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Daylight II

Two Lifes
von

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A friend comes back

Sasuke sah zur Uhr. Er hatte noch genau vier Minuten, um seine letzten Gedanken nieder zuschreiben. Dann wäre die Zeit um, und er hätte seine vorletzte Prüfung für dieses Semester geschafft. Sein letztes Semester!

Eilig schrieb er einige Sätze, die ihm noch zu seinem Aufsatzthema einfielen, auf, ehe er resigniert seufzte. Das war geschafft! Er packte seine Sachen zusammen, lieferte seinen Prüfungsaufsatz ab und verließ den Hörsaal.

Draußen sah er erneuert zur Uhr. Wenn er noch rechtzeitig am Flughafen sein wollte, musste er sich wirklich beeilen.

Er hatte es Naruto ja versprechen müssen, ihn abzuholen.

Über zwei Jahre hatten sie sich nicht gesehen. Eine lange Zeit, aber im nachhinein war sie schnell vergangen. Naruto und er kannten sich noch aus dem Kindergarten und waren immer gute Freunde gewesen. Eigentlich sogar die Besten. Und für Sasuke war Naruto auch der einzigste Freund, den er wollte und brauchte.

Sasuke stieg in seinen Wagen und fuhr vom Parkplatz der Universität. Er musste erst in zwei Wochen wieder hier her, was gut war, denn die Arbeit in der Firma seines Vaters nahm ihm zur Zeit sehr ein.

Doch dafür war er dankbar, denn es lenkte ihn von allen störenden Gedanken und Gefühlen ab.

Gedanken an Menschen, die er liebte.

Gedanken an Menschen, die er verloren hatte.

Gefühle für eine Frau, die gegangen war, um ihn zu schützen.

Sakura ...

Über ein Jahr war es nun her, dass sie an Weihnachten verschwunden war. Ihn zurückgelassen hatte.

Und er konnte es immer noch nicht begreifen. Das sie nicht mehr da war, und vielleicht nie zurückkommen würde ...

Aber hatte sie es nicht versprochen?

Sie würden sich wiedersehen, in diesem oder im nächsten Leben.

Ob es ihr gut ging?

Diese Frage stellte sich Sasuke immer wieder. Nicht ein Tag verging, ohne dass er an sie dachte.

Und das machte ihn einsam.

Einsamer, als er je gewesen war. Doch früher war es für ihn normal gewesen, es war ein Zustand, den er durch Überzeugung auch lebte.

Aber jetzt ...

So wie er jeden Tag an sie dachte, so wünschte er sich jeden Tag, dass er sie endlich wieder sehen würde.

Eine halbe Stunde später stand Sasuke am Flughafen.

Narutos Flug hatte natürlich Verspätung, weshalb er zum Warten verdammt war.

Die Zeit verging, ohne das etwas passierte.

"Was sitzt du hier rum wie bestellt und nicht abgeholt?", sagte plötzlich eine ihm vertraute Stimme und ein Grinsen stahl sich in das Gesicht des sonst so freudlosen Uchihas.

"Sei froh, das überhaupt noch jemand hier steht, du Idiot. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit deinen Abholer zu spielen!"

Naruto grinste über beide Ohren. "Was kannst du schon großartig zu tun haben! Außerdem gibt es nicht Wichtigeres, als eben mein Abholer zu sein!"

"Pah, redest noch den gleichen Blödsinn wie früher!"

"Und du schwingst noch die gleichen sinnlosen Phrasen!"

Sasuke grinste ein weiteres mal, als er Naruto die Hand entgegenstreckte. "Willkommen zurück."

Naruto nahm sie freundschaftlich entgegen. "Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein!"
 

"Sie ist das hübscheste und liebste Mädchen der Welt!", schwärmte Naruto, als er neben Sasuke im Auto saß und sie über den Freeway fuhren. "Sie ist klug und intelligent, und reizend und zuvorkommen, und ..."

"Gott, ich habs verstanden!", stöhnte Sasuke, der nun schon geschlagene zehn Minuten von seinem Freund hören musste, wie wundervoll dessen Verlobte war.

Naruto zog einen Schmollmund. "Da ist aber einer schlecht drauf!"

"Red keinen Quatsch, du nervst einfach nur mal wieder."

"Warts nur ab, wenn ich diesen Jetlag los bin ..."

Sasuke seufzte. "Jetlag? ... Und wann lerne ich sie kennen?"

"Nächste Woche kommt sie nach. Sie muss noch einiges erledigen und packen. Sie bringt eine Menge mit. Frauen ...", Naruto schüttelte den Kopf. "Aber Hinata ist nicht so schlimm wie andere, sie ist eigentlich ganz normal. Also sie hat nicht viele Schuhe oder sowas."

Sasuke zog die Stirn in Falten. "So so ..."

"Dann leben wir richtig zusammen, das ist so aufregend!", redete Naruto gleich weiter. "In Florida war sie zwar auch fast jeden Tag bei mir, aber sie hat noch zu Hause gewohnt. Sie ist auch ziemlich nervös, dass sie nun flügge wird."

"Flügge?", Sasuke grinste kopfschüttelnd bei der Ausdrucksweise seines besten Freundes.

"Das sagt man doch so!", verteidigte sich Naruto. Dann grinste er verschmitzt. "Und was gibt es in deiner Welt so neues? Freundin? Frau? Ex-Frau?"

"Nichts dergleichen", sagte Sasuke kühl. "Für Frauen habe ich keine Zeit."

"Ja ja, die Arbeit nimmt dich ja sooo ein, und das böse, böse Studium ..."

"Ich bin im letzten Semester und mache gerade meinen Abschluss, das ist kein Kinderspiel!"

"Für dich doch aber, du machst doch nichts anderes als über Bücher sitzen und lernen, oder eben in der Firma schuften. Warum du dir auch nie etwas Vernünftiges gesucht hast!"

"Vernünftig? So vernünftig wie deine Arbeit?"

"Ich habe einen sehr vernünftigen Beruf! Und im Gegensatz zu dir auch schon einiges erreicht! Drei Läden in Florida, und nun werde ich auch Kalifornien einnehmen!"

Naruto war vor über zwei Jahren an die Ostküste gegangen, um dort bei einem Freund in einer Surfschule zu arbeiten. Etwas später hatte er selbst einen Surfladen aufgemacht, dann kam ein zweiter hinzu und später der Dritte. Doch er vermisste seine Heimat, und nun wollte er auch hier versuchen, Fuss zu fassen. Er hatte große Pläne und das nötige Talent, sie umzusetzen.

Sasuke lachte. "Weißt du, was ich glaube? Du bist so ein verrückter Trottel, dass es klappen wird!"

Naruto verzog beleidigt den Mund. "Du bist fies wie immer! Aber ich hab dir trotzdem etwas mitgebracht!"

"Ach so?", Sasuke sah neugierig zu seinem Kumpel hinüber. "Und was?"

"Eine Karte!"

"Eine Karte? Das ist ... ja wahnsinnig ..."

"Sag mal! Es ist eine Eintrittskarte. Eine VIP-Eintrittskarte!"

"Oh ha", tat Sasuke beeindruckt. "Und für was, wenn ich fragen darf?"

"Heartless Brain!", sagte Naruto, als wäre damit alles geklärt.

"Was für ein Ding?"

Der Blonde sah Sasuke an, als wäre er ein entlaufener Verrückter. "Du kennst Heartless Brain nicht? Das kann jetzt nicht dein Ernst sein! Bist du noch bei Verstand?"

"Nun, die Freundschaft mit dir spricht eigentlich dagegen, aber ich denke doch, dass ich noch alle Tassen im Schrank habe! Und nein, ich kenne die Brains nicht!"

"HEARTLESS BRAIN!", sagte Naruto laut und langsam. "DIE Band überhaupt! Ich kenne alle Songs! Sie sind einfach nur genial!"

Sasuke runzelte die Stirn. "Hab noch nie von denen gehört!"

"Dann hörst du kein Radio, und siehst kein Fernsehen! Seit fast einem Jahr räumen die alles ab, was es gibt!"

"Also eine Newcomer-Band?"

"Tse, nichts mit Newcomern! In Florida kennt die jeder. Die werden sogar schon Übersee gehört! Und jetzt sind sie auf Tour!"

"Also ich weiß nicht, vermutlich ist das irgendeine komische Musik. Du hast manchmal einen seltenen Geschmack!"

"Das hat nichts mit Geschmack zu tun! Und sie sind soo süß ..."

Sasuke sah Naruto vollkommen perplex an. "Sie sind was?"

"Süß!"

"Du findest ..."

"Gott, Sasuke! Heartless Brain sind zwei Frauen! Mit Wahnsinns Stimmen und perfekten Aussehen und allem anderen, sie sind einfach nur großartig!"

"Und was sollen die für Musik machen?"

"Rock und Pop. Soll ich dir ein paar Songs vorspielen?"

"Nein, muss nicht sein", sagte Sasuke. "Ich muss mich aufs Fahren konzentrieren."

"Pah, dann eben nicht. Aber beim Konzert wird es dich umhauen, du wirst sehen!"

"Ich weiß nicht, ob ich dafür Zeit habe, Naruto", erklärte Sasuke, der alles andere als Lust hatte, zu irgendwelchen Brains zu gehen.

"Natürlich hast du Zeit, das steht überhaupt nicht zur Debatte! Wir haben uns zwei Jahre nicht mehr gesehen, da wirst du ja wohl übermorgen mit mir ..."

"Übermorgen schon?"

"Japs", Naruto grinste. "Und laut deinen Angaben am Telefon ist übermorgen zufällig auch dein freier Tag, nicht wahr?"

"Ja, aber ..."

"Kein aber, sonst geh ich dir solange auf die Nerven, bist du eingeliefert werden musst! Außerdem ist es nur ein Abend, da wirst du doch wohl mal mit mir feiern gehen können! Zwei Stunden Konzert und dann holen wir uns ein persönlich signiertes Autogramm ab!"

"Super ... ich freue mich schon riesig ...", sagte Sasuke genervt.

Das konnte ja was werden!

A signature for my old stick, please

Naruto saß in Sasukes Wohnzimmer und seufzte. Allerdings nicht zum ersten Mal. Vor ihm stand eine Tasse Tee, die mittlerweile längst leer getrunken war.

"Brauchst du noch lange?", rief er laut, damit Sasuke es in seinem Schlafzimmer auch hören konnte.

"Natürlich, du bist ja auch eine ganze Stunde zu früh!", schnauzte Sasuke zurück, da Naruto ihn geradewegs aus der Dusche geholt hatte und nun auch noch hetzte.

Naruto seufzte erneuert und stand auf. Er war noch nie bei einem Live Konzert von Heartless Brain gewesen, und dementsprechend war er auch aufgeregt.

Er lief in die Küche und füllte sich einen Kaffee ein, mit dem er dann ins Wohnzimmer zurückkehrte. "Du hast eine riesen Wohnung", rief er feststellend. "Wozu brauchst du soviel Platz?"

"Lass mich meine Wohnung haben und bleib auf der Couch sitzen!", kam es genervt zurück.

Naruto murrte, doch ans Hinsetzen wollte er nicht denken. Er lief die Regale und Schränke ab und suchte nach persönlichen Dingen des Uchihas. Er fand sogar ein Foto seiner Mutter, und eines von ihm und Itachi, als sie noch klein waren. Andere Dinge gab es allerdings kaum, die etwas über den Uchiha preisgaben.

Naruto setzte seine Untersuchung fort und öffnete eine weitere Tür, die scheinbar ins Gästezimmer führte. Allerdings waren dort die Jalousien runtergelassen, so dass sich Naruto Licht anmachen musste. Er sah sich um, als er vor Schreck fast seine Tasse fallen ließ ...

"Sasuke!", rief er schockiert. "Sag mir jetzt nicht, dass das war ist!"

Sasuke kam genervt aus dem Schlafzimmer und folgte Narutos Stimme.

"Was machst du hier drinnen, schnüffelst du immer in den Wohnungen anderer rum?"

"Ich werde es nie wieder tun, wenn ich dann die Vorlieben meiner besten Freunde feststellen muss!"

"Die was?"

"Du verkleidest dich als Frau, stimmts?", Naruto klang, als wäre er den Tränen nahe.

Sasuke sah ihn hingegen nur perplex an. Dann folgte er Narutos Blick und sein Gesicht verzog sich zu einer traurigen Grimasse.

"Red keinen Schwachsinn, das Kleid gehört nicht mir", meinte er kühl und ging aus dem Zimmer in die Küche.

Jetzt brauchte er Kaffee.

Er hatte Sakuras Abendkleid vor Monaten an den Schrank gehangen.

Und seit dem war er nicht mehr ins Gästezimmer gegangen.

Naruto kam zu ihm in die Küche und setzte sich ihm gegenüber. "Dann lebt also eine Frau mit dir hier?", fragte er schelmisch.

Sasuke schüttelte den Kopf. Er hatte Naruto nie von Sakura erzählt. Und er hatte es eigentlich auch nicht vor.

"Warum hängen dann die Kleider in deinem Gästezimmer? Du veräppelst mich doch! Ich bin dein bester Freund, Herr Uchiha! Du hast mir was verschwiegen, stimmts?"

Sasuke stöhnte verärgert. Konnte man ihn nicht mit diesem Thema in Ruhe lassen?

"Du weißt, dass ich dich bis zum letzten Nerven werde, wenn du es nicht freiwillig sagst!"

"Soviel Zeit hast du nicht, wir müssen bald los!"

Naruto lachte. "So gerne ich Heartless Brain höre, aber ... du bist mein bester Freund, und dein Leben ist mir wichtiger, als eine Band. Und scheinbar macht dich das Thema traurig."

"Du redest nach wie vor Stuss! Ich bin mit Sicherheit nicht traurig!", Sasuke wollte wütend und abweisend klingen, aber es war eher ein albernder Versuch seine Gefühle zu verstecken.

Naruto schwang mit seinem Zeigefinger vor Sasuke herum. "Reden ist keine Sünde. Und nun sag mir, wer sie ist!"

"Ein Mädchen", sagte Sasuke knapp. "Aber es ist schon lange her."

"Wie lange?"

"Mehr als ein Jahr."

"Und dann hast du noch immer ihre Sachen ordentlich im Schrank hängen?"

Sasuke zuckte mit den Schultern. "Sie sagte, sie würde vielleicht zurückkommen."

Naruto war er erstaunt. "Und du wartest? Du wartest tatsächlich? Der ach so stolze Sasuke Uchiha wartet auf ein Mädchen? Hat sie dich verlassen? Wo kam sie her? Wo ging sie hin? Ein wenig wirst du doch wohl erzählen können! Ich werde ja wohl nicht davon umkippen!"

Sasuke musste leicht grinsen. "Sie ist gegangen. Zu Weihnachten. Hat mir Drogen in den Tee gemischt und ist verschwunden. Sie sagte, dass sie mich schützen musste. Sie hatte Probleme, einige sogar, und keine Kleinen. Sie kam aus Watts, hat da auf der Straße gelebt. Ihre beste Freundin war eine Freundin meines Bruders und ich musste sie aufnehmen, als es ihr nicht besonders gut ging. Aber sie hatte einige Kerle an die Polizei ausgeliefert, und dafür sollte sie zahlen. Also verschwand sie. Das wars."

Naruto sah Sasuke mit offenen Mund an. "Oh ...", entfuhr es ihm.

"Jetzt guck nicht so."

"Ein Straßenmädchen, und Verbrecher, und sie wollte dich schützen ... ich hab so einiges erwartet, aber nicht DAS!"

Sasuke zuckte mit den Achseln.

"Erzähl mir alles!"

Sasuke sah Naruto skeptisch an. "Wozu?"

"Weil ich es wissen will! Du hast nie ein Wort über sie verloren!"

Und so blieb Sasuke nichts anderes übrig, als seinen Freund die ganze Geschichte zu erzählen.
 

Als die beiden im Auto saßen, sagte Naruto noch immer kein Ton. Er schwieg vor sich hin und schien nachzudenken. Ab und an seufzte er resigniert.

"Das du mir nie davon erzählt hast ...", begann er schließlich.

Sasuke erwiderte darauf nichts.

"Hast du sie gesucht? Was ist mit Itachi, hat er von Temari etwas gehört gehabt in der ganzen Zeit?"

Sasuke schüttelte den Kopf. "Nein, ich hab sie nicht gesucht. Und Itachi hat nichts von Temari gehört."

"Wie geht es ihm?"

"Keine Ahnung, er macht seine Arbeit. Wir haben uns schon länger nicht gesehen."

Naruto schwieg wieder, aber nicht für Lange. "Sie wird bestimmt wieder kommen!"

Nun war es Sasuke, der seufzte. "Vielleicht."

"Nein, nicht vielleicht! Ich bin mir absolut sicher, dass sie wiederkommt! Aber was wirst du dann tun?"

Sasuke überlegte. Darüber hatte er schon oft nachgedacht. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was passieren wird, wenn ich ihr gegenüberstehen könnte. Was ich ihr sagen würde. Was sollte ich auch sagen? Was könnte ich sagen ..."

Naruto sah Sasuke traurig an.

"Das wirst du dann wissen."

"Aber wann ist dann ..."

Darauf wusste Naruto auch keine Antwort.
 

"Wollt ihr noch einen?", rief Holly, als sich das Konzert dem Ende zu neigte und Heartless Brain ihren eigentlich letzten Song gesungen hatten.

Das Rufen der Menschenmasse war kaum misszuverstehen.

Ja, man wollte noch einen!

"Dann nur für euch!", rief die Blonde und sah ihre Bandkollegin an, um den Song abzustimmen.

Und so spielte man den schlussendlich letzten Song.

Eine Viertelstunde später gingen die beiden Sängerin von Heartless Brain unter Jubel von der Bühne.

Naruto sah Sasuke sofort mit riesigen Augen an. Die beiden hatten ganz vorne in der ersten Reihe gestanden, und dem Uzumaki standen fast Tränen der Begeisterung in den Augen. "Wir müssen uns beeilen!"

Sasuke schüttelte dn Kopf, weil man kaum ein Wort verstand. "Ich geh erst an die frische Luft, du kannst dir ja dein Autogramm holen!"

Naruto nickte. Er war viel zu aufgebracht um jetzt mit dem Dickschädel zu diskutieren. Dann musste er ihm eben eins mitbringen.

"Vorsicht, lasst mich mal durch", rief er und schlängelte sich durch die Massen, um nicht letzter zu werden. Sasuke würde vermutlich wahnsinnig werden, wenn er jetzt noch lange warten musste. Obwohl Naruto festgestellt hatte, dass der Uchiha scheinbar etwas Spaß gehabt hatte. Er hatte zwar nicht wie der Blonde selbst gebrüllt und geschrien, aber ab und an hatte sich ein Grinsen in seinem Gesicht gezeigt.

Wenn das nicht schon mal etwas war!

Also Naruto sämtlichen Bodyguard seinen VIP-Pass gezeigt hatte, schaffte er es endlich an eine noch nicht allzu lange Schlange zu stehen. Nervös tapste er von einem Bein aufs andere. Er hatte Heartless Brain noch nie live gesehen. Was sollte er sagen? Würde er überhaupt ein Wort raus bringen können? Würde er sich verplappern?

"Für wen soll ich unterschreiben?", fragte plötzlich eine freundliche Stimme, und unter Kreischen merkte Naruto, dass er direkt vor Holly stand, sein Star überhaupt! Warum war das so schnell gegangen? Warum war er schon dran? Er hatte doch noch gar keine ultimativen, coolen Sätze überlegt.

"Ich, ähm , ich ..."

Holly lachte, und Naruto kippte dabei fast um. Sie war so umwerfend!

"Wie heißt du, hm?"

"Naruto? Naruto ... ja ja bitte einmal für N-a-r-u-t-o!"

Holly schrieb seinen Namen und unterschrieb die Autogrammkarte. "So, bitte sehr."

"Und könntest du mir noch eine geben? Für meinen Kumpel? Bitte?"

Holly grinste. Das war vielleicht ein komischer Vogel. "Na sicher", sie nahm eine nächste Karte und wartete auf den Namen.

"Schreib einfach Für ... Sasuke ..."

Holly lächelte und schrieb den Namen. Doch als sie schrieb zitterte ihre Hand und sie musste gleich danach innehalten.

"Alles okay?", fragte Naruto, der das Ganze mitbekommen hatte.

Holly nickte und lächelte. "Bitte schön, für dich und deinen Freund ..."

Naruto nahm die beiden Autogrammkarten begeistert entgegen und stakste davon.

"Brandi?", wandte sich die Blonde an ihre Bandkollegin.

"Was ist? Willst du ...", Brandi sah ihre Freundin irritiert an, als diese von ihrem Stuhl aufstand.

"Ich muss kurz raus, mach alleine weiter ja? Ich muss ... bis nachher ...", dann schob sie ihren Stuhl beiseite und verließ die Autogrammstunde.

Verwirrte Fans sahen ihr besorgt nach.

Holly ging durch die Sicherheitsabsperrung und einige Treppen nach oben, um auf dem Dach frische Luft zu schnappen. Ein Name, es ist doch nur ein Name, sagte sie sich immer wieder.

Doch sie zitterte weiter und ihre Nerven ließen sich nicht beruhigen.

"Nur ein Name ...", sie öffnete die Tür aufs Dach. Ein seltsames Gefühl überkam sie. Was würde sie dort erwarten?

Doch als sie auf die andere Seite sah, wo ein junger Mann an der Brüstung stand, den Rücken ihr zugewandt, da wusste sie, was sie erwarten würde.

Sie hatte es so oft gehofft, so lange davon geträumt ... und soviel Angst davor gehabt.

Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, als sie den Rücken des Mannes betrachtete, sein Haar im sommerlichen Abendwind wehte ... Er war es, unverkennbar.

Sie sah ihn wieder.

Nach so langer Zeit.

An einem Ort wie diesen.

Was war das für ein Zufall? Konnte es Zufall sein?

Sie nahm ihren restlichen Mut zusammen und ging zu ihm, ließ sich gegen die Brüstung lehnen und sah zur untergehenden Sonne.

Erst jetzt bemerkte Sasuke die Person, und überrascht stellte er fest, dass es die Sängerin von Heartless Brain war.

Und sie weinte?

"Alles klar?", sagte er und wandte wieder den Blick, obwohl er es kaum schaffte. Sie fazinierte ihn. Sie hatte eine unvergleichliche Präsenz. Und es kam ihm so vertraut vor.

Seltsam.

Holly nickte und wischte sich über die Augen.

"Ich denke, ihr gebt Autogramme? Mein Kumpel war ganz scharf drauf."

Wieder nickte sie. Sie brachte kein Wort heraus. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Und sie hatte Angst, dass sie überhaupt nicht sprechen konnte, weil es ihr die Kehle zuschnürte.

"War kein schlechtes Konzert", bemerkte Sasuke, weil ihm die Situation sehr komisch vor kam. Warum stand die Frau hier? Wie kam sie her? Und was machte sie überhaupt hier?

"Danke", wisperte Holly, doch ihre Stimme zitterte noch immer.

"Interessante Texte", bemerkte Sasuke und sah verloren in den Himmel. Doch eigentlich waren es für ihn traurige Texte gewesen. Texte, die ihn an die Dinge erinnerte, die er eigentlich nicht ständig in Gedanken haben wollte.

"Findest du?", Holly schluckte. Ihre Kehle war trocken und brannte.

Sasuke nickte. "Interessant, und traurig. Manche nicht, aber einige ..."

"Wie das Leben, nicht ...?"

Sasukes Augen weiteten sich ein wenig. "Stimmt. Wie das Leben."

Sasuke seufzte und wandte sich zum Gehen. Die ganze Atmosphäre belastete ihn. "Na dann ..."

Er drehte sich um und ging, als er hörte, wie sich auch die junge Frau umdrehte.

"Warte bitte, ich ...", und wieder fehlten die Worte. Was sollte sie tun? Warum brachte sie es nicht fertig, zu sprechen? Was war mit ihr nur los? Sie musste doch nur ein paar Worte herausbringen, es endlich sagen ...

Aber sie konnte nicht, und Sasuke wartete nicht länger. Er ging zur Tür zurück, und dann war er verschwunden.

"Es ... tut mir so leid, Sasuke", sagte Holly endlich, doch es war zu spät. Er konnte es nicht mehr hören.
 

Eine Stunde später waren die beiden Frauen von Heartless Brain in ihrem Hotelzimmer. Gerade hatten sie ihren Manager verabschiedet, der noch einiges hatte bereden wollen.

"Ich kann nicht mehr", stöhnte die Blonde, griff sich in die blonden Haare und zog die Perücke vom Kopf, sodass ihr ihre langen rosa Haare über die Schultern fielen.

"Ich auch nicht, meine Stimme ist schon richtig heiser!", sagte ihre Kollegin, die nun ihre schwarzen Haare ablegte. "Was war mit dir vorhin los, Sakura?", wollte Temari endlich wissen.

"Ich ... ich hab Sasuke gesehen ...", wisperte Sakura und zog sich die Jacke aus, die sie anfangs auf der Bühne getragen hatte.

Temari verschlug es fast den Atem. "Was? Wo?"

"Auf dem Dach, als ich frische Luft schnappen gehen wollte. Wir haben kurz geredet."

"Hat ... hat er dich ..."

"Nein", Sakura schüttelte traurig den Kopf. "Nein, er hat mich nicht erkannt. Ich wollte ... wollte es ihm sagen, aber ... ich habs nicht gepackt!"

"Dann musst du zu ihm! Du kannst es nicht länger aufschieben! Du hast gesagt, wenn wir zurück sind ... und wir sind jetzt zurück! Wir sind wieder daheim, da wo wir hin gehören! Du quälst ihn, und du quälst dich! Dabei könntet ihr beide glücklich werden!"

Sakura sah Temari traurig lächelnd an. "Könnten wir? Ich weiß doch nicht einmal, ob er ... was, wenn er mich hasst? Wenn er mich gar nicht mehr sehen will! Ich habe ihn damals verlassen, ich bin einfach abgehauen!"

"Aber aus gutem Grund! Sie wussten, dass du bei ihm gewohnt hast! Sie hätten vor nichts zurückgeschreckt! Vielleicht hätten sie euch beide getötet! Du wolltest ihn doch nur beschützen!"

"Aber ... vielleicht hätte ich mich irgendwie melden müssen, es ihm besser erklären ..."

Temari schüttelte den Kopf. "Nein, aber jetzt kannst du es tun! Du hast die Männer hinter Gitter gebracht! Sie sind in Florida und werden hier nie wieder her kommen! Jetzt steht euch alles offen!"

"Tut es das? Er ist immer noch der Erbe von UchihaIndustries! Sein Vater wird mich nicht akzeptieren, und was wenn er ihn vor die Wahl stellt? Ich kann von Sasuke nicht verlangen, dass er sich gegen seine Familie stellt!"

"Sein Vater kennt dich doch aber nicht! Und überleg doch, wer du bist! Was du erreicht hast! Du bist berühmt, du bist ein Star geworden!"

"Holly ist berühmt", sagte Sakura trocken und sah zu den blonden Haaren auf der Couch. "Sakura ist die gleiche wie früher. Ein Nichts. Und das wird sich nicht ändern. Das kann es nicht. Denn wir können niemanden sagen, dass wir Heartless Brain sind! Wenn die Menschen wüssten, woher wir wirklich kommen, dann wäre aller Zauber vorbei. Denk nur an die Presse, die Journalisten ... die Geschichten, die auftauchen würden. Man würde in unserer Vergangenheit wühlen, alles ausgraben. Man würde denen auf den Leib rücken, die wir lieben und beschützen wollen ..."

Temari nickte langsam. Das stimmte. Heartless Brain durfte nie mit ihnen in Zusammenhang gebracht werden. Es durfte nicht passieren. "Trotzdem musst du zu ihm gehen."

Sakura ließ sich auf die Couch nieder. "Ja ... ja ich weiß. Aber ... was soll ich ihm sagen? Ich müsste ihn anlügen! Und das immer und immer wieder."

"Nein, ich würde ihn die Wahrheit sagen. Vielleicht nicht sofort. Aber irgendwann musst du es tun."

"Ich weiß nicht ... er wird fragen, warum ich nicht eher zurückgekommen bin!"

"Dann sag es ihm. Sag ihm, dass du dein Leben in den Griff kriegen wolltest, um irgendwann einmal an seiner Seite leben zu können. Dass du mehr sein wolltest, als das Mädchen von der Straße, dass nichts kann. Sag es ihm, wie es ist! Wenn er dich liebt, dann wird er es verstehen!"

Sakura nickte betrübt. "Ja, du hast vermutlich recht."

"Natürlich habe ich recht."

"Was ist mit Itachi?"

Temari grinste. "Ich hoffe, das alles okay mit ihm ist. In seinem letzten Brief klang er sehr melancholisch. Ich hoffe, ich erschrecke ihn nicht zu sehr, wenn ich plötzlich vor seiner Tür stehe."

"Willst du noch heute gehen?"

Temari nickte. "Es gibt keine andere Zeit. Es gibt nur das heute, alles andere ist egal. Und ich will es ausnutzen, egal was passiert."

"Wirst du ihm die Wahrheit sagen? Über Heartless Brain?"

Temari nickte. "Natürlich, aber heute wäre zu früh. Wenn die Zeit ran ist, dann bestimmt. Wichtig sind im Moment ganz andere Dinge."

"Was meinst du?"

"Dass ich ihn endlich wieder sehe, dass ich bei ihm sein kann, seine Stimme höre ... alles andere zählt nicht. Ich will ihm danken, ihm sagen, was ich für ihn empfinde, was er mir bedeutet. Und dass ich trotz der großen Entfernung und der langen Zeit ihn nur noch mehr liebe. Und du solltest das Gleiche machen! Du solltest jetzt zu ihm gehen. Es ist abends, und er ist vermutlich zu Hause. Du musst die Dinge wagen. Weißt du noch, was du mal zu mir gesagt hast?"

Sakura schüttelte den Kopf. "Ich habe dir mit Sicherheit schon vieles gesagt."

"Du hast gesagt, dass uns unser Verstand vielleicht sagen kann, was wir unterlassen müssen, aber nur unser Herz uns sagt, was wir tun sollen! Das sind deine Worte, also solltest du auch nach ihnen handeln! Denke nicht weiter nach, sonder tu nur das was dein Herz dir sagt. Alles andere ist unwichtig! Im Moment zählt nur das! Und verzeihe dir selbst, sonst kannst du es von anderen nicht erwarten! Was du getan hast, hast du aus Liebe getan! Alles, was geschehen ist, geschah nur aus Liebe! Geh zu ihm und sag ihm, dass du ihn liebst!"

Sakura vergrub ihr Gesicht in den Händen. "Du hast recht, ja ..."

"Worauf wartest du dann noch?"

Sakura richtete sich langsam auf und sah Temari an. "Was würde ich ohne dich machen, hm?"

"Vermutlich gar nichts, denn im Moment kriegst du ja alleine nichts auf die Reihe. Und nun zieh dich um, und dann verschwinde. Wozu haben wir denn den Hinterausgang?"

Sakura nickte, doch ehe sie in ihr Schlafzimmer verschwand, drückte sie die Blonde noch einmal fest an sich. "Ich danke dir, für alles."

A reunion

Sakura saß im Taxi und schaute aus dem Fenster. Draußen regnete es in Strömen, was nicht verwunderlich im Frühling war. Den Schnee hatten sie endlich überstanden, die kalten Temperaturen wurden milder.

Als das Taxi hielt bezahlte sie ihren Fahrer und stieg aus. Sie stand vor dem riesigen Wohnhaus, in dessen obersten Stock Sasukes Wohnung lag. Sie hoffte zumindest, dass er noch hier wohnte, obwohl Temari andernfalls sicher etwas von Itachi gehört hätte.

Angst überkam sie. Was würde jetzt passieren? Wie würde er reagieren? Würde er sich freuen, oder ihr die Tür vor der Nase zu werfen? Sie konnte ihm letzteres nicht einmal verübeln.

Wie würde sie reagieren, wenn die Situation anderes herum gewesen wäre? Was würde sie in dem Moment tun?

Sakura schüttelte gedankenverloren den Kopf. Darauf wusste sie keine Antwort.

Langsam setzte sie einen Fuß vor den nächsten. Der eigentlich kurze Weg kam ihr unendlich lang vor, und ihre Beine fühlten sich schwerer an als jemals zuvor.

Sie erreichte das Wohnhaus und trat ein. Ein Portier saß wie früher an seinem Platz und Sakura stellte überrascht fest, dass es der selbe alte Mann von damals war.

Als er sie erkannte, machte er große Augen, stand auf und kam auf sie zu.

"Fräulein Haruno, sind sie es wirklich?", fragte er verdutzt.

Sakura nickte langsam.

"Ich freue mich, sie wiederzusehen. Es ist lange her!"

"Ja", sagte Sakura matt. "Ein Jahr und drei Monate ..."

"Solange ... aber ich will sie gar nicht länger aufhalten, sie wollen gewiss zu Herr Uchiha?"

Sakura lächelte zustimmend.

"Dann gehen sie nur, er ist seit einer halben Stunde zu Hause."

"Danke", Sakura nickte dem alten Portier noch einmal zu, ehe sie in den Aufzug verschwand.

Ihr Herz klopfte wie wild, als sie sich dem 12. Stock näherte, und als der Fahrstuhl hielt, setzte es scheinbar für eine Sekunde aus. Ihre Beine zitterten heftig, als sie nach ihrer Tasche griff und den Aufzug verließ.

Nur noch wenige Meter trennten sie jetzt von dem Menschen, den sie wie noch nie jemanden in ihrem geliebt hatte. Und noch immer liebte, denn ihre Gefühle waren stärker als je zuvor.

Aber auch ihre panische Angst.

Für einen Moment überlegte sie umzudrehen, aber sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Feigheit.

Eine halbe Minute später stand sie vor der Wohnungstür, den zitternden Finger an der Klingel. Sollte sie? Oder sollte sie vielleicht warten, auf einen besseren Moment ...

Sakura seufzte und betätigte den Knopf.

Jeder Muskel in ihrem Körper schien starr geworden zu sein. Sie traute sich vor Anspannung kaum zu atmen.

Doch niemand öffnete.

Plötzlich verließ sie jeder Mut und Sakura machte auf dem Absatz kehrt. Wenn er schlief, war es besser, ihn nicht zu wecken. Vielleicht sollte sie auch zuerst anrufen, oder über Itachi ..."

"Ja?", sagte mit einmal die kalte Stimme des Uchihas und Sakura blieb abrupt stehen. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, so dass sie nicht mitbekommen hatte, wie er die Tür geöffnet hatte.

"Was denn? Wer sind ..."

Doch Sasuke versagte die Stimme, als sich Sakura langsam zu ihm umdrehte und in die Augen sah.

Die Sekunden vergingen und keiner sagte auch nur ein Wort. Beide standen sie sich gegenüber und sahen sich in die Augen, die beide gleich traurig dreinblickten.

Sakura verfluchte sich. Was hatte sie ihm angetan? Warum war alles nur so gekommen? Und warum konnte sie nicht endlich sagen, wie leid ihr alles tat? Warum war ihre Kehle trocken, ihr Herz am rasen, ihr Verstand am durchdrehen?

Und warum überkam sie eine so unendliche Traurigkeit, wenn sie ihn anblickte.

"Lange her", sagte Sasuke plötzlich.

Sakura erstarrte zur Salzsäure, als sie seine kühle, tonlose Stimme hörte.

Er hasste sie!

Die junge Frau nickte leidlich und sah zu Boden. Was hatte sie auch erwartet? Das er sie in die Arme nehmen würde? Dass er sagen würde, jetzt wäre alles gut?

"Bitte ...", begann Sakura und kämpfte mit den Tränen. Ihr ganzer Körper bebte, sie spürte den Schweiß auf der Stirn und die Kälte um sie herum. Die Kälte die von ihm ausging.

Die er ihr entgegenbrachte.

"Ich ...", Sakura sah ihn für einen Moment an. Doch dann überrollten sie die Gefühle und sie kniff weinend die Augen zusammen. "Bitte verzeih mir, ich habe dich verletzt! Ich wollte das alles nicht, aber ...", sie schüttelte vor Erregung den Kopf, traute sich aber nicht ihn anzusehen. "Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte! Das alles hätte nicht passieren dürfen! Ich hätte dir nicht die Drogen in den Tee mischen dürfen und einfach abhauen, und die Männer hätten nie rausfinden dürfen, dass ich hier bin, sie hätten nie das machen dürfen, was sie getan haben ... und ich ... ich hätte mich niemals ... niemals in dich verlieben ... dürfen ...", die letzten Worte kamen nur noch einzeln aus Sakuras Mund. Tränen fielen zu Boden und Sakura spürte, wie sie langsam den Boden unter den Füßen verlor.

Es war raus. Nun lag es an ihm ...

Sakura wischte sich über die Augen, ohne den Blick vom Boden zu nehmen. Noch immer traute sie nicht, ihm in die Augen zu sehen, aus Angst, darin die Verachtung zu erkennen, die sie verdient hatte.

Sie verachtete sich selbst.

Sie wollte ihn schützen, aber das Opfer, dass sie brachte, ließ ihn leiden.

Das hatte sie alles nicht gewollt.

Und dennoch hatte sie das alles getan.

Wie sollte sie sich da verzeihen können?

Wie sollte er ihr jemals verzeihen können?

Sakura griff fester nach ihrer Tasche. "Entschuldige ... ich ... es ist besser, wenn ich gehe ..."

Sakura drehte sich um. Sie war so feige. Sie hatte es nicht geschafft, ihm ehrlich in die Augen zu blicken.

Was war sie nur für ein Mensch ...

Doch plötzlich spürte sie, wie er sie von hinten umarmte, sie festhielt, als wolle er sie nie mehr gehen lassen.

Geschockt hielt sie in ihrer Bewegung inne.

Alles in ihr schnürte sich zu, schmerzte und erstarrte. In ihren Augen sammelten sich erneuert die Tränen, als sie sich zu ihm umdrehte und in seine dunklen Augen blickte.

Er sah sie traurig an, fast schmerzhaft, aber es lag ein gewissen Leuchten in seinen Augen.

"Ich ...", doch weiter kam sie nicht, als er seine Lippen auf ihre legte und sie zärtlich küsste.

Für Minuten, so schien es Sakura, standen sie einfach nur da, Arm in Arm.

Nie hätte sie geglaubt, dass das passieren könnte.

Sie hatte es nicht zu hoffen gewagt, in all den langen Monaten.

Und nun war es geschehen.

Sie lag in seinen Armen, in den einzigen Armen, in denen sie je liegen wollte.

Sie hatte ihn geküsst, den Einzigen, den sie je küssen wollte.

Und es war kein Traum. Keine Fiktion, keine Erzählung mit ausgedachten Happy End.

Es war einfach nur ihr Leben.

"Wollen wir rein, oder muss ich Angst haben, dass wenn ich dich loslasse, du wieder verschwindest?", fragte Sasuke und holte sie damit zurück in die Realität.

Sakura schüttelte den Kopf. "Nie wieder", sagte sie sanft lächelnd.

Er nickte und strich ihr die Tränen von den Wangen. "Das würde ich auch nicht zulassen."

Sakura sah ihn mit ihren smaragdgrünen Augen gerührt an. "Kannst du mir ... irgendwann verzeihen?", wisperte sie und vergrub ihr Gesicht in seinem Pullover.

"Es gibt nichts zu verzeihen", sagte Sasuke leise. "Du hast das getan, was du für das sicherste gehalten hast, und vermutlich war es auch das einzig Richtige. Auch wenn ich dir gerne geholfen hätte ..."

"Du hast mir geholfen, jeden Tag ... bis heute ..."

Sasuke lächelte etwas, ehe er sich mit ihr zusammen umdrehte. "Lass uns reingehen, du bist klitschnass. Du holst dir noch was weg."
 

Eine Stunde später lag Sakura in Sasukes Armen, dick eingekuschelt in warme Wolldecken. Sasuke hatte natürlich wissen wollen, was alles passiert war, aber Sakura hatte ihn gebeten, erst einmal nicht darüber zu reden. Sie hatte ihm nur gesagt, dass die Männer in Florida im Gefängnis saßen und es dauernde würde, bis sie je wieder frei sein würden, wenn überhaupt. Alles andere wäre im Moment unwichtig.

Stattdessen hatte er von sich erzählen müssen. Von seinem Studium, das fast beendet war, von seiner Arbeit und sogar von seinem besten Freund, der auch aus Florida zurückgekommen war.

"Vielleicht kennst du ihn", grinste Sasuke.

Sakura lachte leise. "Sicher, Florida ist ja auch ein klitzekleiner Staat mit nur einem Dorf, wo sich jeder und alles kennt."

Sasuke lächelte. "Du wirst ihn mögen. Er ist zwar ein Chaot, aber hat das Herz am rechten Fleck."

Die Rosahaarige nickte. "Das werde ich bestimmt."

"Wo wohnst du jetzt?", wollte Sasuke wissen, denn ihm gefiel der Gedanke nicht, dass sie wieder auf der Straße leben könnte.

"In einer kleinen Absteige, mit Temari zusammen. Wir werden uns wohl eine Wohnung in den nächsten Tagen suchen", bog sie die Wahrheit etwas zurecht. Sie konnte unmöglich sagen, dass sie ein exklusives Apartment bewohnte.

"Nicht mehr auf der Straße, ja?"

Sakura schüttelte müde den Kopf und ließ ihn auf Sasukes Brust sinken. "Nein, wir haben gearbeitet und etwas gespart. Wenn ich eine Wohnung gefunden habe, werde ich mich nach einen Job umsehen."

"Du könntest einfach hier bleiben ...", sagte Sasuke leise.

Sakura schwieg. Der Gedanke, mit Sasuke zusammen zu leben, war wunderschön, aber kaum umzusetzen. "Sasuke?", begann sie zögerlich.

"Hm?"

"Ich habe mir viele Gedanken gemacht ... auch über uns ... und deine Familie, vor allem deinen Vater. Wenn er Itachi raus geworfen hat, weil er einen anderen Weg gegangen ist ... dann glaube ich kaum, dass er akzeptiert, wenn jemand wie ich bei dir bin ..."

Sasuke schwieg. Er hatte bisher nicht weiter darüber nachgedacht, aber Sakura hatte vermutlich recht ... genau das würde sein Vater tun. Es nicht akzeptieren. Er war schon immer der Meinung gewesen, dass es bessere Menschen gab und schlechtere. Und er und seine Familie zählte er zu den Besseren, die sich nicht mit den schlechteren einlassen durften.

"Wenn dein Vater mich hier sehen würde, wenn ich bei dir wohnen würde ... er würde es bestimmt nicht wollen. Und er ist ... eben dein Vater."

Sasuke fehlten im ersten Moment die Worte. Sie hatte recht. Sein Vater würde nur eine ebenbürtige Frau gleichen sozialen Standes und mit Vermögen an der Seite seines Sohnes akzeptieren. Alles andere könnte dem Ruf der Firma schaden ...

Und in diesem Augenblick verfluchte Sasuke seinen Vater und die Firma.

"Es ist mir egal!", sagte er fest.

Sakura schüttelte sachte den Kopf. "Aber er ist doch dein Vater, und er ... wenn er ..."

"Mich enterbt, so wie Itachi? Soll er doch!"

"So etwas darfst du nicht sagen! Du hast so hart dafür gearbeitet, soviel dafür aufgegeben ..."

Sasuke schloss die Augen. Ja, das war Wahr. Er hatte für die Firma, für seinen Vater alles getan. Er wollte nur deswegen immer der Beste sein, und war immer der Beste gewesen. Er hatte jedes erdenkliche Opfer gebracht.

Doch Sakura würde er nicht opfern!

"Ich habe für ihn zuviel aufgegeben, und das wird mir erst jetzt klar. Sollte er noch mehr verlangen, dann werde ich gehen. Er muss mich nicht hinauswerfen."

"Nicht für mich, Sasuke! Das bin ich nicht Wert!", sagte Sakura aufgebracht. Sie wollte nicht der Grund sein, das Sasuke alles verlor, was er sich erarbeitet hat. Sie war kaum wieder da, da stiftete sie die nächste Unruhe!

Sasuke sah das Mädchen bedrückt an.

"Du bist die Einzige, die es Wert wäre, das zu tun", sagte er unmissverständlich.

Sakura sah den Schwarzhaarigen fassungslos an. Meinte er es ernst? Oder sagte er das nur so, ohne wirklich zu überlegen.

Doch Sakura sah die Entschlossenheit in seinen Augen.

Er meinte, was er sagte.

Wieder sammelte sich Tränen in ihren Augen. Aber nicht, weil sie traurig war.

Sondern weil es der größte Beweiß der Liebe war, den Sasuke ihr geben konnte.

Sie lehnte ihren Kopf wieder auf seine Brust und kuschelte sich bei ihm ein.

Es gab Zeiten, da waren Worte unangebracht.

Und es gab Zeiten, da waren Worte nicht nötig.
 

Es war bereits Tag, als Sakura durch die hereinfallenden Sonnenstrahlen geweckt wurde. Erholt richtete sie sich auf und sah sich um. Sie befand sich in Sasukes Schlafzimmer, aber von dem Schwarzhaarigen war nichts zu sehen.

Ein Blick zu Uhr verriet ihr, dass es fast Mittag war.

Warum hatte sie nur solange geschlafen? Das war schon ewig nicht mehr vorgekommen.

Aber heute hatte sie einen freien Tag, und wenn etwas war, konnte man sie ja auch anrufen.

Sakura ließ sich zurück aufs Bett fallen. Sie schloss genüsslich die Augen. Im Moment schien ihr Glück vollkommen. Sie war wieder bei dem Mann, den sie über alles liebte, alles andere war nicht wichtig.

Höchstens, wie es Temari ergangen war!

Sakura richtete sich wieder auf und schnappte sich aus ihrer Tasche ihr Handy. Sie entschied sich, ihrer Freundin lieber zu schreiben, anstatt anzurufen. Stören wollte sie nicht, falls es etwas zu stören gab ...

Hastig tippte sie die Worte in ihr Display und verschickte die SMS. Sie hatte nur gefragt, ob bei ihr alles ok war und ob sie sich heute noch im Hotel sehen würden.

Keine Minute später kam schon die Antwort. Darin war Temari immer schnell.

Sakura öffnete die Mitteilung und las Satz für Satz.

Bis auf den letzten, den sie dreimal lesen musste.

Sie sah zur Uhr und erschrak. Temari hatte geschrieben, dass sie mit Itachi gegen 12 Uhr kommen würde. Und nun war es schon halb 12.

Sakura sprang hastig aus dem Bett und rannte zur Tür, die im gleichen Moment jedoch geöffnet wurde, so dass sie gegen Sasuke prallte und zu Boden gegangen wäre, wenn er sie nicht aufgefangen hätte.

"Oho, hast du mich vermisst?", grinste er vielsagend.

Sakura rappelte sich auf und sah ihn an. "Du hast mir nicht gesagt, dass sie gleich hier sind! Sind meine Sachen schon trocken?"

Das war im Moment das Wichtigste, da Sakura nur in Unterwäsche herumlief.

Sasuke grinste breit und musterte sie von oben bis unten. "Wozu die Sachen?", fragte er zweideutig.

"Sasuke, dein Bruder und Temari kommen in einer halben Stunde! Soll mich Itachi so rumrennen sehen?"

"Itachi kommt?", erst jetzt realisierte Sasuke, was Sakura sagte.

Und das er selbst nur in Boxershorts durch die Gegend lief. Eigentlich hatte er nicht einmal vorgehabt, aufzustehen, aber ein starker Kaffee hatte nach ihm gerufen.

Das kam nun etwas unplanmäßig.

"Meine Sachen, Sasuke!", holte Sakura ihn aus seinen Gedanken.

"Irgendwo auf der Couch, wo du sie hast liegen lassen", meinte er und ging an ihr vorbei, um sich selbst rasch anzuziehen.

"Ich hab sie liegen lassen ... ja ja", brummte Sakura und lief ins Wohnzimmer.

Sasuke lächelte nur, dann ging er zu seinem Schrank und schlüpfte in frische Klamotten, um danach im Bad zu verschwinden ...

Doch als er dort ankam, hatte Sakura schon ihre Hand auf der Klinke.

"Ich muss zuerst!", sagten beide gleichzeitig.

"Ich bin eine Frau, ich habe Vorrang!"

"Und bei mir geht es schneller, also lass mich zuerst!"

Doch noch bevor die beiden sich entscheiden konnten, klingelte es an der Tür.

Sasuke sah auf, und diesen Moment nutze Sakura um sich ins Bad zu stehlen. Mit einem Lachen schloss sie hinter sich ab.

"Sakura, das war nicht fair!"

"Mach lieber die Tür auf, ich bin in einer Minute fertig."

"Von wegen ...", Sasuke stöhnte genervt und ging in den Flur, um zu öffnen. Ein gut gelaunter Itachi strahlte ihm entgegen. "Du hast nicht bescheid gesagt!", knurrte er ihn ohne Begrüßung an.

"Oh, ich dachte du hast Sakura geschrieben?", wandte er sich an Temari, die gleichfalls grinsend neben ihm stand.

"Hab ich auch. Vor ganzen zehn Minuten!"

Sasuke maulte etwas unverständliches, als Temari ihm plötzlich einfach um den Hals fiel.

"Ich freue mich, dich wieder zu sehen!", sagte sie erfreut und den Tränen nahe.

Sasuke klopfte ihr unbeholfen auf den Rücken. "Ähm, ja ... ich mich auch", es klang zwar recht karg, aber ehrlich. Und Temari wusste, dass er nicht der Gefühlsheld war.

Die Blonde ließ Sasuke los und sah sich um. "Wo ist Sakura?"

"Im Bad", war die geknurrte Antwort.

"Hättest du auch nötig, Brüderchen", meinte Itachi bei einem Blick zu Sasukes zersausten Haaren.

Ein vernichtender Blick schlug ihm entgegen, doch seine gute Laune konnte standhalten.

Zehn Minuten später saßen die drei im Wohnzimmer. Itachi hatte Kaffee gemacht und nippte nun genüsslich an seiner Tasse.

"Dein Kaffee wird kalt wenn du nicht bald aus dem Bad kommst!", rief Sasuke genervt. Er wollte nun endlich unter die Dusche.

Doch es sollten noch fünf Minuten vergehen, ehe Sakura fröhlich gelaunt ins Wohnzimmer kam, mit einem Handtuch um die Haare.

"Du hast sogar geduscht? Du meintest, es dauert nur eine Minute!", sagte Sasuke entgeistert.

"Nun sei nicht so knurrig!", sagte sie grinsend, als sie Temari und Itachi sah.

Temari lächelte ihr grüßend entgegen, während Itachi sich erhob.

Sakura schluckte. Ihm gegenüber hatte sie immer Schuldgefühle gehabt, denn sie hatte ihm Temari weggenommen. Nur wegen ihr war Temari gegangen und hatte ihn zurückgelassen.

Einige Sekunden herrschte Schweigen, doch dann machte Itachi einen Schritt auf Sakura zu und drückte sie herzlich an sich.

"Jetzt sind alle Vögel wieder im Nest!", lachte er.

Sakura erwiderte die Umarmung. "Ich ... ich wollte nie ...", begann sie flüsternd, dass nur er sie verstehen konnte.

"Du hast sie zurück gebracht. Sicher und wohlauf. Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen, sondern ich muss dir danken!", gab er leise zurück, da er sich vorstellen konnte, was in ihr vorging.

Sakura nickte lächelnd.

"Jetzt nimm endlich deine Grabscher von ihr", murrte Sasuke.

Itachi lachte auf und ließ Sakura los. "Keine Sorge, Bruderherz."

Sasuke knurrte noch etwas, ehe er sich ins Bad verzog.

Und dann war es wie damals.

Sie saßen zu Viert im Wohnzimmer und tranken Kaffee, als hätte es dieses lange, klaffende Jahr der schmerzlichen Trennung, das es doch für jeden gewesen war, nie gegeben.

Man sprach nicht über die Vergangenheit, die so viel Traurigkeit gebracht hatte.

Man sprach von der Zukunft, die Glück bringen würde.

A secret - now i tell you

Einige Tage waren vergangen, seit sich die Vier wiedergesehen hatten. Langsam ging der März seinem Ende zu und der Frühling kam mit großen Schritten.

Draußen war von den trüben Regentagen nichts mehr zu sehen. Das Grau wich einem herrlichen Blau, es grünte in den Parks und viel mehr Menschen waren nun zu Fuß unterwegs.

So auch Sakura und Sasuke.

Sie kamen gerade vom Einkauf, denn am Abend wollten Itachi und Temari zum Essen kommen.

Sasuke war genervt und voll beladen mit Tüten, während Sakura gut gelaunt durch die Gegend pfiff.

"Muss das sein?", fragte der Uchiha stöhnend, da er nun seit einer Viertelstunde ein Pfeifton im Ohr hatte.

"Nun maul doch nicht rum, es ist so schön. Der Winter geht vorbei, der Frühling kommt, heute Abend kommen Temari und Itachi ... lass mich doch meine Freude hinauspfeifen!", dramatisierte Sakura.

Sasuke stöhnte erneuert, obwohl er innerlich über das Verhalten der jungen Frau lächelte.

"Du benimmst dich wie ein Kind!", brummte er.

"Na und, ich bin ja auch noch jung! Später habe ich noch genug Zeit mich wie ein alter Muffelbär aufzuführen! Zur Zeit genieße ich meine jugendliche Freiheit!"

"Du bist eine erwachsende Frau, warum kannst du dich nicht entsprechend benehmen?"

"Weil es das ist, was die Menschen von mir erwarten! Also mache ich was anderes!"

Sasuke schüttelte den Kopf. "Da fällt mir übrigens etwas ein ..."

Sakura sah den Schwarzhaarigen erwartungsvoll an. "Was denn?", fragte sie neugierig.

Auf dem Gesicht des Uchiha bildete sich ein Grinsen. "Bald ist der 28. März."

Sakura sah Sasuke desinteressiert an. "Na und? Es ist ein Tag wie jeder andere auch!"

"Du hast damals gesagt, dass du am 28. Geburtstag hast!"

Sakura seufzte. "Eventuell. Ich mach mir deswegen aber keine Gedanken, und das solltest du auch nicht tun."

Sasuke grinste weiter. "Ich will aber, dass du ihn feierst!"

Sakura knurrte genervt. "Ich hab noch nie wegen einem Tag gefeiert, an dem ich angeblich Geburtstag haben könnte. Ich brauch sowas nicht!"

"Wenn du noch nie gefeiert hast, kannst du gar nicht wissen, ob es dir gefällt. Vielleicht ist es ganz angenehm, einen Tag zu haben, der einem alleine gehört."

"Millionen von Menschen werden am 28. Geburtstag haben!"

"Aber mich interessieren diese Millionen von Menschen nicht. Temari werden sie auch nicht interessieren, oder Itachi. Für sie bist du an diesem Tag wichtig."

Sakura wusste nicht, was sie so recht sagen sollte. Vielleicht war es ganz lustig, Geburtstag zu feiern. Und was konnte sie dabei schon verlieren? Trotzdem nagten die Zweifel. Sie wollte keinen Tag haben, sie wollte eigentlich nur ihre Ruhe.

Vor allem am 28. Selbst wenn sie nicht genau wusste, ob es der Tag ihrer Geburt war, kamen trotzdem immer wieder Gedanken in ihr auf.

Gedanken an die Frau, die zur Welt gebracht hatte.

Den Mann, der sie gezeugt hatte.

Den Menschen, die sie kurze Zeit später ins Heim gaben.

Ohne Erklärung zurückließen.

Es war kein normaler Tag, dass musste Sakura sich eingestehen.

Es war ein Tag, an dem sie normalerweise die Einsamkeit suchte.

"Was machst du an deinem Geburtstag?", wollte Sakura wissen.

Sasuke überlegte. "Verschiedenes. Bevor Naruto nach Florida ging, feierten wir immer zusammen."

"Kennt ihr euch schon lange?"

Sasuke nickte.

"Was macht er?"

Nun musste Sasuke lachen. "Er hat einige Surfläden in Florida eröffnet, und nun will er es an der Westküste versuchen. Obwohl er so chaotisch ist, wird er es packen. Davon bin ich überzeugt."

Sakura nickte. Sie erinnerte sich an den Blonden, als er sich ein Autogramm abholte. Er war ein guter Mensch, das hatte sie sofort bemerkt.

"Und, was möchtest du nun an deinem Geburtstag machen?", hakte Sasuke nach.

Sakura lächelte leicht. "Ich möchte deinen besten Freund kennen lernen."
 

45 Minuten später erreichten die beiden Sasukes Wohnung. Sakura machte sich ans Auspacken, während der Uchiha seinen Anrufbeantworter abhörte und E-Mails checkte.

"Ich muss morgen zur UCLA", murrte er gestresst.

"Wohin?", fragte Sakura, als sie ins Wohnzimmer kam, wo auch der PC stand.

"Zur Universität."

"Dann sag das doch."

Sasuke schüttelte den Kopf. "Die UCLA kennt man doch."

"Ich nicht", erwiderte die Rosahaarige. "Warum musst du denn hin? Ich denke, erst nächsten Monat wieder?"

"Ne Besprechung wegen der letzten Prüfung. Das die einem das nicht eher sagen können. Morgen müsste ich eigentlich in der Firma sein. So ein Stress!"

Sakura seufzte. "Dann werde ich morgen mal in die Stadt gehen und mir einen Job suchen, falls sich was finden lässt."

Sasuke sah das Mädchen nachdenklich an.

"Was ist?", fragte Sakura.

"Du könntest eigentlich auch deinen Abschluss nachholen. Das würde doch viel mehr bringen, als jetzt irgendeinen Job zu suchen."

Die junge Frau wusste nicht so ganz, was sie sagen sollte. "Abschluss?"

"Ja, und danach könntest du studieren. Dann bekommst du auch einen vernünftigen Job und hast mehr Chancen. Du könntest dann viel mehr machen. "

Sakura überlegte. An sich war es keine schlechte Idee. Daran hatte sie bisher nur nie gedacht. Allerdings würde sie für das Nachholen oder Studieren kein Geld bekommen, und wie sollte sie Sasuke dann erklären, woher ihr Geld kam? Bisher hatte sie nicht den Mut gefunden ihm zu gestehen, dass sie und Temari eigentlich eine Arbeit hatten.

Holly hatte eine Arbeit.

Sakura brauchte aber einen Job.

Sasuke sah Sakura fragend an. "Was ist?"

