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Seelentausch

von

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Ärger im Museum

„Wenn ich noch ein Wort von dir höre, dann ...“ Kiara brach unweigerlich ab, als sie über Yugis Schultasche hinwegflog und gegen die Tür lief.

Der Geist des Pharaos grinste verhalten, drehte sich sogar ein wenig zur Seite, um nicht dabei ertappt zu werden.

„Ich hab das gesehen, Pharao.“ „Was denn?“, fragte er unschuldig und breitete zum Zeichen seiner Unschuld die Arme zu beiden Seiten aus.

Kiara schüttelte den Kopf und packte die Tasche. „YUGI!!!!“

Yami hatte das Gefühl, das gesamte Haus würde unter ihrem Schrei zusammenbrechen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb er sich seine nur in Geisterformat vorhandenen Ohren. „Geht das nicht noch ein kleines bisschen lauter? Ich kann auf der anderen Seite noch immer was hören?“, knurrte er.

Kiara warf ihm einen zornigen Blick zu und wandte sich dann an Yugi, der soeben die Treppe hochgestolpert kam und das Zimmer betrat. Wütend schleuderte sie ihm seine Tasche in die Arme. „Kannst du das Zeug das nächste Mal nicht auf deinem Bett deponieren oder im Schrank? Ich hätte mir fast das Genick gebrochen!“, fauchte sie ihren Bruder an, der sie völlig verdattert anstarrte.

Schweigend warf er dem Pharao einen kurzen fragenden Blick zu, der ihm nur mit einem resignierenden Schulterzucken antwortete.

„Was ist denn in dich gefahren? Schlecht geschlafen?“, fragte Yugi schließlich, während er seine Tasche auf das Bett warf, das Kiaras Bett gegenüber stand.

Sorgfältig zog er die Decke glatt und sah Kiara wieder an.

Seine Schwester funkelte den Pharao an, warf schließlich den Kopf nach hinten und stolzierte aus dem Zimmer.

„Ooookay ... was war hier los?“, fragte Yugi und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken.

Yami zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“

Yugi hob eine Augenbraue zum Zeichen dafür, dass er ihm kein Wort glaubte. „Pharao ... ich kenne meine Schwester und so führt sie sich nur auf, wenn du sie mal wieder geärgert hast.“

Yami prallte überrascht zurück. „Ich? Sie geärgert? Für wen hältst du mich denn?“ „Frag mich das lieber nicht ein zweites Mal.“ „Ich hab sie nicht geärgert, nur ...“ „Aha, also doch ...“ „Ich hab sie nur ein wenig auf den Arm genommen.“, rief er verzweifelt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann doch nichts dafür, dass sie so empfindlich ist.“ „Was hast du denn zu ihr gesagt?“ „Ich ... ich hab nichts zu ihr gesagt. Das heißt, doch ... ich hab ihr ein paar Tipps hinsichtlich Duel Monsters gegeben. Na ja ... dann kam von ihr gleich die schnippische Antwort, dass sie auch so gut genug sei, um mich zu schlagen, woraufhin ich dann antwortete, dass ...“

Der Pharao brach ab, was Yugi zum Verzweifeln brachte. „Was hast du gesagt? Dass sie was?“ „Na ja ... dass sie, wenn ich nicht wäre, gegen Seto noch nicht einmal eine Runde überstehen würde.“

Yugi runzelte überrascht die Stirn. „Das war alles?“ „Das war alles.“, bestätige Yami. „Völlig übertrieben, oder?“ „Na ja ... mir ist schon klar, dass sie Seto auf den Tod nicht leiden kann, aber ... sie hat sich doch sonst nie wegen so einer Kleinigkeit so aufgeführt.“ „Sie hat schlecht geschlafen, Yugi.“

Yugi hob den Kopf. „Wirklich?“ „Seit sie ihre Visionen hat, scheint sie immer schlecht zu schlafen. Ich habe sogar manchmal den Eindruck, dass sie mittlerweile Angst davor hat, einzunicken.“ „Das würde auch erklären, warum sie in letzter Zeit so gereizt ist.“, stimmte Yugi seinem Freund zu und vergrub das Gesicht in den Händen. „Also schön, ich rede mit ihr. Vielleicht können wir ihr ja irgendwie helfen.“ „Dann solltest du aber wenigstens einen passenderen Zeitpunkt abwarten. Ich glaube kaum, dass sie im Moment sehr kritikfähig ist.“, warnte Yami seinen Partner vor, der zustimmend nickte. „Guter Plan.“

Ein wenig schwerfällig erhob er sich wieder, griff nach der Türklinke und stoppte abrupt. Sein Blick war auf die Zeitung gefallen, die aufgeschlagen auf Kiaras Schreibtisch lag. Ein riesiger Artikel beherrschte die Seite und schien sämtliche Kleinanzeigen im Nichts verschwinden zu lassen.

Yugi rückte die Zeitung ein wenig zurecht und blickte das Bild an, was ihm entgegensprang.

Ein Amulett war darauf abgebildet, in dessen Mitte ein rubinroter Diamant eingearbeitet war. Fein verschnörkeltes Gold umrahmte das Schmuckstück, das an einer aus Gold gearbeiteten Kette befestigt war.

Yugi warf einen Blick auf den Titel des Berichtes und schnappte nach Luft.

„Uraltes ägyptisches Medaillon gibt Forschern Rätsel auf“, verkündete die Überschrift.
 

Vor zwei Monaten fanden Forscher in dem Grab eines bis jetzt noch unbekannten Pharaos ein uraltes Medaillon. Nach bisherigen Ergebnissen konnte festgestellt werden, dass das Medaillon älter ist, als es der Pharao, in dessen Grab es vorgefunden wurde, zu seinen Lebzeiten gewesen war.

Weitere Forschungen haben ergeben, dass es sich bei dem mysteriösen Fund um ein altes Relikt handelt, welches sogar vor der Zeit der Pharaonen erschaffen worden war.

Wie das Medaillon in den Besitz des Pharaos gelangt ist, konnte bisher nicht festgestellt werden. Doch die Forschung ist sich sicher, dass es sich bei dem Medaillon keineswegs um einen völlig normalen antiken Gegenstand handelt. Als Grund hierfür wurde angegeben, dass dem Medaillon keinerlei Altersspuren zu entnehmen sind.

Auf die Frage, ob es sich hierbei vielleicht um einen Scherz handeln könnte, wurde offenbar, dass allein schon die Verarbeitung des Diamanten Rückschlüsse dahingehend ziehen lässt, dass das Medaillon älter als die Pharaonen ist. Eine Finte ist daher ausgeschlossen.

Weitere Ergebnisse stehen zurzeit noch aus.

Das Medaillon befindet sich...
 

Yugi zog die Augenbrauen zusammen. Offenbar befand sich das Medaillon nirgendwo anders, als in ihrem Museum, in dem Museum, in dem sich schon die uralte Steintafel befand, in die der Kampf des alten Pharaos gegen seinen Priester Seto eingraviert war.

Älter als die Pharaonen und keinerlei Altersspuren. Wie war das möglich?

Der Rest des Berichtes wurde von zahlreichen Interviews darüber beherrscht, wie das Amulett gefunden worden war.

Yami tauchte neben Yugi auf und blickte ebenfalls auf den Artikel. „Interessant.“, murmelte er, nachdem er zu Ende gelesen hatte. „Älter als die Pharaonen. Würde mich ja mal interessieren, wer es erschaffen hat.“

Yugi hob hilflos die Schultern und schlug die Zeitung zu. „Keine Ahnung. Mich interessiert vielmehr, warum Kiara sich so für diesen Artikel interessiert.“ „Vielleicht hatte sie davon geträumt.“, bemerkte Yami, was ihm einen nachdenklichen Blick von Yugi bescherte. „Hältst du das für möglich?“, fragte Yugi und strich sich über das Kinn.

Yami zuckte mit den Schultern. „Was meinst du? Fragen wir sie einfach mal?“ „Ich weiß nicht. So, wie sie momentan drauf ist, traue ich mich ehrlich gesagt nicht einmal, ihr nur über den Weg zu laufen.“, entgegnete Yugi und steuerte die Tür an.

„Yugi! Warum gehen wir nicht einfach ins Museum und sehen uns dieses Medaillon an? Vielleicht … klärt sich ja dann vieles schon von selbst.“

Yugi dachte eine Sekunde nach und nickte schließlich. „Und Kiara nehmen wir mit.“ „Du kannst meine Gedanken lesen.“

Yugi grinste. „Das fällt dir jetzt erst auf?“
 

„Kiara?“

Yugi stolperte die Stufen hinunter, während er in seine Jacke schlüpfte. „Hey, Kiara!“

„Deine Schwester ist weggegangen!“, rief sein Großvater aus der Küche und streckte seinen Kopf in den Flur. „Soweit ich weiß, wollte sie ins Museum.“

Yugi stoppte abrupt und warf dem Geist des Pharaos, der neben ihm erschienen war, einen vielsagenden Blick zu, bevor er den Reißverschluss seiner Jacke hochzog und das Haus verließ.

Sein Großvater sah ihm ratlos nach. „Immer nur in Hektik diese Jugend.“, murmelte er und verschwand wieder in der Küche.
 

„Siehst du sie irgendwo?“, fragte Yugi, während er sich auf die Zehenspitzen stellte und über den Tumult hinweg nach Kiara Ausschau hielt.

Eine gut zehn Meter lange Schlange hatte sich vor dem Museum gebildet und Yugi hatte das Gefühl, es würde Jahre dauern, bis er endlich an der Reihe war.

Der Pharao schwebte ein paar Meter von ihm entfernt und blickte sich suchend um, bis er schließlich enttäuscht den Kopf schüttelte. „Nein, tut mir Leid! Vielleicht ist sie schon im Museum.“ „So schnell?“ „Ich sehe sie jedenfalls nicht.“

„Wen siehst du denn nicht?“

Yugi sprang vor Schreck zwei Schritte vor, bevor er sich umdrehte und seine Schwester mit scharfer Miene musterte. „Musste das sein? Kannst du dich nicht vorher bemerkbar machen. Falls es dir nicht aufgefallen ist, aber meine Schockgrenze ist, seit wir den Pharao kennen, nur noch sehr, sehr niedrig.“

Kiara lächelte. „Entschuldige. Wen sucht ihr denn?“

Yugi kratzte sich am Kopf und warf dem Pharao einen kurzen Blick zu, bevor er antwortete: „Na ja … dich.“ „Oh gut! Dann hat sich das ja wohl mittlerweile erledigt, was?“

Yugi runzelte die Stirn. „Ist alles in Ordnung mit dir?“

Eine Frage, die Kiara mit einem Schulterzucken beantwortete. „Sicher. Es ist nur … tut mir leid, dass ich vorhin so ausgeflippt bin. Bin wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden.“ „Tja, das hab ich gemerkt.“

Kiara scharrte verlegen mit dem Fuß auf dem Boden. „Entschuldigung akzeptiert?“ „Na sicher.“

Kiara seufzte erleichtert und warf einen Blick auf die lange Schlange, die sich noch immer vor ihnen bis zum Museum hinzog. Kiara blies die Backen auf. So voll hatte sie das Museum lange nicht mehr gesehen. „Meinst du, die kommen alle nur wegen des Medaillons?“, fragte sie verwirrt, während sie die Arme vor der Brust verschränkte.

Yugi zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Jedenfalls weiß ich, dass du wegen des Medaillons hier bist.“ „Du hast die Zeitung auf meinem Schreibtisch gesehen, stimmt’s?“

Yugi nickte und blickte sie mit einem ernsten Blick an. „Hattest du davon eine Vision?“ „Hat es denn Sinn, es zu leugnen?“ „Der Pharao sagte nur, dass du…“ „Dass ich schlecht geschlafen habe.“ „Hat er denn Recht?“ „Natürlich hat er Recht. Ich meine … könntest du ruhig schlafen, wenn du immer wieder davon träumst, dass das Medaillon gestohlen wird? Es hat etwas mit dem Pharao zu tun, sonst hätten sie es dort wohl kaum gefunden, oder?“

„Das denke ich eigentlich weniger!“, bemerkte der Pharao, der noch immer stur geradeaus zum Eingang des Museums blickte und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Ich denke eher, dass sich hier jemand einen Scherz erlaubt.“

Kiara rollte mit den Augen. „Ach wirklich. Hast du den Artikel denn nicht gelesen? Darin steht, dass ein Scherz ausgeschlossen ist.“

Yami blickte sie nachsichtig lächelnd an. „Darin steht, dass hinsichtlich der Herkunft des Medaillons jedweder Scherz ausgeschlossen ist … aber wer sagt dir denn, dass nicht irgendjemand das Medaillon in dieses Grab hineingelegt hat?“

Kiara schnitt eine Grimasse. „Wer sollte sich denn die Arbeit machen und ein Grab ausheben, nur um etwas hineinzulegen?“ „Weiß ich, was in den Köpfen von manchen Leuten hier vorgeht?“ „Ach komm schon, Pharao! Das ist doch Unsinn.“ „Ist es das?“

Kiara blickte ihn unsicher an. Sie wusste nicht genau, warum, doch mit einem Mal war sie vollkommen unsicher. Konnte an den Worten des Pharao tatsächlich etwas Wahres dran sein? War es möglich, dass irgendjemand das alte Grab des unbekannten Pharao ausgehoben hatte, um dort ein Medaillon hineinzulegen? Wollte sich derjenige tatsächlich nur einen miesen Scherz erlauben?

Eine Frage, die Kiara die nächste halbe Stunde beschäftigte, bis sie am Eingang des Museums angelangt waren und zwei Tickets lösten.

Gemeinsam betraten sie das Museum und starrten mit offenen Mündern auf die Menschenmasse vor ihnen. Der Glaskasten, in dem sich das Medaillon befand, war nicht einmal im Ansatz zu erkennen. Kiara befiel Panik. „Yugi … lass uns in den Nebenraum gehen. Das ist mir hier zu voll.“

Yugi stimmte ihr zu, ergriff ihre Hand und lotste sie durch die Menschenmenge in den Nebenraum, in dem sich die Steintafel befand, die sie jetzt schon so oft betrachtet hatten.

Gemeinsam blieben sie vor ihr stehen und blickten sie ehrfürchtig an.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Yugi schließlich seufzte. „Glaubst du, wir werden jemals herausfinden, was es mit diesem Kampf des Pharaos gegen diesen Seto-Klon auf sich hat?“

Kiara dachte kurz nach und zuckte schließlich mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung. Aber wenn ich ehrlich bin, will ich es, glaub ich, gar nicht wissen.“

Yugi blickte sie überrascht an. „Warum?“

Erneut zuckte sie mit den Schultern, doch Yugi blieb nicht verborgen, dass ihr Blick dabei mit jeder Sekunde trauriger wurde. Irgendetwas ging in ihr vor.

„Keine Ahnung. Ich hab nur so das Gefühl, dass … wenn wir es wissen, wenn wir den Namen des Pharao kennen, dass … uns nicht mehr viel Zeit bleibt.“ „Zeit? Tut mir leid, wenn ich dir nicht ganz folgen kann, aber was meinst du damit?“

Kiara blickte ihren Bruder an und Yugi war überrascht, ein paar einsame Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. Kiara bedrückte offenbar viel mehr, als sie bereit war, ihm gegenüber zuzugeben.

„Was ich meine ist, dass, wenn wir alles über ihn wissen, dass es dann zu spät ist … dass er uns dann verlassen muss. Und die Prinzessin ebenso.“

Yugi wich ihrem Blick wieder aus. Tatsächlich hatte er mit so einer Vermutung schon gerechnet. Und wenn er ehrlich war, dann erging es ihm, wie seiner Schwester. Auch er konnte sich ein Leben ohne seinen besten Freund nicht mehr vorstellen.

„Ich … ich hab die beiden mittlerweile so sehr ins Herz geschlossen … ich weiß nicht, ob ich sie einfach so wieder gehen lassen kann.“, murmelte Kiara traurig und senkte den Blick. Ein dicker Kloß hatte sich in ihrer Kehle gebildet und langsam kroch ein unkontrollierbares Zittern in ihr hoch. Ein übler Druck erfüllte plötzlich ihren Schädel und keine Sekunde später taumelte sie gegen ihren Bruder, der sie auffing und vor einem Sturz bewahrte.

Kiara zuckte unablässig, presste die Handflächen gegen ihre Ohren und hatte die Augen fest geschlossen.

Ein paar Sekunden später war der Anfall vorbei. Kiara sank seufzend in sich zusammen und lehnte sich gegen ihren Bruder.

„Was hast du gesehen?“, fragte Yugi und strich ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

Kiara atmete ein paar Mal tief durch und richtete sich dann mühsam wieder auf. „Das, was ich … die letzten Nächte geträumt habe. Jemand will das Medaillon stehlen, und zwar jetzt.“, presste sie hervor und stolperte los. Ihr Ziel war der Glaskasten, in dessen Innerem das Medaillon verborgen war. Yugi folgte ihr.

In dem betroffenen Saal angekommen, blickten sie sich um. Der ganze Raum war noch immer voller Menschen, die sich um den Glaskasten drängten und gierig hineinstarrten.

Yugi blickte seine Schwester zweifelnd an. „Bist du dir sicher, dass es heute geschieht, jetzt?“

Kiara schüttelte ganz langsam den Kopf. „Ehm … gute Frage, aber in Anbetracht der Tatsache, dass hier … wahrscheinlich grad die ganze Stadt den Saal bevölkert, glaub ich das weniger…“

Yugi stieß einen tiefen Seufzer aus. „Na dann …“ „Andererseits … warum hätte ich ausgerechnet jetzt diese Vision kriegen sollen, wenn es nicht wirklich jetzt geschieht?“

Kiara ballte die Hände zur Faust und schritt dann energisch los, bahnte sich mit ihren Ellenbogen einen Weg durch die Menge, um zu dem Glaskasten zu kommen. Nicht selten bekam sie Knuffe zurück.

Yugi blickte ihr fassungslos nach und folgte ihr schließlich, was ihm gar nicht so einfach fiel.

Kiara hatte ihr Ziel erreicht und stand vor dem Medaillon. Mit kaum zu verhohlener Neugier betrachtete sie das Schmuckstück und berührte das Glas. Es war, als würde das Medaillon sie rufen. Ein leises Flüstern erreichte ihre Ohren, wisperte Dinge in einer Sprache, die sie nicht verstand. Es war, als wäre sie sprichwörtlich besessen.

Yugis Hand auf ihrer Schulter erlöste sie aus ihrer Starre.

„Alles in Ordnung?“, fragte er, als sie erschrocken zusammenzuckte.

„Klar, ich … hab mich nur erschrocken.“

Yugi nickte, schien an ihren Worten jedoch zu zweifeln. Neben ihm erschien der Pharao, der ihm nur einen stummen Blick zuwarf als Zeichen dafür, dass auch er kein Wort von dem glaubte, was Kiara gerade von sich gegeben hatte.

Yugi wollte gerade etwas sagen, als ein ohrenbetäubender Lärm die Menschenmenge verstummen und ihn und seine Schwester zusammenzucken ließ.

Rasch griff er nach ihrer Hand und zog sie an sich, bevor er sich nach der Quelle des Lärms umsah. Zu seiner Überraschung schien es sich bei dem Krach um genau das zu handeln, was er befürchtet hatte.

Zwei äußerst gefährlich aussehende Männer mit scharfen Waffen bahnten sich drohend einen Weg durch die Menge, die ängstlich zurückwich. Ihre Gesichter waren hinter schwarzen Tüchern verborgen, die nur die kalten Augen offen ließen.

Kiara warf dem Glaskasten einen flüchtigen Blick zu und stellte sich dann den Gangstern in den Weg. „Finger weg, klar?“, rief sie energisch und breitete die Arme zu beiden Seiten aus. Was es mit dem Medaillon auch auf sich hatte, sie konnte nicht zulassen, dass es einfach so gestohlen wurde.

Einer der Männer blickte sie überrascht an, hob schließlich seine Waffe und zielte auf Kiara.

Yugi reagierte blitzschnell, sprang zur Seite und schleuderte seine Schwester aus der Schussbahn, bevor der Dieb abdrücken konnte. Ungebremst landeten sie auf dem Boden. Dann peitschte der Schuss durch den Raum. Er verfehlte die Zwillinge, schlug jedoch mit tödlicher Präzision in den Glaskasten, der sofort in Tausende von Scherben zersprang. Ein Meer aus Splittern und Fieberglas ergoss sich auf die Geschwister, die sich instinktiv zusammenkrümmten, um sich vor dem Scherbenregen zu schützen.

Yugis linker Arm hielt seine Schwester umklammert, löste sich jedoch von ihr, nachdem der Splitterregen abgeflaut war.

Zitternd vor Schreck erhoben sie sich und beobachteten, wie einer der beiden Männer auf die kümmerlichen Reste des Glaskastens zuging und das Medaillon schnappte.

Die Menge um ihn herum war wie erstarrt. Kein einziger traute sich, auch nur eine Bewegung zu vollziehen – keiner außer Kiara, die sofort wieder aufgesprungen war und auf den Dieb zulief. Noch bevor dieser seine Waffe erhoben hatte, hatte sie sich an seinen Arm geklammert und zog ihn zu Boden. Ineinander verhakt donnerten sie in die Überreste des Kastens und zu Boden.

Hastig versuchte sie, das Medaillon zu erwischen, wurde durch einen Tritt in die Magengrube jedoch zurückgeschleudert.

Ein weitere Schuss krachte durch den Raum und ließ sämtliche Menschen zusammenzucken. Diejenigen, die schon dazu angesetzt hatten, Kiara zu helfen, brachen ihr Vorhaben sofort ab und wichen wieder zurück.

Kiara indes hielt sie krampfhaft den Magen und blickte auf den Gangster, der sich mit finsterem Blick aufrichtete und ihr noch einmal eine schallende Ohrfeige verpasste, die sie wieder zu Boden schleuderte.

Yugi war kurz davor durchzudrehen, beherrschte sich jedoch, als der Komplize, der offenbar sein Vorhaben vorausgesehen hatte, seine Waffe auf den Duel Monsters-Champion richtete.

Langsam machten sie sich rückwärts auf den Weg zum Ausgang, die Waffen immer noch drohend erhoben.

Kiara, die sich wieder auf die Beine kämpfte, hielt sich noch immer den Magen und kramte in ihrer linken Hosentasche nach ihrem Deck. Haarscharf schoss eine Kugel an ihrem Ohr vorbei und ließ sie kurzzeitig zusammenzucken. „Behalt deine Hände da, wo ich sie sehen kann, Kleine, sonst muss ich zu drastischeren Maßnahmen greifen. Und glaub mir, ich mache keine Witze.“

Yugi blickte seine Schwester besorgt an. Im Stillen flehte er, dass Kiara vernünftig sein möge und nichts Dummes mehr tat.

Sie unternahm nichts, wie er schließlich beruhigt feststellte, doch das siegessichere Grinsen in ihrem Gesicht machte ihm klar, dass sie deshalb noch lange nicht aufgegeben hatte.

„Was hat sie vor, Yugi?“, fragte der Pharao alarmiert, der genau wusste, zu welchen Dummheiten dieses Mädchen imstande war. Yugi wagte es und zuckte mit den Schultern.

Das Grinsen auf ihrem Gesicht blieb bestehen. „Glaubt ihr denn wirklich, dass ich euch so einfach mit diesem Medaillon entkommen lasse? Wird Zeit, dass euch mal eure Grenzen gezeigt werden. Materialisiere dich, Gaia, Ritter der Finsternis!!“

Yugi hatte das Gefühl, die nächsten Sekunden würden in Zeitlupe ablaufen.

Einer der beiden Ganoven feuerte seine Waffe ab, in dem Moment, wo Kiara von dunklem, lila Rauch umhüllt wurde.

Ein gewaltiger Orkan schleuderte ihn und alle anderen, außer seiner Schwester vermutlich, zu Boden.

Dann prallte die Kugel gegen etwas Metallisches und landete völlig ungefährlich auf dem Boden.

Yugi grinste. Jetzt sah die Sache schon wieder anders aus.

Der Nebel lichtete sich, gab Kiara frei, die sich mit verschränkten Armen hinter der beeindruckenden Gestalt des Ritters der Finsternis postiert hatte. Ihr gesamte Erscheinung wirkte nur noch anmutig und selbstbewusst. Ein triumphierendes Lächeln beherrschte ihre Gesichtszüge, als sie dem Ritter zunickte und er sich in Bewegung setzte. Mit zielsicherem Galopp brauste das Pferd auf die Gangster zu, die panisch das Weite suchten.

Die Menschenmenge um Yugi herum erhob sich langsam und blickte fassungslos dem Ritter hinterher, der bereits das Museum verlassen hatte, um den Dieben zu folgen.

Yugi setzte sich wieder auf und zuckte kurz zusammen, als Kiaras Hand in sein Gesichtsfeld geriet. Nach einer kurzen Schrecksekunde ergriff er ihre Hand, ließ sich hochziehen und rannte mit ihr dem Ritter hinterher.

Sie brauchten gar nicht lange zu laufen, denn keine fünf Meter von dem Museum entfernt hatte einer der Ganoven bereits die Balance verloren und war gestürzt. Gaias Lanzen waren drohend auf ihn gerichtet, während der zweite immer wieder seine Waffe auf den Ritter abfeuerte.

Kiara grinste noch immer. „Das wird wohl nix, mein Lieber! Und jetzt her mit dem Medaillon! Ihr wisst genau, dass es euch nicht gehört!“ „Ach wirklich?“ „Na ja, du hast kein Geld zurückgelassen, also kann man diese Aktion wohl doch schon als so etwas wie Diebstahl bezeichnen.“ Der Dieb grinste böse, hob erneut seine Waffe und zielte auf Kiara.

Gaia reagierte instinktiv, spornte seinen Hengst an, der sich auf die Hinterläufe stellte und dem Bandit die Waffe aus der Hand schlug. Dummerweise erwischten seine Läufe auch das Medaillon, was im hohen Bogen durch die Luft segelte und einen Meter vor Kiara und Yugi auf dem Boden landete. Dummerweise blieb es nicht heil. Kiara war nicht klar, warum, doch das Medaillon ging zu Bruch, noch während es auf dem Boden aufschlug.

Noch bevor sie sich fragen konnte, wie es möglich war, dass ein Rubin einfach so zerbrach, wurden sie und Yugi von einer blutroten Wolke eingehüllt, die von dem zerstörten Schmuckstück aufstieg und auf sie zufloss.

Kiara brach in eine wilden Hustenanfall aus und griff nach Yugis Hand, dem es nicht anders erging.

Auch hatte sie plötzlich das Gefühl, irgendetwas würde aus ihr herausgezogen werden, verlor das Empfinden jedoch sofort. Taumelnd stolperten sie rückwärts und stürzten schließlich zu Boden.

Ein paar Sekunden später löste sich der Nebel auf.

Kiara und Yugi atmeten ein paar Mal tief durch, bis sich der Reiz in ihren Kehlen gelegt hatte. Dann erhoben sie sich schwerfällig und griffen sich gleichzeitig an den Kopf. Die Gangster waren verschwunden, ebenso der Ritter.

Niedergeschlagen blickte sie auf das Schmuckstück, was völlig zerstört auf dem Boden lag und vor sich hinfunkelte.

Kiara stieß einen traurigen Seufzer aus.

Yugi, der den Verlust zwar ebenso schwer hinnahm, wie seine Schwester, erhob sich und blickte sie von oben herab wütend an. „Sag mal, bist du noch ganz dicht? Ist dir eigentlich klar, dass das hier ganz schön hätte schief gehen können? Du warst so kurz davor, von einer Kugel durchbohrt zu werden! Was ist denn nur in dich gefahren, dich derartig in Gefahr zu bringen?“

Kiara zuckte mit den Schultern und erhob sich ebenfalls. „Ist doch nichts passiert.“ „Ist doch nichts… sag mal, merkst du noch was? Manchmal frag ich mich wirklich, was in deinem Kopf vorgeht! Die Kerle sahen nicht so aus, als hätten sie sich noch sehr viel gefallen lassen.“ „Ist schon gut! Ich hab wohl … nicht gerade klug gehandelt.“ „Na das möchte ich aber auch meinen. Und was war das für eine komische Wolke gerade eben?“

Kiara zuckte erneut mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber … es ist ja nix passiert, von daher …“

„Eine Sekunde, Kiara … ich fürchte, da ist mehr passiert, als uns lieb ist.“, meldete sich die Stimme des Pharaos zu Wort.

Verwirrt blickte sie sich um, konnte seinen Geist jedoch nirgends ausmachen. „Was... wo bist du denn? Versteck dich nicht!“

Yugi runzelte die Stirn. „Von wem sprichst du?“

Kiara schnitt ihm eine Grimasse. „Von dem Pharao, er hat doch gerade …“ Verdutzt brach sie ab. „Moment mal … heißt das, du hast ihn nicht gehört?“

Yugi schüttelte langsam den Kopf. „Nein, hab ich nicht. Wieso … hat er was zu dir gesagt?“ „Er hat … hab ich was nicht mitgekriegt? Warum kann ich ihn hören und du nicht? Du trägst doch das Puzzle!“

Yugi zuckte mit den Schultern. „Du kannst ihn doch sonst auch hören!“ „Ja, aber auch nur … wenn sein Geist hier irgendwo erscheint. Einfach so in Gedanken kann er nicht zu mir sprechen. Das geht nur, wenn …“

Yugi runzelte die Stirn. „…wenn du das Puzzle trägst.“

Kiara schluckte unwillkürlich. Mit einem Mal wurde ihr eiskalt. Was ging hier vor?

„Das versuche ich dir ja gerade zu erklären.“, meldete sich der Pharao wieder zu Wort, was Kiara an den Rand des Wahnsinns brachte. „Hör auf, dich zu verstecken, sondern sag mir lieber, wo du bist!“ „Ich verstecke mich nicht, Kiara! Du kannst mich nicht sehen, weil ich noch nicht aufgetaucht bin! Und du kannst mich in deinen Gedanken hören, weil das Puzzle nicht mehr länger mein Zuhause ist. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber … ich fürchte, ich habe eine neues Zuhause.“

Kiara verzog das Gesicht zu einer wehleidigen Miene, als ihr Blick an sich hinunter auf den Millenniumsgürtel fiel und schluckte schwer, als sie verstand, was der Pharao mit seinem neuen Zuhause meinte.

Was sich neckt...

Kiara wurde mit jeder Sekunde, die ihr klarer wurde, was der Umzug des Pharaos zu bedeuten hatte, blasser.

„Kiara?“, fragte Yugi alarmiert und griff nach ihrer Hand, um sie vor einem eventuellen Umsturz zu bewahren. „Kiara, was ist los?“

Seine Schwester antwortete nicht, schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Das glaub ich einfach nicht.“ „Was glaubst du denn nicht?“, fragte er verwirrt und bekam eine Sekunde später seine Antwort. „Sie kann nicht glauben, dass mein Bruder und ich unser Zuhause getauscht haben.“, beantwortete die Prinzessin ihm diese Frage in seinen Gedanken und machte ihm damit sofort klar, was Kiara so blass hatte werden lassen.

Yugi schüttelte den Kopf. Das konnte doch einfach nicht möglich sein. Allerdings – wenn er sich die Tatsache vor Augen führte, dass Kiara den Pharao in ihren Gedanken hören konnte, was ihr sonst nur möglich war, wenn sie das Puzzle trug, dann war es offensichtlich dass sie ein Problem hatten.

„Das … grenzt ja schon fast an einer Katastrophe.“, murmelte er.

Kiara schloss die Augen und betete, dass das alles nur ein böser Traum war.

„Tja, ich schätze, das wird wohl ein Traum bleiben.“, bemerkte der Pharao in ihren Gedanken. Kiaras Miene verfinsterte sich. Wenn das jetzt schon so anfing, wusste sie genau, wo das hinführen würde.

Entschlossen blickte sie Yugi an. „Gib mir das Puzzle!“

Yugi blinzelte verwirrt. „Wie bitte?“ „Gib mir das Puzzle! Du kriegst den Gürtel. Allein die Vorstellung, dass der Pharao in meinen Gedanken herumschnüffeln kann, ertrage ich einfach nicht. Wir tauschen die Artefakte und dann machen wir uns auf die Suche nach einer Lösung.“

Yugi dachte kurz nach, nickte dann schließlich angesichts der Tatsache, dass er wusste, wie der Pharao und Kiara manchmal aufeinander reagierten. „Ist wohl besser.“

Kiara machte sich bereits daran, den Gürtel zu öffnen, was jedoch gründlich misslang. Sie setzte zu einem neuerlichen Versuch an, war jedoch schon am Rande einer Panik, als sie es auch diesmal nicht schaffte, den Verschluss des Gürtels zu öffnen.

Flehend blickte sie Yugi an. „Hilf mir!“, rief sie und zerrte wie verrückt an dem kleinen Verschluss.

Yugi, dem noch immer nicht ganz Wohl bei der Sache war, machte sich daran, ihr beim Öffnen des Gürtels zu helfen, geriet aber ebenfalls an seine Grenzen. „Ich…“

Kiara schaute mit unfassbarer Miene hinauf in den Himmel. „Sag mir jetzt bitte nicht, dass du den Gürtel auch nicht aufkriegst.“

Yugi schnaubte. „Gut, dann sag ich es dir nicht.“ „Yugi, bitte, das ist kein Witz.“ „Ich mach keine Witze! Ich krieg ihn auch nicht auf.“

Kiara schnappte panisch nach Luft. „Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, das kann doch alles nicht wahr sein.“, jammerte sie und verbarg – noch immer gen Himmel blickend – das Gesicht in ihren Händen.

Yugi gab es schließlich auf, kaute kurz auf seiner Unterlippe herum und nahm dann das Puzzle ab. Nachdenklich betrachtete er es. „Komisch … ich kann das Puzzle abnehmen. Warum klebt der Gürtel dann aber an dir fest.“

Kiara wandte sich ihm zu. „Gib es mir erst einmal, dann … können wir ja weiter sehen!“

Yugi hielt ihr das Puzzle hin und hob überrascht die Augenbrauen, als Kiara nach dem Puzzle griff und sich dieses ihrem Griff entzog. Kiara schluckte und versuchte erneut, nach dem Puzzle zu greifen. Wieder wich es ihrem Griff aus.

Hilflos blickte sie ihn an. „Das … das ist doch der reinste Albtraum.“

Yugi zuckte mit den Schultern. „Tja … offenbar war die Wolke … oder das Medaillon doch nicht so harmlos wie anfangs gedacht.“ „Ohhh … Yugi! Was machen wir denn jetzt? Ich kann doch nicht ewig den Pharao in meinem Kopf herumschwirren lassen.“

„Warum denn nicht?“, fragte Yami, der neben ihr aufgetaucht war und grinsend auf Yugi blickte, der jedoch keineswegs begeistert war. Ihm war klar, dass die nächsten Tage mehr als anstrengend werden würden.

„Du ahnst ja gar nicht, wie anstrengend, Yugi.“, bestätigte die Prinzessin, die sich ebenfalls die Ehre gab und neben Yugi erschien.

Kiara breitete hilflos ihre Arme aus. „Hab ich schon erwähnt, dass das eine einzige Katastrophe ist?“ „Ich muss ehrlich sein … spaßig finde ich das auch nicht.“

„Glaubst du etwa, ich finde das spaßig?“, fauchte die Prinzessin, die wütend die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was für ein komplett verrücktes Zuhause mein wertes Brüderlein hat? Ich meine, wenn ich in mein Zimmer will, brauch ich Stunden, um es überhaupt zu finden und von dem Bad will ich gar nicht erst anfangen!“

Der Pharao zuckte mit den Schultern. „So schlimm ist es doch gar nicht.“, behauptete er, was seine Schwester nur noch mehr auf die Palme brachte. „Nicht so schlimm? Ich bin eine Frau, Brüderchen! Ich brauche hin und wieder ein wenig Struktur in meinem Leben, aber das hier…“, verächtlich deutete sie auf das Puzzle, „ist alles Andere als Struktur.“ „Wenigstens wird dir nie langweilig.“

Die Miene der Prinzessin verfinsterte sich. „Schade, dass wir gerade keine Körper haben, sonst würde ich dir dafür den Hals umdrehen.“

Kiara räusperte sich. „Womit wir auch gleich beim nächsten Problem sind.“, bemerkte sie, was den Pharao dir Stirn runzeln ließ. Yugi jedoch nickte zustimmend. „Sie hat vollkommen Recht.“

„Was meint ihr?“, fragte Yami schließlich.

Kiara kicherte böse. „Tja … mit dem Körpertauschen dürfte es demnächst ordentlich Probleme geben! Das meinte Yugi damit!“

Der Pharao sah als, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Ich geb’s ja ungern zu, aber ich fürchte, da hast du Recht.“

Kiara zwinkerte ihrem Bruder zu und blickte dann wieder den Pharao an. „So ist das Leben, mein Lieber!“

Yami funkelte sie an. „Was hältst du davon, wenn wir uns daran machen, eine Lösung für unser Problem zu finden?“ „Was ich davon halte? Das ist das erste Mal, dass wir einer Meinung sind, Pharao.“

Yami grinste. „Und mögen noch viele folgen.“

Kiara lachte höhnisch. „Sicher doch.“ „Du glaubst nicht dran, was?“ „Ich glaube einfach nicht, dass es gut ist, wenn ein männliches Objekt die Möglichkeit hat, in den Gedanken einer Frau herumzuschnüffeln.“

Der Pharao kniff die Augen zusammen. „Männliches Objekt?“

Kiara grinste. „Na schön … in deinem Fall … Wesen!“ „Oho wie gnädig.“

Yamika, die ehemalige Prinzessin von Ägypten, warf Yugi einen verzweifelten Blick zu. „Lass uns so schnell wie möglich das Problem beheben. Wenn das hier“, sie deutete auf Kiara und den Pharao, „jetzt die ganze Zeit so weiter geht, dann dreh ich durch, Yugi, das verspreche ich dir.“

Yugi nickte ihr zustimmend zu. „Bin ganz deiner Meinung. Ich hab ja jetzt schon die Nase gestrichen voll.“

Kiara und Yami warfen sich einen kurzen Blick zu, bis sie Yugi und Yamika empört anblickten. „So schlimm sind wir gar nicht!“, riefen sie gleichzeitig und verschränkten ebenso synchron die Arme vor der Brust.

Yugi hob eine Augenbraue. Das konnte ja noch was werden…
 

„Yugi, hilf mir doch! Er macht mich noch wahnsinnig!“

Yugi schloss die Tür hinter sich und ließ sich auf sein Bett plumpsen, während Kiara sich Haare raufend auf ihren Stuhl am Schreibtisch niederließ.

„Wieso? Was macht er denn jetzt schon wieder?“

Der Pharao erschien und blickte ihn unschuldig an. „Ich mache überhaupt nichts. Ich gebe ihr lediglich Tipps zum Duellieren.“

Kiara blickte Yugi verzweifelt an. „Siehst du? Genau das meine ich!“, rief sie, während sie auf den Geist Yamis deutete.

Yugi griff sich an den Kopf und schloss genervt die Augen. „Könnt ihr beide nicht endlich mal aufhören, andauernd auf einander herumzuhacken? Damit macht ihr mich wahnsinnig!“

Yamika tauchte neben ihm auf und blickte ihn mitleidig an. „Die können einen in den Irrsinn treiben, was?“ „Und wie.“, stimmte Yugi zu, während er seine Schwester finster anblickte.

Kiara verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Du hast leicht reden. Du bist bei diesem Zauber schließlich am besten weggekommen. Was hat es mir denn gebracht? Nichts weiter als einen neugierigen, neunmalklugen Besserwisser, der nicht aufhören kann, mir auf die Nerven zu gehen!“

„Hey! Den Besserwisser nimmst du mal schön zurück!“, warf Yami ein, was Kiara an den Rand das Wahnsinns brachte. „Könntest du vielleicht endlich mal die Klappe halten!!!!“, schrie sie wütend und sprang auf die Beine.

Yugi zuckte zurück, Yamika schnappte erschrocken nach Luft, nur der Pharao grinste sie ruhig an. „Was ist denn in dich gefahren?“ „Du! Du bist in mich gefahren und ich sage dir, Pharao! Ich mache drei Kreuze, wenn du wieder in deinem gottverdammten Puzzle bist.“ „Ich hab so den Eindruck, dir gefällt es nicht, dass ich momentan bei dir zur Untermiete bin.“

Kiara rollte mit den Augen und rang nach Beherrschung. Gequält rieb sie sich die Schläfen. „Lass es mich so sagen: Du gehst mir auf die Nerven!“ „Tu ich das?“

Flehend blickte Kiara Yugi an. „Hilf mir!“

Yugi fasste sich ein Herz und blickte Yami bittend an. „Pharao, mach es nicht noch schlimmer. Am Ende hast du einen neuen Feind oder ich eine Schwester, die ich in der Nervenklinik, wenn nicht sogar in der Klapsmühle besuchen muss.“ „Aber…“ „Bitte!“, flehte Yugi erneut. Yami blickte ihn noch einen Moment forschend an und nickte schließlich. „Na schön. Ich werd mich beherrschen.“

Kiara seufzte erleichtert. „Danke, Pharao!“, murmelte sie leise. „Und jetzt mach ’nen Abgang!“, fügte sie knurrend hinzu, was den Pharao überrascht die Stirn runzeln ließ. „Und ich nerve, ja?“, brummte er noch, bevor er im Gürtel verschwand.

Yamika zwinkerte Yugi zu. „Mach dir nichts draus. Er ist nicht wirklich kritikfähig.“

Unglücklich blickte sie auf das Puzzle um Yugis Hals. „Dann werd ich mich mal auf die Suche nach meinem Zimmer machen. Wenn ich jetzt anfange zu suchen…“ Yamika dachte kurz nach. „… dann könnte ich es heute Abend gefunden haben.“

Damit verschwand sie. Yugi blickte noch einen Augenblick lächelnd in die Leere, bis er sich wieder Kiara zuwandte, die sich erschöpft auf ihr Bett fallen ließ und die Arme zu beiden Seiten ausbreitete. „Das ist ein reiner Albtraum.“ „Ach komm schon, Kiara! Ihr seid doch die besten Freunde. Ihr werdet euch schon vertragen! Eigentlich bleibt euch ja auch gar keine andere Wahl.“, fügte er nach einer kurzen Überlegung hinzu, was Kiara seufzen ließ. „Es wäre bedeutend einfacher, wenn er mir nicht mit irgendwelchen dummen Fragen auf die Nerven gehen würde. Außerdem“, ächzend richtete sie sich auf, „außerdem ist es als Mädchen der pure Horror, wenn ein Junge ihre Gedanken lesen kann. Es gibt nun einmal Sachen, die müssen Jungs nicht wissen.“ „Dann verschließ doch deine Gedanken.“ „Das geht nicht, Yugi! Hast du es denn schon mal versucht?“

Yugi dachte kurz nach. Hatte er eigentlich jemals das Bedürfnis gehabt, dem Pharao irgendwelche Gedanken vorzuenthalten?

Er schüttelte schließlich den Kopf. „Nein, hab ich nicht.“ „Weil es auch gar nicht geht! Das sind … Hirngespinste aus Harry Potter … du kannst Gedanken nicht vor jemandem verschließen.“

Yugi blickte sie erschöpft an. „Ihr kriegt das schon hin, Kiara! Letztendlich … sind doch die Trietzereien des Pharaos nur ein Zeichen dafür, dass er dich ziemlich mag. Du kennst doch den Spruch Was sich neckt, das liebt sich…

„Ho ho ho … moment mal, Yugi! Was unterstellst du mir hier gerade?“, brummte der Pharao, der unweigerlich neben Kiara erschien und Yugi überrascht anblickte. „Das klingt für mich so, als würdest du sagen wollen, dass ich deine Schwester nur aus dem Grund ärgere, weil ich mich in sie verliebt habe.“

Yugi zuckte belustigt mit den Schultern. „Wenn es nach dem Spruch geht…“

Yami riss die Augen auf. „Das … das ist doch kompletter Unsinn.“ „Absoluter Unsinn!“, bestätigte Kiara.

„Völlig unmöglich.“, bekräftigten sie beide gleichzeitig.

Yugi blickte die beiden grinsend an. „Ich glaube, ihr wisst gar nicht, wie ähnlich ihr euch seid.“

„Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich!“, riefen sie im Chor.

Yugis Grinsen wurde breiter. „Natürlich nicht!“

„Yugi!“ Wieder ein gemeinsamer Singsang.

Kiara blickte den Pharao wütend an. Er starrte zurück . „Hör endlich auf, mir alles nachzusprechen!“, legten beide gemeinsam los..

„Du quatschst mir doch alles nach!“, fauchten sie sich gegenseitig an und rollten kurz darauf mit den Augen.

„Tu ich nicht!“, behaupteten sie zusammen.

„Tust du wohl!“, beantworteten sie sich gleichzeitig ihre Fragen.

Yugi fing an zu kichern, selbst die Prinzessin, die ihre Suche nach ihrem Zimmer abgebrochen hatte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Belustigt lehnte Yugi sich an die Wand hinter ihm und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Das könnte ich mir die ganze Nacht ansehen.“, lachte er.

Kiara und Yami blickten sich verzweifelt an, warfen Yugi einen kurzen Blick zu, blickten sich wieder an und ließen sich dann entnervt stöhnend aufs Bett fallen…

Reibereien

Joey kratzte sich am Kinn. „Also das heißt jetzt, dass der Pharao momentan Kiara das Leben zur Hölle macht, während du mit der Prinzessin liebäugelst.“

Kiara blickte ihn finster an. „Das ist nicht witzig! Und nur zu deiner Information, Joey! Der Pharao und ich haben uns mittlerweile vertragen!“

Joey tat ihre Bemerkung mit einer Handbewegung ab. „Das wird doch sowieso nicht lange halten.“

Kiaras Ohren liefen rot an.

„Hey, bleib ruhig! Du kennst doch Joey!“, beruhigte der Pharao das Mädchen und zwinkerte ihr zu. „Er meint es nicht so.“

„Aber … das würde ja auch bedeuten, dass der Pharao nicht mehr in Yugis Körper … dass die beiden nicht mehr so einfach tauschen können.“, bemerkte Thea, die an der Wand neben der Tür lehnte und nicht gerade glücklich über diese Nachricht zu sein schien.

Yugi nickte zustimmend. „Ich fürchte, das wird bis auf Weiteres nicht mehr möglich sein.“ „Und habt ihr schon eine Ahnung, wie man diesen Zauber umkehren kann?“, fragte Tristan, der sich auf Kiaras Stuhl ausgebreitet hatte.

