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Süße Versuchung III

Gemeinsame Zukunft
von

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Vermählungsfeier

Mit gemischten Gefühlen sah sie zu wie das große Porträt von ihr neben den anderen Fotos der Frauen des jeweiligen Oberhauptes gehangen wurde.

Jetzt war es amtlich. Tenten war nun offiziell eine Hyuuga und zudem noch die Frau des Oberhauptes.

Zwar hatten Neji und sie bereits den Vertrag unterschrieben, dass sie von nun bis zu ihrem Lebensende dem Clan dienen mussten und bis zur Hochzeit des nächsten Oberhauptes diesen Posten einnahmen, doch das Aufhängen des Fotos von der Frau des Oberhauptes war ein Ritual das noch mehr galt als eine bloße Unterschrift.

Tenten blickte in die brauen Augen ihres Bildes und musste leicht schmunzeln.

Sie war die erste Ehefrau die nicht das Byakugan besaß. Es machte sie stolz, beschämte sie aber gleichzeitig auch. Doch es war nun mal Hiashis Wille gewesen.

Auch lächelte sie als einzige auf dem Porträt und dennoch strahlte sie voller Ruhe und Selbstsicherheit. Sie wusste nicht ob der Fotograf dies geschaffen hatte oder sie dank ihres neunen Postens ein bisschen Erwachsener wurde.
 

Die Hochzeit war sehr traditionell gehalten worden und sie genoss das Hochzeitsessen, auch wenn es sie mehr als eine Henkersmahlzeit erinnerte. Sie aß viel zu viel, denn es gab zu viel gutes und vor allem leckeres Essen und sie musste alles kosten.

Ab morgen wird sie mehr auf ihre Ernährung achten müssen, immerhin muss sie ihre jugendliche Schönheit so lange wahren wie es gehen würde, hatte man ihr gesagt. Wie sie das schaffen sollte wusste sie zwar nicht genau, doch sie wollte es wenigstens versuchen.
 

Plötzlich musste sie an den Hochzeitskuss mit Neji denken und daran wie unangenehm es ihr doch war, denn sie war es nicht gewohnt Neji in aller Öffentlichkeit und vor so vielen Leuten zu küssen.

Es war ihr aber auch etwas peinlich, da sie ganz genau wusste das ihre Eltern und ihre beiden anderen Teamkameraden in der Hochzeitsgesellschaft saßen.

Allerdings versuchte sie diesen Gedanken zu verdrängen und konzentrierte sich nur auf diesen traumhaften Moment in dem sie Neji zum ersten Mal als seine Ehefrau geküsst hatte.
 

Das Foto vor ihr wurde gleich nach der Trauung in einem Nebenraum gemacht. Sie hätte auch gerne eins mit Neji zusammen gemacht, doch dieser musste in der Zwischenzeit einen Eid ablegen, dass er nur im Guten für den Clan handeln würde.

Von Neji würde es zwar auch ein Porträt geben, allerdings wird dieses in seinem Büro hängen.
 

„Tenten“, riss sie jemand aus ihren Gedanken und sie löste den Blick von ihrem Bild.

Sie drehte sich um und versuchte die Richtung der Stimme auszumachen. Der Ballsaal war zwar nicht mehr ganz so voll wie zuvor beim Hochzeitstanz, aber dennoch waren noch viele der Gäste anwesend.

„Tenten“, rief eine Frauenstimme, die die frisch vermählte Braut nur zu gut kannte. „Kind!“

Bei dieser Bezeichnung zuckte sie unwillkürlich zusammen. „Mama“, zischte sie, als ihre Mutter endlich neben ihr stand. „Ich bin kein Kind mehr. Ich habe gerade geheiratet!“

„Das weiß ich auch. Aber dennoch wirst du immer mein Kind bleiben“, sagte Tentens Mutter und sah sie leicht vorwurfsvoll an. „Als du sagtest du würdest Neji heiraten hast du wohl vergessen zu sagen, dass er den Clan danach führen wird, nicht?“

„Das muss ich wohl vergessen haben“, sagte sie sich und lächelte entschuldigend.

„Ich habe gerade mit deinem Lehrer gesprochen. Er sagte, dass du auch nicht mehr zum Training und auf Missionen gehen kannst. Willst du das wirklich?“

„Mama, ich muss. Immerhin habe ich eine gewisse Verantwortung.“

„Früher hättest du nicht so gehandelt.“ Ihre Mutter schien traurig zu wirken und Tenten wunderte dies etwas, immerhin war sie anfangs dagegen das ihre Tochter Ninja wurde und ihr Leben wohlmöglich aufs Spiel setzten könnte.

„Früher war ich aber auch nicht mit Neji verheiratet.“

„Tenten“, sagte Hisa und kam auf die beiden zu. „Ich habe dich schon überall gesucht.“

Tenten merkte wie ihre Mutter plötzlich leicht irritiert schaute und scheinbar nicht recht wusste wer diese Frau aus dem Hyuugaclan war. Doch als sie Hisas Bild neben dem von ihrer Tochter sah, hellte sich ihr Blick auf.

„Sie sind dann also Hiashis Frau?“, fragte Tentens Mutter und reichte Hisa die Hand. „Ich freue mich sehr sie kennen zu lernen.“

„Ganz meinerseits“, presste Hisa heraus und dachte scheinbar im Traum nicht daran der Frau die Hand zu reichen.

„Das ist meine Mutter“, versuchte Tenten das Gespräch etwas aufzulockern, damit Hiashis Frau überhaupt wusste wen sie gerade kennengelernt hat.

Als Hisa das hörte löste sich ihr Blick etwas aus der förmlichen Starre. „Ich bin Hisa Hyuuga, aber das wissen Sie wahrscheinlich.“

„Natürlich. Ich heiße Shirayuki. Hätte ich gewusst, dass Neji das neue Oberhaupt des Hyuuga Clans wird, hätte ich mich natürlich schon eher bei Ihnen vorgestellt, aber ich habe dies erst gerade erfahren.“

Tenten merkte den fragenden, fast strafenden Blick von Hisa und lächelte schnell. „Ich denke, ich werde mich mal um meine Gäste kümmern. Ihr kommt zurecht?“

Sie wartet nicht auf eine Antwort von beiden und ging schnellen Schritten zur anderen Seite des Ballsaales.

Hisa war für sie inzwischen schon so etwas wie ihre Schwiegermutter und es war nie angenehm wenn Mutter und Schwiegermutter aufeinander trafen und die beste Möglichkeit war in diesem Fall nur Flucht.
 

Tenten kannte viele der Gäste gar nicht, aber vermeintlich kannten sie alle, kein Wunder, immerhin war sie die Braut.

Als sie Hinatas kleine Schwester bemerkte war sie heilfroh ein bekanntes Gesicht hier zu sehen und ging auf sie zu.

„Hallo Hanabi“, sagte sie und setzte sich auf den freien Stuhl neben sie.

„Glückwunsch, Tenten“, sagte sie aus Höflichkeit, doch ihr Lächeln verriet, dass sie sich wirklich freute. „Die Trauung war wirklich wunderschön. Warum bist du nicht bei deinen Eltern?“

„Mein und deine Mutter lernen sich grade kennen.“

„Was ist mit deinem Vater?“

„Mein Vater?“ Sie sah sich suchend im Saal um. „Ich weiß gar nicht wo er steckt.“ Plötzlich bemerkte sie ihren Sensei Gai und ihren Vater Ebara, die sich gutgelaunt unterhielten. „Mein Vater freundet sich scheinbar grad mit meinem Lehrer an. Das ist… schrecklich.“

„So schrecklich ist das auch nicht, immerhin ist er nicht mehr lange dein Lehrer“, sagte Hanabi emotionslos und trank einen Schluck ihres Kirschsaftes.

„Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll, dass Gai nicht mehr mein Sensei ist.“

„Du musst es einfach so hinnehmen, das ist dein Schicksal. Wer ist eigentlich der Junge neben deinem Lehrer?“

„Lee. Er ist auch in meinem Team. Wieso fragst du?“

„Nur so“, sagte Hanabi und senkte den Blick.

Tenten wusste nicht, ob sie weiter auf das Thema eingehen sollte, deswegen lenkte sie lieber ein neues Thema ein. „Weißt du eigentlich wo die Hochzeitsreise hingehen wird?“

„Hochzeitsreise? Es wird keine geben, morgen werdet ihr anfangen den Clan zu leiten.“

„Morgen schon?“

„Es ist zu riskant euch jetzt in die Flitterwochen zu entlassen. Wenn Vater in der Zeit etwas passiert, ist niemand da, der sich um den Clan kümmern kann. Und außerdem muss mein Vater anfangs Neji unter die Arme greifen.“

„Ich verstehe.“

„Meine Mutter wird allerdings auch den Benimmunterricht abgeben müssen. Ab nächster Woche wirst du dies übernehmen und aus den Mädchen der Clanmitglieder aufgeklärte Frauen machen.“

„Ich? Aber ich habe selbst kaum Unterricht bekommen.“

„Das ist doch perfekt, dann kannst du uns vielleicht endlich erklären wie die Welt wirklich aussieht, außerhalb des Anwesend, außerhalb von Konoha.“

„Solange ich keinen Ärger von deiner Mutter bekommen werde.“

„Sie wird nichts davon erfahren, versprochen.“

Wieder mischte sich jemand in ein laufendes Gespräch von ihr, doch sie versuchte es gelassen zu bleiben, immerhin waren Neji und sie der Mittelpunkt des Tages. „Tenten“, sagte Lee und tippte ihr auf die Schulter. „Glückwunsch zur Hochzeit.“

„Danke“, sagte sie, wusste aber nicht genau was sie eigentlich hätte noch sagen sollen, deswegen wandte sie sich wieder an Hanabi. „Ihr kommt ohne mich zurecht? Ich muss mal meinen Mann suchen gehen.“

Tenten stand auf und ließ eine verwirrte Hanabi zurück, die offensichtlich mit Lees Anwesenheit etwas überfordert war.
 

Nach fünf Minuten suchen und gefühlten tausend Glückwünschen, fand Tenten endlich ihren Ehemann, den sie seit dem Hochzeitstanz nicht mehr gesehen hatte. Scheinbar war das die Bürde die sie als Frau des Oberhauptes zu tragen hatte.

„Neji“, sagte sie und nahm seine Hand. „Ich habe dich schon überall gesucht.“

Der Mann, mit dem sich Neji gerade noch unterhalten hatte, verbeugte sich rasch und ließ die beiden ohne einen weiteren Kommentar alleine. Es schien, als ob sie bereits so kurz nach der Hochzeit schon den nötigen Respekt von den anderen bekamen.

„Was ist denn los, Tenten?“, fragte Neji und sah zu ihr.

„Nichts. Ich wollte dich einfach nur sehen.“

„Du wirst mich dein ganzes Leben noch sehen“, sagte er und strich sachte über ihr Haar. „Wie fühlst du dich als frisch getraute Hyuuga?“

„Nicht anders als vorher. Es macht mir nur etwas Angst das mich alle hier kennen.“

„Du bist nun die zweitwichtigste Person im Clan, kein Wunder das dich jeder kennt.“

„Schade, dass du nicht mehr allein meine Nummer Eins sein wirst“, sagte sie und schaute gespielt traurig.

„Ich werde immer dir gehören, Tenten.“ Er beugte sich zu ihr runter. „Ich freue mich schon auf die Hochzeitsnacht“, flüsterte er leise in ihr Ohr.

„Wird es denn eine geben?“ Sie sah ihn an und spürte wie glücklich er im Endeffekt doch war.

„Natürlich, auch wenn ich morgen mit Augenringen zur Einführungszeremonie gehen muss. Du bist mir wichtiger als aller Schlaf dieser Welt.“

Sie lächelte freudestrahlend und nickte. „Wir sehen uns dann in einer Stunde vor unserem neuen Schlafgemach.“

Mit diesen Worten löste sie sich widerwillig von Neji, drehte sie sich um und schenkte der Hochzeitsgesellschaft noch sechzig Minuten ihre Aufmerksamkeit, bevor sie nur noch Augen für ihre große Liebe haben wird…

Der Befund

Die Hochzeitsgesellschaft löste sich langsam auf und somit war es ein Leichtes für Tenten sich heimlich aus dem Staub zu machen.

Sie hatte allerdings vorher noch mit Hinata reden können, immerhin hatte sie ihre Freundin vor und nach der Trauung noch nicht gesehen und wusste gar nicht, wie Hiashi auf die Rückkehr seiner Tochter reagiert hatte.

„Heute ist euer Tag“, hatte sie gesagt und müde gelächelt. „Ich erzähle dir morgen was mein Vater zu mir gesagt hatte.“

Ob dies ein gutes oder schlechtes Zeichen war, wusste die junge Braut nicht, aber sie wollte Hinata auch nicht mit ihren neugierigen Fragen belästigen und hatte das Thema fallen gelassen.

Innerlich hoffte Tenten, dass ab morgen wieder Normalität einstellen würde und sie nicht mehr mit Seidenhandschuhen angefasst wurde. Es störte sie etwas, dass scheinbar fast jeder nicht wusste wie er mit Tenten umgehen sollte. Hatte sie durch ihren neuen Stand wirklich eine Mauer zwischen sich und den anderen gebaut? Sie wollte diese so schnell wie möglich wieder einreißen.
 

Ihr Herz klopfte wild, als sie den langen Flur zu ihrem neuen Schlafzimmer entlang ging. Es war ungewohnt in diesem Teil des Hauses zu schlafen, da der Flur an sich schon schöner eingerichtet war als im Rest des Anwesens. Man spürte förmlich, dass hier welche mit einem sehr hohen Status nächtigen mussten.

An den Wänden hingen kunstvolle Gemälde. Tenten kannte die Zeichner nicht, aber sie dachte sich, dass es wahrscheinlich keine Namenlosen waren.

Als sie vor der Schlafzimmertür stand atmete sie noch einmal tief durch. Was man für gewöhnlich bei einer Hochzeitsnacht tat, wusste sie nicht genau, konnte es sich aber denken. Doch war es bei den Hyuugas genauso? Immerhin hatten sie scheinbar für alles ein eigenes Gesetz.

Sachte, ohne zu klopfen, trat sie ein. Fünf Minuten nach der vereinbarten Zeit, doch sie wusste, dass es Neji nicht stören würde.

„Tenten“, sagte er, als sie eintrat, stand von dem gemeinsamen Ehebett auf und ging auf sie zu. „Ich habe bereits auf dich gewartet.“

Er küsste sanft, aber kurz ihre Lippen und ihr wurde bereits jetzt schon ganz anders.

„Sind unsere Sachen bereits hier?“, fragte sie und sah sich rasch, aber gründlich im Zimmer um. Hiashi und Hisa wohnten hier zwar nicht mehr, aber man spürte doch durch gewisse Möbelstücke ihre Anwesenheit. Tenten beunruhigte das etwas.

„Alle unsere persönlichen Gegenstände wurden hierher gebracht. In einer Woche erhalten wir auch neue Möbel, zumindest der Großteil wird ersetzt.“

Sie nickte nur als Antwort und setzte sich unschlüssig aufs Bett.

„Willst du dich nicht umziehen. Das Kleid und die Schuhe sind sicher unbequem.“

„Es geht“, sagte sie und sah auf die Spitzen ihrer hochhackigen Schuhe. Für gewöhnlich trug sie solche Schuhe gar nicht, doch seltsamerweise machte es ihr kaum etwas auf. „Ich gewöhne mich langsam an meine Bürde.“

Neji musste ihrer Bemerkung belächeln. „Sieh die Hochzeit doch nicht als Unglück.“

„Nicht die Hochzeit, eher das was danach kommen wird“, sagte sie leise und sah wieder zu ihm rauf. „Ich habe nur Angst, dass ich der Verantwortung nicht gewachsen bin.“

Neji setzte sich an ihre Seite und legte den Arm sachte um sie. „Ich bin doch auch noch da, Liebste.“

„Ohne dich hätte ich das hier auch nie getan“, sagte sie und küsste seine Lippen sanft. „Ich liebe dich.“
 

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Neji stand auf und zog sich einen Bademantel über.

„Wohin gehst du?“, fragte Tenten und hielt ihn sachte am Arm fest.

„Nur kurz ins Bad“, sagte er leise und löste sich aus ihrem Griff. Behutsam legte er die Decke über seine Frau und küsste ihre Stirn. „Bleib ruhig liegen.“
 

Er setzte sich auf den Badewannenrand und seufzte. Eigentlich wusste er ganz genau, dass er in dieser Nacht ein Kind zeugen musste und dennoch tat er dies nicht. Trotz dieser Bestimmung hatte er verhütet.

Wieso sträubte er sich so davon Tenten zu schwängern? Er war nun das Oberhaupt und er musste Nachkommen zeugen, auch wenn er dies gar nicht wollte. Jetzt zumindest noch nicht.

Vor ein paar Monaten hätte er nie gedacht, dass er überhaupt Oberhaupt des Clans werden würde und nun saß er hier, im Badezimmer, dass früher Hiashi und Hisa gehörte.

„Alles in Ordnung, Neji?“, fragte Tenten durch die geschlossene Tür und klopfte sachte gegen diese.

„Natürlich. Du kannst ruhig reinkommen.“

Sie öffnete die Tür und ihr Anblick ließ jeden Zweifel verblassen. Tenten trug nur einen Slip und eine weiße Bluse, die sie nicht ganz zugeknöpft hatte und sich mehr schnell als ordentlich angezogen hatte. Doch genau das machte sie hübscher als jede andere.

„Hiashi will dich sprechen, er steht draußen im Flur.“

„Jetzt noch?“, fragte Neji überrascht.

„Er meinte es wäre wichtig. Es geht um eine Sache um die du ihn gebeten hattest.“

Neji verstand sofort und nickte. „Lass du schon mal das Badewasser ein, ja?“, sagte er und war plötzlich wie unter Strom gesetzt. „Warte hier, ich bin gleich wieder da.“
 

Hiashi überreichte Neji nur stumm einen Brief und verabschiedete sich rasch wieder. Das es inzwischen nach elf Uhr war, schien ihn nicht zu stören, denn sonst hätte er bis zum morgen gewartet.

Doch insgeheim war Neji dankbar dafür, dass sein Onkel noch um diese Uhrzeit vorbei kam, schließlich war ihm dieser Brief überaus wichtig und das wusste Hiashi auch.

Zögernd ging er im Zimmer auf und ab, wusste nicht, ob er überhaupt wissen wollte was in diesem Brief stand. Es würde sein ganzes Leben auf den Kopf stellen und er rechnete bereits jetzt mit dem Schlimmsten.

Er entschloss sich aber dennoch den Brief zu öffnen und dem Ungewissen ein Ende zu bereiten.

Er überflog den Inhalt des Briefes, bis er an die entscheidende Stelle kam.

Wie lange hatte er auf dieses Ergebnis gehofft, nun war es da und er wünschte sich, dass er es nie erfahren hätte, denn nun war es amtlich.

Es zerriss ihn das Herz und er ließ den Zettel zu Boden fallen. Er war viel zu geschockt über die Nachricht.

Er hob den Brief auf und versteckte ihn in eine Schublade des Kleiderschrankes. Er konnte nicht mit Tenten über den Befund sprechen, es durchfraß ihn selbst wie tausend Maden die er nicht loswerden konnte.

Ironischer weise sträubte er sich die ganze Zeit vor etwas was unmöglich zu erreichen war, denn der Befund lautete, dass Neji unfähig war überhaupt Kinder zu zeugen…

Problemlösungen

Seine Welt drohte zusammenzubrechen und etwas Glanz zu verlieren.

Eigentlich hatte er sich gewünscht niemals Kinder zu bekommen, dachte es zumindest, da er Kinder nicht ausstehen konnte. Doch dieses endgültige Ergebnis war zu plötzlich, zu berechenbar.

Vielleicht hätte er sich später Kinder gewünscht, vielleicht wäre er später reif dafür gewesen. Doch diese Illusion war nun zerstört. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,01 Prozent war es fast unmöglich Kinder zu zeugen. Doch eine gewisse Chance bestand, auch wenn sie klein war.

Allerdings musste er weiter denken. Er hatte nicht unendlich viel Zeit zu versuchen Kinder zu bekommen. Er war nun das Oberhaupt und das Oberhaupt musste Kinder zeugen. So schnell wie möglich.

Er musste mit Hiashi darüber reden, musste ihn mitteilen, wieso er Unfruchtbar war, denn dies stand auch in dem Befund der unverkennbar seiner war, wie sonst hätten die Ärzte rausfinden können das er als Kind fast an dieser Krankheit erlag.

Unerwartet öffnete sich die Badezimmertür und riss ihn aus seinen trüben Gedanken an seine Vergangenheit.

„Das Badewasser wird kalt“, sagte Tenten und ihm brach fast das Herz bei ihrem Anblick.

„Es tut mir leid, ich muss morgen früh raus. Wir verschieben das baden, in Ordnung?“

Sie nickte verständnisvoll. Wie konnte sie auch wissen, dass er ihr etwas Wichtiges verschwieg.

Doch es half nichts. Bevor er nicht mit seinem Onkel gesprochen hatte konnte er unmöglich Tenten von seiner Impotenz erzählen.

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend und trüben Gedanken an den Befund fiel Neji in einen unruhigen Schlaf. Er wusste bereits jetzt, dass sich morgen sein ganzes Leben verändern würde...
 

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Am nächsten Morgen wachte Tenten aus einem tiefen, erholsamen Schlaf auf, steckte sich und stand sofort auf.

Neji war nicht mehr im Zimmer, doch sie wusste ja, dass er früh raus musste. Wie spät es war wusste sie nicht genau, aber es war ihr auch egal.

Sie fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Jegliche Last war fort, sie fühlte sich ausgeglichen und nun begann endlich ihr neues Leben.

Barfuß ging sie zum Fenster, zog die Vorhänge auf und öffnete das Fenster. Es war ein herrlicher Tag und es lag eine ermutigende Ruhe in der Luft.

Endlich hatten sie es geschafft, endlich waren sie an ihrem Ziel angekommen und keiner konnte sie nun von ihren Thron schupsen. Weder Hiashi, noch Hisa, noch sonst jemand.

Sie zog sich voller Tatendrang an und ging ohne ein bestimmtes Ziel durchs Anwesen.

