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Fuchssonne

Von göttlichen Dämonen und dämonischen Menschen
von

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Pläne

Pläne
 


 


 

Kritisch betrachtete die in einen dunklen Kapuzenmantel gehüllte Person die riesigen, dunkelgrünen Holztüren, die mit ihrem blutroten Aufdruck in Form eines Blattes den Eingang zu dem geheimen Ninjadorf des Feuerreiches darstellten.

Konohagakure, das Dorf versteckt hinter den Blättern.

Ein wohlverdienter Name, wie sich die Kapuzengestalt eingestehen musste. So viele Blätter auf einem Haufen wie auf dem Weg hierher hatte sie in den letzten Jahren selten gesehen. Es war fast, als würde man ein einem dunkelgrünen Meer ertrinken. Unter dem dichten Blätterdach hatte sich alles gedämpft angehört und das Rascheln der Zweige im Wind war wie Wellenrauschen gewesen. Irgendwo hatte es beruhigend gewirkt und den Stress der letzten zwei Jahre betäubt, der jetzt da das Ende dieses Auftrags endlich in greifbare Nähe rückte, noch zugenommen hatte.

Andererseits war sie noch nie jemand gewesen, der Ruhe und Gelassenheit zu schätzen wusste. Sie kochte beinahe über vor Unruhe und Tatendrang.

Unsicher streckte sie die Finger ihrer rechten Hand und ballte sie wieder zur Faust.

Vielleicht sollte sie die Sache lieber noch einmal gründlich überdenken und einen anderen Eingang suchen. Es würde bestimmt auffallen, wenn jemand Fremdes mit ihrem Aussehen einfach so durchs Haupttor spazierte. Allerdings hatte sie nun wirklich keine Lust, erst einmal tagelang die Lage zu observieren und ausgeklügelte Pläne zu schmieden, die am Ende eh schiefgingen.

Sie atmete einmal tief durch und straffte die Schultern, ehe sie mit großen Schritten auf den riesenhaften Torbogen zu marschierte. Würde sie eben improvisieren. So wie sonst auch.

Sie wiederstand dem Drang, den Kopf in den Nacken zu legen als sie durch das Tor schritt und behielt den Blick stur auf die staubige Straße vor sich gerichtet.

Sie war keine fünf Schritte weit gekommen, da hielt sie auch schon die scharfe Stimme eines Mannes auf.

„Halt!“

Zögerlich wandte sie den Kopf nach links, nur um ein kleines Wachhäuschen zu erblicken, hinter dessen halboffener Wand zwei recht gelangweilt blickende Shinobi hockten.

Einer der beiden – ihm standen die Haare in alle Richtungen zu Berge und eine einziger verband bedeckte seine Nase – wank sie mit einer lockeren Bewegung näher.

Sie kam dieser Aufforderung nur äußerst ungern nach.

Einige Schritte vor dem Häuschen blieb sie stehen und blickte zu Boden, damit der Schatten ihrer Kapuze über ihr Gesicht viel. Allerdings hatte sie nur wenig Hoffnung, dass das klappen würde.

„Wer bist du und was willst du in Konoha, Fremder?“, fragte der Mann mit gut versteckter Schärfe in der Stimme.

Sie hörte sie trotzdem.

Den Blick noch immer auf den Boden gerichtet kramte sie in ihrem Kopf nach einem Namen.

„Ich bin Yuuki Yoshida. Ich wollte meine Großmutter besuchen, die hat demnächst Geburtstag.“, antwortete sie lahm und hätte sich im gleichen Moment ohrfeigen können.

Das war die dämlichste Entschuldigung, die sie je benutzt hatte. Wenigstens der Name war passabel. Yuuki und Yoshida waren beide recht populäre Namen. Die Tochter des Bäckers aus dem letzten Dorf hatte zum Beispiel so geheißen.

„Deine Großmutter, ja?“, fragte der Wächter nach, Argwohn und Unglaube diesmal offen zeigend. „Zeig mir doch mal dein Gesicht, Kleine.“

Sie hatte damit gerechnet. Trotzdem konnte sie ein Zusammenzucken und das Ausstoßen eines leisen Fluchs nicht unterdrücken. Das der Kerl sie ‚Kleine‘ genannt hatte, obwohl sie eigentlich recht groß war, überging sie.

Also hob sie den Kopf und schob zögernd die Kapuze von ihrem Haupt, während sie sich innerlich schon gegen die Reaktionen wappnete, die zweifellos folgen würden.

Reaktionen kamen tatsächlich, wenn auch nicht ganz so schlimm, wie erwartet. Beide Männer zuckten kurz zusammen, als sie ihnen ins Gesicht sah und ihre langen bronzefarbenen Haare unter der Kapuze zeigte. Sie wartete ungeduldig, bis sich beide Männer wieder gefangen hatten und er eine sie wieder ansprach.

„Also, du besuchst also deine Großmutter. Hast du irgendeinen Beweis dafür?“

Während er sprach fixierte er einen Punkt unterhalb ihres Kinns. Sie versuchte, es sich nicht allzu sehr zu Herzen zu nehmen. Sie war es gewohnt, niemand sah ihr je in die Augen.

Sie zögerte.

Argwohn und Vorsicht hatten zugenommen und auch Alarmbereitschaft hatte sich zu der Stimme des Shinobi dazugesellt.

Sie antwortete stockend. „Nicht… wirklich. Wissen Sie, Ich bin zum ersten Mal hier. Normalerweise besucht sie immer Uns. Allerdings ist sie mittlerweile so alt, dass sie eine solche Reise nicht mehr auf sich nehmen kann.“

Der Wachposten antwortete nicht, und etwas zu spät fragte sie sich, ob es hier überhaupt Bevölkerung gab, die keine Shinobi waren. Sie war erst einmal in einem versteckten Dorf gewesen und dort hatte es durchaus ‚normale‘ Bevölkerung gegeben, aber das musste ja nicht bedeuten, dass das überall so war.

Der Wachposten schwieg immer noch und musterte sie kritisch. Innerlich wappnete sie sich zur Flucht. Es war dumm gewesen, einfach so hereinzustürmen, ohne sich irgendeinen Plan zurechtzulegen.

Die Stimme des Wächters schreckte sie aus ihren Selbstverwünschungen.

„Ich glaube, wir sollten Dich zur Ho-“

Er wurde unsanft unterbrochen, als die merkwürdigste Gruppe von Shinobi, die sie je gesehen hatte, durch das Tor stürmte und in einer enormen Staubwolke zum Stehen kam.

Vorneweg waren zwei Gestalten mit genug Gepäck für vier Personen beladen. Beide trugen sie einen hautengen, dunkelgrünen Anzug, der wirkte wie aus Latex, hatten einen Topfschnitt und so große Augenbrauen, dass sie wirkten wie dicke raupen, die es sich über den runden Augen gemütlich gemacht hatten. Bis auf ihre Größe glichen sich beide Shinobi wie ein Ei dem anderen.

Hinter ihnen traten zwei andere Personen in einem etwas geringeren Tempo durch das Tor. Sie sahen verhältnismäßig normal aus, sah man von den langen, schwarzen Haaren und ungewöhnlich weißen Augen des Jungen und den seltsamen, an Pandaohren erinnernden Dutts des Mädchens ab. Beide trugen einen erschöpften, verärgerten Gesichtsausdruck zur Schau, mit dem sie ihren Beiden Teamkameraden bedachten.

Diese schienen den Unmut, der ihnen entgegenwehte nicht zu bemerken, denn der Größere der beiden in Grün gekleideten warf ihnen ein strahlendes Lächeln und Daumen-hoch zu, bevor er sich mit dröhnender Stimme an sein Double wandte.

„Lee, Ich bin stolz auf Dich! Das ist die Kraft der Jugend, mein Junge, mit ihr wirst du immer siegen, vergiss das nie! Aber achte stets darauf-“

Teils amüsiert, teils entsetzt riss sie sich von dem Anblick los, wie der jüngere der beiden eifrig die folgende Rede über ‚Motivation‘, ‚Jugend‘ und ‚Training‘ in einem kleinen Büchlein mitschrieb, das wie von Zauberhand in seinen Händen erschienen war.

Stattdessen warf sie einen Blick auf das Wachhäuschen. Beide wachen starrte mit einem gleichermaßen genervten wie auch belustigten Blick auf die Neuankömmlinge.

Das war die Gelegenheit zur Flucht.

Mit einem Satz verschwand sie Richtung Stadt, raste eine lange Straße entlang, deren Seiten Schaufenster, Buden und Grüppchen sich unterhaltender Einwohner säumten, und zog sich dabei wieder die Kapuze über den Kopf.

Nachdem sie fünf Minuten gelaufen war, bog sie in eine kleine Seitengasse, deren einziger Bewohner eine halb verhungerte Katze war, die bei dem Anblick der in einen Mantel gehüllten Gestalt einen Buckel machte, das räudige Fell aufstellte, fauchte und wie vom Teufel gejagt hinter ein paar Mülltonnen verschwand.

Die Kapuzengestalt unterdessen lehnte sich gegen die kalte Mauer, schloss die Augen und beruhigte ihren Atem. Dann aktivierte sie ihr Kekke Genkai und streckte ihre Sinne aus.

Die enorme Masse an Energien, die auf sie zu schwappten, schien sie beinahe zu erschlagen.

Stöhnend griff sie sich an den vor Schmerzen dröhnenden Kopf und kämpfte gegen den Drang an, ihre Sinne wieder zurückzuziehen. Stattdessen biss sie die Zähne zusammen und kämpfte sich durch das Leuchtfeuer aus Energien, auf der Suche nach der einen ganz bestimmten, wegen der sie überhaupt erst hergekommen war.

Nach einigen Minuten der Sucherei fand sie ihn endlich auf einem der vielen Trainingsplätze außerhalb der Stadt. Alleine, glücklicherweise.

Sofort ließ sie ihre Sinne wieder zurückschnappen wie Gummibänder, froh, der unangenehmen Energie zu entkommen.

Schließlich öffnete sie wieder die Augen. Obwohl sie so schnell wie möglich los wollte, blieb sie gegen die Wand gelehnt, bis die wummernden Kopfschmerzen etwas nachgelassen hatten, und die Wände sich nicht mehr drehten. Erst dann sprang sie mit einem Satz auf das Dach eines der Häuser und sprintete Richtung Norden.

Sie hatte auf ihrer Suche das Fehlen einer der Wachen am Tor bemerkt. Wenn sie Pech hatte, war er auf dem Weg zur Hokage und dann hatte sie wirklich ein Problem.

Am besten, sie beeilte sich.

Die Zielperson

Hier also das erste Kapitel

Have Fun
 

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Die Zielperson
 


 

Vom Gebüsch aus beobachtete sie die Person, die da an einem der großen Baumstämme lehnte.

Sie wusste nicht so ganz, was sie von ihm halten sollte. Zum einen sah er etwas lächerlich aus mit seinem knalligen orangenen Trainingsanzug. Mit seinen gelblonden Haaren und blauen Augen, die bis zu den Büschen, in denen sie sich versteckte, hinüberleuchteten, sah er jünger aus, als er vermutlich war. Sie schätzte ihn auf ihr Alter. Sechzehn, vielleicht siebzehn.

Auch die Markierungen auf seinen Wangen waren ein kurioser Anblick. Sie sahen fast wie Schnurrhaare aus.

Allerdings hatte sie schon einige seltsame Tätowierungen in der Welt der Shinobi gesehen.

Seinem jungen Anblick zum Trotz hatte der Junge einen ungewöhnlich schweren und ernsten Gesichtsausdruck inne. Mit leeren Augen starrte er in die Wolken und schien sie offensichtlich nicht warzunehmen. Es wirkte vielmehr, als sei er irgendwo in seinen eigenen Gedanken gefangen.

Das war ihre Chance. Jetzt oder nie!

Leise trat sie aus dem Unterholz und bewegte sich mit der Leichtfüßigkeit eines Menschen, der sein Leben lang im Freien gelebt hatte, auf ihn zu, wobei sie dennoch versuchte, nicht zu bedrohlich zu wirken. Das letzte was sie brauchte war ein Kampf, der womöglich noch das halbe Dorf anlockte.

Anscheinend war der Blondschopf doch nicht so tief in Gedanken versunken wie sie angenommen hatte, denn sobald sie die Lichtung betrat, wandte er ihr den Kopf ruckartig zu und sprang auf. In seine Augen, die sie neugierig musterten, konnte sie allerdings keine Wachsamkeit oder Feindseligkeit entdecken.

Das änderte sich in dem Moment, in dem er ihr in die Augen sah. Sofort zuckte er heftig zusammen und stolperte einige Schritte zurück.

Sie ignorierte das schmerzhafte Ziehen in ihrer Brust, das er damit auslöste. Sie war es gewohnt.

Was sie nicht gewohnt war, war dass sich die Leute so schnell wieder fingen wie der Junge und ihr beim Sprechen auch weiterhin in die Augen sahen, auch wenn sie bemerkte, wie es ihn Überwindung kostete.

Er hatte Angst vor ihr.

„Wer.. wer bist Du? Ich habe Dich hier noch nie gesehen.“

In seiner Stimme lag dennoch keine Feindseligkeit und damit überraschte er sie maßlos.

Offensichtlich hatte er in ihren Augen etwas erkannt, wenn auch nur unterschwellig, was ihm Angst machte. Jeder andere wäre in ein abwehrendes Verhalten verfallen.

Mit neuem Interesse legte sie den Kopf schief und betrachtete ihn.

Von Nahem wirkte er noch... greller. Die Farbe seiner Haare und seiner Augen strahlten beinahe und in seinen Augen funkelte trotz seines momentanen Ernstes der Schalk. Diese Augen waren es gewohnt zu Lächeln, schloss sie.

Er wirkte nicht wie ein Jinchuuriki.

Jinchuuriki hatte eine bestimmte Aura um sich. Subtil aber machtvoll und unheilverkündend. Sie wusste nicht, ob es tatsächlich von den Bijuu in ihrem Inneren kam, oder von dem harten Leben, dass die Jinchuuriki prägte und abhärtete.

Es schien fast, als ob diese Aura diesem Exemplar fast fehlen würde.

Besagter Jinchuuriki starrte sie nur weiterhin an und hatte sich noch keinen Zentimeter bewegt, weswegen sie jetzt nur knapp einen halben Meter vor ihm stand.

„Ähm, was wird das?“, fragte er leicht unsicher.

Vielleicht lag es daran, dass er so kindlich war, oder so naiv.

Aber sie hatte keine Zeit zu trödeln.

Mit einem kräftigen Schlag in die Magengrube schleuderte sie ihren Gegenüber gegen den Baumstamm und erwischte ihn so vollkommen unvorbereitet. Er krachte mit dem Rücken gegen das Holz und rutschte zu Boden, wobei er eine beachtliche Deformation in dem Material hinterließ, die sogar sie überraschte. Benommen versuchte er aufzustehen, doch sie war schon über ihm.

„Hey!“

Schnell hatte sie sich auf ihn rauf gesetzt und hob das Oberteil an um an seinen Bauch zu kommen. Jegliches Schamgefühl, das bei dieser Aktion hätte aufkommen können, wurde durch das Adrenalin vertrieben, dass nun durch ihre Adern pumpte.

Sie sah einen Funken Realisation in den blauen Augen aufblitzen, doch sie ließ ihm keine Zeit sich zu wehren.

Ihre Hand glühte rötlich auf und sie rammte sie in seinen Bauch, wo bereits das Siegel erschienen war.
 

***
 

Sie fand sich in einem Abwasserkanal wieder.

Der Boden war von knöcheltiefem Wasser bedeckt und aus den Wänden ragten Rohre aus denen es unstet tropfte. Die Luft roch abgestanden und modrig.

Nett!

Am besten sie hielt diesen Aufenthalt so kurz wie möglich. Vorsichtig spähte sie in die Gänge rein, doch auf beiden Seiten empfing sie nur gähnende Schwärze.

Also folgte sie stattdessen ihren Chakra-Gespür, das das enorme, glühende Chakra links von ihr ausmachte.

Tatsächlich öffnete sich nach nur wenigen Minuten des durch-Abwasser-Watens der Kanal in einen riesigen Raum.

Die Decke war so hoch, dass sie sie slebst dann nicht erkennen konnte, als sie den Kopf in den Nacken legte und selbst die Wände konnte sie nur schwach ausmachen.

Was ihr jedoch regelrecht ins Auge sprang war das Gittertor. Es durchspannte den ganzen Raum und reichte bis zur Decke. Jede der Eisenstangen war so dich wie ein großer Baum, sodass sie vier von sich gebraucht hätte, um darum herum zu fassen.

Zugehalten wurde das Tor von einem fast lächerlich kleinen Stück Papier, welches direkt in der Mitte klebte. In dem schummerigen Licht konnte sie die Worte 'Siegel' darauf ausmachen.

Stand in dem Raum und sah sich um, sein Haar und Anzug als einziger Falbkleks in der düsteren Umgebung. Als sein Blick auf sie fiel weiteten sich seine Augen. Sein Blick sprach von purer Verwirrung und Unglauben.

„Du? Was machst du hier? was geht hier vor? Was hast du angestellt?“

Sie ignorierte ihn und schritt mit lautem Platschen an ihm vorbei auf das Tor zu.

Er war unwichtig, er war nur das Gefäß.

Wichtig war er!

Das Herz klopfte ihr bis zum Hals und pumpte pures Adrenalin durch ihre Adern, doch das musste sie jetzt durchziehen. Es hing so viel davon ab.

Sie blieb vor den großen Gitterstäben stehen und starrte in das Dunkel dahinter. Bildete sie sich das nur ein, oder bewegte sich da wirklich was?

Sie atmete einmal tief durch und versuchte, sich zu beruhigen.

„Kyuubi no Kitsune! Ich will mit euch sprechen!“

Die Stille die folgte war ohrenbeteubend, nur durchbrochen von ihrem schweren Atem und dem gelegentlichen Platschen. Sofort machte sich unsinnige Angst in ihr breit.

Er ist nicht hier!

Er ist verloren und wacht nie wieder auf!

Doch dann ertönte das tiefe Knurren eines großen Tieres, hallte von den Wänden wieder, erzeugte kleine Wellen auf dem Brackwasser und ließ ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagen.

Langsam, ganz langsam trat die riesige Silhouette eines Fuchses in das dämmrige Licht.

Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück.

Sie hatte ja gewusst, dass die Bijuus groß waren, aber das…

Der Fuchs war ungefähr so hoch wie ein Haus, hatte hellrotes Fell, ziemlich lange Krallen, neun wild umher schlagende Schweife und blutrote, bösartige Augen, die sich nun auf sie richteten.

Sie konnte den Wahnisinn darin entdecken, vor dem sie sich so gefürchtet hatte.

Es war als würde sie der Teufel persönlich anblicken.

Hungrige Flammen schienen an ihrer Seele zu lecken.

„Aahh, es ist lange her, dass ich ein Kind der Sonne gesehen habe. Sehr lange, in der Tat. Was suchst du hier, Götterspross?“

Beim Sprechen entblößte er Zähne, so lang wie ihr Unterarm und die Stimme des Dämons dröhnte in ihrem Zwerchfell.

In ihr schrillten sämtliche Alarmglocken und der ängstliche, schwache Teil in ihr schrie geradezu nach Flucht.

Sie biss die Zähne zusammen und kämpfte dagegen an.

Sie war kein Feigling!

„Ich bin hier um euch an eure Pflichten zu erinnern. In den letzten Jahrzehnten habt ihr sie reichlich vernachlässigt!“

Das Lachen des Bijuus brachte ihre Lunge zum Beben und ließ sie mit den Zähnen aufeinanderschlagen.

„Meine Plichten?! Dämonen haben keine Pflichten!“

„Ihr seid kein einfacher Dämon. Ihr seid ein Dämonenkönig, ein Bijuu. Und ihr wisst genau von welchen Pflichten ich spreche.“

Das Lachen verstummte.

„Das ist lange her. Außerdem,“ er schlug gegen die Stäbe und das geräusch von Krallen auf Metall ließ sie noch einen Schritt zurückweichen „was glaubst du, wie ich in diesem Loch irgendwelchen Pflichten nachkommen soll?“

„Das mag ja auf die letzten sechzehn Jahre zutreffen, aber ihr habt schon Jahrzehnte vorher aufgehört, eurer Aufgabe nachzukommen.“

„Was weißt du schon, Mensch!“

Kyuubi wirkte leicht verärgert, doch sie machte einfach weiter. Jetzt konnte sie nicht aufhören.

„Genug. Ich wurde über meinen Auftrag informiert.“

Der Fuchs lachte bitter.

„Dann sieh deinen Auftrag hiermit als gescheitert an!“, dröhnte er und machte Anstalten wieder im Dunkeln zu verschwinden.

„Habt ihr vor, euch hier für immer zu verkriechen?!“

Jetzt schrie sie, die Angst war Wut und Verzweiflung gewichen.

Das konnte doch alles nicht wahr sein!

„Ihr seid der Kyuubi no Kitsune! Einer der neun Dämonenkönige! Ihr habt doch wohl mitbekommen was passiert ist, als ihr nur eure Pflichten vernachlässigt habt, und jetzt sind die Bijuu auf dem besten Wege komplett zu verschwinden und ihr wollt einfach nur rumsitzen und NICHTS tun??!! Hat euch die Gefangenschaft in diesem Jungen jetzt völlig-“

„SCHWEIG!“

Ein heftiger, heißer Windstoß ließ sie taumeln und nach Luft schnappen als Kyuubi sich umdrehte und sie mit vor Zorn brennenden Augen anstarrte.

„Du erlaubst dir zu viel, Mensch!“

Die blutroten Augen brannten sich in ihre und ließen ein Inferno in ihr los, das langsam ihre Seele zu verkohlen suchte. Glühender Schmerz zog durch ihren Körper und in ihrem Inneren schrie sie vor Pein und Panik. Immernoch herrschte ein starker Wind der an ihren Kleidern zerrte, ihr die Haare ins Gesicht wirbelte und die Haut versengte.

Schließlich wandte Kyuubi die Augen ab und der Schmerz verschwand, genauso wie ihre Kraft. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht auf die Knie zu fallen, als ihre Beine plötzlich gefährlich wackelig wurden.

Eine verwirrte, leicht panische Stimme ließ sie so schnell herumwirbeln, dass sich einige Sekunden lang alles drehte.

Aus den Augen des Jungen sprach Angst und Fassungslosigkeit.

Sie musste sich eingestehen, dass sie ihn total vergessen hatte.

„Was zur Hölle ist hier eigentlich los?“

Sie wollte gerade zu einer ziemlich unfreundlichen Antwort ansetzen, da traf sie ein Schlag, der ihr sämtliche Luft aus den Lungen presste.
 

***
 

Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen und verzogen sich nur langsam, sodass sie einen Überblick der Situation bekam.

Sie war von ca. zehn ANBUs umzingelt, sowie einer rosahaarigen Konouichi, die mit erhobener Faust zwischen ihr und dem Jungen stand. Anscheinend hatte das Mädchen sie gegen einen Baum geschleudert als sie sie von ihm runter gerissen hatte. Die smaragdgrünen Augen der Konouichi funkelten sie fast so zornig an wie die Kyuubis vor wenigen Momenten, während sie sich langsam und zittrig aufrichtete.

Das Mädchen hatte ihr ein paar Rippen angeknackst und die Nachwirkung von Kyuubis Wut dauerten an.

„Lass deine dreckigen Finger von Naruto, Akatsuki-Schlampe!“

Nun war es an ihr die Rosahaarige wütend anzustarren. Trotz ihrer momentaten Schwäche richtete sie sich so gerade auf wie möglich und warf ihrem gegenüber einen so giftigen Blick zu wie möglich.

„Sehe ich etwa so aus als wäre ich eine von diesem Verein wahnsinniger Wölkchenfanatiker?“

Das Mädchen sah aus, als wolle sie darauf eine ebenso zickige Antwort geben, wurde allerdings von einem ANBU mit Katzenmaske unterbrochen, der sein Katana in Angriffstellung hob.

„Ergebt euch! Ihr habt keine Chance!“

Sie sah sich um und bemerkte, dass er recht hatte.

Das Jutsu, das sie benutzt hatte, um mit Kyuubi in Kontakt zu treten hatte sie ziemlich geschwächt und ihre Kraft war nach dem, was Kyuubi gemacht hatte noch nicht zurückgekehrt. Sie hatte allein schon genung Mühe aufrecht zu stehen. In diesem Zustand kam sie nicht gegen elf ausgeruhte Shinobi auf ANBU-Niveau an.

Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und sah alle so verächtlich an wie nur möglich.

Blieb sie eben noch ein bisschen länger in Konoha. Auch gut.

Der Auftrag war eh gescheitert und so war sie wenigstens in Kyuubis Nähe.

„Na schön!“

Sofort schossen zwei ANBU an um ihr die Hände hinter den Rücken zu binden.

Als sie sie unsanft an dem Jungen Naruto vorbeiführten, konnte sie seinen äußerst verwirrten Blick auf ihrem Nacken kribbeln spüren.
 

***
 

Seit zwei Stunden saß Naruto jetzt schon in Tsunades Büro und wurde von ihr und Sakura über den Vorfall ausgefragt.

Shizune war im Verhörsaal, wo im Moment Ibiki die Befragung durchführte.

Ein wenig hatte er Mitleid mit der Fremden. Sie hatte ziemlich mitgenommen ausgesehen, als sie abgeführt worden war. Ihr ganzes Wesen hatte Niederlage und Resignation ausgedrückt.

Naruto dachte an die kurze Zeit zurück, die er sie gesehen hatte.

Etwas war anders an ihr. Es hatte ihm ein ungutes Gefühl im Bauch verursacht und seine Instikte auf Habachtstellung versetzt.

Es waren ihre Augen gewesen. Ihre Augen, die von einem so hellen rotgold gewesen waren, dass es fast wirkte, als würde die Sonne geradewegs herausscheinen. Diese Augen waren gefährlich, mächtig, unvergänglich, nicht menschlich.

Diese Augen waren wie Kyuubis.

Und doch waren sie anders.

naruto kam nicht wirklich dahinter.

„Also hat sie sich wirklich nur mit dem Kyuubi unterhalten?“, riss Sakura ihn aus den Gedanken.

Naruto nickte nur.

„Und über was genau?“

„Sakura-chan! Das hab ich doch jetzt schon mindestens dreimal gesagt!“

„Dann sag es eben nochmal!“, mischte sich nun Tsunade ein.

Sie war in der letzten halben Stunde ziemlich still gewesen.

„Naja, so richtig hab ich’s nicht verstanden,“ gestand Naruto und kratzte sich verlegen am Kopf, „aber sie hat irgendwas gemeint von wegen Pflichten die er vernachlässigt hat und einem Auftrag.“

Seufzend ließ sich die immerjunge Blonde in dem Sessel zurückfallen.

„Das ergibt einfach keinen Sinn.“, brummte sie.

Sakura seufzte niedergeschlagen.

„Was sollte ein Dämon für Pflichten haben? Ich verstehe das nicht.“

Einen Moment herrschte resignierte Stille in dem großen Büro, während jeder seinen eigenen, grüblerischen gedanken nachhing.

Dann klopfte es an der Tür und Shizune trat ein.

Tsunade setzte sich wieder gerade hin und auch Naruto und Sakura blickten erwartungsvoll zu ihr hinauf.

„Und?“

„Die Befragung hat nicht viel ergeben.“, seufzte die junge Frau. „Eigentlich garnichts, bis auf ihren Namen.“

„Na wenigstens etwas. Und wie lautet der?“

„Naja,“ Shizune schien irgendwie unbehaglich. „Sie behauptet sie heißt Amaya Tentoko.“

Henge no Jutsu

Und noch ein neues Kapitel. Gewöhnt euch bloß nicht an das Tempo ^^

Dieses kapitel enthält einige Spoiler, also überlegt es euch noch einmal. Außerdem habe ich mir nicht die Mühe gemacht, alles zu beschreiben, ihr werdet euch mit der Kurzversion in Narutos Grübelein zufrieden geben müssen.

Nun denn, viel Spaß.
 

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Henge no Jutsu
 


 


 

Der Kerker in den sie Amaya gesteckt hatten war wahrscheinlich der ekligste, den sie hatten finden können.

Die Luft war so dick, dass man sie hätte schneiden können, der Sauerstoffgehalt ging gegen Null, die Wände waren von einer so dicken Schicht Schleim überzogen, dass sie die Betonmauer dahinter nur erahnen konnte und die Exkremente ihres letzten Bewohners lagen immer noch in einer Ecke neben der Tür. Nicht einmal Ratten gab es hier.

Missmutig zerrte sie an ihren Ketten. Wahrscheinlich konnte sie noch von Glück reden, dass sie so oft zur „Behandlung“ abgeholt wurde. Ansonsten wäre sie vermutlich schon vergammelt.

Amaya seufzte und überlegte zum gefühlten hundertsten Mal, was sie hier eigentlich tat. Wenn sie davon ausging, dass die Besuche der freundlichen Männer in Tagesabständen erfolgten, saß sie schon eine Woche in diesem Loch. Der Kyuubi-Junge war schon einen Tag nach ihrer Gefangennahme aus dem Dorf verschwunden, wie sie durch ihr Kekke Genkai erfahren hatte, und bis jetzt nicht zurückgekehrt. Was sie etwas verwunderte, war dass er zusammen mit einigen Fröschen gegangen war. Wirklich seltsam.

Der Befragung hatte sie bis jetzt auch wiederstanden. Nur ihren Namen hatte sie genannt, um die geschockten Gesichter zu genießen. Natürlich hatten sie ihr nicht geglaubt, doch für den Augenblick war sie zufrieden gewesen.

Allerdings war es auch sehr riskant gewesen. Würde irgendwie nach draußen gelangen, dass Konoha eine Tentoko in ihrer Gewalt hatte, hätte sie nur noch wenige Stunden zu leben.

Zu ihrem Glück schien die Hokage – sie hatte sie bei einem ihrer Verhöre „kennengelernt“ - andere Sorgen zu haben. Dieser Sorge hatte Amaya auch die Tatsache zu verdanken, dass sie noch nicht zu der Abteilung geschickt worden war, die sich die Informationen direkt aus dem Hirn sog.

Sie seufzte erneut. Dieser Aufenthalt hatte ihr rein gar nichts gebracht. Höchste Zeit für eine Flucht. Die Frage war nur wie…

Eine laute Explosion in der Nähe und plötzliche Unruhe auf dem Gang ließen sie aufschrecken. Was war denn da draußen los?

Sie hörte Geschrei und hastige Schritte vor ihrer Zellentür, die sich schnell entfernten. Eine weitere Explosion brachte die Wand zum Wackeln.

War das etwa ein Angriff?

Schnell aktivierte sie ihr Kekke Genkai. Tatsächlich herrschte ziemliches Chaos außerhalb der Gefängnismauern, und innerhalb sah es auch nicht besser aus. Alle Wächter schienen so schnell wie möglich nach draußen zu rennen. Es sah wirklich nach einem Angriff aus, auch wenn sie keine Feinde spürte. Auf jeden Fall keine große Gruppe.

Sie rief ihre Sinne zurück und starrte auf die Tür.

Hatte sie nicht noch gerade eben an Flucht gedacht? Das war die Gelegenheit.
 

Sie sammelte Chakra in ihren Handgelenken und ließ die Ketten schmelzen. Dass ihr dabei heißes Eisen auf die Haut tropfte, quittierte sie mit einer kurzen Grimasse, ignorierte es aber sonst. Jammern konnte sie später. Erstmal musste sie hier raus.

Mit krachenden Gelenken stand sie auf und streckte sich erst mal. Dann schritt sie auf die Tür zu und schmolz auch hier das Schloss durch. Mit einer Tritt beförderte sie das schwere Eisengebilde gegen die Wand und nahm einen tiefen Atemzug.

Endlich frei!

Auf ihrem Weg aus dem Gefängnis empfing Amaya gähnende Leere. Nur hin und wieder lief ihr ein verschreckter Wächter über den Weg, die sie allerdings komplett ignorierten und stattdessen zum Ausgang stürmten.

Immer wieder bebte der Boden von Explosionen.

Als sie endlich durch die Vordertür ans Tageslicht trat blieb sie erst einmal geschockt stehen.

Vollkommenes Chaos!

Fast alle Gebäude um sie herum waren beschädigt oder vollkommen zerstört. Menschen rannten in wilder Panik umher um nicht von umherfliegenden Trümmerstücken, die durch immer neue Explosionen verursacht wurden, getroffen zu werden.

Sie ließ ihren Blick schweifen und entdeckte ein riesiges Nashorn, das durch die Straßen tobte und eine Spur der Verwüstung hinterließ. Weiter in der Ferne meinte sie ebenso große Tausendfüßler auszumachen, die sich mit kreischenden Geräuschen immer wieder auf Häuser warfen, und diese damit dem Erdboden gleichmachten.

Was war hier nur los?

In diesem Moment hörte sie ein lautes Sirren hinter sich. Einem Reflex folgend sprang in die Häuserreihen auf der anderen Straßenseite. Keinen Moment zu spät.

Noch im Sprung ging hinter ihr das Gefängnis in die Luft, und sie wurde von der enormen Druckwelle gegen eine Häuserwand geschleudert. Trümmer und Schutt regneten auf sie herab und sie rollte sich zusammen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

Als es vorbei war stand sie ächzend auf, schüttelte sich den Staub aus den Haaren und besah sich den Platz, wo vorher noch das Gefängnis gestanden hatte. Sie musste schnell herausfinden was hier los war.

Obwohl sie schon eine Vermutung hatte…
 

Diese Vermutung sah sie ein paar halb zerstörte Häuserblocks weiter als ziemlich bestätigt an.

Knallorangene Haare, eine Menge Piercings im Gesicht, schwarzer Mantel mit roten Wolken.

Akatsuki!

Diese verdammten Bastarde!

Seit drei Jahren beschäftigte Amaya sich nun mit ihnen. Sie hatte Informationen gesammelt, sie beobachtet, ihre Ziele erfahren. Und eines konnte sie nach dieser Zeit mit Sicherheit sagen:

Sie verachtete sie!

Sie wollte sie tot sehen!

Spätestens seit einem Jahr, seit diese Monster angefangen hatten die Bijuus „einzusammeln“, hatten ihre Beweggründe nichts mehr mit ihrem Auftrag zu tun. Sie wollte Akatsuki einfach nur vernichten!

Sie, die die Bijuus nur als große Batterien ansahen, sie langsam aber sicher vom Angesicht der Erde tilgten ohne ihre wahre Bedeutung zu kennen. Die Leben und höheres vernichteten und missbrauchten um sich selbst zu bereichern, aus dem einfachen Bestreben nach Macht heraus.

Menschen!

So ignorant waren nur Menschen!

Wut kochte in ihr hoch wie in einem brodelnden Kessel, der drohte überzuschwappen. Sie spürte die Hitze, die langsam in ihre Gliedmaßen kroch, ausbrechen wollte und alles in einem Flammenmeer begraben, doch sie hielt sie zurück.

Es waren Zivilisten in der Nähe, das Dorf war schon genug zerstört. Noch dazu war sie erschöpft von ihrem Kerkeraufenthalt. Würde sie jetzt die Kontrolle verlieren könnte sie sich später nicht mehr rühren und eine Flucht wäre undenkbar.

Sie blickte noch einmal auf die orangehaarige Gestalt.

Das war Pain!

Einer der stärksten Akatsuki, ihr Anführer. Gegen ihn würde sie in diesem Zustand nicht ankommen. Konoha musste da alleine durch.

Wiederwillig und mit vor Wut geballten Fäusten drehte sie sich um, um die Stadt zu verlassen.

Besser sie sah sich das aus einer sicheren Entfernung an.
 

*

*

*
 

Drei Tage waren jetzt seit Akatsukis Angriff auf Konoha vergangen und Amaya hatte einen Entschluss gefasst.

Wenn Kyuubi nichts tun wollte, musste sie das eben tun. Wenn er nicht vorhatte sich zu wehren, musste sie ihn eben beschützen.

Ein ironisches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, während sie im Gebüsch hockte und auf Naruto wartete. Sie, eine Sterbliche, wollte den großen Kyuubi no Kitsune beschützen.

Allerdings musste sie gestehen, dass der Junge wohl doch nicht so ungefährlich war. Er hatte alle sechs Pains getötet, es irgendwie geschafft alle Toten wiederzubeleben und das ohne dabei selber draufzugehen.

Obwohl er etwas zu spät gewesen war, um die Zerstörung Konohas zu verhindern, hatte er allen seinen Bewohnern das Leben gerettet.

Amaya musste sich eingestehen, dass sie beeindruckt war.

Oft hatte sie gedacht, er würde es nicht schaffen und hatte sich bereit gemacht ihn (und den Bijuu in seinem Inneren) zu verteidigen, doch jedes Mal war er wieder aufgestanden, hatte jedes Mal neue Kraft von irgendwo her geholt.

