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Wenn du zurück siehst

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Kapitel 1

Irgendwie war der Tag schon gelaufen. Es regnete, die Menschen rempelten einander an, sie liefen ohne einen Gedanken an wichtige Dinge zu verschwenden durch die Straßen. Ein Straßenmusiker beglückte sie mit seinem Gitarrenspiel, sein Hut war gefüllt mit Dollarmünzen. Eine Frau im weißen Kittel lief, mit ihrer Aktentasche über dem Kopf, die Straße hinunter. Sie war blond und schien noch relativ jung zu sein. Ihr Mobilfunktelefon klingelte. „Ja bitte?“, fragte sie, als sie den Anruf entgegen nahm. „Wo bleiben Sie, Doktor Fay?“, antwortete ihr eine männliche Stimme. „Ich bin gleich da, Sir.“ Der Mann am anderen Ende legte auf und die Frau steckte ihr Mobiltelefon wieder zurück. Ihre Schritte wurden schneller. Nach wenigen Minuten erreichte sie ein riesiges Gebäude. Es schien voll und ganz aus Glas zu bestehen. Auf dem Dach war eine Werbetafel der Firma angebracht, auf der stand „Legion – Spirit of humanity“.

In diesen Tagen war das Experimentieren mit biologischen Waffen legal und für die Öffentlichkeit voll und ganz ersichtlich. Es konnte jedoch nicht jeder solche Forschungen betreiben. Firmen die solch eine Richtung einschlugen, wurden vom zuständigen Land strengen Kontrollen unterzogen, so dass ein Missbrauch dieser Technologien verhindert werden konnte.

Die Frau musste am Eingang ihren Daumen auf einen Erkennungsapparat legen, sowie ihr Auge an einem Sensor an der Tür fixieren. Der Sensor erkannte eine Tätowierung, die je nach Alter, Beruf, Geschlecht, sowie Straftaten unterschiedlich war und dementsprechend gewechselt wurde. Eine weibliche Computerstimme bestätigte die Identität der Frau. „Doktor Susan Fay, Spezialistin auf dem Gebiet der Biochemie, Geophysik und Psychologie. Herzlich Willkommen bei Legion.“ „Danke Anna.“, antwortete der Doktor dem Computer.
 

Eine riesige Empfangshalle erstreckte sich vor Susan. Gezielt lief sie zu einem Fahrstuhl. Als sich die Tür des Fahrstuhls öffnete, kamen ihr einige Männer in schwarzen Anzügen entgegen. Im Allgemeinen war der Anteil an Männern deutlich höher als der der Frauen. Die Herren nickten ihr freundlich zu. Allein im Fahrstuhl drückte Susan auf den Knopf, der sie in das zweite Untergeschoss bringen sollte. Unten angekommen, erstreckte sich ein großes Labor vor der Frau. Ein Offizier kam ihr entgegen. „Da sind Sie ja endlich. Kommen Sie bitte, wir haben da etwas, dass sie für uns untersuchen müssen. Der Präsident verlangt dabei die oberste Geheimhaltungsstufe.“ Susan schaute den Offizier verwirrt an. Die beiden gingen in ein separates Labor. Durch spezielle Techniken ließen sich die Glaswände der Räume undurchsichtig machen. Der Offizier bediente sich dieser Technik als er mit Susan im Labor war. „Heute kam ein Paket direkt von der geheimen Forschungsgruppe des Präsidenten. Die konnten damit nicht wirklich etwas anfangen, deshalb schickten sie es zu uns, damit es unsere fähigste Wissenschaftlerin analysieren und entschlüsseln kann.“, erklärte der alte Offizier dem Doktor. „Wovon sprechen Sie bitte? Was soll ich analysieren?“ Der Mann zeigte auf einen Koffer, der temperaturgeregelt, sowie absolut undurchlässig für moderne Waffen, vor allem Sprengstoffe war. Langsam näherte sich Susan dem Koffer. „Wie öffne ich diesen Koffer?“ „Sie müssen einen Daumen auf die Markierung legen, mit dem anderen betätigen sie den Knopf, den sie hier sehen.“, antwortete der Offizier und zeigte mit seinem Zeigefinger auf die Markierung und den Knopf, der betätigt werden musste. Der Doktor befolgte die Anweisungen. Als sie den Daumen auf die Markierung legte und mit der anderen Hand den Knopf betätigte, stach eine Nadel ihr in den Daumen, der auf der Markierung lag. „Autsch, was soll das?“, fragte Susan erschrocken und schnellte mit ihren Händen zurück. Ein Code erschien auf einem Display, dass sich aktivierte, als Susans Daumen angestochen wurde. Ihr Blut lief durch einen Scanner innerhalb des Koffers. Nach wenigen Sekunden öffnete sich der Koffer und eine rote Flüssigkeit innerhalb eines Glasgefäßes eröffnete sich vor ihren Augen. „Was ist das...?“, fragte Susan neugierig den Offizier, der ebenso wie sie das Gefäß mit der Flüssigkeit anschaute. „Es ist Blut. Sie haben den Auftrag es zu entschlüsseln und die Ergebnisse an die Forschungseinheit des Präsidenten zu senden. Die dortigen, sogenannten Genies haben es nicht geschafft. Ach ja, der Koffer kann nur von Ihrem Blut geöffnet werden, passen Sie also auf sich auf.“ Der Offizier verließ den Raum und ließ den Doktor mit vielen offenen Fragen stehen.
 

