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Fahrt in den Tod.

von

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Prolog

***** Prolog*****
 

Der junge Agent fühlte erneut den Puls des Verletzten. Kurz hielt er die Luft an, denn er fand die schlagende Lebensquelle nicht sofort. Nervös umfasste er den Hals seines Bambinos, tastete ihn erneut ab und dann seufzte er vor Erleichterung. Dort war er, ganz schwach - der Herzschlag. Doch schon wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Ein junger Mann kam zum Wagen und sprach sogleich nervös den Italiener an: „ Ich habe ein weiteres Seil zur Sicherung angebracht. Die Beiden anderen Verletzten werden von meiner Freundin versorgt - sie ist Krankenschwester. Lebt er noch?“

Tony war froh, dass Hilfe da war, denn drei Verletzte waren definitiv zu viel für ihn. Dennoch antwortete er prompt, da er ahnte, das die Zeit rannte: „Ja. Ja, er lebt noch. Aber sein Puls, er ist nur ganz schwach! Außerdem verliert er am Rücken viel Blut. Nur irgendwie kann ich die Ursache nicht erkennen. Ich werde ihn vorsichtig anheben. Können Sie ihn rausziehen, ohne das Auto groß zu bewegen?"

Der Fremde der sich als Kevin Bailey vorgestellt hatte, schaute leicht skeptisch auf das Wrack, welches auf einer Brücke baumelte und manchmal gefährlich wippte. Er hatte es, so gut es ging, mit den Abschleppseilen an den zerstörten Leitplanken gesichert, doch das Gewicht war groß und Beide wussten, es war keine Sicherung auf Dauer.

Also packte er schnellstmöglich mit an. Tony stabilisierte die Wirbelsäule am Hals und übergab ihm so den verletzen und bewusstlosen McGee. Gerade nuschelte er noch zu seinem Bambino: „Sobald du wieder fit bist, müssen wir mal über ein paar extra Trainingseinheiten für dich sprechen!“

Da vernahmen die Männer eine Art Zischen, konnten sich dieses Geräusch jedoch zuerst nicht erklären. Nachdem der Wagen aber nachgab, war ihnen klar was passierte - eines der Seile war gerissen.

Deshalb zog Kevin McGee schneller als gewollt aus dem Wagen, ohne noch darauf zu achten, der Wirbelsäule nicht noch mehr Schaden zuzufügen. Zu spät erkannte er, dass es ein Fehler war. Kaum war der Verletzte geborgen, barst das zweite Seil aufgrund der schnellen Bewegungen.

Tony wollte gerade vorsichtig aus dem Wagen klettern, wurde aber überrascht und die Armverletzung machte es ihm nicht gerade einfacher. Die Sekunden, nachdem ihm klar wurde, was das Geräusch verursachte, nahm er wie in Zeitlupe war. Plötzlich wurde ihm bewusst, lebend würde er dieses Fahrzeug sicher nicht mehr verlassen. Doch Aufgeben zählte nicht. Also bewegte er sich vorsichtig auf die Tür zu. Doch dann geschah es, die letzte Sicherung löste sich. Der Passant beobachtete erschrocken mit einem verletzten McGee vor sich auf dem Boden, wie der blaue Mittelklassewagen mitsamt dem Retter abstürzte. Dieser wurde durch die ruckartige Bewegung wieder ins Wageninnere geschleudert und fiel nun metertief diese Brücke hinab. Die letzten Gedanken des Halbitalieners galten seinen Freunden, immerhin hatte er sie gerettet und Tony war sicher, dass sein Tod so einen Sinn hatte.

Eine Leichtigkeit, eine Ruhe überfiel den gestressten Körper, und er sah nur noch die Bilder seiner Freunde vor seinem geistigen Auge. Alle Schmerzen waren plötzlich vergessen, bevor das Auto auf dem harten Boden aufprallte.

Kapitel 1

*****Kapitel 1******
 


 

Gegenwart:
 

Im Krankenhaus im Wartebereich:
 

Gibbs und das restliche Team saßen wieder einmal im Warteraum eines Krankenhauses. Der Chefermittler trank nun schon den zweiten Kaffee in der letzten halben Stunde. Wütend und gleichzeitig mit einem besorgten Blick schaute er immer wieder zu seinem jüngsten Teammitglied. Nun brodelte es aus ihm hinaus: „Wie konnte das passieren, McGee? Ich dachte du hattest ihn? Seine Tarnung war perfekt?“

Der junge Agent schaute aber nur schuldbewusst nach unten. Er hatte einfach in diesem Moment nicht die richtige Antwort parat. Allerdings musste er seinem Vorgesetzten antworten, also er stotterte er regelrecht: „BBBoss, k …keine Ahnung wie das geschehen konnte. Es t…ut mir Leid. K…kommt nicht mehr vor, Bboss.“

Der Chefermittler dachte sich verhörte zu haben. Wussten seine Leute doch, was er von Entschuldigungen hielt. Deshalb baute er sich mit ernster Mimik vor seinem Agenten auf, starrte ihn fast mit seinen Blicken nieder, gab ihm eine Kopfnuss und erklärte noch: „ Du weiß was ich von Entschuldigungen halte!“, bevor sein Agent überhaupt weiter reden konnte.

Ziva hielt sich in der Zwischenzeit sehr zurück. Sie machte sich große Vorwürfe. Immerhin hatte sie gesehen, wie ihr Partner blutverschmiert und bewusstlos abtransportiert wurde, nachdem sie ihn nach bangen Stunden endlich gefunden hatten.

Die Israelin hatte somit ein Versprechen gebrochen. Eigentlich wollte sie während des Undercoverauftrags gut auf ihren Kollegen aufpassen. Zuerst war auch alles in Ordnung, bis plötzlich keine Wanze mehr gesendet hatte - Tony war aufgeflogen. Alle hatten fieberhaft nach dem Brünetten gesucht. Keiner wusste, wie er enttarnt werden konnte und Gibbs hatte sich auch noch Vorwürfe gemacht und war seit diesem Vorfall nicht mehr zu ertragen.

Abby konnte dann irgendwann nach einigen Stunden zum Glück das Handy eines Täters orten, da Tony den Namen schon an das Team weitergegeben hatte, bevor er zum Treffen aufgebrochen war.

Doch es war fast zu spät, der Agent war bereits brutal zusammengeschlagen worden.

Sicher wollten die Verbrecher wissen, an wen er Informationen weitergegeben hatte, für wen er sie bespitzelt hatte. Immerhin hatten sie ja die Wanze entdeckt, trotz des guten Versteckes, denn sie war im Schuh eingebaut worden.

Bei der Erstürmung des Gebäudes war dann Chaos entstanden. Fast alle Verbrecher hatten sich verschanzt. Einer der Täter hatte ein direktes Schussfeld auf Ziva, ohne dass sie es bemerkt hatte. Immerhin wollte sie doch gerade ihren Boss beschützen, da ein Schütze diesen ins Visier genommen hatte. So hatte dieser Verbrecher lachend auf die junge Mossadoffizierin geschossen. Mit letzter Kraft hatte sich ihr Kollege, den sie kurz vorher entdeckt und befreit hatte vor sie geworfen. Und so hatte der Halbitaliener sich eine Kugel eingefangen. Die Isralelin hatte durch das Geschehene kurze Zeit einen Schock, dachte, sie hätte ihren Partner verloren. Sie verstand einfach nicht, was passiert war. In der Zwischenzeit hatten die restlichen Männer alle Täter festgenommen oder getötet. Der Chefermittler war unbemerkt für Ziva auf die Beiden zugelaufen. Die Israelin hatte eben alles um sich ausgeschaltet, sah nur noch den blutenden DiNozzo.

Gibbs hingegen hatte nur noch dessen Rettung im Sinn. Er hatte dem Brünetten etwas auf die Wunde gedrückt, auf den jungen Mann eingeredet und ab und an Zivas Namen gerufen, um sie aus ihrem Schockzustand zu befreien. Die junge Agentin hingegen hatten nicht verstanden was passiert war. Immerhin hatte sie ihn doch in Sicherheit gebracht.

Ihr ging es gut, er kämpfte um sein Leben - das durfte nicht sein.

Wie in Trance hatte man sie später hier her gebracht. Die junge Goth hatte sie in eine knochenbrechende Umarmung gezogen und nun hieß es warten.

Abby und Ducky trösteten sich gegenseitig, immerhin hatten sie alles mit anhören müssen. Der Pathologe aber war voller Zuversicht. Gerade als er sich aus Abbys Umarmung lösen wollte, um mit dem Teamleiter zu sprechen, da sich dieser scheinbar die Schuld für alles gab, wurden plötzlich die Flügeltüren, die zum Operationssaal führten geöffnet.

Ein Arzt in grüner OP-Kleidung trat heraus, strich sich erschöpft durchs Haar, lief kurz zum Schwesternzimmer, das gleich neben dieser Tür war und nach einigen Minuten lief er auf die kleine Gruppe zu.

„Sie sind die Familie von Agent DiNozzo?“, fragte er erschöpft und schaute ein wenig verdutzt in die Runde. Der Chefermittler stellte daraufhin alle nacheinander vor, um schnell auf den Punkt zu kommen: „Wie geht es meinem Agenten? Und ja keine Schönmalerei!“ Dabei blickte er den Arzt mit seinen blauen Augen an, so dass dieser keine Widerrede wagte. „Also ähm, ihr Agent hat eine mittelschwere Gehirnerschütterung, die Nase ist gebrochen und er hat viele Prellungen, die heilen müssen. Am meisten Sorgen hat uns die Schusswunde gemacht. Die Kugel ist in der Schulter stecken geblieben, hat aber keine knöcherne Struktur verletzt. Er hat viel Blut verloren, wir haben ihm deshalb eine Bluttransfusion geben müssen. Agent DiNozzo wird bald wieder aufwachen, sollte aber mindestens eine Woche hier bleiben. Die Schulter darf zwei Wochen nicht bewegt werden, sonst können wir bleibende Schäden nicht ausschließen. Ansonsten wird er sicherlich wieder der Alte. Sie dürfen kurz zu ihm.“ Kaum hatte der Arzt das gesagt, lief Gibbs los und hörte nur noch, wie ihm der Arzt die Zimmernummer hinterher rief.

Ducky ließ sich die Krankenakte geben. Er wollte sie schnell durcharbeiteten, da er sich denken konnte, dass er seinem Freund einen detaillierten Bericht abliefern musste.

Die zwei Frauen hingegen wollten ihrem Boss erst einmal ein paar Minuten mit Tony allein lassen. Sie warteten vor dem Einzelzimmer, in dem Tony lag.
 

Bei Tony im Krankenzimmer:
 

Er sah blass aus, wirkte irgendwie friedlich, so wie er dort lag. Das EKG- Gerät gab ein beständiges, gleichmäßiges Piepen von sich, zeigte, dass das Herz des Agenten regelmäßig schlug. Es hingen mehrere Infusionen an einem Ständer, sie führten zu einer Kanüle im Arm. Der Teamleiter hasste diesen Anblick, er konnte sich davon einfach nicht lösen.

Tony hingegen fühlte langsam wieder etwas, konnte seine Augen jedoch noch nicht öffnen. Die Lider fühlten sich an, als hätte man schwere Gewichte rangehängt.

Der junge Italiener überlegte, was passiert war. Langsam nur kamen die Erinnerungen wieder. Doch dann überrollten sie ihn plötzlich wie ein grauenhafter Alptraum gepaart mit Schmerzen. Undercoverauftrag….. Enttarnung…. Schläge…. Ziva…. Schuss….! Wo war er nur jetzt? Sollte das der Himmel sein oder war er in der Hölle gelandet, so wie es ihm sein Vater prophezeit hatte?

Seine Augen waren immer noch schwer wie Blei, doch dann hörte der junge Agent eine Stimme, die ihm sehr vertraut vorkam. Er musste seine Augen öffnen! Das Kämpfen half. Langsam und mühevoll konnte er seine Augen öffnen und blickte in die sorgenvollen, müden Augen seines Bosses.

„Hey, da bist du ja wieder! Wird ja auch Zeit. Schlafen kannst du in deiner Freizeit. Wie geht es dir?“, fragte Gibbs seinen Agenten mit einem besorgten Unterton in der Stimme. Dieser jedoch schaute ihn nur erschöpft an und antwortete mit schwacher, müder Stimme: „Ach Boss, so schnell bin ich nicht klein zu kriegen. Ich kann Ziva doch nicht den ganzen Spaß überlassen. Wer soll dich denn sonst immer wieder zur Weißglut treiben?“

Der Chefermittler dachte, er hörte nicht richtig. Von einem auf die andere Minute wechselte seine Stimmung von besorgt zu wütend. Er konnte kaum dem Drang widerstehen, seinem vorlauten Kollegen eine Kopfnuss zu verpassen, aber der Anstand verbot ihm das. Deshalb drehte er sich um, befahl noch: „ DiNozzo, benimm dich, dass mir ja keine Klagen kommen.“ Als er allerdings die Tür schließen wolltem hinderte ihn ein plötzlich verzweifelt klingender Italiener daran: „Boss, wann komm ich hier raus? Bitte kümmere dich da drum!“ Der Chefermittler konnte ein Grinsen nicht mehr verhindern, wusste er doch um die Krankenhausphobie seiner zweiten Hand.

Danach bekam DiNozzo noch Besuch von Abby, Ducky und Ziva. Alle freuten sich riesig, dass er mit dem Leben davongekommen war. Seiner Partnerin versicherte er, dass sie sich keine Vorwürfe machen sollte. Er kannte nämlich den Gesichtsausdruck und ihm war klar, das Selbstvorwürfe fehl am Platz waren.

Es artete später fast schon wieder in eine kleine Ziva – Tony – Diskussion aus, jedoch wurde der brünette Agent von seiner Müdigkeit überrumpelt und schlief mitten bei Zivas Erklärungsversuchen einfach ein. Die Israelin nahm das als Zeichen, dass sie Recht hatte, und dass er die nächsten zwei Wochen nicht arbeiten durfte, geschweige denn im Büro sitzen würde. Worüber sollte ein DiNozzo wohl sonst in einem Krankenhaus streiten!!! Also verließ sie leise den Raum, nachdem sie ihren Kollegen zugedeckt hatte.

Gibbs hatte nochmals mit dem Arzt gesprochen. Dieser wollte seinen Patienten unter Vorbehalt in drei Tagen entlassen, wenn er einem Arzt jeden Tag vorstellig wurde. So nahm dieser Tag doch noch ein glückliches Ende.

Kapitel 2

******Kapitel 2*****
 

Im Krankenhaus:
 

Die nächsten drei Tage nutzte Tony, um mit den netten, in seinen Augen süßen „und“ sexy aussehenden Schwestern zu flirten. Er hatte schon von fast jeder Schwester, die ihn geschmacklich ansprach, die Nummer und zwei Date´s hatte er auch schon ausgemacht.

Nur die Oberschwester der Spätschicht war ihm ein Dorn im Auge. Stramm, mit einem warnenden Blick versuchte diese ihn immer wieder zur Ruhe zu zwingen. Sie hatte irgendwie auch etwas von Gibbs, musste der junge Agent sich eingestehen. Der Teamleiter war ihm dennoch um einiges lieber. Dieser wollte ihm wenigstens nicht an die Wäsche. Das schlimme war, dieses „Monster“, zumindest in Tonys Augen, nutze die verordnete Bettruhe aus und so durfte er nicht mal ohne ihre Begleitung sein Bett verlassen.

Schon am zweiten Tag hatte er aus purer Verzweiflung seinen Boss angerufen. Dieser sollte ihn sofort aus dieser „Hölle“, wie Tony es nannte, befreien. Doch kaum hatte der Halbitaliener zu der bittenden Frage angesetzt, da hatte Gibbs, ein Knurren hören lassend, wieder aufgelegt, wusste er doch genau, was sein Field Agent wollte. Also blieb dem Verletzten nichts anderes übrig, er musste in den sauren Apfel beißen und wurde in anderen Schichten mit netten, liebreizenden Schwestern belohnt.

Die restlichen Teammitglieder kamen auch regelmäßig zu Besuch, nur sein Boss hatte verlauten lassen, dass er DiNozzo pünktlich um neun abholen würde, sobald der Arzt sein okay gegeben hatte.

Der smarte Italiener wusste das zu schätzen und er verstand seinen Boss, ahnte er, dass auch Gibbs eine Scheu vor Krankenhäusern hatte.

Abby berichtete ihrem „Tiger“ an den darauf folgenden Tagen, wie mies gelaunt der Bossman doch seit diesem Vorfall sei und das er sich doch mit der Genesung beeilen solle. Und auch Ziva und McGee hofften, das er bald wieder zu Arbeit kommen würde. Immerhin waren sie mometan die Leittrangenden, da sie die Laune des Chefermittlers abbekamen, wenn ihr Kollege nicht anwesend war. Genesung - diese sollte laut Aussage des Arztes jedoch noch mindestens zwei Wochen dauern. Bei dieser Äußerung hatte Tony aber ein Grinsen auf den Lippen, denn er war sich sicher, dass er seinen Boss überzeugen könnte, eher arbeiten zu dürfen.
 

3 Tage später:
 

Im Büro bei Ziva und McGee:
 

Ziva und McGee saßen vor einem Berg von Akten. Im Büro herrschte seit Tagen Stille. Die Atmosphäre wirkte irgendwie dunkler und trauriger als sonst. Keiner sagte ein Wort und alle arbeiteten still an den Akten, da sie nie wussten, wenn Gibbs um die Ecke gesaust kam. Alle waren schon sehr zeitig ins Büro gekommen, obwohl der Fall gelöst war und die Verbrecher bei Gibbs im Verhör ein Geständnis abgelegt und es unterschrieben hatten.

Diese Leute hatten aber auch einen großen Fehler gemacht. Immerhin hatten sie einen von Gibbs Team verletzt - so etwas machte keiner ungestraft.

Trotz des Geständnisses war der Chefermittler wütend. Keiner getraute sich, den ihn darauf anzusprechen, bis auf Ducky natürlich.

Im Stillen wünschte sich jeder, insbesondere aber McGee, dass Tony wieder arbeiten würde.

Noch hatte Gibbs nichts gesagt, noch wurde der Fall nicht ausgewertet. Aber irgendwie trug er die Schuld, dass man Tony enttarnen hatte können. Ihn ließ die ganze Sache einfach keine Ruhe mehr. Er konnte nicht mal mehr richtig schlafen. Nur eine Entschuldigung brachte da auch nichts - was passiert war, konnte keiner mehr ändern.

Der junge Agent starrte unbewusst in die Luft und überlegte, wie die Sache wenigstens mit seinem Teamkollegen klären könnte. Er wollte ja nicht durch sowas sein Vertrauen verlieren.

Ziva hingegen starrte auf ihre Akte, immer noch in Gedanken beim Undercoverauftrag. Ihr war nicht klar, wie sie die Kugel übersehen hatte können. Und gerade in dem Moment, wo sie den Entschluss fasste, nochmals darüber mit Tony zu reden, brüllte ein schlechtgelaunter Teamleiter: „ Ihr seit hier nicht zum Träumen sondern zum Arbeiten. Tut was für euer Geld!

Ich will eure Berichte auf meinem Tisch, sobald ich zurück bin!“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um, schmiss noch den leeren Kaffeebecher in den nächsten Mülleimer und fuhr mit dem Fahrstuhl ins Labor.
 

Im Labor:
 

„Abby hast du die DNA gesichert, der Fall muss wasserdicht sein?“ Gibbs stürmte ins forensische Labor, drehte die laute Musik leiser und fragte einfach ohne eine Begrüßung drauf los. Die junge Wissenschaftlerin, kurz erschrocken, nahm ihm das jedoch nicht übel und antwortete mit einem „Jawohl, Sir!“

„Bossman, holst du Tony ab?“, fragte die hippelige Goth danach ihren Chef neugierig. Anstatt zu Antworten verließ der Chefermittler den Raum nur mit einem Nicken. Er hatte wieder einmal einen schlechten Start in den Tag gehabt und er hasste es, wenn einer seiner Leute fehlte. Abby wusste das und so ließ sie den Ermittler ziehen. Sobald ihr „Tiger“, wie sie Tony oft nannte, wieder hier war, würde auch die Laune ihres Bosses steigen, da war sie sich sicher.

Vergnügt machte sich die junge Goth erneut an ihre Arbeit.

Der Teamleiter hingegen begab sich zur Tiefgarage, um zum Krankenhaus zu fahren.

Die beiden Agenten im Büro nutzen die „cheffreie Zeit“, um mit jemandem „Vertrauten“ zu reden.

Beide wollten etwas Wichtiges über den Fall loswerden, jedoch ging das nicht in Gibbs Anwesenheit. Nach einigen Minuten sprach Ziva; „He McGee! Meine Akten sind fertig. Ich muss dann mal kurz weg.“

Die Israelin sprang auf und wartete erst gar nicht auf den Aufzug, sondern sie lief direkt zu Abby.

Kaum war die Mossadoffizierin weg, stand auch der Computerexperte des Teams auf und lief unbewusst in dieselbe Richtung wie seine Kollegin.

Die Israelin war in der Zwischenzeit bei Abby angekommen. Diese hatte natürlich wieder die Musik auf vollster Lautstärke und feuerte gerade wieder ihre „Babys“ an, damit sie auch gute Ergebnisse lieferten. So konnte die Liasonoffizierin des Mossad unbemerkt in das Labor eindringen. Sie suchte schnell die Stereoanlage und drückte die Austaste, bevor ihre Ohren einen irreversiblen Schaden davon tragen konnten.

Die Goth war natürlich nicht begeistert, immerhin hatte sich jemand unerlaubt an ihrem Eigentum vergriffen. Jedoch kaum wollte sie loswettern, da schaute sie in traurige, leicht verwirrte Augen und ihre Stimmung schwang sofort in Besorgnis um.

„Was ist los Ziva? Ist was passiert?“, fragte die Schwarzhaarige daraufhin ihre Freundin und auch neue Vertraute.

„Ach Abbs, es ist dieser Fall. Immer und immer wieder frage ich mich was da schief gelaufen ist!?“

Doch kaum versuchte Abby eine Antwort zu finden, da sprach ein Dritter dazwischen:

„Ziva, es war nicht deine Schuld und auch nicht meine. Die Wanzen waren wirklich gut versteckt. Nur irgendwie gab es eine Rückkopplung, dadurch wurde ein Ton ausgelöst, obwohl eigentlich nur Tony uns und wir die Verbrecher hören sollten. Sie war Defekt, es war eigentlich unvorhersehbar. Wir konnten nicht schnell genug reagieren, da waren sie schon durch einen unterirdischen Tunnel geflüchtet. Die Drogen hatten sie zurückgelassen, aber Tony hatten sie einfach entführt. In ihrem Versteck hatten sie ihn bearbeitet, wollten sicher wissen, welcher Verein ihn geschickt hatte. Und nachdem du…..“, der junge Agent zeigte traurig auf Abby, „endlich einen der Kerle identifiziert hattest, da Tony ja Fingerabdrücke und einen Tarnnamen hinterlassen hatte, konnten wir sie über das Handy des Täters orten.

Und selbst da lief alles schief oder Ziva?“

Abby wusste, das Beide über diesen Fall reden mussten,deshalb umarmte sie ihren Freund kurz, strich ihn sanft über den Rücken und dann hörte sie ihrer Freundin zu. Jedoch traute diese sich nicht weiterzureden.

„Was ist passiert Ziva? Erzähl es uns, es ist wichtig!“, bat Abby leise die Israelin.

Diese schaute erschrocken zu den beiden Anwesenden. Erneut sah sie vor ihrem geistigen Auge das ganze Gemetzel, ein anderes Wort fiel ihr nicht ein.

Doch sie überwand ihre Zweifel und berichtete wie in Trance:

„ Gibbs hatte noch das Swat - Team und ein weiteres NCIS - Team zur Verstärkung mitgenommen. Wir hatten uns angeschlichen, nachdem jeder seine Position bezogen hatte. Aber die Täter waren gewarnt worden - sie hatten überall getarnte Kameras. Schnell hatten sie sich zurückgezogen. Es war ein totales durcheinander. Ich hatte nach Tony gesucht, gehofft dass ihm nichts geschehen war. Überall waren die Kugeln, die mir um die Ohren geflogen sind. Nachdem ich ihn gefunden hatte, wollte ich ihm nur noch helfen. Ich war leicht geschockt, wie er dort gefesselt an einem Stuhl saß, überall war Blut - im Gesicht, an der Kleidung, selbst ein wenig auf dem Boden. Ich musste ihn schnell befreien, sonst hätte ihn bald eine Kugel getroffen. Durch diese Gedanken war ich unvorsichtig und das war der Fehler der Tony fast getötet hätte.“

Ziva wollte nicht weitererzählen, die Erinnerungen überrollten sie förmlich, aber der Blick ihrer Freunde forderte sie dazu auf, überzeugte sie,das sie das richtige tat.

„Ich hatte mit meinem Messer seine Fesseln gelöst und ihn auf den Boden gelegt. Er war sehr geschwächt. Dann hatte ich gesehen, wie einer der Täter auf Gibbs zielte. Ich war aufgestanden und hatte in diese Richtung geschossen, ohne auf meine Deckung zu achten. Ich hatte nicht bemerkt, wie Tony sich mit letzter Kraft in die Schussbahn einer Kugel geworfen hatte, die einer der Täter auf mich abgefeuert hatte, da er freie Sicht auf mich hatte. Kaum war mein Schuss gefallen, hatte ich schon gehört, wie Tony zu Boden gegangen war.

Ich war wie erstarrt Abby, ich habe ihm nicht helfen können. Das ganze Blut. Die Kugel die für mich bestimmt war…!“ Die ehemalige Mossadoffizierin schämte sich, ihre Gefühle so öffentlich zur Schau gestellt zu haben. Aber die Forensikerin nahm sie in den Arm und flüsterte nur: „ Das ist unser Tony!“

Irgendwie tat es allen gut, wenigstens einmal diesen Fall besprochen zu haben. Während sie auf den „Helden des Tages“ warteten, lachten sie über seine Streiche und sprachen über seine Eigenarten, die alle im Prinzip an ihm liebten und missen würden, wäre er nicht mehr da. Eins stellte jedes einzelne Teammitglied fest, es ging nicht mit und es ging nicht ohne DiNozzo. Dieser junge, lebensfrohe, optimistische und manchmal kindische Kerl lockerte den Büroalltag mit seinen Sprüchen auf und jeder einzelne lernte auch schon die ernste Seite an ihm kennen. Dadurch konnte er auch zur richtigen Zeit Trost spenden.
 


 

Bei Gibbs und Tony im Krankenhaus:
 

Auf den Weg ins Krankenhaus dachte der Teamleader nochmals wie in den vergangenen Tagen über das Geschehene nach. Er hätte fast wieder einen seiner Leute verloren. Eigentlich wollte er sie alle beschützen. Wieder einmal wurde ihm aber schmerzlich bewusst gemacht, dass er es nicht konnte. Dieser Gedanke machte ihn sehr wütend, so dass er mit einer wahnsinns Geschwindigkeit zum Krankenhaus raste. Nach kürzester Zeit hatte er das Bethesda erreicht und so machte er sich auf den Weg zu DiNozzo.

Schon als er die Zimmertür erreichte, hörte er die Stimme seines Kollegen und Freundes. Dieser schien schon wieder mit einer Frau zu flirten. Gibbs nutze die Chance, schlich sich an und dann riss er die Tür auf und brüllte: „DiNozzo! Kannst du mir erklären wer diese nervige Frau ist, die ständig im Büro nach Schnuckiboy fragt?" Dabei musste er sich ein Lächeln verkneifen, denn die Reaktion Tonys war einfach nur zum schießen.

Der junge Mann wollte gerade die Krankenschwester küssen, wurde von seinem Boss überrumpelt und so hatte er die Frau fast schon von sich weggestoßen und schaute nun seinem Chef ganz verdutzt, ja schon verlegen an. „B..Boss?“, fragte er dann noch total überrumpelt. Doch mehr brachte er nicht zustande. Die Krankenschwester schaute den süßen Italiener wütend an und fragte dann etwas lauter als gewollt: „ Du hast gesagt, du hast keine Freundin?“ Dann drehte sie sich um, rannte denn Chefermittler fast um und war verschwunden.

Aber Tony war diese Reaktion egal, er wusste, sollte seinen Boss jemand genervt haben, dann brauchte er eine gute Erklärung.

Kaum wollte er den Mund aufmachen, um Gibbs eine seiner Ausreden zu präsentieren, die er immer parat hatte, da kam dieser ihm zuvor: „ Was machst du hier eigentlich? Das nennst du Erholung? Komm jetzt, Ducky wartet bereits. Er trägt jetzt die Verantwortung für dich.“

Kaum hatte der Teamleiter diese Worte ausgesprochen und sich die Tasche gegriffen, da erstarrte Tony mitten im Gehen, um seinen Chef zu erklären, warum er keinen Arzt brauchte und arbeiten konnte: „Boss, das muss nicht sein, ich kann mich an meinen Schreibtisch setzen, Akten bearbeiten und glaub mir, ich bin ganz still. Aber zwinge mich nicht zu Ducky oder einem anderen Arzt zu gehen. Einen Verbandswechsel kriege ich auch gut alleine hin.“

Doch da kam schon die Hand des Chefermittlers geflogen, traf den Kopf seines Kollegen diesmal jedoch nicht. Immerhin hatte dieser seine Gehirnerschütterung noch nicht auskuriert.

„ Du wirst tun, was ich dir sage. Keine Widerrede. Zuerst Ducky, Untersuchung. Dann schlafen bei Abby im Labor und später bringe ich dich zu mir nach Hause, verstanden?“ Während Gibbs das seinem Agenten erklärte, glitzerten seine Augen wütend, sodass sein Gegenüber wusste, dass er lieber nichts mehr dagegen antworten sollte.

Beide stiegen in den Wagen, nachdem Gibbs die Papiere besorgt hatte und dann fuhren sie etwas langsamer zum Hauptquartier.

Kapitel 3

*****Kapitel 3*****
 

Bei Tony und Gibbs:
 

Während der Fahrt spürte Tony erste Anzeichen der Erschöpfung, aber zugeben und Schwäche zeigen, das gab es nicht. Also kämpfte er gegen die Müdigkeit an. Als er dann jedoch aus dem Auto aussteigen sollte, wurde ihm erneut aufgrund des langen Sitzens schwindlig. Außerdem hatte der Gurt auf die Wunde gedrückt und so hatten sich die Schmerzen in der Schulter verschlimmert. Dennoch wollte er seinem Boss nicht Recht geben und so blieb er kurz stehen und lief weiter, nachdem der Schwindelanfall vorüber war.

Eigentlich war der junge Agent überzeugt davon, dass sein Boss nichts von seiner Schwäche mitbekommen hatte - doch Fehlanzeige. Gibbs war die ganze Zeit ein Stück hinter seinem Schützling gelaufen, um immer eingreifen zu können und so war ihm sofort aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Trotzdem wollte er ihm die Chance geben, es auf eigenen Füßen bis in die Pathologie zu schaffen.
 

In der Pathologie:
 

Nachdem sie an den ersten Kontrollen vorbei waren und auch den Fahrstuhl hinter sich gelassen hatten, erreichten sie eine metallene Tür, die sich wie von Geisterhand öffnete. Dahinter verbarg sich ein hell erleuchteter aber steriler Raum mit mehreren Metalltischen und an der linken Seite grenzte ein kleiner Raum, in dem ein Schreibtisch stand. Außerdem waren an einer Wand mehrere metallene Schübe angebracht. Da es sich um die Gerichtsmedizin handelte, waren dort die Kühlfächer für die Leichen untergebracht.

Tony betrat als Erster die Pathologie. Trotz seines Schwindelgefühls und dem unangenehmen Druck, der auf seinem Kopf zu lasten schien, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er bereute es jedoch sofort, da selbst dieser kleine Akt mit Kraft verbunden war. Aber der Halbitaliener konnte nicht anders, denn er sah einen grauhaarigen, älteren Herrn, der einen Tee in der Hand hielt und laut eine Akte las. Der Pathologe schien die „Eindringlinge“ nicht mal bemerkt zu haben.

„Ducky? Stören wir?“, fragte Tony hoffnungsvoll, und war schon wieder dabei, sich umzudrehen. Selbst Gibbs musste bei diesem Anblick Schmunzeln, jedoch unterbrach er die Aktion seines jungen Kollegen indem er nur noch drohend in die Richtung des Pathologen zeigte. Also hatte der verletzte Agent keine Wahl - er musste sich dem Schicksal ergeben und lief langsam, als könnte ihn doch noch jemand davor bewahren, auf den Arzt zu.

„Ah Anthony, haben sie dich doch schon entlassen? Was musstest du dafür tun? „ fragte der Pathologe scherzhaft, um die Stimmung ein wenig aufzulockern. Aber der junge Italiener kam gar nicht zum Antworten, denn das übernahm der Chefermittler: „Wir werden ihn strengstens überwachen, das war die Bedingung. Also, walte deines Amtes Ducky!“

Eine Antwort auf die Frage konnte Tony sich nach Gibbs „Drohung“ dennoch nicht verkneifen: "Der Boss hat ihnen gesagt, dass er mich ans Bett fesseln wird, wenn ich nicht brav seine Anordnungen befolge."

Der Teamleiter erwiderte nichts, schaute dennoch zornig zu seinem Schützling. Daraufhin schwieg der junge Italiener lieber und der Pathologe löste die unangenehme Situation, indem er den jüngeren Agenten aufforderte:

„Oh, OK! Setz dich hier hin mein Lieber!“, und anschließend deutete er auf einen der Tische. „Wie geht es dir mein lieber Junge?“, fragte Ducky leicht besorgt den angeschlagenen Agenten und nahm auch den Verband der Schulter ab, denn Tony hatte bereits widerwillig auf Gibbs drängen hin sein Hemd ausgezogen.

„Mir geht es prima, Ducky! Könnte sofort mit der Arbeit anfangen!“ erwiderte Tony auf die Frage.

Kaum hatte er es aber ausgesprochen, da baute sich sein Vorgesetzter drohend vor ihm auf, beugte sich zu Tonys Gesicht hinunter, so dass der verletzte Agent den Atem seines Vorgesetzten spüren konnte, während der Gerichtsmediziner frisches Verbandsmaterial besorgte: „Lüg nicht, sonst glaube mir, ich finde eine schöne kleine Einzelzelle , die Erholung pur garantiert. Brot und Wasser gratis und jeden Tag einen kostenlosen Arztbesuch. Darfst du wieder arbeiten, bedeutet das für dich mindestens einen Monat Innendienst. Also?“

Entsetzt und ungläubig starrte Tony seinen Boss an, überlegend ob dieser das wirklich durchziehen würde. In den Augen seines Gegenübers sah er aber ein wütendes Funkeln, das bereits alles aussagte und so wusste der junge Mann auch, dass alles Flehen und Bitten nichts bringen würde. „ Boss…! Ist die Zelle gemütlich? Ich meine…! Aua“, Er stoppte mitten im Satz, denn der Chefermittler konnte sich nicht mehr zurückhalten und hatte seinem jungen Kollegen eine abgeschwächte Kopfnuss gegeben. Dieser trieb ihn nämlich in den Wahnsinn.

„Was treibt ihr Beide da? Jethro, wie kannst du nur?“ fragte der Pathologe leicht entsetzt, denn er hatte das ganze Geschehen beobachtet.

„Wir mussten nur etwas klären. Und DiNozzo muss dir noch was sagen. NICHT WAHR?“, antwortete der Teamleiter und schaute nochmals direkt zu seinem Schützling.

„Also Anthony, wie geht es dir? Ich muss dir doch nicht alles aus der Nase ziehen oder?“, fragte der Gerichtsmediziner, konnte er sich denken, was die Diskussion beinhaltete. Tony schaute auf den Boden, erinnerte sich jedoch an die Worte seines Bosses und widerwillig berichtete er dem Pathologen alles über die Schwindelanfälle die ihn plagten und über die starke Müdigkeit. Ducky musste Lachen und flüsterte zu Gibbs: „ Du weißt, wie du deine Leute zum Reden bringst!“ Doch dieser entgegnete trocken: „ Nicht nur die!“ Dann verließ er die Pathologie. Er wusste, der Brünette würde nun seinen Anweisungen folge leisten. Auch wenn sich sein ranghöchster Agent manchmal widersetzte, war er doch noch sein treuster Mitarbeiter, der zudem erst vor kurzem Ziva das Leben gerettet hatte.

Der Pathologe hingegen beschäftigte sich jetzt voll und ganz mit seinem Patienten. Dieser musste sich seiner Kleidung vollständig entledigen, hatte er auch andere Verletzungen, wie Ducky eben in der Krankenakte gelesen hatte.

„Anthony, warum hast du nichts gesagt?“, fragte er nun besorgt. „Was haben sie dir angetan?“

„Ducky, es ist nichts. Es geht mir gut. Und keine Sorge es wird alles wieder heilen!“, antwortete der junge Agent, der nun ein wenig wütend auf seinen Boss wurde. Er schämte sich ein wenig, hatte er doch nicht verhindern können, dass die Täter ihn brutal zusammenschlugen und mit Zigaretten quälten.

Der Gerichtsmediziner versorgte die Wunden, schüttelte immer wieder mit dem Kopf und hoffte inständig, dass der junge Mann mit einem seiner Freunde darüber reden würde. „Tony, du brauchst Ruhe, dein Körper braucht Ruhe. Halte dich bitte dran. Ich werde jeden Tag nach dir sehen und jeden zweiten Tag den Verband wechseln. Was macht dein Kopf, da scheinst du auch Schläge abbekommen zu haben?“, fragte Ducky seinen Patienten. Dieser schaute den Arzt mit seinem Dackelblick an, merkte aber, dass er damit nicht weit kam und schweren Herzens antwortete er: „Ich habe auch ein klein wenig Kopfschmerzen, Duck. Aber es geht wirklich. Ich verspreche hoch und heilig, dass ich mich gleich erst einmal hinlege.“ Der ältere Herr musterte seinen Patienten und dann erlaubte er ihm, sich anzuziehen.

Tony brauchte einige Zeit dazu und beim T-Shirt benötigte er sogar die Hilfe des Älteren. Zum Schluss jedoch verabschiedete sich der Halbitaliener vom Gerichtsmediziner, bevor er schwankend die Pathologie verließ, während Ducky ihm mitleidig hinterher schaute.
 

Währenddessen im Büro:
 

Ziva hatte nun vor Nervosität schon eine Akte nach der anderen bearbeitet. Sie war mit ihren fertig und hatte sogar schon Tonys Stapel angefangen. Doch dann hatte sie sich mit McGee unterhalten und er hatte sie erinnert, wie oft er sie mit ihren Versprechern aufgezogen hatte und auch so jede Kleinigkeit ausgenutzt hatte, um einen Scherz auf ihre Kosten zu machen, wenn sein Bambino nicht in der Nähe gewesen war, da diesen normalerweise die scherzhaft gemeinten Streiche trafen.

Auf einmal verlor sie die Lust, seine Arbeit auch noch zu machen. Er konnte diese Akten doch selber bearbeiten, sobald es ihm besser ging.

Also saß sie nun im Büro, hatte einen Shake in der Hand und träumte. Ihr wurde immer wieder bewusst, wie selbstlos Tony gehandelt hatte und sie wusste nicht, ob sie das könnte.

Zwar hatte sich die Israelin innerlich verändert, doch sie zweifelte in dieser Situation doch noch an sich. Immerhin wurde sie dafür nicht ausgebildet. Sie fragte sich ob Tony dafür ausgebildet wurde!

War er dafür trainiert worden, Qualen zu überstehen und sein Leben über das anderer zu stellen?...

Tief in Gedanken bemerkte sie nicht, wie der Fahrstuhl sich öffnete und Gibbs eintrat. Dieser fragte sich, was die junge Frau beschäftigte. Sie war abwesend und das konnte im Einsatz gefährlich sein. Deshalb fasste er einen Entschluss - sollte dieser Zustand länger anhalten, würde er mit ihr reden. Erst einmal musste er sie aber aus ihren Träumereien holen.

Der Chefermittler baute sich vor ihrem Schreibtisch auf und während er laut rief, schlug er mit dem Fuß gegen den Tisch: „ Ziva, schlafen kannst du zu Hause. Hast du nichts zu tun? Was ist los mit dir?“ Die ehemalige Mossadoffizierin zuckte erschrocken zusammen, blickte in die offen gebliebene Akte, die sie zuletzt bearbeitet hatte und wusste nicht was sie antworten sollte.

„ Wo ist Tony? Wolltest du ihn nicht aus dem Krankenhaus holen?“, fragte sie ihren Vorgesetzten, nachdem sie sich vom Schreck erholt hatte.

Bevor sie ihre ersehnte Antwort bekam, setzte sich der grauhaarige Teamleader an seinen Schreibtisch, schaute in Ruhe seine Mails durch und erst dann antwortete er: „ Er müsste jetzt schlafen.“

„Wie Schlafen? Wo? Zu Hause?“, fragte sie daraufhin. Doch sie bekam nur einen wütenden Blick und eine Gegenfrage: „ Hast du nichts anderes zu tun, als mich mit Tony zu Nerven?“
 

Wenn der Chefermittler nur erahnen könnte, das er die Zeit mit dem Halbitaliener sehr bald vermissen würde.
 

Im Labor:
 

McGee und Abby rüsteten in der Zwischenzeit ihre Computer auf. So bekamen sie gar nicht mit wie Tony sich zu ihnen gesellte. Die Musik dröhnte dem Halbitaliener entgegen und so bekam er noch schlimmere Kopfschmerzen. Er schlich sich an die Anlage und genoss noch kurz das Schauspiel mit Abby und McGee. Diese schoben fast in einem Rhythmus einen ihrer Powerdrinks hin und her und tranken draus, während sie melodisch und fast synchron auf der Tastatur klimperten. Doch dann hielt er es nicht mehr aus und so machte er die Musik aus.

„Was zum Teufel soll das? Wer wagt…..?“ doch weiter kam die junge Goth nicht, sie sah ihren „Tiger“, rannte auf ihn zu und umarmte ihn, so fest, wie sie nur konnte. Der junge Agent hatte jedoch die Kraft noch nicht und stolperte zurück, außerdem biss er die Zähne zusammen, da die Umarmung doch ziemlich starke Schmerzen in der Schulter und am restlichen Körper verursachte.

„Tony, Tony Tony! Schön das es dir wieder gut geht!“

„Hey Abbs! Langsam, ganz fit bin ich noch nicht.“ , entgegnete er ihr mit schmerzverzerrter Stimme.

Daraufhin ließ ihn die kleine Labormaus los. Sie blickte ihn erstmal entschuldigend an und dann musterte sie ihren Freund genau. Nachdem ihn die Goth losgelassen hatte, hielt er sich erst einmal an einem Stuhl fest, immerhin fühlte er sich nun, als hätte ein Zug ihn überrollt.

Auch McGee gesellte sich zu den Beiden und freute sich, das es seinem Kollegen soweit wieder gut ging.

„Abbs, ich habe gedacht, ich kann mich bei dir in den Balistikraum legen, du weißt schon…..!“ Doch er brauchte und konnte den Satz gar nicht beenden. Die junge Goth griff ihn unter den Arm und zog ihn vorsichtig in den Raum. Fürsorglich richtete sie ihm ein provisorisches Bett her und drückte ihm eine wollene Decke in die Hand. „Ruh dich aus Tony! Hier stört dich keiner. Ich pass auf, dass keiner Lärm verursacht, der dich wecken könnte.“, erklärte Abby noch und dann ließ sie ihren „Tiger“ allein. Die Tür schloss sie ganz leise, als würde der junge Italiener bereits schlafen. Danach tauschte sie kurz einen sorgenvollen Blick mit McGee und schon setzte sie ihre Arbeit mit dem MIT-Absolventen fort.

Tony hingegen ließ sich sofort auf der Matratze nieder. Kaum hatte er die Decke über sich geworfen und seine Jacke als Kissen zurechtgebogen, da war er bereits in einen tiefen Schlaf gefallen.

Doch dieser Schlaf war sehr unruhig. Alpträume verfolgten ihn. Der junge Mann durchlebte den letzten Einsatz nochmals im Traum. In der Traumwelt kam ihm alles so real vor.

Kapitel 4

*****Kapitel 4*****
 


 

Im Ballistikraum:
 

Tony konnte sich noch allzu gut an diesen verhängnisvollen Tag erinnern. Corporal McNeill war voll gepumpt mit Drogen zur Arbeit erschienen. Das Team hatte später herausgefunden, dass der Corporal Probleme mit der Familie hatte. Seine Eltern hatten ihn nie wirklich anerkannt.

An diesem Tag war sein Frust aus ihm herausgebrochen und sein Ärger hatte sich gegen seine unschuldigen Kollegen gewandt. Beim morgendlichen Appell hatte er eine Waffe gezogen und war Amok gelaufen. Die anderen Soldaten konnten ihn relativ schnell unter Kontrolle bringen, doch einer von ihnen hatte bei dem Versuch sein Leben gelassen. Der Corporal war selbst von seiner Tat entsetzt, da er sicher war, dass die Drogen ihn zum Mörder gemacht hatten. Unter Tränen verriet er Gibbs den Namen des Dealers – Sergeant Sam Fuller.

Das Gibbsche Team entdeckte, dass bei den Marines ein richtiger Drogenring existierte.

Sergeant Sam Fuller arbeitete für einen Unbekannten, den man nicht so einfach überführen konnte, den man kaum in die Falle locken konnte.

So entschloss sich das Team, Tony in den Undercovereinsatz zu schicken. Er trat als Drogenkäufer auf. Dieser Sergeant Fuller war die Eintrittskarte in den Ring. Leider lief nichts wie geplant. Der Sergeant schlug Tony nieder, nachdem er ihn durch einen Mikrofehler enttarnt hatte. Der Halbitaliener jedoch, der vom Schlag überrascht wurde, war innerlich beunruhigt und aufgebracht, nachdem er wieder einigermaßen bei Sinnen war.

Er zwang sich jedoch, sich ruhig zu verhalten und weiterhin seine Rolle zu spielen. Er vertraute darauf, dass das Team, das noch draußen war für seine Rückendeckung sorgen würde. Jedoch geschah etwas, womit keiner rechnen konnte.

Nun lag er hier bei Abby, sein Kopf schmerzte, die Schulter pochte und sein geschundener Körper zwang ihn zur Ruhe. Die Müdigkeit überkam ihn, kaum das er sich unter Schmerzen hingelegt hatte und trotz dieser schrecklichen Erlebnisse war er sofort eingeschlafen. Man bemerkte, dass er schlecht träumte, da er sich immer wieder mit einem leisen Stöhnen umdrehte, und seine Lider zuckten im Schlaf.
 

Schwer atmend lag Tony auf dem Boden. Er spürte, wie ihm das Blut das Kinn hinab rann, aber er brachte die Kraft, die Hand zu heben und es wegzuwischen, nicht auf. Eine Schmerzwelle erfasste ihn und er krümmte sich leicht zusammen. Das Gefühl, er müsse sich übergeben, war nun stärker als zuvor.! Hektisch suchte er nach irgendetwas um sich abzulenken und er versuchte sich an seine Gedanken zu klammern. Gibbs und das Team. Sie würden ihn finden.

Aber wie war das alles überhaupt passiert? Er versuchte, sich zurückzuerinnern, aber er sah nur noch sich selbst durch die Tür gehen und plötzlich schlug ihn ein gewaltiger Kinnhaken zu Boden.
 

Die Augen des Schlafenden zitterten regelrecht und er wälzte sich unruhig hin und her, während sich das Traumbild erneut änderte:
 

Tony öffnete seine müden Augen, schloss sie aber sofort wieder, da ein Licht ihn blendete. Er fühlte sich grauenhaft. Doch langsam nahm der junge Halbitaliener seine Umgebung wahr. Der Kopf schmerzte und hinter seinen Augen fühlte er ein fürchterliches Stechen. Er wollte seinen Kopf abtasten, spürte jedoch, dass ihn etwas daran hinderte.
 

Er wälzte sich hin und her. Die Augenbewegungen wurden immer stärker. Der Schweiß rann ihm nun von der Stirn und ein leiser Schrei entwich ihm, weckte ihn jedoch nicht aus diesem tiefen Alptraum. Erneut fand im Traum ein Szenenwechsel statt, er befand sich jetzt inmitten einer Schießerei. Genau an dem Punkt war er auch erst wieder zu sich gekommen.
 

Immer noch war seine Wahrnehmung eingeschränkt, aber er konnte die Kugeln bereits an sich vorbeizischen hören. Jedoch wusste er nicht was los war! Er bekam Angst War das sein Ende? Würde er hier sterben? Was war während der Bewusstlosigkeit passiert? ]Die Tür stand offen und ab und zu nahm er verschwommen mit halb offenen Augen einen Schützen wahr, konnte jedoch nichts tun.

Tony öffnete nun mit einer immensen Kraftanstrengung seine Augen, sah eine Gestalt auf sich zu rennen und wollte aufstehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Leider bemerkte er erst da, dass er noch immer gefesselt war. Der Gefangene zerrte hektisch an den Seilen, bis er erleichtert feststellte, dass es seine Partnerin Ziva war. In ihren Augen entdeckte er für einen Moment eine Emotion, die er vor einiger Zeit noch nicht für möglich gehalten hatte – Angst. Aber kaum war diese Angst sichtbar so war sie auch schon wieder verschwunden. Es war ihm auch egal, er war froh, sie zu sehen, da die Schmerzen immer heftiger wurden. Seine Rippen protestierten gegen jede Bewegung und er hoffte, dass sie nicht gebrochen waren. Außerdem lief Blut an seiner Stirn hinunter und er wollte endlich seine Hände frei haben, um es wegzuwischen, beeinträchtigte es seine Sicht doch ein wenig, da es in das eine Auge lief. Aber er fühlte sich auch ein wenig nutzlos. Immer wieder fragte er sich, warum er sich nicht alleine befreien konnte. Er war sicher, dass alle anderen aus dem Team es geschafft hätten.

Zum Glück kam Ziva schnell und so vergaß er diese Gedanken schnell. die Liasonoffizierin wollte ihn sicher beruhigen, immerhin hatte sie ein Lächeln aufgesetzt, als sie auf ihn zukam. Aber es half, alle Schmerzen waren für kurze Zeit vergessen.

Sie befreite ihn von den Stricken und legte ihn sanft auf dem Boden ab, denn ihm fehlte momentan die Kraft, auch nur einen Schritt zu gehen, denn das Adrenalin in seinem Körper ließ nach, die letzten Kraftreserven waren verschwunden. Alle Schmerzen prasselten in einer Intensität auf ihn ein, dass sie ihm fast das Bewusstsein raubten. „Ziva, wie…. habt… ihr..gefunden?“, fragte er die liese, stotternd sein Gegenüber und versuchte dabei ein Dinozzolächeln, das aber scheiterte kläglich. Die ehemalige Mossadoffizierin flüsterte ihrem Partner dann irgendetwas leise ins Ohr. Es klang wie, er sollte unten bleiben und auf das restliche Team warten und dann lief sie wieder weg und ließ ihn erneut allein zurück.

Aber Tony folgte ihr mit seinen Blicken, denn sein Instinkt machte sich bemerkbar und dem musste er nachgehen, Rückendeckung konnte nicht schaden. Adrenalin schoss erneut in seine Blutbahn, denn sein Gefühl hatte ihn noch nie getäuscht und das sagte etwas Schlechtes voraus.

Er beobachtete, wie Ziva auf etwas zielte, konnte jedoch nicht erkennen worauf. Dann schaute er sich die restliche Umgebung an und erschrak und ihm schien, als würde sein Herz kurz aussetzen. Für einen Moment war es, als würde die Zeit stillstehen. Ein Unbekannter sprang hinter einer Kiste hervor, grinste hämisch, denn die ehemalige Mossadoffizierin war ihm

unbewusst direkt ins Schussfeld gelaufen. Für einen Moment lief für den jungen Agenten alles in Zeitlupe ab. Tony hatte wieder den Tod seiner alten Kollegin Kate vor Augen. Er fühlte erneut den Schmerz, den er nach dem Tod Kates spürte und die Trauer die noch immer in einsamen Stunden zu spüren war. Er konnte nicht auch noch Ziva verlieren. Diese Tat musste er verhindern, denn diesen Schmerz, diese Trauer konnte und wollte der Halbitaliener nicht noch einmal ertragen und dieser Gedanke gab ihm die notwendige Kraft die ihm bereits fehlte: Er sprang in die Schussbahn und fing die Kugel mit seinem Körper ab. Ein unsagbar stechender Schmerz durchzog seine Schulter, als er auf den Boden traf. Sein erster Blick galt Ziva. Er wollte wissen, ob sie unverletzt geblieben war. Dabei schaute er in ihr entsetzt dreinblickendes Gesicht. Der junge Agent war glücklich, ging es seiner Kollegin scheinbar gut und so schloss er nur noch erschöpft seine Augen. Dann vernahm er plötzlich Schritte und Stimmen. Jemand, dessen Stimme er nur allzu gut kannte, kniete sich zu ihm runter und presste seine Hand auf die stark blutende, pochende Wunde. „Tony halte durch! Du musst wach bleiben“, hörte er immer wieder Gibbs mit besorgter Stimme rufen.

Ein letztes Mal versuchte er sein DiNozzo - Lächeln bei seinem Boss, damit wollte er ihn beruhigen. Jedoch scheiterte er erneut kläglich, alles schien vor seinen Augen zu verschwimmen, bevor ihn die wohlige Schwärze empfing.
 

Immer noch wälzte er sich unruhig hin und her. Die Augäpfel bewegten sich sehr schnell unter den Lidern. Jedoch schaffte der junge geplagte Mann es nicht, aus dem Alptraum zu erwachen. Immer wieder verfolgten ihn die schlimmsten Szenen.

Kapitel 5

*****Kapitel 5*****
 

Gibbs hatte sich in der Zwischenzeit mit Ziva auf den Weg ins Labor gemacht. Die Beiden Agenten wunderten sich bereits, dass die Goth ohne Musik arbeitete. Auch sie beobachteten die beiden Computerexperten bei ihrem Trinkritual, das wahrscheinlich auch zum Stressabbau diente. Doch dann reichte es dem Chefermittler, er fragte in den Raum hinein: „ Abbs, wo ist er?“

Mit fliegenden Zöpfen drehte Abby sich um und strahlte über das ganze Gesicht, legte den Finger an die Lippen und flüsterte: "Er schläft!" Sie deutete auf den angrenzenden Ballistikraum.

Gibbs schlich in den Raum, beobachtete kurz seinen „Besten Agenten“ und entschied, das er ihn wecken würde. Denn der junge Mann schien schlimme Träume zu haben, seine Augenlider flatterten, seine Augen bewegten sich unter den Lidern und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Gibbs schluckte. Der Anblick gefiel ihm ganz und gar nicht, hatte Tony noch Schmerzen? Der verletzte Agent wälzte sich unruhig von der einen zur anderen Seite, während er immer wieder im Schlaf kurz nach Luft schnappte. Der Ursache wollte der Teamleader doch einmal auf den Grund gehen.

"Tony? Tony! Aufwachen!", murmelte der Grauhaarige leise und rüttelte den Halbitaliener sanft.

Dieser reagierte zunächst gar nicht. Erst ein erneutes Schütteln seitens Gibbs und ein etwas lauteres "DiNozzo!" ließen den jungen Mann zusammenzucken. Erschrocken öffnete er die Augen und starrte seinen Boss verwirrt an.

"Boss...?" fragte er verwundert mit krächzender Stimme. "Was ist?"

"Du hast schlecht geschlafen!"

Der Angesprochene fuhr sich müde über die Augen und unterdrückte ein Gähnen.

"Hab ich?"

"Ja, hast du."

Der Halbitaliener schaute nur noch beschämt zu Boden, fühlte er sich erneut von seinem Boss in einer schwachen Situation ertappt. Noch ein wenig verschlafen versuchte er erst einmal aufzustehen, doch auch dieser Versuch misslang. Er hatte vergessen, in welchem Zustand sich momentan sein Körper befand. Gerade in dem Moment, in dem der junge Agent versuchte, sich mit der unverletzten Hand abzustützen, nachdem er sich mit Mühe hingesetzt hatte, knickte er ab und fiel fast mit seinem gesamten Gewicht auf die angeknacksten Rippen. Dank des Chefermittlers, der ihn noch rechtzeitig abgefangen hatte, schaffte er es doch noch, mit wenig Schmerzen und ohne weitere Verletzungen aufzustehen.

Erneut beschämt, wich er den Blicken seines Vorgesetzten aus. Seine Augen schienen nichts Bestimmtes zu fixieren. Sein Gesicht wirkte jedoch immer noch eigenartig blass.

Dem Teamleiter fiel das eigenartige Verhalten des Agenten auf.

"Tony, hattest du einen schlechten Traum? Von was hast du geträumt?", versuchte Gibbs den Jüngeren zum Reden zu bewegen.

Dieser ließ seinen Blick kurz zu seinem Boss schwenken, öffnete dann den Mund, als wollte er etwas sagen und winkte dann aber ab.

"Nichts. Boss. Es war nichts", blockte er schnell ab.

Der Teamleader beschloss es erstmals dabei zu belassen. Schließlich hatte er die nächsten Tage noch genug Zeit, um den Grund für das eigenartige Verhalten und die Träume seines Freundes und Kollegen herauszufinden.

„DiNozzo, mach dich fertig, wir fahren!“, erwiderte er deshalb nur. Der junge Agent lächelte auf einmal und freute sich wie ein kleines Kind.

„Boss, das werde ich dir nie vergessen. Ich wusste, dass du es dir noch einmal anders überlegst. Du wirst es nicht bereuen. Worum geht es, Mord, Spionage, Entfüh...?“ Doch der Blick des Chefermittlers bremste seine Euphorie. Mit einem traurigen, trotzigen Unterton in der Stimme erklärte er daraufhin: „Aktenarbeit ist mir lieber als zu Hause zu versauern!“

Doch Gibbs verdrehte bereits seine Augen. Dass sein Agent nicht einmal zuhören konnte, machte ihn ein wenig wütend. Dann fragte er mit lauterer Stimme: „ Tony was an meinen Worten hast du nicht verstanden? Soll ich dich gleich nochmals zu Ducky schicken, damit er deine Ohren untersucht? Zwei Wochen will ich dich nicht an deinem Schreibtisch sehen und dazu zählt auch die Aktenarbeit. Das ist ein Befehl. Solltest du dagegen verstoßen, werde ich dich an den Bürostuhl binden und dann wirst du bis zu deiner Rente Schreibtischarbeiten verrichten. HABEN WIR UNS VERSTANDEN, DINOZZO?“

Der Angesprochene schaute seinen Boss total erschrocken an. Diese Warnung hatte gesessen. Denn die Mimik des Teamleiters zeigte wie Ernst er es meinte. Das konnte der junge Agent nicht riskieren. „Und wo fahren wir dann hin?“, fragte er nur noch ein wenig traurig und auch eingeschüchtert. „Zu mir! Ducky hat mir Anweisung gegeben, wenigstens drei Tage die Bettruhe zu überwachen. Das ganze Team braucht Erholung und besonders du. Dem jungen Agenten gefiel das zwar nicht, jedoch hatte er keine andere Wahl, wenn er jemals wieder an Außeneinsätzen teilnehmen wollte. So zog er sich ohne Worte der Widerrede seine Jacke an, verabschiedete sich brav beim restlichen Team und bemerkte, dass es Sinn machte, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Sein Kopf schmerzte extrem, explodierte fast und immer wieder kam ein Schwindelgefühl auf, sodass er kurz stehen blieb. Schwankend, immer wieder Pausen einlegend, verließ er auch das Labor, immer noch leise vor sich hin schimpfend, während ihn besorgte Blicke seiner Freunde verfolgten.

Natürlich wollte er es so gut es ging vor seinem Boss verheimlichen und so tat er, als suchte er noch etwas oder überlegte, ob er was vergessen hatte. Gibbs jedoch wurde es nach einiger Zeit zu nervig.

Er hakte sich seinen „besten Mann“ unter, zog ihn behutsam mit sich und achtete dabei auf seine Reaktionen - wusste er doch, dass zu diesen Symptomen auch Übelkeit und Erbrechen zählen konnten. Da wollte er schnell reagieren können.

Der junge Italiener jedoch schaute verdutzt zum Chefermittler, verstand er diese Reaktion jetzt nicht. „Boss warum hast du es so eilig? Hattest du noch keinen Kaffee oder hast du noch eine Verabredung außer die mit mir?“

Aber der Teamleiter schüttelte nur mit dem Kopf und nach relativ kurzer Zeit waren sie auch schon beim Auto angelangt. „Hinsetzen. Und noch eins“, bei den nächsten Worten ging er so dicht auf seinen Agenten zu, dass sie vielleicht nur noch einige Millimeter trennten. Seine Augen funkelten bei den nächsten Worten bedrohlich: „ Versuche mich nicht reinzulegen, DiNozzo. Ich weiß genau wenn du unartig bist und mich belügst. Versuch es erst gar nicht. Und tu, was ich dir sage! Denk dran, es war keine leere Drohung.“

Aber DiNozzo wäre nicht der DiNozzo, wenn er nicht das letzte Wort hätte:

„Boss, ich wusste dass du dir Sorgen gemacht hast. Ich….!“ Doch weiter kam er nicht.

Dem Chefermittler rutschte jetzt etwas raus, was er noch bereuen würde. Nur konnte er es zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. „Verwechsle Pflicht nicht mit Sorge, Tony!“

Nachdem er den gekränkten und traurigen Gesichtsausdruck seines besten Mannes sah, taten ihm diese Worte auch schon wieder Leid. Sie waren in der Wut entstanden. Doch auch hier würde er seine Regeln nicht brechen. Den jungen Italiener hatten diese Worte verletzt, er wusste nichts drauf zu antworten. Also schloss er seine Augen und blendete so alles aus. Er dachte über seinen Boss nach. Immerhin fragte er sich schon lange, wie er Gibbs Wohlwollen gewinnen könnte, so wie Ducky oder Abby. Er tat doch alles, was in seiner Macht stand, doch nichts schien in den Augen seines Bosses gut genug zu sein. Wenn er nur wüsste, wie er sich irrte!

Nun fuhren Beide zum Anwesen des Teamleaders. Im Wagen herrschte eisige Stille, denn der Chefermittler und der junge Italiener hingen ihren Gedanken nach. Gibbs überlegte, was er nun mit seinem Agenten anstellte und was alles hätte passieren können. Denn schließlich könnte Tony jetzt auch Tod sein oder schwer verletzt im Krankenhaus um sein Leben ringen. Tony hingegen schmollte. Nach kurzer Zeit erreichten sie zum Glück das Gibbsche Anwesen.

Kapitel 6

*****Kapitel 6*****
 

Bei Abby:
 

Nachdem Gibbs dem restlichen Team verkündet hatte, das alle nun 3 Tage frei haben würde, freuten sich alle riesig.

Abby hatte schon eine genaue Vorstellung, was sie alles unternehmen würde, denn auch für sie galt dieser Antrag bei der Direktorin.

Aber erst wollte sie mit McGee noch die neue Computersoftware installieren. Und nebenbei waren noch einige Beweise von verschiedenen Verbrechen bei ihren „Babys“ zur Untersuchung. Immer wieder piepste es und ein weiteres Mitglied ihrer „Truppe“ war fertig und konnte den Urlaub antreten.

Es war schon später Abend geworden, als die Goth endlich das letzte Ergebnis ermittelt hatte und als auch der letzte Bericht geschrieben war.

Der junge Agent war schon gegangen, da seine Arbeit getan war und Abby ihn nach Hause geschickt hatte. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken, denn die letzten Geschehnisse hatten in ihrem Herzen neue Wunden hinterlassen. Durch Kates Tod hatte sie eine Freundin verloren und das hatte sie tief verletzt und nun hatte sie erneut fast einen sehr guten Freund verloren.

Die Schwarzhaarige war tief in Gedanken versunken. Sie hielt eine Zeichnung von Kate in der Hand, die die Laborantin als eine lächelnde Fledermaus zeigte. Anschließend nahm Sie ein altes Teambild in die Hand, auf dem Tony, Kate und sie selbst abgebildet waren. Daraufhin lächelte Sie unbewusst. Ihr Blick blieb auf Tony haften und ein schreckliches Gefühl machte sich in ihrem Herzen breit. Eine Träne wanderte über ihr Gesicht und so griff sie zum Hörer und wählte fast wie in Trance die Nummer ihres Bosses. Sie ließ ihn nicht Mal ausreden, als er Fragen wollte, was sie wollte.

„Gibbs wie geht es meinem Tiger? Was macht er? Passt du auch gut auf ihn auf?“, fragte sie den Chefermittler sofort, nachdem er den Hörer abnahm. Der Grauhaarige war überrascht, Abby am Apparat zu haben, da sie eigentlich andere Pläne für den Abend hatte. Außerdem schien sie ziemlich traurig zu sein.

„Abby ist alles okay bei dir?“, fragte er daraufhin mit einer sanften, beruhigenden Stimme, ohne weiter auf die Fragen einzugehen.

„Ja klar geht es mir gut. Ich bin nur ….. Ich mache mir nur Sorgen um Tony. Wie geht es ihm?“, erklärte die junge Goth fordernd und doch mit traurigem Unterton.

„Abbs, Tony geht es relativ gut.“, antwortete Gibbs prompt. Aber Abby war misstrauisch und der Teamleiter bemerkte das sofort. Also machte er der Goth ein Angebot: „ Wenn du möchtest, kannst du ihn morgen ja Mal besuchen kommen. Dann kannst du dich vergewissern, dass es ihm bei mir an nichts fehlt. Er freut sich sicher, wenn er mal ein freundliches Gesicht sieht.“

„ Danke Gibbsman...!“ Und dann hörte man ein erleichtertes Seufzen. „… Das mache ich. Dann muntern wir ihn Beide auf. Ich bringe ihm sein Lieblingsessen mit. Gute Nacht und wirklich wirklich danke!“, erwiderte sie glücklich bevor sie auflegte, ohne auf eine Antwort zu warten, da der Chefermittler sowieso nicht antworten würde. Dieser konnte sich ein Lächeln am anderen Ende nicht verkneifen.

Abby jedoch tat dieses Gespräch gut, denn jetzt wusste sie, dass sie ihren Tiger am nächsten Morgen besuchen durfte. Schnell, von der Vorfreude gepackt, räumte sie alles zusammen, schaltete alle Geräte aus und verabschiedete sich nochmals von ihren Babys, bevor sie endgültig das Licht löschte.

Dann entschied sie sich, doch noch mit ihrer Freundin auf die Gothparty am anderen Ende der Stadt zu gehen, um auf andere Gedanken zu kommen.
 

Bei McGee und Ziva:
 

McGee hingegen war noch einkaufen und saß bereits seit einiger Zeit an seiner Schreibmaschine, um an seinem neuen Buch zu schreiben. Jedoch kam er nicht so recht weiter und so gab er schließlich auf und setzte sich an seinen Computer. Dort versuchte er den Highscore seines Lieblingsspiels zu knacken. Aber immer wieder schweiften seine Gedanken zum letzten Fall ab. Er konnte nicht begreifen, wie dieses Mikro versagen konnte. Gibbs Blick würde er nie vergessen. Man sah für einen kurzen Moment Schock, Angst, und dann plötzlich Wut die sich auf den Grund des Versagens bezogen hatte. Nach dem alles vorbei war, sah man in den Augen Enttäuschung und das verunsicherte ihn am meisten. Er überlegte immer wieder, ob er mit Tony darüber sprechen sollte. Und so entschied er sich, am Sonntag doch einmal zu Gibbs zu fahren. Denn er wollte seinem Kollegen erst einmal etwas Ruhe gönnen.
 

Ziva hatte noch einen Bericht zu schreiben. Aber das war gar nicht so einfach. Seit diesem Vorfall, bei dem Tony sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt hatte, musste sie ständig an ihn denken. Sie hatte Fragen, die sie sich selbst nicht beantworten konnte. Sollte sie erst einmal mit Gibbs darüber reden? Oder doch ihren geschwächten Partner darauf ansprechen? Sollte sie ihn besuchen? Sich bedanken? War es hier in den USA selbstverständlich? Was sollte sie tun? Wer konnte ihr helfen? All diese Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf.

Nach langer Zeit hatte sie den Bericht endlich fertig und so konnte sie in das verlängerte Wochenende starten.

Aber egal was sie tat, sie war einfach nicht bei der Sache, da sie sich Sorgen um ihren Partner machte. Dann griff auch sie zum Telefon und wählte die Nummer ihres Vorgesetzten.

Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich eine gereizte Stimme mit: „Gibbs!“

„Boss! Ich bin es, Ziva. Wollte eigentlich nur Mal nach Tony fragen“, erklärte sie leicht zögerlich, da sie merkte, das ihr Chef leicht gereizt wirkte. „ Sagt Mal, habt ihr alle keine Freizeit, das ihr nur an Tony denkt? Ihm geht es gut. Und jetzt geh schlafen. Wenn du willst, komm ihn doch einfach Mal besuchen!“, erklärte Gibbs genervt, da er heute schon zum vierten Mal zu Hause wegen Tony angerufen wurde. Dann legte er ohne weitere Worte auf.

Ziva war erleichtert und nahm sich vor, ihn in den nächsten Tagen zu besuchen.
 

Vorher bei Gibbs:
 

Gibbs stieg aus und half dem Halbitaliener aus dem Auto. Diesen überkam sofort ein Schwindelgefühl. Ihm wurde übel und auch die Schmerzen waren schon fast unerträglich, da der Gurt ziemlich auf die Wunden gedrückt hatte. Gibbs war zwar gegen sonst langsam gefahren, aber trotzdem verursachte jedes kleinste Schlagloch, und auch die kleinste Kurve größte Schmerzen. Aber Tony hatte sich nichts anmerken lassen.

Nun waren sie bei seinem Boss zu Hause. Er war lange nicht mehr hier gewesen.

Einmal hatte er bei Gibbs übernachtet, aber das war schief gelaufen und Gibbs hatte geschworen, dass er seinen besten Mann nie wieder aufnehmen würde. Wie sehr er sich doch geirrt hatte, dachte sich Tony. Immer wieder kamen ihm jedoch die letzten Worte seines Bosses in den Sinn und so schaute er sich immer wieder unbewusst traurig in der Gegend um.

Gibbs hatte auch dies bemerkt und so wollte er seinen Mitarbeiter schnellstens ins Haus bringen. Außerdem musste er seinen Alpträumen noch auf den Grund gehen. Der Chefermittler hoffte, dass Tony das Gesagte nicht so ernst nehmen würde und dass er sich ihm anvertraute, was ihn bis in die Träume verfolgte. Denn entschuldigen konnte er sich nicht. Allen impfte er ein, dass das ein Zeichen von Schwäche war, wie sollte er da diese heilige Regel brechen?

Während ihm diese Gedanken und Wünsche durch den Kopf spukten, hoffte er, einen anderen Weg zu finden, um bei Tony durchzudringen und so half er ihm erst einmal, ins Haus zu gelangen.

Einen Arm um die Hüfte seines Agents geschlungen, erklommen sie gemeinsam die drei Stufen, die auf die Veranda seines zweistöckigen Holzhauses führten.

Tony hatte zwar Mühe, sich auf den Beinen zu halten, ließ den Blick aber die Straße hinunter schweifen, wo man am Horizont das Capitol aufragen sah.

Als sie an der Tür angekommen waren, musste Gibbs nichts tun, denn wie immer war sie nicht abgeschlossen. So konnte er den Türknauf ganz einfach drehen und ohne Gegenwehr sprang die rote Haustür auf.

Tony wurde aus seinen trüben Gedanken gerissen, konnte sich dabei ein Kommentar aber nicht verkneifen. Er sah seinem Boss direkt in die Augen, obwohl dieser ihm immer noch mit einem Arm festhielt und fragte keck: „ Boss, immer noch nicht die Nummer des Schlüsseldienstes gefunden damit sie dir das Schloss auswechseln oder hat sich dein Ruf bei den Verbrechern bereits rumgesprochen?“

Gibbs blieb kurz stehen und blickte daraufhin in die Augen seines Gegenübers. Er murrte, konnte jedoch ein schiefes Grinsen nicht unterdrücken nachdem er seinem verletzten Agenten antwortete: „Sie steht für Obdachlose wie dich offen und außerdem, alles was mir wichtig ist, trage ich bei mir oder es ist zu groß, um aus dem Haus getragen zu werden.“

Daraufhin wusste der junge Mann nicht mehr, was er antworten sollte. Außerdem spürte er, dass er sich hinlegen musste. Seine Kraft ließ immer mehr nach und es fiel ihm immer schwerer, dies und auch die Schmerzen vor seinem Vorgesetzten zu verstecken.

Gibbs führte ihn in einen Flur, der sehr spartanisch eingerichtet war. Jedoch wurde er durch das Tageslicht hell erleuchtet. Es stand ein kleines Holzschränkchen im Flur und an der Wand war eine Garderobe angebracht. Tony lehnte sich vorsichtig an die Wand, damit er sich die Schuhe ausziehen konnte. Gibbs half ihm dann bei der Jacke, auch wenn sich der Braunhaarige erst sträubte.

Erneut schlang er einen Arm um Tonys Hüfte und führte ihn dann zuerst in die Küche.

„Tony! Zuerst etwas Essen und Trinken, dann geht es ins Bett und keine Widerrede!“, erklärte er auf dem Weg dorthin.

Tony staunte nicht schlecht. Zwar kannte er die Wohnung, aber er war immer wieder begeistert, wie hell das Wohnzimmer erleuchtet wurde. Und dann kam ihm etwas Grauenhaftes in den Sinn. Denn Gibbs besaß zwar Platten, teilweise auch Jazz –Platten und -CDs, aber keinen Fernseher. Weder im Erdgeschoss noch in dem Gästezimmer war einer zu finden. Und der, der im Keller stand, empfing sehr wenige Programme, soweit er wusste gerade mal den Farmreport.

Gerade hatten sie die Küche erreicht und der Chefermittler half Tony auf einem Stuhl Platz zu nehmen.

„Boss, ich kann nicht hier bleiben. Ich verspreche dir alles, nur lass mich nach Hause“, bat der Jüngere auf einmal ganz verzweifelt.

Der Chefermittler wusste im ersten Moment nicht, was er davon halten sollte. Bis ihm auffiel, was seinem besten Mann gerade aufgefallen war.

„Tony, ich ziehe sicher nicht zu dir. Und glaube mir, dir wird es hier an nichts fehlen. Also, was ist los?“, fragte er daraufhin. Und dieser gab eine überraschende Antwort:

„Boss, besorgst du mir auch meinen Laptop und ein paar Magnumfolgen? Ohne Magnum überlebe ich die nächsten Tage nicht." Dabei setzte er seinen Dackelblick auf und zog eine Schnute, mit der er bisher oft seinen Willen durchsetzen konnte.

„Bei guter Führung lässt sich sicher was machen!“, erwiderte Gibbs mit einem leichten Grinsen, das er sich nicht verkneifen konnte. Nach kurzer Zeit war auch der Kaffee fertig und es klingelte an der Tür. Der Halbitaliener wollte seinen Boss nämlich überraschen und so hatte er, als sein Boss kurz telefonieren war, sein Handy ergriffen und den Pizzaservice angerufen.

Gibbs war sich schon fast sicher, das Tony während seiner Abwesenheit Essen bestellt hatte und so griff er zu seiner Geldbörse und rief noch zu seinem Agenten, während er zur Tür lief:

„Ich hoffe du hast was Vernünftiges bestellt, wenn ich schon bezahle!“

Tony konnte sich nicht erklären, woher sein Boss immer wieder wusste, was er dachte. Aber bevor er antworten konnte, war sein Boss bereits an der Tür.

Während Gibbs die Pizza bezahlte, deckte Tony vorsichtig den Tisch. Immer wieder kam es zu regelrechten Schmerzspitzen, die ihn vor Schmerz zusammenzucken ließen. Plötzlich begann sich alles zu drehen. Schockiert wankte Tony, das Geschirr noch in der Hand, zur Wand um sich festzuhalten. Doch seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen. Mit einem leisen Stöhnen wurde ihm schwarz vor Augen und er brach bewusstlos zusammen. Mit einem dumpfen Aufschlag schlug sein Kopf erst gegen die Wand, dann auf den Boden, gefolgt von dem zerbrechenden Geschirr. Die Teller klirrten, während sie auf dem Boden zerbrachen und leichte Risse in der Haut des jungen Agenten hinterließen.

Kapitel 7

Huhu Sky2 , danke dir für dein Kompliment. *wieder rot werd* Hier deine erwartete Antwort fürs erste. Viel spass beim lesen. Heute gleich 2 Kapitel da ich das Wochenende beschäftigt bin. Wünsche dir ein schönes Wochenende, bis nächste Woche. Freue mich auf dein Feedback. Claudi
 


 

*****Kapitel 7*****
 

Bei Gibbs zu Hause:
 

„Was bekommen Sie?“, fragte Gibbs mit einem leichten Lächeln im Gesicht, nachdem er dem Pizzalieferanten die Tür geöffnet hatte. Er musste nämlich bereits an Tonys Mimik denken, sobald dieser die riesige Pizza zu Gesicht bekommen würde. Plötzlich und unerwartet vernahm der Chefermittler jedoch ein Scheppern, welches aus der Küche zu kommen schien.

Sofort meldete sich sein Instinkt, ein schlechtes Gefühl machte sich in seinem Inneren breit. Ohne weiteres ließ er den Pizzaboten mitsamt der Ware an der Tür stehen und rannte in Richtung der Geräuschquelle.

Nachdem Gibbs die Türschwelle der Küche übertreten hatte, erschrak er. Seine Mimik jedoch blieb unverändert, äußerlich wirkte der Graue fast versteinert, nur innerlich kämpfte er mit dem Gesehenen. Denn auf dem Boden lag sein bester Agent bewegungslos und blutend. Neben ihm lagen Scherben und an den Händen tropfte aus kleinen Schnitten beständig Blut. Einige Scherben steckten sogar noch in der Haut des Halbitalieners. Ebenso schien sich der Braunhaarige den Kopf aufgeschlagen zu haben. Gibbs erster Gedanke war: Lebte er noch oder hatte ihn dieser Sturz umgebracht?

Denn der junge Mann sah leblos aus und wirkte leichenblass. Das Herz des Chefermittlers raste, der Schreck ließ ihn selbst leicht erblassen. Jedoch sah er dann ein schwaches Heben und Senken des Brustkorbes. Kurz machte sich Erleichterung breit, aber die Sorge überwog, denn der junge Mann war nun schon länger bewusstlos – das konnte Folgen haben wie Gibbs befürchtete. Der Grauhaarige kämpfte mit seinen Gefühlen. Er war total geschockt! Dieses Ereignis hatte ihn vollkommen überrumpelt. Was war passiert? War es falsch, Tony aus dem Krankenhaus rauszuholen? War ihm etwas passiert, obwohl er auf ihn aufpassen wollte? War Tony doch zu schwach und versteckte es hinter einer Maske und er war darauf reingefallen?

Er bereute es fast, dass er seinen jungen Kollegen und Freund zu sich nach Hause eingeladen hatte. Während der Teamleiter nun mit seinen „Inneren Dämonen“ kämpfte, begann er ganz automatisch seinen Freund zu versorgen.

Nachdem er den Puls kontrolliert hatte und sicher war, dass dieser stark zu spüren war, lief er mit schnellen Schritten in den Keller und holte dort aus einem Schrank einen verstaubten Erste – Hilfe – Kasten hervor. In Gedanken hörte er immer wieder das Scheppern, den Aufprall Tonys und er sah das Bild vor sich, wie der junge Mann bewusstlos in seiner Küche lag. Ihm wurde klar, dass es seinem Agenten schon vor diesem Unglück schlecht ging. Erst hatte er ihn fast verloren und das durch einen technischen Fehler. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass er die Folter, das Martyrium Tonys nicht verhindern konnte. Der Chefermittler fühle sich schuldig, da der Halbitaliener vor seinen Augen entführt wurde. Dann kam Gibbs der Schuss und das viele Blut erneut in den Sinn. Er verspürte damals dieselben Gefühle wie jetzt – Sorge und Angst um einen Freund. Und selbst während der Autofahrt schien es Tony nicht gut zu gehen. Denn auch da wirkte Tony blass und ruhig, eigentlich war das nie seine Art und ein Zeichen, das er sehr geschwächt war.

Gibbs wurde klar, das es Anzeichen gab, die er unbeachtet gelassen hatte und nun musste er schnellstmöglich handeln. All diese Gedanken beunruhigten den Grauhaarigen. Das alles trieb ihn noch mehr an. So schnell wie möglich lief er zu Tony zurück und sprach ihn mit ruhiger, besorgter Stimme an, nachdem er erneut den Puls kontrolliert hatte.

Als jedoch keine Reaktion erfolgte, stieg die Sorge des Chefermittlers und so griff er bereits zum Telefon und wählte die Notrufnummer. Ducky wollte er ebenfalls anrufen, aber eine schnelle Hilfe war bei einer Bewusstlosigkeit dringend notwendig.

Während er wählte, gab er dem Bewusstlosen immer wieder sanfte Schläge auf die Wange. Dabei stellte er fest, dass Tonys Haut regelrecht glühte. Zur Sicherheit überprüfte er die Temperatur auf der Stirn, und dadurch war sich Gibbs sicher -Tony hatte hohes Fieber. Aber er vergaß dabei nicht, seinen Agenten immer wieder anzusprechen - Gibbs hatte also alle Hände voll zu tun.

Die Sorge im Innern des Chefermittlers stieg. Aber ihm war klar, dass er die Lage erst einmal unter Kontrolle bringen musste. Das hieß, Tony musste aufwachen. Seine Stimme wurde durch die Sorge ein wenig lauter und auf einmal regte sich etwas.

Dem Chefermittler fiel ein Stein vom Herzen, er seufzte vor Erleichterung, auch wenn damit noch nicht alles überstanden war.

Tony hatte seine Augen noch nicht geöffnet, aber wenigstens konnte man ein leichtes Stöhnen vernehmen und das bedeutete, dass der junge Agent langsam zu sich kam. Die Reaktion des Braunhaarigen ließ Gibbs den Notruf für kurze Zeit vergessen. Er drückte auf den roten Knopf des Telefons und legte somit auf. Denn es zählte momentan nur noch eins für den Chefermittler - er wollte die blutenden Wunden, die beim Sturz entstanden waren, versorgen und den jungen Agenten in ein richtiges Bett verfrachten, und ihm somit zur verordneten Bettruhe verhelfen.

Also nahm er als erstes das Verbandsmaterial aus dem Erste-Hilfe-Kasten. Tony hatte eine stark blutende Wunde über dem rechten Auge und auch seine Hände bluteten. Gibbs verband die Wunden an den Händen, ließ jedoch die Stellen, an denen Scherben in der Haut steckten frei. Diese sollte lieber ein Arzt entfernen, bevor noch schlimmere Verletzungen durch das Entfernen verursacht wurden. Auf die Kopfwunde drückte er Kompressen, damit er eine Blutstillung erreichen konnte. Während er Tony verarztete, sprach er ihn immer wieder an, denn sein „Sorgenkind“ hatte sich zwar kurz bewegt, war dann aber wieder in die Bewusstlosigkeit abgedriftet.

Während er Tony immer wieder ansprach und er die Blutung am Kopf zum Stillstand brachte, griff er erneut zum Telefon. Kurz sprach er wieder zu Tony: „Gleich wird dir richtig geholfen!“, dann wählte er die Nummer seines Freundes und Vertrauten Doktor Mallard. Gibbs hoffte noch, das dieser auch ans Telefon ging und nicht erst seine leicht verwirrte Mutter. Seine Gebete wurden erhört, denn am anderen Ende meldete sich ein leicht genervter Doktor mit „Mallard!“, zu Wort.

Gibbs sprach es direkt aus: „ Ducky, du musst zu mir kommen. Es gibt ein Problem mit DiNozzo. Er hat sich überschätzt und ist nun ein wenig angeschlagen.“, nach diesen Worten legte er sofort auf, denn die Augen seines Kollegen begannen sich unter den Lidern zu bewegen.

„DiNozzo, aufwachen, hier wird nicht geschlafen!“, sprach der Grauhaarige immer wieder mit einem besorgt klingenden Unterton in der Stimme, während er dem Halbitaliener weiterhin leichte Klapse auf die Wange gab.

Und endlich, dem Chefermittler kam es wie eine Ewigkeit vor, schaute er in halbgeöffnete grüne Augen. Der angeschlagene Blick Tonys zeigte eindeutig Verwirrung.

„B…Boss….wa..was ist …passiert? Wieso…liege ich hier?“, fragte ein schwacher, kraftloser Halbitaliener mit krächzender Stimme.

Dann blickte der junge Agent mit müden, matten grünen Augen durch die Gegend.

Er konnte im ersten Moment nicht verstehen, was passiert war. Er sah seinen Boss, er sah Scherben, Blut und fühlte sich im ersten Moment in seinen Alptraum zurückversetzt. Das ängstigte ihn und sein Puls beschleunigte sich. Der Halbitaliener wollte diesen Ort schleunigst verlassen.

Also wollte er sich aufstützen, um aufstehen zu können, jedoch hielten ihn starke Arme zurück. Dann bemerkte Tony erst, dass er selbst verletzt war. Gibbs hingegen hatte inzwischen ein Pflaster auf die Kopfwunde geklebt, da es nicht mehr blutete.

Bei Tony kam auf einmal die Erinnerung wie ein Blitz zurück….starke Schmerzen…Freude wegen einer Pizza… Schwindel …. regelrechte Schmerzschübe … ein Sturz…fallende, klirrende Teller und Dunkelheit.

Der junge Agent zitterte plötzlich am ganzen Körper, ihm war auf einmal heiß und dann wieder kalt. Der Chefermittler wusste im ersten Moment nicht, was er tun sollte, also strich er seinem Kollegen beruhigend über den Rücken und redete sanft auf ihn ein. Das Zittern ließ daraufhin ein wenig nach, jedoch hatte Tony immer noch Schüttelfrost.

Dennoch sah der junge Mann beschämt zum Boden, alles andere war nun uninteressant und unwichtig. Ihm war bewusst geworden, dass er erneut schwach geworden war. Und dann wurde ihm noch etwas klar, etwas, das alles andere in den Schatten stellte. Er schaute seinem Boss in die blauen, besorgten Augen und fragte ihn immer wieder mit kleinen Sprechpausen, da es ihm immer noch ein wenig schwer fiel: „ Boss. … Du hast keinen…Arzt gerufen…oder? ... Ich… hasse doch… Krankenhäuser. Es ist …doch nichts weiter passiert. Bin…nur ausgerutscht. Mir geht… es gut. Bitte sag mir …das du das Telefon… nicht benutzt hast!“

Der Chefermittler hatte große Mühe, ruhig zu bleiben. Er hasste es, dass der Halbitaliener nicht einmal zugeben konnte, dass es ihm nicht gut ging. Aber nur so hatte er die Chance, dass sein Agent sich die nötige Ruhe gönnte. Also antwortete er ein wenig besorgt, aber mit einer ausstrahlenden Ruhe in der Stimme: „Ducky kommt gleich und jetzt erst Mal hoch mit dir. Ich helfe dir.“ Er griff dem Halbitaliener unter die Arme, denn er wollte weitere Verletzungen und Schmerzen vermeiden.

Alles drehte sich. Tony wurde übel und die schrecklichen Schmerzen kamen zurück. Jedoch versuchte er den Drang, sich zu Übergeben, zu unterdrücken. Er biss sich auf die Lippen und erzeugte somit einen Gegenschmerz um sich abzulenken. Gibbs fragte immer wieder ob es weitergehen konnte. Immerhin kannte er Tony zu gut und wusste, dass er in schlimmen Lagen nie eine Schwäche zugeben würde. Aber der Teamleiter hoffte immer noch auf Wunder, und durch das Ansprechen konnte er den jungen Mann ein wenig von seinen Schmerzen ablenken, zumindest bis sie das Nachtlager erreicht hatten. Der junge Agent jedoch knickte immer öfter die Beine ein, schaffte es jedoch immer wieder, sich auf ihnen zu halten. Doch auf einmal geschah es.

Die Schmerzen wurden zu groß, der Raum drehte sich und die Worte seines Vorgesetzten wurden mit einem Mal seltsam blechern und erschienen ganz weit weg. Tony versuchte noch, nach seinem Boss zu greifen. Er erfasste die Jacke, dann knickten jedoch die Beine weg und alles um ihn herrum wurde erneut schwarz.

Gibbs bemerkte zum Glück rechtzeitig, das Tony erneut ohnmächtig wurde und so konnte er seinen jungen Kollegen sanft auffangen, ohne dass weitere Verletzungen durch einen erneuten Sturz entstanden.

Der Chefermittler entschied sich dafür,seinen Freund erst einmal zur Couch zu tragen, bevor er weitere Schritte unternahm. Dort konnte der junge Agent sich ausruhen. Es war zwar eine ältere Couch, im schlichten schwarz gehalten, aber sie war breit, man konnte sie ausziehen und sie war sehr bequem.

Gibbs war nun klar, dass der Halbitaliener große Schmerzen haben musste und dass der Körper so sein Bewusstsein schützte. Innerhalb kürzester Zeit hatte er Tony ins Wohnzimmer gebracht. Er deckte den jungen, geschwächten und bewusstlosen Mann mit einer braunen Wolldecke, die auf der Couch lag zu. Seine Gedanken arbeiteten auf Hochtouren und er focht innerlich immer noch einen kleinen Krieg aus. Er war in einem Zwiespalt gefangen und hoffte, dass Ducky ihm weiterhelfen konnte. Denn das erste Mal seit langer Zeit bezweifelte er eine seiner Entscheidungen. War es richtig Tony zu sich zu holen und ihn jetzt hier zu lassen? Er dachte viel über seinen jungen Kollegen nach. Warum kann dieser Sturkopf nicht einfach Mal zugeben, dass er Schmerzen hat und dass er Hilfe benötigt? Warum muss er immer alles übertreiben? Warum muss er immer mit dem Kopf durch die Wand? , diese Gedanken gingen dem Chefermittler unter anderem durch den Kopf und dann fluchte er plötzlich laut: „Verdammt Tony, dieses Verhalten wird dich noch mal umbringen!!“ Sein Blick war immer auf den Agenten gerichtet. Gibbs Blick war besorgt und müde, während er sich weiter um ihn kümmerte.

Ihm fielen auch die Alpträume ein und daraufhin beschloss er, egal was Ducky verlangte, er würde seinen besten Mann hier behalten, um den Alpträumen auf den Grund gehen zu können.

Während er über alles nachdachte, klopfte er immer wieder sanft auf Tonys Wange.

„Tony, Tony, hörst du mich?“, fragte er immer wieder mit besorgter Stimme. Nach mehrmaligen Versuchen reagierte der junge Agent erneut. Jedoch blieben die Augen geschlossen und der Teamleiter konnte nur ein leichtes Stöhnen vernehmen. „Tony, wie fühlst du dich?“, fragte er den Halbitaliener, erwartete zu diesem Zeitpunkt aber noch keine Antwort, denn der junge Agent brauchte noch einige Zeit, um richtig aufzuwachen. Kaum hatte Gibbs ihn aber aus der Bewusstlosigkeit geholt und auch einen Entschluss gefasst, da klingelte es an der Tür.

Kapitel 8

*****Kapitel 8*****
 

Bei Ducky zu Hause:
 

Doktor Mallard war beunruhigt. Sein alter Freund und Kollege Jethro Gibbs hatte ihn zu Hause angerufen. Er hatte ihn zu sich gebeten - meist kein gutes Zeichen, da der Chefermittler wusste, dass der Pathologe um diese Zeit auf seine Mutter aufpassen musste. Der Teamleiter hatte ihm nur kurz berichtet, dass Anthony Probleme mit der Gesundheit hatte, war aber nicht näher darauf eingegangen. Aber an seiner Stimme, die für Fremde sicher und fest klang, konnte er Sorge und sogar ein wenig Unsicherheit raushören.

Eigentlich wäre er auch sofort losgefahren, nur zur Zeit schlief seine Mutter sehr schlecht und so wandelte sie des Nachts oft durchs Haus. Jemand musste auf sie aufpassen. Zwar hatte sie bereits ihren alltäglichen Schlaftrunk zu sich genommen, jedoch half dieser ihr nur durch die halbe Nacht.

Ducky überlegte: Wem konnte er seine Mutter anvertrauen? Wer würde mit ihr zurechtkommen? Vor allem mit wem kam sie zurecht? ,

Und da kam ihm der Einfall zur rechten Zeit, da er wusste, dass Jethro, wenn es um einen seiner Agenten ging, keinen Aufschub duldete.

Der ältere Herr griff zum Hörer und wählte eine Nummer, die er ebenfalls auswendig kannte.

Sofort wurde er von einer grauenhaften Musik beschallt. Wie er diese, wie nannte Abby es noch gleich, …Freizeichentöne…, doch hasste. Er hielt den Hörer ein kleines Stück vom Ohr weg, jedoch vernahm er sofort eine freundliche, fröhlich klingende Stimme, die sich mit: „Hallo und herzlich willkommen, sie sind hier verbunden mit dem privaten Anschluss der fabelhaften und einzigartigen selbsternannten Fledermaus Abby Sciuto, was kann ich für Sie tun?“ meldete.

„Ich bin es Ducky, Entschuldige bitte, dass ich dich stören muss, Abigail. Ich brauche dringend deine Hilfe. Hast du Zeit?“, fragte der Pathologe daraufhin.

„Für dich doch immer Duckman.“, erwiderte Abby fröhlich. Sie hatte gerade im Labor das Licht gelöscht, da sie mit ihrer Freundin in einer halben Stunde zu einer Party aufbrechen wollte.

„Abigail, kannst du zu mir kommen und auf meine Mutter achten? Ich muss schnell zu einem Patienten!! Es ist wichtig, sonst würde ich dich nicht Bitten, das weißt du.“, fragte er die junge Goth und hoffte, sie würde nicht weiter nachhaken, bevor er mehr über den Zustand Tonys wusste.

Die Laborantin überkam plötzlich ein ganz schlechtes Gefühl, die ganze Freude war mit einem Mal wie weggeblasen, da sie einen leicht besorgten Unterton in der Stimme des Pathologen hörte. So klang er nicht, wenn er sich um eine Leiche im Hauptquartier kümmern musste und lebende Patienten waren bei ihm nur Gibbs oder Tony.

Die junge Goth sammelte sich, riss sich zusammen und fragte zaghaft, aber bestimmt: Duckman, was ist passiert? Du verheimlichst doch etwas vor mir oder?“ Während sie diese Worte sprach, drückte sie Bert, ihr geliebtes Nilpferd noch fester an sich.Sie spürte instinktiv, dass ihr die nächsten Worte nicht gefallen würden.

Der Pathologe überlegte kurz, formulierte bereits im Gedächtnis die nächsten Sätze, denn ihm war klar, das Abby sonst sofort zu Tony fahren würde, ohne seine Bitte zu bedenken.

„Abigail, hör mir genau zu. Jethro hat vor ein paar Minuten bei mir angerufen. Tony geht es nicht so gut. Aber….“ Dann hörte der Pathologe plötzlich ein Scheppern. Erschrocken fragte er: „Abigail, alles okay?“ Die junge Goth jedoch reagierte nicht, denn vor Schreck hatte sie Bert fallen gelassen und dieser hatte gleich die neuen Reagenzgläser umgeworfen, die aufgereiht in der Nähe des Schreibtisches standen. In Gedanken spielte sie bereits die schlimmsten Szenarien durch: Tony schwer verletzt…Tony bleich und bewusstlos…Tony blutverschmiert…Tony mit geschlossenen Augen, hohem Fieber, krampfend. Dann schüttelte sie ihren Kopf, und sprach laut „Nein“ zu sich selbst,weil sie daran einfach nicht denken wollre. Ihr Gesprächspartner hatte ihr doch gerade gesagt, ER sollte sich um Tony kümmern und ihn nicht in einem Krankenhaus besuchen, um mit Ärzten zu sprechen und das war Grund genug um Hoffnung zu schöpfen.

Trotzdem kaute sie ein wenig nervös auf der Unterlippe rum, bevor sie ihrem alten Freund mit einem: „Es ist alles okay, Duckman. Was wolltest du sagen?“ antwortete. Endlich fuhr der Gerichtsmediziner mit seinem Bericht fort, da die Zeit drängte.

„Ja okay. Also ich wollte dir erklären, dass Gibbs sich bereits um unseren Jungen kümmert. Also keine Sorge. Ich weiß nur, dass ich mich auf den Weg machen soll und das kann ich nur, wenn jemand auf meine Mutter achtet.

Ich verspreche dir, dass ich mich sofort melde, …!“ Aber schon wurde er erneut von der jungen Goth unterbrochen!

„ Was redest du dann noch. Los Duckman, an die Arbeit, ein Patient wartet auf dich. Ich bin in 10 Minuten bei dir. Bis gleich“ Und während sie telefonierte, stieg sie bereits in den Aufzug, um zu ihrem Auto zu gelangen. Der Pathologe war wieder mal total überrascht, da die junge Frau wieder einmal Stärke bewiesen hatte. Also packte er alle Utensilien, die er benötigte zusammen, so dass er sofort losfahren konnte, sobald die junge Frau hier eintraf.

In der Zwischenzeit machte Abby ihren Kollegen alle Ehre. Sie fuhr wie der Teufel - und das war mit einem Leichenwagen nicht mal so leicht."Einmal wurde sie von Kollegen der Polizei angehalten, angeblich wegen überhöhter Geschwindigkeit. Abby jedoch zeigte ihnen ihren Ausweis, erklärte dass ein Kollege Hilfe benoetigte und so bekam sie einen Freifahrschein und Polizeieskorte bis zum Anwesen ihres Freundes Ducky.

Dennoch war sie mit ihren Gedanken nur bei Tony. Sie konnte sich nicht erklären, was passiert war. Außerdem hoffte sie, dass sie ihn am nächsten Tag besuchen durfte. Er fehlte allen sehr, auch wenn es nicht jedem so bewusst war wie ihr.

Momentan sorgte sie sich um ihn, da er bereits im Labor blass und müde gewirkt hatte. Sollte sie wieder einmal ein Gespräch unter vier Augen mit ihm führen? Ob ihn etwas bedrückte? Die junge Goth hoffte, das Ducky sich bald mit guten Nachrichten zurückmeldete.

Nach kurzer Fahrzeit mit kurzem Boxenstopp durch die Polizeikontrolle war sie bereits an ihrem Ziel – Duckys Anwesen. Sie bedankte sich höflich bei ihrer Eskorte, jedoch fiel ihr dann noch etwas ein.

Sie bat die Polizisten zu warten, weil sie den Gerichtsmediziner gleich zum Chefermittler fahren sollten. Der Pathologe wartete bereits vor der Tür und wunderte sich, warum die Polizei vor seinem Haus hielt, mit Abby im Schlepptau.

Nachdem die junge Frau den Gerichtsmediziner erblickte, konnte sie sich ein sanftes Lächeln nicht verkneifen. Sie sah den älteren Herrn nämlich am Eingang des Hauses mit einer Flasche Bourbon stehen und er schaute verwirrt in ihre Richtung. Jedoch gewann er schnell seine Fassung zurück und lief der Goth entgegen.

Als Beide sich trafen, drückte Ducky seiner jungen Kollegin die Flasche in die Hand und erklärte: „ Hallo meine Gute. Es ist nicht viel zu tun. Du musst nur eins wissen. Sie schläft zurzeit unruhig. Das ist Mutters Schlaftrunk. Sie hatte heute bereits einen Doppelten. Sollte sie aufwachen und danach fragen, dann gib ihr nur noch einen Halben, okay? Dann beeile ich mich mal. Jethro wird schon ungeduldig auf mich warten. Ein Wunder, das mein Telefon nicht schon geklingelt hat. Nur eins noch, erklärst du mir noch kurz die Anwesenheit der Polizisten?“

Abby musste schmunzeln, wusste sie eigentlich nicht wo sie anfangen sollte. Doch dann antwortete sie: „ Kurz und knapp? … Gibbs Fahrstil ist verboten. Ich habe versucht ihn nachzuahmen und wurde erwischt. Aber ich konnte mich mit meinem Ausweis und der dringenden Bitte um Hilfe rausreden. Sie bringen dich auch noch ganz schnell zu Gibbsman.“

„Mach meinen Tiger wieder gesund okay?“, fügte sie noch etwas leiser hinzu.

Der Gerichtsmediziner schüttelte nur noch mit dem Kopf, während er sich auf den Weg zum Polizeiauto machte. Abby drehte sich um, schaute ein wenig traurig dem Auto nach und dann ging sie ins Haus. Dort brach die ganze verdrängte Aufregung über sie herein. Sie fühlte sich traurig, einsam und verlassen, ja sogar hilflos. Und zu allem Übel hatte sie vor lauter Hektik Bert vergessen. Schließlich kam ihr aber der rettende Gedanke. Sie nahm erneut das Telefon in die Hand und wählte eine Nummer.

Am anderen Ende erklang nach einiger Zeit ein verschlafendes

„ McGee?“ Abby wusste nicht, was sie sagen sollte, die ganze angestaute Sorge brachte sie zum Schluchzen und dann brach alles aus hier heraus. Sie weinte bitterlich am Telefon und konnte nur noch den Namen McGees hervorbringen. Der junge Agent wurde hellhörig und auch die Müdigkeit war wie weggeblasen. Er fragte erschrocken: „ Abby? Abby, was ist passiert?“ Doch diese entgegnete nur, wobei sie jedoch immer noch schluchzte: „ McGee, Tony geht es nicht gut. Kannst du zu Ducky kommen, ich bin so allein!“

Der Jüngste wartete gar nicht lange, er entgegnete nur noch: „ Ich bin gleich bei dir Abby. Warte auf mich.“ Und dann legte er auf, zog sich normale Straßenkleidung an und fuhr auf dem schnellsten Weg zu Duckys Anwesen.
 

Auf dem Weg zu Gibbs:
 

Ducky hingegen war bereits auf dem Weg zu Gibbs. Im Kopf ging er verschiedene Erkrankungen durch, die den geschwächten Agenten befallen haben könnten. Viel hatte der Chefermittler ihm ja nicht mitgeteilt. Ihm war auch klar, dass er sich auf einiges gefasst machen musste. Eine Lappalie würde den Chefermittler nicht so aus der Fassung bringen und ihn so besorgt wirken lassen, auch wenn er es immer noch gut verstecken konnte.

Die Polizisten redeten nicht viel, da sie das Gefühl kannten, wenn ein Freund und Kollege verletzt war. Mehr aus Solidarität als aus Pflichtgefühl halfen sie hier. Nach kurzer Zeit erreichten sie so auch schon das Gibbsche Anwesen. Einer der Officer nickte Ducky aufmunternd zur Verabschiedung zu. Dem Pathologen war nämlich die Sorge bereits ins Gesicht geschrieben.

Der Partner des Officers sprach noch, sei es um den Älteren aufzumuntern, oder um ihn ein wenig abzulenken: „Alles Gute für ihren Kollegen. Wir haben bereits gute Erfahrungen mit NCIS- Ermittlern gemacht. Und wir kämpfen doch irgendwie alle auf derselben Seite nicht wahr? Helfen sie ihm, ihre Kollegin hat uns bereits die ganze Geschichte in Kurzform erzählt.“

Ducky schaute ihn daraufhin leicht geschockt an. Denn Abby und Kurzform, das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Aber das war jetzt auch unwichtig, da ihn ein Patient brauchte. Also bedankte er sich bei den Polizisten und so schnell wie ihn seine müden Beine trugen, lief er in Richtung des Hauses, in dem Gibbs Tony bereits versorgte.

Nachdem er die Tür erreicht hatte, musste er einen kurzen Stopp machen. Denn vor der Tür lagen zwei große Pappkartons. Auf dem ersten klebte auch ein Zettel. Die Kartons schienen aus einer Pizzaria zu sein, der Name der Firma war aber durch den Zettel verdeckt.

Der Pathologe schüttelte nur mit dem Kopf, dennoch konnte er ein leichtes Lächeln nicht verhindern.

„Gibbs, Gibbs, das ist aber kein Essen für einen Kranken!“, murmelte er noch vor sich hin. Dann las er was auf dem Zettel stand.

„Sehr geehrter Herr DiNozzo. Wir wollten nicht länger warten. Da es ihnen momentan scheinbar nicht gut geht, spendieren wir Ihnen als sehr gutem Stammkunden dieses Essen und hoffen auf baldige Genesung.

Guten Appetit und gute Besserung wünscht Ihnen mit freundlichen Grüßen das Team der Pizzeria Salvatore.“

Ducky musste erneut schmunzeln. Scheinbar bestellte sich der junge Mann dort ziemlich häufig die Pizza. Er machte sich gedanklich eine Notiz, da er dem jungen Agenten sobald wie möglich nochmals die Folgen vom häufigen Fast - Food - Genuss erläutern wollte. Dann griff er die Kartons, klingelte an der Tür, um sein Ankommen anzukündigen und ohne auf ein Antwort zu warten, öffnete er die Tür, die nie verschlossen war. Anschließend betrat er das Haus, vollbepackt und mit einem mulmigen Gefühl, wusste er immer noch nicht, was ihn erwarten würde.

Je näher Ducky seinem Patienten kam, desto nervöser wurde er. Es war hier alles so ruhig. Er hatte den Flur betreten und der nächste Raum war die Küche. Alles wirkte hier so hell, so friedlich.

In der Küche wollte er schnell die Pizzen abstellen. Mit dem was er da erblickte, damit hatte er nicht gerechnet und so erschrak er einen kurzen Moment. Am Boden waren Blutflecken, blutige Scherben lagen am Boden und blutverschmiertes Verbandszeug lag ebenfalls verteilt auf dem Boden. Er fragte sich was hier wohl passiert war, weil er mit blutenden Wunden irgendwie am wenigsten gerechnet hatte. Sein Herzschlag beschleunigte sich und so verließ er schnellstmöglich die Küche, um den verletzten Agenten zu finden.

Leise, als könnte er kleine Kinder in diesem Haus aufwecken, rief er nach seinen Freunden: „Jethro! Anthony! Wo seit ihr?“

Während er leise rief, ging er schnurstracks zum Wohnzimmer weiter. Das war die nächst logische Station, die der Chefermittler mit einem Verletzten wählen konnte.

Und da fand er die Beiden. Erleichterung machte sich in ihm breit. Gibbs schien den jungen Agenten immer wieder anzusprechen und sein Gegenüber flackerte bereits mit den Augen, antwortete scheinbar, wenn auch mit großer Anstrengung. Kurz beobachtete er die Beiden, da es für seine Diagnostik wichtig war. Aber er genoss auch diese seltenen mitfühlenden Momente, in denen der Chefermittler seine Gefühle deutlich nach außen hin zeigte.

Dennoch wurde es Zeit, dass er eingriff. Scheinbar hatte sich der junge Mann einige Verletzungen zugezogen.

„Jethro! Anthony! Was ist denn hier passiert?“, fragte er besorgt, aber professionell mit fester Stimme in den Raum.

Gibbs, der völlig auf seinen Agenten konzentriert war, da dieser langsam sein Bewusstsein wiedererlangt hatte und auch seine Augen wieder ein wenig geöffnet hatte, erschrak kurz, ließ sich aber nichts anmerken.