Er hatte es ebenfalls geschafft, den Einfluss des Kyuubi zu unterdrücken, kurz bevor dieser die Kontrolle über ihn erhalten konnte. Eine Meisterleistung von der Amaya nicht wusste, ob sie Naruto dafür loben oder verfluchen sollte.

Einerseits wäre es gar nicht mal so schlecht gewesen, würde der Kyuubi wieder frei sein, wäre sie dann nicht mehr gezwungen den Umweg über den Jungen zu gehen.

Andererseits hatte dieser Ausbruch ihr gezeigt, dass der Bijuu wohl immer noch nicht völlig geheilt war, wodurch es durchaus sicherer war, dass er noch etwas länger in Naruto blieb.

Und der Junge hatte Potenzial, sodass die Vorteile als Kyuubis Jinchuuriki wenigstens nicht verschwendet waren.

Nichtsdestotrotz war der Blondschopf unwissend um die Bedeutung der Bijuus und damit auch der Gefahr die von deren Vernichtung ausging. Sie musste einfach irgendwas tun.

Amaya wandte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Weg vor ihr.

Gleich müsste er kommen.
 


 

***
 


 

Mit düsterer Miene schritt Naruto Uzumaki zwischen den Zelten entlang, in denen die Dorfbewohner behelfsmäßig untergebracht waren.

Erst heute Morgen hatte man ihn aus dem Lazarett entlassen. Die häufige Benutzung des Eremiten-Modus war doch ziemlich anstrengend gewesen, sodass er die letzten beiden Tage durchgeschlafen hatte. Jinchuuriki hin oder her. Bei seiner Entlassung hatte man ihm dann auch gleich eröffnet, dass er zusammen mit dem Jinchuuriki des Hachibi auf irgendeine Insel im Blitzreich geschickt würde.

Um sie vor Akatsuki zu verstecken, wie Tsunade erklärte.

Um zu lernen den Kyuubi zu kontrollieren, wie die Frösche sagten.

Die Frösche hatten ihn am Morgen von seinem Krankenbett in ihr Dorf beschworen, als er gerade hatte frühstücken wollen. In Unterwäsche hatte er also vor den Ältesten der Amphibien gestanden, während diese ihm nahelegten, er solle den Dämon in ihm beherrschen lernen. Am besten so schnell wie möglich.

Oogamasennin hatte anscheinend wieder eine Vision gehabt.

Es sei sehr wichtig, dass Naruto diese Angelegenheit regeln würde. Auf der Insel, weit abgeschieden und ungestört.

Deshalb auch die missmutige Miene. Naruto hasste es sich zu verstecken. Letztes Mal als er weg gewesen war wurde das Dorf in Schutt und Asche gelegt. Wer wusste was diesmal geschah.

Zusätzlich dazu – auch wenn er es ungern zugab - hatte er Angst. Angst davor, die Kontrolle zu verlieren.

Was wenn er es nicht schaffte den Kyuubi zu kontrollieren?

Wenn er wieder jemanden verletzte?

Yamato-taichou, Kakashi-sensei, und einige Kumo-nins würden die Jinchuuriki begleiten, zu ihrem Schutz. Naruto hoffte inständig, nicht er würde derjenige sein, gegen den sie sich letztlich wehren müssten.

Im Allgemeinen schwirrte dem Blondschopf ungewöhnlich viel im Kopf herum.

Da war die Trauer um Jiraya, über dessen Tod er wohl nie ganz hinweg kommen würde. Der perverse Sannin war für ihn wie ein Vater gewesen, eine Konstante in Narutos Leben, wenn auch oft eine ziemlich anstrengende. Jetzt war er weg, und Naruto fühlte sich, als hätte man ihm das Geländer der Brücke, über die er gerade ging, gewaltsam aus der Hand gerissen. Und der Weg über diese Brücke war noch lang, der Abgrund darunter tief.

Doch kurz nach dem Verschwinden Jirayas, hatte sich jemand neues in sein Leben geschlichen, jemand, den er nie erwartet hätte.

Jemand der ihm neuen Mut gemacht hatte, sein Herz wieder gewärmt hatte nach der plötzlichen Kälte. Wenn auch nicht so greifbar wie Jiraya es gewesen war, er war da.

Sein Vater. Der vierte Hokage.

Er hatte ihn zurückgehalten, als Naruto beinahe von dem Bijuu besiegt worden wäre, beinahe das Siegel gelöst hätte.

Minato Namikaze hatte ihm erklärt, warum er vor sechzehn Jahren den Dämon in seinen eigenen Sohn hatte bannen müssen.

Er hatte ihm auch von Madara Uchiha erzählt, der damals den Angriff wohl geleitet hatte. Noch immer war es für Naruto schwer vorstellbar, wie ein Mensch, und sei er noch so alt, einen so mächtigen Dämon lenken konnte.

Zuletzt hatte er ihm noch eines gesagt, und das war es, was Naruto diese Sicherheit gab, ihn dazu brachte, erhobenen Hauptes in die Zukunft zu schauen: Er glaubte an ihn!

Und wenn einer der größten Helden Konohas an ihn glaubte, würde er es auch schaffen, den Bijuu zu kontrollieren!

Bliebe nur noch die letzte Ungewissheit, die sich durch seine Gedanken fraß wie ein Wurm durch einen Apfel.

Das Mädchen.

Was für eine Rolle spielte dieses Mädchen?

Ihr Name sagte ihm nichts, obwohl er Shizune und Tsunade ziemlich verunsichert hatte. Etwas äußerst Ungewöhnliches, wie er anmerken musste. Tsunade sah man selten verunsichert. Dennoch hatte es allein der Name dieses Mädchens es geschafft, sie aus der Bahn zu werfen, das hatte er gesehen, als Shizune ihn im Büro genannt hatte.

Natürlich hatte Naruto sofort nachgefragt, doch die Hokage hatte ihn nur seltsam angestarrt und ein „Das ist unmöglich“ von sich gegeben. Als er nicht locker ließ, wurde der Blondschopf von fliegenden Akten vertrieben.

Doch nicht nur der Name war seltsam. Ihre ganze Ausstrahlung machte ihm Kopfzerbrechen.

Die Haare, die aussahen wie flüssige Bronze, die Augen, die wirkten wie kleine Sonnen, die Hitze, die sie zu umgeben schien, der stolze Blick, mit dem sie jeden Bedachte.

Ihre ganze Andersartigkeit.

Sie erinnerte ihn an sich selbst. Sie war ein Mensch, und doch irgendwie keiner.

Sie war anders.

Mächtiger.

Das hatte er gespürt, wenn auch nur kurz.

Hinter dieses Geheimnis würde er allerdings nicht kommen. Sie war bei Pains Angriff geflohen.

Schade eigentlich.

Naruto beendete seine Grübelei und hob den Kopf, um sich zu orientieren.

Mittlerweile war er in dem Bereich angelangt, wo schon erste Holzhütten standen, allesamt von Yamato-taichou erschaffen.

Irgendwo hier war die Unterkunft Sakuras. Er wollte sich wenigstens noch verabschieden, bevor man ihn für unbestimmte Zeit in die Pampa schickte.

Ein leises Winseln stoppte ihn mitten in seiner Bewegung. Er wollte gerade weitergehen, da hörte er es noch einmal.

Ein hoher klagender Laut.

Prüfend schaute er in die Richtung des Gebüsches zu seiner linken.

War da etwas drin?

Ein Rascheln und ein erneutes Winseln ertönten und ein kleiner Fuchs stolperte auf den Weg. Er hinkte stark und zog sein rechtes Hinterbein nach, während er sich über den Weg schleppte. Ein langer roter Riss klaffte an seinem Bein.

Unwillkürlich ging Naruto in die Hocke und streckte seine Hand zu dem Kleinen.

„Na du? Was hast du denn gemacht, mh?“

Ängstlich blickten ihm die seltsam rot-goldenen Augen des Kleinen entgegen.

„Na komm schon, ich tu dir nichts.“

Zögerlich kam der Fuchs auf ihn zugehinkt und schnupperte an seiner Hand. Ein weiteres Winseln entfuhr ihm.

„Na siehst du.“

Sanft strich Naruto ihm über den Kopf und besah sich das Tier.

Was sollte er denn jetzt machen?

Hierlassen ging irgendwie schlecht. Die Wunde sah wirklich schlimm aus.

Plötzlich entschlossen hob er den Fuchs auf seinen Arm, was dieser mit einem Aufjaulen quittierte.

„Ist ja gut. Ich bringe dich zu Sakura-chan, die kann sich mal die Verletzung angucken.“

Beruhigend strich er ihm über das seidige, bronzefarbene Fell. Tatsächlich wurde das Tier auf einmal ruhiger und leckte ihm über das Kinn.

„Hey, lass das, das kitzelt.“

Lachend versuchte Naruto die feuchte Fuchsnase wegzuschieben.

„So, wir gehen jetzt zu Sakura-chan. Die kann dir bestimmt helfen.“

Mit einem neuen Schützling und dem Entschluss, nicht mehr so viel zu grübeln machte sich Naruto auf den Weg.
 


 

***
 


 

Die Rosahaarige stöhnte entnervt auf.

Nach viertelstündigem Suchen hatte der Blondschopf sie im Krankenhaus gefunden, wo sie auf der Intensivstation noch einmal die schwer Verletzten behandelte.

Zwar waren alle Gefallenen wiederbelebt worden, doch Verletzte gab es immer noch genug, um für Stress bei den Ärzten zu sorgen.

„Naruto, ich hab gerade echt Besseres zu tun!“

„Ach komm schon, Sakura-chan!“

Naruto hielt ihr den Fuchs – von dem er mittlerweile ziemlich überzeugt war, dass er eine Füchsin war – unter die Nase und guckte so bittend wie er konnte. „Du kannst die Kleine doch nicht so leiden lassen.“

Besagte Kleine winselte in diesem Moment herzerweichend.

Seufzend kapitulierte die Konouichi.

„Na schön. Tu sie auf das Bett da.“

Naruto tat wie ihm geheißen, setzte die Füchsin auf dem Bett ab und sah Sakura zu, wie sie die Wunde schloss.

„Danke, Sakura-chan. Du bist die Beste.“

„Schon gut. Sorg einfach dafür, dass sie die Wunde nicht noch einmal öffnet.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn abwartend an.

„War’s das, oder wolltest du noch etwas? Ich muss wieder zu den Patienten.“

„Äh ja, da wäre wirklich noch was.“

Naruto kratzte sich am Hinterkopf. Das hatte er wirklich kurz vergessen.

„Ich wollte mich verabschieden.“

Sakura ließ die Arme sinken.

„Verabschieden?“

„Jaa, Tsunade schickt mich mit dem Jinchuuriki des Hachibi auf irgend so eine Insel.“

Er verzog das Gesicht.

„Damit uns Akatsuki nicht findet.“

Von der Sache mit Kyuubi erzählte er besser nichts. Sie machte sich sowieso schon zu viele Sorgen.

„Wir fahren morgen schon los, also dachte ich mir, ich sag‘ besser heute schon tschüss.“

„Oh“, machte Sakura leise und sah betreten zu Boden. „Weißt du schon, wie lange?“

„Nein, aber lange wird’s nicht dauern, keine Sorge Sakura-chan.“

Er grinste sie beruhigend an.

Sie lächelte traurig zurück.

„Dann habe ich wenigstens mal Ruhe von dir.“, scherzte sie halbherzig.

In diesem Moment trat eine der Krankenschwestern heran.

„Sakura-san, ich will ja nicht stören, aber…“

„Ich komme gleich, Hitomi.“

Die Rosahaarige wandte sich wieder Naruto zu.

„Pass auf dich auf und genieße deinen Urlaub, ja.“

Sie streckte sich um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben und verschwand.

Etwas überrumpelt starrte er ihr hinterher.

Hatte sie ihn gerade wirklich auf die Wange geküsst?

Seit wann machte sie denn sowas?

Immer noch total überrascht starrte er auf die Stelle, wo gerade noch seine beste Freundin gestanden hatte, bis ihn ein Jaulen auf die Füchsin in seinen Armen aufmerksam machte.

Lächelnd kraulte er sie hinter den seidigen Ohren.

„Tja, sieht so aus, als würde ich mich ab jetzt um dich kümmern. Wenigstens bin ich dann nicht ganz alleine.“

Bildete er sich das ein, oder grinste das Tier wirklich zurück?

Pakt

So, jetzt geht's dann auch mal weiter.

Ich versuche mal, ob ich es schaffe wöchentlich ein Kapitel reinzustellen, aber versprechen kann ich nichts ^^

Zu der Länge muss ich sagen, dass die mir persönlich deutlich besser gefällt als die vorherige. Aber ihr habt ja bestimmt schon gemerkt, dass ich nach Sinnabschnitten einteile, also gewöhnt euch besser nicht dran...

Dann, viel Spaß und bis zum nächsten Mal
 

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Pakt
 


 

Erschöpft und frustriert ließ Naruto sich in das feuchte Gras fallen und starrte blicklos in den blassblauen Morgenhimmel.

Er schaffte es einfach nicht!

Zwei Wochen war er jetzt schon auf dieser Insel. Und nichts hatte sich getan.

Absolut nichts!

Egal was er versuchte, egal wie oft er es versuchte, das Ergebnis blieb immer das gleiche. Der Kyuubi wehrte sich und versuchte die Kontrolle zu übernehmen, sodass Naruto nur der Rückzug blieb. Eine Tatsache, die ihn über alle Maßen ärgerte. Rückzug lag ihm einfach nicht.

Natürlich dachte er nicht daran, aufzugeben, aber dennoch… irgendwie hatte er es sich einfacher vorgestellt.

Auch Hilfe von dem anderen Jinchuuriki konnte er vergessen.

Er hatte ihn gefragt, ganz am Anfang, nachdem er die unglaublichen Fähigkeiten des Mannes erkannt hatte.

Bee hatte seinen Bijuu (den achtschwänzigen Oktopus) so weit unter Kontrolle, dass er entweder einzelne Körperteile oder den ganzen Körper verwandeln konnte.

Naruto hatte ihn sogar einmal erlebt, wie er in Ermangelung eines Stiftes einfach mit dem Finger und Tinte, die er in seinem Mund produzierte, einen seiner Geistesblitze notierte.

Diese Geistesblitze bezogen sich auf Bees Rap, mit dem er sich hauptsächlich verständigte.

In der ganzen Zeit hatte Naruto vielleicht fünf normale Sätze seinerseits vernommen.

Der Jinchuuriki war im Allgemeinen eine schräge Erscheinung.

Zwei Stierhörner auf die Wange tätowiert, immer eine Sonnenbrille, sonnengebräunte Haut.

Der massiv wirkende Mann trug immer das große Schwert Samehada mit sich herum, welches ihn in seinem bulligen Aussehen nur unterstützte. Naruto hatte drei Tage nach seiner Ankunft gehört, wie es in Bees Kampf mit Kisame Hoshigaki einfach zu ihm übergelaufen war.

Keiner konnte sich das so recht erklären, aber das Teil schien ein Eigenleben zu haben.

Naruto war es unheimlich.

Mit Bee jedoch hatte er sich schnell angefreundet.

Sie waren beide Jinchuuriki und Jinchuuriki verstanden sich nun mal.

Jinchuuriki kannten das Leid der anderen Jinchuuriki.

Auch wenn Naruto bei Bee noch nicht so viel Leid mitbekommen hatte.

Auf jeden Fall nicht offensichtlich.

Bee zog einfach sein Ding durch. Naruto mochte ihn wirklich, er war einfach cool.

Trotzdem hatte er ihm, dabei den Kyuubi zu kontrollieren, nicht helfen wollen.

Er hatte ihn einfach nur angeguckt und gesagt: „Das ist dein Ding, eine Sache zwischen dir und Kyuubi.“

Einer der fünf normalen Sätze.

Daraufhin war Naruto beleidigt abgezogen, zu dieser Lichtung auf der er nun seit zwei Wochen trainierte. Zwischendurch ging er immer mal wieder zum Haus zurück, dass die Konoha-nins bewohnten, um wenigsten ab und zu auf einem weichen Bett zu schlafen und was zu essen zu bekommen.

Das letzte Mal war vor vier Tagen gewesen.

Die anderen machten sich wahrscheinlich langsam Sorgen.

Yamato und Kakashi hatten die Nachricht, dass er trainierte, den Kyuubi zu kontrollieren, gut aufgenommen, sogar irgendwie erleichtert.

Er hatte sie allerdings gebeten, der Lichtung fernzubleiben. So etwas wie mit Sakura damals wollte er nicht noch einmal.

Die einzige der er erlaubte, dass sie ihm bei seinem Training Gesellschaft leistete, war Aka, die Füchsin.

Diese sprang genau in diesem Augenblick auf ihn drauf und machte es sich auf seiner Brust bequem. Die feinen Haare ihres Schweifes kitzelten ihn unterm Kinn als sie sich zusammenrollte.

Benommen hob er die Hand um ihr über das Fell zu streichen.

Sich ständig gegen den Kyuubi zu wehren war wirklich kräftezehrend.

So lag er da eine Weile, als Aka plötzlich den Kopf hob und in den Dschungel starrte. Kurz darauf tönte ein Rufen durch die Bäume:

„Naruto?“

Es war Yamato.

Vorsichtig schob Naruto die Füchsin von sich runter und setzte sich auf.

„Hier!“

Ein paar Sekunden später traten Kakashi und Yamato auf die große Lichtung.

Eine wirklich schöne Lichtung, eigentlich ein echter Glücksfall.

Sie war fast kreisrund und an der einen Seite war ein kleiner Wasserfall.

Der Bach floss am Rande der Lichtung entlang und verschwand dann im Dschungel. In der Felswand neben dem Wasserfall war sogar eine kleine Höhle.

„Yamato-taichou, Kakashi-sensei, was machen sie denn hier?“

Neugierig beäugte Naruto die Ankömmlinge.

Als Antwort erhielt er einen musternden Blick Yamatos und ein Seufzen. Der ehemalige Anbu hatte die Augenringe entdeckt.

„Übertreibe es nicht Naruto. Du solltest dich öfter ausruhen.“

Dieser gab ein Murren von sich.

„Das kann ich auch machen, wenn ich endlich diesen Flohfänger kontrollieren kann.“

Aka neben ihm gab ein abfälliges Schnauben von sich.

Zumindest klang es abfällig für einen Fuchs.

Jetzt setzten sich die beiden Jonin vor ihm ins Gras.

„Bist du denn gar nicht weiter gekommen?“

Wieder war es Yamato, der sprach.

Kakashi schaute ihn nur an.

Naruto wandte den Kopf zur Seite als er antwortete.

„Nein... Können sie mir nicht irgendwie helfen? Sie haben mich doch auch damals wieder zurückgeholt! Also können sie doch Bijuus kontrollieren!“

Jetzt blickte der Blondschopf Yamato wieder an, ein begeistertes Funkeln in den Augen.

So begeistert, dass der Ex-ANBU automatisch ein wenig zurückgewichen war.

„Äh.. nicht direkt. Ich konnte dich wieder zurückverwandeln, aber auch nur, weil du Tsunades Kette hattest. Und die hast du ja bei dem Kampf gegen Pain zerstört, also…“

„Achso…“

Das Funkeln war so schnell verschwunden wie es gekommen war.

Konnte ihm wirklich keiner helfen?

Zwei Wochen hatt er jetzt trainiert, doch er war kein Stückchen weiter gekommen.

Nicht einmal ein kleiner Erfolg war ihm vergönnt gewesen.

Er hatte das Gefühl am Ende seiner Kräfte angekommen zu sein.

Das hatte er zwar schon oft, aber diesmal war es anders.

Endgültiger.

Andererseits…

Hatte er Sasuke etwa auch schon aufgegeben?

Immerhin jagte er ihm jetzt schon drei Jahre hinterher.

Im Vergleich dazu wirkten zwei Wochen wie ein Witz.

Und außerdem…

Naruto hob den Kopf.

„Aber ich werde nicht aufgeben. Die Frösche haben gesagt, es sei wichtig, und mein Vater hat gesagt, er glaubt an mich. Ich werde mich von diesem zu groß geratenem Fuchs nicht unterkriegen lassen!“

Mit festem Blick sah er die beiden Männer vor sich an.

Unter Kakashis Maske zeichnete sich ein Lächeln ab.

„Ich habe auch nichts anderes erwartet. Wenn du erlaubst, warten wir dort drüben.“

Damit stand er auf und ging an den Rand der Lichtung, um sich dort an einen Baum zu lehnen.

Yamato folgte ihm.

Naruto unterdessen setzte sich in den Lotussitz und legte die Hände in den Schoß als würde er meditieren. Dabei fiel sein Blick auf die Füchsin neben sich.

„Du solltest jetzt besser zu Kakashi-sensei gehen. Du weißt ja wie gefährlich das wird.“

Aka starrte ihn an und ließ sich auf dem Boden nieder.

Ein deutliches Zeichen.

Naruto, der wusste wie stur sein Schützling manchmal sein konnte, beließ es dabei.

Diesmal würde es klappen!

Etwas anderes akzeptierte er nicht!

Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf das Chakra des Fuchses wie er es immer tat und… hatte auf einmal nasse Füße.

Verwundert machte er die Augen auf.

Er war wieder in dem Raum in seinem Verstand, vor ihm erhob sich das große Tor, das den Kyuubi einsperrte.

Seltsamerweise stand er und saß nicht, wofür er allerdings recht dankbar war. Eine nasse Hose konnte er echt gar nicht gebrauchen.

Während er noch die Gitterstäbe anstarrte und sich fragte, was bitte er hier tat, leuchtete plötzlich ein rotes Auge aus der Dunkelheit auf ihn hinab.

Ein blutrotes, geschlitztes Auge.

Der restliche Körper des Dämons schob sich in das schummrige Licht, sodass sich Naruto jetzt dem Kyuubi no Youko in Lebensgröße gegenüber fand.

Einem verärgerten Kyuubi no Youko.

„Ach, begibt sich der Ningen dann doch hierher. Ich hätte ja schon früher mir dir gerechnet.“, dröhnte er spöttisch.

Naruto guckte nur verwirrt.

„Ich wollte doch gar nicht hierher.“

„Mhmm, hat sie also das Warten satt, ja?“

„Wovon redest du eigentlich?“

Naruto verstand nur Bahnhof.

Sie?

Ein finsteres Grinsen huschte über das Fuchsgesicht.

„Wirst du schon sehen. Aber wenn du schon einmal hier bist, kann ich dir gleich sagen, dass es keinen Sinn hat. Ich lasse mich nicht kontrollieren!“

Die Hände des Jungen ballten sich zu Fäusten.

Das hatte er verstanden, auch wenn es ihm nicht gefiel.

„Ich werde aber nicht aufgeben!“

„Dann bist du noch dümmer als ich dachte, Mensch.“

Jetzt klang Kyuubi richtig wütend. Es sah fast so aus, als würden seine Augen Funken sprühen.

Naruto allerdings war nicht minder sauer.

„Ich bin nicht dumm! Dämlicher Bettvorleger!“

Wütend starrte er zurück.

Niemand nannte ihn dumm!

Das hatte er sich schon so oft anhören müssen und jetzt reichte es!

Von diesem aufgeblasenen Fellvieh ließ er sich nicht unterkriegen!

Beide, Fuchs und Mensch, lieferten sich ein Blickduell, beide entschlossen nicht zu kapitulieren.

Naruto wusste nicht, wie lange sie so dort standen, doch plötzlich schien sich etwas im Blick des Dämons zu lösen.

Er wurde klarer, nicht mehr so animalisch.

Es war, als wäre ein Schleier davor weggezogen worden.

Kyuubi blinzelte einmal. Dann wandte er den Blick wieder zu dem misstrauischen naruto, musterte ihn gründlich. nach einiger zeit öffnete er wieder den Mund.

„Lass mich dir einen Vorschlag machen.“

Naruto fühlte sich als hätte ihm jemand ein Brett vor den Kopf geschlagen.

Was wollte er?

„Hä?“, fasste er seine Gedanken in Worte.

„Ich will dir einen Vertrag anbieten. Einen Pakt zwischen uns beiden.“

„Öh…“, machte der Blondschopf, doch Kyuubi sprach einfach weiter.

„Du lässt mich raus, ich verspreche deinen Menschenfreunden nichts zu tun und dafür lasse ich dich meine Kraft nutzen.“

Der Dämon warf ihm einen prüfenden Blick zu.

„Vielleicht lasse ich mich sogar dazu herab, dich zu trainieren.“

Naruto kam nicht mehr mit, also konzentrierte er sich auf das, was er verstanden hatte.

„Wieso sollte ich wollen, dass du mich trainierst?“

Das Schnauben des Fuchses klang beinahe so wie Akas. Nur tiefer.

„Ich bin der Kyuubi no Kitsune, einer der neun großen Dämonenkönige. Ich habe schon auf dieser Erde gewandelt, als deine Spezies noch auf Bäumen hauste. Wenn dir jemand was beibringen kann, dann ich!“

Langsam verarbeitete Narutos Gehirn die letzten Minuten.

Einen Vertrag?

Mit dem Kyuubi no Youko?

Er könnte seine Kräfte nutzen und er würde sogar noch unterrichtet?

Das war ja zu schön um wahr zu sein… Naja, bis auf das mit dem Unterricht. Das musste er sich noch einmal überlegen.

Misstrauisch blickte er zu dem Fuchs hoch.

„Und was hast du davon?“

Kurz glaubte er, etwas Melancholisches in dem Blick des Dämons zu erkennen, doch seine tiefe Stimme klang wie immer.

„Ob du es glaubst oder nicht, Ningen, aber endlich mal wieder den Himmel zu sehen und Wind zu spüren, ist für mich durchaus genug.“

Das glaubte Naruto ihm sofort.

Ihm würde es auch nicht gefallen, sechzehn Jahre lang in einem dunklen, nassen Loch eingesperrt zu sein.

Allerdings sprach er hier vom Kyuubi no Youko…

„Du würdest also einen Schwur leisten, niemanden zu verletzten?“

Sicher war sicher.

„Bei meinem Volk. Die Kitsune halten ihr Wort!“

Es war mehr ein Bauchgefühl denn hinreichende Überlegung, das Naruto letztendlich nicken ließ.

„Also gut.“

Der Fuchs fing an zu grinsen und entblößte seine riesigen, messerscharfen Zähne. „Wunderbar!“

Einen kurzen, grauenvollen Augenblick lang fühlte sich Naruto, als hätte sich etwas Schweres um sein Herz gelegt und würde es zusammendrücken.

Ihm wurde schwarz vor Augen, sein Gleichgewichtssinn verschwand und er hatte es lediglich seinen Ninjareflexen zu verdanken, dass er nicht Bekanntschaft mit dem überschwemmten Boden machte.

Doch so schnell wie das Gefühl gekommen war, verschwand es auch wieder und Naruto erkannte wieder den Fuchs, der ihn immer noch grinsend ansah.

Ein gruseliges Grinsen.

„Sehr gut. Jetzt musst du mich nur noch hier rausholen.“

Ungeduldig schlug der Dämon gegen die Gitterstäbe.

„Und wie bitte soll ich das anstellen?“

„Ganz einfach. Zuerst unterschreibst du das hier. Das sollte sogar dich nicht überfordern.“

Von irgendwoher hatte der Fuchs eine große Schriftrolle hergeholt und hielt sie jetzt mit einem seiner Schweife vor Naruto Gesicht.

Dieser warf ihm einen bösen Blick zu, schnappte sich die Schriftrolle und ging zur nächsten Wand, um sie zu unterschreiben.

Er bereute es jetzt schon, zugesagt zu haben.

Rasch biss er sich in den Finger, sodass er blutete und rollte die Schriftrolle aus um mit seinem Namen zu unterschreiben, doch sein Finger stoppte kurz vor dem Papier.

„Kann ich überhaupt zwei Verträge haben? Ich habe eigentlich nicht vor, den mit den Fröschen aufzulösen.“

Dass ihm das jetzt erst einfiel…

Doch Kyuubi beruhigte ihn.

„Keine Sorge. Normalerweise ginge das nicht, aber du bist eine Ausnahme. Da ich kurz nach deiner Geburt in die Versiegelt wurde, haben wir eigentlich schon einen Vertrag. Diese Schriftrolle macht es nur offiziell.“

Naruto nickte und unterzeichnete. In diesem Punkt musste er dem Fuchs einfach vertrauen. Auch wenn er dazu eigentlich überhaupt keinen Grund hatte. Nachdem er auch noch seine Fingerabdrücke unter seinen Namen gesetzt hatte gab er die Schriftrolle Kyuubi zurück, der sie in einer Rauchwolke verschwinden ließ.

„Gut. Jetzt bist du in der Lage, jeden Kitsune zu beschwören. Dabei musst du dich lediglich beim Kuchiyose auf Füchse konzentrieren anstatt auf Frösche. Um mich zu beschwören musst du auch noch etwas meines Chakras in die Beschwörung fließen lassen. Hast du das verstanden?“

Naruto nickte nur.

„Gut, dann verschwinde jetzt.“

Und Naruto verschwand.
 


 

***
 


 

Amaya war nervös.

Mehr als nervös.

Mittlerweile hatte sie Angst.

Was, wenn es nicht geklappt hatte?

Wenn sie irgendetwas falsch gemacht hatte und Naruto jetzt irgendwo festhing?

Wenn sie ihn, statt zu Kyuubi in irgendeine fremde Sphäre geschickt hatte?

Das war ihr selbst schon einmal passiert, als sie mit ihrem Vater hatte sprechen wollen.

Sie hatte schließlich wieder herausgefunden, aber bei Naruto war sie sich nicht so sicher…

Erneut warf sie einen Blick auf seine sitzende Gestalt während sie nervös vor ihm langlief.

Es war bereits Abend und die untergehende Sonne ließ sein Haar wirken wie flüssiges Gold und leuchtete warm auf seine entspannten Gesichtszüge.

Aber dafür hatte sie keinen Blick übrig.

Sie hatte einfach Angst!

Sie würde es sich nie verzeihen, wenn sein Geist jetzt auf ewige Zeiten irgendwo herumirrte, wo er nie wieder herausfand.

Normalerweise wurde sie nicht so panisch, aber sie war übermüdet und gestresst.

Seit zweieinhalb Wochen hielt sie jetzt dieses Henge und langsam aber sicher war ihr Chakra aufgebraucht. Sie hatte ja sogar so geschlafen, wie also sollte sich irgendwelches Chakra nachbilden.

Gestresst war sie, weil sie seit zweieinhalb Wochen jede Minute mit diesem Jungen zusammen gewesen war.

Und es war anstrengend gewesen.

Nicht einmal Narutos wegen. Sie war es einfach nicht gewohnt, so lange und so eng mit einer Person Zeit zu verbringen. Nach sieben Jahren des einsamen Herumreisens war sie nun einmal an das Alleinsein gewöhnt.

Die Zeit mit Naruto war manchmal sogar wirklich schön gewesen.

Die Nächte zum Beispiel, in denen sie zusammengerollt auf seiner Brust geschlafen hatte, und er sie nicht mit seinem Geschnarche fast um den Verstand brachte.

Oder ihr Abendbrot am Lagerfeuer, wo er ihnen Fleisch über dem Feuer gebraten und ihr von sich erzählt hatte.

In solchen Momenten hatte sie sich glücklich gefühlt, und warm.

Vor allem warm.

Naruto schien immerzu eine Wärme auszustrahlen, die ihr den ganzen Körper durchdrang, bis in die tiefste Pore.

Amaya wüsste gerne wie er das machte.

Sie kannte sich mit Wärme und Feuer aus, aber so etwas hatte sie noch nie gesehen oder gespürt.

Am stärksten war diese Wärme, wenn er lächelte.

Sein strahlendes Grinsen.

Wenn seine azurblauen Augen dabei wieder so wild leuchteten, seine Haare noch unordentlicher waren als normal und er noch fuchsiger aussah als sonst.

Dann fühlte sie sich, als hätte sie etwas sehr, sehr Heißes getrunken, und es würde langsam alles in ihr drin schmelzen.

Sie wüsste wirklich gerne, wie er das machte.

Amaya musste sich eingestehen, dass sie den blonden Chaoten anfangs unterschätzt hatte. Nach zweieinhalb Wochen in seiner ständigen Nähe konnte sie sagen:

Naruto Uzumaki war alles andere als bloß ein Gefäß.

Er war verplant, nicht gerade die hellste Leuchte in der Birne, chaotisch, immer für eine Überraschung gut, ein Morgenmuffel, ramenabhängig, und extrem unordentlich.

Aber kein einfaches Gefäß.

Die nächsten Tage brauchte sie allerdings erst einmal Ruhe.

Seufzend legte sie sich auf den Boden, nur um kurz darauf wieder aufzuspringen.

Naruto hatte soeben die Augen wieder aufgemacht.

Ein gewaltiger Felsbrocken fiel von dem Herzen der Tentoko.

Er hatte es geschafft!

Sie hatte ihn nicht in die ewige Verdammnis geschickt!

Unglaublich erleichtert beobachtete sie, wie die azurblauen Augen desorientiert über die Lichtung irrten.

Auch das kannte sie. In den Sphären hatte man ein anderes Zeitgefühl.

Jetzt erhob er sich ächzend und die beiden Männer hinter ihr sprangen auf und eilten auf ihn zu. Sie waren ebenfalls die ganze Zeit hiergeblieben.

„Naruto, alles in Ordnung?“

Yamato blieb stehen und warf ihm einen fragenden, aber auch leicht besorgten Blick zu.

„Alles Ok. Ich hatte nur die Zeit nicht im Blick.“

Naruto kratzte sich verlegen am Kopf.

„Ist es echt schon Abend? Wow.“

Jetzt wurde Kakashi neugierig.

„Was hast du eigentlich gemacht?“

„Ähm…“, der Blondschopf schien um die Worte zu ringen.

„Naja… also.. ehr… am besten zeige ich’s Ihnen.“

Verwundert sah Amaya zu, wie Naruto die Augen schloss, wie um sich zu konzentrieren. Den fragenden Blicken der beiden Männer zufolge, hatten die auch keine Ahnung, was das werden sollte.

Dann öffnete Naruto die Augen wieder, biss sich in den Finger und führte die Fingerzeichen aus.

Schwein, Hund, Hahn, Affe, Schaf.

Sie erriet, was er plante und ging einige Schritte zurück, ebenso wie Kakashi und Yamato.

Dann rammte Naruto seine Hand auf die Erde.

Eine mittelgroße Rauchwolke erschien, kleiner als Amaya gedacht hatte. Dennoch musste sie der Anblick des großen Fuchses schlucken.

Kyuubi ging Naruto nur bis zur Schulter, sah aber ansonsten genauso aus, wie beim letzten Mal, von den neun Schwänzen bis zu den blutroten Augen.

Kaum hatte sich die Rauchwolke komplett verzogen, hob er genießerisch die Nase in die Luft.

„Aahh, endlich frische Luft.“

Seine Stimme war nicht mehr so tief, wie in Narutos Geist und Amaya vermutete, dass das an seiner Größe lag.

Kyuubis zweite Tat in der Freiheit war sich genüsslich zu strecken, dabei tiefe Furchen zu ziehen und die beiden geschockten Jonin geflissentlich zu ignorieren.

„Ich hätte ja gedacht, du bräuchtest mehr Versuche, aber das ging erstaunlich schnell, Junge.“

Naruto sah ob dieses zweifelhaften Kommentars nicht gerade begeistert aus und ging auch gleich zum Gegenangriff über.

„Halt bloß die Klappe du Flohfänger! Ich habe dich bestimmt nicht freigelassen, damit du mich am laufenden Band beleidigen kannst!“

„Pass auf, Jungchen, wie du mit mir redest!“

Dar Blondschopf ließ sich von dem drohenden Unterton nicht beeindrucken und verschränkte trotzig die Arme.

Ein bedrohliches Knurren verließ Kyuubis Kehle.

In diesem Moment erwachten Kakashi und Yamato aus ihrer Starre. Mit einem Satz hatten sie Naruto gepackt und mit sich zum Rand der Lichtung gezogen, wo sie in Kampfstellung gingen, den überrumpelten Naruto hinter sich.

„Der Kyuubi no Youko. Warum bist du frei, Dämon?“

Amaya konnte Kakashis Gesicht aufgrund der Maske nicht erkennen, doch seine Stimme klang ziemlich angespannt.

Sie konnte es ihm nicht verübeln.

Sogar sie, die mit sowas in der Art gerechnet hatte, war überrascht worden.

Wie musste es also erst auf die Konoha-nins wirken, sich plötzlich mit demjenigen, der einst fast ihr ganzes Dorf zerstört hatte, konfrontiert zu sehen?

Kyuubi jedoch schien das Ganze zu amüsieren.

„Glaubst du wirklich du kommst gegen mich an, Mensch?“, überging er Kakashis Frage einfach.

