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Speak in Tongues

We can build a new tomorrow, today...
von

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Kitty came back home from on the island…

Es war ein dunkler, verregneter Septemberabend. Der Wind peitschte den Regen über die Wiesen und Felder an der Küste. Das Meer toste und die Wellen brachen sich an den rauen Felsen der Klippe. Die dicke Wolkendecke tauchte das Land in Dunkelheit. Die Wassermassen waren nun pechschwarz statt blau, das Gras grau und nicht mehr grün. Das Licht des Leuchtturms konnte man nur noch erahnen. Kaum zu glauben, dass das kleine Schiff den Weg sicher in den Hafen gefunden hatte, ohne an den Klippen, die bedrohlich vor ihm emporragten, zu zerschellen. Auch als die Fähre angelegt hatte, wurde sie immer noch von wilden Wellen heftig hin- und hergeworfen, genauso wie die anderen Boote, die ebenfalls am Steg festgemacht hatten. Personen, die zur Seekrankheit neigten, hätten sich jetzt sicher über die Reling beugen müssen. Wenn dies denn überhaupt Linderung versprochen hätte. Wenn dies denn überhaupt möglich gewesen wäre. Seufzend warf sie die Kapuze ihres Hoodies über den Kopf und ging von Bord. Kaum hatte sie einen Fuß aufs Festland gesetzt, da war sie auch schon von oben bis unten komplett durchnässt. Na toll, welch passender Empfang… Flink aber vorsichtig bewegte sie sich über den Steg, denn die Holzplanken unter ihr waren glatt und sie war schon beim Verlassen des Schiffes halb ausgerutscht. Außer ihr ging niemand von Bord. Der Kapitän würde wohl erst eine Weile später folgen. Als sie endlich Kies statt Holz unter sich spürte, verlangsamte sie ihre Schritte. Sie blickte die Felswand hinauf. Ihr lag ein langer und beschwerlicher Aufstieg bis ins Dorf, oben am Rande der Klippe, bevor. Doch sie hatte keine Eile. Es gab niemanden, der sie dort erwarten würde. Im Gegenteil, wahrscheinlich hatte niemand mit ihrer Rückkehr gerechnet. Wahrscheinlich würde man sie auch nicht mit offenen Armen empfangen. Mit einem tiefen Seufzer warf sie sich ihren großen Rucksack über die Schulter und stapfte los. Schon wieder Holz. Denn aus diesem bestand die schmale Treppe, die empor führte. Die Stufen waren moosüberzogen und wirkten morsch und modrig. Ein Zeichen dafür, dass diese Treppe schon sehr alt war und eine Menge heftiger Regenschauer wie den heutigen miterlebt haben musste. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte sie endlich die letzte Stufe und das Dorf lag vor ihr. Die Häuser ließen sich nur schemenhaft durch den Sturzregen erkennen. Doch hier und da brannte noch Licht in den Fenstern. So spät am Abend war es ja noch nicht. Einen Moment lang blieb sie stehen und ließ den Blick über die Küste wandern. Das Gefühl von Wehmut machte sich in ihrer Brust breit. Es schmerzte beinah. Sie nahm die Kapuze zurück und atmete tief ein. Die Luft war schwer und dennoch irgendwie reinigend. Der Regen störte sie schon lange nicht mehr. Nass war sie sowieso. In diesem Augenblick kam eine Windböe auf und peitschte ihr die nassen Haare ins Gesicht. Sie breitete die Arme aus und das Gefühl von Freiheit durchströmte sie. Das Gefühl, was sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. In diesem Augenblick hatte sie das Gefühl, endlich zuhause angekommen zu sein…

But Kitty came on home without a name…

Sie war ausgezogen, sich einen Namen zu machen. Eine berühmte Sängerin wollte sie werden. Doch dies hätte sie nicht in diesem verschlafenen Kaff werden können. In dem kleinen Pub, in dem sie regelmäßig auftrat, hätte sie nie jemand entdeckt. Entdeckt wieviel Talent in ihr steckte. Das hatte sie zumindest gedacht. Daher hatte sie beschlossen auf die „Insel“ zu fahren. In eine Großstadt zu ziehen, wo man mit Sicherheit auf sie aufmerksam werden würde. Immerhin war sie außerordentlich hübsch. Ihr Teint war makellos. Die Pubertät hatte sie mit Pickeln verschont. Ihre langen Haare gingen bis über die Brust, hinunter bis zur Taille. Es war schwarz wie Ebenholz. Am Ansatz war es glatt, doch in den Längen wellte es sich sanft. Ihre Lippen waren voll, schön geschwungen und von Natur aus blutrot. Sie luden geradezu zum Küssen ein. Einige nannten sie deswegen auch scherzhaft Schneewittchen. Ihre Augen waren strahlend schön, mandelförmig und grün. Irgendetwas zwischen Moosgrün und Smaragdfarben. Wie Katzenaugen. Passend zu ihrem Spitz- und Künstlernamen. Kitty. Auch der Rest ihres Gesichts war perfekt. Es war schmal. Die Nase klein, fein und gerade. Die Wangenknochen standen hervor. Ebenso perfekt war auch ihr Körper. Selbst wenn sie nicht die Maße 90-60-90 besaß. Dennoch hatte sie die Figur einer Sanduhr. Ihre Brüste waren so groß, dass sie problemlos die Hände eines Durchschnittmannes ausfüllten. Bisher hatte sich noch niemand beschwert. Ihre Taille war so schlank, dass sie ohne weiteres in die Kategorie „Wespentaille“ fiel. Ihre breiten Hüften rundeten das weibliche Gesamtbild ab. Aber auch ihre langen Beine waren nicht zu verachten. Mit dieser Figur hätte sie auch Model werden können. Sie war der wahr gewordene Männertraum. Das hatte sie zumindest gedacht. Doch kaum hatte sie sich in der Großstadt eingelebt, musste sie feststellen, dass sie eigentlich ganz gewöhnlich war. Nun gut, vielleicht nicht gewöhnlich, aber eben keine Seltenheit. Schöne Frauen gab es an jeder Ecke. Sie waren vielleicht nicht alle vom selben Typ wie sie. Die meisten waren blond. Doch sie waren alle mit ebenso umwerfender Schönheit wie sie gesegnet. Zum Glück sah man ihr nicht an, dass sie im Grunde nur eine Landpomeranze war. Viele der Schönheiten teilten ebenfalls ihren Traum, Sängerin zu werden. Einige wiederum wollten ins Schauspielgeschäft und Andere hingegen in die Modebrance. Doch für viele blieb der Traum von Ruhm und Berühmtheit unerfüllt. So erging es auch dem Mädchen vom Lande. Sie hätte zwar Talent, aber eben nicht genug, um damit auch groß rauszukommen. Dies hatte man ihr damals gesagt. Sie musste an all die Leute aus ihrem alten Umfeld denken. Sie alle hatten ihr davon abgeraten. Abgeraten von dem Umzug in die Metropole. Sie würde nur eine von Vielen sein, hatten sie gesagt. Und sie sollten Recht behalten. Nur eine von Vielen. Genau das war sie. Und nun war sie zurückgekehrt. In das Dorf, in dem sie wieder außergewöhnlich sein würde. Doch würde man sie auch akzeptieren? Sie wieder in der Mitte aufnehmen? Oder würde man lachend mit dem Finger auf sie zeigen? Dies war ihre größte Angst…

She and me's a history of violence…

Sie schüttelte den Kopf, um die Erinnerung an die Vergangenheit und den Gedanken an die Zukunft zu vertreiben. Inzwischen war ihr ziemlich kalt geworden. Der stürmische Wind hinterließ einen eisigen Hauch auf ihrer nassen Haut. Ein letztes Mal blickte sie hinaus aufs Meer, bevor sie sich in Richtung Dorf aufmachte. Es dauerte nicht lange, da erreichte sie die ersten Häuser. Wie von selbst fanden ihre Füße den Weg zu dem kleinen, gemütlichen Pub, an dem so viele Erinnerungen hingen. Erinnerungen an vergangene Zeiten. Glücklichere Zeiten. Aus dem Haus mit dem schiefen Dach dröhnte lautes Gelächter nach draußen. Das Licht fiel durch das Fenster hinaus auf die Pflastersteine. Einen Moment lang blieb sie vor der Tür stehen. Sie schluckte schwer. Haderte mit sich selbst. Wusste nicht, wie die Dorfbewohner auf sie reagieren würden. Doch dann öffnete sie die Tür und betrat entschlossen den Pub. Augenblicklich wurde es still. Das Läuten der Türglocke hatte ihr Eintreten verraten. Für einen Moment waren alle Augen auf sie gerichtet. Ihr Herz rutschte in die Hose. Doch dann wandte man sich von ihr ab und der Raum war wieder stimmenerfüllt. Sie wurde weitestgehend ignoriert. Einerseits war sie froh. So entging sie wenigstens den gehässigen Sprüchen, die sie sich im Kopf schon ausgemalt hatte. Andererseits verletzt diese Ignoranz sie auch. Hatte sie sich doch einen herzlicheren Empfang gewünscht. Nur ein einziges Augenpaar ruhte weiterhin auf ihr. Sie erkannte ihn sofort. Ruhig saß er dort am Tresen, ziemlich nah am Eingang und beobachtete sie unauffällig. Nicht unauffällig genug. Sonst hätte sie seinen Blick nicht bemerkt. Lässig nippte er an seinem Whiskey. Noch immer trug er diese grässlichen, schwarzen Muskelshirts. Obwohl sie seine kräftigen, durchtrainierten Oberarme zur Geltung brachten. Dies musste sie neidlos anerkennen. Stolz präsentierte er somit auch die Tattoos, die seine Unterarme zierten. Seine zerschlissene Jeans mit den Löchern an den Knien saß mal wieder viel zu tief, sodass die Boxershorts oben rauslugte. Ja, sie hatte ihm kurz auf den Hintern geschaut. Vielleicht auch etwas länger. Sie ließ ihren Blick wieder weiter nach oben wandern und blieb an den vier feinen, langen Narben hängen, die an seinem linken Schulterblatt aus dem Shirt blitzen. Sie wusste genau, woher er diese Narben hatte. Ihr Blick fiel auf ihre eigenen Hände. Diese waren ebenfalls vernarbt. Sie erinnerte sich genau, woher sie diese Narben hatte. Erinnerte sich an die ganzen Glasscherben. Die auf dem Boden lagen. Die in ihren Händen und Fingern steckten. Erinnerte sich an das Blut. Ihr Blut. Das an ihren Händen und Fingern klebte. Das an den Scherben haftete. Das auf den Holzboden tropfte. Erinnerte sich an den Mann. Der sie geschlagen hatte. Der dafür sorgte, dass sie gegen die Glasvitrine fiel. Der ihre zarten Hände für immer entstellt hatte. Ganz automatisch ging ihr Griff an den Hals. Noch mehr schlechte Erinnerungen. Schnell verdrängte sie die Erinnerungen. Auch er hatte von seinem Glas Whiskey aufgeblickt. Starrte auf ihre Narben. Ihre Blicke trafen sich. Braun traf auf Grün. Und sie beide wussten, wem sie diese Narben zu verdanken hatten…