Kiara und Yugi warfen sich einen kurzen Blick zu und schüttelten schließlich gleichzeitig den Kopf.

„Aber ich meine … das kann doch nicht ewig so bleiben.“, bemerkte Joey, der sich mit der Antwort der Zwillinge nicht abfinden wollte.

Kiara zuckte mit den Schultern. „Vielleicht habt ihr ja eine Idee? Kennt ihr hier irgendwie einen … Zauberer, der das Drama wieder umkehren kann?“

Verwirrt warfen sich die drei Freunde ratlose Blicke zu. „Zauberer? Hier? Nie von einem gehört.“, antwortete Tristan schließlich, was Kiara den Kopf senken ließ.

„Tja dann …“ „Der einzige Magier, der mir spontan einfällt, ist Shondra…“

Kiara schnitt eine Grimasse. „Mag sein, aber das Problem bei Shondra ist, dass sie in einer ganz anderen Welt lebt, du Witzbold! Und wenn du nicht zufällig ein paar Freitickets für einen Flug zu Shondra und Son Goku hast, fürchte ich, dass wir wohl kaum eine Möglichkeit haben, zu ihnen zu gelangen.“

„Ich fürchte, Kiara hat Recht. Letztes Mal sind wir dort gelandet, weil Sun Guku ziemlichen Mist gebaut hat. Aber jetzt darauf zu warten, dass dies durch Zufall wieder passiert, würde einem Lottospiel gleichkommen.“

Wie auf Kommando stießen die fünf Freunde einen tiefen Seufzer aus.

„Ich kann mir nicht helfen, Kiara, aber das klingt ja beinah so, als würdet ihr einfach aufgeben.“, bemerkte der Pharao, der neben ihr erschien und sie bestürzt anblickte. Kiara kaute auf ihrer Unterlippe. „Hast du denn einen Vorschlag? Wir sind für etwas in der Art sehr offen!“, brummte sie schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Joey, Thea und Tristan warfen ihr allesamt einen verwirrten Blick zu. Yugi bemerkte dies. „Der Pharao spricht gerade mit ihr.“, klärte er seine Freunde auf und wandte sich wieder Yami zu. „Aber Kiara hat vollkommen Recht. Hast du denn einen Vorschlag?“

Der Pharao blickte nachdenklich aus dem Fenster. Nach einer Weile wandte er sich wieder Yugi und Kiara zu. „Ich fürchte, außer demselben Vorschlag von Joey fällt mir auch nichts ein.“

Kiara schnaubte. „Soll das heißen, dass … hast du schon vergessen, was das letzte Mal passiert ist, als wir bei denen gelandet sind? Marik wurde Opfer einer Doppelgängerin und ich beinah zum Blutspender. Ich hab keine Lust, diesen Vampiren noch einmal gegenüber zu treten.“

Yami runzelte die Stirn. „Wenn wir uns von denen fernhalten, wird uns schon nichts passieren.“

Kiara verengte die Augen zu Schlitzen. „Dumm nur, dass du in keiner Weise beeinflussen kannst, wo du landest, Pharao! Das ist nämlich Mokuba, Marik und mir letztes Mal passiert! Und glaub mir, Pharao, ich hab keine Lust, den gleichen Mist noch einmal zu erleben!!“ „Du sprichst von der Vergangenheit, Kiara! Wer sagt dir, dass alles genauso endet, wie damals.“ „Wer sagt dir, dass es nicht so ist?“ „Selbst wenn, am Ende ist doch noch alles gut gegangen!“ „Und trotzdem war es alles Andere als angenehm. Nicht nur, dass mich beinah Vampire zum Springbrunnen haben werden lassen, Ra hat mich damals auch noch ziemlich viel Kraft gekostet!“

Der Pharao funkelte sie an. „Das war allerdings deine eigene Schuld! Ich hatte dir gesagt, dass du die Karte nicht materialisieren solltest!“

Kiara wollte etwas entgegnen, verkniff es sich jedoch und wandte sich mit vor der Brust verschränkten Armen ab.

„Das sieht dir mal wieder ähnlich! Du kannst einfach keine Kritik vertragen!“, maulte der Pharao und wandte sich ebenfalls mit vor der Brust verschränkten Armen ab.

Yugi blickte die beiden stirnrunzelnd an. „Habt ihr vielleicht sonst noch irgendetwas, worüber ihr euch streiten könnt?“, fragte er schließlich, nachdem das Schweigen der beiden andauerte.

„Oh, ich bin sicher, da fällt uns noch eine Menge ein, wenn wir uns anstrengen.“, bemerkte Yami.

Kiara nickte. „Womit er ausnahmsweise Recht hat.“

Yami nickte. „Dankeschön.“

Kiara zwinkerte. „Gern geschehen.“

Doch augenblicklich wurden beide wieder ernst. „Bild dir nur ja nichts darauf ein!“, zischten sie sich gleichzeitig an.

Kiara blies die Backen auf und wandte sich wieder ab.

Yugi seufzte und blickte die Prinzessin erschöpft an, die neben ihm erschien und ihren Bruder mit bösem Blick musterte. „Dass du immer gleich so beleidigt sein musst!“, knurrte sie ihn an.

Yami blickte überrascht auf. „Was soll das heißen? Spiel ich etwa die beleidigte Leberwurst, weil ich an den Kopf geworfen bekomme…“ „Kiara ist nun einmal ein Dickschädel, von ihr ist man so was gewohnt, aber von dir hätte ich mehr Einsicht erwartet!“

„Was soll das heißen, ich bin ein Dickkopf?“, fauchte Kiara die Prinzessin an.

„Das soll nichts anderes heißen, als das sie Recht hat!“, bemerkte der Pharao, der sie angrinste.

„Du brauchst gar nicht so stolz tun, Brüderchen! Was sie an Dickköpfigkeit besitzt, gleichst du mit Arroganz aus.“

Der Pharao blickte sie stumm an. In seinem Kopf ratterten die Zahnrädchen umher. Kiara kicherte, verstummte jedoch sofort, als er sie beleidigt anfunkelte.

Keine Sekunde später wandten sie sich wieder mit hoch erhobenem Kopf voneinander ab.

Yamika rollte mit den Augen. „Die machen mich wahnsinnig!“, knurrte sie.

„Du mich auch!“, riefen der Pharao und Kiara gleichzeitig.

Kiara raufte sich die Haare. „Kann ich nicht endlich mal etwas allein sagen?“, fauchte sie ihn an, was der Pharao mit einem fragenden Blick quittierte. „Du sprichst mir doch alles nach!“ „Ist doch gar nicht wahr! Du sprichst mir alles nach!“ „Stimmt doch überhaupt nicht.“ „Tut es wohl!“ „Tut es nicht!“ „Tut es wohl!“ „Tut es…“

„RUHE!!!!“, schrie Yugi plötzlich und nicht nur Joey, Thea und Tristan zuckten vor Schreck zusammen.

Kiara stolperte zurück und über die Ecke ihres Bettes. Polternd landete sie auf dem weichen Teppich.

Yami begann vor Schreck zu flackern, bis er sich ein paar Sekunden später wieder gefangen hatte und wieder als klare Kontur zu sehen war.

Yamika blickte Yugi beeindruckt an. „Junge! Das war ein Machtwort!“

Yugi rieb sich müde die Schläfen. „Wenn sie nicht von allein aufhören können, was soll ich da machen? Die rauben mir den letzten Nerv.“

Yami und Kiara räusperten sich gleichzeitig, was Kiara an den Rand eines Wahnsinns trieb. Verzweifelt warf sie den Kopf in den Nacken. „Warum kann ich diesen gottverdammten Gürtel nicht einfach abnehmen?“, schluchzte sie und ließ sich fallen.

Yami grinste. „Glaubst du wirklich, das würde was bringen?“ „Na ja … zumindest hätte ich endlich mal Ruhe vor dir!“ „Die hattest du vorher auch nicht.“

Kiara blickte ihn zerknirscht an. „In meinem Kopf schon.“

Yugi warf der Prinzessin einen verzweifelten Blick zu. „Kannst du mir vielleicht mal verraten, warum ich mir die Lunge aus dem Leib schreie, wenn sie am Ende doch nur für fünf Sekunden Ruhe geben können?“

Yamika hob die Schultern. „Ich weiß es doch auch nicht, Yugi! Ich bin nur froh, dass ich die Möglichkeit habe, mich in mein Zuhau… in das Puzzle zurückzuziehen.“

Yugi grinste. „Ist bestimmt beruhigender, stundenlang nach seinem Zimmer zu suchen, was?“

Ein Blitzen erglomm in ihren Augen, verlosch jedoch sofort, als ihr klar wurde, dass Yugi Recht hatte. „Also? Was machen wir nun?“

„Shondra!“, riefen Joey und Yami gleichzeitig, ein Umstand, der Joey nur nicht ganz bewusst war.

Kiara stieß die Faust in die Höhe. „Ja!!!!! Endlich mal war nicht ich diejenige, die er kopiert hat!“, rief sie erfreut, was Joey verwirrt dreinblicken ließ. „Ich versteh nicht ganz…“ „Der Pharao hat eben genau dasselbe gesagt.“, klärte sie Joey auf und warf Yami einen strahlenden Blick zu, den dieser jedoch nicht erwiderte.

„Was ist?“, fragte sie schließlich.

Yami senkte den Blick.

„Komm schon, Pharao! Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“, rief sie genervt und sprang auf die Beine.

Der Pharao blickte noch immer zu Boden, bis er schließlich seufzte. „Ich … will in mein Puzzle zurück.“, murmelte er leise.

Kiara sah einen Moment verdutzt drein und verfiel dann in ein leises Kichern.

„Das ist nicht witzig!“, fauchte Yami, doch Kiara nickte. „Doch das ist es! Der große Pharao jammert herum, weil er“, Kiara wischte sich eine Träne aus dem Gesicht, „weil er Heimweh hat. Da gibt es einfach nichts Komischeres, tut mir leid!“

Selbst Yugi grinste verhalten, wurde aber schlagartig wieder ernst. „Hör auf, Kiara! Auch wenn es komisch wirkt, die ganze Situation ist alles andere als lustig. Der Pharao hat vollkommen Recht, wenn er sagt, dass wir alles wieder ins Lot bringen müssen. Und ich fürchte … außer Shondra haben wir gar keine andere Alternative.“

Kiara wurde blass. „Na schön, du Schlauberger, dann erklär mich doch mal, wie wir zu Shondra kommen!“

Yugi hob nur eine Augenbraue, zog schließlich eine Karte aus seiner Hosentasche und hielt sie ihr entgegen.

Kiara betrachtete sie nervös und schnappte nach Luft. „Das …“ „Ganz genau.“, bestätigte Yugi. „Unser Freiticket in Shondras Welt: Die Zauberkarte Dimensionssprung.“

Unerfreuliches Wiedersehen

Kiara blickte Yugi überrascht an. „Wo hast du die her?“ „Die hab ich seit neuestem in meinem Deck. Mir ist gerade eingefallen, dass diese Karte uns zu Shondra bringen kann.“

Kiaras Blick schlug in zerknirscht um. „Ich bin immer noch der Meinung, dass das keine gute Idee ist.“

„Aber dummerweise ist es scheinbar die einzige Möglichkeit.“, wandte Yami ein, der Yugis Karte mit Erstaunen beobachtete.

„Komm schon, Kiara! So schlimm wird es schon nicht werden.“, bemerkte auch Joey, der Thea und Tristan hilfesuchend anblickte. Die beiden wirkten kurzzeitig unentschlossen, nickten dann jedoch. „Joey und Yugi haben Recht. So schlimm wird es schon nicht werden.“, stimmte Thea zu, was Kiara verzweifeln ließ. Stellten sich denn alle gegen sie?

„Sieht fast so aus.“, beantwortete der Pharao ihre Frage, was ihm einen scharfen Blick von Kiara einbrachte. „Halt dich endlich aus meinen Gedanken raus, Pharao! Was da drin vorgeht, geht dich nichts an.“

Ein Grinsen zeigte ihr, dass er kurz vor einem Gegenkommentar stand, der ihm aber verwehrt wurde, als Yugi sich räusperte und ihn flehend anblickte.

Ergeben verschränkte er die Arme vor der Brust und sah aus dem Fenster.

Kiara wandte sich wieder zu Yugi und seufzte schließlich. „Meinetwegen, aber hier drin wird das nix.“ „Warum?“, fragte Joey neugierig.

Kiara griff nach der Karte. „Ganz einfach! Dimensionssprung lässt alles in einem Umkreis von fünfzig Meter in der neuen Dimension landen. Außer dem Boden natürlich. Würde ich die Karte hier einsetzen, wären nicht nur wir weg, sondern die Häuser der gesamten Nachbarschaft und das will ich vermeiden.“

Yugi nickte, steuerte die Tür an und öffnete sie. „Dann weiß ich, wo wir hingehen können.“, stellte er klar und ging. Joey, Thea, Tristan und Kiara folgten ihm…
 

Kiara blickte sich um und staunte. Von diesem Fleckchen hatte sie selbst nie gewusst – obwohl es ihrem Zuhause nah genug war. Sie standen auf einer Lichtung, die zur Hälfte von Bäumen umgeben war. Das Gras wucherte bis zu ihren Hüften empor.

Kiara war sprachlos.

„Woher kennst du diesen Ort?“, fragte Thea, die ebenso beeindruckt schien. Yugi zuckte mit den Schultern. „Ich bin öfter mal hier.“

„Ach ja?“ Kiara blickte ihn erstaunt an. „Warum weiß ich davon nichts?“

Betreten schaute ihr Bruder weg.

„Was Yugi meinte, ist, dass wir öfter hier waren, weil wir uns um dich Sorgen gemacht haben.“ „Sorgen?“ Kiara blickte den Pharao verwundert an. „Warum Sorgen?“

„Na ja … du schläfst schlecht, wälzt dich nachts im Schlaf herum, bist mies gelaunt, was erwartest du? Das wir das nicht bemerken?“

Kiara schob die Unterlippe vor und blickte betreten zur Seite. „Du könntest genauso wenig gut schlafen, wenn du andauernd von irgendwelche Visionen heimgesucht wirst.“

Der Pharao funkelte sie an. „Das behaupte ich ja auch gar nicht. Aber was hältst du davon, wenn du zur Abwechslung mal mit uns darüber redest? Vielleicht würden wir dann auch besser damit klar kommen.“ „Aber…“ „Aber was?“

Kiara verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich … Mir geht das schon genug auf die Nerven, da will ich ehrlich gesagt niemand anderen mehr damit belästigen.“

Yami legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Himmel empor. „Kiara…“ „Okay, okay … wenn ihr so scharf drauf seid, dann …“ „Es geht nicht darum, dass wir scharf darauf sind, aber … Yugi und ich wollen nicht mehr … so im Unklaren gelassen werden.“ „Schon gut, Pharao! Ich hab’s ja kapiert.“

„Irre ich mich oder führt unsere Kiara gerade wieder interessante Gespräche mit dem Pharao?“, fragte Joey, der sich verwirrt am Kopf kratzte.

Yugi nickte.

„Na das dachte ich mir doch schon. Kiara ist doch schließlich keine Irre, die Selbstgespräche führt.“

Kiara funkelte ihn an. „Fang du jetzt nicht auch noch an, auf mir herumzuhacken.“

Joey hob seine Hände wie zur Abwehr. „Reg dich nicht gleich so auf!“

Yugi räusperte sich. „Schluss jetzt!“, sagte er laut und blickte Kiara an. „Bring uns zu Shondra.“, bat er und schob die Hände in die Hosentaschen.

Kiara blickte die Karte an, atmete noch einmal tief durch und hielt sie in die Höhe. „Materialisiere dich, Zauberkarte Dimensionssprung! Bring uns in die Welt von Shondra und Son Go…“

„Was treibt ihr denn hier?“, drang die Stimme Seto Kaibas an ihre Ohren.

„…ku!“, beendete sie zeitgleich mit Kaiba ihren Satz und warf ihm einen schockierten Blick zu. Kaiba stand keine zehn Meter von ihnen entfernt und funkelte sie genervt an.

„Was machst du denn hier?“, rief sie panisch, während sie die Karte in ihre Hosentasche steckte.

Yugi, Thea, Joey und Tristan blickten ebenso überrascht auf den Chef der Kaiba-Corp, der direkt auf sie zuging. Kiara zupfte an Yugis Ärmel. „Was soll das werden? Ich dachte, wir sind völlig allein?“, zischte sie ihm zu. Ein Schulterzucken war die Antwort.

Kiara wandte sich wieder Kaiba zu. „Was wir hier machen, kann dir egal sein! Mach dich lieber vom Acker, bevor…“

Doch es war zu spät, Seto zu warnen. Die Magie des Gürtels und die Wirkung der Zauberkarte setzten ein.

Ein gewaltiges Rauschen erfüllte die Luft um sie herum, die Bäume wurden von einem beinah orkanartigen Wind erfasst, der sie fast bis zum Boden bog. Vereinzelte Blätter und Grashalme flogen ihnen um die Ohren.

Kiara griff nach Yugis Hand und umklammerte sie fest.

Ein tiefes Brummen stieg zu ihnen empor und dann verschwand der Boden unter ihren Füßen.

Schreiend stürzten die fünf Freunde und Seto in die tiefe Schwärze unter ihnen – einem unbekannten Abenteuer entgegen…
 

Der Fall dauerte nicht lange. Schon ein paar Sekunden später landeten sie unsanft auf hartem Geröll und blieben benommen liegen.

Kiara war die erste, die sich ächzend erhob und sich an den Hinterkopf griff. Kein Zweifel – hier würde eine große Beule entstehen.

Erschöpft blickte sie sich um. Sie waren auf einer Klippe gelandet, die knapp zehn Meter zu ihrer linken einfach endete und in eine Schlucht führte. Zu ihrer rechten begann knapp fünf Meter weiter ein dichter und düster wirkender Wald.

Langsam kam sie auf die Beine, klopfte sich den Staub von ihren Sachen und blickte wieder hinüber zum Wald. Sofort fiel ihr auf, dass das Wort düster nicht ganz ausreichte, um ihn zu beschreiben. Er wirkte unheimlich und schien keinerlei Geräusch nach außen dringen zu lassen. Kiara war ratlos. Kein Wald war so ruhig. Und doch ging von ihm eine unheimliche Stille aus. Kein Vogelkonzert, kein Rauschen der Baumkronen – nicht das entfernteste Geräusch drang an ihr Ohr.

Kiara erschauderte. Ein dichter Nebel hatte sich über dem Waldboden gebildet und machte das Bildnis des gruseligen Waldes perfekt.

„Dann scheint dir das Ganze genauso wenig zu gefallen wie mir.“, bemerkte der Pharao, der neben ihr erschien und finster zum Waldrand hinüber blickte.

Kiara schluckte, als ihr klar wurde, dass hinter ihr eine wahrscheinlich mehrere hundert Meter in die Tiefe führende Schlucht war und ihnen somit offenbar nur der Weg durch diesen Wald blieb.

Der Pharao blickte sie stirnrunzelnd an. „Keine ermutigende Vorstellung, meinst du nicht auch?“

Kiara blickte ihn kurz zerknirscht an und wandte sich dann wieder ihren Freunden zu. „Mit euch alles in Ordnung?“

Yugi setzte sich auf und rieb sich den Kopf. „Ja, ich denke schon. Joey, Thea, Tristan? Seit ihr auch okay?“, fragte Yugi.

Die drei erhoben sich und nickten gleichzeitig, während sie sich den Staub von den Klamotten klopften.

Auch Seto Kaiba sprang auf die Beine und funkelte die fünf Freunde wütend an. „Kann mir mal einer von euch Versagern erklären, was ich hier zu suchen habe?“

Kiara verengte die Augen. „Den Weg zum nächsten Friedhof?“, knurrte sie leise.

„Du bist so plötzlich aufgetaucht, Kaiba! Wir dachten, wir wären allein! Was hattest du denn auf dieser Lichtung zu suchen gehabt?“, fragte Yugi, während Kiara dem Pharao ein erschöpftes Lächeln schenkte.

„Das geht dich zwar nichts an, Yugi, aber ich war dort, weil ich vorhatte, dieses Stück Land zu kaufen. Seltsamerweise bin ich aber jetzt hier und nicht da, wo ich hingehöre und ich habe so das Gefühl, dass der Grund dafür ihr seid! Darf ich also erfahren, was hier vor sich geht!“, knurrte Seto wütend.

Kiara funkelte ihn an. „Ich könnte dir erklären, warum wir hier sind, aber es hätte so oder so keinen Sinn, weil du es doch eh nicht glauben würdest. Und ehe ich mir von dir irgendwelche blöden Sprüche anhören muss, schlage ich lieber vor, du hältst die Klappe und kommst mit.“

Seto runzelte überrascht die Stirn. „Das klingt für mich fast so, als würde eure Reise hier wieder einmal mit irgendwelchen Geschichten um den angeblichen Pharao zusammenhängen.“ „Angeblicher Pharao?“ Kiara schäumte vor Wut. „Es gibt ihn, du einfallsloser, armseliger…“ „Wenn es ihn wirklich gibt, dann beweise es mir doch endlich mal!“, unterbrach Kaiba sie abfällig.

Kiara blickte erst Yugi hilflos an und dann verlegen weg. „Das … ist momentan etwas schwierig.“

Kaiba grinste sie siegessicher an. „Na so ein Zufall aber auch.“, bemerkte er, was Kiara zur Weißglut trieb. „Hör mal zu, du…“

„Nein, bitte! Hört endlich auf zu streiten!“, ging Thea dazwischen, die sich die Arme rieb, als wäre ihr kalt. „Wir haben doch schon genug um die Ohren. Müssen wir uns da wirklich noch streiten?“ Erschöpft wandte sie sich an Kaiba. „Kaiba, wir wollten dich hier nicht mit reinziehen, okay? Aber … jetzt sind wir hier und ein Zurück gibt es nicht.“

„Zumindest nicht heute.“, fügte Kiara hinzu. Yugi blickte sie fragend an.

„Eine Zauberkarte kann ich nur einmal in der Woche beschwören.“

Yugi schluckte. „Ist mir aber neu.“

Kiara zuckte mit den Schulter. „Ich hab’s auch erst neulich herausgefunden, als ich die Zauberhüte zweimal nutzen wollte.“

Yugi runzelte die Stirn. „Wofür das denn?“ „Na ja … ich dachte, ich könnte einen coolen Zaubertrick in der Schulte vorführen. Hat nur leider nicht ganz geklappt.“ „Sag mal, bist du noch ganz dicht?“

Kiara kratzte sich verlegen am Kopf. „Ganz ehrlich? Das frage ich mich manchmal selbst.“

Yugi verschränkte die Arme vor der Brust.

„Okay, Yugi, ich hab’s ja kapiert. Keine Realisierung mehr zu privaten Zwecken.“, gab sie schließlich geschlagen.

„Das will ich auch meinen. Aber einen andere Frage. Gilt diese Regel auch für Fallenkarten?“ „Keine Ahnung … hab ich noch nicht ausprobiert.“

„Na das sind ja hervorragende Nachrichten. Das bedeutet also, dass wir jetzt mindestens eine Woche hier festsitzen?“, fragte Joey, dem diese Mitteilung gar nicht zu behagen schien.

„Es sei denn, Shondra hat ein einsehen und schickt uns zurück.“ „Natürlich müssen wir vorher noch unser Problem korrigieren.“, bemerkte Kiara und ging auf die Klippe zu. Die anderen folgten ihr.

Mit zittrigen Beinen blieb sie am Rand stehen und blickte hinunter. Kiara hatte sich geirrt, es ging nicht mehrere hundert Meter sondern mehrere tausend hinunter. Der Fels war so glatt, dass es keinen Halt gab, den sie hätten nutzen können, um hinunter zu gelangen.

„Ich fürchte, wir müssen wirklich durch den Wald.“, bemerkte Kiara und wandte sich um und ging ein paar Schritte zurück.

Den Blick auf den Boden gerichtet, ging sie weiter, bis sie – fünf Meter von ihren Freunden entfernt – vor Schreck wie erstarrt stehen blieb.

Hinter sich vernahm sie das panische Schnappen nach Luft. Keinem gefiel der Anblick, der sich ihnen bot und niemand war begeistert, als ihnen klar wurde, in welcher Gefahr sie geraden schwebten.

Kiara blickte direkt in das Gesicht eines Wesens, dem sie in dieser Welt am allerwenigstens hatte begegnen wollen.

Areslefs leckte sich über die Lippen, während seine Augen Kiara fixierten. Neben ihm blickte Fiertlo sie hungrig an und auch Xanty hatte die Arme vor der Brust verschränkt und warf ihnen einen überlegenden Blick zu.

Kiara blickte den Pharao neben ihr wutentbrannt an. „Wenn wir uns von denen fernhalten, wird uns schon nichts passieren, ja?“, zitierte sie ihn knurrend.

Yami kaute auf seiner Unterlippe. „Kann ich was dafür, wenn du dir immer die unmöglichsten Orte zum landen aussuchst.“ „Ach jetzt bin ich auch noch schuld.“

„Sieh mal einer an, wen haben wir denn da? Ich hatte gehofft, dass wir uns noch einmal wiedersehen.“, unterbrach Areslefs den kleinen Streit, was Kiara eine Gänsehaut über den Rücken trieb.

„Ehrlich? Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen.“, entgegnete sie wagemutig.

Areslefs lächelte. „Wir beide haben noch eine Rechnung offen!“

Kiara tat schockiert. „Kann gar nicht sein! Ich bezahle meine Rechnungen nämlich immer sofort, seit dich die Sendung Der Schuldenberater gesehen habe.“

Yugi griff sich an die Stirn. Selbst in den ausweglosesten Situationen schaffte es Kiara, sich um Kopf und Kragen zu quasseln.

„Du hast Mut, Kleine! Es gibt nicht viele, die in einem solchen Moment noch den Mumm haben, Witze zu reißen.“

Kiara zuckte mit den Schultern. „Nach alldem, was ich schon erlebt habe, kann mich eigentlich gar nichts mehr schockieren, von daher…“ „… kann ich ja gleich zur Sache kommen!“, rief Areslefs und ging auf Kiara zu.

Diese hob sofort ihre Hände. „Halt, halt, halt … nicht so schnell …“

Areslefs grinste. „Ich dachte, du hast keine Angst.“

Kiara begann zu zittern. „Angst? Ich? Unsinn!“

Der Vampir tippte sich mit seiner Kralle gegen das Kinn und umschloss dann mit einer ungeahnten Schnelligkeit Kiaras Hals.

Ihre Freunde wichen geschockt zurück, während Areslefs das Mädchen in die Luft hob und vor sich zappeln ließ. „Jetzt kann ich mir endlich diesen interessanten Gürtel ausleihen, den ich mir schon das letzte Mal schnappen wollte.“

Kiara trat um sich. „Das … das wird … aber ein Problem … für dich werden.“, keuchte sie, während sie ihre Fingernägel in Areslefs Hand bohrte.

„Halt durch, Kiara! Yugi hat bereits eine Idee.“, rief der Pharao in ihren Gedanken und klärte sie über Yugis Plan auf.

In der Zeit versuchte Fiertlo hastig, den Millenniumsgürtel abzuschnallen – was gründlich misslang. Knurrend riss er wie verrückt an dem Verschluss, was Kiara sofort die Luft abschnürte. Panisch rammte sie Areslefs immer wieder ihre Fingernägel ins Fleisch, bis sie es endlich schaffte und ihm in die Hand biss.

Areslefs brüllte auf und ließ sie fallen.

Kiara sackte keuchend zusammen und schnappte gierig nach Luft. Vor ihren Augen tanzten dunkle Lichtpunkte. Doch viel Zeit zum Erholen blieb ihr nicht, denn keinen halben Meter von ihr entfernt tauchte die Gestalt des Vampirs wieder auf, der wie eine Burg über sie hinwegragte.

„Kiara!“, rief Yami zum Zeichen, dass Yugi bereit war.

Kiara atmete noch einmal tief durch und kämpfte sich schließlich auf die Beine. Vor ihr stand Areslefs. Seine Eckzähne ragten bedrohlich aus seinem Maul heraus, das zu einem breiten, siegessicheren Grinsen verzerrt war.

Eine Sekunde später wurde ihr auch klar warum. Fiertlo, der noch immer hinter ihr stand, umklammerte ihre Arme und hielt sie an Ort und Stelle fest.

Ein Zustand, der das Mädchen eigentlich hätte beunruhigen müssen. Stattdessen jedoch grinste sie. „Weißt du, deine Naivität ist echt süß.“, flötete sie.

„Süß?“, rief Areslefs empört und begann zu knurren. „Vampire sind vielleicht schrecklich, angsteinflößend und grausam aber nicht ... süß!!“, brüllte er sie an und entblößte dabei seine langen Fangzähne.

Kiara begann zu kichern. „Na schön … sind sie halt nicht süß! Aber eine Frage hätte ich da noch!“ „Nur zu!“, fauchte er. Lange würden seine Geduldsfäden nicht mehr halten.

„Hat die Todgeweihte denn noch einen letzten Wunsch?“, fragte sie unschuldig und bemühte sich krampfhaft, das Kichern zu unterdrücken und ängstlich dreinzusehen. Offenbar schien es zu funktionieren, denn der Vampir schien besänftigt und nickte. „Meinetwegen.“ „Gut!“, rief sie und blickte nachdenklich zum Himmel. „Ich möchte … vier Worte möchte ich noch sagen!“ „Spuck es aus! Wir haben Hunger! Jungs, gleich gibt’s Mittag!“, rief er nach hinten und zu Kiaras Überraschung traten noch ein gutes Dutzend weiterer Vampire aus den dunklen Schatten des Waldes hervor.

Kiara schluckte und versuchte, über die Schulter hinweg einen aufmunternden Blick zu ihren Freunden zu werfen, doch Fiertlo stand ihr im Weg.

„Spuck schon aus, Kleine!“, rief Areslefs ungeduldig und bleckte die Zähne.

„Ähm …“

„Eins!“ Areslefs hob seinen Zeigefinger. Kiara blies die Backen auf. „Hör auf zu spinnen, das war kein Wort!“ „Aber das waren eben acht Wörter! Das Doppelte von dem, was du eigentlich wolltest! Aber ich bin ja gnädig. Ich geb’ dir noch fünf Sekunden, in denen du deine vier Wörter loswerden darfst. Und zwar ab jetzt!“

Kiara grinste. „Reizend! Und hier meine vier Worte!“ Kiara legte den Kopf in den Nacken, ließ dabei ihr langes Haar in Fiertlos Gesicht klatschen, blickte zum Himmel und rief: „Materialisiere dich, Schwarzer Rotaugendrache!“

Mit einem erfreulichen Blick nahm sie wahr, wie Areslefs Blick sich bei jeden einzelnen Wort verdüsterte. Über seinen Kopf hinweg zuckte ein Blitz durch die Luft und schlug knapp drei Meter von ihnen entfernt in die Karte ein, die Yugi in die Höhe hielt.

Fiertlo fuhr erschrocken zusammen, was bei seiner Kraft nicht gerade lustig war, denn Kiara wurde durch dieses Zucken ein paar Meter nach vorn geschleudert. Ungebremst prallte sie mit Areslefs zusammen und stolperte zu Boden.

Hastig kämpfte sie sich wieder hoch, befreite sich mühsam aus seinem Griff, wich Fiertlo aus und raste auf Yugi zu, der sich bereits daran machte, auf den schwarzen Drachen zu klettern, der am Rande der Klippe in der Luft schwebte.

Kiara war überrascht, dass der Aufruf so schnell und ohne großes Brimborium vollzogen worden war.

Sie wagte einen Blick hinter sich und erschrak. Fiertlo und Areslefs hatten die Verfolgung aufgenommen und waren nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt.

„Komm schon, Kiara! Lauf!“, feuerte Yugi sie an, während er sich mit der linken Hand an einem Zacken an den Flügeln des Drachen festklammerte. Seine freie Hand streckte er ihr entgegen, um sie hinaufzuziehen.

Kiara legte noch einmal an Tempo zu. „Flieg los, Rotauge!“, rief sie, was Yugi überraschte. Der Drache setzte sich in Bewegung, war bereits einen guten Meter von der Klippe entfernt, als Kiara sprang und durch die Luft segelte. Mit klopfendem Herzen versuchte sie, seine Hand zu ergreifen, erschrak jedoch, als sie seine Finger verfehlte und in die Tiefe zu stürzen drohte.

Yugi war schneller. In weiser Voraussicht war er bereits dabei, ein paar Zentimeter tiefer zu rutschen und griff ein zweites Mal nach ihrer Hand, die er diesmal erwischte und fest umklammerte. Doch erst jetzt wurde ihm klar, dass er vergessen hatte, an das zusätzliche Gewicht zu denken, dass jetzt seinen freien Arm belastete. Seine linke Hand löste sich von dem Zacken, den sie umklammert hatte, und er rutschte ab.

Die Zwillinge stürzten in die Tiefe…

Keine guten Neuigkeiten

Die beiden fielen und fielen.

Joey reagierte sofort. „Komm schon, Rotauge! Wir müssen die beiden aus der Luft fischen!“, rief er. Der Drache gehorchte und ging in den Sturzflug über. Joey musste allerdings mit Schrecken feststellen, dass die Schlucht zu beiden Seiten immer enger wurde. Sehr weit würde der Drache nicht kommen und bis dahin mussten sie die beiden erwischt haben.

Der Rotauge legte bereits seine Flügel eng an, was Joey keineswegs beruhigte, denn ihm war klar, dass er irgendwie noch die Möglichkeit haben musste, seine Flügel wieder auszuspannen, wenn sie heil wieder in die Luft kommen wollten.

Es waren nur noch ein paar Zentimeter.

Yugi, der Kiaras Hand noch immer umklammerte, hatte seine freie Hand in die Höhe gereckt, um irgendetwas von dem Drachen packen zu können.

Joey spornte seinen Drachen an.

Der Vorsprung wurde kleiner. Yugi streckte sich noch einmal, griff nach einem Zacken auf der Schnauze des Drachen – und verfehlte ihn.

Zu Joeys Entsetzen blieb der Rotauge plötzlich mit einem gewaltigen Ruck stecken, der ihn und seine Freunde über den Kopf des Drachen hinweg in die Tiefe fallen ließ.

Schreiend stürzten sie Yugi und Kiara hinterher, während der Rotauge brüllend verschwand.

Tristan und Joey sprachen Gebete, während Thea völlig starr vor Entsetzen war.

Und dann stieg aus der tiefen Schwärze unter ihnen etwas empor. Ein blauer Schimmer ging von dem Etwas aus, das sich mit rasender Geschwindigkeit näherte.

Joey brach sein Gebet ab und schnappte nach Luft, als sie allesamt auf der gewaltigen Schnauze des Geflügelten Drachen und Hüter der Festung landeten, der keineswegs so groß wie der Schwarze Rotaugendrache war, dennoch locker die Größe zweier Häuser hatte.

Ein wenig bedröppelt blickten sie sich um und erhaschten einen Blick auf Kiara und Yugi, die nicht weit von ihnen hockten und krampfhaft versuchten, ihr Zittern zu unterdrücken.

Joey, Thea und Tristan krochen zu ihnen hinüber. Einzig Kaiba blieb, wo er war und blickte ihnen finster nach.

„Yugi, Kiara, seid ihr in Ordnung?“, fragte Joey, während er sich neben Yugi niederließ.

„Uns geht’s gut. Der Schreck sitzt zwar noch ein wenig, aber ansonsten … ist alles in Ordnung.“, antwortete Yugi und war immer noch nicht in der Lage, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.

Kiara hatte sich fest an ihn gekuschelt und die Augen geschlossen. Offenbar war sie momentan mehr als nur geschockt. Yugi hatte ihr den Arm um ihre Schultern gelegt und drückte sie an sich zum Zeichen, dass alles in Ordnung war.

„Junge, Junge, du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weißt du das? Mach das nie wieder.“, knurrte Tristan, während er Yugi auf die Schulter klopfte.

Kiara öffnete langsam die Augen und blickte zu Yugi hoch. „Hat es geklappt?“, fragte sie leise. Yugi nickte. „Alles in Ordnung.“

Kiara setzte sich langsam auf und seufzte tief. „Das war aber ganz schön eng.“

„Warum hast du auch dem Rotauge gesagt, dass er schon mal losfliegen soll?“ „Na ja … diese Vampire haben eine immense Kraft. Die hätten ohne Probleme mit aufspringen können, wenn der Drache nicht schon ein wenig Vorsprung gehabt hätte.“ „Nette Überlegung, aber du siehst ja, was dabei rausgekommen ist. Wir wären fast draufgegangen.“

Kiara sank in sich zusammen. „Tut mir leid.“, murmelte sie und schlang ihre Arme um die Knie.

Yugi blickte sie kurz an und wandte sich dann wieder Joey zu. „Also, und nun?“ „Am besten raus aus der Schlucht und dann … einfach der Nase nach.“, schlug Joey vor und blickte sich überrascht um, als ihm etwas auffiel. „Hey, woher wusstest du eigentlich, dass der Geflügelte Drache klein genug ist, um in dieser Schlucht mit ausgebreiteten Flügeln zu fliegen?“

Yugi grinste. „Darauf ist Kiara gekommen.“, erklärte er und drückte seine Schwester stolz an sich.

„Das hat uns das Leben gerettet, weißt du?“

Der Drache schlug noch einmal kräftig mit den Flügeln und endlich verließen sie die Schlucht und schossen in den blauen Himmel empor.

Yugi blickte sich um und entschied dann schließlich, dem Graben zu folgen. Der Drache brüllte laut auf und flog weiter…
 

Son Goku tauchte so plötzlich vor ihr auf, dass Shondra nur noch mit Mühe und Not bremsen konnte. Trotz allem flog sie mit rasender Geschwindigkeit auf ihn, so dass er sie rasch bei den Schultern packte und ihren Flug stoppte.

Shondra funkelte ihn wütend an. „Mach das noch einmal und ich schwöre dir…“ „Schon gut! Tut mir leid, aber ich hatte es eilig.“

Shondra befreite sich aus seinem Griff, strich sich durch das Haar und blickte ihn dann fragend an. „Was ist denn los?“

Goku sah sich kurz um, was ihr komisch vorkam. Dann wandte er sich ihr wieder zu. „Hast du denn noch nichts davon gehört?“ „Wovon?“ „Vampcars Tochter!“ „Die kleine Leila?“

Goku nickte, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte seine Schwester besorgt an. „Wir haben ein mächtiges Problem.“ „Wieso? Ist sie verschwunden?“ „Ja … aber nicht auf die Art, die du vielleicht glaubst.“

Shondra blickte entnervt in den Himmel. „Mann, Goku … lass dir doch nicht jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen. Was ist los?“ „Leila … nun ja … Leila ist nicht mehr direkt Leila.“

Shondra runzelte ratlos die Stirn. „Ähm … du weißt schon, dass man nicht trinken darf, wenn man fliegt, oder?“ „Shondra, das war kein Witz … dasselbe, was mit Vampcar bei Vollmond passiert, hat jetzt von Leila Besitz ergriffen.“ „Okay, aber …“ Seine Schwester deutete in den Himmel hinauf. „Wir haben keinen Vollmond!“ „Sie hat sich ja auch nicht durch den Vollmond verwandelt. Nur die Art, wie Vampcar bei Vollmond zum … Untier wird, ist dieselbe, die jetzt Leila beherrscht.“ „Moment mal … soll das heißen, dass auch Leila zwei Persönlichkeiten hat?“ „Und diese Persönlichkeit ist kein Zuckerschlecken.“

Shondra verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust und blickte Son Goku besorgt an. „Womit haben wir es zu tun?“

Goku atmete tief durch. „Mit Monakira.“ „Ist das schlimm, wenn ich den Namen noch nie gehört habe?“ „Kannst du auch nicht, weil sie bisher nicht in Erscheinung getreten ist.“

Shondra breitete die Arme aus. „Woher kennst du sie dann?“ „Weil ich … ihr schon begegnet bin und glaub mir, Schwesterchen … dieses Mädchen hat keinerlei Ähnlichkeit mehr mit der kleinen Leila. Sie behauptet von sich selbst, dass sie die persönliche Dienerin des Teufels sei.“

Shondra grinste schwach. „Da wird Piccolo aber noch ein Wörtchen mitzureden haben.“ „Das ist kein Witz!“ „Weiß ich doch, aber … das klingt einfach lächerlich. Leila … persönliche Dienerin des Teufels …“ „Ich weiß, dass das alles Andere als gut klingt, aber glaub mir … es ist so.“ „Na schön, aber… wie ist das passiert? Ich meine, bei Vampcar ist es der Vollmond, der sie zur tollwütigen Bestie werden lässt… was ist es bei Leila?“

Son Goku kaute auf seiner Unterlippe. „Na ja … ich fürchte, das ist … auf Areslefs Mist gewachsen.“

Shondra sog scharf die Luft ein. „Wie bitte?“ „Die Vampire haben einen Himmelselfen erwischt und …“ „Lass mich raten … er war zufällig ein enger Freund unserer Leila. Sie hat dabei zugesehen, wie die Vampire ihn abgeschlachtet haben und schwups brannte bei ihr die Sicherung durch, hab ich Recht?“

Son Goku ließ hilflos die Schultern sinken. „Sie braucht Hilfe, Shondra!“ „Das ist mir klar.“ „Das Problem ist … Monakira hat … ganz schön Kraft.“

Shondra sah ihn mit blitzenden Augen an. „Wieviel Kraft?“

Der Saiyajin kratzte sich am Hinterkopf. „Na ja … ich kam nicht gegen sie an.“

Shondra schluckte. „Das ist nicht gut!“ „Und das zweite Problem ist, dass sie auf Rache aus ist.“

Gokus Schwester blickte nachdenklich drein. „Was … ist daran so schlecht? Ich meine, wir haben doch nix getan.“ „Ihre Wut richtet sich aber nicht gegen die Vampire. Mit denen macht sie nämlich gemeinsame Sache.“ „Was?“ „Shondra, kapier es doch! Monakira ist nicht Leila… gut beide sind wütend und Leilas Rachegefühle überwiegen momentan, aber Monakira ist diejenige, die entscheidet, an wem diese Wut ausgesetzt wird. Sie beherrscht das Mädchen, während die Gefühle von Leila sie beherrschen.“

Shondra schüttelte den Kopf. „Leila ist wütend und ihre böse Seite beherrscht sie. Monakira ist praktisch das Werkzeug, das sich dadurch, dass sie momentan am langen Hebel sitzt, natürlich die Opfer aussuchen kann. Dumm nur, dass wir es bei Monakira keineswegs mit einem guten Engel zu tun haben, sondern mit einer Teufelsdienerin, die natürlich auf der falschen Seite steht und ihre Vampire als Freunde betrachtet. Warum kann es nicht einfach mal etwas Einfaches sein?“, knurrte sie.

Son Goku zuckte mit den Schultern. „Auf jeden Fall müssen wir ihr helfen. Aber … allein krieg ich das nicht hin. Ich fürchte, wir werden mehr Hilfe brauchen, als du vielleicht annimmst. Monakira ist stark, Shondra! Sie ist sehr stark und es wird hart werden.“

Shondra kaute nun ebenfalls auf ihrer Unterlippe herum. „Dann … lass uns erst einmal Vegeta suchen … seine Hilfe werden wir auf jeden Fall brauchen.“ „Pass auf!“

Son Goku packte sie plötzlich bei den Schulten und schoss in die Tiefe. Keine Sekunde zu früh, denn ein gewaltiger Schatten flog über sie hinweg, ohne auf sie zu achten.

Shondra blickte hoch und starrte auf einen gigantischen blauen Drachen, der sich mit rasender Geschwindigkeit von ihnen entfernte. „Kann der nicht aufpassen?“, knurrte sie, strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, während sie überrascht feststellte, dass von dem Drachen etwas Vertrautes ausging. Doch beinah sofort erlosch das Gefühl wieder.

Son Goku blickte sie forschend an. „Alles in Ordnung?“, fragte er.

Shondra nickte. „Ja … es war nur … irgendwie kam mir das grad so … bekannt vor, aber … war wohl ein Irrtum.“ „Bist du sicher?“ „Ja … bin ich. Lass uns Vegeta informieren.“

Damit schoss sie in die entgegengesetzte Richtung davon. Son Goku zuckte nur kurz mit den Schultern und folgte ihr…
 

„Ist mir dieses gottverdammte Balg schon wieder entkommen! Langsam werd ich wirklich sauer!“ Wütend fegte Areslefs einen zinnernen Kerzenhalter vom Tisch, ließ sich auf eine alte, abgewetzte Couch sinken und legte die Füße auf den Tisch.

Fiertlo sah ihn belustigt an. „Fang doch an zu heulen!“, rief er seinem Anführer entgegen, was Areslefs noch wütender machte. „Halt bloß dein Maul, du Knirps!“

„Was los, Fiertlo? Ist der große Chef wütend, weil er seine Unfähigkeit mal wieder unter Beweis gestellt hat?“, erklang die hochnäsige Stimme eines Mädchens, das sich neben den weißhaarigen Fiertlo gesellte und Areslefs boshaft anlächelte. Xanty, Fiertlos Zwillingsschwester – als Mensch geboren, von ihrem Bruder mit fünf Jahren zum Vampir gemacht worden.

Lilafarbenes Haar floss ihr über die Schultern.

Areslefs warf ihr einen mörderischen Blick zu, während sie sich keck über den Tisch beugte und sich an den Kanten mit den Händen abstützte. „Das dumme Ding muss dir ja mächtig viel bedeuten, wenn du deinen Lieblingskerzenhalter durch die Gegend schleuderst.“, säuselte sie. Areslefs packte sie um den Hals, zog sie nahe an sich heran. „Reiz mich nicht, Xanty.“, knurrte er und schleuderte sie zurück.

Wütend blickte sie ihn an und rieb sich den Hals an der Stelle, wo Areslefs zugepackt hatte. „Du bist ja mieser drauf als Fiertlo, wenn er Hunger hat.“ Ein Satz, der Areslefs tatsächlich grinsen ließ.

Fiertlo indes funkelte sie boshaft an.

„Na so was aber auch … was für ein Zufall, dass ich euch hier begegne.“

Alle drei standen kerzengerade auf der Stelle und blickten sich überrascht um. Die Stimme kannten sie nicht und sie gehörte ohne Zweifel keinem Vampir.

Areslefs war der erste, der den dunklen Schatten bemerkte, der aus der Finsternis der Höhle auf sie zutrat.

