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Übernahme

Wirtschaft kann gefährlich sein
von

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Prolog

Prolog
 

Der Chauffeur des schweren Wagens hatte keinen Blick für die Tankstelle mit der dazugehörigen Waschstrasse. Er pflegte sein Auto stets selbst. Überdies schätzte es sein Chef nicht, wenn er nicht auf den Verkehr aufpasste. Und da dieser hinter ihm saß, beobachtete er lieber konzentriert die rote Ampel vor sich.

„Wenden Sie sofort bei der nächsten Möglichkeit“, vernahm er plötzlich die dunkle Stimme des Firmenleiters: „Und fahren Sie in die Waschstrasse.“

Der Chauffeur zuckte zusammen. War das etwa eine Kritik an ihm? Er hatte doch erst gestern das Auto poliert und…Aber er musste gehorchen, zumal die Ampel grün wurde: „Ja“, sagte er daher nur.

Seinem Arbeitgeber war das Zusammenzucken nicht entgangen: „Dort empfängt ein weißhaariger Junge die Autos, ehe sie in die Waschstrasse fahren. Sehen Sie ihn sich gut an. Ich will alles über ihn wissen, vor allem seinen Namen und seine Eltern.“

„Ja.“ Ein wenig verwundert bog der Chauffeur ab und wendete so rasch es ging. Als er wie befohlen zu der Wachstrasse kam, musterte er den vielleicht siebzehnjährigen Jungen mit den langen weißen Haaren und der Baseballkappe. Warum sich der Chef wohl auf einmal für den interessierte? Aber er meinte: „Soll ich mich selbst darum kümmern oder unseren Sicherheitsdienst ansetzen?“

„Zunächst nur Sie. Wenn Sie wissen, wer er ist, werde ich weitersehen….“ In der Stimme des Firmenleiters lag Nachdenklichkeit, während er den Jungen betrachtete, der höflich an das Fenster kam.

Der Chauffeur ließ es hinunter: „Einmal Vollwäsche.“ Das war doch kein Mensch? Nun, nicht nur? Aber seit vielen Jahrhunderten lebten Menschen und Dämonen nun schon gemeinsam, da waren Mischlinge zwischen ihnen zwar selten, aber dennoch nichts Ungewöhnliches.

Der Junge nahm das Geld, ehe er rasch mit der Vorwäsche begann. Er schien Übung zu besitzen. Ganz sicher machte er diesen Job nicht erst seit heute.

Erst, als der Wagen in der Waschstrasse war, meinte der Chauffeur höflich: „Das ist jedenfalls ein Halbdämon, nicht wahr?“

„In der Tat. Und womöglich mein Werkzeug für die vollständige Übernahme des Taishou-Konzerns.“
 

******************************************
 

Im nächsten Kapitel startet der Countdown der Übernahme - und Inuyasha bekommt mehrere Angebote.
 

bye
 

hotep

Tag X minus drei Wochen

Da sich nicht nur einige über die Kürze des Prologes beschwerten und ihr gern wissen möchtet, wei es weiter geht, heute schon das eigentliche erste Kapitel.

Nara Kumo...Das Wort kumo bedeutet Spinne^^
 

Bitte werft einen Blick auf die Charakterbilder, die lizard für diese Geschichte gezeichnet hat.
 

1. Tag X minus drei Wochen
 

Inuyasha war müde, als er die Strasse entlanglief. Das war selbst für einen Halbdämon anstrengend. Morgens Zeitungen austragen, Schule, in der Waschstrasse arbeiten und dann auch noch lernen und das seit Monaten. Aber es war eben eine Notwendigkeit. Bald würde es besser gehen, dann waren Ferien. Und die ganzen Prüfungen in der Schule waren vorbei. Nur noch ein Schuljahr, dann wäre er mit der High School fertig und könnte richtig Geld verdienen. Wenn er seiner Mutter nicht versprochen hätte, auf jeden Fall die Schule zu beenden, hätte er jetzt schon alles hingeworfen….
 

„Hallo, Inuyasha!“

Der Halbdämon hob erstaunt den Kopf, erkannte dann eine Klassenkameradin: „Kagome, ich wusste gar nicht, dass du dich in dieser Gegend der Stadt herumtreibst.“ Das galt immerhin als Arme-Leute-Viertel.

„Ich war eine Freundin besuchen. – Wohnst du hier?“

„Ja. Dort.“ Er nickte zu einem Mietshaus.

„Allein? – Entschuldige,“ ergänzte sie sofort. Sie wusste, dass seine Mutter erst vor zehn Tagen gestorben war. „Eine dumme Frage. Hast du eigentlich schon von den Behörden erfahren, wie es weiter geht? Du musst doch in kein Heim oder so?“ In der Schule, vor den anderen, hatte sie nicht fragen wollen.

„Nein, das nicht. Also, sie wollten schon, nach dem Motto: man wohnt doch nicht als Minderjähriger allein, aber dann fiel sogar ihnen auf, dass ich in vier Wochen volljährig werde. Und sie es vorher kaum schaffen würden, mir einen Heimplatz zu besorgen und die Wohnung zu kündigen. Herr Shiai soll nun meine Betreuung übernehmen. Und sie zahlen die Miete und für vier Wochen noch meinen Unterhalt. Ich muss eben in die Schule gehen und, wie sagte er: brav sein.“

„Bist du doch.“ Sie lächelte. Er war sicher nicht der beste Schüler, außerdem bei den Lehrern bekannt für seine Redseligkeit, nun, eher seinen Vorlaut. Aber er war eben auch nett und hilfsbereit, wenn man hinter seine manchmal etwas ruppige Fassade kam.

„Danke.“ Er zuckte ein wenig resigniert die Schultern.

„Hast du schon etwas gegessen?“

„Ja.“ Er hätte nicht zugegeben, dass seine kompletten Mahlzeiten heute aus einem einzigen Sandwich bestanden hatten. Zu mehr hatte er keine Zeit gehabt.

„Ich auch nicht so richtig.“ Kagome schien in Gedankenlesen besser zu sein, als ihm lieb sein konnte: „Gehen wir da hinüber. Einen Hamburger könnte ich vertragen. – Es ist gut, dass wir uns getroffen haben. Ich wollte dich um etwas bitten.“

„Äh, ja?“

Er ging mit. Was sie wohl von ihm wollte? Sie war ein hübsches Mädchen und sehr nett, sogar zu ihm als Halbdämon. Das war durchaus erwähnenswert. Zwar war niemand offen feindselig, aber bei den meisten menschlichen, aber auch den wenigen dämonischen Mitschülern konnte er Vorsicht und Zurückhaltung, ja, manchmal sogar Angst spüren. Dieses Schuljahr war es besser geworden, als mit Kagome und Sango zwei neue Mädchen in die Klasse gekommen waren, die beide offenbar keinerlei Vorbehalte gegen Halbdämonen hatten Zuerst hatten sich die Zwei mehr aus Zufall mit ihm in der Pause unterhalten, nun war es eine lieb gewonnene Gewohnheit. Jetzt war auch Miroku dabei – Sango zuliebe.

Inuyasha musste etwas grinsen, wenn er daran dachte, wie der früher so kühle Schulplayboy sein Adressbuch weggeworfen hatte, nur um Sango zu demonstrieren, wie ernst er es meinte. Die hatte es zur Kenntnis genommen, blieb aber auf Distanz. Vermutlich hatten ihr die anderen Mädchen erzählt, dass Miroku ein Frauenheld sei – oder sie vermutete nicht ganz zu Unrecht, dass er die Namen noch in einem zweiten Buch hatte.
 

Kagome merkte, dass er plötzlich stehen blieb: „Ist etwas? Doch kein Hamburger?“

Er sah sich um: „Doch, schon, ich dachte nur…“ Ihm war ein Geruch in die Nase gestiegen, den er heute schon bei der Arbeit in der Waschstrasse wahrgenommen hatte, dann danach, als er sich auf den Heimweg machte. Aber wer sollte ihn schon verfolgen? Das Geld, das ihm ein Räuber abnehmen könnte, konnte der sich auch ohne Aufwand – und der Gefahr, halbdämonischen Kräften zu begegnen - aus einem Kaugummiautomaten holen. Vermutlich täuschte er sich: „Was möchtest du denn jetzt?“

„Ich…Später, wenn wir unsere Hamburger hatten, ja?“

Als sich die beiden gegenüber saßen, fuhr sie fort: „Du bist doch sehr gut in der Schule…“

„Äh…“ Er war Durchschnitt, das sollte sie wissen, nun, im letzten Monat sogar sehr unter Durchschnitt, aber seine Gedanken waren bei Mutters Krankheit und dann Tod gewesen.

„In Mathe“, verdeutlichte sie: „Und wir schreiben doch nächste Woche die Prüfung. – Ich ….könntest du mit mir lernen?“

„Äh….“ Er wusste, dass er dämlich klingen musste. Seine Gedanken rasten. Nachhilfe für Kagome würde bedeuten, dass er bei ihr sein konnte, dass er in ihrer Nähe sein konnte - aber natürlich würde ihm die letzte freie Zeit fehlen. „Am Wochenende?“ fragte er dann.

„Gern, ja. Du weißt doch, wo ich wohne? Im Higurashi-Schrein?“

„Ja, natürlich.“

„Fein.“ Kagome lächelte. Für sie war Mathe ein Buch mit sieben Siegeln, das wusste er sicher auch. Ohne Hilfe würde sie die Prüfung kaum auch nur bestehen. „Dann besprechen wir morgen in der Schule wann genau. Ich muss noch meine Mutter fragen.“ Sie sah den Schatten, der über sein Gesicht huschte: „Entschuldige.“

„Schon gut. Ich muss mich eben daran gewöhnen, dass meine Mutter nicht mehr da ist…“

Der unwillkürliche Schmerz in seiner Stimme ließ sie sagen: „Du vermisst sie schrecklich, nicht wahr? Und es gibt keine anderen Familienangehörigen?“

„Nein. Mein Vater starb noch vor meiner Geburt.“

„Armer Kerl, das muss wirklich nicht einfach sein. – Weißt du was, komm doch einfach öfter bei mir vorbei. Mama kocht sowieso immer für eine Person zuviel, sie freut sich sicher, wenn du da bist. Zumindest so lange, bis es dir ein bisschen besser geht, “ ergänzte sie eilig. Nicht, dass er noch dachte, sie wolle ihm hinterher laufen.

„Meinst du?“ Er klang zweifelnd: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie begeistert ist…“ Immerhin war er ein Halbdämon.

„Ach, du kennst sie nicht. – Das Andere besprechen wir morgen in der Schule?“ Sie warf einen Blick auf die Uhr: „Ich bin jedenfalls froh, dass du mit mir lernen willst, Inuyasha. Danke.“ Sie lächelte abermals.

Und er spürte wieder dieses eigenartige Gefühl im Hals, das er immer bekam, wenn sie so fröhlich aussah. „Gern geschehen. Bis morgen dann, Kagome.“
 

In der Vorstandsetage des Taishou-Konzerns drehte sich die weißhaarige Frau, die vor dem Fenster stand und hinausblickte, abrupt um: „Die Frist läuft in drei Wochen ab, Sesshoumaru. Was gedenkst du zu tun?“

Der junge Dämon, der auf dem Sessel des Konzernlenkers saß und eindeutig ihr Sohn war, zuckte ein wenig die Schultern: „Sie wissen, Frau Mutter, dass ich nicht viele Alternativen habe. Naraku Enterprises ist es gelungen, unbemerkt praktisch die Hälfte unserer Aktien, die im Streubesitz waren, aufzukaufen. Nara Kumo hat fünfundzwanzig Prozent, ich habe sie plus eine Aktie. Und fünfundzwanzig Prozent sind in unterschiedlichen Händen, sehr oft von Kleinanlegern. Wie sich diese zu einer Übernahme stellen, ist vollkommen unabsehbar.“

„Und diese anderen fünfundzwanzig Prozent plus eine Aktie? Ich bin dafür, das Testament deines Vaters für ungültig erklären zu lassen.“ Sie bemerkte den verärgerten Ausdruck in den gewöhnlich so ruhigen Augen ihres Sohnes: „Es wäre nur, um seine Firma zu retten.“

„Ich weiß.“ Sesshoumaru erhob sich: „Ich habe bereits mit unseren Anwälten gesprochen. Aber die Sache ist eindeutig. Es gibt keinerlei Hinweise, dass mein verehrter Vater nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war, als er dieses Testament hinterlegte. Was im Übrigen auch in Ihrem Sinn sein sollte, Frau Mutter.“ Immerhin war ihr monatlicher Unterhalt üppig bemessen: „Die fragliche Klausel ist unhaltbar, ja. Aber eben erst in vier Wochen. Und in drei Wochen läuft das Übernahmeangebot von Naraku Enterprises aus. Haben wir bis dahin keiner Übernahme zugestimmt, wird es zu einer Kampfabstimmung kommen. Und zwar ehe die Testamentsklausel aufgehoben ist.“

„Ich halte mich nicht gerade für eine Närrin“, sagte die Dämonin langsam: „Aber wieso kann man erst in vier Wochen die …eigenartige Klausel aufheben?“

„Fünfundzwanzig Prozent unserer Aktien sind bis zu dem Tag gegen jeden Zugriff gesperrt, an dem dieses so genannte Kind vermutlich volljährig wird – dem Zwanzigsten - längstens jedoch bis zum Einunddreißigsten dieses Monats. Danach ist die Klausel nach Anfechtung verfallen und die Aktien gehen in meinen Besitz über. Bislang hat sich weder eine Frau noch ein Kind gemeldet, das diesen Anspruch geltend gemacht hätte. Ich vermute, dass sich mein verehrter Vater entweder täuschen ließ, seine damalige Geliebte nicht schwanger war, oder in der Tat bei dem…. Unglück ebenfalls starb, wie wir es bereits zu jener Zeit geglaubt haben.“

Er hatte jedoch nie etwas gegen diese Klausel unternommen. Zum einen war es nicht erforderlich gewesen und zum zweiten hätte ihn wirklich nur bittere Notwendigkeit dazu gebracht, den Willen, zumal den letzten Willen, seines verehrten Vaters mit der Begründung anzufechten, dieser sei nicht ganz bei Trost gewesen. Zumal es keinerlei Beweis dafür gab. Und jetzt war es zu spät. Ein derartiger Einspruch wäre niemals in den drei Wochen durchzubringen.

Langsam fuhr er fort: „Aber auf jeden Fall: ist der so genannte achtzehnte Geburtstag vorbei, werden unsere Anwälte unverzüglich geltend machen, dass sich Vater täuschen ließ, einem Irrtum zum Opfer fiel. Und niemand außer mir existiert, der Anspruch auf diese Aktien hat. – Nur ist dann die Frist, die Naraku Enterprises setzte, bereits vorbei.“

„Nara Kumo kennt das Testament.“

„Ich vermute es, Frau Mutter. Er scheint sowieso ausnehmend gut informiert zu sein. Ich habe bereits den Werkschutz beauftragt, nach Abhörgeräten oder entsprechenden Dämonen zu suchen.“

Sie nickte bedächtig: „Sesshoumaru, ich habe diese Menschenfrau, mit der dein Vater vor achtzehn Jahren, kurz vor seinem Tod, herummachte, nie gesehen. Aber falls sie schwanger gewesen und noch am Leben wäre, hätte sie doch Unterhalt eingefordert, oder eher, nach seinem Tod einen Teil am Erbe. – Hast du nachforschen lassen, ob in einem Geburtsregister sein Name steht?“

„Ja. Das ist nicht der Fall.“ Und für den Namen der menschlichen Geliebten hatte er sich damals nie interessiert.

„Du solltest zusehen, dass du die Kleinanleger überzeugst, dass Naraku Enterprises keine vertrauenserweckende Firma ist. Nicht im Vergleich zu dir.“

Er zuckte erneut ein wenig die Schultern: „Dämon zu Dämon. Die meisten Menschen oder auch anderen Dämonen werden kaum einen Unterschied bemerken.“

„Du hast meinen Rat.“ Sie nahm von einem Sideboard eine Fellboa und warf sie sich über die Schultern: „Aber du bist der Herr des Konzerns.“

„Genau das bin ich.“ Sesshoumaru wartete, bis seine Mutter sein Büro verlassen hatte, ehe er zum Telefon griff, eine Taste drückte: „Jaken: ich will unverzüglich die Werbeabteilung.“
 

Als Inuyasha zu dem Mietshaus kam, in dem er nun allein die kleine Zwei-Zimmer-Wohnung bewohnte, die er mit seiner Mutter geteilt hatte, erkannte er den Mann vom Jugendamt vor der Haustür wartend: „Herr Shiai? Ist etwas?“

„Wo kommst du denn erst jetzt her?“

„Ich arbeite in der Waschstrasse. Und jetzt bat mich noch eine Klassenkameradin um Nachhilfe am Wochenende. Wir schreiben nächste Woche Matheprüfung.“ Der Halbdämon seufzte: „Überwachen Sie mich jetzt dauernd?“

„Nur vier Wochen, dann bist du nach menschlichem Recht, dem du bis dahin unterliegst, volljährig.“ Das bezog sich darauf, dass Halbdämonen Kindheit und Jugend wie Menschen heranwuchsen. Die längere Lebensdauer der dämonischen Seite zeigte sich erst im Erwachsenenalter. „Mathenachhilfe, also? Du bist sehr beschäftigt. Vergiss nur nicht, dass auch deine Noten stimmen müssen. Du hast sowieso noch ein ganzes Jahr vor dir, das nicht leicht wird.“ Abrupt fuhr er fort: „Ich habe mich nach einem Stipendium für dich umgehört, damit du nicht mehr arbeiten müsstest, wenn du volljährig bist. Aber dazu sind deine Noten zu schlecht.“

„Ach, das macht nicht. Ich jobbe die ganze Zeit schon. Aber danke, dass Sie sich die Mühe gemacht haben.“

„Seit wann jobbst du?“

„Seit Mama so krank wurde. Sie konnte dann nicht mehr arbeiten gehen…das Herz…“ Inuyasha hörte selbst, das seine Stimme schwankte.

„Ich verstehe. Und darum natürlich auch keine besseren Noten.“ Herr Shiai dachte nach: „Ich werde mich noch einmal umhören. Manchmal geben Firmen auch Stipendien aus sozialen Erwägungen.“

Der Halbdämon wandte den Kopf und prüfte die Luft. Wieder hatte er diesen eigenartigen Geruch in die Nase bekommen. Verfolgte ihn doch jemand? Aber immerhin war er nicht allein – und er verfügte über größere Körperkraft als ein menschlicher Junge seines Alters.

„Inuyasha.“

„Ja?“

„Du wirkst so abwesend.“

„Entschuldigung, Herr Shiai. Ich...ich bin müde.“ Das klang besser als der Satz: ich rieche was, das ich nicht sehe.

„Schon gut, Junge. Du musst morgen sicher früh raus.“

„Und jetzt noch lernen.“

„Ich sage dir, wenn ich etwas gefunden habe.“ Herr Shiai wandte sich ab.

„Danke.“ Immerhin war das ein wirklich netter Typ.
 

Der Chef von Naraku Enterprises sah auf, als sein Chauffeur unangemeldet sein Arbeitszimmer betrat: „Nun?“

„Sein Name ist Inuyasha Namura. Seine Mutter war Izayoi Namura, sie verstarb vor kurzem. Vater laut Geburtsregister der verstorbene Inu Shacho. Also war sein Vater wohl schon tot, als er geboren wurde.“

„In der Tat. – Das würde passen. Aber der Nachname stimmt nicht….Moment. Shacho ist doch die Bezeichnung für einen Firmenchef. Eine nette Umschreibung.“

„Ja. Im Moment wird er vom Jugendamt betreut, wohnt aber allein in der Wohnung, da er in wenigen Wochen, vier, volljährig wird. Der Mann sagte, er wolle ein Stipendium für ihn suchen.“

„Gut, Hakudoshi, sehr gut. Das wird er natürlich von uns bekommen. Warum sich diese Izayoi wohl mit ihm so versteckt hat? Er hat Anspruch auf Unterhalt – und auf fünfundzwanzig Prozent der Aktien des Taishou-Konzerns. Stattdessen wäscht er Autos….Hm. Gleich. – Noch etwas?“

„Er war mit einem Mädchen zusammen. Sie will wohl Mathenachhilfe von ihm haben.“

„Keine Liebelei?“

„Eher weniger. Sie meinte, sie wohne im Higurahi-Schrein.“

„Sage Kanna, sie soll sie im Auge behalten. Und du Inuyasha. Wir wollen unserem jungen Freund doch ein paar kleine Gefälligkeiten tun.“

„Ja.“ Hakudoshi wandte sich ab und ging.

Nara Kumo sah ihm nach. Ein feines Lächeln spielte um seinen Mund: „Tja, Sesshoumaru. Fünfundzwanzig für dich, fünfundzwanzig für mich - und fünfundzwanzig für einen unerfahrenen, einsamen Jungen. Das sieht nach Spiel, Satz und Sieg aus. Natürlich für mich.“

Denn es wäre fast ein Ding der Unmöglichkeit, dass es dem jungen Chef des Taishou-Konzerns gelingen würde, alle Fonds und Kleinanleger auf seine Seite zu bekommen. Und selbst das wäre dann nur ein Unentschieden. Es war wohl ein fataler Fehler gewesen, sei es von Sesshoumaru oder seiner Mutter, die Geliebte des verstorbenen Firmenlenkers zu vertreiben. Und eine ungemeine Chance für ihn selbst, dass ihm der weißhaarige Junge - und vor allem dessen unverkennbare Ähnlichkeit mit den Taishous – in Verbindung mit dem ominösen Aktienpaket im Testament aufgefallen war. Das Glück war eben auf der Seite der Tüchtigen.
 

Am nächsten Schultag berichtete Inuyasha seinen Freunden von dem Angebot: „Er sagte, er will ein Stipendium beschaffen. Das würde bedeuten, dass ich nicht mehr arbeiten muss.“

„Und bessere Noten bekommst“, meinte Sango: „Und das wiederum könnte auch zu einem Stipendium für die Uni führen, dann kannst du weitermachen.“

„Das wäre echt toll….“ Der Halbdämon seufzte etwas.

„Ja, und das wäre dir zu gönnen.“ Miroku nickte: „Du bist vermutlich sowieso in der ganzen Klasse der Einzige, der sich selbst um seinen Lebensunterhalt kümmert.“

„Mutter war eben krank!“

„Ich wollte um Buddhas Willen nicht deine Mutter beleidigen. Ich weiß doch, dass sie krank war. Das sollte ein Lob sein. Immerhin hast du es geschafft, bis hierher in dieser Klasse zu kommen.“

„Was zeigt, was du für ein schlaues Kerlchen bist.“ Kagome hatte nur den letzten Satz gehört, da sie nun erst herankam: „Was ist?“ Und als sie von dem möglichen Stipendium erfuhr: „Das wäre schön…aber ist es im Moment noch nicht, oder?“

„Nein.“ Inuyasha seufzte etwas. Er war immer schnell begeistert, aber er hatte schon mitbekommen, dass seine Mutter oder auch seine Freunde ihn gern auf den Boden der Tatsachen brachten. „Aber ich wäre froh….“

„Natürlich“, sagte Kagome eilig, die ihn nicht so traurig sehen konnte. Aus irgendeinem Grund war sie sicher, dass seine Hundeöhrchen unter der Kappe herabhingen. „Ich würde es dir gönnen, wirklich. – Was ist jetzt mit unserem Wochenende?“

„Oho!“ Miroku lachte: „Fahrt ihr etwa weg, in nette Zweisamkeit?“

„Blödmann!“ fauchte Inuyasha prompt und das Mädchen ergänzte keinen Deut freundlicher:

„Mathe lernen! Ich muss die Prüfung bestehen!“

„He, schon gut! – Das ist keine schlechte Idee, “ gab Miroku zu: „Sollte ich wohl auch. Oder, Sango? Wäre das was mit uns beiden Hübschen auch?“

„Nein. Mathe habe ich schon fertig, “ antwortete sie unverzüglich: „Damit habe ich angefangen.“

Er seufzte theatralisch: „Dass wir nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen….“

Inuyasha ignorierte das nur zu übliche Geplänkel der beiden: „Wann soll ich kommen?“ fragte er Kagome.

„Um zehn? Mama meinte, du kannst dann bei uns Mittag essen und wir danach weiter lernen.“

„Ja, gut. Das ist sehr nett von deiner Mutter.“ Er strich sich ein wenig verlegen durch die Haare.

„Sie kocht sehr gern. - Warte, ich gebe dir noch meine Handynummer.“

Der Halbdämon erstarrte für einen Moment, ehe er das Gespräch fortsetzte. Wieder war ihm dieser Geruch aufgefallen. Wurde er doch verfolgt? Aber wer sollte Interesse an einem Vollwaisen haben, dessen höchster Wunschtraum darin bestand, ein Stipendium zu bekommen, um nicht mehr jobben gehen zu müssen?
 

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Im nächsten Kapitel läuft der Countdown für die Übernahme weiter. Inuyasha gibt Nachhilfe und stellt einen Antrag auf ein Stipendium, während ein kleiner Flohgeist die Wahrheit der Worte lernen muss: Allen recht getan ist eine Kunst, die niemand kann...
 

bye
 

hotep

Tag X minus zwei Wochen: Freitag bis Montag

Ja, ihr habt recht: Inuyasha sitzt ahnungslos zwischen Baum und Borke. Ob es ihn trösten würde, damit nicht allein zu sein?
 

2. Tag X minus zwei Wochen: Freitag bis Montag
 

Inuyasha erwartete eigentlich nicht, dass es Herrn Shiai vom Jugendamt gelingen würde, ein Stipendium für ihn noch in diesem Schuljahr aufzutreiben. So war er überrascht, als dieser nach nur fünf Tagen anrief und ihn bat, vorbeizukommen.

Als der junge Halbdämon bei ihm saß, reichte der Sozialarbeiter ihm einen Zettelstapel: „Hier. Das ist die Bewerbung. Naraku-Enterprises gibt Stipendien her, dafür machten sie vorgestern erst bei uns Werbung. Ich rief an und bekam die Auskunft, dass du dich schriftlich bei ihnen bewerben musst. Das ist alles. Sie sehen nicht auf Noten, hieß es, sondern auf die persönlichen Umstände. Der Sachbearbeiter dort sagte mir, dass Herr Kumo, das ist der Chef des Konzerns, sich die Entscheidung stets selbst vorbehält. Und der hat sicher wenig Zeit, um sofort entscheiden zu können. Naraku ist einer der größten Konzerne der Welt. Aber deine Bewerbung wird ihm bestimmt irgendwann vorgelegt werden.“

Inuyasha schluckte ein wenig. Das wäre einfach zu schön, um wahr zu sein. „Was...was für persönliche Umstände?“ fragte er dann doch.

„Nun, ich nehme nicht an, dass sie ein Stipendium an jemand geben würden, der selbst genug Geld hat, sagen wir, dem Erben des Taishou-Konzerns. – Jetzt füll schon aus.“ Und während der Halbdämon gehorchte: „Wie geht’s dir? Kommst du jetzt mit dem Tod deiner Mutter klar?“

„Ja, geht schon.“

„Natürlich vermisst du sie.“

„Ja.“ Inuyasha sah unwillig auf: „Aber das ist normal, oder?“

„Es wäre schlimmer, wenn nicht.“

„Was soll ich hier schreiben, Herr Shiai? Grund für die Bewerbung?“

„Du willst deine Schulausbildung mit ordentlichen Noten abschließen.“

„Und studieren.“

„Dann schreibe das hin.“

„Ja.“ Inuyasha füllte den Bogen aus. „Vater? Hm. Tot.“

„Du hast ihn nie kennen gelernt, oder?“

„Nein. – Schicken Sie das ab oder soll ich?“

„Ich mach das schon.“ Herr Shiai kannte seine Schützlinge. Nur zu gern vergaßen die Jugendlichen die wirklich wichtigen Dinge. „Dann liegt die Bewerbung am Montag bei Naraku Enterprises.“

„Und dann muss ich warten.“

„Ja. Aber das ist eben so.“

„Hier. Und vielen Dank für die Mühe, die Sie sich gemacht haben…“ Immerhin gab es Menschen, die sich um ihn sorgten. Menschen….

„Gern geschehen, Inuyasha.“
 

Pünktlich um zehn am Samstag war der Halbdämon am Higurashi-Schrein, in dem Kagome lebte. Ein wenig neugierig blickte er sich um. Hier war er noch nie gewesen.

„Ah, du bist sicher Inuyasha.“ Eine Frau kam über den Hof.

„Guten Tag“, sagte er fast verlegen. Das war bestimmt Kagomes Mutter. „Ich…ich wollte zu Kagome.“

„Ja, Mathe lernen, ich weiß. Das ist wirklich ihr schlechtestes Fach. – Komm nur mit.“

„Danke.“

Fr. Higurashi warf ihm einen raschen Blick zu: „Du bist wohl sehr gut in Mathe?“

„Na ja, ist mein bestes Fach. Dafür habe ich es mit Wirtschaftslehre nicht so.“ Er müsste mehr lernen, in den meisten Fächern, aber dafür fehlte ihm seit Monaten die Zeit. Mathe erfasste er dagegen immer auf Anhieb.

„Niemand ist in allen Fächern gleich gut. Oder gleich schlecht. – Hier, die Treppe hinauf.“ Sie beugte sich vor: „Kagome, Inuyasha ist da!“ Mit einem Lächeln fuhr sie fort: „Ich geh dann kochen. Freut mich, dass du heute mit isst. Es gibt Steaks.“

„Oh, ja.“ Inuyasha ging die Treppe hinauf. Steaks hatte er sicher schon seit einem Jahr nicht mehr bekommen, wenn nicht länger. „Kagome?“

„Hier.“ Sie öffnete die Zimmertür: „Komm nur rein. Ich habe schon einen zweiten Stuhl neben meinen gestellt.“

Er betrachtete kurz den Raum. Er war aufgeräumt, aber er wirkte sehr wohnlich. Und die feine Nase des Halbdämons fand den Geruch, der hier hing, nur friedlich und harmonisch. Alles duftete nach ihr und das war einfach schön. Am liebsten hätte sich Inuyasha auf das Bett gelegt und nur gerochen. Aber er musste sich zusammenreißen. Dass er Kagome sehr gern hatte, stand auf einem ganz anderen Blatt. Sie würde kaum etwas von ihm wollen. Er war ein Halbdämon und auch, wenn die Menschen schon seit Jahrhunderten mit Dämonen eine Koexistenz führten, waren Wesen wie er immer noch von gewissem Misstrauen umgeben. Seltsamerweise hatten Menschen bei einem vollen Dämon weniger Befürchtungen als bei einem halben. Warum, hatte er nie verstanden.

„Äh, Inuyasha?“

„Ja?“

„Warum starrst du so mein Bett an?“

„Was?“ Er wurde glühend rot. Er musste sich wirklich zusammenreißen: „Ich...ich habe gerade an etwas ganz anderes gedacht…und vergessen, wo ich bin. Entschuldige.“

„Schon gut.“ Sie hoffte mal, er hatte nicht an das gedacht, was sie dachte, dass er gedacht haben könnte. „Machen wir Mathe.“

„Ja. Wo liegt dein Problem?“ Er setzte sich, ein wenig erleichtert, dass sie nicht weiter nachhakte.
 

Das weiß gekleidete Mädchen, das gerade über den Vorplatz des Higurashi-Schreins ging, hörte aus dem offenen Fenster die Mathe-Formeln und –Erklärungen und zog sich wieder zurück, um ein Telefonat zu führen: „Kanna. – Sie lernen Mathe, das ist eindeutig. Ich nehme nicht an, dass es sich um eine romantische Beziehung handelt.“

„Also kein Druckmittel gegen ihn?“

„Nein.“

„Beobachte weiter.“

„Ja.“
 

Als Inuyasha am späten Nachmittag nach Hause zurückkehrte, war er überrascht, einen Besucher vor der Tür zu finden. Myouga war ein Nachbar und der alte, absonderliche Flohgeist war mit Mutter gut bekannt gewesen. Er war jetzt einige Wochen verreist.

„Inuyasha-sama, was bin ich froh! – Izayoi-sama öffnet nicht.“

Auch so eine Schrulle, dachte der Halbdämon unwillkürlich. Myouga tat immer so, als seien Mutter und er weiß Gott wie vornehme Leute: „Äh, das…das ist nicht verwunderlich.“ Er schloss auf: „Komm rein, Onkel Myouga.“

„Ist sie im Krankenhaus?“ Das klang mehr als besorgt.

„Nein.“ Inuyasha hasste es, diesen Satz auszusprechen: „Sie ist vor knapp zwei Wochen gestorben.“ Im nächsten Moment konnte er nur noch hinfassen, um den Flohgeist aufzufangen, der in Ohnmacht gefallen war.