Die Rosahaarige fühlte sich schlecht. Im Prinzip belog sie Sasuke jedesmal, wenn sie sagte, dass sie zu Temari ging. In Wahrheit probten die Beiden, oder hatten Besprechungen als Heartless Brain.

Was sollte sie tun? Einfach mit der Wahrheit rausrücken?

Warum fiel es ihr überhaupt so schwer, Sasuke davon zu erzählen?

Warum fühlte sie sich seltsam dabei?

"Sakura?", der Uchiha holte die junge Frau aus ihren Gedanken.

Sakura seufzte. Jetzt oder nie! Es würde nur jeden Tag schwerer werden. Und der Moment war da! Es würde ihr nichts passieren. Es konnte ihr gar nichts passieren.

"Ich ...", Sakura fehlten abermals die Worte. "Sasuke, ich ... war nicht ganz ehrlich ..."

Nun war Sasuke überrascht. Was hatte sie ihm denn verschwiegen? "Hast du schon einen Abschluss?"

Sakura schüttelte den Kopf.

"Dann hast du eine Arbeit?"

Ein Nicken seitens der Rosahaarigen.

"Dann erzähl es mir doch einfach, ich werde dich deswegen nicht auffressen. Oder ist es etwas ...", Sasukes Augen weiteten sich. "Sakura, dass ist nicht dein Ernst, oder?"

"Ich ... warte, Moment ... was denkst du gerade, Sasuke?", Sakura verstand gerade nicht die Gedankengänge des Uchihas, oder hoffte zumindest, dass er DAS nicht gerade dachte.

"Du arbeitest doch nicht etwa in irgendeinem Club als ... nun ... Tänzerin?"

Sakura seufzte genervt. "Sag mal, für was hältst du mich denn? Es ist nicht verwerfliches. Um Gottes Willen!"

"Dann sag es endlich!"

Sakura setzte sich auf den Stuhl neben Sasuke. Sie nahm sich seine Tastatur und tippte einige Worte ein, so dass sie zu der Website von Heartless Brain gelange. Dort klickte sie auf die Gallery und ließ die Fotos öffnen.

Erst verstand der Uchiha absolut nicht, was Sakura tat. Doch als er einige Fotos sah, glaubte er es nicht.

Es konnte nicht sein! Wie konnte das sein?

"Du ...", er sah Sakura perplex an.

Die Rosahaarige nickte. "Ich wollte es dir längst sagen, glaub mir. Ich hab nur irgendwie nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden."

Sasuke sah noch einmal zu den Fotos. "Ihr seht euch wirklich verblüffend ähnlich", kommentiert er.

Sakura fiel die Kinnlade runter. "Bitte was?"

"Dann arbeitest du sozusagen als das Double von der Sängerin?"

Sakura klatschte sich gegen die Stirn. "Sasuke, man ich bin die Sängerin! Ich bin Holly!"

Bum!

Sasuke glaubte sich verhört zu haben.

"Sag das noch mal!"

"Oben auf dem Dach, das war ich. Ich ... dein Freund hatte sich von mir ein Autogramm geholt, und dann wollte er eins für dich ... ich .. musste an dich denken, und dass ich ... was alles passiert war, also bin ich rausgegangen. Du standest an der Brüstung, und ... ich wollte es dir eigentlich da schon sagen, dir alles erzählen. Aber ich hab keinen Ton zu stande gebracht."

Sasuke schluckte schwer. Das musste er jetzt erst einmal verdauen.

Er schüttelte den Kopf und stand auf.

Sakura dachte im ersten Moment, Sasuke würde jetzt wütend werden und sie anschreien, aber ...

er lachte.

"Ich hab dich nicht erkannt", gestand er. "Obwohl mir alles so seltsam vorkam. Du bist ... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Warum erzählst du es mir erst jetzt? Hast du gedacht, ich ..."

"Nein", sagte Sakura schnell. "Ich habe gar nichts gedacht. Und trotzdem .. hatte ich irgendwie Angst. Ich habe ... habe selbst davor Angst."

"Vor was hast du Angst, Sakura?", Sasuke setzte sich wieder neben sie.

Das Mädchen schüttelte betrübt den Kopf. "Wir sind da regelrecht hineingerutscht. Wir haben uns in Florida nichts weiter dabei gedacht. Wir wollten eigentlich nur einen Song aufnehmen, lediglich einen Versuch starten. Aber alles klappte. Alles klappte und kam von selbst ins Rollen. Mit einmal haben wir nicht mehr in einer Absteige gewohnt, sondern in einem Hotel. Dann hatten wir sogar eine Wohnung. Es ist so ... so anders. Menschen haben uns erkannt, wir waren im Fernsehen, im Radio. Und es wurde immer mehr. Und das Geld ... in meinem ganzen leben hatte ich kaum einen Cent! Und jetzt ist alles auf einen Konto, und es wird mehr und mehr und ich weiß nicht, was ich damit soll. Ich habe ... habe Angst vor dem Geld. Und, dass wenn jemand erfährt, wer ich wirklich bin ... dass sie wühlen werden. Holly hat eine perfekte Vergangenheit, aber Sakura ... davon darf niemand erfahren. Nicht, weil ich früher auf der Straße gelebt habe ... das wäre mir egal, was sie von mir denken ist mir egal. Aber es gibt Dinge, die ... die dürfen nicht mehr hochgeholt werden. Ich habe sie verdrängt, in eine Schublade gesteckt und verschlossen. Aber diese Menschen von der Presse, die haben Schlüssel und öffnen was sie öffnen können", Sakura machte eine Pause. Es sprudelte alles einfach nur aus ihr heraus. Und es war gut. Es war befreiend.

Sasuke sah Sakura lächelnd an, ehe er seinen Arm um sie legte und an sich zog. "Wenn es keiner Erfahren soll, wird es keiner erfahren!"

"Ich hoffe es."

"Aber warum wolltest du dir einen Job suchen? Hast du nicht genug zu tun?"

"Im Moment nicht. Unsere Tour pausiert für einen Monat und erst im April geben wir das nächste Konzert. Und ich wollte ... irgendwas tun, irgendwas zu stande bringen."

Sasuke grinste. "Ich denke, du hast mit dieser Band genug zu Stande gebracht um auch mal eine Pause zu verdienen."

Sakura zuckte mit den Achseln. "Aber wenn Leute fragen, was ich tue ... was soll ich sagen?"

"Das hat dich früher doch auch nicht interessiert."

Früher ...

Sakura seufzte und lehnte sich an Sasuke. "Früher war es einfacher. Ich war allein, und alles was ich tat, tat ich nur für mich, oder gegen mich. Jetzt passieren Dinge und haben Auswirkungen auf andere. Was sage ich zum Beispiel deinem Freund, was ich mache, wenn er es wissen will?"

Sasuke dachte an Naruto und musste lachen. "Auf jedenfall nichts von eurer Musik, denn er ist wahrscheinlich dein größter Fan und würde dich nie wieder in Ruhe lassen. An deiner Stelle würde ich die freie Zeit nutzen und deinen Abschluss nachholen. Das kann nie schaden. Und du könntest dich auch ehrenamtlich betätigen ..."

Sakura sah Sasuke irritiert an. "Ehrenamtlich?"

"Ja, wie meine Mutter. Du hast auf der Straße gelebt, jetzt könntest du für die etwas tun, die dort noch immer sind."

"Ich habe noch ein Konto extra anlegen lassen", gestand Sakura. "Für Emily und Sebastian. "Ich kann nicht allen helfen, aber die beiden ... ich würde gerne mehr für sie tun."

Sasuke nickte. "Warst du schon bei ihnen?"

"Nein. Ich habe zwar von Florida aus Briefe an Sebastian geschickt, aber nie welche zurückbekommen. Ich hatte ihm gesagt, dass er mir nicht schreiben soll."

"Wusste er damals, was du vor hattest?"

Sakura sah auf Sasukes Pullover. "Sebastian wusste es, ja. Als Einzigster. Er sollte sich um Emily kümmern, und ab und an ein Auge auf dich werfen", Sakura grinste leicht.

"Auf mich?"

Die Rosahaarige nickte verlegen. "Ich wusste nicht, wie lange sie brauchen würden, um meine Spur aufzunehmen. Und wie lange sie dich beobachten würden."

Sasuke sah Sakura eindringlich an. "Du hast mir immer noch nicht gesagt, was da alles gelaufen ist. Ich will dich zu nichts zwingen, aber ..."

Sakura blickte bedrückt zu Boden. "Ich weiß. Es ist nur ... es ist vorbei, wir sind sicher, die Kinder sind sicher ... und es ist schwer, darüber zu reden ... und daran zu denken."

Sasuke verstand was sie meinte. "Dann warte ich."

"Danke."

"Was hältst du davon, wenn wir zu den beiden gehen? Es ist noch Zeit, bis Temari und Itachi kommen."

Sakura überlegte kurz. "Sie werden im Heim sein. Wenn ich die beiden getroffen habe, dann immer nur auf der Straße. Und ich gehe nicht ins Heim."

"Warum das nicht?"

"Ich mag keine Heime. Alles, was in meinem Leben geschehen ist, hat seinem Anfang im Heim genommen. Alles hat da begonnen."

Sasuke runzelte die Stirn. "Es doch aber nicht das gleiche Heim, wie das, in dem du warst."

"Nein", sagte Sakura zögerlich. "Aber es ist der gleiche Mensch, der auch damals bei mir die Aufsicht hatte ..."

Sasuke sah Sakura geschockt an. "Aber ... du meinst den alten Kerl, der jetzt dort Heimleiter ist? Itachi hatte damals erzählt, dass er früher in New York war, aber dort ... seine Stelle verlor. Er hatte etwas getan, aber man konnte es ihm nie nachweisen!"

Sakura lachte bitter. "Natürlich konnte man es ihm nicht nachweisen. Es gab dort ja auch niemanden mehr, der der Polizei die Wahrheit erzählen konnte."

"Warum nicht?"

"Weil ...", Sakura stockte. Das gehört in eine verschlossene Schublade, und nun holte man es raus. Das wollte sie nicht, aber Sasuke war nicht die Presse, die in Wunden Salz streute.

Er war Sasuke.

Und er liebte sie.

"Der alte Sanday war eine Ausgeburt der Hölle!", sagte Sakura mit verachtender Stimme. "Er hat uns gehasst! Und er hat es uns jeden Tag gezeigt. Wenn man nicht sofort pariert hat, hat er uns die schlimmsten Strafen machen lassen. Mache bekamen Tagelang nicht zu essen, andere mussten bei Minustemperaturen nur im Hemd draußen bleiben oder die Nacht so in dem kaputten Geräteschuppen verbringen. Und es hat ihm Spaß gemacht! Es hat ihm Spaß gemacht Kinder zu quälen!"

Sakura stand auf und ging zum großen Wohnzimmerfenster. Sie konnte Sasuke nicht anschauen. "Irgendwann kam eine Neue dazu. Sie war ein Jahr jünger als ich damals. Also acht ungefähr. Sie war gegen fast alles allergisch. Das hatte sie zumindest immer behauptet, aber keiner hatte ihr wirklich glauben wollen, weil sie sich immer in der Vordergrund stellen wollte. Irgendwann saß sie auf ihrem Platz beim Essen und rührte nichts an. Sie sagte, sie könne sterben ...", Sakura kniff die Augen zusammen, als könne sie sich so besser erinnern.

Aber sie sah alles noch genau so vor sich, als wäre es erst gestern gewesen.

"War sie wirklich allergisch?", fragte Sasuke und ging zu dem Mädchen. Er stellte sich neben sie und sah ebenfalls auf die belebte Straße.

Sakura holte tief Luft. "Sanday hat sie alles aufessen lassen. Sie hat geweint und geschrien, aber er hat es ihr noch persönlich in den Mund gestopft. Die anderen haben alle gelacht. Keiner konnte sie leiden und hielten sie nur für eine Spinnerin."

"Mochtest du sie?"

Sakura zwinkerte eine Träne zurück. "Sie war damals meine einzigste Freundin dort. Sie war wie ich. Wollte immer alleine sein. Also hatten wir beschlossen, von da an zusammen alleine zu sein", sie lächelte traurig, als sie sich erinnere, wie sie als Kinder den Schwur gemacht hatten.

"Was hast du gemacht?"

"Auch geschrien. Ich hab versucht, ihr irgendwie zu helfen. Ich hab den alten Sanday getreten, ihn geboxt ... aber er hat nur gemein gegrinst, uns beide gepackt und eingesperrt."

Sasuke schluckte seine Wut hinunter. Warum taten Menschen so etwas? Wenn sie nichts für Kinder übrig hatten, warum arbeiteten sie dann in solchen Positionen? Warum ließ man das zu?

"Als er am nächsten Morgen die Tür öffnete, bin ich an ihm vorbei gerannt und abgehauen. Ich bin nie wieder zurückgekehrt."

"Aber was war mit deiner Freundin? Warum ist sie nicht mit dir zusammen weggelaufen? Was ist mit ihr passiert? Hatte er sie noch schnappen können?"

Sasuke verstand nicht ganz. Sakura war doch niemand, der jemanden im Stich ließ.

"Sie wäre mit Sicherheit auch weg gerannt", sagte Sakura. "Aber ... alle hatten sie immer ausgelacht und gesagt, was sie für eine blöde Lügnerin sei ... sie hat auch öfters gelogen. Sie behauptete immer, dass ihr Vater ein König sei und sie eine Prinzessin. Ich glaube, sie war ... nicht ganz richtig im Kopf. Aber trotzdem war sie eine gute Freundin."

"Was ist mit ihr geschehen? Habt ihr euch später wieder getroffen?"

"Oh nein ... weiß du, bei all ihren Lügen, die sie uns erzählt hatte ... hatte sie da nicht gelogen. Ich weiß nicht, ob Sanday es wusste oder nicht ... sie ist .. in dem Zimmer gestorben, sie ist erstickt. Sie war allergisch, auf sämtliche Lebensmittel. Sie ist ... einfach krepiert. Und ich konnte nichts tun. Ich habe es einfach nur mit ansehen müssen."

Sasuke war erstarrt. Kein Muskel rührte sich mehr in seinem Körper. Natürlich hörte man viele grausame Geschichten, aber es machte einen Unterschied ob sie in der Zeitung standen oder so nah waren.

Und Sakura hatte es mit ansehen müssen. Ein neunjähriges Mädchen hatte erleben müssen, wie ihre Freundin qualvoll zu Tode kam. Es war kein Wunder, dass die Dinge so gelaufen waren, wie sie schließlich liefen.

Aber wie sollte er damit umgehen?

Und wie schaffte sie es, damit umzugehen?

Sasuke sah Sakura an, die noch immer aus dem Fenster blickte. Er hatte fast erwartet, dass sie Tränen in den Augen hatte, aber sie weinte nicht. Sie sah einfach nur aus dem Fenster und ihr Blick verriet dabei keine Gefühle.

"Aber man darf ihn doch damit nicht durchkommen lassen ...", sagte der Uchiha leise.

Sakura zuckte zusammen, als erwachte sie aus einem Traum. "Nein ... aber es ist zu lange her. Und was interessiert es jemanden, was ich als Kind gesehen habe? Niemanden ... und er hat sich seitdem verändert. Ich denke, das war selbst für ihn zuviel. So was hatte er nicht gewollt, oder nicht damit gerechnet. Keine Ahnung. Aber er ist jetzt anders zu den Kindern. Er tut ihnen nichts mehr, das traut er sich nicht mehr", Sakura schloss die Augen. "Ich hoffe, dass er jede Nacht davon träumt. Dass er jede Nacht leidet und ihn sein Gewissen irgendwann dazu treiben wird, sich von der Brücke zu werfen. Er wollte sie sicher nicht töten. Aber er hat einem achtjährigen Mädchen das Leben genommen! Seine Erinnerung wird ihn eines Tages töten, da bin ich mir sicher!"

Sasuke wusste nichts darauf zu sagen.

Und er hoffte, dass Sakura recht hatte, und der Mistkerl eines Tages selbst sein sinnloses Leben beendet würde.

Und dennoch hatte er Angst.

Angst, dass Sakura das Gesicht des Mädchen ebenfalls jede Nacht sah. Immer wieder in ihren Träumen mit ansehen musste, wie ihre Freundin starb.

Und dass sie es irgendwann nicht mehr aushalten würde ...
 

Temari saß in der Wohnung ihrer Mutter und war gerade mit Duschen fertig. Es war ein langer Tag gewesen, aber trotzdem freute sie sich schon auf das Abendessen bei Sasuke.

"Kommst du heute noch wieder?", fragte Frau Sabakuno, die gerade ins Wohnzimmer kam und einen heißen Tee für ihre Tochter mitbrachte.

"Ich weiß es noch nicht. Wahrscheinlich schon. Danke", sie nahm den Tee ab und legte sich vollendends auf die Couch.

"Hattest du einen anstrengenden Tag?", wollte ihre Mutter wissen. Sie lächelte ihre Tochter dabei liebevoll entgegen.

Frau Sabakuno wohnte schon seit einigen Monaten in dieser Wohnung. Temari hatte ihr regelmäßig Geld geschickt, so dass sie sich diese Wohnung sowie einen Arzt und Medikamente leisten konnte. Mittlerweile ging es ihr wieder besser und sie überlegte, selbst wieder mit arbeiten anzufangen. Denn es war für sie nicht leicht, dass Geld ihrer Tochter anzunehmen. Aber eine Wahl hatte sie nicht, denn sie wusste, wie es um ihre Gesundheit stand.

Gaara hingegen bewohnte nun alleine den Trailer. Für ihn war es eine gute Gelegenheit gewesen, ein eigenes Leben aufzubauen. Er verbrachte auch nicht mehr soviel Zeit auf der Straße, sondern ging einer Arbeit nach.

Zumindest die meiste Zeit über ...

Temari seufzte und nickte. "Ging so. Ich hab mir einige Wohnungen angesehen. Aber so ganz bin ich mir bei keiner sicher. Morgen werde ich noch in Westwood gucken. Da gabs auch einige Anzeigen."

Frau Sabakuno nickte. "Du könntest auch hier bei mir einziehen."

Temari lächelte. "Nein, ich glaube, ich brauch meine Freiheiten. Irgenwie denke ich, dass es mit einer eigenen Wohnung besser wäre."

"Ich verstehe dich. Ich war auch froh, als ich früher endlich von zu Hause wegziehen konnte. Als Kind ist das der erste wichtige Schritt im Leben, sich von seinen Eltern zu lösen. Auch wenn du das schon sehr früh getan hast ..."

Temari sah bedrückt zu Boden. "Ich weiß. Ich hab einige Fehler im Leben gemacht. Damals einfach wegzulaufen gehört sicher zu meinen größten ..."

Frau Sabakuno lachte. "Das glaubst du doch selbst nicht!", sie schüttelte lächelnd den Kopf, so dass ihre Tochter sie verwirrt ansah. "Du darfst nicht glauben, dass das ein Fehler war! Überleg doch mal, was du dadurch alles erlebt hast? Du hast deine beste Freundin getroffen, hattest schöne Jahre, auch wenn sie sicher nicht die leichtesten waren ... aber das ganze Leben ist nicht leicht. Und zusammen mit Sakura hast du noch etwas viel größeres geschaffen! Du hast deine Leidenschaft fürs Singen entdeckt und überleg nur, wo du heute stehst!"

Temari grinste. Ihre Mutter war eine der wenigen Personen, die von ihrem Doppelleben als Brandi wussten.

"Wären die Dinge nicht so gekommen, wie sie gekommen sind, dann wärst du jetzt nicht da, wo du jetzt bist. Nichts wäre so. Du würdest vermutlich auch nicht diesen gut aussehenden Herrn kennen ..."

"Mama!", Temari wurde leicht rot.

"Was ich dir damit sagen will, ist das auch Fehler uns zu großen Glück verhelfen können. Man kann nicht immer alles richtig machen, und als junger Mensch schon gar nicht. Aber man lernt, immer wieder aufs neue. Und du solltest gelernt haben, dass es ist egal ist, woher man kommt ... man muss nur wissen, wohin man gehen will ..."

"Danke Mum", sagte Temari und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Stirn, ehe sie aufstand. "Ich mach mich jetzt fertig. Itachi wird bald hier sein."
 

Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür, und beim hinaus gehen rief Temari ihrer Mutter noch ein Wiedersehen zu.

"Na, alles start klar?", grinste Itachi.

Temari nickte und lächelte zurück.

Sie gingen zu Itachis Wagen und fuhren auch kurze Zeit später los.

"Wie geht es deiner Mutter eigentlich?", fragte der junge Mann, als er auf den Freeway fuhr.

Temari nickte. "Gut, viel besser. Sie ist auf einem guten Weg. Redet sogar schon davon, wieder arbeiten zu gehen. Aber das wird wohl noch eine Weile dauern."

"Und dein Bruder lässt es sich jetzt in eurem Trailer gut gehen?"

Temari grinste. "Ja, aber der Spinner hat sich gemacht. Er hat einen festen Job und scheint dort auch gut aufgehoben zu sein."

"Das freut mich. Es scheint alles bergauf zu gehen."

Temari nickte. "Und ich hoffe, dass es auch so schnell nichts mehr gibt, was etwas daran ändern könnte. Ich glaub, ich bin sonst reif für die Klappse."

"Es war ein schweres Jahr, stimmts?", Itachi sah Temari mitfühlend an. Auch sie hatte, wie Sakura noch kein Wort darüber verloren.

"Ja, irgendwie schon. Es war zumindest nicht das schönste. Aber jetzt können wir uns auf die Gegenwart und Zukunft konzentrieren, und nicht mehr auf die Dinge, die mal geschehen sind."

"Das stimmt. Wer nicht nach vorne schaut, wird sich in der Erinnerung verlieren."

Temari seufzte zustimmend.

"Was hast du heute so gemacht?", wechselte Itachi das Thema.

"Eine Wohnung gesucht. Ich will nicht bei meiner Mutter wohnen bleiben, das wäre nichts für mich."

Itachi runzelte die Stirn. "Temari, ich will ... dich nicht ausfragen, oder sowas ... aber du bezahlst doch auch schon die Wohnung deiner Mutter ... woher ..."

"Gespart, in Florida", sagte die Blonde knapp.

"Ich weiß, dass hast du schon mal gesagt. Aber was hast du gemacht, um soviel ..."

Temari seufzte. "Mach dir darum keine Sorgen, ja? Ich habe nichts falsches getan, oder illegales. Ich ... kanns dir im Moment nur einfach nicht sagen, auch wenn ... wenn ich wollte. Es geht nicht nur mich etwas an, Sakura hängt auch mit drin. Es ist alles etwas kompliziert, und ... ich weiß auch nicht. Aber ich werde ... mit ihr reden, und dann ... dann kann ich dir alles erzählen, okay?", fragte Temari. Itachi hatte schon soviel für sie getan, und ihn jetzt abwimmeln zu müssen tat ihr in der Seele weh. Aber es stimmte nun mal, dass es nicht nur ihre Entscheidung war, was gesagt werden durfte und was nicht.

"Okay ...", meinte Itachi, und klang dabei zum ersten mal seit langen fast so kalt wie sein Bruder.

Temari sah ihn bedrückt an. Warum musste alles so kompliziert sein? Warum musste sie dieses andere Leben haben?

Und warum hatte sie bis heute nicht fertig gebracht, Itachi zu sagen, dass sie ihn über alles liebte?

Sie hatte es sich vorgenommen, kaum dass sie in L.A. waren.

Aber als sie ihn dann gesehen hatte, da war jeder Mut gewichen.

Und noch immer waren die Worte ungesagt geblieben.

Er hatte ihr damals, zum Abschied gesagt, dass er sie liebte. Sie hatte die Worte nicht über die Lippen gebracht.

Und sie schaffte es heute immer noch nicht, obwohl sie wusste, dass sie ohne ihn nicht mehr konnte.

Sie predigte Sakura Mut, aber hatte selbst so wenig davon ...

"Verdammt!", sagte Temari plötzlich laut, so dass sich Itachi fast zu Tode erschreckte. "Halt bitte an."

Itachi wusste nicht, was er sagen sollte, und fuhr rechts ran.

Kaum das er stand, hatte die Blondine schon den Wagen verlassen.

"Was ist los, Temari? Was hast du? Stimmt was nicht?", Itachi stieg nun ebenfalls aus und beeilte sich der jungen Frau hinterher zu eilen.

"Gar nichts stimmt!", Temari schrie beinah und Itachi stellte fassungslos fest, dass sie weinte.

"Was ... was ist los? Hab ich ... Hey, ich wollte nicht so hinterfragen, ich ..."

"Nein, hör auf dich zu entschuldigen!", platzte es aus Temari heraus. "Ich bin die einzige, die sich entschuldigen muss! Weil ich so feige bin, weil ich kein Fünkchen Mut besitze, weil ich schwach bin und ...", Temari sah verbissen zu Boden. "Du bist der liebste Mensch den ich kenne ...", sagte sie nun fast flüsternd. "Und ich bin so gemein zu dir, und belüge dich, und ... ich bin unmöglich! Du sagst mir, was du für mich empfindest, und ich hau ab! Ich ... ohne dass ich was gesagt habe, bin ich einfach abgehauen. Und jetzt bin ich zurück, und eigentlich ... eigentlich hätte ich es verdient, dass du mich nicht mehr sehen willst! Aber stattdessen bist du immer noch der Gleiche, und ich ... ich bin immer noch zu feige ..."

Itachi sah Temari betroffen an. Sie stand keinen Meter mehr von ihm entfernt, zitterte vor Aufregung und weinte.

"Temari, beruhig dich erst mal, hm?", meinte er milde. Er ging langsam auf sie zu und nahm sie in den Arm. Erst wollte sich das Mädchen wehren, doch sie war zu erschöpft. Itachi drückte sie fest an sich und streichelte ihr sanft über den Kopf. "Es ist doch alles halb so schlimm."

"Ist es doch", weinte die blonde Frau. "Ich verletzte dich doch immer mehr, dabei will ich das gar nicht!"

Itachi wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste auch nicht, was falsch oder richtig im Moment sein würde.

"Itachi?", fragte Temari und wischte sich über die Augen. "Können wir zu dir fahren, bitte?"

Itachi nickte überrascht. Er brachte Temari zurück zum Wagen, sagte Sasuke bescheid und fuhr in die andere Richtung.
 

Etwas später kamen Itachi und Temari in der Wohnung des Uchihas an. Sie hatten unterwegs kein Wort gesagt. Itachi hatte nicht gewusst, wie er mit der Situation umgehen sollte, und Temari hatte einfach nur aus dem Fenster geblickt.

Itachi zog sich seine Jacke aus und ging in die Küche. "Ich mach und wohl erst einmal einen Tee, hm?", fragte er Temari.

"Okay", sagte sie leise und immer noch mit bedrückter Stimme. Sie legte ihre Jacke zu Itachis und ging ins Wohnzimmer. Gequält setzte sie sich auf die Couch und vergrub ihr Gesicht in den Händen.

Was war eben passiert?

Wie hatte sie sich so gehen lassen können?

Warum hatte sie sich verdammt noch mal nicht unter Kontrolle gehabt?

In Temari stiegen wieder die Tränen hoch. Sie wollte sie unterdrücken, doch es ging einfach nicht mehr.

Was war nur mit ihren Nerven los?

Und was sollte sie jetzt tun?

Eigentlich gab es darauf nur eine Antwort, das wusste sie.

Wenn sie nicht endlich mit Itachi reinen Tisch machen würde, dann läge sie vermutlich demnächst in einer Anstalt.

Temari seufzte und ließ sich nach hinten fallen, als Itachi mit dem Tee ins Wohnzimmer kam.

"Na gehts besser?", fragte er, sah jedoch ihre verweinten Augen und konnte sich die Frage selbst beantworten. "Wohl nicht ...", er stellte ihr den Tee auf den Tisch und setzte sich neben sie. Vorsichtig legte einen Arm und die Schultern der jungen Frau. "Wir müssen nicht reden. Wir können auch einfach hier sitzen. Wir haben Zeit."

Temari holte tief Luft und schüttelte den Kopf. "Es ... es ist besser, wenn ... wenn jetzt", stotterte sie.

Itachi nickte. Das waren auch seine Gedanken. Nicht weil er neugierig war, aber weil es Temari scheinbar selbst sehr belastete.

"Ich weiß nur nicht ... wo ich anfangen soll", gestand sie.

Itachi lächelte. "Einfach am Anfang."

Temari nickte und grinste leicht. "Am Anfang, ja ...", sie überlegte einen Moment. Aber irgendwie wollten die Worte noch immer nicht kommen.

Das merkte auch Itachi. "Warum seid ihr gerade nach Florida gegangen?", fragte er, um ihr zu helfen.

"Das war Sakuras Idee. Sie wollte soweit weg, wie es nur ging. Und Florida liegt an der anderen Küste. Sie hoffte, so Zeit raus holen zu können, bis man ihre Spur aufnehmen würde. Und sie hatte einen Bekannten in Florida."

"Einen Bekannten?"

"Ja, ein Mann namens Diego. Bei ihm haben wir die erste Zeit gewohnt. Er war ziemlich hilfreich. Auch, als die Männer später in der Stadt auftauchten."

"Die, die Sakura schnappen wollten, wegen dem Mädchen damals?"

Temari nickte. "Es war eine ziemliche riskante Idee, die Sakura hatte, um sie von der Polizei schnappen zu lassen. Aber wir hatten eine ganze Hand voll Leute, die uns geholfen haben. Die meisten kannte Diego, andere hatten mal was mit Sakura zu tun gehabt."

"Und was war das für ein Plan gewesen?", fragte Itachi, wobei er nichts Gutes ahnte.

"Die Polizei sollte sie auf frischer Tat erwischen", gab Temari leise von sich.

"Auf frischer Tat?"

Die junge Frau nickte. "Ja. Sie wollten Sakura. Also hat sich Sakura von denen Schnappen lassen. Und bevor sie ihr ... bevor sie sie ausschalten konnten, kam ein Trupp Polizisten. Dann hat man noch etliche Drogen gefunden und auch die alten Geschichten wieder rausgeholt. Es kam zum Prozess und auch Sakura hat ausgesagt. Dadurch sind sie hinter Gitter gekommen. Sie haben Lebenslänglich gekriegt. Alle. Die ganze Bande samt dem Boss. Die Beweise waren erdrückend. Sie hatten auch Menschen auf dem Gewissen"

Itachi sah Temari geschockt an. "Aber ... sie hätte dabei draufgehen können! Wenn die Polizei nicht rechtzeitig dagewesen wäre, wer weiß, was alles passiert wäre und ..."

In Temaris Augen sammelten sich erneut Tränen und Itachi stockte. Er schloss fassungslos die Augen. "Sie waren nicht rechtzeitig da ...", entfuhr es ihm leise.

Temari nickte und lehnte sich an ihn. "Sie hat mir auch nichts weiter erzählt, aber ... sie war nicht mehr ... nicht mehr sie selbst! Bei dem Prozess war ich nicht dabei. Sie hat die ganze Zeit versucht mich überall rauszuhalten. Nach der Aussage ist sie zusammengebrochen und kam in ein Sanatorium oder so etwas ähnliches. Die ersten Tage durfte gar keiner zu ihr, und als ich sie dann das erste mal besuchen war ... sie hat noch nie so furchbar ausgesehen! Sie hat fast nur geweint! Sakura ... ich meine, sie hat immer versucht, stark zu sein und heulen konnte sie überhaupt nicht leiden, aber ... sie hat die ganze Zeit über nur ...", Temari musste eine Pause machen, als sie die Erinnerungen wieder einholten. "Fast zwei Monate blieb sie dort. Ich hatte mir in der Zwischenzeit mit Diegos Hilfe eine Arbeit gesucht und an sich auch vernünftig verdient. Ich konnte mir sogar eine Wohnung in der Nähe des Sanatoriums mieten. Dann wurde Sakura entlassen und ich hab mir einige Tage frei genommen, damit ich mich um sie kümmern konnte. Sie hat trotz der langen Zeit kaum gesprochen und gesagt, was passiert war, hat sie bis heute nicht. Und dann ...", Temari seufzte und musste plötzlich lächeln. "Dann war alles wieder gut. Sie bekam einen Brief, keine Ahnung von wem oder was drin stand, aber mit einmal ging es wieder bergauf. Körperlich hatte sie sich im Sanatorium schon recht gut erholt gehabt, sogar zugenommen nach einigen Wochen. Und nach und nach konnte sie auch wieder lachen."

Itachi runzelte die Stirn. "Du hast nie nachgefragt? Oder eine Ahnung, was es gewesen sein könnte?"

"Nein, nachfragen ist bei Sakura so eine Sache. Sie hat eine andere Art mit den Dingen umzugehen. Sie verdrängt sie vollkommen, zum Teil bis hin zum Vergessen. Wenn man es wieder ausgräbt, und alles wieder hoch kommt ... ich glaube, das würde ziemlich schlimm werden. Sie tut meistens nur so stark, und so lange es nur die Gegenwart gibt, mag ihr das auch gelingen, aber ... die Vergangenheit verkraftet sie nicht. Sie muss es wenn, dann von sich aus erzählen. Aber sie Drängen, oder ausfragen ... das endet nicht gut."

Itachi nickte verstehend. Den Eindruck hatte er auch von der Rosahaarigen. Und es tat ihm leid, denn die junge Frau hatte sicher einiges in ihrem Leben erlebt, was schwer zu verkraften war. Das sie alles in sich hineinfraß, würde eines Tages sie auffressen.

Temari seufzte. "Aber ... aber ich glaube, dass es etwas mit deinem Bruder zu tun hatte."

Itachi sah Temari verblüfft an. "Mit Sasuke? Hatten die beiden Kontakt?"

Temari schüttelte den Kopf. "Nein, Sakura hatte lediglich an den kleinen Sebastian Briefe verschickt, aber er durfte ihr nie persönlich antworten. Wenn er etwas zu melden hatte, dann sollte er immer irgendeinem Bekannten von Sakura bescheid geben und über zig Ecken kam es dann zu ihr nach Florida. Sie hatte sich ein wirklich ausgeklügeltes System ausgedacht, damit niemand irgendeine Verbindung zu ihr und Sasuke oder den Kindern sehen konnte. Sie hatte die ganze Zeit Angst um sie, und auch als die Kerle gefangen waren, ließ es nicht wirklich nach. Nein, Kontakt nicht. Aber irgendwas war mit ihm, irgendwas hat sie gehört ... ich weiß auch nicht. Es ist nur ein Gefühl."

Itachi nickte wieder. Ob Sasuke selbst davon wusste?

Vermutlich nicht ...

"Was habt ihr gemacht, als es Sakura besser ging?", fragte Itachi nun.

Temari stockte, aber dann grinste sie. "Wir wurden berühmt ..."

Itachi lachte leise. "Ach so? Wie das?"

Temari schnaufte und legte alles in eine Karte. "Wir gründeten eine Band. Heartless Brain, falls du den Namen schon mal gehört hast ... und haben so das Geld verdient, dass ich jetzt nutze um meiner Mutter die Wohnung zu finanzieren und das alles ..."

Schweigen ...

Langes Schweigen.

Itachi sagte kein Wort.

Temari sah ihn an, aber konnte in seinem Gesicht nichts lesen.

Was dachte er?

"Ich habe natürlich von Heartless Brain gehört ...", sagte Itachi dann langsam. "Sie sind zur Zeit in der Stadt. Ich ... Temari machst du Witze?", entfuhr es dem Uchiha. "Du und Sakura ... wie ...?"

Temari musste über seine fassungslose Überraschung schmunzeln. "Wir haben ein Lied aufnehmen wollen. Eigentlich mehr zum Spaß, und ich habe ewig gebraucht, Sakura überhaupt dazu überreden zu können ... na ja und dann kam eins zum anderen."

"Ihr sollt ... ich kann es nicht ... ihr seht so ...", stammelte Itachi perplex.

Die Blonde nickte. "Perücken. Es darf niemand wissen. Bitte versprich mir das!"

Itachi schüttelte verwirrt den Kopf. "Heartless Brain ... meine Güte, ihr seid Stars! Ich komm grad echt ... und ich habs nicht gemerkt."

Die Frau lächelte leicht. "Das sollte auch so sein. Niemand darf uns erkennen, wir könnten ... könnten nicht mehr wir sein. Aber ... Itachi es tut mir leid, dass ich es dir verschwiegen habe. Ich hätte es dir längst sagen müssen. Ich weiß, wie sehr ich dir vertrauen kann ... gerade dir!"

Itachi sah Temari verwundert an. Sie machte jetzt einen wesentlich gefassteren Eindruck.

"Itachi, ich hab ... damals, als ich gegangen bin ... ich hab es nicht über die Lippen gebracht, aber ich habe es schon immer gewusst. Es gibt niemanden, mit dem ich lieber zusammen bin als mit dir! Und es gibt niemanden, den ich lieber habe als ... als dich, Itachi", verlegen sah Temari zu Boden. Sie war sogar rot geworden, und ihr Herz pochte wie wild. Es war nur noch ein Schritt, und nun fühlte sie sich bereit, ihn zu gehen. "Ich ... ich liebe dich, Itachi."

Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich. Er sah Temari unverwandt an, als er plötzlich breit grinste. Breit und voller Freude. Er drückte Temari an sich, als wolle er sie nie mehr gehen lassen. "Und ich dich, so sehr wie am ersten Tag."

A bathroom more - or four?

Sakura saß in Sasukes Wohnzimmer und wippte mit dem Fuß auf und ab. Es war halb zehn und in einer halben Stunde würde sie schon bei ihrem Manager sein müssen.

Doch das Bad war besetzt.

Seit einer viertel Stunde ...

Und Sakura kochte!

Sie hatte Sasuke extra gebeten, zuerst unter die Dusche zu können. Aber was hatte der werte Herr getan?

Sich vorgedrängelt und hämisch gelacht!

Das würde er ihr büßen ...

"So, du ka ...", Sasuke trat gerade ins Wohnzimmer, als er auch schon Sakuras erhobenen Zeigefinger auf der Brust hatte.

"Sag mal! Du bist so gemein! Ich wollte zuerst gehen, ich hab keine Zeit!"

"Dann steh doch nächste mal einfach eher auf", gab der Schwarzhaarige locker zurück und ließ sich keineswegs beeindrucken.

"Argh, du ...", doch Sakura blickte zur Uhr und sputete schon ins Bad, ehe sie wirklich wütend werden würde ... dafür hatte sie leider keine Zeit.

Sasuke hingehen grinste nur und schüttelte den Kopf, ehe er im Schlafzimmer verschwand um sich anzuziehen. Auch er hatte wenig Zeit, da er heute noch zur Universität wollte. Beziehungsweise musste!

Als er zurück ins Wohnzimmer kam, war auch Sakura fertig ... oder war das überhaupt Sakura?

Sasuke blinzelte, als er die junge Frau mit den Blonden Haaren vor sich stehen sah. Obwohl ihm jetzt zum erste nmal auffiel, dass die Haare gar nicht vollkommen Blond waren, sondern hellblaue Strähnen hatten.

Sakura sah wirklich nicht wie Sakura aus, auch ihre Kleidung war vollkommen anders. Ein gänzlich anderer Stil.

"Genug geglotzt?", knurrte Sakura, die ihm immer noch nicht verziehen hatte, dass sie jetzt spät dran war.

Sasuke brauchte noch eine Sekunde, um sich zu fassen, ehe er grinste. "Als Holly siehst du wirklich hübsch aus ..."

Bum!

Einer seiner Couchkissen traf ihm mitten ins Gesicht.

Das hatte er wohl verdient ...

Trotzdem grinste er weiterhin.

"Hör auf so zu gaffen und mich zu behandeln, als wär ich eine andere! Und wenn ich eine andere wär, dann hast du mich so erst recht nicht zu behandeln!"

Sasuke runzelte die Stirn. Etwas verwirrend war das schon.

"Sag mal, stehst du aufm Schlauch?", Sakura stellte sich aufbäumend vor den Uchiha, wobei sie dennoch viel kleiner als er war.

Sie erwartete nun eigentlich ein paar entschuldigende Worte, aber stattdessen zog Sasuke sie unerwartet an sich heran und küsste sie.

Als er von ihr ließ, grinste er immer noch. "Jetzt weiß ich, wie ein Star küsst ..."

"Boah, du verdammter ...", plötzlich klingelte das Telefon von Sakura. Schnell warf sie Sasuke noch einen finsteren Blick zu, ehe sie in ihre bereits gepackte Tasche fasste und abnahm. Es folgte ein sehr knappes Gespräch, wonach Sakura Sasuke noch böser ansah.

"Man wartet schon auf mich, na toll!"

"Ach nun sei nicht so", lächelte Sasuke, während er sich seine Jacke anzog. "Mach dich fertig, dann fahr ich dich."

"Schaffst du es denn dann noch rechtzeitig zur Uni?"

Sasuke nickte. "Sicher. Du bist ja nicht weit weg von der UCLA. Wann hast du Feierabend?"

"Es dürfte nicht lange dauern, vielleicht eine Stunde oder etwas mehr. Aber viel länger auch nicht. Ist nur eine Besprechung."

"Dann nehm ich dich dann wieder mit zurück."

Sakura knurrte etwas, dass er nicht immer alles entscheiden sollte, doch der Uchiha ignorierte das gekonnt.

"Ich dachte, du müsstest danach noch zur Firma?", fragte sie, als sie sich eine Jacke mit weiter Kapuze überzog, damit man sie nicht erkennen konnte.

"Hab mir frei genommen", kam die knappe Erklärung.

Sakura sah Sasuke mit großen Augen an. "Du hast dir ... frei genommen?"

"Sagte ich eben, ja. Wir haben noch etwas vor."

Sakura sah Sasuke skeptisch an. "Ach so? Davon weiß ich ja gar nichts!"

Sasuke grinste. "Wirst du auch nachher erst erfahren!"

"Was?", Sakura schnaubte. "Das ist gemein, ich will es jetzt wissen!"

"Nein!"

Nun wandte die junge Frau eine andere Technik an. Mit klimpernden Wimpern lächelte sie ihn verführerisch an. "Ach komm schon, sags mir! Bitte!"

Sasuke schluckte unbemerkt. Er musste zugeben, dass nicht nur Sakura als Sakura eine gewisse Wirkung auf ihn hatte.

Was dachte er da?

Er schüttelte den Kopf, aber eher um seine Gedanken zu ordnen. "Nix da. Lass dich überraschen!"

Und so musste Sakura sich fügen.

Wenn auch nicht freiwillig.
 

"Aber ich dachte, das hättest du bereits getan!", Sakura war überrascht, als Temari ihr vom gestrigen Abend bei Itachi erzählte.

"Na ja, nicht so ganz, es war alles etwas kompliziert ...", gestand die nun Schwarzhaarige leise, da ihr Manager im selben Raum war.

Er war ein gut aussehender junger Mann von 31 Jahren, der allerdings gegen sein Alter schon viel Erfahrung hatte, selbst Musik machte und seine Arbeit wirklich gut erledigte.

"Wie kompliziert? Mich stachelst du an und selbst ... also wirklich", Sakura alias Holly sah ihre Freundin kopfschüttelnd an.

"Holly, bitte. Wir müssen das hier besprechen, ich kann kaum alleine entscheiden, was wir der Presse sagen", sagte plötzlich der Manager.

"Sorry Kakashi", erwiderte die Angesprochene lächelnd.

"Okay", Kakashi holte tief Luft. "Gut, ihr wollt das nächste Konzert ganz normal abhalten. Soweit ist alles klar. Auch weitere Konzerte in der USA werden vorerst völlig normal durchgeführt. Die Europatour allerdings brecht ihr ab. Wieso in Gottes Namen?", Kakashi verstand noch immer nicht die Entscheidung der Mädchen. Eine Tour quer durch Europa würde sie noch größer herausbringen. Wer wollte das nicht?

"Das hat persönliche Gründe, Kakashi", sagte Brandi, wenn auch nicht zum Ersten mal. "Vorerst ist Europa gestrichen, aber vielleicht im Herbst. Das wäre doch eine gute Alternative und ist auch nur ein Aufschub von einigen Monaten."

Holly nickte. "Eben. Und der Presse sagen wir einfach, dass es bestimmte Gründe gibt. Keine Ahnung, wir können ja familiäre Gründe sagen oder sonst was. Das musst du wissen."

Kakashi seufzte. "Ihr macht immer das Gleiche mit mir. Ihr plant irgendwas um und ich muss es mit der Presse ausbügeln. Ihr macht es mir immer schwer."

"Ach nun komm schon", Brandi grinste fröhlich. "So schlimm sind wir auch nicht!"

"Genau, stell dir vor wir würden bei jedem Auftritt extra Kabinen verlangen, oder neue Showtänzer oder sonst was! Es gibt doch wirklich schlimmere als uns", ergänzte Holly.

Kakashi sah die beiden nur entgeistert an. "Okay, okay ... machen wir für heute Schluss. Wir treffen uns Donnerstag um drei, ist euch das Recht? Bis dahin denk ich mir was aus. Was weiß ich. Dann sehen wir weiter."

"Alles klar!", grinste Holly und sprang auf. Brandi tat es ihr gleich.

"Bis Donnerstag", riefen sie und verschwanden aus dem Büro.

Ein paar Minuten später näherten sich die beiden dem Ausgang, wo schon Brandis Taxi wartete.

"Soll ich dich mitnehmen?", fragte sie ihre Kollegin und zog sich die Kapuze weit über den Kopf.

"Nein, ich geh zur UCLA. Sasuke wartet dort auf mich. Er will noch irgendwas machen."

"So, was denn?"

Holly zuckte mit den Achseln, als auch sie die Kapuze weit ins Gesicht zog. "Keine Ahnung, wollte er mir nicht verraten. Ich hoffe, es ist nichts Anstrengendes."

Brandi lachte leise, bevor sie ins Taxi stieg. "Na dann drück ich dir die Daumen, dass es was Schickes ist. Wir telefonieren nachher. Bis dann!"

"Bis dann", verabschiedete sich auch Holly und machte sich auf den Weg.
 

Obwohl die junge Frau zu Fuß war, brauchte sie nicht lange, um zur Universität zu gelangen. Sie sah zur Uhr und stellte fest, dass sie noch einige Minuten hatte, ehe Sasuke mit seiner Prüfungsbesprechung fertig sein würde.

Doch wie sich die Zeit vertreiben?

Sakura seufzte und suchte in dem riesigen Hauptgebäude zuerst nach einer Toilette, um sich der Perücke zu entledigen. Sie hatte keine Lust entdeckt zu werden und irgendwelche Fragen zu beantworten.

Als sie eine fand verriegelte sie sich in eine der hinteren Kabinen und entledigte sich der Blonden Haare, die sie dann in ihre mitgebrachte Sporttasche verstaute. Danach zog sie sich noch alltäglichere Klamotten an, die eher Sakuras Stil waren und weniger dem von Holly entsprachen. Danach verließ sie ungesehen das Bad.

Sakura sah sich um und stellte fest, dass sie sich in der Nähe des Immatrikulationsbüro befand.

Ohne groß zu überlegen folgte sie den Schildern und stand schließlich vor einer Prunkvollen Tür.

Nach kurzem Zögern klopfte sie an und wurde schließlich herein gebeten.

"Ja, wie kann ich helfen?", fragte eine braunhaarige, ältere Sekretärin.

"Ähm, mein Name ist Sakura Haruno. Ich wollte mich erkundigen, ob ... naja ob ich hier meinen Schulabschluss nachholen könnte, wissen sie?"

Die Sekretärin schob ihre Brille etwas zurecht, ehe sie in ihren Akten wühlte und Sakura schließlich einen Papierbogen reichte. "Da, den müssen sie ausgefüllt hier wieder abgeben. Das ist der erste Schritt. Die nächsten klären wir danach, wenn sie sich endgültig entschlossen haben."

"Oh", Sakura staunte, wie einfach das gerade war. "Okay, danke."

Und schon war sie auch schon aus dem Büro verschwunden.

Als die Rosahaarige zurück zum Uniparkplatz ging, grinste sie vor sich her. Sollte es gar nicht so schwer sein, seinen Abschluss nachholen zu können? Das eben war ja ein Kinderspiel gewesen. Einen Antrag ausfüllen konnte kaum schwerer sein!

"Wo warst du denn?", holte sie Sasukes kühle Stimme aus den Gedanken.

Sakura schrak auf, blieb stehen und wedelte dem Uchiha mit dem Papierbogen vor der Nase herum. "Ich habe etwas sehr Wichtiges getan, aber das werde ich dir sicher nicht sagen, denn du ... hey!"

Sasuke hatte sich den Bogen geschnappt und blätterte durch die ersten Seiten. "Also willst du deinen Abschluss nachholen?"

"Tse, ich hatte eigentlich nicht vor, dir das zu sagen!", knurrte das Mädchen beleidigt.

"Ich weiß es ja nun schon ..."

Sakura ließ ein weiteres Brummen von sich hören, nickte dann aber. "Na und wen schon? Ich denke, du findest auch, dass es eine gute Idee wäre!"

"Sicher ist es das", meinte Sasuke, als er seinen Wagen aufschloss und einstieg.

"Na ja, mal sehen was die so wissen wollen und wie das alles läuft, ich muss mir den Antrag nachher in Ruhe ansehen."

"Ich denke, dass machen wir besser zusammen, du vergisst sonst die Hälfte und den Rest verstehst du nicht ..."

Sakura sah Sasuke zickig an. "Was soll das denn heißen, Mister Oberschlauberger? Hältst dich wohl für sehr gebildet, was?"

"Ich bin sehr gebildet", sagte Sasuke und ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. "Meine erste Abschlussprüfung habe ich mit voller Punktzahl bestanden, das spricht wohl für mich."

Sakura sah Sasuke begeistert an, und keine Sekunde später fiel sie dem Uchiha um den Hals.

"Das ist ja super, ich gratuliere dir!", rief sie freudig erregt und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.

Als sie sich etwas rot im Gesicht zurück auf ihren Sitz setze, sah Sasuke sie im ersten Moment perplex an, ehe er breit grinste. "Da lohnt es sich wirklich der Beste zu sein", sagte er von sich überzeugt.

Die Rosahaarige zog die Braue skeptisch nach oben. "Spiel dich nicht so auf! Und jetzt sag mir, wo wir hinfahren!"

"Nein", war die knappe, aber präzise Antwort.

"Manno!", Sakura begann zu quengeln. "Ich mag keine Überraschungen, wenn ich gar keine Ahnung habe!"

Sasuke lachte leise. "Es wär aber keine Überraschung mehr."

Dann startete er den Wagen und fuhr los.
 

Eine halbe Stunde später starrte Sakura mit offenen Mund auf Sasukes sogenannte Überraschung. Beziehungsweise sah sie sich mit geweiteten Augen in seiner Überraschung um.

"Gott ...", war das Einzigste, was sie im Moment raus brachte.

Sakura stand in einem riesigen Wohnzimmer. Besser gesagt in ihrem möglichen, eigenen zukünftigen Wohnzimmer ...

"Ich fass es nicht", meinte sie atemlos und ging zu dem gewaltigen Fenster, dass die gesamte Wand einnahm und einen herrlichen Ausblick auf einen Park inmitten von Bel Air hatte. "Unglaublich ..."

"Ja, das ist es wirklich", sagte der Markler, der auf Sasuke und Sakura gewartet hatte und etwas abseits stand. "Aber nicht nur die Aussicht ist beeindruckend, Madame. Auch die Ruhe. Sie können kaum einen Ort in L.A. finden, der so geschützt ist wie hier. Die Straße liegt auf der anderen Seite. Und Touristen verwirren sich hier her recht selten. Und wenn es doch geschieht, gibt es genügend Wachpersonal."

"Wachpersonal?", Sakura sah den Markler irritiert an.

"Selbstverständlich Ma'am. Wir schätzen Diskretion und Privatsphäre, dafür ist unsere Agentur bekannt."

"Ah", kam es nur von Sakura, die schon wieder nach draußen sah. "Es ist wirklich schön."

Der Markler blickte zu Sasuke, der bisher nichts gesagt hatte. "Ist es auch zu ihrer Zufriedenheit, Herr Uchiha?", fragte er vorsichtig, da er schön öfter mit der Familie zu tun gehabt hatte und das Gemüt der männlichen Vertreter nur zu gut kannte. Als Sasuke ihn vor einigen Tagen damit beauftragt hatte, schnellstmöglich eine geeignete Wohnung zu finden, hatte er nur diese im Kopf gehabt. Nur diese war einem Uchiha würdig. Aber konnte sie den Sohn des großen Firmenchefs von UchihaIndustries zufrieden machen?

Sasuke sah zu Sakura. "Gefällt sie dir?", fragte er im kühlen Geschäftston.

Sakuras Augen strahlten. "Ich habe noch nie so eine geniale Wohnung gesehen", meinte sie verträumt, obwohl sie bisher nur Flur, Vorsaal und Wohnzimmer gesehen hatte.

Sasuke schien das zu reichen und er nickte dem Markler knapp zu.

Dieser wiederum machte eine gedankliche Notiz. Was der Frau gefiel, stimmte den Uchihasprößling zufrieden. Und ein zufriedener Uchiha war nicht nur eine finanzielle Goldgrube! Es brachte auch reichlich positive Kritik mit sich. Also hieß es, die Frau für sich zu gewinnen, um den jungen Mann zu gewinnen.

"Möchten sie sich die anderen Zimmer in Ruhe anschauen? Dann würde ich sie eine Weile alleine lassen", schlug der Markler vor.

Sasuke nickte. "Wir melden uns dann", erklärte er schlicht.

Der Mann nickte und verzog sich eilends.

Sasuke seufzte erleichtert, als der Ältere aus der Wohnung war. Langsam ging er zu Sakura, die immer noch am Fenster stand und hinausblickte. "Was hältst du davon?", fragte er nun.

Sakura sah Sasuke eher betrübt an. "Ich ... ich weiß nicht."

"Sakura, möchtest du mit mir zusammen wohnen oder nicht?", wollte Sasuke geradeaus wissen.

Sakura lächelte leicht, aber nickte fest. "Natürlich möchte ich das. Es gibt nichts, was ich lieber möchte. Aber ich weiß nicht, ob diese Wohnung ... ich meine, sie ist riesig! Sie ist bestimmt doppelt so groß wie deine Wohnung, und die war schon groß! Und vermutlich ist sie auch ... doppelt so teuer ..."

Sasuke seufzte. "Darum musst du dir doch keine Gedanken machen. Und sicher, meine Wohnung ist groß, aber sie ist nicht das passende für uns beide. Die Wohnung war nur meine Wohnung, aber mit dir möchte ich "unsere Wohnung" haben."

Sakura war gerührt über Sasukes Aufrichtigkeit. "Dann brauchen wir aber auf jedenfall ein Bad mehr", grinste sie.

Sasuke lachte. "Die Wohnung hier hat vier Badezimmer. Das sollte erst einmal genügen."

"Vier?"

Sasuke nickte. "Komm mit, gucken wir uns die anderen Zimmer an."

Der erste Weg führte direkt ins Schlafzimmer.

"Meine Güte", stöhnte Sakura, als sie sich in dem gewaltigen Zimmer umsah. Sie lief um das mittig stehende Himmelbett und öffnete eine weitere Tür. "Ein begehbarer Kleiderschrank ...", sagte sie verblüfft.

"Hier ist noch einer", meinte Sasuke und öffnete eine weitere Tür.

Die nächste Stunde verbrachten die Beiden nur mit dem Ansehen der Räumlichkeiten. Außer dem Schlafzimmer, der Küche und den Bädern gab es noch vier weitere, große freie Räume, darunter ein Isoliertes.

"Da kannst du den ganzen Tag drin rumjaulen", lachte Sasuke.

"Tse, was meinst du mit rumjaulen? Aber es wäre wirklich sehr nützlich."

Sasuke nickte. "Ein Arbeitszimmer für mich, eins für dich und dann dein eigens kleines Tonstudio in der Wohnung. Braucht man sowas nicht?"

Sakura grinste. "Na ja, ein eigenes braucht man nicht unbedingt, aber als Proberaum würde es sich wirklich super machen."

"Und den letzten großen Raum nehmen wir als Gästezimmer."

"Und wozu sind dann die kleineren Zimmer. Wenn man sie klein nennen kann!", fragte Sakura und sah sich in den "kleineren" Zimmern um, die wie die meisten Räume noch nicht möbliert waren.

"Keine Ahnung, Abstellkammern?", überlegte Sasuke.

Sakura zog die Braue hoch. "Wir könnten ein Hundezimmer draus machen!", schlug sie grinsend vor.

"Ein was?"

"Ein Zimmer für unseren Hund!"

"Wir haben aber keinen Hund ..."

"Noch nicht", lachte Sakura. "Aber wäre ein Hund in einer so großen Wohnung nicht nützlich? Wenn ich alleine bin, habe ich einen Bewacher!"

"Sakura, hier gibt es Wachpersonal, Portiere, und noch mehr Wachpersonal. Hier bist du so oder so sicher!"

Sakura zog eine Schnute. "Hast du was gegen Hunde?"

"Nein, das sage ich ja nicht, aber ... ein Hund macht Arbeit, und ..."

"Sasuke, biitttee! Ich wollte schon immer einen Hund haben! Hattest du nie einen?"

Sasuke nickte knapp. Irgendwie war es komisch, dass sie das fragte. Damals, als er sie gesucht hatte, hatte er im Zusammenhang mit ihr an seinen verstorbenen Hund gedacht. Aber warum fiel ihm das jetzt wieder ein?

"Na siehste! Wir könnten uns einen gaanz Kleinen holen, oder einen riesen Großen, dann gucken die Nachbarn!"

Sasuke seufzte bei dieser Euphorie. "Wir können ja mal in Ruhe darüber reden ..."

"Überhaupt, wer wohnt in der Wohnung neben dieser? Ist da schon jemand eingezogen, es sah vorhin so leer aus."

"Nein", sagte Sasuke und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Bis jetzt wohnt dort noch niemand ..."

"Wie meinst du das?", fragte Sakura, die ein komisches Gefühl bekam, so wie Sasuke guckte.

"Na ja, unsere eventuell neuen Nachbarn haben noch nicht entschieden, beziehungsweise wissen noch nichts davon ..."

"Hör auf drum herum zu reden! Wer will da hin ziehen?"

"Du kennst sie ..."

"Ja und weiter?"

Sasuke grinste immer noch breit. "Schwarze Haare, groß, aber nicht so gut aussehend und intelligent wie ich ..."

"Häh?", Sakura sah Sasuke verwirrt an, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. "Du meinst Itachi?"