Inzwischen hatte Susan das Glasgefäß inklusive dem Blut durch einen Scanner laufen lassen. Schnell war klar, dass dieses Blut nicht menschlich war. Einen Tropfen hatte sie unter ihr Mikroskop gepackt und untersuchte es. Das unglaubliche war, dass man die Zellen bereits bei einer kleinen Vergrößerung gut sehen konnte. Die Zellteilung, sowie die daraus resultierende Zellheilung war extrem hoch. Ein verwundeter Körper mit diesem Blut würde sich sehr schnell wieder erholen. „Das ist unglaublich...“ Susan schrieb ihre Gedanken auf und dokumentierte alles nochmals mit einem Diktiergerät. Während ihrer Analysen vergaß sie die Zeit und wie in einem Atemzug vergangen zehn Stunden Arbeit. Vertieft in die Untersuchungen bemerkte sie nicht, dass ein Arbeitskollege den Raum betrat. Ohne ein Wort zu sagen tippte er auf Susans Schulter, die daraufhin unglaublich erschrak. „Gott, Piet! Mach so etwas nie wieder!“, sagte sie mit leicht gereizter Stimme. „Schon gut, es tut mir Leid Susi. Hier, das kam vorhin an. Ein Brief für dich.“ Susan nahm den Brief entgegen. Er hatte ein Wachssiegel auf der Rückseite als Verschluss für den Brief und den Schutz des Inhaltes. „Ich bin dann mal weg. Du solltest auch bald Schluss machen, sonst siehst du morgen wie eine Leiche aus.“ Dankend nickte sie und schaute ihm hinterher, wie er den Raum verließ. Danach widmete sie sich dem Brief. Vorsichtig öffnete sie diesen und holte eine Karte heraus. „Es ist eine Empfehlung: Downtown Ave. 3, Lagerhaus 7. Hochachtungsvoll 0.“ Ohne darüber nachzudenken packte sie das Blut wieder in den Koffer, verschloss diesen und nahm ihn mit.
 