„Äh, Onkel Myouga? Hallo?“

Der richtete sich mühsam an der Hand des Halbdämons auf: „Oh weh! Und ich war nicht hier! Ich habe versagt…“ jammerte er: „Wie soll ich das dem Herrn erklären…“

„Was soll der Blödsinn? Du konntest doch ebenso wie ich oder alle nicht wissen, dass es so schnell gehen würde.“

„Ja. Aber genau dann muss ich zu Toutousai reisen...Ich armer, alter Dummkopf. Aber wir wollten doch...ich meine, Sie werden bald volljährig, Inuyasha-sama…ich wollte eine Art Geburtstagsparty…“ Myouga nahm sich sichtlich zusammen: „Es tut mir unendlich Leid, dass ich nicht hier war. Bitte, was ist inzwischen passiert?“ Vor lauter Schwelgen in Erinnerungen hatten sie die Tage verstreichen lassen – nicht ahnend, dass hier inzwischen die Katastrophe eingetreten war.

„Na ja, das Jugendamt kümmert sich jetzt um mich, weil ich ja nicht volljährig bin. Aber wegen der paar Wochen wollten sie mich auch nicht in ein Heim tun.“ Der Halbdämon zuckte die Schultern: „Sonst arbeite ich, gehe zur Schule, wie immer eben. Heute habe ich Nachhilfe gegeben. – Und der Typ vom Jugendamt hat für mich eine Möglichkeit für ein Stipendium aufgetan.“

„Etwa beim Taishou-Konzern?“

„Nein. Warum gerade da? Bei Naraku Enterprises.“

„Hm.“ Myouga sprang auf einen Sessel. „Ich...ich muss nachdenken. Der Tod Izayoi-samas ist ein wirklicher Schock für mich.“ Der Flohgeist wirkte tatsächlich noch hinfälliger als sonst.

Inuyasha stand auf: „Dann denk mal und ich mach was zu essen. Magst du mitessen?“

„Äh, ja, danke.“
 

Als er mit gebratenen Nudeln ins Wohnzimmer zurückkehrte, sah ihn der alte Nachbar gespannt an: „Ich habe eine Idee gehabt“, verkündete er: „Aber ich weiß nicht so recht…“

„Was denn?“

Vorsichtig formulieren, ermahnte sich der Flohgeist: „Äh….Izayoi-sama war eine reizende Frau und ich habe sie wirklich verehrt. Sie hatte nur einen...sturen Punkt. Sie wollte nicht mehr an Ihren Vater erinnert werden, Inuyasha-sama, nur mit Ihnen ihr Leben leben. Ich …ich kannte sie noch aus den Tagen, als Ihr werter Vater noch lebte.“

„Du kanntest meinen Vater?“ Das hörte er zum ersten Mal.

„Ja, so kann man sagen. – Izayoi-sama wollte nicht, dass ich darüber mit Ihnen spreche. Und auch nicht über die Vorsorge, die Ihr Vater für Sie getroffen hat.“

„Vorsorge? Du meinst Geld?“

„Ja, so in der Art. Aber ich weiß nicht, ob das noch so da ist. Ich meine, es könnte sein, dass Sie einen Anwalt brauchen…“

„Entweder du drückst dich klarer aus oder hältst die Klappe. Das sind lauter so nervige Andeutungen. – Und sag mir: wie war Vater?“ Das war wichtiger, als irgendein Verdacht, irgendwo könnte womöglich, vielleicht, Geld für seine Ausbildung sein.

„Ein sehr freundlicher, gerechter Mann. Klug, fähig…“ Der alte Flohgeist seufzte: „Wirklich. Als Izayoi-sama ihm mitteilte, dass sie schwanger war, hat er natürlich auch sofort an sein künftiges Kind gedacht. Soweit ich informiert wurde, wurde unverzüglich ein….ein gewisser Geldbetrag auf die Seite gelegt, um für die Ausbildung und so da zu sein. Aber dann starb er und Izayoi-sama beschloss, dass sie nichts mit seiner Familie zu tun haben wollte. So zog sie her.“

Myouga dachte an die schrecklichen Momente im brennenden Wochenendhaus. Sollte er dem armen Jungen erzählen, was damals geschehen war, um ihm das Verhalten seiner Mutter zu erklären? Nein. Das würde ihn nur noch mehr belasten. Lieber sollte er sie einfach für stur halten.

„Seiner Familie?“ Inuyasha richtete sich geschockt auf: „Ich dachte immer, sie hätten bloß nicht geheiratet, weil mein Vater starb.“

„Äh, ja. Auch. Aber da waren eine Frau aus erster Ehe und ein Sohn….“

„Auch ein Halbdämon?“ Er hatte einen Bruder? Nun, Halbbruder?

„Nein. Beide sind Dämonen. Ich meine, darum könnte es zu Streit kommen, wenn Sie das Geld für Ihre Ausbildung haben wollen.“

„Keh! Ich kann mir keinen Anwalt leisten.“ Langsam fragte er sich, ob es diesem dämlichen Flohgeist Spaß machte, ihn auf den Arm zu nehmen - oder ob der wirklich die unwahrscheinliche, unmögliche Wahrheit sagte.

„Ich kenne da jemanden…Ich würde ihn fragen...ich meine…“

Inuyasha stand auf und suchte das Telefonbuch: „Also, in der ganzen Stadt wohnt niemand mit dem Namen Shacho.“ Das war ein Beweis, an den man sich halten konnte.

Myouga seufzte: „Ja, das ist richtig.“ Was konnte, was sollte er noch sagen? „Soll ich mich nun erkundigen? Das Stipendium können Sie ja immer noch annehmen, wenn Sie wollen, Inuyasha-sama.“

„Wenn ich es überhaupt bekomme. Naraku Enterprises hat sicher viele Anfragen.“

„Haben Sie auch an den Taishou-Konzern gedacht?“

„Das fragst du schon zum zweiten Mal, Onkel Myouga. Geben die soviel Geld für Stipendien aus?“

„Sie haben einige Stiftungen“, erwiderte der Flohgeist unverzüglich: „Und einen Versuch wäre es doch wert.“

„Stimmt. Dann rufe ich da am Montag mal an und erkundige mich.“ Dann wäre er auch nicht von Herrn Shiai abhängig.

„Äh, ja, Inuyasha-sama, wenn Sie aus der Arbeit wieder hier sind, oder? Dann werde ich mich bis dahin mit meinem alten Freund getroffen haben. Mal hören, was der sagt.“

„Ach, diesen Anwalt? Das lass. Wenn Mutter das Geld nicht wollte, sollte ich das auch nicht anfassen.“

„Man sollte Fehler nicht wiederholen. Und ich bin sicher, Ihr verehrter Vater wollte, dass Sie eine gute Ausbildung bekommen. Ganz sicher.“ Myouga sah auf seine Nudeln, als er langsam fortfuhr: „Und ich bin ebenso sicher, dass er nicht erfreut gewesen wäre, dass Izayoi-sama so…..so stolz war.“ Nun, vielleicht hatte sie auch Recht gehabt, und auf diese Weise ihr Leben - und vor allem das ihres Sohnes - beschützt.

„Na schön“, seufzte der Halbdämon: „Dann mach.“ Bis gestern morgen hatte er überhaupt keine Aussicht auf Unterstützung gehabt und jetzt gleich die Aussicht auf zwei mögliche Stipendien und ein bisschen Geld von seinem Vater. „Wie heißt mein Bruder eigentlich?“

„Sesshoumaru.“

„Nie gehört.“

Myouga dankte den Göttern, dass der Halbdämon nie den Wirtschaftsteil der Zeitung las.
 

Am Montag Morgen beobachtete der alte Flohgeist, wie Inuyasha nach dem Zeitungsaustragen in die Schule ging, ehe er sich selbst auf den Weg machte, zu dem riesigen Gebäude, in dem sich die Zentralverwaltung des Taishou-Konzerns befand.

Am Empfang wollte man ihn abwimmeln, aber er meinte: „Ich bin sicher, dass mich Herr Bokuseno auch ohne Anmeldung empfangen wird. Sagen Sie ihm meinen Namen. Und, dass es um meinen jungen Herrn geht.“

Kurz darauf wurde er in ein Zimmer in den zehnten Stock gewiesen, wo die Firmenanwälte des Unternehmens residierten.

Der Baumgeist dort blickte erstaunt zur Tür: „Tatsächlich, Myouga! Was führt dich denn her? Du siehst erschöpft aus.“ Sie hatten sich seit achtzehn Jahren nicht getroffen.

„Ich habe einen Riesenfehler gemacht, Bokuseno.“

„Was? Nimm Platz. Der Empfang sagte, es gehe um deinen jungen Herrn? Also Inuyasha?“

„Ja. Ich…ich wollte alles vorbereiten, er wird doch volljährig. Und ich wollte, sollte ihm doch sagen, wer sein Vater war und alles, auch, wenn es Izayoi-sama nicht wollte. Aber während ich das Vorgehen mit Toutousai besprach, ist sie gestorben.“ Sie drei waren die Einzigen, die wussten, wer Inuyasha war.

„Er ist doch noch minderjährig?“

„Ja, noch drei Wochen.“

„Und er hat keine Ahnung?“

„Keine. – Er trägt Zeitungen aus, wäscht Autos. Jetzt hat er ein Stipendium bei Naraku Enterprises beantragt.“

„Au weia.“

„Ich weiß, die Konkurrenz.“

„Nicht deswegen. Sie haben eine feindliche Übernahme auf uns gestartet.“

„Was soll ich jetzt machen?“

„Was hast du ihm gesagt?“ Und als er es wusste: „Ein bisschen Geld beiseite gelegt…ja, so kann man das nennen. Ein Viertel der Aktien des gesamten Konzerns.“

„Soll er das einfordern?“

„Ich weiß nicht….Ich kenne den Wortlaut des Testaments nicht mehr so genau. Ich muss mich erkundigen. – Hm. Ein Stipendium hier beantragen… Ich könnte es ihm genehmigen, das steht außer Frage. Wie gut sind seine Noten?“

„Nicht so. Er arbeitete ja schon, als Izayoi-sama so krank wurde.“

„Das ist dann schlechter. – Und ich kann ja kaum zu Sesshoumaru gehen und ihm sagen, dass er einen verschollenen Halbbruder hat.“

Myouga seufzte. Das würde der junge Konzernchef wirklich nicht gern hören. Obwohl er damit rechnen musste. Da war diese Klausel im Testament seines Vaters….
 

Die beiden alten Freunde zuckten unwillkürlich zusammen, als die Tür ohne Anklopfen geöffnet wurde und der Gegenstand ihrer Bedenken hereintrat.

Sesshoumaru blieb kurz in der Tür stehen, ehe er sie hinter sich schloss. „Was für eine freudige Überraschung, Myouga.“ Er lächelte ein wenig.

Ein Reporter hatte einmal geschrieben, wer je dieses Lächeln sah, wisse, warum seine Mitarbeiter, gleich ob Mensch oder Dämon, ihn fürchteten. Und auch den beiden Geistern wurde kalt.

„Äh, Sesshoumaru-sama…“ brachte der Baumgeist heraus: „Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Das haben Sie bereits getan, Bokuseno. Ich wollte mich nach Ihrem alten Freund erkundigen, von dem ich annahm, dass er vor Jahren starb – und hier ist er.“ Übergangslos: „Wo ist die Geliebte meines Vaters, Myouga?“

Der Flohgeist schluckte etwas, antwortete jedoch: „Sie meinen Izayoi-sama? Sie starb vor zwei Wochen.“

„Tot? Wie praktisch.“ Sesshoumaru näherte sich langsam: „Irrst du dich vielleicht?“

„Nein.“ Myouga nahm allen Mut zusammen, um dem Firmenchef in die Augen zu blicken: „Ich war auswärts und habe es erst gestern erfahren. Darum kam ich her.“

„Wo ist ihr Grab?“

„Äh, das weiß ich nicht. Das...danach habe ich nicht gefragt….“

„Wen?“

Der Flohgeist wünschte sich weit weg. Das hatte er nun davon, dass er möglichst viel für Inuyasha tun wollte, ohne dem zuviel zu verraten. Er wollte den Wunsch Izayois achten, nichts mit den Taishous zu schaffen zu haben, aber auch den Willen seines Herrn, seinem Sohn möglichst eine gute Ausbildung zukommen zu lassen. „Ich werde niemals etwas gegen den Willen meines verstorbenen Herrn tun“, erklärte er dennoch tapfer.

„Davon bin ich überzeugt.“ Der Hundedämon betrachtete ihn: „Ich müsste dich in Streifen schneiden und wäre mir nicht einmal sicher, ob du nicht dann noch den Mund hältst. Aber es wäre bestimmt nicht im Sinn meines verehrten Vaters, wenn diese Firma durch Naraku Enterprises übernommen wird. Die einzige Möglichkeit, das abzuwehren, sind die gesperrten fünfundzwanzig Prozent der Aktien. Also: hatte diese Izayoi kein Kind, so kann ich die Testamentsklausel mit dir als Zeugen unverzüglich anfechten und innerhalb der Übernahmefrist aufheben lassen.“

Der kleine Flohgeist senkte den Kopf. Es war ungewöhnlich, dass sich Sesshoumaru herabließ, etwas zu erklären, und dies verdeutlichte nur die kritische Situation, in der sich der Konzern befand. „Sie hat einen Sohn.“

„Vaters Sohn.“

„Ja.“

„Name?“

„Inuyasha Kamura. Aber er…er weiß nichts.“

„Nichts.“

„Er weiß nicht einmal, wie der richtige Name seines Vaters lautete.“

„Dumme Izayoi. – Zeig ihn mir.“

„Er ist sicher jetzt in der Schule, Sesshoumaru-sama. Und danach arbeitet er an der Waschstrasse.“

„Inuyasha. Dort will ich ihn ansehen.“ Für einen Augenblick stieg in Sesshoumaru die Erinnerung an das niedergebrannte Wochenendhaus schmerzlich auf, in dem man nur die verkohlten Leichen seines Vaters und dessen Leibwächters gefunden hatte. Von seinem Privatsekretär und seiner Geliebten fehlte jede Spur, aber man hatte allgemein angenommen, dass ein Flohgeist und ein menschlicher Körper auch leichter von den Flammen vernichtet werden konnten. Oder dass diese Izayoi an dem Tag gar nicht dort gewesen wäre. Warum nur hatte sie sich nicht gemeldet? Gesagt, dass sie einen Sohn von Vater hatte?
 

Inuyasha schaltete wie jeden Nachmittag sein Handy ein, sobald er das Schulgelände verließ, mehr aus Gewohnheit, als dass er so viele Anrufe bekam. Erstaunt blickte er auf den Eingang: „He, Leute, ich habe was von Naraku Enterprises.“ Er blieb stehen und öffnete die SMS. Seine Freunde blieben um ihn halten.

„Und?“ drängte Miroku.

„Wahnsinn! Der Chef selbst, Herr Kumo, will sich mit mir treffen, wegen dem Stipendium! Das ist toll!“

Des Stipendiums, aber keiner seiner Freunde korrigierte ihn.

„Super, dann interessiert er sich für dich.“ Sango nickte: „Dann hast du das doch praktisch schon in der Tasche. So ein mächtiger Mann nimmt sich doch nicht die Zeit, um dann nein zu sagen.“

„Das ist schön, ja.“ Kagome reckte ein wenig den Kopf, um die Nachricht zu sehen: „Und so schnell. Wann musst du dahin?“

„Morgen….dann kann ich morgen nicht zur Waschstrasse, da muss ich Bescheid geben.“ Der Halbdämon strahlte: „Aber das ging wirklich schnell. Mann, hab ich mal Glück, das kann ich gar nicht glauben.“

„Du solltest dich bei dem Mann vom Jugendamt bedanken, wenn es klappt.“ Kagome dachte schon weiter: „Und vergiss auf alle Fälle nicht, diesem Herrn Kumo gegenüber sehr höflich zu sein.“

„Bin ich doch immer.“ Und da seine Freunde etwas lachten: „He, was soll das?“

„Na ja...nett bist du, “ lenkte Sango ein: „Aber dir fehlt ein wenig die…Ehrerbietung.“

„Ehrerbietung?“ Inuyasha zuckte die Schultern. Wie hätte er erklären können, dass er die Höflichkeitssprache, wie sie zum Beispiel Myouga an den Tag legte, einfach unpassend fand, sobald er sie selbst anwenden sollte? „Ich pass schon auf.“
 

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Am folgenden Tag, Dienstag, hat Inuyasha also ein Gespräch mit Herrn Kumo. Und ein weiteres, schockierendes Gespräch mit Myouga, der als Vermittler herhalten soll...
 

bye
 

hotep

Tag X minus zwei Wochen: Dienstag

Es freut mich, dass euch das "Aktienspiel" so gefällt. (Vermutlich viel mehr, als es dem armen Inuyasha tut..)
 

3. Tag X minus zwei Wochen: Dienstag
 

Sesshoumaru betrachtete die Waschstrasse nachdenklich durch die verdunkelten Autoscheiben. In der Tat. Dieser Junge dort sah ihm selbst, oder eher seinem verehrten Vater recht ähnlich. Überdies war Myouga sicher nicht der, der sich so irren konnte. Immerhin hatte er Izayoi seit Vaters Tod betreut, oder bewacht, wie immer man es nennen wollte. In Vaters Auftrag, ohne Zweifel.

Inuyasha, also. Nun, er war nur ein Mischling, dazu sehr jung. Also sollte er zu beeinflussen sein. Und die fünfundzwanzig Prozent ihm, seinem Halbbruder, zukommen lassen, um die Firma seines Vaters zu retten.

Er blickte zu seinem Fahrer: „Zurück.“ Noch während dieser anfuhr, griff er zum Telefon: „Die Anwälte sollen in den Besprechungsraum kommen. Thema: die gesperrten fünfundzwanzig Prozent für den zweiten Sohn meines verehrten Vaters.“ Myouga sollte die Unterlagen dann zu dem Bastard bringen und dem klar machen, wer er in Wirklichkeit sei. Er selbst wollte sich so wenig wie möglich mit dem Jungen beschäftigen. Es war eine reine Geschäftsangelegenheit.
 

Inuyasha war sehr beeindruckt. Das Gebäude der Naraku Enterprises war ein gigantischer Komplex etwas außerhalb Tokios. Er war bereits an der äußeren Pforte bei Nennung seines Namens begrüßt worden, und das junge Menschenmädchen führte ihn nun zielsicher bis in die Vorstandsbereiche.

„Hier. Einen Moment, bitte.“ Sie verschwand in einem Büro und kehrte kurz darauf mit einer Dämonin zurück: „Dies ist Inuyasha Kamura, Kagura-san.“

„Ah ich erinnere mich.“ Kagura lächelte. Der Chef hatte gesagt, sie sollte diesen Inuyasha nett behandeln, überaus freundlich, und so tat sie es besser. Nara Kumo konnte sehr unangenehm werden, wenn man seine Anordnungen missachtete: „Komm nur. Es geht um dieses Stipendium, nicht wahr?“

„Äh, ja.“ Inuyasha wusste nicht so ganz, wie er sich ein Bewerbungsgespräch um ein Stipendium vorgestellt hatte, aber so sicher nicht. Alle hier waren so nett zu ihm. Als er der Dämonin folgte, bemerkte er ein wenig überrascht, dass sie im Gürtel ihres modernen Kostüms einen altmodischen Fächer trug. Aber Dämonen hatten irgendwie auch ihre eigenen Sitten, auch, wenn sie sich sehr den menschlichen Regeln angepasst hatten. Zumindest hatte Mutter das gesagt – und sie sollte das wissen. Er bewunderte im Vorbeigehen die ganzen Vorzimmer. Dagegen sah das Büro seines Schuldirektors ja schon mickrig aus.

„Hier, in dieses Zimmer.“ Kagura blieb stehen: „Herr Kumo wird gleich kommen. Bitte, setz dich hin und fass nichts an.“

„Äh, ja, klar.“ Der Halbdämon ging hinein und sah sich erstaunt um. Das war in der Tat ein großes Zimmer, sehr altmodisch eingerichtet. Waren die Vorzimmer im westlichen, modernen Stil gehalten, lagen hier nur Matten auf dem Fußboden, kein Computer stand da. Zum Glück wusste er, wie er sich zu verhalten hatte, und kniete sich nieder, auf dem Platz, der Besuchern gewöhnlich zugewiesen wurde. Das war sicher nicht das normale Büro des Firmenleiters, sondern das private, ja, eher der Meditationsraum. Er entdeckte auch einige beschriebene Zettel, die vor dem Platz des Hausherrn lagen. Es hätte ihn schon interessiert, was darauf stand, aber er wollte seine Chance auf das Stipendium nicht durch eine derart unhöfliche Handlung ruinieren. Kagome hatte ihn ja extra noch einmal ermahnt. So blieb er sitzen und betrachtete seine Hände.

„Selbstbeherrscht“, meinte Kagura, die ihn durch eine Kameraanlage betrachtete: „Und eigentlich sieht er süß aus.“

„Das solltest du vergessen“, meinte das Mädchen neben ihr, das die Überwachung leitete: „Er ist Mittelpunkt eines neuen Plans. Und Herr Kumo wird ungehalten, wenn du dich da einmischt. Außerdem ist er viel jünger als du.“

„Oh, danke, Kanna“, knurrte die Ältere: „Natürlich werde ich mich nicht an ihn heranmachen. Aber deswegen kann man doch sagen, dass er süß aussieht.“

„Ich muss ausschalten. Er kommt.“

Kagura musste nicht fragen, wer.
 

Inuyasha verneigte sich höflich etwas, als Nara Kumo das Zimmer betrat. Der junge Halbdämon war ein wenig überrascht, dass er das Alter dieses Mannes nicht schätzen konnte. Sicher, er war ein Dämon, aber auch so hätte man ihn zwischen Anfang Dreißig und Ende Vierzig halten können.

Der Leiter von Naraku Enterprises ließ sich nieder: „Du bist also Inuyasha Kamura.“

„Ja.“

„Du hast ein Stipendium beantragt. Aber deine Noten sind nicht so gut. Gibt es dafür eine Erklärung?“ Er kannte sie, aber er wollte den sichtlich bemüht höflichen Halbdämon ein wenig aus der Reserve locken.

„Äh, na ja...ich habe zwei Jobs angenommen, seit meine Mutter so krank war. Da fehlte ein bisschen die Zeit zum Lernen. Und jetzt ist sie tot.“

„Ja, das habe ich gelesen. Dein Vater ist auch gestorben?“

„Ja. Ich...ich habe ihn nie kennen gelernt.“

„Vielleicht erzählst du mir noch ein wenig.“

„Was denn?“ Das ging den Mann doch alles nichts an. Aber Inuyasha nahm sich zusammen. Seine Freunde hatten gemeint, er solle höflich bleiben: „Ich trage Zeitungen aus und nach der Schule arbeite ich an einer Waschstrasse, normalerweise.“

„Heute natürlich nicht. Und das Jugendamt zahlt deine Miete und deinen Unterhalt? Wie lange noch?“

„Soweit ich weiß, noch nächsten Monat. Dann bin ich volljährig.“

„Ich verstehe.“ Nara Kumo stand auf: „Komm einmal her, Inuyasha.“ Er ging an das Fenster. Der erstaunte Halbdämon folgte ihm. „Dort im Hof, diese Tafel enthält ein Verzeichnis aller Firmen, die mir gehören, besser Naraku gehören.“ Er musste den Jungen zutraulich bekommen. Es würde nicht mehr lange dauern und Sesshoumaru merken, dass er einen Halbbruder hatte. Nur, dann sollte es zu spät sein. „Weißt du, warum ich dich sofort eingeladen habe, warum ich mir dir reden wollte?“

„Nein….“

„Wie du weißt besitzen viele Dämonen große Firmen, die sie im Laufe der Jahre, Jahrhunderte ihres Lebens vergrößert haben. Unter ihnen bin ich jedoch der einzige Halbdämon.“

Inuyasha starrte den dunkelhaarigen Mann neben sich an: Er war auch ein Halbdämon? Das erklärte dann natürlich auch sein Interesse an ihm. So viele Halbdämonen gab es nicht. Er kannte außer sich selbst sonst nur noch einen, Jinenji, dessen Eltern eine Gärtnerei ein wenig außerhalb betrieben. Bei einer Klassenfahrt hatten sie sich kennen gelernt.

„Vor vielen Jahren, als ich so alt wie du war, war ich...nun, ich will ehrlich sein, das, was du heute als Straßenkind bezeichnen würdest. Niemand kümmerte sich um mich, und ich musste das, was ich brauchte, stehlen.“ Mehr würde er ihm nicht sagen. Es war nicht notwendig, dass der Junge nachlas, welche Verbrechen der Räuber Onigumo begangen hatte. „Dann traf ich eine Priesterin…ich war da sehr krank. Und während sie mich heilte, erkannte ich meinen Weg.“ Das war nicht gelogen. Er musste behutsam formulieren. Der Kleine war ein halber Hund und man sagte Hundedämonen nach, dass sie jede Lüge wittern konnten. „Und so begann ich mit Plänen, mit dem Aufbau meines Imperiums.“ Er legte den Arm um den zusammenzuckenden Jungen. Väterliche Zuneigung kannte der wohl wirklich nicht: „Und darum bewundere ich deine aufrechte Art, deine Sturheit, deinen Kampfgeist, ja.“ Er ließ ihn los. „Du bekommst das Stipendium für das nächste Schuljahr.“

„Hey, danke, das ist…toll.“ Inuyasha freute sich aufrichtig.

„Unter einer Bedingung.“

„Ja?“ Sofort war er wieder zurückhaltend.

„Du kommst einmal in der Woche her, wenn ich in Japan bin, und berichtest mir von deinen Fortschritten und was du im Laufe der Woche so erlebt hast.“

„Ja, klar, das kann ich machen.“ Das Interesse eines so mächtigen Mannes an ihm war mehr als schmeichelhaft. Außerdem: vielleicht bekam er dann auch weiterhin ein Stipendium für das Studium? Oder später eine Arbeitsstelle? Es gab sicher schlechtere Protektoren als den Chef eines Weltkonzerns.

Nara Kumo las in dem offenen Gesicht seines Besuchers. Sehr schön. Der war schon halb eingefangen. Jetzt musste er ihn nur noch ein wenig impfen: „Ich möchte dich gern weiterhin fördern. Halbdämonen unter sich sollten sich helfen. Denn vollblütige Dämonen nehmen uns nie für ernst, wollen uns gern ausbeuten, ja, halten uns für dumm. Das ist so. Und du solltest im Umgang mit ihnen aufpassen. Menschen dagegen fürchten uns, seltsamerweise mehr als echte Dämonen.“ Und da Inuyasha unwillkürlich nickte: „Sie fürchten immer, wir hätten unser dämonisches Erbe nicht unter Kontrolle, nicht wahr? Das ist dir sicher auch schon widerfahren.“ Der Firmenchef seufzte theatralisch auf: „Was glaubst du, mein Junge, warum ich noch immer unverheiratet bin? Keine Kinder habe?“ Den wahren Grund wollte er nicht sagen, aber auch nicht lügen.

Inuyasha nickte ernsthaft. Das war die vernünftigste Aussage zu diesem Thema, die er je gehört hatte. Myouga nahm er da mal aus. Der war sowieso ein komischer Kauz, außerdem ein Flohgeist, kein Dämon. Allein, wie er gestern so rumgedruckst hatte, was sein befreundeter Anwalt über das Stipendium beim Taishou-Konzern gesagt hatte. Das Ende vom Lied war nur gewesen, dass er heute Unterlagen mitbringen würde. Na, toll. „Ja, Herr Kumo, ich verstehe.“

„Gut. Das wollte ich hören. Dann komme am Donnerstag doch wieder für die Ausfertigung der Dokumente her, ja? Ich werde Kagura anweisen, dich jederzeit durchzulassen. Arbeiten brauchst du dann nicht mehr.“

„Ja, danke.“

„Und denke auch in der Schule dran: kein Dämon tut etwas, wenn es für ihn nicht von Nutzen ist. Jetzt geh.“

Inuyasha ging erleichtert. Das war ja ein wunderbares Gespräch gewesen. Er bekam ein Stipendium und hatte einen Förderer. Das musste er gleich seinen Freunden erzählen!
 

In einer Eisdiele traf er sich mit Miroku, Sango und Kagome, die seine freudige SMS: „Es lief super!“ neugierig gemacht hatte. So erzählte er ihnen von dem Stipendium und wie nett der Konzernchef zu ihm gewesen war.

„Ja, aber ist das nicht eigenartig, dass er einen ihm völlig Unbekannten fördern will?“ fragte Sango nachdenklich: „Was er damit wohl bezwecken will?“

„Das hat er mir erklärt. Er ist auch ein Halbdämon!“ triumphierte Inuyasha. „Und ihm hat wohl keiner geholfen, darum will er mir helfen. Er meinte, Halbdämonen müssten irgendwie zusammenhalten.“

„Ich verstehe“, meinte Kagome: „Die meisten der großen Konzernchefs sind vollwertige Dämonen, die in den langen Jahren ihres Lebens diese aufgebaut haben. Und sie haben wohl ein wenig auf ihn runtergesehen. Meinte er das?“

„Irgendwie wohl schon. Jedenfalls soll ich am Donnerstag wieder hingehen, und die Papiere abholen.“

„Herzlichen Glückwunsch!“ Miroku klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Das hast du dir wirklich verdient.“

Kagome nickte: „Und wenn du weitermachen willst, studieren oder so?“

„Ich weiß nicht… Er sagte was von Stipendium für das nächste Schuljahr.“

„Da reicht ja auch erst mal“, meinte sie eilig: „Ich gehe doch mal davon aus, dass er dann auch weiterhin Interesse an dir hat. Natürlich, sofern du sein Geld auch nutzt.“

„Ja, schon klar. Jetzt stehe ich irgendwie in der Pflicht, gute Noten zu schreiben.“

„Das meinte ich.“ Sie lächelte: „Und am besten fängst du Donnerstag gleich damit an, wenn wir Mathe schreiben. Da kannst du dann nachmittags ihm erzählen, dass es glatt lief.“

„Na, hoffentlich, “ meinte der Halbdämon. Aber Mathe war sein bestes Fach und er hatte mit Kagome ja auch das ganze Wochenende gelernt. „Jetzt geh ich nach Hause. Unser ..mein Nachbar, Myouga, hat gesagt, er hätte da noch ein Stipendium…Nicht, dass ich es noch brauche, aber ich werde es mir mal ansehen.“

„Noch eines?“ Sango war mehr als erstaunt: „Erst gar nichts und dann reißen sich alle um dich?“

„Reißen ist zuviel gesagt. Er meinte, er kenne da jemanden, der...der meinen Vater gekannt hat. So ungefähr.“

„Und davon hat er dir nie was gesagt?“

„Mutter wollte es wohl nicht…“ Er ahnte nicht, dass dieser Satz bei seinen Freunden den Eindruck erweckte, sein Vater sei zwar vor seiner Geburt gestorben, hätte aber auch ansonsten seine Mutter sitzen lassen. „Ich werde es mir mal ansehen…Aber, um ehrlich zu sein, traue ich diesem alten Flohgeist recht wenig zu.“
 

Aber Myouga öffnete seine Wohnungstür, als er den Halbdämon aus dem Lift kommen hörte: „Inuyasha-sama!“

„Ah ja. Erfolg gehabt?“ Der Junge betrachtete den dicken Umschlag, den der Flohgeist schleppte, ehe er hinfasste: „Komm mit rein, dann kannst du es mir erzählen.“

„Ja.“ Als sie im Wohnzimmer saßen, fuhr Myouga fort: „Aber sagen Sie zunächst: wie lief es bei Naraku?“

„Ich hatte das Gespräch mit diesem Herrn Kumo. Der ist sehr nett. Und ich habe das Stipendium für das nächste Schuljahr. Ich muss nur am Donnerstag noch die Unterlagen abholen.“

„Sie haben mit Herrn Kumo selbst gesprochen?“

„Ja, er meinte, dass mache er immer bei Stipendien. Und mir hat er es gegeben, weil er auch ein Halbdämon ist.“

Myouga sah den triumphierenden Inuyasha ernst an: „Ein Halbdämon? Nun, das sollten Sie besser nicht rumerzählen. Das wird er nicht mögen.“ Gleichzeitig dachte er: du lieber Himmel! Kumo versucht eine feindliche Übernahme – und bietet dem, der die Sache womöglich entscheiden kann, ein Stipendium? Weiß er - oder weiß er nicht? Er müsste dies auf jeden Fall Sesshoumaru-sama berichten, im Interesse seines verstorbenen Herrn und dessen Lebenswerk.

„Ja, schon klar. Was hast du?“

„Geben Sie mir den Umschlag. Ich denke, dieses Schreiben der Anwälte wird Ihnen alles erklären, was sonst noch darin ist.“

„Anwälte...Mehrzahl gleich?“ Aber Inuyasha nahm den Brief.