Dieser hatte mittlerweile das Stirnband von seinem Auge gezogen. Sein Sharingan blitzte kampfbereit.

„Ich werde es auf jeden Fall versuchen!“

„Äh, Kakashi-sensei…“

Naruto hatte die ganze Szenerie mit einem etwas verwirrten Gesicht verfolgt, und versuchte jetzt auf sich aufmerksam zu machen.

„Das ist nicht…“

„Bleib zurück, Naruto!“, mischte sich jetzt auch Yamato ein.

„Aber das ist doch gar nicht…!“

„Jetzt!“

Blitzschnell stürmten die beiden Männer auf den Dämon zu, der sich jedoch keinen Zentimeter rührte und ihnen lediglich ungerührt zusah.

Stattdessen sprang eine blonde Gestalt in den Weg und blockte die Schläge, bevor sie ihr Ziel trafen.

Ein metallenes geräusch hallte über die Lichtung, Blut spritzte.

Dann war es still.

Amaya konnte das Plitschen von Narutos Blut auf dem Gras vernehmen und bleckte leicht die Zähne.

Schließlich wichen die Jonin zurück.

„Naruto? Was soll das?“

Geschockt sahen die beiden Männer zu dem Jungen, der sich zwischen sie und das Ziel gestellt hatte.

„Sie hätten mich mal aussprechen lassen sollen.“

Er hatte die Arme immer noch in Abwehrhaltung gehoben, und dort wo die Schläge ihn getroffen hatten lief Blut an ihnen herunter. Seine blauen Augen funkelten beinahe schon zornig zu den Älteren.

„Ich habe Kyuubi hierhergeholt. Er hat geschworen niemandem etwas zu tun, sie können ihn also in Ruhe lassen.“

„Was? Ich verstehe nicht…“

Die beiden Männer sahen aus, als hätte ihnen jemand den Boden unter den Füßen weggezogen, doch Amayas Mitleid hielt sich in Grenzen.

„Warum setzten sie sich nicht einfach hin und hören dem Jungen zu.“, schlug der Dämon vor und unterbrach damit Yamato.

Nach kurzem Zögern ließen die Männer ihr Arme sinken und traten ein paar Schritte zurück, machten allerdings keine Anstalten sich auf dem Gras niederzulassen.

Auch ließ Kakashi das Stirnband oben.

„In Ordnung. Wir hören. Was hast du dir bitte dabei gedacht, Naruto?“

Aus den Minen der beiden sprach Unverständnis, Überraschung, Unsicherheit und auch – ziemlich versteckt – Furcht.

Ob um Naruto oder allgemein konnte Amaya nicht sagen.

Der Gesichtsausdruck des Blonden hingegen ließ darauf schließen, dass er nicht wusste wie er die Sache am besten über die Bühne brachte.

„Naja, also… Kyuubi und ich haben einen Pakt geschlossen. Ich lasse ihn raus und er wehrt sich nicht mehr dagegen, dass ich seine Kräfte nutze. Außerdem hat er gesagt, er unterrichtet mich.“

Den beiden Jonin entgleisten sämtliche Gesichtszüge.

„Er unterrichtet dich?!" "

Warum willst du dich von einem Dämon unterrichten lassen?“

Amaya war fast genauso geschockt wie Yamato, wenn auch aus einem anderen Grund. Kyuubi no Kitsune unterrichtete einen Menschen?!

„Ich werde ihm Dinge beibringen, zu denen ihr nie fähig wäret. Der Junge hat Potenzial, das er nie vollkommen ausschöpfen könnte wenn er nur von Sterblichen lernt.“, erklärte Kyuubi ruhig.

Kakashi schien das allerdings nicht ganz einzuleuchten.

„Naruto ist doch selbst ein Sterblicher, wie du uns nennst. Wieso also sollte da die Lehre von anderen Menschen nicht ausreichen?“

„Wenn er meine Kräfte nutzt, geht seine Stärke deutlich über die eines Sterblichen hinaus. Und auch im Allgemeinen ist Naruto überdurchschnittlich. Er ist zwar nicht so stark wie ein Halbdämon oder Dämon, aber immer noch stärker als ein Mensch.“

Lange Zeit blieb es still.

Alle Menschen Auf der Lichtung mussten das eben Erfahrene erst einmal verdauen. Kakashi war der erste, der wieder sprach.

„Wirst du dein Wort halten?“

Die Augen des Fuchses schienen plötzlich zu brennen.

„Beleidige mich nicht, Mensch. Ich bin ein Kitsune.“

Und plötzlich ging Amaya auf, warum sie die ganze Zeit das Gefühl hatte, Kyuubi wäre anders als letztes Mal.

Das Animalische aus seinem Blick war verschwunden, der Schleier des Wahnsinns war weg.

In seinen Augen sah man nur noch die unbändige Macht und klaren Verstand des Dämonenkönigs, der schon seit Jahrtausenden die Geschicke der Menschheit mitbestimmte.

Er war wieder da!

Irgendwie hatte der Junge es geschafft!

Ein unglaubliches Glücksgefühl machte sich in ihr breit und trotz besseren Wissens fing sie an grinsen.

Es ging wieder aufwärts!

„In Ordnung, wir werden dich nicht angreifen und dir Naruto überlassen. Aber falls ihm irgendetwas zustößt…“, sagte der Silberhaarige gerade.

Kyuubi sparte sich den Kommentar und schnaubte nur, während Naruto erleichtert grinste.

„Super!“

Einen Moment standen alle Beteiligten unschlüssig herum, bis Kyuubi plötzlich ebenfalls anfing zu lächeln.

Oder war das ein Zähnefletschen?

„Bist du jetzt zufrieden, Sonnentochter?“

Amaya gefror das Blut in den Adern.

Natürlich hatte er das Henge durchschaut.

Da hätte sie auch dran denken können.

Das Grinsen verschwand aus ihrem Gesicht und sie sah zu dem großen Fuchs hinüber, der sie mit seinen blutroten Augen beinahe festnagelte.

Verdammt!

Yamato und Naruto schauten verwirrt zwischen den beiden Füchsen hin und her. Lediglich Kakashi hatte seinen Blick fest auf das kleinere Tier gerichtet. Anscheinend konnte er die Illusion mit seinem Sharingan erkennen. „Wer bist du? Zeig dich!“

Amaya zögerte. Eigentlich glich es einem Wunder, das es so lange geklappt hatte. Wenn sie das Jutsu jetzt auflöste, würde sie kämpfen müssen und bei dem niedrigen Chakralevel hätte sie nicht einmal den Hauch einer Chance. Als Fuchs könnte sie vielleicht noch im Urwald verschwinden…

Ihr Blick viel auf den Dämon.

Nein, Flucht war ebenfalls unmöglich.

„Kann mir mal jemand erklären was hier los ist?“, kam es von dem völlig verständnislosen Naruto.

Es bleib ihr wohl nichts anderes übrig.

Amaya bemühte sich um einen gefassten Gesichtsausdruck als sie ihr Jutsu auflöste. Als sich die Rauchwolke verzogen hatte blickten ihr drei geschockte Menschen und ein belustigter Fuchs entgegen.

„Hast du etwa den armen Jungen ausspioniert? Sowas gehört sich nicht, hat dir das keiner beigebracht?“

Sie warf dem Dämon einen mörderischen Blick zu, welchen er mit einem spöttischen Lächeln quittierte.

„Anscheinend seid Ihr endlich wieder zur Besinnung gekommen. Dementsprechend, ja ich bin zufrieden.“, beantwortete sie seine erste Frage wobei sie es tunlichst vermied den blonden Jungen anzuschauen.

Zurecht.

„Du warst Aka?! Du bist doch das Mädchen, das mich angegriffen hat!“

Er sah ernsthaft überrascht aus. Dabei war Amaya doch so unvorsichtig gewesen und hatte sich selten wie ein echtes Tier verhalten.

Naja, Naruto war eben verpeilt.

„Blitzmerker“, war daher ihr einziger Kommentar.

„Wie heißt du und was willst du?“

Ausdruckslos sah sie Kakashi entgegen.

„Meinen Namen habe ich schon während des Verhörs genannt, aber ich wiederhole ihn gerne. Ich bin Amaya Tentoko. Was ich will ist meine Sache.“

„Sie sagt die Wahrheit.“, warf Kyuubi ein, als klar wurde, dass die Konoha-nins ihr nicht glaubten.

Er schien sich köstlich zu amüsieren.

Stirnrunzelnd wandte sich Yamato wieder dem rothaarigen Mädchen zu.

„Ich dachte der Clan sei vor Jahrhunderten ausgestorben.“

„Der ursprüngliche Clan schon.“

Jetzt sahen die beiden Jonin beunruhigt aus.

Naruto hingegen guckte immer noch verwirrt.

„Ich verstehe nur noch Bahnhof. Welcher Clan?“

Yamato erbarmte sich schließlich.

„Der Tento – Clan. Er hat das Feuerreich gegründet, ist allerdings schon lange ausgestorben. Deshalb ist es auch unmöglich, dass sie dazugehört.“

Ungläubig sah der Blondschopf zu Amaya, wandte den Blick aber wieder ab, als Kyuubi noch etwas hinzufügte.

„Was er vergessen hat zu erwähnen, ist dass die Tentoko oder auch Tentoro keine reinen Menschen waren. Deshalb waren sie auch so unglaublich stark.“

„Keine reinen Menschen? Wie soll das denn gehen?“

„Das soll heißen, eines der Elternteile war kein Mensch.“

Während er sprach ließ Kyuubi sie nicht aus den Augen.

„Und was soll dieser Elternteil dann gewesen sein?“

„Die Tentoko sind die Kinder des Sonnengottes.“

Jetzt sah der Fuchs doch wieder zu dem Blonden, genauso wie Amaya.

Er guckte zurück.

„Wie jetzt?“

Sie sah sich genötigt weiter zu erklären.

„Die Gründer des Tento – Clans waren Kinder des Sonnengottes oder Feuergottes, wie du willst. Ihre Kinder waren also Enkel des Sonnengottes und so weiter. Daraus hat sich dann ein Clan gebildet, der stärker war als jeder Menschenclan. Allerdings verfliegt die Macht des Gottes nach einigen Generationen und die direkten Kinder des Tento wurden immer weniger, sodass heute keine Mitglieder des ursprünglichen Clans mehr übrig sind.“

„Und was ist dann mit dir?“

„Ich stamme direkt vom Sonnengott ab.“

Naruto schien immer noch nicht zu verstehen.

„Du stehst einer Halbgöttin gegenüber.“, brachte Kyuubi schließlich die Sache auf den Punkt.

Damit hatte Amaya die ungeteilte Aufmerksamkeit der Menschen auf der Lichtung.

Due ungläubigen Blicke brannten geradezu auf ihrer Haut und sie musste sich nicht stark zusammenreißen, um sich nicht unbehaglich unter ihnen zu winden.

Als ihr das Gestarre zu viel wurde, wandte sie sich an den Fuchs, der das Ganze belustigt verfolgt hatte.

„Bedeutet die Tatsache, dass Ihr den Jungen unterrichtet, dass ihr mir helfen wollt?“

Eine Blase der Hoffnung stieg in ihrem Bauch auf.

Mit der Hilfe des Kyuubi und seines Jinchuuriki erschien ihr die Mission gar nicht mehr so gigantisch.

Die Miene Kyuubis jedoch wurde wieder spöttisch.

„Dir helfen? Glaubst du wirklich, du könntest so etwas ausrichten, Sonnentochter? Du hast ja noch nicht einmal deine Kräfte entdeckt! Hilfe von mir kannst du erst erwarten, wenn du deinem Namen gerecht geworden bist.“

Die Blase zerplatzte mit einem Peng und Amaya ballte zornig die Fäuste, doch der Dämon war noch nicht fertig.

„Hachibi wird dir das gleiche sagen, also versuch es gar nicht erst. Werde stärker und suche dir jemanden, der dich trainiert, dann können wir weiterreden.“

Amaya biss die Zähne zusammen als sie spürte wie die Wut in ihr hochkochte.

Wie konnte er es wagen!

Sie war nicht schwach!

Wie lange war sie alleine gewesen und hatte um ihr Leben kämpfen müssen?

Sie hatte jedes Mal gewonnen. Sie hatte den Auftrag von ihrem Vater bekommen, weil sie stark war, weil sie sich unterkriegen ließ.

Wie konnte er da sagen sie sei schwach?

Sie war eine Tentoko!

Zornig starrte sie dem Dämon entgegen, der ihren Blick fest erwiderte.

Dem würde sie es zeigen!

Mit steifen Bewegungen und immer noch vor Wut geballten Fäusten drehte sie sich um und schritt auf den Urwald zu. Als sie zwischen den Bäumen verschwand hörte sie Naruto hinter sich rufen.

Schnell sprang sie auf einen Ast und rannte los, immer gerade aus, so schnell wie sie konnte, blendete alles aus.

Irgendwann – es war schon dunkel geworden und die Tiergeräusche wurden weniger - erreichte sie die Küste. Sie stellte sich an den Rand der Felswand, sodass ihr die Gischt des aufgepeitschten Meeres ins Gesicht flog, schloss die Augen und ließ sich vom Geräusch der Wellen und dem salzigen Geschmack auf ihrer Zunge beruhigen.

Sie würde Kyuubis Rat befolgen und sich einen Lehrer suchen. Während sie gerannt war hatte sie überlegt, und eigentlich fiel ihr nur einer ein.

Seufzend öffnete sie die Augen.

Irgendwie war das anders abgelaufen als sie gedacht hatte. Ob es schlechter war, würde sich wohl noch herausstellen. Schließlich drehte sie dem Meer den Rücken zu und machte dieselben Handzeichen wie Naruto vor einer Weile. Das würde jetzt ihr letztes bisschen Chakra beanspruchen, aber sie wollte schnell hier weg.

Eine große Rauchwolke erschien, wurde allerdings sofort vom Seewind weggetragen und gab den Blick auf einen großen orange-goldenen Drachen frei.

„Katsu.“

Der Drache blickte verwundert nach unten auf Amayas Gestalt.

„Amaya, was für eine Freude. Was willst du?“

Sie hob den Kopf und sah in die Augen, die den ihren so ähnlich waren. „Ich möchte, dass du mich unterrichtest. Ich möchte eine wahre Tentoko sein.“

Katsu blinzelte verwundert, doch dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Wir haben uns schon gefragt, wann du endlich diese Bitte vorbringst. Natürlich lehre ich dich. Steig auf.“

„Danke, Katsu.“ Zufrieden stieg sie auf seinen Rücken und mit einem Satz waren sie in der Luft. Die Insel unter ihnen wurde immer kleiner, bis sie ganz mit dem dunklen Meer verschmolz.

Sie würde es lernen.

Sie würde lernen eine Tentoko zu sein.

Sie würde ihren Vater nicht enttäuschen!
 

_____________
 

Wenn ich keinem groben Verständnisfehler unterlegen bin, ist Tentoko die weibliche und Tentoro die männliche Form von Kind des Tento.

Dämonisches Training

Hallöle alle zusammen :D
 

Zum Ersten: Ein dickes Danke an chronosuhrmacher, narutofa, bLy1337, Kandera und Nobody931 für die Kommis. Ihr seid super :)

Zum Zweiten: 33 Favos! Geil!

Zum Dritten: Ich hatte echt Schiss davor, dieses Kapitel hochzuladen. Bitte steinigt mich nicht. Ich weiß das ist alles total unlogisch T.T
 

So, für die, die jetzt noch nicht schreiend die Flucht ergriffen haben:

Viel Spaß!
 

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Dämonisches Training
 


 

Die drei Menschen und der Dämon standen immer noch auf der Lichtung und sahen auf die Stelle im Unterholz, wo soeben eine ziemlich wütende Halbgöttin verschwunden war.

Besonders Naruto hatte einen äußerst verwirrten Gesichtsausdruck zu präsentieren.

Da schlich sich dieses Mädchen mit einem Henge bei ihm ein, stöberte knapp drei Wochen lang in seiner Privatsphäre rum und verschwand dann einfach ohne ein Wort!

Als er ihr hinterhergerufen hatte, hatte sie sich noch nicht einmal umgedreht.

Komisches Mädchen.

Er sah sich zu den anderen um.

Anscheinend ging ihnen gerade ungefähr das gleiche durch den Kopf.

Schließlich wurde Naruto das Schweigen zu dumm.

„Warum hast du sie gehen lassen?“, wandte er sich an den großen Fuchs.

„Aus genau dem Grund, den ich ihr angegeben habe. Sie muss trainieren damit sie überhaupt eine Chance hat ihren Auftrag zu erfüllen. Genauso wie du.“

„Ich? Heißt das wir helfen ihr?“

„Natürlich.“

Wieder war es still.

Und wieder war es Naruto der als erster sprach.

„Wobei helfen wir ihr eigentlich?“

„Das erkläre ich dir später.“

Damit löste sich der Fuchs aus seiner Bewegungslosigkeit und sah sich um.

„Unser Training wird hier stattfinden. Du wirst auch hier schlafen. Dein Essen jagst du dir. Und Sie, “ wandte er sich an die beiden Männer, „kommen am besten gar nicht mehr hierher, es sei denn irgendwas weltbewegendes passiert. Der Junge soll sich voll und ganz auf sein Training konzentrieren. Gut, morgen fangen wir an.“

Damit verschwand auch er im Urwald.

Zurück blieben drei überrumpelte Shinobi.

Die Informationen der letzten Stunden waren etwas viel gewesen.

Naruto wollte einfach nur schlafen.

Irgendwann fing Kakashi sich wieder.

„Das war eine klare Aussage. Wir werden trotzdem ab und zu vorbei kommen, nur um zu gucken, ob ihr überhaupt noch da seid, klar?“

Der Blonde brachte nur ein Nicken zu Stande.

„Gut. Ich glaube, es wäre das Beste wenn wir jetzt gehen. Du brauchst wahrscheinlich viel Ruhe für das Training und wir müssen Tsunade noch Bericht erstatten.“

Seine Stimme war weicher geworden und Naruto wusste nicht so recht, ob das wirklich Mitleid in den Augen seines Senseis war.

Wieder ein Nicken.

„In Ordnung. Man sieht sich.“

Und weg war der Jonin.

Yamato verabschiedete sich mit einem mitleidigen Blick und einem „Halt durch.“

Dann war auch er verschwunden und Naruto stand alleine auf der Lichtung.

Schlafen.

Nur noch schlafen.
 


 

***
 


 

Am nächsten Morgen wurde Naruto davon geweckt, dass ihm jemand Wasser über den Kopf kippte.

Prustend setzte er sich auf und schaute in ein grinsendes Fuchsgesicht.

„Was sollte das denn?“

„Aufstehen, Training.“

Und damit war er auch schon wieder weg.

Stöhnend stand Naruto auf und streckte sich. Die Nacht auf dem harten Höhlenboden hatte seinem Rücken gar nicht gut getan. Vielleicht bekam er ja Zeit sich ein Lager zu bauen. Obwohl, irgendwie bezweifelte er, dass er in den nächsten Wochen viel Freizeit haben würde.

Gähnend trat er aus der Höhle auf die Lichtung. Die Sonne stand noch tief am Himmel und das Gras war nass vom Morgentau.

Warum musste der Dämon so ein Frühaufsteher sein?

Hatte er überhaupt geschlafen?

Womit hatte er das nur verdient?

Schlurfend bewegte der Blondschopf sich auf die sitzende Gestalt Kyuubis zu.

Er könnte gerade so wieder ins Bett gehen.

„Da bist du ja endlich. Dein Training geht von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, also gewöhn dich schon mal an die Uhrzeit. Der Schwerpunkt wird auf Ninjutsus liegen, da dort am talentiertesten bist. Taijutsu werden wir auch durchnehmen, Genjutsu lassen wir außen vor.

Das Training mit meinem Chakra kommt erst später, wenn ich denke, dass du bereit bist.

Und jetzt, stell dich gefälligst gerade hin.“

„Hä?“

Was hatte das denn jetzt mit dem Training zu tun?

„Du sollst dich gerade hinstellen.“

„Warum?“

Kyuubi knurrte.

„Mein Jinchuuriki steht nicht in der Gegend rum wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Also mach gefälligst die Schultern zurück, oder soll ich meinen Standpunkt noch einmal verdeutlichen?“

Eine leise Stimme in Naruto riet ihm, es sich nicht gleich zu Anfang mit dem Dämon zu verscherzen und entgegen seiner Gewohnheit hörte er auf sie.

Kurz war er erstaunt wie weiter weg der Boden auf einmal war, doch dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder von seinem neuen Lehrer beansprucht.

„Gut. Jedes Mal wenn ich dich erwische wie du dich hängen lässt, machst du nach dem Training eine halbe Stunde lang Liegestützen, ist das klar?“

„Was?! Oh Mann, Kyuubi komm schon!“

„Ist das klar?“

Aus Kyuubis Stimme konnte man deutlich das Knurren heraushören.

Naruto gab sich geschlagen.

„Ja.“

„Dann ist das ja geklärt. Wir fangen mit den Ninjutsus an. Kennst du deine Elemente?“

Der mittlerweile halbwegs wache Ninja kratzte sich am Kopf.

„Ich habe Wind. Ansonsten weiß ich nicht.“

„Dein zweites Element ist Wasser.“

„Woher weißt du das?“

„Ich habe sechzehn Jahre in dir gelebt. Wenn einer das weiß, dann ich.“

Das klang einleuchtend.

„Außerdem weiß ich, dass du ein Kekke Genkai hast. Frag mich nicht woher, deine Eltern hatten keins. Wahrscheinlich eine Mischung aus den beiden.“

Das kam jetzt wirklich überraschend.

„Ein Kekke Genkai? Ist ja voll cool! Was für eins?“

„Du bist ein Hyouton - Nutzer.“

Vor Narutos Augen blitzte das Bild eines Jungen mit Oinin-maske auf. Haku hatte auch das Eis - Element gehabt und Sasuke und ihm damit den Kampf ziemlich schwer gemacht.

„Klasse!“, grinste er.

„Um das Hyouton zu nutzen musst du erst einmal die anderen Elemente perfekt beherrschen, daher kommt das erst später dran. Zuerst bringe ich dir ein paar Fuuton-Jutsus bei.“

Naruto nickte.

„Gut, dann fangen wir mal an.“

Kyuubi erhob sich und machte Anstalten loszugehen, wurde allerdings von seinem Schüler aufgehalten.

„Und was ist mit meinem Frühstück?“, fragte der Blonde.

Ohne etwas im Magen konnte er doch nicht trainieren.

Kyuubi jedoch war gnadenlos.

„Du hättest früher aufstehen sollen. Heute Mittag kannst du dir etwas jagen.“

„Jagen?“

„Ja, jagen. Das ist gut für deine Körperbeherrschung und die Reflexe. Und jetzt beweg dich.“

Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck folgte der Junge dem Dämon.

Das konnte ja heiter werden.
 


 

***
 


 

Nach drei Wochen stellte Naruto dann die Frage.

Es war abends, die Sonne ging gerade unter und sein heutiger Fang briet über einem kleinen Lagerfeuer.

Die erste Woche hatte er häufig hungern müssen, aber mittlerweile brachte er jedes Mal irgendein kleines Tier mit. Kyuubi aß oft mit, obwohl er Naruto erklärt hatte, dass er weder Schlaf noch Essen wirklich benötigte. Schließlich bestand er nur aus Chakra.

Warum Naruto jetzt erst fragte, lag hauptsächlich daran, dass er die letzten Wochen einfach keine Zeit gehabt hatte. Tagsüber war er nur am Trainieren und abends fiel er wie ein Stein in sein Lager, nur um am nächsten Tag in aller Herrgottsfrühe aufzustehen und weiter zu trainieren.

Und das Training hatte es in sich.

Besonders das Suiton – Training, zu dem sie mittlerweile übergegangen waren.

Kyuubi griff dabei ebenfalls auf die Methode der Kagebunshin zurück, wie schon Kakashi beim Fuuton – Training.

Das Problem Narutos mit den Kagebunshin jedoch war, dass Kyuubi mit ihnen rund 200 Schüler hatte, denen er für schlechte Haltung Liegestütze aufbrummen konnte. Und das tat er oft.

Anfangs hatte Naruto die Sache mit der aufrechten Haltung für einen schlechten Witz gehalten und sich nicht darum gekümmert.

Drei durchtrainierte Nächte und zwei halbtote Arme später war er schlauer gewesen.

Ab diesem Zeitpunkt stand er immer gerade.

Doch nicht nur körperlich wurde Naruto getrimmt, auch für eine geistige Verbesserung hatte sich der Dämon was einfallen lassen.

Am vierten Tag hatte er seinen Schüler zum Haus der anderen Ninja geschickte, um ein Schogi – Spiel zu besorgen. Um seine grauen Zellen – sofern sie vorhanden seien – aufzuwecken, wie der Fuchs es ausgedrückt hatte.

Also saßen sie jetzt jeden zweiten Tag mehrere Stunden vor dem Spielbrett.

Und tatsächlich machte sich ein wenig Erfolg dieser Methode bemerkbar.

So wurde Naruto mittlerweile erst nach 5 Minuten und nicht innerhalb der ersten Sekunden von dem Fuchs plattgemacht. Er glaubte sogar, dass Spiel könnte ihm bei einem anderen Gegner vielleicht Spaß machen.

Als Naruto das Spiel besorgt hatte, war er Bee begegnet.

Dieser hatte ihm allerdings nur einen hochgestreckten Daumen und ein Grinsen geschenkt, bevor er wieder verschwunden war. Naruto hatte trotzdem verstanden.

Jetzt machte Bees Tipp auch einen Sinn.

Anscheinend war es bei dem Jinchuuriki und seinem Bijuu so ähnlich abgelaufen wie bei ihm. Obwohl er in der Nähe Bees noch nie einen Oktopus rumschwimmen gesehen hatte.

Aber vielleicht war der Vertrag auch bei jedem Bijuu anders.

Naruto warf einen Blick auf den Fuchs, der sich neben dem Feuer ausgestreckt hatte und döste.

„Kyuubi?“, sprach er ihn vorsichtig an.

Obwohl er keinen Schlaf brauchte, konnte der Fuchs sehr ungemütlich werden, wenn man ihn bei diesem störte.

Eines der blutroten Augen öffnete sich.

„Mh?“

„Wobei wollen wir Amaya helfen? Du hast gesagt du erklärst es mir.“

Kurz war es still, dann erhob sich der Dämon und setzte sich hin, sodass Naruto zu ihm aufsehen musste.

Die blutroten Augen musterten den Blondschopf ausführlich, ehe Kyuubi anfing.

„Damit du das verstehen kannst, muss ich ein wenig weiter in die Vergangenheit gehen. Um genau zu sein, bis zur Entstehung unserer Welt.“

Kyuubis Stimme klang verändert, fast als wäre sie Energiegetränkt.

Naruto bekam eine Gänsehaut ob der Macht die ihr innewohnte.

Irgendwie übermenschlich.

Anscheinend fasste der Fuchs Narutos Schweigen als eine Aufforderung weiterzusprechen auf.

„Anders als viele glauben, wurde unsere Welt nicht von den Göttern geschaffen.

Die Götter wurden zusammen mit der Welt geschaffen. Von wem oder wie, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall entstanden zur gleichen Zeit die Übermenschlichen und die Menschen. Vielleicht war die Erde auch schon früher da gewesen, aber über diese Zeit ist nichts bekannt.

Es waren fünfzehn Übermenschliche, deren Aufgabe es sein sollte, die Menschen und das andere Leben auf dieser Welt zu leiten.

Doch schon kurz nach der Erschaffung spaltete sich das Lager.

Die einen waren der Meinung, die Aufgabe ließe sich am besten von einem distanzierten Standpunkt aus bewältigen, die anderen glaubten, eine tiefere Verbundenheit mit der Erde und den Menschen wäre hilfreich. So kam es, dass die Übermenschlichen sich in zwei Gruppen teilten. Es entstanden die Götter – die Distanz hielten – und die Bijuus, die die Nähe zu den Menschen suchten.“

Das traf Naruto wie ein Schlag.

Das Wesen vor ihm sollte so alt sein wie die Existenz der Menschen?

Doch Kyuubi ließ ihm keine Zeit sich von dieser Neuigkeit zu erholen und sprach einfach weiter.

„Zum Zeitpunkt dieses Bruchs wurden den Übermenschlichen ihre Bereiche zugeteilt. Es gab sechs Götter und neun Bijuus. Die Bereiche, oder auch Aufgabenfelder, waren in jeder Partei gleich. Sonne, Mond, Feuer, Wasser, Erde, Luft, Blitz, Natur und Tod. Aufgrund der ungleichen Anzahl wurden bei den Göttern Sonne und Feuer, Mond und Wasser und Natur und Erde jeweils zusammen zugeteilt.

Es gab allerdings noch einen Unterschied. Während wir, die Bijuus, tatsächlich das Element vertraten, das wir innehatten – also Erde tatsächlich für den Boden unter unseren Füßen – standen die Götter eher für deren Bedeutung.

Also steht zum Beispiel der Gott der Erde und der Natur für Fruchtbarkeit, Standhaftigkeit und Stärke.

Du kannst es als eine Verdeutlichung unserer Standpunkte sehen: Die einen vertreten den weltlichen Part die anderen den auf der geistigen Ebene.

So ging das mehrere Jahrtausende lang gut. Die Götter erfüllten ihre Aufgabe von einer anderen Sphäre aus, die Bijuu lebten in Eintracht mit den Menschen auf der Erde. Das war auch die Zeit, in der die Jinchuuriki auftauchten.“

Die Frage platzte aus Naruto raus, ehe er sie aufhalten konnte.

„Die Jinchuuriki? Aber wenn ihr damals mit den Menschen zusammengelebt habt, wieso - “

„Unterbrich mich nicht, Junge“, knurrte Kyuubi und Naruto schloss den Mund, ließ es sich aber nicht nehmen, dem Bijuu einen verwirrten Blick zuzuwerfen.

„Damals hieß der Begriff Jinchuuriki etwas anderes.“, erklärte dieser. „Ich hatte gesagt, wir lebten mit den Menschen zusammen.

Das ist nicht ganz richtig.

Obwohl wir uns entschieden hatten auf der Erde zu leben, war es uns doch nicht wirklich möglich. Wir waren immer noch übermenschlich, nichts Greifbares und konnten dementsprechend schlecht mit den Menschen in Kontakt treten. Sie wussten zwar, dass wir da waren, aber wir waren für sie ebenso unerreichbar wie die Götter und das war ja gerade das, was wir verhindern wollten.

Also ließen wir uns etwas einfallen.

Zum einen schufen wir die Dämonen aus unserer Kraft, die als unsere Repräsentanten mit den Menschen leben sollten. Das tun sie übrigens immer noch. Ihr beschwört sie unter anderem als vertraute Geister.

Zum anderen entstanden Menschen, die mit uns in Kontakt treten konnten. Sie hatten einen kleinen Teil unserer Kraft abbekommen, sodass sie auf geistiger Ebene mit einem Bijuu verbunden waren. Für jeden Bijuu gab es einen dieser Jinchuuriki und starb einer, gab er seine Kraft an ein Neugeborenes ab; Denn als wir uns entschieden hatten auf der Erde zu leben, hatten wir automatisch unsere Kräfte für immer an sie gebunden. Dementsprechend kann unsere Kraft, die in dem Jinchuuriki steckt diesem nicht in die Sphären außerhalb der Erde folgen, wohin die Seele nach dem Tod geht.

Wir können auch nicht mehr in die Sphären der Götter, genauso wie die Götter nicht in die erdgebundenen Sphären können.

Diese Maßnahmen schafften es tatsächlich uns den Menschen näher zu bringen, wie wir es beabsichtigt hatten. Eine Weile ging das sogar gut. Doch irgendwann fingen die Menschen an, sich von uns abzuwenden. Sie erfanden alle möglichen Geräte um selbstständiger zu sein, fragten uns immer weniger um Rat, wandten sich von uns ab.

Das war der Augenblick, in dem wir realisierten, dass wir zu weit gegangen waren.

Dadurch, dass wir versucht hatten den Menschen nahe zu sein, hatten wir sehr viel Kraft verloren und waren ihnen letztendlich zu nah gekommen. Anfangs dachten wir uns nichts dabei, doch nach und nach zeigten sich die Folgen. Die Dämonen zogen sich zurück, spalteten sich ab, wenn auch nicht ganz, die Menschen fingen an Kriege zu führen und wir wurden immer menschlicher. So wie die Menschen unsere Bedeutung vergaßen, vergaßen wir sie auch, kamen unseren Aufgaben nicht mehr nach. Dadurch wurde das empfindliche Gleichgewicht gestört, zwischen der geistigen und der weltlichen Ebene, zwischen Göttern und Bijuus. Das rief immer neue Kriege hervor, wir verschwanden weiter aus den Köpfen der Menschen. Ein Teufelskreis.

Letztendlich wurden wir zu den Bijuus wie du sie kennst: zerstörerische Bestien, unkontrollierbare Naturkatastrophen, die immer wieder die Menschheit heimsuchten.

Die Kriege wurden schlimmer. Die Götter versuchten dem Einhalt zu gebieten und schufen die Halbgötter, doch sie hatten wohl zu viel Menschliches, denn das Einzige was sie bezweckten war, dass sich die Ninja und die Reiche bildeten, sodass die Kriege jetzt organisierter vonstattengingen.

So verschwanden auch die Halbgötter wieder.“

Lange Zeit war es still und man hörte nur das Knacken des Feuers und die Geräusche des Dschungels.

Naruto dachte nach.

Diese Geschichte hatte bei ihm nur noch mehr Fragen aufgeworfen. Außerdem hatte sie auch nicht seine Frage ganz zu Anfang beantwortet.

Was hatte Amayas Auftrag damit zu tun?

Er hob den Kopf und betrachtete den Bijuu, der mit unergründlicher Miene in das Feuer starrte. Er saß gerade einem Wesen gegenüber, das die gesamte Entwicklung der Menschlichen Spezies miterlebt hatte; Das den gleichen Stellenwert hatte wie ein Gott.

Das sprengte seine Vorstellungskraft um einiges.

Schließlich wiederholte er seine anfängliche Frage.

„Und wobei helfen wir Amaya jetzt?“

Kyuubi sah auf.

„Wie du bereits mitbekommen hast, ist sie die Tochter des Sonnengottes. Anscheinend hat sie von ihm den Auftrag bekommen, die Bijuus wieder zu Verstand zu bringen, sodass wir unsere Aufgaben wieder erfüllen können. Natürlich ist es völlig unmöglich, dass wir unsere alte Stärke zurückehralten und auch das Gleichgewicht hat einige irreparable Schäden abbekommen, aber wenn wir nichts tun, wird früher oder später die Welt im Chaos versinken.“

Der Fuchs fixierte den Blonden mit seinen uralten Augen.

"Dir ist doch bestimmt aufgefallen, dass die letzten Kriege in immer kürzeren Abständen kamen. Ein deutliches Zeichen des Ungleichgewichts und dessen Fortschreiten. Es wird zwar noch dauern bis zum endgültigen Zusammenbruch des Gleichgewichts, aber das Mädchen täte gut daran, sich zu beeilen. Ein weiterer Weltkrieg wäre so vielleicht zu vermeiden.“

„Und wie soll das gehen? Ich meine, wie sollen wir die anderen Bijuus zur Vernunft bringen?“

„Das kann ich dir nicht sagen, obwohl ich schon eine Vermutung habe.

Darum brauchst du dich aber erst zu kümmern, wenn das Training vorbei ist.“

Naruto nickte und beschloss den Rat zu befolgen. ei diesem Training konnte er es sich nicht leisten, nebenher zu grübeln.

Dann stellte er die nächste Frage.

„Was sollen diese Sphären sein, von denen du gesprochen hast?“ Der Begriff sagte ihm nun überhaupt nichts.

Kyuubi überlegte erst, bevor er antwortete.

„Die Sphären, sind so etwas wie Bewusstseinsebenen. Wenn du beispielsweise vor meinem Gefängnis in dir stehst, bist du in einer anderen Sphäre als jetzt. Es gibt unzählig viele Sphären, die bestimmten Obergruppen zugeteilt wurden. Unsere Welt zum Beispiel hat 16. Dazu gehören auch die Sphären der Gottheiten. Und dann gibt es noch die der anderen Welten, das braucht dich aber nicht zu interessieren.“

Naruto nickte, obwohl er kein Wort verstanden hatte.

Ihm brummte der Kopf vor Informationen. Am besten er stellte die Fragen für heute ein, bevor er noch platzte oder so was.

Kyuubi schien das zu bemerken, denn er schlug vor, fürs erste Schluss zu machen und zu schlafen. Das Abendbrot war schon längst verkohlt und auch vom Lagerfeuer war nur noch wenig übrig.

So legte sich Naruto ins feuchte Gras, mit der festen Überzeugung vor Hunger und Informationsüberfluss heute kein Auge zuzubekommen.
 