Er sprach zu Tony: „Tony, Ducky ist jetzt hier. Er wird dir helfen. Okay? Ich bleibe hier. Nur nicht einschlafen.“

Danach drehte er sich um, schaute mit müden Augen zum Pathologen und erklärte: „ DiNozzo hat wahrscheinlich das Gleichgewicht verloren. Dadurch ist er gestürzt, Duck. Er hat sich eine Platzwunde zugezogen und … Schnittwunden. Außerdem hat er ziemliche Schmerzen, war zweimal weggetreten und Fieber scheint er auch zu haben. Er glüht förmlich. Versprich mir nur eins, es ist wichtig….“ Und dann drehte er den Pathologen so zu sich, das er ihm direkt in die Augen schauen konnte. Das Blau durchdrang den Arzt förmlich, er fühlte sich schon leicht bedrängt, ließ sich aber nie durch diesen Blick und schon gar nicht durch seinen Freund einschüchtern: „ …ER MUSS HIER BLEIBEN, forderte Gibbs den Pathologen auf. Dann drehte sich der Chefermittler um, stellte sich in eine Ecke, so dass er guten Einblick in die Arbeit des Doktors hatte.

Beide warfen sich nochmals besorgte Blicke zu und dann machte sich Doktor Mallard an die Arbeit.

Als erstes sprach er den jungen Agenten an. Dieser hatte bereits wieder die Augen geschlossen. „Anthony. Anthony, mein lieber Junge. Hörst du mich? Mach die Augen auf!!“Kaum hatte er gesprochen, da regte sich auch was. Die Augenlider flatterten und mit viel Mühe öffnete der Halbitaliener erneut seine müden grün schimmernden Augen.

Kapitel 9

*****Kapitel 9*****
 


 

Währenddessen in der Nähe von Gibbs Haus:
 

Seit Stunden beobachtete eine dunkle Gestalt das Haus des Chefermittlers. Aufgeregt, ja fast besorgt, hatte sie verfolgt, wie der Grauhaarige mit seinem verletzten Agenten im Schlepptau angekommen war. Durch das Fernglas verfolgte diese Person die kleinste Bewegung dieser Agenten. Sie sah dadurch somit, wie führsorglich dieser Mann mit seinem Schützling umging. Er hatte einen Arm um den Körper DiNozzos geschlungen, sicher um ihm Halt zu geben. Jedoch reichte diese Geste aus, um die Eifersucht mehr und mehr in der beobachtenden Person zu nähren.

Für sie fühlte es sich an, als würde eine Stichflamme plötzlich durch den ganzen Körper schießen und nach und nach Nähe und Vertrauen, Freundschaft, Harmonie und Glück zerstören. Dabei verwirrte die Wut, die mehr und mehr in ihr aufstieg, das eigene Denken, die Furcht, ihn für immer und ewig zu verlieren, verzerrte vernünftige Frageansätze, Verlustängste benebelten den Verstand.

In diesem Fall bestand die Eifersüchtelei schon längere Zeit. Und sie war sicher, das sie den Grund herausgefunden hatte – denn dieses Team, allem voran sein Boss hatten ihn einer Gehirnwäsche unterzogen und ihn so von seiner Liebe abgebracht.

Wütend holte die fremde Person ein Bild hervor, das sie präpariert hatte. Mit einem hämischen Lächeln legte sie es vor sich aufs Lenkrad und befestigte es mit einem Klebestreifen, denn ihren Liebsten hatte sie vorerst aus den Augen verloren. Auf diesem Bild war jedes einzelne Mitglied von Gibbs Team zu erkennen. Sie hatte es aus der Wohnung ihres Geliebten mitgehen lassen, ohne dass er es bemerkt hatte.

Auf drei der Gesichter hatte sie eine Zielscheibe gemalt, das waren ihre Feinde, die es auszuschalten galt. Auf dem vierten war ihr alles geliebter Schatz, den sie nur auf den richtigen Weg bringen musste. Sein Gesicht zierte ein riesiges, großes Herz.

Verliebt schaute sie auf die Aufnahme ihres Angebeteten, da sie von ihm noch mehrere heimlich gemacht hatte – einige hatte sie immer bei sich. Während sie weiterhin leidenschaftlich das Bild betrachtete, sprach sie: „ Ich werde dich da rausholen Geliebter. Sie haben dich irgendwie manipuliert, da bin ich mir sicher. Ich weiß, dass es nicht deine Schuld war. Wir werden bald wiedervereint sein und die Anderen werden ihre gerechte Strafe erhalten.“ Beim letzten Satz erhallte ein hämisches Lachen den Wagen.

Erneut blickte die vermummte Gestalt zum Haus des Chefermittlers. Es tat sich wieder etwas, denn ein Wagen eines Pizzalieferanten hielt vor dem Haus.

Sie nahm ihr Fernglas, um das Geschehen zu beobachten, denn ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit, aber erklären konnte sie es sich nicht.

Der Teamleiter öffnete die Tür und das seltsame Gefühl mischte sich mit Hassgefühlen und Wut. Immer noch konnte sie sich nicht erklären, warum dieser Mann nicht auf seinen Agenten, auf ihren Schatz aufgepasst hatte! Sie fragte sich, ob es Absicht war und nochmals schwor sie Rache für alles. Dieser Mann sollte besonders leiden.

Dann wurde sie jedoch von ihren Gedanken abgelenkt. Etwas schien diesen Ermittler zu beunruhigen. Ohne sich um den Lieferanten zu kümmern, lief er schnellstmöglich ins Haus zurück.

Der Pulsschlag des Beobachters beschleunigte sich. War womöglich ihrem Schatz etwas zugestoßen? Einige Zeit verging. Sie wurde immer unruhiger, überlegte bereits, ob sie sich zum Fenster schleichen sollte, um sich dort einen Überblick verschaffen zu können.

Dann jedoch erschrak die unbekannte Gestalt für einen Moment. Sie musste sich ducken, da ein Polizeiauto direkt vor dem Haus hielt.

Aber es stiegen keine Polizisten aus. Ein älterer Herr, den sie vom Sehen kannte, lief so schnell seine Beine ihn trugen zur Tür, nahm die Pizza, klingelte und dann öffnete er, ohne auf Antwort zu warten die Tür und ging hinein.

Da war ihr klar, wer es war – der Pathologe des NCIS. Und sie hatte schon Mal gehört, das er kleinere Wunden des Teams versorgte.

Erleichterung machte sich breit und da ihr klar war, das nun nichts mehr passieren wurde, fuhr sie nach Hause. Da sie noch einiges für seine Heimkehr vorzubereiten hatte.
 

Bei Abby:
 

Die junge Goth saß in dem großen stillen Haus den Pathologen. Alles was in den letzten Tagen passiert war, ging ihr durch den Kopf. Dabei liefen die Tränen unentwegt ihre Wangen runter.

Sie machte sich Sorgen, denn Ducky war nun schon eine Weile weg, oder kam es ihr nur so vor? Abby ärgerte sich, hätte sie nur ihren Bert an ihrer Seite. Der half ihr immer, wenn kein Gibbs und kein Tim zum Drücken und Trostspenden in der Nähe waren.

Doch dann rührte sich auf einmal etwas. Die junge Frau erschrak leicht, denn Ducky hatte ihr berichtet, dass seine Mutter wenigstens die nächsten Stunden noch schlafen müsste.

Da war es wieder. Sie musste dem Geräusch nachgehen. Kaum hatte sie jedoch die Tür geöffnet, da stand einer der kleinen Corgies vor ihr und schaute sie verträumt an.

Alle Ängste waren sofort vergessen. Abby sah nur noch diesen süßen, knuffigen Hund und begann sofort, auf ihn einzureden.

„Na du bist aber süß! Wer bist du denn? Ich bin Abby. Du hast wohl gewusst, dass ich Gesellschaft brauche. Ducky hat nämlich gesagt, ihr seid alle bei seiner Mutter.“

Als ob der Hund verstanden hatte, was die Goth brauchte oder sagte, jedenfalls wedelte er freundlich mit dem Schwanz, machte Männchen und lief dann freudig auf sie zu. Abby wusste, worauf der Hund hinaus wollte. Sie setzte sich auf den Boden und nahm den Corgie auf den Schoß. Dieser kuschelte sich bei Abby ein und so streichelte sie ihn und berichtete, was alles passiert war.

Nach einiger Zeit, sie hatte komplett das Zeitgefühl verloren, kam McGee in den Raum gestürmt. Leise hatte er immer „Abby? Abby wo bist du!“ gerufen. Jedoch hatte sie es nicht gehört, bis Tyson, so hieß laut Halsband der Corgie, laut geknurrt hatte.

Aber da war er schon im richtigen Zimmer und fand eine mehr oder weniger ruhige Laborantin vor. Diesen Kontrast konnte er sich nicht erklären. Verwirrt stand er mit offnem Mund vor ihr, bis sie ihn ansprach: „Tim, was ist los? Wird aber auch Zeit das du kommst. Tyson hat mir schon Gesellschaft geleistet, weil er gemerkt hat, dass ich Hilfe benötige. Hast du was von Gibbs oder Ducky gehört? Haben sie bei dir angerufen? Ich mach mir doch solche sorgen um Tony. Was ist nur passiert? Wird er wieder gesund??“ Ein paar Tränen rannen erneut über ihr blasses, müdes Gesicht.

Sie hatte McGee völlig mit den vielen Fragen überfordert. Aber trotzdem trat er an sie ran und beäugte kurz misstrauisch den kleinen Hund. Nachdem die junge Laborassistentin den Rüden aber weiterhin beruhigend den Rücken streichelte und den Computerexperten nochmals daraufhin wies, dass Mrs. Mallards Corgies ihn nicht beißen würden, setzte er sich neben sie.

Der junge Agent ließ alles kurz auf sich einwirken und dann fragte er die junge Goth:

„Abby, was genau ist denn passiert? Erzähl es mir doch mal langsam und keine Angst, ich bin bei dir! Es wird doch alles wieder gut, das weißt du.“

Langsam drangen die Worte zur jungen Frau durch, verdrängten die schrecklichen Gefühle die ihr Herz fest umklammert hielten. Langsam fühlte sie sich sicher und alles kam ihr nicht mehr so schlimm vor.

Sie erzählte Tim vom bisherigen Geschehen, streichelte währenddessen immer weiter Tyson, der sich sehr geborgen fühlte und indessen auf dem Schoss der Goth döste.

Der Computerexperte hörte sich alles in Ruhe an, ohne den Redefluss der Laborantin zu unterbrechen. Erst als sie fertig war, legte er seine Hand auf ihre Schultern, schaute ihr direkt tief in die Augen und versuchte sie mit Worten zu trösten: „Aber Abby. Wer weiß was passiert ist. Vielleicht ist nur eine Wunde aufgebrochen oder es hat sich eine Wunde infiziert. Es kann doch nicht so schlimm sein, wenn sie Duckys Hilfe in Anspruch nehmen. Du weißt doch wie Gibbs und vor allem wie Tony ist. Bloß keine fremde Hilfe. Wir warten bis sie anrufen und morgen fahren wir dann zu Tony. Was hältst du davon?“

Die Goth ließ sich alles in Ruhe durch den Kopf gehen, kam aber zum Schluss, dass Tim Recht hatte.

Ohne dass er damit gerechnet hatte, griff Abby sich ihren Kollegen und Freund und umarmte ihn stürmisch, ohne Tyson dabei aufzuwecken. Sie musste sich dabei ziemlich verrenken, aber das war im Moment egal. Sie hatte es einfach gebraucht. Nach einiger Zeit ließ sie in los, denn McGee löste ihre Arme von seinem Hals, da er ein Geräusch hörte.

Er zog seine Waffe und lief ins Nachtbarzimmer, doch was er sah, verschlug ihm die Sprache.

Duckys Mutter tanzte im Flur mit einem Unsichtbaren und redete mit ihm, als würde er antworten. Mit offenem Mund starte er auf die im Nachthemd gekleidete alte Dame, die ihn nicht zu bemerken schien.

Die Goth hörte ebenfalls den Lärm, setzte Tyson auf den Boden, und folgte ihrem Freund und Kollegen. Der Corgie wurde trotzdem wach und folgte der jungen Frau.

Abby wurde zwar von Ducky auf diese Situation vorbereitet, doch irgendwie wusste sie nicht, wie sie seiner Mutter den Schlaftrunk verabreichen sollte.

Da kam ihr eine Idee. Sie lief ganz schnell zu McGee und gab ihm eine Kopfnuss, um ihn aus seiner Trance zu befreien, da sie nicht laut sprechen durfte. Sie hatte nämlich einmal in einem wissenschaftlichen Forum gelesen, dass man Schlafwandler nicht wecken durfte.

„Was soll das?“, fragte der junge Agent verblüfft aber leise, da Abby ihm das leise mit „Pssst“ angedeutet hatte.

„Sie muss wieder tief und fest schlafen und dazu müssen wir ihr das Schlafmittel à la Mrs. Mallard einflössen. Dazu benötige ich deine Hilfe. Du musst sie zum Tanzen auffordern und ihr dann…“ sie zeigte auf ein Glas mit wenig Füllung, „ …diesen Drink anbieten.“

Entsetzt schaute McGee zu Abby, weil er sich sicher war, dass es ein Scherz war. Aber ihre Miene und Tysons gefletschte Zähne deuteten aufs Gegenteil hin.

Wohl oder übel musste er sich darauf einlassen. Erfreut hüpfte die Goth auf und ab, glücklich dass sie Hilfe hatte und außerdem war sie auf seine schauspielerische Darbietung gespannt.

Der junge Agent sprach noch leicht gereizt: „Dafür schuldest du mir etwas, Abby!“ Mit gespielter Wut drehte er sich um, lief auf Mrs. Mallard zu, klatschte in die Hände, so als würde er zum Tanz abklatschen wollen und dann sprach er die alte Dame an:

„Madame, dürfte ich sie um diesen Tanz bitten? Mein Name ist Timothy McGee. Ich bewundere ihre Tanzkunst schon eine ganze Weile.“ Duckys Mutter schaute ihn erst ein wenig verdutzt an, musterte ihn dann von oben bis unten, bis sie sich sicher war, das er in Ordnung ist. Dann nahm sie den Arm des jungen Mannes, den er ihr hinhielt und Beide tanzten mehr oder weniger gutgelaunt. Dann wurde es McGee zu bunt, es reichte ihm und er lud die ältere Dame zum Trinken ein. Innerlich hoffte er, dass sie annahm. Seine Gebete wurden erhört.

Mrs. Mallard antwortete: „Jetzt schon außer Puste, Mr. McGee? Aber mit Ihnen vertiefe ich mein Verhältnis gern mit einem Bourbon. Sie sind ein guter Tänzer und wer weiß, was Sie sonst noch für Qualitäten haben. Einen guten Ehemann erkennt man an seinen Tanzqualitäten. Wussten Sie das noch nicht?“

Der junge Agent musste schlucken. Er war nicht sicher, ob er gerade richtig gehört hatte. Doch zum Glück hatten Beide die Gläser erreicht, Abby hatte sich versteckt und nun konnte er nur noch hoffen, das dieser Trunk schnell Wirkung zeigte.

Er wusste schon gar nicht mehr, was er erzählen sollte. Nach ein paar Minuten jedoch, Mrs. Mallard hatte ihm einige Geschichten aus ihrem Leben erzählt, da wurde sie müde. Die ältere Dame fragte noch nach seiner Adresse und dann lief sie die Treppen nach oben.

McGee hatte sich verabschiedet und nachdem sie außer Sicht war, musste er schwer seufzen.

Die Goth kam währenddessen mit Tyson um die Ecke gelaufen und umarmte ihren Tim stürmisch. „Was sollte ich nur ohne dich machen, Tim? Du bist ein richtiger Schatz.“

Nach einer Weile ließ sie ihn wieder los. Sie setzten sich erneut ins Wohnzimmer und sprachen über alte Zeiten, um so das Warten zu überbrücken, bis der erlösende Anruf kam.

Tyson blieb währenddessen immer an Abbys Seite, ließ sich aber auch von Timothy kraulen.

Irgendwann, mitten in der Nacht schliefen beide Kopf an Kopf ein.
 

Bei Gibbs im Haus:
 

Nach einiger Zeit war Ducky mit der Untersuchung fertig. Gibbs hatte ihn und Tony nicht aus den Augen gelassen. Alle frischen Wunden waren verbunden und alle waren neu versorgt worden. Dann hatte Ducky eine Liste mit Medikamenten gemacht, die ihm der Chefermittler unbedingt besorgen musste.

Nur widerwillig hatte Gibbs das Haus verlassen, aber es war wichtig und nur so hatte Ducky wenn auch ungern, fürs Erste zugesagt, dass Tony im Haus bleiben könnte.

Der Pathologe hatte einiges zu tun gehabt. Er hatte eine große Platzwunde am Kopf nähen müssen. Außerdem steckten Scherben in den Händen, die er gezogen hatte, nachdem er sicher war, das sie keine wichtigen Blutgefäße verletzt hatten. Alle Wunden hatten ausgespült werden müssen,um anschließend steril abgedeckt zu werden. Aber am meisten Sorgen machte ihm die Schusswunde, die von den Ärzten noch als okay bewertet wurde. Diese hatte sich entzündet. Dadurch hatte der Agent hohes Fieber entwickelt bekommen.

Immer wieder hatte der Ducky seinen Patienten angesprochen und nach einiger Zeit antwortete Tony auch regelmäßiger. Aber das Fieber schwächte ihn zusehends.

Nun stand der Arzt mit Gibbs vor der Wohnzimmertür und Beide schauten zu dem geschwächten Mann.

Jedoch unterbrach Ducky das Schweigen: „ Jethro. Du hast alles besorgt, was Tony benötigt. Die Verbände werde ich in den nächsten Tagen regelmäßig wechseln. Aber du musst die Temperatur im Auge behalten. Gebe ihm die Antibiotika regelmäßig so wie ich es dir aufgeschrieben habe und die fiebersenkenden und schmerzstillenden Tropfen bei Bedarf. Es steht alles auf diesem Zettel. Sollte es nicht besser werden dann bleibt dir keine Wahl…! Achte auf unseren Jungen und meine Nummer hast du ja. Ach ja und wecke ihn regelmäßig. Bei dieser Platzwunde hat er sicher eine Gehirnerschütterung. Bis morgen. Dann schau ich wieder vorbei und ich schätze mal, Abby wirst du auch nicht aufhalten können.“

Beim Gedanken an die Goth in seinem Haus musste er grinsen und dann verabschiedete er sich von seinem Freund. Er blickte nochmals kurz zu seinem Patienten, sah dass dieser Momentan friedlich schlief und dann lief er zur Haustür. Gerade wollte Gibbs sich ins Wohnzimmer begeben, da rief ihn der Pathologe erneut: „Jethro, ich habe ja gar kein Auto. Kannst du mir ein Taxi rufen?“

Beide begaben sich in die Küche, um den schlafenden jungen Mann nicht zu stören. Der Teamleiter musste schmunzeln, lächelte dann aber und wählte die Nummer eines Taxiunternehmens, das sofort Hilfe versprach. Gibbs bat noch, dass nicht geklingelt werden sollte.

Nach fünf Minuten fuhr ein Taxi vor und es klopfte an der Tür. Ducky war überrascht, denn er hatte sich mit Jethro gut unterhalten und so verging die Zeit recht schnell.

Während er dem Fahrer folgte, lief der Chefermittler wieder schnellen Schrittes ins Wohnzimmer. Er steckte nochmals das Thermometer unter die Achsel von Tony, dann sprach er den jungen Mann an und nachdem er festgestellt hatte, dass die ersten Medikamente Wirkung zeigten, setzte er sich in den Sessel. Nachdem er den jungen Agenten einige Zeit beobachtet hatte, schlief er ebenso ein.

Kapitel 10

Hallo liebe Leser. Hier mein kleines Experiment. Eine Rückblende in Form von Gedanken. Selbst die sind besonders und sicher auch nicht jedermanns Sache - wir Reisen nämlich durch Gibbs Gedankenwelt. Also bin gespannt, was ihr dazu sagt. Ist mal was anderes. Viel Spass beim Lesen.
 

*****Kapitel 10*****
 


 

Eine Woche später:
 

Es war schon tiefe Nacht und Gibbs arbeitete immer noch an seinem Boot. Seit einer Woche zog es den Teamleiter immer wieder in den Keller, sobald sein Schützling schlummerte. Hier konnte er in Ruhe über Tonys Verhalten nachdenken. Aber der Grauhaarige machte sich auch immer wieder Vorwürfe, da er sich die Schuld am Gesundheitszustand des Halbitalieners gab. Der Chefermittler konnte die ganze Situation nur langsam verarbeiten und so übte er sich wieder einmal mehr im Verdrängen - anstatt, dass er sich mit dem Team, geschweige denn mit Tony, aussprach. Stattdessen stand er jetzt im Keller neben seinem Boot, trank Kaffe und bastelte an seiner "Kelly" weiter.

Nachdem jedoch die Kanne nichts mehr von seinem Lieblingsgetränk hergab, brummte Gibbs etwas Unverständliches vor sich hin, legte den Hobel ab, nahm Kanne und Tasse und lief schwerfällig die Treppen zum Flur hinauf. Die letzten Tage hatten besonders ihm, aber auch seinem restlichen Team sehr viel Kraft gekostet, auch wenn er es nie zugeben würde.

Gibbs ging schnurstracks zur Küche und steuerte direkt die Kaffeemaschine an. Als die Maschine lief, schlich er förmlich zum Wohnzimmer, um sich zu vergewissern, dass es seinem „Besten Mann“ an nichts fehlte.

An der bereits offen stehenden Tür blieb er stehen. Doch was er sah, behagte ihm nicht. Sein junger Agent lag auf der Couch und die linke Hand war immer noch mit der silbernen Acht und mit dem Tischsockel verbunden. So war DiNozzo gezwungen, auf dem Rücken oder auf der linken Seite zu liegen. Das allein war ja nicht schlimm. Aber er schlief wieder einmal sehr unruhig, versuchte sich immer wieder von einer auf die andere Seite zu drehen, was ihm leider nicht gelang. Die Augenlider zitterten regelrecht und der Schweiß rann ihm von der Stirn. Gibbs kannte diese Situation und so dachte er über die vergangene Woche nach:
 

Du bekamst hohes Fieber, aber mit Wadenwickel und Medikamenten konnte ich es rechtzeitig senken. Dennoch wirktest du sehr abwesend und wenn ich ehrlich bin, alles was ich für deine Gesundheit tat, machte dich verschlossener.

Liegt es an den Medikamenten, an deiner Verfassung, Tony? Vertraust du mir nicht? Warum sprichst du nicht mit mir über das, was dich beschäftigt?, fragte ich trotz des Fiebers immer wieder, hoffend, eine Antwort zu erhalten. Du, geschwächt? müde?, warst aber nach quälenden Stunden in einen tiefen, erholsamen Schlaf gefallen, ohne einmal mit mir gesprochen zu haben.

Am nächsten Morgen hatte ich einen Schrei gehört und dann hatte ich meinen „besten Mann“ schweißgebadet, ja fast verängstigt im Wohnzimmer vorgefunden.

Aber gleich danach hattest du deine undurchdringbare Fassade aufgesetzt und mich schwach begrüßt, als sei nichts gewesen. Aber ich wäre nicht der Gibbs ,den Verbrecher fürchten und dem ihr Respekt zollt, wenn ich deine Angst, deine Wut, deine Verstörung in deinen Gesichtszügen, die man kurze Zeit bei dir in der Mimik ablesen konnte nicht erspäht hätte.

Was wirft dich nur so aus der Bahn, Tony? Du musst es jemandem erzählen, du Sturkopf. Aber es hatte ja keinen Zweck, auf dich einzureden. Und jetzt, wo du in so einem Zustand bist, hat es erst recht keinen Sinn.

Eine kleine Weile nach diesem Tag fühltest du dich bereits besser, aber etwas fehlte. Nur wusste ich nicht, dass ich mich zu früh freute und mir bald die Ruhe zurückwünschen würde.

Mir fiel aber auf, dass du mir aus dem Weg gingst, auch wenn ich mir nicht sicher war ob ich mich täuschte.

Irgendwann aber fielst du in dein normales Muster zurück. Du warst von Mal zu Mal mutiger. Wahrscheinlich lag es aber auch daran, dass dir dieser Aufenthalt zu langweilig wurde.


 

Dieser Gedanke entlockte Gibbs ein Lächeln, das sofort wieder einem besorgten Blick wich, als er auf den verschwitzten Körper seines Schützlings blickte. Ja, er war wirklich immer mutiger geworden und hatte sogar wieder kleine Späße gemacht. Gibbs hatte sich wieder oftmals beherrschen müssen, ihm keine Kopfnuss zu erteilen.

Der Halbitaliener schien jedoch immer mehr im Alptraum zu versinken, denn die Augenbewegungen wurden stärker und ab und zu war ein Stöhnen zu vernehmen. Jedoch musste der Chefermittler nochmals die Woche Revue passieren lassen.

Gibbs hatte den Blick immer noch auf seinen Schützling gerichtet. Er strich sich über sein Haar und während er weiter grübelte, schüttelte er kaum merklich den Kopf. Ihm war nämlich gerade klar geworden, dass er nur so seinem Freund helfen konnte – er musste das Problem analysieren.
 

Erschwerend kam hinzu, dass Ducky, der immer noch jeden Tag vorbei kam, um die Verbände zu wechseln, jeden Besuch untersagt hatte, bis sein Patient sich besser fühlte.

Und das war ein Segen! Denn so hatte ich weniger Lärm und mehr Zeit, um mich um dich zu kümmern. Geirrt hatte ich mich in diesem Punkt, und das nicht zu knapp. Ständig hatte mein Handy geklingelt, weil ein besorgtes Teammitglied sich nach deinem Befinden erkundigen wollte. Ich würde es dir nie sagen, aber ich war kurz davor, gegen eine meiner Regeln zu verstoßen, denn diese ständigen Anrufe nervten ziemlich. Fast hätte ich mich entschlossen, unerreichbar zu sein.

Dazu kamst du, ein quengelnder DiNozzo und ein immerwährendes Gefühl der Gefahr im Nacken – mein Instinkt warnte mich, nur wovor, das weiß ich immer noch nicht.

Das alles machte mich reizbarer und kaum hatte ich mich zurückgezogen, um einen Kaffee zu trinken oder um mir ein wenig Ruhe zu gönnen, da rief wieder ein quirliger Italiener nach mir.

Ein klärendes Gespräch hatte ich bisher noch nicht mit meinem Sorgenkind, also mit dir, führen können. Warum bist du mir nur aus dem Weg gegangen, Tony?

Du kannst mir nicht sagen, dass es nur an deiner Gesundheit liegt! Was macht dir nur so zu schaffen?

Tony, du hattest doch bereits am zweiten Tag wieder über Hunger geklagt, hattest da schon wieder kaum Sitzfleisch bewiesen und mit deinen Sprüchen hast du mich fast wieder zur Weißglut getrieben - es war fast alles wie immer, also was beschäftigt dich?

Ducky war zufrieden mit deiner schnellen Genesung, sodass die anderen dich bereits am vierten Tag besuchen durften!

Ich hatte mich wieder wie im Kindergarten gefühlt - im Prinzip also alles wie immer.

Du warst wieder nervig, wolltest nicht verstehen, warum Ducky dir immer noch Bettruhe verordnete, auch wenn dich ab und zu noch leichte Schwindelanfälle und Kopfschmerzen plagten, die du verbergen wolltest. Ich habe es natürlich bemerkt, dich aber im Unwissen darüber gelassen. Auch die Schmerzen die dich quälten ignoriertest du einfach.

Du hast mir deutlich machen wollen, dass dir die Abwechslung und vor allem, wie hast du es ausgedrückt ... „die Weiterbildung mit Magnum“ fehlte.

Ich hatte das alles hinausgezögert, weil ich das Gespräch mit dir gesucht habe. Aber du hattest mir keine Chance gelassen, also ließ ich dich zur Ruhe kommen. Du hattest mich aber weiter gereizt, als wenn du mich mit Absicht wütend machen wolltest. Oder war es einfach deine Art, mir zu zeigen, dass ich etwas in deinen Augen falsch gemacht habe?

Und was hatte ich getan? Ich hatte dir gedroht, dich mit Handschellen an einen Stuhl zu binden, wenn du dich nicht an meine Regeln hältst. Es war alles nur zu deinem Besten, das weißt du doch oder?

Meine Drohung und mein Blick hatten zwar kurz gewirkt, aber wie bekannt - aus den Augen aus dem Sinn, kaum verlor ich dich aus dem Blick, da waren die Regeln für dich nichtig.

Natürlich hatte ich dich erwischt. In deinem momentanen Zustand warst du nicht der Schnellste – und trotzdem hattest du versucht, dich rauszureden.

Ich wollte keine Ausreden mehr hören, konnte deinen Dackelblick nicht mehr sehen und auch die Bettelei war genug.

Dem Team hatte ich sowieso versprochen, dass sie dich besuchen dürften, unter einer Bedingung – sie mussten dir eine Ablenkung besorgen.

Ich war wieder einmal im Keller und hatte über den letzten Auftrag nachgedacht. Der Verlustschmerz, den ich bei Kate damals verspürt hatte, war fast wieder an die Oberfläche getreten, da ich nur mit viel Glück den Verlust eines weiteren Teammitglieds verhindern hatte können. Bin ich überhaupt in der Lage euch zu schützen? Wie konnte das nur alles passieren? Es war doch vor ein paar Tagen noch alles in Ordnung.

Ein Klingeln hatte mich an diesem Tag aus meinen trüben Gedanken gerettet. Als ich aber vernahm, dass die Tür bereits von dir geöffnet wurde, schlug die Sorge und Angst schnell in leichte Wut und Unverständnis um.

Das erste Mal in diesen Tagen hatte ich mir meine Handschellen gegriffen, war über die Holztreppe nach oben gelaufen, beobachtete kurz, wie dich alle freudig begrüßten, bevor ich mir dich geschnappt hatte. Aber war das ein Fehler der dich noch mehr von mir entfernte? Denn deine Reaktion und das folgende Gespräch lösten nicht deine Zunge sondern machten dich noch verschlossener.

Es war nur zu deinem Besten und ich hatte dich gewarnt. Du hattest allerdings Mut gezeigt, als du versucht hattest, dich aus meinen Griff zu befreien. Nur hätte dir klar sein müssen, dass du gegen mich keine Chance hast. Hatte dieser Kampf gegen mich etwa eine Bedeutung?

Zu dieser Zeit war ich wütend. Ich hatte sehr schnell deinen gesamten Oberkörper in einem Klammergriff umfasst und zog ihn zu mir, sodass ich dir mit bedrohlicher Stimme ins Ohr flüstern konnte: „ Wage es nicht Tony! Ich kann auch andere Seiten aufziehen! Das weißt du! Es ist nur zu deinem Besten und gewarnt wurdest du mehr als einmal.“ Du wollte widersprechen und hast fast gebettelt: „ Aber Boss, ich verspreche,…“ Aber ich wurde noch wütender und mit einem lauten festen: „ NEIN. DINOZZO. SETZEN. ICH WILL NICHTS MEHR HÖREN!“ hatte ich dir unbewusst befohlen, dass du nichts mehr sagen solltest. Daraufhin hatte ich dich losgelassen und zeigte mit der Hand auf die Couch. Nach einigem Zögern und Austauschen wütender Blicke hattest du widerwillig aufgegeben und endlich hattest du Mal auf mich gehört – ohne weitere Probleme hatte ich dich am Tischsockel fixiert. Nur was ich damit auslöste, damit konnte ich nicht rechnen – du hattest seit dem nur noch das Nötigste mit mir gesprochen. Das war doch nicht so gemeint! Wolltest du mich nicht verstehen oder kannst du es nicht?

Alle hatten dem Schauspiel verblüfft zugeschaut, aber keiner traute sich, etwas zu erwidern.

Ducky hatte mich geschnappt, aber ich war wütend und hatte seine Worte im ersten Moment kaum wahrgenommen. Er hatte mich vor deiner Reaktion gewarnt, während sich das restliche Team zu dir gesellte.

Duck hatte zwar versucht, mir die Handschellen auszureden, da deine Laune scheinbar einen Tiefpunkt erreichte. Ganz konnte er mich nicht überzeugen, aber eine Stunde am Tag konnte er dir so erkaufen, bis ich mit deiner Gesundheit oder deinem Verhalten zufrieden war.

Wenigstens konntest du nun mit einem Laptop Magnum schauen, und auch die anderen wussten, wie sie dich ablenken mussten. Dein Verhalten hatte sich ab diesem Tag verändert, nur ich hatte es in meiner Wut nicht richtig bemerkt.

Du warst nicht mehr so nervend, aber zum Reden hatte dich die ganze Aktion auch nicht gebracht. Am Abend durftest du nochmals auf die Toilette, bevor ich dich erneut zur „Bettruhe“ verdonnerte.


 

Gibbs fuhr sich müde über die Augen und zwang sich, seinen eigenen Gedanken zu entkommen.

Immer wieder beobachtete der Teamchef Tonys unruhigen Schlaf, so wie in den Nächten davor. So schlief der Halbitaliener hier also seine verdonnerte Bettruhe aus. Wenn auch ziemlich unruhig, dachte er sich noch.

Die Augen des Halbitalieners bewegten sich in rasendem Tempo unter den Lidern, seine Haut wirkte verschwitzt, und plötzlich war sogar ein kleiner Aufschrei von ihm zu hören. Gibbs zuckte zusammen. Das war bisher noch nicht vorgekommen. Darum beschloss der ergraute Chefermittler, dieses Problem, diese schrecklichen Alpträume, die den jungen Agenten seit dem letzten Fall plagten, mit ihm zu lösen, ob er nun wollte oder nicht. Gibbs wurde nämlich klar, das er nur so auch mit seinem Gewissen ins Reine kommen konnte. Schließlich hatte er erkannt, was er falsch gemacht hatte. Er war zu unbeherrscht, zu gereizt durch die ganzen Ereignisse der letzten Zeit und so hatte er Dinge gesagt und getan, die dafür gesorgt hatten, dass Tony noch verschlossener wurde.

Es sollte Tonys letzter quälender Alptraum sein.

Der Teamleiter roch frischen Kaffee, blickte nochmals in die Richtung, in der er seinen verletzten Kollegen erblickte, und mit einem festen Entschluss verließ er das Wohnzimmer. Mit frisch gebrühten extrastarken Schwarzen wollte er nun einen Plan schmieden, um den Sturkopf im Wohnzimmer zum Reden zu bewegen.

Er setzte sich schon recht Müde an den Küchentisch, trank seinen heißgeliebten Kaffee und überlegte sich eine Strategie, dabei fiel sein Blick immer wieder auf ein Foto, das am Kühlschrank klebte. Darauf war das ganze Team glücklich und zufrieden auf einer Geburtstagsfeier zu sehen. Tony hatte wieder eine seiner Grimassen gemacht und Ziva kniff ihrem Partner in die Wange.

Auch dieser Anblick entlockte dem Teamleiter ein entkräftetes Lächeln. Wieder strich er sich müde über die Augen. Er wünschte sich, dass alles wieder so wie auf dem Bild wurde. Jedoch musste er dazu einiges tun. Nach drei weiteren Tassen Kaffee und mit einem groben Plan im Kopf schlief er irgendwann in der Küche ein.
 

Ich hoffe es war okay und bin auf euer Feedback gespannt. Sky2 dir widme ich ich dieses Kapitel, da du scheinbar mein einziger Leser bist, der Mut zum Feedback in diesem Forum hat. Danke dafür. Viel Spass beim LEsen. LG CLaudi
 

Forsetzung folgt...

Kapitel 11

Sky2, ich bin echt happy, dich als Leser zu haben. Also nun geht es weiter. Sehen wir mal, ob Gibbs bei Tony durchdringt!!!!
 

*****Kapitel 11*****
 

Am nächsten Morgen:
 

Gibbs hielt seinem schlafenden Kollegen einen Kaffee unter die Nase. „Guten Morgen, DiNozzo!!!“ rief er im nächsten Augenblick seinem Schützling mit sanfter Stimme entgegen, um Tony endlich von diesem Alptraum zu befreien. DiNozzo lag immer noch schweißgebadet im Wohnzimmer und die Augenbewegungen unter den Lidern schienen auch noch nichts an ihrer Intensität eingebüßt zu haben.

Mit einem besorgten Blick beobachtete der Teamleiter, wie sein junger Agent nach mehrmaligen Rufen erneut aus dem tiefen Schlaf hoch schreckte.

„Boss? Was ist passiert?“, fragte der Halbitaliener verschlafen, da er für einen Moment nicht wusste, wo er sich befand und was hier eigentlich los war. Für die Handschellen fand er im halb verschlafenden Zustand schließlich auch keine Erklärung.

Der Chefermittler wollte diesen Umstand nutzen, um Tony zum Reden zu bringen, deshalb hatte er ihn extra früh geweckt.

„Wir müssen reden, DiNozzo. Sofort. Und du bleibst solange hier sitzen, bis ich eine zufrieden stellende Antwort habe. Hast du mich verstanden?“, erklärte er seinem Freund im ruhigen Ton mit einer sanften Stimme, die den jungen Mann noch mehr verwirrte. Ihm war klar, dass Gibbs diese Methode nur anwandte, wenn es etwas Ernstes zu Bereden gab und so wusste er nicht, was er nun schon wieder falsch gemacht hatte.

Der junge Agent rieb sich erst einmal müde die Augen, bevor er zögerlich nickte. Zum einen, da er sowieso nicht weglaufen konnte und zum anderen verspürte er seit Tagen innerlich den Drang, mit jemandem zu reden.
 

Vielleicht sollte ich mit Gibbs reden. Mein Schlaf ist in letzter Zeit auch nicht gerade erholsam. Es wird sicher nicht besser, solange ich die Bilder in meinem Kopf unterdrücke. , dachte sich der Verletzte. Er begann bereits mit: „Boss! Ich...“, unterbrach jedoch seinen Satz, da ihm wieder die Aussage seines Vorgesetzten in den Sinn kam, er solle Sorge nicht mit Pflichtgefühl verwechseln und dann stieg Wut in ihm auf.

Der ergraute Chefermittler antwortete misstrauisch und überrascht, da Tony gleich reagiert hatte: „ Ja Tony?“.

Jedoch dieser antwortete Gibbs Gegenüber trocken, fast angewidert und in dessen Augen war Traurigkeit zu sehen, die dort dessen Schalk und Humor völlig vertrieben hatte: „ Ach nichts.“ Seinen Vorsatz, sich mit Gibbs auszusprechen unterdrückte der Braunhaarige und erneutes Schweigen erfüllte den Raum.

Der Halbitaliener strich sich jedoch immer wieder mit der linken Hand nervös durchs Haar, da sein Boss ihn scheinbar durchleuchtete.

Gibbs hatte in den grünen Augen seines jungen Agenten jede kleine Gefühlsregung vernommen, wenn auch nur für kurze Zeit. Er hatte Schmerz, Mut, Erleichterung, und dann eine plötzliche Wut die mit Mühe unterdrückt wurde gesehen. Deshalb überlegte der Teamleiter, warum der junge Mann so verschlossen reagierte. Dabei ließ er seinen Schützling nicht aus den Augen.

Auf einmal wurde ihm alles klar: Beruhigend, immer wieder nach den richtigen Worten suchend, sprach er den jungen Agenten darauf an. Dabei versuchte er ihm direkt in die Augen zu schauen:

„Tony, was ich im Auto zu dir gesagt habe, das waren Worte, die in der Wut gesprochen wurden. Die darfst du nicht ernst nehmen. Du weißt, ich würde alles für mein Team tun und jeder Einzelne kann mir vertrauen, so wie ich euch vertraue.“

Bei diesen Worten wurde sein Gegenüber erst richtig sauer. Wütend fragte er seinen Boss: „ Du vertraust uns? Und warum erfahren wir erst so spät von deiner Vergangenheit? Warum machst du so viel mit dir allein aus? Würdest du dich mir anvertrauen?“

Diese Worte verletzten den Chefermittler, denn es drangen schmerzhafte Erinnerungen an die Oberfläche, die er gut verdrängt, aber nie verarbeitet hatte. Bevor er antwortete, hielt er kurz inne. Gibbs wurde eins klar, er musste hier und jetzt durch, sonst würde er Tonys Vertrauen verlieren. Ihm war zwar bewusst geworden, dass sein Ermittler auch irgendwie Recht hatte, aber in seinen Augen hatte er für all seine Taten gute Gründe. Nur zwei Sachen bereiteten ihm Sorgen: Würde so ein zorniger junger Mann diese Gründe verstehen? Und sind Privatleben und Arbeit nicht zwei verschiedene Dinge? Nachdem er diese Fragen für sich geklärt hatte, festigte sich seine Mimik wieder, nur ein leicht trauriger Blick und eine kaum merklich zittrige Stimme, verdeutlichten, wie sehr ihn dieses Gespräch mitnahm:

„Das kannst du nicht vergleichen Tony. Es ist schwer über so etwas zu reden. Es war meine Familie!...Ich wünsche keinem, diesen Verlust fühlen zu müssen, aber darum geht es hier nicht! Dich bedrückt etwas anderes. Es sind nicht die Worte, auch wenn sie dich verletzt haben, du wusstest hoffentlich, dass es nicht mein Ernst war!? … Und auch alles, was ich hier getan habe, war nur zu deinem Besten.“

In dem Moment wurde Tony bewusst, dass er seinen Boss, seinen Freund verletzt hatte. Und er hatte ihm auch noch Unrecht getan, als er Worte, die in der Wut gesprochen worden waren, ernst genommen hatte, anstatt darüber zu sprechen.

Der Halbitaliener senkte beschämt seinen Kopf, flüsterte leise „Entschuldigung“ und kassierte dafür prompt eine angehauchte Kopfnuss von Gibbs.

Der ergraute Chefermittler entgegnete ihm in gewohnt schroffer Weise, aber mit einem freundlichen Unterton in der Stimme: „ Du weißt was ich davon halte.

Beide blickten sich tief in die Augen, dann fasste sich Tony an sein Herz, überwand seine Angst und berichtete von jedem einzelnen Detail des Traumes. Auch von seinen Gefühlen und Gedanken, die er während der Gefangenschaft hatte. Während er sprach spielte er nervös mit den Handschellen oder mit seinen Haaren. Als erstes erzählte er von der Folter, von den Zigaretten, von Schlägen, die nicht aufhören wollten und von der Angst, von der Scham und von der Hoffnungslosigkeit, die ihn kurze Zeit überfallen hatte.

Leise, fast mit flüsternder Stimme, erwähnte er dann, dass ihn eine Situation an Kate erinnert hatte.

In diesem Moment wurde Beiden klar, dass sie Kates Tod noch nicht überwunden hatten. Beide dachten nochmals an ihren Tod, an die Hilflosigkeit, die sie nach dem Schuss überkam. Die Wut, die sie verspürt hatten und dann an die Leere, die sie teilweise immer noch empfanden. Beide gaben sich in gewisser Weise die Schuld an ihrem Tod, Diese zwei Agenten hatten sich mehr als einmal gewünscht, dass es sie getroffen hätte. Doch nun wurde ihnen klar, dass sie Kates Tod akzeptieren mussten. Sie ließen ihren Gedanken freien Lauf, um nochmals an die schönen gemeinsamen Momente mit Kate zu denken. Es entstand eine Schweigeminute, die nur durch ein Seufzen von Tony unterbrochen wurde. Bis zu diesem Traumbild wirkte der junge Agent schon ziemlich mitgenommen. Aber es gab noch etwas, dass ihn mehr bedrückte, als der Tod Kates.

Einzelne Tränen liefen während des Erzählens über Tonys Gesicht. Er berichtete unter Tränen von seiner Angst, dass er einen weiteren Freund verlieren könnte. Seit der Schütze seinen Boss und auch Ziva anvisiert hatte, wurde er diese Angst nicht mehr los.

Gibbs unterbrach ihn nicht ein einziges Mal. Er beobachtete seinen Schützling und ließ ihn keinen Augenblick aus den Augen. Erst nachdem der Halbitaliener mit seinem Bericht fertig war, umarmte er ihn, streichelte sanft seinen Rücken und versprach: „ Es wird alles wieder gut, Tony. Du musst nur damit abschließen – das wird seine Zeit brauchen. Rede mit mir, wenn dich etwas bedrückt. Und eins noch, wir werden dich nicht allein lassen – versprochen.“

Tony fühlte sich erleichtert, befreit und irgendwie war er glücklich, dass zwischen ihm und Gibbs alles bereinigt wurde. Es hatte ihn doch mehr betrübt, als er zugeben wollte.

An diesem Tag zog er sich nochmals zurück, um über alles nachzudenken – um abzuschließen.

Alles was Gibbs ihm gesagt hatte, ging ihm durch den Kopf, aber auch die Traumbilder. Und er kam zu dem Ergebnis, das sein Boss Recht hatte – er brauchte nur Zeit. Und mit Hilfe seiner Freunde würde er auch diese Situation meistern.

Am späten Abend des letzten freien Tages kam noch einmal das ganze Team zu Besuch. Sie lenkten Tony vom Trübsalblasen ab, denn eins hatte er nicht abschütteln können – die Gedanken und Bilder von Kates Tod, die wiedererweckt worden waren.

Er merkte jedoch wieder einmal, dass das Team seine Familie war, dass er sie alle brauchte, sie liebte und dass er sie niemals verlieren wollte.

Das war die erste Nacht, in der Tony ohne einen Alptraum schlief.

Gibbs hingegen hatte ihn kurz beobachtet und dann war er zufrieden in den Keller gegangen, um an seinem Boot weiterzubauen.

Aber irgendwie schaffte es der Teamleiter nicht, sich richtig auf das Boot zu konzentrieren. Obwohl alles fast wieder in Ordnung war, wurde er dieses Gefühl nicht los, das ihn schon seit dem Undercoverauftrag begleitete.

Sein Instinkt warnte ihn immer noch vor einer Gefahr. Hatte er es bisher auf Tony bezogen, so hatte ihn sein Gefühl wieder einmal nicht belogen. Da es aber immer noch deutlich spürbar war, musste er weiterhin gut auf seinen Agenten aufpassen.

Er konnte ja nicht ahnen, wie Recht er wieder einmal hatte.
 

Am nächsten Tag hieß es für drei Teammitglieder nach einem verlängerten Urlaub wieder arbeiten. Abby war schon ein paar Tage zuvor dringend gebraucht worden. Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien, und auch die Laune der meisten Menschen war hervorragend. Scheinbar nutzten die meisten Verbrecher solch schöne Tage auch eher für die schönen Dinge im Leben, wie zum Beispiel zum Sonnen oder einfach zum Genießen. Also gab es keinen Fall zu bearbeiten. So blieb, zum Leidwesen der restlichen Teammitglieder, nur langweilige Aktenarbeit mit einem mürrischen Chefermittler übrig – und so blieb es die ganze restliche Woche.

Gibbs hatte Tony von den Handschellen befreit, nachdem Ducky am Abend die Bettruhe aufgehoben hatte und sein Verhalten am Morgen danach war auch angemessen – immerhin hatte er von seinem Alptraum erzählt.

Jedoch hatte der Chefermittler ihm sicherheitshalber Büroverbot erteilt, denn er wollte so die schnellere Genesung sichern.

Zwei Mal täglich holte einer des Teams den jungen Agenten zur Physiotherapie ab – es rissen sich förmlich alle darum, um wenigstens einmal den Akten entfliehen zu können. Den Rest der Zeit musste Tony sich gut einteilen, da er so etwas wie Hausruhe hatte – er durfte sich nur mit Gibbs' Erlaubnis aus dem Haus begeben.

Der Halbitaliener wurde dadurch immer aufbrausender, aber immerhin hatte er sich noch nicht gewagt, gegen den ausdrücklichen Befehl seines, wie er ihn nun nannte, „ Oberindianers“ zu verstoßen. Dafür hatte er genug anderen Blödsinn im Kopf. Zum Beispiel versuchte er unfreiwilligen Selbstmord zu begehen, indem er das Wohnzimmer ein wenig umdekorierte, weil er es so ein wenig wohnlicher fand. Oder er trank einfach mal den von Gibbs gebrühten frischen Morgenkaffee. Das waren nur zwei der Dinge, die den Teamleiter auf Hundertachtzig brachten.

Keiner wusste zu der Zeit, dass sie es in naher Zukunft vermissen würden.
 

Der Unbekannte:
 

Wieder einmal hatte die unbekannte Person vor dem Haus Position bezogen, um eventuell einen Blick auf ihren Geliebten erhaschen zu können. In den ersten Tagen nach seiner Verletzung war das kaum möglich, obwohl der Unbekannte extra ein paar Nebenjobs angenommen hatte, um seinem Liebling Nahe sein zu können. Beim Gedanken an seinen Schatz durchfuhr diese unbekannte Person ein warmes Gefühl. Erneut blickte die dunkle Gestalt auf das Foto des Geliebten. Sie war sicher, dass Tony seine Gefühle nur unterdrückte und sobald er aus diesem schrecklichen Umfeld raus war, würde er auch erkennen, was dieser Unbekannte längst wusste.

Der Fremde war glücklich, dass sein Süßer sich besser fühlte. In den ersten Tagen konnte er nur diesen schrecklichen grauhaarigen Ermittler und ab und zu die anderen aus dem Team sehen. Das hatte ihn sehr wütend gemacht. Aber kaum gingen die „Freunde“ seines Geliebten wieder arbeiten, da war auch Tony wieder zu sehen. Gleich darauf wurde der Beobachter wütend, denn er traf seinen Geliebten nie alleine an. Die „Freunde“ begleiteten ihn überall hin und er wohnte immer noch im Haus dieses Grauhaarigen. Warum nur ließ er das zu, dass ihn alle so bemutterten? Das war sonst gar nicht seine Art! Und was hatte nur dieser grimmige Mann mit ihm vor? Immerhin könnte er ihn jetzt alleine lassen, aber nein, er ließ ihn nicht in Ruhe. Dieser Trottel versuchte ihn zu beschützen, dabei musste er selbst auf der Hut sein!!!

Tony mein Liebster merkst du nicht, wie er dir denn Kopf verdreht?, dachte die Gestalt, während sie auf das Foto starrte. Die angestaute Wut brach beim letzten Gedanken förmlich heraus, deshalb nahm die unbekannte Person das Bild von Gibbs und zerriss es wütend.

Dann piepte erneut eine Uhr und von einem Moment auf den anderen war die Wut verflogen und ein hämisches Lächeln bildete sich auf dem Gesicht. Der nächste Job rief. Vormittags arbeitete der Fremde als Aushilfe bei der Physiotherapeutin seines Geliebten. Es war Glück, dass er damals eine Ausbildung als Physiotherapeut gemacht hatte, obwohl es nicht seine letzte Lehrstelle war. Der Fremde empfand es als göttliche Fügung, dass Tonys Physiotherapeutin dringend eine Stelle besetzen musste. So konnte er sich ein paar Patienten aussuchen und es war eine Halbtagsstelle – besser konnte es gar nicht laufen.

Diese dunkle Gestalt war sich sicher, dass sein Schatz sehr schnell wieder seinen Dienst antreten konnte. Denn sie wusste, wie gut Tonys Fortschritte waren, auch wenn es schwierig war, in seiner Gegenwart zu arbeiten.

Der Beobachter schwelgte in Erinnerungen und dachte sich: Und wieder einmal haben sich die vielen Jobs im Leben bezahlt gemacht. Zwar habe ich nie gut dabei verdient, aber ich bin dafür nun in deiner Nähe. Außerdem ist Geld nun nicht mehr wichtig, mein Süßer. Ich kann dir alles geben. .

Weitere Erinnerungen strömten auf ihn ein. Erst dank deines frühen Ablebens Dad, muss ich mir um Geld keine Sorgen machen. Hättest du mir gleich das ganze Geld gegeben, dann hätte ich nicht die ganzen verschiedenen Jobs und auch Ausbildungen angenommen, um über die Runden zu kommen. Dank dir kann ich meinem Liebsten Nahe sein. Wenigstens etwas hast du in deinem Leben richtig gemacht. Bei dem Gedanken an den Vater ballte der Fremde seine Hand zu einer Faust, denn schlimme Erinnerungen kamen hoch, verschwanden beim Gedanken an Tony aber sofort wieder.

Erst vor kurzem hatte der Unbekannte kurz mit Tony gesprochen. Der junge Mann war so liebevoll, kämpferisch, aber irgendwie wirkte er verschlossen, traurig? Naja vielleicht war es auch ein falscher Eindruck, dachte er sich dann.

Dem Beobachter wurde klar, dass sein Geliebter sehr gut mit der Situation umzugehen wusste. Nur leider war immer einer aus dem Team dabei, der ihn bewachte, ihm seinen Willen aufzwang.

Die immer dunkelgekleidete Gestalt lachte hämisch, bei dem Gedanken, dass sich ihr Liebster bei ihr richtig Entfalten würde und dann würde er auch seine Gefühle richtig einordnen können.

Aber nun rief der zweiten Job – eine Pizzeria. Hier rief der Halbitaliener momentan jeden zweiten Tag an und bestellte sich etwas. Der Beobachter kannte seinen Tagesablauf, seine Gewohnheiten, seine Lieblingsdinge, ja sogar ein T- Shirt von ihm hatte dieser Unbekannte mitgehen lassen, um den Duft einatmen zu können.

Noch einmal schaute die dunkle Gestalt zum Haus, da Tony gerade vom McGee zu Gibbs Haus gebracht wurde. Die Gestalt warf ihrem Liebsten einen Handkuss zu und dann fuhr sie zu ihrer Arbeitsstelle, im Stillen hoffend, das der nächste Anruf der des Italieners wäre. Im Hinterkopf bereits einen bösen Plan schaffend. Die Wut über die störenden Faktoren in ihrer Beziehung wuchs. Glücklich über den Umstand, dass ihr Liebster aus der Schussbahn war, fasste sie einen endgültigen Entschluss.

Ihre Widersacher sollten aus dem Weg geräumt werden und die unbekannte Person wusste auch wie. Aber erst noch mussten einige Sachen erledigt werden.

Der Fremde warf erneut einen Handkuss in die Richtung ihres Süßen und nachdem er sicher war, das Tony unversehrt im Haus angekommen war, fuhr er in einem schnellen Tempo davon – in Gedanken einen Racheplan schmiedend.

Kapitel 12

sky2, schön das dir meine Story immer noch gefällt. Was deine Frage angeht, lass dich überraschen. Es wird noch aufgelöst, wer der die das Unbekannte ist. Sie/Er/Es spielt eine tragende, wichtige Rolle. Also, viel Spass beim neuen Teil, morgen komme ich nicht dazu, deshalb gibt es heute noch einen. Und npoch einen Tipp, meine allererste Story habe ich auch on gestellt, vielleicht gefällt sie dir ja auch. Sie heißt Geisel des Todes. Also viel Spass beim Lesen. LG CLaudi
 

*****Kapitel 12******
 

Bei Tony:
 

Schon wieder begann eine neue Woche. Für Tony war es aber kein guter Wochenstart. Obwohl er sich vorgenommen hatte, die letzten „aufgezwungenen“ freien Tage zu nutzen, um sich einmal richtig auszuschlafen, war er bereits vor Gibbs wach. Was auch im Moment nicht schwer war, denn der Stress der letzten Tage hatte den Chefermittler ziemlich mitgenommen – auch wenn er es nie zugeben würde.

Der Gemütszustand des verletzten Agenten war jedoch bereits kurz vor dem Nullpunkt angelangt.

Was dann aber geschah, reichte aus, um den Rest der guten Laune gänzlich verschwinden zu lassen.

Der Halbitaliener wollte seinem Gastgeber eine Freude bereiten und so war er zu Fuß zum Bäcker gelaufen. Der Laden hatte 2 Straßen weiter seinen Standort und Tony wollte sogleich die Chance nutzen, um seine Fitness zu verbessern und seine durch Betthüten verloren gegangene Kondition wiederzuerlangen.

Als er endlich sein Ziel erreichte, musste er kurz verschnaufen, war dennoch halbwegs frohen Mutes. Die ganzen Leckereien entschädigten den jungen Agenten für die Anstrengung. Sie entlockten ihm ein Lächeln und Tony dachte bereits: Es wird doch noch ein schöner Tag. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Seine Augen wurden immer größer, desto süßer das Angebot wurde. An den gefüllten Donuts mit Schokoglasur blieben seine Augen regelrecht haften und so kaufte er sofort zwei, auch wenn er sich erst einen mehr gönnen wollte. Wie kann man so eine Leckerei auch abschlagen?, dachte er sich noch. Verträumt und in Gedanken schon beim Verzehr seiner Nascherei, machte er sich auf den Rückweg.

Aber er hatte die Rechnung nicht mit dem LKW gemacht, der durch eine Pfütze fuhr und den jungen Agenten total durchnässte. Das Wasser tropfte dem Halbitaliener von seinem pitschnassen Haaren und er schaute dem LKW wie ein begossener Pudel verdutzt hinterher. Tony wurde wütend, jedoch beruhigte er sich schnell wieder, da er wusste, dass er in ein paar Minuten in warme frische Kleidung schlüpfen konnte. Und immerhin hatte seine Schleckerei nichts abbekommen. Glück für den Fahrer des LKWs.

Allerdings ein paar Schritte vorm Haus entfernt, starrte er gerade einer hübschen jungen Frau hinterher und überlegte, ob er ihr hinterher laufen sollte, um sie nach der Nummer zu fragen. Genau durch dieses unvorsichtige Verhalten passierte das nächste Unglück – er trat in einen großen Hundehaufen. „Verflucht noch Mal, das kann doch nicht wahr sein. Träume ich oder was? Wie kann man das hier so einfach liegen lassen. Gibt es dazu keine Gesetzte? Warum immer ich? Wenn ich dich erwische!!“, fluchte er lautstark. Nachdem er aber bemerkte, dass er sich eher lächerlich machte, versuchte er , das Übel am Schuh loszuwerden, indem er es am Rasen abzustreifen versuchte. Dabei hoffte er, dass ihn keiner beobachtete und er verfluchte die Hundebesitzer erneut, die es nicht schafften, die Hinterlassenschaft ihrer Hunde zu entsorgen.

Mit einigen Minuten Verspätung erreichte er das Haus, spülte den Schuh nochmals mit dem Gartenschlauch ab und schickte ein Gebet gen Himmel, damit Gibbs nichts mitbekam – somit könnte er sich wenigstens diese Blamage ersparen.

Er nuschelte noch vor sich hin, während er durch die Eingangstür trat: „Bei meinem Glück heute…!“ Er wurde immer leise, und der letzte Satzteil ging im Nuscheln unter , da der Chefermittler auf einmal an der Küchentür stand, als ob er auf das Eintreffen seines Schützlings gewartet hätte.

Einen Moment lang schauten sich Beide in die Augen und Gibbs hörte nicht auf, mit der linken Hand im gleichmäßigen Takt auf den Türrahmen zu schlagen. Tony bekam das Gefühl, dass er etwas falsch gemacht hatte und je länger sein Gegenüber schwieg, desto nervöser wurde er.

Die nasse Kleidung war vergessen und auch das zweite Unglück interessierte ihn nicht mehr, den Gibbs Augen sprühten wütende Funken aus, die der junge Mann noch nicht deuten konnte.

Er grübelte und grübelte, bis der Teamleiter wütend fragte: „Wo – warst – du?!“ Da fiel es dem jungen Agenten wie Schuppen von den Augen. Er hatte eben ein Versprechen gebrochen, da er ohne Bescheid zu geben einfach abgehauen war – das passte perfekt zu diesem Tag - ein wütender Chefermittler.

Also half nur eins – Augen zu und durch. Der Halbitaliener setzte seinen lebensrettenden Dackelblick auf, zeigte seinem Boss seine Beute und schaute ganz lieb zu ihm, bevor er zur Erklärung ansetzte: Ähm, Boss. Es war so…! Ich wollte dir eine Freude machen, also habe ich extra meinen Wecker gestellt, um vor dir…!“, doch ausreden konnte er nicht, da er bereits nach dem halben Satz eine milde Kopfnuss kassierte, die einer Normalen schon sehr Nahe kam.

„Lass es DiNozzo! Ich kann mir denken, was passiert ist. Aber das Schreiben hast du nicht verlernt. Genauso wenig wie die Bedienung eines Handys!“ , knurrte Gibbs ihn an und damit war das Thema für ihn erledigt. Er drehte sich um, da ein frisch gebrühter Kaffee auf ihn in der Küche wartete. Hinter sich vernahm er das erwartete: „ Kommt nicht mehr vor. Boss.“ …und Schritte, die ihm folgten.

Tony hatte für sich und Gibbs eine kleine Süßigkeit mitgebracht – den besten Donut, den er je gegessen hatte. Nur fuhr der Teamleiter ein paar Minuten später zur Arbeit – ohne seinen zu essen. Insgeheim freute es den jungen Mann, so konnte er zwei essen, aber anderseits wollte er eigentlich seinem Boss eine Freude machen und es funktionierte nicht. Vielleicht sollte ich ihm für den Rest der Woche abends Kaffee kochen?, überlegte er noch kurz, aber es war schnell vergessen, da er zur Ablenkung Magnum auf dem Laptop schauen wollte.

Als er sich wieder fit genug fühlte, hatte er Gibbs gebeten, wieder arbeiten zu dürfen. Das war nun schon einige Tage her und allein die Antwort war niederschmettern. Arbeiten? Du bist noch mindestens 2 Wochen krankgeschrieben. Und sollte ich dich nur in der Nähe des Hauptquartiers sehen, wirst du für den Rest deines Lebens zu Innendienst im Archiv verdonnert und musst von da an Akten wälzen und Ordner sortieren! Ja das war sehr überzeugend und hatte den jungen Mann bisher von Dummheiten abgehalten.

Jedoch wusste er nicht mehr was er machen sollte. Gibbs Wohnzimmer war umdekoriert. Die Bäume und Blumen im Garten waren gegossen. Er kochte sogar jeden Tag und immer

DVD´s schauen, war auf Dauer sogar ihm zu langweilig. Magnum schaffte es momentan nicht einmal, ihm ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, so wie es sonst der Fall war.

Die ganze Lebensfreude war wie weggeblasen. Er fühlte sich unterfordert und dazu kam, dass sein Boss ihn zwang, in diesem Haus zu verweilen.

Er fühlte sich eingesperrt, einsam, wie in einem goldenen Käfig. Das Gefühl kannte er bereits aus seiner Kindheit und auf Dauer ging es nie gut.

Seine Teamkollegen berichteten zwar immer wieder, dass es keinen neuen Fall gab. Jedoch würde er momentan lieber einen Aktenstapel bearbeiten und mit Ziva seine Streiche spielen, als hier rumzuliegen und dahinzuvegetieren.
 

Wieder einmal lag Tony auf der Couch seines Bosses und lustlos starrte er auf seinen Laptop. Es lief eigentlich eine seiner Lieblingsfolgen, aber er grübelte vor sich hin.

Auf einmal sprang er auf, spurtete, so schnell ihn seine Füße trugen zum Telefon. Kurz musste er noch Mal innehalten, da er sich wieder übernommen hatte und seine Schulter wieder stärker schmerzte. Doch dann wählte er so schnell wie möglich Abbys Nummer.

Nach kurzer Zeit, den Hörer ein wenig auf Abstand, da die Freizeichentöne nicht seinen Geschmack trafen und sehr Laut eingestellt waren, begrüßte ihn eine freundliche aber dennoch traurig klingende Stimme mit „Abby Sciuto, NCIS. Wer stört?“ Im selben Moment fiel dem jungen Mann auch auf, dass im Hintergrund gar keine Musik lief.

Überrascht fragte er: „ Hi Abbs. Ich bin’s. Was ist denn bei dir passiert?“

Dieser eine Satz löste einen kompletten Stimmungswandel bei der Goth aus.

„Tony , Tony, Tony! Du bist es ja! Hast du unseren Bossman noch nicht überzeugen können, dass er dich zur Arbeit lässt?“ Beim letzten Satz konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Vorstellung, wie Gibbs es geschafft hatte, Tony zu überzeugen, nicht das Büro zu betreten, war zu witzig, In ihrer Vorstellung musste Gibbs seinen Agenten jeden Morgen mit harten Strafen drohen. Die Fesselung hatte er ja bereits hinter sich.

Als Antwort erhielt sie jedoch nur ein leichtes Knurren und bemerkte wieder einmal, wie ähnlich sich die Beiden waren. „Was machst du Tony? Hast du heute gar keine Physiotherapie? Alles okay bei dir? Irgendwas stimmt doch nicht oder? Soll ich zu dir kommen?“, mit diesen Fragen überfiel sie ihn dann plötzlich, da sie die schlechte Stimmung ihres Freundes bemerkte.

„Was ich mache? Ach nicht viel. Ehrlich gesagt, nichts. Mir ist Langweilig, Abbs. Mir fehlen sogar die kleinen Dispute mit Ziva, Akten würde ich tausendmal lieber bearbeiten, kannst du dir das vorstellen? Die Decke fällt mir auf den Kopf und der ganze Tag hat schon katastrophal angefangen. Physiotherapie fällt heute aus. Der Boss war sichtlich begeistert. Sarkastisch gemeint, Abbs. Weißt du was komisch ist? Mel hat einen Ersatz für die vermisste Therapeutin, von der ich dir erzählt habe, eingestellt. Alle in der Physiotherapie wissen, wie wichtig für mich diese Therapiestunden sind, da ich bald wieder einsatzfähig sein muss und will. Trotzdem fällt die Sitzung einfach aus, weil der Ersatz heute gekündigt hat.

Wo ist eigentlich der Boss? Der wird sicher sauer wenn ich dich von der Arbeit abhalte!“

Die Goth hatte bemerkt, dass Tony ziemlich mitgenommen und traurig wirkte und so dachte sie nach, wie sie ihm helfen konnte.

„Ach mein Tiger!!!! Keine Sorge, Bossman fährt gleich mit dem Rest weg. Er war vor ein paar Minuten hier und hat mir einen kleinen Auftrag erteilt.

Ich sollte versuchen eine Mailadresse zurückzuverfolgen. Aber es ging nicht. Deshalb war ich ein wenig sauer. Jetzt ´versuchen sie es anders, fahren irgendwo hin, frag nicht weiter, ich weiß nicht mehr, du kennst ihn doch.Er meldet sich, wenn er mich braucht.“

Bei Abbys Worten fingen Tonys Augen an zu blitzen. Er fragte sich, ob er diese Chance nutzen sollte. Aber lange musste er nicht überlegen, bis er sprach: „ Abbs, ich komme zu dir. Bin in einer viertel Stunde da! Dann quatschen wir `ne Runde!“ Die Goth jedoch freute sich. Sie konnte ihren Tiger besser aufmuntern, wenn sie sich von Angesicht zu Angesicht standen.

In diesem Moment wussten Beide noch nicht, das dieser Besuch einem von Beiden zum Verhängnis werden würde.

Beide verabschiedeten sich, mit dem freudigen Gedanken, dass sie sich gleich sehen würden. Tony bestellte sich ein Taxi, zog sich seine Jacke und die Schuhe an und nach einigen Minuten fuhr er mit dem bestellten Taxi in Richtung Hauptquartier.
 

Der Unbekannte:
 

Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Nun dauerte es nicht mehr lange und die Gestalt konnte sich mit ihrem Liebsten vereinen.

Die fremde Person hatte sich den heutigen Tag ausgesucht, die Jobs geschmissen, einen Wagen klauen lassen und den Dieb erschossen. Alles nur für eine Wiedervereinigung und für ein ungestörtes Zusammensein mit dem Geliebten. Der Dieb hatte nur das viele Geld im Kopf, kannte keine Gefühle und lachte, als er das Motiv für den Diebstahl erkannte.

Leider hatte er zu viel von den Vorbereitungen gesehen und Fotos der Opfer und Zeugen kann man nie gebrauchen. „In den Augen des Unbekannten war dieser Autodieb sowieso nur Abschaum, Mittel zum Zweck, hatte seine Aufgabe erfüllt und war nicht mehr nützlich.

Die Vorfreude auf das kommende Ereignis verdrängte alle nebensächlichen Gedanken.

Am frühen Morgen hatte er nochmals seinen Liebling beobachtet, als dieser zum Bäcker lief.

Nach kurzer Zeit jedoch war er dem Chefermittler gefolgt. Der Plan war bis zum Ende ausgereift.

Alle drei Opfer mussten zu einem Punkt gelockt werden. Dafür war eine nicht zurückverfolgbare E-Mail nützlich, die ein Hacker über 5 Kontinente und Tausende von Städten verschickt hatte.

Nun musste diese Gestalt nur noch warten. Langsam nahm die Nervosität überhand. Die Hände waren schweißnass, trotzdem klopfte sie mit ihnen in einem ungleichmäßigen Takt auf die Handbremse. Das Warten wurde nur durch einen Blick auf das Bild Tonys versüßt.

Nach einiger Zeit war alles soweit, es konnte beginnen. Die Vorfreude stieg auf ein unermessliches Maß an.

Die ermittelnden Agenten des Gibbschen Teams fuhren in ihrem blauen Mittelklassewagen durchs Haupttor und verließen das NCIS – Gelände.

Nachdem dieser Fremde sicher war, dass seine Opfer die richtige Straße wählten, fuhr er eine kleine Abkürzung. Ihm war klar, dass sie auf eine Landstraße fahren mussten, die sie bei diesem Tempo sehr schnell erreichen würden.

Diese Landstraße war kaum befahren und barg viele Gefahren. An den Seiten waren kleine Abgründe und eine kleine Brücke führte über eine metertiefe Schlucht. Das war seine Chance, genau dort musste er sie abfangen.

Kapitel 13

*****Kapitel 13*****
 

Bei Gibbs und dem Team:
 

Der Teamleiter fuhr in einem wahnsinnig schnellen Tempo eine Landstraße entlang. Die ganzen Ampeln und die „Verkehrshindernisse“, wie er sie nannte, hatten sie bereits hinter sich gelassen. Eine merkwürdige E-Mail führte sie in einen Trailerpark außerhalb Washingtons. Es ging um Attentatspläne. Der unbekannte Absender wollte, dass nur Gibbs und sein Team ihn vernahmen, da er nur ihnen traute. Auch vor Gericht wollte er nicht aussagen. Es war viel Angst in den Worten zu erkennen gewesen und dennoch hatte der Teamleiter ein ungutes Gefühl, welches er sogleich wieder verdrängte. Sein Instinkt war scheinbar seit dem missglückten Undercoverauftrag auf Daueralarm programmiert und so konnte er diesem warnenden Gefühl nicht mehr vertrauen.

Traurig schaute er auf die Straße, tief in Gedanken versunken, ohne sein Team zu registrieren.

Wieder musste er an Kate denken, die gestorben war, als sie einen Terroranschlag verhinderte und nachdem er mit seinen traurigen, tief blauen Augen zu Ziva rüberschaute, dachte er an Cassidy, die ihr Leben für die Friedensstifter und für das Leben seines Teams geopfert hatte. Mit einem tiefen Seufzer machte er ungewollt auf sich aufmerksam. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Ziva ihn verwundert von der Seite anschaute, doch momentan war es ihm egal.

So viele waren bereits gestorben – Freunde, Verwandte, Teamkollegen und Arbeitskollegen. Gedankenverloren strich er sich kurz nachdenklich mit der Hand über die Stirn. Selbst am elften September in New York hatte er gute Freunde verloren. Und das waren nur einige Beispiele, bei denen die falsche Seite gewonnen hatte. Der Chefermittler seufzte, denn es waren schwere Zeiten und diese Gedanken waren immer wieder schwer zu ertragen. Und deshalb konnte und wollte er diesen Hinweis nicht ignorieren. Wenn eine Chance bestand, ein Attentat zu verhindern und so anderen diesen Schmerz zu ersparen, dann musste er diese Chance ergreifen. Und ihm war klar, wenn sein Instinkt sich irrte, so wie in den letzten Tagen, und er würde das Attentat durch Untätigkeit nicht verhindern, dann würde er es sich nie verzeihen.

Ziva beobachtete ihren Boss. Seit die E– Mail das Hauptquartier erreicht hatte, war er sehr in seinen Gedanken versunken. Die ganze Zeit im Auto sprach er kein Wort und schlagartig wurde ihr bewusst wer fehlte. Ihr Blick wurde traurig, doch dann musste sie schmunzeln. Der ehemaligen Mossadoffizierin wurde nämlich klar, dass Tony Gibbs sicher aus seinen Gedankengängen befreit hätte. Zwar hätte er ihn zur Weißglut getrieben, aber auch die gedrückte Stimmung wäre dadurch ein wenig aufgelockert worden.

Irgendetwas war im Gange, das spürte sie, aber was, darauf kam sie nicht. Und dieses Nichtstun-Können und warten machte sie wütend.

Die Israelin versuchte weiter, in der verschlossenen Mimik ihres Vorgesetzten zu lesen, während McGee auf dem Rücksitz Daten in den Computer speiste. Der Computergenie war noch der Sorgenloseste von allen. Vertieft in seine Aufgabe, eine Satellitenverbindung aufzubauen, bekam er von der gedrückten Stimmung seines Bosses kaum etwas mit. Er tippte wie ein wilder auf der Computertastatur herum und hatte alles andere um sich ausgeblendet.

Ziva wurde es aber bald zuviel und so sprach sie den Teamleiter einfach locker an:

„ Gibbs, hat Tony wieder dein Haus auf den Kopf gestellt oder was beschäftigt dich?“

Der Chefermittler vernahm nur Tonys Namen und sogleich blickte er in Zivas Gesicht, bevor er sein Augenmerk wieder auf die Straße richtete.

„ Was ist mit DiNozzo? , fragte Gibbs, bemüht, den besorgten Ton in seiner Stimme zu unterdrücken. „Nichts, hoffe ich zumindest. Bei ihm weiß man doch nie, was er in einem unbeobachteten Moment gerade wieder ausrichtet. Ich wollte eigentlich gerade wissen, was dich so beschäftigt. Der neue Fall kann es doch nicht sein, da wir ja nicht Mal wissen, ob es nützliche Informationen sind, oder?“, entgegnete die ehemalige Mossadoffizierin ernst, wobei sie ihren Vorgesetzten besorgt musterte. In ihrer Vorstellung allerdings genoss ihr Partner seine „Gibbsche Freiheit“ – flirtend mit irgendeiner Frau, sich Süßigkeiten reinstopfend und immer einen flotten Spruch auf den Lippen saß er sicher irgendwo in einem Cafe.

Die knurrende, und dennoch alles sagende Antwort ihres Bosses holte die Israelin aus ihren Gedanken. Ihren kleinen, unbemerkt gebliebenen Sprachfehler verbesserte diesmal keiner:

„ Konzentriere dich auf den Fall, Ziva!!!“

Ihr war sofort klar, dass der Chefermittler sich sorgte und meist war das kein gutes Zeichen. Sie durchdachte nochmals den Plan und dann richtete sie leicht nervös ihre Aufmerksamkeit auf McGee: „ Wie sieht es mit der Verbindung aus? Bei Gibbs Fahrstil sind wir bald da und vorher müssen wir uns einen Überblick verschaffen können.“

Der Computerspezialist des Teams versuchte gerade Abby zu erreichen. Er liebte es, mit ihr Computercodes und andere Probleme zu knacken, so wie in diesem Fall. Er bekam den Satelliten einfach nicht online. Wenigstens hatte er so einen Grund, mit Abby zu Reden. Also zeigte er nur aufs Telefon, als Ziva ihn drängte und ein breites Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, da er im selben Moment die Stimme der quirligen Goth vernahm. Jedoch als er seinen Mund zur Begrüßung öffnen wollte, überschlugen sich die Ereignisse.
 

Der junge Agent konnte nur noch ein kurzes Fluchen vom Chefermittler hören, aber die Worte verstand er bereits nicht mehr, denn einige Sekunden später hörte man ein lautes Rumsen und dann durchfuhr ein gewaltiges Rucken das Auto. Das wiederholte sich sofort wieder. Von der Fahrerseite vernahm er ein erschrockenes Keuchen und Ziva schrie laut auf, nachdem der Wagen erneut gerammt wurde.

Dem jungen Agenten fehlten die Worte, konnte er die Situation momentan nicht richtig ergreifen. Der Chefermittler schaute in den Rückspiegel, um sich einen Überblick zu verschaffen und was er da sah, ließ seine Miene erstarren. Ein fremder Wagen verfolgte sie und setzte zum erneuten Rammen an.

Gibbs schrie Ziva Befehle entgegen, die nahm sie nur nicht richtig wahr. Erneut fuhr der Verfolger in den Dienstwagen und McGee ließ erschrocken das Handy fallen – ohne zu wissen, das Abby alles hörte. Der zweite Zusammenprall war so gewaltig, dass sein Kopf mit voller Wucht auf den Vordersitz schlug. Sofort tanzten Sterne vor seinen Augen. Um den Schwindel wieder los zu werden, schüttelte er sachte seinen Kopf. Dann starrte er auf Gibbs, der das Gaspedal durchdrückte, um dem Verfolger auszuweichen und während er sich umschaute, um den Täter zu identifizieren, überschlugen sich seine Gedanken: Ob ich diese Fahrt überleben werde? Ich habe immer gewusst dass ich in einem Auto sterben werde, bei dem Gibbs am Steuer sitzt, aber so?????? Was haben wir getan, um jemanden so zu verärgern, Tony ist doch nicht Mal anwesend. Nur Abby, was wird aus dir???????

Und sein Blick veränderte sich von leicht panisch zu besorgt, da er wusste, wie sensibel die Goth war und wie wichtig ihr ihre Kollegen und Freunde waren. Würden sie alle hier und jetzt sterben, könnte seine kleine Labormaus zerbrechen. Diesen Verlust könnte sie sicher nicht verkraften, selbst wenn Tony sie unterstützen würde. Und das Bild von einer weinenden und so gut wie gebrochenen Abby, das er vor seinem geistigen Auge sah ,veränderte sich und er sah ein zerbeultes Autowrack mit drei verunstalteten Leichen, die von einer schmalen, verweinten und zittrigen Gestalt identifiziert wurden. Dieses Bild holte ihn in die Gegenwart zurück, und gerade als er wieder klar sehen konnte, wurde das Auto wieder gerammt.

Ziva schrie ihren Vorgesetzten an, er solle den Wagen ruhiger halten, damit sie besser zielen konnte, aber Gibbs schien das Auto gerade so unter Kontrolle halten zu können. Denn immer wieder schlingerte der Wagen, aber die Kontrolle gewann der Chefermittler wieder zurück.

Dieses Wissen ließ McGee hoffen, hier trotz allem noch heil rauszukommen. Auch wenn sein Boss einen waghalsigen Fahrstil an den Tag legte, es gab keinen besseren Fahrer unter ihnen.

Noch einmal versuchte der Jüngste den Täter zu identifizieren, indem er nach hinten schaute.

Aber er konnte den Verfolger nicht erkennen, jedoch erkannte er den Wagentyp - es war ein Dodge Caliber.

Sicherheitshalber setzte er sich nun gerade hin, und kontrollierte noch Mal seinen Gurt. Kurz musste er lächeln, als ihm bewusst wurde, dass Tony ihm sicher gleich Modell und Innenausstattung runtergebetet hätte. Aber half ihm dieses Wissen noch, nutzte es ihm in irgendeiner Weise?

Immer wieder nährte sich dieses PS –starke Fahrzeug dem Dienstwagen und rammte ihn. Die Panik in dem jungen NCIS-Agenten wuchs, doch sein Leben war McGee wichtig. Er wollte noch nicht sterben und um das zu erreichen, musste er bei klarem Verstand bleiben. Ein weiterer Blick Richtung Beifahrersitz zeigte ihm, wie die junge Israelin sich an ihren Gurt klammerte, da sie ihre Waffe beim letzten Zusammenprall verloren hatte. Außerdem war es unmöglich, einen anderen Wagen bei diesem Fahrstil zu treffen. Immer wieder fluchte sie in ihrer Landessprache, scheinbar fiel ihr das in dieser Situation leichter.

Gibbs hingegen hatte die Hände ins Lenkrad gekrallt, sodass bereits die Knöchel weiß hervorstachen. Und es war immer wieder ein Fluchen von der Fahrerseite zu hören. Aber eins beunruhigte den jüngsten Agenten des Teams. Kurz, als sein Boss nach hinten blickte, um sich einen weiteren Überblick zu verschaffen, sah er etwas in dessen tiefblauen Augen, dass sein Herz in die Hosen rutschen ließ – sichtbare Sorge. Eine Emotion, die man von dem Marine sonst nie kannte. Der junge Agent versteifte richtig.

Die Panik, welche er die ganze Zeit unterdrückt hatte, gelangte langsam aber sicher an die Oberfläche und gewann die Oberhand. Konnte er hier und jetzt wirklich sterben, ohne was dagegen unternehmen zu können?

McGee fühlte sich irgendwie wie im falschen Film. Keine aufmunternden Worte des Halbitalieners, keine unwichtigen Diskussionen mitten im Gefecht, die die Situation auflockerten – hier ging es um das blanke Überleben. Dem jungen Agenten wurde übel, seine Gefühle konnte er nicht mehr kontrollieren und seine Hände begannen, zu zittern. Auf einmal hörte das Rumsen auf, das Motorrauschen des Verfolgerwagens verstummte und eine unheimliche Stille entstand, die plötzlich durch einen lauten Knall – einem Schuss durchbrochen wurde.
 

Vor einigen Minuten im Wagen der unbekannten Person:
 

Gerade noch rechtzeitig hatte dieser unbekannte Mensch seine Position erreicht und nun war es soweit, der Plan konnte in die Tat umgesetzt werden und sein Liebling würde endlich frei sein. Auch der Überraschungsmoment war auf Seite dieser fremden Gestalt. Nochmals schaute die unbekannte Person auf das Bild Tonys, und dann fuhr sie los.

Der blaue Mittelklassewagen des NCIS hatte sie eben überholt. Sie fuhren in einem sehr schnellen Tempo die Landstraße entlang. Ein hämisches Lachen durchdrang den Wagen.

Diese unbekannte Gestalt fuhr erst langsam hinter dem Wagen hinterher, bis sie aus heiterem Himmel den blauen Wagen rammte. Mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen und einer großen Wut im Bauch rammte sie den Dienstwagen immer wieder. Der Fahrer des Wagens schien nochmals zu beschleunigen, aber er hatte keine Chance. Und das ließ sie zufrieden lächeln, auch wenn ihre Arbeit noch nicht getan war.

Der Dieb hatte ihr nämlich versichert, dass er einen sehr schnellen Wagen besorgt hatte, der auch in der Lage war, andere abzudrängen.

Je öfter sie das andere Fahrzeug rammte, desto höher stieg der Adrenalinspiegel. Es bereitete der triumphierenden Person regelrecht vergnügen, diese Leute leiden zu lassen, so wie sie es verdient hatten. Ihre Wut suchte einen Puffer und den hatte sie nach langer Zeit gefunden. Und was war besser, als Gewalt sprechen zu lassen????? Gewalt - ausgeführt an denen, die einem das Liebste nehmen wollten?

Jedoch wurde ihr langsam bewusst, das sie sich der Brücke näherten und ihr Gegner schien ein besserer Autofahrer zu sein als erwartet.

Erneut stieg die Wut auf ein unermessliches.

So griff die unbekannte Person ins Handschuhfach, schnappte sich die Waffe, lachte erneut sehr laut, schrie regelrecht gehässig zum anderen Fahrzeug: „VERABSCHIEDET EUCH VON EUREM LEBEN!!!“ bevor sie auf einen der Reifen zielte, mehrmals schoss und sich dann genüsslich und mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen zurückfallen ließ.

Kapitel 14

*****Kapitel 14*****
 

Kurz vorher bei Abby im Labor:
 

Fast jeder, der am Forensiklabor vorbeilief, blieb kurz stehen und schaute verdutzt auf die verschlossene Tür, bevor er seinen Weg fortsetzte. Denn hinter dieser Tür herrschte eine Stille, die für dieses Labor und dessen Mitarbeiter nicht normal erschien.

Es war zwar jedem bekannt, wie „ungewöhnlich“ die Laborantin war und jeder wusste, dass sie zu einigen Agenten ein besonders inniges Verhältnis hatte. Dennoch war nicht im gesamten Hauptquartier bekannt, dass Tony verletzt wurde und das Team nun unter den Auswirkungen litt.

Und Abby gehörte zu diesem Team. Sie war so sensibel, wie kaum ein anderer Mensch. Waren ihre Freunde glücklich, dann war auch sie happy und das zeigte sie jedem.

Momentan waren ihre Freunde aber unglücklich, wenn sie es auch nicht offen zeigten. Sie spürte es. Jeder kämpfte auf seine Art mit dem Geschehenen. Wenigstens hatten Ziva und Tim mit ihr geredet. Ein Schritt in die richtige Richtung, schätze die Goth, als sie über das Gespräch nachdachte.

Der Oberboss kümmerte sich um Tony und verdrängte den Rest. McGee überlegte, wie er Tony auf die Ereignisse ansprechen könnte und Zivasie war wie immer, überlegte die Schwarzhaarige weiter.

Aber sie war sich sicher, dass die Israelin innerlich mit den Bildern kämpfte. All das machte sie mit traurig. Durch dieses Ereignis waren alle gereizt, wütend, wenn auch mehr auf sich selbst und unerträglich und keiner der anderen dachte an die Freundin im Labor, obwohl sie sich genauso viel sorgte.

Erst ein Klingeln riss sie aus ihren Gedanken. Wer das wohl wieder ist? Sicher wieder jemand, der Arbeit hat!!!!, dachte sie, bevor sie den Hörer abnahm.

„Abby Sciuto, NCIS. Wer stört?“, fragte sie im traurigen und dennoch gelangweilten Ton. Irgendwie machte ihr zurzeit nicht einmal ihre geliebte forensische Arbeit Spaß.

Die Stimme, die sie dann vernahm, wischte allerdings alle Traurigkeit weg und machte der Freude Platz. Es war das Sorgenkind des Teams – Tony. Nach einem kurzen Gespräch verabredeten sich beide und die Goth lächelte wieder. Wenn der Halbitaliener erst einmal hier war, dann dauerte es nicht lange und im Team würde alles wieder normal ablaufen.

Langsam lief sie zur Anlage und drehte sie leise auf. Momentan war ihr mehr nach der Band Collide. Diese Musik passte mehr zu ihrer Stimmung, auch wenn sie deutlich besser gelaunt war als noch vor einigen Minuten.
 

Mit viel Elan schaute sie nach und nach bei all ihren Babys vorbei, denn jedes von ihnen hatte eine Aufgabe. Das Team von Agent Meyers suchte nach DNA-Spuren, Fingerabdrücken und eine Substanz musste identifiziert werden. Das Interesse war irgendwie verloren gegangen gewesen und nun machte ihr alles wieder Spaß. Bei diesem Gedanken lächelte sie, und dann kam ihr in den Sinn, dass diesen Wandel nur ein Anruf bewirkt hatte.

Nach kurzer Zeit klingelte das Handy erneut. Erst überlegte sie, ob Tony es sich aus „Angst“ vor Gibbs doch anders überlegt hatte. Aber ihr wurde klar, dass sie hier an ihrer Arbeitsstelle von jedem beliebigen Agenten angerufen werden könnte, und nach einem Blick auf die Uhr wurde ihr bewusst, dass es durchaus auch ihr Bossman sein könnte.

„Bin gleich wieder bei dir, Major Massenspektrometer. Und dann möchte ich Ergebnisse sehen. Verstanden?“, befahl sie in einem spaßigem Ton einem ihrer Babys, bevor sie glücklich, dennoch aber schnell zum Telefon lief, sodass ihre Zöpfe in alle Richtungen sprangen. Nachdem sie auf dem Display erkannte, das Tim versuchte, sie zu erreichen, erhellte sich ihre Mimik noch mehr. Fröhlich sprach sie in den Hörer: „ McGee. Habt ihr mich gar nicht vermisst? Ich wollt…!“, doch mitten im Satz wurde sie durch ein lautes Geräusch, das wie ein Zusammenprall zweier Autos klang, unterbrochen. Ihr Gesprächspartner hatte bisher kein Wort gesprochen. Wie erstarrt stand sie nun in ihrem Labor und wusste nicht was geschah. Still, als würde sie alles nur träumen, folgte sie den Geräuschen. Ab und zu konnte sie die Stimme eines ihrer Freunde wahrnehmen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie fragte sich, was da gerade passierte. Ob es ihren Freunden gut ging. Dennoch wusste sie nicht, was sie tun sollte. Keiner konnte ihnen helfen, solange sie nicht wusste, was eigentlich los war. Die junge geschockte Goth stellte sich vor, wie ihr Bossman versuchte, krampfhaft den Wagen unter Kontrolle zu halten. Wie sie alle versuchten, sich einen Überblick zu verschaffen, damit sie am Leben blieben bis Hilfe kommt. Sie stellte sich bildlich vor, wie McGees Verstand raste, nur um eine Lösung zu finden, Ziva suchte sicher nach einem gewaltsamen Ausweg und Gibbs – ja er fuhr sicher einfach geradewegs weiter, versuchte dem Auto auszuweichen und nebenbei gab er den anderen den Befehl, nicht in Panik zu verfallen. Aus den „Geräuschfetzen“ konnte sie vernehmen, dass ihre Freunde angegriffen wurden, und so beruhigte sie diese Vorstellung, dass alle gemeinsam fürs Überleben kämpften. Alle schienen sehr aufgeregt zu sein. Gibbs schien auch Schwierigkeiten zu haben, den Wagen unter Kontrolle zu halten. Wie im Reflex drückte sie das Gespräch auf Lautsprecher und nahm es auf, während sie sich Bert griff ihn kräftig umarmte und dann versuchte sie das Telefon zu orten. Keiner ihrer Rufe wurde erhört, also ging sie davon aus, dass ihr junger Freund das Handy verloren hatte. Ihre Angst wuchs und wuchs. Dadurch stieg ihre Herzfrequenz, der Puls beschleunigte sich und auch ihre Atemfrequenz hatte sich erhöht.

Gibbs Stimme, die sie ab und zu abgehackt wahrnahm, klang merkwürdig – besorgt und sie vermisste die Selbstsicherheit in der Stimme, die allen immer die Sicherheit weitergab, dass alles gut wurde.

Dann hörte Abby einen Schuss, ein Quietschen und plötzlich brach die Verbindung ab.

Die Goth zuckte zusammen, ließ vor Schreck Bert fallen und sackte langsam zu Boden. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie ihre Freunde erschossen wurden und dadurch verfiel sie in einen Weinkrampf.

Sie bemerkte gar nicht wie sich die Tür öffnete und Ducky, der ältere Pathologe des NCIS, hineinkam. Er erzählte von irgendeinem alten Fall und fragte gerade ungeniert: „…Findest du nicht auch Abigail? Und deshalb musst du….!“ Doch auf einmal unterbrach er seinen Satz, da er bemerkte, dass hier etwas nicht stimmte. Es lief zwar leise Musik, aber nicht dieser Krach, der ihm sonst fast das Trommelfell zerbarst. Außerdem konnte er nirgends seine Freundin erblicken. Besorgt schaute er sich im Labor um, bis er die verweinte, erschrocken dreinblickende Goth erblickte.

„Abigail, was ist passiert? Ignorieren dich die anderen immer noch? Du musst doch verstehen dass es keine Absicht ist. Sie haben nur so viel zu verarbeiten.“, fragte er warmherzig und vorsichtig, da er sich ihren Zustand nicht wirklich erklären konnte.

Die Laborantin hatte sich ein wenig gefangen, jedoch bei dieser Frage kam alles wieder hoch und sofort brach sie erneut in Tränen aus. Der PAthologe, der nicht wusste, was er gerade gesagt oder getan hatte, beugte sich zu seiner Freundin runter und umarmte sie sofort, während er ihr beruhigend über den Rücken streichelte. Plötzlich aber sprang Abby auf, fuchtelte nervös mit ihren Armen rum und versuchte dem Gerichtsmediziner alles zu berichten, was passiert war. Da sie aber total überdreht wirkte, griff dieser ihre Arme und forderte seine Freundin auf, tief durchzuatmen und dann noch einmal von vorne anzufangen. Ihm wurde klar, dass es sich um etwas Ernstes handelte, aber wenn man die Goth nicht verstehen konnte, dann war sie auch keine wirkliche Hilfe.

Nachdem Abby sich beruhigt hatte, berichtete sie: „Ducky, wir müssen Gibbs und den anderen helfen. Sie sind in irgendeinen Hinterhalt geraten. Ich musste alles mit anhören. Erst wurden sie abgedrängt und dann fiel ein Schuss, bevor ich das Signal verloren habe.“, erneut rannen ihr einige Tränen übers Gesicht. Ihr war aber klar, dass sie stark sein musste. „Hier habe ich ihr Signal verloren.“, erklärte sie dem Pathologen, während sie ihm den Punkt auf der Landkarte zeigte.

Auch der Gerichtsmediziner rang mit seiner Fassung. Er wollte nicht noch mehr seiner Freunde zu Grabe tragen. Also dachte er nach, suchte nach einem Plan.

„Hast du Direktor Shepard informiert, Abigail? Weiß Tony Bescheid, nicht das er versucht Gibbs zu erreichen und sich dann auf die Suche macht?“, fragte er dann ernst. Trotzdem versuchte er immer noch die Informationen zu verarbeiten. Doch eine Lösung musste her, sonst waren seine Freunde verloren.

Weiter überlegen konnten sie gar nicht, da erneut das Telfon klingelte. Ducky hob den Hörer ab und begrüßte sein Gegenüber monoton, die Ereignisse hatten ihn zu sehr geschockt.

„NCIS, Doktor Mallard bei Abby Sciuto am Apparat. Guten Tag!“, antwortete er in den Hörer.

Die Antwort die er bekam, überraschte, ihn: „Ducky, was ist passiert? Wo ist Abby und seit wann gehst du für sie ans Telefon?“, entgegnete Tony ihm überrascht und ein wenig misstrauisch.

Sein Gefühl hatte ihm keine Ruhe gegeben und so wollte er sich nach den anderen erkundigen. Jedoch sogleich den Pathologen zu erwischen und nicht seine Freundin, war mehr als überraschend. Diese hasste es, wenn jemand für sie ans Telefon ging, immerhin konnte sie etwas verpassen. „Was ist passiert Ducky!“, fragte er den Gerichtsmediziner fordernd. Sein Gefühl, dass etwas nicht stimmte, wurde immer schlimmer.

„Der Pathologe jedoch gab den Hörer an die Laborantin weiter, ohne eine Antwort zu geben. Insgeheim hoffte er, dass sie den Halbitaliener verschonen würde. Aber er wusste, wenn er einmal Lunte gerochen hatte, dann ließ er nicht mehr los.

„He Tony. Wolltest du nicht zu mir kommen?“ fragte die Goth traurig an ihren Freund gerichtet.

„Abbs, was ist passiert. Wo sind McGeek, Ziva und Gibbs?“, fragte er bestimmend, auch wenn ihm wehtat, das seine kleine Labormaus so traurig und verletzt klang. Er spürte, dass die Zeit rannte.

„Sie…sie….wurden abgedrängt. Ich habe ihr Signal zurückverfolgen können…. Kennst du den kleinen Trailerpark Richtung Baltimore kurz hinter Washington?... Wenn man dort hin möchte, kann man auch eine kaum befahrene Landstraße wählen….“, berichtete Abby zaghaft, wurde jedoch durch den Halbitaliener unterbrochen. „..die Gibbs gewählt hat. Gib mir den schnellsten Weg auf mein PDA ein. Ich fahre hin. Abbs, rede bitte mit der Direktorin. Sie soll einen Satelliten anwählen, sehen was da los ist. Und dann versuche weiter, das Team zu erreichen, OK? Keine Sorge, ich bringe sie dir wieder.“, befahl er plötzlich hastig in einem sanften Ton und dann legte er ohne weitere Worte auf.

Die Goth schaute besorgt zum Pathologen, dann jedoch schickte sie die Koordinaten zum PDA und rief die Direktorin an, während der Gerichtsmediziner immer wieder die drei Verschollenen anwählte. Abbys Gedanken kreisten währenddessen um Tony. Immer wieder fragte sie sich im Stillen, ob es die richtige Entscheidung war, Tony zu informieren. Immerhin war er noch nicht gesund. Was würde ihn erwarten und was wenn ihm etwas zustoßen würde?

Die Direktorin war nicht erreichbar, da sie ein wichtiges Gespräch führte. Das aber machte unsere sonst quirlige liebeswürdige Goth sauer. Wütend lief sie zum Fahrstuhl und drückte auf die Nummer, die sie zu den Büros brachte. In Gedanken, war sie beim Gibbschen Team und im Stillen hoffte sie, dass sie bald alle wieder zusammen sitzen würden. Und das sie alle wieder glücklich werden würden.

Die Laborantin war so vertieft in ihren Gedanken, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich die Fahrstuhltüren öffneten und wie sich jemand zu ihr gesellte.

„Mrs. Sciuto? Mrs. Sciuto?“, jemand rief ihren Namen und wackelte an ihrer Schulter. Das holte sie aus ihrer Trance und in die Wirklichkeit zurück. Erschrocken starrte sie in ein bekanntes Gesicht und ihre Worte wollten sich nicht von der Zunge lösen.

„Ist alles in Ordnung? Ich habe gehört dass sie dringender als dringend mit mir sprechen wollten. Alarmstufe roter als rot haben sie gesagt und deshalb wollte ich zu ihnen kommen.

Also was ist passiert.“, fragte Jenny leicht schmunzelnd.

Abby berichtete ihr von den Geschehnissen und nachdem sie ihren Bericht beendet hatte, flossen erneut Tränen.

„Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um ihnen zu helfen. Richten sie die Satellitenverbindung ein, so dass ich im MTAC alles mitverfolgen kann. Keine Sorge, Jethro bekommt keiner so schnell klein.“, entgegnete sie Abbs und schon war sie verschwunden. Aber ein besorgter Blick war zu erkennen.

Alle Wut, die sich in Abby angestaut hatte, war verpufft und so war etwas Schlimmeres zu fühlen - die blanke Angst, nochmals einen oder mehrere Freunde zu verlieren. Und so konnte sie nur noch eins tun – hoffen und beten, und natürlich die Computerarbeit.
 

Kurz vorher bei Tony:
 

Tony saß nun schon eine Weile in einem blöden Stau fest. Es passte regelrecht zu diesem Tag.

Der Fahrer war extra einen Umweg gefahren, um eben so einen zu umfahren und schon war er in einem noch größeren gefangen. „Gut gemacht, DiNozzo!“, dachte er sich nur noch sarkastisch.

Seit kurzem kam aber noch ein merkwürdiges Gefühl hinzu, das ihn verunsicherte.

Es war sein Instinkt, der ihm sagte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

Er wurde von Minute zu Minute nervöser, selbst sein Herz schlug schneller als gewöhnlich.

Also traf er eine Entscheidung: Er wollte sich vergewissern, wie es dem Team ging. Als erstes wählte er McGees Nummer. Doch diese schien besetzt zu sein. Typisch Bambino, dachte er sich im Stillen. Als nächstes wählte er erst Zivas und dann sogar Gibbs Nummer, nachdem sich bei der Israelin nach mehrmaligen Versuchen keiner meldete.

Jetzt habe ich Grund dazu, nervös zu sein, stellte er nebenbei fest, während er Abbys Nummer wählte.

Doch erstaunt musste er auch da feststellen, dass nicht die Goth ans Telefon ging, sondern Ducky, der Gerichtsmediziner des Teams.

Nach einigem hin und her, er hatte fast schon die Geduld verloren, berichteten die anderen Beiden ihm endlich von den Geschehnissen der letzten Zeit. Kurz wusste er nicht, was er sagen sollte, dann jedoch kam der Ermittler in ihm zum Vorschein und riss das Ruder an sich.

Er verteilte Aufgaben und währenddessen warf er dem Taxifahrer das Geld zu, um die Fahrt zu bezahlen. Dann lief er schnellen Schrittes zum Stauende, öffnete die Fahrertür des letzten Wagens und zeigte dem Besitzer seinen Ausweis. „Ich beschlagnahme ihren Wagen. Melden sie sich in den nächsten Tagen beim NCIS. Hier meine Karte.“, erklärte er dem Besitzer, reichte ihm seine Visitenkarte und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit weg vom Stauende Richtung Baltimore, immer an seine Freunde denkend wie sie um ihr Leben kämpften. Aber er dachte auch an die guten Zeiten und an die guten Seiten von allen. Er würde sie vermissen und allein deshalb durfte ihnen nichts passieren. Ihm wurde erneut klar, dass sie seine Familie waren. Und deshalb musste er sie retten, egal was es kosten mag.

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er sein Ziel erreichte – die Landstraße, von der Abby sprach.

Tonys Sinne waren geschärft, immerhin wollte er in keine Falle laufen. Er wirkte angespannt und sein Körper wurde momentan von Adrenalin überschwemmt. Sein Herz raste so schnell, dass er es regelrecht in seiner Brust pochen fühlte, sein Puls raste.

Das Erste, was er auf der Straße erblickte, waren vereinzelte Wagenteile und allein die ließen ihn schon das Schlimmste vermuten. Tony war geschockt und er hatte Angst – Angst vor dem, was ihn erwartete.

Dann erblickte er plötzlich den Wagen, wie er an der Brücke hing. Dem jungen Agenten wurde angst und bange – sollte er nie wieder die Möglichkeit haben, sich mit Ziva zu streiten, Bambino zu ärgern und Gibbs zur Weißglut zutreiben? Aber das waren Gedanken in Sekunden gedacht – er musste sich der Realität stellen. Vielleicht brauchte jemand dringend Hilfe.

So Nahe wie möglich fuhr er an die Unfallstelle ran, ohne das er jemanden gefährdete. So war er gezwungen, noch ein Stück zu laufen. Allein von Weiten sah es schon gefährlich aus, aber von Nahen, wirkte es tödlich.

Unter der Brücke war ein Abhang – den Absturz würde keiner überleben, da war er sich sicher.

Bevor der Halbitaliener das Autowrack, mehr war es nicht mehr, erreichte, hielt er an. Er musste jede Bewegung dieses Wracks vermeiden. Sein Puls beschleunigte sich nochmals. Seine Hände zitterten leicht, und bevor er zum Telefon griff, um Verstärkung zu rufen, dachte er noch: „Ich hoffe ihr lebt noch, meine Freunde.“

Dann schaltete Anthony DiNozzo auf Autopilot. Er stellte sämtliche Gefühle ab und so funktionierte er nur noch.
 


 

Fortsetzung folgt :)
 

Ich hoffe jetzt habt ihr noch Zeit für ein kleines Kommi. Egal ob positiv oder negativ! Nur so kann ich lernen!!! Danke fürs lesen

Kapitel 15

*****Kapitel 15*****
 


 

An der Unfallstelle:
 

Tony hatte das Wrack erreicht. Das Auto hing gefährlich schwingend halb über der Brücke.

Die Insassen konnte er nun auch erblicken, und der Anblick schockte ihn zutiefst. Das Auto war ziemlich zerstört und im hinteren Teil sah man bei genauerem Hinsehen auch Einschusslöcher. Nun pochte das Herz so hart in seiner Brust, dass er dachte, es würde gleich heraus springen. Er hörte das Blut in seinem Kopf rauschen und der Pulsschlag war unnormal schnell. Aber in dieser Situation war diese körperliche Reaktion verständlich.

Der braunhaarige Agent kämpfte mit sich, denn jeder Schritt, der ihn näher ans Wrack führte, fiel ihm schwerer.

Aus der kurzen Entfernung konnte er auch den zerschossenen Hinterreifen wahrnehmen. Aber nicht das ließ einen kalten Schauer seinen Rücken hinunterlaufen – sondern der Anblick der Menschen im Auto – die Ansicht auf seine Familie nahm ihn sehr mit. Seine Freunde schienen bewusstlos oder vielleicht sogar tot? zu sein, denn keiner im Wagen rührte sich. Aber er hoffte auf das Erstere. Überall im Wageninnern konnte er Blut erkennen, und eins wurde ihm klar – er musste schnell handeln, die Zeit rannte.

Der junge Agent hielt kurz inne, überlegte sich einen Plan und versuchte währenddessen die schrecklichen Bilder zu verarbeiten.

Nach kurzer Zeit – es kam ihm stundenlang vor - nährte er sich weiter vorsichtig dem Wrack. Wachsam und bedacht lief er zur Fahrerseite. Er schluckte noch einmal, atmete nochmals tief ein und aus und dann versuchte er, vorsichtig die Tür zu öffnen. Gibbs schaute er mit Absicht nicht an, denn ihm war klar, dass er ihm noch nicht helfen konnte. Der sonst so furchtlose und starke Agent befürchtete, wenn er seinen Freund anschauen würde, könnte er seine Professionalität verlieren, nur noch die schnelle Rettung im Kopf haben und dann Unbedacht handeln. Das könnte allen das Leben kosten und so starrte er immer auf das blaue Metall der Tür, aber egal was er machte, es regte sich nichts.

Frustriert ließ er von der Fahrertür ab, seufzte, schaute einmal auf, und sah, wie Gibbs blutüberströmt mit dem Kopf auf dem Lenkrad lag.

„Es tut mir Leid Boss.“, flüsterte der Halbitaliener plötzlich zu seinem Chef, bevor er sich schmerzverzerrt abwendete, da seine Wunden erneut zu ziehen und zu pochen begannen.

Schnellen Schrittes lief er zur Beifahrerseite, nachdem er sich schweren Herzens von seinem Boss getrennt hatte.

Auch bei Ziva vermied er, sie direkt anzuschauen. Ein kurzer Blick hatte ihm gezeigt, dass auch sie schwere Kopfverletzungen davongetragen hatte und der Kopf lag nun blutverschmiert an die Tür gelehnt. Sachte versuchte Tony die bereits leicht geöffnete und verbeulte Tür zu öffnen, ohne zu viel Bewegung zu verursachen.

Nach ein paar Minuten mühsamer langsamer Arbeit gelang ihm das Unmögliche – er konnte die Tür ein Stückchen öffnen. Jedoch schwang der Wagen plötzlich und Tony hatte Mühe, ihn unter Kontrolle zu bringen. War er der Meinung, dass er bereits alles an Emotionen durchlebt hatte, so hatte er sich getäuscht. Die Angst und ein unglaubliches schlechtes Gewissen, eventuell Schuld zu sein, wenn alle sterben, überkamen ihn. Erneut zitterten seine Hände und nur eins beruhigte ihn kurzzeitig – das Wissen, dass er sie vielleicht noch retten konnte.

Durch diesen Gedanken gestärkt, öffnete er die Tür ein Stück weiter, ohne das Autowrack erneut ins Schaukeln zu bringen. Die Angst aber blieb.

Ziva fiel ihm regelrecht in die Arme. Als erstes fühlte er den Puls. Seine Hände fingen wieder an zu zittern, da er den Herzschlag seiner Partnerin nicht auf Anhieb finden konnte.

„Du kannst mich doch nicht allein lassen, Ziva. Wer soll mit mir diskutieren, wen soll ich verbessern, wenn er sich verspricht? Wer ärgert mit mir zusammen Bambino, wenn du nicht mehr da bist.“, flüsterte er verzweifelt. Auf einmal fand er ihn, schwach, aber er war da – ihr Puls.

Erleichtert seufzte der Halbitaliener auf, nahm sein Taschenmesser, das er in seiner Tasche versteckt hatte, schnitt den Gurt durch und dann griff er seiner verletzten Kollegin vorsichtig unter die Arme und zog sie sanft aus dem Wagen.

Tony wusste dass es fatal sein könnte, wenn sie eine Wirbelsäulenverletzung erlitten haben sollte. Jedoch wenn der Wagen abstürzte, wäre ihr Leben verwirkt, da war er sich sicher. Es dauerte seine Zeit, bis er Ziva aus dem Wagen befreit hatte. Der junge Agent trug die Israelin, ohne auf seine Schmerzen zu achten, zur Straße, und legte sie etwas entfernt von der Gefahrenzone auf den weichen Rasen. Kurz tastete er sie ab, sprach sie an, aber die junge Agentin reagierte nicht. Nur eins war gut und auch wichtig, das ließ Tony erleichtert aufseufzen – sie atmete regelmäßig wenn auch der Puls schwach und schnell war. Bevor er sie sicher allein lassen konnte, versorgte er notdürftig eine Wunde am Kopf, die unaufhörlich weiterblutete. Tony riss einfach einen Arm seines Hemdes ab und diesen benutzte er als Verband.