But I long and burn to touch her just the same…

Es vergingen einige Augenblicke, bis beide ihren Blick vom jeweils Anderen abwandten. Noch immer stand sie im Eingangsbereich des Pubs. Sie blickte zu Boden auf ihre kalten, nassen Füße. Um sie herum hatten sich kleine Pfützen gebildet, denn das Regenwasser tropfte ihr aus den Haaren. Tropfte aus ihren Kleidern. Tropfte von ihrer Haut. Darin spiegelten sich die Deckenlampen des Raumes. Widerwillig löste sie ihren Blick von den hübschen, tanzenden Lichtern am Boden. Doch die feinen Wasserperlen rannen ihr immer noch über das Gesicht. Schleunigst bewegte sie sich in Richtung Damentoilette. Dabei führte sie ihr Weg am Tresen vorbei. Und auch vorbei an ihm. Sie war peinlichst darauf bedacht, ihn keines Blickes zu würdigen. Starr schaute sie die ganze Zeit auf ihre Füße. Der sanfte Luftzug, den ihr Vorbeigehen verursachte, trieb ihm diesen unverwechselbaren Geruch in die Nase. Ihren Geruch. Den er nur allzu gut kannte. Schließlich hatten sie lange Zeit Tisch und Bett geteilt. Es waren ihre Haare. Das Regenwasser musste den Duft ihres Shampoos wiederbelebt haben. Es roch blumig. Nach Flieder. Es war ihr Lieblingsshampoo. Dies hatte sie ihm damals verraten. Er hatte es bis heute nicht vergessen und sie schien es bis heute noch zu benutzen. Es weckte alte Erinnerungen. Er sah ihr nach, wie sie im Waschraum verschwand. Doch der Hauch von Flieder hielt sich noch einige Sekunden in der Luft des stickigen Pubs. Er schloss die Augen und versank für einen Moment in Gedanken. Bilder aus vergangenen Zeiten huschten in Sekundenschnelle vor seinem inneren Auge vorbei. Am liebsten wäre er ihr gefolgt. Ihrem Geruch. Wie ein Spürhund einer Fährte nachjagen würde. Aber er konnte sich beherrschen. Er musste. Was sollte sie denn sonst von ihm denken? Sie würde ihn doch garantiert abweisen. Nach alledem was er ihr angetan hatte. Immerhin hatte auch er die Narben ihrer Hände gesehen. Den Ausdruck in ihren Augen. So voller Schmerz. So voller Qual. Ausgelöst durch die Erinnerungen an die vergangene gemeinsame Zeit. Auf einmal bereute er seine damaligen Taten. Er hätte sich selbst ohrfeigen können. Wieso kamen diese Schuldgefühle erst jetzt in ihm auf? Vielleicht lag es an der Trennung. Oder an dem langen Zeitraum, über den er sie nicht gesehen hatte. Nun starrte er gedankenverloren in sein mit bernsteinfarbenem Whiskey gefülltes Glas. Seine Gedanken kreisten nur noch um sie. Selbst wenn sie nicht im Raum war, schien sie im Mittelpunkt zu stehen. Jedenfalls aus seiner Sicht. In seinem Mittelpunkt. Sie wollte einfach nicht aus seinem Kopf verschwinden. Er schlug die Fäuste an seine Schläfen und kniff die Augen zusammen. Doch es half nichts. Erneut überkam ihn die Lust, ihr nachzugehen. Ihr in den Waschraum zu folgen. Sie zu beobachten, wie sie sich selbst im Spiegel betrachtete. Denn das würde sie zweifelsohne tun. So sehr war er mit ihren Gewohnheiten vertraut. Zu ihr hinübergehen, würde er. Ihre feuchte Haut berühren. Mit seiner Nase durch ihre feuchten Haare streifen. Ihren betörenden Geruch einatmen. Sie so zu berühren, wie er es damals getan hatte. Jede Faser seines Körpers verzehrte sich nach ihr...

Every single sense in me is heightened...

In der Zwischenzeit machte sie sich im Bad frisch. Kaum hatte sie den Raum betreten, schleuderte sie ihren nassen Rucksack - ihr Kaputzenpulli flog gleich hinterher - in die Ecke unter dem verkalkten Waschbecken. Sie stützte sich auf den Rand und beugte sich in Richtung Spiegel, um sich darin zu betrachten. Schrecklich sah sie aus. Doch mit ein paar Handgriffen würde sie das schon wieder herrichten. Als erstes wrang sie ihre Haare aus. Kleine Sturzbäche ergossen sich ins Keramikbecken und kamen dann langsam zum ersieden. Schwungvoll warf sie sich ihre Haarpracht über die Schultern. Die feuchten Strähnen klatschten auf ihren nackten Rücken. Mürrisch sah sie an sich hinab. Sie musste unbedingt aus den nassen Jeans rauskommen, die wie eine zweite Haut an ihren Beinen klebte. Genauso wie ihr schwarzes Top. Schleunigst entledigte sie sich ihrer durchgeweichten Kleidung. Sie hatte keine Angst, dass jemand sie halbnackt sehen könnte. Es waren kaum Frauen im Pub und wenn doch, so würden sie eh nur neidisch ihren Körper betrachten. Und die Männer waren anständig. Sie würden nie so viel trinken, dass sie nicht mehr wüssten, welches die richtige Tür zur Herrentoilette war. Nun musste sie ihren Rucksack doch wieder hervorholen. Diesen begann sie nach irgendeinem noch trockenen Kleidungsstück zu durchsuchen. Ganz unten fand sie ein weißes Hängerkleid. Es war vielleicht ein wenig kalt dafür, aber besser als nass war es allemal. Auch ihre schwarzen Converse Chucks waren noch einigermaßen vom Regen verschont geblieben. Notdürftig trocknete sie sich mit dem Papier aus dem Spender, der an der Wand hing, ab und schlüpfte dann in die soeben herausgesuchten Kleider. Sogleich fühlte sie sich wohler. Noch einmal prüfte sie ihr Aussehen im Spiegelbild, wischte ein wenig verlaufene Wimperntusche unterm Auge weg, bevor sie den Waschraum wieder verließ. Sie kam dabei an der Garderobe vorbei, wo sie ihren Rucksack an einen freien Haken hängte. Als sie sich an den Tresen der Bar setzte, möglichst weit weg von ihrem Ex-Freund, wurde sie vom Barkeeper herzlich begrüßt. Er stellte ihr ein Glas Cola mit einem Schuss Pernod hin und nickte kurz zu dem jungen Mann auf der anderen Seite hinüber. Dieser wandte nervös den Blick ab. Er hatte nicht vergessen, was sie stets am liebsten an der Theke bestellte. Sie versuchte ihn trotz der netten Geste weitestgehend zu ignorieren. Angeregt unterhielt sie sich mit dem Barmann über alte Zeiten. Sie war ihm dankbar. Dankbar, dass er nicht nachfragte, was ihr in näherer Vergangenheit widerfahren war. Dabei spürte sie immer wieder den Blick einer bestimmten Person auf ihr. Unruhig begann sie auf dem Barhocker hin- und herzurutschen. Es fröstelte sie. Nicht nur weil sie sich beobachtet fühlte. Auch wegen ihrer spärlichen Bekleidung. Dass sie in dem dünnen Kleid fror, war deutlich zu sehen. Ihrem Beobachter hingegen wurde bei diesem Anblick warm. Trotz der Entfernung sah er die feinen, dunkelblonden Härchen auf ihren Armen. Die sich aufgestellt hatten. Die im schummrigen Schein der Deckenbeleuchtung golden glänzten. Auch ihm rann in diesem Moment ein Gänsehautschauer über den Rücken. Jedoch ein Schauer ausgelöst vor Erregung…

There's nothing left inside to rearrange...