 

***
 


 

Ironischer Weise schlief er in jener Nacht sogar sehr lange und tief, wie er aus Kyuubis verärgerter Miene, seiner Weckmethode und dem Sonnenstand schloss.

Obwohl er von riesigen Füchsen geträumt hatte, die zusammen mit kleinen Kindern Blumen pflückten während blutüberströmte, bronzehaarige Mädchen ihnen irre lachend dabei zusahen.

Abstrakt.

Ab jenem Morgen, an dem er wieder einmal prustend aufgewacht war, hängte Naruto sich in das Training wie nie zuvor. Denn eines hatte er trotz seiner wirren Träume realisiert:

Es war wichtig, dass er stärker wurde. Und zwar nicht so wichtig, wie stärker zu werden um Sasuke zurückzuholen. Es war nicht nur für ihn und diesen schwarzhaarigen Vollidioten wichtig, sondern für alle. Unter anderem auch für Konoha.

Und Konoha würde er beschützen, mit allen Mitteln.

Aufgrund dieser fast selbstzerstörerischen Einstellung, bewältigte er das Suiton – Training innerhalb von drei Tagen, das anschließende Hyouton innerhalb von sechs.

Zwischendurch spielte er immer noch Schogi oder wurde von Kyuubi in Taijutsu getrimmt.

Das volle Programm.

Jetzt jedoch stand er bis aus äußerste angespannt in der Mitte der Lichtung und lauschte.

Es war unheimlich still. Kein Affengeschrei aus den Bäumen, keine Vögel, nicht das Fauchen großer Raubtiere so wie sonst.. Einzig eine Böe, die in diesem Moment über den Platz fuhr, das hohe Gras plattdrückte und mit Narutos Haaren spielte sorgte für Geraschel im Gestrüpp.

Der Wind legte sich und wieder war alles still.

Da!

Mit einer raschen Bewegung fand ein Kunai den Weg in eine Stelle im Unterholz. Den großen Fuchs, der in diesem Moment aus genau dieser Stelle sprang erwischte es dennoch nicht. Mit großen Sätzen sprang der Fuchs einen Bogen um den Blonden, wurde dabei immer nur knapp von Eiszapfen verfehlt, die scheinbar aus dem Nichts erschienen und auf ihn zu jagten. Mit einer Rolle seitwärts wich Naruto aus, als der Fuchs mit geöffnetem Maul auf ihn zusprang. Der Fuchs jedoch lief einfach weiter, auf den Rand der Lichtung zu, wich dabei geschickt weiteren Kunai und Shuriken aus. Naruto sprang aus seinem Versteck, bevor er es erreichte. Mit einem großen Sprung ließ er den Fuchs unter sich durchsausen während sein Kagebunshin einen Eisspeer nach ihm warf. Der Speer streifte die Schulter des Fuchses, hinterließ dort allerdings keine Spuren. Noch bevor Naruto situationsgerecht verwirrt sein konnte schleuderte ihn einer der neun Schwänze mit ungeheurer Wucht durch einen Baum an einen zweiten.

Der Doppelgänger in der Lichtungsmitte verpuffte und der Blondschopf rutschte langsam den Baumstamm herunter. Dann war der Fuchs über ihm und grinste ihm ins Gesicht.

Naruto grinste zurück.

Sekundenbruchteile später schoss ein mächtiger Wasserstrahl den Fuchs von ihm herunter.

Ein weiterer Kagebunshin Narutos, versteckt auf einem Baum, schleuderte Eisspeere auf den Angreifer, während der Echte sich aufrichtete. Der Fuchs jedoch warf einfach mit einem seiner Schweife einen Feuerball, welcher den Baum und den Kagebunshin darauf in Flammen aufgehen ließ, während er sich auf den Blonden stürzte. Dieses Mal konnte er nicht ausweichen, und so stürzten Fuchs und Junge zurück auf die Lichtung.

Naruto versuchte aufzustehen, doch der Fuchs hatte sich über ihn gestellt, die Vorderpfoten links und rechts neben seinem Kopf. Keine Chance.

Er hatte verloren.

Das Grinsen, das sich dieses Mal über Kyuubis Gesicht stahl war sehr zufrieden.

„Gut gemacht.“, knurrte er und ließ seinen Schüler frei.

Der rappelte sich auf und klopfte sich mit einer missmutigen Miene den Dreck von der Hose.

„Ich habe verloren.“, grummelte er.

Kyuubis Blick wurde spöttisch.

„Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass du gewinnen könntest, oder?“

„Hätte ich vorher gewusst, dass du unverwundbar bist hätte ich das bestimmt nicht.“

Leicht beleidigt verschränkte er die Arme und guckte zur Seite.

Der Fuchs lachte ob dieser Bemerkung kurz auf.

„Ich bin nicht unverwundbar. Aber ich bin eine Chakramanifestation, habe also keinen richtigen Körper, deshalb können mich normale Waffen nicht verletzten. Wenn du stattdessen Chakra anwendest bin ich durchaus verwundbar.“, stellte er klar.

„Könntest du mir sowas das nächste Mal vielleicht vorher sagen?“

Kyuubi seufzte.

Es mochte Fortschritte gegeben haben, aber richtig ändern würde der Junge sich wohl nie.

Dennoch war er der Meinung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Der Junge war herzensgut, mutig, talentiert und entschlossen.

„Egal. Was ich dir eigentlich sagen wollte war, dass du jetzt eine Entscheidung treffen musst.“

Naruto ließ die Arme sinken und sah ihn an.

„Eine Entscheidung?“

Kyuubi nickte.

„Ja. Es geht um dein Training. Du hast genau zwei Möglichkeiten.“

Als er sich der kompletten Aufmerksamkeit seines Schülers sicher war sprach er weiter.

„Möglichkeit eins beinhaltet das Ende unseres Trainings. Nachdem ich dir den Umgang mit meinen Kräften beigebracht habe, natürlich. Wir gehen zurück nach Konoha und warten auf Amaya. Natürlich werde ich dich zwischendurch weiter unterrichten, doch den grundlegenden Teil kannst du schon. Allerdings muss ich sagen, dass meine Möglichkeiten dich weiter zu trainieren begrenzt sind. Trotz allem bist du ein Mensch und wirst früher oder später an deine Grenzen stoßen. Natürlich bist du stark, du könntest einer der stärksten Ninja sein, aber einem Halbdämon oder einer Halbgöttin würdest du ohne meine Kräfte nie das Wasser reichen können.“

Naruto verzog das Gesicht. Seine Meinung zu dieser Möglichkeit war eindeutig. „Und die zweite Möglichkeit?“

„Nach Möglichkeit Nummer zwei würden wir noch ein paar Wochen hier bleiben. Ich würde dich stärker machen und deine Grenzen weiter nach hinten verschieben, sodass ich dich weiter trainieren kann. Dieser Schritt würde dich mit Amaya auf eine Stufe stellen.“

In Narutos Gesicht spiegelten sich Neugier, Vorfreude, aber auch Skepsis.

„Und wie würdest du das machen?“

„Ich würde dich zu einem Halbdämon machen.“

Die Kinnlade des Blonden machte es sich eine Etage tiefer gemütlich.

Wortlos starrte er auf den Dämon vor ihm.

Er würde was?

Nach einigen Augenblicken fasste er sich wieder.

„Wie?“

Kyuubi warf ihm einen prüfenden Blick zu.

Da war wieder dieses entschlossene Funkeln in den blauen Augen.

„Ich würde einen Teil meiner Kraft mit dir verschmelzen. Nicht so viel, als dass es mich schwächen würde, aber schon so viel, dass es dich zu einem Halbdämon macht. Es würde dir einige Vorteile bringen. Größere Chakramenge als du sowieso schon hast, feinere Sinne, höhere Reaktionsgeschwindigkeit. Es wird dich allerdings auch körperlich verändern. In welchem Maße, kann ich dir nicht sagen.“

Naruto starrte ins Nichts und dachte nach.

Er wäre stärker als jetzt. So wie es sich anhörte, stärker als jeder Mensch.

Es war verlockend.

Sehr verlockend.

Wenn da nicht die körperliche Veränderung wäre. Er konnte sich nicht so recht etwas darunter vorstellen, doch angenehm klang es nicht.

Aber wäre das nicht ein angemessener Preis für übermenschliche Stärke…

Naruto erschrak über sich selber.

Er hörte sich schon an wie Sasuke!

War er wirklich schon so machtbesessen?

Wofür brauchte er diese Kraft eigentlich?

Hatte es nicht bis jetzt auch immer so geklappt?

Andererseits, hatte er nicht noch vor ein paar Wochen den Entschluss gefasst, Konoha mit allen Mitteln zu beschützen?

Und konnte er das nicht besser als Halbdämon?

Musste er in einem solchen Fall nicht seine eigenen Nachteile vergessen, zum Wohl des Dorfes?

Kyuubi, der das Grübeln seines Schülers mit gemischten Gefühlen beobachtet hatte, beschloss ihn dabei zu unterbrechen.

„Da wäre noch etwas anderes.“

Er wartete bis der Blonde nicht mehr ins Leere starrte und sprach weiter.

„Diese Verwandlung käme einer Adoption gleich. Jeder Übermenschliche würde dich danach als meinen Sohn ansehen. Das würde dich wahrscheinlich zu so etwas wie einem Dämonenprinz machen.“

Naruto glotzte.

Was?

„Bei uns ist das anders geregelt. Ein Elternteil ist nicht unbedingt, wer biologisch an der Schaffung beteiligt war, sondern der, dessen Kraft das Kind trägt. Das hat nicht zwangsweise etwas mit Paarung zu tun.“

Der Blonde senkte den Blick.

Er der Sohn des Kyuubi?

Ein Dämonenprinz?

Welch eine Ironie.

Sechzehn Jahre hatte er den Fuchs als lästigen Untermieter angesehen.

Seinetwegen hatte er eine grausige Kindheit gehabt.

Seinetwegen wurde er von Problemen nur so verfolgt.

Seinetwegen hatte er Freunde verletzt.

Der Fuchs war die Ausgeburt des Bösen gewesen. Sein persönlicher Dämon. Seinetwegen war er das Monster gewesen.

Jetzt sollte er seinetwegen ein Dämonenprinz sein?

Das Schicksal ging wirklich unergründliche Wege.

„Hast du dich entschieden, Junge? Oder brauchst du noch Zeit?“

Kyuubi hatte sich verändert.

Er war nicht mehr sein persönlicher Dämon.

Er war keine Bestie mehr. Kein Monster.

Wenn ihm vor ein paar Jahren jemand erzählt hätte, er würde von dem Fuchs unterrichtet werden und das Angebot einer Adoption bekommen hätte Naruto ihn in eine geschlossene Anstalt einweisen lassen.

Jetzt allerdings...

„Nein“, antwortete er und hob den Kopf um dem Dämon in die Augen zu schauen. „Eigentlich war meine Antwort doch von Anfang an klar, oder?“

Neu

Moin.

Noch einmal danke für die tollen Kommis *strahl*

Ihr seid die Besten!
 

Zum Kapitel gibt's nicht viel zu sagen, nur das ich es echt ätzend finde. Aber was solls, nächtes Mal wird's spannender, versprochen.

Viel Spaß
 

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Neu
 

Eine Windbö ließ Naruto frösteln und die Flammen flackern.

Seit einer gefühlten Ewigkeit saß er jetzt schon auf dem Boden während Kyuubi irgendwelche Zeichen um ihn herum malte.

Um die sitzende Gestalt Narutos zogen sich drei weiße Kreise, einer größer als der andere. In die Kreise waren Schriftzeichen gemalt, mit denen der Junge nichts anfangen konnte.

Sie sahen uralt aus. Uralt und mächtig.

Kyuubi hatte sie sorgfältig mit seinen Schweifen aufgetragen. Mit welchem Material als Farbe war dem Jungen schleierhaft. Es wirkte fast so, als wäre es flüssiges Chakra.

Beleuchtet wurde die Szenerie von drei Fackeln, die tapfer versuchten die nächtliche Dunkelheit zu vertreiben. Ihr flackerndes Licht ließ dabei Schatten über die Zeichen tanzen, sodass sie noch mystischer wirkten.

Erneut fröstelte Naruto.

Dass es so lange dauerte, diese ganzen komplizierten Muster aufzumalen, verstand er ja. Aber warum musste er dabei die ganze Zeit darin sitzen? Und warum nackt? Hätte er nicht wenigstens die Boxershorts anbehalten können?

Aber in dieser Sache war Kyuubi unnachgiebig gewesen. Keine Klamotten.

Also fror sich der Blonde seit Stunden wortwörtlich den Arsch ab. Mittlerweile bereute er seine Entscheidung. Naja, fast.

In diesem Moment beendete Kyuubi das letzte Schriftzeichen und trat einen Schritt zurück.

Einen Augenblick geschah gar nichts, doch plötzlich leuchteten die Zeichen auf, um kurz danach in Flammen aufzugehen. Auf Kniehöhe schoss das züngelnde Feuer und umschloss so die Person in ihrer Mitte.

Kurz zuckte der Blonde zusammen und wäre beinahe aufgesprungen, hielt sich aber zurück. Wenigstens war es jetzt wärmer.

Es war sogar regelrecht heiß.

Naruto hörte auf seine Oberarme zu umklammern und wandte den Blick zu dem Fuchs.

Was er sah ließ ihm eine Gänsehaut über den Körper jagen.

Kyuubi stand direkt vor ihm, außerhalb des Kreises. Die Flammen warfen ihr flackerndes Licht auf sein Fell, seine neun Schweife peitschten unruhig, die blutroten Augen brannten sich in die blauen.

Er sah aus wie die Inkarnation des Feuers.

Sein Fell brannte, seine Schweife waren lodernde Stichflammen, seine Augen glühende Kohlen.

Eine beinahe schon sichtbare Aura der Macht lag um ihn.

Der Mund des Herrn des Feuers öffnete sich, um ein einziges Wort freizulassen.

Ein einziges Wort, das es schaffte Naruto die Nackenhaare aufstellen zu lassen.

Ein einziges Wort, das Narutos Herz einen Stillstand verpasste.

Ein einziges Wort, das seine ganze Welt aus den Fugen riss.

Ein einziges Wort.
 

Neu
 

Die Flammen loderten auf, wurden zu mannshohen Gebilden, zu wilden Tieren, die im Begriff waren alles zu verschlingen.

Dann fügten sie sich.

Sie flossen zusammen. Zu ihrem Zentrum. Zu dem blonden Jungen in ihrer Mitte.

Naruto schnappte nach Luft, als die Flammen durch seinen Körper fluteten. Durch seine Adern loderten.

Eine unbeschreibliche Hitze, ein unbeschreiblicher Schmerz machte sich in seinem Körper breit. Es schien ihn von innen zu zerfressen. Es verbrannte ihn zu Asche.

Sein Herz, welches einen Moment vorher noch stillgestanden hatte, raste nun in einer teuflischen Geschwindigkeit, als wolle es aus seiner Brust fliehen, vor den Flammen flüchten.

Immer weiter breiteten sich die wütenden Flammen aus und brannten alles nieder, was ihnen unterkam.

Naruto wusste nicht, wie lange das Feuer durch seinen Körper wütete. Wusste nicht, wie lange die Qual dauerte. Doch irgendwann fing es an nachzulassen. Zuerst langsam, an seinen Fingerspitzen, dann seine Hände, seine Arme dann wurde es immer schneller, breitete sich auf seinen ganzen Körper aus.

Ein leichtes Gefühl.

Kühl.

Frei.

Überrascht hob er seine Hand vor die Augen.

Aber da war keine Hand.

Da war kein Arm.

Und da waren auch keine Augen mehr.

Er löste sich auf. Er konnte seine einzelnen Moleküle spüren, wie sie leicht wie Staub über der Lichtung hingen. Ein seltsames Gefühl war das.

Er fühlte sich leicht und frei und friedlich.

Was war geschehen?

Doch da kam Bewegung in seine Moleküle. Sie sanken hinab, auf das Gras, auf die Blätter, in den Fluss, auf die Tiere. Und sie wurden Eins mit ihnen.

Naruto war das Gras, der Fluss, der Baum, die Affen, die Ameisen, die Mäuse, die Fische.

Er rauschte im Wind, gluckerte über Steine, schwang sich behände von Ast zu Ast, trug stetig die schwere Last, flitzte über die Wurzeln, schnellte durch das Wasser.

Er war ein Teil davon.

Ein Teil der Natur.

Er war Alles und Garnichts, überall und nirgends.

Er hatte keine Persönlichkeit, keinen Namen, er war einfach.

Lebte einfach.

Es hätten nur Sekunden vergehen können oder Jahrtausende, die er sich einfach nur treiben ließ im Strom der Energien.

Irgendwann wurden seine Moleküle langsamer, klinkten sich aus dem Strom und strebten gemeinsam an einen Ort, festigten sich dort. Bauten sich zusammen, bildeten Arme, Beine einen Kopf, einen Körper.

Plötzlich fühlte Naruto sich schwer und plump. Als wäre er aus Blei gegossen. Weg war die Freiheit und Unbeschwertheit. Er war erschöpft und ausgelaugt.

Das Letzte was er wahrnahm bevor ihn die sanfte Dunkelheit umfing, war das zufriedene Grinsen eines Fuchses.
 

***
 

Er fühlte sich seltsam.

Ein unzulängliches und nichtssagendes Wort, aber es passte.

Mit geschlossenen Augen blieb er, wie er war und strengte seine anderen Sinne an, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Etwas, was vor ein paar Wochen noch für ihn ein Ding der Unmöglichkeit dargestellt hätte, aber das Training des Dämons hatte doch Wirkung gezeigt. Auch wenn er sich stark zusammenreißen musste, um nicht aufzuspringen und sich abzutasten.

Er lag. Und das nicht auf dem Boden. Stattdessen spürte er unter seinem Rücken etwas Flauschiges und Weiches. Etwas Flauschiges und Weiches, das atmete!

Kyuubi?!

Erneut musste sich der Blonde zusammennehmen, um nicht wie von der Tarantel gestochen aufzuspringen.

Warum lag er auf seinem Lehrer?

Naja, teilweise war er schon recht dankbar. Es war nämlich arschkalt. Seine Füße fühlten sich an wie abgestorben. Das war das komische Klima im Blitzreich. Hier war es Sommer wie im Winter immer lausig kalt. Oder wenigstens durchschnittlich. In Konoha wäre es jetzt schön warm. Spätsommer. Aber hier…

Warum also war er noch nicht vollständig geschockfrostet?

Die Antwort erspürte er, ebenfalls flauschig, von seinem Oberkörper bis zu seinen Oberschenkeln. Mit was hatte Kyuubi ihn da zugedeckt?

Was ihm als Nächstes auffiel waren die Geräusche.

Es war laut!

Verdammt laut!

Hatten die Affen schon immer so laut geschnattert?

Hatte der Leopard beim Jagen schon immer so einen Krach veranstaltet?

Hatten die Bäume schon immer so im Wind gebrüllt?

Waren die jetzt alle verrückt geworden?

Seit wann war der Dschungel so laut?

Die ungewohnte Lautstärke seiner Umwelt wurde nur noch von dem merkwürdigen Gefühl in seinem Körper getoppt.

Er fühlte sich, als hätte man ihn auseinander genommen, sauber gemacht und wieder zusammengesetzt. Nein, nicht ganz. Als hätte man ihn auseinander genommen, geputzt, ausgebessert, an einigen Stellen etwas hinzugefügt oder ausgetauscht und dann erst wieder zusammengesetzt.

Seltsam eben.

Als Naruto den Eindruck hatte, einen guten Überblick zu haben, öffnete er die Augen und sah sich um. Er lag wirklich auf Kyuubi. Genauer, er lag an die Flanke des schlafenden Fuchses gelehnt. Zusätzlich hatte dieser ihm seine Schweife umgelegt, um ihn abzudecken.

Sprachlos starrte Naruto auf den Fuchs. So fürsorglich kannte er den Dämon gar nicht.

Ein warmes Gefühl machte sich in der Brust des Blonden breit.

Langsam erhob er sich, ließ vorsichtig die Schweife von seinem Körper gleiten, um Kyuubi nicht zu wecken. Sofort fing er an zu frieren.

Stimmte ja, er war ja nackt.

Bibbernd schlang er sich die Arme um den Körper und machte ein paar wackelige Schritte zur Lichtungsmitte.

Irgendwie war seine Balance total verschoben.

Unsicher überquerte er die Lichtung zum Bach. Seine Kehle fühlte sich an wie ausgetrocknet.

Es war schon nach Sonnenaufgang und die Sonne stand schon recht weit über den Baumwipfeln. Torkelnd stoppte er am Fluss, beugte sich runter ans Wasser –um mit einem Aufschrei, der die Vögel aus den naheliegenden Bäumen vertrieb, hintenüber zu kippen.

WAS WAR DAS?!

Zitternd hockte er auf dem Boden und versuchte sich von dem Schock zu erholen.

Nach einigen Minuten – anscheinend hatte der Fuchsdämon einen sehr festen Schlaf – richtete er sich wieder auf und kroch vorsichtig zurück zum Wasser.

Es war immer noch da!

Geschockt starrte der Blonde auf sein verzerrtes Spiegelbild auf der Wasseroberfläche.

Mit den azurblauen Augen hatte er kein Problem, auch nicht mit den sechs Strichen auf den Wangen oder den in alle Richtungen abstehenden, goldgelben Haaren. Nein, das was bei dem kerngesunden Shinobi beinahe einen Herzinfarkt ausgelöst hätte saß auf der unordentlichen Haarpracht. Zwei ebenso goldgelbe, nervös zuckende Dreiecke ragten aus seinem Kopf.

Er hatte Fuchsohren!

Zögernd hob er eine Hand und tastete sich auf seinen Schädel. Seine zitternden Finger bekamen neben einigen Haarsträhnen auch etwas festes, nicht minder Weiches zu fassen. Gleichzeitig fühlte Naruto den Druck an seinem Kopf, wenn auch an einer ungewohnten Stelle.

Er hatte tatsächlich Fuchsohren!

Verrückt!

Naja, Kyuubi hatte von körperlichen Veränderungen gesprochen, doch irgendwie hatte er mit so etwas nicht gerechnet.

Der Herzschlag des Jungen normalisierte sich langsam während er immer noch über das Wasser gebeugt sein Spiegelbild betrachtete. So ein paar neue Ohren waren jetzt auch nicht die Welt. Es hätte durchaus schlimmer kommen können und wenigstens hörte er jetzt besser. Der plötzliche Lärm des Urwalds war also auch geklärt.

Kopfschüttelnd und mit einem letzten Blick auf sein Abbild stand er auf – und kippte zum zweiten Mal innerhalb einiger Minuten hintenüber. Anscheinend hatte er sich mit der Kraft verschätzt als er aufstehen wollte. Stöhnend stützte er sich auf seine Arme. Dabei fielen ihm zwei Dinge in die Augen, die ihn erneut an den Rande einer Herzattacke trieben.

Hatte er gerade gedacht, es hätte schlimmer kommen können?

Es war schlimmer!

Neben oder auch unter ihm lag im Gras ein, ebenso wie seine neuen Hörorgane goldblond bepelzter, Fuchsschweif. Er war so lang wie ein Arm und mindestens doppelt so dick, da er sich wegen der Kälte etwas aufgeplustert hatte. Die Schwanzspitze war allerdings nicht wie bei normalen Füchsen weiß, sondern schwarz.

Da war der Grund für seine verschobene Balance.

Ein Fuchsschweif!

So konnte er sich doch nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen! Naja, die Ohren waren auch schon sehr auffällig…

Eine zweite Veränderung, die Naruto allerdings eher verwunderte denn erschreckte, war an seinem Bauch zu finden. Da wo vorher bei Chakranutzung das Siegel Kyuubis gewesen war, prangte nun ein Mal, das aussah wie ein Fuchs. Er war zusammengerollt und seine neun Schweife bildeten ein kompliziertes Netz um ihn herum.

Einige Minuten lag Naruto einfach nur da und starrte.

Dann sprang er plötzlich auf und fing an sich hektisch zu untersuchen.

Füße: normal. Beine: normal. Hände: normal. Arme: normal. Brust: normal. Gesicht: -ein prüfender Blick ins Wasser- normal. Rücken: -besagter wurde so gut es ging abgetastet- normal.

Mit einem erleichterten Seufzer ließ sich Naruto zurück ins Gras sinken. Wenigstens der Rest seines Körpers war so, wie er sein sollte.

Er ließ den Blick über die Lichtung schweifen. Das kniehohe Gras wurde immer wieder von Windböen niedergedrückt, sodass es beinahe aussah wie ein grünes Meer. Mittendrin lag immer noch der große Fuchs und schlief. Nirgends waren Brandspuren zu sehen, und das verwunderte Naruto dann doch. Dieser komische Zirkel hatte lichterloh gebrannt und außerdem hatte Kyuubi vorher noch die Stelle von dem hohen Gras befreit. Aber die ganze Lichtung war makellos. Seltsam.

Allgemein war das ganze gestern Abend seltsam gewesen. Hatte er das alles nur geträumt?

Ein flüchtiger Blick auf sein neues Körperglied ließ ihn diesen Gedanken sofort wieder verwerfen. Wenn er neuerdings wie ein halber Fuchs aussah, warum sollten dann gestern seine Moleküle nicht wild umhergeflogen sein? Beides war ungefähr gleich unwahrscheinlich.

Außerdem konnte er sich noch genau an das Gefühl erinnern. Er hatte gefühlt, dass alles durch einen großen Energiestrom verbunden war, Jede Pflanze, jedes Tier, ob groß oder klein, ob Raub- oder Fluchttier, wurde von ein und demselben Energiestrom durchzogen. Und doch hatten alle ihre eigene Energie.

Irgendwie unlogisch.

Wenn ihn jetzt jemand danach fragen würde, könnte er es bestimmt nicht erklären.

Nach einem ziemlich heftigen Windstoß, der ihn mit den Zähnen klappern ließ, machte sich Naruto auf die Suche nach seinen Klamotten. Wieder ging das Aufstehen ungewöhnlich leicht und wieder wäre er beinahe vorneüber gefallen. Er fühlte sich wie ein Baby, das lernen musste, mit seinen Kräften umzugehen.

Letztendlich fand er seinen Trainingsanzug in der Höhle, wo er ihn zurückgelassen hatte. Wie er erleichtert, aber auch verwirrt, feststellte, ging sein Schweif einfach durch die Klamotten durch. So richtig verstand er das zwar nicht, aber wenigstens musste er jetzt nicht sämtliche Hosen mit einer Schere bearbeiten.

Als Naruto aus der Höhle trat war Kyuubi gerade dabei aufzustehen.

Geduldig wartete er, bis sich der Fuchs ausgiebig gestreckt hatte. Obwohl tausende von Fragen in seinem Innern nach einer Antwort schrien.

Forschend bohrten sich die blutroten Augen in die blauen. „Wie fühlst du dich?“

„Seltsam.“ Wieder dieses nichtssagende Wort…

Kyuubi jedoch schien zu verstehen. „Sind der Schweif und die Ohren die einzigen Veränderungen?“

„Nein.“ Er hob das T-Shirt hoch und legte seinen Bauch frei. „Das da gibt’s auch noch.“

Die blutroten Augen wanderten zu dem Fuchsmal. „Aah…“

Jetzt platzte Naruto doch der Kragen. „Was ‚Aah‘? Könntest du mich mal aufklären?“

Kyuubi warf ihm einen missbilligenden und warnenden Blick zu ehe er antwortete.

„Nicht so ungeduldig Junge. Nun, ich denke, dieses Mal ist das offizielle Zeichen, dass du mein Sohn bist. Genau weiß ich es natürlich nicht, ist schließlich mein erstes Mal, dass ich jemanden adoptiere.“

Stirnrunzelnd schaute Naruto auf das Zeichen auf seinem Bauch. Im Grunde also ein Anhängeschild mit der Aufschrift ‚Ich bin der Sohn des allseits gefürchteten Kyuubi. Kniet nieder ihr, lausigen Würmer‘. Na toll. So etwas hatte ihm gerade noch gefehlt.

Seufzend ließ er sein Oberteil wieder fallen. Er musste sich den Tag ja nicht schon am Anfang verderben.

„So“, schreckte ihn die Stimme seines Adoptivvaters aus den Gedanken. „Kannst du dich noch an das erinnern, was ich dir vor der Transformation gesagt habe?“

Kurz wollte Naruto nachfragen, was er mit ‚Transformation‘ meinte, ließ es dann aber doch lieber bleiben. Er konnte es sich schon denken.

Schnell kramte er in seinem Gedächtnis nach der gewünschten Information. „Öh, irgendwas von schnellen Reflexen und mehr Chakra, glaub ich.“

Er meinte ein missbilligendes Stirnrunzeln bei dem großen Fuchs zu erkennen. Er könnte sich allerdings auch täuschen. Unter dem ganzen Fell war das schlecht zu sagen.

„Fast richtig. Du hast bessere Reflexe, mehr Chakra und auch feinere Sinne. Außerdem bist du jetzt auch körperlich stärker als vorher.“

Deswegen war er also heute Morgen umgefallen beim Aufstehen.

„Am besten, du probierst es einfach mal aus. Das Jagen würde sich dafür gut eignen.“

Abwartend schaute ihm der Fuchs ins Gesicht, doch Naruto konnte nur verwirrt zurückgucken. Was wollte er?

Irgendwann wurde es dem Fuchs zu bunt. „Jetzt beweg schon deinen beschweiften Arsch in den Wald und fang dir dein Frühstück! Und trau dich ja nicht, ohne zurück zu kommen!“

Nach dieser, durch ein Schnappen nach besagtem Arsch begleiteten, klaren Aufforderung war der Blonde schneller weg, als Kyuubi gucken konnte.
 

***

Als der Junge nach drei Stunden noch nicht zurückgekehrt war, fing Kyuubi an zu glauben, dass die Lektion Wirkung zeigte. Normalerweise brachte sein Schützling schon nach einer knappen Stunde irgendein kleines Getier mit. Dass er so lange brauchte, war mehr als ungewöhnlich.

Nach viereinhalb Stunden löste sich dann die Gestalt des Blonden aus dem Unterholz. In der Hand ein Kaninchen. Auf dem Gesicht einen grüblerischen Ausdruck. Er sprach kein Wort, während er das Tier häutete und ausnahm und Kyuubi unternahm auch nichts dagegen. Wenn er richtig lag, musste Naruto das Erlebte erst verdauen.

Stattdessen unterzog er den Jungen einer genauen Musterung.

Er hatte sich verändert.

Nicht nur durch die Transformation gestern, sondern über den Zeitraum der letzten drei Wochen hinweg.

Er hatte gelernt seinen Grips zu nutzen, war überlegter und vorsichtiger geworden. Er arbeitete jetzt öfter Taktiken aus, bevor er sich in den Kampf stürzte. Natürlich war er immer noch kein Genie und würde auch nie eines sein, doch Kyuubi war eh der Meinung, mit Spontanität und Improvisation komme man weiter als man es durch jede Planung könnte. Naruto war schon immer aufmerksam gewesen, hatte viel um sich herum mitbekommen, doch jetzt wusste er das auch zu nutzen. Er hatte sich weiter entwickelt.

Auch körperlich hatte sich der Junge verändert. Seine Bewegungen waren geschmeidiger, fast wie die eines lauernden Raubtieres, zielstrebig und klar. Er war deutlich schneller geworden und auch kräftiger. Sein neuer Schweif und die Ohren würden ihn dabei definitiv nicht behindern. Stattdessen würde er jetzt besser die Balance halten können und ein zusätzliches Körperglied zum Festhalten von Gegenständen hatte noch nie geschadet.

Ja, Kyuubi war sich sicher, eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Er hatte den rohen Diamanten entdeckt und war gerade dabei ihn zu schleifen. Die Grundzüge waren getan, doch er hatte noch viel vor sich, bis der Junge endlich in der Sonne strahlen und funkeln würde, sodass jeder ihm den nötigen Respekt entgegen brachte. Aber er hatte ja Zeit. Viel Zeit.

Mittlerweile war Naruto fertig mit den Essensvorbereitungen. In seiner Hand hielt er einen Teil seines erbeuteten Hasen, der andere brutzelte noch weiter über dem Feuer. Doch er machte keine Anstalten zu essen. Stattdessen starrte er wie hypnotisiert auf das Fleisch in seinen Händen, einen Hauch von Ekel auf den Gesichtszügen.

Kyuubi stellte die Frage. „Was hast du gelernt?“
 

Wie gebannt starrte Naruto auf das dampfende Stück Fleisch, das sein Frühstück darstellen sollte.

Ja, was hatte er gelernt?

Er hatte gelernt, mit seinem neuen Körper umzugehen. Stundenlang war er durch die Bäume gesprungen, hatte das Gefühl genossen, wie sich seine Sehnen und Muskel an- und entspannten. Er war schnell gewesen, sehr viel schneller als sonst. Die Affen und der Leopard an denen er vorbeigesaust war, hatten keine Zeit gehabt ihn zu bemerken, da war er schon wieder weg gewesen.

Allerdings hätten sie auch nichts gemacht, wenn sie ihn bemerkt hätten. Die Tiere vertrauten ihm. Sie taten so, als wäre er einer von ihnen, sprangen nicht verschreckt davon, wenn er sich näherte oder griffen an. Sie ignorierten ihn einfach, als ob er ganz normal wäre in ihrem Umfeld.

Er hatte auch gelernt, seinen Schweif zu nutzen. Ob zum festhalten an irgendwelchen Ästen, oder zum austarieren bei den riesigen Sprüngen, die er jetzt machen konnte. Egal in welcher Situation, er konnte jetzt deutlich besser das Gleichgewicht halten. Das würde definitiv nützlich sein.

Er hatte gelernt, seine neue Muskelkraft richtig einzuteilen. Nachdem er ausversehen einige Bäume um ein paar ihrer Äste erleichtert hatte. Springen, rennen, schlagen, das alles ging ihm jetzt viel leichter von der Hand. Als er die normale Kraft aufgewandt hatte, um zu einem der großen Äste hinaufzuspringen, war er ausversehen durch die Baumkrone geflogen.

Doch irgendwas sagte ihm, dass Kyuubi nicht das meinte. Irgendwas ließ ihn bei dieser Frage an den wahren Grund denken, warum er vier Stunden gebraucht hatte. Die Jagd.

Eigentlich hätte er schon nach zehn Minuten mit einer Gazelle oder ähnlichem wieder hier aufkreuzen können. Die Tiere flohen ja nicht, wenn er sich ihnen näherte. Doch irgendwas hatte ihn innehalten lassen, ihn das Kunai nicht werfen lassen. Es hatte sich nicht richtig angefühlt. Das da vor ihm war ein lebendiges Wesen. Es hatte Gefühle, einen Lebenswillen. Noch zwölf Stunden vorher hatte er es gefühlt. Da war er ein Teil der Natur gewesen, hatte erlebt, was die Tiere erlebten. Hatte gefühlt wie sie dachten. Jedes von ihnen war ein pulsierendes Licht an Lebensenergie. Hatte er das Recht, einfach eines auszulöschen? Für immer?

Irgendwann, als der Hunger zu groß geworden war, hatte er es getan. In dem Augenblick, in dem das Licht des Kaninchens erloschen war, hatte er es gespürt. Die Angst des Tieres, die Todespanik. Ein widerliches Gefühl hatte ihn befallen.

Nachdem er sich seines Mageninhaltes entledigt hatte, war er zurückgekehrt.

Erneut fixierte er die Überreste des kleinen Mümmelmanns. Erneut stieg Übelkeit in ihm hoch. Das konnte er nicht essen! Das hatte einmal gelebt!

Gerade wollte er das Fleisch ins Feuer werfen, als er innehielt. Er hatte wirklich Hunger. Und wenn er jetzt das Fleisch verwehrte, war das Tier umsonst gestorben. Nein, das wäre noch schlimmer. Also, was hatte er gelernt?

Er hob den Blick zu dem Antlitz seines Lehrers, die Trauer immer noch in den Augen.

„Respekt vor dem Leben.“

Und damit biss er ab.
 

Kyuubi war mehr als zufrieden.

Naruto hatte es verstanden!

Damit hatte er den endgültigen Beweis. Naruto war die richtige Entscheidung gewesen. Dieser Junge konnte mit seinen Kräften umgehen.

Das ganze Training hatte sich gelohnt. Der Blonde wusste es vielleicht nicht, aber diese war die wichtigste Prüfung gewesen. Wäre er durchgefallen, hätte er sich zwangsläufig einen anderen Schüler suchen und seinen alten beseitigen müssen. Er hütete sich davor, das Naruto zu erzählen. Er musste dem Jungen ja nicht unnötig Sorgen bereiten.

Als Naruto fertig gegessen hatte erhob sich der Fuchs und sein Schüler tat es ihm nach.