Der Uchiha nickte. "Ja. Er hat vor, Temari zu fragen, ob sie mit ihm zusammen ziehen will. Es war im Prinzip unsere Idee .. auch wenn ich nicht gern zugebe, dass er daran beteiligt war."

Sakura starrte den jungen Mann immer noch verblüfft an. Dann schlich sich ein Grinsen in ihr Gesicht. "Das wäre genial!", entfuhr es ihr.

"Nun ja, es geht auch eher um euch dabei. Ich hab an sich wenig Interesse mein Bruder als Nachbarn zu haben, aber ich könnte damit leben ..."

Sakura schüttelte lachend den Kopf, dann fiel sie Sasuke zum zweiten mal um den Hals und küsste ihn stürmisch. "Das wär so klasse!"

"Kommt nur drauf an, was Temari sagt", bemerkte Sasuke.

Sakura nickte. "Stimmt. Wann wird Itachi sie fragen?"

"Nun, er sollte es bis morgen Mittag tun, es gibt nämlich noch andere Interessenten."

Sakura nickte und ließ von Sasuke ab.

"Sasuke?", sie machte plötzlich ein ernstes Gesicht. "Was ... was hat eigentlich dein Vater dazu gesagt?"

"Wozu?", kam es eher ungehalten.

"Naja, dass du aus deiner Wohnung ausziehen willst, mit mir hier leben und so."

Sasuke wandte sich von Sakura ab und sah zum Fenster hinaus. "Ich hab ihn schon eine Weile nicht mehr zu Augen bekommen."

"Dann weiß er gar nichts davon?"

"Nein. Und es geht ihn auch nichts an!"

"Glaubst du, er wird es gut heißen?", fragte Sakura vorsichtig.

Sasuke schnaubte. "Mit Sicherheit nicht! Aber das ist kaum wichtig."

"Er ist immer noch dein Vater, und dein Boss. Meinst du nicht, du solltest mit ihm reden?"

Sasuke zuckte mit den Schultern. "Er wird dich vermutlich kennen lernen wollen."

Sakura nickte bedrückt. Sie wusste, dass sie darum nicht drum herum kommen würde. Und sie fürchtete sich davor! "Er ... wird mich nicht mögen, oder?"

Sasuke wünschte, er könnte etwas anderes sagen. "Nein, vermutlich nicht ..."

Die Rosahaarige seufzte dramatisch. "Na ja was solls, es gibt viele Menschen, die mich nicht leiden können ...", tat sie es ab, obwohl Sasuke bewusst war, dass es Sakura belastete. Am liebsten würde er seinen Vater von ihr fernhalten, aber das ging leider nicht. Wie Sakura schon sagte, er war nun einmal sein Vater ...

"Wir müssen es ihm ja nicht heut oder morgen sagen", versuchte Sasuke sie aufzubauen.

Doch Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, es ist besser, wenn wir es hinter uns bringen. Und es wäre nicht fair ihm gegenüber. Vielleicht läuft ja auch alles besser, als wir denken ..."

Sasuke lächelte leicht, obwohl er es besser wusste. Nichts würde gut laufen ... "Dann werde ich morgen zu ihm gehen und von unseren Plänen in Kenntnis setzen. Ich werde ihm vorschlagen, dass wir zusammen essen. Ich denke, er wird akzeptieren."

Sakura nickte. So würde es das Beste sein. "Glaubst du, er wird fragen, woher ..."

Sasuke nickte, noch bevor sie den Satz ausgesprochen hatte.

Oh ja, er würde fragen, woher sie kam und was sie bisher gemacht hatte.

Er würde sie aushorchen und über sie urteilen.

Er würde sie für die Wahrheit in Grund und Boden stampfen.

Und er würde sie als nicht akzeptabel für seinen Sohn befinden.

Nichts würde gut laufen ...

A nobody - thats not enough for my son

Sakura rannte im Wohnzimmer auf un ab. Manchmal setzte sie sich vor den Fernseher, dann wiederum rannte sie genervt in die Küche oder ins Esszimmer, um alles noch einmal zu kontrollieren.

Sie war nervös.

Wenn das mal reichte!

Sie bebte vor Panik!

"Jetzt beruhige dich endlich!", seufzte Sasuke, der auf dem Sessel saß und Fernsehn sah. Es war halb Acht und Um würden seine Eltern kommen ...

Als er am Morgen zur Arbeit gekommen war, hatte er allen Mut genommen und war zu seinem Vater gegangen. Knapp und schlicht hatte er ihn von seinen Plänen in Kenntnis gesetzt.

Das Einzigste, was sein Vater gesagt hatte, war dass er und seine Frau um acht Uhr kommen würden. Mehr nicht. Kein weiteres Wort, kein weiterer Blick.

Sakura sah Sasuke geknickt an. "Sorry ...", gab sie von sich und setzte sich an den Arbeitstisch im hinteren Teil des Wohnzimmers, wo das neue Keyboard der Sängerin stand. Sie hatte es vor einigen Tagen bestellt und heute am frühen Morgen war es gebracht worden. Sie hatte es noch nicht einmal ausgepackt, so nervös war sie nach Sasukes Anruf und der Ankündigung gewesen.

"Pack es doch aus, dann kannst du uns was vorspielen", schlug Sasuke vor und stand auf, um ihr beim Entfernen der Verpackung zu helfen, denn es war ein sehr gewaltiges Keyboard.

Sakura nickte leidlich. "Aber mit vorspielen wird nichts", grinste sie sachte. "Ich bin rech schlecht wenn es um Noten lesen geht und so was. Ich hab mich vorher damit nie beschäftigt, aber Kakashi meinte, ich solle langsam mal damit anfangen ..."

Sasuke sah Sakura irritiert an. "Kakashi?"

"Unser Manager", erklärte die Rosahaarige.

Sasuke nickte knapp. Ein männlicher Manager mit dem Sakura auf du war ... so wirklich wollte ihm das nicht gefallen.

"Kannst du spielen?", fragte Sakura nun.

Sasuke sah sie kopfschüttelnd an. "Nein, für so etwas hatte ich nie Zeit."

"Aber fürs Tanzen lernen?"

"Das ist etwas anderes."

Sakura kicherte leise. "Ach so ..."

Sie entfernten die Verpackungen und die Folie, dann schaltete Sakura das Keyboard an und klimperte ein paar Töne.

"Das klingt ja furchtbar!", stöhnte Sasuke leidend. "Wie kann man so berühmt werden, wenn man nicht mal ein paar Lieder auf so einem Teil spielen kann?"

Die Rosahaarige zog eine Schnute. "Das ist gemein! Außerdem hab ich bei Temari schon einiges gelernt! Soll ich dir mal was richtiges vorspielen?"

Sasuke schüttelte rasch den Kopf. "Nein, lass mal. Das ist offensichtlich schojn mal eines der Dinge, die in diesem isolierten Raum stehen werden ..."

Sakura funkelte böse. "Pah, du wirst dich wundern wie schnell ich das lernen werde und dann wirst du bettelnd vor der Tür stehen, wenn ich spiele! Und ich werde dich dann NICHT hineinlassen!"

Sasuke musste grinsen, als aus der Küche ein Klingeln ertönte.

"Oh, dass ist der Braten", Sakura sprang auf und rannte davon. Sie hatte sich selbst ans Kochen gemacht, auch wenn alles sehr hektisch und unkoordiniert abgelaufen war.

Aber am Ende zählte nur das Resultat.

Und zu Sakuras - und vor allem Sasukes erstaunen sah das Abendessen wirklich lecker aus, als es fertig auf dem Esstisch stand.

"Jetzt müssen sie nur noch kommen", seufzte die junge Frau und ließ sich auf den Sessel fallen, als es auch schon klingelte und sie wie von der Tarantel gestochen aufsprang.

"Oh Gott, sie sind da!", jetzt war Panik angesagt.

"Bleib ruhig, dir passiert doch nichts! Und ich bin ja auch noch da!", sagte Sasuke, als er Richtung Vorsaal ging.

Sakura lief ihm nach, hielt ihn aber noch einmal kurz zurück. "Sasuke?"

"Hm?"

"Bitte, egal was dein Vater sagt ... sei ihm nicht böse oder streite mit ihm! Meine Vergangenheit ist nicht die Schönste, wir können ihn nicht dafür verurteilen, dass er wie andere denkt ..."

Sasuke sah Sakura ernst an. "Was er über andere sagt ist mir reichlich egal. Was er über dich sagt aber nicht! Wenn er mit der Wahrheit nicht klar kommt, wird er gehen!"

Sakura sah Sasuke traurig hinterher, als er sich zur Tür bewegte.

Sollte heute etwas passieren, dass einen Streit zwischen Vater und Sohn hervorruft, dann würde sie daran schuld sein ...
 

Sakura saß schweigend am Tisch, genau wie Sasukes Eltern und Sasuke selbst. Seit fünf Minuten hatte keiner ein Wort gesagt.

Bisher lief scheinbar alles schief.

Und alles schien sich zu bewahrheiten.

Sasukes Mutter war natürlich reizend gewesen. Sie hatte Sakura herzlich begrüßt.

Sasukes Vater hingegen hatte kaum ein Wort für Sakura oder seinen Sohn übrig.

Er aß mit grimmigen Gesicht sein Essen, nahm hier und da einen Schluck des Weines, oder sagte ein paar kurze Worte zu seiner Frau.

Dabei hatte Sakura sich wirklich Mühe gegeben. Sie hatte ihr reizendes Lächeln aufgelegt, nur freundliche Worte gesagt und versucht, alles richtig zu machen.

Aber in den Augen von Fugaku Uchiha war alles falsch.

Sie war falsch!

Denn sie war die Falsche für seinen Sohn.

Sakura wusste vom ersten Moment an, dass er das dachte.

Er dachte es die ganze Zeit während des Essens.

Er hatte es gedacht, als er sie das erste mal gesehen hatte.

Er hatte es gedacht, noch bevor er hier her gekommen war.

"Es schmeckt vorzüglich, Sakura!", sagte Frau Uchiha, um die Stille zu durchbrechen. "Sie können großartig kochen."

Sakura lief rot an. "Oh ... nein, eigentlich ist das eines meiner ersten richtigen Abendessen, die ich gemacht habe. Ich bin eigentlich nicht besonders gut ..."

"Nicht so bescheiden", lachte die Ältere.

Sakura lächelte leicht zurück.

Sasukes Mutter war wirklich eine echte Dame. Und sie war freundlich.

Ganz anders als ihr Mann.

"Ich habe schon besser gegessen", sagte Sasukes Vater, als er die Gabel beiseite legte.

Nun wurde Sakura noch roter. "Es tut mir leid, wenn ... wenn es ihnen nicht geschmeckt hat", entschuldigte sie sich ehrlich.

Herr Uchiha ließ nur ein Knurren von sich hören.

Sasuke sagte nichts, aber es kostete ihn Mühe. Er wollte versuchen ruhig zu bleiben, Sakura wegen. Aber es fiel ihm nicht leicht ...

"Woher kommen sie, Sakura?", fragte der Mann nun und die Rosahaarige erbleichte.

Nun war es soweit.

Davor hatte sie sich so gefürchtet.

Er würde Fragen stellen. Dinge wissen wollen.

Und zu recht urteilen ...

"Aus New York", sagte die junge Frau und versuchte zu lächeln. Daran konnte ja erstmal nichts verkehrt sein. New York war groß ...

"Und woher genau?"

Klasse, er wollte Details ...

"Aus der Bronx", sagte Sakura um einiges leiser, aber deutlich.

Sasukes Vater schwieg einen Moment, und scheinbar war für ihn schon alles klar.

Er verband Bronx mit Armut und Gewalt.

"Seit wann leben sie in L.A.?", fragte er nun weiter.

"Ähm, seit zwei Jahren, aber ich war zwischenzeitlich in Florida."

"Oh", sagte Mikoto Uchiha. "Florida ist schön. War dein Freund nicht auch dort, Sasuke?", wandte sie sich an ihren Sohn.

Sasuke nickte knapp.

"Was arbeiten sie?", Herr Uchiha ignorierte seine Frau, die offensichtlich über Florida reden wollte. Er sah Sakura direkt in die Augen und das Mädchen hatte Mühe, nicht beschämt zu Boden schauen zu müssen.

"Ich hole demnächst meinen Abschluss nach, wenn alles klappt", gestand sie und zwang sich dabei zu lächeln.

Das war offensichtlich ein Stichwort für Fugaku Uchiha.

"Sie haben also keinen Abschluss ... was haben sie dann die ganze Zeit über gemacht?"

Fettnapf, Fettnapf, Fettnapf ... Sakura steckte tief drin.

"Ich hab ... eine Weile gekellnert", konnte sie rechtzeitig raus bringen, bevor es durchschaubar wurde.

"Eine Weile? Sonst haben sie also von Sozialhilfe gelebt. Vermutlich in Watts ...", Sasukes Vater wurde bereits ungehalten.

Sakura Ohrfeigte sich für dieses "eine Weile". "Ähm, Watts ist richtig ..."

Sasukes Mutter sah Sakura mitfühlend an. "Dort soll es recht gewalttätig hergehen. Haben sie dort alleine gelebt oder mit ihrer Familie?"

Sakura versuchte immer noch tapfer zu lächeln. "Ich habe keine Familie ..."

Gott, wie sehr wünschte sie sich jetzt ein anderes Leben!

Ein passables.

Ein Uchihawürdiges!

Wenigstens ein Normales!

"Ganz allein? Das klingt sehr gefährlich", Mikoto Uchiha war ehrlich besorgt.

Ihr Mann hingegen strahlte eine unsagbare Kälte aus. "Nun, sie hatte doch aber die gütige Hilfe des Staates. Ein mancher wünscht sich ein ruhiges Leben, ohne Arbeit und mit allem möglichen, was ihm in den Hintern gesteckt wird ..."

Sakura lief es eiskalt den Rücken hinunter. Diese Aussage war recht eindeutig gewesen.

Er hasste sie.

Er hielt sie für das Letzte.

Er dachte, sie war eine Schmarotzerin.

Und nun nutzte sie Sasuke aus ...

Sakura warf einen flüchtigen Blick zu dem jüngeren Uchiha.

Was sie sah, gefiel ihr nicht. Sasuke hatte die Augen geschlossen.

Er kochte ...

Er kochte vor Wut und würde bald nicht mehr an sich halten können.

Ein Wunder musste geschehen! Irgendetwas müsste passieren, sonst würde es eskalieren.

"Und nun", sprach Fugaku Uchiha mit einem beängstigen Lächeln. "Nun hat sie Sasuke. Ich habe es vermutet. Alles ist eindeutig ..."

Kein Wunder ...

Sakuras Nerven spielten verrückt, doch ehe sie irgendetwas sagen konnte, war Sasuke aufgestanden.

Er kochte nicht mehr.

Er lief bereits über ...

"Du hast absolut keine Ahnung, Vater! Das ist das Letzte! Es war so klar, dass du mit Vorurteilen beladen hier her kommen würdest! Das du niemals jemanden akzeptierst, der nicht wie du reich geboren wurde!"

"Aber Sasuke ...", seine Mutter hatte die gleichen Ängste wie Sakura. Es würde eskalieren ...

"Lass ihn nur, Mikoto!", sagte Herr Uchiha ruhig, aber in seiner Stimme klang Verachtung mit. "Soll er doch sagen, was er denkt. Aber vergiss nicht, Sasuke, dass auch du die Vorteile des Geldes genossen hast! Dein Leben lang! Du bist privilegiert! Du hast die beste Ausbildung genossen, hattest von allen nur das Beste! Warum jetzt dieser Wandel? Warum ein Mädchen wie sie? Es ist so offensichtlich, dass sie dein Geld mehr interessiert, als du! Hast du etwas anderes geglaubt? Nimm die Brille ab, Junge! Sie kann nichts vorweisen! Sie hat nie etwas vernünftiges gelernt! Wie könnte jemand wie sie an deiner Seite bestehen? Wie kannst du denken, dass sie die Richtige ist? Willst mit ihr zusammen ziehen, dass ich nicht Lache! Und wer wird das ganze bezahlen? Du, hab ich nicht recht? Und was ist der nächste Schritt? Ihr werdet Heiraten, jawohl. Und danach wird sie dich verlassen, und du kannst sie auszahlen. So leicht wird sie es sich machen!"

"Liebling, bitte, sag doch nicht so ..."

"Doch Mikoto, jemand muss die Wahrheit aussprechen! Ich sehe doch nicht zu, wie sich unser Sohn sein Leben ruiniert, weil er denkt verliebt zu sein!"

Sakura glaubte, sie würde in einem Alptraum gefangen sein.

Sie hatte gewusst, dass es schlimm werden könnte.

Sie hatte gewusst, das es schlimm werden würde.

Aber nie hatte sie damit gerechnet, dass es so schlimm sein könnte.

Was für ein Mensch war Sasukes Vater?

Was brachte ihn dazu, solch harte Worte zu verlieren?

Woher kam dieser Hass?

Und sah er nicht, wie sehr er seinen Sohn damit verletzte?

Sasuke war außer sich. "Du hast Unrecht, Vater, und ich denke, dass ..."

"Hört auf!", rief plötzlich Sakura. Sie war ebenfalls aufgesprungen, doch fuhr sie sich selbst mit der Hand vor den Mund.

Nun ruhten alle Augen auf ihr.

Frau Uchiha sah sie besorgt an.

Sasuke überrascht.

Und Fugaku Uchiha starrte sie voller Abscheu an.

Sie rang nach Worte.

Doch was sollte sie sagen?

Dass das alles nicht stimmte?

Er würde ihr kaum glauben.

Das sie in Wahrheit eine harte Arbeit hatte?

Das würde alles aufs Spiel setzen.

Es gab nur eins, was sie in diesem Moment raus brachte.

"Ich liebe Sasuke", sagte sie leise und sah zu Sasuke. Sie lächelte nur leicht, aber aufrichtig. "Ich hätte niemals gedacht, dass es wirklich passieren könnte, aber ich liebe ihn. Und ich will ...", nun sah sie Fugaku direkt in die Augen. "Und ich will bestimmt nicht sein Geld! Ich habe mein Leben lang keinen Cent gehabt. Ich habe mir auch nie irgendwas vom Staat in den Hintern stecken lassen! Und damit könnte ich auch weiterhin leben. Aber nicht ... nicht ohne ihn. Was habe ich vom vielen Geld wenn ... wenn es mich so blind macht, wenn es mich so gemein und verletzend macht ... wie sie es sind!"

Eine grauenvolle Ruhe kehrte ein. Niemand sagte auch nur ein Wort. Sogar Sasuke war perplex. War erstarrt.

Genau wie sein Vater.

Fugaku Uchiha war schockiert. So weit er zurückdenken konnte, hatte niemand auch nur ansatzweise ihm dermaßen gesagt, was er von ihm dachte.

Und dieses kleine, nichts könnende Weib wagte es, so etwas zu behaupten?

"Sie sind ein Nichts! Sie werden nie gut genug für meinen Sohn sein!", Herr Uchiha versuchte die Fassung zu wahren. Aber er stand kurz davor, seine Geduld zu verlieren.

Sakura schüttelte den Kopf. Noch immer hatte sie ein kleines Lächeln im Gesicht. Wenn auch ein Trauriges. "Sie wissen ja gar nicht, was ein Nichts ist ...", sagte sie leise und sah ihn fast mitfühlend an. "Wenn es bedeutet, dass ich ein Niemand bin, dann mag das sein. Vielleicht bin ich dann ein Nichts. Wenn es bedeutet, dass ich keine privilegierte Ausbildung genossen habe, dann bin ich ein Nichts. Wenn es heißt, dass ich eine verdorbene Vergangenheit habe, dann bin ich umso mehr ein Nichts. Aber solange ich auch nur ein Fünkchen von der Liebe ihres Sohnes habe, dann ist es mir egal, ob ich ein Nichts bin oder nicht. Aber ... ich weiß nicht ... ich ... ich meine, wie kann ich denn ein Nichts sein, wenn ich das Glück habe, dass Sasuke ...", Sakura machte eine Pause, weil ihr fast die Stimme versagte.

"Leere Worte", schalte Herr Uchiha. "Für sie steht ja auch nichts auf dem Spiel! Für Sasuke schon! Was glauben sie, was mit seinem Ruf passiert, wenn man sie an seiner Seite sieht? Die ganzen wichtigen Leute werden mit dem Finger auf euch zeigen. Man wird reden. Die Presse wird reden. Und man wird sich die Mäuler zerreißen! Denn jeder wird wissen, dass sie es auf das Geld abgesehen haben! Ich will meinen Sohn nur beschützen! Ich will ihn davor bewahren, einen Fehler zu begehen, den er sein Leben lang bereuen wird!"

"Hör endlich auf, Vater!", rief Sasuke wütend. "Wie könnte ich es bereuen? Und wie kannst du es wagen, mir sagen zu wollen, was richtig und was falsch ist? Ich habe mein eigenes Leben, und das Lebe ich auch alleine!"

"Du weißt ja nicht, was gut für dich ist, Junge. Du bist Blind vor Liebe und siehst die Gefahr nicht!"

Sakura war den Tränen nahe. Es war nicht fair. Es war einfach nicht fair! Sie hatte diesem Mann doch nichts getan, und sie war doch auch keine Gefahr! Warum behauptete er so etwas? Sie wollte doch einfach nur mit Sasuke zusammen sein. Ihn lieben dürfen ...

Aber er würde es nicht erlauben.

Für ihn war sie nun mal ein Nichts.

Sakura setzte sich wieder hin. Sie starrte abwesend auf den Teller vor sich. Sie konnte nicht mehr. Sie konnte nicht mehr kämpfen. Ihr ganzes Leben hatte sie gekämpft und im Moment glaubte sie, vor der schlimmsten Herausforderung zu stehen, die ihr je begegnet war.

Sasukes Vater zu überzeugen, dass sie nichts böses im Schilde hatte.

Ihm zu erklären, dass sie seinen Sohn nicht ruinieren wollte.

Aber wie?

Wie konnte man jetzt noch irgendetwas retten? Wie konnte man alles zum Guten wenden?

Es war doch ausweglos.

Es würde kein Happy End geben.

Entweder sie und Sasuke würden miteinander weiterleben - für den Preis, dass Sasuke sein Leben weg warf, dass er sich hart aufgebaut hatte. Die Firma, die ihm doch soviel bedeutete.

Oder sie würden sich trennen, wie es der Vater wollte.

Wäre dann alles gut?

Sakura vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie konnte nicht mehr. Sie hatte immer gekämpft, es immer irgendwie gepackt.

Aber jetzt stand sie davor, aufzugeben.

Und dabei war alles so lächerlich!

Ja, lächerlich. Lächerlich und dumm!

Und plötzlich lachte sie leise auf.

Es war kaum zu hören, aber alle hatten es mitbekommen.

Und alle waren gleichermaßen verwirrt.

"Was gibt es zu lachen?", raunzte Sasukes Vater, der sich sofort angegriffen fühlte.

Sakura schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich hatte ...", sie schluckte den Kloß hinunter und sah Fugaku Uchiha freundlich an. "Ich glaube, ich hätte ihnen beinah gesagt, dass sie gewonnen haben."

Sasuke sah schockiert aus, als Sakura das sagte, und er wollte schon ansetzen, zu widersprechen, doch das Mädchen sah ihn grinsend an. "Guck nicht so", meinte sie fast belustigt. "Mir ist nämlich etwas aufgefallen!", erklärte sie vielsagend und ließ eine kurze Pause, ehe sie Sasukes Vater fixierte und plötzlich ernster denn je wirkte. "Nämlich das das hier kein Spiel ist! Aber genau so tun sie! Denn für sie, ist es nicht mehr. Das ganze Leben ist für sie nicht mehr! Einfach nur ein Spiel, bei dem sie immer gewinnen müssen! Wenn sie nicht gewinnen, macht es ihnen keinen Spaß mehr. Verlieren können sie nicht, denn das Wort steht nicht in ihrem Wörterbuch! Und jeder muss nach ihren Regeln spielen! Es gibt keine Alternative!", Sakura holte tief Luft, da sie fast nicht geatmet hatte. "Aber ich ... ich spiele nicht mit! Denn für mich war das Leben nie ein Spiel! Denn wenn ich verloren hätte, dann ... dann hätte ich nicht einfach wieder neu anfangen können! Für mich hätte es keine zweite Chance gegeben. Game Over!", sie sprach zwar beherrscht, aber man merkte ihr eine gewisse Wut an.

"Kein Spiel?", der ältere Uchiha lachte. "Wenn sie das denken, dann wissen sie einfach zu wenig über das Leben. Sie sind noch jung. Man kann es ihnen auch nicht verdenken. Das Leben ist ein Spiel, aber ich gestehe, dass es kein schönes Spiel ist. Nur wer gewinnt, überlebt. Das ist die einzige, wahre Regel. Wer nicht die Stärke besitzt, die man braucht, der geht unter. So einfach ist es nun einmal."

Sakura war fassungslos. "So einfach?", hauchte sie, als ihr plötzlich Tränen in die Augen traten. "Dann war meine Freundin, die ich damals im Kinderheim als einzigsten Menschen gern hatte, also zu schwach, zum Überleben? Heißt dass, dass wenn sie stärker gewesen wäre, sie sich gegen den Aufseher hätte zu wehr setzen können, der ihr Essen, gegen das sie allergisch war in den Mund stopfte, dass sie dann nicht elendig erstickt wäre? Bedeutet es das? Dass einzig und alleine sie daran schuld war, dass sie so verrecken musste? Eingesperrt, ohne Hilfe? Ist es so einfach? Oder meinen sie, dass wenn ein siebenjähriges Mädchen vergewaltigt wird, dass sie selbst daran Schuld ist, weil sie einfach noch zu jung war um Macht zu haben, sich zu wehren? Ist es vielleicht so einfach? Was für ein Einfach meinen sie? Denn wenn ich vom Leben spreche, dann weiß ich nicht, wo ich das Wort einfach einsetzen könnte! Und sagen sie nicht, ich weiß zu wenig über das Leben!", Sakuras Stimme zitterte beinah vor Zorn. "Ich weiß mehr über das Leben als manch anderer. Denn ich habe nicht nur die Sonnenseiten kennengelernt. Ich habe immer im Schatten gelebt Ich hatte nie eine Familie. Ich hatte nie Liebe! Meine einzigste Freundin, die ich als Kind hatte, ist vor meinen Augen verreckt! Ein paar Jahre später sah ich meinen besten Freund sterben, weil man ihm Drogen gespritzt hatte. Und er hat selbst nie welche genommen! Es geschah aus Bosheit! Weil es Menschen gab, die das Lustig fanden. Für die war es auch nur ein Spiel! Glauben sie, ich hab auch nur noch einen Menschen an mich ran lassen wollen? Um ihn wieder zu verlieren? Nein! Und trotzdem sah ich vor zwei Jahren, wie meine beste Freundin von Flammen verschluckt wurde. Bei einem Brand, der aus Spaß gelegt worden war. Weil es für die, die das getan hatten, auch nur ein Spiel war! Und nun soll ich den Menschen verlassen, den ich mehr liebe als alles andere auf der Welt, weil er zu ihrem Spiel gehört, dass sie gewinnen wollen? Ist es so einfach für sie?"

Sakura war fertig. Sie hatte gesagt, was sie sagen musste. Sie wischte sich über die Augen und sah Fugaku Uchiha unverwandt an. Sie wollte eine Antwort.

Doch der ältere Uchiha schwieg, so dass völlige Stille einkehrte.

Eine furchtbare, angespannte Stille.

A language of heart - music: voice of feelings

Es war fast eine Minute vergangen, ehe sich das Oberhaupt der Uchihas räusperte. Er fühlte sich nicht gut. Er fühlte sich überrumpelt und gedemütigt, dass er sich von so einer Person etwas sagen lassen musste.

Aber er brachte keinen schlagfertigen, beleidigenden Satz heraus. Er schaffte es nicht, etwas zu sagen um das Mädchen hier und jetzt in Grund und Boden zu stampfen.

Jeden seiner Geschäftspartner hätte er längst eine verbale Ohrfeige verpasst. Selbst seinen Sohn wäre er in diesen Moment entgegen getreten. Nie hätte er solche Worte gegen sich aufkommen lassen.

Aber er brachte keinen Ton heraus. Er sah die rosahaarige Frau an, die ihn gerade regelrecht am Kragen gepackt hatte. Dieses Weib, dass nichts besaß! Sie hatte kein Geld, keine Arbeit, nichts. Sie war ein Nichts! Sie war Niemand, sie war bedeutungslos.

Und dieses bedeutungslose Nichts hatte ihm gerade die Meinung gesagt, wie es kein anderer sich getraut hätte ...

Sie hatte den Schneid gehabt, ihm entgegen zutreten.

Aus Liebe?

Sie hatte einen Mut gezeigt, den er kaum jemanden zutraute.

Aus Liebe?

Sie hatte sich jemanden entgegen gestellt, von dem sie wusste, dass er stärker war und mehr Macht besaß. Der sie vollkommen ruinieren konnte!

Geschah das alles aus Liebe?

Wahrer Liebe?

Hatte er sich irren können?

Konnte ein Uchiha wie er sich wahrhaft irren?

Konnte ein Uchiha wie er gegen ein Mädchen wie ihr wahrhaft verlieren?

Sie war Nichts!

Sie war Nichts, und doch besaß sie den Mut, den Schneid und den Stolz, ihm die Stirn zu bieten.

Und zum ersten mal seit langer Zeit wusste der ältere Uchiha, dass er nichts sagen konnte.

In diesem Augenblick war er gegen sie ein Nichts.

Besaß er jetzt den Mut und den Schneid, Reue zu zeigen?

Bereute er? Oder war er einfach nur überrascht?

Fugaku Uchiha schloss die Augen, und als er sie wieder öffnete sah er Sakura zum erste nmal wirklich an. "In meinem ganzen Leben", begann er mit leicht zorniger Stimme. "bin ich nicht so angegangen worden! Nie!", betonte er. "Nie hätte sich das jemand gewagt! Kein Itachi, und ein Sasuke auch nicht! Sie wussten beide, was Anstand bedeutet! Sie hätten mich nie so beleidigt!", er schüttelte den Kopf. "Sie wissen, wann man zu schweigen hat! Aber heute, heute hat mich mein eigener Sohn übergangen. Die ganze letzte Zeit hat er mich übergangen! Alles, was ich ihm beigebracht habe, was ich ihm versucht habe zu vermitteln, das hat jemand wie du zunichte gemacht! Ein Mädchen, dass nichts besitzt! Das nichts vorzeigen kann! Ich bin beschämt!", er schnaubte. "Jahrelang wurde er auf die schwierige Aufgabe vorbereitet, eines Tages diese Firma zu leiten. Jahre! Wenn nicht sogar sein ganzes Leben lang! Und dann kommt ein Mädchen das nichts hat und macht aus einen kühlen, harten Geschäftsmann ein verliebtes Hündchen! Glaubst du, so kann er in der harten rauen Welt bestehen?"

Sakura sagte nichts, sondern wartete. Sie hatte das Gefühl, das es jetzt nicht angebracht war, etwas zu sagen.

Fugaku Uchiha schüttelte abermals den Kopf. "Keiner meiner Mitarbeiter, keiner meiner Partner, keiner meiner Söhne hätte je einen Ton angeschlagen, der deinem heute gleichen könnte. Und willst du wissen warum? Weil sie wissen, dass sie alle, auf die eine oder andere Art, dabei verlieren würden! Keiner kann mich besiegen", er lachte. "Und gerade du, gerade so eine freche Göre wie du, die so anders ist, die zeigt mir, dass ich verwundbar bin wie jeder andere auch!"

Sakura war in diesem Moment nicht die einzigste, die glaubte sich verhört zu haben

Mikoto Uchiha musste sich die Hand vor den Mund halten.

Und Sasuke hatte bereits mit dem Schlimmsten gerechnet.

"Jahrelang versuche ich aus meinen Sohn den perfekten Firmenleiter zu machen! Aber weißt du, was ein Firmenleiter an aller erster Stelle braucht? Kühnheit. Furchtlosigkeit. Unerschrockenheit! Er braucht Mut, sich auch denen entgegenzustellen, die mehr Macht besitzen als er selbst! Und heute war das erste Mal, dass ich erlebte, wie Sasuke sich gegen mich stellte! Und das nur wegen dir! Du hast in der kurzen Zeit geschafft, was ich in Jahren nicht vollbracht habe! Du hast ihm den Mut gegeben, sich auch dann gegen jemanden zu stellen, wenn man weiß, dass man alles verlieren könnte! Und ich bin mir sicher, dass Sasuke genau damit gerechnet hat. Ich glaube sogar, dass er bereit war, all das aufzugeben. Deinetwegen! Er hätte die Firma in den Wind geschossen! Die harten Jahre des Studiums. Nur deinetwegen", er klang beinahe belustig. Doch dann erhob er sich plötzlich und Sakura, sowie die anderen trauten ihren Augen kaum, als er auf das Mädchen zu ging und ihr die Hand entgegenstreckte. "Du magst vielleicht kein Geld haben, keine Arbeit, keinen Abschluss, kein privilegiertes Leben ... aber du hast Mumm, du hast Stolz, du hast Courage und die Liebe meines Sohnes. Und ... du hast meinen Respekt. Ich wünschte, ich hätte mehr Menschen in meiner Nähe, die deine Beherztheit, deine Entschlossenheit und dein Temperament haben! Mein Vater hat einmal etwas zu mir gesagt, was ich leider vergessen hatte:

Und wenn ich Fürst und König wäre, was hilfe mir das alles nur?

Ein redlich Herz ist viel mehr Ehre!

Ein Herz, das Lust hat, wohl zu tun!

Denn nicht Gold gibt Glück, nicht Rang und Pracht ...

Man ist, wozu das Herz uns macht!"

Sasukes Vater nickte noch einmal zur Bestätigung seiner zitierten Worte.

Sakura sagte kein Ton, sondern starrte nur den Mann an, dessen Hand sie gerade schüttelte. Sie wusste nicht, was sie jetzt auch sagen konnte. Mit vielem hatte sie gerechnet.

Aber nicht mehr mit einem Wunder!

"Ähm", stammelte sie immer noch geschockt. "Soll ... soll ich das Dessert holen?"

Herr Uchiha grinste. "Bitte, sehr gern ..."
 

Sakura stand in der Küche und bereitete das Dessert zu.Es gab gebackene Banane mit Vanilleeis und Honig, was sie vor einem Monat selbst probiert hatte.

Als sie die Bananen stückelte, kam gerade Sasuke in die Küche um ihr zu helfen. Sie lächelte ihm entgegen.

"Hey", meinte sie leise und wandte sich wieder dem Schneiden zu, wobei ihre Hände jedoch stark zitterten.

"Bleib ruhig, es doch doch gut gelaufen, anders als erwartet", sagte Sasuke, dem das nicht entging. Er nahm ihr das Messer aus den Fingern und legte selbst Hand an. "Ich bin schwer beeindruckt", grinste er.

"Wovon? Du hast die Bananen doch noch gar nicht gekostet", entgegnete Sakura verwirrt.

Sasuke lachte leise. "Nein, nicht von den Bananen, sondern von dir. Du hast da drin gekämpft. Und deinetwegen ist alles gekommen, wie es gekommen ist. Er mag dich. Und ich möchte fast meinen, dass es nicht viele Menschen auf der Welt gibt, die er mag. Oder denen er gar die Hand schüttelt und Respekt zollt!"

Sakura wurde leicht rot um die Wangen. "Ach was, ich hab nur getan, was ich tun musste."

Sasuke schüttelte belustigt den Kopf. "Du hast viel mehr getan", er legte das Messer zur Seite und drehte sich zu dem Mädchen herum, um sie in die Arme zu nehmen. "Du hast mir bisher nur einmal gesagt, dass du mich liebst, und das war, als ich schon fast bewusstlos war."

Sakura wurde noch einen Tick roter im Gesicht. "Ich ... du hast es gehört?"

Sasuke lächelte sanft. "Natürlich."

Sakura sah Sasuke an, fast wie ein kleines Mädchen kaute sie dabei auf ihrer Unterlippe. "Ich ... das mit dem Tee ..."

Sasuke grinste. "Ich hatte noch Tagelang Kopfschmerzen!", sagte er. "War dass das Zeug, was Kabuto damals benutzen wollte, auf der Weihnachtsfeier mein ich?"

Sakura nickte verlegen.

Der Schwarzhaarige schüttelte lachend den Kopf. "Irgendwann kriegst du das zurück! Oder du musst dir etwas überlegen, um es wieder gut zu machen?!", schlug er vor.

Die junge Frau nickte und gab Sasuke einen Kuss. "Ich lass mir was einfallen", hauchte sie ihm verführerisch ins Ohr.

Sasuke schluckte unmerklich. Sie schaffte es immer wieder ...

Fünf Minuten später saßen wieder alle beisammen und aßen das Dessert.

"Sehr lecker", sagte Fugaku Uchiha, der plötzlich wie ein ganz anderer Mensch wirkte.

Es war nicht nur Sakura unheimlich, auch Sasuke wusste nicht ganz, wie er mit diesem 'anderen' Vater umgehen sollte.

Frau Uchiha hingehen lächelte wissend. Sie kannte ihre Mann. Sie wusste, dass er ein kalter, harter Geschäftsmann war, aber auch, dass er innerlich einen weichen Kern hatte. Das war der Grund, warum sie ihn so liebte. Nach außen hin zeigte er es kaum jemanden, aber ihr gegenüber taute er öfters auf. Und nun hatte diese rosahaarige junge Frau es ebenfalls geschafft. Sie hatte die harte Schalle des Uchihaoberhauptes geknackt. Genau wie bei Sasuke.

Sie war ein außergewöhnliches Mädchen.

"Ich denke, sie müssen mir das Rezept unbedingt einmal geben, Sakura. Fugaku wird jetzt bestimmt öfter darauf bestehen", lächelte Mikoto warmherzig und entlockte ihrem Mann ein kleines zustimmendes Lächeln.

"Natürlich", sagte Sakura sofort. "Aber sie können ruhig du sagen."

"Gut, dann auf ein du, Sakura. Ich heiße Mikoto."

Sakura wurde rot. Dass sie Sasukes Mutter ebenfalls duzen sollte, hatte sie eigentlich nicht gewollt.

"Wo liegt denn die Wohnung?", wandte sich Herr Uchiha nun an seinen Sohn. Er klang wieder etwas kühler, aber Sasuke war es so wesentlich angenehmer.

"Bel Air", sagte der Schwarzhaarige. "Ich hatte einen Markler beauftragt. Du kennst ihn."

"Ah, ja", der Ältere nickte. "Hat er wenigstens ein vernünftiges Objekt gefunden?"

Sasuke nickte knapp, während er den Rest seiner Banane verspeiste.

Fugaku Uchiha nickte zurück, und Sakura fragte sich schon, ob alle Gespräche der beiden so simple geführt wurden. Sie stellte sich eine Unterhaltung vor und musste leicht grinsen, bei dem Gedanken wie die beiden sich immer nur zunickten.

"Gefällt es ihnen auch?", fragte Herr Uchiha nun sie und Sakura verschluckte sich fast an einem Stück ihres Desserts.

Sie nickte.

Wie albern sie sich dabei vorkam. Wie konnte man mit Nicken ausdrücken, ob einem etwas gefällt oder nicht? Und für diese Wohnung war ein Nicken kaum ausreichend. Sollte sie noch etwas sagen? Oder einfach zweimal Nicken, um das erste mal Nicken zu bekräftigen?

Oder hieß zweimal Nicken in der Nicksprache der Uchihamänner vielleicht etwas negatives?

Gott des Wahnsinns ...

"Es ist wunderbar", sagte sie einfach, da ihr Kopf schon rauchte. Sie war kein Uchihamann und hatte kein Interesse daran, sich über das Kommunizieren mit Kopfnicken Gedanken zu machen. "Riesengroß und eine tolle Aussicht, wirklich einmalig!"

So, dass waren Sätze! Sollten die Uchihas damit mal zurecht kommen!

Sasukes Vater ... nickte. "Ich würde es auch gerne einmal sehen. Ist es denn schon fertig möbliert?", fügte er noch hinzu.

Sakura schüttelte den Kopf. "Nur das Wohnzimmer und die Küche, und ein Badezimmer. Die restlichen Räume noch nicht."

Herr Uchiha sah zu seinem Sohn. "Ich hoffe, ihr ladet uns wieder zum Essen ein, wenn ihr dort eingezogen seid. Ich bin sehr neugierig."

"Das bin ich auch", lächelte Frau Uchiha.

Sasuke nickte ...

"Sag Sakura, gehört dir das Keyboard dort?", fiel es Frau Uchiha plötzlich ein und sie stand auf.

Sakura füllte sich fast ertappt. "Ähm ja ...", sagte sie verlegen.

"Möchtest du uns nicht etwas vorspielen?", fragte die Dunkelhaarige herzlich. "Ich habe schon lange keine Musik mehr gehört, außer im Radio natürlich. Wir sollten mal wieder in ein Konzert, Liebling."

Fugaku Uchiha brummte kurz, was wohl als ja zu deuten war.

Frau Uchiha wandte sich wieder Sakura zu, die fast im Boden versank.

Sasuke hingegen musste an sich halten, nicht los zu Prusten.

Verwirrt sah ihn seine Mutter an. "Was ist los, Schatz? HAst du etwas?"

Sasuke grinste den Tränen nahe, da Sakura ihm mittlerweile folternde Blicke zuwarf. "Naja ...", begann er und versuchte sich zu beruhigen. "Sakura ist nicht gerade die große Pianistin ..."

"Ach nein?", seine Mutter sah Sakura erstaunt an, doch da die junge Frau fast unterm Tisch versunken war, musste sie lächeln. "Du lernst es wohl erst?"

Sakura nickte schwach. "Meine Freundin hat mir bisher nur ein Lied beigebracht ..."

"Dann spiel uns doch das vor, es würde mich wirklich freuen", bat Mikoto.

Sasuke konnte nicht aufhören zu Lachen. "Bitte Mutter, lass sie erst noch eine Weile üben ..."

"Jetzt bin ich aber auch neugierig", meldete sich Sasukes Vater zu Wort und stand auf, um sich das Keyboard näher anzusehen.

"Okay", Sakura erhob sich zögerlich. "Aber ...", jetzt sah sie besonders Sasuke mit stechenden Blick an. "Es wird NICHT gelacht!"

Sasuke erwiderte nur mit einem Grinsen, dass er es wohl kaum zurückhalten konnte.

"Pah", Sakura ging an ihm vorbei, wobei sie ihm einen kurzen Klaps auf den Hinterkopf verpasste und zum Keyboard stakste. Sie setzte sich mit erhobener Nase hin und schaltete es ein ...

Fünf Minuten später lag Sasuke fast auf dem Boden vor Lachen, während seine Mutter tapfer lächelte und ihr Mann immerzu nickte ...

"Ich fand es gar nicht so schlecht, für den Anfang ...", sagte er.

"Ehrlich?", entfuhr es Sakura, die mit dieser Antwort überhaupt nicht gerechnet hatte.

Genauso wenig wie die anderen beiden ...

Frau Uchiha lächelte. "Fugaku spielt Klavier, weißt du. Und als er angefangen hat, klang es ähnlich ... nun ... ähm ... so eben."

"Ah", machte Sakura und nickte.

"Also Mikoto", Fugaku lächelte Sakura regelrecht aufmunternd an. "Wenn du dich hinsetzt und ein paar mal die Woche übst, dann wird das was. Aber du solltest dir einen Lehrer nehmen, sich selbst das Spielen bei zu bringen ist recht schwer."

Sakura nickte. "Gut."

Mikoto grinste. "Nun biete ihr endlich deine Hilfe an, Fugaku! Ich weiß doch, dass du gerne deiner Fertigkeiten und Weisheiten am Piano weitergeben willst!"

Fugaku Uchiha schien zum ersten mal etwas verlegen. "Sag malm meine Weisheiten ... du veräppelst mich doch!", trotzdem lächelte er. "Aber wenn du möchtest Sakura, dann gebe ich dir gerne einmal in der Woche unterricht. An Sasuke durfte ich mich ja leider nie als Lehrer versuchen ..."

Sasuke schnaubte und murmelte etwas, von keine Zeit.

In Wahrheit aber machte ihm der Gedanke unsicher, von seinem Vater so etwas beigebracht zu bekommen. Im Prinzip wollte er einfach nur keine Schwäche zeigen.

Sakura hingegen hatte damit keine Probleme. "Das wäre großartig!", sagte sie erfreut, obwohl ihr der Gedanke auch etwas unheimlich war. Doch das wollte sie nicht zeigen.

"Dann schlage ich vor, dass Sasuke dich am Sonntag zu uns bringt. Wir haben einen schönen Flügel, auf dem du üben kannst. Und zu Hause kannst du dann immer am Keyboard lernen."

Sakura nickte, allerdings wurde ihr fast schwindlig, da das eben eine Einladung zu Sasukes Eltern nach Hause war!

"Dann würde ich sagen, dass wir am Sonntag gemeinsam bei uns Essen. Wenn ihr gegen vier kommt, können Fugaku und Sakura Klavier spielen, und danach essen wir gemeinsam Abendbrot", schlug Frau Uchiha vor.

Sasuke nickte, doch die große Überraschung sah man ihn nicht an, die ihn überkam.

Das sich alles so wenden würde, hätte vor ein paar Stunden niemand erwartet!

Wirklich niemand!

"Wie kamst du überhaupt auf das Keyboard spielen?", fragte Mikoto nun.

Sakura sah die Frau irritiert an. Jetzt musste sie etwas sagen, sonst steckte sie in der Klemme. Sollte sie Lügen? Oder die Wahrheit nur ein wenig verbiegen?

"Also", begann Sakura zögerlich. "Eine Freundin von mir ... und ich, wir machen ab und an ein wenig Musik ... und ich wollte mich jetzt ein bisschen mit den Instrumenten auseinandersetzen, sozusagen ...", meinte sie stammelnd, war aber mit ihrer Antwort zu frieden. Im Prinzip log sie gar nicht mal so sehr, sondern passte die Wahrheit nur ein wenig an.

Gut gemacht, Sakura!

"Oh, das ist aber schön. Das heißt du singst, versteh ich das richtig?", fragte Frau Uchiha.

Sakura nickte verlegen. "Ein wenig."

"Liebes, dann musst du uns was vorsingen. Und Fugaku könnte dazu spielen!", schlug Mikoto begeistert vor, woraufhin sie zwei entgeisterte Gesichter angucken.

"WAS?", platzte es aus Sakura schockiert heraus.

"Mikoto, nein also ich ..."

Die ältere Frau lachte amüsiert. "Also wirklich, ihr seid mir Zwei. Nun sei kein Frosch, Fugaku! Sakura soll doch erst mal sehen, ob du überhaupt spielen kannst! Und vielleicht bist du auch aus der Übung!"

"Aus der Übung?", der Uchiha schnaubte. "Ich bin doch kein Greis! Natürlich kann ich spielen. Sag mir was!", erklärte er entschloss und Sakura ließ den Mann auf den Stuhl, damit er sich ans Keyboard setzten konnte.

"Wozu könnte Sakura denn singen? Was kannst du und was würdest du uns denn vorsingen wollen?"

Sakura versank ein weiteres mal in Grund und Boden. Sie konnte doch jetzt nicht singen?! Auf der Bühne, als Holly, ja da konnte sie aus sich heraus kommen, da war sie ein Star ...

Aber als Sakura doch nicht!

"Ich ... ähm ... ich weiß nicht ..."

Frau Uchiha lächelte gutmütig. "Du brauchst dich doch vor uns nicht schämen. Es macht doch nichts, wenn es nicht so gut wird, keiner wird lachen. Nicht Sasuke?", sagte sie scharf zu ihrem Sohn, der nach dem Keyboard spielen ja fast vom Hocker gefallen war.

Doch nun schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf.

"Ich lache nicht", sagte er und klang dabei fast ernst.

Wie auch, wo er doch wusste, dass sie singen konnte ...

Sakura sah ihn hilfesuchend an. Sie wollte nicht singen, aber wie sah es denn aus, wenn sie sich jetzt weigerte? Als wäre sie ein Feigling!

"Wie wäre es mit einem Hit aus den 80er Jahren? Das war meine Zeit und ein paar Songs bekomme ich noch hin, was die Melodie betrifft. Pictures in the Dark zum Beispiel?"

"Nein Liebling, keine alten Lamellen! Etwas aus den 90er, etwas Schönes und Trauriges!", meinte Mikoto.

"Uralt Lieder! Wenn, dann was von heute ...", mischte sich sogar Sasuke ein.

Sakura hielt sich zurück. Wenn man sich nicht einigen konnte, käme sie vielleicht drum rum ...

"Oh ich weiß, dieses schöne Lied von der Mädchengruppe. Da hast du mir die Melodie mal vorgespielt, weißt du noch, Fugaku?"

"Du meinst Viva Forever, ja ich erinnere mich ...", Herr Uchiha überlegte kurz und spielte in paar Töne, die wirklich nach der gesuchten Melodie klangen.

"Ja, das ist es!", rief Mikoto begeistert. "Kennst du es, Sakura?"

Sakura überlegte, allerdings nicht ob sie es konnte, sondern ob sie zugeben sollte, dass sie es kannte. Würde sie das Gegenteil behaupten, wäre sie vielleicht fein raus?

Aber es war nur ein Lied, und sie war nicht vor Hunderten von Fans, sondern bei Sasukes Familie.

Sie hatte doch nichts zu verlieren?

Und Sasukes Eltern würden Heartless Brain kaum kennen, beziehungsweise nicht ihre Stimme erkennen.

Das wäre ein unschöner, aber sicher auch sehr seltener Zufall!

Langsam nickte sie.

"Wie schön!", freute sich Sasukes Mutter. "Dann fang gleich an, Fugaku! Ich sing auch ein wenig mit, wenn ich mich erinnere. Wir beide machen das schon, nicht Sakura?"

Sakura nickte wieder.

Jetzt nur nicht nervös werden!

Fugaku Uchiha begann zu spielen und als er die Melodie der ersten Strophe erreichte, sang seine Frau leise mit.

Sakura jedoch nicht.

Sie lächelte entschuldigend und ließ vorerst Frau Uchiha singen:
 

"Do you still remember, how we used to be

Feelin' together, believin' whatever

My lover said to me

Both of us were dreamers

Young love in the sun

Felt like my savior, my spirit I gave you

We'd only just begun

Hasta manana, Always be mine"
 

Sasukes Mutter ließ die erste Strophe leise austruddeln, als auch schon der Refrain folgte. Fröhlich legte sie einen Arm um Sakuras Schultern und sah sie aufmunternd an, als sie mit dem Chorus begann:
 

"Viva forever, I'll be waiting

Everlasting, like the sun

Live forever, for the moment

Ever searching, for the one."
 

Sakura spürte, wie Mut in ihr aufstieg. Ja, was hatte sie schon zu verlieren? Gar nichts, denn Sasukes Mutter war mehr als nur freundlich zu ihr. Sie besaß eine warme Herzensgüte, die die junge Frau kaum fassen konnte.

Hätte sie je eine Mutter gehabt, sie hätte sich gewünscht, dass sie wie Sasukes Mum gewesen wäre ...
 

"Yes I still remember, every whispered word

The touch of your skin, givin' life from within

Like a love song never heard

Slipping through our fingers, like the sands of time

Promises made, every memory saved

As reflections in my mind

Hasta manana, Always be mine"
 

Diesmal hatte Sakura die Strophe gesungen und alle Augen ruhten verblüfft auf der Rosahaarigen. Außer Sasuke natürlich, der wissend lächelte. Er hatte nichts anderes als diese gelungene Gesangsvorstellung erwartet.

Wieder folgte der Refrain, den nun beide Frauen zusammen sangen.

Sogar Fukagu Uchiha musste sanft Lächeln und ein seltenes Gefühl der Freude überkam ihm. Seiner Frau und Sakura zuzuhören war wirklich etwas, was ihn wohl noch eine Weile begeistern würde. Vor allem von Sasukes Freundin war er fasziniert, über ihre natürlich und reine, ausdrucksvolle Stimme.

Die letzte Strophe sang Sakura alleine, da Mikoto ihr lieber zuhörte, als selbst zu singen. Es war eine traurige Strophe, und trotzdem brachte Sakura es fertig, dass die Anwesenden eher begeistert als betrübt waren, vor allem, als sie den schlussendlichen Refrain noch einmal mit viel Gefühl sang.

Als Herr Uchiha die letzten Klänge am Keyboard verklingen ließ, drehte er sich um und applaudierte den beiden Frauen, genau wie sein Sohn.

"Sehr schön, ich bin völlig von den Socken!", sagte der Ältere und stand auf. "Du hast eine wunderschöne Stimme mein Liebling, aber ich muss zugeben, dass Sakura dich übertrumpft hat. Das hätte ich nicht erwartet, du überrascht mich immer wieder!"

Sakura wurde augenblicklich rot. Wäre sie jetzt Holly, dann hätte sie ein lässiges Kommentar abgegeben, aber so war sie einfach nur verlegen durch die nette Kritik.

Frau Uchiha lachte. "Das stimmt. Ich habe auch nicht damit gerechnet. Es war sehr schön."

"Ähm ... danke ...", stotterte Sakura.

Es war also doch nicht ausweglos gewesen.

Und es gab an diesem Abend ein Happy End ...

A game and the consequence

Drei Tage waren vergangen, seit Sasukes Eltern Sakura kennen gelernt hatten. Es war Mittwoch und es regnete in Strömen.

Ein wirklich toller Frühlingstag ...

Sakura saß gelangweilt in ihrem neuen Wohnzimmer und zappte durchs TV-Programm. Der Umzug selbst war noch nicht fertig, aber die nötigsten Dinge hatte das Paar schon in die neue Wohnung bringen lassen, die sie seit gestern bewohnten. Alles war sehr schnell gegangen, was sie in erster Linie Sasukes Familiennamen zu verdanken hatten.

Allerdings sah es noch sehr spärlich in der zwei Etagen Wohnung aus. Wohnzimmer, Küche, Bad und Schlafzimmer waren zwar schon möbliert, aber die restlichen Zimmer waren allesamt leer.

Sakura seufzte und sah zur Uhr. Es war fast schon um Eins, doch die Lieferung, die sie erwartete, hatte Verspätung ...

Dabei konnte sie sich nicht beklagen, denn vor Zwei Tagen hatten Sasuke und sie sich die Möbel für die beiden Büros im Untergeschoss erst ausgesucht.

Wieder war es seinem Familiennamen zu versanken, dass man so schnell lieferte.

Nur das der Träger eben dieses Namens nicht da war, wenn die Möbel kommen würden.

Denn Sasuke arbeitete, und Sakura war es umso langweiliger ...

Als es an der Tür klingelte, schaltete die Rosahaarige den Fernseher aus und erhob sich schnaufend ... den ganzen Tag nur faul rumliegen tat er anscheinend nicht gut!

Sie ging die Tür öffnen und wie erwartet war es der Möbelwagen. Kurz wies sie Männer an, wo welche Arbeitstische, Stühle und Regale hin kamen, ehe sie sich in die Küche verzog und den Arbeitern ihren Job erledigen ließ.

Der ganze Aufbau dauerte gute zwei Stunden und dankend verabschiedete die junge Frau die fleißigen Helfer.

Sie ging in ihr eigenes Büro und sah sich alles genau an. Es waren wirklich schöne Möbel, dass musste sie zugeben. Aber alles in allem hatten sie für die beiden Arbeitszimmer zuviel Geld ausgegeben, wie Sakura fand. Sie seufzte und ging durch die Verbindungstür in Sasukes Büro, welches fast ihrem glich.

Zwei Zimmer mehr, die nun fertig waren ...

Sakura nickte sich selbst zu und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Sie trat auf die überdachte Terrasse hinaus und sah hinüber zu der anderen Wohnung. Ein breites Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht.

In gut einer Woche würden auch Temari und Itachi einziehen!

Sakura hatte es kaum gewagt zu hoffen, aber nach einigem hin und her hatte die Blonde doch zugestimmt, dort einzuziehen. Sie hatte genau wie Sakura die gleichen Bedenken gehabt ... die Wohnung war zu teuer, zu groß und eigentlich unnötig ...

Itachi hatte einige Redekünste aufwenden müssen, um Temari zu überzeugen, und auch Sakura hatte manch gutes Wort verlieren müssen.

Doch am Ende galt nur das Ergebnis!

Und es lautete, dass Sakura und Temari ab nächster Woche Nachbarn sein würden!

Früher hatten sie zusammen auf der Straße gelebt, nun lebten sie zusammen in einer riesigen Villa, die in zwei Wohnungen a 2 Etagen aufgeteilt war.

Eigentlich war es kaum zu fassen, wie das Schicksal die beiden immer wieder verband.

Aber Sakura war dankbar! Es gab kaum etwas, was sie sich im Moment noch wünschen konnte.

Sie wohnte mit dem Mann zusammen, den sie über alles liebte.

Hatte ihre beste Freundin immer an ihrer Seite.

Lebte ein friedliches, unkompliziertes Leben, obwohl ihr Alter Ego berühmt und ein Star war.

Sie verdiente eigenes, gutes Geld und holte demnächst ihren Abschluss nach.

Was konnte sie sich noch groß Wünschen?

Sakura atmete tief durch, denn eine Sache gab es nach wie vor:

Sie hatte Emily und Sebastian immer noch nicht gesagt, dass sie zurück war ...

Die junge Frau setzte sich auf einen der Gartenstühle und sah auf den gepflegten, aber karg bepflanzten Garten, der zu ihrer Villa gehörte. Ein Zaun genau auf der Hälfte trennte ihn in zwei Teile, zu jeder Wohnung eine Gartenhälfte.

Allerdings hatten sie und Temari schon beschlossen, den Zaun abzubauen.

Sakura lehnte sich gemächlich nach hinten und schloss die Augen. Sie war sich ihrer eigenen Feigheit bewusst, aber bisher hatte sie sich noch nicht entschließen können, zu den Kindern zu gehen.

Einmal hatte sie Angst, wie die Beiden reagieren würden. Sebastian war gewiss nicht unbedingt sauer, aber sie konnte nicht leugnen, dass er sich in seinen Briefen immer sehr distanziert ausgedrückt hatte.

Und wenn es um Emily ging, hatte er meist sehr allgemein geschrieben.

Sakura ging also davon aus, dass Emily sehr gekränkt gewesen war, enttäuscht und verletzt.

