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Seven -7- Days ~ Sapporo

~ a school trip with inevitable consequences ~
von

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First Day - Arrival

7 - Days ~ Sapporo
 

Prolog + Kapitel # 1
 

Zug fahren war doch ganz angenehm, wenn mir die Fahrt doch nur nicht so endlos lange vorkommen würde. Und mein Umfeld machte die Situation auch nicht besser. Viel zu viele Leute. Naja, eigentlich nur meine- und die Parallelklasse. Aber allein diese beiden Klassen brachten uns schon auf eine Gesamtzahl von mehr als 60 Schülern. Warum mussten japanische Schulklassen auch immer so riesig sein?

Während ich mich ein wenig umsah hörte ich Musik. Ohne diese, so wusste ich, würde ich die Fahrt nicht überleben. Meines Erachtens eine Fahrt ins Ungewisse.

Ihr fragt euch wieso? Na ganz einfach.. Wir waren gerade auf dem Weg ins Schneegebiet Japans. Eine Klassenfahrt von 7 Tagen. Wirklich Lust darauf hatte ich nicht, aber es war Pflicht mitzufahren. Es hieße, wir würden dort etwas wichtiges für den Unterricht lernen.

Ich wollte aber trotzdem nicht.. Ich mochte zwar den Winter, aber zu wissen, dass ich mit einem Haufen mehr oder weniger bekannten Schülern 7 Tage sonst wo war, nein danke.

Zudem war es kalt.. Verständlich für den Winter den wir gerade hatten. Doch wenn dort die Heizungen ausfielen, oder sonst irgendein Unglück passierte,.. Zu Hause wäre ich wahrlich lieber geblieben..
 

Als ich mein Trommelfell für ein paar Minuten von den laut dröhnenden Kopfhörern meines MP3-Players befreite, um zu hören welche Unterhaltungen meine weiblichen Mitschüler um mich herum gerade führten, hörte ich nur 3 Themen.:

1.Der perfekte Freund, 2. die perfekte Beziehung und 3. die große Liebe…
 

Liebe war eine Illusion! Die ganze Welt sprach von etwas, dass es nicht gab. Manche bestimmten sogar ihr Leben danach: Leben um zu lieben, lieben um zu leben… so ein Blödsinn! Allein bei dem Spruch: Schmetterlinge im Bauch, kam mir schon das Kotzen.

Unser Bauch ist ein dunkler, feuchter, stinkender Ort, wo die wichtigsten Organe vorhanden sind. Aus ihm stiegen Essensreste hoch, wenn man sich übergab. Was hatte das denn bitte mit Schmetterlingen zu tun? Selbst wenn man einen schlucken würde, könnte man ihn nicht verdauen und der Körper würde ihn gleich wieder ausstoßen.
 

Liebe macht blind? Wenn man angeblich blind ist, wie kann man dann durch eine rosarote Brille schauen? Also bitte, man lernte doch schon als Kleinkind sich nicht vor etwas zu fürchten, dass nicht existierte. Und etwas, dass wie die Liebe nicht existierte, konnte einen auch nicht verletzen oder gar blind machen.
 

Liebeskummer war auch noch so etwas. Warum sollte man sich um etwas sorgen machen, dass man eh nicht brauchte? Ich hatte schon genug Kummer wegen den ganzen Klassenarbeiten oder Hausaufgaben,.. Mein Gott, war die Menschheit naiv.

Aber egal.. Ich war nicht so wie die anderen, ich blickte da ganz klar durch. Ich würde nicht in diese Illusion stolpern und mein geordnetes Leben durcheinander bringen. Nein, ich nicht!
 

First Day - Arrival
 

Mit diesem Gedanken setzte ich mir auch schon wieder meine Kopfhörer auf. Gerade lief ein Song von Luna Sea, eine meiner vielen Lieblingsbands und eindeutig besser als das Gequatsche der Mädchen. Ihr fragt euch vielleicht, warum ich bei den Mädchen, statt bei den Jungs saß. Wobei.. eigentlich saßen wir alle ziemlich durcheinander aber dennoch.. Einige Jungen aus meiner Klasse fanden mich 'komisch' und betitelten mich auch gerne mal als 'Mädchen' um mich zu ärgern. Dabei fand ich nicht, dass ich wie eines aussah oder mich wie eines benahm. Lag wohl nur daran, dass ich mich im Gegensatz zu den Meisten um mein Aussehen kümmerte und zur Schule öfters eine Bürste und Haarspray dabei hatte, um mir in den Pausen meine Haare zu richten wenn ich nicht gerade irgendwelche coolen Fashion oder Musikmagazine durchblätterte. Zudem sammelte ich mit Vorliebe ausgefallene Sonnenbrillen und Hüte, was nur mein bester Freund Kai, der neben mir saß und schlief, tolerierte.

Dies alles sollte mich aber nicht stören. Ich verstand mich nämlich mehr oder weniger mit jedem aus meiner Klasse. Die anderen kannte ich nicht wirklich. Das war das erste Mal, dass wir zusammen mit einer anderen Klasse weg fuhren. Aber ich wusste, dass es in der anderen einen Schüler gab, der ständig ärger machte und sogar Spaß daran hatte. Wie hieß er denn noch.. Ah, genau Suzuki Akira. Er interessierte mich aber nicht weiter. Mit solchen Leuten wollte ich nichts zu tun haben, da war mir meine Klasse um einiges lieber. Zwar konnte ich nicht behaupten mit allen befreundet zu sein, aber das wollte ich auch gar nicht. Mir war es wichtig, akzeptiert zu werden wie ich war und nicht weiter aufzufallen. Bis auf meine Haare war dies auch der Fall. Ich passte mich einfach einigermaßen an, vermied so auch Streitereien. Wenn ich so darüber nachdachte, gefiel mir mein Verhalten gar nicht so.. Doch das war egal. Es war der Wunsch meiner Eltern nach der Highschool auf eine weiterführende, private Schule zu gehen. Die selbe Schule, die sie zu ihren jungen Jahren ebenfalls besuchten. Um diesen Wunsch aber erfüllen zu können, musste ich sehr viel lernen um die Aufnahmeprüfung zu bestehen, welche mehr als schwierig war. Darum wollte ich jeglichen Ärger an der Schule vermeiden. Bisher habe ich das auch gut gemeistert. Meine Noten waren o.k. und ich musste noch nie zum Direktor.
 

Ich sah kurz nach rechts und beobachtete meinen schwarzhaarigen Freund. Er lächelte. Nicht zu fassen, sogar im Schlaf lächelte Kai. Ihr müsst wissen, dieser Junge hatte gute Laune im Dauerzustand. Wirklich.. Er grinste und lachte in jeder geeigneten Situation und reden konnte der wie ein Wasserfall. Auch wenn wir viel Spaß hatten, auf die Dauer konnte einem dieses Gelaber wirklich auf die Nerven gehen. Dennoch. Kai war ein sehr guter Freund. Ich könnte mit jedem Problem zu ihm kommen und er versucht dann, mir so gut es geht zu helfen. Auch wenn es nur Kleinigkeiten wären. Dafür danke ich ihm sehr.

Hoffentlich war er später auch noch müde. Ansonsten würde er mich wohl die Nacht mit irgendwelchen Geschichten vom Schlafen abhalten… Doch daran wollte ich lieber gar nicht erst denken, musste ich auch nicht. Der Zug hielt nämlich an und wir mussten raus.
 

Man war das ein Gedränge. Ich weckte Kai und zusammen warteten wir, bis wir den Zug verlassen konnten. Vorsichtshalber steckte ich meinen MP3-Player noch in meine Jackentasche, die ich mit einem Reißverschluss verschließen konnte. Ich würde die Tage nicht ohne Musik überleben. Außerdem war das gute Stück teuer gewesen.
 

Endlich draußen, überkam mich die kalte Luft und ich fröstelte leicht. Man, ich wollte wieder zurück. „Hach, endlich draußen..“, ertönte es neben mir. Kai streckte sich und grinste mich an. Wieso um alles in der Welt war der immer am Grinsen? „Nun lach doch mal Ruki~.“ Mir war nicht nach lachen. Es war ja nicht so, dass ich ein depressiver Mensch war oder so. Ich hatte sehr wohl Spaß am Leben. Aber hier konnte ich nun wirklich keine Freude aufbringen. Mir war kalt und das blöde Gepäck wollte ich auch nicht schleppen.

„Kai lass mich in Ruhe~“, murrte ich, als er mir frecherweise durch die Haare wuschelte. Toll, jetzt war meine Frisur im Eimer. „Du hast aber schlechte Laune..“ Dies sagte noch mein bester und gleichzeitig nervigster Freund, ehe wir unsere Koffer schnappten und schließlich den anderen zum Bus folgten. Ja, eine langweilige Busfahrt stand uns auch noch bevor. „Ich hoffe du schnarchst gleich nicht schon wieder nur..“ Ich sah zu Kai, wieder grinste er. „Hey, ich war müde und die Fahrt verging so viel schneller.“, erklärte er mir. „Außerdem hast du doch deinen MP3-Player Ruki-chan, also beschwere dich nicht.“ Ich hatte mich doch gar nicht beschwert. So ein Spinner. „Ich habe aber nicht genug Batterien.“ Plötzlich fing Kai an zu lachen. Was war denn jetzt? Machte er sich über mich lustig? „Was lachst du so?“, wollte ich wissen, doch Kai winkte nur ab. Dann eben nicht.
 

Am Bus angekommen wurde uns sofort unsere Koffer abgenommen, die mit wahnsinnig viel Liebe zum restlichen Gepäck gestopft wurden.. Es würde mich nicht wundern, wenn nachher beim Auspacken einige Schüler über kaputte Sachen jammerten.

Gerade wollte ich Kai in den Bus folgen, als unverhofft etwas großes, es konnte sich nur um einen Koffer handeln, an mir vorbei zischte und ich vor Schreck beinahe aufgeschrien hätte. Welcher Idiot schmiss denn bitte mit Sachen um sich? Genervt sah ich in die Richtung, aus der das Teil geflogen kam und entdeckte einen schwarzhaarigen Typen aus der anderen Klasse, welcher mir nur grinsend ein ‚Sorry’ entgegen rief und dann weiter mit seinem blonden Kumpel laberte. Wirklich ausgesprochen freundlich. Der Koffer hätte mich treffen und total entstellen können und der schaffte nicht mehr als ein ‚Sorry’. Wenn das überhaupt der Koffer des schwarzhaarigen war. Viel mehr glaubte ich, dass der dem blonden Typen gehörte, da dieser keinerlei Gepäck mit sich trug. Der Schwarzkopf aber schon.

Wie dem auch sei, ging mich ja alles nichts an.
 

Schnell stieg ich in den Bus und suchte Kai. Ich wusste ja, er würde mir einen Platz neben sich freihalten. Und so war es auch. Ich platzierte mich also neben ihm und erzählte was eben geschah, da er wissen wollte, warum ich so lange brauchte.

„Das hätte ins Auge gehen können.“ Ich nickte. „Zeig mal, wer war denn das?“ Ich drehte mich zum Fenster und suchte nach den beiden Personen. Sie zu finden war ja nicht sonderlich schwierig, denn der eine war blond und blonde gab es hier nun wirklich nicht in Massen. „Da vorn.“, sagte ich, und deutete mit einem leichten Kopfnicken in dessen Richtung. Wie es aussah hatten diese beiden Schüler noch nicht im geringsten das Interesse in den Bus zu steigen. Viel lieber standen sie da an einer Mauer gelehnt und rauchten. Ja, sie rauchten und es schien ihnen egal zu sein ob das jemand bemerkte.

Links neben mir nahm ich ein Seufzen wahr. „Ruki, bei den beiden handelt es sich um Shiroyama Yuu und Suzuki Akira.“

Mein jetziger Blick musste sicher lustig ausgesehen haben. Ich starrte förmlich mit großen Augen in die Richtung der beiden Jungen.

Das waren also die, von denen so viele in der Schule sprachen.. Bisher hatte ich sie nie gesehen bzw. ich wusste nicht, dass Name und Person zusammen gehörten. Wie gesagt, hatten wir nie wirklich mit anderen Klassen zu tun und ich kannte sie, vor allem Suzuki Akira, nur vom hören.

Shiroyama war aber angeblich nicht so wie Suzuki. Es hieß, er würde ihn sogar manchmal von Schlägerein abhalten. Und er hatte sich wohl für seinen Kumpel wegen dem fliegendem Koffer der mich beinahe traf bei mir entschuldigt. Schlecht sah er zudem auch nicht aus. Irgendwie cool und elegant zugleich, aber kein bisschen eingebildet. Ich war mir sicher, ihm schauten viele Mädchen hinterher und die ein oder andere würde sicher alles tun um einmal mit ihm ausgehen zu dürfen…
 

Noch einen Moment lang beobachtete ich die Qualmer, als ich sah, dass Nikita-sensei auf sie zusteuerte. Die sollten ihre Kippen verschwinden lassen, wenn sie keinen Ärger wollten. Leider konnte ich nicht verstehen was sie sagten. Normalerweise interessierten mich ja keine fremden Gespräche, aber das wollte ich jetzt doch gerne hören. Die Kippen jedenfalls, blieben sichtbar. Dieser mir äußert unsympathische Suzuki Akira stand noch immer cool und lässig an der Mauer angelehnt. Ich erkannte, dass er mit dem Sensei ernsthaft diskutierte. Wahrscheinlich wollte er nur wieder ärger machen. Aber er blieb sehr ernst dabei. Shiroyama daneben sah aus, als müsste er sich krampfhaft das Lachen verkneifen..

Irgendwie waren die beiden merkwürdig.. Okay, ich war wohl nicht minder merkwürdig, aber ich legte es nicht darauf an überall Streitigkeiten zu verbreiten.

Eines war jedenfalls sicher. Wenn ich weiter so leben wollte, wie bisher, musste ich auf dieser Klassenfahrt auf jeden Fall Suzuki Akira und Shiroyama Yuu meiden. Ich war mir sicher, wer sich denen zu sehr näherte, dem begrüßte das Chaos.
 

„Na Ruki, findest du die beiden interessant?“ Als ich die Frage meines besten Freundes vernahm, zuckte ich kurz zusammen und sah vom Fenster weg, direkt in Kais - wieder einmal grinsendes – Gesicht.

„Oh ja, und wie.“, gab ich voller Sarkasmus zur Antwort und konnte es nicht lassen dabei die Augen zu verdrehen. „Mit solchen Leuten möchte ich besser nichts zu tun haben.“, meinte ich noch, ehe ich mich zurück in den Sitz lehnte und noch einen letzten Blick durchs Fenster schielte. Hmm.. wo waren die denn jetzt hin? Ich konnte weder Nikita-sensei, noch Shiroyama oder Suzuki entdecken.

In Gedanken zuckte ich mit den Schultern und zog kurz darauf meinen Schal aus dem Rucksack, den ich bis vorhin noch auf dem Rücken trug. Das typische Handgepäck eben. Meinen Schal, ein paar Handschuhe und eine Mütze lagerte ich darin neben Proviant und anderem wichtigen Kleinkram. Hatte ich eigentlich schon erwähnt wo wir hinfuhren? Nein? Okay.. Es ging bei dieser Fahrt nach Sapporo. Das ist die größte Stadt auf Hokkaido, ganz im Norden Japans. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns noch in Hakodate. Aber sobald der Bus los fuhr, dauerte es sicher nicht mehr lange bis Sapporo. Ich hatte immer noch keine Lust auf diese Fahrt.
 

Während ich mir meinen warmen Schal um den Hals band, entdeckte ich wieder die 'Qualmer' der Parallelklasse. Sie betraten gerade den Bus, wanderten aber gleich weiter die Treppen in den oberen Teil. Wir fuhren nämlich mit so einem Doppeldecker-Bus. Irgendwie logisch, wenn wir nur einen zur Verfügung hatten nicht? Wir konnten uns ja schlecht gegenseitig auf den Schoß nehmen..

Ich war ja immer noch der Meinung, dass wir eindeutig zu viele Schüler waren. Und so hoffte ich, dass es genügend Zimmer gab. Ich wollte eigentlich nicht so gerne mit so vielen anderen ein Zimmer teilen. Bei der letzten Fahrt konnte ich mir sogar ein 3-er Zimmer mit Kai teilen. Und wir hatten jede Menge Spaß. Ich nahm natürlich an, dass es wieder so werden würde.

Ich fragte mich gerade, warum uns keiner der Lehrer irgendetwas über unser 7 Tägiges Wohnverhältnis erzählt hatte. Weder wie viele Zimmer es gab, noch wie diese aufgeteilt wurden. Wir wussten nur, dass es nach Sapporo ging. Was solls... Wahrscheinlich wollten die nur mal ein Geheimnis haben.. oder sie wussten es selbst noch nicht einmal. Ich dachte eher an die 2. Variante..
 

Bevor wir nun wirklich los fuhren, wurden wir noch alle schnell durchgezählt. Man wollte ja sicher sein, dass nicht vorzeitig jemand abgehauen war. Oh wunder, wir waren doch tatsächlich vollzählig. Jetzt mussten wir noch um die 2 Stunden Bus fahren. Dies, teilte uns eben Nikita-sensei mit. Ja super, was sollte ich denn 2 Stunden lang im Bus machen? Kai versicherte mir bereits, dass er weiterschlafen wollte. Wieder mit der tollen Ausrede, ich hätte doch meinen MP3-Player. Ich konnte nicht anders, als darüber zu seufzen. Zudem wunderte es mich, das er überhaupt bei diesem Lärm einschlafen konnte.
 

Ich kann nicht sagen wie, aber irgendwie hatte ich es doch geschafft, diese schrecklich langweilige Todesfahrt zu überstehen. Wir waren nun also endlich am Ziel. Und Kai war mittlerweile auch schon wach. Er meinte ich hätte auch für eine Zeit geschlafen, was natürlich erklären würde, wieso mir im Nachhinein die Zeit nicht so übertrieben lang vor kam aber ich denke das ist jetzt unwichtig.

Wir stiegen, bzw. fielen also aus dem Bus und sollten uns auch gleich Klassenweise zusammenstellen. Wir, die 2 a auf die linke, die b auf die rechte Seite. Gut so. Denn diese Klasse war mir nicht geheuer…
 

Hier standen wir nun, vor einem großen Gebäude, welches mit größter Wahrscheinlichkeit mein zu Hause für 7 Tage sein sollte. Eine Jugendherberge mitten in der Pampa. Ich wusste es von Anfang an, ich hatte keine Lust auf einen Trip nach Sapporo. Weil es so kalt war, zog ich mir meinen Schal bis fast über die Nase und ich dachte nicht im Traum daran, meine Hände aus den warmen Taschen meiner Jacke zu nehmen.

„Mir ist das hier eindeutig zu kalt.“, sprach ich meinen Gedanken aus, woraufhin Kai, der natürlich neben mir stand, antwortete. „Tja, Ruki.. Dagegen kann man nichts machen.“ Das er dabei lächelte, brauchte ich wohl nicht mehr zu erwähnen. „Wir bleiben ja eh nur für 7 Tage. Wird bestimmt lustig.“ Und wie lustig das wurde...
 

Beide Sensei traten nun vor, und sahen unsere 'Grüppchen' an. Ich wusste, es würde eine Rede folgen.. und ich hatte recht. Nakamura-sensei, der Lehrer der 2-b fing an zu sprechen.

„Liebe Schülerinnen, liebe Schüler. Wir befinden uns nun in Sapporo. Das Gebäude hinter uns ist die Jugendherberge in der wir für 7 Tage bleiben werden. Schon jetzt möchte ich euch darauf aufmerksam machen die Räume sauber und ordentlich zu halten. Jeglicher Schaden muss von uns bezahlt werden. Es wird weder etwas zerstört, noch geklaut. Aber zu den Regeln wird euch Nikita-sensei gleich noch etwas erzählen. Wir freuen uns sehr, einmal gemeinsam eine Klassenfahrt zu organisieren und hoffen, dass ihr euch alle gut verstehen werdet. Da es im nächsten Schuljahr nur noch Kurse geben wird, ihr als einheitliche Klasse also nicht mehr zusammen bleibt, dachten wir uns, dass dieser Ausflug nun eine perfekte Gelegenheit wäre euch untereinander besser kennen zu lernen, da weder die eine, noch die andere Klasse jemals etwas zusammen unternommen haben.“

Meiner Meinung nach, mussten wir uns nicht untereinander kennen lernen. Die Schüler der anderen Klasse waren seltsam. So ganz anders als meine eigene Klasse. Ich mochte sie jedenfalls nicht. Und ich wollte auch nicht zu viel mit denen zu tun haben. Aber das erwähnte ich ja bereits.

Nakamura-sensei erzählte noch immer. Der konnte echt wahnsinnig viel reden. Ich fragte mich, was der für Stimmenbänder haben musste, wenn er so viel sprechen konnte. Ich hörte aber nicht mehr richtig hin. Sowie die meisten Schüler auch.

Doch dann kam ein wichtiger Punkt. Die Zimmeraufteilungen. Und was ich da hörte, war einfach nicht nachvollziehbar…

„Jedenfalls haben Nikita-sensei und ich uns gedacht, die Zimmeraufteilung auf eine neue Art zu entscheiden. Wir werden diese nämlich auslosen.“ Diese grauenhaften Worte hallten in meinem Kopf wieder und sie verursachten Kopfschmerzen. Wieso machten die so etwas? Sollte dies etwa eine neue Pädagogische Maßnahme werden? Enttäuscht sah ich zu Kai. Das ich mit ihm ein Zimmer teilen würde, konnte ich ja nun vergessen.
 

Des weiteren lief das dann so ab, dass jeder Schüler seinen Namen auf eine kleine Karte schreiben sollte. Wir bekamen gelbe, die andere Klasse grüne Kärtchen. Diese waren nicht besonders groß, weshalb ich Probleme dabei hatte, meinen vollständigen Namen ‚Matsumoto Takanori’ mit einem dicken schwarzen Edding, aufzuschreiben. Ich hätte einfach Ruki schreiben können, aber das hätte den Lehrern ganz bestimmt nicht gepasst. Also quetschte ich die Zeichen einigermaßen ordentlich auf das Papier, knickte es einmal in der Mitte zusammen und brachte es dann nach vorne. Wir waren immer noch draußen und allmählich spürte ich meine Hände nicht mehr. Trotz Handschuhe.
 

Das ganze ging dann wie folgt weiter. Nachdem es nach etlichen Minuten jeder Schüler geschafft hatte, seinen Namen aufzukritzeln, wurde uns einmal kurz erklärt, dass es ein 3er und mehrere 4er Zimmer gab. In jedem Zimmer sollten dann Schüler aus meiner und aus der anderen Klasse untergebracht werden. Es wurde also immer abwechselnd ein gelbes und ein grünes Kärtchen gezogen. Nach und nach wurden es immer weniger. Denn diejenigen, bei denen es schon feststand, durften schon los. Ich sah mich kurz um. Kai stand auch noch neben mir.

„Vielleicht klappts ja doch mit dem Zimmer?“, sagte er dann und grinste worauf ich nur zweifelnd die Augenbrauen anhob. „Das glaubst du doch nicht wirklich.“, meinte ich und. wollte eigentlich noch etwas hinzufügen als plötzlich der Name Shiroyama Yuu aufgerufen wurde. Bitte nicht mein Name, bitte nicht mein Name.. Ich wollte nicht mit ihm in ein Zimmer. Wenn ich mit Shiroyama ein Zimmer teilte, so war ich mir sicher, würde ich viel zu oft mit diesem Suzuki den Weg kreuzen und genau das wollte ich schließlich nicht.

Nikita -sensei zog einen gelben Zettel. Oh bitte, lass es irgendeinen Namen sein. Irgendeinen, aber nicht meinen..

„Uke Yutaka.“ Was?!! Kai? Verdammt! Blitzschnell sah ich zu Kai welcher mich ebenfalls ansah.

„Sorry Ruki, das wars wohl doch mit unserem Zimmer.“ Kai wusste, dass ich nun völlig enttäuscht war, aber daran konnte er ja nichts ändern. Wir konnten alle nichts dafür, dass die Lehrer einen an der Waffel hatten und uns als Versuchsobjekte neuer Projekte missbrauchten. Ich seufzte und ließ den Kopf hängen.

„Das ist echt blöd.“, nuschelte ich in meinen Schal und Kai nickte. „Schon, aber wir sind auf Klassenfahrt und nicht sonst wo. Wir teilen uns zwar kein Zimmer, aber du kannst jederzeit rüberkommen ne. Außerdem werden wir eh viel unternehmen. Da bleibt sicher kaum Zeit für privaten Zimmeraufenthalt.“ Kurz wuschelte er mir wieder durch die Haare, ehe er dann mit Shiroyama und 2 weiteren Schülern in Richtung Jugendherberge ging.

Wer war denn jetzt eigentlich noch übrig? Ich wusste es genau, mochte aber nicht einen Gedanken daran verschwenden was passieren könnte. Wir waren noch 11 Leute. Das Dreierzimmer war noch nicht vergeben…
 

Eigentlich nicht schlecht wenn ich in einem 3er Zimmer wäre. War dann ja eine Person weniger. Hieß also mehr Platz im Allgemeinen..

Das nächste 4er Zimmer war fertig. Jetzt waren wir also nur noch 7. Und zu meinem leiden war auch noch Suzuki dabei. Oh bitte lieber Gott, lass mich jetzt aufgerufen werden und lass bitte den Qualmer nicht in mein Zimmer. Bitte Bitte Bitte…

„Kitano Ryuiji.“, ging es dann weiter. Jetzt ein grüner Zettel. „Kano Haru.“ Ich schloss meine Augen und betete. Wenn ich jetzt aufgerufen wurde, bestand die Chance, nicht mit ihm zusammen zu kommen. Kami-sama, ich war immer ein gutes Kind. War fleißig und brav, eine bösen Gedanken behielt ich immer für mich. Oh bitte belohne mich nun dafür und erfülle mir meinen Wunsch…

Und tatsächlich… Ich hörte meinen Namen. „Matsumoto Takanori.“ Ja, das war ich und meine Freude war riesig. Ich wartete auf den letzten Namen. Einer aus der anderen Klasse musste noch dazu. Einer von 2 Leuten. Oh shit. Das waren ja nur noch 2!! Was redete ich mir hier Chancen ein, wenn es doch nur noch 2 waren. Von wegen. Das war Horror. Eine 50-50 Chance.

Ich wäre innerlich beinahe durchgedreht wenn nicht, oh wunder, erlösende Worte des Sensei ertönten. „Ihr seid das 3er Zimmer. Der Rest bildet das letzte 4er Zimmer. Ihr dürft nun gehen.“ Wäre ich zu diesem Zeitpunkt alleine gewesen, hätte ich vor Freude laut aufgeschrien, 2000 Luftsprünge gemacht und mich dabei gefühlt wie ein Sportler, der gerade Platz 1 eines Siegertreppchens bestiegen hatte. Danke danke Kami-sama, dass du meine Bitte erhört- und meinen Wunsch erfüllt hast.
 

Überaus fröhlich und vor mich hergrinsend betrat ich also auch endlich die Jugendherberge; zusammen mit Ryuiji und.. ähm Haru. Der Typ war auch merkwürdig. Wie alle halt aus der Klasse. Er trug schwarze Haare, eine Brille und sah irgendwie so emotionslos aus. Ihr müsst euch so eine Marionette vorstellen. Bloß ohne Schnur und Bänder, und mit einem total steifen Gang.

Ryuiji dagegen war schwer in Ordnung. Ich kannte ihn ja schon seit ich auf dieser Schule war. Er hatte auch schwarze Haare, war nicht sehr viel größer als ich und er war ein wahnsinniger Baseballfreak.

Mich konnte man nicht mit diesem Sport begeistern. Ich konnte damit nichts anfangen und besuchte nach der Schule auch keinen Sportclub. Von denen gab es ja eine Menge. Fußball, Basketball, Baseball,.. alles nichts für mich. Ich war da lieber im Theater/Kunst-Club. Kreatives fiel mir schon immer leichter als sportliches.
 

Wir gingen also ins Zimmer. Schon auf dem Flur fragte ich mich, wie es wohl aussah. Ich stellte mir so ein typisches Zimmer vor. 2 Stockbetten, ein großer Schrank und noch ein Waschbecken und eine Sitzgelegenheit, die aus einem Tisch und 2 bis 3 Stühlen bestand.
 

Als Ryuiji die Tür öffnete wurden meine Vorstellungen wahr. Das erste, das mir in den Blick fiel war das Fenster, dass gleich gegenüber der Tür lag und mit kakaofarbenen Vorhängen behangen war. Davor stand ein viereckiger weißer Tisch, auf welchem eine Blumenvase ohne Blumen und ein Aschenbecher standen. Diese Herberge war also für Raucher geeignet. Na ob die Lehrer das auch tolerierten?…

Ich betrat den Raum nun ganz und blieb in der Mitte stehen, sodass ich die vollständige Einrichtung sehen konnte. Wie ich schon dachte, gab es zwei Stockbetten aus braunem Holz. Sie waren so aufgestellt, dass sie sich an einem Ende berührten. Der Raum war nicht sonderlich groß und so passte es scheinbar nicht anders. Der Schrank war in der selben Farbe wie die Betten. Aber er war mit einigen weißen Akzenten verziert. Sollte wohl zum Tisch passen, nicht gerade mein Fall

Ryuiji pachtete sich schon den unteren Teil eines der Etagenbetten, indem er seinen Schal, den er bis eben noch trug, darauf warf. Zudem behauptete er nicht oben schlafen zu wollen, da er ziemlich unruhig schlief und sonst hinunterfallen würde. Na wenn er meint,..

Kano legte seinen Rucksack auf das andere untere Bett. So musste ich also oben schlafen. Es störte mich nicht, im Gegenteil. Wenn man schon solche Betten zur Verfügung hatte, sollte man doch schon oben liegen. Da hatte man auch viel mehr Ruhe. Ich schmiss also meinen Rucksack auf das Bett über Kano. Es war ja im Grunde egal welches ich mir aussuchte. Doch war ich schlau und wählte das, was nicht gegenüber des Fensters stand. Ich wollte nicht riskieren eines morgens brutal von Sonnenstrahlen geweckt zu werden…

„Hey Taka, wollen wir uns n’ bisschen umsehen hier?“, fragte mich dann Ryuiji und hustete kurz. Ja, er war Erkältet. Nicht so vorteilhaft für mich. Ich wollte mich nicht von seinen Bazillen anstecken lassen. Trotzdem nickte ich. Da unsere Koffer eh noch nicht gebracht wurden und ich so auch nicht mein Bett beziehen konnte, hätte ich mich sicher gelangweilt. Na, mehr oder weniger. In Wirklichkeit aber, wollte ich nur nicht mit diesem Kano alleine sein. Vielleicht kam ich jetzt wie eine Memme rüber, aber dieser Typ war wirklich unheimlich. Unheimlich, groß und ominös. Sein Blick machte mir angst und gesprochen hatte er noch gar nichts. Ich fragte mich wirklich was das für seltsame Leute in der 2-b waren…
 

Während ich also mit Ryu die Jugendherberge unsicher machte, wurden unsere Koffer in die Zimmer gebracht. Das wusste ich, weil es mir Mr Grinsekatze aka Kai, persönlich erzählte, als wir vor dessen Zimmertür halt machten.

Da ich mich noch ein wenig mit Kai unterhalten wollte, stolzierte Ryuiji weiter zum Speisesaal.

„Und? Alles klar mit dir?“, fragte mich Kai dann. Ich nickte. „Hai, alles soweit okay. Ich hab das 3er Zimmer erwischt, zusammen mit Ryuiji und sonem ganz komischen Typen namens Kano Haru.“, erzählte ich. Neugierig und unterhaltsam wie mein schwarzhaariger Freund doch war, wollte er gleich wissen warum mein Zimmergenosse komisch war. „Nun.. Der ist einfach gruselig. Du willst den gar nicht kennen, glaub mir.“ Kai lachte. „Ach komm, so schlimm kann er doch nicht sein. Und fressen wird er dich sicher auch nicht“ Ich zuckte die Schultern und brachte noch ein „Wer weiß,..“ zur Antwort. Jetzt mal ehrlich. Ich konnte diesen Menschen nicht im geringsten einschätzen. Ich traute ihm alles zu. Okay, dass er mich fressen würde wohl nicht aber trotzdem.

„Willst du mit reinkommen? Ich bin gerade am Koffer auspacken.“, fragte er mich dann. „Nene, jetzt nicht. Ich werde selbst mal schauen ob meine Sachen heil angekommen sind und dann schon einmal mein Bett beziehen und so.“

„Okay, mach das. Wir sehen uns dann später ne?“ Ich nickte, ehe ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer machte. Weit entfernt lag es nicht. Nur den langen Flur entlang, einmal rechts abbiegen und dann die letzte Tür. Wirklich nicht schwer zu finden.
 

Als ich mein Zimmer erreichte wunderte ich mich erst mal und blieb im Türrahmen stehen. Ryuiji stand da in voller Montur. Also er hatte seinen Schal um, Handschuhe an, trug seinen Koffer in der linken- und seine Tasche in der rechten Hand. Er sah zu mir, als er mich bemerkte.

„Was ist los?“, wollte ich wissen. Alles sah danach aus, als würde Ryuiji nicht mehr lange bleiben.

„Ich fahre nach Hause.“, sagte er. „Weil mir meine Erkältung zu schaffen macht.“, fügte er noch hinzu. Ich trat näher. „So schlimm?“ Er nickte und hustete. „Meine Mum wollte mich eigentlich gar nicht mitfahren lassen. Ich dachte es geht, aber ich hab mich geirrt. Ich würde euch alle nur anstecken.“ Da hatte er recht. Sein Husten hörte sich auch nicht wirklich harmlos an. Irgendwie fand ich es trotzdem schade. Mit Ryuiji verstand ich mich wirklich gut. Aber ändern konnte man es ja nun auch nicht.

„Dann wünsche ich dir gute Besserung ne.“, sagte ich dann, ehe Nikita sensei hinter mir auftauchte. „Bist du fertig Ryuiji?“ Mein Klassenkamerad nickte. „Gut, dann komm. Der Zug fährt sonst ab.“ Daraufhin verließen beide das Zimmer. Ich sah ihnen noch kurz hinterher, seufzte unterdrückt und wollte mich dann meinem Koffer widmen. Da wir jetzt nur noch zu zweit in einem vierer Zimmer waren, konnte ich mich ja ausbreiten. Kaum ging mir dieser Gedanke durch den Kopf hielt ich in meiner Bewegung inne. Scheiße. Ich war ja jetzt ganz alleine mit dem komischen Marionetten Typen. Was sollte ich denn jetzt tun? Langsam drehte ich meinen Kopf zu Haru. Dieser sah ganz gleichgültig in den Raum. Oder sah er mich an? Ich fand der Junge hatte keinen Ausdruck in den Augen. Ich konnte mir gut vorstellen dass er irgendwie durch mich hindurch sah. Ob er mich überhaupt wahrnahm? In Gedanken schüttelte ich den Kopf.

Ruki, er ist genauso ein Schüler wie du. Nur ein bisschen anders also keine Panik.

Ich versuchte mich nicht weiter von meinen eigenen wirren Vorstellungen beirren zu lassen und sah zu meinem Koffer. Erst überlegte ich ob ich den wirklich ausräumen sollte. Wer weiß, vielleicht lösten die Lehrer dieses Zimmer ja auf und machten stattdessen zwei 5er. Nein, das war wohl eher Wunschdenken a la Ruki. Die Zimmer waren eindeutig zu klein. Ich musste also notgedrungen hier bleiben. Waren doch nur 7 Tage. Eine Woche… Ich fühlte mich gerade wie ein armes Schwein.

Zu meinem Leiden passierte aber noch viel schrecklicheres…
 

Ich öffnete gerade meinen Koffer. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich jedenfalls noch, dass es meiner war. Doch als mich ein schwarzes Shirt mit riesigem Totenkopf angrinste wusste ich, da stimmt was nicht…

Ich war wirklich erschrocken darüber. Nicht über den Totenkopf, sondern über die Tatsache dass ich nicht wusste, wo mein eigener Koffer war. Höchstwahrscheinlich wurde er verwechselt. Also musste ich herausfinden wem ein Koffer voller Punkzeugs gehörte. Ja, ich gebe es zu, ich war neugierig und durchwühlte vorsichtig das fremde Eigentum. Die Kleidung war ja eigentlich ganz cool. Nur wunderte ich mich, dass die Eltern dieses Schülers solche Sachen erlaubten. Meine taten dies nämlich nicht.

Ich entdeckte etwas glänzendes, dass mir förmlich entgegen blitzte als die feinen Sonnenstrahlen, die soeben durch das Fenster strahlten, mit dem kleinen Gegenstand in Kontakt kamen. Ich nahm das silberne Etwas und erkannte darin einen Kettenanhänger. Ebenfalls ein Totenkopf, der mich mit seiner Fratze angrinste.
 

Gerade, als ich den Anhänger zurücklegen wollte, drang eine mir sehr fremde Stimme durch den Raum und es fühlte sich an, als bohrte sich jeder einzelne Ton durch meine Ohren.

„Machts Spaß fremde Sachen zu durchwühlen?“ Ich war wie versteinert in diesem Moment. Und ich fühlte mich schrecklich. Warum konnte ich meine Neugierde nicht zurückhalten? Ich wusste doch, dass man fremdes Eigentum besser in Ruhe ließ.

Da ich weder etwas sagte, noch mich regte, ertönte diese Stimme erneut. Es war die Stimme eines Schülers, eine Stimme, die mir Gänsehaut verursachte. Ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte. In Gedanken verarbeitete ich mich gerade zu Kleinholz.

„Matsumoto, richtig?“, drang es nochmals an mein Ohr und jetzt sah ich auf. Ich musste da jetzt durch, auch wenn ich liebend gerne auf der Stelle verschwunden wäre.

Nur langsam wand ich meinen Blick auf die Person. Sah erst nur die schwarzen Chucks bis ich ihm ins Gesicht sah.

Wie sich mein Blick schlagartig veränderte, wollte ich gar nicht wissen. Ich war schockiert und hätte mir an den Kopf schlagen können, wenn ich nicht wie schockgefroren da hockte. Wie konnte ich nur so blöd sein? Der Koffer, die schwarzen Punksachen,.. das alles gehörte niemand anderem als Suzuki Akira!
 

Kapitel # 1 Ende
 

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So.. das war dann Kapitel 1..

Erst hatte ich vor je ein Tag in ein Kapitel zu schreiben aber dann wären das ziemlich lange Kapitel xD

Ich denke so ist es auch okay
 

Was gibt es noch zu sagen?

Die FF spielt in einem Zeitraum vom 22.Januar-28.Januar
 

Bis dann ^^

the usual madhouse

Kapitel # 2 the usual madhouse
 

Wie konnte ich nur so blöd sein? Der Koffer, die Punksachen,.. das alles gehörte niemand anderem als Suzuki Akira!
 

Er sah auf mich herab und ich wusste weiterhin nicht, was ich nun tun, bzw. sagen sollte. Akira sah auch nicht sonderlich erfreut über meine Aktion aus. Überhaupt, sein ganzes Erscheinungsbild war,.. wie soll ich sagen,.. irgendwie anders und vor allem auffallend. Nicht nur, dass sein Kleidung zum größten Teil schwarz war, sie war auch voll mit Nieten und Ketten geschmückt. Während wir draußen waren ist mir dieses Detail durch den Mantel den er trug ja nicht aufgefallen. Was mich aber noch sprachloser machte, als ich ohnehin schon war, war sein Gesicht, oder viel mehr, was er daran trug. Keine Ahnung wieso, aber der hatte doch tatsächlich ein Band im Gesicht. Um genauer zu sagen trug er es über der Nase. Trug er das auch schon während der Fahrt? Wahrscheinlich nicht, weil sonst hätte ich das doch gemerkt… Ich wusste ehrlich nicht wo ich nun hinschauen, bzw. nicht hinschauen sollte. Irgendetwas musste aber jetzt passieren.
 

„Su-Sumimasen…“, nuschelte ich also und starrte weiter auf seine verdeckte Nase. Ich glaube ich hätte auch noch Stunden so gesessen und ihn angestarrt, wenn er mir nicht einen Koffer vor die Knie geknallt hätte, durch den ich mich wieder regte.

„Das ist deiner. Irgendson Trottel hat wohl das Schild nicht gesehen.“ Stimmt ja, ich hatte doch extra ein Namensschildchen an den Griff meines Koffers gebunden. Darauf hätte ich auch eher achten können. Dann wäre ich nie in diese missliche Lage geraten, in der ich mich gerade befand.
 

Eigentlich wollte ich Akiras Koffer schließen, doch er deutete mir, dass ich ihn einfach so liegen lassen sollte. So hielt ich prompt in meinem Tun inne und stand dann auch auf, nachdem mir bewusst wurde, dass ich ja immer noch auf dem Boden saß. Suzuki trat näher. Befand sich also mitten im Raum und sah sich um. Ich fragte mich was das sollte. Er hätte doch nur schnell seinen Kram nehmen sollen um dann wieder zu verschwinden. Stattdessen ließ er seinen Koffer unbeeindruckt offen liegen. Ich stand nur am Tisch angelehnt und beobachtete die ganze Situation. Dabei konnte ich es nicht verhindern, ab und an meine Augen auf Akira zu richten. Als er zu sprechen begann, zuckte ich kaum merkbar.

„Genauso ne Bude wie drüben.“, sagte er. „Muss ich wohl oder übel überleben hier...“

Was war das? Sagte er gerade er würde es ‚hier’ überleben müssen? Oh verdammt was passierte da? Ich hoffte mich einfach nur verhört zu haben. Starrte fragend und leicht geschockt in Suzukis Richtung. Dieser bemerkte natürlich meinen Blick und hob eine Augenbraue an. „Was?“, wollte er wissen, woraufhin ich schnell den Kopf schüttelte.

„N-nichts..“, erwiderte ich. Plötzlich fing er an zu grinsen. Ich mochte dieses Grinsen nicht. Es hatte irgendwas, das ich nicht richtig deuten konnte. Ich hätte jetzt auch darüber nachgedacht, aber dieser Blick, die Ausstrahlung, die von diesem Typen ausging machte mich nervös. Besonders als er mich ohne irgendwas zu sagen einfach nur ansah. Ich fühlte mich in diesem Moment schrecklich beobachtet. Oder hatte er doch etwas gesagt und ich hatte es nur nicht gehört? Ich wusste es nicht. Aber diese Glotzerei ging mir auf den Keks.

„Is was?“ Man war das mutig. Ich wollte mir meine Nervosität doch nicht anmerken lassen… Nicht vor Suzuki Akira. Der hatte sich schließlich nicht einmal bei mir entschuldigt. Ihr wisst schon, wegen des fliegenden Koffers vor dem Bus.

„Nein.“, antwortete er mir weiter grinsend. „Ich betrachte doch nur meinen neuen Mitbewohner.“ Spätestens jetzt war alles klar. Der Typ zog hier ein. Ich dachte mir ja schon, dass irgendwas passieren musste weil Ryuiji nicht mehr hier war. Aber warum um Himmels willen? Warum musste es ausgerechnet Suzuki Akira sein, der hier einzog? War ich vorhin nicht noch überaus happy gewesen, gerade weil ich nicht mit ihm in ein Zimmer musste? „Wieso..“, ich konnte gar keinen vernünftigen Fragesatz bilden, da schnitt mir mein Gegenüber schon das Wort ab.

„Nakamura laberte irgendwas von nem Typen der krank ist und nach Hause fährt. Es sollte einer aus unserm Zimmer zu euch rüber und da die anderen schon ihren Kram ausgepackt hatten und ohnehin langweilig waren, bin ich halt jetzt hier.“ Ich nickte. So war das also. Eigentlich nur blöder Zufall. Und ich durfte jetzt damit klar kommen. Ich konnte ja nicht anders, als es zu akzeptieren.. Ich war doch wirklich arm dran. Meine Mitbewohner waren einmal Kano Haru, der ominöse Marionetten-Mensch und Suzuki Akira, der mir nicht ganz geheuer war. Echt super. Ich fragte mich, wann ich endlich aufwachen würde.. Ich fühlte mich nicht wohl hier mit den beiden. Sobald einer der Lehrer seinen Kontrollgang durchgeführt hatte, und uns sozusagen den ‚Freigang’ erlaubte, würden mich meine Beine ruck zuck zu Kai führen. Ich musste mich unbedingt bei ihm 'ausheulen'. Vielleicht konnte er mir ja einen Rat geben, wie ich die 7 Tage, also 6 Nächte überleben sollte.
 

Jetzt musste ich aber erst meine Kleidung in den Schrank räumen und mein Bett beziehen. Nikita sensei verlangte dies von uns. Und bevor diese Arbeiten nicht erledigt waren, durften wir eh nichts unternehmen. Also musste ich zusehen, schnell fertig zu werden.

Zuerst aber wollte ich den Anfang machen mich mit meinen Zimmergenossen zu verstehen. Außerdem hielt ich immer noch Akiras Kettenanhänger in meiner linken Hand.

Ich ging zu ihm und reichte ihm das silberfarbene Schmuckstück.

„Hier, das ist deines..“, sagte ich etwas kleinlaut. Jetzt wo ich vor ihm stand, wurde mir der Größenunterschied zwischen uns erst bewusst. Akira war, wie viele andere auch, größer als ich. 10 cm waren es bestimmt.. „Danke.“, sagte er nur und nahm es mir ab.

„Sorry noch mal, weil ich deinen Koffer..“

„Schon gut.“, unterbrach er mich, was mich stutzig machte. In der Schule redeten sie alle, er sei rebellisch, arrogant, streitlustig und viel zu cool. Mir kam das gerade ganz anders vor. Er war ja nicht einmal sauer weil ich seinen Koffer durchwühlte. Sogar ich wäre da durchgedreht.

Man behauptete ja, der erste Eindruck zählte. Aber was, wenn er einfach zu müde und lustlos zum Streiten war? Es gibt ja Leute die meinten ‚Lieber ein zweites Mal schauen, bevor du kannst vertrauen’

Vielleicht sollte ich wirklich erst mal abwarten. Den Kano konnte ich schon nach den ersten Minuten streichen. Der redete nicht, ignorierte mich, war unheimlich und machte mir angst. Das waren vermutlich genügend Gründe ihm schön fern zu bleiben. Er und Akira hatten aber auch noch kein einziges Wort gewechselt. Irgendwie war das so, als sei dieser Psycho gar nicht hier.. sondern irgendwo anders.. Wieder etwas, dass ihn so unheimlich machte. Aber genug davon.
 

Da ich ein höflicher Mensch war, oder zumindest als so einer erzogen wurde, stellte ich mich vor.

„Ich bin Takanori. Matsumoto Takanori und es freut mich dich kennen zu lernen.” Ich bretterte diesen Text einfach nur so hin. Mir war halt doch etwas mulmig, auch wenn es gar keinen Grund dazu gab. Ohne weiter zu zögern reichte ich ihm die Hand und sah ihn an. Akira grinste wieder so komisch, nahm dann aber meine Hand. „Reita. Freut mich ebenfalls.“

Fragend hob die Augenbrauen und sah ihn stirnrunzelnd an. Wieso Reita? Ich dachte er hieß Akira. Oder war das so eine Art Spitzname? Ich nannte mich ja auch Ruki obwohl dies nicht mein echter Name war. Genauso wie Kai. Trotzdem stellte man sich nicht mit seinem Spitznamen vor…

„Spitzname.“, hörte ich ihn dann sagen. Er hatte wohl meinen Blick gedeutet und mir meine Frage quasi von der Nase abgelesen…

Ich nickte. „Hab ich mir bereits gedacht.“

„Fein.“

Maaan der soll aufhören so zu gucken. Dieses Gegrinse macht mich noch völlig verrückt. Das war ein ganz anderes Grinsen als das, was ich von Kai gewohnt war. Mit diesem, ich nannte es einfach mal ‚Reita-Grinsen’, konnte ich beim besten Willen nichts anfangen. Zudem machte es mich kirre. Aufgrund dessen merkte ich auch nicht, dass ich immer noch Reitas Hand festhielt. Erst als er mich mit dem Kommentar „Du hast aber kleine Hände.“, darauf hinwies, ließ ich sie ruckartig los. Mensch war das peinlich. Ich verhielt mich wie der letzte Depp. „Gomen..“, nuschelte ich nur noch, worauf Reita nichts mehr sagte. Er schmiss sich nämlich einfach auf sein Bett. Ja, er bevorzugte es ebenfalls in der oberen Etage zu schlafen.

Da ich es also geschafft hatte mich innerhalb kürzester Zeit von meiner einerseits höflichen, andererseits bedepperten Seite zu präsentieren, konnte ich mich ja jetzt meinem Koffer widmen…
 

Es dauerte nicht sonderlich lange, bis ich meinen Kram ordentlich in den linken Teil des Schrankes verstaut hatte. Reita machte sich nicht die Mühe. Er hüpfte nur kurz vom Bett, hing ein paar Sachen die er schon mitsamt Bügel aus dem Koffer nahm in den Schrank, und schob mit dem Fuß den Koffer unter das Bett. Ich wollte ihn fragen warum er nicht alles ausräumte, ließ ihn aber einfach machen und schwieg. Überhaupt sagte hier gar keiner etwas. Mit Ryuiji wäre das sicher viel lustiger gewesen. Aber der war nun einmal krank und mit Sicherheit längst nicht mehr in Sapporo. Wie ich ihn beneidete. Ich wollte auch wieder nach Hause…
 

Gelangweilt saß ich am Tisch und sah ein paar Minuten aus dem Fenster. Die Sonne ging bereits unter und wir hockten immer noch hier. Sollte nicht einer der Lehrer seine Kontrolle machen? Als uns die Regeln erklärt wurden, sprachen sie davon. Hmm.. unser Zimmer lag aber auch am hintersten Plätzchen und es gab viele Zimmer.. So 15 mindestens.

Ich seufzte. Was konnte ich tun, um dieser Langeweile zu entgehen? Eine Postkarte für meine Mum schreiben? Nein. Denn dafür fehlte mir die Postkarte. Sollte schließlich eine Ansichtskarte von Sapporo sein.

Reita und Kano taten auch nichts. Naja, bei Kano war ich mir nicht so sicher, aber Reita lag oben in seinem Bett und hörte scheinbar Musik. Vielleicht schlief er auch, keine Ahnung. Ich konnte ihn von meiner Position aus nicht wirklich sehen…

Psycho-Marionette, entschuldigt meinen Ausdruck, befand sich ebenfalls im Bett. Er hielt ein Buch in der Hand, dessen Titel ich nicht erkennen konnte. Es handelte sich aber um ein außergewöhnlich dickes Buch.
 

Ich weiß nicht wie lange wir uns anschwiegen, oder wie lange ich aus dem Fenster stierte. Es kam mir aber verdammt lange vor. Was war das bloß für eine Klassenfahrt, an der man sich schon am Anfahrtstag langweilte? Ich seufzte ein weiteres mal und am liebsten hätte ich geknurrt, geschrien oder irgendwas auf den Boden geworfen nur damit hier irgendetwas passierte.

Ohne das ich es selbst richtig merkte, ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Ich war mir sicher, würde ich meinen Kopf jetzt 150 mal auf das harte Material schlagen, würde dies keiner mitbekommen.
 

„Was’n los kleiner?“, hörte ich plötzlich Reita fragen, der immer noch auf seinem Bett saß, seine Beine aber hängen ließ und zu mir herüber sah.

„Ich langweil mich..“, murrte ich leise. Ich wollte am liebsten zu Kai. Aber keiner der Sensei war hier aufgetaucht. Ich war mir schon fast sicher, dass sie unser Zimmer einfach vergessen hatten. Ich meine.. bei meinem Glück heute, konnte so etwas doch nur passieren. Lief ja alles nicht so, wie ich es gern hätte. Auch wenn es anfangs noch danach ausgesehen hatte.

„Dann unternimm was.“, kam es wieder von Reita. Ich hob meinen Kopf und erwiderte so seinen Blick.

„Was denn bitte? Wir hocken hier rum und warten wie blöde auf einen der Lehrer. Soll ich mich aufm Kopf stellen und Hänschen klein singen?“ Erneut ließ ich meinen Kopf auf den Tisch knallen. Merkte man, dass ich genervt war? Falls nicht, ich war es, sogar sehr und es machte mich wahnsinnig.

Ich hörte wie Reita vom Bett sprang und da das Zimmer so klein war, stand er kurz darauf schon unmittelbar in meiner Nähe.

„Dir ist also langweilig ja?“, fragte er mich, woraufhin ich nickte. „Na dann komm mit.“

Ehe ich mich versah, griff er nach meinem Handgelenk und zog mich einfach vom Stuhl. Ich war zu überrascht, sodass ich nicht reagierte und es einfach geschehen ließ.
 

Irgendwie wusste ich gerade nicht, ob das richtig war, was ich tat. Ich hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache. Trotzdem ging ich mit Reita mit. Zum einen, weil er mich immer noch an meinem Handgelenk festhielt und mich hinter sich herzog und zum anderen, weil mich meine Langeweile so sehr benebelte, dass ich nicht wusste was ich tat. Ich konnte also gar nichts dafür, dass ich zum ersten Mal eine Regel missachtete und mich von irgendeinem komischen Typen mitschleifen ließ.

„Kannst du vielleicht mal meinen Arm loslassen?“, fragte ich leicht genervt. Reitas Griff tat auf die Dauer weh und außerdem nervte es.

Er blieb stehen, ließ mich los und sah zu mir herunter. Wo wollte er überhaupt hin? Ehe ich ihn diese Frage stellen konnte, ergriff er selbst das Wort. „Willst du wieder zurück?“, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. Wieso schüttelte ich den Kopf? Ich tat hier immer noch etwas verbotenes. Ich sollte lieber wieder zurückgehen und auf das O.K vom Lehrer warten.

„Nein.“, sagte ich und bereute es schon. Reita grinste. „Okay. Dann komm.“ Ohne auf mich zu warten ging er einfach weiter. Ich also hinterher.

„Wo willst du überhaupt hin?“, fragte ich dann endlich. Doch eine vernünftige Antwort bekam ich nicht. „Warts ab.“ War das einzigste, was er sagte. Ich nahm es einfach so hin…
 

Wir befanden uns immer noch im Obergeschoss der Jugendherberge. Das alles war viel größer als ich anfangs dachte. Oder kam mir das nur so vor, weil hier niemand unterwegs war und die Gänge, bzw. Flure ziemlich leer waren? Die anderen Schüler blieben wohl in ihren Zimmern wie es die Regeln besagten. Man.. wieso bin ich mit Reita mitgegangen? Jetzt konnte ich noch umdrehen. Was es wohl für Strafen gab, wenn man uns hier erwischte?.. Ich wollte gar nicht erst daran denken. Mein Gang wurde immer langsamer. Ich hatte nie irgendwie Ärger gemacht und schon gar nicht Regeln missachtet. Ich konnte nicht weitergehen und blieb auf der Stelle stehen. Reita bekam dies natürlich mit, blieb also ebenfalls stehen und fragte mich was los war. Dabei verschränkte er seine Arme vor der Brust. Einen Augenblick musste ich überlegen. Sollte ich jetzt doch mit Reita mitgehen, was aber hieß das ich gegen die Vorschriften handelte, oder sollte ich zurück gehen und alleine vor mich hingammeln sodass ich schlechte Laune bekam und unerträglich wurde? Im Kopf durchging ich beide Möglichkeiten und versuchte so schnell es ging zu einer Lösung zu kommen. Ich wollte nicht zu Kano.. Zu jedem anderen aber nicht zu dem.. Ich wollte mich nicht wieder langweilen aber auch nicht irgendetwas verbotenes machen. Und ich wollte mich erst recht nicht erneut vor Akira zum Deppen machen oder wie ein kleiner Feigling wirken. So blieb also nur eine Möglichkeit. Ich musste ihn dazu bringen, ebenfalls wieder umzudrehen.

„Akira.. Wollen wir nicht doch wieder zurückgehen?“, fragte ich dann.

„Wieso?“ Ja, wieso wohl? Weil ich kein Bock darauf hatte erwischt zu werden und ärger zu bekommen.

„Weil vom blöden Herumlatschen die Langeweile auch nicht vergeht.“ Lüge Lüge Lüge.. Es war interessant und aufregend etwas verbotenes zu tun. Zudem konnte ich herausfinden, ob das stimmte, was die anderen Schüler von ihm behaupteten.

Als ich zu Reita sah, hatte er schon wieder dieses ‚Reita-Grinsen’ im Gesicht. Einfach ignorieren…

„Wir latschen nicht nur blöd herum..“, sagte er dann. „Wir wollen doch nur hier raus.“ Ich hob die Augenbraue. „Ach.. wollen wir das?“ Er nickte. Was zum Kuckuck hatte er vor? Er wollte raus. Wo raus? Etwa ganz nach draußen in die Kälte oder irgendwo anders raus?

„Was ist nun?“, wollte er dann wissen und er wirkte leicht genervt. Mein Gott, er konnte doch einfach alleine was weiß ich wohin gehen. Aber wahrscheinlich wollte er nur dass ich mitkomme, damit er sich nicht, falls er erwischt wurde, allein eine Bestrafung unterziehen musste. Aber warum ging er dann nicht zu Shiroyama? Ich dachte die beiden klebten sonst auch ständig zu zweit irgendwo herum.

Ach was soll’s… Das war eine Klassenfahrt. Da durfte ich doch wohl tun was ich wollte oder nicht? Regeln hin oder her, wenn uns niemand fand, war doch alles in bester Ordnung… Falsche Einstellung Ruki..

„Wenn du schiss hast, dann sag’s und wir gehen zurück.“ Bitte? Ich hatte doch keinen Schiss. Also echt, wie kam der Nasenbandträger bitte auf so einen Schwachsinn?

„Von wegen schiss.“, sagte ich also und setzte meine Beine wieder in Bewegung. Es würde schon alles gut gehen…
 

Leise schlichen wir die Treppe hinunter. Also Reita ging vor, und ich die ganze Zeit hinterher. Hier hörte ich Geräusche. Geschirrklappern, Stimmen, es roch nach Essen. Ich trug zwar keine Uhr, aber mein Zeitgefühl sagte mir, dass es bald Essenszeit war. Abendessen gab es hier nämlich schon um 18:30. Danach durften wir noch raus, mussten aber ab 20:00 Uhr in unseren Zimmern bleiben. Um 22 Uhr war dann Nachtruhe…

Irgendwie bekam ich bei dem Geruch Hunger. Es roch nach Nudeln. Spaghetti, um genau zu sagen.

Wir gingen an der Küche vorbei. Jetzt aber wurde es Riskanter. Um die Haustür zu erreichen, mussten wir nämlich auch an dem Zimmer unserer Lehrer vorbei. Diese waren zu diesem Zeitpunkt daran beschäftigt sich zu unterhalten. Von wegen Rundgang. Die hatten uns, wie ich es geahnt hatte, vergessen.

Ca 2 Meter vom Raum entfernt blieb mein Zimmergenosse stehen.

„Was ist los?“, wollte ich wissen, doch er antwortete nicht. Na wie ausgesprochen freundlich. Da ich in unmittelbarer Nähe des Feindes nicht Wurzeln schlagen wollte, stellte ich Reita erneut eine Frage. „Wieso gehen wir nicht weiter?“ Ich erkannte das er die Augen verdrehte.

„Wie willst du da vorbei?“, fragte er mich und zeigte auf die Tür die.. Oh.. Die Tür stand ja offen… Das hatte ich nicht gewusst. Dennoch wollte ich nicht weiter hier herumstehen. „Ja und jetzt?“

„Warts ab und frag nicht die ganze Zeit. Das nervt.“

Bitte? Sagte er gerade ich würde nerven? Er hätte mich ja nicht mitschleifen müssen.. Idiot!

Reita stand schon ziemlich nahe an der offenen Tür. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass kein Lehrer in den Flur sah und wir vorbei konnten. Ich stand währenddessen nur an einem braunen Holzschrank angelehnt und seufzte. Sagen durfte ich ja nichts mehr. Um ehrlich zu sein, ich hatte kein Bock mehr. Sollte er doch alleine hier herumgammeln. „Akira, ich geh zurück.“, flüsterte ich. Im Übrigen flüsterten wir die ganze Zeit. Es sollte uns ja keiner hören. Ich wollte also gerade gehen, doch Reita schnappte nach meinem Arm und hielt mich zurück. „Was?“, fauchte ich dieses Mal etwas lauter. Ja, ich konnte auch böse werden. Besonders wenn man mich gegen meinen Willen festhielt. Das die Lehrer mich hören könnten vergaß ich. „Schhht~“, machte er und deutete mir mit dem Finger an leise zu sein. Ich dachte aber nicht im Traum daran.

„Lass mich los.“, zeterte ich beinahe tonlos.

„Wenn du dann endlich ruhig bist?“ Nun war ich es, der die Augen verdrehte. Das wurde mir wirklich zu blöd. Ich versuchte Reitas Hand von meinem Handgelenk abzuschütteln.

Da passierte es…
 

Ich stieß mit meinem Arm unsanft gegen den Schrank, wodurch ein lauter Knall verursacht wurde. Aber heute wäre nicht mein Glückstag, wenn nicht noch schlimmeres passierte. Zur Krönung fiel nämlich eine rote Keramikvase, die sich auf dem Schrank befand hinunter und knallte einfach so auf den Boden direkt vor Reitas und meinen Füßen. Wir konnten es nicht verhindern denn ehe wir reagierten, zerschmetterte das Keramikgefäß in tausend Teile.

Erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund. Was hatte ich da nur angestellt?

Mir war klar, dass die Lehrer das zerdeppern gehört haben mussten und auch sicher wissen wollten, was im Flur vor ihrer Tür geschah. Sie würden uns sehen, uns anmeckern und anschließend bestrafen. Vielleicht mussten wir dann Küchendienst schieben, putzen oder durften bei Ausflügen nicht mit? Ich konnte mir da so einiges vorstellen.

„Was war das für ein Lärm?“, hörte ich schon Nikita-sensei fragen. Ich starrte einfach nur auf die Tür. Mir war noch nie so etwas passiert, noch nie. Wie sollte ich mich denn jetzt verhalten? Wegrennen? Oder beichten? Reita ließ mir gar nicht erst die Möglichkeit zu überlegen. Er zerrte mich blitzschnell um die Ecke in einen dunklen Raum. Was war das für ein Raum? Die Besenkammer? Es war jedenfalls ziemlich dunkel und eng hier drin.

„Akira, wo-“ Weiter kam ich nicht, denn Reita hielt mir seine Hand vor den Mund. „Schht“, machte er wieder. Nicht nur das ich die Klappe hielt, ich hielt ebenso den Atem an, als ich die Unterhaltung von Nakamura und Nikita hörte. Sie wunderten sich über die zerbrochene Vase, und das sie niemanden gesehen, bzw. gehört hatten. Puh.. wir waren also noch einmal davon gekommen… Dafür musste ich mich auf jeden Fall bei Reita bedanken. Auch wenn ich noch immer sauer war.
 

Jetzt würde ich aber gerne wieder diesen Raum verlassen.. Nicht nur weil mir in dieser Enge die Luft zu schnell stickig wurde, sondern weil ich eindeutig zu nahe an Reita stand. Ich wusste nicht, wie viele Zentimeter zwischen uns noch frei waren aber ich wusste, dass es eindeutig zu wenig waren. Auf Körperkontakt mit dem, konnte ich sehr gut verzichten.

Ich ging einen kleinen Schritt zur Seite und drehte mich so, dass ich ihn sehen konnte. Naja, um ihn zu sehen war es zu finster aber seine Umrisse konnte ich durchaus erkennen. Die menschlichen Augen gewöhnten sich ja schnell an die Dunkelheit.

Gut 5 Minuten standen wir nun schon in diesem kleinen Raum. Weder Reita, noch ich sagten irgendetwas. Wir standen einfach nur an unserem Fleck. Es blieb uns ja nichts anderes übrig. Draußen laberten Nikita und Nakamura über verschiedene Nudelsorten während sie die Scherben zusammenfegten. Die brauchten echt verdammt lange. Wenn das so weiter ging, hatten sie in Zukunft einen Schüler weniger.
 

Es vergingen weitere 5 Minuten in denen wir nicht diese stickige Besenkammer verlassen konnten. Es war schrecklich. Ich hockte mich auf den Boden.

„Ich will hier raus..“, murrte ich nach all dem Schweigen leise vor mich hin.

„Dann geh doch.“, kam es nur monoton von Reita. Ich merkte anhand seines leisen Seufzen, welches ich vernahm, dass er ebenfalls keinen Bock mehr hatte hier drin zu bleiben. Wer hatte das schon? Ich denke außer irgendwelchen kleinen Insekten fühlte sich hier keiner wohl.

„Ich geh hier bestimmt nicht raus, wenn die da noch im Flur stehen..“ Reita lachte kurz. „Das ist mir schon klar.“ Er hockte sich ebenfalls auf den Boden. Saß mir genau gegenüber.