Dann legte er seine Partnerin vorsichtig auf die rechte Seite, kontrollierte nochmals Atmung und Puls, streichelte über ihre linke Handfläche und flüsterte in ihr Ohr: „ Ziva, ich bin gleich wieder bei dir! Kämpfe! Versprich mir dass du durch hältst. Ich verlass mich auf dich, nur so kann ich zu den Anderen gehen, okay?“

Als er losstürmte, ohne sich nochmals umzudrehen, konnte er nicht mehr sehen, wie die Augenlider der Israelin flatterten und um das Bewusstsein kämpften.

Erneut befand sich der Halbitaliener am Wrack, mit einem neuen Plan. Sein Herz schlug immer noch schnell, der Puls war auch noch nicht langsamer geworden und durch die Anstrengung hatten sich Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet. Aber nichts konnte ihn von seinem Rettungsversuch abhalten. Ihm wurde jedoch bewusst, dass das Risiko des Absturzes erhöht wurde, wenn er Gewicht verlagerte. Es blieb Tony also nichts anderes übrig, als Gibbs zuerst zu retten.

Diesmal wollte er den Chefermittler über die Beifahrertür retten. Dennoch fragte er sich im Stillen immer wieder: Wie soll ich das nur machen, ohne den Wagen zu bewegen? Wie soll ich das nur schaffen?

Der Halbitaliener war am verzweifeln, nur hatte er keine andere Möglichkeit. Weit und breit war keine Hilfe in Sicht und die Lage des Wagens war auch gefährlich für die verbliebenen Insassen. Nach dem Motto, Augen zu und durch, atmete er wieder tief ein und aus, bevor er sich vorsichtig in den Wagen lehnte. Sobald das Auto anfing, sich zu bewegen, hielt er inne.

Tony bekam, trotz der Kälte, die an diesem Tag herrschte, bei jedem Wanken, bei jeder Bewegung die er beim Fahrzeug auslöste, Schweißausbrüche. War es die Angst vor dem Tod, die Angst, seine Freunde zu verlieren – er wusste es nicht. Allerdings war ihm eins klar – er musste vorsichtig sein und trotzdem schnell arbeiten. Tony setzte sich auf den Platz, auf dem Ziva noch vor Kurzem gesessen hatte, um mit seiner unverletzten Hand gut an Gibbs' Hals zu kommen.

Ein Blick nach vorn ließ ihn erneut erzittern. Deshalb schloss er kurz seine Augen, versuchte alles Unwichtige auszublenden, um sich nur noch auf seine Aufgabe konzentrieren zu können.

Dann griff er an den Hals seines Vorgesetzten und Freundes und fand den kräftigen Puls auf Anhieb. Sein Boss kämpfte und die Entdeckung zauberte ein kurzes Lächeln auf Tonys Gesicht, das jedoch sofort wieder erstarb und durch einen besorgten Blick ausgetauscht wurde.

Gerade als Tony Gibbs vom Gurt befreien wollte, stellte er fest, dass die Beine seines Bosses zwischen dem verbogenen Lenkrad und dem Sitz eingeklemmt waren.

Nervös, fast schon unsicher sprach er den Bewusstlosen an: „Oh Boss, wie hast du das nur geschafft. Egal was ich jetzt tun muss, es tut mir jetzt schon leid. Trotzdem habe ich keine Kopfnuss verdient okay?“, und schon war ein wenig Angst verschwunden. Langsam mit bedachten Bewegungen beugte er sich nach vorn zu den Füßen seines Bosses. Blut konnte er an den Beinen nicht sehen, dieses Wissen beruhigte ihn fürs Erste. Dann jedoch fragte er sich verzweifelt: Wie soll ich dich nur ohne eine Erschütterung auszulösen, hier befreien?

Wie ein Geistesblitz überfiel ihn auf einmal eine Idee, denn die Lenkräder in den NCIS – Autos waren bewegbar.

Als Erstes brachte Tony den Oberkörper von Gibbs vorsichtig in eine aufrechte Position, da dieser immer noch mit dem Kopf auf dem Lenkrad lag - dabei versuchte er, ihn so wenig wie möglich zu bewegen. Schnell, dennoch vorsichtig beugte er sich danach gebückt über seinen Boss und zog mit einem sanften Ruck am Lenkrad. Der Wagen bewegte sich, schwang gefährlich, sodass Tony schnell sein Gleichgewicht nach hinten verlagerte, damit das Auto nicht nach vorn stürzen konnte. Minuten vergingen, Tony war in eine Art Starre verfallen, und er brauchte diese Zeit, um das entstandene Zittern verebben zu lassen.

Mit einem seltsam ängstlichen Blick bedachte er seinen Boss und entgegnete ihm: „ Noch einen Versuch Boss. Wir schaffen es schon irgendwie. Nur ist es seltsam, dass du nicht die Befehle gibst. Auf ein Neues.“

Erneut brachte er sich langsam in Position und mit einem kräftigen Ruck zog er am Lenkrad, bevor er sich zurückfallen ließ, damit das Auto nicht wieder in die Tiefe zu fallen drohte.

„Jeah! Wir haben es geschafft Boss!“, schrie er plötzlich glücklich direkt ins Ohr seines Gegenübers. Ein Teil seiner Anspannung ging mit diesem kurzen Glücksgefühl verloren. Als er jedoch ein schmerzverzerrtes Stöhnen aus Gibbs Richtung vernahm, erschrak er kurz.

„B…Boss? B…Boss? Hörst du mich? Wie fühlst du dich?“, überhäufte er seinen immer noch nicht ganz munteren Boss mit Fragen. Gibbs hatte immer noch nicht die Augen geöffnet, es schien ihm schwer zu fallen. Der Halbitaliener zögerte, dennoch überwandt er seine Scham und stupste Gibbs erst zaghaft dann grober an. Dabei sprach er ihn immer wieder mit seinem Namen an.

Nach kurzer Zeit hörte er ein schwaches: „Tony?“, aber trotzdem waren die Augen seines Gegenübers immer noch geschlossen.

„Boss, ich muss dich hier rausbringen, schnell! Du darfst dich nicht zu schnell bewegen. Beiß einfach die Zähne zusammen, das Zusammenstauchen machen wir später.“, sprach der junge Agent zu seinem verletzten Gegenüber ohne auf Antwort zu warten.

Dann griff er ihm unter die Arme und umfasste so den Bauch seines Bosses, versuchte schwer beladen aus dem Auto zu steigen und zog seinen verletzten Boss mit sich.

Immer wieder musste er Pausen einlegen, da sein Vorgesetzter immer wieder von Schmerzen gebeutelt zitterte und so auch ein Stöhnen nicht unterdrücken konnte.

Dem jungen Agenten tat es weh, dass er es war, der seinem Freund, seinem Boss, diese Schmerzen bereiten musste. Nur war ihm immer noch bewusst, dass hier im Auto die Gefahr sehr groß war, das Leben seiner Freunde zu verwirken.

Mit großer Kraftanstrengung, eigenen Schmerzen, die ihm selbst viele Schweißperlen auf die Stirn trieben, hatte er Gibbs nach einiger Zeit zu Ziva geschleppt. Sanft, fast schon liebevoll legte er den Chefermittler im Rasen ab, bevor er nochmals den Puls überprüfte.

Gibbs standen wie Tony sehr viele Schweißperlen auf der Stirn. Der Puls raste, war aber schwer zu finden und schwach und die Atmung war ebenfalls sehr flach. Der Chefermittler war blass wie eine Leiche und so kam Tony zu einem Entschluss. Er legte seinen Boss langsam auf den Rücken, auch wenn er nur halb bei Bewusstsein war. Unter die Beine legte er einen Baumstamm und seine Jacke, so dass diese in Herzhöhe lagen. Die Kopfwunde deckte er mit dem anderen Hemdsärmel ab.

„Boss! Boss, ich weiß nicht ob du mich hörst. Ich muss noch zu McGee. Ihr müsst beide durchhalten. Sobald ich mit McGee zurück bin, helfe ich euch allen okay?“, erklärte Tony Gibbs, nur so schaffte er es, seine Freunde schweren Herzens allein zu lassen.

Der Braunhaarige vernahm noch ein Stöhnen und es kam ihm vor, als hätte Gibbs ihm „Vorsichtig“ entgegengeflüstert, doch dafür hatte er nun keine Zeit.

Ein großes Problem musste er nun lösen, die Rettung aus dem hinteren Teil des Fahrzeugs würde schwieriger als schwierig sein. Schnellen Schrittes lief er zu seinem beschlagnahmten Wagen, betete, das der gewünschte Gegenstand vorhanden war, jedoch bevor er den Kofferraum öffnete, blickte er nochmals zu den Verletzten. Zwei habe ich, einer fehlt noch. Bisher lief doch alles gut, dann klappt das auch, redete er sich beruhigend zu. Es half ihm, dieses ungute Gefühl, dass ihn überfiel, zu verdrängen.

Voll neuer Hoffnung öffnete er den Kofferraum und suchte kurz den Gegenstand, den er benötigte. Nachdem er das Abschleppseil erspähte, griff er es und schnellen Schrittes lief er zurück zum Autowrack. Dort befestigte er einen Teil des Seils an einer der unbeschädigten Leitplanken, den anderen versuchte er vorsichtig an der Stossstange zu befestigen.

„ So Bambino, jetzt bist du an der Reihe. Wirst sehen, im Nu werde ich dich wieder im Büro ärgern und du wirst uns mit deinen Computerkenntnissen ganz schön alt aussehen lassen.“, sprach er beruhigend zu McGee, um gleichzeitig seine Nerven ein wenig zu entspannen.

Während er sich dem Wrack näherte, stieg sein Puls wieder an, die Nervosität – das Nervenflattern spürte er nun deutlicher als vorher. Die Hintertür war ebenfalls wie die Zivas leicht geöffnet und zerbeult. Tony musste einen leichten Druck auf die Tür ausüben, um sie zu öffnen, aber nach kurzer Zeit gelang es ihm. Das Auto wackelte, gefährlicher als je zuvor, doch es war gesichert, wenn auch nur vorübergehend.

Tony blieb kurz still vor dem Wagen stehen und schaute sich seinen jungen Kollegen an. McGee lag blass und bewusstlos in seinem Sitz. Sein Kopf war auf seiner Brust abgelegt und kalter Schweiß perlte an seiner Haut herunter. Es war auf den ersten Blick kaum Blut zu sehen und so konnte sich Tony nicht erklären, warum sein junger Freund hier schlief.

Vorsichtig fühlte er seinen Puls und als er sich dann ins Auto beugte, um ihn abzuschnallen, sah er etwas, das ihn schockte – eine riesige Blutlache an seiner Rückenpartie.

Der junge Agent fühlte erneut den Puls. Kurz hielt er die Luft an, denn er fand die schlagende Lebensquelle nicht sofort. Nervös umfasste er den Hals seines Bambinos, tastete ihn erneut ab und dann seufzte er vor Erleichterung. Dort war er, ganz schwach, der Herzschlag. Doch schon wurde er aus seinen Gedanken gerissen.

Ein junger Mann kam zum Wagen und sprach gleich den Italiener an: „ Ich habe ein weiteres Seil zur Sicherung angebracht. Die beiden anderen Verletzten werden von meiner Freundin versorgt, sie ist Krankenschwester. Lebt er noch?“

Tony war froh, dass Hilfe da war, denn drei Verletzte waren definitiv zu viel für ihn. Dennoch antwortete er prompt, da er ahnte, dass die Zeit rannte: „Ja. Ja, er lebt noch. Aber sein Puls, er ist nur ganz schwach! Außerdem verliert er am Rücken viel Blut. Nur kann ich die Ursache nicht erkennen. Ich werde ihn vorsichtig anheben. Können Sie ihn rausziehen, ohne das Auto groß zu bewegen?"

Der Fremde der sich als Kevin Bailey vorgestellt hatte, schaute leicht skeptisch auf das Wrack, welches auf einer Brücke baumelte und manchmal gefährlich wippte. Er hatte es, so gut es ging, mit den Abschleppseilen an den zerstörten Leitplanken gesichert, doch das Gewicht war groß und Beide wussten, es war keine Sicherung auf Dauer.

Also packte er schnellstmöglich mit an. Tony stabilisierte die Wirbelsäule am Hals und übergab ihm so den verletzen und bewusstlosen McGee. Gerade nuschelte er noch zu seinem Bambino: „Sobald du wieder fit bist, müssen wir mal über ein paar extra Trainingseinheiten für dich sprechen!“

Da vernahmen die Männer eine Art Zischen, konnten sich dieses Geräusch jedoch zuerst nicht erklären. Nachdem der Wagen aber nachgab, war ihnen klar was passierte - eines der Seile war gerissen.

Kevin zog McGee schneller als gewollt aus dem Wagen, ohne noch darauf zu achten, der Wirbelsäule nicht noch mehr Schaden zuzufügen. Zu spät erkannte er, dass es ein Fehler war. Kaum war der Verletzte geborgen, barst das zweite Seil aufgrund der schnellen Bewegungen.

Tony wollte gerade vorsichtig aus dem Wagen klettern, wurde aber überrascht und die Armverletzung machte es nicht einfacher.

Die Sekunden, nachdem ihm klar wurde, was das Geräusch verursacht hatte, nahm er wie in Zeitlupe war. Plötzlich wurde ihm bewusst- lebend würde er dieses Fahrzeug sicher nicht mehr verlassen. Doch Aufgeben zählte nicht, so bewegte er sich vorsichtig auf die Tür zu. Aber dann geschah es, die letzte Sicherung löste sich. Der Passant beobachtete erschrocken mit einem verletzten McGee vor sich auf dem Boden, wie der blaue Mittelklassewagen mitsamt dem Retter abstürzte. Dieser wurde durch die ruckartige Bewegung wieder ins Wageninnere geschleudert und fiel nun metertief diese Brücke hinab.

Anthony DiNozzos letzte Gedanken galten seinen Freunden. Immerhin hatte er sie gerettet und Tony war sicher, dass sein Tod so einen Sinn hatte. Eine Leichtigkeit, eine Ruhe überfiel den gestressten Körper, und er sah nur noch die Bilder seiner Freunde vor seinem geistigen Auge. Alle Schmerzen waren vergessen, bevor das Auto auf dem harten Boden aufprallte.
 

Fortsetzung folgt.....
 

Wird Tony überleben und wie wird es den anderen gehen? Wo ist der Unbekannte und wie wird er die Sache mit Tony sehen? Lasst euch überraschen! Morgen mit Kapitel 16 LG CLaudi

Kapitel 16

So sky, deine ersehnte antwort wird noch nicht kommen, bin dennoch gespannt was du zu diesem Kapitel zu sagen hast. Immerhin erfährst du was über diesen Unbekannten, wenn auch nicht viel? Wie findest du denn diesen Fremden? Meinst du es kommt noch mehr mit ihm? Also viel Spass beim lesen. LG CLaudi
 

Währenddessen bei der unbekannten Person:
 

Die unbekannte Person wurde von einem Hochgefühl ergriffen. Ihr langersehnter Wunsch war plötzlich in greifbare Nähe gerückt, so Nahe wie noch nie. Alle Zeichen der anfänglichen Unsicherheit, jedes Gefühl von Angst war verschwunden und ihr war klar, sie würde nun jedes ihrer Ziele erreichen.

Irgendwie fühlte sie sich unbesiegbar. Beim Gedanken an das Kommende starrte die dunkle Gestalt verliebt in die Welt, sich ausmalend, was sie alles mit ihrem Liebsten unternehmen würde. Sie war sicher, dass er ihr die Wolken vom Himmel holen würde. Italiener waren sehr romantisch veranlagt und das liebte sie so sehr an diesem Volk. Das größte Hindernis, das ihrer Beziehung im Wege stand, war nun beseitigt, dachte sie und grinste dabei hämisch.

Sie sinnierte nochmals über die letzten Geschehnisse. Dabei konnte sie sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen.

Ihre Wut hatte einen Katalysator gebraucht und so hatte dieser Fremdling in blinder Wut auf den Wagen des grauhaarigen Ermittlers geschossen. Zwar hatte der Chefermittler den Zusammenstößen gut entgegenwirken können, aber gegen die Durchschlagskraft der Kugeln hatte er keine Chance gehabt. Wie Butter hatte das Projektil das Metall durchschlagen und ein weiteres hatte einen der Reifen erwischt. Die Wut war innerhalb von Sekunden verpufft und hatte einer großen Zufriedenheit und Freude platz gemacht. Kaum hatte die unbekannte Person einen kurzen Abstand zwischen den Wagen gelassen, da war der blaue, ziemlich mitgenommen wirkende Mittelklassewagen des NCIS bereits ins Schleudern gekommen. Nun brauchte sie nur noch auf das Unausweichliche warten. Ein paar hundert Meter vor der Brücke war ein kleiner Waldweg, in den war sie eingebogen, um das ganze Geschehen im Auge behalten zu können. Keiner sah diese dunkel wirkende Gestalt im Dickicht der Bäume und ihr beschädigtes Auto, aber dafür hatte sie alles im Blick.

Händereibend, dennoch nervös und trotzdem irgendwie erleichtert stand sie hinter einem der Bäume und wartete. Immer noch schien der Fahrer des NCIS – Wagens eine recht gute Kontrolle über das Fahrzeug zu haben. Dieses schlenkerte zwar heftig und hatte ein rasantes Tempo drauf, dennoch fuhr es nicht, wie vom Fremden gewollt, in die Böschung.

„Das verdirbst du mir nicht, mein Freundchen!“, knurrte die fremde Gestalt in die Richtung des schlingernden Autos. Die Wut stieg bereits wieder in ihr auf und auch eine unbekannte Angst – was wenn nichts aus dem Unfall wurde? Wenn dieser grauköpfige Alleswisser einfach so anhielt und so das erste Zusammentreffen mit dem Liebsten vermasselte?

Doch kaum konnte sie einen Plan schmieden, der dass alles verhinderte, da geschah, worauf sie die ganze Zeit gewartet hatte.

Kurz vor der Brücke war eine Kurve und die nahm der Teamleiter gezwungenermaßen mit so viel Schwung, dass sich der Wagen überschlug. Das Fahrzeug landete wieder auf den Rädern, durchbrach die Leitplanken und blieb halb auf der Brücke, halb in der Luft liegen.

Wie erstarrt blieb die fremde Person ein paar Minuten stehen. Sie war kein kaltblütiger Mörder, kein Serienkiller und ihr machte töten keinen Spaß. Ihr wurde aber bewusst, dass sie alles tun würde, um ihre Ziele zu erreichen und diesen Chefermittler hatte sie noch nie leiden können, um ihn war es nicht einmal schade.

Es war aber immer noch eine andere Sache, einen Mord zu planen und ihn dann durchzuführen. Allein der Gedanke, ihrem Schatz nun einen Schritt näher zu sein beflügelte sie und machte sie glücklich. Freude verdrängte die Angst und die Wut, Wärme erfüllte ihr Herz, wenn sie allein an das Kommende dachte und so entschloss sie, bis zur Bergung der Toten in der Nähe zu bleiben. Nun brauchte sie nur mehr ihr Auto in sichere Ferne zu bringen, denn ein Mord an Bundesagenten, würde sicherlich für ein großes Aufkommen an Polizeibediensteten sorgen. Schließlich wollte sie keine Indizien hinterlassen. Deshalb fuhr diese unbekannte Gestalt ihren Wagen aus dem Versteck und im Wald zündete sie das Auto mit Benzin aus dem Kanister an. Ihre Bilder und alles andere, was als Beweis dienen könnte, nahm sie mit, bevor sie sich wieder dem Tatort näherte.

Viel Zeit war bereits vergangen und sie machte sich keinerlei Mühe sich zu beeilen. Schließlich war ihr nicht bewusst geworden, dass so schnell jemand zur Hilfe kommen würde. Sie hatte damit gerechnet, dass das Team erst nach Stunden, wenn nicht sogar Tagen vermisst werden würde.

Was sie dann aber sah, ließ jegliches Gefühl von Freude verschwinden und auch die glückliche Mimik versteinerte sich auf einen Schlag. Nicht nur, dass diese Israelin und der Grauhaarige bereits lebend aus dem Wrack geborgen waren, nein, nach dem Körperbau zu urteilen, den sie auch im Dunkeln erkennen würde, rettete ihr Liebling gerade seine Kollegen und machte ihren Plan zunichte.

Am liebsten hätte die unbekannte Fremde ihn sofort angeschrien, ihn gefragt, was er da tat.

Aber sie flüsterte nur: „Ich weiß du kannst nichts dafür, mein Geliebter. Er hat es dir eingeimpft. Aber es wird alles wieder gut.“ Bei diesen Worten rang sie mit den Tränen, da derjenige, für denn sie kämpfte, alles zerstörte.

Beim Blick zu den Verletzten stieg erneut Wut in ihr auf. Dieser „Teamleiter“ , wie er sich schimpfte, war an allem schuld. Und nicht einmal sterben konnte er, wie es sich gehörte. Jedoch, kaum kochte sie innerlich wieder vor Wut, überschlugen sich die Ereignisse.

Man hörte ein dumpfes Geräusch, ein unangenehmes Zischen, als eines der Seile riss, die das Wrack in Position hielten. Ein Passant zog einen weiteren Verletzten aus dem Auto, als das zweite Seil riss und das Auto abstürzte. Der Chefermittler blickte genau zum abstürzenden Wagen und versuchte sich mit einer Hand abzustützen, jedoch hielt ihn eine Passantin davon ab. Das alles war im Moment aber unwichtig. Alles war egal. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn und ein eiskalter Schauer jagte über ihren Rücken. Sollte sie wirklich ihren wertvollsten Schatz umgebracht haben? Fragte sie sich immer wieder, während der Blick auf die Unfallstelle gerichtet war. Bewegungslos stand sie an ein und derselben Stelle. Momentan war es dieser unbekannten Person egal, ob sie entdeckt wurde oder nicht. Ohne Tony hatte auch ihr Leben keinen Sinn mehr. Bevor sie jedoch zu ihm gehen würde, würden die Anderen büßen müssen.
 

Währenddessen bei Gibbs:
 

Eine Dunkelheit und eine unheimliche aber friedliche Stille hatten ihn übermannt. Für einen kurzen Moment war alles vergessen. Gibbs kannte keine Sorgen und keine Angst. Sein innigster Wunsch kam zum Vorschein und tief in seinem Herzen wusste er, dass er nun die Möglichkeit hatte, diesen zu erfüllen – er hatte das ganze Kämpfen satt, wollte niemanden mehr verlieren, und so wollte er nur noch zu Kelly und Shannon.

Sein Herz war schon lange bereit, nur sein Verstand verwehrte ihm diesen Wunsch. Erneut hatte er es nicht geschafft, die wenigen Menschen zu beschützen, die ihm etwas bedeuteten.

Alleine das war Grund genug, sie zu verlassen. Und er war der Meinung, dass er das Recht hatte, endlich mit seiner Familie vereint zu sein.

Doch plötzlich durchbrach eine engelsgleiche Stimme seine Gedanken: „ Geh, mein Schatz, geh. Wir warten auf dich. Nun wirst du noch gebraucht.“ Eine Gestalt, kam aus dem Nichts, auf ihn zu, hauchte einen Kuss auf seinen Mund und so schnell wie sie erschienen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden.

Gibbs hauchte noch ein trauriges, überraschtes „Shannon!“ hinterher, als er eine andere, dennoch bekannte Stimme wahrnahm.

In ihr klang ein ängstlicher, erschöpfter und betrübter Unterton mit: „ …, dass du nicht die Befehle gibst. Auf ein Neues!“

Und nicht nur das, langsam spürte er überall an seinem Körper Schmerzen, jedoch konnte er sich nicht bemerkbar machen. Die Augenlider waren schwer wie Blei, selbst an den Gliedmaßen fiel jede Bewegung mehr als schwer.

Das Ganze war für den Grauhaarigen mehr als seltsam. Aber der Kampfwillen war wieder erweckt, nachdem er die Stimme identifiziert hatte. Immer wieder probierte er unter größter Anstrengung und unter Schmerzen, auf verschiedensten Wegen sich bemerkbar zu machen. Er versuchte zum Beispiel, zu sprechen, einen Laut über seine Lippen zu bringen, eine Hand zu bewegen, oder nur seine Augen zu öffnen – doch nichts geschah.

Und wieder vernahm er so etwas wie: „ „Jeah! Wir haben es geschafft Boss!“. Sein Gegenüber schien glücklicher zu sein, dafür machten sich die Schmerzen immer mehr bemerkbar.

Die Augenlider waren immer noch zu schwer, aber es gelang dem Teamleiter sich verbal zu äußern. Zwar konnte er seinem Mund nur ein Stöhnen entlocken, auch wenn er eigentlich etwas sagen wollte, aber der Halbitaliener hatte es registriert. Für einen kurzen Moment überwältigten den verletzten Ermittler die Schmerzen, und erneut drohte die Dunkelheit über ihn herzufallen. Jedoch drangen so viele fremde Eindrücke unaufhaltsam auf ihn ein. Und nur die eine Kostante die es gab, hielt ihn bei Bewusstsein – Tonys Stimme.

Noch immer wirkte alles verschwommen und Gibbs wusste nicht, was eigentlich alles passiert war. Er war verwirrt und drohte wieder wegzudriften. Alles entfernte sich und auch das Kämpfen seinerseits zeigte keine Wirkung.

Dem Chefermittler kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sein Agent auf sein Stöhnen reagierte. Doch auf einmal fühlte er sanfte Schläge, die immer gröber wurden. Es kribbelte an seiner Wange und leicht verschwommen nahm er seinen Namen wahr.

Nun mobilisierte er seine letzten Kraftreserven. Unbedingt wollte er zu seinem jungen Kollegen, der nun schon ein leichtes Flehen in die Stimme gelegt hatte. Deshalb formte er langsam mit seinen Lippen das Wort „Tony!“ und hoffte, dass es von diesem auch gehört würde. Der Halbitaliener hatte ein raues, leises, fast geflüstertes „Tony“ vernommen, dennoch konnte er seinem Gegenüber noch nicht in die Augen schauen, obwohl das momentan sein größter Wunsch war.

Gibbs spürte immer noch große Schmerzen und trotzdem wurden seine Gedanken immer klarer.

Eigentlich wünschte er sich Aufklärung über seine Situation, es kam jedoch anders.

. „Boss, ich muss dich hier rausbringen, schnell! Du darfst dich nicht zu schnell bewegen. Beiß einfach die Zähne zusammen, das Zusammenstauchen machen wir später.“, erklärte ihm Tony eindringlich, mit einem ernsten Ton, den man vom Halbitaliener gar nicht gewohnt war.

Immer noch wusste der Chefermittler nicht, was passiert war, nur eins war ihm wichtig, Tony war gesund. Nur wo waren die anderen?, fragte er sich auf einmal, als ihn ein bohrender Schmerz durchfuhr. Gibbs konzentrierte sich aufs Atmen, alles andere war vergessen. Nur so konnte er die Schmerzen, die durch die Bergung ausgelöst wurden, aushalten. Der Puls raste, Schweißperlen hatten sich gebildet, sein Körper zitterte ungewollt, ihm war übel und auch das Atmen fiel ihm schwer.

Er spürte, wie er sanft auf einer weichen Unterlage abgelegt wurde. Dennoch gelang es ihm nicht, die Augen zu öffnen. Die letzten Kraftreserven waren aufgebraucht, und erneut griff die Dunkelheit nach ihm.

Tony kümmerte sich sorgsam um seinen Boss, legte ihn in eine Schocklage und bedeckte die Wunden. Das alles wähnte Gibbs in Sicherheit und erst ein Satz ließ seine Emotionen aufkochen und die drohende Schwärze verdrängen: „Boss! Boss, ich weiß nicht ob du mich hörst. Ich muss noch zu McGee. Ihr müsst beide durchhalten. Sobald ich mit McGee zurück bin, helfe ich euch allen okay?“ Dieser Satz war wie ein Faustschlag ins Gesicht. Er fühlte sich, als ob er sein Team im Stich gelassen hatte. Alle Erinnerungen überrollten ihn auf einmal in Sekunden wie einen grauenhaften Alptraum: die stumme Fahrt im Auto - wie das Auto mehrmals gerammt wurde – wie er versuchte die Kontrolle zu behalten – die Schüsse aus dem Wagen – McGee, der zusammengebrochen war – die Kurve – das Schleudern – der Zusammenprall.

Sein Adrenalinspiegel stieg, Wut machte sich in seinem Innern breit – Wut gegen den Täter aber auch gegen sich, da er das alles nicht verhindert hatte. Aber dieser Zorn half ihm bei Bewusstsein zu bleiben und Tony mit einem einfachen Wort, mit einer einfachen Geste zu unterstützen. „Sei vorsichtig!“ flüsterte er dem jungen Agenten entgegen.

Die Schmerzen waren stark, aber allein der Gedanke, dass seine Freunde schwer verletzt waren, ließ ihn weiterkämpfen. Er wollte sich unbedingt einen Überblick verschaffen, und so versuchte er immer wieder seine bleischweren Augenlider zu öffnen. Nach einiger Zeit, kam eine junge Frau, sicher eine andere Autofahrerin, und sprach ihn an. Aber ihm war alles egal. Sie kümmerte sich um ihn, um seine Wunden, ging weg, bestimmt um Ziva zu versorgen und kam nach einiger Zeit zu ihm zurück. Dem Chefermittler war nur eins wichtig. Er musste sehen was alles geschah, denn das ungute Gefühl, das ihn schon so lange plagte war immer noch da, jedoch intensiver als je zuvor.

Gibbs fragte sich erneut: Was ist hier los? Irre ich mich etwa die ganze Zeit?

Er mühte sich dennoch weiter ab und nach mehrmaligen missglückten Versuchen gelang es – er konnte seine Augen endlich öffnen. Unter extremen Schmerzen drehte er seinen Kopf, damit er das Wrack im Blick hatte. Die junge Frau redete beruhigend auf ihn ein und versuchte dabei, den Oberkörper des Teamleiters sanft nach unten zu drücken. Aber das alles war ihm egal, er sah nur das zerbeulte Auto und die Gestalten, die am Wrack hantierten.

In diesem Moment hörte er ein Zischen, ein Reißen. Es war ein grauenhaftes Geräusch, das sein Herz zum Rasen brachte.

Kurze Zeit später nahm er das Geräusch nochmals wahr, und dann versuchte sein Verstand die kommenden Bilder zu verstehen. Ein Mann zog einen schlaffen Körper aus dem Auto und dann stürzte der Wagen mit grauenhaften Krachen und Knacken ab, überschlug sich mehrmals und landete zum Schluss unten am Abgrund der Brücke. Schmerzhaft wurde Gibbs bewusst, dass Tony es nicht geschafft hatte. Dieses Bild brannte sich in sein Gehirn und mit aller Kraft brüllte er „TONY! NEEEEIN!“, bevor ihm kalt wurde und er in eine nun ersehnte Dunkelheit fiel. Hoffend, dass alles nur ein böser Alptraum war und ihn jemand bald aufwecken würde.

Kapitel 17

Huhu Sky2: Zu deinen Fragen. Also bei dieser Story schreibe ich mometan am 40 igsten Kapitel und damit geht es langsam zum Ende zu. Du siehst, ich lerne grins.

Ja und sonst lass dich überraschen. Knuddeldich.
 

Kapitel 17:
 

An der Unfallstelle:
 

Sekunden lang herrschte am Unfallort eine unheimlich Stille, die den Helfern jedoch wie Stunden vorkam.

Kevin, ein zwanzigjähriger junger Mann, gut gebaut, sportlich, mit blondem, kurzem Haar und blauen Augen, schaute geschockt auf das Wrack, welches einige Meter die Brücke hinuntergestürzt war und nun kopfüber auf dem Dach gelandet war. Er hatte eigentlich nur ins Grüne fahren wollen, weit weg von der Stadt, von dem Lärm, um mit seiner Freundin Picknicken und ein wenig knutschen zu können, und dann war so etwas geschehen. So viele Verletzte und sogar Tote überforderten ihn. Denn im zerstörten Auto bewegte sich niemand und dass diesen Absturz jemand überlebt hatte, konnte er sich nicht vorstellen. Total nervös fuhr er sich mit der Hand durchs Haar, er versuchte nachzudenken. Sein Herz schlug immer noch schnell in seiner Brust und auch der Puls raste. Erst ein sorgevolles Rufen löste ihn aus seiner Trance: „Kevin, Kevin! Was ist passiert? Geht es dir gut? “, rief seine Freundin Beth mit einem ängstlichen Unterton in der Stimme.

Sofort schrillten seine Alarmglocken und all seine Angst war vergessen. Der Schwerverletzte aus dem Wagen lehnte immer noch an seinen Beinen und verlor eine Menge Blut aus einer Rückenwunde. „Beth, komm schnell. Hilf mir.“, rief er fast verzweifelt. Diese Situation überforderte ihn.

Während er auf seine gleichaltrige Freundin wartete, drückte er sein Hemd auf die Wunde. Nach kurzer Zeit kam die junge Frau hektisch auf ihn zu. Aber ohne viele Worte wendete sie sich dem Verletzten zu, um seine Lebenszeichen zu kontrollieren. „Wir müssen ihn zu den anderen bringen. Dort habe ich sie alle besser im Blick, da sie alle schwer verletzt sind. Wir müssen sie schnell in ein Krankenhaus bringen.“ Nach dem anderen Helfer traute sie sich nicht zu fragen, da sie alles mit angesehen hatte. Nur ein trauriger Blick in die Richtung des Wracks zeigte, was sie für diesen Menschen fühlte, obwohl sie ihn nicht kannte.

Nach einem kurzen, vertrauten Blick in die Augen ihres Freundes befahl Beth mit einer zittrigen Stimme: „Kevin, nimm du seine Arme. Sei vorsichtig. Ich kann keine Brüche ausschließen.“

Der junge Mann hatte glasige Augen, die immer noch vom Schock des Gesehenen geweitet waren. Zu klaren Gedankengängen war er kaum fähig, und so half es ihm, dass seine über alles geliebte Beth ihn auf diesem Weg leitete. Sie war schlank, wirkte zart, klein gegen ihn, hatte wunderbare braune Augen und dunkelbraunes, langes Haar, das aufgrund ihres Berufes meist zu einem Zopf gebunden war, und dennoch steckte ein unbändiges Temperament in diesem zierlichen Körper. Sie wusste, was sie wollte und das setzte sie immer durch. Diese Art zeigte sie auch wieder an diesem grauenvollen Ort.

Fast sanft umschlangen ihre zierlichen Hände die Beine des Verletzten, ohne seinen Gesamtzustand aus den Augen zu verlieren. Auch achtete sie darauf, dass ihr Freund den Kopf des Unfallopfers stabil hielt, während sie ihn anleitete, wie er den Verwundeten zu transportieren hatte. Immer wieder schenkte sie ihm dabei sanfte, verliebte und aufmunternde Blicke.

Nach einiger Zeit hatten sie es dann auch endlich unter größter Kraftanstrengung geschafft, und so lagen alle drei Geretteten aus dem zerstörten Auto nebeneinander im Gras. Den Grauhaarigen hatte Beth in die stabile Seitenlage gelegt, nachdem er sein Bewusstsein verloren hatte.

Während Kevin erneut in Richtung Autowrack blickte, kümmerte sich die junge Frau nun liebevoll um alle drei Verletzten. Sie wollte nicht, dass sich dieser junge Mann, den sie nicht kannte, aber dessen Schicksal sie doch bedrückte, umsonst geopfert hatte. Immerhin hatte er sein Leben für drei fremde Menschen riskiert, ohne darüber nur einmal nachzudenken. Eine schnelle Bewegung hinter ihr riss sie aus ihren Gedanken, während sie weiterhin die ihr unbekannten Menschen versorgte,

denn Kevin rannte auf einmal los, als ob ihn der Teufel verfolgen würde. Nur am steilen Hang kletterte er ein wenig vorsichtiger hinunter. Er wollte schließlich nicht auch hier verunglücken und seine Freundin unglücklich machen.

Trotzdem, irgendetwas, nennen wir es Gefühl, zog ihn magisch zu diesem zerbeulten, regelrecht zerstörten Auto hinunter.

Irgendwie hatte er auch Angst vor dem, was er finden würde. Deshalb hielt er in der Mitte des Hanges kurz inne und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Nur so konnte ihm klar werden, was er eigentlich gerade tat.

Ihm wurde klar, dass dieser junge Mann ohne zu zögern die anderen gerettet hatte. Kevin war sich bewusst, dass dieser ihm Fremde nicht über irgendwelche Folgen gegrübelt hatte, sondern einfach gehandelt hatte. Und er selber? Er übergab das Ruder seiner Freundin, ließ sich sagen, was er zu tun hatte, nur damit er keine Konsequenzen tragen musste. Damit war nun Schluss. Dieser Unbekannte, der hier abgestürzt war, hatte sein Leben für andere riskiert und was, wenn er doch noch überlebt hatte und keiner hatte nach ihm geschaut? Kevin fragte sich auch, was dieser junge Mann sich wohl gedacht hatte, als er abgestürzt war. Ihm wurde bewusst, dass er sicher auf eine Rettung gehofft hatte. Und nur deshalb war er dabei, diesen Hang hinunter zu klettern. Nochmals schaute er nach unten, lauschte währenddessen seiner Freundin, die mit den Bewusstlosen sprach, als würden sie ihr antworten und dann setzte er sich, so schnell es der morsche Boden zuließ, in Bewegung.

Unten angekommen, hielt er dennoch Abstand vom Geschehenen. Er musste das Ganze erst einmal auf sich wirken lassen.

Das Auto lag mit dem Dach auf dem Boden. Die Türen waren offen, verbogen, teils sogar abgerissen. Auch der Kofferraum war weit geöffnet und die Front war total eingedrückt. Irgendwie ein merkwürdiger Anblick, jedoch eins ließ einen eisigen Schauer seinen Rücken hinunter wandern.

An einer der Türen lag ein bewegungsloser Körper, der halb aus der Tür ragte. Von weitem sah man bereits am ganzen Körper blutende Wunden.

Innerlich hoffte Kevin, dass dieser für ihn Unbekannte überlebt hatte. Aber er wusste auch, dass er sehr schwere Verletzungen davon getragen hatte und dass seine Überlebenschancen von Minute zu Minute sanken.

So schnell ihn seine Füße trugen, lief er auf das fast vollständig zerstörte Fahrzeug zu. Sein Puls raste und selbst sein Herz klopfte so hart in seiner Brust, dass er jeden Schlag fühlte. Mit jedem Schritt verlor er mehr Mut, und Kevin war kurz davor umzudrehen. Aber er dachte an seine couragierte, tapfere Freundin, an den furchtlosen, waghalsigen Retter der Verletzten und so fasste er neuen Mut. Immer noch ein wenig zögernd lief er vorsichtig zum bewegungslosen Körper. Er war nervös, fast ängstlich, aber nicht weil er Angst vor dem Kommenden hatte, sondern er fürchtete die Veränderung in seinem Innern. Seine Freundin hatte der Umgang mit Todgeweihten und Kranken verändert. Sie war, wie sollte er es ausdrücken, in mancher Beziehung kälter geworden, und in mancher Hinsicht auch härter. Manchmal war es auch von Vorteil, gerade auch für sie, wollte sie doch nicht am Schicksal der Menschen, die sie pflegte zerbrechen. Aber es war in vielen Dingen, manchmal sogar in einer Beziehung störend, besonders wenn sie nicht darüber reden wollte.

Dennoch versuchte er nun mit seinen Fingern den Puls zu fühlen, ohne den Mann genauer zu betrachten. Er wollte zu einem Toten keine Beziehung aufbauen und so fiel ihm alles leichter.

Blitzartig zog Kevin die Finger vom Hals weg, nachdem er einen schwachen, kaum wahrzunehmenden Puls gespürt hatte. „Beth, Beth, Beth! Komm schnell runter. Beth! Ich brauche deine Hilfe!“ rief er erschrocken mit einem flehenden Unterton.

Allerdings musste er auf keine Antwort mehr warten. Im Hintergrund ertönte lautes Sirenengeheul. Mehrere Rettungswagen und ein Feuerwehrauto näherten sich der Unglücksstelle.

Erleichtert strich Kevin sich ein verirrtes Haar aus dem Gesicht, seufzte laut, bevor er glücklich zum Schwerverletzten sprach: „Halt durch. Kämpfe für mich und für die, die du gerettet hast. Jetzt kommt die Kavallerie und rettet dich. Okay?“

Ebenso konnte die junge Beth ihr Glück kaum fassen, auch wenn ihre Miene versteinert wirkte. Erleichterung übermannte sie, jemand übernahm nun endlich die schwere Verantwortung und sie konnte sich ausruhen. Ein Gespräch mit ihrem Freund würde ihr sicher helfen. Beth malte sich schon aus, wie sie mit ihm kuscheln würde. Nur eins beunruhigte sie auf einmal, Kevin brauchte sie und es klang sehr ernst. Doch nun kam Hilfe und kaum war ihr bewusst, was sie tun sollte, da holte sie bereits eine tiefe Stimme aus ihren Gedanken.

„Ich bin Chief Michels. Wer sind sie und was ist hier passiert? Berichten sie bitte.“

Kurz blickte die junge Frau den strammen, muskulösen Feuerwehrmann ungläubig an, bevor alles aus ihr ausbrach:

„Wo waren sie nur so lange? Wir sind zu diesem Unfall gestoßen, da hatte der junge Mann bereits zwei der Verletzten gerettet. Einer hat eine Schusswunde, die anderen haben durch den Unfall ausgelöste Verletzungen. Ich konnte mir noch keinen genauen Überblick verschaffen, da ich damit beschäftigt war, die Lebenszeichen aller zu überwachen und sie am Leben zu halten. Mein Freund…“, und bei dem Gedanken blickte sie zum Wrack hinunter, da sie sich an die geschockten Rufe erinnerte, bevor sie ihren Bericht fortsetzte…„Mein Freund braucht dringend Hilfe. Dort…“ Sie zeigte nervös zum zerstörten Auto, während ihr die grausamsten Gedanken in den Sinn kamen, was ihm zugestoßen sein könnte. Ihr wurde klar, dass sie sich zusammenreißen musste, dass sie ihre Angst nicht zulassen durfte. Immerhin wusste sie nicht, was geschehen war und so konnte sie nur spekulieren. Dennoch fragte sich die junge Frau insgeheim, ob sich ihr geliebter Kevin verletzt hatte und sie machte sich Vorwürfe, da sie ihn dort hinunter gelassen hatte, ihn nicht aufgehalten hatte und sie hatte die Verletzten vorgeszogen, und war ihm nicht sofort zur Hilfe geeilt. Was wenn ihm die Zeit davon rannte und jede Sekunde zählte? Wenn er verletzt war oder …..

Die tiefe Stimme des Feuerwehrmannes, der seinen Kollegen Befehle zurief, holte sie aus ihren Überlegungen. „Ein junger Mann war mit dem Wagen abgestürzt und mein Freund wollte nachschauen, ob er überlebt hatte. Irgendetwas muss passiert sein. Bevor ich nach ihm sehen konnte, sind sie gekommen.“ Die Antwort ihres Gegenübers beruhigte sie ein wenig und ein kleiner Teil ihrer Anspannung verflüchtigte sich sofort: „Meine Leute sind gerade zu ihm unterwegs. Keine Angst, sie kümmern sich um alles. Aber ihrem Freund geht es gut, er hat uns bereits Zeichen gegeben. Kommen sie mit mir, damit die Ärzte den Leuten helfen können.“

Kaum waren die Worte ausgesprochen, da kamen bereits zwei Ärzte mit Sanitätern, um die Patienten zu versorgen. Auf einmal jedoch kam ein Funkspruch, einer der Ärzte sprach mit einem der Sanitäter und wendete sich dann von seinem Patienten ab.

Beth jedoch bekam alles nur noch nebenbei mit. Bis sie den Feuerwehrmann fragte, was sie schon lange wissen wollte: „Der junge Mann hat gesagt, er hat schon vor längerer Zeit einen Notruf abgesetzt. Warum kommen sie jetzt erst. Sie haben doch auch Hubschrauber? Oder gibt es die nur für Reiche?“, fragte Beth sauer, da ihr bewusst geworden war, dass der erste Helfer noch unverletzt sein könnte.

Chief Michels, überrascht von diesem Vorwurf, antwortete leicht gereizt: „Es tut mir wirklich leid Ma’am, aber leider war der Hubschrauber bei einem Kind im Einsatz, das sich schwere Verbrennungen zugezogen hat. Der zweite war bei einem anderen Einsatz und der Letzte, den es in diesem Bundesstaat gibt, war beschädigt. Man nennt es auch unglückliche Umstände. Selbst wenn ein Rettungshubschrauber frei gewesen wäre. Hier in der Nähe gibt es kaum ein freies Feld, das groß genug für eine Landung ist. Wir haben unser Bestes gegeben und Berufe, Hautfarbe und Lebensstand sind uns egal. Wir machen unsere Arbeit und die nach bestem Wissen und Gewissen.“ Dann drehte er sich um, um seine Kollegen zu überwachen, wenn nötig zu helfen und ließ eine nachdenkliche Krankenschwester zurück.
 


 

Währenddessen bei Abby und Ducky:
 

Abby war in Gedanken bei ihren Freunden. Sie war total hippelig, nervös und es machte sie verrückt, dass sie nicht wusste, was dort draußen geschah. Wild tippte sie auf der Tastatur herum, während Bert sie zu beobachten schien. Die Goth hatte ihn nämlich vor sich gesetzt, da sie seine Gegenwart spüren musste. „Na komm schon, wo seit ihr? Gleich habe ich euch!!“, sprach sie nervös, mit einem besorgten Unterton an ihren Computer gewandt.

Nun konnte sich der Pathologe nicht mehr zurückhalten, da er merkte, wie sich die Besorgnis und die Anspannung in der jungen Frau ansammelte. Vorsichtig lief er auf Abby zu, ohne sie abzulenken. Gespannt schaute er auf den Bildschirm. Die Goth war dabei, eine Satellitenverbindung aufzubauen. Eine Funkverbindung zu der Feuerwehr hatte sie bereits hergestellt und die Gespräche konnten sie schon seit längerer Zeit verfolgen. Nur den Satelliten bekam sie nicht so schnell wie gewünscht und auch Tony meldete sich nicht auf ihre Anrufe und das war es, was ihr so zu schaffen machte, das war dem Pathologen bewusst.

„Abigail, es wird alles wieder gut. Wir haben bisher alle Klippen umschiffst und auch diese werden Gibbs und die anderen umfahren. Beruhige dich, meine Liebe.“, entgegnete er ihr mit ruhiger, besänftigender Stimme. Eben hatte Abby noch bedrückt auf ihn gewirkt und sich trösten lassen, doch im nächsten Moment schaute die junge Goth ihn mit verweinten, geröteten Augen total geschockt an. Aber bevor sie was erwidern konnte, umarmte Ducky sie, um ihr zu zeigen, dass sie nicht allein war.

Kurze Zeit verharrten Beide in dieser Position, da sie dieses Gefühl des Geborgenseins, des Füreinanderdaseins brauchten, bis eines von Abbys Babys piepte.

Abby löste sich schneller als schnell aus der Umarmung und schrie freudig, da sie sicher war, einen Durchbruch erzielt zu haben: „Ja Ducky, jetzt haben wir sie und die Feuerwehr ist auch bald am Unfallort.“ Hektisch tippte sie auf ihre Tastatur ein paar Buchstabenfolgen ein, bis ein Satellitenbild erschien. Jedoch was sie da sahen, ließ ihren Blick erstarren. Ein Auto lag unter einer Brücke, während einige Menschen umherirrten. Andere wiederum lagen vermutlich , verletzt auf dem Rasen. Abbys Herz schien bei diesem Anblick kurz stehen zu bleiben, bevor es doppelt so schnell weiter schlug. Ducky selbst konnte auch nicht recht glauben was er sah, doch die Rettungswagen und die Feuerwehr kamen in diesem Moment beim Unfallort an und so drehte er den Stuhl der Goth zu sich, nahm sie in den Arm und versuchte beruhigend auf sie einzureden: „ Pscht, Abigail. Die Rettungskräfte sind da. Sie werden ihnen helfen. Immerhin wurden sie aus dem Auto befreit. Ich sehe drei Verletzte. Das bedeutet, für sie wird alles getan. Lass uns ins Bethesda fahren. Dort werden sie sicher hingebracht. So können wir uns am schnellsten über ihren Gesundheitszustand informieren. Tony wird uns sicher so schnell wie möglich Bescheid geben.“

Total aufgelöst, verweint aber mit neuem Mut stand die Goth auf, schaute nochmals auf den Bildschirm und dann nickte sie zustimmend. „Lass uns fahren Duck. Wir müssen doch als erste erfahren wie es unserem Team, unseren Freunden geht, oder? Und Bossman wäre sicher nicht erfreut, wenn wir hier wie Trauerklöße sitzen und ihm nicht so schnell wie möglich Bericht erstatten.“ Schon wandte sie sich zur Tür und ließ einen erstaunten, leicht geschockten Pathologen zurück, der diese Gefühlswandlungen erst einmal verdauen musste, bevor er seiner Freundin folgen konnte. Er spürte, das ihnen eine schwere Zeit bevor stand und er hoffte, das alles wieder gut werden würde, so wie er es immer zu sagen pflegte. Nochmals seufzte er, schaute auf den Bildschirm, auf dem viele Rettungskräfte zu sehen waren. „Was ist nur passiert, Jethro.“, flüsterte er in den Raum. „Ihr dürft uns doch nicht alleine lassen. Kämpft, wir warten auf euch!“ mit einem traurigen, besorgten Blick verließ er den Raum und gesellte sich zu der jungen Goth, die bereits vor dem Aufzug hippelig wie eh und je auf ihn wartete. Dann machten sich Beide auf den Weg zum Bethesda. Abby war zapplig, schaute immer wieder auf ihr PDA und auf ihr Handy. Jedoch klingelte es nicht einmal. Der Pathologe seufzte, er bemerkte, wie verzweifelt die sonst so starke Abby war. Aber ein ganzes Team verletzt, dieser Gedanke war scheinbar für sie zuviel. „Ducky, warum meldet sich keiner? Tony kann doch dort nichts mehr tun. Ich bin sauer auf ihn. Er weiß wie es mir geht und dennoch meldet er sich nicht. Der wird was erleben wenn er zurückkommt.“ Entgegnete die Goth beleidigt zu ihrem Gegenüber, zog eine traurige Schnute, und dennoch schmerzte ihr Herz. Es war nur so, sie musste einen Weg finden, dieses grausame Gefühl, das sie zu übermannen drohte, zu unterdrücken. Und das gelang ihr nur mit einem anderen starken Gefühl – Wut.

Ducky wusste nicht, was er noch antworten sollte. Er kannte jeden aus dem Team längere Zeit und jeden einzelnen hatte er in sein Herz geschlossen. Die Bilder auf dem Satellitenbild hatten ihn geschockt, er musste aber jedwedes grausame Gefühl unterdrücken um für Abby da zu sein. Außerdem war es für ihn nicht gut, sich die schlimmsten Ereignisse auszumalen, bevor er alles über das wirkliche Geschehen erfahren hatte. Nun hieß es warten und Teetrinken, egal wie schlimm dies auch war. Er war alt genug um zu wissen, dass man nichts an den Geschehnissen ändern konnte. Nur eins war ihm bewusst - Hoffnung war wichtig und sie starb zuletzt. Und er hatte gelernt, das Gibbs und sein Team nicht so schnell klein zu kriegen waren – so konnte er die Hoffnung wirklich mit bestem Gewissen weiter vermitteln.

Nach einiger Zeit kamen Beide, tief in Gedanken versunken im Krankenhaus an. Überrascht, dass sie schon am Zielort angekommen waren, begaben sie sich in den Warteraum, da die Verletzten noch nicht angekommen waren.

Kapitel 18

Sky: Joa, du kannst dich noch auf einiges gefasst machen *fies grins*

Viel Spass beim neuen Teil.
 

Kapitel 18:
 

Beim Unbekannten an der Unfallstelle:
 

Am Unfallort herrschte ein geordnetes Chaos. Ein Feuerwehrauto, mehrere Rettungswagen und auch einige NCIS – Fahrzeuge und Polizeiwagen hatten sich am Ort des Geschehens eingefunden.

Die unbekannte Person hatte mitbekommen, dass die Feuerwehr versuchte, einen Schwerverletzten zu bergen, während die Rettungssanitäter und Ärzte die Geretteten bereits versorgten.

Als sie das erfuhr, durchflutete sie ein Gefühl der Erleichterung – das bedeutete Tony, ihr Geliebter lebte. Schnell vergrub sie in einem Loch, das sie sicherheitshalber noch mit Laub bedeckte, ihre gesicherten Beweise und die Bilder. Vorher hatte sie nochmals ein Bild Tonys geküsst, sicher, ihm bald nahe zu sein.

Betend näherte sich dann diese fremde Gestalt immer mehr den Menschen, obwohl sie dadurch ein gewaltiges Risiko einging. Die Polizei und die NCIS-Agenten hatten bereits alles abgesperrt und durchsuchten die Gegend. Dennoch schaute der Verursacher dieser ganzen Misere wie hypnotisiert auf die Rettungsaktion. Leise flüsternd sprach diese Person in die Richtung des Wracks: „Du packst das, für uns. Ich weiß nun, dass es ein Fehler war und ich verspreche dir, dass so etwas nie wieder vorkommen wird. Aber nur wenn du kämpfst. Ich liebe dich doch und ich weiß, dass du mich auch liebst. Es wird alles wieder gut."

Während sie es flüsterte, stellte sie sich vor ihrem geistigen Auge Tony vor.

Ein Polizist holte den fremden, unbekannten Menschen aus seinen Gedanken, denn dieser hatte bereits einen abgesperrten Bereich betreten: „Ma’am, geht es ihnen gut? Kann ich ihnen weiterhelfen? Sonst muss ich Sie bitten, hinter das Absperrband zu treten. Am besten, sie fahren nach hause.“ Diese Worte nahm sie jedoch nicht wirklich wahr. Geistesabwesend starrte sie weiter zu der Menschentraube, die sich unten an der Brücke versammelt hatte, während sie sich die nächsten Schritte überlegte. Irgendwie musste sie zu ihrem Schatz, ihm beistehen, selbst wenn sie nicht direkt zu ihm konnte. Und schon kam ihr die rettende Idee. Ihr Puls raste immer noch, das Herz schlug doppelt so schnell und hart in ihrer Brust, Schweiß stand auf ihrer Stirn, da sie die letzten Schritte gerannt war und während der freundliche Officer sich immer wieder höflich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte, atmete sie einmal kräftig aus. Tief in ihrem Innersten musste die unbekannte Frau grinsen, wenn sie an ihr kommendes Schauspiel dachte, aber den Polizisten blickte sie geschockt und verweint an.

Bevor dieser reagieren konnte, ließ sie sich einfach fallen. Officer Reilly, so hieß der Polizist, wusste nicht wie ihm geschah. Zu spät bemerkte er, in welch einem Zustand die junge Frau war und so fiel sie zu Boden und schlug mit dem Kopf auf dem Beton auf, ohne das er die Möglichkeit hatte, sie aufzufangen. Hektisch rief er nach einem Arzt, ohne dass er wirklich begriff, was eben geschehen war.
 

Zuvor bei den Verletzten:
 

Die Rettungsmassnahmen gingen schleppend voran. Der Chefermittler wurde bereits beatmet, seine Wunden waren versorgt und er war in einem Rettungswagen unterwegs zum Krankenhaus. Auch die Israelin wurde künstlich beatmet, alle Vitalwerte waren stabil, sämtliche Wunden und Brüche waren verarztet und so konnte auch sie mit ärztlicher Begleitung ins Krankenhaus gebracht werden.

Nur für die anderen Opfer des Unglücks sah es nicht gut aus.

Einer der Notärzte kämpfte auf der Brücke um das Leben McGees. Sein Puls war bereits nach der Bergung sehr schwach gewesen und aus einer Rückenwunde war unentwegt Blut ausgetreten. Das hatte zu einem Schock geführt.

Der junge Ersthelfer hatte so gut es ihm möglich war, die Blutung gestillt, dennoch hatte der Verletzte bis zum Eintreffen des Notarztes bereits sehr viel Blut verloren. Die Rettungssanitäter hatten sofort drei Zugänge gelegt und auch Infusionen angeschlossen um den Verlust so gut es ging auszugleichen. Aber der junge Agent wurde immer blasser, der Puls wurde immer schneller und schwächer, obwohl er nach der Rettung schon kaum noch tastbar gewesen war. Die Pupillen waren geweitet, die Atmung flach, bis das angebrachte EKG-Gerät auf einmal einen schrillen, langen Piepton von sich gab, und so keinen Herzschlag mehr anzeigte.

Der Notarzt reagierte sofort. Er schrie dem Rettungssanitäter Befehle zu und begann mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Mehrere Minuten lang versuchten sie ihn zu reanimieren, um sein Herz erneut zum Schlagen zu bringen.

„Defi auf 250 Joule und noch eine Ampulle Epi aufziehen!“, befahl Doktor East, der behandelnde Notarzt. In ihm breitete sich langsam eine Unruhe aus, da er mit jedem gescheiterten Versuch der Wiederbelebung ein Stück Hoffnung verlor.

Sein Assistent nickte nur und erhöhte die Joulezahl, bevor er sich vom Verletzten entfernte, um die Spritze aufzuziehen. Die Tasche des Arztes lag nämlich ein Stück hinter dem Doktor.

„Weg vom Verletzten!“, befahl Doktor East allen Anwesenden, bevor er den Defibrillator auf die Brust McGees ansetzte.

Der Körper des Computergenies hob sich für einen Augenblick vom Boden ab, während der Strom durch seinen Körper floss.

Ein Feuerwehrmann machte mit der Herzdruckmassage weiter, nachdem immer noch kein Puls tastbar war und auch das EKG zeigte keine Ausschläge an.

Die Ampulle Epi wurde gegeben und obwohl keiner mehr Hoffnung hatte, dass der junge Mann vor ihnen überleben könnte, versuchten sie es erneut. Alle entfernten sich von McGee, der Doktor setzte die Elektroden an, Schuss, und plötzlich geschah das Unerwartete.

Ein unregelmäßiges Piepen setzte ein und ein schwacher Puls war zu spüren, wenn man auch danach suchen musste.

Allen war klar, dass die Zeit rannte. Zwar wurde der Herzschlag regelmäßiger, aber dennoch war der junge Mann immer noch in Lebensgefahr.

Der hohe Blutverlust musste durch Blutkonserven ausgeglichen werden und auch die Kugel hatte sichtlich Schaden angerichtet. Schnell stabilisierten die Rettungskräfte ihren Patienten, bevor er in den Krankenwagen gebracht wurde. Doktor East stieg zu ihm in den Rettungswagen und fuhr mit dem Schwerverletzten zum nächstmöglichen Landeplatz für den Rettungshubschrauber. In einen Kilometer Entfernung wartete dieser bereits auf seinen Patienten auf einem Rastplatz. Zum Glück waren die anderen Einsätze schnell erledigt und so waren zwei der Hubschrauber für diesen Einsatz frei geworden.
 

Von alledem bekamen die Retter unter der Brücke nichts mit.

Sie versuchten den jungen Mann, den sie bereits aus dem Auto geborgen hatten, schon seit einiger Zeit zu stabilisieren, damit er transportiert werden konnte.

Alle wussten bereits, dass dies der Retter der anderen Verletzten war und so gaben sie nicht so schnell auf.

Sie hatten einen Schwerstverletzten aufgefunden, und keiner hätte gedacht, dass man so einen Sturz überleben konnte. Dieser junge Mann hatte alle möglichen Verletzungen, die man sich vorstellen konnte. Die Retter hatten ihn blutüberströmt vorgefunden, leichenblass und kaltschweißig hatte er noch halb im Wagen gelegen. Der Puls raste, obwohl er kaum noch tastbar war und auch die Atmung war flach. Dennoch schien er Leben zu wollen, auch wenn er kurz davor war, es zu verlieren.

Sein Zustand war instabil und alle Maßnahmen zur Sicherung seines Lebens schienen im Moment zu versagen. Trotz mehrerer Zugänge, Beatmung, Lagerung auf der Vakuummatratze und sonstigen Sicherungsmaßnahmen wurde der Zustand immer labiler bis kurz vor der Bergung ein langgezogener Piepton alle in rege Verzweiflung trieb.

Doktor Dreier, der leitende Notarzt versuchte mehrere Minuten lang den jungen Mann mit allen möglichen Maßnahmen wiederzubeleben. Jedoch alle Versuche scheiterten.

„Noch einmal, dann lassen wir ihn in Frieden. Epi und 300 Joule!“, befahl er seinem Sanitäter. Dieser flüsterte Tony fast traurig, ja deprimiert ins Ohr: „ Kämpfe! Die anderen haben es auch getan. Alle hier wollen dich doch einmal kennen lernen.“

Als sein Boss den Defi ansetzte, hörte er mit der Herzmassage auf. Auch der Feuerwehrmann, der mit dem Tubus die Beatmung übernommen hatte, entfernte sich kurz von dem Unfallopfer.

Alle warteten gespannt auf das, was geschehen würde. Der Notarzt setzte die Elektroden an, befahl nochmals: „Alle weg vom Patienten.“ Und dann hob sich der Körper Tonys leicht von der Matratze ab. Kurz schauten alle auf das EKG - Gerät, das weiterhin eine langgezogene Linie anzeigte.

„NEIN, DU WIRST NICHT AUFGEBEN. KÄMPFE GEFÄLLIGST!“, brüllte plötzlich der junge Kevin Tony an. „WAGE ES NICHT ZU STERBEN, NACHDEM ICH DICH GERETTET HABE!“

Ein weiterer Feuerwehrmann zog Kevin zur Seite, immerhin wirkte es wie ein kleiner Nervenzusammenbruch aber es schien zu helfen.

Ein schwacher, kleiner, unregelmäßiger Ausschlag war plötzlich auf dem EKG – Gerät zu sehen. Dieser Ausschlag wurde regelmäßiger, so dass Doktor Dreier entschied, seinen labilen Patienten sofort zu verlegen, bevor sich der Zustand wieder sichtlich verschlechtern konnte. Nun kam der schwierigste Teil, die Bergung rauf auf die Brücke. Aber alle Feuerwehrmänner, Sanitäter und auch Ersthelfer packten mit an und so schafften sie es, die Trage in kürzester Zeit ohne viel Bewegung an den angebrachten Seilen nach oben zu transportieren.

So war es möglich, auch den letzten Agenten mit dem Krankenwagen zum Rastplatz zu fahren. Doktor Dreier begleitete ihn, behielt seinen labilen Zustand im Auge und übergab ihn am Rastplatz der Hubschraubercrew. Über eins war sich der Doktor aber im klaren - er wollte sich über den Zustand der Leute aus dem Wrack informieren und er hoffte, alle würden überleben.
 

Bei Abby und Ducky:
 

Abby war nervös. Und auch ihre Wut konnte sie nicht unterdrücken. Immer wieder hatte sie versucht ihren Tiger anzurufen. Ducky hatte versucht sie zu beruhigen, aber irgendwas stimmte nicht, das war ihr sofort bewusst. Tony traute sich nicht, die Beiden zu informieren, also musste jemandem aus dem Team etwas Schlimmeres als eine Verletzung zugestoßen sein. Nur weiter drüber nachdenken wollte sie nicht.

„Tony, wenn ich dich erwische. Dann musst du mir Rede und Antwort stehen. Wie kannst du uns hier nur schmoren lassen.“, flüsterte die Goth verzweifelt, während sie eine Hand zu einer Faust ballte. „Ducky wo bleiben sie, wo bleibt Tony? Wir müssen doch endlich wissen wie es ihnen geht!“, fragte sie verweint an den Pathologen gerichtet.

Doch antworten konnte der Gerichtsmediziner nicht mehr, denn auf einmal wurden die Türen zur Notfallambulanz aufgestoßen und Hektik breitete sich aus. Eine Trage wurde reingeschoben, auf der ein Mann lag. Zuerst konnte keiner der Beiden erkennen, wer dort schwer verletzt war, aber der Notarzt berichtete: „Es ist einer der Schwerverletzten vom Unfall auf der Brücke. Er ist männlich, sein Puls ist nach mehreren Infusionen stark und gut tastbar. Der Blutdruck ist 100 zu 60 und er hat Kopfverletzungen und auch an den Beinen einige Verletzungen davongetragen. Laut Aussage der Zeugen war er der Fahrer. Er war kurzzeitig bei Bewusstsein und ist nun seit unserem Eintreffen bewusstlos, intubiert und beatmet. Übrigens sein Name ist laut Ausweis Gibbs und er arbeitet beim NCIS. Also rechnet mit viel Besuch.“

„In Traumaraum 1“, befahl der diensthabende Arzt der Notaufnahme und dann begleitete er den Patienten.

Abby hatte alles mitangehört und so war sie sofort aufgesprungen. Sie wollte zu Gibbs, ihn sehen, wissen, dass es ihm einigermaßen gut ging. Doch eine warme, aber starke Hand hielt sie zurück: „ Abigail, nicht. Lass die Ärzte erst einmal ihre Arbeit verrichten. Sie werden uns schon informieren, sobald sie mehr wissen. Immerhin ist er stabil.“ Abby wäre aber nicht Abby, wenn sie alles so hinnehmen würde.

„Duck es ist Gibbsman. Er liegt nicht so einfach im Krankenhaus rum. Es muss echt ernst sein. Er hat sich nicht Mal gerührt. Hast du das gesehen? Ich bringe Tony um, wenn er sich hier blicken lässt. Immerhin hätte er uns vorwarnen können. Es wird doch alles wieder gut oder Duck?“ Mit einem herzzerreißenden Blick schaute sie den Pathologen fragend an.

„Abigail, es ist Jethro. Du weißt, dass er uns nicht allein lässt. Es wird alles wieder gut. Wir müssen nur warten.“

Erneut versuchte sie, einen Blick in den Raum zu erhaschen. Sie wollte zu ihrem Bossman, denn der wusste immer, was zu tun war. Als sie jedoch merkte, dass Ducky sie in eine Umarmung zog, ließ sie ihren Tränen freien Lauf, die sie bisher unterdrückt hatte.

Die Schwarzhaarige hatte aber kaum Zeit sich zu beruhigen, da erneut die Tür aufgerissen wurde. Eine weitere Trage wurde hektisch hereingeschoben und eine Scharr an Menschen umgab diese Barre.

„Ziva David, Israelin, weiblich. Sie gehört laut Ausweis auch zum NCIS und ist ebenfalls ein Opfer dieses Brückenunfalls. Sie war der Beifahrer. Kopfverletzungen, Stichverletzungen durch Glassplitter und verschiedene Brüche haben wir festgestellt. Innere Verletzungen können wir nicht ausschließen. Blutdruck nach mehreren Infusionen stabil bei 105 zu 55. Puls schwach, aber tastbar, Atmung flach, sie ist intubiert und wird beatmet und sie war seit dem Unfall bewusstlos.“ berichtete der Notarzt dem Unfallarzt. Dann verschwanden beide im Traumaraum zwei.

Abby war total geschockt.Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Am liebsten wäre sie auch zu Ziva gerannt, aber an den Gesichtern der Ärzte hatte sie den Ernst der Lage erkannt.

Ihr fehlten zum ersten Mal die Worte und so setzte sie sich mit Ducky hin, umarmte ihn erneut und weinte sich den Schmerz von der Seele.

Der Pathologe streichelte ihr währenddessen beruhigend über den Rücken.

Auf einmal stand die junge Goth auf. „Duckman, wo ist Tim? Alle sind hier, nur er fehlt! Ich bringe Tony um, wenn ihm etwas zugestoßen ist und er behält es für sich. Es würde mir viel einfacher fallen, wenn er wenigstens hier wäre, aber nein –„Mister, ich habe Wichtigeres zu tun als meinen Freunden beizustehen?“ - ist ja zu feige und drückt sich vor seiner Aufgabe.

Gibbs wird ihm erst einmal den Kopf waschen, wenn wieder alles wie vorher ist. Oder Ducky?“

Der Pathologe konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, denn die Vorstellung wie Gibbs Tony die Leviten liest, war zu amüsant. Er hoffte, es würde bald wieder alles beim Alten sein.

Wie sehr er sich doch irrte, das konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen.
 

Abby hingegen fand in ihrer Wut neuen Mut, so waren die Tränen fürs erste vergessen.

Das Warten war das Schlimmste, aber Ducky stellte sich einfach vor, wie alles wieder werden wird, sobald alle gesund sind.

Abby lief währenddessen im Warteraum auf und ab, im Innersten spürte sie nämlich etwas, was sie verdrängen musste – eine große Verlustangst.

Eine ganze Zeit später wurde auch noch McGee eingeliefert. Um ihn stand es laut Aussage der Ärzte scheinbar sehr schlecht. Der jungen Goth ging das alles sehr nahe, aber der herzensgute Pathologe bemerkte es und nahm sie sofort in die Arme.

Er versuchte sie zu beruhigen, doch dann berichtete der begleitende Notarzt etwas, was Abby zum Verzweifeln brachte: „ Dieser junge Mann wurde noch rechtzeitig gerettet, sonst hätten wir ihm nicht mehr helfen können. Einer seiner Ersthelfer, ich glaube Donny hat gesagt, es war einer seiner Kollegen, ist dabei leider fast zu Tode gekommen. Wir versuchen ihn zu Retten, dann bringen wir ihn hier her. Es sieht leider nicht gut aus. Also versucht für alle was ihr könnt – ihre Rettung hatte einen hohen Preis.“

Ducky versuchte Abby zu beruhigen, indem er der jungen Frau erklärte, dass die Direktorin sofort Rettungsmaßnahmen ergriffen hatte. Seiner Meinung war Tony sicher nicht der einzige NCIS – Agent am Unfallort.

Jedoch wurde nach weiterem Warten ein weiterer Schwerverletzter eingeliefert. Als Abby das Opfer erkannte und hörte, was der Notarzt sprach, gefror ihr sprichwörtlich das Blut in den Adern. Sie wurde innerhalb weniger Sekunden blasser im Gesicht, als sie so schon war und kurz danach verlor sie jegliches räumliche Gefühl, jede sinnliche Wahrnehmung und auch ihr Bewusstsein. Gott sei Dank hielt Ducky sie in seinen Armen und konnte sie so behutsam hinlegen, bevor er weitere Maßnahmen einleitete.
 

Fortsetzung folgt...

Kapitel 19

Kapitel 19:
 


 

Bei der Unbekannten:
 

„M`am, hören sie mich? M`am?“, rief ein Sanitäter immer wieder während er an der Schulter der unbekannten, bewusstlosen Frau rüttelte. Ein Polizist hatte ihn zu einer Passantin gerufen, die umgefallen war und sich dabei an einem Stein eine Kopfwunde zugezogen hatte.

Seit mehreren Minuten versuchte er nun die Frau aufzuwecken, aber ohne Erfolg.

Die Pupillen reagierten normal, Blutdruck war zwar niedrig, aber wie die Atmung stabil und auch die Blutung an der Schläfe, die durch den Stein verursacht worden war, war schnell behandelt und gestoppt worden. Dennoch machte ihm die nun schon länger andauernde Bewusstlosigkeit Sorgen und deshalb hatte er einen weiteren Krankenwagen angefordert. Dem jungen Rettungsassistenten war klar, dass die anderen Verletzten schwerer verwundet waren. Dennoch war mit einer, durch einen Sturz entstandenen Kopfverletzung auch nicht zu spaßen, besonders, wenn die Betroffenen die Besinnung verlieren.

Immer wieder sprach er nun die Unbekannte an, während ein Polizist vergeblich die Kleidung der Fremden nach einem Ausweis durchsuchte.

Auf einmal vernahm er auch eine Reaktion. Die Augenlider flatterten leicht, die junge Frau wachte scheinbar langsam auf.

Ungeachtet dessen wollte er kein weiteres Risiko eingehen. Deshalb setzte er einen Zugang an einer Handvene und legte eine Infusion zur Sicherung der Vitalwerte. Danach verfrachtete er sie mit Hilfe des Polizisten und mit seinem Kollegen in den Rettungswagen. Die junge Unbekannte kämpfte währenddessen immer wieder gegen die Bewusstlosigkeit.

Nach einer großen, tiefen Schwärze, in die sie gefallen war, fühlte sie auf einmal Schmerzen und sie wusste nicht, wo sie war. Immer wieder spürte sie ein Rütteln und sie hörte eine männliche Stimme, doch die Augenlider waren zu schwer und so blieb ihr nichts anderes übrig als weiter mit der Dunkelheit zu ringen.

Während der Fahrt ins Krankenhaus sprach Fred, der Sanitäter, sie immer wieder an. Ihm tat die junge Frau leid. Er konnte sich auch nicht erklären, wie sie in diesen Zustand gekommen war.

Sie hingegen kämpfte und nach mehreren Versuchen gelang es ihr – ihre Augen waren einen kurzen Augenblick geöffnet. Der plötzliche Lichteinfall schmerzte, jedoch wollte sie ihren Liebsten sehen. Was sie aber erblickte, rief alles Geschehene ins Gedächtnis zurück.

Geschockt und müde schaute sie dem Sanitäter in die Augen, bevor sie die Lider erschöpft wieder schloss.

Fred hingegen sprach sie sofort an: „M`am, bleiben sie wach. Mein Name ist Fred Stone. Ich bin Sanitäter. Sie sind gestürzt und haben sich verletzt. Wir bringen sie ins Krankenhaus, dort werden sie versorgt. Wissen Sie wie sie heißen? Und wissen Sie was sie an dieser Brücke wollten? Bleiben sie wach, M`am!“, entgegnete er ihr aufgeregt.

Die Verletzte hingegen reagierte im ersten Moment gar nicht. Ihr war klar geworden, was sie getan hatte und dass sie nun die nächsten Schritte gut durchdenken musste. Jedoch war es gar nicht so einfach. Eigentlich hatte sie nur so tun wollen, als ob sie verletzt wäre und nun hatte sie eine Kopfverletzung und das Denken fiel ihr durch die Kopfschmerzen ziemlich schwer. Allerdings kam ihr dann der ideale Einfall in den Sinn – und so setzte sie diesen auch sofort um.

„Ahhh....“, stöhnte sie, bevor sie vorsichtig ihre Augen öffnete. Wie erwartet schaute der Sanitäter sofort besorgt auf. „Wo...wo...wo bin ich? Mir ist so schlecht, schwindlig! Wa...was haben ..haben sie getan?, fragte sie mit leiser, entkräftigt klingender Stimme.

„Sie sind gestürzt. Wir bringen sie ins Krankenhaus. Bleiben sie ruhig liegen. Sie haben eine Kopfverletzung. Wie ist ihr Name?“ , fragte der Rettungssanitäter, während er erneut die Pupillen, den Puls und den Blutdruck begutachtete.

Eine unheimliche Stille entstand im hinteren Teil des Wagens und die Verletzte schaute den fragenden Sanitäter verwirrt an. Sie antwortete erst nicht, bis sie stotternd entgegnete: „ I..ich ...w..weiß...es ... nicht. Wer...wer bin ich?“ Erschöpft schloss sie daraufhin ihre Augen. Dieses Schauspiel kostete sie viel Kraft, brachte sie aber ihrem Liebling näher.

Nach einer längeren Fahrt waren sie endlich im Krankenhaus angekommen.

Sie bemerkte sogar mit geschlossenen Augen, dass hier sehr viel los war. Hektisch wurde sie in einen Raum geschoben und der Rettungssanitäter berichtete dem behandelnden Arzt die bisherigen Geschehnisse und Ergebnisse. Langweiliger Kram, ihrer Meinung nach, jedoch der letzte Satz war mehr als nur interessant.

Dieser Fred sowieso, jedenfalls der Sanitäter, der sie begleitet hatte, wollte eine Auskunft vom Arzt über die anderen Unfallopfer. Diese Frage hatte sofort ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

„Dr. Keagan, leben die anderen Verunglückten noch? Es war einer meiner schlimmsten Einsätze. Besonders um den jungen Mann unten an der Brücke stand es nicht gut. Ich wurde abberufen, als sie versuchten, ihn zu retten. Hat er es geschafft?“, fragte Stone bekümmert.

Der Arzt antwortete ihm deshalb mit einem traurigen Unterton in der Stimme:

„Es sieht nicht gut für ihn aus, soweit ich weiß. Ich habe nur gesehen wie er eingeliefert worden war. Die anderen sind bereits recht gut versorgt, aber sie wissen selbst, was noch alles passieren kann. Ich muss mich nun um unseren Neuzugang kümmern. Wenn sie der Fall so bedrückt, dann bleiben sie am Ball. Okay?“ Stone nickte nur und verließ darauf den Behandlungsraum, in Gedanken immer noch bei dem skurrilen Einsatz.

Doktor Keagan hingegen untersuchte seine Patientin, die bereits ein wenig munterer war. Er stellte fest, dass sie scheinbar eine Gehirnerschütterung hatte. Da sie allerdings über Kopfschmerzen und Schwindel klagte und sich an nichts erinnern konnte, setzte er eine Computertomographie an und verlegte sie auf die Überwachungsstation.

Kathi, so hieß sie, musste innerlich lachen, denn nun hatte sie ein Etappenziel erreicht – sie war in der Nähe ihres Schatzes.
 

Bei Gibbs und dem Rest:
 

Seit einiger Zeit standen die Ärzte mit ihrem Patienten im OP und operierten ihn. Sie hatten mehrere Verletzungen festgestellt, die sofort behandelt werden mussten. Zum Glück war der Zustand ihres Patienten stabil und die Chance, dass er die schwierige OP überleben würde war hoch.

Doktor Backer kümmerte sich um die inneren Blutungen. Die Leber hatte einiges abbekommen und stark geblutet. Aber es war fast geschafft, die Wunde war beinahe geschlossen, die Blutung gestillt und Doktor Backer konnte durchatmen.

Ein Gefäßchirurg befasste sich währenddessen mit den Beinen. Sie waren leicht gequetscht, aber das Schlimmste war, dass die Hüfte an der linken Seite ausgekugelt war. Zum Glück hatten die Ärzte auf den Röntgenbildern gesehen, dass wie durch ein Wunder die Gelenkpfanne unbeschädigt geblieben war. Allerdings war dem Gefäßchirurgen klar, das sich dieser Zustand jeder Zeit ändern konnte. Er wusste noch nicht, ob er die Hüfte ohne weitere Verletzungen einrenken konnte. Da ihm aber nichts anderes übrig blieb, wollte er wenigstens warten, bis die inneren Blutungen gestillt waren. Deshalb versorgte er erst einmal die kleineren Schnitte und die leichteren Quetschungen.

Die Kopfwunde hingegen war bereits nach dem Eintreffen versorgt worden. Es war eine große Platzwunde, die mit sieben Stichen hatte genäht werden müssen. Gibbs hatte auch eine schwere Gehirnerschütterung davongetragen und beide Ärzte waren sich einig – ihr Patient musste schnellstens aus der Narkose geholt werden.

In diesem Operationssaal wurde deshalb schnell, präzise, und sauber wie immer gearbeitet, aber es herrschte eine unheimliche Stille. Keiner wollte die Operierenden ablenken, da sie wussten, wie ernst es um diesen Mann stand.
 

Im danebenliegenden OP – Saal wurde ebenso um das Leben einer jungen Frau gekämpft. Alle Beteiligten wussten vom Schicksal der betroffenen Personen und es ging ihnen allen sehr nahe.

Ihrer Patientin ging es nicht gut, auch wenn es anfangs so ausgesehen hatte. Einen einfachen Bruch der Elle und Speiche des linken Armes hatten die Schwestern nach der Diagnose sofort eingegipst. Jedoch der Rest war nicht so einfach zu behandeln. Beim Ultraschall hatte der behandelnde Notfallmediziner eine Milzruptur entdeckt, das Knie war mehrfach gebrochen, vermutlich durch das Armaturenbrett und auch der Kopf hatte einiges abbekommen.

Glassplitter steckten in beiden Armen, eine große Platzwunde an der rechten Schläfe war zu sehen, ebenso wie kleinere Schnittwunden im Gesicht. Nach einem kompletten Körper – CT war sie sofort in den OP gebracht worden. Und hier versuchten nun drei Ärzte ihr Leben zu retten.

Der Blutdruck war immer wieder abgesackt, der Puls immer unregelmäßiger und dennoch kämpfte die junge Israelin wie eine Löwin.

Nach fast zwei Stunden in denen seine Patientin mehrere Blutplasma- und Blutkonserven sowie Elektrolytinfusionen benötigt hatte, war sich der Chirurg sicher, dass er die Milz retten konnte.

Er entfernte siegessicher die Klemme am Blutgefäß. Alle Anwesenden schauten gebannt auf die Monitore. Einige Sekunden war alles okay, die Werte waren in Ordnung und auch die Naht schien zu halten. Auf einmal überschlugen sich die aber die Ereignisse. Die Monitore piepsten bedrohlich, der Herzrhythmus der ehemaligen Mossadoffizierin wurde unregelmäßig und der Puls raste.

Der Arzt schaute auf die Wunde und entdeckte etwas Erschreckendes – die Milz blutete erneut.

Es blieb ihm nichts anderes übrig. Unter dem Druck, dass seine Patientin die nächsten Minuten sonst nicht überleben würde, schrie er: „Wir entfernen sie, schnell! Susi, alle zwei Minuten die Werte ansagen okay? Und Steffi, du gibst mir die Instrumente. Los jetzt, Beeilung.“

Steffi, die Oberschwester im OP reichte ihm ohne weitere Befehle die benötigten Geräte.

„Blutdruck 90 zu 50, Puls 170, ich gebe ihr nochmals eine Ampulle Epi. Beeilt euch sie wird schwächer. “, berichtete Susi, die Anästhesistin nervös.

„Noch drei Stiche, dann ist es geschafft.“, erklärte der operierende Arzt. Nachdem er den letzten Stich gesetzt hatte und die Klammer entfernte, stabilisierten sich langsam die Werte.

Susi gab in größeren Abständen die sich langsam erhöhenden Blutdruckwerte an, bis sie bei einem beruhigenden Blutdruck von 115 zu 70 gelandet war.

Nun konnte sich der Chirurg um das Knie kümmern und auch das würde noch sehr viel Geduld in Anspruch nehmen, da war er sich sicher. Für den Kopf konnten sie dagegen nicht viel tun. Er hatte zwar einiges abbekommen, aber eine Blutung konnte wenigstens ausgeschlossen werden.

Auch er hoffte still und heimlich, dass seine Patientin diesen Eingriff gut überstehen würde, da eine Bewusstlosigkeit während einer Gehirnerschütterung nicht sehr günstig war. Der behandelnde Arzt beschloss nun aber, da er wieder einmal in Gedanken versunken war, sich erst um ein Problem und dann um das weitere zu kümmern. Und so setzte er mit gutem Gewissen die Operation fort.
 

Während in den zwei Operationssälen bereits gute Arbeit geleistet wurde, kämpfte ein weiteres Team in der Notaufnahme um das Leben eines weiteren Angestellten des NCIS.

Ihr Patient hieß laut Ausweis McGee. „Er gehört wirklich zu den Unfallopfern?“, fragte der nun behandelnde Arzt den Notarzt bereits zum zweiten Mal, denn eine Schusswunde gehörte nicht zu den typischen Verletzungen eines Unfalles.

„Ja wirklich. Die Opfer sind NCIS – Agenten. Wir wissen nicht genau was passiert ist, aber am Wagen sind Einschusslöcher zu sehen. Es wurde also auf sie geschossen und eine Kugel hat den jungen Mann getroffen.“, entgegnete der Notarzt betroffen.

„Okay, großes Blutbild, CT des ganzen Körpers nachdem ich einen Ultraschall am Bauch gemacht habe. Betty, alle zehn Minuten die Werte notieren, ich will sofort informiert werden, wenn sie abfallen. Lasst uns ein Leben retten, Leute.“, befahl er nun euphorisch seinen Mitarbeitern.

„Ach ja Betty, wechseln sie die Infusion, hängen sie nochmals Blutplasma ran und bestimmen sie schnellstmöglich seine Blutgruppe.“ Nach diesen Befehlen untersuchte er den Bauchraum McGees, konnte jedoch keine inneren Blutungen feststellen. Sachte legte er den jungen Mann erneut auf die Seite. Die Schusswunde hingegen sah nicht so gut aus. Zwar blutete sie nur noch schwach, aber keiner wusste, welchen Schaden sie angerichtet hatte. Außer dieser offensichtlichen Wunde hatten sie bisher noch einen einfachen Armbruch feststellen können, der laut Röntgenbild aber nur eingegipst werden musste.

Die Vitalwerte dagegen machten dem Arzt Sorgen. Er wusste nicht, wie er den jungen Mann in diesem Zustand operieren sollte. Deshalb entschloss er sich, erstmals auf die CT- Auswertung zu warten. Vielleicht hatte er eine Schonzeit und musste die Operation nicht sofort durchführen, dachte er sich, bevor er die Türen öffnete und schnellstmöglich seinen Patienten in die Diagnostik begleitete.
 

Im Nebenraum kämpfte Doktor Rodriguez um das Leben eines, wie hatte der Notarzt es bezeichnet, „Helden“. Kurz nach Eintreffen des jungen Mannes im Behandlungsraum hatte erneut das Herz aufgehört zu schlagen.

Während der begleitende Notarzt die Herzdruckmassage übernommen hatte und der Pfleger alle seine Befehle ausführte, betete er leise, dass dieser Mann es schaffte.

Zum zweiten Mal setzte er nun schon den Defibrillator an. „Weg vom Bett.“, befahl er ruhig, während in seinem Innern die Angst...die Ungewissheit wütete.

„Eine Ampulle Adrenalin...weiter machen.“, befahl er trocken, nachdem keine Reaktion festzustellen war.

Traurig schaute der ältere Arzt auf den jüngeren Mann, der in demselben Alter wie sein Sohn Paul war und diesem auch noch ähnelte. Für ihn waren diese Fälle die schlimmsten, da es für ihn fast so war, als würde er seinen Paul verlieren, als könnte er seinen eigenen Sohn nicht retten können.

Angetrieben von dieser Angst befahl er barscher als gewollt: „Zwei Ampullen Epi und weg vom Patienten, sofort.“

Alle waren der Meinung, dass dem Halbitaliener nicht mehr zu helfen war und dennoch ließen sie den Arzt gewähren. Die Schwester spritzte die gewünschte Anzahl der Ampullen in einen der Zugänge und schaute traurig zum Patienten. Ihr wurde klar, dass unter der zerschrammten, verletzten, blutenden Haut ein wunderschöner Mann stecken musste.

Der Notarzt hörte mit der Herzdruckmassage auf, entfernte sich vom Tisch und auch er bereute, dass er diesen jungen Mann wohl nie kennen lernen würde. Er hatte Respekt vor dem was er geleistet hatte und er empfand bereits eine Art von Freundschaft obwohl er nicht viel von ihm wusste. Er mochte diesen jungen Burschen, da ein Mensch der solche Taten vollbrachte, etwas Besonderes sein musste. Nun war es scheinbar für alles zu spät.

„Noch ein letzter Versuch. Defi auf 300.“ , erklärte Doktor Rodriguez traurig.

Der Körper des Schwerverletzten bäumte sich ein letztes Mal auf, während sich der Defibrillator entlud. Das EKG – Gerät stieß weiterhin einen monotonen, langgezogenen Piepton aus. Als jedoch alle die Hoffnung aufgegeben hatten, hier ein Leben retten zu können, hörten sie ein unregelmäßiges Piepen, das vom Herzmonitor herrührte.

Eine unheimliche Stille hatte diesen Raum eingefangen, die nur durch dieses Piepen unterbrochen wurde. Das Lebenszeichen holte den behandelnden Arzt jedoch aus seiner Trance. Obwohl er nicht glauben wollte, was gerade eben passiert war, gab er nun weitere Befehle, um das Leben zu erhalten.

„Großes Blutbild, Kreuzblut, CT vom ganzen Körper, Röntgenbild von der linken Hand, vom Becken und vom rechten Bein. Wir müssen unbedingt Hirnblutungen und innere Blutungen ausschließen oder wissen wo sie sind. Los Beeilung. Gibt ihm noch eine weitere Plasmainfusion und dann los.“ Die Schwester hängte eine weitere Infusion an, sie entfernte die unwichtigsten Apparate und dann bewegte sich das Team mitsamt des Patienten in Richtung des Fahrstuhls.

Kapitel 20

Huhu Sky, erst einmal vielen dank für deine Treue.Es freut mich, das du es spannend findest. Also viel Spaß mit Kapitel 20. LG Claudi
 

Kapitel 20:
 


 

Bei der Unbekannten:
 

Kathi war in Gedanken immer bei Tony. Sie fragte sich, wie es ihm ging, wo er gerade war und ob die Verletzungen schon behandelt und operiert worden waren.

Der Aufenthalt hier in der Klinik war zwar recht nervig, aber ihr war klar, dass sie dafür sicher noch belohnt werden würde.

Langsam wollte sie jedoch wissen, wie Tony sich fühlte. Ob sie es riskieren sollte? Vielleicht sollte sie auch einfach Mal diese nervigen Schwestern fragen, überlegte sie angestrengt weiter.

Sie wusste genau was sie tun und sagen musste, um etwas aus den Leuten herauszubekommen. Außerdem hatte sie noch den Mitleidsbonus – denn ihr, dem armen Mädchen ohne Gedächtnis, musste man einfach helfen.

Diese Vorstellung brachte sie erneut innerlich zum Lachen, jedoch eine Stimme unterbrach ihre Gedankengänge: „Miss, bei Ihnen alles in Ordnung? Ich muss jede halbe Stunde nach Ihnen schauen und immer wieder den Blutdruck messen. Ist Ihnen schlecht oder fühlen Sie sich nicht wohl? Ist ihnen wieder etwas eingefallen?“

„Ne...nein. Es ist so schrecklich ... sich an nichts zu erinnern. Was habe ich nur an dieser Brücke getan? Wer...wer bin ich?“, schluchzte Kathi gespielt.

„Wer bin ich?“, fragte sie wieder weinerlich und im nächsten Augenblick weinte sie bittere Tränen.

Die Krankenschwester war einen Moment unschlüssig, dann jedoch lief sie auf das Krankenbett zu, nahm die Patientin in den Arm und flüsterte ihr zu: „Es wird alles wieder gut, das ist immer so. Es gab einen Unfall an der Brücke, sagt ihnen das vielleicht etwas?“

Die Unbekannte wurde hellhörig. Würde sie auf diesem Weg ihr Ziel erreichen? Sie musste so weitermachen. Immer mehr unechte Tränen drückte sie daher aus ihren Augen.

„Psst, die Aufregung ist nicht gut. Ich verrate ihnen etwas. Es gab einen Unfall auf der Brücke, auf der Sie gefunden wurden. Vielleicht haben Sie etwas beobachtet. Und wenn Sie die Unfallopfer sehen, regt sich wieder etwas.“ erklärte die Schwester aufmunternd.

„Echt, das würden Sie für mich tun? ... Unfall? Unfall? Das sagt mir gar nichts.“, log Kathi daraufhin eiskalt und schluchzte weiter.

„Ja. Aber nun ruhen sie sich erst einmal aus. Sobald es den Leuten besser geht, werde ich mit den verantwortlichen Agenten reden, okay?“, erklärte die Krankenschwester, legte die Decke auf ihre Patientin und war sich sicher, eine gute Tat vollbracht zu haben. Sie konnte nicht ahnen, dass sie eben geholfen hatte, einen grauenhaften Plan zu entwickeln.
 

Bei Abby und Ducky:
 

Ducky hatte sich um die Goth gekümmert. Sie war in eines der anliegenden Zimmer gebracht worden, wo sie sich auf eine Liege hatte legen können. Ducky hatte immer wieder ihre Wange gestreichelt und ihren Namen gerufen, um sie wieder zu sich zu bringen. Nachdem sie schließlich aus ihrer Ohnmacht aufgewacht war, hatte er ihr alles erklärt, was er bis dahin in Erfahrung gebracht hatte.

Abby hatte geweint, all ihre Gefühle waren herausgebrochen, doch dann hatte sie all ihre Kraft zusammengenommen, war aufgestanden und in den Warteraum zurückgegangen. Dort saßen sie nun schon seit einigen Stunden. Der Pathologe versuchte immer wieder auf sie einzureden, aber die junge Goth war wie in Trance. Sie war in ihren Gedanken gefangen und bekam so nicht wirklich mit, was der Gerichtsmediziner ihr zu erklären versuchte.

Der Pathologe hielt sie dennoch schützend in ihren Armen. Sie ließ es auch zu, da sie sich nicht mehr so allein, so trostlos fühlte.

Auf einmal sprach die Goth, als wäre sie in ihrem Labor und nicht in einem Krankenhaus. Dabei lächelte sie sogar ganz sachte: „Ducky, Tony hat mich angerufen. Er wollte mich besuchen kommen. Gibbs hat garantiert, gewusst, dass er zu mir wollte. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher. Du weißt, Gibbsman ist wie der Weihnachtsmann, er weiß wenn jemand unartig war. Aber mein Tiger liebt das Spiel mit dem Feuer. Er reizt unseren Bossman zu gerne. Ich habe an manchen Tagen das Gefühl, dass er die Kopfnüsse heraufbeschwört. Manchmal glaube ich, ohne ihre kleinen Sticheleien würde den Beiden etwas fehlen. Als mein Tiger nicht hier war, hat allen etwas gefehlt, auch wenn keiner der anderen es je zugeben würden. Selbst Ziva war es hier zu langweilig. Sie war schon drauf und dran, sich mit Gibbs anzulegen, um Tony wenigstens den Schreibtischjob zu besorgen. Und Tim, der lässt sich lieber necken als die Launen vom unserem Gibbsman abzukriegen, weil dieser jemanden vermisst, aber seine Gefühle unterdrückt. Ob die vier es noch mal lernen, Ducky?“, dabei schaute sie fragend in die Richtung des Pathologen, bevor ihr Blick wieder traurig wurde. Dann herrschte eine kurze Schweigeminute, bevor die Schwarzhaarige tief seufzte und dann ernst ihr Gegenüber fragte: „Ducky, sie werden es doch schaffen oder?“, Währenddessen lief ihr eine Träne über die Wange.

Es war selten, dass der Gerichtsmediziner so wenig sprach, aber für die junge Frau war es wichtig, dass sie sich alles von der Seele reden konnte. Er wusste nicht, wie alles enden würde und so gewann sie Kraft, die sie noch brauchen würde.

Gerade als er zur Antwort ansetzen wollte, öffnete sich die OP – Tür und ein sehr erschöpft wirkender Arzt kam aus diesem Bereich und lief zur Information.

Beide warteten nun gespannt und hofften, dass es einer der Ärzte war, die zu den Teams gehörten, die Gibbs, Ziva, McGee oder vielleicht sogar Tony operiert hatten.

Abby und Ducky starrten regelrecht den Arzt an, der sich an der Information zu erkundigen schien. Die junge Goth flüsterte nebenbei wie um den Arzt zu beschwören: „Komm zu uns! Komm zu uns! Komm zu uns...!“

Dieser Doktor, Ducky schätzte ihn um die vierzig, drehte sich auf einmal um, rieb sich nochmals müde die Augen, fixierte die beiden Wartenden und lief dann auf sie zu.

Abby sprang voller Erwartung auf. Sie musste einfach wissen, um wen es ging und wie es um denjenigen stand. Der Pathologe konnte sie noch rechtzeitig festhalten, bevor sie losspurtete:„Abigail, nein. Warte bitte. Wenn er zu uns möchte, wird er zu uns kommen. Und wir möchten doch nicht die Krankengeschichte der anderen auf dem Gang ausbreiten, oder? Also gedulde dich bitte noch eine Sekunde, einverstanden? Da ist er doch schon.“ Die Goth zog eine Schnute, obwohl sie wusste, dass ihr Freund recht hatte. Aber alles war vergessen, als der Mediziner ihr entgegen kam und müde aber freundlich sprach: „Ich habe gehört, sie sind die Leute vom NCIS...“ Doch er konnte nicht weiter sprechen, da Abby ihn sofort unterbrach: „Das ist richtig. Ich bin Abby Sciuto, das ist Doktor Mallard. Wie geht es ihnen? Werden sie durchkommen, sind sie schwerverletzt? Bitte reden sie. Oder muss ich Ihnen erst meinen Ausweis zeigen?“

Der Arzt war kurz irritiert vom Redeschwall, sprach dennoch weiter, sah er doch den Schmerz in den Augen der jungen Frau: „Mein Name ist Doktor Backer. Ich weiß nur, dass die anderen noch operiert werden. Die verantwortlichen Ärzte werden sie schnellstmöglich informieren. Ich hingegen habe mich um Agent Gibbs gekümmert. Es geht ihm wieder den Umständen entsprechend gut. Er hat einiges abbekommen, dennoch konnten wir ihn gut versorgen. Wir hoffen, dass wir ihn bald wieder aus der Bewusstlosigkeit holen können. Wenn keine Komplikationen auftreten und er aufwacht, kann er sogar schon die Intensivstation verlassen. Warten wie es erst einmal ab, aber ich bin guter Dinge. Haben sie noch Fragen?“ Abby wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war einfach froh, dass es ihrem Bossman soweit gut ging. Aber Ducky fragte besorgt: „Sobald wir etwas über die anderen erfahren haben, würden wir ihn gern sehen. Wäre das möglich? Und dürfte ich dann auch einen Einblick in sämtliche Krankenakten des Teams haben?“

Der behandelnde Arzt sah die Sorge in den Augen und antwortete kurz und knapp mit ja, bevor er sich verabschiedete.

Kaum dass die beiden den ersten Schock verwunden hatten, da wurde Gibbs, aber auch Ziva aus dem Operationsbereich zu den Fahrstühlen gebracht. Beide hingen an vielen Schläuchen und wurden durch einen Tubus beatmet. Der Anblick schockte Abby zutiefst und so bekam sie gar nicht mit, wie sie erneut von einem weiteren Arzt angesprochen wurden.

Erst als sich die Fahrstuhltüren schlossen, konnte sie sich von dem Anblick und so aus der erneuten Trance lösen. Ducky hatte bereits immer wieder ihren Namen gerufen und auch durch ein sanftes Rütteln an ihrer Schulter versucht, auf den anderen Mediziner aufmerksam zu machen: „... Abigail, Abigail!!!“

„Ja Ducky, was ist. Ich höre dich doch.“, antwortete sie heftiger als sie wollte.

„Das ist Doktor Jasper. Er hat Ziva behandelt. Verstehst du mich? Sie wird nach einigen Wochen der Ruhe, die sie alle gebrauchen können, wieder gesund werden.“ Dann drehte der Pathologe sich um und bedankte sich beim Arzt. Dieser hatte ihm vom Operationsverlauf berichtet, während die Goth in Trance die Tragen mit ihren Freunden verfolgt hatte.

Abby wusste in diesem Moment nicht was sie fühlte. Ihr Innerstes war aufgewühlt. Einmal die schrecklichen Bilder und auf der anderen Seite die guten Nachrichten. Sie wusste nicht ob sie diesen Ärzten trauen sollte. Andererseits war ihr klar, dass sie diese Mitteilungen brauchte um Mut für die Besuche aufzubringen.

Auf einmal sprang sie auf und umarmte ihren Freund. Denn ihr wurde klar, dass alle es schaffen würden, da es Gibbs Team war und nicht irgendwer, der hier lag. Sie hatten bisher alles überstanden und dieses Wissen gab ihr Kraft.

Nun hieß es allerdings erneut warten, denn es fehlten noch zwei Teammitglieder.
 

Währenddessen auf der Intensivstation:
 

„Frau Doktor Ryan?“, fragte eine zierlich wirkende Frau, die zwei bedrohlich wirkende Männer im Schlepptau hatte. „Ja das bin ich. Worum geht es denn?“

Aber bevor die Unbekannte antwortete, drehte sie sich zu ihren Anhängseln um und gab einen Befehl. Die beiden Männer setzten sich in Bewegung und schienen jemanden zu suchen.

„Mein Name ist Jennifer Shepard. Ich bin die Direktorin des NCIS.“ Und schon hielt sie der Ärztin ihren Ausweis unter die Nase.

„Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?“, fragte sie daraufhin noch mit ruhiger Stimme, während die junge, seit kurzem leitende Oberärztin der Intensivstation sie in ihr Zimmer führte.

„Wie kann ich der Leiterin des NCIS helfen?“, fragte Doktor Ryan nervös, da sie sich die Anwesenheit dieser Bundesbehörde immer noch nicht erklären konnte.

„Es geht um ein paar meiner besten Agenten. Der Unfall – sie haben sicher davon gehört – war kein Unfall.“

Als die Ärztin sie jedoch ungläubig und verwirrt anschaute, holte sie weiter mit ihrer Erklärung aus: „Unten im Operationssaal liegen vier meiner besten Agenten. Drei von ihnen wurden bei einem angeblichen Unfall verletzt, der sich als Anschlag auf ihr Leben herausgestellt hat. Der Vierte wollte die anderen retten und wurde dabei schwer verwundet, als das Auto eine Brücke hinunterstürzte. Da wir den Täter noch nicht identifiziert haben und auch noch nicht den Grund des Anschlags kennen, müssen wir sie schützen. Momentan sind sie nicht in der Lage, es selbst zu tun. Alle vier werden zu Ihnen auf die Station kommen. Ich bitte Sie, sie in ein Zimmer zu verlegen, es würde mir die Arbeit vereinfachen. Gibt es dabei Probleme?“, erklärte die Direktorin mit einem besorgten Unterton in ihrer Stimme.

„Ja und nein. Wir haben auf der Intensivstation maximal nur Dreibettzimmer. Da alle Verletzten hier komplette Bewachung benötigen, können wir auch nicht einfach ein viertes Bett ins Zimmer stellen. Unmöglich. Sie müssen sich für drei entscheiden.“, erklärte die Ärztin nun sicher.

„Kein Problem. Agent DiNozzo war der Helfer und Retter. Er war eigentlich nicht diensttauglich. Jemand hatte es also auf David, Gibbs und McGee abgesehen. Es wäre aber gut, wenn sie DiNozzo in der Nähe der anderen unterbringen, so dass wir trotzdem ein Auge auf ihn werfen können. Wir brauchen einen Dienstplan, Bilder ihrer Angestellten, die zu unseren Leuten dürfen und wir bringen eine Videoüberwachung im Gang an.“, erklärte Jenny noch, während sie sich bereits wieder auf den Weg machte. Dann klingelte schon ihr Handy. Ihr wurde berichtet, dass Gibbs und David auf dem Weg in die Etage waren und dass die Bewachung bereits eingeleitet wurde. Sie verteilte weitere Befehle, ging in Richtung Fahrstuhl, um einen Blick auf die Verletzten zu werfen und um sicher zu gehen, dass es ihren Leuten an nichts fehlte.

Als sie Gibbs erblickte, blutete fast ihr Herz. Es schmerzte und es fiel ihr schwer, sich zurück zu halten und ihm nicht beistehen zu können. Nach einigen Minuten, die ihr wie Stunden vorkamen, ging sie zum Aufzug, blickte ein letztes Mal auf ihren ehemaligen Geliebten und dann machte sie sich auf den Weg ins Büro. Hoffend, dass Doktor Mallard sich bei ihr meldete, sobald er alles über das Team Gibbs wusste.
 

Nach einiger Zeit unten im Warteraum:
 

Abby hatte sich alles von Ducky berichten lassen, was Ziva anging. Nun hatte sie einiges zu verdauen, aber sie ließ sich nicht unterkriegen. Alle würden kämpfen und gewinnen – da war sie sich sicher. Sobald alle sicher in den Zimmern waren, wollte sie sich die Beweismittel anschauen. Der Kerl der es gewagt hatte sich mit dem Team anzulegen, sollte nicht lange auf freiem Fuß leben.

Bei diesem Gedanken brodelte es regelrecht in der jungen Goth und sie überlegte sich hundert neue Arten, wie sie diesem Täter Schmerzen zufügen könnte, ohne dass man es ihr nachweisen konnte.

Ducky bemerkte ihren inneren Kampf und nahm sie einfach in die Arme um ihr die nötige Wärme zu spenden. So schlief sie erschöpft aber mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen ein – sicher ein paar neue Methoden entdeckt zu haben, die dem Täter schaden könnten.

Nach ein paar weiteren Stunden öffnete sich erneut die Tür. Abby schreckte regelrecht auf, stand sofort wie eine eins und rief dem Arzt entgegen:

„Doktor sowieso. Wir gehören zu McGee.“ Der Pathologe schaute sie entgeistert an, so als hätte sie ihren Verstand verloren, aber sie erklärte nur:

„Ducky, ich hatte gerade einen Traum. Tim mir gesagt, ich muss aufwachen, er kommt jetzt zu mir. Und wen sehe ich da, sicher seinen Arzt.“

Auch der Doktor war verwirrt, wollte aber weiter keine Erklärungen, da er ziemlich fertig war.

Diese Operation hatte sehr viel Kraft gekostet Er hatte aber ein Leben gerettet, da war er sich sicher.

„Mein Name ist Doktor Marshall. Ich habe Agent McGee operiert. Er hatte normale Verletzungen, die auf einen Unfall deuteten und nicht schwerwiegend waren.

Nur eine Wunde bereitete uns Schwierigkeiten – es war eine Schusswunde im Rückenbereich durch die er viel Blut verloren hatte.“, erklärte der behandelnde Arzt müde.

Erschrocken schauten ihn daraufhin beide Angehörigen an. Er fragte sich, ob er sie überfordert hatte. Scheinbar wussten sie gar nicht, was eigentlich passiert war.

„Laut des Notarztes kann es kein Unfall gewesen sein. Jemand wollte sie mit allen Mitteln von der Straße abbringen. Ein Querschläger hat ihn in den Rücken getroffen. Es wurden dabei zum Glück keine Organe verletzt. Das Problem war, die Kugel ist in der Arterie nahe der Niere steckengeblieben. Es war sehr kompliziert, aber wir konnten ihn retten. Nun muss er sich langsam erholen und er darf sich nicht überanstrengen.“, erklärte er und freute sich, denn solche Verletzungen endeten oft genug tödlich.

„Er ist ein echter Kämpfer. Aber nun, wenn sie keine Fragen mehr haben würde ich mich gern verabschieden.“, entgegnete Marshall, aber ehe er sich versah, schlang Abby ihre Arme um seinen Hals und bedankte sich für seine Arbeit.

Kaum dass sich der Mediziner verabschiedet hatte, fiel die junge Goth ihrem alten Freund um den Hals und flüsterte fast: „Nun fehlt nur noch einer Duckman, nur noch einer!“

Wenig später sahen sie McGee, wie er in den Fahrstuhl gebracht wurde. Genauso wie die anderen hang er an mehreren Infusionen und auch er wurde beatmet. Aber die Aussage des Arztes ließ das Bild nicht mehr so schrecklich wirken.

Still und heimlich beteten beide, dass sie schnell mit ihren Freunden wiedervereint sein würden. Der Pathologe holte zwischenzeitlich einen CafPow und einen Kaffee zur Stärkung und nach weiterem Bangen war die Stunde der Wahrheit gekommen.

Die Beiden waren so vertieft in einem Gespräch, dass sie nicht mitbekommen hatten, wie Doktor Rodriguez den OP verlassen hatte und sich informierte, wo sich die Angehörigen seines Patienten befanden.