In ihrem Auto angekommen, versteckte Susan den Koffer unter dem Beifahrersitz. Noch einmal schaute sie die Karte an und fuhr dann los. Der Weg vom Finanz- und Wirtschaftszentrum der Stadt, bis zum Industrieviertel war nicht besonders weit. Zwanzig Minuten dauerte die Fahrt mit ein paar Stopps an diversen Ampeln. Der Doktor stieg aus dem Auto und schaute sich auf dem kargen, stillgelegten Industrieviertel um. Die Gebäude waren zum größten Teil zerstört und machten einen mehr als einsturzgefährdeten Eindruck. Susan erblickte das Lagerhaus Nummer 7. Es schien als einziges noch in einem brauchbaren Zustand zu sein. Mit aller Kraft versuchte Susan den Hebel zu drehen, der die Tür der Halle öffnete. „Verdammt, was mache ich hier eigentlich?“, dachte sie sich. Ein paar Meter weiter erblickte sie ein stabiles Eisenrohr. Sie hob dieses hoch und schlug damit gegen den Hebel der Tür. Langsam aber sicher bewegte sich dieser und nach einem finalen Schlag konnte Susan den Hebel auch mit der Hand öffnen. „Ich sollte mehr Sport treiben.“ Im Innern angekommen war es dunkel. Vorsichtig tastete Susan sich an der Wand entlang um den Lichtschalter zu finden. Schließlich erreichte sie ihn und schaltete das Licht an. „Was zum Teufel...?“ Ein altes Labor erblickte die junge Doktorin. Aufgrund des Staubbefalls war es sicherlich schon vor einiger Zeit stillgelegt worden. Man konnte es auch nicht wirklich mehr Labor nennen, schließlich waren nur noch wenige Anlagen vorhanden, die es als ein Labor zu identifizieren vermochten. Die Anlagen, die vorhanden waren, waren zudem durchlöchert, anscheinend von Kanonenkugeln. Susan lief zu einem großen Tisch. Auf ihm lagen ein paar Dokumente. Einen alten Hefter nahm sie in ihre Hand. Auf ihm stand „Projekt Zero.“ Leider war die Schrift der anderen Seiten schon fast komplett verblasst. Danach erblickte sie einen alten Computer. Der Versuch in anzuschalten missglückte aber, da sie ebenso wie in anderen Anlagen Kanonenkugellöcher erblickte. Kurzer Hand entschied sie sich, das Gehäuse des Computers zu öffnen und die Festplatte zu entfernen. Ein Lächeln bestätigte, dass diese nicht zerstört wurde. Schnell packte sie noch ein paar der staubigen Dokumente unter den Arm und verließ dann das Lagerhaus. Als sie wieder im Auto war, fiel ihr ein großer Stein vom Herzen. Adrenalin lief ihr unaufhörlich durch die Adern. „Bitte lass mich aufwachen und feststellen, dass ich das alles nur träume...“ Kurz schloss sie ihre Augen und ließ das zerstörte Labor nochmal vor ihrem geistigen Auge ablaufen. „Lagerhaus 7, Lagerhaus 7, Lagerhaus 7....“ Auf einmal schoss ihr eine ältere Erinnerung in den Kopf. Vor fünf Jahren hieß es in den Nachrichten, dass im Industrieviertel ein Lagerhaus hoch genommen wurde, da sich dort Drogendealer aufgehalten haben sollten. Nach einem Feuergefecht wurde die Halle stillgelegt und es wurde verboten dieses Gebiet je wieder zu nutzen. Damals hieß es, dass dies geschehe aufgrund der Beweise. „Projekt Zero...“ Susan schaute sich noch einmal das Cover eines Hefters an, den sie mitnahm. Ihr Blick fiel dann auf die Karte, die sie zuvor erhalten hatte. „Hochachtungsvoll 0... Ob du Zero bist?“ In ihren Gedanken versunken, legte sie alles beiseite und startete den Motor. „Nur noch nach Hause.“
 

Die Tür fiel ins Schloss und Susan legte ihren Kittel über einen Stuhl. Sie hatte ein offenes Appartement, alles in dunklen, edlen Tönen gehalten, hier und da ein paar Ausfälle ins Kindische. Ihr Bett stand ziemlich zentral. Hinter dem Bett war eine große Wand mit drei großen Fenstern. Von dort konnte sie über einen Großteil der Stadt schauen. Obwohl es schon sehr spät war, brühte Susan sich noch einen Kaffee. Nachdenklich setzte sie sich auf einen ihrer Barhocker, die zur Küche gehörten. Einzig das Geräusch der Kaffeemaschine erfüllte den Raum. Nach einer Weile legte Susan ihren Kopf auf den Bartisch. „Das war echt ein aufregender Tag... Für so was bin ich nicht gemacht worden.“ Die letzten Tropfen des frischen Kaffees liefen durch die Maschine. Erschöpft stand sie auf und goss sich eine Tasse des heißen Kaffees ein. Etwas Milch und Zucker noch dazu und der Kaffee war für sie perfekt. Ihr Blick ging durch ihr Appartement. Auf ihrem Bett erblickte sie dann wieder einen Brief mit Siegel. Erschrocken ließ sie ihre Tasse fallen und rannte zum Bett. Unkontrolliert zerriss sie das Siegel und holte wieder eine Karte heraus. „Danke. Schlafen Sie gut. 0.“ In ihren zitternden Händen hielt sie die Karte. Schnell schaute sie sich noch einmal in ihrem Appartement um. Niemand war anwesend außer ihr. Susan ging zu ihrer Haustür und verriegelte sie komplett. Mit einem Gefühl der Erleichterung lehnte sie sich gegen diese und sackte dann zu Boden. „Doktor Fay, es ist für die Wissenschaft. Wieso habe ich dann so ein schlechtes Gefühl?“ Es vergingen noch unendlich lange Minuten, bis Susan schließlich, an der Tür lehnend, einschlief.
 