„Du musst nicht alles ernst nehmen was ich sage.“, meinte er dann und grinste leicht. Ich konnte mittlerweile alles relativ gut erkennen.

„Was hattest du eigentlich vor?“, fragte ich schließlich. Es interessierte mich ja doch schon die ganze Zeit wohin er wollte. „Hab ich dir doch gesagt, raus.“ Ja toll.. Raus. Das konnte alles heißen. „Wohin raus?“, fragte ich weiter und wie ich es mir schon dachte, bekam ich keine brauchbare Antwort. „Das erzähl ich dir ein anderes Mal.“ Ich seufzte. Hätte ich mal einen Schlafsack mitgenommen. Und ein Bento wäre auch nicht schlecht gewesen…
 

Na endlich. Gerade hörte ich, wie sich die beiden Sensei dazu entschieden haben die Scherben doch gemeinsam nach draußen zum Müll zu bringen. Wir konnten also diesen schrecklichen Raum verlassen. Reita stand schon, und ich tat es ihm gleich. Ich war wirklich erleichtert.

„Wir sollten uns beeilen nach oben zu kommen wenn wir nicht erwischt werden wollen…“, meinte ich, als Reita zum runden Türknauf griff. „Oder auch nicht.“, murmelte er.

„Wie?“ Ich wusste nicht was Reitas Problem war und sah ihn fragend an. Reita drehte sich zu mir und lehnte sich mit verschränkten Armen vor die noch immer geschlossene Tür. „Wir haben ein Problem.“ Unsere Blicke trafen sich. „Wir sind eingesperrt.“
 

Waaaas?!! Meine Augen weiteten sich . Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Das durfte nicht wahr sein. Reita verarschte mich sicher nur. Genau, so wird es sein.

„Das ist ein Scherz.“, brachte ich gerade so heraus. Doch ich bekam nur ein Kopfschütteln und ein „Versuchs doch selbst“ als Antwort. Schnell eilte ich neben Reita zur Tür und versuchte mein Glück. Tatsächlich… kein Scherz.. Die Tür war zu. Blödes System. Eine Tür die von außen, aber nicht von innen aufging. Es sei denn man hatte einen Schlüssel. Doch natürlich hatten weder Reita, noch ich einen. Nicht in Panik geraten Ruki.. das wird schon irgendwie. Ich versuchte wirklich ruhig zu bleiben.

„Wir brauchen einen Schlüssel..“, sagte ich schließlich und sah zu meinem Leidensgenossen. „Haben wir aber nicht.“, antwortete er mir. Ich erkannte ein leichtes Grinsen in seinem Gesicht. Fand er das etwas lustig? Amüsierte er sich über mich?

„Was grinst du so blöd?!“ Ich erwähnte ja bereits ein paar Mal, dass ich sein Grinsen nicht mochte.

„Reg dich nicht auf, kleiner. Ich hab ne Idee.“ Kaum hatte er das gesagt, zog er sein Handy aus der Hosentasche. „Was hast du damit vor?“, fragte ich. Ich konnte in dieser Situation nicht sonderlich logisch denken.

„Na, telefonieren.“, meinte Reita und sprach weiter. „Ich ruf Aoi an. Der soll die Tür von außen öffnen.“

„Aoi?“ Wer war bitte Aoi? „Ja, Aoi. Du kennst ihn sicher unter dem Namen Shiroyama Yuu. Er hat es aber lieber, Aoi genannt zu werden.“

„Achso..“ Shiroyama hatte also auch einen Spitznamen. War das gerade irgendwie ‚in’ oder so?

„Du kannst mich übrigens auch Reita nennen.“ Während er das sagte, tippte er auf dem Ziffernblatt des Handys herum.

„Reita?“, fragte ich. Doch angesprochener fing gerade an zu telefonieren..

„Aoi?.. Ich bin’s…. Ja nicht bei dir… Du musst mir helfen, ich bin eingesperrt… Lach nicht du Vogel….“ Sogar ich konnte das Lachen auf der anderen Leitung hören.. „Einfach Treppe runter, rechts den Gang und die Tür links… Such einfach die Besenkammer, Abstellraum, was weiß ich was das für’n Dreck ist!… Du bist scheiße weißt du das?…. Schisser!“ Dann legte er auf und stopfte nach dieser äußerst freundlichen Konversation, das Handy zurück in die Tasche.

„Aoi will bis zum Abendessen warten. Der hat schiss entdeckt zu werden.“

Diese überaus hoffnungsvollen Worte brachten mich dazu, auf den Boden zu sinken. Warum musste mir das alles passieren? Verdammt…

„Wie spät ist es denn jetzt?“, fragte ich leise. Reita hatte ja sein Handy und so auch die aktuelle Uhrzeit. „Viertel nach sechs.“ Ich konnte nicht anders als genervt aufzuseufzen. Bis zum Essen dauerten es noch 15 Minuten. Musste ich jetzt wirklich noch so lange warten? „Warum bin ich nicht einfach im Zimmer geblieben..“, murmelte ich kaum hörbar vor mich hin. Da setzte sich auch Reita. Wir saßen jetzt also beide vor der bekloppten Tür.

„Aoi is’n Arsch.“, meinte mein Sitznachbar plötzlich, nachdem wir beide uns wieder anschwiegen.

Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung.

„Shiroyama kann doch nichts dafür, dass wir die Regeln missachtet haben und nur darum hier festsitzen.“

„Sag Aoi. Er hasst es, mit seinem Nachnamen angesprochen zu werden.“ Ich nickte. „Okay,..“, sagte ich. „Du kannst mich auch Ruki nennen,.. wenn du willst.“, meinte ich darauf dann leicht zögernd. Sprach doch nichts dagegen oder?.. Es nannten mich ja alle so. Naja, eigentlich nur meine Freunde..

„Ruki hm? … Passt zu dir.“, meinte er leicht grinsend.

„Ja, das hat Kai auch gesagt.“

„Dein Freund?“ Wieder nickte ich. „Ja, mein bester Freund.“ , erwiderte ich worauf niemand mehr etwas sagte. Reita gab nur irgendeinen Laut von sich, um mir zu verstehen zu geben, dass er mir zugehört hatte.
 

Ich hatte mir das alles wirklich anders vorgestellt mit der Klassenfahrt. Das es blöd wurde, wusste ich ja. Aber das ich schon am ersten Tag eingesperrt in einem dunklen Raum hockte,.. Und das mit einem Typen den ich doch eigentlich gar nicht mochte. Hmm.. Eigentlich war Reita schon ganz okay. Ich meine, Macken hatte jeder Mensch und was das mit seiner Nase sollte wusste ich auch nicht, aber im Grunde war er doch schon irgendwie nett. Nein, nicht nett. Unfreundlich. Gibt es nette Unfreundlichkeit? Ich wusste nicht, wie ich das sonst sagen sollte. Oh mein Gott, ich bin schon völlig bekloppt geworden..
 

„Wie spät ist es jetzt?“, wollte ich nach einigen Minuten, aber gefühlten Stunden erneut wissen. Reita warf einen kurzen Blick auf die Uhr und antwortete knapp. „18:21.“ Mir kam es vor, als stünde die Zeit still. Wir saßen schon so lange hier. Doch es waren erst 6 Minuten vergangen, seit Reita das erste Mal auf die Uhr sah.

„Ich will hier endlich raus..“, nörgelte ich. Ich redete aber wieder in normaler Lautstärke. Es war ja eh keiner im Flur, der uns, bzw. mich hätte hören können..
 

„Was sollen wir denn jetzt machen?“, fragte ich. Ich fragte ziemlich fiel.. Aber nur schweigend dasitzen wollte ich schließlich auch nicht. „Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich ganz bestimmt nicht mit dir mitgegangen…“, meinte ich kurz darauf und zupfte ein paar Haarsträhnen zurecht.

„Hätte,.. Wäre,.. alles Schwachsinn! Niemand konnte damit rechnen, dass so etwas passiert.“

Ich seufzte. „Aber wenn du mir nicht am Arm herumgezerrt hättest, wäre diese blöde Vase auch nicht runtergekracht!“ Irgendwie versuchte ich Reita die Schuld für alles in die Schuhe zu schieben. Ich sollte das nicht tun. Ich musste mich beherrschen. Er konnte doch genauso wenig etwas dafür…

„Achso.“, sagte Reita dann. „Du gibt’s mir also die Schuld ja?“ Er sah mich an. Dieses mal aber anders als vorhin. Sein Blick war schwer zu deuten, was einerseits an dem Lichtverhältnis lag und andererseits daran, dass ich mir nicht sicher war. Allerdings konnte ich sagen, dass er nicht erfreut aussah – im Gegenteil. Sollte ich jetzt angst bekommen? Mulmig wurde mir ja schon irgendwie. Bei allem was man in der Schule von ihm hörte..
 

„Gomen.. So meinte ich das natürlich nicht.“, versuchte ich zu erklären. Doch Reita stand auf und stellte sich vor mich. Ich verfolgte ihm mit meinem Blick. Erstarrte jedoch, als er mich plötzlich am Kragen packte und hochzog. Was ging denn jetzt ab? Hatte er vor mich zu schlagen? Es hieß ja, er wäre oft in Schlägereien in der Schule verwickelt.. Aber wegen so was? Scheiße..

Er sah mich angriffslustig an und in mir stieg Panik auf. Ja, ich hatte panische Angst und war vollkommen gelähmt. Ich konnte weder sprechen, noch bewegen. Am liebsten wollte ich schreien…

Mit seiner linken Hand hielt er mich am Kragen fest, die rechte war zu einer Faust geballen. Na schön, wenn er mich schlagen wollte, sollte er doch. Dann würde ich ihn aber verpetzen und dafür sorgen, dass er so schnell wie möglich nach Hause musste…

Ich sah ihm direkt in die Augen. Nur einen Moment, länger konnte ich diesem Blick nicht standhalten. Er starrte mich jedoch auch nur an. Man, schlag zu, oder lass mich los aber hör auf zu starren!

Ich schluckte schwer. Passierte das eigentlich gerade wirklich?

Da.. er bewegte seinen Arm und holte aus. Ihm war es also ernst. Er wollte mir wirklich eine reinhauen..

Als die Faust auf mich zukam kniff ich fest die Augen zu….
 

Nanu? Was war denn jetzt kaputt? Ich spürte ja gar nichts. Keinen Schmerz und auch nicht seine Hand. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und ich dachte ich sehe nicht richtig. Reita sah mir mit einem überaus breiten Grinsen ins Gesicht und als sich unsere Blicke trafen, fing er an zu lachen. Er ließ mich los und mir kam es so vor, als versuchte er irgendetwas zu sagen.

Ich immer noch regungslos wie Stein, stand nur vor ihm und musste wohl ziemlich bedeppert ausgesehen haben.

„Sorry Ruki.“, schaffte Reita dann zu sagen. So langsam fing er sich wieder. „Dachtest du wirklich ich will dich schlagen oder so? Das war nur ein Scherz.“ Er klopfte mir einmal auf die Schulter und setzte sich wieder auf den Boden. „Oh man du hättest dein Gesicht sehen müssen.. zum Todlachen“

Ich glaub mein Schwein pfeift.. Hallo? Was war das bitte für ein gestörter Kerl? Jagt mir Schrecken und Angst ein, lässt alles so aussehen als würde er zuschlagen nur um am Ende was zum Lachen zu haben? Ich war wütend. Wütend und Sauer. Der hatte sie doch echt nicht mehr alle!

„Du hast doch nen Knall!“, murrte ich und stellte mich so weit weg von ihm, wie es der Raum mir erlaubte.

„Ruki.. Ich hab doch ge-“ „Lass mich bloß in Ruhe!“, diesmal war ich es, der ihn unterbrach. Wie konnte ein Mensch so krank im Kopf sein ey? Nein, mit dem wollte ich nichts mehr zu tun haben. Ganz sicher.

„Nun stell dich doch nicht so an. Ich hab nur nen Scherz gemacht.“ Ein toller Scherz wirklich. Ich bin begeistert von deinem Scherz. Ich entgegnete ihm nichts mehr. Wieso auch? Sollte er doch mit sich selbst reden.. Oder Aoi anrufen.

„Boah dann sei halt beleidigt man. Ist mir jetzt auch egal!“ Ich schielte zu ihm und erkannte dass er an seinem Handy herumspielte. Oder er sah nur auf die Uhr. Apropo Uhr.. Wie spät war es jetzt? Wann würde dieser Aoi auftauchen und mich endlich von diesem ausgesprochen lustigem Menschen erlösen? Lange hielt ich es garantiert nicht mehr aus.
 

Alles war still im Raum, als sich plötzlich mein Magen mit einem lauten Grummeln meldete.

„Hunger?“, fragte mich Reita, als wäre nie was gewesen.

„Kann dir doch egal sein.“, erwiderte ich nur. Meine Worte klangen vielleicht etwas zickig oder schnippisch, aber ich hatte das gute Recht so zu reagieren.

Ich sah noch wie Mr. Nasenband sein Kopf schüttelte, ehe ich Stimmen von draußen vernahm. Es waren viele verschiedene Stimmen. Sie wurden wohl zum Essen gerufen.

Reita stand auf. Ich tat es ihm gleich. Wir ahnten wohl beide dass wir gleich befreit werden würden. Und da, endlich,.. Nach gefühlten 2 Tagen kam die Rettung.

Ich konnte genau dieses leise Klicken der Türklinke hören, was man als normaler Mensch normalerweise gar nicht wahrnahm, wenn man eine Tür öffnete. Aber dieses Geräusch. Es war wunderbar und das Licht, welches sofort in diese Dunkelkammer fiel war göttlich.

Dann sah ich Shiroyama. Er grinste gut gelaunt in den Raum, konnte mich aber wahrscheinlich gar nicht erkennen, da ich in einem ziemlich dunklen Winkel stand.

„Na, Rei, alles klar?“, fragte er und konnte ein noch breiteres Grinsen nicht unterdrücken.

„Vollidiot.“, knurrte Reita und verschränkte die Arme. „Du feige Sau hättest ruhig früher mal vorbeischneien können um uns zu befreien!“

„Uns?“, fragte der schwarzhaarige nach und erhielt ein Nicken. „Ja, mich und den zickigen Zwerg da hinten.“ Er zeigte auf mich. Ich wäre ihm so gerne an die Gurgel gegangen, wirklich. Aber ich ließ mich doch nicht auf sein Niveau herab. Ich brauchte keine Gewalt und andere mit solcher zu Verarschen, war erst recht das Letzte. Ich war geladen und wollte hier bloß weg.

„Hey!“, rief mir Aoi zu und machte eine Handbewegung zur Begrüßung. Ihn zurück zu grüßen war nun jedoch nicht das, was ich wollte. So tat ich es auch nicht und ging einfach wortlos an ihm vorbei. Ich hatte ja nichts gegen ihn, also noch nicht. Wer weiß, vielleicht war der ja genauso wie Reita?

Ich schüttelte den Kopf. Wieso über diese Leute nachdenken wenn ich doch besseres zu tun hatte. Ich musste jetzt erst einmal Kai finden…

Nur noch leise bekam ich mit, wie Aoi, Reita fragte was denn mit mir wäre. Ach, die beiden interessierten mich nicht und deren Gespräche noch viel weniger..
 

Gut, wo war jetzt der Speisesaal? Ich musste mich ja nur von meiner Nase lenken lassen. Einfach dem Geruch nach. Gefunden.

Kai? Kai,.. Wo war Kai? Ich blickte über all die Köpfe der Schüler. Es war ziemlich voll hier. Trotzdem entdeckte ich meinen besten Freund. Er hatte mir, so wie es aussah, sogar einen Platz freigehalten auf den ich mich nun setzte.

„Ruki, wo warst du?“, fragte er mich gleich. Ich schüttelte den Kopf. „Das willst du gar nicht wissen.“ Trotzdem erzählte ich ihm die ganze Story. Kein Detail ließ ich aus. Ich musste mich aber ganz schön beherrschen, mich nicht wieder aufzuregen. Allein der Gedanke an die vergangenen Minuten brachten mich auf 180.

„Und mit diesem Typen muss ich gleich in einem Zimmer bleiben? Wie soll ich das überleben?“ Ich hoffte inständig, dass Kai eine perfekte Lösung aus dem Ärmel zaubern konnte. Doch dieser seufzte nur einmal. „Ruki..“, fing er an. „Ich kann an deiner Situation leider auch nichts ändern. Versuch doch mit ihm zu reden. Wie du erzählt hast, scheint er ja nicht ganz so zu sein, wie wir alle dachten?“, er zuckte kurz die Schultern. „Wenn du es aber gar nicht aushältst, dann versuchen wir Nakamura-sensei zu überreden, dich das Zimmer wechseln zu lassen.. okay?“ Ich nickte. Dennoch wusste ich, dass nicht einmal nakamura, der doch für vieles Verständnis hatte, einen Zimmerwechsel erlauben würde. Es war ja nicht einmal etwas passiert. Und außerdem.. Was sollten wir ihm bitte erzählen? Ich konnte doch schlecht sagen, dass ich mit Reita ohne Erlaubnis durchs Haus spazierte, die hässliche Vase zerstörte und mich versehentlich mit ihm in den Abstellraum sperrte. Ich seufzte.

„Hey, das wird schon.“ Kai lächelte mich aufmunternd an, ehe er auf meinen noch unberührten Teller deutete. „Nun iss doch erst einmal.. bevor es kalt wird.“ Das klang wie wenn eine Mutter zu ihrem Kind sprach. In dem Falle war ich das Kind und antwortete darum „Ja, Mami.“, worauf ich anfing, meine Spaghetti zu essen.
 

Der Rest des Tages verlief eher schleichend. Ich war mit Kai unterwegs. Beim gegenüberliegendem Kiosk musste ich erst einmal Geld ausgeben. Ich kaufte 2 Postkarten und ein paar Süßigkeiten. Normalerweise aß ich so süßes Zeug nicht, zumindest nicht in dem Maße, aber nach dem heutigen Tag musste das einfach sein.
 

Ich lag auf meinem Bett. Es war 22:24 Uhr, Nachtruhe. Die Karte für meine Mum war schon fertig geschrieben und der Süßkram fast aufgegessen, weshalb mir jetzt auch schlecht war. Ich starrte an die Decke. Das Licht war schon lange aus und so konnte ich kaum etwas sehen. Kano schlief wohl schon und Reita,.. Keine Ahnung. Der war gar nicht hier. Hatte ich aber auch kein Problem mit, überhaupt nicht! Wenn es nach mir ginge, könnte das ruhig auch noch die nächsten 5 Nächte gehen….

Ob er noch irgendwann in das Zimmer kam oder nicht, konnte ich nicht sagen, denn ich fiel in einen tiefen Schlaf, den ich mir wirklich verdient hatte.
 

Kapitel # 2 Ende

Second Day ~ Excursion

Kapitel # 3 Second Day ~ Excursion
 

„Sind jetzt endlich alle da? Wo ist Ayanashi? Beeilt euch doch mal und seid leise.“

So ein Gehetze am Morgen… Eben saßen wir noch am Frühstückstisch, doch nun standen wir in der verhassten Kälte vor dem Eingang der Jugendherberge. Es kam mir kälter vor als gestern, was wohl daran lag, dass ich mich bis vor kurzem noch im Gebäude, welches wirklich angenehm warm war, aufhielt und einen heißen Tee trank. Okay, ich hatte mir zwar die Zunge verbrannt, aber das war ja nicht so wichtig gerade.
 

Ich stand also Zähne klappernd neben meinem besten Freund, der fröhlich strahlend die eisige Luft einzog.

„Ich hab keine Lust…“, murmelte ich in meinen dunkelroten Schal, den ich fast bis über die Nase trug.

„Worauf hast du keine Lust?“, fragte mich Kai und wärmte sich die Hände, indem er sie aneinander rieb.

„Na auf den Fußmarsch zum Museum.“

So war das nämlich. Heute stand der erste Ausflug an. Es ging in ein Museum über… über… ich wusste es nicht so genau. Hatte aber irgendetwas mit Naturwissenschaft zu tun. Jedenfalls wollten die Lehrer, dass wir dorthin laufen sollten, da es doch nur knapp eine Stunde zu Fuß entfernt lag. Eine Stunde… meiner Meinung nach eine Stunde zu viel. Nein, ich war nicht faul falls ihr das denkt. Es war nur schrecklich durch diese Kälte zu marschieren. Wir waren sicher das Straßenhauptprogramm. Ich meine, wenn man mit knapp 60 Leuten durch Sapporo wanderte, zog man die Blicke fremder Menschen doch nur auf sich. Und wenn in der 60 Personen Gruppe auch noch so schräge Typen bei sind, die sich Bänder über die Nase klebten, bekam man erst recht Vigilanz.
 

„Kai?“, sagte ich und bekam sofort seine Aufmerksamkeit. „Hast du eine Ahnung, was das mit dem Nasenband von Re- äh Akira auf sich hat?“ Kai schüttelte grinsend den Kopf. „Nein.“, sagte er. „Aber du kannst ihn ja mal fragen.“, fügte er noch hinzu. Ich dachte jedoch nicht im Traum daran. Wieso sollte ich? Ich sprach doch nicht einmal mehr mit ihm. Seit dem gestrigen Vorfall hatte ich ihn weder angesehen, noch ein einziges Wörtchen mit ihm gewechselt. „Ich bin doch nicht bekloppt.“, murrte ich dann, ehe ich meinen Schal etwas fester zog, da sich das wärmende Stück Stoff einfach ohne zu fragen gelöst hatte…
 

Den ganzen Weg über herrschte ziemliches Chaos in unserer großen Gruppe. Es wurde lautstark geredet, gekichert und manche fingen sogar an merkwürdige Wanderlieder zu singen… Auf alle Fälle schien es so gut wie keinen an guter Laune zu fehlen und auch meine Stimmung hatte sich im Verlauf erheblich gebessert. Abgesehen von der Kälte und einem Idioten, der sich Reita nannte, gab es meinerseits auch nichts zu meckern.

Nach gut 1 ½ Stunden kamen wir endlich an und wurden auch gleich in 4 Grüppchen aufgeteilt. Dieses Mal der Nachnamen nach. Ich war also nicht mit Kai in einer Gruppe. Dafür aber mit Reita und Aoi zugleich. Blöde Nachnahmen.

Egal, es waren ja noch 10 weitere Schüler in der Gruppe, von denen 8 weiblich waren.

Nakamura-sensei erklärte uns wieder, was wir zu tun und zu lassen hatten, ehe wir einen Fragebogen bekamen und anschließend los gingen. Der Fragebogen unterschied sich jeweils von denen der anderen Gruppen, umfasste 30 Fragen und musste von jedem aus dem Team vollständig sauber ausgefüllt am Ende des Tages abgegeben werden.
 

Wir standen eher etwas planlos in der Eingangshalle, als Yumi, ein braunhaariges Mädchen aus meiner Klasse eine Frage stellte. „Wollen wir uns noch mal aufteilen, oder bleiben wir alle zusammen?“

„Mir ist das egal, solange ich mit Aoi in einer Gruppe bleibe.“, meinte ein anderes Mädchen, welches ich nicht kannte. Sie trug lange schwarze Haare, sah recht hübsch aus und war, so wie ich es mitbekam, im Basketballteam der Schule. Ihr Name war Nagashi Mariko. Sie hakte sich jedenfalls bei Aoi ein, woraufhin dieser nur grinste. Als ich zu Yumi und ihren Freundinnen sah, bemerkte ich sofort deren eifersüchtigen Blicke, die sie ihr zuwarfen. Ich wusste, Aoi war bei den Mädchen heiß begehrt.

„Ich finde die Idee gut, noch mehr Teams zu bilden.“, fing dann Aoi an. „Aber ich schlage vor, dass wir Jungs uns von euch Mädchen trennen, jeder 15 Fragen übernimmt und wir uns am Ende wieder hier zusammen treffen.“ Mariko war nicht sehr begeistert von Aois Vorschlag, trotzdem nickte sie und ließ ihn los. „Gut. Dann übernehmt ihr aber die letzten 15 Fragen.“ Als sie das sagte, warf ich einen kurzen Blick auf das Papier in meiner Hand. Die letzten 15 Fragen… Das waren viel längere Aufgaben…

Die anderen hatten damit wohl kein Problem, da niemand von ihnen etwas dazu sagte. Eigentlich redeten so oder so nur Aoi, Mariko und Yumi. Der Rest nickte nur ab und an einmal. Ich selber sagte ja ebenfalls nichts dazu.

Kurz sah ich zu Reita, der sich auch nicht an dem Gespräch beteiligte. Doch als sich unsere Blicke zufällig trafen, sah ich sofort auf meinen Zettel. Irgendwie war das doch kindisch wie ich mich verhielt oder nicht? Aber ich ließ mich doch nicht einfach so völlig Verarschen. Und sein plumpes ‚sorry’ konnte er sich sonst wo hinstecken…
 

Mit einem kurzen „Bis später“ verabschiedeten sich die Mädchen von uns, woraufhin wir nur noch zu fünft waren.

Masakazu Hiroshi, Shiroyama Yuu, und Suzuki Akira aus der 2b und Odabayashi Keitaro und ich aus der 2a.

„Gut, die Nervensägen wären wir dann mal los.“ Aoi grinste triumphierend. „Dann wollen wir mal schnell den Kram fertig machen.. Dann haben wir schneller Freizeit.“, sagte er noch, ehe alle außer mir wohl zum 1. Mal auf den Fragebogen sahen. Die Überschrift lautete ‚Zelluläre Transportvorgänge und Zellmembran. Klang doch richtig spannend oder? Biologisches Zeug war wirklich äußerst interessant. Keitaro seufzte. „Wieso müssen wir immer so einen Schrott machen?“, fragte er.

„Weil die Lehrer alle ne Meise haben.“, antwortete daraufhin Reita und faltete das Blatt vier mal zusammen. „Die wollen uns doch nur irgendwie beschäftigen um sich selbst einen schönen Tag zu machen.“ Hier musste ich Reita wohl oder übel zustimmen. Ich hatte das einmal live mitbekommen. Unsere Klasse hatte da auch eine Fahrt zum Museum gemacht und wir bekamen wie hier, Fragebögen. Da ich es irgendwie geschafft hatte die Gruppe zu verlieren und sie gesucht hatte, sah ich zufällig meine Lehrer die im Café des Museums genüsslich Kaffee und Kuchen verspeisten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es dieses Mal auch so ablaufen würde. Na wie auch immer. Jetzt mussten wir erst einmal diesen Kram auf die Reihe bekommen wobei das mit den Leuten, mit denen ich ein Team bildete, wahrscheinlich nicht gerade einfach werden würde.

„Meckert nicht so viel, sondern arbeitet. Sonst stehen wir noch morgen hier.“, meinte dann Aoi und grinste in die Runde. Niemand erwiderte etwas auf seine Worte bis auf Hiroshi.

„Wetten die Mädchen haben schon den halben Zettel fertig?“

„Blödsinn. So schnell sind die nicht.“ Na seid euch da mal nicht so sicher. Sie waren doch zu acht, wohingegen wir nur 5 waren.
 

Nach gut 2 Stunden hatten wir doch tatsächlich schon die ersten 10 Fragen vollständig gelöst. Irgendwie wunderte ich mich darüber, denn ich glaubte nicht, dass diese Leute alle fleißig am Fragebogen arbeiteten. Vor allem Reita überraschte mich. Er schien zwar ziemlich gelangweilt an dieser Aufgabe, aber dennoch war er es, der die meisten Antworten beigesteuert hatte. Bzw. Er wusste am schnellsten wo wir hin mussten weil für zum Beantworten der Fragen in diesem Museum wirklich ständig von A nach B latschen durften.

Naja, 10 von 15 Fragen waren fertig…Blieben also nur noch 5…

„Was haltet ihr davon, wenn sich jeder von uns jetzt eine Frage vornimmt?“, fragte Keitaro. Aoi nickte. „Gute Idee.. Dann sind wir noch schneller fertig.“ Und auch Reita und Hiroshi stimmten zu. Was für eine Gemeinschaft. „Was is mit dir?“ Ich sah zu Aoi, als dessen Stimme zu mir drang. „Hm, was?“ Er grinste. „Ob du auch damit einverstanden bist?“ „Ähm.. ja, natürlich.“, antwortete ich schnell.

„Alles klar. Was denkt ihr.. Reichen 10 Minuten?“ Einstimmiges Nicken. Na dann mal los….
 

Nachdem ich mir die Frage 14, welche mir sozusagen zugeteilt wurde, durchgelesen hatte, suchte ich den Raum, in welchem ich die dazugehörige Antwort finden sollte. Dies erwies sich aber leider als gar nicht so leich.

Ich suchte und suchte und suchte und… fand Aoi. Schnell drehte ich mich um, um rasch wieder zu verschwinden, doch er entdeckte mich bereits. „Hey Matsumoto!“, rief er mir zu und als ich mich wieder herumdrehte, sah ich ihn schon auf mich zukommen. „Schon fertig?“, wollte er wissen. Ich verneinte. „Ich glaube dass kann noch dauern..“

„Du hast 14 richtig?“ Er las sich die Frage durch und überlegte. Wollte er mir jetzt helfen? Allem Anschein nach ja. „Ich weiß wo’s die Antwort gibt.“, meinte er noch, ehe er mich an meinem Handgelenk fasste, und einfach mit sich zog. Jetzt zog der mich auch schon hinter sich her. Dachtet ihr ich konnte nicht selbst den Weg finden?
 

„So.. hier irgendwo müsste.. Ah ja, Da!“ Aoi blieb stehen und ich tat es ihm gleich. Ich betrachtete das Objekt, zudem ich geführt wurde, las noch einmal die Frage durch, dann die Schrifttafel des Objektes und schließlich konnte ich ohne weitere Probleme die richtige Antwort auf mein Papier bringen.

„Arigatou.“, bedankte ich mich. „Kein Problem… Wir sind ja in einem Team und wollen auch fertig werden ne?“ „Bist du denn auch schon fertig?“ Der schwarzhaarige nickte. „Yepp, und Reita auch.“ Man.. die waren aber schnell.. Entweder sie waren einfach nur gut in Biologie oder deren Fragen waren um einiges leichter als meine..

„Komm mit!“, hörte ich ihn plötzlich sagen und als ich sah, dass er los lief, folgte ich brav.

„Wohin?“, fragte ich dabei, obwohl ich genau wusste wo wir hin gingen. Ganz bestimmt zu Mr. Nasenband.

„Zum Treffpunkt. Wohin sonst?“ Ich hatte also recht. War aber alles andere als scharf darauf jetzt schon wieder bei Reita sein zu müssen.

„Wie gefällt dir denn bis jetzt die Klassenfahrt so?“ Kurz überlegte ich, ehe ich antwortete. „Ganz okay denke ich.“ Ganz okay… klang das jetzt gut oder schlecht? Ich war ja eigentlich gegen diese Fahrt gewesen. Von Anfang an. Meine Mitbewohner waren komisch, draußen war es viel zu kalt und zu guter Letzt passierte mir nur blödes Zeug. Sollte ich also diese Klassenfahrt wirklich ganz okay finden? Ich denke nicht.

„Und was ist mit Reita?“, fragte er weiter. Prompt blieb ich stehen. „Was soll mit dem sein?“ Ich klang desinteressiert. Aoi drehte sich zu mir um. „Nichts.“, sagte er. „Er kann nur manchmal etwas schwierig werden und denkt nicht über alles nach was er tut...“

Also das war nun nichts Neues für mich… Der Typ hatte sie doch nicht mehr alle… „Hab ich gemerkt.“, meinte ich und konnte es nicht vermeiden dabei verärgert zu klingen. Aoi klopfte mir auf die Schulter.

„Hey… Ich weiß was gestern passiert ist.. Aber Rei hat sich entschuldigt. Er hat sich doch nur einen Scherz erlaubt.“

„Ja, nen verdammt blöden Scherz.“, murrte ich. Man, was redeten wir hier über Reita? Einen Typen, der mit Nasenband durch die Gegend rannte. Es gab doch sooo viele Themen über die wir hätten reden können aber nein, wir sprachen über diesen Idioten.

„Er ist kein schlechter Kerl. Ich finde ihr solltet euch vertragen. Schließlich müsst ihr noch die ganze Klassenfahrt über zusammen in einem Zimmer wohnen.“

Ich wusste nicht ob Aoi das mit Reita abgesprochen hatte und er ihn jetzt in irgendeiner Art und Weise gut reden sollte, aber irgendwie hatte er doch recht. Das war eine Klassenfahrt und sie dauerte noch 6 Tage. In dieser Zeit musste ich mich mit ihm verstehen. Allein schon weil wir eben ein Zimmer teilten. Waren wir erst einmal zurück in Tokyo, galt für mich eh wieder geplanter Alltag. Dann brauchte ich mit Reita ja nichts mehr zu tun haben.

Mit diesem Gedanken nahm ich mir also vor, von nun an mit Reita klarzukommen und über das Geschehene im Abstellraum hinwegzusehen.
 

Als wir am Treffpunkt ankamen, war außer uns noch niemand da. Komisch.

Zwei drei mal sah ich mich um aber nirgendwo jemand, der wie Reita aussah. Ich fragte Aoi, welcher es sich gerade auf einer Sitzbank gemütlich machte, wo denn Reita war, doch er zuckte nur unwissend mit den Schultern und teilte mir kurz mit, dass er es selbst nicht wusste.

„Matsumoto.“, hörte ich ihn dann nach kurzer Zeit sagen, ließ ihn aber nicht weitersprechen. „Du kannst mich ruhig Ruki nennen.. wenn du willst.“ Bis gestern nannten mich zwar nur wirkliche Freunde so, aber wenn Reita mich schon so nennen durfte, konnte Aoi das erst recht. Er war viel freundlicher als sein Kumpel und ich hatte nichts an ihm auszusetzen. Ich fand ihn sogar richtig nett und konnte die Schwärmerei der Mädchen gut nachvollziehen. Wäre ich ein Mädchen, wäre ich wohl genauso wie sie..

„Ich soll dich Ruki nennen?“, fragte er mich dann und lächelte. Ich nickte nur.

„Okay. Der Name passt zu dir.“

„Sagen alle..“

„Gut.. dann hoffe ich mal, dass wir noch ne ganze Menge Spaß auf dieser Klassenfahrt haben werden, Ruki.“
 

„Wann wollten wir uns eigentlich alle treffen?“, wollte ich dann wissen. Ich hatte nämlich keine Ahnung.

„Weiß nicht.“, meinte Aoi ruhig und überschlug lässig ein Bein über das andere. „Wir haben vergessen ne Zeit auszumachen.“, grinste er. Na super… Dann konnten wir doch jetzt ewig warten…

„Die werden so nach und nach hier eintrudeln… Siehste, einer kommt schon.“

Ich sah in die Richtung, in welche Aoi zeigte und sofort fiel mir Reita ins Auge. Okay Ruki, du hast dir etwas vorgenommen, also zeig was du kannst…

Ich redete mir in Gedanken Mut zu und als Reita dann vor uns halt machte, grüßte ich ihn mit einem kurzen „Hey…“ Es war vielleicht etwas leiser als ich es mir vorgenommen hatte, und ich sah auch eher an ihm vorbei, als ihn an. Aber hey, ich hatte den Anfang gemacht… Wenn wir uns jetzt weiter ignorierten, war das wenigstens nicht meine Schuld.

„Hey.“, sagte auch er, bevor er sich neben Aoi auf die Bank setze. „Wo warst denn du?“, fragte dieser auch zugleich. Reita meinte er wäre nur so durch die Gegend gelatscht um sich die Zeit zu vertreiben.

Es herrschte gerade einmal für knapp 10 Sekunden Schweigen, als Aoi schon wieder zu reden begann. „Wollen wir was essen gehen, .. solange die anderen noch nicht da sind?“

„Wollen wir nicht auf sie warten?“, fragte ich und Reita antwortete. „Willst du dich etwa hier langweilen? Ich dachte du kannst das nicht ab.“ Ich nickte. Da stand Aoi auf und grinste uns an. „Na dann wäre das ja geklärt. Hier um die Ecke gibt’s nen Mc Donalds. Lasst uns dahin.“ Schon lief er los.
 

Da saßen wir also. Ich neben Aoi und Reita uns gegenüber. Zu diesem Zeitpunkt war nicht wirklich was los gewesen. Außer uns waren lediglich alte Menschen und Mütter mit ihren Kindern da. Hmm.. Mir schoss soeben eine Frage durch den Kopf, die ich auch sofort laut aussprach. „Dürfen wir hier eigentlich sein?“

„Siehst du nen Verbotsschild?“ War ja klar, dass Reita nicht kapierte.

„Ich meine, erlauben die Lehrer uns das? Wir haben ja nicht gefragt…“ Normalerweise fragte ich immer vorher einmal nach. Einfach um ärger zu vermeiden, den ich nicht brauchen konnte. Seit ich hier war, verhielt ich mich aber eh irgendwie anders. Vielleicht bekam mir die Luft in Sapporo nicht? Oder die Kälte hat den denkerischen Teil meines Gehirns zu Eis erstarren lassen. Ja, so wird es wohl gewesen sein…

„Also, sie haben nichts davon gesagt, dass wir nicht zu Mc Donalds gehen dürfen.“, murmelte dann Aoi und Reita nickte grinsend. „Genau. Außerdem ham wir unseren Kram eh schon fertig.“

Ich sagte da besser nichts mehr zu. Einerseits hatten sie zwar recht, aber andererseits konnten die Lehrer doch auch schlecht jedes mal aufzählen, wo wir nicht hingehen durften. Dann wäre der Tag längst vorbei, ehe die mit Reden fertig waren… Aber merken tat es ohnehin keiner,.. also von daher machte es doch- Stopp, halt, nicht so denken Ruki.. Das ist nicht gut für deine Zukunft…
 

„Erde an Ruki, bitte melden.“

„Lass es Aoi. Die Aliens haben ihn entführt…“ Aliens? Hä? Worüber redeten die beiden? Fragend sah ich zu Aoi. „Was? Sorry, ich hab gerade nicht zugehört..“

„Haben wir gemerkt.“, grinste er. „Was nimmst du? Reita wollte bestellen gehen.“ Kaum waren diese Worte gesprochen, flog auch schon seitens Reita eine Zigarettenschachtel über den Tisch, die den Kopf des schwarzhaarigen traf. „Bin ich dein Butler oder was?“

„Natürlich bist du das.“, er grinste.

„Träum weiter,.. obwohl.. Hmm.. Okay, Wenn ich dein Butler bin, musst du mich auch für meinen Dienst bezahlen.“, auch er grinste.

„Nö, aber ich werde euch einladen okay?“ Kurz überlegte Reita, bevor er nickte. „Na schön, geht auch.“ Er stand auf und sah wartend in meine Richtung. Stimmt ja, ich musste sagen was ich denn haben wollte.

„Ähm.. Mir reicht ein Hamburger.“, sagte ich.

„Mehr nicht?.. Hey, Aoi bezahlt.. Ich würde das ja ausnutzen.“ Ich schüttelte aber meinen Kopf. Ich hatte nicht so viel Hunger.

„Du kannst ruhig noch irgendwas nehmen.“, meinte dann Aoi. „So schnell werde ich nicht pleite.“

„Ist das wirklich in Ordnung?“ Ich ließ nicht gerne andere für mich bezahlen.

„Nun macht hinne~ Sonst müsst ihr selbst bestellen gehen weil mich mein Magen aufgefressen hat.“

„Jaja, Reita, nur die Ruhe.“, Aoi lachte kurz. „Also Ruki, was willst du noch?“ Ich seufzte innerlich. Würde es etwas bringen, ein weiteres Mal zu verneinen? Ich denke nicht. Also suchte ich mir noch etwas zu trinken aus. „Dann halt ne Cola…“

Mit einem „Endlich“ verließ uns Reita dann.
 

„Du scheinst ein sehr geordneter Mensch zu sein.“, sagte kurz darauf Aoi, während er mit einem Ring, welchen er am rechten Ringfinger trug, spielte.

„Wie meinst du das?“, wollte ich wissen.

„Hmm.. Ich meine, du bist ordentlich, hältst dich an Regeln und so was..“ Ich hob eine Augenbraue an. „So sollte man auch sein..“, meinte ich nur. Wozu gab es denn Regeln, wenn sie jeder missachten würde?

„Ich unternehme nicht oft etwas mit so Leuten wie dir.“, erzählte er. „Und Reita schon gar nicht.“ Irgendwie dachte ich mir das ja bereits. Wieso sollten die beiden auch mit Pflichtbewussten Menschen herumhängen, wenn es doch genug andere Rebellen gab? Trotzdem interessierte mich jetzt eines. „Warum tut ihr das jetzt?“ Damit meinte ich, warum die beiden ausgerechnet mit mir unterwegs waren. Sie konnten doch auch alleine was essen gehen. Fragend sah ich Aoi an, welcher zu lächeln begann. „Du bist interessant.“, meinte er auf meine Frage hin und ließ mich wieder fragend dreinschauen.

Was meinte er damit, ich wäre interessant? Ich verstand wirklich nur Bahnhof, wollte gerade nachfragen um nicht weiter im Unklaren zu bleiben, doch da kam Reita mit voll beladenem Tablett zu unserem Tisch, knallte dieses auf die Tischplatte und setzte sich.

„Man war das nen Gedränge da vorn.“, knurrte er. „Son bescheuertes Kleinkind das nicht wusste, was es haben will.. Und ne farbenblinde Oma die mich fragte welche Farbe Luftballon doch am schönsten für ihren Enkel wäre. Und alles musste man 5 mal sagen bis die es endlich kapiert hat.“

Er verdrehte genervt die Augen und schüttelte seinen Kopf. „Nie wieder werde ich um diese Zeit hier abhängen.. oder besser allen alten Menschen aus dem Weg gehen.“ Dann drückte er Aoi die selbstgeschriebene Rechnung in die Hand. „Das ist dann wohl deins…“
 

Während wir uns die Bäuche voll schlugen, unterhielten sich Reita und Aoi über die verschiedensten Dinge. Ein Thema passte nicht zum nächsten. Ab und zu gab ich auch ein Kommentar ab, aber die meiste Zeit verbrachte ich mit gedanklichem Rätselraten.

Mir ging Aois Bemerkung nicht aus dem Kopf. Ich wusste wirklich nicht was er damit meinte. Wieso zum Kuckuck sollte ich interessant sein? Ich nahm mir fest vor ihn auf jeden Fall danach zu fragen, heute noch, am liebsten sofort. Währe Reita nicht hier gewesen, hätte ich auch sofort drauf los gefragt. Aber in seiner Anwesenheit mochte ich das irgendwie nicht. Keine Ahnung wieso, es war einfach so.
 

Wieder zurück im Museum trafen wir auf unsere 10 Team Mitglieder. Mariko hüpfte sofort zu Aoi als sie diesen sah. „Wo wart ihr denn so lange?“, fragte sie so, als wären wir Tage fort gewesen.

„Wir waren nur kurz was essen.“, meinte er zu antworten und sah in die Runde. „Alle fertig?“, fragte er und alle nickten synchron.

„Aaaah, endlich gefunden.“, hörte ich dann jemanden sagen., dessen Stimme ganz leicht Kai zuzuordnen war.

„Hey Kai!“, grüßte ich in fröhlich und er grüßte zurück. Natürlich strahlte er wieder bis über beide Ohren. Er konnte der Sonne manchmal echt Konkurrenz machen.

„Nakamura-sensei will, dass wir alle zum Haupteingang kommen .“, sagte er. Das hieß wohl, dass wir endlich von hier verschwinden konnten.

„Alles klar.“, sprach Aoi und wir machten uns auf, dem Willen des Lehrers zu folgen und uns in die Eingangshalle zu begeben.
 

Nach einem langen Fußmarsch zurück durch die Kälte, kamen wir nach schätzungsweise 1 ½ Stunden bei der Jugendherberge an.

Die Sonne ging bereits unter, wir alle waren müde und so war der Rückweg auch um einiges ruhiger und vor allem leiser als zuvor. Manche jammerten über Hunger. Ich jedoch nicht, da ich noch immer von dem Fast food satt war. Reita hatte nämlich noch einen zusätzlichen Burger gekauft und Aoi drehte mir seine Chicken Nuggets an, die er nicht mir schaffte selbst zu essen. Ihr seht also, ich hatte keinen Grund hungrig zu sein. Abendessen brauchte ich heute auch nicht mehr.
 

Als ich mein Zimmer betrat, war außer mir noch keiner da. Natürlich, sie waren ja sicherlich alle beim Abendessen. Ich hätte auch in den Speiseraum gehen können… zu Kai, aber ich hatte keine Lust. So ein paar Minütchen alleine sein tat immer wieder gut. Zumindest wenn man seit über 24 Stunden nicht mehr die Möglichkeit dazu hatte.

Ich machte mich also daran, meinen Rucksack zu öffnen um den Fragebogen herausholen zu können, da dieser ja noch heute abgegeben werden musste.

Ich nahm den Zettel und plötzlich fiel mir ein zusammengefaltetes gelbes Papier, dass auf dem Boden lag, ins Auge. War mir das etwa eben aus dem Rucksack gefallen? Ich konnte mich allerdings nicht daran erinnern je so einen Zettel in meine Tasche getan zu haben. Ich besaß ja nicht einmal gelbes Papier.

Ich hockte mich auf den Boden und faltete das gelbe Etwas auf. Dem ersten Eindruck nach, schien es sich um eine Notitz, einen Brief zu handeln. Einen Brief der doch tatsächlich an mich geschrieben wurde und zwar von... Reita. Die ersten Worte lauteten nämlich 'Hey Ruki... Ich bins Reita...'

Okay, jetzt war ich neugierig. Wieso schrieb mir Reita einen Brief? Und vor allem.. Wie kam dieser Brief in meinen Rucksack? Ich war ein wenig verwirrt...
 

>>>

Hey Ruki...
 

Ich bins, Reita.

Ich weiß dass es sich nicht lohnen würde, dich anzusprechen, da du ja auf stur schaltest oder die beleidigte Zicke spielst,

Aber ich wollt mich halt nochmal entschuldigen, wegen dem was heute passiert ist..

Ich wusste ja nicht, dass du keinen Spaß verstehst, naja

Ist mir aber auch zu blöd hier im dunklen nen Brief zu kriggeln also lass ichs jetzt auch. Das wichtigste is ja gesagt
 

Bis dann
 

Reita

<<<
 

Okay.. Was sollte ich davon jetzt halten? Er schrieb einen Entschuldigungsbrief in welchem er behauptete, ich sei beleidigt und spielte Zicke. Echt nett, wie immer eben..

Ich sah mir den Zettel noch einen kurzen Moment an, ehe ich ihn wie zuvor zusammengefaltet in meinen Rucksack steckte. Sollte ich ihn auf den Brief ansprechen? Oder dachte er ich hätte den schon längst gelesen und deshalb heute mit ihm geredet und so weiter? Wieso machte ich mir eigentlich so viele Gedanken darüber? Fragen über Fragen.. Da fiel mir ein.. Ich wollte doch Aoi etwas fragen. Mist, das hatte ich jetzt vergessen. Obwohl.. Ich konnte ja genauso gut noch nach dem Abendessen zu ihm gehen.
 

Ich entschied mich dafür, ihn doch erst morgen zu fragen. Ich hatte nämlich nicht sehr viel Lust heute noch mein Zimmer zu verlassen. Ich war ohnehin schon viel zu müde und gähnte auch zugleich.

„Müde?“, hörte ich plötzlich jemanden sagen und ich wusste, dass dieser jemand Reita war. Ich nickte. „Etwas..“, sagte ich und sah zu ihm hoch, da ich ja noch immer auf dem Boden hockte. „Bist du schon fertig mit essen?“, wollte ich dann wissen. Reita hüpfte auf sein Bett und sah von dort aus zu mir herunter. „Nö, ich mach nur ne Verdauungspause.“, sagte er ernst. „Echt jetzt?“ Ich konnte ihm das nicht so recht glauben, da er doch bei Mc Donalds schon so viel in sich hineingestopft hatte. Mit einem Grinsen schüttelte er dann seinen Kopf. „Nö, war nur Spaß.“ Wusste ich es doch… „Dachtest du etwa nach dem ganzen Zeug heute passt noch was rein? Nene.. Aoi und ich warn draußen ne Runde rauchen.“

„Achso…“ Ich stand auf und kletterte ebenfalls auf mein Bett. Diese Etagenbetten hatten ja keine Leiter.

„Was ist mit den Fragebögen? Wegen den restlichen Fragen?“, fragte ich ihn dann. Ich durfte das schließlich nicht vergessen. Reita lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. „Alles kein Problem.“, fing er an. „Mariko hat ihren Zettel schon an Aoi weitergegeben und er gibt seinen, wenn der fertig ist, dann zu uns weiter.“ Er warf einen kurzen Blick auf die braune Wanduhr über dem Schrank. „Er wollte noch vor 19:30 hier sein.“

Ich sah ebenfalls kurz auf die Uhr. 19:05.. Die Zettel sollten erst in knapp einer Stunde abgegeben werden. Ich brauchte mir also keine Sorgen zu machen, es war genügend Zeit und auf Aoi, so wusste ich, verlass.
 

„Ähm.. Reita?“, fing ich nach ein paar Schweigeminuten an und erhielt auch sofort seine Aufmerksamkeit. „Ich hab vorhin die-“ weiter kam ich nicht, denn ich wurde unterbrochen. Nicht von Reita oder an sich einem Schüler, sondern von Nakamura-sensei. Was wollte der denn bitte hier? Seinem Blick nach wollte er schon mal nicht mit uns Karten spielen.. Er sah sauer und verärgert aus. Wechselte seinen Blick kurz zwischen Reita und mir, ehe er etwas sagte. „Suzuki, Matsumoto,.. mitkommen.“ Diese Worte waren schroff und eintönig. Ich wusste nicht, ob ich etwas sagen sollte, also sah ich zu Reita.

„Wieso?“, wollte dieser dann auch gleich wissen. Nakamura kam ein paar Schritte näher und ich glaubte sein Blick hatte sich verfinstert.

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr beide gestern gegen die Vorschriften im Haus herum spaziert seid und sogar vorhattet nach draußen abzuhauen.“ Reitas und mein Blick trafen sich kurz, ehe Reita auflachte. „Es ist Ihnen zu Ohren gekommen?“, fragte er. Den verarschenden Ton in seiner Stimme konnte ich klar heraushören. „So ist es. Ihr habt euch nicht korrekt verhalten.“

„Und Sie wollen uns jetzt dafür bestrafen hab ich recht?“, er grinste. Ich fand das alles jedoch nicht so lustig. Jetzt bekam ich zum ersten Mal seit der Mittelstufe eine Bestrafung. Von Anfang an wollte ich nicht mit Reita mitgehen.. Das hatte ich also davon.

„Kommt jetzt mit.“, sagte Nakamura erneut im strengen Ton. Ich wollte mich gerade erheben, doch Reita sprach schon weiter. „Wo solls denn hingehen?“, er schien sich wirklich zu amüsieren. Der Lehrer erwiderte jedoch nichts.

„Hey ich rede mit Ihnen.“, rief Reita ihm zu. Nakamura-sensei, der schon an der Tür stand, drehte sich zu uns um. „Kommt mit, oder ihr seid morgen schon auf dem Nachhauseweg.“ Bitte? War das sein Ernst?

„Sie ha-“ Ich unterbrach Reita indem ich ihm mein Kopfkissen entgegen warf. „Reita.. Lass uns lieber gehen..“, meinte ich etwas kleinlaut und sah ihn bittend an. Ich wollte nicht alles noch schlimmer machen, als es ohnehin schon war. Reita seufzte genervt und knurrte noch irgendwas, ehe wir beide dem Sensei folgten.

Ich hatte ein ganz mulmiges Gefühl…
 

Kapitel # 3 Ende

Third Day ~ Failed shopping

Kapitel # 4 Third Day ~ failed shopping
 

Da saßen wir nun… In einem kleinen Raum, vorgeführt wie bei der Polizei. Was sollte das? Was war denn bitte so schlimm daran, dass wir für ein paar Minuten durchs Haus gegangen waren? Ja klar, wir sollten alle in den Zimmern bleiben aber ich dachte das war eine Klassenfahrt und nicht sonst etwas.. Ich fühlte mich nicht gut. Ein paar Mal sah ich zu Reita, doch er sagte auch nichts mehr. Dann betraten die beiden Sensei den Raum. Nikita trat vor.

„Nach gründlicher Überlegung sind wir zu einem Entschluss gekommen….“, er sprach genauso ernst wie Nakamura zuvor. „Einer von euch wird nach Hause geschickt und einer darf hier bleiben.“ Was? Ich riss förmlich meine Augen auf. Wegen so einer Kleinigkeit machten sie so ein Theater? Jetzt fing Nakamura an.

„Wer von euch gehen wird, entscheiden aber nicht wir,.. sondern du, Matsumoto.“, er zeigte mit dem Finger auf mich. Ich glaubte, dass war ein schlechter Scherz. Warum sollte ich das denn entscheiden? Warum passierte überhaupt das alles?

„Ruki?“, fragte Nikita. Wieso nannte der mich 'Ruki'? Dieser Blick.. Er war furchtbar. Wie sollte ich mich entscheiden und warum sagte Reita die ganze Zeit über nichts mehr? Ich hörte das Ticken der Uhr. Es fühlte sich an, als tickte sie direkt in meinem Ohr. „Ruki?“, hörte ich erneut. Sie warteten auf eine Antwort. „Ruki?“ Verdammt was sollte das? Ich wollte und konnte nichts sagen. „Ruki..“ Hört auf meinen Namen zu sagen, ich werde nicht Antworten.

„Lasst mich in Ruhe.“, bat ich und schüttelte den Kopf. Nakamura und Nikita, sogar Reita grinsten mir hinterhältig ins Gesicht. Schnell sprang ich vom Stuhl auf. Ich wollte hier raus, ganz ganz schnell. Doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Ich rüttelte wie bekloppt daran als die drei immer näher kamen. Immer wieder riefen sie meinen Namen, immer lauter. In meinem Kopf drehte sich alles. Als ich mich umdrehte, weiteten sich schlagartig meine Augen. Reita, Nakamura- und Nikita-sensei sahen aus wie eine Art Zombie und sie kamen alle auf mich zu, griffen mit ihren ausgestreckten Händen nach mir und dann,….
 

„RUKI!!“ Ich riss meine Augen auf und saß kerzengerade im Bett. Es war dunkel und ruhig im Raum. Ich sah nach links und entdeckte Reita, der mich von seinem Bett aus ansah. Ich atmete erleichtert auf. „Nur ein Traum…“, murmelte ich leise.

„Und was für einer.“, hörte ich Reita sagen. Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen. Was für ein merkwürdiger Traum…

„Alles klar bei dir?“, fragte mich Reita und ich nickte. „Natürlich.“ Ich setzte mich wieder richtig hin um ihn besser sehen zu können. Wie spät war es eigentlich? Ich musste irgendwann eingeschlafen sein.

„Seit wann.. ähm, wie spät ist es?“, wollte ich dann wissen. Die Wanduhr war im dunklen ja nicht mehr zu erkennen. „Kurz nach 1.“, klärte mich Reita auf, nachdem er auf seinem Handy nachgesehen hatte. „Du bist einfach eingepennt kurz nachdem wir über diesen Fragebogen gelabert hatten.“ Der Fragebogen … Ich wollte gerade danach Fragen, als Reita von selbst erzählte. „Keine Sorge, die Bögen sind alle fertig abgegeben. Kai kam mit Aoi vorbei und er hat das für dich dann aufgeschrieben und auch abgegeben.“

„Wieso habt ihr mich nicht geweckt?“ Trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass Reita kurz lächelte. „Haben wir versucht, aber du hast gepennt wie ein Stein. Das ich dich jetzt wach bekommen habe, wundert mich übrigens immer noch.“

„Oh.. tut mir Leid..“ Das war mir jetzt wirklich ein bisschen peinlich gewesen, denn normalerweise schlief ich nicht einfach ein und ließ auch noch andere für mich arbeiten. Aber normalerweise latschte ich auch nicht Stunden durch die Kälte und hielt mich in einem stickigen Museum auf.

„Was hast du geträumt?“, fragte er mich nach kurzer Zeit und ich überlegte, gab nur ein „Hmm..“ von mir. Mein Traum war ziemlich realistisch gewesen. Zumindest zu Anfang. Ich schüttelte leicht meinen Kopf. „Ich erinnere mich schon gar nicht mehr so genau.“, log ich. Reita musste ja nicht gerade wissen, was für dämliches Zeugs ich träumte. Er nahm jedenfalls meine Antwort so an und legte sich wieder hin.

„Wir sollten schlafen.“, meinte er noch kurz, woraufhin ich nickend zustimmte und mich ebenfalls hinlegte. „Gute Nacht.“, sagte ich und Reita erwiderte es mit den selben Worten.
 

Eine kleine Weile blieb ich noch wach liegen denn Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich diese Fratzen aus meinem Traum vor mir.

Irgendwann schlief ich dann aber doch ein…
 

Am nächsten Tag passierte nichts besonderes. Ich hatte die Nacht über keine weiteren Alpträume und war somit einigermaßen gut ausgeschlafen. Der Psy-.. Ich meine Kano war schon nicht mehr im Zimmer als wir von unseren Freunden Aoi und Kai geweckt wurden. Ich glaube die beiden verstanden sich wirklich gut

Auch am Frühstückstisch saßen wir zu viert und irgendwie fand ich diese Fahrt immer besser. Ich war gerne mit den drein zusammen, auch wenn ich mich mit dem rebellischem Verhalten von Aoi und Reita noch nicht ganz anfreunden konnte.
 

Ich entschied mich übrigens dazu, Aoi nicht mehr zu fragen was es mit dem Satz ‚Du bist interessant’ auf sich hatte. Ich fand das gar nicht mehr so wichtig.

Für mich waren Aoi und Reita ja auch interessant, da ich mit solchen Menschen ebenfalls nie zuvor zu tun hatte. Die paar Tage, die wir noch zusammen in Sapporo hatten, wollte ich also genießen und heute war auch noch so ein toller Tag. Die Sonne schien, ich hatte gute Laune und wir hatten einen freien Tag. So nannten wir diesen jedenfalls, da wir keine gemeinsamen Unternehmungen vorhatten, und wir in Gruppen tun konnten, was wir wollten. Ich hatte zwar noch keine Pläne, aber ich wusste, dass würde sich schnell ändern.
 

„So Leute… Habt ihr schon Ideen für den heutigen Tag?“, fragte Aoi.

„Nope.“, machte Reita und auch Kai und ich schüttelten unwissend unsere Köpfe.

„Ich würde mir gerne Sapporo ansehen. Ich war hier noch nie und meine Schwester wollte gerne Fotos.“, meinte mein bester Freund dann doch.

„Das passt sich gut.“, fing Aoi an und sah in unsere kleine Runde „Dann werden wir als erstes die Innenstadt unsicher machen, gehen shoppen und danach noch irgendwo was essen? Alle einverstanden?“ Kai und ich nickten synchron. Reita hingegen sah nicht sehr begeistert aus.

„Wo wollt ihr denn hier shoppen gehen?“ Er hörte sich an, als hätte überhaupt keine Lust auf eine Shoppingtour.

„Na in den Läden.“, antwortete Aoi grinsend.

„Ach was,..“

„Ja mein Lieber dann frag nicht so stumpf. Hier gibt’s zwar kein Deal Design an dessen Schaufensterscheibe du dir die Nase plattdrücken kannst, aber es gibt nen großes Einkaufszentrum und da gehen wir hin. Du kannst dir Deal Design ohnehin nicht leisten, begreif es endlich.“ Er lachte, woraufhin Reita knurrte.

„Einestages schon.“

„Jaja, natürlich.“ Aoi winkte seine Worte ab und trank dann erst einmal seinen Tee leer. Deal Design… das war doch so ein verdammt teurer Schmuckladen wenn ich mich nicht irrte.

„Deal Design ist ziemlich teuer oder?“, fragte ich dann einfach mal und alle nickten.

„Und wie! Von diesen Stücken können wir Schüler nur träumen und unser lieber Reita tut dies schon mehrere Jahre.“

„Ich hatte mal einen Ring von Deal Design.“, bemerkte Kai so nebenbei und wurde sofort von den beiden aus der 2b angestarrt.

„Wieso.. Wieso hatte?“, wollte Reita wissen.

„Uhm.. Ich hatte den früher mal von meinem Onkel geschenkt bekommen. Irgendein Freund von ihm arbeitete dort. Aber ich hab ihn leider verloren.“

„WAS?!!“

Kai grinste. „Ja, ich hatte nicht aufgepasst und ihn im Urlaub irgendwo liegen gelassen. Hab ich aber erst gemerkt, als wir schon wieder zu Hause waren. Damals wusste ich ja noch nicht wie wertvoll er war.“, erklärte mein bester Freund zu ende.

Reita seufzte. Er konnte das nicht fassen. „Du Depp! Mit solchen Sachen geht man vorsichtig um und verschlampt die nicht einfach.“, schimpfte er, doch Kai lachte nur.
 

Knapp eine Stunde später standen wir vor dem großen Einkaufszentrum von dem Aoi sprach. Natürlich fuhren wir mit Bus und Bahn anstatt zu laufen. Der gestrige Fußmarsch reichte schließlich für die ganze Woche.

Da ich mich gewundert hatte, warum sich Aoi so gut in Sapporo auskannte, erklärte er mir, dass er schon ein paar mal mit seiner Familie den Urlaub dort verbracht hatte und deshalb so gut Bescheid wusste.

Anschließend ließ er mich noch wissen, dass er schon fast ganz Japan bereist hatte. Das fand ich wirklich bewundernswert, da ich bislang nur im Umkreis von Tokyo meinen Urlaub verbringen konnte..
 

Kai war schon wild am Fotos schießen, als er plötzlich meinte, wir sollten uns doch mal alle zusammenstellen. Er wollte ein Gruppenfoto. Schnell drückte er einem vorbeikommendem Passanten seine Cam in die Hand, wir quetschten uns zusammen und schon war das Erinnerungsstück mit einem Druck auf den Auslöser fertig.

Jetzt wollte ich aber Geld ausgeben. Ich hatte ja genug mitgenommen.

„Wo gehen wir denn als erstes hin?“, fragte ich kurz nachdem wir das Zentrum betreten hatten. Es war ziemlich voll gewesen, sodass man sich schon durch die Menschenmassen quetschen musste. Da ich auf meine Frage keine Antwort bekam drehte ich mich um. Ich dachte ja, die anderen würden direkt hinter mir gehen, doch scheinbar hatte ich mich geirrt. Ich blieb stehen und versuchte in den Massen irgendwo meine Freunde zu finden. Jedoch konnte ich keinen entdecken. So ein Mist. Da sah man einen Tag in einer kalten Stadt während einer blöden Klassenfahrt mal positiv und dann verlor man seine Freunde auf einer Shoppingtour, welche nicht einmal wirklich begonnen hatte.

Mein Pech blieb eben doch bestehen…
 

„Dann werde ich jetzt wohl suchen müssen..“, sagte ich zu mir selbst und beschloss erst einmal die Rolltreppen zu nutzen. Vielleicht konnte ich ja von dort aus jemand bekanntes ausfindig machen. Was ich sah, war allerdings nichts anderes als lauter fremder Köpfe von oben. Erster Versuch war also fehlgeschlagen. Mist, ich brauchte eine neue Idee… und mir fiel sogar etwas ein.

Falls Aoi, Reita und Kai sich noch nicht verloren hatten, war ihnen mein Verschwinden vielleicht aufgefallen und sie suchten ebenfalls. Ich könnte mich in einem Klamottenladen aufhalten oder noch besser einem Hut oder Brillengeschäft. Kai kannte ja meine Vorliebe für ausgefallene Sonnenbrillen und Hüte. Vielleicht würde er dort nach mir suchen,…
 

Nach etwa 30 Minuten Herumirren ließ ich mich auf eine weiße Bank fallen. Dieses Einkaufszentrum war eindeutig zu groß und es gab viel zu viele Fashionläden. Neben mir stand eine Frau die gerade mit ihrem Handy telefonierte. Hätte ich doch auch nur ein Handy… dann hätte ich einen der anderen anrufen können. Aber nein, Ruki besaß so etwas ja nicht. Ruki wollte ja lieber den MP3-Player… Ruki war ein Idiot.

Hätte ich mich damals für das Handy entschieden, würde ich mich jetzt nicht so hilflos fühlen…
 

Immer wieder sah ich mich nach rechts und links um, in der Hoffnung doch noch jemanden zu entdecken aber vergebens. Weit und breit niemand zu sehen…

Ich stand also wieder auf um mich weiter auf die Suche zu machen, als mich plötzlich irgendwer anrempelte und ich beinahe hingefallen wäre.

„Kannst du nicht aufpassen?“, machte er mich blöd an. Er sah gar nicht freundlich aus. Ihr müsst euch so einen typischen Schlägertypen vorstellen. Er stand vor mir und ich sah ihn an. „Was glotzt du?“, wollte er wissen „Andere anrempeln und dann dumm glotzen.“, sagte er weiter. Ich schluckte.