„Sehr geehrter Herr Kamaru, wie aus den uns vorliegenden Unterlagen hervorgeht, sind Sie der Sohn der verstorbenen Izayoi Kamaru und des ebenfalls verstorbenen Inu Sashou. Soweit wir überprüfen konnten, war Ihre Mutter zum Zeitpunkt der Empfängnis die Geliebte des verstorbenen Inu no Taishou. Wir nehmen daher an…“

Der Halbdämon sah auf: „Onkel Myouga…“ hauchte er vollkommen fassungslos: „Was …soll das?“

„Lesen Sie weiter.“

„Wir nehmen daher an, dass es sich bei Ihnen um den unehelichen Sohn des verstorbenen Inu no Taishou handelt, zumal eine Person mit Namen Inu Sashou nachweislich nicht existierte. Sie haben damit Anspruch auf das Ihnen nach dem Testament Ihres Vaters zustehende Aktienpaket. Um alles Weitere klären zu können, möchten Sie in der Zentrale des Taishou-Konzerns vorsprechen. Mit freundlichen Grüßen….“

Inuyasha ließ den Brief fallen: „Du...du hast es gewusst? Die ganze Zeit gewusst?“

„Ja.“ Im nächsten Moment fand sich der Flohgeist zwischen spitzen Krallen und schrie auf: „Inuyasha-sama! Ihre Mutter wollte es doch nicht, was hätte ich tun sollen!“ Aufatmend bemerkte Myouga, dass ihn der aufbrausende Halbdämon losgelassen hatte. „Ich wollte es Ihnen ja trotz allem an Ihrem achtzehnten Geburtstag sagen“, beteuerte der arme Diener zweier unterschiedlicher Ansichten.

Inuyasha fasste wieder in den Umschlag. Seine Geburtsurkunde, mit der offensichtlich falschen Angabe des Vaters - und ein handschriftlicher Brief. Er warf einen Blick auf die Unterschrift: Sesshoumaru.

„Inuyasha, ich denke, wir haben viel zu besprechen. Komm, so rasch es geht, zu mir. Zeige am Empfang diesen Brief vor und du wirst unverzüglich zu mir gebracht werden. Sesshoumaru.“

Er seufzte. Das klang nicht sehr freundlich. Andererseits: wer freute sich schon darüber, plötzlich einen Bruder zu haben, von dem man nichts wusste? Er selbst hatte ja auch seine Zweifel. Und immerhin: nach dem Schreiben der Anwälte ging es um Aktien und Geld - nicht um ihn.

„Er hat Ihnen höchstpersönlich geschrieben?“ Myouga nickte beifällig: „Den Brief können Sie sich einrahmen. Ich glaube kaum, dass da viele von existieren.“

„Du meinst, er freut sich, mich zu sehen?“ Das klang zögernd. Den Eindruck hatte er bislang nicht bekommen.

Der Flohgeist wusste, dass er wieder einmal über dünnes Eis ging: „Freuen...nun, er ist ein Dämon. Aber ich denke, neugierig ist er auch.“

„Dann…dann gehe ich morgen zu ihm. Und am Donnerstag wieder zu Naraku Enterprises. Du liebe Zeit…“ Der Halbdämon starrte überrumpelt und sprachlos auf die Papiere in seiner Hand. Warum nur hatte ihm das keiner gesagt? Mutter aus Stolz? Oder aus Dämlichkeit? Sie war doch krank gewesen, da hätte der Taishou-Konzern doch die besten Ärzte bezahlen können. Warum nur hatte sie da nicht angefragt, ja, war lieber gestorben? Er sah auf: „Mutter wollte nie…“

„Nein.“ Myouga wog erneut eilig seine Loyalitäten ab. „Ich…ich bin sicher, dass sie für Sie nur das Beste wollte. Bitte, seien Sie ihr nicht böse.“

„Nein, ihr sicher nicht.“ Er atmete durch: „Sag mal, Onkel Myouga, was sollte ich denn sonst noch so wissen?“ Was kam als nächstes? Dass der Tenno sein Opa wäre? Er kam sich irgendwie auf den Arm genommen vor. Nicht nur von dem Flohgeist ihm gegenüber.

„Ich denke mal, dass Ihnen das Sesshoumaru-sama sagen wird. Ich meine, ich bin schon einige Jahre aus dem Geschäft.“

Das verstand auch der Halbdämon: „Ja, schon klar. Toll jedenfalls, dass du es mir jetzt wenigstens gesagt hast. Lässt du mich allein? Ich hab irgendwie sehr viel zum Nachdenken….“ Das war noch untertrieben. So verwirrt und erschüttert war er noch nie in seinem Leben gewesen – und er hatte gedacht, bei dem Tod seiner Mutter das Höchste durchlebt zu haben.

„Ja, das verstehe ich. Bis morgen dann. Ich hoffe, dass das Gespräch mit Ihrem…Ihrem Halbbruder zufrieden stellend verläuft.“ Nun, wenn Sesshoumaru nicht komplett verrückt war, würde er sein neues Familienmitglied schon um der fünfundzwanzig Prozent Willen freundlich behandeln. Soweit der je freundlich sein konnte… In jedem Fall musste er ihn noch von diesem Stipendium in Kenntnis setzen. Das war mit Sicherheit wichtig. „Oh, eines noch, Inuyasha-sama: Sie sollten niemandem etwas davon sagen, ehe es nicht spruchreif ist.“

„Ja. Schon klar. Im Interesse der Firma, oder wie?“ Das klang wieder bitter. Vielleicht hätte Mutter nicht sterben müssen, er sicher nicht jobben gehen…: „Wäre ja sicher auch peinlich, wenn da plötzlich noch ein außerehelicher Sohn auftaucht. Image, wie bescheuert!“

„Nicht deswegen“, protestierte Myouga sofort: „Ich...ach, reden Sie mit Sesshoumaru. Gute Nacht.“ Er hüpfte weg. Er musste noch dringend ein Telefonat führen.
 

„Das erwartest du nicht im Ernst von mir, Sesshoumaru!“

„Oh doch, Frau Mutter.“ Der junge Konzernlenker musterte seine Mutter eisig: „Sie werden Inuyasha einladen. Er ist der Sohn meines Vaters. Und er hat damit Anspruch auf die fünfundzwanzig Prozent. Stimmt er für mich, ist Kumos Übernahme abgewehrt.“

„Du willst auf Familie machen.“

„Seine Mutter starb. Er sollte Sehnsucht nach einer Familie haben, immerhin ist er halb ein Mensch. – Was Sie bei der Einladung ebenso vergessen sollten, wie die Tatsache, dass seine Mutter Ihre Rivalin war.“

„Für taktlos wirst du mich nicht halten“, sagte die Dämonin kalt. „Zumal, wenn so viel auf dem Spiel steht.“

„Gut.“ Sesshoumaru trat an das Fenster und betrachtete den Nachthimmel.

„Und du bist sicher, dass dieser Inuyasha dein Halbbruder ist? Nur, weil er ein Halbdämon ist? Da gäbe es mehrere. Du hast selbst gesagt, dass der Name des Vaters nicht stimmt.“

„Inuyasha hat weiße Haare, Augen in meiner Farbe und eindeutig Hundedämonenblut in sich. Überdies stimmt der Name der Mutter mit einer früheren Mitarbeiterin überein. Und Myouga war die ganze Zeit bei ihm, gewiss im Auftrag meines verehrten Vaters. Zu allem Überfluss hat Naraku-Enterprises dem Jungen heute ein Stipendium zugesagt.“

„Kumo will Einfluss auf ihn.“

„Das sagt die Logik.“

„Nun gut. Ich werde ihn einladen. – Aber eine Frage, die sich mir stellt: Warum hat sich diese Izayoi so versteckt, dass sie selbst den Namen des Vaters falsch angab?“

„Ich weiß es nicht.“ Das entsprach nicht ganz den Tatsachen. Er vermutete inzwischen schwer, dass Izayoi nach Vaters Tod schlicht befürchtet hatte, er selbst oder seine Mutter könnten ihr mehr als nur Steine in den Weg legen. Und um sich und ihren Bastard zu schützen war sie untergetaucht, hatte lieber auf das Geld verzichtet. Er drehte sich um und ging wortlos.
 

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Die "Halbdämonen-müssen-zusammenhalten"-Taktik gegen "Es-ist-nur-ein-Geschäft-aber-spielen-wir Familie"-Taktik.

Im nächsten Kapitel: Mittwoch treffen sich die Halbbrüder zum ersten Mal und wir werden noch sehen, was erfolgreicher ist.
 

bye
 

hotep

Tag X minus zwei Wochen: Mittwoch

Da sich einige wunderten, warum Sesshoumaru Winkelzüge plant: er fühlt sich durch die feindliche Übernahmedrohung und durch die Tatsache, dass ein vollkommen Unbekannter über ihn und Vaters Firma entscheiden kann, mehr als in die Ecke gedrängt. Planen kann man auch viel - wenn dann der eigene Stolz einem im Weg steht.
 

4. Tag X minus zwei Wochen: Mittwoch
 

Inuyasha rückte noch einmal seine Kappe zurecht, ehe er an den Wächtern vorbei in die Empfangshalle des Taishou-Konzerns ging. Er war ein wenig verwundert. Schon bei Naraku-Enterprises hatte ihn kein Wachmann auch nur gefragt, was er hier wolle. Fast, als ob er erwartet würde und sie die Anweisung bekommen hätten, ihn durchzulassen. Und eigentlich sah er doch kaum wie ein Geschäftsmann aus? Na, egal.

Er blickte sich um. Als er den Auskunftsschalter entdeckte, ging er darauf zu. Er musste einen Augenblick warten, ehe sich die junge Menschenfrau dahinter an ihn wandte:

„Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Äh, ich soll das hier abgeben…“ Er reichte ihr Sesshoumarus kurzen Brief.

Sie schien fast in Ohnmacht zu fallen: „Oh, verzeihen Sie, dass Sie warten mussten...einen Moment bitte...nur einen kleinen.“ Sie griff zum Telefon: „Herr Jaken? Hier ist jemand, der einen Brief von…Ja, selbstverständlich.“ Sie legte auf: „Bitte, begeben Sie sich dort drüben zu den Aufzügen. Herr Jaken, der persönliche Assistent von Herrn Taishou, wird Sie sofort abholen.“

„Äh, danke.“ Er nahm den Brief wieder. Das war ja das Gleiche wie bei Naraku. Wieso waren alle so freundlich? Na schön, angeblich war er hier ja der Halbbruder des Firmenchefs, aber trotzdem…Oder hatte sie solche Angst vor Sesshoumaru? Was war das denn für ein Leuteschinder? Aber er ging zu den Liften.

Kurz drauf öffnete sich eine Aufzugtür, auf der „Privat“ stand und ein kleiner Krötendämon kam heraus, blickte sich suchend um.

„Äh, hallo?“ machte Inuyasha. „Sind Sie Jaken? Herr Jaken?“ ergänzte er eingedenk Kagomes Mahnung, höflich zu sein.

„Inuyasha Kamura, nehme ich an. Bitte, folgen Sie mir. Sesshoumaru-sama erwartet Sie.“

Aha, dachte der Halbdämon. Irgendwie fühlte sich sein Magen eigenartig an, als er in den Lift stieg. Er kam sich vor, als ob er zu einer Prüfung musste. Aber das war Unsinn. Er hatte das Stipendium von Naraku Enterprises in der Tasche, war nicht auf jemand anders angewiesen, Bruder hin oder her. Er war er und der andere konnte machen, was er wollte. Punkt. Er war nicht auf ihn angewiesen. Ob das Mutter auch so empfunden hatte? War das der Grund, warum sie sich nie an Sesshoumaru gewandt hatte? War der so ein unangenehmer Zeitgenosse?
 

Jaken führte ihn durch Gänge, dann ein großes Büro, in dem mehrere Sekretärinnen saßen. Auf einem größeren Bildschirm an der Wand erkannte der Halbdämon die verschiedenen Zeiten in anderen Ländern. Er entsann sich, das auch bei Naraku gesehen zu haben. Natürlich. Beide Konzerne handelten rund um die Welt, da musste man wissen, wie spät es wo war.

„Einen Moment, freundlicherweise.“ Jaken öffnete eine weitere Tür und warf einen Blick hinein: „Sesshoumaru-sama...?“

„Ich lasse bitten.“

Die Stimme klang ruhig und doch schwang etwas darin, dass Inuyasha denken ließ: er ist nicht erfreut, mich zu sehen. Oder ist der immer so? Aber er betrat das Büro des Konzernchefs, der aufstand und hinter seinem Schreibtisch hervorkam.

Die Halbbrüder musterten sich für einen langen Moment, prüften unwillkürlich Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten.

„Inuyasha, also. – Setz dich.“ Sesshoumaru deutete auf eine Couchgarnitur an der Wand: „Wir haben wohl einiges zu besprechen.“

„Ja?“ Aber Inuyasha setzte sich: „Es muss ja auch peinlich sein, plötzlich einen unehelichen Halbbruder zu haben….“ Er klang aggressiv.

„Ich habe es nicht gewusst, das stimmt.“ Auch Sesshoumaru setzte sich und betrachtete den Jüngeren. Er ist in Abwehrhaltung, dachte er. Warum? Sollte er nicht froh sein, reich zu sein? Macht zu haben? Und wie bekomme ich ihn dazu, mir zu vertrauen? „Ich hätte es mir freilich denken können.“

„Äh, ja?“

„In Vaters Testament findet sich ein Hinweis darauf, dass es ein zweites Kind geben könnte. Aber, nachdem sich nach seinem Tod keine Frau meldete, die Anspruch auf Unterhalt oder Erbe stellte…“ Er zuckte ein wenig die Schultern.

„Hast du auch nicht gesucht.“

„Warum hätte ich sollen? Es widersprach jeder Logik, dass sich eine Frau, eine Mutter, nicht meldete. Weißt du, warum sie so handelte?“

„Nein. – Myouga meinte, es sei Geld zurückgelegt worden, für meine Ausbildung.“

Sesshoumaru rang für einen Moment mit sich, ob er nicht einfach „ja“ sagen, dem Bastard Geld geben und dafür das Aktienpaket einstecken sollte. Aber Vater hätte solch einen Betrug an seinem Sohn durch seinen Sohn kaum gut geheißen. Und es wäre in der Tat zutiefst unehrlich: „Es handelt sich um fünfundzwanzig Prozent der Aktien des Konzerns plus eine.“

„Aktien….“ Inuyasha dachte rasch nach. Handelslehre war nicht sein bestes Fach, aber... „Das ist ja eine Sperrminorität.“

Oh. Der Bastard verstand etwas von Wirtschaft? Dann war es umso drängender, ihn zu überzeugen. „In der Tat.“

„Und du hast nie das Testament angefochten? Hast diese Aktien einfach liegen lassen?“

„Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen!“

Der Halbdämon nickte etwas zu dieser scharfen Replik: „Schon klar. Du hast gedacht, da gibt es jemanden, der eine Sperrminorität haben kann, aber warten wir mal ab, ob der sich rührt. Und als die Jahre verstrichen, warst du froh und hast nur einen Zeitpunkt abgewartet, an dem du das Testament anfechten könntest, nicht wahr? Kein Dämon tut etwas ohne Grund.“

Letzteres stimmte. Aber warum war der so verbittert? Wenn jemand Schuld hatte, dass er in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war, doch wohl Izayoi. So ging das nicht weiter. Wenn Inuyasha derart feindselig eingestellt war, musste er ihn sanfter machen, sonst würde der noch für Naraku stimmen. Lügen war freilich ein Ding der Unmöglichkeit. „In gewisser Hinsicht hast du Recht. Ich wollte das Testament nicht einfach anfechten. Immerhin war es Vaters. Und ich war froh, dass sich niemand meldete. Kein Firmenleiter mag es, eine Sperrminorität im Haus zu haben, oder Schlimmeres. Aber solange diese Aktien gesperrt waren – und das sind sie für mich bis zu deinem achtzehnten Geburtstag, kam auch kein anderer an sie heran. Überdies ergab sich nie ein Grund, auf sie zugreifen zu müssen. Das hat sich nun geändert.“

„Ach ja? Und jetzt brauchst du sie? Und damit mich?“

Die direkte Antwort war unangenehm. „Myougas Besuch bei einem alten Freund hier im Haus erschien mir wie ein Geschenk des Himmels.“

„Myouga? Du kennst ihn?“

„Natürlich. Hat er dir nicht einmal das gesagt?“

„Äh, nein.“

„Er war der Privatsekretär meines verehrten Vaters.“ Unseres…nein, das brachte er nicht über sich.

„Aha. Und wozu brauchst du nun die Aktien?“ Er würde diesem Flohgeist was erzählen!

Sesshoumaru schwieg einen Augenblick, ehe er sagte: „Du weißt, was eine feindliche Übernahme ist.“

„Jemand versucht, deine Firma zu übernehmen? Gegen deinen Willen?“

„Vaters Firma, ja. - Naraku Enterprises.“

„Herr Kumo?“ Inuyasha war eigentlich nicht erstaunt. Immer wieder übernahmen Firmen sich gegenseitig.

„Er steckt dahinter. – Es gelang Naraku, ohne dass ich es bemerkte, fünfundzwanzig Prozent der Aktien zusammenzukaufen. Wie du selbst sagst, eine Sperrminorität. Ich selbst verfüge über die gleiche Anzahl, noch einmal diese Summe ist in Streubesitz. Wir versuchen zurzeit beide, die Fonds und Kleinanleger zu überzeugen: ich, dass dieser Konzern allein weiter bestehen kann, Kumo, dass es besser wäre, wenn er die Firma übernimmt.“

„Und je nachdem, für wen ich stimme…schon klar. Darum hast du dich jetzt also gemeldet.“

„Wie gesagt, als ich Myouga sah…“

„Keh.“ Es stimmte also. Kein Dämon tat etwas ohne Grund. Und eine traute Familienzusammenführung wäre ja auch zu schön gewesen um wahr zu sein. Warum nur fühlte er sich dann so ernüchtert? „Wäre ja auch zu peinlich für dich, oder?“ Aus seiner Enttäuschung heraus wollte er den anderen verletzen, so tief es nur ging: „Vater brauchte Jahrhunderte, den Konzern aufzubauen, und du keine achtzehn Jahre, um ihn zu zerstören.“

Sesshoumaru sprang auf. „Idiotischer Bastard!“ Das hatte seine eigenen Ängste und Befürchtungen punktgenau getroffen. „Noch vor einem Jahrhundert hätte ich dich dafür mit Wonne ins Jenseits befördert!“

Auch der Halbdämon stand auf: „Ah ja! Jetzt also ist Schluss mit den Freundlichkeiten, oder? Soll ich dir mal was sagen? Herr Kumo hat mir ein Stipendium gegeben, er war sehr nett zu mir und versprach, mich zu fördern. Nicht, mich umzubringen!“

Sesshoumaru rang um seine Selbstbeherrschung. Dieses Gespräch wurde zum Fiasko: „Und warum, glaubst du, macht er das?“

„Ich bin ein Halbdämon.“

„Er etwa auch?“

Ups, dachte Inuyasha, das hätte er wohl besser nicht gesagt: „Ist doch egal. Er tut es. Und was du machst, geht mir, gelinde ausgedrückt, irgendwo vorbei.“ Er wandte sich zum Gehen.

„Glaubst du wirklich, es ist so einfach, so einen Konzern zu leiten? Vaters Erbe zu verwalten? Dass ich nichts anderes tue, als herumzusitzen?“ Wenn der Bastard nun ging, war klar, für wen er stimmen würde. Und er selbst hätte gänzlich versagt.

Inuyasha hatte eigentlich wirklich gehen wollen. Aber in diesen letzten Worten hatte etwas gelegen, dass er nicht deuten konnte, ihn jedoch irgendwo berührte. So blieb er stehen, wandte sich aber nicht um: „Nein. Ich weiß nicht, was du tust, oder wie schwer oder leicht es ist. Ich merke nur, dass es dir bloß um die Aktien geht, nicht um mich. Und ich brauche dich nicht. Ich bin auch zuvor schon ganz gut allein klar gekommen.“

Sesshoumaru zwang sich mühsam zur Ruhe: „Ich habe dich nie zuvor gesehen, Inuyasha. Aber ich bin von dir abhängig, wenn ich Vaters Erbe sichern will. Glaubst du wirklich, dass mir das gefällt?“

Der Halbdämon gab sich zu, dass er es von dieser Seite noch nicht gesehen hatte. So drehte er sich doch um.

Der Konzernleiter bemerkte es ein wenig erleichtert. Jetzt nur nicht zu rasch vorgehen. Dieses Halbblut war impulsiv: „Ich mache dir einen Vorschlag. Du verbringst den Freitag mit mir, von morgens bis abends. Zum einen, damit du siehst, um was es geht, zum anderen…“ Er brauchte diesen Bastard: „Zum anderen, damit wir uns besser kennen lernen.“

„Freitag habe ich Schule.“

„Wie heißt der Direktor?“

„Herr Ohei.“

Sesshoumaru ging zu seinem Schreibtisch, nahm das Telefon und drückte eine Taste: „Herrn Ohei, den Direktor der Nihon High School. - Sofort.“

„Du willst, dass er mir freigibt?“ Irgendwo war es überraschend, dass der wirklich den Namen seiner Schule auswendig wusste. Hatte er ihm doch in gewisser Weise unrecht getan und er interessierte sich auch irgendwie als Bruder für ihn? Natürlich war es sicher unangenehm für einen Konzernchef, auf einen Unbekannten angewiesen zu sein. War er selbst zu voreilig gewesen, hatte Abneigung gesehen, wo gar keine war? War Sesshoumaru auch unsicher in dieses Gespräch gegangen? Einem Dämon war das nicht anzusehen und eigentlich war es kaum zu glauben. So oder so war ein Tag schulfrei nicht schlecht. Und er würde mit seinen Freunden darüber reden. Doch, das war sicher gut. Irgendwie war diese ganze Situation ein bisschen viel für ihn.
 

„Ja.“ Der Firmenleiter legte auf. Immerhin hatte er sich noch einen Tag herausgehandelt. Dieser Bastard schien ein aufbrausender Sturkopf zu sein. Wie kam er an ihn ran? Wie konnte er ihn überzeugen, wie wichtig es war, Vaters Erbe zu erhalten? Und wie in aller Welt hatte es dieser Kumo geschafft, den so für sich einzunehmen? Auf die Art würde er ihn ja nicht einmal dazu bekommen, gegen ein gewisses Entgelt auf sein Erbe zu verzichten…Obwohl, wer verzichtete schon freiwillig auf die Macht, die ein Viertel des Taishou-Konzerns bot? Er drehte sich um. „Sobald er in der Leitung ist, werde ich zurückgerufen“, erklärte er, da er den fragenden Blick bemerkte.

„Dann muss er ja warten?“ Das war immerhin der Direktor.

„Und? – Inuyasha, wenn ich mir nicht für unser Gespräch jede Störung verbeten hätte: wie viele Telefonate hätte ich allein in diesen Minuten bekommen?“

„Keine Ahnung. Ich werde es Freitag sehen…na ja….wenn ich freibekomme.“

Kurz darauf klingelte das Telefon und Sesshoumaru griff hin: „Ja? Herr Ohei, ich möchte, dass Sie den Schüler Inuyasha Kamura für Freitag vom Unterricht befreien. – Ich brauche ihn. – In der Tat. Ich nehme an, Sie wissen, von wem der größte Scheck jedes Jahr kommt? – Ich wusste, dass wir uns verstehen.“ Er legte auf.

Inuyasha starrte ihn an: „Du zahlst für die Schule?“

„Für einige soziale Projekte, ja. Vater legte immer Wert darauf, dass das Geld auch sinnvoll angelegt wird.“

„Und warum für diese High School? Es gibt doch viele.“ Hatten sie doch gewusst, dass er existierte, ja, auf welche Schule er ging? Erneut stieg Misstrauen in ihm auf.

„Vaters Entscheidung. Ich habe mich daran gehalten. – Du hast Freitag frei.“

„Ja, das habe ich mitbekommen. Nur noch eine Frage: Wann soll ich wo sein?“

Das klang endlich mal vernünftig: „Um sieben unten am Empfang. Ich werde dich abholen, denn um halb acht ist ein Treffen. Oh, und tu mir den Gefallen und rede nicht dazwischen.“

„Schon klar. Ich bin ja nicht dämlich.“

„Das habe ich nie behauptet.“

Nur gedacht…und es hätte den Halbdämon schon interessiert, wie hoch der Spendenscheck des Taishou-Konzerns für seine Schule war. Aber fragen wollte er dann auch nicht.
 

Zurück zuhause klingelte er als erstes bei dem lieben Herrn Nachbarn. Aber niemand öffnete. Myouga hatte schon immer gewusst, wann es besser wäre, sich abzusetzen. So nahm der Halbdämon noch im Flur sein Telefon und rief seine Freunde an, um sich mit ihnen zu treffen. Da sie alle neugierig waren, was es schon wieder Geheimnisvolles gab, saßen sie nur eine halbe Stunde später in der Eisdiele.

Miroku sah ihn an: „Du platzt ja förmlich. Hast du etwa noch ein Stipendium bekommen, diesmal vom Taishou-Konzern?“

„Nein, besser.“ Inuyasha grinste. „Ihr werdet es nie erraten.“ Ihm fiel Myougas Warnung ein, nichts zu sagen, ehe es nicht spruchreif sei. Aber das bezog sich doch sicher nur auf die Aktien. „Ich weiß jetzt, wer mein Vater war.“

Der Erfolg dieser Aussage bestätigte ihn: alle drei Menschen starrten ihn an, ehe Kagome sagte: „Inuyasha? Dein Vater ist tot…?“

„Ja. Aber in meiner Geburtsurkunde steht ein falscher Name! – Und ich habe am Freitag schulfrei, weil ich meinen Halbbruder begleiten soll.“

„Halbbruder.“ Sango zog die Augen zusammen. „Inuyasha, ich störe dich ungern in deiner Freude, aber…bist du sicher? Du weißt, mein Vater ist bei der Polizei. Es ist nicht gerade einfach, Geburtsurkunden zu fälschen. Da muss man schon, ja, kriminelle Verbindungen haben.“

„Oder Geld“, gab Inuyasha zu: „Mein Vater war Inu no Taishou.“

„Taishou? Wie der Konzern?“ Miroku atmete durch: „Ach du liebe Güte! Und er hat dich nicht anerkannt? Ach so, ging ja wohl nicht, weil er schon tot war. Dann hat deine Mutter einen anderen Namen gesagt…Jetzt hat dich dein Halbbruder gefunden? Ich nehme an, Sesshoumaru?“

„Woher kennst du ihn?“

„Ich lese Zeitung und sehe fern. – Da wirkt er immer sehr unnahbar. Aber stimmt, wenn ich mir das so überlege, seht ihr euch ähnlich. Irgendwie, zumindest.“

„Ja, denke ich auch.“ Kagome musterte den Halbdämon: „Weiße Haare und diese Augen…Ich muss zugeben, dass ich Sesshoumaru Taishou sexy finde, wenn er mal im Fernsehen auftritt. Allein diese Stimme…“

Irgendwie ärgerte das Inuyasha. Aber er meinte nur: „In jedem Fall soll ich Freitag mit ihm verbringen. Er hat Direktor Ohei gesagt, dass ich freibekommen soll. Und der hat zugestimmt.“

„Kunststück“, meinte Sango trocken.

„Was meinst du, meine Liebe?“ erkundigte sich Miroku.

„Ich bin nicht deine Liebe“, fauchte sie prompt zurück: „Und ich werde es auch nie sein!“

„Oh doch, das bist du, “ murmelte er und ließ seine Hand auf ihren Oberschenkel sinken – nur, um sie rasch zurückzuziehen. Sango verstand dank ihrem Vater etwas von Nahkampfsport und er war schon einige Male unsanft auf dem Boden gelandet.

Kagome seufzte ein wenig. Konnte er das denn nie sein lassen: „Was meinst du, Sango?“ wiederholte sie dennoch die Frage.

„Wenn ihr das alle nicht wisst, seht ihr euch wohl nie die Tafel in der Vorhalle an. Der Taishou-Konzern steht jedes Jahr ganz oben auf der Spendenliste für die Schule. Und ich nehme doch schwer an, dass Direktor Ohei nicht dem Verwaltungsrat erklären will, warum die Hundertsiebzehntausend-Dollar-Spende ausfällt.“

Inuyasha musste zugeben, dass er diese Tafel noch nie angesehen hatte. Schön, er war wie jeder Schüler jedes Jahr dabei, wenn die Namen der Spender vorgelesen wurden, aber er hatte zum einen nie hingehört und zum zweiten ja auch nicht ahnen können, dass das einmal für ihn wichtig sein könnte.

„Was will Sesshoumaru denn am Freitag von dir? Und wieso Freitag und nicht Samstag oder Sonntag?“ erkundigte sich Kagome dann.

„Ich weiß nicht…Irgendwie meinte er, damit ich mal sehe, was er arbeitet. Und damit wir uns besser kennen lernen.“ Ja, warum eigentlich nicht am Wochenende? Nun, da war diese Sache mit den Aktien. Das wollte er sicher rasch über die Bühne haben. Oder war da noch etwas anderes? Wieder entsann er sich der Worte Nara Kumos: Dämonen halten Halbdämonen für dumm und wollen sie gern ausnutzen. Stimmte das auch für Halbbrüder? Immerhin hatte Sesshoumaru den Eindruck gemacht, dass dem an der Firma etwas lag, als dem Erbe seines Vaters, nicht als seine eigene Machtposition. Aber da konnte er sich auch täuschen.

„Hm“, machte Miroku. „Ich muss mal nachfragen…“ Und da ihn alle ansahen: „Irgendwas lief mit dem Taishou-Konzern, da hatte der Abt etwas gesagt.“ Seit dem Tod seines Vaters lebte er in einem kleinen Mönchskloster. Und der Abt besserte die mageren Spendeneinnahmen des Klosters nur zu gern mit Aktien- und Optionsspekulationen auf. Bislang sehr erfolgreich, was seine Mitbrüder dazu verleitet hatte, anzunehmen, dass Buddha eine schützende Hand über sie hielt. Nun, es in jedem Fall nicht verbot.

Was das mit der geplanten feindlichen Übernahme kein solches Geheimnis mehr? Inuyasha sah ihn an: „Sagst du mir, wenn du was weißt?“

„Ja, mache ich.“

„Du meinst, die gehen Pleite? Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Kagome zuckte die Schultern: „Vielleicht freut sich Sesshoumaru auch einfach, dass er einen Bruder hat. Ich meine, auch Dämonen haben doch etwas Familiensinn, oder?“

Inuyasha sah sie an. Meinte sie das im Ernst? „Er war recht…sachlich, heute.“

„Natürlich, ihr kennt euch doch überhaupt nicht. Aber er will dich näher kennen lernen. Und das müsste er nicht.“

Die Aktien, dachte Inuyasha bitter. Anders kommt er doch nicht an sie heran. Aber Kagome schien so sicher zu sein…. „In jedem Fall habe ich Donnerstag, also morgen, ein Gespräch mit Herrn Kumo und am Freitag eines mit...Herrn Taishou. Mann, ich scheine der beliebteste Junge Japans zu sein.“

„Irgendwie schon“, gab Miroku zu: „Zumindest der beliebteste Junge der Hochfinanz. Ob bei Naraku jemand mitbekommen hat, wer dein Vater war?“ Und da er sah, wie ihn der Halbdämon anstarrte: „Es gibt so etwas wie Wirtschaftspionage, Inuyasha.“

„Ja…“ Aber das konnte er denn doch nicht glauben. Immerhin war Naraku Enterprises schneller gewesen, viel schneller, als es Sesshoumaru mitbekommen hatte. Nein, Spionage hin oder her, das konnte Nara Kumo nicht wissen.
 

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So sicher, Inuyasha? Manchmal ist es gut, Freunde zu haben...

Im nächsten Kapitel, "Donnerstag", erfährt Sesshoumaru eine Kleinigkeit mit Folgen, die die hohen Konzernlenker beide übersehen haben: Inuyasha ist minderjährig.

Und unser lieber Halbdämon hat ein "offenes und ehrliches" Gespräch mit Herrn Kumo.
 

bye
 

hotep

Tag X minus zwei Wochen: Donnerstag

Herr Shiai meint es gut mit Inuyasha - manchmal bewirkt das allerdings das Gegenteil:
 


 

5. X minus zwei Wochen: Donnerstag
 

Während Inuyasha und seine Freunde in der jährlichen Matheprüfung schwitzten, war der Halbdämon Gegenstand eines ernsten Gesprächs.

Bokuseno, der älteste der Firmenanwälte, hatte sich bei Sesshoumaru melden lassen. Da er ein „Es ist äußerst wichtig“ hinzugefügt hatte, nahm sich der Konzernchef unverzüglich die Zeit. Der Baumgeist, der schon mit seinem Vater gearbeitet hatte, neigte nicht zu Übertreibungen.