Plötzlich entdeckte sie Hide, die mit jemanden auf der Terrasse stand und scheinbar gerade dabei war sich zu verabschieden.

„Geh jetzt“, sagte sie, auch wenn ihre Stimme verriet, dass sie dies gar nicht wollte.

Plötzlich erkannte Tenten die Person die bei Hide war und war überrascht. Es war Lee.

„Morgen, ihr zwei“, sagte Tenten und ging auf die beiden zu.

„Tenten“, sagte Hide und freute sich scheinbar sie zu sehen. „Lee wollte gerade gehen, stimmt es Lee?“

„Ja, tut mir leid. Ich muss los. Wir sehen uns, Hide?“

„Vielleicht“, sagte diese und kicherte leise.

Tenten verstand die Welt nicht mehr recht.

Als Lee sich endlich verabschiedet hatte, musterte sie kritisch Hide.

„Was sollte das denn?“

„Lee und ich haben nur die ganze Nacht zusammen getanzt. Das ist alles.“

„Er war die ganze Nacht hier?“

„Natürlich. Denk jetzt aber nicht, dass da etwas zwischen uns läuft. Ich steh für gewöhnlich nicht auf solche Männer.“ Sie verzog etwas das Gesicht. „Besser gesagt, mir wurde es anderes beigebracht.“

„Im Benimmunterricht?“, fragte Tenten, bezweifelte es allerdings ein wenig, wieso sollte man so etwas Kindern im Benimmunterricht beibringen.

„Benimmunterricht ist eine Unterreibung. Gehirnwäsche würde es besser treffen. Das sie uns beibringen wie man richtig isst oder läuft ist ja noch in Ordnung, aber mir zu sagen wie mein Traummann sein sollte, ist etwas übertrieben.“

„Also ist Lee das genaue Gegenteil von dem wie ein Mann sein sollte?“

„Wenn du es so grob sehen willst, dann ja“, sagte Hide und lächelte schwach. „Vielleicht fühle ich mich darum so zu ihm hingezogen.“

„Ich glaube ich muss mal etwas an dem Ablauf des sogenannten Unterrichts ändern.“

„Das wäre ein großer Schritt für die Frauen des Hyuuga-Clans.“

„Dann lass uns es durchziehen“, sagte Tenten und lächelte zuversichtlich.
 

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Noch nie hatte er so ein schlechtes Gefühl, noch nie fühlte er sich so mies. Wer hätte auch vermuten können, dass eine Kinderkrankheit seine ganze Zukunft zerstören würde.

Hiashi hatte sich das Ergebnis mit einem unschlüssigen Gesichtsausdruck angehört. Wahrscheinlich hatte er bedauern, immerhin ist Neji trotz allem noch sein Neffe, aber scheinbar empfand er die Lage nicht so schlimm wie Neji es tat.

„Wie lösen wir das Problem nun?“, fragte Neji und wusste nicht genau was er tun oder sagen sollte.

„Warte bitte vor der Tür. Ich muss kurz etwas überprüfen.“

„Selbstverständlich.“
 

Geduldig wartete er, doch innerlich zerfraß es ihn. Er fürchtete sich etwas davon mit Hiashi zu reden, immerhin konnte das auch sein Ende als Oberhaupt bedeuten. Er wusste gar nicht, ob ihm das Amt so schnell wieder weggenommen werden konnte.

„Neji“, hörte er eine vertraute und doch fernklingende Stimme seinen Namen sagen. „Gut, dass ich dich treffe.“

Als er sich aus seinen Gedanken reißen konnte, stand Kiyoshi bereits neben ihm.

„Ich habe ein Problem“, druckste er rum.

„Worum geht es?“, fragte Neji, auch wenn er selbst genug Probleme hatte.

„Ich hatte- wie soll ich sagen- ich habe heute Nacht von Hide geträumt.“

„Geträumt?“, fragte Neji skeptisch.

„Nicht so wie sonst. Es kam öfter vor, dass ich schon von ihr geträumt hatte, aber diesmal war es… erotisch.“

„Du hattest einen erotischen Traum?“

„Ja, aber eher unbewusst. Sie sah gestern einfach zu gut in dem Kleid aus. Aber ich konnte dir ja noch gar nicht zu deiner Hochzeit gratulieren“, sagte sein Freund und grinste.

„Spar dir deine Glückwünsche lieber“, sagte Neji nur trocken.

„Wieso das denn? Gab es ein Problem?“

„Ich weiß nicht, ob es direkt ein Problem ist, wenn das Oberhaupt unfähig ist Kinder zu zeugen.“ Es fiel ihm unwahrscheinlich leicht diese Worte auszusprechen. Bei Hiashi hatte er es gar nicht gewahrt, hatte ihn nur den Brief hingelegt, doch Kiyoshi war sein Freund, sein bester Freund. Wenn er es ihm nicht sagen könnte, könnte er es niemanden sagen.

„Bitte, was?“ Er hatte scheinbar mit allem gerechnet nur nicht damit. „Aber wie ist das möglich.“

„Ich weiß auch nicht genau, aber im Befund stand, dass es daran läge, dass ich als Kind Mumps hatte.“

„Durch Mumps wird man doch nicht Impotent.“

„Die Wahrscheinlichkeit ist zwar sehr gering, aber es ist dennoch möglich.“

„Und der Befund ist wasserdicht?“

„Absolut.“

„Da scheint mir mein Problem noch viel unbedeutender.“

„Du musst Hide vergessen. Sie ist immerhin deine Schwester.“

„Das musst du mir nicht sagen, das weiß ich auch so.“

Die Tür öffnete sich und Hiashi trat heraus. „Ich denke ich habe eine Lösung gefunden.“ Er sah zu Kiyoshi. „Weiß er bescheid?“

„Ja“, sagte Neji und war sich nicht sicher, ob das gut oder schlecht war.

„Dann soll er mit reinkommen. Ich muss etwas mit euch beiden besprechen.“
 

Unsicher standen Neji und Kiyoshi gegenüber von Hiashis alten Schreibtisch, der eigentlich Neji gehörte. Aber es machte keinen großen Unterschied wer nun das Kommando übernahm. Es war die Aufgabe für das alte Oberhaupt die Entscheidungen zu treffen, wenn das neue dazu nicht im Stande war und das war momentan der Fall.

„Es gibt eine Lösung für das Problem“, sagte Hiashi. „Es ist nicht das erste Mal, dass ein Oberhaupt nicht im Stande ist Kinder zu zeugen und wir sind dagegen abgesichert.“

„Und wie?“, fiel Neji ihm ins Wort. Er konnte diese Unsicherheit nicht mehr ertragen.

Er sah auf eine Liste die vor ihm lag und überflog diese. „Der nächste in der Liste wird Tenten schwängern, so einfach ist das. Und der nächste wäre Kiyoshi…“

Sondervereinbarung

Neji wusste nicht wieso er es genau tat, doch er akzeptierte die Entscheidung das Kiyoshi der Erzeuger seines Kindes werden würde. Er musste es akzeptieren, denn es gab keinen anderen Ausweg und lieber würde er Tenten in die Hände seines besten Freundes legen, statt in die Hände eines wildfremden, perversen Mannes, der vielleicht sogar noch Hintergedanken hatte.

Eigentlich hatte er auch nicht viel zu verlieren, immerhin wusste er das Kiyoshi in Hide verliebt war und er würde nur einmal mit Tenten schlafen und sie nicht heiraten.

Wieso machte er sich dann so viele Gedanken? Es lag wahrscheinlich daran, dass er Befürchtungen hatte wie seine Frau diese Situation auffassen würde.

Wo Tenten war wusste er nicht, aber er wollte sie auch nicht suchen, schließlich hatte sie ein Recht auf ihre Freiheit und deswegen blieb er alleine in seinem Büro. Alleine mit seinen Ängsten.

Er war unfähig sich zu konzentrieren, unfähig sich seinen neuen Aufgaben zu widmen.

Nervös tippte er mit seinem Kugelschreiber auf die Arbeitsplatte seines Schreibtisches, überlegte sich tausend Erklärungen für Tenten und verwarf sie gleich wieder. Man konnte nicht in Worte fassen wie er sich fühlte.

Er wollte das Thema nicht zu nüchtern angehen, immerhin würde dadurch ihr ganzes Liebesleben auf den Kopf gestellt werden. Jedes Mal wenn er mit ihr schlafen würde, würde er sich erinnern, dass er unfähig war Kinder zu zeugen.

Er war doch ein Mann und Männer zeugten nun mal Babys, wieso wurde ausgerechnet ihm dies verwerte?

Wurde er von irgendjemand bestraft, für Taten an die er sich kaum noch erinnern konnte? Immerhin hatte er als Kleinkind Mumms, es musste doch eine Erklärung dafür gegen.

Es war einfach ungerecht…
 

Es klopfte an seiner Bürotür. Ein ungewohntes Gefühl, immerhin war er nun das Oberhaupt und somit für den ganzen Clan zuständig. Er freute sich über seine neue Aufgabe, aber es war auch ungewohnt, denn er trug viel Verantwortung.

„Herein“, sagte er und war gespannt wer sein erster Besuch sein würde.

Zu seiner Freude war es Tenten, seine Ehefrau, sein Halt in dieser schweren Zeit.

„Stör ich?“

„Natürlich nicht“, sagte er schnell und schlug zur Unterstreichung seine Akten zu.

„Kommst du mit deiner Arbeit gut voran?“, fragte sie und lächelte ihn an. „Ich habe gerade erfahren, dass ich morgen meinen ersten Benimmunterricht leiten muss.“

„Mach dir keine Gedanken, erzähl den kleinen Mädchen einfach das was du denkst, sie werden dir eh an den Lippen hängen.“

„Wer nimmt denn alles am Unterricht teil?“, fragte Tenten und setzte sich auf die Kante vom Schreibtisch.

„Alle Mädchen die noch nicht verheiratet sind. Du bekommst dann also Unterstützung von Hinata.“

Tenten merkte offensichtlich, dass etwas mit Neji nicht stimmte, denn sie strich über seine Wange.

„Du wirkst angespannt“, sagte sie leise und lächelte aufmunternd. „Ist etwas vorgefallen?“

Er wollte antworten, konnte es aber nicht, sosehr er es sich auch wünschte. Seine Unfruchtbarkeit belastete ihn, drückte ihn zu Boden und zerfraß sein Herz.

„Es ist nichts“, sagte er, beugte sich zu ihr und küsste sie sanft auf die Lippen. „Es ist nur eine ungewohnte Situation, dass ist alles.“

Er küsste sie erneut, diesmal stürmischer, fordernder. Er wollte sie, wollte ihren Körper, wollte dadurch versuchen seinen Frust abzubauen.

Es war kindisch zu glauben, dass es dadurch besser werden würde, er würde sich danach genauso schlecht fühlen wie er es jetzt tat.

Tenten ging auf seinen Kuss ein, doch er spürte, dass sie Misstrauisch wurde, denn eigentlich küsste er sie nie so ungehalten. Doch das störte ihn nicht.

Er fuhr mit seiner Hand zwischen ihren Beinen, wollte sie intim berühren, doch plötzlich blockte sie ab.

„Lass uns das auf später verschieben“, sagte Tenten leise und schob seine Hand beiseite.

„Ich will dich aber jetzt“, hauchte er leise und küsste ihren Hals.

„Neji!“, sie stand auf und trat eine Stück zurück. „Was ist los?“

„Was soll los sein? Darf ich nicht mit meiner Frau intim werden?“

„Ich kenne dich“, sagte sie nur und sah ihn durchdringend an.

„Tenten.“ Er seufzte. „Ich kann es dir nicht so einfach erklären, ja?“

Sie trat wieder zu ihm, da sie anscheinend spürte, dass er sich wieder beruhigt hatte. „Du kannst mir alles erzählen. Ich liebe dich, wir sind verheiratet. Wenn du es nicht mir erzählen könntest, wem dann?“

Er sammelte seine ganzen Kräfte, seinen ganzen Mut, denn er musste Tenten dies alles erzählen, auch wenn es sie schocken wird. „Ich bin unfähig Kinder zu zeugen. Aber da in unseren Gesetzten steht, dass wir verpflichtet sind Nachkommen zu zeugen, muss jemand anderes der Erzeuger unser Kinder werden.“

Er konnte nicht genau sagen, was Tenten mehr schockte. Die Nachricht dass er unfruchtbar war oder das jemand anderes der Erzeuger ihrer Kinder werden würde.

Sie sammelte sich, ordnete sichtbar ihre Gedanken und fragte darauf hin leise: „Und wer wäre der nächstmöglichste Erzeuger?“
 

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Tenten reagierte nicht so extrem wie Neji es gedacht hatte. Sie war scheinbar nur enttäuscht, dass er es ihr so lange verheimlicht hatte.

Über die Tatsache das Kiyoshi der nächstmöglichste Erzeuger war, war sie nicht allzu erfreut, doch sie akzeptierte es, genauso wie Neji es tat.

Sie trafen sich zu dritt in Nejis neuem Büro, da sie über alles in Ruhe reden wollten.

„Es ist wichtig, dass so wenig Leute wie möglich von diesem Vorhaben wissen werden“, sagte Neji und griff nach dem Gesetzbuch des Hyuuga-Clans. „Es ist scheinbar schon eher so etwas vorgefallen, aber natürlich ist nichts nach außen durchgedrungen.“

„Natürlich nicht“, murmelte Tenten und presste die Lippen aufeinander.

„Es gibt allerdings eine Einschränkung. Sie erscheint unbedeutend, aber dennoch müssen wir uns daran halten.“

„Eine Klausel?“, fragte Tenten und war sichtlich immer noch nicht allzu begeistert.

„Kiyoshi müsste verheiratet sein um als möglicher Erzeuger für das Kind infrage zu kommen. Wir haben aber nicht allzu lange Zeit um zu warten.“

„Außer wir würden jemanden finden, der ihn auf Anhieb heiraten würde.“

„Ich will aber nicht heiraten“, protestierte Kiyoshi und beteiligte sich zum ersten Mal an dem Gespräch.

„Und ich will nicht, dass Tenten mit irgendeinem schläft. Wir könnten es auch natürlich so durchziehen, aber wir dürfen nicht gegen das Gesetz des Clans verstoßen. Egal ob wir die Sache verschleiern oder nicht. Das ist eine Frage des Prinzips.“

„Welch Schwachsinn“, murmelte Tenten und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was macht es für einen Unterschied, ob Kiyoshi verheiratet ist oder nicht.“

„Kiyoshi muss heiraten?“, fragte eine vertraute Stimme hinter ihnen schockiert.

Alle drei drehten sich ruckartig um und sahen Hide, Kiyoshis kleine Schwester, an.

„Hast du etwa gelauscht?“, fragte Neji, obwohl er die Antwort bereits wusste. Er musste sich zusammenreißen um nicht vor Wut auszurasten.

Sie dachte gar nicht daran Nejis Frage zu antworten, sondern trat einen Schritt vor.

„Ich werde Kiyoshi heiraten“, sagte sie selbstbewusst und bestimmt…

Beginn und Schlussstrich

Alle drei sahen Neji erwartungsvoll an und warten auf eine Entscheidung von ihm, doch er war etwas überfordert.

Wieso lag es nun an ihm ob Hide Kiyoshi heiraten dürfte oder nicht?

„Neji?“, fragte Tenten etwas unsicher, da er bereits seit fünf Minuten schwieg. „Was sagst du dazu?“

Er merkte gar nicht, dass er so lange gezögert hatte und auch Kiyoshi ist in eine leichte Starre gefallen.

„Ihr seit doch Geschwister, also vergiss deinen Plan sofort wieder“, sagte Neji nur.

Für ihn war dieses Thema nun beenden, doch Hide nahm ihm das Gesetzbuch der Hyuuga aus der Hand und blätterte darin.

„Hier steht es“, sagte sie triumphierend. „Zwei mit dem exakten Blut dürfen heiraten, wenn sie ohne sexuellen Kontakt leben und erst wenn es von äußerster Wichtigkeit ist, dass mindestens einer der beiden getraut sein muss.“

„Exaktem Blut?“, fragte Tenten skeptisch. „Im Hyuuga-Clan haben doch die meisten eh dasselbe Blut.“

„Deswegen ja exaktem Blut, also Geschwister“, sagte Hide und sah von dem Buch auf.

„Wieso schreiben sie dann nicht einfach Geschwister.“

„Damit es für außenstehende nicht so einfach zu begreifen ist“, murmelte Kiyoshi, nahm Hide das Buch aus der Hand und musterte sie kritisch. „Wieso kennst du dich eigentlich so gut mit so etwas aus?“

„Eine Frau muss sich über ihre Rechte im Klaren sein“, entgegnete Hide keck. „Also spricht nichts gegen die Hochzeit?“

„Theoretisch nicht, allerdings muss dein Bruder auch damit einverstanden sein.“

„Natürlich“, murmelte dieser und sah zur Seite. „Allerdings sollten wir es für die Außenwelt nicht so offensichtlich machen, dass wir Geschwister sind.“

„Wir können ja einfach das Gerücht verbreiten das Kiyoshi nur der Ziehsohn ist“, schlug Tenten vor.

„Die Idee ist gar nicht mal so schlecht“, murmelte Neji und nickte. „Ich werde mit Hiashi und natürlich auch eurem Vater reden müssen, aber ich denke nicht, dass sie etwas dagegen haben werden.“

„Da bin ich mir nicht so sicher“, murmelte Kiyoshi und sah argwöhnisch zu seiner Schwester, die die Lippen aufeinander presste.

„Wir sollten gehen, Tenten“, sagte sie und warf ihrem Bruder einen bösen Blick zu. „Und von dir will ich keinen Kommentar hören.“

„Hast du heute deinen ersten Benimmunterricht?“, fragte Neji und sah zu seiner Frau.

„Ja, ich bin etwas nervös“, gab sie zu und lächelte schwach.

„Die Mädchen werden dich lieben. Und Hide, Hinata und Hanabi sind ja auch noch zu deiner Unterstützung da.“
 

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Hide und Tenten waren gerade auf den Weg zum Klassenzimmer, als eine kleine Jungengruppe von fünf Leuten direkt auf sie zukam.

Einer der Jungen, scheinbar ihr Anführer, lächelte selbstsicher und nickte ihnen zu.

„Liebling. Wie geht es dir?“, fragte er, strich sich mit einer raschen Handbewegung sein schwarzes Schulterlanges Haar aus dem Gesicht und blieb vor den beiden stehen.

Tenten fühlte sich erst angesprochen und war verwundert über die Anrede, doch dann bemerkte sie, dass der Junge offensichtlich Hide meinte.

„Als ob dich das interessieren würde“, antwortete sie verbissen und wandte den Blick ab.

Der Junge ließ sich von ihrer Reaktion keineswegs beeindrucken, da er dies bestimmt bereits gewohnt war. Erst jetzt hatte er Augen für ihre Begleitung und fiel etwas aus seiner selbstgefälligen Haltung.

„Tenten-sama“, sagte er etwas außer Atem. „Schön Sie zu sehen.“

„Danke, ganz meinerseits“, sagte sie automatisch, auch wenn sie keinen blassen Schimmer hatte wer der junge Mann war. „Ihr entschuldigt uns, wir haben gleich Unterricht.“

„Natürlich, für sie würden wir alles tun, Tenten-sama“, sagte der selbsternannte Anführer der Truppe und brachte die Gruppe mit einer flinken Handbewegung dazu, dass diese sich in Bewegung setze und den beiden Frauen wieder Platz machten.

„Wer war denn das?“, fragte Tenten etwas durcheinander.

„Mein Verlobter“, murmelte Hide und versuchte offensichtlich ihre Wut zu unterdrücken. „Wie ich diesen Kerl hasse.“

„Dein Verlobter?“, fragte Tenten überrascht. „Aber du wolltest doch Kiyoshi heiraten. Ich wusste nicht, dass du bereits verlobt bist.“

Hide lächelte schwach. „Jetzt kennst du den Hauptgrund, wieso ich Kiyoshi heiraten will. Besser ihn, als den“, sagte sie abfällig.

„Weiß denn schon jemand von deinem Hochzeitsplan?“

„Ich muss nachher mit meinem Vater reden und er wird dann alles mit Hiashi klären müssen. Da Neji bereits sein Okay gegeben hat, kann Hiashi eh nichts mehr dagegen tun, aber dennoch muss er es erfahren.“

Tenten war etwas verwundert darüber, wie viel Macht ihr Mann doch hatte, dass er sogar seinen Onkel, das frühere Oberhaupt, mundtot machen kann. „Wird es sehr viel Ärger geben?“

„Mein Vater wird aus allen Wolken fallen, immerhin bin ich seit ich denken kann mit diesem Kerl verlobt. Wenn ich jetzt diese Verlobung auflöse, nur um meinen Bruder zu heiraten, weiß ich nicht wie er reagieren wird.“

„Und wenn wir sagen, dass es Nejis Idee war? Gegen den Willen des Oberhauptes kann er sich doch nicht stellen, oder?“

Hide sah sie verwundert an. „Neji würde so etwas aber nie freiwillig zugeben.“

„Wenn ich ihn dazu bringe, schon“, versprach Tenten und strich ihr über die Schultern. „Mach dir keine Gedanken, ich regel das schon.“

Hide musste etwas grinsen. „Jetzt versteh ich endlich was es bedeutet, wenn man sagt, dass die Frau des Oberhauptes im Hintergrund doch mehr Macht hat.“ Ihr grinsen verwandelte sich schnell zu einem verlegenen Lächeln. „Danke, große Schwester.“
 

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Die Klasse war eine Gruppe von zehn Mädchen zwischen sieben und siebzehn Jahren. Die jüngeren rannten durchs Klassenzimmer, während die älteren auf der Fensterbank saßen und sich über Mode, Jungs und anderen Kram unterhielten.

Als Tenten den Raum mit Hide betrat sahen einige Mädchen zu ihnen und waren sofort still. Der Zauber, dass die Frau des Oberhauptes den Raum betrat, wirkte auch hier.

„Guten Morgen“, sagte Tenten und stellte sich vorne an die Tafel, wo bei ihrem eigenen ersten Benimmunterricht Hinatas Mutter, Hisa, stand. „Setzt euch bitte hin.“

Die Jugendlichen standen eher träge auf, setzten sich allerdings jeder an einen Tisch, allerdings in den hinteren Teil des Raumes. Die Jüngeren sahen ihre neue Lehrerin wissbegierig und anhimmelnd an.