„Du hast mich doch angerempelt..“, meinte ich etwas leiser. Ich wollte mich nicht mit ihm anlegen, aber seine Behauptungen auch nicht einfach so auf mich nehmen, da diese ja nun wirklich nicht der Wahrheit entsprachen. Dem unbekannten schien das aber nicht so zu gefallen. Ohne Vorwarnung stieß er mich gegen die Wand hinter mir.

„Will der Zwerg sich etwa mit mir anlegen?“, er grinste mir überheblich ins Gesicht. Ich wäre ja liebend gerne feige weg gerannt, aber dafür musste ich an ihm vorbei, was nicht ganz leicht war. Die ganzen Leute hier sahen auch alle irgendwie weg. Jedenfalls machte keiner auch nur die geringsten Anstalten, mir aus meiner misslichen Situation zu helfen. Welch ignorante Menschen…
 

Als der Fremde von einem kleinen, knurrendem Hund abgelenkt war, wollte ich die Chance ergreifen und unbemerkt entkommen. Klappte aber nicht, da der Typ das bemerkte und mich am Arm zurückhielt.

„Wer will denn da abhauen?“, fragte er mich hässlich.

„Ich!“, meinte ich nur und sofort war mir klar, dass ich die falsche Antwort gewählt hatte.

„Auch noch frech werden hä?“ Er musterte mich gründlich. „Du hast doch bestimmt ein bisschen Kohle dabei.“, fing er wieder an und hielt mich weiter am Arm fest. Ich schnaubte. Sah ich so aus, als würde ich diesem Idioten Geld geben? Der hatte sie doch nicht mehr alle, also echt.

„Was ist nun? Rück die Kohle raus!“, befahl er mir, als ich nichts sagte, im harschem Ton.

„Ich hab kein Geld für dich.“, zischte ich nun und sofort wandelte sich seine widerlich grinsende Visage in eine ernste, säuerliche Miene und er hielt mich fester. Ich hätte schreien können, aber ich dachte es würde eh keiner reagieren. So schonte ich also meine Stimmenbänder, indem ich einfach gar nichts sagte.

Doch als dieser Typ nach meiner Umhängetasche greifen wollte, stieß ich ihn mit all meiner Kraft von mir, sodass er unsanft gegen einen Unschuldigen Passanten krachte und ihn mit zu Boden warf.

Anstatt jetzt wie geplant weg zu rennen, blieb ich wie angewurzelt stehen und beobachtete das Geschehen.
 

Der Schlägertyp rappelte sich als erstes auf und sah mich ziemlich finster an. Ich glaube er hätte mich vor Zorn geschlagen, wenn nicht ein Wachmann aufgetaucht wäre, und er schnell davon lief.

Als ich mich umsah bemerkte ich auf einmal die Blicke der Passanten, die rings um uns herum standen und die Szene ebenfalls beobachteten.

„Ist alles okay hier?“, fragte der Wachmann und sah erst mich und dann die andere Person an, die sich soeben vom Boden erhob und sich die Kleidung abklopfte.

Bei dieser Person handelte es sich um einen Jungen, wahrscheinlich meiner Altersklasse. Er war wie nicht anders zu erwarten größer als ich, hatte blond bis hellbraune Haare und ein relativ hübsches Gesicht.

Hätte ich nur sein Gesicht gesehen, hätte ich wohl als erstes an ein Mädchen gedacht.. er war ja auch geschminkt.. Dies stand ihm aber sehr gut und ich muss sagen, ich fand ihn wirklich hübsch.

„Alles okay.“, meinte er zum Wachmann und als dieser wieder verschwand, kam er auf mich zu.

Die Schaulustigen setzten ebenfalls ihre Wege fort, sodass es wie gehabt hektisch zuging.

Ich sah die fremde Schönheit an und entschuldigte mich schnell, ehe er etwas sagen konnte. „Tut mir Leid.. Ich wollte nicht, dass der Typ gegen dich knallt... Sorry.“

„Schon okay. Du brauchst dich nicht entschuldigen.“, meinte er und ich sah auf. Er war wirklich groß.. Mit Sicherheit größer als Reita, Kai oder Aoi.

„Was wollte der eben von dir? Kanntest du den?“, wollte er dann wissen. Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein, keine Ahnung wer das war…“

Mein Gegenüber nickte. „Achso… Du musst aufpassen. Das war nicht der einzige Idiot der hier frei herumläuft.“ Kurz musterte er mich. „Bist du das erste Mal hier? Ich habe dich nämlich noch nie zuvor gesehen..“

Jetzt war ich es, der nickte. „Ja.. Ich bin hier nur während einer Klassenfahrt.. und eigentlich suche ich meine Freunde mit denen ich hier hergekommen bin..“

„Verstehe..“, murmelte er. „Soll ich dir suchen helfen?“

Ich blinzelte kurz. Da bot mir doch glatt ein Fremder seine Hilfe an. Das fand ich wirklich ausgesprochen freundlich.

„Würdest du das tun?“, fragte ich trotzdem noch einmal nach und erhielt ein paar lächelnde Worte. „Natürlich. Sonst würde ich nicht fragen. Ich bin übrigens Takashima Kouyou, freut mich, dich kennen zu lernen.“

„Ich bin Takanori.. Matsumoto Takanori. Freut mich ebenfalls.“
 

Nachdem wir uns also miteinander bekannt gemacht hatten, gingen wir los. Kouyou wusste zwar nicht wie meine Freunde aussahen, aber es war wirklich schön nicht allein durch das Zentrum wandern zu müssen. Vor allem weil ich nicht schon wieder von irgendeinem dahergelaufenem Idioten blöd angemacht werden wollte.

„Und du meinst wir finden die anderen?“, fragte ich nach kurzer Zeit. Kouyou zuckte mit den Schultern..

„Keine Ahnung. Wir werden ja sehen. Ansonsten warten wir den Zeitpunkt ab, an dem ihr euch wieder treffen wolltet“ Ich blieb stehen. Hatten wir überhaupt eine Zeit ausgemacht? Ich glaube nicht..

„Ihr habt keine Zeit ausgemacht, hab ich recht?“, fragte er mich und lächelte dabei. Ich nickte. Wir waren doch echt blöd. Gerade an solchen Tagen, an denen die Straßen und Läden überfüllt waren sollte man einen Punkt ausmachen, an dem man sich treffen konnte, sollte man sich tatsächlich verlieren.

„Du kannst natürlich auch alleine zurück zur Herberge gehen und dort dann warten.“ Dieser Vorschlag Kouyous klang ja eigentlich nicht schlecht, aber vielleicht suchten die anderen ja nach mir und kamen nicht auf diese Idee. Nein, da blieb ich besser hier. Am besten am Haupteingang. Früher oder später mussten sie schließlich dort ankommen.

„Komm, lass uns weiter suchen.“, sagte er dann, da ich selbst nichts geantwortet hatte. Wieder nickte ich und wir machten uns anschließend von neuem auf die Suche.
 

Es vergingen viele Minuten in denen wir erfolglos suchten. Zwischenzeitlich kauften wir uns sogar noch etwas zu Essen und zu Trinken, und saßen jetzt auf einer Bank in irgendeinem Teil der Passage.

Ich seufzte. Mir kam es irgendwie so vor, als würde ich heute noch Stunden so suchen können. Ich war mir sicher, niemanden von ihnen zu entdecken. Es war so, als würden sie sich vor mir verstecken oder vielleicht waren sie immer an dem Ort an dem ich schon war und wir liefen so gesehen immer voreinander weg? Warum passierte mir eigentlich immer so etwas?
 

Gerade als ich Kouyou fragen wollte, ob wir weiter suchen wollten, hörte ich sein Handy klingeln. Dieser Klingelton kam mir bekannt vor. Ich wusste nicht wo ich diesen Ton schon einmal gehört hatte aber mir war klar, dass es nicht aus einer der nervigen Klingeltonwerbungen war.

Während er also telefonierte, machte ich mich nützlich und entsorgte unsere leeren Trinkpackungen, indem ich sie in einem nahe liegenden Mülleimer schmiss. Als ich zurück kam war das Gespräch schon beendet. Ich wollte also erneut fragen, kam aber nicht dazu.

„Tut mir Leid, aber ich muss jetzt weg.“, erklärte mir Kouyou. Ich fand das ein wenig schade, dennoch konnte ich es nicht ändern und so musste ich es wohl oder übel akzeptieren und nickte.

„Okay. Danke das du mir beim Suchen geholfen hast.“

„Kein Problem. Ich hoffe du findest deine Leute noch.“

„Mal sehen..“

Ich hatte jetzt schon keine Lust darauf, ein weiteres Mal alleine durch das Zentrum zu geistern und die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Oder in dem Fall, drei Nadeln…

„Also dann, machs gut ne!“ Kouyou verabschiedete sich mit diesen Worten und nachdem ich ihm ebenfalls tschüss sagte, ging er los. Und ich, ich stand noch ein Weilchen auf meinen Fleck und überlegte. Die einzige Idee die mir in den Sinn kam war die, alleine zurück zur Herberge zu fahren und von dort aus Reita oder Aoi auf dem Handy anzurufen da ich mir sicher war, dass die anderen der 2b ihre Handynummern kannten.
 

Ich wollte also gerade losgehen, als ich hinter mir jemanden meinen Namen rufen hörte.

Ich drehte mich in jene Richtung und sah doch tatsächlich Kai, Reita und Aoi auf mich zukommen. Kai natürlich wieder am Grinsen.

Ich hatte wirklich nicht mehr daran gedacht, einen von ihnen noch in den nächsten Minuten zu treffen, umso glücklicher war ich, als ich sie dann doch auf mich zukommen sah.

„Wo warst du denn so plötzlich?“, fragte mich Aoi.

„Wir haben uns sorgen gemacht.“, meinte gleich darauf Kai. Nur Reita sagte nichts. Er stand einfach da, die Hände in den Hosentaschen, und sah mich an… oder an mir vorbei, ich wusste es nicht so genau.

„Ihr wart doch auf einmal weg.. nicht ich.“, meinte ich erst einmal wahrheitsgemäß.

„Blödsinn, du warst auf einmal weg.“, Aoi lachte. „Aber wir haben dich ja wiedergefunden.“

„Ja, und das hat ewig gedauert.“ Wir sahen alle zu Reita, als er dies sagte und schließlich seinen Satz noch erweiterte. „Mit den beiden eine Suchaktion zu starten ist reinster Horror.“

„Wenn du auch von uns verlangst in kürzester Zeit von einem Ort zum nächsten zu rasen,…“, fing Aoi an.

„Da mussten wir wirklich mal unsere Meinung los werden.“, beendete mein bester Freund und Reita schnaubte nur. „Eure Meinung? Du meinst wohl Behauptung.“

„Nenn es wie du willst, wir wissen ja, dass wir Recht haben ne Kai?“ Gefragter nickte mit einem überaus breiten Grinsen.

Irgendwie kam ich mir ziemlich fehl am Platze vor. Die 3 redeten über irgendwelches Zeug von dem ich nichts verstand und es machte auch keiner den Anschein, als wollte er mich aufklären. Ich wurde schlichtweg ignoriert.

„Ein Herz und eine Seele..“, brummte Reita und drehte sich auf der Stelle um, bewusst in Richtung Ausgang zu gehen.

„Hey, jetzt sei nicht beleidigt Rei.“, rief ihm Aoi hinterher, sodass er sich wieder zu uns umdrehte.

„Ich bin nie beleidigt.“, meinte er und ließ Aoi eine neue Frage stellen. „Warum gehst du dann?“

„Schon auf die Uhr geschaut?“

Gleichzeitig sahen die beiden schwarzhaarigen auf ihre Armbanduhren. Ich hätte es ihnen sicher gleich getan, aber ich trug keine Uhr bei mir. Sollte ich vielleicht mal ändern…

„Wie spät ist es denn?“, wollte ich wissen und Kai antwortete. „Schon halb sechs… „

„Halb sechs?!“ Ich dachte ich hörte nicht richtig. Wie lange rannte ich denn bitte in diesem Zentrum herum? Zwei, drei Stunden? Ich war wirklich geschockt. Mir kam die Zeit nämlich gar nicht so lange vor. Naja, vielleicht lag das auch nur daran, dass ich ja mit Kouyou zusammen war. Ich mochte ihn auf Anhieb, er war wirklich freundlich.
 

„Ruki, kommst du jetzt endlich?“, hörte ich Kai sagen und bemerkte erst jetzt, dass die anderen beiden schon ein gutes Stück voraus waren.

„Äh.. ja, natürlich.“, meinte ich schnell und setzte meine Beine in Bewegung. Kais fragenden Blick wich ich dabei gekonnt aus.

Aoi und Reita warteten auf uns am Haupteingang und gemeinsam machten wir uns auf den Rückweg. Zwischenzeitlich hielten wir aber noch an einem Imbiss, um uns etwas Essbares zu kaufen. Ich brauchte aber nichts, da ich ja vor nicht all zu langer Zeit schon mit Kouyou gegessen hatte und somit noch satt war.
 

Nach ein bisschen U-Bahn fahren und laufen, waren wir schon wieder in der Jugendherberge angekommen und saßen jetzt in dem Zimmer von Aoi und Kai. Reita hockte oben auf Aois Bett, Aoi neben ihm, Kai und ich standen da so halb vor und die anderen beiden, die auch noch in diesem Zimmer waren, saßen am Tisch und spielten UNO.

Ich fand es ein bisschen zu voll hier. Aber wäre ich alleine in meinem Zimmer, wäre mir nur wieder langweilig. Außerdem wusste ich nicht, ob Kano da war… Er war mir noch immer unheimlich.
 

„Was machen wir jetzt?“, fragte Kai in unsere kleine Runde und sah uns nacheinander an. Er erhielt aber von keinem von uns eine Antwort, da wir keine Ideen hatten. Wenn man nicht mehr draußen unterwegs sein durfte, war es irgendwie langweilig…

„Wollt ihr mitspielen?“, kam es dann von Wasato Yuya und Akazawa Shinji.

Wir sahen uns gegenseitig fragend an, bis Aoi einfach für uns antwortete. „Klar, wieso nicht? Spieln wir ne Runde mit Wasato und Shin-kun.“ Er sprang vom Bett und kurz darauf hockten wir auf dem Boden in der Mitte des Raumes. Der kleine Tisch bot nämlich nicht so viel Platz, dass wir alle dort sitzen konnten.
 

Nach sechs Runden verlieren hatte ich keine Lust mehr und stand auf. Mir taten die Beine eh schon von dem harten Boden weh. Ich kletterte also auf Aois Bett, um mir die nächsten Runden von oben aus anzusehen. Gewonnen hatte bis zu diesem Zeitpunkt am meisten Kai, gefolgt von Yuya und Reita. Mir war langweilig. Es machte keinen Spaß den anderen beim UNO spielen zuzusehen. Da konnte ich genauso gut auch rüber in mein Zimmer gehen und Musik hören. Kano hin oder her…

Ich hüpfte also vom Bett und verließ das Zimmer. Auf dem Flur stieg mir schon der Geruch des heutigen Abendessens in die Nase. Es roch nach Reis und irgendwas aus der Pfanne.. Gemüse, wenn ich mich nicht irrte.

Als ich im Zimmer ankam merkte ich, dass Kano gar nicht anwesend war. Irgendwie brachte mich diese Erkenntnis zum Grübeln. Bis jetzt war er nie hier gewesen. Außer halt am Anfahrtstag. Aber danach bekam ich nichts mehr von ihm mit. Ich könnte Reita fragen, er kannte ihn ja wahrscheinlich besser aber… So ganz interessierte es mich dann doch nicht. Ich glaube es war sogar besser nicht zu wissen wo oder was der die ganzen Tage und Nächte trieb.
 

Ich saß also mal wieder im Bett. Dieses mal bevorzugte ich aber das leere Bett. Ich hatte keine Lust wieder nach oben zu klettern. Es war relativ ruhig hier. Nur ganz leise konnte ich Stimmen von anderen Schülern wahrnehmen.

Ich wollte gerade meinen MP3-Player anschalten, als ich plötzlich jemanden im Türrahmen stehen sah. Es war Kai und er grinste mir fröhlich entgegen.

„Kai, was machst du denn hier?“, fragte ich sogleich.

„Fragen was DU hier machst. Wir dachten du kommst gleich wieder, aber da du dies nicht tatest, wollte ich mal schauen was mit dir ist.“

„Achso?“, ich hob die Augenbrauen an, wunderte mich ein bisschen darüber aber antwortete dann doch. „Hmm nee mir war nur langweilig und wollte eigentlich Musik hören.“ Als kleinen Beweis dafür, zeigte ich ihm mein MP3-Player, den ich in der Hand hielt.

Kai nickte. „Achso. Wir wollen auch gleich runter was essen ne.“, sagte er dann worauf dieses Mal ich nickte. „Aber bevor wir gehen, will ich dich noch was fragen.“, sagte er und setzte sich auf einen der Stühle.

Ich fragte mich ernsthaft worum es wohl ging. Wahrscheinlich irgendetwas belangloses…

„Eigentlich wollte ich nur wissen, ob das mit den Zimmern okay für dich ist… So wie es jetzt ist..“ Was meinte er damit? Ich hatte ihm doch schon gesagt, dass alles okay war.

„Ähm ja?.. Mit Reita versteh ich mich ja nun wieder besser und Kano ist eh nie da,.. also ich bin zufrieden.“, sagte ich ruhig und spielte ein wenig an meinen Haaren herum.

„Ach.. du weißt das noch gar nicht?“

„Was weiß ich nicht?“ Ich war nun wirklich neugierig und irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl…

„Also.. Wegen Kano.. Er hat gestern Abend seine Koffer gepackt und ist wieder nach Hause gefahren.“ Was? Kano war nicht mehr hier? Wieso hatte ich davon denn gar nichts mitbekommen? Ich war doch die ganze Zeit über hier..

Eigentlich sollte ich jetzt glücklich sein, dass Kano weg ist, aber ich war es nicht. Ganz und gar nicht.

„Heißt das, ich teil mir jetzt nur noch mit Reita das Zimmer? Oder kommt hier wieder jemand zu?“ Ich wusste nicht wieso, aber ich wollte einfach nicht nur mit Reita in diesem Zimmer wohnen. Bitte Kai, sag das du zu uns herüber kommst…

„Ja, das heißt es.“ er machte eine kurze Pause. „Reita und ich hatten Nikita-sensei gefragt, aber er meinte, da morgen schon der 4. Tag der Klassenfahrt ist, es sich nicht mehr lohnen würde…“ Diese Neuigkeit entlockte mir ein Seufzen. Was sollte denn das schon wieder? Warum verdammt, musste ich immer alles blöde abbekommen? So ein schlechter Mensch war ich doch gar nicht.
 

„Und?“, kam es dann von Kai. Er wollte wissen, wie ich über die neue Situation dachte.

„Ich kanns ja nicht ändern ne.. Und eigentlich.. Ich mochte Kano eh nicht, also was solls..“ So war das. Ändern konnte ich nichts, so musste ich es akzeptieren. Dann war ich eben für die letzten 4 Tage Reitas Zimmerpartner.. Oh man.. Aber das hatte auch was gutes. Wir konnten uns mehr ausbreiten und mussten nicht auf das Wohl eines Dritten achten. Dennoch.. Egal wie viele positive Gedanken ich mir machte, unwohl war mir aus unbekannten Gründen, trotzdem.
 

„Hmm.. Kai?“, fragte ich und er sah aufmerksam zu mir. „Wieso hat mir das niemand vorher erzählt?“ Ich dachte wenn Kai mir das mit Kano nicht erzählt hätte, würde ich Monate später noch nichts davon wissen.

„Ich dachte du wüsstest das..“, er zuckte einmal kurz seine Schultern, ehe er aufstand. „Kommst du nun mit?“

„Wohin?“ Kaum hatte ich diese Frage gestellt sprang Aoi ins Zimmer und antwortete. „Essen.“ Ich sah ihn etwas verdutzt an und fragte mich wie lange er schon in der Nähe war. Aoi bemerkte meinen fragenden Blick, deutete auf mich und lachte. „Nun guck nicht so doof, sondern steh auf. Es gibt lecker Reispfanne.“ Er grinste noch kurz und verschwand darauf wieder. Etwas verwirrt, zeigte ich auf die Stelle, an der bis vor kurzem noch der ältere stand. „War das jetzt echt?“

Kai lachte und nickte. Dann stand er ebenfalls auf und wenige Minuten später befanden wir uns im Essraum und wie beim Frühstück saßen wir zu viert an einem Tisch.
 

Da die meisten von uns Schülern an diesem Abend ziemlich lange am Esstisch saßen, verging die Zeit dementsprechend schnell. Zudem teilten uns die Lehrer mit, was am morgigen Tag anstand und sie fragten uns aus, wie es uns denn bis jetzt gefiel. Das alles nahm jedenfalls so viel Zeit in Anspruch, dass wir nach dem Essen nicht mehr die Möglichkeit hatten uns noch in den anderen Räumen aufzuhalten und mussten somit die Zeit bis zum nächsten Tag in den entsprechenden Zimmern verbringen.
 

Ich saß also wie schon so oft auf dem harten Stuhl am kleinen Tisch und Reita hockte auf seinem Bett. Irgendwie erinnerte mich dies an den Ersten Tag hier. Als Reita und ich verbotener Weise durch das Haus geschlichen sind und dann das in diesem Abstellraum. Da fiel mir gleich wieder der Brief ein, den Reita als Entschuldigung geschrieben hatte und mein merkwürdiger Traum.

„Sag mal…“, fing ich einfach mal ein Gespräch an. „Wieso ist Kano Haru eigentlich zurückgefahren? War er auch Krank? Wie Ryuiji?“ Reita setzte sich so, dass er mich ansehen konnte. Zuckte aber unwissend seine Schultern. „Was weiß ich warum der abgezischt ist.. Hats hier wohl nicht mehr ausgehalten.“, er lachte etwas bitter. „Was interessiert dich das?“

„Interessiert mich doch gar nicht..“, sagte ich, doch Reita glaubte mir nicht.

„Sonst hättest du nicht nachgefragt.“ Ich verdrehte die Augen. Ich stellte ihm diese Frage doch nur aus Langeweile. Einfach nur, damit es nicht so ruhig war und dies sagte ich ihm auch.
 

Irgendwie verging die nachfolgende Zeit dann doch relativ schnell. Ich erinnerte mich, dass ich mir auch Mangas mitnahm – für den Fall der Fälle - und entschied mich dazu einen dieser zu lesen.

Reita hatte natürlich keine Lust brav im Zimmer zu hocken, so teilte er mir mit, dass er zu Aoi herüber ging und eventuell noch eine mit ihm rauchen würde, weshalb es etwas länger dauern könnte bis er zurück käme. War ja auch klar, rauchen war verboten, und damit es keiner mitbekam, mussten sie sich nach draußen schleichen und dort rauchen.

An mir lag es dann, eine Ausrede zu erfinden, sollte einer der Lehrer zufällig vorbeikommen und nachfragen….
 

Toll.. Ich war also nun vollkommen alleine in diesem Raum. So sollte es bei einer Klassenfahrt doch eigentlich nicht sein. Und auch wenn ich den inneren Drang dazu hatte, ebenfalls heimlich das Zimmer zu verlassen, entschied ich mich aus 2 Gründen dagegen. Grund eins, wir sollten uns ausschließlich in den Zimmern, und nirgendwo anders aufhalten. Grund zwei, wenn ich weggehen würde, währe niemand mehr da um Reita zu decken. Und das er in irgendeiner Weise ärger bekam, wollte ich schließlich nicht.
 

Ich blätterte von einer Seite meines Manga zur nächsten. Ich las ihn nicht wirklich, eigentlich sah ich mir nur die Bilder an, als plötzlich ein Handyklingelton die Totenstille durchbrach. Es handelte sich bei diesem Handy natürlich um Reitas. Er hatte es scheinbar vergessen.

Ich kroch herüber auf das andere Bett und suchte dieses Handy. Es könnte ja etwas wichtiges sein…

Während ich das Bett absuchte, was ziemlich vollgemüllt war, fiel mir auf, dass der Klingelton der selbe war, den ich schon bei Kouyou hörte. Jetzt wusste ich auch wieder, warum mir der Ton, als ich ihn bei Kouyou gehört hatte, so bekannt vorkam.
 

Als ich nach gründlichem Suchen endlich das kleine silberne Teil fand, sah ich auf das Display auf welchem »Uruha« stand. Wohl einer seiner Freunde, dachte ich mir und überlegte, ob ich nun abnehmen sollte oder nicht.

Da aber der, die, das Uruha nicht aufhörte zu klingeln und mir dieser Klingelton auf die Dauer auf den Geist ging, betätigte ich den grünen Hörer.

„Ähm.. Hallo?“, meldete ich mich und erhielt kurzes Schweigen. Er schien verwundert über meine Stimme zu sein, sagte dann aber doch etwas. „Eeh.. sorry.. Ich glaube ich habe mich verwählt oder so.“

„Uhm nein,.. Also Reita ist grad nicht da.. Er hat nur sein Handy hier vergessen.“, erklärte ich. Ein kurzes Lachen auf der anderen Seite. „Achso. Ich wusste nicht dass Rei jetzt nen Sekretär hat. Ich melde mich nachher noch mal.. bis dann!“

„Bye..“

Ich wollte gerade sein Handy zurücklegen, als ich Reitas Stimme hörte.

„Was machst du da?“, wollte er wissen und ich zuckte kurz zusammen.

„Ähm.. Dein Handy hat geklingelt.. Uruha oder so.“ Ich hielt ihm sein Handy hin.

„Was wollte er?“

„Keine Ahnung… Er sagte, er wollte sich später noch mal melden.“ Ich erhielt ein Nicken, gefolgt von einem Schulterzucken und einem gleichgültig klingendem ‚Aha’.

„Uhm.. Du warst aber schnell wieder da…“, meinte ich dann ganz beiläufig. Reita war nicht rauchen, das hätte ich gerochen… Er sagte aber nichts.

„Du solltest mal dein Bett aufräumen … Da kann doch keiner mehr drauf schlafen…“

„Nö, brauch nicht aufräumen.“, hörte ich ihn und sah, wie er einfach auf mein Bett sprang und grinste. „Ich kann doch genauso gut hier pennen.“

„Träum weiter.“ Als wenn ich ihm mein Bett überlassen würde, nur weil er zu faul zum Aufräumen war. Reita legte sich dennoch einfach hin.

„Ruki… Du mit deinen kurzen Beinchen brauchst nicht so viel Platz und wenn du nicht willst; es gibt noch 2 untere Betten ne.“ Während er das sagte, musste er ab und zu etwas lachen. Ich wusste ja, er machte nur Spaß, trotzdem ließ ich mir das nicht gefallen. Denn Witze wegen meiner Größe konnte ich nicht leiden.

„Wenn du noch länger MEIN Bett besetzt, bist du gleich der mit den kurzen Beinen.“ Schon lachte Reita erneut und damit er damit aufhörte sich über mich lustig zu machen, griff ich spontan nach einem Kissen, welches gleich darauf mitten in Reitas Gesicht landete.

„Haha! Volltreffer!“, jubelte ich, bekam aber gleich darauf ebenfalls das selbe Kissen mitten im Gesicht zu spüren. Was für eine hinterhältige Frechheit mich während meines Triumphes zu attackieren. Ich schmiss also wieder zurück und ehe wir darüber nachdachten, befanden wir uns in einer lautstarken Kissenschlacht.
 

Nachdem ich die ganze Zeit auf Reitas Bett war, schnappte ich mir noch ein weiteres Kissen, hüpfte herüber auf mein eigenes Bett, welches Reita die Schlacht über verteidigte und bewarf ihn aus nächster Nähe mit den beiden Kissen. Er blockte sie aber gekonnt ab und schon war ich es, der von sämtlichen Kissen bombardiert wurde.

Dabei verlor ich, da ich ja auf dem Bett stand, irgendwie mein Gleichgewicht und fiel hin. Zu meinem Leiden landete ich aber halb auf Reita und hätte ich mich nicht rechtzeitig abgestützt, hätten unsere Köpfe unsanfte Bekanntschaft miteinander gemacht.

Einen Moment war alles ruhig…
 

Ich schluckte als ich Reitas Gesicht so verdammt nahe war und schlagartig wurde mir bewusst, in welcher Position ich mich befand und wenn das nicht schon alles schlimm genug wäre, durfte ich in den nächsten Minuten auch noch feststellen, dass es sich so schnell nicht ändern sollte…
 

„Go..go gomen..“, stotterte ich und wollte mich so schnell es ging von ihm lösen, doch meine Halskette hatte sich irgendwie mit der von Reita verknotet, sodass ich wortwörtlich an ihm hing. „Ah.. äh.. Rei- Reita ich,..“, stammelte ich vor mir hin und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte man anhand meiner ansteigenden Körpertemperatur behaupten können, ich hätte hohes Fieber. Zudem war ich mir sicher, dass mein Gesicht einen deutlichen Rotton angenommen hatte.

Ich stützte mich mit beiden Ellenbogen auf der Matratze ab und mied es Reita anzusehen. Hoffte nur, dass er es schnell schaffte, unsere Ketten voneinander zu trennen. Allerdings erwies es sich schwerer als vermutet und dies ließ mich Reita durch leises Gegrummel erkennen.

Ich konnte es auch nicht selber ausprobieren und vom Hals reißen wollte ich mir den Schmuck auch nicht. Dafür war mir die Kette nämlich zu wichtig. So hieß es also abwarten.

Immerhin waren wir alleine und es bekam keiner mit. Doch kaum dachte ich daran, änderte sich diese Tatsache ebenfalls…
 

„Reita?.. Ruki?..“ Es war Aoi. Man, was tauchte er auch gerade jetzt auf? Sollten wir nicht in den Zimmern bleiben? So etwas dummes..

Anfangs hoffte ich ja noch, er würde uns vielleicht nicht entdecken, wenn er nur flüchtig in den Raum sah, aber als Aoi dann unser Zimmer ganz betrat, fiel sein Blick natürlich sofort auf uns.

„Ah! Äh… sorry wenn ich euch bei irgendwas störe.. eigentlich wollte ich nur,.. Ach, ich komm später einfach noch mal vorbei.“

Ich sah ihn zwar nicht an, weil mir ohnehin alles schon wahnsinnig peinlich war, aber trotzdem konnte ich mir Aois Gesichtsausdruck ohne Probleme vorstellen. Mittlerweile kannte ich ihn ja.

Als er doch tatsächlich vorhatte zu gehen, hielt Reita ihn in seinem Tun auf, indem er seinen Namen rief. Der Schwarzhaarige blieb stehen und Reita sprach weiter. „Helf uns mal.. Unsere Ketten haben sich verknotet.“, erklärte er. Nun sah ich doch zu Aoi. Dieser stutzte im ersten Moment kurz, blinzelte, grinste und kam schließlich näher.

„Ihr müsst euch ja sehr nah gekommen sein, wenn sich eure Ketten so ineinander verhaken können..“, grinste er weiter. Ich sagte dazu gar nichts, und Reita knurrte nur „Halt die Klappe!“ und meinte noch, Aoi sollte sich mal beeilen.
 

Nach etlichen Minuten, so kam es mir jedenfalls vor, schaffte Aoi es, Reitas und meine Ketten ohne irgendwelche Schäden zu entknoten und ich war ausgesprochen Froh und Erleichtert darüber. Wirklich. Aber jetzt wollte ich erst einmal ganz ganz schnell weg. Ich kletterte rasch vom Bett hinunter und gleich weiter raus aus dem Zimmer einfach weiter ins Bad.

Ich lehnte mich innen gegen die geschlossene Tür. Irgendwie pochte mein Herz so stark und mein Kopf glühte. Ich hatte aber keine Ahnung wieso. Ich versuchte mich einfach nur schnell zu beruhigen. Ich wusste einfach nicht, was auf einmal mit mir los war. Die ganze Situation war einfach total peinlich und.. ich konnte das nicht in Worte fassen.
 

Ich wusch mir mein Gesicht, atmete am Fenster frische, kalte Luft ein und anschließend ging ich, nach geschätzten 15 Minuten, wieder zurück. Das Zimmer war jedoch schon dunkel und Reita befand sich in seinem Bett. Aoi konnte ich nicht entdecken. Er war wahrscheinlich schon wieder weg.

Na dann werde ich halt auch schlafen gehen, dachte ich mir, holte also meinen Kram, ging zurück ins Bad und machte mich fertig. Kurz darauf lag ich schon im Bett.

Ich war extra leise , weil ich dachte Reita schlief bereits. Aber als ich oben auf meinem Bett saß, sah ich, dass er auf seinem Handy herumtippte.

„Oh.. Du bist ja doch noch wach.“, flüsterte ich fast und schlüpfte unter meine Decke. „Gute Nacht.“, sagte ich dann.

„Nacht Ruki.“, gab mir Reita als Antwort darauf und schon herrschte von neuem Stille in dem kleinen Zimmer.

Wenige Minuten später ergriff ich doch wieder das Wort.

„Du.. Reita?“

„..Hm?“

„Ich.. Tut mir Leid.“

Reita hörte auf zu tippen. „Was tut dir Leid?“, fragte er mich und ich seufzte leise.

„Das.. Die Kissenschlacht… Wenn ich nicht angefangen hätte dich zu bewerfen, wäre das mit den Ketten nie passiert..“

Ich hörte, wie er sich in seinem Bett bewegte. Als ich zu seinem Bett sah, konnte ich erkennen, dass er sich aufgesetzt hatte. Ob er ebenfalls zu mir sah, konnte ich in der Dunkelheit dann aber noch nicht erkennen.

„Dafür brauchst du dich doch nicht entschuldigen. Erstens hab ich mitgemacht und zweitens kann niemand von uns etwas dafür.“, er lachte kurz auf. „Unsere Ketten mögen sich eben.. Aber die Schlacht war doch ganz lustig gewesen.“ Das stimmte allerdings. Bei der Kissenschlacht hab ich so sehr gelacht, dass es mir meine Kraft raubte. Es war wirklich ziemlich lustig.

„Hast recht..“, sagte ich dann nur noch, ehe wir beide schwiegen.

Am Besten war es nun für mich, diese Kettenaktion einfach zu vergessen…

Aber wie sollte mir das gelingen, wenn ich, sobald ich meine Augen schloss, Reita vor mir sah? Sein Gesicht so unglaublich nahe und sein Duft, der,.. Verdammt! Mein Herz spielte verrückt. Wegen Reita? Das konnte nicht sein. Nein.. Es spielte mir nur einen Streich, genau..

Ich musste alles vergessen…

Vergessen, vergessen, vergessen…
 

Kapitel # 4 Ende

Fourth Day ~ Amongst fun & unluck

Kapitel # 5 Fourth Day ~ amongst fun & unluck
 

Ich musste alles vergessen…

Vergessen, vergessen, vergessen…
 

„Liebe Schülerinnen, liebe Schüler. Wir befinden uns hier vor dem berühmten Glockenturm Sapporos. Dieser Turm war der erste Holzbau im westlichem Stil und dient heute als Wahrzeichen und guten Orientierungspunkt der Stadt. Wir werden uns heute das Innere Heimatmuseum anschauen und ich bitte jeden Einzelnen von euch, sich ruhig und anständig zu benehmen, und hoffe, dass ihr bei dieser Besichtigung etwas lernen könnt und zu allem auch noch Spaß habt.“

Man war das langweilig… Heute war schon der vierte Tag unserer Klassenfahrt und wieder besuchten wir ein Museum. Bot sich in Sapporo denn nichts interessanteres an? Naja.. Die Lehrer wollten, dass wir auf dieser Klassenreise etwas lernten und wo konnte man besser etwas lernen als in einem Museum? Vor allem, wenn es um die Stadt ging?

Trotzdem.. Mir war der gestrige Tag wesentlich lieber gewesen…
 

Ich stand neben Kai und Aoi irgendwo inmitten der Schülerschar, als Nakamura-sensei uns mit allem Möglichen Zeug zudichtete. Immer das Selbe. Regeln, Verhalten, mögliche Konsequenzen,.. Als wenn wir das noch nicht alles wüssten…

Zum Glück durften wir wieder in kleinen Gruppen, welche wir dieses mal zur Feier des Tages selbst zusammenstellen durften, unterwegs sein. So war es also klar, dass ich mit Kai, Aoi und Reita eine vierer Gruppe bildete.

Reita… Schon den ganzen Morgen mied ich es ihn anzusehen, da mir mein Körper noch immer einen Streich spielte und ich irgendwie nervös wurde, sobald er mir zu nahe kam. Auch jetzt spürte ich so ein komisches Kribbeln im Körper. Man, das soll aufhören. Seit gestern.. Diese dämliche Kette!

Ich vergrub meine Hände in den Taschen meiner weißen Jacke und versuchte Reita aus meinem Kopf zu verbannen. Zu diesem Zeitpunkt merkte ich nicht, wie ich von Kai beobachtet wurde. Ich war eindeutig zu abgelenkt um überhaupt irgendetwas zu bemerken.
 

Auch die Ausstellung nahm ich nicht so wirklich wahr. Ich sah mir zwar alles an, starrte auch mal mehrere Minuten auf ein paar Sachen, aber im Nachhinein konnte ich mich nicht einmal daran erinnern, was ich da eigentlich gesehen hatte.

Beiläufig nahm ich wahr, wie Aoi mir irgendetwas erzählte. Doch auch darauf konnte ich mich nicht konzentrieren…

„Schade das die Fahrt bald vorbei is ne?“

„.. Ja.“

„Wir werden aber auch so was unternehmen nicht wahr?“

„.. sicher.“

„Am besten wir schmeißen alle die Schule.“

„.. find ich gut.“

„und tanzen nackt im Regen und singen dabei Happy Birthday?“

„.. meinetwegen..“

„Ruki alles klar bei dir?“

„Was?“ Ich sah zu ihm. Was hatte er denn überhaupt gesagt?

„Du hast mir gar nicht zugehört hab ich recht?“ Ich nickte langsam. „Gomen..“, entschuldigte ich mich leise und fragte erst einmal nach, was Aoi gesagt hatte. Er jedoch winkte mir nur ab. „War nicht so wichtig. Mich interessiert gerade viel mehr an wen du die ganze Zeit denkst.“

„Was? Ich äh.. Ich denke an niemanden.“, sagte ich schnell um nicht noch blöder dazustehen als ich es ohnehin schon tat. Aoi grinste etwas. Er machte sich wohl über mich lustig.

„Schon klar, kurzer.. Darum wirst du jetzt auch rot, weil du an niemanden denkst..“ Sein Grinsen wurde breiter als ich erschrocken zu ihm auf sah. Was sollte ich denn jetzt antworten? Ich fasste mir mit meiner rechten Hand kurz an die eigene Stirn, welche eine höhere Temperatur als normal aufwies.

„Ich.. Ich glaub ich werde krank.“, meinte ich einfach um eine Erklärung dafür zu haben. Dann drehte ich mich leicht zur Seite und tat, als würde ich mir ein Ausstellungsstück betrachten. Das Aoi mich ansah und höchstwahrscheinlich weiter grinste, war mir natürlich bewusst.

Nach einigen Minuten stopfte ich meine Hände erneut in die Jackentaschen und ehe ich mich versah, stand der Schwarzhaarige, welcher sich Aoi nannte, schon wieder neben mir. Ich sagte aber nichts…
 

„Hey..“, fing er leise an. „Bist du jetzt sauer?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wieso?“

„Weil du dir hier Krampfhaft ein merkwürdiges Teil anschaust..“

„Ja und? In einem Museum sieht man sich so etwas nun einmal an.“, meinte ich, nachdem ich kurz mit den Schultern zuckte.

„Ja, schon.. Aber du bist der erste den ich kenne, der sich ein einziges Stück ganze 10 Minuten ansieht..“ 10 Minuten? Haha von wegen. Aoi konnte wirklich schön übertreiben. Obwohl ich ihm seine Worte nicht glaubte, sah ich auf meine Armbanduhr, die ich ausnahmsweise einmal trug und musste feststellen, dass es gar nicht so sehr übertrieben war. Ich stand knapp 8 Minuten hier.

„Es.. ist halt interessant.“, log ich einfach, wechselte aber gleich das Thema. „Wo sind denn eigentlich die anderen?“

Jetzt sah sich auch Aoi um. Nicht, weil er nicht wusste wo sie waren, sondern weil er mir in eine Richtung zeigte. Nämlich genau auf den Eingangsbereich.

„Ich seh niemanden.“, bemerkte ich und hörte ein Lachen, gefolgt von einer Erklärung. „Is klar Ruki. Rei und Kai sind schon draußen und warten auf uns.“

„Was?“ Ich verstand nicht. Wollten sie schon wieder gehen? Es war doch noch gar nicht soweit. Alle anderen Schüler und auch die Lehrer tummelten sich noch ohne Hetze in diesen Räumen.

„Man bist du verpeilt heute.. Wir wollen uns woanders vergnügen. An einem nicht so langweiligen Ort Spaß haben. Verstanden?“

„Ah.. Achso.“ Ich nickte und schon gingen wir unbemerkt los. Es war komisch, aber in diesem Moment dachte ich kein Stück daran, etwas unerlaubtes zu tun. Ich malte mir nicht aus, was alles geschehen könnte, sollten wir bei unserem Abgang erwischt werden.

Um ehrlich zu sein war ich sogar froh hier raus zu sein. Museen waren immer so schlecht belüftet und durch die ganzen Menschen wurde die Luft auch nicht besser.
 

„Und was habt ihr jetzt vor?“, fragte ich, als ich mit Aoi bei den anderen beiden ankam. Für einen kurzen Augenblick stellte ich mir die Frage seit wann Kai eigentlich auch zu der Sorte Mensch gehörte, der bei solchen Aktionen mitmachte. Naja, eigentlich war Kai für jeden Spaß zu haben und solange es nichts gesetzlich verbotenes war, und niemand dabei zu Schaden kam, war es für ihn in Ordnung.

Noch immer wartete ich auf eine Antwort der Jungs, sah sie aus diesem Grund abwechselnd kurz an und fragte erneut nach. „Was denn jetzt?“ Kai stand auf und kam auf mich zu. Bis eben saß er auf so einer Art Steinmauer. Freundschaftlich legte er einen Arm um meine Schulter und grinste wie er es wohl schon sein Leben lang tat.

„Ruki,.. Wir haben noch nichts bestimmtes vorgehabt.. Wir wollten ganz einfach nur nicht mehr in dem stickigen Museum hausen.“, erklärte er mir. „Vielleicht hast du ja eine Idee wo wir hingehen könnten?“ Ich überlegte kurz. Wenn es allein nach mir ginge, würde ich gerne noch einmal in das Einkaufszentrum, in welchem ich Kouyou traf. Irgendwie wollte ich diesen auch noch einmal treffen. Wenigsten einmal, um wenigstens die e-mail oder so auszutauschen. Ich wollte weiter mit ihm in Kontakt bleiben. Außerdem musste ich mich noch für seine Hilfe revanchieren.

„Und?“, hörte ich dann Reita sagen und bemerkte, dass alle 3 Augenpaare auf mich gerichtet waren.

„Also..“, fing ich an. „Ich weiß auch nicht so genau..“ Ich dachte das eh keiner auf meinen Einkaufszentrum Vorschlag zustimmen würde, da wir dort ja schon waren. Also behauptete ich einfach, keine Idee zu haben. Erhielt darauf auch nur stimmenloses Nicken und für einen kleinen Augenblick herrschte zwischen uns Schweigen. Das einzige Geräusch was ich wahrnahm war das leise Zwitschern mancher Vögel, die sich allerdings nicht zeigten.
 

„Ähm.. Aoi?“, unterbrach ich die Stille an den schwarzhaarigen gewandt. „Du kennst dich doch hier aus.. Kennst du dann nicht irgendeinen Ort wo wir hingehen können?“

„Hmm…“, machte dieser und dachte nach, ehe er mit dem Vorschlag kam, an den ich zuvor gedacht hatte. „Was haltet ihr davon, noch einmal ins Einkaufszentrum von gestern zu gehen? Durch die ganze Sucherei hatten wir schließlich alle nicht viel davon.“

Ich glaube ich war der erste, der auf diesen Vorschlag hin begeistert nickte und das merkte scheinbar auch Kai. „Na, da freut sich aber einer.“, meinte er zu mir und lachte etwas. Kai wusste ja, dass ich Schoppen liebte und er stimmte auch zu. So war es also entscheiden, denn egal wie sich Reita entscheiden würde, es stünde drei zu eins für uns. So müsste Reita wohl oder übel mitkommen.

Da er aber weder meckerte, noch irgendetwas dagegen sagte, schien er damit ebenfalls einverstanden zu sein und so machten wir uns schnell auf den Weg.
 

Den Weg über hatten wir jede Menge Spaß. Wir alberten herum und sahen uns einige Schaufenster an. Bis Kai plötzlich stehen blieb. „Mist!“, sagte er und wir drehten uns allesamt zu ihm herum.

„Ich hab meinen Rucksack im Museum liegen gelassen..“, gestand er mit einem flüchtigen Grinsen im Gesicht. Das war so typisch für ihn. Kai war dafür bekannt, dass er ständig irgendwo etwas liegen ließ.

Einmal war er bei mir zu Hause gewesen weil wir zusammen gelernt hatten. Aber als er gegangen war, hatte ich seinen Schlüssel auf meinem Bett entdeckt. Da Kai aber schon vor einigen Minuten das Haus verlassen hatte, durfte ich hinter ihm her hechten um ihm seinen Schlüssel zu geben, da er sonst nicht in sein Haus gekommen wäre, weil zu dem damaligen Zeitpunkt keiner seiner Familie dort war.
 

„Typisch Kai..“, sagte ich nur und seufzte kaum hörbar. Ich hatte keine Lust wieder den ganzen Weg zurückzugehen.

„Lass das Teil doch einfach da, dann müssen wir nicht extra wieder zurück latschen.“, meinte dann Reita, doch Kai war damit nicht einverstanden.

„Ich hab da aber alle wichtigen Sachen drin. Geld und so. Außerdem will ich nicht, dass der noch geklaut wird.“

„Dann geh du zurück und wir treffen uns im Zentrum. Ich jedenfalls, dackel nicht nur wegen einem Rucksack zurück.“ Reita verschränkte seine Arme vor der Brust und lehnte sich gegen einen Laternenpfosten.

„Nix da Rei.“ Aoi sah zu dem blonden. „Wir machen das so. Ich geh mit Kai zurück und ihr beiden wartet hier. Wir sind noch nicht sooo weit gelaufen also wird’s auch nicht sooo lange dauern klar? Und solltest du do-“ „Nun geht endlich!“ Es war Reita, der Aoi mit diesen Worten unterbrach und gleichzeitig mit einer Handbewegung deutlich machte, dass sich Kai und er beeilen sollten.
 

Ich stand währenddessen eigentlich nur stumm in der Gegend herum. War aber froh, nicht auch wieder zurückgehen zu müssen. Was Aoi sagte, stimmte nämlich ganz und gar nicht. Der Weg den wir bis dato gingen, war alles andere als kurz. Bei diesem Weg handelte es sich sicher schon um ein paar Kilometer.

Jetzt hieß es aber erst einmal warten bis die beiden wiederkamen.
 

„Wie kann man so blöd sein und seine Sachen vergessen?“, beschwerte sich Reita grummelnd. Ihm passte es wohl gar nicht, jetzt warten zu müssen. Er lehnte noch immer an dem Laternenpfosten und kramte nun seine Zigarettenschachtel hervor. Das wäre auch ein Wunder gewesen, wenn er mal nicht die Zeit zum Rauchen nutzte.

Da ich nicht mehr stehen wollte, und es auch keine Sitzgelegenheit in der Nähe gab, hockte ich mich einfach mal auf den Boden. Mir war ein wenig langweilig und Reita sagte auch nichts.

Irgendwie sagte er oft nichts oder eben nur sehr wenig wenn wir alleine waren. Wahrscheinlich war ich ihm zu langweilig. Na ja aber was sollte ich machen? Ich wollte nun einmal den Wunsch meiner Mutter erfüllen und da musste ich meine Freizeit auch meistens mit lernen verbringen. Es war ja auch okay. Aber manchmal gab es doch den ein oder anderen Tag, an dem ich viel lieber die Schulbücher brennend in die Müllpresse gesteckt hätte um meine Freizeit mit interessanteren, cooleren Dingen auszufüllen. Einmal hatte ich das auch getan. Also anstatt zu lernen, bin ich shoppen gegangen… Meine Eltern fanden das aber heraus und waren alles andere als begeistert von dieser Aktion und so war es dann auch bei diesem einen mal geblieben…
 

„Hey Ruki..“, hörte ich plötzlich Reitas Stimme zu meiner rechten Seite. Er saß neben mir, ebenfalls auf dem Boden und sah mich an. Dann plötzlich als sich meine und Reitas Augen trafen, passierte es schon wieder. Mein Herz fing an zu rasen und ich wurde nervös.

Darum sah ich schnell wieder weg und hoffte ruhiger zu werden. Ruhig.. ganz ruhig.. Das ist doch nur Reita. Kein Grund durchzudrehen. Diesen Satz wiederholte ich abermals in meinen Gedanken und tatsächlich wurde ich ruhiger. Jedenfalls so lange, bis ich erneut die Stimme des anderen vernahm und daraufhin kaum merklich zuckte.

„Hast du zufällig nen Blatt und Stift dabei?“, wollte er von mir wissen und ich stutzte verwirrt. Wollte Reita jetzt anfangen zu malen oder so?

„Ähm.. Moment..“, sagte ich und öffnete meinen Rucksack. Papier und Schreibzeug gehörten quasi zu meiner Grundausstattung wenn ich irgendwo mit der Klasse hinging. Vor allem bei Museen oder ähnlichem, da man sich dort oft etwas notieren musste.

Ich riss aus meinem Wochenplaner eines der Notizblätter heraus und übergab es Reita.

Neugierig beobachtete ich ihn. Er legte das Blatt auf den Wochenplaner den er als Schreibunterlage nutze und fing an zu schreiben. Keine Wörter, wie ich anfangs dachte, sondern Zahlen…

„Hier.“, sagte er dann und gab mir den Zettel. „Meine Handynummer.“ Da er meinen fragenden Blick bemerkte, sprach er weiter. „Für den Fall das du dich wieder verläufst…“ Ich nickte. „Da.. Danke. Ich werde mich aber nicht verlaufen.“ Darauf erwiderte er nichts, sondern durchblätterte im Schnelldurchlauf meinen Terminplaner. Ich wunderte mich darüber nur. In diesem Teil stand doch nun wirklich nichts interessantes. Lediglich ein paar Termine und regelmäßige Hausaufgaben.

„Du führst das Teil echt ordentlich.“, bemerkte Reita und ich nickte wieder nur.

„Wann ist dein Geburtstag?“, wollte er dann wissen und ich fragte mich, wie er jetzt auf diese Frage kam. Ein totaler Themenwechsel.. Und was interessierte ihn eigentlich mein Geburtstag? Ich antwortete ihm trotzdem.

„Am 1. Februar. Warum fragst du?“ Kaum hatte ich fertig gesprochen, kam ein Windstoß, der mir den Zettel mit der Handynummer einfach aus den Händen riss.

Natürlich sprang ich sofort auf um besagten Zettel einzufangen und nach nur wenigen Sekunden gelang mir dies auch, sodass ich zurück zu Reita ging und mich an den selben Platz setzte, an dem ich zuvor gesessen hatte.

Anschließend stopfte ich noch meine Sachen zurück in den Rucksack und es folgte eine weitere Schweigezeit.

Wie mir das auf den Senkel ging.. Immerzu wenn wir alleine waren rauchte er oder beschäftigte sich mit seinem Handy oder seinem MP3-Player. Würde ich keine Gespräche anfangen, würden wir wahrscheinlich auch nicht miteinander reden. Ich fühlte mich immer ein wenig von ihm ignoriert und ich konnte ihn ja auch schlecht mit belanglosen Fragen löchern zumal ich nicht einmal wusste was ich ihn fragen sollte, bzw. könnte. Ich wusste ja fast nichts über ihn. Okay, er stand auf Punk, war Raucher und ein Rebell. War das nicht eigentlich schon genug? Ach.. Ich musste nichts über ihn wissen. Wieso auch? Er fand mich langweilig und sobald die Klassenfahrt vorbei war, würde ich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ich würde weder mit ihm, noch mit Aoi etwas zu tun haben…

Dieser Gedanke stimmte mich plötzlich traurig und ich seufzte leise.

War ja nicht zu ändern… Leider.
 

Ich hätte wohl noch etwas länger in meinen Gedanken verbracht, hätte nicht plötzlich Reitas Handy geklingelt. Bald konnte ich den Klingelton mitpfeifen, so oft wie ich diesen schon hörte.

Neugierig schielte ich auf das Display und erkannte den selben Namen, den ich letzten Abend schon gelesen hatte. Uruha.

Reita nahm aber nicht ab, sondern drückte einfach auf den roten Hörer. Was sollte denn das?

„Wieso gehst du nicht dran?“, fragte ich verwundert. Ich dachte dieser Uruha wäre mit ihm befreundet.. oder irrte ich mich da etwa?

„Keine Lust.“, meinte Reita knapp und steckte sein Handy zurück.

„Und was wenn es was wichtiges war?“ Reita musste kurz auflachen als er mich das sagen hörte und schüttelte seinen Kopf. „War es nicht.“

„Woher willst du das wissen wenn du auflegst?“
 

„Weil ich das eben weiß.“ Damit war das Thema erledigt. Na schön. Es ging mich schließlich auch nichts an. Trotzdem interessierte es mich irgendwie. Vielleicht war Uruha ja auch gar kein Freund von Reita sondern ein Verwandter? Vielleicht sein Bruder? Aber warum wollte er ihn nicht sprechen? Oder wollte er nur in meiner Anwesenheit nicht telefonieren? Und wieso stellte ich mir in Bezug auf Reita schon wieder so viele Fragen? Wenn ich nicht langsam damit aufhören würde, an ihn zu denken, so war ich mir sicher, gäbe es bald eine Explosion. Dann würde mein Kopf in viele Teile zerspringen und ein Haufen kleiner Reitas würden drum herumtanzen… Schluss mit den wirren Gedanken! Reita musste ganz einfach aus meinem Kopf verschwinden…
 

„Geh raus.. Geh raus.“ Ich schüttelte wild den Kopf bis mir selbst klar wurde, dass ich das nicht in Gedanken tat. Sofort war ich wieder ruhig, doch Reita, der mit Sicherheit jetzt dachte ich hätte einen Sprung in der Schüssel musterte mich erst einmal, bevor er mir dann seine Frage stellte.

„Wer soll wo raus gehen?“ Er hatte es also gehört , mein wirres Gelaber. War ja auch klar wenn er genau neben mir saß.

„Äh..“, machte ich und wurde leicht rot. Was sollte ich denn jetzt antworten? Reita, ich habe keine Ahnung wieso, aber seit gestern muss ich ständig an dich denken und du schwirrst die ganze Zeit in meinem Kopf herum… Nein, das konnte ich ja wohl schlecht sagen. Dann konnte er gleich mit seinem Handy die netten Männer mit den weißen Jacken rufen.

Mal ehrlich, ich hatte nicht die leiseste Ahnung.

„Ähm.. Ich.. hab doch gar nichts gesagt.“, behauptete ich dann ganz einfach und mir war klar, dass es nicht die beste Antwort war.

„Achso… Dann bilde ich mir deine Stimme nur ein was?“, meinte er daraufhin mit deutlicher Ironie in der Stimme. Ich nickte stumpf und er machte es mir kurz darauf nach. „Schon klar.“, sagte er noch, ehe er aufstand und seine Kleidung zurecht rückte. Lässig legte er seine Hände in die Jackentaschen und sah anschließend zu mir herab.

„Du solltest nicht so lange auf dem Boden hocken.“, sprach er, deutete aber gleich weiter in Richtung geradeaus. „Schau mal, die Schnecken vom Lande sind endlich zurück..“

Das wurde aber auch Zeit, dachte ich mir, da doch schon einige Minuten vergangen waren. Die beiden liefen aber auch gemütlich… Da war es ja kein Wunder…
 

„Man, da seid ihr ja endlich.. Ruki und ich wollten schon ohne euch losgehen.“

„Reg dich nicht auf Rei. So lange waren wir nun auch wieder nicht weg. Und außerdem… Ruki sieht nicht danach aus, als wollte er gerade gehen.“ Da musste ich Aoi zustimmen. Ich saß schließlich immer noch auf dem Boden und mein Rucksack lag neben mir. Das weitere Gespräch, wenn ich es als so eines bezeichnen konnte, verfolgte ich nicht weiter, da Kai sich zu mir gesellte.

„Na, alles klar?“, grinste er mir fröhlich entgegen und ich nickte.„Natürlich.“

„Du solltest bei solchen Temperaturen nicht auf dem kalten Boden sitzen. Du wirst nur krank.“ Fürsorglich wie eine Mutter. So verhielt sich Kai mir gegenüber ständig. Eigentlich schon seit wir uns damals in der Mittelschule kennen gelernt hatten…
 

Ich kam damals zum dritten Trimester an diese Schule, in die Parallelklasse von Kai, der 1c Ich wurde zwar von allen mehr oder weniger akzeptiert, aber das war auch nur Klassen intern. Hieß also, dass ich in den Pausen oder auch bei manchen Gruppenarbeiten feststellen musste, dass mich die anderen als Freund nicht dabei haben wollten, weshalb ich dann oft alleine war.

Und dann einmal beim Sport,.. Ich glaube das war die 2. Sportstunde die ich an dieser Schule hatte,..

Wir sollten uns in zwei Gruppen aufteilen. Eine für Basketball, eine für Fußball. Ich hatte schon damals kein Sport gemocht und war weder von dem einen, noch dem anderen Spiel begeistert gewesen. So wurde ich dann vom Sensei, da ich mich nicht entscheiden konnte, in die Fußballgruppe gesteckt und das Team hatte mich einfach ins Tor verfrachtet. Eigentlich war ich viel zu klein für das Tor gewesen, aber das war denen egal. Niemand wollte ins Tor und weil ich mich zu jener Zeit noch nicht gegen andere wehren konnte, war ich also Torwart. Ich hatte aber Angst, dass mich irgendein Ball treffen könnte und hoffte eigentlich nur, dass meine Mannschaft gut spielte. Das tat sie auch, aber in der anderen Gruppe war ein Junge, der noch viel besser gespielt hatte. An seinen Namen kann ich mich heute allerdings nicht mehr erinnern, da ich dafür zu kurz in dieser Klasse blieb, aber dazu später …

Dieser Junge war also in einem Affenzahn mitsamt Ball auf mich zugerannt und ehe ich den Ball überhaupt sah, befand ich mich schon auf dem Boden. Der Ball hatte mich am Kopf getroffen und wortwörtlich umgehauen.

Ich durfte mich also den Rest der Stunde im Krankenzimmer aufhalten, bzw. durfte ich mich vorher auf die Suche danach machen. Ich kannte mich schließlich nach zwei Wochen noch kein Stück aus und so geisterte ich suchend durch das viel zu große Gebäude, bis ich mich plötzlich im Kunstsaal wiederfand. Die Lehrerin dort hatte mich gefragt was los war und mir auch den Weg erklärt. Ich hatte aber nichts als Bahnhof verstanden und so sah ich wohl auch aus, denn ein Schüler aus den hinteren Reihen fragte auf einmal ob er mich zum Krankenzimmer bringen durfte und ja, bei diesem Jungen handelte es sich um Kai.

Wir hatten uns auf Anhieb super verstanden. Er mochte die selben Animes wie ich, nur sein Gegrinse machte mir am Anfang etwas angst…

Kai war dann noch die ganze restliche Stunde bei mir geblieben und wir hatten in dieser Zeit über die verschiedensten Dinge geredet. Auch hatte ich ihm erklärt, dass ich neu an der Schule war und ohne das ich fragen musste, lud er mich zu einer Rundführung am nächsten Tag ein. Von da an hockten wir dann immer öfters zusammen, ich lernte seine Freunde kennen und zum nächsten Schuljahr durfte ich in seine Klasse wechseln. Und seit dem, war ich immer mit Kai in einer Klasse und das waren schon stolze 4 Jahre.

Sollte ich zufällig diesem Jungen, der mich damals mit dem Fußball umschoss, über den Weg laufen, würde ich mich bei ihm dafür bedanken. Weil ohne ihn, so war ich mir sicher, hätte ich niemals Kai kennengelernt.
 

Mein Blick fiel nach links, wo sich Aoi und Reita noch immer lautstark unterhielten, oder auch herumalberten. Wie auch immer. Ich war froh auch die beiden als meine Freunde bezeichnen zu dürfen….

„Ruki?“, hörte ich dann Kai sagen und sah zu ihm. „Wo warst du denn grad schon wieder mit deinen Gedanken?“,

„Ähm, nirgendwo..“, meinte ich kopfschüttelnd und stand dann erst einmal auf. Kai hatte recht. Wenn ich zu lange auf dem Boden säße, würde ich bestimmt krank werden. Und eine Erkältung wollte ich ganz sicher nicht.

„Wollen wir dann endlich mal weiter jetzt?“, fragte dann Aoi der sich zusammen mit Reita, zu Kai und mir gesellte Wir nickten und kurz darauf marschierten wir auch schon los.
 

Der weitere Weg bis zum Einkaufszentrum war nicht lang und so befanden wir uns schon nach wenigen Minuten auf dem großen Parkplatz vor diesem.

Es war aber im Gegensatz zum letzten mal nicht so überfüllt. Umso besser, da würde ich dieses mal die anderen nicht verlieren. Und sollte dies doch passieren, konnte ich ja jetzt Reita anrufen. Ich hatte ja seine Handynummer… Dann könnte ich ihn doch eigentlich auch mal nach der Klassenfahrt- Nein, könnte ich nicht. Reita gab mir seine Nummer nur für den Fall der Fälle. Hatte er selbst gesagt. Also Schluss mit diesen Gedanken. Jetzt zählte nur das Schoppen!
 

Im großen Einkaufszentrum angekommen, nahmen wir ein Kleidungsgeschäft nach dem nächsten in Beschlag. Ich durchstöberte alles. Von den neusten Trends der Schaufenster bis hin zu den Sonderangeboten und ich hätte eine ganze Ladung kaufen können. Nur war ich leider nicht reich, also blieb mir nichts anderes übrig als mir die teuren Stücke nur anzusehen und danach zu schmachten.

Die anderen drei tummelten sich auch irgendwo in diesem Laden herum. Wo genau konnte ich allerdings nicht sagen, da ich viel zu sehr auf mich und die verschiedensten Kleidungsstücke fixiert war.

Irgendwann suchte ich dann aber doch die anderen. Sie mussten mir helfen mich zu entscheiden. Am liebsten wäre mir ja Kai gewesen, da er mich bis jetzt immer gut beraten konnte, aber da ich nur Reita und Aoi entdeckte, mussten sie jetzt diesen Job übernehmen.

Ich ging also zu ihnen. Beide standen in einer Ecke des Ladens, in der es vor auffälligeren Sachen nur so wimmelte. Überwiegend schwarz, mit Nieten, Ketten, Bänder und alles was dazu gehört..

„Na Ruki, schon fündig geworden?“, fragte mich Aoi und ich nickte. „Yepp. Dieser Laden ist super. Hier gibt’s echt alles!“ Von einfacher, schlichten Mode bis hin zu blickfangendem Visual Kei.

Ich stellte ihnen die beiden Teile vor, zwischen denen ich mich nicht entscheiden konnte. Und sie sollten mir daraufhin ihre Meinungen sagen. Es war nichts außergewöhnliches, aber auch nichts langweiliges.

„Hmmm… Das würde dir sicher beides gut stehen..“, fing Aoi als erster an, zog aber gleich darauf zwischen ein paar Teilen etwas hervor, was er mir auch gleich präsentierte. „Aber was hälst du von diesem guten Stück hier?“

Ich betrachtete es kurz und ich muss sagen ich war sofort begeistert.

Es war ein komplettes Outfit, bestehend aus 2 Teilen. Einer Jacke und einer Hose. Beide Teile waren jeweils bis zur Hälfte schwarz und weiß und getrennt wurden diese Farben mit einem roten Reißverschluss. Außerdem waren auf der schwarzen Hälfte rote- und auf der weißen Hälfte schwarze Tribals zu sehen. In allem sah das ziemlich cool aus.

„Is cool gell?“, sagte der ältere und ich konnte nichts anderes als vor Faszination zu nicken. „Willst du mal anprobieren?“, fragte er weiter, und ich musste überlegen. ich war mir nämlich nicht so sicher.