Kurz suchten die roten Augen nach einer Regung im Gesicht des Jungen, doch Naruto hatte sich wieder im Griff. Erwartungsvoll schaute er zu seinem Lehrer, den Ekel und die Trauer vergessen.

„Dein folgendes Training wird sich auf die Benutzung von Dämonentechniken konzentrieren.“, erklärte Kyuubi. „Sowohl Jutsus als auch normale Kampftechniken. Aber zuerst muss ich mir ein Bild von deinen neuen Reaktionsfähigkeiten machen.“ Mit diesen Worten ging er in Kampfstellung und ließ an jeder Spitze seiner Schweife Feuer entfachen. Naruto, der wusste, dass sein Lehrer bei solchen Sachen nicht lange fackelte, war schon auf Abstand gegangen und wartete auf den Angriff. Der kam auch recht schnell in Form von Feuerbällen, die in irrwitziger Geschwindigkeit und Anzahl auf ihn zuschossen.

Der Blonde sprang und wirbelte zwischen den geschossen umher und kam dabei sehr schnell ins Schwitzen. Es dauerte auch nicht lange, da hatte er beachtliche Brandwunden an Armen und Beinen vorzuweisen, doch Kyuubi machte einfach weiter. Nach einer halben Stunde war Naruto so erschöpft, dass er sich nur noch schleppend bewegen konnte und dementsprechend verkokelt aussah. Eine letzte Salve Feuerbälle schossen auf ihn zu und Naruto schaffte es gerade noch, eine wasserwand zu errichten, um nicht vollständig geröstet zu werden.

Vollkommen fertig ließ er sich ins Gras fallen. Die Klamotten klebten ihm am Leib und seine Kehle brannte. Er fühlte sich wie ein Brikett. Am besten er sprang einfach in den Teich. Wenn er aufstehen könnte…

Da schon sich ein Fuchskopf in sein Blickfeld und somit vor den blauen Himmel. „Deine Reaktionen sind sehr gut, aber wer hat gesagt, dass du dich ausruhen kannst?“

Empört stemmte Naruto sich auf die Ellenbogen. „Soll das ein Witz sein? Ich wurde fast zu Holzkohle verarbeitet! Außerdem bin ich noch total erledigt vom Jagen und der komischen Zeremonie gestern!“

„Hör auf zu jammern und beweg dich. Du kannst kurz was trinken, aber dann fängt das Training an!“

Grummelnd rappelte Naruto sich auf und schleppte sich zum Bach.

Sklaventreiberischer Fuchs!
 

Innerhalb von zwei Wochen lernte Naruto, seine rein Menschliche Gestalt zu nutzen (wofür er erstaunlich lange brauchte. Normalerweise lernten Halbdämonen das in einem Alter von sechs Jahren innerhalb von zwei Stunden, Naruto benötigte drei Tage. Kyuubi vermutete, dass das an seiner Schwäche bei Gen-Jutsus lag.), den Dämonenkampfstil (der den Jinchuriki ein wenig an den der Frösche erinnerte, aber das würde er Kyuubi ganz sicher nicht sagen), ein Schwert aus Chakra zu formen, mit diesem zu kämpfen und mit Kyuubis Element (dem Feuer) umzugehen.

Die Benutzung von Kyuubis Chakra, stellte sich als nicht ganz so anstrengend heraus, wie gedacht. Tatsächlich war es, wie Kyuubi zu Anfang erklärte, mit dem Eremitenmodus vergleichbar, nur dass er es nicht vorher sammeln musste und die Nutzung auch nicht zeitlich begrenzt war. Nach fünf Tagen schaffte es Naruto, Kyuubis Chakra zu nutzen, ohne dabei in irgendeiner Weise den Verstand zu verlieren. Allerdings war das innerhalb dieses Zeitraums oft genug vorgekommen, weshalb Dämon und Junge am dritten Tag von heftigen Kopfschmerzen geplagt wurden, die sie zu einer Pause zwangen. Stattdessen spielten sie Shogi. Am fünften Tag schien Naruto jedoch den Dreh raus zu haben.

Schwer atmend stand er in der Mitte der Lichtung, die sich während des Trainings etwas ausgebreitet hatte. Kyuubi machte einen zufriedenen Eindruck.

„Noch einmal, dann kannst du Schluss machen.“ Für den Fuchs war es kein wirklich angenehmes Gefühl, die Kraft einfach so herausgesogen zu bekommen, aber er wollte zu 100% sicher sein.

Naruto atmete noch einmal tief ein, bevor er wieder die Augen schloss und sich auf das rote Chakra konzentrierte. Mittlerweile fand er es innerhalb von Sekunden. Er schwebte in einem schwarzen Raum, vor sich das rote wabernde Chakra Kyuubis. Zielsicher schritte er direkt hinein. Er hatte das jetzt so oft gemacht, dass es ihn kaum mehr Überwindung kostete.

Das rote Licht füllte ihn aus, brandete durch seinen Körper. Er schlug die Augen auf – und da war es wieder. Dieses seltsame Gefühl der Losgelöstheit von seinem Körper und der Verbundenheit mit der Natur, wie auch schon bei seiner Transformation und jedes Mal, wenn er Kyuubis Kraft nutzte. Er konnte jedes Lebewesen um sich herum fühlen, sowie den großen Strom, der ihn dazu einlud, sich treiben zu lassen.

Naruto wusste, würde er dem Locken nachgeben, wäre das sein sicherer Tod. Er würde sich einfach auflösen und bis zum Ende aller Zeit existieren.

Stattdessen manifestierte er einen Teil seiner Kraft als Chakraball in seiner Hand. Er selbst nahm die ungeheure Kraft fast gar nicht wahr, einem Beobachter allerdings, würden die Haare zu Berge stehen. Mit einem Aufschrei warf er den Ball auf einen mächtigen Mangrovenbaum. Es war nur ein kleiner Ball gewesen, trotzdem sprengte er in einer grellen Explosion alles in fünf Metern um den Baum herum weg. Zurück blieb ein schwelender Krater. Naruto konzentrierte sich wieder auf sich, auf seinen Körper, auf sein Bewusstsein und vertrieb damit Kyuubis Kraft aus sich. Niemals nutzte er die volle Macht des Fuchses, das Risiko, dass er sich vergaß, war einfach zu hoch.

Als er die Augen wieder öffnete, blickte er in die müden aber auch zufriedenen Augen des Fuchses. Er wusste, dass Sekunden vorher seine Augen genau dieselben gewesen waren.

Langsam kam Kyuubi auf ihn zu. Lange sahen sie sich an, bis der Dämon die Stille durchbrach.

„Ich bin stolz auf dich.“

Dann ging er weiter zur Höhle, um sich auszuschlafen, und ließ einen erstarrten Naruto zurück.

Kyuubi hatte gesagt, er war stolz auf ihn. Stolz. Er schämte sich nicht für ihn, er war stolz auf ihn. Der Kyuubi no Youko.

Etwas Warmes kribbelte in seinem Bauch, hoch zur Brust, bis es sich in seinem Hals zur Ruhe setzte. Er hatte es geschafft, dass sein Lehrer stolz auf ihn war.

Er drehte sich um und starrte auf den Eingang zur Höhle, in die Kyuubi verschwunden war. Er war todmüde, aber er wusste, dass sie morgen oder übermorgen abreisen würden, und vorher wollte er endlich sein neues Jutsu vollenden. Den Schlaf würde er wohl auf der Rückfahrt nachholen müssen.

Mit leisen Schritten verschwand er im Wald, damit er kyuubi beim trainieren nicht weckte.

Er würde dem Dämon weiter Gründe geben, stolz auf ihn zu sein.
 

***
 

Als Kyuubi die Augen öffnete war es schon hell, aber das störte ihn nicht. Das Training der letzten Tage war hart gewesen und er hatte sich und dem Jungen etwas mehrSchlaf gönnen wollen. Warum also lag er allein in der Höhle?

War dieser Trainingssüchtige wieder draußen, oder war er gleich an Ort und Stelle eingeschlafen?

Er streckte sich kurz und trat auf die Lichtung. Nichts.

Dieser verdammte Bengel!

Ein ungutes Gefühl kroch in ihm hoch. Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Schwachsinn! Der Junge konnte gut auf sich alleine aufpassen, das hatte er in den letzten Wochen bewiesen. Aber wo war er?

Die einzige Möglichkeit war, dass er im Dschungel umherstreifte. Vielleicht war er ja nur auf Jagd. Andererseits… er konnte spüren, dass seit Stunden niemand mehr auf der Lichtung gewesen war. Seufzend lief er zum Rand der Lichtung, senkte den Kopf und schnüffelte. Das würde ihm der Junge büßen! Er hasste es, sich auf seine Nase verlassen zu müssen. Er war doch keiner dieser dämlichen Hunde, die sich den Menschen so bedingungslos unterwarfen!

Wenn er den Bengel in die Finger bekam…

Immer wieder die Nase zum Boden senkend raste er durch den Dschungel. Er konnte niemand anders riechen, also wurde der Junge schon nicht mal angegriffen. Was also trieb er hier?

Nach einer Viertelstunde kam der Fuchs an eine kleine, künstlich angelegte Lichtung, die ihn fast die Tatsache des fehlenden Kampfgegners vergessen ließ. Der freie Platz war eindeutig durch Chakraexplosionen entstanden. Überall waren Krater verschiedener Größen und Tiefen und umgestürzte Bäume, deren Rinde klare Anzeichen von Stichwaffen zeigte, obwohl von denen jede Spur fehlte.

Lediglich die Tatsache, dass Kyuubi keine andere Person außer seinen Schüler, der in der Mitte des Platzes stand und ziemlich heftig atmete, roch, sah oder spürte, verhinderte, dass er in Kampfstellung ging und auf die Lichtung sprang, um jedweden Angreifer auszulöschen. Stattdessen trat er zornig mit den Schweifen schlagend aus dem Schatten der Bäume, zielstrebig auf den Blonden zu. „Was bei allen Göttern hast du jetzt schon wieder angestellt?“

Überrascht und aufgeschreckt hob Naruto den Kopf. Anscheinend hatte er ihn nicht bemerkt. „Kyuubi, was -?“

Er wurde von einem bedrohlichen Knurren unterbrochen. „Es ist Mittag, du dämlicher Ningen. Was hast du die ganze Nacht gemacht? Es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld!“

Kurz wanderte der Blick des Blonden zum Himmel, ehe er wieder zu seinem Lehrmeister schaute und sich verlegen den Hinterkopf kratzte. „Gomen, Kyuubi - sensei. Ich habe wohl irgendwie die Zeit vergessen.“

Peinlicherweise musst sich Kyuubi eingestehen, dass die sensei–Masche funktionierte. Er wurde wieder ruhiger. Verdammter Bengel!

„Hör auf hier rumzuschleimen und erklär mir lieber, was das hier soll.“

Ein begeistertes Funkeln trat in die Augen des Blonden. „Ich habe ein neues Jutsu entwickelt und ich glaube, jetzt habe ich den Dreh raus.“

War ja klar gewesen.“Zeig‘s mir.“, verlangte der Dämon.

Naruto fing breit an zu grinsen und stellte sich in Position. Kyuubi blieb wo er war. Wenn die Attacke ihn wirklich verletzten konnte, würde er immer noch ausweichen können.

Der Blonde unterdessen ging leicht in die Knie, stellte das rechte Bein nach hinten und drehte den Oberkörper in die gleiche Richtung, wie um Schwung zu hohlen.

Diese Körperhaltung kam Kyuubi seltsam bekannt vor. Als sich sein Schüler dann abstieß, anfing sich in einer irrwitzigen Geschwindigkeit zu drehen und dabei eine Luftkugel um sich herum bildete, fiel ihm auch ein, woher. Die Hyuuga benutzten dieses Verfahren für eine Rundumverteidigung. Hatte der Junge die sich etwas abgeguckt? Irgendwie hatte er mehr erwartet.

In diesem Moment schossen hunderte von Eiszapfen aus der Luftkugel. Ein unaufhörlicher Regen an messerscharfen Geschossen ging von dem drehenden Jungen aus und bohrte sich in alles, was ihnen im Weg stand. Die Tatsache, dass auch die zentimeterdicke Rinde der uralten Bäume von ihnen durchdrungen wurde, ließ vermuten, dass es sich nicht um normale Eiszapfen handelte. Zum Glück hatte Kyuubi noch schnell genug reagiert, um sich so weit aufzulösen, dass die tödlichen Geschosse einfach durch ihn durch flogen. Ansonsten sähe er wahrscheinlich aus wie ein Stachelschwein.

Damals beim Trainingskampf hatte er nur bedingt die Wahrheit gesagt. Normale Waffen verletzten ihn nicht – wenn er es so wollte. Er formte seinen Körper durch Chakra, machte es dadurch möglich, Gegenstände zu berühren. Dementsprechend konnte er auch die Chakradichte wieder so weit verringern, dass er durch sie hindurch fassen konnte.

Mit dem Schweif des Jungen verhielt es sich genauso, auch wenn Naruto diesen unbewusst steuerte. Damals war es ihm zu kompliziert gewesen, alles zu erklären und auch heute sah er keinen Grund, das nachzuholen, solange der Junge nicht fragte.

Langsam hörte der Eisschauer auf und Naruto kam langsam zum Stillstand.Er schwankte leicht, allerdings wohl eher aus Müdigkeit denn vor Gleichgewichtsverlust.

„Und?“

Kyuubi schaute sich um. Alles war mit Eisplittern übersät, die Bäume in der näheren Umgebung waren entlaubt. Wären die Bäume Menschen gewesen, würde in mindestens dreißig Metern Umkreis nichts mehr stehen. Ein absolut tödliches Jutsu. Er war beeindruckt.

„Gefällt mir.“

Das zauberte ein müdes aber ehrliches Lächeln auf die Lippen seines Schülers, welches durch den nächsten Satz noch breiter wurde. „Und jetzt komm, es wird Zeit wieder in dein jämmerliches Blätterdorf zurückzukehren.“

Rückkehr

Hey Folks!
 

Zuerst einmal, wieder vielen lieben Dank an meine Kommischreiber!

Ich freue mich wirklich, dass euch die FF so gut gefällt ^^
 

@Kandera: ich habe eigentlich keinen Namen für das Jutsu. ich habs jetzt einfach mal Eisregen genannt, wie chronosuhrmacher es getan hat, bin aber offen für Vorschläge :D
 

So, ich hoffe, das nächtse Pittel kann ich auch Montag hochladen, denn ob ihr's glaubt oder nicht, ich bin echt beschäftig. Jeden Morgen werde ich um 7:30 aus dem Bett geschmissen. Sklaverei!

Aber naja, ich sternge mich an, damit ihr es wie gewohnt zu Anfang der Woche zu lesen bekommt.
 

Nun denn, viel Spaß!
 

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Rückkehr
 


 

„Naruto!“

Mit einem resignierten Seufzer drosselte der Gerufene sein Tempo, warf aber trotzdem einen bösen Blick nach hinten, wo sein silberhaariger Sensei mit dem Ex-Anbu durch die Bäume turnte. In einem Schneckentempo.

„Kakashi-sensei, können sie sich nicht ein bisschen schneller fortbewegen? Sogar Kyuubi kommt mit.“, nörgelte er und zeigte dabei auf den kleinen Fuchs, der neben ihm auf die Äste sprang. Ursprünglich hatte der Bijuu wieder in Narutos Geist verschwinden sollen, doch er hatte sich vehement gewehrt und seinem Adoptivsohn mit wochenlanger Migräne gedroht. Also hatte man sich auf eine unscheinbarere Erscheinung geeinigt. Da Naruto schon mit einem Fuchs aus dem Dorf verschwunden war, sollte es nicht allzu auffällig sein.

Der kleine Fuchs warf dem Blonden einen vernichtenden Blick zu, den dieser allerdings überhaupt nicht mitbekam. Frechheit!

Kakashi währenddessen rechtfertigte sich jetzt zum x-tausendsten Mal in der einen Woche, die schon unterwegs waren. „Naruto, ich kann ja verstehen, dass du schnell wieder nach Hause willst, aber Yamato und ich sind nun mal nicht so schnell wie du. Und es bringt auch nichts, wenn wir beide uns jetzt völlig auspowern, also bleib ruhig.“

Naruto grummelte nur und gab sich geschlagen.

„Wir sind sowieso gleich da.“, versuchte Yamato den Jungen zu beruhigen, als er dessen missmutige Miene bemerkte.

Tatsächlich hellte sich das Gesicht des Blonden schlagartig auf. „Na endl - !“

Mit einem Aufschrei kippte Naruto vorneüber. Auf einem Bein balancierend und mit rudernden Armen versuchte er, das Gleichgewicht zu halten, scheiterte aber kläglich. Stattdessen kippte er kopfüber in die Tiefe. Gerade noch so schaffte er es, sich in der Luft zu drehen, sodass er statt auf seinem Kopf schmerzhaft auf dem Allerwertesten landete.

„Aua!“ Jammernd rieb sich der Blonde den Hintern, als auch schon Kakashi, Yamato und Kyuubi mit einem dumpfen Geräusch neben ihm landeten. Die beiden Jou-nin wirkten genervt, der Dämon schadenfroh.

„Kannst du mir mal verraten, warum du ständig von den Bäumen fällst?“, fragte der Silberhaarige von oben hinab.

Naruto erhob sich murrend. „Ich bin es nicht mehr gewohnt, ohne Schweif rumzulaufen. Mein ganzes Gleichgewicht ist verschoben!“ Welch Ironie.

Darauf wusste niemand was zu antworten. Natürlich hatte Kakashi bei seinen doch nicht sehr häufigen Besuchen spitzgekriegt, dass sein Schüler nun einige neue Körperteile hatte und es auch gleich Yamato berichtet, doch es war trotzdem befremdlich für die beiden. Naruto mit Fuchsschwanz. Also bitte!

Nach einigen Momenten unbehaglichen Schweigens fiel Kakashi allerdings siedend heiß etwas ein. „Ach ja, da war noch was, was ich dir sagen muss.“

Naruto bekam ein schlechtes Gefühl in der Magengegend, als er bemerkte, wie sich sein Sensei verlegen an der Wange kratzte.

„Was das Berichterstatten an Tsunade angeht… also…“

Ein sehr schlechtes Gefühl.

„Sie weiß nichts von deiner Verwandlung, und dass du bei Kyuubi gelernt hast.“, gestand der Maskierte.

Einen Moment lang war es still.

Dann: „WAS?!“

Entsetzt starrte Naruto auf den Älteren. „Sagen Sie, dass das nicht wahr ist!“

„Ich habe lediglich geschrieben, dass du von einer kompetenten Person darin unterrichtet wurdest, deinen Bijuu zu kontrollieren.“

„Ich fühle mich geschmeichelt.“, kam es trocken von der kompetenten Person und Bijuu.

Naruto jedoch hörte das nicht mehr. Grauenhafte Szenarien spukten ihm durch den Kopf. Tsunade würde ausrasten. Ihn einen Kopf kürzer machen. Mit Möbeln werfen. Sich auf ihn stürzen. Ihn…

„Jetzt reg dich ab Junge. So schlimm wird’s nicht werden.“, knurrte Kyuubi. „Und jetzt lasst uns endlich weiter gehen. Ich habe genug vom Laufen.“

Tatsächlich schien er seinen Schüler damit zu beruhigen. Trotzdem sprang dieser als letzter wieder auf die Bäume und blieb den Rest der Reise ungewöhnlich ruhig.

Das würde unangenehm werden…

Missmutig zupfte Naruto an seinem Shirt rum. Im ersten Dorf, an dem sie vorbeigekommen waren, hatte Kyuubi ihn in ein Kleidergeschäft gezerrt. Wortwörtlich.

Seine Begründung war gewesen, dass er dieses Orange nicht mehr sehen konnte. Also hatte er seinen Schüler so lange malträtiert, bis dieser aufgegeben hatte. Er hätte sich bestimmt länger gewehrt, wenn seine Klamotten nicht so kaputt gewesen wären. Das Training war ihnen definitiv nicht bekommen.

Im Geschäft hatte ihm der Fuchs noch nicht einmal Zeit gegeben, sich selbst umzugucken, da waren ihm schon Hose und Oberteil ins Gesicht geflogen. Eine schwarze, mit vielen Taschen und roten Ziernähten versehene Hose und ein dunkelgraues T-Shirt. Als der Blonde wieder aus der Umkleide rauskam – in die er nur unter Todesdrohungen verschwunden war – waren seine alten Klamotten unauffindbar gewesen, dafür hatten noch einige Shirts und Hosen ähnlichen Stils auf einem Haufen gelegen. Er hatte den ganzen Kram bezahlen und die restliche Reise hinüber schleppen müssen.

Zusätzlich hatte der Fuchs von irgendwo den blutroten Umhang mit schwarzen Feuerornamenten, den Naruto von den Fröschen bekommen hatte, hervorgezaubert. Allerdings hatte er ihn etwas verändert, sodass jetzt auf dem Rücken in schwarzen Schriftzeichen ‚Fuchs‘ stand.

Die Frösche wären bestimmt nicht begeistert.

Allgemein fragte Naruto sich, was die Frösche von all dem hielten. Vor allem, mussten sie nicht von der ganzen Sache mit den Bijuus gewusst haben?

Aber darum würde er sich später kümmern.

Nach einer Viertelstunde hatten sie die Straße erreicht und nur kurze Zeit später erhob sich das große Tor Konohas vor ihnen. Dieses Mal gab Naruto dem aufgeregten Kribbeln in seinem Bauch nach und stürzte an den beiden Männern vorbei durch die geöffneten Torflügel. Er war wieder zu Hause!

Am Eingang zur Hauptstraße blieb er stehen und sah sich um. Die Häuser hier waren alle aus Stein, nirgends waren mehr die anfänglichen Holzhütten zu sehen, sogar eine Stromversorgung stand. Die Leute strömten wie auch sonst geschäftig über die Straße und gingen ihren Tätigkeiten nach, Kinder tollten in der Mittagssonne umher, Hundegebell war zu hören. Es war fast wie früher. Fast.

Es war doch anders als vorher. Die Häuser waren frischer, Graffiti sah man nirgends, es war nicht alles dicht an dicht gedrängt. Es war jünger. Ein neu auferstandenes Konoha.

Naruto lächelte. Es war, wie sein Vater gesagt hatte.

Konoha war wieder aufgebaut.

Noch schöner als vorher.

„Naruto-nii-san!“

Ein braunhaariger Junge mit Schal rannte freudig auf ihn zu, ein Mädchen mit zwei Zöpfen und ein etwas abwesender Junge folgten ihm auf dem Fuße.

„Konohamaru.“ Unwillkürlich musste Naruto grinsen. Er mochte den Jungen.

Ein paar Meter vor ihm blieb der Junge stehen und bestaunte ihn mit offenem Mund. „Boah, Nii-san, du siehst cool aus!“

Naruto kratzte sich verlegen am Kopf. „Ehe, danke.“

Kurz schüttelte Konohamaru den Kopf, ehe er anfing auf Naruto einzureden. „Aber sag mal, wo warst du eigentlich? Ich meine, wir haben hier hart geschuftet, um alles wieder aufzubauen, aber du bist unauffindbar. Vor allem, weil du uns ja gerettet hast. Wir haben uns alles schon Sorgen gemacht. Außerdem ging das Gerücht um, dass du irgendwo vor diesen Akatsuki versteckt wirst, damit die dich nicht finden, aber ich konnte das nicht glauben. Du versteckst dich nicht, nicht wahr, Nii-san?“

Naruto brauchte etwas Zeit, um zu antworten. „Eh, genau. Ich verstecke mich nicht. Ich habe trainiert.“

„Wusste ich’s doch. Du musst ja schließlich noch Hokage werden.“ Der Junge schenkte ihm ein breites Grinsen, das Naruto etwas zögerlich erwiderte.

Richtig, er musste ja noch Hokage werden. Er würde Hokage werden und sein Dorf beschützen, so wie sein Vater.

Das Grinsen wurde breiter.

„Oh, ich muss weg, da ist Ebisu-sensei. Man sieht sich, Nii-san!“ Mit einem Grinsen und einem Winken verschwanden Konohamaru und der Rest seines Teams.

Kurz sah Naruto ihnen nach. War er auch mal so gewesen?

Kopfschüttelnd wandte er sich wieder seinem Ziel zu.

Er freute sich wirklich, wieder zu Hause zu sein.

Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen machte Naruto sich auf den Weg zum Hokageturm.

Die verwunderten und Teils geschockten Gesichter der Passanten bemerkte er nicht.
 

***
 

In Momenten wie diesen verfluchte Tsunade Jiraiya und ihren Blonden Chaosninja.

Wie hatte sie sich so um den Finger wickeln lassen, dass sie diesen Höllenjob angenommen hatte?

Sowas wünschte sie noch nicht einmal ihren schlimmsten Feinden!

Wenn sie daran dachte, dass sie jetzt in irgendeiner Spielhalle oder vor eine Schale Sake sitzen könnte…

Mit einem frustrierten Seufzer knallte sie den Kopf auf die Tischplatte. Durch die Erschütterung brachen die sowieso schon wackeligen Aktenstapel zusammen und fielen mit einem gepolter auf den Boden.

Sie konnte nicht mehr!

Als hätten sie darauf gewartet, stürzten Sakura und Shizune durch die Tür. Tsunade hob den Kopf nicht von der Tischplatte. Sie wusste auch so, dass beide einen sehr empörten Blick aufgesetzt hatten. Genauso wie sie wusste, dass sie weitere Papiere dabei hatten.

„Tsunade, was denkst du bitte tust du da?“, wetterte Shizune.

Die nervlich fertige Hokage war sich sicher, die Schwarzhaarige würde die Hände in die Seiten stemmen, wenn ihre Arme nicht mit Papierkram vollbeladen wären. Immer noch hob sie den Kopf nicht. „Shizune, bring mir Sake.“

Sie bekam keine Antwort, stattdessen bebte der Tisch, als eine der Beiden ihre Last darauf ablud. „Tsunade, Ihr könnte euch jetzt nicht hängen lassen. Konoha braucht euch und es ist nun einmal euer Job.“, wies sie ihre Rosahaarige Schülerin zurecht.

Innerlich verdrehte sie die Augen. Als ob sie das nicht selber wüsste!

Allerdings…

Mit einem diabolischen Lächeln hob sie den Kopf um ihren beiden persönlichen Folterknechten in die Augen zu schauen. „Dann habt ihr zwei ja nichts Besseres zu tun, als euch ebenfalls in dieses Papiergewühl zu stürzen und Konoha somit vor dem sicheren Untergang zu bewahren.“

Sakura trat automatisch einen Schritt zurück. Sie hatte damit durchaus Erfahrung gemacht. Shizune dagegen schnaubte nur und ließ ihren Stapel ebenfalls auf den Tisch fallen. „Vergiss es! Das machst du schön selber. Ich habe nämlich tatsächlich etwas zu tun.“ Und damit wandte sich die Schwarzhaarige um und verschwand aus der Türe. Sakura, die ebenfalls unauffällig versucht hatte zu entwischen, wurde allerdings von der herrischen Stimme ihrer Shishou aufgehalten. „Sakura, besorg dir einen Stuhl und hilf mir. Ich weiß, dass du nichts zu tun hast, also versuch gar nicht, dich rauszureden.“

Die Konouichi seufzte ergeben. „Hai, Tsunade-sama.“

Halbwegs zufrieden beobachte Tsunade, wie ihre Schülerin wenig später tatsächlich mit einem Holzstuhl wieder das Zimmer betrat. Wenigstens eine.

Mit einem leisen, resignierten Seufzer wandte sie sich wieder dem Gewühl auf ihrem Tisch zu. Das Dorf hatte schon immer viel Papiermist erzeugt, aber das war der Gipfel. Seit der Hokageturm wieder stand fluteten die Anträge, Beschwerden und Verträge geradezu auf sie ein. Nach der Zerstörung durch Pain hatte niemand mehr Besitztümer gehabt, sodass die Handwerker nicht bezahlt werden konnten. Also hatte man Abmachungen treffen müssen, durch Gefälligkeiten. Obst gegen Schuhe, Fenster gegen Haus. Obwohl das alles erstaunlich gut vonstattengegangen war, musste doch der formelle Weg beachtet werden.

Also stapelten sich jetzt Rechnungen, Handelsvorschläge und Baupläne auf ihrem Schreibtisch. Hinzu kamen die Verhandlungen mit den anderen Dörfern. Verträge wurden geschlossen, Abmachungen gemacht, Bedingungen gestellt. Das alles zerrte gewaltig an ihrem Nervenkostüm. Bürokratie!

Sie musste sich ständig ins Gedächtnis rufen, dass das auch anders aussehen könnte. Konoha könnte immer noch ein Haufen Schutt sein mit nicht einmal mehr der Hälfte an Überlebenden. Nur knapp war sie dem Tod entronnen, viele andere waren wirklich gestorben.

Doch irgendwie hatte der Junge es geschafft, die Bewohner zu retten.

Sie konnte sich glücklich schätzen, dass sie sich nur mit dem Aufbau von Gebäuden rumschlagen musste, anstatt Möglichkeiten für Massenbestattungen zu suchen.

Ja, Naruto hatte wahrhaftig ein Wunder vollbracht.

Tsunade hoffte, dass er bald zurückkam. Drei Monate war er jetzt weg. Wenn sie den Berichten Kakashis Glauben schenkte, hatte er einen Lehrer bei der Kontrolle des Kyuubi gefunden. Sie hatte es noch niemandem erzählt, zu skeptisch war sie gewesen.

Wenn Naruto seinen Bijuu kontrollieren könnte, wären sie so einige Sorgen los.

Fast schon zu schön um wahr zu sein.

Nein, sie musste sich mit eigenen Augen überzeugen, bevor sie feiern konnte. Allerdings freute sie sich schon auf die Miene des Blonden, wenn sie ihm ihr Geschenk überreichte. Naja, das Geschenk von den Dorfbewohnern..

Er hatte es sich verdient.

KRACH!

Die Tür wurde so heftig aufgestoßen, dass sie gegen die Wand flog.

Tsunade erstarrte in ihrer Bewegung. Der Stift in ihrer Hand zerbrach mit einem Knacken.

„Ups, hehe. War wohl etwas zu kräftig.“, tönte es vom Eingang.

Ein entnervtes Stöhnen aus derselben Richtung folgte.

Tsunade spürte, wie die Ader an ihrer Stirn anschwoll. „NARUTO!“

Hatte sie sich diesen Chaoten wirklich zurück gewünscht?

Mit vor Wut blitzenden Augen hob sie den Blick zu dem Übeltäter – und erstarrte.

„Ehe, ich hab euch auch vermisst Oma-Tsunade, Sakura-chan.“, grinste der Blonde verschmitzt.

Er erhielt keine Antwort. Etwas verwundert senkte er die Arme, die er bis gerade eben hinter dem Kopf verschränkt hatte. Jetzt erst registrierte er die Blicke der beiden Frauen. Sakuras überrascht, Tsunades geschockt.

„Äh, alles in Ordnung? Ich reparier das auch wenn’s sein muss.“

Sakura riss sich zuerst aus der Starre. „Ach Quatsch. Du siehst… gut aus, Naruto.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, das er nur zu gerne erwiderte. Dann wurde die Miene der Rosahaarigen wieder ernst. „Es wäre aber trotzdem schön, wenn du endlich mal lernen würdest, zu klopfen!“

Der Blonde kratzte sich nur verlegen am Hinterkopf.

An Tsunade ging das alles unbemerkt vorbei.

Sie starrte weiter auf den jungen Mann in ihrer Tür.

Das war unmöglich!

Er konnte es nicht sein! Er war tot!

Schon seit Jahren!

Aber diese Gestalt… diese Augen, dieses Grinsen, diese Haare…

„Tsunade-sama?“´

Die Stimme des Ex-Anbus riss sie aus ihrer Trance. Leicht orientierungslos sah sie von einem zum anderen, bis Kakashi sich erbarmte. „Er ist es nicht. Ich weiß er sieht ihm ziemlich ähnlich, aber er ist es nicht.“

Wieder wandte sie den Blick zu dem verwirrten Gesicht Narutos. Einen Moment lang hatte sie wirklich geglaubt…

Der Blick des Uzumaki wanderte von Tsunade zu seinen Begleitern, die alle einen leicht melancholischen Blick hatten, über Sakuras verwirrtes Antlitz schließlich zu den Bildern über dem Schreibtisch der Hokage.

Und da war er.

Azurblaue Augen blitzten schelmisch unter einer goldblonden Mähne. Der weiße Mantel wehte leicht im Wind, die Mundwinkel waren zu einem leichten Grinsen verzogen.

Sein Vater.

Minato Namikaze.

Ein verstehendes und leicht trauriges Lächeln huschte über seine Lippen.

Achso.

So etwas wie Stolz regte sich in seiner Brust.

Er sah ihm also ähnlich?

Sakura jedoch verstand immer noch nicht.

Fragend schaute sie vom einen zum andern. Diesmal war es Yamato, der sie aufklärte.

„Es ist so, dass Naruto uns gerade sehr an seinen Vater erinnert.“ Auch bei ihm hatte sich die Melancholie in die Miene geschlichen.

Erstaunt sah Sakura wieder zu ihrem Teamkameraden. Er sah dem Yondaime ähnlich?

Sie hatte schon ein paar Fotos gesehen und tatsächlich, da waren Parallelen.

Naruto hatte sich anscheinend die Haare wachsen lassen, der Blick war der gleiche, auch wenn sich die Augen unterschieden. Auch der Mantel glich dem seines Vaters sehr.

Allgemein wirkte Naruto sehr erwachsen.

Letztendlich war es der kleine Fuchs, den bisher weder Tsunade noch Sakura bemerkt hatten, der die Stille brach indem er Naruto auf den Arm sprang und ihn eindringlich ansah.

Das schien alle Anwesenden aus ihrer Starre zu rütteln.

„Ähm, ja…“, versuchte Tsunade den Faden aufzunehmen. „Ich freue mich, dass ihr wieder zurück seid. Wie ihr seht, wurde die Stadt wieder aufgebaut. Nur noch wenige müssen in Holzhütten leben, Strom- und Wasserverbindung steht. Durch Kontakte mit anderen Dörfern hat sich auch der Handel einigermaßen wieder eingekriegt.“

Sie legte eine kleine Pause ein, um die Nachricht auf die Neuankömmlinge wirken zu lassen.

„So, und jetzt frage ich euch, ob das, was in eurem Bericht stand, wirklich stimmt.“

Erwartungsvoll beugte sie sich vor und legte ihren Kopf auf die gefalteten Hände.

Ihre gegenüber jedoch schienen sich auf einmal sichtlich unwohl in ihrer Haut zu fühlen.

„Nun ja… also… jaa…“, druckste der Blonde herum. „Also das ist so… ähm…“

„Was ist?“, unterbrach Tsunade ihn unwirsch. „Hast du jetzt gelernt, den Kyuubi zu kontrollieren, oder nicht?“

Sakura schnappte nach Luft und Naruto schien unter ihrem Blick immer kleiner zu werden. Er warf einen unsicheren Blick auf den Fuchs in seinen Armen, der daraufhin auf den Boden sprang.

„Also, kontrollieren trifft es nicht ganz. Eher kooperative Zusammenarbeit.“

Nach dieser Ansage war es still. Ob es jetzt daran lag, dass Naruto solche Fachbegriffe wie kooperativ in den Mund genommen hatte, oder an dem Inhalt seiner Aussage, war dem Blonden nicht so richtig klar, aber er witterte seine Chance. Schnell sprach er weiter.

„Ich hatte Probleme sein Chakra zu nutzen, also haben wir einen Pakt geschlossen. Ich lasse ihn raus, er schwört niemanden zu verletzten und dafür bringt er mir bei, mit seiner Kraft umzugehen. Und er hat sich definitiv daran gehalten, also besteht kein Grund zur Panik.“

Nervös grinste er zu der vollbusigen Frau.

Deren Blick glitt nach einigen Augenblicken Schweigens fast schon schlafwandlerisch zu dem kleinen Fuchs zu Narutos Füßen.

Das Fuchsgesicht verzog sich daraufhin zu einem Grinsen. „Alles was der Junge sagt entspricht der Wahrheit.“

Tsunade rang um ihre Fassung.

Naruto hatte sich mit dem Kyuubi no Youko verbündet.

Der Kyuubi no Youko saß in ihrem Büro.

Das Monster, das vor sechzehn Jahren fast das ganze Dorf zerstört und Narutos Vater den Tod gekostet hatte, hatte sich mit dessen Sohn verbündet und saß jetzt als unschuldiger, kleiner Fuchs vor ihrem Schreibtisch.

Als sie sich sicher war, wieder den normalen Gesichtsausdruck zu haben, stellte sie die erste Frage, die ihr einfiel. „Bist du nicht eigentlich größer, Youko?“

Der Fuchs grinste immer noch. „Wir hatten gedacht, so falle ich weniger auf, aber ich habe auch nichts gegen eine Gestaltsveränderung.“

Und bevor Tsunade etwas sagen konnte, war der Fuchs in einer Rauchwolke verschwunden. Kurze Zeit später saß an seiner Stelle ein mannsgroßer, neunschwänziger Vertreter seiner Rasse, der sie mit dem gleichen Grinsen bedachte wie seine kleinere Form.

