Oliver und küsste Katie erneut.



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Kommentare zu dieser Fanfic (45)
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Von:  Omama63
2011-05-24T17:57:46+00:00 24.05.2011 19:57
Eine super schöne OS-Sammlung.
Hat mir sehr gut gefallen.
Ein OS war besser als der Andere.
Klasse geschrieben.
Von: abgemeldet
2011-05-06T19:05:39+00:00 06.05.2011 21:05
ich bin ein klein wenig verwirrt, denn ich dachte, er kann nicht lieben??
und auf einmal liebt er roxy?? oO

ok, dann isser einer von der schnellen sorte^^
auf alle fälle sehr schöner os, ich fand lily toll, wie sie roxy eingeheizt hat!

und lisa oder wie die schwester hieß, mag ich nicht! die is ne blöde kuh
Von: abgemeldet
2011-05-06T18:48:54+00:00 06.05.2011 20:48
also an sich ist der os echt richtig heftig traurig

aber beim ende konnt ich mir ein lachen einfach nicht verkneifen1 die freunde haben recht, das ist wirklich eine sehr drastische maßnahme!!
(wobei ich da nix dagegen einzuwenden habe^^)
Von: abgemeldet
2011-05-06T13:21:25+00:00 06.05.2011 15:21
am anfang dachte ich: oh gott, jetzt muss sie nen anderen heiraten, als wen sie liebt, aber du hast die geschichte sehr gut gedreht und das ende war toll!!
(wobei ich sehr gern gelesen hätte, wie er ihr seine liebe zeigt!! *__*)

sehr schöner os! und bald müsste dann ja der kleine süße scorpius unterwegs sein!! *glücklich grins*

Von: abgemeldet
2011-05-06T12:42:35+00:00 06.05.2011 14:42
teddy ist papa!!! <3 das ist ja sooooooo süß!
ich frage mich, was der rest der familie sagt!
gott, ich würd so gern sein kind sehen. diese eva ist übrigens nicht mehr ganz sauber! da hat die schon die chance, mit ted glücklich zu werden UND ein kind von ihm zu haben und dann nutzt sie es nicht!

dafür hat vicky endlich mal glück! sehr schön geschrieben, da ging mein herz auf!
(und vielleicht färben sich teds haare ja auch mal pink *kicher*)
Von: abgemeldet
2011-05-06T12:11:52+00:00 06.05.2011 14:11
ach bill.. eißt du, machmal, in gaaaaaaaaaaaanz seltenen fällen, können frauen auch selber denken und entscheidungen treffen, weißt du?
da musst du fleur nicht die entscheidung über ihr weiteres leben abnehmen!
nur mal so am rande...

ich sage da nur: männer... -.-

sehr schöner os! hätt bill gern zwischendrurch gemeuchelt, aber der gute ist ja noch zur besinnung gekommen!^^
Von: abgemeldet
2011-05-06T11:54:43+00:00 06.05.2011 13:54
*überrascht blinzel*
das ging aber schnell! mal ehrlich! sie will ihn sofort heiraten??
alle achtung!

das kap war wie immer schön^^ (auch wenn du am ende etwas gerannt bist^^)
immer weiter so! denn ich renne jetzt zum nächsten kap!
*muhaha*
Von: abgemeldet
2011-05-05T20:21:25+00:00 05.05.2011 22:21
ach, was soll ich sagen??
*glückseelig grinsend vorm pc sitz*
da hat der gute harry ja alles richtig gemacht!
und teddy ist ja sooooo niedlich!!
und das mit den stramplern! *kicher* das fand ich wirklich richtig toll. die andeutung mit victoire war auch klasse!

und cih musste so lachen, als es darum ging, dass sie immer gestört wurden! und unter dem bett schutz suchen, ist ne ganz schlaue idee!! *laut lach*
da kann er froh sein, dass er drunter gepasst hat!!!

sodala, ich werde jetzt heia machen gehen und morgen die anderen sachen lesen
*freudig die hände reib*
bis morgen!!!

glg metti
Von: abgemeldet
2011-05-05T19:57:31+00:00 05.05.2011 21:57
HIMMLISCH!!!
einfach göttlich
ich habe jedes wort genossen
*glücklich seufz*
ach es war einfach toll. er ist so wunderbar resulut zu seiner kleinen rose^^ und dass er ihr den kaffee verbietet, finde ich toll!
als draco den crucio benutzt hat, war ich übelst erschrocken, ich hatte angst, dass sie auf einmla ihr baby verliert! (denn mir war schon am anfang klar, dass da was in ihrem bauch ist^^ => und zwar keine meganverstimmung, wie scorpius meinte ..-.- )

und ich hab mich am ende so shr gefreut, dass sraco und astoria doch noch gekommen sind! cool fand ich die reaktionen von den weasleys-potters!
die sind einfach die besten^^
Von: abgemeldet
2011-05-05T19:29:06+00:00 05.05.2011 21:29
*lach*
neandertaler!! das hat mir doch glatt am besten gefallen!!

am anfang war ich verwirrt und dachte, du bist in der old generation, aber dann hats klick gemacht^^
die beiden sind süß und bald kann sich der gute percy wirklich aufregen, dass james seine kleines süße tochter flachgelegt hat^^


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