Grau.
Das ist das einzige was man hier sieht wenn man in den Himmel schaut.
Alles ist Grau!
Manchmal möchte ich ausbrechen. Aber wie? Ich kann das ganze Grau nichtmehr sehen!
Schau in den Himmel, er ist Grau.
Und wenn du dich einmal umsiehst...
Die Häuser und Straßen...
Die "Seen", wenn man sie so nennen kann...
Der Nebel, der uns allgegenwertig umgibt...
Die Stimmung der Menschen...
Das alles ist Grau!
Was mit MIR ist? Meine Stimmung?
Die hat einen etwas dunkleren Ton. Man könnte fast Schwarz sagen.
Fast.
Da ist dieser kleine goldene Schimmer.
Das aufblitzende bisschen Hoffnung. Viele habe ich hier, in den Schatten, sterben sehen. Viele Träume sah ich in Scherben liegen. Eigentlich war es nur EIN Traum, von vielen Runnern geträumt.
FREIHEIT!
Ein schönes, normales Leben, ein Hausin einem Vorort, einen Partner... Ein paar glückliche Bastarde haben es geschafft, die meisten aber sind an dieser bitteren Welt gescheitert.
Mein Kom klingelt. Vielmehr ist es ein blinkendes Icon das sich penetrant in mein Sichtfeld drückt und mich aus meinen Gedanken reißt. Es ist Sparks, mein Schieber. Ein hysterischer, aufgedrehter, immer fröhlicher Ork-teen. Lustigerweise ist er der beste Decker, den ich je übers Ohr gehauen hab. Das dass ein Fehler war merkte ich, als meine Wohnung 5 Tage später leerstand. Angeblich hatte ich mehrere Millionen Nuyen Schulden und war mit den Zahlungen in Verzug. Ein Anruf genügte zwar um die Sache klarzustellen, aber es war mir eine Lehre! Seid dem sind wir beide ein eingespieltes Team. Haben schon einige Runs hinter uns gebracht.
Zwei Takte zu schnell und drei Oktaven zu hoch erklärte mein Chummer mir das er einen neuen Auftrag hätte. Treffen mit Johnson in 45 Minuten in irgendso einer Disco, die es hier zu hauf gibt. Er läd mir schnell den Weg auf mein Kom und meint wie nebenbei das wohl auch ein paar Newbees da sein werden.
Klasse.
Jetzt darf ich auchnoch Babysitter spiele. Die Aussicht auf ein paar beglaubigte Credsticks hebt meine Laune leider nicht an.
Ein Blick... Nein... Ein Gedanke und mir wird die Uhrzeit eingeblendet. Vercyberungen können wirklich nützlich sein. 23:38Uhr. Um 15 nach 12 also? Duschen, ausrüstung zusammen kramen und hinfahren... Machbar.
Ich stehe unter der Dusche und hasse es. Mein Körper ist über und über mit Narben versehen... Ein paar Schusswunden und unzählige Schnittwunden. Viele Erinnerungen kommen hoch wenn ich meinen Oberkörper betrachte. Die größte Narbe, die die Quer über meine Brust verläuft, schmerzt immernoch. Auch wenn sie schon lange Zeit meinen Körper ziert. Die beiden Tastenfelder für Wasserwärme und Strahlintensität erinnern mich immer an SEINE vercromten Cyberaugen...
Es war eine Schande wie es geendet ist... Armer Butterfly... Aber er musste es ja ausprobieren und mich herausfordern. Seine Leiche wurde zwar nicht gefunden, aber das wäre nichts besonderes. Schließlich war er ja fast nur noch Cyberware und ein gefundenes Fressen für Fledderer!
Wieder das blinken in meinem Sichtfeld. Der Wecker macht mich drauf aufmerksam das ich mich beeilen muss. Der Wasserdampf den ich rauslasse steigt majestätisch in die Luft und ich werfe einen Blick auf die Straße. Es ist nicht viel los, also werde ich wohl gut durchkommen. Nach dem abtrocknen werfe ich einen letzten Blick in den Spiegel, verändere mit meinen Gedanken noch ein wenig mein Gesicht. Cybertatoos sind wirklich nützlich. Jetzt bin ich wieder Nightcry, der schwarze Narr. Als letztes meine Pistolengürtel, die immer an der Brust hängen. Es kann losgehen, mal sehen was heute so auf dem Plan steht...
Es tut immer wieder weh, wenn ich zu einem Auftrag fahre.
Ich hatte schon einige Partner und Teams, mit denen ich Runs hinter mich gebracht habe. Die meisten sind jetzt entweder Tod oder diesem sehr nah.
Die Lichter aus den Gebäuden, sowie die Leuchtreklamen sehe ich schon garnicht mehr.
Früher fand ich sie faszinierend.
Genau wie Butterfly.
Wie er an den Fenstern meines Jackrabbits hing und nach draußen starrte, wenn ich, mit meinem Wagen verbunden, durch die Nacht raste.
Es war irgendwie... Beruhigend ihn dabei zu haben. Er war auf eine Weise wie ein kleiner Bruder für mich gewesen.
In den Schatten galten wir schon als das beste Messerklauenduo des gesamten Plexes.
Was nicht alles von jetzt auf gleich kaputt gehen kann.
Irgendwie fand er mein Geheimniss heraus.
Ich war Schuld daran das er in den Schatten lebte!
Nach Fünf Jahren der Freundschaft, was in den Schatten eine Ewigkeit darstellt, forderte er mich zum Duell.
Das war der einzige Unterschied zwischen ihm und mir.
Und etwas, wo wir uns ergänzten.
Er war keine gewöhnliche Messerklaue wie ich, er war ein waschechter Streetsam.
Einer, der dem "Weg" folgte. Immer Ehrenhaft, niemals hinterhältig. Hätte ich etwas in solchem ausmaße erfahren, ich hätte anders reagiert.
Nicht so fair.
Zu Butterfly's Unglück hatte ich mich ein paar Tage vorher verbessern lassen.
Neuer Reflexbooster.
Sonst wäre der Kampf definitiv anders ausgegangen. Ich sehe immernoch seinen Gesichtsausdruck als er fiel.