Sie bedachte ihn mit einem interessierten Blick, ehe sie sich an den immer noch nervösen Naruto wandte. „Und warum hast du da getan?“

„Nun ja, es war der einfachste und angenehmste Weg für uns Beide.“, antwortete er mutiger geworden, da sie nicht ausgeflippt war.

Tsunade nickte und dachte nach. Nach ein paar Minuten wandte sie sich wieder an den Fuchs. „Kann man deinem Wort trauen?“

Der Dämon hatte aufgehört zu grinsen. „Ich habe es bei meinem Volk geschworen.“

Einen Augenblick schwieg sie. Dann: „Wenn das so ist, sehe ich darin kein Problem.“

Augenblicklich viel die Anspannung von den Anwesenden ab. Naruto seufzte erleichtert auf.

Doch Tsunade war noch nicht fertig. „Natürlich wirst du, Youko, in dieser kleinen Form bleiben müssen. Wir sagen den Dorfbewohnern erst einmal nichts und ich würde euch auch raten, es so gut wie möglich geheim zu halten.“

Sie bekam ein Nicken zur Antwort.

Sie entspannte sich und lehnte sich zurück. „So, wenn das jetzt alles wäre…“

„Also…“

Nein, anscheinend war das nicht alles. Was kam denn jetzt noch?

„Da wäre wirklich noch was.“ Der Blonde schien nicht mehr so nervös wie zu Anfang.

„Ach.“ Tsunade lehnte sich jetzt ganz zurück und verschränkte die Arme.

Diese Geste schien den Blonden dann doch wieder zu beunruhigen. „Ja, und zwar war da noch eine Bedingung in unserem Vertrag, an die sich Kyuubi auch gehalten hat. Es war so abgemacht, dass wenn ich ihn raus lasse, er mich trainiert. Deshalb waren wir auch so spät.“

Das überraschte Tsunade. Ein Ninja, der von einem Dämon trainiert wird?

Nun ja, sie hatte in den letzten Minuten ein recht kultiviertes Bild von dem Fuchs bekommen, aber trotzdem…

Der Bijuu selbst unterbrach sie in ihren Gedankengängen. „So ist es. Der Junge hat Potenzial und ich sah mich in der Lage das zu Nutzen. Tatsächlich war er so gut, dass ich ihm zusätzlich ein Geschenk gemacht habe.“

„Ein Geschenk?“

Tsunade bemerkte, wie Naruto dem Fuchs einen erschrockenen und warnenden Blick zuwarf, den dieser allerdings rigoros ignorierte.

„Ich habe ihn zu einem Halbdämon gemacht.“

Sakura fiel fast vom Stuhl und Tsunade endgleisten sämtliche Gesichtszüge. „WAS?!“

Naruto Uzumaki, ein Halbdämon?

Ein Dämon?

Der Chaosninja Nr. 1, der blonde Wirbelwind, ein Dämon?

Dieser ewig fröhliche Junge?

Wie war das möglich?

War das möglich?

Die Gedanken rasten durch Tsunades Kopf, unmöglich Antworten zu finden.

Auch Kakashi und Yamato sahen geschockt aus.

Sie hatten wohl mitbekommen, dass Naruto eine Art Verwandlung durchlaufen hatte, aber das mit dem Halbdämon war für sie neu.

Der Blonde währenddessen funkelte den Fuchs, der weiterhin seelenruhig da saß, zornig an. „Na herzlichen Dank auch! Das hätte man auch sanfter machen können!“, fauchte er.

Kyuubi nahm es gelassen. „Wenn ich das nicht gemacht hätte, säßen wir noch morgen hier, also reg dich ab, Junge.“

Narutos Augen blitzten gefährlich, doch der Dämon nahm keine Notiz davon. Stattdessen schenkte er seine Aufmerksamkeit der immer noch erstarrten Hokage. „Ist das jetzt wirklich so schrecklich?“

Tsunade antwortete nicht. Zu erschlagen war sie von der eben erhaltenen Information.

Sakura unterdessen hatte sich wieder aufgerichtet. „Was… was bedeutet das, Halbdämon?“, fragte sie den Blonden.

Der war anscheinend erfreut, dass sich endlich mal wieder jemand regte. „Nun ja, das heißt ich bin stärker als vorher. Schneller und so. Außerdem gibt es da einige… äh… körperliche Veränderungen, wenn ich diese Kraft benutze.“

Als er bemerkte, wie Sakura blass wurde, beeilte er sich, noch etwas hinzu zu fügen. „Aber ich habe meine Gründe, glaub mir. Es ist nicht wie bei Sasuke. Ich habe es nicht aus Machtgier getan und ich werde auch nicht die Kontrolle verlieren. Vertrau mir, Sakura-chan!“

Seine Worte schienen die Rosahaarige wirklich zu beruhigen. Sie nickte erleichtert und ließ sich wieder in ihren Stuhl sinken.

Auch Tsunade beruhigte sich wieder. Sie glaubte Naruto. Das gerade eben hatte er mit einer unglaublichen Autorität und Ernsthaftigkeit gesagt. Warum sollte er sie anlügen?

„Also gut. Werden wir diese Gründe erfahren?“, zog sie wieder alle Aufmerksamkeit auf sich.

Der Blonde wechselte einen kurzen Blick mit dem Fuchs, ehe er antwortete. „Ja, aber nicht heute. Das war schon genug für einen Tag.“

Die Hokage dachte erst nach, dann nickte sie. Es gefiel ihr zwar nicht, dass ihr Informationen vorenthalten wurden, aber sie musste ihm zustimmen. Die Informationen waren wirklich etwas viel.

„In Ordnung. Da das dann geklärt ist, würde ich mir gern ein Bild von deinen Fähigkeiten machen.“ Sie erhob sich.

„Jetzt?“, fragte Naruto etwas perplex.

„Aber natürlich. Wir haben noch vier Stunden bis Sonnenuntergang.“ Außerdem würde sie so dem Papierkram entgehen.

„Alle mitkommen.“ Und damit schritt sie aus der Tür, an der verdutzten Shizune vorbei, hinter sich ihre überrumpelten Gäste.
 

***
 

Der Trainingsplatz, den Tsunade ansteuerte, lag weiter außerhalb und bestand einfach aus einer von Bäumen umsäumten Wiese von der Größe zweier Fußballfelder.

Am Rand blieben sie stehen.

„So, Naruto, dann zeig mal was du drauf hast.“, forderte sie den Blonden auf.

Der stellte sich auf den Platz und verschränkte die Arme hinterm Kopf. „Was soll ich machen?“

„Uns zeigen, was ein Halbdämon alles kann. Kakashi! Du trittst gegen ihn an.“

Der Silberhaarige gesellte sich zu Naruto. Der gab ein genervtes Stöhnen von sich. „Oh nee, bitte nicht schon wieder diese Glöckchen. Langsam wird’s langweilig!“

Tsunade warf ihm einen tödlichen Blick zu. „Keine Sorge. Diesmal werdet ihr einfach kämpfen. Fangt an!“

Kakashi stellte sich ein wenig weiter weg in Position, doch der Blonde bewegte sich nicht von der Stelle. Stattdessen ließ er die Arme sinken und sah die Hokage fragend an. „Ich soll als Halbdämon kämpfen?“, fragte er sie unsicher.

„Macht das einen Unterschied?“

Er zögerte. „Ja.“

„Dann ja.“

Der Blonde schien sich unwohl zu fühlen, seufzte aber ergeben. Als er sich zu Kakashi zur Mitte des Platzes begab, sprang Kyuubi, der wieder klein war, zu Tsunade, Yamato und Sakura unter die Bäume.

„Das wird spannend.“

Tsunade warf ihm einen kurzen Blick zu, entgegnete aber nichts.

Naruto unterdessen hatte seinen Platz gegenüber seinem alten Sensei erreicht und formte ein Handzeichen. Kurze Zeit geschah nichts, doch dann…

„Was ist das?!“, hörte man Sakura erschrocken fragen.

Auch Tsunade hatte sich ein Aufkeuchen nicht verkneifen können. Waren das wirklich…?
 

Naruto, der die beiden natürlich gehört hatte, ignorierte sie einfach. Stattdessen ging er in Kampfposition und fasste gedanklich noch einmal alles zusammen, was er sich in den letzten Minuten ausgedacht hatte.

Kakashi hatte das Sharingan, das hieß, er konnte Flugbahnen berechnen, Jutsus kopieren und schnelle Bewegungsabläufe erkennen. Sein Mangekyo Sharingan hatte die Fähigkeit, Dinge in andere Dimensionen zu teleportieren. Da dies aber sehr kraftaufwendig war, würde es ihm in diesem Kampf nichts nützen.

Narutos Vorteil war, wenn er seinen Sensei überraschen konnte. Wenn er richtig lag, hatte Kakashi ihn bei keinem seiner Besuche Eis-Jutsus benutzen gesehen. Vielleicht konnte er da was raushauen. Ansonsten wäre es wohl besser auf Nahkampf zu gehen, das der Silberhaarige Distanzjutsus recht leicht ausweichen konnte.

So weit, so gut.

Ein Lächeln schlich sich auf Narutos Lippen. Das würde interessant werden.

Blitzschnell sprang er vor und warf ein paar Kunai. Kakashi, der gerade sein Sharingan entblößt hatte, wich spielend leicht mit einer Rolle seitwärts aus, wurde allerdings sofort von einem Tritt Narutos begrüßt, dem er nur mit Ach und Krach durch einen Sprung nach hinten entging. Der Blonde sprang hinterher und fing an, den Silberhaarigen mit Schlägen und Tritten zu traktieren, denen dieser zwar auswich, aber wohl von dem Tempo arg beeindruckt war.

Ein heftiger Schlag Kakashis ließ die beiden Kontrahenten auseinanderfahren.

Sofort schoss Naruto wieder auf ihn zu, doch der Jounin hatte nicht vor, ihn wieder näher an sich ran zu lassen und hielt ihn mithilfe einiger Wasserjutsus auf Distanz.

Naruto schaffte es zwar, auszuweichen, konnte so aber nicht näher an seinen Gegner heran.

Schnell bildete er ein Fingerzeichen und erschuf vier Kagebunshin, die sich nun zusammen mit ihm auf den Maskenträger stürzten. Von allen Seiten versuchten sie nun, sich zu nähern und tatsächlich schaffte es einer an ihn heran. Mit einem Aufschrei stürzte sich der Bunshin auf den Silberhaarigen, doch der löste ihn mit einer einzigen Drehung und einem gezielten Schlag in Rauch auf. Die Chance nutzten die restlichen Narutos, um sich auf den kurzzeitig deckungslosen Mann zu stürzen. Das von oben geführte Rasengan verfehlte Kakashi nur knapp und schlug einen Krater in den Boden.

Schlitternd kamen beide Kontrahenten an jeweils einem Ende des mittlerweile ziemlich durchweichten Platzes zum Stehen und beäugten sich.

„Meinst du nicht, wir sollten langsam mal anfangen, Naruto?“, rief der Ältere nach einer Weile.

Naruto schenkte ihm ein Grinsen und entblößte so seine Reißzähne. Kakashi hob nur leicht die Augenbraue, zeigte aber sonst keine Reaktion.

„Das wollte ich auch gerade fragen, Sensei.“

„Na dann.“

Beide gingen in Kampfposition.

Dieses Mal griff Kakashi zuerst an, doch Naruto wich seinen Wasserdrachen mit einem hohen Sprung aus. In der Luft formte er Fingerzeichen.

„Hyouton: Hyo-Kai no Jutsu“

Der vermatschte Boden unter Kakashis Füßen und auf dem gesamten Platz verwandelte sich in eine spiegelglatte Eisfläche. Der Jounin reagierte nicht schnell genug und versuchte taumelnd und Arme rudernd sein Gleichgewicht wiederzufinden. Naruto unterdessen hatte (immer noch in der Luft) mithilfe eines Kagebunshin ein Rasengan angefertigt und machte nun Anstalten es von oben auf seinen Sensei hinab sausen zu lassen. In letzter Sekunde schaffte es dieser, Chakra in seine Füße zu leiten und auszuweichen, ohne dabei zu schlittern, sodass die Attacke ein großes Loch in die Eisdecke sprengte.

Naruto ließ ebenfalls Chakra in seine Füße fließen und landete fehlerfrei.

„Hyouton: Hyo-Toge“

Überall schossen Eisstacheln aus dem Boden und zwangen Kakashi so, wie dämlich in der Gegend herum zu hüpfen, um nicht von unten aufgespießt zu werden. Einen kurzen Moment spielte Naruto mit dem Gedanken, sein Eisregen-Jutsu zu benutzen, doch er verwarf ihn gleich wieder.

Er wollte Kakashi nicht umbringen.

In diesem Moment hörte er hinter sich ein nur allzu bekanntes Geräusch, das ihm die Nackenhaare aufstellen ließ. Mit einem Hechtsprung zur Seite rettete er sich, sodass das Chidori wirkungslos an ihm vorbei zischte.

Allerdings flog er so mitten in die Eisdornen. In letzter Sekunde drehte er sich, packte mit der rechten hand einen der Stacheln und nutzte den Schwung, um sich abzustoßen und sicher auf einem weiteren Dorn zu landen.

Etwas perplex schaute er zu seinem Gegner rüber, der sich in diesem Moment wieder auf ihn stürzte.

Aber Kakashi wollte anscheinend ihn umbringen!

Während er über die Eisdornen hüpfend Kakashis Schlägen auswich, formte er in seiner Hand das Chakra zu einer Klinge. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er daran verzweifelt war, das Chakra in die gewünschte Form zu bringen und es anschließend so zu halten, doch mittlerweile hatte er den Dreh raus.

Mit einem leisen Surren bildete sich ein armlanges Schwert einer dunkelblauen Farbe. Kakashis Augen weiteten sich, als er die geballte Energie in Narutos Faust erkannte und sein Schlag ging ins Leere, da er einen Moment überrumpelt war. Naruto nutzte seine Chance.

Sein Angriff traf den überraschten Jounin an der Seite und schleuderte ihn gegen einen Baum.

Blitzschnell war er wieder auf den Beinen, doch der Blonde war schneller. Die Klinge aus Energie schwebte nur Zentimeter vor der Kehle des Silberhaarigen entfernt.

Keiner der Beiden bewegte sich und Stille legte sich über den Kampfplatz.

Dann: „Ich gebe auf.“

Langsam bildete sich die Klinge zurück, sodass Kakashi einmal aufatmete.

Naruto grinste.

Er hatte gewonnen!

Mit einem schnellen Handzeichen ließ er Fuchsohren und –schweif wieder verschwinden. So wollte er den anderen irgendwie nicht entgegen treten.

„Gut gemacht, Naruto.“, lobte Kakashi ihn.

Naruto grinste noch einmal reißzahnlos und gemeinsam gingen sie gemächlich zu den anderen zurück. Die Eiszapfen fingen schon an zu tropfen. Morgen würden hier nur noch ein paar Pfützen zu sehen sein.

Tsunade und Sakura brannten schon auf Antworten.

„Seit wann kannst du das Eis-Element? Und wie geht das mit dem Schwert?“, stürzte sich auch schon gleich die Rosaghaarige auf ihn.

„Naja“, machte Naruto und kratzte sich am Hinterkopf. „Das Eis-Element ist wohl irgendwie aus den Chakren meiner Eltern entstanden und das mit der Chakraklinge… ist schwer zu erklären.“

Sakura bekam leuchtende Augen während Tsunade nachdenklich wirkte. „Aus den Chakren der Eltern… mhmm…“

„Naruto, du bist echt gut geworden.“, strahlte Sakura.

„Ja, du hast dich wirklich verbessert.“, schloss sich auch Yamato an.

„Eh, danke Sakura-chan, Yamato-taichou. “

Ein warmes Glücksgefühl kribbelte in Naruto hoch.

„Aber sag mal…“, nun schien die Kunoichi wieder unsicher. „Das mit den Ohren und so…“

Mit einem Schlag war das Kribbeln weg.

Damit hatte er gerechnet. Davor hatte er sich gefürchtet.

Er war schon einmal das Monster gewesen. Wenn er es jetzt wieder würde?

Würde er es aushalten, wenn Sakura und alle anderen sich von ihm abwenden würden, weil er kein Mensch mehr war?

Würden sie es tun?

Er zwang sich zur Ruhe.

„Nun ja. Ich kann viel besser hören und der Schweif ist gut für meine Balance, weißt du. Eigentlich ist das gar nicht so schlimm.“

Seine Worte schienen sie beruhigt zu haben, denn Sakura lächelte wieder.

Naruto viel ein Felsbrocken vom Herzen. Automatisch erwiderte er das Lächeln.

„Ich muss den beiden zustimmen, du bist wirklich gut, Naruto. Ich denke, da wird sich was drehen lassen.“

Fragend wandte er den Kopf zur Hokage, erhielt aber keine Antwort. Stattdessen hielt sie ihm etwas entgegen.

Ein Schlüssel funkelte golden im roten Licht der untergehenden Sonne.

„Was ist das?“

„Das“, erklärte Tsunade lächelnd, „ist ein Geschenk der Dorfbewohner und ihrer Hokage an ihren Retter vor Pain und den Sohn des Yondaime.“

Fassungslos starrte der Blonde zu ihr hoch.

Bitte was?

„Die Dorfbewohner haben von deinem Vater erfahren.“, mischte sich jetzt auch Sakura ein. Auch sie lächelte. „Außerdem bist du jetzt sowas wie ein Held. Du brauchst nichts mehr zu bezahlen oder so. Eingerichtet ist auch schon.“

Immer noch konnte Naruto das nicht so recht begreifen. Die Dorfbewohner schenkten ihm eine Wohnung?

„Sieh es als verfrühtes Geburtstagsgeschenk und Dankeschön an. Und jetzt nimm schon.“ Tsunade hielt ihm den Schlüssel unter die Nase.

Zögerlich nahm er ihn entgegen. „D-Danke.“

„Haben wir doch gern gemacht“

Er ließ sich noch den Weg erklären, dann machte er sich auf zu seinem neuen Heim.

Das Glücksgefühl in seinem Bauch war so stark, dass er befürchtete zu platzten.

Zu Hause?

Leute, lobet und preiset mich, denn ich habe diese 6.000 Worte in zwei Tagen verfasst!

Nein, Scherz. Also, nicht das mit den zwei Tagen, sondern das mit dem Preisen. Es reicht vollkommen, wenn ihr wieder so geniale Kommis schreibt ^^

Jaa, also nun etwas verspätet das siebte Kapitel. Hab's grade eben erst fertig, dementsprechend ist es also nicht noch einmal übergelesen. Wer also rechtschreibfehler findet: Immer her damit!

Das nächste Pittel gibt's dann hoffentlich wieder pünktlich am Montag... obwohl... es ist ja erst Dienstag -.- War irgendiwe schon bei Donnerstag... scheiß Hirn. Naja, trotzdem viel Spaß :D
 

P.S. Soll ich vielleicht mal Titel einführen?
 

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Zu Hause?
 


 

Wie so oft in letzter Zeit, wurde Naruto davon geweckt, dass die Herbstsonne ihm ins Gesicht fiel.

Und wie immer war er sofort hellwach.

Mist!

Wie jeden Morgen verfluchte er diesen Reflex, der ihn bei den ersten Sonnenstrahlen aus dem Bett springen ließ. Er wusste ganz genau, wem er diese für ihn absolut untypische Angewohnheit zu verdanken hatte. Zwar hieß es jetzt nicht mehr „Steh mit der Sonne auf, oder tu es nie wieder“, aber das Training auf der Insel hatte ganz eindeutig seine Spuren hinterlassen. Und er könnte schwören, dass dieser dämonische Fuchs es genau darauf abgezielt hatte, denn, obwohl er nie etwas gesagt hatte (auch nicht, als Naruto aus purem Trotz bis zwei Uhr im Bett geblieben war), war doch jedes Mal ein teuflisches Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen, wenn sein Schüler in der frühen Morgenstunde in die Küche gestapft kam.

Nach fünf Minuten in denen er die Decke angestarrt hatte resignierte Naruto und stand auf. Es brachte ja doch nichts, abgesehen von übergroßer Langeweile.

Murrend schlug er die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante. Kurz streckte er sich, sodass er es knacken hörte. Ohne auch nur im Geringsten daran zu denken, das Bett zu ordnen sammelte er seine Klamotten vom Boden auf und schlurfte aus dem riesigen Raum zum Bad.

Nun ja, vielleicht doch nicht riesig. Eher groß. Großzügig.

Die nach Osten gerichteten Fenster reichten fast von der Decke bis zum Boden und erhellten den Raum so besonders morgens mit Sonnenlicht. Auf dem Boden war Parkett, welches im ganzen Haus, abgesehen von Bad und Küche, zu finden war, Die Wände waren in einem hellen Beige-Ton gestrichen. An Möbeln befanden sich im Raum nur ein eleganter Schrank und das Doppelbett in der Zimmermitte sowie einige, mittlerweile aufgrund mangelnder Pflege ziemlich vertrocknete, Zimmerpflanzen. Obwohl es recht groß war, doch ein einladender Raum.

Trotzdem fühlte sich Naruto auch nach drei Wochen in diesem Haus nicht wohl. Das geborgene Heimatsgefühl wollte sich einfach nicht einstellen.

Und er wusste auch, warum.

Es lag nicht an dem Schlafzimmer, das ungefähr viermal so groß war, wie sein altes.

Es lag nicht daran, dass es noch drei andere Schlafzimmer gab, die sogar noch größer waren.

Es lag nicht an dem Bad, an dem großen, hellen Wohnzimmer mit den teuren Möbeln oder der ebenso hellen Küche.

Es lag auch nicht an dem riesigen, verwilderten, aber trotzdem schönen Garten, der sich um das Gebäude erstreckte und von einer hüfthohen Mauer umgeben war.

Es lag auch nicht an seinem schlechten Gewissen, dass die Dorfbewohner dies alles gemacht hatten, er keinen Yen dazu bezahlen musste und sich noch nicht einmal richtig bedanken konnte.

Nein, es lag schlicht und ergreifend daran, dass das alles nur für ihn war.

Für ihn allein.

Er war der einzige, der in diesen weiten Räumen lebte. In diesem großen Haus. Anwesen, wohl eher.

Da war niemand, der zusammen mit ihm am Mahagoniesstisch saß und frühstückte. Da war niemand, der abends mit ihm auf dem Sofa rumlümmelte. Da war keine Familie, die mit ihrem Treiben die Stille verdrängte.

Zum ersten Mal seit er Genin geworden war fühlte Naruto sich alleine.

Verloren in dem großen Haus mit seinen leeren Räumen in denen seine einsamen Schritte seltsam hohl klangen. Das Haus wirkte kalt. Tot.

Daran konnte auch der Dämon, der hier mit ihm wohnte nichts ändern. Denn, obwohl er die meiste Zeit mit ihm verbrachte, war es doch anders. Kyuubi war kein Mensch. Er war zwar auch kein reiner mehr, doch diese Hälfte sehnte sich nach Ihresgleichen. Doch er konnte nichts dagegen tun.

So war er die meiste Zeit draußen, um den leeren Raumen zu entfliehen. Draußen waren seine Freunde und die Dorfbewohner. Wenigstens dort war er von Menschen umgeben.

Nach einer Katzenwäsche und kurzem Zähneschrubben stiefelte Naruto missmutig aus dem hell gefliesten Badezimmer in den Flur, die Treppe runter. Oben waren die Schlafzimmer, im Erdgeschoss Wohnzimmer und Küche. Kam man die Treppe runter, so ersteckte sich links das Wohnzimmer mit Sofalandschaft und rechts die Küche plus Essbereich. Beide Raumbereiche wurden nur halb von einer Wand getrennt. Auch hier gab es die großen Fenster, sodass der Raum den ganzen Tag von Sonnenlicht durchflutet war.

Mit einem Brummen begrüßte er Kyuubi, der träge auf der Arbeitsfläche lag und sich sonnte, schnappte sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank und einen Löffel und pflanzte sich auf den Esstisch. So lief das jeden Morgen ab. Nichts Neues.

Während Naruto sein Frühstück löffelte, schweiften seine Gedanken wieder ab, zu dem tag seiner Ankunft.

Als der beschriebene Weg ihn nach dem Kampf mit Kakashi in eine von edlen Häusern besetzte Gegend etwas außerhalb geführt hatte, war er ja schon verunsichert gewesen, aber die Tatsache, dass sich bei genannter Adresse ein vornehmes Anwesen aus sandfarbenem Stein umgeben von einem wirklich großem Garten befunden hatte, hatte ihn dann stark an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln lassen. Nur schwer hatte er sich von Kyuubi überreden lassen, wenigstens den Schlüssel zu versuchen. Wiederwillig war er den Kiesweg entlang geschritten, hatte die Treppenstufen zu der Veranda erklommen und den Schlüssel in das Schloss der edlen Holztür gesteckt. Wenn da jetzt jemand drin gewesen wäre und ihn gleich wegen versuchten Einbruchs angeklagt hätte?

Doch der Schlüssel hatte gepasst, die Tür war aufgeschwungen auf, hatte den Blick auf ein riesiges Wohnzimmer freigegeben und Naruto fast einen Herzanfall beschert.

Kyuubi hatte ihn auf eines der dunkelbraunen Ledersofas zerren und nach einigem guten Zureden eine Ohrfeige verpassen müssen (wobei Naruto sich fragte, wie er das in Fuchsgestalt geschafft hatte), ehe sein Adoptivsohn sich von dem Schock erholt hatte.

Anschließend hatte er den Blonden mit einigen unschlagbaren Argumenten davon abgehalten, sofort zurück zu Tsunade zu rennen, um den Schlüssel wieder abzugeben und eine kleine, heruntergekommene Wohnung zu fordern. Stattdessen war Naruto nach oben gestiefelt und hatte sich im erstbesten Schlafzimmer hingelegt. Wenn auch nur mehr als widerwillig.

Am nächsten Morgen war er, direkt nach einem Frühstück bei Ichiraku’s, denn der Kühlschrank war leer gewesen, zur Hokage abgedampft. Er hatte sie schlafend auf einem Stapel Akten vorgefunden. Typisch!

Nachdem er sie (wie er sich zurückdenkend eingestehen musste, doch recht unsanft) aufgeweckt hatte und die daraufhin entstandene Rippenprellung nicht mehr allzu sehr geschmerzt hatte, hatte er Tsunade den Schlüssel auf den Tisch geknallt, mit den Worten „Das kann und werde ich nicht annehmen!“.

Die vollbusige Frau hatte den Schlüssel zurückgeworfen (und ihm damit eine fette Beule auf der Stirn beschert, da er über diese Reaktion zu perplex gewesen war, um auszuweichen) und ihm einen viertelstündigen Vortrag gehalten. In einer Lautstärke, die dem Blonden fast die Ohren abfallen ließ.

Zum ersten Mal war Naruto froh gewesen, dass sich das verbesserte Gehör sich bei seiner rein menschlichen Form in Grenzen hielt. Ansonsten hätte er sich wohl von seinem Gehörsinn verabschieden können.

Ende der Geschichte waren eine Tsunade auf 180 und ein Tinitus für Naruto, der schnell beteuerte, das Haus sei klasse und natürlich er würde natürlich darin wohnen.

Einen Beruhigungsake später war die immer junge Frau wieder so ruhig, dass Naruto ihr die Geschichte der Bijuu erzählen konnte. Er erzählte von der Gründung der Welt und der Übermenschlichen, von der Spaltung in Bijuu und Götter, wie die Dämonen entstanden waren, den Jinchuuriki, dem Krieg und wie die großen Geister dem Wahnsinn verfallen waren. Dann erklärte er, was Amaya war, was sie vorhatte und wie er ihr helfen wollte. „Und das“, hatte er seine Erzählung abgeschlossen, „ist der Grund aus dem ich dich bitte, sie nicht gleich von Anbus abführen zu lassen, wenn sie hierher kommt.“

Lange Zeit war es still gewesen. Weder Kyuubi noch Tsunade hatten während seines Vortrags etwas gesagt und auch danach hatten sie sich in Schweigen gehüllt.

Naruto war ruhig geblieben. Es war klar, dass Tsunade das erst einmal auf sich wirken lassen musste. Bei ihm war es doch genauso gewesen. Also hatte er seine Bedenken heruntergeschluckt und gewartet, bis die Hokage den Blick gehoben und ihn mit unergründlichem Blick angesehen hatte.

Langsam, ganz langsam hatte sie genickt.

„Ich glaube dir.“

Ein erleichtertes Lächeln hatte sich unbemerkt aus Narutos Gesicht geschlichen.

„Und ich bin auch bereit, über die Taten dieser Amaya hinwegzusehen und ihr einen Aufenthalt in Konoha zu gewähren. Ebenso erlaube ich dir, ihr bei ihrer Aufgabe zu helfen.“, hatte die Hokage gesagt und dem Blonden fest in die azurblauen Augen gesehen.

Ohne das er recht wusste, warum, hatte dieser den Kopf geneigt als er antwortete. „Danke, Tsunade-baachan.“

Sie hatte genickt und ihn nachdenklich angeschaut.

„Du wirst von Aufträgen freigestellt werden.“, hatte sie noch hinzugefügt. „Wenn das Mädchen hier auftaucht, will ich dich in der Nähe wissen. Kakashi, Sakura und Sai werden alleine das Team bilden. Am besten du nutzt deine Zeit zum Trainieren.“

Das hatte einleuchtend geklungen, also hatte er genickt. Auch wenn es ihm nicht geschmeckt hatte, schon wieder irgendwo untätig festzusitzen, selbst wenn es das Dorf war, dem er sein Leben verschrieben hatte. Aber zu trainieren hatte er wirklich noch. Also hatte er nur leise geseufzt und ein „In Ordnung.“ von sich gegeben.

Dann war er aufgestanden und hatte sich zum Gehen gewandt, doch Tsunade hatte ihn noch einmal zurückgerufen.

„Ich habe noch etwas für dich.“, hatte sie gesagt und dabei gelächelt.

Hinter ihrem (mal wieder) von Akten überladenem Tisch hatte sie etwas recht großes hervorgezaubert und es dem perplexen Naruto in die Hand gedrückt.

„Herzlichen Glückwunsch.“

Der Blonde hatte verwirrt geblinzelt und den Blick auf das Ding in seiner Hand gerichtet. Seine Augen waren groß geworden, als er es endlich erkannt hatte.

„Was?! Aber… wieso…?“

Die Hokage hatte ob seiner Fassungslosigkeit gegrinst und die Hände in die Hüften gestemmt. „Der Rat und ich waren der Meinung, dass du dich sehr weiterentwickelt hast. Damals fehlte dir ja sowieso nur das Turnier und das hast du bei deinem Kampf gegen Pain mehr als nachgeholt.“, hatte sie erklärt.

Die Augen Narutos waren wieder zu der Chuuninweste in seiner Hand gewandert.

Sie gehörte jetzt ihm.

Er war Chuunin.

Ganz langsam war die Erkenntnis durchgesickert und ein fettes Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht.

Er war Chuunin!

„Danke, Tsunade-baachan.“, hatte er an seinem Frosch im Hals vorbei gekrächzt.

Sie hatte ihn wohl trotzdem verstanden, denn ihr Lächeln war noch eine Spur breiter geworden.

Mit einigen schnellen Bewegungen hatte Naruto den Mantel ausgezogen, sich die Weste übergestreift und den Mantel wieder übergeworfen. Das neue Kleidungsstück hatte sich schwer angefühlt und ihm war gleich klar gewesen, dass er es selten tragen würde. Das Teil schränkte seine Bewegungsfreiheit ein, was er als Nahkämpfer überhaupt nicht gebrauchen konnte. Seine Freude hatte das allerdings nicht im Mindesten getrübt. Es war eh nur symbolisch.

Als er wieder zu Tsunade geblickt hatte, war das Lächeln zwar noch da gewesen, doch etwas Melancholisches hatte sich in ihren Blick geschlichen.

„Du bist wirklich Minatos Junge.“, hatte sie gemurmelt und ihm ein ziehendes Gefühl im Magen beschert, von dem er nicht wusste, ob es gut oder schlecht war.

Also hatte er sich nach einigem Schweigen umgedreht und mit einem „Mann sieht sich, baachan.“ verabschiedet.

Nur eine Sekunde später war etwas Schweres von innen gegen die Tür geknallt.

„Frecher Bengel!“

Mit einem Grinsen auf den Lippen war er aus dem Hokageturm gegangen und hatte einen Supermarkt gesucht, in dem er seine Essensvorräte aufstocken konnte. Kyuubi war so leise hinter ihm her getrottet, dass Naruto sich oft hatte umdrehen müssen, um sich vergewissern, dass er überhaupt noch da war. Er hatte versucht, es zu ignorieren, denn wenn der Fuchs Probleme hätte, war er sicher nicht glücklich darüber, wenn sein Schüler darauf herumritt.

Nach einer Stunde kontinuierlichen Schweigens jedoch, war Naruto der Kragen geplatzt.

Verdammt, Kyuubi, was ist los?, hatte er gefragt. Gedanklich.

Diese geistigen Gespräche waren ihm zwar nicht geheuer, aber es wäre einfach zu auffällig gewesen, ihn normal zu fragen, das hatten sie auf der Rückreise bemerkt.

Zwar war es erstaunlich, wie viel den Menschen entging, doch einige skeptische Blicke hatten sie sich doch eingefangen und bevor sie noch Probleme bekommen hätten, hatte Kyuubi diese geistige Verbindung eingerichtet.

Ohne Narutos Eingeständnis, wohlgemerkt.

Der hatte daraufhin zwei Tage geschmollt, dann aber aufgehört, weil es eh nichts gebracht hatte.

Sie waren schon auf dem Rückweg vom Supermarkt gewesen, Naruto mit zwei großen Tüten bepackt, doch der Fuchs hatte nicht reagiert. Da war der Blonde sauer geworden.

Er hasste es, wenn ihn jemand ignorierte.

Sag mal, hab ich dir irgendwas getan?! Bist du etwa sauer, weil du deine Entstehungsgeschichte erzählen wolltest? Kannst du vielleicht mal das Maul aufmachen? Dieses Verhalten ist doch absolut-

Hasst du mich?, war er von der ruhigen Stimme des Fuchses unterbrochen worden.

Naruto war wie angewurzelt stehen geblieben und auch prompt von jemandem umgelaufen worden. Die wüsten Beschimpfungen waren an dem Blonden einfach vorbei gegangen, während dieser fassungslos auf den Fuchs zu seinen Füßen gestarrt hatte, der wiederrum auf den Boden geschaut hatte.

„Hä?“, war es ihm laut entfahren.

Der Mann, der ihn angerempelt hatte, hatte sich fluchend verzogen und die Leute um ihn herum hatten ihm komische Blicke zugeworfen, sodass er schnell weitergegangen war.

Wie kommst du denn jetzt auf so einen Mist?, hatte er erwidert.

Wieder hatte es einige Zeit gedauert, bis der Dämon geantwortet hatte.

Ich habe dir sechzehn Jahre deines Lebens zur Hölle gemacht. Meinetwegen wurdest du verachtet, verfolgt und ausgestoßen. Ich habe dich deine Freundin verletzten lassen und dich beinahe umgebracht. Und meinetwegen, an dieser Stelle war Kyuubis Stimme leiser geworden, hast du keine Familie mehr.

Kyuubis Ansprache hatte den Blonden erschüttert. Mit sowas hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Wie kam der Fuchs überhaupt darauf? Nur wegen Tsunades Satz vorhin? Oder spukte es ihm schon länger im Kopf herum? Und vor allem: Hasste er ihn?

Ja, hasste er den Fuchs?

Alles was er gesagt hatte stimmte.

Er war verachtet worden verfolgt und ausgestoßen, seinetwegen. Sein Vater war gestorben, weil er gegen ihn gekämpft hatte. Und sein Leben war die Hölle gewesen. Alles nur wegen des Fuchses. Natürlich hatte er einen Hass gehabt, auf denjenigen, der ihm das angetan hatte.

Doch irgendwie…

Seltsamerweise hatte Naruto all diese Ereignisse nicht mit dem Dämon in Verbindung bringen können, der ihn drei Monate lang trainiert hatte. Es war, als wäre die Bestie, die so oft die Kontrolle über ihn übernommen hatte und deren Hass ihn in solchen Momenten überschwemmt hatte, eine andere gewesen, als sein jetziger Adoptivvater.

Seit er den Vertrag geschlossen hatte, hatte er keinen einzigen Gedanken mehr daran verschwendet, was ihm der Fuchs alles angetan hatte.

Er war einfach… zu anders. Zu nett. Zu menschlich.