Sie trug schwarze Stiefel, die ihr bis über die Knie reichten und auf denen sich jeweils ein feuerroter Streifen entlang schlängelte. Ein sehr kurzer und enger blauer Minirock sowie ein gelbes Top mit ebenfalls feuerroten Zeichen und einem dunkelblauen Schulterschutz betonten ihre Figur. Ein langer, blutroter Umhang umschmiegte ihre schlanken Beine und stand im krassen Kontrast zu ihrem giftgrünen langen Haar. Auf ihrer linken Schulter war ein schwarzes umgedrehtes Kreuz eintätowiert, was klar stellte, auf welcher Seite sie stand. Sie trug ein aus goldenen Perlen gefertigtes Diadem und um ihren Gürtel schlängelte sich eine Dämonenpeitsche, an deren Ende zwei orangefarbene Eisenkugeln befestigt waren. Die perfekte Mordwaffe, wenn man wusste, wie man mit ihr umzugehen hatte.

Zwei glutrote Augen mit schwarzen, schmalen, katzengleichen Pupillen fixierten ihn.

Areslefs wollte es nicht zugeben, doch er war von der Erscheinung dieses Mädchens äußerst beeindruckt. „W… wer bist du?“, fragte er, obwohl er zugeben musste, dass ihm die Antwort schon wieder vollkommen egal war.

Das Mädchen lachte kalt, ging an Fiertlo vorbei, wobei sie mit ihren langen Fingernägeln über seine Wange strich. „Du … bist ja ganz schön neugierig, mein lieber Areslefs.“ „Du kennst meinen Namen?“

Wieder lachte sie. „Wer kennt ihn nicht? Allerdings … muss ich zugeben, dass die da unten nicht gerade in höchsten Tönen von dir sprechen.“ „Die da unten?“, fragte Fiertlo verwirrt, während er ihren Arm zur Seite schlug.

„Aha … sag bloß, du weißt nicht, wer ich bin.“, fragte sie überrascht, was Fiertlo mit einem Schulterzucken kommentierte.

Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nicht zu fassen. Die gesamte Unterwelt weiß, wer ich bin. Und so ein Haufen dahergelaufener Vampire kennt mich nicht?“

„Monakira, die Teufelsdienerin!“, rief Xanty, deren Augenbrauen sich zusammengezogen hatten.

Das Mädchen klatschte in die Hände. „Bravo … endlich jemand, der seinen Verstand nutzt.“, murmelte sie erfreut und wandte sich wieder Areslefs zu. „Also schön, Areslefs! Da unten sind sich alle einig, dass du nichts weiter als ein Stümper bist – ein Großmaul, das es bisher immer noch nicht geschafft hat, dieses kleine hinterlistige Biest namens Shondra und ihren sauberen Bruder dort hin zu befördern, wo sie hingehören.“

Areslefs knurrte und ballte die Hände zur Faust. Seine Nägel gruben sich in sein Fleisch, als er auf sie zuschoss und Monakira im Nacken packte. „Sag das noch einmal, Kleines und ich schwöre dir, ich beweise dir …“ „Wozu du fähig bist? Du würdest mir mit deiner gesamten Kraft nicht einmal einen Fingernagel abbrechen, mein Lieber, also tu dir selbst ein Gefallen und lass mich los, bevor ich wirklich wütend werde!“ Mit diesen Worten packte sie seine Schulter und schleuderte ihn zurück. Nicht nur Fiertlo war erstaunt darüber, welch immense Kraft in diesem Geschöpf steckte. Xanty blickte das Mädchen finster an. Monakira war ihr alles Andere als sympathisch.

„Schön, wir wissen, wer du bist, aber … was willst du von uns?“, fauchte sie und verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust.

Monakira wandte sich ihr zu und ein boshaftes Funkeln lag in ihren Augen. „Wenn ich mich Recht erinnere, dann … hattet ihr vor ein paar Tagen ein recht schmackhaftes Mahl zu euch genommen, bin ich da richtig im Bilde? Ein Himmelself?“

Fiertlo zuckte ebenso überrascht zusammen wie seine Schwester. Woher wusste sie davon?

„Oh … ihr fragt euch sicher, wie ich darauf komme, was? Ganz einfach … ich bin, besser gesagt, meine zweite Hälfte ist die Tochter von Vampcar, der Himmelselfe, und sie war dabei, als es geschah. Sie war keineswegs erfreut darüber, weil … nun sagen wir mal, der besagte Himmelself war ein sehr guter Freund von ihr. Und drei mal darfst du raten, was sie jetzt will?“ „Einen guten Therapeuten?“, fragte Fiertlo, während er sich gelangweilt auf einen Sessel sinken ließ.

Xanty kicherte, verstummte aber sofort, als Monakira sie böse anfunkelte.

„Sie will Rache!“, beantwortete Areslefs die Frage, der sich wieder zu ihnen gesellte – allerdings mit einem gebührenden Abstand von der Teufelsdienerin.

„Er hat Recht.“, gab Monakira beeindruckt zu, während sie sich auf dem Tisch niederließ.

„Dummerweise richten sich ihre Rachegefühle wohl gegen die, die das … wie heißt das doch… Unrecht … begannen haben. Also uns!“, bemerkte Fiertlo, der von der Aussicht, sich mit der Dienerin des Teufels auseinanderzusetzen, nicht gerade angetan war.

Monakira grinste. „Nur zum Teil Recht, mein lieber Fiertlo.“ „Ich bin nicht lieb.“ „Ihre Rachegefühle sind da, das stimmt, aber da sich die liebe kleine Leila momentan nicht in der Position befindet, irgendetwas zu befehlen, fürchte ich, darf ich mir die Ziele aussuchen.“

Areslefs, der ahnte, worauf das hinauslief, grinste, als er fragte: „Und welche Ziele wären das?“

Die Augen der Dienerin leuchteten, als sie Areslefs anblickte. „Es wären diejenigen, auf die du schon seit Jahren scharf bist. Was wäre das für ein Gefühl, ihr endlich die Halsschlagader durchzubeißen, ihr Blut zu trinken, sich an ihr zu ergötzen, bis kein Hauch Leben mehr in ihr ist?“

Areslefs durchfuhr es mit jedem einzelnen Wort, seine Nackenhärchen stellten sich auf, seine Augen begannen zu leuchten, das Wasser lief ihm im Maul zusammen. „Lass sie uns endlich zerfetzen.“

Monakira lächelte. Shondras und Son Gokus Tod waren nur noch eine Frage der Zeit…

Rettung in letzter Minute

„Mist, Mist, Mist, Mist, Mist, Mist, Mist, Mist!!!!“ Sun Guku war in ihre Flucherei so vertieft, dass sie Vegeta völlig übersah, der ihre Flugbahn kreuzte und heftig mit ihm zusammenstieß. Gemeinsam trudelten sie in die Tiefe, bis sie sich ein paar Meter über dem Boden wieder fingen und tief durchatmend auf der Stelle schwebten.

„Eins schwör ich dir … wenn du es wagen solltest, noch einmal so eine Tour durchzuziehen, leg ich dich um!“, fauchte Vegeta, während er Sun Guku finster beäugte.

Sun Guku warf ihr Haar aus dem Gesicht. „Tut mir leid! Ich hatte es eilig und nicht auf die Flugbahn geachtet.“ „Was treibt dich denn zur Eile an?“ „Leila!“ „Leila?“ „Vampcars Tochter!“ „Was ist mit ihr?“, fragte Vegeta, obwohl Sun Guku ihm sofort ansah, dass ihn die Antwort eigentlich überhaupt nicht interessierte.

Widerwillig klärte sie ihn in sekundenschnelle auf und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Vegeta zuckte mit den Schultern. „Na dann viel Vergnügen.“, brummte er und flog an Guku vorbei. Die jedoch dachte nicht daran, den Saiyajin so einfach entkommen zu lassen und packte ihn mitten im Flug am hinteren Kragen, was ihn brutal stoppte.

„So nicht, mein Freund! Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können.“ „Und das schließt mit ein?“ „Du hast es erfasst.“ „Und wer fragt mich?“

Guku rollte mit den Augen. „Ich schick dir ne Beileidstüte! Und jetzt kommt schon!“ „Was hab ich mit Vampcars Gören zu schaffen?“, fauchte Vegeta und befreite sich aus ihrem Griff.

Guku sah ihn mit blitzenden Augen an. „Das ist doch vollkommen egal! Vampcar ist unsere Freundin und sie braucht Hilfe! Warum kapierst du es nicht?“ „Warum kapierst du nicht, dass mir das so ziemlich am Ar…“ „Vegeta!“, fauchte Sun Guku zornig und ein flammendroter Energieball erschien in ihrer Hand.

Vegeta grinste boshaft. „Wenn du mich erledigst, werde ich euch wohl kaum helfen können.“ „Wenn du dich weigerst, uns zu helfen, kann uns das egal sein!“ „Soll das heißen, dass du es drauf ankommen lässt?“

Sun Guku sah für einen Moment so aus, als würde sie ihre Drohung wahr machen, doch eine Sekunde später ließ sie die Energiekugel verschwinden und blickte ihn erschöpft an. „Bitte, Vegeta! Vampcar ist meine beste Freundin und ich will ihr helfen! Du hast uns jetzt schon so oft geholfen … lass uns jetzt nicht im Stich!“

Vegeta knirschte mit den Zähnen und antwortete schließlich: „Dafür schuldest du mir was, wenn wir überleben, Guku, klar?“

Guku strahlte über das ganze Gesicht und zuckte mit den Schultern. „Es wird ja am Ende sowieso auf dasselbe hinauslaufen.“ „Was meinst du?“ „Dass du am Ende des Kampfes über deinen Schatten springen und mir die Schulden erlassen wirst.“

Vegeta funkelte sie an. „Was bringt dich denn zu dieser Erkenntnis?“

Guku grinste. „Ich hab Buch darüber geführt nach jedem Kampf, in dem wir … oder ich dich um Hilfe gebeten und dir danach was geschuldet hab … bis jetzt hast du mir die Schulden jedes Mal erlassen … was auch ganz gut ist, denn andererseits würde ich jetzt wahrscheinlich schon am Hungertuch nagen oder auf Lebzeiten deine Sklavin sein.“

Beide sahen sich einen Moment schweigend an.

„Kein guter Gedanke.“, bemerkten sie schließlich wie aus einem Munde, schüttelten gleichzeitig den Kopf und flogen weiter.
 

„Könntest du mir vielleicht mal erklären, wie wir Leila überhaupt retten wollen?“, fragte Shondra, die Mühe hatte, mit ihrem Bruder mitzuhalten, der wir ein Irrer vor ihr herflog. Son Goku zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht helfen ja ein paar nette Worte.“

Shondra rollte mit den Augen. „Du scheinst wirklich keine Ahnung zu haben!“, rief sie ihm hinterher und gab Gas, um auf einer Höhe mit ihm zu sein. „Aber mal ehrlich, Goku! Wenn Monakira wirklich so mächtig ist, dann brauchen wir mehr als nur Vegetas Hilfe.“ „Wir brauchen sogar viel mehr.“, bestätigte ihr Bruder.

„Aber wen willst du denn noch alles fragen?“ „Piccolo, Trunks, Jones, deine Töchter …“ „Kommt gar nicht in Frage! Sun Gahna und Kashima wirst du schön da raus halten!“ „Na schön ... aber Sun Guku kann helfen. Vampcar, Piros, alle die mir gerade einfallen.“

Shondra kroch es eiskalt den Rücken hinab. „Findest du das nicht schlimm? Ich meine, wir mobilisieren alle Freunde, die wir kennen, um einem Mädchen zu helfen, dass im Grunde ihres Herzens ein liebenswerter Mensch ist?“ „Eine Himmelselfe.“ „Na schön. Eben Himmelselfe! Aber sei doch mal ehrlich. Ich meine, glaubst du wirklich, dass Vampcar in der Lage sein wird, gegen ihre eigene Tochter zu kämpfen?“

Son Gokus Blick wurde traurig. „Nein, das glaube ich nicht. Und genauso wenig glaube ich, dass eine Mutter gegen ihre eigene Tochter antreten sollte. Aber ... vielleicht kann Vampcar sie ja zur Vernunft bringen.“ „Wenn Leila wirklich so schlimm ist, wie du sagst, dann wird es mehr brauchen, als nur ihre Mutter, um sie zu befreien.“, bemerkte Shondra düster.

„Kann sein ... aber eine andere Chance haben wir nicht.“

Shondra kaute auf ihrer Unterlippe, während sie schweigend nebeneinander her flogen. Eine Gänsehaut kroch ihr über den Rücken, als ihr bewusst wurde, was auf sie zukam. Es war ein Kampf, dem sie am liebsten vollkommen entfliehen würde.

Son Goku stoppte so plötzlich, dass Shondra gegen seinen ausgestreckten Arm flog und ein paar Meter in die Tiefe trudelte, bis sie sich schließlich wieder fing und nach oben zu ihrem Bruder schwebte. Eine Sekunde später wünschte sie sich, sie wäre unten geblieben.
 

„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie wir Shondra finden wollen? Ich meine, ihre Welt hat ja nicht gerade die Größe einer Briefmarke oder?“

Kiara blickte Joey hilflos an. „Ehrlich gesagt … hab ich keine Ahnung. Ich dachte, wir fliegen so lange weiter, bis mir irgendetwas bekannt vorkommt.“

„Das ist eine Idee, wie sie nur von dir stammen kann!“, rief Kaiba herablassend, der sich der Gruppe in der Zwischenzeit ein wenig genähert hatte.

Kiara funkelte ihn wütend an, sagte aber nichts. Mitten in der Luft hatte sie keine Lust, einen Streit anzufangen, obwohl es ihr bereits in den Fingern kribbelte, Seto etwas Saftiges an den Kopf zu werfen.

„Du bist ja heute mal direkt vernünftig.“, stellte Yami fest, der neben ihr erschien und sie erstaunt ansah. „Ich hätte fast damit gerechnet, dass du dich jetzt auf ihn stürzen würdest.“

Kiara grinste bei der Vorstellung, Kaiba mit dem Kopf voraus über dem Boden zappeln zu lassen.

„Das wäre etwas, über das ich mich auch freuen würde, glaub mir.“, murmelte der Pharao, der ihren Wunsch in ihren Gedanken gelesen hatte. Zum ersten Mal war Kiara nicht böse darüber. „Stell dir mal vor, wie einfach es wäre …“, träumte sie leise vor sich hin.

„Und niemand könnte dir etwas nachweisen.“, spann Yami weiter, was Kiara grinsen ließ. „Manchmal macht es echt Freude mit dir.“, murmelte sie leise, umschlang ihre Knie und blickte mit glasigen Augen in die Ferne.

Wie sollten sie Shondra finden?

„Hast du schon mal überlegt, ob man sie vielleicht mit irgendeiner Zauberkarte finden kann?“, fragte Yami, was Yugi mit einem Stirnrunzeln beantwortete. „Welche Karte soll das denn schaffen?“

Der Pharao zuckte mit den Schultern. „War nur so ein Gedanke.“

Kiara blickte ihn an. „Ich glaube, Yugi hat Recht. Das wird wohl nichts.“

Joey straffte die Schultern. „Leute, uns wird schon einfallen, wie wir sie finden.“

„Vor allem dir, Wheeler, ja?“, bemerkte Seto herablassend, was Yugis blonden Freund sofort wieder auf die Palme brachte. „Hör mal zu, du arroganter Schnösel! Wir haben dich mitgenommen, damit du nicht so allein darauf warten musst, dass dir jemand deine Grenzen zeigt, das heißt aber noch lange nicht, dass du deine Klappe aufreißen kannst, wie es dir Spaß macht, klar?“ „Was regst du dich so auf, Wheeler? Kannst du dir Wahrheit nicht vertragen?“ „Jetzt reicht es aber!“ Joey sprang auf und wollte auf Kaiba los gehen, doch Tristan und Thea hielten ihn davon ab, während Kiara dem Drachen über die Stelle zwischen seinen Augenlidern strich, um ihn zu beruhigen.

Doch einen Augenblick später krümmte sie sich zusammen, als ein heftiger Schmerz durch ihren Kopf fuhr. Weiße Blitze schossen vor ihren Augen vorbei und stachen wie tausend Nadeln in ihre Schädeldecke. Ein Bild flammte vor ihren Augen auf. Shondra und Son Goku und …

Kiara brach zusammen.

Yugi, der sie in den letzten Sekunden geschockt beobachtet hatte, raffte sich auf und zog sie an sich. „Kiara, Kiara! Wach schon auf, was ist passiert?“

Der Pharao, der immer noch neben ihnen schwebte, blickte Yugi an und zuckte mit den Schultern. „War das eine Vision?“ „Hast du etwas davon mitbekommen?“, fragte Yugi neugierig und senkte enttäuscht den Kopf, als der Pharao den Kopf schüttelte.

Joey, der seinen Streit mit Kaiba sofort wieder vergessen hatte, blickte besorgt auf Yugis Zwillingsschwester, die langsam die Augen öffnete. „Hey, Kiara! Alles wieder klar?“

Das Mädchen strich sich erschöpft das Haar aus der Stirn und richtete sich dann wieder auf. „Ja, alles … alles klar.“ „Hast du was gesehen?“

Kiara dachte kurz nach, dann wandte sie sich plötzlich rasch um und blickte dem Drachen in die Augen. „Dreh um, Geflügelter Drache! Dreh um und flieg zurück!“, befahl sie und keine fünf Sekunden später hatte der Drache kehrt gemacht und flog wieder zurück.

Yugi blickte sie verwirrt an. „Was soll das denn jetzt?“

Kiaras Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wir müssen Shondra helfen!“ „Steckt sie denn in Schwierigkeiten?“ „In größeren als du denkst.“
 

„Siehe an, Shondra!“ Monakira lächelte kalt, als sie den Saiyajin-Geschwistern gegenüber schwebte und sie hochmütig anblickte. „Nach dir hab ich gesucht, weißt du das? Nach dir und deinem allerwerten Bruder.“

Shondra knirschte mit den Zähnen. Monakira war tatsächlich mächtig; Son Goku hatte nicht übertrieben. „Was willst du?“, fragte sie und warf einen kurzen Blick in die Tiefe. Unter ihnen tummelten sich Vampire – zweifellos Areslefs und seine Komplizen.

Hinter sich verspürte sie einen Luftzug und stellte durch einen kurzen Blick fest, dass sie von geflügelten Vampiren umzingelt waren.

„Drei Mal darfst du raten, was wir wollen.“

Shondra blickte sich kurz noch einmal um und wandte sich dann wieder Monakira zu. Ratlos zuckte sie mit den Schultern. „Die Lottozahlen von morgen?“, fragte sie, was die Teufelsdienerin lächeln ließ. „Du hältst dich für witzig.“ „Manchmal schon.“ „Dir ist aber schon klar, dass dein Humor dir hier nicht helfen wird, oder?“

Shondra warf Goku einen kurzen Blick zu. „Das kommt drauf an … vielleicht lachen sie sich ja tot.“ „Du scheinst einfach nicht zu wissen, wann du deine Klappe zu halten hast, weißt du das?“

Son Goku ergriff plötzlich ihren Arm und schoss in die Tiefe – keine Sekunde zu früh, denn über sich spürte sie schon, wie ein geflügelter Vampire über sie hinwegschoss. Hätte Goku sie nicht herabgezerrt, wäre sie jetzt Hackfleisch.

So schnell sie konnten, flogen sie in Richtung Boden davon, wichen dabei immer wieder geschickt und in viel zu hohem Tempo den Vampiren aus, die ihnen folgten oder sich ihnen in den Weg stellten.

Eine ganze Horde klebte ihnen an den Fersen.

Shondra warf Goku einen zweifelnden Blick zu, als ihr klar wurde, dass er sie geradewegs in die nächste Katastrophe führte, doch einen Moment später wurde ihr klar, was er vorhatte. Die Zwillinge passten den richtigen Moment ab und schossen dann urplötzlich und für die Vampire völlig überraschend in die Höhe.

Die meisten ihrer Verfolger konnten nicht mehr rechtzeitig abbremsen und krachten mit voller Wucht in die Vampirmeute auf dem Boden hinein.

Shondra lachte auf, verstummte aber sofort, als die nächsten Vampire vor ihr auftauchten und sie von Son Goku trennten. Zwei von ihnen verbissen sich in ihrem rechten Arm und rissen sie mit in die Tiefe. Ein Dritter rammte ihr seine Fangzähne in die linke Schulter, während ein vierter ihren Kopf in den Nacken riss.

Shondra mobilisierte sämtliche Kräfte, die sie hatte und stieß eine gewaltige Energiewelle aus, die drei der Angreifer von sich weg schleuderte.

Der Vierte ließ sich jedoch nicht abbringen, hatte sich noch immer in ihrer Schulter verbissen.

Shondra spürte bereits, wie eine unnatürliche Kälte nach ihr Griff. Ihre ganze linke Seite wurde taub. Mit letzter Kraft griff sie nach dem Vampir, erschrak aber, als sie merkte, wie lasch ihre Bewegung bereits war. Irgendwie schienen die Vampire tatsächlich eine Art Gift zu verwenden, um ihre Opfer zu lähmen.

Mit letzter Anstrengung warf sie einen Blick auf Goku, der von sechs weiteren Vampiren in Schach gehalten wurde und nicht in der Lage war, seiner Schwester zu helfen.

Zu ihrem Erschrecken tauchte bereits ein Dutzend neuer geflügelter Ungetüme auf, die auf sie zusteuerten und deren Fangzähne in der untergehenden Sonne blutrot glänzten. Bald würden sie von echtem Blut triefen, dachte Shondra, bevor die ersten drei sie überrannten.
 

Aresflefs starrte zu Shondra empor, die von gut sieben Vampiren in Schach gehalten wurde. Offenbar zeigte das Gift der Geflügelten Vampire bereits Wirkung und hatte sie vollkommen gelähmt. Selbst Son Goku hing in den Seilen und schien unfähig, sich zu bewegen.

„Das war so einfach … ich frag mich, warum ich sie die ganze Zeit über so auf meiner Nase hab herumtanzen lassen.“, knurrte er erfreut und ein unnatürliches Leuchten lag in seinen Augen.

Fiertlo, der direkt neben ihm stand, betrachtete ihn stirnrunzelnd von der Seite. „Es gibt ein Wort für dein Verhalten, weißt du das eigentlich? Man nennt es Besessenheit!“ „Warum haben wir die Geflügelten nicht schon die ganze Zeit über um Hilfe gebeten?“, fragte Areslefs, der Fiertlos Bemerkung einfach überging. Der junge Vampir rollte nur mit den Augen. „Weil es nicht nur das Gift ist, was sie lähmt, du Pfeife! Allein Monakiras Anwesenheit reicht aus, um dem Bösen mehr Macht zu verleihen.“

Areslefs runzelte die Stirn. „Das heißt …“ „Ohne Monakira würde das Gift keinesfalls eine so gute Wirkung bei den beiden entfalten, wie jetzt. Sie ist wie … ein Powerbonus, den die Vampire durch ihre Anwesenheit erhalten. Merkst du es denn nicht?“

Areslefs achtete gar nicht mehr auf Fiertlo. Wutentbrannt ballte er seine Hände zu Fäusten, als ihm etwas ins Augen stach, das ihm keinesfalls gefiel.
 

„So ihr zwei … ich schätze, das war’s dann wohl, was?“, triumphierte Monakira, als Shondra und Goku – beide vollkommen bewegungsunfähig – ihr gegenüber schwebten, in der Luft gehalten durch die Geflügelten Vampire, die stolz auf ihre Beute starrten.

„Entschuldigt! Ich hab ganz vergessen, dass ihr ja gar nicht antworten könnt. Macht nichts. Wird Zeit, dass ich euch endlich demjenigen übergebe, der schon lange darauf brennt, sich an euch zu rächen – besonders an dir, Shondra!“

„Freu dich lieber nicht zu früh, du aufgeblasene Wichtigtuerin!“

Monakira erstarrte. Die Stimme stammte von jemandem, der sich hinter ihr befand. Wutentbrannt fuhr sie herum und erblickte einen riesigen blauen Drachen, der auf sie zuschoss. Auf seiner Nase hockten sechs Menschen, von denen zwei Mädchen waren. Eine von ihnen – ihr schwarzes Haar flatterte wild umher – deutete auf Monakira selbst und rief: „Feuerballattacke!“

Der Drache riss sein Maul auf und eine gigantische Flammenfontäne schoss auf die Teufelsdienerin und die Vampire zu.

Panisch stoben sie auseinander, wobei sie – uneinig wie sie waren – Shondra und Goku fallen ließen und diese in die Tiefe stürzten.

Der Drache ging sofort in den Sturzflug über, überholte die Vampire, die die Verfolgung aufgenommen hatten, um Shondra und Goku zu erwischen, und klaubte die Saiyajin-Geschwister aus der Luft. Dicht über dem Boden bremsten er seinen Flug ab und flog über die Vampirmeute hinweg davon und brachte seine Passagiere in Sicherheit.
 

Areslefs, der nur stumm zugesehen hatte, knurrte wütend und stieß dann einen langen, lauten und hasserfüllten Schrei aus.

Der Überfall

„Das war ja wirklich Rettung in letzter Sekunde.“, bemerkte Yugi, der gemeinsam mit Joey Gokus Arme umklammert hatte, um ihn vor einem Absturz zu bewahren. Thea und Kiara hielten Shondra fest. Die Saiyajin-Geschwister waren völlig steif und konnten sich nicht einmal ansatzweise bewegen.

Kiara warf beiden einen besorgten Blick zu. „Warum, glaubst du, können sie sich nicht bewegen?“

Yugi zuckte mit den Schultern. „Starr vor Schreck?“ „Spinner!“

Thea sah Shondra forschend an und erblickte dann die Bisswunden an ihren Armen. „Sieh mal!“

Kiara folgte ihrem Blick und runzelte überrascht die Stirn. „Glaubst du, die stammen von den Vampiren.“ „Na von selbst werden sie sich ja wohl kaum gebissen haben, oder?“

Kiara kratzte sich mit der freien Hand am Kopf. „Vielleicht … sind ja diese Vampire mit einem… lähmenden Gift ausgestattet?“ „Vielleicht? Ich halte es für höchst wahrscheinlich.“, wandte Tristan ein.

Kiara seufzte. „Gibt es irgendetwas, was man dagegen machen kann?“

Ihre Freunde und auch Kaiba schwiegen. Keinem fiel etwas ein, was ihnen jetzt helfen konnte.

Doch Kiara hatte eine Idee. Nachdenklich blickte sie Yami an, der neben ihr schwebte und sie stirnrunzelnd ansah. „Was ist?“, fragte er. Kiara antwortete nicht gleich.

Yami wurde unbehaglich zumute. „Kiara? Ist irgendetwas?“, fragte er erneut. Das Mädchen blinzelte kurz und übergab Shondra schließlich in Tristans Obhut. Dann wandte sie sich wieder an den Pharao. „Sag mal … wie hieß nochmal diese Himmelselfe, die mir damals so lieb geholfen hatte? Rot-Grüne Haare, braune Augen … ich komm grad nicht drauf!“

Yami warf einen Blick in den Himmel und dachte kurz nach. „Ähm … Vampcar?“ „Ja genau! Vielleicht kann sie ja helfen.“ „Und wie … holen wir sie hierher?“

Kiara zuckte mit den Schultern. „Rufen?“, fragte sie leise und nicht sonderlich davon überzeugt. Nach einer Weile kroch sie zum Rand und warf einen Blick hinab. Unter ihnen glitten vereinzelt Häuser hinweg – von den Vampiren keine Spur. Eilig kehrte sie zur Mitte zurück und blickte dem Drachen wieder fest in die Augen. „Geh runter, Großer! Ich muss Hilfe holen.“

Der Geflügelte Drache reagierte sofort und ging in einen sanften Landeanflug über.

Auf dem Boden angekommen, schafften sie es gemeinsam, die immer noch gelähmten Zwillinge von dem Drachen herunterzuholen, bevor dieser in einer blauen Wolke verschwand.

Kiara kramte in ihrem Deck nach einer Karte – ohne Erfolg. Verwirrt wandte sie sich an Yugi. „Hast du deinen Magier wieder?“

Yugi grinste. „Natürlich. Glaub nicht, dass du ihn für immer und Ewig behalten kannst.“, murmelte er, kramte in seiner Tasche nach seinem Deck und machte sich auf die Suche nach dem Schwarzen Magier.

„Verrätst du mir auch, wozu du ihn brauchst?“, fragte er und hielt ihr die Karte entgegen. Kiara griff danach und lächelte. „Ich lass mich von ihm in den Himmel fliegen.“ „Warum nimmst du dafür nicht den Geflügelten Drachen?“ „Weil ich …“ Verlegen scharrte sie mit dem Fuß auf dem Boden herum. „Ich … vertraue dem Magier wahrscheinlich einfach mehr als irgendeiner anderen Karte. Ich meine, bei einem Angriff fühle ich mich bei ihm einfach sicherer.“

Yugi lächelte. „Kein Grund, sich zu schämen. Mir geht’s ja genauso.“

„Mir auch.“, bestätigte der Pharao neben ihr.

„Und mir auch.“, fügte auch die Prinzessin hinzu.

Kiara lächelte. „Wir haben ja so gar nichts gemeinsam, oder?“, stellte sie mit ironischem Unterton fest, warf noch einmal einen Blick auf die Karte und hielt sie in die Höhe. „Materialisiere dich, Schwarzer Magier!“

Ein violetter Blitz schleuderte die Karte zu Boden und eine Sekunde später wuchs aus ihr die imposante Gestalt des Schwarzen Magiers empor. Mit einem Lächeln in den Augen hielt er Kiara die Hand hin, die sie sofort ergriff.

Doch bevor er abhob, trat Yugi hervor. „Ich komme mit!“

Kiara blickte überrascht auf. „Soll er etwa uns beide tragen?“ „Mein Magier ist groß genug, dass er uns beide ohne Probleme nach oben befördern kann. Ich zweifle da in keinster Weise an ihm.“

Kiara warf dem Magier einen Blick zu. Er lächelte und hielt auch Yugi seinen Arm hin, den Yugi grinsend ergriff. Mit den Zwillingen im Schlepptau hob er ab und schoss dem Himmelsreich entgegen.

„Passt solange auf Shondra und Son Goku auf!“, rief Yugi noch, bevor sie letztendlich außer Hörweite waren.

Lange dauerte der Flug nicht und als sie die Wolkendecke durchbrachen, bot sich den dreien ein überwältigender Anblick.

Die flaumige Wolkendecke unter ihnen ließ sie nur ein paar Millimeter tief einsinken, bevor sie fest wie Beton wurde und ihnen die Möglichkeit bot, auf Wolken zu laufen. Überall um sie herum erhoben sich einzelne Häuser, deren Dächer ebenfalls aus einer Wolkendecke bestand und aus deren Schornsteinen heller Dampf empor stieg. Kleine Teiche rundeten das Bild ab, in deren Wasseroberflächen sich die goldenen Strahlen der Sonne spiegelten.

Vereinzelt streunten ein paar Himmelselfen umher und warfen ihnen dabei geringschätzige Blicke zu.

Kiara schluckte, klammerte sich noch immer an der Hand des Magiers fest, während Yugi bereits ein paar Schritte vorausging.

Kiara und der Magier folgten ihm und blickten sich nebenbei suchend nach Vampcar um. Das war ihr Reich und hier musste sie zu finden sein.
 

„Die sind jetzt aber schon ganz schön lange da oben, meint ihr nicht auch?“, fragte Joey, dem nicht wohl bei der Sache war. Shondra und Goku konnten sich noch immer nicht rühren, lagen vollkommen bewegungsunfähig auf dem Boden und blickten mit glasigen Augen zum Himmel empor.

Joey überkam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn er die Zwillinge betrachtete. Sie so zu sehen, kam ihm vollkommen falsch vor.

„Glaubt ihr, dass Vampcar den beiden helfen kann?“, fragte Thea, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte und besorgt in den Himmel sah.

Tristan folgte ihrem Blick. „Na ja … immerhin hatte sie damals Kiara geholfen und sie war viel schlimmer dran gewesen.“, bemerkte er, was Thea offenbar ein wenig beruhigte.

„Dann sollten sie sich aber trotzdem ein wenig beeilen. Ich hatte nämlich nicht vor, hier Wurzeln zu schlagen.“, wandte Kaiba kühl ein, der sich scheinbar nicht die geringsten Sorgen machte.

„Ach nicht doch! Ihr wollt doch nicht schon gehen, oder?“

Selbst Kaiba sprang auf, als er die Stimme von Areslefs vernahm, die auf merkwürdige Weise von allen Seiten zu kommen schien, bis er kurz darauf aus dem Schatten einer Fichte trat und mit verschränkten Armen und belustigter Miene auf die vier zuging.

Joey warf einen unsicheren Blick auf die Zwillinge und schluckte. Was nun?
 

„Bitte, wir suchen Vampcar! Könnt ihr uns vielleicht sagen, wo…“ Doch auch der zehnte Himmelself rauschte an ihnen vorbei, ohne auf ihre Frage zu achten.

Kiara blickte Yugi verzweifelt an. „Was machen wir jetzt? Keiner hört uns zu?“

Yugi zuckte hilflos mit den Schultern. „Keine Ahnung. Weitersuchen, würde ich sagen.“ „Wie lange willst du hier denn suchen? Hast du eine Idee, wie gigantisch dieses Reich ist?“ „Nein! Du?“ „Wir sind im Himmelsreich, Yugi! Verlange nicht von mir, dass ich dir diese Frage beantworte!“

Neben ihr rührte sich der Magier. Kiara blickte ihn überrascht an. Sein Stab begann zu leuchten, bis es fast so grell war, dass die Zwillinge die Hände vor die Augen hielten, um nicht geblendet zu werden. Und dann tauchte ein Bild auf. Kiara stockte der Atem. Sie sah Joey, Thea, Tristan und Kaiba, die von Vampiren umzingelt waren, angeführt von niemand anderem als Areslefs, Fiertlo und Xanty.

Kiara kroch es eiskalt den Rücken hinab.

Yugi blickte ebenfalls fassungslos auf das Bild und schüttelte den Kopf. „Das kann doch nicht wahr sein. Wie haben die uns so schnell finden können?“

Kiara zuckte mit den Schultern, fasste aber sofort einen Entschluss. „Wir müssen zurück, Yugi! Der Magier kann sie aufhalten.“

Yugi kaute auf seiner Unterlippe. „Ich gehe! Du wirst dich auf die Suche nach Vampcar machen. Aber beeile dich! Das sind so viele Vampire, wie lange der Magier da mithalten kann, weiß ich nicht! Aber wir werden auf jeden Fall Hilfe brauchen!“, sagte er in strengem Ton, während er sich an die Seite des Magiers stellte und seinen Arm ergriff.

Kiara blickte ihm mit verschleiertem Blick nach. „Was, wenn ich sie nicht finde?“ „Du machst das schon! Beeile dich!“

Und damit schoss der Magier in die Tiefe.

Kiara schluckte noch einmal, wischte sie sich die Tränen aus den Augen und lief weiter. Sie hatte das Gefühl, bereits Hunderte von Himmelselfen angesprochen zu haben, bis sie vor einem gewaltigen Gebäude stand, dass aus reinem Marmor erbaut worden war. Goldene Säulen stützten es zusätzlich und eine silbrige Wolkendecke hatte sich darüber gebildet.

Mit klopfendem Herzen raste sie die Stufen hinauf und betrat eine riesige Halle. Schwarzer Marmor bildete den Boden.

Mit zittrigen Beinen ging sie weiter, auf der Suche nach irgendjemandem der ihr helfen konnte…
 

„Ich glaube, ihr habt da etwas, was uns gehört, kann das sein?“, fragte Areslefs und sah mit gierigem Blick auf die gelähmten Saiyajin-Geschwister.

Joey überlegte fieberhaft, was er tun konnte, doch eine Lösung blieb aus.

Der Vampir trat näher. Joey konnte mittlerweile seine Fangzähne erkennen, die in der Sonne blitzten wie reine Diamanten.

„Wie sieht’s aus? Rückt ihr die beiden freiwillig heraus oder müssen wir nachhelfen?“

Fiertlo, der ein wenig hinter Areslefs zurückgefallen war, runzelte überrascht die Stirn. „Willst du die Figuren etwa laufen lassen?“, fragte er verwirrt, während ein gieriger Ausdruck über sein Gesicht huschte, als er Thea beobachtete.

Areslefs zuckte mit den Schultern. „Eigentlich nicht.“ „Warum fragst du sie dann, ob sie die beiden freiwillig herausgeben oder nicht?“

Areslefs verzog die Mundwinkel und warf Fiertlo einen bösen Blick zu. „Weil ich den Anschein wahren wollte, Kleiner!“ „Nenn mich nicht Kleiner!“

Xanty, die sich zwischenzeitlich neben ihren Bruder gesellt hatte, kicherte, was ihr einen schmerzhaften Schlag gegen die Rippen einbrachte.

Wütend blickte sie Fiertlo an. „Spinnst du?“ „Hör auf zu lachen!“ „Warum? Er hat doch Recht!“

Areslefs grinste. „Manchmal gefällt mir deine Schwester richtig.“, bemerkte er, was Fiertlo mit einem Nicken kommentierte. „Mir auch! Am meisten dann, wenn sie mir nicht auf die Ketten geht!“

Ein seltsames Fauchen entrang sich Xantys Kehle, während ihre Augen plötzlich in einem feurigen Rot strahlten. Fiertlo blickte sie gelangweilt an. „Fertig?“ „Nein!“

Xanty ließ ihre Krallen blitzen und verpasste ihrem Bruder eine paar tiefe Kratzer in der Wange. Überrascht wischte er sich das Blut aus dem Gesicht.

„Jetzt bin ich fertig!“, keifte sie und verschränkte selbstzufrieden die Arme vor der Brust.

„Elende Kratzbürste.“, murmelte Fiertlo, wandte sich aber wieder Joey und seinen Freunden zu, die sich noch immer um die Saiyajin-Geschwister scharrten.

„Ich will das Mädchen!“, rief er und ließ seine Zunge über seine scharfen Eckzähne gleiten.

Thea kroch es eiskalt den Rücken hinab und ein unkontrollierbares Zittern überfiel sie.

Xanty warf einen gierigen Blick auf Seto, der trotz der Situation immer noch ein finsteres Gesicht zog und nicht im Mindesten erkennen ließ, ob er genauso wie seine Begleiter vor Angst fast wahnsinnig wurde.

Joey trat noch einen Schritt zurück und Areslefs, Fiertlo und Xanty griffen an.

Sie waren nur noch als drei schwarze Schemen zu erkennen, als sie auf sie zuschossen.

Schon spürte Joey Areslefs stahlharten Griff um seinen Hals, Thea wurde von Fiertlo zu Boden gedrückt.

Kaiba blickte sich gelassen um, sah Xanty auf sich zurasen und grinste. Er hob seinen rechten Arm und streckte ihn der Vampirin entgegen. Xanty, die vollkommen perplex war, konnte nicht mehr ausweichen, prallte mit voller Wucht gegen seinen Arm und wurde zurückgeschleudert.

Fiertlo warf ihr ein gehässiges Lächeln zu, was seine Schwester zur Raserei trieb. Ihre normalerweise lila-gelbfarbenen Augen strahlten blutrot, als sie auf den Chef der Kaiba-Corp zuschoss, seinen Arm weg schlug und ihn mit der Geschwindigkeit eines ICE zu Boden riss.

Tristan blickte sich hilfesuchend um, wurde dann aber von einem vierten Vampir gepackt und in den Würgegriff genommen.

Joey kämpfte verzweifelt, musste jedoch am Ende feststellen, dass seine Versuche vollkommen erfolglos waren.

Und dann zerfloss die Welt um ihn herum in einem strahlenden Licht.
 

Kiara konnte nicht mehr genau abschätzen, wie lange sie schon unterwegs war. Doch jede Sekunde die verrann, kam ihr wie eine Verschwendung vor.

Das Gebäude war so riesig, dass sie das Gefühl hatte, noch nicht einmal ein Viertel davon durchquert zu haben.

„Hier muss doch irgendjemand sein, der uns auch mal zuhört!“, knurrte Yami, der neben ihr her schwebte und sich verbissen nach Hilfe umsah.

Kiara warf ihm einen ausdruckslosen Blick zu, stemmte schließlich die Hände in die Hüften, legte den Kopf in den Nacken und schrie: „Hallo!!!!!“

Yami presste sofort seine Handflächen gegen die Ohren. „Nicht so laut!“, fauchte er, was Kiara jedoch ignorierte. „Wenn hier irgendjemand ist, der mich hören kann, bitte nicht weglaufen, ich brauche Hilfe, und zwar dringen!“

Yami hatte das Gefühl, sein Kopf müsse platzen. Kiara schrie sich die Seele aus dem Leib, während sie durch den Saal stolperte, die Hände zu beiden Seiten ausgebreitet und den Kopf in den Nacken gelegt. In ihren Augen schimmerten Tränen der Verzweiflung.

Besorgt musterte er sie. Erst jetzt fiel ihm auf, wie erschöpft sie wirkte und dann fiel sein Blick auf den Gürtel, der immer wieder in kurzen Abständen zu flimmern begann. Verwirrt legte er die Stirn in Falten. Was hatte das zu bedeuten? Stimmte mit dem Schwarzen Magier etwas nicht?

„Kiara?“

Wie auf Kommando zuckten Yami und Kiara erschrocken zusammen, als sie die Stimme vernahmen. Sie hatte einen sanften aber auch verwirrten Ton.

Kiara wirbelte herum und blickte erleichtert und erschöpft in das Gesicht der Himmelselfe Vampcar, die ihrerseits einen erstaunten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. „Was machst du denn hier?“, fragte sie.

„Lange Geschichte, für die ich ehrlich gesagt im Moment keine Zeit habe. Meine Freunde stecken in Schwierigkeiten und Son Goku und Shondra auch. Dieser … dieser Areslefs und… und … und andere Vampire bedrohen sie und …“

Kiara war am Ende ihrer Kraft, was nicht daran lag, dass ihr Kreislauf kollabierte. Vampcar bemerkte mit Schrecken, wie der Gürtel immer heller zu strahlen begann, bis es so hell war, dass selbst die Himmelselfe geblendet wegsehen musste.

Und dann – von einer Sekunde auf die andere – erlosch das Licht und Kiara sank bewusstlos zu Boden.
 

Joey blickte auf, überrascht über die Tatsache, dass er noch am Leben war.

Die Vampire waren auseinandergestoben und blickten mit gefletschten Zähnen in die Höhe. Widerwillig und äußerst zögerlich folgte Joey ihren Blicken. Ein erleichtertes Lächeln huschte über sein Gesicht.

Keine zehn Meter über ihnen schwebte der Schwarze Magier, der Yugi am Arm festhielt und seinen Stab auf die Vampirhorde gerichtet hielt. Das erklärte das strahlende lila Licht, das ihnen vermutlich das Leben gerettet hatte.

Thea kämpfte sich in der Zwischenzeit wieder auf die Beine, Tristan rieb sich geistesabwesend den Hals und Kaiba rang keuchend nach Luft.

Bei Kaibas Anblick wurde Joey übel. Seine Ärmel waren völlig zerfetzt und lange, tiefe Kratzer bedeckten seine Arme. Über seiner rechten Augenbraue zog sich ein langer Riss entlang, aus dem ein schmales Rinnsal Blut ihm die Wange hinab lief.

Mit einem Schauer blickte er Xanty an, die wie eine Furie tobte, von Areslefs und Fiertlo aber an einem Angriff gehindert wurde. Ihre Blicke ruhten noch immer auf dem Magier.

„Alles klar, Seto?“

Kaiba warf ihm einen bissigen Blick zu. „Kümmer … kümmer dich gefälligst um deinen eigenen Kram, Wheeler!“, fauchte er und richtete sich endlich auf.

Offenbar hatten nicht nur seine Ärmel unter Xantys Ausbruch gelitten. Überall blutete Kaiba aus zahlreichen Wunden, die ziemlich schmerzhaft aussahen und offenbar tiefer waren, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte.

Erschrocken zuckte er zusammen, als der Schwarze Magier neben ihm landete, Yugi aus seinem Griff entließ und sich den Vampiren zuwandte, die ihn mit gebleckten Zähnen anstarrten.

Areslefs – von Xantys Ausbrüchen sichtlich genervt – schüttelte die Vampirin heftig durch, was sie offenbar ein wenig beruhigte. Dann schleuderte er sie in Fiertlos Arme und stellte sich dem Magier entgegen.

Yugi hatte das Gefühl, die Blitze, die zwischen den beiden Gegnern ausgetauscht wurden, direkt sehen zu können. Seine Nackenhaare richteten sich sofort auf und sein gesamter Körper wurde von einer ungeahnten Spannung beherrscht.

Sein Blick fiel auf Son Goku und Shondra. Beide lagen noch immer am Boden, doch mit einem erleichterten Seufzer erkannte er, dass Son Goku bereits in der Lage war, ein paar Finger zu bewegen. Offenbar hielt das Gift nicht mehr lange an. Vielleicht schafften sie es auch ohne Hilfe – wenn der Schwarze Magier lange genug durchhielt.

Doch seine Hoffnung wurde sofort im Keim erstickt, als ein Schatten über ihn hinweg huschte. Als er nach oben blickte, erkannte er das Mädchen, das offenbar die Ursache für das ganze Chaos war.

Ihr giftgrünes Haar flatterte anmutig im Wind umher, ebenso ihr langer blutroter Mantel.

Yugi kroch es eiskalt den Rücken hinab. Diese Frau strahlte Brutalität und Grausamkeit aus und ihm war klar, dass Reden sie hier nicht weiterbringen würde.

Sanft landete sie neben Areslefs, dessen Grinsen noch breiter wurde. „Wird Zeit, dass wir eurer Spielzeugpuppe mal zeigen, aus welchem Holz wir wirklich geschnitzt sind.“, murmelte er, ein Satz, der Yugi sofort tief beunruhigte.

Neben ihm erschien Yamika, die von den Schwingungen des Bösen mehr mitbekam, als Yugi für möglich hielt. Ihre gesamte Gestalt flackerte wie verrückt, als hätte sie einen schlechten Empfang.

Wer war diese Frau nur?

„Spielt das eine Rolle?“, fragte Yamika, deren Stimme überraschenderweise vollkommen klar war. „Räum sie aus dem Weg, Yugi! Sie ist gefährlich!“

Yugi zweifelt keine Sekunde an ihren Worten. „Schwarze Magieattacke!“ Das Echo seiner Stimme hatte man mit Sicherheit noch meilenweit entfernt vernommen.