„Nun, was ist?“ lautete auch die Begrüßung: „Setzen Sie sich.“

„Danke, Sesshoumaru-sama. – Es geht um Inuyasha.“

„Und ?“

„Ich denke, Sie sind bislang davon ausgegangen, dass ihm die fünfundzwanzig Prozent der Aktien zustehen und er über sie verfügen kann.“

„In der Tat.“ Der junge Konzernleiter spannte sich an: „Aber?“

„Er ist minderjährig. Nach dem Recht kann er erst nach seinem achtzehnten Geburtstag frei über sie verfügen. Im Moment müsste sein Vormund für ihn stimmen. Also, das Jugendamt. Nach meinen Recherchen ist ein gewisser Herr Shiai für ihn zuständig.“

Sesshoumaru schloss für einen Moment die Augen. Natürlich. Wie hatte er das übersehen können? Sein einziger Trost war, dass dies Nara Kumo wohl auch entgangen war. Sie waren zu sehr daran gewöhnt, dass jeder für sich entscheiden konnte. „Ich bin sein einziger Verwandter“, meinte er dann: „Kann man die Vormundschaft auf mich übertragen lassen? Wie lange dauert das?“

„Ja, zu eins, aber das würde zu lange dauern, fürchte ich. Wenn ich den Termin richtig im Kopf habe, ist die Übernahmefrist für morgen in einer Woche geplant. So rasch würden kaum eine Anhörung und eine Gerichtsverhandlung über die Bühne gehen. Zumal Inuyasha ja bereits in zwei Wochen volljährig wird.“

„Vorschläge?“

„Ich werde, Ihre Erlaubnis vorausgesetzt, mit Herrn Shiai reden. Es müsste möglich sein, Inuyasha das Verfügungsrecht über sein Vermögen zu übertragen, ihn sozusagen in diesem einen Punkt vorzeitig für volljährig zu erklären. Vorausgesetzt, er ist reif genug und so weiter. Es wäre ungewöhnlich, aber theoretisch machbar.“

„Dies beträfe aber nur diesen einen Punkt.“

„Ja.“

„Wie lange würde das dauern?“

Der Baumgeist zuckte ein wenig die Schultern: „Das hängt davon ab, wie sich das Jugendamt dazu stellt. Natürlich wäre es auch denkbar, dass schlicht dieser Herr Shiai an Inuyashas Stelle entscheiden will.“

„Dürfte der das?“

„Natürlich.“ Bokuseno erkannte, dass Sesshoumaru nicht begeistert war: „Aber in Anbetracht der Tatsache, dass der achtzehnte Geburtstag nur wenige Tage später ist, würde er wohl auf die Meinung des Betroffenen hören. – Darf ich mit Herrn Shiai sprechen und ihm die Sachlage erklären?“

„Ja. Tun Sie das. – Das heißt, eines noch: angenommen, das Jugendamt entscheidet, die Aktien gegen mich einzusetzen. Welche Möglichkeiten haben ich oder Inuyasha dagegen vorzugehen?“

„Nur Inuyasha hätte die Möglichkeit, sobald er achtzehn ist, aber da würde zu spät sein, nicht wahr? Und er müsste Missbrauch der Vormundschaft angeben. Wie ich bereits jedoch erwähnte, würde sich das Jugendamt gewiss an seine Meinung halten, zumal es hier ja um die Firma seines Vaters geht.“

„Sprechen Sie mit diesem Shiai und erstatten Sie mir unverzüglich Bericht.“

„Ja, Sesshoumaru-sama.“
 

So fand der Halbdämon, als er nach der Schule das Handy einschaltete, eine dringende Nachricht von Herrn Shiai vor, er möchte unverzüglich bei ihm vorbeisehen. Er beschloss, dieser Aufforderung zu folgen, ehe er zu Naraku Enterprises fuhr, um sich die Unterlagen für das Stipendium abzuholen. Herr Shiai meinte es gut mit ihm, davon war er überzeugt. Womöglich hatte der auch Nachrichten von Herrn Kumo bekommen.

Als er das Zimmer im Jugendamt betrat, erhob sich sein Betreuer: „Du machst ja Sachen…ich meine, Sie machen Sachen…“

„Äh, was?“ Hatte er etwas doch falsch gemacht? Hatte sich Nara Kumo über ihn beschwert?

„Setzen Sie sich.“

Warum war der Mann denn auf einmal so...ja, eigenartig? „Herr Shiai“, begann er irritiert.

„Ich bekam vorhin einen Anruf von den Anwälten des Taishou-Konzerns.“

„Ach, lassen Sie mich raten: dass ich der Halbbruder des Chefs bin?“ War das der Grund, warum Herr Shiai so aufgeregt war? „Und sagen Sie doch weiter „du“, das …das stört mich so.“

„Ja, danke. - Und er meinte, dass sie dich erst am Montag gefunden haben. Nun, damit hat sich das Stipendium bei Naraku ja erledigt, nicht wahr?“

„Wieso?“

„Junge, du bist reich, sagte mir der Anwalt. Dir gehört ein Viertel eines der größten Konzerne der Welt!“

Inuyasha zuckte ein wenig die Schultern: „Davon habe ich noch nichts gesehen. Und ich weiß nicht, ob man von diesen komischen Aktien abbeißen kann, ich meine, ob man da Geld rausbekommt.“ Aber er dachte nach: „Irgendwo haben Sie recht. Ich soll nachher ja sowieso wegen des Stipendiums zu Herrn Kumo gehen, dann werde ich ihm das wohl sagen müssen.“

„Ja, solltest du. Das ist nur ehrenhaft. – Etwas anderes. Der Anwalt, ein gewisser Herr Bokuseno, sagte mir auch, dass nächste Woche eine Abstimmung unter den Aktionären geplant ist. Du kannst natürlich nicht mitbestimmen, da du nicht volljährig bist. Ich müsste das an deiner Stelle tun. Als dein Vormund.“

„Oh, ja, klar, das stimmt.“ Da hatte wohl Sesshoumaru auch nicht mitgedacht. Irgendwie nett, Mister Cool bei einem Fehler zu erwischen. „Und Sie stimmen so ab, wie ich es will?“

„Wie es für dich am besten ist, beziehungsweise, für dein Vermögen, so will es das Gesetz. Aber natürlich würde ich auf dich hören. Immerhin wirst du nur vier Tage später achtzehn, und könntest frei verfügen. Angenommen, diese Abstimmung wird verschoben, bist du sowieso selbst in der Lage, abzustimmen.“ Herr Shiai nickte: „Ich habe schon mit dem Gericht telefoniert. In Anbetracht der gesamten Umstände des Falles und der Tatsache, dass du recht vernünftig für dein Alter bist, bestünde auch die Möglichkeit, anders vorzugehen. Mein Wille als dein Vormund wird sozusagen durch das Gericht ersetzt.“

„Muss ich das verstehen?“

„Es handelt sich immerhin um den Konzern deines Vaters. – Also, wenn ein Gutachter zustimmt, könnte das Gericht ausnahmsweise deinen Willen allein gelten lassen. Das heißt, du entscheidest frei, was mit den Aktien passiert. Ich würde Montagnachmittag einen Termin mit dem Gutachter ausmachen, dann könnte das Gericht bereits Dienstag entscheiden.“

„Ja, aber warum? Ich meine, wenn ich sage, was ich will und Sie stimmen dann so ab, wo ist das Problem?“

„Lass es mich so ausdrücken: dein Halbbruder scheint Wert darauf zu legen, dass es eine Familienangelegenheit ist.“ Und da ihn Inuyasha verständnislos ansah: „Eigentlich wäre er dein Vormund, jetzt. Aber da du sowieso bald volljährig bist, wäre es natürlich Unsinn, dieses Verfahren noch einzuleiten.“

„Sesshoumaru mein Vormund?“ Stimmt, daran hatte er auch noch nicht gedacht. Immerhin würde ihm das erspart bleiben. Obwohl: wenn der das wäre, bräuchte er sich doch keine Gedanken um die Aktien mehr zu machen? Warum hatte er die Vormundschaft dann noch nicht beantragt? „Würde so ein Verfahren lange dauern?“

„Wenn es schnell gehen muss, zwei Wochen.“

„Was zu spät wäre, wegen der Abstimmung.“

„Ja, vermutlich. Diese Abstimmung ist wohl sehr wichtig?“

„Ja. – Aber dennoch: wenn Sesshoumaru meint, dass ich selbst entscheiden soll, dann ist es doch egal, ob ich es Ihnen sage oder es selbst tue.“

„Der Anwalt machte deutlich, dass du allein frei entscheiden sollst.“ Und da er merkte, dass der Halbdämon noch immer nicht verstand: „Ich weiß nicht genau, worum es bei dieser Abstimmung geht, aber es scheint für die Firma deines Vaters ungemein wichtig zu sein. Und wenn Sesshoumaru Taishou meint, dass das eine Familienangelegenheit ist, dann ist sie das.“

„Aha.“

„Du hast anscheinend noch immer keine Ahnung, wer dein Halbbruder ist, oder?“

„Ja, er ist der Chef des Taishou-Konzerns.“

„Und das heißt…?“

„Na ja, dass er eben eine Firma leitet, wie meinetwegen Herr Kumo auch.“

„Ja, stimmt, wie Herr Kumo auch. Und wenn Nara Kumo oder Sesshoumaru Taishou sagen: spring, dann fragt man nur noch wie hoch.“

„Keh!“ sagte der Halbdämon leise: „Na schön, hier macht ja doch jeder mit mir, was er will. Eine Frage noch: wenn ich diese Aktien verkaufen will, nach meinem Geburtstag….“

„Darfst du das, ja. Aber an deiner Stelle würde ich mich gut vorher beraten lassen. Einen Anwalt oder Vermögensberater solltest du dir sowieso suchen.“

„Dazu hab ich kein Geld…“ Er brach ab, da er es jetzt erst wirklich begriff: „Sie meinen….“

„Ich meine, dass du vielfacher Millionär bist, ja.“

„Oh...wow. ich sollte das Herrn Kumo wirklich sagen, wegen des Stipendiums. Das kann er dann ja jemand anders geben.“

„Da hast du Recht. Gut. Dann komm Montag nach der Schule zu mir.“

„Ja, in Ordnung.“
 

Sehr in Gedanken verließ der Halbdämon das Jugendamt. Er begriff nicht. Was sollte diese Aktion, dass er ohne Herrn Shiai frei entscheiden könnte? Was bezweckte Sesshoumaru damit? Denn dass der Anwalt ohne dessen Wissen angerufen hatte, war doch wohl auszuschließen. Was wollte der nur? Kein Dämon tat etwas ohne Grund, da hatte Herr Kumo völlig Recht. Ging Sesshoumaru davon aus, dass er eben aus Familientreue für ihn stimmen würde? Und dass Herr Shiai anders entschieden hätte? Der hatte doch etwas davon gesagt, dass er nach dem Gesetz, so abstimmen müsste, wie es für ihn, Inuyasha und sein Vermögen am besten wäre. Wäre es also am besten, der Übernahme zuzustimmen? Und Sesshoumaru wusste das und wollte ihn so für seine Seite ködern?

Mann, irgendwie war sein Leben in den letzten Tagen ganz schön kompliziert geworden.
 

Bei Naraku Enterprises wurde er unverzüglich wieder zu Kagura geführt, der persönlichen Assistentin. Sie begleitete ihn weiter.

Nara Kumo empfing ihn freundlich: „Ah, da ist ja unser junger Freund. Sie haben die Unterlagen für das Stipendium fertig, Kagura?“

„Ja. Ich bringe sie Ihnen, sobald Sie läuten.“ Sie verschwand.

„Was ist denn, Inuyasha? Du siehst ein wenig unruhig aus. – Setz dich doch.“

„Äh, ja, danke.“

„Nun, was ist?“

„Ich...ich muss Ihnen sagen, dass ich Ihr Stipendium nicht annehmen werde.“

„Und der Grund?“ Das klang vollkommen gelassen.

„Ich…seit Montag weiß ich, dass ich der Halbbruder von Sesshoumaru Taishou bin. Und ich meine, es gibt sicher Leute, die das Stipendium nötiger brauchen als ich.“

„Alle Achtung, Inuyasha, das imponiert mir.“ Herr Kumo dachte eilig nach. Wie nun am besten vorgehen? Was hatte Sesshoumaru ihm erzählt? Und wieso war der Hundedämon überhaupt auf den Jungen aufmerksam geworden? Hm. Er hätte sich ja denken können, dass der die Firma nicht kampflos aufgeben würde. Aber nun gut: „Zahlt dir jetzt Sesshoumaru ein Stipendium?“ Das wäre geradezu idiotisch. Wenn er sich an das Testament des Vaters erinnerte, besaß der Junge vor ihm ein Viertel des Konzerns. Aber er musste ihm ja nicht sagen, dass er es wusste. Und er müsste zusehen, dass er herausbekam, wie Sesshoumaru vorzugehen gedachte.

„Nein, das...das braucht er nicht. Ich habe Anteile an der Firma. Es…es tut mir Leid, Herr Kumo, irgendwie…“

„Und mir erst.“ Das war die reine Wahrheit. Dieser halbe Hund würde sicher merken, wenn er log. Aber nun gut, man konnte die Realität auch ein wenig verdrehen. „Ich hatte gehofft, einen Halbdämon ein wenig unterstützen zu können. Nun, das kann ich ja immer noch. Wir sehen uns ja dann sicher nächste Woche.“

„Ach, bei dieser Abstimmung.“

„Ja. Hat dir Sesshoumaru gesagt, um was es geht?“

„Sie wollen die Firma übernehmen.“

„So ist es. Und weißt du schon, wie du abstimmen willst?“ Hatte ihn Sesshoumaru schon überzeugen können?

„Äh, nein…Also, eigentlich darf ich ja noch gar nicht...“

„Stimmt. Du bist ja noch minderjährig.“ Wie hatte er das nur übersehen können? Man müsste den Mann vom Jugendamt ein wenig unter Druck setzen… „Also wird dein Betreuer abstimmen?“

„Nein, da soll eine Ausnahme gemacht werden, dass ich allein das bestimmen kann. Aber das dauert wohl noch.“ Inuyasha sah ihn an: „Sie haben gesagt, Halbdämonen sollen zusammenhalten.“

„Ja.“ Das hieß also, dass es doch allein von dem Jungen abhing. Da hatte sicher Sesshoumaru die Finger im Spiel. Nur, was versprach sich der davon? „Aber deswegen musst du ja nicht für meine Übernahme sein. Obwohl ich weiß, dass das beiden Firmen gut tun würde. Unter uns, ich halte deinen Halbbruder nicht für ein Geschäftsgenie. – Aber, das ist natürlich deine Sache.“ Je mehr er den Jungen glauben ließ, dass er ihn für voll nahm, ihn achtete, umso größer standen die Chancen, dass dieser auf seiner Seite war, zumal, wenn der gute Sesshoumaru wie immer vorging, mit seiner Kälte und Arroganz. Das würde einen vaterlosen Jungen doch sicher eher abschrecken.

„Äh, ja.“ Der Halbdämon sah zu Boden: „Danke, jedenfalls, dass Sie mir das Stipendium geben wollten. Ich...ich gehe dann…“

„Warte noch einen Moment, Inuyasha. Ich möchte dich gern etwas fragen. Etwas Persönliches. Du musst ja nicht antworten, wenn du nicht willst. – Hast du deinen Halbbruder schon getroffen? Ja, oder? War er nett zu dir?“

„Nett?“ Nun ja, dachte Inuyasha, irgendwie wohl schon: „Er war mehr sachlich, glaube ich.“

Nara Kumo lächelte ein wenig: „Er ist sicher nicht angetan, einen Konkurrenten zu haben.“

„Wieso Konkurrenten?“

Der Leiter von Naraku Enterprises tat erfolgreich erstaunt: „Ja, du hast doch dann wohl die gleiche Anzahl Aktien wie er, bist auch ein Sohn des Firmengründers...da könntest du doch auf die Idee kommen, an seiner Stelle das Ganze leiten zu wollen. Du guckst sehr erstaunt. Ich denke, du bist noch ein wenig ahnungslos in diese Geschäftswelt gekommen. Eigentlich…ja, warum nicht. Wenn ich Taishou übernommen habe, könntest du ja den Konzern einmal später leiten, wenn du schon kein Stipendium von mir annehmen willst, später, wenn du studiert hast. Wie gesagt, Halbdämonen müssen zusammenhalten.“ So, der Köder war ausgelegt. Mehr sollte er jetzt nicht nachhaken. Der Junge würde doch einer solchen Machtposition kaum widerstehen können. So griff er in seine Schreibtischschublade: „Hier, wenn du magst. Das ist meine Privatnummer, also, mein privates Handy. Da bin ich immer zu erreichen.“

„Ja, danke. Ich freue mich, dass Sie mir nicht böse sind.“

„Warum sollte ich? Du hättest mir ja auch nicht sagen müssen, wer du bist. Du bist ehrlich, das gefällt mir.“ Solche Narren musste man sich warm halten. „Deswegen ein Vorschlag: komm doch nächsten Donnertag noch einmal bei mir vorbei. Freitag, bei der Abstimmung können wir uns ja dann kaum allein unterhalten. Und ab Sonntag bin ich im Ausland. Kommst du?“

„Ja, wenn Sie möchten.“ Herr Kumo war wirklich sehr freundlich zu ihm. Und das, wo er ihn doch sicher mit der Ablehnung des Stipendiums enttäuscht hatte. Er war netter als sein Halbbruder, das musste er ihm lassen, obwohl er ja nichts mit ihm zu tun hatte. Nun, wenn man von der Tatsache absah, dass sie beide Halbdämonen waren.
 

Als Inuyasha gegangen war, klingelte Nara Kumo nach seiner Assistentin. Kagura brachte die Stipendiumsunterlagen und war erstaunt, ihren Chef allein vorzufinden.

Dieser winkte ab: „Sesshoumaru war schnell, das muss ich ihm lassen. Wie auch immer er den Jungen jetzt gefunden hat, er hat es getan. Kanna soll herausfinden, was bei Gericht läuft. Wenn Inuyasha tatsächlich teilweise für volljährig erklärt wird, gut. Wenn nicht, will ich wissen, wie sein Betreuer beim Jugendamt heißt und wie man den unter Druck setzen kann.“

„Ja. Weitere Anweisungen?“

„Einstweilen nicht.“

„Sollte nicht jemand Inuyasha beschatten?“

„Wozu? Ich nehme an, dass Sesshoumaru über das Wochenende versuchen wird, ihn zu überzeugen, für ihn zu stimmen. Wenn unser guter Hundedämon…äh feinfühlig…. wie immer vorgeht, wird sein Halbbruder nur zu begeistert sein, zu seinem verständnisvollen, väterlichen Freund überlaufen zu können.“

„Zu Ihnen?“ entfuhr es Kagura.

„Natürlich. Sesshoumaru wird sein eigener Feind sein. Der Ärmste. - Geh nun.“
 

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Ob diese Prognose des Meisters der Intrige eintrifft, erfahrt ihr in den nächsten Kapiteln. Freitag treffen sich die Halbbrüder ja erneut...um sich "Besser kennen zu lernen".
 

bye
 

hotep

Tag X minus einer Woche: Freitag

Das zweite Treffen der Halbbrüder:
 

6. X minus einer Woche: Freitag
 

Pünktlich um sieben stand Inuyasha in der Vorhalle des Taishou-Konzerns. Er hatte sich ein wenig in Schale geworfen. Statt wie gewohnt außerhalb der Schule Jeans und T-Shirt zu tragen, hatte er den dunklen Anzug herausgesucht, den er zu Mutters Beerdigung getragen hatte. Wenn schon Sesshoumaru mit ihm den ganzen Tag verbringen, ja, ihn zu Besprechungen mitnehmen wollte, beabsichtige er nicht, sich zu blamieren.

Er sah sich suchend um, entdeckte dann seinen Halbbruder, der gerade die Halle betrat. Sofort eilte ein Angestellter auf den zu, wollte die Aktentasche abnehmen, aber Sesshoumaru winkte ab.

„Inuyasha.“ Er betrachtete den Jüngeren. Er hatte ganz vergessen, dem zu sagen, dass er sich besser kleiden sollte. Nun, er hatte es ohne Aufforderung getan, ein eindeutiger Pluspunkt. Der Bastard schien nicht so dämlich zu sein, wie er befürchtet hatte. „Komm.“

Oben erwartete Jaken sie bereits: „Ihr Tagesplan, Sesshoumaru-sama…?“

„Nur Vormittag.“ Der ging schon weiter, so dass der kleine Krötendämon hinterher eilen musste.

„Konferenz mit Herrn Miller vom World Limited Found um halb acht, Besprechung mit Herrn Batista von der spanischen Nationalbank um neun, einige hausinterne Anmeldungen. Und um zwölf Geschäftsessen mit Frau Matsu im …“

„Ich weiß.“

Inuyasha konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Dieses Essen schien dem Herrn Halbbruder nicht zu gefallen. Er wirkte eher so, als sei ihm gerade ein Zahnarzttermin verkündet worden.

Jaken verneigte sich eilig: „Natürlich, Sesshoumaru-sama. Oh, um zehn Uhr wollte der Bürgermeister Sie noch sprechen. Es geht wohl um diesen Neubau in Nishi.“

„Stell ihn dann durch. Unverzüglich.“

„Ja, Sesshoumaru-sama.“

„Und einen passenden Stuhl für meinen Halbbruder.“

„Ja.“ Jaken warf dem Halbdämon einen raschen Blick zu, ehe er nachfragte: „Einen Schreibtischstuhl?“ Er kannte seinen Chef gut genug, um eilig zu ergänzen: „Natürlich, verzeihen Sie…“ Er verschwand.
 

Im Büro des Firmenleiters blieb Inuyasha ein wenig zögernd stehen. Dieser Jaken sollte ihm doch einen Stuhl bringen. Aber wohin sollte er sich setzen? An den Besuchertisch?

Sesshoumaru bemerkte es und zwang sich widerwillig zu dem Satz: „Du kannst dich neben mich setzen.“ Er musste ihn zutraulich bekommen, brauchte einfach seine Vollmacht für die Aktien.

„Äh, ja. Ich...ich möchte dich was fragen. Warum willst du, dass ich für volljährig erklärt werde?“

Hoppla. Der Bastard hatte mitgedacht und erkannt, dass Bokuseno nicht ohne seine Zustimmung telefoniert hatte? In der Tat, er war nicht dämlich. Aber war das nun gut oder schlecht für die Abwehr der Übernahme? „Es ist eine Familienangelegenheit.“

„Ja, das sagte auch Herr Shiai. Aber was meinst du damit?“

„Bei der Abstimmung am Freitag werden in diesem Fall nur drei Personen anwesend sein. Nara Kumo, ich und du. Ich habe nicht die Absicht, vor einem Außenstehenden ….“

„Vor einem Außenstehenden womöglich zu zeigen, dass man verliert?“

Sesshoumaru setzte sich. Darauf gab es keine Antwort. Er schaltete den Bildschirm ein. Kurz darauf kam Jaken mit einem Schreibtischstuhl. Ohne ein Wort stellte er ihn neben den Schreibtisch und verschwand wieder. Inuyasha zog ihn neben seinen Halbbruder, um zu sehen, was der am Computer tat. Er suchte die aktuellen Daten der Wallstreet, nach dem Aktienkurs der Firma.

Um halb acht erschien eine junge Frau auf dem Bildschirm: „Ihre Videokonferenz mit Herrn Miller, Sesshoumaru-sama.“

„Durchstellen.“

Inuyasha erkannte einen Mann. Eine Videokonferenz, also? Davon hatte er gehört, aber noch nie an einer teilgenommen.

Der meinte auf Englisch: „Guten Morgen nach Japan. Sie sehen mich ein wenig überrascht, Herr Taishou. Wir sagten, dieses Gespräch sollte unter uns bleiben, keine Angestellten dabei sein…“

„Es handelt sich um meinen Bruder.“ Sesshoumaru bemühte sich, nicht erkennen zu geben, wie schwer ihm dieses Wort fiel: „Und Miteigentümer der Gesellschaft.“

Herr Miller wirkte plötzlich angespannt und musterte Inuyasha genau, der ihn mehr neugierig betrachtete: „Ihr jüngerer Bruder, wie ich sehe. Darum kennt ihn wohl auch niemand?“

„In der Tat.“

„Miteigentümer, also? Ich vermute, dass das dann dieses ominöse Aktienpaket ist, von dem immer wieder mal auf dem Parkett die Rede war? Es ist sehr freundlich von Ihnen, mich so vorzuwarnen, Herr Taishou. Nun versteh ich auch Ihren Wunsch nach Geheimhaltung. – Ich werde Ihnen die Vollmachten zufaxen lassen.“

„Sehr gut. Auf Wiedersehen, Herr Miller.“

Als die Verbindung unterbrochen war, sah Inuyasha seitwärts: „Schön. Erklär mir nur nicht, wozu du mich gerade benutzt hast.“ Er klang bitter.

„Herr Miller vertritt einen der weltgrößten Fonds. Sie haben einige unserer Aktien, um es so auszudrücken.“

„Und diese Stimmen gibt er nun dir, für die Übernahme?“

„Die Abwehr der Übernahme.“

„Weil er annimmt, dass ich für dich stimme.“

Das entsprach natürlich der Wahrheit. Sesshoumaru wunderte sich, warum der Junge so feindselig klang. Wollte der ihn etwa einer Lüge zeihen? „Ich habe nichts dazu gesagt. Er hat es nur vermutet.“

„Darum also wolltest du mich hier haben.“

Oh, dachte der Konzernchef. Er hatte wieder diese menschlichen, gefühlsdusseligen Anteile des Bastards vergessen: „Nein. Nicht nur. Wie ich schon sagte, wir kennen uns nicht und sollten uns ein wenig besser kennen lernen. – Andererseits will ich diese Firma retten, Vaters Erbe retten.“

„Nicht nur.“ Nun, was erwartete er auch von einem Dämon? Herr Kumo hatte schon recht: als Halbdämon wurde man nicht für voll genommen.

Sesshoumaru bemerkte, dass er noch mehr einlenken musste. Das konnte ein anstrengender Tag werden: „Du wirst mir doch nicht verübeln, dass ich die Gelegenheit nutze, wenn ich dich schon hier habe. Hätte ich etwa sagen sollen, nein, Herr Miller, das ist nur mein Halbbruder und ich habe keine Ahnung, wie er sich entscheiden wird, weil ich ihn heute zum zweiten Mal in meinem Leben sehe?“

Das war auch wieder wahr. Und Inuyasha gestand zu, dass sich der Konzernchef mit dieser feindlichen Übernahme in die Ecke gedrängt vorkommen musste. So murmelte er: „Nein….das meinte ich ja nicht.“

Es war jetzt wohl eine persönliche Bemerkung angebracht: „Du verstehst englisch recht gut.“

„Oh, danke.“ Da versuchte Dämon, nett zu sein?

„Kannst du auch andere Sprachen?“

„Nein…ich habe es eher mit den Naturwissenschaften.“

„Auch nicht schlecht.“

Das Telefon summte und Sesshoumaru griff hin.
 

In den Stunden des Vormittags entschied Inuyasha, dass seine Ansicht, ein Firmenleiter sitze nur rum, eindeutig falsch gewesen war. Konferenzen, Telefonate, Besprechungen, das alles schien kein Ende zu nehmen. Und er musste zugeben, dass er seinen Halbbruder ein wenig bewunderte, der anscheinend mühelos alle Daten im Kopf hatte.
 

Um halb zwölf stand Sesshoumaru auf: „Komm.“

„Hm? Ach dieses Mittagessen? Soll ich da auch mit?“ Inuyasha war ein wenig überrascht über den Blick, den ihm sein Halbbruder zuwarf. Noch mehr aber über die Erklärung:

„Das sollst du, wirklich.“

Beim Essen im Hotel verstand er allerdings, was Sesshoumaru gemeint hatte. Selbst für einen Siebzehnjährigen war klar, dass Frau Matsu trotz ihrer annähernd fünfzig Jahre seinen Halbbruder anhimmelte. Und zunächst mehr als enttäuscht war, dass dieser in Begleitung gekommen war, nach der Vorstellung jedoch begeistert schien. Dann allerdings sah er sich, eher seine Ohren, im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Es war schrecklich und er musste zugeben, dass er an derartige Probleme für einen Firmenchef nicht gedacht hatte.

„Ach ja, “ meint Frau Matsu endlich: „Um noch ein wenig zum Ernst des Lebens zu kommen: Sie haben noch immer keine Freundin, von der ich berichten kann, mein lieber Sesshoumaru-sama?“

„Unsere Absprache gilt noch immer“, sagte der, eisig wie ein sibirischer Wintersee. „Sie haben das Exklusivrecht.“

„Ja, ich bin mir dessen bewusst. Und ich weiß es auch zu schätzen, dass Sie mir Ihren Bruder als erster vorgestellt haben. Keine Fotos, nehme ich doch an?“

„Keine Fotos.“

„Und, wo waren Sie bislang in der Schule, Inuyasha-sama? In einem Schweizer Internat?“

Der blickte etwas Hilfe suchend zu seinem Halbbruder. Inzwischen hatte er begriffen, dass dies wohl eine ziemlich einflussreiche Journalistin war. Allerdings wollte er wirklich nicht, dass er in allen Zeitungen stand. An solche Probleme als Sohn des Inu no Taishou hatte er bislang nicht gedacht.

„Er geht an eine öffentliche Schule, Frau Matsu“, erwiderte Sesshoumaru auch ruhig.

„Nihon High?“ fragte sie prompt: „Das erklärt auch, warum der Taishou-Konzern schon seit Jahren zu den großen Förderern zählt, nicht wahr? So sollte Ihr Bruder wohl…nun, sagen wir, eine normale Kindheit haben? Das werden die Leser zu schätzen wissen.“

„Das müssen Sie doch nicht schreiben, an welche Schule ich gehe, oder?“ fragte der Halbdämon gepeinigt: „Ich mache nächstes Jahr meinen Abschluss….“

„Sie fürchten Paparazzi vor dem Schultor? Hm…nun gut. Ich sage nur, dass Sie in eine öffentliche Schule gehen. Und Sie beantworten mir zwei Fragen, die ich auch drucken darf.“

„Ja“, sagte Inuyasha prompt, ehe er das warnende Handzeichen seines Halbbruders sah.

„Haben Sie eine Freundin?“

„Mehrere…äh...Sie meinen, so richtig?“ Und da Frau Matsu nickte und er das Gefühl hatte, Sesshoumaru würde ihn am liebsten in Stücke schneiden: „Nein. Ich will doch erst meinen Abschluss machen…“ Von seinen Hoffnungen auf Kagome brauchte sie wirklich nichts wissen.

„Hm. Die beiden zahlungsfähigsten und einflussreichsten, gut aussehendsten jungen Männer des ganzen Landes sind noch immer Single…das wird die Leserinnen begeistern.“ Sie rechnete sichtlich die Auflagezahlen hoch: „Und die letzte Frage: wie ist das Verhältnis zu Ihrem Bruder, nun, Sie sind ja nur Halbbrüder?“

Das würde gedruckt werden….Der Halbdämon zögerte einen Moment, ehe er antwortete: „Ich denke, es ist normal, dass man manchmal anderer Meinung ist.“

„Natürlich.“ Frau Matsu bewies, warum sie eine gute Journalistin war: „Auch in Firmenangelegenheiten?“

Inuyasha hätte niemandem erklären können, warum er das so sagte: „Sesshoumaru ist der Firmenleiter. Nicht ich.“
 

Erst, als sie im Auto saßen, meinte der Hundedämon ohne jede Spur von Widerwillen: „Ich danke dir.“

Inuyasha starrte ihn an. Hatte er sich gerade verhört? „Äh….was auch immer es war...gern geschehen. - Nervt sie dich immer so?“

„Wir haben ein Abkommen. Ich gebe ihr die neuesten privaten Informationen…und sie hält dafür die meisten anderen von mir ab. Und sie berichtet einigermaßen fair. – Für was auch immer es war: du hast gesagt, ich sei der Firmenleiter, nicht du. Das wird morgen in der Zeitung stehen. Der eine oder andere der Kleinanleger oder Fondmanager wird das lesen und seine Schlüsse ziehen, wie es heute auch Herr Miller tat. Mit dem Satz: „wir streiten uns um die Firma“ hättest du die Übernahme durch Naraku bereits besiegelt.“ Er hatte Inuyasha Frau Matsu vorstellen wollen, um ihr wieder einmal etwas wirklich Neues zu geben, damit sie keine Gerüchte verbreitete. Auf eine derartige Frage war er nicht gefasst gewesen, war sie doch Klatschreporterin, keine Wirtschaftlerin. So hatte er ihm auch keine Anweisung gegeben, wie er sich zu verhalten habe. Aber das Halbblut hatte die Klippe wirklich gut umschifft.

„Oh…Dann muss ich jetzt immer vorsichtig sein, was ich in der Öffentlichkeit sage?“

„Was auch immer du sagst, gleich, zu wem.“

„Traurig, irgendwo.“ Mit gewissem Grinsen fuhr Inuyasha fort: „Na, immerhin wird keine auf die Idee kommen, zu sagen, meine Stimme sei so sexy,…“

Sesshoumaru wandte ihm das Gesicht zu: „Was…?“

„Eine Klassenkameradin von mir meinte das zu deiner Stimme.“

Der Hundedämon holte tief Atem, sah sich jedoch einer Antwort enthoben, da sein Handy klingelte. Als er auflegte, sagte er: „Zur Firma.“

Sen Chauffeur drehte den Kopf: „Äh, ich bitte um Verzeihung, Sesshoumaru-sama, aber es ist Freitag, halb drei. Wollen Sie Ihr gewöhnliches Programm ändern?“

Der Konzernchef erstarrte: „Nein. Fahren Sie zum Waisenhaus.“ Er nahm erneut sein Mobiltelefon, um andere Anweisungen zu erteilen.