Die Tatsache, dass der Dämon seine Taten bereute, zeigte das doch.

Welche Bestie würde so etwas tun?

Nein, hatte er die Stille zwischen ihnen gebrochen. Ich hasse dich nicht. Als das damals geschehen ist, warst du wahnsinnig, und nicht du selbst. Noch nicht einmal dafür kannst du etwas. Mein Vater ist gestorben, weil er es so wollte. Weil er sein Dorf beschützt hat. Vor einem Angriff, für den du nichts kannst. Trotzdem hast du etwas gut gemacht und mich adoptiert. Wenn du so willst, bist du jetzt meine Familie. Ich hasse dich nicht und ich werfe dir auch nichts vor.

Da hatte der Fuchs aufgeschaut. Seine blutroten Augen waren Narutos azurblauen begegnet und hatten die Ehrlichkeit hinter diesen Worten erkannt.

Langsam, fast schon zögerlich, hatte sich ein Lächeln auf den Lippen des Fuchses gebildet.

Danke, mein Junge.

Naruto hatte zurück gelächelt und sich dann wieder dem Weg zugewandt – und wäre fast schon wieder in jemanden hineingerannt.

„Oi, kannst du nicht aufpassen, wo du -“

„N-Naruto-kun?“

Erstaunt hatte der Blonde aufgeschaut (er hatte sich gerade noch so fangen können) und Hinata, Kiba, Akamaru und Shino erblickt. Choji und Shikamaru waren ebenfalls anwesend gewesen.

„Oh, Hi Leute.“, hatte er gesagt und versucht die Taschen anders zu greifen.

Aus den Augenwinkeln hatte er beobachtet, wie Hinatas Kopf in Sekundenschnelle die Farbe einer überreifen Tomate angenommen hatte. Als sie seinen Blick bemerkt hatte, hatte sie schnell auf den Boden geguckt und Kyuubi entdeckt. Sie hatte sich zu ihm runter gekniet und ihm eine Hand entgegen gestreckt. „Na du Kleiner?“

Erstaunt hatte er registrieren müssen, dass sie nicht stotterte. Noch erstaunter war er gewesen, als Kyuubi tatsächlich auf sie zu getrottet war und sich genießerisch hinter den Ohren hatte kraulen gelassen.

„Seit wann bist du denn wieder hier?“, hatte Choji ihn aus seinen Beobachtungen gerissen.

„Ähm… seit gestern.“

Er hatte seinen Blick über die Gruppe schweifen lassen. Kiba hatte sich an Akamaru gelehnt und mit diesem geredet, Shino hatte mit von Sonnenbrille verdeckten Augen Löcher in die Luft gestarrt, Shikamaru hatte die Wolken beobachtet und Hinata den gefürchtetsten Dämon im Dorf liebkost. Leidglich Choji hatte seine Aufmerksamkeit auf den Blonden gelenkt, also fragte er diesen.

„Wo ist denn Ino?“

Dennoch hatte Shikamaru geantwortet, wenn auch ohne den Blick vom Himmel zu wenden. „Noch im Blumenladen ihrer Eltern. Wir wollten sie gerade abholen.“

„Wo wollt ihr denn hin?“

„Zur Hokage.“, hatte auch Kiba sich wieder am Gespräch beteiligt. „Wir sollen-“ Mit einem genaueren Blick auf seinen gegenüber war er erstarrt. „Sag mal ist das eine Chuuninweste?! Wie hast du das denn bitte geschafft?“

Damit war auch wieder die Aufmerksamkeit der anderen erregt worden, doch Naruto hatte sie einfach ignoriert. Stattdessen hatte er Kiba wütend angefunkelt.

„Falls du es nicht mitbekommen hast, ich habe gegen den Leader von Akatsuki gekämpft und das Dorf gerettet!“, hatte er den Hundejungen angeschnauzt.

Der hatte sich allerdings wenig beeindruckt gezeigt und nur fassungslos den Kopf geschüttelt. „Oh Mann, es geht echt zu Ende mit der alten Schabracke. Wahrscheinlich hat sie schon wieder zu viel Sake gesoffen, anders kann ich mir das echt nicht erklären.“

Mit einem Knurren hatte Naruto die Tüten fallen gelassen und sich auf den Braunhaarigen stürzen wollen, doch plötzlich hatte er sich nicht mehr bewegen können.

„Kriegt euch mal wieder ein.“

So gut es ging hatte Naruto zu Shikamaru rüber geschielt, der genervt zu ihnen geschaut und ganz offensichtlich sein Kagemane eingesetzt hatte. Choji und Hinata hatten das Ganze besorgt beobachtet und auf Shinos Gesicht war wie immer keine Gefühlsregung zu erkennen gewesen. Hinata hatte immer zwischen Naruto und Kiba hin und her geschaut, als ob sie damit rechnete, dass einer von ihnen gleich explodierte.

„Lass mich los.“, hatte der Blonde zu dem Jungen mit der gelangweilten Miene geknurrt.

„Erst, wenn du dich wieder deinem Alter entsprechend benimmst. Das ist doch albern.“

Kurz hatte Naruto versucht, sich zu befreien, doch er hatte keinen Muskel bewegen können. „Also gut.“

Die Anspannung hatte sich gelöst und er hatte sich wieder bewegen können. Dem feixenden Hundejungen hatte er noch einen tödlichen Blick zugeworfen. Das Zähnefletschen hatte er gerade noch so unterdrücken können.

„Kiba, lass ihn in Ruhe und komm endlich. Wir sind eh schon zu spät. Medokusai.“

Damit hatte er sich umgedreht und nur noch zum Abschied eine Hand hochgehalten. Die anderen waren ihm gefolgt, auch wenn Kiba dem Blonden noch einen säuerlichen Blick zugeworfen hatte. Mit einem „A-Auf Wiedersehen, N-Naruto-kun.“ und einem hochroten Kopf war auch Hinata ihren Teamkollegen hinterher und hatte Naruto mit seinen verstreuten Einkäufen und einer bedröppelten Miene stehen lassen, wie bestellt und nicht abgeholt.

Du musst dich besser unter Kontrolle halten.

Der Blonde hatte nur abermals geknurrt und seine Einkäufe aufgesammelt.

Seit dem Tag hatte er nur selten etwas von seinen Freunden gesehen. Aufgrund der neuen Bündnisse zwischen den versteckten Dörfern gab es jede Menge an Missionen, die über die Grenzen des Feuerreiches hinaus führten, sodass Konoha erstaunlich unterbesetzt war, was Ninja anging.

Es wurmte den Blonden, dass seine Freunde und seine Teamkameraden da draußen Missionen erfüllten, während er hier festsaß und nichts Besseres zu tun hatte, als halbherzig zu trainieren. Zwar gab es immer noch viel zu lernen, so konnte er immer noch nicht das Rasengan einhändig formen (was ihm selbst ziemlich unlogisch vorkam. Er schaffte es, eine Klinge zu bilden, aber keine Kugel? Kyuubi meinte, es lag an der Rotation.), aber das Training, das ihnen Beiden noch unter den Nägeln brannte, konnten sie hier nicht durchführen. Denn, obwohl Naruto mittlerweile recht gut mit Kyuubis Chakra umgehen konnte, hatten sie es noch nicht geschafft, ihre Chakren vollkommen zu verbinden, sodass Naruto Kyuubis Gestalt annahm. Und da der Pakt zwischen dem Dämon und seinem Jinchuuriki geheim gehalten werden sollte, war es nicht besonders intelligent, als zehn Meter großer Fuchs durch Konoha zu spazieren.

„NARUTO!“

Erschrocken fuhr der Blonde auf und verteilte den Rest seines Joghurts über dem gerade nicht einmal einen halben Meter großen Fuchs vor ihm.

„Verdammt, Kyuubi! Erschreck mich doch nicht so!“, fuhr er diesen an.

Der Dämon jedoch ignorierte ihn und betrachte stattdessen angeekelt den Vanillejoghurt, der aus seinem orangeroten Fell tropfte.

„Dämliches Balg! Kannst du mir mal erklären, wie ich das wieder rauskriegen soll?“

„Ist doch nicht mein Problem.“, erwiderte das Balg patzig, lenkte bei dem mörderischen Blick des Fuchses jedoch schnell ein. „Was wolltest du überhaupt?“

Kyuubi guckte zwar immer noch grimmig, ließ sich jedoch dazu herab, zu antworten.

„Ich wollte dir mitteilen, dass es so nicht weiter geht.“

Naruto, der bis dato versucht hatte, den Joghurt von seinen nackten Füßen zu wischen, sah ihn erstaunt an.

„Wir sitzen hier jetzt seit drei Wochen und warten. Seit ich das Mädchen weggeschickt habe sind jetzt gute dreieinhalb Monate vergangen und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ihr Training so lange gedauert hat.“ Während er sprach zuckte sein Schweif hin und her, um einen Joghurttropfen abzuwerfen.

Naruto sah fragend zu dem Fuchs herunter. „Und was willst du jetzt damit sagen?“

Mit einem Seufzen sprang Kyuubi auf den Tisch.

„Ich glaube, wir können hier warten, bis wir versauern. Das Mädchen kommt nicht.“, erklärte er.

„Wieso sollte sie nicht? Das ist doch dumm. Sie hat schließlich nach unserer Hilfe gefragt.“

Nachdenklich wandte Kyuubi den Blick nach draußen. „Genau genommen hat sie nach meiner Hilfe gefragt. Und ich glaube, sie weiß ganz genau, dass das dumm ist. Aber ich habe sie stark in ihrem Stolz verletzt, als ich sie weggeschickt habe und wenn Halbgötter eines haben, dann ist es Stolz. Sie wird ganz bestimmt nicht bettelnd hinter uns her rennen, selbst wenn ihr Leben davon abhinge.“

Nachdenklich runzelte Naruto die Stirn. Wenn er sich den Angriff und ihre Zeit als Fuchs durch den Kopf gehen ließ, passte das eigentlich ziemlich gut. Als Fuchs hatte sie sich zwar ungezwungener gegeben, doch manchmal war doch für ein Tier unpassende Starrköpfigkeit an den Tag getreten. Und wenn er an den verächtlichen Blick dachte, mit dem sie die Anbu, die sie damals abgeführt hatten, bedacht hatte…

Ihm entfloh ein Stoßseufzer.

„Na toll! Und was machen wir jetzt?“, wandte er sich fragend an den Fuchs.

„Wir suchen sie.“

Naruto blinzelte. Dann erst registrierte er, was Kyuubi gesagt hatte. „Wie jetzt? Wir rennen ihr hinterher, obwohl sie unsere Hilfe will? Das ist nicht dein Ernst!“

Der Blick, mit dem der Fuchs seinen vorlauten Schüler bedachte, ließ diesem einen kalten Schauer über den Rücken rieseln.

„Ob du es glaubst oder nicht, aber mir liegt durchaus etwas an dem Schicksal meiner Brüder und Schwestern, welches zufälligerweise auch mit dem deiner Rasse verknüpft ist. Und nur weil sie sich anscheinend der Wichtigkeit ihrer Aufgabe nicht bewusst ist und sie deswegen durch ihren Stolz gefährdet, heißt das nicht, dass ich das gleiche tun werde.“

Kyuubis Stimme war eiskalt und absolut tödlich.

„Also mach dich fertig. Wir gehen zur Hokage.“

Mit einem Satz sprang der Fuchs vom Tisch und verschwand nach oben, einen etwas eingeschüchterten Naruto zurücklassend.

Nur langsam löste der sich aus seiner Schockstarre und machte sich ebenfalls auf den Weg ins Obergeschoss. Wenigstens würde er wieder etwas zu tun bekommen.
 

***
 


 

Mit genervt zuckender Augenbraue blickte er auf den Mann hinter der Theke.

Die Ausmaße eines Walrosses, teigige Haut und fettige Haare, die auf seiner verschwitzten Stirn klebten, machten ihn bestimmt nicht zu dem ersten Menschen, den er in einer solchen Situation fragen würde, doch er war verzweifelt.

Jeder andere in diesem kleinen Kaff, das sich lediglich aufgrund der heißen Quellen vor Ort über Wasser halten konnte, hatte ihm das gleiche gesagt.

„Nein, ich habe kein Mädchen mit bronzefarbenen Haaren und roten Augen gesehen. Aber hör mal Junge, wenn du solche Ansprüche stellst, wirst du einsam sterben.“

Nun ja. Nicht jeder andere.

Einige hatten ihn auch einfach ignoriert.

Aber mittlerweile sollte er es gewohnt sein. Seit eineinhalb Wochen ging das nun so. Niemand hatte das Mädchen gesehen, keiner wollte ihren Namen gehört haben.

Erst zweimal hatte ihm jemand Informationen über ein Mädchen geben können, dass ansatzweise mit Amaya übereinstimmte. Ein Gasthausbesitzer, der über eine junge Frau mit ‚Augen wie der Teufel persönlich‘ berichtet hatte und ein kleines Kind, das ihm nach ein paar Bestechungen von der ‚netten Tante mit den tollen Haaren, die mich vor den bösen Typen gerettet hat‘ erzählt hatte. Beide Male hatte Naruto mithilfe einiger Füchse eine ungefähre Richtung ausmachen können. Also versuchte er in jedem neuen Dorf von den unterschiedlichsten Leuten Informationen zu erhalten. Und in diesem Dorf war nun einmal nur noch dieser Restaurantbesitzer übrig, wenngleich ihm die Bezeichnung ‚Restaurant‘ ihm beleidigend für die Branche vorkam. Eigentlich war es mehr eine schmutzige aus Brettern zusammengezimmerte Hütte mit Tischen und einer Küchentür, aus welcher ihm höchst zweifelhafte Gerüche entgegen wehten.

Anfangs hatte er sich davon nicht abschrecken lassen, schließlich konnte man ja nie wissen, doch mittlerweile war er sich da gar nicht mal so sicher. Seit geschlagenen zehn Minuten bequatschte ihn nun schon dieser Typ, dass er sich doch eine seiner hausgemachten Reisbällchen bestellen sollte. Doch langsam aber sicher riss Narutos Geduldsfaden.

„… sin‘ auch einfach göttlich. Aber die macht ja auch meine Rina, nich‘ so wie der alte Fettsack Koushirou. Der hat ja extra Angestellte. Aber wie sag‘ ich immer so schön…“

„Verdammt Alter! Ich will doch nur wissen, ob hier ein Mädchen mit roten Haaren und Augen vorbei gekommen ist!“, unterbrach Naruto den fetten Wirt, die Hände auf die Theke gestützt und immer noch zuckender Augenbraue.

Der allerdings zeigte sich wenig Beeindruckt, blinzelte nur kurz und blies dann die ohnehin schon fülligen Backen auf.

„Hör ma‘ Jungchen, has‘ du noch nie was von Respekt gehört? Wenn du dich nich‘ zu benehmen weiß‘ , kannste gleich wieder die Fliege machen! So redet man nich‘ mit Älteren, ham dir deine Eltern etwa gar nich‘s beigebracht?!“

Naruto konnte die Wutader an seiner Stirn pochen spüren.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Jetzt hielt dieser stinkende Fettsack ihm auch noch eine Predigt über Benehmen! Dabei hatte er doch nur eine einfache Frage gestellt!

Der Blonde war kurz davor, den ganzen Laden auseinander zu nehmen, als sich eine sanfte Stimme einmischte.

„Vater, warum gehst du nicht in die Küche und hilfst mir bei der Soße und ich kümmere mich währenddessen um unseren Gast.“

Eine junge Frau mit Schürze war aus der Küchentür getreten und lächelte den aufgebrachten Wirt beruhigend an. Sie hatte lange, braune Haare, sanfte, ebenfalls braune Augen und war erstaunlich schlank dafür, dass sie soeben dieses Walross als ‚Vater‘ betitelt hatte.

Tatsächlich ließ sich der wutschnaubende Mann von ihr in den Hinterraum bugsieren, sodass sie sich mit einem entschuldigenden Lächeln wieder zu dem etwas ruhigeren Naruto umwandte. „Ich muss mich für das verhalten meines Vaters entschuldigen. Die Geschäfte laufen nicht so gut, deshalb ist er leicht reizbar geworden.“, teilte sie ihm mit und wischte sich die Hände an der Schürze ab. „Wie kann ich dir helfen?“

Naruto atmete noch einmal tief durch, um sich zu beruhigen, ehe er zum wahrscheinlich hundertsten Mal am diesen Tag sagte: „Ich suche ein Mädchen. Sie hat rötliche Haare, rot-goldene Augen und ist ungefähr in meinem Alter.“

Rina überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.

„Tut mir leid, aber so jemand ist mir nicht begegnet.“

Naruto ließ die Schultern hängen und wollte sich gerade wieder verabschieden, als sie noch etwas hinzufügte. „Aber wenn es dir hilft, heute hat schon mal jemand hier nachgefragt. Die Typen haben das ganze Dorf durchkämmt. Allerdings haben die wohl nach einem Mädchen mit einem Tattoo gesucht. Sie haben gesagt, sie gehen zu den heißen Quellen.“

Ein Tattoo? Er konnte sich an kein Tattoo an Amaya erinnern, aber was wusste er schon.

Also bedankte er sich bei der jungen Frau und verließ das müffelnde Restaurant. Auch wenn diese Rina nett war, aber kochen konnte sie ganz offensichtlich nicht.

Draußen holte er erst mal tief Luft. Naja, wenigsten sowas ähnliches wie eine Spur hatte er schon mal.

Und, was ist jetzt?, kam es etwas angesäuert von dem Fuchs zu seinen Füßen.

Er war draußen geblieben, da Tiere allgemein in Restaurants nicht gern gesehen waren.

Keiner hat sie gesehen, doch die Tochter des Wirts meinte, jemand hätte vor uns nach einem Mädchen mit Tattoo gesucht. Die Typen sollen wohl zu den heißen Quellen gegangen sein.

Der Fuchs überlegte kurz.

Hinterher. Das ist immerhin besser als nichts. , beschloss er.

Einverstanden, grinste Naruto. So ein Bad in den heißen Quellen kommt mir gerade recht.

Idiot, wir sind hier nicht zum Urlaub machen. Hast du etwa vergessen, dass Tsunade uns nur zwei Wochen gegeben hat? Die sind in drei Tagen um. , knurrte Kyuubi.

Naruto schnaubte kurz.

Wie könnte er.

Die Blonde hatte einen Mords Aufstand gemacht, von wegen, sie könne ihn doch nicht einfach alleine und auf gut Glück durch die Weltgeschichte reisen lassen. Erst als Kyuubi klargestellt hatte, dass erstens, naruto keinesfalls alleine war, und zweitens, sie beide sowieso gehen würden und dies nur ein Höflichkeitsbesuch gewesen war, hatte sie nachgegeben und ein Zeitlimit gesetzt.

Nein, habe ich nicht. Naruto verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Aber wir kommen sowieso zu spät. Von hier bis nach Konoha brauchen wir eine Woche.

Auch wieder wahr.
 

Die heißen Quellen lagen etwas außerhalb, halb am Berg. An der einen Seite klebte das Gebäude an der Felswand, an der anderen war ein steiler Abhang, an dessen Fuße das Dorf lag, und der Rest war von Wald umgeben. Der einzige Weg schlängelte sich durch den Wald. Zwar brauchte man eine Viertelstunde, aber der Anblick der Quellen lohnte sich. Ein großes Gebäude aus weißem Stein und mit vielen Säulen, sodass es fast schon wie ein Tempel wirkte, erhob sich vor Kyuubi und Naruto, die in diesem Augenblick aus dem Schatten der Bäume traten.

Selbst wenn wir keine Spur finden, wird sich der Aufenthalt sicher lohnen. , meinte Kyuubi.

Naruto grinste daraufhin zu ihm runter und meinte nur: Bist du dir sicher, dass du da überhaupt rein darfst?

Halt dein vorlautes Maul und such lieber jemanden, den du fragen kannst.

In diesem Moment trat eine Gruppe giggelnder Mädchen aus dem Gebäude.

Etwas widerwillig trat der Blonde auf sie zu, aber er musste nun einmal jede Chance wahrnehmen.

„Entschuldigung?“

Sofort verstummten die vier Mädchen und musterten interessiert. Eine von ihnen – sie hatte langes, blondes Haar und erinnerte Naruto frappierend an Ino – warf ihm einen abfälligen Blick zu, ehe sie fragte: „Was willst du, Junge?“

Naruto schluckte die Wut runter und bemühte sich weiter höflich zu bleiben. „Ich suche jemanden. Ein Mädchen, mein Alter, bronzene Haare und rot-goldene Augen. Habt ihr sie gesehen?“

Eigentlich hätte er ja nach den Männern fragen müssen, doch diese Frage hatte er jetzt schon so oft gestellt, dass sie ihm zuerst über die Lippen geflutscht war. War ja auch nicht weiter tragisch.

Das darauf eintretende Getuschel und Gekicher war ihm zwar unangenehm, ließ aber auch Hoffnung in ihm aufkeimen.

„Und wenn es so wäre?“ Wieder war es die Blonde, die scheinbar interessiert ihre Fingernägel begutachtete.

„Dann würde ich euch bitten, mir zu sagen, wann und wo, denn ich suche sie jetzt schon ziemlich lange.“, antwortete Naruto, der einen leicht genervten Tonfall nicht vermeiden konnte.

Statt des Ino-Verschnitts antwortete diesmal eine Schwarzhaarige mit stechend grünen Augen, die ihn spöttisch anfunkelten. „Hör mal Blondie, wenn ich du wäre, würde ich sie aufgeben. Sie scheint nicht an irgendeiner Art von Beziehung interessiert zu sein.“

„Ach, sagt ihm doch, was er wissen will. Würde bestimmt lustig werden.“, mischte sich jetzt eine zweite Blondine ein.

Die blonde Hexe Nr. 1 sah nun wieder zu Naruto und lächelte spöttisch. „Na gut, ich sag‘s dir. Aber vorher sollten wir dir vielleicht noch etwas erzählen. Zu deinem eigenen Schutz.“

Naruto, der zu keiner Reaktion fähig war, ohne auszurasten, tat einfach nichts, doch anscheinend war sein Beitrag auch gar nicht gefragt.

„Da war nämlich schon einer, der sich an sie ranmachen wollte. Hat sie abgefangen, als sie rausgegangen ist.“, sprach das schwarzhaarige Monster.

„Der tolle Hecht hat sie gefragt, ob sie nicht noch mal mit ihm ins Wasser steigen will.“

„Und weißt du, was sie geantwortet hat, Kleiner?“

Die Wutader war wieder aufgetaucht, doch Naruto ignorierte sie stoisch.

„Sie hat sich umgedreht und gemeint, sie hätte schon was anderes vor, aber wenn ihm eine Beschäftigung fehlte, könne sie ihm gerne ein Empfehlungsschreiben für den örtlichen Kastratenchor mitgeben.“

„Und auf einmal war dieser tolle Kerl ganz klein.“

Allgemeines Gelächter folgte.

„Oh, guckt nur! Jetzt hat er Angst. Wie niedlich.“

„Also, wenn du es immer noch wissen willst, das war vor einer halben Stunde und danach ist sie im Wald verschwunden. Also erwischst du sie vielleicht noch.“

„Wenn du das noch willst, natürlich.“

„Viel Glück, Blondie!“

Die Mädchen verzogen sich und Naruto lockerte die Anspannung in seinen Fäusten und im Kiefer. Erleichtert atmete er aus.

Verdammt, war das anstrengend gewesen!

Nur knapp hatte er einen Ausraster verhindern können, der ihn sowohl der Antwort beraubt als auch eine Menge Schwierigkeiten gebracht hätte.

Warum waren einige Frauen nur so… anstrengend?

„Hör auf hier so rumzuseufzen und schwing die Hufe. Du hast gehört, was die Weiber gesagt haben. Eine halbe Stunde“, herrschte Kyuubi ihn an.

„Jaja, schon gut. Kannst du sie riechen?“

„Sehe ich etwa aus wie einer von euren dämlichen Ninken?“

Naruto sparte sich die Antwort und biss sich stattdessen in den Finger. Streiten war das letzte, was er jetzt wollte.

Der Fuchs, den er beschwor, war mitternachtsblau und reichte ihm bis zur Hüfte.

Sobald er sie erblickte, verneigte er sich.

„Kyuubi-sama, junger Herr. Wie kann ich helfen?“

„Such die Spur eines jungen Mädchens. Sie ist eine halbe Stunde alt und führt in den Wald.“, wies Kyuubi ihn an.

Der Fuchs fand es anscheinend überhaupt nicht komisch, dass Kyuubi das nicht selbst erledigte, denn er fing ohne Widerworte an, auf dem Boden rum zu schnüffeln. Schnell hatte er das Gesuchte gefunden und sprang in das Dickicht, Kyuubi und Naruto auf den Fersen. Der Fuchs hatte eine Mordsgeschwindigkleit drauf, sodass Naruto ernsthafte Probleme hatte, nicht abgehängt zu werden. Kyuubi hingegen hüpfte in aller Seelenruhe und ohne sichtbare Erschöpfung vor ihm her.

Bereits nach einer Viertelstunde wurde der Fuchs langsamer und blieb stehen.

„Auf der Lichtung dort hinten ist die Person, die ihr sucht. Allerdings ist sie nicht alleine. Ich kann vier weitere Personen riechen. Außerdem riecht es nach Blut und Asche.“

In diesem Moment stieg auch Naruto der angebrannte Geruch in die Nase.

Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Nach dem, was diese Hühner ihm erzählt hatten, war Amaya wohl etwas gereizt. Und den Gerüchen nach hatte es einen Kampf gegeben, denn Kampfgeräusche waren keine auszumachen. Da war vermutlich Diplomatie gefragt und für die hatte er nun wirklich keinen Nerv mehr. Nicht nach dem Gezicke.

War der Part, in dem er sich mit anstrengenden Frauen rumschlagen musste, denn nie zu Ende?

Verdammt. Er klang schon wie Shikamaru.

„Gut, du kannst gehen.“, entließ Kyuubi den Fuchs, der daraufhin mit einer Verbeugung und einem Plopp in einer Rauchwolke verschwand.

„Na dann mal los.“, sprach der zurückgebliebene Fuchs und bahnte sich leise den Weg durch das Unterholz, seinen blonden Schüler direkt hinterher, bis zur besagten Lichtung.

Angekommen ließen sie sich erst einmal im Gebüsch nieder, um die Lage zu sondieren.

Die ganze Lichtung war von Brandspuren und Kratern übersät und in der Rinde der verkohlten Bäume steckten Senbon, Shuriken und Kunai. Auf dem Boden lagen vier gestalten, die wohl irgendwann einmal Menschen gewesen waren. Jetzt allerdings war von ihnen nicht mehr zu erkennen als unförmige, verbrannte Körper, die teilweise sogar noch qualmten und den Geruch verbrannten Fleisches über die Lichtung wehten.

Dazwischen stand ganz offensichtlich Amaya. Sie hatte den Rücken zu ihren Beobachtern gedreht, doch man konnte auch so gut die große Schnittwunde erkennen, die sich von ihrem rechten Oberarm bis zum Handgelenk zog und leise auf den Boden tropfte. Sie atmete schwer, ihr schwarzer Mantel war angekokelt, genauso wie ihre Haare, die ihr offen und mehr als mitgenommen über den Rücken hingen.

Einige Zeit blieb es still und das Mädchen regte sich nicht, bis auf das starke auf und ab ihrer Schultern. Dann jedoch setzte sie sich in Bewegung und stolperte zu der Leiche, die ihr am nächsten lag, kniete davor nieder und suchte irgendwas in den verkohlten Taschen. Tatsächlich schien sie es zu finden. Naruto sah nur ein Aufblitzen. Schwerfällig erhob sie sich wieder, machte sich an dem Ding zu schaffen und trank daraus, immer noch mit dem Rücken zu ihnen. Abschließend warf sie das kleine Fläschchen weg und begann, die anderen Leichen zu untersuchen.

Das war der Moment, in dem Kyuubi ihm das Zeichen gab und die beiden aus dem Gebüsch traten, ohne sich Mühe zu machen, leise zu sein.

Sofort schnellte Amaya herum, ein Kunai in der linken Hand. Aufgeschreckt suchten ihre rot-goldenen Augen den Feind und fanden den Fuchs, sodass sie sich ein wenig entspannte. Dann trafen ihre leicht zusammengekniffenen Augen auf Narutos azurblaue.

Der Blonde spürte wie sich sämtlich seiner Muskeln anspannten und seine Nackenhaare sich aufstellten. Ein lautes Knurren entwich seiner Kehle, als er sich automatisch in die leicht gebückte Angriffshaltung begab. Sämtliche seiner Sinne schärften sich, sein Herz erhöhte die Frequenz und Adrenalin schoss durch seine Adern. Alle seine Alarmglocken schrillten.

Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen.

Ein einziger Gedanke raste durch seinen Kopf.

Gefährlich!
 

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P.P.S. Ist das mit dem ganzen kursiven Zeug zu unübersichtlich?

Veränderungen

Buh!

Äh, ja, ich lebe noch ^^'

Nach fast einem Monat melde ich mich dann auch mal zurück.

Ich weiß, Asche auf mein Haupt.

Ich hoffe sehr, ich werde euch nicht noch einmal so lange warten lassen, aber wöchentlich werde ich das definitiv nicht mehr schaffen. Mein Stundenplan ist die Hölle!

Also nochmal: Sorry!
 

@ nordish & Uchiha-Itachii: Ihr habt recht, er war wirklich etwas gereizt, der Gute^^ ich denke mal, das lag daran, dass er zum einen viel Zeit mit Kyuubi verbracht hat, und zum anderen, er lange untätig rumsitzen musste, etwas was er gar nicht abkann.

Und zwei Wochen in der Gegend rumzurennen und Phantomen nachzujagen schlägt auch einen Naruto Uzumaki irgendwann aufs Gemüt ^^

Das denke zumindest ich :)
 

@ NaruTayu: Das frage ich mich schon die ganze Shippuuden lang!

Aber gut, ich hab eine Erklärung: Das, was Naruto zum Jonin oder gar Anbu fehlt, ist die Fähigkeit, ein Team zu leiten und mit brenzligen Situationen umzugehen, wenn auch andere beteiligt sind.

Zwar fehlte ihm damals in der Prüfung nur die dritte Runde, aber selbst, wenn er die ohne probleme hinter sich hätte bringen können, wäre er nicht zum Chuunin befördert worden, weil er einfach nicht nachdenkt, bevor er handelt.

Dass er auch seinen Kopf benutzen kann, hat man jetzt schon oft genug gesehen, sodass er auch endlich zum Chuunin wurde, aber damit ihm die Verantwortung für eine Gruppe von Leuten übertragen wird, muss er erst noch Vertrauenswürdigkeit in der Sache beweisen.

Oder was denkt ihr?
 

Naja, jetzt also viel Spaß mit 'Veränderungen' XD
 

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Veränderungen
 


 

Dann trafen ihre leicht zusammengekniffenen Augen auf Narutos azurblaue.

Der Blonde spürte wie sich sämtlich seiner Muskeln anspannten und seine Nackenhaare sich aufstellten. Ein lautes Knurren entwich seiner Kehle, als er sich automatisch in die leicht gebückte Angriffshaltung begab. Sämtliche seiner Sinne schärften sich, sein Herz erhöhte die Frequenz und Adrenalin schoss durch seine Adern. Alle seine Alarmglocken schrillten.

Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen.

Ein einziger Gedanke raste durch seinen Kopf.

Gefährlich!
 


 

Die Gestalt auf der Lichtung hatte die gleiche Angriffshaltung eingenommen und zischte bedrohlich, was er mit einem Zähnefletschen und einem weiteren Knurren beantwortete.

Vorsichtig verlagerte er das Gewicht, um besser ausweichen zu können, sollte sie zuerst angreifen, oder springen zu können, sollte sie fliehen. Zufrieden stellte er fest, dass ihren Arm wohl nicht mehr benutzen konnte und sie auch ansonsten schon stark angeschlagen war.

Er hatte ganz eindeutig die besseren Karten.

„Kinder, ihr überreagiert!“, tönte es von seiner Linken, doch er ignorierte es.

Jede Unaufmerksamkeit seinerseits konnte sein Feind zum Angriff oder zur Flucht nutzen. Außerdem wusste er, dass die Stimme zu seinem Verbündeten gehörte. Von ihm ging keine Gefahr aus.

Seltsamerweise schien sein Feind das gleiche zu denken, denn die Gestalt auf der Lichtung hatte noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt und starrte weiterhin unaufhörlich aus ihren roten Augen auf ihn. Hinter diesen Augen, die ihn feindselig aber auch vorsichtig anfunkelten, konnte er es arbeiten sehen. Der Feind überschlug seine Chancen und kam anscheinend auf dasselbe Ergebnis wie er vorhin, denn sie machte einen vorsichtigen Schritt rückwärts.

Ein Knurren aus der Kehle des Blonden und ein Niederkauern zum Sprung ließen diese Bewegung jedoch stoppen.

„Hört auf, euch zu belauern und kommt wieder zu Verstand!“

Die Worte seines Verbündeten gingen ungehört an dem Blonden vorbei. Stattdessen fing er an, eine Angriffstaktik auszuarbeiten.

Das drohende Knurren neben sich ließ ihn kalt.

In diesem Moment gingen die ohnehin schon verkohlten Leichname neben und hinter der Halbgöttin in blaue Flammen auf. Einen Augenblick lang war sie abgelenkt. Diese Chance nutzte er.

Mit einem Kampfschrei stürzte er sich auf sie und zielte mit einem Kunai auf ihre ungeschützte Seite.

Zu einfach!

Ein heftiger Ruck fuhr durch seinen Körper, als ihn irgendetwas packte und nach hinten riss. Mit voller Wucht krachte er gegen einen Baum und mit einem Zischen entwich sämtliche Luft seinen Lungen.

Er blinzelte benommen, als er den Stamm hinunterrutschte.

Verschwommen konnte er erkennen, wie die Gestalt von der Lichtung auf ihn zu stürmte, aber er war zu keiner Reaktion fähig. Der Angriff hatte ihn kalt erwischt.

Doch auch sein Gegner wurde mitten im Sprung von irgendwas aufgehalten und auf den Boden genagelt. Langsam klärte sich sein Blick, sodass er rote Chakraschweife erkennen konnte, die die sich heftig wehrende Halbgöttin aufhielten.

Ehe er auch nur daran denken konnte, das auszunutzen, versperrte ihm auch schon die große Gestalt eines Fuchses den Weg. Seine neun Schweife peitschten aufgebracht und seine Augen schienen vor Zorn zu brennen.

Automatisch wich der Blonde zurück.

„Naruto Uzumaki und Amaya Tentoko! Ihr werdet augenblicklich wieder zu euch kommen!“

Der Blonde erstarrte in der Bewegung und auch die Halbgöttin hörte schlagartig auf, sich zu wehren.

Naruto Uzumaki?

Der Name kam ihm bekannt vor.

Vertraut.

Moment, das war sein Name!

Er war Naruto Uzumaki!

Ein Ninja Konohagakures, mit dem Traum eines Tages Hokage zu werden, der Jinchuuriki des Kyuubi, Sohn des Yondaime Hokage.

Das war er.

Was tat er hier?

Hockte er gerade wirklich auf einer Lichtung und knurrte wie ein wildes Tier die Person an, die zu suchen er die halbe Welt bereist hatte?

War er wahnsinnig geworden?

Naruto blinzelte und richtete sich auf.

Vorsichtig löste er seine verkrampften Hände, sowie die Anspannung seiner Muskeln.

Mit jeder Sekunde konnte er spüren, wie sein Verstand wieder in den Vordergrund rückte und seine Instinkte zurückdrängte. Jetzt bemerkte er auch seinen Schweif und die Fuchsohren. Beunruhigt musste er feststellen, dass er die Umwandlung überhaupt nicht mitbekommen hatte.

Vorsichtig schielte er über die Lichtung. Hinter der großen Gestalt Kyuubis konnte er Amaya ausmachen, die sich gerade aufrappelte. Auch sie schien recht verstört und tastete erst einmal an sich herunter. Zu Narutos Erleichterung drehte er bei ihrem Anblick nicht gleich wieder durch. Lediglich eine Ahnung der vorher ausgebrochenen Instinkte kribbelte ihm über die Haut und hinterließ eine leichte Gänsehaut.

Etwas wackelig und reichlich verlegen schritt er zu dem Fuchs und der Halbgöttin, die ihn mit unergründlicher Miene ansah.

Na, das war ja mal ein guter Start gewesen.

„Ähm, ja.“

Naruto kratzte sich am Kopf und sah hilfesuchend zu Kyuubi. Der jedoch hatte nur eine Augenbraue angehoben und schaute ihn auffordernd an.

Dein Mist, Junge

Naruto wandte den Blick wieder zu Amaya. Sie starrte ausdruckslos zurück und verunsicherte den Blonden dadurch noch mehr.

Naruto schluckte.