Die ersten Sonnenstrahlen fielen in das Appartement. Susan wurde auch langsam wach und bemerkte, dass sie zugedeckt war. „O.k., das wird jetzt echt langsam unheimlich.“, sagte sie und stand auf. „Ich sollte mich wohl daran gewöhnen, Mister 0.“ Mit einem Lächeln schaute sie sich noch einmal die Karte an, die sie den Abend zuvor auf ihrem Bett fand. Schon lange wünschte ihr keiner mehr eine gute Nacht.

Sie holte ein paar Sachen aus ihrem Schrank und verschwand unter der Dusche. Das heiße Wasser ließ sie für einen Moment den Vortag vergessen. Nachdem sie ihren Körper gewaschen hatte, blickte sie lange gegen die Wasserstrahlen der Dusche. So ordnete sie ihre Gedanken neu. Nach einer langen Dusche machte sie sich fertig für die Arbeit. Schnell griff sie nach ihren Autoschlüsseln und verließ ihre Wohnung.
 

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„Doktor Fay, haben Sie bereits etwas herausgefunden?“ Der alte Offizier attackierte sie sofort mit seinen Fragen über das laufende Projekt. „Nein, tut mir Leid, mir kam gestern etwas dazwischen. Ich hoffe, dass ich Ihnen heute etwas liefern kann.“, antwortete sie ihm erklärend. Mit einem zornigen Schnauben nickte er ihr zu und verschwand wieder. Susan ging wieder in ihr Labor. Den Koffer hatte sie nicht vergessen und erneut musste sie sich ihren Daumen anstechen lassen, damit sich dieser öffnete. Eine Art Faszination ergriff Susan. Bisher hatte sie alles entschlüsselt, was man ihr in Auftrag gab, doch dieses Blut war eine Herausforderung. Erneut legte sie es in einen Analyseapparat, der das gesamte Blut einscannte und zu entschlüsseln versuchte. Susan schrieb das Programm für die Entschlüsselung, doch bisher hatte es bei diesem Blut nicht geklappt. Sie setzte sich an ihren Arbeitsplatz und holte einen der Hefter heraus, den sie am Vortag aus der Lagerhalle holte. Die anderen Blätter hatten noch einen etwas besseren Druck, so dass sie Teile des Projekts Zero herauslesen konnte. Es ging anscheinend um eine Waffe, die es zuvor noch nicht einmal ansatzweise gab. Des Weiteren heißt es, dass verschiedene Gene vermischt wurden, zu welchem Zweck kann Susan aber nicht mehr erkennen. „Verdammt, so nah dran und doch...“ Im nächsten Moment geht sie zum Analysegerät und holt das Gefäß mit dem Blut heraus. Mit einer Spritze zieht sie sich einen Teil des Blutes auf und setzt die Nadel an ihrer Schlagader am Handgelenk an. „Wenn meine Vermutung richtig ist, dann...“ Plötzlich klingelte das Telefon. Susan erschrak und legte die Spritze wieder beiseite. „Ja, Doktor Fay hier.“, sagte sie mit aufgeregter Stimme. „Tun Sie das nicht.“ Eine tiefe Stimme erreichte Susans Ohr. Ihre Augen weiteten sich. „Sind Sie es? Mister 0? Wieso schicken Sie mir diese Kärtchen? Wieso ich?“, fragte sie die Person aufgeregt. „Ich bitte Sie nur um eins: spritzen Sie sich nicht das Blut. Ihre Vermutung ist richtig, doch Sie sind bereits jetzt in Gefahr. Geben Sie niemals die Entschlüsselung frei, es würde den Untergang bedeuten.“ Die Stimme war beruhigend, obwohl sie keine guten Nachrichten übermittelte. „Warten Sie! Können wir uns treffen? Ich habe so viele Fragen.“ Das Atmen der Person am anderen Ende war das einzige, was Susan hörte. Nach einer Weile antwortete die Stimme: „Das geht leider nicht. Ich muss jetzt auch auflegen, die Fangschaltung an ihrem Telefon ist eingeschaltet. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Sie sind die einzige und vor allem richtige Person dafür.“ „Warten Sie...!“ Die Person hatte aufgelegt. Wütend knallte Susan den Hörer wieder auf die Station. Hastig atmete sie ein und wieder aus. Sie nahm die Spritze wieder in die Hand und füllte das Blut wieder in das Gefäß zum anderen Blut. In diesem Moment kam der Offizier mit zwei anderen Soldaten herein. „Doktor Fay, wir laden ihre Ergebnisse von ihrem Computer.“, sagte der Offizier in einem fordernden Ton. „Nein, das geht nicht. Ich bin noch gar nicht fertig.“ Einer der Soldaten griff die Doktorin am Arm und hielt sie fest. „Lassen Sie mich los!“, forderte sie von ihm. „Sie sind wirklich schnell an die Lösung gekommen, kann das sein? Wir werden die entschlüsselten Daten auswerten und zur anderen Forschungseinheit schicken. Vielen Dank, wir benötigen Sie dann nicht mehr.“, erklärte der Offizier heroisch. „Was zum...? Sie können das nicht tun!“ Im selben Moment betäubte der Offizier Susan mit einem Elektroschocker. Schmerzerfüllt sackte diese zu Boden.
 