Tenten entdeckte Hinata in der Gruppe der Älteren und war etwas erleichtert, das ihre Freundin auch hier war. Sie hatten seit langem kaum länger als zwei Sekunden gesehen.

„Tenten-sama?“, fragte ein Mädchen, das neben Hanabi saß, und streckte ihren Arm in die Luft.

Es war für sie immer noch ungewohnt mit ‚sama‘ angesprochen zu werden, immerhin war sie kaum älter als die Mädchen aus der letzten Reihe.

„Ja?“, nahm sie die Frage entgegen.

„Ist es schön verheiratet zu sein?“, fragte das Mädchen und grinste breit. Sie hatte ihre schwarzen Haare zu zwei Zöpfen geflockten, was ihr noch einen noch frecheren Ausdruck gab.

„Natürlich ist es schön verheiratet zu sein“, beantwortete Tenten die Frage, wenn auch nicht ganz zufriedenstellend.

„War ihre Hochzeit schön?“, fragte das vorlaute Mädchen weiter.

„Ich empfand sie als sehr schön. Auch wenn sie vielleicht nicht so war wie ich sie mir vorgestellt hatte.“

„Vorgestellt?“, murmelte ein eher schüchternes Mädchen in der ersten Reihe.

„Ja, natürlich“, sagte Tenten und lächelte. „Jeder hat doch Vorstellungen davon wie seine Traumhochzeit aussieht.“

„Ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht“, sagte das Mädchen aus der ersten Reihe.

„Dann schlage ich vor, dass jeder sich nun überlegt wie seine perfekte Hochzeit aussehen sollte und diese dann malt.“

„Malen?“, fragte eine der Jugendlichen skeptisch. „Ich bin nicht mehr im Kindergarten.“

„Von mir aus könnt ihr auch einen Aufsatz schreiben, aber macht euch Gedanken.“
 

Nach nicht mal fünfzehn Minuten war jeder halbwegs fertig mit seinem Ergebnis. Die Kleinen haben freudig gemalt und gebastelt, während die Älteren geschrieben haben, nur Hinata tat nichts.

„Was ist los?“, fragte Tenten, als sie an Hinatas Tisch vorbei kam.

„Ich habe meine angebliche Traumhochzeit schon hinter mir. Ich wünsche mir für das nächste Mal nur, dass mein Ehemann am Leben bleibt“, sagte sie etwas verbissen.

„Ich glaube, der Umgang mit Sasuke hat dir nicht gut getan. Deine Wortwahl war auch mal besser.“

„Es ist nur die Wahrheit.“

„Ich bin fertig“, rief Hide und hielt Tenten ihr Bild entgegen.

„Du hättest auch was schreiben können“, sagte Tenten und betrachtete das Bild von Hide.

„Ich hasse Aufsätze, da zeichne ich lieber. Allerdings bin ich bei weitem nicht so gut wie Kiyoshi.“

Das stimmte allerdings, aber Tenten verkniff sich ihren Kommentar.

„Ich bin auch fertig, Tenten-sama“, sagte das Mädchen, das so frech rüberkam und reichte ihr auch ihr Bild. „Das bin ich und das ist mein Mann. Und das ist unsere Hochzeitstorte“, erklärte sie aufgeregt.

„Ich glaube du hast etwas vergessen“, sagte Tenten und wollte ihr das Bild gerade zurückreichen, als sie in das verwunderte Gesicht des Mädchens sah. „Dein Ehemann hat kein Gesicht.“

„Ich weiß ja auch noch nicht wie er aussieht.“

„Dann mal ihm das Gesicht von dem Mann den du dir wünscht.“

„Ich bekomme aber den Mann, den sich meine Eltern wünschen“, sagte das Mädchen, scheinbar stolz.

Tenten sah sich die anderen Bilder der Mädchen an und stutzte. Fast überall fehlte das Gesicht des Ehemannes. Offensichtlich waren Hinata und Hide nicht die einzigen Opfer der Zwangshochzeit.

In einem so großen und traditionellen Clan war es scheinbar normal, dass man den Partner für sein Kind aussuchte und diesen Mädchen war es vermeintlich auch nur recht.

Es klopfte sachte an der Tür und Tenten sah überrascht zu dieser.

„Herein“, sagte sie.

Die Tür öffnete sich einen Spalt und Lee steckte den Kopf hindurch. „Darf ich kurz mit Hide sprechen?“

Diese sah etwas irritiert zu ihrer Lehrerin und wollte erkennbar gar nicht mit dem Jungen reden, doch Tenten antworte das naheliegende, immerhin sprach nichts dagegen. „Natürlich.“

„Ich warte draußen“, sagte Lee und schloss die Tür wieder.

„Tenten“, zischte Hide und funkelte sie böse an. „Das ist das letzte was ich grade will.“

„Wer ist das?“, fragte das Mädchen, das anfangs in der ersten Reihe saß.

„Das ist ihr Freund“, antwortete das freche Mädchen und stieß Hide leicht mit dem Ellenbogen an. „Stimmt doch, oder?“

„So ein Unsinn“, fauchte Hide und ging zur Tür. Weder sie noch Tenten bemerkte den traurigen Blick von Hanabi, die gerade damit beschäftigt war mit schwarzem Buntstift das Gesicht von ihrem Ehemann auszumalen und es somit unkenntlich machte.
 

„Was ist denn so wichtig?“, fragte Hide und dachte gar nicht daran lange bei Lee im Flur zu bleiben, wer wusste schon was sich nun wieder für Gerüchte bilden würden.

„Ich wollte nur wissen was nun mit uns beiden ist, wegen der Nacht bei der Hochzeit.“

„Was soll denn großartig sein? Wir haben getanzt, uns geküsst, aber mehr auch nicht.“

„Also hat dir das nichts bedeutet?“

Sie zögerte und presste die Lippen aufeinander. Natürlich bedeutete ihr das alles sehr viel und auch ihre Gefühle für ihn konnte sie nicht verleugnen, doch sie musste es tun, egal wie weh sie ihm damit tun würde. Sie konnte zwar die leidenschaftlichen, heimlichen Küsse nicht ungeschehen machen, doch sie wollte das nicht mehr. Sie wollte nicht, dass er sich in eine Liebschaft stürzte die keine Zukunft hatte. Er hatte etwas Besseres verdient.

„Tut mir leid, Lee, aber ich liebe dich nicht“, log sie. „Wir sollten es beenden, bevor es überhaupt ernsthaft anfängt. Es ist besser wenn du nun gehst...“

Aufklärung

Hide wollte weinen, schreien, fortlaufen, doch sie tat es nicht, versuchte stark zu sein. Sie hatte ihrer großen -und vielleicht einzigen- Liebe mitten ins Gesicht gelogen, fühle aber weder Schmerz noch Trauer.

‚Es ist besser so. Vielleicht nicht für mich, doch für ihn‘, dachte sie verbissen, verzog aber keine Miene.

Sein Gesicht sprach Bände. Sie sah Erstaunen, Verwirrung und auch seine Bestürztheit. Sie ahnte wie er sich fühlen musste, denn genauso fühle sie sich auch.

Sie tat dies nicht um ihn wehzutun, sondern nur um ihn zu schützen. Vor was genau sie ihn schützen wollte, wusste sie zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht genau. Vielleicht vor ihrem wahren Ich, vor dem Hyuuga-Clan oder etwas ganz anderem.

Lee wollte etwas sagen, entschied sich aber doch dagegen. Er hatte scheinbar mit allem gerechnet, hatte sich wahrscheinlich bloß auf das Wiedersehen gefreut und bekam als Dank für seinen Besuch eine Abfuhr. Er musste jetzt bestimmt denken, dass Hide nur mit seinen Gefühlen gespielt hatte, das jeder Kuss, jedes Wort ohne Gefühl und Bedeutung war.

Doch das stimmte nicht. Absolut nicht, doch sie konnte es nicht sagen.

„Ich denke, dass es besser wäre, wenn du jetzt gehen würdest“, murmelte Hide. Ihr Herz schmerzte, als sie diese widersprüchlichen Worte aussprach.

„Bedeutet das, dass wir uns nie wiedersehen werden?“, fragte Lee mit leicht zutretender Stimme, er versuchte scheinbar auch gegen seine wahren Gefühle anzukämpfen.

Kurz nickte sie, drehte sich um, ließ ihn alleine zurück und ging in langen Gang zu ihrem Schlafzimmer entlang.

Sie wusste, dass er ihr nicht folgen würde. Sie wusste, dass er nun einfach gehen würde, ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, denn genau deswegen mochte sie ihn so gerne. Sie liebte es, wenn jemand unkompliziert war, denn es reichte ihr schon, wenn sie die Umständlichkeit in Person war.
 

Hide spürte die Kälte der Fensterscheibe, doch es war ihr egal. Sie war selbst schuld, dass sie sich nun so schlecht fühlte und sie hatte es verdient zu leiden.

Noch nie in ihrem gesamten Leben hatte sie für die Liebe gekämpft und im Endeffekt wusste sie nicht was es bedeutet sich für eine Beziehung einzusetzen.

Sie war als Teenager zwar in Neji verknallt, aber von Liebe konnte sie nicht sprechen. Sie wollte bei ihm sein, ihm nah sein, doch sie hätte sich nicht völlig für ihn hingegeben. Aber vielleicht lag ihre Schwärmerei für den besten Freund ihres Bruders auch bloß an der Wette die ihr Vater eigentlich nur aus einer Laune heraus gemacht hat. Es war ein väterlicher Spaß, doch Hide nahm dies zu ernst.

Als sie zehn Jahre alt war, war sie bereits zwangsverlobt und ziemlich unglücklich mit dieser Tatsache, allerdings zeigte sie es nicht, natürlich nicht.

Sie hasste ihren Verlobten, tut es ja immer noch, doch als Kind konnte sie ihre Abneigung besser zeigen. Ihr einziger Schutz und ihre einzige Sicherheit war, dass sie jungfräulich in die Zwangsehe gehen musste und sie deswegen keine Angst haben musste, dass ihr Verlobter bereits vorher an ihr Hand anlegen würde und sie mit Gewalt nehmen würde. Doch nach der Hochzeit würde man für nichts mehr garantieren und Vergewaltigungen in einer Zwangshochzeit gehörten inzwischen zum Alltag.

Man sah es zwar nicht gerne, aber es wurde geduldet. Wie so vieles im Hyuuga-Clan.

Ihr Vater hatte ihr ein Versprechen gegeben, ein ziemlich gemeines, wenn man bedenkt, dass Hide noch ein Kind von zehn Jahren war und somit noch ziemlich naiv war.

Er hatte ihr gesagt, dass er die Zwangsheirat lösen würde, wenn sie es schaffen würde, dass Neji ihr einen Heiratsantrag machen würde.

Das Neji so stur war und niemals heiraten wollte, wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Sie freundete sich mit ihm an, verbrachte immer mehr Zeit mit ihrem Bruder, denn dann war auch Neji nicht weit. Und als sie älter waren, kamen sie sich sogar etwas näher, zwar nicht viel, aber immerhin waren sie ein Paar. Nach außen zumindest.

Hide war unglücklich in der Beziehung mit Neji, doch es war immer noch angenehmer, als mit ihrem derzeitigen Verlobten zusammen zu sein. Sie mochte Neji, liebte ihn aber nicht.

Es hätte alles gut gehen können, doch dann trat Tenten in Nejis Leben. Plötzlich wirkte er entspannter, lebensfroher und hatte sogar Hochzeitspläne. Allerdings nicht mit Hide, sondern mit Tenten.

Das war auch der Grund, wieso Hide so gegen die Hochzeit war, alles tat um zwischen die beiden zu kommen. Das allein war der Grund wieso sie solche Intrigen machte. Aus purem Egoismus und Angst. Angst vor ihrer eigenen Hochzeit, Angst vor der eigentlichen Ehe, dem Alltag.

Doch dann tauchte Lee auf, brachte ihr Weltbild und ihre Einstellung durcheinander, holte sie aus diesem Leben hinaus und zeigte ihr, wenn auch nur für einen Moment, was es hieß zu leben.

Und nun war es vorbei, zu Ende, für immer. Sie hatte es zerstört, hatte die einzige Liebe hingeworfen, die sie jemals hatte.

Sie seufzte schwer und sah rauf in den Himmel. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass ihr ganzes Leben falsch war, ihr ganzes Dasein unbedeutend. Sie war eine Marionette des Clans.

Auch wenn es vielleicht ein Spaß von ihrem Vater war, hatte sie ihm geglaubt, dachte sie könnte so einfach den Vorschriften entfliehen.

Doch das ging nicht. Sie war eine gefangene in dem eigenen Zuhause.

Noch nie war sie außerhalb des Anwesens, noch nie hatte sie sich mit Freundinnen getroffen. Sie war eine Hyuuga, sie kannte nur Hyuugas, zumindest der Großteil bestand aus Mitgliedern des Hyuuga-Clans.

Tenten bildete die komplette Ausnahme. Sie wurde nicht im Clan geboren und stand nun trotzdem an der höchsten Position für eine Frau.

Vielleicht war dies ja ein Zeichen, ein Hinweis darauf, dass nun neue Zeiten aufbrechen, vielleicht hatte Hide jetzt auch Recht auf ein wenig Glück und eventuell würde doch noch etwas aus ihrer Beziehung mit Lee werden. Sie hoffte es zumindest…
 

Es klopfte an der Tür und das Mädchen streckte etwas zusammen. Wie lange Hide nun hier saß, wusste sie nicht, es war ihr auch egal.

„Ja?“, fragte sie und ihre Stimme klang erstickt und heiser, da sie so lange nicht gesprochen hat.

Kiyoshi kam rein, sah sie etwas vorwurfsvoll an und trat näher.

„Tenten meinte, dass du einfach aus dem Unterricht gegangen bist. Ist etwas vorgefallen?“

Hide wusste nicht, wie viel ihr Bruder wusste, deswegen musste sie ehrlich sein um nicht als Lügnerin dazustehen.

„Lee war hier“, sagte sie nur knapp und stand auf.

„Lee? Dieser Typ den du auf Nejis Hochzeit kennengelernt hast?“

Sie nickte bloß. Verwundert stellte sie fest, dass Kiyoshi das Gesicht verzog, er sah gekränkt aus.

„Was ist?“, fragte sie unbeholfen.

„Ich will nicht, dass du dich weiter mit ihm triffst.“

Sie war überrascht über seinen Befehlston, kannte ihn gar nicht von ihm und es verstreckte sie etwas.

„Wieso nicht? Was geht dich das denn an mit wem ich mich treffe und mit wem nicht?“

Er zögerte merklich, seufzte einmal schwer und sein Blick wurde plötzlich sensibel, er wurde sichtlich unsicher.

„Ich weiß, dass ich dies eigentlich nicht tun dürfte, aber ich liebe dich genauso aufrichtig wie er es tut. Ich liebe dich einfach, Hide…“

Entflohen

„Tenten, bitte halt doch einfach mal still“, ermahnte sie ihr Ehemann. „Du musst doch bloß fünf Minuten still halten, dann ist es vorbei.“

„Ich will aber nicht“, protestierte sie und sah ihn teils hilflos, teils siegessicher an, da sie diese Schlacht bereits fast gewonnen hatte.

Beide waren in Nejis Büro. Sie saß im Schneidersitz an der Wand und ihr Ehemann saß auf den Knien gegenüber von ihr, musterte sie und wollten offensichtlich nicht aufgeben.

„Tu es für mich“, versuchte Neji es weiter und hatte damit ihren wunden Punkt getroffen. „Wenn du das beherrscht, lass ich dich auch in Ruhe und du musst es nie wieder machen, also halt still.“

Schwer seufzte sie, nickte und gab nach, was hätte sie auch sonst tun sollen? Sie wollte keinen Streit mit ihm anfangen, da es bloß eine Lappalie war.

„Halt den Kopf und den Rücken gerade“, sagte er und hob ihr Kinn etwas an. „Ich verspreche, dass es nur fünf Minuten dauern wird.“

„Okay“, murmelte sie und schloss die Augen. Sie wollte das eigentlich nicht, aber für Neji wollte sie es tun, da es ihm anscheinend wichtig war.

Vorsichtig legte er ihr das Buch auf den Kopf und sie versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, damit es nicht runterfallen konnte.

Die Tür flog auf, Nejis Hände erschraken und dadurch landete das Buch auf dem Fußboden.

„Was zum…“, fluchte er leise, hob das Buch auf und sah zur Tür.

„Hide ist fortgelaufen“, berichtete Kiyoshi knapp und atemlos.

„Fortgelaufen? Sie hat das Anwesen verlassen?“ Neji stand auf und ging zurück zu seinem Bürotisch.

„Ja. Sie hat ein paar Sachen gepackt und ist weg.“

„Wenn sie nur ein paar Sachen mitgenommen hat, kommt sie bestimmt bald wieder. Ich weiß nicht, wo das Problem liegt“, murmelte Tenten und stand aus ihrem Schneidersitz auf. Sie wollte ungern in einer Ecke von Nejis Büro sitzen.

„Das Problem liegt daran, dass Hide noch nie alleine das Anwesen verlassen hat. Wo kann sie denn hingegangen sein?“, fragte Neji.

„Wahrscheinlich zu diesem Lee. Wir sollten jemanden hinschicken der sie abholt.“

„Ich gehe“, sagte Tenten schnell.

„Soll dich jemand begleiten?“ Neji sah sie wirklich ernsthaft besorgt an.

„Ich brauche keinen Geleitschutz. Vergiss bitte nicht, dass ich vor unserer Hochzeit eine Kunoichi war.“

„Verzeih. Ich mach mir nur Sorgen.“

„Brauchst du nicht. Ich bin zwar jetzt eine Hyuuga, aber ich bin immer noch die gleiche wie früher und genauso stark, auch wenn ich etwas aus der Übung bin.“

„Pass bitte dennoch auf dich auf, Tenten“, mahnte er sie. „Die Straßen sind gefährlich.“

„Ich weiß.“ Sie verdrehte die Augen. „Ich bin kein Kind mehr. Bis später, dann.“

Sie gab Neji schnell einen Kuss auf die Wange und verschwand aus Nejis Büro. Vor der Balanceübung hatte sie sich dank dem Hide-Zurückholplan gut gerettet.
 

„Warum tust du so einen unsinnigen Quatsch mit ihr?“, fragte Kiyoshi verwundert und sprach offensichtlich die Szene mit dem Buch an.

„Tenten muss lernen sich anständig zu benehmen.“

„Findest du denn, dass ihre Manieren schlecht sind?“

„Nein, aber sie kann selbst die einfachsten Dinge nicht, wie das mit dem Buch. Eine gute Hyuuga sollte so etwas können.“ Neji sah es inzwischen als seine Aufgabe Tenten den richtigen Weg zu weisen.

„Sie ist keine Hyuuga und du kannst sie auch nicht zu einer erziehen. Es liegt im Blut.“

„Aber sie ist meine Frau.“

„Wenn Hiashi gewollt hätte, dass deine Frau die Manieren und Sitten einer Hyuuga hat, hätte er dir gleich eine geborene Hyuuga zur Frau gegeben.“

„Du meinst also, dass er es okay findet, dass Tenten anders ist?“

„Ich glaube, genau das ist der Grund, wieso er es duldet. Sie ist ein Wildfang und man kann sie weder zähmen, noch erziehen. Also hör auf dir die Zähne an ihr auszubeißen und lass sie so wie sie ist und sein möchte.“

„Vielleicht hast du recht.“

„Natürlich habe ich recht“, grinste Kiyoshi.

Neji stutzte plötzlich. „Du hast mir noch gar nicht den Grund für Hides Fortlaufen genannt.“

„Das willst du nicht wissen“, murmelte er schnell und wandte den Blick ab. „Sie ist weg, die Information reicht doch.“

„Ich möchte es nicht als Oberhaupt wissen, sondern als dein Freund.“

Kiyoshi sah ihn an und lächelte zaghaft und gespielt unschuldig. „Ich glaube mir ist etwas ganz Dummes rausgerutscht…“
 

---
 

Noch nie war Hide außerhalb des Anwesend gewesen und noch nie hatte sie einen Grund gehabt fortzulaufen.

Doch das Geständnis ihres Bruders war dafür der nötige Auslöser gewesen. Sie war überfordert, durcheinander und irritiert. Meiner es Kiyoshi überhaupt ernst mit seinen Gefühlen? Waren seine Gefühle wirklich stärker als die eines Bruders? Sie begriff es nicht. Hätte sie es nicht merken müssen, wenn ihr eigener Bruder sie liebte? Immerhin war er doch ihr eigen Fleisch und Blut.

Wie konnte er sich überhaupt in sie verlieben, wenn sie sich bereits ein Leben lang kannten und er nie mehr für sie war als ihr Bruder, ein guter Freund.

Sie seufzte schwer und schüttelte den Kopf. Sie hatte jetzt erstmal größere Probleme als Kiyoshis Gefühlschaos, immerhin brauchte sie einen Ort zum schlafen. Doch sie hatte kein Geld. Hatte nie welches besessen und brauchte es auch nicht, schließlich hatte sie alles was sie brauchte im Anwesen.

Sie könnte arbeiten gehen, allerdings war sie sich zu fein für manche Arbeiten und gelernt hatte sie auch nicht mehr, als gutes Benehmen und falsche, höfliche Gesten.

Die einzige Lösung die ihr einfiel war Lee. Er war der einzige den sie außerhalb des Clans gut kannte.

Aber wie sollte sie ihn finden? Die Stadt Konoha war groß, viel größer als das Anwesen. Es war zwar ihre Heimatstadt, aber dennoch kannte sie sich hier nicht aus und das obwohl sie bereits siebzehn Jahre hier wohnte. Welch Ironie…

Unsicher und eingeschüchtert sah sie sich um, musterte die Menschen die hektisch an ihr vorbeigingen und umklammerte schutzsuchend ihre kleine Reisetasche.

„Entschuldigung?“, versuchte sie die Menschenmenge zaghaft aufzuhalten, doch keine der Angesprochenen blieb stehen, schenkte ihr keine Beachtung. Sie musste also offensiver vorgehen.

„Verzeihung“, sagte Hide etwas sicherer und sprach einen Mann mittleren Alters an. „Wissen Sie vielleicht wo Lee wohnt?“

Das ein Name ohne Nachnamen nicht viel wert war, wusste sie nicht, immerhin hießen alle im Clan Hyuuga und das Personal wurde stets mit Vornamen angesprochen.