Es war unglaublich. Seitdem sie den Pub betreten hatte, konnte er kaum einen klaren Gedanken fassen. Es war, als wären die letzten Monate, die sie auf dem Festland verbracht hatte, nie gewesen. Sofort war er wieder gefangen in ihrem Bann. Sofort fühlte er sich wieder zu ihr hingezogen. Sofort war da wieder diese Spannung zwischen ihnen. Zumindest von seiner Seite aus. Sie schien sich doch eher reserviert zu halten. Aber dies war ja auch kein Wunder. So sehr er sie auch liebte, so hatte er sie letztendlich nicht vor seinem Jähzorn schützen können. Oft hatte sie ihm geraten, etwas gegen seine unkontrollierten Wutausbrüche zu tun. Doch auch auf sie hatte er nicht gehört. Dennoch blieb sie an seiner Seite. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass er von Zeit zu Zeit seinem Ärger lautstark Ausdruck verlieh, fluchte und brüllte. Daran gewöhnt, dass dabei hin und wieder Gegenstände durch die Luft flogen und zu Bruch gingen. Daran gewöhnt, dass er ab und an auch handgreiflich wurde und in Schlägereien verwickelt war. Doch eines Tages erhob er die Hand auch gegen sie. Ein Fehler, den er schon im selben Moment und noch bis heute bereute. Ein Fehler, den er nie wieder begehen würde. Ein Fehler, der sie zu einer Entscheidung bewegte. Er hätte es kommen sehen müssen. Sie hatte es kommen gesehen. Dies hatte den Ausschlag gegeben, ihren Karriereträumen endlich nachzugehen und ihr Dorf zu verlassen. Ihn zu verlassen. Offiziell hatten sie sich nie getrennt. Aber ihr Handeln ließ eigentlich keinen anderen Schluss zu. Zwar hatte er ihren Plan von der großen Karriere immer unterstützt, doch damals hätte er sie am liebsten gebeten zu bleiben. Bei ihm zu bleiben. So lange bis sie zusammen einen Plan für die gemeinsame Zukunft entworfen hätten. Denn bisher waren sie immer gemeinsam aufgetreten. Sie als Sängerin. Er als Gitarrist. Ein harmonisches Duo. Doch er war realistischer was die Einschätzung der Chancen auf den großen Durchbruch anging. Er wollte nicht überstürzt handeln. Ohne einen Plan B in eine andere Stadt ziehen. Zunächst einmal hätte er als Angestellter in einem Buchladen, seinem Nebenjob, Überstunden geschoben, um genug Geld beiseite legen zu können. Jedoch war er kein Mann großer Worte. So konnte er ihr nie sagen, wie sehr er sie liebte. Wie sehr er ihre Nähe brauchte. Wie leid es ihm tat, sie geschlagen zu haben. Wie sehr er sich wünschte, sie würde bleiben. So ging sie fort, ohne zu wissen, was er wirklich dachte und fühlte. Ein weiterer Fehler, der für noch mehr Distanz zwischen ihnen sorgte. Dafür sorgte, dass sie nur noch mehr negative Seiten an ihm entdeckte. Dafür sorgte, dass sie sich über ein Wiedersehen alles andere als freute. Und nun rang er schon wieder nach Worten. Zu gerne würde er diese Geschichte aus dem Weg räumen. Alles was ungesagt blieb, nun aussprechen. Zeigen, dass er sich während ihrer Abwesenheit geändert hatte. Und ohne seine Gedanken und Gefühlswelt wieder geordnet zu haben, leerte er sein Whiskeyglas in einem Zug, erhob er sich und ging zu ihr hinüber…

Like a slave to history and science...

Schweigend setzte er sich auf den Barhocker rechts von ihr. Sofort nahm er wieder den betörenden Duft ihrer Haare wahr. Doch sie starrte nur stur geradeaus auf ihr Glas, das bereits leer war und versuchte, ihn weitestgehend zu ignorieren. Leichter gesagt als getan. Seine Nähe macht sie nervös, denn nun konnte auch sie dieses Knistern zwischen ihnen spüren. Er hatte nichts von seinem Charisma eingebüßt. Es war jedoch auch keine besonders lange Zeit vergangen, die sie sich nicht gesehen hatten. In seinem Kopf kreisten immer noch die Gedanken. Den ersten Schritt hatte er getan. Jetzt müsste er nur noch die richtigen Worte finden. Leichter gesagt als getan. Also bestellte er zwei weitere Getränke. Diesmal waren es zwei Kurze. Wodka. Flugs brachte der Barkeeper sie herüber. Sie verstand die Geste sofort. Alte Gewohnheit. Früher hatten sie vor ihren Auftritten im Pub immer einen Kurzen gekippt. Zunächst nur um sich Mut anzutrinken. Später wurde es jedoch zu einem festen Ritual. Der Schankwirt warf ihr einen vielsagenden Blick zu und nickte kaum merkbar zu ihrem Sitznachbarn hinüber. Sie solle sich einen Ruck geben, er hätte was zu sagen, schien er ihr mitteilen zu wollen. Widerstrebend drehte sie sich zu ihrem Ex-Freund um. Diesem fiel es schwer, ihr in die Augen zu sehen. Erst als sie ihr Glas hob und sie wie in alten Zeiten anstießen, trafen sich ihre Blicke. Gleichzeitig legten sie den Kopf in Nacken und der Alkohol brannte sich ihre Kehlen hinunter. Mit einem lauten Krachen stellte er das Schnapsglas auf den Tresen ab. „Scheint so, als hättest du keinen Sack voll Gold mitgebracht…“, sagte er beiläufig. „Sieht ganz danach aus“, erwiderte sie trocken. „Du weißt, dass ich der Letzte bin, der dir den Erfolg missgönnt hätte“, murmelte er, während er dem Barkeeper ein Zeichen gab und dieser Nachschub an hochprozentigen Getränken brachte. Sie rollte mit den Augen. „Immer noch der gute, alte Whisky. Das wird sich wohl nie ändern…“ „Wohl nicht in nächster Zeit.“ Damit war der Small Talk beendet und beide widmeten sich wieder ihrem Drink. Der Wirt, der sie die ganze Zeit im Auge behielt, seufzte. „Ansonsten hat sich aber einiges geändert. Die Kneipenschlägereien haben erheblich abgenommen, nicht wahr Tom?“ Sie sah auf. Erst zum Schank, dann nach rechts. „Einiges ist wohl übertrieben.“ Als er nicht weitersprach, hob sie fragend eine Augenbraue. „Braucht es noch mehr Whisky, um deine Zunge zu lockern?“ Er schnaubte verächtlich. „Ich war beim verdammten Seelenklempner. So wie alle es wollten. So wie du es wolltest. Hab mir den ganzen Mist angehört, den er zu erzählen hatte. Meinte, er wüsste Bescheid. Hab mich zum Affen gemacht, mit seinen bescheuerten Atemübungen und dem ganzen Kram.“ Während er sprach, hatte er die Hände zu Fäusten geballt. Es war nicht schwer, zu erkennen, dass ihm das Ganze eigentlich missfiel. Doch dann atmete er einmal tief durch und entspannte sich wieder. „Aber es scheint doch zu funktionieren“, merkte sie leise an. Er sah sie an und lächelte. „Alles dank dir.“ Zögerlich legte er seine Hand auf ihre…

How long I burn to touch you just the same?

Ihre Hände waren immer noch kühl von der Reise durch den strömenden Regen. Seine hingegen waren angenehm warm. Zunächst überkam sie der Drang, ihre Hand zurückzuziehen. Doch schnell machte sich das Gefühl von Vertrautheit in ihr breit und sie ließ es bleiben. Alte Gewohnheit. Schon immer hatte er ihre kalten Finger wärmen müssen. Denn er war stets warm wie ein Heizofen. Äußerst praktisch in kalten Winternächten. In den nächsten Minuten sprachen sie noch weiter über seine Therapie, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel. Jetzt da er ihre Hand hielt, war er viel gelassener und beherrschter. Jetzt da er ihre Hand hielt, konnte er aber auch die feinen Narben ertasten. Sie waren zwar verheilt und kaum mehr sichtbar, aber dennoch fühlbar. Als er so über ihren Handrücken strich, füllten sich ihre Augen erneut mit einem Ausdruck voller Schmerz. Die Erinnerung erschien in seiner unmittelbaren Nähe noch lebendiger als zuvor. Sein Blick wurde reu- und wehmütig. Sanft strich er ihr mit der freien Hand die langen, lockigen Haare über die Schulter und einige kürzere Strähnen hinters Ohr. Dann beugte er sich zu ihr hinüber. Er war jetzt so nah, dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spürte. So nah, dass seine Lippen fast ihr Ohrläppchen berührten. „Es tut mir leid“, flüsterte er mit rauer Stimme und lehnte sich wieder zurück. Dabei zog er seine Hand von ihrer und ballte sie erneut zur Faust, bis die Fingerknöchel weiß hervortraten. Sanftmütig sah sie ihn an und sah, dass er es ernst meinte. Sie fasste nach seiner Hand und löste seinen verkrampften Griff. „Ich verzeihe dir“, sagte sie ebenfalls mit gesenkter Stimme und blickte ihm tief in die Augen, die in diesem Moment wieder braungold wie der Whisky glänzten. Dieser Anblick ließ sie jedes Mal aufs Neue schwach werden. Schnell leerte sie ihr Glas Anisschnaps, rutschte von ihrem Barhocker und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste. „Wenn du mir beweist, dass du dich geändert hast.“ Dann griff sie nach dem Schlüssel, den der Barkeeper bereits vor längerer Zeit auf die Theke neben ihr Glas gelegt hatte. Heute würde sie in einem Gästezimmer des Pubs übernachten. Erst morgen würde sie sich Gedanken drum machen, wo sie jetzt wieder wohnen würde. Sie warf ihm einen letzten Blick zu, bevor sie sich abwandte und in den dunklen Garderobenraum ging, der nicht nur zu den Waschräumen führte, sondern auch zur Treppe, über die man die Gästezimmer erreichte. Gerade als sie ihren Rucksack vom Haken nehmen wollte, bemerkte sie, dass er ihr gefolgt war. Er drängte sie zwischen die Jacken, bis sie unsanft mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Trotz der Dunkelheit erkannte sie seinen durchdringenden Blick, mit dem er sie fixierte. Voller Begierde. Begierde, die auch sie in diesem Moment fühlte. Begierde, die sie alles Vergangene vergessen ließ. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken und zogen ihn zu sich heran. „Wenn du wüsstest, wie lange ich darauf gewartet habe, dich wieder so zu berühren…“, raunte er…

So we both can speak in tongues...