Waisenhaus? Freitag, halb drei? Inuyasha wurde neugierig. Den gesamten Vormittag hatte er den eiskalten Dämon gesehen, den kühl berechnenden Firmenleiter. Bei dem Mittagessen mit der Journalistin hatte er auch die negativen Seiten des Lebens in der Öffentlichkeit kennen gelernt. Und was sollte das jetzt werden?
 

Das Waisenhaus lag ein Stück auswärts, auf einem großen Grundstück. Ganz offenbar wurde das Auto bereits erwartet, denn eine Menge Kinder trieben sich auf der Auffahrt herum. Eine Frau verneigte sich, als der Chauffeur den Schlag aufriss, um seinen Chef aussteigen zu lassen. Inuyasha tat dies gleichzeitig allein.

„Sesshoumaru-sama…“ grüßte sie: „Ich wünsche Ihnen einen schönen Freitag.“

„Dies ist mein Halbbruder Inuyasha.“

Dieser bemerkte durchaus, dass der Hundedämon die Leiterin gar nicht recht beachtete, sondern die Kinder musterte, als ob er jemanden suchen würde. Fast unverzüglich bekam er die Antwort.

„Rin ist krank“, sagte die Heimleiterin: „Sie hat Windpocken und darf keinen Kontakt haben. Aber der Arzt meint, sie wird nächste Woche bereits wieder gesund sein.“

Rin? Wer war Rin? dachte Inuyasha, als eine helle Kinderstimme von oben schrie:

„Sesshoumaru-sama!“

Der blickte prompt hinauf.

Aus einem Dachfenster beugte sich ein höchstens zehnjähriges kleines Mädchen und winkte: „Ich bin leider noch ansteckend, aber mir geht es schon viel besser! Ich darf sicher nächsten Freitag wieder zu Ihnen!“

Sesshoumaru warf der Heimleiterin einen kurzen Blick zu: „Der Arzt?“

„Er...er erwartet Sie in meinem Büro.“ Sie war froh, die Lage richtig beurteilt zu haben und diesem dringend ans Herz gelegt zu haben, einen Moment Zeit für Herrn Taishou zu haben.

Der Konzernchef ging ohne weiteres Wort in das Waisenhaus.
 

Inuyasha trat daher zu der Frau: „Äh...Rin?“ Er wusste selbst, dass das nicht sonderlich intelligent klang.

Die Heimleiterin verneigte sich höflich ein wenig, sichtlich nicht überrascht über seine Verwunderung: „Ja….Wie Sie sicher wissen, Inuyasha-sama, fördert Ihre Firma unser Waisenhaus seit Jahren. Früher, also bei meinen Vorgängerinnen, kam Ihr ehrwürdiger Vater öfter einmal vorbei, aber Sesshoumaru-sama war dann nur sehr selten hier. Vor…vor…nun, einigen Monaten wurde Rin hier von ihm gebracht. Sie war ein Straßenkind und sein Wagen hatte sie angefahren. Er hatte sie zuerst ins Krankenhaus eingeliefert, dann anschließend hierher. Und seither ist Sesshoumaru-sama sehr an ihr und ihrem Wohlergehen interessiert, kommt jetzt jeden Freitag vorbei. Sie wartet auch immer auf ihn. Oh, nicht, dass Sie denken, dass irgendetwas Ungebührliches…“

„Nein, sicher nicht. Ich wundere mich nur gerade über seine väterliche Ader…“ war alles, was der Halbdämon noch sagen konnte. Er hatte die Begeisterung für seinen Halbbruder in den Augen des Mädchens gesehen. Und er wusste es selbst nicht, aber Sesshoumaru begann, ihn zu interessieren, jenseits aller Aktien und sonstigen Schwierigkeiten.
 

Als sich der Halbdämon am späten Nachmittag in der Eisdiele mit seinen Freunden traf, war er unsicher, was er ihnen alles von dem Tag erzählen sollte oder auch durfte. So meinte er: „Ich hätte nicht gedacht, dass das so ein stressiger Job ist. Dauernd telefonieren, mit allen möglichen Leuten irgendwo auf der Welt und so.“

„Und, wie war deine Halbbruder?“ erkundigte sich Sango: „Nett?“

„Er versuchte, es zu sein“, gab Inuyasha zu. „Aber er muss ja wohl auch….“ Er brach ab. Das mit den Aktien und der Übernahme sollte er doch nicht erzählen. „Jedenfalls soll ich am Sonntag zu einem Abendessen bei seiner Mutter vorbeikommen.“

„Das ist dann auch eine Dämonin?“

„Ja, sicher. Er ist doch kein Halbdämon.“

„Das Stipendium von Naraku Enterprises hast du abgelehnt“, meinte Kagome langsam: „Bekommst du es jetzt von Sesshoumaru?“

„So in der Art, ja.“ Er dachte kurz nach: „Mein…mein Vater….“ Das klang so eigenartig: „… hat was zurückgelegt für meine Ausbildung. Und da habe ich Anspruch drauf.“ Dass das Aktien waren, musste er ja nicht sagen.

„Dann bist du fein raus.“ Sie lächelte: „Das ist doch gut. Nächste Woche noch die letzten Prüfungen, am Montag und Dienstag und dann ist das Schuljahr ja praktisch vorbei.“

„Montag, ja. Da muss ich noch mal ins Jugendamt, aber erst Nachmittag. Und Vormittag diese Wirtschaftsprüfung…“ Er sah zu ihr: „Können wir am Wochenende das zusammen lernen? Da bist du viel besser.“

„Ja, natürlich.“ Immerhin hatte er ihr Mathe erklärt. „Kommst du morgen um zehn vorbei?“

„Ja, gern.“

„Wirtschaft solltest du wirklich lernen, Inuyasha.“ Miroku setzte sich aufrechter hin, um einen besseren Blick auf Sangos Hinterteil zu bekommen: „Wenn die Gerüchte, die der Abt gehört hat, den Tatsachen entsprechen, gehört dir bald ein netter Anteil am Taishou-Konzern. Also, bestimmt, wenn du volljährig bist. Allerdings gibt es wohl auch Gerüchte, dass da eine feindliche Übernahme läuft, ausgerechnet durch deinen Freund Kumo.“

„Naraku Enterprises?“ Sango nickte: „Wobei mir gerade auffällt: er heißt doch Nara Kumo. Der Name des Unternehmens kommt sicher daher. Man könnte ihn auch einfach nur Naraku nennen. – Hat er da nichts zu dir gesagt? Ich meine, du hast ihm doch erzählt, dass du...naja…dass du eben der Sohn von Inu no Taishou bist? Als du das Darlehen abgelehnt hast?“

„Ja, er hat was gesagt und auch Sesshoumaru, “ gestand Inuyasha widerwillig. „Aber ich soll da nicht drüber reden.“

„Schon klar“, meinte Miroku: „Aber dann ist auch klar, warum du so begehrt bist: du könntest bei einem solchen Übernahmekampf das Zünglein an der Waage sein, der, der alles entscheidet.“

„Und, wie wirst du dich entscheiden?“ fragte Kagome prompt.

Der junge Halbdämon zuckte die Schultern: „Ich weiß es nicht.“ Ein wenig müde ergänzte er: „Es wird langsam alles ein bisschen viel für mich, Leute. Seit Mutters Tod scheint mein Leben irgendwie vollkommen auf den Kopf gestellt zu werden.“ Etwas verwundert spürte er Kagomes Hand auf seinem Unterarm:

„Mach dir nicht zu viele Sorgen, ja? Wir lernen jetzt erst einmal Wirtschaft am Wochenende. Das hat Vorrang, denn wir schreiben es schon am Montag. Und es ist wichtig, das Schuljahr zu bestehen, nicht wahr?“

„Ja.“ Sie hatte recht und er atmete tief durch: „Danke, Kagome.“ Eins nach dem anderen. Genau so machte es Sesshoumaru mit seinem gedrängten Tagesablauf ja auch. Und der fand noch immer Zeit, in das Waisenhaus zu gehen. „Dann…bis morgen.“
 

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Das Treffen scheint ja besser für Sesshoumaru gelaufen zu sein, nicht zuletzt dank Rin.

Im nächsten Kapitel Tag X minus einer Woche: Wochenende lernt der gefühlsmässig strapazierte Inuyasha eine Menge: Wirtschaft mit Kagome, romantische Gefühle und zwei vollkommen unterschiedliche Mütter näher kennen...
 

bye
 

hotep

Tag X minus einer Woche: Wochenende

Inuyasha ist mehr als angespannt. Er bräuchte jemand, der sich wirklich um ihn kümmert, nicht um ein Aktienpaket....
 


 

7. X minus einer Woche: Wochenende
 

Inuyasha war bereits um halb zehn am Higurashi-Schrein, eine halbe Stunde früher, als mit Kagome verabredet. Aber er hatte es nicht mehr zuhause ausgehalten. Die gesamte Nacht hatte er nicht schlafen können, immer wieder nachgedacht. Jetzt setzte er sich auf die Bank, unter einem riesigen Baum und versuchte, seine stetig wiederkehrende Gedankenmühle zu vergessen.

Ohne Erfolg.

War Sesshoumaru so deutlich bestrebt nett zu ihm gewesen, weil er wollte, dass er ihm die Aktien überließ? Herr Kumo hatte doch Recht: ein Dämon tat nie etwas, ohne zu wissen warum. Aber da war auch dieses kleine Mädchen im Waisenhaus gewesen….konnte Sesshoumaru auch schlicht freundlich sein, ohne etwas zu wollen? War alles nur ein Vorurteil? Hatte sich der ach so mächtige Konzernchef einfach um ihn bemüht, weil er doch sein Bruder war? Und was war mit Herrn Kumo selbst? Er war nett zu ihm gewesen, ja. Er hatte ihm auch ein Stipendium bewilligt, gemeint, Halbdämonen müssten zusammenhalten. Aber hatte er da schon gewusst, wer er wirklich war? Oder nicht? Eigentlich konnte sich Inuyasha das nicht vorstellen.
 

„Oh, guten Morgen, Inuyasha. Schon so früh auf? – Ich glaube, Kagome ist noch nicht fertig.“

Er drehte den Kopf: „Guten Morgen, Frau Higurashi.“

Kagomes Mutter betrachtete ihn: „Du siehst abgespannt aus, müde.“ Sie kam heran, setzte sich: „Wegen der Prüfungen?“

„Nein….“

„Wenn du reden magst: ich werde es niemandem weitersagen.“ Sie nahm an, dass es noch um den Tod seiner Mutter ging.

„Danke. Ich….“ Er spürte, wie sie den Arm um ihn legte. Und in diesem Moment brachen die Dämme, die er so mühsam aufrecht gehalten hatte. Er ließ sich mit dem Gesicht in ihren Schoss fallen und erzählte ihr alles. Sein Leid nach dem Tod seiner Mutter, die Verlassenheit, die Sache mit dem Jugendamt, das Stipendium durch Naraku-Enterprises, die Begegnung mit Herrn Kumo und dessen Bemerkungen, die Entdeckung, wer sein Vater in Wahrheit war, Sesshoumaru, die Sache mit den Aktien…

Frau Higurashi hörte einfach zu, strich nur immer wieder über den weißen Haarschopf. Als sie bemerkte, dass Kagome in den Hof kam, winkte sie ihr, zu gehen. Das Mädchen gehorchte. Niemand konnte so schön trösten, wie Mama. Und dass Inuyasha langsam an den Rand seiner Nerven getrieben wurde, war auch seinen Freunden gestern schon aufgefallen. So war es sicher gut, wenn er sich einfach mal ausweinen konnte. Und Kagome war sicher, dass es ihrem Klassenkameraden peinlich gewesen wäre, hätte sie ihm dabei zugesehen.
 

Irgendwann richtete sich der Halbdämon auf und rieb sich die Augen: „Entschuldigung...es…es ist sicher schon spät…“

„Nein. Es war genau die richtige Zeit. Du hast es gebraucht, nicht wahr?“ Und sie dachte gleichzeitig: „Männer! Hat denn keiner daran gedacht, dass das hier noch ein halbes Kind ist, zumal eines, das erst vor kurzem seine Mutter verloren hat?“ Sie reichte ihm eine Packung Taschentücher: „Bleib noch ein wenig sitzen. Ich sage Kagome, dass du bald kommst.“

„Ja, danke.“ Er holte tief Atem. „Frau Higurashi…was…was soll ich denn nun tun?“

„Du beruhigst dich ein wenig und dann lernst du mit Kagome. Am Montag ist die Prüfung. Am Dienstag auch noch eine. Das ist wichtig. Denn gleich, was immer aus diesen Aktien und dem Konzern wird: für dein Leben brauchst du einen Schulabschluss. Und den bekommst du nur, wenn du dieses Jahr vorrücken kannst, in die letzte Klasse, nicht wahr?“

„Ja.“ Ja, es ist mein Leben, dachte er. Und auch, wenn im Moment alle versuchen, es auf den Kopf zustellen: es ist allein mein Leben. „Und….wie soll ich mich mit den Aktien entscheiden? Ich verstehe doch alles nicht…“

„Du bist doch gekommen, um mit Kagome Wirtschaftslehre zu lernen. Vielleicht wird dir allein dann schon klar, was die sachlich richtige Entscheidung ist. – Und, wenn ich dich recht verstanden habe, hast du doch morgen noch einmal ein Treffen mit deinem Halbbruder. Frag ihn dann doch einfach, warum du für ihn stimmen sollst.“

Inuyasha nickte. „Keh“, machte er leise. Das war eine so simple Sache. Warum nur war er nicht selbst darauf gekommen? Wirkte Sesshoumaru so einschüchternd auf ihn? Er war doch sonst nicht so leicht unterzubekommen. Erneut rieb er sich über die Augen: „Ich…sieht man es noch?“

„Dass du geweint hast? Nein.“ Sie ließ ihn allein.
 

Inuyasha wartete noch etwas, ehe er hinauf zu Kagome ging. Irrte er sich, oder sah sie ihn ein wenig besorgt an? Um das zu überspielen, meinte er: „Keh, dann machen wir mal. Ich will doch wenigstens eine Drei schaffen.“

„Das wirst du. Immerhin hast du mir in Mathe so geholfen, dass ich alle Aufgaben irgendwie gelöst habe. Und das ist bei mir wirklich eine Leistung. Letztes Jahr, als ich noch an der anderen Schule war, musste ich sogar Mathe nachschreiben, weil ich es im ersten Anlauf nicht geschafft habe. – Hier, mein Heft. Wo ist jetzt eigentlich dein Problem?“

„Na ja….ich habe es gelernt, aber, wie soll ich sagen, mir fehlt der Sinn. Der Zusammenhang. Die Formel, nach der alles geht…“

„Aha“, meinte sie, obwohl sie das nicht richtig verstand. „Fangen wir einfach hier an…“

Er hätte mit Freuden alles gemacht, um neben ihr sitzen zu können.
 

Nach dem erneuten gemeinsamen Lernen am Sonntag fuhr der Halbdämon fast andächtig nach Hause. Zum ersten Mal hatte Kagome ihn beim Abschied umarmt. Zwar nur einfach so, aber immerhin. Das hatte noch nie ein Mädchen getan und er war fasziniert. Noch immer hatte er ihren Geruch in der Nase. Sie roch so gut, so… Und sie war die gesamten zwei Tage neben ihm gesessen, hatte ihn manchmal beiläufig berührt. Zum Glück schien sie nicht mitbekommen zu haben, dass ihm das jedes Mal eine Art Stromschlag versetzte.

Kagome, dachte er: ich glaube, das muss das sein, was man verliebt nennt. Ob das Miroku auch bei Sango so merkt?
 

Als er die Stufen zu dem Mietshaus emporsteigen wollte, sagte jemand: „Herr Kamura-Taishou?“

Aus schönsten Wunschträumen gerissen, drehte sich Inuyasha um: „Was…?“ WIE hatte der ihn gerade angesprochen?

Vor ihm stand ein Dämon in einer Art Uniform: „Äh…Verzeihung...ich soll Sie abholen…?“

Das Abendessen bei Sesshoumarus Mutter, fiel es ihm siedendheiß ein. „Ich zieh mich rasch um. Nur einige Minuten.“

„Selbstverständlich.“ Der Chauffeur hatte eine strenge Arbeitgeberin und war mehr als überrascht, dass es sich in der Tat nur um Minuten handelte, ehe der junge Halbdämon geduscht und umgezogen zurückkehrte. Mit gewisser Dankbarkeit verneigte er sich, ehe er die Autotür öffnete: „Bitte…“

„Warum sollten Sie mich abholen?“

„Sesshoumaru-sama nahm an, dass Sie den Weg nicht kennen.“ Der Fahrer schloss die Tür.

Inuyasha nickte ein wenig. Das stimmte. Irgendwo war das ja entgegenkommend von seinem Halbbruder. Nun, eigentlich hätte er dieses Essen sowieso am liebsten vergessen. Er stellte sich das schrecklich vornehm und steif vor. Um sich - und seine Mutter- nicht zu blamieren, hatte er sich erneut in den Anzug geworfen. Aber das Gespräch mit Kagomes Mutter gestern und heute die Umarmung des Mädchens selbst hatten ihn mutiger gemacht. Die beiden vertrauten ihm, dass er das alles auf die Reihe bringen würde. Und genau das würde er tun. „Ach, Moment mal...Herr Fahrer?“

„Ja, Herr Kamaru-Taishou?“ fragte der zurück, ohne den Kopf zu drehen.

„Fahren Sie doch da vorne rechts rein. Da ist ein Blumenladen.“ Er hatte sich gerade daran erinnert, dass seine Mutter, wenn sie irgendwo eingeladen war, immer etwas mitgebracht hatte, sei es nur eine Kleinigkeit gewesen, manchmal auch etwas zum Essen. Aber das erschien ihm dann doch ein wenig unpassend. Diese Frau Taishou sollte doch selbst genug Geld haben, um sich das Essen nicht von den Gästen mitbringen lassen zu müssen.

Einen Blumenstrauß für seine Arbeitgeberin? Der Chauffeur bedauerte, ihr Gesicht nicht sehen zu können, wenn sie den überreicht bekam. Oder wusste dieser Junge mehr über sie? Das war doch immerhin ihr Stiefsohn.
 

Bei einer vornehmen Villa in einem sicher teuren Stadtbezirk öffnete sich das Tor vor dem Auto und der junge Halbdämon blickte neugierig hinaus. Das war das Haus von Sesshoumarus Mutter? Oder lebte hier auch sein Halbbruder? Das sah nach mehr Zimmern aus, als man bewohnen konnte.

Zu seiner Überraschung stand der Firmenchef bereits vor dem Haus, als der Wagen vorfuhr. Ohne auf den Fahrer zu warten, stieg Inuyasha aus.

„Hallo, Sesshoumaru.“ Ihm entging das winzige Zusammenzucken: „Es war echt nett, dass du das Auto geschickt hast.“

„Ich nahm an, dass du den Weg nicht kennst.“ Hoffentlich würde sich seine Mutter zusammenreißen. Eine derartige Sprache war sie nicht gewohnt. Aber in der Regel verfügte sie doch über genügend Selbstbeherrschung. „Was hast du da?“ Das roch so…

Inuyasha hob den eingewickelten Strauß ein wenig: „Na, Blumen für deine Mutter.“

Oh. Sesshoumaru erinnerte sich jetzt, dass das unter Menschen üblich war, wenn sie sich gegenseitig besuchten. Hoffentlich würde Mutter diese menschliche Sitte kennen. Kein Hundedämon kam je auf die Idee, sich etwas zu schenken, das derartig intensiv roch. „Komm.“

So trat Inuyasha neben seinem Halbbruder über die Schwelle der Villa. Beeindruckt nahm er die Größe der Halle zur Kenntnis, den Dämon, der sich etwas verneigte: „Darf ich Ihnen etwas abnehmen, Inuyasha-sama...“

Die Hausherrin hatte ihr Personal instruiert, den Gast sehr höflich zu behandeln.

„Äh, ja.“ Inuyasha wickelte rasch die Blumen aus und drückte dem etwas fassungslosen Butler das Papier in die Hand.

Dieser verzog allerdings wohlweislich keine Miene. Sesshoumaru-sama musterte ihn so eisig. So verneigte er sich nur ein wenig: „Die gnädige Frau wartet im kleinen Salon.“

Der junge Konzernlenker ging weiter, den Halbdämon an der Seite.

„Wohnst du hier?“ erkundigte sich Inuyasha beeindruckt: „Wie viele Zimmer gibt es hier?“

„Das weiß ich nicht. Mutter ließ sich das Haus nach der Scheidung bauen.“

Also wohnte er nicht hier. Für jemanden, der mit seiner Mutter in einer nicht allzu großen Zwei-Zimmer-Wohnung gelebt hatte, war die Vorstellung, dass eine Frau allein, nun gut, mit anscheinend genug Personal, so viele Zimmer für sich hatte, fast ungerecht.
 

In einem Raum, mit drei Türen, in dem bereits ein Tisch gedeckt worden war, erwartete die weißhaarige Dämonin ihren Sohn und dessen Halbbruder. Sie trug wie immer ihre weiße Boa um die Schultern. Inuyasha stellte für sich fest, dass sie recht teuer gekleidet sein musste – und man deutlich ihren Sohn in ihr wieder erkannte.

„Frau Mutter, ich möchte Ihnen Inuyasha vorstellen, meinen Halbbruder.“

„Willkommen, Inuyasha“, sagte sie, mit einem kaum merklichen Nasenrümpfen, als sie die Blumen entdeckte.

„Äh…ja.“ Er zögerte ein wenig, ehe er einfach die Hand ausstreckte, um ihr den Strauß zu geben.

Sie hatte von derartigen menschlichen Bräuchen gehört. Daran konnte man nur zu deutlich merken, dass dieser halbe Hundedämon nur unter Menschen aufgewachsen war. Was sie nicht gerade für ihn einnahm. Aber hier stand zuviel auf dem Spiel: „Die sind für mich?“ Sie nahm sie: „Tony.“ Und da der Butler eintrat: „Eine Vase. Und stellen Sie sie in mein Arbeitszimmer.“ Nur ihr Angestellter und Sesshoumaru wussten, dass sie diesen Raum praktisch nie betrat. So würde der Geruch der Rosen nicht ihre Nase belästigen.

Ihr Sohn war beruhigt, dass sie sich beherrschte: „Wie ich Ihnen bereits erzählte, geht Inuyasha noch zur Schule.“

„Ja. Nihon High, nicht wahr?“ Sie musterte ihn.

„Ja…“ Wie sollte er sie anreden? Stiefmutter war sicher falsch, sie war ja von seinem Vater geschieden worden: „Frau Taishou.“

Sie war zufrieden, hatte sie doch schon befürchtet, der elternlose Junge könnte zu sehr auf Familie machen wollen. „Setzen wir uns. Das Essen wird gleich serviert.“
 

Während Inuyasha ein wenig erleichtert bemerkte, dass die Vorspeise Sushi war, das er kannte, blickte er seitwärts: „Sesshoumaru….Ich möchte etwas wissen.“ Und da ihn dieser ansah: „Am Freitag ist die Abstimmung, ob Naraku Enterprises deine…unsere Firma übernimmt.“ Ihm entging, dass beide Dämonen im Raum ihren Unwillen unterdrückten. „Warum ist das eigentlich schlecht?“

„Das fragst du noch?“ Die Hausherrin schaffte es gerade noch nichts von „törichtem Bastard“ zu sagen. „Das Lebenswerk, das Erbe eures Vaters….“

Ihr Sohn legte die Stäbchen weg: „Du meinst, vom Wirtschaftlichen her gesehen.“ Schon am Freitag hatte das Halbblut bewiesen, dass er Wirtschaftslehre in der Schule hatte. Womöglich verstand er das tatsächlich. Dann müsste er doch auch immun gegen Kumos Einflüsterungen zu bekommen sein: „Wie du sicher weißt, gibt es einige sehr große Konzerne auf der Welt, die jeweils von Dämonen geführt werden. Das hat zwei Gründe. Zum einen leben Dämonen einfach länger als erb…als Menschen und können mehr in dieser Zeit ereichen, zum zweiten plant ein Dämon auch anders, langfristiger. So baute mein verehrter Vater den Konzern auf. Das Gleiche tat auch Nara Kumo. Sie sind sich früher schon immer wieder ins Gehege gekommen. Beide Firmen sind Mischungen aus den verschiedensten Geschäftsbereichen. Und in den allermeisten dieser Bereiche harte Konkurrenten. Übernimmt Kumo die Firma, schafft er sich einen Rivalen vom Hals. Ich vermute keine Sekunde, dass er an etwas anderem interessiert ist, als an den Patenten und den Kundenlisten. Hat er diese, wird er den Konzern zerschlagen, alle Firmen auflösen und die Mitarbeiter entlassen.“

„Hat er das früher schon versucht?“ erkundigte sich der Halbdämon.

„Seit ich den Konzern lenke, nein. Zumindest nicht so, dass ich es bemerkt hätte.“ Von früher wusste er es nicht sicher, nahm es allerdings an.

Inuyasha musterte seinen Teller: „Du bist sicher, dass er alle Leute entlassen will? Er schien mir sehr nett zu sein.“

„Sicher ist zuviel. Aber es wäre das Einzige, das bei dieser Übernahme Sinn macht. Es wäre töricht, zwei oder mehrere rivalisierende Firmen unter einem Dachkonzern zu haben. – Und nett…“ Er zuckte ein wenig die Schultern, wollte nicht mehr sagen, um den Jüngeren nicht glauben zu lassen, dass er ihn anlüge. Kumo war ihm nie nett vorgekommen, eher glatt wie ein Aal.

„Aha….“
 

Inuyasha entschuldigte sich nach dem Hauptgang, um auf Toilette zugehen. Nun, eigentlich um Luft zu holen. Das Steak war äußerst roh gewesen, und so hatte er es noch nie gegessen. Na ja, dachte er: Hundedämonen, wohl. Er selbst fühlte sich ein wenig eigenartig im Magen.

Die Hausherrin schwieg lange, ehe sie sagte: „Du hast es ihm tatsächlich erklärt.“

„Natürlich, Frau Mutter. Er soll am Freitag für mich stimmen.“

„Solche Mühe für einen Bastard.“

„Er ist nicht so dumm, wie man vermuten sollte.“

„Und das von dir?“

„Ich halte weder viel von Menschen noch von Mischlingen. Aber ich bin nicht blind gegen gewisse Fähigkeiten, die ich mir zunutze machen kann.“

„Was in deiner Eigenschaft als Leiter eines Weltkonzerns gewiss nicht schlecht ist. – Dennoch, man merkt deutlich, dass er unter Menschen aufgewachsen ist. Sein Benehmen ist beklagenswert, er ist sehr emotionell und anscheinend auch impulsiv. Was hast du vor, wenn er für dich gestimmt hat? Willst du ihn etwa an der Firmenleitung beteiligen? Oder ihm doch die Aktien abkaufen.“

„Weder noch.“ Abkaufen von einem gesamten Viertel konnte er sich nicht leisten. Und ein Schüler in der Vorstandsetage wäre geradezu töricht. Ihn wunderte, dass seine sonst sachliche Mutter auf eine derartige Idee kam. Das zeigte nur, wie besorgt sie war, Inuyasha könnte sich eindrängen wollen.

„Ein Bastard, natürlich. Du willst ihn wieder abschieben, in das Nichts, aus dem er gekommen ist? Es ist sowieso bedauerlich, dass du dich gezwungen siehst, das Ergebnis eines Fehltritts derart zu hofieren.“

„Frau Mutter, ich bitte Sie, die gewohnte Contenance zu wahren. Trotz allem ist er ein Sohn meines verehrten Vaters.“ Es lag Unwillen in seiner Stimme, ihm selbst ein wenig unerklärlich. Er hatte sich doch vorgenommen gehabt, sich so wenig wie möglich mit diesem Jungen zu beschäftigen. Und der war wirklich nur ein Bastard…

„Schon gut.“ Sie wusste, wie eigen er wurde, wenn die Rede negativ auf seinen Erzeuger kam: „Ich wollte deinen Vater nicht kritisieren. Es war natürlich allein seine Sache.“

„Und ist nun die meine.“ Immerhin hatte Inuyasha bislang auch nicht eine Andeutung gemacht, sich irgendwie weiter in die Belange des Konzerns einmischen zu wollen. Nicht, dass er das zugelassen hätte, aber er fand es beruhigend. So müsste er sich nicht gegen Vaters Sohn wenden, sondern könnte den danach einfach ignorieren, so gut das bei einem derartigen Teilhaber ging.

„Und nun die deine“, bestätigte seine Mutter nur noch.

Sesshoumaru wandte den Kopf. Täuschte er sich, oder war da ein Geräusch in dem Raum hinter ihm gewesen? Und nun Stimmen in der Halle? Und wo blieb eigentlich das Halbblut? War es möglich…? Er stand auf.

Seine Mutter bemerkte es ein wenig verwundert, ehe sie meinte: „Du siehst nach ihm? Warum?“ Sie bekam keine Antwort.

Bitte nicht, dachte Sesshoumaru, als er in die Halle trat. Mit einem Blick erkannte er, dass der Chauffeur, der dort wartend gesessen hatte, weg war. Er drehte sich um. Eine Tür stand offen, die zu einem dunklen Zimmer führte, durch das man weiter in den Speiseraum gehen konnte. Er wusste in diesem Moment, was geschehen war. Bei der Rückkehr hatte sich Inuyasha in der Tür geirrt und hatte diese geöffnet. Sicher war er im Dunklen stehen geblieben, um sich zu orientieren und dann umzudrehen, hatte dann jedoch die Unterhaltung mitbekommen. Und das war fatal.

„Sesshoumaru-sama?“ Der Butler kam heran.

„Wo ist Inuyasha?“

„Der junge Herr wollte nach Hause. Da die gnädige Frau angeordnet hat, wir sollten seine Wünsche erfüllen, wird er soeben zurückgefahren. Stimmt etwas nicht…?“

Dieses verdammte, impulsive Halbblut! Statt einer Antwort drehte sich Sesshoumaru um und kehrte in den Salon zurück. Seine Mutter sah sein Gesicht und erhob sich.

„Was…?“

„Er hat unser Gespräch gehört.“

Mehr musste er nicht sagen.

„Er ist weg?“ Wie war das möglich gewesen? Die Tür zum Salon war geschlossen? Ihr Blick fiel auf den anderen Raum: „Dort?“

„Ja.“

„Was wirst du nun tun?“

„Ich muss nachdenken.“ Denn eines war klar: Inuyasha würde ihm kaum mehr Glauben schenken.
 

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Ds kommt eben dabei raus, wenn man als erwachsener Mann eine Sache Mami überlässt, statt sie in die eigenen Klauen zu nehmen.

Im folgenden Kapitel: Montag und Dienstag wird es nicht leichter für unseren Halbdämon: Prüfungen in Wirtschaftslehre und Englisch, ein Psychiatertermin und eine Gerichtsverhandlung. Zum Glück hat er Freunde.

Tag X minus vier Tage: Montag, Dienstag

Der arme Inuyasha versucht sich immer noch in seinem gefühlsmässig immer unübersichtlicher werdenden Umfeld zu orientieren, während Sesshoumaru auf Hilfe hofft...
 

8. Tag X minus vier Tage: Montag und Dienstag
 

Vor der Schule wurde Inuyasha bereits von Kagome, Sango und Miroku erwartet, die neugierig waren, wie das Abendessen abgelaufen war.

„Oh, nicht gut, “ stellte Kagome prompt fest, als sie ihn herankommen sah.

„Hm?“ Er schrak sichtlich aus Gedanken auf.