Der Magier schwenkte seinen Stab auf die Frau und ein gigantischer schwarzer Energiestrahl schoss auf sie zu.

Das wird sie niemals überleben, schoss es Yugi noch durch den Kopf, als sie lässig die Hand hob und den Strahl ohne mit der Wimper zu zucken auf den Magier zurück lenkte.

Yugis Schrei ging in der gewaltigen Explosion unter, durch die der Schwarze Magier zerstört wurde.
 

„Hast du das gehört?“

Sun Guku stoppte. Vegeta, der sich unmittelbar hinter ihr befunden hatte, bremste scharf und zischte knapp an ihr vorbei.

„Was gehört?“, fragte er und blickte sie desinteressiert an.

Sun Guku warf einen Blick in die Runde und blinzelte verwirrt, als sie eine schwarze Rauchwolke am Horizont wahrnahm, die mit vereinzelten lila Strähnen durchzogen war.

„Was ist das?“, fragte sie und deutete auf die besagte Stelle.

Vegeta zuckte mit den Schultern. „Ein Grillfest?“, fragte er, was Sun Guku mit den Augen rollen ließ. „Sicher! Und zum Anheizen des Feuers wurde lilafarbener Spiritus verwendet. Wie konnte ich nur?“

Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Saiyajins. „Dann haben wir das ja geklärt. Komm schon!“ „Nein, mal ehrlich! Lass uns nachsehen!“

Vegeta atmete scharf ein. „Dir ist schon klar, dass das da hinten die Vampire und diese … wie hieß sie doch … Monakira sein könnten?“ „Und wer immer ihnen gerade über den Weg gelaufen ist, ist in Gefahr. Also komm schon!“

Sun Guku schoss davon und auf die Rauchwolke zu. Vegeta blickte ihr zähneknirschend nach. „Die bringt mich noch mal ins Grab.“, brummte er, folgte ihr aber…
 

Hustend versuchte Yugi, den Rauch zu vertreiben, der sich drückend auf seine Lungen legte.

Zu seiner Bestürzung war der Schwarze Magier verschwunden.

Besorgt blickte er in den Himmel. Hatte Kiara von diesem Vorfall erfahren? Ging es ihr gut?

Diese Fragen schossen mit einer atemberaubenden Schnelligkeit durch seinen Kopf, bevor er zu spät merkte, dass Areslefes direkt vor ihm stand und ihn zähnefletschend ansah. Mit Leichtigkeit packte er ihm um den Hals und hob ihn in die Höhe. „So so! Du glaubst also, uns mit deinem kleinen Lila Männchen beeindrucken zu können. Wirklich schade aber auch, dass es nichts gebracht hat.“

Yugi wollte antworten, doch Areslefs Griff schnürte ihm die Luft ab. Schwarze Punkte tanzten bereits vor seinen Augen.

„Ich hab da eine Frage an dich. Ich würde nämlich zu gern wissen, wo sich dein Schwesterchen aufhält. Ich glaube, sie hat etwas, was mir gehört!“

Joey wollte auf Areslefs zustürzen, doch Xanty, immer noch mit blutroten Augen, stellte sich ihm in den Weg. Ein Schlag wie von einer Lokomotive schleuderte Joey mehrere Meter zurück. Bewusstlos blieb er auf dem Asphalt liegen.

Tristan, der von Fiertlo zu Boden gedrückt wurde, wehrte sich heftig, musste aber erkennen, dass seine Versuche ohne Erfolg blieben.

Thea und Kaiba wurde von zwei weiteren Vampiren in Schach gehalten, während der Rest der Bande sich um Monakira versammelt hatte.

Yugi merkte, wie einzelne Schwaden der Bewusstlosigkeit nach ihm griffen und fing an, dem Vampir seine Fingernägel in die Hand zu rammen – ohne Erfolg.

„Entschuldige, ich hab dich nicht richtig verstanden. Würdest du mir nochmal sagen, wo sich deine Schwester…“

„Lass gut sein, Areslefs! Die Zeiten deiner Spielchen sind vorbei! Mach nen Abgang oder du wirst es bereuen!“

Trotz des Klingelns in seinen Ohren konnte Yugi diese Stimme problemlos der Himmelselfe Vampcar zuordnen, die ein paar Meter hinter ihm landete – Kiara auf den Armen.

Ihr Blickte ruhte jedoch auf Monakira, um deren Mundwinkel sich ein gehässiges Lächeln gebildet hatte. „Hallo, Mama!“, rief sich in einem verächtlichen Ton, schnippte einmal mit dem Finger und eine Horde von Vampiren umzingelte die Himmelselfe. Die jedoch schien vollkommen unbeeindruckt – eine Sekunde später wusste Areslefs auch warum.

Shondra und Son Goku sahen zwar unheimlich mitgenommen aus, doch irgendwie schafften sie es trotzdem, triumphierend zu lächeln. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine Sehnsucht ich nach dir gehabt habe.“, grinste Shondra, während sie locker die Hände in die Hüften stemmte und den Vampiren um Vampcar herum einen siegessicheren Blick zuwarf.

Tatsächlich wichen ein paar von ihnen mit unsicheren Mienen zurück.

Fiertlo ließ von Tristan ab, um sich Areslefs anzuschließen, der Yugi immer noch in seinem Griff gefangen hielt.

Xanty, rasend vor Wut, fauchte wie eine Katze und nahm kurz darauf in einer anmutigen Verschmelzung das Aussehen von Shondra an. „Und was nun, meine Liebe? Hast du genug Courage, um gegen dich selbst anzutreten?“, fragte sie herausfordernd.

Die Saiyajin-Kriegerin ging jedoch nicht darauf ein, sondern vertrieb mit einem einzigen Energieball die Vampire um Kaiba und Thea herum und gesellte sich mit Son Goku zu Vampcar, die die bewusstlose Kiara an Tristan übergab.

Areslefs lachte. „Glaubst du wirklich, nur weil ihr zu dritt seid, hättet ihr jetzt bessere Chancen?“

Mit einem verächtlichen Blick auf Yugi schleuderte er diesen in Son Gokus Arme.

„Selbst ihr drei zusammen habt keine Chance gegen unsere Arm…“

„Interessant dich hier anzutreffen, Areslefs! Meinst du nicht auch, dass du dich aus unserem Gebiet verkrümeln und ne Biege machen solltest?“

Das Gesicht des Vampirs verzog sich zu einer hasserfüllten Fratze, als Sun Guku und Vegeta gleichzeitig neben Shondra landeten.

Fiertlo fletschte die Zähne, während Xanty wieder in ihren eigenen Körper schlüpfte und hilfesuchend Monakira anblickte. Diese hob elegant den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir verschwinden!“, befahl sie – ein Befehl, der nicht nur Areslefs und Fiertlo stutzig machte. „Wie bitte?“, fragten sie gleichzeitig, während Fiertlo enttäuscht einen Blick auf seine Krallen warf, die er soeben sorgfältig poliert hatte.

„Das ist mir zu langweilig. Wir verschwinden!“, wiederholte sie und machte kehrt.

Die Vampire – hin- und hergerissen zwischen dem Willen, Shondra und den Rest der Bande fertig zu machen, und der Sorge, was passieren würde, wenn sie blieben, während Monakira verschwand – warfen Son Goku und den anderen noch einmal einen hasserfüllten Blick zu und trollten sich schließlich.

Areslefs, Fiertlo und Xanty blieben und blickten mit gefletschten Zähnen auf die Zwillinge und ihre Freunde. Schließlich hob Areslefs den Arm und deutete auf Shondra. „Merk dir das, Jägerin! Diesmal hast du Glück gehabt, aber verlass dich nicht allzu sehr darauf! Wenn wir uns das nächste Mal sehen, mach ich dich fertig und ich schwöre dir, du wirst den Tag bereuen, an dem du mich herausgefordert hast!“

Shondra wagte es und grinste ihn an. „Da bin ich ja mal gespannt!“

Areslefs geriet in Rage. „Das nächste Mal“, schrie er, während Fiertlo und Xanty sich bereits zurückzogen und ihn an den Armen mitschleiften, „das nächste Mal zerreiße ich dich!!!!!“

Kiaras Schreck-Vision

Die Vampire waren kaum außer Sicht, da wirbelte Vampcar bereits herum und betrachtete Kiara forschend, die vollkommen weggetreten war und immer noch in Tristans Armen lag.

Ihre Finger glitten sanft über die Stirn des Mädchens und mit Erschrecken stellte sie fest, dass Kiara zu fiebern begonnen hatte. Der Gürtel, der sich eng um ihre Taille schmiegte, hatte jeglichen Glanz verloren und wirkte nur wie ein uralter Gegenstand, der eine Politur dringend nötig hatte.

Yugi, der sich von Son Goku befreite und neben Vampcar trat, sog scharf die Luft ein. „Was ist passiert?“, fragte er besorgt, während er nach Kiaras Hand griff und zusammenzuckte. Kiaras Hand war eiskalt.

Vampcar unterdessen warf ihm einen stirnrunzelnden Blick zu. „Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen? Sie ist da oben einfach zusammengeklappt.“ „Einfach so?“ „Einfach so!“, bestätigte die Himmelselfe mit Nachdruck und nahm das Mädchen auf den Arm.

Yugi blickte Kiara an. Sie war leichenblass, vereinzelte Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, ein Zeichen dafür, dass sie tatsächlich Fieber hatte. „Vielleicht … hat das mit dem Schwarzen Magier zu tun.“, wagte er sich vor, ohne sich jedoch im Mindesten sicher zu sein.

Neben ihm erschien die Prinzessin, die ebenfalls besorgt aussah. „Was ist mit meinem Bruder, Yugi? Kannst du ihn sehen?“

Yugi versteifte sich kaum merklich. „Pharao?“, fragte er leise und musste sich im Stillen eingestehen, dass ihn plötzlich eine unglaubliche Angst erfasste. Was war hier nur los? Kiara war mehr tot als lebendig und der Pharao antwortete nicht. Konnte das alles wirklich mit der Vernichtung des Schwarzen Magiers zusammenhängen?

„Keine Sorge, Yugi! Ich bin in Ordnung.“

Vor Schreck hätte Yugi beinah geschrieen. Keinen Meter von ihm entfernt, erschien der Pharao und lächelte ihm beruhigend zu. „Alles in Ordnung. Kiara ist nur k. o gegangen. Du hast schon Recht. Dass der Magier vernichtet wurde, hat ihr nicht gerade gut getan, aber sie kommt wieder auf die Beine, glaub mir! Hier ging es nicht um ein Spiel der Schatten. Wäre es so, dürftest du dir wirklich Sorgen machen!“

„Sieh an, sieh an, sieh an! Schön euch mal wiederzusehen.“ Shondra klang zwar erschöpft, doch so wirkte sie keinesfalls. Stattdessen lächelte sie Yugi munter an, als sie auf ihn zukam um ihm – zu seinem Erschrecken – die Haare zerwuschelte. „Wie kommt es eigentlich, dass immer, wenn ihr hier auftaucht, Ärger euch begleitet?“, fragte sie.

Yugi antwortete nicht gleich, sondern folgte mit seinem Blick Vampcar, die sich ein wenig von der Gruppe entfernte, Kiara sanft ins Gras gleiten ließ und mit der rechten Hand ihre Stirn berührte.

„Was hast du gesagt?“, fragte er, als ihm klar wurde, dass Shondra gerade mit ihm gesprochen hatte.

Shondra grinste. „Deine Schwester kommt schon wieder in Ordnung, keine Sorge! Vampcar ist eine der besten Heilerinnen, die ich kenne. Die kriegt es sogar hin, Halbtote wieder zu erwecken.“ „Sicher. Es ist nur … ich mach mir einfach Sorgen um sie.“ „Ist ja auch berechtigt, wie du siehst. Macht dir doch auch niemand einen Vorwurf! Und übrigens“, Shondra beugte sie zu ihm herab und zwinkerte ihm zu, „danke für die Hilfe vorhin! Die hatten wir mehr als nur nötig.“

Yugi grinste. „So sah das auch aus.“ „Hey, werd nicht frech. Wäre Monakira nicht da gewesen, hätten die keine Chance gegen uns gehabt.“

Yugi runzelte die Stirn. „Wer ist Monakira?“

Shondras Miene wurde schlagartig ernst. Ihr Blick glitt hinüber zu Vampcar, die noch immer mit Kiaras Heilung beschäftigt war. „Eigentlich ist sie Vampcars Tochter.“ „Aha und wer genau von den Anwesenden war Monakira?“

Die Augenbrauen der Saiyajin-Kriegerin zogen sich eng zusammen. „Die Frau mit dem roten Mantel.“

Yugi riss die Augen auf. „Wie bitte?“ „Du hast richtig gehört! Monakira ist der Teufel persönlich.“

„Stimmt nicht.“, wandte Sun Guku ein, die sich zu den beiden gesellte und die Arme vor der Brust verschränkte. „Sie ist die persönliche Abgesandte des Teufels … seine treuste Dienerin und momentan wahrscheinlich das gefährlichste Wesen auf diesem Planeten. Die Vampire sind ihr Untertan, selbst die Mächtigsten unter ihnen. Sie alle kennen nur ein Ziel … ihr zu dienen, um sich mit dem Teufel persönlich gutzustellen. Du hast gesehen, wie gewaltig ihre Kraft ist, stimmt’s?“

Yugi nickte dumpf. „Sie hat den Schwarzen Magier vernichtet, einfach so mit einem Fingerschnippen.“ „Und sie hat noch viel mehr Macht. In ihrer Gegenwart haben die Vampire eine Kraft, die jenseits deiner Vorstellungskraft liegt. Sie stärkt sie mit ihrer bloßen Anwesenheit.“, fuhr Sun Guku fort.

Yugi lief es eiskalt den Rücken hinab. Mit einem Mal wünschte er sich, Sun Guku würde schweigen; mit einem Mal wünschte er sich, sie wären nie hierher gekommen.

„Aber … wie kann Vampcars Tochter nur ein Wesen von so boshafter Natur sein, während ihre Mutter eine Himmelselfe ist?“, fragte Thea, die die Arme um den Oberkörper geschlungen hatte und ängstlich dreinsah.

Neben ihr blickten auch Joey und Tristan unsicher drein.

Lediglich Kaiba hörte schweigend zu und verzog keine Miene. Seine Verletzungen hatten zwar aufgehört zu bluten, waren aber noch immer vorhanden und begannen bereits jetzt, sich eine bläuliche Färbung zuzulegen.

„Oh normalerweise ist sie eigentlich nicht so. Eigentlich heißt sie Leila und sie ist ein … tja, anders kann ich es nicht sagen … sie ist ein kleiner Engel. Aber … offenbar hat sie – genauso wie ihre Mutter – eine zweite Persönlichkeit, von der wir bisher noch nichts gewusst haben.“

Yugi, der Pharao und die Prinzessin warfen sich rasch einen vielsagenden Blick zu, bevor Joey fragte: „Was soll das heißen Wie ihre Mutter? Hat Vampcar auch eine zweite Persönlichkeit?“

Son Goku, der sich der Gruppe angeschlossen hatte, nickte mit düsterer Miene. „Sogar drei! Die erste kennt ihr! Vampcar, die Himmelselfe. Dann gibt es noch Melante, eine Kriegerin mit beeindruckenden Kräften. Nach außen hin könnte man sie glatt für einen Dämon halten, aber in Wahrheit ist sie die Sanftmut in Person. Tja und dann…“ Son Goku blickte finster zu Boden. „Dann gibt es da noch ihre dunkle Seite.“

Die Prinzessin rollte mit den Augen. „Immer wieder dasselbe. Ich fürchte, die haben alle zuviel Star Wars gesehen.“, knurrte sie, was der Pharao mit einem Lächeln kommentierte.

Yugi warf ihnen einen bösen Blick zu. „Das ist nicht lustig, ihr zwei. Schon vergessen, dass unser Freund Marik kein bisschen besser war? Und du“, fügte er hinzu und deutete auf Yami, der sich augenblicklich versteifte und ihn unschuldig musterte, „du warst, als es um Atlantis ging, auch nicht gerade ohne, schon vergessen?“

Yami schrumpfte ein wenig zusammen und verdrehte die Augen. „Dass er mir das aber auch immer wieder auf die Nase binden muss.“, brummte er und warf einen Blick auf Kiara, die sich zu seiner Überraschung langsam erhob und tief ein- und ausatmete. Vampcar stützte ihren Rücken und presste ihre rechte Hand auf Kiaras Brust. Es schien, als hätte Kiara Schwierigkeiten zu atmen.

„Sie kommt schon klar, Brüderchen! Mach dir keine Sorgen.“, murmelte Yamika leise und blickte ihn von der Seite her aufmunternd an. „Es ist der Anfang. Lass sie kurz durchatmen und dann wird es schon wieder gehen.“

Yami schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht.“

Selbst Yugi runzelte die Stirn. „Was dann?“

Yamis Blick wanderte wieder zu Kiara hinüber. „Sie hat Angst.“, flüsterte er. „Sie hat furchtbare Angst.“

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sun Guku verwirrt.

Yugi schreckte auf und blickte sie an. „Sicher … alles in Ordnung.“ „Du hast wieder mit deinem Flaschengeist gequatscht, kann das sein?“, fragte sie zwinkernd, was ihr einen Klaps auf den Hinterkopf von ihrer Mutter einbrachte. „Werd nicht gleich so frech.“

„Das hättest du mal machen sollen, als sie mich davon abgehalten hat, die Biege zu machen, Shondra!“, knurrte Vegeta, der gelangweilt an einem Baum lehnte und offenbar auf die Erlaubnis wartete, einen Abgang zu machen.

Shondra grinste. „Wieso? Hat sie dich an die Leine gelegt?“ „Die Würgemale hab ich immer noch.“

Sun Guku warf ihm einen wütenden Blick zu. „Hör auf zu spinnen, du alter Jammerlappen! Ich hab dich lediglich um Hilfe gebeten.“ „Gebeten! Richtig! Normalerweise aber hat man, wenn man nur gebeten wird, das Recht, sich frei zu entscheiden, was man machen will.“ „Hattest du doch!“ „Ach ja? Vielleicht sollte ich erwähnen, dass es unterschiedliche Möglichkeiten sein sollten, zwischen denen man dann wählen kann. Zwischen Mitkommen und Mitkommen zu wählen, ist keine große Auswahl, findest du nicht auch?“

Sun Guku blickte ihn kopfschüttelnd an. „Junge, Junge, Junge! Wer hätte gedacht, dass ich mal den Tag erlebe, an dem du mal zum Klugscheißer wirst.“, staunte sie, was Shondra grinsen ließ.

„Das muss ich mir von einer Göre sagen lassen, deren Zauberkunst schlechter ist als die eines Mülleimers?“, knurrte er zurück.

Sun Guku verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und wandte sich von ihm ab.

„Großmaul.“

„Ziege.“

„Halt die Klappe!“, fauchten sie gleichzeitig, was Yugi grinsen ließ. Irgendwie kam ihm das bekannt vor.

„Hey, Leute, alles klar bei euch?“

Yugi wirbelte herum. Kiara stand vor ihm. Ziemlich erschöpft und blass, doch sie stand vor ihm und schaffte sogar ein schwaches Lächeln. Erleichtert schloss er sie in seine Arme und strich ihr über das Haar. „Gott sei Dank, ich hatte schon Angst, dass …“ „Ja, ich ehrlich gesagt auch, aber …“ Dankbar blickte sie Vampcar an. „… ich hatte ja hervorragende Hilfe.“ „Schon gut! Hab ich gern gemacht.“

„Warum seid ihr eigentlich hier? Vor allem, wie seid ihr hierher gekommen?“, fragte Shondra, überlegte eine Sekunde und warf dann ihrer Tochter einen strengen Blick zu. „Sun Guku!“

Sun Guku hob abwehrend die Hände. „Hey, ich schwöre! Ich habe nichts gemacht! Diesmal ist es nicht meine Schuld!“ „Bist du sicher?“

„Lass gut sein, Shondra! Sie hat wirklich nichts gemacht!“, wandte Yugi ein, was Shondra verdutzt die Augenbraue heben ließ. „Ehrlich?“

Yugi kramte in seiner Hosentasche und zog die Zauberkarte Dimensionssprung hervor. „Wir sind mit Hilfe dieser Karte hierher gekommen. Du siehst also, Sun Guku ist vollkommen unschuldig.“ „Na schön… tut mir leid.“

Sun Guku grinste. „Kannst du das nochmal wiederholen?“ „Treib es nicht zu weit, mein Fräulein!“

Das Grinsen auf Sun Gukus Gesicht erstarb und machte einem Schmollmund Platz.

Son Goku wandte sich indes an Yugi. „Und warum seid ihr hier? Urlaub?“

Kiara schnaubte. „Wohl kaum! Schon gar nicht mit dem da im Schlepptau!“, brummte sie und deutete über die Schulter hinweg auf Kaiba, der sie böse angrinste. „Ausnahmsweise sind wir mal einer Meinung!“

„Kann ich verstehen! Mit dem Kindergarten würde ich auch nicht verreisen wollen.“, fügte Vegeta hinzu.

Kiara blies die Backen auf und stapfte auf Vegeta zu. „Pass mal auf, Freundchen! Der Kindergarten wird dir gleich…“

Shondra packte Kiara am Kragen und hielt sie fest. „Vampcar hatte gerade genug damit zu tun, dich wieder unter die Lebenden zu holen! Mach ihren Erfolg nicht zunichte, bloß weil du dich mit Vegeta anlegen musst.“

Kiara verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Wir sind kein Kindergarten.“, murmelte sie leise.

Shondra lächelte. „Dafür ist er ein ungehobelter Klotz. Das gleicht die Sache wieder aus!“

„Und warum seid ihr nun hier?“, fragte Son Goku erneut.

Kiara kratzte sich am Kopf. „Ihr könnt euch noch daran erinnern? An die Prinzessin und den Pharao in den Millenniumsgegenständen?“

Sun Guku nickte grinsend und deutete auf Yugis Puzzle. „Pharao.“

Ihr Finger wanderte zu Kiaras Gürtel. „Prinzessin.“

Kiara und Yugi warfen sich einen kurzen Blick zu.

„Richtig! Tja und jetzt“ Kiara deutete auf Yugis Puzzle. „Prinzessin.“

Dann auf ihren Gürtel. „Pharao.“

Sun Gukus Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wie jetzt?“

„Wir sind einfach mal umgezogen.“, stellte Yami klar, was Kiara die Augen verdrehen ließ. „Sie kann dich nicht hören, du Scherzkeks!“

Yami grinste. „Einen Versuch ist es doch wert.“

„Wen kann ich nicht hören? Den Pharao?“ „Ganz genau.“ „Wer weiß, ob ich überhaupt hören will, was er sagt.“

Kiara grinste. „Endlich mal jemand, der mich versteht.“

„Hey, hey! Was soll das jetzt heißen?“, warf Yami ein.

Kiaras Grinsen wurde breiter. „Also, wenn ich dir diese Frage tatsächlich beantworten muss, dann ist wohl doch jede Hoffnung verloren.“ „Willst du frech werden?“ „Bin ich doch schon.“

„Könntet ihr vielleicht mal aufhören?“, fauchte Yugi, was die beiden augenblicklich verstummen ließ.

Yugi funkelte sie noch einen Moment an und wandte sich dann wieder an Son Goku. „Der Grund, warum wir hier sind, ist also, dass wir eine … ich sage mal Zauberpanne hatten und jetzt lebt der Pharao bei Kiara und die Prinzessin bei mir.“ „Warum tauscht ihr dann nicht einfach die Gegenstände?“ „Weil es nicht funktioniert. Sieh doch mal.“

Yugi nahm das Puzzle ab und versuchte, es Kiara über den Kopf zu streifen. Doch zu Son Gokus Überraschung schien das Puzzle plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln und wich Kiara nach allen möglichen Seiten aus.

„Das ist allerdings … ein ungewöhnliches Phänomen.“

Selbst Shondra wirkte beeindruckt. „Wie ist das passiert?“

Eine Frage, auf die Yugi und Kiara gleichzeitig nur mit den Schultern zucken konnten. „Wir können dir höchstens sagen, was der Auslöser war.“ „Bin ganz Ohr.“

Shondra stemmte die Hände in die Hüften und blickte in den Himmel. „Obwohl … vielleicht sollten wir doch erst einmal einen Ort aufsuchen, der sicherer ist, als diese Fleckchen hier. Ich hab nämlich keine Ahnung, wie lange die Vampire sich zurückhalten können.“

Yugi begann bereits, sein Deck durchzustöbern, während Vegeta an ihnen vorbei auf Kaiba zuging. „Willst du dich mit diesem Kindergarten weiter abgeben?“, fragte der Saiyajin, während er nach Kaibas Arm griff.

„Ich kann mir Angenehmeres vorstellen.“, knurrte er.

Ein Zeichen für Vegeta, Kaibas Arm fest zu packen und sich in die Luft zu begeben. Kaiba verlor mit einem Schlag sämtliche Farbe aus seinem Gesicht. „Ich sagte Angenehmeres!“ „Was ist angenehmer, als selbstständig zu fliegen?“ „Die Tatsache, am Leben zu bleiben, vielleicht?“ „Ich hab den Freiflugschein, mach dir keine Platte!“

Und damit schoss er davon, einen blassen und keineswegs glücklich dreinsehenden Kaiba im Schlepptau.

Shondra blickte ihm belustigt nach. „Na ob die danach noch beste Freunde sind, wird sich zeigen.“

„Hast du schon mal von einem Medaillon gehört, dass irgendwie in der Lage ist, zwei Seelen zu vertauschen?“, fragte Kiara und holte Shondra somit aus ihren Gedanken.

„Ein Medaillon, das Seelen vertauscht?“ „Ganz richtig. Es ist so … wir waren im Museum und da wurde ein uraltes Medaillon ausgestellt – vermutlich älter als die Pharaonen. Genau konnte das keiner sagen. Jedenfalls wollten das zwei Bankräuber stehlen. Yugi und ich sind ihnen in die Quere gekommen und dabei wurde das Medaillon zerstört.“

Kiara blickte Yugi an. „Na ja und … nach ner Menge Rauch und Husterei haben wir dann plötzlich festgestellt, dass der Pharao und die Prinzessin ihr Zuhause gewechselt haben.“

Shondra blickte die Zwillinge mit großen Augen an. „Wie kommt dieses Medaillon zu euch?“

Kiara zuckte überrascht zusammen und warf erneut einen Blick auf Yugi, der ebenfalls verwirrt blinzelte.

„Heißt das, du weißt, was das für ein Medaillon war?“, fragte Kiara nach, während Shondra sich nachdenklich über das Kinn strich. „Ein Medaillon, wie du es beschreibst, dürfte es in eurer Welt eigentlich gar nicht geben.“ „Warum?“, fragten Yugi und Kiara gleichzeitig.

„Solche Medaillons gibt es nur bei uns. Ich frag mich, wie es zu euch gelangt ist.“

Kiara zuckte mit den Schultern.

„Na ja … die Frage kann man sich ja später noch stellen. Aber auf jeden Fall dürfte schon mal klar sein, warum es keinem Forscher bisher gelungen ist, mehr über das Schmuckstück in Erfahrung zu bringen.“, bemerkte Yugi.

Kiara nickte zustimmend. „Und es würde erklären, warum es in deinem Grab gefunden wurde, obwohl du damit niemals etwas zu tun hattest.“, fügte sie an Yami gewandt hinzu.

„Es wurde im Grab eines unbekannten Pharaos gefunden.“, warf Yami ein.

„Und du bist unbekannt!“, entgegnete sie, was Yami beleidigt die Arme vor der Brust verschränkten lies.

Kiara verdrehte die Augen. „Jetzt spiel halt die beleidigte Leberwurst, aber du weißt ganz genau, dass ich Recht habe!“ „Ich spiel doch überhaupt nicht die beleidigte Leberwurst.“ „Stimmt! Deswegen guckst du auch gerade ganz grimmig in eine andere Richtung.“ „Ich kann ja wohl gucken, wohin ich will.“

„Hab ich euch beiden nicht gerade gesagt, dass ihr aufhören sollt zu streiten?“, knurrte Yugi verbissen und warf beiden einen finsteren Blick zu.

Augenblicklich verstummten die beiden.

„Sie hat doch angefangen.“, murmelte Yami leise, was ihm einen empörten Blick von Kiara einbrachte.

„Pharao, Schluss jetzt! Noch ein Wort…“ Yugi ließ das Ende des Satzes im Raume stehen und hielt Kiara stattdessen eine Karte hin. „Ruf ihn auf und dann lass uns mit Shondra und den anderen von hier verschwinden.“

Kiara blickte auf das Bild. „Aber Yugi … den Geflügelten Drachen hab ich schon aufgerufen. Das wird nicht funktionieren.“ „Wird es, glaub mir! Das ist nämlich meine Karte, Kiara! Du hattest vorhin deine eigene aufgerufen.“

Kiara blickte bedröppelt gen Himmel und grinste. „Ah ja … na schön, das musst du mir verzeihen … das Alter, du weißt schon!“

Shondra wandte sich unterdessen an Son Goku. „Fliegen wir wieder zu Bulma?“

Ein Grinsen huschte über Son Gokus Gesicht. „Vegeta wird sich freuen.“ „Ich weiß! Deswegen frag ich ja. Außerdem ist es besser, wenn alle zusammen bleiben.“

Ihr Bruder nickte.

Kiara hielt die Karte in die Höhe – und ging mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Knie. Bilder blitzten vor ihren Augen auf – Bilder, die sie mit Grauen erfüllten.

Panik schnürte ihr die Kehle zu und ein gewaltiger Druck presste ihre Lungen zusammen, so dass sie kaum Luft bekam.

Neben ihr rief Yugi unsicher, was los sei, doch der Druck wurde immer stärker, legte sich auch auf ihre Augen, wodurch sie nur noch verschwommen irgendetwas erkennen konnte.

Ein höhnisches, kaltes Lachen erfüllte ihren Kopf, der kurz vorm Zerspringen war.

Verzweifelt versuchte sie, ihre Lungen mit Luft zu füllen. Es blieb bei dem Versuch.

Schwarze Punkte tanzten plötzlich vor ihren Augen, Schwindel überkam sie und als sie versuchte aufzustehen, taumelte sie so stark, dass sie sofort wieder stürzte.

Neben ihr erschien Vampcar, die mit ihrer rechten Hand ihren Rücken stützte und mit der linken ihren Brustkorb. „Ganz ruhig atmen, Kiara! Nicht in Panik geraten. Panik macht alles nur noch schlimmer.“

Kiara zitterte, musste aber feststellen, dass Vampcars Berührungen sie tatsächlich ein wenig beruhigten.

Krampfhaft versuchte sie, die Panik unter Kontrolle zu bekommen, sog gierig die Luft ein.

„Ich sagte ruhig! Nicht verkrampfen und ganz ruhig. Mach die Augen zu.“

Kiara schüttelte den Kopf. Sie wusste genau, wenn sie jetzt die Augen schloss, dann würde sie wieder diese Bilder sehen.

„Mach die Augen zu!“, wies Vampcar sie noch einmal an und diesmal gehorchte sie.

Zu ihrer Überraschung musste sie feststellen, dass sie beinah sofort ein wenig ruhiger wurde. Vampcars beruhigende Stimme, die sanft auf sie einsprach, taten ihr übriges.

Und schließlich fiel auch der Rest von Panik von ihr ab.

Langsam ein- und ausatmend öffnete sie die Augen und blickte in das besorgte Gesicht ihres Bruders.

„Alles in Ordnung?“, fragte er.

Kiara dachte einen Moment nach und nickte dann. „Alles in Ordnung.“ „War das … eine Vision?“

Erschrocken zuckte sie zusammen und schüttelte den Kopf. „Nein … es war nur … eine Panikattacke, sonst nichts.“

Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie Vampcar zweifelnd die Augenbraue hob. Doch sie schwieg, wofür Kiara dankbar war.

Yugi schien ihr ihre Ausrede jedoch nicht abzunehmen. „Bist du ganz sicher, dass das nur eine Panikattacke war?“

Bekräftigend nickte sie. „Ganz sicher, Yugi. Es geht mir schon viel besser.“

Zitternd stand sie auf um zu beweisen, dass alles wieder in Ordnung war. Yugi zweifelte immer noch, was sie ihm sofort ansehen konnte.

Um ihn abzulenken, griff sie vorsichtig nach der Karte auf dem Boden und beschwor den Geflügelten Drachen und Hütter der Festung. „Warum … steigst du nicht schon mal auf. Ich komme gleich. Ich will … nur noch einmal durchatmen.“ „Ich warte wohl besser.“

Kiara rang nach Beherrschung. „Ich bin nicht sterbenskrank, Yugi! Und jetzt geh schon! Ich komme gleich.“ „Aber …“ „Wirst du jetzt wohl gehen?“, fauchte sie schärfer als beabsichtigt, was Yugi mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm.

Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und steuerte den Drachen an.

Unterdessen erschien der Pharao neben ihr, der sie mit funkelnden Augen anstarrte. Kiara kroch eine Gänsehaut über den Rücken, als er sie so betrachtete. „Was?“, knurrte sie.

Doch er antwortete nicht.

„Was ist los?“, fragte sie erneut und diesmal schroffer.

Yamis Augenbrauen zogen sich zusammen. „Das weißt du ganz genau.“

Kiara blickte weg. „Nicht jetzt, Pharao! Das ist jetzt wirklich kein günstiger Zeitpunkt.“ „Warum hast du …“ „Ich sagte doch gerade nicht jetzt!“ „Du hattest es vorhin schon gesehen, hab ich Recht?“ „Sag mal kapierst du es denn nicht?“ „Doch das tu ich… keine Sorge!“, knurrte Yami, während er einen verstohlenen Blick auf Yugi warf. Als er sich sicher war, dass Yugi außer Hörweite war, wandte er sich wieder Kiara zu. „Ich hoffe nur, dass diese Vision von dir, Monakira und deinem Grabstein auch genau das bleibt – eine Vision!“, fauchte er leise und verschwand.

Kiara stand stumm da und blickte auf die Stelle, an der der Pharao noch vor ein paar Sekunden gewesen war.

Zitternd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper. „Das hoffe ich auch.“

Bittere Wahrheiten

„Würdest du mir mal bitte verraten, warum wir uns im Augenblick des Triumphes einfach so zurückziehen sollten?“, fauchte Areslefs, der rasend vor Wut war.

Fiertlo wich ein paar Schritte zurück und zog Xanty mit sich, als Monakira herumwirbelte und den Vampir mit eiskalten, feuerrot lodernden Augen ansah. „Weil ich es so angeordnet habe, Areslefs und erspare mir deine laschen Drohungen. Damit erschreckst du ja noch nicht einmal ein Eichhörnchen.“

Gelangweilt spielte sie mit ihren Fingernägeln, bis Areslefs der Geduldsfaden riss. „Dieses gottverdammte Miststück läuft immer noch frei da draußen herum und das, wo ich sie schon da hatte, wo ich sie haben wollte! Hättest du mich machen lassen, würde sie jetzt hier an einem Strick mit dem Kopf nach unten baumeln und langsam, Tropfen für Tropfen ausbluten!“, schrie er, was der Teufelsdienerin allerdings wenig auszumachen schien.

Immer noch gelangweilt richtete sie ihren Blick auf Areslefs und lächelte kalt. „Du irrst dich, mein Lieber!“

Ein kurzes Aufflackern von Unsicherheit machte Monakira klar, dass sie Recht hatte.

„Du bist so auf deine Gier nach Blut, auf deine Gier nach dieser Frau fixiert, dass du alles Andere um dich herum vergessen hättest. Sie war nicht allein, Areslefs! Sicher hättet ihr vielleicht eine Chance gehabt, aber dein purer Hass auf Shondra hätte dich blind für alles Andere gemacht, was dich letztendlich ins Grab gebracht hätte. Dummerweise muss ich zugeben, dass du schon eine wichtige Rolle einnimmst, ich konnte es also nicht verantworten, dich einfach draufgehen zu lassen … obwohl es für andere wahrscheinlich eine sehr gute Warnung gewesen wäre. Aber so … hast du nochmal Glück gehabt.“

Xanty umklammerte die Hand ihres Bruders noch fester und begann zu zittern. Auf wen hatten sie sich nur eingelassen? Ob sie wollte oder nicht, aber diese Frau machte ihr Angst. Sie strahlte eine kalte Aura aus, die selbst den abgebrühten Vampiren, die hier lebten, Respekt eintrichterte.

Sie warf Fiertlo einen unsicheren Blick zu, der jedoch immer noch schweigend auf Monakira blickte, die sich mit geschmeidigen Schritten Areslefs näherte.

Kalt lächelnd legte sie ihren rechten Zeigefinger unter sein Kinn und hob es an. „Es wäre so einfach, Areslefs!“ „Was? Was wäre einfach?“ „Dich in dein Verderben laufen zu lassen.“

Mit einem wütenden Knurren schlug er ihre Hand zur Seite und packte ihren Hals. Ein Umstand, der sie keineswegs beunruhigte. Stattdessen blickte sie ihn noch immer belustigt an. „Du bist ein Narr, wenn du glaubst, mich so einfach aus dem Weg räumen zu können! Ich sagte gerade, dass es viel zu einfach wäre, dich in dein Verderben laufen zu lassen, dummerweise … interessiert Er sich für dich.“

Der Griff um ihren Hals lockerte sich, als Areslefs verwirrt zurückwich. „Wer?“

Langsam kam sie näher, so nah, dass sie nur noch eine Handbreit von ihm entfernt war. „Was glaubst du denn, von wem ich spreche?“

Der Größe seiner Augen nach, die mittlerweile um das Doppelte angeschwollen waren, hatte Areslefs begriffen, wen sie meinte.
 

„Ihr braucht also meine Hilfe, um diesen Zauber wieder rückgängig zu machen, ja?“

Shondra lehnte sich gegen die Stuhllehne und blickte hinauf zur Decke. „Aber … das Problem ist, dass man den Zauber eines solchen Medaillons nur auf eine Art und Weise brechen kann und das ist mit einem Gegenstück.“

Kiara warf Yugi einen kurzen Blick zu und zuckte mit den Schultern. „Wo ist das Problem?“, fragte sie und warf einen leicht angewiderten Blick auf Joey, der sich gierig über die Tomatensuppe hermachte, die Sun Guku aus dem Nichts für ihn beschwor.

„Hörst du eigentlich jemals auf zu essen?“, fragte sie und schloss entnervt die Augen, als Joey sie mit einem völlig verschmierten Gesicht anblickte.

„Vergiss es.“, gab sie klein bei und wandte sich wieder Shondra zu.

„Das Problem, meine liebe Kiara, ist, dass das Gegenstück zu diesen Medaillons nur an einem einzigen Ort existiert.“

Kiara seufzte und lehnte sich zurück. „Und ich vermute mal, dass es sich bei diesem Ort um den wohl furchtbarsten Ort auf der gesamten Welt handelt.“

Shondra lächelte, ohne es im Mindesten so zu meinen. „Ich spreche hier von dem Wald, in dem die Night Deaths ihren Unterschlupf haben.“

Ein paar Sekunden lang herrschte geschocktes Schweigen, bis Kiara sich mit den Armen auf dem Tisch abstützte und den Kopf hängen ließ. „Ok, das übersteigt meine schlimmsten Vorstellungen dann doch noch mal um einiges. Und ich hatte gedacht, das geht schon gar nicht mehr.“

Yugi grinste. „Woran hattest du denn gedacht? An die Gefangenschaft mit Seto Kaiba in einem Einzelzimmer, das nur 5qm groß ist?“

Kiara schluckte. „Ok, dagegen ist der Night-Death-Wald wirklich Kinderkram. Wenn ich heute wegen dir Alpträume kriege, Yugi, dann schwör ich dir…“

„Ruhe, ihr zwei! Das ist kein Scherz mehr. Ihr wollt den Zauber des Medaillons brechen, stimmt’s?“ „Na ja … wenn ich bedenke, dass man sich dafür in die Höhle des Löwen begeben muss, bin ich mir schon gar nicht mehr so sicher.“, murmelte Kiara verdrießlich und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.

„Die Frage ist die: Ist es wirklich notwendig, dass ihr den Zauber brecht?“

Kiara warf Yugi einen ratlosen Blick zu.

„Kiara! Du kennst die Antwort.“, vernahm sie Yamis Stimme in ihrem Kopf und schweren Herzens nickte sie. „Ich fürchte schon! Yugi und ich müssen dem Pharao und der Prinzessin dabei helfen, ihre Erinnerungen wieder zu finden und ich fürchte, das wird alles nur dann gelingen, wenn wieder alles so ist, wie es sein sollte.“ „Also müssen wir irgendwie unbemerkt bei den Night Deaths einbrechen, uns das Gegenstück schnappen und munter wieder hinaus spazieren. Nichts leichter als das!“, brummte Sun Guku, die von der Aussicht alles Andere als begeistert war.

„Hätte ich gewusst, dass das so schwierig wird, hätte ich einen anderen Weg gesucht.“, maulte Kiara, was Shondra lächeln ließ. „Du hättest suchen können, bis du schwarz geworden wärst. Den Zauber dieses Medaillons kannst du nur auf diese Weise brechen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.“

„Und wie willst du jetzt vorgehen?“, fragte Son Goku, der sich auf die Tischkante gesetzt hatte und sie mit ernstem Blick musterte.

Shondra fuhr sich seufzend durch das Haar und zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung.“, gab sie zu.

„Aber … irgendeine Möglichkeit muss es doch geben.“ „Die gibt es bestimmt. Aber sie zu finden ist nicht gerade leicht.“, entgegnete Shondra, während sie sich mit den Ellenbogen abstützte und den Kopf auf ihre verschränkten Hände legte. „Ich will ganz ehrlich sein. Die Vampire machen mir am wenigsten Sorgen. Was mir momentan Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass Monakira sich bei denen herumtreibt.“

Kiara erschauderte kaum merklich. „Ist sie denn wirklich so gefährlich?“

Zu ihrer Bestürzung nickte Shondra. „Ich hatte bisher nichts mit ihr zu tun, weil sie bisher nicht in Erscheinung getreten ist, aber … nachdem, was ich bis jetzt erlebt habe, kann ich nur sagen, dass dieses Mädchen meiner Meinung nach der Teufel höchst persönlich ist.“

Neben ihr schüttelte Sun Guku den Kopf. „Ich hab dir doch vorhin schon gesagt, dass sie lediglich seine Rechte Hand ist.“

Shondra warf ihrer Tochter einen scharfen Blick zu. „Was sie nicht daran hindert, ihrem Meister Konkurrenz zu machen!“, fauchte sie wütend.

Kiara überkam plötzlich Übelkeit, als sie an Monakira dachte. Zitternd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und verließ das Zimmer, begleitet von den neugierigen und verwirrten Blicken ihrer Freunde.

„Was ist los, Kiara?“

Bedrückt sah sie den Pharao an, der vor ihr erschienen war und sie besorgt musterte. Doch statt zu antworteten schüttelte sie nur den Kopf und wich ihm aus.

Yami ließ jedoch nicht locker. „Komm schon, Kiara! Ich kann doch fühlen, dass mit dir was nicht stimmt. Geht es um diese Vision? Machst du dir darüber Gedanken?“

Kiara stoppte, kehrte ihm aber immer noch den Rücken zu. Ein unkontrollierbares Zittern hatte sie erfasst, was Yami nicht verborgen blieb. „Du hast Angst.“, stellte er fest und senkte den Kopf. „Und ich kann dich verstehen, aber … seit wann gibst du so einfach auf? Seit wann lässt du dich von so etwas aus der Ruhe bringen?“

Kiara wirbelte herum und blickte ihn mit Tränen in den Augen an. „Ist dir eigentlich aufgefallen, dass jede Vision, die ich hatte, bisher wahr geworden ist?“

Yami schnaubte. „Wenn man mal bedenkt, dass du bisher nicht gerade viele Visionen von der Zukunft hattest…“ „Spielt das eine Rolle?“ „Ich denke schon! Dinge aus der Vergangenheit zu sehen, die bereits geschehen sind, ist noch lange nicht das Gleiche, wie Dinge aus einer vermeintlichen Zukunft zu sehen. Gerade du als Medium solltest wissen, dass die Zukunft sich nicht vorherbestimmen lässt. Was du gesehen hast, ist eine Möglichkeit, aber es muss nichts Endgültiges sein!“ „Woher willst du das wissen?“ „Woher willst du wissen, dass es nicht so ist?“

Kiara schwieg, funkelte ihn aber immer noch wütend an. „Wie konnte ich eigentlich erwarten, dass du mich verstehen würdest?“, knurrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Von jemandem, der bereits tot ist, kann man ja wohl in solchen Situationen kaum richtigen Beistand erwarten!“

Yami zuckte zusammen.

„Du hast doch überhaupt keine Ahnung, wie ich mich fühle! Du bist schon tot. Woher willst du wissen, wie man sich fühlt, wenn man weiß, dass sein Tod unmittelbar bevor steht?“, fauchte sie.

Yamis Augenbrauen zogen sich zusammen. „Erst einmal weißt du nicht, dass du … dass du sterben wirst, klar? Ich habe es dir vorhin schon gesagt, es ist eine Möglichkeit! Außerdem ist es auch gut möglich, dass das Bild dieses Grabsteins aus einer sehr weit entfernten Zukunft stammt.“ „Ich würde dir glatt zustimmen, wenn ich nicht bereits die Initialen im Grabstein entziffert hätte! Es war dieses Jahr, Pharao! Dieses Jahr und nicht irgendeins in einer weit entfernten Zukunft! Könntest du lesen, hättest du das auch gesehen!“ „Ok, es reicht! Hör sofort damit auf! Hör auf damit, mit deinem Leben schon abzuschließen, nur weil du eine Vision hattest, die meiner Meinung nach völlig offen ist. Du bist noch viel zu jung, um dir bereits über den Tod Gedanken zu machen klar?“ „Ist das so? Und warum werden Yugi und ich pausenlos mit solchen Situationen konfrontiert, bei denen unser Leben auf dem Spiel steht? Sich unter solchen Umständen keine Gedanken darüber zu machen, wäre ziemlich wunschtraummäßig, meinst du nicht auch?“ „Ich hab gesagt, dass jetzt Schluss ist! Ich weiß nicht, warum ich mich hier mit dir über so einen Unsinn streite, aber eins versichere ich dir: Du wirst nicht sterben, Kiara! Hast du mich verstanden? Diese Vision von deinem Grabstein wird genau das bleiben!“

Kiara blickte ihn traurig an. „Das weißt du nicht.“, entgegnete sie leise und blickte zu Boden. „Das weiß niemand.“ „Kiara, bitte! Schließ nicht wegen so eines Bildes dein Leben einfach ab. Ich dachte bisher immer, dass du eine Kämpferin bist. Also kämpfe auch! Lass dich nicht einfach hängen. Sei doch mal endlich wieder so stur, wie sonst auch immer. Sei so stur und kämpfe gegen diese Art von Zukunft an. Seit wann lässt du dir von ein paar Bildern sagen, wie dein Leben zu verlaufen hat?“

Kiara schluckte die aufkommenden Tränen hinunter, als sie dem Pharao in die Augen sah und in ihnen ein stilles Flehen erblickte. Sofort war ihr klar, dass der Pharao, selbst wenn sie sich einfach gehen lassen würde, es niemals zuließe, dass sie sich ins Verderben stürzt.