Als er an sie rangetreten war, erschracken sich Abby und Ducky, da dieser Arzt nicht so glücklich dreinschaute. Scheinbar hatte er nicht so gute Nachrichten.

„Mein Name ist Doktor Mallard, das ist Abby Sciuto. Wir sind vom NCIS.“, versuchte Ducky das Eis zu brechen. Dennoch blieb sein Gegenüber ernst.

„Hallo mein Name ist Doktor Rodriguez. Wollen wir nicht erst einmal in mein Büro gehen?“, entgegnete er fast sanft.

Das jedoch wollte die Goth nicht hören. Sie stand auf und entgegnete ihm stürmisch: „Wo wollen sie hin? Haben sie Angst, dass ich beiße? Ich will hier und jetzt wissen wie es Tony geht!!!“

Kurz wusste der erfahrene Arzt nicht, was er sagen sollte, dennoch entgegnete er weiterhin sanft: „Kein Problem, M’am. Wir setzen uns hier hin und ich berichte ihnen alles was ich weiß.“

Doch bei dem Wort M´am explodierte die Schwarzhaarige fast. Der Blick dem sie ihrem Gegenüber zuwarf, hätte töten können. Nur Ducky konnte sie beruhigen, während er in das Geschehen eingriff: „Abigail, bitte setz dich. Der Doktor möchte uns sicher einiges berichten. Doktor Rodriguez, richtig? Bitte nennen Sie die junge Dame einfach Abby, okay? Wir haben in den letzten Stunden sehr viel verarbeiten müssen und wenn sie dann noch mit M´am angesprochen wird....!“, erklärte er ruhig und alle waren zufrieden.

Zwar schaute der Arzt kurz alle Beide misstrauisch an, doch dann räusperte er sich nochmals kurz, bevor er vorsichtig, mit einem Auge immer auf Abby blickend Bericht erstattete: „Ich habe Agent DiNozzo behandelt. Er hat ein Polytrauma davon getragen. Damit können sie als Arzt sicher etwas anfangen oder? Wir haben mit drei Ärzten operiert, um sein Leben zu retten. Er hatte einen offenen Bruch des Armes, den wir genagelt haben. Innere Verletzungen mussten wir ebenso behandeln. Dazu gehört unter anderem, das einige gebrochene Rippen sich ins Lungengewebe gebohrt hatten und dadurch Blutungen verursacht wurden. Leider hat der Kopf auch was abbekommen. Die linke Pupille war kleiner und hat nicht mehr auf Licht reagiert. Unser Neurochirug konnte hoffentlich die entstandene Blutung rechtzeitig beseitigen. Er liegt im Koma und wir hoffen, er wacht bald wieder auf. Sonst sind noch kleinere Verletzungen wie Schnittwunden, Prellungen vorhanden, die mehr oder weniger schnell verheilen werden. Er ist aber ein Kämpfer, hoffen sie, dass er weiterleben will!“, erklärte er und dann wollte er erst einmal alles auf die Beiden wirken lassen.

Abby wollte das Gehörte nicht glauben. Ihr Tiger schon wieder hier in einem Krankenhaus und dann hatte es ihn auch noch am Schwersten von allen erwischt, obwohl er schon angeschlagen war. Aber dann packte sie Ducky, der eben mit dem Doktor gesprochen hatte, ließ diesen links liegen und lief mit dem Pathologen zum Fahrstuhl.

„Duck, wir müssen jetzt zu jedem einzelnen und ihnen sagen, dass wir sie brauchen. Komm jetzt.“, erklärte sie ihrem verdutzten Gegenüber.

Der Pathologe lächelte auf einmal, denn ihm wurde klar, dass mit dieser Kraft, die in der kleinen Goth steckte, alle wieder gesund werden würden. Die Fahrstuhltüren schlossen sich, Beide hingen kurz ihren Gedanken nach, bevor sie sich ihrer schweren Aufgabe stellten.
 

Fortsetzung folgt...

Kapitel 21

Huhu Sky, da das andere Kapitel nicht freigeschalten wurde, hier ein weiteres für heute. Viel Spass beim lesen. Vielleicht freust du dich ja. LG Claudi.
 

Kapitel 21:
 

Bei der Direktorin im Büro:
 

Jenny saß in ihrem Büro mit einem Bild von Gibbs in der Hand, das sie bei einer früheren Mission geschossen hatte, während sie nachdachte.

Ein Geschäftsessen mit dem Direktor des DIA hatte sie bereits verschoben.

Momentan war die Sicherheit ihrer Leute und die Aufklärung des Anschlages wichtiger.

Das hatte Martin, ein alter Freund, den sie hatte treffen wollen auch verstanden.

Zwar war er Leiter einer anderen Behörde und sie mussten ein paar wichtige Dinge mit ihm regeln, aber ihrer Freundschaft tat dies keinen Abbruch.

Auch ihn kannte sie, wie Gibbs von ihrer Geheimdienstzeit. Ihr Blick wurde erneut trauriger, die Augen dunkler. Da war er nämlich wieder, der Name, den sie in den letzten Stunden schmerzlich zu vergessen versuchte.

Ihr fiel es einfach schwer, klar zu denken, den Fall objektiv anzugehen, wenn sie immer wieder das Bild des hilflosen, schwerverletzten Jethros vor sich hatte.

Es war für sie ein Ding der Unmöglichkeit und dennoch war es nun schon zum zweiten Mal geschehen und es machte sie wütend. Und die Angst, ihn diesmal vollends zu verlieren wuchs in ihr, hinterließ eine Art Leere, die sie nur beim Tod ihres Vaters gespürt hatte. Dadurch wurde sie unaufmerksam, handelte unüberlegt und das durfte nicht passieren. Ihr war bewusst, dass sie sich zusammenreißen musste. Entschlossen legte sie das Bild zur Seite und versprach dem Abgebildeten: „Wir werde den Mistkerl schnappen, Jethro“, bevor sie noch einmal tief durchatmete, den Telefonhörer abnahm und Agent Rosner anrief. Dieser leitete die Ermittlungen und sicherte bereits seit einigen Stunden Spuren am Unfallort.

Nach kurzer Wartezeit, in der ein Freizeichen zu hören war, erklang die erschöpfte Stimme des Agenten: „Rosner?“

„Haben sie bereits neue Hinweise entdecken können? Was genau haben sie rausgefunden?“, fragte die Direktorin direkt, ohne weitere Höflichkeitsfloskeln auszutauschen.

Der leitende Agent kannte das gute Verhältnis, das die Direktorin zu den Verletzten hatte. Also berichtete er einfach und schnell, was er bisher mit seinem Team entdeckt hatte:

„Madame Direktor. Wir haben das Wrack gesichert. Es ist ein Wunder, dass Agent DiNozzo diesen Sturz überlebt hat. Jedenfalls, wir haben Lackspuren gefunden, nur leider werden diese uns nicht weiterhelfen. Auch Kugeln konnten wir aus dem hinteren Teil des Wagens sichern. Vielleicht können wir die Waffe zuordnen. Den Wagen, der zu den fremden Lackspuren gehört, haben wir gefunden. Er ist in einem Waldstück in der Nähe der Brücke verbrannt worden. Das ist eher eine Spur. Nur ob sie uns was nützen wird? Wir haben Zeugenaussagen aufgenommen, aber leider waren alle erst nach dem Unfall hier aufgetaucht. Mehr Beweise, die uns bei der Aufklärung helfen, konnten wir nicht finden. Aber ich lasse zwei Leute meines Teams noch weiter suchen. Ein weiteres Team habe ich um Unterstützung gebeten, denn es wird nicht einfach sein, sämtliche Fälle zu überprüfen, die Gibbs mit seinen Leuten bearbeitet hat. Ich würde empfehlen, auch DiNozzo mit zu überwachen, denn es wurde das Team durch die E – Mail angefordert – er gehört dazu. Sollte es jedoch etwas mit Attentatsplänen zu tun haben, müssen wir den Zeugen finden. Wir haben also sehr viel Arbeit vor uns und wir werden nicht ruhen. Direktor, wir werden die Täter kriegen, keine Sorge.“

„Machen sie weiter wie gehabt. DiNozzo wird in ein Nebenzimmer verlegt, so hat die Wache auch auf ihn ein Auge. Der Fall hat höchste Priorität, wir müssen wissen, ob es eine Gefahr für die Navy gibt oder ob es ein Bluff war, um unsere Agenten in die Falle zu locken. Halten sie mich ständig auf dem Laufenden und danke, Agent Rosner.“, entgegnete sie, bevor sie einfach auflegte.

So schmerzlich es auch war, ihr war klar, dass dieser Fall in guten Händen war, und so machte sie sich schweren Herzens an ihre Arbeit, in der Hoffnung, dass sich der Doktor bald mit guten Nachrichten melden würde.

Nach einiger Zeit, Jenny war tief in wichtigen Akten vertieft, klingelte ihr Handy.

Nervös schaute sie auf das Display, erkannte, dass Doktor Mallard versuchte sie zu erreichen, und so nahm sie schnell ab:

„Shepard. Doktor, was gibt es Neues!“, überfuhr sie den Pathologen nervös, ohne ihn zu begrüßen. Zu gebannt wartete sie auf erleichternde Neuigkeiten.

„Oh, Direktor. So stürmisch. Wie Jethro, wenn er sich in einen Fall verbissen hat. Aber sie warten auch auf wirklich wichtige Informationen. Und deshalb möchte ich sie nicht länger auf die Folter spannen.“ Jenny ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie war nervös, ahnte, dass ihr nicht nur Positives mitgeteilt werden sollte. Ihr war aber auch klar, dass das alles für den Doktor genauso schwer war und so wollte sie ihm die Zeit lassen, die er brauchte.

„Direktor Shepard, alle leben noch, um es kurz zu sagen. Sie sind auf der Intensivstation und haben mehr oder weniger schwere Verletzungen davon getragen.

Ich habe ihre Krankenakten vor mir und ich sehe daran, dass es nicht leicht werden wird. Aber sie werden wieder gesund, da bin ich mir sicher.“, berichtete Ducky müde.

„Was ist mit Gibbs, wird er aussagen können?“, fragte Jenny hoffnungsvoll, nachdem sie die gute Nachricht vernommen hatte. Dadurch war eine Last von ihren Schultern genommen worden und auch das Herz füllte sich plötzlich mit Wärme.

„Oh nein, unmöglich. Er ist bewusstlos. Außerdem haben alle mehr oder weniger schlimme Kopfverletzungen davon getragen. Wir können froh sein, wenn sie sofort wieder aufwachen, aber vernehmungsfähig sind sie erst in ein paar Tagen. Bei Anthony sieht das ganze noch schlimmer aus. Ihn hat es am Schlimmsten getroffen. Das heißt, seine Genesung, wenn sie ohne Komplikationen verläuft, wird wohl am längsten dauern. Aber glauben sie an jeden einzelnen, sie sind allesamt Kämpfer. Übrigens, die Kugel, die Timothy getroffen hat, wurde entfernt und für uns gesichert. Ich schicke Abigail damit ins Labor, sobald sie alle besucht hat und bereit für die Arbeit ist.“, erklärte der Pathologe weiter, sicher wichtige Informationen weitergegeben zu haben.

„Danke Doktor, passen sie gut auf alle auf und halten sie mich weiter auf dem Laufenden.“, bedankte sie sich höflich, bevor sie sich verabschiedete und auflegte.

Nun konnte sie sich beruhigter an die normale Arbeit machen, denn der Fall war in guten Händen, Gibbs und Co. ging es den Umständen entsprechend gut und so schien sich alles doch noch zum Guten zu wenden.
 

Im Krankenhaus bei Gibbs und Co.:
 

Abby und Ducky hatten sich getrennt, da der freundliche Pathologe sich erst einmal die Akten der Teammitglieder zur Gemüte ziehen wollte. Außerdem war es immer nur einem Besucher gestattet, das Krankenzimmer zu betreten. Die Goth hatte zudem noch einen Auftrag zu erledigen, sobald sie sich versichert hatte, dass es allen soweit gut ging.

Während der Pathologe sich auf den Weg zum Ärztezimmer gemacht hatte, stand Abby unsicher vor dem Dreibettintensivzimmer. Bereits eingekleidet mit einem blauen Kittel, einem Mundschutz, Schutzüberzug für die Schuhe und Handschuhen, stand sie unschlüssig, ja fast unsicher vor der bewachten Tür. Auch wenn sie neuen Mut gefasst hatte, da sie wusste, dass ihre Freunde überleben würden, ihnen allein gegenüber zu stehen war doch etwas anderes.

Sie ließ noch einmal die letzten Ereignisse in ihren Gedanken Revue passieren, bevor sie mit neuer Energie und neuem Mut ihren Ausweis in der Hand haltend auf die Zimmertür zulief.

Sie musste ihre Freunde sehen, damit sie mit Kraft und Elan an die Arbeit gehen konnte, um den Täter zur Strecke zu bringen.

Der Agent an der Tür nickte nur und ließ sie ohne weitere Worte durchgehen. Im Raum herrschte eine merkwürdige Atmosphäre.

Das Zimmer wirkte kalt und steril. Direkt an der Tür hörte man schon das stetig durchdringende, aber regelmäßige Piepen mehrerer EKG – Geräte, die den Herzschlag der Verletzten anzeigten. Die Herzen der drei schienen fast einen einheitlichen Rhythmus gefunden zu haben, so unwahrscheinlich das auch klang.

Vorsichtig, so als würde sie die Anwesenden in ihrem tiefen Schlaf stören können, lief sie in den Raum hinein.

Abby musste erst einmal das ungewohnte, für sie grausame Bild auf sich wirken lassen. Deshalb blieb sie für einen Moment mitten im Raum stehen.

Sie sah drei Betten, die in einem relativ großen Abstand voneinander im Raum aufgestellt waren. Aber nicht das erschreckte sie bis aufs Mark, nein, es waren ihre Freunde, die blass und regungslos auf diesen Betten lagen.

An allen drei hingen Kabel, Infusionen und Geräte, durch die sie am Leben gehalten wurden und die jede wichtige Körperfunktion überwachten. Für die Goth ein reines Wirrwarr, die ganzen Drainagen, Geräte, Katheter, Drähte und Infusionen hatten mit einem geordneten Chaos nichts zu tun und waren mit ihren Babys im Labor auch nicht zu vergleichen, aber es hatte leider alles einen Sinn. Ihr wurde erneut gezeigt, wie zerbrechlich das Leben war.

Alle wurden durch einen Tubus beatmet, der durch den Mund führte und so hingen die Mundwinkel unnatürlich nach unten. Die Haut, die nicht von Verbänden verdeckt war, war fast ausschließlich von medizinischen Geräten, Braunülen, Drainagen und anderen Überwachungsgeräten vereinnahmt.

Aber Abby fasste sich ans Herz, sie wusste, ihre Freunde brauchten sie nun und so trat sie ans erste Bett, gleich links von der Tür, heran.

Es war McGee - im ersten Moment erkannte sie ihn gar nicht. Es war alles so befremdlich für sie und ihr Verstand versuchte das bekannte Gesicht auszublenden.

Als sie der Tatsache aber entgültig ins Gesicht sah und nachdem der Goth nochmals die Worte der Ärzte in den Sinn kamen - „Sie sind Kämpfer –alle.“- nahm sie sich einen Stuhl und setzte sich ans Bett.

Abby flüsterte förmlich: „Tim, oh Gott….” Sie machte eine Pause und nahm sachte seine Hand, die mit einer Infusion verbunden war, um ihm das nötige Blut zuzuführen. Aber das störte Abby nicht. Sie war einfach vorsichtig, denn sie wollte ihren Freund fühlen, spüren, dass er lebte, wahrnehmen, dass er sie nicht im Stich gelassen hatte.

„Tim, ich bin hier und ich weiß, dass du mich hörst. Deshalb sage ich dir jetzt, dass du aufwachen musst. Wir brauchen dich hier,... ich brauche dich.“, sprach sie leise auf ihren Freund ein und seufzte leise: „Ich muss den Täter schnappen. Deshalb wird Ducky auf euch aufpassen. Aber ich komme wieder und dann will ich Fortschritte sehen, verstanden?“, befahl sie nun fast schon ihrem blassen, bewusstlosen Gegenüber. Still beobachtete die Goth ihn nochmals kurz, bevor sie sich schweren Herzens trennte, um sich zu Ziva zu setzen.

„He Ziva. Echt schräg das Ganze. Tony würde sicher wieder mit irgendeinem Film kommen und dich damit langweilen. Obwohl ich ja der Meinung bin, dass es dir gefallen würde. Oder? Du magst eure kleinen Neckereien und ich vermisse sie bereits. Also streng dich an und ....vielleicht...könnten wir Beide uns dann auch Mal gegen die Jungs verschwören, wie findest du das? Verlockung genug?“

, erzählte sie frei heraus, zunächst ohne die verletzte Israelin dabei anzuschauen. Der letzte Blick jedoch glitt zum verletzten Antlitz, zum verwundeten Körper der Mossadoffizierin. Abby konnte sich schwer an diesen Anblick gewöhnen, besonders, da die Israelin immer so supermanmäßig auf sie wirkte. Auch dieses Image wurde von einer Minute auf die andere zerstört. Die sonst so harte, wie Abby sie früher einmal bezeichnet hatte, emotionslose Killerin hatte andere Seiten und wie schon einmal musste die Goth nun lernen, dass physische Verletzbarkeit auch dazugehörte. Die Laborantin streifte Ziva ein imaginäres Haar aus dem Gesicht, so wie es Tony manchmal tat, um sie zum Lachen zu bringen. Dann verabschiedete sie sich und lief langsam, fast in Zeitlupe zum dritten und letzten Bett in diesem Zimmer.

Davor blieb sie jedoch erst einmal stehen. Abby starrte auf den Brustkorb des Verletzten und beobachtete, wie sich dieser sachte hob und senkte. Etwas selbstverständliches, besonders wenn es um Gibbs ging, war plötzlich nicht mehr gewiss. Zum zweiten Mal schon musste sie ihren Bossman in dieser Situation erleben. Es löste in ihr ein unbeschreibliches Gefühl aus – war es Verlustangst, Unglaube?

Nach einer gefühlten Stunde löste sich die Goth aus ihrer Trance, setzte sich ans Bett und wie aus heiterem Himmel redete sie wie ein Wasserfall: „Bossman, wie kannst du mir nur so einen Schrecken einjagen? Das gilt übrigens für euch alle. Ich telefoniere mit meinem Tiger, du willst nur einen Informanten treffen und dann das? Kannst du dir denken, wie ich mich fühle? Ich habe gedacht, dass ich euch alle verliere. Gott sei dank war Ducky noch da. Aber ich verspreche dir eins, ich mache mich gleich auf den Weg - ....“

Abby machte eine Pause, für einen kurzen Moment war alle Kraft verschwunden, all die aufgestaute Wut war verblasst, denn ihr war eingefallen, was sie noch tun musste bevor sie auf Spurensuche gehen konnte. Traurig schaute sie zu ihrem Boss, nahm seine unverletzte Hand, die unter der Decke lag und im Flüsterton sprach sie weiter: „Ich werde vorher noch zu unserem Helden gehen. Ich weiß, du wirst es anders sehen. Aber er hat mir versprochen euch zurückzubringen und das hat er getan. Auch wenn es schmerzlich ist, er hat euch gerettet und dafür schuldet ihr ihm eins – kämpft. Ich werde mich auch um ihn kümmern, sobald ich alle Beweise untersucht habe. Ich muss auch noch was gut machen.“

Die Goth war so vertieft in ihren Monolog, dass sie im ersten Moment nicht mitbekam, wie Gibbs seine Augen öffnete und unfokussiert in die Gegend schaute, so als würde er etwas suchen, ohne es jedoch wahrnehmen zu können.
 

Bei Ducky:
 

Der Pathologe hatte nun endlich alle Krankenakten durchforstet und eigentlich war er mit allen zufrieden. Zwar waren sie schwerverletzt, doch die Ärzte hier hatte schnelle und gute Arbeit geleistet. Nur Tony machte ihm Sorgen, denn ein doppelter Herzstillstand und dadurch vielleicht längere Unterversorgung mit Sauerstoff und ein hoher Blutverlust konnte viele Komplikationen bedeuten. Zuerst wollte er es aber für sich behalten, die Hoffnung, dass alles wieder gut werden würde, wollte er keinem nehmen, getreu dem Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“. Dennoch wollte er sich sein Sorgenkind ansehen, mit ihm Reden und ihm Mut zusprechen.

Sich der Schutzkleidung bemächtigt und nach einem strengen Blick durch den Sicherheitsmann betrat er das kalt wirkende Zimmer. Kurz musste er schmunzeln, denn Ducky war sich sicher, dass Abby schon dafür sorgen würde, dass hier alles ein wenig freundlicher wirken würde.

Ein paar Schritte weiter erklang bereits der Ton des EKG – Gerätes. Für die meisten ein unangenehmer schriller Ton, so war es für den Pathologen der herrliche Beweis, dass sein Freund noch lebte. Die ganzen Perfusoren, Infusionen, Überwachungsgeräte und das Beatmungsgerät ließ Ducky einfach außer acht. Er lief auf den verletzten Agenten zu, setzte sich auf einen Stuhl, der am Bett stand und redete einfach mit ihm, als würde dieser antworten können:

„Hallo mein Junge. Was machst du nur für Sachen. Ich meine, du hast gute Arbeit geleistet, alle leben, nur für welchen Preis? Jethro wird nicht erfreut sein, wenn er von deinen Taten hört. Ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast und dass du das Leben der anderen gerettet hat. Jethros Einstellung ist da ein wenig anders. Aber das müsst ihr unter euch ausmachen. Nach ein, zwei Kopfnüssen, die sicher ein wenig sanfter ausfallen dürften, müsste das sicher geklärt sein, meinst du nicht auch? Was allerdings die Befehlsverweigerung angeht, da bete ich für dich, dass er es nicht mitbekommen hat. Ich, mein Freund, halte dicht, versprochen. Aber nur, wenn du dich beeilst und wieder zu uns kommst. Ich meine, du willst doch nicht erst auf Jethro warten, oder? Also streng dich an.“

Sachte streichelte er über das Haar seines Freundes, bedacht, ihm so zu zeigen, dass er nicht allein war.

„Abby kommt dann auch noch zu uns, bevor sie zum Labor fährt. Schließlich will sie versuchen, den Täter zu überführen. Danach lass ich dich ein wenig in Ruhe, immerhin wollen die anderen ja auch was von meinen Geschichten hören. Ich komme dann später wieder zu dir. Du hast sicher Verständnis, mein Junge.“, erklärte der Pathologe gerade, als die Tür aufgerissen wurde und eine blasse Abby sich auf ihn stürzte.

Doch der Anblick ihres Freundes ließ all ihre Euphorie verfliegen. Erneut wurde sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn einer war gerettet, drei fehlten noch.

„Äh Ducky. Gibbs...Gibbs ist aufgewacht. Sie untersuchen ihn gerade. Der Arzt sagt, unser Boss ist sehr unruhig, du sollst bitte zu ihm kommen.“, erklärte Abby dem Pathologen traurig, auch wenn es eigentlich eine freudige Nachricht war.

Dann ließ sie Ducky gehen und gesellte sich zu Tony. Sie wollte ihn beruhigen, die Neuigkeit verkünden und ihn aufmuntern. Außerdem bedrückte sie noch etwas, das sie unbedingt mit ihm klären musste.
 

Bei Kathi:
 

Kathi hatte so getan, als würde sie schlafen, bis die Schwester außer Sicht war. Für einige Minuten verharrte sie in dieser schlafenden Stellung, um sicher zu gehen. Ihr Plan musste aber vorangetrieben werden.

Sie hatte bei dem Hacker noch etwas gut und diesen Gefallen würde sie nun einfordern. Sie hatte ihm einen Kredithai vom Hals geschafft, indem sie mehr als nötig gezahlt hatte und dazu kam noch, dass der Typ sich in sie verknallt hatte. Außerdem hatte sie ihm eingeschärft, dass er sich selbst hinter Gittern wissen würde, wenn er auspacken würde und dass er vorher ein toter Mann wäre. Mit dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche hatte sie schon immer Erfolg und es würde ihr auch in diesem Fall nützen., dachte sie und lächelte hämisch während sie an den ängstlichen Häcker dachte.

Sie schlich sich auf den Gang und orientierte sich kurz, bevor sie die Umkleidekabinen der Schwestern suchte. Nach kurzer Zeit hatte sie den Weg dorthin gefunden, achtete aber auf Verfolger oder Beobachter, bevor sie den Raum betrat. Denn erstbesten Schrank öffnete sie mit einer Haarnadel, die sie auf dem Boden gefunden hatte. Wieder ein Zeichen, dass das Schicksal es gut mit mir und Tony meint., dachte sie sich und für eine Sekunde stellte sie sich vor, wie sie mit ihm zusammen leben würde.

Nur die Zeit rannte, jeden Moment konnte jemand den Raum betreten. Sie musste sich beeilen und die abschweifenden Gedanken lenkten sie nur ab. Deshalb schüttelte sie kurz den Kopf, als könnte sie so die Bilder loswerden, die sie gerade gesehen hatte. Konzentriert widmete Kathi sich wieder dem Schrank, öffnete ihn mit wenigen Handgriffen, sah einen Rucksack, durchsuchte ihn und entwendete ein gefundenes Handy.

"Tony, wir werden bald wieder vereint sein. Schritt für Schritt komm ich dir näher.“, flüsterte sie in den Raum hinein, während sie die Schranktür schloss, um ihre Tat zu tarnen.

Nun konnte Phase zwei starten, Ablenkung des Feindes und dazu brauchte sie ihren Hacker.

Leise verließ sie mit dem Handy den Raum, immer bedacht, nicht erwischt zu werden. In ihrem Bad schloss sie sich ein, wählte eine Nummer und nach mehreren Sekunden, in denen das Freizeichen zu hören war, ertönte eine Stimme: „Wer stört mich um die Zeit? Was willst du Arschloch?“, fragte eine junge männliche Stimme genervt.

„Hör mir gut zu, mein Süßer. Ich sage dir alles nur einmal. Schreibe eine Mail mit folgendem Wortlaut:
 

Die drei hätten sich nicht mit mir anlegen sollen. Ich werde Gibbs, McGee und David kriegen und sie werden büßen, für das, was sie mir angetan haben. Ihr könnt sie nicht vor mir beschützen.
 

"Sende sie wie die letzte Mail über das gleiche Netzwerk, so dass sie niemals zurückverfolgt werden kann. Hast du alles verstanden?“, befahl sie dem jungen Mann mit grimmiger Stimme. Diesmal war die "Peitsche" angesagt.

„Du...du bist es? Ja...ja . Habe alles verstanden. Geht....geht es dir gut? Pass auf dich auf, ja?“, entgegnete er vorsichtig, manchmal stotternd, doch Kathi hatte bereits wieder aufgelegt.

Sie plante bereits die dritte und letzte Phase, die Zusammenkunft mit ihrem Liebling.
 

Fortsetzung folgt...

Kapitel 22

Kapitel 22:
 

Bei Ducky:
 

Leise klopfte er an die Tür, auch wenn große Glasscheiben einen Einblick in das Zimmer zuließen. In dem Pathologen tobten verschiedene Gefühle, seit die Goth ihm von Gibbs erzählt hatte. Einerseits war er froh und erleichtert, dass der Chefermittler aufgewacht war und er wagte kaum zu hoffen, dass der Grauhaarige es endlich überstanden hatte, aber anderseits fragte er sich auch, was den Verletzten so aufgewühlt hatte.

Machte er sich nun bereits Gedanken um seine Teammitglieder, um seine Freunde? Oder hatte er wieder sein Gedächtnis verloren und wusste nicht wer er war?

Ducky hoffte, dass der behandelnde Arzt dies bereits geklärt hatte. Sein alter Freund war zäh, da war er sich sicher, aber das, was er ihm erklären musste, war nicht einfach. Zwar würde er den richtigen Zeitpunkt abwarten, aber ihm war auch bewusst, sobald Jethro Gibbs in der Lage war, zu erkennen, wer neben ihm lag, da würde er Erklärungen verlangen und der Pathologe befürchtete durch die Antwort wieder eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes.

Ein leises „Herein.“ drang durch die Tür und so wurde der Pathologe aus seinen tiefen Überlegungen gerissen. Kurz holte er nochmals tief Luft und beschloss, einfach mit allem zu rechnen, weil er wirklich nicht wusste, was ihn in Bezug auf den Teamleiter erwarten würde.

Sachte öffnete er die Tür, so als wollte er niemanden wecken. Eine Stimme entgegnete ihm aber bereits erleichtert: „Doktor Mallard, gut dass sie kommen. Wir konnten ihn einfach nicht beruhigen. Nachdem er sich immer wieder aufbäumte, nicht beruhigen wollte und die Werte gefährlich anstiegen, haben wir ihm eine Beruhigungsspritze gegeben. Ich kann mir das Ganze einfach nicht erklären. Er wollte auch etwas sagen, aber der Beatmungsschlauch war im Weg. Wir müssen mit dem Extubieren warten, bis er aufwacht und danach können wir auch die Untersuchungen fortsetzten. Es wäre gut, wenn er ein bekanntes Gesicht sieht. Könnten sie sich an sein Bett setzen und uns ....!“, erklärte der Doktor ein wenig beunruhigt, bis ihn Ducky höflich unterbrach.

„Kein Problem, mein junger Freund. Ich werde sie sofort verständigen, wenn Jethro seine Augen öffnet, um mit mir zu sprechen. Und glauben sie mir, es wird nicht lange dauern. Gehen sie also nicht zu weit weg.“, entgegnete Ducky noch dem diensthabenden Arzt, bevor er sich einen Stuhl nahm, um sich direkt zu Gibbs zu setzen.

Einige Zeit später war er bereits in eine seiner Geschichten vertieft. „...jedenfalls haben die uns dann gerufen. Ich war der Assistent, du kannst dir sicher vorstellen, was das bedeutete. Wir waren mitten in der Nacht in voller Montur unterwegs. Ich als junger Spund musste die Bergung durchführen – gehörte damals mit dazu. Das Wasser war wirklich dreckig, knietief und meine Entdeckung wirklich, wie soll ich es sagen, mehr als spektakulär.

Da hatte sich doch wirklich ...!“. Als Ducky aber während seiner Geschichte von schmerzerfüllten blauen Augen regelrecht durchbohrt wurde, brach er seine Story mitten im Satz ab. Ein Glücksgefühl durchfuhr ihn kurz, aber es hielt nicht lange an, da der Blick einfach zu schwer zu ertragen war.

„Jethro, ganz ruhig. Du bist hier in einem Krankenhaus. Nur eins, bevor ich den Arzt rufe. Du weißt schon wer ich bin, oder?“, fragte der Pathologe mit einem leicht nervösen Unterton in der Stimme. Ein schwaches Nicken bestätigte ihm, dass sein Gegenüber ihn diesmal nicht vergessen hatte. Eine Welle der Glücksseeligkeit überfiel ihn kurz, bevor er die Klingel betätigte.

Ein Arzt stürmte regelrecht mit einer Schwester ins Zimmer. Ducky versicherte sich, dass sein Freund ruhig die Untersuchung über sich ergehen ließ, verabschiedete sich kurz von ihm und gesellte sich solange zu Ziva und McGee.

Als erstes setzte er sich zu der Israelin ans Bett. Auch Ziva wirkte blass, müde und von ihrer Schönheit war momentan nicht viel zu sehen, da Verbände und Wunden fast jede Stelle ihres Körpers bedeckten. Beruhigend streichelte er über eine Stelle der Hand, die wie durch ein Wunder keine Blessuren davongetragen hatte, um Ziva zu begrüßen. Leise zog Ducky einen Stuhl ans Bett. „Hallo Ziva, ich bin es Ducky. Ich soll dich von den anderen grüßen. Jethro ist gerade aufgewacht. Warum machst du es ihm nicht einfach nach?“. Traurig blickte er auf die geschlossenen Augen der ehemaligen Mossadoffizierin, denn es war keine Regung zu erkennen.

„Es wird sicher wieder alles gut, Ziva, ihr müsst euch nur anstrengen - für Tony.“, erklärte er ihr und seufzte. Das Thema fiel ihm schwerer, da man aber mit bewusstlosen, komatösen Patienten sprechen sollte, gab er noch eine seiner Geschichten zum Besten, die er im Krieg erlebt hatte, und die ihm passend erschien. „Da fällt mir eine Geschichte aus dem Jahre 1969 ein. James Carver, ein guter Freund, Gott hab ihn selig, hat mit mir kurze Zeit als Sanitäter im Vietnamkrieg gedient. Es war grausam, was wir dort zu sehen bekommen haben, aber was erzähle ich das dir, oder? Jedenfalls wurden wir eines Tages beide......!“
 


 

In der Zwischenzeit bei Tony und Abby:
 

Abby schlich sich regelrecht an Tonys Bett. Der Anblick löste immer noch eine Gänsehaut auf der Haut der Goth aus. Dieses Zimmer wirkte in ihren Augen düster, steril und konnte nicht zur Gesundung eines Menschen beitragen. Dazu kam noch die Blässe Tonys, die unheimlichen Geräte und das ständige Piepen, das den Raum stets und beharrlich, ununterbrochen durchdrang.

Als erstes setzte sich die junge Frau auf den Stuhl, auf dem bereits der ältere Pathologe gesessen hatte.

Entsetzt begutachtete sie den Körper ihres Freundes und ein grausames Gefühl der Schuld machte sich erneut in ihr breit.

Einige Zeit starrte sie Tony nur an, denn sie wusste nicht, wie sie ihm erklären sollte, dass sie sauer auf ihn gewesen war und dass sie eine tiefe Wut auf ihn verspürt hatte, ohne daran zu denken, dass ihm vielleicht etwas passiert sein könnte.

„Tony. Ich bin es Abby. Ducky ist eben zu Gibbs gegangen. Du hast sie alle gerettet, aber das weißt du sicher.“, begann sie zögerlich, obwohl das eigentlich nicht ihre Art war. Immer noch versuchte sie, ihre Tränen zurückzuhalten. „Ich...ich muss dir was beichten, aber du darfst mich dafür nicht hassen, ja?“, bat sie ihn flehend, während sie seine Hand nahm. Sanft streichelte sie diese, bevor sie mit ihrer Beichte begann, dabei versuchte sie immer dem Halbitaliener in die geschlossenen Augen zu blicken: „Mein Tiger, ich hatte kurz den Glauben an dich verloren. Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint habe. Glaube mir, ich wollte nur meine Angst irgendwie in den Griff bekommen und du hast dich nicht gemeldet. Ich kann es doch gar nicht leiden, wenn jemand seine Versprechen nicht hält. Ich war allein mit Ducky und ich war so sauer, weil du dich nicht gemeldet hast, dabei hattest du es mir versprochen. Jedoch habe ich in Folge dessen etwas Wichtiges vergessen – du wolltest sie mir wieder bringen, aber was war mit dir??????? Bitte kämpfe und sage mir, dass du mir vergibst!!!!“, erklärte Abby ihrem komatösen Freund traurig, leise und stotternd, denn die Tränen liefen ihr nun unentwegt übers Gesicht.

Sanft bettete sie ihren Kopf auf die Decke, hielt weiter die Hand und warte auf ein Zeichen, doch nichts geschah. Es brach ihr fast das Herz – doch was hatte sie erwartet? Innerlich fühlte sie sich dennoch ein wenig besser, es war als wäre ihr etwas Last von den Schultern genommen worden. „Wir schaffen das, Tony, wir schaffen das!!!“, flüsterte sie nun unentwegt, bis sie durch ein Klopfen an der Tür gestört wurde. Eine der Wachen öffnete diese und erklärte: „Miss Sciuto, die Direktorin lässt fragen, ob sie bereit fürs Labor sind. Sie haben alle Beweise, nun sind sie gefragt.“ Aller Ehrgeiz in der Goth erwachte. Sie wollte dem Täter auf die Spur kommen, ihre Freunde rächen und so rieb sie sich müde die Augen und entgegnete: „In fünf Minuten mache ich mich auf den Weg.“, bevor sie sich nochmals ihrem Gegenüber widmete, ihm die Hand streichelte, die Werte begutachtete, dem Piepen lauschte und dann erklärte: „Tony, kämpfe. Ich werde ihn finden, das verspreche ich. Ach ja was deine Deko angeht, nicht so prickelnd oder? Ich bringe dir beim nächsten Besuch schon das Richtige mit. Und ein bisschen Musik um die Bude hier zu beleben könnte auch nicht schaden oder? Vielleicht kann dich ja meine Musik wecken, wie wär’s? Kein ,nein’ ist für mich ein ja, aber ich bringe auch ein paar Cd`s von dir mit. Hälfte von dir, Hälfte von mir, ist doch ein Deal, oder?“, seufzend drehte sie sich um, traurig, dass Tony noch nicht reagiert hatte, im Bewusstsein eine große Wut auf den Täter und Ideen, wie sie ihren Freund vielleicht wecken würde.
 

Bei Kathi:
 

Kathi hatte es gerade wieder so ins Zimmer geschafft, dass sie sich unbemerkt ins Bett legen konnte, bevor die Schwester erneut die Werte kontrollieren kam.

Als die Tür sich öffnete, stellte sie sich schlafend und drehte sich hin und her und ließ dabei ihre Augenlider flattern. Durch das schnelle Laufen, um rasch das Zimmer zu erreichen, hatte sie ja sowieso noch einen Schweißfilm im Gesicht und das kam ihr jetzt zu Gute.

Die aufmerksame Krankenschwester bemerkte sofort, dass etwas mit ihrer Patientin nicht stimmte.

Schnell lief sie zum Bett der ihr Unbekannten und versuchte sie zu wecken, indem sie die Patientin immer wieder rüttelte und mit M`am ansprach.

„M`am, geht es ihnen gut? Was ist los? Aufwachen. M`am....!“ Nach mehrmaligen Versuchen wachte Kathi auch auf, schluchzte und wirkte in den Augen der Schwester orientierungslos.

„Was....was ist passiert? Wo...wo bin ich?“, fragte sie gespielt empört und ängstlich.

Die Krankenschwester erklärte ihr daraufhin vorsichtig, dass sie schlecht geträumt hatte, dass alles gut würde und dass sie sicher auch die Identität herausfinden würden. Dann nahm sie ihre Patientin in den Arm und Kathi dachte einfach an Tony, damit sie diese Umarmung überstehen konnte.

Wieder schluchzte sie, die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg übers Gesicht und sie stotterte ein wenig: „Wie geht es den....den Unfallopfern? Wissen diese etwas von mir? Gehörte ich dazu?“

Die Schwester jedoch blickte sie ermunternd an, bevor sie ihr berichtete, was sie herausgefunden hatte: „Soweit ich weiß, sind die Verletzten alle vom NCIS, das ist eine Ermittlungsbehörde der Navy. Von denen liegen alle auf der Intensivstation und es wird keiner weiter vermisst. Sie waren dienstlich unterwegs, also dürften keine Privatpersonen im Wagen gewesen sein. Der Polizist, dem sie in die Arme gelaufen sind, hatte berichtet, dass sie immer auf das untere Wrack gestarrt haben. Sie hatten nichts bei sich und in der Nähe wurde auch kein verunglücktes Auto gefunden. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder sie sind der Täter, denn das Täterfahrzeug wurde verbrannt in der Nähe gefunden.“ Nachdem jedoch Katie entsetzt schaute, versuchte die Schwester sie zu beruhigen. „Keine Angst, das war ein Scherz, ich wollte sie ein wenig aufmuntern. Ich vermute sowieso eher, dass sie den Täter beobachtet haben und dieses schreckliche Ereignis hat die Amnesie ausgelöst.

Ich habe ihnen aber noch nichts erzählt, okay? Sie dürften das noch gar nicht wissen und ich dürfte auch nichts davon von den Helfern erfahren. Nur durch ein wenig flirten mit den Ärzten und Sanitätern habe ich das alles erfahren. Was das Treffen angeht, ich musste dem NCIS mitteilen, dass es sie gibt, da sie in Gefahr sein könnten. Sie werden auf die Intensivstation in einen Beobachtungsraum verlegt. Dort wurde der Sicherheitsdienst verstärkt. Sobald die Werte der Ermittler stabil sind, können sie die betroffenen Unfallopfer sehen. Vielleicht können wir so ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Keine Angst es wird alles wieder gut.“, erklärte die Pflegerin sanft. Ihr Gegenüber war im ersten Moment jedoch geschockt, was zwar zur Situation passte, aber einen anderen Grund hatte. Der NCIS sollte eigentlich nichts von ihr erfahren. Das erschwerte ihr alles. Anderseits war sie schlau genug, um das Beste aus dieser Lage zu machen. Zwar musste sie nun ihren Plan ein wenig durchdenken, aber irgendwie würde sie ihren Liebling aus diesem Loch befreien.

Kaum hatte ihr Gesicht wieder an Farbe gewonnen, da wurde die Tür geöffnet, ein Sicherheitsmann trat rein und erklärte ihr, dass sie nun in den verstärkten Sicherheitsbereich verlegt wurde. Das Handy versteckte sie, die Tränen drückte sie unentwegt raus, denn diese Erfahrung sollte im Normalfall mehr als erschreckend sein und so wurde sie nochmals von der Krankenschwester gedrückt, bevor diese sich verabschiedete.

Kathi aber spürte bereits die Nähe ihres Schatzes. Es lag nicht an den Agenten, die auf dieser Station rumschwirrten, nein, auf einmal bildete sich ein Kribbeln in ihrem Bauch, es fühlte sich an, als würden Schmetterlinge fliegen und als sie an einer Tür vorbei kam, die eben von der dunkelhaarigen Goth geöffnet wurde, war sie sich sicher, dass das Tonys Zimmer war.

Eine Stimme holte sie aus ihren Gedanken: „M`am eigentlich ist es die Intensivstation. Nur hier können wir momentan ihren Schutz garantieren. Hier gibt es ein normales Überwachungszimmer, das wäre nun ihrs. Die Ärztin schaut später vorbei und der leitende Agent möchte auch noch mit ihnen reden.“, erklärte der Wachmann des Krankenhauses, kurz bevor er den Raum verlassen wollte. „Aber, ich...ich weiß doch gar nichts. Mein Gedächtnis ist doch wie ein Schweizer Käse.“, versuchte sie ihm weinerlich zu verstehen zu geben.

„M`am, bleiben sie ruhig. Ihnen passiert nichts. Er versucht nur herauszubekommen, was ihnen zugestoßen ist. Sie müssen verstehen, vier seiner Kollegen wurden schwer verletzt, da muss er jeder Spur folgen.“, versuchte der Wachmann ihr mit beruhigender Stimme zu erklären. Er hasste weinende Frauen und erst recht, wenn sie so hilflos waren wie diese. Wenn er nur wüsste.
 

Bei Gibbs und Ducky:
 

Ducky hatte sich noch eine Weile mit Ziva unterhalten und war dann zu McGee rübergerückt.

„....ja Timothy, und ab da habe ich jeglicher Computertechnik den Kampf angesagt. Mein PDA hast du ja bereits kennen gelernt und du musst zugeben, Datenverlust, Cyberangriffe, und zu wenig Speicherplatz, diese Probleme kennt meiner nicht!....“, durch ein höfliches, aber leises „Doktor Mallard?“ wurde er erneut unterbrochen. Aber es störte ihn nicht, da er es gewohnt war. „Timothy, du entschuldigt mich? Jethro braucht mich und er will sicher ein paar Erklärungen hören. Also kämpfe mein Freund, komm schnell wieder zu dir, wir brauchen dich.“, flüsterte er McGee noch ins Ohr, bevor er sich zum wartenden Doktor und damit zu Gibbs wandte. Mit einem mulmigen Gefühl, das ihm fast die Brust zuschnürte, drehte er sich um, lächelte sanft und sprach erleichtert:

„Jethro, gut dass du wieder unter den Lebenden weilst. Wie fühlst du dich?“ Aber die schmerzerfüllten Augen sprachen Bände. Eine grauenvolle Spannung und Stille erfüllte den Raum. Doktor Hastings beendete diese Stille und erklärte leise: „Er hat die Aufwachphase diesmal besser überstanden. Momentan sind die Werte stabil. Ich werde mich um die anderen kümmern.“ Ohne weitere Worte drehte er sich um und begab sich an Zivas Bett.

„Jethro............!“, aber weiter kam er nicht denn er wurde energisch unterbrochen. „Verdammt Ducky. Nein, komm mir nicht so!“, brüllte Gibbs, hatte sich dann jedoch wieder unter Kontrolle. Er bemerkte, dass er seine Wut, seine Trauer am Falschen ausließ. Die Pulswerte waren wieder gefährlich gestiegen und der Arzt hatte von Zivas Bett aufgeschaut, immer bereit, eingreifen zu können. Allerdings normalisierte sich alles jetzt wieder und so konnte er sich auf seinen momentanen Patienten konzentrieren.

Der Pathologe war verwirrt, wusste einen Moment nicht, was passiert war. „Was ist los, Gibbs?, fragte er ihn daraufhin ein wenig provozierend.

„Was passiert ist? Ducky, Tony hätte nicht in diesem Auto sein dürfen.“, erklärte er sein auffälliges Verhalten mit leiser, flüsternder schmerzerfüllter Stimme.

Nun verstand der Gerichtsmediziner was passiert war. Scheinbar hatte sein Freund mehr mitbekommen, als alle gedacht hatten.

Behutsam legte er eine Hand auf die Schulter seines Freundes, blickte ihm tief in die schmerzgeweiteten Augen und erklärte ihm langsam und ruhig: „Jethro. Tony lebt. Er liegt im Nebenzimmer. Auch Ziva und Timothy leben. Ich weiß nicht was du gesehen hast, aber du ziehst die falschen Schlüsse. Man hatte ihn schwer verletzt aus dem Auto geborgen, nachdem er euch bereits alle gerettet hatte. Verstehst du mich, alle aus dem Team Gibbs leben, alle Jethro!!!“

Der Chefermittler wusste nicht mehr wo ihm der Kopf stand. Gleich nachdem er aufgewacht war, hatte er die schrecklichen Bilder des Absturzes vor sich gehabt. Er war sich sicher gewesen, dass ihn Tony nicht überlebt hatte. Dazu die Schmerzen, die seinen ganzen Körper überzogen und seinen Verstand vernebelten– es war zum verrückt werden.

Aber Tony lebte, alle lebten. Er musste es jedoch mit eigenen Augen sehen. „Duck... ich muss zu ihm.“, sprach er unter Schmerzen, nichts war ihm wichtiger und das hörte man auch an seiner festen Stimme.

„Jethro, du bist verletzt, du kannst nicht einfach hier rauslaufen. Das ist unmöglich.“, versuchte der Pathologe seinem Gegenüber zu erklären. Dieser kannte das Wort unmöglich aber nicht und so entgegnete er ihm härter als gewollt: „Dann schieb mich, aber ich muss zu ihm.“

Ducky konnte ihm diese Bitte eigentlich nicht verwehren, denn er wusste, der Schmerz, die Schuld die in den blauen Augen seines Freundes zu sehen war, konnte nur bekämpft werden, wenn er die Beiden zusammen brachte. Er musste nur einen Weg finden, der dem Teamleider physische Schmerzen ersparte.

„Jethro, ich werde sofort mit Doktor Hastings sprechen. Wir finden einen Weg. Nur versprich mir - keine Alleingänge, du machst was dir gesagt wird und bis ich wiederkomme, schläfst du.“, befahl er in einem belehrenden Ton seinem Freund. „Es wird alles wieder gut, Jethro, sie sind alle stark. Vertrau ihnen und vertrau den Ärzten.“, sprach er noch leise, bevor er schnellen Schrittes zum behandelnden Arzt lief, der sich leise aus dem Zimmer geschlichen hatte, um die Beiden nicht zu stören.

Gibbs hingegen versuchte nun, sich langsam aufzusetzen, aber ein starker Schmerz der sich sofort durch seinen Körper zog, hinderte ihn daran. Ein zweiter Versuch und ein dritter scheiterten ebenfalls. Fluchend boxte er mit der Faust auf die Matratze ein, für ihn war alles nach dem Aufwachen der reinste Alptraum.

Er kämpfte so sehr mit sich, mit seiner offensichtlichen Schwäche, dass er nicht Mal bemerkte, wie die Tür zum Zimmer geöffnet wurde.

„Gibbs, Gibbs, Gibbs! Es ist so gut dich zu sehen, mit dir zu reden, und na ja, gut dass du antworten kannst. Ich meine das andere trifft ja irgendwie auch auf Ziva, Tim und Tony zu oder? Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht. Wie konntet ihr mir das antun? Ich habe...!“, redete Abby bereits, seit sie das Zimmer betreten hatte, doch der Blick ihres Bosses brachte sie zum Schweigen. Sie hatte ihn selten so mitgenommen, so traurig und so schuldbewusst gesehen.

Schnellen Schrittes rannte sie auf ihn zu, ohne Rücksicht auf die Kabel, Infusionen und Verbände nahm sie ihn in den Arm und drückte ihn. Erst ein Stöhnen erinnerte die Goth, dass er schwer verletzt war und Ruhe benötigte. „Gibbs, es ist nicht deine Schuld, du kannst nichts dafür. Ich werde dir für alles die Beweise geben, nur bitte bade hier nicht in Selbstmitleid, das passt nicht zu einem starken Bären wie dir.“ Sanft schaute sie ihm in die Augen und da sah sie auch die Sehnsucht die in ihm schlummerte.

„Ich habe eine Idee. Bis die soweit sind, und dich transportieren können, nehme ich dein Bett einfach in die Mitte, die Kabellasche ist ein wenig dehnungsfähig, und dann bringe ich dein Kissenteil in eine aufrechte Position. So hast du erst einmal ein Auge auf Tim und Ziva. Den Rest muss Ducky klären, einverstanden?“ Und ohne auf eine Antwort zu warten, zog sie am Infusionsständer, drehte die Bremsen des Bettes locker und die Perfusoren zog sie aus ihrer Halterung und legte sie aufs Bett. „Mmmmmmmh, nur dieses Piepsdings, das stört. .........Warte ich hab’s, das ist auch transportabel. Die sind hier echt gut ausgerüstet, Glück für dich.“, erklärte die Goth aufmunternd. Gibbs hingegen wusste gar nicht wie ihm geschah. Er wusste nicht was er sagen sollte. Deshalb schaute er dem wie er es nannte „Schauspiel“ einfach nur zu und schmunzelte. Die dunklen Gedanken waren für einen Moment verscheucht.

Nach einigen Minuten stand das Bett nahe bei Ziva und McGee und er konnte beide gut beobachten und im besten Falle bewachen.

Ein wenig erleichtert fühlte sich der Chefermittler, es war als wäre ein kleiner Broken, der ihn erdrückt hatte, vom Herzen gerutscht. Seine beiden Ermittler sahen aus, als würden sie schlafen, wenn die grässlichen Schläuche und sonstigen Geräte nicht wären.

Erneut tief in Gedanken vergaß er, dass Abby immer noch um ihn herumwuselte.

„Giiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiibbs. Erde an Giiiiiiibbs. Hörst du mir überhaupt zu? Ich habe gesagt, dass ich leider gehen muss und wollte wissen, ob du noch etwas brauchst? SPECIAL AGENT JETHRO GIBBS!”, den letzten Satz sprach sie sehr energisch aus, holte ihn damit aber aus seiner Trance.

„Abbs. Ich warte auf Ducky. Mach ja keinen Blödsinn und halte mich auf dem Laufenden. Ich möchte über alles, was den Fall angeht Bescheid wissen. Schick so schnell wie möglich Direktor Shepard zu mir. Und nun los, Abbs, du musst noch Beweise durchforsten, oder? Ach ja eins noch die nächsten zwei CafPow gehen auf mich.“, entgegnete er ihr nur, als sie sich verabschieden wollte gab er ihr noch einen Kuss auf die Stirn und dann hörte er nur noch wie die Tür ins Schloss fiel. Er hoffte, dass seine kleine Labormaus bald Ergebnisse hatte. Ihm wurde auch in diesem Moment schmerzlich klar, dass er auf die Hilfe und die Willkür der anderen angewiesen war und egal wie sehr er es hasste, er musste sich in Geduld üben.

Während er wartete, beobachtete er im Wechsel, wie sich der Brustkorb von Ziva und McGee sachte hob und senkte. Es wirkte beruhigend auf ihn und so vergaß er auch seine Schmerzen für eine kurze Zeit – physische wie psychische.
 

Fortsetzung folgt

Kapitel 23

Kapitel 23:
 

Bei der Direktorin:
 

Nach einiger Zeit hatte die Direktorin ein weiterer Anruf erreicht, der sie beruhigte – Gibbs war aufgewacht und schon wieder störrisch, uneinsichtig, wenn es um seine Gesundheit ging und er wollte seinen Willen durchsetzen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Ihre Gedanken schweiften erneut ab, weil sie wieder an ihren ehemaligen Partner denken musste.

Ducky hatte ihr noch einen Rat gegeben. Ihm war aufgefallen, dass Gibbs mit dem Geschehen ziemlich zu kämpfen hatte und seiner Erfahrung nach würde er „Außenstehende“ nicht an sich ranlassen. Er hatte ihr empfohlen, dass sie lieber die Befragung übernehmen sollte, da andere Agenten nicht zu seinen Vertrauten zählten.

Darüber musste sie nicht lange nachdenken. Sie griff zum Telefon, wählte eine Nummer und nach einigen Sekunden, in denen das Freizeichen ertönte, hörte sie ein gestresst klingendes: „Rosner?“

„Agent Rosner. Bitte kommen Sie sofort zu mir ins Büro. Ich muss mit Ihnen einige Dinge besprechen. Danke.“, befahl Jenny ihrem Gesprächspartner und bevor sie auflegte, bedankte sie sich, da sie wusste, wie viel Druck der Agent momentan ausgesetzt war.

Kurze Zeit später klopfte es an der Tür und nach einem kurzem „Kommen Sie rein, Agent Rosner!“, öffnete ein etwa 39- Jähriger Agent mit braunen, müden Augen und kurzem, schwarzem Haar die Tür. „Mám, sie wollten mich sprechen?“, entgegnete er nur, man hörte, dass er etwas wütend war, das aber gut versteckte.

„Agent Rosner, ich weiß, dass sie viele Probleme lösen müssen. Sie sind erschöpft und kommen nur langsam mit den Ergebnissen voran, dennoch....“, Jenny machte eine Pause, schaute ihm durchdringend in die Augen, stand auf, umkreiste den Agenten und beendete den Satz mit energischer Stimme: „...Ich bin ihre Vorgesetzte und sie kommen ohne zu murren, wenn ich sie rufe. Es hat seine Gründe und glauben sie mir, es liegt mir viel an diesem Fall und ich störe keinen Agenten ohne Grund bei den Ermittlungen. Verstehen wir uns?“

Ihr Gegenüber schaute ein wenig verlegen, fühlte sich ertappt, deshalb nickte er zum Einverständnis und nachdem er sich wieder gefangen hatte, fragte er in normalem Ton: „Wie kann ich ihnen helfen, Direktor?“

„Ganz einfach, sagen sie mir, ob wir wenigstens wissen, ob die ganze Sache etwas mit einem Anschlag zu tun hatte. Danach helfe ich ihnen.“, entgegnete Jenny ihm mit glitzernden Augen und ein Schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen.

„Also wir haben ein Team zu dem ,in der Mail erwähnten, Ort geschickt. Dieser Platz ist verlassen und scheinbar war dort in der letzten Woche keiner. Es waren keine frischen Fußabdrücke oder Reifenspuren zu finden. Alle Spuren am Unfallort deuten dagegen darauf hin, dass jemand auf das Team gewartet hat. Dennoch ohne die Ergebnisse der Laborantin sind das alles nur Spekulationen. Um auf ihre Frage zu antworten, ja es ging um ein Anschlag, aber die Opfer waren unsere Agenten, darauf verwette ich meine Pension. Und wie können sie mir nun helfen?“, antwortete der leitende Agent leicht gereizt.

„Gut, gut, Agent Rosner. Damit wäre ein Problem gelöst, aber ein neues entstanden. Sie durchforsten bereits die Fälle des Teams?...“ Aber nachdem Rosner seinen Kopf schief legte und seine Mundwinkel genervt verzog, sah sie ihre Frage beantwortet. „Okay! Dann zu meiner Hilfe. Ich habe einen Anruf aus dem Krankenhaus erhalten. Agent Gibbs ist aufgewacht. Es geht ihm den Umständen entsprechend. Die Ärzte raten daher von einer Befragung ab. Ducky hat mir aber den Tipp gegeben, dass eine Vertraute mit unserem Chefermittler sprechen könnte. Kurz gesagt, ich übernehme die Befragung. Wenn Sie etwas von ihm wollen, dann geben sie mir einen Zettel auf dem sämtliche Fragen notiert sind. Ich werden Ihnen dann den Bericht schnellstmöglich zukommen lassen. Noch Fragen, Agent Rosner?“, erklärte sie voller Tatendrang. Ihr Gegenüber wusste nicht was er sagen sollte. Gerade als er sich verabschieden wollte, klingelte sein Handy und er meldete sich mit dem typischen: „Rosner?“ Die Direktorin konnte dann eine überraschende Reaktion an seinem Gesicht ablesen.
 

Bei Abby:
 

Die junge Goth war in ihr rotes Schmuckstück gestiegen und so schnell wie möglich zum Hauptquartier gefahren.

In Gedanken war sie bei ihren Freunden. Sie konnte einfach diese schrecklichen Bilder nicht vergessen und auch wenn ihr klar war, dass sie in Abwesenheit ihrer Freunde stark sein musste, so konnte sie es nicht ständig. Zwar schaffte Abby es, für kurze Zeit die Bilder zu unterdrücken und die Trauer zu verdrängen um für Mut und Stärke Platz zu schaffen. Aber sobald Stille sie umgab, brach alles über sie herein. Still rannen Tränen über die Wange, doch es reinigte auch. Dadurch gewann sie die Stärke, die sie für das Kommende benötigte.

Der Wachmann am Tor hatte nicht Mal ihren Ausweis kontrolliert, sicher weil er vom Geschehen gehört hatte und so konnte Abby ohne weitere Probleme erst in die Tiefgarage und von da dann gleich ins Labor.

Die junge Frau verließ den Fahrstuhl und betrat einen dunklen Gang und nach kurzer Zeit stand sie vor einer Tür, die sie in ihr Reich führte. Mit einem leisen Zischen öffnete sich diese und auch hier erdrückte sie fast eine grauenhafte Dunkelheit.

Abby bediente den Lichtschalter, schniefte immer wieder einmal und sie versuchte mit ihren Babys zu reden. Sie versuchte ihnen zu erklären, was eigentlich passiert war und was sie nun tun mussten: „Na, Truppe. Ich hoffe ihr seid fit. Entschuldigt, dass ihr mich so sehen müsst, ich weiß doch, dass ihr es nicht leiden könnt, wenn ich weine. Heute ist aber etwas Grauenhaftes passiert und wir.....“ sie zeigte mit der Handfläche auf jedes einzelne Gerät. „.....wir werden den Täter überführen und am liebsten, aber das bleibt unter uns, würde ich ihn langsam und qualvoll umbringen. Ich weiß, dass ihr diese Nachtschichten überhaupt nicht leiden könnt, aber ihr macht sie für mich, für Gibbs, für Tony, Ziva und McGee. Also los.“, befahl sie zum Schluss fast, während sie jeden einzelnen On – Knopf zärtlich drückte.

In einer Ecke sah sie dann Bert sitzen, der sie einfach nur traurig anzusehen schien und neben ihm lag ein Foto von Tony, das Abby hingelegt hatte, da sie ihn die letzte Zeit auf der Arbeit vermisst hatte.

Das brachte alle Dämme zum brechen. Das Foto eines ihrer Freunde, das sie an den Schmerz in ihrem Innern erinnerte und dann ihr lieber Bert, von dem sie sich einfach verstanden fühlte. Deshalb begann sie wieder heftiger zu schluchzen.

„Bert, du fühlst wie ich nicht wahr? Du vermisst sie genauso wie ich.“, sprach sie schniefend zu ihrem grauen, furzenden Nilpferd, der laute, pupsende Geräusche von sich gab, während Abby ihn drückte.

Nachdem die Goth sich wieder beruhigt hatte, setzte sie Bert zärtlich vor sich hin und machte sich dann zielstrebig an die Arbeit.

Das Labor war nun voll erleuchtet, die Geräte waren startbereit, Bert saß vor Abby und die Beweismittelbeutel waren auch voll gefüllt. Nur eins fehlte hier in diesem Labor – die Musik. Die Schwarzhaarige war einfach noch viel zu betroffen von den Geschehnissen und daher war ihr heute nicht nach lauter Musik zumute.

Die Laborantin schaute sich als erstes die Patronen an, es war schwer, aber mit Bert an ihrer Seite fiel es ihr um einiges leichter. In Gedanken sah sie immer noch die Bilder der Verletzten im Krankenhaus vor sich, und der Wunsch den Verantwortlichen dafür zu bestrafen half ihr ebenfalls, die Untersuchungen durchzustehen.
 

Bei Gibbs:
 

Gibbs hatte seine beiden Agenten beobachtet, jedoch hatte irgendwann seine Kraft nachgelassen und so war er trotz der Schmerzen eingeschlafen.

Ducky diskutierte bereits seit einiger Zeit mit dem diensthabenden Arzt. Dieser wollte kein Risiko eingehen und so dem Chefermittler die Möglichkeit verweigern, seinen Retter, seinen Freund zu sehen. Nach einigem hin und her konnte der Pathologe dem Mediziner aber klar machen, dass es unproduktiv wäre und dass es dem Teamleiter eher schaden würde als nützen.

Sie wurden sich einig, dass Ducky die Verantwortung übernahm, was den Transport und besonders die Gesundheit des Patienten anging.

Gegen diesen Kompromiss hatte der Gerichtsmediziner nichts und so konnte er endlich zu seinem Freund zurück.

Leise öffnete er die Tür und zufrieden stellte er fest, dass Abby wieder einmal ganze Arbeit geleistet hatte. Gibbs lag mitten im Raum, mit geschlossenen Augen ruhte er und dennoch konnte man den inneren Kampf an den stetigen Bewegungen der Augen erkennen.

Der Pathologe ließ kurz seinen Blick durch den Raum schweifen, bevor er seinen Weg fortsetzte. Kurz bevor er sein Ziel, nämlich das Bett des Teamleiters, erreichte, schreckte Gibbs auf und schaute mit schmerzerfüllten, erschrockenen Augen in Richtung der anderen Verletzten, scheinbar ohne den Ankömmling zu registrieren.

„Jethro, ganz ruhig, atme tief durch. Es war nur ein böser Traum, in dem du einiges zu verarbeiten versuchst.“, sprach Ducky beruhigend auf den Chefermittler ein, der immer noch mit schmerzerfüllten Augen nun aber suchend und ein wenig orientierungslos durch den Raum schaute.

Nachdem Gibbs sich gefangen hatte und seine Gedanken sortiert hatte, schaute er seinem alten Freund direkt in die Augen und während er den aufkommenden Schmerz ignorierte, interessierte ihn nur eins: „Wo ist Tony und hilfst du mir, zu ihm zu kommen oder muss ich es allein versuchen?“ Ducky sah in den Augen seines Gegenübers, dass er einen Entschluss getroffen hatte, von dem er nicht mehr abzubringen war. Sämtliche Zweifel, die kurz vorher nochmals in ihm aufgekommen waren, waren verschwunden, denn ihm war klar, nur mit seiner Hilfe würde der Teamleiter ohne weitere Verletzungen zu seinem Teammitglied gelangen.

„Jethro!!!....Ein Pfleger kommt gleich mit einem speziellen Rollstuhl, bei dem deine Beine ausgestreckt bleiben können. Du darfst auch nicht zu lange sitzen, das könnte deiner Hüfte schaden. Was die Schmerzen angeht.....Jethro...bisher hast du Morphium über eine Vene bekommen. Ich würde dir aber zu einem hochdosierten Schmerzpflaster raten. Es würde den kurzen Transport wesentlich erleichtern.“, erklärte Ducky mit müder, aber überzeugender, ruhiger Stimme.

Gibbs musste nicht viel über das Gesagte nachdenken. Er hatte trotz des Morphiums Schmerzen, auch wenn er es nicht zugeben würde und er vertraute seinem Freund. Kaum hatte er zustimmend genickt, da wurde auch schon die Tür aufgestoßen. Ein großer, muskulöser Pfleger schob einen Rollstuhl vor sich her. „So Agent Gibbs. Das ist einer unserer besten Pflegerollstühle. Rückenneigung, extrabreite Wadenpolsterung, Rücken und Kopfteil ergonomisch und verstellbar. Und das Beste, die Beinstützen können wir nach ihren Bedürfnissen verstellen. Alles ist auch noch gepolstert, kurz um, wir können sie sicher zu ihrem Kumpel in die 124 B bringen. Na bereit?“, quasselte der Pfleger fröhlich vor sich hin. Der Chefermittler wusste nicht wie ihm geschah. Während ihm das alles berichtet wurde, entfernte der Pfleger, der sich mit Mathis vorgestellt hatte, alle Infusionen, Elektronen und er schaltete die Geräte aus, damit sie keinen Alarm gaben. Dabei redete er Gibbs gut zu und teilte ihm jeden Schritt mit, denn er unternahm, um ihn in den Rollstuhl zu setzen. Ehe sich der Chefermittler versah, saß er in diesem monströsem Stuhl und versuchte tief durchzuatmen, da der Transfer große Schmerzen verursacht hatte.

„Geht es, Jethro? Alles klar?“, fragte Ducky gleich besorgt, aber sein Freund entgegnete nur mit leicht schmerzverzerrter Stimme: „Ich muss zu Tony.“

Der Pathologe klebte ihm noch das Pflaster auf die Schulter, legte seinem Freund nochmals beruhigend die Hand auf diese und dann konnte es losgehen.

Mathis schob langsam den Rollstuhl zum Ausgang, so dass sein Patient sich von der Tortur erholen konnte. Gibbs jedoch nutzte die Zeit um sich nochmals umzusehen. Leise flüsterte er: „Ich richte ihm schöne Grüße aus und ihr beeil euch mit dem Aufwachen. Also los!“

Der Pathologe hingegen beobachtete seinen alten Freund für kurze Zeit, entschied dann aber, ihn bis zum Zimmer zu begleiten, bevor er wieder zu den anderen zurückkehren würde.

„Schneller. Schneller!“, befahl Gibbs dem Pfleger. Es ging ihm alles zu langsam. Dieser antwortete nur: „Ist ja schon gut, Mensch! Wir sind ja gleich da. Es ist nur das Nebenzimmer, sollte ich aber irgendwo mit dieser Länge anstoßen, sind sie sicher auch nicht zufrieden, oder? Hier ist es doch schon!“

Der Gerichtsmediziner schaute dem jungen Pfleger daraufhin strafend in die Augen, erzielte damit auch sofort seine Wirkung, denn die rüpelhafte Aussage tat diesem bereits leid, das sah der Pathologe in dessen Blick.

„Ab hier übernehme ich, danke.“, entgegnete der Gerichtsmediziner noch zu Mathis. Dieser übergab seinen Patienten mürrisch, denn nun folgte eine Aufgabe, die nicht so aufregend war, aber dazu gehörte – er musste Miss Nopp füttern, eine alte, demenzkranke Dame, die ihn immer wieder mit dem Essen bewarf.

Ducky legte erneut sanft eine Hand auf die Schulter seines alten Freundes, wollte ihm so zeigen, dass er bei ihm war. Dieser nickte bestätigend, verstehend und bestärkt betraten beide den steril und kalt wirkenden Raum in dem Tony lag. Der Ältere stellte den Rollstuhl dicht am Bett des Halbitalieners ab, blickte nochmals auf Gibbs, der bereits tief in seiner Welt gefangen war, bevor er beunruhigt zur Tür lief, nicht wissend, ob er das Richtige getan hatte.
 

Bei Kathi:
 

Kathi lag nun schon einige Zeit in diesem Zimmer. Sie stellte fest, dass die Schwestern hier nicht so aufmerksam waren, wie die auf der anderen Station. Sie schrieb sich nun seit ein paar Stunden die Zeiten auf, in denen die Schwestern ihr Zimmer aufsuchten. Die angekündigte Ärztin hatte sie auch noch nicht beehrt, aber nun wollte sie es riskieren. Sie schaute kurz aus der Tür hinaus und nachdem keiner kam, schloss sie diese wieder. Danach begab sie sich mit ihrem Handy ins Bad, schloss sich ein und wählte eine Nummer. Wieder dauerte es eine Weile, ehe der Nichtsnutz ranging, nur dieses Mal melde er sich angemessen:

„Ich habe so sehnlichst auf deinen Anruf gewartet. Wie kann ich dir helfen, My Lady?“, fragte er heiser, da er in ihrer Gegenwart, ja sogar wenn nur ihre Stimme zu vernehmen war, nicht wusste, was er tat und sagte.

„Ich kann nicht lange reden, das könnte mich in Gefahr bringen. Verstehst du das?“ Doch ohne auf eine Antwort zu warten redete sie weiter: „Du besorgst mir ein paar Dinge. Es darf sie keiner zurückverfolgen können, also einfach immer einzeln oder im Netz kaufen. Egal wie, es darf sie keiner mit mir in Verbindung bringen, ist das klar?“, fragte sie mit erhobener Stimme. Ihr Plan war riskant, konnte aber klappen, wenn dieser Nichtsnutz alles richtig machte.

„Schreib mit. Infusionsbesteck, erst einmal zehn Mal, Infusionslösungen, einen Notfallkoffer aus einem Rettungswagen, den musst du klauen. Lass dich gefälligst nicht erwischen. Am besten du schnappst dir irgendwo einen ganzen Rettungswagen, das Equipment können wir eigentlich auch gebrauchen und den RTW auch. Dann benötige ich eine Ernährungspumpe und Sondennahrung, kaufe das Zeug erst einmal für zwanzig Tage, dann werden wir weitersehen. Ach ja, kaufe auf den Namen Jethro Gibbs ein Haus, als Versteck, gut abgelegen, weit weg von der Zivilisation. Dort kannst du alles unterbringen. Ehe du das nicht hast, brauchst du das andere Zeug nicht besorgen. Du hast noch ein bisschen Zeit, aber da ich dir nicht den genauen Zeitplan durchgeben kann, mach so schnell wie du kannst. Ich melde mich wieder und vielleicht kann ich dir dann sagen, wo wir uns wiedersehen.“, befahl sie ihrem Lakaien und ohne weitere Worte des Abschiedes legte sie auf.

Kathi war glücklich, dass ihr Plan immer weitere Formen annahm. Nun musste sie nur noch einen Weg finden, um an ihren Liebling ranzukommen. Es juckte sie in ihren Fingern. Am liebsten würde sie die Wache erschlagen und einfach mit Tony rausgehen. Nur leider war sie hier in einem Militärkrankenhaus und das erschwerte die Situation um einiges.

Vertieft in Gedanken bemerkte sie zuerst nicht, wie eine junge Ärztin das Zimmer betreten hatte.

„Miss? Miss, wo sind sie! Ist alles in Ordnung? Miss?“, rief die junge Medizinerin. Ihr war bewusst, dass sie schon vor einiger Zeit nach der neuen Patientin hatte sehen sollen, aber ein Notfall auf der Station hatte sie aufgehalten.

Und diese junge Dame, wenn man die Unbekannte so nennen konnte, lag nicht als Notfall auf dieser Station, sondern eigentlich nur, weil ihrer Meinung nach die Bundesbehörde Arbeitskräfte einsparen wollte.

Scheinbar wurde sie nun aber eines besseren belehrt. Eine Möglichkeit hatte sie noch. Das Bad war in diesem Überwachungszimmer integriert und gerade als sie die Tür zum Badezimmer öffnen wollte, lugte ihr der Kopf einer augenscheinlich ängstlich dreinschauenden Frau entgegen. Sie zitterte am ganzen Körper und fragte nach kurzer Pause leise: „Wer...wer sind sie? Es ist hier alles so fremd.“

„Ganz ruhig. Mein Name ist Doktor Susanne Wesley und ich bin ab sofort ihre Ärztin. Ist irgendetwas passiert? Komm setzen Sie sich erst einmal aufs Bett.“, redete die Ärztin beruhigend auf ihre neue Patientin ein.

„N...nein, es ist mir nur zu viel. So viel neue Gesichter auf einmal......keiner kann mir was zu mir sagen...ich weiß nicht wer ich bin.“, erklärte Kathi und brach erneut in Tränen aus.

Die Ärztin hingegen hielt es für einen kleinen Nervenzusammenbruch, strich ihr sanft über den Arm und zog eine Spritze aus der Kitteltasche, die sie für den Notfall immer dabei hatte.

„Ganz ruhig. Ich spritze Ihnen etwas, damit Sie zur Ruhe kommen. Das ist wichtig.“ , erklärte die Medizinerin und bevor Kathi reagieren konnte, hatte sie die Spritze in ihrem Arm.

Sie merkte noch, wie die junge Ärztin ihr die Decke überlegte, ihre Augen wurden schwerer und schwerer, in Gedanken war sie bei Tony, ihrem Schatz und so gab sie der Müdigkeit nach. Doktor Wesley kontrollierte den Puls ihrer Patientin und stellte fest, dass sie in einen tiefen Schlaf gefallen war. Für die Schwester vermerkte sie die Medikamentengabe und ein paar weitere Beruhigungsmittel, bis sich die junge Frau mit der Situation abgefunden hatte.

Zufrieden, dass sie wieder jemandem hatte helfen können, verließ sie das Zimmer.
 

Bei Gibbs und Tony:
 

Gibbs fiel es schwer, Tony so zu sehen. Der sonst so lebensfrohe, muntere, witzige Agent, der nie seine Klappe halten konnte und ihn ständig zur Weißglut trieb, lag hier blass, still und nur das stetige Piepen der Geräte zeigte, dass er noch am Leben war.

Dieser Anblick schmerzte den Teamleiter, besonders, da der Halbitaliener vor dieser Tragödie noch mit seinen vorherigen Verletzungen zu kämpfen hatte. Er war sich sicher, ein gesunder Anthony DiNozzo hätte das Wrack noch rechtzeitig verlassen können. Langsam fragte er sich wirklich, ob er ein so guter Teamleiter war, wenn seine Leute nicht den einfachsten Befehlen Folge leisten konnten oder wollten. Vielleicht konnten seine Agenten ihm und seinem Urteil nicht mehr so wie es sein sollte vertrauen, aber warum? Was hatte er getan um das Vertrauen zu zerstören? Daher empfand er keine Wut auf den Halbitaliener, da er allen anderen dadurch das Leben gerettet hatte – allen und auch ihm. Der Chefermittler seufzte erneut schwer. Er fühlte sich schuldig an der Situation, fragte sich ob er beim Fahren anders hätte reagieren müssen, vielleicht wäre es ihm doch gelungen, einen Unfall zu vermeiden, so dass keiner von ihnen verletzt gewesen wäre.

Sachte nahm Gibbs dann die Hand Tonys, da sie eine der wenigen Stellen an seinem Körper war, die nicht bandagiert war. Er streichelte sie, während er seinen körperlichen Schmerz ignorierte. Einige Zeit beobachtete er nur das gleichmäßige Heben und Senken des Brustkorbes im Takt der Beatmungsmaschine. Erst einmal musste er seine Gedanken sammeln, seine Gefühle fuhren Achterbahn. Er konnte es nicht wirklich beschreiben aber irgendwie fühlte er sich verloren zwischen Trauer, Wut, Hilflosigkeit, Schmerz und Tatenlosigkeit.

Ja, verloren war das richtige Wort, da er mit dieser schrecklichen Situation einfach nicht umgehen wollte und konnte. Er wusste auch nicht, was er hier und jetzt sagen sollte, kämpfte mit sich, da sein Herz nach einer Aussprache schrie, aber sein Kopf ihm sagte, dass sein Gegenüber es doch nicht hören würde.

Irgendwann jedoch siegte das Herz und er fand die Worte, die ihm passend erschienen, auch wenn sie teilweise sein Innerstes offenbarten. Dabei half Gibbs das Wissen, dass ihn keiner hören konnte und vielleicht nutzten diese Worte seinem Freund, er wollte nichts unversucht lassen:

„Tony, du hast mir gesagt, dass du Angst hast, dass wir dich verlassen. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Meine Antwort lautete, ich und auch die anderen würden dich niemals verlassen. Was aber wichtiger gewesen wäre, auch du gehörst zu unserer Familie und ich habe immer wieder Angst, dich zu verlieren. Dein, nennen wir es, „Talent“ Probleme anzuziehen bereitete mir schon immer Sorgen. Nur ich konnte dir das doch nicht einfach sagen. Du hättest Höhenflüge bekommen.....!“, sprach er leise zu seinem Gegenüber, bis ein leises Schmunzeln über seine Lippen huschte, da er an die Situation im Fahrstuhl denken musste, nachdem sie ihn vor der verrückten Kellnerin gerettet hatten. Tony hatte unbedingt wissen wollen, ob Gibbs ihn vermisst hatte, was in seinen Augen vergleichbar mit der Frage gewesen war, ob er ihn gern hatte. Und was hatte er getan? Er hatte ihm die Worte gesagt und ihm dann gleich einen Dämpfer verpasst. Doch dieses kleine Lächeln verschwand schnell, da eine Schmerzwelle durch den Körper des Teamleiters zog, so dass er sich kurz zusammenkrümmte. Die Sitzposition wurde von Minute zu Minute ungemütlicher, aber er riss sich zusammen, da er hier so lange wie möglich bleiben wollte.

„Leider nutze ich meine Chance erst jetzt. Besser spät als nie, oder?....Du musst wissen, du kannst mich und die anderen nicht einfach zurück lassen. Nicht so und nicht jetzt. Wir brauchen dich und du bist zu wichtig für uns, für mich, als dass du einfach aufgeben kannst. Nimm dir die Zeit die du brauchst, wir helfen dir, aber komm zu uns zurück. Diesen Befehl darfst du nicht missachten, darauf steht eine hohe Strafe, das schwör ich dir. Du willst dich sicher nicht mit mir anlegen, oder?“ Seufzend blickte Gibbs nach diesen Worten weiter auf die geschlossenen Augen Tonys, so als könnte er ihn hypnotisieren, ihn mit mentaler Kraft aufwecken. Eine Regung konnte er dennoch nicht vernehmen.

„Tony, warum???????“, fragte er nun immer wieder leise.

„Was habe ich falsch gemacht? Es war doch nun fast alles wieder beim Alten? Ich verspreche dir eins, ich schnappe mir diesen Irren, der uns das angetan hat und dann wird er büßen müssen. Jede kleinste Schramme lass ich ihn spüren die er euch zugefügt hat.“, fügte er wütend und mit fester Stimme hinzu.

„Und wir beide, wir müssen uns dann auch noch unterhalten.“, versprach er Tony ein wenig strenger. „Aber keine Angst, es wird dieses Mal glimpflicher für dich ausgehen. Unter einer Bedingung, du beeilst dich mit dem Aufwachen!!!“, versuchte er Tony noch zu ermuntern.

Nun wusste er nicht mehr was er sagen sollte. Noch immer war er innerlich aufgewühlt, aber ein wenig besser fühlte er sich dennoch. Es war klar, dass er mit dem wachen Tony dennoch sprechen musste, aber ein Schritt war getan. Er beobachtete weiter das Heben und Senken des Brustkorbes, die Bewegungen des EKGs und die Sprünge, die der Puls immer wieder Mal machte. Nach einiger Zeit übermannte Gibbs aber die Müdigkeit. Noch einmal blickte er Tony von oben bis unten an, so als würde er jede Verletzung in einer Bestandsliste aufnehmen und dann schlief er trotz der Schmerzen in diesem Pflegerollstuhl mit Tony Hand in Hand ein.
 

Fortsetzung folgt....

Kapitel 24

Huhu hier kommt endlich ein neues Kapitel. Sky2 lass dich überraschen, okay? Viel Spass beim Lesen. LG Claudi.
 

Kapitel 24
 

Bei der Direktorin:
 

Agent Rosner rannte wie ein geölter Blitz die Treppe hinunter, ohne auf seine Vorgesetzte zu achten. Einer seiner Agenten hatte ihn informiert, dass eine Mail eingetroffen war, die er sich sofort ansehen sollte. Sie schien das Team von Gibbs zu betreffen. Hinter sich hörte er immer wieder, wie sein Name gerufen wurde. Die Direktorin war scheinbar durch den überstürmten Aufbruch überrascht worden und folglich war der natürliche Instinkt eines Agenten in ihr erwacht. Man folgen sie mir doch einfach, dachte er sich kurz, da ihn die ständigen Rufe langsam nervten. Am Computer von Gibbs fand er seinen jüngsten Agenten, „dumbly monk“, wie er ihn immer wieder nannte, da dieser nie den Mund aufbekam und wenn er doch einmal sprach, dann mit einer leisen, piepsigen Stimme. Außerdem war er nicht gerade der Typ Mann, der die Frauen anzog. Er liebte seine Computerarbeit und war zu schüchtern und traute sich nicht wirklich, ein weibliche Person anzusprechen.

„Was haben sie, Payne?“, fragte der leitende Ermittler mit fester Stimme.

Der Computerspezialist erschrak, da sein Chef so kurz nach dem Anruf bereits anwesend war und auch noch die Direktorin im Schlepptau hatte. „Madam?“, sprach er unsicher in die Richtung der Direktorin, da diese keine Reaktion zeigte. Nachdem Jenny aber nur nickte und dann auf seine Erklärung zu warten schien, begann er zu berichten: „Also,...ähm...ich habe an Agent Gibbs Computer gearbeitet. Dort habe ich wirklich nur nach Hinweisen gesucht und keine privaten Dateien geöffnet, das schwöre ich. Und es war eine Anweisung.“, fügte er schnell hinzu, nachdem ihm bewusst geworden war, welches Heiligtum er eben angerührt hatte. Die Direktorin versuchte ihn zu beruhigen. Sie wusste schließlich, was im Büro für ein Gerücht über die Dinge kursierte, die der Teamleiter mit dem Betreffenden anstellen würde, sollte es jemand tatsächlich wagen, den Platz des Chefermittlers ungefragt anzurühren: „Ich habe sie dazu ermächtigt, also was haben sie gefunden?“, entgegnete Jenny zunächst ermutigend. Der Agent jedoch starrte sie nur verblüfft an, anstatt ihnen endlich seine Entdeckungen mitzuteilen. Dadurch wurde die Direktorin immer gereizter. Jenny holte ihn aus seiner Trance, da dieser immer noch zu ihr stierte und nervös mit den Schuhen auf dem Boden scharrte, indem sie ihm leicht ärgerlich entgegnete: „Agent Payne, kommen sie endlich zur Sache. Wir warten." Der junge Mann erklärte daraufhin stockend und langsam: „Nichts habe ich gefunden. Die Akten und Dateien sind sauber. Kein Virus, kein Schnüffler, nichts. Aber, gerade als ich den Computer ausschalten wollte, kam eine Mail, die für uns sehr interessant ist.“

„Was für eine Mail. Von wem?“ ,fragten Rosner und Shepard ungeduldig im Chor.

Payne druckte das Geschriebene aus und drückte jedem eine Kopie in die Hand. Jenny konnte nicht glauben was sie dort zu lesen bekam. Es war das Motiv des Täters und gleichzeitig die Drohung, alle drei bald zu töten. Sie fühlte sich zittrig, schwach und eine innere Angst, die Angst, gute Leute, gute Freunde zu verlieren, drohte sie zu überrollen. Das Gefühl zu unterdrücken fiel ihr schwer und doch war es notwendig, da sie als Direktorin einen klaren Kopf benötigte und sich nicht von persönlichen Empfindungen beherrschen lassen durfte. Noch einmal atmete sie tief durch, bevor sie die weiteren Befehle gab: „Strengere Sicherheitsvorkehrungen beim Team, bis sie sich selbst verteidigen können. Was die Ermittlungen angeht, da muss ich Ihnen ja nichts mehr sagen. Also los, die Zeit rennt.“

Nachdem das geklärt war, lief sie schnell in ihr Zimmer, holte sich eine Jacke, bat Cynthia, alle Termine abzusagen und begab sich auf den Weg zum Krankenhaus.

Auf dem Weg in die Klinik war sie tief in Gedanken versunken. Ihre Sorge um Gibbs, aber auch um sein restliches Team war an die Oberfläche getreten und sie kämpfte mit ihren Gefühlen – mit der Verlustangst und mit der Ungewissheit, was sie erwarten würde.

An der Tür des Krankenzimmers blieb sie stehen, nickte dem diensthabenden Agenten an der Tür DiNozzos zu und harrte kurz aus. Dann holte Jenny noch einmal kurz tief Luft um Kraft zu sammeln, bevor sie sich der Realität stellen musste. Mit neuem Mut und mit neuer Kraft betrat sie das Intensivzimmer.

Der Pathologe saß am Bett der Israelin und erzählte wieder einmal eine seiner Geschichten. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf dem Gesicht der Direktorin. Sie war froh, dass Gibbs und sein Team in guten Händen waren. Dieses beruhigende Bild in sich aufnehmend sah sie sich um, doch ein Schreck durchfuhr sie, als sie Gibbs nicht, wie erwartet, vorfand. Sie fragte sich, ob er gegen alle Vernunft das Krankenhaus verlassen hatte. „Hallo, Doktor Mallard.“, sprach sie leise in den Raum hinein. Der Angesprochene drehte sich sofort um, beendete seinen Satz und begab sich schnellstmöglich zur Tür. „Direktor. Sie hier? Kann ich etwas für sie tun? Ach ja, die Sache mit der Befragung, die hatte ich in der Zwischenzeit schon fast wieder vergessen. Gut, dass sie diese selbst durchführen wollen, nur warum nicht morgen? Er ist doch gerade erst aufgewacht.“, erklärte Ducky höflich, erstaunt und leicht müde. Es war in der letzten Zeit sehr viel Aufregung gewesen und es kostete viel Kraft, seine Freunde aufzumuntern und abends dann noch die Mutter zu versorgen.

„Doktor, wo ist er? Wie geht es ihm? Wie geht es den anderen?“, fragte die Direktorin aufgewühlt und besorgt.

„Es geht allen den Umständen entsprechend. Sie werden wieder, glauben sie an sie, sie sind alle Kämpfer, Direktor. Jethro ist bei Tony. Ich konnte ihn nicht davon abbringen. Sie wissen wie er ist, wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann.....“, erklärte der Pathologe daraufhin, wurde jedoch mitten in seinem Satz von Jenny unterbrochen.

„Jaja, ich weiß. Ich werde ihn Mal suchen!“, fügte sie hinzu, bevor sie sich verabschiedete und das Zimmer verließ. Kurz vor dem Verlassen des Zimmers hatte sie Ziva und McGee von weitem betrachtet. Es fiel ihr schwer, der Freundin, der Lebensretterin nun nicht beistehen zu können, aber es gab Dinge die einfach Priorität hatten, da diese eventuell allen hier das Leben retten konnten.

Nachdem sie das Zimmer des Halbitalieners betreten hatte, blieb sie an der Tür stehen.

Obwohl das Bild, das die Direktorin vor sich sah, ein leichtes Lächeln auf den Lippen der Rothaarigen hervorrief, war sie auch ein wenig besorgt. So wie es aussah, war Gibbs eingeschlafen, dennoch hielt er immer noch Tonys Hand in der seinen. Jenny war sich aber sicher, dass er sich zu viel vorgenommen hatte. Unter anderem erkannte sie dies an der aschfahlen Gesichtsfarbe.

Sie wollte dem Chefermittler noch ein wenig Ruhe gönnen und deshalb das Zimmer wieder verlassen, da sprach eine erschöpft, leicht schmerzverzerrt klingende Stimme: „Jenny?... Heute kein Treffen mit dem Verteidigungsminister? ... Mit dir habe ich noch nicht gerechnet. Es gibt viel zu besprechen!“ Während ihr ehemaliger Partner versuchte ihr in die Augen zu sehen, wobei er sich drehen musste, entkam ihm ein schmerzhaftes Stöhnen.

Die Direktorin hingegen wusste im ersten Moment gar nicht, was sie sagen sollte. Deshalb ging sie erst einmal auf das Bett zu. Sie wollte vermeiden, dass sich Gibbs überanstrengte. Entsetzt schaute Jenny sich das Ausmaß der entstandenen Verletzungen an Beiden an und suchte kurz nach den richtigen Worten, bevor sie ihm leise antwortete: „Jethro. Es tut mir so leid. Ich weiß, dass du das Richtige tust und getan hast, dennoch gibt es Untersuchungen, wie es zu dem Unfall kam. Kannst du mir sagen, was passiert ist? Bist du bereit dazu?“

Während sie sprach, blickte sie in die eisblauen, mit Schuldgefühlen beladenen Augen, die sie müde und schmerzverzerrt anschauten.

Es entstand eine Pause - für Beide fühlte sich der Moment an, als würde die Zeit still stehen.

Es war ein Augenblick der Besinnung, der Zeitpunkt der Erinnerung und der Moment der Erkenntnis.

Gibbs hatte den ganzen Unfall und auch die Bilder von Tony, als dieser mit dem Auto abgestürzt war, vor Augen. Er war sich sicher, Schuld an Tonys Zustand zu sein. Ihm war inzwischen klar, dass sein Instinkt ihn nur deshalb gewarnt hatte. Er erinnerte sich auch an das, was er vermissen würde, sollte der Halbitaliener es nicht schaffen. Es waren Kleinigkeiten, über die er sich meist nach Außen hin aufregte, aber nur, damit der junge Agent keine Höhenflüge bekam. Innerlich amüsierten ihn diese Dinge oft. Ohne Anthony DiNozzo wäre das Büro einfach nur ein Ort, wo man morgens hinging und abends schnellstmöglich wieder wegwollte. Keiner würde einem den Tag mit Späßen versüßen oder die schlimmsten Verbrechen vergessen lassen. Warum hatte es erneut Tony getroffen? Warum musste er hier ohne eine Regung liegen, nur weil er ihn gerettet hatte? Der ergraute Chefermittler war sich sicher, das würde er herausfinden, koste es was es wolle.

Die Direktorin hingegen war durch Gibbs Augen wie hypnotisiert. In ihnen war ein Kampf zu sehen, dessen Ende noch nicht absehbar war. Sie fragte sich, ob sie zur richtigen Zeit kam, oder ob die Befragung doch verfrüht stattfand.

Na kurzer Zeit verlor sie den Blickkontakt, da sich Gibbs auf einmal von ihr abwendete und auf Tony starrte, bevor er sich an seine Pflicht als Ermittler erinnerte und ohne zu Zögern, aber mit leicht bebendem Unterton berichtete: „Von der Mail wurde dir sicher berichtet, davon gehe ich einfach aus. Wir haben den schnellsten Weg gewählt. Irgendwann wurde unser Auto gerammt. Ziva hat das Fahrzeug erkannt, es war ein roter Dodge Caliber. Sie war sich ziemlich sicher, also kannst du es als gegeben hinnehmen. Dieses Auto hat uns immer wieder gerammt und so habe ich nur unter großer Anstrengung die Spur halten können. Irgendwann hatte der Täter dann genug, deshalb hat er dann die Pistole benutzt. Die erste Kugel hat McGee getroffen. Ich habe nur noch ein Stöhnen vernommen, doch es folgten weitere Schüsse und in der Kurve verlor ich dann die Kontrolle über den Wagen vollends. Personenbeschreibung ist unmöglich. Sonst gab es auch nichts Auffälliges. Ich kann nicht sagen, wer es auf uns vier abgesehen hat.“ Erneut schaute Gibbs zu Tony, so als wüsste dieser alle Antworten. Hoffend schaute er ihn an, während er sich anhörte, was Jen zu sagen hatte: „Erst einmal, man hat es auf euch drei abgesehen. Es kam heute eine neue Mail mit einer Drohung, die nur McGee, Ziva und dich betrifft. Kannst du dich an einen Fall erinnern, den nur ihr drei bearbeitet habt? Lass dir beim Nachdenken Zeit, ich bin jederzeit für dich erreichbar. Agent Rosner ebenfalls, er leitet die Ermittlungen.“

Die Direktorin schwieg einen Moment und betrachtete den Chefermittler nachdenklich. „Da ist aber noch mehr, das kann ich in deinen Augen sehen, ich kenne dich. Was hast du noch gesehen, Jethro?“, fragte sie abschließend mit leiser, bittender Stimme.

Der Gefragte antwortete aber nicht, denn die Erinnerungen waren einfach zu schrecklich, um sie momentan einer Freundin mitzuteilen.

„Nichts, was den Fall angeht.“, entgegnete der Chefermittler daraufhin abwehrend.

Jen legte ihre Hand auf seine Schulter, führte ihren Mund zu seinem Ohr und flüsterte: „Ich bin immer für dich da. Vergiss das nicht. Und pass auf dich auf.“ Nach einem letzten Blick auf die Beiden verließ sie den Raum und das Krankenhaus. Der Bericht half nicht viel weiter, musste aber zu Agent Rosner, damit er wusste, dass er andere Wege zur Ermittlung des Täters suchen musste. Jenny machte sich auch große Sorgen um Gibbs, aber sie wusste, dass sie ihn nicht drängen konnte. Sicher war aber, dass es nichts Gutes war, das er nun zu verdrängen versuchte. Sie hoffte, dass er sich schnellstmöglich einem seiner Freunde anvertraute. In Gedanken bei ihrem ehemaligem Partner betrat sie das Hauptquartier und hoffte, dass Agent Rosner bald eine Spur zum Täter finden würde. Durch das Klingeln ihres Telefons wurde sie abgelenkt. Doktor Mallard rief an. Kurz überlegte sie, was er wollen könnte. Dann aber fiel es ihr ein. Der gute Doktor hatte Anweisung, bei jeder größeren Veränderung des Gesundheitszustandes bei Ziva, McGee, Tony und Gibbs Bericht zu erstatten. Schnell nahm sie den Anruf entgegen und hörte sich an, was der Pathologe zu berichten hatte.
 

Bei Ziva und McGee:
 

Was war das? Wo war sie und was war eigentlich hier los?, fragte sich Ziva.

Sie fühlte sich, als könnte sie schweben, ohne Schmerzen zu empfinden und immer wieder sah sie ihre geliebte Großmutter und ihren geliebten Freund aus Kindertagen, die ihr erklärten, dass für sie die Zeit noch nicht gekommen war. Immer wieder wollte sie sich mit ihnen unterhalten oder wenigstens wissen, ob es ihnen nun gut geht. Aber immer wieder bekam sie ein sanftes Lächeln und die eine Antwort: „Kämpfe, du bist noch nicht dran!“

Was war nur passiert? Schließlich überfielen die Erinnerungen sie wie ein Blitz: Ein Undercoverauftrag – Tonys Verletzung – die schlechte Stimmung im Team – ein neuer Auftrag – die Autofahrt und das Gespräch mit Gibbs - die Zusammenstöße – Schüsse. Die letzte Erinnerung war eine bekannte Stimme – Tonys Stimme, die ihr gut zuredete! Aber war das nicht eher Wunschdenken? Der nächste Gedanken galt den restlichen Teammitgliedern – Gibbs und McGee. Was ist mit euch passiert?, dachte Ziva erschrocken und auf einmal kamen sämtliche Schmerzen wieder. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr gesamter Körper unter Spannung stehen. Doch das entstandene Angstgefühl, die wichtigsten Menschen in ihrem Leben verloren haben zu können, half ihr zu kämpfen. Sie versuchte weiter, die bleischweren Augenlider zu überwältigen. Langsam hörte sie auch eine nur all zu bekannte Stimme, die sie momentan allerdings nur ungenau, verwaschen wahrnehmen konnte. Die Worte konnten das Gehirn scheinbar einfach noch nicht richtig verarbeiten.

Trotzdem kämpfte sie weiter. Nun, wo die Israelin gekonnt den Schmerz unterdrückte, fühlte sie, dass irgendwas an ihrem Körper klebte, aber sie fühlte auch etwas Warmes an ihrer Hand.

Umso mehr bemühte sie sich, die Augen zu öffnen, da sie spürte, dass es für einige Leute bedeutend und ermunternd sein würde.

Nach weiteren Versuchen, die sehr anstrengend waren, schaute die ehemalige Mossadoffizierin in zwei müde Augen, die sich daraufhin zu freuen schienen.

Sie wollte fragen, wo die anderen waren und wie es ihnen ging, allerdings hinderte sie etwas am sprechen. Eine warme Hand drückte ihren bebenden Oberkörper sanft nach unten, strich ihr sanft über die Wange und sprach sanft:

„ Ziiiiiva, ......K....ken.....aus. Ruhe bew...hen.“

Noch immer verstand die junge Frau kaum etwas, aber die Stimme des Pathologen beruhigte sie und die Umgebung verriet ihr, dass sie im Krankenhaus war.

Kurze Zeit war die junge Agentin allein mit ihren Gedanken und Ängsten, wobei sie die Augen schloss, um Kraft für das Kommende zu sammeln.

Ducky hingegen hatte den Arzt verständigt und war dann sofort wieder zur Israelin zurückgekehrt.

Er machte sich Sorgen, da sie nicht so reagierte, wie es eigentlich üblich war. Sie wirkte desorientiert und scheinbar verstand sie ihn auch nicht. Dennoch hoffte er, dass es nur kurzfristige Ausfallerscheinungen waren. Sanft sprach er weiter auf sie ein, ohne eine Reaktion zu erwarten.

Später als der Arzt zur Untersuchung das Zimmer betrat, verabschiedete er sich und gesellte sich zu McGee und wurde überrascht. Der junge Agent war kurz davor aufzuwachen. Die Augenlider bewegten sich schwach, ein Zeichen, dass er ebenfalls kämpfte und kurz vorm Erwachen stand.
 

8 Wochen später:
 

Abby hatte jede Untersuchung doppelt gemacht. Dafür hatte sie einige Nächte durchgearbeitet. Es gab ein paar Spuren. Zum Beispiel konnte sie das Auto zuordnen, aber es war eine Sackgasse, da es geklaut worden war. Sie fand auch DNA – Spuren, die sie einem kleinen Verbrecher zuordnen konnte. Agent Rosner hatte ihn zur Fahndung ausgeschrieben, aber man hatte ihn irgendwann tot aufgefunden. Es war alles ermüdend, jede Spur schien sich als falsch oder als Sackgasse herauszustellen.

Die Kugeln gehörten zu einem Modell, das es wie Sand am Meer gab und es konnte keinem weiteren Verbrechen zugeordnet werden. Nachdem auf dem Computer des Teamleiters die Drohung angekommen war, in der der Täter Rache gegen Gibbs, Ziva und McGee schwor, waren sämtliche Akten des Teams durchforstet worden. Die Laborantin hatte eigens ein Computerprogramm erstellt, in dem sie die Namen der drei eingeben hatte und Parallelen ermitteln ließ. Ergebnis war, dass alle in Frage kommenden Verbrecher ein Alibi hatten oder tot waren. Die Goth hatte alle Messmethoden und Untersuchungen ausgeschöpft und langsam war sie am verzweifeln. Zum ersten Mal kamen wirkliche Zweifel an der Forensik auf, aber sie konnte und wollte nicht aufgeben. Immerhin musste sie doch irgendwie Tony helfen. Sie hatte es versprochen, und sie wollte ihr Gewissen von einer Last befreien. Auch wenn sie sich entschuldigt hatte, fühlte sie immer noch einen Druck auf dem Herzen, eine gewisse Last, eine Schuld.

Als Ausgleich zur Arbeit verbrachte sie einen Teil ihrer Freizeit im Krankenhaus bei dem Halbitaliener. Immerhin wirkte das Zimmer nicht mehr so unfreundlich und steril, da die Goth den Raum bereits mit ihren besonderen Bildern umgestaltet hatte und allen hatte sie versichert, dass Tony diese Kunstform immer gemocht hatte. Die Musik hingegen, die nun immer im Krankenzimmer des jungen Mannes lief, war ein Mix aus Abbys Gothmusik und aus Tonys Jazzmusik – für alle der blanke Horror, wenn die Goth wieder einen Abby – Tony – Freundetag einführte. Da wurde die Musik abwechselnd gespielt, und die Mischung Goth – Jazz hintereinander zu hören war wirklich grauenhaft.

Ziva hatte nach dem Aufwachen das Gröbste überstanden – körperlich. Die Ausfallerscheinungen, die Ducky Sorgen bereitet hatten, waren nur vorübergehend und nach einigen Stunden vollends verschwunden gewesen. Die Brüche von Elle und Speiche waren auch gut verheilt, nur das Bein verursachte noch Schwierigkeiten, da sie ab und zu noch Schmerzen verspürte. Hin und wieder quälte sie ein schreckliches Ziehen, dass sich durch die ganze Gliedmaße zog. Ungeachtet dessen hatte Ziva nur noch einen Gedanken – das Auffinden des Täters, der ihnen das angetan hatte.

Wochen hatte sie in der Klinik verbracht, Seite an Seite mit ihren Kollegen, mit dem Wissen, dass Tony schon wieder für sie das Leben riskiert hatte. In ihrem Innern fühlte sie eine Leere, ein unbeschreibliches Gefühl der Verlustangst, die sie niemals nach außen tragen könnte, da ihr bewusst war, dass sie daran zerbrechen würde. Ihr Freund und Kollege war erneut schwer verletzt worden, bei dem Versuch, sie alle zu retten und eins hatte sie festgestellt – nicht nur sie, sondern auch Gibbs konnte das Geschehene nicht verarbeiten. Er setzte die ganze Verzweifelung in Kraft um, die er benötigte, um den Täter zu stellen. Sie versuchte es ähnlich. Nur an stillen Orten, wo sie niemand sah, kämpfte sie mit Tränen, die sie um einen Freund vergoss, der scheinbar nicht mehr aufwachen wollte.

Tagtäglich saß immer einer von Ihnen an Tonys Bett und redete mit ihm. Die Geräte waren nicht viel weniger geworden, außer dass er seit kurzem wieder selbstständig atmen konnte, so dass er nur noch Sauerstoff durch einen Nasenschlauch bekam. Viele Wunden an dem jungen Halbitaliener waren bereits verheilt, nur noch die linke Hand war bandagiert, als Schutz, da der Unterarm genagelt worden war. Weiter waren die Venenzugänge verbunden und sonst sah man nur, dass er kürzere Haare hatte, als es normal der Fall war.

McGee war auch kurz nach der ehemaligen Mossadoffizierin aufgewacht. Vom Unfall wusste er so gut wie nichts mehr, alles was den Anschlag betraf, war wie in einen Nebel gehüllt. Er konnte auf diese Erinnerungen einfach nicht zugreifen, umso geschockter nahm er die Nachricht mit Tony auf. Es dauerte Tage, bis er den Mut fand, seinen Kollegen – seinen Freund zu besuchen, der ihn laut Aussage der Rettungssanitäter kurz vor dem Absturz des Wagens gerettet hatte. Auch der junge Computerspezialist hatte mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Umso meht bemühte er sich schnellstmöglich gesund zu werden und schaffte es auch schneller als erwartet. Schon nach kurzer Zeit konnte er entlassen werden und nach den üblichen sechs Wochen, war er auch den Gips los. Aber egal wie lange auch er im Falle des Anschlags ermittelte, egal auf welchem Wege er versuchte, die Mail zu verfolgen, er kam einfach nicht weiter. Eine Angst breitete sich im Innern des jungen Agenten aus, da er seinen schwer verletzten Kollegen nicht enttäuschen wollte. Nun aber war es soweit, nach langem Suchen und Ermitteln konnte kein Verdächtiger gefunden werden und da kein weiterer Anschlag erfolgt war, wurde nun auch der Personenschutz bei Tony aufgehoben. Für ihn hatte zwar keine Gefahr bestanden, aber solange alle in Gefahr waren, hatte keiner ahnen können, wie dreist Täter vorgehen würden, um an die restlichen Teammitglieder zu gelangen.

Gibbs hingegen traf das ganze Geschehen am meisten, auch wenn er es nie zugeben würde. Nach seinem Gespräch mit Tony wollte er sofort entlassen werden, aber er musste einsehen, dass seine Verletzungen dieses Mal Zeit zum Heilen brauchten – Zeit, die er nicht hatte. Er hatte sich Akten bringen lassen, sich mit dem ermittelnden Agenten angelegt, da dieser keine Ergebnisse liefern konnte und er hatte mehr als sonst aus dem Fenster gestarrt, so wie es sonst Tonys Eigenart war, wenn dieser nachdachte. Nachts hatte er sich mit Krücken, unter Schmerzen, aus dem Zimmer geschlichen, um seinen besten Agenten zu besuchen. Ab und zu war er dort dann eingeschlafen. Die Quetschungen der Beine waren erstaunlich gut geheilt, nur das Becken war einige Zeit noch leicht instabil. Aber auch das hatte sich in den letzten Wochen gegeben. Immer wenn Gibbs mit Ziva, McGee und Abby gesprochen hatte,hatte er allen Mut zugeredet. Seine Stimme war sanft, aber seine Augen zeugten dann immer von einer Wut, von Schmerzen - seelischen Schmerzen und auch von einer innerlichen Angst – Angst, erneut ein Teammitglied, einen Freund zu verlieren.

Nun war es soweit, alle durften wieder arbeiten. Die Direktorin war damit einverstanden, dass Gibbs den Fall von Agent Rosners Team übernahm, unter der Bedingung, wenn nötig auch Hilfe anzunehmen. Grummelnd hatte der Teamleiter daraufhin zugestimmt und sich alles vom ermittelnden Agenten berichten lassen.

Und Ducky? Der Pathologe war wie immer besorgt. Er war sicher, das gesamte Team würde keine Ruhe geben, ehe nicht der Täter hinter Gittern schmoren würde. Nur war er sich bewusst, dass sie alle bis an ihre Grenzen gehen würden und Gibbs, ja er würde auch über diese Grenzen hinausgehen.

Der Teamleiter war seit seinem Aufwachen verschlossener als sonst, sogar in Gegenwart seines alten Freundes. Ducky fasste es als schlechtes Zeichen auf, nahm sich deshalb vor, es immer wieder zu versuchen, ihn zum Reden zu bewegen. Er hatte schon zu viel erlebt, als dass ihn so ein Sturkopf aufhalten könnte. So begannen alle Ermittlungen aufs neue, ohne dass das Team wusste, dass wieder die Gefahr bestand einen Agenten zu verlieren. Genau das was sie die ganze Zeit zu verhindern versuchten.
 

Und Kathy? Kathy war von Agent Rosner vernommen worden. Er hatte sie als unbeteiligt abgestempelt, aber einen Vermerk in der Akte hinterlassen, dass sie eventuell eine Zeugin ohne Gedächtnis sein könnte. Daraufhin wurde sie auf eine normale Station verlegt und der Fall wurde der Polizei übergeben.

Da keiner ihre Identität ermitteln konnte, wurde sie in ein teilstationäres Programm aufgenommen. Eine nette Schwester hatte ihr auch vorrübergehend eine Wohnung angeboten, von der sie weiter ihren Plan schmiedete, an Tony ranzukommen.

Tagsüber kam sie also in die Klinik, da man dort ihre Behandlung begonnen hatte. Man wollte sie psychologisch begleiten, da sie sich neu kennen lernen musste.

Kathy kam das Ganze recht, da sie so weiter Zutritt zur Klinik hatte. Nur ihren Liebling konnte sie nicht sehen, er war wohl noch zu schwer verletzt. Seine Teamkameraden hingegen hatten ihn jeden Tag besuchen dürfen und das hatte sie furchtbar wütend gemacht. So hatte sie ihren Plan kurzfristig geändert. Sie wollte, dass sich die Situation ein wenig entspannte und dann, im richtigen Moment, wollte sie zuschlagen.