„Lee? Nee, keine Ahnung, Kleine“, brummte der Mann eilig und ging weiter.

Doch Hide gab nicht auf.

Ein Junge mit einem großen weißen Hund an seiner Seite fiel ihr direkt in den Blick. Er war ungefähr in ihrem Alter und somit war auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass er Lee kennen könnte.

„Entschuldigung. Hallo?“

Der Junge wandte sich ihr zu und musterte sie kritisch. „Was gibt es?“ Er wirkte nicht hektisch oder unfreundlich. „Hey, diese Augen kenne ich doch.“

„Meine Augen?“, fragte Hide irritiert.

„Ja, Hinata und Neji haben dieselben. So etwas fällt direkt auf.“

Er kannte die beiden, damit war die Sache schon ein Stück einfacher.

„Ja, wir sind verwandt“, sagte sie. „Um sehr viele Ecken. Ich bin Hide.“

„Und ich Kiba. Das ist Akamaru.“ Er deutete auf den Hund. „Wie geht es Hinata?“

„Gut, denke ich, aber ich suche jemanden, es ist wichtig.“

„Um wen geht es?“

„Ich suche Lee, den Jungen mit dem Neji in einem Team war, als er noch ein Ninja war.“

„Ach, Lee Rock. Klar kenn ich den. Er wohnt die Straße runter und dann recht zwei Blöcke weiter. Warum hast du nicht einfach Neji gefragt?“

„Ich habe es in der Hektik vergessen“, log sie schnell. „Danke für deine Hilfe, ich muss dann jetzt los.“

Hide verbeugte sich höflich und ging dann los in die Richtung die ihr der Junge namens Kiba gezeigt hatte.
 

Als Lee die Tür seiner Wohnung öffnete war er sichtlich überrascht und verwundert, als Hide vor ihm stand.

„Hide“, sagte er irritiert. „Was tust du hier?“

„Ich brauche deine Hilfe, es ist wichtig.“ Sie lächelte leicht. „Darf ich reinkommen?“

„Ja, natürlich. Komm rein.“
 

Die Wohnung von Lee war nicht groß, doch sie beinhaltete alle wichtigen Geräte und Möbel. Sie standen in dem Esszimmer, das neben der Küche lag. In dem Raum befanden sich bloß ein Holztisch, vier Stühle und eine alte Standuhr. Trotz der Schlichtheit wirkte das Zimmer gemütlich.

„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Lee vorsichtig und wusste offensichtlich nicht recht wie er mit der jetzigen Situation umgehen sollte.

„Ja, das wäre sehr nett“, sagte Hide und schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Wäre es in Ordnung, wenn ich ein paar Tage hier bleibe?“

„Natürlich, das ist kein Problem. Ich lebe alleine und ich werde auf dem Sofa schlafen, dann kannst du mein Bett haben.“

„Danke, das ist lieb von dir.“ Sie zögerte kurz. „Willst du nicht den Grund wissen, wieso ich von zuhause fort gelaufen bin?“

„Du wirst deine Gründe haben und es geht mich nichts an. Solange ich dir helfen kann, ist mir das recht. Setz dich nun hin, ich bringe dir den Tee.“

Er wollte schon das Zimmer verlassen, als sie ihn aufhielt. „Lee?“

„Was denn?“, fragte er und drehte sich zu ihr.

Sie lächelte ehrlich. „Danke.“

Ihr Herz klopfte vor Aufregung, ihre Hände waren feucht vor Nervosität. Ihre Gefühle für Lee hatten sich nicht geändert und auch wenn sie vielleicht in naher Zukunft Kiyoshi heiraten würde, würde sie Lee immer im Herzen tragen.

Und sie wusste auch noch nicht, was sich alles noch offenbaren würde, wenn sie die Nacht alleine bei Lee verbrachte.

Dass sie eigentlich unbefleckt in die Ehe gehen musste war ihr in diesem Moment mehr als egal…

Vogelfrei

Obwohl Tenten am liebsten direkt aus dem Haus gestürzt wäre um nach Hide zu suchen, wusste sie, dass sie in diesem Aufzug den sie gerade anhatte sofort auffallen würde.

Sie trug einen sommerlichen Yukata, in einen fröhlichen Gelbton und ihre Haare waren kompliziert hochgesteckt worden. Jeden Morgen musste sie sich von zwei Angestellten frisieren und es nervte sie tierisch, immerhin hatte sie sich früher ihre Haare stets selbst gemacht.

Es störte sie ein wenig, dass Neji ihr nicht zutraut auf sich selbst Acht zu geben. Früher hatte er doch auch nicht auf ihre Kraft gezweifelt und obwohl sie nicht mehr trainierte, war sie doch nicht völlig schutzlos und unfähig.

Auf den Weg zu ihrem Schlafgemach begegnete sie zum Glück niemand, denn fast alle Angestellten bereiteten das Essen vor oder waren in anderen Teilen des Anwesens. Die meisten Hyuuga befanden sich im Garten oder waren unterwegs, das Wetter war auch viel zu angenehm um im Haus zu bleiben.

Und trotzdem musste Neji arbeiten, noch ein Punkt der ihr nicht gefiel, denn andere Hyuugas erfreuten sich einfach an ihrem Wohlstand, während das Oberhaupt dafür sorgte das dieser Reichtum auch noch lange erhalten blieb. Die Welt war manchmal wirklich ungerecht…
 

Skeptisch betrachtete Tenten den Inhalt ihrer Kleiderschranken, der zwar fast aus allen Nähten platzte, aber dennoch nichts Passendes für sie hatte.

Er war gefüllt mit tausend edlen Kleidern aus teuren Stoffen, mit dezenten Mustern und auffälligen, figurbetonten Schnitten. Sie musste als Frau des Oberhauptes eine gute Figur machen und immer perfekt aussehen.

Bei der Hochzeit wurden die Maße für das Hochzeitskleid ohnehin genommen und deswegen wurden diese einfach weiter verwendet um noch mehr Kleidung für die Frau des Oberhauptes zu schneidern.

Sie hatte Kleider, Kimonos, Röcke und Blusen in jeder erdenklichen Farbe und Form. Sie war so einen Luxus gar nicht gewöhnt und tat sich immer unheimlich schwer mit dem was sie tragen sollte.

Doch so konnte sie unmöglich auf die Straße gehen. Sie würde viel zu sehr auffallen und im geheimen hatte sie auch Angst eins der teuren Kleidungsstücke dreckig zu machen.

Deswegen entschied sie sich für ihr gewohntes Outfit. Ein weißes Oberteil mit roter Zierde und eine rote Hose. Sie liebte diese Sachen einfach und sie passten zu ihr. Hyuugaclan hin oder her.

Schnell zog sie sich um, befreite sich aus ihrem hübschen Sommerkimono und legte ihn ordentlich auf ihre Seite des Ehebettes.

Inzwischen waren die neuen Möbel da und das Zimmer wirkte nun viel heller und frischer. Aber das Wichtigste war, dass sie nicht mehr alles an Hiashi und Hisa erinnerte und es ihre Möbel waren.

Tenten liebte ihr Schlafzimmer, vor allem weil sie es sich mit Neji teilte und jede Nacht neben ihm einschlafen durfte. Sie genoss die Vorzüge des Ehelebens.

Kritisch musterte sie sich im Spiegel und betrachtete ihre Frisur. Früher hatte sie zwei Zöpfe getragen, nun musste sie ihre Haare streng hochstecken. Schnell drehte sie sich wie aus Gewohnheit ihre zwei Dutte und befestigte sie mit Klammern.

Nun sah sie fast wieder aus wie ihr altes Ich und es gefiel ihr. So würde sie wenigstens nicht mehr ganz so auffallen.
 

Da Kiyoshi die Vermutung geäußert hatte, dass Hide bei Lee sein würde, versuchte Tenten ihr Glück zuerst bei ihrem alten Teamkameraden. Sie vermutete nämlich selbst auch, dass Hide dort sein würde.

Was Hide an Lee fand wusste sie nicht, konnte sich aber auch nicht erklären wieso ein Mädchen wie Hide überhaupt Interesse an so einem Jungen hatte. Immerhin war er quasi das genaue Gegenteil von Neji. Vielleicht war aber auch genau das der Grund dafür.
 

Es tat gut wieder draußen zu sein, außerhalb des Anwesend, weit weg von allen Sorgen mit der Schwangerschaft. Hier draußen war sie einfach nur Tenten, nichts weiter. Sie genoss es so frei zu sein, keine Gesetze einhalten zu müssen und endlich wieder zu leben. Doch sie wusste, dass dieser freie Zustand nicht von Dauer sein würde…
 

Mit gemischten Gefühlen klingelte sie an Lees Wohnungstür und wartete dass dieser öffnete, doch es tat sich nichts, zumindest nicht sofort.

Doch dann öffnete sich die Tür und Tenten blickte einem etwas hektischen Lee ins Gesicht. Wie gewohnt trug er seinen grünen Trainingsanzug.

„Tut mir leid“, begann er das Gespräch ohne Begrüßung. „Ich war grad in der Küche und habe Tee gekocht.“

„Ich wollte nicht stören“, entschuldigte sich Tenten sofort. „Ich wollte nur wissen ob Hide bei dir ist.“

„Hide? Ja, ist sie. Komm doch erst mal rein“, sagte er, lächelte und ließ sie eintreten.
 

„Ich lass euch alleine, ja?“, unterbrach Lee das Gespräch und verbeugte sich kurz. „Wenn etwas ist, ich bin in der Küche.“

„Danke, Lee“, sagte Tenten und lächelte. Dann verschwand Lee auch schon in der Küche und Tenten betrat das Esszimmer.

Hide saß am Esszimmertisch, rührte gedankenverloren mit ihrem Teelöffel in ihrem Tee und bemerkte den Besuch erst gar nicht.

Tenten hatte Hide noch nie in etwas anderem als einen Kimono gesehen. Nun trug sie ein blaues Sommerkleid, das wirklich bezaubernd an ihr aussah und zu ihren schwarzen Haaren passte. Man vermutete gar nicht, dass sie eine Hyuuga war, die eigentlich von ihrer Familie stets behütet wurde. Nur ihre Augen verrieten ihre wahre Identität. Tenten sah zum ersten Mal die junge Frau in ihr, die bereits in ihr steckte.

Mit einem Räuspern kündigte sie sich kurz an.

„Tenten“, sagte Hide überrascht und sah nur auf. „Was machst du hier?“

„Ich wollte sehen wie es dir geht“, sagte sie und setzte sich ebenfalls an den Tisch.

„Wie soll es mir schon gehen. Ich bin nicht ohne Grund fortgelaufen.“ Sie lächelte kurz, aber es steckte keine Heiterkeit hinter ihrem Lächeln. „Woher wusstest du, dass ich hier bin?“

„Wo hättest du denn sonst hingehen sollen?“

„Stimmt auch wieder. Dabei wusste ich noch nicht einmal wo Lee wohnte.“

„Du kannst froh sein, dass du sicher hier angekommen bist. Die Straßen sind gefährlich.“

„Du bist doch auch alleine her gekommen.“

„Ich bin aber auch eine ausgebildete Kunoichi.“

Hide nippte an ihren Tee, ihr Blick wurde traurig. „Genau darum beneide ich dich am meisten. Du konntest tun was du wolltest, was du liebst. Ist dir eigentlich bewusst, dass du dich mit der Hochzeit ans Anwesen gebunden hast?“

„Wenn man jemanden liebt ist es einem egal was man aufgibt. Wenn man jemanden wirklich von ganzen Herzen liebt, will man immer bei ihm sein, auch wenn das bedeutet seine eigene Freiheit aufzugeben.“

„Hättest du Neji auch genommen, wenn du deinen Reichtum und dein unbeschwertes Leben aufgeben müsstest?“

„Ja. Manchmal muss man auf Dinge verzichten, damit man glücklich wird.“

Sie schwiegen kurz, doch dann sprach Tenten weiter. „Du musst Kiyoshi nicht heiraten, nur damit alles einfacher wird.“

Hide sah sie irritiert an. „Ich habe auch nicht vor ihn zu heiraten.“

„Nicht?“ Tenten war durcheinander.

„Nein, ich versuche nur die Hochzeit so lange wie möglich hinauszuzögern, damit Kiyoshi keine andere heiraten muss und ihr noch einige Zeit habt damit du schwanger werden kannst.“

„Du hattest also von Anfang an gar nicht vor zu heiraten.“

„Nein, eigentlich wollte ich noch nie heiraten, zumindest nicht so gezwungen. Und durch die Verlobung mit Kiyoshi kann ich mir selbst auch die Zeit verschaffen die ich brauche um mir über meinen eigenen Gefühlen klar zu werden.“

„Du liebst Lee, oder?“

„Ich weiß es nicht. Ich habe Gefühle für ihn, natürlich, aber ich weiß nicht ob das Liebe ist.“

Tenten lächelte sachte. „Danke, dass du Neji und mir durch die Hochzeit mit Kiyoshi noch etwas Zeit verschaffst.“

„Es besteht immer noch eine Chance, dass Neji fruchtbar ist. Es ist alles nur eine Frage der Zeit und wenn ich diese Zeit hinauszögern kann, tue ich das doch gerne. Ich will doch nicht, dass du das Kind von irgendeinem Hyuuga in dir trägst, obwohl es Nejis Kind sein sollte.“

„Danke“, war das einzige was Tenten dazu sagen konnte. „Kommst du wieder mit zurück?“

Hide schüttelte kurz, aber entschlossen den Kopf. „Nein, ich kann nicht. Zumindest nicht jetzt.“

„Was ist denn vorgefallen?“, fragte Tenten und wusste nicht, ob sie dies wirklich wissen wollte, immerhin war es Hides private Angelegenheit.

„Kiyoshi ist in mich verliebt“, sagte sie trocken und zutiefst abwertend. „Ich würde ihm am liebsten dafür den Hals umdrehen...“

Diskretion

„Was sollen wir denn nun tun?“, fragte Kiyoshi und ging nervös auf und ab.

„Beruhig dich“, mahnte Neji ihn und sah zu seinem Freund. „Tenten kümmert sich um sie und dann werden beiden wieder zurückkommen.“

„Unter meiner Führung ist noch nie jemand vom Clan geflohen“, murmelte Hiashi, der auf dem Sofa saß.

„Ich bin mir sicher, dass es einen Grund für den Ausbruch gab, nicht wahr?“, versuchte Hisa die Stimmung etwas zu lockern und Neji ein wenig zu entlasten.

„Natürlich gibt es einen Grund“, sagte Neji und sah zu Kiyoshi. „Vielleicht solltest du es den beiden erklären.“

„Bin ich das Oberhaupt oder du?“, fragte Kiyoshi gereizt, dachte aber gar nicht daran stehen zu bleiben.

Plötzlich klopfte es an der Tür und Hisa zuckte etwas zusammen. Sie hasste es, wenn jemand unverhofft klopfte.

Tenten trat ein und war sichtlich überrascht, dass auch Hiashi und Hisa in Nejis Büro waren.

„Neji. Können wir kurz reden?“

„Wenn es um Hide geht sag es offen, sie sind eingeweiht.“

Tenten lächelte sachte und trat näher zum Schreibtisch. „Hide ist wieder da, sie ist in ihrem Zimmer und ich denke, dass es besser wäre, wenn wir sie erstmal in Ruhe lassen würden.“

„Was ist denn eigentlich genau passiert?“, versuchte Hiashi immer noch herauszufinden.

„Kiyoshi hat sich in Hide verliebt“, sagte Neji knapp und wandte sich wieder an Tenten. „Wie geht es ihr?“

„Den Umständen. Sie ist nur durcheinander.“

„Kann ich verstehen. Wir müssen eine Lösung finden.“ Neji sah zu Hisa. „Was meinst du? Immerhin bist du mit dem Gesetzbuch des Clan am besten vertraut.“

Hisa war etwas verlegen und sah erst zu Kiyoshi und dann wieder zu Neji. „Es gibt nur eine Lösung. Wir müssten Hide als Ziehtochter ausgeben und dann ist sie nicht direkt mit Kiyoshi verwandt.“

„Tolle Lösung“, murmelte Hiashi nur ironisch. „Und wer soll dann die leiblichen Eltern von Hide sein? Sollen wir noch jemand in dieses Geheimnis einweihen?“

„Wir beide“, sagte sie nur. „Sie könnte Hinatas Zwillingsschwester sein. Zeitlich gesehen würde das ungefähr passen.“

„Und warum hätten wir sie dann weggeben sollen?“, fragte Hiashi und schien immer noch nicht begeistert zu sein.

„Damit ihr nicht dasselbe wiederfährt wie deinem Bruder früher, Hiashi.“ Hisa stand auf, verbeugte sich kurz vor Neji und verließ wortlos und ohne auf die Reaktion von den anderen zu warten das Zimmer.

Sie wusste, dass sie mit diesem Argument einen wunden Punkt bei Hiashi getroffen hatte und sie bereute es ein wenig. Aber es musste sein.
 

Tenten sah irritiert zwischen Neji und Hiashi hin und her.

„Was wäre denn dann mit Hide passiert, wenn sie wirklich Hinatas Schwester gewesen wäre?“, fragte sie und sah ihren Ehemann an.

Neji zögerte einen Moment und wandte sich dann an Kiyoshi. „Entschuldigst du uns für einen Moment?“

Sein Freund nickte, verbeugte sich rasch und verließ ohne Nachfragen das Zimmer.

Als die Tür ins Schloss fiel, deutete Neji kurz auf seine Stirn, die, wie immer, mit einem Mullbinde umbunden war.

„Sie hätte das Siegel bekommen. Jeder im Clan könnte Hisa verstehen, wenn sie ihre zweite Zwillingstochter heimlich abgegeben hätte. Und Hiashi versteht den Sachverhalt am besten.“

„Mein Bruder“, begann Hiashi. „Nejis Vater war der zweitgeborene Sohn. Zwillinge sind wertlos, man braucht nur einen.“

Tenten presste die Lippen aufeinander. Sie kannte Nejis Siegel, das er auf der Stirn trug. Es war schon normal für sie gewesen, dass er es trug, aber dennoch versteckte er es, wenn er in der Öffentlichkeit war.

„Wird Hide das Siegel denn nachträglich noch bekommen?“, fragte Tenten zaghaft.

„Nein, für sie wird sich nichts ändern, nur das sie nicht mehr offiziell mit Raidon und Kiyoshi verwandt wäre“, erklärte ihr Hiashi.

„Und wenn es irgendwann angezweifelt wird?“

„Dann haben wir immer noch Neji, schließlich muss er erst zustimmen, bevor ein Vaterschaftstest genehmigt wird.“

„Dann müssen nur noch Raidon und Hide zustimmen und dann machen wir es offiziell.“

„Aber dennoch gibt es eine Klausel, oder? Sie sind schließlich immer noch Geschwister.“

„Ja, sie dürfen keinen Geschlechtsverkehr haben. Zumindest keinen nachweisbaren“, sagte Neji und deutete auf das Gesetzbuch des Clans, das vor ihm auf dem Tisch lag.

„Solange sie verhüten, ist es also erlaubt?“

„Ja, werden sie beim Sex erwischt, könnte sie niemand verraten, da sie ja angeblich keine Geschwister sind. Theoretisch könnten sie sogar heiraten.“

„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre, immerhin hat Hide gar keine Gefühle für Kiyoshi“, sagte Tenten und verzog etwas das Gesicht.

„Für sie macht es keinen Unterschied ob sie Kiyoshis Schwester ist oder nicht. Besser wir machen es jetzt offiziell, als wenn sie jemand erwischt. Hiashi, du redest mit Raidon und Tenten kümmert sich um Hide.“

Hiashi nickte bloß, aber Tenten war überrascht.

„Wieso ich? Hide kann mich nicht leiden.“

„Wenn sie dich nicht leiden könnte, wäre sie nicht mit nach Hause gekommen, oder?“

Dennoch war ihr nicht wohl bei dem Gedanken mit Hide über so ein Thema zu sprechen, aber sie tat Neji den Gefallen, immerhin hatte er selbst viel zu viel zu tun um sich nun auch noch Stunden mit Hide zu unterhalten.
 

Hisa saß in ihren neuen Schlafzimmer am großen Tisch und las in einem Buch, obwohl sie sich nicht auf die Worte konzentrieren konnte.

Sie wusste, dass sie Hiashi mit ihrem Kommentar gereizt hatte, sie wusste auch, wie schwer es für ihn in Wahrheit war. Zwar sprach er zwar nicht offen darüber, aber sie kannten sich bereits über zwanzig Jahren und in dieser Zeit hat sie gelernt ihn auch ohne Worte zu verstehen.

Sie liebte ihn aufrichtig, auch wenn er manchmal ein Sturkopf war.

Ihre Beziehung hatte keinen guten Start gehabt. Hisa hatte ihn zwar stets bewundert, seine kühle Art, die dennoch Fassetten von Sanftheit durchließen und seinen stolzen Blick, aber sie wusste bereits vor ihrer Hochzeit, dass sein Herz einer anderen gehörte. Aber das war ihr egal, denn sie würde bis an ihr Lebensende seine Frau bleiben.

Die Jahre vergingen und aus der gezwungenen Ehe wurde eine scheue Liebelei und auch Hiashi begann anscheinend Gefühle für Hisa zu entwickeln. Zwar war es nie die große Liebe, doch ihr reichte es vollkommen.

Er war ein guter Mann, betrug sie niemals und schlug sie nur selten. Sie versuchte diese Momente auszublenden, in denen er seine Maske ablegte und die aggressive Seite von sich zeigte, wenn er sauer auf sie, auf seine Kinder oder auf den Rest der Welt war.

Er wurde nie ernsthaft handgreiflich, bereute es sofort, wenn er ihr eine Ohrfeige gab, doch scheinbar brauchte er diesen Wutabbau um ihr nicht noch mehr wehzutun.

Das seine Kinder ihn fürchteten hatte er sich selbst zuzuschreiben und daran konnte Hisa nichts ändern.

Zu Hinata hatte sie leider jeden Kontakt verloren, schon allein als sie mit diesem Uchiha geflohen war.

Dass ihre älteren Tochter nun wieder da war, änderte für sie nichts am Sachverhalt.