„Du hast es erfasst.“, bestätigte Yami grinsend.

Kirara funkelte ihn an. „Ich hab dir gesagt, dass du dich aus meinem Kopf raushalten sollst!“, fauchte sie, was Yamis Grinsen nur noch breiter werden ließ. „Was soll ich machen? Ich liebe es nunmal, in deinem Kopf herumzugeistern.“ „Ich mein es ernst.“ „Ich auch!“

Kiaras Augen blitzten und mit wilder Freude begann sie, ihre Gedanken zu verschließen. Vor ihren Augen baute sich eine große durchsichtige Mauer auf, die zwischen ihr und dem Pharao erschien und ihn aus ihrem Kopf fernhielt.

Yamis Mundwinkel zuckten. „Du bist gar nicht mal so schlecht.“

Kiara grinste. „Ich weiß.“

Der Pharao kniff die Augen zusammen und fing an, sich langsam vorzutasten. Nach und nach durchdrang er die Mauer und kämpfte sich so immer mehr zu Kiara hindurch. Die jedoch gab nicht so einfach auf. Auf das Äußerste konzentriert schloss sie die Augen und atmete ruhig ein und aus. Die Mauer um sie herum verhärtete sich und schleuderte Yami schließlich zurück.

Doch statt enttäuscht oder wütend zu sein, blickte er sie nur stolz an. „Ich wusste, dass du eine Kämpferin bist. Und genauso, wie du mich fernhältst, solltest du auch gegen diese Vision ankämpfen. Du bist nicht der Typ, der einfach aufgibt.“

Die Mauer um Kiara herum verschwand und Yami schwebte auf sie zu – so nah, dass – wäre er aus Fleisch und Blut – seine Stirn ihre berührt hätte.

Kiara tat etwas, was sie selten tat. Sie lächelte schüchtern.

„Was ist?“, fragte er leise und wich ein paar Millimeter zurück.

„Gar nichts.“, erwiderte sie, biss sich aber auf die Lippe, als sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.

„Es ist nichts und trotzdem wirst du rot? Dir ist schon klar, dass ich jetzt auch einfach in deinen Gedanken nachsehen könnte, was in dir vorgeht, oder?“ „Mach doch!“, entgegnete sie angriffslustig, was sich auch sofort in ihren Augen widerspiegelte.

Yami lächelte und schüttelte den Kopf. Dann näherte er sich ihr wieder bis auf wenige Millimeter. „Ich lass dich nicht so einfach gehen.“, murmelte er und verschwand dann, in dem er einfach in sie hineinglitt und sich in den Gürtel zurückzog.

Kiara schüttelte sich kurz, als ihr gesamter Körper von einer Gänsehaut erfasst wurde, die alles in den Schatten stellte, was sie bisher erlebt hatte.
 

„Ich mag diese Monakira nicht.“, brummte Xanty, die sich mit vor der Brust verschränkten Armen auf einem zerschlissenen alten Ledersessel niedergelassen hatte.

Fiertlo zuckte mit den Schultern. „Mal was Neues.“

„Ich mein‘s ernst! Diese Frau … ist mir so was von unheimlich. Ich glaube kaum, dass wir ihr so einfach trauen sollten. Hast du gesehen, wie sie mit Areslefs umspringt?“ „Hast du gespürt, wie mächtig wir durch sie geworden sind?“

Xanty rollte mit den Augen. „Ist das alles, was dir dazu einfällt? Diese Monakira taucht hier auf und plötzlich hecheln ihr alle hinterher. Was soll das? Früher hätte ich denen den Kopf abgerissen, die behauptet hätten, wir würden uns von irgendjemandem herumkommandieren lassen.“ „Wer lässt sich denn hier herumkommandieren?“

Xanty fauchte. „All diejenigen, die sich letztes Mal sofort zurückgezogen haben, als sie es befohlen hat!“ „Also auch wir!“, bemerkte er und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Xanty blickte ihn unschlüssig an. „Hältst du es für möglich, dass sie mit … einer Art Gehirnwäsche arbeitet?“ „Quatsch! In diesem Reich reicht es aus zu behaupten, du wärst die Schwester des Teufels und alle schauen zu dir auf.“, sagte Fiertlo und wischte Xantys Bemerkung somit beiseite. Xanty kaute auf ihrer Unterlippe. „In diesem Fall ist es aber keine reine Behauptung! Es ist Tatsache, dass Monakira die Gesandte des Teufels ist.“ „Woher kennst du sie?“, fragte Fiertlo, dem die Verwirrung anzusehen war.

„Ich kenne sie nicht persönlich. Aber ich habe von ihr gehört.“ „Wann?“

Xanty druckste herum und dachte nach. Sie war sich sicher, dass sie von Monakira gehört hatte, doch ihr kam partout nicht in den Sinn, in welchem Zusammenhang und wann genau. Nach ein paar Sekunden gab sie es auf und blickte Fiertlo resigniert an. „Ich kann mich nicht erinnern.“ „Und du bist sicher, dass du sie nicht mit jemandem verwechselst?“ „Todsicher.“

„Was ist todsicher?“

Die Geschwister fuhren überrascht zusammen, als Areslefs Stimme durch die Kammer hallte.

Xanty funkelte ihn böse an. „Mach das nicht noch einmal, Areslefs!“, fauchte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der sich angesammelt hatte.

„Warum auf einmal so verschreckt?“, fragte er belustigt, während er sich auf die Kante eines abgewetzten Tisches sinken ließ.

„Da draußen läuft die Samariterin des Todes durch die Gegend und du fragst mich, warum ich so verschreckt bin?“, knurrte sie zurück und warf sich das Haar aus dem Gesicht. Ihre lia-gelbfarbenen Augen sprühten Funken.

„Was denn, was denn? Macht dir das Teufelchen da draußen Angst?“ „Nicht halb so viel Angst, wie dein blödes Gelabere!!“, zischte sie zurück, sprang auf und verließ das Zimmer.

Areslefs sah ihr stirnrunzelnd nach und warf dann Fiertlo einen überraschten Blick zu. „Was ist denn in die gefahren?“

Fiertlo zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich liegt es wirklich an Monakira.“ „Wenn das stimmt, dann sollte Monakira vielleicht wirklich verschwinden. Dein Schwesterchen scheint nämlich momentan sehr schnell auf 180 zu sein. Sieh dir das hier an!“

Er krempelte den rechten Ärmel seines Shirts hoch und zeigte Fiertlo eine üble Bisswunde, die um die Bissspuren herum bereits eine ungesunde, giftgrüne Farbe angenommen hatte. „Das ist doch kein einfacher blauer Fleck.“, bemerkte Fiertlo unsicher – eine Eigenschaft, die er sehr selten zeigte.

Areslefs nickte zustimmend. Genau da hat mich dein reizendes Schwesterchen vorhin erwischt, als ich versucht habe, sie von den anderen wegzuziehen. Was es auch ist, es ist kein Gift, aber auch kein normaler Biss.“ „So etwas hab ich noch nie gesehen. Könnte das eine Entzündung sein?“

Areslefs knurrte. „Fiertlo! Ich bin ein Vampir! Entzündungen oder Krankheiten dürfte ich gar nicht kennen!“, schrie er, während er den Ärmel wieder glättete.

Fiertlo sprang einen Schritt zurück und funkelte Areslefs an. „Was ist denn nur in euch gefahren? Erst rastet Xanty andauernd aus! Jetzt gehst du auf mich los? Seid ihr denn alle komplett verrückt geworden?“

Areslefs rieb sich die Augen. „Das ist … ihre Anwesenheit. Sie macht uns stärker … aber scheinbar auch aggressiver.“ „Warum fahre ich dann noch nicht aus der Haut?“ „Bin ich allwissend?“, fauchte Areslefs zurück, verdrehte dann aber sofort wieder die Augen. „Ich werd noch wahnsinnig.“, brummte er, legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke empor. „Ich bin mir sicher, dass es Monakiras Anwesenheit ist, die uns so aggressiv macht. Und das Schlimmste ist, dass ich befürchte, dass deine Schwester bald zu einer reißenden Bestie wird. Sie hat sich nicht halb so gut unter Kontrolle, wie es den Anschein hat.“

Fiertlo kratzte sich am Kopf. „Naja … ihre Ausraster vorhin waren alles Andere als angenehm und normal, da magst du Recht haben, aber … jeder hat mal n schlechten Tag und sie ist eine Frau, bei ihr ist das Gang und Gebe.“ „Hast du deine Schwester denn jemals so ausflippen sehen? Sie hatte sich überhaupt nicht mehr in der Gewalt? Ich hab‘s jedenfalls noch nicht erlebt, dass sie plötzlich blutrote Augen hatte.“

Fiertlo schob die Unterlippe vor, als er darüber nachdachte. Dummerweise – und es gefiel ihm keineswegs, Areslefs in der Hinsicht Recht zu geben – schien er mit seiner Vermutung richtig zu liegen, dass Xanty durch Monakiras Anwesenheit immer mehr die Charakterzüge einer reißenden Bestie annahm.

Die Frage war nur, auf wessen Seite würde diese Bestie stehen, wenn es zum äußersten kommen sollte?
 

„Was war denn mit dir los?“, fragte Yugi, als Kiara wieder das Zimmer betrat und im Türrahmen stehen blieb. Sein Gefühl, dass mit Kiara irgendetwas nicht stimmte, wurde immer größer und nahm nach und nach die Größe eines Medizinballs an. Kiara sah überhaupt nicht gesund aus. Sie war blass, das Haar hing kraftlos zu beiden Seiten herab, ihre Augen wirkten irgendwie trüb und auch ihre gesamte Erscheinung hatte etwas von einer Toten. Besorgt stand er auf und ging auf seine Schwester zu, die er sanft an den Schultern ergriff und ihr in die Augen blickte. „Irgendetwas stimmt doch mit dir nicht. Du siehst aus wie eine Leiche.“

Kiaras Augen blitzten kurz, doch sie schüttelte den Kopf. „Es ist nichts, Yugi, wirklich.“

„Vergiss es, Kiara! Du kannst Yugi nichts vormachen!“, bemerkte der Pharao in ihren Gedanken, was sie beschämt zu Boden blicken ließ. So sehr es ihr auch widerstrebte, doch der Pharao hatte Recht. Sie konnte ihrem Bruder nichts vormachen.

„Kiara?“ Nur schwach drang seine Stimmte bis zu ihr durch.

Ihr Blick richtete sich kurz auf Shondra, Son Goku und Sun Guku und dann wieder auf Yugi. Schließlich ergriff sie seine Hand und zog ihn mit sich in ein verlassenes Zimmer.

„Was ist denn los?“, fragte Yugi, dem Kiaras Gebaren äußerst schleierhaft vorkam. Ihrem festen Griff nach zu urteilen, schien sie vollkommen bei Kräften zu sein, ein Umstand, der bei näherer Betrachtung ihres Äußeren keineswegs zu vermuten wäre.

Kiara positionierte sich so, dass er ihr genau gegenüber stand. Dann drückte sie ihre Handflächen gegen seine Schläfen und schloss die Augen. Sie hatte so etwas noch nie probiert, doch mittlerweile war ihr klar geworden, dass ihr Bruder und sie Dinge vollbringen konnten, die weit über das menschliche Denken hinaus gingen.

Sie konzentrierte sich auf ihre Vision und zuckte zusammen, als die Bilder von ihr, Monakira und ihrem Grabstein wieder durch ihren Kopf surrten – und durch Yugis.

Ein paar Sekunden später war es vorbei. Ein gewaltiger Druck beherrschte ihren Kopf, auf den sie allerdings überhaupt nicht mehr achtete.

Stattdessen blickte sie in das Gesicht ihres Bruders, dem das Entsetzen deutlich anzusehen war. „W … was … was war das?“, fragte er ungläubig, während er sich ein paar Schritte von ihr entfernte, als hätte er Angst, von Kiara würde eine ansteckende Krankheit ausgehen.

Kiara zitterte am ganzen Leib, als sie den dicken Kloß in ihrer Kehle hinunterschluckte, um ihm zu antworten. Selbst ihre flüsternde Stimme wurde fast gänzlich von diesem Zittern beherrscht. „Ich … ich werde sterben.“

Blutsgeschwister

Kichernd schob sie das Auto vor sich her, gab ihm dann einen heftigen Stoß, so dass es davon zischte und mit einem lauten Scheppern gegen den Schrank fuhr.

Eine genervt wirkende Frau mit lilafarbenem, kurzgeschnittenem Haar und orangefarbenen Augen warf einen Blick in das Zimmer und knurrte. „Was soll denn das? Musst du so einen Lärm machen?“, fauchte sie und war kurz darauf wieder verschwunden.

Das Mädchen blickte noch einen Augenblick verwirrt zur Tür, rappelte sich dann auf und lief mit hastigen Schrittchen auf das Auto zu. Gierig klaubte sie es auf und ließ es im Kreis herumwirbeln, bis es ihren Händen entglitt und unter tosendem Lärm durch die Scheibe krachte.

Glassplitter flogen durch die Luft, rasselten auf sie hernieder und schnitten ihr in die kleinen Ärmchen. Eiskalte Luft floss in das Zimmer und ließ sie bibbern.

Wutschnaubend betrat ihre Mutter das Zimmer, stemmte die Hände in die Hüfte und blickte sie aufgebracht an. „Hab ich dir nicht gerade gesagt, dass du aufhören sollst, so einen Lärm zu machen?“, schrie sie und versprühte dabei mächtig viel Spucke.

Das Mädchen rollte sich auf dem Boden zusammen und begann zu weinen. Kleine, dünne Blutrinnsale liefen ihr die Arme herab, trockneten aber sehr schnell.

„Hör auf zu weinen und steh gefälligst auf!“, fauchte ihre Mutter.

Die Kleine rührte sich nicht, was ihre Mutter sofort zur Raserei trieb.

Grob packte sie das Mädchen an der rechten Schulter und zog es brutal auf die Beine, während sie schrie: „Ich sagte, du sollst aufstehen! Hast du mich nicht verstanden? Und hör gefälligst mit dem Geheul auf! Hättest du besser aufgepasst, würdest du jetzt nicht so dastehen. Und jetzt zieh dir deine Schuhe an, lauf runter und hol das Auto zurück. In zehn Minuten bist du wieder oben, verstanden? Und dann wirst du gefälligst die Scherben aufkehren!“

Damit schubste sie das Mädchen Richtung Tür und warf einen Blick auf die Bescherung, die sich auf dem Boden angesammelt hatte.

Als sie wieder einen Blick zur Tür warf, stand das Mädchen noch immer da und blickte sie – stumm weinend – an.

„Hab ich dir nicht gesagt, dass du dich nach unten machen sollst?“, brüllte sie und ging mit raschen Schritten auf sie zu.

Das Mädchen schrie auf und lief aus dem Zimmer. So schnell sie konnte, schlüpfte sie in ihre Schuhe, rannte zur Tür und riss sie auf.

Erschrocken stolperte sie zurück.

Ein Mann stand vor ihr, der die Schulter eines Jungen umklammert hielt, der sie finster beäugte.

Zitternd verbarg sie sich hinter der Tür und spähte ängstlich zu dem Fremden hinauf, der sie lächelnd beäugte. Er hatte kurzes hellblaues Haar und ebenso blaue Augen. Seine Statur wirkte unnatürlich kräftig.

„Guten Tag, Kleine! Deine Mutter da?“

Zitternd nickte sie und öffnete die Tür noch ein kleines Stück mehr.

Sein Blick glitt durch den dunklen Flur und blieb an ihrer Mutter hängen, die den Fremden wie erstarrt musterte und schließlich wütend die Arme vor der Brust verschränkte. „Was willst du hier?“

Der Fremde grinste, schob sich an dem Mädchen vorbei, während er den Jungen vor sich her dirigierte.

„Ich dachte, ich komme mal vorbei.“, bemerkte er lässig, ließ den Jungen los und ging auf ihre Mutter zu.

Neugierig betrachtete sie den fremden Jungen, dessen Haar vollkommen weiß war und vereinzelte blaue Stellen aufwies. Seine Augen hatten einen flüssigen Goldton, der sie unheimlich faszinierte.

„Hallo.“, murmelte sie schüchtern und lief rot an, als der Junge sie auf eine merkwürdige Art und Weise anlächelte.

„Hallo.“, antwortete er und es klang keineswegs nach einem Kind.

„Hast du einen Namen?“, fragte sie leise.

Er nannte ihn ihr. Überrascht musste sie feststellen, dass ihr der Name gefiel. Als Gegenleistung nannte sie ihm ihren Namen, musste aber enttäuscht feststellen, dass seine Reaktion darauf sehr spärlich war. Ein freudloses Lächeln war die Antwort, bevor er seinen Blick wieder auf den Fremden richtete, der ihre Mutter bei den Schultern gepackt hatte und ihr fest in die Augen blickte.

Sie redeten leise aufeinander ein – so leise, dass sie kein Wort von dem verstand, was geredet wurde. Neugierig spitzte sie die Ohren, doch ohne Erfolg.

„Woll’n wir in mein Zimmer gehen?“, fragte sie schließlich und ging ein paar Schritte auf den Jungen zu. Der nickte nach kurzem Zögern und folgte ihr, während sie sich behutsam an ihrer Mutter vorbeischlich, die jedoch sofort nach ihrem Arm griff und sie festhielt. „Wo willst du hin?“, fauchte sie.

„In mein Zimmer.“ „Mit ihm?“ „Wir wollten zusammen spielen!“, erklärte sie zitternd. Bereits jetzt merkte sie, wie sich da, wo ihre Mutter sie festhielt, blaue Flecken bildeten.

„Ich will nicht, dass du allein mit ihm in dein Zimmer gehst. Du bleibst in meiner Nähe, verstanden?“ „Warum?“ „Frag nicht!“ „Aber…“ „Ich sagte Frag nicht!“, brüllte sie, was das Mädchen sofort zusammenzucken ließ.

„Schrei das Kind nicht an!“, fauchte der Fremde plötzlich, ergriff ihren Arm und befreite das Mädchen aus dem Griff ihrer Mutter.

Auf eine ebenso merkwürdige Weise wie der Junge lächelnd blickte er sie an. „Geh, Kleines! Geh mit deinem Bruder spielen.“

Das Mädchen zuckte überrascht zusammen. „Bruder?“

Der Fremde legte den Kopf schief. „Hat dir deine Mutter denn nie was von ihm erzählt?“

Ängstlich blickte sie zu ihrer Mutter empor, wohlwissend, dass sie kurz vor einem Ausbruch stand. Tapfer schüttelte sie den Kopf und wartete auf den großen Knall, der jedoch ausblieb.

Stattdessen blickte der Fremde sie weiterhin lächelnd an und griff nach der Hand des Jungen, um ihn neben sie zu postieren. „Das ist dein Zwillingsbruder und mein Sohn.“

Mit großen Augen blickte sie ihn an. „Und was heißt das?“, fragte sie ratlos, während sie ihrem vermeintlichen Bruder einen kurzen Blick zuwarf.

Der Fremde grinste breit. „Das bedeutet, dass ihr miteinander verwandt seid. Und es bedeutet, dass ich niemand anderes als dein Vater bin. Ich bin überrascht, dass deine Mutter dir nie von uns erzählt hat.“, fügte er hinzu und warf dabei ihrer Mutter einen boshaften – beinah mörderischen – Blick zu.

„Wenn du mein Vater und er mein Bruder ist … warum wohnt ihr dann nicht auch hier?“, fragte sie, eine Frage, die unbeantwortet blieb, da ihre Mutter plötzlich den Arm ihres Vaters weg schlug und ihre Tochter hinter sich schob.

„Verschwinde aus meiner Wohnung, du elende Bestie! Und deine kleine Brut kannst du gleich mitnehmen, verstanden? Lass mich und meine Tochter in Ruhe, sonst…“ „Sonst was?“ Schlagartig veränderte sich der Tonfall des Mannes und machte einem bedrohlichen Unterton Platz, der dem kleinen Mädchen eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

Neben ihr griff ihr Bruder nach ihrem Arm und schob sie unbemerkt in das kleine Kinderzimmer. „Lass uns was spielen!“, rief er und spähte neugierig in sämtliche Ecken, bis ihm die Scherben auf dem Boden auffielen.

„Warst du das?“, fragte er und deutete auf die Bescherung. Beschämt nickte sie. „Es war ein Versehen. Was willst du denn spielen?“, fragte sie, um von dem Scherbenmeer abzulenken.

Der Junge grinste plötzlich auf eine merkwürdige Art und Weise, die ihr Angst machte.

Lässig schlenderte er auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen.

Das Licht der Lampe über ihnen ließ seine Augen funkeln – ein Funkeln, das sie gnadenlos in seinen Bann zog. „Ehrlich gesagt … ich dachte, wir könnten Doktor spielen.“, murmelte er. Seine Stimme klang plötzlich auf merkwürdige Weise monoton, als hätte man ihn in Trance versetzt. Das Leuchten seiner Augen wurde stärker.

Das Mädchen lächelte wie traumatisiert. „Doktor spiele ich am liebsten.“ Auch ihre Stimme klang vollkommen tonlos.

„Dann würde ich vorschlagen, du bist der Doktor und ich der Patient.“ „Einverstanden.“, murmelte sie.

Der Junge griff nach ihrem Arm. Sein Blick glitt über die Schrammen, die die Scherben hinterlassen hatten und langsam glitt seine Zungenspitze über seine Lippen.

„Hast du schon mal Blutspender gespielt?“, fragte er und trat noch ein wenig näher an sie heran. Das Mädchen schüttelte träge den Kopf. „Wie spielt man das?“, fragte sie tonlos.

Der Junge öffnete seinen Mund und entblößte zwei scharfe Fangzähne, die im Licht der Lampe schimmerten. „Ich zeig es dir.“, murmelte er leise.

Das Mädchen blickte ihn mit trüben Augen an, doch als ihr Blick auf seine Fangzähne fiel, fiel auch sämtliche Trägheit von ihr ab und sie begann zu schreien.

Der Junge fauchte, riss ihren Kopf zur Seite und rammte seine Fangzähne in ihre Halsbeuge. Gierig saugte er ihr warmes Blut in sich hinein.

Sie begann sich zu wehren, doch ihre Schläge kümmerten ihn nicht, er nahm sie nicht einmal richtig wahr. Ineinander verhakt glitten sie zu Boden. Ihre Gegenwehr erschlaffte nach und nach, bis sie schließlich vollkommen reglos am Boden lag.

Das Licht in ihren Augen erlosch nach und nach und eine unnatürliche Dunkelheit umfing sie.

Die Tür zum Zimmer wurde aufgerissen und mit fassungslosem Blick nahm ihre Mutter das Schauspiel wahr, das sich ihr bot.

Der Vater grinste mit leuchtenden Augen, während sein Sohn die restlichen Tropfen Blut aus seiner Schwester saugte und ihn dann zufrieden grinsend anblickte. Sein Gesicht war vollkommen blutverschmiert, seine Augen voller Gier. Sein Blick fiel wieder auf seine Schwester, die tot am Boden lag.

Ihre Mutter wankte auf die beiden zu, fiel dann schließlich auf die Knie und tastete zitternd nach dem Gesicht ihrer Tochter, die vollkommen bleich war und deren Körpertemperatur bereits rapide abnahm. „D… du… du gottverdammtes Monster!“, brüllte sie den Jungen an, der sie jedoch mit immer noch leuchtenden Augen ansah. „Gibt’s ein Problem?“, fragte er, während er sich aufrappelte und seine Hand nach seiner Schwester ausstreckte.

Verwirrt blickte die Mutter auf ihre Tochter – die plötzlich die Augen aufriss und sie mit ihren nunmehr lila-gelbfarbigen Augen anstarrte. Verstört blickte sie sich um, erkannte dann die Hand ihres Bruders und ließ sich auf die Beine ziehen.

Schlagartig hatte sie das Gefühl, sämtliche Kindlichkeit wäre von ihr abgefallen. Ihre Sicht schärfte sich zunehmend, jedes noch so kleinste Geräusch drang auf sie ein, ein Meer von Gerüchen nahm ihr Geruchsorgan in Anspruch und ein Gefühl unbändiger Gier erfüllte sie plötzlich.

Sie hörte es schlagen, hörte es pochen – das Blut ihrer Mutter.

Obwohl ihr Hass auf ihren Bruder, der ihr – was auch immer – angetan hatte, sie durchströmte, so war das Gefühl, die Gier nach Blut größer, beherrschte ihr gesamtes Denken, schaltete jede noch so kleine Kleinigkeit aus.

Überrascht stellte sie fest, dass plötzlich scharfe Reißzähne aus ihrem oberen Zahnfleisch wuchsen. Ein Fauchen wie von einer Katze entrang sich ihrer Kehle und mit einem letzten Blick auf ihren Bruder, der mit leuchtenden Augen nickte, stürzte sie sich auf die verhasste Mutter, deren Todesschrei sehr schnell in ein übelkeiterregendes Gurgeln überging.
 

Wie von einem Schlag getroffen, öffnete Xanty die Augen und während das helle Strahlen ihrer mittlerweile feuerroten Augen das gesamte Zimmer erhellte, spürten die Vampire in der gesamten Basis, dass etwas unsagbar Böses geboren worden war. Etwas, das an Bösartigkeit alles übertraf, was je diesen Planeten heimgesucht hatte.

Shondra hilft

„Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein, Kiara! Bist du sicher, dass diese Vision auch wahr werden wird?“, fragte Yugi, dem das Entsetzen noch immer in den Knochen steckte.

Kiara, die die Arme um ihren Oberkörper geschlungen hatte, zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht. Schon möglich.“

„Hör nicht auf sie, Yugi! Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass das nur eine eventuelle Möglichkeit ist. Es ist nichts Beschlossenes!“, wandte Yami ein, der neben Kiara erschien und Yugi fest anblickte. „Wir werden nicht zulassen, dass diese Vision wahr wird, hab ich Recht, Yugi?“

Yugi blickte ihn mit großen Augen an, nickte aber. „Wenn die Möglichkeit besteht, dagegen anzukämpfen, dann werden wir das auch tun.“ „Siehst du, Kiara?“, sagte Yami und warf Kiara einen liebevollen Blick zu. „Niemand hier lässt dich einfach so im Stich.“

Kiara lächelte ihm dankbar zu – und ging kurz darauf mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Knie.

Yugi schnappte erschrocken nach Luft, kniete vor ihr nieder und ergriff ihre Schultern. „Was ist los?“

Doch Kiara antwortete nicht.
 

Fiertlo stürzte durch die Tür, blickte sich kurz hastig um und schnappte dann nach Luft. Hinter ihm tat Areslefs, der ihm eilig gefolgt war, dasselbe.

Vor ihnen stand Xanty – eine Xanty, die ihnen völlig fremd war.

Ihre lilafarbenen Haare wehten wie verrückt umher – und das obwohl sich nicht der kleinste Windhauch rührte. Ihre gesamte Kleidung schien in einem von ihnen unbemerkten Wind umherzuflattern.

Doch das Schlimmste waren ihre Augen. Sie leuchteten feuerrot – ein Rot, das den Feuern der Hölle wahrhaft Konkurrenz machen konnte.

Im gesamten Zimmer war keinerlei Lichtquelle vorhanden und doch konnten sie jedes Möbelstück deutlich erkennen. Xantys Augen strahlten so hell, dass sie das Zimmer problemlos ausleuchteten.

Zum ersten Mal in seinem Leben spürte Fiertlo, was es hieß, Angst zu haben. Und er musste zugeben, dass es alles Andere als beruhigend war.
 

Monakira war von der Wendung der Ereignisse mehr als überrascht. Doch wenn sie ehrlich war, dann stimmte diese Wendung sie zuversichtlich.

Boshaft lächelnd wandte sie sich an das Wesen, was keinen Meter von ihr entfernt, vor ihr schwebte. Würde man nach einer Beschreibung für dieses Etwas suchen, würde man lediglich sagen, es handle sich um eine blutrote Wolke. Doch Monakira wusste, dass es viel mehr als nur eine Wolke war. Es war ein Teil von Ihm. Ein Teil, der geschickt wurde, um mit Seiner Anhängerin die neue Situation zu klären.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte sie, während sie langsam die Arme vor der Brust verschränkte.

Ein Zittern erfasste das Wesen vor ihr. „Was schlägst du denn vor?“

Monakira zuckte mit den Schultern und ließ ihren Blick im Zimmer umherschweifen.

„Hast du vor, den Plan sausen zu lassen?“, fragte das Wesen und Monakira konnte nicht umhin zu erkennen, dass er von dieser Idee keineswegs begeistert war. Noch immer lächelnd wandte sie sich ihm wieder zu. „So ein Unsinn! Nein … ich bin eher der Meinung, dass wir … einen Tausch in Erwägung ziehen sollten. So wie es aussieht, scheint Xanty mehr auf dem Kasten zu haben, als bisher angenommen.“

Erneut ging ein Zittern durch das Wesen. „Hältst du das für klug? Ich bin mir nicht so sicher, ob man sie so einfach kontrollieren kann, wie das jetzige Ziel.“ „Aber, aber, mein Herr! Wollt Ihr Eure eigene Macht anzweifeln? Enttäuscht mich nicht.“

Für einen kurzen Moment schwieg ihr Gegenüber, nahm dann kurz darauf feste Gestalt an und nickte. „Also schön. Der Plan bleibt … nur die Zielperson ändert sich.“

Ein kaltes Lächeln des Triumphes umspielte ihre Lippen.
 

„Alles wieder in Ordnung?“, fragte Yugi, dem die Sorge ins Gesicht geschrieben stand.

Kiara lag mittlerweile auf der Couch mit einem nassen kalten Lappen auf der Stirn und in eine dicke Decke gewickelt.

Besorgt hatten ihre Freunde um sie herum Platz genommen und warteten auf eine Erklärung.

Shondra und Son Goku hatten sich zwischenzeitlich ein wenig von ihnen entfernt und tuschelten leise miteinander.

„Was war denn mit dir los?“, fragte Joey, der ihren Zusammenbruch nicht mitbekommen hatte, dem ihr Zustand allerdings alles Andere als behagte.

„Kiara?“ Yugi kroch es eiskalt den Rücken hinab. Mit jeder Sekunde nahm ihre Blässe zu, sogar ihre Atmung setzte teilweise kurzzeitig aus.

Sein Blick fiel auf den Gürtel, der immer wieder flackerte und instinktiv blickte er sich nach dem Pharao um, der jedoch nirgends zu sehen war.

Was war hier nur los?

„Yugi?“

Shondras Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Nach einem kurzen Blick auf seine Schwester wandte er sich ihr zu. Sie winkte ihn zu sich. Mit dem Gefühl, als wären seine Beine aus Pudding, folgte er ihrer Bitte und blieb schließlich zitternd vor ihr stehen. Alles in ihm wehrte sich gegen den Gedanken, dass Kiara krank war, doch sein Verstand belog ihn nicht. Seine Schwester war alles Andere als kerngesund.

„Sag mal, Yugi, ich liege doch richtig, wenn ich vermute, dass mit Kiara irgendetwas nicht stimmt, oder?“

Yugi war kurzzeitig völlig überrascht, dass sie sich auch nur den Ansatz einer solchen Frage hatte stellen können, wo es doch ziemlich offensichtlich war, dass sie Recht hatte, doch ein Blick in ihr Gesicht verriet ihm, dass es nichts weiter als eine Feststellung war.

Zustimmend nickte er.

„Und du hast nicht zufällig eine Erklärung dafür?“

Hilflos blickte Yugi sie an und zuckte schließlich mit den Schultern. „Ich wünschte, ich wüsste es. Aber ich fürchte … ich hab nicht die geringste Ahnung.“

„Wie mächtig ist eigentlich der Pharao?“, fragte Son Goku beiläufig. Die Frage überraschte Yugi und ein paar Sekunden lang war er nur imstande, den Mund immer wieder zu öffnen und zu schließen. „Warum … wieso … was … warum fragst du?“, stammelte er und blickte stirnrunzelnd zu seiner Schwester hinüber, bevor er antwortete. „Also ehrlich gesagt … so ganz genau weiß ich das nicht. Aber wenn ich ihn nach seinen Fähigkeiten in Duel Monster beurteilen würde, dann ist er … das mächtigste Wesen, das ich kenne.“ „Mächtiger als seine Schwester?“

Yugis Augenbrauen zogen sich vor Verwirrung zusammen. „Sicher. Daran dürfte kein Zweifel bestehen. Wenn du einen Vergleich willst … Kiara ist eine sehr starke Persönlichkeit …“

Shondra grinste. „Glaub mir … das war mir nach unserer ersten Begegnung sofort klar.“ „Na ja und wenn man es genau betrachtet … dann ist sie eigentlich nur die weibliche Ausgabe des Pharaos.“

„Was soll denn das jetzt bitte heißen?“, knurrte Yami, der neben der Couch erschien und ihn verblüfft ansah.

Yugi beachtete ihn jedoch nicht.

„Und die Prinzessin?“, hakte Son Goku nach.

Yugi druckste ein wenig herum.

„Na komm schon! Sag ihnen ruhig, dass sie praktisch nichts weiter als eine weibliche Ausgabe von dir ist!“, rief der Pharao und ein freches Grinsen legte sich auf seine Lippen.

Neben Yugi erschien die Prinzessin, die ihn kopfschüttelnd ansah. „Hör nicht auf ihn, Yugi! Dem ist doch bloß langweilig, weil er Kiara momentan nicht ärgern kann.“, flüsterte sie, was Yami jedoch keineswegs entging. „Mir ist überhaupt nicht langweilig, klar? Mir … geht’s bestens!“

Yamika wandte sich ihm zu. „Sicher! Deswegen flackerst du auch immer wieder.“

Yugi wandte sich ruckartig um und war überrascht zu sehen, dass Yamika Recht hatte. Schlagartig fühlte er sich an den Moment erinnert, als Kiara es gewagt hatte, den Geflügelten Drachen des Ra zu materialisieren. Yamika hatte damals genauso geflimmert, wie der Pharao jetzt. Allein deshalb, weil der Gürtel nicht genug Macht hatte, sowohl den Drachen als auch die Prinzessin mit Energie zu versorgen.

Und in diesem Moment wusste Yugi, was Kiaras Problem war…
 

Areslefs und Fiertlo starrten Xanty noch immer vollkommen perplex an, als sich Monakira leise an ihnen vorbei zwängte und die Vampirin ansteuerte.

„Sieh mal einer an! Ich muss sagen, du hast eine schöne Überraschung an den Tag gelegt, meine Liebe.“, bemerkte sie mit einer merkwürdig klingenden Singsangstimme.

Xanty richtete den feurigen Blick auf die Satansdienerin, die dicht vor ihr stehen blieb. „Was willst du?“, fragte sie kalt.

Monakira schien plötzlich von so etwas wie Begeisterung erfüllt zu sein, als sie sie sprechen hörte. „Du bist perfekt, meine Liebe! Einfach perfekt.“

„Was willst du?“, wiederholte Xanty mit noch eisigerer Stimme. Ihre Geduld erreichte eine äußerst niedrig gelegene Grenze.

Monakira blickte sie immer noch mit unanständiger Begeisterung an. „Hast du nicht Lust, Teil von etwas wirklich Großem zu werden?“, fragte sie und ihre Augen leuchteten noch mehr.

Etwas weiter abseits warfen sich Areslefs und Fiertlo beunruhigende Blicke zu. Doch gleich darauf straffte sich Areslefs. „Von welcher großen Sache sprichst du?“, fauchte er, was Monakira mit einem gleichgültigen Blick quittierte. „Das kann dir egal sein.“

Areslefs Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Was ist mit Er interessiert sich für dich?“, zitierte er sie mit knurrender Stimme und zwang sich mühsam dazu, seiner Stimme einen drohenden Unterton zu geben. Tatsächlich war es vielmehr so, dass ihm immer unbehaglicher wurde. Monakira plante scheinbar etwas zusammen mit ihrem Herren und ob er wollte oder nicht, er hatte das ungute Gefühl, dass es für die Vampire keineswegs gut war.

Monakira blickte ihn hämisch an. „Die Zeiten ändern sich, mein lieber Areslefs. Und Meinungen ebenso. Eure liebe kleine Xanty hat uns eine Seite gezeigt, die sie um Einiges interessanter macht, als du es jemals sein könntest. Finde dich damit ab!“ „Um was geht es hier!“, schrie er wütend und schleuderte die Tür zu, um Monakira daran zu hindern, mit Xanty zu fliehen.

Diese jedoch lächelte nur nachsichtig. „Das willst du doch gar nicht wissen, mein lieber…“ „Rück mit der Sprache raus, du Dreckstück, oder ich schwöre dir…“ „Was?“, unterbrach sie ihn mit scharfer Stimme. Die Begeisterung in ihrem Gesicht war erloschen und hatte einer bedrohlichen Wut Platz gemacht, die ihn tatsächlich ein paar Schritte zurückweichen ließ.

Xanty stand indes völlig unbeteiligt da und lächelte nur kalt.

„Du willst also wirklich wissen, um was es dem Herrn geht, ja? Gut, ich sag es dir! Aber gib mir nicht die Schuld, wenn dein kleiner Freund hier von jetzt an keine Nacht mehr schlafen kann, weil er Alpträume hat.“, säuselte sie, was Areslefs Wut noch mehr kochen ließ.

Fiertlo kniff die Augen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten, unternahm aber nichts.

Zu Areslefs Überraschung begann Monakira tatsächlich, ihnen ihren Plan zu schildern – und mit jedem Wort wünschte er sich, er hätte niemals danach gefragt…
 

„Du glaubst, dass die Kraft des Gürtels nicht ausreicht, um den Pharao dauerhaft aufzunehmen und von Kiaras Seele fernzuhalten, ohne dass Kiara Schaden nimmt.“, murmelte Yugi leise. Jetzt war ihm auch klar, warum es Kiara immer schlechter ging. Zweifellos musste entweder einer von ihnen leiden, um dem anderen genug Kraft zu spenden oder aber die Kraft des Gürtels teilte sich auf beide auf, was zur Folge hatte, dass sowohl Kiara als auch der Pharao an Kraft verloren.

Yugi nickte. „Das erklärt auch, warum der Pharao so vor sich hin flimmert.“, stellte er fest. Shondra nickte. „Ich schätze, für die Kraft der Prinzessin reicht der Gürtel aus, aber der Pharao ist offenbar zu viel. Dein Puzzle scheint in dieser Hinsicht viel mächtiger zu sein, sonst würde es dir ja genauso ergehen. Da dies offenbar aber nie der Fall war …“ „Das würde aber bedeuten, dass wir so schnell wie möglich an dieses Gegenstück herankommen müssten, um Kiara und den Pharao zu retten.“

Shondra schnaubte. „Du stellst dir das so einfach vor.“ „Aber wenn wir die beiden nicht bald trennen, wird …“ „Jetzt beruhige dich doch mal.“ „Beruhigen? Ich spaziere hier munter herum, weil mein Puzzle stark genug ist, die Prinzessin aufzunehmen, während Kiara dort drüben halb tot herumliegt, nur weil sie am schwächeren Hebel sitzt. Ich kann mich nicht beruhigen.“ „Hör mir doch mal zu. Ich war doch noch gar nicht fertig.“

Yugi wollte protestieren, sah allerdings ein, dass es keinen Sinn hatte und blickte sie erwartungsvoll an.

„Hör zu! Der Gürtel hat nicht genug Kraft, um beide auf Dauer mit der nötigen Kraft zu versorgen, die sie unter anderem brauchen, um sich von einander fern zu halten. Schön und gut. Es gibt aber eine Möglichkeit, wie wir sie von einander trennen können, ohne dass einer von beiden Schaden nimmt.“ „Welche?“

Shondra seufzte. „Wir verschaffen dem Pharao einen Körper.“

Offenbar hatte sie damit nicht nur Yugi überrascht. Son Goku warf ihr von der Seite her einen geschockten Blick zu. „Wie bitte? Wie willst du denn das anstellen?“

„Glaubst du wirklich, das würde funktionieren?“, fragte Yugi, der von der Idee noch nicht sonderlich begeistert schien.

Shondra zuckte mit den Schultern. „Es gibt einen Zauber, der Geistern vorübergehend einen realen Körper verschaffen kann. Es ist kein leichter Zauber, er erfordert gewisse Opfer…“

„Was für Opfer?“, unterbrach Yugi sie und seinem Gesichtsausdruck nach urteilen, fühlte sich Son Goku dabei auch nicht sehr wohl.

„Ich werde wohl oder übel für eine Weile auf meine magischen Fähigkeiten verzichten müssen. Aber … wenn wir Kiara damit helfen können, nehm ich das Übel gern auf mich.“ „Und du glaubst, das würde klappen?“ „Na ja …“ Shondra blickte auf Kiara, die immer noch reglos auf der Couch lag. „Der Pharao wäre nicht mehr auf den Gürtel als Zuhause angewiesen. Demnach dürfte der Gürtel Kiara also keine Energie mehr abzapfen, um ihn mit Kraft zu versorgen. Vielleicht … vielleicht hätte Kiara am Ende sogar mehr Energie, weil er im Prinzip niemanden mehr von ihr fernhalten muss.“

Yugi folgte ihrem Blick und musste nach kurzer Überlegung feststellen, dass an Shondras Theorie was dran war. Doch ein paar Zweifel ließen sich einfach nicht ausradieren. Oder war es wirklich möglich, Kiara auf diese Art zu helfen?

„Wie lange würde dieser Zauber anhalten?“

Shondra dachte nach. „Ich schätze ... mehr als drei Tage werden nicht drin sein. Da du ja schon gesagt hast, dass der Pharao ziemlich mächtig ist, wird die Dauer des Zaubers schon erheblich eingeschränkt. Aber … es sollte reichen, um sich das Gegenstück zu besorgen und alles wieder ins Lot zu bringen. Und wenn wir das erst einmal geschafft haben, dann können wir uns endlich Monakira zuwenden.“

Yugi blickte Shondra wieder an. „Und bist dir vollkommen sicher, dass das helfen wird?“ „Ach Yugi … kann man sich denn seiner Sache jemals wirklich sicher sein?“

„Yugi?“ Die Stimme der Prinzessin befreite ihn sofort von seinen Sorgen und ein Blick in ihre Augen verriet ihm, dass sie auf dem richtigen Weg waren.

„Du meinst also auch, dass wir es versuchen sollten?“, fragte er nach.

„Ich meine, dass du tun solltest, was du für richtig hältst. Aber du solltest auch bedenken, dass du hier einer sehr erfahrenen Magierin gegenüber stehst. Sie wird ihre Kräfte einschätzen können.“ „An ihren Kräften zweifle ich ja überhaupt nicht. Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir überhaupt der richtigen Theorie folgen.“, murmelte er.

Shondras Augen verengten sich. „Du zweifelst also doch daran.“, stellte sie fest, denn obwohl sie die Prinzessin nicht hören konnte, reichten seine Worte aus, um ihr klar zu machen, worum es in dem Gespräch ging.

„Was macht dich so sicher, dass du Recht hast?“, brummte Yugi zurück und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

Shondra straffte sich. „Mein Instinkt! Und wenn ich ehrlich bin, dann hat mich dieser Instinkt noch nie im Stich gelassen. Yugi, mach doch die Augen auf! Im Prinzip haben wir es hier mit der gleichen Situation zu tun, mit der wir schon bei unserem ersten Treffen konfrontiert wurden, als Kiara diesen Gigantischen Drachen rief. Mag sein, dass es damals darum ging, dem Drachen genug Kraft für eine reale Gestalt zu geben, während es diesmal darum geht, die Seele des Pharaos von Kiaras Seele fernzuhalten, um ein ziemlich mieses Mischmasch zu verhindern. Aber das erfordert genauso Energie, Yugi! Außerdem kommen dann auch noch die Momente dazu, in denen der Pharao ... für uns vielleicht nicht … aber in denen er sich für euch sichtbar macht. Glaubst du, dass geht alles von selbst? Die Sache mit dem Drachen damals ist vielleicht noch gut ausgegangen, aber diesmal … diesmal geht sie hier an ihre Grenzen.“

Yugi blickte verlegen zur Seite. Was sie sagte, machte Sinn.

Schließlich blickte er sie an. „Also schön! Riskieren wir es.“

Shondra lächelte erleichtert, blickte hinüber zu Kiara und atmete noch einmal tief durch.

Son Goku entfernte sich ein wenig und zog Yugi mit sich.

Sun Guku, die ihrer Mutter sofort ansah, dass sie etwas vorhatte, scheuchte Joey, Thea und Tristan von der Couch weg und beobachtete interessiert das weitere Geschehen.

Shondras Hände erglühten in einem strahlenden Gelb, das jeder Sonne Konkurrenz gemacht hätte.

Yugi schloss instinktiv die Augen, um nicht geblendet zu werden, konnte aber nicht verhindern, dass das Strahlen sogar durch seine geschlossenen Augenlider drang.

Im gesamten Zimmer breitete sich eine gigantische Hitze aus, die allen Anwesenden den Schweiß auf die Stirn trieb.

Um Kiara herum erhob sich nach und nach ein dichter, goldfarbener Nebel, der langsam und stetig den Gürtel anvisierte und schließlich in ihn hineinfloss.

Shondra biss sich auf die Unterlippe. Sie war jetzt schon der Erschöpfung nah.

Keinen Meter von ihr entfernt, wurde der Pharao aus dem Gürtel geschleudert und schwebte jetzt mit verwirrter Miene im Raum.

Über ihnen begannen die Glühlampen zu flackern, bis sie schließlich komplett erloschen. Doch der goldene Nebel reichte aus, um das Zimmer weiterhin zu erhellen. Er umwaberte die durchsichtige Gestalt des Pharaos, der immer noch komplett verwirrt schien und Shondra ratlos ansah.