„Guten Morgen“, meinte Sango: „Du siehst nicht so aus, als ob das gestern Abend eine Familienversöhnung gewesen wäre…“

„Nein. Ich...ich bin dann gegangen.“

„Sesshoumaru oder seine Mutter?“

Der Halbdämon blickte zu Boden. „Du wirst lachen: genau das überlege ich seither.“

Kagome legte ihm die Hand auf die Schulter: „Was ist denn passiert? Du siehst so…traurig aus.“

Er blickte sich rasch um, ehe er kurz berichtete: „Und dann sagte sie wörtlich: Ein Bastard, natürlich. Du willst ihn wieder abschieben, in das Nichts, aus dem er gekommen ist? Es ist sowieso bedauerlich, dass du dich gezwungen siehst, das Ergebnis eines Fehltritts derart zu hofieren.“

„Oh je...“ war alles, was sie noch hervorbrachte: „Das ist wirklich hart. Bist du dann gleich verschwunden oder hat Sesshoumaru noch etwas gesagt?“

„Ja, er meinte, ich sei trotz allem ein Sohn seines Vaters. Und seither denke ich darüber nach, ob das hieß, dass er anderer Meinung ist oder einfach eine Tatsache feststellte.“

„Dämonen, eben.“ Miroku klang ernst: „Ich kann nur sagen, dass deine Mutter vermutlich ganz gute Gründe hatte, den beiden fernzubleiben. Und Frau T. scheint ja ein echt herzliches Wesen zu sein.“

„Aber muss das Einfluss auf deine Abstimmung am Freitag haben?“ erkundigte sich Sango: „Ich meine, du bist verletzt, willst mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben, aber es wäre doch ziemlich…ja, feig. Du bist nun mal der Besitzer dieser Aktien und damit der Miteigentümer. Und es ist auch deine Verantwortung, was mit dem Konzern geschieht.“

„Das stimmt“, ergänzte Kagome: „So habe ich das auch noch nicht gesehen. Genau. Du musst dich der ganzen Sache stellen. Schon wegen der Mitarbeiter und so.“

Er zuckte ein wenig müde die Schultern: „Lasst mich einfach in Ruhe, ja? - Jetzt schreiben wir erst einmal diese Prüfung.“

„Ja, natürlich.“ Aber als er voranging, um mit der Menge der Schüler in das Schulgebäude, zu gelangen, meinte sie leise zu Sango: „Seit Wochen hat er nur noch mit seinen Gefühlen zu kämpfen. Ich hoffe mal, dass er das wenigstens noch durchhält, bis wir die Prüfungen geschrieben haben und diese Abstimmung vorbei ist. Danach sollte er wirklich zusehen, dass er mit dieser ganzen Sache nichts mehr zu tun hat.“

„Ich fürchte nur, er wird sich so oder so seiner Verantwortung nicht entziehen können.“ Sango flüsterte nur: „Er bräuchte jemand, der ihm hilft…“

„Wir müssen einfach sehen, was wir für ihn tun können.“
 

Das entpuppte sich als ungemein schwer, als sich fast zwei Drittel der Wirtschaftslehreprüfung mit Aktienrecht und Firmenübernahmen beschäftigten. Kagome war mehr als besorgt, wie weit die Gefühle des Halbdämons da eine Rolle spielen würden. Sie wäre erleichtert gewesen, hätte sie gewusst, dass er es ebenfalls war.

Eine der Fragen lautete, warum Firmen andere übernehmen würden, und er zitierte das, was ihm Sesshoumaru gestern Abend erzählt hatte. Das würde gewiss stimmen: Kundenlisten, Patente, Konkurrenz ausschalten. Je mehr er dazu schrieb, umso einfacher kam ihm das Ganze vor. Endlich hatte er die Formel gefunden, nach der er immer gesucht hatte, begriffen, worum es wirklich in der Hochfinanz ging.
 

So war er nach der Prüfung, als sie wieder miteinander sprechen konnten, sehr zufrieden: „Ich...ich habe es diesmal wirklich schreiben können.“

„Dann hat unser Lernen Erfolg gehabt?“ fragte Kagome.

Ihm wurde bewusst, dass sie ziemliche Zeit für ihn geopfert hatte: „Ja“, beteuerte er daher: „Und es hat ja auch Spaß gemacht, oder?“

„Habt ihr etwa auch Biologie gelernt?“ erkundigte sich Miroku grinsend, was ihm eine überraschend harte Ohrfeige eintrug.

Sango funkelte ihn so wütend an, wie er sie noch nie gesehen hatte: „Du bist ein absoluter Vollidiot!“

In was für ein Fettnäpfchen auch immer er gerade bei seiner Angebeteten gehüpft war, es erschien ihm besser, sich zu entschuldigen: „Schon gut...ich meine, ich habe nicht nachgedacht…“

„Du denkst nie. Und wenn, dann höchstens mit deinem Unterleib!“ fauchte sie.

Miroku sah seine Chance schwinden, ihr je klar zu machen, dass er nicht nur der schulbekannte Ladykiller war. Und da Kagome Inuyasha beiseite zog, murmelte er: „Hör mal, das sollte nur ein Scherz sein. Ich wollte dich nicht verletzen…“

„Mich? Du…“ Sie holte tief Luft, um nach einem passenden Schimpfwort zu suchen: „Es geht doch um Inuyasha!“

„Ja, der neureiche Erbe…“ Unwillkürlich klang er zynisch. Sango war so verdammt hilfsbereit und führsorglich um diesen Halbdämon bemüht. Um sein eigenes Schicksal kümmerte sie sich nicht.

„Sag bloß, du hast nicht mitbekommen, wie vollkommen fertig er ist. Da fehlt nicht mehr viel, und er hat einen Nervenzusammenbruch. Erst der Tod seiner Mutter, dann die Erfahrung mit seinem Vater und dessen Erbe, jetzt dieses Hickhack der Konzerne? Ach ja, daneben hat er noch Schule, Abschlussprüfungen und Ärger mit dem Jugendamt. Willst du mit ihm tauschen? Er ist doch vollkommen allein! - Ich hätte wirklich gedacht, dass du als Vollwaise das nachvollziehen kannst. Ich weiß doch, dass du es selbst nicht so leicht hattest.“

Der Junge senkte den Kopf: „Ich…das hab ich ganz vergessen...ich dachte, wenn er Geld hat…“ Er hatte nichts gehabt und von Glück sagen können, dass ihn die Freunde seines Vaters bei sich im Kloster aufgenommen hatten. Aber da waren Freunde gewesen…

„Ja, dann ist alles paletti! Idiot!“

„Ich hab´s ja verstanden. - Was machen wir, um ihm zu helfen?“

„Ich werde mal mit meinem Vater reden“

„Das ist doch geheim…“

„Vater plaudert nicht, wenn er es versprochen hat.“

„Na schön...und ich rede mit dem Abt, auch unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Vielleicht bekommen wir etwas für oder gegen Nara Kumo oder Sesshoumaru Taishou raus.“ Seine Anmerkung: du weißt schon, mit wem wir uns da einlassen? verschwieg er. Sango war wütend genug auf ihn. Sie musste ihn nicht auch noch für einen Feigling halten, wenn es darum ging, ihrem Freund zu helfen.
 

Kagome begleitete den Halbdämon nach Hause, obwohl er meinte, sie brauche das nicht: „Ich will doch sowieso in der Gegend Eri besuchen, sie ist krank und konnte heute nicht mitschreiben. Hoffentlich wenigstens morgen Englisch. Wenn man diese Abschlussprüfungen nachschreiben muss, fallen sie immer alle auf einen Tag.“

„Das ist dann noch schwerer, ja.“

„Du musst heute noch auf das Jugendamt?“

„Ja, zu so einem psychiatrischen Test. Morgen Nachmittag ist dann der Gerichtstermin.“

„Soll ich morgen mit dir hingehen?“

Er blieb stehen und sah sie an: „Das brauchst du nicht…“

„Ich möchte es aber. Natürlich nur, wenn du es willst.“

Er atmete tief ein. Menschen…sie waren so nett zu ihm. Und Dämonen…nun ja. Herr Kumo hatte Recht gehabt: Dämonen nutzten einen nur aus. „Ich erzähle dir morgen, was bei dem Test heute rausgekommen ist. Vielleicht muss ich auch gar nicht zum Gericht.“

„Du bestehst den Test sicher.“ Sie lächelte ihn an, ehe sie einfach ihre Arme um ihn schlang und sich an ihn schmiegte: „Vergiss nicht, Inuyasha: du bist nicht allein.“

Fast vorsichtig erwiderte er die Umarmung: „Danke, Kagome…“ konnte er nur sagen. Sie war so ein hübsches Mädchen, hilfsbereit, klug…warum war sie nur so nett zu ihm? Er war doch ein Halbdämon, eines jener Wesen, denen Menschen eher vorsichtig begegneten.

Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, erklärte sie: „Ich bin einfach gern bei dir, weißt du…“

Er wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte, zumal es ihm die Kehle zuschnürte. Aber er verstärkte seine Umarmung und legte das Gesicht in ihr Haar, atmete ihren Geruch so tief ein, wie es ging.

Endlich löste sich Kagome mit rotem Gesicht: „Ich...ich muss noch zu Eri…“ meinte sie: „Bis morgen dann, Inuyasha. Und viel Glück heute.“

„Danke. Bis morgen…“

Er sah ihr lange nach. Als er sich zu dem Mietshaus wandte, nahm er sein Handy, schickte an die Privatnummer des Naraku-Leiters eine SMS: „Sie hatten Recht.“
 

Warum nur war er nicht überrascht, als er einen kleinen Flohdämon vor seiner Wohnungstür warten sah: „Onkel Myouga…Falls dich Sesshoumaru geschickt hat, vergiss es.“

Myouga verschwieg wohlweislich, dass er in der Tat einen Anruf bekommen hatte: „Das hört sich nicht so an, als ob gestern das Abendessen sehr familiär abgelaufen wäre…“

„Hör auf, mich zu nerven.“ Der Halbdämon schloss auf: „Ich hab nur zwei Stunden, dann muss ich zu diesem blöden Psychiater.“

„Um zu beweisen, dass Sie erwachsen sind, und über die Aktien selbst bestimmen können, ja.“ Der Flohgeist hüpfte mit. „Aber warum sind Sie so…na ja…verbittert? Was war gestern?“ Denn aus dem, was Sesshoumaru ihm gesagt hatte, war er nicht sonderlich schlau geworden. Abgesehen davon hatte dessen Anweisung, Inuyasha um jeden Preis zu beruhigen, ihn noch besorgter gemacht. Aber es handelte sich um das Lebenswerk des verstorbenen Herrn und so würde er tun, was in seinen Kräften stand.

„Keh! Willst du es wirklich wissen?“ Er ließ sich auf die Couch fallen: „Na schön. Ich erzähle es dir so ausführlich wie möglich. Und dann wage noch zu sagen, dass das alles nur ein Missverständnis sei.“ Er berichtete.

Kein Wunder, dass sich der Hundedämon am Telefon für seine Verhältnisse direkt beunruhigt angehört hatte, dachte Myouga nur. Und kein Wunder, wirklich nicht, dass der Junge vor ihm verletzt war. „Und Sesshoumaru…“ Das –sama unterschlug er wohl besser: „Hat nichts dazu gesagt?“

Inuyasha lachte bitter auf: „Oh, er sagte wörtlich: Frau Mutter, ich bitte Sie, die gewohnte Contenance zu wahren. Trotz allem ist er ein Sohn meines verehrten Vaters. – Das war alles.“

„Das hat er wirklich zu seiner Mutter gesagt?“

Der Halbdämon betrachtete den Flohgeist: „Was soll diese Betonung, Onkel Myouga? Das war ja kaum eine heldenhafte Verteidigungsrede, oder?“

„Ach, Sie haben eben keine Ahnung, Inuyasha-sama. Dämonen...“

„Oh, ich denke langsam, ich habe inzwischen viel zuviel Ahnung von Dämonen bekommen. Spar deine Luft.“

„In Ordnung, in Ordnung…“ Er musste mit dem anscheinend vollkommen verstörten Jungen wirklich vorsichtig sein: „Aber eines möchte ich dazu noch sagen, dann hör ich auf, ja?“

„Na schön. Aber dann verschwindest du. Mir reicht mein Tag bisher schon, jetzt auch noch dieser Test…“

„Ja. - Unter Dämonen ist absoluter Respekt gegenüber den Eltern üblich. Man kritisiert seine Eltern nicht. Wenn Sesshoumaru seine Mutter daher bittet, ihre Haltung, ihre Fassung zu bewahren, ist das eine der deutlichsten Rügen, die er äußern kann.“ Myouga hüpfte zur Tür: „Also, viel Glück dann bei dem Test, Inuyasha-sama. Sagen Sie mir dann, was rausgekommen ist?“ Da stand ihm noch ein nicht sehr angenehmes Telefonat bevor.

„Vielleicht. Ich muss ja auch noch Englisch für morgen lernen….“ Am besten nahm er sich das Englischbuch mit. Wenn er Behörden richtig einschätzte würde er bei diesem Psychiater doch warten müssen, Termin hin oder her. Da könnte er die Zeit auch sinnvoll verbringen.
 

Vor Beginn der Prüfung am Dienstagmorgen reichte es für die Freunde gerade noch zu einem: „Wie war der Test gestern?“

„Idiotisch“, gab der Halbdämon zurück, der verschlafen hatte und mit gewaltigen Sprüngen in die Schule gehetzt gekommen war. „Ich erzähle es euch nachher…“

So warteten Kagome und Sango, die in Englisch beide als erste abgegeben hatten, bereits im Hof. „Ein idiotischer Test?“ meinte die letztere: „Ich bin neugierig, was der Psychiater gesagt hat – und ob er überhaupt etwas gesagt hat. Aber der Termin bei Gericht sollte ja heute schon sein.“

„Ja. Ich werde mit Inuyasha hingehen.“

„Ah, das ist gut. Dann ist er nicht allein. Ja, eine gute Idee. Er wirkt sowieso etwas…“

„Oh ja. - Da kommen die anderen ja. Hallo, Inuyasha. Wie lief Englisch?“

„Ganz gut, denke ich.“ Der Halbdämon freute sich, dass sie ihn anlächelte. „Ihr seid alle neugierig, wegen gestern, oder? Warum eigentlich?“

„Na, weil du so nervös warst und weil es doch wichtig für dich ist.“ Sango musterte ihn: „Und wie war der Test jetzt? Hast du ein Ergebnis bekommen?“

„Nein, aber er meinte, wir würden uns ja heute vor Gericht sehen. Das klang so, als ob er zufrieden war. - Ich musste einige Zettel ausfüllen, manche mit Zeichnungen, andere mit Beschreibungen. Und dann fragte er, so komische Dinge: welches Auto ich mir kaufen will. Ich meinte dann, was für ein Auto? Ich habe ja nicht einmal einen Führerschein. Oder was mir als Ziel jetzt wichtig sei. Na ja. Ich sagte dann eben, jetzt das Jahr zu bestehen um dann einen Schulabschluss zu machen. Und so.“ Er zuckte die Schultern. „Was das sollte?“

„Er wollte wohl feststellen, wie erwachsen du schon bist, “ erwiderte Miroku. „Und er wollte wissen, was du mit den Aktien machst, wenn sie dir gehören, ob du sie verkaufst, das Geld auf den Kopf haust. Deswegen auch die Frage nach dem Auto.“

„Und du klangst wohl recht sachlich“, ergänzte Sango.

„Ja. Er fragte auch wegen der Aktien, wegen der Verantwortung die darin läge. Das hat mich daran erinnert, was du, Kagome und du, Sango, gestern gemeint hattet. Das habe ich ihm dann gesagt. – Kagome, willst du noch immer mit?“

„Ja, natürlich. Müssen wir gehen?“

„Ja. Wir nehmen uns nur noch irgendwo eine Kleinigkeit zum Essen mit, ja?“

„Ruft ihr uns an“, meinte Sango: „Was passiert ist?“

Inuyasha nickte. Es tat irgendwie gut, dass sich die anderen so um ihn sorgten. Als er mit Kagome ging, fühlte er sich geborgen.
 

Sango blickte ihnen nach, ehe sie zu ihrem Nachbarn sah: „Hast du mit dem Abt reden können?“

„Ja“, antwortete Miroku: „Und du mit deinem Vater?“

„Auch. Er meinte zuerst, wir sollen uns da raushalten. Wenn große Tiere aufeinander losgehen, sei es für kleinere ratsam, in Deckung zu gehen. Aber als ich meinte, Inuyasha sei doch mein Freund, meinte er: er könne so nichts weiter sagen, keiner der beiden sei je verhaftet oder auch nur angeklagt worden. Aber wenn er Inuyasha einen Rat geben sollte…“ Sie machte eine Pause, um die Spannung zu erhöhen: „Solle er eher für seinen Halbbruder stimmen, abgesehen jetzt von der wirtschaftlich logischen Handlung. Da kennt er sich nicht aus.“

„Sagte er auch warum?“

„Nicht so direkt…und ich bin mir deswegen auch nicht sicher, dass ich ihn richtig verstanden habe: er betonte mehrmals, weder Sesshoumaru noch Nara Kumo seien je angeklagt worden. Aber er erwähnte auch, dass manche Leute Unglück hatten, die Geschäfte mit Naraku Enterprises gemacht haben.“

„Aber das sind nur Gerüchte und deswegen wollte er nicht mehr sagen, klar.“

„Was hat der Abt gewusst?“

„Ja, also, Naraku Enterprises hat eine feindliche Übernahme gestartet und anscheinend mit gutem Erfolg. Es heißt nach den Gereden, die er hörte, dass einige Fonds definitiv auf Nara Kumos Seite stehen. Wenn Inuyasha über die fünfundzwanzig Prozent bestimmen kann, ist er wirklich der Entscheider. Hilft er zum Taishou Konzern ist die Übernahme abgewehrt. Stimmt er für Naraku, hat der gewonnen. Aber, auch das sagte der Abt: wenn er sich nicht entscheidet, also sich der Stimme enthält, hat Nara Kumo nach den laufenden Gerüchten wohl mehr Stimmen.“

„Aber sich der Stimme zu enthalten wäre doch…feig, ja. Und das ist Inuyasha nicht.“

„Nein. Aber er scheint auch nicht willens zu sein, für Sesshoumaru zu stimmen. Er fühlt sich ausgenutzt…“

„Nicht ganz zu Unrecht, oder?“ Sie seufzte: „Nun, damit ist ihm erst einmal noch nicht geholfen. Was können wir machen?“

„Erst mal abwarten. Oder? Und mit ihm morgen noch mal reden.“

„Ja, gut. Telefonieren wir uns dann zusammen.“

Die beiden trennten sich.
 

Kagome war ein wenig erstaunt, als sie vor dem anberaumten Saal einen Mann in der Robe eines Anwaltes sitzen sah, der eindeutig kein Mensch war, aber auch kein Dämon. In Biologie hatte sie von derartigen Lebewesen gehört, aber nie erwartet, einen Baumgeist je zu sehen, noch dazu mit dieser Profession. Er erhob sich, als er sie und Inuyasha entdeckte.

„Verzeihung. Sind Sie Inuyasha Kamura-Taishou?“

„Inuyasha Kamura“, korrigierte dieser eisig.

„Mein Name ist Bokuseno. Ich bin der Firmenanwalt des Taishou-Konzerns.“ Oh oh, dachte der Baumgeist. Myouga hatte in der Tat nicht untertrieben. Da war jemand wirklich sauer.

„Und? Was will Sesshoumaru?“

Bokuseno blieb sachlich: „Ich bin Firmenanwalt. In Anbetracht der ..nun, des Termins am Freitag, ist es meine Pflicht, herauszufinden, wer über wie viele Anteile verfügen kann.“

„Natürlich“, meinte Kagome eilig und legte die Hand an den Arm des Halbdämons: „Das ist Ihre Aufgabe.“

Inuyasha holte tief Luft: „Ja, schon klar. – Äh...müssen wir da reingehen?“ So weit war es mit ihm schon gekommen, dass er grundlos Leute anblaffte, nur weil die für einen gewissen Konzern arbeiteten?

„Sie werden aufgerufen. Waren Sie schon einmal bei Gericht?“

„Nein.“

„Bleiben Sie einfach ruhig und sachlich, wenn Sie etwas gefragt werden.“

Der Halbdämon wollte schon sagen, dass er das immer sei, aber den Eindruck hatte der Baumgeist wohl nicht von ihm gewonnen: „Äh, ja, danke.“

Bokuseno musterte den Sohn seines alten Freundes. Der war verbittert, fühlte sich bestimmt auch verunsichert. Myouga hatte gemeint, er hätte nur wenig Einfluss mehr auf ihn, seit er erfahren hatte, wer sein Vater in Wahrheit gewesen war. Und Sesshoumaru-sama hatte gesagt, es sei am Sonntag das Familienessen daneben gegangen. Nun, das war irgendwie zu sehen. „Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung?“

„Hm?“

„Ich werde Ihnen natürlich nicht vorschreiben, wie Sie abzustimmen haben. Aber ich möchte Sie bitten, zu bedenken, dass von Ihrer Entscheidung für sehr viele Menschen und Dämonen viel abhängt. Und ich möchte Sie bitten….“ Er sah, dass der Halbdämon vor ihm etwas zusammenzuckte: „Bitten, daran zu denken, dass Ihre Eltern gern stolz auf Sie wären. Danke, das war alles.“ Er zog sich zurück. Mehr zu sagen, wäre sicher falsch gewesen.

„Keh!“ machte Inuyasha leise: „Den hat sicher Sesshoumaru geschickt, da kann er erzählen, was er will.“

„Nein, das glaube ich nicht“, meinte Kagome: „Er war sachlich, hat nicht versucht, dich irgendwie zu einer Seite zu bekehren. Er ist Anwalt, er könnte das sicher. - Denk doch nicht immer gleich das Schlechteste. So kenne ich dich gar nicht.“

„Herr Kumo sagte auch, dass Dämonen …“

„Herr Kumo sagt...das ist in Ordnung. Und sonst kann jeder sagen, was er will und das ist falsch?“ Sie starrte ihn etwas verärgert an: „Wo ist denn der Inuyasha, der immer fröhlich war, auch, wenn’s nicht so einfach war? Der sich liebevoll um seine Mutter kümmerte, arbeitete, irgendwie die Schule noch schaffte und dennoch nie den Kopf hängen ließ? Verdammt, lass dich doch jetzt nicht so von dir selbst entfremden!“

Er sah sie an. Stimmte das? War er nicht mehr er selbst? Er fühlte sich wirklich seit Tagen nicht mehr wie er selbst, hin und her, ja, entzwei gerissen. Und er wusste absolut nicht, was die richtige Entscheidung wäre.

„Herr Kamura, bitte kommen Sie“, rief in diesem Moment ein Gerichtsdiener.
 

Nur eine halbe Stunde später war gerichtlich festgestellt, dass Inuyasha selbstständig über die Aktien entscheiden könnte. Er war irgendwie nur froh, dass es vorbei war. Und glücklich, dass Kagome an seiner Seite war. Allein wäre es sicher noch schrecklicher geworden. Der Firmenanwalt hatte ihn auch nicht mehr angesprochen. Hatte Kagome Recht und er sah schon überall Feinde, wo gar keine waren? Was war nur mit ihm los? Er erkannte, dass der Baumgeist gehen wollte:

„Äh, Herr Bokuseno…“

Der Baumgeist drehte sich um: „Ja, Inuyasha-sama?“

Der war einen Moment über die Höflichkeitsanrede überrascht. So sprach ihn nur Myouga an, und bei dem war ihm das schon immer eigenartig vorgekommen. „Äh...ja. Kannten Sie meinen Vater?“ Ein Baumgeist lebte doch so lange…

„Ja.“

„Wie…wie war er? Er war doch ein Dämon?“

„Ja, ein Hundedämon, wie Sie natürlich wissen. Aber Sie wollen etwas über seinen Charakter erfahren? Ich bin wohl etwas voreingenommen, denn ich war sein Freund. Er war ein sehr gerechter Mann, klug und, soweit das ein Dämon sein kann, hilfsbereit…“ Bokuseno sah den Jungen an: „Sie haben ihn ja nie gesehen….“

„Nein. – Da hatte es Sesshoumaru besser. Er hat ihn gesehen, mit ihm gesprochen…“ Wieder schlich sich gewisse Bitterkeit in Inuyashas Stimme.

Lebensweisheit ließ den Baumgeist sagen: „Und er wurde von ihm erzogen. Ja, das werden Sie wohl immer vermissen.“

Das stimmte. Sesshoumaru war anscheinend nach der Scheidung bei seinem Vater geblieben, hatte er doch nicht einmal gewusst, wie viele Zimmer das Haus seiner Mutter hatte. „Äh, danke, Herr Bokuseno.“ War sein Halbbruder eben doch zur Hälfte sein Bruder – und die Hälfte dieser wahrhaft dämonischen Mutter war die geringere? Das musste noch einmal überlegt werden.
 

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Im nächsten Kapitel erscheint ein Interview und Herr Kumo trifft eine Entscheidung. Allerdings auch Inuyasha: Tag X minus eins.
 

bye
 

hotep

Tag X minus eins: Donnerstag

Freut mich, dass ihr soviel Verständnis für den armen Inuyasha aufbringt.

Herr Kumo tut das weniger - zumal, als ein gewisses Interview erscheint.
 

9. Tag X minus 1: Donnerstag
 

Inuyasha war froh, dass Mittwoch und Donnerstag keine Schule im eigentlichen Sinn mehr stattfand, nur noch Theatervorführungen oder Kurse angesetzt waren. So fiel es nicht weiter auf, dass er nur mehr am Grübeln war. War es richtig, wenn er sich am Freitag bei der Abstimmung nach rein sachlichen, wirtschaftlichen Erwägungen entschied? Oder sollte er nur an die Mitarbeiter denken, finanzielle Dinge hin oder her? Oder sollte er nur nach Gefühl handeln? Als Halbdämon zu einem Halbdämon halten? Oder als Halbbruder zu seinem Halbbruder?
 

Zu allem Überfluss war am Mittwoch das ominöse Interview über ihn als Halbbruder Sesshoumaru Taishous in der Zeitung erschienen und jede Menge Mitschüler drängten sich um ihn, wollten mehr wissen, fragten nach. So buchstäblich umschwärmt, ja, zum Teil angehimmelt, war er nie zuvor auch nur annähernd worden, und er spürte, wie gewisse Verachtung für die Menschen und Dämonen um ihn in ihm wuchs. Ob das Sesshoumaru etwa auch so empfand? Aus wohl nur zu ähnlichen Erfahrungen?

Sango war es, die sie ihm schließlich mit dem Hinweis vom Hals schaffte, dass er Inuyasha Kamura und nicht Inuyasha Taishou sei, und es sich daher wohl um einen anderen Inuyasha in einer anderen Schule handeln musste.
 

Er war froh, dass seine Freunde zwar stets bei ihm waren, aber nichts mehr zu Übernahmen oder Taishou sagten. Er wusste nicht, dass sie übereingekommen waren, ihn in Ruhe zu lassen, ihn abzulenken, wenn es ging, aber ihm immer zu zeigen, dass sie für ihn da wären.

Miroku hatte sich von einem Mönch im Kloster noch weitere Informationen über Naraku Enterprises besorgen lassen, aber nichts zeigte ihm und Sango, dass mit dieser Firma oder ihrem Chef etwas nicht in Ordnung wäre. So schwiegen sie gegenüber Inuyasha dazu, erwähnten auch nicht, dass Sangos Vater Andeutungen gemacht hatte. Sie wollten den sichtlich unsicheren Halbdämon nicht noch weiter verwirren.
 

Als Inuyasha vor dem Schulgebäude sein Handy anschaltete, entdeckte er, dass eine Nummer den gesamten Vormittag versucht hatte, ihn anzurufen. Und er nahm schwer an, dass es sich dabei um Sesshoumaru handelte, zumal als er die SMS mit der dringenden Rückrufbitte las. Sollte er zurückrufen? Nein. Sie hatten sich doch eigentlich nichts zu sagen. Und auf weitere Überredungsversuche konnte er gut verzichten.

Ein entgangener Anruf war allerdings von Nara Kumo. Wollte er wissen, ob er heute doch noch zu ihm käme? Sollte er hingehen? Der Leiter von Naraku Enterprises, oder, wie seine Freunde sagten: Naraku, hatte bislang in keiner Weise versucht, ihm zu sagen, wie er abstimmen sollte, seit er wusste, dass er diese Aktien besaß. Er rief zurück.

„Ah, Inuyasha. – Schön, dass du dich meldest. Ich wollte nur wissen, ob du heute um fünf zu mir kommst oder lieber nicht. Ich meine, in Anbetracht der morgigen Entscheidung könnte das dein Halbbruder nicht so gern sehen.“

Dieser Satz entschied die Sache: „Mir ist vollkommen egal, was der gern sieht oder nicht, Herr Kumo. Ich werde kommen.“

„Das freut mich“, sagte dieser ehrlich, der mit seiner Bemerkung nichts anderes hatte erreichen wollen. In der Tat. Auf die mangelnde Diplomatie und Feinfühligkeit Sesshoumarus war Verlass. „Bis später, dann.“

Als Inuyasha sein Handy wegsteckte, begegnete er einem verwunderten Blick: „Was ist, Kagome?“

„Du willst tatsächlich heute Nachmittag zu Naraku gehen?“

„Warum denn nicht? Bisher hat er nie gesagt: stimm für mich. Oder versucht, mich anzulügen.“

„Trotzdem….irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl dabei. – Hat sich Sesshoumaru wenigstens auch bei dir gemeldet?“

„Anscheinend. Jemand hat jedenfalls dauernd versucht, mich zu erreichen.“ Na schön, unter dem: „Ruf bitte dringend zurück…“ war ein „S.“ gestanden. Und immerhin ein „bitte“ drin.

„Dann solltest du ihn auch zurückrufen. Oder hast du deine Entscheidung schon getroffen? Stimmst du ab oder enthältst du dich? Und für wen stimmst du ab?“

„Keine Ahnung…“ Er machte eine ärgerliche Handbewegung: „Als ob ich da nicht dauernd darüber nachdenke. Was immer ich mache, ist ja im Zweifel falsch.“

„Ich bin sicher, dass du die richtige Entscheidung treffen wirst.“

Inuyasha war sich da nicht so sicher. Aber da sie ihn anlächelte, nickte er: „Danke.“
 

Es war Donnerstag, drei Uhr nachmittags, als Kagura das Büro des Firmenleiters von Naraku Enterprises betrat.

Herr Nara Kumo blickte ein wenig unwirsch auf, sagte aber zu ihrer Erleichterung nichts, als er sah, dass sie mit einem Blatt Papier wedelte. „Das ist…“ meinte er nur.

„Das ist die Vollmacht aller Aktienanteile des Taishou-Konzerns, die die Miro-Founds besitzen“, bestätigte sie und legte es auf seinen Schreibtisch.

„Und lass mich raten, sie haben noch dazu gekauft, in der Annahme, dass durch die Übernahme die Aktien zumindest kurzfristig steigen?“ Seine Finger tippten bereits die Daten in seinen Laptop, obwohl er fast sicher war, was das bedeutete: „Sehr schön. Das sind fünfundzwanzig Prozent von mir und jetzt vierzehn von den fünfundzwanzig freien Anteilen sicher. Tja, damit kann Sesshoumaru einpacken.“ Auch er hatte heute das Interview gelesen – inklusive Inuyashas Aussage, dass er sich mit seinem Halbbruder vertrug, der der Firmenleiter sei: „Was machen wir jetzt nur mit unserem jungen, wankelmütigen Freund?“

Dieser gemurmelte Satz war nicht an sie gerichtet und so schwieg die persönliche Assistentin. Nara Kumo konnte recht unangenehm werden und sie hatte keine Lust, ihre gut dotierte Stelle zu verlieren.

„Gut. Schicke mir Hakudoshi.“

Sie zog ein wenig die Augenbrauen empor: „Wollen Sie Inuyasha umbringen?“

Ihr Chef lächelte und ihr wurde kalt. Aber er meinte nur: „Aber nicht doch. Ich bin kein Mörder. Ich werde nur dafür sorgen, dass er morgen bei der Abstimmung nicht anwesend sein kann. Damit sind fünfundzwanzig Prozent der Aktien Stimmenthaltung. Und ich habe natürlich gewonnen. Ebenso ist sicher, dass es danach für ihn günstiger wäre, verschwunden zu bleiben. Der gute Sesshoumaru kann recht…nachtragend sein, soweit ich weiß. Geh nun.“ Und während sie gehorchte, murmelte er zu sich selbst: „Kagura entwickelt tatsächlich manchmal eigenartig moralische Vorstellungen. Nun, ich habe nicht gelogen.“
 

Kurz darauf kam sein Chauffeur „Ah, Hakudoshi. – Nachher wird ein junger Mann zu mir kommen, den ich gern ein wenig aus dem Verkehr ziehen würde. Er wird gewiss eine Cola trinken. Wenn ihm danach...hm…übel wird, sollten wir so freundlich sein, ihn zu meinem Auto zu bringen. Wir fahren ihn dann an einen passenden Ort.“

„Ja. Wie passend?“

„Ich dachte an dieses alte Kastell, wo wir den Freizeitpark errichten wollen. Es ist nicht zu weit weg, aber abgelegen genug, dass ihn dort niemand zur Unzeit finden kann.“ Er bemerkte, dass Hakudoshi wie beiläufig gegen seine Brust tippte: „Aber nein, nicht so direkt. Das wäre doch…stillos. Und jemand könnte noch glatt auf die Idee kommen, ich hätte etwas mit der Sache zu tun. Nein. Der Junge lief weg, panisch vor der Verantwortung und ...tja…und starb dummerweise vor Kummer.“

„Wie Sie wollen. Soll ich Männer des Sicherheitsdienstes hinzuziehen?“

„Nein. Wir beide reichen.“ Nie mehr Mitwisser als notwendig.: „Und besorg mir das H34.“

„Oh. Was für eine freundliche Idee….“ Hakudoshi nickte erneut. „Er wird nichts spüren…“

„Geh nun.“ Entweder es würde nie jemand den Jungen finden oder selbst, wenn dies später bei den Bauarbeiten für den Freizeitpark geschehen sollte – ein Skelett im Verließ einer alten Burg wäre nicht weiter verwunderlich. Er musste dann nur dafür sorgen, dass kein übereifriger Archäologe davon Wind bekam.
 