Aus guten Grunde ...

Und nun traute sich Sakura nicht, den Beiden unter die Augen zu treten.

Zudem war noch der alte Sanday dort ...

Sicher, Sasuke könnte die Kinder auch aus dem Heim holen, aber Sanday würde fragen stellen.

Was würde passieren, wenn der alte Mann raus finden würde, dass sie es war, zu dem die Kinder immer gegangen waren?

Vermutlich würde er ihnen jeglichen Kontakt verbieten.

Andernfalls könnten alte Geschichten aufgewirbelt werden ...

Sakura erhob sich, als sie Geräusche im Wohnzimmer hörte. Sie verließ die Terasse und sah Sasuke, der sich gerade des nassen Hemdes entledigte.

"Schon zurück?", fragte Sakura und ging auf ihn zu, um ihm einen Kuss aufzudrücken. "Iih, bist du nass!", beschwerte sie sich gleich.

"Tse, es regnet ja auch!", gab der Uchiha zurück, erwiderte aber den Begrüßungskuss.

"Warum hast du dir auch heute morgen keine Jacke angezogen? Wir haben noch keinen Sommer!"

Sasuke brummte leidlich. Die gleiche Diskussion hatte er gestern schon mit seiner Freundin gehabt. "Es ist warm draußen! Und ich bin keine Frostbeule. Wenn du den ganzen Tag nur in der Wohnung hockst und Fernsehn guckst ..."

"Hey, ich musste immerhin auf die Möbel warten, ich konnte ja auch gar nicht weg. Und außerdem war ich eben draußen!"

"Ja, auf der beheizten und überdachten Terrasse!"

Sakura zog eine Schnute. "So ein Quatsch! Erstens ist die Heizung für draußen gar nicht an! Und Zweitens ... gehe ich nachher noch weg!", meinte sie entschlossen.

Sasuke sah sie neugierig an. "Wo willst du denn hin? Ich denke, deine nächste Probe ist erst morgen Abend?"

Die Rosahaarige seufzte erneuert. "Ich ... ich glaube, ich werde heute mal nach Sebastian suchen ...", erklärte sie und ging zu der großen dunkelblauen Eckledercouch, die mitten im Wohnzimmer stand, ein paar Meter von dem großen Flachbildfernseher entfernt. Geräuschvoll ließ sich sich nieder, als sich auch Sasuke zu ihr setzte.

"Nach Watts?"

Sakura nickte. "Sicher, wo sollte er sonst sein?"

"Ich mein ja nur. Du solltest nicht alleine nach Watts gehen, wenn dann komme ich mit!", meinte Sasuke ernst. Er kam nicht umhin, sich um Sakura sorgen zu machen. Vor allem, wenn sie dort hin wollte. Natürlich war sie früher immer alleine in Watts gewesen, aber das war früher ...

Und heute war heute!

"Ich komm schon alleine klar", sagte Sakura, die diese Fürsorge für übertrieben hielt.

Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Ich geh mit! Und warum gehen wir nicht gleich ins Heim, anstatt ihn auf den Straßen zu suchen? Ich könnte die beiden auch rauslotsen, dann musst du nicht rein ..."

"Nein", sagte Sakura fest. "Ich muss das alleine machen. Es ist so ... so oder so schon schwer genug. Ich glaube kaum, dass sie sich ... wirklich freuen werden ... Kinder sind nachtragend ... und Emily ... ich glaube, es hat sie sehr mitgenommen, dass Sebastian und ich sie nicht eingeweiht haben und er es ihr erst viel später gesagt hat.

"Tse, was sollte ich denn sagen? Man hat mir überhaupt nie etwas gesagt! Weder du, noch Sebastian, noch Itachi, obwohl er ständig mit Temari Kontakt hatte!", Sasuke klang fast ein wenig wütend und Sakura senkte niedergeschlagen den Kopf.

"Es tut mir leid ...", sagte sie leise.

"Darum geht es nicht", erklärte Sasuke. "Ich habe es doch auch verstanden, warum sollte sie es nicht auch verstehen können, dass du nur getan hast, was du tun musstest."

"Weil sie ein kleines Kind ist, die keinen anderen Menschen hatte! Und die Person, der sie sich am meisten anvertraut hat, die hat sie im Stich gelassen und ist ohne ein Wort abgehauen!"

Sasuke legte einen Arm um seine Freundin und gab ihr einen sanften Kuss. "Mach dich nicht fertig, wenn du noch gar keinen Grund hast. Du weißt nicht, wie sie reagieren wird. Das wirst du dann sehen. Vorher brauchst du noch keine Panik schieben ..."

Sakura nickte leicht. "Du hast vielleicht recht ..."

"Na siehst du. So ich geh jetzt duschen und dannach können wir los, wenn du willst", schlug er vor und stand auf.

Sakura nickte zögerlich. "Okay."

"Gut, ich beeil mich", sagte der Schwarzhaarige und verschwand eine Minute später schon im Bad.

Er drehte den Wasserhahn auf und wartete.

Drei Minuten später hörte er die Haustür zugehen und er stellte den Wasserhahn wieder ab.

Er lächelte amüsiert, als Sakura nicht mehr im Wohnzimmer saß. Mittlerweile konnte er sie recht gut durchschauen.

Sie hatte von Anfang an nicht vorgehabt, auf ihn zu warten.

Und er hatte von Anfang an gewusst, dass sie sich heimlich aus dem Staub machen würde, wenn er sie nicht alleine gehen ließ.

Sie war stur wie ein Esel und hatte einen größeren Dickschädel als er.

Er griff zu einer Regenjacke und zog sich die Schuhe an.

Etwas Zeit musste er ihr lassen, damit sie ihn nicht bemerken würde ...

Wenn sie nicht wollte, dass er sie begleitete, dann musste er eben genauso heimlich handeln wie sie.

Das Spiel konnte man auch zu Zweit spielen ...
 

Sakura war schon fast zwei Stunden in Watts unterwegs und langsam dämmerte es. Überhaupt wirkte es in Watts des öfteren düster und zur Abendlichen Stunde konnte das einem Fremden doch ein wenig Angst machen.

Sakura hingehen kannte diese Angst nicht.

Jedoch stellte sie während ihrer Suche fest, dass sich einiges hier verändert hatte. Es gab zum einen mehr Baustellen, neue Lokale waren eröffnet und alte geschlossen worden.

Es war irgendwie komisch, nach der ganzen Zeit wieder hier zu sein. Sakura bemerkte einige bekannte Gesichter, nickte aber nur selten zurück. Sie hatte mit diesem Teil ihres Lebens abgeschlossen.

Zumindest dachte sie das manchmal. Im Innersten wusste sie, dass man 13 Jahre Leben auf der Straße nicht so einfach vergessen konnte.

Diese Zeit hatte sie geprägt, und aus ihr das gemacht, was sie heute war.

Es würde immer ein Teil von ihr bleiben, zu dem sie stehen musste.

Sakura blieb stehen, als sie neben sich einen jungen Mann bemerkte, der auf sie zu kam.

Das hatte ihr gerade noch gefehlt, aber was hatte sie erwartet? Für ihre alten Bekannten war es sicher seltsam, dass sie nach fast anderthalb Jahren pülötzlich wieder auftauchte.

"Hallo Sakura", sagte die tiefe männliche Stimme von Steve. Er war einer ihrer Abnehmer gewesen, als sie noch mit Drogen gedealt hatte. "Lange nicht gesehen. Sehr lange ..."

Sakura nickte und ihr Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an. Alte Gefühle keimten wieder in ihr auf, Erinnerungen an vergangene Tage.

Hier in Watts war sie nie ein Niemand gewesen.

Keiner hätte es gewagt, sich gegen sie zu richten.

Zumindest fast keiner ...

Hier hatte ihr Nachname Bedeutung gehabt.

Hier zählte er etwas.

Woanders war er unwichtig.

Niemand kannte ihn oder schenkte ihm Aufmerksamkeit.

In Watts war das anders gewesen ...

"Was willst du?", fragte Sakura scharf. Sie wollte sich nicht lange mit dem Mann aufhalten. Zuviele dumme Gedanken kamen dadurch hoch, die sie bisher erfolgtreich verdrängt hatte.

Sie hatte jetzt ein neues Leben, ein Besseres.

"Ich wollte nur Guten Abend wünschen. Und ein wenig plaudern. Wo bist du gewesen? Es gehen einige Gerüchte herum ...", sagte Steve mit einem hämischen Grinsen.

Sakura schüttelte angewidert den Kopf. "Ich habe noch nie irgendwelchen Gerüchten Beachtung geschenkt und du wärst gut beraten, deine Plauderideen zu verwerfen! Ich habe keine Zeit."

"Du suchst jemanden, oder?"

Sakura zuckte die Achseln. "Und wenn schon, was geht dich das an?"

"Vielleicht könnte ich dir helfen ..."

"Nein, ich brauche keine Hilfe", erklärte Sakura ruhig, aber bestimmt.

"Genauso unnahbar wie früher. Dabei heißt es, du wärst weich geworden. Hättest dich in einen reichen Erben verliebt und wohnst in Westwood?!", Steve legte seine Karten offen auf den Tisch.

"Das war letztes Jahr, ich war ne Weile woanders. Was ich tute, wo ich lebe oder mit wem geht dich einen Scheißdreck an!"

"Werd doch nicht gleich unfreundlich!", der Braunhaarige Junkie lächelte. "Aber es scheint zu stimmen. Du hast dir keine Freunde gemacht und musstest untertauchen, stimmts."

Nun war es Sakura, die lächelte. Aber es war ein böses, fast grausames Lächeln. Es strahlte Überlegenheit aus, Kälte und Sicherheit.

Steve tat unbeeindruckt, war es aber nicht.

Auch wenn Sakura eine Weile weg, es war immer noch Sakura.

Und Sakura war nach wie vor gefährlich, auf jede erdenkliche Weise.

Sicher, sie hatte vielleicht untertauchen müssen ...

Aber was bedeutete ihr erneutes Auftauchen hier?

"Das hat sich erledigt", sagte Sakura langsam. "Ich genieße wieder jegliche Freiheiten. Es gibt für mich keinen Grund mehr, vorsichtig zu sein. Die Dinge haben sich geändert ..."

Steve nickte. "Sag mir, wen du suchst ...", sagte er plötzlich in einem ganz anderen, fast hilfsbereiten Ton.

Sakura sah ihn skeptisch an. Nicht, dass sie ihm vertraute, aber sie wusste, wenn es Leute wie er ehrlich meinten.

"Sebastian ...", sagte sie nur, doch Steve wusste bescheid.

"Ist bei der alten Fabrik, da wo wir früher manchmal ... du weißt schon. Aber ich bin jetzt auch clean ..."

Sakura sah den jungen Mann überrascht an. "Wirklich?"

Steve nickte und grinste beinahe verlegen. "Ja, sie hatten mich wieder eingebuchtet, und die Therapie war ne Zwangsmaßnahme. Na ja, seit drei Monaten ... aber ich komme im Moment ganz gut klar ... hab sogar nen Job, drüben im Sao Paulo ..."

Sakura nickte, obwohl sie bei dem Namen der bekannten Bar unmerklich schlucken musste. "Dann wünsche ich dir viel Glück und danke für den Tipp."

Steve nickte zurück. "Kein Ding. Außerdem mag ich den Bengel, und soweit ich weiß haqt er einige Schwierigkeiten an der Backe. Und du bist nach wie vor die Einzige, auf die er jemals gehört hat ..."

Sakura sah Steve irritiert an. "Was für Schwierigkeiten?", fragte sie mit hochgezogener Braue. Davon hatte Sebastian nie etwas gesagt. Im Gegenteil ...

Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern. "Habs auch nur gehört. Hat irgendwas mit seinen richtigen Eltern zu tun. Die Mutter soll wohl krepiert sein und der Vater kam eines Tages da an ... also bei ihm im Heim und wollte ihn wieder mitnehmen. Sagt, dass er ja sonst niemanden mehr hat und so. Jetzt laufen die Anträge und so wie es aussieht ... er kommt vielleicht zurück zu dem Dreckskerl. Nun hängt er nur noch auf der Straße, damit sein Vater ihn nicht im Heim erwischt ... na ja, du weißt ja, was die Straße aus einem macht, nicht wahr ..."

Sakura nickte abwesend. Sie konnte das alles gar nicht glauben.

"Dann ... bis irgendwann vielleicht", verabschiedete sich Steve.

"Ja, bis dann ..."
 

Sakura hechtete durch die Straßen. Sie war unterwegs zum Fabrikgelände, dass sie früher selbst einmal als Unterschlupf bewohnt hatte und daher gut kannte.

Dort trieb sich nur Gesindel rum!

Verbrecher, Dealer, Junkies ... Die Schlimmsten vom Schlimmsten ...

Und Sebastian sollte dort rum lungern?

Was dachte er sich dabei?

Sakura musste einige Tränen unterdrücken. Das Steve gesagt hatte, Sebastians Vater wäre zurück, gefiel ihr gar nicht!

Überhaupt nicht, denn es bedeutete Ärger!

Und sie konnte sich vorstellen, was in dem Jungen vor sich ging.

Er hatte Angst!

Blanke Angst, zu dem Mann zurück zu müssen, der ihn damals fast tot geprügelt hatte ...

Den er wie die Pest hasste und verabscheute ...

Die Zeit lässt vergeben, aber nicht vergessen.

Sebastian hatte weder vergeben noch vergessen.

Noch waren seine Wunden je geheilt ...

Sakura hatte kaum noch Puste, als sie das scheinbar verlassende Gelände betrat. Niemand war zu sehen, niemand zu hören.

Ein Zeichen, dass sie hier waren ...

Trotzdem zögerte Sakura keine Sekunde. Sie musste den Jungen da raus holen, dann könnten sie weitersehen.

Sie wusste nicht, was sie unternehmen konnten, aber sie war da und konnte nicht länger tatenlos zu Hause sitzen.

Viel zu viel war geschehen.

Und sie hatte es nicht einmal gewusst ...

Sie war erbärmlich, denn sie hatte die im Stich gelassen, die immer zu ihr gehalten haben.

Sakura beschleunigte ihre Schritte und tat etwasm, was kein Lebensmüder Mensch tun würde. Sie rief Sebastians Namen so laut sie konnte.

Nun würde jeder wissen, dass sie da war.

Sebastian auch.

Sie spürte regelrecht, wie Beobachtungsposten Meldung erstatteten. Den Ranghöherern sagten, dass eine rosahaarige4 Verrückte aufgetaucht war und Aufmerksamkeit auf sich zog.

Ein Problem, dass man beseitigen musste.

Aber umso schneller sie kamen, umso besser!

Einige Minuten geschah nichts, doch plötzlich tauchten vor Sakura sechs große, breitschulterige Männer auf. Einige hielten Messer in den Händen, andere grinsten nur vielsagend.

Ein älterer Mann mit wenig Haaren kam nach vorne und sah Sakura neugierig an. "Was für ein hübscher Besuch, den wir da haben", sagte er lachend. "Wer bist du und was willst du? Und wage es nicht, uns anzulügen ...", seine Stimme klang mit einmal furchtbar ernst.

Sakura zuckte nicht einmal mit der Wimper. "Ich bin Sakura Haruno und ich weiß, dass ein Bengel namens Sebastian hier ist. Ich will, dass er jetzt mit mir kommt ..."

"Sie will ...", sagte der scheinbare Anführer belustigt, doch entging ihm nicht ihr Name.

Sogar ihm war Sakura ein Begriff.

Das hier war kein Scherz.

Kein Spiel.

Das hier war Ernst.

Er sah die junge Frau abschätzend an. Persönlich hatte er sie nie kennen gelernt. Einige Gerüchte waren ihm zu Ohren gekommen, aber darum hatte er nie viel gegeben.

"Der Bengel ist jetzt einer von meinen Leuten. Ich kann ihn nicht einfach so rausrücken, er arbeitet für mich. Er ist ... nun, wertvoll für mich", erklärte er gleichgültig.

Sakura sah den Mann an und ihre Augen waren kaum mehr als gefährliche Schlitze. "Wo ist er?", fragte sie direkt.

Ihr Gegenüber zuckte mit den Schultern. "Drinnen. Er lernt gerade ..."

"Was lernt er?", es war weniger eine Frage, als eine Aufforderung zu Antworten.

"Das man jemanden wie mich", er machte eine kleine Pause und grinste Sakura gefährlich an. "Nicht hintergehen sollte."

Das war unmissverständlich.

Sakura nickte. "Gut, dann gehen wir rein. Sofort."

Der Ältere konnte seine Bewunderung kaum unterdrücken. Er war noch nie einem Mädchen begegnet, dass so furchtlos war. Und daran bestand in diesem Moment kein Zweifel. Die Rosahaarige tat nicht einfach nur so, sie hatte keine Angst. Er konnte ihren Zorn fast körperlich spüren.

Und er wusste, dass er sie nicht unterschätzen sollten.

Gerade die, die körperlich unterlegen waren, hatten stets ein Ass im Ärmel ...

Und dieses Mädchen besaß mit Sicherheit mehr als nur eine Alternative, hier wieder heil rauszukommen.

Sonst hätte sich niemand hier her gewagt!

Langsam nickte er, drehte sich um und mit ihm seine sechs Begleiter. Sakura folgte mit einigem Abstand.

Es dauerte eine Weile, bis die kleine Truppe eine fast verbrannte Lagerhalle betraten. Sakura sah sich mit zusammengekniffenen Augen um, da es draußen mittlerweile fast Dunkel war.

Keine Minute später hatte sie Sebastian ausgemacht, der wimmernd in einer Ecke im Dreck lag und am Kopf und aus der Nase blutete.

Doch sie rührte sich nicht.

"Ist er ein Freund von dir?", fragte der Ältere amüsiert, obwohl er ihre Gefühlslosigkeit nicht mochte. Er konnte sie dadurch nicht einschätzen.

Sakura sagte nichts. Sie bewegte kaum einen Muskel, sondern sah sich nur kurz in der Halle um.

"Ich nehme ihn jetzt mit", erklärte sie dann und einige Augen blickten sie überrascht an.

Der Alte jedoch lächelte. "Warum glaubst du, dass ich das zulasse?"

Sakura zuckte mir den Achseln. "Vermutlich, weil du gar nicht wissen willst, was passiert, wenn du dich weigerst ...", sagte sie desinteressiert.

Ihr Gegenüber lachte herzhaft. "Meinst du etwa, ich hätte vor einer kleinen Schlampe wie dir Angst? Ich müsste nur den Finger bewegen und du würdest das Tageslicht nicht mehr sehen!"

Doch zu seiner Überraschung grinste Sakura. "Ich habe in meinen Leben so wenig Licht gesehen, dass mich das einen Scheiß interessiert!", sagte sie und schüttelte dabei den Kopf.

Der Andere zog die Braue hoch. "Er wird zurückkommen, du kannst ihn nicht einsperren ..."

Sakura schwieg und sah den Mann nur unverwandt an.

"Tse, dann nehm ihn mit. Aber sollte er zurückkommen ... dann wirst du hier nicht mehr auftauchen, verstanden?"

Sakura schloss die Augen, nickte aber. "Einverstanden."

Der Ältere nickte zurück. "Okay", sagte er nur, dann drehte er sich um.

Mit ihm seine Männer.

Über eine Minute verging, ehe Sakura sich rührte.

Die Gang war bereits aus der Halle verschwunden, nur Sebastians krampfartiges Stöhnen war zu hören. Sakura blickte in seine Richtung, dann ging sie langsam auf ihn zu.

"Steh auf", sagte sie kalt.

Sebastian brauchte einige Sekunden, ehe er überhaupt etwas realisierte. Bisher hatte er nichts mitbekommen. Umso überraschter war er, Sakura über sich zu sehen.

"Sa ... Sakura?", stöhnte er unter Schmerzen, als sie ihn auch schon auf die Beine zog.

"Kannst du laufen?", fragte sie ihn ignorierend.

Sebastian nickte, während ihm das Blut aus der Nase lief.

Sakura nahm ein Taschentuch und stopfte es ihm unsanft in die Nase.

"Du bist ein Idiot! Der größte, den ich je gesehen habe! Sie hätten dich töten können!"

"Mein Vater wird mich auf jedenfall töten!", entgegnete Sebastian, der sich denken konnte, dass Sakura informiert war.

Sakura sagte dazu nichts. "Wir gehen jetzt raus. Sasuke wartet dort. Dann fahren wir ins Heim!"

"Sasuke?", fragte Sebastian geknickt. Vor dem Uchiha so aufzutauchen war das Letzte, was er wollte.

Sakura nickte.

Ja, sie wusste, dass Sasuke sie verfolgt hatte.

Hätte sie es nicht gewusst, sie wäre vor fünf Minuten vor Angst gestorben.

Aber sie hatte gespürt, dass Sasuke irgendwo in der Nähe war.

Sie hatte ihn schon bemerkt, als sie mit Steve gesprochen hatte.

Der einzigste Grund, warum sie eben diesen Mut gehabt hatte, war Sasuke.

Sie hatte sich sicher gefühlt. Beschützt.

Und vor allem: nicht allein ...

Sebastian wollte schon etwas sagen, als Sakura ihm am Arm packte und hinter sich her schleifte. Grob führte sie ihn nach draußen. Für seine Wunden hatten sie im Moment keine Zeit.

Es lag alles noch auf glühenden Kohlen und sie könnte sich irren ...

Doch sie irrte sich nicht, denn plötzlich tauchte Sasukes Wagen vor ihnen auf. Ein kleines Lächeln stahl sich in ihr ernstes Gesicht.

"Nen Chauffeur gefällig?", grinste der Uchiha zurück, obwohl er sich der gefährlichen Situation bewusst war.

Sakura nickte. "Zum Heim, bitte. Ich muss ... ich muss mit Sanday reden ..."

Nicht nur Sasuke sah Sakura nun überrascht an.

Auch Sebastian wusste von einem Teil ihrer Vergangenheit, und von dem Aufseher ...

"Du ...", begann Sebastian stöhnend. "Sakura, wirklich du brauchst mir nicht ..."

"Halt die Klappe!", Sakura sah Sebastian mit einem Blick an, der ihn klein werden ließ. "Es ist meine Schuld, dass du hier gelandet bist! Ich bade das aus! Aber dafür ...", Sakura sah Sebastian eindringlich an. "Wirst du mir versprechen, dass du hier niemals wieder her gehen wirst!"

Sebastian nickte, wenn auch leicht sträubend. Aber er hatte wohl ihren Ernst und ihre Angst bemerkt. Ihre Angst um ihn ...

"Gut, denn noch einmal ... wird es keine Hilfe geben ... für keinen von uns ...", sagte Sakura und schob Sebastian ins Auto.

Der Junge verstand.

Sollte er wieder zur Fabrik gehen, Sakura würde ihn wieder suchen, sie würde wiederkommen ... aber sie würden beide nicht überleben ...

A new life - do you want it?

Sasuke saß mit Sakura und Sebastian vor dem Büro des Heimleiters und warteten. Eine Angestellte hatte sie dazu angewiesen, da Herr Sanday noch bei einem Telefonat war.

Sebastians Nase blutete nicht mehr und er hatte mehrfach betont, dass es ihm gut ginge, da Sakura ihn eigentlich zum Arzt schicken wollte.

Doch Sebastian wollte nicht gehen.

Er sah heimlich zu der Rosahaarigen, die fast apathisch vor sich her starrte und keinen Ton bisher gesagt hatte.

Er wusste nicht wirklich, was gerade in ihr vorging, aber er konnte sich denken, dass sie innerlich kurz vor einem Nervenkollaps stand.

Nie hatte sie auch nur einen Fuss in dieses Heim gesetzt.

Nie war sie auch nur in die Nähe des Geländes gekommen.

Und jetzt saß sie vor dem Büro des Mannes, der in ihrer Vergangenheit eine zentrale Rolle gespielt hatte.

Und das für ihn ...

Sebastian zog die Beine an und schlang die Arme darum.

"Warum ...", begann Sakura plötzlich ganz leise ohne ihn anzusehen. "Warum hast du mir nichts von deinem Vater gesagt? Oder geschrieben?"

Der Junge senkte den Kopf. "Du hättest doch nichts tun können ... und ich wollte nicht, dass du dir unnötige Sorgen machen musst ..."

Sakura lächelte matt. Das war Sebastian. Wollte niemanden mit seinen Problemen beladen. "Das sind keine unnötigen Sorgen. Wenn dein Vater den Antrag durchkriegt, ist es egal was du sagst. Für die bedeutet das doch nur ein Kind weniger im Heim, also auch weniger kosten!"

Sebastian nickte schwach. Er war sich darüber ebenfalls im Klaren. "Ich ... hatte einfach Angst, dass du ... dass du dann ..."

"Zurückkomme?", Sakura sah den Jungen nun an und legte fürsorglich einen Arm um seine Schultern. "Ich hätte viel früher kommen müssen!"

"Aber du kannst doch auch nichts machen!", sagte Sebastian nun lauter und unwillkürlich begann er zu zittern.

"Irgendwas fällt uns schon ein", es war Sasuke, der das plötzlich sagte. Er klang zwar ruhig und kühl wie eh und je, aber innerlich war auch er wütend und besorgt.

Sebastian hob den Kopf und sah zu dem Uchiha, der neben Sakura saß und die Arme verschränkt hatte. Er wirkte bedrohlich, wie er so dasaß und Sebastian spürte dadurch irgendwie Hoffnung.

"Sie können jetzt rein", meldete plötzlich die Mitarbeiterin des Heimleiters.

Sebastian und Sasuke standen auf, nur Sakura brauchte noch eine Sekunde. Sie holte tief Luft.

"Wird es gehen?", fragte Sasuke besorgt. Sakura machte nicht gerade einen gefassten Eindruck. Sie war leichenblass im Gesicht.

Die Rosahaarige nickte und wandte sich Sebastian zu. "Warte bitte", flüsterte sie lächelnd. "Ich rede lieber erst einmal mit ihm alleine.

Der Junge setzte sich wieder, sah die Frau aber betrübt an. Das er ihr das zumuten musste, tat ihm im Herzen weh.

"Ich werde mit kommen", sagte Sasuke fest und sah Sakura eindringlich an.

Jetzt war nicht der Moment für Spiele.

Das wusste auch die Rosahaarige.

Sie nickte leicht. "Okay."

Dann gingen Sakura und Sasuke in das Büro des Leiters ...
 

"Was kann ich für sie tun?", sagte Sandays Stimme und er deutete seinen Besuchern platz zu nehmen. Er sah zuerst Sasuke an. Er kannte ihn natürlich, den im letzten Jahr war Sasuke öfter im Heim vorbeigekommen um zwei seiner Heimkinder zu besuchen.

Dann sah er zu der jungen Frau.

Er spürte einen Stich im Herzen. Irgendwie kam ihm die Rosahaarige bekannt vor. Rosane Haare sah man nicht oft.

Woher kannte er sie?

"Sind sie wegen dem Jungen hier?", fragte er und setzte sich auf seinen Sessel. "Wo hat er sich rum getrieben? Meine Sekretärin sagte, er sieht übel zugerichtet aus. Was hat er angestellt?"

Sasuke sah kurz zu Sakura, die den Blick nicht von dem Mann nehmen konnte, aber kein Wort raus brachte. "Er wurde verprügelt. Aber deswegen sind wir nicht hier", erklärte er knapp und mit einem kühlen Geschäftston.

Sanday blickte Sasuke fast verachtend an. Er konnte diesen Kerl nicht leiden, der scheinbar alles hatte, was man haben konnte. Geld, gutes Aussehen, eine hübsche Freundin ... ein perfektes Leben eben.

Und er hasste Menschen, die ein perfektes Leben hatten.

"Wegen was dann?", wollte Sanday doch etwas überrascht wissen. So ganz verstand er nicht, warum dieser Uchiha soviel Interesse an den Gören hatte. Selbstverständlich wusste er noch, wer er war. Und er kannte auch seinen Bruder, der noch immer den Chor leitete. Das alles passte ihm überhaupt nicht!

"Uns kam zu Ohren, dass Sebastian zu seinem Vater zurückgeschickt werden soll."

Bisher führte Sasuke das Gespräch. Sakura war wie in Trance, was den Heimleiter irritierte. Er überlegte immer noch, woher er sie kennen konnte. Aber eigentlich hatte er keine Bekannten in der oberen Schicht. Woher kam sie?

Sanday nickte nun. "Das stimmt. Der Antrag ist durch, es geht nur noch um die behördlichen Dinge."

Sasuke war überrascht, zeigte das aber nicht. "Wie kann der Antrag durch sein? Der Mann hatte den Jungen fast umgebracht!"

"Nun", Sanday räusperte sich. "Das ist mittlerweile Jahre her und so ganz war es nie geklärt gewesen. Der Junge war ein gewalttätiges Kind das zur Kriminalität neigte. Der Vater war Alkoholiker. Er hat mehrfach Therapien gemacht und ist nun Trocken. Seine Frau ist gestorben und er möchte ihretwegen den Sohn zurücknehmen. Wir sehen keinerlei Probleme ..."

"Keine Probleme?", es war Sakura, die das verachtend ausgesprochen hatte und Sasuke warf ihr einen besorgten Blick zu. "Natürlich gibt es da Probleme!"

"Nun, wir wüssten nichts. Von unserer Seite aus ist alles geklärt. Sebastians Vater wird ihn morgen abholen."

"Morgen?", hauchte Sakura und sah hilfesuchend zu Sasuke.

"Wir möchten dagegen Klage einreichen", sagte der Uchiha. "Wir verlangen, dass alles noch einmal geprüft wird. Und das der Junge befragt wird, ob er zu seinem Vater zurück möchte!"

Sanday lachte leise. "Es ist, wie ich schon sagte, alles durch. Und was der Junge sagt ist für uns nicht von belang. Er ist ein schlecht erzogener Bengel und keiner wird ihm Gehör schenken, wenn er seine Lügen erzählt. Natürlich möchte er nicht zurück, im Heim und vor allem auf der Straße muss er ja auch keine Regeln beachten! Aber so geht das nicht! Er braucht eine konsequente Hand, sonst wird aus ihm schneller ein Krimineller, als uns lieb ist!"

"Dann suchen sie ihm eine Familie, in die er möchte! Die ihn nicht wieder verprügeln wird! Denn genau dass wird passieren!", rief Sakura außer sich und stand auf.

"Er hatte seine Chancen, und keine hat er genutzt. Er stellt sich gegen jegliche Adoptionsgedanken durch Fremde. Und, so ungern ich das sage, meine Dame, aber ein Ohrfeige hier und da hat der Junge wohl nötig, wenn er nicht noch mehr abrutschen will!"

Sakura sah Sanday fassungslos an. "Sie sind ein Dreckskerl, nach wie vor!"

Nun erhob sich auch der Heimleiter. "Ihr Ton gefällt mir nicht, Miss!"

"Es ist mir scheißegal, ob ihnen mein Ton gefällt!", sagte Sakura und ihre Augen brannten vor Wut. In diesem Moment fühlte sie nur noch Hass, keine Angst. "Sie sind das Letzte! Ein Kind in so eine Zukunft zu schicken! Und sie wissen ganz genau, was ihm bei seinem Vater erwartet! Sie sind ein widerlicher, beschissener ..."

"Halten sie ihre freche Klappe!", sagte Sanday aufgebracht und ihm wäre beinahe die Hand ausgerutscht. Jedoch war auch Sasuke in diesem Moment aufgestanden und sein vernichtender Blick lief dem Heimleiter eiskalt dem Rücken runter und brachte ihn zur Räson. Er holte tief Luft um sich zu beruhigen. "Es ist wie es ist, sie können nichts mehr daran ändern!"

Sakura sah ihn entgeistert an, ließ sich dann aber auf den Stuhl sinken. Sasuke sah sie an, auch er war ratlos. Was konnten sie tun, wenn alles schon unter Dach und Fach war? Alles geprüft und für gut befunden ...

Sakura vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie war den Tränen nahe. Was gab es jetzt noch für Möglichkeiten?

Sakura zog die Luft scharf ein. Es gab nur eine Chance. Aber sie durfte Sebastian nicht seinem Schicksal überlassen. Seinem Unglück. Er hatte ihr immer beigestanden. Er war für sie da gewesen, obwohl er noch ein Kind war.

Er würde sie auch nicht alleine lassen ...

Sakura hob den Kopf. "Dann werde ich ihn zu mir nehmen ...", sagte sie leise, aber fest.

Nicht nur der Heimleiter sah Sakura irritiert an. Auch Sasuke wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

Sie wollte den Jungen adoptieren?

Sanday überwand seine Irritation, dann sah er Sakura fast entschuldigend an. "Das geht nicht, wie ich schon sagte, es ist alles ..."

"Dann werden sie dafür sorgen, dass es geändert wird!", Sakura erhob sich wieder. Sie hatte einen Entschluss gefasst.

"Das kann ich nicht. Es liegt nicht in meiner Macht!"

"Nicht in ihrer Macht?", sagte Sakura aufgebracht. "Sie haben sich doch schon früher mehr raus genommen, als erlaubt. Umgehen sie die Regeln, lassen sie den Antrag revidieren!"

Sanday blickte Sakura skeptisch an. "Was meinen sie damit? Wenn sie mir irgendwelche Vorwürfe machen wollen auf Grundlage von Gerüchten, die ihnen irgendwer erzählt hat, dann muss ich sie bitten ..."

"Sein sie still! Hier geht es nicht um Gerüchte! Hier geht es um die Wahrheit! Und die Wahrheit ist, dass sie Kinder gequält haben! Das sie einen Mord begangen haben ..."

Alles war still in dem kleinen Büro des Leiters. Keiner sagte ein Wort und der ältere Mann schien nicht einmal mehr zu atmen. Fassungslos sah er Sakura an.

Rosa Haare.

Ihre Gesichtszüge ...

Und wie vom Blitz getroffen erinnerte er sich an die Frau.

An das kleine Mädchen, dass ihn damals getreten hatte, als er ...

Das Mädchen, dass er mit der anderen zusammen eingesperrt hatte.

Die weggelaufen war, als dieses grausame Unglück passierte, dass er zu verantworten hatte.

Für das er aber nie die Verantwortung getragen hatte.

Er musste sich setzten, denn seine Beine begangen stark zu zittern.

Genau wie der Rest seines Körpers.

Er fühlte sich in die Enge gedrängt, er spürte wie ihm die Kehle zugeschnürt wurde, wie man eine Pistole auf seine Brust richtete und er kaum noch Luft bekam.

Es war lange her. 14 Jahre mussten es mittlerweile sein.

Bis heute hatte er immer versucht, jeglichen Gedanken daran zu verdrängen.

Aber es gab immer wieder Gerüchte über ihn, die auch dem Mann zu Ohren kam.

Gegen die er sich stellen musste.

Bisher erfolgreich.

Aber diese Frau sprach nicht von Gerüchten.

Diese Frau kannte als Einzigste die Wahrheit.

Sie konnte ihn vernichten, mit einem Schlag. Alles nehmen, was er sich hart aufgebaut hatte. Vielleicht würde er nicht mehr vor Gericht gezogen werden können ... nach all diesen Jahren.

Aber Gerüchte würden an Wahrheit gewinnen.

Jeder würde es erfahren.

Jeder würde erfahren, dass er ein achtjähriges Mädchen sterben ließ.

Er würde sich verantworten müssen ...

"Ich ...", begann er apathisch und sah an die Wand gegenüber. Er konnte jetzt niemanden in die Augen schaun. "Ich weiß nicht ... ich kann nicht das Gesetz ... hintergehen ..."

Sakura schnaubte verächtlich. Sie sah ihn direkt an. "Es wäre besser für sie, wenn sie es täten. Und ich glaube, dass sie es sehr wohl können!"

Herr Sanday holte Luft und blickte nun zu seinem Schreibtisch nieder. "Es ... es gibt Auflagen. Wenn die nicht erfüllt sind, dann ... dann verbietet das Gesetz eine Adoption ..."

Sakura nickte. Damit hätte sie rechnen müssen. "Was für Auflagen? Was muss ich erfüllen?"

Ihr Gegenüber sah sich suchend um und griff dann nach einem Zettel. Er kooperierte.

Er hatte keine Wahl.

"Arbeit ... haben sie arbeit?"

Sakura schüttelte den Kopf.

"Sind sie verheiratet?"

Wieder ein Kopfschütteln.

"Haben sie Erfahrung mit Kindern oder eigene?"

"Keine Kinder ..."

"Wie alt sind sie?"

"22."

Sanday schloss die Augen. "Dann sieht es schlecht aus ...", sagte er und es schien ihm nicht leicht zu fallen. "Ich kann vielleicht die Adoption des Vaters und seine Ansprüche anullieren lassen, aber gegen diese Regeln kann ich nichts tun. Zudem würde sie eine Sozialarbeitern beobachten und am Ende einen Bericht erstellen. Ohne diesen kann ich keine Adoption frei geben."

Sakura wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Wie konnte es sein, dass ein ehemaliger Alkoholiker Sebastian adoptieren konnte, aber sie keine Rechte dazu besaß?

"Ich habe arbeit ...", hörte sie plötzlich Sasukes Stimme sagen und sie riss die Augen weit auf.

Ihr Kopf schnellte zu ihm und ihre Augen trafen sich. Er lächelte sie an.

Hoffnung ...

Herr Sanday sah zu seinen Unterlagen. "Das würde natürlich einiges ändern ... Sie könnten Sebastian als Paar adoptieren, sie müssten nicht einmal verheiratet sein. Wie alt sind sie?"

"24."

Sanday nickte bedächtig. "Zusammen wären die Chancen natürlich größer, zumal ihr Name für sich steht. Ich könnte versuchen, den Antrag durch zubringen. Aber am Ende entschiedet der Sozialbericht vom Amt."

Sasuke nickte. "Dann wird es so gemacht."

Sakura erhob sich. "Aber wir nehmen Sebastian sofort mit zu uns", sie sah Sanday eindringlich an.

Er erhob sich schwerfällig. Seine Nerven lagen am Boden. Aber er stimmte zu. "Gut. Ich werde mich bei ihnen melden und ihnen bescheid geben, wenn die Sozialarbeiterin kommt. Obwohl man das nicht immer voraussehen kann."

Sakura und Sasuke nickten, dann gingen sie mit dem Heimleiter zur Tür.

Doch als Sakura nach draußen trat, stockte ihr Herz.

Emily saß neben Sebastian.

Mit geweiteten Augen blickte sie Sakura an, als hätte sie es nicht geglaubt, dass sie zurück war.

Abrupt blieb sie stehen und rührte keinen Muskel.

Emily hingegen stand von ihrem Stuhl auf. Sie ging auf Sakura zu und starrte sie mit wässrigen Augen an.

Im Moment wusste Sakura nicht, was das Mädchen dachte. Was ihr ihre Augen sagten.

War sie wütend? Verwirrt? Hasste sie sie?

Doch als Emily plötzlich Sakura in den Arm fiel, waren ihre Sorgen verschwunden.

Emily begann zu weinen und krallte sich an Sakura fest. Doch sie sagte nichts. Sie lag einfach nur in Sakuras Armen und weinte bittere Tränen.

Und Sakura zerriss es fast das Herz. Sebastian würde mit ihnen gehen, aber Emily musste in dieser Hölle zurückbleiben. Und sie konnte doch nicht ... wie sollte sie das alles packen?

Schon Sebastian alleine würde ihr Leben umkrempeln.

Auch noch Emily zu sich holen, das würde kaum gehen.

Und zwei Adoptionen durchbringen war sicherlich noch schwieriger.

Vor allem bei ihrer Vergangenheit.

Sie musste Emily zurücklassen.

Sie musste ihr sagen, dass sie nicht für sie da sein konnte.

Sakura kniff die Augen zusammen und drückte das Mädchen fest an sich.

Dann spürte sie plötzlich Sasukes Arm, der sich um ihre Schultern legte. Er zog sie sanft an sich.

Sakura sah ihn an und ohne Worte verstand er, was gerade in ihr vorging.

"Wir werden deinem Hund wohl kein Zimmer geben können", flüsterte er leise.

Sakura wusste nicht, was er im ersten Moment meinte.

"Wir könnten die Wände der Vier Zimmer abreißen lassen. Dann machen wir zwei Zimmer draus."

Und nun begann Sakuras Hirn zu arbeiten. Ihre Augen wurden feucht, als sie ihn dankbar ansah.

Sanday hatte dies ebenfalls gehört, auch er wusste was der Uchiha meinte. "Es wird dadurch nicht einfacher ...", bedachte er. "Sie könnten sehr viel verlieren."

Doch Sasuke schüttelte nur den Kopf. "Viel wichtiger ist, was wir gewinnen", er sah Sakura liebevoll an. "Dafür lohnt es sich zu kämpfen ..."

Herr Sanday nickte. "Dann geht eure Sachen packen, alle beide ..."

Nun blickten ihn vier Augen verständnislos an.

"Sachen packen?", Emily wischte sich über die Augen und sah verwirrt zu Sakura.

Die Rosahaarige nickte und streichelte dem Mädchen über den Kopf. "Wenn du möchtest, natürlich. Das gleiche gilt für dich, Sebastian."

Sebastian stand auf und sah auf die drei Erwachsenen. "Was ... was meint ihr?", fragte er leicht zittrig. Sachen packen konnte vieles bedeuten. In seiner Situation sogar das Schlimmste.

"Du gehst mit zu ihnen", erklärte Sanday knapp und nickte in Sakuras Richtung. "Oder stellst du dich auch gegen diese Adoption?"

Sebastians Augen weiteten sich. "Adoption? Aber mein Vater ..."

"Der Antrag deines Vaters wird durchfallen ... was ist nun?", Sanday klang genervt. Aber er war auch am Ende seiner Kräfte.

Der 10 jährige sah erst zu Sakura, dann zu Sasuke. "Ihr ... ihr wollt mich ..."

Sakura lächelte und Sasuke nickte ihm zu. "Und nun beeil dich. Wir müssen noch einiges erledigen", sagte er zu ihm. Von Mann zu Mann. Aber mit einem Ton, der kaum platz für Widerworte hatte.

Doch Sebastian würde kaum widersprechen. Immer noch mit offenen Mund sah er nun den Uchiha an. "Jawohl ...", sagte er fast ehrfürchtig und machte auf dem Absatz kehrt, um seine sieben Sachen zu holen.

Sakura konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen, während Emily unschlüssig stehen blieb.

"Nun geh schon hinterher", sagte Sakura. "Oder willst du hier bleiben?"

Erschrocken schüttelte sie den Kopf und rannte Sebastian nach.

"Haben sie sich das auch gut überlegt?", fragte Herr Sanday, als sie alleine auf dem Gang standen.

Sakura sah Sasuke an, dann nickte sie. Seine Augen hatten ihr alles gesagt. "Da gibt es nicht zu überlegen", sie lehnte sich zufrieden gegen ihren Freund. "Warum sollten wir nicht etwas tun, was wir wollen. Was wir können ...", sie lächelte Sasuke vielsagend an, denn das waren damals seine Worte gewesen, als er ihr etwas schenken wollte.

Sasuke nickte und beendete seinen eigenen Satz. "Es wäre doch unlogisch ..."

To be a family - thats our intention

Die ganze Autofahrt über hatte Sebastian keinen Ton gesagt, während Emily fröhlich mit Sakura redete und ab und an auch den Uchiha dazu brachte, etwas zu sagen.

Es dauerte eine gute Stunde, bis die drei endlich in Bel Air ankamen.

Sebastian kam nicht umhin, erstaunt aus dem Fenster zu blicken. Er kannte Bel Air nicht, noch nie war er hier gewesen.

Und niemals hätte er vermutet, dass er jemals her kommen würde.

Prachtvolle Häuser standen an den Straßen, eines sah luxuriöser aus als das andere.

Obwohl er die Vorgärten nur durch das flackernde Licht der Straßenlaternen erkennen konnte, musste er feststellen, wie glanzvoll diese Gärten waren.

Bel Air war eine reiche Gegend, ein teurer Stadtteil L.A.s. Das ganze Gegenteil von Watts.

Und er war mittendrin ...

Von Watts nach Bel Air. Ironie des Schicksals?

"Sebastian?", riss Sakuras Stimme ihn aus seinen Gedanken. "Wir sind da, möchtest du nicht aussteigen?", sie blickte ihn von der Tür an.

Emily war schon draußen, aber er war so in seiner Welt gewesen, dass er nichts mitbekommen hatte.

Er nickte leicht und kletterte aus dem Wagen. Sie waren in eine Garage gefahren, die locker Platz für fünf Autos bot. Aber es standen nur zwei dort drinnen. Der BMW, mit dem sie eben gefahren waren und ein silbernder Mercedes SLK.

Wenn Sebastian schon von der großen Garage verblüfft war, dann fielen ihm gerade die Augen raus, als er die riesige Villa sah. Ungläubig starrte er das Gebäude an, das von den Lichtern drum herum beleuchtet wurde.

Unvorstellbar ...

Langsam setzte er sich in Bewegung und folgte Sakura und den anderen einen angelegten Fussweg zum Eingang. Sasuke gab an der Tür den Code ein, als sie sich auch schön öffnete und im Vorsaal wie von Geisterhand das Licht anging.

"78805", sagte Sasuke an den Jungen gewandt, der nur verwirrt zurückblickte.

"Der Entsicherungspin für die Haustür. Anders kommt man nicht rein und man sollte ihn auch nie öfter als zweimal falsch eingeben ..."

Sebastian nickte langsam und ging in Gedanken die Zahlenfolge durch.

Noch immer glaubte er, in einer Traumwelt zu sein.

Wenn er aufwachen würde, wäre er wieder in der alten Lagerhalle ...

Emily ging ganz anders mit dieser neuen, ungewohnten Umgebung um. Ein breites Grinsen lag in ihrem Gesicht. Ihr war es nicht wichtig, wo sie war ... aber dass sie bei Sakura von nun an sein würde, dass konnte sie immer noch nicht ganz fassen.

"Ihr habt bestimmt Hunger?", wandte sich nun Sakura an die beiden Kinder, als sie ihre Jacke an die Garderobe hing.

Emily nickte wie wild.

Die Rosahaarige grinste. "Und was ist mit dir Sebastian? Oder wollen wir lieber erst einmal einen Arzt rufen? Nicht, dass du ..."

"Nein", sagte Sebastian sofort. "Mir geht es wirklich gut. Mach dir keine Sorgen."

Sakura seufzte. "Wie du möchtest. Aber du sagst bescheid, wenn es dir schlechter geht."

Der Junge nickte.

"Ich geh ins Büro", meinte Sasuke währenddessen. "Ich muss noch ein bisschen was für morgen erledigen. Ich komme dann zum Essen."

Sakura nickte. Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt groß zu kochen, aber auch Emily schien von einem richtigen Abendessen angetan.

Sasuke gab ihr noch einen Kuss auf die Wange, ehe er den Gang nach recht lief und in seinem Büro verschwand, dass ja nun fertig eingerichtet war.

"So", schnaufte Sakura und sah die beiden Kinder an. Auch für sie war die Situation seltsam. "Dann würde ich sagen, dass Emily und ich in die Küche gehen und das Essen vorbereiten, während Sebastian sich ins Bad verzieht. Du siehst ganz schön schlimm aus", meinte sie an ihn gewandt. "Einfach die Treppe rauf, nach rechts und ganz hinten im Gang gegenüber des leeren Zimmers ist das Bad. Such dir irgendwelche Handtücher zusammen. Wir wohnen auch erst seit kurzen hier, es ist alles noch sehr spärlich", erklärte sie.

Der Junge nickte.

Emily nahm Sakuras Hand und ging mit ihr nach links, als Sebastian noch einmal nach ihr rief.

"Ja?", Sakura wandte den Kopf nach hinten und sah den Jungen fragend an. Er sah aufgelöst aus und machte nicht gerade den fittest Eindruck.

"Ich ...", begann er zögerlich, doch er fand kaum Worte. "Was ... was du da tust ..."

Sakura lächelte. "Das ist im Moment erst mal egal. Nimm ein heißes Bad, ich rufe dich, wenn das Essen fertig ist. Morgen können wir über alles in Ruhe reden, okay?"

Sebastian nickte erleichtert. Er hatte kaum noch Stimme gehabt, auch wenn er ihr gerne gesagt hätte, wie unendlich dankbar er war.

Er würde nicht zu seinem Vater zurück müssen.

Dafür hatte sie gesorgt ...

Sie würde versuchen, dass Sorgerecht für ihn zu bekommen.

Dafür würde sie kämpfen ...
 

Sakura saß gelangweilt vor dem Fernseher und zappte noch gelangweilter durchs Programm. Sie gähnte herzhaft und schloss die Augen, doch das ratternde, laute Geräusch aus der obereren Etage ließ sie fluchen. "Verdammt!", knurrte sie.

Es war gerademal um 10 und sie war Hundemüde. Gestern Abend hatte sie bis spät in die Nacht mit Temari geprobt und gequatscht, und seit zwei Stunden arbeiteten Männer an den Vier Zimmern, aus denen zwei Große gemacht werden sollten.

Kinderzimmer ...

Sakura musste bei dem Gedanken schmunzeln.

Es würde nun immer turbulent in ihrer Wohnung zugehen, darüber war sie sich im Klaren.

Emily und Sebastian waren gerade mal seit vorgestern Abend da, aber den ersten Streit zwischen den Beiden Kindern hatte es schon gegeben.

Und Sakura hatte festgestellt, dass Kinder laut und anstrengend sein konnten ...

Sogar Kinder wie Sebastian und Emily, die im Gezanke wie jeder andere ihres Alters war.

Das Donnern ließ nach und Sakura machte es sich wieder auf der Couch bequem. Eine angenehme Ruhe überkam sie, als sie plötzlich Emilys schrille Stimme aus der Küche hörte.

Sakura seufzte und stand auf.

Die beiden hätten doch nur frühstücken müssen, warum stritten sie sich nun schon wieder?

Schlürfend ging die Rosahaarige zu den Beiden, die wild diskutierend am Küchentisch saßen. Eine große Lache Cornflakes schwamm zu Emilys Füßen.

Sakura seufzte. "Und was ist diesmal der Grund für euer Gekeife?", fragte sie mit halboffenen Augen. "Und für den Cornflakesee?"

Sebastian zog beleidigt eine Schnute. "Sie hat angefangen. Hat mich mit dem Zeug beworfen!"

"Ja, aber du hast meine Schüssel ausgekippt und machst sie nicht weg!", erwiderte die Achtjährige.

"Weil es ein versehen war! Ich hab mich nur zur wehr gesetzt!"

"Bitte, hört auf ...", Sakura nahm sich einen Lappen und wischte die Milch selbst auf. Für lange Reden hatte sie im Moment keinen Nerv.

"Tut ... tut mir leid ...", entschuldigte sich Sebastian nun und half ihr.

"Mir auch ...", Emily gesellte sich nun ebenfalls auf den Boden und zu dritt war die Milch schnell verschwunden.

Sakura konnte sich ein lächelndes Kopfschütteln nicht verkneifen.

Kindererziehung war doch ganz leicht ...

Sie seufzte erneuert, da sie innerlich ahnte, was noch alles auf sie zu kommen würde.

Und das es alles andere als leicht werden würde.

Ein lautes Pochern aus der oberen Etage ließ sie zusammen fahren. "Ah!", knurrte sie wütend. "Jetzt reicht es mir! Los, aufessen und dann anziehen!"

"Hä?", diese interpretationswürdige Aussage kam von Sebastian.

"Ihr sollt euch beeilen, ich muss hier raus!"

"Und wo willst du hin?", fragte Emily neugierig.

Sakura grinste. "Einkaufen. Ihr braucht ja ein paar Dinge für eure Zimmer, oder?"

Emily grinste zurück. "Und was alles?"

"Ein Bett?", schlug Sebastian vor.

Sakura schüttelte den Kopf. "Betten haben wir schon bestellt. Sie kommen heute Nachmittag, bis dahin sollten diese ohrenbetäubenden Arbeiten fertig sein. Ich dachte eher an ein paar Schränke und Dinge, die man in Schränke macht."

Emily machte große Augen. "Was macht man denn in Schränke? Anziehsachen?"

Sakura lachte. "Auch. Aber vor allem Kuscheltiere und Spielzeug!"

Nun wurden die Augen des Mädchens noch größer. Denn bis auf den Kuscheleisbären von Sakura besaß sie eigentlich kein eigenes Spielzeug. "Vielleicht eine Puppe?", überlegte sie strahlend.

"Dafür bist du doch schon zu groß!", meinte Sebastian.

"Gar nicht!", wehrte sich Emily.

Sakura lachte wieder. "Dann gucken wir mal, ob du eine Puppe findest, die dir gefällt. Und weißt du schon, was du gerne hättest?", wandte sich die junge Frau an Sebastian.

"Ähm .. ich brauch nichts", entgegnete der Junge. Das war eigentlich eine Lüge, denn es gab einiges, wovon er schon immer geträumt hatte. Jedoch wollte er Sakura nicht auf der Tasche liegen. Trotz seines jungen Alters wusste er, das Geld nicht auf den Bäumen wuchs. Und Sakura hatte früher nie Geld gehabt. Woher sollte sie jetzt welches haben?

Die Villa war etwas anderes. Sasuke hatte Geld. Und für Sakura gab er bestimmt auch einiges aus. Aber warum sollte er für ihn Geld ausgeben? Weil er vor hatte ihn zu adoptieren? Für Sebastian war das alles im Moment noch sehr verwirrend.

Sakura grinste auf seine Antwort hin wissend. Natürlich kannte sie ihn gut genug, um zu erahnen, was er hier und da dachte. "Dann suche ich dir halt was aus. Was hältst du von einem dicken, knuffigen Teddy?"

Sebastian zog eine Grimasse. "Ich mag aber keine Kuscheltiere ...", sagte er, wusste aber worauf sie hinaus wollte.

"Was magst du dann?"

"Sag ich nicht!"

Die Rosahaarige seufzte. "Dann müssen wir das eben vor Ort klären. Macht euch fertig, damit wir los können ..."
 

Eine Stunde später stiegen Sakura und die Kinder aus einem Taxi aus. Sie waren nach Westwood gefahren, um dort in einige Geschäfte zu gehen.

Emily war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr.

Früher war sie öfters mit ihren Eltern einkaufen gewesen, aber daran konnte sie sich kaum noch erinnern.

Es war lange her und sie war noch sehr klein gewesen.

Sebastian hingegen schien eher unzufrieden. Er wusste, dass Sakura ihm etwas kaufen würde.

Und das wollte er nicht.

Er wollte keine Last sein ...

"Zuerst gehen wir ins Möbelgeschäft. Dort gibt es eine riesige Auswahl und die liefern sehr schnell", erklärte Sakura, die dort mit Sasuke schon einiges geholt hatte.

Emily nickte und griff nach Sakuras Hand, während Sebastian mufflig hinter her trottete.

Nach einem kleines Fußmarsch betraten die drei das große Gebäude, das auf mehrere Etagen aufgebaut war. Es dauerte nicht lange und eine junge Frau kam ihnen entgegen. Sie lächelte freundlich und reichte Sakura die Hand.

"Es freut mich, sie wieder begrüßen zu dürfen!", sagte die Angestellte, die auch das letzte mal schon Sasuke und Sakura geholfen hatte, das Richtige zu finden.

"Danke, mich freut es auch."

"Kann ich ihnen helfen oder möchten sie selbst erst einmal schauen?"

Sakura sah zu den Kindern. "Wir gucken uns erst einmal selbst um. Wir brauchen nur ein paar Schränke für die Kinderzimmer."

Die Angestellte nickte lächelnd, obwohl man ihr die Überraschung ansah.

Das junge Paar hatte Kinder? Und die beiden waren sicher schon um die 10 ...

"Lassen sie sich Zeit und rufen sie mich oder einen meiner Kollegen, wenn sie Hilfe benötigen!", sagte sie diskret.

"Ja, danke."

Sakura führte ihre beiden Schützlinge zur Rolltreppe, um zwei Etagen höher in die Kinderabteilung zu gelangen.

Emily war dort die Erste, die fündig wurde. Ab und an mischte sich Sakura ein, damit es nicht zu bunt wurde, aber im großen und ganzen ließ sie dem Mädchen freie Auswahl. Zum Schluss rief sie nach einem Angestellten, der ihre Auswahl notierte.

"So, jetzt was für den Herrn!", sagte Sakura und sah Sebastian erwartungsvoll an.

Doch der Junge machte nicht den Anschein, irgendein Regal oder Schrank haben zu wollen. Zumal er mit den Preisen eher etwas anfangen konnte als Emily.

Dieses Geschäft war teuer!

Viel zu teuer!

"Nun komm schon", Sakura sah Sebastian betrübt an. "Du brauchst doch ein paar Schränke. Soll ich dir etwas aussuchen, oder zusammen? Oder möchtest du lieber mit Sasuke einkaufen gehen?"

Sebastian schüttelte den Kopf. Der Gedanke, mit dem wortkargen Uchiha einkaufen zu gehen kam ihm fast komisch vor.

"Warum möchtest du dann nichts haben?"

"Es ist ganz schön teuer hier ...", sagte Sebastian leise.

Sakura seufzte erneuert. "Du bist ein Kind, Sebastian! Kümmer dich doch nicht darum, was es kostet! Wenn wir nachher bezahlen müssen rennen wir einfach schnell weg!", schlug sie lächelnd vor und der Junge kam nicht umhin, Sakura erstaunt anzusehen.

"Jetzt hör mal", Sakura sah Sebastian eindringlich an. Emily war nicht in der Nähe sondern bei ihren neuen Möbeln, und so konnte sie die beiden nicht hören. "Ich habe in Florida Geld verdient. Eine ganze Menge sogar. Ein Teil davon liegt auf einem Konto. Es ist Geld für dich und Emily. Der andere Teil ist auf meinem Konto. Und davon möchte ich euch gerne etwas kaufen. Ich habe genug, okay? Wir müssen uns nicht mehr die Sorgen machen, die wir früher in Massen hatten. Und du solltest dir um Geld sowieso noch nicht solche Gedanken machen. Es wächst nicht auf den Bäumen, du kannst mir glauben dass ich das weiß! Ich habe mein Geld ehrlich verdient. Aber ich muss es auch nicht bis in alle Ewigkeit aufheben."

"Du hast für Emily und mich ... ein Konto ...?", Sebastian glaubte nicht ganz, was er da hörte. Wie sollte Sakura an soviel Geld gekommen sein? Und über wie viel Geld redeten sie überhaupt?