„Wenn dus cool findest, spricht doch nichts dagegen oder?“, meinte dann Reita und er hatte recht. Ich meine, ich fand die Sachen wirklich toll und wollte schon öfters einmal so was tragen.. Aber passte das denn überhaupt zu mir? Ich glaube nicht. Und selbst wenn.. zu Hause könnte ich so etwas eh nicht mehr tragen. Meine Eltern würden geschockt sein und keine Ahnung was von mir denken. Sie hielten überhaupt nichts von solchen Sachen und waren fest davon überzeugt, dass diejenigen, die so etwas trugen, es später einmal zu nichts bringen würden. Meiner Meinung nach alles Vorurteile. Doch das war nun einmal die Meinung meiner Eltern und daran konnte ich schlecht etwas ändern.

Ich war schließlich erst 16, bald 17, und damit immer noch ein Kind. Ich hatte meinen Eltern zu gehorchen, auch wenn es mir eigentlich ziemlich gegen den Strich ging...
 

„Also was ist nun?“, hörte ich plötzlich Aoi fragen und ich sah auf. Sah erst ihn und dann Reita an.

„Soll ich?“

„Mach doch.. Ist schließlich auch nichts anderes als Kleidung.“ Wieder stimmte ich Reitas Worten zu, nickte und nahm mir schließlich die Teile um auch gleich darauf in einer nahe liegenden Umkleidekabine zu verschwinden.
 

Während ich mich noch in der Umkleide befand, hörte ich Kai, der sich zu Aoi und Reita gesellt hatte und sich jetzt mit ihnen unterhielt.

Als ich mich nach knapp 9 Minuten immer noch nicht raus traute, trat Kai an meine Kabine.

„Ruki, bist du eingeschlafen?“, fragte er. Ich schüttelte meinen Kopf und antwortete. „Äh.. nein.. Moment.“ Ich war ja schon längst umgezogen, aber ich war mir eben etwas unsicher. Da ich mir dennoch selbst ein Bild machen wollte, und es in den Kabinen keinen so großen Spiegel wie außerhalb der Umkleide, musste ich wohl oder übel raus. So öffnete ich den roten Vorhang und trat heraus. Irgendwie war nur Kai da…

„Hey, das sieht ja echt cool aus.“, entgegnete er mir begeistert und schob mich sogleich vor den nächst besten Spiegel. Ich begutachtete mich nun selbst erst einmal und ja, es sah wirklich nicht schlecht aus. Nichtsdestotrotz war es ungewohnt….

„Aaaaah~ Ich wusste ja, dass es dir stehen wird.“ Es war Aoi, der wie aus heiterem Himmel plötzlich hinter mir auftauchte und dies sagte.

„Ja, man müsste nur noch ein bisschen was an den Haaren machen und so.. Dann fällst du echt auf.“, meinte dann plötzlich eine weitere Person, dessen Stimme ich weder Kai, noch Aoi oder Reita zuordnen konnte. Ich drehte mich um. Die Stimme kam mir schon bekannt vor. Aber woher?

„Kou.. Kouyou?“, fragte ich voller Überraschung als ich ihn tatsächlich neben Aoi stehen sah. Was machte er hier? Kannte er etwa Aoi? Und wo war eigentlich Reita?

„Das ist Uruha.“, fing Aoi schließlich an ihn vorzustellen. „Uruha, Ruki. Ruki, Uruha.“

„Freut mich.“, entgegnete mir Uruha mit einem Lächeln und reichte mir seine Hand. Ich war geschockt, überrascht, verwundert und mir nicht sicher, ob das alles gerade wahr war.

„Du.. bist Uruha?“, brachte ich nur halblaut heraus. Kouyou war also Uruha. Dann kannte er auch Reita. Ich hatte sogar mit ihm telefoniert… ?

„So sieht man sich wieder was?“

Jetzt waren es die beiden schwarzhaarigen unter uns, die sich anfingen zu wundern.

„Wie.. ihr kennt euch?“, wollte Aoi wissen und Uruha erklärte kurz.

„Ach, ich hab ihn gestern hier im Zentrum zufällig getroffen als er auf der Suche nach euch war. Ich hab ihm dann etwas geholfen.“, er sah zu mir. „Hast du sie denn noch gefunden?“ Ich nickte. „Hai. Kurz nachdem du weg warst..“

„Ah, verstehe.. Dann ist ja gut.“ Wieder lächelte er. Dieses Lächeln konnte einen echt schwach werden lassen…
 

Wir standen noch einen ganze Weile da vorm Spiegel. Belagerten diesen förmlich. Und als Uruha nachfragte was wir eigentlich schon wieder im Center wollten, erklärte Kai ihm, dass wir es besser fanden, Schoppen zu gehen, als uns im langweiligen Museum aufhalten zu müssen. So wie Kai schon mit ihm redete, könnte man denken, sie seien schon Ewigkeiten miteinander befreundet. Na wie auch immer. So war Kai nun einmal. Er verstand sich auch irgendwie auf Anhieb mit neuen Leuten.

Anschließend fragte der größte unter uns noch nach dem Aufenthalt von Reita. Aber keiner von uns wusste wirklich, wo sich dieser befand.

„Ach.. Rei treibt sich wieder irgendwo herum, keine Ahnung.“, lachte Aoi nur. Er kannte ihn ja am besten – dachte ich zumindest.
 

„Ähm.. Ich geh mich dann mal umziehen..“, gab ich dann von mir. Ich konnte schließlich nicht die ganze Zeit in den Sachen bleiben

„Lass es doch einfach an.“, meinte dann aber Uruha und sah mich an. Ich verstand nicht so recht. „Wenn du willst, kauf ich es dir.“ Bitte? Wieso wollte er mir das kaufen? Sofort schüttelte ich den Kopf.

„Ähm.. Nein. Ich-“ weiter kam ich nicht, denn Aoi schnitt mir das Wort ab. „Du solltest so ein Angebot nicht abschlagen.“ Verarschten sie mich gerade allesamt oder war das wirklich ihr ernst?

„Ich kauf es dir wirklich gerne, Ruki.“, sagte Uruha von neuem, doch ich zweifelte weiter. Fragend sah ich zu Kai. Ich wollte seine Meinung hören aber er lächelte mir nur zu.

„Aber-“

„Gefällt es dir, oder gefällt es dir nicht?“ Es gefiel mir.. sogar sehr. Aber ich konnte es ihn doch nicht einfach kaufen lassen. Wie sah denn das aus? Ich kannte ihn doch eigentlich gar nicht und davon einmal abgesehen war das gute Stück doch viel zu teuer.

„Es gefällt mir schon, aber das ist doch viel zu teuer..“, meinte ich dann etwas Kleinlaut. Ich glaube jeder hätte mir ansehen können, dass ich es liebend gerne haben wollte.

„Ach quatsch. Das ist nicht zu teuer.“, fing Uruha wieder an. „Sieh es einfach als kleine Entschuldigung dafür, dass ich gestern so plötzlich weg musste.“

„Hmm.. Also gut. Aber ich zahl dir das später zurück okay?“

„Brauchst du nicht.“

„Will ich aber!“

„Na schön..“, willigte er schließlich doch ein und wir gingen, nachdem ich mich doch lieber schnell umgezogen hatte, zur Kasse.
 

„Und wo ist jetzt Reita?“, fragte ich nach gut 10 vergangenen Minuten. Wir standen eigentlich nur so halb vor dem Eingang herum.

„Keine Ahnung..“ Aoi zog sein Handy aus der Tasche. „Soll ich mal anrufen und fragen wo er bleibt?“ Wir nickten einstimmig und schon fing Aoi an Reitas Nummer einzugeben.
 

Er brauchte nicht lange darauf zu warten, bis er ihn auf der anderen Leitung erreichte.

„Hey Rei. Sag mal wo steckst du die ganze Zeit?“, fragte er sofort. Uruha, Kai und ich standen einfach nur da. Wir konnten gerade ja nicht viel machen…

„Hättest ja auch mal was sagen können… Ja, natürlich… Nein… Ja, okay, dann bis gleich.“ Schon legte Aoi auf und wandte sich uns zu. „Also Reita steht draußen und wartet dort auf uns.“

„War er rauchen?“, hörte ich Uruha fragen und Aoi nickte. „Genau.“

Meiner Meinung nach rauchte Reita viel zu viel. Ich bezeichnete ihn jetzt nicht als Kettenraucher oder so, aber wie viele Zigaretten hatte er allein in meiner Anwesenheit schon verraucht? Ich hatte nie gezählt, aber ich wusste, das es mit Sicherheit einige waren…

„Eine Zigarette könnte ich auch mal langsam wieder vertragen.“, meinte dann Uruha und begann schon in seiner Tasche nach der kleinen Zigarettenschachtel zu suchen. Um mich herum waren also alle Raucher. Aoi und Reita, Uruha und auch Kai rauchte ab und zu. Er war aber nicht süchtig danach und konnte auch Tage ohne Kippe auskommen. Bei den anderen war ich mir allerdings nicht so sicher…
 

Draußen angekommen überkam mich gleich die kalte Luft. Schnell zog ich mir meine Jacke über, die ich bis eben noch unter den Arm geklemmt festhielt, und stopfte sofort meine Hände in dessen Taschen.

An einer Mauer angelehnt erkannte ich Reita und wir alle gingen sogleich auf ihn zu.

„Hey Rei!“, rief Aoi natürlich über die Straße und rannte schon vor. Uruha, Kai und ich gingen im normalen Tempo hinterher, weshalb wir also ein paar Sekunden später da waren.

„Lange nicht gesehen, Reita.“, grüßte ihn dann Uruha und lächelte. Ich konnte beim genaueren Hinschauen erkennen, wie Reita seine Augen leicht verdrehte. So, als wäre er genervt oder so. War da irgendetwas zwischen Uruha und Reita von dem ich nicht wusste? Hatten sie irgendeinen Streit oder so etwas in der Art? Ich dachte wirklich sie wären gute Freunde.. So oft, wie er ihn schon angerufen hatte,…

Sehr erfreut über seinen Anblick schien mein Zimmergenosse aber nicht zu sein. Er grüßte ihn ja nicht einmal.

Vielleicht sollte ich Aoi mal fragen was da los war.. Andererseits hielt ich es für besser, mich nicht einzumischen. Es ging mich im Grunde ja nichts an und ehe ich noch durch irgendwelche Taten unsere Freundschaft ruinierte, sollte ich mich lieber heraushalten.
 

„Also Leute, wollen wir dann mal weiter?“, warf Kai plötzlich in die Runde. Ihm fiel diese komische Spannung wohl ebenfalls auf.

„Klar doch!“, grinste Aoi, hakte sich bei Kai ein und schritt voran. Ich wusste gerade gar nicht wo wir eigentlich hin wollten, also fragte ich nach und Uruha, der neben mir ging erzählte mir, dass wir auf dem Weg zu einem nahe liegendem, gemütlichem Cafe waren.

Ich fand die Idee gut. Ich hatte jetzt Lust auf einen warmen Kakao und vielleicht noch ein Stück Kuchen….
 

Der Weg war nicht lang, bis wir das Cafe erreichten. Es war wirklich sehr gemütlich und angenehm warm war es auch. Wir suchten uns eine Sitzecke weiter hinten am Fenster und setzten uns auf die weichen mit blauem Stoff bezogenen Sitze. Ich saß neben Uruha, gegenüber von Reita und Aoi. Kai saß am Seitenplatz zu meiner linken.

Nachdem wir einen kurzen Blick in die Karte geworfen hatten und die Bedienung kam, bestellten wir sofort.

Die Stimmung schien sich auch wieder etwas gebessert zu haben. Zumindest verhielten sich alle so, wie ich es von ihnen gewohnt war. Reita und Aoi redeten über irgendwelche Sachen von denen ich keine Ahnung hatte, Kai grinste fröhlich vor sich hin und Uruha.. Er sah mich aus welchen Gründen auch immer schon ein kleines Weilchen an. Auf jeden Fall spürte ich seinen Blick auf mir ruhen.

Da ich dieses von der Seite Angeglotze immer noch nicht abkonnte, musste mir ganz schnell etwas einfallen, um es zu beenden. Was war da besser, als etwas direkt zu sagen.

„Ähm.. Danke noch mal, dass du mir die Sachen gekauft hast ne.“, sagte ich und auf ein mal bekam ich die Aufmerksamkeit von allen.

„Du hast ihm was gekauft?“, fragte Reita dann und sah zu uns über den Tisch. Uruha nickte. „Ja, nur eine Kleinigkeit. Nicht der Rede wert.“ Anschließend lächelte er. Dieses Lächeln war wirklich bezaubernd…

„Äh.. ich werde ihm aber das Geld zurückgeben.“, sagte ich und schon sah Uruha zu mir. „Brauchst du aber nicht, das weißt du. Ich habs dir eigentlich geschenkt ne.“

„Ja, trotzdem.“

Bevor dann noch irgendjemand von uns etwas sagen konnte, kam die Bedienung mit unseren Bestellungen. Da ich aber wie so oft meinen Blick auf Reita richtete, bekam ich mit, wie er leicht seufzend seinen Kopf schüttelte.

Ich könnte ihn ja auch später, wenn wir wieder in der Jugendherberge waren, fragen, was da zwischen ihm und Uruha nicht passte.

Was es war, konnte ich mir nicht im geringsten denken, aber das da etwas war, wusste ich genau.
 

Naja, wir verbrachten mehr Zeit in diesem Cafe, als wir eigentlich wollten, bzw. sollten, aber keiner von uns schaute auch nur einmal auf die Uhr. So bemerkten wir natürlich nicht, dass es im Grunde längst zu spät war und unsere Klassen schon wieder auf dem Rückweg waren.

„Ich kann nicht mehr.“, sagte Uruha neben mir und schob sein Teller, auf dem noch ein unberührtes Stückchen Erdbeerkuchen lag, von sich. Kai und ich hatten schon aufgegessen und Reita ebenso. Nur Aoi stopfte sich noch gut gelaunt sein Stück Apfelkuchen in den Mund.

„Du hast das Stück ja noch nicht einmal angefangen, Uruha.“, bemerkte Kai und musste etwas lachen. „Da waren wohl deine Augen größer als dein Magen was?“

„Ja.. Willst du das noch?“, fragte Uruha meinen besten Freund. Doch er verneinte. „Wenn ich nicht schon so vollgestopft wäre, hätte ich es liebend gerne gegessen.“

„Und was ist mit dir?“, fragte er weiter an mich gewandt.

„Ruki mag keine Erdbeeren.“, sagte plötzlich Reita. Kurz sah ich zu ihm, dann aber wieder zu Uruha und nickte. Woher wusste Reita denn, dass ich kein Fan von Erdbeeren war?.. Musste ich die letzten Tage wohl irgendwann erwähnt haben. Nur komisch, dass sich Reita scheinbar besser erinnerte als ich es selbst tat.

„Naja, okay. Schade um den Kuchen.“

„Selbst schuld, wenn du so viel bestellst.“, grinste Kai und kam dann mit dem Vorschlag, das übrige Stück einfach mitzunehmen.
 


 

Bald darauf hatten wir auch schon bezahlt und das Cafe verlassen.
 

„Und? Was habt ihr jetzt noch vor?“, fragte Uruha dann interessiert. Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern und wartete darauf, dass einer der anderen etwas antwortete. Diesen Part übernahm Kai.

„Also, jetzt müssten wir erst einmal zurück. Dann gehen wir zur Jugendherberge und dann,..“, er sah zu Reita, Aoi und mir. „Ja, dann weiß ich noch nicht. Apropos… Wie spät haben wir es eigentlich?“

Jetzt war es Uruha, der lässig, aber elegant sein Handy aufschlug und auf die Uhrzeit sah. „17:04“, sagte er ruhig und verstaute es wieder.

„Ach.. erst kurz nach fünf… KURZ NACH FÜNF?!“ Ich erschrak, als Kai plötzlich aufschrie und zuckte zusammen. Kai stand genau neben mir. Sollte ich jetzt seinetwegen an einem jahrelangem Hörsturz leiden, könnte er aber etwas erleben…

Die anderen drei wunderten sich auch und sie wollten wissen, was an der Zeit denn so verkehrt war.

„So Kai, nun verrate uns mal warum du uns die Ohren wegbrüllst“, forderte Reita ihn auf.

„Das weißt du nicht?“, fragte Kai. „Hallo? Habt ihr denn schon vergessen, dass wir uns auf einer Klassenfahrt befinden?“ Wir schüttelten stumm unsere Köpfe. „Ja dann solltet ihr auch wissen, dass wir längst wieder zurück sein sollten.“, erklärte uns der sonstige Grinsemann und schlagartig machte es klick. Verdammt, Kai hatte recht.

„Scheiße..“, sagte Aoi und sah selbst noch einmal auf die Uhr. Er fing an schwach zu lachen. „Da haben wir jetzt wohl nen Problem was?“ Ja, das hatten wir. Um 17:00 Uhr wollten wir schließlich schon wieder in der Jugendherberge sein, da es doch gegen 18:30 Abendessen gab. Oh je.. Den anderen Schülern und vor allem den Lehrern muss unser Fehlen aufgefallen sein. Ich war mir zu 100% sicher, dass wir ohne Konsequenzen ganz bestimmt nicht davon kommen würden.

Warum zur Hölle mussten wir auch so lange in dem Cafe sitzen? Okay, der Kuchen war unbeschreiblich lecker und es hat sehr viel Spaß mit den anderen 4 gemacht. Aber ich hätte auf die Uhr schauen sollen.. Wenigsten ab und zu. Ich hatte wirklich keine Lust auf Ärger.
 

„Und was jetzt?“ Ich wollte von den anderen am Liebsten irgendetwas hören, womit mir der Ärger erspart geblieben wäre. Doch das war jetzt nicht mehr zu ändern. Irgendetwas würde auf jeden Fall auf uns zukommen.

„Also ich schlage vor, wir nehmen uns die Straßenbahn und versuchen so schnell wie möglich zurück zu gehen.“, schlug Aoi vor. Reita war seiner Meinung und Kai eigentlich auch, wenn ihm nicht dieser eine Gedanke kam. „Meint ihr denn, sie sind ohne uns zurückgefahren? Ich meine, eigentlich müssten sie uns doch erst suchen oder so.“

„Nein, das glaub ich nicht.“, gab nun auch Reita zu Wort. „Die suchen uns schon lange nicht mehr.“ Ich konnte ein kurzes Grinsen in seinem Gesicht entdecken. Kai seufzte. „Stimmt ja. Ist bei euch beiden sicher nicht das erste Mal, dass ihr euch bei einem Ausflug eher verabschiedet.“

„Stimmt. Und da die meisten wissen, dass ihr beide die letzte Zeit mit uns rumhängt, denken die sich ihren Teil und belassen es dabei.“
 

Verflucht. Warum war die gesamte Klassenfahrt nur so gegen mich? Vielleicht war es doch falsch, mich mit Reita und Aoi abzugeben.

„Ich an eurer Stelle würde mal losgehen.“, sagte dann Uruha, der sich bis eben nicht eingemischt hatte. „Vom Herumstehen und Grübeln kommt ihr auch nicht schneller zurück.“

„Ach nee..“, brummte Reita. „Wir kriegen ohnehin Anschiss. Da kommt es auf 2, 3 Minuten länger auch nicht an.“

„Aber wenn ihr euch beeilen würdet, und schneller da seid, bekommt ihr vielleicht weniger Ärger.“

„Uruha hat recht.“, meinte Aoi schließlich. „Lasst uns besser losgehen. Wenn wir den Lehrern weniger Zeit zum Überlegen lassen, bestrafen sie uns vielleicht milder.“

Dies glaubte ich zwar nicht, trotzdem stimmte ich zu.

„Und was machst du jetzt schönes?“, fragte Aoi, Uruha. Wie ruhig er doch blieb.

„Naja.. Ich begleite euch noch ein Stückchen und dann geh ich nach Hause.“

„Okay. Dann mal los!“
 

Daraufhin liefen wir schnellen Schrittes zur nächsten Straßenbahn. Wir hatten Glück und kamen genau rechtzeitig. Wir mussten also glücklicherweise nicht auch noch dort warten.

Kai stieg schon ein, Reita folgte ihm und Aoi und ich verabschiedeten uns noch von Uruha.

„War schön dich mal wieder zu sehen Ruha.“, sagte Aoi und beide umarmten sich freundschaftlich. „Und das mit Reita wird auch schon wieder.“, sagte er noch etwas leiser. Aber ich hatte es gehört und fragte mich sogleich, was er damit gemeint hatte. Ich hatte scheinbar recht und die beiden hatten irgendwann einmal einen Streit, in dem es wohl viele Unstimmigkeiten gegeben hatte.

„Ich hab mich auch gefreut euch wiederzusehen.“, antwortete er und sah dann zu mir. „Und gleichzeitig noch neue Freundschaften zu schließen. Ruki, ich hoffe wir sehen uns wieder?“ Ich nickte. Dann gab er mir seine Nummer, die auf einem kleinen Zettel geschrieben war, und ich steckte sie in die selbe Tasche, in der ich auch schon Reitas Nummer aufbewahrte.

Nachdem ich von ihm ebenfalls eine freundschaftliche Umarmung erhielt, mussten wir einsteigen. Die Bahn wartete schließlich nicht auf uns.

Auch wenn ich es schade fand, fuhren wir los und bald darauf war Uruha vom Fenster aus schon nicht mehr zu sehen…
 

Die relativ kurze Fahrt mit der Straßenbahn überstanden wir fast schweigend. Irgendwie hatte wohl niemand etwas zu sagen. Sie hingen wohl, wie ich auch, ihren eigenen Gedanken nach. Ich fragte mich wirklich, auch wenn es mich nichts anging, was zwischen Uruha und Reita passiert war. Uruha verhielt sich Reita gegenüber zwar normal, aber Reita war auf ihn, aus welchen Gründen auch immer, schlecht zu sprechen und reagierte meistens irgendwie genervt oder brummig. Aoi wusste bestimmt Bescheid. Aber was ich mich auch noch fragte war, woher die drei sich eigentlich kannten. Wenn Uruha doch in Sapporo wohnte und die anderen beide in Tokyo. Gut, Aoi sagte mir ja, dass er schon öfters hier war, aber da verstand ich die Verbindung zu Reita nicht.

Vielleicht sollte ich mich doch besser raushalten. Ich blickte ja kein Stück durch.
 

Nach einem weiteren Fußmarsch durch die Pampa standen wir endlich vor der Herberge. Ich fühlte mich nicht wohl. Ich wusste nicht, was nun auf uns zukam. Nakamura-sensei war bestimmt auch enttäuscht von mir. Ich hatte mich noch nie so verhalten…

„Hey, alles klar?“, fragte mich Kai. Er bemerkte immer sofort wenn etwas mit mir nicht stimmte. „Wir werden schon nicht so viel ärger bekommen.“

„Genau. Wird schon schief gehen. Wir haben ja nichts böses gemacht. Wir sind doch brave Schüler die ab und zu etwas Spaß wollen.“, grinste Aoi und Kai stieg mit ein.

„Dann lasst uns die alten Herren mal begrüßen.“ Kaum hatte Reita das gesagt, ging er auf die Eingangstür zu und versuchte diese vergeblich zu öffnen.

„Rei du musst schon klingeln.“, meinte Aoi grinsend und stellte sich zu ihm. Kai und ich folgten.

„Soll ich Sturm klingeln?“, fragte der Nasenbandträger mit seinem typischem Reita-Grinsen im Gesicht und bevor ich oder jemand anderes etwas sagen konnte, betätigte er mehrmals in Folge den kleinen runden Knopf…
 

Kapitel # 5 Ende
 

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Ein paar Worte danach~

Den Glockenturm gibt es in Sapporo wirklich (hat mir ein Reiseführer verraten)

Und was das Schulsystem betrifft, da hab ich mich informiert wie es in Japan so abläuft.

Ein Schuljahr beginnt also im April und zieht sich durch 3 Trimester

(ebenso die Klassen.. Immer 1-3 pro Schule)

emotional release

Kapitel # 6 emotional release
 

„Rei du musst schon klingeln.“, meinte Aoi grinsend und stellte sich zu ihm. Kai und ich folgten.

„Soll ich Sturm klingeln?“, fragte der Nasenbandträger mit seinem typischem Reita-Grinsen im Gesicht und bevor ich oder jemand anderes etwas sagen konnte, betätigte er mehrmals in Folge den kleinen runden Knopf…
 

„Reita, bist du wahnsinnig?“, rief ich schon fast panisch. Mit dieser Aktion machte er unsere Situation doch kein Stück besser, im Gegenteil. Wir waren über eine Stunde zu spät und der hatte nichts besseres zu tun als alles nur noch schlimmer zu machen. So ein Idiot.

„Beruhige dich Ruki.“, meinte er dann tatsächlich mir sagen zu müssen, ehe die Tür langsam geöffnet wurde und Nikita-sensei grimmig vor uns stand. Ich fing schon einmal an zu beten. Bitte, lass es nicht so schlimm werden…
 

„Sieht man euch auch mal wieder?“ , sagte er und musterte jeden von uns einmal genau. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich besonders intensiv beäugte.

„Sorry, wir haben uns voll in der Zeit versehen.“, grinste Aoi und hielt sich eine Hand hinter den Kopf. Nikita-sensei war so etwas sicher schon von seinen beiden Schülern gewohnt.

Ohne noch ein weiteres Wort von sich zu geben, trat er zur Seite und ließ uns eintreten Wie angenehm warm es doch gleich wurde. Viel schöner als draußen…

„Geht auf eure Zimmer. Es gibt gleich Abendbrot und danach will ich euch in Ruhe sprechen.“

„Hier isses doch auch schon ruhig. Wieso bis nachm Essen warten, wenn Sie uns auch so anscheißen können?“ Es war natürlich kein anderer als Reita, der sich wieder seinen Spaß erlaubte. Nikita-sensei sah ihn desinteressiert an und rümpfte etwas die Nase.

„Ich wette, die ganze Aktion ist auf deinen Mist gewachsen, Suzuki Akira. Vielleicht sollten Sie mal nachdenken, welche Auswirkungen Ihr unkorrektes Verhalten mit sich bringen kann. Auch für deine Freunde.“ Dann drehte er sich auf der Ferse um und verschwand in den nächsten Flur um die Ecke.
 

„Jaja, Suzuki Akira. Die ganze Tour ist auf deinem Mist gewachsen, du solltest dich was schämen.“, fing Aoi an deren Lehrer nachzuäffen und gestikulierte wild mit den Händen. Reita stieg natürlich gleich mit ein. „Oh werter Nikita-sensei, es tut mir außerordentlich Leid und ich verspreche Ihnen, dass es heute nicht noch einmal passieren wird.“

„Das will ich doch auch hoffen. Los, Abmarsch in dein Zimmer junger Mann.“

„Eye, Eye Sir!” Daraufhin lief er 2-3 Schritte im Soldatenmarsch von uns, bis er stehen blieb und wieder kehrt machte. „Mein Gott, der Kerl hat sie doch nicht mehr alle.“ Er schüttelte den Kopf und er und Aoi fingen an zu lachen. Kai grinste bei dessen Comedy-Akt ohnehin schon vor sich her, doch jetzt brach auch er in Gelächter aus.

Nur ich konnte darüber nicht wirklich lachen.

„Hey Ruki, was ist denn los? Wieso so ernst?“, fragte mich dann Kai und ich konnte deutlich eine Lachträne entdecken. Was sollte schon sein? Ich hätte vielleicht mitgelacht, wenn es sich anders ergeben hätte und wir nicht mitten in der Tinte steckten. Ein Tadel oder sonst etwas konnte und durfte ich mir einfach nicht erlauben.

„Lass ihn Kai.“, rief Mr. Ich-bin-so-cool zu meinem besten Freund. „Der kleine versteht kein Spaß.“ Er winkte ab und amüsierte sich weiter. Ich schnaubte. Von wegen ich verstehe kein Spaß. Ich verstand sehr wohl Spaß. Aber ich konnte nicht lachen, wenn mir das Ungewisse bevorstand.

„Nur weil ich über deine dämlichen Witze nicht lachen kann?“, rief ich zu Reita zurück. Ging dann ein paar Schritte näher um nicht durch das ganze Haus schreien zu müssen. „Ich bin halt nicht so ein Spaßvogel wie du. Nicht, wenn ich in so einer bescheuerten Situation stecke für die ich im Grunde gar nichts kann. Ich hatte noch nie Ärger bekommen. Noch nie wurde ich irgendwie bestraft aber wegen dir passiert das jetzt alles!“ Die Worte platzen einfach so aus mir heraus. Ich hatte mich in dem Moment nicht beherrschen können. „Ich wusste von Anfang an ganz genau, dass ich mich dir und Aoi nicht nähern sollte. Ich wusste, dass das alles nur problematisch werden würde. Aber ich habs dann doch getan, hab viel Zeit mit euch verbracht. Ich wollte nicht auf das Gerede der anderen hören und selbst herausfinden ob ihr wirklich so seid, wie sie es alle behaupteten und ich hatte wirklich gedacht, dass das nur plumpe Sprüche wären. Jetzt weiß ich es aber besser, was dich betrifft, hatten sie alle recht. Du bist ein idiotisches Arschloch!!“

„Ruki…“ Kai versuchte mich zu besänftigen und hielt mich leicht am Arm fest. Aber ich wollte nicht hören. Ich war explodiert, ich war sauer und musste meine Wut heraus lassen.

„Wie konnte ich so blöd sein und denken, ich hätte in dir einen neuen Freund gefunden, wo du mich doch nur in beschissene Situation bringst und nichts als Ärger verursachst? Du verarscht mich und das findest du auch noch lustig. Weißt du was? Ich hasse dich!!“

Schweigen trat ein und ich wollte so schnell es ging verschwinden.

Schnell rannte ich die Treppen nach oben und weiter in mein Zimmer. Die schaulustigen Schüler bemerkte ich nur am Rande. War mir doch egal, was die jetzt dachten. Ich warf die Zimmertür auf, schlug sie gleich darauf wieder zu und verkrümelte mich in dem unteren Bett des Etagenbettes, in welchem Reita schlief.

Ich wollte niemanden sehen und mit niemanden sprechen. In diesem Augenblick wollte ich nur alleine sein…
 

~~~
 

Nachdem Ruki Hals über Kopf davon gerannt war, warfen sich die übrigen drei gegenseitig fragende Blicke zu. Keiner von Ihnen verstand auch nur im Geringsten, warum der jüngste von ihnen plötzlich so einen Gefühlsausbruch hatte. So etwas hatten sie noch nie erlebt und selbst für Kai, der den blonden schon lange kannte, war dieses Verhalten seitens Ruki Neuland. Zudem war ihnen der Auslöser, der Ruki überhaupt zu diesem Ausbruch brachte, unbekannt.

Sie hatten keine Ahnung, was jetzt zu tun war. Sie waren schlichtweg überfordert.

„Ey was glotzt ihr so?“, knurrte Reita die Schüler und Schülerinnen an, die noch immer da standen und von der Treppe aus auf sie herab sahen. Nach einem zusätzlichem „Hier gibt’s nichts zu sehen.“ sich aber wieder verzogen. Doch wie sollte es anders sein, tauchten dann noch Nakamura-sensei und Nikita-sensei auf.

„Was soll dieser Lärm hier?“, fragte einer von ihnen. „Ihr solltet doch in eure Zimmer gehen.“, vervollständigte der andere.

„Jaja~ Wir sind schon weg!“, entgegnete ihnen Kai schnell und schob sogleich seine beiden Freunde vor sich weg die Treppen hoch in Richtung Schlafräume. Gemeinsam gingen sie in das Zimmer von Aoi und Kai.
 

„Hey ihr!“, wurden sie sofort von den beiden UNO Spielern Shinji und Yuya begrüßt und gleich darauf gefragt, ob sie nicht Lust hätten wieder mitzuspielen. Aoi schüttelte seinen Kopf und erklärte ihnen, dass sie ein andern Mal vielleicht spielen würde, jetzt aber etwas wichtigeres zu tun hätten und als Yuya anfangen wollte, die Karten zu mischen, bat er sie, den Raum zu verlassen, da sie untereinander wirklich etwas ernstes zu besprechen hatten. In der 2b sprach man von sogenannter 'Krisensitzung'. Sollte dieses Wort fallen, wusste jeder von ihnen, dass es äußerst wichtig war und das sich niemand einzumischen hatte.

So schnappten sie sich also ihre Karten und standen auf um Aoi, Reita und Kai alleine zu lassen. Kurz bevor sie jedoch ganz verschwanden hielt Aoi sie noch auf. „Wir sind dann beim Abendessen gleich auch nicht da ne.. Also sollte jemand fragen, lasst euch ne schöne Ausrede einfallen.“

„Klar, kein Problem.“
 

„Also.. Was machen wir jetzt? Ich meine, wegen Ruki. Glaubt ihr er meinte das eben ernst?“, fing der Schwarzhaarige 2b Schüler dann gleich an. Kai überlegte kurz. Schüttelte dann den Kopf und meinte:“ Nein, ich glaube nicht, dass er das ernst meinte.. Und ich denke es wäre jetzt das Beste ihn erst mal einen Augenblick in Ruhe zu lassen, das er sich beruhigen kann.“

„Und was denkst du, Rei?“, fragte Aoi seinen Kumpel, der allerdings nur mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung. Is doch seine Sache was er macht.“

„Rei,.. Ruki hat dir ins Gesicht geschrien, dass er dich hasst. Willst du da gar nichts klären?“, fragte ihn Aoi.

„Das kann dir doch nicht egal sein..“, sagte auch Kai. Reita verdrehte kurz die Augen.

„Doch. Es ist mir egal. Ruki darf hassen was und wen er will. Wenn er wegen so Kleinigkeiten abgeht, ist das nicht mein Problem. Wirklich nicht. Es ist mir egal!“ Daraufhin öffnete er die Zimmertür, sagte noch kurz „Man sieht sich später.“ Und verließ anschließend den Raum.

Aoi seufzte. „Scheint ihn ziemlich getroffen zu haben…“ Kai nickte. „Ja, sieht ganz so aus..“

„Dann liegt es jetzt an uns, die Sache wieder zu bereinigen was? Gehört Ruki zur sturen Sorte?“

„Hmh, Ja. Er ist zwar meistens sehr brav und gehorsam, aber er kann ganz schön stur sein wenn er will.“ Jetzt war es Aoi der nickte und anschließend antwortete. „Okay. Rei is auch stur. Alleine würde die beiden das nicht auf die Reihe kriegen denk ich.“

„Du meinst jetzt aber nicht nur den ‚Streit’ oder?“ Aoi grinste. „Nee, nicht nur.“

Sie überlegten sich, wie sie am besten vorgehen könnten und entschieden sich dazu, dass jeder erst einmal ein Gespräch mit seinem besten Freund anfangen sollte um danach besser entscheiden zu können. Sie wollten sich erst noch ein wenig 'schlau' machen bevor sie irgendwelche Pläne schmiedeten und eventuell noch Chaos verursachten. Wenn sie Glück hatten, würde sich das kleine Missverständnis auch schnell von ganz allein lösen…
 

~~~
 

Ich wusste nicht wie viele Minuten schon vergangen waren, seit dem ich Reita im Eingangsbereich angeschrien hatte. Irgendwie bereute ich das alles ja. Ich meinte das nicht so, wie ich es gesagt hatte und es tat mir Leid. Aber irgendwo hatte ich doch auch recht. Okay, ich hätte es anders ausdrücken können aber trotzdem… Jetzt war es eh egal. Jetzt hatte ich es mir mit Reita sowieso verscherzt.

Versunken in meinen Gedanken, nahm ich nur leise wahr, wie sich die Tür öffnete, Kai den Raum betrat und sich zu mir ans Bett setzte.

„Ruki..“, hörte ich ihn leise und sanft sagen. Ich reagierte aber nicht. „Hey, was ist den los?“ Er klang besorgt, fürsorglich und liebevoll zugleich. Ich wusste nicht, ob ich etwas sagen sollte In meinem Kopf herrschte ein riesiges Durcheinander. Was war richtig, was war falsch und was sollte ich tun? Eingemümmelt noch immer in meiner warmen Jacke regte ich mich kein Stück.

„Möchtest du mir denn nicht erzählen was mit dir los ist?“, versuchte Kai es erneut. Er machte sich wirklich Mühe.

„Kai?“, sagte ich dann nach einer kurzen Schweigeminute und erhielt seine Aufmerksamkeit. „Hab ich mich in Reita getäuscht? Ich meine.. Ich weiß nicht wie ich ihn einschätzen soll.“

„Ruki, ich denke-“ „Schon am aller ersten Tag brachte er mich in blöde Situationen.. War das alles Absicht? Damit er irgendwas zu lachen hat?“ Kurz sah ich in das Gesicht meines besten Freundes, betrachtete dann aber weiter meine angewinkelten Knie.

„Das war mit Sicherheit keine Absicht. Reita sieht die Dinge nur nicht so ernst wie du. Weißt du doch, Er und Aoi wollen kein langweiliges Leben.“ Ich schnaubte leise auf. „Tut mir Leid, dass ich so ein langweiliger Mensch bin!“

„So meinte ich das doch nicht.“, versuchte Kai schnell klarzustellen.

„Wie meinst dus dann?“, fragte ich ihn. Ich glaube, ich klang ein wenig mürrisch. „Warum bist du überhaupt hier? Geh doch wieder zu deinen neuen, tollen, spaßigen Freunden. Die sind schließlich nicht so langweilig. Reita wartet bestimmt schon auf dich um sich über mich lustig zu machen!“ Ich wusste wirklich nicht, was mich dazu ritt, meinen oft betitelten besten Freund so blöd anzumachen.

„Ruki, nun beruhige dich doch erst einmal.“

„Ich BIN ruhig.“

„Nein bist du nicht! Und jetzt hör mir zu!“ Mit beiden Händen packte er mich an den Schultern und sah mir direkt ins Gesicht. So kannte ich ihn gar nicht. So ernst… „Ich bin hier, weil ich mir sorgen um dich mache. Genau wie Aoi und Reita. Die beiden sind unsere Freunde mit denen wir die letzten Tage doch viel Spaß hatten.“

„Reita ist nicht mein Freund..“, murmelte ich etwas leiser und ich hatte recht. Egal wie viel Spaß wir hatten, oder nicht hatten. Reita und Aoi waren zwei völlig andere Menschen als ich, mit denen ich nicht umgehen konnte. Ihre Art.. Das ganze Rebellgehabe konnte ich nicht gebrauchen. Ich hatte es ausprobiert und erhielt an diesem Tag das Ergebnis. Ich konnte mit ihnen eh niemals befreundet sein…

Kai ließ mich los und seufzte. „Ich weiß wirklich nicht, was plötzlich mit dir los ist Ruki..“, sagte er und er klang irgendwie enttäuscht. Dann stand er auf. „Beruhige dich und denk noch einmal über das ganze nach. Solltest du doch reden wollen, bin ich natürlich sofort für dich da. Aber in deinem jetzigen Zustand, macht es wirklich keinen Sinn.“

Genauso leise wie er gekommen war, verschwand er auch wieder und in dem Moment, in dem die Tür ins Schloss fiel, fühlte ich mich plötzlich schlecht und irgendwie allein. Hatte ich jetzt auch noch Kai, meinen besten Freund von mir gestoßen? Dieser Gedanke machte mich traurig und ich konnte vereinzelte Tränen nicht unterdrücken. Was war denn auf einmal mit mir los? Alles spielte verrückt und ich wusste nicht wieso. War das mein Verdienst? Falls ja, was sollte ich tun? Ich wusste wirklich nicht weiter..
 

Ich beschloss erst einmal mich meiner Jacke zu entledigen und mich komplett umzuziehen. So stand ich also auf und wollte mein Vorhaben auch gleich in die Tat umsetzen, als ich auf dem Boden vor dem Etagenbett einen kleinen zusammengefalteten Zettel entdeckte. Schnell griff ich nach dem Stück Papier und faltete es auf. Mich begrüßte eine Telefonnummer. Um genauer zu sein eine Handynummer, die in fein sauberer Schrift auf das Papier geschrieben wurde. Oben drüber noch der Name Uruha.

Ich überlegte. Ob ich ihn vielleicht anrufen könnte um ihn um Rat für mein Problem zu fragen? Ich weiß, ich kannte ihn kaum aber ich vertraute ihm hundertprozentig und mir kam es so vor, als würden wir uns schon lange kennen.

Vielleicht konnte er mir ja helfen. Ein Versuch, war es jedenfalls wert.
 

Ich steckte den Zettel also wieder in meine Tasche und lief in den Flur. Es war bereits Essenszeit, wodurch ich freie Fahrt hatte. Schnell tapste ich leise zum Eingang um genauso schnell, ebenfalls leise das Gebäude zu verlassen. Ich brauchte ein Telefon und ich wusste, dass auf der stillen Landstraße eine Telefonzelle stand.

Ob mich jetzt jemand entdeckte und eventuell verpetzte, war mir egal. Mir war so ziemlich alles egal. Ärger bekam ich ohnehin schon, also kam es darauf ja auch nicht mehr an.
 

Draußen angekommen bemerkte ich, wie kalt es inzwischen war. Doch das sollte mich nicht hindern und so ging ich meinen Weg.

Zu meinem Glück befand sich sogar genau neben der Telefonzelle eine Straßenlaterne die mir Licht spendete und ich die Nummer ablesen, und Uruha anrufen konnte.

Die letzten Ziffern wählte ich zögernd. Ich wurde unsicher und fragte mich wie schon so oft, ob es die richtige Entscheidung war. Vielleicht störte ich ihn ja auch bei irgendetwas.

Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, war die Nummer gewählt und nur weniger Sekunden später erklang die Stimme von Uruha auf der anderen Leitung.

„Moshi moshi?“, sagte er.

„Ähm.. Ich bin’s..“, antwortete ich sehr zaghaft. Aber Uruha verstand und wusste scheinbar sofort wer ich war. „Ruki?“

„..Hai.“ Mir war kalt und meine Stimme zitterte etwas. Ob dies allerdings nur an der Kälte lag, wusste ich nicht genau.

„Was ist los? Du klingst so.. Ist irgendwas passiert?“ Ich schluckte und dachte an das, was eben in der Jugendherberge statt fand. „Ich..“, versuchte ich anzufangen, wurde aber von einem leisen Schluchzer meinerseits daran gehindert weiterzusprechen.

„Ruki, was ist los?!“, fragte mich Uruha erneut und klang aufgeregt. Um ihm nicht irgendwelche Sorgen zu bereiten riss ich mich zusammen. „Ich wollte… Also, kann ich vielleicht mit dir reden?“

„Natürlich.“, kam es sofort. „Wo steckst du? Ich komme vorbei.“ Ich erklärte ihm so gut ich konnte den Ort, an dem ich mich befand und er versprach mir, schnell zu kommen. Ich sollte mich nicht vom Fleck bewegen und auf ihn warten. Also hockte ich mich auf den Boden und lehnte mich an die Tür der Telefonzelle.

Der Abend war sehr ruhig. Es fuhren nur vereinzelt ein paar Autos vorbei, obwohl es noch gar nicht so spät war. Dafür war es kalt. Kälter als noch vor ein paar Stunden. Wie gut dass ich meine Jacke noch an hatte. In meiner Verfassung hätte ich sie sicher vergessen. Schal oder Handschuhe ließ ich schließlich auch im Zimmer.

Immerhin hatte ich mich wieder einigermaßen beruhigt. Als ich mit Uruha sprach, hätte ich fast angefangen zu heulen. Jetzt ging es aber wieder…
 

Es vergingen nur wenige Minuten, die ich noch warten musste, bis ein Auto die Landstraße entlang fuhr, und immer langsamer wurde bis es schließlich anhielt.

Sofort sah ich Uruha, der aus der Hintertür hinaussprang und zu mir lief.

„Ruki..“, sagte er und hockte sich gleich zu mir. „Hey, was ist denn passiert?“, fragte er weiter und er klang genauso liebevoll und besorgt wie Kai zuvor auch schon geklungen hatte. „Komm mit. Wir fahren zu mir, und dann erzählst du mir alles in Ruhe okay? Hier draußen werden wir beide nur krank.“ Ich nickte leicht. Dann half er mir auf die Beine und kaum später befand ich mich schon neben ihm auf der Rückbank im Auto. Eine Frau saß am Steuer. Uruha stellte sie mir kurz als seine Mutter vor und sobald wir los fuhren, schwiegen wir. Ich starrte nur aus dem Fenster und sah in die Dunkelheit. Dachte erneut über alles nach und verstand nicht, wie es dazu kam, dass ich mich so blöd verhalten hatte. Ich verstand mich in keinster Weise und fragte mich, wie es sein könnte, dass ich mich innerhalb kürzester Zeit so schrecklich fühlte.

War es wegen den Worten, die ich Reita an den Kopf warf, oder mein Gespräch mit Kai? Vielleicht war es auch alles zusammen und die Tatsache, dass ich meinen besten Freund enttäuscht, und die Freundschaft zu Reita zerstört hatte. Bei diesen Gedanken musste ich wie bei dem Telefonat mit Uruha mit den Tränen kämpfen. Ich wollte aber nicht heulen. Ich wollte keine Schwäche zeigen.
 

Als ich gut 10 Minuten später in dem Zimmer des brünetten, welches sehr schön eingerichtet war, auf einem weichen, schwarzen Sofa saß,das mit 2 violetten Kissen verziert war, wusste ich gar nicht so recht was ich sagen sollte. Ich nahm einen kleinen Schluck des heißen Tees, den Uruhas Mum gebracht hatte und ich muss sagen, dass mir das heiße Getränk sehr gut tat.

„Möchtest du mir jetzt erzählen was passiert ist?“, fragte mich der größere dann, nachdem er mir genug Zeit ließ meine Gedanken zu ordnen. Ich nickte erst, schwieg noch kurz, bis ich dann doch endlich anfing zu reden.

„Ich.. Ich bin ein riesiger Idiot. Und ein schlechter Freund.“, sagte ich und erhielt einen fragenden Blick.

„Das stimmt doch gar nicht..“

„Doch. Ich habe blöde Sachen gesagt und meinen besten Freund enttäuscht.“ Uruha stand von dem Stuhl, auf dem er bis eben gesessen hatte, auf und setzte sich neben mir auf das Sofa. Sanft legte er eine Hand auf meine Schulter und fragte ruhig: „Was genau hast du denn gesagt?“ Ich schluckte. „Ich...“, begann ich. „Ich habe Reita gesagt, dass ich ihn hasse und.. Und ich habe ihm vorgeworfen, dass alles seine Schuld wäre. Kai wollte mit mir reden aber ihn.. habe ich auch nur blöd angemacht. Ich weiß gar nicht wieso und jetzt heul ich dich hier zu und verschwende deine Zeit, ich-“

„Ruki.“, unterbrach er meinen plötzlich auftretenden Redeschwall. „Du verschwendest nicht meine Zeit. Wir kennen uns zwar noch nicht lange, aber ich habe dich wirklich gerne und bin froh, dass du mir deinen Kummer anvertraust.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach. „Gut. Du hast Rei also gesagt das du ihn hasst?“ Ich nickte. „Und meintest du das ernst?“

„Nein, natürlich nicht!“, gab ich sofort kopfschüttelnd von mir.

„Dann ist doch alles okay.“

„Was?“ Ich verstand nicht, was Uruha meinte. Ich fand an der ganzen Situation nichts okay. Es machte doch keinen Unterschied, ob ich es so gemeint hatte oder nicht. Ich hatte es ihm gesagt, und das war ausschlaggebend.

„Wenn du ihm sagst, dass das alles ein Missverständnis war, wird er das verstehen, da bin ich mir sicher. Und was Kai angeht.. Er als dein bester Freund kennt dich am besten. Jeder hat mal einen schlechten Tag und ich denke nicht, dass er wegen so etwas von dir enttäuscht wäre. Er macht sich nun einmal sorgen. Mach dir also darüber nicht so viele Gedanken.“ Er lächelte aufmunternd und irgendwie hatte er recht. Kai kannte mich wirklich gut und es war nicht das erste mal, dass ich mich ihm gegenüber blöd verhalten hatte. Zwar war es nie wie heute, aber trotz allem war er mein bester Freund und ist es noch heute. Das musste ja etwas heißen..

Bei Reita war das aber anders. Ich kannte ihn noch nicht lange. Ich wusste nicht, wie er darauf reagierte und was er von mir hielt. Ich kam mit seiner Art ohnehin nicht immer gut zurecht. Manchmal glaubte ich, er könnte mich gar nicht leiden, aber dann dachte ich auch, dass es eben nicht so war.

Das war alles viel zu verwirrend...
 

„Ich weiß nicht, ob Reita mich wirklich verstehen wird. Er würde mir sicher nicht einmal zuhören..“, sprach ich dann meinen Gedanken aus.

„Hm? Wieso denkst du das?“

„Naja,.. Wie würdest du denn reagieren, wenn man dir vorwerfen würde, der Auslöser allen Ärgers zu sein und anschließend sagt, dass man dich hasst?“ Ich wäre sicherlich wütend darüber und würde mit der Person, die das sagte nichts mehr zu tun haben wollen.. Obwohl..

„Ich würde ihm verzeihen.“, hörte ich Uruha antworten und ich sah auf. „Wenn ich die Person mag würde ich ihr zuhören und verzeihen.“, erweiterte er seine Aussage noch.

„Aber Reita mag mich doch gar nicht..“, murmelte ich etwas leiser, aber immer noch so, dass er mich hören konnte.

„Du glaubst er mag dich nicht?“ Ich nickte wie schon so oft. „Wie kommst du denn auf diesen Mist?“

„Das ist kein Mist. Ich weiß das. Ich meine, sonst würde er mich doch nicht ständig in so blöde Situationen bringen oder über mich lachen oder mich verarschen. Wir haben uns ja eigentlich schon oft verstanden so, aber irgendwie.. Ich weiß nicht.. Meistens, wenn wir abends in den Zimmern bleiben sollen, hört er Musik oder ist gar nicht da, sodass ich oft alleine im Zimmer bin. Und wenn er dann doch da ist, passieren irgendwelche blöden Sachen, wie bei der Kissenschlacht.“

„Kissenschlacht?“, hakte Uruha nach.

„Ja..“, sagte ich. „Er wollte mir mein Bett wegnehmen, weil er keine Lust hatte seines aufzuräumen. Ich hab ihn aus Spaß mit einem Kissen beworfen und irgendwie kam es dann dazu. War ja auch witzig, bis auf..“ Ich stoppte. Sollte ich ihm dieses Dilemma wirklich erzählen? Diese peinliche Situation?

„Bis auf was?“, fragte Uruha interessiert. Doch ich schüttelte den Kopf. „Nee~ Ist doch egal..“, sagte ich aber er ließ nicht locker. „Komm, nun erzähl.. Du hast schließlich schon angefangen.“

„Nee, das ist blöd..“

„Egal, Ich mag blöde Sachen, also erzähl schon.“ Dieser Quengelei konnte ja keiner stand halten. Wieso war er denn so neugierig? Mir war das unangenehm, doch dies schien ihn nichts auszumachen. Typisch, als Freund von Aoi und Reita...
 

Da ich wusste, dass er nicht vorhatte damit aufzuhören, rückte ich dann doch mit der Sprache raus.

„Aber nicht lachen.“, sagte ich noch, ehe ich anfing zu erzählen. „Also.. Die Kissenschlacht war sehr lustig und ich hab ziemlich gelacht. Als ich bei Reita auf meinem Bett stand, konnte ich mich nicht mehr richtig halten und dann.. Dann bin ich hingefallen und direkt... auf.. Rei-ta..“ Zum Ende des Satzes wurde ich immer leiser und nuschelte die letzten Worte nur noch. Mein Kopf war bestimmt schon rot angelaufen. Warum musste sich das ganze Geschehene auch plötzlich vor meinem inneren Auge abspielen?

„Was ist dann passiert?“, wollte das neugierige Etwas dann wissen. Ich sah zu Boden. „Unsere.. Also.. meine und seine Halskette haben sich.. irgendwie verknotet und.. ich konnte nicht weg..“ Man war das peinlich. Wetten ich konnte einer reifen Tomate schon deutlich Konkurrenz machen? Ich betrachtete weiter den Boden um meine Röte zu verstecken. Der violette Flauschteppich kam auf dem Parkett wirklich gut zur Geltung..

„Und was war daran jetzt so schlimm?“, fragte mich Uruha, als sei es das normalste der Welt. „War doch sicher gemütlich.“ Blitzartig sah ich zu ihm auf.

„Was? Nein, war es nicht, das war, also ich meine, ich ähm..“ beschämt ließ ich den Kopf wieder hängen.

„Ruki..“, lachte Uruha kurz auf.

„Was denn?“, fragte ich peinlich berührt. „Machst du dich jetzt doch über mich lustig?“

„Blödsinn.. Ich finde das süß, wie du dich anstellst.“ Süß? Hatte ich eben richtig gehört? Was war denn bitte süß und wie stellte ich mich an? Ich verstand nur Bahnhof.

„Ruki.. Kann das sein, dass du ihn magst?“, fing er dann an mich zu fragen.

„Wen meinst du?“

„Na, Reita natürlich.“

„Ich mag alle meine Freunde.“, erklärte ich ihm kurz. War doch auch selbstverständlich, also was sollte diese Frage?

„Ich meinte das jetzt anders.. Kann das vielleicht sein, dass du ihn noch ein bisschen mehr magst?“

„Hä?“, gab ich schlau von mir, kapierte dann erst, worauf Uruha hinaus wollte. „Nein!... Nein... nein..“ Irgendwie konnte ich kein anderes Wort als ‚nein’ sagen.

„Achso.“, sagte er dann und grinste etwas. „War ja auch nur ne Frage.“ Meiner Meinung nach eine ganz schön blöde Frage. Wie kam er überhaupt auf so eine Idee, dass ich Reita vielleicht mehr mögen würde? So ein Schwachsinn.. Naja, war ja eh egal, da ich mir dachte, dass Uruha nur einen kleinen Scherz machen wollte. Also kein Grund, sich darüber weiter den Kopf zu zerbrechen.
 

„Hier, möchtest du?“ Uruha hielt mir einen Teller mit Keksen vor die Nase und erklärte auf meinem fragenden Blick „Hat meine Mum gebacken, Schmecken echt lecker. Probier mal.“ Zaghaft griff ich nach einem Keks und probierte. Es schmeckte wirklich lecker. „Deine Mum kann gut backen.“, lobte ich und aß gleich noch einen.

„Ich weiß!“, lächelte er dann und ich erwiderte dieses wunderschöne Lächeln, wenn auch nur knapp.

„Aaaah~ Geht doch.“, sagte er und irgendwie kam ich mir langsam dumm vor, denn ich verstand schon wieder nicht, was er meinte.

„Du lächelst endlich wieder.“, klärte er mich schließlich auf. „Steht dir wirklich besser als so eine traurige Miene.“

Apropos traurig. Mir wurde wieder bewusst, warum ich überhaupt hier war. Uruha hatte mich bis eben schön abgelenkt, dafür dankte ich ihm. Aber trotz allem stand die Frage offen, was ich denn nun tun sollte..

„Danke, dass du mir zuhörst und mich aufmunterst und so aber.. Ich weiß immer noch nicht, was ich denn nun machen soll..“ Er behauptete zwar, dass Reita mir zuhören und mich sogar verstehen würde, aber woher sollte er das denn wissen? Er war ja nicht dabei, als ich sozusagen durchgedreht war.

„Geh einfach zu ihm und sprich mit ihm.“

„Und wenn er mir nicht zuhören will? Oder mir aus dem Weg geht?“ Uruha versicherte mir mit einem Lächeln, dass er mir auf jeden Fall zuhören würde. Auch wenn er das nur auf seine Weise täte. Ich wusste nicht genau wie er das meinte, aber seine Worte klangen so sicher, dass ich ihm einfach glauben musste. Dennoch stellte ich ihm die Frage „Wieso bist du dir so sicher?“ und es war das erste Mal, dass ich nicht sofort eine Antwort erhielt.
 

„Weißt du..“, fing er an. „Ich kenne Reita schon lange. Länger, als Aoi ihn kennt. Eigentlich kenne ich ihn schon seit dem Kindergarten.“ Das hätte ich jetzt nicht gedacht.

„So lange?“ Ich war ziemlich überrascht. „Aber du wohnst doch hier in Sapporo.. Woher kennst du dann Reita und Aoi?“ Ich fragte ihn alles, worüber ich mir schon ein paar Mal Gedanken machte.

„Ich wohne nicht wirklich hier.“, sagte er dann. „Ich bin mit meiner Mum vor einigen Monaten hergekommen weil sie hier arbeiten muss. Meine Mum ist Ärztin und wegen mangelndem Personal, wurde sie sozusagen hierher überwiesen.“

„Und du musstest mit?“ Uruha nickte. „Ja. Meine Mum wollte nicht, dass ich alleine wohne. Sie macht sich zu viele Sorgen. Wir bleiben aber nur noch knapp 3 Monate“

„Und dein Vater?“

„Mein Dad ist gestorben.“, sagte er.

„Oh.. Das tut mir Leid..“ Ich hätte nicht so neugierig sein sollen.

„Muss dir nicht Leid tun. Ich war noch ganz klein und kannte ihn kaum. Es ist also okay.“ Einen kurzen Moment schwiegen wir, bis Uruha wieder anfing.

„Jetzt aber wieder zu Rei. Willst du ihn anrufen?“ Anrufen? Wieso sollte ich ihn anrufen?

„Ich soll ihn anrufen?“, fragte ich überrascht und schon hielt er mir sein Handy hin. Ich zweifelte aber an dessen Vorschlag.

„Ich denke nicht, dass das so gut ist.“, sagte ich dann auch.

„Wieso?“

„Na weil..“ Ich wusste es selbst nicht so genau. Plötzlich ertönte eine Frauenstimme durch das Haus.

„Schaaatz?“ Es war Uruhas Mutter, die ihn aus dem Erdgeschoss aus rief.

Mein Gesprächspartner stand also auf und sagte. „Bin gleich wieder da.“, ehe er aus dem Raum trat. Die Tür ließ er unbemerkt halb offen, sodass ich mitbekam, dass er eben beim Abendessen zubereiten etwas helfen sollte. Ich dachte mir also, dass das ein wenig dauern könnte und seufzte leise.

Kai, Reita und Aoi saßen jetzt bestimmt schon im Esssaal am Tisch und schlugen sich die Bäuche voll. Obwohl.. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass das Essen mit Sicherheit schon fast beendet sein müsste und die drei sich daher wahrscheinlich im Zimmer von Aoi und Kai aufhielten...
 

~~~
 

Ruki war ganz recht in seiner Vermutung, denn Aoi, Kai und Reita hockten tatsächlich in dem Zimmer der schwarzhaarigen, zusammen mit den UNO Spielern, welchen sie aber nur wenig Beachtung schenkten. Keiner von ihnen hatte in der letzten halbe Stunde über Ruki und dessen Gefühlsausbruch gesprochen. Allgemein schwiegen sie sich die meiste Zeit an, da sie alle ihren eigenen Gedanken nach hingen. Kai, der diese Stille nicht weiter ertrug, begann dann doch zu reden. „Ob er sich mittlerweile beruhigt hat?“ Er sprach natürlich von seinem blonden Freund um den er sich gerade mehr als nur sorgen machte.

„Essen konnte er scheinbar. Also wird es okay sein, nehme ich an.“, sagte Reita. Die anderen beiden warfen ihm aber nur fragenden Blicke entgegen.

„Ich war während der Essenszeit kurz mein MP3-Player holen.. Aber Ruki war nicht im Zimmer. Also war er sicher beim Essen. Habt ihr ihn denn nicht gesehen?“

Aoi schüttelte den Kopf. „Kai und ich waren auch nicht beim Essen.“, erklärte er kurz. Während dieser Zeit, überlegten sie sich schließlich, wie sie, im Fall Reita und Ruki, vorgehen sollten.

„Naja, wir sollten ihn trotzdem holen... Ihr wisst ja, Nikita-sensei will uns gleich sprechen.“ Aoi und Reita nickten. Also sprang Kai von dem Bett, auf welchem er saß, sagte „Ich hole ihn dann eben ne.“ Und lief dann los.

„Was will der eigentlich von euch?“, fragte Shinji an die beiden gerichtet.

„Na was wohl..“, sagte Reita zurück. „Der will nen Tässchen Tee mit uns trinken, weil wir so nette, vorbildliche Schüler sind.“, er grinste und Shinji nickte. „Achso. Das Übliche also. Wegen eurem Abgang heut beim Turm ne?“

„Yepp, genau deswegen... Der Typ hat doch echt einen an der Klatsche..“, seufzte er noch, als plötzlich die Tür aufgeschlagen wurde, und Kai hineingestürmt kam.

„Ruki ist weg!“, sagte er leicht außer Atem. „In seinem Zimmer war er nicht, dann bin ich runter gerannt aber auch im Gemeinschaftsraum oder im Esssaal hat ihn keiner gesehen!“

Reita stand auf und sprintete in sein und Rukis Zimmer um sich selbst ein Bild zu machen. Weder seine Jacke, noch seine Schuhe standen da, wo sie es sonst taten.

„Ist er etwa..“ Reita vermutete, dass der kleine vielleicht raus gegangen war. Auch wenn das eher untypisch für ihn war.

„Reita, was los?“, wollte sein Kumpel wissen, als er mit Kai ebenfalls das Zimmer betrat.

„Ich glaube er ist abgehauen.“

„Hä?“, Aoi glaubte, Reita erlaubte sich einen Scherz, aber so ernst, wie der blonde dastand wusste er, dass es eben kein Scherz war.

„Das ist aber merkwürdig..“, meinte dann Kai. „So etwas hatte er noch nie gemacht seit ich ihn kenne..“

„Fakt ist, dass er weg ist.“, gab Aoi klar zu Wort und fing an zu überlegen. In knapp 5 Minuten müssten sie beim Sensei sein. Diese Tatsache ließ ihn aufseufzen. „Leute, wir haben nicht viel Zeit ihn zu finden..“, sagte er dann. „Am besten wir teilen uns auf und fragen noch mal die anderen.. Kann doch nicht angehen, dass ihn keiner gesehen hat.“ So machten sie sich also auf den Weg. Aoi suchte die Zimmer ab, Kai durchging die unteren Räume und Reita sollte eigentlich im überdachtem Innenhof nachsehen. Er ging aber nicht davon aus, den kleinen dort anzutreffen, also entschied er sich, außerhalb der Jugendherberge zu suchen...
 

~~~
 

Es waren schon mindestens 10 Minuten vergangen, seit Uruha mich in seinem Zimmer alleine zurück ließ, um seiner Mum zu helfen. Die ganze Zeit über blieb ich auf dem Sofa sitzen, blickte aus dem Fenster. Ab und an fiel mein Blick aber immer wieder auf das Handy. Sollte ich ihn vielleicht doch anrufen? Uruha sagte, es wäre okay, aber war es das auch wirklich?
 

Ich nahm das silberne Handy in die Hand. Es sah fast so aus, wie das von Reita. War wohl der gleiche Hersteller.. Ich klappte es auf und starrte auf die Tastatur. Sollte ich, oder sollte ich nicht? Hätte ich eine Blume zur Hand, könnte ich deren Blüten zupfen um mich zu entscheiden.

Da ich es eh nicht noch schlimmer machen konnte, als es ohnehin schon war, wählte ich Reitas Nummer. Den Zettel hatte ich ja immer noch in meiner Jackentasche.

Ich hörte es tuten und wartete... wartete .. und wartete. Er nahm aber nicht ab. Wie sollte es auch anders sein?
 

„Sorry, dass ich dich so lang hab warten lassen.“, hörte ich plötzlich Uruha sagen. Ich hatte ihn gar nicht gehört. Und jetzt stand er vor mir und hielt 2 Gläser in der Hand.

„Uhm, schon okay..“, meinte ich und legte sein Handy zurück auf den Tisch. Als er das sah, fragte er mich ob ich angerufen hätte und ich nickte. „Es ging aber niemand dran.“

„Hmm.. Na, ein Versuch war es Wert. Hier, ich hab’ dir ne Cola mitgebracht.“, sagte er und drückte mir das Glas in die Hand, woraufhin ich mich bedankte. Er war wirklich sehr nett zu mir. Und das, obwohl wir uns fast gar nicht kannten.

„Weiß eigentlich jemand, dass du hier bist?“, wollte Uruha einen kurzen Augenblick später von mir wissen.

„Nein.“, antwortete ich und trank noch einen Schluck.

„Ist das denn okay? Ich meine.. Sie suchen dich doch sicher schon meinst du nicht? Und soweit ich von Aoi weiß, sollt ihr um diese Zeit doch gar nicht mehr draußen sein..“

Ich nickte. „Stimmt auch.. Aber das merkt eh keiner, dass ich nicht da bin. Die Lehrer schauen nie nach und Kai hatte mir gesagt, dass ich zu ihm kommen soll wenn ich reden will und bis dahin lässt er mich in Ruhe.“

„Aber Ruki... Es ist schon spät. Nach 19 Uhr. Denkst du nicht, dass es besser wäre ihnen wenigstens Bescheid zu geben wo du bist?“ Wieder reichte er mir sein Handy. Er wollte, dass ich anriefe.