Als Inuyasha das Arbeitszimmer des Leiters der Naraku Enterprises betrat, saß dieser auf einem Sessel der Sitzgruppe, Getränke vor sich auf dem Tisch.

„Ah, mein junger Freund. Komm nur, setz dich zu mir. Heute können wir gewiss das letzte Mal miteinander reden.“ Er lächelte zu dem Doppelsinn seiner Worte: „Nun, eine aufregende Woche gehabt?“

„Na ja, in der Schule sind die letzten Jahresprüfungen vorbei.“ Der Halbdämon setzte sich: „Aber das meinten Sie nicht, oder?“

„Nein. Ich bin, du kannst es dir sicher denken, im Moment ein wenig an deinem Halbbruder, eher natürlich noch am Konzern interessiert. Darum habe ich selbstverständlich mitbekommen, dass du bei Gericht warst und nun über die Aktien entscheiden kannst.“

„Ja?“ Inuyasha kam sich beobachtet vor. Seit zwei Wochen hatte er sowieso das Gefühl, jeder wisse über ihn mehr, als er selbst. „Wollen Sie jetzt wissen, wie ich mich entscheiden werde?“

„Magst du eine Cola oder lieber Mineralwasser?“

„Äh...eine Cola.“

Nara Kumo schob ihm die bereits geöffnete Flasche zu und wartete, bis sein Gast sein Glas eingegossen hatte: „Trink nur.“ Für einen Moment herrschte Schweigen, ehe er fortfuhr: „Nein, das will ich nicht wissen, denn das brauche ich nicht zu wissen. Siehst du, wenn du für Sesshoumaru stimmst, weil er dein Bruder ist…dann kann er die Firma behalten, einstweilen. Aber ich bin sicher, dass er sie in den Abgrund treiben wird. Und dann werde ich wieder einen Versuch starten. Stimmst du für mich, habe ich gleich gewonnen. Aber….“ Er beobachtete fast entspannt, wie Inuyasha das Glas austrank, ehe er langsam ergänzte: „Um ehrlich zu sein, habe ich bereits gewonnen. Nur dein Halbbruder weiß es noch nicht. Und du auch nicht.“

Der Junge stellte abrupt das Glas ab. Plötzlich hatte er ein unangenehmes Gefühl im Bauch, wie er es so noch nie empfunden hatte: „Was…was meinen Sie?“ Seltsamerweise schienen seine Lippen taub zu werden. Was war nur los?

Der Unternehmenschef lächelte ein wenig: „Mein lieber Inuyasha. Ich gebe gern zu, dass ich mein Vergnügen mit dir hatte. Du bist ahnungslos in ein Minenfeld geraten. Tja. Niemand kommt mir eben in die Quere.“ Er sah, dass der Halbdämon aufspringen wollte, aber seine Beine bereits den Dienst versagten. So fuhr er fort: „Du hast soeben ein geruchloses, äußerst schnell wirkendes Betäubungsmittel zu dir genommen. Betrachte es als Gnadenakt. Denn wenn du eingeschlafen bist, werde ich dir ein Nervengift injizieren. Und du wirst nie wieder aufwachen.“

Inuyasha wollte aufspringen, wollte…..aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Sein letzter Gedanke, ehe er in den schwarzen Abgrund sank, war die Erkenntnis, dass er sich geirrt hatte.
 

Irgendwann stellte der junge Halbdämon fest, dass er wach war. Aber er konnte sich nicht bewegen, nicht einmal die Augen öffnen. Motorgeräusche zeigten ihm, dass er wohl in einem Auto saß. Wohin brachte ihn dieser Mistkerl?

Er hörte, wie Nara Kumo sagte: „Du lebst noch immer. Du musst eine eiserne Konstitution haben, mein lieber Inuyasha. - Oh, du kannst mich ja nicht hören, wie schade. Ich hätte dir zu gerne erzählt…Nun, warum soll ich nicht? Du hörst es nicht und wirst es auch nie jemandem sagen können. Nicht einmal deinem ach so werten Halbbruder. Er würde sich sicher rächen wollen, wüsste er, dass ich damals einen gut ausgebildeten, schweigsamen, leider auch teuren, Gentleman auf seinen lieben, nun, euren lieben Papi angesetzt hatte. Dieser Idiot hatte zwar versagt, aber dafür hat der Leibwächter sich umso besser um ihn...äh…gekümmert. Eigentlich hätte dieser Schwachkopf ja deine Mutter in die andere Welt geleiten sollen. Es sollte doch so aussehen, als ob das Ganze eine Verschwörung von Sesshoumaru und seiner Mutter sei. Ich hätte diesen jungen arroganten Hund so gern im Gefängnis gesehen, während ich mir den Konzern genommen hätte. So musste ich den langen Weg gehen. - Aber morgen gehört endlich alles mir. Und darauf habe ich Jahrhunderte gewartet, seit dem Tag, als der ach so hilfsbereite Inu no Taishou mir ein Darlehen anbot, damit ich meine eigene Firma gründen könnte. Wie muss er mich Halbdämon verachtet haben, um sich selbst einen Konkurrenten zu schaffen. - Und du mit deiner idiotischen Wohlanständigkeit wirst mir nicht mehr in die Quere kommen. Die alte Burg wird dein Schicksal sein.“

Inuyasha glaubte, nicht recht zu hören. Da saß dieser scheinheilige Typ, der ihm so nett erschienen war, und brüstete sich damit, dass er seinen Vater getötet hatte, seine Mutter umbringen wollte? Er konnte spüren, wie siedendheiß Zorn in ihm aufstieg. Aber was auch immer dieser Mistkerl für ein Gift verwendet hatte, es wirkte nur zu gut. Er konnte sich nicht bewegen, nicht reden. Stattdessen sank er wieder in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
 

Das nächste, was Inuyasha mitbekam, waren erneut Stimmen.

„Ich denke, er bewegt sich, Herr Kumo.“

„Unwahrscheinlich. Nicht mit dem H34 im Körper. Das schafft jeden Dämon. Erstaunlich genug, dass er noch immer atmet. Aber nun gut, gehen wir lieber kein Risiko ein. Dort, die Handschellen.“

Inuyasha spürte, wie seine Hände gepackt wurden, er umgedreht wurde. Kaltes Metall schloss sich um seine Handgelenke, er konnte hören, dass eine Kette klirrte. Sie hatten ihn gefesselt. Wo war er nur? Das Denken fiel ihm schrecklich schwer. Die Luft war feucht, abgestanden…

„Dann gehen wir. In vier Wochen werden wir nachsehen. Lass die Fackel hier. Wir können sie später wieder verwenden.“ Nara Kumo klang sachlich: „Komm nun. Ich muss eine Firmenübernahme vorbereiten.“

Schritte verklangen.

Irgendwie bewirkte das, dass der Halbdämon die Augen öffnen konnte. Für einen Augenblick verschwamm alles, ehe er seine Umgebung erkannte. Mauern, alte Mauern und eine massive Holztür. Eine Fackel steckte in einem Ring an der Wand. Und er lag auf dem kalten Boden, die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, die wiederum mit der Mauer verbunden waren. Das musste ein Verließ sein…

Inuyasha wandte mühsam den Kopf. Das Gift wirkte noch immer, denn er konnte kaum sich kaum bewegen, oder auch nur denken. Die Fackel brannte augenblicklich, aber wenn sie erlosch, würde er hier im Dunkeln sitzen und es blieb nur abzuwarten, wie lange er brauchen würde, um zu sterben.

Nein, dachte er wütend, So einfach, wie du dir das vorgestellt hast, Nara Kumo, wird das nicht. Du wirst Vaters Firma nicht übernehmen, Mörder meiner Eltern!

Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, gelang es ihm, sich aufzusetzen, keuchend an die Wand zu lehnen.
 

Aber was konnte er nur tun? Niemand wusste, dass er hier war.

Sesshoumaru würde sicher denken, dass er sich einfach gedrückt hatte, vor seiner Verantwortung davon gelaufen war. Und er würde ihn doch so verachten, wie es seine Mutter ihm geraten hatte. Überdies würde er nie erfahren, dass dieser Mistkerl Schuld an Vaters Tod war.

Vaters Firma, sein Lebenswerk, würde nur zu bald diesem… diesem Naraku gehören. Seine Freunde hatten recht gehabt. Das war der passende Spitzname für den Verbrecher.

Seine Freunde...ja, auch die würden ja annehmen, annehmen müssen, dass er einfach abgehauen war, alles im Stich gelassen hatte, aus Feigheit. Miroku, Sango, vor allem Kagome…sie würden ihn ausnahmslos verachten.

Kagome, Sesshoumaru….

Mit einem wilden Schrei stürzte er vorwärts, in Richtung zur Tür. Die Ketten um seine Handgelenke spannten sich - und gaben nach. Er fiel vornüber, halb ohnmächtig, würgend in dem brutalen Schmerz, der seine Handgelenke peinigte. Es dauerte etwas, bis er sich aufraffen konnte.

Dann sah er sich um. Er hatte es wirklich geschafft. Es hatte die alten Ketten gesprengt. Die Metallreifen um seine Handgelenke trugen noch einige Kettenglieder, aber er war so weit frei. So, Naraku, dachte er. Das ist noch lange nicht zu Ende.

Wenn er es richtig bedachte, hatten sie die Tür nicht abgeschlossen. Er wollte aufstehen, aber das erwies sich als schwieriger, als er geglaubt hatte. Als er sich abstützen wollte, schrie er auf. Seine Handgelenke mussten in dieser Befreiungsaktion zumindest angebrochen sein, wenn nicht gebrochen, und ihm wurde entsetzt klar, dass seine Hände praktisch unbrauchbar waren. Selbst mit seinen halbdämonischen Selbstheilungskräften würde das dauern, bis sie regeneriert wären. Dazu kam noch immer die Übelkeit, der Kopfschmerz, den das Gift verursachte.

Aber er musste es schaffen. Wenn er hier in dieser Burg verhungerte, konnte niemand mehr Naraku, den Mörder ihres Vaters, daran hindern, dessen Firma zu bekommen und Sesshoumaru zu ruinieren, und indirekt sicher auch dieses kleine Mädchen im Waisenhaus.

Er raffte sich mühsam auf, taumelte mehr als er ging, zur Tür. Vorsichtig, um seine Handgelenke zu schonen, griff er nach dieser. Wenn sie doch verschlossen wäre, hatte diese ganze Aktion nur dazu beigetragen, sein Sterben schmerzvoller zu machen, denn jede Bewegung seiner Finger bereitete ihm Qualen. Er hätte dieses Schloss nie aufbrechen können.

Aber die Tür gab nach. Vorsichtig sah er hinaus, besorgt, ob da ein Wächter stände, aber alles war dunkel. Möglichst leise trat er hinaus in die Dunkelheit. Es roch nach altem Fels und Stein. Naraku hatte etwas von einer alten Burg erzählt. Wenn er hier in den Verliesen war, müsste er hoch gehen - und dort waren doch bestimmt Narakus Männer, wenn nicht dieser selbst. Es würde nicht leicht werden, schon gar nicht mit praktisch gebrauchsunfähigen Händen, aber er musste es einfach schaffen. Wer, wenn nicht er, konnte noch Sesshoumaru helfen, Vaters Lebenswerk vor seinem Mörder zu retten.
 

Inuyasha machte vorsichtig ein paar Schritte. Die Fackel im Verlies warf kaum einen Schimmer noch hierher und er hatte keine Ahnung, wo eine Wand wäre oder Stufen. Seine Nase streikte unter der Gifteinwerkung noch immer. Er konnte sich nicht voran tasten, wollte er seine Gelenke schonen - und sich den Schmerz ersparen. So stolperte er praktisch über die Treppe. Mühsam schob er sich an der Wand entlang hinauf. Es waren neunzig Stufen, die er gezählt hatte, als er an eine Tür kam. Und die war verschlossen. Seine Finger verrieten ihm, dass sie gewiss ebenso massiv war, wie die unten.

Ohne Werkzeug und mit schmerzenden Händen, kam er hier nicht weiter. Vielleicht gab es noch einen anderen Ausgang, vielleicht gab es einen anderen Keller, wo er Werkzeug finden konnte. Er durfte nicht aufgeben.

Als er wieder unten war, musste er sich auf die letzte Stufe setzen. Das Gift schien noch immer da zu sein.

Ich darf nicht aufgeben, redete er sich zu. Es gibt immer eine Möglichkeit. Und dieser Mistkerl hat noch lange nicht gewonnen. Irgendwo muss es eine Lösung geben.

Es dauerte etwas, bis ihm klar wurde, dass die Luft hier unten eigentlich frischer war, als sie hätte sein dürfen. Möglicherweise existierte doch ein zweiter Ausgang. Er riss sich zusammen.

Das ist eine Art Kampf mit diesem Mistkerl, sagte er sich Es fordert Geist und Körper, aber es ist ein Kampf und ich werde gewinnen. Ich muss meinem Bruder helfen, ihn vor Vaters Mörder warnen….

Er raffte sich auf, ging langsam und vorsichtig geradeaus. Es dauerte etwas, dann traf er eine Wand. Um seine Hände zu schonen tastete er sich mit dem Fuß entlang, bis er eine Tür berührte. Hier war ein leiser Luftzug zu spüren und Inuyasha fasste Hoffnung. Er fühlte sich immer noch schwach und sein Körper mochte ihm nicht gehorchen, aber wenn er am Leben bleiben wollte, Vaters Firma retten wollte, musste er das hier durchstehen. Er fasste vorsichtig nach einer Klinke. Es gab keine. Leise murmelte er einen Fluch, fühlte aber weiter, gewaltsam die Schmerzen ignorierend.

Seine Ausdauer wurde belohnt, als die Tür plötzlich nach hinten schwang. Dahinter lag dunkle Schwärze, aber auch frischere Luft. Ein Gang wohl, vielleicht eine Art Geheimgang in dieser Burg. Er trat vorsichtig hinaus. Rechts und links, geradeaus war alles gleich dunkel. Er konnte sich hier schnell in ein Labyrinth bringen, sich verirren. Wie machten das nur die Helden im Fernsehen immer? Da schien alles so leicht zu sein.

Er beschloss nach rechts zu gehen, immer an der rechten Wand entlang. So schob er sich wieder mit der Schulter, dem Gesicht an die Mauer - und zuckte instinktiv zurück. Oben war es wirklich Mauer gewesen, rau aber nicht zu unangenehm. Hier war es Felswand, feucht und glitschig. Aber es half nichts. Er musste seine Hände schonen, wollte er überhaupt noch eine Chance haben.
 

Er hätte niemandem sagen können, wie weit er gekommen war, als sein Körper, der nur von seiner Wut auf Naraku, von seinem Bemühen hier herauszukommen und Sesshoumaru zu helfen das Lebenswerk ihres Vaters vor dessen Mörder zu retten, seiner Sorge, seine Freunde könnten ihn verachten, noch gegen das Gift gekämpft hatte, nicht mehr konnte.
 

Inuyasha brach in die Knie. Der Schmerz, als er sich instinktiv mit den Händen abstützen wollte, machte ihm klar, dass es aus war. Er stürzte mit dem Gesicht voran zu Boden. Verzeiht mir, Freunde, verzeih mir, Sesshoumaru….

Ich habe versagt. Ich kann dir nicht mehr helfen…

Ihm wurde bewusst, dass die Nässe auf seinem Gesicht nicht von der Feuchtigkeit des Geheimganges herrührte.

Und dann hoffte er nur noch auf die Schwärze um ihn, die immer näher kam.
 

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Das nächste Kapitel spielt am Tag X: vormittags

Nara Kumo ist siegessicher - und Sesshoumaru lernt.
 

bye
 

hotep

Tag X: vormittags

Inuyasha wurde also am Donnerstag entführt, vergiftet und kämpft verzweifelt um sein Leben...

Werfen wir einen Blick am Freitag, dem Tag der Übernahme, auf die anderen Personen:
 

10. Tag X: Vormittag
 

Vor der Schule trafen sich drei besorgte Jugendliche.

„Ich habe Inuyasha nicht mehr sprechen können“, sagte Kagome: „Den ganzen Abend hieß es: der Teilnehmer ist nicht zu erreichen.“

„Ja ich auch nicht. Und er ist auch immer noch nicht hier, obwohl die Schule in fünf Minuten losgeht.“ Sango blickte sich suchend um.

„Vielleicht hat er heute freibekommen, wegen der Abstimmung. Und vielleicht ist sein Handy kaputtgegangen…“ Miroku versuchte zu beruhigen

„Das wäre aber mehr als eigenartig, oder?“ Kagome rieb sich die Arme, als es sie fröstelte: „Er war gestern nach der Schule so…so verwirrt.“

„ Hoffentlich ist er nicht einfach weggelaufen“, meinte Sango: „Um sich nicht entscheiden zu müssen.“

„Doch nicht Inuyasha!“ fauchte ihre Freundin unverzüglich.

„Wann ist der Termin für die Abstimmung? Um zwölf, oder?“ erkundigte sich Miroku: „Dann sehen wir zu, dass wir ihn noch finden.“

„Wir müssen jetzt doch zu diesen Kursen…“ wandte Kagome ein.

Sango schüttelte den Kopf: „Uns wird schon keiner vermissen. Komm, gehen wir zu ihm nach Hause. Vielleicht hat er nur eine Schlaftablette genommen und darum weder das Telefon noch den Wecker gehört…Womöglich ist alles ganz harmlos.“
 

Diese Hoffnung blieb ihnen, bis sie vor der Wohnungstür einen kleinen Flohgeist entdeckten.

„Herr Myouga?“ meinte Kagome.

Der fuhr herum: „Oh, ihr seid doch die Freunde von Inuyasha-sama...ich mache mir große Sorgen.“

„Wir auch. Er ist nicht zur Schule gekommen und geht seit gestern Nachmittag nicht mehr an sein Handy. Haben Sie schon geklingelt?“

„Nicht nur einmal. Er hat auch gestern nicht zurückgerufen, sagte mir Sesshoumaru-sama, obwohl er mehrfach versuchte, ihn zu erreichen.“

„Das wollte er nicht“, gab sie zu: „Da stand ich neben ihm. – Er hat sich gestern um fünf mit Naraku verabredet. Das weiß ich.“

„Mit Naraku? Der Firma?“ fragte der kleine Geist verständnislos.

„Äh, Nara Kumo. Wir nennen ihn nur Naraku.“

„Er hat sich mit Kumo verabredet – und wollte mit Sesshoumaru-sama nicht einmal reden? Au weia.“ Das Lebenswerk seines Herrn! Aber wo steckte dieser dumme Junge nur? „Ich…ich werde einmal an der Hauswand, auf diesem Vorsprung entlanggehen“, beschloss er heldenmütig: „Vielleicht liegt er im Bett.“ Nur für seinen armen, verstorbenen Herrn.

Miroku öffnete das Fenster: „Hier, bitte.“

Nur drei Minuten später war Myouga zurück, sichtlich schweißgebadet.

„War es so gefährlich?“ fragte Kagome daher.

„Ja, ja…Das Bett ist unberührt!“

„Ist er doch davongelaufen….“ Sango klang sachlich.

„Oder es ist alles ganz anders“, schlug Miroku vor: „Womöglich ist er gestern nach dem Gespräch mit Naraku doch noch zu Sesshoumaru gegangen. Und sie haben sich ausgesprochen.“

„Das wäre möglich…“ Myouga seufzte: „Machen wir es so, Kinder. Ich gehe zum Taishou-Konzern und werde wohl oder übel mit Sesshoumaru-sama reden müssen. Wenn Inuyasha-sama ebenfalls dort ist…äh, kann ich eine Handynummer von euch haben?“

„Ja, meine.“ Kagome zog ihres schon aus der Tasche: „Ja, das ist gut. Dann wäre ich sehr beruhigt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er weggelaufen ist. Nicht Inuyasha, gleich, wie verwirrt er im Moment auch ist. Ich...ich rufe mal in den Krankenhäusern an. Vielleicht hatte er einen Unfall….“ Ihre Stimme zitterte.

„Rufe Herrn Shiai an, den vom Jugendamt. Wenn Inuyasha etwas zugestoßen ist, müsste er es doch wissen, “ schlug Sango vor.

Myouga hatte sich die Nummer notiert: „Ja, wenn ihr etwas wisst, sagt ihr mir Bescheid, ja? Oh, ich mache mir solche Sorgen….“ Er sprang weg.

Miroku hatte überlegt: „Denken wir mal ruhig nach. Wenn Herr Shiai nichts weiß und Inuyasha auch nicht bei seinem Halbbruder ist, sollten wir einen Plan B haben.“

„Ich rufe gleich an…“ Kagome telefonierte bereits mit der Auskunft.

Nur wenige Minuten später war klar, dass auch Herr Shiai nichts gehört hatte – und nun ebenfalls besorgt war. Er versprach, die Krankenhäuser abzutelefonieren.

Sango nickte etwas: „Dann wäre unser Hauptverdächtiger Naraku, denn das ist der letzte Platz von dem wir wissen, dass unser Freund hingegangen ist. Wenn wir nicht annehmen wollen, dass Inuyasha einfach weggelaufen ist, um sich nicht entscheiden zu müssen.“

„Naraku? Aber wieso…“ Kagome erstarrte: „Inuyasha wäre ehrlich genug, es ihm zu sagen, wenn er gegen ihn stimmen will.“

„Es reicht, wenn er um zwölf bei der Abstimmung nicht da ist, meinte der Abt.“ Miroku verschränkte die Arme: „Ja, auch in diesem Fall hätte Naraku gewonnen. Ein guter Grund, ihn irgendwo einzusperren. Aber wo?“

„Ich werde meinen Vater informieren. Wahrscheinlich kann man auf Grund solch vager Ideen nicht gerade Naraku Enterprises oder die Wohnung durchsuchen, aber womöglich hat er eine Idee…“

„Er wäre doch dumm, ihn bei sich zu haben. Ich meine, Inuyasha könnte doch nachher erzählen, wo er war, die Abstimmung anfechten…“ Kagome brach ab.

„Es gibt unglücklicherweise eine recht einfache Methode, dafür zu sorgen, dass er nicht reden kann.“ Sango dachte nach: „Also, ich telefoniere mit Vater. Miroku, du gehst ins Kloster zu deinem Computerfreund. Er hatte uns doch alle möglichen Geschäftsbeziehungen von Naraku ausgedruckt. Womöglich findet sich da ein Haus oder so, das ihm gehört, aber nicht so offensichtlich, wie es seine Privatwohnung wäre. Ein Ferienhaus oder so etwas.“ Das war mehr als vage, aber es lag ihr nicht, nichts zu tun.
 

Sesshoumaru stand am Fenster und blickte hinaus. Seine Haltung war ebenso ruhig wie seine Miene, obwohl in ihm ein Sturm an Gefühlen tobte. Inuyasha hatte nicht auf seine, sich mühsam abgerungene, Bitte zurückgerufen, ja, laut Myouga und Bokuseno wirkte er verbittert. Und er konnte sich vorstellen, wie der Bastard abstimmen würde, wenn er käme. Ja. Das war das nächste. Noch immer war er nicht eingetroffen, obwohl es schon elf Uhr war. Natürlich war die Abstimmung erst um zwölf, aber….

„Sesshoumaru-sama…“ Jakens Stimme ließ ihn sich nicht umdrehen. Er hatte sich doch jedwede Störung, gleich ob telefonisch oder direkt verbeten: „Jemand will Sie dringend sprechen…“

„Inu…“ Er wandte sich um – und brach ab, als er Myouga hereinkommen sah. Was war geschehen? „Was ist mit Inuyasha?“

„Das frage ich Sie!“ gab der kleine Flohgeist zurück, obwohl ihm bei dieser Bemerkung der Schweiß ausbrach. Also war der Junge auch nicht hier….

Sesshoumaru musterte ihn: „Was soll das heißen? Ist der Bastard verschwunden? Vor seiner Verantwortung davongelaufen?“

Myouga sah den Konzernleiter an: „Woher soll ich wissen, dass Sie nichts mit Inuyasha-samas Verschwinden zu tun haben?“

Sesshoumaru wollte dem idiotischen Flohgeist am liebsten den Hals umdrehen, sagte aber nur: „Denk mal nach. Ist er nicht da, gelten seine Anteile als Stimmenthaltung. Damit sinken meine Chancen, den Konzern zu erhalten. Wäre er da, bestünden immerhin doch die Möglichkeit, dass er nicht zu Naraku Enterprises hält.“

„Das mag stimmen, aber nach all dem, was damals passiert ist…“

„Was ist damals passiert?“

Myouga fand sich plötzlich zwischen scharfen Krallen wieder, ohne dass er überhaupt gesehen hätte, dass sich Sesshoumaru bewegt hatte: „Ich meine….“ brachte er hervor: „ Beim Tod Ihres verehrten Vaters…“

„Als du und Izayoi verschwunden seid. Nun gut. Was ist da passiert? – Es war kein Unfall?“ Das klang nach - und war - eine plötzliche Erkenntnis.

„Nein, haben Sie das je geglaubt?“

„Was war es dann? Myouga, du Narr.“

Der Flohgeist seufzte: „Sie scheinen es wirklich nicht zu wissen. Nun gut. Vielleicht haben wir uns damals auch getäuscht….“

Sesshoumarus Blick wurde eisig: „Habt ihr etwa geglaubt, ich hätte etwas mit dem Tod meines verehrten Vaters zu tun? Wie kamt ihr denn auf diese verrückte Idee? Erzähle jetzt endlich. Ich habe noch eine knappe Stunde, dann muss ich hinüber gehen und mich Nara Kumo stellen. Und wenn Inuyasha nicht kommt und für mich stimmt, bin ich diese Firma los. Meine Laune ist daher nicht die beste.“

„Ja, ich weiß, Sesshoumaru-sama. Ich erzähle ja….“ Myouga hatte beschlossen, dass es so oder so riskant für ihn war. Aber noch wurde er so fest gehalten: „An dem Tag…ja, wir fuhren hinaus zu dem Wochenendhaus. Der Herr fuhr selbst, wie eigentlich immer, wenn er frei hatte. Wie Sie sich vielleicht erinnern, führte die Strecke ein Stück durch die Berge. Es ist eine schmale Strasse, und auf der einen Seite geht es steil bergauf, auf der anderen ebenso hinunter. Auf einmal tauchte vor uns ein Auto auf, das extrem langsam fuhr. Der Herr wartete einen Moment, ehe er auf dieser langen, geraden Strecke überholte. Ja, und da passierte es. Der Fahrer des überholten Autos riss es auf einmal nach links, auf uns zu, um uns…also, den Herrn in den Abgrund zu drängen.“

Sesshoumaru verengte die Augen: „Ein Attentat? Aber…davon hörte ich nie…“

„Der Herr war ein sehr guter Fahrer und reagierte sofort, steuerte gegen. Ich…ich saß ja auf dem Beifahrersitz. Es war schrecklich, beide drückten die Wagen aneinander, das war ein Quietschen und…“ Myouga schauderte.

„Aber Vater konnte sich befreien?“

„Ja, nach einer Weile. Dazwischen meinte er zu mir: Myouga, hör zu: wenn das hier schief geht, sag der Polizei, es war Ryoukottusei.“

„Der andere Fahrer?“

„Ja. Später entdeckte ich, dass er ein Berufsmörder war. Jemand hatte ihn wohl angestellt, um den Herrn zu ermorden. Ich...ich weiß nicht, was genau dann geschah. Unser Auto kam ins schleudern, das andere auch. Und dann stürzte der andere in den Abgrund und wir schlugen gegen die Felswand. – Der Herr war verletzt, er hatte Prellungen und sich den Arm gebrochen, auch einige andere Dinge. Aber er meinte nur, das würde schon heilen. Ja, und dann erstarrte er. Das Haus, sagte er nur und verwandelte sich. Das hatte ich seit langen Jahren nicht mehr gesehen. Ich konnte mich gerade noch an seinem Fell festhalten, als er losrannte.“

„Er hatte gewittert, dass das Haus brannte.“

„Ja, Sesshoumaru-sama. Als wir ankamen, war der gesamte Nebentrakt schon eingeäschert, das Haupthaus brannte auch. Der Herr verwandelte sich zurück und lief hinein, schrie immer wieder nach Izayoi-sama.“

Sesshoumaru gab den kleinen Flohgeist frei: „Aber, Moment mal. Du sagst, nur Vater und du waren in dem Auto?“

„Ja.“

„Und der Leibwächter?“

„Das war es ja, Sesshoumaru-sama. Als wir in das Wohnzimmer kamen, fanden wir Izaoi-sama und Takemaru. Sie...sie wehrte sich mit einem Stuhl gegen ihn. Er hatte ein Schwert. Als sie den Herrn sah, schrie sie, dass Takemaru sie töten wollte. Er hatte auch das Haus in Brand gesteckt. Der Herr nahm ein Schwert von der Wand, Sie wissen schon, das alte Familienschwert, das dort hing. Takemaru war anscheinend völlig verrückt geworden. Er meinte, dann würde er eben das Monster zuerst töten, sich rächen. Es war schrecklich. Alles um uns brannte schon. Der Herr schrie mir zu, ich solle Izayoi-sama hinausbringen und auf sie aufpassen. – Das tat ich.“

„Bis sie starb. Ich verstehe. Das war der letzte Befehl, den du von meinem verehrten Vater bekamst.“

„Ja.“ Myouga seufzte: „Ich brachte sie erst einmal zu einem Freund von mir. Als wir dann erfuhren, dass der Herr…dass der Herr tot war, brach sie zusammen. Ich glaube, in diesem Moment brach ihr Herz. Aber sie erzählte, dass Takemaru zu ihr gesagt hatte, er habe den Auftrag bekommen, sie zu töten.“

„Und daraufhin habt ihr euch beide versteckt. Ihr Narren habt tatsächlich angenommen, dass ich meinen eigenen Vater töten wollte?“

„Es ging mehr um Izayoi-sama. Ich hätte nie angenommen, dass Sie dem Herrn etwas antun wollten. Ich...ich dachte, dass mit Ryoukottsusei sei Zufall. Aber Izayoi-sama war ja schwanger und entweder Sie oder Ihre Frau Mutter….“

Sesshoumaru hob die Hand. Jetzt verstand er. Darum hatte sich Izayoi versteckt, nie Geld oder das Erbteil eingefordert. Sie hatte angenommen, damit ihren Sohn und sich zu schützen, das Leben zu retten. Aber: wer war tatsächlich der Auftraggeber gewesen? Wer hatte den Leibwächter dazu gebracht, seinen Vater zu töten, dessen Geliebte töten zu wollen? Wer hatte einen Berufsmörder auf Vater gehetzt? Denn zwei unabhängig voneinander ablaufende Mordkomplotte an einem Tag waren eindeutig zuviel, egal, was sich dieser törichte Flohgeist gedacht hatte. „Etwas anderes ist nun wichtig. Ich muss mich jetzt Nara Kumo stellen, gleich, ob Inuyasha nun noch kommt oder nicht.“

„Ich bin mir im Klaren darüber, was es für diese Firma bedeutet, wenn er nicht kommt. Aber auch seine Freunde haben nicht angerufen, ihn also nicht gefunden.“

„Menschen.“

„In der Tat. Aber sie sind seine Freunde.“

Sesshoumaru beschloss, nicht darauf zu antworten. Das war jetzt wirklich sein geringstes Problem, mit wem dieser Bastard herumhing. Ohne weiteres Wort ging er zu seinem Schreibtisch und nahm die Unterlagen, die Stimmvollmachten, die ihm gesandt worden waren. Aber er war eigentlich sicher, dass es nicht reichen würde. Naraku Enterprises würde Vaters Konzern übernehmen. Und er hatte jämmerlich versagt. Er würde noch mit aller ihm zu Gebote stehenden Würde handeln. Danach blieb ihm nur noch eine Möglichkeit, immerhin seine Ehre zu retten, ein ritueller Selbstmord. Dann könnte er Vater in der anderen Welt wenigstens gegenübertreten.

Myouga beobachtete ihn Er kannte den Hundedämon seit dessen Geburt und ihm war klar, dass dieser davon ausging, die Firma nicht mehr retten zu können. Aber sein Gesicht war ruhig und sein Gang elegant wie je, als er zur Tür schritt. Und der Flohgeist wusste, dass sich Sesshoumaru in diesem Moment wie der Verurteilte auf dem Henkerskarren fühlen musste: es gab nichts mehr, auf das er sich stützen konnte, außer dem eigenen Stolz.
 

Nara Kumo wartete bereits in dem Besprechungszimmer, in das er gebeten worden war. Wohlweislich hatte er nichts von den bereitstehenden Getränken genommen, zu klug, um die Fehler seiner Gegner zu wiederholen. Vor ihm auf dem Tisch lag eine Dokumentenmappe. Höflich erhob er sich, als Sesshoumaru das Zimmer betrat.

„Einen wunderschönen guten Tag, mein lieber Herr Taishou.“

„Wie ich sehe, sind Sie guter Laune, Herr Kumo. So sicher, zu gewinnen?“ Der Hundedämon legte seine Unterlagen auf die entgegengesetzte Seite des Tisches.