Sakura nickte. "Ja, und wenn ihr alt genug seid, dann könnt ihr darüber verfügen, wie ihr möchtet. Wenn ihr alt genug seit und eine vernünftige Ausbildung gemacht habt ..."

"Ausbildung?", Sebastian machte große Augen.

Sakura kicherte. "Natürlich eine Ausbildung, oder studieren, wie du es möchtest. Aber erst einmal musst du zur Schule gehen."

"In ... in eine richtige Schule?"

Sakura nickte. "Aber sicher. Du bist nicht mehr im Heim, also wirst du da auch nicht mehr unterrichtet. Du musst schon eine Schule in Bel Air besuchen. Das Gleiche gilt für Emily. In den nächsten Tagen werden wir uns darum kümmern müssen. Nach den Ferien könnt ihr dann direkt einsteigen."

Sebastian war im ersten Moment sprachlos. Er sollte eine richtige Schule besuchen? Er war sich nicht wirklich sicher, ob er das überhaupt wollte. In so einer Schule gab es feste Regeln.

Und er mochte keine Regeln.

"Pass auf, wir können es ja so machen ...", Sakura sah Sebastian ernst an. "Alles was du jetzt brauchst, das bezahle ich dir. Egal, was es ist. Und ohne auf das Geld zu gucken. Darüber wirst du dir erst einmal keine Gedanken machen. Und wenn du später erwachsen bist und eigenes Geld verdienst, dann gibst du es mir wieder, falls du möchtest. Ist das ein Geschäft, auf das du dich einlassen kannst?"

Sebastian nickte, viel zu überrascht um etwas zu sagen.

Sakura grinste innerlich. Wiedereinmal hatte sie erfolgreich Kindererziehung praktiziert. Sebastian hätte ohne dieses 'Geschäft' nie zugestimmt. Aber er wollte manchmal erwachsender sein, als er war. Und in seinen Augen sah es vielleicht nach einem fairen Deal unter Erwachsenen aus.

"Sakura?"

"Hm?"

"Wie viel Geld hast du auf dem ... dem Konto, du weist schon? Sind es etwa mehr als Hundert Dollar? Warum hast du das gemacht?", der Junge hatte zig Fragen im Kopf. "Und woher kommt das Geld?"

Sakura schüttelte sanft lächelnd den Kopf. "Eins nach dem anderen", grinste sie und sah sich um, dass sie auch niemand hörte. "Also pass auf. In Florida, da hab ich damals eine CD aufgenommen, mit Temari zusammen. Und die haben wir beide verkauft. Und den Leuten hat es gefallen, also haben wir ein wenig Geld verdient. Das muss aber unter uns bleiben, okay?"

Sebastian nickte. "Hast du denn viel verdient mit der CD?"

Sakura lächelte verlegen. "Ja, ein wenig ist dabei schon raus gekommen."

Sebastian sah sie neugierig an. Er konnte sich nicht vorstellen, das man mit einer CD wirklich Geld verdienen konnte. "Sagst du mir, wie viel?"

"Ach, das weiß ich selbst nicht so genau. Aber es ist genug, dass wir alle erst einmal unsere Ruhe haben."

"In etwa?"

Sakura schnaufte. Der Junge ließ wirklich keine Ruhe. "Vielleicht hab ich noch Hundert oder Zweihundert auf meinem Konto. Der Rest ist auf eurem Konto. Aber ich müsste es wirklich einmal überprüfen ..."

Sebastian sah Sakura leicht verwundert an. "Aber mit Zweihundert Dollar kannst du doch nicht einmal Emily Schränke bezahlen", meinte er. Hatte Sakura daran nicht gedacht?

Sakura blickte Sebastian kopfschüttelnd an. "Ich meine nicht Zweihundert Dollar", sie senkte die Stimme. "Ich meinte Zweihunderttausend. Das wird für eure Schränke schon ausreichen ..."

Sebastian blieb fast das Herz stehen. Er wusste das Zweihundert Dollar nicht wenig war. Aber wie viel mehr waren dann Zweihunderttausend Dollar? Wie hatte sie das mit einer CD schaffen können?

Doch er stellte keine Fragen mehr.

Und am Ende suchte er sich sogar seine Schränke aus ...
 

Einige anstrengende Stunden später und mit einigen schweren Beuteln beladen verließen Sakura un die Kinder das letzte Geschäft für diesen Tag. Was sie nicht hatten tragen können, blieb erst einmal zurück. Man würde es später abholen.

Und es war nicht wenig, denn sogar Sebastian hatte sich zu einigen Dingen überreden lassen.

Wenn er es Sakura später zurückzahlen durfte, dann brauchte er sich nicht schuldig fühlen, oder?

Der Junge grinste vor sich her.

Der Gedanke, dass die große Eisenbahnstrecke in ein paar Tagen schon durch sein eigenes Zimmer fahren würde, begeisterte ihn.

Eine eigene Modelleisenbahn war immer schon sein Traum gewesen.

Und welcher Junge träumte nicht davon?

Sakura hielt ein Taxi an und nannte als Ziel das Hauptgebäude von UchihaIndustries.

"Was wollen wir da?", fragte Sebastian fast erschrocken, denn er wusste, dass dort Sasuke arbeitete.

"Sasuke besuchen natürlich. Wenn er nachher nach Hause fährt, kann er gleich einige Dinge unterwegs einladen. Dann müssen wir nicht noch einmal los."

Die Fahrt verlief schweigend, war jedoch auch nicht lang, da die Firma ebenfalls in Westwood lag.

Schon eine Viertelstunde später durchquerten sie den Eingang des großen Gebäudes, bei dem die Kinder nur den Mund offen stehen hatten.

So eine monströse Firma hatten sie noch nicht gesehen!

"Was wird hier gemacht?", fragte Emily neugierig, doch Sakura hatte erst einmal andere Sorgen. Nach wie vor gab es hier die lästigen Empfangschefs, die kaum jemanden unbefugten durchließen.

"Wie kann ich helfen, Frau ..."

"Haruno", ergänzte Sakura lächelnd. "Ich möchte zu Sasuke Uchiha."

"Der Juniorchef ist beschäftigt Ma'am. Ich darf leider niemanden ohne MemberCard durchlassen. Soll ich ihm etwas ausrichten?"

"Nein, ich möchte ihn sehen und persönlich mit ihm reden."

"Aber sie haben keine MemberCard, Ma'am ..."

Sakura schnaubte. Es war doch immer das Gleiche hier. Diese Idioten von Aufpassern ... nur mit Kindern konnte sie kaum durch die halbe Firma rennen ...

"Dann würde ich ihnen empfehlen, dass sie meiner künftigen Schwiegertochter auf der Stelle eine besorgen!", sagte plötzlich die kalte, raue Stimme von Fugaku Uchiha.

Der Empfangschef fuhr zusammen. Er drehte sich abrupt um und rannte fast im gleichem Moment los. Die nicht gerade willkommene Überraschung setzte ihm ziemlich zu.

Das hatte er nicht erwartet ...

Doch Sakura genauso wenig. "Schwiegertochter?", grinste kopfschüttelnd und reichte Herrn Uchiha die Hand, während sich Sebastian und Emily regelrecht hinter ihr verstecken.

Wenn Sasuke schon unheimlich wirken konnte, dann war diese Person der Vater des Unheimlichen!

Doch Fugaku lächelte augenzwinkernd an Sakura vorbei. "Na, ihr müsst Emily und Sebastian sein, stimmts?"

Nun war Sakura diejenige, die überrascht war. "Sasuke hat es schon erzählt?", sie klang fast schockiert, denn sie hatte kaum einschätzen können, wie Sasukes Eltern auf die Adoption reagieren würden. Es kam doch alles sehr schnell. Vielleicht zu schnell, vor allem für den Vater.

Fugaku nickte, grinste aber noch immer. "Nun, ich möchte eher meinen, dass er es erwähnte. Viel hat er nicht gesagt. Aber vielleicht würdest du mir die Ehre erweisen, zusammen mit den Kindern und mir eine Tasse Tee zu trinken? Oder habt ihr es eilig?"

Sakura schüttelte den Kopf.

"Das freut mich. Ich würde nämlich gerne erfahren, wer ihr beide seit, hm?", er lächelte Emily zu, die nach wie vor schüchtern hinter Sakura stand.
 

Ein paar Minuten später waren die Vier in Fugakus Büro bei einer heißen Tasse Tee und leckerem Gebäck. Der Firmenchef hatte den Kindern gezeigt, wie sie an einem seiner vielen Computer ins Internet konnten um dort Musik zu hören, während er selbst gegenüber Sakura platz nahm. Es war eindeutig, dass er ungestört mit ihr reden wollte.

Unmerklich musste die Rosahaarige bei dem Gedanken schlucken. Für was würde er sie jetzt halten?

Für verrückt vermutlich ...

Doch in Bezug zu Fugaku Uchiha konnte man nie etwas erahnen oder prophezeien.

Er war ein Rätsel und handelte meist anderes, als man glaubte, wie er handeln würde.

Das einzigste, was man über Sasukes Vater genau wusste war, dass man über ihn nichts genau wissen konnte ...

Nicht gerade aufbauend ...

Sakura nahm einen Schluck des Tees und steckte sich ein Gebäck in den Mund, um ihre Nervosität zu überspielen.

"Ihr beide wollt also die Kinder adoptieren", begann der Ältere nun im leisen Ton.

Sakura verschluckte sich fast an dem Keks und nickte hustend. "Wir hoffen zumindest, dass wir die Auflagen erfüllen können und der Sozialbericht zu unseren Gunsten ausfällt."

"Die Auflagen werden in jedem Fall erfüllt werden. Eine Adoption in die Familie Uchiha ... nun, es wird keine Probleme geben, dass kann ich dir versichern. Was diesen Bericht betrifft: das wird sicher ein schwieriger Fisch sein, die Person die da kommen wird. Aber ich denke, dass ihr sie überzeugen werdet. Aber habt ihr euch das auch gut überlegt? Seit ihr euch wirklich sicher, zwei Kinder aufnehmen zu können?"

Sakura nickte ohne zu zögern.

Fugaku seufzte leicht. "Soweit ich Sasuke verstanden habe, hattet ihr keine Wahl. Der Junge wäre wohl zu seinem nicht sehr freundlichen Vater zurückgekommen?!"

"Ja", Sakura holte tief Luft um ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen. Ein Gespräch unter vier Augen mit Sasukes Vater war nicht gerade ihre Vorstellungen von einem Kaffeekränzchen. "Ich ... ich hab keinen anderen Weg mehr gesehen. Alles war aussichtslos. Und ich kenne Sebastian schon eine ganze Weile. Natürlich habe ich nicht über die vielen Konsequenzen nachgedacht, als ich sagte, ich würde ihn adoptieren wollen, aber ... ich bin bereit sie zu tragen, egal was kommt. Für beide. Ich alleine hätte die Adoption aber nicht bewilligt bekommen. Ohne Sasuke ... ich war selbst sehr überrascht, als er sich auch bereit erklärte. Ich hatte ihn vorher ja nicht einmal fragen können ... ich hab ihn ins kalte Wasser gestoßen, auch wenn ich das mit Sicherheit nicht gewollt habe."

Herr Uchiha nickte. "Mach dir darüber keine Gedanken. Wenn Sasuke nicht bereit gewesen wäre für diesen Schritt, dann wäre er ihn nicht gegangen. Er handelt selten unüberlegt, selbst wenn man glaubt, dass er kaum genug Zeit hatte wirklich nachzudenken. Und er steht zu den Dingen, die er tut. Ihr passt beide gut zusammen, weißt du das?"

Sakura sah verlegen zu Boden, während der Ältere leise lachte.

"Nun, wenn ihr in irgendeiner Art und weise meine Hilfe benötigt, dann sagt mir bescheid. Aber wenn es um Kindererziehung geht, dann solltest du lieber mit Mikoto reden. Sie hat mehr Ahnung. Ich stand ihr früher eher im Weg, als das ich eine Hilfe war. Sollte es allerdings Schwierigkeiten durch die Behörden geben, dann stehe ich euch zur Verfügung und werde für euch bürgen."

Sakura nickte dankend. Sie hatte sich viele Gedanken gemacht, ob alles auch gut gehen würde. Aber mit Sasukes Vater auf ihrer Seite konnte sie kaum verlieren.

Denn er verlor nicht gern, dass wusste sie.

"Eine Sache wäre noch ...", begann Fugaku und klang fast zögernd.

Sakura nickte. Sie konnte sich denken, worum es ging.

Um den Ruf der Firma ...

"Dass du und mein Sohn zusammen seit, ist etwas, was die Presse nicht zwangsläufig interessiert. Es könnte eine kurze Beziehung sein, oder was weiß ich. Darum wird noch kein großer Wirbel gemacht. Jetzt, wo die Kinder dazu gehören, wird es ernster. Eure Beziehung ist ernster und das werden sie bald wissen. Das einfachste, damit keine Gerüchte enstehen, wäre es also selbst auf die Presse zu zugehen. Es ist nichts Großes. Aber es ist die sicherste Seite um Klatsch und Tratsch einzudämmen."

Sakura nickte langsam. Sie konnte den Mann verstehen. Und er hatte ihr seine Hilfe angeboten. Dafür musste sie sich revanchieren.

"Es wird vermutlich so oder so zu unliebsamen Gerüchten kommen. Triffst du dich mit einem anderen Mann, werden vermutlich die wildesten Geschichten entstehen. Andersherum das Gleiche. Es wird auch für eure Beziehung nicht einfach. Ihr werdet viel Vertrauen ineinander brauchen. Aber in dem Moment, wo Kinder im Spiel sind, ist alles noch etwas schärfer."

"Was ... schlägst du vor?", fragte Sakura.

"Eine Bekanntmachung. Nicht, dass ihr heiraten wollt, aber vielleicht eine Verlobung. Habt ihr darüber schon einmal nachgedacht? Ihr werdet zusammen Kinder haben, der Gedanke liegt also nicht fern."

"Wir haben noch nicht darüber nachgedacht", meinte Sakura ehrlich. Doch es war komisch, mit Sasukes Vater darüber zu reden wo sie mit ihrem möglichen Verlobten noch nicht einmal gesprochen hatte.

"Darüber solltet ihr sprechen. Aber es ist eure Entscheidung."

Sakura nickte und nahm einen weiteren Schluck Tee. Als die Tasse leer war, stellte sie sie zurück auf den Tisch.

Für Fugaku war dass das Zeichen, die Unterhaltung zu beenden. "Wir sehen uns ja Sonntag", sagte er, während er aufstand. "Dann können wir noch einmal gemeinsam überlegen, wenn ihr das wollt."

"Ja, danke", Sakura verbeugte sich leicht.

Fugaku lächelte und reichte ihr die Hand. "Ihr werdet das alles meistern, da bin ich mir sicher. Vergiss nicht dir deine MemberCard geben zu lassen. Sasukes Büro, weist du wo das ist?"

Sakura schüttelte den Kopf.

"Dann bring ich euch hin."

To be a reliable person - piece by piece

Es war Samstag Nachmittag in Bel Air.

Temari stand mit den Armen in der Hüfte in Sakuras Musikzimmer und seufzte. Vor ihr stand ein Notenblatthalter mit dem Text ihres neuen Songs.

Sie wollten ihn üben, wie schon in den letzten Tagen.

Doch es klappte absolut nicht ...

"Ich hab gleich keine Lust mehr!", murrte die Blonde und sah auf die verhexte Stelle im Song, die ihr nicht gelingen wollte. Entweder sie sang die Töne zu hoch oder zu tief oder zu schief oder gar nicht ...

Sakura kicherte. Ihr fiel es leichter, da sie den Song geschrieben hatte. Allerdings wusste sie um die Tücke dieser Zeile ... ihre Melodieidee war wirklich etwas knifflig gewesen.

"Hör auf zu lachen!", beschwerte sich Temari. "Sing mir die Stelle noch mal vor. Ich fang sonst noch an zu heulen!"

"Dann lass uns lieber eine Pause machen", schlug Sakura vor und setzte sich auf die rote Polstercouch, die vor dem Fenster stand. Es war ein herrlicher Frühlingstag und die Sonne geizte nicht mit ihren wärmenden Strahlen.

Temari söhnte beklommen, ließ sich aber auf dem Sessel gegenüber Sakura fallen und konnte so direkt nach draußen blicken. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Bei einem so schönen Tag konnte man einfach keine schlechte Laune bekommen!

"Na siehste, und schon gehts dir besser", Sakura nickte bedächtig, dann nahm sie die Beine hoch und legte sich lang. "Ah, so ist es am Besten!"

"Faul bist du gar nicht, oder?", Temari lachte. Sakura hatte sich wirklich verändert. Sie nahm sich endlich mal Zeit fürs Entspannen. Und das hatte die Rosahaarige wirklich nötig. Temari war aufgefallen, dass sie wieder dünner geworden war und öfter Ringe unter den Augen hatte. Gab es etwas, wovon sie nichts wusste?

"Ich bin nicht faul, nur geschafft", verteidigte sich Sakura nun.

"Du siehst auch schlechter aus als sonst."

Sakura schloss gähnend die Augen. "Natürlich. Der ganze Umzug hier her ist ja auch anstrengend! Aber nicht mehr lange, und alle Zimmer sind fertig. Montag kommen die letzten Möbel für das Gästezimmer unten. Dann ist alles eingerichtet. Und die Kinderzimmer sind auch komplett. Das war das Wichtigste ..."

Temari konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. "Mama Sakura", sie schüttelte amüsiert den Kopf. "Ich hätte nicht gedacht, dass du die beiden wirklich adoptierst. Aber es ist cool. Jetzt seid ihr immer zusammen und keiner kann dir die Kinder mehr wegnehmen."

"Noch ist der Antrag nciht durch", Sakura seufzte und richtete sich wieder auf. "Die Sozialarbeiterin wird vermutlich ab Montag kommen. Und sie wird uns ebentuell sogar einige Tage beobachten wollen, ehe sie den Bericht schreibt. Alles mögliche kann schief gehen!"

"Ach, mach dir deswegen keinen Kopf. Du wirst eine gute Adoptivmutter werden, und das wird sie merken. Dass du jetzt noch nicht perfekt sein kannst wird sie sich doch denken können und berücksichtigen. Allerdings würde ich mir um Sasuke gedanken machen. Ich seh es bildlich vor mir, wie sie ihm Fragen stellt", Temari seufzte dramatisch. "Und jedesmal kriegt sie nur ein brummiges Knurren als Antwort ... der läuft es doch eiskalt den Rücken runter wenn er ihr die kalte Schulter zeigt. Vielleicht solltest du mit ihm reden?"

Sakura schüttelte den Kopf. "Sasuke macht das schon. Und er würde sich für niemanden verstellen. Ich habe eher bedenken, dass ihr meine Vergangenheit nicht gefällt. Ich hab Jahrelang auf der Straße gelebt, dass wirkt sich nicht unbedingt positiv auf ein Gutachten aus ..."

Temari zuckte mit den Schultern. "Das glaube ich nicht einmal. Immerhin hast du dadurch Erfahrung und kannst dich eher in Sebastians oder Emilys Lage versetzen. Du verstehst die beiden am Besten. Das sollte für dich sprechen und nicht gegen dich."

Sakura nickte zögernd. "Wann zieht ihr eigentlich endlich ein?", wechselte sie das Thema.

Temari zog die Stirn in Falten. "Am ... ich glaub am 25. März, also in knapp einer Woche. Kurz vor deinem Geburtstag", erinnerte sie grinsend.

Sakura stöhnte genervt. Auch Sasuke erinnerte sie des öfteren an diesen Tag ...

"Na, nun hab dich nicht so!"

Sakura sagte dazu nichts weiter. Stattdessen sah sie aus dem Fenster und blickte nach unten auf die Terrasse, die leer und trostlos wirkte. "Wir müssen diesen Trennzaun noch entfernen", fiel es ihr ein.

"Stimmt", Temari gesellte sich zu Sakura auf die Couch und blickte ebenfalls auf den riesigen Garten, der durch eine wunderschöne Hecke abgegrenzt wurde. "Und einen Pool einbauen lassen", fügte sie noch hinzu.

"Einen Pool?", Sakura sah Temari skeptisch an. "Wir haben noch nicht einmal wirklich Gartenmöbel auf der Terrasse. Und du redest schon von einem Pool?"

"Natürlich, man muss ja planen. Mit einer Rutsche!"

Sakura hob die Augenbraue. "Du bist für eine Rutsche schon zu alt!"

"Sag mal, doch nicht für mich! Für deine Gören du Nudel! Kinder wollen doch rutschen und planschen. Du brauchst auch noch eine Schaukel und einen Sandkasten ..."

Sakura lachte. "Für einen Sandkasten sind die beiden aber zu groß. Ich glaube kaum, dass Sebastian noch Burgen baut!"

"Na, ich meine ja auch nicht deine Großen."

"Sag mal, ich habe nicht vor in nächster Zeit schwanger zu werden!", stellte Sakura klar. "Dafür hätte ich ja wohl kaum Zeit!"

Temari grinste vieldeutig. "Man weiß nie, was kommt!"

"Jawohl, aber das merk du dir auch. Du wirst wahrscheinlich noch vor mir mit dicken Babybauch durch die Gegend rennen!"

"Nee, nix da. Ich will vorläufig keine Kinder. Erst einmal genieße ich die Zeit mit Itachi, dann kommt unsere Karriere. Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Wir sind schneller vom Fenster, als wir gucken können. Oh ja!"

"Na, so schnell geht das schon nicht. Unsere Tour ist ausgebucht, und für Europa haben wir auch schon einen neuen Termin."

"Wirst du es den Kids eigentlich sagen?", wollte Temari nun wissen.

Sakura zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es noch nicht. Vermutlich schon, wir leben ja zusammen und ich kann es wohl kaum ein Leben lang vor ihnen verbergen. Sebastian werde ich es wohl bald erklären, bei Emily lieber noch ein wenig warten, bis sie älter ist. Ich überlege aber mehr, ob ich es nicht Sasukes Eltern sagen müsste. Ich habe das Gefühl, dass ich sie belüge. Das gefällt mir nicht. Und ich kann ihnen vertrauen, dass denke ich zumindest. Der Vater macht einen sehr diskreten Eindruck und Sasukes Mum ist eine Dame. Die klatscht nicht."

Temari nickte. "Ich finde es immer noch beeindruckend, dass du so mit dem alten Uchiha klar kommst. Nach der Meinung, die er erst von dir hatte ... Und überlege mal, wie die Beziehung von ihm und Itachi ist! Erst macht er sich sorgen, dass du Sasukes Ruf ruinierst und nun unterstützt er sogar die Adoption. Ich finde das voll krass. Du musst echt etwas an dir haben", die Blonde grinste.

Sakura wurde fast rot. "Jetzt hör aber mal auf. Ich habe gar nichts an mir!"

"Anscheinend doch!"

"Pah, lass mich in Ruhe!"

Die beiden Frauen mussten kichern.

"Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Itachi? Seid ihr jetzt richtig zusammen?", wollte Sakura wissen.

Temari seufzte. "Keine Ahnung. Ich habe ihn meine Liebe gestanden, er mir seine ... aber mehr ist nicht wirklich passiert. Es geht irgendwie nicht vorwärts."

"Na ich weiß ja nicht, ihr zieht immerhin zusammen!"

Die Blonde nickte knapp. "Aber wir haben zum Beispiel getrennte Schlafzimmer. Es ist mehr wie eine WG, keine Ahnung. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich die Hälfte der Wohnung selbst bezahle."

Sakura sah Temari mit großen Augen an. Das hatte sie nicht erwartet. Sie dachte, es liefe zwischen ihrer Freundin und Itachi blendend. "Aber warum? Du bist dir doch so sicher mit ihm!"

"Das heißt aber nicht, dass ich ihn sofort ... ran lasse, sozusagen. Denk jetzt nichts Falsches!", sagte Temari sofort, da Sakuras Augen noch größer wurden. "Ich meine, mit ihm gleich eine feste Bindung eingehe. Irgendwie fehlt mir der Mut für diesen Schritt. Das wir zusammen wohnen ist ein guter Anfang, finde ich. Wir können uns nähern, aber langsam. Ich will nichts überstürzen. Ich weiß, wozu das führt ...."

Sakura sah Temari traurig an. David hatte scheinbar tiefe Wunden hinterlassen, die auch ein Itachi nicht so schnell heilen konnte. Und offenbar dachte die Blonde immer noch daran zurück, als sie damals Hals über Kopf L.A. verlassen hatte ... für einen Kerl, der ihr kurze Zeit später den Laufpass gab.

Es war auch nicht fair ...

"Also habt ihr im Prinzip eine offene Beziehung.", stellte Sakura fest.

Temari sah sie regelrecht schockiert an. "Nein, ich meine ... ich würde nie mit einem anderen als Itachi zusammen sein wollen! Und ich glaube auch nicht, dass er mit einer anderen ... nee, Gott des Wahnsinn, was denkst du denn?? Es ist vielmehr so, dass wir die Nähe des anderen genießen aber nicht zwangsläufig in kauf nehmen müssen, sozusagen. Ach ich weiß auch nicht. Warum stellst du mir auch sone komplizierten Fragen?"

Sakura schüttelte belustigt den Kopf. "Das ist doch Quatsch! Wenn ihr euch liebt und zusammen wohnt, warum dann nicht sagen, dass ihr auch zusammen seid? Es läuft doch alles darauf zu. Küsst ihr euch nie?"

Temari wurde ein wenig rot. "Sag mal ...", doch sie nickte kaum merklich. "Natürlich küssen wir uns auch mal, aber nicht wie ihr zum Beispiel. Beim kommen oder gehen. Wir küssen uns eigentlich nur, wenn es die Situation ergibt ..."

Sakura runzelte die Stirn. Das war ja eine vertrackte Angelegenheit. "Wie küsst er denn?", wollte sie nun breit grinsend wissen.

Die Blonde wurde noch roter. "Hör doch mal auf, über sowas muss man doch nicht reden!"

"Also wirklich, du wirst doch nicht so verklemmt sein! Habt ihr schon miteinander geschlafen?"

Temari explodierte fast vor Scham. "Das sag ich dir nicht! Du musst nicht alles wissen!"

Sakura lachte herzhaft. Ihre beste Freundin war einfach köstlich. "Ich könnte auch Itachi fragen ..."

Temaris Augen weiteten sich und sie schüttelte hektisch den Kopf. "Das tust du eh nicht!"

"Nein", gestand Sakura. "Das würde ich nicht machen. Aber jetzt sag schon. Ja oder nein. Da ist doch nichts dabei!"

"Hm ...", Temari flüsterte fast.

Sakura nickte. "Na siehste, geht doch. Das war doch wohl nicht schwer!"

"Tse, ihr tut es wahrscheinlich jeden Tag, deswegen stört es dich nicht, darüber zu reden!"

Doch Sakura schüttelte ehrlich den Kopf. "Überhaupt nicht. Seit ich zurück bin haben wir nicht miteinander ... Überhaupt hatte ich mit Sasuke nur einmal geschlafen. Damals, als ich bei ihm im Zimmer geschlafen habe ..."

Temari runzelte die Stirn. "Ihr habt doch sogar ein gemeinsames Schlafzimmer ... habt ihr ... Probleme?"

Eine sehr interpretationsoffene Frage.

"Nur weil Mann und Frau im selben Raum schlafen, müssen sie nicht jede Nacht unkontrolliert aufeinander zuspringen! Aber ich weiß auch nicht ... es ergibt sich nicht. Keine Ahnung. Ich glaube allerdings, dass er öfter darüber nachdenkt. Das Problem bin eher ich."

"Warum willst du nicht mit ihm schlafen? Zieht er dich körperlich nicht an?", Temari wusste selbst nicht, warum sie diese Körperfrage stellte. Jemand wie Sasuke zog doch jeglichen Frauentyp an. Einen Körper wie seinen gab es wohl kaum wie Sand am Meer.

Die Blonde musste zugeben, dass der Uchiha wahrlich ein sehr gut aussehendes männliches Modell war.

Seine Makel lagen eher im Charakter als im Aussehen.

Aber Sakura schien damit gut zurecht zu kommen und ihr gegenüber war er sicher auch offener und nicht so Gefühlsarm ...

Doch wo lag dann das Problem?

"Sein Körper ist okay", sagte Sakura nun und es klang fast banal. "Wie gesagt, es liegt nicht an ihm. Ich liebe ihn. Ob er nun wie ein Schwan oder eine Ente aussieht. Das Aussehen ist sowieso nicht wichtig. Seine Art fasziniert mich, seine Ausstrahlung, seine Aura."

Temari nickte. "Aber was ist es dann?"

Sakura zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, im Moment ist es auch nicht so wichtig. Sex ist nicht alles."

"Aber es gehört zu einer Beziehung dazu. Ihr könnt ja kaum enthaltsam leben. Und ein Mann schon gar nicht!"

Sakura seufzte. "Ja, ich weiß ..."

"Dann denk doch mal nach. Was hält dich davon ab, mit ihm zu schlafen? Hast du Angst?"

Sakura schüttelte den Kopf, viel zu schnell.

"Also hast du Angst!", erriet Temari. Sie kannte Sakura lange genug, um ihre Lügen zu entlarven. "Wovor? Ist er ... vielleicht zu grob?"

"Nein, gar nicht", Sakura schmunzelte. Sasuke hatte eine Zärtlichkeit an sich, die man ihm kaum zutrauen würde. Temari wurde ungeduldig. "Aber woran sollte es denn dann liegen? Warum hast du Angst mit ihm zu schlafen?"

Doch Sakura erhob sich. "Wir sollten weitermachen, sonst müssen wir den Song streichen", erklärte sie abweisend.

Für sie war das Gespräch beendet.

Temari seufzte. Es war immer das Gleiche. Sobald es Sakura zu nah an die Substanz ging, brach sie eine Unterhaltung ab.

Aber damit stand auch eines fest.

Sakura wusste, wovor sie Angst hatte ...
 

Zwei Stunden später saß Temari mit Sakura in der Küche. Ihre Stimme klang rau und heiser. Sie hatte alles gegeben und unentwegt geübt.

Und es hatte sich gelohnt.

Der Song saß perfekt. Nun musste er nur noch ein Hit werden.

Temari gurgelte gerade mit ihrem Wasser, als Sasuke unangekündigt in die Küche kam.

Er sah Temari leicht irritiert an, worauf das Mädchen sich verschluckte und elendig erstickt wäre, wenn Sakura ihr nicht helfend auf den Rücken geklopft hätte.

"Hey", begrüßte sie den Uchiha, der nun den Kopf in den Kühlschrank steckte. Ein kurzes Brummen war seine Begrüßung zurück.

Typisch für diesen Kerl ...

"Was gibt es zu essen?", fragte er stattdessen.

Sakura zuckte ebenso wortkarg mit den Schultern. "Kein Schimmer."

Sasuke nahm sich einen Apfel und setzte sich mit einem Kaffee aus der Thermoskanne an den Tisch neben Sakura.

"Wie war die Probe?", fragte er, klang aber eher desinteressiert.

"Ganz gut", war die ebenso gelangweilte Antwort.

"Was machen die Kinder?"

"Sind oben in ihren Zimmern."

Temari sah ihre beiden gegenüber sitzenden Freunde kopfschüttelnd an. "Wie so ein altes Ehepaar", kommentierte sie amüsiert. "Dann lass ich euch mal alleine. Dieses Elend ertrage ich nicht ..."

"Tse", grinste Sakura zurück. "Dann bis Montag."

"Bis denn."

"Und was wird nun mit Abendessen?", fragte Sasuke, während er genervt in den Apfel biss. Seinen Hunger konnte er damit wohl kaum stillen.

"Du könntest ja mal kochen", schlug Sakura lächelnd vor.

Sasuke zog die Braue nach oben. "Glaubst du, ich könnte das nicht?"

"Ich hab dich noch nie kochen sehen ...", gab die Rosahaarige zu bedenken. "Bis auf deine Fertiggerichte."

"Wir könnten essen gehen", schlug Sasuke vor, ohne auf Sakura einzugehen.

Beleidigt zog die junge Frau eine Schnute. "Du bist nur zu faul."

Sasuke nickte. "Ich hab bis eben in der Firma geackert. Du hast doch auch keine Lust mehr zu kochen."

Das stimmte allerdings.

"Dann eben Essen gehen", gab sie sich geschlagen. "Aber du solltest vorher mal zu Sebastian hoch."

Nun war Sasuke überrascht. "Warum? Stimmt etwas nicht?"

Sakura grinste. "Er versucht schon seit Stunden seine Modelleisenbahn aufzubauen. Ich glaube, er wird nächste Woche noch nicht fertig sein."

"Ich hab doch von so etwas auch keine Ahnung. Ich habe mich nie für Eisenbahnen interessiert."

Sakura sah Sasuke zwinkernd an. "Ach, nun helf ihm schon. Außerdem würde er sich sicher freuen, wenn du ihn unterstützt. Er mag dich sehr."

Sasuke zog die Braue wieder hoch.

"Ja, nun guck nicht so. Ich glaube, er sieht in dir sowas wie ein Vorbild. Er kennt nicht viele männlich Erwachsene, die etwas in ihrem Leben erreicht haben. Ich denke, er ist schon ein wenig beeindruckt von dir."

Sasuke grinste. "Ich bin ja auch beeindrucken ..."

Nun war Sakura an der Reihe, die Augenbraue nach oben zu ziehen. "Wenn du dann die Nase wieder runter nimmst, kannst du ja endlich zu Sebastian gehen."

Sasuke erhob sich lachend und legte Sakura seinen Apfelgriebsch vor die Nase. "Ich werde dann mal mein Können unter Beweis stellen ... räum du derweil meine Reste weg ..."

Eine deutliche Ansage, die vor Arroganz triefte.

Und ein deutlicher Schmerz, den der Uchiha keine Sekunde später im Rücken spürte ...
 

Immer noch belustigt ging Sasuke die weiße Spindeltreppe ins Obergeschoss hinauf. Dann bog er den Gang nach rechts ab und blieb vor dem ersten Zimmer auf der rechten Seite stehen. Da verlangte Sakura doch wirklich von ihm, eine Modelleisenbahn zusammen zu bauen! Für so etwas hatte er eigentlich keinen Nerv.

Aber es war sicher auch eine gute Gelegenheit, Sebastian etwas näher kennen zu lernen.

Sasuke hob die Hand um anzuklopfen, hielt aber inne. Es war komisch, wie wenig er über den Junge eigentlich wusste.

Immerhin hatte er vor, ihn zu adoptieren!

War es wirklich eine gute Idee?

Oder hatte er unüberlegt gehandelt?

Doch Sasuke schmunzelte leicht.

Nein, er zweifelte nicht an seiner Entscheidung. Wie konnte er auch?

Er hatte Sakuras Augen gesehen, als er gesagt hatte, dass er auch adoptieren würde.

Sie hatten gestrahlt ...

Vor Hoffnung, Freude und Dankbarkeit.

Und er hatte Sebastians Augen gesehen.

Wie überrascht er gewesen war. Wie glücklich.

Und Emily, die es kaum fassen konnte, endlich ein zu Hause zu haben.

Für Zweifel gab es keinen Platz. Und auch wenn es nicht einfach werden würde, zweifeln würde er nie an seiner Entscheidung.

Denn es war die einzigst Richtige gewesen.

Sasuke seufzte und klopfte.

"Ja?", hörte er Sebastians Stimme und der Uchiha trat ein. "Sasuke?", der Junge war eindeutig überrascht und erhob sich, da er bis eben verbissen auf dem Boden gesessen und getüftelt hatte.

Sasuke nickte kurz zur Begrüßung, da sie sich heute noch nicht gesehen hatten. Er sah auf die vielen kleinen Teile, die auf dem halben Teppich verteilt waren. Sakura hatte Unrecht ...

Nächste Woche würde er noch lange nicht fertig sein, so wie er an die Sache heran ging.

Sasuke seufzte erneuert und sah Sebastian fast amüsiert an. "Du brauchst Hilfe, was?"

Sebastians Augen wurden groß. "Ich ...", er glaubte gar nicht, was sich hier abspielte. Sasuke bot ihm seine Hilfe an? Bisher hatten sie kaum miteinander geredet ...

Aber sollte er annehmen? Eigentlich mochte er keine Hilfe.

Doch Sasuke konnte er unmöglich abweisen, oder?

Sasuke sah sich um und nahm sich Sebastians Drehstuhl, der am Schreibtisch stand. Er zog ihn zu sich und ließ sich darauf nieder. "Du bist bestimmt keiner, der gerne Hilfe hat, wenn er denkt, dass er es alleine schaffen kann, stimmts?", sagte Sasuke plötzlich und Sebastian fühlte sich ertappt.

War das gut oder schlecht?

Würde er jetzt mit ihm schimpfen, weil man Hilfe annehmen sollte?

"Ich auch nicht", gestand Sasuke und der Junge glaubte, sich verhört zu haben.

"Nein?", hakte er nach und sah Sasuke neugierig an. Mit einmal fühlte er sich schon viel wohler. Nur durch dieses eine Geständnis des Uchihas.

Sasuke schüttelte den Kopf. "Ich mach auch lieber alles alleine. Wenn es Erfolg hat, dann soll es mein Erfolg sein. Ein Mann will Erfolg nur selten teilen ..."

Sebastian nickte. So in etwa empfand er es auch.

"Und natürlich, weil er keine Schwäche zeigen will", fügte Sasuke hinzu.

Der Junge sah zu Boden. Das stimmte wohl.

"Aber manchmal geht es ohne Hilfe nicht ... Und wenn man sie in diesem Moment nicht annimmt, dann kommt man im Leben nicht weiter. So wie du jetzt mit deiner Eisenbahn. Du brauchst meine Hilfe nicht annehmen, das ist kein Problem. Aber dann wirst du vermutlich noch sehr lange hier sitzen und am Ende macht es dir keinen Spaß mehr. Vielleicht gibst du auch auf ... oder du nimmst sie an. Ich baue dir die Eisenbahn nicht auf, dass kannst du alleine machen, aber ich kann dir ein paar Tipps geben. Dann funktioniert es schon eher."

Sebastian überlegte. Sasuke wäre ihm nicht böse, wenn er es alleine machen wollte.

Aber wollte er es überhaupt alleine machen?

Sakura hatte ihm immer gesagt, dass es keine Schwäche wäre, sich im richtigen Moment helfen zu lassen. War es in etwa das, was auch Sasuke gesagt hatte?

Der Junge nickte und lächelte. "Okay."

Sasuke grinste, wenn auch nur ein wenig. "Dann ist mein erster Rat an dich, dieses Chaos hier zu beseitigen ..."

Sebastian sah sich um. Es war wirklich sehr unordentlich und durcheinander.

"Und sortiere die einzelnen Teile. Denk dir ein System aus, damit du immer weißt, wo welches Teil ist. So sparst du Zeit, denn du musst nicht lange suchen."

Sebastian nickte eifrig und machte sich sofort ans aufräumen.

Eine viertel Stunde später hatte er mehrere Haufen, die noch einmal unterteilt waren.

Sasuke nickte und wandte sich vom Fenster ab. Er hatte sich die Zeit damit vertrieben, hinaus auf die Straße zu blicken, die von dieser Seite aus zu sehen war. Obwohl es schon dunkel war, erhellten die großen Laternen die gegenüberliegenden Grundstücke.

"Ich bin fertig. Was mach ich jetzt?", wollte Sebastian wissen.

Sasuke sah sich um. Eine große Sperrholzplatte stand an den Schränken. "Da kommt das Ganze rauf?", fragte er und nickte in die Richtung.

"Japs. Die Verkäufer haben gesagt, dass man die braucht, wenn man die Bahn nicht auf dem Boden fahren lassen will. Auf dem Bett ist das Gestell, damit die Platte steht."

Sasuke stand auf und nahm sich die Beine und die Platte. Mit Sebastian zusammen baute er das Ganze zusammen, so dass sie eine 5m² große Fläche hatten, was nun in etwa ein drittel des Zimmers einnahm.

"Wird ja ganz schön groß", bemerkte Sasuke. "Wir werden noch einige Bahnen holen müssen, damit es nicht so leer aussieht."

Sebastian nickte leicht, obwohl er innerlich vor Freude fast explodierte. Von so einer großen Eisenbahnlandschaft hatte er gar nicht zu träumen gewagt.

Und dann begangen die beiden Stück für Stück sie aufzubauen ...

To tell you the truth ...

Sonntag Vormittag. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten.

Und Sakura kochte!

Wenn auch nur innerlich.

Nach außen hin benahm sie sich ruhig, gelassen, freundlich, zuvorkommend.

Innerlich rodete sie ganze Wälder nieder.

Sie saß auf der feinen Ledercouch, ihr gegenüber Frau Dr. Frieling.

Frau Dr. Frieling, der unerwartete und alles andere als willkommene Besuch vom Sozialamt.

"Ich hoffe es stört sie nicht, dass ich unangemeldet gekommen bin ...", sagte die kleine gedrungene Person nun.

"Ach was, es macht mir nichts. Ich freue mich ja, dass es so schnell ging ...", Sakura lächelte lieblich.

LÜGE!

Was glaubte diese Kuh, an einem Sonntag Vormittag in ihrer Wohnung reinzuschneien und das alles auch noch für selbstverständlich zu halten?

Vormittags!

Sonntags!

Sakura hatte ganz andere Dinge im Kopf, als sich um diese Zeit zu unterhalten. Oder zu bewirten, oder zu erklären.

Sie wollte zurück ins Bett. Zu Sasuke, der noch immer friedlich schlief.

Warum hatte sie sich bereit erklärt, die Tür öffnen zu gehen?

Sakura schüttelte innerlich den Kopf und machte eine gedankliche Notiz: Sonntag Vormittag: Haustür geschlossen halten ...

"Sie haben ein wundervolles Haus, wirklich ein Traum. Sicher nicht günstig?"

Sakura hob leicht ihre Augenbraue. Musste sie solche taktlosen Fragen beantworten? Natürlich konnte solch eine Wohnung in solch einer Gegend nicht günstig sein.

Sie nickte leicht.

Reiß dich zusammen, Sakura ...

Von dieser plumpen, indiskreten Frau hing alles ab. Sie hatte die Adoption in ihren Händen!

Schon allein deswegen konnte die Rosahaarige ihr Gegenüber nicht leiden.

Menschen, die die Macht hatten, anderen Menschen alles zu nehmen.

Mit nur ein paar geschriebenen Zeilen ...

Das sprach nicht für die Sozialarbeiterin!

"Ich bin natürlich darüber informiert, wer ihr Freund und Adoptionspartner ist. Der Name Uchiha spricht für sich! Dennoch möchte ich gerne weitere Informationen über ihre finanzielle Lage einholen. Ist ihr Freund zu sprechen? Es wäre wirklich unerlässlich, mit ihnen beiden zu reden ..."

Sakura nickte und lächelte unaufhörlich. "Ich hole ihn sofort. Eine Minute bitte."

Dann ging sie hoch zum Schlafzimmer, wohl wissend, dass Frau Dr. Frieling schnüffeln würde.

Fünfzehn Minuten später saß man nun zu dritt im Wohnzimmer. Sakura hatte Kaffee gemacht, in der Hoffnung, Sasuke etwas aufzuheitern.

Wenn sie schon erhitzt war ...

... dann war er am dampfen.

Konnte er sich zusammen reißen?

Warum musste es auch Sonntag Vormittag sein, sein einziger freier Tag ...

"Ich freue mich, dass sie sich zu uns gesellen. Ich hoffe, sie verzeihen mir die Störung?", fragte die Brünette.

Sasuke nickte. "Natürlich", antwortete er knapp, aber durchaus bereitwillig.

Sakura seufzte innerlich.

Sasuke war ein Geschäftsmann, auf die Führungsrolle trainiert.

Selbstverständlich konnte er sich zusammenreißen und wohlwollend tun!

Er war diszipliniert und hatte Erfahrung im Umgang mit unliebsamen, aber wichtigen Menschen.

Er würde sicher keinen Fehler machen.

Sie war die Gefahr ...

"Sehen sie, ich muss natürlich einiges prüfen. Ihre Freundin und ich sprachen vorhin von ihrer finanziellen Lage. Sie studieren?"

Sasuke nickte wieder.

"Wie sehen ihre Pläne nach der Hochschule aus? Glauben sie, dass sie ihren Abschluss schaffen werden? Steigen sie danach ins Berufsleben ein oder wollen sie sich eine Pause gönnen?"

Sasuke runzelte fast unmerklich die Stirn. "Nach meinem Abschluss werde ich weiterhin in der Firma meiner Familie arbeiten."

"Haben sie bedenken, dass ihre Freundin und die beiden Kinder dadurch zu kurz kommen könnte? Sicher haben sie einen vollen Terminkalender ..."

Darauf wollte diese Hexe also hinaus!

Sasuke aber war unbeeindruckt. "Natürlich. Aber ich unterstehe lediglich meinem Vater. Ich verfüge über meine Zeit und meine Termine selbst."

"Sie verdienen gut?"

"Natürlich."

"Haben sie Ersparnisse?"

Sasuke nickte.

"In welcher Form?"

"Geldanlagen in Festgeld, Investmentfonds. Wertpapiere, Aktien, Kredite", zählte Sasuke knapp auf und Sakura konnte eine winzige Gereiztheit spüren.

"Wie sieht es mit ihnen aus, Frau Haruno?", wandte sich Dr. Frieling plötzlich an die junge Frau, die vor Schreck zusammen zuckte.

"Sakura hat ein Festgeld- und ein Kreditkartenkonto", sagte Sasuke, obwohl er nicht gefragt war. Allerdings hatte er Zweifel, dass Sakura sich damit auskannte.

Das war jedoch auch Frau Frielings Eindruck und so nickte sie zufrieden.

"Welche Pläne haben sie für die Zukunft? Ich meine ihre persönlichen Pläne? Eine Verlobung, eine Heirat? Eigene Kinder?"

Sakura schluckte. Sie waren so unvorbereitet! Was wollte diese Frau hören? Was sollten sie sagen?

"Wir werden demnächst unsere Verlobung bekanntgeben", erklärte Sasuke sachlich und Sakura musste an sich halten, dazu freundlich zu nicken.

Hatte er mit seinem Vater geredet?

Oder log er einfach nur?

Doch lange konnte Sakura sich darüber nicht den Kopf zerbrechen, denn innerhalb der nächsten Stunde mussten sie noch etliche Fragen über sich ergehen lassen ...
 

Es war mittlerweile um Zehn und Sakura hatte bereits weitere Tassen Kaffee gekocht. Bisher lief alles recht gut. Sasuke war gelassen und sogar Sakura lächelte unentwegt. Sie hatte sich noch nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Sakura zuckte leicht zusammen, als sie Geräusche in den Gängen hörte und kurze Zeit später eine gähnende Emily im Zimmer auftauchte. Sie hatte noch ihr Nachthemd an und hielt ihren Eisbären fest, der ihr ständiger Begleiter war.

Als sie jedoch die Fremde sah schloss sie abrupt den Mund.

"Oh", sagte sie leise.

"Guten Morgen, Emily!", sagte Frau Dr. Frieling lächelnd. "Ich komme vom Amt und rede gerade mit Frau Haruno und Herrn Uchiha. Aber mit dir wollte ich auch kurz sprechen.Möchtest du dich nicht zu uns setzen?"

Doch Emily schüttelte den Kopf. Sie hatte generell wenig vertrauen zu anderen Menschen und die Brünette gefiel ihr nicht. Vom Amt war nie gut!

Sakura musste leise kichern, woraufhin die Sozialarbeiterin sie recht unliebsam ansah.

"Entschuldigung", sagte Sakura sofort und sah zu Emily. "Es geht ganz schnell, komm setz dich zu mir."

Und nun musste sogar Dr. Frieling staunen, wie willig das Mädchen gleich reagierte. Ohne Zögern ging sie zu Sakura und ließ sich neben ihr nieder.

Die Sozialarbeiterin räusperte sich. "Wie gefällt es dir denn hier, Emily?"

Das Mädchen grinste über beide Ohren. "Gut."

"Bist du gern bei den beiden?"

"Japs."

"Und du könntest dir vorstellen, hier zu bleiben?"

Wieder nickte die Kleine großzügig.

"Wer sind sie?", mischte sich plötzlich Sebastians Stimme ein. Der Junge stand in der Tür. Er hatte nur die letzten Worte gehört.

Hatte man vor, sie wieder mitzunehmen? Oder hier zu lassen? War das die Sozialberichtschreiberin von der Sakura erzählt hatte?

"Hallo, du bist Sebastian, stimmts? Mein Name ist Frieling und ich bin vom Sozialamt. Ich habe gerade mit Emily gesprochen, aber ich würde dir auch gerne ein paar Fragen stellen. Setz dich bitte zu uns!"

Sebastian zog die Braue hoch. Den Ton der Frau mochte er nicht. Es hörte sich nicht wie eine Bitte an sondern wie ein Befehl.

Er hasste Befehle!

Und so rührte er sich nicht, als Sakura plötzlich aufstand.

"Entschuldigen sie mich für eine Sekunde? Ich bin gleich zurück."

Frau Frieling nickte und Sakura ging aus dem Wohnzimmer. Als sie an Sebastian vorbeikam, blieb sie kurz stehen. "Wenn du dich nicht benimmst, kriegen wir Probleme!", flüsterte sie ihm zu, ehe sie verschwand.

Sebastian seufzte innerlich, erkannte aber die klare Ansage an.

Schlürfend ging er zur Couch und setzte sich neben Emily.

"Ich habe Emily eben gefragt, wie es ihr hier gefällt. Wie findest du es, Sebastian?", wollte die Brünette wissen.

"Gut", sagte Sebastian knapp, entsann sich aber Sakuras Worte. "Sehr gut sogar. Besser als irgendwo anders auf der Welt!", er sagte das mit voller Überzeugung, hoffte aber, dass es nicht zu kitschig klang. Er war ein Mann und kein Mädchen!

"Sag mal, Sebastian ...", begann Frau Frieling und beugte sich etwas zu dem Jungen. "Weißt du, woher Frau Haruno kommt? Ich habe nämlich keine Daten über sie im lokalen Verzeichnis der Stadt gefunden."

Sebastian verstand die Frage nicht wirklich, Sasuke aber wohl. Diese Sozialarbeiterin war hinterhältig! Sie wusste vermutlich, oder glaubte zu wissen, woher Sakura kam. Wahrscheinlich dachte sie, dass die junge Frau dies verheimlichen wollte. Aber gab es Aufzeichnungen, die bestätigten, dass Sakura in Watts auf der Straße gelebt hat? Konnte sie das wissen oder riet sie nur? Oder hatte sie die Leute dort befragt?

Sasuke räusperte sich, als Sakura zurück kam.

Sie würde ihr die Frage persönlich stellen.

Was würde sie sagen? Die Wahrheit?

Sasuke fluchte innerlich. Sie hatten nicht ausgemacht, wie sie mit dieser Information umgehen sollten.

Sakura würde überrumpelt werden.

Sie würde vermutlich am Ende die Wahrheit sagen ...

War dass das Aus? Oder war Ehrlichkeit besser?

"Frau Haruno, ich habe gerade darüber gesprochen, wo sie eigentlich her kommen. Ich habe leider kaum Angaben von ihnen gefunden. Ich muss gestehen, dass ich das verwirrend finde. Auch Herr Sanday konnte darüber nicht viel sagen. Er sagte nur, dass er sie von früher kannte und er sie aber wärmsten empfiehlt. Ich dachte, jetzt wo wir hier alle zusammen sitzen, dass sie mich vielleicht aufklären?"

Sasuke sah mit einem Anflug von Panik zu seiner Freundin. Es war das erste mal, seit die Sozialarbeiterin hier war, dass er aus der Fassung geriet.

Doch Sakura ...

... lächelte.

Sasuke glaubte nicht, was er sah. Wie konnte sie so selbstsicher grinsen?

Hatte sie einen Plan?

"Natürlich", nickte die Rosahaarige. "Ich war in Florida für einige Zeit. Ich bin erst seit ein paar Wochen zurück in L.A. Herrn Sanday kenne ich aus New York. Dort bin ich geboren und in dem Heim aufgewachsen, in dem er arbeitete."

Die Brünette war überrascht. "Sie kommen also auch aus einem Waisenhaus? Wann wurden sie adoptiert?"

"Gar nicht", sagte Sakura schlicht. "Ich lebte danach auf der Straße."

Sasuke schluckte.

Das war kein Plan! Das war die einfache Wahrheit ... Sollten sie nicht lieber versuchen ein wenig zu mogeln?

Doch Frau Frieling lächelte. Also wusste sie es.

War es ein Test gewesen?

"Ich weißt", bestätigte sie nun und nickte. "Entschuldigen sie, dass ich gelogen habe. Aber ich wollte ihre Ehrlichkeit testen. Als ich mit dem Fall betraut wurde, habe ich natürlich über sie beide recherchiert. Vor allem über sie, Frau Haruno. Herr Sanday sagte mir wirklich nicht viel. Aber ich habe gute Kontakte und mir wurde bestätigt, dass sie in Watts auf der Straße lebten. Ist das korrekt?"

Sakura nickte. "Ich kam vor etwa drei Jahren nach L.A."

"Ich muss gestehen, dass mir einige Dinge zu Ohren gekommen sind. Und normalerweise wäre der Fall damit für mich abgeschlossen. Einer Frau, die mit Drogen gedealt hat, kann ich keine Kinder anvertrauen. Beileibe nicht! Aber ich bin überrascht, wie sie nun leben. Können sie mir diesen Wandel erklären?"

Sakura lächelte und sah zu Sasuke. "Ich habe ihn kennen gelernt."

"Wann war das?"

"Vor über einem Jahr."

"Und dennoch verließen sie L.A. und gingen nach Florida?"

"Haben ihnen ihre guten Kontakte nicht gesagt warum?"

"Nein, ehrlich gesagt, gibt es darüber keine Informationen. Niemand wusste es."

Sakura nickte. "Habe ich ihnen schon unseren Garten gezeigt? Jetzt im Frühling ist es herrlich auf der Terrasse."

Frau Dr. Frieling verstand. "Nein, aber ich würde ihn gerne einmal sehen."

Sakura erhob sich. "Geht ruhig schon in die Küche, wir kommen gleich zu euch", sagte die Rosahaarige an die Kinder gewandt.

Emily und Sebastian nickten.

Sasuke erhob sich ebenfalls. "Ich mache uns noch eine Tasse Kaffee."

Dann ließen sie die beiden Frauen alleine.

"Wissen sie, was mit Emily passiert ist?", fragte Sakura, als sie die Terrassentür öffnete und nach draußen trat.

Die Sozialarbeiterin nickte. "Natürlich. Die Männer, die das getan haben, sitzen jetzt in Florida im Gefängnis. Es ist also kein Zufall."

"Nein", lächelte Sakura schwach. "Ich musste damals L.A. verlassen, damit ich niemanden in Gefahr brachte. Denn ich war es, die diese Männer an die Polizei verraten hat. Aber erst in Florida konnte man sie fassen."

"Es gibt seit anderthalb Jahren erst eine Gesundheitsakte über sie. Seit sie nach Florida gingen ..."

Sakura nickte. "Sasuke schenkte mir zu Weihnachten eine Krankenversicherung. Ich selbst habe niemals eine gehabt oder gar bezahlen können. Erst als ich schon im Bus saß, habe ich bemerkt, was er mir überhaupt geschenkt hat."

"Aus ihrer Akte konnte ich entnehmen, dass sie fast drei Monate in einem Sanatorium waren. Kurz nachdem die Männer festgenommen wurden. Sie hatten einen Nervenzusammenbruch."

Sakura sah zu dem großen, noch unbepflanzten Beet. "Das stimmt."

"Leider muss ich ..."

"Fragen warum?", Sakura seufzte. "Steht das nicht in den Akten?"

Frau Dr. Frieling schüttelte den Kopf. "Nein, ich bekam keine Informationen, weder von den Ärzten noch den Schwestern."

"Ein gutes Sanatorium", Sakura nickte. "Die ich nur durch Sasuke in Anspruch nehmen konnte. Ich konnte mich dort nicht beklagen. Ich wurde mit allem versorgt, was ich benötigte."

"Drei Monate ist eine lange Zeit. Ging es um etwas traumatisches? Hatte es mit den Männern zu tun oder mit L.A?"

"Eigentlich mit allem", sagte Sakura leise.

"Ich würde nicht fragen, wenn es nicht meine Pflicht wäre ..."

Sakura nickte. "Wissen sie, das ich es niemanden gesagt habe? Bis heute nicht. Nicht einmal Sasuke ... und er soll es auch nicht erfahren."

"Was soll er nicht erfahren, Frau Haruno."

Sakura lächelte matt. "Das er bereits Vater sein könnte ..."

Frau Frieling starrte die Rosahaarige entsetzt an und setzte sich auf einen der Gartenstühle.

Das kam unerwartet ...

Die junge Frau seufzte und setzte sich neben die Sozialarbeiterin. "Ich habe es überwunden, auch wenn ich lange gebraucht habe." Sakura hatte Angst, dass man sie für instabil halten würde.

Die Brünette nickte. "Eine Fehlgeburt ist eine schreckliche Sache. Ich habe selbst eine erleben müssen. Ich nehme an, dass es eine Fehlgeburt war oder haben sie ..."

"Abtreiben lassen?", Sakura lachte bitter. "Ich muss gestehen, dass ich darüber nachgedacht habe, aber die Entscheidung hat man mir abgenommen ..."

Frau Frieling sah Sakura verständnislos an. "Man hat ihnen die Entscheidung abgenommen?"

Sakura sah schmerzlich zu Boden. "Es läuft nicht immer alles nach Plan, wissen sie? Um die Männer, die Emily das angetan hatten zu schnappen, musste ich mich ihnen stellen. Das hatte nichts mit Mut zu tun, eher mit Verzweiflung. Ich wusste, dass ich schwanger war. Ich hatte es kurz zuvor erfahren. Ich wollte zu Sasuke zurück. Ich wollte mit ihm zusammen leben. Ich wollte, dass wir alle sicher sein würden ... ich hatte keine Wahl. Und wenn die Männer mich schnappen würden, sollte die Polizei sie fassen. Auf frischer Tat, verstehen sie? Ein dummer Plan. Aber manchmal sieht man nur den einen Weg. Und irgendwie gab es auch keinen anderen. Aber alles lief anders, als geplant. Die Männer wussten von meiner Schwangerschaft, die Polizei kam zu spät ... Ich hate erwartet, dass sie mich töten wollen, aber stattdessen töteten sie mein Kind ... es war nicht geplant, nein ..."