„Äh, das… ähm… das tut mir Leid. Weiß auch nicht, was da mit mir los war.“

Kalte, rote Augen blickten ihn an. Nicht die geringste Emotion zeichnete sich auf dem Gesicht der Halbgöttin ab. Ohne ein Wort drehte sie sich um und ging zu den Rußflecken, die einst Männer gewesen waren.

Fassungslos starrte Naruto hinter ihr her.

Was war denn das gewesen?

War sie etwa eingeschnappt?

Gut, er konnte das verstehen, schließlich hatte er sie umbringen wollen, aber sie hatte ja wohl gleichermaßen den Verstand verloren. Sie war schließlich auch auf ihn losgegangen, als er hilflos an dem Baumstamm gelegen hatte.

Er warf einen kurzen Blick zu dem Fuchs. Kyuubi machte sich wohl auch seine Gedanken, denn sein Blick ruhte auf dem Rücken Amayas und ein leichtes Stirnrunzeln zeichnete sich unter dem Fell ab.

Also war er nicht der einzige, der dieses Verhalten komisch fand. Gut zu wissen.

Mit einem letzten forschenden Blick folgte Naruto der Halbgöttin, die gerade die Asche der Leichname untersuchte.

Kurz hinter ihr blieb er stehen und wartete.

Keine Reaktion.

Er räusperte sich.

Immer noch nichts.

„Ähm, ich weiß ja nicht, ob du das mitbekommen hast, aber ich habe mich entschuldigt.“

Da, sie stockte, stand auf und drehte sich langsam um.

Erwartungsvoll verschränkte Naruto die Arme vor der Brust.

Das Gesicht Amayas war immer noch die kalte Maske, als sie antwortete. „Das war durchaus zu mir durchgedrungen.“

Ebenso wie ihre Miene war ihre Stimme bar jeder Emotion und veranlasste Naruto ein weiteres Mal dazu, ihr ungläubig hinterher zu starren, als sie einfach an ihm vorbei zu Kyuubi schritt.

Was zum Teufel war mit diesem Mädchen los?

War das überhaupt die Richtige, und nicht irgendein weiblicher Sasuke-Klon?

Sie sah zwar so aus wie die Amaya aus seinen spärlichen Erinnerungen, aber ihr Verhalten glich mehr einem Kühlschrank denn dem kleinen Fuchs, der ihn wochenlang auf der Insel begleitet hatte.

Grübelnd schlurfte er zurück zu dem Fuchs, an den sich das Mädchen gerade wandte.

„Also helft ihr mir, Kyuubi-sama?“

Der Fuchs nickte.

„Ja, das werden wir. Naruto und ich sind hier, um dich nach Konoha zu begleiten, von wo aus wir Pläne entwerfen können.“, erklärte er.

Die rot-goldenen Augen flackerten zu ihm und Naruto meinte einen Hauch von Überraschung zu erkennen.

Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es ging doch.

„Ich danke euch, Kyuubi-sama.“, wandte sie sich wieder an den Fuchs und verbeugte sich. Als sie sich wieder erhob war tatsächlich so etwas wie ein erleichtertes Lächeln auf ihren Lippen zu erkennen.

Naruto quittierte das mit einem verwirrten Stirnrunzeln.

Jetzt konnte sie auf einmal lächeln?

Aber vorher den Kühlschrank raushängen lassen.

Hatte das Mädchen was gegen ihn?

Hatte er ihr irgendwas getan (abgesehen davon, sie umbringen zu wollen)?

Oder hatte sie einfach nur Stimmungsschwankungen?

Naruto unterbrach seine eigenen Gedanken mit einem Kopfschütteln.

Auf Grübeln hatte er jetzt überhaupt keine Lust.

Also schenkte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Fuchs und dem Mädchen.

„Ich denke, wir sollten besser von hier verschwinden.“, meinte dieser gerade. „Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, wenn hier jemand vorbeikommt und dieses Schlachtfeld sieht, könnte es unangenehme Fragen geben.“

Amaya nickte mit unbewegter Miene, doch Naruto warf einen Blick auf ihren Arm und wollte etwas sagen, als Kyuubi ihm dazwischenfunkte.

Nein, lass es, sprach er und sprang los zwischen die Bäume.

Die beiden Halbblute rannten hinterher.

Aber ihr Arm muss verarztet werden und auch sonst ist sie alles andere als fit. Sie muss sich ausruhen, äußerte Naruto seine Bedenken, als er zu dem Fuchs aufholte.

Der Arm wird es überleben, wenn er erst in zwei Stunden verbunden wird. Außerdem soll es ihr eine Lehre sein. Sie hat durch ihren Stolz die Mission gefährdet, als sie nicht sofort zu uns gekommen ist, und ihr Stolz wird es ihr verbieten, nach einer Pause zu fragen. Keine Sorge, ich werde sie nicht umbringen.

Zweifelnd warf der Blonde einen Blick nach hinten.

Amaya hatte wieder die kalte Maske aufgesetzt, doch an ihren Bewegungen bemerkte er, dass sie Schmerzen hatte. Und er erkannte, dass sie wirklich nicht nach einer Pause fragen würde. Eher würde sie sich den Arm abhacken, als vor ihnen Schwäche zu zeigen.

Kopfschüttelnd wandte er den Blick wieder nach vorne.

Verstehe einer diese Frauen.
 


 

***
 


 

Tatsächlich veränderte sich die Miene der Halbgöttin während der ganzen dreistündigen Reise kein einziges Mal. Nur einmal konnte Naruto (als er wieder mal einen Blick über die Schulter riskierte) einen verspannten Unterkiefer und zusammengekniffene Augen erkennen.

Irgendwann befand Kyuubi, dass sie weit entfernt genug von jeglicher Zivilation waren und hielt an.

Der Schlafplatz, den er ausgesucht hatte, entpuppte sich als eine große Weide, mit bis zum Boden hängenden Ästen, die die Reisenden vor dem Wind und wahrscheinlich noch auftauchendem Regen schützen würden.

Zwar konnte Naruto aufgrund des mittlerweile wolkenbehangenen Himmels nichts Genaues sagen, doch vermutlich war es schon Abend.

Unter dem Baum war es erstaunlich warm und dank einiger trockener Äste und einem aus einem Fuchsschwanz abgeschossenem Feuerball wurde es sogar richtig angenehm.

Naruto wurde losgeschickt, das Abendessen zu besorgen, während Amaya sich auf ihr Lager fallen ließ und anfing ihre Wunde zu untersuchen.

Bereits nach zehn Minuten kam der Blonde mit einem kleinen Vogel wieder. Wie immer hatte Naruto den Stich im Herzen gefühlt, als das Licht des Tieres erloschen war, doch mittlerweile musste er danach nicht mehr erbrechen. Die Tatsache, dass der Vogel einen gebrochenen Flügel gehabt hatte, hatte die Sache auch erleichtert.

Seit dem Vorfall beim Training damals, hatte er es immer darauf angelegt, nur verletzte Tiere zu erlegen. So überkamen die Schuldgefühle nicht so stark, als wenn er einem kerngesunden Tier das Leben nehmen würde.

Während der Vogel über dem Feuer brutzelte, beobachtete Naruto, wie Amaya erfolglos versuchte, sich einen Verband um den Arm zu wickeln. Sie musste wirklich sehr müde sein, denn ihre Bewegungen waren ungelenk und ihre Hand zitterte heftig.

„Soll ich dir helfen?“, rutschte es ihm raus, bevor er es verhindern konnte.

Mit dem tödlichen Blick, den sie ihm zuwarf, hatte er schon fast gerechnet, mit dem darauffolgenden, steifen Nicken aber, überraschte sie ihn maßlos.

„Gut.“

Schnell stand er auf und ging um das Feuer herum zu ihrem Lager.

Sie hatte ihren Mantel ausgezogen und auf dem Laub ausgebreitet, sodass der Blick auf ihre Kleider freigeworden war. Zu Narutos Erstaunen handelte es sich dabei um eine hoch aufgeschlossene, schulterfreie, schwarze Weste mit roten Rändern und einem weißen, aufgestickten Drachen, die ihren Bauchnabel freigelassen hätte, hätte sie darunter nicht noch ein rotes Top getragen, auf dem der selbe Drache zu sehen war. Der Stulpen an ihrem linken Arm war, ebenso wie der nicht einmal knielange Rock, schwarz.

Auch bemerkte er erst jetzt, da sie neben dem Mantel auf dem Boden lagen, die zwei Katanas, die wohl sonst an der Hüfte der Halbgöttin hängen mussten.

Vorsichtig setzte er sich neben sie auf den Mantel und nahm ihr den Verband aus der Hand.

Während er dein weißen Stoff um den Schnitt wickelte, brach eine der vielen Fragen, die seit der Lichtung durch seinen Kopf schwirrten, aus ihm hervor.

„Wer waren diese Männer eigentlich?“

Sie warf ihm einen undefinierbaren Blick zu und sah wieder weg. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und das Platschen der Tropfen auf das Laub mischte sich unter Geräusche des knackenden und prasselnden Feuers.

„Das waren Attentäter.“, durchbrach Amayas Stimme die Geräusche des Waldes.

Sie war genauso, wie auf der Lichtung. Kalt, glatt, emotionslos.

„Attentäter?“, entfuhr es Naruto überrascht. „Auf dich?“

Sie nickte nur, den Blick immer noch auf die Zweige der Weide gerichtet.

„Was hast du angestellt, damit jemand Attentäter auf dich ansetzt?“, fragte der Blonde ungläubig.

Das entlockte dem Mädchen ein verächtliches Schnauben.

„Ich bin geboren worden.“

„Und was ist daran so schlimm?“

Jetzt sah sie doch wieder zu ihm. Der Blick auf das ratlose Gesicht des Blonden ließ sie leise seufzen.

„Derjenige, der die Attentäter schickt, ist der Feudalherr.“, erklärte sie.

Narutos geschocktes Gesicht ignorierend blickte sie ins Feuer und erzählte weiter. „Auf jeden Fall war er es am Anfang. Da haben die Attentäter nämlich noch den Beutel mit der Bezahlung und dem Wappen des Feuerreiches getragen. Allerdings haben die Angriffe irgendwann aufgehört und vor drei Jahren wieder angefangen. Die Attentäter sind jetzt stärker, benutzen oft Gift, haben keine Bezahlung mehr dabei und ihre Leichname verbrennen.“

Nachdenklich starrte sie auf die Flammen und auch Naruto machte sich seine Gedanken. Das mit dem verbrennen kam ihm bekannt vor.

Gingen die Körper der Anbu nach ihrem Tod nicht auch in Flammen auf?

„Und warum…?“, versuchte er sie zum Weiterreden anzuregen.

Ein spöttisches Lächeln legte sich auf die Lippen der Sonnentochter.

„Die Kinder des Tento haben vor Jahrhunderten das Feuerreich gegründet. Anscheinend denkt der alte Sack, dass ich deswegen irgendeinen verqueren Herrschaftsanspruch habe. Und bevor ich den geltend machen kann, bringt er mich lieber um.“

Wieder war es still. Amaya starrte wieder in die Flammen, Naruto ließ die Informationen sacken und Kyuubi schien zu schlafen. Naruto aber wusste, dass der Dämon auf Informationen lauerte.

Also ließ er eine weitere seiner Fragen das Licht der Welt erblicken. „Wir haben im Dorf von Männern gehört, die nach einem Mädchen mit Tattoo gefragt haben. Das waren doch die auf der Lichtung, oder?“

Eigentlich war er sich da ziemlich sicher, aber man konnte ja nie wissen.

Amaya nickte.

„Du hast ein Tattoo?“

Wieder ein Nicken.

„Wo das denn? Und wieso wussten die Typen davon, aber wir nicht?“

Die zweite Frage klang schon beinahe entrüstet, obwohl Naruto selbst nicht genau wusste, warum. Aber es war ihm auch egal.

Erstaunlicherweise erhielt er seine Antwort sofort. Ohne einen bösen Blick oder genervtes Aufseufzen.

„Das Tattoo ist an meinem Schulterblatt. Die Kerle wussten davon, weil jedes Götterkind eines hat, wenn auch an verschiedenen Körperstellen. Es ist sozusagen das Zeichen unserer Rasse. Außerdem kann man es auch nicht mit dem Henge vertuschen. Egal welche Form ich annehme, das Tattoo wird immer da sein.“

Das war in der Tat interessant. Und wenn er so zurückdachte, war da Tatsächlich immer etwas an Akas Schulter gewesen, das er eigentlich für eine Narbe gehalten hatte.

Ein leises Gähnen erregte seine Aufmerksamkeit. Verwundert sah er zu Amaya und musste sich eingestehen, dass sie wirklich grausam aussah.

Sie war so bleich, dass es schon krankhaft aussah und die zahlreichen Schnittwunden, sowie die Farbe ihrer Haare und ihrer Augen deutlich hervor stachen. Leichte Augenringe zeichneten sich unter den feurigen Seelenspiegel ab und zeugten von schlafarmen Nächten. Auch das leichte Zittern entging Naruto nicht. Wahrscheinlich schlief sie gleich im Sitzen ein.

Doch eine Frage musste er noch loswerden.

„Wo hast du eigentlich trainiert?“, riss er sie aus ihren Beobachtungen des Lagerfeuers.

Sie warf ihm einen müden und skeptischen Blick zu. Die emotionslose Kälte war immer noch da, wurde jedoch durch die Müdigkeit etwas abgeschwächt.

„Bei den Drachen.“, antwortete sie schließlich. „Und bevor du fragst, die Drachen sind meine vertrauten Geister.“

Naruto, der tatsächlich gerade hatte nachfragen wollen, klappte den Mund wieder zu und sah sie erwartungsvoll an.

„Jeder Halbgott hat von Geburt an einen Vertrag mit den Drachen. Die Kinder der Todesgöttin mit den Schattendrachen, die des Meeresgottes mit den Wasserdrachen, Kinder des Sonnengottes mit Feuerdrachen und so weiter.“ Sie gähnte kurz. „Ich weiß nicht wie und warum, aber Drachen sind Halbgötter, die zu viel von den göttlichen Genen abbekommen haben. Wenn du so willst, sind die Drachen meine Halbgeschwister. Auch wenn ihnen diese Bezeichnung gar nicht gefallen würde.“

Den letzten Satz hatte sie nur gemurmelt, und ohne sein verbessertes Gehör, hätte Naruto sie nicht verstanden. Das machte allerdings keinen Unterschied, denn auch so machte der Satz für ihn keinen Sinn.

Das mit der Drachenherkunft hingegen klang nachvollziehbar. Schließlich zogen sich die Drachen schon seit jeher durch die Mythologie und waren ein Symbol für Stärke und Macht.

Aber wenn die Drachen ihre Halbgeschwister waren, und die Dämonen Kinder der Bijuu waren, hieß das, diese waren nun seine Brüder und Schwestern?

Die Vorstellung, dass er über wie viele Ecken auch immer, mit dem alten Oogamasennin verwand war, passte irgendwie schwer in Narutos Kopf.

Am besten gar nicht darüber nachdenken.

Mit einem leichten Schaudern wandte er sich wieder dem Mädchen zu seiner Linken zu. Was er da sah, ließ ihn dann doch leicht grinsen. Amaya war eingeschlafen und lag nun zusammengerollt auf einem Zipfel ihres schwarzen Mantels, so nah ans Feuer gerückt, dass Naruto schon einige Bedenken hatte.

Andererseits, sie war eine Sonnentochter. Das Feuer war praktisch ihr Element. Außerdem hatte er beim Verbinden ihres Armes gemerkt, dass sie recht kalt war, da würde ihr ein bisschen Wärme sicher gut tun.

Naja, würde schon schief gehen.

Der Blonde unterdrückte ein Gähnen.

Vielleicht sollte er sich auch hinlegen. Der Tag war anstrengend gewesen, auf die eine oder andere Weise.

Mit einem weiteren Gähnen stand er auf und stiefelte zu seinem Lager.

Kaum hatte er sich auf dem weichen Laub niedergelassen, merkte er schon, wie ihm die Augen zufielen.

Wenn sie wieder in Konoha waren würde es endlich losgehen.
 


 

***
 


 

Als Amaya am nächsten Tag von Naruto geweckt wurde, goss es in Strömen.

Das Lager war bereits abgebrochen, sodass sie lediglich ein Stück Brot gereicht bekam und sie sofort aufbrachen.

Anscheinend hatten die beiden sie länger schlafen lassen, damit sie sich von den gestrigen Strapazen erholen konnte.

Bei dem Gedanken musste sie mit den Zähnen knirschen, nahm es aber hin. Irgendwo war sie ja auch dankbar, dass sie endlich mal wieder ausschlafen konnte, auch wenn es ihr ziemlich peinlich war.

Während sie den beiden Füchsen hinterher durch den Regen schnellte und an ihrem Brot kaute, ließ sie sich noch einmal den gestrigen Tag durch den Kopf gehen.

Sie hatte sich nach Monaten mal wieder einen Aufenthalt bei den heißen Quellen gegönnt, obwohl sie sich der gefahren vollkommen im Klaren gewesen war. Es war wirklich Pech gewesen, dass genau an diesem Tag in genau diesem Ort die Auftragsmörder nach ihr suchen mussten. Und dann hatte sie auch noch beim Verlassen der Quellen vergessen, das Henge wieder zu nutzen.

Wahrscheinlich machte sich der Schlafmangel endlich bemerkbar.

Doch sie konnte sich einfach nicht helfen. Seit sie das Training bei den Drachen angefangen hatte, schlief sie extrem schlecht. Albträume plagten sie in den wenigen Stunden, in denen sie Schlaf fand. Ihre Mutter war da, wie sie sie anlächelte und dann einfach in der Dunkelheit verschwand, um ein Gefühl der Leere zu hinterlassen.

Oder sie träumte von dem kleinen Holzhaus. Von dem Geräusch berstenden Holzes und dem Geruch nach verbranntem Fleisch.

Die meisten und schlimmsten Träume jedoch waren die, in denen es einfach nur kalt war. Eine Kälte, die ihr bis in die Knochen kroch und alles in ihr lähmte.

Ihr war nie kalt gewesen.

In all den Jahren, die sie herumgewandert war hatte sie mit vielen Problemen kämpfen müssen, doch kalt war ihr nie gewesen. Das innere Feuer hatte sie stets gewärmt, auch wenn Mensch und Tier bibbernd durch die schneebedeckten Straßen gehastet waren.

Warum also fror sie jetzt täglich, als ob sie nackt im Schnee läge?

Heute allerdings hatte sie Glück gehabt.

Keine Träume, keine Kälte. Nur ein tiefer, dunkler Schlaf.

Andernfalls hätte ihr Körper das auch bestimmt nicht mehr lange mitgemacht.

Der Kampf gestern hatte sie mehr beansprucht, als normalerweise.

Sie war nur froh, dass einer von denen das Gegengift dabeigehabt hatte.

Auf so ein Erlebnis wie nach dem Kampf mit den letzten Attentätern konnte sie gut verzichten. Da hatten diese Typen zum ersten Mal Gift benutzt, freilich, ohne dass sie davon etwas wusste. Dementsprechend hatte sie auch den darauffolgenden Gelenkschmerzen keine Beachtung geschenkt. Erst als sie beim Atmen Feuer in den Lungen gehabt hatte und auch ihre Gelenke steif wie ein vertrockneter Ast geworden waren, hatte sie einen Gedanken an die seltsam geschwungenen Dolche ihrer Angreifer verschwendet.

Pures Glück war es damals gewesen, dass sie kurz vor einem Dorf hatte umkippen lassen, in dem es einen durchaus fähigen Heiler gegeben hatte. Ansonsten hätten die Bijuus wohl auf einen anderen Götterspross warten müssen.

Durch den Regen konnte sie einen verschwommenen Blick auf den vor ihr laufenden Halbdämon erhaschen.

Er hatte sich verändert.

Das hatte sie eindeutig erkannt, obwohl sie ihn eigentlich nur drei Wochen kannte.

Doch die Veränderungen waren offensichtlich.

Er bewegte sich anders. Geschmeidiger, zielstrebiger, wie ein Raubtier, das jeden Augenblick sich zum Sprung kauern konnte. Sein aufrechter Gang zeugte von Selbstsicherheit und Stolz, sein Aufmerksamer Blick von einem wachen Verstand. Auch konnte sie seine unterschwellige Kraft spüren.

Jede Sekunde konnte sie das Raubtier in ihm spüren.

Und doch schien er noch der gleiche zu sein, wie vor vier Monaten.

In seinen Augen konnte sie es noch immer fröhlich funkeln sehen, ebenso wie der Schalk aus ihnen hervor blitzte. Sie mochte wetten, dass er immer noch für Ramen alles tun würde, immer noch nicht still sitzen konnte und immer noch mehr mit dem Herzen dachte als mit dem Kopf.

Es war ihr ein Rätsel, wie sich das vereinbaren ließ.

Ein warmherziger, trotteliger Halbdämon.

Verstieß das nicht gegen irgendwelche Naturgesetze?

Verärgert wischte sie sich eine tropfnasse Strähne aus dem Gesicht. Langsam wurde der Regen weniger, ebbte zu einem leisen Nieseln ab, sodass sie wenigstens wieder klar sehen konnte. Für ihre Kleider kam jedoch jede Hilfe zu spät. Der Stoff klebte an ihrem Leib, sie war durchnässt bis auf die Knochen und aus ihren Haaren tropfte es.

Sie hasste den Regen.

Regen hieß keine Sonne und Kälte.

Regen hieß, Feuerjutsus verloren eine Menge an Kraft.

Wie immer in solchen Situationen drängte sich ihr die Frage auf, warum ihre Mutter damals ausgerechnet diesen Namen gewählt hatte.

Amaya.

Nachtregen.

Eigentlich hätte ihr doch klar sein sollen, dass sich ein Kind der Sonne unmöglich über wolkenverhangenen Himmel und literweise Wasser von oben freuen konnte.

War ihr vielleicht kein Name eingefallen und es hatte gerade zufällig geregnet?

Eigentlich hatte sie ihre Mutter immer für liebevoll und kreativ gehalten. Solange ihr Mann nicht zugegen war, zumindest.

In diesem Moment hörten die Bäume auf und die Truppe landete auf einer kleinen Lichtung.

Etwas irritiert, warum sie angehalten hatten, stellte sie sich neben den großen Fuchs und den Blondschopf. Beide starrten mit nicht gerade glücklichen Gesichtern in den Wald.

Schnell konzentrierte sie sich. Und tatsächlich, da waren mehrere Chakren, die sich zielstrebig auf sie zu bewegten.

„Ich konnte sie wegen der Regens nicht riechen“, kam es gerade verärgert von Kyuubi.

Naruto reagierte nicht, sondern fixierte mit einer seltsamen Miene die Bäume.

Amaya musste zugeben, dass sie mit diesem Gesichtsausdruck nichts anfangen konnte. Allerdings hatte sie das Gefühl, dass die Personen, die da ankamen, den beiden nicht unbekannt waren. Zu freuen schienen sie sich aber auch nicht gerade.

Vielleicht sollte sie sich auf einen Kampf vorbereiten.

In diesem Moment brachen fünf Shinobi aus dem Unterholz und nahmen in einiger Entfernung Stellung.

Amaya musterte sie interessiert.

Da waren ein Kind, oder kleiner Mann mit orangenen Haaren und Augen, ein junger Mann mit blauweißen Haaren, der in der Hand eine Art Trinkbecher hielt und bei einem Grinsen eine Reihe spitzer Zähne offenbarte, und eine junge Frau, bei der sofortdas knallrote Haare ins Auge fiel. Vor ihnen hatte ein Junge in ungefähr ihrem Alter postiert. Seine Haare waren ebenso schwarz wie seine Augen, die nun kalt und arrogant seine Gegenüber musterten. Neben ihm stand ein Mann, dessen Gesicht von einer orangefarbenen Spiralmaske verdeckt wurde.

Was Amaya jedoch unwillkürlich die Hände zu Fäusten ballen ließ, war nicht ihr Aussehen, sondern die Tatsache, dass alle Fünf in Akatsukimäntel gehüllt waren.

Ein Knurren zu ihrer Linken riss sie aus ihren Beobachtungen.

Zu ihrem erstaunen schien es von Kyuubi zu kommen, denn Naruto sah nur mit undeutbarer Miene zu dem schwarzhaarigen Jungen.

Mit einem weiteren Blick zu den Neuankömmlingen beschloss sie, dass es wohl besser war, sich zurückzuhalten und zu beobachten. Anscheinend kannte man sich und vielleicht fand sie so ja etwas Nützliches heraus.

Also machte sie unauffällig ein paar Schritte zurück.

„Welch unerfreuliche Überraschung.“, durchbrach der Schwarzhaarige schließlich die Stille.

Seine Stimme war wie seine Augen.

Kalt, unbeteiligt und arrogant.

Über den großen, neunschwänzigen Fuchs schien er sich nicht sonderlich zu wundern.

Oder versteckte er das nur?

„Sasuke.“

In dem Blick des Blonden lag so etwas wie Traurigkeit.

Bei dem Namen klingelte es irgendwo in der Halbgöttin.

Woher kannte sie den?

Kurz kramte sie in ihrem Gedächtnis, bis sich eine Erinnerung in den Vordergrund rückte.

Naruto hatte auf dem Rücken im Gras gelegen und in den Himmel gestarrt, während sie es sich in Fuchsgestalt auf seiner Brust gemütlich gemacht hatte.

Er hatte ihr von seinem alten Freund erzählt, der vor einigen Jahren abgehauen war, um bei irgendeinem Schlangentypen zu trainieren. Wenn sie es richtig mitbekommen hatte, war dieser Sasuke dem Blonden sehr wichtig, fast schon wie ein Bruder, und sein ganzes Training diente hauptsächlich dem Zweck, den Schwarzhaarigen irgendwann wieder zurück nach Konoha zu schleifen.

Amaya hatte versucht, aufmerksam zuzuhören, war allerdings immer wieder von der Vibration seiner Stimme unter sich abgelenkt worden.

Sehnsucht flammte jäh in ihr auf.

Damals war ihr nicht kalt gewesen. Genau gesagt, war ihr in diesen drei Wochen als Fuchs wärmer gewesen als je zuvor.

Warum jetzt nicht mehr?

Ein erneuter sehnsüchtiger Stich fuhr durch ihre Brust.

Hastig unterdrückte sie ihn, konzentrierte sich wieder auf das Geschehen auf der Lichtung.

So etwas hatte hier nun wirklich nichts zu suchen.

Sie hatte eine Aufgabe und durfte sich nicht ablenken lassen.

Ein Windstoß ließ sie frösteln.

„Was ist denn?“, fragte Sasuke mit mildem Erstaunen und deutlichem Spott. „Kein Geschrei, kein vorhersehbarer Angriff, kein Appellieren an mein Gewissen? Was ist los mit dir, Dobe? Bist du krank?“

„Nein, Teme. Ich bin beschäftigt.“

Naruto verlagerte sein Gewicht, als Sasuke eine Augenbraue anhob und das Katana an seiner Hüfte umfasste.

„Was denn. Bin ich dir etwa nicht mehr wichtig genug? Oder hast du es endlich aufgegeben?“

Die Antwort kam prompt.

„Vergiss es. Ich gebe nicht auf! Irgendwann wirst du wieder nach Hause kommen!“

„Tse“, machte der Schwarzhaarige und zog das Schwert, woraufhin Naruto sich etwas niederkauerte. „Immer noch der gleiche Idiot. Aber du hast recht, ich werde irgendwann nach Konoha kommen. Allerdings bestimmt nicht, um dort eine Familie zu gründen!“

Die Luft um das Katana fing an zu knistern, doch der Blonde hatte seine Angriffshaltung aufgegeben und starrte fassungslos auf seinen ehemaligen besten Freund.

„Wie meinst du das?“

„Sie haben es gewagt, den Uchihaclan zu verspotten, auszugrenzen und letztendlich auszulöschen.“, erklärte der Schwarzhaarige mit emotionsloser Stimme, während seine Waffe anfing hell zu leuchten. „Dafür werden sie bezahlen!“

Ein gleißend heller Blitzstrahl brach aus der Schwertspitze hervor und raste auf die Dreiergruppe zu.

Kyuubi und Amaya retteten sich, indem sie schnell zur Seite sprangen, während der vor Schock erstarrte Naruto es erst in letzter Sekunde schaffte, mit einem Satz in die Luft der knisternden, tödlichen Energie zu entgehen.

Als er wieder landete, spritze Wasser aus dem durchnässten Boden.

Mit vor Wut geballten Fäusten fixierte er den Schwarzhaarigen.

„Ich habe zwar keine Ahnung, wovon du da redest, Teme, aber…“, knurrte er und schrie: „Das werde ich nicht zulassen!“

Mit zur Klaue geformten Hand stürmte Naruto los und auch der Uchiha setzte sich einen Sekundenbruchteil später in Bewegung.

Interessiert beobachtete Amaya das Geschehen.

Wie war das mit „Ich bin beschäftigt“?

Eine Bewegung ließ sie zu den anderen aus Sasukes Gruppe schauen.

Der mit der Maske war weg.

Eine Millisekunde später zeigte sich auch, wo er hin war.

Plötzlich stand er genau zwischen den beiden Kontrahenten und zwang sie so, anzuhalten, um nicht in ihn rein zu rennen.

Während der Blonde dabei mit dem feuchten Boden zu kämpfen hatte und dementsprechend schlitterte, rammte Sasuke einfach sein Schwert in die Erde und schaffte es so, deutlich eleganter zum Stehen zu kommen.

Der Blonde blinzelte perplex.

„Was zum-?“

Bevor er aussprechen konnte schoss etwas Orangerotes zwischen ihn und den Maskierten.

Knurrend baute sich Kyuubi vor seinem Schüler auf.

Neugierig ging Amaya näher.

Das handelte ihr zwar einen schiefen Blick von den restlichen Drei Kumpanen des Uchihas ein, doch zu ihrer Erleichterung verzichteten sie darauf, einzugreifen.

„Der Kyuubi no Youko. Was hast du mit dem Jungen angestellt, damit er dich raus lässt?“

In der erstaunlich dunklen Stimme de Maskierten schwang ehrliches Interesse mit.

Kyuubi knurrte.

„Madara Uchiha.“

Er spuckte den Namen aus, wie ein Schimpfwort.

„Was hast du abartige und niederträchtige Beleidigung eines Menschen jetzt schon wieder vor?“

„Das Gleiche, wie vor 16 Jahren. Du solltest ja wohl am besten wissen, was das ist.“

Das Knurren des Fuchses wurde lauter.

Scheinbar unberührt drehte der Maskenträger sich um.

„Sasuke, wir gehen.“

Ohne einen einzigen Blick zu seinem ehemaligen Freund zu werfen, ließ der Schwarzhaarige diesen und den Bijuu stehen und folgte dem Maskenträger zu dem Rest der Gruppe.

Naruto wollte ihnen folgen, wurde aber von Kyuubi aufgehalten, der ihm in den Weg trat.

Aus der Miene des Blonden konnte Amaya schließen, dass es ihm ziemlich gegen den Strich ging, hilflos mit ansehen zu müssen, wie der Uchiha im Wald verschwand.

Einige Zeit war es still, bis auf das leise Tröpfeln des Wassers auf den Blättern.

Vorsichtig stellte sie Halbgöttin sich wieder zu ihren Begleitern.

„Warum hast du mich aufgehalten?“

Narutos Stimme klang bemerkenswert ruhig, auch wenn Amaya deutlich die Anstrengung dahinter hören konnte.

„Es ist nicht die Zeit, für diesen Kampf.“, antwortete Kyuubi mit der gleichen Tonlage.

Wieder war es still. Beide Füchse schauten einträchtig in den Wald und Amaya wagte es nicht, ihre Ruhe zu stören.

Irgendwann wandte Naruto den Blick von den Bäumen ab und fixierte stattdessen nachdenklich den Dämon.

„Madara Uchiha…“, überlegte er laut. „Ist das nicht der Kerl, der dich vor 16 Jahren auf das Dorf gehetzt hat?“

Amaya blinzelte.

Auf das Dorf gehetzt?

Den Kyuubi no Kitsune?

Wie jetzt?

Der Fuchs war bei Narutos Frage merklich zusammengezuckt.

„Du weißt davon?“

Der Blondschopf nickte langsam.

„Mein Vater hat mir davon erzählt.“

Kyuubi erwiderte nichts. Stattdessen schüttelte er sich kurz das Wasser aus dem Fell.

„Wir sollten gehen.“, erklärte er und sprintete auch schon los.

Der Blondschopf folgte ihm kurz darauf und auch Amaya sprang hinterher.

Während ihr der Wind um die Ohren pfiff dachte sie nach.

Sie hatte tatsächlich neues erfahren. Von diesem Madara Uchiha hatte sie noch nie etwas gehört und auch, dass er Kyuubi zu einem Angriff angestiftet hatte, war ihr neu.

Und was war das mit Narutos Vater?

Sie konnte sich nicht erinnern, dass er ihn jemals erwähnt hätte, auch bei gegenüber Aka nicht. Dieses Thema schien recht brisant zu sein, nach der Reaktion der beiden.

Am besten, sie fragte Naruto mal danach aus.

Sie warf einen kurzen Blick auf den Blonden, der neben ihr durch die Bäume schnellte. Anscheinend war er in seinen eigenen Gedanken versunken.

Nun ja, das konnte auch warten. Schließlich würden sie noch länger zusammenarbeiten.

Sie wussten ja noch nicht einmal, wie sie überhaupt vorgehen wollten.

Zuerst nach Konoha, Pläne schmieden.

Amaya unterdrückte den Drang, eine Grimasse zu schneiden.

Ihr erster Aufenthalt in dem Blätterdorf war nicht gerade prickelnd verlaufen.

Sie hatte die Torwächter überlistet, einen der Shinobi angegriffen, war eingekerkert worden, hatte sich dem Verhör verweigert, und war schließlich bei einem Angriff, der das ganze Dorf dem Erdboden gleich gemacht hatte, geflohen.

Sie würde bestimmt mit offenen Armen empfangen werden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (71)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  cindy-18
2016-02-29T22:57:34+00:00 29.02.2016 23:57
die ff ist der hammer ich bitte dich von ganzem herzen darum mach schnell weiter ;D
Von: abgemeldet
2015-10-23T13:14:39+00:00 23.10.2015 15:14
Cool FF
gehört von nun an zu meinen Favos
hoff da kommt noch was
Von:  Drabarn
2014-10-18T21:35:32+00:00 18.10.2014 23:35
richtig gute Geschichte hat mich sofort in ihrem bann gerissen hoffe die geht bald weiter
Von:  Locke100
2014-09-01T01:47:13+00:00 01.09.2014 03:47
Hey cool schreib mal wieder was
Von:  potter100
2013-06-04T17:52:19+00:00 04.06.2013 19:52
Lass mal die scheiß Pause und schreib mal wieder wäre echt toll da es mir so gefällt
Von:  potter100
2013-06-04T17:52:14+00:00 04.06.2013 19:52
Lass mal die scheiß Pause und schreib mal wieder wäre echt toll da es mir so gefällt
Von:  Narukyu
2012-11-10T01:18:41+00:00 10.11.2012 02:18
Richtig schöne und spannende Geschichte. Hoffe, dass sie bald fortgesetzt wird.^^
Von:  Fiuge
2012-07-08T10:50:53+00:00 08.07.2012 12:50
So der Jahre lange Schwarzleser meldet sich auch mal ^^

Also vorweg. Eine richtig schöne FF. Die Grundidee ist wunderbar und die Details sind auch klasse.

Naruto als Eisnutzer find ich eig. eher selten gut, da es seinem eig. Gemüt einfach nich enspricht aber trotzdem passt es hier ganz gut.

ICh finds bloß schade das die FF momentan pausiert, aber deine Gründe dafür sind berechtigt.

hoffendlich findest du bald wieder Zeit und Lust

mfg
Fiuge
Von:  Vegetale
2010-09-02T19:15:54+00:00 02.09.2010 21:15
Hab noch nicht alle Kapitel durch, aber die GEschichte hört sich bis jetzt sehr interessant an. Auch dein Schreibstil gefällt mir sehr gut und ich musste bei manchen Sätzen lachen. Ich bleib auf jeden Fall dran!
Von:  nordish
2010-08-13T23:31:25+00:00 14.08.2010 01:31
Also ersma bin ich auch bissl spät sry ^^ Aber kam iwie nie dazu zu lesen xD

Naja und dann zu der Frage ganz am Anfang. Prinzipiell sind doch bereits Chunin als Gruppenleiter für andere/ihre Gruppe/Team verantwortlich. Also kann das soo ja nu nich ganz korrekt sein ^^

Und dann wieder n super Kap
Auch wenn mich die Szene mit ihrem Treffen iwie bissl verwirrt hat :D
Also ab nach Konoha und mal schauen wie sie aufgenommen wird ^^

Bis nächstem Mal ;)


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