Im nächsten Augenblick trafen sich ihre Lippen und sie versanken in einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Sie hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, um ihm noch näher zu sein. Ihre Arme hatte sie noch immer eng um seinen Hals gelegt. Beinahe Halt suchend. Er hatte seine starken Arme fest um ihren schlanken Körper geschlungen und zog sie eng an sich. Beinahe besitzergreifend. Seine Lippen waren rau und sein Kuss fordernd. Doch dieser Kuss sagte in diesem Moment mehr als Worte es vermocht hätten. Sie konnte all das spüren, was er gerade fühlte. Seine Sehnsucht nach ihr, die sich all die Monate über aufgestaut hatte. Seine Reue, die er all die Monate mit sich herumgeschleppt hatte. Und seine Leidenschaft, die trotz all der Monate nicht abgenommen hatte. Nur widerstrebend lösten sie sich voneinander, um zu Atem zu kommen. Schweigend nahm sie seine Hand und führte ihn die Treppe hinauf zu den Gästezimmern. Sie blickte auf den Anhänger ihres Zimmerschlüssels, der ihr verriet, dass er zu Zimmer Nummer Fünf gehörte. An der richtigen Tür angekommen, nahm er ihr den Schlüssel ab, schloss auf und hob sie schwungvoll auf die Arme. Er betrat mit ihr den Raum, schloss die Tür geschickt mit dem Fuß wieder und steuerte direkt auf das kleine Bett zu. Davor ließ er sie wieder zu Boden. Vorsicht nahm er ihr Gesicht in seine Hände und beugte sich herab, um sie erneut zu küssen. Allerdings war er dieses Mal nicht so stürmisch wie zuvor. Er war sanfter, zärtlicher. Nur ganz sachte berührte er ihre Lippen. Sie waren immer noch so weich wie früher. Ebenso weich wie ihre Haare, durch die er jetzt mit seinen Fingern fuhr. Aber er hielt sich nicht allzu lange mit ihrer Lockenpracht auf; er wollte mehr. Er wollte ihren Körper, ihn so berühren wie früher. Vorsichtig raffte er ihr weißes Hängerkleid bis zu den Hüften hoch. Bereitwillig hob sie die Arme, sodass er sie mühelos ausziehen konnte. Achtlos warf er das Kleid beiseite. Sie war bereits mit ihren Händen unter sein ärmelloses Shirt gewandert und Sekunden später flog es auch davon. Sofort schloss er sie wieder in seine Umarmung, wärmte ihren kühlen, nackten Körper. Ihren Körper, den sie zaghaft an ihn schmiegte. Ihren Körper, mit dem sie ihn immer wieder verrückt machte. Als sie ihren Schoß fester an seine Lenden drückte, ließ er seine Finger vom Steiß aus ihren Rücken hochwandern, bis er ihren BH erreichte, der daraufhin ebenfalls auf dem Fußboden landete. Er ging einen Schritt zurück, um sie von oben bis unten zu mustern. Im fahlen Licht, das von der gegenüberliegenden Straßenlaterne in den Raum fiel, erschien ihre Haut noch blasser. Langsam ließ sie sich auf dem Bett nieder und sah ihn mit großen Augen vielsagend an. Diesem Blick konnte er nicht widerstehen und setzte sich zu ihr. Seine Hände fuhren allmählich ihren Oberschenkel hoch, während sie mit ihren kalten Fingern seinen Nacken kraulte. Beide erschauderten unter diesen Berührungen. Und während er den Knopf seiner Jeans öffnete, ließ sie sich zurück in die Kissen sinken...

Until the universe is done...

Minuten später lagen sie atemlos nebeneinander in dem schmalen Bett. Sie hatte den Kopf auf seine Brust gelegt, er seinen Arm um ihre Schultern und wickelte eine ihrer Haarsträhnen um seinen Zeigefinger. Ihr Körper war nun warm und verschwitzt. Dennoch hatte er die Decke über sie gelegt, damit sie nicht schon bald wieder frieren würde. Er hatte das Gesicht in ihren Haaren vergraben und atmete tief ein, doch der Duft ihres blumigen Shampoos war inzwischen wieder verflogen. Leider. Weitere Minuten vergingen, in denen sie einfach nur schweigend da lagen, sich gegenseitig streichelten und kraulten. Minuten, in denen sie Zeit hatten, ihren Gedanken nachzuhängen. Minuten, in denen langsam Hoffnung in ihm aufkeimte, während sich ihre Stimmung verfinsterte. Plötzlich liefen ihr die Tränen übers Gesicht und fielen auf seinen Oberkörper. Immer schneller und schneller. Sie versuchte die Tränen von seiner Haut zu wischen, doch es folgten unaufhörlich neue. „Was? War ich so schlecht?“, witzelte er und zog sie enger an sich, um sie auf die Stirn zu küssen. „Du bist so ein Idiot!“, flüsterte sie, schlug ihm auf die Brust und drückte sich dann ein wenig von ihm weg. Augenblicklich wurde seine Miene wieder ernst, denn er spürte, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. Etwas, das sie sehr bedrückte. Etwas, worüber sie bisher nicht gewagt hatte zu sprechen. Etwas, worüber ihr das Sprechen genauso schwer fiel wie ihm über das Thema Therapie. „Es ist alles kaputt“, murmelte sie. Von ihm kam daraufhin nur ein nachhakendes Brummen. „Aus der Traum, die Seifenblase ist geplatzt, meine kleine Traumwelt ist in sich zusammengebrochen“, stieß sie mit tränenerstickter Stimme hervor. „Ich bin wieder ganz unten angekommen, stehe wieder ganz am Anfang… Ich fühle mich wie der letzte Versager! Als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Alle haben es mir vorher schon gesagt. Alle meinten, sie wüssten es besser als ich. Und ja, sie wussten es besser!“ Jetzt sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. „Mädchen, du bist eine Träumerin. Es gibt hunderte, nein tausende junge Frauen wie dich und sie wollen alle Sängerin werden. Doch wie viele von ihnen schaffen das? Warum solltest ausgerechnet du den Durchbruch schaffen? Sei doch realistisch, Kind! Studiere lieber was Vernünftiges. Medizin oder Jura zum Beispiel. Oder wenn es schon Musik sein soll, dann werde doch Musiklehrerin. Als Sängerin wirst du dir jedenfalls nicht den Lebensunterhalt verdienen können und deine Eltern werden dich nicht ewig durchfüttern wollen. Irgendwann musst du auf eigenen Beinen stehen, aber mit der Musik wirst du es da schwer haben“, äffte sie verschiedene Personen nach. Er war überrascht von ihrem Gefühlsausbruch und wusste nicht, was er darauf antworten sollte. „Prima, jetzt habe ich ihnen natürlich allen bewiesen, was für ein naives Dummerchen ich doch bin! Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich schäme, den Leuten wieder unter die Augen zu treten. Die freuen sich doch bestimmt, dass das Mädchen, das den Kopf immer in den Wolken hatte, gescheitert ist. Aber war ja klar, dass mir meine Arroganz irgendwann zum Verhängnis werden würde...“

And the course of time has run...

Er wusste immer noch nicht, wie er auf ihren selbstkritischen Monolog reagieren sollte. Klar, sie hatte überstürzt gehandelt und war manches Mal zu sehr von sich selbst überzeugt und das war nur eines der Dinge, die er so an ihr liebte. Doch ihr dies jetzt vorzuwerfen, würde nicht gerade dazu beitragen, dass sie sich besser fühlte. Im Gegenteil, sie schien darauf zu vertrauen, dass er wie immer der Einzige wäre, der zu ihr halten würde und ihre Entscheidung nachvollziehen könnte. Und ja, in seinen Augen war sie wirklich etwas Besonderes, sowohl in menschlicher als auch in musikalischer Hinsicht. Aber er war sich auch nicht sicher, ob es wirklich für eine Karriere im Musikgeschäft reichen würde. Fieberhaft suchte er nach den richtigen Worten, die ihm wie so oft fehlten. Um ihr jedoch zu zeigen, dass ihm ihre Gefühle und Probleme nicht egal waren, zog er sie wieder in seine Umarmung, küsste ihre Stirn und strich beruhigend durch ihr Haar. Sie ließ ein leises Schluchzen vernehmen und schmiegte sich wieder näher an ihn. „Schhht. Es war einfach nur der falsche Zeitpunkt“, versuchte er sie zu trösten und wischte sanft eine Träne mit dem Daumen von ihrer Wange. „Ich kann verstehen, dass du damals Abstand brauchtest, aber musste es gleich so viel Abstand sein? Du warst plötzlich ganz auf dich allein gestellt und du wirst nicht leugnen können, dass du nicht genauer über dein Handeln nachgedacht hast; wie du dir das Leben in der Großstadt zu Beginn finanzieren würdest. Denn du weißt auch, dass man nicht von heute auf morgen berühmt wird. Du bist eben kein naives Dummerchen.“ Nun klang er doch ein wenig vorwurfsvoll. Sie nickte stumm, denn sie war sich sehr wohl darüber bewusst, dass er recht hatte. Sie hatte damals einen Fehler begangen, schließlich hatte sie wirklich nicht darüber nachgedacht, wo sie wohnen und wie sie für die Miete und sonstige Verpflegung aufkommen sollte. Das bisschen ersparte Geld hatte nicht lange gereicht und die Absicherung durch ihre Eltern war abseits ihrer Heimat nicht mehr gesichert. „Aber noch ist es nicht zu spät“, riss er sie aus den Gedanken. „Du kannst es ein zweites Mal versuchen. Wir können es zusammen noch einmal versuchen. Noch sind wir jung. Klar, die Zeit läuft nun schneller. Wir sind keine Teenager mehr, die zur Schule gehen und für die die Zukunft noch in weiter Ferne liegt; die gedankenlos in den Tag leben und die es nicht kümmert, wie sie später ihr Leben alleine bewältigen sollen. Langsam sollten wir uns im Klaren darüber werden, was wir wollen und wie wir es angehen. Auf eigenen Beinen stehen und unser Leben leben. Ohne Reue. Und selbst wenn es schwer wird, sich mit der Musik über Wasser zu halten, das ist es wert, wenn du dafür glücklich bist und dich nicht um anderer Leute Willen verbiegst. Nur sollten wir bald handeln, sonst läuft uns wirklich noch die Zeit davon… Aber mit mir schaffst du es schon, immerhin sind wir ein unschlagbares Team.“ Ihre Tränen waren versiegt und sie lächelte...