Schweigen. Die ältere Frau sagte kein Ton.

Sie konnte die Grausamkeit nicht fassen.

Aber sie wusste, dass es solche Grausamkeiten gab.

"Ist das jetzt etwas, was sie gegen mich verwenden werden?", fragte Sakura und zwang sich zu einem Lächeln.

Frau Frieling konnte die Rosahaarige nicht ansehen.

Wie sollte sie das werten? Wie damit umgehen?

Was war Richtig, was war Falsch?

"Was ...", sie zwang sich zu einer ruhigen, geschäftlichen Stimme. "Was geschah danach? Sie kehrten erst vor kurzen zurück."

Sakura zuckte mit den Schultern. Es war kein gutes Zeichen, dass sie so abrupt das Thema wechselte. "Ich habe gearbeitet."

"Gearbeitet? Laut meinen Angaben sind sie ohne Arbeit."

"Nun, das soll auch weiterhin so bleiben."

"Wie habe ich das zu verstehen?", die Sozialarbeiterin war verwirrt.

"In Florida gründete ich zusammen mit meiner besten Freundin eine Band. Allerdings unter einem Alter Ego. Ich möchte nicht, dass Dinge von mir an die Öffentlichkeit gelangen. Ich bitte sie deshalb, das alles für sich zu behalten."

Frau Frieling kam nicht mehr hinterher, nickte aber. Vor die Ehrlichkeit der Rosahaarigen hatte sie Respekt und soweit es möglich war, würde sie diskret bleiben. "Was für ein Alter Ego?"

"Mein Alter Ego Holly von Heartless Brain. Ich weiß nicht, ob ihnen ..."

"Natürlich sagt mir der Name etwas, obwohl ich gestehen muss, dass ich weniger diese Musik höre. Aber meine Tochter ist gerade 16 geworden und erzählt mir ...", erst jetzt begriff die Brünette, was ihr Sakura da erzählte. "Sie sind Mitglied dieser ... nein, ich kann nicht glauben, dass ..."

Sakura lächelte sachte. "Werden sie meine Privatsphäre akzeptieren? Es wäre auch für die Kinder nicht gut, wenn sie in die Öffentlichkeit geraten würden. Ich möchte meine Familie nicht diesem Stress aussetzen. Nur weiß ich nicht, inwiefern ich noch hoffen kann, dass sie eine Adoption gut heißen", sagte Sakura traurig.

Ehrlichkeit war etwas gutes, ohne Frage.

Aber manchmal bewirkte es nichts Gutes.

Das Leben war nicht immer fair ...

Eine Lektion, die sie schon früh gelernt hatte.

"Wie kann ich prüfen, ob sie nicht lügen? Nicht, dass ich ihnen nicht glaube ..."

Sakura lachte leise. "Wie gut kennt ihre Tochter Heartless Brain?"

"Oh, ich denke sehr gut. Sie ist ein großer Fan, möchte ich meinen."

"Dann wird ihnen ein Autogramm vielleicht genügen, wenn sie es als echt identifiziert? Oder wäre es ihnen lieber, wenn ich vor ihrer Tür auftauche? Dann können sie ihre Tochter fragen, ob es auch wirklich Holly ist, die vor ihr steht."

Nun war es Frau Frieling, die zum ersten mal lachte. "Ich denke, ein Autogramm genügt. Andernfalls würden sie unser Haus nicht mehr verlassen können. Sie sammelt jegliche Fanartikel, die es auf dem Markt gibt."

Sakura nickte lächelnd zurück, sah die Frau dann aber ernst an. "Sagen sie es mir bitte ehrlich, Frau Dr. Frieling. Besteht noch eine Chance, dass ich Sebastian und Emily aufnehmen kann? Oder hätte ich besser Lügen sollen?"

Die Brünette überlegte eine Weile, ehe sie ihre Worte sorgsam wählte. "Es haben mich schon viele Menschen belogen, Frau Haruno. Ich bin ihnen immer auf die Schliche gekommen. Ich muss gestehen, dass mich ihre Geschichte schockiert und mir zu denken gibt. Auf der anderen Seite kann ich nicht außer acht lassen, was sie trotz allem erreicht haben. Ich bin schockiert und beeindruckt zugleich. Das Vernünftigste aus der Sicht der Behören wäre jedoch nur eine Absage. Nach wie vor gibt es ihre Vergangenheit. Auf der Straße aufgewachsen, mit Drogen in Kontakt gekommen ... und ich glaube, dass es noch einige weitere unschöne Geschichten gibt."

Sakura nickte, aber ihr Gesicht verriet ihre Betroffenheit. Sollte sie die Kinder wirklich verloren haben?

"Glauben sie, Frau Haruno, dass sie wirklich für die Kinder sorgen könnten? Dass sie unter dieser Verantwortung nicht zusammenbrechen würden? Sie sind nach wie vor psychisch vorbelastet. Es wäre unverantwortlich, nicht nur der Kinder wegen. Auch ihrer wegen! Wissen sie, wie schwer die Erziehung von Kindern sein kann? Haben sie eine Vorstellung?"

Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaube nicht ..."

Frau Frieling nickte, doch auch ihr tat es im Herzen weh. Entscheidungen fällen war nie leicht. Nicht in solchen Situationen.

"Ich glaube es nicht ...", wiederholte Sakura und blickte der Sozialarbeiterin plötzlich fest in die Augen. "Denn ich weiß es! Ich weiß, dass ich für die Kinder sorgen kann! Ich habe vielleicht keine Ahnung von Erziehung, aber ich kann lernen! Und ich bin nicht allein! Sasuke und ich haben zusammen viel erreicht und wir können noch mehr erreichen. Wir können den Kindern ein Leben ermöglichen, das lebenswert ist! Und gerade wegen meiner Vergangenheit weiß ich, was ich nicht möchte! Nämlich, dass es ihnen genauso ergeht! Dass sie mit Drogen in Berührung kommen! Doch genau das wird passieren, wenn sie nicht endlich ein zu Hause haben, in dem sie auch leben möchten! Und sie wollen bei uns leben. Sie wollen es!"

Frau Frieling sah Sakura kopfschüttelnd an. Doch ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. "Sie sind eine bemerkenswerte Frau. Aber wie ich schon sagte, aus der Sicht der Behörden, könnte ich ihn die Verantwortung für zwei Kinder nicht übertragen."

Sakura starrte Frau Frieling einfach nur an.

Es war aus.

Alles.

Sie hatte gekämpft.

Gekämpft und verloren.

"Doch ...", die Brünette lächelte Sakura wohlwollend an. "Es gibt Momente und Situationen, in denen ich nicht danach gehen sollte, was mir die Bestimmungen vorschreiben. Denn es sind kaum diese Auflagen alleine, die für Kinder das richtige zu Hause finden können. Und ich denke für EMily und Sebastian gibt es nur ein richtiges zu Hause. Bei ihnen und Herrn Uchiha. Alles andere wäre Falsch und kann es nicht mit mir vereinbaren, etwas Falsches zu tun."

Sakuras Augen wurden bei diesen Worten immer weiter. Hatte sie das jetzt richtig verstanden? Konnte es wahr sein?

Frau Dr. Frieling erhob sich lachend. "Jetzt gucken sie nicht so. Ich bin gar nicht so ein Monster, wie sie denken. In erster Linie bin ich Mutter. Und als Mutter gibt es hier nur eine vernünftige Maßnahme zu treffen. Nämlich ihnen zu ihrer erfolgreichen Adoption zu gratulieren", sie streckte Sakura die Hand entgegen und mit Tränen in den Augen nahm die junge Frau sie an.

"Danke ..."

"Ich habe zu danken. Und ich wünsche ihnen alles Gute, vom ganzen Herzen."

Sakura nickte, sie brachte kein Wort zu stande.

Denn für dieses Gefühl gab es keine Worte, die dem Gerecht geworden wären.

"Nur eines würde mich noch interessieren: sie haben gewusst, dass ich bereits über sie informiert war, oder? Als sie das Wohnzimmer verlassen haben ..."

Sakura lächelte verlegen. "Ich habe tatsächlich telefoniert. Wir haben wohl beide gute Kontakte ..."

To be a father - thats the hardest job

Dösend lag Sasuke im Bett und träumte vor sich her. Es war Dienstag, und er hatte sich frei genommen, da er heute mit Sakura und den Kinder zur Schulanmeldung gehen musste.

Es war sogar der Vorschlag seines Vaters am Sonntag gewesen, sich extra deswegen frei zu nehmen. Es ist wichtig, die richtige Schule zu wählen, hatte er laut gesagt!

Sonntag war überhaupt ein seltsamer Tag gewesen.

Erst die Sozialtante von Amt, die aber nach dem Gespräch mit Sakura wie ausgewechselt war.

Dann das Essen bei seinen Eltern, dass eigentlich ganz angenehm abgelaufen war. Seine Mutter hatte die Kinder kennengelernt und war sofort Feuer und Flamme für sie gewesen. Den ganzen Abend hatte sie vor allem mit Emily gespielt, während sein Vater Sebastian mit schulischen Laufbahnen belästigt hatte, mit College und Universitäten.

Aber er musste zu geben, dass Sebastian sich gut geschlagen hatte.

Und sein Vater schien den Jungen durchaus zu mögen.

Im Ganzen also ein guter Abend, aber auch ein lauter ...

Der Flügel seiner Eltern stand leider Gottes nicht in einem nicht Schall-isolierten Zimmer ...

Sasuke gähnte herzhaft und drehte sich auf die andere Seite, damit er genüsslich wieder einschlafen konnte. Es war auch erst um neun und den ersten Termin hatten sie erst um 11.30 ...

Eine dumme Zeit. Eigentlich seine Mittagspause ...

Sasuke versank in Träumereien, in denen leckere Marmeladenbrötchen ans seinem inneren Auge vorbeizogen. Ein heißer Kaffee stand daneben und verbreitete seinen Duft ... der Kaffee spritzte und etwas landete auf seiner Schulter ... er war wirklich heiß ...

Heiß?

Sasuke sprang erschrocken auf, während Sakura kreischte und die mitgebrachte Tasse Kaffee vollendend auf Sasukes Bettseite vergoss.

Gerade rechtzeitig war er dem heißen Getränk entkommen.

"Oh Gott!", Sakura ließ sich aufs Bett sinken und sah Sasuke entschuldigend an. "Ich wollte dir Kaffee mitbringen ...", sagte sie verlegen lächelnd. "Jetzt müssen wir das Bettzeug wechseln ..."

Sasuke klappte der Mund auf und ein jammerndes Stöhnen entrann ihm.

Er hatte doch nur noch ein bisschen Schlafen wollen ...
 

"Wir sind zu langsam!", seufzte Sakura. "Wenn du nicht etwas schneller fährst, dann kommen wir zu spät!", murrte sie, als Sasuke gemächlich durch die Straßen Bel Airs fuhr.

Sasuke sah Sakura genervt an. "Kannst du dich nicht mal wie ein vernünftiger Beifahrer benehmen und den Fahrer in Frieden lassen? Ich bin nämlich müde, meinen Schlaf hat man mir ja genommen!"

Sakura kicherte. "Tut mir leid, dass sollte wirklich kein Anschlag sein."

"Tse."

"Was ist das überhaupt für eine Schule?", fragte Sebastian, der hinter Sakura saß. Er hatte zu diesem Ausflug wohl am wenigsten Lust.

"Eine öffentliche Schule. Und danach schauen wir uns noch eine Privatschule an. Dann können wir entscheiden, in welche ihr beiden geht. Je nachdem, wo es euch besser gefällt."

"Privatschulen sind doch doof. Da sind bestimmt nur reiche verzogene Bengel!", maulte Sebastian.

Sakura musste sich das Lachen verkneifen. "Du benimmst dich aber auch nicht gerade wie ein wohlerzogener Junge, mein Herr. Und sie werden von dir das gleiche denken, nämlich dass du reich und unerzogen bist ... Vielleicht solltest du dir also mal die Zeit nehmen und gucken, ob nicht doch ein netter Freund unter ihnen wäre und dann schauen, ob diese Vorurteile überhaupt der Wahrheit entsprechen?"

Sebastian knurrte. "Ich will keine Freunde!"

"Freunde sind aber wichtig. Vor allem Freunde in deinem Alter! Gib ihnen doch erst mal eine Chance!"

"Ich will eine Freundin haben", meldete sich nun Emily zu Wort.

Sakura grinste. "Du wirst auch bestimmt eine finden. Du bist nicht so unerzogen wie der Bengel neben dir."

Sasuke lächelte leicht, als er an einer Ampel hielt.

"Sasuke?", Sakura sah ihren Freund missbilligend an.

"Was denn?", brummte der Schwarzhaarige zurück.

"Die Ampel war noch GELB! Das hätten wir doch geschafft!"

Sasuke seufzte. "Willst du fahren oder was?"

Er nickte sich innerlich zu. Das müsste gesessen haben. Sakura hatte kein Führerschein, das hätte er sonst gewusst ... dachte er.

"Okay!", grinste die junge Frau nun und schnallte sich ab.

"Was? Nein, vergiss es ..."

"Du hast doch eben gefragt! Jetzt lass mich fahren, damit wir heute noch ankommen!"

"Nie im Leben! Wir haben Kinder im Auto! Hast du überhaupt schon mal am Steuer gesessen?"

Sakura grinste vielsagend und sah Sasuke nun bettelnd an. "Bitte, nur ein Stück ..."

"Lass sie lieber nicht fahren ...", sagte Sebastian von hinten, doch Sasuke war schon am Aussteigen und bevor er es sich anders überlegen konnte, hatte Sakura sich auf den Fahrersitz geschwungen.

"Du sei still, Sebastian!", gab Sakura von sich und stellte sich den Sitz ein. "Oh wie toll, es ist bestimmt schon Zwei Jahre her!"

Sasuke, der nun auf dem Beifahrersitz platz nahm, sah Sakura leicht überrumpelt an. "Du hast nie erwähnt, dass du einen Führerschein gemacht hast!"

In dem Moment wurde es Grün und Sakura gab Gas ...

"Gott des Wahnsinns, willst du, dass die Bullen uns anhalten?", stöhnte Sasuke, da Sakura mit quietschenden Reifen losgeprescht war.

Sebastian beugte sich zu Sasuke. "Ich hab doch gesagt, lass sie nicht fahren ... wenn die Bullen uns anhalten gibt es sowieso ärger!"

"Wenn sie vernünftig fahren würde ...", knurrte Sasuke.

"Aber Sakura hat nie einen Führerschein gemacht", klärte der Junge auf.

Sasuke sah Sakura übergangen an. "Du fährst ohne Führerschein?"

"Nun sei doch nicht so kleinlich!", erwiderte die Rosahaarige und bog recht scharf um die Kurve. "Ich bin schon gefahren, da hast du noch mit Spielzeugautos gespielt! Ich hatte nur nie das Geld, einen Führerschein zu machen."

"Warum hast du mir nie gesagt, dass du Auto fahren kannst? Du hättest ihn längst machen können!"

Sakura zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Du hast ja auch nie gefragt ..."

"Tse, ich weiß warum!", grinste Sebastian. "Weil sie sich schämt ..."

"Halt die Klappe, Sebastian. Ich schäme mich gar nicht!"

"Doch tust du! Du hast es mal zugegeben!"

"Was hat sie gemacht?", wollte Sasuke nun wissen und musste leicht grinsen.

"Sebastian! Unterstehe dich!"

"Sakura ist mal Rennen gefahren ..."

"Sebastian, hör auf!"

"Und dann hat sie gegen jemanden verloren ..."

"Ich halt gleich an und komm nach hinten!"

"Und als Strafe musste sie bei ihm wohnen und tanzen lernen, kochen ... nähen ... Sakura wäre voll die Hausfrau, wenn sie wollte. Sie gibt es nur nicht zu, weil sie das alles so klischeehaft findet!"

Sasuke sah seine Freundin verblüfft an. "Das hast du mir auch nie erzählt!", bemerkte er trocken. "Wer hat dich denn geschlagen? Und warum fährst du rennen? Auf der Straße? Ich fass es nicht!", tat der Uchiha entrüstet.

"Tse, lasst mich in Ruhe! Es ist schon Ewig her, es hat keine Bedeutung. Es waren ein paar Rennen, mehr nicht. Nur wegen dem Geld."

"Gegen einen Kerl stimmts? Wie hieß er?", Sebastian überlegte angestrengt.

"Bryan ...", sagte Sakura leise.

"Und wer ist Bryan?", fragte Sasuke mit einem Hauch Eifersucht. War Bryan vielleicht ein Exfreund von Sakura? "Warum solltest du bei ihm wohnen und das alles lernen?", irgendwie klang es ziemlich ... pervers, wenn man es genau nahm.

Doch Sakura ahnte, in welche Richtung Sasuke dachte. Sie musste leise Lachen. "Bryan war mein bester Freund, als ich 15 war. Er war vielleicht 19 oder so. Er hatte eine eigene Wohnung, aber trieb sich oft auf den Straßen rum, weil er oft an Rennen teilnahm. So verdiente er sein Geld. Er hat mir auch das Fahren beigebracht."

"Wie habt ihr euch denn kennengelernt?", fragte Emily, die interessiert zugehört hatte.

Sakura lachte wieder. "Oh, er hat mich erwischt, als ich bei ihm einbrechen wollte. Also in seinen Keller. Eigentlich wollte er die Polizei rufen, aber irgendwie ... hat sich dann alles anders entwickelt. Und irgendwann, vielleicht ein halbes Jahr später, hatte ich eine große Klappe und dachte, dass ich ihn bei einem Rennen schlagen könnte. Er hat mich nur ausgelacht, und da war ich natürlich noch stinkiger. Ich hab gesagt, wenn ich gewinne, darf er nie wieder über mich lachen. Das hat er nämlich oft gemacht."

"Und wenn er gewinnt, solltest du bei ihm wohnen? Warum?", fragte Sasuke verwirrt.

Sakura seufzte. "Ich glaube, er sah in mir so etwas wie eine kleine Schwester ... er wollte nicht, dass ich länger auf der Straße bleibe."

"Aber du hast doch verloren. Hast bei ihm gewohnt ... warum bist du zurück auf die Straße? Habt ihr euch gestritten?"

Sakura schüttelte den Kopf, als sie auf den Parkplatz der Elementary School of Bel Air fuhr. Sie machte den Wagen aus und sah leidlich auf das Lenkrad. "Weist du es nicht mehr?", fragte sie Sasuke leise. "Ich hatte es deinem Vater erzählt, als er das erste mal bei uns war. Als er mich noch nicht leiden konnte ..."

Sasuke sah Sakura erst irritiert an, doch dann erinnerte er sich an ihre Wort. An jedes einzelne ...

... Sie sah ihn sterben, an einer Überdosis Drogen, die ihm aus Bosheit gespritzt worden waren, obwohl er selbst nie welche genommen hatte ...

Es ging also nicht darum, wer Bryan ist ...

Sondern wer Bryan war ...

Und scheinbar war er ein guter Kerl gewesen, der Sakura eine Zukunft hatten schenken wollen.

Die ihr am Ende aber genommen wurde, genauso wie ihr bester Freund.
 

Zwei Stunden später saß Sasuke wieder am Steuer. Sie waren gerade auf dem Weg zur zweiten Schule, einer Privatschule.

Die Elementary School of Bel Air war zwar in Ordnung gewesen, aber dennoch wollte man auch noch die Alternative sehen.

Emily war natürlich begeistert gewesen.

Sebastian selbstverständlich genervt.

Und Sakura war zu dem Entschluss gekommen, dass sie nie Lehrerin werden könnte ...

Das Gelände der Privatschule war kleiner, aber durchaus eindrucksvoller.

Sakura musste staunen, wie protzig diese Schule, vor der die kleine Familie nun stand, doch aussah. Wie eine große, weiße Villa.

"Sieht das blöde aus!", kommentierte Sebastian missmutig.

Sakura warf dem Jungen einen strafenden Blick zu. "Jetzt hör doch mal auf zu motzen! Du musst nun mal zur Schule, da führt kein Weg vorbei! Du kannst nicht dein ganzes Leben schwänzen und auf der Straße abhängen!"

Eine klare Ansage ...

Doch Sebastian gab nur ein "Tse" von sich, so dass Sakura mit den Augen rollte.

"Am besten, ihr geht euch mal umschauen und Sasuke und ich gehen schon mal rein. Wäre das zu deiner Zufriedenheit, werter Herr?", wandte sich Sakura an den Jungen.

"Meinetwegen."

"Dann rennt aber nicht weg und stellt keine Dummheiten an. Seht euch nur das Gelände an und lasst alles heil."

Sebastian nickte und Emily folgte ihm, als er auf dem Absatz kehrt machte.

"Ist das die Pubertät?", fragte Sasuke, als er mit seiner Freundin die Treppen hoch stieg, die zum Eingang führten.

Sakura grinste. "Ich glaube nicht, das steht uns erst noch bevor. Das ist einfach nur seine Abneigung gegen Regeln. Und zur Schule gehen bedeutet sich an viele Regeln halten. Das muss er wohl erst noch lernen. Hä?", Sakura blieb abrupt stehen, als sie Kindergekreische hörte.

"Das ist Emily!", sagte sie erschrocken und lief die Treppe wieder hinunter in dir Richtung, aus der das Geschrei kam.

"Ich fass es nicht!", Sakura blieb abrupt neben dem Mädchen stehen und sah auf das Knäuel vor ihnen.

Sebastian prügelte sich mit einem älteren Jungen ...

"Was macht ihr da, hört sofort auf!", rief Sakura, doch daran dachten die beiden gar nicht.

Sebastian musste eine ordentliche Rechte einstecken, verteilte dafür aber einen Hieb in den Magen.

"Ist das ihr wild gewordener Sohn?", der Vater des anderen kam nun ebenfalls angerannt. "Andrew, hör auf!", rief er, blieb aber vor den Prügelnden Kindern stehen, weil er sich nicht traute, dazwischen zugehen.

Doch auch Andrew reagierte nicht.

"Sebastian, wirst du wohl ...", Sakura war ausser sich. Das war ja ein Klasse Start ...

Doch ehe sie ihren Satz beenden konnte, spürte sie, wie Sasuke an ihr vorbei ging.

Und keine Sekunde später hatte er die beiden Raufbengel am Kragen gepackt und unsanft auseinander gerissen.

Er war nicht in bester Laune ...

Beide Jungen starrten nun sich und dann Sasuke überrascht an.

Sebastian war der Erste, der unter Sasukes kaltem Blick den Kopf senkte, doch auch der andere Junge traute sich kaum, sich zu rühren. Und zur Krönung begann er zu weinen ...

"Wirklich klasse!", der Vater von Andrew kam auf seinen Sohn zu und zog ihn von Sasuke weg. "Können sie auf ihre Kinder nicht acht geben? Er hat meinen armen Jungen blutig geschlagen!"

Doch Sasuke ignorierte das Gerede des Mannes einfach. Er sah zu Sebastian, der vorsichtig den Kopf anhob. Und sein Blick sagte mehr als tausend Worte.

"Es tut mir leid", wimmerte der Braunhaarige nun.

Das hatte er nicht gewollt.

Sasuke war wütend, und es war seine Schuld.

Er hatte es zu weit getrieben.

Nun kamen auch ihm die Tränen.

Warum hatte er sich nur verleiten lassen?

Er hätte sich nicht provozieren lassen dürfen.

Er hätte cool bleiben müssen.

"Wozu war das gut?", wollte Sasuke kühl wissen, doch es klang weniger wie eine Frage. In seiner Stimme lag jedoch keine Wut, kein Zorn. Einfach nur Enttäuschung.

Sebastian zuckte zusammen. Lieber wäre es ihm gewesen, wenn Sasuke ihn nun angebrüllt hätte. Er hatte das Gefühl, eine riesige Last läge auf ihm. Er konnte Sasukes Blick nicht standhalten und sah wieder zu Boden.

"Ich wollte mich nicht prügeln ...", schniefte Sebastian. "Aber er war gemein und hat fiese Sachen gesagt, und meinte ich wäre feige und hätte schiss und würde mich nicht trauen."

"Pah, der Bengel lügt doch! So eine Frechheit zu behaupten, mein Sohn würde unerzogen sein! Nehmen sie ihn an die Kette, er ist ja gefährlich!"

Doch Sasuke reagierte noch immer nicht auf den Mann, was diesen zur Weißglut trieb.

"Was hat er gesagt?", fragte er stattdessen im ruhigen Ton.

Sebastian zuckte mit den Schultern. Er wollte es offenbar nicht wiederholen.

"Sehen sie? Also lügt er doch! Das ist ja schon Boshaft, dieses Verhalten."

Sebastian versuchte die Tränen zu unterdrücken. Er wollte nicht noch mehr weinen. Er schämte sich schon so genug. Und glauben würde man ihm wohl auch nicht. Er kam nun mal von ganz unten, egal wo er jetzt war. Er hatte Vorurteile gegen die Reichen. Aber die Reichen hatten genauso Vorurteile gegen die Armen.

"Muss ich Emily bitten, es zu wiederholen?", Sasukes Stimme klang fast bedrohlich.

Sebastian schüttelte den Kopf.

Keiner rührte sich. Jeder war angespannt, denn von Sasuke ging eine dermaßen starke Kälte aus, dass es sogar dem Vater von Andrew eiskalt den Rücken runterlief.

Emily traute sich kaum zu atmen.

Sie hatte Angst, dass Sasuke jeden Moment regelrecht explodieren würde. Dabei hatte sie ihn noch nie wütend erlebt.

Und auch jetzt schien er ja nicht wirklich wütend.

Nur Sakura hatte große Probleme, an sich zu halten.

Eisern verkniff sie sich das Grinsen, was in dieser Situation wohl kaum angebracht war. Vermutlich würde der blöde Vater sie für verrückt erklären.

Aber sie hatte in ihrem ganz andere Situationen erlebt.

Ganz andere Dinge gesehen.

Jungen, die nicht mit den Fäusten auf einander einschlugen, sondern Messer in den Händen hielten, bereit den anderen in Stücke zu schneiden.

Das hier war alles in allem harmlos und nichts weiter als Kindliche Angeberei.

Und trotzdem durfte sie die Situation nicht entschärfen.

Sebastian brauchte eine Lektion, denn man durfte nicht alles mit den Fäusten regeln.

Man musste lernen, über den Dingen zu stehen.

Und Sebastian war ein Kind, dass zur Gewalt neigte, da er es anders nie kennen gelernt hatte.

"Ich warte, Sebastian", sagte Sasuke, da eine weitere schweigsame Minute vergangen war.

Sebastian schniefte wieder, sah aber nicht vom Boden auf. "Er meinte, dass ...", er machte eine kleine Pause. "Er meinte, dass Sakura voll scharf ist und er sie gerne ...", weiter wollte er nicht sprechen, doch Sasuke genügte das schon.

"Lüge!", rief der Vater des älteren Jungen sofort. "Wie kann dieser Rotzlöffel so etwas behaupten!"

Sebastian zuckte zusammen. Er hatte nicht gelogen, aber warum sollte man ihm glauben?

Doch plötzlich spürte er, wie Sasuke seine Hand auf seinen Kopf legte und sich zu ihm runterbeugte.

Sebastian sah verblüfft auf und noch überraschter stellte er fest, dass der eben noch so kalte Uchiha leicht lächelte.

Oder war das Einbildung?

"Sebastian, du kannst niemand verprügeln, nur weil er etwas sagt, was dir nicht passt, verstanden? Ich hätte in meinem Leben sonst schon sehr viele Menschen Blumen ins Krankenhaus schicken müssen", Sasuke zwinkerte, aber nur ganz kurz. "Allerdings würde ich es mir auch nicht gefallen lasen, wenn jemand etwas über Sakura sagt", erklärte er sehr leise.

Sebastian machte große Augen.

Er hätte eher eine Tracht Prügel erwartet, als dieses Geständnis.

Dem Vater von Andrew erging es ebenso. "Das ist ja wohl die Krönung! Diese Kröte in seinem Handeln zu unterstützen! Mein armes Kind hat vermutlich eine gebrochene Nase!"

Sasuke richtete sich wieder auf, und offensichtlich war er sehr genervt. "Halten sie endlich die Klappe", knurrte er und steckte die Hände lässig in die Hosentasche. "Vielleicht sollten sie ihrem Bengel mal Manieren bei bringen. Ihm fehlt es offensichtlich an Erziehung. Oder ist dieses Verhalten in ihrer Familie normal? Vielleicht muss ich auf meine Freundin noch aufpassen, dass ihr kleine Gören wie ihr Sohn nicht nachstellen!"

"Das ist ja unverschämt! So etwas zu behaupten! Sie hören von meinem Anwalt! Ich werde ihren Sohn wegen Körperverletzung anzeigen!"

"Tun sie sich keinen Zwang an", Sasuke ging auf den älteren Mann zu und reichte ihm seine Visitenkarte. "Sie sollten allerdings das Echo vertragen können ...", fügte er kühl lächelnd hinzu, als er sich abwandte.

Sakura zuckte nur mit den Schultern und nickte dem Fremden verabschiedend zu.

Männer ...

"Tse", kam es nur von Andrews Vater, als er einen kurzen Blick auf Sasukes Karte warf und für einen Moment erstarrte.

Es würde keine Anzeige geben ...

To late but in the nick of time

"Und, was sagt ihr?", Kakashi saß mit verschränkten Armen auf seinem Chefsessel. Vor ihm lagen etliche Notizen verstreut. Es war offensichtlich, dass er von Ordnung nicht viel hielt und eher ein Meister des Chaos war.

Holly nickte. "Doch, das geht klar, denk ich. Oder?", sie sah ihre Kollegin fragend an.

"Klar, ist ja für eine gute Sache", meinte auch Brandi.

Kakashi hatte Heartless Brain eben von einem Benefizkonzert erzählt, bei dem die beiden eingeladen wurden. Die Gelder für Eintritt und ähnlichen würde dabei an die Bedürftigen von L.A. gehen. Es war eine Veranstaltung, die jedes Jahr im Frühjahr stattfand und großen anklang fand. Viele bekannte Künstler kamen zu dem Konzert, und sei es nur für einen Song.

Kakashi hob erfreut die Hände nach oben. "Das ist gut, ich hatte nämlich schon zugesagt", grinste er erleichtert.

"Wie?", Holly warf Kakashi einen strafenden Blick zu. "Du hattest schon zugesagt?"

Kakashi lachte. "War nur ein Scherz, Mädels! Die Songs könnt ihr euch selbst aussuchen, es sollten drei sein. Vier insgesamt ...", sagte er fast nuschelnd.

"Wie, vier?", Brandi war irritiert. Drei oder Vier? Was nun?

"Na ja, die Veranstalter haben sich gedacht, dass es doch eine riesen Attraktion wäre, wenn ihr ... also ..."

"Gott, Kakashi, raus mit der Sprache!", knurrte Holly. Das hörte sich sehr verdächtig an.

"Also der Manager von 'Special Transport' hat mich letzte Woche angerufen, falls ihr die Jungs kennt ..."

Holly nickte, aber Brandi schnaubte nur verachtend. Sicher kannten sie Special Transport, kannten und hassten sie! Zumindest Brandi, Holly hatte weniger Probleme mit den Vier jungen Männern aus Oklahoma.

Doch Brandi konnte der Band keine Sympathie entgegen bringen. Sie waren allesamt überheblich, arrogant und total Ruhmbesessen! Sie hatte die Kerle zwar erst ein paar mal bei einer Show getroffen, aber das genügte ihr.

Kakashi sprach weiter und Brandi musste sich zusammenreißen, überhaupt zuzuhören. "Es ging um das Konzert für die Benefizsache. Er dachte, es wäre eine ausgezeichnete Idee, wenn ihr mit den Jungs zusammen einen Song performen würdet. Special Transport wäre der Sache gegenüber nicht abgeneigt und hätte auch schon einige Ideen, wie man ran gehen könnte. Was haltet ihr davon?"

Holly runzelte nachdenklich die Stirn, aber für Brandi gab es nur eine Antwort.

"Nie im Leben nicht! Diesen versnobten Idioten möchte ich für nichts auf der Welt noch mal begegnen!"

Holly kicherte leise bei dem Ausbruch ihrer Freundin. Sie wusste ganz genau woher diese Abneigung kam. Jason, einer der Special Transport war ihr wegen einem Date ziemlich auf die Nerven gegangen. Und einige Tage später waren in den Zeitungen Gerüchte aufgetaucht, die besagten, dass Brandi und Jason ein Liebesverhältnis hätten. Brandi hatte viele Fragen beantworten müssen ...

"Es wäre für eine tolle Sache und würde den Spendern gefallen. Und es wäre eine gute PR-Aktion für Heartless Brain", erklärte Kakashi überzeugt. "Special Transport hat eine große Fangemeinde."

"Tse", gab Brandi nur von sich. "Von wegen die haben ne große Fangemeinde! Ich kann ihre Songs zum Beispiel gar nicht ab! Die sind voll oberflächlich und gewinnorientiert!"

"Aber Kakashi hat recht. Es würde positive Publicity für uns geben. Es gibt noch genug andere, die die Kerle mögen und hören. Und es geht ja auch lediglich um einen Song."

"In erster Linie bereichern die sich doch daran, mit uns aufzutreten!"

"Es geht aber nicht darum, wer von uns sich an wem bereichert, sondern dass wir Geld für L.A. sammeln. Also ich denke, wir sollten uns einfach mal anhören, was sie für Vorschläge haben", sagte Holly.

Kakashi sah Brandi fragend an.

"Na meinetwegen ..."
 

"Wohin soll die Kiste?", fragte Sebastian, als er in Temari und Itachis mittlerweile fast fertig eingeräumtes Wohnzimmer kam.

Sämtliche Schränke, Regale und Möbel standen bereits, nur noch einige kleine Dinge mussten vertaut werden.

Und dabei half Familie 'Haruno-Uchiha' natürlich mit.

"Stell sie erst mal auf die Couch", schnaufte Temari, die gerade versuchte einige ihrer Glasfiguren, die sie seit Monaten sammelte, in die obersten Vitrinen des großen Anbauschrankes unterzukriegen.

Sebastian nickte, als er jedoch von hinten angerempelt wurde. "Mano, pass doch auf!", schnauzte er sogleich Emily an, die durch den großen Karton, den sie bei sich hatte, kaum sehen konnte, wohin sie lief.

"T'schuldige", kam es schwerfällig von dem Mädchen, da sie sich doch überfordert hatte.

"Das nehm ich wohl lieber", sagte Sasuke, der mit Itachi im Schlepptau nun ebenfalls hinzustieß.

Nur eine fehlte zur versammelten Mannschaft.

"Wo steckt denn Sakura?", wollte Sebastian wissen, da seine 'Adoptivmutter' nirgends zu sehen war. Auch auf der Straße, wo der Umzugslaster stand, war sie nicht gewesen.

"Drüben", sagte Temari und kletterte von ihrem Hocker runter. "Sie erledigt gerade ein paar Anrufe."

"Nee, bin schon fertig", ertönte Sakuras Stimme keine Sekunde später. "Hab alles abgeklärt. Wir treffen uns Freitag um 14 Uhr zur ersten Besprechung."

Temari nickte, während die anderen Sakura fragend anblickten, jedoch keine Erklärung erhielten.

"Das wären dann eigentlich alle Kartons", meinte Itachi dann, als er sich umsah und die Kisten durchzählte. "Nur noch die beiden kleinen fürs Bad, ansonsten ist der Laster dann leer."

"Die holen wir!", sagte Sebastian, dem es offensichtlich spaß machte, sich körperlich zu betätigen.

Mit Emily im Schlepptau verschwand er aus dem Wohnzimmer.

"Wir sollten ihn zu irgendeinem Sport anmelden", überlegte Sakura lächelnd. "Er weiß sonst nicht wohin mit seiner Energie."

Sasuke nickte knapp, doch er hatte das gleiche gedacht.

"Nur was? Bei Emily ist es einfacher, sie hat ja von sich aus schon überlegt. Ich denke, sie wird entweder Tanzen oder Leichtathletik nehmen."

"Boxen wäre doch etwas für ihn" schlug Itachi vor.

"Nicht nur für den Jungen", kam es knurrend von Temari.

"Spüre ich etwa Aggressionen?", grinste Sakura, die aber ganz genau wusste, dass ihre Freundin noch auf 180 war und sich bisher nur zusammen riss.

"Tse, ich hab nun mal keinen Bock auf diese Idioten! Und ich sag dir gleich, dass nichts Vernünftiges bei rauskommen wird!"

"Das wird sich doch erst zeigen", schlichtete Sakura.

"Was für Idioten?", wollte Itachi interessiert wissen.

"Diese Special Transport Blödiane!", erklärte Temari recht knapp.

Sakura kicherte. "Wir hatten vorhin eine Besprechung und sollen bei dem Benefizkonzert nächsten Monat auftreten. Und man hat uns gefragt, ob Heartless Brain zusammen mit Special Transport einen Song performen würde. Es geht dabei um eine gute Sache. Allerdings kann Temari die Junge nicht leiden, weil einer davon ..."

"Halt die Klappe!", fauchte Temari und schmiss sich beleidigt auf die Couch. "Das sind alles Deppen."

"Jungs?", kam es derweil nur von Sasuke.

"Ja, und zwar dreckige, hinterhältige Jungs, die alles anmachen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist!", gab Temari von sich, wohl wissend, dass sie damit eine Disskusion von der Stange riss. Und das Geschah Sakura nur recht, denn sie hatte ja dafür sein müssen!

Sasuke warf der Rosahaarigen einen vielsagenden Blick zu, woraufhin diese genervt stöhnte.

Was Temari auch ihren Mund so weit aufreißen musste! "Denk nichts Falsches!", sagte Sakura kopfschüttelnd. "Temari übertreibt. Und es geht lediglich um einen Song. Es ist lediglich eine Kooperation zwischen beruflichen Kollegen!"

"Pah, wenn ich nicht lache!"

Sakura warf Temari einen vernichtenden Blick zu.

"Wie alt sind denn diese Jungs?", fragte Sasuke und man hörte einen Tick Eifersucht heraus.

Sakura ließ den Kopf hängen und machte sich eine innerliche Notiz, Sasuke zu einem Therapeuten zu schicken. Was andere Kerle in ihrem Beruf anging war er viel zu empfindlich.

Obwohl er kaum etwas darüber wusste, musste man dazu bemerken.

"So alt wie du", mischte sich Itachi ein, doch auch er klang dabei fast verachtend.

Temari sah kurz zu ihm. Fing er jetzt auch mit diesem Eifersuchtsgehabe an?

Sasuke war der Typ, der recht argwöhnisch anderen Männern gegenüber war, wenn es um Sakura ging, aber Itachi?

Vielleicht eine Uchiha-Krankheit?

"Du kennst sie?", fragte Sakura nun.

Itachi nickte knapp. "Ich hatte mal mit ihnen zu tun. Aber es ist schon eine Weile. Sie waren damals noch sehr kindlich. Aber man hat einige Geschichten über sie gehört, was wirklich nicht für sie spricht."

"Darum geht es doch aber nicht! Ob es Idioten sind oder nicht, oder Weiberaufreißer, oder was auch immer. Es geht nur darum, mit ihnen einen Song zu machen. Und sie nun mal ziemlich berühmt in letzter Zeit geworden und haben sich im Musikgeschäft etabliert. Und unserer Manager meint es wäre auch für uns eine gute PR-Sache. Und ich persönlich habe kein Interesse, mich einen von denen an den Hals zu werfen!", sagte Sakura und sah zum Ende hin besonders Sasuke ernst an.

Was er auch immer gleich von ihr dachte? Vertraute er ihr so wenig? Oder hatte sie ihm je einen Grund gegeben, eifersüchtig zu sein, oder gar skeptisch?

Nein! Denn sie hatte nur Augen für ihn.

Aber scheinbar musste sie ihm das bei Gelegenheit noch einmal genauer erklären ...

"Es sagt ja auch keiner, dass wir uns denen an den Hals werfen!", zischte Temari nun. "Die werfen sich doch uns an den Hals! Ich weiß gar nicht, wann die ihre Musik machen, die sind doch nur am Flirten!"

"Jetzt hör aber mal auf! Nur weil die Presse damals diesen Scheiß geschrieben hat, bist du noch immer sauer!", brachte Sakura Temaris Problem auf den Punkt.

"Na was glaubst du denn, was passiert, wenn ich mich jetzt wieder mit dem sehen lasse? Es wird gleich wieder heißen, dass Brandi sich erneuert mit Jason trifft!"

"Jason, jetzt haben die auch schon Namen!", brummte Sasuke, woraufhin Sakura ihn irritiert ansah.

"Natürlich haben die Namen", sagte sie perplex.

"Was war denn mit diesem Jason?", wollte Itachi gleich wissen.

Temari schnaubte nur, also musste Sakura ihm die Sache erklären.

"Und es war wirklich nicht ihre Schuld", schloss sie nach einer knappen Darlegung der geschehenen Ereignisse vor höchstens einem viertel Jahr. "Jason hat gegenüber den Journalisten mehrmals Dinge gesagt, die einfach nicht der Wahrheit entsprachen. Die Presse hat daraus natürlich dämliche Schlüsse gezogen. Und Temari ist deswegen verstimmt ..."

"Es ist ja auch eine Frechheit!", meinte die Blonde nur.

"Vielleicht solltet ihr dann mit denen wirklich nicht auftreten und zusammenarbeiten", war Itachis Kommentar zu der Sache, dem Sasuke mit einem Nicken zustimmte.

"Jetzt macht doch nicht so ein Gewese darum", Sakura schüttelte genervt den Kopf. "Es ist nach wie vor nur dem Benefizkonzert wegen! Der Veranstalter hat gefragt, ob es mögliche wäre, die Manager haben das abgekapselt und wir machen jetzt einfach mit. Wir haben zugesagt. Wenn wir unsere Meinung jetzt ändern, gibt es auch Gerede. Wir ziehen das einfach ganz professionell durch und lassen die Idioten Idioten sein."

"Trefft ihr euch mit denen alleine?", hakte Sasuke nach.

Sakura nickte. "Zumindest am Freitag, weil es nur um den Song an sich geht. Ob es ein Alter wird, der neu aufgearbeitet wird oder ein eigenständiges Projekt. Danach gibt es Treffen mit den Studios und und und. Es geht doch nur um einen Song, was ganz einfaches. Das sollte schnell über die Bühne sein."

"Ich will gar nicht wissen, was dabei rauskommen wird ...", war das einzigste, was Temari noch dazu sagte.
 

Am Abend saß Sakura mit den Kindern vor dem Fernseher und zappte durchs Programm. Sasuke hatte noch mal zur Firma gemusst, sollte aber auf dem Rückweg Abendessen mitbringen.

Sakura seufzte, denn sie hatte hörbaren Hunger und es war fast um acht. Vormittags war sie zur Besprechung von Heartless Brain gewesen, danach hatte sie bei Temari und Itachi geholfen und nun hatte sie tierischen Hunger.

"Habt ihr euch eigentlich schon Gedanken gemacht, welche Schule euch besser gefallen hat?", fragte sie und schaltete den Fernseher aus, da nichts ordentliches kam.

Emily nickte. "Ich fand die Zweite hübscher, und es gab ganz viele Dinge, wo man mitmachen kann, wenn man will."

"Nee, die Zweite war doof!", gab Sebastian dazu.

Super ...

Sie waren sich nicht einig.

"Warum gefiel dir denn die Zweite nicht?", hakte Sakura nach. "So eine Privatschule hat viele Vorteile, weißt du. Man kann sich besser auf dich konzentrieren, du gehst nicht in der Masse unter, du wirst mehr gefordert, der Klassenverband ist überschaubar. Und die Schule ist nicht weit weg. Du könntest eventuell sogar hinlaufen, oder mit Fahrrad fahren, wie du möchtest. Natürlich auch mit Bus oder mit einem Fahrer, aber frische Luft tut imer gut, nicht wahr?", grinste Sakura.

"Da sind aber nur Idioten!"

"Na, bisher war da nur ein Idiot. Und außerdem gibt es Idioten überall."

"Die sind aber viel überheblicher."

Sakura schüttelte lächelnd den Kopf. "Hier nicht, Sebastian. Wir sind in Bel Air. Da bedeutet reich oder versnobt nicht gleich Privatschule, auch die öffentlichen Schulen sind hier sehr ... na ja du weißt schon. Das macht glaub ich kaum einen Unterschied. Und ich muss gestehen, dass ich dich lieber hier in einer Schule haben möchte, als in Watts, wo ich damit rechnen kann, dass du auf dem Schulhof tot geprügelt wirst oder abgestochen!"

"Als wenn ich mich abstechen lasse!"

Sakura zog die Braue hoch. "Darüber möchte ich erst gar nicht diskutieren. Willst du es dir mit der Schule nicht noch einmal durch den Kopf gehen lassen? Euch beide auf zwei verschiedene Schulen schicken wollte ich nämlich auch nicht. Es wäre schön, wenn ihr euch einigen würdet. Mir gehts darum, dass ihr dann zum ersten den selben Schulweg habt, und du kannst immer mal ein Auge auf Emily haben", sagte Sakura zu Sebastian, in der Hoffnung ihn umzustimmen.

"Ich will nicht, dass er auf mich aufpasst! Ich bin schon alt genug um selbst auf mich aufzupassen!", protestierte Emily.

Sakura schmunzelte. "Ich weiß ja, aber wir sind doch jetzt eine Familie, hm? Da guckt einer immer nach dem anderen. So macht man das."

Emily grinste zurück. "Stimmt, eine Familie."

Sogar Sebastian lächelte leicht. Und schließlich stimmte ihn das um, sodass er der Privatschule zustimmte.

"Aber dann darfst du dich nicht beschweren, wenn ich mal jemanden verprügle!", erklärte er überzeugt.

"Sag mal, du wirst niemanden verprügeln! Vergiss nicht, dass du nicht mehr auf der Straße bist. Hier regelt man die Dinge anders. Nämlich mit Worten. Und das funktioniert auch."

"Hmpf", war das knappe Kommentar des Jungen dazu, doch Sakura seufzte nur.

Kinder ...

"Wann ist Sasuke denn endlich hier!", murrte Sakura, als keiner mehr etwas zu dem Thema sagen wollte. Sie sah auf die Uhr und stöhnte entnervt. "Ich verhungere fast! Und außerdem hat er gesagt, dass es nicht lange dauert!"

Sebastian zuckte mit den Schultern, als es plötzlich klingelte. "Ist er das?", fragte er überrascht.

"Sasuke klingelt doch nicht", meinte Emily korrigierend.

"Ich geh gucken", Sebastian stand vom Sessel auf und rannte zur Tür, noch ehe Sakura etwas sagen konnte.

Es dauerte ein paar Minuten, ehe Sebastian zurück kam. "Es ist für dich", sagte er, als hinter ihm auch schon ein Mann auftauchte.

Sakura erhob sich, blieb aber vor Schreck stehen. Was wollte der hier?

"Hallo, ich dachte, ich schau mal vorbei. Erinnerst du dich an mich, Sakura?"

"Natürlich", sagte Sakura kalt.

"Er ist einfach rein gekommen, ich hab ihn eigentlich gar nicht rein lassen wollen", erklärte Sebastian, der merkte, dass der Fremde wohl nicht willkommen war.

"Schon gut, Sebastian. Geht nach oben, okay?"

"Aber ..."

"Nun los", sagte Sakura mit Nachdruck.

Sebastian nickte widerwillig und nahm Emily mit aus dem Wohnzimmer.

"Da habt ihr aber reizende Kinder. Das hätte ich damals kaum vermutet. Sasuke ist wohl nicht da ..."

"Tu nicht so, als wenn du das nicht wüsstest! Was willst du hier, Kabuto?"

"Ich war in der Nähe. Ich dachte nur, wir könnten uns ein wenig unterhalten. Du warst eine Weile nicht da, stimmt das, Sakura? Zumindest habe ich lange nichts gehört, und mit einmal erzählt man, der werte Herr Juniorchef und seine Freundin haben zwei Kinder adoptiert. Da konnte ich es mir nicht nehmen lassen, mich davon zu überzeugen, dass es wirklich dieses hübsche Mädchen von der Weihnachtsfeier ist."

"Jetzt weißt du ja, dass ich es bin", Sakura funkelte böse. "Und nun geh bitte. Ich habe weder Zeit noch Lust mich mit dir zu unterhalten!"

"Warum so giftig? Habe ich dir etwas getan?"

"Stell dich nicht dumm", war Sakuras knappe Antwort auf die Frage.

Kabuto lachte. "Stimmt. Das hatte ich beinahe vergessen. Du hast die Sache mit dem Liquid X damals missverstanden. Es war nur ein kleiner Scherz."

"Ich fand es nicht witzig."

"Ich muss zugeben, dass ich sehr überrascht war. Natürlich hast du den Schleier bemerkt ... sehr aufmerksam. Aber ich wollte wirklich gerne wissen, ob wir uns nicht schon einmal über den Weg gelaufen waren. Und du hättest es mir bestimmt kaum verraten. Es war nur ein kleiner Test ..."

"Der ziemlichen Tumult hätte geben können, nicht wahr?", Sakura lachte leise auf. "Du bist ein Widerling, und jetzt mach, dass du verschwindest, sonst ruf ich den Sicherheitsdienst!"

"Nun sei doch nicht so unfreundlich. Eine kleine Unterhaltung tut niemanden weh. Und ich rede gerne mit meinesgleichen ..."

"Deinesgleichen? Red keinen Dreck!"

"Ach nein? Weißt du, es war damals wirklich eine Überraschung für mich, dass Sasuke jemanden wie dich nimmt. Und ich hätte vermutet, dass es nicht lange hält. Ein kleines Abenteuer ... du wirst im Bett bestimmt einiges bringen. Es wäre mir ein Vergnügen, es selbst einmal zu testen ..."

"Mistkerl!", raunzte Sakura empört und wollte an Kabuto vorbei, doch dieser griff nach ihr und drückte sie plötzlich hart gegen die Wand.

"Was hast du dich denn so? Du könntest gutes Geld damit verdienen. Oder bist du dir für sowas zu schade geworden?"

"Ich habe nie ..."

"Glaub ich dir nicht! Ich weiß, wer du warst! Das Letzte vom Letzten! An deiner Stelle hätte sich vermutlich jeder für Geld verkauft! Und du hättest bestimmt gut verdient ...", er sah Sakura lüstern an, als sie ihm mit einmal das Knie in den Bauch rammte, so dass er sie ruckartig losließ.

"Verdammtes Weib", stöhnte Kabuto schmerzverzerrt, doch als Sakura weg rennen wollte, griff er nach ihr und brachte sie so zum Stürzen. "Hier geblieben, kapiert!"

"Lass mich los!", keifte Sakura und trat abermals nach dem Grauhaarigen, doch dieser drückte sie mit seinem ganzen Gewicht zu Boden.

"Ich bin noch nicht fertig mit dir!"

"Lass sie sofort los!", plötzlich spürte Kabuto, wie der Junge auf seinen Rücken sprang und ihn die Kehle zu drückte.

"Verdammter Bengel!", würgte Kabuto und riss Sebastian von sich runter, so dass dieser in die nächste Ecke geschleudert wurde.

Sakura nutzte die Gelegenheit und rappelte sich auf. "Renn raus und hol Hilfe!", rief sie Emily zu. Auch wenn sie sonst Hilfe ablehnte, aber hier ging es auch um die Kinder.

Das Mädchen reagierte sofort und entkam gerade so Kabutos Fingern, die nach ihr greifen wollten, um sie aufzuhalten.

"Verflucht!", stöhnte er und machte schon wieder einen Schritt auf Sakura zu, als er plötzlich inne hielt und an ihr vorbei starrte.

Nicht gut ...

Kabuto sah nach hinten, wo Sebastian sich gerade aufrichtete.

"An deiner Stelle würde ich jetzt nichts Falsches machen ...", sagte Sasukes eisige Stimme, die nicht einfach nur gefährlich klang. Er stand keine zwei Meter hinter Sakura und hielt Emilys Hand. Das Mädchen war ihm weinend geradewegs in die Arme gelaufen, als er die Treppe zum Anwesen hochgekommen war.

Sakura entkrampfte sich.

Gott sei dank.

Er war da ...

"Hallo Sasuke", sagte Kabuto mit einem fiesen Grinsen, doch die Maske bröckelte bereits bei dieser kurzen Begrüßung.

Der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Und dafür hatte er allen Grund, denn Sasuke war wütender als je zuvor.

Und es war einige der wenigen Momente, in denen man dem Uchiha seine Gefühle ansehen konnte.

Wut.

Hass.

Abscheu.

"Was wolltest du hier, Kabuto? Dir Sakura mit Gewalt nehmen?", in Sasukes Frage schwang soviel Zorn mit, dass Kabuto nichts sagen konnte. "Ich denke, du solltest dich bei ihr entschuldigen. Und bei den Kindern, du hast ihnen Angst gemacht", auf eine Art klang Sasuke ruhig und beherrscht, doch jeder spürte die geradezu brutale Spannung, die von dem Schwarzhaarigen ausging.

Er hielt sich unter Kontrolle, wie eine gefährliche Bombe, die jeden Moment bei nur einer falschen Bewegung losgehen konnte.

"Ich ...", Kabuto sah sich um, doch fand keine Fluchtmöglichkeit. Warum war dieser verdammte Kerl auch schon da? Sein Vater hatte ihm doch gesagt, Sasuke säße an einem ewig langen Bericht fest ...

"Okay", grinste er förmlich. "Ich hätte mich wohl besser anmelden sollen ...", sagte er selbstzufrieden. Vor diesem Uchiha würde er nicht zu Kreuze kriechen!

Doch er hatte kaum zu Ende gesprochen, da spürte er schon Sasukes Faust in seinem Gesicht und geräuschvoll schlug er rücklings auf dem Boden auf.

"Falsche Antwort", sagte Sasuke kalt und sah auf Kabuto hinunter, dem das Blut bereits aus der Nase lief. "Und jetzt verschwinde und lass dich nie wieder auch nur in der Nähe meiner Familie blicken, verstanden? Sonst kommst du so nicht mehr davon ..."

Mit letzter Kraft hievte sich Kabuto hoch und er kroch mehr zu Tür, als er lief.

"Alles okay?", fragte er an Sakura gewandt und mit sorgenvoller Stimme. Er drehte sich zu ihr und nahm sie in die Arme.

Die Rosahaarige nickte und zwinkerte eine Träne weg. "Sicher", lächelte sie ihn an.

"Dieser doofe Dreckskerl!", raunzte Sebastian nun und stellte sich zu den dreien, denn Emily hatte sich bereits wieder Sasukes Hand geschnappt.

"Der wird sich hier so schnell nicht mehr blicken lassen", meinte Sakura und fuhr Sebastian durch die Haare. "Mein mutiger kleiner Held, du", grinste sie schon wieder.

"Tse", gab der Junge nur von sich, woraufhin sogar Sasuke leicht lächeln musste.

"Und mein großer Held", meinte sie zu diesem und gab ihm einen sanften Kuss, wobei sich Sebastian kopfschüttelnd abwandte, währenddessen Emily nur fröhlich grinste.

To be one year older

Es war gerade mal kurz nach sechs, als Sakura am Donnerstagmorgen durch lautes Poltern aus dem Erdgeschoss geweckt wurde. Müde sah sie zum Wecker, der ihr bestätigte, dass es viel zu früh für sie war. Sie drehte sich auf die andere Seite und wollte gerade wieder eindösen, als ihr auffiel, dass Sasuke gar nicht mehr im Bett lag.

Dabei musste er doch erst nach sieben aufstehen? Sakura sah sich um, aber von dem Uchiha keine Spur.

Gähnend richtete sich die junge Frau auf und stieg aus ihrem gemütlichen, und vor allem warmen Bett, ehe sie sich den Morgenmantel überzog und aus dem Schlafzimmer tapste.

Als sie die Treppe hinunter lief, hörte sie ein erneutes Poltern, was scheinbar aus der Küche kam. War das Sasuke?

Sakura schaltete die Lichter an und ging leise zur Tür, als ihr plötzlich Emily entgegenkam und "Nein!", rief.

"Wie, was nein?", fragte Sakura perplex und versuchte in die Küche zu blicken. "Was machst du da drin?"

"Verrat ich nicht!", sagte Emily fest. "Du darfst noch nicht rein!"

"Noch nicht rein? Emily, was soll das? Ist Sebastian auch hier?"

Emily nickte. "Sebastian und ich wollen dich doch überraschen!"

"Überraschen?", Sakura verstand nun gar nichts mehr.

"Natürlich, zu deinem Geburtstag!", Emily schüttelte belustigt den Kopf. "Hast du deinen eigenen Geburtstag vergessen?"

Sakura sah ihre Adoptivtochter verwirrt an. "Oh", sagte sie schließlich. "Heute ist ja der 28. Stimmt, hab ich tatsächlich ..."

"Aaaaaaalllllesssss Guuuuuuteeeee", jauchzte Emily nun und fiel Sakura schon um den Hals. "Alles, alles Gute! Ich hab dich gaaanz doll lieb!"

Sakura musste schmunzeln. "Na da freu ich mich. Vielen dank!"

"Von mir auch alles Gute", sagte Sebastian, der aus der Küche kam.

Sakuras Augen wurden groß, ehe sie seufzte. "Ihr backt doch nicht etwa frühs um sechs einen Kuchen, oder?", erriet sie, da Sebastian von oben bis unten mit Mehl und Teig bespritzt war.

"Ähm ...", dem Jungen fiel so schnell keine Ausrede ein, also lächelte er nur verlegen, ehe auch er Sakura kurz umarmte.

"Ja, gut, danke Sebastian", Sakuras Mundwinkel zuckten, da sie nun ebenfalls mit Kuchenzutaten beschmaddert war.

"Jetzt bist du ja fast ne Oma", grinste Sebastian, um Sakura von ihrem beschmierten Morgenmantel abzulenken.

"Was bin ich, eine Oma? Ich fass es nicht! Frecher Bengel!", entrüstete sich die Rosahaarige. "Aber nun würde ich gerne wissen, wo Sasuke steckt?!"

Emily zuckte mit den Schultern. "Er ist vorhin weggegangen, aber hat nicht gesagt, wohin."

"Er ist weggegangen?"

Sebastian nickte. "Ja, er meinte aber, dass er zum Frühstück wieder zurück ist und wir schon alles decken sollen."

"Na toll. Heißt das jetzt, dass ich wach bleiben muss? Ich wollte eigentlich nicht so früh aufstehen, sonst frühstückt er doch auch nur einen Happen bevor er zu Arbeit geht."