Es war dunkel und roch unangenehm. „Wo bin ich...?“, fragte sich Susan. Gleichzeitig bemerkte sie Schmerzen an ihrem Rücken. Der Elektroschocker hinterließ einige Brandmale an ihrem Körper. Sie war in einer Zelle gefangen, die dem Anschein nach in einem Kellergewölbe oder ähnlichem lag. Der Gestank ähnelte dem einer Kanalisation. „Hey! Lassen Sie mich hier raus!“ Ihr Geschrei schien niemanden zu erreichen. Mit aller Kraft versuchte sie das Gittertor zu öffnen das ihr den Weg versperrte. „Scheiße.“ Sie öffnete zwei Knöpfe ihrer Bluse, die sie an hatte. Es war schwül und warm. Sie zog sich einen Schuh aus und klopfte mit diesem ununterbrochen gegen das Gitter. Hilfeschreie gingen durch das Gewölbe. „Ich komme hier nie wieder raus...“ Enttäuscht sackte sie zu Boden und starrte das Gitter an. Am anderen Ende des Gewölbes war eine Tür, die dem Anschein nach an die Oberfläche führte. Plötzlich erschien ein Soldat vor ihr. Er hatte eine Waffe in der Hand und schaute Susan drohend an. „Schweigen Sie oder ich muss es gleich hier beenden. Und das wollen wir doch nicht oder Prinzessin?“ Er war ein schmieriger Typ mit einer krummen Nase und gelben Zähnen. Er wurde wahrscheinlich Soldat, weil ihn sonst niemand haben wollte. „Wieso tun Sie das? Ich habe doch nur ihren Auftrag ausgeführt.“ Der Soldat kaute auffällig seinen Kaugummi als er sie angrinste. „Wissen Sie, manche Leute sind nur Mittel zum Zweck. Sie waren das Mittel, ihre Ergebnisse der Zweck und jetzt brauchen wir Sie nicht mehr.“ In dem Moment schlug ihm jemand von hinten mit dem Ellenbogen ins Gesicht. Paralysiert von den Schmerzen fiel der Soldat in Ohnmacht. Susan konnte die Person nicht erkennen. Ein dumpfer Schlag öffnete das Schloss am Gitter. Zögerlich öffnete Susan das Gitter und schaute zur Seite, wo sie die Person vermutete, die sie soeben rettete, doch es war niemand mehr zu sehen. „Sind Sie noch da?“, fragte Susan in die Stille. Sie fühlte sich beobachtet, doch war es gleichzeitig ein Gefühl von Geborgenheit, das sie vernahm. Schnell rannte sie zum Ausgang, doch dort stellte sie fest, dass nur Personen herauskommen können, die die richtige Tätowierung dafür haben, einschließlich Fingerscan. „Der Soldat.“, dachte sie sich. Als sie wieder beim Soldaten war, versuchte sie ihn zur Tür zu schleifen, doch er war für sie zu schwer. „Verdammt, verdammt, verdammt!“, fluchte sie immer lauter. „Beruhigen Sie sich.“ Susan erkannte die Stimme. Es war dieselbe, mit der sie zuvor telefonierte. „Sie sind hier! Wo sind Sie?“ Aus den Schatten der Gänge tauchte eine dunkle Person auf. Sie trug einen schwarzen Ganzkörperanzug, auf dem sich die Muskeln abzeichneten. Zwei Waffen trug sie zudem über Kreuz auf dem Rücken. Der Kopf war ebenso mit diesem Anzug bedeckt. Man konnte Augen, Nase und den Mund nur anhand der Ein- bzw. Auswölbungen erkennen. Die Person stellte sich vor Susan. Sie war gute zehn Zentimeter größer als die Doktorin. Beide schauten einander länger an. „Ich helfe Ihnen.