Don't let them have their way...

Ihr Blick war verklärt von dem Tränenschleier, ihre Augen glänzten noch immer und trotz des schummrigen Lichts konnte man sehen, dass sie gerötet waren. „Ein unschlagbares Team, ja, das stimmt. Du, der geniale Songschreiber und Musiker, der so einige Instrumente perfekt beherrscht, ohne darin jemals eine vernünftige Ausbildung genossen zu haben“, murmelte sie. „Und du, die schöne Sängerin, die nicht nur gut aussieht, sondern zudem auch noch mit ihrer Stimme und ihren Fähigkeiten am Klavier und der Geige überzeugen kann“, munterte er sie auf. Daraufhin nickte sie nur stumm. „Und könntest du dir jetzt bitte endlich die Tränen aus dem Gesicht wischen, ich ertrage es nicht, dich wie ein Häufchen Elend zu sehen, das ist nicht meine Kitty. Meine Kitty ist stark und selbstbewusst und lässt sich nicht so schnell entmutigen“, forderte er sie leicht barsch auf. Mit einem gequälten Lächeln kam sie seiner Bitte nach. „Zufrieden?“ „Schon viel besser.“ Erneut machte sich minutenlanges Schweigen zwischen ihnen breit. Sie versuchte, ihren Kopf auszuschalten und an nichts Weiteres mehr zu denken, erst recht nicht an die schmerzhafte, enttäuschende Vergangenheit. Denn jetzt wollte sie nur die Nähe zu ihrem Ex-Freund genießen, der ihr wie immer Halt gab. Der wie immer ihr Fels in der Brandung war. Der sie wie immer mit seinem Zuspruch aufzumuntern versuchte. Zaghaft schmiegte sie sich an seine Brust, woraufhin er sie fest in seine Arme zog, sanft über ihren Rücken strich und ihr einen weiteren Kuss auf die Stirn gab. Sie schloss die Augen und lauschte der Stille. Nur sein Herzschlag und sein Atem waren zu hören sowie ganz leises Stimmengewirr von unten aus der Bar. „Meinst du das wirklich ernst?“, fragte sie ihn tonlos. „Was?“ Er sah sie verdutzt an. „Meinst du das wirklich ernst? Glaubst du tatsächlich, wir könnten es weit bringen? Mit der Musik meine ich? Wir wissen beide, dass man als Musiker selten reich wird.“ „Ich kann dir nicht sagen, was die Zukunft bringt. Aber wir werden es niemals herausfinden, wenn wir es nicht wenigstens versucht haben“, flüsterte er ihr ins Ohr, ehe sie wieder in Schweigen verfielen. „Vielleicht wäre es tatsächlich besser, wenn ich auf das hören würde, was Andere mir raten“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu dem Mann, der sie in den Armen hielt. „Vielleicht sollte ich doch anfangen zu studieren. Lehrerin für Musik werden, sodass ich wenigstens noch halbwegs Chancen auf eine gesicherte Zukunft habe. Auch wenn ich dann wohl nicht vielmehr als Kinderlieder singen werde“, schnaubte sie leicht verächtlich. „Hauptsache irgendwie die Verbindung zur Musik, zu dem, was ich liebe, aufrecht erhalten.“ „So darfst du nicht denken!“, fuhr er sie unwirsch an, sodass sie erschrocken zusammenzuckte. Verwirrt, leicht panisch und mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an. „Du wirst dir das nicht einreden lassen. Du wirst dir deine Wünsche und Träume nicht von irgendwem ausreden lassen. Nicht von deinen Eltern, nicht von deinen Freunden, nicht von deinen Bekannten oder wem auch immer. Bitte Kitty, lass dich nicht unterkriegen. Und lass sie nicht ihren Willen durchkriegen!“

You're beautiful and so blasé...

Immer noch verängstigt, schaute sie in sein wütendes Gesicht. Innerlich bereits auf einen seiner Wutausbrüche vorbereitet, war sie gedanklich schon dabei, sich aus seiner Umarmung zu befreien und aus dem Bett zu flüchten. „Bitte Kitty, sag mir, dass du nicht wirklich in Betracht ziehst, dich von den Anderen unterkriegen zu lassen. Es kann doch nicht sein, dass dein Selbstbewusstsein in den letzten Monaten so dermaßen in den Keller gesunken ist. Sag mir, dass das nicht dein Ernst ist!“, herrschte er sie an, während er sie an den Schultern packte. Als sie immer noch keinen Ton von sich gab, schüttelte er sie leicht, so als ob er sie wieder zur Vernunft bringen wollte. Erst jetzt bemerkte er, dass sie vor Angst so erstarrt war, dass sie ihm nicht antworten konnte. Hastig nahm er ihr Gesicht in seine Hände, wobei sie erneut zusammenzuckte und die Augen zukniff. Doch einen Moment später merkte sie, dass er ihr nichts Böses tun wollte und schlug die Augen wieder auf. Er sah sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an, denn natürlich wusste er, was sie befürchtet hatte. Er räusperte sich und redete nun mit leiserer Stimme. „Keine Angst, ich werde dir nie wieder wehtun. Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren hab“, raunte er ihr heiser zu und strich mit dem Daumen sanft über ihre Wange. Sie packte ihn am Handgelenk und zog seinen Arm von sich weg. „Das musst du mir erst noch beweisen und dass du mich anbrüllst, hilft der Sache sicher nicht“, sagte sie und ihre Stimme klang immer noch zittrig, ehe sie sich auf den Rücken drehte, aufrichtete, die Beine über die Kante schwang und nun aufrecht am Bettrand saß. Gedankenverloren starrte sie aus dem Fenster, direkt in das Licht der Straßenlaterne, die die Dunkelheit erhellte. Obwohl es sie blendete, blinzelte sie nicht. Inzwischen hatte auch er sich aufgesessen und war zu ihr hinüber gerutscht. Sanft strich er ihr die Haare über die Schulter. „Tom, ich…“, doch ihre Stimme erstarb, bevor sie den Satz auch nur angefangen hatte. „Du bist doch viel zu schön, um hier, in diesem Dorf, wie eine Blume zu verwelken“, raunte er in ihr Ohr und abermals ließ sie der Hauch seines Atems auf ihrer Haut erschaudern. „Wir wissen beide, dass weder du noch ich für das Landleben geschaffen sind. Uns zieht es hinaus in die großen Metropolen dieser Welt. Oder zunächst in die Metropolen Englands, wo wir mehr als nur eine kleine handvoll Leute mit unserer Musik erreichen und berühren können.“ Während er sprach, berührte er ganz sacht ihre Schulter mit seinen Lippen. „Verwelke nicht… Oder kannst du dir vorstellen, ein Leben lang einen Sack unmusikalischer Flöhe zu hüten und dir ihren schrägen Gesang jeden Tag anhören zu müssen? So ein Leben würde dich auf Dauer doch nur langweilen und unglücklich machen. Du würdest eingehen wie eine Blume. Abstumpfen, dir die Lebensfreude nehmen…“ Zärtlich schlang er die Arme um ihre Taille und zog sie fest an sich heran. Gemeinsam starrten sie schweigend hinaus in die dunkle Nacht…

Don't fall back into the decay...

Sanft wog er sie in seinen Armen und summte eins ihrer alten Lieder, während sie beide noch immer aus dem Fenster blickten. Leise stimmte sie mit ein und begann zu singen. Dazu trommelte er sacht mit den Fingern im Takt auf ihrem Bauch. Sie musste schmunzeln. Daraufhin begann er sie in die Seite zu stupsen und zu pieksen, bis ihr ein Kichern rausrutschte. „Nicht!“, quietschte sie. Doch er verstand dies nur als Aufforderung, weiterzumachen. Nun kitzelte er sie so heftig, dass sie anfing, laut loszulachen und zu kreischen. Sie warf sich in seinen Armen hin und her, zog die Knie an und strampelte wild mit den Beinen. „Tom, stopp! Ich kann nicht mehr!“, stieß sie atemlos hervor. Aber er ließ sie nicht zur Ruhe kommen, denn er war froh, sie jetzt so ausgelassen zu sehen, wo sie doch den ganzen Abend über betrübt gewesen war. „Na, das hätte ich aber viel lieber vor ein paar Minuten aus deinem Mund gehört“, witzelte er. Als Antwort rammte sie ihm ihren Ellenbogen in die Nierengegend. „Ernsthaft, Tom! Ich krieg keine Luft mehr vor Lachen“, keuchte sie. Ihre Wangen waren hochrot. „Okay, okay! Schon gut, ich hör ja schon auf“, erwiderte er und hob entschuldigend die eine Hand, während er sich mit der anderen die schmerzende Seite rieb. Sie sah ihm tief in die Augen. „Danke“, hauchte sie, ehe sie wieder zum Fenster hinaus starrte. Abermals schlang er seine Arme um sie und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Gemeinsam betrachteten sie ihr Spiegelbild. Sie sahen glücklich aus. Wie in alten Zeiten. Doch dann legte sich wieder dieser melancholische Ausdruck auf ihr Gesicht. „Woran denkst du gerade?“, wollte er wissen. „Ans Scheitern“, antwortete sie trocken und wirkte wieder leicht abwesend. „Du darfst dich davon nicht runterziehen lassen, Kitty. Du bist tief gefallen, aber anstatt dich jetzt am Boden zu winden und im Selbstmitleid zu baden, solltest du wieder aufstehen und gestärkt aus der Sache herausgehen. Aus Fehlern lernen. Fall nicht in dieses tiefe, schwarze Loch.“ Um symbolisch seine Worte zu unterstreichen, ließ er sich zusammen mit ihr rückwärts aufs Bett fallen. „Und was ist mit dir?“, entgegnete sie ihm ruhig. „Hast du aus deinen Fehlern gelernt? Oder wirst du zurück in den dunklen Sumpf der Gewalt fallen?“ „Kitty, glaub mir, ich wollte das damals nicht. Ich habe im Affekt gehandelt. Ich hatte in dem Moment einfach einen Blackout. Und das ist keine Ausrede dieser pseudo-reumütigen Ehemänner, die ständig ihre Frauen schlagen. Ich habe es eigentlich schon im selben Moment bereut und in der Zeit, in der du weg warst, habe ich mich immer tiefer in die Vorwürfe hineingeritten. Am liebsten wäre ich dir damals hinterher gereist. Aber ich habe es um deinetwillen nicht getan, um dich zu schützen und nicht weiter zu verletzen. Ja, auch ich bin in ein schwarzes Loch gefallen. Wenn du nur wüsstest, wie sehr ich dich vermisst habe. Doch in dem Moment, in dem du die Bar betreten hast, war es, als wäre ich aus diesem schwarzen Loch herausgerissen…“

There is no law we must obey...