"Ja, aber heute ist ja dein Geeeburtstaaaag!", rief Emily fröhlich.

"Hm", murrte Sakura. "Dann werde ich mich wohl mal anziehen gehen. Ich komme euch dann helfen", sagte sie, doch Sebastian schüttelte gleich den Kopf.

"Nee, es reicht wenn du um sieben unten bist, wir machen schon alles."

Sakura zog die Braue hoch. "Das bekommt ihr auch alleine hin?"

"Sicher!", sagte Sebastian überzeugend.

Sakura ergab sich also ihrem Schicksal und schlürfte die Treppe wieder nach oben ins Schlafzimmer.

Vielleicht konnte sie sich ja noch für fünf Minuten hinlegen ...
 

Aus den Fünf Minuten, die sich Sakura noch ins Bett kuscheln wollte, wurde jedoch nichts ... stattdessen wurde sie kurz vor sieben durch ein wiederholtes lautes Geräusch geweckt.

"Hä?", Sakura schrak hoch und ein Blick zum Wecker ließ sie förmlich aufspringen. Sie hatte verschlafen!

In aller Eile sprintete sie zum Kleiderzimmer und schlüpfte in frische Sachen, ehe sie für kaum zwei Minuten im Bad verschwand, um wenigstens das Nötigste zu erledigen.

Sie konnte sich zwar nachher noch in aller Ruhe unter die Dusche stellen, aber von den Kindern anhören, was für eine Langschläferin sie war, dass wollte sie dann auch nicht.

Also musste sie wenigstens frisch wirken ...

Sakura blickte noch einmal in den Spiegel und mit sich und ihrer Schnelligkeit zufrieden schlenderte sie gemütlich die Treppe hinunter.

Ihr Geburtstag ... so richtig hatte sie es immer noch realisiert. Und eigentlich war es ihr auch egal, aber jetzt?

Emily hatte ihr von Herzen gratuliert, Sebastian ... ihre Kinder.

Sakura schüttelte innerlich den Kopf. Dieses Leben kam ihr immer noch so neu und fremd vor, und doch wärmte es ihr ganzes Herz.

Ein Leben an Sasukes Seite, mit Sebastian und Emily.

Und einem Geburtstag, wie ein ganz normaler Mensch.

In einem ganz normalen Leben.

"Träumst du?", hörte sie plötzlich Sasukes Stimme.

Sakura schrak auf. Sie war auf der Treppe stehen geblieben, in Gedanken versunken und blickte jetzt in Sasukes grinsendes Gesicht.

"Ich ... ähm nein."

Sasuke lachte leicht. "Wir dachten schon du hast verschlafen", erklärte er und zog Sakura an sich um sie liebevoll zu küssen. "Alles Gute, mein Geburtstagskind."

Sakura grinste. "Danke."

Zusammen gingen die Beiden ins Wohnzimmer und setzten sich zu den Kindern in die Essecke.

"Ihr habt aber aufgefahren", Sakura musste staunen wie sensationell gedeckt der Tisch aussah. "Ich bin wirklich überrascht!"

"Jaja", grinste Sebastian, der schon wartend vor den Brötchen saß. "Und du nickst ein, nicht?"

"Ich bin nicht eingenickt", verteidigte sich Sakura lügend. "Ich hab mich fertig gemacht ..."

"Kann ich dir mein Geschenk schon geben?", jauchzte Emily und sprang schon wieder von ihrem Stuhl auf um zum nächsten Tisch zu rennen und ein katastrophal eingepacktes Päckchen zu holen.

"Wollen wir nicht erst einmal essen? Ihr habt doch sicher hunger", meinte Sakura, doch hatte sie im nächsten Moment schon Emily auf dem Schoss.

"Nee, pack erst auf! Ich will wissen, ob du dich freust!", das Mädchen kicherte. "Ich hab es ganz alleine gemacht!"

"Oh, na da bin ich gespannt!", Sakura wickelte das Papier ab und holte eine Schachtel hervor, auf der allerlei Geburtstagssprüche standen. Dann öffnete sie den Deckel und nahm einen Bilderrahmen heraus, der selbst gebastelt schien und mit einem Bild von Emily und Sebastian versehen war.

"Das ist ja lieb, danke schön", freute sich Sakura und drückte dem Mädchen ein Küsschen auf die Wange. "Das hast du hübsch gemacht!"

Emily grinste stolz, als sich schon Sebastian von der anderen Seite anschlich und Sakura sein Geschenk entgegenhielt. "Dann musst du meins jetzt auch auspacken!", meinte er verlegen. Er hoffte inständig, dass Sakura sich über seine Idee auch freuen würde.

"Na gut, dann mal her damit", lachte Sakura, die Sebastians Anspannung bemerkte. Sie wickelte das Papier ab und zum Vorschein kam eine dicke Karte, die gefüllt mit kleinen und großen Briefchen war. "Oh", Sakura verschlug es fast die Sprache. "Das ist ..."

"Sie haben alle unterschrieben", erklärte Sebastian grinsend. "Sogar der olle Sanday."

Sakura kamen die Tränen und sie zog Sebastian an sich. "Das ist wirklich lieb", sagte sie über die ganzen Geburtstagsgrüße, die Sebastian für sie aus dem Waisenhaus von den anderen Kindern gesammelt hatte. "Ihr habt mir beide wunderschöne Geschenke gemacht!", Sakura musste sich über die Augen wischen.

"Jetzt heul doch nicht gleich", meinte Sebastian, dem fast selbst die Tränen kamen.

Es war eine sehr rührende Situation.

"Jetzt ist noch Sasuke dran!", Emily sprang von Sakuras Schoss und legte die Geschenke ihrer Adoptivmutter sorgfältig auf den Geburtstagstisch neben der Couch.

Sasuke lachte. "Erst einmal frühstücken wir in Ruhe."

Emily zog eine Schnute, fügte sich aber und setzte sich wieder auf ihren Platz, genau wie Sebastian. Voller Ungeduld schmierte sie sich ihr Brötchen, denn sie wusste, was Sasuke Sakura schenken würde. Und umso mehr war sie auf ihre Reaktion gespannt.

"Um elf kommen meine Eltern", sagte Sasuke nun, während er seinen heißen Kaffee schlürfte.

Sakura verschluckte sich fast. "Deine Eltern? Elf? Was? Davon weiß ich gar nichts! Musst du nicht arbeiten? Und dein Vater?", sprudelte es aus der Rosahaarigen.

Sasuke schüttelte grinsend den Kopf. "Ich hab mir schon gedacht, dass du an deinen Geburtstag nicht wirklich denkst. Nimm es als Überraschung."

"Überraschung? Aber ..."

"Sasuke hat heute frei!", erklärte Emily gnädigerweise.

Sasuke nickte. "Vater macht auch früher Schluss. Sie wollen mit uns Mittagessen gehen."

"Was? Aber dein Vater macht doch nicht wegen mir ...", Sakura traute ihren Ohren kaum.

"Doch, natürlich. Außerdem freut sich Mutter auf die Kinder und möchte nicht bis Sonntag warten", Sasuke grinste wieder. "Gegen drei werden Naruto und Hinata kommen. Und Temari und Itachi bringen den Kuchen ..."

Sakuras Augen waren weit geöffnet. Schock!

"Das hast du alles geplant?", sie schnappte nach Luft.

"Sicher."

"Und ... ich kanns nicht ändern ... irgendwie?"

"Nein."

"Ich muss feiern?"

"Natürlich."

"Und Naruto kennen lernen?"

"Oh ja."

"Und Kuchen ...", Sakura schnaufte. "Oh Gott ..."

"Freust du dich nicht?", fragte Emily verdutzt. Sie freute sich immer auf Geburtstagspartys.

Sakura zwang sich zu einem Lächeln. "Doch, sicher freu ich mich ... ich muss es erst nur noch wissen ..."

Sasuke lachte leise und trank seinen Kaffee leer. "Gewöhn dich daran. Jeder Geburtstag wird jetzt so. Aber ich hoffe, den nächsten vergisst du nicht."

Sakura ließ den Kopf hängen. Man würde ihn ihr bestimmt nicht vergessen lassen ...
 

"Gott des Wahnsinns!", Sakura schluckte und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Garage. "Gott ich ... ich fass das nicht!", sie wollte ihren Augen nicht trauen.

"Gefällt er dir nicht?", fragte Sasuke ungläubig. Dabei hätte er gewettet, dass sie sich freuen würde.

"Gefallen???", Sakura griff sich beidhändig in die Haare und trat näher. "Gefallen? Himmel Sasuke, er ist ... soo schön!"

"Ich weiß ja nicht", sagte Sebastian mehr zu sich selbst. "Ist doch das totale Frauenauto mit der Farbe!"

"Meine Güte", Sakura fuhr mit ihren Fingern über den roten Lack des Audis, ihr Geburtstagsgeschenk von Sasuke. "Ich muss träumen ..."

Sasuke lachte und fasste Sakura um die Taille, um sie an sich zu ziehen. "Also gefällt er dir doch?"

Sakura schüttelte den Kopf. "Das müsstest du doch wissen ...", flüsterte sie ohne den Blick von dem Wagen zu nehmen.

Sasuke nickte leicht. Natürlich wusste er es, denn bei jedem roten Audi, den Sakura sah, geriet sie ins Schwärmen.

"Aber ... Oh Sasuke, dass ist viel zu viel! Das kann ich nicht annehmen!"

"JA!", rief Sebastian plötzlich und grinste breit.

Erschrocken drehte sich Sakura um und ignorierte Sasukes Lachen. "Was ja?", fragte sie verdutzt.

"Sasuke meinte, wenn du dass sagst, dann krieg ich ihn und darf ihn umspritzen!"

"Wie bitte? Du willst dieses göttliche Model umspritzen?", Sakura glaubte Sebastian sei nicht beisinnen. Die Tatsache, dieses Traumauto umlackieren zu lassen irritierte sie mehr als der Gedanke, dass Sebastian doch noch viel zu jung für ein Auto war. "Hast du das gesagt, Sasuke?"

Sasuke musste an sich halten nicht loszuprusten. Gang Uchiha-like lächelte er also leicht und sagte nichts dazu.

"Schlag dir das aus dem Kopf, du frecher Bengel!", Sakura seufzte und wandte sich wieder dem Wagen zu. Ihrem Wagen!

"Dann muss ich ja eine Fahrprüfung machen", murrte sie, als ihr dieses Problem einfiel.

"Natürlich. Aber das ist schon erledigt. Ich habe dich bereits angemeldet."

"Wie bitte? Wieso ..."

"Damit du nicht warten musst", erklärte Sasuke.

"Ah ...", Sakura stöhnte, dass man sie so umging. Doch es war ihr recht. Je eher sie dieses grandiose Exemplar fahren durfte umso besser.

Trotzdem konnte sie es noch immer nicht ganz begreifen. "Er wirkt so majestätisch neben deinen Kleppern", scherzte sie verträumt und meinte es beinah ernst.

Sasuke zog die Braue hoch. Seinen schwarzen sportlichen und vor allem polierten BMW einen Klepper zu nennen ... oder den silbernen SLK, der sein ganzer Stolz war ... das war ja unfassbar!

Dennoch freute er sich.

Er freute sich, weil Sakura sich freute ...

To have an own way

Erschöpft saß Sakura auf dem Beifahrersitz von Sasukes SLK und stöhnte vor sich her. Sie war dermaßen genudelt, dass sie bald glaubte sich übergeben zu müssen.

Doch auch vom Rücksitz kamen ab und an kleine, versteckte rülpsende Laute, dessen Urheber Sebastian hieß.

"Nun reißt euch doch mal zusammen", grinste Sasuke, der es nicht so übertrieben hatte wie der Rest seiner Familie. "Ihr hättet ja nicht baggern müssen. Es war für alle genug da ..."

Sakura murrte leidlich. Ihr fiel sogar das Sprechen schwer. "Als hätten wir eine Wahl gehabt. Deine Mum hat uns gestopft wie Gänse!"

"Weil meine Mutter dich zu dünn findet. Da hat sie auch recht. Allerdings war das heute wirklich ein Marathon ...", Sasuke musste lächeln und schüttelte amüsiert den Kopf.

"Jetzt mäkel noch an meiner Figur rum", schnaufte Sakura und ließ einen dezenten Aufstoß hören. "Sorry ..."

"Entschuldige, im Vergleich zu früher siehst du auch wirklich schon gesünder aus."

"Du meinst damit, Sakura ist dick geworden, oder?", grinste Sebastian in den Rückspiegel.

"Dick?", keuchte die Rosahaarige entrüstet und drehte sich abrupt um. "Wenn ich mich im Moment nicht so schwerfällig fühlen würde, dann würde ich dir jetzt eine Tracht Prügel verpassen!"

"Du würdest mich gar nicht zu fassen kriegen, Rollmops!"

"Argh!", Sakura zischte gefährlich, wandte sich aber wieder Sasuke zu und zog eine Schnute. "Findest du, dass ich im Vergleich zu früher dick bin?"

Sasuke musste lachen. "Nein, bestimmt nicht. Und Sebastian sollte den Mund nicht zu weit aufreißen, er isst wie ein Erwachsener ..."

Sebastian starrte entsetzt auf Sasukes Hinterkopf. "Ich wachse ja auch!"

"Ja, in die breite ...", kicherte Emily, die ihren Senf dazu geben musste.

"Was? Vorlaute Göre!", zankte der Junge sofort zurück.

"Selbst Göre!"

"Blöde Ziege!"

"Doofer dicker Bengel!"

"Schluss jetzt!", beendete Sakura den Streit. "Benehmt euch, das ist ja schlimm! Solche Ausdrücke! Wenn ihr euch so in der neuen Schule aufführt, dann werden wir gleich vorgeladen!"

"Wann beginnt die eigentlich?", fragte Emily ganz aufgeregt. Sie freute sich ganz besonders, Sebastian hingegen eher gar nicht.

"Am Montag. Wir fahren zusammen hin und laden euch in euren Klassen ab", erklärte Sakura und sah gähnend aus dem Fenster.

"Sasuke nimmt sich wieder frei?", fragte das Mädchen erfreut.

"Natürlich", gab der Uchiha lächelnd zur Antwort. "Nicht das Sebastian wieder eine Prügelei von der Stange reißt ..."

"Tse ...", Sebastian verschränkte die Arme vor der Brust und sah beleidigt zu Boden. "Aber ihr kommt doch bei mir nicht auch mit rein, oder?"

"Aber sicher", grinste Sakura. "Ich möchte deinen Klassenlehrer persönlich kennen lernen."

"Aber ich dachte ihr habt da sone Veranstaltung?", hakte der Junge unzufrieden nach.

"Ja, aber erst am Mittwoch Abend", erinnerte sich Sakura. "Bist du da schon von der Arbeit zurück?", fragte sie an Sasuke gewand.

"Wie viel Uhr?"

"Ich glaub gegen 20 Uhr."

Sasuke nickte. "Dann bin ich da."

"Gut", Sakura schnaufte. "Ich muss vorher auch weg. Aber ich dürfte eher Schluss machen können."

"Wo musst du denn hin?", fragte Emily interessiert.

"Zu Temari", schnaubte Sakura. "Ich hoffe sie ist nicht mehr so stinkig."

"Habt ihr euch gestritten?", wollte Sebastian wissen.

"Unwesentlich", erklärte Sakura knapp, als Sasuke die Einfahrt zu ihrem Anwesen hochfuhr. "Wann will dein Freund und seine Verlobte kommen?"

Sasuke sah zur Uhr. "In einer Stunde. Du hast also noch etwas Zeit zum Verdauen. Und gegen drei kommen Temari und Itachi mit dem Kuchen rüber."

"Gott, wieder essen ...", stöhnte Sakura qualvoll und schnallte sich langsam ab, während die Kinder schon aus dem Auto gesprungen waren und zur Haustür rannten.

"Bisher lief doch alles gut. Du hast das Essen meiner Eltern überstanden, jetzt noch Naruto ... mal sehen, wie du ihn findest", Sasuke grinste bei dem Gedanken an seinen chaotischen Freund.

"Ja, stimmt. Sasuke?", Sakura sah ihren Freund leicht bedrückt an.

"Ja?"

"Es ist ... ", sie wusste nicht, wie sie es sagen sollte.

Sasuke lächelte wissend. "Ich weiß. Aber nimm das Geschenk meiner Eltern an. Es ist nichts dabei. Sie mögen dich. Es ist also okay."

Sakura nickte zögernd. Die Uchihas hatten ihr zum Geburtstag nichts gekauft, sondern etwas aus ihrem eigenen Familienbesitz geschenkt. Eine Collier, viele Jahrzehnte alt und mit absoluter Sicherheit sehr teuer.

"Muss ich es versichern lassen?", fragte Sakura und zwang sich zu einem Lächeln. Nicht, dass sie sich nicht freute. Im Gegenteil. Sie empfand es einfach nur nicht für angebracht, jemanden wie ihr so etwas wertvolles zu schenken.

"Es ist schon versichert. Du musst dich um nichts kümmern", sagte Sasuke geschäftig und schloss den Wagen ab. Natürlich hatte er das schon erledigt.

"Hm", Sakura schnaufte und rieb sich den Bauch. "Was ist das überhaupt für ein Kuchen?", wechselte sie das Thema und blickte noch einmal zu ihrem Audi, der zwischen Sasukes Autos stand. Er brachte wenigstens Farbe in die Garage ...

Sasuke grinste. "Lass dich überraschen!"

"Na toll", maulte die Rosahaarige und schlang ihre Arme um Sasuke. "Oho", schmunzelte sie dann.

"Was?", fragte Sasuke verwirrt und blickte zu Sakura hinunter, da sie einen ganzen Kopf kleiner war als er.

"Du hast da aber auch einen kleinen vollgemampften Bauch, oder?", sie grinste breit und tätschelte dem Uchiha übers Hemd.

"Ich fass es nicht", Sasuke tat entrüstet. "Aber ich sollte auch einmal wieder ins Studio gehen", seufzte er.

"Ins Fitnessstudio? Ich könnte mitkommen und Gewichte stemmen", überlegte Sakura. "Ein paar Muskeln aufbauen und den durchtrainierten Kerlen beim Schwitzen zu sehen", scherzte sie.

"Tse, als wäre ich nicht durchtrainiert", knurrte Sasuke nur und hob seine Freundin mit Leichtigkeit hoch. "Obwohl ...", er ließ sie runter und verzog schmerzhaft das Gesicht. "Ich sollte es nicht übertreiben mit den Gewichten ..."

Sakura glaubte sich verhört zu haben und machte dicke Backen, als Sasuke auch schon wieder lachte und zugab, dass er gerade nur so getan hatte.

"Frechheit", kommentierte sie sein Schauspiel, musste aber grinsen. Dass der kühle Schwarzhaarige sich zu solchen Kindereien hinreißen ließ kam nicht oft vor.

"Lass uns reingehen, Naruto kann bald auftauchen. Er hält es nicht so mit der Uhrzeit ...", seufzte Sasuke nur und zusammen verließen die beiden ihre Garage.
 

Sakura lernte Naruto kennen, wie sie ihn als Holly in Erinnerung behalten hatte: laut, chaotisch und liebenswert. Mit diesen drei Worten konnte man den blonden jungen Mann ganz gut beschreiben. Schon als er gegen die Tür donnerte, anstatt die Klingel zu benutzen, war Sakura eines klar.

Naruto war eher ein Mann des Handelns als des Denkens. Aber auf freundliche, herzliche Art und Weise.

"Lern ich dich endlich kennen!", sagte er und stiefelte in den großen Vorsaal, wo Sasuke mit Sakura schon wartete. "Und genauso hübsch wie Sasuke es gesagt hat! Ich dachte ja er übertreibt und will nur angeben!"

"Ah ja ...", lächelte Sakura zurück, sie wusste nicht wie sie darauf zu reagieren hatte.

"Und von mir hat er doch auch mal erzählt, oder?", lachte der Blonde und schlug Sasuke freundschaftlich auf die Schulter. "Aber vermutlich nur Lügen, in Wahrheit bin ich ein feiner anständiger Kerl!"

Sakura sah Sasuke hilfesuchend an, als der Uzumaki sie fest drückte und ihr die Luft nahm. "Alles Gute zum Geburtstag! Und danke für die Einladung!"

"Nichts zu danken", keuchte Sakura nach Atem ringend.

Naruto ließ Sakura grinsend los, dann reichte er auch Sasuke die Hand.

"Von mir auch alles Gute", sagte eine leise Stimme und eine junge schwarzhaarige Frau erschien im Vorsaal. Sie hatte sich während der Begrüßung offenbar im Hintergrund gehalten.

"Danke, hey! Du bist bestimmt Hinata?", erriet Sakura lächelnd und gab dem schüchternen Besuch die Hand.

Hinata nickte und begrüßte auch Sasuke. "Freut mich euch kennen zu lernen", sagte sie mit ihrer sympathischen Stimme.

"Wir freuen uns auch", Sakura lachte leise. Sie mochte Hinata auf Anhieb. Sie schien das ganze Gegenteil von Naruto zu sein, seine bessere Hälfte. Während er eher der tatkräftige Mensch war, schien sie die Denkerin zu sein. Ein passendes junges Pärchen!

"Dann kommt mal rein", sagte Sasuke während er die Tür schloss.

"Gehen wir ins Wohnzimmer", schlug Sakura vor. "Möchtet ihr einen Kaffee?"

Naruto nickte und sah seine Verlobte fragend an. "Ja gerne", lächelte Hinata.

Zehn Minuten später saßen die Vier auf der Couch, jeder mit einer heißen Tasse Kaffee in der Hand. Hinata hatte Sakura gerade ihr Geschenk überreicht und nun war die Rosahaarige gespannt am Auspacken. "Oh!", sagte sie überrascht, als sie zwei Karten in den Händen hielt. Ein breites Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. "Ich soll surfen lernen?", fragte sie amüsiert. "Das ist cool, danke!"

Naruto lachte. "Ja, wir haben uns gedacht, dass wir euch einladen. Sobald es wärmer ist könntet ihr für eine Woche zu uns an die Küste kommen. Ein Geschäft haben wir bereits eröffnet, und es brummt!", meinte der Uzumaki stolz. "Und was wäre ein Urlaub am Meer ohne surfen?"

Sasuke zog die Braue hoch. Naruto war für diesen Sport wirklich Feuer und Flamme. Bei ihm drehte sich alles um dieses Brett und die Wellen. Es bedeutete für Naruto Freiheit.

Sakura sah Sasuke begeistert an. "Machen wir das?", fragte sie aufgeregt.

Der Uchiha nickte leicht. "Wenn du möchtest."

"Und wie!", lachte Sakura und umarmte erst Hinata, dann Naruto. "Vielen dank. Das ist eine tolle Einladung!"

"Wir freuen uns wenn du dich freust", sagte Hinata schmunzelnd. Auch sie mochte die Rosahaarige, obwohl sie das vorher nicht erwartet hätte. Sie hatte sich Sakura anders vorgestellt. Naruto hatte ihr erzählt, dass Sakura von der Straße kam und so hatte natürlich auch Hinata kleine Vorurteile gehabt.

Aber als sie die junge Frau im Vorsaal gesehen hatte, da war jeder Zweifel verflogen, dass sie keine Freunde werden könnten. Im Gegenteil. Sakura schien ein wirklich herzlicher Mensch zu sein.

Auch von dem Uchiha war sie positiv überrascht. Naruto hatte ihr gesagt, dass er recht wortkarg war und sie sich daraus nichts machen sollte. Aber er war offener als erwartet und wirkte recht freundlich, obwohl eine eigenartige Kälte von ihm ausging. Er wahrte zwischen sich und anderen eine gewisse Distanz, die er aber Sakura gegenüber nicht zu haben schien.

"Hey, hallo", sagte plötzlich eine Jungenstimme aus der Küche und nun kam auch Sebastian mit Emily im Schlepptau ins Wohnzimmer.

"Na ihr beiden, lasst ihr euch auch mal blicken?", fragte Sakura kopfschüttelnd. "Das sind Naruto und seine Verlobte Hinata", stellte sie ihre Gäste vor. "Und das sind Emily und Sebastian."

Hinata lächelte und reichte den Kindern die Hand, während Naruto zu überlegen schien.

Sakura sah verwirrt zu Sasuke. "Hast du es ihm nicht gesagt?"

Sasuke schüttelte grinsend den Kopf. "Nein. Ich dachte es wäre netter, wenn sie die Kinder persönlich kennen lernen."

Naruto sah verwirrt aus. "Deine Geschwister, Sakura?", fragte er und glaubte dahinter gekommen zu sein.

Sakura lachte leise. "Das war nicht richtig, Sasuke", sagte sie und schüttelte den Kopf. "Meine Kinder trifft es eher", erklärte sie amüsiert.

Naruto fiel die Kinnlade runter und erstaunt sah er Sakura an, während Hinata unentwegt lächelte und sich die Überraschung nicht anmerken ließ. "Deine Kinder?"

"Und Sasukes", fügte Sakura hinzu.

"Und Sasukes?", Naruto schluckte und fasste sich an die Stirn. Seine Augen waren riesengroß und starrten seinen besten Freund an. "Du hast mir ... nichts gesagt??"

Sasuke grinste leicht. "Sakura und ich haben die beiden vor kaum zwei Wochen adoptiert und erst am Sonntag das Ja bekommen."

Und dann erzählte man Naruto und Hinata im groben die Geschichte, damit Naruto nicht noch irritierte wurde.

"Du und Vater", Naruto lachte nun und gab Sasuke einen Klaps auf die Schulter, als er mit ihm alleine im Garten auf der Terrasse stand. Hinata und die Kinder halfen Sakura währenddessen beim Decken des Tisches.

Sasuke nickte knapp und sah auf das noch unbepflanzte Beet. Nächste Woche wollte der Gärtner erst kommen und bis dahin mussten sie noch in die trostlose Sandwüste gucken.

"Aber es ist sehr mutig. Und die Kinder haben ein schönes zu Hause", meinte der Blonde und blickte kopfschüttelnd durch den riesigen Garten. "Das hier muss doch ein Vermögen kosten, oder? Allein die riesige Villa ... und dann in Bel Air!"

"Es ist eine ruhige Gegend", antwortete Sasuke im ruhigen Ton.

Naruto nickte. "Das stimmt wohl. Dabei hätte ich gedacht, dir wäre es hier eher zu ruhig. Hier ist doch gar nichts los, oder? Und zur Universität hast du es nun auch weiter. Warum also Bel Air?"

"Wegen Sakura", erklärte der Schwarzhaarige und ließ sich auf einen der Gartenstühle fallen. "Sie hatte genug Aufregung in ihrem Leben und ich will dass sie soweit wie möglich von Watts entfernt ist."

"Du scheinst sie sehr zu lieben, stimmts?", fragte Naruto grinsend, während Sasuke die Augen schloss und die wärmenden Sonnenstrahlen genoss.

Der Uchiha nickte kaum merklich.

"Wollt ihr auch heiraten?"

"Eines nach dem anderen", wich Sasuke der Frage aus.

Naruto setzte sich neben Sasuke und sah ihn belustigt an. "Das du jemals ... ich fass es immer noch nicht", er lachte herzlich. "Du warst immer so ein eiskalter Kerl und plötzlich ...", Naruto schüttelte ungläubig den Kopf. "Aber ich bin beeindruckt von dir. Du scheinst endlich auf dem richtigen Weg!"

"Ich war schon immer auf dem richtigen Weg", knurrte Sasuke zurück.

"Von wegen! Du hattest nicht einmal einen Weg! Du hast getan was man von dir verlangte, das ist kein Weg! Jetzt hast du dir ein Leben aufgebaut, und du hast eine eigene Familie!"

Sasuke musste leicht grinsen. Ja, das stimmte wohl. Er hatte jetzt seine eigene Familie. Das war sein Weg. Nach langem suchen hatte er ihn gefunden.

Durch Sakura.

Why?

"Ihr seit sowas von unmöglich!", Sakura konnte kaum glauben, was da vor ihr auf dem gedeckten Tisch in der Mitte stand. Ihrem Geburtstagstisch.

"Er ist genial, oder?", grinste Temari über beide Ohren. "Hast du so etwas schon einmal gesehen?"

"Nein", gab Sakura kopfschüttelnd zu und blickte auf die wahnsinnig große Torte, die reich verziert und mit 23 brennenden Kerzen bestickt war. "Wer soll die essen?"

"Da findet sich schon jemand", lachte Itachi hungrig, sah aber auch zu Naruto, dessen Augen einen seltsamen Glanz angenommen hatten.

"Das ist doch göttlich", lallte er mit wässrigem Mund und setzte sich bewaffnet an den Tisch. "Gehts bald los?"

"Himmel, ich ...", Sakura fehlten einfach die Worte. "Das ist auf deinen Mist gewachsen, oder?", fragte sie ihre beste Freundin.

Temari lachte erheitert. "Na und wenn schon? Du hast die letzten 23 Jahre keine keine wirkliche Torte gehabt! Ich wollte nur, dass du es nachholen kannst!"

"Nachholen? Die hier reicht auch für die nächsten 23 Jahre!"

"Nun schneid sie endlich an!", dengelte Sebastian, der bereits auf seinem Platz saß. Die Vorfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben.

"Erst muss Sakura die Kerzen auspusten und sich was wünschen!", mischte sich Emily gleich in.

Sakura seufzte. "Okay, ich blass die Kerzen aus, aber jemand anderes soll sie anschneiden. Ich mach sie nur kaputt und dann passiert noch ein Unglück", erklärte sie und reichte das Messer an Sasuke weiter, ehe sie tief Luft holte. Nach drei Anläufen waren alle Lichter erloschen.

"Hast du dir auch was gewünscht?", wollte Emily neugierig wissen.

Sakura schmunzelte und setzte sich neben das Mädchen. "Na aber sicher!"

"Was denn?", hakte Sebastian gleich nach.

"Das darf sie doch nicht verraten!", empörte sich Emily sofort und wiedereinmal wäre ein Streit von der Stange gebrochen, wenn es in diesem Moment nicht an der Tür geklingelt hätte.

"Wer kann das sein?", fragte Sakura verwirrt und stand auf. "Hast du noch jemanden eingeladen, von dem ich nichts weiß?", wandte sie sich an ihren Freund, doch Sasuke schüttelte ehrlich den Kopf.

"Nein, keine Ahnung. Meine Eltern wollten höchstens am Abend noch einmal vorbei schauen."

"Hm", nickte Sakura und stöhnte. "Na ich geh gucken. Packt mir kein zu großes Stück auf den Teller, kapiert?"

"Jaja", grinste Temari nur und begann die Tortenstücken zu verteilen, die Sasuke abschnitt. Satt würde heute mit Sicherheit jeder werden.

Sakura murrte über diese desinteressierte Antwort, verließ dann aber das Wohnzimmer und schlenderte in den Flur. Sie erwartete niemanden, und eigentlich wussten auch die wenigsten, dass sie hier wohnte. Vermutlich war es ein Geschäftspartner von Sasuke. Aber dann hätte der ja wohl genauso gehen können!

Oder verlaufen, die Möglichkeit gab es natürlich auch.

"Ich komme", rief Sakura, als es zum Zweitenmal klingelte und sie beschleunigte ihre Schritte. Auch noch ein ungeduldiger Verirrter! "Ja?", sie öffnete die große braune Holztür und sah fragend in das fremde Gesicht eines jungen Mannes. "Oh, für Sasuke stimmts?", räumte sie gleich ein.

Doch der Unbekannte schüttelte den Kopf und sah Sakura musternd an. "Bist du Sakura Haruno?"

Sakura zwinkerte irritiert. "Äh ja. Was kann ich für dich tun?"

"Haruno aus New York, Bronx?"

Die Rosahaarige zog ihre Stirn in Falten. "Möglich. Wieso? Wer bist du?"

Ihr Gegenüber schluckte kaum merklich und lächelte leicht. "Entschuldige, das war unhöflich! Ich heiße Tetsuya Masami. Ich bin dein älterer Halbbruder, Sakura ..."
 

Sakura stand noch immer wie erstarrt in der Tür und rührte sich keinen Zentimeter. Es schien sogar, als atme sie nicht. Mit großen ungläubigen Augen sah sie den Fremden an, fixierte ihn, versuchte irgendeinen Hinweis zu finden. Ein verstecktes Mikrofon, eine Kamera ... irgendetwas, dass ihn als Komiker entlarvte.

Denn um etwas anderes als einen Scherz konnte es sich hier wohl kaum handeln.

Ein Witz. Und dazu noch ein Schlechter.

Denn Sakura lachte nicht. Es gab nichts zu lachen. Über so etwas machte man sich nicht lustig.

Halbbruder? Wie unsinnig!

"Ich ...", Sakura schüttelte sich und versuchte ihre Stimme wiederzufinden. "Ich glaube, du verwechselst mich!", sagte sie jetzt scharf und griff nach der Tür. "Versuchs ein Haus weiter!", sie wollte zu machen, doch Tetsuya machte einen Schritt auf sie zu.

"Warte bitte!", rief er und hob flehend die Hände. "Ich verwechsel dich nicht, es ist kaum möglich. Jetzt, wo ich dich sehe ..."

"Wo du mich siehst?", Sakura verstand nicht und hielt in der Bewegung inne. Ihre Augen wurden schmal.

"Du ... du siehst aus wie Mom, weißt du das? Du bist ihr Ebenbild, es ist kaum fassbar!"

Sakura lachte entrüstet über diese Anmaßung. "Das ist wirklich kaum fassbar! Geh jetzt bitte, sonst rufe ich den Sicherheitsdienst!", drohte die 23 jährige. "Ich habe Gäste und keine Zeit um mir solche Ammenmärchen anzuhören!"

"Das ist kein Märchen", Tetsuya seufzte. "Aber hier ist vielleicht auch nicht der richtige Ort, um zu reden."

"Es gibt keine Unterredung", erklärte Sakura, mittlerweile wütend. "Entweder du gehst jetzt oder ich ..."

"Hier", unterbrach der Fremde sie und hielt ihr eine Karte hin. "Bitte, falls du es dir anders überlegst ..."

"Bestimmt nicht", knurrte die Rosahaarige, nahm die Karte aber entgegen.

Testuya nickte, offenbar traurig über ihre Einstellung. "Schade. Tut mir leid, dass ich dich belästigt habe ... aber falls du doch ... wir wohnen im Hotel Saphir, Ecke Lincolnstreet, in Westwood."

"Schön für euch", meinte Sakura genervt und wollte schon die Tür schließen, als sie noch seine letzten Worte hören konnte, die er beim Gehen sagte.

Alles Gute ...

Sakura erstarrte und riss die Augen auf. Woher wusste er, dass sie Geburtstag hatte? Außer ihren Freunden konnte das kaum einer wissen, da sie es nie jemanden erzählt hatte!

Sakura drehte sich wieder um und zog die Tür erneuert auf, doch der Unbekannte war bereits dabei seinen Wagen zu starten und davon zu fahren.

Und sie brachte es nicht über sich, ihn aufzuhalten ...
 

Spät in der Nacht, als Sasuke und Sakura bereits im Bett lagen und das Licht gelöscht hatten, war die Rosahaarige noch immer wach und starrte an die Decke. Sie hatte niemanden von Tetsuya Masami erzählt, sondern behauptet, jemand hätte sich nur nach dem Weg erkundigt. Vorerst musste sie ihre eigenen Gedanken ordnen, dann konnte sie Sasuke immer noch davon erzählen.

Aber vermutlich war dieser Fremde nur ein armer Irrer gewesen. Es war doch sehr unwahrscheinlich, dass sie einen Halbbruder hatte!

Doch warum hatte er gewusst, dass sie heute Geburtstag feierte? Woher?

Er hatte nicht wie jemand von der Straße gewirkt. Abgesehen, dass dort wohl kaum einer wusste, wann sie 23 wurde. Und wieso wusste er, wo sie wohnte? Dass sie aus der Bronx kam?

Fragen über Fragen, und Sakura wusste keine Antwort.

Schlaflos wälzte sie sich auf die andere Seite, stand aber schließlich auf und tapste leise die Treppe hinunter in die Küche. Itachi und Temari hatten sich vor gut zwei Stunden verabschiedet, währenddessen Naruto und seine Verlobte im Gästezimmer übernachteten. Nun schlug die Uhr weit nach 12, aber Sakura war hellwach.

Hell wach und fertig mit den Nerven!

Was, wenn dieser Mann die Wahrheit gesagt hatte? Wenn er wirklich ihr Halbbruder war und zusammen mit seiner Mutter, ihrer Mutter, im Saphir Hotel wohnte?

Wenn sie sie gesucht hätten? Gefunden ...

Angenommen, er hatte die Wahrheit gesagt? Änderte es wirklich etwas? Wollte sie ihre leibliche Mutter überhaupt kennen lernen? Die Frau, die sie als Baby weggegeben hatte? Sich nie nach ihr erkundigt hatte?

Was war die Wahrheit schon wert? Was würde sie ihr bringen?

Nichts! Zumindest nichts von Bedeutung.

Sie hatte ein erfüllte Leben, eine Familie, einen Beruf. Ihre Vergangenheit war vergangen. Sie musste in der Gegenwart leben und nicht an Früher denken!

Und trotzdem hatte Sakura Zweifel ...

Innerlich wusste sie, dass sie zu oft in ihre Erinnerungen gefangen war. Dass sie ihre Vergangenheit bis heute nicht hatte los lassen können.

Konnte ihre Mutter der Schlüssel sein, um endlich einen Schlussstrich zu ziehen?

Wenn sie ihrer Mutter gegenüberstehen könnte, ihr einmal sagen könnte, in was für einer Hölle sie ihre Tochter zurückgelassen hatte ... konnte sie dann mit allem abschließen und endlich den Neuanfang beginnen, den sie sich so sehnsüchtig wünschte?

Nicht nur nach Außen hin endlich frei sein, sondern auch im Inneren?

Den furchtbaren Erinnerungen Lebe Wohl sagen?

Lebe Wohl, und nicht immer nur auf Wiedersehen ...
 

Das Saphir in Westwood war ein mittelständiges kleines Hotel mit angrenzendem Restaurant. Es hatte viele hübsche, kleine Zimmer und zwei Suiten, die aber selten belegt waren. Es war kein Hotel für die gehobene Gesellschaft, wohl aber für Touristen und Urlauber.

Als Sakura durchs Foyer lief, wusste sie nicht recht, was sie von dem Saphir halten sollte. Es war eher altmodisch und zweckdienlich. Für jeden war das Hotel sicher nichts. Sasuke wäre bestimmt naserümpfend umgekehrt ...

Sakura seufzte, als sie an den Schwarzhaarigen dachte. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie hier war. Nicht einmal, dass gestern jemand behauptet hatte, zu ihrer Familie zu gehören.

Ob das falsch gewesen war? Ob es vielleicht sogar besser gewesen wäre Sasuke mitzunehmen?

Aber Sasuke musste arbeiten. Und sie war kein Feigling.

Emily und Sebastian waren mit Temari Eisessen und Sakura hatte erzählt, dass sie etwas Zeit für sich brauchte. Hinata und Naruto waren schon am Morgen abgereist.

Jetzt war es kurz nach 12 und das Restaurant, dass man vom Foyer aus sehen konnte, war nicht einmal ansatzweise gefüllt. Lange würde sich dieses Hotel wohl nicht mehr auf den Beinen halten ...

Sakura löste ihren Blick von den Gästen und sah auf die kleine Visitenkarte. Mit der Hand hatte man die Zimmernummer drauf geschrieben. Sie ging zur Treppe und folgte ihr in den ersten Stock. Doch vor der Tür mit der Nummer 6 hielt sie inne.

Sollte sie wirklich? Was glaubte sie damit zu erreichen?

Erlösung? Wohl kaum!

Gewissheit? Wers glaubt ...

Was war es, was sie glaubte hier zu finden? Was war es, dass sie suchte?

Nur eines.

Die Wahrheit ...

Die Wahrheit auf eine einzige Frage:

Warum?

Not yet!

In Gedanken versunken lief Sakura durch Westwood. Einer Straße folgte die nächste, kreuz und quer ohne erkennbares Ziel.

Einfach nur laufen und nachdenken, mehr wollte sie im Moment nicht.

Darüber nach grübeln, seit wann sie so ein Feigling war!

Denn das war sie, der größte den es gab ...

Sakura hatte sich nicht überwinden können an der Hotelzimmertür zu klopfen. Sie war umgedreht und hatte das Saphir verlassen, ohne irgendetwas erreicht oder erfahren zu haben.

Warum hatte sie sich nicht getraut? Warum hatte sich alles in ihr verkrampft, als sie den Arm gehoben hatte?

Sakura hatte ganz andere Dinge durchgestanden. Was hinderte sie nun daran ihrer Mutter gegenüber zutreten?

Hatte sie Angst, dass sich alles als Irrtum herausstellen würde? Oder dass es doch nur ein Scherz war? Oder gar Einbildung?

Die Rosahaarige seufzte und musste schmunzeln, als sie am Eingangstor von UchihaIndustries stand. Dahin hatten sie ihre Beine also getragen ...

Und wenn sie schon einmal da war ...

Sakura lief über den großen Parkplatz zur Eingangstür und betrat voller Unbehagen das mächtige Gebäude.

"Guten Tag Miss Haruno", begrüßte sie der Portier mit aller Höflichkeit, um sein schlechtes Benehmen beim letzten Besuch wiedergut zu machen.

Sakura nickte ihm zu und ging weiter zu den Aufzügen. Sie wollte direkt zu Sasuke und mit ihm reden. Sie musste es einfach tun.

Im vierten Stock stieg sie aus und folgte den verwobenen Gängen bis hin zu seinem Büro. Einen Moment zögerte sie, doch dann klopfte sie sachte gegen die Tür.

Es dauerte eine Weile, ehe Sasukes murrende Stimme erklang. "Jetzt nicht, ich hab zu tun."

Die junge Frau zog eine Schnute. "Gut, dann geh ich wieder", gab sie zickig zurück und machte schon auf dem Absatz kehrt, als sie die Tür hörte und sich zwei starke Arme um ihre Taille schlangen.

"Wir sind aber schlecht drauf", grinste Sasuke und zog seine Freundin an sich.

"Nur halb so schlecht wie du!"

"Entschuldige, ich dachte es wären schon wieder neue Berichte ...", er nahm Sakuras Hand und zog sie mit in sein geräumiges, helles Büro. "Wolltest du nicht mit den Kindern Eis essen? Sind sie dir weggelaufen?", fragte er und setzte sich auf seine braune Ledercouch, die für persönlichere Gespräche gedacht war.

Sakura nahm ihm gegenüber platz und seufzte. "Temari ist mit ihnen Essen gegangen."

Verwirrt sah Sasuke die Rosahaarige an. "Warum das? Stimmt was nicht?", erriet er.

Sakura nickte zögerlich. "Naja, ich weiß nicht ..."

Der Uchiha stand auf und holte eine Kanne Kaffee und zwei Tassen, die er sich und Sakura fühlte. "Was hast du angestellt?", fragte er lächelnd.

"Sag mal!", empörte sich Sakura und schüttelte den Kopf. "Ich hab gar nichts getan. Ich ... ich war gerade im Saphir ..."

"Saphir? Dieses schäbige Hotel in der Lincolnstreet? Was wolltest du da?"

Sakura holte tief Luft. "Meine Mutter treffen ..."

Rumps!

Sasuke hätte beinah die Kanne fallen lassen und geschockt sah er nun zu Sakura, die gezwungen lächelte. "Deine Mutter?"

Die 23 jährige nickte. "Ich weiß nicht, ob es stimmt ... ich hab mich nicht getraut, ich bin umgedreht ..."

"Woher ...?"

Sakura erzählte ihm von Tetsuya Masami, und dass er mit seiner Mutter im Saphir wohnte.

"Dann haben sie dich gesucht", Sasuke musste schlucken. Das war wahrlich eine Nachricht, mit der er kaum gerechnet hatte.

"Wie es scheint auch gefunden", stöhnte Sakura und lehnte sich zurück. "Ich hätte nicht umdrehen sollen ..."

"Du hättest nicht alleine dort hin gehen sollen! Ich wäre doch mitgekommen!"

"Ich weiß", Sakura nippte an ihren Kaffee und sah Sasuke entschuldigend an. "Aber ich ... ach keine Ahnung. Es kann auch ein Irrtum sein oder sonst was. Vielleicht wollte ich mich erst einmal selbst überzeugen."

"Hm", gab Sasuke von sich und stellte seine Tasse beiseite. Er stand auf und ging zur Garderobe.

"Was machst du?", fragte Sakura verwirrt und beobachtete ihren Freund dabei, wie er sich seine Jacke überwarf.

"Mich anziehen. Wir gehen da jetzt hin."

"Jetzt?", Sakura blieb fast das Herz stehen.

"Natürlich jetzt."

"Aber du musst doch arbeiten!"

"Das kann warten."

Und dann zog er Sakura mit sich.
 

Als Sasukes silberner Mercedes vor dem Saphir hielt, gab es einige neugierige Passanten die sich nach dem Fahrer und seiner Begleiterin umdrehten. Solch teure Autos fuhren normalerweise nicht vor diesem Hotel vor.

Sakura, die sich an diese Blicke mittlerweile gewöhnt hatte, ignorierte die Menschen geflissentlich und seufzte. "Wollen wir jetzt wirklich?", hakte sie nach und schluckte den schweren Kloß hinunter, der ihr im Hals saß.

Sasuke nickte, während er den Wagen abschloss und neben Sakura trat. "Natürlich. Sonst findest du es nie raus."

"Ja, aber ... morgen ginge doch auch ..."

"Morgen könnten sie schon abgereist sein", bedachte der Uchiha und nahm Sakuras Hand. Er musste sie regelrecht hinterher schleifen. Zusammen betraten sie das Foyer. "Welches Zimmer?", fragte er knapp.

Sakura stöhnte leidlich, reichte ihrem Freund aber die Visitenkarte und ließ sich dann die Treppe hochziehen.

"Hier", stellte Sasuke fest, als er vor der Zimmertür Nummer 6 hielt und sah Sakura an.

"Hm, aber ..."

Doch in dem Moment klopfte Sasuke schon und Sakura gefror das Blut in den Adern.

"Du hättest doch noch nicht klopfen dürfen, oh Gott!", ihre Stimme zitterte beinah und sie drückte sich leicht hinter ihren Freund. "Ich weiß doch gar nicht, was ich jetzt sagen soll!", flüsterte sie.

Sasuke sah sie mit gerunzelte Stirn an, als schon die Tür geöffnet wurde.

"Sakura?", Tetsuya stand vor ihnen und machte große Augen. Er war sichtlich überrascht. "Du bist wirklich gekommen?", fragte er ungläubig.

Sakura brachte kein Wort zu Stande und so nickte sie nur.

"Wir wollen uns davon überzeugen, dass du Sakura nicht angelogen hast", sagte Sasuke mit seiner kühlen Art, dass es seinem Gegenüber eiskalt den Rücken runterlief.

"Nein, ich habe nicht gelogen!", schwor er und öffnete die Tür ganz. "Bitte kommt rein, Mom ist im Bad. Aber sie wird sicher gleich fertig sein. Gott, sie wird einen Herzinfarkt bekommen!", Tentsuya schüttelte den Kopf und bot Sakura und Sasuke die Couch im Wohnbereich des Zimmers an. "Kann ich euch was zu trinken bringen?"

Sakura schüttelte den Kopf, während Sasuke die Frage gänzlich überging und sich umsah. "Seit wann seit ihr in L.A.?", wollte er ganz Geschäftsmann wissen.

Tetsuya blieb stehen und überlegte einen Moment. "Seit fast drei Wochen."

"Woher kommt ihr?", forschte Sasuke weiter nach.

"Wir leben in Brookly. Bei meinem Vater."

"Und ihr seit hier, weil ihr Sakura gesucht habt?", Sasuke klang, als würde er das bisher bezweifeln.

Tetsuya schluckte, nickte aber. "Mom nimmt es sich sehr zu Herzen was damals alles passiert ist. Sie hat Sakura schon vor Jahren versucht ausfindig zu machen. Vor einem Monat hat sie dann eine Spur gefunden, wir haben recherchiert und sind hier gelandet."

"Was für eine Spur?", fragte Sakura, die sich endlich gefasst hatte.

"Sie hat das Heim gefunden in dem du abgegeben worden bist."

"Sakura wurde nicht von ihrer Mutter ins Waisenhaus gegeben?", fragte Sasuke verwirrt.

Tetsuya nickte. "Moms Eltern haben das getan. Mom war gerade erst 15 gewesen, und ungewollt schwanger geworden. Trotzdem hat sie dich bekommen wollen ... aber als du kaum da warst haben ihre Eltern dich ihr weggenommen. Sie haben dich nach New York gebracht, damit Mom dich nie finden würde ..."

"Was?", Sakura konnte es kaum glauben. Alles hätte sie vermutet, aber das??

"Warum haben sie das getan?", wollte Sasuke nun wissen, doch es war nicht Tetsuya, der antworte.

"Weil sie mich gehasst haben ..."

Stille.

Sakuras sah wie gebannt auf die ältere Frau mit den kurzen gelockten, rosa Haaren. Die Ähnlichkeit war verblüffend, obwohl die Augen der Frau Haselnussbraun waren und nicht grün wie Sakuras. Auch schien sie ein ganzes Stück größer und ihre Figur war rundlicher.

Aber es war unverkennbar, dass beide miteinander verwandt sein mussten.

Mutter und Tochter ...

Sasuke stand auf, als die ältere Frau sich ihnen näherte und sanft lächelte. Ihre Augen strahlten vor Glück, als habe sie sich diesem Moment ihr ganzes Leben lang gewünscht.

"Du bist ...", Frau Misama wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. "Du bist es wirklich ... sieh Tetsuya, sieh nur!", die Ältere schüttelte lachend den Kopf. "Wir haben dich gefunden, nach all den Jahren ... ich hätte es nie für möglich gehalten!", sie kam noch näher, doch Sakura stand auf und stellte sich vorsichtig hinter Sasuke.

"Entschuldige, ich mache dir Angst", Frau Misama hielt inne. "Bitte setzt euch doch wieder!"

Sakura schüttelte den Kopf. "Nein ... ich will ...", sie sah Sasuke flehend an und der Uchiha verstand.

"Wir werden lieber gehen", sagte er leichthin, obwohl ihn die Situation innerlich aufwühlte.

"Aber ...", Frau Misama kamen die Tränen. "Sakura bitte, ich habe dich doch eben erst gefunden! Es gibt soviel ... ich muss dir soviel erklären! Ich wollte dich nicht weggeben, niemals! Und ich wünschte alles wäre anders gekommen!"

Sakura sah ihre scheinbare Mutter wehleidig an. "Es tut mir leid", flüsterte sie traurig und schüttelte den Kopf. "Ich wünschte auch alles wäre anders gewesen. Nur ...", sie biss sich auf die Lippen und ihr Blick wurde härter. "das ist es nicht ...", dann sah sie Sasuke an und ging mit ihm zur Tür.

"Können wir uns ...", Sakuras Mutter wischte sich übers Gesicht. "Könnten wir uns später vielleicht ... vielleicht mal treffen, auf einen Kaffee? Nur reden ... bitte?"

Sakura atmete tief ein und nickte. Sasuke nahm ihre Hand, wohl wissend dass sie nur so hart tat. Vermutlich stand sie kurz vor einem Zusammenbruch. "Gut, ich melde mich", sagte sie ruhig, ehe sie Tetsuya zunickte und aus dem Zimmer verschwand.

The day before

Hey!

Hab lange nix von mir hören lassen, ahh gomen!! Dafür gibts nun ein Kapitel bei Daylight II!! Ich hoffe, ihr schaut trotz der langen Wartezeit mal rein, würde mich sehr freuen. Ich tippe auch schon am nächsten Kapitel, da dieses hier sehr kurz ist. Ich musste mich nur wieder reinfinden, aber beim folgenden wird mehr passieren!!

Wünsch euch dann mal viel Spaß und freu mich natürlich über Kritik jeglicher Art!

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„Die Alte hat doch einen Schuss!“, sagte Sebastian aufgebracht. „Kommt nach 23 Jahren und tut so, als wäre alles okay!“

„So hat sie ja gar nicht getan“, gab Sakura zurück. Sie saß auf der Couch, mit einer heißen Tasse Tee und einem Stück Kuchen, der vom Vortag übrig geblieben war. „Sie schien auch sehr ergriffen.“

„Geschauspielert“, war Sebastians einziger Kommentar.

„Warum sollte sie schauspielern?“, fragte Emily ahnungslos. Sie hatte sich zu Sakura unter die mollige Decke gekuschelt und den beiden dösend zugehört.

„Weil das nach einer total dummen Geschichte klingt!“ Sebastian verschränkte die Arme und nickte kräftig. „Überleg mal, warum sollte sie Sakura erst jetzt gefunden haben? Man kannte sie in ganz Watts! Dieser Tatsuya hätte nur mit offenen Augen dort rumsuchen müssen, aber ich sag's dir – das hat der bestimmt nicht getan!“

„Aber er hat doch gesagt, dass sie Sakura schon ewig suchen“, meinte Emily. Sie zog einen Schmollmund und schüttelte die braunen Haare, was sie immer tat, wenn Sebastian sie wie ein kleines Kind behandelte. Sie wolle sich damit meist erwachsener geben.

„Und du dumme Nuss würdest es glauben, oder was!“, spottete Sebastian. „Ich sag's dir, die haben von Sakura in der Zeitung gelesen!“

„In der Zeitung?“, fragte die junge Frau überrascht.

„Na klar. Ich hab's gesehen, am Kiosk.“

„Was stand da?“

Sebastian zuckte mit den schultern „Nicht viel. Nur, dass Sasuke und du hier her gezogen seid.“

„So was stand in einer Zeitung?“ Sakura konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das ist ja lächerlich. Wen interessiert das denn?“

„Deine Mutter zum Beispiel“, sagte Sasuke, der eben ins Wohnzimmer gekommen war und dem Gespräch zugehört hatte. „Was das betrifft, stimme ich Sebastian zu. Sie hätten dich ebenso in Watts finden können, doch sie melden sich, jetzt wo du in Bel Air wohnst.“ Er setzte sich mit einem dampfenden Kaffee an den Esstisch und überflog seine Dokumente, die er vor sich ausbreitete.

„Hmm“, machte Sakura und lächelte betrübt. „Es hätte vieles einfacher gemacht, wenn sie dort aufgetaucht werden.“

„Wieso?“, fragte Emily verwirrt.

„Du stellst dich aber dumm an!“, meckerte Sebastian und machte ein überhebliches Gesicht. „Weil Sakura damals kein Geld hatte natürlich! Jetzt wohnt sie in Bel Air, und diese angebliche Mum könnte was rausschlagen wollen, jawohl!“

„Sie ist meine Mutter“, sagte Sakura abwesend. „Ich bin mir sicher.“ Eine Weile starrte sie gedankenlos auf den Wohnzimmertisch, ehe sie wieder zu Sebastian sah und traurig schmunzelte. „Aber du wirst recht haben. Sie hätte mich eher finden können, wenn ihr etwas daran gelegen hätte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es ihr nicht um mich geht. Außerdem ist es sowieso egal.“

„Egal?“ Emily hob ihren Kopf und sah Sakura mit großen Augen an. „Aber wenn sie doch deine echte Mum ist?“

„Vielleicht ist sie meine Mutter, aber eine echte Mum hätte sich was einfallen lassen, Emily. Eine echte Mum lässt sich ihr Kind nicht wegnehmen und fängt es erst nach 20 Jahren an zu suchen.“

Emily nickte, doch dann biss sie sich auf einmal auf die Lippen. „Sakura?“, fragte sie ganz leise, als wäre es ihr unangenehm, darüber zu sprechen. „Wenn jemand uns wegholen würde … Würdet ihr uns dann suchen?“

„Was quatscht du denn da?“, rief Sebastian gleich, doch unbewusst wollte auch er die Antwort gerne hören.

Sakura lächelte nur und strich Emily über die Haare. „Natürlich“, sagte sie fest. „Und egal, wo ihr wärt – wir würden euch finden.“

Emily grinste über das ganze Gesicht. „Dann bist du eine echte Mum?“

„Ähm …“ Sakura spürte, wie sie vor Verlegenheit rot anlief. Sie sah hinüber zu Sasuke, der amüsiert über seinen Unterlagen hing, wohl aber gelauscht hatte. „Ich …“

„Klar ist sie das!“, sagte Sebastian, als Sakura sprachlos gestammelt hatte. „Sakura hat uns noch nie hängen lassen, du dumme Nuss!“

„Nenn mich nicht immer dumme Nuss!“ Emily erhob sich wütend, als ihr Sebastian die Zunge rausstreckte und die Flucht ergriff. „Warte du gemeiner dummer Dummkopf!“, rief sie und rannte ihm eilends nach.

Sakura dagegen schüttelte lächelnd den Kopf. Sie war gerührt; von Emilys Frage und Sebastians einfacher Antwort. Sie war gerührt von seinem Verständnis, was wichtig war, und was für sie eine Bedeutung besaß. Sebastian mochte erst zehn sein, und bei weitem ein schweres Leben gehabt haben – aber er hatte begriffen, worauf es ankam.

Nicht das Blut machte sie zu einer Familie, sondern das Gefühl, dass nun ein jeder von ihnen wusste, wohin er gehörte.

„Möchtest du dich noch einmal mit ihr treffen?“, holte Sasuke Sakura aus den Gedanken. Sie drehte sich zu ihm, als er sich zu ihr auf die Couch setzte.

Sie lächelte leicht und ließ sich in seine Arme ziehen. „Ich denke, ja. Mehr aber auch nicht.“

„Hmm“, sagte Sasuke und nickte. „Dann lass mich vorher prüfen, ob sie gelogen haben, was ihr Leben in New York betrifft.“ Er reichte Sakura die Visitenkarte einer Detektei. „Sie sind sehr diskret und äußerst präzise.“

„Constantin und Sohn?“, las Sakura und grinste. „Das ist ja wie im Krimi. Aber du hast wohl Recht. Es wäre keine schlechte Idee.“

„Ich kümmere mich drum.“ Sasuke wollte schon aufstehen, doch Sakura klammerte sich an ihn fest und lachte neckisch.

„Musst du das jetzt gleich machen?“

„Es ist wichtig, Sakura“, bedachte er, doch ließ sich auch sein Grinsen nicht verbergen.

„Wichtig ist, dass du mich jetzt lange und leidenschaftlich küsst.“ Sie zog sein Gesicht zu sich heran und kicherte, wie er ihr über die Taille strich.