Zu ihrer anderen Tochter hatte Hisa ein gutes Verhältnis. Hanabi war ihr Ein und Alles, aber dennoch hielt sie sich im Hintergrund, da Hiashi sich um die Erziehung kümmerte.

Plötzlich klopfte es zaghaft an der Tür und Hisa musste sich zusammenreißen nicht wieder zusammenzuzucken.

Die Tür öffnete sich ein Stück und Hanabi kam etwas zögernd in das Schlafzimmer ihrer Eltern.

„Wo ist Papa?“, fragte sie etwas steif.

„Der ist noch bei Neji und klärt dort etwas.“

Hisa bemerkte wie sich die Mimik ihrer Tochter sichtlich entspannte. Sie legte ihr Buch zur Seite und klopfte auf ihren Schoß. „Komm her, Liebling.“

Dies ließ sich Hanabi nicht zweimal sagen, ging schnell zu ihrer Mutter und machte es sich auf ihren Schoß bequem.

„Was ist denn los?“

„Ich habe eigentlich bloß eine Frage“, sagte sie scheu. „Eine rein theoretische Frage natürlich.“

„Natürlich“, stimmte Hisa zu, obwohl sie wusste, wie ernst es ihre Tochter meinte und es nicht bloß eine Theorie werden würde.

„Ich kenne da ein Mädchen“, begann sie und suchte scheinbar die richtigen Worte. „Sie hat sich in jemand außerhalb des Clans verliebt und weiß jetzt nicht, ob es richtig oder falsch ist.“

„An sich ist es kein Problem. Onkel Raidon hatte doch auch eine Frau die keine Hyuuga war.“

„Und Neji auch“, sagte Hanabi. „Darf er das denn als Oberhaupt?“

„Nur wenn das frühere Oberhaupt damit einverstanden ist und da es die Idee von deinem Vater war sprach nichts dagegen.“

„Also muss Papa das erlauben?“

„Nein, jetzt ist Neji für so etwas zuständig und er muss theoretisch auch nicht deinem Vater fragen, was er aber gerne noch tut.“

„Traust du Neji zu, dass er die richtigen Entscheidungen treffen könnte.“

„Natürlich. Aber zurück zu deiner Frage“, sagte sie sanft und hielt die Hand ihrer Tochter, um ihr etwas Halt zu geben.

„Ja, ich meine, wenn nun ein Mädchen aus der Hauptfamilie einen Jungen außerhalb des Clans liebt, hat dies dann eine Zukunft?“

„Kommt drauf an welchen Stand sie hat.“

Hanabi schien kurz zu überlegen und wandte den Blick von ihrer Mutter ab. „Und wenn sie, rein theoretisch, die Tochter des früheren Oberhauptes ist und er dies eigentlich nicht will, da er denkt, dass seine Tochter nur einen Hyuuga heiraten sollte?“

„Dann solltest du Neji fragen, ob es für ihn in Ordnung wäre, wenn du – ich mein, deine Freundin eine Beziehung außerhalb des Clans haben dürfte.“

Hanabi sah auf und lächelte zaghaft. „Glaubst du, dass Neji so etwas erlauben würde?“

„Da bin ich mir ganz sicher, Schatz. Nur sag Papa nicht, dass du dich in einen Jungen verliebt hast, der nicht in seinem Heiratskandidatenordner existiert. Du kennst ihn ja.“ Sie strich ihrer Tochter sanft über die Wange und lächelte. „Und nun geh, dein Vater könnte jeden Moment zurückkommen und wenn er schlechte Laune hat musst du heute noch trainieren.“

Hanabi stand auf und drückte ihr einen raschen Kuss auf die Wange. „Danke, Mama.“

Hisa sah ihrer Tochter hinterher, die aus dem Zimmer eilte und die Tür leise hinter sich schloss.

Ihre Welt war zwar nicht perfekt, aber dennoch war sie stolz Teil dieses Clans zu sein und froh zu dieser kleinen, wenn auch nicht immer perfekten Familie zu gehören, auch wenn es nicht immer einfach war.

Obwohl sie sich nicht immer in den Vordergrund drängte, war sie froh, dass Hanabi immer erst zu ihr kam, wenn sie Fragen hatte. Vielleicht war dies auch nur die einzige Aufgabe die sie im Clan hatte. Aber wenn dies wirklich so war, wollte sie diese Aufgabe gewissenhaft lösen und ihre gesamte Energie reinstecken.

Vielleicht würde sie für Hide auch irgendwann diese Mutterrolle übernehmen können…
 

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Anmerkung der Autorin: Dieses Kapitel wurde etwas für hikari_hyuga geschrieben, die Hisa sehr gerne mag. Alles Liebe und Gute zum Geburtstag.

Umwandlungen

Neji war alleine in seinem Büro, tippte gelangweilt mit dem Kugelschreiber auf den Tisch und sah auf die Tür.

Wartete, dass etwas passierte. Wartete, dass jemand reinkam und ihn aus seinem Alltag riss.

Es kam nicht oft vor, dass er nichts zu tun hatte, doch wenn dies vorkam zerfraßen ihn die Langeweile und der Trott.

Er könnte mit Kiyoshi reden. Doch über was? Solange Raidon und Hide nichts zu dem Plan gesagt hatten, konnte er eh noch nichts bekannt machen.

Hiashi würde sicher sofort mit Kiyoshis Vater sprechen, doch bei Tenten war sich Neji nicht so sicher. Ohnehin würde sie erst gegen Abend zurück kommen.

Er stand auf, ging zum Bücherregal und überflog die Titel. Er kannte keins dieser Bücher, doch er wollte sie auch nicht kennenlernen. Ganz so verzweifelt war er auch noch nicht.

Unentschlossen setzte er sich aufs Sofa, stand wieder auf.

Die Warterei machte ihn unruhig, fast wütend.

Das Büro konnte er auch nicht verlassen, denn er hatte die Pflicht hier anzutreffen zu sein, zumindest in den angemessenen Zeiten.
 

Ehrwürdig ging er an den Portraits der ehemaligen Oberhäupter auf und ab, blickte allen direkt in die Augen und versuchte hinter die Fassade ihrer ernsten Augen blicken zu können.

Es waren insgesamt sechs Bilder an der Wand, jedes Bild zeigte ein Oberhaupt.

Alle waren in edlen, verzierten Rahmen, nicht so prachtvoll wie die Portraits der Ehefrauen im Ballsaal, doch hübsch anzusehen.

Drei Oberhäupter lebten nicht mehr, Neji kannte sie noch nicht einmal. Sie beherrschten den Clan lange bevor er geboren wurde.

Der erste in der Reihe war ein stolzer Mann, sein Blick sprühte voller Tatendrang und Willensstärke. Er hatte das Ansehen von den Hyuugas aufgebaut.

Aus einer Familie einen Clan gemacht, die mit Stolz sagen konnte, dass sie diesem Bund angehörten.

Die Männer auf den Bildern waren allesamt jung, Mitte zwanzig, höchstens Anfang dreißig.

Neji selbst war der jüngste der Reihe. Er war gerade mal neunzehn und er hatte die einzige Ehefrau die nicht das Blut eines Hyuugas hatte.

Er blieb vor seinem Bild stehen und musterte sich.

Er kam sich etwas albern vor, dass er sich selbst ansah, doch etwas störte ihn an diesem Foto. Er erkannte sich kaum wieder. Klar, das war unverkennbar er, doch er ließ sich täuschen und dachte, dass es sich bei diesem Neji auf dem Foto bloß um einen Doppelgänger handelte.

Lächerlich, doch es gehörte zu dem Phänomen, das man sich selbst immer anders sah als die Außenwelt einen betrachtet.
 

Plötzlich klopfte es an der Tür und er wandte sich von den ehemaligen Oberhäuptern ab.

Die Warterei schien ein Ende zu haben, zumindest vorläufig.

„Herein“, sagte er und setzte sich rasch wieder an seinen Schreibtisch und versuchte beschäftigt auszusehen. Keine Schwäche zeigen, immer nachdenkend aussehen.

„Du wolltest mich sprechen“, sagte Nejis Onkel als er die Tür öffnete. Er trat nicht ein, blieb nur im Türrahmen stehen, ein Zeichen, dass er so schnell wie möglich wieder gehen wollte. „Was gibt es denn?“

Neji ließ sich von dieser Geste nicht beeindrucken, er war ihm egal. Die kleinen Gemeinheiten seines Onkels, die seine Respektlosigkeit zeigte, ließen Neji kalt.

„Hast du inzwischen mit Kiyoshis Vater gesprochen?“, fragte er, obwohl er bereits wusste, dass Hiashi dies sofort getan hatte nachdem er das Büro verlassen hatte. Sein Onkel war einfach zu durchschaubar.

„Ja, er ist nicht begeistert, doch er ist einverstanden.“

Hiashi wirkte normal, ließ sich nicht anmerken, dass er immer noch sauer auf Hisa war, da seine eigene Ehefrau ihn in den Rücken gefallen war, indem sie die Geschichte mit Nejis Vater wieder angesprochen hatte.

Neji nickte. Hiashi wollte wieder gehen, dachte offenbar, dass das Gespräch bereits beendet wäre, doch sein Neffe hob die Hand, als Zeichen, dass er noch etwas zu sagen hat.

„Da wäre noch etwas. Ich sage dir das nicht, weil ich es muss, Onkel. Ich sage es dir im Vertrauen.“

Hiashi schloss die Tür, da er offenbar den ernsten Ton in Nejis Stimme hörte.

„Es geht um mein Amt als Oberhaupt. Ich werde es ablegen. Ich gehöre hier nicht hin, auch wenn es mich mit Stolz erfüllt, dem Clan zu dienen.“

„Du willst aufhören? Nachdem ich dir das Amt in die Hände gelegt habe?“

„Ja, ich habe gemerkt, dass ich nicht bestimmt dazu bin einen Platz neben diesen Männern haben zu dürfen.“ Er deutete auf die Bilder an der Wand zu seiner linken. „Und ich habe bereits einen Nachfolger.“

„Und der wäre?“

„Mein Nachfolger wird nicht sofort eintreten, ich werde solange Oberhaupt bleiben bis die Person alt und weise genug dazu ist.“

„Und wen hast du dir ausgesucht?“

„Deine Tochter Hanabi.“

„Hanabi?“, fragte Hiashi etwas überrascht, scheinbar rechnete er mit einer anderen Entscheidung. „Ich unterstütze deinen Vorschlag vollkommen, Neji. Meine Tochter wurde bereits ihr halbes Leben auf ein Leben an der Seite des nächsten Oberhauptes vorbereitet.“

Neji unterbrach seinen Onkel, indem er kurz die Hand hob und sie wieder sank.

„Ich glaube du verstehst mich falsch. Ich habe beschlossen, dass Hanabi meine Nachfolge wird, nicht die Frau meines Nachfolgers.“

„Hanabi soll Oberhaupt werden? Sie ist ein Mädchen?“

Hiashi sah zu den Portraits und Neji tat es ihm gleich. Sechs junge Männer, voller Weisheit und Stolz. Neji wollte diese Reihe brechen, wollte, dass eine Frau sich neben all den Männern durchsetzen konnte und Hanabi war genau die richtige Person dafür.

„Bis zu ihrer Volljährigkeit haben wir genügend Zeit sie auf alles vorzubereiten“, erklärte Neji. „Ich denke sie würde es besser schaffen, als die meisten Männer. Sie hat das Zeug dazu und wir sollte sie nicht nur wegen ihres Geschlechtes unterordnen.“

Hiashi sagte nichts, war scheinbar unfähig etwas Schlagfertiges zu erwidern und schwieg lieber.

Plötzlich fand er seine Stimme wieder.

„Wo ist Hanabi?“, fragte er mit rauer, trockender Stimme.

„Sie ist mit Tenten und Hide draußen.“

„Draußen?“

„Tenten meinte, dass es besser wäre, wenn die beiden das Leben außerhalb kennenlernen würden.“

„Und du hast dem zugestimmt?“ Hiashi war entsetzt.

„Natürlich. Die drei sind keine Gefangenen und wenn sie das Anwesen verlassen möchten stehen die Tore für sie offen. Tenten kann auf die beiden aufpassen.“

‚Hoffentlich…‘, dachte Neji verstohlen…

Cafébesuch

Tenten war zusammen mit Hanabi und Hide in einem kleinen Café und sie tranken Kakao und aßen Kuchen. Es war ein kleines Café mit runden Tischen, Stühlen mit Kissen und überall waren kleine Dekorationen wie Blumen oder Figuren aufgestellt.

Tenten wollte eigentlich mit Hide über die Vereinbarung reden, da sie schon bald nicht mehr Kiyoshis Schwestern sein würde, zumindest auf dem Papier nicht mehr, doch sie fand keinen Anfang für dieses brisante Thema.

Sie unterhielten sich über alltägliche Sachen, nichts besonderes, doch plötzlich sah Hide hektisch nach hinten und dann zu Hanabi.

„Willst du dir nicht die Theke ansehen? Angeblich haben die hier hundert verschiedene Bonbonsorten“, sagte sie und deutet an das andere Ende des Raumes.

„Au ja“, freute sich Hanabi und ging sofort zu der Theke.

„Gibt es dort wirklich hundert Bonbonsorte?“, fragte Tenten kritisch.

„Nein, bloß fünfzig, aber das wird sie nicht so schnell zählen können. Ich wollte mir dir reden.“

„Worüber?“, fragte Tenten überrascht.

„Mir ist aufgefallen, dass Neji in letzter Zeit ziemlich bedrückt ist. Wann hast du das letzte Mal mit ihm geschlafen?“

Fast verschluckte sie sich, als sie Hide diese Frage stellen hörte. „Bitte?“

„Du hast mich schon verstanden“, murrte diese nur und stocherte in ihrem Kuchen. „Wann hattest du das letzte Mal intimen Kontakt mit ihm?“

„Wieso fragst du mich so etwas?“ Tenten war sichtlich geschockt.

„Hattet ihr nach Nejis Bekanntgabe, das er eine sehr geringe Chance hat Kinder zu zeugen, noch Sex?“

„Nein“, gab Tenten zu. „Aber das geht dich auch gar nichts an.“

„Denkst du wirklich, dass es Neji besser geht, wenn du nicht mehr mit ihm schläfst?“

„Er will doch nicht mehr mit mir schlafen“, murrte Tenten und für sie lief diese Unterhaltung in eine vollkommen falsche Richtung.

„Er will nicht?“, fragte sie irritiert. „Auch wenn du ihn verführst?“

„Verführen?“, fragte Tenten irritiert und musterte sie kritisch. „Misch dich nicht in unser Sexleben ein, Hide.“

„Ich merke doch, dass Neji in letzter Zeit nicht ausgelastet ist und das liegt nicht nur daran, dass er fast unfähig ist Kinder zu zeigen.“

„Misch dich dennoch nicht ein. Das ist eine Sache zwischen ihn und mir.“

Sie wollte nicht zugeben, dass Hide sie tief getroffen hatte. Denn eigentlich hatte sie Neji noch nie verführt und ist auch nie auf den Gedanken gekommen dies zu tun.
 

Hanabi trat wieder zum Tisch. „Ich glaub wir haben ein kleines Problem“, sagte sie und deutete auf den Mann, der neben ihr stand. Er hatte einen schwarzen Anzug an und war eindeutig ein Kellner. „Er glaubt mir nicht, dass Tenten die Frau des Oberhauptes ist.“

„Wieso erzählst du das auch jedem?“, fragte Hide und schlug ihrer Cousine leicht auf den Hinterkopf.

„Ich habe etwas kaputt gemacht und ich glaub nicht, dass unser Geld reichen wird.“

Der Kellner hob sein Kinn hoch. „Es war eine sehr teure Vase und die Kleine behauptet, dass du die Frau des Hyuuga-Oberhauptes wärst.“

„Das stimmt“, sagte Tenten und stand auf. „Ich bin mir sicher, dass mein Mann für den Schaden aufkommen wird.“

„Macht keine Scherze mit mir. Ich werde die Hokage informieren und dann soll sie sich mit euch herumschlage.“

Er machte auf den Absatz kehrt und ging ins Nebenzimmer.

„Sollen wir fortlaufen?“, sagte Hide und sah Tenten an.

„Nein, ich kenne Tsunade-sama“, sagte diese. „Es wird nichts Schlimmes passiert.“

Der Kellner kam wieder. „Die Hokage ist informiert. Sie erwartet dich bereits.“

„Was haben Sie ihr denn gesagt?“

„Das eine Mädchen behauptet sie wäre die Frau des Oberhauptes des Hyuuga-Clans.“

„Aber sie ist die Frau des Hyuuga-Oberhauptes“, nahm Hide Tenten in Schutz.

Der Kellner lächelte gespielt freundlich. „Dich und deine kleine Freundin habe ich nicht gemeldet. Da ihr noch minderjährig seit, verzeihe ich euch diesen Scherz. Aber du“, er deutete auf Tenten. „Du gehst ohne Umwege zur Hokage.“
 

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Tenten war schon lange nicht mehr im Büro der Hokage gewesen und ihr Herz klopfte wie verrückt. Sie verehrte Tsunade und durch die Hochzeit mit Neji hatte sie ihr eigentliches Ziel aus den Augen verloren.

Als Kind wollte sie so sein wie die Hokage, genauso stark und hübsch.

Sachte klopfte sie an die schwere Tür und trat, ohne auf ein Herein zu warten, ein.

„Tsunade-sama“, fragte sie und steckte den Kopf durch die Pforte.

Die Hokage sah auf, war scheinbar überrascht über den Besuch und winkte das Mädchen rein.

„Tenten. Was machst du hier?“

„Ich wurde hergeschickt“, sagte sie vorsichtig und trat vor den großen Schreibtisch.

Es hatte sich scheinbar nichts verändert. Alles wirkte wie früher und ein Hauch von Vergangenheit lag in der Luft.

„Hergeschickt?“, fragte Tsunade und sah sie misstrauisch an.

„Ja, ich hatte kein Bargeld dabei und konnte in einem Café nicht bezahlen. Ich habe dem Kellner gesagt, dass ich die Frau des Hyuuga-Oberhauptes bin, doch er wollte mir nicht glauben.“

Sie senkte den Kopf, nach dieser Erklärung.

„Dann warst du das? Ich dachte schon, dass sich jemand als dich ausgeben würde.“

„Sie wissen, dass ich mit Neji verheiratet bin?“

„Natürlich. Ich bin Hokage, ich weiß fast alles.“

„Also, darf ich wieder gehen?“ Sie wollte schon wieder das Büro verlassen, denn die Anwesenheit von Tsunade machte sie nervös.

„Tenten“, sagte diese nur schnell. „Ich kam noch gar nicht dazu dir zu sagen, dass ich mich für euch beiden freue. Ich wünsche euch alles Gute.“

„Danke, Tsunade-sama“, sagte Tenten und lächelte glücklich.

„Es ist sicher nicht leicht die Frau des Hyuuga-Oberhauptes zu sein, doch ich denke, dass du genug Kraft und Weiblichkeit besitzt um deiner Rolle gerecht zu werden.“

„Ich hoffe es wirklich“, sagte Tenten und lächelte zuversichtlich.
 

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„Was hat Tsunade-sama gesagt?“, fragte Hide, die vor dem Büro gewartet hat und sah Tenten besorgt an.

„Nichts. Sie weiß, dass ich mit Neji verheiratet bin.“

„Also bist du nun nicht vorbestraft?“

„Natürlich nicht. Ich habe auch nichts Verbotenes getan. Wo ist Hanabi?“

„Sie ist bereits wieder beim Anwesen. Würdest du morgen vielleicht nochmal mit Hanabi und mir raus gehen?“

„Ich würde lieber mit dir alleine etwas unternehmen, Hide. Nur wenn das in Ordnung ist.“

„Natürlich.“

„Aber erst einmal muss ich etwas mit Neji klären“, sagte sie und durchdachte in ihrem Kopf noch einmal ihren Plan für heute Abend.

Heute Nacht würde sich zeigen, ob sie das Zeug dazu hatte eine gute Ehefrau sein zu können.
 

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Das Licht war ausgestaltet als er das Schlafzimmer betrat und dennoch bemerkte er die Anwesenheit von Tenten.

Schlief sie bereits oder wieso hatte sie das Licht sonst aus?

Er schloss die Tür hinter sich, knipste wie selbstverständlich das Licht an und sah seine Frau plötzlich in der Mitte des Zimmers stehen.

Ihre Haare trug sie offen, ihr Gesicht war dezent geschminkt und sie sah ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an.

Sein Blick wanderte weiter runter und er bemerkte, dass sie nur ein kurzes, hautenges schwarzes Kleid aus Samt trug, dass fast durchsichtig war. Sonst nichts, keine Unterwäsche.

„Ich habe auf dich gewartet, Neji“, flüsterte sie leise und trat langsam, mit leichten Schritten auf ihn zu...

Furcht und Begierde

Augenblicklich überkam ihn das Verlangen, als er Tenten in diesem knappen Kleid sah. Viel zu lange hatte er sie nicht mehr beachtet und kaum noch als Frau wahrgenommen.

Er hatte Probleme mit seiner Unfruchtbarkeit zu Recht zu kommen, doch scheinbar hatte er nicht bedacht, dass Tenten sich vernachlässigt fühlte.

Er ging wortlos auf sie zu und küsste sie. Küsste sie, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte.

Ihre Lippen schmiegten sich sachte aneinander, suchten die Nähe und Wärme des jeweils anderen.

Tenten öffnete langsam den Mund, biss sanft auf seine Unterlippe und sah ihn in die Augen.

Ohne ein Wort, und dennoch kam es ihm so vor, als ob sie trotzdem miteinander sprachen.

Sie wollte ihn, sie liebte ihn, all das sah er in ihrem Blick.

Neji bereute es, dass er dieser besonderen Frau, seiner eigenen Ehefrau, so wenig Aufmerksamkeit geschenkt zu haben.

Das trübe Mondlicht brach sich in ihren Augen und Neji bekam ein wohliges Gefühl in der Magengegend, das mit der anfänglichen Verliebtheit gleichzusetzen war. Ein Gefühl, dass er lange nicht mehr gespürt hatte.

Neji liebte Tenten die ganze Zeit aufrichtig, doch mit der Zeit hatte dieses Gefühl nachgelassen und aus einer naiven Liebelei wurde eine ehrliche Liebe.