„Also gut..“, ergab ich mich. „Aber.. Könntest du vielleicht anrufen?“ Ich wollte jetzt nicht unbedingt mit den anderen reden. Uruha lächelte und nahm dann das Telefon. „Ich werde Aoi anrufen..“, sagte er noch, ehe er dann die Nummer unseres Freundes wählte. All zu lang ließ er Uruha auch nicht warten.
 

„Hey Aoi, ich bin’s, Uruha.“, meldete er sich und da sein Handy ziemlich laut eingestellt war, konnte ich ein wenig mithören.

„Hey, was gibt’s? Ich bin grad ziemlich im Stress..“

„Ja, gomen ne. Ich wollte auch nur sagen, dass Ruki hier ist.“, erklärte er.

„Was?! Ruki ist bei dir? Mann, wieso sagst du das nicht gleich? Wir suchen ihn schon überall..“ Sie suchten mich also doch? „Ich hoffe er weiß, dass er uns mit seiner Aktion ganz schöne Sorgen gemacht hat.. Außerdem müssen wir jetzt zu Nikita-sensei und Reita finde ich irgendwie auch gerade nicht. Also, ich muss aufhören. Danke, dass du Bescheid gesagt hast. Ich werde’ s den anderen sagen. Ach, und bring Ruki doch bitte wieder her.. Nachher gibt’s nur noch mehr Ärger..“

„Ja, ist okay. Bai ne.“

„Bye!“
 

Nach dem Gespräch sah mich Uruha mit einem ich-habs-dir-doch-gesagt-blick an, worauf ich meinen Blick zu Boden richtete.

„Hmm.. Aoi sagte irgendetwas von Nikita-sensei und das du zurückgehen solltest, weil es sonst noch mehr Ärger geben könnte oder so...“ Scheiße, dachte ich mir und sprach diesen Gedanken auch aus, als mir schlagartig bewusst wurde, dass ich jetzt ganz wo anders sein sollte. Ich hatte total vergessen, dass wir nach dem Essen zu Nikita-sensei sollten. Oh Gott, ich war doch echt bescheuert.

Ohne Uruhas zu beachten, sprang ich vom Sofa und wollte sofort losrennen, doch Uruha hielt mich zurück.

„Was ist denn los?“, wollte er wissen. Ich sah zu ihm auf und erklärte. „Wir waren doch so spät bei der Herberge angekommen und dann hat Nikita-sensei gesagt, er wolle nach dem Abendessen mit uns reden... Dann war aber das mit Reita und danach das mit Kai.. Dann bin ich gegangen.. Ich hatte wirklich nicht mehr daran gedacht.“ Erneut versuchte ich loszurennen. Vielleicht kam ich ja noch rechtzeitig, wenn ich mich ganz schnell beeilte.

„Ruki, jetzt warte mal!“, rief der größere und hielt mich fest. „Du willst doch jetzt nicht zur Herberge rennen...“ Doch, das hatte ich eigentlich vor. War aber eine dumme Idee, da der Weg viel zu lang war und ich den Weg von hier aus bis zur Landstraße gar nicht kannte. Vielleicht sollte ich lernen, wieder erst nachzudenken, bevor ich mich in irgendwelche Taten stürzte...

„Komm, ich frag meine Mutter ob sie uns fährt..“
 

Als wir auf der Straße vor der Jugendherberge halt machten, stieg ich schnell aus. Uruha wollte erst mitkommen aber ich versicherte ihm, dass ich das auch alleine schaffte und bedankte mich noch bei ihm und seiner Mutter.

Je näher ich der Haustür kam, desto mehr wurde mir bewusst, dass die Tür ja zu sein müsste. Aufgeschlossen war sie sicher, aber von außen ließ sie sich ja ohne Schlüssel nicht öffnen.

Ah, Moment, was war das? Als ich auf den Boden sah, bemerkte ich eine Art Schnur. Vielleicht ein Seil oder so, das zwischen die Tür gelegt wurde, sodass sie zwar geschlossen aussah, es aber nicht war. Ich dachte dabei gleich an Aoi und die anderen.

Sogleich fühlte ich mich wieder schlecht, weil ich einfach gegangen war. Leise schlich ich ins innere. Es war sehr leise und ich hörte niemanden.

Gut.. wo waren denn jetzt die anderen? Ich konnte mich nicht erinnern, dass Nikita-sensei einen Raum genannt hatte. Möglich wären das Lehrerzimmer, der Gemeinschaftsraum oder vielleicht auch ein leerstehendes Zimmer oder ein ganz normales? Ich hatte keine Ahnung und schlich weiter. Einfach einmal an den Türen lauschen... Irgendwo mussten sie ja zu hören sein. Es war aber auch verdammt ruhig...
 

„Du brauchst nicht schleichen, es ist keiner hier.“, hörte ich plötzlich jemanden sagen und zuckte vor Schreck zusammen. Hastig drehte ich mich um und entdeckte die Person, der die Stimme gehörte. Es war Reita, der auf der Treppe saß. Warum ausgerechnet Reita...

„Reita..“, sagte ich nur und blieb stehen. Sollte ich mich jetzt bei ihm entschuldigen? Eigentlich hätte ich das tun sollen, aber ich war dennoch zu stur. Und er hatte sich ja auch nie direkt entschuldigt...

„Wo sind die anderen?“, fragte ich dann einfach und er antwortete. „Nicht hier.“ Ich verdrehte die Augen.

„Danke, das sehe ich selbst.“ Ich machte mich auf zu gehen. Auf so blöde Sprüche hatte ich nämlich keine Lust.

Doch als Reita wieder etwas sagte, hielt ich in meinem Gang inne.

„Aoi und Kai hocken in ihrem Zimmer. Nachdem der alte Herr unsere Zeit mit seinem Gelaber verschwendet hatte, sind sie nach oben verschwunden.“ Ich seufzte kaum merklich. Nikita-sensei hatte also schon mit ihnen gesprochen. Hätte ich mir auch denken können.. Ich war viel zu lange bei Uruha…

„War.. Nikita-sensei sehr sauer?“

„Nö, anfangs nicht. Aber er war stinkig weil wir nicht vollzählig waren, weil du ja nicht da warst. Dann hat er sich ziemlich aufgeregt. Ich hab mich über ihn lustig gemacht und ihn in seiner Anwesenheit verarscht, sodass er noch wütender wurde und ich morgen nach Hause fahren darf. Mein Koffer steht schon bereit. Wollte mich halt nur noch von dir verabschieden und das hab ich hiermit getan.“ Nachdem er dies sagte, stand er auf und ging, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen oder gar auf eine Reaktion zu warten, einfach nach oben. Ich blieb wie versteinert stehen. Was Reita da sagte konnte und wollte ich nicht verstehen. Das durfte nicht wahr sein, dass er meinetwegen zurückfahren musste. Nur weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte und von einer auf die nächste Sekunde alles schief lief. Schwach wie ich diesen Abend war stiegen mir schon zum dritten Mal Tränen in die Augen. So eine verdammte Scheiße. Wieso musste das alles passieren?
 

Langsam setzte ich einen Fuß vor den nächsten und stieg träge die Stufen nach oben. Ich fühlte mich mehr als elend. Ich fühlte mich schlecht und ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen.

Die große Standuhr im Flur verriet mir, dass es bereits kurz nach acht war. Um diese Zeit sollten wir für gewöhnlich nicht mehr unten, sondern in den Zimmer sein. Ob Reita jetzt dort war?

Als ich das Zimmer betrat, brannte noch Licht. Und ich entdeckte meinen Mitbewohner liegend auf seinem Bett. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, lag er still da. Wahrscheinlich hörte er wieder Musik.

Ich wusste nicht was, oder ob ich etwas sagen sollte und so hing ich erst einmal schweigend meine Jacke an den Schrank, nahm mir meinen Pyjama und alles was ich sonst noch so brauchte und verschwand im Bad 2 Türen weiter um mich sozusagen Bettfein zu machen. Das Bad war leer. Ich betrachtete mich einen Moment im Spiegel. Irgendwie kam ich mir fremd vor.

„Du bist so ein Idiot. Ein verfluchter Idiot..“, schimpfte ich mein Spiegelbild und hätte ich nicht noch ein Stückchen Beherrschung gehabt, läge vor mir jetzt ein Scherbenhaufen. Demolieren wollte ich nun aber wirklich nichts. Zum Einen, weil es fremdes Eigentum war und zum Anderen hatte ich schon genug kaputt gemacht…
 

Nach gut 15 Minuten war ich soweit fertig, ich ließ mir wirklich viel Zeit, und ging zurück ins Zimmer. Reita sah kurz zu mir her, drehte sich aber wieder weg und sagte. „Willst du schlafen? Dann kannst du ruhig das Licht ausmachen.“ Ich wollte nicht unbedingt schlafen, bzw. Ich konnte es eh nicht aber trotzdem betätigte ich den Lichtschalter und kletterte so gut es ging auf mein Bett, legte mich hin und deckte mich zu.
 

„Reita..?“, flüsterte ich nach einer ganzen Weile leise und erhielt ein „Hm?“ Er war also auch noch wach. Anstatt etwas zu sagen schwieg ich erneut. Ich wollte ihm wirklich sagen, dass mir das alles so wahnsinnig Leid tat aber ich hatte angst wieder etwas falsches zu sagen.

„Ähm.. Gute Nacht.“, sagte ich also nur um überhaupt irgendetwas zu sagen. Ob Reita etwas geantwortet hatte, wusste ich aber nicht, da ich schon längst in meinen Gedanken versunken war und nachdachte.

Ich ließ den ganzen Tag noch einmal an mir vorbeiziehen. Vom frühen Morgen bis jetzt und ich muss sagen, bis zu einem gewissen Punkt hatte dieser Tag wirklich Spaß gemacht. Da war es doch so klar, dass etwas schlechtes passieren musste. Aber das ich der Auslöser für das alles jetzt war, machte mich fertig. Ich muss ehrlich gestehen, ich kam mit dieser Situation einfach nicht klar und das ließ mich nicht los. Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Uruha. Was er mir alles erzählte und vor allem, was er über Reita sagte. Das er mir verzeihen würde…

Ich schluckte schwer. Was ich ihm an den Kopf geworfen hatte, konnte er vielleicht wirklich noch verzeihen. Das er wegen meiner Dummheit aber morgen weg musste,.. darüber konnte man nicht einfach hinweg sehen.

Ich hatte nicht nur unsere Freundschaft zerstört, ich würde ihn jetzt auch nie wieder sehen.

Ehe ich es selbst merkte, kullerten mir vereinzelte Tränen über die Wangen. Auch wenn ich wollte schaffte ich es nicht, sie zurückzuhalten, also ließ ich ihnen freien Lauf. War ja doch alles egal.
 

Da ich viel zu sehr mit mir selbst und meinen Gedanken beschäftigt war, bemerkte ich nicht, dass Reita mein Zustand aufgefallen war, er sich aufsetzte und zu mir sah.

„Ruki?“, hörte ich ihn leise sagen. „Hey, was ist denn los?“, fragte er weiter, als ich ihn nicht antwortete. Meine Stimme klang doch bestimmt total verheult. Ich dachte er würde, da ich ihm nicht antwortete, nicht weiter nachfragen aber zu meiner Verwunderung musste ich feststellen, dass es eben nicht so war denn er fragte mich ein weiteres Mal, was los war und dieses Mal, klang seine Stimme viel Näher als bis eben.

Ich riss mich zusammen. Ich musste mich jetzt bei ihm entschuldigen.

„Es tut mir Leid..“, flüsterte ich kaum hörbar. „Es tut mir so Leid, Reita. Ich wollte das alles nicht.“ Ich versuchte stark zu sein und meine Tränen zu unterdrücken. Wieso machte mich das alles so fertig? „Es tut mir Leid..“

„Es ist okay.“, sagte dann Reita und er klang sehr sanft. Das kannte ich noch gar nicht von ihm. „Sie mich an Ruki..“

Langsam setzte ich mich auf und sah zögernd zu ihm. Er stand vor meinem Bett und hatte seine Arme auf meiner Matratze abgelegt. Ich konnte ihn aufgrund der Dunkelheit aber nicht richtig gut erkennen.

Nachdem wir uns ein paar Sekunden einfach nur ansahen, sprang Reita auf mein Bett und saß so am Rand der Matratze.

„Ruki, ich muss dir was sagen.“, fing er dann an.

„Ich aber erst..“ verlangte ich leise und Reita nickte. Einen Moment sah ich zögernd auf die Bettdecke.

„Was ich dir im Eingangsbereich gesagt habe.. Das ich dich hasse.. und das ich wegen dir nur den Ärger hätte und so, das.. das meinte ich nicht so. Ich.. bin wirklich froh dich und Aoi kennen gelernt zu haben..“

„Warum hast du es dann gesagt?“ ich wusste, dass diese Frage kommen würde, aber eine richtige Antwort hatte ich nicht.

„Ich weiß nicht, ich.. Ich versteh das selbst nicht. Ich war irgendwie sauer und ich hab nicht nachgedacht, gomen..“ ich machte eine kurze Pause. „Wenn du mich jetzt hasst, verstehe ich das..“

Reita lächelte matt. „Komm mal her..“, sagte er darauf, immer noch so sanft und beugte sich zu mir um mich in den Arm zu nehmen. Ich weigerte mich nicht dagegen und ließ es einfach geschehen. Genauso wie meine Tränen, die ich nicht mehr zu unterdrücken versuchte.

„Ich hasse dich doch nicht.“, flüsterte Reita. „ Es ist okay, hörst du? Du brauchst nicht weinen..“ Er machte eine kurze Pause und strich mir beruhigend über den Rücken. „Weißt du.. Ich meinte das auch nicht so.“ Ich sah auf und fragte was er damit meinte.

„Vorhin,.. Als ich dir sagte, dass ich morgen wegfahre.. Das stimmt nicht. Ich muss morgen nicht abreisen und Nikita-sensei hat sich auch nicht aufgeregt.. Sorry ne.“

Ich löste mich von ihm um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Ist.. das wahr?“ Er nickte und legte sein typisches Reita-Grinsen auf. Dieses mal aber auf eine sanfte Weise. Reita hatte also nur gescherzt. Einer seiner dämlichen Scherze über die ich sonst immer sauer war. Jetzt aber nicht. Ich war nämlich heilfroh über diese Worte und fiel ihm gleich um den Hals. „Du bist so’ n Arsch..“, murmelte ich in seine Schulter und mir kamen wieder die Tränen. Freudentränen...

„Nimm einfach nicht immer alles so ernst was ich sage...“
 

Wir verharrten noch einen ganzen Moment so und ich fühlte mich wohl. Ich war überaus froh darüber, dass zwischen uns alles soweit geklärt war und noch viel glücklicher war ich zu wissen, dass Reita doch nicht weg musste. In dem Augenblick, in dem ich ihm so nahe war wurde mir bewusst, wie wichtig er mir in der kurzen Zeit geworden ist, und ich wünschte mir, dass diese Klassenfahrt noch viel, viel länger ging.

Doch leider hieß es in 2 Tagen schon wieder Koffer packen...
 

Kapitel # 6 Ende
 

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Ich hab hier mal nen Erzählswechsel eingebaut ne.. Ich dachte mir, das ist okay weil man so auch etwas mehr von den anderen erfährt.

Das wird in den nächsten Kapiteln noch ein paar mal vorkommen
 

Nya~ allgemein bin ich mit diesem Kapitel aber nicht zufrieden.. trotzdem hoffe ich, dass es einigermaßen in Ordnung ist x3 <3

Fifth Day ~ Mayhem of feelings

Kapitel # 7 Fifth Day ~ Mayhem of feelings
 

„Findest du nicht auch, dass das scheiße ist?“

„Ja, schon.. Aber was willst du machen?“

„Da stopfen die uns überall zusammen, aber entscheiden sich dann für getrennte Aktionen.. diese Affen.“

„Nicht so laut, Ruki schläft doch noch.“

„Jaja.. bin schon leise..“
 

Es waren genau diese Fetzen einer Unterhaltung die mich wach werden ließen. Ich hatte keine Ahnung worum es in diesem Gespräch ging, aber ich hörte, dass unter ihnen Kai, Reita und Aoi waren. Wieso waren die denn alle schon auf?

Ich öffnete meine müden Augen und sah unbemerkt vom Bett. Inmitten des Zimmers saßen die drei auf dem Boden. Hatten sie vergessen, dass es auch Stühle gab? Aber gut.. Irgendwie stieg mir ein leckerer Geruch in die Nase und neugierig wie ich war, entdeckte ich auch den Verursacher. In der Kreismitte meiner Freunde befanden sich 3 große Schalen Takoyaki. Die standen aber nicht auf dem Speiseplan... oder?

„Naja..“, fing Aoi an. „Ich finds auch blöd. Ich würde viel lieber auch mit euch beiden was unternehmen.“

Hm? Was meinte er denn damit? Das bekam ich wohl nur heraus, wenn ich nachfragte.

„Wovon redet ihr?“, sagte ich also und augenblicklich ruhten drei Augenpaare auf mir.

„Guten morgen Ruki“, grüßte Kai mich erst einmal, wie er es immer tat wenn wir uns morgens das erste Mal begegneten.

„Morgen.“, grüßte ich zurück, ehe ich mich aufsetzte und erneut nachfragte. „Was meintest du eben Aoi?“ Ich sah zu ihm und verlangte eine Antwort, die ich auch bekam.

„Ach.. Beim Frühstück hatten uns Nakamura-sensei und Nikita-sensei mitgeteilt, dass wir heute ausschließlich Klasseninternes unternehmen werden. Heißt also, Rei und ich müssen mit unserer Klasse abhängen, obwohl ich viel lieber auch etwas mit dir und Kai gemacht hätte“

„Achso..“, gab ich enttäuscht von mir Gerade jetzt, wo alles wieder gut war, mussten die solche Aktionen planen. Was sagte ich nicht schon die ganze Klassenfahrt über, das Pech verfolgt mich.

„Na wie auch immer.. Hast du Hunger?“, fragte mich dann Reita und schenkte mir ein kurzes Lächeln.

„Ähm.. schon. Wann gibt’s denn Frühstück?“

„Morgen früh.“, kam die schnelle Antwort des Nasenbandträgers und die anderen beiden nickten. Ich war jetzt ein bisschen verwirrt. Wie spät war es denn eigentlich? Noch bevor ich auf die Uhr schauen konnte erklärte mir Kai, dass das Frühstück längst vorbei war und er fragte mich ob ich nicht zugehört hätte, da Aoi das doch schon erwähnt hatte.

„Oh..“, machte ich nur und die anderen fingen an zu lachen. So eine Frechheit. Ich war doch eben erst aufgewacht und somit geistig noch nicht ganz da. Ich durfte also etwas verpeilt sein..

Damit sie aufhörten zu lachen, schmiss ich mein Kopfkissen einfach nach unten und traf Aoi, der als einziger nicht aufgepasst hatte, sondern seine Aufmerksamkeit ganz den Takoyaki Bällchen schenkte.

„Ey!“, rief er nur mit vollgestopftem Mund worauf wir anderen in Gelächter ausbrachen.
 

„Ruki, wenn du noch was abhaben willst, solltest du von deinem Thron herunterkommen.“

Thron? Ich sah zu Reita, der das eben sagte und grinste. „Nö. Bring mir mein Essen, Diener!“ Jetzt fing auch Rei an zu grinsen. „Ich und dein Diener? Träum weiter kleiner.“

„Hey, nenn mich nicht kleiner und jetzt bring mir mein Essen, damit ich nicht verhungere.“

Rei schüttelte belustigt seinen Kopf, stand ergeben auf und ging mit der Schale zu meinem 'Thron’.

„Na endlich.“, sagte ich gespielt verärgert und wollte ihm die Köstlichkeit sofort entnehmen, doch Reita hielt sie schnell mit einem „Nix da!“ von mir weg und aß selbst eines der Bällchen.

„Ey das ist gemein..“, murrte ich worauf er erneut grinste. „Na und? Solange ich meinen Spaß habe.. Versuchs dir doch zu holen.“, sagte er und hielt eines der Bällchen mit einem Spieß vor meine Nase. Ich wollte mit meinen Händen danach greifen, aber er meinte, ich sollte es nur mit meinem Mund versuchen. Ich zeigte ihm ein Vogel und behauptete, dass es nicht sein ernst war, er erklärte mir jedoch dass es sein voller ernst war und da ich nichts weiter machte, aß er es selbst.
 

„Rei, nun sei nicht so gemein.“, lachte Aoi, der bis eben zusammen mit Kai nur zugesehen hatte.

„Genau! Hör auf Aoi, und gib mir endlich Esse~n.“ Wusste er denn nicht, dass er mich damit quälte? Er wusste es ganz genau und das war ein Grund mehr für ihn, weiterzumachen.

„Ich sagte doch, versuch es dir zu holen.“

„Das ist aber fies!“

„Gut, dann schlag was anderes vor.“

„Wie.. was anderes?“ Ich verstand nicht worauf er hinaus wollte. Konnte er mir nicht einfach die Schale geben?

„Was bekomme ich dafür, wenn ich dir das hier..“, er schwenkte mit der Schale vor meinem Gesicht herum, „gebe?“ Ich überlegte kurz. „Öhm.. ein Dankeschön?“, fragte ich, erhielt aber ein Kopfschütteln. „Reicht nicht.“

„Dann ähm..“ Man.. je länger er die Takoyaki vor mir herhielt, desto verlangender wurde ich danach. Sie waren noch warm, rochen fantastisch und ich wollte sie jetzt unbedingt.

„Ja, was?“, grinste Reita und ich sagte einfach er solle sich etwas aussuchen und er schien tatsächlich zufrieden damit zu sein.

„Irgendwas, egal was?“, fragte er trotzdem und ich nickte. „Ja. Und jetzt gib her!“ Ich griff nach der Köstlichkeit und durfte sie wirklich behalten.

„Geht doch.“, sagte ich noch, ehe ich dann endlich eines der Bällchen in meinem Mund nahm. Wann hatte ich zuletzt so etwas gutes gegessen? War bestimmt schon zwei oder drei Wochen her. Gut, ich hatte zwar noch nie Takoyaki zum Frühstück, aber da mein letztes Essen nur aus zwei Keksen bestand, war ich hungrig und ich hätte quasi alles verschlingen können.

„Und schmeckts?“, fragte mich Kai und ich antworte mit einem Kopfnicken. So viele Manieren hatte ich noch, dass ich nicht mit vollem Mund sprach.
 

Nachdem ich aufgegessen hatte und auch die anderen fertig waren, überlegten wir uns was wir noch machen könnten, ehe wir sozusagen für die nächsten Stunden voneinander getrennt wurden Es war übrigens so, dass meine Klasse eine Radtour machte und die 2b sollten sich auf irgendeinem Schiff vergnügen. Keine Ahnung. Sie waren sich jedenfalls sicher, dass es langweilig werden würde, sie es aber aushalten mussten, da sie schließlich nicht vom Schiff wegkommen würden. Ich vermutete, dass unsere Sensei das mit Absicht gemacht hatten..

Wenn es aber nach mir ginge, wäre ich lieber auf einem Schiff, als irgendwo durch die Kälte zu radeln.

Ich saß noch immer auf meinem Bett, obwohl ich mittlerweile auch schon ein ganzes Weilchen wach war. Eigentlich hätte ich mich längst fertig machen sollen, da die blöde Radtour schon um 16:00 Uhr losging und wir vorher noch die Räder ausleihen mussten. Ich war mir sicher, dass das eh alles schief gehen würde. War doch immer das gleiche mit diesem Leihzeugs. Hier waren die Lichter kaputt, da funktionierten die Bremsen nicht, die Gangschaltung war hin oder ein reifen platze plötzlich. Ich hatte bislang zwar immer Glück gehabt, Kai jedoch durfte schon mehrere kaputte Drahtesel fahren.
 

Jetzt war es auf jeden Fall schon kurz nach 2 und am liebsten hätte ich mich wieder hingelegt und geschlafen.

„Wir könnten ja ein bisschen in Hof gehen..“, schlug Kai als erster der drei, nach langem Überlegen, vor.

„Und was willst du da machen?“, fragte Reita und Kai zuckte die Schultern.

„Weiß nicht...“ Gruppen seufzen folgte...

„Hat jemand Karten da?“, kam es dann von Reita, aber Aoi und Kai schüttelten wie von der Tarantel gestochen ihre Köpfe.

„Alles, wirklich alles. Aber keine Karten! Shinji und Yuya gehen uns mit dieser Unospielerei so schon ziemlich auf den Senkel.“ Kai nickte. „Genau. Ich frage mich wie man so lange Karten spielen kann...“

Wenn sie das nicht mehr aushielten, warum kamen Aoi und Kai dann nicht gleich zu uns? Es waren doch 2 Betten frei. Na ja, ich glaube die Sensei hätten das auch gar nicht erlaubt. Ich durfte mein Zimmer ja auch nicht wechseln. Mittlerweile war ich auch froh darüber...

„Ruki schlag doch auch mal was vor. Du beteiligst dich gar nicht.“, sagte Aoi und sah in meine Richtung.

„Weiß ja auch nichts.“, meinte ich daraufhin nur und ließ mich zur Seite zurück ins Bett fallen.

„Da ist wohl noch jemand müde?“, grinste Aoi.

„Du solltest trotzdem gleich mal aufstehen Ruki. Denk dran, wir müssen noch rechtzeitig die Räder ausleihen... Ich will nicht wieder so ein kaputtes Teil abbekommen.“

„Hab aber keine Lust.“, murrte ich ins Kissen. Ich war ziemlich müde und hatte keine Lust zu nichts. Ich weiß nicht, vielleicht war der gestrige Tag einfach zu viel gewesen. Obwohl ich eigentlich schon sehr gut geschlafen hatte, nachdem ich mit Reita alles geklärt hatte. Ich wusste zwar nicht, was über mich kam, als ich ihn so lange umarmt hatte, aber ich war so froh und erleichtert gewesen das er mir zum einen verziehen und zum anderen, auch wenn es komisch klingt, angelogen hatte. Wenn ich mir vorstellen müsste, jetzt nur mit Aoi und Kai hier zu sein... Nein, das wollte ich mir gar nicht vorstellen. Nicht, das ich was gegen die beiden hatte, aber Reita gehörte einfach dazu.

Trotz allem gab es wieder etwas, worüber ich mir den Kopf zerbrach. Etwas, worüber ich mir eigentlich keine Gedanken machen müsste.

Es ging um Uruhas Bemerkung gestern, welche ich anfangs nur als ein Scherz ansah.

Ich hatte angst, dass da vielleicht doch etwas wahres dran sein könnte. Ich war von Anfang an fasziniert von Reita und in seiner Anwesenheit war mir immer so komisch. Ich wurde nervös, wenn er mir so nahe kam und mein Herz spielte auch verrückt. Außerdem musste ich viel zu oft über ihn nachdenken und als ich dachte, ihn nie wieder sehen zu können, war ich todtraurig. Ich wollte am liebsten viel öfter mit ihm zusammen sein... Aber waren das Merkmale dafür, dass Uruha recht hatte? Ich denke nicht. Ich wollte schließlich auch mit den anderen zusammen jede Menge erleben und Spaß haben und was das Nervös werden betraf,..

Ich war nun mal ein nervöser Mensch. Da hatte Reita doch nichts mit zu tun..

Ja, genau. Reita war ein Freund und als den sah ich ihn auch. Was sollte also die dumme Nachdenkerei?
 

Wie auch immer..

Als mich Reita umarmt hatte und ich ihm so verdammt nahe war fühlte ich mich so wohl und wollte am liebsten die Zeit anhalten, auch wenn er mich nur beruhigen und trösten wollte, ich vermisste das Gefühl, seinen Körper und seinen Geruch.

Ich werde dieses Gefühl mit Sicherheit niemals wieder vergessen..
 

„Hey Ruki, hörst du mir überhaupt zu?“, hörte ich plötzlich Kai sagen und ich sah zu ihm.

„Gomen.. Ich war grad nicht ganz da..“, entschuldigte ich mich, worauf Kai nur seinen Kopf schüttelte. „Du bist in letzter Zeit oft nicht ganz anwesend, kann das sein?“

„Was? Ähm.. Ja, liegt bestimmt am Wetter.“

„Natürlich.“, sagte er in einem ganz bestimmten Ton und nickte. Glaubte er mir etwa nicht? Ich würde mir selbst nicht glauben..

„Wo sind denn Aoi und Reita?“, fragte ich dann, als mir deren Abwesenheit auffiel.

„Warst du da auch schon am Träumen? Die beiden mussten zu ihrer Klasse weil Nikita-sensei noch all mögliche Verhaltensregeln wegen der Schifffahrt klären wollte und wenn du nicht langsam aufstehst und dich fertig machst, geh ich ohne dich.“ Das würdest du eh nicht tun, dachte ich mir aber ergab mich und stand schließlich auf.

„Da will man einmal seinen Schlaf und dann zeterst du nur rum.“

„Tja, so ist das Leben.“, er lachte. „Ich warte dann unten auf dich ne, in einer viertel Stunde wollen wir los.“ Und schon war er weg. Und das nur, weil er Angst hatte, ein Schrottfahrrad zu bekommen... Egoist!
 

Als wir beim Fahrradverleih waren, hatte Kai wohl zum ersten mal Glück. Sein Rad machte den Anschein vollkommen in Ordnung zu sein und darüber grinste er sich eins ab.

Mir war es im Grunde egal, welches Fahrrad ich nun bekam. Die waren eh alle gleich. Lediglich die Farbe oder Größe unterschieden sich.

„Müssen wir denn wirklich eine Radtour machen?“, nörgelte eines der Mädchen. Sie war von diesem Highlight sicher genauso begeistert wie ich. Wenn doch wenigstens besseres Wetter wäre...

Im Radio sprachen sie schon von leichten Schauern aber auch das hielt unseren Sensei nicht davon ab uns durch die Stadt zu scheuchen. Ich sprach von Scheuchen, da er immer viel zu schnell fuhr und das einem eher wie Extremsport oder so vorkam. Mit unseren Rädern dackelten wir dann wieder zurück zur Herberge. Ja, wir durften mal wieder laufen.. Wie sollte es auch anders sein...
 

Endlich wieder im warmen, wollte ich gerade nach oben gehen, als Nakamura-sensei mir den Weg versperrte. Gut gelaunt von seinen Fahrrädern fragte er: „Matsumoto.. Geht es Ihnen wieder besser?“ Ich sah ihn wohl so an, wie ich ein Alien angesehen hätte, würde eines plötzlich vor mir stehen und winken, denn ich hatte nicht die leiseste Ahnung was Nakamura-sensei von mir wollte. Ich dachte kaum, dass er von meinem gestrigen Zustand etwas wusste, zumal er dann ja wüsste, dass ich gar nicht in der Jugendherberge war..

„Matsumoto?“, erinnerte er mich zu antworten und ich hoffte, nichts falsches zu sagen.

„Ähm ja.. Mir geht es gut..“

„Dann haben die Magentabletten also geholfen?“

Magentabletten? Was denn bitte für Magentabletten? Ich verstand ehrlich nur Bahnhof und kam mir ziemlich bescheuert vor. Gott sei dank rettete mich Aoi, der wie aus heiterem Himmel neben mir auftauchte.

„Yepp, die Tabletten waren spitze. Danke dafür, ne.“, er grinste und überreichte meinem Lehrer eine kleine Packung. Es waren wohl die geheimnisvollen Magentabletten... Also Aoi würde sicher noch etwas zu hören bekommen.

„Wir müssen dann mal alles fertig machen.. Bis dann!“ Während sich mein bekloppter Freund mit diesen Worten verabschiedete, zog er mich an meinem Handgelenk hinter sich her bis wir im Zimmer von Reita und mir halt machten.

„Aoi!“, fing ich gleich an und er hob ergeben die Hände und meinte schnell. „Das war nicht meine Idee.. Rei ist schuld,..“

„Reita?“ Er nickte. Jetzt wollte ich aber die ganze Geschichte hören.

„Du warst doch bei Ruha als wir zu Nikita-sensei sollten. Also mussten wir uns was einfallen lassen.. Und da ergab sich ganz spontan eins nach dem anderen.“

„Achso. Ihr habt behauptet, ich hätte Magenprobleme..“ Wieso ausgerechnet das? Hätten Kopfschmerzen nicht auch gereicht? Aoi lachte.

„Ja, genau. Wir standen ein bisschen blöd da und bevor wir überhaupt rein gingen, hatten wir vor zu sagen du würdest gerade duschen oder so. Aber dann hatte Rei diese Tablettenpackung auf dem Nachttisch entdeckt und einfach angefangen zu behaupten, du hättest Probleme mit deinem Magen, und das dies der Grund für unser zu spät kommen war. Er sagte du hättest dich hingelegt und würdest schon schlafen. Dann war es für Nikita-sensei halb so wild weil du ja eigentlich ein Vorbildlicher Schüler bist.. Jedenfalls konnten wir ohne weiteres gehen. Ach ja, Nakamura-sensei drückte mir dann die Packung in die Hand und ich sollte dir noch gute Besserung ausrichten.“

„Hättet ihr mir auch mal früher sagen können...“ Ich seufzte. „Stell dir vor ich hätte jetzt sonst was geantwortet?“

„Ich war ja da“, grinste er weiter und ich fragte mich, ob Kais Dauergrinsen eventuell ansteckend war...

„Und habt ihr schon eure schönen Schrotteile?“ Ich nickte. „Ja, Aber ich hab keine Lust auf den Mist.“

„Du wirst aber nicht drum herum kommen.“, kam es dann von Kai, der soeben das Zimmer betrat und mir einen Schlüssel in die Hand drückte. „Den hast du im Schloss stecken lassen.“

„Oh..“, machte ich und legte den Schlüssel auf dem Tisch ab. Normalerweise war eher Kai derjenige, der seine Sachen irgendwo herumliegen ließ und vergaß. Ich war eigentlich immer sehr geordnet, auch wenn man das auf dieser Klassenfahrt nun wirklich nicht bemerkte.

„Wo ist eigentlich Reita?“, wollte ich dann wie so oft schon wissen und Kai antwortete. „Eben hab ich ihn noch unten gesehen.“

„Er versucht sich wohl irgendetwas zu überlegen um den Schifffahrtstrip zu kappen.“, lachte Aoi. Ich fragte mich ja,. Warum die Lehrer einfach so ohne Zustimmung der Schüler, langweilige, blöde Aktionen planen mussten. Es gab außer Reita, Aoi, Kai und mir doch noch jede Menge andere, die ebenfalls keine Lust hatten.

Naja.. So war das nun einmal in diesem Leben. Wir Schüler mussten wohl oder übel den Ideen der Lehrer nachgeben...

„Hey! Wenn wir Glück haben gibt’s gleich nen Unwetter!“ Es war Reita, der plötzlich ins Zimmer stürmte und seine Neuigkeit verkündete. „Wir hatten unten Radio an und die meinten, dass es in den nächsten 3 Stunden auf jeden Fall nen Gewitter gibt und bei Regen gibt’s bestimmt keine Schiff- und Radausflüge.“

Aoi ging zum Fenster um von da aus den Himmel zu betrachten. Skeptisch wog er seinen Kopf hin und her. „Graue Wolken ja,.. Aber ich denke nicht, dass nen Gewitter ausbricht..“

„Sagt wer, der Wetterfrosch?“

„Nein Rei. Der Regengott, der Meister, der Ahnung hat.“ Daraufhin mussten sie laut loslachen. Ich nutzte die Zeit um mir selbst ein Bild zu machen und sah nach. Keine Ahnung was Aoi an seinen Augen hatte, aber für mich sah es eindeutig nach Gewitter aus. Die Wolken waren schon fast schwarz und dunkel war es auch draußen. Also Aoi war wohl eher der Meister, der keine Ahnung hatte.
 

„Kai, Takanori? Nakamura-sensei warten auf euch.“

Ich drehte mich zur Tür und entdeckte Mai und Saki aus meiner Klasse, die schon aufbruchbereit im Türrahmen standen und gerade irgendwie Aoi anhimmelten oder so..

„Was? Ist es schon so weit?“ Kai sah auf die Uhr und hetzte gleich raus um seine eigenen Sachen zu holen.

„Na Mädels alles klar?“, grinste Aoi gut gelaunt und entlockte den beiden Mädchen schmachtende Blicke. Ich hatte ja schon einmal erwähnt, dass Aoi ein Mädchenschwarm war und somit viele auf ihn standen. So auch Mai und Saki. Sie taten echt beinahe so, als sei Aoi ein Star oder so was. Aber wie ich mitbekommen hatte, durfte nur diese Mariko an ihm kletten. Das hatte sie von sich aus einfach mal bestimmt, aber wen interessierts.
 

Missmutig zog ich mir meine Jacke über und schnappte nach meinem Rucksack.

„Bei dir ist das Unwetter schon ausgebrochen was?“, sagte Reita zu mir und ich murrte. „DU musst ja nicht diese langweilige Radtour machen..“

„Nee~ ich darf übers Meer schippern.“ Er klang mindestens genauso angetan wie ich. „Vielleicht fällt Nikita ja ins Meer?“

„Und Nakamura-sensei vom Fahrrad oder wie?“ Reita nickte grinsend. „Genau. Wäre doch mal was.“, sagte er noch, ehe er zu Aoi sah, welcher sich vergnügt mit seinen 'Fans’ unterhielt und er fragte: „Wann müssen wir eigentlich los?“

„Och, noch nicht. Erst in knapp einer Stunden oder so.“ Sie hatten ja so ein Glück. Wetten es regnet noch bevor die los müssen? Dann fällt der Trip sicher aus.

„Nun schau nicht so, als würdest du gleich jemanden umbringen..“ Ich schnaubte. „Das ist doch total unfair… Ich weiß genau, wenn wir gleich los müssen, fängt es an zu regnen.. Wir werden nass und ihr könnt schön im Trockenen sitzen.“

„Ruki, kommst du?“, rief Kai, der im Flur stand und wartete.

„Du wirst es schon überleben.“, meinte Reita und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.

„Sei dir da mal nicht so sicher…“, murrte ich nur leicht und verließ dann schließlich das Zimmer. Ich denke jeder konnte mir meine Begeisterung über den Ausflug, bzw. Ausfahrt ansehen aber das war mir egal, denn wenn ich etwas nicht mochte, durften die anderen das ruhig wissen.
 

„Sind jetzt endlich alle da?“

Nakamura-sensei schien schon ziemlich genervt zu sein, da unsere Klasse so lange brauchte, bis sie mehr oder weniger bereit war. Er wollte schnell los bevor es doch noch anfing zu regnen. Wir schnappten uns also alle unsere Räder, doch..

„Shit!“, dachte ich laut als ich bemerkte, dass ich den Schlüssel oben vergessen hatte. „Bin gleich wieder da.. Muss den Schlüssel holen..“, sagte ich schnell und rannte zurück. Das wir alle die selben Schlösser und somit auch Schlüssel hatten, tja,.. daran hatte ich natürlich nicht gedacht.
 

Ich stürmte also ins Zimmer und natürlich verlief nicht alles glatt, denn ich krachte mit Reita zusammen, der wahrscheinlich gerade hinaus wollte.

Es war ja nichts Neues, dass mit meinem wahnsinnigem Glück, aber warum musste ich ausgerechnet in Reita laufen? Wieso immer er…

Zum Glück hielt er mich an den Armen fest und bewahrte mich so davor, den Boden aus nächster Nähe zu betrachten.

„Alles okay?“, wollte er wissen und ich nickte. „Gut.. Ist irgendwas passiert? Wieso so stürmisch?“

„Ahh~ Nee ich wollte eigentlich nur den Fahrradschlüssel holen.. Ich,..“ Ich bemerkte plötzlich wie nah ich ihm war. Um es anschaulicher zu machen, ich glaube es passte gerade einmal ein 15 cm Lineal zwischen uns.

Ich wurde auf Anhieb rot und ging ruckzuck einen Schritt zurück. Die fragenden Blicke Reitas ignorierend setzte ich meine Beine in Bewegung um nach dem Schlüssel zu suchen.

Schlüssel, Schlüssel,.. Ah, da war er ja. Zügig griff ich nach ihm und als ich mich wieder herumdrehte, stand Reita plötzlich hinter mir und ich wäre doch beinahe wieder in ihn gerannt.

„Man!!..“, fluchte ich. Ich sollte mich doch beeilen aber daraus wurde jetzt ja nichts. Ich wusste nicht ob er mich ärgern wollte, aber er griff nach meinem Handgelenk und hielt dieses fest.

„Sei doch nicht so hektisch. Vielleicht kannst du die Radtour ja doch noch mit einer Verzögerung verhindern?“

„Nein kann ich nicht. Die reißen mir den Kopf ab, wenn ich nicht bald auftauche.“ Reita fing an zu grinsen. „Dann bist du ja noch kleiner,.. Das kann ich doch nicht zulassen, nachher übersehen wir dich noch.“

„Halts Maul.“, murrte ich. Blöde Witze über meine Größe konnte ich nun wirklich nicht ab.

„Hey, war nur Spaß, nicht ernst nehmen okay?“ Er pausierte kurz, ehe er weiter sprach. „Ich wollte nachher mal mit dir reden...“

„Hm?“ Was meinte er? Wir redeten doch eh jeden Abend, wenn auch nur kurz, über irgendwelches Zeug.

„Ookay..?“, meinte ich nur und wollte jetzt eigentlich los. Wäre er doch so gütig mich loszulassen.. „Reita.. Ich muss gehen.. Könntest du mich.. vielleicht loslassen?“

Ich sah zu ihm hoch und erstarrte. Er sah mich so,.. wie soll ich sagen,.. irgendwie merkwürdig an, so anders als sonst... Meine Augen trafen die seine und ich war wie in einem Bann gezogen. Ich wollte eigentlich fliehen aber ich konnte mich nicht bewegen. Das einzige, was ich deutlich spürte war mein rasendes Herz und ein wahnsinniges Kribbeln.

Oh Gott, War das alles gerade wahr, oder stellte ich mir das nur vor? Wenn ja, warum sollte ich mir so etwas vorstellen? Wenn nein, wieso sollte Reita sich so verhalten? Ich war total weg und verstand nicht annähernd was zu diesem Zeitpunkt geschah.

Ich sah ihm einfach nur in seine Augen. Mir war noch gar nicht aufgefallen wie schön diese eigentlich waren…

Moment mal.. War nicht eben zwischen uns noch mehr Freiraum und seit wann hielt Reita auch noch meine andere Hand? Bemerkte ich überhaupt noch etwas?

Oh Gott, ich musste hier weg und zwar ganz, ganz schnell.
 

„Ruki?“, vernahm ich plötzlich die Stimme meines besten Freundes rufen und auf einmal sah ich wieder klar. So schnell es ging entriss ich mich von Reita und sah zur Tür. Kai kam gerade zum Stehen und fragte: „Wo bleibst du denn? Wir warten alle.“

„Äh.. Ja.“, sagte ich nur, denn mehr brachte ich nicht zustande. Hatte Kai irgendwas gesehen? Mit einem Seitenblick sah ich zu Rei. Er stand einfach nur da, sah aus wie immer und irgendwie kam mir gerade der Gedanke, ob das nicht doch nur eine Vorstellung gewesen war. Aber wieso raste mein Herz immernoch so?

„Ruki konnte den Schlüssel nicht finden.“, sagte er und lachte dabei etwas. Kai schüttelte über diese Aufklärung nur den Kopf. „Hast du ihn denn jetzt?“, fragte er mich und war von meiner Trödelei wohl auch schon leicht genervt. Er war doch selbst kein Stück besser..

Ich nickte. „Ja.. ähm.. Hier.“ Wie gut das ich den blöden Schlüssel auf dem Boden vor meinen Füßen liegen sah. Er ist mir wohl vorhin aus der Hand gefallen,.. Aber hätte ich ihn jetzt nicht gehabt, hätte ich mich noch mehr zum Kasper gemacht, als ich es ohnehin schon tat.

„Gut, dann können wir ja endlich los.“ Er lief schon voraus. So kannte ich ihn irgendwie gar nicht..
 

Wie auch immer, ich sollte ihm dankbar sein. Wer weiß was noch passiert wäre, wäre er nicht gekommen?

Ich weiß nicht wieso, aber ich fühlte mich merkwürdig.. wirklich merkwürdig..

„Ich.. geh dann..“, sagte ich leiser als sonst und Reita nickte. „Yepp, bis später und.. Pass auf dich auf ne?“

„Natürlich..“

Dann lief ich schnell los. Kai wartete am unterem Ende der Treppe auf mich und zusammen spurteten wir zu den anderen. Neben blöden Sprüchen wie ‚Man braucht der lange um nen Schlüssel zu holen’ und ‚seine kurzen Beinchen machen’s ihm nun mal schwerer die Treppe zu erklimmen’ hörte ich auch Seufzer von denen, die ebenfalls keine Lust hatten und gehofft hatten, dass der Regen während meiner Abwesenheit doch noch eintraf….
 

Im Grunde genommen war es ja in Ordnung mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Man konnte gut den Kopf frei kriegen und war am Ende ausgepowert von der Fahrt, sodass man gut einschlafen konnte. Ich zweifelte daran, überhaupt die nächsten Nächte noch schlafen zu können.

Zum Einem war morgen die letzte Übernachtung und zum Anderen… Reita.

Ich wollte ja nicht länger hier in Sapporo bleiben und so aber.. Ich wollte auch nicht wieder zurück. Bzw. Ich wollte zurück, aber es sollte alles so bleiben wie es jetzt war. Ich wollte weiterhin mit Kai, Aoi, Reita und Uruha Spaß haben. Ich wollte nicht den gewohnten Alltag der daraus bestand immer artig zu sein, brav zu lernen, zu helfen und die Launen der anderen zu ertragen. Mit viel Glück könnte ich höchstens Aoi und Reita in den Schulpausen treffen…
 

Ich sah zum Himmel hinauf. Er machte mir Angst. Es sah so verdammt stark nach Regen aus und es roch auch danach. Doch unserem lieben netten Sensei schien das nicht zu stören oder er glaubte wir bemerkten es nicht. Jedenfalls fuhren wir los…
 

~~~~
 

Während die 2a ihre Radtour machte, befanden sich die Schüler der 2b noch in der Jugendherberge. Sie mussten erst in knapp 40 Minuten los. Dadurch hatten sie noch genug Freizeit und konnten tun und lassen was sie wollten. Die Meisten von ihnen beschäftigten sich im Gemeinschaftsraum, spielten Karten, hörten Musik oder unterhielten sich einfach nur. Auch Aoi war dort und saß auf einem Stuhl, trank eine Flasche Cola Zero und diskutierte über einige Bands und deren Musik.

„Aoi~?“, sagte Mariko und kam quietschvergnügt zu ihm gehoppst.

„Ah, Mariko-chan. Was gibts?”

“Ich wollte dich fragen, ob du Lust auf Karaoke hast? Miyako und Maki haben eine Karaoke-bar entdeckt.“

„Karaoke?“, fragte er einmal nach.

„Ja, wir wollten da morgen hin und mit dir wäre es sicher noch lustiger.“ Aoi überlegte kurz, stimmte dann aber zu. „Okay, bin dabei.“, grinste er. „Ich bring dann vielleicht noch jemanden mit ne.“

„Aber nicht Rei-kun.“, sagte sie dann. „Miyako kann ihn doch nicht leiden und ich will kein Streit und so… Wo ist Rei-kun überhaupt?“

„Weiß nicht. Wohl eine rauchen oder so .. Und das werde ich jetzt auch tun.“ Er stand auf und kramte schon seine Kippen heraus. Mariko verzog angeekelt ihr Gesicht. „Ihr immer mit eurer Raucherei . Das ist ungesund und stinkt.“

Diese Worte belächelte Aoi nur statt etwas zu antworten. Er machte sich lieber auf die Suche nach Reita, den er auch auf Anhieb in dessen Zimmer fand.
 

Reita saß bei geöffnetem Fenster auf der Fensterbank und rauchte eine Zigarette.

„Na, alles klar?“, fragte der ältere schon aus Gewohnheit und gesellte sich zu ihm.

„Schön wär’s.“, erwiderte er auf Aois Standartbegrüßung und ließ diesen ein super schlaues ‚Hä?’ entlocken. Normalerweise antwortete Reita mit einem ‚Yo’ oder sagte gar nichts, umso mehr wunderte sich sein schwarzhaariger Kumpel über die Aussage des blonden.

„Wieso ‚schön wär’s’? Ist irgendwas? Gab’s Stress mit Ruki oder Uruha?“

Reita zog an seiner Zigarette und sagte. „Nö.. Wollte bloß mal was anderes sagen.“, er grinste. „Wegen genau diesem Blick.“ Dabei zeigte er auf Aois deppigen Gesichtsausdruck Aoi musste selbst grinsen. „Idiot. Ich dachte echt es sei irgendetwas passiert.“

„Hier passiert gar nichts.“, Reita seufzte und lehnte sich gegen das Fenster. „ Das ist so stinkig langweilig,.. ätzend..“

„Also ich finde es ganz okay. Klar, es gibt besseres aber mit dir, Kai und Ruki macht’s doch gleich mehr Fun findest du nicht?“ Reita nickte. „Joa.. Ist ganz okay.“

Dann ertönte plötzlich ein lautes Donnern am Himmel.

„YES!“, rief Reita und ballte die Faust siegesreich zusammen. Die ganze Zeit schon hoffte er auf dieses Gewitter. Aoi konnte nur lachen. „Das war’s dann wohl mit dem beknacktem Schiff!“, jubelte der blonde weiter, warf seine Kippe aus dem Fenster und sprang von der Fensterbank. „Mal sehen, was der werte Herr jetzt vor hat.“

„Hey Rei, freu dich nicht zu früh.. Bislang hat es nur gedonnert. Regen ist noch nicht in Sicht.“

„Wenn es donnert, wird’s auch regnen. Das ist immer so.“

Kaum hatte er seinen Satz beendet, fielen auch schon die ersten Tropfen vom Himmel herab auf die Erde und aus den wenigen Tropfen wurde innerhalb kürzester Zeit ein starkes Schauern.

„Siehst du?“, fragte Rei zu Aoi gewandt. „Ich hatte mal wieder recht!“

„Jaja, freu dich nur. Ruki wird dich dafür töten.“

„Ruki?“, wiederholte er und erhielt ein Kopfnicken des älteren. „Ja, Ruki… Kleiner, blonder Junge auf den du abfährst, schon vergessen?“

„Ich weiß wer Ruki ist. Aber warum würde er mich töten? Und was heißt hier ich fahr auf ihn ab?!“

„Ach, das sieht doch sogar ein Blinder, dass du total in ihn vernarrt bist. Also versuch gar nicht erst, es zu leugnen.“

Reita wollte gerade etwas sagen, als ein Mitschüler das Zimmer betrat, die Arme in die Luft streckte und fröhlich die Sensation des Tages verkündete. „Nikita-sensei hat soeben den Ausflug abgesagt. Wir brauchen dank des Unwetters nicht mehr raus!“

„HA! Ich hab’s dir doch gesagt!“, triumphierte Reita erneut. Aoi winkte seine Worte aber nur ab und lachte. „Ja, ja.. Du bist der King.“
 

Nachdem der Schüler verschwand, bemerkte Aoi wie dunkel es aufgrund des Gewitters geworden war und schloss erst einmal das Fenster um zu verhindern, dass es herein regnete.

„Oh man.. Die anderen sind jetzt da draußen..“, seufzte er und sah zu Reita.

„War ja auch ne Scheißidee vom Nakamura, seine Schüler bei diesem Wetter rauszuschicken.“ Aoi nickte. „Ruki wird sehr mies drauf sein. Er war vorhin ja auch schon so angepisst… Aber mal was anderes..“ Der Schwarzhaarige machte einen ernsteren Blick. „Soll das mit dir und Ruha jetzt ewig so weitergehen?“

Reita verdreht genervt die Augen. Wieso fing sein Freund jetzt mit diesem Thema an?

„Du brauchst nicht die Augen zu verdrehen.“

„Wenn’s aber nervt?“

„Mich nervts auch. Ihr seid beide meine besten Freunde und es ist echt anstrengend ständig zwischen euch vermitteln zu wollen.“ Reita seufzte und ließ sich auf das Bett fallen.

“Niemand hat dich darum gebeten.“

„Nein, das nicht.. Aber ich verstehe dich nicht. Uruha hat schon öfters angeboten sich mit dir zu versöhnen aber du ignorierst ihn oder verziehst dich einfach. Ich..“

„Aoi.“, unterbrach er ihn und sah zu ihm. „Halte dich da doch einfach raus. Geht dich doch eigentlich eh nichts an.“

Jetzt seufzte Aoi und er schüttelte seinen Kopf. „Nein, eigentlich nicht, aber ich finde solange wir noch hier sind, könntest du wenigstens mal mit ihm reden. Was zwischen euch passiert ist, ist nicht nur seine und auch nicht nur deine Schuld. Ihr habt beide genau gleich damit zu tun. Ich finde, dass-“

„Is ja gut..“, unterbrach ihn Reita ein zweites Mal. „Ich ergebe mich und rede mit ihm..“ Aoi grinste seines Sieges bewusst und sagte „Geht doch.“, ehe er sich endlich seine Zigarette gönnte.

„Und wann?“, fragte er dann zwischen zwei Zügen.

„Was wann?“

„Man Rei.. Wann du mit ihm reden wirst?“

„Weiß noch nicht..“

„Wie wär’s mit jetzt?“, schlug der ältere vor. Reita sah ihn erst nur unglaubwürdig an. Er dachte es handelte sich um einen schlechten Scherz. Aber als er bemerkte, dass es ernst war, nahm er sich schließlich sein Handy.

„Meinetwegen.. wenn du dann endlich ruhe gibst… Er soll aber herkommen.. Wenn er unbedingt reden will. Ich geh da nämlich nicht raus.“
 

~~~
 

Wie ich es doch hasste. Ich mochte Gewitter an sich schon nicht, aber jetzt auch noch da durchrasen war erst recht das Letzte. Ich wusste doch von Anfang an, dass es unterwegs anfangen würde aber auf mich wollte ja keiner hören…

Ich durfte die Blödheit meines Lehrers ausbaden und mit mir, meine Klasse. Immerhin befanden wir uns schon wieder auf dem Rückweg. Nach den ersten Donnern beschloss unser ach so toller Sensei nämlich umzudrehen. Er war bei mir aber trotzdem komplett unten durch. Nicht einmal irgendwo unterstellen konnten wir uns, da sich auf diesem Freiland nichts passendes anbot.

Erst vor wenigen Minuten begann der Regen, aber wenn man mich betrachten würde, könnte jeder denken, ich liefe schon 48 Stunden durch herabfallenden Wassermassen. Gut, ich übertreibe ein bisschen aber ich war wirklich von Kopf bis Fuß triefend nass. Meine Kleidung klebte mir am Körper und sie wurde durch den vielen Regen um einiges schwerer was dazu führte, dass das Fahrradfahren anstrengender und ich langsamer wurde.
 

„Ruki, alles okay?“, fragte mein immerzu besorgter Freund aber ich gab ihm keine Antwort. Erstens weil ich genervt war und zweitens hatte ich schon Mühe genug meine Augen bei den Strömen offen zu halten, da wollte ich nicht auch noch Regen schlucken müssen.

Wann waren wir denn endlich wieder 'zu Hause’? Mir kam der Weg gar endlos vor. Und wenn ich nicht so schon die Arschkarte gezogen hatte, kam auch gleich das nächste Unglück. Mein Fahrrad war nämlich kaputt, bzw. ging auf einmal kaputt.

Als sich alle dazu entschlossen hatten noch schneller zu fahren, wollte ich natürlich nicht hinterher hängen und trat ebenfalls stärker in die Pedale, doch genau dann geschah es. Die Fahrradkette sprang plötzlich wie aus heiterem Himmel ohne Vorwarnung hinaus, sodass ich vor Schreck vergaß zu bremsen und rechts ab gegen den nächst besten Baum fuhr. Natürlich stürzte ich zu Boden und mit mir das Fahrrad. Mitten in den Dreck.

Meine Mitschüler bemerkten meinen Unfall und allesamt waren sie in nur wenigen Sekunden um mich herum versammelt. Die einen mehr besorgt als die anderen und Kai als Erster direkt an meiner Seite.

„Ruki!“, rief er. „Alles okay? Hast du dich verletzt?“ Ich wusste es selbst nicht so genau, aber da ich keine starken Schmerzen spürte, versicherte ich ihm, dass es mir gut ging und als mich Nakamura-sensei ebenfalls fragte, erzählte ich ihm das gleiche.
 

Es regnete noch immer und mein Fahrrad war nicht mehr zu gebrauchen. Damit auch ich wieder zurück kam, meinte Nakamura-sensei es wäre besser ein Taxi zu rufen, welches mich fahren konnte. Klar, ich hatte kein Problem damit. Dann war ich endlich im trockenen.

Kai sollte mich begleiten und erhielt aufgrund dessen einen Schlüssel für die Haustür der Jugendherberge und Geld für das schon bestellte Taxi. Unsere Fahrräder ketteten wir an dem Baum fest.

Kurz darauf fuhr die Klasse weiter. Normalerweise hätten sie, bzw. Nakamura-sensei warten müssen bis das Taxi kam, aber die anderen nörgelten so stark und der Regen schien kein Ende zu nehmen. So entschied also unser Lehrer weiter zu fahren. Er wusste, dass auf Kai sehr viel Verlass war und er war sich sicher, dass wir beide ohne weitere Probleme, sicher bei der Jugendherberge ankämen.

„Und dir geht’s wirklich gut?“, fragte Kai mich besorgt. Ich nickte. „Ja,.. Hab ich doch schon gesagt.“ Jetzt wo ich wieder auf den Beinen stand, spürte ich zwar leichte Schmerzen an meinem rechten Bein, aber ich dachte nicht, dass es etwas schlimmes wäre. Sicher nur ein paar blaue Flecken…
 

Nach gut 3 Minuten kam dann endlich das Taxi. Sofort setzte ich mich hinein, egal ob ich alles nass machen würde. Kai setzte sich neben mich und sobald die Tür zu war, fuhren wir los.

Der Regen peitschte auf die Fensterscheiben. Ich war heilfroh nicht weiter da draußen herumfahren zu müssen. Versteh einer die Lehrer.. Wie konnte Nakamura-sensei uns nur in dieses Unwetter treiben, echt mal..
 

„Ruki?“, fragte Kai nach ca. 5 Minuten Schweigsamkeit. Ich sah zu ihm und er sprach weiter. „Was war eigentlich mit dir und Reita?“

„Was meinst du?“ Ich konnte ja ahnen was er meinen könnte, aber ich hoffte dennoch, dass es nicht um die Szene ging, als ich eigentlich nur den Fahrradschlüssel wollte..

„Na, was zwischen dir und ihm vorgefallen ist.. Als ich dich holen wollte, weil du solang weg warst obwohl du nur den Schlüssel holen wolltest.“ Mist.. er hatte also doch etwas bemerkt? Aber wieso sprach er ausgerechnet jetzt darauf an? Weil wir im Auto saßen und ich nicht ausweichen konnte? Ja, das war es. Mit Sicherheit. Kai war einfach zu schlau.

„Da.. Da war doch gar nichts..“, behauptete ich einfach und sah zum Fenster hinaus. Eigentlich stimmte das doch auch.

„Ruki.. Du kannst es mir ruhig erzählen.“ So wie er sprach vermutete ich ein grinsen in seinem Gesicht. Was dachte er sich bitte da zusammen?

„Da war wirklich nichts.. Was.. Ich meine, was sollte gewesen sein, wie kommst du auf so was?“

„Ich hab euch doch gesehen…“

„….“

„Ruki~“

„Was denn?!“ Genervt sah ich zu ihm. Ich wollte zu diesem Thema nichts mehr sagen. Ich weiß doch selbst, dass Reita und ich ziemlich unvorteilhaft da im Zimmer standen und ich weiß, dass mein Körper machte was er wollte, wenn ich ihm SO nahe war. Aber das konnte ich Kai doch nicht sagen.. Konnte ich es ihm sagen? Kai war immerhin mein bester Freund. Und eine Labertasche. Wenn er davon wusste, so war ich mir sicher, würde es bald jeder wissen und was sollte ich dann tun?

„Ach man..“, seufzte ich und wusste nicht was zu tun war. Ich kannte Kai gut.. Und so private Sachen würde er doch nicht herumtratschen.. Nein, das würde er wirklich nicht tun.

„Versprichst du mir, dass du das für dich behältst?“, fing ich dann langsam an und Kai nickte. „Natürlich.“

Ich nahm einmal tief Luft. „Also gut.. Was da war wolltest du wissen?“ Ein weiteres nicken.

„Naja,.. Ich wollte den Schlüssel holen, weißt du ja.. Und.. Ich bin mit Reita zusammengestoßen. Weil ich mich doch so beeilt habe. Naja, und irgendwie, .. Er war mir so nahe, aufeinmal.. und ich konnte mich nicht bewegen,.. Das war alles so verrückt..“

Ich hoffte Kai konnte meiner Erzählung folgen und auch verstehen. Ich war mir nicht sicher wie ich es ihm erklären sollte und sprach ziemlich abgehackt. Außerdem war diese Situation auch so verzwickt. Ich hatte wirklich keine Ahnung und jeder Rat wäre mir eine große Hilfe.

„Ruki..“, wollte mein bester Freund eigentlich anfangen, aber das Taxi kam zum Stehen und wir mussten raus.

Wir rannten den Weg zum Eingang obwohl es eh nichts an unserem Zustand änderte. Wir waren klitschnass von Kopf bis Fuß und das war sehr, sehr unangenehm.

Darum beeilten wir uns, nach oben zu den Zimmern zu kommen.

An Kais Tür blieben wir jedoch noch kurz stehen.

„Ruki? Wegen dem was du mir erzählt hast. Ich kann dir nur einen Rat geben. Zerbreche dir nicht über alles deinen Kopf. Es ist wichtig auf sein Herz zu hören. Nur es allein wird dir sagen können was zu tun ist.“, er lächelte mir aufmunternd zu. „Wichtig ist, dass du dich nicht gegen deine Gefühle wehrst.“

„Hmm..“, machte ich. Kai sprach hier von Gefühlen und ich sollte auf mein Herz hören.. Dachte er etwa das was ich vermutete? Das ich vielleicht mehr für Reita empfinden könnte als nur Freundschaft?

Nein.. Nein, das war Schwachsinn. Reita war ein Freund. Zudem hatten wir das selbe Geschlecht also war dieser Gedanke von vornherein schon lachhaft. In einem Punkt hatte Kai aber recht. Ich sollte nicht über jede Kleinigkeit nachdenken. Aber war das alles denn eine Kleinigkeit? Diese Frage brachte mich noch zum Verzweifeln.

Was wäre denn, wenn es wirklich so war? Wenn ich tatsächlich mehr für ihn empfand?

Ich wollte nicht im Traum daran denken…

Ich durfte nicht einmal wagen, daran zu denken…
 

Kapitel # 7 Ende

what happens..

Oh man.. Ich hab mir gedacht ich lad hier mal wieder nen Kapitel hoch xD Hab ich ja lange nicht mehr.. =)

Ich weiß, dass die Zeitformen in der FF ab und zu ein wenig verrückt spielen.. Das ist irgendwie so ein kleines Problem worüber man hoffentlich hinwegsehen kann ^^;

Wie auch immer

Viel spaß mit Kapitel # 8
 


 

Kapitel 8 # what happens..
 

Was wäre denn, wenn es wirklich so ist? Wenn ich tatsächlich mehr für ihn empfinde?

Ich wollte nicht im Traum daran denken…

Ich durfte nicht einmal wagen, daran zu denken…
 

Schon vom weiten hörte ich Stimmen aus Reitas und meinem Zimmer. Ich dachte natürlich zuerst daran, dass er mit Aoi dort war. Als ich aber näher kam, musste ich feststellen, dass die zweite Stimme so gar nicht nach Aoi klang. Nein, diese Stimme erinnerte mich eher an die von Uruha.

Ich konnte zwar ihre Stimmen ausmachen, aber genau verstehen was sie sagten konnte ich nicht. Darum legte ich leicht mein Ohr an das kühle Holz und lauschte. Normalerweise horchte ich keine anderen Menschen aus und schon gar nicht meine Freunde, aber ich wollte endlich wissen was zwischen den beiden vorgefallen war. Ich wollte den Grund wissen, warum Reita so kalt gegenüber Uruha war und ich hoffte es zu erfahren...
 

„Was soll ich deiner Meinung nach noch tun, damit du mich nicht mehr ignorierst?… Ja, das weißt du selbst nicht was?“ Eine kurze Pause folgte, ehe Uruha weitersprach. „Ich weiß gar nicht warum ich mir so ne Mühe mache.. Schließlich hast DU ja angefangen warum sol-“

„ICH hab angefangen? Meinst du das ernst? Du spinnst doch. Wer hat sich denn mit meinem Ernstfeind vergnügt!?“

„Und wer hat mich die ganze Zeit verarscht!?“

„Ich hab die Wahrheit gesagt!“

„Ja, nachdem du mich wochenlang belogen hast!“

„Ich hab dir erklärt wie das war.. aber du wolltest ja nicht zuhören. Du hast dir gleich den nächsten gesucht, den größten Idioten auf Erden nur um mir eins auszuwischen. Um dich an mir zu rächen.“

Es trat eine unangenehme Stille ein. Ich war jedoch kein Stück schlauer als vor ein paar Minuten. Okay, was ich wusste war, dass Reita angeblich Uruha verarscht hat, und Uruha sich deswegen an Reita gerächt hat.. Hmm.. Wenn ich doch nur den Ursprung wüsste. Vielleicht sollte ich doch mal Aoi fragen...