Als die ersten Nebelfetzen seine Geistergestalt berührten, spürte er zu seinem Erstaunen, wie sich seine Beine zu fester Materie formten. Der Nebel kroch an ihm hoch und jeder Zentimeter, den der Nebel berührt hatte, wurde zu Fleisch und Blut, bis er schließlich in seinem eigenen Körper im Raum stand.

Fassungslos betrachtete er seine Hände, die nicht mehr länger durchsichtig waren und mit ungläubiger Miene tastete er sich über das Gesicht, bis sein Blick wieder auf Shondra fiel, die erschöpft wirkte, ihm aber aufmunternd zulächelte. „Keine Angst! Das ist keine Schwarze Magie! Du kannst es also ruhigen Gewissens annehmen.“

Yugi trat mit geweiteten Augen vor. Er konnte noch immer nicht fassen, dass ihm der Pharao als Mensch gegenüber stand.

Dann fiel sein Blick auf Kiara, die wie durch ein Wunder vollkommen frisch und munter wirkte. Verwirrt blinzelte sie zur Decke hinauf, dann auf die Decke, die sie einhüllte, betastete den kalten Lappen auf ihrer Stirn, schleuderte ihn zur Seite, befreite sich aus der Decke und sprang auf die Beine. Ein paar Sekunden lang sah sie sich im Raum und, stemmte dann schließlich die Hände in die Hüfte und schnaubte: „Warum stehen wir eigentlich hier so blöd herum? Ich dachte, wir haben eine Menge zu tun, um mich endlich von diesem Quälgeist zu befreien, der …“

Kiara stockte der Atem, als sie Yami erblickte. Ihr Blick fiel auf Yugi. Verwirrt blickte sie zwischen den beiden hin und her, legte dann schließlich den Kopf in den Nacken und seufzte. „Jetzt ist er auch noch real. Womit hab ich das verdient?“, jammerte sie.

Yugi grinste und warf Yami einen kurzen aber erleichterten Blick zu. „Jep, sie ist wieder vollkommen in Ordnung!“

Eine Abfuhr für Son Goten

Mit explosionsartiger Geschwindigkeit krachten sie durch die Wand und überschlugen sich mehrere Male, ehe sie stoppten und stöhnend liegen blieben.

Fiertlo griff sich an den Kopf und setzte sich mühsam auf. Neben ihm tat Areslefs dasselbe. Allerdings sprang er schneller auf und wandte sich den beiden Frauen zu, die erhobenen Hauptes durch das Loch traten und ihnen kühl entgegenblickten.

Monakiras Hand war nach vorn ausgestreckt und deutete mit offener Handfläche auf die beiden Vampire, die sich plötzlich in die Luft erhoben und erneut zurückgeschleudert wurden. Rasend schnell krachten sie gegen die Wand und sanken zu Boden.

Während Fiertlo Mühe hatte, sich wieder auf die Beine zu kämpfen, rappelte sich Areslefs rasch auf und stellte sich den beiden Frauen mit zitternden Beinen entgegen.

Konnte es tatsächlich möglich sein, dass er gerade seine Grenzen erreichte?

Monakira lächelte kalt. „Schon erschöpft, Areslefs? Wundert mich nicht. Eigentlich … wenn ich es recht bedenke, bist du doch nichts weiter als ein Schwächling. Wundert mich ehrlich gesagt, dass wir anfangs ein solches Interesse an dir hatten. Muss an der Hitze da unten liegen. Die vernebelt einem schon mal das Gehirn.“ „Und bei dir hat es offenbar ganze Arbeit geleistet!“, fauchte Areslefs, während er sich das Blut aus dem Gesicht wischte, das aus einer offenen Platzwunde an der Stirn sein Gesicht hinablief.

Hasserfüllt beobachtete er, wie Xanty sich langsam umsah und ihre Aufmerksamkeit schließlich den Vampiren zuwandte, die sich neugierig genähert hatten. Areslefs und Fiertlos Ausflug war ihnen nicht entgangen.

„Na? Neugierig geworden?“, fragte sie ohne jede Emotion in der Stimme, was die Vampire ein wenig verwirrte. Viele kannten Xanty nicht besonders gut, doch immerhin wussten sie, dass sie sich normalerweise nicht so aufführte.

„Was geht hier vor?“, fragte einer wagemutig, der sich sogar ein paar Schritte nach vorn wagte und misstrauisch Monakira beäugte, die ihre Hand immer noch ausgestreckt hatte.

Xanty lächelte. „Wir machen nur das, was uns aufgetragen wurde.“, bemerkte sie und wandte sich wieder ab. Doch der Vampir ließ nicht locker. „Was soll das heißen? Und was hat das zu bedeuten?“, fauchte er und deutete auf Areslefs und Fiertlo, die blutüberströmt waren und hasserfüllt die beiden Frauen anstarrten.

Xanty zuckte mit den Schultern. „Das soll nichts Anderes heißen, als das die Zeit der Vampire …“, sie blickte den Vampir kalt an und ein unmenschliches Funkeln lag in ihren Augen, „endgültig vorbei ist.“

Die Augen des Vampirs weiteten sich und eine Sekunde später zerriss eine gewaltige Explosion die unheimliche Stille, die sich während ihrer Erklärung ausgebreitet hatte…
 

Shondra schüttelte den Kopf, während sie immer wieder zwischen Yugi und dem Pharao hin und her blickte. „Eins dürfte ja wohl klar sein.“, bemerkte sie und kratzte sich am Kopf.

Yami blickte sie stirnrunzelnd an. „Was meinst du?“ „Ihr zwei … tragt von jetzt an Namensschilder!“, befahl sie, stand auf und ging in die Küche.

Son Goku starrte ihr besorgt hinterher, was Yugi nicht entging. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er und ließ sich in die Kissen der Couch fallen.

Son Goku zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht ganz. Shondra überspielt es gut, aber … trotzdem scheint es so, als wäre sie am Ende ihrer Kraft.“ „Na ja … sie hatte doch gesagt, dass der Zauber ihr vorübergehend ihre Zauberkraft nehmen wird. Liegt es vielleicht daran?“ „Schon möglich. Es ist nur … so kenne ich sie nicht. Vielleicht … macht mir das auch gerade einfach ein wenig Angst. Möglich, dass es ihr eigentlich gar nicht so schlecht geht.“

„Sie kommt schon klar, Onkel Goku! Mama … kann sich selbst sehr gut einschätzen und ich glaube … ihre Fähigkeiten sind ausgereift genug, um ihr kein Hindernis zu sein.“, munterte Sun Guku ihren Onkel auf, was ihn – ein wenig erleichtert – lächeln ließ.

In der Zwischenzeit hatte sich Kiara wieder auf der Couch niedergelassen und die Arme vor der Brust verschränkt. „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte sie, was jedoch unbeantwortet blieb.

Shondra betrat wieder das Zimmer, in der Hand ein Glas Wasser, das sie in einem Zug leerte. „Ich würde sagen“, begann sie, nachdem sie das Glas geleert hatte, „dass wir uns einen Plan zurecht legen, wie wir das Gegenstück besorgen, damit unsere beiden Geistergestalten wieder in ihren eigenen Wohnungen leben können.“

Yami stützte sich an der Lehne ab und blickte auf Kiara hinab, die den Kopf in den Nacken legte und zurückstarrte. „Ist was?“, fragte sie und blinzelte frech.

„Wie geht’s dir?“, fragte er unvermittelt.

„Bestens.“, kam die sofortige Antwort.

„Und die Vision?“

Kiara senkte den Blick, schloss die Augen und atmete tief durch. Noch immer kroch Angst in ihr hoch, wenn sie an diese Vision dachte, doch inzwischen war ihr Kampfeswille wieder aufgeflammt. Sie würde sich diesem Schicksal nicht einfach ergeben. Langsam stand sie auf, wandte sich um und blickte dem Pharao fest in die Augen. „Das wird wohl die erste Vision sein, die mich angelogen hat, das hab ich soeben beschlossen.“

Der Pharao wirkte erleichtert, als er Yugi anblickte, der ebenfalls ein Lächeln aufgesetzt hatte. „Ich sag’s ja! Kiara ist wieder vollkommen die Alte.“

„Und das ist auch gut so!“, rief Shondra, die das Glas auf der Tischplatte abstellte und sich auf einem Stuhl sinken ließ. „Also schön! Wir müssen also den Night-Death-Wald durchsuchen, um besagtes Schmuckstück zu finden. Ehrlich gesagt, wäre es mir fast lieber, wenn nur Son Goku und ich gehen würden, aber ich fürchte…“

„Kommt gar nicht in Frage, dass ihr euch wegen uns in Lebensgefahr begebet!“, fuhren Yugi, Kiara und der Pharao sofort auf. Überrascht blickten sich die drei an und grinsten verhalten.

„Wie einig ihr euch sein könnt, wenn ihr wollt.“, bemerkte Yamika, deren Geist neben der Couch schwebte und Yami interessiert betrachtete. „Schick siehst du aus.“, bemerkte sie und grinste breit.

„Neidisch, Schwesterchen?“ „Ach worauf denn? So kann mir wenigstens nicht viel passieren.“, erwiderte sie augenzwinkernd.

„Ich dachte mir schon, dass wir auf solch ein Hindernis stoßen würden.“, bemerkte Shondra. „Das Problem wird sein … dass wir gut auf euch achten müssen.“

Kiara runzelte die Stirn. „Wieso? Letztes Mal hat es doch super geklappt. Wir haben die Monster eingesetzt und uns vom Magier beschützen lassen.“ „Das Problem, liebe Kiara, ist aber, dass wir es diesmal mit einem weitaus gefährlicheren Gebiet zu tun haben. Letztes Mal hattet ihr zwei in der Höhle einen guten Überblick dadurch, dass ihr euch auf der Klippe befunden habt. Aber in diesem Wald gibt es Tausende von Möglichkeiten, wie die Vampire sich an euch heranschleichen können. Und Son Goku und ich können nun einmal nicht alle Möglichkeiten abdecken. Daher … würde ich vorschlagen, dass wir euch alle mitnehmen.“
 

Monakira und Xanty schlenderten lässig durch die Reihen der toten Vampire, die unter den Trümmern der Basis verschüttet lagen. Ihre Augen waren voller Freude, doch ihr gesamter Gesichtsausdruck zeigte, dass sie nicht wirklich das vorfanden, was sie erhofft hatten zu finden.

„Es sind so wenige.“, stellte Xanty fest, was Monakira nicken ließ. „Viel zu wenig. Offenbar sind doch mehr entkommen, als geplant.“ „Und was jetzt?“

Monakira atmete tief durch und blickte sich um. Ihre Augen glühten ebenso rot und bedrohlich in der Dunkelheit wie Xantys. „Wir haben zwei Möglichkeiten.“, stellte sie fest und blickte mit vor der Brust verschränkten Armen Xanty an. Diese nickte. „Wir treiben sie zusammen und schicken sie gemeinsam in die Hölle…“, begann Xanty.

„Oder wir lassen … sie auf sie los.“, schloss Monakira und warf einen Blick in die Höhe. Die Decke der Höhle war vollkommen weggesprengt worden, so dass sie den klaren Sternenhimmel über sich erblicken konnten.

Xanty folgte ihrem Blick und war überrascht, als sich über ihnen plötzlich eine dunkle Masse von einer Schwärze zusammenbraute, die sogar die tiefste Dunkelheit noch übertraf.

Nach und nach formte sich eine Gestalt. Ein langer Schwanz bildete sich, dessen Ende die Form einer Pfeilspitze hatte. Zwei Beine nahmen Form an, die in gewaltigen Hufen endeten. Ein muskulöser Körper nahm Gestalt an und ein unnatürlich schönes Gesicht rundete das bizarre Bild ab. Zwei Hörner ragten aus seinem kurzen schwarzen Haar empor und katzengleiche Augen starrten auf sie hinab.

Xanty stand zum ersten Mal dem Teufel persönlich gegenüber.
 

„Uns alle?“, fragte Kiara und es war deutlich herauszuhören, dass sie Shondra für übergeschnappt hielt. „Warum uns alle, wenn es schon so schwer ist, auf zwei Personen aufzupassen?“ „Weil mehrere Personen am Ende trotzdem besser aufpassen können. Jeder achtet auf Dinge, die anderen vielleicht nicht auffallen. Außerdem … wird es so für Son Goku, mich und die anderen einfacher werden.“ „Ich … ich versteh nicht ganz.“ „Kiara, hör zu! Dir mag es vielleicht nicht ganz klar sein, aber wir haben hier nicht nur euren verpatzten Zauber als Problem. Wir müssen Monakira ausschalten, damit wir unsere kleine Leila zurückbekommen. Darum müssen wir uns auch kümmern, aber das geht nicht, wenn wir auch noch auf euch aufpassen müssen. Deswegen werdet ihr alle mitkommen, wir besorgen uns das Gegenstück und nachdem wir den Zauber gebrochen haben, werden wir euch sofort nach Hause schicken, damit wir uns um unsere Probleme kümmern können.“

Kiara setzte zu einer Erwiderung an, verkniff es sich aber, als ihr klar wurde, dass Shondra Recht hatte. Die Chancen, dass sie gegen die Armee der Vampire und Monakira hilfreich sein würden, standen nun einmal viel zu schlecht.

„Sagt mal, ist das euer ernst? Wir sollen alle mitkommen?“, fragte Joey, dem diese Idee nicht zu behagen schien.

Kiara schmunzelte leicht. Sie konnte Joey verstehen. Erpicht darauf, sich in die Höhle des Löwen vorzuwagen, war sie auch nicht gerade. Doch eine andere Wahl hatten sie nicht. „Also schön! Das Problem ist aber … wie kommen wir überhaupt alle zusammen dort hin?“, fragte sie, was Shondra überraschte. „Ich dachte, du könntest mit deinem Gürtel mal wieder eins dieser Monster aufrufen.“ „He he … würde ich ja gern, aber wir haben die Möglichkeiten bereits aufgebraucht. Es sei denn, wir warten bis morgen, dann müsste es gehen.“ „Könnten wir! Aber ich habe so das Gefühl, dass uns die Zeit davon läuft. Irgendwie komme ich nicht darüber hinweg, dass diese Monakira etwas ganz Übles im Schilde führt und ich will sie so schnell wie möglich aufhalten, deswegen…“

Kiara vernahm ein leises Plopp und vor Schreck entwich ihr ein Schrei, als sie neben sich Vampcar erblickte, die Shondra kurz zunickte. „Ich habe alle informiert. Trunks, Son Goten und Son Gohan sind schon auf dem Weg zum Wald. Son Guko, Piros, Vapcos und die Vampirelfen sind auch schon unterwegs. Jetzt fehlen nur noch wir und Vegeta.“

Kiara warf Yami einen unsicheren Blick zu. Dieser Kampf nahm plötzlich Ausmaße an, die ihr Angst machten. Sehnsüchtig dachte sie zurück an ihr Zuhause und zum ersten Mal schlichen sich Zweifel bei ihr ein, ob sie es jemals heil wiedersehen würden.

Sie spürte einen sanften Druck auf ihrer Schulter und blickte nach oben. Yami stand wieder hinter ihr und hatte ihr seine Hand auf die Schulter gelegt. „Wir kriegen das schon hin, Kiara! Da bin ich mir ganz sicher.“, schwor er, den Blick auf Shondra gerichtet, die ihm zunickte. „Macht euch keine Gedanken, wir bringen euch heil hier raus.“

„Das will ich an eurer Stelle auch hoffen! Ich hab schließlich noch eine Firma zu leiten und ich hab keine Lust, sie in stümperhafte Hände zu übergeben, nur weil ihr nicht in der Lage seid, euren Job richtig zu machen.“

Kiara knirschte mit den Zähnen und rang nach Beherrschung, als Setos Stimme durch den Raum schallte und nur Yami war es zu verdanken, dass sie sich nicht sofort auf ihn stürzte.

Shondra blickte Kaiba kühl an. „Ehrlich gesagt, ist mir deine Firma so ziemlich egal. Und ich an deiner Stelle würde mal den Tonfall mir gegenüber ein wenig herunterschrauben, sonst vergess ich meine gute Erziehung und überlass dich im Wald deinem Schicksal, du Clown! Markier hier nicht immer den Angeber, sondern fang endlich mal an, dich ein wenig zusammenzureißen, sonst zeig ich dir, was ich mit Nervensägen wie dich anstelle.“

Kiara grinste breit, als Shondra Kaiba so anfauchte und genoss es, ihn anzusehen und ihn zum ersten Mal sprachlos zu erleben.

„Da hörst du es, Kaiba! Schraub dein großes Maul zu, damit wir unsere Ruhe haben. Deine Anwesenheit reicht schon aus, um schlechte Stimmung zu verbreiten, da müssen deine blöden Sprüche nicht auch noch sein.“ „Das sagst ausgerecht du, du Zwerg?“, entgegnete Seto kühl und von einer Sekunde auf die andere war Kiaras Glücksgefühl verschwunden.

Wütend funkelte sie ihn an. „Werd ja nicht frech, Freundchen, sonst…“

„Hört endlich auf! Wir haben dringendere Probleme! Vegeta, du nimmst Seto. Son Goku und ich kümmern uns um den Pharao und Yugi und du, Sun Guku, nimmst Kiara. Vampcar, es wäre schon, wenn du Trunks und Son Goten hierher bringen könntest, damit wir auch noch Thea, Tristan und Joey transportieren können.“, wies Shondra die Himmelselfe an und mit einem weiteren leisen Plopp war sie verschwunden, nur um eine Minute später wieder mit zwei Jungen im Schlepptau aufzutauchen.

Kiara blinzelte verwirrt. Trunks kannte sie ja schon von ihrer früheren Begegnung, doch Son Goten war ihr neu. Und von Son Goku nicht zu unterscheiden. Selbst das Grinsen, das er ihr zuwarf, unterschied sich keineswegs von dem Son Gokus.

Kiara lief augenblicklich rot an und schaute weg, was Yami nicht entging. Ein wenig verbittert blickte er Son Goten an und verstärkte seinen Griff um Kiara unweigerlich ein wenig. Son Goten, dem das nicht entging, grinste weiter und wandte sich dann Son Goku zu. „Also, Dad! Ihr braucht Hilfe beim Tragen, hab ich gehört! Wen darf ich nehmen, die Kleine da?“, fragte er und deutete auf Kiara, die noch röter wurde und ihn erschrocken anblickte.

Verlegen und leise räuspernd blickte sie Yugi an, der vor Überraschung kicherte und Yami einen kurzen Blick zuwarf. Der Pharao war ebenfalls rot geworden, allerdings nicht vor Verlegenheit, wie Yugi vermutete. Seine Knöchel wurden weiß, je fester er Kiaras Schultern umfasste.

„Autsch! Pharao, hör auf, du tust mir weh!“; schrie sie plötzlich und sprang auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich die rechte Schulter und blickte ihn unsicher an. „Was sollte das jetzt?“

Neben ihr erschien Son Goten, der sie leicht anstieß und auf Yami deutete. „Soll ich dich vor ihm beschützen?“

Yugi kicherte immer noch, mittlerweile sogar so heftig, dass er vor- und zurückwippte. Selbst Shondra konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Son Goku blickte überrascht seinen Sohn an, der plötzlich freimütig den Arm um Kiaras Schultern legte und sich umsah. „Also schön! Worauf wartet ihr noch, wir wollten doch los! Ich hab mein Täubchen schon!“

Kiara schrumpfte in sich zusammen und wurde rot wie eine Tomate, genauso wie der Pharao. Krampfhaft hatte er die Lehne der Couch umklammert – so fest, dass seine Fingerknöchel erneut weiß hervortraten. In seinem Inneren brodelte es heftig. Und sein Blick war starr auf Son Goten gerichtet, der immer noch breit grinste.

„Ähm … Brüderchen, alles klar?“, fragte Yamika, die den Ausbruch von Yami deutlich spüren konnte. Doch der Pharao antwortete nicht.

„Kann es sein, dass der eifersüchtig ist? Ist das dein Freund? Hast du überhaupt einen? Bestimmt! Wäre eine Schande, wenn es nicht so wäre. Übrigens bin ich sehr pflegeleicht und…“ „… entwickelst dich gerade zu einem Plappermaul!“, schloss Trunks gelangweilt, was Son Goten verblüfft aufblickten ließ.

Kiara blickte vorsichtig zu Son Goten empor und schätzte ihre Möglichkeiten einer Flucht ab.

„Plappermaul? Ich?“ „Ja, Plappermaul! Soll ich’s dir buchstabieren?“ „Du bist doch nur neidisch, dass sie auf mich und nicht auf dich steht!“, schoss Son Goten ihm entgegen und drückte Kiara, die mittlerweile glühte, noch fester an sich.

Shondra beugte sich in der Zeit näher an ihren Bruder heran. „Meinst du nicht, dass du dieses Spiel jetzt endlich mal beenden solltest? Kiara sieht nicht gerade glücklich aus. Und der Pharao macht den Eindruck, als würde er deinem Sohn gleich an die Gurgel springen und ich bin mir nicht sicher, ob er das überleben würde.“, flüsterte sie.

„Wer?“ „Dein Sohn natürlich. Der Pharao sieht fast so aus, als könnte er es mit einer Horde Vampire aufnehmen.“ „Son Goten ist viel zu stark für ihn.“ „Du hast ja gar keine Ahnung, was Eifersucht alles bewirken kann.“, murmelte sie.

Son Goku konnte nicht anders und wirkte jetzt doch ein wenig beunruhigt.

Yami wollte sich gerade auf Son Goten zubewegen, als Kiara sich von dem jungen Saiyajin losmachte und ihn entschuldigend anblickte. „Tut mir wirklich Leid, aber … ich fürchte fast … dass ich … nicht gut genug für dich bin.“

Son Goten blickte sie verwirrt an und wischte schließlich ihre Bemerkung mit einer Handbewegung weg. „Unsinn! Jede, die ich mir aussuche, ist gut genug.“ „Aber … da wo ich herkommen … bin ich eine leidenschaftliche Verbrecherin! Ich stehle, wo ich nur kann und Körperverletzungen übelster Art gehen auch auf mein Konto!“ „Schnickschnak, dagegen kann man was machen.“

Kiara wirkte verzweifelt, als Son Goten schon wieder nach ihrer Hand griff. „Ich bin shoppingsüchtig! Hab schon die besten Millionäre in den Ruin getrieben!“ „Dagegen gibt’s Kredite!“

Langsam verlor Kiara die Geduld. „Ich … ähm … leide an unheilbaren Krankheiten.“ „Ein Grund mehr, sich fürsorglich um dich zu kümmern.“

Kiara öffnete den Mund, um weiter zu machen, doch da waren keine Ideen mehr. Schließlich stemmte sie die Hände in die Hüften und blickte ihn düster an. „Na schön, du Clown! Wenn du es auf diese Weise nicht kapierst, dann eben anders. Ich hab ’nen Freund, bin glücklich mit ihm verlobt, ich bin wahnsinnig treu und nicht ein bisschen an dir interessiert!“, knurrte sie.

Son Goten blickte sie überrascht an. „Das ging aber ganz schön unter die Gürtellinie!“, bemerkte er. „Und wer ist der Glückliche, an den ich dich bereits verloren habe?“, schmollte er.

„Ähm …“, stotterte sie, warf einen flüchtigen Blick hinter sich und sprang dann hinter die Couch, um sich an Yami zu klammern, der völlig perplex war. „Er!“, rief sie und deutete überflüssigerweise auf Yami, dem vor Schreck den Mund auf- und zuklappte.

Son Goten kratzte sich kurz am Kopf und meinte dann schließlich schulterzuckend. „Wenigstens sieht er nicht so gut aus, wie ich.“

„Ja … und wenigstens weiß er, dass wir beide verlobt sind.“, brummte Yami Kiara leise zu.

Kiara kicherte und lehnte sich an seine Schulter an.

In der Falle

Erschöpft sanken sie zu Boden und blieben keuchend liegen. Während Areslefs krampfhaft versuchte, das Stechen in seiner rechten Seite zu unterdrücken, rollte sich Fiertlo zur Seite und bemühte sich vergebens, den Hustenanfall zu beenden, der ihn kräftig durchschüttelte.

Wie sie beide die Explosion überlebt hatten, war ihnen selbst schleierhaft. Und als sie sich umblickten, wurde ihnen klar, dass der größte Teil ihrer Rasse es offenbar nicht geschafft hatte, lebend aus dieser Hölle herauszukommen.

Noch immer waren sie zahlreich genug, doch trotz allem hatten sie über die Hälfte eingebüßt.

Areslefs richtete sich auf und ballte wutentbrannt die Hände zu Fäusten, als er den besorgniserregenden Zustand seiner Kameraden bemerkte.

Viele der geflügelten Vampire hatten sich retten können, allerdings ihre Flügel als Preis für ihr Leben eingebüßt.

Ausnahmslos jeder blutete aus zahlreichen Wunden, einige so schwer, dass er sicher war, dass sie die Nacht nicht überleben würden.

„Diese gottverdammten Weiber.“, knurrte er und rappelte sich schließlich mühselig auf. Ein scharfer Schmerz schoss durch sein rechtes Bein und ließ ihn sofort einknicken.

Fiertlo, der seinen Anfall endlich unter Kontrolle gebracht hatte, richtete sich ebenfalls auf und blickte Areslefs stirnrunzelnd an. „Alles klar?“ „Nichts ist klar!“, fauchte er zurück und kämpfte sich ein zweites Mal hoch. Wieder schoss ihm der Schmerz durch das Bein, doch diesmal biss er die Zähne zusammen und blieb stehen.

Fiertlo folgte seinem Beispiel und sprang auf. Sein Blick zeigte keinerlei Emotion. „Ich kann einfach nicht glauben, dass Xanty…“ „Wach auf, Fiertlo! Deine Schwester ist nicht mehr nur deine Schwester!“, fauchte Areslefs und humpelte auf den nächstgelegenen Steinbrocken zu, auf dem er sich ächzend niederließ. Fiertlo folgte ihm. „Stell dir mal vor, Chef! Das ist mir auch schon aufgefallen, aber deshalb kann ich trotzdem nicht begreifen, dass sie sich gegen ihre eigene Rasse stellt!“ „Kannst du nicht? Dann will ich dir mal was sagen, Kleiner! Deine Schwester ist … .anders als du … nicht von Geburt an Vampir gewesen, du hast sie zu einer gemacht, schon vergessen? Ihr ist es also scheißegal, ob sie die Vampire ausrottet oder nicht, weil es nun einfach nicht ihre Rasse ist!“ „Sie ist aber auch kein Mensch mehr!“ „Aber sie wird auch niemals so ein reinblütiger Vampir sein wie du oder ich!“, schrie Areslefs aufgebracht, was sämtliche Vampire um sie herum aufhorchen ließ. Vereinzelt konnte Areslefs Gemurmel darüber hören, was sie mit Xanty machen würden, wenn sie ihnen über den Weg lief und er musste zugeben, ihm ging es nicht anders.

Fiertlo funkelte ihn an. „Und du weißt ganz genau, dass es nur einen Grund für ihren Ausraster gibt!“ „Monakira!“, bestätigte Areslefs mit zerknirschtem Gesicht und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.

„Monakira hat sie viel aggressiver werden lassen, als sie es bisher war! Normalerweise wäre sie nicht so und das weißt du auch!“

Areslefs zuckte zusammen, denn die letzten vier Worte hatte Fiertlo nicht ruhig gesagt sondern geschrien. Offenbar – und er musste zugeben, dass es ihm nicht anders ging – hing Fiertlo mehr an seiner Schwester, als er bisher bereit war zuzugeben.

„Na schön! Aber … sieh dich um … kein einziger von uns ist so heftig ausgeflippt, wie deine Schwester … kannst du dir das erklären?“, fragte Areslefs und Überraschung machte sich breit, als Fiertlos Blick plötzlich traurig wurde. „Du kanntest ihre Mutter nicht.“, murmelte er leise und wandte sich ab.

„Was ist denn mit dem los?“, brummte Areslefs und folgte ihm. „Hey! Was wird das jetzt? Seit wann kennst du so etwas wie Niedergeschlagenheit? Du bist doch immer derjenige, der alles als ein Spiel ansieht, sich nichts sagen lässt und immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, also komm mir jetzt nicht so! Ich kannte ihre Mutter nicht, weißt du, wie egal mir das ist? Was hat ihre Mutter damit zu tun, dass deine Schwester gerade die Grenze der Ausgeflipptheit überschritten hat und zur Furie geworden ist?“, fauchte Areslefs, während er Fiertlo folgte, der sich raschen Schrittes entfernte, ohne sich einmal umzublicken.

„Geht dich nichts an!“, knurrte er zurück.

Areslefs brüllte plötzlich auf, packte Fiertlo an der rechten Schulter und wirbelte ihn herum. „Was wird das? Lässt du dich jetzt unterbuttern, ja? Egal ob wir drauf gehen, Hauptsache es tut nicht weh, oder was?“ „Hör endlich auf, so einen Quatsch zu labern!“ „Ich labere Quatsch? Du benimmst dich doch plötzlich wie ein Heiliger!“

Fiertlo wollte etwas entgegen, wandte sich dann aber ab, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ins Leere.

Areslefs war kurz davor, aus der Haut zu fahren, sah aber ein, dass es wohl nichts brachte und schob stattdessen die Hände in die Hosentaschen. „Was war mit ihrer Mutter?“, fragte er ohne die Spur von Wut oder Ungeduld.

Fiertlo antwortete nicht sofort, doch schließlich sah er ein, dass Areslefs es wohl oder übel verdient hatte, zu erfahren, weshalb Xanty so ausgerastet war.

„Sie war … ziemlich temperamentvoll.“, erklärte er, ohne sich umzudrehen. „Das Meiste weiß ich nur von meinem Vater, aber … ich hab sie auch schon in Aktion erlebt.“, knurrte er, als ihm der Tag in den Sinn kam, als er Xanty zur Vampirin gemacht hatte.

„Was soll das heißen?“, hakte Areslefs nach.

„Sie hat Xanty gehasst! Auch wenn sie es niemals zugegeben hätte. Sie hat auch mich gehasst! Und weißt du warum?“ „Weil du nie dein Zimmer aufgeräumt hast?“ „Witzig! Sie hat uns gehasst, weil sie sich gehasst hat.“ „Klingt logisch!“, erwiderte Areslefs bissig. „Kannst du mir das auch mal näher erklären?“ „Meine Mutter hat sich mit einem Vampir eingelassen, wie man ja wohl unschwer erkennen kann. Tja … und dummerweise war sie zu blöd, beim Vögeln darauf zu achten, dass nichts passiert und Schwups waren plötzlich zwei Kinder da! Ich und Xanty. Sie hat sich selbst dafür verachtet, dass sie so tief hatte sinken können, um sich mit einem von uns einzulassen und diesen Hass hat sie an meiner Schwester ausgelassen. Sie hatte sofort gemerkt, dass ich anders war und mich an meinen Vater abgeschoben. Gut für mich würde ich mal sagen. Aber Xanty hat sie behalten … aus welchen beschissenen Gründen auch immer. Vielleicht weil sie glaubte, sie könnte sie irgendwie lieben oder weil sie jemanden zum Herumschubsen brauche … keine Ahnung. Aber sie hat ihr das Leben zur Hölle gemacht.“ „Woher weißt du das?“ „Ich hab sie beobachtet! Vater weiß es nicht, aber ich bin ab und zu ausgebüxt, weil ich neugierig war! Hey, ich war klein und ein Vampir … Neugier ist bei uns an der Tagesordnung!“, verteidigte er sich, was Areslefs mit einem Schulterzucken kommentierte.

„Jedes Mal, wenn ich durch das Fenster beobachtet hatte, wie sie meine Schwester angeschrien und geschlagen hat, sind bei mir fast die Sicherungen durchgegangen. Klar, ich war nicht gerade der treusorgende Bruder … vielleicht weil ich anfangs neidisch darauf war, dass sie ein Mensch war, aber … trotzdem … ich wusste ja, dass es nur einen einzigen Grund gab, weshalb meine Mutter so war. Und zwar weil sie sich selbst dafür verachtete, dass sie sich mit einem Vampir eingelassen hatte. Und das hat mich wirklich angekotzt.“ „Bist du immer noch wütend, ein Vampir zu sein? Immer noch neidisch auf die Menschen?“ „Willst du mich auf den Arm nehmen? Ich liebe es! Mein Gott, Areslefs!“ „Du kannst ruhig Areslefs zu mir sagen! Den Gott lass mal stecken!“, grinste er, woraufhin Fiertlo mit den Augen rollte.

„Was passierte weiter?“, fragte Areslefs, der mittlerweile neugierig geworden war.

„Ich hab mir das ein paar Jahre lang angesehen, bis ich irgendwann beobachtet hatte, wie sie Xanty fast totgeprügelt hatte … weil sie ein Kleidungsstück nicht richtig zusammengelegt hatte … zieh dir das mal rein!“ „Das hat dir gereicht, was?“ „Ich hab meinem Vater gesagt, dass ich meine Schwester da rausholen will! Du kannst ja vieles über uns sagen, aber um ihre Kinder kümmern sich die Vampire schon.“ „Dein Vater ist mit dir zu deiner Mutter.“ „Tja… das Problem war nur … uns war klar, dass Xanty nicht lange überleben würde, wenn man sie als Mensch hier unterbringen würde.“ „Weil du süchtig nach Blut warst.“

Fiertlo grinste. „Das Laster der Kindheit.“, sagte er und setzte eine Unschuldsmiene auf.

„Du bist mit deinem Vater hin, hast Xanty zum Vampir gemacht, um sie von dort wegzuholen.“ „Dummerweise … war ich so im Rausch, dass ich mich dann gleich noch auf meine Mutter gestürzt habe.“, fügte Fiertlo gelangweilt hinzu und breitete hilflos die Arme aus. „Ich war ein Kind.“ „Mach ich dir Vorwürfe?“ „Kannst ja machen, würde aber nix bringen.“ „Und warum ist Xanty jetzt so auf Trapp?“ „Weil sie zu viel Gewalt von ihrer Mutter erfahren hat. Mit jedem Schlag, den sie erhalten hatte, mit dem Wort, das ihr um die Ohren gebrüllt wurde, hatte sich nach und nach ein kleines Wesen in ihrem Inneren gebildet, das mit einer Menge Hass, Wut und Angst genährt wurde, weil sie sich nicht offen wehren konnte. Wahrscheinlich ist auch eine Menge Hass auf mich dabei, weil ich sie zum Vampir gemacht habe. Aber bisher konnte sie diese Seite immer unterdrücken. Nur … scheinbar hat sie sich an irgendwas aus dieser Zeit erinnert, weshalb sie jetzt zur Harpyie geworden ist.“

„Du bist ja ein ganz schlauer, mein Lieber!“

Wie von der Tarantel gestochen, wirbelten die beiden Vampire herum und starrten ungläubig auf Monakira und Xanty, die keine zwei Meter von ihnen entfernt aus dem dichten Nebel traten und sich neugierig umsahen. „Sind mehr übrig geblieben, als wir dachten.“, stellte Monakira kühl fest und schnippte einmal mit dem Finger.

Hinter ihnen schien sich etwas im Nebel zu bewegen und als die Vampire erkannten, um was es sich handelte, war ihnen klar, dass es zu spät war.
 

Kiara musste zugeben, dass es angenehmere Möglichkeiten gab, durch die Luft zu fliegen. Momentan kauerte sie sie sich auf Sun Gukus Rücken zusammen und hatte ihre Arme um ihren Hals geschlungen, um nicht abzurutschen. Trotzdem war es mehr als unangenehm, denn mit einem Jumbo-Jet konnte man Guku nicht wirklich vergleichen.

„Alles klar dahinten?“, rief Sun Guku über den tosenden Lärm hinweg, der ihnen um die Ohren schlug. Kiara schmunzelte. Man könnte glatt meinen, das Mädchen hätte ihre Gedanken gelesen.

„Geht so! Ich kann mir Angenehmeres vorstellen!“, rief sie zurück.

„Glaub ich gern! Flugzeuge sollen sehr gut sein!“ „Fliegende Drachen auch!“, fügte Kiara lachend hinzu und schrie vor Schreck auf, als Sun Guku ein wenig nach links abdriftete und Kiara fast in die Tiefe schleuderte.

„Entschuldige!“

Beinah dunkelgrün im Gesicht schluckte sie den aufkommenden Mageninhalt wieder runter und vergrub das Gesicht in Sun Gukus Nacken. Nie wieder, schwor sie sich.

Neben ihr tauchte Vegeta auf, der Seto transportierte und keinesfalls glücklich wirkte. Er hatte nichts gegen Seto, aber Fliegen war etwas, dass er lieber allein tat – ohne Begleitung.

Sun Guku grinste, als sie neben sich blickte. Kaiba war um Längen größer als Vegeta, weshalb das ganze Bild äußerst bizarr wirkte.

Ihnen voraus flogen Shondra und Son Goku, die sich Yami und Yugi angenommen hatten.

Sun Guku drosselte ihr Tempo, als Son Goku sich zurückfallen ließ und neben ihr herflog. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet und glücklich wirkte er keinesfalls.

„Was ist los?“, rief Sun Guku, die kurz darauf seinem Blick folgte und überrascht zur Kenntnis nahm, dass nicht weit von ihnen entfernt gewaltige Rauchsäulen in die Höhe stiegen.

Sun Guku blickte unter sich und erhaschte einen kurzen Blick auf den dichten Nebel unter ihnen, der es ihnen unmöglich machte, den Boden zu erkennen.

Sun Guku wandte den Blick wieder nach vorn. „Was soll das sein?“, fragte sie und deutete überflüssigerweise auf die Rauchsäulen vor ihnen.

„Sieht aus, als würde es brennen!“ „In der Vampirbasis?“, rief sie ungläubig und schüttelte kurz darauf den Kopf. „Das glaub ich nicht! Warum sollten die ihre eigene Basis abfackeln?“ „Wer sagt dir, dass sie es selbst waren?“ „Na ja … niemand wäre so blöd, sie in ihrem eigenen Territorium anzugreifen. In diesem Wald muss es von Vampiren doch nur so wimmeln! Wer wäre so verrückt, ein solches Risiko einzugehen?“ „Wir?“, kam die prompte Gegenfrage, was Sun Guku zerknirscht drein blicken ließ. Doch irgendwo in ihrem Hinterkopf nistete sich der Gedanke ein, dass irgendetwas nicht stimmte. Irgendetwas hatte die Vampire angegriffen und sie hatte das ungute Gefühl, dass dieser jemand mehr Macht hatte, als sie vertragen konnten.

Sun Guku riskierte einen Blick nach hinten.

Trunks, Son Goten und Vampcar waren ihnen noch immer dicht auf den Fersen und ihre drei Begleiter wirkten genauso glücklich, wie Kiara, die noch immer hauchzart grün im Gesicht war.

Son Goku wollte gerade etwas zum Besten geben, als unter ihnen plötzlich mehrere Energiekugeln in die Höhe stoben – direkt auf die drei zu.

Sun Guku schrie vor Schreck auf, während Vegeta scharf nach rechts bog – genau in ihre Flugbahn hinein.

Kaiba stürzte ab, konnte aber von Sun Guku noch am Oberarm gepackt werden.

Vegeta indes wurde von einer der Kugeln getroffen und stürzte wie ein Stein in die Tiefe, zusammen mit Kiara, die den Halt verlor und von Sun Gukus Rücken rutschte, als diese ebenfalls erwischt wurde und abstürzte.

Yami reagierte instinktiv und versuchte, Kiaras Hand zu erwischen, was ihm auch gelang, doch der plötzliche Ruck, der durch seinen Arm zog, warf ihn kopfüber von Son Gokus Rücken, der damit beschäftigt war, einer weiteren Kugel auszuweichen und gleichzeitig Kaiba am Kragen packte, der nach Sun Gukus Absturz völlig frei in der Luft schwebte und ebenfalls in die Tiefe zu stürzten drohte.

Son Goku gönnte sich eine Sekunde, um sich wieder zu fangen und schoss dann in die Tiefe, mit Kaiba im Schlepptau, um zu helfen, doch zu seiner Bestürzung waren sie bereits außer Sicht. Geschockt musste er feststellen, dass der Nebel sie verschluckt hatte.
 

Sun Guku war überrascht, wie schwer es ihr fiel, in der Luft zu bleiben und ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass es Vegeta nicht anders erging.

Für ihren Geschmack immer noch viel zu schnell, rasten sie dem Boden entgegen. Die beiden Saiyajins sammelten noch einmal alle Kraftreserven und bremsten ihren Flug, so dass sie sanft auf dem Boden aufkamen.

Instinktiv warfen beide den Kopf in den Nacken und suchten nach dem Pharao und Kiara, die kurz darauf direkt über ihnen aus der Nebelbank brachen und rasend schnell zu Boden stürzten.

Wie abgesprochen holten die beiden Schwung, sprangen drei Meter in die Höhe und fingen beide auf, Sun Guku Kiara und Vegeta den Pharao, bevor sie wie Steine zu Boden fielen und ineinander verkeilt liegen blieben.

Ein paar Minuten lang regte sich keiner, bis der Pharao sich schließlich ächzend aufrappelte und sich den Kopf rieb.

Neben ihm tat Kiara dasselbe und auch Vegeta schaffte es, sich aufzurappeln und sich den Dreck von den Klamotten zu klopfen. Nur Sun Guku blieb reglos liegen.

Stirnrunzelnd ging der Saiyajin neben ihr in die Hocke und rüttelte sie an der Schulter. „Komm schon, wach auf!“

Keine Reaktion.

Kiara lief es eiskalt den Rücken hinab und zitternd griff sie nach Yamis Hand, der ebenso geschockt dreinsah.

„Mach keinen Mist!“, rief Vegeta wütend und rüttelte sie noch einmal durch.

Kiara biss sich auf die Unterlippe und vergrub ihr Gesicht in Yamis Jacke, der sie fest an sich drückte und immer noch ungläubig auf Sun Guku blickte, die zu seinem Entsetzen auch noch kalkweiß im Gesicht war.

Vegeta ballte die Hand zur Faust und ließ sie mit voller Wucht zu Boden donnern. „Verdammt nochmal, Sunny! Komm schon!!!“

Der Kinnhaken traf ihn plötzlich und unvorhergesehen und schleuderte ihn zwei Meter weiter.

Sich den Kopf reibend richtete sich Sun Guku auf und blickte ihn wütend an. „Ich hab dir schon Tausend Mal gesagt, dass du mich nicht Sunny nennen sollst, klar.“, brummte sie.

Yami merkte sofort, dass Sun Guku offenbar noch ein wenig weggetreten war, denn sie lallte vor sich hin und schwankte sogar im Sitzen gefährlich hin und her.

Vegeta rieb sich indes das Kinn und stand langsam auf. „Sauberer Haken. Hast endlich mal gelernt, richtig zuzuschlagen.“, knurrte er, streckte Sun Guku die Hand entgegen und zog sie auf die Beine.

„Alles klar?“, fragte er, während er sich umsah und mühsam versuchte, irgendetwas zu erkennen.

Sun Guku schwankte erneut und griff nach seinem Arm, um sich festzuhalten. „Dreht sich nur noch alles ein wenig.“

„Wo sind wir?“, fragte Yami, der Kiara noch immer an sich drückte, die allerdings schon wieder ein wenig Farbe bekommen hatte und erleichtert wirkte, dass Sun Guku nichts Ernstes passiert war.

Vegeta grinste ihn an. „Ich bin keine Landkarte, Kleiner! Ich hab keine Ahnung, wo wir sind. Aber was ich weiß, ist, dass die Pfeifen, die uns aus der Luft geholt haben, mit Sicherheit noch in der Nähe sind und daher schlage ich vor, dass wir uns verdünnisieren.“

Sun Guku blickte ihn unsicher an. „Meinst du wirklich, dass das ein gezielter Angriff war?“, fragte sie, was ihr nur ein Schulterzucken einbrachte. „Was weiß ich. Auf jeden Fall bin ich nicht so bescheuert und bleib hier, um noch ein besseres Ziel abzugeben.“ „In diesem Nebel?“

Vegeta blieb stehen und blickte sie genervt an. „Hör mal, Guku! Diese Kerle, wer auch immer es war, haben es geschafft, uns aus einer Höhe von ein paar Kilometern durch den Nebel hindurch aus der Luft zu holen … glaubst du ein paar Meter und Nebel machen denen etwas aus?“, knurrte er und ging weiter.

Sun Guku rollte nur mit den Augen und bedeutete Yami und Kiara, ihnen zu folgen.

Schweigend stapften sie durch den Nebel, bis Vegeta so plötzlich stehen blieb, dass Guku mit ihm zusammenprallte. „Entschuldige, ich …“ Verwirrt blickte sie auf ihre Hände, als sie etwas Warmes und Feuchtes spürte. Erschrocken schnappte sie nach Luft, als ihr klar wurde, dass das Blut war. Ihr Blick glitt über Vegetas Rücken, bis sie die tiefe Wunde an seiner Schulter bemerkte. „Du bist ja verletzt.“ „Schnickschnack.“

Wütend stemmte sie die Hände in die Hüften. „Das ist ganz sicher kein Schnickschack!“, beharrte sie und sprang ihm in den Weg, als er weiter gehen wollte. „Hör mal zu, Vegeta! Wir sind hier in der Nähe der Vampirbasis und dreimal darfst du raten, wie gut der Geruchssinn von Vampiren im Bezug auf Blut ist!“ „Ich bin nicht blöd, Kleine, aber wir haben jetzt dummerweise keine Zeit, um uns um solche Belanglosigkeiten zu kümmern.“ „Belanglosigkeiten? Ich hab keine Lust, dass sich ein paar Tausend von diesen Biestern auf uns stürzten, nur weil du zu …“

„Seid doch endlich mal still, ihr zwei!“, rief Yami wütend und legte gleichzeitig seinen Zeigefinger auf die Lippen.

Kiara wusste sofort, was er meinte. Auch sie hatte die Schritte vernommen.

Sun Gukus Finger krallten sich in Vegetas Ärmel fest. „Lass uns verschwinden. Lass uns wegfliegen.“

Vegeta blickte sie genervt an. „Nur zu, Kleine! Aber ich fürchte fast, dass das mit dem Fliegen nicht ganz so hinhaut, wie du es dir vorstellst!“ „Was…“ „Ist dir vorhin nicht aufgefallen, dass wir bei der Landung schon arge Probleme hatten. Von unserem Fang aus der Luft ganz zu schweigen.“ „Soll das heißen…“ „Wir können hier nicht fliegen. Der Nebel verhindert so etwas. Hier herrscht eine so gewaltige Erdanziehungskraft, dass es mich wundert, dass wir uns überhaupt vorwärts bewegen können.“

Sun Guku blickte sich panisch um. Was für ein Nebel war das hier?