Sie war von seinen Worten gerührt. „Ich könnte dir nie wehtun, Kitty… halt, ich konnte. Aber ich wollte es wirklich nicht. Es tut mir so leid, glaub mir, wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen, um alles ungeschehen zu machen. Doch das geht nicht. Daher versuche ich jetzt, dir zur Liebe mein Temperament in den Griff zu kriegen. Ich werde dir versprechen, so selten wie möglich wieder gewalttätig zu werden. Aber du weißt genau, ich tue das alles nur, um dich zu beschützen. Ich möchte nicht, dass dich jemand verletzt. Ich möchte, dass ich der Letzte war, der dir jemals so wehgetan hat, körperlich und seelisch, und wenn es tatsächlich nötig ist, dann schrecke ich auch vor Gewalt nicht zurück. Ich… Gott, verdammt!“ Er schlug sich mit der Faust vor die Stirn. „Das klingt doch so verdammt lächerlich! Wie leere Versprechen, die die prügelnden Ehemänner ihren Frauen machen, damit diese zu ihnen zurückkommen und…“ Doch sie schnitt ihm das Wort ab. „Genug!“ Hastig versiegelte sie seinen Mund mit ihren Lippen. „Ich glaube dir und ich verzeihe dir“, hauchte sie in den Kuss hinein und strich ihm besänftigend über das Gesicht. Erneut liefen ihr einige Tränen über die Wangen, während sie ihn immer wieder sachte küsste. Denn dies war die ehrlichste Entschuldigung, die sie je von ihm gehört hatte. Die Entschuldigung, die sie sich erhofft hatte, zumal ihm in solchen Fällen häufiger die Worte fehlten. Tief in ihrem Innersten spürte sie, dass es ihm aufrichtig leid tat und so war sie in der Tat bereit, ihm zu glauben und zu verzeihen, auch wenn sie dies eben noch nicht gedacht hatte, als sie ihr Spiegelbild betrachtet hatten. Sie hatte seine Schlägereien immer geduldet, auch wenn sie sie nicht guthieß, weil sie wusste, dass er es nur für sie tat. Er war ihr Beschützer, ihr Fels in der Brandung. Auf ihn konnte sie sich immer verlassen und das war es, was sie an ihm so liebte. Er hätte ihr Blumen schenken können, doch die blauen Flecken oder die blutenden Fingerknöchel nach einer Prügelei waren in ihren Augen ein viel größerer Liebesbeweis und ihr war durchaus bewusst, dass dies ein wenig grausam klang. „Was meinst du, wie die Anderen reagieren werden, wenn sie uns wieder so zusammen sehen?“, fragte sie ihn unsicher, beantwortete die Frage dann jedoch gleich selbst. „Ich denke, viele werden es nicht gutheißen, zumindest am Anfang nicht. Aber es gab ja auch schon früher Leute, die Einwände gegen unsere Beziehung hatten. Musikalisch hatten sie nie ihre Zweifel daran, dass wir ein ideales Paar sind, aber beziehungstechnisch hielten sie uns eher für die Schöne und das Biest. Das brave Mädchen aus dem Kirchenchor und tätowierte Schlägertyp? Ein Paar? Das passt doch überhaupt nicht, er wird sie noch verderben, auf die schiefe Bahn führen. Und jetzt nimmt sie ihn auch noch zurück, obwohl er sie grün und blau geprügelt hat.“ Er schnaubte verächtlich. „Einen Scheiß geb ich darauf! Es gibt kein Gesetz, an das wir gebunden sind und das unsere Beziehung verbietet...“

So please don't let them have their way...

Da war er wieder, der jähzornige Tom. Früher hatte sie ihn nicht so sehr gefürchtet wie jetzt. Immerhin wusste sie jetzt, wozu er fähig war, wenn er wütend wurde. Schließlich hatte sie es am eigenen Körper erfahren und selbst wenn sie sich nun wieder so nahe gekommen waren wie früher, so fehlte ihr dennoch das vollkommene Vertrauen zu ihm, daran konnte auch seine aufrichtige Entschuldigung nichts ändern. Daher graute es ihr auch davor, ihm ihre ehrliche Meinung zu sagen. „Tom, ich...“, doch weiter kam sie nicht, da er ihr ins Wort fiel. „Kitty, lass dir weder in deine Zukunftspläne noch in deine Beziehungen reinreden. Du bist alt genug, um dein Handeln selbst einzuschätzen, niemand kann dir den Kontakt zu mir verbieten. Dir sollte es egal sein, was Andere über uns denken. Früher hast du dir doch auch keine Gedanken darüber gemacht.“ Sie seufzte laut. Gerade als er den Mund wieder aufmachen wollte, legte sie ihm die Finger auf die Lippen. „Nein Tom, hör mir zu. Es geht mir nicht darum, darauf zu hören, was andere Menschen mir sagen. Ich lasse mir garantiert nirgends reinreden und sie werden ihren Willen nicht durchsetzen. Es ist nur so, dass... ich mir nicht sicher bin, ob wir einfach da weitermachen können, wo wir aufgehört haben, beziehungstechnisch meine ich. Für dich scheint es ja kein Problem zu sein, aber mir fällt es schwer, dir nach der Sache damals wieder zu vertrauen. Ich war ein paar Monate weg, ich habe deine Entwicklung also nicht miterlebt und muss quasi das glauben, was du mir sagst. Daher denke ich, dass ich noch nicht bereit bin, die Beziehung fortzuführen, ich brauche noch ein wenig Zeit, um alles zu überdenken. Kannst du das verstehen?“ Er sah sie stumm an. „Natürlich verstehe ich. Es wäre auch zu einfach gewesen, wenn wir nahtlos da anknüpfen würden, wo wir vor einige Monaten standen und so tun würden, als sei nichts geschehen. Das will ich auch gar nicht. So eine Sache sollte man nicht einfach verdrängen und ignorieren, das verharmlost es doch nur. Trotzdem hatte ich mir Hoffnungen gemacht, nachdem du mich mit aufs Zimmer genommen und mit mir geschlafen hast“, antwortete er ihr. Sie strich ihm über das Gesicht, den Nacken, die Schulter, den Oberarm hinab. „Es ist nicht so, als wenn ich dich die Zeit über nicht vermisst hätte. Es gab Momente, da hab ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als dich an meiner Seite zu haben und ich kann auch nicht behaupten, dass ich jetzt keine Gefühle mehr für dich hätte, denn das wäre eine Lüge“, flüsterte sie und senkte den Blick. „Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich eben ein wenig von meinen Gefühlen hab leiten lassen. Jetzt ist mein Verstand wieder klarer und ich betrachte die derzeitige Situation mit mehr Vernunft. Darum bitte ich dich auch, es ruhig angehen zu lassen.“ Er nahm ihre Hand in seine und zog die Mundwinkel zu einem leichten Grinsen hoch. „Solange du mir versprichst, dich von niemanden bei deiner Entscheidung beeinflussen zu lassen...“

And don't give in to yesterday...