Mir gefiel es nicht, dass die beiden so zerstritten waren. Vor allem weil sie sich schon so lange kannten. Ich wollte ihnen irgendwie helfen. Dann hatte ich wenigstens etwas sinnvolleres zu tun als über Reita oder meinen Gefühlen nachzudenken.
 

„Du willst dich also nicht entschuldigen oder meine Entschuldigung annehmen..“, kam es dann wieder von Uruha. Rei hörte ich nicht.

„Na gut.. Ich hab’s versucht, wenn du SO nachtragend bist und stures Kleinkind spielst, kann ich daran auch nichts ändern. Ich hoffe Ruki fällt nicht auch auf dich herein.“

Was? Worauf sollte ich nicht hereinfallen?

„Ich geh dann. Hab mich trotzdem gefreut, dich mal wieder gesehen zu haben.“

Ich vermutete, dass Uruha gleich den Raum verlassen würde und so hüpfte ich schnell um die Ecke um mich zu verstecken. Erst als ich ihn nicht mehr sehen konnte, kam ich hervor. Ich zögerte zu Reita ins Zimmer zu gehen, da ich nicht wusste wie ich mich verhalten sollte, oder verhalten würde. Ich wusste ja nicht, ob ich mich hundertprozentig unter Kontrolle hatte oder mich wieder wie der reinste Depp benehmen würde.
 

Noch immer stand ich vor der Zimmertür. Meine rechte Hand rückte immer einmal vor zur Türklinke, ich zog sie aber mehrmals zurück. Verflucht, ich wurde schon wieder so nervös.

Und hätte ich mich mal ein paar Sekunden früher dazu durchgerungen, das Zimmer zu betreten, wäre mir ein weiteres unangenehmes Ereignis erspart geblieben.

Die Tür wurde ruppig von innen aufgerissen, ich Idiot wich nicht aus und wie sollte es auch anders sein, machte ich Bekanntschaft mit dem wunderschönem Flurboden. Heute war eindeutig nicht mein Tag, genau wie die gesamte Klassenfahrtwoche an sich. Es passierte doch immer etwas… und ausgerechnet immer mir. Davon bekam ich bald aber sicher noch richtig schlechte Laune.
 

„Idiot! Kannst du nicht auf-fuck, Ruki!!“, kam es von meinem nicht immer so freundlich wirkendem Mitbewohner.

„Ist alles okay?“, wollte er wissen und hockte sich zu mir auf den Boden. Irgendwie konnte ich diese Frage nicht mehr hören. Um ehrlich zu sein, ich hasste diese Frage bereits. Kurz sah ich ihn an und nickte. „Ja, alles okay.“ Dann stand ich auf. Mir tat die Stirn ein wenig weh, weil diese bekloppte Tür direkt dagegen knallte, aber das sollte mich nicht weiter stören. Solange ich keine Beule bekam, war es für mich okay..

„Sorry,.. Ich wusste ja nicht, dass du hinter der Tür herumkrebst.. Sonst hätte ich die nicht so aufgeschlagen.“ Ein flüchtiger Blick in seine Augen zeigte mir, dass es ihm Leid tat und er um mich besorgt war.

„Schon gut. Ist doch nichts passiert…“ Ich traute mich nicht, ihn direkt anzusehen. Mir schwebten nach wie vor die Bilder von heute Nachmittag durch den Kopf und ich hatte angst, mich erneut in ihn zu verlieren…

„Sag mal.. Was ist denn eigentlich mit dir passiert?“, fragte er mich plötzlich und ich bemerkte, dass er mich von Kopf bis Fuß musterte. Ich steckte ja immer noch in meinen triefend nassen Klamotten, welche durch den Fahrradsturz auch nicht besonders sauber waren.

„Ach, ähm.. Ich bin nur hingefallen. Mein Rad ist plötzlich kaputt gegangen und ich krachte gegen nen Baum..“, erklärte ich knapp. „Aber mir ist nichts passiert und mir geht es gut.“, fügte ich noch hinzu um meine Hassfrage nicht schon wieder hören zu müssen.

Reita sah mich an. „Wirklich?“, fragte er und ich nickte wie schon so oft. „Dann ist ja gut. Zieh dich besser mal um.. So holst du dir nur ne fette Erkältung.“

„Ja, darum bin ich hier.“ Und zwar schon einige Minuten. Aber das musste er schließlich nicht wissen.
 

Da ich mich nicht von selbst spurtete, schob mich Reita regelrecht ins Zimmer. Sofort spürte ich die kalte Luft und leichten Gestank von Zigaretten. Wieso rauchte er jetzt schon im Zimmer? Wollte er wieder provozieren?

„Hier stinkt es.“, bemerkte ich also, worauf Rei mir erklärte, dass er nur im Zimmer geraucht hatte, weil er wusste, das niemand kontrollieren würde und es außerdem geregnet hatte.

„Soll ich das Fenster öffnen?“, fragte er mich und ich zeigte ihm ein Vogel. „Damit ich friere oder was?“

„Ich wollte dir nur den Gestank ersparen.“

„Schon okay. Ich hab nichts gegen Zigarettenqualm. Hab selbst mal geraucht.“

„DU? Ehrlich jetzt?“

Reitas Tonfall nach zu urteilen war er über diese Information sehr überrascht. Naja,.. Ich band es nicht jedem auf die Nase und überhaupt wusste nur Kai darüber Bescheid.

Während ich nach neuen, gemütlichen Klamotten wühlte, antwortete ich ihm. „Ja, ehrlich. Ist aber schon ein Weilchen her und viel war es auch nie.“

„Das hätte ich jetzt echt nicht gedacht…“ Ich drehte mich zu ihm um und ich sah ihn am Etagenbett angelehnt stehend.

„Wieso?“, wollte ich wissen. Er überlegte, zuckte dann jedoch mit den Schultern und sagte. „Weiß nicht. Ich habs mir einfach nur nicht vorstellen können..“

„Ach so.“, gab ich nur noch von mir zu hören, ehe ich mich mit ein paar trockenen Sachen, auf ins bad machen wollte.

„Wo willst du hin?“ Was für eine blöde Frage, dachte ich mir. „Mich umziehen..?“

„Also.. Im Bad herrscht aber Chaos ne. Nur damit du Bescheid weißt, die haben da noch nicht sauber gemacht.. oder sind gerade dabei.“, erzählte er mir. Ich wollte gar nicht wissen, was da getrieben wurde und wie es demnach dort aussah. Vorstellen konnte ich mir aber einiges.

„Kannst dich doch auch hier umziehen. Ich versteh eh nicht warum du immer ins Bad rennst deswegen.“ Ja warum wohl? Ich wollte mich nicht vor ihm umziehen. Auch wenn wir uns ein Zimmer teilten, so viel Privatsphäre musste doch noch gestattet sein.

„Oder traust du dich etwa nicht?“, fragte er grinsend und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich schluckte.

„So ein Quatsch..“, murrte ich leicht und drehte mich weg. Dachte Reita das etwa ernsthaft? „Hat doch nichts mit trauen zu tun.“, erweiterte ich meine Aussage noch leise murmelnd.

„Ach so? Womit denn dann?“

„N-na mit gar nichts. Das ergibt sich halt einfach so.“, sagte ich schnell. „Und außerdem gibt es hier kein Spiegel.“ Ha, das war doch der perfekteste Grund, der mir auf die Schnelle einfallen konnte. Damit musste sich Reita zufrieden geben.

„Verstehe.“, er lachte. „Ohne Spiegel geht natürlich nichts, schon klar.“

„Hey.“ Ich sah wieder zu ihm. „Glaubst du mir etwa nicht?“ Reita schüttelte seinen Kopf und sagte ganz direkt::

„Nö, ich glaub dir nicht.“ Und grinste mich nur an. Pah, was für eine Frechheit. Trotzig verschränkte ich meine Arme ineinander. „Ich habe kein Problem damit mich hier umzuziehen!“

„Ist das so?“

„Und ob das so ist!“ ich nickte dabei, um meine Aussage noch zu bekräftigen.

„Na dann würde ich an deiner Stelle mal damit anfangen. Oder willst du den Rest des Tages mit dem nassen Zeug herum rennen?“

„Nein will ich nicht.“

„Na dann zieh dich um.“

„Hab ich vor.“

„Davon seh ich nichts.“

„Dann bist du eben blind!“

Wieder fing Reita an zu lachen. Machte er sich da etwa einen Spaß daraus?

„Hey, nimm mich gefälligst ernst!“, befahl ich in meinem anhaltendem, trotzig klingendem Ton, doch er erwiderte nichts mehr, sondern ließ sich in das untere Bett fallen. So ein Idiot…

„Idiot!“, murrte ich schließlich, ehe ich den Raum verließ um kurz darauf im Bad zu verschwinden. Sollte Reita doch denken, was er wollte.

Eigentlich brauchte ich mich auch nicht so anstellen.. Ich meine, das war fast nichts anderes als wie beim Sport in der Schule oder im Schwimmbad. Die Betonung lag dabei auf dem hübschen Wort ‚fast’ denn im Sportunterricht hatte ich auch keinen Reita in meiner Nähe, der mich aus welchen Gründen auch immer, total nervös machte und mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Ebenso Kais Worte, als er sagte ich sollte auf mein Herz hören. Mein Gott, mein Herz schlug einfach und in Anwesenheit dieses Idioten gerne auch etwas schneller als normal. Aber sollte das wirklich bedeuteten, dass ich mich in ihn verliebt hatte? Nein.. Nein, das hatte ich nicht. Bestimmt nicht. Ich konnte mich doch nicht einfach so in ihn verlieben… Oder doch?
 

Nachdem ich endlich wieder trockene Kleidung an hatte und die nassen Sachen einfach über eine der Duschen zum trocknen hing, ging ich zurück ins Zimmer, wo ich feststellen musste, dass der werte Herr schon wieder mein Bett besetzte. Zur Krönung blätterte er auch noch in meinem Manga. Also wirklich, nahm er den einfach ohne mich vorher zu Fragen.

„Hey!..“, machte ich auf mich aufmerksam und lief zum Bett. Reita sah mich nur mit hochgezogener Augenbraue an.

„Was?“; wollte er wissen und ich verschränkte über diese höfliche Ausdrucksweise meine Arme vor der Brust.

„Was soll das?“ Ich brauchte nicht genauer zu werden da ich wusste, dass er im Klaren darüber war, worauf ich hinaus wollte. Doch er grinste nur blöd und sagte: „Ich weiß nicht was du meinst.“, ehe er weiter in meinem Manga blätterte.

„Also den Manga kannst du ja gerne lesen ne aber nicht in meinem Bett!“

„Wieso?“

„Na weil..“ Weil ich sonst deinen Geruch die ganze Nacht über um mich habe und erst recht kein Auge zu bekomme… „Weil du immer alles durcheinander machst und außerdem hast du dein eigenes Bett!“

„Und wenn ich ab heute hier schlafe?“

„Was?“ Reita lachte kurz auf. „Wir tauschen ab jetzt Betten, schwer zu verstehen?“ Nein, schwer zu verstehen war es nicht, aber ich kapierte nicht, wie er plötzlich auf diese Idee kam.

„Du spinnst doch.. Raus aus meinem Bett!“ , befahl ich in einem ernsteren Ton. Als wenn ich alles mit mir machen ließe, tze.

„Das ist aber mein Bett, Ruki. Deins ist jetzt da.“, er zeigte auf das andere und ich schnaubte. Wenn er sich nicht bald aus meinem Bett verzog, sah ich für ihn rot.

„Hey, schau nicht so böse.“, lachte er. „Trockne dir lieber mal dein Köpfchen ab, hier isses nicht besonders warm und wir wollen doch nicht krank werden?“ Na klar, als wenn es ihn interessieren würde. Er wollte mich doch nur los werden damit ich aufhörte zu nerven. Den Gefallen tat ich ihm aber nicht. Ich wollte den Platz um mein Bett doch nicht kampflos aufgeben.

„Mir ist nicht kalt. Aber du kannst ja trotzdem die Heizung anmachen.“, meinte ich dann.

„Die Heizung gefällt mir aber nicht.“, kam es trocken zurück und erst beim Gedanklichen Wiederholen seines Satzes wurde mir bewusst, was er meinte und ich verdrehte die Augen.

„Du bist blöd..“, murmelte ich und ging zum Tisch um mich auf einen der Stühle zu setzen.

„War’s das schon?“, wollte Reita wissen und ich sah ihn fragend an. „Gibst du schon auf?“, fragte er mich direkter und sprang schließlich doch vom Bett.

„Ich mach mich doch nicht zum Hampelmann und bettle um etwas, dass eh mir gehört.“ Ich klang wohl ein bisschen schnippisch als ich das sagte, aber ich hatte auch allen Grund dazu.

„Ah.. Mir ist übrigens schon was eingefallen..“, kam dann der spontane Themenwechsel meines Mitbewohners.

Ich wusste natürlich nicht, was er meinte und fragte deshalb nach.

„Dir ist was eingefallen?“ Er nickte.. „Yepp, mir ist was eingefallen.“ Wie schön, dachte ich mir nur, hatte aber weiterhin keinen Schimmer.
 

„Hier!“, kam es dann von etwas weiter hinten und plötzlich war alles dunkel. Reita hatte mir ein Handtuch über den Kopf geworfen, welches mir aufgrund der Größe auch bis über die Schultern hing und mir die Sicht verwarf.

„Man..“, murrte ich und nahm das Handtuch runter. Reita stand jetzt neben mir und befahl mir mich abzutrocknen, ansonsten würde er sich etwas lustiges einfallen lassen. Wenn ich darüber nachdachte was er alles so lustig fand, gehorchte ich lieber und fing an mir meine Haare trocken zu rubbeln.
 

„Was ist dir denn jetzt eingefallen?“, wollte ich dann doch wissen, als ich meine Haare soweit als trocken genug empfand und das Handtuch über die Stuhllehne hing.

„Du weißt aber wovon ich spreche oder?“ Ich schüttelte meinen Kopf.

„Sag das doch.. Ich rede von der Takoyaki-Geschichte heute Mittag. Ich durfte mir eine Gegenleistung aussuchen.“

„Achso?“ Ich überlegte einen kurzen Moment. Stimmt ja, da war ja was… Irgendwie hatte ich so etwas ähnliches gesagt.

„Naja.. und?“, fragte ich weiter. Jetzt interessierte es mich noch mehr. Reita setzte sich auf den zweiten Stuhl, ehe er anfing zu erzählen.

„Also. Ich hab mir was ausgedacht. Eine Art Spiel.“

„Spiel?“

„Ja, hör zu. Ich schreibe 3 verschiedene Sachen auf 3 kleine Zettel und du wirst dir einen aussuchen. Das, was dann da drauf steht zählt.“

„Und was schreibst du auf die Zettel?“

„Geheimnis. Keine Sorge, das wird nichts unmögliches sein und auch nichts, was dir Ärger bereitet den du nicht willst… Ah ich weiß was!“ Fragend sah ich zu ihm.

„Hm?“

„Eines der drei Sachen wird etwas lächerliches sein. Ein Scherz oder so.. Eine Art Niete. Okay?“ Ich nickte. „Okay.“

„Gut.“ Schon nahm Reita sich Stift und Papier und fing an zu schreiben. Ich durfte dabei allerdings nicht zusehen. Es sollte ja geheim sein…

Nach wenigen Sekunden knüllte er auch schon die verschiedenen Papierstücke zusammen und legte sie mir vor.

„So, wähle einen.“, sagte er. Ich sah auf die vor mir liegenden Papierbälle. Ich konnte mir nicht annähernd vorstellen was er geschrieben haben könnte und genauso wenig wusste ich, welches sozusagen die Niete war und was auf dieser stehen würde. Etwas lächerliches. Was sollte das bitte sein?

Naja,.. Er hatte mir versichert, dass es nichts war, das mir Ärger einhauste, also war es im Grunde genommen egal für welchen der Zettel ich mich entscheiden würde.

„Ich nehme den hier.“, sagte ich dann und nahm mir den ganz rechten. Die anderen beiden wurden von Reita entfernt.

„Gut, dann mach auf.“ Wieder nickte ich, ehe ich das Papierbällchen entknüllte und die krickeligen Worte las. Oder einfach nur unglaubwürdig darauf schaute.

„Nicht.. dein Ernst..“, murmelte ich schließlich.

„Was steht denn drauf?“, fragte Reita und ich zeigte ihm meinen gezogenen Zettel worauf Rei anfing zu grinsen.

„Ah.. Da hast du wohl voll ins schwarze getroffen und die Niete gezogen.“, lachte er kurz, sah mich jedoch wieder ernst an. „Ist doch nichts dabei oder?“

Nichts dabei? Auf dem Zettel standen nur zwei Worte » ein Kuss « .. Hallo? Wieso schrieb er so was? Das war zwar die Niete, der Scherz, das Lächerliche, was auch immer. Aber warum konnte es nicht irgendwas anderes sein? Oder warum musste ich diesen Zettel ziehen? Was für ein blödes Spiel…
 

„Ruki? Is irgendwas?“, fragte Reita, nachdem er scheinbar bemerkt hatte, dass ich nicht mehr ganz anwesend war.

„Uhm..“ Ich sah in diesem Moment viel lieber auf die Tischplatte als zu Reita.

„Du warst damit einverstanden.“, meinte er mich daran erinnern zu müssen und eigentlich hatte er ja auch recht.

Ach man.. Ich wollte ihn doch nicht küssen.. Nicht jetzt, wo ich mir meiner Gefühle so unsicher war. Ich würde sicher knallrot anlaufen und mein Herz würde mir hinausspringen und das alles würde er bemerken sodass ich letztendlich wieder der Vollidiot persönlich wäre und wahrscheinlich das weite suchte.

„Hat doch nichts zu bedeuten. Einfach nur so, aus Fun okay? Wie zur Mittelstufenzeit mit dem Flaschendrehen.“

Flaschendrehen.. Das konnte er doch damit nicht vergleichen. Außerdem hatte ich in meiner Klasse nie bei so etwas mitgespielt. Ich wollte nicht als Spielverderber abgestempelt werden, falls die Flasche auf mich traf und ich dann verweigerte.

Anders gesehen.. Wäre ich ein Spielverderber, wenn ich mich auch jetzt weigerte? Was Reita vorhin sagte war leider wahr. Ich hatte zugestimmt. Hätte ich von Anfang an nein gesagt, wäre es nie dazu gekommen.

„Also gut..“, sagte ich nach meinen gründlichen Überlegungen und sah vorsichtig zu ihm. Ich spürte jetzt schon wie mein Herz anfing zu rasen. Allein der Gedanke machte mich wahnsinnig nervös.

„Uhm… Wie?“, fragte ich dann. Ich wollte es schnell hinter mich bringen.. irgendwie.

Reita lachte und fragte: „Was ‚wie’?“ Auch hier war ich mir sicher, dass er blöder tat, als er in Wirklichkeit war. Darum antwortete ich nicht mehr richtig, sondern schüttelte nur meinen Kopf und sagte: „Schon gut.“, ehe ich mich innerlich darauf vorbereitete.

Eigentlich war es gar nicht so eine große Sache. Reita sagte schließlich auch, das hätte nichts zu bedeuten.. Nicht um sonst betitle er das als lächerlich. Aber er wusste ja nicht, wie es in mir aussah… Ich war mir bis vor kurzem ja selbst nicht darüber im klaren, aber jetzt … ?

Ich wünschte mir, dass jetzt Kai oder Aoi, oder am besten gleich beide ins Zimmer kämen.. Wie war das noch? Immer wenn man jemanden braucht, ist er nicht da und man muss zusehen, wie man allein klar kam.
 

Unsicher sah ich zu meinem Mitbewohner, der mich schon die ganze Zeit über musterte, mich aber in Ruhe nachdenken ließ. War ihm meine Nervosität und Unsicherheit etwa aufgefallen? Oder was dachte er sich die ganze Zeit, während er mich beobachtete?

Nach gut 2 Minuten peinliche Stille tickte mich Rei an.

„Hey, was los?“, wollte er wissen und ich sah auf. Bis eben starrte ich nämlich lieber unsichtbare Dinge auf dem sauberen Tisch an und drehte gleichzeitig unbewusst an meinem Ring herum.

„Kommt mir das nur so vor, oder bist du nervös?“, er grinste flüchtig. Ich hoffte, er machte sich nicht über mich lustig.

„Bin ich nicht…“, sagte ich einfach und versuchte überzeugend zu klingen.

„Gut. Einen Moment lang hatte ich echt gedacht, dass wäre dein Erster Kuss…“ Tja, mein Lieber, da liegst du gar nicht so falsch… Ich hatte tatsächlich bis zu diesem Zeitpunkt noch niemanden geküsst. War doch nichts unnormales bei 16 jahren.. Oder? Wie es schien hatte Reita aber schon um einiges mehr Erfahrung als ich.

„Falsch gedacht.“, log ich also. Ich wollte ihm gegenüber nicht so unerfahren wirken. „Wie kommst du darauf?“

Rei lehnte sich zurück. „Weil du dir so ewig Zeit lässt… Und du wirktest halt so.“

„Stimmt doch gar nicht. Ich lasse mir nicht so viel Zeit. Du sitzt doch nur da und machst nichts.“ Yes, gute Ausrede. Ich tat einfach so, als hätte ich nur auf ihn gewartet. „Auf dem Zettel stand nicht, das ich anfangen soll.“ Und das entsprach endlich mal wieder der Wahrheit. Das sah Reita auch ein und nickte.

„Stimmt. Na schön, dann..“, er beugte sich zu mir herüber und kam mir ein ganzes Stückchen näher. „Dann fange ich eben an.“

Wie schnell auf einmal mein Herz pochte, als er immer näher und näher kam. Man, ich war so was von aufgeregt, das ich dachte mein Herz würde jeden Moment Saltos drehen…

Ich schloss meine Augen und dann, als ich wirklich seine Lippen auf meinen eigenen spürte, explodierte ein riesiges Feuerwerk in mir. Mein ganzer Körper kribbelte wahnsinnig und ich war froh, einen langen Pullover angehabt zu haben weil die auftauchende Gänsehaut mit Sicherheit nicht mehr zu übersehen war.

Zögernd und ganz leicht bewegte ich schüchtern meine Lippen gegen seine. Ich hatte wirklich nichts dagegen wenn jetzt jemand die Zeit anhalten würde.

Doch wie sehr es mir auch gefiel, es sollte nicht von Dauer sein und so löste sich Reita nach nur wenigen Sekunden leider wieder von mir. Im ersten Moment sah ich ihn nur an. Sah auf seine traumhaften Lippen.. Ich wollte sie noch einmal spüren.
 

„Und, war das jetzt so schlimm?“, fragte er mich, aber diese Frage nahm ich nur am Rande wahr. Ich stand ein wenig neben mir und war nicht sehr aufmerksam. Trotzdem schüttelte ich als Antwort den Kopf und sagte zusätzlich leise „Nein…“

„Wie gesagt, war ja eh nur Spaß.“
 

Nur Spaß… Nur Spaß.. Irgendwie trafen mich diese Worte besonders. Jetzt wo mir eindeutig klar war, was ich für ihn empfand, schmerzten sie.

Schon klar, es hatte nichts zu bedeuten. Für Reita war das nicht mehr als ein Ergebnis seines Spiels aber für mich? Für mich war dieser kurze Augenblick wohl das schönste und Aufregendste, was mir in meinem bisherigem Leben passiert ist. Ich spürte ihn noch ganz genau und hatte Angst mir über die Lippen zu lecken, da ich befürchtete, dieses Gefühl zu verlieren.
 

„Wollen wir rüber?“, fragte Reita dann, stand auf und ging Richtung Tür.

Ich sah ihm hinterher, bewegte mich aber kein Stück. Ich brauchte erst einmal Zeit alles genau zu realisieren. Ich konnte nicht glauben, dass das wirklich geschah.

Es gab ja Leute die behaupteten ein einzelner Kuss kann einen Menschen völlig verändern. Nie hatte ich dem glauben geschenkt. Ich dachte das wäre genauso ein Schwachsinn wie das ganze andere Gerede um die Liebe. Ich wollte daran immernoch nicht glauben aber.. Verflucht! Ich hab mich doch tatsächlich in so kurzer Zeit...

„Ruki?“, drang plötzlich seine Stimme an mein Ohr und ich zuckte aus meinen Gedanken.

„Kommst du jetzt?“

Schnell nickte ich, ehe ich aufsprang und versehentlich dabei den Stuhl ganz umwarf. War mir in dem Moment aber egal, weshalb ich ihn einfach liegen ließ.

„Gehen wir.“, sagte ich, als ich an ihm vorbei schritt um nach der Türklinke zu greifen, welche mir aber entschwand, bevor ich sie fassen konnte. Die Tür wurde von jemanden auf der anderen Seite geöffnet und bei diesem Jemand handelte es sich um keinen anderen als Aoi, der mit Kai im Schlepptau uns entgegen grinste.

„Hey ihr!“, grüßte er fröhlich und kam herein.

„Wir wollten gerade zu euch..“, meinte dann Reita. Ich nickte nur, sagte aber nichts. Und auch Aoi brauchte nichts mehr erwidern, da Kai schon das nächste Thema anschlug.

„Was habt denn ihr hier veranstaltet?“, wollte er wissen und deutete auf den umgekippten Stuhl.. Rei und ich antworteten genau Zeitgleich, nur mit unterschiedlichen Worten. Er behauptete wahrheitsgemäß, dass wir nur etwas gespielt hatten, während ich ganz einfach nur „Nichts..“ sagte.

Kai und Aoi warfen sich komische Blicke zu. Dann stellte Kai den Stuhl hin und schob ihn ordentlich zurück an den Tisch.

„Was habt ihr denn gespielt?“, wollte Aoi mit einem Grinsen im Gesicht wissen. Ich glaube meine Antwort hatte er gar nicht wahrgenommen… Dennoch mied ich es etwas zu sagen, da ich das Talent besaß mich manchmal in blöden Situationen zu verplappern und von dem Kuss sollten die beiden nun wirklich nichts erfahren. Auch wenn er nichts bedeutet hatte… Ich hoffte nur, Reita verriet ihnen ebenfalls nichts. Reichte doch schon, dass er überhaupt etwas von einem ‚Spiel’ erwähnt hatte.

Unsicher sah ich zu meinem Zimmerpartner, der gerade etwas sagen wollte. Doch ungeduldig wie Aoi war, wartete dieser gar nicht auf eine Antwort, sondern stellte gleich die nächste Frage.

„Wars was versautes?“

„Aoi!“, zischte Kai und stieß ihm mit dem Ellenbogen leicht in die Seite.

„Was denn? Ich frag doch nur…“

„Nein, war es nicht.“, meinte dann plötzlich Reita. „Hättest du wohl gerne was?“ Aoi nickte wie selbstverständlich und grinste. Ich wusste nicht, ob die beiden wieder nur Scherze machten, oder ob das sein Ernst war.. Ich hatte ja keine Ahnung, was in deren Köpfen alles so vorging…
 

„So Leute, wenn das jetzt geklärt ist, können wir ja los.“

„Los, wohin?“

Wir alle sahen unwissend zu Kai.

„Na in den Gemeinschaftsraum… Nakamura-sensei lief mir vorhin über den Weg und er meinte, wir sollen alle nach unten kommen…“

„Dann sind die anderen auch wieder da?“ Mein bester Freund nickte mir zu.

„Ja, schon lange. Die warten sicher bereits alle, los jetzt!“ Darauf lief er auch schon los in den Flur. Aoi folgte als Erster, dann ich und im Anschluss Reita, der aber aufholte und schließlich neben mir ging.

„Danke, dass du nichts gesagt hast..“, murmelte ich leise.

„Kein Problem.. Hab ja gesehen, dass du das nicht wolltest.. War es dir unangenehm?“

„Unangenehm? Also ähm..“ Ganz und gar nicht. Es war alles andere als unangenehm. Aber was sollte ich ihm denn jetzt sagen? Doch schlecht, das es mir gefallen hat.. Was würde er denn dann von mir denken?

„HEY! Trödelt nicht so!“, rief Kai schließlich und erst da bemerkte ich wie weit wir auseinander liefen.

„Ja, bin schon da..“, sagte ich und lief schneller. Reita beachtete ich nicht weiter. Danke Kai, dass du gerufen hast.. So musste ich mich nicht mit dieser Frage auseinandersetzen.
 

Als wir nach nur wenigen Minuten in den Gemeinschaftsraum kamen, wurden wir gleich blöd angeschaut. Von manchen Schülern, wie auch von den Lehrern. Ich glaube es lag daran, dass sie sich nicht damit abfinden konnten, dass Kai und ich immerzu mit Aoi und Reita abhingen. Immerhin dachten meine Mitschüler immer noch schlecht von Reita. Aoi vergötterten die Mädchen ja, aber das brauchte ich nun wirklich kein weiteres Mal mehr erwähnen.

Wir setzten uns auf ein paar hintere freie Plätze, als Nakamura-sensei auch schon zu reden begann.

„Schön das ihr jetzt alle da seid. Da ja heute die Ausflüge aufgrund des Regens leider ausfielen haben wir uns überlegt, das ihr dafür morgen einen reinen Freizeittag habt. Ihr dürft also nach dem Frühstück bis 18 Uhr unternehmen was ihr wollt. Natürlich unter den gewohnten Regeln. In Gruppen, kein Ärger machen und so weiter. Ich bitte euch aber wirklich pünktlich zurück zu sein. Es gibt schließlich noch einiges aufzuräumen, eure Koffer müssen gepackt werden,.. Das muss hier alles blitze rein werden bevor wir wieder abfahren.“

„Wann genau fahren wir denn? Also welche Uhrzeit?“, fragte ein Mädchen in den Raum.

„Wir hatten doch abgemacht, spätestens um 16 Uhr im Bus zu sein.“

16:00 Uhr.. das war wirklich eine blöde Uhrzeit. Wir hätten doch genauso gut auch später fahren können. Ich wollte nicht schon um 16 Uhr weg. Ich wusste doch was das bedeutete. Der Countdown fing zu zählen an und es waren dann nur noch wenige Stunden, die ich in seiner Nähe verbringen durfte. Ich wollte das nicht.

„Ruki, ist irgendwas?“, fragte mich Aoi, der neben mir saß, leise.

„Hm? Nein... nichts, wieso?“

„Du sahst irgendwie so traurig aus eben. Aber wenn alles okay ist, ist es ja gut.“ Er lächelte mir zu und ich erwiderte es flüchtig.

Ich sollte nicht so viel nachdenken, sondern lieber den Worten meines Sensei lauschen.

„Nikita-sensei und ich haben uns noch etwas überlegt. Damit wir den Rest des Tages nicht sinnlos verbringen, wollen wir alle zusammen ins Kino fahren.“

Ins Kino? Hatte ich das richtig gehört? Wahrscheinlich. Denn sonst hätten sich die anderen nicht plötzlich lautstark über die neusten Filme erkundigt..

„Denen konnte auch nichts besseres einfallen, was?“, brummte Reita 2 Plätze weiter von mir und Kai lachte.

„Wieso? Kino ist doch was feines. Und du magst doch Filme.“

„Ja, aber es kommt drauf an, WAS für ein Film man sich ansieht.“ Wir waren uns alle sicher, dass es kein Horror oder Actionfilm werden würde.

„Wetten das wird so ne langweilige Doku über unser Ländchen?“, grinste Aoi, kurz bevor Nikita-sensei das Wort ergriff.

„Der Film, den wir uns ansehen werden, befasst sich mit dem Thema der Klimawandlung, der-“

Ich wusste nicht ob er plötzlich aufgehört hatte zu reden, oder ob seine Stimme im Gestöhne und Gerede der überaus begeisterten Schüler untergegangen war. Zumindest hörte ich ihn nicht mehr.

„Sagt mal ham die ne Meise?“, hörte ich einen rothaarigen Schüler aus Reitas und Aois Klasse brüllen. Ja, die waren wohl alle so...

Meine Wenigkeit war mit der Filmwahl aber auch nicht zufrieden. Ich glaube das war niemand von uns.
 

Irgendwann, ich schätze nach 10-15 Minuten gelang es den Lehrern die Schüler zu beruhigen. Oder eher gesagt, gelang es Mariko. Sie, als Schülersprecherin unseres Jahrgangs konnte mit ihrem Charm so einiges bewirken. So sprach sie mit Nakamura- und Nikita-sensei und überredete sie dazu, uns einen aktuellen Film ansehen zu lassen. Erstens weil es im Kinosaal dann um einiges ruhiger werden würde und zweitens als sogenannte Entschädigung, weil meine Klasse durch das Unwetter radeln musste.

Welchen Film wir uns jetzt nun ansahen wusste ich jedoch nicht. Ich hatte nicht ganz zugehört, da ich mit meinen Gedanken schon wieder ganz woanders war.

Ließ ich mich eben überraschen.
 

Knapp 2 Stunden später war es dann auch schon soweit und wir saßen im großen Kinosaal. Es war gerade kurz vor 20 Uhr. Eine Zeit, bei welcher wir alle anderen Tage schon in den Zimmern bleiben sollten. Da der Film erst in einigen Minuten anfing war es noch hell im Saal.. Es handelte sich übrigens um irgendeine Schnulze. So sagte Reita es jedenfalls. Ich hatte keine Lust auf irgendwelche Liebesfilme. Viel lieber hätte ich etwas gesehen, was mich ein wenig von Liebe ablenken könnte.

Hätte ich das eher gewusst, hätte ich mir meinen MP3-Player mitgenommen und etwas geschlafen. Müde genug war ich zweifelsohne.

„Wo steckt denn Rei so lange?“, fragte sich Aoi laut. Reita hatte im Schere-Stein-Papier verloren und musste für uns Popcorn und Cola kaufen gehen.

„Wir können aber schon froh sein, dass wir so tolle Plätze abbekommen haben.“, grinste Kai fröhlich. Er und auch Reita und Aoi hatten selbstverständlich ebenfalls keine Lust auf einen Liebesfilm. Daher war der beste Platz der, der möglichst nahe am Ausgang und schön am Rand war. Wir besetzten eine Fünferreihe oben, fast in der letzten Reihe ganz am Rand.

Links von mir war Wand. Ich bevorzugte immer die Wandplätze, da diese am gemütlichsten waren und man außerdem nur eine Person neben sich sitzen hatte. Neben mir war dann Reitas Platz, dann Aoi und schließlich Kai. Der Platz ganz außen blieb frei. Wir lagerten dort unsere Rucksäcke ab. Ob es mir nun gefiel, dass ich neben Reita sitzen konnte wusste ich nicht. Einerseits schon, ja.. Aber irgendwie auch nicht. Ich hatte angst, dass er irgendwas merken könnte.
 

„Man.. Nie wieder werd ich in nem Kino son Zeug kaufen.“, hörte ich plötzlich Reita beschweren, der sich sichtlich genervt mit einem Tablett voll mit Colabecher und 2 großen Popcorn zu uns gesellte. Irgendwie erinnerte mich das an den einen Tag bei McDonalds, wo Reita auch die Bestellungen gemacht hatte.

„Wieso denn nur 2 Tüten?“, fragte Aoi und zeigte auf das Popcorn.

„Ach, die hatten keine kleinen mehr. Also hab ich 2 große genommen. Passt doch genauso.“

„Hmm.. ja, hast recht. Dann gib mal her.“ Aoi schnappte sich eine Tüte und musste auch gleich anfangen ein paar zu essen. Er behauptete zwar, er würde nur probieren, aber wir wussten ja alle, dass er einfach nicht mehr warten wollte.

Dann gingen auch schon die Lichter aus und die Leinwand am anderen Ende des Saales begann zu flimmern.

Augenblicklich verstummte das Getuschel der anderen Leute sodass man nur noch die Töne der Werbung aus den riesigen Lautsprechern hörte.

„Die Langeweile kann somit beginnen..“, seufzte Reita neben mir leise und griff in die Tüte mit Popcorn, welche er zwischen meinen und seinen Platz hielt, da wir uns die riesige Portion ja teilten. Mein Gott, wenn ich ihn so ansah, wie er gelangweilt nach vorne sah und sich ab und an immer wieder ein paar Popcorn in den Mund schob,... Mir kam schon wieder dieses kribbelige Gefühl auf und ich zog meine Beine an den Körper.

„Ist dir kalt?“, wollte Reita nur wenige Sekunden darauf von mir wissen. Er hatte es wohl aus dem Seitenblick mitbekommen.

„Nein.“, antwortete ich kopfschüttelnd. „Ist gemütlicher so...“

„Hmh...“
 

Für die nächsten Minuten herrschte auch in unserer Reihe Ruhe. Bei diesem Film handelte es sich zwar um einen Liebesfilm, aber bei weitem um keine Schnulze. Der Film war eigentlich ganz okay und das sahen Aoi und Kai wohl genauso. Dies dachte ich mir zumindest, da die beiden ebenfalls brav in ihren Stühlen saßen und die Leinwand interessiert betrachteten. Und Reita... Reita schlief. Hätte ich mir ja denken können. Er wurde doch allein bei dem Wort Liebesfilm müde.

Ich hatte ihn bisher ja noch nie wirklich schlafen gesehen. Er war schließlich immer vor mir wach und Abends war das Licht aus. Irgendwie sah er ziemlich niedlich aus wenn er schlief. Dieser Gedanke brachte mich zum lächeln. Ich betrachtete nur noch die schlafende Person neben mir und der Film, den ich bis eben noch als okay empfand, wurde glatt Nebensache.
 

Wie im Flug verging die Zeit in der ich in meine Gedanken versunken war. Erst als Reita im Schlaf versehentlich die Popcornpackung auf mich fallen ließ, kam ich wieder in die reale Welt zurück.

„Reita du Depp!“, fluchte ich und erhielt gleich mehrere 'Ssscht' von den anderen. In dem Moment hatte ich vergessen das Reita geschlafen hatte und er durch mich jetzt wach wurde.

Auch Kai und Aoi machte ich dadurch auf mich aufmerksam.

„Was ist los Ruki?“, fragte mich Kai leise und sah auch gleich den Auslöser. Er musste grinsen, sah dann aber wieder zum Film. Wie ausgesprochen nett das war. Hmpf.

„War ich das?“, fragte dann Reita. Er klang noch etwas verschlafen. „Sorry, war nicht meine Absicht.“ Er lächelte knapp und richtete sich dann erst einmal auf.

„Schon gut..“, meinte ich dann. „Du hast ja geschlafen..“

Ich glaube wenn es sich nicht um Reita, sondern um irgendeinen anderen Heini aus meiner Klasse gehandelt hätte, wäre ich wütender gewesen. Ich hasste es, wenn mir Essbares oder allgemein irgendein Zeug auf die Kleidung kippte.

Ich fing also an die einzelnen Körner aufzusammeln. Reita half mir dabei und als ich gerade zum Boden abtauchen wollte um auch da aufzuräumen hielt er mich zurück und meinte:“Lass. Das machen die Putzfrauen.“ Ich nickte und setzte mich wieder richtig hin.

„Nakamura-sensei hätte jetzt gesagt. Das heißt Reinigungskraft.“, meinte ich leise zu ihm und er lachte kurz auf ehe er antwortete. „Und Reita hätte dann gesagt: Das is mir scheiß egal.“ anschließend grinste er und ich konnte nicht anders und tat es ihm gleich.
 

Später saßen wir wieder zu viert in Reitas und meinem Zimmer, obwohl es schon nach 22 Uhr war.

Kai und Aoi spielten Karten, was mich wunderte, da sie doch eigentlich meinten keine Karten mehr sehen zu können. Reita blätterte durch ein paar meiner Manga und ich schrieb noch eine Karte an meine Mum.

„Sag mal was schreibst du denn da alles?“ Ich sah zu Reita hinüber der diese Frage gestellt hatte und erwiderte: „Nichts besonderes.“

„Für nichts ist das aber ganz schön viel. Ich versteh sowieso nicht warum du Karten schreibst.“

„Wieso nicht?“ Karten schreiben war doch nun wirklich nichts abnormales. Ich hatte meiner Mum versprochen zu schreiben. Schließlich wollte sie doch wissen wie es mir ging und so.“

„Der moderne Mensch schreibt ne SMS. Geht schneller.“

„Rei du baka. Ruki hat doch kein Handy.“, mischte sich dann Aoi ein. Und auch Kai musste seinen Senf dazu geben. „Karten sind doch auch viel persönlicher.“

„Aber teurer und anstrengender.“, konterte Reita.

„Nur weil du so faul bist.“

„Hey!“, griff ich schnell ein. „Ist das nicht völlig egal? Selbst wenn ich ein Handy hätte, würde ich die Karte schreiben. Kein Grund jetzt in irgendwelche Streitereien zu verfallen.“ Ich nahm eher selten die Rolle des Streitschlichters ein, aber ich wusste das würde jetzt ausarten. Dafür kannte ich Kai und mittlerweile Reita schon gut genug.

„Ruki hat recht. Ihr müsst euch jetzt nicht anfangen zu streiten. Wegen ner Postkarte, also echt.“ Aoi schüttelte grinsend den Kopf und schon flog ihm ein Kissen ins Gesicht.

„Maul Aoi! Deine Meinung will keiner wissen!“

Wir alle brachen in Gelächter aus. Wir waren schon echt eine komische Truppe. Hätte ich anfangs nie mit gerechnet und sicher auch kein anderer. Den Gedanke daran, dass das bald schon wieder vorbei sein sollte, wollte ich nicht in Erinnerung rufen. Ich hatte viel zu viel Spaß mit meinen Freunden. Eines stand jetzt schon fest, die Albernheiten jedes einzelnen würde ich, sobald mein normaler Alltag wieder einschlug, sehr vermissen. Vor allem die Zeit mit Reita...

Auch wenn ich ihn in der Schule sehen konnte, oder rein theoretisch mich mal mit ihm treffen würde.. das wäre alles nicht mit der Zeit hier zu vergleichen. Traurig aber wahr.
 

Ein Grund mehr, den morgigen, letzten Tag noch richtig zu genießen.
 

Kapitel 8 Ende

Sixth Day ~ Free time without trouble?

Nachdem ich jetzt ca. 2 Wochen weg war, dachte ich, ich könnte nen neues Kapitel hochladen =3

Danke an alle die das lesen (egal ob Kommi oder Favo) Hab euch alle lieb X3 <3

Viel Spaß beim Lesen (und entschuldigt die Rechtschreib- und Grammatikfehler o(.__.)o)
 

Kapitel # 9 - Sixth Day ~ Free time without trouble?
 

„Und denkt daran, pünktlich wieder zurück zu sein. Wir müssen heute wirklich noch einiges sauber machen. Das gilt vor allem für euer Zimmer, Shiroyama. Achtet bitte alle auf die Zeit, bleibt in Gruppen und macht keinen Unfug. Wir sehen uns dann später.“

Nakamura-sensei verschwand, nachdem er uns das mindestens 10 mal gesagt hatte, wieder im Gebäude während wir anderen alle in unseren Gruppen auf den Weg in die Stadt waren.

Einige wollten shoppen gehen, andere zu irgendwelchen Cafés. Ich ging natürlich mit Reita, Aoi und Kai zusammen. Wir hatten zwar noch keinen Schimmer wo wir hin wollten, aber das war egal. Es machte alles Spaß und langweilig würde uns sicher nicht werden.
 

„So Leute, was machen wir jetzt schönes?“, fragte Aoi als erster. Uns blieb gar keine Möglichkeit zu antworten, da diese Mariko plötzlich angesprungen kam und ihm praktisch am Arm klebte.

„Aoi~ Du wolltest doch mit uns zum Karaoke gehen.“

„Eeh..“

„Komm schon~“ Sie zog ihm am Arm mit sich.

„Sorry Leute, ich habs ihr versprochen. Man sieht sich dann später ne?“ Er winkte uns noch grinsend und ging dann neben Mariko zu dem Haufen der anderen Karaoke-fans.

„Vollidiot.“, sagte Reita und schüttelte über ihn den Kopf. Okay, dann waren wir eben noch zu dritt. Aoi kannte sich hier zwar als einziger von uns aus, aber wir fanden auch ohne ihn zurecht.

Gerade wollte ich weiter gehen, als Kai sich dann auch von uns verabschiedete. „Habt ihr was dagegen wenn ich mit Aoi und den anderen mitgehe?“

„Wieso?“, wollte ich wissen. Er konnte mich doch jetzt nicht mit Reita alleine lassen? Ich wusste doch gar nicht, wie ich mich verhalten sollte..

„Karaoke macht Spaß und ich müsste noch was mit Aoi besprechen.“

„Is mir wurscht. Geh nur. Aoi kann nen Aufpasser eh gut gebrauchen.“, meinte Reita und grinste etwas. Er machte mal wieder Scherze.

So verließ uns Kai tatsächlich und ich blieb mit Reita allein zurück. Eigentlich konnte ich mich doch freuen mit ihm alleine zu sein. Doch ich wurde nervös. So, wie ich es immer wurde wenn ich mit ihm alleine war. Aber gut, wir waren in der Stadt unterwegs und dort gab es ja nun reichlich Ablenkungsmöglichkeiten.

Freundschaftlich legte Reita seinen Arm um meine Schultern, ehe wir endlich weitergingen in Richtung Innenstadt.
 

Der heutige Tag war wirklich schön. Es war zwar kalt, aber die Sonne schien und der Himmel war strahlend blau. Eigentlich ein perfekter letzter Tag. Nur schade, das Aoi und Kai nicht dabei waren und auch Uruha wollte ich noch einmal treffen. Allerdings dachte ich, dass dies etwas schwierig werden würde, da es schließlich immernoch irgendwelche Unstimmigkeiten zwischen ihm und Reita gab. Vielleicht konnte ich ihn ja wenigstens noch einmal anrufen.

„Hast du irgendwas bestimmtes wo du hin willst?“, drang mir plötzlich Reitas Stimme ans Ohr. Ich überlegte einen kurzen Moment; jedoch fiel mir nichts ein und das sagte ich ihm auch.

Da er selbst auch kein bestimmten Zielort hatte, liefen wir einfach die große Einkaufsstraße entlang.

Sollte uns ein interessantes Geschäft ins Auge fallen, würden wir ein wenig shoppen gehen. Genug Geld hatte ich jedenfalls dabei.

So war es dann auch. Reita und ich waren in den unterschiedlichsten Läden unterwegs. Bekleidungsgeschäfte, Schmuckläden, sogar in einem Spielzeugladen waren wir. Jetzt fragt ihr euch sicher was wir da wollten und ich kann euch sagen, das wussten wir selbst nicht einmal. Es war aber wirklich lustig. Besonders als ich ihn mit den verschiedensten Stofftieren genervt hatte. Okay, zum Dank dafür hatte er mich mit so kleinen Softbällen beworfen denen ich so schnell nicht ausweichen konnte. Und dadurch, dass wir uns im oberen Stockwerk befanden, kullerten die ganzen bunten Bälle die Rolltreppen hinunter und wir flogen im hohen Bogen raus. Bis eben haben wir schrecklich darüber gelacht, uns über den Chef des Ladens lustig gemacht und herumgealbert. Wir bekamen aber keinen großen Ärger. Der wollte auch keine Namen oder so wissen. Er wollte uns nur schleunigst loswerden.
 

Jetzt saßen wir auf einer Bank, auf einem Hügel in einem Park. Von unserem Platz aus konnte man viele Leute beobachten. Die meisten waren am zugefrorenen See versammelt und rutschten mehr oder weniger in ihren Schlittschuhen auf dem Eis herum. Mich wunderte es, dass das Eis bei dieser Masse noch immer stand hielt.

„Wollen wir wetten da fliegt gleich jemand voll auf die Nase?“, sagte Reita und ich sah zu ihm.

„Da braucht man nicht wetten.. Das ist doch wohl klar.“

„Hmm.. Auch wieder wahr.“ Reita stimmte mir zu, nahm sich dann seinen schwarzen Rucksack, öffnete diesen und... fluchte.

„Shit! Hab mein Trinken im Zimmer stehen lassen..“ Ich unterdrückte ein schadenfrohes Lachen und grinste stattdessen nur etwas.

„Haha~. Kannst was von mir haben wenn du willst.“, sagte ich, ehe ich beim Öffnen meiner Tasche bemerkte, dass ich selbst nichts zu trinken mitgenommen hatte. „Oder auch nicht...“ Nun war es Reita, der mich auslachte. Dieser Nachmacher...

Dann sprang er auf. „Ich geh mir was zu trinken holen. Kommst du mit oder bleibst du hier?“ Natürlich komme ich mit. Blöde Frage. Ich will doch jede Minute genießen, die ich noch in deiner Nähe sein kann.

„Ich bleib hier.“

„Okay. Dann lass ich mein Kram hier ne. Ach und soll ich dir was mitbringen?“

Ich nickte und kurz darauf stieg Reita schon den Hügel hinab wobei ich ihn mit meinem Blick so lange verfolgte, bis ich ihn, da er hinter einer Hausecke verschwand, nicht mehr sehen konnte.
 

Gut. Warum bin ich jetzt nicht mitgegangen, wie ich es doch eigentlich wollte? Was hatte mich daran gehindert? Ich wusste es nicht. Vielleicht wollte ich einfach nur nicht, dass es so aussah, als würde ich an ihm kleben. Wobei das allerdings Schwachsinn wäre, da ich doch eh mit ihm zusammen in der Stadt unterwegs war. Wie auch immer. Mit diesen Gedanken wollte ich jetzt nicht meine Zeit verschwenden. Kai sagte ja auch, ich sollte nicht so viel nachdenken.

Ich beobachtete also weiter die Schlittschuhfahrer, als ich plötzlich ein kleines schwarzhaariges Mädchen entdeckte, das allein am Fuße des Hügels nahe der Eisfläche saß und leise weinte.
 

Ich wusste nicht was mit diesem Mädchen war und da ich weit und breit niemanden sah, zu dem dieses Kind gehörte, stand ich auf und ging zu ihr.

„Hey du..“, sagte ich in einem sanften Ton, bekam auch gleich ihre Aufmerksamkeit. Mit ihren großen verheulten Kulleraugen sah sie mich an. Sie erinnerte mich an einen kleinen Welpen. „Was hast du denn?“, fragte ich weiter, im selben Ton und sie fing an zu erzählen.

„Moki-chan braucht Hilfe. Sie ist ganz alleine und niemand will mir helfen.“

„Mo.. Moki-chan?“ Ich hatte keine Ahnung wovon sie sprach. Wer war bitte Moki-chan?

„Ja.“, schluchzte sie. Hob dann ihr kleines Ärmchen und zeigte auf die Eisfläche. „Guck doch. Da sitzt Moki-chan ganz alleine zwischen den ganzen großen da.“

Ich musste zweimal schauen damit ich endlich begreifen konnte was das kleine Mädchen meinte. Mitten auf der Eisfläche entdeckte ich ein kleinen weißen Stoffhasen der von niemandem Beachtung bekam.

„Ist das Moki-chan?“, fragte ich noch einmal nach und erhielt ein trauriges Kopfnicken. „Soll ich ihn dir holen?“ ein weiteres Nicken folgte. Na schön. Reita war eh noch nicht wieder zurück. Da konnte ich dem Mädchen ruhig helfen. Ich musste ja nur auf die Eisfläche gehen und schnell diesen Hasen holen. War eine Sache von 2 Minuten.

Ich stand also auf, versicherte dem Mädchen, dass ich ihr den Hasen unversehen wiederbringe und ging schließlich los.
 

Wie erwartet waren die Schlittschuhläufer allesamt rücksichtslos und es fiel mir gar nicht so leicht bis zum Stofftier zu gelangen. Ich musste wirklich aufpassen, dass mich keiner dieser Leute einfach umrannte aber letztendlich hatte ich es dann doch unverletzt geschafft und brachte dem kleinen Mädchen ihren geliebten Moki-chan.

„Danke das du Moki-chan gerettet hast.“, sagte sie und schien wie ausgewechselt, so fröhlich wie sie jetzt war.

„Schon okay. Hab ich doch gern gemacht.“, erwiderte ich. „Aber pass jetzt schön auf deinen Hasen auf, damit er nicht wieder wegläuft ja?“

„Ja. Ich werde sehr gut aufpassen. Uhm.. Hier, das ist für dich.“ Sie streckte mir ihr Händchen entgegen und hielt mir ein in silber verpacktes Bonbon hin. „Weil du Moki-chan gerettet hast.“

„Oh.. Danke.“, sagte ich und nahm die Süßigkeit an. Daraufhin fing das Mädchen an zu kichern und rannte schnell davon. Was für ein komisches Kind, dachte ich mir, richtete mich dann wieder auf und ging zurück zu der Bank, auf der Reitas und meine Sachen lagen... oder gelegen hatten... Verdammt! Wo waren die Taschen hin?

Ich sah noch einmal auf die Bank, sah auch auf und unter den anderen die in der Nähe standen, sogar in den Mülleimer warf ich einen Blick. Doch vergebens – Ich konnte weder Reitas Rucksack, noch meine Tasche finden.

So ein Mist. „So ein verfluchter Mist!“

„Was ist Mist?“, hörte ich plötzlich eine mir sehr bekannte Stimme. Reita war zurück und hielt mir eine Dose Cola hin.

Wie sollte ich ihm das jetzt erklären?

Geknickt senkte ich den Kopf. „Reita... ich.. wir.. also irgendwie..“

„Hey, was ist los?“

Ich seufzte leise. „Es tut mir Leid.“, sagte ich und sah zu ihm. „Es tut mir wirklich Leid. Ich weiß gar nicht wie das passieren konnte.. Ich hatte nur kurz den Hasen vom Eis geholt und als ich dann zurückkam, waren sie plötzlich weg. Ich hab überall gesucht aber ich-“

„Ruki was faselst du da? Sprichst hier von irgendwelchen Hasen, und wofür entschuldigst du dich eigentlich?“

„Ich.. Ich hab unsere Taschen verloren...“, beichtete ich schließlich und entschuldigte mich ein weiteres mal.

„Ist das dein Ernst?“ Reita schien mir nicht ganz zu glauben. Verständlich, wer war schon so blöd und verlor innerhalb kürzester Zeit seine eigene Tasche und zusätzlich noch den Rucksack eines Freundes? Ich natürlich. Und das nur, weil mir die Luft in Sapporo offensichtlich nicht bekam..

Auf Reitas Frage hin nickte ich nur.

„Oh man.. Da lässt man dich einmal alleine.“ , grinsend schüttelte er den Kopf und ließ sich dann auf der Bank nieder.

„Hey, das ist nicht lustig!“

„Stimmt, is es nicht. Aber ganz so tragisch ists nun auch nicht... Hattest du denn irgendwelche Wertsachen dabei?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein.. Mein MP3-Player hab ich in unserem Zimmer gelassen und mein Geld hab ich..“, ich sah in meiner Jackentasche nach und musste seufzen. „Hatte ich in der Tasche.“ Na super. Jetzt war ich also pleite. Aber daran war ich ja selbst schuld. Hätte ich mal diesen blöden Hasen nicht von diesem bescheuertem Eis geholt.

Ich setzte mich neben Reita, welcher gerade seine Cola trank und fragte:“Was ist mit dir? Hattest du irgendwelche Wertsachen dabei?“

„Nö. Handy und Geld hatte ich ja bei mir. Alles andere ist nicht wirklich wertvoll.“

„Na wenigstens etwas Gutes...“ Die Tatsache, dass ich seinen Rucksack hab klauen lassen war ja schon scheiße, aber wenn jetzt auch noch etwas wichtiges weg wäre, wüsste ich nicht, wie ich das wieder gutmachen sollte.

„Solln wir zur Polizei?“, fragte er dann und ich überlegte. „Meinst du das bringt was?“

„Nein, aber falls die Taschen gefunden und abgegeben werden und wir unsere Namen hinterlassen, bekommen wir sie vielleicht zurück. Ich meine, was will der Dieb denn mit nutzlosen Taschen?“ Wo er recht hat, hat er recht. Eigentlich konnte der Dieb ja nur etwas mit meinem Geld anfangen... Mein schönes Geld...
 

Nachdem Reita seine Cola geleert und anschließend weggeworfen hatte, gingen wir also los und suchten eine Polizeistation. Mit der Hilfe eines älteren Herren, der uns den Weg erklärte, fanden wir auch mehr oder weniger problemlos dorthin. Unterwegs erklärte ich ihm dann noch die ganze Geschichte. Ich erzählte ihm von dem kleinen Mädchen und ihrem komischen Hasen und musste mich beherrschen ihn nicht zu treten, als er mich deswegen auslachte.

„Also echt. Weil du Stofftierretter spielst, werden unsere Sachen geklaut...“

„Ich kann doch auch nichts dafür!“

„Ich weiß. Aber das so zu sagen ist lustig. Werde ich bestimmt nicht vergessen.“, lachte er dann, worauf ich nur „Idiot“ murrte.
 

Bei der Polizeidienststelle angekommen, wurden wir nach längerem Warten endlich in einen Nebenraum gebeten, wo wir uns, gegenüber eines Beamten, an einen Tisch setzten.

„Ihr seid hier weil ihr einen Diebstahl melden wollt?“, fragte der alte, müde wirkende Mann. Ich nickte.

„Gut, dann erzählen Sie mal.“

Und wieder erzählte ich die ganze Geschichte, ließ dabei kein Detail aus; und als ich fertig war, sah ich erwartungsvoll den alten Polizisten an, welcher allerdings, ganz und gar nicht zu meinem Gefallen, schwer aufseufzte.

„Tut mir Leid euch das sagen zu müssen, aber ihr seid schon der 4. Fall...innerhalb dieser Woche“, sagte er ruhig.

„Was? Wie meinen Sie das?“, wollte Reita sofort wissen und der Alte sprach weiter. „Es handelt sich um ein Kriminelles Duo. Augenzeugen berichten von einem jungen Mann um die 25 und einem kleinen Mädchen. Zusammen linken sie ahnungslose Touristen, richten sich aber eher gezielt an Frauen und Jugendliche. Während das Mädchen das Opfer ablenkt, greift der Mann zu. Sie stellen sich dabei so geschickt an, dass wir es bislang noch nicht schaffen konnten, sie zu fangen.“, er seufzte.

„Dann sehen wir unsere Sachen wohl nicht wieder was?“ Der Polizist sah zu Reita und schüttelte leicht den Kopf. „Davon können wir ausgehen. Falls wir sie aber doch stellen, und das Diebesgut sichern können, werden wir uns bei euch, oder eurem Lehrer melden.“

Nachdem das alles also geklärt war, hinterließen Reita und ich noch unsere Adressen und Telefonnummern. Anschließend verabschiedeten wir uns und standen kurz darauf schon wieder draußen.
 

„Was machen wir jetzt?“, fragte ich. Anfangs dachte ich ja noch ans Shoppen, aber jetzt, da ich kein Geld mehr hatte, lohnte es sich nun wirklich nicht mehr. Was konnte man sonst in seiner Freizeit tun? Reita und ich kannten uns in Sapporo auch nicht aus und Aoi war ja mit Kai und ein paar Mädchen unterwegs.

„Komm, lass uns was essen gehen.“, schlug Reita dann vor.

„Ohne Geld?“ Er grinste und antwortete mir „Ich hab doch noch mein Geld“, ehe er mich einfach mit in ein Cafe schleppte, vor welchem wir zufällig stehen blieben.

„Ich will aber nicht, dass du für mich bezahlst..“, sagte ich noch bevor wir uns an einen freien Tisch setzten. Eigentlich hatte ich nie etwas dagegen, wenn man für mich bezahlte. Als Schüler hatte ich natürlich keine Mengen an Geld und so war ich über jeden Yen froh, den ich mir sparen konnte. Immerhin brauchte ich das Geld für meine Shoppingtouren.

Jetzt war es allerdings anders. Reita bezahlte doch nur für mich, weil ich mein eigenes Geld hab klauen lassen und diese Tatsache gefiel mir einfach nicht.

„Nun setzt dich hin, die Bedienung kommt gleich.“

„Aber-“ „Nichts aber. Ich lade dich ein, also setzt dich endlich.“

Ich seufzte leise und tat wie mir befahl. Wenn er unbedingt sein Geld für mich ausgeben wollte, sollte er das doch tun. Einen ganz kurzen Moment, kam in mir der trotzige Gedanke auf, extra etwas teures auszusuchen. Doch genauso schnell die Idee kam, war sie auch wieder verschwunden. So etwas konnte ich schließlich nicht machen.

Kurz sahen wir in die Karte, welche ein angemessenes Angebot aufwies, ehe wir unsere Bestellung an die Bedienung weitergaben.

„Ob wir unsere Sachen jemals wiedersehen.. Wenigstens die Taschen?“, murmelte ich dann. Es nervte mich einfach, dass ich verarscht wurde. Dazu noch von einem kleinem Mädchen. Nie wieder werde ich so gutgläubig sein.

„Ich denke nicht das wir die Sachen wiedersehen werden. Du musst dich damit abfinden, das sie weg sind.“

Wieder seufzte ich. Reita schien das ganze nicht so zu stören wie mir.

„DU hast dein Geld ja.. Ich bin jetzt sozusagen pleite.“, maulte ich. „Echt ätzend ist das..“ Ich sah gegenüber zu Reita und bemerkte, dass sich an seinem Ausdruck irgendetwas verändert hatte. Er sah zur Theke am Eingang und ich folgte dessen Blick und sofort wurde es mir klar. An der Theke stand doch tatsächlich Uruha. Gut gelaunt unterhielt er sich mit einer jungen Mitarbeiterin des Cafes. Wahrscheinlich kannten sie sich gut.. so sah es zumindest aus.

Da ich ja wusste, dass zwischen ihm und meinem Gegenüber immernoch irgendwelche, mir unbekannten Spannungen herrschten, machte ich Uruha nicht auf uns aufmerksam. Reita würde es wohl nicht wollen. Doch als er dann einfach aufstand und zu dem Größeren an die Theke lief, wusste ich nicht so recht, was ich denken sollte. Hatten die beiden sich etwa doch ausgesprochen und ich hatte es nur nicht mitbekommen? Möglich wäre es zumindest. Aber warum sah Reita dann vorhin alles andere als begeistert aus? Fragen über Fragen und wie immer ohne Antworten.

Ein weiteres, knappes seufzen verließ meine Kehle..
 

„Was los Kleiner?“

„Huh?“, überrascht drehte ich mich nach rechts von wo die Stimme herkam. Es war Uruha.

„Lange nicht gesehen, was?“, er lächelte und ich tat es ihm für einen kurzen Moment gleich. „Hätte wirklich nicht gedacht, dich und Rei hier zu treffen.“

Ich nickte. „Geht mir genauso.“ Dann sah ich mich um und suchte Reita. Wo war er plötzlich hin?

„Ah, Rei ist kurz draußen. Telefonieren.“, klärte mich Uruha auf, als er sich mir gegenüber setzte. Daraufhin kam die Bedienung und brachte die Bestellung. Sie sah ziemlich verwirrt aus, als sie plötzlich Uruha und nicht Reita auf dem Platz sitzen sah und als sie sich auf den Rückweg machte, konnte ich noch erkennen, wie sie sich ihre Augen rieb. Die Ärmste dachte wohl sonst etwas...

„Und, wie läufts so?“, fragte er mich dann.

„Was?“

„Wie geht es dir? Aoi hatte mir von deinem kleinen Unfall erzählt.“ Und Aoi wusste es sicherlich von Kai dieser Tratschnase.

„Jaja,.. Mir geht’s gut. Aber erinnere mich nie wieder an diesen bescheurten Fahrradausflug.“Ich wollte vom gestrigen Tag wirklich nichts mehr wissen obwohl... Abgesehen von der verhassten Fahrradtour und dem langweiligen Kinofilm, verlief der Tag doch ganz lustig – oder auch nicht – gestern passierte so viel, dass es mir schon fast wie die Ereignisse mehrerer Tage vorkam. Die Sache mit den Takoyaki, dann der merkwürdige Moment mit Reita, als ich den Schlüssel für das Fahrrad holen wollte, die Radtour ansich, meine nette Bekanntschaft mit dem Baum im strömenden Regen, die fragwürdige Unterhaltung zwischen Reita und Uruha, das Kino und natürlich die Erkenntnis meiner wirren Gefühle.. nach dem Kuss..

„Lässt du mich an deinen Gedanken teilhaben?“

„Hä?“ Ich sah fragend zu Uruha, der plötzlich anfing zu lachen, ehe er den Kopf schüttelte. „Man Ruki du scheinst gerade wirklich nicht ganz da zu sein.“

„Sorry...“, sagte ich nur und betrachtete beschämt die Tischplatte, als plötzlich das Mädchen an unseren Tisch kam, welche sich zuvor mit Uruha an der Theke unterhalten hatte. Er hatte sich auch etwas bestellt.