“ Die Stimme war tief und klang mechanisch. Die schwarze Person trug den Soldaten bis zur Tür, legte die Hand auf den Scanner und öffnete ein Auge für den zweiten Scanner. Nach wenigen Sekunden war die Identität des Mannes geklärt und die Tür öffnete sich. Plump ließ die geheimnisvolle Person den Mann zu Boden fallen. „Ich muss mich dann wieder verabschieden. Leben Sie wohl, Doktor Fay.“ Als die Person wieder gehen wollte, griff Susan nach deren Arm. „Sie können jetzt doch nicht einfach gehen! Was soll ich jetzt machen? Sie haben mich in diese Situation gebracht!“ Susan drückte den Arm der Person stark „Zero. Sie sind Zero!“, fügte sie noch hinzu. Lange schaute die Person in Susans Augen, auch wenn man es nicht direkt erkennen konnte. „Ja. Es tut mir Leid.“, antwortete sie ihr. Im selben Moment ertönte eine laute Explosion direkt über Susan und Zero. Zero griff schnell um Susans Hüfte und hob sie hoch. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit rannte Zero mit ihr in eines der oberen Stockwerke über dem Gewölbe. Lange konnten die beiden nicht fliehen. Eine Hundertschaft von Soldaten sammelte sich direkt vor ihren Augen. Eine Stimme füllte den Raum über die vorhandene Lautsprecheranlage. „Endlich haben wir dich! Ergebe dich oder wir eröffnen das Feuer und du willst doch nicht das Leben der Doktorin gefährden oder?“ Zero blickte zu Susan, die sich schützend gegen seine Brust lehnte. Langsam ließ die geheimnisvolle Person Susan herunter und ging ein paar Schritte bei Seite. „Hören Sie mir genau zu.“ Susan hörte plötzlich in ihrem Kopf die Stimme Zeros. „Das Feuer wird gleich eröffnet, gehen Sie also ein paar Schritte weg von mir. Sie werden nicht getötet, dafür ist ihr Wissen zu wichtig für diese Leute.“ Susan schaute Zero geschockt an. „Aber...“, sagte sie noch leise als Zero sie schreiend unterbrach. „Gehen Sie zur Seite!“ Erschrocken machte Susan einige Schritte zurück. Zero breitete seine Arme aus. Die Soldaten legten die Waffen an und zielten mit ihren roten Lastern auf jeden Zentimeter von Zeros Körper. Ein Handzeichen erlaubte den Abschuss der Munition auf den Körper des schwarzen Gegners. Das Geräusch des Munitionsheer erfüllte den gesamten Raum für eine Sekunde, das nächste Geräusch war das Aufprallen auf den Körper des Gegners. Mit voller Wucht fiel Zero nach hinten auf den Rücken. Susan hielt sich die Ohren zu und schaute zu der leblosen Person. Angsterfüllt krabbelte sie zu Zero. Die Soldaten ließen die Waffen herunter und schauten zu Susan, die sich über das Gesicht Zeros lehnte. „Oh mein Gott...“, flüsterte sie leise. „Hab keine Angst.“ Wieder hörte sie Zeros Stimme in ihrem Kopf. Inzwischen hatten sich einige Soldaten zurückgezogen, andere näherten sich Susan und Zero. „Leg dich auf meine Brust.“, sagte Zero ihr in ihre Gedanken. Drei Soldaten standen nun hinter Susan, die sich auf den leblosen Körper legte. Als sie sie von Zero wegziehen wollte, griff dieser mit einer Hand den Soldaten, den anderen trat er in die Beckengegend. Mit einem Satz stand Zero auf und hielt Susan schützend in den Armen. „Dachtet ihr das wäre so einfach?“ Mittlerweile hatten andere Soldaten die Aktivitäten ihres Kollegen bemerkt und luden die Waffen erneut. Mit einem Schlag ins Gesicht beförderte Zero den dritten Soldaten in die Bewusstlosigkeit. „Halten Sie sich nochmal gut fest.