„Und wie … wie kommen wir hier weg?“ „Ich fürchte, uns bleibt nichts Anderes übrig als zu laufen.“

„Tja … dann lauft mal … und das am besten so schnell ihr könnt, weil wir euch sonst zerreißen…“

Sun Guku erstarrte, warf Vegeta einen immer noch panischen Blick zu und bemerkte, dass auch er nicht ganz begeistert schien. Langsam wandten sie sich beide um und blickten in das blutverschmierte und gierige Gesicht Areslefs‘, der auf sie zuging, gefolgt von mehreren Hundert Vampiren, die sofort begannen sie zu umkreisen.

Kiara drückte sich fest an den Pharao, während Vegeta nach Sun Gukus Arm griff und sie langsam ein Stück zurückzog.

Doch ein kurzer Blick reichte aus, um ihnen klar zu machen, dass sie in der Falle saßen.

Flucht

„Wie konnten sie euch entkommen?“, fauchte er wütend, während Monakira mit düsterer Miene über mehrere Leichen stieg und dabei unentwegt knurrte.

„Monakira!“, schrie der Teufel aufgebracht, was sie nicht im Mindesten beunruhigte. Sie zuckte mit den Schultern und strich sich das Haar aus dem Gesicht.

Xanty stand etwas abseits, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete mit starrer Miene, wie der Teufel achtlos mehrere tote Vampire zur Seite stieß und sich so einen Weg zu Monakira bahnte. „Dir scheint es also egal zu sein, ja? Wir hatten einen Plan, meine Liebe, schon vergessen?“ „Ist mir nicht entgangen!“, fauchte sie zurück, was Xanty tatsächlich beeindruckte. Wahrscheinlich hätte sie persönlich es sich zehn Mal überlegt, ehe sie dem Herrn der Hölle auf diese Art und Weise antwortete. Doch von Monakira schien er nichts Anderes zu erwarten, denn er rastete nicht aus oder tat irgendetwas Anderes in der Art.

Xantys Blick glitt hinüber zum Teufelsheer, das sich stumm formiert hatte und bereit hielt, um Befehle entgegen zu nehmen.

Noch immer war sie beeindruckt, welch famose Geschöpfe der Herr der Hölle erschaffen hatte, um die totale Ausrottung der Vampire voranzutreiben. Jedes dieser Höllenwesen hatte vier Beine, die in jeweils fünf messerscharfen, knapp zwanzig Zentimeter langen Klauen endeten. Ihr gesamter Körper machte den Eindruck, als würde er aus Granit bestehen, doch bei näherer Betrachtung wurde klar, dass es nichts weiter als mehrere, übereinandergelegte Panzerplatten waren, wie sie ein Nashorn trug. Der Kopf war der eines Wolfes mit jeweils drei Reihen messerscharfer, gezackter Fangzähne. Feuerrote Augen und ein langer geschuppter Drachenschwanz rundeten das Bild ab.

Hätte Xanty einen von diesen Wesen als Gegner gehabt, wäre sie nach nur fünf Sekunden nicht mehr als eine zerquetschte Leiche gewesen.

Sie hatte gesehen, wozu diese Wesen imstande waren, hatte beobachtet, wie sie die Reihen der Vampire niedergemetzelt hatten, die so mutig gewesen waren, sich ihnen in den Weg zu stellen. Man konnte sie nicht töten, nicht einmal wirklich verletzen, denn ein undurchdringlicher Schutzschild – aufrecht erhalten vom Teufel persönlich – schützte sie und machte einen Angriff somit unmöglich.

Der Blick des Anführers glitt in ihre Richtung und rasch schaute Xanty weg. Sie traute diesen Wesen nicht.

„Ich will, dass du sie findest … zerreiße sie und wage es nicht, auch nur einen einzigen von ihnen entkommen zu lassen. Nimm das Teufelsheer mit und radiere sie endgültig aus.“

Monakira nickte, wirbelte herum und stapfte durch die Massen toter Vampire, den Spuren der Flüchtigen folgend.

Der Herr der Hölle warf Xanty einen kurzen Blick zu, die sich sofort in Bewegung setzte und Monakira folgte. Mit einer lässigen Armbewegung bedeutete sie den Höllenwesen, ihnen zu folgen, die sich sofort in Bewegung setzten und sich geschmeidig und lautlos durch die Dunkelheit schlichen.
 

Während Vegeta dabei war, die Lage auszukundschaften, hatte Yami Mühe, Kiara im Zaum zu halten, die offenbar am Rande eines Nervenzusammenbruches stand. Sie zitterte am ganzen Körper, bohrte ihre Fingernägel so fest in seine Jacke, dass er sie bereits auf seiner Haut spüren konnte.

Areslefs näherte sich ihnen, sein gieriger Blick ruhte auf Kiara und dem Millenniumsgürtel. „Sieh mal einer an! So trifft man sich wieder! Wir beide haben noch eine Rechnung offen, kann das sein?“, knurrte Areslefs.

Gierig wie er war, achtete er nicht mehr auf seine Umgebung und befand sich prompt im Würgegriff von Vegeta, der ihn am Kragen gepackt hatte und in der Luft baumeln ließ. „Mach dass du verschwindest, sonst setzt es was!“

Areslefs knurrte. „Wir sind zu viele für euch vier! Was willst du schon gegen uns ausrichten?“

„An deiner Stelle würde ich mir eher Gedanken darüber machen, was wir mit euch machen werden!“, dröhnte es plötzlich von allen Seiten.

Selbst Vegeta war perplex und ließ den Vampir fallen, der wie ein nasser Sack zu Boden glitt, aber auch gleich wieder auf den Beinen war.

Sun Guku war überrascht, zum ersten Mal so etwas wie Angst in seinen Augen erkennen zu können.

„Wer ist da?“, fauchte er und blickte sich hastig um.

Verwirrt blickte sie Vegeta an, der ihren Blick ebenso stirnrunzelnd erwiderte.

„Wie denn? Erkennst du mich nicht mehr?“

Areslefs brauchte tatsächlich ein paar Sekunden, bis ihm klar war, wer da sprach. Und als sie keine zehn Zentimeter vor ihm landete, wirkte er nicht gerade erfreut, aber auch nicht so, als hätte er übermäßige Lust, sich auf Shondra zu stürzen.

Sun Guku blickte sich überrascht um, als auch Trunks, Son Goten, Vampcar und Son Goku zur Landung ansetzten und ihre Passagiere abstiegen ließen.

Areslefs sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen und auch seine Kameraden wirkten alles Andere als begeistert, was angesichts ihres momentanen Zustandes nicht sehr verwundern ließ.

Selbst Shondra fiel ihr miserabler Zustand auf. „Was ist denn mit euch passiert?“, fragte sie zu seinem Erstaunen, während Yugi von ihrem Rücken glitt und auf Yami zuging, der Kiara immer noch fest an sich drückte.

„Was geht dich das an?“, fauchte der Vampir, doch Shondra entging nicht, dass er dabei leicht zitterte. „Alles in Ordnung?“

Offenbar war nicht nur Sun Guku überrascht, dass ihre Mutter sich nach dem Befinden eines Vampirs erkundigte. Vegeta warf Guku einen zweifelnden Blick zu und wedelte schließlich mit der Hand vor seinem Gesicht herum, als wolle er sagen, Shondra hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Und tief in ihrem Inneren musste sie ihm zustimmen.

Doch auch Son Goku schien besorgt zu sein, denn er trat ebenfalls vor und musterte die umstehenden Vampire interessiert. „Ihr seht wirklich übel aus. Ist ein Hurrikan über euch hinweggezogen oder was?“ „Freut euch doch!“, fauchte Fiertlo, der genauso erschöpft und ausgelaugt wirkte, wie die anderen.

Shondras Augenbrauen zogen sich zusammen. „Monakira.“, knurrte sie und zu aller Überraschung nickte Areslefs. „Dieses Miststück hat eine Kraft, die jede Vorstellung übersteigt. Xanty hat sich ihnen auch angeschlossen.“ „Xanty?“, fragte Shondra, die vollkommen überrascht war, dass Fiertlos Schwester tatsächlich in der Lage war, sich gegen ihren Bruder zu stellen, der in gewisser Hinsicht ihr Schöpfer war.

„Die Kleine legt eine Wut an den Tag … und dann auch noch der Höllenfürst persönlich und seine neue Leibgarde … beschissener kann ein Tag eigentlich gar nicht mehr sein.“

Shondra warf ihrem Bruder einen kurzen Blick zu und wandte sich dann wieder an Areslefs. „Was für eine Leibgarde?“

Zum ersten Mal war Shondra sich sicher, dass tatsächlich Angst in seinen Augen lag – eine Tatsache, die sie ziemlich beunruhigte, wenn man bedachte, dass sie etwas Derartiges von Areslefs nicht gewohnt war.

„Diese Biester sind die Hölle persönlich. Riesig, mit Panzerplatten ausgestattet, rasiermesserscharfe Klauen, ein äußerst gefährlicher Drachenschwanz … diesen Wesen willst du nicht einmal am Tag über den Weg laufen, geschweige denn in der Nacht.“ „Und was wollen die?“

Areslefs grinste boshaft. „Dasselbe, was du willst, Shondra! Uns vernichten. Die vollständige Ausrottung der gesamten Vampirrasse.“

„Was ist so schlecht daran?“, fragte Vegeta, dem diese Vorstellung zu gefallen schien.

Doch Shondra schüttelte den Kopf. „Sei still, Vegeta! Die wollen euch ausrotten, um selbst die oberste Spezies auf diesem Planeten zu sein, stimmt’s? Ihr seid dem Höllenfürsten im Weg, weil es nur eine dominierende Dämonenrasse geben kann, was heißt…“ „Dass die Ära der Vampire ein Ende finden muss.“, schloss Areslefs.

Hinter Shondras Rücken musste Sun Guku unweigerlich kichern. Noch nie hatte sie erlebt, dass sich Areslefs und Shondra – zwei Wesen, die sich bis aufs Blut hassten – derart einig waren.

„Und nochmal: Was ist so schlecht daran?“, fragte Vegeta noch einmal.

Shondra wandte sich ihm zu. „Kapierst du es nicht? Diese Viecher, was auch immer sie sein mögen, scheinen an Kraft alles Andere auf diesem Planeten in den Schatten zu stellen. Wie lange, glaubst du, werden die Menschen noch existieren, wenn diese Wesen die Erde bevölkern?“ „Dann lassen wir sie zuerst für uns die Vampire ausrotten und dann nehmen wir sie uns vor.“ „Hast du gerade nicht zugehört?“, fauchte Shondra wütend und blickte überrascht auf, als Areslefs sie am Arm ergriff und zur Seite schob, um sich direkt vor Vegeta zu postieren. „Jetzt hör mir mal zu, du abgehobener kleiner Saiyajin-Bubi. Diese Höllenwesen haben fünf Mal so viel drauf wie du. Der Höllenfürst persönlich versorgt sie mit einem undurchdringlichen Schutzschild, was heißt, dass nicht einmal der Hauch eines Energiestoßes ihnen etwas anhaben kann. Wie willst du gegen diese Viecher antreten? Vor ihnen tanzen und hoffen, dass sie sich totlachen?“

Vegeta ließ seine Knöchel knacken und war kurz darauf, sich auf den Vampir zu stürzen, doch Shondra schob sich zwischen die beiden und wandte sich wieder Areslefs zu, der sich mittlerweile nur noch ein paar Zentimeter von ihr entfernt befand.

„Du brauchst Hilfe.“, stellte sie fest, was er widerwillig nickend zugab.

„Allein können weder die Vampire noch wir gegen die bestehen, aber zusammen … müssten wir doch irgendeine Chance haben … und sei es drum, dass wir es erst einmal schaffen, lebend aus dieser Nebelsuppe herauszukommen.“

Areslefs nickte erneut. „Diesen Nebel hat Er persönlich erschaffen. Er ist mit so viel Magie getränkt, dass er verhindert, dass auch nur jedes noch so kleine Wesen, was in der Lage wäre zu fliegen, am Boden festklebt.“ „Was auch erklärt, warum wir vorhin an Altersschwäche litten.“, bemerkte Vegeta mit einem Blick auf Sun Guku.

„So haben sie verhindert, dass die geflügelten Vampire flüchten können.“ „Ganz genau. Trotz allem konnten aber immer noch genug flüchten.“

„Oh, keine Sorge! Diesen Fehler werden wir ganz schnell wieder beheben.“

Shondra wirbelte herum und blickte kühl auf Monakira, die aus dem dichten Nebel heraustrat, gefolgt von Xanty und einer Horde Höllenwesen, die eindeutig zum Teufelsheer gehörten.

„Sieh einer an! Wen haben wir denn da?“, fragte Shondra, während sie den Vampiren ein Zeichen gab, sich zurückzuziehen. Zu ihrer eigenen Überraschung folgten sie dem Befehl und wichen zurück. Nach und nach sammelten sie sich hinter Shondra, Son Goku und ihren Freunden, die sich Monakira und Xanty entgegenstellten.

Nicht nur Shondra war überrascht, in was für einem gefährlichen Rot Xantys Augen glühten. Neben ihr versteifte sich Son Goku kaum merklich. Offenbar war es ihm auch aufgefallen.

„Nicht doch, meine liebe Shondra! Warum lässt du uns die Welt nicht ein für alle Mal von diesen scheußlichen Tieren befreien, die sich gerade hinter eurem Rücken verkriechen? Du selbst hast immer gesagt, dass du der Meinung bist, dass man sie alle ausrotten sollte!“, stellte Monakira fest, während sie langsam näher trat und mit belustigter Miene vor den Zwillingen auf- und abschritt.

„Was ich bisher immer gesagt habe, kann dir egal sein, Monakira! Schon möglich, dass ich nicht gerade begeistert bin, dass Vampire diese Welt bevölkern…“ „Siehst du?“, unterbrach Monakira Son Gokus Schwester und deutete mit ihrem Finger anklagend auf die Saiyajin-Kriegerin, was diese mit einer lockeren Handbewegung wegwischte. „… aber dennoch bin ich der Meinung, dass Massenmord keine geeignete Lösung ist, um ans Ziel zu kommen! Schon gar nicht, wenn anschließend die Terrorisierung und Vernichtung der Menschheit auf dem Programm steht!“, fauchte Shondra, die bereits vor Wut raste.

„Ach komm schon! Das ist doch nur eine billige Ausrede! In Wahrheit … stehst du drauf, dich mit ihnen zu prügeln, stimmt’s? Gibt dir so etwas wie Befreiung, nicht wahr? Noch dazu … musst du zugeben, dass du ziemlich scharf auf Areslefs bist.“

Son Goku warf seiner Schwester einen zweifelnden Blick zu. Genau wie er vermutet hatte, sprühte sie bereits vor Zorn – eine Tatsache, die er sogar spüren konnte, denn ihre gesamte Energie breitete sich unaufhaltsam aus und brachte sogar ihre Umgebung zum Zittern.

„Du bist ja so was von erbärmlich, Monakira, ehrlich! Kaum zu glauben, dass tief in dir tatsächlich unsere liebe kleine Leila steckt.“ „Ja, seltsam nicht war?“

Monakira beugte sich vor und stoppte dicht vor Shondra, die die Hände zu Fäusten geballt hatte.

„Aber wer sagt dir, dass dem wirklich so ist?“, fragte Monakira leise und wandte sich schließlich lachend ab, als Shondra nicht antwortete.

Son Goku warf indes einen Blick zu Vampcar, die schwer schluckte und deren Augen bereits in Tränen schwammen. Er konnte sie verstehen, hoffte aber dennoch, dass sie sich zusammenreißen konnte.

Sun Guku seufzte leise und warf Vegeta, der direkt neben ihr stand, einen unsicheren Blick zu, bevor sie vor Schreck zusammenzuckte. „Sun Guku, hör zu!“ Es dauere eine Sekunde, bis ihr klar war, dass ihre Mutter in ihren Gedanken zu ihr sprach. „Was ist?“, antwortete sie und versuchte krampfhaft so auszusehen, als wäre nichts passiert.

„Teleportation!“, war das einzige, was ihre Mutter antwortete. Sun Guku runzelte die Stirn und warf über die Schulter hinweg einen Blick auf die Vampire hinter sich.

„Das soll wohl ein Witz sein!“, fauchte sie zurück.

„Kein Witz! Komm schon!“ „Das schaff ich niemals!“ „Konzentrier dich!“ „Aber…“ „Jetzt mach schon!“

Sun Guku wollte zu einer Gegenantwort ansetzen, verkniff es sich jedoch und atmete stattdessen tief durch, bevor sie die Augen schloss und sich so fest sie konnte auf die Vampire um sich herum konzentrierte – bereit zuzuschlagen, sobald ihre Mutter es sagte.

„Du bist also der Meinung, dass du schon immer so warst, ja?“, nahm Shondra das Gespräch wieder auf, während sie auf den geeigneten Augenblick wartete.

In der Zwischenzeit griff Areslefs, der Sun Gukus Umschwung bemerkte und ahnte, was sie und Shondra vorhatten, nach Kiaras Arm, die erschrocken zusammenzuckte und ihn verängstigt anblickte. Rasch legte er den Zeigefinger auf die Lippen und zog sie näher heran. Kaum merklich deutete er auf Yami, der nicht bemerkte, dass Kiara sich ein Stück von ihm entfernte.

Kiara, die ihn sofort verstand, zupfte an seiner Jacke, deutete nacheinander auf Thea, Tristan, Joey, Kaiba und Yugi und nickte dann hinüber zu Areslefs.

Während sich die sieben Freunde unter die Vampire mischten, begann Sun Guku zu zittern. Sie näherte sich ihrer Grenze, während sie krampfhaft versuchte, alles Andere aus ihrem Kopf zu verbannen und sich auf die bevorstehende Teleportation zu konzentrieren.

„Ach Shondra! Was langweilst du mich mit so einem Mist? Lass uns doch lieber zur Tat schreiten. Wie du sicher bemerkt haben dürftest…“ Sie deutete auf die Höllenwesen in ihrem Rücken und lächelte kalt. „… haben wir Besuch! Ich kann dir gar nicht sagen, wie erpicht sie darauf sind, eure Bekanntschaft zu machen. Ich würde euch daher gern einander vorstellen.“

Shondra lächelte hämisch. Ihre Gedanken schweiften bereits ab, während sie den Arm hob und so tat, als würde sie Monakira zu sich winken. „Weißt du … das Problem ist aber … das wir keinerlei Interesse haben.“

Sun Guku öffnete ruckartig die Augen, die plötzlich rot glühten.

„Jetzt!“, rief Shondra und mit beispielloser Synchronität schnippten sie und Sun Guku gleichzeitig. Ein ohrenbetäubender Knall dröhnte durch den Nebel, ließ die Höllenwesen zurückweichen und Monakira und Xanty in einer dichten, pechschwarzen Rauchwolke zurück.

Der Entschluss

Kiara hatte das Gefühl, ihre Lungen müssten platzen. Der Rauch schien sie vollständig ausgefüllt zu haben. Hustend und keuchend ging sie in die Knie und bemerkte zwischen den kurzen Hustanfällen, die sie überfielen, dass es ihr nicht allein so ging.

Sämtliche Vampire und auch ihre Freunde wedelten mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, um den Rauch zu vertreiben und husteten sich die Lungen frei.

„Himmel nochmal, Sun Guku!“, keuchte Shondra, die sich aufrappelte und ihre Tochter streng anblickte. „Was sollte das werden?“

Sun Guku blickte sie zerknirscht an. „Entschuldige mal, aber sehr viel Zeit zum Konzentrieren hast du mir ja nicht gelassen.“

Shondra stemmte die Hände in die Hüften. „Mag sein, aber … der Rauch ist doch nicht durch mangelnde Konzentration entstanden, oder doch?“ „Nein.“, gab Sun Guku zu und scharrte verlegen mit dem Fuß auf dem Boden herum. „Ich wollte sie ablenken.“ „Tolle Ablenkung.“, knurrte Shondra und blickte sich um. Nachdem sie festgestellt hatte, dass mit allen anderen alles in Ordnung war, stapfte sie auf Areslefs zu und schubste ihn auf einen nahegelegenen Stein, auf dem er völlig perplex sitzen blieb.

„Also schön, mein Lieber! Ich denke, wir sollten jetzt erst einmal einiges klar stellen.“ „Schieß los, ich bin ganz Ohr.“ „Damit eines klar ist … dass wir euch geholfen haben und jetzt zusammenarbeiten bedeutet nicht, dass wir Freunde sind! Ich werde auch, wenn wir das hier überstanden haben, nicht daran denken, die Jagd auf euch aufzugeben, kapiert?“ „Du ahnst ja gar nicht, was für eine Freude du mir damit bereitest!“ „Klappe! Ich bin noch nicht fertig! Solange wir zusammenarbeiten, werden sowohl du als auch deine Kumpane die Finger von meinen Freunden lassen, insbesondere von Kiara, Yugi, Joey, Thea, Tristan, dem Pharao und … na ja … auch von Kaiba.“ „Oder sonst?“

Shondras Augen funkelten, als sie sich zu ihm hinabbeugte und ihm fest in die Augen blickte. „Sonst überleg ich mir das mit der Zusammenarbeit nochmal und überlasse euch diesen Viechern ohne Wenn und Aber.“

Ein drohendes Knurren drang aus seiner Kehle, doch er nickte widerwillig.

„Gut!“, rief Shondra und klatschte einmal in die Hände. „Und jetzt den Arm her!“ „Wie bitte?“ Areslefs blickte sie an, als wäre sie vollkommen verrückt geworden.

„Wir können keine halbtoten Vampire gebrauchen, daher müssen wir erst einmal zusehen, dass ihr halbwegs unverletzt seid. Und jetzt her damit!“ Ohne auf seinen Protest zu achten, griff sie nach seinem rechten Arm und besah sich seine Schulter.

„Aus dir werd ich echt nicht schlau, Jägerin!“ „Mach dir nichts draus, das geht sogar meinen besten Freunden so.“, bemerkte sie beiläufig, schnippte einmal mit dem Finger und griff nach dem Desinfektionsspray, das direkt vor ihr in der Luft erschien. Fachmännisch begann sie, seine Verletzung an der Schulter zu versorgen, wobei sich der Vampir ein schmerzverzerrtes Gesicht nicht verkneifen konnte.

„Fertig! Noch irgendwelche Beschwerden?“ „Wenn du mich so fragst … hab seit längerem was im Rücken … wahrscheinlich ein Bannscheibenvorfall, aber …“ „Wenn du mich jetzt auf den Arm nehmen willst, dann sag ich dir gleich…“ „Warum hilfst du uns?“

Shondra rollte mit den Augen. „Also, wenn ich dir das nochmal erklären muss, dann sollte ich mir vielleicht mal doch eine Röntgenaufnahme von deinem Schädel machen lassen.“ „Du kannst uns auf den Tod nicht ausstehen!“, stellte er nüchtern fest, was Shondra eine Gänsehaut über den Rücken rieseln ließ, als ihr klar wurde, dass er Recht hatte.

„Sagen wir einfach … dass es mir ums Prinzip geht.“ „Soll heißen?“ „Ich halte nichts von so einer Art Massemord. Vor allem nicht, wenn ich weiß, dass die Menschen als nächste an der Reihe sind. Es ist wie eine Krankheit. Man sollte sie so früh wie möglich bekämpfen, auch wenn man dafür gewisse schmerzhafte Dinge in Kauf nehmen muss.“ „Zum Beispiel eine Grippeschutzimpfung?“, grinste er und stand auf. „Du bist das verrückteste Weib, das ich je das Pech hatte zu treffen, weißt du das eigentlich?“ „Schon möglich, aber …“

Areslefs Arm schoss urplötzlich vor und umklammerte den ihren. „Lass dir eins gesagt sein, Jägerin! Momentan kämpfen wir auf derselben Seite, aber wenn das hier vorbei ist …“ „…bleibt alles so, wie vorher, schon klar! Du wirst mich jagen, mich mit einem Strick kopfüber von einem Baum baumeln und ausbluten lassen … diese ganze Masche hast du mir jetzt wahrscheinlich Tausend Mal an den Kopf geworfen. Seh’ ich so aus, als würde es mich jetzt noch beeindrucken?“ „Mach du nur deine Witze! Irgendwann krieg ich dich, das versprech ich dir.“

Ein paar Meter entfernt blickte Sun Guku unsicher zu ihrer Mutter hinüber.

„Hey!“, fauchte Fiertlo wütend und schlug ihren Arm zur Seite. Sun Guku zuckte vor Schreck zusammen und biss sich auf die Unterlippe, als sie merkte, dass sie Fiertlos Arm zu fest verbunden hatte. Sein Oberarm lief bereits blau an. „Entschuldige.“, brabbelte sie und lockerte den Verband rasch.

„Er wird ihr schon nichts tun.“, brummte Fiertlo, was Sun Guku die Stirn runzeln ließ. „Was meinst du?“ „Du machst dir doch Sorgen um deine Mutter oder nicht?“ „Ich …“

Fiertlo rollte mit den Augen und stand auf. „Dass ihr uns auf den Tod nicht ausstehen könnt, ist uns schon klar, Guku, aber uns ist auch klar, dass weder ihr noch wir ohne den jeweils andere eine Chance gegen diese Biester haben werden. Deswegen mach dir mal keine Platte! Im Moment sieht es so aus, als säßen wir alle in einem Boot.“

Sun Guku schnaubte. „Eher in einer Ruine! Was ist das hier eigentlich? Ich hatte mich auf eure Basis konzentriert und nicht auf …“ „Das ist unsere Basis … oder besser war.“

Sun Guku blickte ihn überrascht an. „Das … ist eure Basis? Aber … was ist denn passiert?“ „Wir haben zu früh Silvester gefeiert. Monakira und Xanty haben es in die Luft gesprengt, was soll sonst passiert sein?“, fauchte er sie an, wandte sich dann ab und ging auf Areslefs zu.

In der Zwischenzeit hatte sich Kiara wieder gefangen und stolperte zitternd auf den Pharao zu, der Thea gerade beim Aufstehen half.

„Das war nun wirklich nicht meine Lieblingsart zu reisen.“, stellte sie fest. Yami nickte ihr zu, schlüpfte dann aus seiner Jacke und legte sie Kiara um die Schultern, die sich sofort in diese hineinkuschelte.

Yugi warf dem Pharao ein vielsagendes Grinsen zu, das Yami unweigerlich rot anlaufen ließ und hastig wandte er sich ab und ging auf Shondra zu, die noch immer in ein Gespräch mit Areslesf verwickelt war.

Kiara blickte ihm nach, warf dann Yugi einen kurzen Blick zu und folgte Yami schließlich.

„Was war denn das jetzt?“, fragte Joey, dem sowohl Kiaras Blick als auch Yamis Verlegenheit nicht entgangen war.

Yugi lächelte schwach. „Das geht schon eine ganze Weile so.“ „Wie jetzt? Die tun ja grad so, als …“ Joey brach ab und schluckte die nächsten Worte herunter, als er merkte, wie sich Yugi kaum merklich versteifte. „Du brauchst es nicht zu verstecken, Joey! Sprich es ruhig aus.“

„Was soll er aussprechen? Was meint er denn?“, fragte Tristan neugierig und sah zu Kiara und Yami hinüber, die dicht beieinander standen und sich in das Gespräch mit Areslefs und Fiertlo eingeklingt hatten.

„Na ja … dass Kiara und der Pharao … man könnte glatt meinen, die beiden …“ Joeys Stottern hinderte ihn daran, den Satz zu vollenden.

„Man hat den Eindruck, als wären die beiden ineinander verliebt. Das war im Grunde das, was Joey sagen wollte, hab ich Recht?“, fragte Yugi, der überraschenderweise überhaupt nicht böse wirkte.

„Na ja …“ Verlegen kratzte Joey sich am Kopf. „So ungefähr … also … könnte schon sein…“

„Offenbar scheint dein Wortschatz genau so schwach zu sein, wie dein Umgang mit deinem Deck, Wheeler!“, erklang die höhnische Stimme Kaibas, der sich – wenn auch nur höchst widerwillig – zu ihnen gesellte.

Joey verengte die Augen zu Schlitzen. „Kann mich nicht erinnern, dich um deine Meinung gebeten zu haben, du arroganter Schnösel.“ „Ist auch nicht nötig, weil es nicht nur meine Meinung, sondern auch eine erwiesene Tatsache ist.“ „Jetzt hör mal zu, du…“ „Halt, Joey! Hör auf! Wir haben schon genug Probleme, da musst du dich nicht auch noch mit Kaiba streiten.“ „Wer streitet hier? Er fängt doch an!“, schnauzte Joey und deutete anklagend auf Kaiba.

„Sieht dir mal wieder ähnlich, den Schwarzen Peter anderen zuzuschieben!“ „Kaiba, es reicht jetzt!“, fauchte Yugi und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. „Falls du es nicht mitbekommen haben solltest, aber wir stecken ziemlich im Schlamassel. Vielleicht solltest du dich also endlich mal etwas zusammennehmen, damit wir hier auch lebend wieder rauskommen.“

Kaibas Reaktion war ein bedrohliches Zähneknirschen, das Yugi überging.

Immer noch wütend blickte er zu Vampcar hinüber, die sich um Vegeta kümmerte. Aus der Ferne beobachtete Yugi, wie Vegeta die Himmelselfe anfauchte. Diese schien das allerdings nicht zu beeindrucken, denn schließlich packte sie seine Schultern und drehte ihn einmal um 180 Grad, so dass er mit dem Rücken zu ihr stand.

„Ich brauch keine Hilfe, also lass gefälligst…“ „Schnauze und stillhalten!“, schrie sie Vegeta genervt an, was ihn sofort verstummen ließ.

In der Zwischenzeit legte Vampcar ihre rechte Hand auf seine Schulter, die einen tiefen Riss aufwies, aus dem mehrere Blutrinnsale seinen Rücken hinabliefen. Die Himmelselfe schloss die Augen und konzentrierte sich fest auf die Verletzung, die nach ein paar Sekunden wieder vollständig ausgeheilt war. „Besser oder?“, fragte sie triumphierend, worauf Vegeta nur mit einem düsteren Brummen antwortete und sich von ihr entfernte.

„Gern geschehen!“, fauchte sie beleidigt und ließ sich erschöpft auf einem Felsbrocken nieder.

„Bist du verrückt geworden?“

Yugi zuckte zusammen, als er Areslefs brüllen hörte und warf sofort einen besorgten Blick hinüber, um sich zu vergewissern, dass es seiner Schwester gut ging.

„Ich bin vollkommen klar, aber … sieh es doch ein, Areslefs! Was willst du sonst tun? Dich für immer und ewig vor ihnen verstecken?“ „Sicher nicht, aber … verdammt nochmal, Shondra! Wir paar gegen diese ganze Armee?“ „Hast du Angst?“ „Das hat mit Angst nichts zu tun. Eher mit Wahnsinn!“

Shondra funkelte Areslefs genervt an. „Dann mach mir einen besseren Vorschlag.“ „Wir warten ab!“ „Aha … ist das alles? Wenn ja, dann erklär mir mal bitte, wo genau du abwarten willst. Hier?“

Areslefs zuckte mit den Schultern. „Spielt das eine Rolle?“ „Allerdings. Falls es dir nicht aufgefallen ist, mein Lieber, aber diese Typen verfolgen euch! Also wird das mit dem Abwarten ganz sicher kein Zuckerschlecken. Und wo willst du überhaupt über Hundert Vampire unterbringen, ohne entdeckt zu werden? Das ist nicht so, als würden diese Viecher hier ziellos herumlaufen und sich wahllos auf alles stürzen, was ihnen in die Quere kommt. Sie gehen gezielt vor … und da hilft auch kein Verstecken mehr.“ „Du willst also einen offenen Kampf!“ „Irgendeine Schwachstelle werden die doch haben.“ „Viel Spaß beim Suchen!“

Kiara, die verwirrt zwischen den beiden hin- und herblickte, kuschelte sich noch enger in Yamis Jacke, während sie sich an ihn lehnte – was Areslefs’ Aufmerksamkeit sofort auf sie lenkte. Interessiert blickte er sie an. Shondra folgte seinem Blick und runzelte die Stirn. „Was ist?“ „Dieser Gürtel …“

Kiara blickte erschrocken an sich hinunter und versteckte sich hastig hinter Yami. Mit Areslefs hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht.

„Was soll mit ihm sein?“, fragte Shondra.

„Ich hab gesehen, wie er Monster entstehen ließ, die sie beschützt haben. Vielleicht könnten wir mit seiner Hilfe Wesen erschaffen, die …“

„Moment mal!“, wandte Kiara ein, der gerade klar wurde, welchem Irrtum der Vampir erlegen war. „Du glaubst, ich kann aus dem Kopf heraus mit Hilfe des Gürtels Monster erschaffen?“ „So war es bei unserem letzten Zusammentreffen auch.“ „Nein, das stimmt nicht! Ich materialisiere nur die Monster aus den Duel Monsters Karten.“

Areslefs schwieg und an seiner Miene konnte Shondra erkennen, dass ihm diese Antwort keineswegs gefallen hatte. „Du meinst also … ich kann diese Monster nur erschaffen, wenn ich … diese Karten habe?“ „Nicht nur das … du könntest keine Karten realisieren. Das kann nur ich!“ „Hältst dich wohl für was Besseres.“ „Quatsch! Aber ich bin nun einmal Trägerin des Millenniumsartefaktes und deshalb werde auch nur ich in der Lage sein, Monster zu realisieren.“

Areslefs blickte sie zerknirscht an. „Also … bleibt wohl doch nur der Weg nach vorn.“

Shondra seufzte. „Ich fürchte … was Anderes bleibt uns nicht übrig.“

Ein paar Sekunden lang schwieg der Vampir, schloss dann kurz die Augen, um die Jägerin entschlossen anzublicken. „Hol deine Leute! Ich trommle die Truppe zusammen. Wird Zeit, dass wir denen zeigen, dass mit uns Vampiren nicht zu spaßen ist.“

Shondra nickte ihm zu und wandte sich zum Gehen, doch Kiara hielt sie zurück. „Einen Augenblick mal! Was soll das heißen … zieht ihr jetzt gegen diese Biester in den Krieg?“ „Uns bleibt wohl nichts Anderes übrig.“ „Aber … was ist mit uns? Ich fürchte, viel werden wir diesmal nicht ausrichten können.“ „Da hast du Recht.“ „Aber … soll wir jetzt hier bleiben und darauf warten, dass wir vielleicht Glück haben, dass einer von euch zurückkehrt, um uns zu helfen?“ „Kiara, wir müssten sowieso zurückkehren. Ich hab dir gesagt, dass diese Amulette nur im Wald der Night Deaths zu finden sind, aber … das hier ist … oder war ihre Basis. Hier werden wir ganz sicher nichts finden. Deswegen müssen wir zurück. Dort werden wir ganz sicher Erfolg haben.“ „Dann kommen wir halt mit.“ „Kommt gar nicht in Frage! Du hast bereits selbst gesagt, dass ihr uns diesmal nicht werdet helfen können. Deswegen werdet ihr schön hier bleiben. Einer von uns wird sich zu euch zurückteleportieren, um euch das Amulett zu bringen und den Fluch aufzulösen, damit ihr wieder zurückkehren könnt. Macht euch um uns keine Sorgen. Wir kommen schon klar. Ihr müsst jetzt an euch denken und daran, dass ihr wieder zurückkommt.“

„Du klingst beinah so, als würdest du dich verabschieden wollen.“, bemerkte Yami, der sie mit einer Mischung aus Wut und Verständnis ansah. Shondra wollte widersprechen, sah aber ein, dass es wahrscheinlich keinen Sinn hatte, dem Pharao etwas vorzumachen. „Kann schon sein, dass es irgendwie ein Abschied wird. Ich will nicht leugnen, dass unsere Chancen, das hier lebend zu überstehen, ziemlich beschissen sind. Das Einzige, was ich im Moment will, ist, dass ihr sicher wieder zurückkommt. Das ist nicht eure Angelegenheit, Pharao. Das ist nicht eure Welt. Ihr solltet euch um eure eigene Welt und euch nicht um unsere Sorgen kümmern. Wartet hier, bis einer von uns zurückkommt, um euch von diesem Fluch zu befreien und seht dann zu, dass ihr von hier verschwindet. Keine lebensgefährlichen Aktionen, verstanden? Ich will nicht, dass ihr euer Leben für uns auf’s Spiel setzt, klar?“ „Aber…“ „Kein Aber! Ihr tut, was ich sage und damit Basta!“

Yami schwieg, während Kiara sich mit Tränen in den Augen umsah. All die Menschen, die sie hier kennen gelernt hatte, waren ihr zwischenzeitlich ans Herz gewachsen. War sie wirklich dazu fähig, sie einfach in ihr Verderben rennen zu lassen?

„Macht euch um uns keine Sorgen. Wir sehen uns bestimmt wieder.“

Damit drehte sie ihnen den Rücken zu und ging. Ein paar Sekunden später stapften Hunderte von Vampiren an Kiara und Yami vorbei, die Shondra, Son Goku und ihren Freunden folgten.

Und während Yugi, Thea, Joey, Tristan und Kaiba sich zu Kiara und Yami gesellten, traf Kiara eine endgültige Entscheidung. Zu ihrer Überraschung zuckte noch einmal das Bild von ihrem Grabstein durch ihren Kopf. Und diesmal zerbrach er vor ihren Augen …

Ein Licht der Hoffnung

„Du willst was?“ Yami blickte Kiara an, als wäre sie vollkommen verrückt geworden. „Kiara, ist dir eigentlich klar, was du da redest?“ „Vollkommen klar!“ „Aber … diese Biester sind gefährlich. Nicht einmal eine unserer Duel Monsters Karten könnten gegen die bestehen.“ „Tut mir leid, Pharao, aber ich kann Shondra und die anderen nicht einfach im Stich lassen.“ „Du hast doch selbst gesagt, dass wir ihnen diesmal nicht helfen können!“

Kiara zuckte mit den Schultern. „Das war einmal.“

Wütend funkelte Yami sie an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und seit wann hast du deine Meinung geändert?“ „Darum geht es doch nicht.“ „Worum dann? Hast du deine Vision schon vergessen? Ich dachte, du möchtest gegen sie ankämpfen und es ihr nicht noch leichter machen.“ „Was glaubst du wohl, was ich hier tue?“

„Im Moment sieht es wie ein Selbstmordakt aus.“, bestätigte Yugi, der von Kiaras Idee ebenso wenig begeistert war, wie der Pharao.

Kiara warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Aber auch nur, weil ihr keine Ahnung habt.“ „Oh tu dir keinen Zwang an und klär uns auf!“, knurrte Joey, der Kiara anblickte, als hätte er es mit einer kompletten Irren zu tun.

Kiara raufte sich die Haare. „Warum muss ich euch immer alles erklären? Könnt ihr nicht einfach mal etwas akzeptieren? Könnt ihr mir nicht einfach mal vertrauen und mich mein Ding durchziehen lassen? Ich dachte, dazu sind Freunde da!“, schrie sie, was ihre Freunde verängstigt zurückweichen ließ. Kiara konnte ja manchmal aufbrausend sein, aber jetzt schien sie den Verstand zu verlieren.

Unsicher warfen sie sich untereinander verstohlene Blicke zu, ratlos, was sie jetzt sagen sollten.

„Ich … ich werde ihnen helfen! Und niemand wird mich davon abhalten, verstanden?“

Kiara wandte sich zum Gehen, doch der Pharao packte rasch ihr Handgelenk und hielt sie fest. „Jetzt warte doch mal! Glaubst du etwa, du kannst ihnen helfen, wenn du überstürzt handelst? Wenn du vorhattest, gegen diese Vision anzukämpfen, warum willst du dich dann in diesen Kampf stürzen, der dich ganz sicher umbringen wird?“

Nicht nur Yami war überrascht, als Kiara sich plötzlich von ihm los riss und ihm einen so derben Schlag gegen die Brust versetzte, dass er mehrere Schritte zurücktaumelte.

„Ich sag es dir noch einmal, Pharao! Ich will und werde gegen diese Vision ankämpfen. Und ob du es glaubst oder nicht, aber ich weiß, dass es das Richtige ist, wenn ich ihnen folge.“ „In die Höhle des Löwen?“ „Wenn es sein muss?“ „Kiara, sag uns doch endlich, was dich so sicher macht, dass dir mit dieser Aktion geholfen ist?“

Kiara knirschte mit den Zähnen und rang mühsam nach Beherrschung, ehe sie antwortete. „Weil … ich gesehen hab, dass nichts geschehen wird.“ „Was soll das heißen?“ „Herr Gott nochmal, in dem Moment, als ich mich entschlossen hatte, Shondras Befehl nicht befolgen, habe ich gesehen, wie dieser dämliche Grabstein zersprungen ist. Reicht dir das aus? Glaubst du mir jetzt endlich?“

Yami wollte etwas entgegnen, blinzelte aber überrascht, als er begriff, was Kiara gerade von sich gegeben hatte. „Ist … ist das dein Ernst?“ „Warum glaubst du, will ich ihnen folgen?“ „Aber …“ „Hast du wirklich so wenig Vertrauen zu mir?“ „Nein, aber …“ „Dann lass mich gehen!“

Kiara sah dem Pharao an, wie schwer es ihm fiel, sie gehen zu lassen. Genauso wie sie ihren Freunden ansehen konnten, dass sie sie im Leben nicht allein gehen lassen würden.

Mit zittrigen Beinen entfernte sie sich langsam und schluckte die aufkommenden Tränen hinunter. Tief in ihrem Inneren war ihr bewusst, dass es vollkommen möglich war, dass sie sich irrte, dass sie ihre eigene Vision falsch gedeutet hatte und sie ihre Freunde jetzt zum letzten Mal sah, doch ein hartnäckiger Teil von ihr weigerte sich zu glauben, dass sie das, was sie gesehen hatte, falsch gedeutet haben konnte.

Mit klopfendem Herzen wandte sie sich schließlich um. Langsam und mit unendlicher Mühe bewegte sie sich vorwärts. Sie hatte das Gefühl, als müsste sie sich durch ein schlammiges Moor kämpfen, so schwer viel es ihr, sich fortzubewegen. Doch nach ein paar Schritten wurde es leichter und sie verfiel in einen leichten Trab.

Als das Bild des Pharaos vor ihren Augen aufflammte, der ihr mit Tränen in den Augen nachsah, begann sie zu rennen…
 

„Ich lass sie nicht so einfach allein gehen.“, murmelte Yami leise und warf Yugi, der neben ihm stand und völlig apathisch wirkte, einen entschlossenen Blick zu.

Yugi fing seinen Blick auf und nickte schwerfällig. „Du hast Recht! So Vorlaut, wie sie ist, kann man sie einfach nicht allein lassen.“, stellte er fest und setzte sich in Bewegung. Yami folgte ihm.

„Hey, wo … wo wollt ihr hin? Wartet auf uns!“, schrie Joey, der ihnen hinterher düste, doch schon waren die beiden in der dichten Nebelsuppe um sie herum verschwunden. Hastig versuchte er, irgendein Zeichen zu erkennen, welche Richtung sie genommen hatten, nachdem sie im Nebel verschwunden waren, doch nichts dergleichen war zu erkennen.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass sie ohne uns gegangen sind.“, stellte Joey betrübt fest, als er zurückkehrte. Thea rieb sich fröstelnd die Arme. „Wir haben ihnen jetzt schon so oft beigestanden. Dass wir ihnen diesmal nicht helfen können, macht mich fertig.“ „Vielleicht…“, begann Tristan, brach aber sofort wieder ab.

Doch Joeys Neugier war geweckt. „Was ist vielleicht?“ „Ach gar nichts …“ „Los, spuck‘s aus!“, rief Joey wütend und wedelte drohend mit seiner Faust vor Tristans Gesicht herum.

Tristan schluckte. „Na ja … vielleicht … ist das diesmal eine Sache, die wirklich nur die drei… erledigen können. Immerhin trägt Yugi das Puzzle und Kiara den Gürtel. Na ja … und der Pharao … er ist doch eigentlich ein Geist … wieviel toter kann er da schon werden?“, fragte Tristan, was ihm eine deftige Kopfnuss von Joey einbrachte. „Hör auf, so einen Stuss zu reden. Trotz allem kann Yugi und Kiara immer noch sonst was passieren.“ „Hast du schon vergessen, dass der Gürtel sie beschützen kann?“, kam die prompte Gegenfrage, die Joey sofort aus dem Gleichgewicht brachte.

Nach ein paar Sekunden hatte er sich jedoch wieder gefangen und setzte gerade zu einer Gegenantwort an, als mit einem leisen Plopp Vampcar neben ihm erschien.

Schreiend sprang Joey zur Seite. „Himmel, nochmal, was zum … Vampcar, du?“

Vampcar bot einen furchtbaren Anblick. Ihre Haare waren vollkommen zerzaust, standen zu allein Seiten ab, ihr Blick wirkte gehetzt und – wenn er es recht bedachte – leicht panisch. Ihre Kleidung bestand nur noch aus Fetzen und sie blutete aus zahlreichen Wunden, die teilweise beängstigend tief waren. In ihrer Hand hielt sie ein schwarzes Medaillon, das in einem grünlichen Licht schimmerte.

„Ich hab hier das Gegenstück! Und jetzt schnell … ich hab nicht viel Zeit! Yugi und Kiara …“ Verdutzt brach sie ab und sah sich um, als sie bemerkte, dass die Zwillinge sowie der Pharao fehlten. „Wo … wo sind die beiden? Und wo ist der Pharao?“

Joey kratzte sich peinlich verlegen am Kopf. „Tja … also …“

Vampcars Augen blitzten. „Joey, wo sind der Pharao, Yugi und Kiara?“, fauchte sie wütend.

„Sie sind … weg.“ „Was soll das heißen weg?“ „Na ja … was du halt drunter verstehst. Sie haben sich aus dem Staub gemacht, sich verdünnisiert, ‘nen Abflug gemacht …“ „Hör auf zu labern und sag mir lieber, wohin?“ „Also ehrlich gesagt …“

Joey sprach nicht weiter, was für Vampcar jedoch Antwort genug war. Frustriert schrie sie auf. „Warum können die nicht einmal auf das hören, was man ihnen sagt? Als ob wir Zeit hätten, uns um sie zu kümmern. Wann sind sie gegangen?“ „Sie sind kurz bevor du hier aufgetaucht bist verschwunden!“ „Weißt du, in welche Richtung?“ „Nur vage.“

Mit zittrigem Finger deutete Joey in die entsprechende Richtung.