Zwischen den beiden war so viel geschehen und er fragte sich immer noch, warum Tenten überhaupt bei ihm blieb.

Zwar wusste Neji, dass er sie mit seiner Distanz verletzte, doch er konnte nicht aus seiner Haut, nicht einmal für Tenten.

„Willst du mich den ganzen Abend bloß nur noch anschauen?“, fragte sie neckisch und holte ihn aus seinen Gedankengang.

Er strich über ihre Wange und lächelte kaum merklich. „Was hast du denn heute noch vor?“

„Kannst du dir das nicht denken?“ Sie grinste spielerisch, nahm seine Hand und zog ihn mit aufs Bett. „Ich will dich, Neji“, hauchte sie in sein Ohr.

Es fiel ihm schwer, diesen Schritt zu gehen und den letzten Funken seiner Willensstärke aufzugeben. Er kämpfte mich sich, doch er kam nicht dagegen an.

Für einen gesunden Mann mag es albern klingen, gegen das Verlangen zu kämpfen mit seiner eigenen Frau zu schlafen, doch er wollte dies nicht. Er konnte dies nicht.

Doch er verlor den Kampf.

Sanft drückte er sie auf ihr gemeinsames Ehebett, das sie seit der Hochzeitsnacht nur noch zum schlafen verwendet hatten.

Er küsste ihre weichen Lippen und bereute es vollkommen nicht mehr Zärtlichkeit mit seiner Frau ausgetauscht zu haben.

„Ich will dich auch“, sagte er leise und ließ alle Hemmungen und Selbstzweifel von sich fallen…
 

---
 

Er fühlte sich befreit, glücklich wie schon lange nicht mehr. Zwar wusste er nicht, ob es nur an dem Sex lag oder ob er einfach nur froh war wieder nah bei Tenten sein zu können.

Doch das schien für den Moment unwichtig.

Tenten kuschelte sich zufrieden an ihn, doch er war nicht im Stande sich entspannen zu können. Dafür spukten ihn noch zu viele Sorgen im Kopf.

Warum war alles nur so kompliziert? Er wollte doch bloß ein friedliches Eheleben, indem sein Posten als Oberhaupt die einzige Belastung sein würde. Aber die Tatsache, dass er unfruchtbar war, legte sich wie ein großer Schatten über sein Leben.

Nur seinetwegen musste Kiyoshi, sein einziger wahrer Freund, heiraten.

Bloß seinetwegen musste Hide die offizielle Tochter von Hiashi werden, damit sie ihren Bruder heiraten konnte.

Wieso konnte er nicht genauso gesund wie andere Männer in seinem Alter sein? Das Leben war einfach nicht fair.

Seine Gedanken machten ihn tiefsinnig, schon fast depressiv. Doch er durfte sich den Sumpf aus Selbstzweifel nicht hingeben, dafür wurde er viel zu streng erzogen. Eine Depression war der Anfang der Selbstaufgabe und er wollte nicht in dieses Loch fallen.

Er musste stark bleiben und sei es bloß für seine Frau.

„Neji?“, fragte Tenten und sah zu ihm rauf. „Du bist doch nicht komplett zeugungsunfähig, oder?“

Es fiel ihm erst jetzt auf, dass sie noch nie offen über dieses Thema gesprochen hatten. Erst jetzt merkte er, dass ihre Gedanken sich scheinbar genauso um dieses Thema kreisten und er gar nicht so allein war wie er immer dachte.

„Nein, nicht komplett. Aber die Chancen sind sehr gering.“

„Aber wir können es dennoch versuchen. Früher oder später wird es dann klappen, nicht wahr?“

Er lächelte, gerührt von ihrem Leichtsinn und ihrem Optimismus. Sanft küsste er ihre Stirn und streichelte ihr Haar. „Früher oder später, ja.“
 

Plötzlich klopfte es an der Tür. Tenten zuckte leicht zusammen und hob den Kopf von seinem Brustkorb.

„Wer ist das denn um diese Uhrzeit?“

Sie zog sich rasch ihren Morgenmantel über und ging zu Tür. Neji war ebenfalls aufgestanden und hatte sich etwas angezogen, immerhin wollte er nicht nackt im Bett erwischt werden, auch wenn dies sein gutes Recht war.

„Hisa“, sagte Tenten überrascht als sie die Tür öffnete und Nejis Tante davor stand.

„Du sollst sofort in den Ballsaal kommen. Es ist etwas Schreckliches passiert.“ Hisas Stimme überschlug sich fast und ein klein wenig hörte man die Furcht die in ihren Worten lag. Dieses Verhalten passte vollkommen nicht zu der sonst ausgeglichenen, ruhigen Frau.

Dass Tenten überrascht und verwundert war, merkte Neji sofort. Auch spürte er, dass sie die Ernsthaftigkeit genauso schnell bemerkt hatte wie er selbst.

Was war nur geschehen?

Wortlos folgten sie Hisa den langen Flur zum Ballsaal. Die Anspannung wuchs bei jedem Schritt und, auch wenn Neji dies niemals offen zugeben würde, hatte er Angst was ihn hinter der Tür des Saals erwarten würde.

Hiashi war bereits in der Halle, ebenfalls im Morgenmantel.

„Jemand hat uns einen Zettel durch die Tür geschoben“, erklärte er. „Wir hätten euch nicht geweckt, wenn die Lage nicht ernst wäre.“

Neji wollte zuerst fragen was geschehen sei, doch dann bemerkte er es selbst.

An der Bilderwand, die die Porträts der Frauen an der Seite des Oberhauptes zeigte, fehlte eins. Das letzte in der Reihe.

Das Bild von Tenten hing nicht mehr an seinem Platz. Es befand sich auf dem Boden, das Glas war zerbrochen, der Rahmen entzweit.

Hiashi räusperte sich und meldete sich zu Wort. Er klang bedrückter als sonst. „Jemand will offensichtlich Tenten Schaden zufügen. Sonst hätte man uns nicht darüber informiert.“

„Es kann auch ein Unfall gewesen sein“, versuchte Neji die Lagen zu entschärfen. „Vielleicht wollte jemand sein Versehen nicht offen zugeben und ist deswegen Unbekannt geblieben.“

Das frühere Oberhaupt schüttelte den Kopf und reichte Neji den besagten Zettel von der unbekannten Person. „Auf dem Zettel stand ‚Das war erst der Anfang. Beim nächsten Mal wird es die Echte treffen‘...“
 

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Kommentar der Autorin: Dieses Kapitel ist ein (sehr verspätetest) Geburtstagsgeschenk für Cameo. Sie hatte sich eine romantische Szene zwischen Neji und Tenten gewünscht.

Aber nach jedem einfachen Glück folgt doppeltes Unglück, Honey!

Vermeintlicherer Störenfried

Tenten starrte auf das gemalte Bild von sich selbst, das nun auf dem Boden lag, in einem kaputten Rahmen. Überall auf dem Boden waren Glasscherben verteilt und sie versuchte in keine von diesen zu treten.

Der Holzboden unter ihren nackten Füßen war kühl und sie hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten.

Gedankenverloren biss sie sich auf die Unterlippe und merkte kaum, dass sie anfing zu schmerzen, da sie die Kraft nicht kontrollieren konnte. Innerlich war sie wütend, wollte weinen und schreien, doch sie unterdrückte es. Unterdrückte ihre Gefühle, wie sie es meistens tat.

Unauffällig sah sie sich um und bemerkte, dass die anderen sie beobachten und scheinbar auf eine Reaktion von ihr warteten. Vielleicht hätte sie anders reagiert, wenn sie mit Neji allein gewesen wäre, doch sie wollte vor Hiashi und Hisa keine Schwäche zeigen.

Die Vier standen in einem Kreis um das kaputte Portrait herum.

„Es handelt sich sicher um einen Scherz“, flüsterte sie leise und schüttelte den Kopf. Ihre Stimme hallte von den Wänden des Ballsaales wider und hörte sich schaurig und unecht an. „Ich denke nicht, dass jemand Grund hätte mich zu attackieren.“

Hiashi stand dem braunhaarigen Mädchen gegenüber und sie spürte die Kälte, die von ihm ausging. Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte, der schon bei ihrer Geburt begonnen hatte.

In Wahrheit fielen ihr nämlich tausend Gründe ein, warum man sie angreifen könnte, immerhin war sie mit Neji verheiratet und dieser war momentan einer der Wichtigsten Personen im Clan, seit er das Oberhaupt war.

Wäre sie eine Hyuuga gewesen, wäre dies sicher nicht passiert. Genau dies sagte Hiashi mit seinem kalten, ernsten Blick.

„Tenten“, begann Neji, brach jedoch ab und wandte sich an seinen Onkel und seiner Tante. „Wir sollten vielleicht morgen die Sache klären. Es ist schon spät.“

Hiashi nickte, doch Hisa war ganz und gar nicht begeistert von dem Vorschlag.

„Und wenn es doch kein Scherz ist und Tenten bereits heute Nacht angegriffen wird? Wir können das nicht ausschließen.“

Tenten fühlte sich wie ein kleines, dummes Kind, da offensichtlich über sie gesprochen wurde, aber sie behandelt wurde, als ob sie nicht im Raum wäre. Ob dies Absicht war oder nicht, konnte sie nicht wirklich sicher sagen.

„Neji ist doch bei ihr“, meldete sich Hiashi zu Wort. „Er kann auf sie aufpassen.“

Daran bestand gar kein Zweifel, obwohl Neji in letzter Zeit das Training ziemlich vernachlässigt hatte.

„Wir wissen aber nicht, wie viele es sein werden und wie sie angreifen werden“, bohrte Hisa weiter.

„Wir wissen nicht einmal ob sie angreifen werden“, sagte Neji bestimmt.

Tenten fühlte sich immer noch ausgeschlossen. Sie verstand nicht wirklich, wieso jemand auf die Idee kommen konnte, sie ernsthaft zu verletzten.

„Wir brauchen einen neuen Rahmen für das Bild“, murmelte sie und stand völlig neben sich. Sie wollte nichts mehr von Angriffen oder mögliche Überfällen hören und deswegen widmete sie sich lieber den nebensächlichen Dingen, denn sie brauchte etwas, dass sie kontrollieren konnte. Warum konnte nicht einmal alles völlig harmlos laufen?

„Der Rahmen ist doch völlig egal“, sagte Hisa barsch. „Tenten braucht Schutz. Wir sollten Leibwächter für sie bereitstellen.“

Tenten kam sich völlig überflüssig vor. Obwohl sie anwesend war, überging man sie vollkommen und sprach so, als wäre sie nicht da.

„Ich kann auf mich selbst aufpassen“, sagte sie, klang dabei aber total hilflos und sah schutzsuchend zu Neji, doch dieser hörte ihr scheinbar gar nicht zu.

„Zu riskant“, sagte er. „Wer weiß, ob nicht jemand vom Geleitschutz hinter dem Attentat steckt.“

„Wir sollten den Ältestenrat Bescheid geben“, stellte Hiashi fest. „Immerhin plant jemand einen Anschlag auf die Frau des Oberhauptes.“

„Ältestenrat?“, fragte Tenten irritiert und ihre Stimme bekam wieder eine angenehme Tonhöhe. Nun bekam sie offensichtlich wieder Gehör von den anderen.

Hisa trat einen Schritt näher zu ihr und sah sie streng an, wie nur eine Lehrerin es konnte. Tenten gefiel dieser sachliche Blick ganz und gar nicht.

„Der Ältestenrat ist der innere Kreis des Clans“, erklärte sie. „Die Ältesten und Weisesten sind dort vertreten.“

„Wieso wusste ich bis jetzt nichts von so einem inneren Kreis?“, fragte Tenten überrascht.

„Weil er eigentlich keine Rolle spielt“, sagte Neji wie selbstverständlich. „Er ist eigentlich nur ein Beistand, den man bei schweren Entscheidungen um Rat fragen kann.“

„Der Senat“, sprach Hiashi weiter und sah tadelt zu seinem Neffen „ist sehr wichtig für den Clan. Jeder Hyuuga wird früher oder später diesem Rat angehören, wenn er sich als aufrichtig und mutig erweist.“

„Wir sollten dies morgen erledigen“, sagte Neji und legte den Arm schützend um Tenten. „Ich werde morgen mit dem Ältestenrat sprechen und dann werden wir weiter sehen.“

Diese sah zu ihrem Mann und nickte langsam. Doch so ganz verstand sie den Sachverhalt immer noch nicht.

Wieso hatte ihr niemand vorher je gesagt, dass es einen Senat gab? Es hatte den Anschein, als ob man ihr verschwiegen hätte, dass dieser Kreis existierte. Und sie war sich sicher, dass dies nicht das einzige Geheimnis war, dass den Hyuuga-Clan umgab.

Der Clan war wie eine Familie und die Familie muss man beschützen. Vielleicht hatte auch der Ältestenrat den Anschlag angeordnet, da sie die Ruhe und das Zusammenleben gestört hatte, indem sie Neji geheiratet hatte. Sie wusste es nicht.

Sie war ein Dorn für die strengerzogenen Hyuugas. Und dieser Dorn musste entfernt werden. Egal ob sie lebendig oder tot aus dieser Ehe herauskommen würde.

Plötzlich überkam ihr ein scheußlicher Gedanke und sie bekam eine unangenehme Gänsehaut am gesamten Rücken.

Würden die Mitglieder des Clans wirklich so weit gehen? Es war sicher nicht das erste Mal, dass eine Ehe so aufgelöst werden würde. Schlagartig erinnerte sie sich an Hinatas misslungene Hochzeit, die auch plötzlich beendet wurde. Zwar nicht durch ein Mitglied des Hyuuga-Clans, doch dies spielte keine Rolle.

Sie war sich sicher, dass es kein Scherz mit dem Attentat auf ihr Portrait-Ich war. Und sie wusste auch, dass Hiashi, Hisa und sogar Neji dies wussten.

Sie war in großer Gefahr.

Als Oberhaupts Frau würde sie solange an Nejis Seite bleiben, bis das der Tod sie schied.

Und ihr war klar, dass dies nicht nur symbolisch gemeint war…

Unbeugsam

Das kleine Büro von Neji wirkte beengend und durch die trübe Stimmung, die sich ausbreitete, wirkte der Raum noch kleiner als er ohnehin bereits war.

Kiyoshi war sehr aufgebracht, als er erfuhr, dass es ein indirektes Attentat auf Tenten gab und er wollte unbedingt dabei sein, falls der Ältestenrat eine wichtige Entscheidung traf.

Hides Bruder war besessen vom Ältestenrat und er wollte später selbst Mitglied des inneren Kreises werden.

Der Ältestenrat bestand aus den weisesten Männern des Clans, die dem Oberhaupt den Rücken freihielten, falls es zu Schwierigkeiten kommen würde. So wie es momentan der Fall war.

Es wurde zwar in der Vergangenheit nie ein Attentat auf die Frau des Oberhauptes geplant, doch Tenten war auch die erste Frau, die aus normalen Verhältnissen stammte und diesen Posten erwarb.

Hides und Kiyoshis Vater war seit dem Tod ihrer gemeinsamen Mutter Mitglied des Ältestenrates, um die Welt etwas zu verbessern und sich offensichtlich für den ungerechten Tod seiner Frau indirekt zu rächen.

Raidons Frau musste sterben, da sie bis zur Hochzeit keine Hyuuga war und nach ihrem Tod setzte er sich besonders für die Rechte der Frauen ein, die nicht mit dem Blut der Hyuugas geboren wurden.

Tentens Fall war für ihn ein Glücktreffer und deswegen hatte er auch seine beiden Kinder in die Sache mit eingeweiht. Immerhin war Neji Kiyoshis bester Freund.

Hide war eigentlich bloß anwesend, damit niemand sie beschuldigen würde, dieses Verbrechen getätigt zu haben. Sie wusste wie wertvoll die Bilder in dem Ballsaal waren und sie hätte sich eher an Tenten vergriffen und nicht an ihrem Bild.

Doch sie konnte sich vorstellen, dass viele Frauen im Hyuugaclan zu so etwas fähig gewesen wären. Viele Mädchen wurden auf das Leben als Oberhaupts Frau ein Leben lang vorbereitet und haben deswegen ihre Freizeit und teilweise ihr Leben dafür opfern müssen. Sie gehörte auch zu diesen Mädchen. Sie musste viele Unterrichtstunden absolvieren, um ein perfektes Bild neben dem Oberhaupt abgeben zu können.

Nun war ein ganz normales Mädchen an Nejis Seite, die aus ganz normalen Verhältnissen und einer ganz normalen Familie stammte.

Tenten hatte fast keine Unterrichtsstunden besucht und war vollkommen ungeeignet für diesen Posten.

Das andere Mädchen wütend oder gar eifersüchtig auf sie sein würden, war bereits vorprogrammiert.

Hide wusste nur zugut was Eifersucht war. Es schnürte einem die Kehle zu, lässt einen leer und nutzlos fühlen und man ist machtlos dagegen.

Es tat weh, wenn sie Neji zusammen mit Tenten sah, die eigentlich gar nichts an seiner Seite verloren hatte.

Nach außen hin hatte sie aufgehört Intrigen gegen diese Beziehung zu hegen, doch in ihrem Kopf malte sie sich die schlimmsten Gemeinheiten aus.

Es war ihr egal, ob Neji und sie nach außen hin nur noch Freunde waren, sie liebte ihn immer noch.
 

Tenten sah an diesem Morgen noch schrecklicher aus als sonst. Sie hatte scheinbar kaum geschlafen, ihre Augen waren leicht gerötet und dunkle Augenringe machten sich bei ihr bemerkbar. Zusammengekauert saß sie auf dem Sofa und wartete auf Dinge die vermeintlich nicht geschehen wollten.

Sogar Neji wirkte an diesem Morgen beunruhigter als sonst, denn er ging unentwegt von einer Wand zur anderen, wie ein Tiger in einem zu kleinem Käfig.

Hide stand neben Kiyoshi, mit dem sie schon seit einigen Tagen nicht mehr sprach, woran dies lag, wusste sie nicht genau. Vielleicht sprach er nicht mehr mit ihr, da sie ihre Eltern verleugnen will, nur damit er keine fremde Frau heiraten musste.

Im Grunde wollte sie ihn nicht heiraten, immerhin waren sie Geschwister und selbst nachdem sie die Tochter von anderen sein würde, würden sie immer noch geschwisterliche Gefühle verbinden und sie konnte und wollte nicht mit ihm in einem Bett schlafen müssen.

Sie hatte diesen Vorschlag eigentlich bloß gemacht, damit sie Zeit schinden konnte. Während sie behauptete, dass sie Kiyoshi heiraten würde, würden ihr Vater und das Oberhaupt keine Braut suchen. Sie würde die Bombe erst kurz vor der Hochzeit platzen lassen.

Die Tür öffnete sich, doch es war bloß Nejis Tante Hisa, die nach dem Rechten sehen wollte.

„Die Ältesten reden noch über die Lage“, sagte sie ruhig. „Sie versuchen euch aus den Diskussionen herauszuhalten.“

„Habe ich nicht ein Recht an der Diskussion teilzunehmen?“, fragte Neji irritiert. „Ich bin immerhin das Oberhaupt.“

„Tut mir leid, aber nur die Ältesten dürfen der Sitzung beisitzen. Kommt ihr zu Recht?“, fragte Hisa und sah zu ihrem Neffen.

„Ja“, sagte dieser nur knapp und setzte sich neben seine Frau. „Alles okay?“

Tenten nickte schwerfällig.

Hisa lächelte kurz aufmuntern und schloss wieder die Tür hinter sich.

„Der Posten des Oberhauptes ist scheinbar nicht so toll wie man denkt“, sagte Hide leise und sah zu Kiyoshi, der sich scheinbar auch sorgte.

Hatte Kiyoshi nun etwa auch Gefühle für Tenten, oder wieso sorgte er sich? Mit Neji hatte das Attentat doch eigentlich nur indirekt zu tun.

Hide sah abfällig zu Tenten. Sie verstand nicht, warum alle sie so toll fanden. Tenten war schwach, viel zu sensibel und sie passte einfach nicht hierher. Erst recht nicht auf den Posten der Oberhaupts Frau.

„Wäre sie eine Hyuuga, wäre das nie passiert“, murmelte Hide.

„Sie ist eine Hyuuga“, zischte Neji und sah sie böse an. „Und ich will kein Wort mehr darüber hören.“

Hide ging erschrocken einen Schritt zurück. Sie war ein solches Verhalten von Neji nicht gewohnt und es irritierte sie.

Doch wenn man es neutral betrachtet, war Tenten keine Hyuuga, zumindest keine Geborene.

„Wir können uns nicht auf die Ältesten verlassen, wir sollten selbst einen Plan in der Hinterhand haben“, sagte Hide und stemmte die Hände in die Hüpfte. „Wahrscheinlich wurde dieses Attentat ausgeübt, weil Tenten keine geborene Hyuuga ist und deswegen müssen wir die Leute dazu bringen, dass sie sich von dieser steifen Einstellung lösen.“

„Und wie sollen wir das machen?“, fragte Kiyoshi.

„Keine Ahnung, aber wir leben doch nicht mehr im Mittelalter. Die Zeiten sind vorbei, dass wir unser Blut wahren müssen.“

„Die einzige Möglichkeit die es gibt ist, dass Tenten schwanger wäre“, sagte Neji langsam und sah zu seiner Frau. „Das Beste wäre, wenn wir eine Schwangerschaft vortäuschen würden.“

„Und wenn sie in der Zeitspanne nicht wirklich schwanger werden würde?“, fragte Kiyoshi.

„Dann täuscht sie eine Fehlgeburt vor“, warf Hide ein.

„Stop mal“, unterbrach Tenten. Ihre Stimme klang heiser und etwas erstickt. „Darf ich auch ein Wort dazu sagen?“

Die drei schwiegen und Tenten stand langsam auf.

„Neji“, sagte sie leise. „Diese ganzen Lügen und Geschichten bringen doch nichts.“

„Wir finden schon eine bessere Lösung“, sagte Neji, stand ebenfalls auf und nahm ihre Hand. „Mach dir keine Sorgen.“

Sie löste sich aus seinem Griff und sah ihm fest in die Augen. „Neji, ich kann das nicht länger. Ich will die Scheidung…“

Der Ältestenrat

„Neji, ich will die Scheidung.“
 

Es hallte in seinen Gedanken wider, ließ ihn kurzzeitig die Fassung verlieren und er zog die Luft scharf ein.