Heimlich hatte sie die Chance genutzt, sich bis an die Tür ihres Schatzes anzuschleichen. Die Wache hatte jedoch Alarm geschlagen und sie vom Eintreten abgehalten. So blieb ihr nur ein Bild, das sie aus dem Versteck geholt hatte und die Hoffnung, dass bald alles schnell über die Bühne gehen würde.

Der Typ, der in sie verknallt war, hatte alles zu ihrer Zufriedenheit erfüllt und auch seine Belohnung erhalten – ein Flirt und zwei Küsse zur rechten Zeit und ein Versprechen auf mehr. Wenn der wüsste, was ihm noch blühen wird.

Glücklich war sie nun, da sie sich sicher war, dass der Plan definitiv funktionieren würde und dass sie mit ihrem Geliebten bald vereint sein würde.

Kapitel 25

Kapitel 25:
 

Bei Gibbs:
 

Gibbs saß nun schon seit einigen Stunden am Schreibtisch. In seiner Hand hielt er einen leeren Kaffeebecher, während er auf die Fallakte starrte, die ihm seit sechs Wochen Kopfzerbrechen bereitete – es war nämlich die Akte über den Mordanschlag auf seine Leute und ihn selbst.

Jede Spur, die das Team um Agent Rosner verfolgt hatte, war in einer Sackgasse geendet und er konnte weder einen Ermittlungsfehler, noch neue Hinweise entdecken.

Das Ganze zermürbte ihn regelrecht und machte ihn wütend, besonders, da der Unbekannte ihn und sein Team in einem Moment erwischt hatte, wo sie bereits einiges zu verarbeiten hatten.

Bei dieser Erinnerung kam ihm Tony in den Sinn. All seine Schuldgefühle kamen wieder hoch und die Bilder, wie der Halbitaliener abstürzte, liefen erneut wie ein Film vor seinem geistigen Auge ab.

Instinktiv bildete der Chefermittler eine Faust und schlug auf den Schreibtisch ein.

Dann blickte er traurig, aber durchdringend zu dem seit Wochen leerstehenden Schreibtisch seines ranghöchsten Agenten.

"Warum DiNozzo konntest du nicht einmal auf mich hören?", fragte er verloren in Richtung des Bürotisches gerichtet. „Warum verdammt???“, fragte er energischer, nachdem er keine Antwort erhielt. Dann schlug er die Akte wütend zu.

„Jethro, fühlst du dich nun wieder ein wenig besser?“, fragte eine leise, aber leicht amüsierte Stimme aus dem Hintergrund.

Gibbs musste kurz schmunzeln, da ihm wieder einmal bewusst wurde, das sich nur der Pathologe trauen würde, ihn in solch einem Moment anzusprechen.

„Jethro, was hast du gesehen? Was belastet dich so sehr? Es kann nicht nur der Unfall sein. Auch wenn ich mir denken kann was es ist, du musst es aussprechen. Lass dir helfen, nur so kannst du in dem Fall weiter kommen.“, bat Ducky nun ernst.

Der Chefermittler schaute seinem Gegenüber tief in die Augen, ließ aber kurz darauf seinen Blick sinken, strich sich müde über die Augen und entgegnete schließlich entschlossen seinem Freund: „Lass uns zu Tony fahren.“

Dann griff er seine Jacke, seinen Schlüssel und seine Waffe und lief zum Fahrstuhl, gewiss, dass sein Freund ihm folgen würde.

Während der Fahrt schwiegen Beide. Ducky musterte seinen Freund, da er sich nicht sicher war, warum er ihn begleiten sollte. Jedoch beschloss er, geduldig zu sein, um dem Anderen die Zeit zu geben, die er benötigte.

Nach kurzer Zeit hatten sie das Bethesda erreicht und ohne Zögern liefen sie zur Intensivstation - der Weg war inzwischen traurige Routine.

Ducky begrüßte Tony laut im flotten, netten Ton, so als wäre er wach, nur bei Gibbs fiel die Begrüßung ein wenig knapper und stiller aus.

Beide stellten sich einen Stuhl ans Bett und der Pathologe wollte bereits mit einer seiner Geschichten beginnen, als der Chefermittler plötzlich tief seufzte und mit leiser, belegter Stimme berichtete: „Erst einmal Duck, das bleibt unter uns Dreien, verstanden? Jedenfalls gibt es etwas, was nicht im Bericht steht, da es unwichtig für die Aufklärung des Falles ist. Es beschäftigt mich aber, da ich es immer wieder vor Augen habe.“

Es entstand eine Pause, in der die Bilder des Unfalles erneut hervorschossen. Ducky hingegen wurde klar, was die ganze Zeit passierte.

„Du siehst es vor dir. Du gibst dir für das hier die Schuld. Aber warum?“, fragte er leicht verwirrt.

„Ich erkläre es dir und du wirst es verstehen.“, antwortete Gibbs daraufhin nur. Dann begann er mit seinem Bericht, während seine Augen auf Tony fixiert waren:

„Den Unfallhergang an sich kennst du ja bereits. Ich habe irgendwann eine Stimme vernommen – Tonys Stimme wie ich irgendwann erkannte. Er hat mich aus dem Wagen befreit und mich auf dem Rasen abgelegt. Leider hatte ich Schmerzen, so dass ich ihm nicht helfen konnte. Er hat, glaube ich, gelächelt, war froh, dass ich bei Bewusstsein war. Bevor er die anderen befreit hat, hat er noch was gesagt. Egal wie sehr ich mich auch anstrenge, ich habe es damals leider kaum verstanden und kann es jetzt auch nicht rekapitulieren. Das nächste was ich weiß ist, wie eine junge Frau mich immer wieder runter zu drückten versuchte, doch mein Gefühl sagte mir, dass ich nachsehen musste, was passiert. Ich hätte es nicht tun sollen, da ich nur noch zusehen konnte, wie der Wagen mit Tony abstürzte, ohne dass ich das tun konnte, was er erneut für mich und die anderen getan hatte. Und nun? Nun liegt er hier, ohne Bewusstsein und die Ärzte sagen, dass sein Gehirn wahrscheinlich durch die Herzstillstände schwer geschädigt ist. Für sie ist es schon ein Wunder, dass er wieder allein atmen kann. Was, wenn er für immer einfach nur so daliegt und wir finden nicht Mal den Kerl, der dafür verantwortlich ist? Warum, zum Teufel, hat er nicht auf mich gehört und ist daheim geblieben?“ Erneut ballte der ergraute Teamleiter die Hand zur Faust. Das Gesagte schmerzte, aber dennoch hatte Gibbs ein wenig von dem Ballast, der solange auf seinem Herzen gelegen hatte, verloren.

Ducky hingegen wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. Er schaute sich die Beiden genau an. Erinnerungen an den gesunden Tony kamen hoch. Besonders dachte er an Bilder und Szenen, wo der Halbitaliener Gibbs Leben erheiterte. Nun wurde ihm das Ganze noch bewusster.

„Jethro, mir fehlen die Worte. Dir war klar, dass du jederzeit einen von ihnen verlieren könntest. Ihr seid schließlich Bundesagenten, ihr lebt alle jeden Tag mit dieser Gefahr und das weißt du. Was dir so zu schaffen macht ist, dass einer deiner Agenten, als er dich gerettet hat, so schwer verletzt wurde. Das ist etwas, das für dich schwer zu ertragen ist. Du würdest jederzeit dein Leben für deine Leute aufs Spiel setzten, würdest versuchen, sie aus jeder Situation zu retten und ihnen helfen, egal was es für dich bedeuten würde. Nun hast du Probleme das Wissen und die Selbstvorwürfe zu ertragen, da ein anderer genau das getan hat. Doch es ist wichtig, dass du genau das tust – du musst Tonys Entscheidung akzeptieren. Ich weiß auch, was dir Tony bedeutet und genau deshalb darfst du ihn nicht aufgeben. Kämpfe mit ihm. Rede mit ihm und gebe dein Bestes, um den Täter zu fassen, ohne euch zu gefährden. Du brauchst keine Schuldgefühle zu haben, da Tony nur das beschützt hat, was er zum Leben braucht. Du weißt, er redet nicht viel über seine Familie oder? Ich sage dir jetzt warum – wir sind seine Familie und er hat es dir wieder einmal mit seiner Tat bewiesen. Also mache dir und auch ihm keine Vorwürfe, dass er deinen Befehl, zu Hause zu bleiben, missachtet hat.“, entgegnete der Pathologe freundschaftlich.

Gibbs wusste nicht was er sagen sollte, aber er fühlte, dass es die Wahrheit war. Während sich Ducky verabschiedete, blieb er am Bett sitzen. Er wollte für seinen Agenten da sein, ihm Gesellschaft leisten, ihn unterhalten und wenn er mit ihm dafür einfach nur den Fall durchging.
 

Bei Kathi:
 

Kathi war nun ein paar Tage nicht mehr in der Klinik. Das Warten war eine Qual gewesen, aber ihr Plan stand kurz vor der Vollendung.

Ihr Liebling war noch nicht bei Bewusstsein, doch das hatte sie alles mit eingeplant und ihre Weiterbildungen reichten auch für die weitere Versorgung eines komatösen Patienten aus.

Das Versteck, das ihr „Freund“ besorgt hatte, war wirklich gut gelegen. Es lag tief in einem Waldgebiet außerhalb der Stadt. Dorthin führte nur einen Weg und diesen hatte sie mit Connys Hilfe bereits abgesichert. Das Haus war wie geschaffen für das Kommende.

Der Keller hatte Betonmauern, auch wenn diese Tatsache aufgrund der Waldlage kaum eine Rolle spielen sollte. Die Utensilien waren vollständig. Ein Krankenbett hatten die beiden auch schon angeschafft.

Conny war, wie sagte man, blind vor Liebe und so erledigte er jede seiner aufgetragen Aufgaben zu Kathis vollsten Zufriedenheit.

Allerdings wurde ihr auch klar, dass sie ihn nicht ewig mit ihrem Liebesgeflüster hinhalten konnte. Sobald er mitbekam, dass Tony nicht ihr Bruder, sondern ihr Geliebter war, war das Spiel aus und alles würde in Gefahr geraten.

Kathi wurde sich bewusst, was sie mit ihrem Gehilfen machen sollte, wenn er nicht mehr nützlich war und für ihren Tony würde sie das auch durchführen.

Sanft streichelte sie über ein Bild ihres Schatzes, während sie immer wieder sagte: „Bald sind wir vereint. Es dauert nicht mehr lange, Geliebter.“

Der Hacker Conny hingegen war gerade dabei, das Krankenhaus auszukundschaften. Er beobachtete den Chefermittler der gerade dabei war,dem Verletzten etwas zu erzählen.

Conny kam es so vor, als würden die beiden sehr vertraut miteinander umgehen und da die Wachen bereits abgezogen waren, machte ihn das Ganze ein wenig stutzig. Immerhin wurde ihm erzählt, dass der Kranke Kathis Bruder war und dass sie ihn aus Versehen bei der Befreiungsaktion ebenfalls verletzt hatte. Nun wurde er von den leitenden Ermittlern festgehalten und er sollte ihn für seine Freundin befreien.

Er entschloss sich, etwas über den Ermittler herauszufinden. Nur eins war ihm klar, sich in den NCIS zu hacken war sicher nicht einfach. Er brauchte Zeit und einen sicheren Computer. Deshalb meldete Conny sich bei Kathi, berichtete kurz über die Geschehnisse und da der Besuch sich nicht rührte, setzte er sich im Krankenhaus an den nächstbesten Computer. Verkleidet als Pfleger schaffte er es nach längerer Zeit mehrere Firewalls des NCIS - Computers zu durchbrechen.
 

Bei Abby im Labor:
 

Abby war tief traurig. In ihrem Labor herrschte sei Wochen Stille. Immer wieder drang ein typischer DiNozzospruch an ihre Ohren. Aber wenn sie sich umdrehte, war keiner zu sehen und sie war allein. Jeder trauerte im Moment für sich, keiner nahm sie in den Arm, so wie Tony es immer tat, wenn sie traurig war. Die Goth drückte Bert, ihr Nilpferd ein wenig fester.

„Piep,Piep,Piep. Eindringlingsalarm.” , hörte Abby plötzlich eine monotone Computerstimme. Schnell wischte sie ihre Tränen weg, setzte Bert vor sich und schaute, ob es sich um einen Fehlalarm handelte. Aber nein, es war Wirklichkeit. Jemand hatte mehrere Firewalls umgangen indem er Firewalls über unwichige Systemübergangen hatte. Nun versuchte dieser Hacker an die Dienstakte von Gibbs zu kommen und damit hatte er den Alarm ausgelöst, den die Akten waren gesondert geschützt genau wie die Einsatzdaten und mehr. Wie wild tippte die Goth auf der Tastatur rum und verbal schickte sie Drohungen gegen den Hacker aus. Für sie war es eine kleine Herausforderung, selbst wenn sie es nie zugeben würde. Irgendwie sah sie bei diesen Angriffen nicht immer die Gefahr, sondern eher das Spiel - den Kick. Sie gehörte eben zu derselben Spezies wie ihr Gegner, verstand ihn auch irgendwie, trotzdem durfte ihr Baby keiner angreifen und schon gar nicht einen Virus einschleusen.

„Na warte. Was du kannst kann ich schon lange.“, erwiderte sie lautstark, während sie noch schneller tippte. Auf einer Ebene versuchte sie die Firewall zu retten, gleichzeitig hatte sie auf einer anderen dem Eindringling einen Verfolger geschickt.

„Meinen Gibbsman lasst ihr gefälligst in Ruhe. Wagt es nicht, dass noch Mal zu probieren. Abbygirl ist besser als irgend so ein Möchtegerncomputerexperte. ... Hab dich.“, ergänzte sie schockiert, als sie mit Erschrecken las, wo der Computerfreak saß. Schnell griff sie zum Telefon.

Nach einem kurzen Freizeichen ertönte ein gebrummtes: „Gibbs?“

„Gibbsman, irgendein Möchtegerncomputerfachmann ist aus dem Krankenhaus in unser System eingebrochen. Schnapp ihn dir. Du bist doch sicher bei Tony, oder? Im dritten Stock, Zimmer fünf steht ein Computer. Da muss er sein. Er wollte ...!“ Abby konnte nicht berichten, was der Täter gesucht hatte, da der Teamleiter bereits aufgelegt hatte.

Schnell rief sie die Direktorin an, um sie von dem Hackerangriff in Kenntnis zu setzen.

Es bedeutete nämlich, dass das System verbessert und überprüft werden musste.

Dann verständigte sie Ziva und McGee, da Beide zu Hause waren. Kurz seufzte die Goth bei dem Gedanken an die Beiden. Trotz der ganzen Widrigkeiten in der letzten Zeit schien es Beiden wieder recht gut zu gehen. Regelmäßig besuchten sie Tony. Abby glaubte auch, dass Beide sich gegenseitig von ihren Eindrücken beim Unfall erzählt hatten, auch wenn Ziva das nie zugeben würde.

Und doch waren Ziva und Tim anders seit diesem Tag. Nicht mehr locker, lustig und aufgeschlossen. Nein, sie waren eher in sich gekehrt und ruhig. Keiner lachte und sobald der Name ihres Kollegen fiel wurden sie ernst und gingen sofort ihrer Arbeit nach.

Niemand hielt sich länger als nötig unten bei ihr auf. Das verletzte sie, da keiner sah, dass auch sie Mal reden wollte oder nur einfach in den Arm genommen werden wollte.

Nach gemachter Arbeit setzte sich die junge Goth erneut auf den Boden, Bert im Arm, während ein paar Tränen die Wange hinunter flossen. Sie wiegte sich und das Nilpferd hin und her, bis sie sich beruhigte und sanft die Augen schloss.
 

Im Krankenhaus:
 

Gibbs rannte, als wäre der Teufel hinter ihm her. Abby hatte ihn im Krankenhaus angerufen, während er sich gerade mit Tony unterhalten hatte.

Was sie zu berichten hatte, war interessant. Er hatte das Zimmer ohne ein weiteres Wort verlassen, eilte nun die Treppe nach unten, zog seine Waffe, entsicherte sie und zielte dennoch auf den Boden.

Krankenschwestern und Ärzte, wie auch Patienten, die ihm begegneten, blickten ihm ängstlich entgegen, bis sie seine Marke entdeckten, die er ihnen entgegenstreckte. Trotzdem erklärte er immer wieder: „NCIS. Lassen sie mich durch.“

Bei einer vorbeilaufenden Schwester erkundigte er sich nach dem von der Goth genannten Zimmer. Vorsichtig, leise schlich er sich an, die Waffe immer im Anschlag. Die Tür stand im leichten Winkel offen. Mit einem Fußtritt öffnete er sie ganz, während er in den Raum schrie: „Bundesagent. Ergeben sie sich.“ Schnell sicherte er das Zimmer, der Täter war leider bereits verschwunden. In der Zwischenzeit war auch der Sicherheitsdienst eingetroffen um die Etage zu sichern. Der Teamleiter griff zum Handy, wählte eine Nummer und nachdem kurz das Freizeichen erklungen war, meldete sich eine leicht aufgeregte Frauenstimme: „Gibbs! Hast du den Täter geschnappt?“ „Ziva! Kommt einfach her. Bringt die Ausrüstung mit, damit wir Beweise sichern können. Es kann kein Zufall sein, dass der Typ im selben Krankenhaus war wie ich. Hat er Daten klauen können?“, fragte Gibbs in einem rauem Ton, ohne auf Zivas Frage einzugehen. Er war sauer, dass der Täter entkommen konnte.“

„Boss, er hatte versucht, auf deine Akte zuzugreifen - ohne Erfolg. Abby hatte ihn rechtzeitig gestoppt. Wir sind gleich da.“, erwiderte die Israelin leicht beunruhigt.

Während der Chefermittler auf sein Team wartete, schaute er sich auf der Etage um. Was er dann entdeckte, ließ ein wenig Freude aufkommen – Kameras waren an den Eckpunkten des Flures angebracht und besonders die Büros wurden damit abgesichert.

„Sergeant, besorgen sie mir die Videoaufnahmen dieser Etage.“, befahl er dem Soldaten, der dicht neben ihm stand , um auf weitere Befehle zu warten. „Sofort, Sir.“, erwiderte dieser nur kurz.

Nachdem Ziva und McGee mit der Ausrüstung ankamen, konnten sie Fingerabdrücke sichern.

Der Teamleiter hatte das Gefühl, das sich alles zum guten Wenden würde. Er fühlte, das er auf der richtigen Spur war.

„Bringt die Beweise zu Abby. Ich komme gleich nach, muss nur noch etwas erledigen.“, befahl er seinen Mitarbeitern.

Ziva und McGee schauten ihm leicht verwirrt hinterher, aber Beide wollten keine Zeit verlieren, da auch sie fühlten, das sie der Lösung des Falles näher gekommen waren.

Gibbs hingegen ging erneut zu Tony und setzte sich nochmals ans Bett.

„Du kennst es ja, wenn die Arbeit ruft. Vermisst du es denn gar nicht? Die Verfolgungsjagd, den Nervenkitzel, der entsteht, wenn wir wieder jemandem helfen konnten oder wenn wir erneut ein Rätsel geknackt haben? Wir machen einen Deal, okay? Ich löse diesen Fall und du wachst wieder auf, sobald ich dir zeige, wer dich hierher gebracht hat.“, flüsterte der Chefermittler fast.

„Tony, ich fühle richtig, dass wir der Lösung näher gekommen sind. Lass mich also nicht im Stich, okay? Bitte.“, bat Gibbs, bevor er sich schweren Herzens verabschiedete.
 

Bei Kathi:
 

„Was hast du getan? Ich sehe es dir an. Los, erzähle es mir oder ich werde es aus dir rausprügeln.“, schrie Kathi Conny an.

„I...ich ...ich.... habe sie abgelenkt. Wir können deinen Bruder befreien. Sie sind beschäftigt, suchen einen Hacker, der versucht hat, in ihr System einzudringen.“, versuchte er stotternd zu erklären, damit sie nicht ausflippte.

„Ich traue dir nicht ganz. Da steckt irgendetwas anderes dahinter. Du würdest mich doch nicht hintergehen, oder?“, hinterfragte sie sein Handeln misstrauisch, da sie das Beben in seiner Stimme vernommen hatte.

„N...nein Kathi. Ich liebe dich doch viel zu sehr. Nur so kannst du ihn viel schneller befreien. H...heute...noch...wenn du willst?????“, entgegnete er vorsichtig, um sich irgendwie rauszureden. Er wusste seit kurzem, dass Kathi auch gefährlich sein konnte, trotzdem liebte er sie. Anlegen wollte er sich aber nicht mit ihr.

Kurz versuchte die junge Frau ihren Gegenüber noch mit ihren bohrenden Augen zu durchleuchten, doch dann griff sie seine Hand, küsste diese, lobte sein Handeln und gemeinsam mit ihm setzte sie sich in das vorbereitete Gefährt.

Beide fuhren vorschriftsmäßig, damit sie niemandem auffielen. Nach zwei Stunden erreichten sie das Krankenhaus.

Kathi hatte sich einen Kittel angezogen und Conny sah wie ein Rettungssanitäter aus.

Langsam ging sie auf die Station, auf der Tony lag. Als erstes lief sie in den Videoüberwachungsraum. Als sie die Wachen sah, wurde ihr klar, dass Plan B gestartet werden musste – der Feueralarm. Sie funkte ihren Lakaien an. Dieser löste den Alarm einen Stockwerk tiefer sofort aus und zusätzlich entzündete er noch ein kleines Papierkorbfeuer, das schnell kontrollierbar war.

Plötzlich wurde es überall hektisch. Patienten, die selber laufen konnten, kamen aus ihren Zimmern und Schwestern und Ärzte transportierten Betten mit Patienten aus dem Krankenhaus.

Irgendjemand schrie: „Feuer!!!! Es brennt!! Raus hier!!!“

Nur Kathy lief in Tonys Zimmer, legte die Infusionen auf seinen Bauch, das EKG-Gerät und die Perfusoren stellte sie aufs Bett und bevor sie ihn zum Auto brachte, küsste sie ihn sanft auf den Mund.

„Ich bin da mein Schatz – ich rette dich.“, flüsterte sie ihm sanft ins Ohr, bevor sie das Bett behutsam zum Fahrstuhl schob.

„Màm es brennt. Gehen sie nicht mit dem Bett zum Fahrstuhl.“, schrie einer der Ärzte. Als dieser versuchte, sie aufzuhalten, zog sie ein Messer und stach ihn nieder. Die vermeintliche Leiche versteckte sie noch schnell.

Schnell schob sie das Bett in den Aufzug und drückte den Knopf für die Tiefgarage. Per Funk bekam Conny neue Anweisungen. Nun war Kathy wie im Rausch. Sie küsste Tony erneut – immer und immer wieder, bis der Fahrstuhl sein Ziel erreichte.

Ihr Diener hatte bereits alles vorbereitet. So konnten sie mit vereinten Kräften den jungen Halbitaliener auf die Trage heben, ihn ins Auto tragen, die Geräte befestigen und dann mit Blaulicht den Ort des Geschehens verlassen.

Beiden wurde klar, dass sie einen riesigen Vorsprung hatten, da bei der momentanen Lage der verschwundene Patient nicht auffallen würde.

Glücklich und zufrieden setzte sich Kathi zu Tony, schaute ihn verliebt an und träumte bereits von ihrem Zusammenleben, während Conny sie in ihr entferntes Versteck fuhr.

Kapitel 26

Kapitel 26:
 

Im Hauptquartier bei Ziva und McGee:
 

Nachdem die Agenten in kürzester Zeit im Hauptquartier angekommen waren, bekamen sie den Befehl, die Beweise zu Abby zu schaffen und ihr bei der Arbeit zu assestieren - wenn möglich.

Ziva hatte ihren Boss daraufhin ungläubig angeschaut, da sie sich nicht vorstellen konnte, wie sie die Goth im Labor unterstützen sollte. Das wütende Blitzen in den blauen Augen ihres Gegenübers hatte sie jedoch abgehalten, ihm von ihren Vorbehalten zu berichten. Der ehemaligen Mossadoffizierin war nicht entgangen, dass es ihrem Boss gar nicht gefiel, dass ein ihnen Unbekannter ihm auf der Nase rumtanzte. Seine Laune wurde von Minute zu Minute schlechter und ihr wurde bewusst, sollte die schwarzhaarige Laborantin wieder keinen Hinweis finden, mussten sie sich etwas einfallen lassen, da die Zusammenarbeit mit dem Chefermittler sonst eine Qual werden würde.

"Tony, schade dass du nicht hier bist. Du würdest dafür sorgen, dass die Aufmerksamkeit vom Boss auf dich fällt, so dass er uns in Ruhe lassen würde.", dachte sie in diesem Moment laut, unbewusst dass sie diesen Gedanken für andere vernehmbar ausgesprochen hatte.

McGee, der mit der Israelin im Aufzug stand, um die Beweismittel zusammen mit ihr zur Laborantin zu bringen, antwortete daraufhin lachend: „Ja Ziva, da hast du recht. Er würde Gibbs immer wieder zur Weißglut treiben. Wir würden uns amüsieren und kaum dass wir uns versehen würden, wäre der Fall gelöst.“ Sein Lachen verstummte aber, als ihn der tödliche Blick der ehemaligen Mossadoffizierin erreichte.

„Das war eben nur ein Gedanke, den du sicher nicht hören konntest, oder McGee??“, fragte sie das Computergenie mit einer gespielt liebenswürdigen Stimme, die einen gefährlichen Unterton hatte.

„Nein...nein sicher nicht, Ziva. Ich...ich habe gerade nur laut an Tony gedacht....nix weiter.“, entgegnete er daraufhin unsicher.

Nachdem die NCIS – Agentin zufrieden die Antwort vernommen hatte, tätschelte sie glücklich McGees Wange, während sie ihm freundlich, aber leise entgegnete: „Dann ist ja alles gut. Wir sind da.“

Im selben Moment öffneten sich die Fahrstuhltüren und der Computerexperte war lange nicht mehr so glücklich gewesen, am Ziel angekommen zu sein. Hektisch schnappte er sich die Tüte mit den Beweisen und so schnell ihn seine Beine trugen, rannte er zum Labor.

Ziva hingegen konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie liebte es einfach, ihren Kollegen zur Verzweiflung zu treiben. Schnell verschwand heute jedoch das Lachen wieder von ihren Lippen und machte einem traurigen Blick Platz. Ohne dich Tony, macht es nur halb so viel Spaß. Werde schnell wieder gesund., dachte sie nun betrübt, bevor sie sich ebenfalls auf den Weg ins Labor machte.
 

Bei Abby:
 

Abby saß immer noch traurig mit Bert in der Ecke. Sie hatte weder von Gibbs noch vom restlichen Team etwas gehört. Ihre Trauer wandelte sich langsam in Wut um. Wie konnten sie alle die kleine liebe Goth vergessen?

Immer stärker drückte sie ihr Nilpferd, im Wissen, dass Bert sie niemals verlassen würde.

Tief in Gedanken vernahm sie nicht einmal das Zischen der Labortür, die sich öffnete.

McGee rief ihren Namen, aber sie wollte nicht reagieren, nicht wie ein Roboter aufs Stichwort funktionieren und so blieb sie bewegungslos auf dem Boden hocken und rührte sich nicht.

Ihr Herz war verletzt und das sollten auch ihre Freunde wissen. Bevor sie Arbeit annahm, war erst ihre Seele dran, schließlich war sie kein Automat, sondern hatte Gefühle, auf die auch Rücksicht genommen werden sollte.

Mehr darüber nachdenken brauchte sie gar nicht. Nach kurzer Zeit kam der junge Agent zu ihr, schaute sie an, redete mit ihr, fragte was sie hatte und als er keine Antwort erhielt, nahm er sie einfach in den Arm. Sanft und zärtlich strich er ihr über den Rücken und als ob er in ihre Seele blicken konnte, entgegnete er ihr: „Abbs, es tut uns leid – es tut mir leid, dass wir erst jetzt kommen. Aber es gab doch den Zwischenfall und der Boss und..... ach es gibt keine Ausrede, ....es war einfach zu viel in letzter Zeit. Verzeihe mir, verzeihe den anderen, OK? Irgendwie versucht es jeder mit sich zu klären, und die Freunde kommen dabei irgendwie......na ja....!“ Auf einmal wurde er durch eine leise, weinerliche Stimme unterbrochen. „ ...zu kurz????“, fragte Abby. Sie seufzte, drückte ihren Freund von sich weg, sah ihm tief in die Augen und entgegnete mit fester Stimme: „Ich danke dir, Tim. Wir haben viel zu tun, ich weiß. Aber eins dürfen wir dabei nicht aus den Augen verlieren – uns. OK?“ Die Goth erhielt nur ein Nicken als Bestätigung. Das reichte ihr. Mit neuem Elan stand sie auf und in diesem Moment betrat auch Ziva das Labor.

„Abby, Tony geht es unverändert, aber ihm ist nichts passiert. Der Boss ist sehr aufgebaut, nicht nur wegen dem Hacker. Die Beweise sollten wir schon morgen fertig überprüft haben, verstehst du, was ich meine – er ist mehr als ungeduldig.“, erklärte Ziva ihr Auftauchen.

„Erst einmal Ziva, du meinst sicher, Gibbsman ist aufgebracht und wir sollten schon gestern fertig sein, das spricht Mal wieder für Gibbs` Ungeduld. Er weiß ganz genau, dass man die Wissenschaft nicht hetzen kann, auch wenn ich dieses Monster gern in die Finger bekommen würde. Ich spüre förmlich, dass es was mit Tony zu tun hat. Was habt ihr?“, erklärte Abby, ohne einmal Luft zu holen.

McGee und Ziva schauten verdutzt auf die Laborantin, hatten sich aber schnell wieder gefangen und so präsentierten sie ihr die gefundenen Beweise. „Die Schwestern und Ärzte haben nur einen Pfleger am Rechner gesehen, nicht weiter auf ihn geachtet. Wir haben hier mehrere Fingerabdrücke. Leider wird der Computer von sämtlichen Ärzten auf der Station und auch von den Krankenschwestern- und - pflegern benutzt. Da es ein Militärkrankenhaus ist, haben wir Zugang auf die Fingerabdrücke. Die Chance, dass der beste Abdruck zum Täter gehört, ist groß, wenn er in irgendeiner Datenbank gespeichert ist. Außerdem haben wir sämtliches Videomaterial aus dem Krankenhaus beschlagnahmt. Hoffen wir, dass du mit unserer Hilfe den Hacker auf den Bändern entdeckst. Wenn nicht, haben wir ein großes Problem – machen wir uns ans Werk?“

Abby wurde ganz hibbelig, sie wollte nur noch den Täter erwischen. Deshalb verteilte sie schnell die Aufgaben: „Ziva, McGee, ihr Beide werdet euch die Videos anschauen und mit etwas Glück werdet ihr unseren Möchtegern - Computerfreak finden. Ich nehme mir die Fingerabdrücke vor und wenn wir uns beeilen, dann steigt auch die Laune von meinem silberhaarigen Fuchs.“

Kaum dass sie die Worte ausgesprochen hatte, wandte sie sich auch schon, ohne auf ihre Mitstreiter zu achten, ihrer Arbeit zu.
 

Bei Gibbs:
 

Gibbs war bereits auf Kaffeeentzug und das bekam ihm gar nicht gut. Er verstand nicht, was das Ganze sollte - erst der Unfall, dann versuchte jemand auf seine Akten zuzugreifen...!! Deshalb entschloss er sich, seinem Team eine „Ruhepause“ zu gönnen, in denen sie Ergebnisse ermitteln konnten, während er sich Kaffeevorrat besorgte.

Schnellen Schrittes lief er zu seinem Lieblingscafe auf der gegenüberliegenden Straßenseite. In Gedanken war er immer noch bei Tony und bei diesem merkwürdigen Fall. Die Direktorin hatte ihn auch noch angerufen und zu einem Gespräch in ihrem Büro gebeten. Seine Antwort war wortkarg und brummig ausgefallen, da er für solche Kleinigkeiten einfach keine Zeit und auch keine Lust hatte. Außerdem spürte er, dass ihnen irgendwie die Zeit davon rannte.

Im Cafe stellte er sich bereits schlecht gelaunt in einer langen Warteschlange an. Während er wartete, ging er im Kopf nochmals alle bekannten Fakten des Falls durch und versuchte so, hinter den Grund des Verbrechens zu steigen.

Gerade als er seine Bestellung abgeben wollte, klingelte sein Telefon erneut. Der Teamleiter zeigte mit der Hand eine zwei, während er mürrisch ins Handy sprach: „Gibbs?“. Was er allerdings zu hören bekam, verschlug ihm zunächst wortwörtlich die Sprache. Die freundliche Verkäuferin, die den Chefermittler schon lange kannte, stellte bereits die Kaffees hin, als er seine Sprache wieder fand und entsetzt und aufgebracht in den Hörer brüllte: „WAS? WIE KONNTE DAS PASSIEREN? Sichern sie das Gebiet. Suchen sie nochmals alles ab. Ich komme sofort mit meinem Team.“

Gibbs legte verärgert auf, man konnte die Wut richtiggehend in seinen Augen blitzen sehen.

Die Kellnerin erschrak kurz, bis ihr klar wurde, dass diese Rage nicht ihr galt. Sie reichte ihm die Becher mit dem Kaffee, nahm das Geld entgegen, dass er regelrecht auf den Tresen warf und im Stillen hoffte sie, dass alles gut werden wurde, was auch immer ihren sonst so charmanten Gast aufwühlte.

Gibbs hingegen konnte nicht fassen, was ihm gerade mitgeteilt worden war.

Im Krankenhaus war vor mehr als einer Stunde Großalarm ausgelöst worden und er hatte erst jetzt davon erfahren. Die Feuerwehrleute und das Krankenhauspersonal hatten festgestellt, dass ein absichtlich gelegter Brand die Ursache war, der niemals außer Kontrolle geraten sollte. Daraufhin hatte man sämtliche Patienten durchgezählt und mit Grauen hatte man festgestellt, dass der komatöse NCIS – Agent nicht mehr aufzufinden war. Niemand konnte sich erinnern, wer ihn aus dem Zimmer „gerettet“ hatte. Daraufhin hatten sie endlich ihn verständigt.

Nun hoffte er, dass es ein Missverständnis war, auch wenn er in seinem Innersten spürte, dass es nicht so war.

Der Teamleiter rannte zurück ins Hauptquartier, nachdem er den Kaffee schnell getrunken hatte, um seine Kraftreserven aufzuladen. Auf dem Rückweg griff er sein Telefon, wählte die Nummer der Israelin und wartete ungeduldig auf das Freizeichen. Kurz nachdem dieses dreimal ertönt war, meldete sich die junge Frau mit einer leicht unruhigen Stimme: „ Gibbs, so schnell sind wir nicht. Gib uns doch etwas Zeit für die Auswertung. Tony....“Ihr Boss unterbrach sie, aufgebracht und um den Halbitaliener besorgt, einfach mitten im Satz:

„DiNozzo ist verschwunden. Überlasst Abby den Rest und bewegt eure Hintern zum Auto. Und zwar schnell.“ , befahl er seiner Agentin und dann legte er einfach auf.

Zwar war er bereits in der Tiefgarage bei den Autos angekommen, doch eine Information benötigte er noch. Ein weiteres Mal wählte er eine Nummer. Der Angewählte ging bereits nach dem zweiten Klingeln an sein Telefon. „NCIS, Doktor....!“, sprach dieser monoton in den Hörer, bevor er unterbrochen wurde.

„Duck, ich bin’s. Beantworte mir bitte eine Frage ohne große Umschweife. Ich habe keine Zeit, Erklärungen folgen später.“, erklärte er dem Pathologen mit leicht gehetzt wirkender Stimme, so das diesem gar keine andere Chance blieb. „Ja okay, Jethro. Was ist denn passiert? Aber du hattest ja gesagt, dass die Erklärung später folgt. Was möchtest du wissen?“

„Ducky, hypothetisch gesehen, ein Unbekannter würde DiNozzo in seinem jetzigen Zustand entführen, was würde passieren, wie gefährlich wäre es?“, fragte der Chefermittler nun wieder mit seiner dringlichen Stimme, die dennoch einen hoffenden Unterton hatte.

„Nun Jethro, was für eine Frage ist das denn! Er ist doch in einem militärischen Krankenhaus... nun aber damit du glücklich bist.....also momentan sind die meisten Verletzungen geheilt. Nur die Kopfverletzung ist noch ein wenig heikel, da man nicht weiß und auch nicht voraussehen kann, was da noch passieren könnte. Du weißt was ich meine, im Bezug auf Gehirnblutungen und Ähnliches, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eher gering ist. Dazu kommt, ein Täter, der einen Bewusstlosen entführt. So ein Mensch hat einen Grund - Liebe, Hass, Rache. Je nach Motiv sind die Folgen auch gefährlicher. Auf jeden Fall, egal ob hypothetisch gesehen oder nicht, Tony sollte unbedingt in ärztlicher Betreuung bleiben. Wie kommst du nur darauf?“, erklärte Ducky dem Teamleiter professionell. Aber auf seine Frage erhielt er bereits keine Antwort mehr, da Gibbs schon aufgelegt hatte. Kurz darauf trafen auch die anderen beiden des Teams in der Tiefgarage ein. Ihr Boss saß im Wagen, seine Augen sahen besorgt aus, sein Gesicht strahlte entgegengesetzt dazu Wut aus, so dass Ziva wie auch McGee am liebsten wieder zu der Goth gegangen wären. Das Gesagte war aber auch zu ihnen nun langsam, wenn auch widerwillig durchgedrungen. Nun machten sie sich beide ebenfalls sehr große Sorgen um ihren Teamkollegen und wollten schnellstmöglich herausfinden was passiert war. Allerdings blieb ein wenig Verwunderung, da sie keine Erklärung für die Entführung fanden,

schließlich waren sie doch das Ziel und nicht Tony. Schnell stiegen sie ins Auto ein. Kaum waren die Türen geschlossen, da raste Gibbs auch schon los, ohne dass jemand ein Wort über seinen grauenhaften, unfallfördernden Fahrstil verlor.
 

Bei Kathi:
 

Sanft strich sie ihrem Liebsten erneut über die Wange. Noch immer konnte die junge Frau nicht fassen, dass sie ihren Geliebten endlich aus den Fängen dieser Irren befreit hatte.

Zu lange waren beide getrennt gewesen und zusätzlich hatte sie die Autofahrt erschöpft. Die Fahrt war recht holprig, hatte ihrem Liebling sicher nicht gut getan, war aber notwendig, um ihn zu schützen. Dennoch fühlte sie sich von ihrem Untergebenen beobachtet, wenn nicht sogar gestört und so konnte sie sich noch nicht mit voller Kraft um Tony kümmern.

Zwar war Kathi glücklich, dass sie es endlich geschafft hatten ihn zum Versteck zu bringen. - seine Gesundheit hatte nun auch die höchste Priorität - aber sie spürte auch, dass sie noch in Gefahr waren. Dieses Gefühl verdrängte sie jedoch für einen kurzen Moment. Vorsichtig trug sie Tony erst einmal mit Connys Hilfe aus dem Auto bis zu einem Bett, das im Bunker der Waldhütte aufgestellt war.

Erneut stellten sich ihre Nackenhärchen auf, während sie den Halbitaliener vorsichtig, ja fast zärtlich bettete. Schnell drehte sie sich um und da stand er. Ihr „verliebter Computerfreak“ lehnte an der Tür und starrte sie an, beobachtete jede kleinste ihrer Bewegungen.

Als sie das sah, kochte Wut in ihr auf. Was stand dieser nutzlose Kerl da nur so dumm rum?, dachte sie sich noch. Er störte einfach ihre Zweisamkeit mit Tony, die sie gerade genießen wollte. Trotzdem versuchte sie ihren Zorn zu unterdrücken. Für Conny war der bewusstlose Agent ihr Bruder und würde sie sich aufregen, so würde er nur noch neugieriger werden. Deshalb befahl sie ihm streng: „Hol sofort die anderen Geräte, die ich für die Überwachung seiner Gesundheit brauche. Eine Sauerstoffbrille ist für die ersten Tage hier draußen auch nicht verkehrt. Die Luftveränderung wird seiner Lunge zu schaffen machen. Dann verstecke den Wagen. Sofort.“

Conny hingegen ahnte seit der „Befreiung“, dass hier etwas überhaupt nicht stimmte, aber er wollte nichts überstürzen. Irgendwas änderte sich, er merkte, dass sich seine Angebetete auf einmal anders verhielt und er wusste nicht genau warum. Seine Gefühle fuhren Achterbahn, er spürte Gefahren, wo augenscheinlich keine waren, fühlte Eifersucht, wo es scheinbar unangebracht war und tat Dinge, die ihm hinterher leid taten, da er dadurch alle in Gefahr brachte. Wie unrecht er mit seinem Misstrauen gegenüber seinen Gefühlen hatte, würde er bald erfahren.

Kathi hingegen spürte, dass Conny zu einer Gefahr wurde und in ihrem Kopf entwickelte sie bereits einen Plan, um ihn loszuwerden. Gleichzeitig konnte sie so die Spur, die zu ihr führte, erkalten lassen. Ein paar Tage wollte sie ihm noch geben, da sie seine Hilfe noch benötigte, auch wenn ihr klar war, dass sie ihn nicht aus den Augen lassen durfte.

Nochmals küsste sie Tony sanft auf den Mund. Sie spürte die weichen Lippen und hoffte, dass dieser Kuss bald erwidert werden würde.

Kurz darauf brachte Conny ein EKG –Gerät, neue Infusionsflaschen und Perfusoren ins Zimmer. Für kurze Zeit hatte er sein Vorhaben, nach der Akte des grauhaarigen Agenten zu schauen vergessen. Er wollte seine „Freundin“ nicht verletzen, ihr Vertrauen nicht missbrauchen und er hoffte einfach, dass sie ihm die ganze Wahrheit selbst erklärte.

Beide kümmerten sich noch eine Weile um den Verletzten, ohne zu merken, dass sich der Zeigefinger der rechten Hand kaum sichtbar bewegte.
 

Am Krankenhaus:
 

Vor dem Bethesda herrschte immer noch ein Chaos. Soldaten hatten das ganze Gebiet abgesperrt. Schwerverletzte Patienten wurden in andere Krankenhäuser verlegt und mobile Patienten standen auf dem Parkplatz und warteten auf Einlass, da die Feuerwehr sicherheitshalber das ganze Krankenhaus nach weiteren gelegten Brandnestern durchsuchte.

Gibbs Wagen hinterließ einen langen Bremsstreifen, da er eine Vollbremsung gemacht hatte, nachdem er den behandelnden Arzt Tonys in der Menschenmenge entdeckt hatte. Dieser hatte ihn angerufen, um ihn über das Verschwinden seines Agenten zu informieren. Bis zum Parkplatz durfte der NCIS mit seinem Wagen eigentlich vorfahren, aber das war dem Chefermittler egal. Er wollte Antworten und die konnte, nein musste ihm dieser Arzt hier und jetzt liefern. Schnell lief er auf ihn zu, griff ihm an die Schulter, drehte ihn zu sich rum und fragte ihn ohne weitere einleitende Worte: „Doktor Masters. Sie hatten die Aufsicht über Agent DiNozzo. Was ist passiert? Wie kann ein komatöser, schwerverletzter Patient einfach so verschwinden und sagen sie mir nicht, sie hatten zu viel zu tun, um ihrer Pflicht zufrieden stellend nachzukommen!“

Der Arzt zuckte unter den vorwurfsvollen Blicken des Chefermittlers zusammen. Er hatte selbst keine Erklärung, wusste nicht was er sagen sollte. Leicht stotternd berichtete er: „Es...es war ....Ich habe....!“ Der Arzt atmete noch einmal tief ein und aus, bevor er gestärkt vom Geschehen berichtete: „Ein Feueralarm wurde ausgelöst und dadurch mussten wir sämtliche Patienten evakuieren. Ich war im Zimmer von Agent DiNozzo,doch er war bereits gerettet gewesen. Das hieß für mich, nach den anderen Patienten schauen. Als dann die Feuerwehr aber meinte, dass es nur ein kleiner, wahrscheinlich sogar bewusst gelegter Brand war, der nie wirklich Schaden anrichten sollte, schrillten alle Alarmglocken und so haben wir alle Patienten gezählt – es war leider zu spät. Keiner hatte etwas bemerkt, es tut mir leid, Agent Gibbs.“

Selbst dem Chefermittler fehlten die Worte. Er fühlte sich schuldig. Immerhin war er nachlässig geworden, hatte von Tag zu Tag weniger Stunden am Bett seines Kollegen, seines Freundes gesessen, der ihm das Leben gerettet hatte und nun gab er einem Arzt die Schuld für die Entführung, obwohl dieser alles Mögliche getan hatte um Tonys Leben zu retten. Stattdessen hätte er früher auf die Idee kommen müssen, dass Tony in Gefahr sein könnte und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen müssen.

Still nickte er dem Arzt zu, als Bestätigung für dessen Worte.

Gerade als er gehen wollte, entgegnete der Arzt ihm noch: „Agent Gibbs. Sie müssen ihn finden. Er war kurz davor aufzuwachen, da bin ich mir sicher. Sein heutiges EEG hat erhöhte Aktivität gezeigt. Das Problem ist nur, wir wissen nicht, welche Folgen der Unfall gehabt hat. Das Aufwachen selbst kann zu einem Trauma führen. Außerdem wissen wir nicht, ob er seine Beine spüren kann und welche Folgen der Sauerstoffmangel hatte. Ich bete für ihn und für ihr Team.“ Erneut nickte Gibbs nur bestätigend, die gehörten Worte raubten ihm nämlich jede Möglichkeit zu reden, da er zu geschockt war.

Wie in Trance stand er kurze Zeit da, in Gedanken immer die Worte „....er war kurz davor, aufzuwachen....“

„Gibbs, hast du das gehört? Tony könnte jederzeit aufwachen und dann ist er irgendwo bei Verbrechern gefangen. Wir müssen ihn finden!!!! Gibbs?“, fragte Ziva traurig, da sie das Gespräch mitbekommen hatte, als sie ihren Boss etwas fragen wollte.

Als dieser aber nicht reagieren wollte, rief sie noch mal lauter „GIBBS??? LUFT AN GIBBS!!!“

„Macht euch an die Arbeit. Fingerabdrücke an den Kameras, Videomaterial, alles aus Tonys Zimmer sichern. Die Zeit ist nicht gerade für uns. Also los.“, befahl er ihr stattdessen.

Während die restlichen Teammitglieder alle Beweise sicherten, telefonierte der Chefermittler mit der Direktorin.
 

Bei der Direktorin:
 

Jenny saß in ihrem Büro. Sie bearbeitete Akten und schrieb wichtige E-Mails. Trotzdem war sie irgendwie nicht ganz bei der Sache, in Gedanken war sie bei Gibbs und seinem Team.

Die letzten Wochen waren auch an ihr nicht spurlos vorbeigegangen. Wenn nötig, war sie für alle da gewesen. Sie machte sich Sorgen und sie hoffte, dass auch das letzte „Sorgenkind“ des Teams wieder gesund werden würde.

Irgendwie hatte sich jeder Einzelne in ihr Herz gestohlen. Zu Tony hatte sie eine sehr innige Freundschaft aufgebaut, die der missratene Auftrag mit Jeanne auch nicht hatte zerstören können. Beide hatten sich nach einigen Wochen zusammengesetzt, ausgiebig über diesen Fall gesprochen und Jenny hatte sich für ihre Engstirnigkeit entschuldigt. Das war ihr besonders wichtig – wenn sie es auch nie zugeben würde.

Und nun dieser Unfall, der das ganze Team ins Unglück gestürzt hatte – sie spürte es förmlich. Die Fröhlichkeit war seit diesem Tag aus diesem Team wie verflogen. Alle waren gereizt, unglücklich und sie verloren etwas Wichtiges aus den Augen – sich, ihre Teamfähigkeit, ihre Freundschaft, da sie nur noch hinter dem Täter hinterher jagten.

Die Direktorin war sich sicher, sie musste diesen Kreislauf durchbrechen, sie musste mit Gibbs sprechen. Entschlossen legte sie ihren Stift zur Seite, drückte den Knopf für die Sprechanlage und fragte höflich: „Cynthia, wissen sie, ob Agent Gibbs im Haus ist? Er sollte sich bereits vor fünf Minuten bei mir melden.“

„Madame Direktor. Er ist vor einiger Zeit mit seinem Team weggefahren. Alle schienen es eilig zu haben, sie kennen ihn doch. Soll ich ihn anrufen oder ihn herbestellen?“, berichtete Cynthia daraufhin.

„Nein, nein. Ich kümmere mich selber darum. Danke Cynthia.“, antwortete ihr die NCIS – Direktorin dankend, bevor sie den Knopf der Sprechanlage losließ und zu ihrem Telefonhörer griff um die Nummer ihres ehemaligen Partners zu wählen. Auf einmal klingelte ihr Handy. Eigentlich wollte sie es ignorieren, um Gibbs anzuklingeln, aber ein inneres Gefühl drängte sie, das Gespräch anzunehmen. Sie sah erstaunt an der Nummererkennung, dass ihr ehemaliger Geliebter versuchte, sie zu erreichen. Im Stillen dachte sie noch: „Kannst wohl Gedanken lesen, Jethro.“

„Shepard.“, sprach sie mit authoritär klingender Stimme in den Hörer, als würde sie nicht wissen, wer gerade ihre Nummer gewählt hatte.

Sie bemerkte aber schnell, dass etwas passiert sein musste. Gibbs reagierte nicht wie immer. Er erklärte nur kurz, mit einer beunruhigten Stimme: „Jen, ich bin hier am Bethesda. Es gibt einen neuen Fall.“ Sie hörte ihn seufzen und er schien nach den richtigen Worten zu suchen. Oder fiel es ihm schwer, die passende Erklärung für etwas zu finden? , überlegte sie noch, als er weiter berichtete: „Es gab ein Feuer und in einem unbeobachteten Moment hat jemand......Tony entführt.“

Erschrocken atmete die Rothaarige heftig ein - das hatte sie nicht erwartet. Einen Moment stand sie nur still da und versuchte das Geschehene zu begreifen. Dann riss sie sich zusammen - immerhin war sie die Direktorin des NCIS - und in den letzten Worten des Teamleiters, der immer leiser gesprochen hatte, konnte sie die Schuld erkennen, die er sich selber gab. Nun galt es Stärke zu beweisen und das Team zusammenzuhalten.

„Du kannst nichts dafür Jethro. Wir werden ihn finden.“, versuchte sie ihn mit den üblichen Floskeln aufzumuntern, auch wenn sie das Gehörte noch verarbeiten musste. Doch der Chefermittler unterbrach sie mit heftiger und verzweifelter Stimme: „NICHT SCHULD JEN? Wenn nicht ich, wer dann? Ich habe ihn hier allein gelassen. Jen, er war kurz davor, aufzuwachen, und ich habe ihn allein gelassen!“, erklärte er ihr voller Selbstvorwürfe, bevor die letzten Worte in einem Flüstern untergingen, da seine Stimme versagte.

Oh ja, sie verstand ihn - sie verstand ihn sehr gut. Doch wie könnte sie ihn über das Telefon beruhigen, ihn mit Worten Kraft für dass Kommende spenden, ihm Mut zu sprechen? Diese Frage erübrigte sich allerdings, als sie plötzlich ein Tuten in der Leitung vernahm - Gibbs hatte aufgelegt.

Mit einem Seufzer legte Jen ebenfalls auf und saß für ein paar Minuten schweigend an ihrem Schreibtisch. Dann stand sie auf, verließ das Büro und von der Treppe aus betrachtete sie ihre Agenten. Sie liebte diesen Ausblick. Dabei konnte sie neue Kraft tanken und die würde sie für die kommenden Tage sicher brauchen.

Eine ganze Weile blieb sie dort stehen, schwelgte in Erinnerungen, während sie alle Geräusche um sich ausschaltete und nur noch die Arbeit der NCIS – Agenten beobachtete.

Kapitel 27

Hi sky2, danke für deine Kommis, habe mich riesig gefreut. Hier wird dein Wunsch auch schon erfüllt, das neue Kapitel kommt. Also viel Spass beim Lesen. LG Claudi.
 

Kapitel 27
 

Bei Abby im Labor:
 

So richtig konnte die Goth das eben Geschehene noch nicht begreifen. Ein Anruf hatte all die mühsam erarbeitete Hoffnung zerstört, dass alles wieder gut werden würde. Tim und Ziva waren sofort losgestürmt, nachdem der Chefermittler sie informiert hatte, das der komatöse DiNozzo entführt wurde. Sie hatten die Goth einsam zurückgelassen, um herauszufinden, wo sich ihr entführter Teamkamerad befand und wer es gewagt hatte, ihn zu kidnappen.

Abby wollte nicht wirklich wissen, was passiert war - sie verdrängte einfach das Gehörte. Ihr war klar, dass sie nur so, alleingelassen in ihrem nun kalt und trostlos wirkenden Labor, die gewünschten Ergebnisse herausfinden konnte.

Es war jetzt keine Zeit um zu trauern oder um sich Sorgen zu machen. Im Augenblick musste sie stark sein und Resultate bringen. Die junge Laborantin wischte sich energisch eine einsame Träne aus dem Gesicht, blickte entschlossen, ja regelrecht herausfordernd zu ihrer Truppe und befahl: „Leute, wir müssen etwas finden. Das Team braucht uns – Tony braucht uns. Legt los und zeigt, was ihr drauf habt.“

Sie war so mit den Beweisen beschäftigt, dass sie nicht einmal bemerkte, wie sich die Tür mit einem Zischen öffnete und auch wieder schloss.

Der Pathologe konnte sich das seltsame Verhalten seines alten Freundes nicht erklären und da er keine Antworten auf seine Fragen erhalten hatte, hoffte er, hier eine Lösung zu finden. Was er allerdings entdeckte, verwirrte und besorgte ihn noch mehr.

Die sonst so glückliche, vor Energie strotzende Goth, die nichts so schnell zu Fall brachte, kämpfte gegen ihre Tränen an. Einem normalen Mitarbeiter wäre dies nicht aufgefallen, da sie im Labor rumwirbelte, als wenn es ihr letzter Tag in diesem Beruf wäre. Er jedoch sah es an der Art, wie sie an ihre Arbeit ging. Hektisch nahm sie die Beweismittel unter die Lupe. Zwar arbeitete sie immer noch akribisch genau, dennoch fehlte die Ruhe und die Begeisterung, die sie normalerweise bei ihrer Arbeit ausstrahlte. Momentan schien sie einfach etwas zwingend finden zu wollen. Der Spaß an der Arbeit, der Gibbs oft ungeduldig werden ließ, aber an dem man auch Abbys Lebensfreude erkannte, blieb dabei gänzlich auf der Strecke.

„Mist, Mist, Mist!!!!! Suche schneller. Sonst wirst du wegen Befehlsverweigerung und unterlassener Hilfeleistung unter Arrest gestellt.“, schimpfte die Laborantin mit dem Computer, der die Fingerabdrücke vergleichen sollte, aber immer noch keine Übereinstimmung finden konnte.

Länger konnte und wollte sich der freundliche Gerichtsmediziner das traurige Schauspiel nicht anschauen. Mit langsamen Schritten lief er auf die junge, scheinbar zerstreute Frau zu. Leise sprach er sie an: „Abigail, was ist denn mit deiner These, dass man die Wissenschaft nicht hetzen kann? Lass dem Computer die Zeit, die er braucht und wende dich doch mal einem alten Freund zu. Vielleicht kann ich dir behilflich sein?“

Die Worte schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Die Schwarzhaarige drehte sich rasch um und schaute ihr Gegenüber überrascht an. Doch als sie die Gutmütigkeit, die Hilfsbereitschaft und die Stärke in dessen Augen sah, rannte sie, so schnell ihre hohen Plateauschuhe es zuließen, auf ihn zu, um ihn in die Arme zu nehmen. Allein diese Umarmung gab ihr neue Kraft - Kraft, um weiterzuermitteln und Stärke, um das Erlebte, das Gehörte zu verarbeiten.

Ducky aber verwirrte dieses Erlebnis nun ganz. Auch wenn er sonst nicht leicht aus der Fassung zu bringen war, Abby schaffte es dennoch immer wieder mit ihren schnellen Gefühlswandlungen.

Mit einem sanften Druck an den Schultern seines Gegenübers drängte er die junge Goth ein Stück weg von sich. So zwang er sie, ihm in die Augen zu schauen. „Abigail!!! Was ist hier los? Erst stellt mir Jethro sehr energisch, ja fast aufgeregt solch mysteriöse Fragen! Alle Teammitglieder sind unerreichbar und zum Schluss finde ich dich anders als sonst aufgelöst und wie soll ich sagen ruhelos in deinem Labor vor. Dort untersuchst du, ungeduldig, fast wütend und ja, ein wenig zerstreut, wie es sonst nicht deine Art ist, die Beweismittel nach Spuren. Wo ist deine Lebenslust, deine Freude – kurz gesagt, was ist passiert, Abigail?“, fragte er mitfühlend, da er bemerkte, wie die Schwarzhaarige immer wieder mit den Tränen kämpfte. Sanft nahm er die Goth in die Arme.

Abby fühlte sich endlich wieder geborgen und sie ließ ihren Tränen freien Lauf.

Nach kurzer Zeit, in der ihr Ducky beruhigend über den Rücken gestrichen hatte, schniefte sie nur noch ein wenig. Ihr war klar, dass ihr alter Freund auch alles wissen musste und so informierte sie ihn so schnell, das sich ihre Stimme fast überschlug. Nur ab und zu wurde der Redefluss durch ein Seufzen unterbrochen: „Wir waren gerade dabei, die Beweise zu filtern. Gibbs hatte den Befehl gegeben, dass McGee und Ziva mir bei den Videos helfen sollten. Sechs Augen sehen auf einem Video mehr als zwei. Da hat er ja auch recht, aber das war sicher nicht der einzige Grund. Du weißt doch, wie ungeduldig der Bossman sein kann.

Seine Laune ist in letzter Zeit sowieso kaum noch erträglich. Ich hatte jedenfalls in der Zwischenzeit mehr als die Hälfte der Fingerabdrücke gesichert. Na ja, du weißt ja, wie viele Datenbanken es gibt – ich hatte leider noch keinen Erfolg! Bis auf ein paar Ärzte und Schwestern, die ja auch berechtigten Zugriff zu dem Computer hatten, konnte ich einfach keinen der Abdrücke identifizieren.

Also, auf einmal hatte Zivas Handy geklingelt. Kurz hatten wir noch Witze über Gibbs Ungeduld gemacht. Was wir dann aber erfuhren, Duck....!“ Erneut musste die Laborantin gegen ihre Tränen ankämpfen und einen Augenblick innehalten, um neue Kraft zu tanken. Die Erinnerungen waren noch zu frisch. Die Angst, Tony nach allem doch noch zu verlieren, war zu groß. „…Tony wurde entführt...mehr konnte mir Ziva nicht sagen. Sie sind einfach gegangen, haben mich zurückgelassen. Für meinen Tiger habe ich mich an die Beweismittel geklemmt, aber noch habe ich nichts gefunden.“, ergänzte sie, bevor sie erneut vom Pathologen in die Arme genommen wurde.

Der Pathologe wusste nicht, was er sagen sollte. Sanft streichelte er der Goth beruhigend über den Rücken. Auf einmal ertönte aber ein Piepen. Einer der Computer hatte etwas gefunden. Abby löste sich schnell aus der Umarmung, aufgeregt, was eines ihrer Babys wohl entdeckt hatte. Kurz waren der Seelenschmerz und die Angst um den Halbitaliener vergessen. Momentan zählten nur die erzielten Ergebnisse, die bei der Suche nach ihm helfen konnten. Auch der Gerichtsmediziner lief zum Computer, der ein Bild zeigte. Innerlich hoffte auch er, dass dieser Mann nicht zum Krankenhauspersonal gehörte.

„Duckman, wir haben den Mistkerl.“, entgegnete die Schwarzhaarige siegessicher, bevor sie sich nach Gibbs umdrehte. Sie erwartete den Grauhaarigen jeden Moment, da er instinktiv immer wusste, wenn sie etwas gefunden hatte, da er so oft im passenden Augenblick bei ihr im Labor auftauchte.

„Nun müssen wir ihn nur noch finden, meine Liebe.“, flüsterte der Ältere fast unhörbar. Er wollte ihr nicht den gewonnenen Glauben rauben.
 

Bei Gibbs und dem Team:
 

Nachdem alle Beweise gesichert waren, fuhren sie im gewohnt schnellen Tempo zum Hauptquartier. Die Beweissicherung hatte länger als geplant gedauert, da Gibbs in der Nähe des Tatortes Hilferufe gehört hatte. So hatten sie einen Schwerverletzten gefunden, der wahrscheinlich die Entführung hatte verhindern wollen. Der Arzt war niedergestochen worden und nach dem Angriff hatte man ihn dann eiskalt im Abstellraum unter einer Plane abgelegt. Der Verletzte war bewusstlos gewesen, aber immer wieder war er kurz erwacht und so hatte er sich schließlich bemerkbar machen können. Nun hofften alle, dass er den Anschlag überlebte, um aussagen zu können.

McGee driftete tief in seine Erinnerungen ab. Zwar hoffte er, dass das Opfer überleben würde, aber im Moment drehten sich seine Gedanken eher um die letzten Wochen und Monate. Seitdem er erwacht war, hatte er sehr mit sich und mit Tonys Zustand zu kämpfen. Er hatte bis heute keine Antwort auf seine Fragen gefunden. Er fragte sich, warum DiNozzo ihn gerettet hatte. Immerhin musste er dafür nun so schrecklich leiden.

Warum musste das alles überhaupt passieren? Hätte er besser aufpassen müssen? Hätte er es irgendwie verhindern können? Lauter solcher Fragen schwirrten Tag für Tag in seinem Kopf herum. Und nun? Nun konnte er seinen komatösen Freund und Kollegen nicht einmal vor einer Entführung bewahren. Ein Fremder starb vielleicht für seinen Freund und was hatte er in dieser Zeit getan? Hatte es wirklich vorher keine Anzeichen für dieses Verbrechen gegeben? Hätte er nicht doch besser auf ihn Acht haben können?

Ein Rucken holte ihn aus seinen Überlegungen. Sie hatten das Hauptquartier erreicht.

Der Computerspezialist bemerkte auch, dass sein Boss so gut wie nicht mehr mit ihnen sprach und er in letzter Zeit noch grimmiger war, als jemals in den Jahren zuvor. Ihm schien viel durch den Kopf zu gehen. Man sah in seinen Augen einen unbändigen Schmerz, eine grauenhafte Schuld, die er fast krampfhaft versuchte, wieder gut zu machen.

McGee wusste, das Gibbs immer noch unter den Folgen des Unfalls litt, besonders wenn er rannte. Seine Hüfte und seine Beine schmerzten, doch anscheinend unterdrückte er diese Pein.

Sein Team und dessen Bedürfnisse hatten für ihn schon immer höchste Priorität, er und seine eigene Gesundheit dagegen waren ihm noch nie, und in diesem Fall gar nicht wichtig.

Wahrscheinlich war ihm nicht klar, dass er nicht nur sich damit Schaden zufügte, sondern diese Situation und Stimmung das Team auch noch zusätzlich belastete.

„McGee. Abby hat sicher was. Ins Labor. Sofort.“, befahl der Teamleiter und somit holte er seinen Junioragenten erneut aus den Gedanken. Ziva wie auch McGee fragten sich, woher er das nun schon wieder wusste. Immerhin hatte weder das Telefon geklingelt, noch hatte er bei der quirligen Goth angerufen.

Trotzdem hielt der Fahrstuhl, in dem sich alle drei befanden, statt im dritten Stock, im Labor.

Es war für alle immer noch etwas ungewohnt, dass sie von einer Stille empfangen wurden, sobald sie das Gothreich betraten. Leider war es aber seit dem Unglück langsam traurige Gewohnheit geworden.

„Gibbsman, ich wusste, dass du weißt, dass ich was habe. Ich brauchte dich gar nicht anzurufen. Du bist ein Genie. Es ist ein Fingerabdruck. Er war ein wenig verwischt und so hatte ich mir schlechte Chancen ausgerechnet. Aber ich, Abby - Supergirl habe es für meinen Tiger geschafft. Du wirst....“, erklärte sie dem Teamleiter ganz aufgeregt, als sie von ihm energisch unterbrochen wurde.

„Abbs. Was hast du genau gefunden – nein, besser von wem hast du den Fingerabdruck gefunden.“

Leicht geknickt berichtete sie fachlich über ihren Fund: „Der Fingerabdruck ist aus der FBI –Datenbank, speziell aus dem Hackerverzeichnis des FBIs. Der Name des dazugehörigen Besitzers ist Conny Miller. Er hat als Jugendlicher die Großrechner der Banken und die des FBIs angegriffen. Dabei wurde er erwischt und verknackt. Sonst hat er eine unauffällige Akte, die in keinster Verbindung mit meinem Tiger steht. Ich habe hier eine Adresse für dich, mein silberhaariger Fuchs. Schnappt ihn euch und bringt mir ja meinen Tony zurück.“

Während sie ihre letzten Worte aussprach, klebte sie einen kleinen Post-it Zettel auf das Jackett des Chefermittlers und ließ seinen ungläubigen Blick auf sich wirken.

Gibbs aber gab ihr einen Kuss auf die Wange und antwortete: „Gut gemacht Abbs. Hol dir ein CafPow auf meine Rechnung. Keine Angst, DiNozzo wird nichts passieren. Immerhin muss er noch sein Donnerwetter von mir kassieren.“

Ohne weitere Worte verließen die Agenten das Labor. Die Schwarzhaarige schaute ihnen stolz hinterher, bevor sie den Pathologen umarmte, der dem Team noch „Viel Glück“ hinterher rief.
 

Bei Kathi und Conny:
 

Conny verspürte immer noch die tiefsitzende Eifersucht in der Gegenwart des Bewusstlosen.

Je mehr Zeit er in seiner Nähe verbrachte, desto stärker wurde das Bedürfnis, ihn los zu werden. Immer wieder hatte er vor Augen, wie vertraut dieser grauhaarige Ermittler mit dem Bruder seiner großen Liebe umgesprungen war. Es hatten auch keine Wachen an der Tür gestanden, so wie es sonst bei Gefangenen der Fall war. Das alles weckte zusätzlich noch sein Misstrauen, besonders, da sich Kathis Verhalten extrem verändert hatte.

Einmal hatte er sie erwischt, als sie ihren „Bruder“ küsste. Es war kein normaler Kuss unter Geschwistern gewesen, nein, man hatte am Glitzern in ihren Augen erkennen können, dass sie ihn liebte.

Ihm wurde bewusst, dass seine Gefühle ihn nicht betrogen hatten, dass mehr hinter all dem steckte. Deshalb fasste er einen Entschluss. Es schmerzte ihn, seine Geliebte hintergehen zu müssen. Trotzdem verspürte er den Drang, die Wahrheit über alles aufzudecken. Nochmals blickte er in das Zimmer, in dem Kathi sich liebevoll um den Halbitaliener kümmerte.

Sie schien sich unbeobachtet zu fühlen und so streichelte sie sanft die Wange des bewusstlosen Agenten.

Nachdem er seinen Entschluss gefasst hatte, klopfte er an der Tür, um auf sich aufmerksam zu machen: „Kathi. ...Ähm...Kathi? Ich muss noch ein paar Vorräte in der Stadt besorgen. Ich fahre aber nicht nach Washington zurück, sondern in die andere Richtung. Sicher suchen sie schon nach uns!“, erklärte Conny ihr leicht unsicher.

Allerdings verblüffte ihn Kathis Reaktion auf seine Worte.

Ihr wurde nämlich klar, dass sie unvorsichtig gewesen war und so Conny neugierig gemacht hatte. Sie musste ihren Plan eher umsetzen als gedacht.

„Du brauchst nicht in die Stadt fahren. Wir müssen etwas anderes erledigen. Agent Gibbs ist uns auf den Fersen. Wir müssen ihn loswerden. Du wirst ihn anrufen und ein Treffen ausmachen. Sag ihm, dass du weißt, wo Tony ist. Er soll allein zu deiner Wohnung kommen. Dort trefft ihr euch in deinem Wagen. Den Rest erledige ich und danach habe ich eine riesige Überraschung für dich, mein Liebster.“, säuselte sie mit einer verführerischen Stimme, der er nicht widerstehen konnte, während sie ihn umgarnte.

Einen Kuss später wusste Conny gar nicht mehr, was er denken sollte. Alle Bedenken waren beiseite geschoben. Vor Augen hatte er nur noch den koketten Blick seiner geliebten Kathi. In diesem Moment war klar, dass er alles für sie tun würde. Er schloss seine Augen, hielt seinen geschlossenen Mund in ihre Richtung und empfing einen weiteren wunderbaren, sanften Kuss.

Fast wie in Trance griff er zu seinem Handy, nachdem er seinen Laptop eingeschaltet hatte. Er stellte die Rufumleitung ein und wählte die Nummer, die ihm Kathi aufgeschrieben hatte.

Nachdem kurz das Freizeichen erklungen war, entgegnete am anderen Ende eine brummige Stimme: „Gibbs!“

Kurz wusste der Hacker nicht, was er sagen sollte. Die wütend klingende Stimme machte ihm irgendwie Angst. Nur die Aussicht auf die Liebe seiner Angebeteten machte ihm Mut und so sprach er leicht verunsichert: „Special Agent Gibbs. Hier spricht Conny Miller. Ich will Ihnen helfen, indem ich Ihnen sage, wo sich Tony befindet. ...Dazu ... dazu möchte ich mich in zwei Stunden mit Ihnen treffen, Agent Gibbs - alleine, nur sie und ich. Sobald ich mit meinem Wagen zu meiner Wohnung komme, steigen sie ein und ich erzähle ihnen alles, was ich weiß. Wenn ich entsprechende Informationen liefere, bekomme ich einen Deal. Sind sie einverstanden?“

Gibbs wusste in diesem Moment nicht, was er davon halten sollte. Deshalb entgegnete er grollend: „Ich hoffe für sie, dass sie die Wahrheit sagen, Miller. In zwei Stunden.“

Kathi rieb sich die Hände, ihr Plan schien aufzugehen. In ihrem Schrank hatte sie in einem Geiheimversteck eine Bombe gelagert - genau für diesen Fall. Wieder mal wurde ihre Vorausschaulichkeit belohnt. Jetzt musste sie diese Bombe nur noch heimlich zum Auto bringen, um sie später im richtigen Moment per Fernzündung explodieren zu lassen. Dann würde das Problem Conny erledigt sein und sie würde sich endlich in Ruhe den wichtigen Dingen widmen können - ihre Liebe zu Tony. Gleichzeitig wäre Gibbs erledigt.

„Liebling, bitte wechsle noch einmal die Infusionen bei meinem "Bruder". Er muss für ein paar Stunden hier allein bleiben. Deshalb muss ich sicher sein, dass alles okay ist. Ich zieh mich in der Zwischenzeit kurz um. Wir fahren aber getrennt. Du nimmst den Krankenwagen, ich nehme das Auto.“, bat sie Conny verführerisch, während sie ihm zärtlich durch die Haare fuhr. Der junge Mann war so in ihren Bann gezogen worden, dass er all ihre Bitten erfüllte, ohne zu bemerken, dass sie ihn so nur ablenkte.

Nachdem Conny seine Aufgabe erledigt hatte und Kathi ihren Plan vollendet hatte, schauten sie noch einmal nach den Werten ihres Opfers, bevor sie sich zu den Wagen begaben. Kathi umgarnte und küsste Conny zur Sicherheit noch einmal. Damit wollte sie verhindern, das er weiter nachdachte. Nachdem beide ihre Fahrzeuge gestartet und sich Richtung Washington aufgemacht hatten, bemerkte keiner, wie sich erneut etwas in dem jetzt verlassenen Bunker regte.

Das EKG – Gerät zeigte einen schnelleren Rhythmus an und die Augen bewegten sich so schnell, als würde der junge Mann Schlimmes in seinen Träumen erleben.

Wieder bewegte sich fast unbemerkt einer der Finger. Trotzdem waren die Augenlider noch zu schwer, die Dunkelheit noch zu verlockend, um aufzuwachen.
 

Kurz zuvor bei Gibbs und dem Team:
 

Gibbs konnte es nicht fassen, sie hatten endlich eine Spur. Auf dem Weg zum Fahrstuhl befahl er seinem Team: „McGee, finde alles über diesen Miller raus. Ich muss wissen, in welcher Verbindung er zu uns steht und warum er es gerade auf uns und Tony abgesehen hat. Spreche, wenn nötig, mit der Direktorin, ob Tonys geheime Fälle mit ihm zu tun hatten. Ziva, wir versuchen unser Glück in seiner Wohnung. Jetzt los, Tony musste lange genug auf uns warten.“

McGee stieg im dritten Stock aus, wünschte seinen Kollegen noch viel Glück, als sich die Fahrstuhltüren schon wieder schlossen.

Ziva verspürte eine große Wut auf Tonys Entführer und sie schwor sich, sollte ihrem Kollegen auch nur ein Haar gekrümmt worden sein, würde sie den Verantwortlichen zu Brei schlagen. Aber sie fühlte auch Hoffnung, dass sich alles noch zum Guten wenden könnte. „Gibbs. Wir haben endlich eine Spur....“, sprach sie aufmunternd, doch sie wurde schnell unterbrochen. Gibbs umfasste ihre Schultern und schaute ihr tief in die Augen, bevor er ihr zögernd erklärte: „Ziva! Du weißt am besten, dass es eine Spur von vielen ist. Mache dir nicht jetzt schon zu große Hoffnungen. Denke aber immer an eins, wir werden nicht eher aufgeben, bis wir ihn gefunden haben.“ Kaum hatte der Chefermittler seine Worte ausgesprochen, da öffneten sich auch schon die Türen des Fahrstuhls.

Beide waren während der Fahrt in ihren eigenen Gedanken versunken. Und so sprach keiner währenddessen ein Wort.

Nach kurzer Zeit hatten sie das Ziel erreicht. Stillschweigend verließen die Beiden den Wagen, zogen ihre Waffen und so leise wie möglich betraten sie ein kleines Haus.

Die anderen Mieter blickten erschrocken auf die Waffen, doch die Marke in der Hand der Agenten beruhigte ihre Gemüter.

Still schlichen sie sich an die Wohnungstür, wo der Gesuchte vermutet wurde. Auf Gibbs Kommando stürmten sie das Apartment. Sich gegenseitig Deckung gebend durchforsteten sie Zimmer für Zimmer. „Leer“, riefen beide fast gleichzeitig. Dann fingen sie an, die Unterkunft des Verdächtigen zu durchsuchen. Schrank für Schrank nahmen sie auseinander, jeden Brief lasen sie durch und der Computer wurde eingetütet, zur weiteren Sichtung im Hauptquartier. „Gibbs, so wie es aussieht, war er mehrere Wochen nicht mehr hier. Wenn er der Täter ist, hat er eine Zweitwohnung oder einen Unterschlupf. Vielleicht hat McGee was gefunden.“ Durch ein Nicken bestätigte der Chefermittler ihre Vermutung.

Gerade als er seinen jüngsten Agenten anrufen wollte, um die Ergebnisse mitzuteilen, klingelte sein Handy. Eine unbekannte Nummer und trotzdem spürte Gibbs, dass er diesen Anruf annehmen sollte.

„Gibbs!“, entgegnete er missgelaunt, da er wieder keine Hinweise auf Tony gefunden hatte. Ziva hörte überrascht, wie der Chefermittler seinem Zuhörer drohte und dann einem Treffen zustimmte. Der Anrufer schien der gesuchte Miller zu sein, da der Grauhaarige seinen Namen nannte. Erwartungsvoll schaute sie ihren Boss an, in der Hoffnung, dass der Gesprächpartner ihnen einen Hinweis gegeben hatte.

Nachdem er aufgelegt hatte, berichtete Gibbs wütend und doch fast hoffnungsvoll: „Er will sich mit mir treffen – hier und allein in zwei Stunden. Ihr werdet euch verstecken. Wir dürfen nicht voreilig handeln, das könnte für Tony tödlich enden.“
 

Zwei Stunden später vor Millers Apartment:
 

Gibbs Team hatte in den letzten zwei Stunden keine Verbindung zwischen Tony und Miller ermitteln können. Es gab keine weiteren Anhaltspunkte. Das hieß, das Treffen war ihre letzte, nein, die einzige Spur. Deshalb hatte der Teamleiter sich entschlossen, trotz etlicher Bedenken seitens Ziva und McGees, allein beim Treffpunkt aufzutauchen. Die Beiden hatten den Befehl erhalten, ein wenig abseits in Stellung zu gehen und sich so lange wie möglich zurück zu halten. Zwar hatte er ein Mikro angelegt, doch wenn er sich den Lebenslauf des Täters ansah, dann war er sich sicher, dass er es nicht lange am Körper tragen würde.

Nervös saß er nun in seinem blauen Mittelklassewagen, hoffend, dass er nun endlich Tony finden würde. Auf einmal kam ein Rettungswagen in seine Richtung. Ziva hatte schon Entwarnung gegeben, wogegen dem Chefermittler einiges klar wurde. Still murmelte er: „So habt ihr es also angestellt....!“ Bevor er ins Mikro sprach: „Ich glaube, es geht los. Denkt dran, haltet euch zurück. Erst auf meinen Befehl stürmt ihr los.“

Ziva und McGee konnten sich nicht erklären, was ihr Boss gesehen hatte, bis der Krankenwagen vor dem NCIS – Fahrzeug hielt.

„Agent Gibbs. Legen sie die Waffe in ihren Wagen und steigen sie ein.“ , erläuterte Conny das weitere Vorgehen. Der Grauhaarige verließ nach einem Moment des Zögerns den Wagen und setzte sich auf den Beifahrersitz im Krankenwagen. Conny wollte nicht bedrohlich wirken und deswegen hatte er auch keine Waffe auf den Teamleiter gerichtet. Er wusste, Kathi wollte sich um die Details kümmern, das reichte ihm.

Langsam fuhr der Computerhacker ein Stück, bis er den Chefermittler vorwurfsvoll fragte: „Was wollen sie von uns? Warum lassen sie uns nicht einfach in Ruhe? Wir könnten ein schönes Leben führen, aber nein....!“ , seine Stimme wurde immer lauter, er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, seine Wut hatte die Oberhand übernommen. Sein Gegenüber schnitt dem Hacker jedoch das Wort ab und entgegnete ihm mit vor Zorn bebender Stimme: „Ich werde sie so lange überall hin verfolgen, bis ich meinen Agenten, meinen Freund wiederbekomme. Und sie sollten beten, wenn er nicht mehr am Leben ist. Sie werden nirgends mehr sicher sein und keine ruhige Minute mehr auf diesem Planeten verbringen.“

Conny verstand diesen Mann nicht. Er war davon ausgegangen, dass dieser Agent ein Verbrechen nicht ruhen lassen wollte, das Kathi mit ihrem Bruder begangen hatte. „Was hast du getan?“, flüsterte er daraufhin unhörbar, in seinen Augen war dabei Unglauben zu sehen. Auch Gibbs verstummte sofort. Er hatte eine Veränderung in der Mimik des Hackers gesehen. Es war keine Angst, es war eher so eine Art Schock, der in Connys Gesicht erschienen war, als sein Gegenüber vernommen hatte, dass sein Entführungsopfer ein Bundesagent war.

Der Wagen hatte längst angehalten, da Conny nicht mehr wusste, was er nun tun sollte. Es war alles für ihn zu viel. Sein Gehirn konnte die ganzen Informationen im Moment gar nicht verarbeiten. Er fühlte sich verarscht, alleingelassen und ausgeliefert. Auch wenn er schon die eine oder andere Vermutung gehabt hatte, dass sein Engel ihm vielleicht doch nicht alles gesagt hatte. Er war jetzt doch sehr erschüttert, von diesem Fremden, hier zu hören, dass der Halbitaliener wohl tatsächlich nicht Kathis Bruder war. Selbst wenn er schon vorher so eifersüchtig gewesen war, war es doch ein furchtbarer Schock die Wahrheit zu hören.

Deshalb hatte der junge Mann erst einmal die ganze Umgebung ausgeblendet, um das Gehörte zu verstehen, zu verarbeiten. Bis eine männliche, drängende Stimme tief zu seinen Gedanken durchdrang: "He! Hören sie mir zu. Was hatten sie vor? Reden sie mit mir. Wo ist Tony?“, fragte Gibbs unnachgiebig. Immer wieder schüttelte er an den Schultern dieses Millers, der sich in seine Gedankenwelt zurückgezogen hatte.

Nach einer halben Ewigkeit, so kam es ihm jedenfalls vor, schien er Erfolg zu haben.

Stotternd mit monotoner, trauriger Stimme antwortete Conny: „Sie hat mich geliebt, zumindest habe ich das geglaubt. Ich wollte ihr helfen, sie in eine Falle zu locken. Ich dachte, Tony ist ihr Bruder. Nur warum sagt sie das, wenn er doch ihr Agent ist?“

Gibbs wollte nicht glauben, was er da zu hören bekam. Schon wieder eine Falle und er war blindlings reingelaufen. Der Teamleiter spürte instinktiv, dass hier was nicht stimmte.

Sofort, ohne weiter darüber nachzudenken, stieg er aus dem Auto und zog Miller mit sich. Ins Mikro schrie er noch laut „Falle“, da ließ bereits ein großer Knall die ganze Gegend erbeben.

Kapitel 28

Da ich nicht weiß wie es die nächsten Tage bei mir aussieht, hier noch ein Kapitel. LG CLaudi.
 

Kapitel 28:
 

Währenddessen bei Kathi:
 

Kathi hatte sich ein sicheres Versteck gesucht. Sie stand in einer Seitenstraße, hatte eine gute Einsicht auf die Wohnung und auf den Rettungswagen. Und von dieser Stelle konnte sie Conny und diesen idiotischen Chefermittler überall hinfolgen, sollte ihr "Freund" auf die verrückte Idee kommen, mit dem Auto wegfahren zu wollen.

In ihren Fingern kribbelte es. Sie konnte es kaum erwarten, die Bombe zu zünden.

Dann endlich, und nur dann konnte sie sich ungestört, ohne ständig beobachtet zu werden, um ihren Schatz kümmern. Und einen weiteren Vorteil hatte dieser Plan - sie konnte diesen Gibbs gleich mit erledigen. Was konnte sie sich noch wünschen? Das Team ohne Kopf konnte nicht mehr denken und so würde sie mit Tony ihre Ruhe vor dem NCIS haben.

Dann war es auch schon so weit - dieser arrogante Agent näherte sich endlich dem RTW.

Man konnte sehen, wie er den Zorn unterdrückte, denn er ballte seine Hände zu Fäusten. Wenn der wüsste, dachte sich Kathi während sie hinterlistig lachte. Sie hatte diesen neunmalklugen, besserwisserischen Gehirnwäscher reingelegt und nun brauchte sie nur noch diesen Schalter drücken, der bereits unruhig in ihrer Hand lag und alle Störenfriede waren aus der Welt geschafft. Aber sie wollte, dass Gibbs mit dem Wissen starb, dass Tony bei ihr war und dass er verloren hatte. Sie war sicher, dass sie den richtigen Zeitpunkt abpassen würde, deshalb wartete sie geduldig ab, was passieren würde. Immerhin hatte sie gespürt, dass Conny misstrauisch wurde und sicher würden Beide zum Schluss die Informationen erhalten, die sie bereits erahnten.

Auf einmal jedoch fuhr der Wagen weg und die junge Frau wurde nervös. Was sollte sie tun? Die Reichweite des Auslösers war ihr nicht wirklich bekannt. Sollte sie sofort hinterher fahren oder würde Conny den Wagen gleich wieder stoppen? Eben als sie den Motor anmachen wollte, sah sie, wie ein weiterer Wagen aus einer anderen Gasse hervorlugte. „Ihr Mistkerle!“, schrie sie, da sie nun wusste, dass sie sich verraten würde, wenn sie Conny mit ihrem Wagen folgen würde. Das fremde Fahrzeug blieb aber sofort wieder stehen.

Kathi wusste nicht was geschah, deshalb schaute sie in die Richtung, in die ihr Lakai gefahren war. Der Rettungswagen mit dem Teamleiter und ihrem Gehilfen an Bord war ohne ersichtlichen Grund am Straßenrand stehen geblieben. In ihrem Innern kribbelte es in freudiger Erwartung. Sie fühlte, dass sie nicht mehr lange warten musste. Bald würde der Augenblick der Genugtuung gekommen sein. Schnell nahm die junge Frau ihr Fernglas in die Hand und was sie erkannte, ließ tief in ihrem Innern Freude aufsteigen. Die beiden Insassen des Rettungswagens schienen wütend aufeinander zu sein. Hämisch grinste sie, denn alles verlief genau nach Plan. Doch auf einmal änderte sich Connys Gesichtsausdruck. Er schaute ungläubig, fast verstört auf sein Gegenüber. Die Wut war sofort aus seiner Mimik verschwunden und machte unter anderem ein wenig Traurigkeit Platz und er war in eine Art Trance gefangen. Der Teamleiter schüttelte ihn und schien ihn etwas fragen zu wollen. Irgendwann, Kathi kam es wie Stunden vor, bis das Schauspiel fortgesetzt wurde, entgegnete Conny dem Chefermittler etwas. Und plötzlich überschlugen sich die Ereignisse.

Der jungen Frau wurde klar, dass sie jetzt die Chance nutzen musste. Ein Kribbeln durchfuhr ihren ganzen Körper, Euphorie durchströmte sie, beim Gedanken, dass sie jetzt die beiden Menschen tötete, die Tony von ihr trennten. Während sie den Knopf drückte, sah sie, wie der Grauhaarige ihren Laufburschen aus dem Auto zerrte. Ein lautes Lachen ertönte im Auto. „Ihr entkommt mir nicht.“ , brüllte sie den Männern entgegen. Danach bebte die Erde, Staub wurde aufgewirbelt, Autoteile wirbelten durch die Luft und Flammen erhellten kurz den durch Wolken verhangenen, verschatteten Platz in dieser Gegend.
 

Bei der Direktorin:
 

Jenny hatte sich entschieden, sich nach den Ergebnissen im DiNozzo – Fall zu erkundigen. Zwar hatte sie bereits wieder gearbeitet, aber irgendwie ließ ihr dieser Fall keine Ruhe. Gibbs hatte sich nun bereits einige Stunden nicht gemeldet, um Bericht zu erstatten und im Büro war das Team auch nicht aufgetaucht.

Deshalb betrat sie entschlossen den Fahrstuhl. Während der Lift sie zum Labor brachte, dachte sie immer wieder über das ganze Team nach. Ihr war klar, dass sie alle schon einmal einen Verlust zu verkraften gehabt hatten. Es war damals schwer für alle gewesen. Jeder hatte es auf seine Art verarbeitet, aber dennoch hatten sie es irgendwie geschafft - zusammen. Auch wenn Kate immer in ihren Herzen präsent sein wird, so hatten sie schweren Herzens ihren Tod akzeptiert. Die Rothaarige fragte sich, ob sie es auch bei Tony könnten. Es war etwas anderes, bei einem Einsatz zu sterben, auch wenn es letztendlich auch bei Kate ein Mord gewesen war. Tony hatte aber allen das Leben gerettet und sie hatten nun das Gefühl, ihn nicht genügend beschützt zu haben. Würden sie das verkraften können? Würden sie mit dieser Schuld leben können?

Zwar hoffte sie, dass dieser Fall nicht eintreten würde, dennoch waren die Prognosen der Ärzte mehr als negativ. Es bestand bereits nur eine geringe Überlebenschance in der Klinik, aber in der Hand von Verbrechern.......? Sie wollte sich lieber nicht ausmalen, was diese Entführer mit Tony vorhatten.

Bevor sie sich weitere Gedanken machen konnte, ertönte das berühmte „Plink“ und die Türen des Aufzugs glitten auf.

Langsamer als gewohnt ging sie zu Abbys Labor. Auch diese Türen öffneten sich mit einem Zischen. Was sie sah, konnte sie jedoch nicht verstehen und ließ sie besorgt innehalten.

Der Pathologe hielt die aufgelöste Laborantin in seinen Armen, die immer wieder schniefte: „Duckman, ein Falle. Wie konnten wir das übersehen? Ist ihm was passiert? Warum melden sie sich nicht bei uns? Duuuucky?“

Der Pathologe hingegen strich ihr nur beruhigend über den Rücken, da das Geschehene auch ihn beunruhigte und er so keine tröstenden Worte fand.

„WAS IST HIER LOS?“, fragte die Direktorin lauter als gewollt, da sie innerlich beunruhigt spürte, dass etwas geschehen sein musste.

Der Ältere drehte sich mit Abby in den Armen um. Die junge Goth hatte sich nämlich bei den energischen Worten ziemlich erschrocken. „ Direktor! Gut, dass sie da sind. Unsere Abigail ist ein wenig aufgeregt. Sie macht sich Sorgen um unseren guten Jethro.“, erklärte er so ruhig wie möglich.

„Warum um Jethro...äh Agent Gibbs?“, fragte sie daraufhin besorgt, aber wieder in normalen Tonfall. Sie fühlte sich innerlich aufgewühlt, doch sie war die Direktorin und musste Stärke zeigen.

Die Schwarzhaarige seufzte und schniefte noch, hatte sich jedoch wieder ein wenig beruhigt. Sie löste sich von ihrem alten Freund, um eine Verbindung zu Ziva herzustellen.

„Sie haben sich mit diesem Hacker getroffen....“, versuchte der Gerichtsmediziner vorsichtig zu erklären, als er mitten in seiner Erklärung unterbrochen wurde.

„Mit welchem Hacker? Einen Bericht, sofort und von Anfang an.“ , befahl die Direktorin barscher als gewollt.

„Zu Befehl, Direktor Sheppard. Abigail hat einen Fingerabdruck identifiziert. ....!“ , und wie aufs Stichwort erschien das Bild Millers auf dem Bildschirm. „Dieser Hacker wollte an Jethros Akte. Gerade als er mit Ziva die Wohnung von diesem Miller durchsucht hatte, bekam er einen Anruf. Miller wollte sich mit Jethro allein bei der Wohnung treffen. Naja,.......!“ , erklärte er weiter und wieder wurde Ducky von Direktor Shepard unterbrochen.

„Er soll sich Deckers Team zur Verstärkung mitnehmen. ....“ Doch der MEdiziner unterbrach sie schnell. „Nein, es ist zu spät. Sie haben sich vor etwa 10 Minuten getroffen und wie soll ich es Ihnen sagen? Vor ein paar Minuten gab es einen lauten Knall. Kurz vorher hat er ins Mikro `Falle` geschrieen. Nun warten wir auf Zivas Anruf und beten, dass es Jethro gut geht.“, berichtete der Gerichtsmediziner und verstummte, als er in erschrockene, ungläubige Augen sah. Gerade als er irgendwas zur Aufmunterung sagen wollte, wachte Jenny aus ihrer Starre auf, griff zu ihrem Handy und rief Deckers Team an, um sie zum Tatort zu schicken. Danach wählte sie Zivas Nummer, doch es ertönte nur ein Besetztzeichen. Bei McGee war es genauso und auch Gibbs nahm nicht ab. Ihr Herz schlug Purzelbäumeb und Angst strömte durch ihren ganzen Körper. Am liebsten wäre sie nun selbst dorthin gefahren. Ducky konnte diesen Wunsch von ihrem Gesicht ablesen und so versuchte er sie von diesem Vorhaben abzubringen.

„Nein Direktor Shepard. Sie werden ins Büro gehen und auf den Anruf warten. Sie sind Leiter dieser Behörde und so grausam es auch klingen mag, Jethros Team ist eins von vielen, das sie führen müssen. Sie sind stark und er auch. Es wird alles wieder gut, glauben sie dran.“, flüsterte Ducky ihr förmlich ins Ohr, bevor er wieder zu Abby ging, um einfach bei ihr zu sein.

Die Goth versuchte immer noch mit all ihrer Kraft, eine Verbindung aufzubauen.

Beide hörten noch das Zischen der sich schließenden Türe und hofften, dass auch die Direktorin die richtige Entscheidung traf.
 

Am Tatort:
 

Beißender Qualm, Flammen, überall Teile des Wagens , einen schemenhaften Schatten und eine Stimme, die seinen Namen rief, das war es, war er wahrnahm.

Wo war er, was war passiert?, fragte sich Gibbs, bevor er erneut in die Dunkelheit abdriftete.

Ziva und McGee wagten kaum zu glauben und zu hoffen, dass die Beiden dieses Attentat überlebt hatten.

Sie saßen eben noch in ihrem Wagen, warteten auf Befehle und auf einmal hörten sie, wie Gibbs „Falle“ schrie. Als sie gerade mal ihre Wagentüren öffneten , mit den Waffen im Anschlag, da flog der Rettungswagen in die Luft und die Erde bebte vor Erschütterung .

Danach folgte eine unheimliche Stille, bis auf das Lodern der Flammen, und das Knarren des brennenden Metalls. Es war für Ziva, als würde die Erde still stehen. Irgendwie musste sie weiter. Sie verdrängte die Bilder, so wie sie es immer tat, wenn etwas sie persönlich traf.

Alles lief einfach mechanisch ab. Ein Blick zu ihrem Partner ließ erahnen, dass es ihm genauso ging, nur dass er in seiner Trance gefangen war.

„MCGEE? MCGEE!!!”, rief sie ihm entgegen und mit einer Kopfbewegung deutete sie an, dass sie zum Tatort mussten.

Schnell liefen beide zum brennenden Wrack und was sie dann sahen, ließ sie kurz aufatmen.

Gibbs und dieser Miller lagen auf dem Boden. Sie hatten es aus dem Auto geschafft. Während Ziva zu ihrem Mentor lief, kümmerte sich McGee um den Hacker.

Rasch zogen sie die Beiden aus der Gefahrenquelle. Die Israelin klopfte dem Chefermittler immer wieder auf die Wange, rief seinen Namen, doch er wollte nicht aufwachen.

Auf einmal vernahm sie einen Hilferuf von ihrem jetzigen Partner: „Ziva, komm schnell. Hilf mir, bitte.“, rief dieser verzweifelt, gar angstvoll.

Schnell legte sie ihren Boss in die stabile Seitenlage. Noch einen Blick auf ihn richtend, sicher, dass er immer noch atmete, verließ sie ihn schweren Herzens doch.

Was sie dann erblickte, erschreckte sie ein wenig, auch wenn man es ihr nicht anmerkte. Der Einzige, der wusste, wo Tony war, war schwer verletzt. Miller blutete stark aus einer Rückenwunde. Scheinbar hatte ihn ein Teil des Autos regelrecht aufgespießt. Er röchelte, blutete aus dem Mund und McGee versuchte ihn mit aller Kraft am Leben zu halten.

Schnell griff sie zu ihrem Telefon und wählte den Notruf. Danach riss sie ein Teil ihrer geliebten Bluse ab, im Wissen, dass nur dieser Mann den Weg zu ihrem Freund und Retter kannte.

Der Atem des Verletzten wurde immer schneller, der Puls hingegen immer langsamer. „Kämpfe gefälligst, du Schwein.“, rief sie ihm entgegen, während sie versuchte, die Blutung zu stoppen. Der Gegenstand, der die Wunde verursacht hatte, steckte noch im Körper. Trotzdessen verlor der Verletzte Unmengen an Blut.

Eine Sirene in der Ferne, die immer näher kam, ließ Hoffnung in den Agenten aufkommen. Der Körper vor ihnen zitterte, er krampfte leicht, und doch hofften sie, dass der für sie fremde Kerl durchhalten würde.

Während sie um das Leben dieses Mannes kämpften, bemerkten sie nicht, dass ein Wagen die Gasse vor ihnen verließ. In dem Auto saß eine Frau, die lautstark lachte. Immerhin hatte sie ihren starkblutenden Lakaien gesehen und der Grauhaarige war, soweit sie es sehen konnte, ebenfalls wieder verletzt.

Auch wenn ihr Plan nicht ganz aufgegangen war, ihre Widersacher waren aus dem Weg geschafft. Nun konnte sie sich beruhigt um ihren Geliebten kümmern.
 

Bei Tony:
 

Immer wieder hatte er denselben Traum. Er sah sich, wie er gefoltert wurde, oder wurde er verhört? Verschwommene, verzerrte Gesichter wirbelten vor ihm, er konnte nur die Augen erkennen, die ihn ernst und scheinbar suchend anschauten. Undeutlich sah er die Umrisse einer weiblichen Gestalt, die von jemandem bedroht wurde und ihn erfasste der dringende Wunsch, das Bedürfnis diese Person zu retten, auch wenn er nicht erkennen konnte, wer sie war. Schnell warf er sich in die Schussbahn und wurde angeschossen.

Dann änderte sich das Bild. Er hörte verschiedene Stimmen, doch er konnte nicht verstehen, was sie zu ihm sagten, da sie zu leise sprachen. In seinem Traum sah er immer wieder ein Auto, in dem schemenhafte Personen waren, die er aus dem kaputten Fahrzeug hervorzog. Er fühlte wie wichtig es ihm war, den Leuten zu helfen. Schließlich sah er sich selber aber herabstürzen, sah am Ende des Traums, wie ihm keiner half und er deshalb starb.

Doch das alles ergab keinen Sinn. Er kannte keinen Namen, hatte keinen Bezug zu diesen verschwommenen Gesichtern und dennoch verspürte er diesen starken Drang sie zu beschützen und ihnen zu helfen, selbst wenn er dabei sein eigenes Leben auf Spiel setzte. Was wollte der Traum ihm damit sagen? Was waren das für Personen?

Erneut kämpfte er mit den schweren Augenlidern, er wollte den Traumbildern endlich entkommen, wissen wen sie darstellten. Wartete jemand auf ihn? Kümmerte sich jemand um ihn? Er hatte immer wieder wispernde Stimmen vernommen, aber auch diese waren irgendwann verstummt. Neue Unbekannte waren hinzugekommen, die sich fremd und nicht so vertraut anhörten. Musste er den Leuten helfen? Waren sie in Gefahr?

Er kämpfte weiter gegen die Schwärze an und nach ewigem Konflikt, wie es ihm schien, schaffte er, die Augen einen Spalt breit zu öffnen. Neue Eindrücke strömten auf ihn ein. Schmerzen, seltsame Geräusche und immer wieder schossen Bilder von Gesichtern durch seinen Kopf, die er nicht zuordnen konnte.

Erneut schloss er geschwächt seine Augen. Kurz wollte er in sich gehen, seine Gedanken sammeln, überlegen, wo er war, wer er war und was passiert war. Und da wurde ihm erst so richtig bewusst, dass er nicht mal seinen Namen kannte. Sein Herz schlug immer schneller, sein Puls raste, beim Gedanken, seine Identität für immer verloren zu haben. Angestrengt versuchte er nachzudenken, was nun zu tun war. „Ich muss tief durchatmen.“, dachte er sich auf einmal. Ihm wurde klar, dass er nur so klar denken konnte. Deshalb atmete er einmal tief ein und aus, seufzte und öffnete erneut seine Augen. Nun fragte Tony sich, was er machen konnte, um auf sich aufmerksam zu machen. Deshalb drehte er mühevoll seinen Kopf, um nach einer Klingel zu suchen.

Da erst bemerkte er, in welcher Lage er sich befand – zumindest dass er in keinem normalen Krankenhaus lag.

Während er sich langsam, beschwerlich umschaute, erblickte er zwar medizinische Geräte, aber diese befanden sich in einem finsteren Raum, der nicht wie ein Krankenzimmer aussah. Dieses Zimmer hatte zwar ein kleines Fenster dicht unter der Decke, die Glasscheibe war aber verdreckt und so kam nur wenig Licht hindurch. In der Mitte des Raumes war eine nackte Glühbirne als Lichtquelle angebracht. Die Wände bestanden aus grauem kalten Stein und der Boden war blanker Beton. Es roch modrig, feucht und an den Wänden waren vereinzelt Spinnenweben zu erkennen. Die Tür hingegen bestand scheinbar aus Stahl und schien verschlossen zu sein. Tony strengte es an, sich so umzuschauen, aber er fühlte einen innerlichen Drang, dies zu tun. Zwischendurch legte er immer wieder seinen Kopf ab und ruhte sich aus, so das er jedes Detail aufnehmen konnte.

So erkannte er auch, das alte Metallregale im Raum vorhanden waren. In einigen waren Lebensmittelvorräte untergebracht, in anderen Medikamente.

Nach einiger Zeit stellte er erst fest, das er mit einem Infusionsschlauch verbunden war. Ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf. Der Drang, diesen medizinischen Kram schnellstmöglich loszuwerden, wurde immer größer und auch allgemein gefiel ihm das Ganze gar nicht.

Deshalb bemühte er sich vorsichtig aufzustehen, um sich zu befreien. Als erstes versuchte er sich aufzurichten und als das scheiterte, bemühte er sich, seine Beine aus dem Bett zu bewegen. Dabei stellte er erschrocken fest, das er sich nicht bewegen konnte. Das Gefühl und die Kraft in seinen Beinen fehlte ihm völlig. Panik stieg in ihm auf. Alle vorigen Gedanken wurden von dieser übermächtigen Angst verdrängt.

Der Halbitaliener sammelte alle Kraftreserven, dreht seinen Oberkörper am Bett seitlich nach unten und erreichte so seine Oberschenkel. Immer wieder schlug er nun, so kräftig wie es in seinem Zustand möglich war, mit seinen Händen auf seine Füße. Er wollte sie aufwecken, sie spüren. Aber er musste nach kurzer Zeit müde und kraftlos aufgeben. Eine Frage begleitete ihn in die Dunkelheit, die ihn bereits wieder einzulullen drohte. Leise, mit erschöpfter Stimme fragte der junge Agent immer wieder: „Wer bin ich?“

Keiner antwortete ihm und so musste er kraftlos der Finsternis nachgeben. Die Augen fielen zu und Tony sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Kapitel 29

Kapitel 29
 

Am Tatort:
 

Die Krankenwagen waren bereits nach kurzer Zeit eingetroffen. Sanitäter waren sofort vollbepackt in Richtung der Verletzten gestürmt, ohne Rücksicht, wer oder was ihnen im Wege stand.

Der geschockt dreinblickende McGee wurde sofort zur Seite gestoßen. Daraufhin entgegnete der junge NCIS - Agent nichts. Lieber schien er dieses erschreckende Szenario einfach aus sicherer Entfernung beobachten zu wollen.

Dabei war er in eine Art Trance gefallen. Das viele Blut und Gibbs‘ erneute Verletzung hatten grausame Bilder in seinem Gedächtnis zum Vorschein gebracht, Erinnerungen, die er für kurze Zeit bereits verdrängt hatte. Geschockt stand er einfach nur so da, in Gedanken war er bereits an einem anderen Ort. Vor seinem geistigen Auge hatte er den schiefgelaufenen Undercoverauftrag. Erneut liefen Bilder des blutenden, am Boden liegenden Tonys in seiner Erinnerung ab. Als nächstes sah er, wie Gibbs seine Hand auf die Wunde gedrückt hatte, aus der beständig weiterhin der lebensnotwendige Saft geflossen war. Abgelöst wurde dieses Flashback durch einen anderen, ebenfalls schrecklichen Film, der die Explosion im Hafen zeigte. Sein Boss war damals blutüberströmt, schwerverletzt von den Sanitätern ins Krankenhaus gebracht worden – keiner wusste, ob er diesen Anschlag überleben würde. Im ständigen Wechsel sah er nun diese entsetzlichen Bilder. Die Hoffnung, dass alles wieder gut werden würde, schien momentan weit in die Ferne gerückt zu sein.

Auch die sonst sich lautstark wehrende Mossadoffizierin trat schnell zur Seite und ließ den blutbeschmierten Lumpen, mehr war es nun nicht mehr, los.

Nur schwer konnte sie ihren Blick von dem verletzten Verdächtigen abwenden. Sie hatte Angst, dass er sterben könnte, sobald sie sich umdrehte. Die Israelin wusste, dass dieser Hacker die einzige brauchbare Spur war, die sie zu Tony führen konnte.

Auch wenn sie diesen Irren am liebsten Tod sehen würde, momentan brauchte sie ihn und das war ihr mehr wert als Rache. Trotzdem bereitete ihr auch noch jemand anderes Sorgen – ihr Vorgesetzter, ihr Freund. Langsam lief sie auf die Sanitäter zu, die Gibbs bereits auf eine Trage hievten.

Da die Schwere der Verletzungen nicht erkennbar war, hatten die Männer alle Sicherungsmaßnamen getroffen, um weitere Verletzungen zu vermeiden. So hatten sie den Chefermittler auf eine Vakuummatratze gelegt, ihm eine Halskrause umgelegt und ihn mit einer Infusion verbunden. Eine kleinere Wunde am Kopf hatte einer der Sanitäter mit einem Wundverband versorgt und nun brachten sie den Grauhaarigen in den Rettungswagen. Die ganze Zeit über konnte die junge Agentin keinen Laut, keine Bewegung von ihrem Mentor wahrnehmen und das besorgte sie zutiefst. Ziva kam nur ein Wort dafür in den Sinn – Déjà-vu.

Genauso ungewohnt schwach und hilflos hatte sie den Silberhaarigen erst zweimal gesehen. Erneut kamen unliebsame, schreckliche Erinnerungen an die Oberfläche. Ziva schaffte es nicht, diese Gedanken zu verdrängen. Die Kraft ließ nach und die letzten Wochen, gar Tage zerrten allmählich auch an den sonst stahlharten Mossadnerven.

Ein Klingeln riss die Israelin aus ihren Überlegungen. Während sie mit ihren Blicken verfolgte, wie der Krankenwagen mit Sirenengeheul und schnellem Tempo den Tatort verließ, ging sie nach mehrmaligem Läuten ans Telefon.

„David?“, sprach sie leise und erschöpft in den Hörer, nachdem sie nochmals tief ein und ausgeatmet hatte.

„Ziva? Ziva, was ist passiert? Ich versuche euch schon die ganze Zeit zu erreichen. Ein weiteres Team ist bereits auf dem Weg zu euch. Wo ist Gibbs?“, fragte die Direktorin energisch, da die ehemalige Mossadoffizierin gegen ihre Gewohnheit leicht verstört wirkte und auch nicht zu antworten schien.

„Gibbs... Gibbs ist auf dem Weg ins Bethesda. Er ist durch eine Explosion verletzt worden. Der Verdächtige wird ebenfalls dort hingebracht..... Es....es war eine Falle. Ich weiß noch nicht wie schlimm es ist und deshalb fahre ich mit McGee sofort zu ihm, sobald das andere Team die Ermittlungen hier übernommen hat.“, berichtete Ziva zuletzt mit fester Stimme, die keine Widerrede zuließ.

Von weiten sah sie einen weiteren NCIS – Wagen mit blinkenden Sirenen herannahen. Deshalb versuchte sie schnell das Gespräch zu beenden: „Ich melde mich sofort, wenn ich mehr weiß, Jen....“ , versprach sie noch, bevor sie einfach in Gibbs Manier den Hörer auflegte.

Nachdem auch der Verdächtige transportfähig war, rief sie zu McGee: „Tim, ich fahre mit Miller. Du kommst nach, sobald du das andere Team eingewiesen hast.“ Als dieser sich immer noch nicht regte, gab sie den Sanitätern das Zeichen, dass sie noch eine Minute benötigte, dann rannte sie zu ihrem Kollegen. Sie schüttelte ihn sanft und holte ihn so aus seinem Schockzustand. Seine Augen wirkten merkwürdig glasig, müde und in ihnen war eine Leere zu sehen, die ihr Angst machte.