“, forderte Zero von Susan. Diese lehnte sich wieder gegen die Brust und hielt sich so stark sie konnte fest. Zero rannte los und innerhalb eines Atemzuges waren sie mehrere hundert Meter vom Geschehen entfernt. Die beiden waren in einem umliegenden Wald gelandet. Vorsichtig ließ Zero Susan herunter. Danach brach Zero vor Susan zusammen. „Hey, was ist los?“ Mit ganzer Kraft versuchte Susan Zero aufzuhalten. „Ich habe einfach zu viel Energie verbraucht... Mir geht es bald wieder gut.“ Susan ließ den Körper langsam zu Boden und legte ihn auf den Rücken. „Ich werde deine Vitalwerte untersuchen. Wie bekomme ich diesen Anzug auf? Vielleicht hat dich doch eine Kugel erwischt.“ Sie erblickte keinen Reißverschluss oder Ähnliches, um Zero aus dem Anzug zu bekommen. „Nein, lassen Sie das...“ Zero drückte sie weg von sich. „Wieso behandeln Sie mich wie einen normalen Menschen? Sie haben gerade gesehen zu was ich fähig bin. Haben Sie keine Angst?“, fragte Zero sie dann. „Ich habe keine wirkliche Angst, höchstens Respekt. Und nachdem, was ich so herauslesen konnte aus dem Projekt Zero, ist das hier wohl erst der Gipfel des Eisbergs.“ Zero blickte in die Leere. „Da haben Sie wohl Recht, Doktor.“ Danach stand Zero vorsichtig auf. „Du... Sie sollten lieber liegen bleiben.“, empfahl Susan. „Wir müssen hier weg, die werden uns finden. Ziehen Sie sich aus.“ Susan schaute Zero verwirrt an. „Was wollen Sie?“, fragte sie daraufhin. „Sie tragen sicherlich einen Sender. Als ich sie scannte, habe ich zumindest keinen in ihrem Körper gefunden. Deshalb vermute ich, dass sie einen an ihren Sachen tragen.“, erklärte Zero. „Sie haben mich gescannt? Wann und wie? Ich ziehe mich garantiert nicht vor Ihnen aus!“ Zero griff nach ihrer Bluse und riss sie ihr vom Körper. „Stellen Sie sich nicht so an. Ich möchte Ihnen nicht weh tun.“ Die schwarze Gestalt hatte in dem Moment etwas Unheimliches an sich. Diese fordernde Seite hatte Susan zuvor noch nicht gesehen. Langsam öffnete sie den Knopf ihrer Hose und streifte sie sich von ihrem Körper. „Halt. Mehr brauchen Sie nicht ausziehen.“ Susan stand nur noch in Unterwäsche vor Zero. Dieser näherte sich ihr und tastete an ihrem Büstenhalter. „Hier ist nichts. Könnten Sie bitte an ihrem Slip gucken, ob da einer ist.“ Susan fühlte sich sichtlich unwohl. Zero verfolgte jede Bewegung mit ihren Augen. „Hier ist nichts...“, sagte Susan den Tränen nahe. „Gut. Sie können sich jetzt wieder anziehen.“ Zero drehte sich weg von ihr und schaute in die Tiefen des Waldes. „Sind Sie fer...“ Zero konnte nicht mehr aussprechen. Susan stand Tränen überströmt vor dem Krieger. „Wieso ich? Ich wollte doch nur eine Karriere anstreben. Ist Wissen denn so schlimm? Und nun stehe ich hier, heule ohne Ende und vor mir steht ein Mann, der Superkräfte hat und mich umbringen könnte! Wieso...?“ Sie wollte sich zu Boden fallen lassen, doch Zero fing sie auf. „Schon gut.“ Im nächsten Moment umarmte er sie. Susan erwiderte die Umarmung und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Ich bringe Sie an einen sicheren Ort.“, flüsterte er ihr noch zu.