„Zu früh und viel zu dramatisch“, murmelte Hide nachdenklich, nahm sich einen Apfel aus der Obstschale, die auf dem großen Schreibtisch stand und biss herzhaft hinein.

„Ich meine es ernst“, sagte Tenten noch einmal zur Betonung und ließ ihren Mann nicht aus den Augen.

Neji selbst rührte sich nicht und machte keine Anstalten etwas zu sagen. Seine Gedanken waren durcheinander und er wusste nicht was die anderen für eine Reaktion von ihm erwarteten.

„Warum?“, fragte er bloß und sah sie teils irritiert, teils hilflos an.

Tenten wollte etwas sagen, sah dann aber zu Kiyoshi und seiner Schwester.

„Ich denke, es ist besser, wenn Neji und ich das alleine klären.“

„Natürlich“, sagte Kiyoshi ruhig, nahm Hide an die Hand und zog sie sanft mit sich in den Flur.

Als die Tür geschlossen war, trat Tenten einen Schritt vor und nahm vorsichtig Nejis Hand.

„Ich mache dies nicht um dich zu verletzten. Ich möchte bloß nicht, dass unser Kind in solch einer Umgebung groß wird.“

„Und dann ziehst du es vor dich scheiden zu lassen.“ Neji war gekränkt. Gekränkt darüber, dass Tenten ihn lieber verlassen wollte, als mit ihm zusammen fort zu gehen.

„Ich liebe dich und ich weiß, dass du an diesem Clan gebunden bist. Du bist ein Hyuuga.“

„Du doch auch“, sagte er ruhig. „Seit dem Tag unserer Hochzeit.“

Sie lächelte gequält. „Hide hat Recht. Ich bin keine Hyuuga und werde es auch niemals sein.“

„Das ist doch vollkommener Unsinn. Überstürze bitte nichts, Liebste.“

Sie senkte den Kopf und nickte leicht. „Vielleicht hast du Recht, doch ich bin dem Ganzen hier nicht gewachsen.“

„Ich helfe dir, werde dich immer unterstützen und bei dir sein.“

Ein Klopfen riss sie aus ihrer kurzen Zweisamkeit und Neji trat einen Schritt nach hinten, um sie nicht allzu sehr zu bedrängen, wenn jemand Fremdes in den Raum kam.

Kiyoshi trat ein und lächelte entschuldigend.

„Tenten? Die Ältesten würden gerne mit dir reden. Alleine“, fügte er hinzu und sah zu seinem Freund. „Es war ihr Wunsch.“

Neji verzog leicht das Gesicht. Das er so schnell sein Versprächen brechen würde, hatte er nicht geplant und es ärgerte ihn, doch gegen den Willen der Ältesten war er machtlos, selbst als Oberhaupt.

Seine Frau ging zu Kiyoshi und lächelte selbstsicher. „Sie werden mir schon nicht den Kopf abreißen“, sagte sie zuversichtlich.

Doch Neji war sich gar nicht so sicher, dass sie dies nicht machen würden...
 

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Sieben Männeraugenpaare blickten sie prüfend an, als eine etwas eingeschüchterte Tenten den Raum betrat.

Zwar hatte sie versucht vor Neji stark zu wirken, doch alleine unter diesen Männern zu sein, machte ihr auf eine unbeschreibliche Art Angst.

Kiyoshi hatte auf dem gesamten Weg zum Ostflügel des Anwesen kein Wort gesprochen. Sie wusste nicht, ob er Respekt oder Ehrfurcht vor dem Rat hatte.

Die Männer saßen an einem großen U-förmigen Tisch. Man erkannte nicht, ob hier eine Sitzordnung herrschte, da sie davon ausging, dass alle sieben Männer das gleiche Recht hatten. Immerhin zählten sie zu den mächtigsten Männer des Clans.

Sie erkannte Raidon, den Vater von Kiyoshi und Hide, und Hiashi, der nach seinem Oberhauptposten direkt in den Rat aufgenommen wurde.

„Tenten“, sagte Hiashi. Er wirkte netter als sonst, scheinbar war er besorgt, wegen dem Vorfall im Ballsaal. „Setze dich bitte.“

Er deutete auf einen Stuhl, der in der Mitte des Raumes stand und von dem Tisch umgeben war. Schweigend setzte sie sich und blickte sich unsicher in der Runde um.

„Sie wollten mich sprechen“, begann sie leise.

Ein Mann, der direkt ihr gegenüber saß, räusperte sich. Er war offensichtlich der Wortführer.

„Es geht um den Vorfall vom Ballsaal“, begann er, wollte es Tenten sicherlich leichter machen. „Ich halte diese Botschaft nicht für einen Scherz und auch nicht für eine Leichtigkeit. Ich bin mir sicher, dass jemand es nicht gutheißen kann, dass sie keine von uns ist. Zumindest nicht vom selben Blut.“ Er sprach von ihr, als ob sie gar nicht anwesend wäre. „Wir sollten eine Lösung finden, wie wir das stumpfsinnige Denken einiger Mitglieder des Clans manipulieren könnten.“

„Verzeihung“, unterbrach Tenten ihn. „Und Sie sind?“

Er sah erst Hiashi prüfend an, und blickte dann das erste Mal grimmig zu dem Mädchen. „Ich bin Masashi. Längstens Mitglied des Ältestenrat“, leierte er herunter, als ob er ihr keine Rechenschaft Schuld wäre.

„Guten Tag, ich bin Tenten“, sagte sie und lächelte. „Ich bin wegen diesem Vorfall auch besorgt, aber noch mehr bin ich besorgt, dass Neji krank ist und offensichtlich niemand an seine Gesundheit denken mag.“

„Krank?“, fragte Hiashi nach und überging den verärgerten Masashi, der es anscheinend immer noch nicht fassen konnte, dass sie die Frechheit besaß, einfach das Wort an sich zu reißen. „Sprichst du von seiner Impotenz?“

„Genau. Ich verstehe einfach nicht, was daran so wichtig ist, dass wir schnellstmöglich Kinder bekommen müssen. Das ist doch vollkommener Schwachsinn.“

Raidon hob sachte die Hand. „Das ist halt Gesetz in unserem Clan. Um die Familie zu schützen.“

„Das ist doch eine total veraltete Maßnahme. Statt Neji unter Druck zu setzen, solltet ihr lieber dafür sorgen, dass uns niemand Morddrohungen schickt.“

„Sie hat Recht“, gab Hiashi zu und wandte sich an Masashi. „Wir müssen eine Lösung finden.“

„Eigentlich müsste euch doch längst schon ein Plan eingefallen sein. Man sagte mir, ihr wisst sonst immer alles“, fügte sie belustigt zu und die anderen Mitglieder, außer Masashi, mussten verhalten lachen.

Tenten sah zu Masashi, der als einziger, wirklich eine versteifte Einstellung hatte. „Bevor wir den Mitgliedern des Clans weismachen wollen, dass sie mich in meiner Position akzeptieren, sollten wir zuvor alle Mitglieder des Rates davon überzeugen, dass ich die Richtige für diesen Posten bin.“

Sie schluckte schwer und fixierte Masashi, der sie skeptisch musterte. „Und dafür müssen Sie, Masashi, zuvor ihre steife Einstellung ablegen. Sagen Sie in der Öffentlichkeit, dass Sie mit mir zufrieden sind und ich bin mir sicher, dass andere Skeptiker im Clan ihrer Meinung folgen werden.“

„Tut mir leid“, murmelte er leise und plötzlich war es vollkommen still im Raum. „Aber ich kann nichts kundtun, wovon ich nicht selbst überzeugt bin.“

Tentens Augen verengten sich kaum sichtbar und auch Masashi war erbost.

Damit hatte der Machtkrieg zwischen Masashi und Tenten begonnen...

Die Lehre einer Hyuuga

Als Neji die Nachricht von Hiashi erhielt, dass Tenten sich mit einem aus dem Ältestenrat angelegt hatte, wusste er nicht, ob er erfreut oder erbost sein sollte.

Auf der einen Seite war er stolz, dass seine Frau jemanden die Stirn bot, aber auf der anderen Seite war er sauer, da Masashi zum Rat gehörte und er unter diesem stand.

Neji war gezwungen ihr eine Standpauke zu halten. Es war sogar seine Pflicht, denn Tenten konnte nicht tun und lassen was sie wollte, immerhin war sie nun eine Hyuuga und dazu noch die Frau des Oberhauptes.

Hiashi meinte ebenfalls, dass Tenten sich selbst oft widersprach. Ein weiteres Indiz dafür, dass sie noch viel zu verwirrt und unsicher für diese Position war. Ihr war einfach noch nicht genau klar was das Wesentliche war und sie musste lernen zu ihrer Meinung zu stehen. Das ihm das noch nie selbst aufgefallen war, wunderte ihn, doch er hatte noch nie ernsthaft mit Tenten diskutiert oder gar gestritten. Vielleicht lag es daran.

„So geht das nicht“, begann er und setzte sich neben seine Frau auf die Bettkante. „Du kannst dich nicht einfach mit allem und jedem anlegen, Liebste.“

Er nahm Tentens Hand und umschloss sie sanft. „Ich weiß, dass du es nicht böse gemeint hast, aber du solltest langsam lernen eine Hyuuga zu sein.“

„Ich bin aber keine Hyuuga“, flüsterte sie leise, den Kopf gesenkt.

„Doch, das bist du. Nur sollte jemand dir vielleicht zuerst beibringen, wie man sich als eine wahre Hyuuga gibt. Der Unterricht damals mit Hisa hat sicherlich geholfen, doch es fehlt noch eine Art Feinschliff.“

Seine Frau hob den Kopf und musterte ihn kritisch. „Was meinst du mit Feinschliff?“

Neji stand auf und ging durch das Zimmer. „Hisa ist eine reine Hyuuga, doch ihr fehlt diese Verbissenheit. Du musst von jemand unterrichtet werden, der besessen davon ist, eine Hyuuga zu sein.“

Langsam schritt er zur Tür und öffnete sie wie in Zeitlupe. „Ihr könnt nun aufhören zu lauschen“, sagte er und sprach die beiden Mädchen vor der Türschwelle an.

Hanabi gab einen erstickten Laut von sich und verbeugte sich augenblicklich, während Hide bloß Neji fixierte.

„Wir haben nicht gelauscht, wir machen uns bloß Sorgen“, sagte sie rasch.

„Wieso Sorgen?“, fragte Neji nach. Er verstand nicht recht.

„Hanabis Vater hat eine Bemerkung gemacht, dass Tenten sich etwas, nun ja, unpassend verhalten hatte“, erklärte sie weiter und legte Hanabi eine Hand auf die Schulter. „Wir wollten bloß nach dem Rechten sehen.“

„Und dafür müsst ihr eure Ohren an die Tür pressen?“

„Wir wollten nicht stören“, sagte Hanabi und wagte es nicht, den Blick zu heben.

„Schon gut“, sagte Neji und hob das Kinn seiner Cousine an, damit sie ihn ansah. „Du kannst gehen, Hanabi.“

Diese nickte und verschwand so schnell es ging aus seinen Augen.

„Und was ist mit mir?“, fragte Hide und stemmte die Arme in die Hüfte.

Er sah für einen Moment zu seiner Frau, die immer noch auf dem Bett saß und ihn bloß fragend ansah, dann sah er wieder zu Hide. „Dich brauche ich noch für eine kleine Aufgabe.“
 

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Hide wusste nicht, was Neji damit bezwecken wollte, dass ausgerechnet sie Tenten die Lehren einer Hyuuga beibringen sollte.

Sichtlich gelangweilt saß sie auf dem Pult in einen der Unterrichtsräume und musterte Tenten, die vor ihr an einen der Schülertische saß. Der Rollentausch der gerade stattfand, war ein wenig erschreckend.

Tenten faltete die Hände ineinander und sah etwas überfordert aus. „Ich hoffe, wir können unsere Streitigkeiten für einen Moment untergraben“, sagte sie langsam und bedacht und sah Hide nicht in die Augen.

„Streitigkeiten?“, fragte Hide irritiert nach. Sie konnte Tenten zwar nicht wirklich ausstehen, aber das sie einen ernsthaften Streit hatten, war ihr eigentlich nie bewusst gewesen.

„Ja, immerhin habe ich dir Neji weggenommen.“

Hide schüttelte den Kopf. „Du hast mir Neji nicht weggenommen. Ehrlich gesagt ist mir Neji sogar ziemlich egal.“

Sie merkte, dass Tenten sichtlich verwundert und verwirrt war. „Aber ich dachte, dass du Neji liebst.“

„Du hast mir meinen Verlobten weggenommen, nicht mehr und nicht weniger.“

Sie wusste, dass sie gesagt hatte, dass sie in Neji verliebt wäre, doch das war alles nur Tarnung, da sie nie an den Bestand der Ehe geglaubt hatte. Hätte Neji sich von ihr getrennt, wäre Hide die nächste auf der Liste gewesen, da sie einander schon eher versprochen waren.

Doch es war ihre Pflicht ihren Verloben zu lieben, ob dies nun der Wahrheit entsprach, war nebensächlich.

„Ich dachte, du hast einen Verlobten.“

Hide presste die Lippen aufeinander und nickte langsam. „Ja, aber ich kann ihn nicht leiden.“

Sie wusste, dass sie die Regeln brach, doch das war ihr egal. Ihr Verlobter, Katsumi, war ein wahrer Ekel.

„Aber genug davon“, sagte sie und glitt vom Pult. „Wir sind nicht hier um über meine Verlobung zu reden, sondern um aus dir eine wahre Hyuuga zu machen.“

Sie merkte, dass Tenten dieses Thema etwas unangenehm war und es war auch etwas widersprüchlich, da Nejis Frau angeheiratet war, doch es half alles nichts.

„Eine Hyuuga ist stolz auf ihre Herkunft und verleugnet niemals aus welchen Clan sie in Wahrheit stammt“, begann Hide ihren Vortrag über den Anstand, den Tenten noch nicht besaß.

„Sie trägt ihr Kinn höher als Frauen von außerhalb, aber niemals höher als ihr eigener Ehemann oder ein anderer Mann des Clans.“

Mit dem Handrücken hob sie ihr Kinn ein wenig an und stolzierte, während sie weiter sprach von einer Seite des Raumes zur anderen. „Eine Hyuuga steht niemals im Schatten ihres Mannes, sondern strahlt an seiner Seite und ergänzt ihn. Augen stets offen halten und immer lächeln, aber keinesfalls übertrieben. Immer der Situation angemessen.“

Sie blieb steht und sah zu Tenten. „Soweit verstanden?“

„Stolz auf die Herkunft sein, Kinn anheben, neben dem Ehemann strahlen und stets der Situation angepasst lächeln“, wiederholte Tenten Stichpunktartig ihre Notizen, die sie im Kopf gemacht hatte.

Hide nickte. „Auch wenn die Herkunft bei dir ausscheidet“, sagte sie und lächelte etwas verlegen. „Aber die wichtigste Regel an sich ist, niemals den Ältestenrat ins Wort zu fallen.“

„Die Regel hab ich schon gebrochen“, sagte Tenten etwas kleinlaut.

„Ja, ich weiß. Aber vielleicht beruhigt sich der Rat ein wenig, wenn sie von deinem Unterricht erfahren.“

„Ich hoffe es.“

„Tenten, wir mögen zwar keine Fremden“, sagte Hide langsam und ging einen Schritt auf sie zu. „Aber ich denke, dass du das Zeug für eine gute Hyuuga hast und du tust Neji gut.“

Sie streckte Tenten ihre Hand hin und lächelte ehrlich, ein Lächeln, dass sie Tenten noch nie zuvor gezeigt hatte. „Willkommen in unserer Familie, Tenten-sama.“

Tenten wollte ihr ebenfalls die Hand reichen, hielt dann aber inne und stand auf. „Entschuldige mich kurz“, sagte sie und rannte fluchtartig aus dem Klassenzimmer.

Hide sah ihr bloß irritiert nach.
 

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„Alles in Ordnung?“

Tenten antwortete nicht. Die Knie auf dem Boden und mit dem Kopf über der Toilettenschlüssel, wartete sie, bis das Gefühl der Übelkeit endlich verschwunden war.

Sie musste sich zwar nicht übergeben, doch das Gefühl in ihrem Magen war gefährlich nah dran.

„Mir geht es gut“, rief sie leise Hide zu, die vor der Badezimmertür stand. Sie wusste nicht in welchem Badezimmer sie war, ihr eigenes war nur durch ihr Schlafzimmer zu erreichen, aber bei diesem handelte es sich scheinbar um ein Gemeinschaftsbadezimmer.

Langsam stand sie auf und ging zur Tür, um wieder aufzuschließen.

„Alles in Ordnung“, sagte sie, als sie Hides besorgtes Gesicht sah. „Mir ist bloß etwas übel.“

„Übel?“, fragte Hide nach.

„Ich habe sicher etwas falsches gegessen.“

„Wir sollten dennoch einen Arzt aufsuchen. Komm mit.“ Hide nahm wie selbstverständlich Tentens Hand und zog sie mit. „Wir gehen auch zu einer Frau, falls dir das lieber ist.“

„Mir ist das egal“, sagte Tenten und wünschte sich inständig, dass Hide ihre Übelkeit nicht mitbekommen hätte.
 

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„Mir fehlt nichts?“, fragte Tenten irritiert nach.

„Sie sind vollkommen gesund“, sagte die Ärztin, die ebenfalls eine Hyuuga war. Sie trug einen weißen Kittel und hatte ihre schwarzen Haare zusammengebunden.

Sie saßen in einem kleinen Krankenzimmer, in dem ein Schreibtisch und eine Liege standen. Hide musste draußen warten.

„Aber warum ist mir dann ständig übel, wenn ich gesund bin?“ Tenten dachte wirklich, dass sie sich bloß den Magen verstimmt hatte.

„So ist das halt, wenn man schwanger ist, Tenten-sama“, sagte die Ärztin und lächelte herzlich. „Meinen Glückwunsch.“

Selbstzweifel

Zusammengekauert saß Tenten auf dem großen Ehebett, dass sie sich mit Neji teilte und überlegte. Es war schon über einer Woche her, dass sie von ihrer vermeidlichen Schwangerschaft erfahren hatte. Vielleicht waren auch schon mehr Tage vergangen, sie hatte sie nicht mitgezählt.

Es plagten sie unheimliche Gewissensbisse. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihren Ehemann einweihen sollte. Angestrengt grübelte sie nach, was diese Nachricht für Konsequenzen haben könnte. Sie wollte auf keinen Fall mit der Tür ins Haus fallen.

Neji war der Ansicht, dass er zeugungsunfähig wäre und deswegen war es geradezu lächerlich, dass sie auf die Schnelle schwanger werden würde, da sie kaum noch miteinander schliefen. Seitdem Neji von seiner Krankheit erfahren hatte, war er eh auf Abstand, da er scheinbar dachte, dass er als Gatte versagt hatte.

Tenten legte das Kinn auf ihre spitzen Knie und starrte die Wand vor sich an. Würde er denken, dass sie ihn betrogen hatte? Immerhin konnte das Kind auch von einem ihrer heimlichen Liebhaber stammen, die vielleicht in Nejis Kopf herumspuken. Sie war treu, wusste aber nicht, ob Neji dies auch von ihr dachte.

Sie erwischte sich selbst bei dem Gedanken, ob Neji ihr wohl treu war und sie schüttelte die Szenen, die sie im Kopf hatte, direkt wieder fort. Er war viel zu aufrichtig, um sie zu hintergehen.

Im Grunde war sie froh, dass die Ärztin, die sie untersuchte, an ihrer ärztlichen Schweigepflicht gebunden war, auch wenn sie bezweifelte, dass dies auch im diesem Clan die Regel war. Aber bis jetzt hat sie noch niemand auf das Kind angesprochen und deswegen vermutete sie, dass die Ärztin niemanden etwas gesagt hatte.

Am liebsten hätte sie sich den ganzen Tag im Zimmer versteckt, doch sie hatte einige Pflichten zu erfüllen und sie musste sich immer noch als Hyuuga beweisen, auch wenn sie dazu keine wirkliche Lust hatte.

Sie musste an die Drohung im Ballsaal denken, an das zerbrochene Bild von ihr. Inzwischen hing das Gemälde zwar wieder an seinem gewohnten Platz, aber dennoch fühlte es sich für sie falsch an.

Würden die Mitglieder sie überhaupt akzeptieren, wenn sie ein Kind erwartete? Oder gäbe es einen neuen Grund sie zu hassen, immerhin wäre das Kind nur ein halber Hyuuga.

Schwer seufzend stand Tenten auf und setzte sich auf die Bettkante. Es war einfach nur schrecklich, dass der Clan eine solche Engstirnige Einstellung hatte und sie wollte ihr ungeborenes Kind im Bauch schützen. Auch wenn es dazu nötig war Neji und alle anderen zu belügen...
 

Neji saß an dem großen Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer und ging verschiedene Verträge und Aufträge durch, die vom Ältestenrat zwar zusammengestellt wurden, aber dennoch seine Unterschrift benötigen, um wirksam zu werden.

Er nahm seine Aufgabe sehr ernst, wollte es allen, so gut es ging, recht machen, war aber dennoch kritisch und widersprach auch, wenn ihm eine Forderung zu übertrieben erschien.

Obwohl er noch nicht lange im Amt war, machte er seine Arbeit gut und Hiashi hatte bald keinen Grund mehr, ihm über die Schulter zu schauen.

Das Vertrauen von seinem Onkel bestärkte ihn, machte ihn stolz, da er endlich seinen Platz gefunden hatte.

Und dennoch warf sich ein Schatten über ihn. Er sorgte sich um Tenten. Immer mehr zog sie sich zurück, distanziert sich von ihm und er wusste keinen Grund für ihr wechselndes Verhalten.

Sie schloss sich manchmal für Stunden im Badezimmer ein und sie sprachen kaum noch miteinander. Ob es an seiner Arbeit lag oder er schlichtweg Gespenster sah, wusste er nicht. Er wusste nur, dass etwas nicht stimmte.

In einem Punkt war er sich sicher: Er würde sofort den Clan verlassen würde, falls Tenten dies wünschte. Sie brauchte nur ein Wort zu sagen und er würde mit ihr fort gehen. Doch sie hatte sich noch nicht dazu geäußert und er wollte sie auch nicht darauf ansprechen.