Leise, als könnten die nachfolgenden Worte ihn sonst verletzten, erklärte sie ihm: „Tim. Gibbs wird wieder. Er ist sicher nicht so schwer verletzt wie es aussah. Wirst du es schaffen, hier auf das Ersatzteam zu warten? Sie sind gleich da, ich habe doch das Auto schon gesichtet.“

Die Worte drangen zwar zu ihm durch, aber es dauerte noch einen Augenblick, bis sie ihn aus der Lethargie rissen. Dem jungen Computergenie wurde in diesem Moment etwas klar. Er wusste, dass er seine Kollegen, seine Freunde jetzt nicht hängen lassen konnte. Außerdem spürte er nun auch wieder ein wenig Hoffnung aufkeimen. Tief in sich drin war er sich sicher, dass Gibbs zäh war und nicht so leicht aufgeben würde, vor allem nicht jetzt, wo Tony entführt worden war.

Noch einmal seufzte er schwer, atmete tief ein und aus und dann entgegnete er der Israelin mit fester Stimme: „Ich werde hier alles übernehmen. Pass auf den Kerl auf....!“ Leiser fügte er noch hinzu: „Und halte mich bitte über den Zustand der Beiden auf dem Laufenden. Ich komme so schnell es geht nach.“

Mit einem bestätigenden Nicken stieg Ziva in den Krankenwagen ein, der ihr bereits entgegen gefahren war, um sie abzuholen.

Der MIT- Absolvent fühlte in sich eine noch nie dagewesene Stärke, die er nutzte, um als momentaner Teamleiter alles zu regeln und um das neue Team einzuweisen.
 

Bei Kathi:
 

Kathi hingegen war extrem schnell gefahren, während sie versucht hatte, sämtliche Polizeisperren zu umgehen. Bei einem Blick auf die Karte hatte sie bemerkt, dass es eine Abkürzung gab, die ihr idiotischer Lakai nie gesehen hatte.

Mit voller Kraft drückte sie aufs Gaspedal, fuhr durch Wälder, über unbefahrene Landstraßen und ihr unbekannte Brücken, in Gedanken immer bei ihrem Tony.

Nach relativ kurzer Zeit, bezogen auf die Hinfahrt, befuhr sie dann endlich die Einfahrt zu ihrer kleinen Waldhütte. Ein Glücksgefühl machte sich in ihr breit. Es kribbelte an ihrem ganzen Körper, wenn sie nur an ihren Geliebten dachte.

Zügig stellte sie ihr Auto hinter der Hütte ab. Wanderer, auch wenn es diese nervigen Leute hier in dieser Gegend selten gab, sollten nicht sofort aufmerksam werden. Den Zünder der Bombe vergrub sie in einem Loch, das sie rasch im nassen Waldboden gegraben hatte.

Nun konnte sie nichts und niemand mehr aufhalten. Voller Vorfreude rannte sie zu ihrem Unterschlupf. Von außen wie auch von innen wirkte dieses Häuschen wie eine normale Unterkunft von Menschen, die vor der Stadt flüchteten. Die Bude war etwas marode, das Holz war zum Teil sehr alt und morsch. Links von ihr stand ein Tisch mit vier Stühlen, alles aus Massivholz hergestellt. Darüber an der Wand hing ein Hirschgeweih, das der Besitzer als Jagdtrophäe aufgehängt hatte. Rechts weiter hinten im Raum war ein Kamin, vor dem ein Bärenfell ausgebreitet worden war. Zwei alte, bequeme, aber zerschlissene Sessel dienten hier als Sitzgelegenheit. An einer der Wände hing eine Glasvitrine, in der mehrere Jagdgewehre zur Schau gestellt wurden. Dieser große Raum wirkte ein wenig düster und Kathi hatte es auch nicht geschafft, dies durch ein paar Blumen und etwas farbige Dekoration zu ändern. Ein Fenster über der Küchenanrichte, die links von dem Tisch an der Wand angebracht war, wurde sogar mit einer Blümchengardine geschmückt.

Das alles interessierte sie im Moment aber nicht mehr. Schnellen Schrittes lief sie durch den vordersten Raum. Rasch holte die junge Frau einen Schlüssel aus ihrer Tasche, um die Tür zu öffnen, die in ihr Schlafzimmer führte. Dieses Haus bestand nur aus diesen zwei Zimmern – zumindest offiziell. Nervös und freudig aufgeregt versuchte sie den Schlüssel ins Schloss zu führen. Doch es gelang ihr erst beim dritten Versuch, so sehr zitterten ihre Finger voller Erwartung. Gleich würde sie wieder zu Tony gehen und dann würde sie endlich mit ihm alleine sein. So lange hatte sie darauf gewartet, hatte auf diesen Moment hingearbeitet und nun war sie ihrem Ziel endlich so nahe. Nur noch wenige Meter trennten sie von dem schönsten Augenblick ihres Lebens. Schließlich waren jetzt alle Hindernisse beseitigt und niemand stand ihrem gemeinsamen Glück noch im Weg.

Voller Vorfreude auf das Kommende öffnete sie die Tür. Die Einrichtung des kleinen Schlafzimmers bestand aus einem breiten Bett mit zwei kleinen Nachtischchen. An der einen Seite befand sich ein großer Schrank mit zwei Türen und auf der anderen Seite stand ein kleines Regal auf einem roten, kuscheligen Teppich. Schnell ging sie auf das Möbelstück zu und schob es ungeduldig zur Seite. Sie konnte es kaum erwarten ihren braunhaarigen Liebling wieder in die Arme zu schließen und ihn endlich küssen zu können, ohne die eifersüchtigen Blicke des trotteligen Hackers in ihrem Rücken zu spüren. Mit einem freudigen Lächeln rollte sie den Teppich zur Seite um ihr Versteck sichtbar zu machen.

Vor Kathi in den Boden eingelassen, befand sich nämlich eine rechteckige, alte Falltür, die an einem Ring geöffnet werden konnte und an der sich ein Schloss befand. Sie nestelte nach dem Schlüssel, den sie immer bei sich trug und drehte ihn im Schloss um, um die Tür aufzuschließen.

Dann endlich war es soweit. Nun begann ihr Traum Wirklichkeit zu werden. Mit vor Erwartung bebenden Fingern öffnete sie die Falltür.
 

Bei der Direktorin:
 

Die Direktorin wollte nicht glauben, was ihr Ziva eben berichtet hatte. Sollte Gibbs tatsächlich erneut einer Explosion zum Opfer gefallen sein? Die Erinnerung an die Schiffsexplosion drang schmerzhaft an die Oberfläche und eine schreckliche Angst breitete sich in ihrem Innern aus. Für einen kurzen Moment hatte sie wieder das Gefühl, sie würde ihn verlieren. Vereinzelte Tränen liefen über ihre Wangen, während sie einen Kampf mit sich selbst ausfocht. Einerseits wollte sie alles stehen und liegen lassen und nur noch ins Krankenhaus fahren, um sich über seinen Zustand zu informieren. Anderseits war ihr bewusst, dass sie die Direktorin war, und dass es noch andere Dinge gab, die zu erledigen waren.

Schon nach kurzer Zeit gewann der Verstand, auch wenn ihr das wirklich weh tat.

Die Direktorin wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, atmete noch einmal tief durch und dann verließ sie ihr Büro, um in die Forensik zu gehen. Wenn sie schon nicht auf ihren Freund aufpassen konnte, dann musste sie wenigstens dafür sorgen, dass ein Anderer sie ständig auf dem Laufenden hielt.

Auf dem Weg ins Labor war sie tief in Gedanken versunken. Auch auf Begrüßungen reagierte sie nicht. Die schlimmsten Vorstellungen, was Gibbs‘ Gesundheitszustand betraf, spielten sich vor ihrem geistigen Auge ab. Zum Glück dauerte es nicht lange und die Tür zu Abbys Reich öffnete sich mit einem Zischen.

Immer noch versuchte der Pathologe die junge Goth mit Worten zu beruhigen, da keiner von Gibbs‘ Team die Beiden über Gibbs‘ Zustand informiert hatte. Abby hingegen versuchte die ganze Zeit schon einen ihrer Freunde zu erreichen. In ihrem Arm hielt sie Bert, der ihr Halt gab, fest an sich gepresst. Die Direktorin räusperte sich kurz und so blickten sie sogleich zwei Augenpaare neugierig an.

Jen schüttelte kurz ihren Kopf, um die entstandenen Bilder los zu werden. Bevor sie mit müder, trauriger Stimme das Wort an die Beiden richtete seufzte sie nochmals tief: „Gibbs ist verletzt, aber er lebt. Sie haben ihn ins Bethesda gebracht. Ich wäre ihnen beiden dankbar, wenn sie mich auf dem Laufenden halten würden. Schweren Herzens habe ich mich dazu entschlossen, hier die Ermittlungen zu überwachen. “

Ducky und Abby wussten nicht, was sie sagen sollten. Abby schaute hilfesuchend, traurig zu ihrem älteren Freund, während ihre Emotionen erneut die Oberhand gewannen. Tränen strömten die Wangen entlang, doch schon nach kurzer Zeit beruhigte sie sich, da sie starke, warme Arme in eine Umarmung zogen. „Pscht Abigail, es wird alles gut werden. Wir werden uns erst Mal davon überzeugen, dass sich alle gut um Jethro kümmern, oder? Mach dich fertig, ich muss noch kurz mit der Direktorin sprechen.“ Nochmals schaute er aufmunternd zu der Laborantin, die nun seufzte und noch ab und zu hieckste, bevor sie sich aus der Umarmung löste.

Abby schaltete hektisch ihre Babys aus, um keine Zeit zu verlieren, während der Pathologe hingegen auf Jen zuging um ihr ruhig zu entgegnen: „Es wird alles wieder gut, Direktor. Jethro hat es schon zweimal überlebt, er schafft es auch wieder. Ich werde sie informieren, sobald ich mehr weiß, versprochen. Er wäre stolz, dass sie diese Entscheidung getroffen haben, Direktor Shepard.“ In seinem Innern war er nicht ganz von seinen Worten überzeugt, dennoch war er sicher, das es in diesem Moment wichtig war, Hoffnung zu streuen. Jen nickte ihm nur dankend entgegen, bevor sie das Labor wieder verließ. Genug Arbeit wartete, die Ablenkung versprach. Außerdem halfen ihr die Worte, die der Pathologe ihr entgegen gebracht hatte.

Abby hingegen redete und redete, immerhin war sie aufgeregt und verängstigt. Ducky nahm sich die Zeit und drückte sie noch einmal, bevor beide in den Aufzug stiegen, der sie zur Tiefgarage brachte. Auf dem Weg ins Krankenhaus spekulierte die Goth weiterhin, was dem Teamleiter fehlen könnte und was sie dem Täter antun könnte. Aber der Pathologe fand es besser als das blanke Schweigen. Nur so konnte auch er besser mit seiner Angst, die er um seinen Freund hatte, umgehen.
 

Im Bethesda in der Notaufnahme:
 

Der Rettungswagen brauchte nicht lange, bis er mit seinem Patienten die Notfallambulanz des Marinekrankenhauses erreichte. Im Krankenwagen hatte der Sanitäter Ziva bereits eine Infusionslösung in die Hand gedrückt, die sie halten sollte. Die Israelin sollte auch Fragen zu Millers Gesundheitszustand beantworten, aber diese Informationen fehlten ihr. Sie traute sich im Moment auch nicht die Retter zu fragen, wie es um den Verdächtigen stand. Zu groß war ihre Angst, dass die Antwort negativ ausfiel und so die letzte Spur zu Tony kalt wurde. Lange konnte sie allerdings nicht mehr darüber nachdenken, da der Ambulanzwagen mit dem Schwerverletzten hielt und die Türen sofort aufgerissen wurden. Ein Arzt, zumindest vermutete sie das aufgrund des Kittels, half beim Rausziehen der Trage und wollte die ersten Informationen über den Neuzugang. Die Mossadoffizierin hörte dem Sanitäter zu, hoffend, so ein paar Informationen aufschnappen zu können:

„Das ist Conny Miller, etwa 30, sonstige Vorerkrankungen unbekannt. Er ist in eine Explosion geraten und hat schwere Verbrennungen davongetragen. Außerdem hat er eine Fremdkörperverletzung - in ihm steckt ein deformiertes Metallteil des Autos. Dadurch sind innere Blutungen entstanden. Andere Verletzungen können wir nicht ausschließen.

Er ist kaltschweißig, sein Puls ist schwach, rast aber dennoch. Der Blutdruck ist fallend bei 60 zu 40. Die Sauerstoffsättigung liegt nach der Intubation bei 100 Prozent. Bewusstlosigkeit besteht laut Aussage der Agentin seit der Explosion. Wir haben ihm mehrere Zugänge gelegt, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Die Verbrennungen haben wir steril abgedeckt, genauso wie die Eintrittswunde des Metalls.“, berichtete der Rettungssanitäter dem Arzt, während sie der Patient in einen der Behandlungsräume geschoben wurde.

Dann nahm auch schon einer der Pfleger Ziva die Infusionsflasche aus den Händen, die sie die ganze Zeit regelrecht verkrampft festgehalten hatte. „Ab hier müssen sie ihn uns überlassen, Máam. Wir tun alles, was in unserer Macht liegt.“ , versprach ihr der Arzt noch, bevor sich die Tür des Traumaraumes vor ihren Augen schloss. Sie blieb stumm davor stehen, nicht wissend, was sie nun tun sollte.
 

Bei Kathi:
 

Sie lief eine kleine Treppe hinunter. Je näher sie ihrem Liebling kam, desto nervöser wurde die junge Frau. Die Falltür schloss sich wieder und dann lief sie so schnell, wie die Füße sie trugen, einen engen Gang entlang. Eine nackte Glühbirne als Lampe erhellte diesen Weg, der sie zu einer verschlossenen Tür führte. Gesichert wie Fort Knox, dachte sie sich noch schmunzelnd, aber es war ja eben ihr Schatz, den sie zu schützen versuchte.

Schnell, voller Erwartung auf das Kommende, schloss sie die Tür auf. Nochmals atmete sie tief durch, bevor sie die „Schatztruhe“ öffnete.

Was sie dann erblickte, ließ sie viele verschiedene Emotionen durchlaufen. Sie war total glücklich, erfreut und dennoch erschrocken. Denn scheinbar musste Tony kurz aufgewacht sein, da seine Bettdecke auf dem Boden lag und auch eine der Infusionen war umgefallen. Das bestürzte sie, was war mit ihm los gewesen? Hatte er sie vermisst oder hatte er nach einer Klingel gesucht?

Einen Moment lang wusste sie nicht, was sie tun sollte. War es gut, ihn zu wecken oder sollte sie ihren Liebling schlafen lassen? Vielleicht wäre es aber auch besser, hier erst mal Ordnung zu schaffen?

Dann traf sie ihre Entscheidung aus dem Bauch heraus oder sollte man lieber sagen vom Herzen her? Immerhin hatte sie ihn lange nicht berühren dürfen und das fehlte ihr. Ein Kuss konnte ihm doch nicht schaden und vielleicht konnte sie ihren Prinzen so ja wach bekommen?

Still schlich sie sich ans Bett und kurz beobachtete sie Tony nur, während sie die Umgebung völlig vergaß. Nach kurzer Zeit schloss Kathi dann die Augen, während sie mit ihrem Mund sanft die Lippen des Halbitalieners berührte.

Es war, als wäre sie im siebten Himmel, während ein Kribbeln ihren ganzen Körper durchfuhr. Dieses Gefühl wollte sie für immer spüren, doch auf einmal bewegte sich etwas und sie erschrak.

Tonys Augenlider flatterten, dennoch hatte er Mühe, sie richtig zu öffnen.

Aufgeregt rief sie immer wieder seinen Namen, ohne dass er darauf reagierte.

Ein Ohnmachtgefühl, nichts für ihren Freund tun zu können, stieg in ihr auf, bis sie ihn sanft an der Wange streichelte. Tony öffnete bei den Streicheleinheiten ruckartig die Augen, da ihn die Berührungen verunsicherten. Er blickte in die erfreuten Augen Kathis, die ihm zwar bekannt vorkamen, aber mehr auch nicht. Nun wurde ihm erneut bewusst, dass er nicht wusste, wer er war und wo er sich hier aufhielt. Sein Puls stieg, der Herzschlag beschleunigte sich.

„Ganz ruhig mein Süßer. Hier bist du sicher, ich pass auf dich auf. Wie geht es dir?“, fragte Kathi liebevoll. Erschrocken und verwirrt blickte der junge Mann sie an, bis er den Mut fand und leise, stotternd flüsterte er: „Wer... bin... ich?“

Kapitel 30

Kapitel 30:
 

Im Krankenhaus:
 

Ziva starrte weiterhin unentwegt auf die Tür, bis ihr ein weiterer Gedanke in den Sinn kam, der sie regelrecht aus der Starre riss – Gibbs.

Sie wusste, dass er längst hier angekommen sein musste. Sie hatte die ganze Zeit nur daran gedacht, dass Miller überleben musste und dabei hatte sie ihren Freund, ihren Kollegen total vergessen.

Erneut kamen verschiedene Gefühle wie Schuld und Scham auf. Sie fragte sich, wie sie so ein herzloser und kalter Mensch sein konnte, da sie sich scheinbar nur um den Fall kümmerte und ihr Team anscheinend vergessen hatte.

Aber die Israelin wollte und konnte nicht tatenlos zu sehen, wie ein Freund nach dem anderen starb. Das hatte sie oft genug erlebt – ein Teil von ihr starb jedes Mal mit und das musste sie verhindern. Wenn sie nur eine Möglichkeit im Krankenwagen gehabt hätte, um Miller zu befragen, sie hätte sie genutzt – egal mit welchen Konsequenzen.

Leider hatte die junge Mossadoffizierin so ihren Vorgesetzten aus den Augen verloren. Müde rieb sich Ziva die Augen. Unbemerkt von ihr näherte sich eine Schwester, die ihren inneren Kampf beobachtet hatte. Sie sprach die Israelin leise und sanft an: „Hallo? Kann ich Ihnen helfen? Es wäre gut, wenn Sie erst Mal im Warteraum Platz nehmen. So haben die Pfleger und Ärzte den nötigen Weg frei, um Ihrem Freund zu helfen.“

Die Liasonoffizierin des Mossad konnte es jedoch kaum fassen, dass diese Krankenschwester diesen Irren ihren Freund nannte. Aufgewühlt in ihrem Innern entgegnete sie entrüstet: „Mein Freund? Das ist ein Bombenleger und der Entführer meines Kollegen. Mein Vorgesetzter sollte durch die Bombe sterben, wurde durch diesen diesen Schweinehund verletzt und sie sagen....“

Aber Ziva unterbrach sich selbst, da ihr klar wurde, dass die Krankenschwester es nur gut meinte. Diese schaute die Israelin bereits fragend und dennoch neugierig an.

„Ähm, es war nicht so gemeint. Die letzten Stunden waren einfach sehr anstrengend. Ich habe aber eine andere Bitte. Können Sie mir Informationen über Special Agent Gibbs besorgen? Solange setze ich mich auch in den Warteraum.“, bat Ziva daraufhin fast flüsternd ihr Gegenüber.

„So weit ich weiß, wurde ein Agent des NCIS in diesen Traumaraum gebracht.“, erklärte die Schwester, während sie auf den gegenüberliegenden Raum deutete. „Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Aber der Arzt wird sicher mehr wissen, sobald der Verletzte stabil und versorgt ist. Versuchen Sie sich einfach zu gedulden, auch wenn es schwerfällt.“, entgegnete die nette Schwester daraufhin noch freundlich. Ziva atmete erneut tief durch, bevor sie sich auf den Weg zum Aufenthaltsraum für Angehörige der Patienten machte.

Der Warteraum war allerdings eher ein abgegrenzter Bereich, in dem unförmige, harte Stühle und eine kahle, halbvertrocknete Grünpflanze, die eigentlich ein wenig Freundlichkeit vermitteln sollte, standen. Ihre Ängste hatte sie immer noch nicht verloren, sie zerdrückten sie innerlich fast. Immer noch sah sie den verletzten, reglosen Gibbs vor ihren Augen. Sollte er doch schwerer verletzt sein, als sie es glauben wollte? Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte die ehemalige Mossadoffizierin eine Art der Hilflosigkeit.

So tief in Gedanken versunken, bemerkte sie gar nicht, wie eine schwarzgekleidete aufgedrehte, junge Frau und ein älterer, freundlicher Herr sich suchend in der Notaufnahme umschauten und bei ihrem Anblick erleichtert aufseufzten. Es waren Abby und Ducky, die ohne viel Federlesen nach ihrer Ankunft im Hospital einfach auf gut Glück in die Notaufnahme gegangen waren, in der Hoffnung dort vielleicht auf die Mossadoffizierin zu treffen. Die Beiden hatten nicht erst mit Fragerei an der Pforte viel Zeit verschwenden wollen, da es nämlich gut sein konnte, dass Gibbs noch nicht Mal im System aufgenommen worden war.

Nachdem sie ihre Freundin, ihre Kollegin endlich entdeckt hatten, gingen sie sofort zu ihr. Ducky bemerkte an dem starren Blick der Israelin, dass sie nicht wirklich geistig anwesend war. Abby hingegen redete sofort nervös drauf los: „Ziva. Wir haben dich zum Glück schnell gefunden. Weißt du schon was? Ich mache mir so........“ Der gerichtsmediziner hingegen unterbrach die junge Goth liebevoll mit einem sanften, ermahnenden „Abigail“, gleichzeitig legte er ihr ruhig eine Hand auf die Schulter und schüttelte leicht den Kopf, bevor er die junge Israelin ansprach. Erst war die Goth verwirrt, besonders auch, da sie es hasste, unterbrochen zu werden, auch wenn Ducky es freundlich gemacht hatte. Aber sie spürte, dass Ziva kurz alleine mit dem Pathologen sprechen musste und so ging sie für Ziva einen Kaffee holen.

„Ziva. Ziva, hör mir zu.“, fing der Ältere sachte an, während er sanft die Hand bestärkend auf die Schulter der Braunhaarigen legte. Daraufhin reagierte die junge Frau erstaunlicherweise mit einem verwirrten Lächeln und wider Erwarten erzählte sie mit monotoner und fast resignierter Stimme: „Es war eine Bombe, Duck. Der Täter, der Tony hat, wollte alle Spuren verwischen. Ducky, ich kann sie nicht verlieren! Was soll ich nur tun?“ Beim letzten Satz schaute sie ihrem Ratgeber fragend in die Augen.

Zum ersten Mal jedoch sah sie in den erfahrenen und besorgten Augen des Mediziners etwas, was noch nie dort aufgeblitzt war – war es Hoffnungslosigkeit? Ratlosigkeit? Nach kurzer Bedenkzeit antwortete der Pathologe fast flüsternd: „Gibbs ist ein Kämpfer. Und gerade weil noch ein Teammitglied in Gefahr ist, wird er nicht aufgeben. Was uns angeht, wir können nur warten und ....hoffen. Ändern Ziva, ändern an dem Geschehenen können wir nichts mehr und so bringt es dir nichts außer Schmerzen, wenn du drüber nachdenkst.“

„Aber ... .“, entgegnete sie leicht verärgert, wütend auf sich selbst, bevor sie vom Gerichtsmediziner unterbrochen wurde.

„Nein, Ziva. So kannst du keinem helfen. Selbstmitleid, Schuldgefühle, all das bringt keinen zurück und die führen dich auch nicht zu Tony. Lass uns auf den Arzt warten, hoffe, bete das der andere Verletzte überlebt und mache das was dir Gibbs beigebracht hat – ermitteln.“

Mehr musste und konnte nicht mehr gesagt werden. In diesem Moment wurde der Verdächtige aus dem Behandlungsraum geschoben. Er hing an verschiedenen Geräten, die das Überleben sichern sollten. Außerdem lag er auf dem Bauch, da das Metallstück noch im Körper steckte und scheinbar ging es um Leben und Tod, denn der Arzt drängte die Pfleger regelrecht zum Operationssaal. Das EKG- Gerät zeigte währenddessen einen schwachen, aber regelmäßigen Rhythmus an. Alle schauten dem Verletzten hinterher, nur Ziva dachte nach. Ihr hatten die Worte von Ducky neue Kraft gegeben, sie dachte wieder wie ein Ermittler. Wenn ihr der Mann an sich nicht helfen konnte, dann vielleicht seine Kleidung. Schnellen Schrittes rannte sie den Ärzten hinterher. Obwohl es alle eilig hatten, da es beim Patienten um Leben und Tod ging, hielt Ziva den Fahrstuhl auf, bei dem die Ärzte mit dem Patienten bereits angelangt waren, um ihr Anliegen mitzuteilen: „Dieser Mann wird verdächtigt, einen Bundesbeamten entführt zu haben. Bitte packen Sie seine Kleidung und seine sonstigen Sachen in eine Tüte und übergeben Sie diese mir.“

Ein Pfleger versprach sich um die Angelegenheit zu kümmern, sobald der OP erreicht war. Er teilte ihr auch mit, dass ein paar der Sachen schon im Behandlungsraum lagen. Zufrieden ließ Ziva zu, dass sich die Fahrstuhltür schloss und so schnell sie konnte rannte sie in den Traumaraum, um die Kleidungsstücke zu beschlagnahmen.

Anschließend, nachdem sie die sichergestellten Sachen im Auto der Beiden untergebracht hatte, setzte sie sich erneut zu ihren Freunden. Alle tranken Kaffee, nur die Goth hielt einen riesigen CafPow-Becher in der Hand. Abby suchte immer wieder Halt in den Armen des Pathologen und nach einiger Zeit kam auch McGee hinzu, den sie ebenfalls erst einmal trostsuchend umarmte.

Nach nahezu zwei Stunden öffnete sich dann die Tür vom Behandlungsraum, in dem der Teamleiter lag. Keiner bekam es mit, da alle vor Erschöpfung eingeschlafen waren, bis auf Duck, der seinem Kollegen sofort entgegenlief.

Er wollte sich als Erster über den Zustand seines Freundes informieren. Immerhin hatten alle die Hoffnung längst verloren, dass diese Explosion glimpflich ausgegangen war. Und wenn es schon denkbar war, dann hatte er wenigstens die Möglichkeit, die Wahrheit nicht ganz so schrecklich zu überbringen, wie die meisten seiner Kollegen.

„Mein Name ist Doktor Ritter. Sind Sie mit Agent Gibbs verwandt?“, fragte der erschöpfte Arzt. „Ich bin Doktor Mallard. Wir stehen uns sehr nahe. Wie geht es Jethro?“, entgegnete Ducky daraufhin, er wollte den Arzt nicht weiter aufhalten, auch wenn dieser ihn fragend anschaute.

„Nun, er hat einiges abbekommen. Verbrennungen ersten Grades auf sechsunddreißig Prozent der Körperfläche auf dem Rücken. Neun Prozent sind Verbrennungen zweiten Grades mit Blasenbildung am linken Arm. Außerdem hat er eine mittelschwere Gehirnerschütterung, gepaart mit einer großen Platzwunde. Beim Eintreffen hatte er eine schlechte Sauerstoffsättigung und einen Schock, was wir auf den Flüssigkeitsverlust und auf die Verletzungen zurückführen konnten. Wir haben ihn durch eine Sauerstoffmaske mit Sauerstoff versorgt und so die Sättigung wieder auf 98 gebracht. Den Flüssigkeitsverlust haben wir mit Infusionen in den letzten Stunden ausgeglichen und die Wunden konnten wir auch ohne große Probleme versorgen. Er hat keine weiteren inneren Verletzungen. Ihr Freund hatte Glück, dennoch muss er ein paar Tage bei uns bleiben. Er bekommt weiterhin Flüssigkeit, Sauerstoff, Schmerzmittel und Antibiotika. Schwester Dorothea bringt ihn auf sein Zimmer. Dort wird er hoffentlich bald aufwachen. Wenn Sie wollen, dürfen Sie kurz zu ihm.“

Ducky konnte nicht fassen, was er eben zu hören bekommen hatte. Während der Arzt sich ohne weitere Bemerkungen entfernte, blieb er einfach noch ungläubig stehen, um das Gehörte zu begreifen.

Abby war währenddessen aufgewacht und hatte den freundlichen Pathologen mit dem Arzt reden gesehen.

Die Reaktion war ihr ein Rätsel und so rannte sie schnell zu ihm und nachdem er ungläubig, aber erleichtert berichtet hatte, was er erfahren hatte, brachen beide in kurze Euphorie aus. Die Goth, indem sie „Juhu, Gibbsman wird leben!!!“ schrie und Ducky, indem er einfach nur glücklich lächelte. Das restliche Team bekam das alles natürlich mit und nach kurzer Verwirrung freuten sie sich mit den anderen. Immerhin hatte ihr Boss riesiges Glück gehabt. Dennoch war die Freude nur von kurzer Dauer – Tony war immerhin noch verschwunden, ohne dass sie momentan eine Spur hatte.
 


 

Bei Kathi:
 

Wer bin ich? Wer...wer bist du?, diese Frage schallte regelrecht in Kathis Ohren. Sollte ihr Wunsch wirklich erhört worden sein? Konnte es sein, dass sie mit ihrem Geliebten von vorn anfangen konnte?

Jedoch wusste sie, dass diese Fragen warten mussten. Seit diesen zwei Sätzen hatte der junge Mann kein Wort mehr gesagt, nur noch traurig auf seine Beine geschaut.

Scheinbar wirkte das Serum, das sie sich von einem Freund besorgt hatte, damit nicht Unvorhergesehenes passieren konnte. Dieser Freund war auf die schiefe Bahn geraten, aber ein guter Chemiker. Sie wusste, dass er ihr irgendwann einmal eine große Hilfe sein würde. Ihr war nämlich klar, dass Tony ein sehr guter Agent war – der Beste. Wenn er gewollt hätte, hätte er jede Tür öffnen können und so hatte sie sich abgesichert, indem sie ihm das Gefühl in den Beinen genommen hatte.

Nun lag er da auf dem Bett, wie ein Häufchen Elend hoffend auf Hilfe.

Sie musste ihm nur noch helfen und darauf freute sie sich jetzt schon.

„Dein Name ist Tom, sagt dir das was? Du – du bist mein Ehemann.“, erklärte sie schluchzend, bevor sie herzerweichend weinte.

Tony hingegen wusste nicht, was hier los war. Er kannte weder die Frau, noch dieses Haus. Er wusste nicht mal, wer er selbst war. Konnte er ihr vertrauen? Doch als sein Gegenüber in Tränen ausbrach, vergaß er all sein Leid, all seine Fragen und öffnete seine Arme um sie zu trösten.

Er merkte, dass es sich für ein paar Sekunden irgendwie falsch anfühlte, aber was war richtig an der ganzen Situation?

Nach einigen Minuten waren die Tränen aus Kathis Augen verschwunden und machten einem verliebten Blick Platz.

„Ich werde dir helfen, du wirst sicher wieder gesund. Dann fahren wir nach Hawaii, holen unsere Flitterwochen nach. Nun schlaf aber erst einmal, mein Liebling, du musst dich noch erholen. Ich sorge für dich und für deine Gesundheit.“ , säuselte sie sanft in Tonys Ohr.

Dieser schlief auch erschöpft, dennoch ein wenig beruhigt ein, im Wissen nicht allein zu sein.

Kathi hingegen wechselte die Infusionen und beschloss, dieses Zimmer noch ein wenig freundlicher zu gestalten. Vor ihrem geistigen Auge sah sie bereits eine glückliche Zukunft mit Tony.

Der junge Halbitaliener hingegen kam nicht wirklich zur Ruhe. Zwar schlief er, aber sein Unterbewusstsein arbeitete auf Hochtouren, versuchte die Puzzelteile – Tonys wahres Leben - für ihn zusammenzusetzen.

Man erkannte es nur daran, dass er schlecht träumte. Dabei zuckten seine Lider unaufhörlich im Schlaf.
 

Vor sich sah der Braunhaarige eine lange, geradlinig verlaufende Straße.Der Himmel über ihm erschien dunkel und vereinzelte, grelle Blitze schossen aus den grauen, schweren Wolken hervor.

Seine Nackenhärchen hatten sich aufgestellt. Scheinbar warnte ihn sein Instinkt vor einer Gefahr.

Er rannte und rannte, ohne dass ein Ende der Straße in Sicht kam. Irgendwann blickte er sich um. Eine verschwommene Gestalt, ein Mann, verfolgte ihn offensichtlich. Der Fremde rief ihm etwas zu, das er nicht verstehen konnte.

Zu dem Unbekannten gesellten sich weitere Erscheinungen, anders konnte man es nicht bezeichnen. Diese silhouettenartigen Figuren sahen momentan bedrohlich aus, zogen ihre Waffen, zielten, aber schossen an ihm vorbei.


 

Tonys Augenbewegungen wurden immer schneller. Er schwitzte stark und immer wieder entwich ihm ein Stöhnen.
 

Wieder riefen diese Gestalten ihm etwas zu, war es sein Name - Tom? Es klang nicht mehr bedrohlich, eher ängstlich. Waren es eher seine Freunde? Langsam drehte er sich um, ließ die anderen näher kommen und auf einmal geschah es – Schüsse fielen und alle bis auf ihn wurden erschossen. Das Gefühl der Angst war verschwunden und Sorge überrollte ihn regelrecht. Langsam aber besorgt näherte er sich der Gestalt, die ihm zuerst erschienen war. Er beugte sie zu ihr runter, während ihn eine Art Traurigkeit befiehl, die er sich nicht erklären konnte. Und auf einmal öffnete der verschwommene Fremde seine Lider und blaue, intensiv funkelnde aber traurige Augen kamen zum Vorschein. Tony wurde klar, dass er diese Person kannte, dass er ihr sehr nahe stand, auch wenn er sie momentan nicht erkannte. Etwas Schlimmes wurde ihm bewusst - war er dabei, als Freunde von ihm erschossen wurden? Konnte er sich deshalb nicht an sie erinnern?
 

Schweißnass und mit einem lautstarken „NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN!“ wachte der junge Mann auf. Kurzzeitig wusste er nicht, wo er war und was passiert war. Vor sich sah er in Gedanken nur blaue Augen, die ihn traurig und sorgenvoll, fast entschuldigend anschauten.

Kathi, die sofort zu ihm eilte und wissen wollte, was geschehen war, nahm er gar nicht wahr, so sehr war er in Gedanken mit diesem Traum beschäftigt. Immer noch versuchte er sich an das Gesicht zu erinnern, das zu diesen Augen gehörte und er wollte wissen, was diesem Mann zugestoßen war. Denn aus irgendeinem Grund spürte er eine tiefe Verbindung zu ihm.
 

Erneut im Krankenhaus:
 

Das restliche Team hatte sich im Zimmer des Teamleiters versammelt. Still beobachteten alle, wie eine Schwester alle Geräte und Infusionen befestigte und nochmals alle Verbände kontrollierte. Bevor sie dann das Zimmer verließ, erklärte sie mit einem ernsten Ton: „Er benötigt noch viel Ruhe. Verhalten Sie sich bitte ruhig.“ Der Pathologe entgegnete darauf freundlich: „ Wir werden uns selbstverständlich daran halten. Nur eine Bitte, Schwester. Könnten Sie uns informieren, wenn die OP von Mr. Conny Miller abgeschlossen ist? Wir bleiben so lange hier. Es ist wichtig und wir wären Ihnen sehr dankbar.“ Die gestresste Schwester nickte nur bestätigend und verließ das Patientenzimmer.

Auf einmal herrschte eine unheimliche Stille im Raum. Keiner wollte etwas sagen, niemand wusste was die richtigen Worte waren. Und Ducky, der sicher eine seiner vielen Geschichten zum Besten geben könnte, wollte den Jüngeren den Vortritt geben. So schauten alle auf Gibbs und auf das stetige Heben und Senken seines Brustkorbes. Es war für sie eine Bestätigung, eine Versicherung, dass er wirklich noch lebte.

Nach kurzer Zeit unterbrach Abby diese Ruhe. Sie lief einfach auf ihren Gibbsman zu und umarmte ihn sanft. Sie spürte die Wärme, die sein geschwächter Körper abgab und leise flüsterte sie ihm ins Ohr: „Gibbsman, wir schaffen das. Du wirst wieder gesund und dann finden wir gemeinsam Tony.“

Tief seufzte sie, in Gedanken schon ein Bild vor Augen, wie sie alle wieder glücklich zusammen ermitteln, essen und einfach Zeit miteinander verbringen würden.

So bemerkte sie die Hand, die ihr Ducky auf die Schulter gelegt hatte, erst sehr spät. Er sprach ganz ruhig auf sie ein:

„Abigail! Erdrücke den guten Jethro nicht. In diesem Zustand kann er ein wenig mehr Sauerstoff als sonst gebrauchen. Aber bestimmt wird er sich nur ein paar Tage ausruhen müssen und dann werdet ihr sicher bald Tony finden. Gib die Hoffnung nie auf, ja?“

Ziva und McGee waren tief in Gedanken versunken. Beide blickten auf Gibbs, dachten dennoch an die Zeit vor diesem Fall. Sie blendeten für einen Moment das Geschehene aus, um Kraft zu tanken und um sich ins Gedächtnis zu rufen, wofür es sich zu kämpfen lohnte.

Während Abby und Ducky sich nach einiger Zeit vom Bett des Teamleiters entfernten, da sie keine Regung wahrnehmen konnten, näherte sich Ziva dem Verletzten.

Sie setzte sich auf einen Stuhl, der direkt am Bett des Grauhaarigen stand.

Still beobachtete sie ihn für kurze Zeit, bevor sie einfach drauf los redete - gegen ihre eigentliche Art: „Hey Boss. Tony und mir würdest du eine Kopfnuss verpassen, dafür, dass wir im Dienst schlafen. Ich meine .....ich würde ja....aber....na ja .....das Echo....du verstehst? Machen wir einen Deal! Wenn du in den nächsten drei Stunden nicht aufwachst, dann verpasse ich dir stündlich eine Kopfnuss nach der nächsten. Wie wäre es damit, Anreiz genug?“ Kurz hielt sie inne, seufzte, da sich erneut nichts rührte. Selbst eine Träne fand den Weg über ihr Gesicht. Aber sie wollte stark sein und so erzählte sie ihrem Boss schreckliche Dinge, die ihn zum Aufwachen bewegen sollten. Zum Beispiel, drohte sie ihm damit, dass er nie wieder Kaffee trinken durfte, wenn er in den nächsten Stunden nicht aufwachte. Das war aber noch harmlos. Irgendwann jedoch stand sie auf, blickte nochmals zu Gibbs und dann erklärte sie McGee: „Du bist dran. Jeder normale Mensch hätte bei diesen Dingen Selbstmord begannen, nur damit ich aufhöre, weiterzuerzählen. Nur er, er rührt nicht einmal den kleinen Finger. Mach du was – erzähle ihm von deinen Computerkram, da fährt er fast jedes Mal aus seiner Haut.“ Die Israelin ignorierte den irritierten Blick des Computerspezialisten. Sie wollte einfach erst einmal raus aus diesem tristen Zimmer.

Während McGee sich ans Bett setzte und seine Computerneuigkeiten berichtete und sich dabei in eine Diskussion mit Abby verstrickte, saß Ducky am Ende des Bettes. Er beobachtete die Geräte und er war froh, dass Jethro überlebt hatte. Ihm war aber klar, das noch schwere Zeiten vor ihnen lagen. Außerdem hatte er irgendwie vor der Aufwachphase des Teamleiters Angst – bei der letzten Explosion hatte er ihn komplett vergessen, was wen es nun wieder so sein würde?

Ziva hingegen begegnete auf dem Flur Schwester Dorothea. Diese rief sie bereits von weitem, wollte ihr irgendetwas mitteilen: „Special Agent Davis, Special Agent Davis. Ich habe Neuigkeiten für sie.“ Die Israelin dachte sofort an ihren Verdächtigen und die Euphorie in der Stimme der Schwester ließ Hoffnung in ihr aufkommen, eine neue Spur zu Tony zu finden.

Schnell lief sie der Krankenschwester entgegen, um zu erfahren, was sie ihr mitzuteilen hatte.

Diese erklärt der NCIS Agentin auch sofort ihr Anliegen: „Mrs. Davis...

“David“, verbesserte Ziva daraufhin nochmals kurz, da sie es nicht mehr ertragen konnte, ihren Namen falsch zu hören. „Entschuldigung, Mrs. David. Mr. Miller wurde eben vom OP auf die Intensivstation verlegt. Er hat schwere Verletzungen davongetragen, aber mit viel Glück wird er sie überleben. Ich soll Ihnen von seinem behandelnden Arzt ausrichten, dass er momentan im Koma liegt und nicht aussagefähig ist. Wenn er festgenommen ist, sollen sie sich an Doktor Keller wenden. Er wird ihnen alles Weitere erklären.“ Die ehemalige Mossadoffizierin war sprachlos, entsetzt. Ihr war bewusst, dass somit ihre letzte Spur zu Tony verloren war.

Mit monotoner Stimme erklärte sie kurz: „Ich werde eine Wache anfordernd. Nur noch begrenztes Personal wird Zutritt haben. Richten Sie das bitte Doktor Keller aus. Außerdem wird ein Agent zur Befragung des Doktors kommen, wegen des Gesundheitszustandes et cetera und er wird die Krankenakte einsehen.“ Gerade als Ziva sich resigniert umdrehen wollte, ergänzte die Schwester noch leise: „ Màm? Hier, ich sollte Ihnen doch noch die Kleidungsstücke und Privatsachen von dem Herrn mitbringen.“

Ziva drehte sich um, nahm die Sachen an sich und geknickt ging sie erneut in Gibbs‘ Zimmer. Was sie dort aber erblickte, ließ das eben Erlebte kurz vergessen. Blaue, sorgenvolle, leicht schmerzerfüllte, schwach funkelnde Augen blickten sie sanft an.

Sie konnte nur noch stottern: „W..was....w..wie....?“, bevor Ducky sie unterbrach.

„Gibbs ist vor ein paar Minuten aufgewacht. Ich glaube, er konnte das Gestreite nicht mehr ertragen.“ Dabei lächelte er erleichtert.

Der Teamleiter jedoch sah in Zivas Augen die Traurigkeit und bat die Anderen mit müder, erschöpfter Stimme: „ Bitte ...lasst mich mit....Ziva kurz....allein.“ Darauf nickten alle bejahend, und verließen mit einem „alles Gute Boss“ beziehungsweise mit einem „Machs gut Jethro“ den Raum, um den Arzt, den sie gerufen hatten, kurz aufzuhalten.

Die Israelin hingegen setzte sich ans Bett und nun konnte sie einzelne Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie konnte nicht in Gibbs Augen schauen, der bemüht war, sie durch die Bauchlage anzuschauen, als sie ihm verweint erklärte: „Wir haben die letzte Spur zu Tony durch Miller verloren. Er kann nicht aussagen und ich weiß auch nicht, ob er es je vorhatte.“ Beschämt, Schwäche vor ihrem Boss gezeigt zu haben, wischte sich Ziva schnell die Tränen aus den Augen, und dann versuchte sie weiterhin nicht in die Seinen schauen zu müssen.

Gibbs jedoch machte ihr Mut, indem er so energisch wie möglich, dennoch leicht stotternd, mit ihr sprach: „Was ist los... mit dir, Ziva? Willst du aufgeben ...ohne es weiterzuversuchen? Bist du nicht... der Meinung, dass wir ....nicht noch mehr Anhaltspunkte ...haben? Und bist... du... nicht lange.... genug bei uns, um zu.... lernen, dass wir keinen zurücklassen, bis wir.... es zu hundert Prozent wissen?“ Darauf hin entgegnete die junge Frau unsicher: „ Aber.... Ich weiß nicht weiter, Gibbs.“ Erneut blickte sie beschämt zu Boden. Der Teamleiter versuchte unter Schmerzen sich umzudrehen und aufzurichten, griff danach ihr Kinn und hob es an, so dass sie ihm in die Augen blicken musste, bevor er ihr leise entgegnete: „ Und dazu.... sind wir ... ein Team, Ziva.“ Dann drehte sich der Grauhaarige wieder auf den Bauch, er fühlte sich durch die Anstrengung müde und kraftlos. Im Raum herrschte eine Stille, die Ziva zum Nachdenken nutzte.

Bis ihr der Geistesblitz kam – Die Kleidung. Ein Gedanke, wie sie ihn vor kurzem schon gehabt hatte.

Daraufhin fragte Gibbs sie neugierig, dennoch mit müder leiser Stimme:

„Und.... wie gehst du vor?“

„So wie du es machen würdest, Boss. Abby bekommt die Kleidung und wenn du nichts dagegen hast, würde ich mit McGee noch einmal Millers Umfeld studieren. Vielleicht finden wir doch was. Wenn nicht, dann....!“ „Dann finden ....wir einen ....einen anderen Weg, Ziva. Wir werden... Tony finden, ...egal ...egal was es kostet.“, erklärte Gibbs nochmals, im Brustton seiner Überzeugung, bevor er müde seine Augen schloss.

Die Israelin bedankte sich leise und verließ das Patientenzimmer, um Ducky Einlass zu gewähren und um mit den anderen Tony zu finden.

Kapitel 31

Da heute die große Geburtstagsparty meiner Mum ist und morgen die NAchfeier kommt heute schon der Teil für morgen. Also viel spass beim Lesen. LG CLaudi.
 

Kapitel 31.
 


 

Bei Gibbs:
 

Gibbs musste einige Untersuchungen über sich ergehen lassen. Die ganze Zeit war er aber nicht bei der Sache. Er war in Gedanken bei seinem Team, besonders Tony ging ihm nicht aus dem Kopf.

Während der Arzt ihm nochmals seine Verletzungen erklärte, entgegnete der Teamleiter ernst: „Doc, ich muss hier raus. Geben Sie mir vernünftige Tabletten. Um Ihr Ärztlichen Eid müssen sie sich nicht Sorgen. Ein Arzt wird sich um meine Wunden kummern. Aber ich muss einen meiner Leute finden und das ist mir wichtiger als......!“. Da wurde er bereits von einem in dieser Situation verständnislosen Arzt unterbrochen: "....Ihr Leben? Denn darum geht es. Die Brandwunden haben wir unter Kontrolle. Ich habe Ihnen doch eben erzählt, dass Schwester Melinda Ihnen einen neuartigen Verband anlegen wird. Wir haben sehr gute Erfahrungen damit. Die Brandopfer sind nicht so lange krankgeschrieben, brauchen weniger Schmerzmittel und man muss nur den Schutzverband in einem gewissen Abstand wechseln. Wir werden die dünne Membranschicht am Rücken und am Arm optimal wie eine zweite Haut bei Ihnen anpassen. Sie werden es kaum bemerken. Was uns dagegen Sorgen macht, ist die Gehirnerschütterung. Die muss auskuriert werden!“

Nach diesen ernsten, fast besorgt klingenden Worten richtete der Chefermittler sich unter Schmerzen leicht verärgert auf.

„Ich muss gehen! Entweder Sie helfen mir oder Sie gehen mir aus dem Weg. Alles andere ...ist unakzeptabel.“, erwiderte der Grauhaarige dann wütend. Dann legte er sich wieder hin und schloss kurz seine Augen, da sich irgendwie alles zu drehen anfing. Sein Arzt hingegen bemerkte dies nicht. Er dachte nur, sein Patient wollte nichts mehr sagen, also antwortete er ihm seufzend: „Wir schließen einen Kompromiss. Sie bleiben noch eine Stunde, dann machen wir einen weiteren Test und noch ein CT. Wenn alles okay ist, unterschreiben Sie Ihre Entlassung auf eigene Verantwortung. Sollten allerdings größere Probleme auftreten, sehen wir uns sofort wieder.“

Gibbs nickte nur noch zaghaft, da sich sogar mit geschlossenen Augen alles drehte. Er war froh, dass er bis zu den Tests noch ein wenig Zeit hatte. Während der Arzt den Raum verließ, versuchte der Grauhaarige ein wenig zu schlafen. Auch wenn er nicht tief einschlief, so konnte er sich doch kurz von den Strapazen erholen, bevor nach einiger Zeit die Schwester mit dem neuartigen Verbandsstoff das Zimmer betrat.

„Agent Gibbs, würden Sie sich bitte mal vorsichtig aufsetzen?“ Der Angesprochene rollte nur genervt mit den Augen, dennoch tat er ihr den Gefallen. Auf dem Karton, den sie mit sich trug, stand „Suprathel“ und zufällig las der Grauhaarige das laut vor.

Die Schwester, die alles auf dem Nachtschränkchen ausbreitete, während ihr Patient bereits seinen Oberkörper frei machte, hielt daraufhin mit ihrer Arbeit inne und fragte neugierig:

„Kennen Sie das? Ich habe wirklich schon wahre Wunder bei Verbrennungsopfern dadurch gesehen.“ Als ihr Patient mit einem vorsichtigen Kopfschütteln verneinte, reinigte sie mit einer Ringerlösung die Wunden nochmals, bevor sie die Wundauflage zuerst am Rücken auflegte. Währenddessen berichtete sie ihm angeregt: „Da sich auch auf Ihrem Rücken Brandwunden zweiten Grades befinden, werden ich dort anfangen. Diese Wundabdeckung ist wirklich elastisch, Agent Gibbs. Dadurch werden Sie sicher bei Ihrer Arbeit nicht behindert. Die Verbrennungen können ungestört ohne einen weiteren Verbandswechsel abheilen. Durch die Transparenz kann man die Wunde begutachten, es gibt weniger Infektionen und Sie werden weniger Schmerzmittel benötigen. Die Auflage wird abgestoßen, sobald die Haut sich regeneriert hat. Es ist ein wahres Wunder, und glauben Sie mir, selbst auf Ihrem Arm können wir sie so anpassen, als wäre es eine zweite Hautschicht. Es wird zehn bis vierzehn Tage dauern und in der Zeit sollten Sie ab und an die Fixierverbände wechseln.“

Der Teamleiter hatte immer nur leicht genickt und gehofft, dass sein Gegenüber endlich fertig wurde. Nach einiger zeit legte die Schwester dann auch endlich den Fixierverband an.

Draußen sprach der Arzt währenddessen mit Ducky. Der Doktor hatte gehofft, dass der Pathologe seinen Patienten überreden könnte, hier in der Klinik zu bleiben. Der Gerichtsmediziner aber antwortete nur: „Ja, das habe ich mir gedacht. Wenn sich Jethro einmal was in den Kopf setzt, dann wird ihn keiner davon abbringen. Danke für die Informationen. Ich werde gut auf ihn achten, zu mehr werde ich auch nicht im Stande sein.“ Nach einer Weile hatte er auch gesehen, wie die Schwester das Zimmer verlassen hatte.

Dann öffnete er geräuschlos die Tür zu Gibbs Zimmer und schlich hinein. Ihm war irgendwie schon klar, dass dieser die letzte halbe Stunde bis zur nächsten Untersuchung und sicher auch bis zur Selbstentlassung zum Schlafen nutzte. Er war eben nicht so fit wie immer. Leise setzte er sich also ans Bett und beobachtete das Heben und Senken des Brustkorbes, erleichtert, so zu sehen, dass der letzte Anschlag wirklich glimpflich ausgegangen war.

Dass Gibbs ihn plötzlich ansprach, damit hatte er nicht gerechnet. Deshalb Ducky mit einem Schreck aus seinen Gedanken geholt. „He Duck! Du weißt es also. Wirst du mir helfen?“, sprach Gibbs mit müder Stimme.

Der Pathologe atmete hörbar aus, blickte seinem Freund in die nun offenen Augen und entgegnete ruhig: „Jethro, man wird dich nicht ändern. Lieber helfe ich dir, als dass dir auf Grund von Schmerzen etwas passiert. Nur verspreche mir bitte eins..........Sei ehrlich, was deine Gesundheit angeht.“ Dabei blickte er seinem Gegenüber tief in die blauen Augen, unter denen sich dunkle Augenringe gebildet hatten. Gibbs erwiderte seinen Blick und nickte nach kurzer Zeit zur Bestätigung. „Also Jethro, wie geht es dir?“, fragte Ducky nun geduldig und eindringlich.

Kurz war es still in dem weißen, sterilen Zimmer, bevor der Teamleiter vorsichtig, erst ruhig, dann etwas ernster antwortete: „Wie ich mich fühle? Du willst wissen wie ich mich fühle? Wie wäre es mit schuldig? Hilflos?“

Doch er wurde von seinem alten Freund unterbrochen, der sich das Ganze nicht mehr anhören konnte und wollte: „Jethro, was nützt dir das ganze Selbstmitleid? Ich will wissen, wie es dir geht - gesundheitlich. Alles andere müssen wir als Team überwinden. Verstehst du das? Du musst es nicht alleine schaffen.“

Gibbs blickte nach unten, dachte dennoch über die gesprochenen Worte nach.

„Duck, hol mich hier raus. Den Rest besprechen wir bei dir im Keller, okay?“, entgegnete der Teamleiter trocken. Er verfolgte mit seinen Augen, wie sein alter Freund das Zimmer verließ, hoffend, dass er dieses Krankenhaus verlassen konnte, um nach Tony zu suchen.
 

Bei Kathi:
 

Kathi hatte Tony umarmt, ihm beruhigend den Rücken gekrault und nach etlichen Minuten war es ihr gelungen - ihr Liebling hatte sich wieder gefasst und sie sogar angesehen.

Immer wieder hatte sie ihn zärtlich gefragt, was er geträumt hatte, doch darüber reden wollte er nicht.

„Was....was ist...mir passiert? Warum...bin...ich ..hier?“, fragte er plötzlich stotternd und erschöpft.

Kathi blickte ihn im ersten Moment geschockt in die Augen, doch dann erkannte sie eine weitere Chance, ihren Schatz von seinem eigentlichen Leben fernzuhalten. Sie setzte sich auf sein Bett, rückte dicht an ihn heran und mit fast flüsternder aber ruhiger Stimme erklärte sie:

„Tom, du hast einen großen Fehler begangen. Aus Versehen hast du während eines Überfalls einen FBI - Agenten getötet. Dafür jagen sie dich jetzt und auf dem Weg in unser Versteck hatten wir einen schweren Unfall. Du hast mich geschützt und so bin ich glimpflich davon gekommen. Du hingegen wurdest schwer verletzt. Da ich verschiedene Ausbildungen hatte, konnte ich dir aber helfen.“

Tony blickte sie geschockt an. Nie hätte er vermutet, ein Mörder zu sein. Sofort ließ er sein Kopf hängen und leise flüsterte er: „Also habe ich das alles verdient.“

„Bitte, lass mich...allein.“, verlangte er niedergeschlagen. Kathi konnte und wollte ihn in diesem Zustand jetzt nicht zurücklassen, deshalb bat sie ihn: „Tom, bitte, es war ein Versehen! Du bist ein guter Mensch, glaube mir. Lass mich dir helfen und am besten wir fangen mit deinem bandagierten Arm an. Ich muss dir einen neuen Schutzverband machen. Für viel Geld habe ich den Bruch nageln lassen. Jetzt sind die Wunden zwar verheilt, aber die Nägel sind noch drin und so ist alles noch sehr empfindlich. Du brauchst auch Medikamente. Dabei ist eins, das dir wieder auf die Beine hilft, ich muss es dir allerdings in einen Wibel spritzen. Du wirst aber aber nicht spüren und wenn du wieder laufen kannst ist alles vergessen. Dann steht Physiotherapie mit den Armen und Beinen auf dem Programm. Du wolltest mit mir auf die Malediven. Dazu musst du wieder fit werden, wir müssen doch alles versuchen und dann...... dann lassen wir unser altes Leben hinter uns.“

Tony starrte sie verwundert an. Er wusste nicht, was er sagen sollte.

Kathi griff daraufhin sanft seinen Arm und entfernte den Verband. Zwischendurch strich sie ihm immer wieder liebevoll die Haare aus der Stirn. Der Halbitaliener ließ es zaghaft zu. Immer noch dachte er über all das Gesagte nach. Doch als sie seine Beine berührte, stieg Wut in ihm auf. Er war sich sicher, dass es seine Strafe war, dass er seine Beine nicht spüren konnte und so schimpfte er: „Lass mich,.... lass meine Beine in Ruhe. Es sollte.... so sein, ich...ich habe es verdient.“ Dann legte er sich hin und während ihm Tränen über die Wangen liefen, zog sich Kathi überrascht zurück.
 

Im NCIS – Büro:
 

Ziva rieb sich müde ihre Augen. Mehrmals hatte sie mit McGee Millers Leben umgedreht. Nichts hatten sie gefunden, bis auf eine Telefonnummer, die jedoch verschlüsselt war. Das Computergenie saß mit der jungen Goth am Computer und beide versuchten die mehrfach verschlüsselte Nummer zu decodieren. Ziva hingegen hatte momentan nichts zu tun und so arbeitete sie erneut die Akte des gesamten Falles durch. Sie war sich sicher, dass sie alle irgendwas Wichtiges übersehen hatten.

Erneut legte sie die Unterlagen zur Seite und aus einer Überlegung heraus stand sie auf und lief so schnell, wie sie ihre Beine trugen, die Treppe zur Direktorin hinauf.

Weder an der Tür zur Sekretärin noch an der Tür der Direktorin klopfte sie, so tief in Gedanken versunken war die junge Israelin.

Jen blickte sofort auf und fragte erstaunt und freundschaftlich: „Ziva? Kann ich dir irgendwie helfen? Habt ihr irgendwelche Hinweise entdeckt?“

Die ehemalige Mossadoffizierin jedoch blickte sie verwirrt an, bevor sie ihr erschöpft erklärte:

„Jen, ich weiß, dass wir etwas übersehen, das vor unseren Augen ist. Nur, wie kann ich es erkennen? Ich komme einfach nicht weiter und die Zeit rennt mir davon! Was, wenn Tony bereits nicht mehr über uns ist? Was, wenn sie ihm was angetan haben? Ich mache mir nicht nur Sorgen um Tony. Gibbs ... .“

Aber da wurde sie bereits von der Direktorin unterbrochen. „Ziva, stell dir einfach vor, es geht hier nicht um Tony. Geh an den Fall ran, als würde es ein unbekanntes Opfer betreffen, so wie sonst immer. Und was das andere betrifft, ich glaube, ihr werdet es schon schaffen und DiNozzo rechtzeitig finden, keine Sorge."

Während Jen sich wieder ihrer Arbeit zuwendete, da sie ihrer Freundin mit weiteren Worten nicht weiterhelfen konnte, kam Ziva eine Idee.

Schnell wie ein Blitz verließ sie ohne weitere Worte das Büro, um zu ihrem Schreibtisch zurückzukehren. Erneut griff sie sich die Akte in der alle bisher gesammelten Fakten zusammengefasst waren. Sie überblätterte mehrere Seiten, bis sie die gesuchte Stelle gefunden hatte. Schnell griff sie zu ihrem Handy, rief Ducky an, der sicher bei Gibbs war und gleichzeitig lief sie zum Fahrstuhl, mit dem sie zu Abbys Labor fuhr. Dem Gerichtsmediziner erklärte sie, dass sie eine kleine Spur hatte, der sie wenigstens nachgehen konnte und ohne nähere Erklärung legte sie auf, da sie das Labor erreicht hatte. Schnell lief sie auf Abbys Reich zu und kurz nachdem sie es erreicht hatte, berichtete sie euphorisch: „McGee, Abby, ich habe hier was gefunden.“ Gleichzeitig zeigte sie mit dem Zeigefinger auf eine Stelle in der Akte.

„Überprüf sie, finde alles über sie heraus. Schnell McGee. Gibbs ist auf dem Weg hierher.“, erklärte sie noch, ohne die verblüfften Blickte zu beachten.

Kapitel 32

Kapitel 32:
 

Bei Gibbs:
 

Ducky hatte es geschafft, Gibbs aus dem Krankenhaus zu holen. Es gab nur zwei Auflagen. Einmal musste der Chefermittler unter ärztlicher Aufsicht bleiben und zum anderen sich unter eigener Verantwortung entlassen. Natürlich hatte der Teamleiter dabei keine Probleme gesehen. Vor allem hatte er bemerkt, dass die neue Wundauflage ihm bereits die schlimmsten Schmerzen genommen hatte und er sich nach dem Verbandswechsel schon besser bewegen konnte. Er hatte sich dennoch ein paar Schmerzmittel mitgeben lassen und dann war er mit seinem alten Freund zum Hauptquartier gefahren. Während der Pathologe ihm wiederum erklärt hatte, was er in nächster Zeit zu beachten hatte, um seine Genesung voranzutreiben, dazu gehörte mindestens drei Mal pro Tag ein Check up in der Pathologie bei Ducky, dachte Gibbs an das weitere Vorgehen.

Nachdem sie endlich das Hauptquartier erreicht hatten, bat der Gerichtsmediziner nochmals seinen alten Freund: „Sei vorsichtig Jethro. Es nützt unserem Anthony nichts, wenn du nicht auf dich aufpasst.“ Der Teamleiter blickte seinem Freund erneut bestimmt in die Augen, bevor er die Autotür zuschlug, um den Fahrstuhl zu betreten. Er fuhr, tief in Gedanken versunken, ins Büro, hoffend, dass das Team eine neue Spur entdeckt hatte, während Ducky die Treppen nahm, um zur Pathologie zu gelangen.

Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und Gibbs wurde durch das typische „Pling“ aus seinen Gedanken gerissen.

Der Grauhaarige trat einen Schritt vor und dann blieb er einfach still stehen. Er seufzte und bemerkte gar nicht wirklich, dass sich die Fahrstuhltüren bereits wieder schlossen.
 

Traurig, in sich gekehrt und auch irgendwie wütend versuchte er seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen und gleichzeitig ließ er seinen Blick über das Büro gleiten, um sich einen Überblick zu verschaffen. Momentan kam ihm hier alles so trostlos, so verlassen und einsam vor, obwohl alle Agenten fleißig arbeiteten. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, wie viel freundlicher und glücklicher dieser Ort durch die Anwesenheit eines Menschen wirkte. Der Halbitaliener brachte bei jedem Fall ein Lächeln zu Stande, munterte seine Kollegen auf und half ihnen, das schlimmste Verbrechen zu verkraften. Er war ein Kindskopf, so wie er im Buche stand, der jeder Gefahr ins Auge sah, und doch konnte er jeden aufmuntern und das, trotz des missgelaunten, oft griesgrämigen Vorgesetzten. Wie oft hatten sie ihn ermahnt das Sprücheklopfen zu unterlassen? Wie oft hatte er ihm eine Kopfnuss für seine nervige Art verpasst? Und nun? Nun würde jeder Einzelne alles dafür geben, um ihn wieder zu haben. Im Prinzip brauchten sie es – nein, er brauchte es. Wer sollte ihn sonst aus seinem trübseligen Alltag retten, ihn aufmuntern und wem sollte er sonst mit Kopfnüssen den Weg weisen?

Leise flüsterte er in den großen Raum: „Es tut mir leid Tony, dass wir dir nie gezeigt haben, wie sehr wir dich und deine Art schätzen.“ Dann löste er sich erneut aus seiner Starre, um sein restliches Team zu suchen.
 

Bei der Direktorin:
 

An der Tür der Direktorin klopfte es und Jen hatte bereits seit der Anmeldung durch Cynthia ein beunruhigendes Gefühl bei der kommenden Person im Bauch. Trotzdem sagte sie gelassen: „Herein, Miss Golden.“ Sie war die Psychologin des NCIS. Kurzfristig hatte sie sich angemeldet, ohne den Grund ihres Besuchs zu nennen. Der Sekretärin hatte sie nur gesagt, dass es um ein ganzes Team ginge, das momentan psychisch hochgradig belastet und so extrem gefährdet war. So war der Direktorin sofort klar gewesen, um wen es sich handelte. Aber eine Psychologin durfte sie nicht ignorieren, das konnte sie ihren Kopf kosten.

Die Psychoanalytikerin stolzierte in das Büro, blieb kurz stehen, warf ihr langes, blondes Haar nach hinten und dann setzte sie sich ohne Aufforderung auf den freien Platz.

Sie hatte eine altmodisch aussehende Brille auf, mit der ihr eigentlich hübsches Gesicht verunstaltet wurde.

Jenny wollte gerade fragen, wobei sie ihr behilflich sein konnte, als ihr Gegenüber sachlich, aber arrogant und hochtrabend berichtete: „Mir ist durch mehrere Agenten, die meine Hilfe regelmäßig in Anspruch nehmen und sie zu schätzen wissen, zu Ohren gekommen, dass eines ihrer Teams gerade Schreckliches durchmacht. Ich meine, viele wären ja bereits nach dem Unfall längere Zeit beurlaubt worden, da sie mit der Situation einfach nicht klar kommen und was ist mit Agent Gibbs Team? Erst ein missglückter Undercoverauftrag, dann ein Anschlag, dem alle zum Opfer fallen und dann wird noch vor ihren Augen einer des Teams gekidnappt. Sie müssen zugeben, wären sie schon nach dem ersten Fall zu mir geschickt worden, und wäre der Fall von Anderen übernommen worden, dann wäre das Ganze nicht ausgeartet. Ich möchte ....!“ Jenny kämpfte die ganze Zeit mit ihren Gefühlen, musste Wut und auch fast so etwas wie Hass auf die Frau hinunterschlucken. Sie stand auf, blickte ihr dann kampfbereit in die Augen und im ernsten, befehlenden Ton entgegnete sie ihr: „Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen, aber Sie haben Unrecht. Andere Agenten haben auch ermittelt und ebenfalls keine Ergebnisse erzielt. Und diese Fälle hängen nicht miteinander zusammen, wie Sie hier einfach so beschlossen haben. Schauen Sie sich lieber Mal die Akte an, bevor Sie jemandem so einen Vorwurf machen. Und noch eins, manchmal können sich Teammitglieder untereinander besser helfen als ein Psychiater es könnte, und das Team ist mein bestes und fähigstes, merken sie sich das. Bisher sind sie durch keine der Tests gefallen und nach dem ganzen Trubel, wenn sich alles beruhigt hat, dann werden sie einen psychologischen Test machen, alle, auch DiNozzo - und ich habe keine Zweifel daran, dass alle ohne Probleme bestehen werden. Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, Mrs. Golden. Ich vermisse schließlich nicht nur einen Agenten, ich muss eine ganze Behörde leiten. Auf Wiedersehen.“ Ohne weiter auf eine sich aufregende Psychologin zu achten, machte sich die Direktorin wieder an den Schreibkram.

Die Psychoanalytikerin verließ daraufhin erschrocken das Büro, ohne Jens triumphierendes Lächeln zu sehen.

Diese verließ wenige Minuten danach ihren Raum, und machte sich auf den Weg in die Pathologie. Das letzte Gespräch hatte einige innere Ängste an die Oberfläche gedrängt und sie wollte Gewissheit. Nach kurzer Zeit hatte die junge Frau ihr Ziel erreicht. Mit einem Zischen öffnete sich die Tür zur Gerichtsmedizin und schon sah sie Doktor Mallard, den weisen, alten Freund von Gibbs. Er schrieb in einem Nebenraum Berichte und sah sofort auf, als er das Zischen vernahm. „Direktor Sheppard? Wenn Sie wissen wollen, wie es Gibbs geht – ein Anruf hätte doch genügt.“ Jen war verblüfft, wie gut der Ältere Bescheid wusste, auch wenn es nur die Hälfte von dem war, weswegen sie hier war. Freundlich, aber leise entgegnete sie ihm:„ Ja, auch das war eine meiner Fragen, Doktor. Dennoch interessiert es mich mehr...wie soll ich mich ausdrücken....wie schätzen Sie die Psyche des Teams ein. Schaffen sie die Ermittlungen? Werden sie....wird Gibbs es auch verkraften, sollten wir DiNozzo nicht lebend finden?“ Beschämt senkte sie nach der letzten Frage ihren Kopf, da sie kurz den Schock in den Augen ihres Gegenübers gesehen hatte. Ihr wurde bewusst, auch wenn es im Innern allen klar war, dass Tony tot sein konnte, so wagte es keiner, dies auszusprechen. Nach kurzem Schweigen erklärte Ducky ruhig, aber mit einem leichten Zittern in der Stimme: „Das Team, Direktor, das Team ist stark. Sie geben sich gegenseitig Halt. Ziva, McGee und Abigail würden auch irgendwann über Tonys Tod hinwegkommen, wenn auch schwer, da er sie gerettet hat und dabei ja so schwer verletzt wurde.

Aber Jethro, .....Jethro ....ich weiß es nicht. Nach jeder Verletzung ist er sonst stärker, mental, wie physisch – er lässt sich einfach nicht unterkriegen. Aber momentan schwächt ihn jede kleinste Verletzung. Verstehen Sie was ich meine? Mit jeder Wunde, mit jedem Hinweis, der verloren geht, verliert er die Hoffnung ein Stückchen mehr.....und mit Tony könnten wir eventuell auch Gibbs verlieren, ohne etwas tun zu können. Was das andere angeht, momentan ist er gesundheitlich stabil, seine Verbrennungen sind nicht schwer und gut behandelt worden, alles andere ist im Griff. Denken Sie nur an meine Worte, retten wir Tony, dann retten wir Gibbs.“

Jen war von Duckys Meinung geschockt, aber sie verstand irgendwie alles. Ihr wurde klar, dass sie diese Leute nicht vom Fall abziehen konnte. Ohne weitere Worte verschwand sie, um das Gehörte erst einmal komplett zu verdauen. Schnellen Schrittes, das klingelnde Handy gedankenverloren ignorierend, lief sie zu einem der Kaffeeautomaten im Erdgeschoss. Im Kopf herrschte ein Chaos. Die Worte der Psychologin und die des Pathologen schwirrten herum. Sie suchte krampfhaft eine Lösung, die es jedoch nicht zu geben schien.

Gestärkt durch einen frischen, heißen, starken Kaffee, lief sie zurück in ihr Büro. Dort hoffte sie nun, dass das Ganze bald ein Ende hatte.
 

Bei Kathi in der Hütte:
 

Kathi konnte noch nicht richtig mit den Gefühlsausbrüchen ihres Lieblings umgehen. Sie war traurig, dass er sie so einfach abwies und zornig, weil nichts so lief, wie sie es sich vorgestellt hatte. Wütend zerriss sie ein Bild von Tony, das sie eben noch hilfesuchend angeschaut hatte. Verbittert und weinend rutschte sie mit zwei zerrissenen Bildhälften in der Hand, an der Wand entlang auf den Boden, und schrie bittend und verzweifelt in den Raum: „Was soll ich tun? Ich will doch nur glücklich mit dir sein!“

Kathi spürte die reinigende Wirkung der Tränen, denn nach einiger Zeit kam ihr eine Idee, wie sie zu ihrem Geliebten durchdringen konnte.

Voller Tatendrang und neuer Energie stand sie auf. Schnell wischte sie

sie sich über die Augen und dann rief sie ihren Chemikerfreund an.

„Hi Fred. Ich wollte dir nur mitteilen, dass dein Serum wirkt. Ich....ich benötige noch weitere Ampullen. Du bist dir doch sicher, dass es keinen weiteren Schaden anrichtet, oder?“

„Kathrin? ..... Willst du mir nicht endlich verraten was du damit gemacht hast? Ich meine, du hast es doch nicht wirklich an einem Menschen verwendet, oder? Bist du dir im Klaren, dass es eine Art Nervengift ist, das durch Angriff des Rückenmarks zuerst die Beine lähmt? Nach und nach folgen dann die Arme und in zu hoher Dosierung kann es sogar zu einem Atemstillstand führen, der tödlich enden kann. Mach bitte keine Dummheiten.“

Wütend entgegnete sie daraufhin: „Das geht dich gar nichts an. Ich habe dich aus dem Knast geholt, dich unterstützt und so willst du es mir danken? Eigentlich solltest du keine Fragen stellen. Es reicht, wenn du weißt, dass keiner zu Schaden kommt, oder?“ Ihr Gesprächspartner wollte ihr gerade antworten, als sie beruhigter weiterredete: „Aber gut, auch du machst dir nur Sorgen. Eigentlich rufe ich auch nur an, weil ich meinen Ehemann überraschen will. Er ist krank und ich will ihm ein schönes Essen zaubern. Kannst du mir alles besorgen, was ich für einen Lasagne brauche? Das Rezept findest du im Kochbuch deiner Mutter. Außerdem brauche ich Eis mit Himbeeren und einen wirklich guten Wein. Ich hoffe doch, dass er es vertragen wird. Was die Ampullen angeht, ....“ Kathi hielt kurz inne, und ließ ihre Stimme dann verzweifelt und verletzlich klingen: „.....du weißt, dass ich keinem Menschen etwas zu leide tue. Nur, wie soll ich es sagen.....mein Mann, er hatte Probleme mit der Polizei und hat so seinen Jagdschein verloren. Er will auch kein Tier töten, aber mit deinem Serum kann er immer noch seinem Hobby nachgehen, ohne dass die blöden Bullen ihm Fragen stellen. Du weißt doch selber, wie schnell sie dich sonst verdächtigen, wenn du als Vorbestrafter Betäubungspfeile kaufst. Bitte nimm ihm nicht noch diesen Spaß, nach dieser harten Woche....!“ Kathi musste schluchzen, da sie an Tony dachte. Fred, der Mitleid hatte, entgegnete sofort in versöhnlichem Tonfall: „Beruhige dich bitte. Komm in drei Stunden, dann habe ich alles. Und höre bitte auf zu weinen, du weißt, dass ich das nicht ertragen kann. Solange du mir versicherst, dass dein Mann keine Dummheiten mit den Ampullen macht, bin ich zufrieden. Ich habe erst mal fünfzehn weitere für dich, dann muss ich ein neues Serum herstellen. Aber ich brauche Geld. Ich bin knapp bei Kasse und die entsprechenden Ausgangsstoffe für die Synthese der Verbindung sind ebenfalls nicht leicht zu erhalten und nicht billig. Der Einkauf ist okay. Das Serum kostet diesmal allerdings auch trotz unserer Freundschaft tausend Dollar pro Ampulle. Es tut mir leid. Ich weiß aber auch, das Geld für dich nicht gerade ein Problem ist, Im Gegenteil zu mir. “

Kathi rechnete und rechnete, doch ihr war bewusst, dass sie auf diesen Deal eingehen musste.

Sauer entgegnete sie: „In drei Stunden - Im Restaurant des Comfort Inn.“ Ohne weitere Worte legte sie auf. Außer sich vor Wut warf sie das Telefon, das sogleich in mehrere Teile zerbarst, gegen die Wand.

„Von dir lass ich mich nicht reinlegen. Warte nur...... Erpressen willst du mich, da musst du früher aufstehen. Statt tausend Dollar pro Ampulle werde ich dir eine Kugel geben. Das mit dem Serum werde ich schon regeln.“, schrie sie immer noch wütend in den Raum. Sie fühlte sich hintergangen und schon früh hatte sie gelernt, dass es dagegen nur ein Mittel gab – den Tod des Verursachers.

Schnell war die Wut aber wieder verschwunden, als sie an ihren Schatz und den bevorstehenden Abend dachte und ein zufriedenes Lächeln bildete sich in ihrem Gesicht. Ihr Plan hatte nämlich bereits Form angenommen. Schnell schnappte sich die junge Frau eine weiße Tischdecke, die im Küchenbereich in einem der Schränke verstaut war. Dann griff sie nach der Blumenvase und legte sie zusammen mit Teller, Besteck und Gläser in einen großen Korb, der unter dem Tisch stand. Damit ging sie erneut zur Falltür, öffnete diese, um in den Keller zu gelangen. Dort unten befand sich noch ein weiterer Raum, den sie bisher als Lagerraum genutzt hatte. Schnell stellte sie alles ab, damit sie aus diesem Abstellraum einen Tisch holen konnte. Diesen brachte sie in Tonys Zimmer. Nachdem sie alles hergerichtet hatte, erstarrte sie verträumt beim Anblick ihres Geliebten.

Verliebt blickte sie in die traurigen, verlorenen Augen des Braunhaarigen.

Dieser jedoch reagierte nicht, er schien einfach in seiner Gedankenwelt gefangen zu sein.

Deshalb deckte sie den Tisch, dekorierte ihn und dann wendete sich Kathi wieder Tony zu, betrübt, dass dieser keine Reaktion zeigte.

„Tom, mein Geliebter. Ich weiß, dass es schwer ist. ...“ Eine einzelne Träne rannte die Wange hinunter. „Du musst dir von mir helfen lassen..... Ich habe...habe dir doch nichts getan.“ Und immer mehr Tränen fanden den Weg über die Wange. Kathi musste zwischendurch auch kurz innehalten, so schwer fiel ihr dieses Gespräch. „Warum machst du es dir und mir so schwer? Kann ich dir nicht erst einmal die Medikamente verabreichen, dann reden wir über deine Träume, deine Ängste und zum Schluss ist alles wieder gut? Versuche es doch, ....bitte, ...mir zuliebe?“

Tony starrte sie nur verblüfft an, er wusste nicht, was er tun sollte. Seine Gefühle fuhren Achterbahn. Er spürte eine innerliche Wut, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Angst und dennoch, langsam sah er ein, dass doch nicht alles verloren war.

Nach einer gespürten Ewigkeit fragte er vorsichtig mit leiser Stimme: „Hilfst du mir mich zu erinnern?“

Bei diesen Worten fiel Kathi ein Stein vom Herzen. Sie war endlich zu Tony durchgedrungen und konnte nun ein Leben mit ihm aufbauen. Schnell lief sie auf ihn zu, umarmte ihn und leise flüsterte sie in sein Ohr: „Ich werde dir alles über dein Leben berichten, während ich dir wieder auf die Beine helfe. Danke Tom.“

Nach einer langen Umarmung, die der junge Halbitaliener nur halbherzig erwiderte, fragte der Braunhaarige noch: „Und hilf mir bitte, sobald ich fit bin, einen Weg zu finden, wie ich mich bei der Familie des Cops entschuldigen und alles wieder so gut es geht gutmachen kann.“

Kathi dachte, dass sie sich verhört hatte. Sie ließ von Tony ab, sah ihm tief in die Augen und als sie die tiefe Aufrichtigkeit und die Schuldgefühle sah, versuchte sie ihn aufzumuntern: „Erst deine Gesundheit, später, wenn du wieder Laufen kannst, werden wir darüber sprechen, okay? Und nun dreh dich bitte um, ich muss an deinen Rücken ran. Es ist ein Serum, das dir hilft, wieder zu laufen. Du wirst nichts spüren.“

Während die junge Frau das Serum und auch ein Schlafmittel holte, versuchte Tony sich mühevoll auf den Bauch zu legen. Er vertraute der jungen Frau, auch wenn sie bei seiner letzten Frage gezögert hatte.

Er spürte, wie eine zarte Hand ihm sanft durch die Haare fuhr, dann erklärte ihm Kathi auch schon, dass sie mit dem Spritzen des Serums fertig war.

Sie half ihrem Geliebten beim Drehen in die Rückenlage und dann gab sie ihm eine weitere Spritze in die Armbeuge.

Der Halbitaliener blickte sie noch fragend an, aber da berichtete sie bereits: „Ich muss eine kurze Zeit weg. Es ist nur gut für dich. Und du musst dich ausruhen. Dieses Mittel hilft dir. Du willst doch viel mit mir arbeiten können, oder Liebling?“ Als er gerade antworten wollte, spürte er schon den kleinen Stich, danach überkam ihn eine bleierne Müdigkeit. Immer wieder kämpfte der junge Agent gegen die Schwäche an, er wollte einfach nicht wieder von dem Alptraum geplagt werden. Doch gegen die drohende Bewusstlosigkeit hatte er keine Chance mehr, denn schon nach wenigen Sekunden schlossen sich seine Augenlider und er fiel in einen traumlosen Schlaf. Kathi freute sich, gab ihm einen Kuss und machte sich glücklich auf den Weg in die Stadt.
 

In der Zwischenzeit in Abbys Labor:
 

Abby und McGee tippten nun schon eine ganze Weile wie verrückt auf ihrer Tastatur, um etwas über die Jane Doe am damaligen Unfallort rauszufinden. Ihre Fingerabdrücke hatte Abby nun schon mehrmals durch alle denkbaren Datenbanken laufen lassen – ohne Ergebnis. Ihnen blieb nur eine Möglichkeit, sie mussten herausfinden, woher diese Frau stammte und ob sie in irgendeiner Weise Verbindung mit dem Täterfahrzeug hatte. Ziva hatte ein ungutes Gefühl, was die Unbekannte anbelangte, und so wollte sie wissen, wieso sie dort gewesen war und wie sie an diese Brücke gekommen war, ob sie Zeuge war oder Täter.

Die Israelin hatte sich währenddessen mit Agent Rosner zu einem Treffen im Cafediner verabredet, um die Fakten, die er gesammelt hatte, erneut durchzusprechen. Die Goth hingegen war nun schon einige Zeit auf erhöhte Koffeinzufuhr und mit Bert in der Nähe, den sie immer Mal wieder hilfesuchend anblickte, versuchte sie immer wieder neue Datenbanken zu öffnen, um eine Übereinstimmung mit der DNA der Unbekannten zu finden. Sie spürte, dass sie der Lösung näher kamen. McGee hingegen versuchte ein Computermodell zu erstellen, das Verbindungen zwischen der Verdächtigen, dem Täterauto und unbekannten Personen herstellte. Nur leider fehlte ihm noch der Name der Frau, um dann mit dem Modell zu arbeiten. Deshalb fertigte er ein Grundmodell an und versuchte lieber eine Verbindung zwischen Tony und Miller zu finden, beziehungsweise zwischen Miller und der Unbekannten. So abgelenkt bekamen beide gar nicht mit, wie sich die Labortüren öffneten.

„Was habt ihr Neues für mich?“ fragte Jethro neugierig, aber müde an die beiden gerichtet. Langsamen Schrittes betrat er weiter das Labor. „Und wo zum Teufel ist Ziva?“, ergänzte er leicht brummig.

Erschrocken drehte sich Abby daraufhin um, doch sie freute sich sofort und rannte zu ihrem Freund: „Gibbsman, Gibbsman, dir geht es wieder gut. Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Mach das nie wieder, hast du gehört?“ Kaum hatte sie ihn erreicht, da wurde der Teamleiter in eine vorsichtige zärtliche Umarmung gezogen, da Abby ihn nicht noch mehr Schmerzen zufügen wollte. Auch McGee unterbrach kurz seine Arbeit und entgegnete erfreut: „Boss, schön dass es dir wenigstens wieder gut geht...!“ Nachdem er aber von einem fragenden Blick getroffen wurde, berichtete er sofort wie aus der Pistole geschossen: „Boss, Ziva ist mit Agent Rosner bei einer „Besprechung“. Ihr ist eine Jane Doe aufgefallen, die damals mit auf der Brücke war. Diese Frau hat sich verdächtig verhalten. Wir versuchen ihre Identität zu ermitteln, denn laut Unterlagen hatte sie ihr Gedächtnis verloren. Keiner hat sich weiter um sie gekümmert, niemand hat sie als Bedrohung gesehen.....!“ „Und so hatte sie jede Möglichkeit uns und das Krankenhaus auszuspionieren, vom Ärztezimmer die Mail zu schreiben und und und.“, ergänzte Gibbs bitter und wütend durch die Erkenntnis, dass der Täter vielleicht die ganze Zeit vor seiner Nase gesessen war.

Sauer traf er eine Entscheidung: „Abbs, schicke ein Bild der Frau an alle Pressestellen und an alle Polizeistationen. Denk dir eine Story aus, aber sie darf nicht wissen, sollte sie die Zeitung lesen, dass es von uns kommt. Auf jeden Fall muss sie da draußen jemand kennen und den müssen wir finden. Sucht weiter, überanstrengt euch aber nicht! Ihr braucht eure Kraft noch.“, ergänzte er zum Schluss sanfter, bevor er entschlossener den je das Labor verließ, in der Hoffnung, endlich eine Spur zu Tony gefunden zu haben.

Kapitel 33

Kapitel 33:
 

Bei Kathi:
 

Kathi war nun nach längerer Fahrzeit an ihrem Ziel angekommen. Sie hatte den gewählten Vorort von Washington erreicht.

Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie schnell fest, dass sie noch ein wenig Zeit hatte, bis sie sich mit ihrem „Freund“ traf.

Also entschloss sie sich zu einem kleinen Bummel. Es gab hier unwahrscheinlich viele Läden. Aber sie hatte sich mit Beltsville eine der größeren Vorstädte ausgesucht, um weniger aufzufallen und so gab es ausser kleiner Blumenläden auch Luxushotels mit einem riesigen Freizeitangebot, die sicher auch ihrem Liebsten gefallen würden, dachte sie sofort. Außerdem gab es mehrere Restaurant und auch sogenannte Machineshops, in denen man alles Mögliche an Technik oder Diensthandel erwerben konnte – sozusagen Alles von der Kaffeemaschine bis zum Schweißer. Kathi konnte Fotografen, Juweliere, einige Fahrradläden, unzählige Klamottenläden und viele, viele Beautyshops sehen, aber auch Kaffeeshops, Friseure, Reisebüros, einen Discounter und Secondhandläden erkennen. Sie wusste zuerst gar nicht, wo sie anfangen sollte. Das ganze Angebot überwältigte sie. r Kathi ließ einfach erst einmal alles auf sich wirklen, bis sie plötzlich einen kurzen Moment erschrak, da sie ein Schild gesehen hatte, das den Weg zum Sheriffbüro zeigte. Außerdem war an dem selben Wegweiser zu erkennen, dass hier noch mehrere Regierungsämter ihren Sitz hatten.

Schnell aber beruhigte sich die junge Frau wieder. Was konnten sie ihr schon antun? Keiner kannte sie, niemand wusste, wer sie war und besonders, wo sie sich aufhielt. Dennoch, ein kleines mulmiges Gefühl blieb noch kurze Zeit, da weitere Schilder zeigten, dass sämtliche Berufe sich in dieser Stadt niedergelassen hatten - wirklich alle vom Anwalt bis zum Zahnarzt. Es war nicht nur eine größere Vorstadt, nein, es war eine Stadt für sich, nicht mit dummen Einwohnern, nein hier gab es Gesetzeshüter, Ärzte, Lehrer und sogar eine Kirche. Konnte es sein, dass sie sich durch ihren Aufenthalt in Gefahr brachte, dass sie Tonys und ihr gemeinsames, neues Leben riskierte?

Aber auch die Gedanken verflogen wieder, als sie an den Grund ihres Aufenthalts dachte. Ihr wurde ebenfalls bewusst, dass sie nur unnötig besorgt war. Lieber konzentrierte sie sich darauf, den Mann ihrer Träume glücklich zu machen.

Bei den vielen verschiedenen Läden vergaß sie diese schweren Gedanken auch schnell. Schon hatte der Kaufrausch eingesetzt. Sie wollte nicht nur ihrem Schatz was kaufen, nein, sie wollte auch sich etwas gönnen.

Unentschlossen versuchte sie einen Plan zu machen. Da auch dies nicht zu klappen schien, ging sie einfach ziellos drauf los in den nächstbesten Laden, der ihr auch sofort gefiel. Kurz vorher stellte sie aber noch den Alarm in ihrer Uhr ein. Immerhin hatte sie in etwas mehr als einer Stunde einen Termin.

Aufgeregt wie ein kleines Kind stürmte sie die Geschäfte. Sie gönnte sich eine Nagelpflege, kaufte sich und auch Tony ein tolles Parfum und in einem Laden fand sie ein wunderschönes, knappes, schwarzes Kleid, mit dem sie ihren Süßen beeindrucken wollte.

Auch ihr Liebling kam nicht zu kurz. Zum Schluss blieb sie beim Juwelier stehen. Mit schweißnassen, nervösen Händen blickte sie auf die verschiedenen Ringe und vor ihrem geistigen Auge sah sie bereits, wie sie mit Tony an einem Strand saß, während sie beide das gemeinsame Leben genossen.

Doch eine freundliche Stimme holte sie aus ihren glücklichen Gedanken: „Miss, kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie etwas Bestimmtes?“ Erschrocken blickte sie dem Verkäufer in die leuchtenden, freundlichen Augen und nachdem sie kurz nachgedacht hatte, antwortete sie gespielt traurig und leicht unsicher: „Ich weiß nicht so recht. Also, ich und mein Mann, wir haben unsere Eheringe bei einem Brand verloren. Er ist deshalb todunglücklich und ich will sie ihm ersetzen. Leider ist unser ganzer Besitz verbrannt. Wir waren nicht versichert und nun hoffe ich, dass Sie mir mit dem Preis ein wenig entgegen kommen können.“ Immer mehr Tränen drückte sie aus ihren Augen, als sie erkannte, dass sie kurz davor war, diesen Typen zu knacken. Schniefend erklärte sie: „Unsere Verwandtschaft hat Geld für uns gesammelt, damit wir uns das Nötigste kaufen können. An den Ringen hängen soviel wichtige Erinnerungen – damit würden Sie mir und meinem Gatten ein Stückchen Lebensfreude zurückgeben. Diese dort sehen Unseren auch noch so ähnlich.“ Ungeniert zeigte sie auf ein paar der schönsten Ringe des Ladens. Der Ladenbesitzer hatte sofort Mitleid mit der jungen, traurig aussehenden Frau.

Lange musste er nicht überlegen und so bot er ihr einen Rabatt von fünfundzwanzig Prozent an. Es waren immer noch stolze 3615 Dollar, die die junge Frau für 585–er Weißgoldringe mit der Beschriftung „Love forever“ bezahlte.

Gerade war sie auf dem Weg zu einem Musikladen, als der Alarm ihrer Uhr losging, und ihr so anzeigte, dass es Zeit für das vereinbarte Treffen mit Fred war. Die Stimmung schlug sofort um. Ihr Lächeln verpuffte augenblicklich und schnellen Schrittes lief sie zu ihrem Wagen.

Ihr war bewusst, dass sie vor ihrem „Freund“ im Restaurant sein musste, damit sie sich noch für das Treffen herrichten konnte. Nachdem sie am Auto angekommen war, das vor dem Hotelrestaurant geparkt war, verstaute sie regelrecht hektisch das Gekaufte, bevor sie sich einen Koffer und eine unauffällige Handtasche griff, um damit auf der Damentoilette des Hotels zu verschwinden. Und wieder hatte sie Glück. Die Angestellten waren schwer beschäftigt und keiner schien sie zu beachten. Geschwind griff sie sich aus dem Koffer eine Jeans, ein T-Shirt, eine altmodische Jacke und eine rothaarige Perücke und zog sich schnell um. Schnell schminkte sie ihre Lippen mit dem speziellen Lippenstift, bevor sie gut verkleidet die übrige Kleidung mitsamt des Koffers erneut im Auto versteckte. Mit der umschulterten Handtasche ging sie dann sofort in das Hotelrestaurant.

Innerlich zitterte sie. Nur der Gedanke, dass sie Tony damit helfen konnte, half ihr, äußerlich cool und ausgeglichen zu wirken.

Der Kellner brachte ihr dann auch schon die bestellten Getränke, die sie gleich beim Hereinkommen geordert hatte.

Leicht nervös blickte sie auf die Uhr und dann schaute sie zur Tür. Und da sah sie ihn – Fred Newburn, ihr Chemikerfreund. Ängstlich und suchend blickte dieser sich um. „So ein Idiot.“, fluchte Kathi leise. Schnell aber setzte sie wieder ein sanftes Lächeln auf. Rasch lief sie auf ihren „Lieferanten“ zu, bevor er noch mehr Zeit mit Suchen verplemperte.

„Erkennst du mich denn nicht? Ich habe mir mal wieder die Haare gefärbt und schon siehst du mich nicht. Komm, wir sitzen dort hinten. Ich habe dir auch schon Orangensaft bestellt. Immerhin weiß ich, was dir schmeckt. “, erklärte Kathi ihm fast liebevoll, während sie ihn regelrecht zum reservierten Platz führte.

Kathi sah, dass sich ihr Gegenüber langsam entspannte. Dennoch, irgendwas stimmte hier nicht ganz. Immer noch blickte er in bestimmten Zeitabständen zur Tür, so als würde ihn jemand verfolgen.

Auch Freds Stimme klang sehr nervös, als er Kathi fragte: „Was ist hier eigentlich los??? Du hast gesagt, du hast nichts verbrochen und du bist in kein Verbrechen verwickelt. Warum behauptet die Polizei dann, dass du vermisst und als Zeugin gesucht wirst? Kannst du mir das erklären?“

Im ersten Moment war sie erschrocken. Warum suchten sie plötzlich nach ihr? Hatten sie eine Spur, von der sie nichts wusste? Gab es etwa Hinweise, die sie übersehen hatte? Aber dann wurden ihr Freds Worte erst richtig bewusst und sie atmete tief durch – immerhin wurde sie als Zeuge und nicht als Entführerin oder schlimmerem gesucht.

„Beruhige dich, Fred. Du musst mich verwechseln. Ich lebe seit einiger Zeit mit meinem Mann in einer Waldhütte, weit ab von einer Stadt. Wir genießen die Ruhe und deshalb gibt es überhaupt keinen Grund, warum mich die Polizei suchen sollte. Ich genieße das ruhige Leben in einer Waldhütte. In den letzten Wochen hatte mein Mann wenig Zeit für mich, war immer im Wald unterwegs. Auch ich hatte zu tun. Deshalb möchte ich, bevor er wieder loszieht, mit ihm etwas Schönes unternehmen – ein romantisches Dinner im Grünen. Wie sollte ich also ein Verbrechen oder ähnliches beobachtet haben? Oder wie sollte ich dann in ein Verbrechen verwickelt sein? Du irrst dich. Und nun sage mir, wo mein Essen und wo die Ampullen sind. Immerhin will ich Tom heute noch überraschen.“

Der Chemiker, wusste zuerst nicht, was er davon halten sollte. Doch auf einmal fühlte er sich schuldig. Ihm wurde klar, dass er sich anscheinend geirrt hatte. Entweder, die Frau im Fernsehen war seiner Freundin wie aus dem Gesicht geschnitten oder die Polizei hatte eine falsche Spur. Wie auch immer, er wollte ihr weiter helfen. Außerdem benötigte er immer noch Geld.

Fred merkte gar nicht, dass er Kathi angestarrt hatte. Erst, als sie ihn fragend anblickte und ihn anstupste, reagierte er. Deshalb antwortete er schnell: „Entschuldigung, ich bin ein wenig durcheinander. Wir bleiben bei unserem Deal. Zeige du mir das Geld und ich sage dir, wo ich das Essen und die Ampullen versteckt habe. Ich habe sogar einen Bonus für dich – eine paar schöne Musik-CD´s für ein perfektes Dinner.“

Kathi musste schmunzeln. Ihr war klar, dass sie ihr Gegenüber geknackt hatte.

Sie hob ihre Handtasche auf, deutete mit dem Finger drauf, stellte sie wieder auf den Boden, griff hinein und zog einen Stapel zwanzig Dollarscheine heraus.

„In meiner Tasche ist die Anzahlung. Der Rest ist in meinem Auto versteckt. Also, wo sind meine gewünschten Dinge?“, entgegnete sie ihm mit einem liebevollem Unterton.

Newburn spürte ein nervöses Kribbeln, das seinen Körper überzog. Er schaute der jungen Frau tief in die Augen, bevor er ihr fast wie in Trance seinen Schlüssel reichte und ihr sagte: „Der 69´Ford, gegenüber des Restaurants ist mein Wagen. Dort ist alles im Kofferraum in einer Tasche untergebracht. Viel Spaß mit deinem Ehemann. Und nun gib mir den Schlüssel zu deinem Wagen. “

Doch Kathi antwortete nicht, sondern auf einmal überschlugen sich die Ereignisse:

Die junge Frau stand auf, küsste Fred einfach auf den Mund und entgegnete entschuldigend, gar traurig: „Das musste ich einfach tun. Es tut mir leid. Aber meinen Schatz darf niemanden gefährden. Und erpressen lass ich mich auch nicht.“

Der Angesprochene wusste mit dieser Aussage nichts anzufangen, aber lange konnte er auch nicht darüber nachdenken. Innerhalb weniger Sekunden spürte er ein Jucken und Brennen am ganzen Körper, im Mund kribbelte es und er hatte einen Metallgeschmack auf der Zunge.

Panik ergriff ihn. Er dachte nur noch angsterfüllt „Nüsse!!!!!“ und er wollte in seine Tasche fassen und seine Notfallspritze greifen. Aber Kathi hinderte ihn dran, indem sie ihm die Spritze entwendete. Fast liebevoll fragte sie, was er denn hätte. Die Enge im Hals wurde immer schlimmer und seine Knie wurden butterweich. Ein Hitzegefühl überkam ihn, während er umfiel. Nur die junge Frau, die er für seine Freundin gehalten hatte, fing ihn auf. Die Rötung im Gesicht wies währenddessen auf einen Sauerstoffmangel hin. Schwindel, Kopfschmerzen, und Desorientierung gesellten sich zu den Symptomen hinzu und nur noch unterbewusst bekam er mit, wie Kathi immer wieder um Hilfe rief. Er versuchte, ihr in die Augen zu schauen und leise flüsterte er noch „Warum?“, bevor er sein Bewusstsein verlor.
 

Bei Gibbs und Co.:
 

Gibbs war auf dem Weg auf die Intensivstation des Bethesdas, nachdem ihn der behandelnde Arzt von Miller angerufen hatte. Nur noch ein paar Schritte und eine Glaswand trennten ihn von dem Mann, der wusste, wo sich Tony aufhielt.

In Gibbs hatte sich eine Wut aufgebaut, die er gerade noch so zurückhalten konnte, dennoch hatte er seine Hand zur Faust geballt. Selbst seine Schmerzen, die dauerhaft zu spüren waren, überdeckte der Gefühlsausbruch.

Gerade als er das Zimmer betreten wollte, rief ihm ein Arzt zu: „Halt. Agent Gibbs, warten Sie. Wir müssen vorher reden.“

Irritiert drehte sich der Chefermittler um, da er die Stimme nicht kannte, aber der Doktor klärte die Frage sofort: „Ich habe Sie hier auf der Intensivstation behandelt, Sie und ihre Kollegen. Deshalb kenne ich Sie. Aber darum geht es jetzt nicht. Agent Gibbs, wir müssen uns unterhalten.“

Der Chefermittler wurde sauer. Wie konnte ihn ein Arzt aufhalten, wenn es um das Leben eines Menschen ging?

„Wissen Sie nicht, worum es hier geht? Ich muss diesen Mann sprechen. Er weiß etwas, dass Agent DiNozzo das Leben retten kann. Was also gibt es jetzt, das wichtiger wäre als das?“, fragte er zornig den Arzt.

„ ... weil er nichts mehr sagt, Agent Gibbs. Sie würden ihn damit umbringen, wenn er sich zu sehr aufregt. Verstehen Sie?“

Der Teamleiter wusste nicht was er sagen sollte. Wut kochte in ihm auf.

„Warum ... warum, zum Teufel, haben Sie mich dann gerufen?“, brüllte er den Arzt frustriert an, der den Chefermittler bereits in sein Zimmer geleitet hatte.

Stotternd berichtete dieser dann von den Fieberträumen und von dem, was der Schwerverletzte gesagt hatte: „Agent Gibbs, er hat während des Deliriums viel gesprochen. Vieles schien uns unsinnig, bis wir Ihren Namen vernommen haben. Ich habe einen Pfleger beauftragt, alles mitzuschreiben und es taucht immer wieder ein Name auf – Kathi. Er fragt sie, warum sie das getan hat und was an dem Braunhaarigen so besonders ist, dass sie ihn deshalb betrogen hat. Er hat gesagt, er hätte Sie sogar für diese Kathi getötet. Jedenfalls hat der Pfleger einen Fehler gemacht und ihn angesprochen. Das hat ihm irgendwie einen Schock versetzt. Er hat nichts mehr gesagt. Sein Fieber ist aber gesunken. Ich kann Sie für drei Minuten zu ihm lassen, wenn Sie mir versprechen, ihn nicht zu verhören, Agent Gibbs.“

Der Chefermittler hatte eine Idee. Er nickte dem Arzt bestätigend entgegen, fragte aber zögerlich: „Wird er es schaffen?“ Die wortlose Reaktion seines Gegenübers sagte ihm alles. Es schien noch auf der Kippe zu stehen.

Noch einmal atmete der Teamleiter durch, bevor er die Glastür öffnete, um das Krankenzimmer zu betreten. Vor seinen Augen sah er wieder Tony, wie er schwer verletzt um sein Leben kämpfte, nachdem er Allen das Leben gerettet hatte. Traurig schüttelte er den Kopf, um die Erinnerung loszuwerden. Dann schloss er nochmals die Augen, um innere Kraft zu sammeln, bevor er sich seiner neuen Aufgabe stellte. Immer noch wusste er nicht wirklich, wie er mit Miller ruhig reden sollte, aber der Gedanke an Tony stärkte ihn. Still stand er einige Zeit am Bett, als Conny auf einmal seine Augen öffnete. Er schien Gibbs zu kennen, denn er redete, wenn auch stotternd mit ihm: „Du ... du ... hast … mich ... gerettet? ... Kathi ... wo ... ? Warum ... Bombe? ...“ Gibbs umgriff sanft Connys Schulter, schaute ihm ruhig in die Augen und erklärte ihm langsam: „Keine Ahnung warum. Aber wo ist sie? Wo ist Tony, mein Agent?“

Der verletzte Miller schloss seine Augen, dennoch flüsterte er: „Hütte.....Wald, Jar...........!“, bevor er erschöpft in einen tiefen Schlaf fiel.
 


 

PS: Eins noch zu der Allergie, bevor Fragen aufkommen. Es ist mögich, bei hochgradigen Allergikern, besonders bei Wespenstich und Nussallergien, das die Hautberührung mit dem Allergen zu einem Allergischen Schock führt.

Aufgrund dieser Gefahr führen solche Leute immer ein Notfallmedikament meist in Form einer Spritze mit sich. Diese wird sofort durch den Stoff der Hose in den Oberschenkel injeziert. Deshalb hat in Freds Fall eine kleine Menge an Nuss im Lippenstift gereicht, die auf die Haut gekommen ist, sodass der Körper die Immunreaktion ausgelöst hat mit Schweißausbruch, Atemnot, etc.

Kapitel 34

Kapitel 34:
 

Bei Ziva:
 

Die Israelin stand im Coffeeshop, der gegenüber des NCIS lag, und schaute zur Tür. Während Ziva nun schon nervös auf der Stelle hin und her trat und dabei ihren zweiten Kaffee trank, da Agent Rosner sich bereits um mehrere Minuten verspätete, spürte sie förmlich, wie ihr die Zeit davonlief.

Gerade, als die junge Schwarzhaarige zum Telefon greifen wollte, um den NCIS - Agenten anzurufen, kam dieser ihr suchend entgegen. Er wirkte gehetzt, müde und es schien, als traute er sich nicht, ihr in die Augen zu sehen, nachdem die junge Agentin ihn angesprochen hatte.

Ohne weitere Worte setzten die Beiden sich an einen der freien Tische.

Einen kurzen Augenblick war Ziva vom Anblick ihres Gegenübers wie gefangen, da sie einen Schmerz und eine Art Schwermütigkeit in den Augen erkannte, die selten bei so einem jungen Agenten zu finden war. Deshalb strich sie sich eine imaginäre Haarsträhne aus dem Gesicht, atmete nochmals tief durch und dann sprach sie den Agenten mit fester Stimme an: „Agent Rosner, endlich sind Sie da. Ich habe am Telefon kurz angesprochen, worum es mir geht. Erzählen Sie mir alles, was Sie über diese Frau wissen. Egal was Ihnen einfällt, auch wenn es Ihnen nicht als wichtig erscheint – es könnte uns zu Tony...ähm Agent DiNozzo führen.“

Ihr Blick, besonders als sie den Namen ihres Partners in den Mund genommen hatte, sprach Bände, da in ihren Augen, allein durch den Gedanken an Tony, unsagbarer Schmerz zu sehen war.

Die Stirn Agent Rosners runzelte sich, so angestrengt dachte er nun nach. Trotzdem verließ kein Wort seine Lippen. Man konnte erkennen, wie er mit sich kämpfte. Er suchte wirklich nach den richtigen Worten. Angestrengt schien er zu überlegen, was er vergessen, was er übersehen haben könnte. Noch einmal seufzte er, dann atmete er ein weiteres Mal tief ein und aus, bevor er der Israelin mit leiser, schuldvoller Stimme entgegnete: „Ich hätte diese Frau nie mit dem Anschlag in Zusammenhang gebracht. Laut dem Polizeibericht hatte sie den Unfall beobachtet und dadurch fiel sie in einen Schockzustand. Ich meine, selbst die Bilder wären für einen normalen Menschen schwer zu ertragen gewesen. Jedenfalls konnte sie nicht mehr durch einen Polizisten vor einem Sturz bewahrt werden. Sie hatte sich den Kopf gestossen, wurde bewusstlos. So kam es laut des Krankenberichts zu einer Amnesie. Der Psychologe, der sie betreute, war sicher, dass die Umstände daran schuld waren. Er konnte nicht sagen, wann und ob sie überhaupt jemals wieder ihr Gedächtnis wiederbekommen würde und so war sie als Zeugin für uns unbrauchbar gewesen.

Ihre Fingerabdrücke waren in den gängigen Datenbanken nicht zu finden. Für mich war die Spur in diese Richtung kalt. Hätte nur ein kleiner Verdacht ...!“

Die Israelin unterbrach ihn an dieser Stelle: „Es war nicht Ihre Schuld. Sicher werden sie Agent DiNozzo noch kennen lernen und er wird keinem von uns etwas übel nehmen.“

Auch wenn die Mossadoffizierin versucht hatte, in der Stimme Hoffnung mitschwingen zu lassen, so bemerkte der Agent, dass sein Gegenüber enttäuscht wirkte und deshalb dachte er erneut über das Verhör nach.

Nach einem weiteren tiefen Seufzer erklärte er: „Sie war schon ... ungewöhnlich. Ich meine diese junge Frau wirkte während des ganzen Gesprächs nervös. Immer wieder fragte sie, ob sie nicht mal die verletzten Agenten besuchen könnte, um ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Als ich verneinen musste, fing sie an zu weinen und stammelte immer wieder, es wäre alles so schrecklich...! Irgendwie habe ich es auf ihren Zustand geschoben. Aber eins fällt mir gerade noch ein – vielleicht könnte das helfen. Diese Jane Doe, wie wir sie nannten, ist wohl für ein paar Tage bei einer dieser Krankenschwestern, Jän...jänings...oder so ähnlich, untergekommen. Der richtige Name und die Adresse stehen, glaube ich, in meinem Bericht. Jedenfalls hat sie sich, nachdem ich mich verabschiedet habe, sofort das Telefon der Zimmerkollegin ausgeliehen. Obwohl sie doch eigentlich nichts mehr wusste, schien sie die Nummer, die sie wählte, merkwürdigerweise auswendig zu kennen. Und wen sollte sie anrufen, wenn sie alles, sogar ihren eigenen Namen, vergessen hatte? Im Nachhinein finde ich das komisch.“

Ziva war erst traurig, da alles sie in eine Sackgasse zu führen schien. Erst die letzten Sätze des Anderen gaben ihr Hoffnung. Sie spürte, sie kam ihrem Ziel näher. Schnell bedankte sie sich kurz für das Gespräch, verabschiedete sich von dem Agenten, der ihr noch viel Glück wünschte und dann rannte sie regelrecht zum Hauptquartier. In der Hand hatte sie währenddessen schon ihr Telefon, mit dem sie Abby informierte. Die junge Goth sollte bereits in der Akte den Namen der Schwester suchen und dann in der Telefonliste die zutreffenden Nummern herausfinden.

Die Israelin fühlte regelrecht, dass sie der Täterin immer näher kam.
 