„Ruki? Darf ich dir Misa-chan vorstellen? Meine Schwester. Misa, das ist Ruki.“

„Freut mich dich kennen zu lernen.“, sagte sie freundlich und lächelte. Ihr Lächeln ähnelte sehr dem, von Uruha.

„Freut mich ebenfalls.“

Kurz darauf verabschiedete sie sich auch schon wieder und verschwand aus meinem Sichtfeld. Nettes Mädchen, aber sie war mir egal. Viel mehr fragte ich mich, wo denn Reita so lange blieb. Kannte ich nicht von ihm, dass er Minutenlange Telefonate führte. Oder er hatte sich doch nicht mit Uruha vertragen und kam erst zurück, sobald Uruha ging. Das wäre allerdings ziemlich kindisch.

Um mich von meinen Überlegungen abzulenken, sah ich zu meinem Gegenüber.

„Ich wusste gar nicht das du Geschwister hast.“ ich dachte er wäre Einzelkind. Als ich bei ihm zu Hause war, kam es mir nämlich so vor.

„Ich hab außer Misa-chan, noch 3 weitere Schwestern.“

„Echt?!“ Er nickte. „Ja, echt. Die zwei ältesten haben aber bereits ihre eigenen Familien.“

„Achso..“

„Wir sind schon ne kleine Großfamilie..“, lachte er und widmete sich dann seinem Drink.

„Uruha?“, fragte ich nach einer Art Schweigeminute und erhielt seine Aufmerksamkeit. Wenn Reita eh nicht mehr auftauchen würde, konnte ich ihn ja mal auf gestern ansprechen. Ich blickte langsam echt nicht mehr durch. Doch gerade als ich meine Frage stellen wollte, tauchte Mr Nasenband doch noch auf.

„Sorry, hat länger gedauert..“, murmelte er und setzte sich auf den Platz neben Uruha, welcher kurz lächelte und „Macht doch nichts“ sagte.

Wäre das alles ein Manga, würden jetzt tausende Fragezeichen über meinem Kopf kleben. Ich verstand weder Reita, noch Uruha und vielleicht sollte ich es auch dabei belassen. Ich konnte schließlich froh sein, wenn die zwei sich wieder verstanden.
 

Auch wenn ich es erst nicht so recht glauben konnte, während des ganzen Aufenthaltes im Cafe unterhielten sich die beiden so, als wäre schon immer alles in bester Ordnung gewesen. Okay, sie alberten jetzt nicht so viel herum wie Aoi es immer mit Reita tat, aber für Außenstehende – und auch für mich – sah deren Umgang miteinander schon ziemlich Freundschaftsnahe aus.
 

Nach gut einer Stunde standen wir dann auch schon wieder draußen.

Aoi hatte angerufen und gefragt wo wir waren. Er und Kai hatten keine Lust mehr auf Karaoke und wollten viel lieber noch etwas mit uns unternehmen. Es war nun einmal der letzte, richtige Tag hier in Sapporo. Den wollten wir alle gemeinsam verbringen.

„Heeey~“, hörte ich dann auch schon Aoi, der mit Kai über die Straße rannte und schließlich vor uns stehen blieb. „Woah, was bin ich froh vernünftige Leute zu sehen. Wirklich, in der Karaokebar wimmelte es nur so von schrägen Vögeln.“

„Dann wundert es mich, dass du nicht da geblieben bist...“ Reita grinste. Immer diese neckenden Kommentare. Ich fragte mich aber einen kleinen Moment, was das für Menschen gewesen sein mussten, wenn Aoi diejenigen als schräg, und uns als vernünftig bezeichnete. Während ich in Gedanken darüber nur den Kopf schüttelte und Aoi sich nun weiter mit Uruha und Reita unterhielt, gesellte sich Kai zu mir.

„Na, alles klar?“, fragte er mich mit seinem üblichem Lächeln. „Was habt ihr so schönes unternommen während Aoi und ich beim Karaoke waren? Und wie lange ist Uruha schon bei euch? Und kommt mir das nur so vor, oder verstehen sich Reita und er wieder?“ Ja Kai, löcher mich doch mit Fragen...

„Also.. Das mit Reita und Uruha versteh ich selbst nicht. Uruha ist wohl erst eine Stunde oder so bei uns und davor waren Reita und ich bei der Polizei weil-“

„WAS?! Ihr wart bei der Polizei?!“

Augenblicklich richteten sich alle anwesenden Augenpaare auf Kai und mich. Nicht nur von unseren drei Freunden, sondern auch von einigen Passanten die zufällig vorbei kamen. Was musste er mich auch unterbrechen und einfach drauf los schreien? Ich wollte es ihm ja erklären, aber Kai ließ mich nicht wirklich zu Wort kommen.

„Ruki, wie kann das sein das ihr bei der Polizei wart? Was habt ihr angestellt? Ihr habt doch nicht etwa versucht etwas zu stehlen?“, entsetzt sah er erst zu Reita und dann zu mir. „Oh Gott, da bin ich einmal nicht dabei und dann so etwas. Ich dachte doch ehrlich ich könnte euch zwei alleine lassen aber da-“

„Kai!“, unterbrach ihn dann schließlich Reita, wofür ich ihm wirklich dankbar war. „Wir haben weder etwas geklaut oder irgendetwas verbrochen.“

„Wieso wart ihr dann bei der Polizei?“, harkte Aoi schnell nach. Ihn schien das aus welchen Gründen auch immer, zu interessieren.

„Weil wir ne Anzeige aufgegeben haben.“ Ich nickte auf seine Worte hin und ergriff dann selbst das Wort.

„Ich hatte nicht richtig aufgepasst... da wurden unsere Taschen gestohlen...“

„Oh mein Gott.. Hattet ihr Wertsachen dabei?“ Seufzend ließ ich meine Schultern hängen. Wieso musste ich mein Geld auch unbedingt in dieser blöden Tasche aufbewahren?

„Eigentlich war nichts Wertvolles dabei.. Bis auf Rukis gesamtes Geld.“

„Ist das wahr?“

„Ja..“, sagte ich betrübt. „Aber ich bin ja selbst schuld.. Hätte ich mich nicht so verarschen lassen.“ Wut kam in mir auf. „Wenn ich dieses Kind jemals wiedersehe garantiere ich für nichts!“

„Kind?“, mischte sich plötzlich auch Uruha in unser Gespräch. Bis eben hatte er nichts dazu gesagt. „Meinst du vielleicht das Kind mit dem Stoffhasen?“ Erstaunt sah ich zu dem Größten. „Du kennst die?“ Er nickte.

„Klar. Jeder der hier lebt weiß darüber Bescheid. Tut mir Leid, ich hätte euch vorwarnen sollen.“

„Brauchst dich doch nicht entschuldigen Uru. Du konntest ja nicht wissen, dass Rei und Ru-chan dessen Opfer werden.“ Da hatte Aoi recht und das bestätigten auch Reita und Kai mit einem Nicken.

„Naja. Wenn es nur das Geld war und sonst nichts passiert ist, bin ich ja beruhigt.“ Kai lächelte. „Wäre doch viel schlimmer gewesen, wenn einem von euch etwas zugestoßen wäre.“

„Aber ich bin jetzt Pleite! Das ist mindestens genauso schlimm.“

„Ja Ru-chan. Das wissen wir doch.“, sagte Aoi mit einem Grinsen im Gesicht und legte seine Hand auf meine Schulter, ehe er anfing zu lachen und die anderen kurz darauf mit einstiegen.
 

„So Leute, wo geht’s denn jetzt hin?“ Kai blätterte in einem Flyer, als er uns die Frage stellte. „Aoi? Uruha? Ihr beide kennt euch doch am besten hier aus... schlagt mal was vor“

„Hmm..“, fing Aoi an zu überlegen. „Vor ein paar Jahren war ich hier in so einer Schokoladen Fabrik..“

„Da gehen wir bestimmt nicht hin.“, meinte Reita sofort.

„Aber da gibt’s doch dann Schokokram für umsonst..“

Kai musste lachen. Sah dann zu Uruha. „Was kann man hier denn sonst noch so machen?“

„Naja,.. eigentlich ne ganze Menge. Vor allem Ski Stationen gibt es einige.. Aber auch Museen, Parks, Center,..“ Auch er überlegte. „Wie wäre es mit dem Sake Museum? Das wollte ich mir eh demnächst ansehen.“

„Sake Museum?“, wiederholte Kai ungläubig. „Das ist ein Scherz oder?“ Uruha schüttelte den Kopf. „Nein.. Ich finds interessant.“

„Aber du darfst doch noch gar keinen Alkohol trinken?“

„Ach, darüber kann man hinweg sehen.“, winkte er nur noch lachend ab. Dieser Vorschlag war also ebenfalls gescheitert.

Kai widmete sich darum wieder seinem Flyer in welchem er nach etwas interessantem suchte, als Aoi den nächsten Vorschlag aussprach. „Ha, ich habs! Wir gehen in Zoo.“

„In Zoo?“

„Ja, Rei. In Zoo.“

„Was willst du da?“

„Tiere angucken.“

„Reicht dir unsere Klasse etwa nicht?“ Das war ja so typisch für ihn. Aber ganz ehrlich, einige meiner Mitschüler konnte man wirklich gut mit einem Tier verwechseln.. oder zumindest vergleichen.

„Also ich finde den Vorschlag gut.“, sagte Kai und auch Uruha schien nichts dagegen zu haben.

„Der Maruyama Zoo ist hier ganz in der Nähe. Wenn wir die U-Bahn nehmen, könnten wir schon in 15 Minuten dort sein.“, erklärte er.

Ich sah zu Reita. Ob er Lust hatte in den Zoo zu gehen? Irgendwie konnte ich mir das nicht so recht vorstellen. Aber er sagte auch nichts dagegen, also fand er es wohl doch okay..

„Ruki? Du hast noch gar nichts dazu gesagt. Willst du auch in Zoo?“, fragte mich dann Kai und ich nickte knapp.

„Ja. Mir ist das eigentlich egal aber.. das kostet doch Eintritt..“ Die anderen hatten scheinbar schon wieder vergessen, dass ich im Gegensatz zu ihnen leider kein einzigen Yen mehr hatte.

„Ich zahl für dich.“, sagte Uruha und lächelte mich an. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und sagte „Nein.. Dann hab ich bei dir ja noch mehr Schulden. Du hast mir doch schon-“ „Das geht schon in Ordnung.“, unterbrach er mich. „Ich zahle gerne für dich.“

Bevor ich noch irgendetwas darauf erwidern konnte, verkündete Kai fröhlich „Dann wäre das ja geklärt und wir können los!“ Daraufhin ging er los und wir folgten ihm nur wenige Sekunden später.
 

Tatsächlich standen wir nach nur 12 Minuten vor dem Eingang des Maruyama Zoo. Auch wenn ich mich wunderte, dass ich es lebend dort hin geschafft hatte. Zwischenzeitlich dachte ich nämlich wirklich ich würde noch während der Fahrt an Erstickung sterben.

Forschend betrachtete ich die Preistafel und suchte die Kategorie, die auf uns zutraf. Aufgelistet war wirklich alles vom Säugling bis zum Senior. Dazu noch Reisegruppen und Schulklassen. Konnten die nicht einfach einen Einheitspreis machen?

„Und, was kostet der Spaß?“, hörte ich Reita fragen. Er hatte sich neben mich gestellt und sah jetzt ebenfalls auf die Tafel. „3000 Yen..“, murmelte er.

„Was?“ Ich sah ihn ungläubig an. 3000 Yen pro Person für einen Zoobesuch? Geschockt sah ich auf die Preistafel. Dort stand nichts von 3000 Yen. Hat sich Reita wieder nur ein Scherz erlaubt? Wahrscheinlich, denn er fing an zu lachen und zeigte auf eine Kategorie bei welcher 600 Yen angeschrieben war. Einen kurzen Moment war ich verwirrt; dann machte es klick.

„Oh..“, ließ ich nur von mir hören, woraufhin Reita noch mehr lachte. Man war ich blöd. Er hatte den Preis schon zusammengerechnet. Wieso hatte ich das nicht sofort gemerkt? Ganz klar, wie ich, es musste einfach an der Luft liegen. Etwas anderes, konnte ich mir nämlich nicht erklären.
 

„Ruki, Reita?“ Kai kam zu uns. Seinem Gesicht nach zu urteilen, war irgendwas nicht ganz in Ordnung. „Es gibt ein kleines Problem.“ Ich hatte recht.

„Was los? Sind die Affen ausgebrochen?“, fragte Reita und Kai schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Der Zoo hat nicht geöffnet.“

„Und was wollen die ganzen Leute hier?“ Kurz sah ich mich um. Außer uns waren wirklich noch eine ganze Menge da... Und wenn ich mir nichts einbildete, standen sie auch an dem kleinem Häuschen und kauften ihre Eintrittskarten. Kai folgte meinem Blick und fing schließlich an zu erklären.

„Der Zoo ansich ist geschlossen. Wir haben immernoch Januar und der öffnet erst Ende Februar wieder weil es für die Tiere jetzt noch zu kalt ist. Wir könnten uns höchsten den Vogelpark ansehen oder in den Streichelzoo gehen.“

„Das wollen wir aber nicht. Richtig?“ Auch Uruha gesellte sich zu uns. „Oder wolltest du gerne in den Streichelzoo, Ruki?“ Bitte?! War das sein Ernst? Das Reita mich immerzu aufzog war ja nichts neues mehr aber wieso tat Uruha das jetzt auch noch? Reitas Lachen und Kais Grinsen ignorierend, stemmte ich empört die Hände in die Hüften.

„Sehe ich so aus, als würde ich in den Streichelzoo wollen?“, maulte ich ihn an woraufhin er, scheinbar völlig überrascht über meine Reaktion, nur rasch den Kopf schüttelte.

„Ich bin doch kein kleines Kind das Spaß daran hat, stinkende Ziegen zu streicheln.“

„Wer es nicht besser wüsste, könnte es aber denken.“, grinste Reita. Er legte es wohl darauf an, mich wütend zu machen, aber das konnte er vergessen.

„Habt ihr was gehört?“, ich sah zu Uruha und Kai. „Ich nämlich nicht.“ Dann stolzierte ich erhobenem Hauptes einfach davon.

„Ruki~ nicht sauer sein ja?“, hörte ich nur noch, ehe ich an der kleinen Souvenirbude neben dem Eingangstor, in welcher ich Aoi entdeckte, halt machte.

„Hey Kleiner.“, grüßte er mich auch sofort als er mich sah und ich konnte nicht anders als die Augen zu verdrehen und seufzend „Fang du nicht auch noch an.“ zu sagen. Aoi hatte natürlich keine Ahnung worum es eigentlich ging, aber dies schien ihn auch nicht zu interessieren. Viel mehr begeisterte er sich gerade für so komisches kleines Zeugs...

„Schau mal Ruki. Wie findest du das?“ Er hielt mir eine kleine Pandabär Figur vor die Nase, die mit ihrem Kopf wackelte. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Ich fand es weder toll noch scheußlich.

„Ääh.. nett?“, sagte ich nur und musste lächeln als ich plötzlich eine kleine Schneekugel entdeckte, in welcher drei kleine Tierfiguren auf dem Boden standen und eine Sonne im Hintergrund lachte. Irgendwie assoziierte ich diese Kugel mit meinen Freunden; auch wenn es mehr als nur Schwachsinnig war und ich mich dafür selbst auslachen müsste. Um es anschaulicher zu machen, die lachende Sonne war mein bester Freund Kai, der schwarze Bär Aoi, die Giraffe Uruha und Reita durfte der Löwe sein. Ich grinste bei diesem Gedanken und hätte ich mein Geld noch, hätte ich die Kugel sofort gekauft. Natürlich hätte ich auch Kai oder einen der anderen Fragen können. Sie hätten mir die sicher gekauft, sogar geschenkt; aber ich wollte das nicht.

„Und, irgendwas tolles gesehen was du haben möchtest?“ ich schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist alles nicht so das wahre.“

„Achso? Ich finde die Sachen lustig.“, er grinste. „Sag, soll ich lieber den Affen oder das Zebra kaufen?“ Ich brauchte ihm nicht antworten, da er sich ziemlich schnell dazu entschied einfach beide zu kaufen. Was auch immer er mit dem Zeug wollte..
 

„Aaah hier steckst du..“ Kai. „Wir wollen wieder los. Bringt uns ja nichts hier weiter herumzustehen. Wo ist Aoi?“ Ich sah mich kurz um und zeigte dann in Richtung Kasse.

„Hat er hier etwa was gekauft?“, fragte er mich und ich nickte. „Ja.. Komische Plüschtiere und Plastikfiguren.“ Kai schüttelte grinsend den Kopf. „Das ist typisch Aoi... Naja, sagst du ihm dann Bescheid? Ich muss sicherheitshalber wieder zu den anderen beiden. Eben hätte sich Reita beinahe mit nem vorlauten 5-Jährigen angelegt.“ Oookay, dachte ich nur und sah meinem besten Freund hinterher. Da tauchte schon Aoi mit sämtlichen kleinen Tüten im Gepäck auf. Ich gab besser kein Kommentar dazu, immerhin machte er dem Zoo mit seinem Geld eine Freude..

„War Kai eben hier?“, fragte er mich und ich nickte. „Ja, aber jetzt spielt er lieber Löwenbändiger.“

„Hä?“

„Egal.. Wir gehen wieder. Die anderen warten schon vorne.“
 

Keine halbe Stunde später befanden wir uns, nach einer weiteren lebensbedrohlichen U-Bahnfahrt, mitten in der Stadt. Vor uns das altbekannte Einkaufszentrum.

„Na, was habt ihr jetzt vor?“, fragte Uruha in unsere kleine Runde. Da keiner von uns auf die Schnelle eine Antwort hatte sagte Kai „Das müssten wir uns jetzt überlegen“ und lachte.

„Und wann sollt ihr wieder zurück in der Herberge sein?“

„Um 18:00 Uhr müssen wir wieder zurück sein.“

Aoi warf ein kurzen Blick auf seine Armbanduhr. „Dann haben wir ja noch ca. 3 Stunden.“ Nur noch 3 Stunden? Die Zeit verging wirklich schnell. Irgendwie schade, jetzt, wo endlich mal alles gut zu laufen schien. Abgesehen von meinem kleinen Geldproblem natürlich. Ah, verdammt! Da fällt mir ein.. Wie sollte ich denn jetzt Uruha das Geld zurückgeben? Noch drei Stunden, dann würde ich ihn nie wieder sehen.. So ein Mist. Dann muss ich ihm wohl das Geld zuschicken.

Gerade wollte ich ihn darauf ansprechen, als ich plötzlich ein lautes „Heeeeeey“ weit hinter mir wahrnahm und mich daraufhin umdrehte. Zwei Schüler, die ich nur vom Sehen her kannte, kamen auf uns zugerannt.

„Hey Rei, da sind Ken und Hiro.“, sagte Aoi und winkte ihnen zu.

Kurz musterte ich die beiden, als sie sich in unsere Runde gesellten. Beide hatte gefärbte Haare. Der eine rot, der andere blau, waren in etwa so groß wie Uruha und standen ausgerechnet neben mir sodass ich mir gerade ein wenig klein vorkam...
 

„Hey Rei“, fing der rothaarige dann an. „Habt ihr für heute Abend schon was geplant?“ Aoi und Reita sahen sich kurz an, ehe sie synchron ihre Köpfe schüttelten. „Nö, ham wir nicht.“

„Das ist super! Wir haben DIE Idee. Den perfekten Abschluss für die Klassenfahrt.“ Verwirrt sah ich von den beiden Farbköpfen zu Reita und Aoi. Worüber sprachen die hier? Was war mit 'DEM perfekten Abschluss' gemeint? Wenige Sekunden später durfte ich es erfahren, da Reita den Rothaarigen aufforderte, den Plan zu erzählen.
 

„Ihr werdet begeistert sein. Also. Wir werden uns heute Abend raus schleichen und vor der Bowlinghalle treffen. Wir haben Glück, heute findet Disco-Bowling statt. Ich hab uns sofort für 22 Uhr angemeldet. Ne Gruppenkarte für 16 Leute. 11 haben wir schon zusammen und mit euch 4 und dem kleinen hier wären wir dann vollzählig. Dazu kommt, dass wir nichts zahlen brauchen weil nen Kumpel von mir dort seine Kontakte hat. Na, was sagt ihr dazu?“ Der größte Mist, den ich je gehört habe, hätte ich am Liebsten gesagt. Den beiden Typen ist wohl deren Haarfarbe ins Hirn gelaufen, echt. Wir konnten doch nicht Nachts Bowlen gehen. Zum einen sollten wir um 22 Uhr längst leise in den Zimmern sein und außerdem fuhren wir morgen wieder zurück. Wir mussten aufräumen, sauber machen, packen und so weiter. Wie sollten wir das denn alles schaffen?

„Also ich finde die Idee wirklich klasse!“, sagte Aoi. „Ich bin auf jeden Fall dabei.“

„Ich sowieso.“, meinte dann auch Reita. Ich hätte mich wirklich gewundert wenn die beiden 'Nein' gesagt hätten.

„Was ist mit euch beiden?“ Fragend sah der Blauhaarige zu Uruha und Kai.

„Disco-Bowling hört sich immer gut an. Und da ich heute nichts mehr vor habe, mach ich auch mit.“ Gut, bei Uruha war es ja egal. Er wohnte schließlich hier. Blieb jetzt also nur noch Kai, der zu überlegen schien. Ich ahnte es schon, er würde ebenfalls zusagen. Auch wenn er sonst immer so vernünftig war, die Tatsache das er überlegte, verriet ihn einfach.

„Komm schon Kai-chan.“, stach ihn Aoi an und grinste. „Du willst doch nicht den letzten Abend langweilig mit den Uno-Typen verbringen oder? Das wird bestimmt richtig cool!“ Aoi dieser Idiot! Verpasste der Kai doch tatsächlich eine Gehirnwäsche. Hör nicht hin, ignoriere ihn... Was soll ich denn machen, wenn du da auch mitgehst? Lass dich nicht beeinflussen Kai. Lass dich nicht beeinflussen...

„Also gut, ich bin auch dabei.“ Mist..

„Yeah! Du wirst sehen, das wird klasse!“, sagte der Typ mit den roten Haaren, während er die Namen meiner Freunde auf einen Zettel schmierte und anschließend grinsend zu mir herunter sah. „Fehlt jetzt ja nur noch das schweigsame Hühnchen hier..“ Bitte WAS?!

Reita prustete sofort laut los, als er die Worte hörte und ich wurde wütend. Wieso nannte mich dieser Vollidiot Hühnchen? Wie gern hätte ich dem jetzt ein Schimpfwort nach dem Nächsten entgegen gebrüllt. Ich hatte aber Anstand und hielt mich im Zaun. Fauchte nur „Ich heiß Ruki du Spaßt!“ und sah wütend zu ihm hoch.

„Hey Hiro, der kleine is ja nen Giftzwerg.. dabei sieht er so niedlich aus. Du solltest besser aufpassen, nachhe-“ Was auch immer der 2. Idiot sagen wollte, er hörte plötzlich, aus mir unbekannten Gründen, auf zu sprechen. War vielleicht auch besser so, wenn die mein Blut nicht weiter zum kochen bringen wollten.
 

Noch immer sah ich zum roten Riesen neben mir hoch, als der „Sorry Kleiner, war nicht bös gemeint“ sagte und mir kurz mit einer seiner Griffel durch die Haare wuschelte. „Nimm nicht alles so Ernst, ich mach nur Spaß.“

„Den Satz kenne ich schon.“, murrte ich nur noch und verschränkte die Arme vor der Brust. Die aus der b-Klasse waren doch alle gleich.

„So.. Ruki.“, fing Hiro dann erneut an. „Du kommst doch auch mit oder?“ Ich sah in die Runde. Alle Augenpaare waren auf mich gerichtet. Natürlich, die wollten, dass ich da mit mache aber das konnten die knicken. Mein Ziel war es, die Klassenfahrt ohne aufkommenden Ärger zu überstehen. Mittlerweile waren es keine 24 Stunden mehr, dann hatte ich es geschafft. Egal wie gut und sicher diese Aktion geplant war, es konnte jederzeit etwas passieren. Ein Lehrer könnte es merken, andere Schüler könnten petzen. Nein, für mich war es definitiv klar. Ich würde da nicht mitgehen. So schüttelte ich also meinen Kopf und antwortete zusätzlich „Nein, ich komm nicht mit.“ Entsetzen in den Gesichtern der anderen.

„Das ist doch nicht dein Ernst oder?“

„Das ist mein voller ernst.“

„Ruki, willst du wirklich nicht mit?“, fragte mich Uruha.

„Kai hat doch auch schon zugesagt“, fügte Aoi noch hinzu, was mein bester Freund lächelnd mit einem Nicken bestätigte. Reita hielt sich raus und sagte nichts.

„Du verpasst wirklich was, wenn du lieber in der Herberge bleibst.“

„So ein Schwachsinn. Wenn ich bowlen gehen will, kann ich das jeden Tag tun. Da muss ich nicht ausgerechnet heute Abend noch den Ärger herausfordern.“ Kurzes Schweigen beherrschte unsere Runde, ehe Reita sich mir zudrehte und fragte „Ruki.. Weißt du überhaupt was Disco-Bowling ist?“ Ich nickte. „Klar weiß ich das. Jeder Trottel weiß was Bowling ist.“

„Das stimmt wohl.. Aber DISCO-Bowling ist da doch ein bisschen anders als das, was du kennst..“

„Achja?“ Fragend sah ich zu meinem Zimmerpartner, welcher leicht grinsend nickte.

„Hör zu, ich erkläre es dir. Anders als beim normalen Bowling spielt man unter Schwarzlicht mit allerhand anderen Lichtspielereien. Wie man das halt in der Disco kennt. Es gibt einen DJ der für die Musik zuständig ist und zusätzlich für die Animation der Spieler sorgt. Beliebte Spiele sind zum Beispiel "Der Walking Pin", "Formel-Eins-Bowling" oder "Bier-Bowling", in allen drei Spielen geht es nur um Eines. Welches Team holt die meisten Pins.“ Reita gab das Wort an Hiro, dem Rothaarigen weiter.

„Für das Siegerteam gibt es meistens auch kleine Preise, wobei der Spaß allein schon Gewinn genug ist. Normalerweise zahlt man für 3 Stunden. Die sind für uns aber, wie vorhin schon erwähnt, kostenlos. Natürlich können wir auch die ganze Nacht dort verbringen. Sozusagen bei der 'Strike-Night' mitmachen. Da können wir dann bis morgens um 8 Uhr Spaß haben. Ach ja, neben Musik und dem obligatorischen Mitternachtssüppchen gibt es ab 4 Uhr früh sogar ein Frühstücksbuffet, mit allerhand Leckereien.“

Okay,.. also davon hatte ich wirklich noch nie etwas gehört und genau das sah man mir scheinbar an.

„Ich hoffe das war nicht zu viel für dich.“, lachte Hiro. „Ich schreib dich dann mit auf die Liste..“ Er setzte seinen Stift schon an, als ich „Halt!“ sagte und ihn so stoppte. Wann hatte ich bitte zugesagt?

„Ich hab doch gesagt ich komm nicht mit.“ Wie oft sollte ich das eigentlich noch sagen bis die Idioten das kapierten? Zu meiner Verwunderung brauchte ich es nicht noch einmal erwähnen, da Hiro schließlich nickte.

„Na schön. Aber du verpasst wirklich was, Kleiner“

„Was erwartest du Hiro? Der Zwerg is aus der a, die sind doch alle geborene Feiglinge.“, er lachte höhnisch auf, als er zu Reita und Aoi sah. „Ich versteh nicht wie ihr mit dem Zwerg abhängen könnt.“

„Ken!“, mahnte Reita ihn plötzlich ernst und sah ihn dabei drohend an.

„Was denn Rei? Ich hab doch recht. Was wollt ihr mit diesem verweichlichten Knirps?“

„Ruki ist unser Freund, also sei still Ken!“ Der Blauhaarige sah zu Aoi, welcher seine Arme verschränkte.

„Da habt ihr aber nen schönen Feigling zum Freund. Echt, euer Geschmack war auch mal besser.“, wieder grinste er angriffslustig zu Reita.

„Kann es dir nicht eigentlich egal sein, wer mit wem hier befreundet ist?“, mischte sich nun Uruha ein und auch Kai gab seinen Senf dazu, wobei er viel mehr versuchte, alle irgendwie zu besänftigen. Ich wusste gar nicht was das sollte. Was hatte dieser Typ auf einmal für ein Problem, dass er hier Streit anzetteln musste? Gab es dafür einen Grund? Was passte ihm nicht daran, dass Reita und Aoi mit mir befreundet waren?

Unschlüssig was ich nun tun sollte, stand ich einfach nur da und musste zusehen, wie die anderen sich in einem wirrwar aus Worten fast gegenseitig an die Gurgel gingen.
 

„Keine Sorge, dass ist gleich vorbei.“, ertönte es plötzlich neben mir. Stimmt ja, da war ja noch Hiro. Den hatte ich schon ganz vergessen. Fragend sah ich zu ihm hoch.

„Das ist nicht das erste Mal, dass sich Ken mit Reita anlegt.“, er grinste, sah dann zu mir und erklärte. „Die beiden liegen sich öfters mal in den Haaren. Ken provoziert gerne oder versucht es zumindest, doch meistens ignoriert ihn Reita einfach und das kann er gar nicht ab.“, er lachte. „Ständig sucht er nach etwas, womit er Rei wirklich ärgern kann und sobald er etwas gefunden hat, legt er los. Ganz gleich wie gut die beiden sich zu dem Zeitpunkt verstehen.“

„Achso..?“ Ich sah wieder zu der Stelle, an der sich die anderen bis eben noch lautstark gestritten hatten. Jetzt waren es jedoch nur noch Reita und dieser Ken, die sich wie kleine Jungen prügelten. Uruha, Aoi und Kai standen ein paar Meter von ihnen entfernt und es sah so aus, als würde Aoi den beiden genau das selbe erzählen, was Hiro mir gerade erzählt hatte.

„Du scheinst ihm wirklich wichtig zu sein...“, fing er plötzlich an und hockte sich auf den Boden. Auf mein sehr schlaues „Eh?“ fing er nur an zu lachen. Kurz darauf sprang er doch wieder auf und ging zu den beiden Streithähnen.

„So Leute, jetzt ist mal gut.“, sagte er ruhig und stellte sich kurzerhand einfach zwischen sie, sodass die beiden tatsächlich aufhörten und jetzt leicht außer Atem waren. „Ich hoffe ihr seid jetzt nicht zu müde fürs Bowling später.“ Hiro grinste. Wetten er würde sich gut mit Kai verstehen? Er schnappte nach dem Handgelenk des Blauhaarigen und zog ihn einfach ein Stück mit sich, als er sich noch einmal zu uns herumdrehte und „Bis später dann!“ sagte und dabei fröhlich winkte, ehe er mit seinem Kumpel endgültig das Weite suchte. Was waren das alles nur für merkwürdige Leute?
 

Nach diesem ganzen Geschehen entschieden wir uns zurück zur Herberge zu gehen, was so viel hieß, dass nur Reita, Aoi und Kai zurückgingen. Da sie immernoch fest vorhatten, später zu diesem Disco-Bowling zu gehen, bestand Kai darauf, dass sie schonmal mit aufräumen und packen anfangen sollten, damit es später keine Probleme gäbe. Natürlich wollten die beiden erst nicht. Sie waren fest davon überzeugt, dass es keine Probleme geben würde. Kai war da allerdings anderer Meinung und erlaubte keinen Widerspruch. Sein Wort war Gesetz und das mussten die beiden wohl oder übel einsehen und akzeptieren.

Ich blieb also bei Uruha in der Stadt. Er hatte mich gefragt ob ich noch ein wenig Zeit mit ihm verbringen wollte und da

Aufräumen für mich schließlich erst später angesagt war, stimmte ich zu.
 

*~*~*~*
 

Während Uruha und Ruki also noch einige Stunden zusammen verbrachten, waren Reita, Aoi und Kai daran beschäftigt, ihre Zimmer ein wenig in Ordnung zu bringen. Kai und Aoi hatten dabei jedoch größere Probleme als Reita, da die beiden noch zwei weitere, ziemlich unordentliche Mitbewohner hatten und eigentlich an und in jeder Ecke irgendetwas herum lag.

„Kai ist das deins?“, fragte Aoi und hielt eine weiße Sportjacke hoch.

„Nein, die gehört soweit ich weiß Yuya-kun..“

„Ah.. und das?“

„Aoi.. Das ist dein Haarspray..“

„Echt? Ich dachte ich hätte das gestern.. ach nee, stimmt ja...“ Schnell warf er es auf sein Bett zu den anderen, mittlerweile gefundenen Sachen, als ihm schon wieder etwas neues ins Auge fiel.

„Ist das dein Buch? Ah! Und ist das deine Zahnpasta?“ Kai, der bereits einige seiner Teile im Koffer verstaut hatte, hielt in seinem Tun inne und wandte sich dem älteren zu.

„Aoi..“, fing er seufzend an. „Das ist weder mein Buch, noch meine Zahnpasta. Such einfach deinen ganzen Kram zusammen und fange an zu packen.. manchmal frage ich mich echt wie alt du eigentlich bist.“, sagte er nur noch kopfschüttelnd und packte schließlich weiter, während Aoi wie vorhin das gesamte Zimmer nach seinen Sachen absuchte und der Berg auf seinem Bett so immer größer und größer wurde.
 

Nach fast 40 Minuten standen dann endlich zwei fertig gepackte Koffer in einem einigermaßen sauberen Zimmer, bereit für die morgige Abfahrt.

„Endlich fertig..“, seufzte Aoi schwer erleichtert und ließ sich auf einen der Stühle fallen.

„Das meiste war dein Chaos.. Bist du immer so unordentlich?“ Aoi schüttelte den Kopf. „Nein, nicht soo.. Zumindest muss ich zu Hause nicht nach meinem Kram suchen.“ Kai musste bei der Aussage grinsen. „Zutrauen würde ich es dir aber..“, lachte er. „Na los, lass uns zu Reita rüber. Mal sehen wie weit er ist.“
 

Reita war nicht sonderlich weit. Zum einen weil er einfach kein Bock hatte und zum anderen, weil er von einem Handygespräch abgelenkt wurde.

Als Kai und Aoi sein Zimmer betraten, saß er bei geöffnetem Fenster auf der Fensterbank und rauchte.

„Reita spinnst du? Du kannst doch hier nicht so offensichtlich rauchen!“,meckerte Kai sofort und ging zu ihm. „Wie ich sehe, hast du nicht einmal angefangen hier aufzuräumen..“

„Hatte anderes zu tun.“, meinte er nur, klang dabei leicht verärgert. Fragend sahen die beiden schwarzhaarigen sich an. Reita hatte schlechte Laune, das war ihnen klar. Jetzt galt es den Grund dafür herauszufinden. Kai seufzte.

„Reita,.. was ist los?“
 

Kapitel # 9 Ende
 

das Kapitel ist nicht so geworden wie ich es mir anfangs gedacht hatte. Insgesamt ziemlich langweilig und außerdem viel länger als gewollt·· naja X3

Den Maruyama Zoo gibt es wirklich und was das Disco-Bowling betrifft·· ja, davon hatte ich bis vor einigen Wochen nie etwas gehört (ne Freundin hat mir das erzählt und ich hab dann im Internet bisschen recherchiert xD)
 

Nyu~ Bis zu Kapitel # 10 dann ~
 

BaiBai <3

thieves, america and an damaged elevator

Auf gehts, Hier kommt das Vorletzte Kapitel ^^
 


 

Kapitel # 10 ~ thieves, america and an damaged elevator
 

Als Kai und Aoi Reitas Zimmer betraten, saß er bei geöffnetem Fenster auf der Fensterbank und rauchte.

„Reita spinnst du? Du kannst doch hier nicht so offensichtlich rauchen!“,meckerte Kai sofort und ging zu ihm. „Wie ich sehe, hast du nicht einmal angefangen hier aufzuräumen..“

„Hatte anderes zu tun.“, meinte er nur, klang dabei leicht verärgert. Fragend sahen die beiden schwarzhaarigen sich an. Reita hatte schlechte Laune, das war ihnen klar. Jetzt galt es den Grund dafür herauszufinden. Kai seufzte.

„Reita,.. was ist los?“
 

„Also? Warum plötzlich diese miese Laune?“

Reita seufzte, nahm einen weiteren Zug seiner Zigarette und sah dann zu Kai. „Es ist nichts.“, sagte er nur und verzog dabei keine Miene. Auch wenn das nicht ganz wahr war. Er hatte nicht sonderlich Lust dazu Kai mit seinen Problemchen vollzuquatschen. Allgemein regelte er lieber alles für sich. Er war einfach nicht der Typ der sich bei Freunden oder Verwandten einen Rat holte. Bis auf Aoi und früher auch Uruha, bei denen er das ein oder andere mal doch nach einen hilfreichen Meinung fragte.

„Reita du weißt, dass du mir ruhig alles erzählen kannst ne. Ich helfe wirklich gerne.“, versuchte Kai es dann erneut. Er war sich sicher, dass mit Reita irgendetwas nicht stimmte. Kai kannte ihn zwar noch nicht sehr lange, aber er hatte eine sehr gute Menschenkenntnis und zudem wusste er, dass Reita nicht unter starken Stimmungsschwankungen litt. Trotzdem stimmte es ihn ein wenig traurig weil er eigentlich dachte mit Reita so gut befreundet zu sein, dass er ihm seine Probleme anvertrauen würde. Er konnte es nicht mit ansehen wenn es seinen Freunden schlecht ging oder sie irgendetwas bedrückte. Aoi sah zu seinem Zimmerpartner. Er erkannte, dass sich Kai wirklich sorgte und irgendwie stimmte es ihn fröhlich, da dies ein Zeichen dafür war, dass sie in der kurzen Zeit wirklich gute Freunde geworden sind. Klassenfahrten waren eben doch zu etwas gut.

„Ich weiß deine Hilfe zu schätzen Kai, aber es ist nichts. Zumindest nichts, woran du etwas ändern könntest.“, sagte der Blonde dann und sah kurz zu dem Schwarzhaarigen, ehe er seine Kippe achtlos aus dem Fenster warf. „Was wolltet ihr eigentlich?“

„Schauen wie weit du mit packen und aufräumen bist.“

„Aha.. und dann?“, fragte Reita weiter.

„Und dann?“, wiederholte Aoi und sah fragend zu Kai, welcher nur unwissend die Schultern zuckte und leicht grinsend „Weiß ich doch nicht“ antwortete.

„Na dann lasst euch was einfallen. Ich bin mir solang neue Kippen kaufen.“ daraufhin sprang er schon von der kühlen Fensterbank, schnappte sich seinen Geldbeutel und verschwand zur Tür hinaus.
 

„Denkst du mit ihm ist alles okay?“, fragte Kai und konnte ein leises Seufzen nicht vermeiden.

„Ja, ich denk schon.“, sagte er lächelnd. „Rei quatscht zwar nicht gern über seine Probleme, aber wenn er nicht weiter weiß oder es irgendetwas ernsteres ist, kommt er meistens und erzählt es mir. Du machst dir zu viele Sorgen.“

„So bin ich nun einmal. Ich will halt, dass es euch allen gut geht“

„Das wissen wir doch... Oh!.. Rei hat sein Handy vergessen.“ Aoi griff nach dem kleinen silbernen Telefon, das er auf dem Tisch entdeckt hatte und steckte es ein. „ich werde es ihm schnell bringen, bis gleich!“ Schon rannte er los.

„WARTE!“, rief ihm Kai noch hinterher, doch Aoi war längst über alle Berge. „Er holt sich doch nur Zigaretten..“, sagte er noch leise und seufzte. Irgendwie fühlte er sich überfahren. Erst wollte Reita ihm sein Problem nicht anvertrauen und dann haute Aoi einfach so ab und ließ ihn wie bestellt und nicht abgeholt allein im Zimmer von Reita und Ruki zurück.
 

Er hatte keine Ahnung was er davon halten sollte.
 

~*~*~*~
 

Nachdem mein bester Freund mit den beiden Chaoten aus meinem Sichtfeld verschwunden war, fragte mich Uruha was ich denn gern noch unternehmen oder in Sapporo besichtigen wollte. Ich hatte mich im Vorfeld nicht im Geringsten über Sapporo informiert, da mir diese Klassenfahrt eigentlich ziemlich gegen den Strich ging und ich am liebsten gar nicht erst mitgekommen wäre. Mittlerweile war ich natürlich froh und würde gerne noch einige Tage länger mit meinen Freunden hier bleiben.

Da ich also keine bestimmten Ziele hatte, schleppte mich Uruha einfach durch die Einkaufsstraßen und zeigte mir alles Mögliche. Er erklärte mir wo man am besten einkaufen konnte, und wo man es besser sein ließe. Es machte wirklich Spaß die Zeit mit Uruha zu verbringen. Er war mir in der kurzen Zeit ziemlich ans Herz gewachsen und ich fand es sehr, sehr schade, dass er nicht in Tokyo wohnte.

Kurz vor 17 Uhr machten wir uns auf den Weg zu Uruhas lieblings Café. Er behauptete es sei das Beste der ganzen Stadt und er würde mehrmals die Woche dort vorbei gehen. Mir war es im Grunde egal wie oft er da war oder nicht; ich wollte nur endlich dort sein. Mit der Zeit war es ganz schön kalt geworden, weswegen wir uns im besagten Café etwas aufwärmen wollten, ehe ich wieder zur Herberge zurück musste.

„Wann sind wir endlich da?“, wollte ich wissen und stopfte meine Hände zum Schutz vor der Kälte lieber in meine Jackentaschen.

„Wir sind gleich da. Nur noch ein paar Meter. Das Café gefällt dir bestimmt auch.“ Ich nickte auf seine Worte nur und gab schwache grummelnde Laute von mir. Hätte ich mal meinen roten Schal mitgenommen aber heute Vormittag war es noch schön angenehm, dass ich dachte ich bräuchte ihn nicht. Ich sah zu Uruha, der links neben mir lief und fragte: „Ist dir denn gar nicht kalt?“

„Nur ein bisschen.“, antwortete er lächelnd und sah zu mir. „Ich hab mich an die Temperaturen schon gewöhnt. Und außerdem bin ich noch nicht so lange unterwegs wie du.“ Wieder nickte ich nur. „Soll ich dich wärmen bis wir da sind?“

„Eh?“ Ehe ich irgendetwas sagen konnte legte er schon seinen rechten Arm um mich und zog mich näher an sich heran. Schlagartig setzte sich mein Herz in Bewegung. Tat es das sonst nicht immer nur bei Reita? Warum denn jetzt auch bei Uruha? Vielleicht litt ich einfach nur an einer Herzrhythmusstörung.. Ja, das musste es sein! Anders ließ sich dieses ständige auf und ab nicht erklären. Von wegen verliebt sein und so. Das war doch alles nur reine Einbildung. Das hatte alles nichts zu bedeuten.
 

„...dass das nicht lang dauert.“

„Huh?“ War ich gerade etwa wieder einmal in meinen Gedanken abgedriftet anstatt Uruha zuzuhören? Das musste langsam echt mal nachlassen.

Der größere ließ mich los und schon spürte ich die Kälte erneut, weshalb ich die Schultern anzog. Dann erst sah ich das Gebäude vor welchem wir standen.

„Uruha.. das ist kein Café sondern ein Restaurant.“, erklärte ich ihn. Stand doch auch groß und breit über dem Eingang.

„ich weiß, Ru-chan.“, lachte er. „Wir müssen ja auch da rauf.“ Ich folgte seinem Finger der in die Höhe zeigte und entdeckte ein weiteres Schild auf dem in rot-pinker Neonschrift 'Café Hanabi' leuchtete.

„Im Erdgeschoss befindet sich das Restaurant, oben das Café. Und dann gibt’s noch eine Bar im Kellerbereich.“, erzählte er einfach darauf los. „Rate mal warum das Café 'Hanabi' heißt.“

„Die Besitzer haben es so genannt.“ Was auch sonst?

„Ja, das auch.“, lachte Uruha erneut. „Es hat aber einen bestimmten Grund. Willst dus wissen?“ Wie schon oft ein Nicken meinerseits. „Okay. Erzähle ich dir dann aber drinnen. Ich will ja nicht, dass du mir hier noch erfrierst.“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen, schob er mich schon an in Richtung Eingang..
 

Wir fuhren mit dem Fahrstuhl, welcher ziemlich unscheinbar wirkte, einige Meter nach oben und wurden sofort, nachdem sich die Türen des Fahrstuhles geöffnet hatten, nett begrüßt und empfangen. Natürlich musste ich mich erst einmal umsehen. Ich konnte Uruha verstehen. Dieses Café war wirklich wunderschön dekoriert; auf den Tischen befanden sich feine rote Tischdecken und die Stühle waren mit ebenfalls roten Polstern bezogen. Ganze 3 Wände und auch die Decke bestanden aus Glas, sodass man in den freien Himmel schauen konnte. Es musste demnach jemanden geben, der täglich aufs Dach steigen durfte zum putzen weil es sonst ziemlich unappetitlich werden könnte wenn sich dort oben ein paar Vögel erleichtern wollten... Kurz schüttelte ich meinen Kopf über den Schwachsinn den ich gerade dachte und sah mich, auf dem Weg zu einem Platz, weiter um.

„Gefällts dir hier?“, fragte mich Uruha und ich nickte begeistert. „Ja, es ist wirklich toll hier.“

„Ich wusste das es dir gefällt.“

Kurz nachdem wir uns hingesetzt hatten, kam auch schon eine freundliche, junge Bedienung und fragte nach unseren Wünschen.

„Zwei mal heiße Schokolade, bitte.“, sagte daraufhin Uruha und lächelte. Er wusste genau was jetzt am besten schmeckte. Bei der Kälte draußen war schließlich nichts besser, als ein heißes Getränk.

„Also,.. Warum heißt das hier nun Hanabi?“, fragte ich dann und sah zu dem größeren mir gegenüber.

„Rate doch erstmal.“

„Ich weiß es aber nicht. Und zum Denken bin ich schon lang nicht mehr richtig fähig, also sag!“ Ich hatte keine Lust auf Ratespiele. Uruha hatte schließlich mit dem Thema angefangen, also sollte er es mir jetzt auch einfach erzählen, was er zu meiner Verwunderung sogar nach einem kurzen Schmunzeln tat.

„Okay. Ist eigentlich schnell zu erklären. Es heißt so, weil man von hier aus perfekt das Feuerwerk betrachten kann. Wegen der Glaswände und Decke, verstehst du?“ [Anm. hanabi is jap. und bedeutet Feuerwerk x3]

Er sah nach oben zur Glasdecke. „Wenn irgendwelche Feste sind und am Ende das große Feuerwerk losgeht.. Von hier hat man einen wahnsinnigen Ausblick. Vor allem an den kalten Tagen ist es wunderbar.“

„Hmmh..“, machte ich nur. Ich konnte Uruha zwar verstehen, aber ich persönlich fand es während eines Feuerwerks immer schöner draußen zu stehen um zuzusehen. Der Geruch der Feuerwerkskörper und die Atmosphäre allgemein gehörten einfach dazu. Da machte es mir dann nichts aus, wenn es kalt war.

„Du bist bei einem Feuerwerk wohl lieber direkt dabei hm?“ Ich sah zu Uruha, als er mich plötzlich fragte. Hat er meine Gedanken gelesen oder habe ich einfach nur laut gedacht? Ehe ich darauf eine Antwort suchen konnte, kam auch schon die selbe, freundliche Bedienung und brachte unsere heißen Getränke.
 

~*~*~*~
 

Gelangweilt saß Kai auf einem der beiden Stühle in Reitas und Rukis Zimmer und wartete, bis die beiden anderen endlich wieder zurück kamen. Wie viel Zeit war denn schon vergangen? 10 Minuten sicher. Grund sich Gedanken zu machen. Entweder hatten sie Kai schlichtweg vergessen, trödelten einfach nur herum oder es ist ihnen etwas passiert, woran der schwarzhaarige gar nicht erst denken wollte. Aber so lange braucht doch keiner, um sich Zigaretten zu kaufen, aus einem Automaten fast direkt vor der Haustür.

Seufzend sah er auf die Uhr. „5 Minuten gebe ich ihnen noch..“ Dann würde er einfach gehen.

Während er sich also weiter damit beschäftigte zu warten, sah er sich ein wenig im Zimmer um und musste feststellen, dass Reita und Ruki ein ziemlich chaotisches Zimmer hatten. Egal wo man hinsah entdeckte man irgendetwas. Seien es nun Mangas, irgendwelche Zettel und Schreibkram, Klamotten oder Stylingprodukte. Vor allem auf den beiden leer stehenden Betten herrschte ziemliches Durcheinander.

„War das gestern auch schon so?“, fragte er sich selbst und schüttelte den Kopf. Ruki war sonst immer ziemlich ordentlich. Der kleine hasste Aufräumen und hielt es darum für praktischer gar nicht erst Dinge durcheinander zu bringen. So wunderte sich Kai ein wenig, dass es nun doch ziemlich unordentlich war und war trotzdem froh darüber, da er so sah, dass es seinem blondem Freund wirklich gut ging.
 

„Du bist ja immer noch hier.“, hörte Kai plötzlich Reita sagen und sah zur Tür, durch welche er gerade den Raum betrat.

„Natürlich. Ich warte schließlich auf euch.. Wo ist Aoi?“

„Aoi?“

„Ja.. Er wollte dir dein Handy bringen und ist dir hinterher.. Hast du ihn denn nicht gesehen?“ Auf diese Frage hin schüttelte Reita nur den Kopf und Kai musste seufzen. Wo war Aoi plötzlich hin? Verlaufen hatte er sich bestimmt nicht, da der Weg von der Herberge aus bis zum Zigarettenautomat nun wirklich nicht schwer war. Zumindest würde sich selbst ein betrunkener problemlos zurechtfinden.

„Ist Aoi jetzt etwa mit meinem Handy verschwunden oder was?“, wollte Reita dann wissen und knurrte „Vollidiot“, nachdem Kai ihm seine Frage mit einem Kopfnicken bejahte. So mussten sie also auf ihren schwarzhaarigen Freund warten. Sie konnten ja nicht Ahnen, dass sich der besagte Freund nur ein paar Räume weiter aufhielt.

Aoi war, nachdem er sich Reitas Handy geschnappt hatte, nur den Flur um die Ecke gerannt und von da aus gleich weiter in eines der unbewohnten Zimmer. Er hatte gar nicht erst vor gehabt, dem Blonden zu folgen. Es ging ihm viel mehr darum, herauszufinden worüber sich sein Kumpel sorgen machte. Auch wenn er behauptete das alles okay sei, Aoi wusste es besser. Er kannte Reita einfach schon zu lange um zu wissen wann er die Wahrheit sprach und wann nicht.

Allgemein wirkte Aoi durch sein Benehmen zwar oft wie ein chaotisches Kleinkind, aber das hieß ja nicht, dass er sich um seine Freunde nicht sorgte. Im Gegenteil. Bei ihm standen Familie und Freunde an erster Stelle und wenn er müsste, würde er für sie durchs Feuer gehen.
 

Leise vor sich hersummend hatte Aoi es sich auf dem Bett gemütlich gemacht und tippte auf Reitas Handy herum.

„Ich weiß, dass deine Laune was mit nem Telefongespräch zu tun hat..“, murmelte er zu sich selbst. „Wäre doch gelacht, wenn ichs nicht herausfinde.“

Nur wenige Sekunden später hatte er schon die Nummer von Reitas letztem Gespräch. Er kannte die Nummer gut; es war die Festnetznummer von Reitas zu Hause. Er selbst rief dort aber nie an, da Rei eh immer auf seinem Handy erreichbar war und außerdem wollte er nicht so gerne mit Suzuki-san, Reitas Vater, reden.

Als Aoi sich vornahm die Nummer zu wählen, fing das Handy plötzlich an zu vibrieren und es erschienen genau die Ziffern auf dem Display, welche er gerade selbst wählen wollte. Er zögerte ein wenig bis er einfach auf den grünen Hörer drückte und es sich dann ans Ohr hielt.

„Mo-“, fing er an, wurde aber sofort unterbrochen.

„Rei, ich bins.. Kairi.. Dad ist ziemlich sauer weil du einfach aufgelegt hast und er will jetzt, dass wir schon nächste Woche fliegen..“ Aoi wunderte sich kurz, hatte er doch jemand ganz anderen am Telefon erwartet.

„Äh.. Kairi-chan? Ich bin nicht Rei.“, stellte er erst einmal klar.

„Oh.. A-Aoi-kun?“, fragte sie daraufhin vorsichtig. Sie kannte Aois Stimme gut, schließlich war er oft bei ihnen zu Hause gewesen. Da sich die Stimmen am Telefon aber nicht immer ganz so anhörten wie wenn man direkt mit einem sprach, war sich sich nicht ganz sicher.

„Yeap, ich bins.“, lachte Aoi kurz und hörte ein erleichtertes seufzen auf der anderen Leitung. „Sag mal.. Was meintest du eben mit 'nächste Woche fliegen' und so?“, wollte er dann gleich wissen. Kairi schwieg einen Moment, ehe sie antwortete. „Hat Rei dir nichts gesagt?“

„Nein.. Zumindest nichts vom Fliegen. Aber er war komisch, deswegen wollt ich jetzt herausfinden was los ist.“

„Weißt du..“, fing Kairi dann langsam an. „Wir, also die ganze Familie.. Wir fliegen nächste Woche nach Amerika.“
 

~*~*~*~
 

Entspannt und wieder aufgewärmt lehnte ich mich in die weiche Stuhllehne. Der Kakao tat wirklich sehr gut und ich fühlte mich prima. In diesem Moment war einfach alles toll, mein ganzes Pech, das mich die letzten Tage immerzu verfolgt hatte, schien wie vergessen.

Doch egal wie gut es mir gerade ging, es war Zeit sich langsam auf den Weg zurück in die Herberge zu machen. Ich musste aufräumen, sauber machen und natürlich packen. Drei Dinge die ich eigentlich gar nicht mochte. Aber okay, ich hatte die Unordnung herbeigeführt, also musste ich sie auch in Ordnung bringen. Außerdem war da ja auch noch Reita. Er war mit Kai und Aoi losgegangen um schon mal anzufangen. Auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, dass er überhaupt ein Fingerchen gerührt hat. Wetten ich durfte das alles alleine machen? Ich schwöre, ich räume seinen Dreck nicht weg. Das soll er schön alleine machen, damit das klar ist.
 

Nachdem wir unsere Jacken übergezogen und uns nett verabschiedet hatten, gingen wir zurück zu den Fahrstühlen. Wir mussten den Aufzug ganz hinten im Gang nehmen, da die anderen beiden besetzt waren. Natürlich hätten wir auch die Treppe wählen können, aber das bisschen Faulheit schadete ja nun auch nicht.

„Und was wirst du gleich noch alles tun?“, fragte mich dann Uruha, während wir in den Aufzug stiegen.

„Aufräumen halt..“, meinte ich als Antwort nur. Ich weiß jetzt schon, dass es ziemlich langweilig werden würde, wenn alle beim Bowling sind. Aber gut, ich wollte da nicht mitmachen und außerdem musste es ja irgendjemanden geben, der sich im Falle des Falles Ausreden einfallen ließ.

„Du willst echt nicht mit?“

„Nein.“, sagte ich und drückte dann auf einen der Knöpfe, um den Fahrstuhl in Gang zu bringen. Dann lehnte ich mich an die Wand. Uruha sah mich einfach nur an; einige Sekunden lang, bis er dann „Finde ich schade.“ sagte und sich ebenfalls an die Wand lehnte. Ich fand es ja auch schade... Zumindest ein wenig, aber war nun einmal nicht zu ändern.

„Sag mal hast du den richtigen Knopf gedrückt?“ Ich sah zu Uruha und nickte auf seine Frage hin eifrig. „Natürlich. Oder denkst du ich bin zu blöd dafür?“

„Nein, nein.. aber irgendwie passiert hier nichts mehr.“ Als er es erwähnte fiel es mir ebenfalls auf. Der Fahrstuhl schien still zu stehen. Jedenfalls fühlte es sich nicht so an, als würde sich das Teil bewegen und die Anzeige auf dem kleinen Bildschirm tat auch nichts anderes als einfach nur zu blinken.

„Komisch...“, murmelte ich und tippte erneut auf den Tasten herum. Wieso stand dieses blöde Ding still? Auch Uruha versuchte sein Glück den Aufzug wieder in Gang zu bringen doch vergebens. Wir waren im Fahrstuhl eingesperrt.

„Verdammt..“, murmelte Uruha. Drückte dann auf den roten Notfallknopf um irgendwie Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen aber auch der schien irgendwie defekt zu sein. Es tat sich wirklich nichts. Gar Nichts.

„Uruha.. Sitzen wir hier jetzt etwa fest?“

„Sieht ganz so aus.“, er seufzte einmal kurz, ehe er auf sein Handy sah. „Und Empfang ist hier auch keiner..“

„Na super!“, gab ich deutlich schlecht gelaunt von mir. „Das war ja so klar gewesen. Man! Wieso kann nicht einmal alles gut gehen? Warum muss ausgerechnet mir, immer und immer, immer wieder so'n Scheiß passieren verdammt?!!“ Ich war sauer. Von meiner guten Laune war nichts mehr zu sehen. „HALLO?!“, rief ich und schlug mehrmals gegen die Fahrstuhltür. „HÖRT MICH JEMAND? WIR SIND HIER EINGESPERRT!!“

„Ruki, das bringt nichts.“, sagte Uruha ruhig.

„Woher willst du das wissen?“, fragte ich nur und rief erneut um Hilfe. Es musste doch jemanden geben der mein Geschrei hörte. Ich hasste es eingesperrt zu sein und während dieser Klassenfahrt war ich es nun schon zum zweiten mal.

Ich hämmerte noch ein paar mit meiner Faust gegen das harte Material, bis Uruha mich davon abhielt indem er mich festhielt und zu sich herumdrehte. „Ruki jetzt ist gut. Dich hört hier eh keiner. Wahrscheinlich stecken wir mitten im Zwischenbereich fest.“

„Und was sollen wir jetzt machen?“

„Wir können nichts anderes tun als abzuwarten.“

„Ja toll und wie lange sollen wir bitte warten? 2, 3 Jahre?“

„Blödsinn.“, lachte Uruha und schüttelte leicht den Kopf. „Sicher nur ein paar Minuten. Den Besitzern muss es schließlich auffallen wenn hier etwas kaputt ist.“

„Bei meinem Glück fällt es denen aber erst in 2 oder 3 Jahren auf...“ Natürlich, das war übertrieben aber immer noch besser als sich irgendwelche positiven Hoffnungen einzureden. Ich hatte doch nun wirklich schon genug Erfahrungen hier in Sapporo gemacht.

„Glaub mir Ruki, wir sind hier schnell wieder raus.“

Etwas geknickt ließ ich mich auf den Boden sinken. Vielleicht hatte Uruha ja doch recht, er musste einfach Recht haben, vor allem weil er dieses Restaurant als sein Lieblingsrestaurant bezeichnete und er mit Sicherheit besser über dieses und den zugehörigen Mitarbeitern bescheid wusste als ich. Anders gesehen konnte er genauso gut auch von seiner Begeisterung geblendet sein, sodass er sich schlicht weg alles nur einredete. Wie auch immer. Ich wollte so schnell es ging aus diesem Fahrstuhl raus, also hoffte ich einfach, dass Uruha wirklich recht hatte und wir wirklich nur ein paar Minuten eingesperrt blieben...
 

~*~*~*~
 

„Oh man.. Amerika also..“, seufzte Aoi, während er auf den Weg zurück zu Reitas und Rukis Zimmer war. Kai fragte sich sicher schon wo er bliebe und sollte Reita auch schon wieder zurück sein, was ja höchst wahrscheinlich war, müsste er sich wohl eine glaubhafte Ausrede einfallen lassen. Die Sache mit Amerika würde er dann später mit seinem Kumpel klären. Vor allem wollte er wissen, warum er ihm, seinem besten Freund, nichts davon erzählt hatte.

Als er das Zimmer betrat, zog er sofort die Blicke seiner beiden Freunde auf sich.

„Ach wer kommt denn da?“, begrüßte ihn Kai als erstes und grinste wie er es immer tat. „Hast du dich verlaufen?“

„Eeh.. Nein, nicht verlaufen. Jedenfalls nicht wirklich..“, er lachte kurz. „Ich war wohl ein wenig verwirrt, sorry ne.“, antwortete Aoi und lächelte entschuldigend, ehe er sich zu Reita wandte und ihm sein Handy hinhielt. „Hab dich draußen irgendwie nicht gefunden.“

Der Besitzer des Handys brummte nur irgendetwas unverständliches und sah den schwarzhaarigen kurz skeptisch an. Er war sich nicht sicher ob Aoi gerade ganz ehrlich war. Klar, würde er ihn nicht kennen hätte er ihm sicher seine Verwirrung abgekauft, aber er kannte ihn schon ein ganzes Weilchen und wusste wie er tickte. Aoi würde sich nicht auf dem Grundstück einer Jugendherberge verlaufen, es sei denn er war betrunken. Nein, Aoi war schlauer als er meistens wirkte. Ob er vielleicht etwas bemerkt hatte?...
 

„So ihr beiden, was machen wir jetzt?“, warf der älteste unter den dreien nun in den Raum.

„Naja, wie wäre es wenn wir Reita ein bisschen beim Aufräumen helfen?“, schlug Kai vor. „Hier ist es ziemlich durcheinander und wir wollen doch nicht, das Ruki das nachher alles alleine machen muss.“ Einstimmiges Nicken. „Apropos Ruki..“, Kai sah auf die Uhr. „Es ist gleich 18 Uhr. So langsam sollte er auch mal auftauchen..“

„Ach, Ruki kommt doch nicht zu spät.“, meinte Aoi und Reita stimmte dem zu. Die ganzen Tage über hatte der kleine versucht sich an die Regeln zu halten, es mehr oder weniger geschafft, und daran würde sich diesen Tag auch nichts mehr ändern. Allein die Tatsache, dass er nicht mit zum Bowling wollte bestätigte dies doch.

„Ja, wahrscheinlich.. Aber es ist trotzdem schon 17:50..“

„Macht sich da etwa jemand schon wieder sorgen?“ Kai sah zu Aoi, welcher ihn fröhlich ansah und schüttelte dann seinen Kopf. „Nein,.. also ja ein bisschen halt.“

„Unnötig. Ruki ist doch mit Ruha unterwegs und auf Uruha ist verlass, nicht war Rei?“

Angesprochener sah zu Aoi und verzog kurz das Gesicht, ehe er mit den Schultern zuckte und „Hmmh.. Wenn du meinst.“ sagte.

„Siehst du? So.. jetzt lasst uns Reitas Schweinestall aufräumen.“ Gut gelaunt drehte Aoi sich herum und schnappte sich die Manga die er auf dem Boden fand.

„Hey! Mindestens die Hälfte davon gehört Ruki klar?“, beschwerte sich Reita noch, wurde aber gekonnt ignoriert, weshalb er kurz schnaubte, sich dann aber selbst an die Arbeit machte; ebenso Kai.
 

Die Zeit schritt voran und nach und nach kamen die Schüler in ihren kleinen Gruppen wieder zurück zur Herberge. In den Fluren roch es bereits nach dem Abendessen, welches fleißig gekocht wurde und allgemein stieg der Geräuschpegel enorm. Diess merkten natürlich auch Reita, Aoi und Kai.

„Wie spät haben wirs eigentlich?“, wollte Aoi wissen und sah fragend zu seinen Freunden.

„18:11..“, antwortete Reita und überlegte kurz. „Ruki war noch nicht hier aufgetaucht oder?“ Er hatte den jüngeren zumindest weder gehört, noch gesehen. Er glaubte auch nicht, dass Ruki oben gewesen war, trotzdem stellte er diese Frage.

„Also ich hab ihn nicht gesehen.“, sagte Aoi und Kai wiederholte diese Antwort quasi.

„Okay.. das finde ich jetzt doch etwas seltsam..“ Der Blonde fragte sich ernsthaft, warum sein Zimmerpartner noch nicht aufgetaucht war. Oder war er vielleicht nur noch nicht nach oben gegangen?

Gerade als Kai etwas sagen wollte, tauchte Hiro plötzlich im Zimmer auf. „Hey Leute! Endlich hab ich euch gefunden. Nikita-sensei hat eben verkündet, dass wir uns alle schon mal im Speisesaal sammeln sollen. Gibt ja gleich Essen und davor wollte der noch irgendwas sagen, keine Ahnung.“ Der Rothaarige sah kurz zwischen den drein hin und her. Fehlte da nicht wer? „Ist der Kleine gar nicht bei euch?“, fragte er also.