Sie nickte aufrichtig. „Ich verspreche es dir. Du weißt doch, dass ich meinen Kopf meistens durchsetze. Wäre ich sonst so einfach nach England geflüchtet? Da hab ich mir auch von niemandem reinreden lassen, du warst damals eigentlich der Einzige, der mich davon abgehalten hat, Hals über Kopf mit meinem ganzen Sack und Pack nach London zu ziehen, nachdem ich die Schule fertig hatte.“ „Das ist ein Argument“, sagte er schmunzelnd. „Auch wenn ich letztendlich der Auslöser war, wieso du dann doch gegangen bist“, fügte er noch nachdenklich hinzu und strich dabei ganz vorsichtig über die feinen Narben auf ihren Fingern. Sie ließ in einen Augenblick gewähren, ehe sie ihre Hand wegzog und sich wieder aufrecht hinsetzte. Abermals seufzte sie laut. „Noch weitere Bedenken?“, hakte er nach. „Nein, eigentlich nicht... Ach, ich weiß auch nicht. Ich habe nur keine guten Erinnerungen an England und London, daher möchte ich nicht unbedingt drüber sprechen oder daran erinnert werden. Ehrlich gesagt, habe ich Angst davor, dass auch der zweite Versuch, sich in London eine Existenz aufzubauen, scheitert. Die letzten Monate waren mir eine Lehre. Nach der Anfangszeit war es so schwer, sich über Wasser zu halten, ich habe Dinge getan auf die ich nicht stolz bin...“ Plötzlich richtete er sich ruckartig auf. „Keine Angst. Meinen Körper habe ich sicher nicht verkauft, so viel Anstand und Würde besitze ich noch“, beruhigte sie ihn sofort. „Aber ich habe mich gerne von Männern, auch älteren Männer, ausführen und einladen gelassen, quasi auf deren Kosten gelebt“, gestand sie und vergrub schamhaft das Gesicht in den Händen. „Ich musste mir oft eindeutige Angebote anhören, die ich natürlich sofort und bestimmt abgelehnt habe. Nur kam ich mir danach nur noch schäbiger vor, ich habe wie ein Schmarotzer gelebt.“ Er legte einen Arm um sie, zog sie an sich heran und hauchte ihr einen Kuss aufs Haar. „Mach dir deswegen keinen Kopf, soweit wird es diesmal nicht kommen. Eher gehe ich betteln als dass du noch einmal auf die Gunst wohlhabender Männer angewiesen bist. Aber du solltest jetzt auch nicht aufgeben und deine Träume begraben nur wegen dieser einen schlechten Erfahrung. Es ist ja auch nicht so, dass wir gleich morgen aufbrechen wollen. Zuerst einmal sollten wir die Dinge im Voraus planen, insbesondere die finanziellen Aspekte klären und dafür können wir uns so viel Zeit nehmen, wie du brauchst“, beruhigte er sie, ehe er aufstand und seine Klamotten, die vorm Bett verteilt lagen, aufsammelte. „Mist, ich hab gleich noch einen kleinen Auftritt unten in der Bar“, erklärte er sein hektisches Verhalten und zog sich hastig an. „Du kannst ja nachkommen, wenn du willst“, bot er ihr an, während er sich verzweifelt umschaute. Als sie seinen suchenden Blick bemerkte, griff sie nach seiner Mütze, die auf dem Lampenschirm gelandet war, stieg aus dem Bett, setzte sie ihm sorgfältig auf den Kopf und zupfte sein Haar darunter zurecht. „Natürlich will ich“, flüsterte sie. Daraufhin gab er ihr einen letzten innigen Kuss, bevor er das Zimmer verließ und leise die Tür hinter sich schloss...

Cause we can build a new tomorrow, today...

Sie starrte noch eine ganze Weile nachdem er den Raum verlassen hatte auf die geschlossene Zimmertür, ehe sie sich ebenfalls anzog, wobei sie ihre Kleidungsstücke alle auf Anhieb fand. Dann ging sie hinüber zum Fenster und blickte gedankenverloren hinaus auf die Pflastersteinstraße. Es regnete noch immer, wenn auch nicht mehr so stark wie noch einige Stunden zuvor. Langsam beschlug ihr Atem die Scheibe, die angenehm kühl war, sodass sie ihre Stirn dagegen lehnte, was ihrem warmen Kopf Linderung verschaffte. Sie ließ die letzten Minuten noch einmal Revue passieren. Ihr schossen tausend wirre Gedanken durch den Kopf und es fiel ihr schwer, diese zu ordnen.

Zunächst war da die Beziehung zu ihrem Ex-Freund, obwohl Ex nicht der passende Begriff war, denn keiner von ihnen hatte jemals offiziell Schluss gemacht. Jedoch hatten sie sich monatelang nicht mehr gesehen, nichts voneinander gehört und daher fühlte es sich jetzt auch nicht so an, als wenn sie wieder oder immer noch zusammen wären. Es war wohl einfach eine unausgesprochene Trennung gewesen. Keiner hatte sich getraut, darüber zu reden und dennoch war es beiden klar gewesen, dass es aus war. Aber sie wusste, dass von seiner Seite aus immer noch starke Gefühle vorhanden waren, hatte er es ihr immerhin eben gerade noch gebeichtet, genauso wie sie zugegeben hatte, immer noch etwas für ihn zu empfinden. Ihr war klar, dass sie diesen Mann noch immer liebte, doch ihr Kopf stand der Liebe im Weg. Sie fragte sich, ob sie tatsächlich mit einem gewalttätigen Menschen zusammenleben konnte, der sie geschlagen hatte. Konnte sie sich tatsächlich sicher sein, dass es nur ein einmaliger Ausrutscher war? Das Gewaltpotential war da, so oft wie er in der Vergangenheit in Schlägereien verwickelt war, wieso also sollte es sich nicht noch einmal gegen sie richten? Nur war die Sehnsucht nach den starken Armen eben jenes Mannes so groß, dass sie sich im Grunde schon entschieden hatte. Nichtsdestotrotz beschloss sie, die endgültige Entscheidung zu vertagen und es die nächste Zeit eher ruhig angehen zu lassen. Eventuell würde sie ein paar Mal mit ihm ausgehen, so wie es eben normale Menschen taten, wenn sie Interesse aneinander und an einer Beziehung bekundeten. So könnten sie dies zumindest nachholen, da sich beide damals bereits nach dem ersten Kennenlernen ziemlich sicher gewesen waren, dass sie zusammen gehörten und keine großartigen Dates hatten, um die gegenseitige Beziehungstauglichkeit zu testen.

Damit waren sie auch mehrere Jahre ganz gut gefahren. Somit stand dann nur noch die Zukunftsplanung aus. London war ein hartes Pflaster, dies hatte sie nun gelernt. Um dort wirklich eine neue Existenz gründen zu können, bräuchten sie zunächst eine kleine Wohnung und um diese zu finanzieren ein gesichertes Einkommen. Tom könnte sich erst einmal einen Job in einer Buchhandlung suchen, während sie es da schon schwerer hatte. Sie hatte nach der Schule keine Ausbildung begonnen, sondern erst einmal die freie Zeit ausgekostet, war viel mit ihrer Tante gereist und hatte weiterhin versucht, ihre musikalischen Fähigkeiten auszubauen. Ihre Eltern waren viel zu gutmütig und hatten ihr keinen Druck wegen ihrer Zukunft nach dem Schulabschluss gemacht. Somit könnte sie nicht wirklich Geld ins Haus bringen. Dieser Gedanke war ihr zuwider, denn sie wollte nicht, dass Tom allein für alle anfallenden Kosten aufkommen würde. Immerhin wollten sie sich gemeinsam eine Zukunft aufbauen, also wollte sie ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten, doch mit einem einfachen Aushilfsjob würde sie nicht allzu weit kommen. Demnach müsste sie sich dann in London wohl nach einer Ausbildung umsehen, doch sie hatte keine Ahnung, in welche Richtung es gehen sollte. Damit müsste sie sich demnächst noch umfassender beschäftigen.

In diesem Moment hörte sie begeistertes Klatschen aus dem Stockwerk tiefer und ihr fiel wieder ein, dass sie sich den Auftritt ihres Freundes oder Ex-Freundes, was auch immer er jetzt für sie war, hatte anschauen wollte. An der Tür angekommen, zögerte sie noch einmal kurz und zog die Hand von der Klinke zurück. Als sie dann aber das Gefühl hatte, eine vertraute Melodie von unten zu hören, packte sie die Neugier und sie verließ das Zimmer. Leise schlich sie die Treppe hinab, die Musik aus dem Barraum wurde lauter und nun erkannte sie auch das alte Lied, das gespielt wurde. Sie blieb im Türrahmen zwischen Bar und Garderobe stehen und lauschte dem kleinen Konzert lieber im Verborgenen, wo sie nicht den Blicken der anderen Gäste ausgesetzt war. So hatte sie zwar keine freie Sicht auf die kleine provisorische Bühne, doch war die Stimme des Sängers viel entscheidender. Diese tiefe, kehlige Stimme löste in ihr immer noch so viele Emotionen aus wie früher und sie fühlte sich gleich viel wohler in ihrer Haut; die negativen Gedanken waren auf einmal wie weggeblasen.

Der Song klang langsam aus und er richtete noch einige Worte ans Publikum, die sie aufgrund des Applauses nicht verstehen konnte, bevor er das nächste Lied anstimmte. Also schlich sie sich doch vorsichtig zwischen die ganzen Zuhörer, blieb aber im hinteren Teil der Menge stehen und bekam noch die letzten Fetzen seiner Rede mit. „…gewidmet, die mir sehr viel bedeutet, genauso wie dieser Song und ich spiele ihn heute erstmals vor Publikum.“ Dann ertönte der erste Akkord seiner Akustikgitarre und nach dem kurzen Instrumental begann er mit der ersten Strophe. Es war ein ruhiger Song, eine Ballade, die sogar ihr noch unbekannt war. Dass er das Lied vorher noch nicht vor Publikum gespielt hatte, bedeutete sonst auch nicht, dass sie es ebenfalls nicht kannte, da sie ihm beim Schreiben der Texte und Komponieren des Stückes oftmals unterstützte. Seine Stimme kam hier, ihrer Meinung nach, besonders gut zur Geltung und es schien so, als würde er mit mehr Gefühl als sonst singen, dies konnte sie in seinem Gesicht erkennen. Sie begann auf den Füßen zu wippen, schloss die Augen, ließ sich von der Melodie davontreiben und lauschte dem Text. Er handelte von einem irischen Seemann, der auf seiner Reise einer Sirene verfallen war. Diese Sirene hatte dunkelgrüne Augen, langes, braunes, wallendes Haar, den betörendsten Gesang, der ihm je zur Ohren gekommen war und sie war anders als die üblichen Sirenen, denn sie wollte ihn nicht ins Verderben stürzen. Er wollte sie besitzen, sie nie mehr loslassen, sie sollte auf ewig die Seine sein. Doch sie fühlte sich bedrängt und floh aus seinen Fängen. Bei seinem Versuch, sie wieder einzufangen, tat er ihr Gewalt an, woraufhin sie von den Klippen sprang und im Meer verschwand. Seitdem wartete er, in tiefer Reue, jeden Abend am Strand auf ihre Rückkehr und wenn es sein müsste, so würde er dies tun, bis er alt und grau werden würde.