Bei Abby im Labor:
 

Nervös lief die Goth von einem technischen Laborgerät zum anderen. Unbedingt brauchte das Team Ergebnisse und zum ersten Mal dauerte selbst ihr alles zu lange. Immer wieder flüsterte sie sich zu: „Abby, ganz ruhig. Du weißt doch besser als all die Anderen, dass man die Wissenschaft nicht hetzen kann.“ Seit Ziva sie angerufen hatte, waren erst ein paar Minuten vergangen. Aber dem Ziel so nah und doch so fern zu sein, machte die Forensikerin fast krank. Zum Glück hielt sie Bert, ihr Nilpferd, im Arm, das sie fest an sich drückte. Bert gab ihr die Kraft, alles durchzustehen, damit sie mit dem Team den Halbitaliener finden konnte. Aber nachdem sie zwei weitere Runden im Labor unruhig gedreht hatte, ohne dass irgendeins ihrer Babys sich gemeldet hatte, blieb sie still stehen. Reglos starrte die junge Frau einen Moment gerade aus, bevor sie ihrer ganzen Truppe streng befahl: „Ihr müsst euch beeilen. Es gab für euch bisher noch keinen wichtigeren Auftrag als diesen. Ich gebe euch auch ein ganzes Wochenende frei, wenn das alles überstanden ist, versprochen. Alles was ich brauche, sind Ergebnisse. Also, sucht schnell. Nutzt jedes Quäntchen eurer Power – ich weiß, dass ihr es könnt.“

Als auch die Worte nicht zu wirken schienen, drehte sie sich um und wählte die Nummer der Pathologie. Ducky sollte sie in den schrecklichen Stunden unterstützen.

Sie musste auch gar nicht lange warten, denn kurz nachdem sie ihn angerufen hatte, öffnete sich die Labortür mit einem Zischen und der Pathologe trat herein.

Er sah den Kummer in den Augen der Goth, öffnete seine Arme und meinte beruhigend:

„Abigail, komm her. Du weißt tief in dir, dass alles wieder gut wird. Glaube einfach weiterhin dran.“ Mehr brauchte die junge Laborantin nicht mehr und schon rannte sie ihm entgegen und ließ sich in die Arme nehmen, um sich wieder geborgen zu fühlen und Kraft zu sammeln.

Ein Gefühl der Sicherheit, der Geborgenheit und der Zusammengehörigkeit durchlief sie, als auf einmal einer der Computer piepte. Der jungen Goth war klar, dass es ein Ergebnis gab. Trotzdem musste sie noch eine Sekunde die liebevolle Umarmung genießen, bevor sie Ducky losließ, um zu ihrem Computer zu gehen. Der ältere Mann schaute gebannt auf den Computer, in der Hoffnung, dass alle endlich dem Ziel, Tony zu finden, näher gekommen waren.

Abby jedoch tippte wie wild auf ihren Computer ein, gab Daten ein und suchte nach weiteren Hinweisen. Hoffend, dass sie so ihrem verlorenen Teammitglied Taste für Taste immer näher kam.
 

Gleichzeitig bei McGee:
 

McGee fuhr sich müde mit der Hand über die Augen. Die Buchstaben verschwammen bereits regelrecht vor seinen Augen. Auch wenn er bisher keine Spur zu dieser Frau gefunden hatte, durfte er nicht aufgeben. Alle spürten, dass sie Tony immer näher kamen und das gab ihnen die Kraft durchzuhalten.

Kurz hielt er inne, während er verträumt auf den Schreibtisch seines Kollegen blickte. In seinem Kopf spielten sich Bilder aus glücklichen Tagen ab, in denen er sich lächerlicherweise ärgerte, weil der Halbitaliener immer wieder Sprüche oder Namen fand, mit denen er ihn auf die Palme brachte. Einen Moment musste er lächeln, als vor seinem geistigen Auge Tonys glückliches, spitzbübisches Lächeln auftauchte.

Ein lautes Klingeln riss ihn aus seiner Lethargie.

Erst nach viermaligem Klingeln nahm er ab. Ein wütendes: „McGee, wo warst du? Wenn Du es noch mal wagst, nicht ans Telefon zu gehen, wenn ich anrufe, dann...“, doch der Anrufer brach den Satz ab, ohne ihn zu beenden. „Entschuldigung Boss. Es ist nur, ......“, versuchte der Computerspezialist zu erklären, aber sein Gesprächspartner unterbrach ihn schnell: „McGee. Suche sofort alle Ortschaften die mit Jar beginnen raus! Ich buchstabiere nochmals , J wie Juliet, A wie Alpha, R wie Romeo... . Ich kann dir nicht sagen, wo du suchen sollst, aber auf Grund von Tonys Gesundheitszustand dürfte es im Umkreis von etwa 80 Meilen um den Navy Yard liegen.“ Ohne seinen Befehl zu begründen oder sich zu verabschieden, legte der Teamleiter auf.

McGee spürte, dass sein Boss eine Spur hatte. Deshalb tippte er wie wild auf seine Tastatur ein, beachtete alle Himmelsrichtungen und zog sogar einen Umkreis von 100 Meilen in Betracht. Zum Glück kamen nicht viele Städte und Ortschaften in Frage. Nach kurzer Zeit hatte er eine kleine Liste, auf der er aber bereits den größten Teil ausgeschlossen hatte. So blieben nur noch zwei Städte, die in Frage kamen, da er Städte, die man nur über gebührenpflichtige Straßen erreichen konnte, auch gleich ausschließen konnte. Die Gefahr für den Täter, auf solcher Straße entdeckt zu werden war einfach zu groß.

Schnell schrieb er einen Zettel, mit der Info, dass er im Labor sei und dann begab er sich eilig dahin. Er war innerlich total aufgelöst, regelrecht aufgeregt, immerhin schien sein Boss eine Spur zu haben und er konnte diese nun eingrenzen.

Allerdings bekam seine Euphorie durch nur einen Gedanken einen Dämpfer: Würde DiNozzo seine schweren Verletzungen überlebt haben, ohne ausreichende medizinische Versorgung, und wenn ja, wie?

Nun leicht geknickt, aber mit einer Liste in der Hand betrat er das Labor und sah, wie Abby ihren Computer regelrecht traktierte. Ducky hingegen fragte sich nur eins, weil er die leise Hoffnung auf den Gesichtern der beiden jungen Menschen sehen konnte: Hatten beide eine heiße Spur und wenn ja, wohin würde sie diese führen? Werden sie mit dem, was das Schicksal für sie bereithielt klar kommen?
 

Bei Tony:
 

Tony schlief nun schon eine ganze Weile, zuerst ohne zu träumen. Doch auf einmal wurde er unruhig und sah viele verschiedene Bilder vor sich.
 

Wieder sah er die verschwommenen Gestalten, die seinen Namen zu rufen schienen. Erneut fielen Schüsse, alle bis auf ihn wurden getroffen. Jedoch fühlte er keine Angst, sondern die Sorge über die Anderen überrollte ihn. Ihn überfiel eine Art Traurigkeit, die er sich wieder nicht erklären konnte.

Zu der Gestalt, die ihm am nächsten war, rannte er so schnell er konnte. Tony fühlte mehr als je zuvor, dass er dieser Person nahe stand, auch wenn er sie nicht deutlich erkennen konnte. Hatte er seinen Freund angeschossen oder schlimmer noch, war er dabei, als seine Freunde erschossen wurden und wurde er nun als Täter gesucht?

Bei der verschwommenen Person angekommen, beugte er sich zu ihr runter. Dennoch erkannte er nur die blauen, intensiv vor Sorge funkelnden Augen, die ihn anblickten, bevor sie sich für immer schlossen.
 

„NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN!“, schrie er entsetzt auf. Schweißnass war er aus seinem Alptraum aufgewacht. Geschockt schaute er sich um. Tony konnte sich an jedes Detail des Traumes erinnern und das verwirrte ihn.

In was war er nur hineingeraten? Was war ihm passiert und wie war er hierher gelangt? War diese Frau wirklich seine Geliebte und hatte er auf einen Polizisten geschossen, sodass sie ihn für einen Mörder hielten, obwohl er Zeuge eines Mordes war? Hatte er zugesehen, wie seine Freunde umgebracht wurden und wenn ja, wer war dafür verantwortlich? Wer war er wirklich?

Total verwirrt durch die Gedanken, die der Traum ausgelöst hatte, versuchte er aufzustehen. Zu seinem Leidwesen musste er erneut feststellen, dass seine Beine ohne Gefühl waren.

Wütend setzte er sich schwerfällig auf, stieß die Decke zur Seite, und blickte verstört und ärgerlich auf die tauben, reglosen Beine.

Die Situation hassend und einfach nicht verstehend, schlug er verzweifelt auf seine Beine ein. Tränen liefen währenddessen unentwegt die Wangen hinunter.

Es dauerte dieses Mal länger, bis ihn die Kraft verließ und er müde und schlaff aufs Bett zurückfiel.

Eins wurde ihm aber auf einmal klar - indem er gegen sich kämpfte, kam er nicht weiter.

Selbstmitleid brachte ihm sein Gedächtnis nicht zurück und auch nicht das Gefühl in den Beinen. So beschloss er zu kämpfen, indem er sich zur rechten Zeit ausruhte und bei Gelegenheit Hilfe bei der fremden Frau suchte. Zufrieden mit sich und mit seiner Entscheidung schloss er erschöpft seine Augen. Tony wusste, auch wenn die nächsten Tage und Wochen schwer werden würden, er hatte ein Ziel und das würde er erreichen – die Entschuldigung bei der Familie und die Bitte um Verzeihung. Trotzdem war aber ein Teil von ihm auch verunsichert und dieser ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.

Was, wenn die Familie es nicht verstehen würde? Immerhin konnte er diese Tat selber kaum ertragen. Was, wenn sie ihn hassten, ihn am liebsten dafür töten würden? Hatte er vielleicht einem Kind den Vater genommen oder einer Frischverlobten den Mann? Wie sollte er es nur erklären, wenn er es selber nicht verstand?

Die hochgekommenen Zweifel zermürbten ihn langsam, zerstörten schnell alle positiven Gedanken, die ihm in der Zukunft helfen sollten.

So tief in negativen Gedanken versunken, bemerkte Tony gar nicht, wie die Zeit verging. Die Infusion war bereits leer, selbst das störte ihn nicht.

Allein konnte er sich nicht aus dem tiefen Loch der Selbstzweifel retten.
 

Wird Kathi ihn von Selbstzweifeln und Selbstmitleid befreien können?
 

Bei Kathi:
 

Nachdem Kathi aus dem Restaurant verschwunden war, hatte sie sich erst einmal die bestellten Sachen aus dem Auto von Fred besorgt. Natürlich hatte sie sich dazu Handschuhe angezogen, da sie nie wissen konnte, wie gründlich die Polizei ermittelte. Dann hatte sie noch ein wenig dem Geschehen im Restaurant beigewohnt, natürlich mit einem gewissen Sicherheitsabstand. So konnte sie beobachten, wie zuerst ein Krankenwagen, später dann die Polizei kam und irgendwie spürte sie nun langsam innerlich eine Art Glücksgefühl. Immerhin hatte sie wieder einen Unsicherheitsfaktor, wie sie es nannte, aus dem Weg geräumt. Trotzdem drückte sie jetzt ungeduldig aufs Gaspedal, denn ihr Liebling wartete und sie wollte nicht riskieren, dass die Polizei sie verhörte. Besonders stutzig hatte sie die Aussage von Fred gemacht, dass man sie als Zeugin suchte. Schnell jedoch tat sie das wieder als unwichtig ab, denn immerhin hatte sie als Jane Doe einen Anschlag auf Agenten gesehen. Dieses Team von ihrem Schatz wollte sich, besonders nach dem erneuten Anschlag, sicher nicht nehmen lassen, sie persönlich zu vernehmen.

Sollen sie mich doch suchen, dachte Kathi noch im Stillen, mit einem bösartigen Grinsen im Gesicht. Ich habe Besseres zu tun.

Nach ein wenig mehr als anderthalb Stunden Fahrt war sie endlich bei ihrem Darling.

Pfeifend mit dem Gefühl im Bauch, als hätte sie Schmetterlinge gefrühstückt, parkte sie schnell den Wagen hinter der Hütte. Als sie sich den Korb mit den Nahrungsmitteln gegriffen hatte, erblickte sie etwas, dass sie kurz innehalten ließ – die CD mit den größten Liebessongs.

Verliebt schaute sie erst auf die CD und dann auf die Hütte. Ihr wurde klar, dass sie alles nur für Tony getan hatte – aus Liebe. Nichts und niemand würde sie jemals trennen.

Sicher, dass sie weiterhin alles für ihre große Liebe tun würde, ging sie nun zu ihrem Schatz rein. Kathi hatte einen Plan. Sie wollte nach ihm sehen, ihn fühlen, ihn vielleicht sogar küssen und ihm auch eine größere Dosis seiner Medikamente verabreichen, bevor sie ihm zum Abend ein unvergessliches Mahl zur Feier des Tages kochte.

Wie die letzten Tage zuvor betrat sie den Vorraum, stellte den Korb mit dem Essen einfach in der Küche ab und begab sich dann mit der CD ins Schlafzimmer. Dort öffnete sie die Falltür, um zu Tony zu gelangen. Schnellen Schrittes begab sie sich zu der vorsorglich abgeschlossenen Tür, drehte den Schlüssel leise und zaghaft um und öffnete die Tür, die sie ohne weitere Umwege zu ihrem Liebsten führte.

Auf dem Bett lag er, still und doch schien ihn etwas zu beschäftigen. Sein verzweifelter Blick sagte ihr alles. Kurz beobachtete sie ihn noch. Sie genoss den Augenblick, ohne den Kampf, um seine Liebe, ohne Angst haben zu müssen, dass sie ihn verlieren könnte.

Nach ein paar weiteren Sekunden jedoch ging sie zu einem der Regale, während sie Tony fröhlich begegnete: „Hallo mein Süßer. Ich bin wieder zurück und habe dir und mir etwas mitgebracht. Vielleicht erinnert es dich an etwas oder vielleicht bringt es uns wieder etwas näher zueinander? Lass dich überraschen, es wird dir sicher gefallen. Ich weiß, ich war länger weg, als geplant. Aber dafür habe ich ein wenig eingekauft und du wirst bestimmt begeistert sein.“

Nachdem sie die CD in den Player gesteckt hatte, schaute sie Tony direkt in die Augen. Jedoch war die Reaktion nur ein trauriger, trostloser, ängstlicher Blick eines gebrochenen Mannes, der mit seiner Tat nicht klar kam.

Kathi erschrak bei diesem Anblick, deshalb lief sie sofort zu ihm, ohne die Musik überhaupt noch anzuschalten. Sie wollte Tony trösten, ihn überzeugen, dass er sich nicht schuldig fühlen musste.

Als erstes nahm sie ihn sanft in die Arme. Nachdem sie merkte, dass sie nicht weggestoßen wurde, küsste sie ihn liebevoll auf die Stirn. In ihr brodelte es vor Freude, da sie ihm immer näher kam. Trotzdem durfte sie dieses Glück noch nicht nach außen hin zeigen, so schwer es für sie auch war.

„Tom. Hör mir zu. Ich habe mich erkundigt, zumindest so unauffällig wie es ging. Es wurde kein Polizist in der Zeit unseres Verschwindens erschossen - das heißt, du hast ihn nur verletzt. Vergiss es also einfach, okay? Lass uns normal weiterleben, hier, wo uns keiner findet. Ich konnte noch ein paar der Ampullen besorgen. Mit etwas Glück helfen sie dir, bevor sie alle sind. Bitte, hör auf mich. Es war doch so schon alles schwer genug. Was muss ich noch alles mitmachen? Ich liebe dich doch über alles“, erklärte sie Tony, dabei kamen erneut Tränen über ihre Wangen. Als Verstärkung ihrer Worte, drückte sie ihm weitere zärtliche Küsse aufs ganze Gesicht.

Tony blieb eine ganze Weile wie erstarrt. Bis er ihr schweren Herzens, mit bebender Stimme erklärte: „Es...es ist...nur...alles so schwer...zu ertragen. Ich sehe sie vor mir...wie sie erschossen werden. Diese Schuldgefühle.....sie lassen mich einfach nicht mehr los. Und das Schlimmste ist...man sieht die Tat, ...kann sich aber nicht daran erinnern.“

Zärtlich griff Kathi sich Tonys Kinn, so dass er ihr in die Augen schauen musste. „Tom. Ich werde dir helfen. Vertrau mir einfach. Und ich werde einen Brief an den Polizisten schreiben. Ich werde ihm sagen, dass es uns leid tut, okay?“

Tony konnte seine Gefühle nicht mehr einordnen. Etwas sagte ihm, dass hier irgendwas schief lief. Aber alles was ihm gesagt wurde, klang so richtig. Er war total verwirrt, müde und langsam verließ ihn wieder die Kraft.

Kathi merkte dies, und so entgegnete sie ihm zärtlich, während sie ihm sanft über dem Kopf strich: „ Dreh dich um mein Schatz. Ich gebe dir deine Spritze, dann kannst du schlafen, bis ich für uns gekocht habe.“ Tony tat es, ließ sich eine weitere Spritze geben, und bemerkte nicht mal, dass es die doppelte Dosis war. Zu müde war er, und so drehte er sich mit Kathis Hilfe wieder auf den Rücken, ließ sich ohne Widerwillen von ihr küssen und schlief dabei selig ein. Kathi streichelte ihm noch ein wenig liebevoll durchs Haar. Ihr war bewusst, dass sie einen weiteren Schritt zum Ziel geschafft hatte. Nachdem sie Tony noch ein Weilchen beobachtet hatte, stand sie widerwillig auf, um das Essen vorzubereiten. Aber mit dem beruhigenden und glücklichen Wissen, dass es weitere Küsse, weitere Gespräche und Zärtlichkeiten geben würde.

Kapitel 35

Sorry das es jetzt erst weiter geht, dafür gibt es gleich ein paar Kapitel mehr.
 


 

Kapitel 35:
 

Bei Gibbs:
 

Ein normaler Mensch benötigte eine halbe Stunde vom Bethesda bis zum Hauptquartier. Gibbs jedoch wurde momentan von verschiedenen Emotionen angetrieben, die die Fahrt extrem beschleunigten.

Der Grauhaarige fühlte die entsetzliche Angst in sich, ein Teammitglied zu verlieren. Aber unter diese Furcht mischten sich auch leise Hoffnung und Aufregung, endlich eine kleine Spur zu haben, die zu Tony führen konnte, sowie eine starke Wut und Abscheu auf den Täter. Er spürte auch regelrecht, dass ihnen die Zeit davon lief, dass jede Minute zählte. Allein deshalb musste er schon das Gaspedal durchdrücken, um Tony retten zu können.

Die Angst, den jungen Brünetten nie mehr zu sehen, schnürte jedem im Team, auch ihm, fast die Kehle zu und trieb sie umso mehr zur Eile an.

Seine Schmerzen am Rücken und die Kopfschmerzen, die sich in den letzten Stunden wieder verstärkt hatten, waren nichts gegen die psychische Pein. Die körperlichen Schmerzen konnte der Chefermittler problemlos unterdrücken, aber wie sollte man etwas verdrängen, das man gar nicht vergessen konnte, beziehungsweise vergessen wollte, da man diese Person sehr mochte?

Deshalb versuchte der Teamleiter vorerst seine Gefühle hinter einer ausdruckslosen Miene zu verstecken.

Nachdem er die Tiefgarage erreicht hatte, begab sich der Chefermittler erst einmal ins Büro.

Ihn trieb etwas dorthin, ein Gefühl? Schnell war er sich im Klaren, dass es eher eine Vermutung war. Dort hoffte er nämlich, das Computergenie des Teams vorzufinden, das eigentlich bereits den Computer mit seiner Schnelligkeit beim Tippen zum Glühen gebracht haben sollte. Ein zaghaftes Lächeln entstand bei diesem Gedanken, das aber sofort von einer besorgten Miene abgelöst wurde. Dem Grauhaarigen war bewusst, dass die Hinweise dürftig waren und dass so das Ziel, Tony zu finden sehr schwer zu erreichen war.

Vor seinem geistigen Auge sah er auf einmal die leuchtenden Augen des Halbitalieners, wenn er einmal ein Lob von ihm, seinem mürrischen Boss eingeheimst hatte. Das Glitzern, wenn er mit Ziva zusammen etwas ausgeheckt hatte und auch das Lächeln, mit dem er das ganze Team aufmuntern konnte, egal wie schlimm ein Fall auch gewesen war.

Und was hatte das Team für ihn getan, was hatte er für ihn getan? Hatte er ihn nicht sogar schon seelisch verletzt - mehrmals? Immerhin hatte er ihm damals in der Wut gesagt, dass es eher Pflicht als Sorge war, dass er sich um ihn gekümmert hatte. Und wie oft hatte er ihn für seine Arbeit gelobt, oder ihm für seine Taten gedankt? Nicht mal als der Brünette Ziva das Leben gerettet hatte, war er über seinen Schatten gesprungen und hatte sich bei dem jungen Mann bedankt.

Tony hingegen, er war er selbst geblieben, hatte sogar, ohne Zögern alle aus dem Team gerettet, trotz seiner Verwundung. Er war sich bewusst gewesen, in welcher Gefahr er sich befunden hatte und trotzdem hatte er alles für sein Team, für seine Familie getan – und dabei sein Leben aufs Spiel gesetzt, ohne darüber nachzudenken.

Eine stumme Träne hatte sich durch die emotionalen Erinnerungen gelöst und lief die Wange des Teamleiters entlang.

Gibbs konnte und wollte den Halbitaliener nicht noch einmal enttäuschen. Es war die letzte Spur, die zu ihm führte und sie alle würden diesen letzten Anhaltspunkt nutzen, um ihn zu finden.

Sie durften ihn einfach nicht verlieren, ihm keinen Verbrecher ausgeliefert lassen.

Wütend auf sich, da er den Braunhaarigen nicht beschützt hatte, sauer auf alles was bisher schief gelaufen war, schlug er mit der Faust auf die Fahrstuhlwand ein. Die aufgestauten Emotionen mussten sich einfach entladen.

Der Grauhaarige war so in seine Gedanken vertieft, dass er erst durch das typischen „Pling“ bemerkte, dass er das dritte Stockwerk erreicht hatte.

Schnellen Schrittes begab er sich mit ernster Miene zu seinem Schreibtisch. Dort fand er die Notiz von McGee. Aber gerade, als er sich zu den Liften begeben wollte, um so ins Labor zu kommen, vernahm er das übliche Pling. Gewohnterweise schaute der ergraute Chefermittler nach vorn zu den Fahrstühlen und so erblickte er die Israelin. Die Mossadoffizierin kam sofort total aufgeregt auf ihn zu und rief schon von weitem: „Gibbs. Ich habe eine weitere Spur. Ich bin mir wirklich sicher. Wir müssen sofort ins Labor. Ich habe Abby nämlich schon darauf angesetzt.“

Der Angesprochene nickte nur und wollte sich auf den Weg machen, als er beobachtete, wie seine junge Agentin zu ihrem Schreibtisch lief. Sie griff in eine der Schubladen und holte ein Bild heraus, dass das ganze Team in glücklichen Zeiten zeigte. In der letzten Wochen, besonders nach dem Unfall, hatte ihr dieses Bild geholfen, sich an diese bessere Zeit zu erinnern. Es hatte Zivas Hoffnung gestärkt, das sie Tony wieder finden würden. Etwas anderes konnte und wollte sie sich einfach nicht vorstellen. Einen anderen Gedanken konnte sie momentan auch nicht ertragen.

„Ich habe so das Gefühl, dass wir es noch brauchen werden, Gibbs“, entgegnete sie ihrem Boss unaufgefordert, da er ihr einen verwirrten Blick zuwarf. Danach betraten beide den Fahrstuhl und fuhren ohne weitere Worte zu Abby, McGee und Ducky ins Labor, um endlich zu sehen, was es Neues gab.
 

Kathis Vorbereitungen:
 

Kathi hatte die Zeit genutzt, in der Tony tief und fest zu schlafen schien, um ein wunderschönes Essen zu kochen. Die Lasagne war für sie kein Problem und auch der Wein war passend dazu gewählt worden und sie hatte ihn gut temperiert. Das Eis hatte sie im Kühlfach gelagert. Es war eine perfekte Nachspeise, die zusätzlich den gereizten Rachen Tonys kühlen würde.

Während des Kochens hatte sie sich auf Grund der höheren Dosierung des Serums ein wenig Sorgen um ihren Darling gemacht. Deshalb hatte sie zwischendurch auch nach ihm gesehen, aber er war scheinbar in einen tiefen Schlaf gefallen. Sein Puls war zwar hektischer als sonst, aber nicht gefährlich erhöht und auch die Atemfrequenz war leicht angestiegen. Kathi aber schob es auf einen erneuten Traum. Sie wollte ihren Liebling aber nicht aufwecken, da sie noch ein wenig Zeit benötigte, um alles romantisch zu gestalten.

Also bemühte sie sich ruhig alles herzurichten, so dass ihr Liebster nicht aufwachte. Mühevoll holte sie den Tisch in die Nähe des Bettes und legte eine weiße Tischdecke darauf. Immer wieder schaute sie verliebt zu Tony und pustete ihm Küsschen entgegen. Ab und an konnte sie nicht wiederstehen und gab ihm den einen und anderen zaghaften Kuss auf die Wange oder Stirn.

Zwischendurch sah sie nach ihrer Lasagne, denn das Essen sollte perfekt werden. Als sie feststellte, dass sie noch etwa zwanzig Minuten hatte, bis das Essen aus dem Ofen musste, ging sie erneut in den Keller. Unten angekommen deckte sie den Tisch indem sie schlichtes Porzellan verwendete, das sie extra gekauft hatte. Die Gläser und das Besteck hingegen waren bereits in der Hütte vorhanden gewesen und mussten nur nochmals poliert werden. Zum Schluss dekorierte sie den Tisch noch mit roten Kerzen, mit Rosen in einer stilistischen silbernen Vase und dazu verwendete sie noch rote Servietten, die sie zu einer Rose faltete. Weitere Rosenköpfe verstreute sie noch auf dem Tisch, bevor sie dann in ungenauen Abständen die Teelichter im Raum verteilte und entzündete. Es sollte hier eine romantische Umgebung entstehen, die Tony das richtige Gefühl vermittelte.

Nachdem alles fertig war, holte sie das fertige Essen und stellte alles auf den Tisch. Die junge Frau wollte noch die Musik anmachen und das restliche Licht dämmen, bevor sie ihren Liebling mit sanften Küssen aus dem Schlaf weckte. Sie ahnte ja nicht, dass der Geruch des Essens ihn unterbewusst an etwas erinnern würde, was die romantische Atmosphäre ruckartig zerstören konnte.
 

Bei der Direktorin:
 

Die Direktorin war sehr beschäftigt. Zuerst war es ihr schwergefallen, sich auf die alltäglichen Geschäfte zu konzentrieren. Aber durch einen Anruf, bei dem sie über die neusten terroristischen Aktivitäten aufgeklärt wurde, vergaß sie sogar für einen kurzen Moment die Sorge um Gibbs und DiNozzo.

Sie bemerkte, so schmerzlich die Feststellung auch war, dass es wirklich noch wichtigere Dinge gab, um die sie sich zu kümmern hatte. Nach dem Telefonat trank sie einen weiteren Schluck des Kaffees, den Cynthia ihr vor einiger Zeit gebracht hatte. Ein tiefes Seufzen war in dem Büro zu hören, da sie wieder durch ihre kurze Pause an den DiNozzo – Fall denken musste.

„Arbeit lenkt tatsächlich ab. Das ist wirklich nicht nur eine Redensart.“, sprach Jenny dann mit müder Stimme vor sich hin.

Eine zarte freundliche Stimme riss sie aus ihren Gedanken: „Madame Direktor? Ich sollte sie doch an ihre Videokonferenz erinnern. Es ist in fünf Minuten soweit “ erklärte Cynthia, die Sekretärin ihr zaghaft. Die junge Frau hatte auf einmal das Gefühl, dass sie ihre Chefin bei etwas gestört hatte, als sie das Büro betreten hatte. Nur leider hatte die Direktorin auf das Klopfen nicht reagiert und ihre Anweisungen vor einiger Zeit im Bezug auf die Videokonferenz waren klar gewesen.

Kurze Zeit schaute die warmherzige Frau ihre Chefin leicht bedrückt an. In den letzten Wochen hatte sich die nette, freundliche Direktorin verändert. Irgendwas schien sie sehr mitzunehmen. Sie war jetzt leicht reizbar, wirkte müde, manchmal sogar etwas verstört und traurig, auch wenn sie es vor anderen sehr gut verstecken konnte.

Um die Direktorin zu einer Reaktion zu bewegen, räusperte sich die Sekretärin.

Der Kopf ihres Gegenübers schnellte hoch und kurze Zeit herrschte eine unheimliche Stille. Jenny schaute ihrer Assistentin einfach in die Augen, bis sie ihr mit nachdenklicher Stimme, die immer fester und bestimmter wurde, entgegnete: „Cynthia. Ich wüsste nicht was ich ohne Sie machen würde. Nun habe ich noch eine weitere Bitte: Könnten Sie sich bitte erkundigen, wo sich Agent Gibbs befindet? Wenn sie ihn erreicht haben, dann informieren Sie ihn bitte, dass er mich sofort über den neusten Stand aufklären soll. Weisen Sie ihn daraufhin, dass ich ihn jederzeit vom Fall abziehen kann, wenn er meinen Posten nicht akzeptieren kann. Aber ich muss wissen, ob er arbeitsfähig ist und ob sein Team eine Spur zu Agent DiNozzo hat. Danke. Und nun müssen wir uns an die Arbeit machen. Die Terroristen warten nicht, bis bei uns wieder alles im Lot ist. Auf ins MTAC.“

Cynthia konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Sie schien ihre alte Chefin wenigstens für eine kurze Zeit zurückzuhaben.

„Ma´m ich werde mich beeilen und Agent Gibbs sofort informieren“, antwortete die Sekretärin glücklich.

Beide gingen ihrer Wege. Während Cynthia sofort die Nummer des Chefermittler dort wählte, begann für Jenny Shepard eine lange Videokonferenz.
 

Bei Tony:
 

Der junge Agent schlief die erste Zeit ruhig und traumlos. Nur manchmal versuchte er sich zu drehen, schaffte es aber aufgrund seiner gelähmten Beine nicht und so blieb er schlussendlich auf dem Rücken liegen.

Irgendwann jedoch roch er unterbewusst etwas. Durch dieses Aroma wurde ein intensiver lebhafter Traum ausgelöst, der allerdings in einem Fiasko endete.
 

Tony saß in einem Restaurant. Er war total aufgeregt und so fühlte er ein Kitzeln in seinem Bauch. Ob es am Hunger lag, oder an diesem Treffen, das konnte er nicht sagen. Am liebsten wäre er aufgestanden, um zu schauen, wo denn seine Freunde blieben. Immer wieder nahm er das Glas, schob es hin und her oder spielte mit dem Besteck. Endlich jedoch kamen sie. Wieder waren es fünf schemenhafte Gestalten, die sich auf ihn zu bewegten.
 

Der träumende Tony säuselte und lächelte sogar im Schlaf. Nur die Augenbewegungen waren sehr schnell und zeigten an, dass der Brünette intensiv träumte.
 

Der Braunhaarige spürte jedoch keine Angst, sondern das gleiche Glücksgefühl wie vorher durchflutete regelrecht seinen Körper.

Er stand auf und begrüßte die kleine Gruppe herzlich. Nachdem ihm alle etwas Kleines in die Hand gedrückt hatten, setzten sie sich an den Tisch und bestellten sich ihre Getränke. Nur der junge Mann packte neugierig seine Präsente aus. Dabei fühlte er sich wie ein kleiner Junge. Unter den Geschenken befanden sich unter anderem ein kleiner roter Spielzeugferrari, Boxerhandschuhe, ein Geschichtsbuch und ein kleines Boot. Erfreut sprang der Brünette auf und umarmte drei seiner Besucher. Den zwei Anderen dagegen reichte er nur die Hand zum Dank.

Während sie auf ihre Lasagne warteten, unterhielten sie sich in lustiger Runde. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und so wurde gelacht und ab und zu neckte und ärgerte der Brünette eine der Gestalten scherzhaft. Bevor die leckere Lasagne serviert wurde, stießen alle noch auf das Wohl des Braunhaarigen an. Genüsslich aßen sie dann ihr bestelltes Essen.

Die Augen der Personen wurden für den Halbitaliener immer erkenntlicher, auch wenn er das Gesicht noch nicht wirlich sehen konnte.

Das alles war in diesen Momenten egal. Irgendwie interessierte ihn am meisten die Erscheinung, die auf ihn ruhiger als all die anderen wirkte. Sie schien kaum zu lachen oder zu reden, ließ mehr alles auf sich wirken.

Tony sprach diese Gestalt immer wieder an und achtete drauf, dass sie immer genug zu trinken hatte. Der Brünette blickte immer wieder diese schemenhafte Erscheinunfg hoffnungsvoll an und wartete auf eine nette Äußerung, auf ein Lob? Irgendwie fühlte er in seinem Innern ein Verlangen - er wollte unbedingt ein Gefühl des Stolzes in seinem Gegenüber auslösen. .

Auf einmal blickte ihm diese silhouettenartige Gestalt direkt in die Augen und der besonnene, interessierte Blick blauer Augen veränderte sich – ebenso wie das Traumbild, das sich blitzschnell verwandelte.


 

Tonys Augen zitterten nun regelrecht. Schweiß rann ihm von der Stirn und ein Schrei entwich ihm, der ihn dennoch nicht aus dem sich entwickelnden Alptraum wecken konnte. Immer wieder rang er schnappend nach Luft.
 

Vor seinen Augen fand ein Szenenwechsel statt. Die glückliche Szene wurde von einem zum anderen Moment weggewischt und von blutenden, schwerverletzten Gestalten, die sich nicht mehr rührten, ersetzt.

Der Schock des jungen Mannes war so groß, dass er sich im ersten Moment nicht rühren konnte. Das Atmen fiel ihm auf einmal schwer. Doch was war das? „To... Hilfe!!!!“

Eine der Erscheinungen schien ihn zu rufen und bewegte sich ein wenig. Schnell lief er zu diesem Körper, um ihm zu helfen. Er blickte erneut in die blauen, besorgten, schwachen Augen, bevor sie sich für immer schlossen. Einen Moment blieb er bei dem Toten sitzen, blickte ihn entsetzt an, bis er das Erlebte scheinbar verstand.

Laut schrie er nur noch: „NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN.“


 

Und dieser Schrei war nicht nur im Traum zu hören, sondern auch in der Wirklichkeit.

Dieser Aufschrei hatte so viele Emotionen freigesetzt, soviel Stärke und Schrecken, dass der Brünette sich auch sofort aufgesetzt hatte. Mit schreckgeweiteten Augen saß er nun auf dem Bett, ohne dass er die Umgebung wirklich wahrnahm. Vereinzelte Tränen liefen ihm über die Wangen, ließen sich einfach nicht mehr aufhalten.

Kathi, die sich am CD-Player zu schaffen gemacht hatte, hatte sich erschrocken. Der Schrei ihres Lieblings ging durch Mark und Bein und so lief sie sofort zu ihm, ohne die Musik weiter zu beachten.

Entsetzt von Tonys Anblick ging die junge Frau langsam auf ihn zu. Sie berührte ihn zaghaft am Arm und dann versuchte sie, zärtlich die Tränen wegzuwischen, bevor sie ihr Gegenüber leise ansprach: „Tom. Es ist alles in Ordnung. Du hattest einen Alptraum. Es....!“

Der Brünette jedoch schlug auf einmal ihre Hand weg, und schrie sie frustriert und verzweifelt an: „WER BIN ICH? WAS BEDEUTEN DIESE TRÄUME?“

Als der Brünette aber jedoch die schreckgeweiteten Augen Kathis sah, fühlte er sich wieder schuldig, auch wenn er immer mehr spürte, dass sie ihm etwas verheimlichte.

Er atmete noch einmal tief ein und aus, bevor er sich entschuldigend an die junge Frau wendete: Es tut mir leid. Aber.....wie soll ich es dir nur erklären? ...Jeder Traum scheint mir was sagen zu wollen. Als wenn etwas Schreckliches passiert ist, das ich erlebt habe. Ich sehe aber keine Gesichter, nur ihre Augen. Es ist so entsetzlich, wenn man nicht weiß, was passiert ist. Wen stellen diese Silhouetten dar? Was wollen sie mir sagen? Habe ich Freunde oder Familienmitglieder die mich vermissen? Habe ich etwas Schlimmes erlebt, oder etwas Furchtbares verursacht? Was bedeuten diese Gegenstände, die sie mir überreichen?

So viele Fragen und dann ist da das Gefühl, dass du einige der Antworten kennst, du sie mir aber einfach verschweigst!“

Kathi hingegen war total geschockt - erst durch den Wutausbruch ihres Goldstücks, dann durch das Geständnis. Ihr wurde klar, dass Gerüche, Bilder und Namen Tonys Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen schienen.

Es konnte für sie gefährlich werden, wenn er weiter solche Gedankenblitze hatte. Nur wie konnte sie es verhindern? Zwar hatte sie ihn wochenlang beobachtet, doch das war keine Garantie, dass sie alles fernhalten konnte, was eventuelle Erinnerungen auslöste.

Nervös zupfte sie an der Decke, die sie sich gegriffen hatte, bis ihr eine Idee kam.

Mit traurigen Augen blickte sie weiterhin zu ihrem Schatz, bis sie ihm langsam erklärte: „Es gibt da etwas, was du als Jugendlicher erlebt hast. Viel darüber weiß ich auch nicht, da du immer nur Andeutungen gemacht hast. Das einzige, was ich dir darüber sagen kann, ist, dass du damals ein paar Freunde verloren hast. Wo und wie – keinen Schimmer. Aber alles andere ist so wie ich es dir gesagt habe und mehr habe ich dir nicht verschwiegen.

Über deine Familie hast du auch nie gesprochen. Scheinbar hast du sie nicht gebraucht und ich wollte dich nicht zwingen, über Dinge zu sprechen, die du verdrängt hast. Versteh doch – wir können uns ein neues Leben zusammen aufbauen. Warum machst du uns das alles kaputt? Lässt du dich jetzt durch Träume leiten? Somit verbaust du uns alles.“

Tränen liefen Kathi bei den letzten Worten die Wangen hinunter, da die Angst, dass alles verloren war, greifbar war.

Tony hingegen fühlte sich schuldig. Er versuchte seine Gefühle, die durch die Träume entstanden waren, zu unterdrücken. Es fiel ihm trotzdem schwer, aber er wollte der Frau, die in den letzten Tagen alles für ihn getan hatte, keinen weiteren Schmerz zufügen und so entgegnete er ihr gespielt glücklich: „Versuchen wir es. Nur, lass mir ein wenig Zeit, ja?“

Glücklich über die gesagten Worte drückte sie ihren Geliebten und sofort überhäufte sie ihn mit Küssen.

Nachdem sich alle beruhigt hatten, fragte Kathi ihren Juwel: „Na, hast du Hunger? Ich wollte mit dir einen schönen Abend verbringen, der unsere Beziehung aufleben lässt. Dort drüben steht ein Rollstuhl. Der Tisch ist fast am Bett. Ich helfe dir, komm mein Schatz.“
 

Derweil im Labor:
 

Gibbs und Ziva stellten beim Betreten des Labors fest, dass dort eine ungewöhnliche Atmosphäre herrschte. Musik war immer noch nicht zu hören. Um so lauter war jedoch das Klimpern der Tastatur zu vernehmen, das durch McGees und Abbys schnelles Anschlagen auf die Tasten verursacht wurde. Die beiden Computerfreaks bemerkten das Eintreten der Agenten gar nicht. Nur Ducky begrüßte sie sofort mit freundlicher Stimme: „Hallo Jethro, Ziva? Schön, dass ihr da seid. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ Der Chefermittler nickte nur zu Begrüßung, denn ihn interessierten momentan mehr die Ergebnisse. Ohne weitere Worte ging er zur Laborantin, um seine Hand auf ihre Schulter zu legen. Die Goth jedoch reagierte gar nicht, sondern tippte weiter wie wild auf die Tastatur ein. Nur ab und an stoppte sie, um von ihrem CafPow zu trinken.

Auf einmal schien die Computerarbeit beendet zu sein. Die junge Schwarzhaarige drehte sich um und umarmte den Chefermittler. Noch ehe dieser etwas erwidern konnte, ließ sie ihn los, um ihre Ergebnisse zu präsentieren: „ Also Gibbsman. Wir haben drei kleine Hinweise, die uns einen Weg zu Tony zeigen könnten.

„Wo soll ich nur anfangen? Gibbs, es ist so aufregend, so unglaublich.“

Abby sah aber den Blick und vernahm auch das drängende „Abby!!!!!“ von ihrem Boss und so setzte sie ihren aufgeregten Bericht fort. So gut wie möglich unterstützte sie ihre Äußerungen durch Bilder, Texte und Personaldaten, die sie am Computer vorzeigte:

„Ich habe mir nochmals die Fingerabdrücke vorgenommen, die bereits dieses andere Team durch die gängigen Datenbanken geschickt hatte. Logisch, in denen war nichts zu finden, sonst wäre Jane Doe keine Unbekannte mehr. Aber wie schon öfters, habe ich nicht aufgegeben und in unüblichen Datenbanken gesucht und siehe da, in der Knochenspenderdatei – ihr Name.

Sie heißt Katharina Godfrey. Geboren am 13.06. 1967 in Baltimore. Sie stammt von einer deutschen Mutter ab, die einen englischen Soldaten geheiratet hatte. Die Eltern hießen Brian und Elisabeth Godfrey. Vor zwei Jahren sind die Beiden bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. In den Siebzigern/ Achtzigern hatte sich die Familie Godfrey in Baltimore Maryland niedergelassen. Die Mutter war Lehrerin, der Vater ein kleiner Anwalt. Alles im allem hatte unsere Verdächtige mit ihren Eltern bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr ein durchschnittliches Leben geführt. Katharina Godfrey war auf einfache Schulen gegangen und sie war eine richtig gute Schülerin, bis die Mutter 1982 in Deutschland eine riesige Geldsumme geerbt hatte. Sie war sofort mit ihren Eltern nach Atlanta, Georgia in eine kleinere Villa gezogen. Der Vater hatte nach kurzer Zeit in einer großen Anwaltskanzlei gearbeitet, später war er sogar ein Partner seines damaligen Chefs geworden. Unsere Verdächtige jedoch war auf einmal eine mittelmäßige Schülerin der Atlanta international school geworden. Mit einem normalen Durchschnitt war sie später dennoch an der University of Maryland angenommen worden. Das Studium der Pflege und der Medizin hatte sie nach je zwei Jahren abgebrochen. Die junge Frau hatte sich die ersten Jahre mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten, da der Kontakt zu den Eltern mehr schlecht als recht war. Denoch hat sie vor zwei Jahren alles von ihren Eltern geerbt und mit dem Verkauf der Villa hat sie noch eine riesige Summe ergattert. Und jetzt kommt es..... Ihr werdet nicht glauben welche ihre letzten Jobs waren, obwohl sie es eigentlich nicht nötig hatte. Laut ihrer Kontendaten war sie unter anderem als Pizzabote und als Physiotherapeutin tätig.

Einmal hatte sie den Platz einer Frau eingenommen, die auf seltsame Weise plötzlich verschwunden war und nie gefunden wurde. Ich vermute, dass sie also von Anfang an hinter meinem Tiger her war.“

Abby schaute in sechs verblüffte Augen, nur Gibbs Blick spie eine unsagbare Wut aus.

Ein Nicken vom Boss und ein sanfter Druck auf der Schulter, der ihr Mut geben sollte, wies sie darauf hin, dass sie ihren Bericht fortsetzen sollte:

Ok. Wie soll ich es euch erklären, ich habe noch keinen Zusammenhang zwischen ihr und Tony gefunden. Das muss sie euch wohl selber sagen.“

Diese Aussage hatte einen Schmerz in ihren Augen sichtbar gemacht, da der Verlust, den sie für einige Zeit verdrängt hatte, wieder in den Vordergrund trat. Die tröstende Hand des Chefermittlers legt sich wieder auf die Schulter der Goth. Diese aber drehte sich um und umarmte den Grauhaarigen fest.

McGee gab seiner kleinen Fledermaus Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Deshalb schilderte er, was er herausgefunden hatte: „Boss. Deinen Befehl habe ich ausgeführt. Es gibt nicht viele Orte mit JAR..... Selbst wenn ich zur Sicherheit Hundert Meilen um Washington wähle, bleibt im Bezug auf unsere Informationen und auf einen eingeschränkten Umkreis zum Schluss nur noch eine Kleinstadt übrig - Jarrettsville. Wenn die Angaben stimmen, dann muss Tony irgendwo dort sein.“ Während der junge Agent dem wartenden, schwer zu deutenden Blick seines Chefs zu entgehen versuchte, zeigte er auf dem Monitor eine Kleinstadt und berichtete beendete schnell noch seinen Bericht: „Ich habe die Polizei bereits informiert. Leider haben sie weder Tony, Miller, noch Katharina Godfrey gesehen. Die Polizisten halten die Augen offen, bis wir uns melden, Boss.“

Ein Nicken und ein besänftigter Blick seines Chefs bestätigte dem Computerexperten, dass er seine Arbeit gut gemacht hatte. Währenddessen ließ Abby ihren Bossman los, um die letzten Informationen loszuwerden. Ihr war klar, dass nur dann ihr Tiger gerettet werden konnte.

„Der Hinweis von Ziva, mein silberhaariger Fuchs, der war echt schwer zu knacken. Ihr glaubt ja nicht, wie viele Telefonate Krankenschwestern anscheinend führen. Aber ich habe es geschafft. Nur zwei Anrufe waren auffällig, da die gute Mrs. Jännings immer dieselben Freunde anruft – Behörden konnte ich, meiner Meinung nach, ausschließen. Laut Aussage ihres Chefs hat die Gute nämlich Angst vor neuen Freundschaften, seit eine Internetbekanntschaft sie terrorisiert hat. Jedenfalls der Anruf ging zu einem von unseren Kunden – Fred Shingleton. Er hat für Verbrecher Bomben gebaut und Gifte hergestellt. Man konnte ihm nur einen Fall nachweisen – noch heute beteuert er seine Unschuld. Und ratet mal, wer sein Anwalt war?“ „Brian Godfrey“, antwortete Gibbs mit wütender Stimme.

Die Goth entgegnete nun schnell: „Genau, Gibbsman. Er hat ihn aus dem Knast geholt und seine Geldstrafe bezahlt. Du kannst dir denken, wer ihn dazu überredet hat, oder? Trotz ihres schlechten Kontakts muss er ihr den Gefallen getan haben. Jedenfalls habe ich das Handy orten lassen. Er ist in Beltsville, obwohl er eigentlich seit sechs Monaten im etwa 75 Meilen entfernen Fredericksburg in Virgina gemeldet ist.

Findet ihn und ihr findet bestimmt Tony."

Während Abby glücklich ein gelbes Post-it mit der Adresse auf das Poloshirt ihres Bosses klebte, ergänzte McGee noch ein wenig überrascht: „Beltsville Boss, ist etwa eine halbe Stunde von hier entfernt, aber von Jarrettsville etwa eineinhalb Stunden?“

Gibbs hingegen spürte innerlich endlich wieder etwas anderes als Trauer und Angst. Er gab der Goth einen Kuss, als Dank für die Arbeit und bevor sie alle losgingen sagte er voller Hoffnung: „Lasst uns Tony zurückholen.“ Während McGee und Ziva sich bereits die Jacken überzogen, wandte er sich nochmals an Abby. „Abbs. Ich muss Ducky mitnehmen, brauche dich aber hier. Wirst du es allein schaffen?“ Bevor die junge Frau bekräftigend nicken konnte, betrat Palmer den Raum. Der Pathologe hatte ihn angerufen und ihn gebeten, auf die junge Laborantin zu achten. „Na dann los Duck. Nimm deine Tasche und lass uns unser Team vervollständigen. Und Palmer....!!!“ drohend hielt er Duckys Assistenten den Finger entgegen. „Passen sie ja auf Abby auf, sonst setzt es was.“ Abby setzte sich wieder an den Computer, in der Hoffnung, dass sie irgendein Grundstück auf den Familiennamen finden konnte. Sie spürte, dass sie irgendwas übersehen hatten.

Das Gibbs´sche Team verließ währenddessen voller Elan das Labor. Bevor sie jedoch den Fahrstuhl erreichten, klingelte das Handy des Chefermittler. Leicht genervt nahm Gibbs das Gespräch entgegen. Leicht angespannt und entsprechend laut sprach er seinen Namen in den Hörer. Zu mehr kam er nicht, da Cynthia den Mut gefasst hatte, dem Chefermittler ins Wort zu fallen. Sie übermittelte dem Grauhaarigen die Worte ihrer Chefin und hoffte auf ein paar erklärende Worte, hörte aber nur noch ein Tuten in der Leitung – ihr Gesprächspartner hatte einfach aufgelegt, noch bevor sie ihm erklären konnte, das die Direktorin erst in etwa zehn Minuten erreichbar war.

Der Teamleiter war sauer. Schon lange hatte keiner mehr gewagt, so mit ihm zu sprechen. Noch während der Fahrt mit dem Fahrstuhl wollte er die Direktorin anrufen, sie beruhigen. Wenn sogar Cynthia so mit ihm sprach, dann musste Jenny ziemlich .... verärgert und genervt sein. Als er aber seine Vorgesetzte nicht erreichen konnte, war er auch nicht gerade....traurig. Seinen guten Willen hatte er immerhin gezeigt. Jetzt zählte nur noch Tony, alles andere war ihm eigentlich egal.

Die Fahrstuhltüren schlossen sich, die Anspannung stieg und doch waren alle ... erleichtert, da es endlich eine Spur gab. Doch wohin würden die neuen Hinweise sie führen? Werden sie nun wirklich auf Tony und seinen Entführer treffen?

Kapitel 36

Kapitel 36
 

Bei Gibbs, Ziva und McGee:
 

Die Fahrt nach Beltsville war überaus still verlaufen. Alle waren in ihre Gedanken versunken gewesen. Trotz der Angst um Tony hatten sie dennoch neue Hoffnung verspürt.

Gibbs hatte die Strecke über die Autobahn gewählt, da er um diese Zeit mit weniger Verkehr hatte rechnen können. So war es ihm möglich gewesen, schnell zu fahren, ohne andere zu gefährden und er hatte die Strecke so in geschlagenen achtzehn Minuten geschafft.

Abby hatte das Team in der Zwischenzeit bei der beltsviller Polizeibehörde angemeldet. Gleichzeitig hatte sie ein Bild des Verdächtigen zu der dortigen Behörde geschickt. Der Detective, der sie seltsamerweise recht schnell zurückgerufen hatte, wollte nicht viel am Telefon verraten, was der Goth nicht wirklich gefallen hatte. Immerhin hasste sie diese Ungewissheit, die ihr gesamtes Inneres momentan beherrschte. Dennoch hatte sie widerwillig dem Drängen des Ermittlers entsprochen und ihn mit ihrem silberhaarigen Fuchs verbunden. Der Chefermittler hatte jedoch, wider Erwarten, ebenso wenig von diesem Detective erfahren können, bis auf, dass er Informationen zum Verdächtigen hatte. Murrend hatte der Teamleiter dann mit seinem Gesprächspartner einen Treffpunkt vereinbart, bevor er wütend ohne weitere Worte aufgelegt hatte. Nun war es soweit, noch eine Kurve und schon würden sie an dem besagten Restaurant eintreffen.

Die Spannung im Wagen stieg, besonders McGee merkte man es an. Der junge Agent blickte immer wieder nervös auf das Navigationsgerät, das Gibbs sicherheitshalber dieses eine Mal mitgenommen hatte. Um sich abzulenken, aber auch, um nicht ständig über den Halbitaliener nachzudenken, versuchte er zwischendurch, während er sich immer wieder in gefährlichen Kurven festhalten musste, mehr über den Verdächtigen rauszubekommen. Immerhin konnte er so im späteren Verlauf die Ermittlungen vielleicht vorantreiben.

Die Mossadoffizierin hingegen wirkte, seitdem das Team das Labor verlassen hatte, wie die Ruhe selbst – zumindest nach außen hin. In ihrem Inneren brodelten hingegen widersprüchliche Gefühle – Angst, zu spät zu kommen und erneut, wie schon so oft, einen Freund zu verlieren, Freude, endlich eine Spur zu haben, Wut auf den Täter und eine tiefsitzende Traurigkeit, da ihr bewusst geworden war, dass Tony vielleicht nicht mehr der lebensfrohe, kindische Agent war, den sie kennengelernt hatte.

Vor ihren Augen tauchten seit einigen Minuten Bilder eines schwerverletzten, jungen Mannes auf, der schwere Schäden durch fehlende medizinische Versorgung davongetragen hatte. Aber sie sah auch jemanden, der misshandelt und sogar gebrochen worden war. Das Schlimmste jedoch waren die ständigen Zweifel, die an ihr nagten. Gerade, wo es wichtig war zu hoffen, erblickte sie vor ihrem geistigen Auge tote, grüne Augen und das machte ihr so viel Angst, dass ihre Gesichtszüge sich verhärteten. Keine Regung, kein Gefühl konnte abgelesen werden. Es war ihre Schutzbarriere, da der Israelin klar geworden war, dass alles bereits zu spät sein könnte. Auf den Täter fixiert, auf alles vorbereitet und mit einer gehörigen Portion Wut in sich, stellte sie fest, dass das ganze Warten sie zermürbt hatte. Kurz schloss sie ihre Augen, atmete tief ein und aus, um die letzten Kraftreserven zu mobilisieren. Als sie das Lächeln von Tony vor sich sah, wusste sie, dass sie erst zur Ruhe kommen würde, wenn der freche, fröhliche, aber auch zur richtigen Zeit ernste, junge Mann zu Hause war - egal wie. Er hatte nämlich auch nie aufgegeben, also durfte sie es erst recht nicht. Neuen Mutes nickte sie dem frech, lächelnden DiNozzo zu, bevor sie ihre Augen öffnete.

Als sie endlich ihren Zielort erreicht hatten, schaute die Mossadleasonoffizierin nochmals tief in Gibbs Augen. Einen kurzen Moment, nur wenige Sekunden lang, offenbarte der Grauhaarige sein Innerstes, bevor er erneut seine undurchdringliche Miene aufsetzte. Es reichte aber aus. Die junge Israelin sah in ihnen tief verdrängte Angst, aber auch eine unermessliche Schuld, die sie sich im ersten Moment nicht erklären konnte. Klar hatte der junge Halbitaliener alle aus dem Team gerettet. Aber sie hatten doch alle seit der Entführung keine Minute mehr als nötig geruht und alles getan, was in ihrer Macht stand, um es ihm gleich zu tun?

Auf einmal wurde es ihr klar – Gibbs konnte es nicht ertragen, womöglich ein weiteres Teammitglied, einen weiteren Freund zu verlieren. Er konnte ihm nicht helfen, so wie ihm geholfen worden war und der Gedanke, dass der Freund als letztes eventuell seinen Entführer, seinen Peiniger vor Augen hatte, schmerzte ihn mehr, als seine körperlichen Wunden es je könnten. Bestimmt glaubte er auch noch, dass er an irgendeiner Stelle etwas hätte besser machen können, auch wenn es unmöglich war. Und die Erkenntnis, dass sie diesmal auch den Grauhaarigen verlieren könnten, traf sie wie ein Blitz. Sie blinzelte, um ihre neue, erschreckende Erkenntnis zu verdrängen. Jetzt war nämlich Konzentration gefragt und alles andere mussten sie später klären, soweit es möglich war.

Gerade als alle das Auto verlassen hatten, um sich die NCIS Jacken überzuziehen, bevor sie sich ein wenig umsahen, kam ihnen ein Fremder entgegen, der sie argwöhnisch anblickte. Kurz und bündig, aber auch leicht mürrisch entgegnete er den Agenten: „Sie sind sicher dieses Team vom NCIS. Ich bin Detective Morrison.“

Gibbs nickte bestätigend und stellte dann der Reihe nach alle vor. Alle weiteren Höflichkeitsfloskeln ließ er bleiben, immerhin hatte er eine für ihn selbst immens wichtige Mission.

„Wie können Sie mir und meinem Team helfen und ich hoffe für Sie, dass es wirklich nützliche Hinweise sind. Es wäre wirklich fatal, sollten Sie meine und ihre Zeit nur verschwenden“, grollte der Chefermittler seinem Gegenüber entgegen.

Morrison zuckte merklich aufgrund der unfreundlichen Begegnung mit dieser Behörde zusammen. Dann aber atmete er noch einmal tief aus, bevor er erörterte, warum er angerufen hatte:

„Ähm, also, viel konnten wir aus Ihrer Suchmeldung ja nicht erfahren, da dort nicht mehr stand, als das sie unseren Verdächtigen in Verbindung mit einem Entführungsfall suchen. Ich bin nicht dumm, irgendwas versuchen Sie zu verheimlichen. Aber egal. Wie soll ich sagen…“, doch weiter kam er mit seiner Erklärung nicht, da ihn ein nun wütender Ermittler unterbrach. „Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Fassen Sie sich gefälligst kurz, sonst setzt es was. Es geht hier um mehr als nur Papierkram oder einen Verdächtigen festzunehmen, also reißen Sie sich zusammen“, brüllte Gibbs nun fast schon. Er konnte diese Stümperhaftigkeit nicht mehr ertragen, da er spürte, dass er Tony immer näher kam.

Der Polizist hingegen entschuldigte sich kurz und versuchte verkrampft nicht in die Augen seines Gegenübers zu blicken, während er seinen Bericht fortsetzte: „Kurz und knapp wir haben Ihren Verdächtigen hier gefunden. Ich habe das Auto nicht durchsucht, da ich nicht wusste, wonach Sie alle suchen. Der Wagen steht dort drüben. Wir haben eine Beschlagnahme durchgeführt und werden ihn abschleppen, sobald Sie das Okay geben.“ Er reichte Gibbs den Schlüssel des Wagens, während er mit dem Finger auf das Fahrzeug deutete. Gibbs nickte bestätigend, griff nach dem Schlüssel und gab ihn an Ziva und McGee weiter, die sich sofort an die Arbeit machten. Beide wussten, sie sollten nach Hinweisen suchen, die zu Katharina oder gar zu Tony führten. Der Chefermittler hingegen fragte in ruhigem Ton: „Wo ist Fred Shingleton, unser Verdächtiger?“

„Mh. Er ist während eines Dinners zusammengebrochen – allergischer Schock. Laut des medizinischen Berichts ist er auf Nüsse allergisch, die es aber nirgendwo im Restaurant gibt – komischer Zufall, oder? Aufgrund eines früheren Vorfalls achtet der Inhaber besonders drauf, was er verarbeitet, so war es mit ziemlicher Sicherheit ein Anschlag. Mir wurde von den Ärzten nämlich erklärt, dass diese Patienten sofort auf das Allergen extrem reagieren. Jedenfalls, eine Frau hat, laut Zeugenaussage, um Hilfe geschrien, bevor sie fluchtartig das Restaurant verlassen hat - das war Shingletons Rettung, wenn auch ein wenig spät. Ein Gast hat nämlich auf der Straße das Geschrei gehört und wunderte sich. Er ist Arzt und auch Allergiker auf Wespen, oder so. Darum wusste er sofort was zu tun war und er hatte auch ein entsprechendes Mittel dabei. Leider hatte die Atmung und dann auch das Herz Ihres Verdächtigen bereits ausgesetzt und die eintreffenden Rettungskräfte mussten ihn wiederbeleben. Nun liegt er auf der Intensivstation zur Überwachung. Er weigert sich , mit mit irgendeinem von uns, so gut es sein Zustand zulässt, über den Vorfall zu reden. Ich habe aber einen Wachposten abgestellt, nachdem ich die Suchmeldung gesehen habe.“ Gibbs konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen und so erklärte er: „Sie sind ja doch zu etwas gut.“

Dann drehte er sich um und während er zum Auto lief, befahl er dem Detective: „Holen Sie Ihren Wagen. Sie fahren vor und zeigen uns den Möchtegernverbrecher.“
 

Bei Tony und Kathi:
 

Tony hatte es mit Schwierigkeiten und Kathis Hilfe in den Rollstuhl geschafft. Irgendwie fühlte er sich noch schlapper als sonst und ein Kribbeln war in seinen Armen zu spüren. Aber eine Erklärung fand er dafür nicht. Irgendwie war er in Gedanken auch immer noch bei den unsagbar blauen Augen, auch wenn er der jungen Frau was anderes gesagt hatte. Kathi hingegen war so mit der Musik beschäftigt, dass sie Tonys Abdriften in die Gedankenwelt gar nicht mitbekam.

Schlimmer noch, sie redete und redete auf den Brünetten ein und machte ihm Komplimente, in der Hoffnung, bald auch welche zu erhalten.

Als sie Schmusesongs angeschalten hatte, lief sie zu ihrem Schatz zurück und küsste ihn auf den Mund. Tony hingegen war so überrascht von der Aktion, dass er seinen Mund regelrecht von Kathi wegzog. Verdattert fragte er sie, was das sollte, und das in einem ziemlich genervten Ton. Natürlich entschuldigte sich der Halbitaliener gleich wieder, da er seinen Gegenüber wirklich nicht verärgern, oder womöglich sogar verletzen wollte. Aber gerade war er wieder so weit, hatte die Augen vor sich gesehen, etwas mit J... mit G kam ihm in den Sinn und der Kuss hatte alles zunichte gemacht.

„Es... es tut mir leid, Kathi. Du musst mich verstehen. Ich bin müde, kaputt und dann diese Erinnerungsfetzen, sie holen mich immer und überall ein. Sagen dir die Buchstaben J... und G...was? Ich weiß, wahrscheinlich brauche ich nur einen kleinen Hinweis und mein ganzes, altes Leben würde mir wieder offen stehen – ich fühle es“, erklärte Tony tiefgründig und mit ein wenig Schmerz in der Stimme.

Kathi aber war sauer, fast sogar eifersüchtig, auch wenn sie es nach außen hin nicht zeigen wollte. Immerhin war ihr klar, dass ihr Schatz schon misstrauisch genug war. Deshalb schmiedete sie einen Plan, aber ihr romantisches Essen wollte sie sich nicht von Alpträumen versauen lassen. Sanft, die aufgestaute Wut unterdrückend, entgegnete sie ihrem Liebsten: „Tom. Ich verstehe dich voll und ganz, mein Lieber. Alles muss so furchtbar für dich sein. Glaube mir, ich würde alles, wirklich alles für dich tun. Aber warum lässt du es nicht einfach auf dich drauf zu kommen? Meinst du nicht auch, dass wir endlich mal etwas Positives miteinander erleben müssen? Vielleicht hilft dir allein das und du allein sträubst dich die ganze Zeit dagegen?“ Mit tränenverhangenden Augen, die sich bei den Worten gebildet hatten, drehte sie sich um. Ihr war klar, dass der gutherzige Halbitaliener das Gesagte nicht auf sich sitzen lassen konnte.

Gerade als sie gehen wollte, spürte sie eine Hand auf ihrer Hüfte, die sie mit schwachem Druck aufhalten wollte.

„Warte bitte. Es tut mir wirklich leid. Ich...ich bin so verwirrt. Komm, lass uns essen. Ich verspreche dir, ich höre dir zu und du kannst mir alles von uns erzählen“, flüsterte Tony ihr flehend entgegen.

Von einen auf den nächsten Moment wischte sich die junge Frau die Tränen aus den Augen, lächelte glücklich und gab ihrem Geliebten einen zärtlichen Kuss, der zaghaft erwidert wurde. Sie erzählte ihm ihre verdrehte Wahrheit, wie sie zueinander gefunden hatten. Tony lächelte immer wieder, während beide das Essen genossen, auch wenn der Brünette noch nicht viel schaffte. Der Halbitaliener spürte schon während der Hauptspeise eine starke Müdigkeit in sich, wollte aber sein rüdes Verhalten gut machen und so hielt er noch eine weitere Stunde durch, bis er kaum noch gerade sitzen konnte. Selbst Kathi, die fast die ganze Zeit nur gesprochen hatte, sah ein, dass es Zeit fürs Bett war. Sie half ihm so gut es ging und küsste ihren Liebsten immer wieder zärtlich, auch wenn die Küsse kaum noch erwidert wurden.

Tony hingegen hatte nur noch eins im Sinn – schlafen und der Wunsch, mehr von den blauen Augen zu erfahren, hatte ihn bereits schon wieder ergriffen. Auch wenn die Träume zum Teil schrecklich waren, so wusste er, dass sie ihm etwas mitteilen wollten. Gerade, als er seine Augen schließen wollte, kam seine „Freundin“ mit einer dieser verhassten Spritzen. Widerwillig drehte er sich mit ihrer Hilfe um, ließ sich diese Flüssigkeit spritzen und während er wieder in die Rückenlage gewendet wurde, bekam er erneut einen zärtlichen Kuss. Kathi jedoch wandte sich um und griff nach einer weiteren Spritze, die sie bereits aufgezogen hatte. Noch ehe Tony reagieren konnte, umgriff sie zärtlich seinen Arm, sprach aber beruhigend mit leiser Stimme auf ihn ein: „Vertraue mir mein Schatz. Dadurch wird es dir besser gehen, es wird uns besser gehen. Nur ein Pieks, und du wirst nicht mehr von diesen lästigen Alpträumen geplagt.“ Der junge Agent wusste nicht was er tun sollte, was er glauben konnte. Er spürte eine innerliche Angst, aber ehe er noch nein sagen konnte, hatte sein Gegenüber den Arm gestaut und die helle Flüssigkeit lief langsam in die Vene.

Tony spürte noch zärtliche Streicheleinheiten, bevor er bewusstlos wurde. Was Kathi allerdings dann sagte, war für den jungen Brünetten nicht mehr zu vernehmen: „ So wirst du über lang oder kurz nicht mehr von alten Erinnerungen geplagt werden. Wir beide werden die schlimme Zeit durchstehen, mein Schatz. Man gut, dass Fred auf dieses Zeug abgefahren ist. Ich habe mich über dieses Ketamingemisch informiert und bald werden dich keine blauen Augen mehr verfolgen. Dann werden wir glücklich miteinander werden. Nun schlafe aber erst einmal mein Schatz.“

Kathi war zufrieden, dass sie dieses Gefühl, als sie das Eis geholt hatte, nicht missachtet hatte. Ihr war so gewesen, als sollte sie nochmals im Auto nach Freds Sachen schauen und was sie da gefunden hatte, machte sie glücklich. Der Chemiker war wirklich süchtig nach etwas Seltenem - es war ein Ketamingemisch, ein Betäubungsmittel , das aufgrund seiner dissoziativen, bewusstseinsändernden Wirkung auch als Rauschmittel missbraucht wurde. Wie der Zufall es so wollte, war es genau das Mittel, das sie für Tony benötigte, um ihn nach und nach vergessen zu lassen, auch wenn es Risiken beinhaltete.
 

Bei der Direktorin:
 

Vor einiger Zeit hatte das Telefon geklingelt. Jenny war klar, dass es Jethro war. Aber gerade hatte sie den NCIS – Agenten von Bahrain mit wichtigen Neuigkeiten in der Leitung. Sie entschied dieses Gespräch so schnell wie möglich zu beenden und dann ihren ehemaligen Partner zurückzurufen.

Nun war es auch soweit, das weitere Vorgehen in Bahrein konnte zu aller Zufriedenheit geklärt werden und auch die Direktorin fühlte sich seit längerem wieder mal richtig gut.

Nur wie lange das andauern würde, war nicht klar. Nachdem Jen sich einen Kaffee besorgt hatte, ging sie schnellen Schrittes ins Büro, um sich von Cynthia informieren zu lassen. Die Hoffnung, dass Jethro wenigstens hier ein paar Infos gelassen hatte, hatte sie noch nicht ganz aufgegeben, auch wenn es unwahrscheinlich war.

Aber es war wie immer – Cynthia konnte ihr nur mitteilen, dass Special Agent Gibbs auf dem Sprung war, sie aber anrufen wollte.

Daraufhin ging sie wütend ins Büro, wählte die Nummer des Chefermittlers und bereitete sich auf eine kleine Standpauke vor. Auf das, was sie zu hören bekam, war sie allerdings nicht vorbereitet gewesen.

„Direktor? Wie befohlen hatte ich mich gemeldet. Sie hatten allerdings besseres zu tun als Informationen über verschollene, entführte Agenten zu erhalten. Also was wollen Sie nun, außer Ermittlungen stören?“

Jen hörte Wut in der Stimme ihres Gesprächspartners, aber ihr ging es nicht besser. Der Zorn in ihr war gewachsen und die Zurechtweisung Gibbs schien dringender den je fällig zu sein. Schon einmal hatte der Chefermittler ihren Job als Direktorengehabe und Arschkriecherei im Kongress abgetan. Dabei übersah er Wichtiges – nur so bekam man oft nur wichtige Gelder oder Informationen.

„Special Agent Gibbs!“, Jenny betonte jedes Wort mit scharfer Stimme und fuhr dann beherrscht und kalt fort.

Meine Agenten sind mir selbstverständlich enorm wichtig! Was denken Sie warum Sie mich informieren sollten? Nur habe ich eine ganze Behörde, nicht nur ein Team zu leiten. Also Bericht, sofort! Sonst werden Sie schneller, als Sie denken können, vom Fall abgezogen und zum Innendienst gezwungen, bis ihr psychischer Zustand untersucht worden ist.“ Der Chefermittler wusste, dass er falsch an die Sache rangegangen war. Nur nervte es ihn, wenn die Direktorin im falschen Moment einen Bericht hören wollte. Was sollte er schon sagen? Fakten, entschloss er kurz und bündig und so berichtete er ihr mit sachlicher Stimme: „Wir sind aufgrund von kleineren Beweisen in Beltsville gelandet und wir fahren gleich ins Krankenhaus zu einem gewissen Fred Shingleton. Ich will ihn verhören, aber ich werde nie dazu kommen, wenn wir weiter alles am Telefon bereden, Direktor. Sein Auto haben wir durchsucht, aber es gab nicht viel, was wir gefunden haben, bis auf ein merkwürdiges Serum. Alles wird zu Abby ins Labor gebracht. Auch die Entführerin wurde ausgemacht. Infos alle bei Abby. Es ist eine Katharina Godfrey. Über sie haben wir nicht viele Daten. Ich muss jetzt los, sonst stirbt der Kerl noch, bevor ich irgendwas aus ihm herausbekommen habe. Was die Agenten meines Teams und mich angeht, wir sind fit und bereit, Tony zu befreien. Für alle Eventualitäten wurde vorgesorgt, sprich Ducky ist als Arzt mit an Bord. “ Ohne weitere Worte legte Gibbs auf.

Jen hingegen musste erstmal Luft holen. Die gesprochenen Worte zwischen ihr und Gibbs waren vergessen. Immerhin hatte sie es mit ihm geklärt. Das Gehörte jedoch musste sie erst mal verarbeiten.

Eine neue Spur – lebte Tony vielleicht wirklich noch? Und was wussten sie bereits über die Verdächtigen, so dass sie sich nicht aufhalten ließen? Die Neugier hatte nun auch die Direktorin des NCIS gepackt und ohne auf das Klingeln ihres Telefons zu achten, verließ sie das Büro und bat ihre Sekretärin die restlichen Termine auf den morgigen Tag zu verschieben. So wichtig die Leitung der Behörde auch war, ihre Leute mussten wissen, dass sie hinter ihnen stand und das konnte sie nur beweisen, wenn sie sich um ihr Wohl kümmerte. Also musste sie auf dem Laufenden bleiben. Schnellen Schrittes lief sie über die Treppe ins Labor zu der Goth, um sich aufklären zu lassen.
 

Bei Gibbs:
 

Im Auto hatten sie nicht viele Beweise gefunden. Nur eins war merkwürdig und zwar eine Ampulle, die unter dem Autositz gelegen war. Sie war bereits kaputt, dennoch war genug Flüssigkeit enthalten, um zu überprüfen, worum es sich handelte. Auch Fingerabdrücke konnten gesichert werden und alles wurde per Express zu Abby geleitet. Dann fuhren alle ins Beltsviller Krankenhaus. Es war nicht weit, aber die Zeit reichte Ziva, um dem Chefermittler eine Frage zu stellen: „ Meinst du, wir werden ihn hier irgendwo finden?“ Gibbs wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. In seinem Innern tobte ein Kampf der Gefühle und seinem Instinkt traute er seit dem letzten Vorfall immer noch nicht. Also entgegnete er ruhig: „ Wir müssen Ziva, wir müssen.“

Der Detective zeigte den Agenten auf dem schnellsten Weg das Zimmer des Verdächtigen. Nachdem er die Erlaubnis eines Arztes eingeholt hatte, gestattete er dem Teamleiter auch, den Mann zu verhören. Nur eins verlangte er – seine Anwesenheit.

Dem Grauhaarigen war alles egal, solange er seine gewünschten Informationen erhielt. Was er dann aber erfuhr, ließ ihn ein klein wenig verzweifeln.

Kapitel 37

Huhu Sky2 es tut mir leid, das ich mich ein weilchen nicht gemeldet habe, aber ich bin gestresst und zur Zeit nicht wirklich fit. Hier aber ein neuer Teil. Hoffe ich kann jetzt regelmäßiger posten. LG CLaudi *Kekse hinstell als Entschuldigung*
 

Kapitel 37
 

Bei Gibbs im Krankenhaus:


 

Gibbs hatte das Krankenzimmer bereits wieder verlassen. Noch immer hallten Shingletons schwache Worte in seinem Kopf wider und lösten schiere Hoffnungslosigkeit aus. Sie raubte dem Teamleiter für kurze Zeit jegliche Kraft, die er so mühsam aufgebracht hatte.
 

„Gibbs? ...Bundesagent?...Ihnen kann ich doch vertrauen. ... Sie ...Sie können ... mir helfen... oder? Es geht um Katharina. ...Ich wollte nicht glauben, ... das sie ...das sie mit einem Verbrechen ... in Verbindung steht. .... Immerhin hat sie mich vor dem Knast bewahrt, ....sie hat an meine Unschuld geglaubt. ... Ich habe ihr vertraut!....Aber nach diesem grausamen Kuss wusste ich, ... dass sie Dreck am Stecken hat, ... und dass alles nur gelogen war.

Agent Gibbs, ... Kathi wurde nicht ... nicht als Zeugin gesucht... oder?... Mein Gefühl... hat mich nicht...nicht getäuscht, ... ich hätte ... meinem Instinkt vertrauen sollen, ...nicht wahr? ... Scheinbar war ich...für sie nur... ein Mittel zum Zweck. ... Hoffentlich hat sie wenigstens meine Entdeckung, ....mein Serum nicht ... zweckentfremdet. ... Anwendung... am Menschen wäre.... viel zu gefährlich. .... Ich hatte sie ... doch extra gewarnt. ... Ich würde Ihnen gern helfen, ...aber ich weiß nicht wie. ... Sie hat...mich....benutzt, angelogen. .... und wollte mich ....dann töten. ... Ich sollte ihr... meine restlichen Ampullen ... verkaufen und ihr ... Nahrungsmittel liefern. ... Sie wollte ... ihren Mann Tom ... mit einem romantischen Essen ... verwöhnen. Mehr kann ... ich Ihnen ... nicht sagen. ... Nur eins ... fällt mir ... noch ein. ... Sie hat mir ... vor Ihrem Mordversuch ... erzählt, dass sie ... dass sie mit ihrem Mann ... in einer Waldhütte lebt. ... Und sie war ... vor mir ... im Restaurant. .... - ich habe ... habe aufgrund eines Unfalls ... auf der I 95 ... zwei Stunden ... von Fredericksburg bis ... bis hierher gebraucht... da ich den Crain Hayway .... benutzen musste. Das heißt ... sie müssen ... sie müssen einen Radius von ... von 90 Meilen um Beltsville wählen ... um eventuell ... ihr Versteck zu finden.

Agent Gibbs, ...ich habe ...einen Fehler gemacht, ...aber es war wirklich ... nicht ... meine Absicht,... mit meiner Erfindung Menschen zu schaden. ...Es wurde mir... damals untergeschoben ... und auch jetzt ... wurde ich benutzt. ...Schnappen Sie sie, ... bitte.“


 

Der Chefermittler war verzweifelt. Die letzte Spur, die sie gehabt hatten, hatte doch tatsächlich in eine Sackgasse geführt. Dazu hatte er noch von einem Serum, das wohl eine Art Gift war, erfahren, das die Täterin Tony höchstwahrscheinlich schon mehrfach gespritzt hatte. Folgen waren unvorhersehbar, aber möglicherweise war dieser Wirkstoff bei zu hoher Dosis sogar tödlich.

Am Schlimmsten jedoch war eine bestimmte Aussage – „Sie wollte ihren Mann Tom mit einem romantischen Essen verwöhnen“, hatte Shelington nebenbei erwähnt. Das konnte nur eins bedeuten - der brünette Agent war während seiner Geiselhaft aufgewacht. Das Schlimmste war geschehen und schreckliche Schuldgefühle drängten sich erneut an die Oberfläche. Gibbs fragte sich, ob Tony ihm je verzeihen würde, das er nicht rechtzeitig für ihn da war.

Der Chefermittler versuchte sich ein wenig zu beruhigen, da er nicht mehr klar denken konnte. Diese schreckliche Feststellung hatte ihn fast um den Verstand gebracht. Deshalb seufzte er einmal tief, schloss seine Augen und versuchte in sich zu gehen. Aber Bilder eines toten DiNozzos ließen Trauer und Wut in ihm aufkochen und so schlug er mit unbändiger Wut auf die nächstbeste Wand ein.

Ein lautes aber schmerzverzerrtes „Nein“ erklang auf einmal aus seinem Mund, denn der grauhaarige Teamleiter wollte und konnte den Brünetten nicht aufgeben, er konnte nicht zulassen, das er starb.

Immer und immer wieder ließ er sich das Gespräch mit Shelington durch den Kopf gehen. Er überlegte, welche Informationen brauchbar erschienen.

Alles aber, was der Verdächtige Fred Shingleton über den Aufenthalt vom Halbitaliener, beziehungsweise von Katharina Godfrey, sagen konnte war, dass sie sich in einer Waldhütte aufhielten. Als wenn es nicht genügend Häuser und Hütten in der näheren Umgebung geben würde, die sich in Wäldern befanden und es so ein Kinderspiel wäre, dachte Gibbs in diesem Moment sarkastisch. Selbst ein Umkreis von neunzig Meilen stellte ein zu großes Areal dar, das ohne weitere Hinweise kaum durchsuchbar war.

Wütend, schon wieder eine Spur verloren zu haben, ohne sich Tony überhaupt ein wenig genähert zu haben, schlug er erneut mit voller Wucht auf die gegenüberliegende Wand ein.

Zum allerersten Mal war wirklich alle Hoffnung verloren gegangen, da der verletzte Beschuldigte ihm nicht wirklich einen neuen Hinweis geben hatte können.

Zum ersten Mal im Leben wusste Gibbs nicht mehr weiter. Schlimmer noch, wie sollte er seinem Team beibringen, dass die Spur ins Leere geführt hatte?

Schweren Herzens wählte er Abbys Nummer. Erstaunlicher Weise ging die Goth dieses Mal jedoch nicht sofort ans Telefon und so ließ der Chefermittler es einige Male klingeln, bis die Schwarzhaarige sich doch noch meldete.
 

Währenddessen bei Abby:
 

Die Tür zum Labor öffnete sich mit dem typischen Zischen und die Direktorin betrat schnellen Schrittes die heiligen Hallen der Goth. Was sie sah ließ sie schmunzeln. Die Laborantin starrte auf ihren Computer, als würde er so schneller Ergebnisse ausspucken und dabei drückte sie fest ihr Nilpferd Bert. Im Hintergrund erklang eine andere, weniger bekannte Stimme - die des Autopsiegremlins Palmers: „ Abby? Ich verstehe das immer noch nicht ganz. Agent Gibbs verhört jetzt diesen Verdächtigen, der die Folgen eines Mordversuches auskuriert? Habe ich das richtig verstanden? Aber warum wollte die Entführerin von Agent DiNozzo ihn denn umbringen? Was genau hat er mit DiNozzos Entführung zu tun? “

Bevor Abby jedoch antworten konnte, fragte Jenny fest und mit autoritärer Stimme: „Ich habe bereits gehört, dass es Neuigkeiten gibt. Miss Sciuto, ich würde gern wissen, wen Agent Gibbs verhört, wer genau Agent DiNozzo festhält und was Sie sonst noch alles wissen.“

Abby drehte sich um und lächelte auf einmal, erfreut ein weiteres bekanntes Gesicht in ihrem Reich zu sehen. Die junge Goth hielt jedoch eine Umarmung zurück, da ihr Gegenüber pessimistisch, unzugänglich und auch ungeduldig wirkte. Der jungen Laborantin war klar, dass die Direktorin in diesem Zustand keine Nettigkeiten und auch keine Warterei zuließ. Außerdem drängte die Zeit.

Ihr leichtes Lächeln verschwand schnell und machte einer traurigen, ernsten Miene Platz. Bert musste sofort eine weitere kräftige Drückattacke über sich ergehen lassen, deshalb gab er wieder ein lautes pupsendes Geräusch von sich.

Jen hatte gesehen, dass sich der Gesichtsausdruck der Goth relativ schnell verändert hatte und ihr war bewusst, dass sie alle unter enormen Stress standen.

Ihr war klar, dass Jethros Team aus besonderen Leuten bestand, die alle ihre Eigenheiten hatten, aber hervorragend in ihrem Job waren. Dennoch musste sie mit einigen dieser speziellen Eigenschaften erst noch warm werden.

So kannte sie natürlich auch die ungewöhnliche Art der Laborantin, die sehr liebebedürftig, warmherzig, aber auch klug war und die momentan menschliche Nähe genauso benötigte wie Luft zum Atmen.

Dennoch war sie irgendwie froh, dass die junge Frau sich die Umarmung verkniffen hatte, auch wenn es ihr scheinbar schwer fiel. Sie war es nicht gewohnt, so freundschaftlich, ja in manchen Augen unprofessionell von ihren Angestellten behandelt zu werden und immerhin konnte es von Außenstehenden auch missverstanden werden. Die Angst in ihr, dass solch ein Verhalten von ihren Mitarbeitern ihr den Job kosten konnte schlummerte tief in ihr.

Noch einmal drückte Abby ihren Bert ganz fest, während sie das pupsende Geräusch, das er dabei von sich ließ, total überhörte. Jen jedoch wurde so aus ihren Gedanken geholt.

Ein Blick von ihr genügte auch und Abby berichtete alles, was sie bisher rausgefunden hatte. Die junge Goth war nicht mehr zu bremsen. Sie sprach schnell und es war, als würde ihr so ein wenig Druck von der Seele genommen. Sie berichtete sogar nochmals von den alten Beweismitteln, in der Hoffnung, so einen anderen Blickwinkel zu bekommen.

Palmer hingegen war sehr ruhig, seit Direktor Shepard das Labor betreten hatte. Er wirkte fast schon ein wenig verängstigt. Deshalb hatte er sich in die Ecke gestellt, hörte der Goth aufmerksam zu und antwortete ab und an zögerlich auf Fragen, welche die Medizin betrafen.

„.....Ja und nun sind sie im Beltsviller Krankenhaus bei diesem Shingleton. Gibbs wird ihn sicher knacken und dann befreien sie.....!“ Doch Abby wurde in ihrer Euphorie, die sie bei dem letzten Satz gespürt hatte, unterbrochen, da das Telefon klingelte. Schnell rannte sie zum Apparat, schaute auf das Display, erkannte die Nummer und noch ehe ihr Gesprächspartner was sagen konnte, entgegnete sie diesem aufgeregt: „Gibbsman, Gibbsman, sag mir, dass du meinen Tiger gefunden hast! Oder sag, dass du weißt, wo er ist. Es geht ihm gut, oder? Bitte sage irgendwas. Direktor Shepard ist auch hier und Palmer. Wir alle warten auf gute Nachrichten. Ich muss ihn endlich wieder in die Arme schließen, außerdem muss ich ihm noch so viel erzählen, also sag endlich was.“

Am anderen Ende der Leitung hörte sie ein tiefes Seufzen, bevor ihr der grauhaarige Chefermittler mit ruhiger, aber trauriger Stimme erzählte: „Abbs. Bitte stell auf Lautsprecher und dann setz dich. Also..........es ist so!............. Leider kann ich euch nicht diese Art von Nachrichten überbringen. Dieser Shingleton, er wusste so gut wie nichts. Wir müssen leider einen anderen Weg zu Tony finden. Selbst ein Radius von neunzig Meilen um Beltsville nützt nichts, wenn wir nicht weitere Anhaltspunkte haben. Besonders wenn es Spekulationen sind. Aber glaube mir Abbs, wir werden nicht aufgeben, bis er wieder bei uns ist. .... Abby????“

Doch Gibbs erhielt keine Antwort, nur ein Schluchzen war in der Leitung zu hören. Der jungen Frau war bewusst geworden, dass es kaum noch Beweise gab, die ihr und dem Team Spuren zu Tony wiesen. Sie wusste in diesem Moment nicht weiter. Es war für sie, als würde die Zeit still stehen und als würde alle Kraft ihren Körper verlassen. Sie alle hatten nun schon so lange gekämpft und so vieles überstanden. Langsam aber wusste auch Abby nicht mehr, ob es wirklich noch Hoffnung gab.

Jen hingegen versuchte ihren ehemaligen Partner aufzubauen: „Jethro! Wir haben zwei Verdächtige, die diese Irre benutzt hat und dann versucht hat zu töten. Irgendwas muss doch aus den beiden rauszukriegen sein. Was ist mit dem, der versucht hat dich zu töten? Warum verhörst du den nicht noch einmal? Oder sucht nochmals nach Grundstücken, die auf Namen der Verdächtigen zugelassen sind. Irgendwas müssen wir übersehen haben. Ich glaube einfach nicht, dass jemand keine Spuren hinterlässt. Und was ist mit dem Hinweis von Agent McGee – gibt es keine weiteren Spuren die nach Jarrettsville führen?“

Abby ließ die Direktorin auf einmal los und tippte schniefend aber schnell los. Sie suchte nach Grundstücken, oder sonstigen Häusern, die auf Namen der nun verletzten Verdächtigen zugelassen waren. Nachdem sie aber keinen Treffer erzielt hatte, kam der Goth ein Geistesblitz. Alle Kraft war wieder da, geweckt durch einen kleinen Hoffnungsschimmer.

Gibbs, der sich gerade mit Direktor Shepard unterhielt, wurde von der nun total aufgeregten Laborantin unterbrochen:

„Bossman, warum wollte dich der Typ damals erledigen?“, fragte sie ihn konzentriert und vertieft in ihre Gedanken.

„Warum willst du das wissen, Abbs?“, wollte der Chefermittler daraufhin neugierig wissen. Nachdem er aber keine Antwort erhielt, antwortete er: „Sie wollte mich aus dem Weg haben, damit keiner weiter nach Tony sucht, schätze ich mal.“

Die Schwarzhaarige grinste bis über beide Ohren und wandte sich wieder dem PC um, um ihre Idee auszuführen.
 

Bei Kathi und Tony:
 

Kathi beobachtete ihren Schatz nun schon eine Weile besorgt. Auch wenn er diesmal traumlos zu schlafen schien - so wie sie es bezweckt hatte - so wurde seine Atmung doch von Minute zu Minute schwerer. Er schwitzte immer mehr und ein leichtes Muskelzittern hatte seinen Körper befallen.

Innerlich war Kathi jetzt aufgewühlt und aufgeregt, sie fühlte sich schuldig. Aber sie wollte ihrem Liebling unbedingt helfen und so wirkte sie äußerlich auch sehr kühl und gefasst, da ihr klar war, dass sie nur mit einem klaren Kopf Erste Hilfe leisten konnte.

Schnell und gekonnt setzte sie ihrem Schatz eine Nasenkanüle und führte ihm so reinen Sauerstoff zu. Außerdem befestigte sie wieder den Pulsmesser, der gleichzeitig die Sauerstoffsättigung maß, und die EKG – Elektroden, um seinen Gesundheitszustand zu überwachen. Unter dem reinen Sauerstoff stieg die Sättigung leicht, aber schnell kamen ihr wieder Freds Worte in den Sinn, dass das Serum auch die Atemmuskulatur lähmen konnte.

Angst machte sich in Kathi breit. Sie hatte nur noch eine Möglichkeit - ihr bester Kumpel aus Kindertagen, mit dem sie durch Dick und Dünn gegangen war. Kathi war sicher, ihm konnte sie alles anvertrauen. Schnell gab sie ihrem Liebsten einen letzten Kuss, schrieb sich die letzten Werte auf und dann machte sie sich auf den Weg nach oben. Dort griff sie sich ein Telefon und ganz schnell wählte sie die Handynummer ihres alten Freundes, die sie bereits auswendig konnte, da sie ihren Kumpel Sam einmal im Monat anrief. Ungeduldig wartete sie. Nach dreimaligem Freizeichen erklang die freundliche Stimme ihres Bekannten: „Sam Hunt?“

„Hi Sam, ich bin es, Katharina. Ich weiß, ich bin zu früh dran, aber es ist wirklich ein Notfall. Ich benötige dringend deine Hilfe.“

Ihr Gesprächspartner wurde hellhörig, da seine beste Freundin total aufgelöst klang. Sie hatten sich vor langer Zeit einmal geschworen, alles füreinander zu tun und das hatte er auch vor, egal worum es ging: „Wo bist du, Süße? Und vor allem, was ist passiert?“

Kathi wusste, dass sie Sam nicht ganz anlügen durfte und dass sie es auch nicht konnte. Darum fasste sie kurz das Wichtigste zusammen, damit er helfen konnte: „Sam, mein Freund, er wird von Alpträumen aus seinem alten Leben geplagt. Ich habe alles versucht, um ihm diese Qual zu nehmen – zum Schluss blieb mir nur noch ... nur noch Ketamin. Aber das Serum gegen seine Lähmung und das Ketamin scheinen sich nicht zu vertragen, er bekommt Atemprobleme. Ich ........!“ Doch weiter konnte sie nicht erzählen, da sie zu schluchzen begann und sich mit der Hand über die Augen wischte, um die Tränen zu trocknen, die beim Berichten aus den Augen liefen. Außerdem unterbrach ihr Freund sie geschockt: „Kath, wie konnte das denn passieren? Du bist doch sonst nicht so leichtsinnig. Mit etwas Pech wirst du ihm Halluzinationen und Alpträume von feinsten verschaffen - wenn wir ihn jetzt am Leben halten. Vergessen kann man dadurch wirklich erst bei Dauereinnahme, und es ist eher eine Nebenwirkung. Da gebe es doch andere Möglichkeiten und mal ehrlich, eine Therapie wäre doch um vieles besser, oder? Mache jetzt Folgendes: Achte erst einmal darauf, dass er sich nicht übergeben kann oder besser, dass er nicht am Erbrochenem erstickt. Halte ihn warm. Ich komme so schnell wie möglich vorbei und bringe alles Nötige mit. Wo bist du überhaupt, ich mache nämlich gerade Campingurlaub, es kann also eine Weile dauern. Luzie ist momentan in Elkridge einkaufen und ich bin im Raven Park, in der Nähe von Cockeysville.“

Kathi fiel ein Stein vom Herzen. Ihr war klar, dass ihr Geliebter sofort Hilfe benötigte und scheinbar kam ihr das Schicksal wieder einmal entgegen. Erleichtert entgegnete sie ihrem Freund Sam: „Wir sind im Jarrettsville Park, aber am nördlichsten Ende. Weißt du noch, die Hütte, in der wir früher immer Urlaub vom Alltagsstress gemacht hatten? Genau dort sind wir jetzt. Sagen wir Mal so, ich habe sie gekauft, da Tom und ich die Zivilisation meiden wollten. Bitte beeile dich, ich habe Angst um ihn, es war doch nicht böswillig und ich möchte ihn nicht verlieren.“ Flehend blickte sie an die gegenüberliegende Wand, hoffend, dass ihr Freund seinen Urlaub für kurze Zeit abbrach, um ihr zu helfen. Und schon entgegnete er ihr bestimmt: „Alle für einen, einer für alle, wie immer, oder? Lass es uns zusammen schaffen. Ich mache mich auf den Weg, bin in etwa einer halben Stunde bei dir. Halt durch okay?“

Ohne weitere Worte legte Sam Hunt auf, nicht wissend, dass seine Freundin aus Liebe und Einsamkeit zu einer Verbrecherin geworden war.

Kathi hingegen rannte regelrecht glücklich und erleichtert nach unten. Sie wusste, auf ihren Freund hatte sie sich schon immer verlassen können und erneut hatte er ihr es bewiesen.

Doch schnell wurde sie aus ihrer Euphorie gerissen. Tony war dabei sich zu übergeben, der Herzmonitor schlug Alarm und auch die Sauerstoffsättigung war fast unter sechzig Prozent gesunken. Schnell waren die glücklichen Gedanken aus alten Zeiten vergessen. Kathi rannte sofort auf Tony zu, drehte ihn mühsam auf die Seite, damit das Erbrochene ablaufen konnte und dabei küsste sie ihn sanft auf die nassen Haare und streichelte beruhigend seine Haare. Nachdem der Halbitaliener sich wieder beruhigt hatte, legte sie den verkrampften, verschwitzen Körper wieder auf die Bettdecke. Die Sauerstoffsättigung war nun erst bei dreiundneunzig Prozent, aber wenigstens hatte sie sich halbwegs normalisiert. Nur noch das Herz raste aufgrund der Anstrengung und so betete Kathi regelrecht, dass die Hilfe in Form ihres Freundes Sam schnell eintraf.
 

Bei Gibbs:
 

Gibbs war geschockt. Abby hatte eben überprüft, ob es irgendwo ein Grundstück oder ein Gebäude auf seinem Namen gab und tatsächlich war sie fündig geworden. Es gab eine Art Waldhütte, die online auf seinen Namen gekauft worden war, von der er allerdings nichts wusste. Dass diese Frau so dreist war und es gewagt hatte, einen Unterschlupf, eine Hütte für Tonys Entführung auf seinen Namen zu kaufen, das machte ihn noch wütender als er sowieso schon war.

„Abbs, ....!“, brummte er ins Telefon, sauer, dass eine Frau ihn so hinters Licht hatte führen können. Doch die junge Goth unterbrach ihn sofort wieder.

Sie erklärte ihm daraufhin sehr unruhig: „Gibbsman, ob du es glaubst oder nicht, diese Frau ist wirklich hochintelligent. Ich meine, wer hätte denn nach Grundstücken auf deinen Namen gesucht? Aber das macht mir irgendwie auch ziemlich Angst. Was wird sie tun, wenn Tony nicht tut, was sie möchte, wenn er überhaupt wach ist. Beziehungsweise, was passiert, wenn sie mitbekommt, dass ihr wisst, wo sie sich aufhält?“ Während sie mit dem Teamleiter sprach, wurde sie immer leiser, da ihr erneut bewusst wurde, in welchen Schwierigkeiten ihr Tiger steckte.

„Abbs, eins nach dem anderen. Gib mir die Adresse, okay? Finde raus, ob es ein Telefon in der Hütte gibt und wenn ja, mit wem sie telefoniert hat. Ich möchte jeden Einzelnen, der mit Tonys Entführung zu tun hatte, haben. Tony wird auf uns warten. Also sollten wir uns beeilen und ihn nach Hause holen, okay?“, erklärte er ruhig, versuchend, die junge Laborantin und auch sich aufzumuntern. Das der Halbitaliener schon aufgewacht war, das konnte der grauhaarige Chefermittler der jungen Schwarzhaarigen nicht erzählen. Er brachte es einfach nicht übers Herz. Für ihn war die Vorstellung, das Tony im wachen Zustand, vielleicht verwirrt in den Händen einer Verrückten war, schon schwer genug. Er wollte niemanden ohne wirkliche Beweise verunsichern. Sein Gefühl sagte ihm, das es noch schwer genug für alle werden würde.

Die Goth hingegen, die nun wieder Hoffnung geschöpft hatte, entgegnete nun etwas glücklicher:

„Habs Gibbsman. Es ist eine Hütte am nördlichsten Ende des Jarrettsville Parks. Dort verläuft sich fast nie einer hin. ... Gibbs? Bringt ihn mir wieder, okay?“

„Machen wir Abbs, machen wir“, entgegnete der ergraute Chefermittler bestätigend, aber mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme, bevor er ohne weitere Worte auflegte.

Die Direktorin, die eigentlich noch vorgehabt hatte, ein paar Worte mit Gibbs zu sprechen, besonders da sie wissen wollte, wie viel Verstärkung er benötigte, hatte nicht mehr die Möglichkeit, da bereits nur noch ein Tuten in der Leitung zu vernehmen war.

Verdutzt schauten sich alle drei an. Allen, selbst Palmer war die leichte Unsicherheit in Gibbs Stimme aufgefallen. Sie schoben es alle aber auf den Streß. Ihnen war klar, dass den Teamleiter jetzt keiner aufhalten konnte und das die Täterin den Tag verfluchen würde, an dem sie sich mit Gibbs und seinem Team angelegt hatte.

Abby setzte sich wieder, aber irgendwas brachte sie dazu, über Tony zu reden. War es eine Art Hilflosigkeit, die sie nun überfallen hatte oder war es eine Art Schutzreflex? Sie konnte es selbst nicht erklären. Während sie Bert drückte, erzählte sie den anderen von Streichen des Halbitalieners, bei denen unter anderem McGee irgendwo festgeklebt worden war. Aber sie verdeutlichte allen Anwesenden auch, welche positiven, guten, und auch ernsten Seiten der braunhaarige Agent besaß. Nun tief in Gedanken versunken teilte sie den Anderen fast traurig mit, dass Tony diese anderen Seiten allerdings oft vor Fremden zu versteckten versuchte und dass selbst den Teammitgliedern sicher noch nicht alle von Tonys Facetten bekannt waren.

Palmer spürte die Anspannung die sich im Labor ausgebreitet hatte und so entschloss er sich, der jungen Laborantin einfach nur zuzuhören.

Jen hingegen hatte zum Telefon gegriffen, um zwei weitere Teams für Gibbs zur Verstärkung anzufordern, auch wenn ihr klar war, dass diese eventuell zu spät eintreffen könnten. Nachdem die Verstärkung verständigt worden war, nickte sie der Goth zu. Es war ihre Art des Dankes und ein Zeichen, das alles in die Wege geleitet war und das sie alle nun nur noch warten konnten. Während Palmer weiter den Worten der Laborantin lauschte, um so das Warten auf den erlösenden Anruf zu überbrücken, verließ die Direktorin das Labor. Auf sie wartete noch weitere Arbeit und ihr war klar, das alles weitere nun in den Händen von Gibbs und den anderen Teams lag. In der Hoffnung, dass alles einigermaßen gut ausgehen würde und dass das Gibbs‘sche Team nach so langer Zeit doch wieder vollständig vereint sein würde gönnte sie sich noch einen Kaffee, bevor sie sich ins MTAC begab. Dort warteten zwei Videokonferenzen und die Teams für den Einsatz bei Gibbs hatten ebenfalls den Befehl, sich im Videokonferenzraum zu melden, sobald es Neuigkeiten gab.
 

Beim restlichen Team:


 

Ducky überprüfte nun schon zum zweiten Mal seine Arzttasche. Noch nie hatte er auf einen Einsatz gemusst, der so undurchsichtig gewesen war wie dieser. Ihm war nicht klar, ob sie Tony lebend finden würden, und wenn, in welchem Zustand sein Körper und besonders seine Seele sich befinden würden. Würde er immer noch im Koma liegen, schwer verletzt, oder vielleicht psychisch instabil sein? Vielleicht würde er sogar total verwirrt auf die Befreiung reagieren? Alles war möglich und das machte diesen Einsatz so schwer und so unberechenbar.

Ihm war auch bewusst geworden, dass er Gibbs nicht mehr auffangen konnte, wenn das Schlimmste eintreffen würde. Im Gedächtnis ging er alle Möglichkeiten nach und nach durch, um sicher zu gehen, dass er für alles gewappnet war.

Nachdem die zweite Überprüfung abgeschlossen war, blickte er sich um, um nach dem restlichen Team Ausschau zu halten. Schnell stellte er fest, dass Ziva und auch McGee ihren Gedanken hinterher hingen. Wie aufs Stichwort fragte der Computerexperte auf einmal in die stille Runde: „Was ist da oben los? Lassen die unseren Boss nicht zu diesem Shingleton rein, oder was dauert da so lange? Ich meine, Gibbs braucht doch eigentlich nicht ewig, um jemandem zum Reden zu bringen, oder? Ich habe nämlich irgendwie das Gefühl, dass wir keine weitere Chance bekommen, um Tony zu finden. Wie seht ihr das? Ich meine, wir müssen doch diesen sturen Halbitaliener irgendwie zurückbekommen.“

Die Israelin schaute mit einem undurchdringlichen Blick in Richtung des Krankenhauses. Auf McGees Fragen ging sie nicht ein, da sie zu vertieft in ihre eigenen Gedanken war. Vor ihrem geistigen Auge sah sie den frechen Tony, der immer wieder seine Teamkameraden reinlegte, aber sie sah auch die Freude, die er ausstrahlte und für einen kurzen Moment stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, das aber schnell wieder durch eine undurchdringliche Miene ersetzt wurde. Ducky beobachtete für einen kurzen Moment diesen Wandel in den Augen und in den Gesichtszügen der Mossadoffizierin, beschloss aber dann erst einmal sich dem jungen Agenten zuzuwenden. Langsam, so schnell es eben seine müden Knochen zuließen, stieg der Gerichtsmediziner in den hinteren Teil des Wagens ein. Kurze Zeit blickte er einfach nur den jungen Mann an, bevor er ihn leise ansprach, während er ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte: „Timothy. Jethro wird das Nötige tun und sicher nicht ohne eine Adresse oder ähnliches aus dem Krankenhaus kommen. Und denk immer dran, Anthony ist ein Kämpfer und ein sehr guter NCIS – Agent. Er wird sicher wissen, was er zu tun hat, damit er überlebt, bis ihr ihn retten könnt. Er weiß, dass ihr ihn nicht aufgebt, also tut das, was er von euch allen erwartet.“ Zum ersten Mal wusste der Pathologe keine Geschichte, die dies alles untermauerte. Aber er wusste, der junge Computerexperte hatte ihn verstanden, denn erhobenen Hauptes nickte dieser ihm entgegen, bevor er nochmals nach weiteren Informationen in Katharina Godfreys Leben suchte.

Die Israelin hingegen schien plötzlich ihren Kampfeswillen entdeckt zu haben. Sie nahm ihre Waffe und strich immer wieder sanft hinüber. Ducky bemerkte, dass es sie irgendwie beruhigte. Mühsam stieg er erneut aus dem Wagen, um sich auf den Fahrersitz zu setzen. Leise sprach er nun die junge Agentin an, so als wollte er sie nicht mit lauten Worten erschrecken.

„Ziva? Ziva, wie fühlst du dich? Ich meine, ihr seid alle noch nicht zu hundert Prozent fit und seit dem ganzen Geschehen hattet ihr kaum eine Minute Ruhe. Was denkst du, ich meine, ich bin mir sicher, dass du mit allem Denkbaren umgehen kannst. Aber bitte lass uns ein wenig an deinen Gedanken teilhaben. Es wird dir sicher helfen und es bleibt auf jeden Fall unter uns.“

Auf einmal hielt Ziva in ihrer Bewegung inne. Dann sah sie dem Gerichtsmediziner genau in die Augen, bevor sie mit flüsternder, aber zittriger Stimme entgegnete: „Was ich fühle? Was ich denke? Ich....ich will ihn nicht verlieren. Ich muss ihm noch sagen, was ich von seinem Stunt halte. Außerdem schuldet er mir noch ein Essen und ich ... ich habe schon einmal.....schon einmal einen guten Freund in Feindeshand verloren. Es wird mir nicht noch einmal passieren. Ihm darf so was nicht passieren, Ducky.“ In diesem Moment sah der Pathologe tiefe Traurigkeit in ihren Augen, die er bisher noch nie dort wahrgenommen hatte.

Für einen Moment wusste er keine Antwort. Er nahm Ziva nur kurz in den Arm. Die Israelin hingegen wusste nicht, was ihr geschah. Diese offene Zuneigung war ihr immer noch sehr fremd, aber sie fühlte auch eine Art Geborgenheit, eine Sicherheit, die ihr wirklich gut tat.

Auf einmal wurden alle drei von einer durchdringenden, befehlenden Stimme unterbrochen:

„Los wir fahren. Ich habe eine Adresse. Lasst uns endlich DiNozzo zurückholen, es wird wirklich Zeit.“ Der Pathologe ließ daraufhin sofort die Israelin los, da sie auf dem Beifahrersitz saß. Er begab sich auf den Sitzplatz hinter den Chefermittler. McGee befand sich bereits hinter der Israelin und schaute nun erwartungsvoll zu seinem Boss. Dieser setzte sich auf den Fahrersitz, schlug die Tür zu und fuhr in einem Mordstempo los. Während der Fahrt befahl er seinen Leuten: „McGee, suche die kürzeste Route zum Jarrettsville Park. Dort gibt es am nördlichsten Teil eine Hütte. Ziva, finde heraus, wen wir als Verstärkung bekommen. Jen ist bei Abbs, also musst du nur im Labor anrufen. Sicher hat sie schon jemanden losgeschickt. Frage sie gleich, was sie über das Serum herausbekommen hat. Und Duck, hast du alles, was du benötigst? Wir haben wahrscheinlich ein Problem. Diese Irre hat Tony eventuell ein Serum gespritzt, dessen Wirkung nicht vorhersehbar ist. Was seinen sonstigen Zustand angeht, da habe ich leider keine Informationen erhalten. Aber er lebt, das ist das Wichtigste und wir sorgen dafür, dass es so bleibt.“

Ducky antwortete erschrocken: „Jethro, das ist grauenhaft. Weißt du was unserem Jungen da alles passieren kann? Ich habe nur alles zur Erstversorgung zur Verfügung. Hoffen wir Mal, dass alles andere nicht nötig sein wird.“

Ziva hingegen wählte die Nummer der schwarzhaarigen Laborantin, nachdem sie ihrem Kollegen das Navigationsgerät gereicht hatte. Nach zweimaligem Freizeichen ertönte die Stimme einer leicht aufgeregten Goth aus dem Hörer. Doch viel konnte Abby nicht sagen, denn die Mossadoffizierin unterbrach sie leicht gereizt: „Abby, ich habe jetzt keine Zeit. Gibbs benötigt gewisse Informationen von dir und das sofort.“ Die Schwarzhaarige wusste, das die Israelin unter enormen Stress stand und deshalb war sie ihr nicht böse und schnell fragte sie, was sie wissen wollte.