„Lang und leidenschaftlich zugleich?“, kommentierte er belustigt. „Das werde ich nicht durchhalten.“

„Dann sollten wir üben“, sagte Sakura, wie Sasuke seine Lippen auf ihre Lippe. Es schien nicht, als würden sie üben müssen.
 

Als Sakura am Sonntag zu Temari hinüber ging und ihr bei der Auswahl der passenden Gardinen half, war die Blonde der gleichen Meinung wie Sebastian und Sasuke.

„Pass bloß auf, die Frau will vielleicht nur an dein Geld“, sagte sie überzeugt. „Sich nach 23 Jahren blicken zu lassen, das ist doch eine Frechheit!“

„Ich weiß“, sagte Sakura. „Rot passt nicht“, meinte sie dann zu den Vorhängen, auf die Temari in einem Katalog deutete. „Das Lila wäre schön.“

„Lila?“ Temari drehte sich zu ihrem Wohnzimmerfenster um und zuckte schließlich mit den Schultern. „Ich schreibs mal auf. Wenn nicht, nehm ich es fürs Gästebad. Da hab ich schon lila Vorleger.“ Sie notierte sich die Bestellnummer, ehe sie die Seite umblätterte. „Aber es ist echt krass. Ich meine – man, deine Mum! Ich wäre vermutlich in Ohnmacht gefallen.“

„Wär ich auch beinah“, gestand Sakura. „Aber ich hab ja nie einen Bezug zu ihr gehabt. Sie spielt keine Rolle in meinem Leben.“

„Außerdem bist du ja jetzt selbst ’ne Mum“, lachte Temari. „Da sieht man das auch noch anders. Wenn sie allerdings vor zehn Jahren aufgetaucht wäre …“

„Ich will nicht dran denken“, sagte Sakura. „Ich kann meine Vergangenheit sowieso nicht mehr ändern, und sie kann es erst recht nicht.“

„Stimmt.“ Temari nickte und grinste. „Außerdem hast du jetzt eine klasse Leben und eine gute Zukunft vor dir. Diese Frau, Mum hin oder her, gab’s nicht mal in der Vergangenheit. Was soll sie jetzt auch in deiner Gegenwart zu suchen haben?“

„Du hast Recht“, grinste Sakura, deren trübe Laune allmählich verflog. „Und ich hab genug zu tun. Morgen haben die Kinder ihren ersten Tag an der neuen Schule, und ich darf gar nicht daran denken. Sebastian läuft nur noch mit einem Gesicht rum, als wäre er kurz davor, durchzudrehen. Er hat mir zwar versprochen, nichts Dummes anzustellen – aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es glimpflich laufen wird. Nicht am ersten Tag, und nicht bei Sebastian.“

Temari grinste breit, bevor sie schnaufend den Katalog zu warf. „Genug für heute“, sagte sie genervt. „Welche Schule besuchen die beiden jetzt?“

„Die Privatschule. Es sind nur ein paar Straßen, das ist praktisch. Emily freut sich natürlich, aber Sebastian – wahrscheinlich wird er noch in der ersten Woche runterfliegen.“

„Glaubst du das echt?“, fragte Temari ernst. „Ich meine, er ist doch nicht dumm, und so verdorben ist er doch auch nicht.“

„Nein, deswegen nicht. Ich denke schon, dass eine Menge in ihm steckt. Aber sieh mal, Sebastian ist es gewöhnt, tun und lassen zu können, was er will. Zumindest hat er getan, was er wollte. Er hat sich nicht um die Regeln im Heim geschert, weil es auch keinen interessiert hat, ob er sie einhält. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihn stören würde, früh aufzustehen und zu lernen. Er ist sehr ehrgeizig, und er will etwas aus sich machen. Da bin ich mir sicher, aber … Es liegt an den Regeln generell. Er verabscheut Vorschriften und die, die ihm etwas vorschreiben wollen.“

„Hmm“, machte Temari nachdenklich. „Aber noch kannst du nichts tun. Du wirst abwarten müssen. Außerdem glaube ich, dass er sich Mühe geben wird. Pass auf, am Ende ist es Emily, die dir Ärger macht, und gar nicht der kleine Rebell.“

„Ja, so wird es kommen“, lachte Sakura. „Emily ist so aufgeregt, dass sie heute schon nicht geschlafen hat. Ich hoffe, dass alles gut gehen wird. Die beiden werden von sich aus bestimmt nicht erzählen, woher sie kommen, doch wenn es rauskommt …“ Sakura schüttelte besorgt den Kopf. „Kinder sind grausamer, als man denken könnte. Und gerade die Reichen, die verzogen wurden nach Strich und Faden. Sie würden über Sebastian und Emily herziehen, wenn sie erfahren, dass sie aus Watts kommen.“

„Jetzt kommen sie aber aus Bel Air“, grinste Temari aufmunternd. „Wir sind jetzt alle aus Bel Air. Uns sieht niemand an, woher wir kommen. Und selbst wenn …“ Temari zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Sollen sie sich doch die Mäuler zerreißen. Unsere Nachbarn hier können kaum zu schlimm sein, wie die in New York oder Watts.“

„Stimmt“, sagte Sakura und schmunzelte. „Es sei denn, unter ihren feinen Morgenmänteln tragen sie Pistolen, und in den Zeitungen stecken Messer.“

Ein unwahrscheinlicher Gedanke.

Under the rules

Es war noch duster, wie Sakura aus dem Bett kroch und ins Bad verschwand. Sie brauchte nicht lange, um sich fertig zu machen, und es mochte noch nicht einmal sechs Uhr sei, dass sie schon in der Küche stand und Eier briet.

Sie hatte die ganze Nacht kaum ein Auge zugemacht. Ständig war sie gedanklich beim ersten Schultag der Kinder gewesen, und ebenso oft hatte sie die Lehrer wüten hören, Sebastian müsse diese Schule verlassen und dürfe nie wieder zurück. Er sei unbelehrbar, hatte der imaginäre Schulleiter gesagt, und er würde nie einen Platz finden, sollte er sich nicht ändern.

Sakura hielt das für kein gutes Omen. Sie wollte sich zwar nicht unnötig verrückt machen, aber es hing soviel von einer guten Schule ab. Sebastian bekam eine einmalige Chance, die Bel Air Privatschule zu besuchen, denn ihr Ruf war Landesweit. Er hatte die Möglichkeit, etwas aus sich machen zu können. Er durfte diese Karte nicht verspielen.

Aber Sebastian neigte dazu, auf ein schlechtes Blatt zu setzen.

Sakura stöhnte gequält, als ihr der verbrannte Geruch von Rührrei in die Nase stieg. Hastig stellte sie die Flamme runter und rettete die letzten beiden Kellen, die nicht angebrannt waren.

„Klasse“, murrte sie, warf die Pfanne in den Abwasch und nahm sich eine neue. Diesmal blieb sie konzentriert bei den Eiern und erlaubte sich erst in ihre Gedankenwelt abzudriften, wie sie das Rührei in eine Schüssel füllte. Ihr Blick glitt zur Uhr, und mit eiligen Schritten lief sie in den unüberschaubaren Vorsaal und stellte sich auf die erste Stufe der Wendeltreppe.

„Aufstehen!“, rief sie lautstark. „Sebastian, Emily! Ihr kommt zu spät!“ Sie wartete einen Moment, doch gegen ihre Erwartung erschienen nicht die beiden Kinder, sondern Sasuke. Mit morgenmuffligen Blick schleppte er sich die Treppe hinunter und sah Sakura brummig an.

„Warum kannst du die beiden nicht wecken, in dem du an ihre Türen klopfst?“, nuschelte er, streckte sich und gähnte lang gezogen. „Ich hätte noch ein paar Minuten vertragen können. Immerhin hab ich den Vormittag frei.“

„Damit du Sebastian und Emily in die Schule fahren kannst“, konterte Sakura, musste aber grinsen. „Gut geschlafen? Frühstück ist fertig.“

„Geschlafen ja, gut nein. Du hast dich ständig hin und her geworfen.“

„Entschuldige. Ich war nervös. Ich mach mir nur Sorgen.“ Sakura sah an Sasuke die Treppe hinauf. „Sebastian! Emily!“, rief sie noch einmal.

„Schon klar“, sagte Sasuke und hielt sich die Ohren zu. „Aber ob du dich sorgst oder nicht – du wirst keinen Einfluss nehmen können. Das müssen die beiden ganz alleine überstehen.“

„Vielleicht sollte ich dort bleiben“, überlegte Sakura, derweil sie Sasuke in die Küche folgte. „Nur heute, um sicherzugehen …“

Sasuke grinste unmerklich. „Sei nicht albern. Sie sind alt genug, um ihren ersten Tag alleine zu schaffen.“ Gemächlich ließ er sich am Küchentisch nieder und zog seine Kaffeetasse heran. „Sie würden sich nur schämen, wenn du ihnen nachläufst. Sie sind keine Erstklässler.“

„Aber sie kennen keine richtige Schule“, quengelte Sakura. „Was ist, wenn sich Sebastian wieder prügelt? Oder wenn Emily von einer bösen Mädchenclique terrorisiert wird? Was ist, wenn irgendetwas passiert, und sie wegrennen, und dann werden sie auf der Straße angefahren, oder jemand entführt sie und …“

„Sakura!“ Sasuke keuchte beinah. „Hör endlich auf, dich verrückt zu machen! Es wird alles ganz normal laufen. Sie werden im Klassenverband lernen, und danach kommen sie ohne blaue Augen nach Hause. Wirklich, du … übertreibst gerade.“ Er grinste und griff nach Sakuras Hand, um sie zu sich auf den Schoss zu ziehen. Sanft strich er über ihren Rücken und legte seine Arme um sie. „Du wirst sehen, dass die beiden wunderbar zurecht kommen. Sie haben ganz andere Dinge hinter sich.“

„Ich weiß ja“, seufzte Sakura und wuschelte nachdenklich durch Sasukes Haare. Dass er dabei eine mürrische Miene machte, entging ihr geflissentlich. „Aber es kann soviel schief gehen.“

„Es kann auch alles wunderbar klappen“, entgegnete Sasuke und schnappte sich Sakuras Hand, ehe sie damit beginnen konnte, ihm die Haare zu flechten. Auch gegenüber seiner Freundin wollte er ab und an seine Würde wahren, und nicht nur einmal hatte er verzweifelt die Haare entknoten müssen.

„Hmm“, meinte Sakura tonlos, als sie lautes Kindergeschrei aufschreckte. Keine Sekunde später kam Emily in die Küche gerannt. Sie weinte und warf sich Sakura in die Arme, die Sasuke dadurch unsanft in die Rippen stieß.

„Was ist denn los?“, fragte sie alarmiert. „Emily was hast du? Was ist pass…“ Sie stoppte abrupt, wie sie die große Haarbüste in ihren Haaren sah.

„Das war Sebastian!“, rief Emily zwischen ihrem Schluchzen. „Ich krieg sie nicht mehr raus, Sakura! Er hat gesagt, jetzt muss ich so zur Schule.“

„Ach komm, ich helf dir“, lächelte Sakura fürsorglich und versuchte dem Mädchen die Bürste so schonend wie möglich aus den Haaren zu holen. Emily japste ein paar Mal, und noch mehr dicke Tränen liefen über ihre geröteten Wangen.

„So, siehst du? Alles wieder in Ordnung“, sagte Sakura und nahm Emily bei der Hand. „Du brauchst nicht mehr weinen. Deine Haare sind wieder vollkommen in Ordnung.“

„Aber Sebastian macht das wieder“, beschwerte sich die Kleine. „Er hat’s gesagt. Dabei muss ich doch auch ins Bad, und er will mich nicht lassen.“

„Sebastian ist nur aufgeregt“, schlichtete Sakura. „Er will sich bestimmt fein machen, um Eindruck zu schinden.“

„Ich will auch Eindruck machen!“

„Das wirst du sowieso“, lachte Sakura. „Stimmt’s, Sasuke?“

„Hn?“ Sasuke blinzelte Sakura verdutzt an, doch auf ihren eindeutigen Blick hin nickte er mechanisch. „Natürlich“, fügte er hinzu und räusperte sich. „Vor allem die Jungs werden staunen.“

„Die Jungs?“, knurrte Sakura ihn an. „Emily kommt in die dritte Klasse. Da haben Mädchen und Jungen sich noch nicht anzugucken, oder gar zu staunen!“

„Sebastian ist auch nur zwei Klassen höher als ich“, murmelte Emily und trat unsicher von einem Bein aufs andere. „Und er will den Mädchen gefallen.“

„Das hat er gesagt?“ Sakuras Gesichtszüge wurden gefährlich. „Er soll den Lehrern gefallen, und niemand anderen. Mit dem red ich noch ein Wörtchen!“

Sasuke schmunzelte. „Er ist 10, Sakura. Es ist doch nur normal.“

„Hast du mit 10 schon den Mädchen gefallen wollen, hä?“

„Das ist lange her, aber ich kann mich erinnern …“

„Sei still“, fauchte Sakura und hielt Emily die Hände auf die Ohren. „Sie ist erst acht und muss nicht wissen, was du als Kind gemacht hast! Herrje, du musst ihr ein Beispiel sein!“

Sasuke musste sich zusammenreißen, damit er nicht zu lachen begann. Diese Vorbildsseite an Sakura war ihm neu, aber scheinbar hatte sie sich in der Nacht in vielerlei Hinsicht Gedanken gemacht.

„Dann werde ich natürlich schweigen“, presste Sasuke gerade noch so zwischen den Zähnen hervor. Er grinste Emily an, ehe er ein ernstes Gesicht machte. „Gut, du hast Sakura gehört. Keine Jungs, verstanden? Wenn ich euch nachher abhole, und ich sehe einen Jungen, der dir nachguckt, dann werde ich dafür sorgen, dass er nie wie…“

„Sasuke!“ Sakura war fassungslos, Emily hingegen konnte sich ein Grinsen ebenso wenig verkneifen.

„Entschuldige“, sagte Sasuke mit tot ernster Miene. „Keine Androhung von Gewalt, ich habe verstanden.“ Er zwinkerte Emily unbemerkt zu, als sie sich schon auf die Lippen biss, um nicht loszuprusten.

„Sehr schön“, brummte Sakura und nahm Emily mit sich. „Und jetzt reden wir vernünftig mit Sebastian und bitten ihn, dir einen Platz am Spiegel zu gewähren, hm?“

Die kleine nickte eifrig. „Und wenn er nicht hören will?“

Sakura seufzte, lächelte aber beherzt weiter. „Dann werden wir seine Haare so doll mit Gel beschmieren, dass er schreiend in sein Zimmer rennen wird.“

„Aber ist das keine Androhung von Gewalt?“, fragte Emily verwirrt.

„Nein“, sagte Sakura trocken. „Das nennt man eine förderliche, pädagogische Maßnahme bei pubertieren Bengeln, die Mädchen Bürsten in die Haare wickeln.“

„Ah“, machte Emily verstehend. „Das ist gut.“
 

„Ich will nicht“, sagte Sebastian mit fester Stimme. „Ich geh da nicht rein! Nie und nimmer!“

„Sebastian, bitte.“ Sakura war am Verzweifeln. Seit geschlagenen 10 Minuten saß sie nun mit dem Jungen im Auto und flehte ihn beinah an, endlich in die Schule zu gehen. Sie standen längst auf dem Parkplatz, doch Sebastian rührte sich nicht. Sasuke war mit Emily sogar vorgegangen, und hatte Sakura mit dem weit störerischerem Kind zurückgelassen.

„Nein!“

„Aber warum denn nicht? Du brauchst keine Angst zu haben, Seba…“

„Ich hab keine Angst!“

Sakura ließ die Schultern hängen. „Komm schon, Sebastian. Dann sag mir wenigstens den Grund?“

„Ich will nicht.“

„Argh!“ Wütend öffnete Sakura die Tür des SLK und stieg polternd aus. Nicht wenige Elternpaare drehten ihre Köpfe, um den Urheber des Lärms ausfindig zu machen. Sakura aber störte sich nicht daran. Mit klappernden Absätzen stiefelte sie über den Parkplatz, bis sie die andere Seite erreichte. Sie holte tief Luft und dann…

„SEBASTIAN HARUNO-UCHIHA!“, brüllte sie mit tobender Stimme. „WENN DU NICHT AUF DER STELLE AUS DEM VERDAMMTEN WAGEN STEIGST, WERDE ICH HIER DEN GANZEN VORMITTAG STEHEN BLEIBEN UND SCHREIEN!“

Sakura atmete tief durch. Sie war sich sehr wohl darüber bewusst, dass sie sämtliche Leute ungläubig anstarrten, doch sie richtete ihren Blick weiterhin zum Wagen und wartete.

„SEBASTIAN!“, schrie sie ein weiteres Mal aus Leibeskräften. „ICH KANN AUCH ANDERS, HAST DU MICH …“

Sakura hielt inne und grinste siegessicher, wie sich die Autotür öffnete und der Junge mit gesenkten Kopf ausstieg. Er schob sich seine Baseballkappe weit ins Gesicht und kam mit schlurfenden Schritten auf Sakura zu.

„Bist du denn total übergeschnappt?“, flüsterte er mit geröteten Wangen. „Willst du, dass ich schon am Anfang …“

„Halt deine Klappe!“, fauchte Sakura genervt. „Du wolltest ja nicht mal einen Anfang machen! Verdammt, man!“ Sakura schnappte nach Luft, damit sie sich beruhigte. Sie warf einer älteren Frau böse Blicke zu, als diese die Lippen schürzte und den Kopf schüttelte. „Man!“, wiederholte sie und wurde leiser. „Weißt du eigentlich, was für ein Glück du hast, dass du hier aufgenommen wurdest? Sebastian, ich bitte dich! Verbau dir doch dein Leben nicht! Versuch es wenigstens!“

„Mach ich doch!“, knurrte Sebastian zurück. „Aber ich hasse Schule. Ich hab kein Bock, dass mich die Lehrer wie ein kleines Kind behandeln! Ich bin nicht wie die blöden Idioten hier, ich bin viel älter!“

Sakura schnaubte finster. „Du benimmst dich gerade nicht einmal annähernd deinem Alter, Sebastian! Du benimmst dich wie ein verzogenes Kleinkind, dem man seinen Willen nimmt!“

„Weil man das hier tut!“, zischte der Junge. „Diese ganzen Vorschriften sind doch für Dummköpfe!“

„Du bist ein Dummkopf, weißt du das?“ Sakura versuchte sich wieder zu beruhigen. Sie richtete sich auf und sah zu den ankommenden Eltern, die ihre Kinder zur Schule brachten. Nicht wenige starrten noch immer zu ihnen hinüber, einige tuschelten miteinander oder zogen ihre Kinder weiter.

„Soll ich dir mal was sagen?“, fragte sie dann und fuhr sich ermattet durch die langen rosa Haare. „Ich war so gut wie nie in einer Schule, Sebastian. Mir hat nie jemanden Vorschriften gemacht. Das musste ich selbst tun, damit ich überleben konnte. Hätte ich meine Regeln gebrochen, wäre ich heute längst verreckt! Und weißt du, was ich alles dafür gegeben hätte, wenn man mir die Chance geboten hätte, eine Schule wie diese zu besuchen? Gott, alles hätte ich dafür getan! Jede beschissene Regel hätte ich eingehalten! Wie lautet die erste Regel hier?“ Sakuras Augen sahen zum Schulgebäude. „Sie lautet: Renne nicht in den Gängen. Ich hab sie gelesen. Die Regeln der Straße stehen nirgendwo.“ Sakura schüttelte abermals den Kopf. „Aber weißt du, wie sie lautet?“

„Nein“, sagte Sebastian bockig. „Lass dich nicht auf krumme Geschäfte ein?“

Sakura lachte leise. „Sie lautet: Vertraue niemanden. Welche Regel gefällt dir mehr?“

Sebastian verzog das Gesicht, sagte aber nichts.

„Vertraust du mir?“

Wieder blieb Sebastian stumm, sah aber geknickt zu Boden.

„Es ist deine Sache“, meinte Sakura traurig. „Ich kann dich zu nichts zwingen. Ich gehe jetzt zu Emily. Entscheide selbst, was das Beste für dich ist. Wenn du hier leben möchtest, dann wirst du dich den Regeln unterordnen müssen. Wenn du auf der Straße leben willst, dann musst du ihre Regeln lernen.“ Sie wandte sich zum Gehen. „Hier leben, oder auf der Straße verrecken. Etwas anderes tut man dort nicht, auch wenn du glaubst, dass dort die Freiheit auf dich wartet. Ich habe sie kennen gelernt, diese Freiheit, Sebastian. Aber ich habe mich gegen sie entschieden, um zu leben.“
 

„Es ist so prima“, schwärmte Emily, kaum dass Sakura in ihren Klassenraum kam. „Es ist so toll!“

„Schön, dass es dir gefällt.“

„Da, siehst du? Da sitz ich, guck!“ Emily griff Sakuras Hand und zog sie zu ihrer Bank. „Das ist Anna-Maria. Siehst du, Anna-Maria, dass ist jetzt meine Mum.“ Die Kleine strahlte über das ganze Gesicht und hielt Sakura fest, als wäre sie ihre Ausstellungspuppe. „Sie wollte nämlich nicht glauben, dass du erst 23 geworden bist. Ihre Schwester ist genauso alt.“

„Ach so?“, sagte Sakura und lächelte. „Na, es freut mich dich kennen zu lernen, Anna-Maria.“

„Mich auch“, sagte das blonde Mädchen schüchtern.

„Und das ist Mika.“ Emily zog Sakura zu einem Jungen, der sie breit angrinste.

„Hey!“, sagte er vorlaut. „Ich bin Mika, und ich werde Emilys Freund.“

„Emilys Freund?“, wiederholte Sakura mit schiefem Lächeln. Sie wollte schon zu einer beschwinglichen Rede ansetzen, als Sasuke hinter ihr auftauchte und sich räupernd bemerkbar machte.

„Ja, schon gut“, murmelte Sakura, lächelte übertrieben und ließ sich von Sasuke zur Tür des Klassenzimmers bringen.

„Was ist mit Sebastian?“, fragte er, wie sie ungestört waren.

Sakura zuckte mit den Schultern. „Mal sehen. Er hadert mit sich. Es hängt an ihm.“

„Zumindest hast du ihn aus dem Auto bekommen“, sagte Sasuke und lehnte sich gähnend gegen den Türrahmen. „Emilys Klasse kennt dich jetzt von deiner freundlichsten Seite.“ Er grinste, wie Sakura fast die Augen heraustraten. „Und jede andere Klasse vermutlich auch“, konnte er sich nicht verkneifen.

„Super“, brummte Sakura. „Ein angenehmer Start.“

„Die Kinder hat es beeindruckt. Vor allem die Jungs hat es die Sprache verschlagen. Ich glaube, sie haben in ihrem ganzen Leben noch keine Frau gehört, die derart laut werden kann. Ich befürchte, einige haben sich in die Hose gemacht.“

„Mach dich nur lustig.“ Sakura verschränkte die Arme, als sie eine fein gekleidete Frau mittleren Alters die Gänge entlang laufen sah. „Ist das Mrs. Abigail?“

„Sieht so aus.“ Sasuke stieß sich von der Tür ab und trat zur Seite, wie die Lehrerin hereingestürmt kam.

„Guten Morgen“, sagte sie mit dünnen Lippen. „Miss Haruno, Mr. Uchiha.“ Sie nickte leicht, ehe sie zum Lehrerpult schritt.

„Sie hat mich auch gehört“, wisperte Sakura unbehaglich. „Oh je …“

Sasuke nickte ernst, obwohl er sich innerlich vor Belustigung kugelte.

„Geht ihr jetzt?“, fragte Emily, als sie sich noch einmal an Sakura klammerte. „Könnt ihr noch etwas bleiben?“

„Der Unterricht fängt gleich an“, sagte Sakura sanft. „Aber wir holen dich nachher ab, hm?“

„Ist das lange bis dahin?“ In Emilys Augen sammelten sich die Tränen. „Kann ich nicht …“

„Aber Emily“, sagte Sakura bestürzt und kniete sich zu dem Mädchen hinunter. „Fürchtest du dich etwa vor Anna-Maria?“

„Nein, aber …“

„Dann vor Mike?“

Emily schüttelte den Kopf.

„In den Pausen kannst du eine ganze Menge mit ihnen reden. Und spielen. Ich habe den Spielplatz gesehen, der ist gewaltig.“

„Wirklich?“

Sakura nickte. „Ich bin ganz neidisch, dass ich nicht hier bleiben darf. Aber dafür bin ich zu alt.“

„Du bist nicht alt!“

„Für den Spielplatz schon.“ Sakura lachte leise. „Und es macht bestimmt mehr Spaß mit Anna-Maria und Mike zu spielen, als mit einem Spielmuffel wie mir, oder? Ich würde nur an der Seite stehen, und du müsstest dann die ganze Zeit bei mir bleiben.“

„Das würde mir nichts ausmachen“, sagte Emily sofort. „Ich muss nicht spielen.“

„Aber das wäre sicher lustig, glaub mir. Und außerdem …“ Sakura beugte sich zu der Kleinen, damit nur sie sie hören konnte. „Musst du doch ein Auge auf Sebastian haben. Er ist nachher bestimmt auch auf dem Pausenhof. Tust mir einen Gefallen? Guck, dass er keinen Blödsinn macht. Aber lass dich dabei nicht von ihm erwischen. Tu’s ganz heimlich, nur immer ein bisschen hingucken, wenn er weg sieht. Der heckt bestimmt was aus.“

„Glaubst du?“

„Na, wir kennen unseren Sebastian doch. Der macht doch immer Blödsinn, was?“

„Stimmt“, sagte Emily ganz angetan von ihrer Aufgabe. „Dann pass ich auf, dass er sich nicht wieder prügelt.“

„Aber misch dich nicht ein“, sagte Sakura ein wenig strenger. „Falls etwas ist, reicht es, wenn du es mir später sagst. Er darf ja nicht wissen, dass du mein Spion bist.“

„Mach ich!“ Emily strahlte über das ganze Gesicht.

Sakura nickte schmunzelnd und erhob sich. „Dann halt dich an deinen Auftrag, Agentin Emily!“

„Ay, Sir!“ Die kleine drückte Sakuras Hand, ehe sie sich umwandte und zu ihrem Platz marschierte.

„Und wieder habe ich erfolgreich Erziehung praktiziert“, flüsterte Sakura, wie sie sich Sasuke zuwandte. „Soll mal einer sagen, ich wäre unfähig!“

„Wer sagt das denn?“, fragte Sasuke ernst. Er nickte der Lehrerin kurz zu, wie er mit Sakura den Klassenraum verließ.

„Bisher niemand. Aber sie denken es alle. Du hättest die anderen Leute auf dem Parkplatz sehen müssen. Es wundert mich, dass niemand den Sicherheitsdienst gerufen hat.“

„Stimmt“, sagte Sasuke unverfroren. „Das hat mich auch gewundert. Vermutlich hatten sie zu große Angst.“

„Du bist auch ein Blödmann.“ Sakura lachte, wie sie plötzlich stoppte und in einen anderen Klassenraum schielte. Sie lächelte in sich hinein und lief eilends weiter. „Aber diese zugeknöpften Menschen hin oder her – am Ende hatte ich Erfolg!“

Sasuke grinste, als er den Blick von Sebastian nahm, der sich eben an einen Tisch gesetzt hatte. Dann seufzte er jedoch erleichtert und verließ mit Sakura die Schule.

Exaggeration?

„Ich kann nicht mehr“, stöhnte Sakura und schob den Teller von sich. Sie nahm einen kräftigen Schluck Kaffee und stieß leise auf. „Himmel, ich muss mich gleich …“ Sie verkniff sich die Ausführungen über ihren rebellierenden Magen. Stattdessen lehnte sie sich weit nach hinten und streckte sich genüsslich. „Erinnerst du dich, dass wir in der Presse erwähnt wurden?“, fragte sie Sasuke, der ihr gegenüber in dem gemütlichen Cafe saß. „Irgendwo lauert sicher schon einer, der nur darauf wartet, dass ich mich undamenhaft benehme.“

Sasuke grinste und blickte Sakura über seine Zeitung hinweg an. „Das sehen wir morgen. Es werden interessante Schlagzeilen werden. Erst deine Erziehungsmaßnahme auf dem Schulhof, und danach das Recken und Strecken in einem öffentlichen Lokal.“

„Ich recke mich ja gar nicht“, schmollte Sakura und setzte sich aufrecht. Umsichtig schaute sie sich um, als würde sie irgendwo einen verdeckten Journalisten erwarten.

„Du kannst dich benehmen, wie du möchtest Sakura. Uns interessiert nicht, was die Presse schreibt.“

„Benehme ich mich wirklich so schlimm?“ Sakura war durch Sasukes Aussage nicht gerade erleichtert.

„Du benimmst dich, wie du dich benimmst“, gab er undeutlich zurück. Sakura warf ihm einen fragenden Blick zu, so dass Sasuke seufzte und seine Zeitung faltete. „Ich meine damit, dass du dich nicht verstellst.“ Er seufzte abermals. „Das brauchst du auch nicht“, fügte er noch hinzu, wie Sakura die Stirn runzelte. „Es geht niemanden etwas an, wie wir uns verhalten.“

„Hmm“, machte Sakura und klang alles andere, als einsichtig. „Aber glaubst du, dass es dem Ruf eurer Firma schaden könnte?“

„Nein, bestimmt nicht“, sagte Sasuke ernst.

„Aber deinem Ruf, oder?“

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Möglich, dass da irgendwas kommen könnte. Ich hab mich aber noch nie damit befasst, Sakura. Es interessiert mich in keinsterweise, was die Leute denken oder sagen.“

„Hmm“, kam es wieder seitens Sakura. Sie langte nach ihrer Kaffeetasse und nippte nachdenklich. „Was ist mit den Kindern?“

„Was sollte mit ihnen sein?“

„Reporter könnten ihnen auflauern, zum Beispiel. Sie könnten unschöne Dinge ans Licht bringen wollen.“

Sasuke lachte unerwartet. „Sakura, wir sind keine …“ Er ließ eine kleine Pause und grinste überdeutlich. „… Popstars. Die Presse behelligt uns nur, wenn sie glaubt, damit der Firma schaden zu können. Weder deine Vergangenheit, noch die der Kinder könnten das veranlassen. Würdest du natürlich bestimmte Technologien an unsere Konkurrenz weitergeben, wäre das etwas anderes. Aber verstehst du, was ich damit sagen will?“

Sakura nickte und wirkte beruhigt.

„Siehst du?“ Sasuke klappte seine Zeitung wieder auf und widmete sich dem Wirtschaftsteil. „Aber du solltest Holly sagen, dass sie sich mit der Presse vorsehen muss.“ Er grinste nochmals, obwohl er längst vertieft in einen Artikel schien.

„Holly weiß das“, meinte Sakura und schmunzelte in ihre Tasse. „Und ihre Vergangenheit ist so rein, wie eine weiße Weste.“

„Was ist eigentlich mit diesen Transport-Idioten?“, lenkte Sasuke das Thema um. „Wolltet ihr euch nicht letzte Woche treffen?“

„Es klappt erst diese Woche. Mittwochnachmittag.“

„Soll ich dich begleiten?“, fragte Sasuke ganz nebenbei.

„Damit in der Zeitung steht, dass der Uchihaerbe seine Freundin mit einer anderen betrügt? Die Schlagzeilen würde ich gern mal sehen. Oder dein Vater …“, sagte Sakura kopfschüttelnd. „Ich möchte gar nicht wissen, was er denken würde. Genau wie deine Mum.“

„Ich könnte mir auch eine Perücke aufsetzen“, scherzte Sasuke.

„Du könntest mir auch einfach vertrauen?“, schlug Sakura vor.

„Könnte ich, ja … Aber diesen Idioten vertraue ich deswegen noch lange nicht.“

Sakura verzog den Mund und sah Sasuke knurrig an. „Wirklich, du übertreibst! Außerdem ist Temari auch dabei, und Kakashi vielleicht auch.“

„Ah, Kakashi …“

„Argh!“ Sakura verschränkte die Arme, denn am liebsten hätte sie jetzt auf den Tisch gehauen. Allerdings fürchtete sie, hinter der immergrünen Palme könnte ein Journalist hocken, der nur darauf wartete. Wieder sah sie sich unbehaglich um, ehe sie Sasuke mit finsterem Blick fixierte. „Du benimmst dich unmöglich, weißt du das?“

Sasuke grinste kaum merklich, doch zu einer Antwort ließ er sich an diesem Morgen nicht mehr hinreißen.
 

Später fuhr Sakura mit zu Sasuke in die Firma. Sie fühlte sich viel zu nervös, um alleine zu Hause zu hocken. Zudem wollte sie sich endlich mit ihrer Bewerbung für das Nachholen ihres Schulabschlusses befassen, und in Sasukes Büro hatte sie dazu die nötige Ruhe.

„Ist dir eigentlich klar“, sagte Sakura, wie sie neben ihrem Freund her lief. „Dass wir uns bald um Geschenke kümmern müssen?“

„Geschenke?“, fragte Sasuke, als sie auf den Aufzug warteten.

„Na ich meine Kleinigkeiten wie bunte Eier und so was.“

„Zu was?“

„Ostern?“, fragte Sakura verwirrt. „In zwei Wochen ist es schon. Und ich hätte Sebastian und Emily gern eine Freude gemacht, weil es ihr erstes Ostern mit uns ist.“

Sasuke nickte, wie sich die Fahrstuhltür öffnete und sie hinein traten. „Wir könnten nach New York fliegen“, überlegte er.

„New York?“, fragte Sakura verständnislos. „Warum nach New York?“

„Dort gibt’s die Ostern-Parade auf der 5th Avenue. Hast du noch nie die bunt geschmückten Wagen gesehen, die dort lang fahren?“

„Stimmt“, erinnerte sich Sakura. „Wir haben das immer genutzt und Essen geklaut.“

„Wir können natürlich auch woanders hin“, meinte Sasuke, der seinen Vorschlag lieber zurückgenommen hätte. Er hatte nicht daran gedacht, dass Sakura dort auf der Straße gelebt hatte, bis sie hier her kam.

„Ach was“, sagte sie jedoch. „Zumindest könnten wir die beiden fragen, ob sie darauf Lust hätten.“

„Oh, Moment“, sagte plötzlich eine Frauenstimme, wie sich schon die Tür schließen wollte.

Sakura drückte einen Knopf, damit der Fahrstuhl erneut aufging, doch hatte sie wohl bemerkt, wie Sasuke sie noch aufhalten wollte. Fragend sah sie ihn an, als die Frau hinein stakste und breit grinste.

„Mr. Uchiha!“, rief sie erfreut und schloss die Tür. „Ich habe sie lange nicht mehr gesehen.“

„Karin“, sagte Sasuke knapp und mit hörbarem Desinteresse.

„Wie geht es ihnen?“

„Gut“, brummte Sasuke nur.

Sakura blinzelte verdutzt, und unmerklich sah sie sich die Rothaarige genauer an. Ein kleiner Funke Eifersucht sprühte, wie sie den Blick der Frau bemerkte, der Sasuke eindeutig zu ihrer Beute deklariert hatte.

„Sakura“, holte Sasuke sie aus den Gedanken. Er nickte zu der anderen. „Das ist Karin, die Sekretärin meines Vaters.“

„Oh, Mrs. Haruno, nicht wahr?“ Karin lächelte charmant und reichte Sakura die Hand. „Ich bin erfreut, ich habe schon eine Menge über sie gehört.“

„Tatsächlich?“, fragte Sakura verwundert.

Karin nickte großzügig. „Mr. Uchiha Senior ist ganz angetan. Er redet nur in höchsten Tönen von ihnen.“

Sakura verkniff es sich, einen Kommentar abzugeben. Sie lächelte, und kaum, dass der Fahrstuhl sein Ziel erreichte, eilte sie hinaus. „Hat mich gefreut“, verabschiedete sie sich von Karin.

„Mich erst.“

Dann schloss sich die Tür und Sakura atmete auf. „Sie ist seltsam.“

„Seltsam?“, fragte Sasuke grinsend. „Sie ist die Pest.“

„Oder so. Ich mag sie nicht. Sie kam mir so … falsch vor.“

„Das ist sie auch.“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Aber vergessen wir Karin. Hast du deine Bewerbung überhaupt dabei?“

„Klar. Ich hab sogar schon ein paar Dinge geschrieben. Die wollen unmenschlich viele Sachen beantwortet haben. Eigentlich finde ich das sehr unverschämt.“

Sasuke nickte, wie er sein Büro aufschloss und Sakura eintreten ließ. Unachtsam schmiss sie ihre Sachen auf die Garderobe und sich selbst auf die bequeme Ledercouch in der Konferenzecke.

„Ich könnte jetzt ein Schläfchen gebrauchen“, sagte sie und gähnte herzhaft. „Vielleicht sollte ich damit beginnen?“

„Hol deine Unterlagen raus, Sakura. Schieb es nicht ewig vor dir her.“ Sasuke warf einen genervten Blick auf seine Akten, die er heute bearbeiten musste. Vor einer Woche hatte er damit schon fertig sein wollen, doch zog es sich immer mehr in die Länge. Dabei war die Ausarbeitung neuer Verträge wichtig, und sein Vater knurrte ihn mindestens einmal täglich an, wann er denn wohl fertig sei.

„Hast du viel zu tun?“, wollte Sakura wissen, als sie zu ihm an den Schreibtisch kam. Sie zog sich einen Stuhl heran und legte die Stirn in Falten. „Sieht ja heftig aus. Wozu sind die?“ Sie hob eines der Dokumente an, und Sasukes Augen weiteten sich. Er schluckte, ehe er es ihr vorsichtig aus der Hand nahm.

„Das ist ein Vertrag zwischen Uchiha Industries und einer anderen Herstellungsfirma“, sagte er erleichtert, wie er die Akte zurück hatte. Dafür hatte er 30 Arbeitsstunden gesessen, und Sakura besaß bei Weitem das Talent, es durch ein Missgeschick ruinieren zu können. Er musste sich nur erinnern, wie oft sie Kaffee vergoss, und ihm wurde ganz anders zu Mute.

„Was stellt ihr denn her?“, fragte Sakura ahnungslos.

„Was wir herstellen?“ Sasuke ließ sich auf seinen Sessel fallen und grinste ungläubig. „Das weißt du nicht?“

„Nicht wirklich“, gab sie zu. „Irgendwas mit Computer?“

„Ja“, lachte Sasuke. „So in etwa. Uchiha Industries stellt Mikrochips her, Sakura. Das habe ich bestimmt schon mal erwähnt.“

„Möglich. Und was machst du genau?“

„All das, worauf Vater keine Lust mehr hat“, schnaubte Sasuke. „Ich darf mich mit unseren Geschäftspartnern rumärgern, oder Verträge mit Käufern abschließen.“

„Und was macht dein Vater?“

„Er surft im Internet und trinkt Kaffee.“

Sakura musste grinsen. „Er wälzt alles auf dich ab?“

„So in etwa. Aber der Vorteil ist, dass ich bei Übernahme der Firma bereits mit allem vertraut bin.“

Sakura nickte verstehend. „Was ist eigentlich mit … naja mit Itachi und Fugaku?“

„Nichts“, sagte Sasuke und klang ungewollt kalt. Er ordnete die Zettelwirtschaft auf seinem Schreibtisch und schien nichts weiter erklären zu wollen.

„Aber warum …“

„Du musst Itachi fragen, Sakura. Ich hab mit dem Krach der beiden nichts zu tun.“

„Ach so?“ Sakura zog eine beleidigte Schnute. Sie hasste es, wenn Sasuke ihr auswich. „Ich dachte immer, Fugaku sei dein Vater. Aber stimmt, Itachi war ja auch nicht dein Bruder, oder?“

„Hör auf damit, Sakura. Ich will mich da nicht einmischen, und ich habe auch kein Interesse, was diesen Konflikt angeht.“

„Du sollst dich auch nicht einmischen, sondern es mir nur erklären. Ich wusste lediglich von Temari, dass die beiden nichts mehr miteinander zu tun haben, und ich versteh nicht …“

„Du musst dich da auch nicht einmischen“, sagte Sasuke fest.

„Gut, ich hab verstanden“, zischte Sakura, stand auf und ging hinüber zur Couch. Sie schnappte sich ihre Bewerbung und begann ziellos mit den Fragen.

„Warte doch, bis ich hier fertig bin“, brummte Sasuke, doch Sakura ignorierte ihn geflissentlich. „Sakura!“

„Ich bin eingeschnappt, falls du es nicht bemerkt hast“, sagte sie barsch. „Ich will jetzt nicht mit dir reden!“

„Dann hör wenigstens auf, da irgendwas hinzuschreiben. Die Bewerbung ist wichtig.“

„Nein, mich nicht wie einen Angestellten zu behandeln, ist wichtig, Sasuke. Denn wenn du mich auf diese Weise anknurrst, werde ich bockig. Und wenn ich bockig bin, dann mache ich für gewöhnlich unkontrollierte Dinge. Und wenn dabei so was rauskommt …“ Sie zeigte ihr Deckblatt hoch, auf dem ein fett gezeichneter Elefant zu sehen war. „Dann verhau ich mir diese Abschlusssache, und das alles nur, weil mich jemand wie ’ne Bürokraft abgefertigt hat, von dem ich nicht wie eine Bürokraft abgefertigt werden will!“

„Du übertreibst, Sakura“, sagte Sasuke uneinsichtig.

„Okay, dann übertreib ich eben.“ Sakura sammelte die losen Blätter ein und ging zur Garderobe.

„Was machst du jetzt?“

„Übertreiben“, war ihre schlichte Antwort. „Deswegen geh ich jetzt nach Hause. Ich lass mich nachher mit dem Taxi zur Schule fahren. Vergiss nicht, dass Sebastian und Emily heute um drei Schluss haben.“

„Musst du jetzt wirklich so ein Theater machen?“ Sasuke war aufgestanden, doch Sakura nickte lediglich und verschwand, noch ehe er etwas sagen konnte. Genervt fuhr er sich durch die Haare und griff nach seiner Jacke. Er sah jedoch noch einmal zu dem mächtigen Papierstapel auf seinem Schreibtisch, kehrte um und ging an die lästige Arbeit.
 

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Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten!!!

Problems

Sakura fühlte sich mies, wie sie zu Hause unter die Dusche ging und noch einmal über die letzte Stunde nachdachte. Es mochte kein wirklicher Streit gewesen sein, aber dennoch hatte sie ein schlechtes Gewissen. Sie fand zwar nicht, dass sie im Unrecht gewesen war, doch ihre Art sich einfach aus dem Staub zu machen, war nicht besonders erwachsen gewesen.

Sasuke musste sie doch für eine unerzogene Zicke halten!

Genervt drehte Sakura das Wasser aus, trocknete sich ab und schlüpfte in frische Sachen. Sie wusste nichts mit sich anzufangen, denn eigentlich hatte sie bis zum Nachmittag an der Bewerbung sitzen wollen. Zusammen mit Sasuke …

Eigentlich war Sakura niemand, der klammerte. Sasuke arbeitete viel, und für gewöhnlich störte es sie nicht. Umso mehr freute sie sich auf die Zeit, in der sie zusammen waren. Nun aber, wo es zwischen ihnen diese Differenz gab, kam sie sich einsam vor. Viel einsamer als sonst irgendwann, und ihr wurde klar, wie sehr sie doch an Sasuke hing.

Mürrisch brühte sie sich einen Kaffee auf und versuchte ihre Schuldgefühle zu unterdrücken. Es stimmte doch, dass Sasuke sie vorhin abgefertigt hatte! Warum konnte er nicht ehrlich mit ihr reden? Sie erzählte ihm so viel von sich, und das waren auch nie die angenehmsten Dinge.

Über alles sprach aber auch sie nicht mit ihm.

Sakura plagte das Gewissen, das sie meist zu verdrängen wusste. In den ganzen letzten Wochen war sie seinen Fragen bezüglich Florida ausgewichen, und trotzdem war er nie aufdringlich geworden oder hatte weitergebohrt, wenn sie dagegen hielt. Hatte er kein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren? Er wäre heute nicht nur der Adoptivvater von Emily und Sebastian. Er hätte ein leibliches Kind. Vielleicht einen Sohn, oder aber eine Tochter.

Doch wie würde er reagieren?

Sakura hatte oft versucht, sich diese Situation vorzustellen.

Manchmal hatte sie Angst, dass er ausrasten würde. Dass er sie beschimpfte, Schuld an dem Tod des ungeborenen Kindes zu sein. Sie hätten einen anderen Weg finden müssen; einen, der keiner Seele das Leben gekostet hätte, mochte sie auch noch so jung sein.

Als sie damals zu einem Arzt musste, und sie von der Schwangerschaft erfuhr, da hatte das Herz schon geschlagen. Seit der Fehlgeburt hatte sie Nacht für Nacht von dem kleinen Wesen geträumt, um immer hatte sie das zarte Herzchen pochen hören.

Sakura fuhr sich übers Gesicht, wie sie die Tränen auf ihren Wangen spürte. Sie schluchzte leise, doch dann atmete sie tief durch. Es brachte nichts, sich jetzt den traurigen Gefühlen hinzugeben. Oft genug hatte sie im Krankenhaus geweint, und auch später hatte es nicht aufhören wollen. Erst, seitdem sie wieder zurück in Kalifornien war, bei Sasuke, waren die Tränen der Nacht versiegt.

Aber trotz allem glaubte sie noch immer nicht genug geweint zu haben für das kleine Herz, dessen Leben endete, bevor es beginnen konnte.
 

Sakura hatte erst überlegt, zu Temari zu gehen. Dann aber entschied sie sich für einen Spaziergang, um ihre aufgewühlten Nerven zu beruhigen. Sie zog sich gerade ihre Jacke über, als es an der Tür klingelte. Zuerst überlegte sie, nicht zu öffnen, doch dann lief sie durch den Flur und sah durch den Türspion. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.

„Hey“, sagte sie, wie sie öffnete, und eine breit grinsende Blondine vor sich hatte.

„Na, ausgeschlafen?“ Temari hielt eine Tüte hoch. „Ich hab Kuchen mitgebracht. Hunger?“

Sakura nickte. „Klar. Und was heißt hier ausgeschlafen? Ich bin seit Stunden auf den Beinen.“

„Ah, die Kinder sind also in der Schule?“ Temari spitzte die Ohren. „Es ist auch verdächtig leise. Gabs schon Anrufe und Beschwerden?“

„Bisher scheint alles ruhig zu sein.“ Sakura folgte Temari ins Wohnzimmer. Sie holte Gläser aus der Anbauwand und setzte sich zu ihrer Freundin auf die Couch. „Was hast du bisher gemacht?“

„Geschlafen“, war Temaris einfache Antwort. „Und vorhin ein bisschen eingekauft. Wolltest du eben weg?“

„Ich?“

„Du warst so schnell an der Tür.“

„Ach so. Ich wollte eigentlich nur ein bisschen spazieren.“ Sakura füllte die Gläser und griff nach den mitgebrachten Muffins. „Mir war langweilig.“

„Spazieren?“ Temari begann unheilvoll zu grinsen. „Hast du was ausgefressen?“

„Wie?“

„Na ob du irgendwas angestellt hast? Komm schon, Sakura, ehe du freiwillig spazieren gehst, nur weil dir langweilig ist? Was ist los?“

„Nichts!“, sagte Sakura heftiger als gewollt. Sie sah, wie sich Temaris Stirn in Falten legte und ihre Mundwinkel erneut zuckten. „Nichts Wichtiges zumindest.“

„Das lass mal mich entscheiden. Na los, sag schon. Hat doch jemand von der Schule angerufen?“

„Nein“, schnaufte Sakura.

„Dann diese Frau Mutter?“

„Auch nicht.“

„Wer dann?“

Sakura seufzte und biss in den Muffin. „Sasuke.“

„Sasuke hat angerufen?“

„Nee, ich meine … Sasuke und ich haben uns … naja so was wie gestritten. Ach keine Ahnung. Ist auch nicht so …“

„Ihr habt euch gestritten?“ Temari grinste. „Das ich das noch erleben darf! Man, wurde ja auch mal Zeit! Immer nur dieses romantische Geschmachte …“ Sie schüttelte amüsiert den Kopf. „Das gehört doch dazu, Saku. Deswegen hängst du gleich so durch? Um was ging es?“

„Um Itachi“, gab Sakura zu, die die Belustigung ihrer Freundin nicht teilen konnte. „Und um seinen Vater. Ich hatte Sasuke danach gefragt, aber er hat mir keine Antwort gegeben. Also bin ich gegangen …“

„Das war euer Streit? Sind wenigstens die Fetzen geflogen?“

„Temari!“

„Schon gut. Aber ehrlich, Saku, das ist doch nicht weiter schlimm, oder? Ich meine, ihr könnt das doch nachher in aller Ruhe klären!“

„Hmm“, machte Sakura missmutig und kaute auf dem kleinen Kuchen. „Streitest du dich mit Itachi auch manchmal?“

Temari öffnete gleich den Mund, hielt dann aber inne und überlegte. „Naja … wir haben … wir werden auch mal lauter und …“ Sie grinste entschuldigend. „Nein, eigentlich nicht. Aber das kannst du auch nicht vergleichen, Sakura. Itachi und ich wohnen noch nicht lange zusammen, und wir führen keine so enge Beziehung. Es gibt keine Kinder, und jeder von uns kann seinen Weg gehen.“

„Seid ihr euch noch immer nicht darüber klar, wie es mit euch weitergehen soll?“ Sakura sah ihre beste Freundin fragend an. Temari und Itachi verstanden sich so wunderbar, und beide liebten den anderen. Woran hing es, dass sie noch immer nicht zueinander gefunden hatten, wie es sich gehörte?

„Nicht so ganz, aber im Moment ist das in Ordnung“, antwortete Temari lächelnd. „Itachi hat viel zu tun, und ich glaube, es läuft zurzeit nicht besonders bei ihm. Er hat vor kurzen einen ziemlich großen Fisch verloren, der zu einem bekannteren Plattenlabel gewechselt ist. Er sagt, dass es nicht einfach ist, wenn man ein unabhängiges Label hat und nicht zu den Großen wie Sony und EMI gehört.“

„Aber es wird doch wieder, oder?“, fragte Sakura bang. „Könnten wir nicht irgendwas machen?“

Temari schüttelte bedrückt den Kopf. „Leider nicht. Ich hab mir auch schon Gedanken gemacht, aber es hat keinen Sinn. Unser Vertrag bei Mayhew Records läuft bis Ende des Jahres. Wenn wir Itachi helfen würden, hätten wir eine Menge Probleme.“

„Würde uns das hindern?“, grinste Sakura.

„Es würde Itachi hindern. Er kennt die Verträge zwischen Plattenfirma und Musiker. Er weiß, dass wir Ärger am Hals hätten. Du weißt, wie er ist.“

„Ja“, brummte Sakura. „So übertrieben Stolz wie ein Uchiha. Dann können wir gar nichts tun?“

Temari zuckte mit den Schultern. „Es sieht nicht so aus. Aber ich werd mir was einfallen lassen. Vielleicht kriegen wir es bewerkstelligt, dass einer seine Musiker auf dem Benefizkonzert auftritt. Vielleicht …“ Temari runzelte nachdenklich die Stirn und überlegte angestrengt. „Vielleicht mit uns.“

„Special Transport tritt mit uns auf, Temari. Das können wir nicht mehr ändern lassen.“

„Ja, schon.“ Seufzend stopfte sich die junge Frau ein weiteren Muffin in den Mund. „Aber es könnte noch jemand mitsingen. Das wäre doch möglich.“

Sakura nickte überrascht. „Stimmt! Wir müssten nur Kakashi fragen. Und Itachi natürlich …“

„Das wird auch so eine Sache werden. Ich wette mit dir, dass er sich sträubt. Wahrscheinlich sträubt er sich jetzt schon, obwohl er noch gar nichts davon weiß.“

„Ich glaub auch“, sagte Sakura und grinste. „Aber du kriegst das hin! Ich telefoniere nachher mit Kakashi, du sprichst mit Mr. Stolz-vom-Dienst und wenn wir uns mit den Sängern von Special Transport treffen, reden wir mit ihnen.“

„Die Idioten werden sicher was dagegen haben“, knurrte Temari gleich.

„Nicht, wenn Itachi uns eine hübsche Sängerin vorbeischickt“, gab Sakura zurück und sah dabei flüchtig zur Uhr. „Na toll, ich muss gleich los …“

„Los? Die Kinder abholen?“

„Ja, ich hab Sasuke gesagt, dass wir uns an der Schule treffen. Ich will hinlaufen, also brauch ich ’ne Weile.“

„Laufen?“ Temari lachte. „Du bist doch ganz außer Übung.“

Sakura zog die Augenbraue hoch und blickte Temari beleidigt an. „Das kannst du vergessen. Ich bin nach wie vor in Form!“

„Vom vielen Autofahren, oder was?“

„Halt die Klappe!“ Sakura erhob sich und griff nach dem letzten Muffin. „Übrigens haben Sasuke und ich überlegt, Ostern nach New York zu fliegen. Dort gibt es schöne Paraden zum Feiertag. Die Kinder würden sich sicher freuen.“

„New York?“, fragte Temari skeptisch. „Meinst du, das ist eine gute Idee? Es ist nicht mehr Teil deines Lebens, Saku. Sicher, dass du das machen willst?“

„New York wird immer ein Teil meines Lebens sein“, gab Sakura zurück.

„Willst du ein paar der alten Leute suchen?“

„Nein“, sagte Sakura schnell.

„Und wenn dich die Leute finden?“

„Ach was“, meinte Sakura und griff nach ihrer Tasche, ehe sie mit Temari in den Vorsaal ging. „New York ist riesig. Wie hoch ist die Wahrscheinlich, dass ich jemanden von früher treffe? Ziemlich gering, würde ich sagen.“

„Aber sie ist da“, sagte Temari zweifelnd und warf sich ihre Jacke über. Ihr Handy klingelte im gleichen Moment, wie sie zur Tür ging. „Itachi … Reden wir später noch mal drüber, okay? Mach dir einen schönen Tag, und vertrag dich wieder mit Sasuke, klar?“

„Sicher.“ Sakura lächelte matt. „Bestell Itachi schöne Grüße.“

„Mach ich. So selten, wie du ihn ja auch siehst …“ Sie grinste breit, als sie schon die Eingangstreppe hinunter lief. „Immerhin wohnen wir ja kilometerweit weg!“ Temari stieg quer über den Trennzaun, winkte Sakura noch einmal zu und verschwand in ihrem eigenen Heim.

Sakura grinste nur, bevor sie sich ihre eigene Jacke holte und mit trüben Gedanken das Haus verließ.



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Von: abgemeldet
2020-07-23T11:58:18+00:00 23.07.2020 13:58
Oh man, ICH LIEBE ES EINFACH!
Wann willst du weiter schreiben?
💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝💝LG Hayaku_chan
Von:  Neko-chan04
2016-07-27T18:11:06+00:00 27.07.2016 20:11
Hammer Kapitel
Machst du die Story irgendwann wieder weiter
Würde mich darüber freuen
Von:  Silversky96
2013-05-19T16:25:25+00:00 19.05.2013 18:25
Hey,

Ich kann mich da den anderen Kommischreibern nur anschließen, deine FFs - nicht nur diese, sondern auch alle anderen - sind so unglaublich klasse, dass ich gar nicht mehr aufhören kann zu lesen, auch wenn ich sie schon mehrmals gelesen hab und weiß wie sie endet. Dabei ist es so schade, dass du diese hier und ein paar andere nicht fertiggeschrieben hast und ich würde mir so wünschen, dass du es irgendwann vllt doch noch machen wirst. Ich bin mir sicher, dass das nicht nur mir unglaublich gefallen würde (:

LG ^^
Von:  Girly
2013-04-25T19:52:56+00:00 25.04.2013 21:52
Also sehr gelungene Story bis jetzt^^
Ich stimme den anderen zu diese FF muss beendet werden
Ich hoffe du schreibst weiter
Antwort von:  Saya_Takahashi
26.04.2013 12:20
Ich versuche es!!!! lol
Von:  brinix01
2013-02-09T16:11:24+00:00 09.02.2013 17:11
Du musst diese FF unbedingt beenden! *o*
Ich habe beide Teile in den letzten beiden Tagen gelesen und ich kam einfach nicht weg von ihr. Das ist so gut geschrieben alles, ab und an habe ich das gefühl das ich mitten im Geschehen stehe und alles direkt mit erlebe.
Oh bitte schreibe weiter, ich würde mich echt riesig freuen! :)
Liebe Grüße, Brini
Von:  brinix01
2013-02-09T16:11:24+00:00 09.02.2013 17:11
Du musst diese FF unbedingt beenden! *o*
Ich habe beide Teile in den letzten beiden Tagen gelesen und ich kam einfach nicht weg von ihr. Das ist so gut geschrieben alles, ab und an habe ich das gefühl das ich mitten im Geschehen stehe und alles direkt mit erlebe.
Oh bitte schreibe weiter, ich würde mich echt riesig freuen! :)
Liebe Grüße, Brini
Von:  brinix01
2013-02-09T16:11:23+00:00 09.02.2013 17:11
Du musst diese FF unbedingt beenden! *o*
Ich habe beide Teile in den letzten beiden Tagen gelesen und ich kam einfach nicht weg von ihr. Das ist so gut geschrieben alles, ab und an habe ich das gefühl das ich mitten im Geschehen stehe und alles direkt mit erlebe.
Oh bitte schreibe weiter, ich würde mich echt riesig freuen! :)
Liebe Grüße, Brini
Von:  Cherry_Angel
2013-01-02T20:16:53+00:00 02.01.2013 21:16
hi :)
hab gerade meine alten ffs durchgesehen und bin auf die ff gestoßen ich finds schade das du schon lange nicht mehr weiter geschrieben hast da ich die ff echt lustig und supi supi toll fand xD wollt ich nur kurz los werden
lg cherry
Von: abgemeldet
2012-07-16T09:42:35+00:00 16.07.2012 11:42
Noooiiin Q_Q Wieso hat sie sich nur abgemeldet ohne die FF zu beenden >.< ich lese lieber nich den zweiten teil x.x
sonst ärger ich mich nur das ich nicht zuende lesen kann -.-
Von:  Sakura-Chan94
2010-11-23T17:30:43+00:00 23.11.2010 18:30
ich finde es sooo schade das du dich abgemeldest hast


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