Als die Melodie erstarb, öffnete Kitty die Augen wieder. Zum wiederholten Male an diesem Abend liefen Tränen ihr übers Gesicht und sie hielt sich die Hände vor den Mund, um ein leises Schluchzen zu unterdrücken, denn nicht nur sein Blick war auf sie gerichtet, sondern auch der einiger Leute, die um sie herum standen und ihre Anwesenheit bereits bemerkt hatten. “Ich möchte eine wunderbare Sängerin willkommen zurück heißen, deren Stimme viele von uns sicher vermisst haben.“ Mit diesen Worten zeigte Tom mit ausgestrecktem Arm auf sie und lenkte die Aufmerksamkeit des gesamten Publikums auf den hinteren Teil der Bar. „Magst du bitte auf die Bühne kommen?“, bat er sie zu sich. Hastig wischte sie sich die Tränen von den Wangen und durchquerte schnellen Schrittes die Menge. An der Bühne angekommen, reichte er ihr seine Hand, so als würde er sie zum Tanz auffordern, zog sie zu sich hinauf und führte sie ans Mikrofon. Sie beratschlagten sich kurz darüber, was sie nun als nächstes spielen würden und entschieden sich dann für den Song, den sie als allererstes gemeinsam auf dem Dorffest vor vielen Jahren gesungen hatten, ein irisches Volkslied namens 'Rocky Road to Dublin'. Es war ein schneller, fröhlicher Song, der das Publikum sogleich ermunterte zu klatschen, zu tanzen und mitzusingen. Innerhalb weniger Sekunden war der Raum von heiterem Gelächter erfüllt, der Alkohol floss reichlich, die Männer stießen mit ihren Biergläsern an und der lautstarke Gesang aller drang bis hinaus auf die Straße. Die Stimmung war so gut, dass Kitty auf der Bühne spontan anfing zu steppen, während sie sang und einige Gäste taten es ihr gleich. Daraufhin legte Tom ein Gitarrensolo hin, um allen eine weitere Tanzrunde zu ermöglichen. Er lächelte in sich hinein, als er den glücklichen Ausdruck auf dem Gesicht seiner ’Sirene’ sah, die noch immer eine flotte Sohle aufs Parkett legte, angefeuert vom Klatschen der Zuschauer. Sie lachte aus vollem Herzen. Hatte sie sich eben noch total unwohl in der Menge gefühlt, so kam jetzt das Gefühl in ihr auf, endlich zuhause angekommen zu sein. Wie hatte sie nur so schlecht von den Dorfbewohnern denken können? Denn jetzt schien es so, als hätten sie sie ohne Bedenken oder jegliche Hintergedanken wieder in ihrer Mitte aufgenommen. Vielleicht hatte sie tatsächlich etwas von einer Sirene und konnte die Menschen mit ihrem Gesang um den Finger wickeln. Bis spät in die Nacht ging das muntere Treiben noch weiter, es wurde weiter getanzt, gelacht, getrunken und gesungen, bis der fröhliche Haufen heiser und müde geworden war...



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Kommentare zu dieser Fanfic (33)
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Von:  jade18
2012-08-30T14:41:07+00:00 30.08.2012 16:41

"dass sie sich im Grunde schon entschieden hatte" ... ha, ich wusste es *___*

ein wirklich sehr schönes und gelungenes ende. macht die sache sehr rund. und wie schon erwähnt, die idee dahinter, de aufbau und die sprachlichen mittel machen aus deiner songfic ein kleines kunstwerk ;-)
ich liebe happy ends und das ist für mich eines, wie es im buche steht
da wird man doch neugierig, was aus den beiden wird

wenn du die geschichte weiter spinnst, würde ich mich aber freuen, wenn es mehr handlung und weniger momentaufnahmen gäbe. du beschreibst zwar alles super toll und anschaulich, aber es passiert pro kapitel nicht wirklich viel und wenn man dann, anders als ich gerade, auf die nächsten kapitel immer warten muss, fällt es sehr schwer, an der geschichte dran zu bleiben

ich freue mich in jedem Falle auf dein nächstes Projekt ;-)
Von:  jade18
2012-08-30T14:28:04+00:00 30.08.2012 16:28
ein gemeinsamer auftritt? das ist ja toll.
mensch, zum glück ist ihm das noch eingefallen, dass er den auftritt hat^^

und eigentlich sollte sie sich keine gedanken mehr darüber machen, was die anderen sagen würden, wenn sie mit ihm zusammenkommt. wenn dir leute im pub die beiden kennen, wird ihnen aufgefallen sein, dass sie sich eine weile eingeschlossen haben und ein bisschen knick knack etc ^_____^
also eine überraschung wird das nicht mehr

eine sorge weniger für die beiden. sie hat ihm doch eh schon verziehen, also ich sehe eine rosige zukunft *___*
Von:  jade18
2012-08-30T14:22:55+00:00 30.08.2012 16:22
ich wusste, dass es nicht so einfach sein konnte :-(

btw, ich finde es super genial, wie du den inhalt auf den ausgewählte textzeile abstimmst und wie du es immer schaffst, genau die 500 wörter beizubehalten
ein Kunstwerk ;-)
Von:  jade18
2012-08-30T14:17:53+00:00 30.08.2012 16:17
ich finde wirklich, dass er ganz schön viel tolles zeug redet, dafür dass ihm immer die worte fehlen ;-)

puh, das ist schwierig, zu jedem kapitel was sinnvolles zu schreiben. es passiert ja doch nicht sooo viel pro kapi
und der schreibstil verändert sich auch nicht von heut auf morgen
wobei dein erzählstil sich die letzten Kapitel über zu einem wieder "normalen" entwickelt hat. es liest sich jetzt sehr einfach und flüssig. Für die unterhaktung find ich das auch ganz gut. es wäre sonst sehr anstrenged geworden
zu beginn hast du ja hauptsächlich gefühle und eindrücke damit beschrieben, das hat super gepasst. man fühlt ja nicht in ganzen sätzen
hier bin ich aber froh, dass es wieder ein typischer erzählstil ohne überladene stilmittel ist
Von:  jade18
2012-08-30T14:10:39+00:00 30.08.2012 16:10
"laut loszulachen und zu kreischen" ... die armen zimmernachbarn :D
hoffentlich ist das gasthaus akustisch gut isoliert
Von:  jade18
2012-08-30T14:02:49+00:00 30.08.2012 16:02
"Es kann doch nicht sein, dass dein Selbstbewusstsein in den letzten Monaten so dermaßen in den Keller gesunken ist" ... guit, das wäre eine mögliche ursache ihrer entscheidung. möglichkeit nummer zwei wäre ganz klassisch und altmodisch: vernunft :D

er ist wirklich eine klene drama queen :D :D
Von:  jade18
2012-08-30T13:56:54+00:00 30.08.2012 15:56
"Denn jetzt wollte sie nur die Nähe zu ihrem Ex-Freund genießen" ... sie sollte ihn nicht als exfreund bezeichnen in einem so kritischen stadium ihrer beziehung, wo sie wieder eine gemeinsame zukunft planen.

mir graut es schon, es kommt doch bestimmt noch ein rückschlag für die beiden. irgendwer hat doch bestimmt noch zweifel, die erst ausgemerzt werden müssen

also ich muss ganz ehrlich sagen, ich wäre auch teil der fraktion, die gegen die musikerkarriere argumentieren würde. er ist ebenso ein träumer wie sie. vernünftiger wäre es, sie zumindest objektiv abwägen zu lassen, ob sie doch auf den rat der anderen hört. natürlich sind solche ratschläge oft nur gehässigkeit, aber manche sind eben auch ernst gemeint. und bevor sie mit 40 auf der straße sitzt, weil es mit der musik nicht geklappt hat, sollte sie zumindest mal an die musiklehrerin gedacht haben
aber ich bin da ja auch immer ein furchtbar nüchternen mensch
Von:  jade18
2012-08-30T13:47:21+00:00 30.08.2012 15:47
"dass du damals Abstand brauchtest" ... den Gedanken der beiden nach zu urteilen waren sie beide sich ziemlich sicher, dass es aus und vorbei war :D. aber red es dir nur schön, kumpel

"die gedankenlos in den Tag leben und die es nicht kümmert, wie sie später ihr Leben alleine bewältigen sollen." ... er soll mal nicht so tun, als würden im ständig die worte fehlen und als könne er sich nie richtig ausdrücken. das gelingt ihm doch ganz prächtig

"Aber mit mir schaffst du es schon, immerhin sind wir ein unschlagbares Team" ich finde es schön, wie schnell es für die beiden wieder selbstverständlich ist, dass sie zusammengehören. sie hätte wirklich nie weggehen dürfen v.v
aber vielleicht war dieser abstand genau das, was ihre beziehung dringend brauchte? jeder zeit für sich, um sich zu sammeln, und dann ein neustart, der eigentlich gar kein neustart ist sondern eine fortsetzung
Von:  jade18
2012-08-30T13:41:38+00:00 30.08.2012 15:41
ey, der beste teil fehlt :D
und .. minuten später? das klingt ein bisschen derbe kurz für ein wiedersehen nach so langer zeit. na mal schauen, was die beiden noch vorhaben

"dass sie etwas auf dem Herzen hatte" ...ach nee, blitzmerker

ich finde es ein bisschen schade, dass sie die schöne stimmung durch ihren gefühlsausbruch ruiniert. aber hey, es ist ein gutes zeichen, dass sie sich bei ihm ausheult... die basis einer jeden beziehung ^^
das gibt doch zu hoffen für die beiden
Von:  jade18
2012-08-30T13:35:29+00:00 30.08.2012 15:35
wie ich dieses erotische knistern in der Luft liebe :D
Es gelingt dir immer wieder, eine sinnliche Stimmung zu beschreiben, ohne dass er kitschig oder affig klingt (wie es bei manchen ffs der fall ist *an unseren wb denkt*
Du hast es wirklich drauf ^____^


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