„Aber natürlich. Ich gewinne immer, das hätten Sie bedenken sollen. Nun, es ist halb zwölf. Wir können den Übernahmevertrag auch gleich unterschreiben.“

Sesshoumaru stutzte unmerklich. Hatte dieser dumme Bastard etwa eine Vollmacht für Naraku Enterprises abgegeben? Irgendwie hatte er doch noch gehofft, dass sich Inuyasha nicht von seiner Abneigung gegen ihn leiten lassen würde. „Was denken Sie denn, wie viele Stimmen Sie haben?“

„Genug. – Und es sieht nicht so aus, als ob der gute Inuyasha uns noch Gesellschaft leisten wird, nicht wahr?“

Also hatte er dessen Vollmacht noch nicht. „Es ist noch nicht zwölf. Erst dann läuft die Frist aus.“ Wo steckte der Junge nur? War er doch davongelaufen? Aus Angst vor der Verantwortung? Nun gut, er gab zu, dass das eben wirklich nur ein Junge war, noch fast ein Kind. Er hätte ihn wohl ein wenig vorsichtiger behandeln sollen. Obwohl er eigentlich gedacht hatte, es zu tun.

„Sie wollen sich also wirklich eine Hoffnung bis zum Ende bewahren? Wie ungemein...menschlich. Ich hätte nicht gedacht, Sesshoumaru Taishou einmal zu sehen, wie er sich an einen Strohhalm klammert.“ Nara Kumo war amüsiert. Nun, Inuyasha würde nicht kommen, eher wohl schon im Verließ der alten Burg gestorben sein. Das Nervengift war eigens für Dämonen entwickelt worden. Nur die stärksten würden es überhaupt einige Stunden durchhalten. Erstaunlich, dass ausgerechnet das Halbblut noch bis zur Burg am Leben gewesen war.

Sesshoumaru trat an das Fenster und blickte hinaus. Leider hatte der Mistkerl Recht. Er klammerte sich an eine winzige Hoffnung, einen Strohhalm namens Inuyasha, er, Sesshoumaru! Aber es war die einzige Möglichkeit, die er noch hatte, den Konzern seines Vaters zu retten, seine Ehre zu retten – und am Leben zu bleiben. Verdammt, dachte er: wo immer du auch steckst, Inuyasha: denk an Vater!

Es gab nichts, über was er sich mit Nara Kumo hätte unterhalten wollen. Am liebsten hätte er ihn umgebracht, aber dann würde er ins Gefängnis kommen – und der Konzern eben anderweitig zerschlagen werden. Auch dies war leider keine Option.

Rin…hoffentlich würde Naraku Enterprises sich auch um das Waisenhaus kümmern. Er hatte dann nicht mehr viel, mit dem er sie unterstützen konnte, ihr helfen konnte, sah man von dem lächerlichen Abfindungsbetrag ab, den Kumo zu zahlen bereit war. Er wollte ihr doch ein sorgenfreies Leben ermöglichen – dem einzigen Wesen, das ihn angelächelt hatte, obwohl sie nicht wusste, wer oder was er war, das einzige Wesen, bei dem er Wärme spüren konnte…
 

Er konnte fast körperlich fühlen, wie die Minuten verrannen, schneller, als er es sich gewünscht hätte.
 

Nur noch zehn Minuten, dann musste er seinen Namen unter den Übernahmevertrag setzen.
 

Nur noch neun Minuten, dann war für die ganze Welt klar, dass er das Erbe seines Vaters nicht hatte bewahren können, dass er ein Versager war.
 

Dort auf der Strasse standen Reporterteams, die natürlich aus erster Hand wissen wollten, ob die Übernahme abgewehrt oder gelungen war….und niemand wusste, dass er in acht Minuten sein eigenes Todesurteil unterschreiben würde.
 

Inuyasha…wo war er nur? Wirklich davon gelaufen? Obwohl er nur ein halber Dämon war, nur ein Bastard, hätte er es ihm eigentlich nicht zugetraut. Immerhin war er doch auch Vaters Sohn….

Noch sieben Minuten…

Was sollte es. Inuyasha würde nicht mehr kommen und es war sinnlos, ja, seiner unwürdig, das Ende noch hinauszuzögern. Hubschrauberlärm machte ihm klar, dass die Reporter wohl auch versuchten, Livebilder der Unterschrift zu bekommen.

Nein.

Wenigstens diese Schande sollte er sich ersparen. Er griff nach der Stange und schloss die Schattierungen. ehe er sich im Halbdunkel umdrehte.

Nara Kumo lächelte ein wenig und schob den Vertrag auf dem Tisch näher zu ihm, legte einen Stift darauf.

Sesshoumaru machte langsam einen Schritt darauf zu. Nur eine Unterschrift. Die anschließende Pressekonferenz würde Nara Kumo bereits allein führen. Er selbst würde in sein Büro gehen und das Schwert nehmen, das ihm sein Vater einst gegeben hatte.
 

Er fuhr herum, als die Tür aufgestoßen wurde. Männer in Uniformen stürzten herein, stellten sich an den Wänden auf. Und im offenen Eingang stand…

Inuyasha!

Aber wie sah der Junge aus? Vollkommen erschöpft, zerschrammt, Handschellen mit abgerissenen Kettengliedern an den Armen. „Was…“ war alles, was der gewöhnlich so selbstbeherrschte Hundedämon hervorbrachte.

Der Halbdämon hatte einen Zettel in der Hand, den er mit einer ungeschickten Bewegung auf den Tisch warf: „Das ist für dich“, sagte er müde: „Und, Herr Kumo…da wollen sich ein paar Leute mit Ihnen unterhalten...“

Während Sesshoumaru fast behutsam das Schreiben nahm, stand Nara Kumo langsam auf. Wie war das nur möglich? Wie war es diesem Jungen gelungen, nicht nur das Nervengift zu überleben, sondern sich auch noch zu befreien und rechtzeitig hierher zu kommen? In Begleitung von Polizei? Und wer war der Mann, der hereinkam?

„Herr Kumo? Sie sind verhaftet wegen Entführung, versuchten Mordes, Körperverletzung und Freiheitsberaubung an Inuyasha Namura, sowie Mordaufträgen an Inu Taishou und Izayoi Namura. Bitte kommen Sie mit.“

„Einen Moment. Ich muss unterschreiben – und natürlich meine Anwälte anrufen.“ Er klang kühl.

Sesshoumaru dagegen sah von ihm zu Inuyasha und zurück, unfähig, ein Wort zu sagen. Er hatte nie zuvor gewusst, dass ihn Gefühle so überschwemmen konnten.

Der Halbdämon schüttelte den Kopf: „Wenn man ein Mordgeständnis ablegt, sollte man aufpassen, dass es der andere wirklich nicht hört. Ganz schön dämlich, so was. – Du weißt sicher, was du machen musst, Sesshoumaru.“ Er drehte sich um.

Der fand endlich Worte: „Inuyasha...wo willst du hin?“

Ohne sich umzublicken meinte sein Halbbruder: „Ins Krankenhaus. – Oh, und du brauchst nicht zu fürchten, mich noch mal zu sehen. Meine Erlebnisse in der Finanzwelt in den letzten Tagen reichen mir in alle Ewigkeit…“ Er ging.

Draußen warteten seine Freunde, Kagome, Sango, Miroku und Myouga. Sie alle hatten nie daran gezweifelt, dass ihm etwas zugestoßen sein musste, nie daran geglaubt, dass er sich drücken würde. Er war so froh, sie zu haben.
 

**********************************************
 

Im nächsten, und letzten, Kapitel erfahrt ihr, warum Inuyasha noch rechtzeitig auftauchen konnte - und was Sesshoumaru nun vorhat.
 

bye
 

hotep

Tag X: High Noon

Wie Inuyasha doch noch rechtzeitig erscheinen konnte, und was wohl weiterhin passiert, erfahrt ihr in dem letzten Kapitel:
 

11. Tag X: High Noon
 

Vormittags, unter einem alten Kastell:
 

„Inuyasha!“

Der begriff nur langsam, dass er etwas gehört hatte. Jemand zog ihn auf. Er spürte, wie er gegen etwas Warmes, Weiches gelehnt wurde, etwas Festes um sich. Dieser Geruch…war er schon tot und im Paradies?

„Kagome…“ brachte er hervor.

„Trink…“

Bekam man als Toter etwas zu trinken? Aber er fühlte Glas an seinen Lippen und trank durstig das Wasser. Dadurch wurden seine Lebensgeister genug geweckt, um die Augen zu öffnen. Im ersten Augenblick blendete ihn das Licht, ehe er erkannte, dass er sich noch immer in dem Gang befand. Nur eine starke Taschenlampe lag neben ihm auf dem Boden. Er saß da, gegen einen Körper gelehnt, dessen Wärme ihm wohltat, einen Halt um sich. Verwirrt sah er auf den Arm, der um ihn lag. Es war die Hand eines Mädchens. Er wollte sich aufsetzen, fiel jedoch wieder gegen sie zurück.

„Vorsicht!“ sagte Kagome. „Ich denke, du hast ein Betäubungsmittel bekommen. Dein Körper wird dir einstweilen noch nicht gehorchen, Halbdämon hin oder her. Es ist eigentlich verwunderlich, dass du überhaupt ausbrechen konntest. Du musst wirklich stark sein, Inuyasha.“

„Kagome…“ Er war vollkommen verwirrt. Träumte er?

„Hier, trink noch einmal.“ Sie gab ihm die Wasserflasche erneut: „So“, meinte sie, während er trank: „Wir müssen hier weg. Ich weiß, dass du kaum gehen kannst, aber ich stütze dich. Es ist schon halb elf. Um zwölf ist die Abstimmung!“

„Wie hast du mich gefunden?“

„Das war einfach, wenn man die richtigen Leute fragen kann. Jetzt komm. Wir müssen uns beeilen.“. Sie sah auf seine Handgelenke. „Du bist wirklich stark“, erklärte sie mit gewisser Bewunderung: „Die Ketten einfach zu sprengen. Wenn ich allerdings an das Verhältnis von Metall und Knochen denke, nehme ich an, dass du dir deine Handgelenke gebrochen hast. Aber du willst doch zu der Abstimmung? Komm.“ Sie bückte sich zu ihm, zog seinen Arm über ihre Schulter, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

Es tat höllisch weh, aber Inuyasha wusste, dass es sein musste. Sie hatte Recht. Dieser verdammte Mistkerl von Nara Kumo, nein, in der Tat Naraku, hatte ihn hier sterben lassen wollen, wie er seinen Vater umgebracht hatte, seine Mutter töten wollte. Und das Mindeste, wie er sich dafür revanchieren konnte, war, bei diesem Votum für Vater, nein, für Sesshoumaru zu stimmen. Er musste sich schwer auf sie stützen, da seine Beine noch immer nicht richtig funktionierten, aber sie sagte nichts. „Wie hast du...mich gefunden?“ japste er seine Frage erneut.

Kagome musste fast Inuyashas gesamtes Gewicht tragen. Sie keuchte, aber sie wusste, dass es für ihn noch schlimmer sein musste. Dort, wo seine Brust nicht von seiner Kleidung bedeckt wurde, war ihre Bluse nass von seinem Schweiß. Sie biss die Zähne zusammen und schaffte es mit Aufbietung aller Kräfte bis zu einem Punkt des Ganges, an dem sie Tageslicht erkennen konnte. Aufatmend ließ sie ihn zu Boden: „Warte hier. Ich hole Sangos Vater.“

„Sangos…?“ Ach ja, der war ja bei der Polizei.
 

Kurz darauf war dieser da: „Inuyasha!“ Er kannte den Halbdämon nur aus Erzählungen seiner Tochter: „Kommen Sie, ich helfe Ihnen.“

„Sagen Sie nur du...“

„Das war Nara Kumo?“

„Ja. Ich ..ich muss in die Stadt, die Abstimmung...“

„Ja, ich weiß. Wir fahren sofort und mit Blaulicht. Und Sie...du erzählst mir und Kagome, was passiert ist. Du kannst dich bei deinen Freunden bedanken. Sie haben dich vermisst.“ Er trug den erschöpften Jungen auf seinem Rücken aus dem Gang.

Tageslicht…Inuyasha schloss die Augen. Er hatte nicht mehr erwartet, es zu sehen. Er war tatsächlich noch am Leben, ja. „Wie...wie haben Sie mich gefunden?“ Naraku hatte es sicher nicht gerade in die Zeitung gesetzt.

Sangos Vater ließ ihn vorsichtig ab. Kagome öffnete schon die hintere Tür des Polizeiautos: „Gleich. Auf der Fahrt.“

Während der Polizist den Wagen anfahren ließ, so rasch es auf der Schotterpiste auch nur akzeptabel war, sagte Kagome: „Geht es, Inuyasha?“

„Ja, ja…jetzt erzähle schon…“.

„Du bist nicht an den Handy gegangen, warst auch nicht in der Schule. Und Myouga sagte auch, dass er dich nicht erreichen kann. Dein Bett war unberührt, Herr Shiai wusste auch nichts. Er war so nett, alle Krankenhäuser abzutelefonieren. Auch nichts. Und Sango rief dann ihren Vater an.“

Sie blickte nach vorne, wo der Angesprochene gerade das Blaulicht anschaltete, um auf die Landstrasse einzubiegen. „Das wird knapp“, meinte er: „Ja, Sango rief mich an. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder du warst verschwunden, weil du es selbst wolltest, das würde die Polizei nichts angehen. Aber deine Freunde beteuerten, dass du das nie getan hättest, nur um einer Entscheidung auszuweichen. Es war also davon auszugehen, dass du nicht freiwillig abgetaucht warst. Und, mit Verlaub, ein Hauptaktionär, der so kurz vor einer so wichtigen Abstimmung verschwindet…noch dazu ein Familienmitglied? Nein. So ging ich zum Richter und ließ mir eine Verfügung ausstellen, deinen Handystandort per GPS zu suchen. Es musste schnell gehen. Hilfreich war, dass Kagome den Namen des Firmenanwalts des Taishou-Konzerns kannte, so klang es glaubwürdiger. Ja. Und dann hofften wir, dass die Telefongesellschaft schnell sei – und dass dein Handyakku noch an war. Wir fanden die Spur von gestern bis in diese Gegend, dann verlor sich allerdings das Signal. Miroku hatte immerhin Unterlagen über Naraku-Enterprises und auch, dass sie hier einen Park errichten wollen, und hier eine alte Burg sei. Wir setzten alles auf diese Karte. Ich fuhr mit Kagome her, während Sango und Miroku versuchen wollten, deinen Halbbruder zu erreichen. Sie wollten sich melden, aber bislang scheinen sie keinen Erfolg gehabt zu haben. Ich fürchte, er hat untersagt, dass ein Telefonat zu ihm durchgestellt wird.“

„Handy!“ Inuyasha schüttelte etwas den Kopf: „Ja, das hätte er mir wohl abnehmen sollen.“

„Wer: Er? Nara Kumo?“

„Ja.“ Jetzt erzählte der Halbdämon, was ihm zugestoßen war, während er erstaunt feststellte, dass Sangos Vater sicher alle Regeln brach, die in einem zivilisierten Land als grundlegend für den Verkehr gelten. Er endete mit: „Kommen wir noch rechtzeitig?“

„Ich hoffe. Aber wenn nicht, ist diese Entscheidung sicher anzufechten, da sie durch Verbrechen getätigt wurde. – Und hinter Gittern nutzt dem Kerl auch sein Geld nichts. Ich habe bereits ein Spezialkommando angefordert, einen Hubschrauber. Jemand wie Kumo geht doch nicht allein irgendwohin. Er hat sicher Leibwächter.“

„Meinen Sie, Sie können ihn heute noch anzeigen, wegen des Todes meines Vaters?“

„Mordanschlag zweimal, ja. Und natürlich deine Entführung und versuchter Mord hier.“

„Aber er wird sagen, dass ich lüge…“

„Wir haben dich hier gefunden. Und im Ernst: du hast noch immer die Ketten um. Man wird analysieren könne, dass sie von hier sind.“

„Er kann sich gute Anwälte leisten….“

„Du auch, “ meinte Kagome prompt: „Und wenn du ihm seinen Hintern rettest, wird sich sicher auch Sesshoumaru erkenntlich zeigen, oder?“

„Ja…“ Er schloss die Augen: „Kagome…“

„Was ist?“ fragte sie sofort besorgt.

„Nichts. Ich sage nur deinen Namen….“ Und damit war er eingeschlafen.
 

Im Krankenhaus saßen sie jetzt alle um sein Bett, Kagome, Sango, Miroku, Myouga, als er noch einmal berichtete, wie die Entführung abgelaufen war.

„Ich...ich bin froh, dass ihr mich gesucht habt, “ schloss er müde.

„Und gefunden!“ ergänzte Sango: „Wir sind auch froh. – Ich denke mal, mit deiner Aussage, den Ketten und den Spuren, die Vaters Leute in der alten Burg gerade suchen, wird sich Naraku schwer tun, deine Entführung zu leugnen. Da ist er sicher fällig.“

„Wer konnte auch damit rechnen“, meinte Myouga: „Mein armer Herr, Izayoi-sama und jetzt auch noch Inuyasha-sama…Aber ich bin auch sicher, dass ihm seine Anwälte nichts nützen werden. Nun, sehr wenig. Und ein Konzernchef hinter Gittern ist nicht gut für die Firma. Allein schon wegen des Imageverlustes. – Hat der Arzt schon gesagt, wann Sie hier wieder hinausdürfen, Inuyasha-sama?“

„Nein. Er meinte, einen Dämon hätte er bis morgen hier behalten, aber einen Halbdämon mit einem Bruch hatte er noch nie. Und dieses dämliche Gift kennt er auch nicht so. Es scheint allerdings nur so richtig bei vollblütigen Dämonen zu wirken, nicht bei Menschen. Was wohl mein Glück war. Also sicher muss ich bis morgen hierbleiben, vielleicht auch länger. Zum Glück sind die Prüfungen schon erledigt. Wann gibt es die Noten?“

„Nächste Woche, Dienstag“, antwortete Kagome: „Bis dahin bist du sicher draußen.“

„Ja, klar. Ich muss bloß mal gut schlafen, dann heilt das.“ Er schloss wieder die Augen, müde und erschöpft, wie nie zuvor in seinem Leben.

Seine Freunde sahen sich an, ehe Miroku meinte: „Ich glaube, du brauchst wirklich Ruhe. Morgen komme ich wieder vorbei, ja? Schick mir aber eine SMS, wenn du entlassen bist.“

„Ja, mache ich…“ murmelte der Halbdämon.

„Gute Besserung.“ Auch Sango stand auf. Erst draußen vor der Tür sagte sie: „Das waren wirklich harte Tage für ihn.“

„Ja. Aber jetzt ist es vorbei. - Äh, Sango?“

„Ja?“ Sie sah zu ihm auf.

„Du warst echt ganz große Klasse.“

„Was meinst du?“

„Es war deine Idee, mit deinem Vater, mit dem Computer, dass wir wussten, dass es da dies alte Burg gibt und so…“

Sie wurde rot. „Aber du hast mit dem Abt geredet und …“

„Ach was…“ Er zögerte einen Moment. Immerhin hatte sie ihn schon ein paar Mal auf den Boden befördert, wenn er sie angefasst hatte. Aber dann legte er doch die Arme um ihre Schultern: „Ich weiß schon, warum ich dich liebe…“

Sie hatte das Gefühl, noch röter zu werden: „Miroku…“

„Du bist das tollste Mädchen, das ich je kennen gelernt habe.“ Er gab sie lieber wieder frei.

„Das…das musst du nicht…“

„Sagen? Doch, denn es stimmt.“

„Nein….Die Arme wegnehmen…..“

Noch Minuten später vermuteten vorbeigehende Besucher und Krankenschwestern, dass Küssen ab morgen verboten werden sollte.
 

Als Inuyasha aufwachte, saß Kagome auf dem Stuhl neben seinem Bett: „Du bist noch da…?“ fragte er verwundert. Das freute ihn allerdings mehr, als er ihr sagen wollte.

„Natürlich. Ich wollte dich nicht allein lassen. Mama weiß, wo ich bin.“

„Onkel Myouga?“

„Der ist gegangen, kommt aber gleich wieder. Er meinte, er wolle sich die Nachrichten im Fernsehen ansehen. – Da ist er.“

Der kleine Flohgeist mühte sich durch die schwere Tür: „Oh, Sie sind wach, Inuyasha-sama? Wollen Sie die Neuigkeiten hören?“

„Ist Vaters Konzern gerettet?“

„Ja. Sie haben Sesshoumaru-sama ja die Vollmacht gegeben….“ Myouga stutzte, denn über das Gesicht seines jungen Herrn huschte ein seltsamer Ausdruck: „Was...?“

„Schon gut, das war also in den Nachrichten. Und Naraku?“

„Bleibt verhaftet, obwohl seine Anwälte ihn rausholen wollten. Der Ermittlungsrichter meinte, bei einem so reichen Dämon bestehe ungeheure Fluchtgefahr, aber auch die Gefahr, dass die Sache vertuscht werden soll.“

„Das ist gut.“

„Sesshoumaru-sama gab eine Pressekonferenz, die in Ausschnitten in den Nachrichten war. Natürlich war den Reportern aufgefallen, dass Polizei da war, und es sich wohl kaum um eine normale Übernahme handelte. Zum Thema Nara Kumo meinte er, dass er froh sei, den Tod seines Vaters endlich aufgeklärt zu bekommen. Und zum Thema Abstimmung erklärte er, dass er es Ihnen, seinem Bruder, verdanke, dass die Übernahme abgewehrt werden konnte.“

Inuyasha zuckte die Schultern: „Nicht möglich. Hat er mich nicht schon vergessen?“

„Du hältst mich nicht nur für undankbar, sondern auch noch für einen Trottel?“

Diese ruhige Bemerkung ließ alle drei anderen im Raum zusammenfahren und zum Eingang blicken. Sesshoumaru gab die Klinke frei und ließ die Tür offen: „Myouga…Mädchen: ich möchte mit Inuyasha allein sprechen.“

„Ich heiße Kagome!“ Aber sie stand auf. In seiner Stimme lag etwas, das gar nicht daran denken ließ, sich der Anweisung zu widersetzen.

„Ich aber nicht mit dir“, erklärte der Halbdämon jedoch unwillig: „Es ist alles gesagt.“

„Für dich womöglich schon.“ Der Konzernchef wartete, bis sie allein waren, ehe er aus seiner Tasche den Zettel zog: „Ich weiß nicht, ob du solch ein Narr bist, oder was deine Absicht dabei war, mir keine Abstimmungsvollmacht zu erteilen, sondern mir die Aktien zu schenken.“

„Behalt die blöden Aktien. Ich brauche sie nicht.“

„Du willst aber noch ein Jahr in die Schule gehen und dann studieren. Wie willst du das finanzieren?“

„Wie vorher auch. Ich gehe jobben.“

„Und behältst deine schlechten Noten.“

„Das wird schon.“ Er starrte seinen Halbbruder an: „Ehrlich: ich will weder mit dir, noch mit Aktien, noch mit sonst etwas um den Konzern mehr zu tun haben.“

„Sei kein Narr. Du warst bereit, das Stipendium von Naraku anzunehmen. Warum willst du keines vom Taishou-Konzern annehmen?“

„Keh! Willst du den Bastard nicht in das Nichts zurücklassen, aus dem er kam?“

„Dieser Satz meiner Mutter hat dich sehr verletzt.“ Das war eine Feststellung.

Inuyasha entsann sich, dass Myouga gemeint hatte, Sesshoumaru wäre mit dieser Bemerkung nicht einverstanden gewesen. Und da war dieses Mädchen im Waisenhaus….Bokuseno hatte gesagt, er sei von Vater erzogen worden…

„Ja, klar“, antwortete er: „Also schön. Was willst du?“

„Du behältst dieses Schreiben und damit die fünfundzwanzig Prozent Anteile. Von den Dividenden zahlst du deinen Lebensunterhalt und dein Studium. Und wenn du fertig bist, und noch immer der Meinung bist, nichts mit dem Taishou-Konzern zu tun haben zu wollen, kannst du sie mir schenken. Dann werde ich sie annehmen.“

Der Halbdämon sah auf seine Bettdecke. Das schien ein faires Angebot zu sein. Aber: „Und du hältst dich aus meinem Leben raus?“

„Ich werde nur kommen, wenn du rufst.“

„Dann gib den Wisch schon her.“ Er nahm den Zettel: „Du hast ja noch einen wichtigen Termin, heute, oder?“

„Was meinst du?“

„Freitag…“ Da wartete doch ein kleines Waisenmädchen auf ihn.

„In der Tat.“ Sesshoumaru drehte sich bereits um, als er fortfuhr: „Vergiss nur eines nicht, Inuyasha. Ich stehe in deiner Schuld. Und ich lasse nie eine Rechnung offen: nicht als Schuldner, nicht als Gläubiger.“ Er ging zur Tür.

Inuyasha musste grinsen: „Dann haben wir doch etwas gemeinsam…“
 

**************************************
 

Sie werden sich wohl doch irgendwann noch einmal sehen.
 

Es freut mich, dass euch mein erster Ausflug in die Moderne bei den Inuyasha-Alternative-Geschichten gefallen hat. Wen es interessiert: ich schreibe im Moment am dritten Teil zu der AU-Verworrene Pfade, die ja eher in einer Art Mittelalter spielt. Er wird wohl nach der laufenden Brüdergeschichte: Insel der 4 Jahreszeiten online kommen.
 

bye
 

hotep



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Von:  Schalmali
2010-07-10T21:38:03+00:00 10.07.2010 23:38
Nett den einen Part nochmal so aus Inuyashas Sicht zu sehen. Lustig fand ich die Erwähnung dass Sangos Vater alle Regeln zum zivilisierten Straßenverkehr brach hihi.

Inuyasha war jetzt natürlich fix und alle... und beinahe auch töricht in seiner Geschaftheit. Aber Sesshoumaru ist halt auch zu stolz um sich für Inuyashas ... nun ja, Rettung nicht angemessen zu bednaken. Er bleibt fair und Inuyasha kann, so er das Studium fertig hat, immernoch entscheiden. Aber bis dahin, wird ja viel Zeit vergehen.

Doch ich find das Ende wirklcih auch recht nett. Sesshoumaru zwar immernoch neutral, Inuyasha gar noch immer wütend am Anfang.. aber dennoch halt sind sie Halbbrüder und ehrenvoll :)
Von:  Schalmali
2010-07-10T21:25:04+00:00 10.07.2010 23:25
Oh huiuiui ... das war ja noch sowas von Haarscharf. Dass es rauskommen würde dachte ich mir schon doch, aber wie? Nach der Übernahme und dann anfechten? In einem Kapitel wohl kaum. Nachdem Sesshoumaru doch so direkt nach Mygous Besuch schon voll bei der Firmenübernahme war, hab ich mir aber schon gedacht dass sich Inuyashas Freunde darum kümmern. Und Inuyasha hat nicht mal eben andere das machen lassen, sondern ist selbst mitgekommen um Naru eine reinzuwürgen hehe. Verständlich, immerhin war das der Mörder seines Vaters der sich auch noch erdreißtet hat ihn zu manipulieren uuuund ihn umbringne zu wollen. Sesshoumarus Gedankenw aren auch interesant... klar so ein stolzer Youkai konnte das nicht auf sich sitzen lassen. Dennoch.. diese Minutengedanken, das war spannend ja... selbst wenn die Übernahme geschehen wäre, käme die Nachricht noch rechtzeitig um Sesshoumarus Leben zu retten der sich ja danach umbringen wollte? So ungefähr waren meine Gedanken.. aber jetzt, ist ja alles gut gegangen. Wie es für Sesshoumaru und der Firma weitergeht, steht ja ziemlich fest, aber wie ist das mit Inuyasha?
Von:  Schalmali
2010-07-10T21:07:55+00:00 10.07.2010 23:07
Uha... ich glaube, das ist Naras Testatment, dass er Inuyasha jetzt kurz vor dem Sieg zur Sicherheit entfernen wollte. Kagome wusste doch, dass Inuyasha zu Naru will. Wenn diese dem dasmitteilt das der nun nicht mehr erreichbar wäre und dererlei... Auf jeden Fall war die Erkenntnis aber durchaus schmerzhaft, dass Naru ihn viel mehr hintergangen hat als Sesshoumaru es wohl jemals tat, bei dem es ja noch nichtmal sicher war, wie sehr er ihn schätze und wie sehr auch nicht. Spannend :)
Von:  Schalmali
2010-07-10T20:50:37+00:00 10.07.2010 22:50
Sesshoumaru und beunruhigt.. nun mit gutem Grund. Wäre es nur um Inuyasha an sich gegangen wäre es wohl einerlei, aber es geht ja auch um die Firma seines Vaters, die von ihm abhängt. Zum glück aber, sind die Freunde von Inuyasha auch noch da, die etwas gegen den manipulativen Kurs von Nara steuern ohne es so recht zu wissen, einfach, mit etwas Objektivität. So hat Kagome Inuyasha jetzt geradezu zum Baumgeist geschupsst, ihn das Misstrauen wegen der Sache am Sonntag vergessen lassen. Aber, noch sind ein paar Tage bis zum Entschiedungstag und was das wohl werden mag...?
Von:  Schalmali
2010-07-10T20:24:03+00:00 10.07.2010 22:24
Oh der Anfang war so süß. Kagomes Mutter wie sie sich um Inuyasha kümmert. Und sie hat ja auch völlig recht. Ein Jugendlicher der gerade erst die Mutter verloren hat, dann noch weiter arbeiten ging wie schon dafür nur für den Lebensunterhalt, sich daher schwer bemühen musste die Noten zu halten und "dann" auch noch die Last von der Wahl zweier Firmen, wen er zu unterstützen hatte, sollte. Schön dass er sich bei ihr mal ausweinen konnte, denn Kagome hatte schon recht, das wäre ihm doch sicher peinlich gewesen.

Das Essen verlief an und für sich ja nicht schlecht, dummerweise hat sich Sesshoumarus Mutter zwar nicht ihm direkt gegenüber schlecht verhalten, aber zu schlecht über ihn gesprochen während dieser zuhörte. Armer Inuyasha... und armer Sesshoumaru. Das kann ja heiter werden.
Von:  Schalmali
2010-07-10T20:05:48+00:00 10.07.2010 22:05
Das war wirklich interessant zu lesen, so der Ablauf des Tages. Die Chance nicht "ausnutzend" aber auch nicht ungenutzt lassend, wenn man anderne eh was erzählen musste. Bei der Reporterin hat unser Inuyasha ja ein erstaunlcih geschicktes Händchen bewiesen, ohne so recht zu wissen wieso. Süß ist der Einfall mit Rin, die Sesshoumaru dann immer mal besucht *schmunzel* Langsam nähert sich die Frist und ist wirklich spannend zu lesen, für so "Aktienkram" :D
Von:  Schalmali
2010-07-10T19:46:45+00:00 10.07.2010 21:46
Nara war schon immer ein guter Intrigenspieler und derzeit hat er wirklich recht gute Karten. Vertrauensvoll, die Verbindung als Halbdämon zu Halbdämon und Inuyashas Gutgläubigkeit. Und Sesshoumaru ganz konträr, von außen jedenfalls hart wie Stein und so sachlich, dass Inuyasha damit wohl nicht viel anfangen kann. "Ehrlich" scheinen ja beide sicher für ihn.
Von:  Schalmali
2010-07-10T19:34:17+00:00 10.07.2010 21:34
HIhi oh ja das Treffen lief eindeutig nicht nach Sesshoumarus Wünschen. Aber hey, er hatte genug Ehre seinen Halbbruder nicht einfach mit nem Scheck übers Ohr zu hauen. Allerdings nimmt er sich wohl wirklich auch nur zusammen weils um die Aktien, um die Firma seines Vaters geht. Derzeit siehts zumindest schwer nach aus. Jetzt kommt erstmal wieder Nar.. äh *nachles* Nara mit seinen intreganten Fingern ins Spiel.
Von:  Schalmali
2010-07-10T19:02:36+00:00 10.07.2010 21:02
Ein Stipendium juhu.. dann gleich "du bist der Erbe" oha... aber das wird ja jetzt noch viel lustiger. Zwei Sympathisanten, die wohl beide nur um ihretwillen etwas mit dem Hanyou zu tun haben wollen. Intrigenspiel lässt grüßen. Wie fies.
Von:  Schalmali
2010-07-10T18:30:12+00:00 10.07.2010 20:30
Oh armer Myouga, fällt schier vom Hocker, naja, in Inuyashas Hände sozusagen. Und er kommt einmal seit langsan zu seinem Freund Bokuseno und schon entdeckt ihn Sesshoumaru. Tjaja so kanns gehen. Es stellt sich nun die Frage zum Guten oder zum Schlechten. Der Brannt scheint dann wohl wenn eher von Mrs. Taishou ausgegangen zu sein, oder noch wem anders. Immerhin ist in den Gedanken von Sesshoumaru nicht wirklich gleich ein "ich hätte sie getötet" zu sehen ^^


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