Nervös tippte er mit dem Kugelschreiber gegen die Schreibtischplatte und grübelte. Wie man es drehte und wendete, es war aussichtslos. Wenn er doch bloß nicht unfähig wäre Kinder zu zeugen...
 

Plötzlich wurde Tenten aus ihrer Grübelei gerissen, als es an der Schlafzimmertür sanft klopfte. Sie sah verwundert auf und antwortete mit einem raschen 'Herein'. Sie stand schnell auf, ging zum Kleiderschrank und suchte theatralisch etwas im Inneren des Schrankes, um wenigstens etwas beschäftigt auszusehen.

„Tenten.“ Sie erkannte die Stimme von Neji sofort und sah zur Tür. Er sah erschöpft und nachdenklich aus. „Hast du einen Moment für mich?“

„Natürlich, jederzeit“, sagte sie und ging auf ihn zu.

Es verwunderte sie, dass ihr Mann an seine eigene Schlafzimmertür klopfte, doch dies war bloß ein Zeichen dafür, dass er ihre Privatsphäre respektierte.

„Die Sonne scheint, ich dachte mir, wir könnten einen kleinen Spaziergang unternehmen.“ Er klang freundlich, die Art von Freundlichkeit die Tenten in ihren Augen gar nicht verdient hatte, immerhin log sie ihn seit einer Weile an.

„Gerne“, stimmte sie zu und lächelte. Ein Spaziergang würde sie wahrscheinlich auf andere Gedanken bringen.

Rasch zog sie sich einen leichten Mantel über und trat gemeinsam mit Neji in die warme Frühlingsbrise.

Der Wind war warm wie ein Föhn, doch sie wollte sich dennoch nicht allzu dünn anziehen, da sie die Gesundheit ihres ungeborenen Kindes sorgte. Ob sie panisch war wusste sie nicht, denn sie konnte mit niemanden über ihre Schwangerschaft reden.

Neji nahm sie wie selbstverständlich an die Hand, als sie durchs Eingangstor des Anwesens traten und auf die Hauptstraße von Konoha gingen. Es war eine kleine Geste, doch sie stimmte sie glücklich.

In den letzten Wochen war so viel passiert und sie war sich nicht sicher, ob das alles auch wirklich Real war. Ihr kam es manchmal wie ein Traum vor und genauso schnell zogen auch die Tage an ihr vorbei.

Sie schwiegen, als sie durch die vertrauten Straßen von Konoha gingen, aber es war keine bedrückende Stille.

Zuerst dachte Tenten, sie wurden einen belanglosen Spaziergang unternehmen, doch als sie plötzlich die Straße erreichten, in der sie aufwuchs, verzog sie etwas das Gesicht.

„Neji“, sagte sie etwas gedehnt. „Du hast doch hoffentlich nicht das vor, was ich vermute.“

„Was vermutest du denn?“, fragte er, zog sie sanft mit sich, da sie plötzlich drohte stehen zubleiben.

Tenten wollte gerade den Mund auf machen, als die Tür ihres Elternhauses aufging und ihre Mutter sie plötzlich anlächelte.

„Liebes, wir haben schon auf euch gewartet“, sagte sie fröhlich und kam in einem schnellen Gang auf sie zu. Ihre Mutter umarmte sie fest und Tenten hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

„Hallo Mama“, sagte sie und versuchte die Umarmung ihrer Mutter etwas zu lockern.

Neji verbeugte sich höflich. „Gute Tag, Frau -“

„Nenne mich ruhig Shirayki, Neji“, sagte sie rasch. „Schließlich sind wir eine Familie.“

Sie lächelte breit und zog ihre Tochter mit sich. „Papa wartet auch schon auf euch. Wir haben euch ja schon so lange nicht mehr gesehen.“

Tenten warf ihrem Ehemann einen bösen Blick zu. Wie konnte er sie so hintergehen und heimlich bei ihren Eltern anrufen?

Mit ihrer geliebten Ruhe war es nun endgültig vorbei...

Vertrautheit

Im Haus ihrer Eltern hatte sich nichts geändert. Alles war noch an seinem selben vertrauten Platz wie vor Tentens Auszug.

Es waren zwar bereits einige Wochen vergangen, aber in ihrem alten Zuhause schien die Zeit stehen geblieben zu sein.

Verträumt und in Erinnerung schwelgend strich sie über die alte Kommode im Esszimmer und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich an ihre Kindheit erinnerte. Sie hatte damals stets versucht auf die Kommode zu klettern und als es ihr endlich gelang, war sie so voller Stolz, dass sie glaubte zu platzen.

Neji und ihre Mutter saßen bereits am Esszimmertisch, doch Tenten zog es vor auf der Kommode Platz zu nehmen.

Kritisch sah sie die beiden an.

„Ich freue mich zwar, dass wir hier sind, aber ich verstehe nicht ganz den Grund“, versuchte sie ihre Unsicherheit über den Besuch zu umschreiben.

„Grund? Brauchst du etwa einen Grund uns zu besuchen?“, fragte ihrer Mutter entrüstet.

„Papa und du hättet auch zum Anwesen kommen können“, sagte Tenten langsam.

„Neji fand, dass es besser wäre, wenn du einmal raus kommen würdest.“ Ihre Mutter lächelte ehrlich. „Und außerdem schadet ein kleiner Besuch bei den Eltern doch nicht.“

Tenten nickte schwach. Dies hier war immer noch ihr Zuhause. Das Anwesen war zwar der Ort an dem sie wohnte, doch wirklich geborgen fühlte sie sich dort nicht.

„Wo ist eigentlich Papa?“, fragte sie und beugte sich vor um durch den Türbogen ins Wohnzimmer sehen zu können, doch der Sessel war leer.

Ihre Mutter schlug mit der Faust auf den Tisch, als ob ihr plötzlich etwas einfiel. „Da sitz ich hier und rede mit euch und vergesse ganz deinem Vater Bescheid zu sagen. Er ist draußen im Garten. Ich hole ihn!“

Shirayuki stand auf und ließ die beiden alleine im Esszimmer.

„Du hättest es mir sagen können“, sagte Tenten langsam zu Neji, als ihre Mutter außer Hörreiche war.

„Wärst du dann mitgekommen?“ Er musterte sie aufmerksam. Sie erkannte kein Lächeln bei ihm, doch dies wunderte sie nicht, sie spürte, dass es ihn freute, dass er sie überraschen konnte.

„Ehrlichgesagt nicht“, gab sie zu und lächelte. „Aber du hast doch sicher zu tun. Immerhin wartet eine Menge Papierkram auf dich.“

„Das hat auch noch bis morgen Zeit.“

Langsam stand sie von der Kommode auf und trat näher an ihn heran. „Gibt es einen Grund dafür, dass wir hier sind?“

Er nickte. „Ehrlich gesagt habe ich meine Hintergedanken. Aber wenn ihr dir meine Bedenken preisgebe, wirst du dich bloß weiter zurückziehen.“

Sie musterte ihn und musste zugeben, dass er Recht hatte.

Als sie ihm gerade einen kurzen Kuss geben wollte, trat plötzlich ihre Mutter zurück ins Zimmer und Tenten hielt mit ihrem Vorhaben inne.

„Neji, tut mir leid, wenn ich dich so überfalle, aber mein Mann bräuchte kurz deine Hilfe.“ Tentens Mutter lächelte beschämt. „Er ist zwar ein Meister wenn es um die Gartenarbeit geht, aber bei weitem nicht der Stärkste.“

Neji nickte höflich. „Natürlich.“

Er stand auf und gab Tenten zum Abschied einen kurzen, aber liebevollen Kuss. „Geh aber nicht ohne mich zurück zum Anwesen.“

Sie lächelte. „Natürlich nicht.“

Im Stillen freute sie sich über den Kuss und war dankbar, dass Neji das Anwesen nicht als ihr zuhause ansah.

„Setz dich, mein Schatz“, sagte ihre Mutter, als Neji im Garten war und klopfte auf die Sitzbank. „Ich denke wir sollten reden.“

Tenten verzog etwas die Mundwinkel, setzte sich aber gehorsam hin. „Über was?“

„Du kannst dir also wirklich nicht denken, worum es geht?“, fragte ihre Mutter und war offensichtlich erstaunt über ihre lange Leitung.

„Nicht wirklich“, gab Tenten zu und kam sich augenblicklich etwas dumm vor.

„Neji hat mir erzählt, dass du in letzter Zeit ein wenig – wie soll ich sagen – sonderbar bist.“

„Echt?“ Tenten war überrascht, soviel Offenheit hätte sie ihm gar nicht zugetraut. Aber scheinbar fiel es Neji leichter sein Bedenken anderen zu offenbaren, statt der betroffenen Person selbst.

„Er hat es natürlich schöner umschrieben, aber im Grunde hat er gesagt, dass du dich seltsam benimmst. Ist etwas vorgefallen?“

Natürlich war viel vorgefallen, mehr als sie ihrer Mutter berichten wollte, aber das momentan größte Problem, was sie belastete war das Geheimnis das sie mit sich und vor allem in sich trug. Das Kind, von dem Neji noch nichts wusste.

Sie zögerte, doch vielleicht war ihre Mutter die einzige, die sie verstehen konnte, die einzige, der sie es überhaupt erzählen konnte. Immerhin war es ihre eigene Mutter. Wenn nicht ihr, wem denn sonst?

Nervös spielte sie mit den Enden des rot-weißkariertem Tischtuches und sah starr geradeaus.

„Mich bedrückt wirklich etwas“, sagte sie langsam. „Ich kann es bloß nicht in Worte fassen.“

„Sag es einfach frei heraus“, munterte ihre Mutter sie auf.

„In einer anderen Situation, mit einer anderen Familie und unter anderen Bedingungen wäre es sicher einfacher. Aber ich bin nun mal eine Hyuuga geworden und da ist alles etwas komplizierter.“

„Die Hyuugas sind auch bloß ganz normale Menschen, mein Kind. Deswegen musst du deinen Kummer nicht runterschlucken, immerhin bist du auch noch ein Teil von unserer Familie.“

Tenten sah zu ihrer Mutter rauf und sie bemerkte, wie verständnisvoll und gleichzeitig besorgt sie wirkte. Ganz als ob sie sich auf alles gefasst hatte.

„Was vermutet Neji denn was mit mir los sei?“, fragte sie langsam, als sie den Kummer im Gesicht ihrer Mutter bemerkte.

„Eine Vermutung muss nicht der Wahrheit entsprechen“, sagte Shirayuki rasch.

„Was denkt er?“, hakte sie nach.

„Er hat Angst, dass du krank bist, ernsthaft krank. Er meinte, seit einem Arztbesuch verhältst du dich sonderbar. Tenten, bist du krank? Müssen wir uns Sorgen machen?“

Krank. Neji glaubte also das sie krank sein, vermutlich auch, dass sie tödlich krank war. Sie musste zugeben, dass solch eine Vermutung zu ihm passte.

„Ich bin nicht krank“, sagte sie schnell und lächelte. „Wirklich nicht.“

„Aber was ist es denn dann, Tenten. Du veränderst dich doch nicht grundlos und ziehst dich zurück.“

„Ich bin nicht krank, ich bin bloß schwanger“, sagte sie trocken und zuckte mit den Schultern. „Mehr nicht.“

Tenten sah wie sich das Gesicht ihrer Mutter zu einem Lächeln bildete, als plötzlich ein metallisches Klirren aus dem Wohnzimmer kam.

Die beiden Frauen sahen auf und bemerkten Neji und Tentens Vater, die gerade aus dem Garten kamen. Neji hatte einen Eimer, den er kurz zuvor noch getragen hatte, fallengelassen.

„Stimmt das?“, fragte er und Tenten sah seinen irritierten Blick. „Du bist schwanger?“

Tenten schluckte schwer...

Glück und Verderben

Auf dem Heimweg sprachen sie kein Wort miteinander, sahen sich nicht einmal an.

Als Tenten in ihrem Elternhaus die eigentliche frohe Nachricht bestätigte schwieg Neji bloß. Als sie sich von Tentens Eltern verabschieden, brach er ein „Auf Wiedersehen“ zustande, aber das war auch alles. Sie fühlte sich unbehaglich zumute. Sie wusste nicht, ob er sich freute oder ob er sich über diese Nachricht ärgerte. Zwar war sie sein Schweigen gewohnt, aber nun machte es Angst. Angst, vor dem was noch passieren wird.

Zum Glück waren ihre Eltern einfühlsam und sprachen das Thema nicht mehr an. Es war vielleicht auch erst einmal besser so.

Das Schweigen wurde immer beruhigender und sie hoffte, dass er das Schweigen brach, bevor sie wieder in den Mauern des Anwesend gefangen waren und keine Zeit mehr zum Reden haben würden.

Als sie gerade etwas sagen wollte, sprach Neji plötzlich: „Warum hast du es mir nicht schon eher erzählt?“

Das war alles. Kein Vorwurf, dass sie schwanger war, sondern bloß, weil sie es ihm verschwiegen hatte. Es war verständlich, dass er gekränkt war.

„Ich wusste nicht wie“, sagte sie kleinlaut und strich sich eine Strähne hinters Ohr.

„Deiner Mutter hast du es doch auch erzählt.“ Er sah sie immer noch nicht an.

„Es ist leichter erst den Eltern davon zu erzählen. Ich erzähle meiner Mutter immer alles zuerst.“

Neji verzog den Mund.

Und plötzlich wurde Tenten klar, dass Neji solch einen Familienzusammenhalt nicht kannte. Er hatte keine Eltern, denen er Geheimnisse anvertrauen konnte, die ihm mit Rat und Tat zur Seite standen.

„Es tut mir leid“, sagte sie aufrichtig und nahm seine Hand.

Sanft drückte er ihre Hand, als Zeichen, dass er bei ihr war, doch er sah sie immer noch nicht an.

„War ich unhöflich zu deinen Eltern?“

Eigentlich wäre die Antwort „Ja“ gewesen, immerhin waren sie plötzlich aufgebrochen, ohne einen wirklichen Grund, doch Tenten schüttelte den Kopf.

„Nein, sie werden es sicher verstehen.“

Sie sah ihn an und war erleichtert, dass er endlich ihren Blick erwiderte. „Wirst du es jemanden erzählen?“, fragte sie etwas besorgt.

„Nein, vorerst nicht.“

Das beruhigte sie. Sie wollte nicht, dass sie jemand anders behandelte, bloß weil sie schwanger war. Und sie hatte insgeheim Angst, wieder auf Ablehnung Seitens des Älteresten Rat zu stoßen, doch das behielt sie lieber für sich.

„Wenigstens wäre damit ein Problem gelöst“, sagte Neji trocken.

„Du siehst die Schwangerschaft nur als eine Lösung für unsere Probleme?“, fragte sie bestürzt. Sie wusste zwar, dass sie durch das Kind eine gewisse Anerkennung im Clan erhalten könnte, doch es war immer noch ihr Baby und kein Mittel zum Zweck.

„Nein, natürlich nicht. Aber es hilft.“

„Und was ist mit dem Befund? Ich dachte, du kannst keine Kinder zeugen“, fiel ihr ein und war irritiert, dass er sich nicht wunderte.

„Ich werde den Test wiederholen lassen“, murmelte er. Es wunderte sie sehr, dass er das Ergebnis des Testes nicht zuvor schon angezweifelt hatte. Doch sie war froh, dass er ihr vertraute und erleichtert, dass ihr kleines Geheimnis endlich offenbart wurde.
 

---
 

Als er an seinem Schreibtisch, in seinem noch fremden Büro, saß und Unterlagen durchging, konnte er sich nicht wirklich auf das Geschriebene konzentrieren.

In seinen Gedanken war nur Platz für eine Sache: Er wurde Vater.

Er freute sich, konnte es aber nicht richtig zeigen.

Sicher hätte Tenten damit gerechnet, dass er sie in den Arm nahm, sie umarmte und sich einfach freute. Doch er war nicht der Typ für solche unkontrollierten Gefühlsausbrüche.

Beim Gedanken wie Lee sich freuen würde, musste er unwillkürlich schmunzeln. Er würde sicher weinen oder durchs Zimmer rennen und jeden den er sieht umarmen. Manchmal wünschte er sich, dass er genauso unbeschwert seine Gefühle ausdrücken konnte.

Doch es musste ein Geheimnis bleiben, solange bis der Attentäter gefasst ist und sich die Mitglieder des Rates wieder beruhigt hatten.

Er durfte das Leben seines Kindes nicht gefährden, denn er war sich nicht sicher, ob eine Schwangerschaft wirklich alle Probleme lösen würde, doch das behielt er lieber für sich.

Vielleicht wäre es besser, bis zur Entbindung fortzufahren. Doch er hatte den Posten als Oberhaupt angenommen und hatte die Verantwortung für den Clan.

Doch er musste auch an seine Frau denken.

Seufzend legte er den Stift beiseite. Er würde heute ohnehin nicht mehr arbeiten können, nicht, wenn sein Kopf voller Fragen war, die nach Lösungen suchten.

Das Klopfen der Tür, riss ihn aus seinen Gedanken und er bat die Person auf der anderen Seite herein, ohne den Kopf zu heben.

„Neji“, sagte die vertraute, strenge Stimme, die gleichzeitig auch kummervoll klang.

Er sah auf und blickte in das besorgte Gesicht von Hisa. Es wunderte ihn, dass Hiashis Frau in sein Büro kam.

„Was ist los?“, fragte er, denn es musste etwas passiert sein, grundlos kam sie nie zu ihm.

Sie schwieg, in ihrer Stirn hatten sich Sorgenfalten breit gemacht. Auch machte seine keine Anstalten sich zu setzten, sie blieb vor seinem Schreibtisch stehen, die Hände wie zum Gebet gefaltet.

„Neji, ich möchte nicht deine Autorität in Frage stellen, aber ich finde, es wäre besser, wenn du Hiashi den Teil deiner Arbeit machen lässt“, sagte sie langsam und bedacht.

Er war irritiert, machte er seinen Job in ihren Augen nicht gut genug? Glaubte sie etwa, dass er nicht geeignet ist?

„Weswegen?“, fragte er frei heraus.

„Es ist wegen Tenten.“ Damit hatte er nicht gerechnet. „Vielleicht ist es besser, wenn ihr euch zunächst eine Auszeit nehmt. Bis etwas Gras über den möglichen Anschlag gewachsen ist.“

Neji war immer noch irritiert. Wie kam Hisa plötzlich dieser Gedanke.

„Ich habe sie gerade gesehen und sie sieht erschöpft aus. Ihr solltet vielleicht eine Woche fort von all dem hier sein.“

„Und meine Arbeit?“

„Hiashi kümmert sich um alles.“

Neji spürte, dass da mehr war, dass Hisa ihm etwas verschwieg und das mochte er gar nicht.

„Warum sollen wir wirklich gehen?“, fragte er und sah sie prüfend an.

Sie seufzte und holte einen Zettel hervor. Neji nahm ihn und entfaltete ihn sorgfältig.

Er war auf weißem Papier mit schwarzer Tinte geschrieben, nichts Auffälliges war zu erkennen. Doch die Worte beunruhigten ihn:

„Bald ist es soweit. Bald wird der Clan wieder Rein sein.“

„Neji, ich mache mir wirklich langsam Sorgen“, sagte Hisa. „Ich möchte nicht, dass euch was passiert.“

„Und deswegen sollen wir uns verstecken?“

„Bitte, Neji. Mit solchen Menschen ist nicht zu spaßen, solche Leute kennen keine Gnade. Ihr seid wirklich in Gefahr.“

„Warum interessiert dich das überhaupt?“ Hisa war eigentlich die Letzte, die sich in Entscheidungen einmischte oder gar vorschrieb, was zu tun ist.

„Weil ich deinem Vater versprochen habe auf dich aufzupassen.“

Neji hatte keine Wahl. Er musste sich und Tenten in Sicherheit bringen, musste sich verstecken, bis die Täter gefasst wurden, auch wenn es feige war.

Er konnte nicht blind in die Schlacht ziehen und hoffen heile aus der Geschichte wieder raus zu kommen. Er hatte nun eine Verantwortung: Er musste für das Wohl seines ungeborenen Kindes sorgen…



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Kommentare zu dieser Fanfic (106)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  angelAngelic
2014-03-18T15:21:56+00:00 18.03.2014 16:21
Schreib bitte bitte weiter!!!!
Von:  CheshireCat-Vicy
2013-01-06T00:10:10+00:00 06.01.2013 01:10
bitte bitte bitte schreib schnell weier! das ist so spannend!
Von:  Blume
2012-10-11T23:23:04+00:00 12.10.2012 01:23
Oh gott oh gott owo ich will weiterlesen :33 jetzt wirds spannend und ich hoffe es kommt mal wieder ne 'weiche' szene von neji.

Lg sabse
Von:  funnymarie
2012-10-07T06:39:50+00:00 07.10.2012 08:39
schön, dass es weiter geht^^
und neji muss sich ja anscheinend wirklich langsam sorgen machen, wenn schon wieder so ein zettel auftaucht
ich freu mich auf mehr
lg funnymarie
Von:  fahnm
2012-10-05T21:10:32+00:00 05.10.2012 23:10
Hammer Kapi^^

Neji muss es tun.
Um seine Frau und das Kind zu schütezen.^^
Von:  DarkBloodyKiss
2012-10-05T15:37:58+00:00 05.10.2012 17:37
Super tolles Kappi ^^
Ist dir super gut gelungen ^^
freue mich sehr aufs nächste Kappi ^^

glg DarkBloodyKiss ^^
Von:  Liana-Dubois
2012-05-27T18:45:52+00:00 27.05.2012 20:45
Wow. Ihc liebe diese FF .
nejis reaktion war voll der hammer^^
Von: abgemeldet
2011-11-27T16:13:18+00:00 27.11.2011 17:13
Wow, ich freu mich aufs nächste Kapitel!
Hoffentlich kommt da noch was^^
Von:  tenten-chan94
2011-11-05T09:26:34+00:00 05.11.2011 10:26
Echt Spannend und sehr toll geschrieben :DDD
hoffe es geht bald weiter :DDD
lg Aki :)
Von:  Blume
2011-11-02T17:15:55+00:00 02.11.2011 18:15
Echt spannend :D wann gehts (endlich) weiter? *freu*


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