Kapitel 2

Beide liefen durch den Wald bis sie eine Höhle erreichten. Zero warf einen Blick in diese, um sich nach eventuellen Gefahren umzusehen. Susan folgte ihm zögerlich. „Für den Moment sollte das reichen. Wenn es dunkel wird können wir wieder in die Stadt. Ich werde erstmal Ihre Verbrennungen behandeln.“ Zero holte etwas aus einer kleinen Tasche, die ihm um die Hüfte hing. Susan hob ihre Bluse hoch und ließ ihn mit einer Creme ihre Verbrennungen behandeln. Dabei musterte sie die ungewohnte Figur sichtlich. Keine einzige Wunde war zu sehen, obwohl er vor kurzem erst niedergeschossen wurde. Der Anzug schien kein normaler Kampfanzug zu sein, so wie ihn normale Spezialeinheiten trugen. „Was ist das für ein Anzug?“, fragte sie ihn daraufhin. Er hielt kurz inne und behandelte dann ohne ein Wort zu sagen Susans Verbrennungen. Nach einer Weile seufzte Susan laut und verdrehte die Augen. „Ich versteh schon... Du bist sicherlich irgendein Geheimagent mit Spezialausbildung im Jacki Chan Stil oder so ähnlich.“ Kurz musste sie lachen. Zero holte noch einen Tupfer aus seiner Hüfttasche und klebte dieses mit Klebestreifen fest. Vorsichtig zog er die Bluse wieder runter und setzte sich gegenüber auf einen größeren Stein. Beide sagten daraufhin nichts mehr. Susan knabberte an ihren Fingernägeln. Ihre Kleidung war weit entfernt von Sauberkeit, ihre Haare waren durcheinander und ihr Blick war gefüllt mit Angst. „Sie können mich ruhig anschreien.“ Susan hob ihren Kopf und schaute Zero an. Obwohl man nicht erkennen konnte wohin er schaute, bemerkte sie, dass er ihre Augen fixierte. Er sah nicht wirklich wie ein Mensch aus, lediglich die Silhouette ließ vermuten, dass ein Mensch hinter dem Anzug steckte. „Oh man.“, sagte Susan in die Stille. „Was haben Sie?“, fragte sie Zero daraufhin. „Ich brauche Ablenkung! Erzähl mir etwas von dir. Wie alt bist du? Woher kommst du? Und was ist dein Beruf? Obwohl du mir das sicherlich nicht verraten möchtest.“ Zero schaute auf den Boden. Seine Hände hatte er ineinander gehakt. „Ich bin nicht alt und ich komme von hier.“, antwortete er kurz und mechanisch. Es war typisch. Wieso sollte so ein Mensch mehr preisgeben? Susan stand auf und stellte sich vor ihn. Langsam hob sie eine Hand und berührte damit sanft Zeros Gesicht. Das Material des Anzugs war unglaublich weich und eine seltsame Kraft ging von ihm aus. Vorsichtig fuhr sie über die Wangenknochen, dann die Nase hoch und kurz über die Augen. „Was ist das für ein Material...?“ Susan stand sichtlich die Verwunderung im Gesicht geschrieben. Zero stand dann auch auf. Er streifte mit seinem Zeigefinger leicht über Susans Wange. „Man will immer das haben, was man nicht hat.“, flüsterte er ihr leise zu. Seine mechanische Stimme ließ Gänsehaut an jeder Stelle des Körpers entstehen. Susan schwankte und im nächsten Moment packte Zero sie am Oberarm. Sie war total erschöpft. Hinzu kam der psychische Druck, der sie einen Schwächeanfall erleiden ließ. Zero ließ sie langsam mit sich zu Boden sinken.



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