„Du hast ihn nicht zufällig unten gesehen?“ Hiro schüttelte seinen Kopf. „Nein. Das letzte mal hab ich ihn halt in der Stadt bei euch gesehen.“, er schwieg kurz. „Ist er etwa verschwunden? Seit ihr denn nicht zusammen hier her gekommen?“

Synchron schüttelten sie ihre Köpfe, ehe Kai kurz erklärte. „Ruki blieb noch ein bisschen bei Uruha in der Stadt und wir drei sind zurückgekommen um schon mit Aufräumen und Packen anzufangen weil wir doch nachher zum Bowlen gehen wollen. Naja, aber Ruki scheint bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht zu sein..“

„Verstehe..“, murmelte Hiro nickend. „Und habt ihr mal versucht ihn anzurufen?“

„Er hat kein Handy.“, sagte Reita kurz, ehe ihm einfiel, dass Uruha doch eines hatte. Er schlug sich selbst gegen die Stirn. „Mensch sind wir blöd. Uruha hat doch nen Handy. Fragen wir ihn.“

Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, suchte er die Nummer seines ex-besten Freundes und rief ihn an; musste dann jedoch feststellen, dass es keine Verbindung gab.

„Mist..“, fluchte er und schmiss sein Handy auf sein Bett. „Keine Verbindung.“

„Vielleicht ein Funkloch?“, fragte Aoi daraufhin und sah in die Runde. „Wir sollten es gleich nochmal versuchen.“

Es herrschte einen Moment lang unangenehme Stille zwischen den Schülern, bis Kai dann das Wort ergriff.

„Leute, ich hab ein ungutes Gefühl. Wirklich, ich fange an mir echt sorgen zu machen.“

„Es ist knapp viertel nach 6. Der Kleine kommt sicher gleich. Kein Grund sich sorgen zu machen.“ Für Hiro war es nichts ungewöhnliches zu spät zu kommen. Er und seine Mitschüler hielten sich so gut wie nie an die Zeiten.

„Ich mach mir aber sorgen.“, fing Kai erneut an. „Du kennst ihn ja nicht. Ruki hat die ganze Klassenfahrt über immer und immer wieder versucht, alles richtig zu machen. Das er sich jetzt verspätet passt überhaupt nicht.“

„Außerdem hätte Ruha doch angerufen und Bescheid gesagt und..“ Aoi stoppte seinen eigenen Satz, als ihm etwas bewusst wurde. „Wisst ihr was? Ich hab jetzt auch kein so gutes Gefühl mehr...“

„Wieso das?“, wollte Reita wissen.

„Naja.. Ruki ist doch mit Uruha unterwegs gewesen und Ruha meinte zu mir, dass er Ruki auch wieder hier her bringen würde und auf Uruha ist 100%ig verlass. Naja, Ruki ist aber noch nicht aufgetaucht obwohl es schon so spät ist. Wir haben weder eine SMS, noch einen Anruf bekommen, dass sie sich verspäten und auf seinem Handy konnten wir ihn ebenfalls nicht erreichen.“

„Komm zum Punkt, Detective Shiroyama.“ Reita hasste es, wenn Leute um den heißen Brei redeten.

„Jaja also.. Entweder ist in Sapporo ein riesiges Funkloch aufgetaucht, oder es ist irgendetwas passiert. Ich-“

„Ja, es ist etwas passiert!“, unterbrach ihn Kai. „Und ich werde das jetzt den Lehrern melden.“ Noch während er die letzten Worte sagte, lief er los. Wurde aber von Hiro mit den Worten „Du weißt doch gar nicht, ob etwas passiert ist..“, abgehalten, worauf er sich kurz umdrehte und erst den rothaarigen und dann die anderen beiden ansah. „Stimmt, ich weiß nicht ob etwas passiert ist. Aber ausschließen können wir es auch nicht. Wer weiß, nachher wurden sie überfallen oder sogar verletzt? Ich bete natürlich darum, dass es ihnen gut geht aber sollte doch etwas passiert sein will ich mir nicht sagen müssen, dass ich nichts getan habe. Ruki ist schließlich mein bester Freund.“ Mit diesen Worten verschwand er dann schließlich aus dem Zimmer und suchte schnellen Schrittes Nakamura-sensei auf.
 

„Kai hat recht.“, sagte Aoi und sah zu seinen Klassenkameraden. Hiro zuckte nur kopfschwankend die Schultern und Reita lehnte an dem großen Holzschrank und schien nachzudenken.

“Naja, kommt ihr beiden dann jetzt mit runter?“, wollte Hiro erneut wissen und sah abwarten zu Reita und Aoi.

„Geh doch schon mal vor. Wir kommen dann vielleicht gleich nach.“ Auf die Worte des Nasenbandträgers nickte er kurz und verließ schließlich wieder das Zimmer, in welchem sich dann nur noch Aoi und Reita befanden.

„Glaubst du, es könnte ihnen etwas passiert sein?“, fragte der schwarzhaarige nach einigen Schweigesekunden.

„Ich denke nicht das ihnen etwas passiert ist.. Merkwürdig ist es aber dennoch.“

„Reita, ich hab kein so gutes Gefühl.. Da stimmt irgendetwas nicht und ich will hier nicht nur so herumstehen und nichts tun.“

„Willst du nach den beiden suchen gehen oder was?“ Aoi nickte. „Ja will ich.“

„Gut. Dann lass uns gehen. Ich denke zwar nicht, dass ihnen etwas passiert ist, aber wer weiß wie lange Nakamura und Nikita brauchen, bis die mal irgendetwas in die Wege leiten um Ruki zu finden.“, er grinste kurz. „Wir sind da eh viel schneller.“

Und das waren sie wirklich, da sie sich schon nach knapp 2 Minuten auf der Landstraße befanden. Zurück ließen sie nur einen gelben Zettel auf welchem Aoi eine kurze Nachricht für Kai geschrieben hatte. Der ärmste sollte sich ja nicht noch mehr Sorgen machen als er es ohnehin schon tat. Außerdem ließ Aoi sein Handy da, damit sie ihn im Fall der Fälle schnell erreichen konnten.
 

~*~*~*~
 

Wie lange saßen wir hier jetzt schon? Ich hatte aufgehört die Minuten zu zählen aber wir saßen definitiv zu lang hier. Es war längst nach 18:00 Uhr und ich hätte schon lange zurück sein sollen.

„Von wegen ein paar Minuten..“, nuschelte ich leicht und betrachtete weiterhin den langweiligen Fahrstuhlboden, während ich mit meiner Halskette spielte. Uruha ließ nichts weiter als ein seufzen von sich zu hören.

„Wir werden hier also doch die nächsten drei Jahre verbringen.. Wer weiß, vielleicht bin ich pünktlich zu meinem 20. Geburtsatg dann endlich draußen..“

„Ruki..“, sagte mein Gegenüber dann, woraufhin ich zu ihm sah. „Ruki, es tut mir leid. Hätte ich dich nicht in dieses Café geschleppt, säßen wir jetzt nicht hier..“ Oh wie recht du doch hast..

„Du konntest ja nicht wissen, dass der Aufzug streikt und außerdem.. bin ich doch freiwillig hier hergekommen. Wenn jemand also schuld hat, dann wir beide weil wir zu faul waren die Treppen zu benutzen.“ Ich sah, dass Uruha leicht lächelte.

„Trotzdem sorry ne.“

„Schon gut. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich irgendwo eingesperrt bin.“ Nur ungern erinnerte ich mich an den ersten Tag, an dem ich mit Reita in der Abstellkammer gefangen war. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich Reita eines Tages so sehr mögen würde, ich glaube ich wäre vor Lachen gestorben.

„Warst du etwa schon einmal in einem Fahrstuhl stecken geblieben?“

„Eh? Nein.“, sagte ich und schüttelte den Kopf. „Aber am ersten Tag hier in Sapporo da steckte ich doch mit Reita in der Abstellkammer oder so fest.“ Hatte ich ihm das nicht vor ein paar Tagen erzählt? Oder sprach ich da nur über die Sache mit der Kissenschlacht?.. Oh man, das lag noch gar nicht lange zurück und ich erinnerte mich nicht mehr. Ob ich wieder normal werde, wenn wir zurück in Tokyo sind?

„Achso? Davon wusste ich ja gar nichts.“ Okay, ich hatte es ihm also nicht erzählt.

„Ist ja auch nicht wichtig. Das war eh.. Naja, zu dem Zeitpunkt hatte ich Reita noch gehasst.. oder so.“ Hassen war definitiv übertrieben aber nach dieser Verarschungsaktion von ihm, konnte ich ihn einfach nicht ausstehen.

Ich vernahm ein leises auflachen des größeren, weshalb ich fragend zu ihm sah. „Was lachst du?“

„Ich lach doch gar nicht.“, meinte Uruha mir weismachen zu wollen und lächelte. „Also nochmal jetzt. Du warst mit Reita in einem Raum eingesperrt?“ Ich nickte nur. „Wieso? Und was habt ihr da dann gemacht?“ Ein schwaches Seufzen verließ meine Lippen. Was war dieser Kerl auch so neugierig?

„Wir waren da eingesperrt weil Reita nen Idiot ist und wir haben nichts gemacht außer herum gesessen und gewartet bis Aoi endlich auftaucht.“ Ich hatte keine Lust die ganze Story zu erzählen. Ich hatte keine Lust die ganze Zeit schon wieder über Reita zu sprechen. Reichte doch schon, dass er den größten Teil meiner Gedanken in Anspruch nahm. Aber wie ich Uruha kannte, wollte er bestimmt die ganze Geschichte hören...

„So, das will ich jetzt ganz genau wissen.“ Ha, meine Menschenkenntnis sei gepriesen.

„Schön, ich wills aber nicht erzählen.“

„Wieso?“

„Weil ich besseres zu tun habe, als irgendwelche doofen Lebensgeschichten zu erzählen..“

„Ach.. Was hast du denn besseres zu tun?“, Uruha lachte erneut. „Schon vergessen, wir sitzen hier fest. Irgendwie müssen wir doch die Zeit tot schlagen.“

„Dann erzähl du doch was.“ Er konnte doch genauso über irgendwelchen Kram reden. Sein Leben war doch sicher viel interessanter als meines, zumindest zum größten Teil.

„Ruki~“

„Nein!“

„Bitte~.. Du hast mich neugierig gemacht, jetzt sei nicht so grausam und erzähl es mir.“

„Ich will aber nicht ständig und immer wieder über Reita reden, wenn der doch eh schon pausenlos in meinem Kopf herumspukt!“

Ach du scheiße hab ich das gerade laut gesagt? Der plötzlich eintretenden Stille nach zu urteilen schon. Verdammt! Was jetzt? Mich schnell herausreden oder hoffen, dass Uruha nichts kapiert hat? Ich hatte zu wenig Zeit zu überlegen, da ich schon wieder die Stimme des anderen hörte.

„Kann das sein... Das ich mit meiner Vermutung doch recht hatte?“

Was sollte ich ihm denn jetzt antworten? Ich hatte mittlerweile, durch das Gespräch mit Kai, kapiert was ich fühlte; auch wenn ich es nicht wirklich verstehen wollte.

„Dein Schweigen verrät dich Kleiner.“ Uruha setzte sich neben mich und ich bemerkte, dass er mich ansah. Ich selbst betrachtete lieber den wunderschönen Boden und spielte mit meinem Ring; wie ich es eben immer tat, wenn ich nervös oder unsicher wurde.

„Hey.. Es ist doch nichts schlimmes verliebt zu sein.“

„ich bin nicht-“ „Doch bist du.“, unterbrach er mich. „Und das weißt du selbst genauso gut wie ich. Mensch Ruki, es ist doch nichts dabei. Reita ist kein schlechter Kerl, kein Grund deine Gefühle zu unterdrücken.“

„Das ist es ja..“, murmelte ich etwas leiser, wandte meinen Blick dabei jedoch nicht vom Boden weg.

„Was meinst du?“

„Naja..“, ich zögerte etwas. „Sollte ich mich nicht eher in ein.. Mädchen verlieben als in.. Ihn..?“

„Das ist dein Problem?“, fragte er. Ich nickte kaum merklich. Dann spürte ich zuerst wie Uruha seine Hand auf meine Schulter legte, bevor er mich sanft zu sich drehte und mich direkt ansah. „Hör zu Ruki. Es ist nicht wichtig ob du dich in einen Jungen oder in ein Mädchen verliebst. Was zählt sind deine ehrlichen Gefühle und du kannst mir ruhig glauben wenn ich dir sage, dass du dir da nun wirklich keine Gedanken machen musst.“ Uruha lächelte sanft. Er hatte sicher in irgendeiner Weise recht, aber dies änderte nichts an meiner Unsicherheit. Leicht seufzend lehnte ich mich an die Wand hinter mir.
 

„Wann wirst du es ihm sagen?“, fragte er mich, nachdem für einen kurzen Moment erneutes Schweigen zwischen uns trat.

„Was?“

„Na.. Wegen Reita. Wann wirst du ihm sagen, was du für ihn empfindest?“

„Ich werd ihm das bestimmt nicht sagen!“, gab ich schnell von mir. Wie kam Uruha nur darauf, dass ich es ihm erzählen würde? Nee ganz sicher nicht. Ich werde es Reita hundertprozentig nicht gestehen!

„Du willst es ihm nicht sagen?“

„Genau. Ich bin doch nicht verrückt. Außerdem hab ich mich schon oft genug zum Vollidioten gemacht und wer weiß was er von mir denkt, wenn ich ihm so etwas erzähle?“ Er würde mir sicher nicht einmal glauben. Vielleicht würde er denken ich scherze oder das ich krank werden würde und deswegen nicht ganz sinnvolle Sätze von mir gäbe. Er würde lachen, mich auf seine Weise aufziehen und anschließend wäre alles genau so, wie es jetzt auch schon war.

Es machte im Grunde also keinen Unterschied ob ich es ihm nun erzähle oder nicht und um mein Herz und meine Nerven zu schonen, ließ ich es einfach sein.

„Ich finde du solltest es ihm sagen..Ich meine, was kann schlimmsten Falls passieren? Das er deine Gefühle nicht erwidert.“

„Was definitiv so sein wird.“

„Das glaub ich kaum und selbst wenn, ändert das doch nichts an eurer Freundschaft. Oder würdest du ihn dann meiden wollen?“

„..Nein.“ Nein, das würde ich garantiert nicht. Dafür ist mir die Freundschaft zu ihm einfach viel zu wichtig. Ich hob meinen Kopf und sah in Uruhas lächelndes Gesicht. Er war ein mindestens genauso guter Ratgeber wie Kai und ich vertraute ihm nach der kurzen Zeit so ziemlich alles an. Okay, ich würde wohl nicht so viel erzählen wenn er nicht so hartnäckig fragen würde aber egal. Bei Uruha hatte ich einfach das Gefühl ihm alles erzählen zu können. Ob positives, negatives oder eben meine Gefühle. Ich wusste, dass alles das, was ich ihm erzählte, keine dritte Person erfahren würde. Sicher, bei Kai war es genauso, aber bei ihm war es jahrelange Freundschaft und Uruha kannte ich nicht einmal eine Woche... und die Chance ihn noch länger kennen zu lernen würde ich auch nicht haben, da wir morgen schließlich wieder nach Tokyo fahren...

„Vielleicht werde ich es ihm sagen.“, meinte ich dann und ließ Uruha lächeln. „Das freut mich.“

„Wieso?“

„Weil ich dich gern hab, Ruki. Ich will nur dein Bestes.“

„So~ du willst mein bestes?“, fragte ich leicht spöttisch und erhielt ein fröhliches Nicken, gefolgt von einem Grinsen von welchem ich mich ansteckte und ebenfalls grinsend „Na dann“, sagte, ehe wir beide anfingen zu lachen.
 

„Ich frag mich wirklich, wann wir hier wieder raus kommen..“ Ich sah zu Uruha. „Kannst du nicht noch einmal nachsehen ob du Empfang hast?“

„Sicher, schauen kann ich ja mal.. Aber wahrscheinlich wird eh..“ Er stoppte mitten in seinem Satz als er auf das Display seines Handys sah. „Das gibt’s ja nicht.. Das scheint doch zu gehen.“

„Ehrlich?“Ich konnte es kaum glauben und als ich es dann selbst sah, war ich überglücklich. „Schnell, ruf irgendjemanden an!“, forderte ich ihn auf. Bald würden wir hier endlich befreit werden. Die anderen fragten sich bestimmt auch schon wo ich war.

„Ich ruf Rei an.“, meinte Uruha und hielt sein Handy ans Ohr. Gespannt wartete ich. Würde Reita jetzt nicht an sein Handy gehen, würde ich ihn irgendwann selbst in einen Fahrstuhl sperren.

Nun geh doch endlich ran du Idiot...
 

~*~*~*~
 

„Wo genau wollen wir eigentlich hin?“ Aoi und Reita haben die Landstraße hinter sich gebracht und waren nun fast im Zentrum der Stadt angekommen. Immer wieder hatten sie versucht, Uruha auf seinem Handy zu erreichen aber es wollte und wollte einfach nicht funktionieren.

„Reita? ... Reita jetzt bleib mal eben stehen.“ Aoi griff nach dem Arm seinen besten Freundes um ihn daran zu hindern weiter zu laufen.

„Was is denn?“, fragte er ruhig und sah ihn abwartend an.

„Ich frag dich tausend mal wo wir hingehen und du antwortest nicht. Ich meine.. WO wollen wir hier nach Ruki und Uruha suchen? Die beiden könnten doch überall sein.. oder hattest du eine bestimmte Idee?“

„Hmm..“, gab Reita von sich. Einen genauen Plan hatte er natürlich nicht. „Du wolltest doch nach ihnen suchen..“, sagte er dann und zuckte kurz darauf einmal kurz mit den Schultern. Aoi schwieg einen Moment. Dieses seltene Verhalten seines Freundes machte dem blonden klar, dass hinter Aois gewollte Suchaktion noch etwas anderes stecken musste.

„Aoi.“, begann er. „Was geht hier vor?“

„Eh? Nichts.. Wir müssen Uruha und Ruki finden, weißt du doch. Also los, gehen wir weiter.“ Schon lief er los. Reita hatte ihn viel zu schnell durchschaut. Ihm war doch klar, dass sie zu zweit niemals ihre Freunde in einer fremden Stadt finden würden. Aber er dachte, dass es ein guter Weg wäre, mit Reita allein sein zu können. Schließlich wollte er ihn noch wegen der Sache mit Amerika ausfragen.
 

„Ich geh nicht weiter, bis du mit der Sprache raus rückst!“, rief der blonde und blieb stur auf der Stelle stehen. Was dachte sich dieser Trottelige Freund eigentlich? Wenn er glaubt, die Sache hätte sich erledigt, lag er da eindeutig falsch. Wenn es nach Reita ginge, sollte Aoi eben alleine durch die Nacht wandern.

Als der ältere sich umdrehte und sah, dass Reita wirklich nicht folgte, seufzte er kurz und ging zurück. Gegen seine Sturheit kam er nicht an und außerdem wollte er auch nicht alleine weiter gehen. Über Amerika wollte er mittlerweile aber auch nicht mehr sprechen. Vor allem weil er nicht einmal wusste, wie er ihn darauf ansprechen sollte.

„Rei du bist fies.“, maulte er ihn an, als er ihm wieder gegenüber stand.

„Von wegen fies. Du verschweigst hier doch irgendwas. Und ich will jetzt wissen, was!“

„Also gut..“ Aoi holte kurz Luft. „Iiiich.. Ich hab dir hinterher spioniert, sei bitte nicht sauer!“ Er schlug die Hände aneinander und entschuldigte sich. „Du warst so schlecht drauf, als wir in dein Zimmer kamen und ich wollte wissen wieso. Du sagst ja nie was. Und als du dann Zigaretten holen warst, hab ich mir dein Handy geschnappt und..“

„Und hast Detektive gespielt.“, beendete Reita den Satz, worauf Aoi nickte. „Genau. Sorry nochmal. Aber wieso erzählst du das nicht?“

„Was?“

„Na das du mit deiner Familie nach Amerika ziehst. Wann wolltest du uns das sagen? Wenn du dort angekommen bist oder was?“

„Ich hatte nicht vor, euch das zu sagen.“, sagte Reita im ruhigen Ton und sah weiter zu Aoi, der das ganz gar nicht glauben konnte. Was ging bitte in dem Kopf seines besten Freundes ab? Wollte er tatsächlich einfach verschwinden ohne irgendjemanden darüber zu informieren?

„Das glaub ich jetzt nicht...“, sagte er entrüstet und schüttelte leicht den Kopf. „Weißt du wie scheiße das ist? Für uns, und was ist mit Ruki?“

„Was soll mit ihm sein?“

Aoi schnaubte leicht. „Man Reita, Ruki ist in dich verknallt. Was meinst du wie es ihm geht wenn du einfach so verschwindest? Meinst du nicht er-“

„Ich werde nicht verschwinden.“, unterbrach er ihn und grinste leicht. „Ich hab nicht vor Japan zu verlassen.“

„Hast du nicht?“ Aoi schien etwas verwirrt.

„Nein, hab ich nicht.“, bestätigte Reita noch einmal.

„Aber deine Schwester hat doch..“

„Meine Schwester sagt viel wenn der Tag lang ist. Wenn sie nach Amerika fliegen will, soll sie das tun. Ich hatte es ihr und auch meinen Eltern mehrmals gesagt, dass ich da nicht mitmachen werde. Was soll ich in einem Land dessen Sprache ich kaum spreche? Wo ich mich kein Stück auskenne und wo ich nicht mit meinen Freunden coole Dinge erleben kann? Glaub mir Aoi, man müsste mich schon fesseln und betäuben, um mich dort hin zu verschleppen.“

„Ist das dein Ernst?“

„Mein voller Ernst.“

Aoi seufzte erleichtert. Er war wirklich froh diese Worte von Reita zu hören. Doch trotz alledem fragte er sich ob das auch gut gehen würde. Reita war stur, das war klar. Aber sein Vater war ein hohes Tier. Er hatte mehr Macht als man manchmal glauben wollte und Reita sollte, als einziger Sohn, in dessen Fußstapfen treten.
 

„Sollen wir wieder zurück gehen oder weiter suchen?“, wollte Aoi dann wissen.

„Hmm.. Ich denke suchen bringt uns nicht sonderlich viel.“ Sie beschlossen also wieder zur Herberge zu gehen, als plötzlich Reitas Handy klingelte.

„Das ist sicher Kai.“, meinte der blonde und kramte den klingelnden Gegenstand hervor, welchen er gleich weiter an Aoi mit den Worten „Hier, is für dich.“ überreichte.

Als er aufs Display sah, stutzte er. „Du Rei, das ist nicht Kai.. Sondern Uruha.“

„Was?“

Schnell betätigte Aoi den grünen Hörer und hielt sich das Handy ans Ohr.

„Uruha? Ich bins, Aoi.. hörst du mich?“ Die Verbindung war gar nicht gut. Er konnte Uruha zwischen dem ganzen Rauschen kaum verstehen.

„Uruha?“, fragte er ein weiteres Mal. „Ist Ruki bei dir? Wo seid ihr?“ Noch mehr Rauschen, dann unterbrach die Verbindung.

„Mist.“

„Was war los? Weißt du wo die beiden stecken?“

Aoi schüttelte seinen Kopf. „Nein, keine Ahnung. Die Verbindung war so schlecht. Außer Rauschen konnte ich kaum etwas verstehen.“

„Naja, immerhin wissen wir jetzt, das sie am Leben sind.“ Er nahm sein Handy zurück und als er es in seine Tasche zurück steckte kam ihm eine Idee.

„Aoi, wir gehen doch nicht zurück. Ich hab ne bessere Idee, komm!“ Sofort ging er zielstrebig los. Aoi folgte ihm und erkundigte sich nach der Idee, die Reita plötzlich hatte und wurde auch gleich aufgeklärt.

„Wir gehen jetzt zur Polizei und lassen die beiden Orten. Mit Handys geht so etwas, solange sie angeschaltet sind. Vielleicht schaffen wir es auf dem Weg ja noch einmal ihn anzurufen.“
 

Bei der Polizeistation angekommen stand ihnen nach kurzer Wartezeit der selbe Polizist gegenüber bei dem Reita und Ruki vor einigen Stunden schon wegen der Rucksäcke waren.

„Dich kenn ich doch.“, sagte der alte Mann und sah zu Reita. „Wo hast du denn deinen kleinen Freund gelassen?“

„Der ist verschwunden. Darum sind wir hier.“

„Dann kommt mal beide mit.“ Er führte sie in eines der kleinen Besprechungszimmer, setzte sich auf den Sessel und deutete den Schülern sich ebenfalls zu setzen.

„Worum geht’s denn genau?“

„Also.“, Reita ergriff zuerst das Wort. „Wir vermissen 2 unserer Freunde. Sie waren unterwegs und sind nicht pünktlich zurück gewesen. Auf dem Handy erreichen wir sie nicht weil die Verbindung immer abbricht. Sie müssen uns jetzt helfen.“

„Weiß euer Lehrer denn schon Bescheid?“ Aoi nickte und antwortete mit einem 'natürlich', woraufhin sich der Polizist in seinem großen Sessel zurück lehnte.

„Normalerweise sucht die Polizei erst nach 24 Stunden nach den Vermissten.“, erzählte er.

„Dann müssen Sie jetzt eine Ausnahme machen. Schließlich fahren wir morgen früh wieder zurück nach Tokyo.“, erklärte Aoi.

„Genau. Sie müssen auch nichts anderes tun als Uruhas Handy zu orten.“

Der Polizist sah erst Reita und dann Aoi an, ehe er leicht seufzte.

„Ihr seid lustig. Die Polizei kann nicht einfach mal eben so irgendwelche Handys orten. Außer es ist ein dringender Notfall.“

„Das IST ein Notfall!“, kam es lauter von Reita. Dieser Beamte sollte sich mal nicht so anstellen. „Wir haben doch keine Ahnung wo die beiden stecken. Wollen Sie etwa, dass ihnen irgendetwas passiert?! Was ist mit diesem Taschendieb der immernoch frei herum läuft?“

„Beruhig dich Junge.“, versuchte der Mann ihn zu besänftigen.

„Machen sie doch einfach eine Ausnahme.. Wir wären Ihnen wirklich dankbar.“ Aoi sah ihn bittend an. Hoffte, dass sich der Polizist mit einem bittendem Gesicht überreden ließe und tatsächlich, nach kurzem überlegen stimmte er nickend zu.

„Also gut Jungs, wir versuchen es. Aber das ist eine einmalige Ausnahme.“

„Danke.“
 

~*~*~*~
 

Wieso dachte ich eigentlich, dass jetzt endlich alles gut werden würde? Es war doch abzusehen, dass das Telefonat ein Reinfall wurde. Zwar schaffte Uruha es, Reita auf dem Handy zu erreichen, doch im Endeffekt blieb alles beim Alten. Wir saßen hier fest und wir würden wohl noch eine ganze Weile hier festsitzen müssen. Verdammtes Funkloch!
 

Ich lehnte mich an die Wand und seufzte genervt. „Ich will hier endlich raus.“ Wie viel Zeit war eigentlich schon vergangen? Die Luft hier drin war auch nicht die beste.

„Ich weiß Ruki. Ich will doch auch nicht länger hier sein.“

„Und Aoi konnte dich wirklich nicht verstehen?“ Vielleicht hätte Reita besser selbst an sein Handy gehen sollen. Vielleicht hätte er mehr verstanden, als es Aoi tat. Warum ging überhaupt Aoi an das Handy?

„Nein.“, er schüttelte den Kopf. „Ich konnte ihn ja auch nicht wirklich verstehen.. Bis auf das laute Rauschen war wirklich nichts zu hören.“ Wieder seufzte ich. Wie gut das ich mich beherrschen konnte, ansonsten wäre ich schon vor 10 Minuten komplett durchgedreht. Einfach ruhig bleiben und abwarten. Wie lange ich das wohl noch durchhalten werde?

„Ruki?“, hörte ich Uruha nach ein paar Minuten fragen und sah auf. „Dir geht es aber schon gut, oder?“, etwas besorgt sah er mich an.

„Ja, mir geht’s gut.“, versicherte ich ihm nickend. „Noch.“, fügte ich hinzu.

„Gut.. Du siehst ein wenig blass aus, deshalb frage ich..“ Ein weiteres Mal sagte ich ihm, dass es mir gut ging, trotzdem konnte er es nicht lassen, und fasste mir mit seiner Hand an die Stirn. Seine Hände waren kalt..

„Bah, du hast voll kalte Hände Uruha..“, sprach ich meinen Gedanken aus und wich ein Stück zurück, sodass er seine Hand von mir nahm.

„So kalt sind die nicht.. Deine Stirn ist nur sehr warm... Kann das sein das du Fieber hast?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte sicher kein Fieber. Mir ging es gut, ich fühlte mich nicht krank und außerdem bekam man nicht einfach so plötzlich Fieber. Ich zumindest nicht.

„Ich versuch noch einmal Rei oder Aoi zu erreichen..“

„Wieso?“ Brachte doch eh nichts..

„Vielleicht haben wir Glück und es klappt.. War doch vorhin auch so.“ Schon wählte er eine Nummer. Auch wenn ab und zu angezeigt wurde, dass Empfang war, wollte ich nicht hoffen. Die Anzeige verschwand schließlich auch immer wieder. Die Chance war also sehr gering. Aber gut, ich ließ Uruha einfach machen und legte meinen Kopf auf meine angewinkelten Knie, beobachtete ihn und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte ich in meiner Vermutung recht.

„Was bringen einem Handys wenn man eh keinen erreichen kann..“, murrte ich leise.

„Wenn ich nicht gerade in einem Fahrstuhl festsitze, erreiche ich eigentlich jeden den ich anrufe.“

„Wie oft saßest du denn bitte schon fest?“ Wenn man so seinen Satz hörte konnte man glatt denken das sei etwas ganz normales für ihn..

„Ist das erste Mal jetzt. Und bei dir?“

„Auch.“ Aber abgesehen davon, war ich schon öfters irgendwo ein- oder ausgesperrt gewesen. Na wie auch immer..

„Wie spät ist es?“, wollte ich nun von ihm wissen. Ich war zu faul auf die Uhr zu sehen und Uruha hatte ja eh sein Handy vor sich auf dem Boden liegen.

„19:42..“, antwortete er mir.

„Seit wann sind wir hier?“, fragte ich weiter. Ich hatte schließlich nichts anderes zu tun. Uruha überlegte, ehe er mir eine Antwort gab. „Ich glaube seit kurz nach 17 Uhr..“ Egal seit wann, es war eindeutig viel zu lange.

„Wann kommen wir hier wohl wieder raus? Ich bekomme sicher totalen Ärger...“ Ich sollte schließlich schon seit fast 2 Stunden in der Herberge sein.

„Ich glaube kaum das du Ärger bekommst. Du kannst ja nichts dafür, dass der Aufzug streikt. Und außerdem bin ich mir sicher das die anderen längst nach dir suchen.“

„Und warum ist dann noch keiner hier? Die haben vielleicht gar nicht bemerkt, dass ich nicht da bin..“

„Ruki was redest du da für einen Schwachsinn?“ Das wüsste ich selbst gerne. Ich hatte echt keine Lust mehr hier drin zu hocken und meine Laune wurde von Minute zu Minute schlechter. Ich schüttelte leicht den Kopf.

„Ich weiß ich rede Schwachsinn, tut mir leid.“ Natürlich suchten sie nach mir.
 

Zeit verging, in der wir einfach nur schweigend dasaßen. Wir hatten beide keine Ahnung was wir sagen sollten. Alle Themen die Uruha begann, beendete ich mit ein paar einzelnen Worten. Ich war mit der Zeit auch ziemlich müde geworden und ich war sogar ab und zu für ein paar Minütchen immer mal wieder eingeschlafen. Ich fühlte mich plötzlich so erledigt.

„Ruki?“, hörte ich erneut Uruha sagen und er rüttelte leicht an meiner Schulter wodurch ich meine Augen öffnete. Ich war wohl wieder eingeschlafen.

„Hm?“

„Geht es dir gut?“, fragte er besorgt. Warum konnte ich diese Frage nicht mehr hören? Richtig, sie wurde mir die letzten tage über viel zu oft gestellt.

„Mir geht’s gut..“, sagte ich. „Hab nur etwas geschlafen...“

„Etwas ist gut.. Es ist bereits 20:38...“

„Oh..“, machte ich nur und setzte mich erst einmal wieder aufrecht hin. Mein Kopf schmerzte etwas und ich spürte, dass es scheinbar kälter geworden ist.

„Wirklich alles okay?“ Uruha sah mich eindringlich an. Glaubte er mir etwa nicht?

„Wie oft denn noch, mir geht es gut, super, prächtig, toll!“ Das war zwar eindeutig übertrieben, aber mir ging diese Fragerei wirklich tierisch auf die Nerven.

„So siehst du aber nicht aus.“, sagte er ruhig.

„Wie sehe ich denn aus?“

„Nicht gut... Lass mich mal deine Stirn fühlen..“ Ohne das ich irgendwas dagegen sagen konnte, legte er zum zweiten Mal seine Hand auf meine Stirn. Er war wohl der einzige der hier glaubte ich hätte Fieber. Gut, außer ihm war aber auch kein anderer anwesend..

„Ruki du glühst richtig. Sag was du willst, aber du hast wirklich Fieber Kleiner.“

„Sag nicht Kleiner zu mir!“, motzte ich leicht.

„Dann lüge du mich nicht an!“ Ich schwieg einen Moment, ehe ich „Ich bin aber nicht krank..“, murrte und ich mich wie zuvor an die Wand lehnte. Ich war nicht besonders oft krank und wenn ich es war, dann ignorierte ich es solange bis ich vollkommen ausgeschaltet war. Ich hasste es krank zu sein. Das einzige Gute daran war nicht zur Schule zu müssen aber alles andere war einfach nur ätzend und kaum auszuhalten.

„Wie geht es dir wirklich, Ruki?“, fragte Uruha mich in einem sanften Ton.

„Ich fühle mich schlapp.. Müde und mir ist etwas kalt.“, antwortete ich ehrlich. Wahrscheinlich hatte ich mich durch den Regen erkältet? Möglich wäre das zumindest.

„Willst du dich ein bisschen hinlegen bis jemand kommt und uns hier raus holt?“ Ich schüttelte meinen Kopf. So schwach war ich nun auch wieder nicht.

„Ein wenig Schlaf tut dir sicher gut.. Und die Zeit vergeht auch viel schneller.“ Da hatte er allerdings recht.

„Ich leg mich aber sicher nicht auf den Dreckigen Boden wo alle möglichen Menschen draufgetrampelt sind.“

„Musst du auch nicht.“, lächelte er. Dann zog er seinen Mantel aus und legte ihn ausgebreitet neben sich auf den Boden, deutete mit den Händen darauf und sagte. „Mach es dir gemütlich.“ Ich zögerte etwas, aber als er „Ein Bett hab ich leider nicht dabei“, sagte und lieb lächelte, krabbelte ich doch auf den Mantel.

„Danke..“, murmelte ich und legte mich schließlich auf die Seite. Mein rechter Arm diente hierbei als Kopfkissen, was zwar etwas ungemütlich war, doch daran würde ich mich schon gewöhnen.

„Nichts zu danken, aber du liegst falsch.“, meinte Uruha und ehe ich reagieren konnte, zog er mich kurzerhand ein Stück weiter zu sich, sodass sich mein Kopf nun auf seinem Schoß befand.

„So liegst du richtig.“, sagte er und ich spürte, wie er mir durch die Haare streichelte. Uruha war einfach viel zu lieb. Wieso war er so gut zu mir? Er kannte mich doch kaum.. Eins war sicher, irgendwann werde ich mich für seine ganze Gutmütigkeit revanchieren.

„Schlaf ein bisschen.“, sagte er leise und ich schloss die Augen. Ich fühlte mich gerade zwar ziemlich schlapp, aber dennoch sehr wohl und geborgen, sodass ich ohne irgendwelche Probleme friedlich einschlafen konnte.
 

Als ich wieder wach wurde, stieg mir der Geruch von Benzin in die Nase. Wieso denn Benzin? Ich schlug die Augen auf und bemerkte, dass ich mich gar nicht mehr in dem Aufzug, sondern in einem Auto befand. Ich blinzelte etwas und sah durch das Fenster. Wir standen gerade an einer Tankstelle, kein Wunder, dass es nach Benzin stank. Aber warum saß ich überhaupt in einem Auto? Wie kam ich hier her?

Ich richtete mich etwas auf und sah nach vorn. Am Steuer saß Uruhas Mutter, links neben ihm Uruha und rechts von mir entdeckte ich Reita, der jetzt seinen Kopf zu mir drehte.

„Hey, du bist wach?“, raunte er leise und ich nickte. „Wir fahren grad zur Herberge. Schlaf ruhig weiter.“

„Wie spät ist es denn?“, wollte ich erst einmal wissen. Ich war doch ein wenig verwirrt und fragte mich ob ich nicht vielleicht träumte oder ähnliches.

„Kurz nach Mitternacht. Geht es dir denn wieder besser?“ Ich nickte. „Hmh, bin nur müde... Was ist denn alles passiert?“ Wann wurden wir aus dem Fahrstuhl befreit? Wieso saß ich in dem Auto von Uruhas Mutter und warum war Reita hier? So viele Fragen die ich mir stellte jedoch zu müde war sie auszusprechen. Ich bemühte mich zwar wach zu bleiben aber meine Augen fielen immer wieder zu.

„Ich erzähl es dir morgen okay? Wir sind auch gleich da.“

„Okay.“, sagte ich nur und ließ mich einfach nach rechts auf Reitas Schoß fallen, woraufhin er mir kurz darauf genauso sanft durch die Haare streichelte wie Uruha es im Aufzug getan hatte. Ich wusste nicht was mich dazu brachte, Reita als mein Kissen in Anspruch zu nehmen, aber ihn schien das ja nicht zu stören. Außerdem muss ich zugeben, dass mir diese sanften Streicheleinheiten sehr gefielen., von daher machte es doch nichts.
 

„Ruki?“, hörte ich leise. „Ruki, wir sind da. Bist du wach?“ Ich schlug meine Augen auf und richtete mich erneut auf. Das Auto stand still. Uruha stieg schon aus und Reita und ich taten dies ebenfalls. Ich fühlte mich auch schon wieder viel besser.

„So Leute, ich verabschiede mich dann vorerst von euch ne.“ Ich sah zu Uruha und nickte. „Okay.. Richtest du deiner Mum einen schönen Dank aus?“

„Na klar.“, er lächelte.

„Und.. bei dir will ich mich auch bedanken. Für alles was du für mich getan hast. Wenn ich mich irgendwie revanchieren kann, musst du das sagen ja?“ Ich selbst hatte nämlich keine Ahnung was ich für ihn tun konnte.

„Ist schon gut Ruki. Du brauchst dich nicht bedanken, ich habe das gern getan.“

„Und tut mir Leid falls ich dir im Aufzug lästig geworden bin... Wegen dem Fieber und so“ Uruha schüttelte nur seinen Kopf. „Du bist mir nie lästig, Kleiner. Dafür hab ich dich zu gern.. Und außerdem konnte ich dort nichts für dich tun. Das es dir jetzt besser geht und alles, das hast du nur Reita zu verdanken.“ Uruha sah mit einem viel sagendem Blick zu meinem Zimmerpartner, ehe er wieder lächelnd zu mir sah. „Ich geh dann ne. Morgen, bevor ihr losfährt komm ich euch noch besuchen. Also dann, ich wünsch euch noch ne schöne Nacht, schlaft gut.“

Daraufhin drehte er sich um und ging zurück zum Wagen seiner Mutter. Ich winkte ihnen noch hinterher und als ich das Auto nicht mehr sehen konnte, ging ich zusammen mit Reita in die Herberge, wo schon Nakamura-sensei und Nikita-sensei auf uns warteten.
 

„Wie geht es dir Matsumoto?“, stellte mir Nakamura-sensei sofort die verhasste Frage.

„Mir geht’s wieder besser, danke.“

„Habt ihr Hunger? In der Küche könnt ihr euch noch etwas zu Essen mit aufs Zimmer nehmen. Danach solltet ihr dann auch schnell schlafen gehen. Morgen haben wir noch einiges zu tun.“ Wir nickten einfach nur dankend und gingen gleich los Richtung Küche. Holten uns dort unser versprochenes warmes Essen und kurz darauf befanden wir uns auch schon wieder in unserem Zimmer.

Kaum saßen wir an dem kleinen Tisch, hörte ich wie die Türklinke leise runtergedrückt und die Tür geöffnet wurde.

„Hey ihr beiden.“, hörte ich Kai, der mit Aoi im Schlepptau zu uns kam. „Alles klar bei euch? Ruki, wie geht’s dir? Ich hab mir sorgen gemacht.“ Weil du dir immer Sorgen machst.

„Mir geht’s gut. Du brauchst dir nicht immer Sorgen zu machen Kai.“

„Ich weiß. Aber wenn mein bester Freund einige Stunden im Aufzug fest sitzt, krank wird und zum Arzt muss, da mach ich mir natürlich Sorgen.“ Arzt? Wer war hier beim Arzt?

„Wir wollten auch nur kurz vorbei schauen und euch gute Nacht sagen ne. Also esst schön, schlaft fein und wir sehen uns dann morgen früh.“ Mit diesen Worten beendete Aoi die Unterhaltung und zog Kai mit zur Zimmertür. Reita und ich wünschten den beiden ebenfalls noch eine gute Nacht. Daraufhin wurde die Tür von außen geschlossen und wir widmeten uns unserem Essen. Zumindest tat Reita das. Ich wollte jetzt erst einmal erfahren, was alles passiert war, vor allem wegen der Sache mit dem Arzt.

„Reita?“, fragte ich also um seine Aufmerksamkeit zu erhalten. „Eeh.. Was meinte Kai vorhin? Also er sagte was von einem Arzt?“ Reita nickte und antwortete dann „Wir mussten dich zu nem Arzt bringen weil dein Fieber sehr hoch war.“

„Echt?“ Wieso wusste ich davon nichts?

„Ja. Uruha war ziemlich erleichtert als er uns sah und hatte sofort gesagt, dass du hohes Fieber hast. Wir sind dann mit Uruhas Mum zum Krankenhaus gefahren und nachdem der Arzt dir ne Spritze verpasst hatte, konnten wir nen paar Minuten später auch schon wieder fahren.“

„Ich hab überhaupt nichts mitbekommen..“, sagte ich und versuchte mich an irgendetwas zu erinnern. Doch das einzige woran ich mich erinnerte war, wie ich im Fahrstuhl eingeschlafen und im Auto wieder aufgewacht war. Ich musste ja ziemlich erledigt gewesen sein, wenn ich sogar nicht merkte wie mir eine eklige Nadel in die Haut gestochen wurde.

„Wie gesagt, du hattest hohes Fieber und hast die meiste Zeit geschlafen. Hätte die Spritze nicht sofort angeschlagen, hättest du noch länger im Krankenhaus bleiben müssen.“

„Nee bloß nicht..“ Ich mochte Krankenhäuser überhaupt nicht. Da war ich doch schon irgendwie froh, dass ich von meinem Besuch dort nichts mitbekommen hatte.

„Danke Reita.“, sagte ich nach einer kurzen Schweigepause. Fragend hob Reita seinen Kopf. „Wofür?“

„Uruha hat gesagt, dass ich das alles eigentlich dir zu verdanken habe.. Also bedanke ich mich bei dir. Und nicht nur für die Rettung, sondern auch für die ganzen tollen Tage die wir hier hatten.“ Oh Gott, wurde ich jetzt etwa sentimental? Reita grinste leicht, ehe er „Nichts zu danken.“, sagte und schließlich aufstand, da er nun ebenfalls mit essen fertig war.

Das war also unser letztes Abendessen in Sapporo.

„Lassen wir die Teller hier?“, fragte ich, weil ich keine Lust hatte noch einmal nach unten zu latschen und ich wusste, Reita würde das auch nicht tun.

„Joa. Die können wir morgen genauso gut noch wegstellen.“ Na was hab ich gesagt? Faule Socke.. „Ich würde dann mal sagen wir gehen jetzt pennen ne?“ Ich nickte, auch wenn ich mich gar nicht mehr so müde fühlte. Lag vielleicht daran, dass ich wusste, dass das alles hier morgen vorbei war. Ich wünschte, wir hätten noch 7 weitere Tage...
 

Später, als wir bereits in unseren Betten lagen und das Licht nicht mehr brannte, ließ ich den ganzen Tag noch einmal revue passieren und dabei fiel mir etwas entscheidendes auf. Wollten Uruha, Reita, Aoi, Kai und einige andere nicht eigentlich zu diesem Disco-Bowling? Konnten sie jetzt meinetwegen da nicht mitmachen? Obwohl.. Sie hätten ja trotzdem hingehen können, bis auf Uruha, er war ja schließlich mit mir eingesperrt.

„Irgendwie.. hab ich mir den letzten Tag hier anders vorgestellt...“, sprach ich einfach leise meinen auftretenden Gedanken aus. Eigentlich dachte ich, Reita würde bereits schlafen, da ich ein Weilchen nichts von ihm hörte. Doch ich irrte mich.

„Wie hast du ihn dir denn vorgestellt?“, fragte er mich.

„Ich weiß nicht.“, ich seufzte leise. „Irgendwie anders.. Es ist heute so viel passiert. Und ich hätte gerne einen schöneren Tag gehabt“

„Wegen dem Fahrstuhl?“

„Ja, auch.. Aber genauso die Sache mit diesem Taschendieb.. das ich im Fahrstuhl plötzlich krank wurde und ihr wegen mir nicht zu eurem Bowling gehen konntet. Ich meine, das ist die letzte Nacht und ihr wolltet das doch so gerne..“

„Wenn wir gewollt hätten, wären wir doch hingegangen.. aber du warst uns wichtiger als sone dämliche Kugel im Discolicht. Können wir auch in Tokyo noch oft genug spielen.“

„Ja, in Tokyo...“ Ich wollte nicht wirklich an Tokyo erinnert werden. Ich wollte noch nicht hier weg, nicht schon morgen.

„Ruki, alles klar?“, wollte Reita nach einer kleinen Schweigepause wissen. Ich hörte wie er sich aufsetzte und als ich zu ihm herüber sah, saß er in seinem Bett und blickte zu mir. Eigentlich konnte ich ihm ja sagen was mich so gesehen bedrückte. Ab morgen Abend würde eh wieder alles anders sein und ich würde mein altes Leben leben.

„Reita.. Ich wünsche mir die ganze Zeit, dass diese Klassenfahrt noch nicht vorbei wäre.“

„Wieso?“

„Ich.. fand die Zeit hier schön.. Ich hatte hier viel spaß und ich werde es vermissen mit dir, Aoi, Uruha und Kai irgendwie die Zeit zu verbringen. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich nicht so viel Freizeit haben.“

„So beschäftigt?“, er lachte kurz.

„Ja, aber unfreiwillig..“

„Was meinst du?“

Ich sah zu Reita. Interessierte es ihn wirklich oder hatte er nur keine Lust zu schlafen? „Willst dus wirklich wissen?“, fragte ich und er nickte.

„Naja.. Meine Eltern verlangen von mir das ich sehr viel lerne.. Sie wollen das ich nach der Highschool auf eine weiterführende Schule gehe und später mal studiere um danach einen guten Job zu bekommen bei dem ich sehr gut bezahlt werde. Ich soll immer schön artig sein, keinen Ärger machen und so weiter. Das wurde mir schon früh eingetrichtert, damit ich keine Probleme bekomme.“

„Deswegen bist du so verharrt darauf nicht gegen die Regeln zu verstoßen?“

„Ja, das.. Hmm..“

„Du willst das gar nicht, hab ich recht?“

„Naja.. Nicht so übertrieben.“, antwortete ich ehrlich. „Ich hab schon öfters mit Kai darüber gesprochen. Aber er sagt immer das gleiche.“

„Das wäre?“

„Ich soll das tun, was ich wirklich möchte, egal was meine Eltern dazu sagen..“

„Und was möchtest du?“

„Das weiß ich ja nicht. Ich will nicht studieren oder so, aber ich will auch nicht meine Mum enttäuschen, weil das ihr Wunsch ist.“ Kurz war es wieder ruhig im Raum, ehe Reita das Wort ergriff.

„Wenn du nicht studieren willst, dann lass es. Auch wenn deine Eltern sich das Wünschen, du lebst doch nicht um es ihnen recht zu machen. Hast doch dein eigenes Leben also sei nicht so gehorsam, sei mehr du selbst.“ Reita hatte ja recht. Obwohl es komisch war so mit ihm zu sprechen.

„Ruki wirklich. Man sollte sich nicht alles von anderen gefallen lassen. Seh dir Aoi und mich an, wir haben auch keine Probleme obwohl wir so viel Scheiße bauen.“

„Ja dafür kennt euch aber jeder an der Schule und viele reden all möglichen Schwachsinn.“

„Na und? Stört doch keinen.“ Ich hörte anhand seiner Stimme, dass er es scheinbar lustig fand.

„Du hast nen schlechten Ruf an der Schule.. Stört dich das nicht?“

„Nein.“

„Und dass bei jedem Ärger gleich du oder eure Klasse verdächtigt wird?“

„Nein, das auch nicht.“, lachte er. „Das ist meistens ganz schön lustig.“ Das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Lag vielleicht daran weil ich nie irgendeinen Ärger fabriziert hatte.

„Ich wette, hätten wir uns eher kennen gelernt, dann wärst du genauso.“

„Bitte?“ Wieder hörte ich ihn lachen.

„Überleg doch mal Ruki. Du hast alles mitgemacht. Du bist mit mir am 1. Tag durchs Haus gewandert und hast ne Vase zerstört. Wir waren statt des Museums einfach ins Zentrum gegangen. Wir sind eigentlich immer zu spät zum Frühstück aufgestanden und waren viel länger wach als erlaubt. Den einen Abend bist du einfach zu Uruha abgehauen und..“

„Ist ja gut, ist ja gut.“, unterbrach ich ihn. „Ich bin eben auch nur ein Mensch und kein Engel.“ Und außerdem, jetzt im Nachhinein, hatte ich jeden Tag viele lustige Momente erlebt.

„Gibs zu, in Wirklichkeit bist du ein kleiner Teufel.. Oder nein, viel eher ein kleiner, launischer Zwerg der ein wenig zick-.“ das Ende seines Satzes konnte ich nicht mehr verstehen, da er nun richtig anfing zu lachen. War ja so typisch für ihn, mich zu verarschen um Spaß zu haben.

„Ach halt doch die Klappe.“, maulte ich ihn deshalb an und drehte mich zur Wandseite.

„Nicht beleidigt sein ne, ich hab dich doch lieb kleiner. Egal wie launisch und zickig du bist.“

„Ich bin nicht launisch und zickig.“, widersprach ich.

„Bist du nicht?“

„Bin ich nicht.“

„Okay~. Aber das du klein bist kannst du nicht abstreiten.“

„Du willst mich wirklich ärgern oder?“, fragte ich und drehte mich wieder herum, sodass ich ihn sehen konnte.

„Ja, ist doch die letzte Nacht in der ich das kann.“

„Das einzige was du kannst ist labern, baka.“

„Stimmt Kleiner, da hast du wohl recht.“

„Man! Reita!!“ Ich nahm mein Kissen und schmiss es ihm entgegen.

„Schon gut, ich bin ruhig. Lass uns am besten jetzt schlafen. Du sollst morgen schließlich wieder richtig fit sein. Wir müssen hier nämlich noch ein wenig aufräumen und so. Das will ich nicht alleine machen.“

„Weil du faul bist.“

„Das ist fast alles dein Zeug.“

„Kann ja sein. Aber dann sind das die Sachen die du benutzt und irgendwo hingeschmissen hast.“ Weil du ohne zu fragen an meine Sachen gehst...

„Gib einfach zu, dass du nicht so ordentlich bist wie du es gerne wärst.“

„Erst wenn du zugibst, dass du ein Idiot bist.“

„Du bist mindestens genauso idiotisch wie ich.“

„Bin ich nicht.“

„Bist du wohl. Und jetzt widerspreche nicht alles was ich sage, mach lieber die Augen zu und schlaf.“

„Geht nicht.“

„Eh? Bist du nicht müde?“

„Doch.“, sagte ich. „Aber du hast mein Kissen noch.“

Daraufhin flog das Kissen zu mir zurück und ich legte mich richtig hin.

„Gute Nacht.“, sagte er und ich wiederholte seine Worte, ehe es für die nächsten Stunden dann auch endlich leise in unserem Zimmer wurde.
 

So ging also auch dieser, recht langer Tag voller schönen und unschönen Erlebnissen und Erfahrungen vorbei. Der letzte richtige Tag hier. Der Gedanke war komisch, zu wissen das ich morgen um diese Zeit in meinem eigenen Bett, alleine in meinem Zimmer schlafen würde.
 

Kapitel # 10 Ende



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Kommentare zu dieser Fanfic (33)
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Von:  Losy
2010-02-05T21:16:28+00:00 05.02.2010 22:16
maaah~ ich will wissen wies weiter geht ^^
Hab deine FF heute entdeckt und mal verschlungen - ich find sie echt toll!
Bin gespannt was noch kommt, auch wenn ja anscheinend nicht mehr allzuviel kommen wird ^^
Gott ich hoffe Reita muss nicht doch nach Amerika... >< mein heart wär gebroken, wo doch Ruki soooo gegen Liebe und all dem Kram war und sich jetzt doch endlich mal verliebt hat... Da kann er doch nicht gleich beim ersten mal so ne Enttäuschung erfahren... dann wird aus ihm nur auch noch so'n Psycho wie Haru ^^

Finde die FF echt mehr als gelungen - wundere mich sehr über so wenige Kommis ôo Naja freue mich aufs letzte Kapi!
Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T21:42:29+00:00 05.11.2009 22:42
oh man bei ruki geht echt immer alles drunter und drüber
erst mit reita n nem besenschrank eingespert und dann mit uruha in einem fahrstuhl... wie sind die denn jetzt eigenltich da raus gekommen
na ja und dann das ruki so zu sagen unfreiwillig seine liebe gesteht obwohl ers ja immer noch nich einsehen will XDDDD
aber das muss erfrüher oder später und ich glaub nich das reita und aoi es zu lassen das ruki wieder zum kleinen unfreiwilligen streber wird, so gut sind die doch jetzt mit einander befreundet XDDDD
ich kann ruki echt verstehen, dass is aber immer so
am anfang will man gar nich mit und dann is es sooo schön das man gar net mehr nach haus will, vor allem wenn man innerhalb von nich mal einer woche drei neue freunde gefunden hat und sich auch noch hals über kopf verliebt hat *grins*
echt süüüß der kleine ruki und reita hat zu ihm gesagt, dass er ihn lieb hat, hat ruki das überhaupt gemerkt O.o?
glaub erher nich, aber egal, trotzdem sind die beidne süß >///<
*knuff knuff* schade das es bald vorbei is
die story is so was von geil *grins grins* XDDDD
*dir n keks schenk*
*dich knuddel* *grins*
LG
shimi-chan^^
Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T20:31:15+00:00 05.11.2009 21:31
dieses dico-bowling hört sich interessant an XDDDD
aber echt müssen die immer so auf ruki rum hacken, is doch net so schlimm wenn er net mit will, also echt *empört schau*
haben sich reita und uruha jetzt wieder vertragen.... aber ich hab auch noch n paar fragen,
hab ich das jetzt richtig verstanden, dass die beiden mal zusammen waren und sich dann irgentwie gegenseitig betrogen haben und sich dann aneinander gerecht haben O.o?
und uruha jetzt ruki beschützen will oder so.... na ja und reita is jetzt n bischen sauer oder so... denk ich jetzt ma so
da irgentwie jeder depp merkt das er ruki mag... nur ruki halt nich, siehst du ruki liebe macht blind XDDDD
aber ruki hat auch irgentwie recht, reitas und aois klasse is echt n bischen komisch *grins*
echt komische leute und so miss auf ruki rum hacken Tzi...
und dass mit dem diebstahl is auch ma echt miss, also ich hät dem kleinen mädchen auch geholfen, so was zerstört die hilfsbereitschaft, die wieso kaum noch einer hat *kopf schüttel*
also echt, und dann wird noch n kleiner hase missbraucht...
undmöglich XDDDD
*dir n keks schenk**grins*
LG
shimi-chan^^
Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T19:41:20+00:00 05.11.2009 20:41
>////////<
ruki is soooooo was von süüüüüüüüüß *quitsch* XDDDD
das war so klar das so was kommt von reita
aber mich würd mal interessieren was auf den andern beiden zetteln stand *grins* ich hät aber eher von reita erwartet das er es gleich sagt oder wollte er ruki nur die entscheidung überlassen... also ich glaube ja uf den andern beiden zetteln war das gleiche XDDDD
hmmmmm na ja das wird warscheinlich wieso keiner erfahren *grins*
aber ich hab mich gewundert als die auf ein mal im Kino warn, is des in der nähe oder an der jugendherberge oder so O.o? das hab ich net ganz verstanden XDDDD
aber reita beim schlafen zu zuscheuen is bestimmt besser als der film, ne ruki >/////< kann ich verstehen, der sah bestimmt voll unschuldig und süß aus *grins*
und bald gehts wieder nach aus... das is immer so ruki, am anfang will man nich und dann vergeht die zeit sooooo schnell, dass man gar nich mehr nach ause will, das kenn ich ruki-chan
also genies den letzten tag noch mal so richtig *grins*
ach so und ruki, so schnell kanns gehn mit der liebe und glaub kais worten, es bringt nix sich dagegen zu wehren, das geht nur schief...
*dir wieder mal n keks schenk* XDDDD
LG
shimi-chan^^
Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T18:28:42+00:00 05.11.2009 19:28
oh man ey,
ruki macht sich echt über alles gedanken...
der is so was von verplant und deshalb is der jetzt auch die ganze zeit in gedanken, weil er net weis was er eigentlich fühlt und so XDDDD
aber was soll man machen und die beiden tun mir echt leid
die sind echt mit doofen lehrern verflucht...
bei uns hätten die das schon längst abgesagt *grins*
aber echt so ne doofe idee bei so nem wetter fahrad zu fahren, mir machts eigentlich spaß durch n regen zu fahren, aber nich bei so nem häftigen gewitter und wenn ich gerad zur schule fahre XDDDD
aber so was is echt schreklich, wenn du in nassen klamotten auf n fahrad sitzt und der wind auch noch so kalt is, hoffentlich werden sie jetzt net krank und das am vor letzten tag, dan wäre ja der letzte total im eimer, so ne scheiße aber auch....
und das ruki und reita irgentwie total ineinander verknalt sind merkt sogar n blinder mit krückstock, aber wie es so schön heißt ruki-chan, "liebe macht blid" XDDDD am anfang und dann hat man die rosarota brille auf und nich beides gleichzeitig XDDDDD
ruki is schon n komischer vogel, aber ein niedlicher >///<
aber mich würd jetzt echt ma brenend interessieren was zwischen reita und uruha los is (hoffe das kommt jetzt im nächsten, les auch gleich weiter *grins*)
also ein witztiges, tolles und sehr sehr nasses kappi, mit nem ersoffenen ruki XDDDDD
*dir nen keks schenk*
LG
shimi-chan^^
Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T17:26:27+00:00 05.11.2009 18:26
oh man, das ruki ma so n gefühls ausbruch hat... hät ich echt net gedacht, kann man ihn aber auch net verübeln, hat n ganz schönes gefühls caos, das er selbst noch net durch blickt...
aber was haben aoi und kai jetzt vor, wollen die beiden jetzt verkuppeln oder was....
aber das ruki so einfach uruha anruft und zu ihm fähr, das hät man auch net von ihm erwartet, der kleine kerl is voller überraschungen XDDDD
und was uruha an spricht würde ich sagen stimmt, ruki verhält sich ja seit dem er reita kennt schon n bischen komisch... *grins*
aber ich finds auch net in ordnung das reita wieder seine scherze treib und ruki, so zu sagen, zum heulen bringt, er macht sich doch vorwürfe wenn reita behauptet das er nach haus fahren müsste, also echt *kopf schüttel*
und der arme ruki is ganz verzweifelt... aber ich finds toll das sie sich so schnell vertragen haben, aber ich versteh nich was zwischen uruha und reita steht der hat doch sicher bemerkt das uruha, eigentlich ruki, angerufen hat... na ja wird hoffentlich noch aufgeklärt XDDDD
ich weis aber nich was du an dem kappi auszusetzen hast, ich fands toll, vorallem das ende, weil sich reita und ruki wieder vertragen haben und das mit der tür war echt genial XDDDDDD
LG
shimi-chan^^
*dir noch n keks schenk*
(ich hoffe dir wird von den ganzen keksen nich schlecht *grins* XDDDD)
Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T16:38:16+00:00 05.11.2009 17:38
oh backe, das gibt echt ärger...
na ja, aber es war aber denke ich trotzdem toll für dei fünf
auch wenn uruha und reita nich so gut mit einander war...
hoffe nur das die vier nich so n großen ärger bekommen *grins*
aber ich frag mich auch wie ruki,
was zwischen reita und uruha vor gefallen is und wie die sich kennen gelernt haben, und warum reita weis das ruki keine erdberen mag, sind doch lecker XDDDD
aber ruki is echt verknallt, wie der sich benimmt und verhält echt voll knuffig, so was von süüüß >///<
aber uruha is auch n bischen komisch, kauft ruki einfach mal so was zum anziehen, ob wohl sie sich gar nich kennen, hat der soooo viel geld und warum reagiert reita so komisch drauf.....
sehr interessant O.o *sehr neugierig schnüffel* XDDDD
aber jetzt kommen erst mal die super lehrer XP
mit ihrer tollen standpauke XDDDD
das kappi war (dank ruki) irgentwie voll knuffig *grins* >///<
*dir nen keks schenk*
LG
shimi-chan^^
Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T15:55:26+00:00 05.11.2009 16:55
ach wie süüüüüüüüüüß *grins* *grins*
der kleine ruki is verknalt >////<
ich dachte der hält nix von so was XDDDD
wie süß is das denn *grins*
aber jetzt erst zum anfang....
also echt ruki sollte mal besser aufpassen, mit seiner größe geht man leicht verloren, merk ich auch manch mal XDDDD
aber egal, also und dann das mit diesem scheiß schläger, aber ruki hat sich echt gut gewährt *daumen nach oben* XDDDD
ruki is doch stärker als er aussieht (nich überlnehmen ruki, is nich so gemeint XDDDDD)
ja und dann hilft ihm der gut ausehende uruha *grins* *grins*
gott sei dank ham se sich dann wieder gefunden und ich gebe reita recht kai und aoi sind echt ein herz und eine seele XDDDD
sind aber auch süß die beiden XP
und die kissenschlacht war echt witztig und dann ruki >////< *quitsch*
einfach zum schießen das mit den ketten und dann aoi, aber der is ja immer irgentwie zum schießen, wenn der auftaucht *grins*
so wie also kai ruki zum essen abgeholt hat XDDDD
*dir n keks schenk*
LG
shimi-chan^^
Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T13:39:20+00:00 05.11.2009 14:39
oh man, die haben echt scheiß lehrer
schicken die schüler irgentwelche sinnlosen fragen zu beantworten un schlagen sich selbst die bäuche voll, so was mieses ey, echt doofe lehrer *kopf schüttel*
und dann müsse die auch noch durch dei eises kälte zu dem scheiß museum laufen, echt voll die folter, also echt....
aber das mit dem briefchen von reita, um sich zu entschuldiegen is irgentwie voll knuffig XDDDDD
aber ruki hat recht das war echt ma voll der scheiß schertz *grins*
und aoi is irgentwie komisch, das mit dem interessant, was soll für die beiden den interessant an ruki sein, nich das er nich interessant is, aber irgentwie schon suspekt... was solls *grins*
aber wer hat die beiden an den lehrer verpetzt, also aoi denk ich ma nich oder, der würd doch nich seinen freund verpetzten und kai auch net... aber wer dann????
na ja, egal *dir n keks schenk* *grins* XDDDDD
LG
shimi-chan^^
Von:  Shimizu-chan
2009-11-05T13:09:41+00:00 05.11.2009 14:09
ey man, das is echt ironie des schiksals XDDDD
oh man erst verstöst ruki gegen die regeln und macht ne hässliche vase kaput und dann spären die beiden sich noch in ne abstellkammer ein XDDDD echt zum schießen
der arme tolpatischige ruki und dann noch alles auf reita schieben, eigentlich is es ja rukis schlud er hatte ja langeweile und wollt nich mehr im zimmer rum gammeln, aber er hat auch recht mit den beiden schrägen typen XDDDDD
oh man, dieser komische marionettentyp is echt ma gruselig, aber wie reita ruki verarscht is echt net wiztig und der verstaht dann noch nich ma warum ruki sauer is *kopf schüttel* also echt der amre ruki, auf so ner scheiß klassenfahrt hätt ich auch kein bock... aber da muss er jetzt durch *grins*
LG
shimi-chan^^


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