„Also, als erstes, welche Teams sind auf dem Weg hierher, wie lange brauchen sie und ach ja, was weißt du über das Serum?“, fragte die Liasonoffizierin des Mossad daraufhin neugierig. Auf einmal hörte sie ein Rauschen, ein komisches Rascheln, bevor sie eine autoritäre Stimme am Telefon vernahm: „Ziva, ich bin es Jen. Abby hat auf Konferenzschaltung gestellt. Sie hat mir auch mitgeteilt, was du wissen möchtest. Also Agent Rosners – Team war bereits auf dem Weg, das heißt sie waren bereits kurz vor Beltsville, als ich sie angerufen habe. Sie werden kurz nach Euch an der Hütte ankommen. Ich habe aber Agent Rodrigenz Team noch mit zu euch geschickt. Sie werden etwas länger benötigen, bis sie bei euch eintreffen. Passt auf euch auf Ziva und holt DiNozzo wohlbehalten zurück. Und eins noch, meldet Euch, sobald es neues gibt. Den Rest besprecht mit Miss Sciuto, ich klinke mich aus.“

Ohne weitere Worte wechselte die Stimme am Telefon: „Ziva. Ich habe das Serum analysiert. Naja, chemisch ist es ein vollkommen neues Mittel. Habe es von Major Massenspektrometer auseinandernehmen lassen. Aber wenn ich ehrlich bin, ich hatte aufgrund dieser Zusammensetzung keine Idee, um was es sich handelt. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, es „Klein Timmy“ zu spritzen. In einer halben Stunde habe ich Ergebnisse. Also viel Glück, ja?“

Ziva wusste nicht, was sie antworten sollte. Schnell entgegnete sie noch: „Okay, Abby. Ich werde Gibbs alles ausrichten, danke." Bevor sie noch leicht verwirrt fragte:"Aber eins noch, wer ist „Klein Timmy?“ „Das ist meine geliebte Ratte und diese Frau, die Tony all diese Sachen angetan hat, sollte beten, dass dieses Zeug nicht tödlich ist. Ich hasse solche Experimente, aber nur so kann ich schnell an die Informationen kommen“, entgegnete die Laborantin nun leicht wütend.

„Ähm....Es wird schon richtig enden, Abby. Wir finden sie und wir finden Tony. Sicher.“, versuchte die Israelin irgendwie die Schwarzhaarige zu beruhigen, bevor sie auflegte, um ihrem Boss die Ergebnisse mitzuteilen.
 

Fortsetzung folgt...

Kapitel 38

Kapitel 38
 

Bei Kathi und Tony:
 

Tony war nun schon total schweißgebadet und ein leichtes Zittern durchfuhr stetig seinen Körper. Immer wieder stöhnte er leise auf, obwohl er in einer tiefen Bewusstlosigkeit gefangen war.

Kathi wusste sich nun langsam nicht mehr zu helfen und so strich sie ihrem Liebsten nur beruhigend durch das schweißdurchtränkte Haar, hoffend, dass die Hilfe in Form ihres alten Freundes bald eintreffen würde. Sie hatte auch die Vitalwerte ihres Geliebten immer im Blick und aus einem ihrer Praktika wusste sie, dass die Zeit drängte.

Ständig schaute sie nervös auf die Uhr und dann auf ihr Handy, bevor sie ihrem geschwächten Schatz versicherte, dass bald Hilfe eintreffen würde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelte auf einmal das Telefon. Leicht erschrocken hielt Kathi mit ihrer Streicheleinheit inne, bevor sie erkannte, dass die Rettung nahte. Sie berichtete Tony kurz aufgeregt: „Das ist Sam. Er wird dir gleich helfen. Halte durch, Süßer.“

Dann nahm sie das Gespräch entgegen. Mit flehender Stimme sprach sie in den Hörer: „Sam. Wo bist du? Tom geht es schlecht. Die Sättigung ist bei 93 Prozent. Er hat unter anderem Blutdruckwerte von 80 zu 40, eine niedrige Herzfrequenz, Erbrechen, Atemnot, dazu zittert sein ganzer Körper, er schwitzt und ich weiß langsam nicht mehr, was ich tun kann. Bitte beeil dich, Sam.“

Ihr Gesprächspartner entgegnete in einem besänftigenden Tonfall: „Ich bin in einer Minute bei der Hütte, Kathilein. Atme tief durch, beruhige dich und komm mir bitte entgegen. Wir werden ihm sicher helfen können. Aber lass die Tür auf, so dass du ihn immer im Blick hast.“

Die junge Frau fühlte sich sofort ein wenig besser und legte ohne weitere Worte auf. Sie gab dem jungen, kranken Mann noch einen letzten Kuss, versicherte sich nochmals, dass es ihm den Umständen entsprechend gut ging und dann rannte sie den Gang entlang zur Falltür. Ihr war bewusst, dass sie ihren Geliebten einen kurzen Moment allein lassen musste, wenn sie ihm helfen wollte. Trotzdem fiel es ihr sehr schwer, besonders jetzt, da es dem Braunhaarigen so schlecht ging.

So schnell sie ihre Füße trugen lief sie die Treppe hinauf und durch das Schlafzimmer zur Küche. Da stand er auch schon – ihr Retter in der Not.

Ein hochgewachsener, schlanker, trotzdem muskulös gebauter, junger Mann mit braunem, kurzgeschorenem Haar und einer eleganten Brille, die dennoch die smaragdgrünen Augen nicht verdecken konnte, betrat gerade die Hütte. Er trug eine normale, blaue, verwaschene Jeans und ein braunes Poloshirt. Die Gesichtszüge aber strahlten eine Freundlichkeit und unermessliches Vertrauen aus, obwohl eine Art Besorgnis in seinen Augen aufblitzte. Kathi konnte nicht anders, sie musste ihren Kumpel Sam erst einmal vor Erleichterung und Freude umarmen. Schnell wurde sie aber von der Erinnerung eingeholt, warum sie sich so schnell wieder sahen. „Sam, versprich mir, egal, was du siehst, es bleibt unter uns“, entgegnete sie ihm bittend, während sie ihm flehend tief in die Augen blickte.

Ihr Gegenüber wusste nicht, worum es ging und was seine alte Freundin für ein schreckliches Geheimnis hatte, so dass sie so etwas von ihm verlangte. Aber er musste sie zuerst einmal beruhigen, da ein Mensch in Lebensgefahr war. Das Wichtigste war erst einmal, diesem zu helfen. „Kathilein. Wir haben bisher alles geschafft. Und ich werde dich auch jetzt nicht im Stich lassen. Wo also ist mein Patient?“, fragte Sam, für ihn war mit dieser Feststellung alles geklärt.

Das war auch der Satz, den die junge, nervöse Frau sich erhofft hatte. Sie ergriff rasch die Hand ihres Vertrauten und zog ihn eilig hinter sich her. Blitzschnell zeigte sie auf die geöffnete Falltür und nachdem beide unten angekommen waren, schloss sie diese vorerst sicherheitshalber einmal. Kathi war klar geworden, dass ihr Kumpel einiges zu verdauen hatte und dass es Zeit in Anspruch nehmen könnte. Ohne weitere Worte brachte sie ihn zum Halbitaliener, der bereits sehr schwach war und dessen Vitalwerte in der Zwischenzeit weiter abgesackt waren.

Sam hingegen war richtig verwirrt. Ein unterirdisches Verlies, eingerichtet wie ein Krankenzimmer? Ein Fremder, der Drogen bekommen hatte und nun auf der Schwelle des Todes stand? Sein Gefühl sagte ihm, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Aber zuerst musste er sich um das Leben des fremden Mannes kümmern, bevor er sich in Ruhe mit seiner alten Freundin unterhalten konnte.

Nachdem er das Zimmer betreten hatte waren ihm auf Anhieb die schlechten Vitalwerte des Patienten aufgefallen. Deshalb stellte er seine Arzttasche ab und ohne weitere Worte begann er mit seiner Untersuchung. Er schaute in die Augen des ihm Unbekannten, hörte das Herz und die Lunge ab und er maß erneut den Blutdruck. Selbst Fiebermessen gehörte zu seiner Erstuntersuchung. Während er all das tat, fragte er auf einmal leicht nervös: „Kathilein, was genau hast du ihm gegeben? Warum liegt er hier in einer Art Krankenzimmer mit so vielen Gerätschaften und nicht in einer Klinik? Du musst mir alles sagen, sonst kann ich ihm und auch dir nicht mehr helfen. Vertrau mir, so wie sonst auch. Bitte.“

Zuerst erfüllte totale Stille den Raum, nur das Piepen des EKGs und die kleinen Geräusche, die der Doktor bei seinen Untersuchungen verursachte, belebten den sonst so trostlosen Raum. Kathi konnte nicht wirklich einschätzen, wie ihr alter Schulfreund reagieren würde. Sie hatte Angst davor, auch ihn zu verlieren. Allein deshalb zermarterte sie sich das Hirn, was sie ihm sagen sollte, nein, sagen konnte.

Die Angst um Tony aber siegte und so berichtete sie fast flüsternd und sehr nervös von ihren Taten: „Er...er ist meine große Liebe. Ich habe ihn in Baltimore beim Italiener kennengelernt, als ich eine Freundin besuchte.

Er saß dort am Nachbartisch mit einer Frau, hat aber immer wieder mit seinem strahlenden Zahnpastalächeln zu mir gesehen. Ich wusste sofort, den darf ich nicht gehen lassen. Er war ein Gentleman durch und durch und charmant und ich habe mich schon auf den ersten Blick total in ihn verliebt. Ich habe ihm Briefe geschrieben, bin immer in die Restaurants gegangen, die er besucht hat, um auf mich aufmerksam zu machen. Ich wurde einmal sogar von ihm gerettet…“ Bei dem Gedanken musste Kathi lächeln. Doch sofort starb das leichte Schmunzeln auf ihren Lippen, da die schöne Erinnerung durch eine weniger erfreuliche verdrängt wurde. Nervös strich sich die junge Frau ein imaginäres Haar aus dem Gesicht, bevor sie weiter berichtete: „Er wurde ganz plötzlich versetzt, nachdem er zwei Wochen Tag und Nacht mit einer anderen Behörde an einem Fall gearbeitet hatte. Ohne weiteres hat er einfach die Zelte abgebrochen. Ich fiel in ein tiefes Loch, bis mir die rettende Idee kam, ihn zu suchen. In Washington habe ich ihn, dank der Hilfe eines Polizisten, den ich bezirzt hatte, aufgespürt.

Meine Liebe war stärker als je zuvor, da ich bemerkt hatte, wie schmerzhaft der Verlust war. Tom aber war zu abgelenkt, um es zu bemerken. Und so hatte er nicht mehr als ein Lächeln beim Vorbeigehen für mich übrig. Deshalb habe ich ihm dann immer wieder mal eine Blume oder eine Karte geschickt. Aber es hat nichts geholfen. Dieses blöde NCIS – Team hat ihn von jeglicher Liebesbeziehung abgehalten. Irgendwann habe ich in meiner Wut einen Plan ausgeheckt, besonders, da mein Liebling immer wieder in der Schusslinie stand und verletzt wurde. Aber es ging nach hinten los – anstatt, dass es diese Monster getroffen hatte, wurde er verletzt, da er wie immer heroisch helfen musste. Er ist schwerverletzt in ein Koma gefallen und so habe ich ihn zur Pflege zu mir geholt. Vor etwa zwei Wochen ist Tom endlich aufgewacht und nun kämpft er mit seinem alten Ich. Die Anderen haben ihn einer Gehirnwäsche unterzogen und ich musste ihn doch irgendwie am Wegrennen hindern, bis er seine Gefühle für mich wiederentdeckt – verstehst du?

Ein Freund von mir hat mir deshalb ein Serum gegeben, das ich ihm gespritzt habe. Es lähmt ihn immer nur kurzzeitig. Und dieses Ketamin – GHB – Gemisch sollte doch nur seine Alpträume verdrängen. Bitte Sam, versteh mich, ich wollte endlich dieses einsame Leben mit jemandem teilen, der mich genauso liebt und der zärtlich ist – so wie du.“

Während Kathi die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, wusste Sam nicht, was er sagen sollte. Seine kleine Kathi, seine alte Freundin hatte sich total verändert, ohne dass er es bemerkt hatte. Vielleicht hatte er sogar schuld, immerhin hatte er sie damals von der Bettkante gestoßen, da er die Freundschaft nicht gefährden wollte. Und nun? Jetzt steckte er mitten in einem Entführungsfall, der noch in einem Mordfall enden konnte, wenn er sich nicht beeilte.

Nach dem ersten Schock und auch der ersten Diagnose, nahm er einige Medikamente aus seiner Notfalltasche und zog diese in einer Spritze auf. Indessen erklärte er seiner Kumpanin ruhig: „Kathilein. Es tut mir alles so leid. Ich wollte dich doch nie verletzen. Wir beide werden das alles schaffen - versprochen. Ich werde mein Bestes geben, um ihn zu retten und dann besprechen wir in Ruhe alles weitere.“

Nur eins bereitete ihm bei dem Drogencocktail Sorgen – im Moment konnte er nur die Symptome bekämpfen und hoffen, dass der geschwächte Körper auf dem Bett noch genug Kraftreserven zum kämpfen übrig hatte.
 

Bei Gibbs, Ducky, McGee und Ziva:
 

„McGee, wie genau ist dieses idiotische Navigationsding?“, fragte der Teamleiter genervt.

Sie waren nun schon etwas über eine halbe Stunde mit mörderischem Tempo unterwegs und noch hatten sie die Hütte nicht erreicht. Gibbs spürte, wie die Wut über diese Entführerin in ihm fast Überhand nahm und er wünschte sich nur zwei Dinge – zum ersten, einen munteren, frechen DiNozzo zurück und zum zweiten, dass er es dieser Irren gebührend heimzahlen konnte. Im Stillen hoffte er, dass sich die Täterin wehren würde, so dass er als Freund und als Boss die Möglichkeit bekommen würde, ihr einen Teil der Schmerzen zurückgeben zu können, die ihm, dem Team und vor allem Tony zuteil geworden waren. McGees nervöse Antwort holte Gibbs aus seinen Gedanken:

„Ähm, Boss... Im Prinzip ist dieses satellitengesteuerte Navigationsgerät sehr genau. Nur der Wald ist sehr... wie soll ich sagen... unübersichtlich? Ich will damit sagen, dass die Hütte auch mit unseren Hilfsmitteln...“ Doch er wurde durch eine wütende Stimme unterbrochen. „MCGEE!!!!!! KURZFASSUNG!!!“, brummte ihm der Teamleiter verärgert entgegen und auch Ziva verdrehte ihre Augen leicht genervt. Nur Ducky blieb ruhig. Er wusste, dass bei allen die Nerven langsam blank lagen. „Sorry, Boss. Also zur Unterstützung hat die Direktorin noch nachträglich einen Ranger zum Wald bestellt, der sich dort bestens auskennt. Er wird uns auf dem schnellsten Weg zur Hütte führen.“

Gibbs nickte daraufhin nur zur Bestätigung. Ihm war bewusst, dass alle ihr Bestes taten. Momentan aber waren sie ihrem Ziel Tony zu finden so nahe und doch wurde er dieses ungute Gefühl weiterhin nicht los. Und genau das machte ihn unruhig.
 

Bei Abby im Labor:
 

Im Labor herrschte seit einiger Zeit eine unheimliche Stille. Seit dem letzten Telefonat arbeitete die Goth unerbittlich, um das Geheimnis des Serums zu lüften. Der Autopsiegremlin ging ihr sofort zur Hand, nachdem er verstanden hatte, was genau sie sich vorgenommen hatte. Während er Spritzen und ein paar andere Utensilien aus der Pathologie besorgte, bereitete Abby ihre kleine Ratte Timmy vor. Nur war das ganze Vorhaben schwieriger als gedacht. Keiner wusste, wie das Serum verabreicht werden musste und die benötigte Menge für eine Ratte war schwierig zu ermitteln.

Es fiel der Schwarzhaarigen schwer, ihre Ratte aus dem Käfig zu holen, um mit ihr zu experimentieren. Generell hasste sie solche Experimente, aber sie hatten keine Wahl, es ging schließlich um Tonys Leben. Während die junge Laborantin Timmy auf ihre Hand setzte, um ihm alles zu erklären, war auch Palmer wieder zurückgekehrt. Danach ging alles sehr schnell. Der Jungpathologe zog eine Spritze mit einer kleinen Menge des Serums auf, trat dann an seinen Patienten heran, während die Goth das kleine Tier ablenkte. Klein Timmy erschrak aber durch die Tat des Gerichtsmediziners und da sein Frauchen diesem behilflich war, indem sie die Ratte festhielt, blickte Timmy diese auch vorwurfsvoll an. Abby streichelte ihn nochmals zaghaft und versuchte ihn zu beruhigen, bevor sie ihn wieder vorsichtig in seinen Käfig setzte. Dann überschlugen sich die Ereignisse auf einmal. Die Ratte fing zuerst an zu lahmen, danach verlor sie das Gleichgewicht, bevor sie geschwächt am Käfigboden liegen blieb.

Die Atmung wurde immer schwerer und die Laborantin spürte in diesem Moment, dass etwas Schreckliches passierte. Immer wieder sprach Abby ihre geliebte Ratte an, obwohl eine Reaktion ausblieb. Das raubte der jungen Frau fast den Verstand. Daraufhin hielt sie sich die Hände an den Kopf und schrie den jungen Palmer an: „Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!!! Jimmy, rette ihn. Er darf nicht sterben. Mein Timmy... . Oh mein Gott!!!!“

Der junge Pathologe hörte sofort mit Hilfe des Stethoskops die Herztöne des Tieres ab und stellte einen Herz – Kreislauf – Stillstand fest. Ohne weiter drüber nachzudenken, drückte er mit Mittel- und Zeigefinger auf den kleinen Brustkorb – eine Herzmassage war die letzte Chance der kleinen Ratte. Zwischendurch benutzte er immer wieder das Stethoskop, um die Reaktion des Tieres auf die Wiederbelebung zu testen. Jimmy war klar, dass er kaum noch etwas tun konnte, da die Chancen bei solchen Vergiftungen, wenn man es mal so nennen wollte, für Kleintiere immer schlecht standen. Doch Abbys tränen verhangenden Augen spornten ihn zu einem letzten Versuch an. Daraufhin nahm er die Arzttasche, griff nach dem Atropin und spritzte es sofort der Ratte.

Aber auch das brachte Klein Timmy nicht mehr zurück. Ebenso waren weitere Reanimationsversuche erfolglos.

Die Schwarzhaarige begriff plötzlich das Geschehene. Auf einmal wirkte sie ganz ruhig, auch wenn ihre Gefühle innerlich total aufgewühlt waren.

Nur ein Hicksen, das durch das anstrengende Weinen verursacht worden war, war immer wieder zu vernehmen.

Der Autopsiegremlin wandte sich mit einem traurigen entschuldigenden Blick an die Goth, doch diese war nur noch mit der toten Ratte beschäftigt. Zärtlich streichelte sie Klein Timmy noch einmal und flüsterte ihm Entschuldigungen entgegen. Dann aber befahl sie Palmer mit vor Kraft strotzender Stimme: „Untersuche ihn, Jimmy. Stelle fest, wie das Serum gewirkt hat, was ihn getötet hat und wie uns das helfen kann, Tony zu retten. Ich schicke die Verbindung noch einmal einem befreundeten Chemiker. Vielleicht kennt er ja ähnliches und kann uns helfen.“ Der Assistent des Gerichtsmediziners nickte nur bestätigend und machte sich sofort an die Arbeit. Immer wieder blickte er zu der Laborantin. Es erstaunte ihn, wie stark sie doch war. Wieder einmal wünschte er sich, mehr über sie zu erfahren.

Abby hingegen war inzwischen zu Bert gegangen, der das Telefon bewachte. Sie drückte ihn ganz fest an sich, bevor sie Martin, ihren Freund aus Schultagen, der Chemie studiert hatte, anrief. Das Chemiegenie konnte ihr auch wirklich gute Infos zu der chemischen Zusammensetzung geben.

Zusammen mit der Information von Martin und von Jimmy war Abby endlich bereit ihren Silberfuchs anzurufen, in der Hoffnung, dass Timmys Tod wirklich auch nicht umsonst gewesen war.

Mit Bert in der Hand lief Abby also im Labor auf und ab, während ein Freizeichen in der Leitung zu vernehmen war. Immer wieder sprach sie leise den Namen des Chefermittlers vor sich hin, bis ihr ein gereiztes „Gibbs“ entgegnet wurde.

„Gibbsman! Mein Silberhaariger Fuchs. Klein Timmy ist für diese Ergebnisse gestorben. Ich schwöre dir, wenn du diese Schnäpfe nicht leiden lässt, dann lass ich mir was einfallen...!“ Schnell aber wurde die Goth in ihrem Wutausbruch unterbrochen. „Abbs…!“, entgegnete ihr der Chefermittler mit einem leicht gereizten Unterton. Ihm war klar, dass sie in wenigen Minuten zu Fuß weiter mussten und deshalb drängte die Zeit. „Schon gut mein silberhaariger Fuchs. Ich will ja auch, dass ihr Tony schnell findet. Schalte mal auf Lautsprecher“, antwortete die Schwarzhaarige beschwichtigend. „Also, Jimmy hat Timmy das Serum als Kleinstmenge gespritzt. Die Wirkung war grauenhaft. Stell dir vor, es hat ihm erst die Gliedmaßen gelähmt und kurze Zeit später zu einem Herz – Kreislauf –Stillstand geführt. Er wusste gar nicht, was mit ihm geschieht. Selbst eine Minimausdosis Atropin hat mir meine geliebte Ratte nicht mehr zurückgebracht. Gibbs - Timmy ist tot.

Ich habe daraufhin mit einem befreundeten Chemiker gesprochen. Martin ist Arzt, aber von klein auf so eine Art Wunderkind der Chemie, weißt du? Er ist der Meinung, dass das Mittel eine Fehlentwicklung war. Seiner Ansicht nach ist die Benutzung gefährlich, vielleicht sogar tödlich - nicht nur, weil die Dosierung sehr heikel ist. Es war sicher einmal für die Medizin gedacht, ist dafür aber unbrauchbar, da es aufgrund der Zusammensetzung unkontrollierbar die Muskeln lähmt, indem es unter anderem die Signalübertragung der Nerven stört. Einer der Inhaltsstoffe ist aber sehr experimentell und auch dementsprechend gefährlich. Eine minimale Dosis des so genannten Saxitoxins ist im Serum enthalten und das könnte uns Probleme bereiten, Bossman. Alle Experimente mit diesem Stoff wurden eingestellt, da es sämtliche Calcium - Kanäle im Körper angreifen kann und das schließt auch den Herzmuskel und die Atemmuskulatur mit ein. Die geringe Menge die wir gefunden haben reicht schon aus um einen Herz – Kreislauf –Stillstand auszulösen. Und wenn sie Tony dieses Serum wirklich schon mehrmals gespritzt hat, dann müssen wir uns beeilen. Sein Körper wird jedes Mal einer sehr starken Belastung ausgesetzt. Nicht nur die Beinmuskeln werden gelähmt, sondern das Herz – Kreislaufsystem wird immer wieder aufs Neue überanstrengt. Das Schlimmste an allem - ein Gegengift gibt es nicht. Man kann nur die Symptome bekämpfen und es aus dem Körper spülen. … Gibbs, meinem Tiger wird doch nichts geschehen? Du bringst ihn mir doch wieder, oder?“

Kurz musste der Chefermittler das Gehörte verdauen. Dann aber antwortete er mit einer ersten, aber auch beruhigenden Stimme mit einem sanften Unterton, bevor er wie üblich einfach auflegte: „Abbs, hole dir ein CafPow auf meine Rechnung. Und noch eins - der Tod deiner Maus war nicht umsonst, versprochen.“

Abby antwortete nur noch entrüstet ins Telefon, auch wenn ihr Gesprächspartner es nicht mehr hören konnte: „Ratte Gibbsman, Klein Timmy war eine Ratte. Aber bringe mir einfach meinen Tiger zurück, dann ist alles okay.“

Erneut drückte sie Bert ganz fest an sich, bevor sie leise flüsterte: „Es wird Tony doch gut gehen, oder Bert?“ Abby war so tief in ihre Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass der Autopsieassistent das Labor verlassen hatte. Erst seine leise, leicht zitternde Stimme holte sie aus ihren Gedanken: „Ähm Abby. Ich habe dir etwas zu trinken geholt. Hoffe es ist okay. Was die Frage angeht, vielleicht darf ich auch mal antworten. Meiner Meinung nach würde sich keiner solche Mühe machen, nur um Tony zu töten. Ihm geht es sicher gut. Wir müssen uns nur noch ein wenig gedulden“, versuchte Palmer die Goth zu beruhigen. Mit Erfolg. Die Schwarzhaarige seufzte tief, griff sich schnell den CafPow, sog kräftig am Strohhalm und dann redete sie wie aufgezogen los: „Jimmy, Jimmy. Du hast recht. Mein Tiger hat die besten Freunde und das weiß er auch. Er würde sicher nie aufgeben, bis Gibbsman ihn findet. Und diese olle Schl….. sollte sich auf was gefasst machen. Vielleicht könnte ich aber wenigstens den Funk abhören? Was meinst du, Jimmy? So können wir sicher gehen, dass nichts schief geht. Wir können unser Team sozusagen überwachen. Der Boss hat sicher nichts dagegen. Also, los, setzt dich hin und ich bereite alles vor. Noch werden sie den Funk ja nicht benutzen. Und eins sag ich dir, Tonys Rattenphobie wird auch ein Ende haben, wenn er erfährt, wem er sein Leben zu verdanken hat. Dafür werde ich ebenfalls sorgen, sobald er wieder hier ist.“ Palmer wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste, nichts konnte die Laborantin von ihrem Vorhaben abbringen und deshalb seufzte er kurz, bevor er sich einfach auf einen der Stühle setzte. Abby hingegen war an ihren Computer gestürmt, hatte Bert vor sich gesetzt und dann war sie schon wie wild am Tippen, bis sie aufgrund der richtigen Einstellung nach einiger Zeit bekannte Stimmen durch die Lautsprecher vernahm.
 

In der Zwischenzeit bei Tony:
 

Als Sam dem jungen Agenten eine Kanüle legte, schlug der EKG Monitor Alarm. Der Herzschlag war im Gegenteil zu vorher beschleunigt, der Puls raste und auch wenn der Blutdruck nun wieder normal erschien, so war er im Vergleich zu vorher extrem erhöht. Auch die Sauerstoffsättigung sank beständig und sehr schnell und zum Gegensatz der blassen Haut zuvor verfärbte sich das Gesicht nun langsam ins Bläuliche. Die Gesichtszüge wirkten merkwürdig verzerrt und beim Blick in die Augen erkannte der Arzt, dass die Augen nach oben gedreht und die Pupillen auf einmal lichtstarr und weit geöffnet waren. Der Verletzte verkrampfte in einer unnatürlichen, überstreckten Rumpfhaltung. Die Arme und selbst die geschwächten Beine waren total überstreckt, die Fäuste geschlossen und die Zehen gekrümmt. Nicht einmal eine halben Minute später durchzog ein rhythmisches Zucken sämtlicher Muskelgruppen Tonys Körper. Unkoordinierte Bewegungen des gesamten Körpers hinderten den Doktor dran, die Legung der Braunüle zu beenden. Während aus dem Mund blutiger Schaum lief, zog Sam eine Spritze mit Diazepam auf, hielt mit Hilfe einer geschockten Kathi einen der krampfenden Arme fest und injizierte den krampfdurchbrechenden Wirkstoff. Fast simultan mit der Injektion erschlaffte die Muskulatur des Braunhaarigen. Der Blutdruck sackte total ab, der Herzschlag wurde langsamer und der junge Mann atmete wieder, jedoch schnell und keuchend. Der Pulsoximeter zeigte zwar an, dass sich die Atemmuskulatur erholte, dennoch wollte Kathis Freund kein Risiko eingehen. Er griff zum Beatmungsbeutel und unterstützte Tonys Atmung soweit, bis dieser Anfall ganz und gar überstanden war. Keiner wollte es glauben - diese ganze Sache hatte nur ein paar Minuten gedauert, aber Nerven gekostet, als hätten sie Stunden gekämpft.

„Kathi, beatme ihn mit diesem Beutel, bis die Sättigung wenigstens bei 95 Prozent ist. Ich hole noch ein wenig Atropin, sein Herz muss etwas in Schwung gebracht werden. Der Körper dieses Mannes kommt mit den unterschiedlichen Drogencocktails nicht klar. Ich gebe ihm auch eine schwache Dosis Theophyllin, das sollte die restliche Verkrampfung der Bronchien auflösen. Welche Infusionen hast du hier, Kathi?“

Die junge Frau war geschockt von den ganzen Geschehnissen. Wie in Trance bediente sie den Beatmungsbeutel, aber reden, reden fiel ihr momentan mehr als schwer. Vorwürfe übermannten sie einfach und eine innere Stimme sagte ihr immer wieder, dass sie fast ihre große Liebe umgebracht hatte. Erst als ihr alter Freund sie an den Schultern rüttelte, antwortete sie mit emotionsloser, leerer, müder Stimme: „ Kochsalz und… Ringerlösung. Ach ja, eine Elektrolytlösung mit Glucose. Sie sind… in diesem Schrank da.“ Während sie das berichtete, zeigte sie auf einen Schrank, der an der gegenüberliegenden Wand stand.

Der Arzt wartete nicht lange. Er holte sich eine Ringerlösung, befestigte sie an der Braunüle, die er bereits angelegt hatte, und anschließend gab er noch weitere Medikamente in den Infusionsbeutel. Die ganze Zeit kam er nicht wirklich zum Nachdenken. Erst jetzt bemerkte er die Veränderung seiner Freundin. Sie wirkte verängstigt, nervös, traurig und irgendwie auch total abwesend. Weitere Minuten vergingen, bevor Sam sich an Kathi wandte. Die Vitalwerte des Halbitalieners wurden besser und besser und so stellte er sich hinter seine alte Schulfreundin, umfasste sanft ihre Schultern und während er versuchte, die Verkrampfungen, die bei der Berührung entstanden waren, zu lösen, flüsterte er ihr leise, aufbauende Worte zu: „Kathilein. Du kannst dich beruhigen. Er ist über den Berg. Es war doch nicht deine Absicht, ihn in solch eine Gefahr zu bringen. Wenn er aufwacht, wird er sicher deine Liebenswürdigkeit, deine Hilfsbereitschaft und all deine guten Seiten lieben lernen. Gib ihm nur die Zeit, die er braucht. Das Betäubungsserum war scheinbar schon abgebaut, und du hast die Wirkung von einem Ketamingemisch auf einen geschwächten menschlichen Organismus einfach unterschätzt. Ich denke, du hast daraus gelernt, mehr ist nicht notwendig. Hoffen wir nur, dass du wirklich glücklich wirst. Darüber sprechen wir aber später. Erst einmal muss dein Tom gesund werden. Sieh, ein Schritt in die richtige Richtung macht er- die Sättigung ist bei 96 Prozent. Wir lassen aber die Nasenkanüle zur Unterstützung dran.“ Ohne Vorwarnung liefen bei der Kidnapperin die Tränen aus den Augen. Die Worte berührten sie und wieder einmal hatte sich die Freundschaft zu Sam bestätigt. Es gab in ihren Augen nicht viele gute Menschen auf der Welt, aber Tony und Sam, sie waren zwei der Besten. Zärtlich gab sie ihrem Liebling einen Kuss, streichelte ihm über die Haare und eine Hand strich immer wieder übers Herz, um das Leben des Mannes einfach nur spüren zu können. „Danke dir, Sam. Danke für alles. Aber ….aber du bleibst doch, oder? Ich meine, Tony, er braucht dich doch noch“, fragte sie mit tränenerstickender Stimme.

„Ja, ich geh nur schnell meine Frau anrufen. Ich habe ihr gesagt, dass es einen Notfall gibt, aber es war nicht die Rede davon einen ganzen Tag, geschweige denn eine Nacht, weg zu bleiben. Sie kennt mich jedoch und wird nicht böse sein, keine Sorge“, fügte er hinzu, als er die besorgten Blicke seiner Freundin vernahm. Während Kathi Tony weiterhin streichelte und küsste, verließ Sam den Keller, um den wichtigen Anruf zu tätigen.
 

Bei Gibbs und dem restlichen Team:
 

Vor einigen Minuten hatte der Teamleiter mit Abby gesprochen und das, was er erfahren hatte, hatte ihn zuerst geschockt. Auch wenn er sich nichts hatte anmerken lassen, stieg seine innere Unruhe und die Zeit schien immer langsamer zu verstreichen. Ihm kam es vor, als würden sie für die letzten Kilometer Stunden benötigen. Endlich aber hatten sie das Ende des offiziellen Weges erreicht und die aufgeregte Stimme McGees wies ihn ebenfalls darauf hin, dass sie hier aussteigen mussten: „Boss, hier kannst du halten. Der Ranger müsste hier eigentlich warten.“ Der Chefermittler ließ nur ein Brummen von sich hören. Es lief alles, was irgendwie schief gehen konnte, total schief und sein ungutes Bauchgefühl verstärkte sich mehr und mehr. Dazu kam noch, dass sie sich einem Fremden anvertrauen sollten, der die Führung übernahm. Hoffentlich war es nicht irgend so ein plapperndes Großmaul, das große Reden schwang, aber in wichtigen Momenten kniff. Ein leises Klopfen holte ihn aus seinen Gedanken. Der Ranger war auf den Wagen mit dem Bundeskennzeichen zugelaufen, um sich vorzustellen. Daraufhin stiegen sofort alle aus. Gibbs stellte sein Team vor und ohne weiter auszuschweifen fragte er, wohin sie gehen mussten und wie lange es dauern würde. Der Ranger schaute kurz verdutzt in die Augen seines Gegenübers. Aber die trockene, müde, autoritäre Stimme forderte ihn zum Antworten auf: „Also Agent Gibbs, es ist zwischendurch ein ziemlich unwegsames Gelände. Wir gehen zu Fuß, da es mit dem Wagen einfach länger dauern würde. Ich schätze, wenn sie gut in Form sind und wir aufgrund des älteren Herrn keine Pause einlegen müssen, dann schaffen wir es in zehn Minuten.“ Das wütende Funkeln, das bei seinen Worten in den Augen des Grauhaarigen entstanden war, versuchte der junge Ranger zu verdrängen, als er mit den Fingern die Richtung wies.

„Dieser ältere Herr wird ihnen noch davonlaufen, wenn sie es darauf anlegen, Wilson“, knurrte Gibbs zum Teamfremden, bevor er seinen Leuten im üblichen brummenden Tonfall befahl: „Packt eure Sachen, wir marschieren los. Ich will DiNozzo endlich eine Kopfnuss verpassen, die sich gewaschen hat.“ Bevor es aber losgehen konnte, bat Ducky den Teamleiter zu einem kurzen Vieraugen – Gespräch. Er wusste, sie hatten nicht viel Zeit, aber es war wichig - für Tony und für das weitere Vorgehen.

Nachdem die beiden sich ein Stück vom restlichen Team entfernt hatten, erklärte der Pathologe seine Bitte mit ernster Stimme: „Jethro. Du hast ebenfalls gehört, was Abby herausgefunden hat. Die nächste medizinische Versorgung ist Meilen entfernt und deshalb rate ich dir, fordere schon jetzt einen Helikopter an, der hier vor dem Wald wartet. Auch ich hoffe, dass es Tony gut geht. Aber nach allem was ich zu hören bekommen habe, bezweifle ich es und ich habe nur alles für eine Erstversorgung dabei. Ich will ihn auch retten, allein deshalb müssen wir uns um die beste Versorgung für den Jungen kümmern. Ich könnte dir jetzt mehrere Geschichten erzählen, die dir als Beispiel dienen und meinen Glauben unterstützen, aber die Zeit schreitet voran und Anthony hat lange genug auf uns gewartet.“

Ohne weiter auf das Thema einzugehen, drehte sich Gibbs um. Während er auf seine anderen Teammitglieder zulief, schnappte er sich sein Telefon und wählte die Nummer Agent Rosners. Kurz erklärte er ihm, dass sie sich auf den Weg zur Hütte machten und das der Agent einen medizinischen Hubschrauber anfordern sollte, da seinem entführten Agenten wahrscheinlich ein unbekanntes Gift gespritzt wurde. Dann legte er einfach auf und nickte dem Pathologen bestätigend zu.

Ohne weitere Worte liefen kurz danach alle in die ihnen gewiesene Richtung, auch wenn sie dem jungen Ranger Vortritt gewährten.

Alle hingen während des Marsches ihren Gedanken nach, immerhin waren sie so nah wie noch nie am Halbitaliener dran. Ihnen hingen die Worte der jungen Goth noch im Gedächtnis, doch irgendwie versuchten sie, diese zu vergessen. Keiner wollte an einen schwerverletzten kranken DiNozzo denken, das würde sie nur von ihrem Ziel entfernen. Ein gesunder frecher Halbitaliener, der nur auf seine Befreiung wartete, war ihnen bei ihrer Arbeit hilfreicher.

Deshalb spielte Ziva mit ihrem Messer, wobei sie in der Vorstellung die Täterin mit demselben Gerät quälte. Vor ihrem geistigen Auge tauchte immer wieder ein lachender, nervender DiNozzo auf. Zum ersten Mal seit langem ließ sie diesen Gedanken ohne Schmerzen zu. Ihr war klar geworden, dass es kein Wunsch war, der sie quälte, sondern dass es bald wieder so sein könnte – sie brauchten nur noch ein paar Minuten, Tony musste nicht mehr lange kämpfen, dann würden sie ihn retten – andere Gedanken wollte sie nicht mehr zulassen. McGee hingegen spielte mit seinem Funkgerät, das sich alle bereits angelegt hatten. Er wollte einfach sicher sein, dass alles reibungslos bei der Rettung seines Freundes ablief. Endlich konnte er sich revanchieren, da hatten negative Gedanken keinen Platz.

Gibbs hingegen marschierte schnurstracks geradeaus. Er verdrängte Angst, Schuldgefühle und Schmerzen und lief einfach dem Ranger hinterher, mit der Hoffnung im Herzen, dass sein Team am Ende des Tages wieder vollständig sein würde. Seit dem Gespräch mit Ducky allerdings schlich sich nach und nach der Gedanke ein, das es mit der Rettung noch nicht ganz vorbei war. Aber seiner Meinung nach würden sie alles andere auch packen, wenn Tony erst Mal wieder da war.

Ducky hingegen war der einzige, der alle besorgt beobachtete. Ihm war aufgefallen, dass keiner mit einem Verlust rechnete, so schlimm der Gedanke auch war. Seine Worte, die er an Direktor Shepard gerichtet hatte, waren ihm wieder in den Sinn gekommen. Retten wir Tony, dann retten wir Gibbs. Und jetzt musste er erkennen, wie recht er damit hatte. Keiner aus dem Team war im Moment psychisch sehr stabil, auch wenn sie es nach außen ausstrahlen wollten. Allein schon deshalb und natürlich auch für Tony, hoffte er inständig, dass sich die Hoffnungen aller bewahrheiteten. Nur so war ein Seelenfrieden der Betroffenen herzustellen und der NCIS würde nicht das in seinen Augen beste Team verlieren. Nachdenklich lief er weiter hinter den anderen her, bestrebt, wie vom Chefermittler vorausgesagt, Schritt zu halten, damit das fehlende Teammitglied nicht länger auf seine Rettung warten musste. Der Ranger hingegen war regelrecht wie ein Irrer losgelaufen. Er war bereits vorgewarnt worden. Die Direktorin des NCIS persönlich hatte ihm erklärt, dass dieses Team viel durchzustehen hatte und dass sie deshalb ein wenig abweisend reagieren könnten. Untertreibung des Jahrhunderts, dachte der junge Mann noch, als er von weitem die gesuchte Hütte erspähte.

Kapitel 39

Sorry das es jetzt erst weiter geht aber Stress und Krankheit haben mir keine Zeit gelassen. Ich versuche die nächsten 3 Kapitel wieder regelmäßig zu posten, danach wird es wieder ein wenig dauern, den meine Muse hat mich momentan verlassen und das Kapitel 43 lässt momentan auf sich warten. Also hoffe ihr lest die Story dennoch. LG claudi.
 


 

Kapitel 39:
 

In der Hütte:
 

„…aber Schatz, du musst mich verstehen. Ich kann meinen Patienten hier nicht allein lassen. Er ist in einer kritischen Phase und verweigert einen Krankenhausaufenthalt. Nur diese eine Nacht, dann ist er über den Berg. Dafür verlängern wir unseren Urlaub um zwei ganze Tage, versprochen.“ Sam seufzte, als er die enttäuschte Stimme seiner Frau vernahm, die ihn trotzdem wieder einmal verstand. Bevor er auflegte, säuselte er liebevoll in den Hörer: „Luzie, ich liebe dich. Du bist eine wundervolle, verständnisvolle Frau. Ich weiß nicht, wie ich dich verdient habe. Bis morgen, Süße.“

Schweren Herzens lauschte er der betrübten Erwiderung seiner Frau: „Ich liebe dich doch auch du Schwerenöter“, dann legte er auf. Glücklich schaute der Arzt auf das Handy, auf dem ein Bild seiner Frau erschien. Er küsste es, packte das Telefon dann aber schnell in die Tasche, da die Arbeit rief.

Sam begab sich jedoch zunächst in die Küche, um etwas Wasser und wenn möglich ein wenig Obst zu besorgen. Seine Freundin Kathie wirkte sehr blass und auch er musste Kraft tanken, immerhin würden die nächsten Stunden noch sehr anstrengend werden. Als er jedoch am Fenster vorbeiging, entdeckte er einen Schatten, der sich zuerst auf die Hütte zu bewegte, dann aber aus einem unbekannten Grund an einem der hinteren Bäume anhielt. Zuerst dachte er an einen Streich seines Gehirns, doch dann wurde ihm klar, dass es eine Rangeruniform war, die dort im Sonnenlicht hinter einem Baum schimmerte.

Sein Puls begann zu rasen und Schweiß rann ihm das Gesicht herunter, als sich seine Gedanken überschlugen und ihn totale Unruhe überfiel. Kathis Taten kamen ihm wieder in den Sinn und der Beruf seines Patienten machte ihm plötzlich totale Angst. Wie erstarrt stand er kurze Zeit an ein und demselben Fleck, bis er auf einmal wie ein gehetzter Hund losrannte. Er musste unbedingt mit Kathi reden, sie beruhigen und sich dann schnellstens selbst aus der Schusslinie begeben.

Kathi, Kathi. Was hast du nur getan – was habe ich getan? Ich hätte mehr für dich da sein müssen, dachte er sich noch, als er endlich den Kellerraum betrat. Kurz beobachtete er seine alte Schulfreundin, wie sie sich liebevoll um den Agenten kümmerte. Sie hatte ihn bereits gesäubert, neue Kleidung angezogen und gab ihm nun Streicheleinheiten und sanfte Küsse aufs Haar.

„He Sam, da bist du ja. Tom, er war ganz kurz wach, aber nicht wirklich orientiert. Ich bin dir so dankbar“, berichtete die junge Frau glücklich, bis sie das blasse, geschockte Gesicht des jungen Mannes bemerkte: „Was ist passiert? Geht es Luzie nicht gut? Ist sie sauer? Sam, bitte sag was! Was ist los?“, fragte sie ihn daraufhin besorgt. Doch ihr Gegenüber konnte zuerst nicht antworten. Diese krassen Kontraste machten ihm zu schaffen. Er verstand die Welt nicht mehr. Seine Kathi war so liebenswürdig und dann wieder so …. anders, so aggressiv. Er selbst war in einem Zwiespalt gefangen - zwischen einer Freundschaft, für die er geschworen hatte alles zu tun, und der neu aufgekommenen Gefahr, die er noch nicht ganz begreifen wollte oder konnte. Ihm war auch immer noch nicht bewusst, wie seine beste Freundin auf die veränderte Situation reagieren würde, sobald sie erfahren würde, was oben vor sich ging. Es war alles zu neu und unbekannt für ihn und Kathi hatte eine Veränderung durchlebt, die er in der kurzen Zeit noch nicht zur Gänze einschätzen konnte.
 


 

Vor der Hütte:
 

„Special Agent Gibbs? Da vorne ist die gesuchte Hütte.“, rief der Ranger recht laut zum Chefermittler während er euphorisch auf das Häuschen zeigte. Er wollte diesem grauhaarigen Bundesagenten beweisen, was er drauf hatte und das er ihm durchaus eine sehr große Hilfe sein konnte. Die Reaktion des Chefermittlers war aber anders als erwartet.

Der Angesprochene konnte nicht glauben, was er da zu hören bekam. Er schlich zum Teamfremden, blickte ihm tief in die Augen und allein das genügte, dass sein Gegenüber wusste, das er einen Fehler begangen hatte. Trotzdem unterstützte Gibbs seinen tödlichen Blick mit folgenden Worten, die er regelrecht ausspie, wenn auch leise: „Warum melden Sie uns nicht gleich an, Wilson? Mal von Überraschungsangriff gehört? Ich hoffe für Sie, dass es dadurch keine Komplikationen gibt!“

Der Ranger entschuldigte sich leise, sein Gegenüber aber schnaubte nur und ignorierte den Anfänger. Durch Handzeichen gab er lieber seine Befehle weiter. Mit seinem Zeigefinger deutete er auf seinen jüngsten Agenten, dann auf den hinteren Teil der Hütte, bevor er mit zwei Fingern auf seine Augen und auf die Hütte deutete. Allen war klar, dass McGee sich die Hinterseite der Hütte genauer ansehen sollte und wenn möglich einen Blick in die Hütte werfen sollte. Als er auf Ziva und sich deutete, dann auf die Hütte und seine Augen war der Israelin auch klar, dass sie mit ihrem Boss sich von vorn einen Überblick verschaffen würde. Es folgte ein Nicken und sie stürmten los. Kurz wandte der Chefermittler sich noch an den Ranger: „Sie bleiben hier“, knurrte er diesen an. Der junge Mann nickte nur noch verlegen, sogar leicht verängstigt. Dem Chefermittler in die Augen schauen, das schaffte er nicht mehr. Und begreifen konnte er diesen knurrigen Menschen schon gar nicht. Er fühlte sich ungerecht behandelt, immerhin wollte er doch nur helfen und wie ein Verbrecher wurde er dafür nun angefasst.

Ihm war zwar bewusst, das die Lautstärke nicht gerade geschickt gewesen war, aber warum musste man ihn denn gleich so niedermachen? Eine sachte, flüsternde Stimme holte ihn aus den Gedanken: „Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen, junger Mann. Agent Gibbs hat mit seinem Team in den letzten Wochen viel durchgemacht. Es wurden in seinen Augen viele Fehler gemacht, die besonders Agent DiNozzo geschadet haben und deshalb reagiert er sehr empfindlich auf solche kleinen Missgeschicke. Was halten Sie davon, wenn Sie sich nützlich machen und dem anderen Team entgegen gehen? So finden sie diese Hütte schneller und können dem Team helfen. Ich werde mich hier solange im Hintergrund halten, bis mich die anderen brauchen.“

„Ähm, vielen dank, Doktor Mallard“, entgegnete der Ranger überrascht, aber dankbar. „ Da mich hier niemand mehr benötigt werde ich Ihrem Rat folgen und dem anderen Team den Weg zeigen, so wie es meine Aufgabe ist“. Mit diesen Worten drehte er sich um und entfernte sich mit schnellen Schritten vom Pathologen. Ihm war eben klar geworden, dass der Chefermittler mit seinen Worten recht gehabt hatte und indem er Verstärkung für das NCIS – Team holte, wollte er seinen Fehler wieder gut machen.

Gibbs hingegen musste leicht schmunzeln, während er in einem gewissen Abstand zu der Israelin auf die Hütte zu schlich. Ihm war wieder einmal klar geworden, was er so an seinem Team - was er so an Tony schätzte: Sie schauten ihm ohne Angst in die Augen, waren mutig, wussten oft ohne Worte, was er wollte und sie hatten nicht nur Respekt, sondern tiefes Vertrauen und würden jederzeit ihr Leben füreinander riskieren. Außerdem hatte er in der Erziehung des jungen Ermittlers wieder eine Lebensaufgabe gefunden. Und selbst die Kappeleien im Team munterten ihn auf, auch wenn er es sich äußerlich nie anmerken ließ.

Als er an der Hütte ankam, vernahm er durch sein Mikro die flüsternde angestrengte Stimme McGees: „Boss? Boss, hier steht der gesuchte Wagen. Einen Eingang gibt es aber nicht. Durch das Fenster ist nicht viel zu erkennen. Ich glaube ….“ Gibbs aber unterbrach das junge Computergenie, als er beobachtete, wie ein Unbekannter im Boden in einem der hinteren Räume verschwunden war. „McGee. Komm sofort hierher.“ Zum Glück stand die Tür zu diesem Raum sperrangelweit offen, so dass sie durch die offene Türe eine Falltür in den Boden erblicken konnten, die sie sonst womöglich erst viel später entdeckt hätten. Der Chefermittler überlegte, wie es weitergehen sollte.

Ein unbekannter Raum ohne Einsicht - das Ganze wurde schwieriger als gedacht. Nachdem McGee sich zu seinen Teamkameraden gesellt hatte, befahl Gibbs leise: „Ziva, öffne erst einmal die Tür. Wir sichern zunächst die oberen Räume. McGee, du bleibst dann oben, sicherst dort alles ab. Ich gehe mit Ziva in den Keller. Seid vorsichtig.“

Der junge Computerexperte aber erwiderte ruhelos: „Aber Boss? …. Das ist….ziemlich….unsicher …oder?“

Der tödliche Blick seines Vorgesetzten ließ ihn dann aber verstummen.

„Hast du einen besseren Plan, McGee? Dann raus damit, sonst würde ich sagen, lasst uns keine Zeit verschwenden. LOS!“

Die junge Israelin öffnete die Tür und hielt ihre Waffe im Anschlag, nachdem auch ihr junger Kollege bestätigend den Kopf nickte. Auch McGee und Gibbs hatten bereits ihre Waffen entsichert und stürmten nun, sich gegenseitig sichernd, die Hütte.
 


 

Bei Abby:
 


 

„McGee. Komm hierher. Sofort“, ertönte es aus den Lautsprechern. Die junge Laborantin sprang hibbelig, gar unruhig auf und sprach aufgeregt: „Bert, Jimmy, wir haben sie. Wir können den Einsatz verfolgen. Ich bin total gespannt, wie diese Verrückte reagieren wird. Die wird was erleben können, wenn Gibbsman sie in die Finger bekommt und wir sind live dabei…“ Durch ihre Euphorie hatte sie gar nicht bemerkt, dass durch das Mikro keine weiteren Gespräche zu vernehmen waren. „Abby, bist du sicher, dass die Verbindung noch steht? Ich höre gar nichts mehr?“, fragte Palmer daraufhin unsicher.

Die Schwarzhaarige schaute ihn aber nur durchdringend an und mit leicht aufbrausender Stimme entgegnete sie: „Du wagst es, an mir zu zweifeln, Jimmy?“ Trotzdem tippte sie ein paar Befehle in den Computer ein, nur um festzustellen, dass alles in Ordnung war.

„Mmmmh, sie scheinen Funkstille zu halten, so was Gemeines“, erklärte sie dem Assistenten Duckys trotzig, auch wenn ihr natürlich bewusst war, dass es oft überlebenswichtig sein konnte und das Team gerade bei einem Überraschungsangriff lautlos vorgehen musste.
 

Bei der Direktorin:
 

Jenny saß im dunklen Videokonferenzraum. Es herrschte dort eine erschreckende Stille, wenn man von der Stimme ihres Gesprächspartners absah, der sie über die neusten Geschehnisse im Irak informierte. Spezial Agent Delgardo fiel ein leicht abwesendes Verhalten der Direktorin auf, auch wenn sie die Fakten, die er zu berichten hatte, interessiert aufzunehmen schien. Deshalb schloss er seinen Bericht so schnell wie möglich ab, damit sie sich dem Problem, das sie offensichtlich beschäftigte, stellen konnte. Kaum hatte er sich verabschiedet, da erklärte einer der im MTAC arbeitenden Computerspezialisten: „Agent Rosner ist in der Leitung, Direktor.“

„Stellen sie durch!“, befahl sie voller Hoffnung, dass es gute Neuigkeiten gab. „Ähm, es gibt nur ein Problem, Ma’am – die Videokonferenz mit Admiral Washington wäre jetzt und er ist ebenfalls in der Warteschleife.“

„Funken Sie dem Admiral durch, dass sich die Konferenz um einige Minuten verschiebt und dann geben Sie mir Agent Rosner auf den Schirm“, befahl die Direktorin daraufhin energisch mit autoritärer Stimme. Ungeduldig sprach die junge Frau durch ihr Mikro, während auf dem Bildschirm ein junger, schwarzhaariger Agent erschien, dessen Gesichtszüge verhärtet wirkten. Er schien sogar um Jahre gealtert zu sein, seit Jenny ihm das letzte Mal begegnet war. Im Hintergrund sah sie Wald. Das bedeutete, Agent Rosner war bereits in Jarrettsville Park angekommen.

„Was gibt es Neues, Agent Rosner? Haben Sie Kontakt mit Agent Gibbs aufgenommen?“, fragte die Direktorin neugierig, gar hoffnungsvoll.

„.Ma’am. Ich bin mit meinem Team eben angekommen. Gibbs musste mit seinem Team zu Fuß weiter, wie sie vielleicht schon wissen und wir hoffen, dass wir sie noch einholen können. Er hat mich allerdings angerufen, dass er bereits dabei ist, die Hütte zu stürmen. Und eins hat er mir noch ausgerichtet – wir sollen schnellstmöglich einen Hubschrauber anfordern. Das Serum, das gefunden wurde, ist gefährlicher als vermutet und schnelle ärztliche Hilfe könnte notwendig sein. Uns kommt eben ein Ranger entgegen. Er wird uns sicher so rasch wie möglich zur Hütte bringen. Haben Sie noch Fragen, Madame Direktor?“, erklärte der Agent, während er mit seinem Team auf dem Weg zu dem Chefermittler war.

„Ich möchte, dass Sie Ihre Video- und Funkausstattung mit dem MTAC verkoppeln, so dass ich die Aktion auf dem Monitor verfolgen kann. Der Hubschrauber wurde bereits von uns losgeschickt und dürfte in zehn Minuten am Zielort eintreffen. Viel Glück, Agent Rosner. Holen Sie Agent DiNozzo endlich nach Hause.“

Sie sah noch ein bestätigendes Nicken, da der Agent seine Kamera vor sein Gesicht gehalten hatte, bevor das Bild verwackelte und kurz danach der grünen Natur Platz machte. Agent Rosner hatte die Kamera nun an seiner Schutzweste befestigt und so hatte sich die Perspektive ein wenig geändert.

„Legen Sie mir Admiral Washington ebenfalls auf den Bildschirm, in Kleinformat. Ich muss unser Treffen verlegen“, befahl Jenny nun. Nach dem Gespräch mit Agent Rosner funktionierte ihre sonst so wirkungsvolle Verdrängungstaktik nicht mehr und der Einsatz war ihr im Moment schlicht wichtiger. Der Satz, den ihr der Pathologe vor einiger Zeit ans Herz gelegt hatte, ließ sie schon lange nicht mehr los „Retten wir Tony, dann retten wir Gibbs“. und der Gedanke, dass Tony in größerer Gefahr schwebte als vermutet, bereitete ihr Unbehagen.

„Direktor Shepard! Schön, dass Sie die Zeit finden, um die Entwicklungen im Persischen Golf mit mir zu besprechen. Es ist wichtig, dass Sie mir weitere ….“, der Admiral wurde aber von einer bekannten weiblichen, autoritär klingenden Stimme unterbrochen. „Admiral Washington. Ich muss einen wichtigen Einsatz überwachen, der meine vollste Aufmerksamkeit benötigt. Wäre es möglich und auch ausreichend, wenn wir die Besprechung eine Stunde verschieben oder stellt es ein Problem dar?“

Der Admiral schaute der jungen Frau direkt in die Augen und er erkannte etwas, was er immer gesehen hatte, wenn er an einem schwierigen Einsatz teilgenommen hatte – Sorge um einen Kameraden. Er war selbst ein Marine und deshalb entgegnete er mit fester Stimme: „Direktor, es ist nichts wichtiger, als jemanden zu retten. Viel Glück und bis in einer Stunde.“

Jenny war sehr überrascht von der positiven Reaktion des Marines. Viel konnte sie aber nicht darüber nachdenken, da einer ihrer Mitarbeiter den Einsatz im Jarrettsville Park in Großformat auf den Schirm gelegt hatte, damit der NCIS – Chefin nichts entgehen konnte.
 

Im Keller der Hütte:
 

Nervös war Sam an seinen Patienten herangetreten. Er hatte immer noch nicht auf die Frage seiner Freundin reagiert – die Antwort blieb ihm einfach im Halse stecken. Mit zitternden Fingern legte er die Blutdruckmanschette an, immerhin war der Wert erst zu niedrig gewesen und dann plötzlich in die Höhe geschossen, das war selbst für ein gesundes Herz nicht gut. Deshalb wollte der Arzt überprüfen, ob er jetzt halbwegs stabil war. Außerdem war es eine Möglichkeit, Ablenkung zu finden, wenn auch nur für Sekunden. Kathi ließ ihn nämlich nicht mehr aus den Augen. Sie hatte die starke Wesensveränderung ihres Freundes bemerkt.

Ein komisches Gefühl überfiel die junge Frau und nachdem er ihr nicht einmal mehr in die Augen sehen wollte, umfasste sie fest seine Schulter, damit Sam keine Möglichkeit mehr hatte, ihren beunruhigten Blicken zu entgehen. Obwohl er versuchte, sie zu ignorieren, da er sich erst einmal sammeln wollte, schaffte er es nicht, denn ihre besorgte, aber dennoch sanftmütige Stimme holte ihn aus seiner verängstigten Starre: „Sam, rede doch mit mir. Es gab doch bisher nichts, was wir nicht zusammen lösen konnten und deshalb machst deine Reaktion mir Angst. Ich kann dir sicher helfen, also was ist passiert?“

Langsam reagierte er. Er schaute vorsichtig, fast in Zeitlupe in Richtung ihrer Augen und dann verlor er sich fast in ihnen. Stotternd und flüsternd begann er abwesend, wie in einem tranceartigen Zustand, zu reden und ihr zu erklären, was ihm so einen Schrecken versetzt hatte: „Kathi… ich bin ein einfacher Familienvater… glücklich… Unsere Freundschaft aber, sie hat mir immer viel bedeutet. …. Unser Schwur – ich habe ihn nicht vergessen. …Viele würden es als albern empfinden, …aber wir haben ihn damals mit unserem Blut… gefestigt und du hast ebenso viel für mich und meine …Frau getan – durch dich sind wir zusammengekommen. …

Aber Kathi, ich schaffe es nicht mehr. …Oben sind Polizisten vor der Hütte. …Ich werde mich gemeinsam mit dir stellen, ja… ich werde dir sogar einen guten Anwalt besorgen, …nur lass uns bitte gehen. …Ich meine, du hast dich doch nur in etwas verrannt - dich verliebt und diese Liebe wurde erneut nicht erwidert. Dieser Tom, du hast dich gut um ihn gekümmert – dir wird sicher nichts passieren. Lass uns das Ganze einfach nur beenden. Ich habe Angst, dass dadurch mein Leben zerstört wird, Kathi. Das ist es nicht wert!“ Gegen Ende der Erklärung war die Stimme des Arztes immer fester und sicherer geworden, endlich überzeugt davon das Richtige zu tun.

Kathi hatte sofort die Schultern ihres Gegenübers losgelassen, als sie gehört hatte, dass diese NCIS – Leute sie gefunden hatten. Sie wollte und konnte es einfach nicht glauben. Fassungslos entglitten ihr ihre Gesichtszüge und sie fühlte sich noch enttäuschter, allein gelassen und tief verletzt, wenn sie daran dachte, was ihr Freund anschließend gesagt hatte. Er hatte tatsächlich vor, sie im Stich zu lassen – sie sollte einfach so aufgeben und Tony für immer verlieren. Allein das ließ sie an dieser Freundschaft zweifeln. Tief in Gedanken griff sie seinen Arm und als er erleichtert sprach: „Gut, ich wusste, dass du vernünftig bist“, da wusste sie, dass er sie verraten hätte. Ihr alter Freund verstand ihre Gefühle, ihre Ängste einfach nicht und er konnte nicht nachvollziehen, was sie mit diesem NCIS durchgemacht hatte. Immerhin hatten diese Agenten ihr die große Liebe entzogen. Als beide bei der Tür waren fragte sie verbittert: „Wie würdest du dich fühlen, wenn man dir Luzie wegnehmen würde? Würdest du das zulassen?“. Dann schubste sie den Arzt aus der Tür, bevor sie diese schnell verschloss. Diese NCIS – Parasiten konnten zwar in ihr Haus eindringen und ihrem Freund den Kopf verdrehen aber am Ende würde sie gewinnen, da war sie sicher.

Traurig und verletzt schaute sie zum Bett in dem Tony lag. Dort schien sich langsam etwas zu regen.
 

Bei Tony:
 

Tony wurde allmählich wach. Es fiel ihm noch schwer, die Augen offen zu halten. Ihm taten alle Muskeln weh, sein Kopf schmerzte, das Denken fiel ihm schwer und in seinem benebelten Zustand musste er erst Mal überlegen, was überhaupt passiert war. Die Umgebung kam ihm befremdlich vor. Allein das verstärkte das unbeschreibliche Angstgefühl, das ihn befallen hatte, und so stieg auch der Puls sehr rasant an. Seine Augen brannten und er hatte Probleme sich zu konzentrieren und so konnte er nur langsam die ganze Umgebung, seinen Gesundheitszustand und vor allem die junge Frau, die langsam auf ihn zuging, wahrnehmen. Kathis Stimme wirkte für ihn undeutlich und ihre Silhouette erschien verschwommen. Die Angst erzeugte ein leichtes Zittern an seinem Körper, was die junge Frau beängstigt wahrnahm. Beruhigend, mit sanfter Stimme sprach sie auf Tony ein und nach und nach erreichte sie, dass der Halbitaliener sich entspannte. Es lag aber auch daran, dass er nicht nur eine undeutliche Gestalt erblickte, sondern das Gesicht von Kathi erkannte. Sein Gedächtnis wurde nach und nach klarer und auch die Verschwommenheit hatte soweit nachgelassen, dass er sich ein wenig sicherer fühlte.

Matt und müde blieb er einfach auf dem Bett liegen. Ein kleines Angstgefühl konnte er jedoch nicht loswerden und so blieben seine Muskeln weiterhin angespannt. Kathi hingegen schaute ihn liebevoll an, streichelte ihn sanft übers Gesicht und küsste ihn zaghaft. Leise fragte sie ihn, wie er sich fühlte. Sie schien in irgendeinem Wahn gefangen zu sein, da sie den Körper ihres Geliebten einfach nicht mehr loslassen konnte, oder gar wollte? Ihre Augen hatten auch etwas Trauriges an sich und so fragte Tony mit heiserer, leiser Stimme: „Was….betrübt dich?“

Die junge Frau aber streichelte ihn nur zaghaft weiter – minutenlang bis sie ein Poltern vor der Tür vernahm. „Keine Angst, mein Schatz. Uns wird nichts geschehen. Sie werden uns niemals trennen, das verspreche ich dir.“
 

Fortsetzung folgt...

Kapitel 40

Hi sky. Ich freu mich as du wieder meine Story liest. Ich stelle dir hier zwei Kapitel on, so als Nikolausgeschenk. Wünsche dir viel Spass beim lesen und nur noch eins bevor es losgeht, lass dich einfach überraschen ja???????????

LG Claudi
 


 

Kapitel 40
 

Bei McGee in der Hütte:
 

Gerade als Gibbs und Ziva sich auf den Weg in die Kellerräume gemacht hatten, kam Agent Rosner mit seinem Team in der Hütte an. Sie hatten sich leise der Hütte genähert, da sie keinen Kontakt zum anderen Team bekommen hatten. Als erstes trafen sie auf McGee. Er hatte die Sicherung der oberen Räume übernommen und dementsprechend empfing er auch das neue Team mit der Waffe im Anschlag. Der Adrenalinspiegel war bei allen sehr hoch, sie spürten die Anspannung regelrecht in der Luft. Alle Agenten des NCIS waren in Alarmbereitschaft, besonders, da die Situation sehr unübersichtlich war. Dennoch schlummerte die Hoffnung, das alles am Ende gut werden würde tief in allen.

Den Agenten des neueren Teams fiel sofort auf, wie nervös der Computerspezialist wirkte, auch wenn er es gut verstecken konnte. Einerseits war es verständlich, nach allem was die Agenten bereits durchgemacht hatten. Trotzdem musste dem Gefühl nach noch etwas geschehen sein.

„Agent McGee, Bericht.“, befahl Rosner. Er sah seinem Gegenüber an, das dieser erleichtert war, dass Verstärkung eingetroffen war. Der Computerspezialist seufzte tief, wischte sich den Schweiß von der Stirn und dann berichtete er: „Gut dass Sie da sind. Gibbs hat mir befohlen, hier alles zu sichern. Er ist mit Ziva in den Keller gegangen, nachdem wir beobachtet hatten, wie jemand durch eine Luke nach unten gestürmt ist. Sie sind diesem Unbekannten nachgeschlichen und haben nach kurzer Zeit auch schon Kontakt gemeldet. Ich habe nur irgendwas von einem Arzt vernommen, den sie verhaftet haben. Die Funkverbindung war sehr schlecht. Wir haben keine Videoausrüstung dabei. Ich habe immer nur Brocken verstanden, aber soweit es ankam, waren sie kurz davor, einen Raum zu stürmen. Dann ist der Kontakt gänzlich abgebrochen.“

„Okay Agent McGee. Ich gehe mit Agent Garden nach unten. Der Rest wird hier alles sichern und die Ärzte schicken Sie erst rein, wenn alles geklärt ist. Ich habe den Ranger zur Hubschrauberbesatzung geschickt, mit dem Befehl, die Mediziner hier her zubringen. Agent Edison wartet ebenfalls am Landeplatz um Ihnen zu helfen. Also los.“, erklärte der zweite Teamleiter eilig das weitere Vorgehen, bevor er sich rasch zur Falltür bewegte.
 

Währenddessen bei Gibbs und Ziva:
 

Der Chefermittler und die Israelin sicherten sich währenddessen auf dem Weg nach unten gegenseitig ab. Beide waren nervös und die Angst zu spät zu kommen war nun ihr ständiger Begleiter. Auch wenn man es ihnen nach außen hin nicht ansehen konnte, so waren sie sehr angespannt. Als sie unten angekommen waren, hörten sie eine Tür knallen. Eine verzweifelte, männliche Stimme rief irgendetwas Unverständliches. Die beiden Ermittler gaben sich Zeichen fürs weitere Vorgehen, bevor sie sich an den verzweifelten Fremden heranschlichen. Langsam konnten sie ihn verstehen. Er rief immer wieder: „Kathi, tue das nicht, bitte.“ Er bemerkte nicht einmal, wie er eingekesselt wurde, bis ein kalter Lauf seinen Nacken berührte. Die wütende Stimme des Teamleiters befahl ihm streng aber leise: „Hände hoch. Sagen Sie mir wer sie sind, was sie hier machen und wo mein Agent ist.“

Sam fing am ganzen Köper an zu zittern. Er nahm sofort seine Hände hoch, drehte sich langsam um und blickte in ein wütendes Augenpaar und in einen Waffenlauf. Der Schreck ließ ihn für kurze Zeit erstarren. Doch der kalte, schwarze Lauf holte ihn schnell in die Realität zurück und so setzte er stotternd zu einer Erklärung an: „Ich bin … Arzt. Meine Freundin Katharina,… sie brauchte Hilfe …Ich wollte doch wirklich niemandem Schaden. … wurde von allem überrumpelt …und als ich sie überzeugen wollte aufzugeben, … naja, …sie … sie ist echt … durchgedreht, hat mich einfach rausgeworfen. … Ich konnte nichts mehr tun … ich … Lassen Sie mich noch einmal mit ihr reden … , bitte.“

Ziva hatte dem Unbekannten Handschellen angelegt und während ihr Vorgesetzter versuchte, etwas durch die Tür wahrzunehmen, hörte sie den wirren Worten des Fremden zu. Ihr wurde immer klarer, in welch einer Gefahr Tony sich befand und deshalb zwang sie ihren Häftling, sich auf den Boden zu legen, bevor sie sich zu Gibbs bewegte.

Dieser versuchte gerade, McGee etwas zu funken: …Wir haben ihn festgenommen. Die Zeit, um auf Verstärkung zu warten ist zu knapp. Deshalb werden wir stürmen. … “

Nachdem ihr Boss fertig war und keine Antwort erhalten hatte, flüsterte sie ihm besorgt zu: „Sie weiß von uns. Wer weiß, was diese Irre macht, wenn sie sich in die Enge getrieben füllt. Wie willst du vorgehen? Ich würde sofort stürmen.“

Der Grauhaarige nickte nur bestätigend. Ihm waren die Risiken ebenfalls bewusst. Nicht ohne Grund hatte er seinem jungen Agenten seinen Plan zugefunkt, wenn auch ohne Erfolg. Nach kurzer Überlegung zeigte er seiner Liasonoffizierin an, dass sie ihn decken sollte, bevor er mit Anlauf und einem Fußtritt die Tür eintrat.

Schnell verschafften sie sich einen Überblick und was sie sahen, erschreckte beide. An der hinteren Wand stand ein Bett, in dem Tony lag. Über ihm gebeugt war die junge Frau von dem Foto.
 

Währenddessen bei Tony:
 

…Keine Angst mein Schatz. Uns wird nichts geschehen. Sie werden uns niemals trennen, das verspreche ich dir.“

Nochmals küsste Kathi ihren Geliebten auf den Mund, der vor Entsetzen nichts erwidern konnte, als beide plötzlich ein Splittern der Tür vernahmen. Tony hörte nur noch eine Stimme, in der mehrere Emotionen zu vernehmen waren, die er selbst in seinem Zustand wahr nahm – Wut, Freude und ein wenig Angst. Die Stimme kam ihm seltsam bekannt vor, so dass er angestrengt überlegte. In dem Moment als der Fremde befahl: „Lassen Sie die Spritzen fallen. Treten sie sofort von ihm weg.“, da fielen dem Halbitaliener die blauen Augen ein.

Konnte es sein….?

Weiter konnte er jedoch seine Gedankengänge nicht nachvollziehen, da er von zwei schmerzlichen Stichen in seiner Brust abgelenkt wurde. Erschrocken, auch verwirrt blickte er in total wahnsinnig dreinblickende Augen. Die ganze Situation überforderte ihn. Auf einmal überfiel ihn eine schrecklich bleierne Müdigkeit. Fragend, beinahe schon vorwurfsvoll sah er noch einmal zu Kathi, die ihn ein letztes Mal küsste, bevor sie sich von ihm abwandte. Der junge Halbitaliener hatte erneut die blauen Augen vor sich und hörte wieder diese Stimme, die nun verzweifelt und doch autoritär klang. Dennoch konnte er sie nicht wirklich zuordnen: „Was haben Sie getan? Gehen Sie sofort weg von ihm oder ich vergesse mich.“

Alles um Tony herum verschwamm langsam. Er kämpfte gegen die schweren Lider an, die zuzufallen drohten. Ein taubes, schweres Gefühl befiel nach und nach seinen ganzen Körper. Immer häufiger kamen Schluckbeschwerden hinzu und ständig musste er leicht husten, da ein leichtes Kratzen im Hals reizte. Der Kopf schmerzte immer mehr, ein Druck im Brustkorb wurde immer stärker und eine durchdringende Mattigkeit durchzog seinen Körper. Es war mit der bleiernen Schwere zu vergleichen, die einen bei hohen Fieber überfiel. Immer wieder wurde ihm schwarz vor Augen und das Atmen wurde immer schwerer. Der Gedanke an die blauen Augen aber half ihm den Kampf gegen die Bewusstlosigkeit noch eine Zeit lang zu gewinnen. Eins nur war bei Zeiten verloren – der Kampf gegen die Konzentration aufs weitere Geschehen. Tony war so mit dem Konflikt um seinen Körper beschäftigt, dass das weitere Geschehen von ihm total ausgeblendet wurde.
 

Zugleich bei Gibbs:
 

Wut aber auch Angst stiegen im Chefermittler auf, als er sah, wie diese Verrückte sich über Tony lehnte. Er wollte und konnte nicht so kurz vor dem Ziel seinen ranghöchsten Agenten, seinen Freund und seinen Lebensretter verlieren. Er brüllte regelrecht: „Lassen Sie die Spritzen fallen. Treten Sie sofort von ihm weg. …“ Weiter aber kam er nicht, da hatte diese Verrückte bereits direkt in Tonys Brust gestochen. Kurz wusste Gibbs nicht, was er tun sollte, da er erneut einen kommenden Verlust vor Augen hatte. Als die Frau sich dem Braunhaarigen aber noch weiter nährte und ein Skalpell unter dem Bett hervorzog reagierte er blitzschnell. Er schoss ihr in die Schulter, sah, wie sie vor ihrem Opfer zusammenbrach und wie ihr die Waffe kraftlos, ohne weiter Schaden anrichten zu können, aus der Hand fiel.

Ziva hatte währenddessen den Raum gesichert, doch als die Verdächtige Tony bedrohte, hatte sie leider ein schlechtes Schussfeld und so konnte sie nicht auf Kathi schießen, ohne auch Tony oder die Sauerstoffflasche zu treffen.

Und als sie sich in die richtige Position begeben hatte, war bereits alles geschehen. Der Chefermittler gab ihr den Befehl, sofort Hilfe zu holen – er erinnerte sich nur zu gut daran, was für Folgen das Serum für Tony haben könnte. Ziva aber besorgte Verbandsmaterial und zog die Entführerin erst einmal vom Bett weg, so das Gibbs sich besser um ihren Partner kümmern konnte. Der Chefermittler hingegen hatte sich schnell auf seinen verletzten Agenten zubewegt. Das Messer der Verbrecherin kickte er kurz weg, bevor er sich ohne weiteres Tony widmete.

Dieser schien mit der Bewusstlosigkeit zu kämpfen, aber noch auf irgendetwas zu warten.

Sanft strich ihm der Teamleiter übers Gesicht, froh ihn wieder zu haben. Leicht ängstlich blickte er dann aber auf die Vitalanzeigen und bat: „Tony, kämpfe. Bitte lass es nicht so kurz vor dem Ziel enden.“

In dem Moment öffnete der Halbitaliener seine schweren Augenlider, die er zwischenzeitlich geschlossen hatte.

Die Stimme, ich musste unbedingt wissen, zu wem sie gehört. Und vor allem, wer bin ich selbst? Und der Name Tony, er klingt mehr als vertraut. Nur wer war damit gemeint? , dachte der Verletzte.

Mit bebender, kraftloser Stimme fragte der Braunhaarige den ihm Fremden mit den blauen, leuchtenden Augen: „Wer… sind …Sie? … Woher …kenne…? Angst… habe … allein! Wer …ich…?“ Die Kraft verließ ihn schnell und Gibbs war zu perplex von den Fragen, um ihm sofort zu antworten. Der Schmerz, der in seinem Herzen ausgelöst wurde, war dafür unerträglich.
 

Bei Abby und Palmer:
 

Abby war seit den letzten Ereignissen extrem nervös. Sie hatte mitbekommen, dass eine Videoübertragung des Angriffs in das MTAC durch Agent Rosners Team stattfand. Nun hatte sie diese ebenfalls auf ihren Schirm gelegt, so dass sie und Jimmy die Geschehnisse mitverfolgen konnten.

Zuerst war nicht viel zu erkennen außer grünem Wald und einem Ranger, der das Team führte. Doch als sie in der Hütte angekommen waren, sah sie einen nervösen McGee. Er zielte sogar einen Moment mit seiner Waffe auf das ankommende Team. Sofort drückte Abby ihren Bert fester und schluchzend fragte sie Palmer: „Oh mein Gott, was ist denn mit Tim los? Und wo sind Gibbs und Ziva? Den Beiden wird doch nichts passiert sein, oder? Und Tony? Ich habe echt ein übles Gefühl. Was wenn dieses Serum an ihm ausprobiert wurde? Was wenn das Team zu spät kommt? Wir haben soviel durchgemacht – wir haben echt verdient, dass es ihm gut geht, meinst du nicht auch?“

Ein tiefer Seufzer durchfuhr das Labor. „Abby. Warten ist echt schrecklich. Tony hat aber die besten Retter, und was am wichtigsten ist, die besten Freunde, die er sich wünschen kann. Er wird nicht aufgeben, allein schon für euch wird er kämpfen.“, beruhigte Jimmy die Goth.

Erleichtert schaute die junge Laborantin ihrem Freund in die Augen, bevor auch sie seufzte. Dann blickte sie wieder hoffend auf ein Bild ihrer Freunde, bevor sie das weitere Geschehen verfolgte.

Ein Anruf holte sie aus ihren Gedanken. Sie meldete sich traurig mit „Hier die NCIS - Forensik, Sciuto am Apparat. Wer stört zu solch wichtiger Stunde?“ Schnell wurde sie von einer sanften Stimme unterbrochen. Die Direktorin wusste, wie verbunden Abby mit dem Team und vor allem, wie sensibel die Goth war. Deshalb erklärte sie freundlich: „Abby, ich verfolge den Einsatz ebenfalls. Mir wurde mitgeteilt, dass Tony so schnell wie möglich nach seiner Befreiung ins John Hopkins Bayview Hospital nach Baltimore gebracht wird. Sie haben eine gute Abteilung für Traumapatienten und nach allem was er durchmachen musste sind wir so auf der sicheren Seite. Da Sie noch einen weiten Weg vor sich haben, würde ich vorschlagen, dass Sie sich jetzt schon auf den Weg machen.“

Die Gedanken der Laborantin überschlugen sich. Ihre Ängste, Tony zu verlieren, kamen einen kurzen Augenblick wieder an die Oberfläche und lähmten die dunkelhaarige Goth. Doch dann atmete sie tief durch und erwiderte: „Es wird alles gut werden. Danke Direktor.“ Nachdem sie aufgelegt hatte, schnappte sie sich Bert und Palmer, der sie total verdutzt anschaute. „Wir fahren nach Baltimore. Dort wird Tony hingebracht, sobald sie ihn befreit haben. Kommst du nun mit oder was?“, fragte sie ihr Gegenüber ungeduldig. Der Autopsiegremlin, total überrascht, wollte die junge Frau nicht allein lassen und so folgte er ihr zu ihrem roten Gefährt, den er leicht misstrauisch beäugte, bevor er einstieg.
 


 

Im Keller bei Tony und Gibbs:
 

Noch immer schaute der Teamleiter seinen Agenten an. Sanft zog er ihn in seine Arme, drauf bedacht, die Kabel nicht abzureißen. Er spürte die Wärme des Körpers, fühlte den Herzschlag, auch wenn er sehr beschleunigt war. Obwohl sein junger Agent ihn nicht zu erkennen vermochte, hatte er dennoch Vertrauen in ihn – das ließ den Grauhaarigen hoffen.

Tony hatte erschöpft seine Augen geschlossen. Der Kampf gegen die Schwärze wurde schwerer und schwerer. Aber er fühlte auf einmal auch ein Gefühl der Geborgenheit, das ihn durchflutete. Was ihn aber dazu veranlasste, die letzten Kraftreserven aus sich rauszuholen, waren folgende Worte, die sanft, fast schon mit einer verletzlichen Stimme gesprochen wurden: „Tony, dein Name ist Tony. Ich habe dich lange gesucht, …“

Kathis gehässige Stimme im Hintergrund machte Gibbs allerdings so wütend, dass er sich kurzzeitig von Halbitaliener abwandte. Die Entführerin wurde bereits von Ziva festgehalten, während der Chefermittler sich um den Agenten kümmerte. Eine Kompresse hatte bei der Geiselnehmerin bereits die Blutung gestillt und ein Pflaster diente jetzt als Verband. Kathi verspottete Gibbs regelrecht, obwohl die Israelin mit einigen schmerzhaften Handgriffen versucht hatte, sie zum Schweigen zu bringen: „Sie werden ihn nicht retten können, Gibbs. Er gehört mir und wenn ich Tony nicht haben kann, dann wird ihn keiner besitzen. Sie sind zu spät gekommen. Ich habe ihm nach seinen Alpträumen erzählt, dass er ein Verbrecher ist, dass er einen Polizisten, erschossen hat – sie!!! Ihre blauen Augen wollten ihn nämlich nicht loslassen. Er war so leicht zu manipulieren und er hat mir alles abgekauft. Sie hatten ihn verloren, als ich ihn zu mir geholt habe und er aufgewacht war. Haha, er glaubt, er ist ein Verbrecher…..!“ Immer wieder lachte sie hämisch.

Der Grauhaarige aber wollte sich nicht vorstellen, was Tony alles durchgemacht hatte.

Sanft schaute er wieder auf ihn herab, verstrubbelte die Haare und verharrte dort mit seiner Hand.

Elektrisiert und besorgt verfolgte er, wie sein Agent kämpferisch, aber mühsam die Augen öffnete. Gibbs wusste nicht, wie er in so kurzer Zeit das ganze Geschehene erklären sollte und so seufzte er nur und erklärte: „Es tut mir alles so leid, Tony! Ich….!“

Das nächste Wort seines Agenten aber machte ihm Hoffnung. Der Halbitaliener presste es verkrampft und schmerzerfüllt raus, nachdem ihm eine Flut veränderter Traumszenen regelrecht die Wahrheit gezeigt hatte. Vieles war noch undeutlich, lag ihm nur auf der Zunge, ohne dass er es aussprechen konnte, aber ein Wort musste er einfach noch loswerden, bevor er seine Kraft zur Gänze verlor: „Gibbs?“

Aber dann geschah das Schlimmste. Beide schauten sich noch einmal an - dieser Moment war magisch. Doch plötzlich verdrehte der Braunhaarige seine Augen. Die Geräte schlugen Alarm - der Puls sackte erneut ab, das Herz schlug ebenfalls in einem unregelmäßigen Tempo und die Sauerstoffsättung war bereits unter 90 gefallen. Die Spritzen hatten ihre Wirkung erzielt und zu einem Atemstillstand geführt.

Kapitel 41

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bei Kathi:
 

Kathi wollte, als ihr bewusst geworden war, dass sie ihren Schatz an diesen Grauhaarigen verlieren würde, nur noch eins – ihrem Liebsten einen schnellen Tod bescheren und ihn später ins Reich der Toten begleiten. Es war nur noch eins zu tun. Sie wollte sich verabschieden, die letzten Augenblicke vor seinem Tod mit ihm genießen und das hatte ihr dieser grauhaarige Mistkerl mit seinem plötzlichen Eindringen auch noch genommen. Die Schmach, dass dieser Mann ihr ihren Liebsten nun erneut wegnahm, konnte und wollte sie nicht ertragen. Aber selbst Plan zwei, zusammen mit ihrem Schatz in den Tod zu gehen, das hatte dieser Mistkerl ihr gekonnt verwehrt, indem er ihr einfach in die Schulter geschossen hatte, anstatt sie wenigstens durch einen Schuss in ihr Herz für immer mit Tony zu vereinen.

Ihr war kurz schwarz vor Augen geworden und ein grausamer Schmerz hatte sich von der Schulter her ausgebreitet, der sie regelrecht in die Bewusstlosigkeit ziehen wollte. Ihre Augenlider waren schon sehr schwer geworden. Nur die Angst, dass alles vorbei sein könnte, und der Wunsch, zu wissen, was nun passieren würde, hielt sie fürs Erste wach. Schnell aber wurde der Schmerz durch eine größere Emotion verdrängt, die ihr neue Kraft verlieh – unbändige Wut. Die Israelin hatte es gewagt, sie von ihrem Liebling zu trennen. Diese Schnepfe hatte ihr zwar einen Verband angelegt und die Blutung gestillt, Kathi im selben Atemzug aber von Tony weggezogen. Aber noch schrecklicher war, dass dieser Grauhaarige sich auf ihren Geliebten gestürzt hatte und ihm zärtlich übers Gesicht streichelte. Und dann zog er ihren Liebsten auch noch in seine Arme. Am Schlimmsten war allerdings, dass von Tony keine Gegenwehr kam, sondern der Braunhaarige das sogar noch zu genießen schien.

Der Teamleiter wirkte unheimlich erleichtert, da er endlich seinen verlorenen Agenten gefunden hatte und diese Zufriedenheit musste sie diesem Ekel austreiben.

Wütend kämpfte Kathi gegen die kräftigen Arme der Israelin an, die sie nach draußen ziehen wollten. Je mehr sie sich wehrte, desto heftiger spürte sie einen Schmerz im Handgelenk, in der Schulter und in ihrem Arm. Die Schwarzhaarige schien einen ihr unbekannten Handgriff zur Verteidigung anzuwenden, welcher Kathi extreme Qualen bereitete. Doch selbst diese Höllenqual überstand die Entführerin, denn sie wollte nur noch eins, ihr Werk vollenden und diesem in ihren Augen selbstverliebten, besserwisserischen, grauhaarigen Arschloch seine Freude nehmen. Ihrer Meinung nach war er schuld an allem, und auch für Tonys Tod würde er die Verantwortung übernehmen müssen.

Wieder spürte sie ein Ziehen an ihrem Handgelenk und durch einen erneuten Druck der Mossadoffizierin auf einen gewissen Punkt wurde ein heftiger Schmerz ausgelöst. Kathi krümmte sich unter dem erneuten Schmerz und schrie kurz voller Pein auf. Doch trotz der Qualen siegte die Wut auf den Chefermittler und so lachte sie bitter und voller Hass und entgegnete dem grauhaarigen Agenten höhnisch: „ Sie werden ihn nicht retten können, Gibbs. Er gehört mir und wenn ich Tony nicht haben kann, dann wird ihn keiner besitzen. Sie sind zu spät gekommen. Ich habe ihm nach seinen Alpträumen erzählt, dass er ein Verbrecher ist, dass er einen Polizisten, erschossen hat – Sie!!! Ihre blauen Augen wollten ihn nämlich nicht loslassen. Sie waren wirklich lästig, aber ich hatte ihn im griff. Er war so leicht zu manipulieren und er hat mir alles abgekauft. Sie hatten ihn verloren, als ich ihn zu mir geholt habe und er aufgewacht war. Haha, er glaubt, er ist ein Verbrecher und sie werden sie werden es nicht mehr ändern können … !“

Erneut lachte sie hämisch, während sie verzweifelt versuchte sich loszureißen. Doch ihre Worte schienen diesem Idioten nicht einmal etwas anzuhaben. Sie musste zusehen, wie dieser Unmensch ihrem Schatz weiter sanft durch die Haare strich, kaum vernehmbar mit ihm sprach und wie ihr Geliebter auch noch positiv auf diesen Mistkerl zu reagieren schien.

Dieser liebevolle Umgang des Chefermittlers mit ihrem Geliebten trieb sie zur Weißglut. Kathi nahm ihre Umgebung nicht mehr wahr. Sie starrte nur noch auf ihren Widersacher, während sie sich weiterhin standhaft gegen den festen, schmerzhaften Griff zu wehren versuchte. Ziva hatte wirklich mächtig zu tun, um ihre Gefangene festzuhalten. Sie aus dem Raum entfernen, hatte die Mossadoffizierin bereits aufgegeben. Es war mit dieser aufgebrachten Frau momentan einfach nicht möglich. Sie hatte so schon mit ihr zu kämpfen, obwohl sie einige ihrer schmerzhaftesten Abwehrgriffe eingesetzt hatte.

Aber auf einmal ging alles ganz schnell. Tony flüsterte unerwartet den Namen seines Vorgesetzten und schaute ihn unverhofft mit einem unverkennbaren Blick an. Als im selben Moment die Überwachungsgeräte Alarm schlugen und ein Atemstillstand bei dem Halbitaliener eintrat, rief die Täterin gehässig: „Er ist mein! Du kannst ihn nicht retten.“ Aber keiner reagierte auf ihre Rufe. Nein, stattdessen musste sie zusehen, wie dieses grauhaarige Ekel ihren Süßen küsste.

Das Gesehene entsetzte Kathi und ihr Zorn und die Eifersucht stiegen auf ein unermessliches Maß an. Wie konnte er nur ihren Schatz küssen und das vor ihren Augen?

Die junge Frau blendete ihre komplette Umwelt aus und blieb abrupt still stehen, hörte auf sich zu wehren. Ihr Blick richtete sich stattdessen stumm auf ihren Schatz. Auch Ziva gab ihr Bestreben, die Gefangene aus dem Raum zu schaffen, auf. Sie musste erst wissen, ob Tony überlebte.

Außerdem lockerte sie ihren Griff leicht, da ihr Arrestant scheinbar aufgegeben hatte sich zur Wehr zu setzen.

In Kathis Innersten kochte es inzwischen regelrecht vor Wut und in ihrem Kopf bildete sich ein heimtückischer Plan, den sie sofort in die Tat umsetzte.

In dem Augenblick, in dem Ziva gebannt auf das Geschehene achtete, hoffend, dass ihr Partner auch diesen Anschlag überleben würde, ergriff die Entführerin die Chance. Ziva war eben abgelenkt, denn sie schaute wie in Trance auf die Wiederbelebungsversuche ihres Vorgesetzten. Zuviel hatten sie in den letzten Wochen durchgemacht, um jetzt doch noch Tony zu verlieren.

Kathi hingegen schnellte rasend vor Wut mit ihrem Kopf nach hinten und erwischte so mit voller Wucht die Mossadoffizierin. Man hörte ein grauenhaftes Knacken und Blut lief sofort aus der Nase von Ziva. Die Israelin war nämlich mit vollem Schwung getroffen worden. Daraufhin war ihr ganz kurz schwarz vor Augen geworden, dazu kam noch ein Schwindelgefühl, das sie abzuschütteln versuchte. Dennoch war sie in Alarmbereitschaft versetzt worden, versuchte sich zu wehren, aber die letzten Wochen, ihre Verletzungen, die ab und an immer noch schmerzten und der psychische Druck der letzten Zeit hatten sie geschwächt. Kathi, die von unbändiger Wut angetrieben wurde, nutzte diesen Moment voll aus. Ihre Schmerzen waren durch Adrenalin verdrängt worden und nur noch das Ziel, sich bei dem Grauhaarigen rächen und dann sich mit Tony zu vereinen zählte. Gerade als die Israelin ihre Gefangene wieder unter Kontrolle bringen wollte, wurde sie mit einer unbändigen Kraft gegen die Wand gedrückt. Ziva schüttelte sich, da sie sich benebelt fühlte, aber dann versuchte sie sich erneut zur Wehr zu setzen.

Kathi hingegen nutzte die entstandene Verwirrung sofort, indem sie noch einmal mit ganzer Kraft mit ihren Füssen nach ihrer Kontrahentin trat.

Die Liasonoffizierin traf nochmals trotz der verschleierten Sicht ihre Entführerin. Der Schlag war aber weniger kraftvoll als sonst.

Im nächsten Moment stolperte sie aber über das Bein ihrer Gegnerin und stieß sich den Kopf an etwas Spitzem, wahrscheinlich an einer Ecke, da sie durch den Schlag und durch die Benommenheit das Bein nicht hatte kommen sehen und so brachte Kathi ihre Konkurrentin zu Fall.

Nach ihrem Fall spürte sie noch etwas Feuchtes an ihrem Kopf, bevor sie gänzlich ihr Bewusstsein verlor.

Die letzten Gedanken Zivas galten Tony, bevor die schwer gewordenen Lider zufielen und eine tiefe Schwärze die Israelin begrüßte.

Die Gefangene lachte ihre Gegnerin hämisch an, angelte sich umständlich mit Schwierigkeiten den Schlüssel aus ihrer Jackentasche und befreite sich aus den Handschellen. Die wütende Täterin schlug nochmals mit aller Kraft mit dem Fuß gegen den Kopf Zivas. Doch den Schlag spürte die Israelin aufgrund der Bewusstlosigkeit schon nicht mehr. Dann griff sich Kathi das kleinere Metallregal und warf es auf ihre Revalin. Somit war ein weiterer Gegner aus dem Weg geräumt.

Aber immer noch musste die Täterin zusehen, wie der Teamleiter ihren Schatz küsste, ihn anfasste und das ließ sie rot sehen. Deshalb griff sie sich ein Skalpell, das auf dem Tisch in der Ecke lag, und wütend lief sie schnurstracks auf den Chefermittler zu.

Für sie war die Befreiung nämlich ein weiteres Zeichen – sie sollte ihr Werk vollenden und sich dann zu Tony gesellen.

Gibbs hingegen hatte die Umgebung abgeschottet. Er hatte zwar Kampfgeräusche vernommen, vertraute der Israelin aber in dieser Hinsicht mehr zu als dieser Entführerin. Für ihn zählte nur noch die Rettung seines Agenten und so sah er das Unglück nicht auf sich zukommen.
 

Bei McGee und Agent Rosners Team:
 

Der Computerspezialist fühlte ein unangenehmes Stechen in seinem Bauch. Es war die unterdrückte Angst, einen Freund zu verlieren, ohne etwas tun zu können. Dazu kam, dass er sich in diesem Moment unnütz fühlte und am liebsten wäre er den anderen Agenten in den Keller gefolgt. Zu viel hatten sie als Team in der letzten Zeit durchgemacht und die Angst davor, dass sie womöglich zu spät gekommen waren, schnürte ihm die Kehle zu. McGee merkte, dass das Warten ihn auf dumme Gedanken brachte und so zog er sich einfach Handschuhe an, um die Schränke durchsuchen zu können.

In einer der ersten Schubladen fand er einen Haufen Bilder, die seinen entführten Freund zeigten. Auf einigen war er auf dem Weg zur Arbeit, andere hingegen zeigten ihn bereits bei Gibbs im Haus, in einer Bar oder in einem Bett, schlafend und an Geräte angeschlossen. Der Anblick schmerzte den jungen Agenten. Immerhin hatte er seinen Freund nicht beschützen können. Auf weiteren Bildern war der Halbitaliener wach, aber in seinen Augen war trotz der Fotos eine Traurigkeit zu erkennen, die er von ihm nicht kannte.

Trotzig legte der Jüngste des Teams die Beweise in eine Beweismitteltüte und beschriftete diese.

Währenddessen betrat Ducky die Hütte. Tim drehte sich sofort ruckartig um und hielt seine Waffe im Anschlag, da er den Eindringling vernommen hatte, ließ sie jedoch sofort wieder sinken, als er den Pathologen erkannte. Ducky verstand die Gemütslage des Teamjüngsten und meinte deshalb besänftigend:

„Oh, Timothy, ich bin es nur. Das dritte Team ist draußen in Stellung gegangen und bewacht die Hütte. Ich habe mich auf den Weg hierher gemacht, damit ich schneller eingreifen kann. Hast du was von Jethro gehört, mein Freund?“

Der Pathologe versuchte den Computerspezialisten durch sein Gespräch ein wenig beruhigen. Auch er selbst machte sich Sorgen, hoffte aber, dass sich das Blatt zum Guten wenden würde.

Agent Rosner hingegen war bereits mit seinem Teamkameraden nach unten geschlichen. Dort fand er auch schon auf dem Gang einen schluchzenden mit Handschellen gefesselten Mann, der wimmernd auf dem Boden lag. Ein Stück weiter hinten war eine aufgebrochene Tür zu sehen. Agent Rosner näherte sich dem Fremden und entgegnete flüsternd: „ NCIS. Wer sind Sie? Was ist passiert?“

Sein Gegenüber versuchte sich zu beruhigen, bevor er stotternd antwortete: „ Ich wollte nur helfen… wirklich .,. was wird aus mir … habe doch nichts verbrochen … Kathi wollte doch nur, dass ich ihr helfe…Ich konnte sie nicht zur Aufgabe überreden … sie hat mich einfach ausgesperrt….Ich… ich habe doch alles Menschenmögliche versucht!“ Ein weiterer Schluchzer erklang und dem Teamleiter war klar, dass er von diesem Mann nichts Wichtiges erfahren würde. Für den Agenten völlig unerwartet erklärte der Unbekannte aber dann doch: „Vor kurzem, … wurde geschossen. Ich konnte doch nichts dafür. Bitte glauben Sie mir.“ Der Teamleiter wurde hellhörig und seine Sorge um seine Kameraden wuchs. Ihm war aber auch klar, dass sie alles weitere allein rausfinden mussten. Mehr würde ihm der Verdächtige sicher nicht sagen können. Aus diesem Grund befahl er seinem Agenten, den Beschuldigten nach oben zu bringen, bevor er sich allein der Tür nährte. Was er da allerdings erblickte, schockte ihn für kurz.
 

Bei Gibbs und Tony:
 

Gibbs konnte es nicht glauben. Er hatte ihn gefunden und nun sollte er ihn schon wieder verlieren? Das wollte er nicht zulassen. Der Teamleiter erinnerte sich kurz an die Worte des ´älteren Pathologen´, er solle den Kreislauf am Laufen halten, wenn das Serum zum schlimmsten geführt hatte und deshalb löste er sich sofort aus seiner Starre und riss das

T – Shirt vom Körper des Braunhaarigen. Seine Umgebung nahm er nicht mehr wahr, so auch nicht mehr das gehässige Lachen von Kathi, die immer wieder schrie: „Er ist mein! Du kannst ihn nicht retten.“

Noch einmal suchte er nach einem Puls, musste aber feststellen, dass kein Elektrodenfehler, sondern wirklich ein Herz – Kreislaufstillstand vorlag.

Nachdem der Grauhaarige Tony von der Kleidung befreit hatte, setzte er seine Hände direkt auf die untere Hälfte des Brustbeins auf und dann drückte er das Brustbein mit gestreckten Armen ein paar Zentimeter in Richtung der Wirbelsäule durch. Gibbs drückte dreißig Mal in einem gleichmäßigem Takt auf die Brust seines Agenten, bevor er ihn zweimal beatmete. Ab und an kontrollierte er die Atmung und den Puls. Leider stellte er aber nichts von beiden fest und so wiederholte er das Ganze immer wieder, in der Hoffnung, dass er so seinem Freund das Leben retten konnte. Von dem Kampf nahm er kaum etwas wahr. Außerdem konnte sich Ziva in seinen Augen sehr gut verteidigen, Tony hingegen war in seinem momentanen Zustand hilflos.

Gibbs war hochkonzentriert, hatte nur Tonys Rettung vor Augen und so sah er die Gefahr nicht auf sich zukommen.

Gerade machte er eine weitere Herzdruckmassage, als er einen Stich in seinem Rücken fühlte, verbunden mit Kathis wütenden Worten: „DU BIST SCHULD, NUR DU. Warum nur hast du ihn mir weggenommen? Jetzt wirst du büßen. Geh zur Hölle, elender Schweinehund!“

Einem weiteren Angriff konnte Gibbs gerade noch so entgehen. Jethro spürte den stechenden Schmerz, aber das Wissen, dass Tony auf ihn zählte und dass er ihn wiederbeleben musste, gab ihm die nötige Kraft. Er unterdrückte den Schmerz im Rücken daher und suchte verzweifelt nach einer Waffe. Er musste sich wehren, doch seine Gegnerin war schneller. In dem Moment, in dem der Chefermittler sich mit schmerzverzerrtem Gesicht umdrehte, um nach einem weggekickten Skalpell zu greifen, spürte er einen weiteren Stich an seinem Arm. Der Chefermittler versuchte sich erneut zur Wehr zu setzen. Aber im Kampf verlor er immer mehr Blut, Kraft und nachdem seine Gegnerin ihre Waffe, die sie zwischenzeitlich verloren hatte, wieder gefunden hatte, musste er aufgeben. Das Skalpell wurde ihm nämlich an den Hals gehalten. Kathi fühlte regelrecht den Triumph. Zwar spürte sie, wie ihre Schmerzen schlimmer wurden und sie verlor auch erneut Blut aus ihrer Wunde, die beim Kampf aufgeplatzt war. Das Siegesgefühl aber überflutete ihren Körper und verdrängte nochmals das schlimmste. Sich des Sieges bewusst entgegnete sie dem Teamleiter gehässig: „Sie sollten eigentlich leiden, für das, was Sie mir angetan haben. Aber Sie haben das Leben nicht verdient, für die Zärtlichkeiten, die Sie mit meinem Liebsten ausgetauscht haben. So etwas bedeutet für alle, die es versuchen, den Tod.“

Der Chefermittler entgegnete ihr nur noch wütend, aber mit schmerzverzerrter Stimme: „Tony gehört Ihnen nicht und er wird Ihnen nie gehören.“ Wütend funkelte Kathi nur noch ihrem Widersacher entgegen: „ Bis zum Ende gehört er mir. Ich habe über sein Leben und über seinen Tod zu entscheiden, genau wie ich jetzt über dein mickriges Leben entscheide.“

Gibbs hingegen blickte einfach zu seinem Agenten, froh ihn wenigstens noch einmal gesehen zu haben. Er ignorierte die wütende Stimme seiner Gegnerin und das Skalpell in ihrer Hand. Er hatte abgeschlossen mit allem und war auch irgendwie froh. Denn mit der Schuld, dass Tony nun tot war, wollte er nicht leben. Schadenfreude stieg hingegen in Kathi auf: Sie hatte gesiegt! Endlich sollte sie ihre Rache bekommen, auf die sie jahrelang gewartet hatte. Die Irre packte das Skalpell fester und setzte zum Todesstoß an.
 

Fortsetzung folgt.... *schnell versteck*
 

Liebe Leser. Hier noch eine kleine Erklärung, bevor ihr es in euren Kommis ansprecht. Mein lieber Beta Sue hat mich darauf hingewiesen das sie es eigentlich für unmöglich hält, das Kathi eine nahkampferprobte Ziva und auch Gibbs überwältigt. Und da es einigen von euch sicher auch so vorkommen könnte, da es im Normalfall ja so wäre, hier meine Erklärung. Wie gesagt, im Normalfall würde Kathi Ziva auch nicht umhauen können. Aber die Israelin wurde in den Wochen zuvor bereits oft verletzt und psychisch hat sich auch bereits einiges mit dem Team durch. Das schwächt sie auch. Dazu kommt, das sie länger kaum geschlafen hat und nun muss sie zusehen, wie Tony vielleicht doch noch stirbt. Sie ist einfach abgelenkt und Kathi hat auch unheimlich Glück mit ihren Treffern. Man koennte sagen es ist eher ein versehen das Kathi unsere Ziva umhauen kann oder mehr Glück als verstand? grins.

Bei Gibbs ist es anders. Er ist total auf Tony fixiert und ignoriert die Kampfgeräusche. Und ihr müsst euch Duckys Worte ins Gedächtnis rufen – verlieren wir Tony dann verlieren wir Gibbs. Unterbewusst will und kann Gibbs es nicht mehr ertragen, das er ein Teammitglied verliert. Kurz um, wir haben hier nicht die normalen Umstände. Was Kathi betrifft, sie ist wütender als wütend und verdrängt den Schmerz. Auch Adrenalin spielt eine Rolle, das der Körper in Massen ausschüttet und so ist sie zu ihren Taten durchaus trotz ihrer Verletzung fähig. Ich hoffe meine Erklärung ist nachvollziehbar. LG Claudi



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Von:  Takiari
2018-03-18T15:08:20+00:00 18.03.2018 16:08
Ich will wissen wie es weiter geht. Habe Gestern angefangen das zu lesen. Mir gefallen bisher alle kapi. Das ist zum aufhören unmöglich man muss wissen wie es dann weiter geht! Wann schreibst du denn weiter? Will mehr Lesen.
Von:  Summer89
2017-11-07T10:37:39+00:00 07.11.2017 11:37
Schade das die Story nicht beendet wurde und der Schreiber sich abgemeldet hat. War wirklich eine gute Story.
Von:  Sky2
2009-12-13T15:28:20+00:00 13.12.2009 16:28
also eigentlich ist es wirklich ziemlich unwahrscheinlich, das kathi ziva oder gibbs überwältigen könnte!
aber wenn man die vorhergehenden ereignisse bedenkt und deine anmerkung unten noch liest dann erscheint das ganze doch wieder logisch!

zum kapi:
also das war eine ziemlich fiese stelle zum aufhören!Ich will unbedingt wissen wie es weiter geht!!!!
^^
war wie immer ein klasse kapi und ich freu mich schon sehr auf das nächste!!
bis dann
lg sky
Von:  Sky2
2009-12-09T06:45:03+00:00 09.12.2009 07:45
WAAAHH!
also tony darf doch jetzt nicht sterben!
jetzt wo sie ihn endlich gefunden haben!!

man du machst es aber auch echt spannend!!
^^
wieder mal ein super kapi! leider hab ich jetzt keine zeit das zweite auch gleich zu lesen, aber das wird natürlich so schnell wie möglich nachgeholt!
schließlich muss ich ja wissen wie es weiter geht!!

also dann man liest sich
lg sky

Von:  Sky2
2009-11-30T18:41:04+00:00 30.11.2009 19:41
was machen wir denn jetzt?

die kann sich doch nicht einfach mit tony einsperren, sie hätte lieber auf sam hören und sich stellen sollen!
ich hoffe die anderen können tony da unbeschadet rausholen, nicht das diese kathi noch auf irgendwelche blöden gedanken kommt!!

also dann ich freu mich schon sehr auf das nächste kapi, ich sitze gespannt vor meinem laptop und warte drauf
^^
also dann, wir lesen uns
lg sky
Von:  Sky2
2009-11-25T19:02:26+00:00 25.11.2009 20:02
waah du machst es mal wieder richtig spannend!!
^^
ich mag diesen sam, er hat tony gerettet!!!
und kathi gehört echt in pychologische behandlung, da stimmt etwas ganz gewaltig nicht mehr!!

ich hoffe die anderen kommen endlich bei dieser hütte an und befreien tony!!
bin wieder mal sehr gespannt wie es weiter geht!!!
also dann man liest sich
lg sky
Von:  Sky2
2009-11-25T18:48:15+00:00 25.11.2009 19:48
hey du,

es tut mir leid das ich so eweig für diesen kommi gebraucht habe, aber ich war jetzt vier wochen nicht daheim und hatte nicht die möglichkeit ins internet zu gehn!
jetzt bin ich aber wieder da und hab wieder internet! (wlan ist schon was tolles^^)

also zu dem kapi:
wie immer sehr toll, endlich haben sie herausgefunden wo tony ist!!
brave abby....^^
aber sie sollten sich wirklich beeilen, tony gehts ja anscheinend nicht so gut!!
hoffentlich finden sie ihn bald!!

ich schau gleich mal zum nächsten kapi
lg sky
Von:  Sky2
2009-10-28T15:52:21+00:00 28.10.2009 16:52
wie jetzt?
Das mittel bewirkt wirklich das sich tony nicht mehr erinnern kann, aber das darf doch nicht sein!
das geht doch einfach nicht, ich mag diese kathi nicht!!!
*grummel*

gut, dass er noch lebt! gibbs bringt ihn schon so weit das er ihnen hilft tony zu finden!!

bin schon sehr gespannt darauf wie es weiter geht!
wir lesen uns
bis dann
lg sky
Von:  Sky2
2009-10-28T15:44:15+00:00 28.10.2009 16:44
hey,
da bin ich wieder! ich weiß nicht ob ich es dir schon gesagt habe, aber ich bin zur zeit nicht zu hause und hab kein internet!!!
(normalerweise! sitz grad in einem i-net cafe^^)
das heißt ich kann eigentlich gar nicht on kommen, also bitte nicht wundern wenn du keine kommis von mir bekommst, die werden nachgeholt!!
^^

also jetzt mal zu dem kapi!
echt klasse, wie immer!!
*gg*
ich hoffe mal das sich tony bald wieder erinnert und das ihn gibbs und co bald finden!!

also dann mach weiter so und ich versuche so oft wie möglich on zu kommen und dir kommis dazulassen!!

bis dann
lg sky
Von:  Sky2
2009-10-20T17:31:13+00:00 20.10.2009 19:31
ach mensch tony soll sich wieder erinnern, aber ganz schnell!
diese kathi hat es irgendwie viel zu leicht mit ihm!
naja, ist ja klar wenn sich tony an nichts mehr erinnern kann!!!

aber gibbs & co kommen ihr ja immer näher! jeder aus dem team hat ja anscheinend eine kleine spur die zu tony führen könnte und wenn man die alle zusammen tu, dann wird eine große spur draus und sie finden tony!
*nicknick*
^^

also dann freu mich schon auf dein nächstes kapi!
bis dann
lg sky


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