Vampcar verlor keine Zeit mehr und war mit einem Plopp auch wieder verschwunden.

Joey blickte Thea stirnrunzelnd an und zuckte schließlich mit den Schultern. „Komische Type…“
 

Kiara rannte so schnell, dass es sie regelrecht überraschte, dass Yami und Yugi es schafften, sie einzuholen.

„Jetzt warte doch!“

Überrascht blieb sie stehen, als der Pharao sie am Arm ergriff und festhielt. „Was zum …“ „Glaubst du denn wirklich, dass wir dich einfach so allein gehen lassen?“ „Aber …“ „Hey, hör zu! Wenn du sagst, dass auf diese Art und Weise diese Vision zerstört werden kann, dann glauben wir dir. Aber denke nicht, dass wir dich das alles allein machen lassen.“, bemerkte der Pharao und zu seiner Überraschung sank Kiara plötzlich kraftlos auf die Knie.

Zerknirscht blickte Yami Yugi an. „Na super, das baut mich ja jetzt richtig auf.“

Langsam ging er in die Knie. „Komm schon, Kiara! Mach jetzt nicht sowas! Du bist doch sonst immer so stark!“ „Darum … geht es doch gar nicht.“

Yamis Miene schlug in Verwirrtheit um. „Okay … dann brichst du also zusammen, weil du … ich weiß nicht Recht … weil du müde bist?“ „Lass diese bescheuerten Sprüche, klar?“ „Dann erklär uns doch mal, was los ist.“

Kiara fuhr urplötzlich auf. „Ich hab Angst, kapiert? Ich hab nicht den leisesten Hauch, wie wir das heil überstehen können! Aber was ich weiß, ist, dass ich so gegen diese Vision ankämpfe! Nur … wie willst du gegen diese Biester ankommen? Offenbar sind sie stark genug, um sich mit Tausenden von Vampiren gleichzeitig anzulegen. Warum sollten sie also vor uns kuschen?“ „Vielleicht weil wir irgendetwas in der Hand haben, was ihnen den Garaus machen kann?“

„Was denn?“, fragte Yugi überrascht, was Kiara spöttisch auflachen ließ. „So viel dazu, was?“, fragte sie höhnisch, während sie auf Yugi deutete.

Yami warf seinem Zwilling einen bösen Blick zu. „Das war jetzt nicht gerade hilfreich.“ „Aber sei doch mal ehrlich! Was können wir gegen diese Biester und ihren Meister schon anrichten? Göttliche Macht kann man nur mit göttlicher Macht bezwingen und die haben wir nun einmal nicht.“

Kiara horchte plötzlich auf und blickte ihn überrascht an – ein Umstand, der Yugi keineswegs beruhigte. „Was ist?“

Kiara tippte sich nachdenklich gegen das Kinn. „Was hast du gerade gesagt?“ „Was genau meinst du denn?“ „Göttliche Macht kann man nur mit göttlicher Macht bezwingen?“ „Sicher… aber … ich weiß nicht wirklich, wie dir das jetzt helfen soll.“

Und plötzlich flog ein Lächeln über Yamis Gesicht. „Ich schon.“, bemerkte er und grinste Kiara begeistert an. „Und ich bin sicher, dass es funktioniert. Und wenn ich mich richtig erinnere, dann hatte Shondra neulich etwas von sich gegeben, das der ganzen Aktion noch den nötigen Schwung geben kann!“ „Was denn?“, fragte Kiara neugierig.

„Dadurch, dass der Millenniumsgürtel jetzt keine Seele mehr beherbergt, die er von deiner getrennt halten muss, ist es wahrscheinlich möglich, dass du über viel mehr Kraft verfügst.“

Kiara runzelte die Stirn und dachte kurz über seine Worte nach, bis ihr die Bedeutung seiner Worte klar wurden. Und mit einem Mal hellte sich ihre Miene auf. „Wenn das klappt, dann …“ „Es ist nicht ungefährlich.“ „Schon klar, aber … ich zweifle nicht dran, dass es funktioniert.“ „Glaubst du, dass du das hinkriegst?“ „Ooooh ja! Und wenn ich dabei draufgehe, aber diesem Kerl versalze ich die Suppe ordentlich!“

„Hey, Moment mal, wovon redet ihr?“, rief Yugi, dem noch immer nicht ganz klar war, wovon die beiden sprachen.

Kiara klärte ihn auf, was Yugi letztendlich auch zum Lächeln brachte. „Mensch, Kiara! Wenn das klappt, dann …“ „Zieh’n wir das durch?“, fragte sie und blickte einen nach dem anderen fest an.

Wie abgesprochen nickten die beiden. Kiara packte sie beide an den Händen und rannte weiter. Zum ersten Mal flammte ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihr auf, dass sie die Sache heil überstehen konnten.
 

Sie waren eingekreist. Das Teufelsheer umringte sie und zog den Kreis mit jedem Schritt, den sie machten, näher um die Krieger.

Shondra brach in die Knie und blickte keuchend zu Monakira und Xanty hinüber, die über dem ganzen Chaos schwebten und gelangweilt dabei zusahen, wie ein Vampir nach dem anderen fiel.

Shondra und ihre Freunde hatten sie bis jetzt verschont – aus welchen Gründen auch immer.

Ihr Blick fiel nach rechts, wo Son Goku und Vegeta vollkommen erschöpft waren, doch immer noch tapfer versuchten, das Teufelsheer zurückzudrängen.

Und dann vernahm sie ein leises Plopp hinter ihrem Rücken, was ihr klar machte, dass Vampcar zurück war. Rasch wandte sie sich ihr zu. „Und? Hat alles geklappt? Sind sie zurückgekehrt?“

Dass Vampcar nicht antwortete, sondern finster dreinstarrte, machte die Lage nicht besser. Und als Shondra das Amulett in ihrer Hand sah, wurde ihr klar, dass irgendetwas schief gegangen war.

„Was ist passiert?“, fragte sie sofort und warf noch einmal einen kurzen Blick zurück, um sich zu vergewissern, dass sich niemand an sie heranschlich.

„Yugi, Kiara und der Pharao sind verschwunden.“ „Verschwunden? Wohin?“ „Ich kann nur vermuten, aber ich schätze mal, sie sind auf dem Weg hierher.“

Shondra schlug wütend mit der Faust auf den Boden und fluchte. „Verdammt nochmal! Warum können diese jungen Leute nicht einmal auf das hören, was ihnen die Erwachsenen sagen?“ „Was machen wir jetzt?“

Shondra kämpfte sich auf die Beine und wirbelte wieder herum. „Wir haben andere Sorgen.“, brummte sie und schleuderte eine gewaltige Energiekugel auf ein herannahendes Höllenwesen – ohne Erfolg.

Erschöpft stolperte sie zurück und auch Vegeta und Son Goku zu ihrer rechten brachen endgültig in die Knie.

Aus dem Augenwinkel nahm sie war, wie Areslefs und Fiertlo ein paar Schritte nach vorn stolperten und dann ebenfalls in sich zusammensanken.

Zitternd vor Erschöpfung richtete sie ihren Blick wieder nach vorn und schnappte erschrocken nach Luft, als mehrere Hundert der Höllenwesen auf sie zurasten – mit einer Geschwindigkeit, die einem ICE Konkurrenz gemacht hätte.

Drei Meter, zwei Meter, ein Meter …

Shondra schloss die Augen…
 

Doch nichts geschah.

Nach ein paar Sekunden wagte sie es und öffnete die Augen. Überrascht bemerkte sie, dass die Höllenwesen nur noch knapp einen halben Meter von ihnen entfernt doch offenbar nicht in der Lage waren, sich ihnen weiter zu nähern. Irgendetwas schien sie aufzuhalten.

Verwirrt blickte sie zu ihrem Bruder hinüber, der allerdings genauso ratlos dreinblickte wie sie.

Vegeta kämpfte sich indes sofort wieder auf die Beine und blickte sich rasch um, um die Lage auszukundschaften.

Kaum die Hälfte der Vampire hatte überlebt. Eine Tatsache, die ihn normalerweise nicht wirklich interessieren würde. Doch mit dem Aussterben der Vampire rückte auch ihr eigenes Ende im Volltempo an.

Umso verwunderter war er, dass die Höllenwesen nicht angriffen – was offenbar auch Monakira und Xanty überraschte. Elegant schwebten sie zu Boden und traten aus dem Schatten des Teufelsheers hervor.

Monakira verschränkte interessiert die Arme vor der Brust, während Xanty sich misstrauisch das Kinn rieb. „Irgendwie gefällt mir das nicht.“, bemerkte sie, streckte den Arm aus und spürte sofort einen magischen Widerstand.

„Ein Schutzschild.“, stellte Monakira fest und augenblicklich warf Xanty Shondra einen hasserfüllten Blick zu. „Äußerst clever, meine Liebe, aber wenn du der Meinung bist, dass du dadurch euren Tod verhindern kannst, dann hast du dich geirrt. Ihr könnt es höchstens hinauszögern!“

Shondra blickte überrascht auf. „Du denkst, ich war das?“ „Wer sonst? Dein Trottel von Tochter? Sicher nicht!“

Sun Guku, die sich ihren verletzten Arm hielt, war zu erschöpft, um sich über diesen Kommentar zu ärgern.

„Tja, ich muss dich enttäuschen, meine Liebe, aber weder ich noch Sun Guku haben irgendetwas damit zu tun!“ „Was du nicht sagst. Und wer soll dann der Übeltäter sein?“

„Oh tut mir Leid, wenn ich mich in deinen Plan einmische, aber mir war einfach ein bisschen nach Rebellion.“

Shondra horchte auf und hastig wandte sie sich um.

Kiara, Yami und Yugi kamen direkt auf sie zu. Wie drei Könige schritten sie an den letzten hundert Vampiren vorbei, die sofort Platz machten und ihnen so einen breiten Weg erschufen.

Shondra musste gegen ihren Willen zugeben, dass die drei mehr als nur anmutig wirkten, wie sie auf sie zustolzierten.

Kiaras Gürtel leuchtete so hell, dass er ohne Probleme einen fensterlosen Saal ausgeleuchtet hätte.

Xanty und Monakira fletschten gleichzeitig die Zähne, als sie die drei erblickten. „Nicht doch! Glaubst du wirklich, wir lassen uns von Kindern aufhalten? Wir, die wir mit der Macht des Teufels gesegnet sind!“, fauchte Monakira.

Kiara trat hervor, flankiert von Yami und Yugi, die beide die Arme vor der Brust verschränkt hatten und ziemlich stolz drein blickten.

Shondra fiel auf, das alle drei jeweils eine Karte in der Hand hielten.

„Oh, du wirst gleich sehen, dass wir euch tatsächlich etwas entgegen zu setzen haben.“ „Was könnte das schon …“ „Ihr mögt ja mit der Macht der Dunkelheit gesegnet sein … aber wenn ihr glaubt, dass wir völlig hilflos sind, dann irrt ihr euch gewaltig!“

Düster blickten sich Monakira und Xanty an und grinsten dann. „Uhh … jetzt kriegen wir aber Angst.“

Kiara grinste breit und wie auf Kommando drehten sie, Yugi und der Pharao ihre Karten um. „Und genau das wollen wir euch auch geraten haben, denn jetzt … kriegt ihr es mit richtigen Göttern zu tun!“

Göttliche Hilfe

Einen Moment lang herrschte Schweigen – bis Monakira in ein irres Lachen ausbrach. „Mit Karten? Mit Karten willst du uns in die Flucht schlagen? Ist ja niedlich, nur … hast du nicht vielleicht bedacht, dass diese kleinen Papierfetzen eventuell ganz schnell von uns in noch mehr Fetzen gerissen werden können?“ Immer noch lachend, wandte sie sich an Xanty, die allerdings alles Andere als glücklich aussah. Ihr Erinnerungsvermögen hatte nicht gelitten und zum ersten Mal keimten Zweifel in ihr auf, dass sie diesen Krieg gewinnen konnten.

Ihr Blick fiel auf die Karte, die Kiara in der Hand hielt. Sie hatte dieses Monster vor einer ganzen Weile schon einmal gesehen. Damals hatte es kaum in die Höhle gepasst, die sie zu dieser Zeit als Zwischenlager genutzt hatten. War es möglich, dass die anderen beiden Karten genauso gefährlich waren?

Monakira bemerkte sofort, dass Xantys Freude sich in Grenzen hielt und brach ab. Verdutzt wandte sie sich wieder Kiara zu, die immer noch ein triumphierendes Grinsen im Gesicht trug.

„Du denkst, ich mach Scherze, was?“, fragte das Mädchen mit einem kecken Unterton, was Monakira schnaubend zur Kenntnis nahm. „Ich denke höchstens, dass du nicht mehr alle Tassen im Schrank hast. Karten, ich bitte dich …“

Kiara warf dem Pharao einen raschen Blick zu und nickte. Dann blickte sie wieder Monakira an. „Du wirst dich noch wundern.“

Shondra ahnte, worauf das hinauslief. Rasch wirbelte sie herum und eilte auf Areslefs zu. „Hör zu! Macht, dass ihr euch so weit wie möglich von den dreien entfernt.“

Der Vampir schnaubte. „Ich tu den dreien schon nichts, keine Sorge.“

Shondra rollte mit den Augen. „Darum geht es nicht! Aber gleich wird’s hier ziemlich eng werden.“ „Du willst die drei halben Portionen da dem Teufelsheer überlassen?“ „Herr Gott nochmal, tu doch einfach mal das, was man dir sagt und jetzt zischt ab!“

Areslefs setzte zu einer Antwort an, wurde aber plötzlich von Vegeta am Kragen gepackt und davon geschleift. Wütend schlug er aus und versuchte, sich dem Griff des Saiyajins zu entziehen, doch Sun Guku eilte ihm zu Hilfe und gemeinsam schafften sie es, die Vampire außer Reichweite zu bringen.

Shondra düste los und bedeutete den Vampiren auf der anderen Seite sich zurückzuziehen. Gleichzeitig half sie Trunks, Son Goten und Son Guko auf die Beine, packte Vapcos am Kragen und zog sie mit sich.

Kiara straffte sich und umklammerte die Karte noch fester. „Na dann …“

„Mach dir keine Hoffnung, Kleine! Was du auch tust, uns kannst du nicht aufhalten!“, rief Monakira, doch zu ihrem Entsetzen zog sich auch Xanty ein wenig zurück. Ihre feuerroten Augen begannen zu flackern.

Ein wenig verunsichert blickte sie wieder auf Kiara, die gemeinsam mit dem Pharao und Yugi ihre Karte von sich streckte.

„Also schön! Wird Zeit, Ernst zu machen! Materialisiert euch, ihr mächtigen Ägyptischen Götterkarten!!!“

Eine Weile geschah nichts.

Ratlos blickte Kiara den Pharao an, der angesichts der hungrigen Miene von Monakira schluckte. „Warum passiert nichts?“, murmelte er leise aus dem Mundwinkel heraus, während er mühsam den Augenkontakt hielt.

Kiara zuckte hilflos mit den Schultern und blickte sich verzweifelt um.

Und dann zuckten plötzlich drei gewaltige Blitze durch die Luft, schleuderten ihnen die drei Karten aus den Händen und zu Boden.

Der Pharao und die Zwillinge fuhren überrascht herum und blickten auf die Karten, die völlig harmlos liegen blieben.

Keine Götter und nicht einmal der Ansatz von Magie, der die mächtigen Monster auf der Bildfläche erschienen ließ.

„Tja … offenbar fällt das unter die Kategorie Selbstüberschätzung, was meinst du? Aber na ja … wenigstens konntest du damit euren Tod ein wenig hinauszögern, also …“ Monakira brach ab, als sich plötzlich die gigantische Gestalt des Geflügelten Drachen des Ra erhob. Kilometerhoch ragte er in die Höhe und stieß einen schrillen und ohrenbetäubenden Schrei aus. Allein seine imposante Gestalt schaffte es, das gesamte Teufelsheer, bestehend aus Abertausenden von Höllenwesen in den Schatten zu stellen und zu ihrem Entsetzen war das noch lange nicht das Ende.

Ein Blick zu ihrer rechten Seite zeigte ihr einen monströsen schlangengleichen roten Drachen, der sich aus dem Boden zu erheben schien und über ihnen in der Luft schwebte – gesegnet mit einer Eleganz, wie sie nur Götter haben konnten.

Und dann zu ihrer Linken durchbrach die riesige Gestalt des blauen Gottes Obelisk, der Peiniger, den Nebel, den er mit einem gigantischen Windstoß verpuffen ließ und brüllend auf die Armee des Teufelsheers hinabblickte.

Eine Gänsehaut noch nie gekannten Ausmaßes überfiel Kiara, die schwankend nach vorn taumelte. Der Pharao und Yugi reagierten sofort und ergriffen ihre Arme, um sie vor einem Sturz zu bewahren. Offenbar zehrte die Macht der drei Ägyptischen Götter doch an ihren Kräften. „Komm schon, Kiara! Mach jetzt nicht schlapp!“, baute Yugi sie auf, während Yami sie an sich drückte und sie festhielt.

„Es geht schon…“, murmelte sie leise, was Yami nicht überzeugte. „Sicher … deswegen hängst du auch gerade in den Seilen.“ „Nein wirklich …“

Kiara drückte sie von ihm weg und stolperte nach vorn. „Also schön! Bist du … bist du jetzt noch immer der Meinung, dass es einfach nur Kinderkram ist, was wir hier machen?“

Yami wollte ihr folgen, doch Shondra, die plötzlich neben ihm stand, packte ihn am Arm und hielt ihn fest. „Warte mal! Wie ist das möglich?“, fragte sie ihn und nickte bedeutungsvoll zu den drei Göttern hinüber, die bedrohlich über dem Teufelsheer schwebten und auf ein Zeichen von Kiara warteten. „Ich dachte, sie kann immer nur ein Monster beschwören.“ „Offenbar hattest du mit deiner Vermutung letztens gar nicht so unrecht.“, entgegnete Yami, was Shondra stutzig machte. Rasch dachte sie darüber nach, was er meinen konnte, doch ihre Gedanken kreisten momentan wie verrückt umher, so dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte.

„Der Pharao redet davon, dass du gesagt hattest, dass Kiara womöglich viel mehr Kraft hat, wenn der Gürtel keine Seele mehr beherbergt, die er von ihrer getrennt halten muss.“, klärte Yugi die Kriegerin auf, die überrascht aufblickte. „Hat sich das also tatsächlich bestätigt. Hätte ich nicht gedacht.“ „Ja, aber so ganz ohne ist es trotzdem nicht.“, bemerkte der Pharao düster und ging auf Kiara zu.

Doch eine Sekunde später stoppte er. Vor Kiara war jemand erschienen und selbst von weitem wusste er, dass dieser jemand keineswegs auf ihrer Seite stand.
 

Kiara blickte wie erstarrt auf den Teufel persönlich, der sie mit interessierter Miene musterte und von ihr auf- und abging. „Du bist ganz schön mutig, Kleine! Es haben sich bisher nicht viele gegen mich gestellt. Nicht einmal die Stärksten. Selbst Son Goku, Vegeta und dieses ganze Pack hier …“ Er holte weit mit seinen Armen aus, um ihr klar zu machen, dass er jeden im Umkreis von mehreren Kilometern meinte. „… hatten nie den Mut, sich mir persönlich entgegen zu stellen. Und jetzt kommt so ein kleines Mädchen wie du und will sich mit mir – dem Herrn der Unterwelt – anlegen, seh ich das richtig?“

Kiara blickte ihn einen Moment lang an, fand dann aber ihre Sprache wieder und funkelte ihn frech an. „Ja, siehst du! Und ehrlich gesagt … hab ich jetzt schon so viel gottverdammten Mist hinter mich gebracht, dass du – mein lieber Herr der Unterwelt – ein Kinderkram dagegen bist. Du willst mir Angst einjagen? Da kommst du aber ganz schön spät. Mich kann nichts mehr erschrecken.“

Mit gefährlich blitzenden Augen blickte er sie an, packte sie dann um den Hals und hob sie in die Höhe.

Der Geflügelte Drache und Slifer brüllten markerschütternd auf und Obelisk stampfte einmal donnernd mit dem Fuß auf. Doch keiner von den dreien griff ein.

Yami blieb erschrocken stehen und hielt Yugi fest, der an ihm vorbeistürmen wollte, um Kiara zu helfen. „Warte! Ich glaube … Kiara kriegt das schon hin.“ „Wie bitte?“ „Wart’s ab!“ „Pharao, der Kerl da …“ „Ist der Herr der Finsternis, ich weiß! Aber glaub mir, Kiara kriegt das schon hin. Vertrau ihr einfach!“

Yugi war noch immer nicht überzeugt – allein schon deshalb, weil er in den Augen des Pharaos lesen konnte, dass er sich trotz seiner Worte mehr als nur um Kiara sorgte.

„Was meinst du jetzt? Noch immer so aufsässig und mutig, wie vor ein paar Sekunden?“, fragte der Teufel, während er Kiara näher an sich heranzog. Doch trotz ihrer aktuellen Situation wirkte sie keineswegs verängstigt oder unsicher – eine Tatsache, die ihn stutzig machte. Er war es nicht gewöhnt, dass es Leute gab, die keinerlei Angst vor ihm zeigten.

„Na schön … du bist halt ein wenig stärker als meine bisherigen Gegner. Macht nichts! Ich kenne Möglichkeiten, dich zum Schreien zu bringen, die kannst du dir nicht einmal im Traum vorstellen.“

Vergebens wartete er auf ein Zeichen von Panik – stattdessen lächelte sie. „Und ich kenne Möglichkeiten, dir eins auszuwischen, die dich überraschen würden.“ Mit diesen Worten suchte sie den Blick von Ra, der sofort reagierte.

Ein ohrenbetäubender Schrei entrang sich seiner Kehle und eine gewaltige Lichtsäule schoss auf den Teufel zu, der hastig auswich und gleichzeitig Kiara fallen ließ. Mit einem hastigen Sprung hechtete sie aus der Schussbahn und seufzte erleichtert, als Ras Angriff sie knapp verfehlte. Doch der Gott war wütend. Niemand entzog sich so einfach seinem Angriff. Elegant schlug er mit seinen Flügeln, was orkanartige Böen durch die Reihen der Vampire schleuderte, die allesamt zu Boden stürzten, während der Gott direkt vor dem Teufel landete und ihn mit funkelnden Augen musterte.

Slifer schlängelte sich vor und machte brüllend vor dem roten Teufel halt, während Obelisk auf ihn zustapfte.

Kiara kämpfte sich auf Beine und brachte sich rasch in Sicherheit.

Und dann – mit einer ungeahnten Schnelligkeit – umschlang Slifer den Teufel, der keineswegs erfreut wirkte. Tatsächlich – und Kiara grinste breit bei diesem Anblick – blickte er beunruhigt drein, während er nacheinander mehrere Feuersäulen auf den roten Drachen herniederregnen ließ. Slifer brüllte markerschütternd auf, zog aber den Kreis um den Höllenherr enger.

Obelisk holte aus und ließ seine gewaltige Faust niedersausen, wurde aber von einem unsichtbaren Schutzschild aufgehalten.

Ra schrie noch einmal laut auf, so schrill, dass sogar Kiara spürte, wie der magische Bann, der Obelisk aufhielt, brach und seine Faust auf den Teufel niedersauste.

Slifer zog sich in dem Moment zurück, als der Herr der Hölle unter der gigantischen Faust des Gottes zermalmt wurde.

Kiara keuchte und sank erschöpft auf die Knie, bis sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, die – wie sie kurz darauf feststellte – Yugi gehörte, der ihr wieder auf die Beine half. Zitternd blickte sie zu den Ägyptischen Götter hinüber. Obelisk zog seine Faust weg und mit Erschrecken nahm sie wahr, wie sich der Teufel wieder erhob und triumphierend zu ihr hinüberblickte. Er wirkte erschöpft – doch er war am Leben.

„Nicht schlecht, Kleine! Nicht schlecht! Ich muss zugeben, du hast mich überrascht, aber … ich fürchte, so einfach wird es das nächste Mal nicht sein.“

Damit wandte er sich wieder seinen drei gigantischen Gegnern zu. Ein seltsames Flimmern umwirbelte ihn plötzlich, das eine unerträgliche Hitze ausstrahlte.

Obelisk, Ra und Slifer wichen zurück, beobachteten den Gegner jedoch genau.

Flammen schlugen aus dem Boden und umhüllten den Teufel zusätzlich, bis ein grelles rotes Licht in seinen Händen erglühte, das er mit einer ruckartigen Bewegung auf die Götter schleuderte – ein feuerroter Energiestrahl, der direkt auf Ra zuschoss.

Kiara, Yugi und der Pharao reagierten instinktiv und noch während sie den Göttern Titanenfeuersturm zuriefen, sammelten sich Ra, Obelisk und Slifer, verbanden ihre göttliche Macht und sandten einen blendendweißen Energiestrom auf den Teufel zu. Auf halber Mitte trafen die beiden Säulen aufeinander.

Kiara hatte das Gefühl, erblindet zu sein. Erst war sie umgeben von einer Helligkeit, die alles in den Schatten stellte, was sie bisher erlebt hatte und dann umfing sie Dunkelheit. Immer noch geblendet torkelte sie zur Seite, stolperte gegen jemanden und klammerte sich hastig an ihm fest. Ein dumpfes Keuchen sagte ihr, dass sie den Pharao erwischt hatte.

Und dann drang nach und nach wieder Licht zu ihr hindurch. Mit einem Gefühl, als wäre es meilenweit entfernt, beobachtete sie, wie eine tiefschwarze Energiekugel zwischen den Ägyptischen Göttern und dem Herrn der Finsternis hin und hergeschleudert wurde – genährt von den Energiesäulen, die jeder einzelne Gott erschuf.

Zitternd beobachtete sie, wie die Kugel sich immer mehr den Ägyptischen Göttern näherte, der Herr der Finsternis gellend auflachte und seine Kraft noch einmal verstärkte.

Kiara packte hastig jeweils eine Hand von Yugi und eine von Yami, schloss die Augen und konzentrierte sich so fest sie konnte auf die drei Götterkarten. „Kommt schon … kommt schon.“, knurrte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

Auch Yami schloss die Augen, ebenso Yugi.

Shondra, der das nicht entging, stieß Son Goku in die Rippen und forderte ihn stumm auf, sich ebenfalls auf die Götter zu konzentrieren.

Nach und nach schloss jeder Saiyajin und sogar jeder Vampir seine Augen und konzentrierte sich angestrengt auf die Macht der Ägyptischen Götter.

Monakira und Xanty bemerkten den Umschwung sofort und wollten ihrem Herren beistehen, doch noch immer hielt der magische Schutzschild, den der Millenniumsgürtel aufrecht erhielt, sie davon ab, sich ihnen zu nähern. Hinter ihnen scharrten die Höllenwesen nervös mit ihren Pfoten, knurrten, fauchten und brüllten laut – verstummten aber sofort, als plötzlich Hunderte von kleinen, zarten Lichtstrahlen auf Obelisk, Slifer und Ra zuschossen und sich mit den Energiesäulen verbanden.

Ungläubig beobachtete Monakira, wie die Macht der Götter unweigerlich zunahm und die schwarze Energiekugel, die mittlerweile gigantische Ausmaße angenommen hatte, auf den Teufel zuschoss.

Mit blitzenden Augen und keineswegs begeistert registrierte er die Veränderung und verdoppelte seine Anstrengung noch einmal, doch als die Macht der Götter die magische Barriere des Teufels durchbrach, war es zu spät und mit einem ohrenbetäubenden Donnern rauschte die Energiekugel auf den Teufel hernieder. Die Druckwelle, die entstand, als die Kugel zerbarst, schleuderte sämtliche Wesen im Umkreis von mehreren Kilometern zu Boden, während sie über sie hinwegfegte und einen riesigen Krater zurückließ, in dessen Mitte der Teufel auf den Knien schwankte und sich bitter eingestehen musste, dass er dieses Mal geschlagen war.

Hasserfüllt starrte er zu den drei Göttern empor, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht und sich den rechten Arm haltend auf die Beine kämpfte. Sein Blick glitt hinüber zu Kiara, deren Augen beinah leuchteten. „Dieses eine Mal … hast du gewonnen, Kleine! Aber glaub ja nicht … dass dir das das nächstes Mal auch wieder gelingen wird.“

Und mit einem irren Lachen verschwand der Teufel in einem Meer aus Flammen, die aus dem Boden schlugen und ihn verschlangen.

„So und jetzt …“ Kiara wandte sich Monakira und Xanty zu, die beide keineswegs erfreut dreinblickten. „… kommen wir zu euch! Jetzt, wo euer Chef sich zurückgezogen hat, können wir da weiter machen, wo ihr aufgehört habt. Und dieses Mal … spielen wir nach unseren Regeln.“

Wie auf Kommando stülpten Kiara, Yugi und der Pharao sich ihre Duel Discs über den Unterarm (der Pharao hatte sich kurz vor ihrem Aufbruch Kaibas geliehen) und aktivierten sie. Und während sie nach und nach immer mehr Monster auf das Feld riefen, machte sich in den Reihen des Teufelsheers tatsächlich etwas wie Nervosität breit.

Jedes der Höllenwesen konnte spüren, dass der Schutz, der sie bisher umgeben hatte, erloschen war – ein Umstand, der auch Shondra und den anderen aufgefallen war.

Ermutigt näherten sie sich Kiara, dem Pharao und Yugi und nahmen neben ihnen Aufstellung, bereit, wenn nötig in den Kampf zu ziehen.

Kiara blickte stolz auf die Armee von Monstern, die, angeführt vom Schwarzen Magier, kampfbereit in der Luft schwebten. Zwar waren sie nicht real, doch Kiara war zuversichtlich, dass der Gürtel trotz der Ägyptischen Götter und des immer noch aktiven Schutzschildes in der Lage sein würde, die Attacken der Monster real werden zu lassen. Ermutigt warf sie einen Blick zu den Göttern empor, die auf ein Zeichen warteten. Kiara atmete noch einmal tief durch und nickte dann.

Obelisk, Slifer und Ra entsandten noch einmal ein gigantisches Brüllen und griffen an.

Mit der Zielgenauigkeit eines Adlers schoss Ra im Sturzflug auf das Teufelsheer hernieder und richtete mit seinem Angriff einen beträchtlichen Schaden an. Slifer schlängelte sich gnadenlos durch die Reihen der Höllenwesen, während Obelisk immer wieder seine gigantischen Fäuste auf sie herniederrasseln ließ.

Der Schwarze Magier beobachtete kurz das Spektakel und wandte sich dann zu dem Pharao um, der ihm zunickte. Mehr brauchte er nicht. Er ließ seinen Stab herumschwenken und schleuderte mehrere schwarze Energieströme auf die Feinde zu und sämtliche Monster, die sich in einer Reihe aufgestellt hatten, folgten seinem Beispiel.

Kiara hatte das Gefühl, alles nur aus weiter Ferne zu beobachteten. Das Brüllen und Kreischen der Höllenwesen, die von der Macht der Götter und der Duel Monsters Karten auseinandergesprengt wurden, drang aus irgendwelchen, ihr nicht bekannten Gründen nur schwach an ihre Ohren.

Mit besorgter Miene beobachtete sie Xanty und Monakira, die es trotz der Masse von Angriffen immer wieder schafften, sich einer Vernichtung zu entziehen.

Und dann drang aus den Tiefen der Erde ein beunruhigendes Dröhnen zu ihnen empor.

Kiara wirbelte hastig herum und blickte Shondra fragend an, die allerdings nur ratlos mit den Schultern zuckte. Offenbar schien niemand zu wissen, was das Dröhnen zu bedeuten hatte, denn selbst die Vampire blickten beunruhigt drein.

Yami und Yugi warfen ihr einen kurzen Blick zu und sofort riefen die drei ihre Monster zurück. Kiara zitterte heftig, als sie auch Obelisk, Slifer und Ra befahl, sich zurückzuziehen. Und das keine Sekunde zu früh.

Mit entsetzensstarrer Miene beobachtete sie, wie unter den Pfoten der Höllenwesen, die noch überlebt hatten, die Erde aufbrach.

Erdbrocken, Magmar und Lavagestein sprengten in die Luft und rissen mehrere Höllenwesen in den Tod.

Kiara duckte sich unweigerlich, als mehrere Brocken und flüssige Lava auf sie herniederprasselten, doch eine Sekunde später fiel ihr wieder der Schutzschild ein, der sie vor einem solchen Unglück bewahrte.

An immer mehr Stellen riss die Erde auf und verschluckte sowohl die Toten als auch die überlebenden Höllenwesen, die kreischend und brüllend in den Tiefen verschwanden.

Fiertlos Blick fiel auf Xanty, die sich beunruhigt umblickte. Das Feuer in ihren Augen war erloschen und hatte einer noch nie gekannten Angst Platz gemacht.

Shondra bemerkte Fiertlos Blick und riss überrascht die Augen auf, als ihm plötzlich gigantische Flügel wuchsen, er sich vom Boden abstieß und auf seine Schwester zuschoss. „Jetzt hat der auch noch Flügel.“, brummte sie leise und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das kann ja noch was werden.“

Mit finsterer Miene beobachtete sie, wie Fiertlo in letzter Sekunde seine Schwester um die Hüfte packte und sich rasch in den Schutz des vom Millenniumsgürtels aufrecht erhaltenen Schutzschildes zurückzog.

Monakira war die Letzte. Noch immer glühten ihre Augen feuerrot. Shondra wurde unsicher. Wie konnten sie Monakira nur von diesem Bann befreien?

„Leila!“

Shondra zuckte zusammen. Sie kannte diese Stimme und ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass Vapcos genau wusste, was er zu tun hatte.

Mit einer erstaunlichen Eleganz, die sie dem blinden Himmelself nicht zugetraut hätte und einer beeindrucken Sicherheit näherte er sich dem Rand des Schutzschildes, wo er stehen blieb. Flehend streckte er seine Hand aus. Überrascht registrierte die Saiyajin-Kriegerin, dass Vapcos trotz seiner Blindheit offenbar genau wusste, wo seine Schwester stand.

Monakira blickte ihm entgegen und die Abscheu in ihrem Blick machte grenzenloser Überraschung Platz. „Vapcos.“

Erneut zuckte Shondra zusammen. Monakiras Stimme klang nicht mehr so kalt und herzlos. Offenbar reichte allein die Anwesenheit ihres Bruders aus, um sie an ihr wahres Ich zu erinnern. Neben ihr versteifte sich Vampcar augenblicklich und ein nervöses Zucken befiel sie. Shondra war klar, warum sie so angespannt war.

Monakira bewegte sich auf gefährlichem Gebiet. Um sie herum war bereits die gesamte Erde weggebrochen – nur noch der schmale Teil, auf dem sie stand, bewahrte sie davor, in die Tiefe der Hölle zu stürzen.

„Komm schon, Vapcos.“, murmelte sie ungeduldig und begann auf- und abzuwippen.

„Bitte, Leila!“ „Verschwinde!“ „Ich weiß, dass er dein bester Freund war, aber …“ „Du weißt überhaupt nichts!“ „Glaubst du wirklich, er hätte gewollt, dass seine beste Freundin wegen ihm ein solches Chaos verursacht? Sieh dich doch mal um! Dann siehst du, wohin dich dieser Weg geführt hat!“ „Und woher willst gerade du das wissen? Blind wie du bist, kannst du doch nicht einmal erkennen, ob es Tag oder Nacht ist!“

Vapcos stutzte kurz, fing sich aber sofort wieder. „Ich weiß, dass das, was du da sagst, nicht das ist, was du auch wirklich sagen willst! Solche Sachen … würde meine kleine Leila niemals von sich geben!“

Jetzt war es an Monakira, stutzig zu werden.

Mit einem leisen Gefühl von Triumph bemerkte Shondra, wie Monakiras giftgrünes Haar sich langsam lila färbte.

„Komm nach Hause, Leila!“

Ihre Augen nahmen wieder ihre normale gelbe Farbe an.

„Bitte.“

Das Mädchen schrumpfte ein wenig zusammen, verlor immer mehr an Fraulichkeit, während heiße Tränen über ihre Wangen flossen. Die zwölfjährige Leila kehrte in dem Moment zurück, als die Erde unter ihr wegbrach.

Shondra und Vampcar schrieen auf, doch Vapcos reagierte sofort. Seine gigantischen weißen Flügel breiteten sich elegant aus und pfeilschnell schoss er auf seine kleine Schwester zu, die er im letzten Moment an den Handgelenken packte, einem tödlichen Magmarbrocken auswich und sich in den Schutz des Schildes zurückzog.

Wieder auf festem Boden angekommen, drückte Vapcos seine zitternde kleine Schwester fest an sich und strich ihr beruhigend über das Haar, während Vampcar schluchzend auf ihn zustürzte.

Shondra wischte sich verstohlen eine Träne weg und wandte sich ab.

Kiara stieß einen tiefen Seufzer aus, warf dem Pharao einen kurzen Blick zu und drückte sich schließlich an ihn – erleichtert darüber, dass sie es tatsächlich überstanden hatten.

Yami umschloss Kiara fest, während er Yugi einen verzeihungheischenden Blick zuwarf, der ihm ermutigend zunickte.

„Wir haben’s überstanden…“, stellte Son Goku fest, der noch leicht apathisch wirkte. Doch kurz darauf kratzte er sich am Kopf und warf seiner Schwester einen fragenden Blick zu. „Nur eines verstehe ich nicht! Warum hat der Teufel den Schutz von seinen Soldaten zurückgezogen?“

Shondra setzte gerade zu einer Antwort an, als Areslefs dazwischen ging. „Er hatte genug damit zu tun, sich selbst zu versorgen. Der Angriff dieser Monster hat ihn ganz erheblich geschwächt. Er hatte also die Wahl. Er hätte natürlich weiterhin sein Höllenheer schützen können, was ihn am Ende aber wahrscheinlich umgebracht hätte. Und du weißt doch … wir Bösen sind doch immer nur auf unseren eigenen Vorteil aus. Deswegen hat er sein Heer fallen lassen, um selbst zu leben. Denn eins ist klar … solche Monster kann er immer wieder erschaffen.“ „Keine Kameradschaft unter euch, was?“, fragte Shondra keck, was ihr einen überheblichen Blick einbrachte. „Wenn du wüsstest, was für Konkurrenzkämpfe unter uns stattfinden, würdest du uns wahrscheinlich besser verstehen.“

Shondra blickte ihn kurz nachdenklich an und schüttelte dann den Kopf. „Eigentlich … will ich das gar nicht.“

Und während die Jägerin und der Vampir sich einen Moment intensiv anstarrten, entfernte sich Son Goku grinsend und ließ die beiden allein.

Fiertlo trommelte in der Zeit die restlichen Vampire zusammen. Der Moment des Zusammenarbeitens war vorbei und es war an der Zeit, die Fliege zu machen.

Genervt blickte er zu Areslefs hinüber, der noch immer Shondra gegenüberstand, und verschränkte die Arme vor der Brust.

Areslefs zuckte unterdessen mit den Schultern. „Das war’s dann wohl mit der Freundschaft.“ „Ja, offenbar.“, stimmte Shondra leise zu.

„Und ich hoffe doch sehr, dass wir nie wieder in diese peinliche Verlegenheit kommen, uns zusammentun zu müssen.“, bemerkte er beiläufig, während er kaum merklich die Zähne bleckte.

Shondra wandte sich zur Seite und blickte zu Kiara hinüber, die sich immer noch fest an Yami kuschelte und auf irgendeine seltsame Art und Weise äußerst glücklich und zufrieden wirkte – beinah … verliebt.

Sie hatte Areslefs Angriff vorausgeahnt. Als er vorschoss, um sich in ihrer Kehle zu verbeißen, wirbelte sie wieder herum und schleuderte ihn gleichzeitig mit einem gewaltigen Schlag zu Boden. Der Vampir hatte das Gefühl, ein ICE hätte ihn gerammt, als er auf dem Boden aufschlug und benommen liegen blieb.

Hasserfüllt starrte er zu Shondra empor, die ihn grinsend beäugte. „Hältst du mich wirklich für so blöd und naiv?“ „War das eine Fangfrage?“ „Verschwinde von hier! Ich lass euch dieses Mal gehen, aber beim nächsten Mal … kriegst du wieder Saures!“

Areslefs rappelte sich auf und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Dann deutete er mit noch immer hasserfüllter Miene auf die Jägerin. „Merk dir eins, Shondra! Wenn wir uns das nächste Mal treffen … mach ich Ernst.“ „Lass dir was Neues einfallen, klar? Damit erschreckst du doch niemanden mehr! Und jetzt zieh Leine!“

Mit argloser Miene beobachtete sie, wie sich die Vampire zurückzogen und wandte sich dann schließlich an Vampcar, der sie das Medaillon aus der Hand schnappte. „Wird Zeit, dass wir den Zauber aufheben. Ich brauch dringend ein bisschen Schlaf.“

Damit ging sie ein paar Schritte auf Kiara und den Pharao zu. „Hey, ihr zwei!“

Kiara sah auf, während Atem sich ein wenig zur Seite neigte. Shondra warf das Amulett demonstrativ in die Luft und fing es auf. „Wir haben da noch was zu erledigen, meint ihr nicht auch?“

Kiara blickte plötzlich traurig drein und vergrub ihr Gesicht rasch in Yamis Jacke, der genauso wenig begeistert wirkte. Den Zauber umzukehren bedeutete, Atem seinen eigenen Körper zu nehmen.

„Wir … kommen gleich.“, sagte er und Shondra bemerkte überrascht, dass er klang, als hätte er einen üblen Schnupfen. Doch nach ein paar Sekunden zuckte sie mit den Schultern und entfernte sich, um die Gruppe zusammenzutrommeln.

Kiara blickte den Pharao indes bestürzt an und schluckte mühsam die Tränen hinunter, die sich in ihr angesammelt hatten. Um zu verhindern, dass er sie bemerkte, drückte sie sich noch einmal fest an ihn.

So bemerkte sie den tieftraurigen Ausdruck in Atems Augen nicht, der die Freude darüber, dass sie die Geschichte heil überstanden hatten, ablöste. Doch er genoss diesen einen Moment noch einmal, in dem er Kiara noch einmal an seinen eigenen Körper drücken konnte.

Die einsame Träne, die sanft über Kiaras Wange glitt, bemerkte er nicht.

Eine Lüge

Eine halbe Stunde später hatte Kiara bereits das Gefühl, dass alles nur ein böser Traum gewesen war. Die Tatsache, dass eine Zwölfjährige zum wahren Teufel geworden war und es tatsächlich geschafft hatte, mit einem Höllenheer nie gekannten Ausmaßes einen beträchtlichen Schaden unter den Vampiren anzurichten, wollte einfach nicht in ihren Kopf rein.

Erschöpft ließ sie sich auf die Couch sinken und schloss die Augen.

Während Vampcar sich noch um die Verletzten gekümmert hatte, hatte Vapcos sich und seine Schwester nach Hause teleportiert.

Vegeta und Trunks hatten sich um Joey und die anderen gekümmert und sie zu Son Goku gebracht, wo sie auf Sun Guku trafen, die zwar leichenblass im Gesicht war aber stolz auf ihre Leistung, die gesamte Gruppe sicher nach Hause teleportiert zu haben.

Vampcar war bereits verschwunden und erschöpft machten sich auch Son Goten, Son Guko und Son Gohan wieder auf den Weg nach Hause.

„So, ihr beide! Wird Zeit, dass wir alles wieder ins Lot bringen!“, rief Shondra, die sich rasch umgezogen hatte und jetzt in ausgewaschenen, schwarzen Stoffhosen und einem ärmellosen roten Shirt steckte.

Neben Kiara versteifte sich der Pharao kaum merklich. Glücklich schien er nicht gerade zu sein – was sie verstehen konnte. Er hatte endlich einen eigenen Körper und den wieder herzugeben, würde wahrscheinlich jedem unheimlich schwer fallen.

Trotzdem erhob sie sich ächzend. „Na schön … also?“

Shondra lächelte. „Zuerst einmal muss der Pharao wieder seine ursprüngliche Form annehmen.“ „Ein Geist werden.“, murmelte Kiara tonlos und nickte schwermütig. Sie hatte sich in den letzten Stunden so daran gewöhnt, ihn und Yugi um sich zuhaben, dass sie einfach nicht glauben konnte, dass das jetzt wieder vorbei sein sollte.

„Sun Guku!“, rief Shondra und Augenblicke später tauchte das Mädchen im Türrahmen auf und blickte sie fragend an. „Was ist?“ „Kannst du meinen Zauber aufheben?“ „Der über dem Pharao liegt?“ „Genau den.“ „Klar.“

Sun Guku blinzelte ein paar Mal kurz, während sie sich auf Yami konzentrierte, der sofort den Blick senkte, als Kiara ihn leicht zitternd anblickte, doch bevor sie noch irgendetwas sagen konnte, schnippte Guku mit dem Finger und wie in Zeitlupe beobachtete sie, wie der Pharao von unten nach oben seine körperliche Gestalt verlor und zum Geist wurde.

Traurig wandte sie sich ab und verschränkte die Arme vor der Brust, um ihr Zittern zu unterdrücken.

„Sehr gut! Du kannst es doch, wenn du willst. Warum stellst du dich sonst immer so tollpatschig an?“, bemerkte Shondra überrascht.

Sun Guku verengte die Augen und streckte ihrer Mutter die Zunge raus, was diese allerdings ignorierte.

Stattdessen griff sie nach dem Medaillon und winkte Yugi und Kiara herbei, die sich direkt vor ihr postierten. Yugi, der Kiaras Stimmungstief bemerkte, griff nach ihrer Hand. Er wusste ganz genau, was in seiner Schwester vorging, und er konnte nicht behaupten, dass er sehr froh darüber war.

Rasch lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf Shondra, um zu verhindern, dass er Kiara gleich hier und jetzt einem Kreuzverhör unterzog.

„Also? Bereit?“

Yugi seufzte. „So bereit wie man nur sein kann.“

Noch einmal lächelte die Saiyajin-Kriegerin und schleuderte dann das Amulett zu Boden. Klirrend zerbarst es in winzige Stücke und ein tiefschwarzer Nebel breitete sich aus, der die Zwillinge umhüllte.

Erst spürten sie überhaupt nichts, doch kurz darauf hatte Kiara das Gefühl, etwas würde aus ihr herausgesogen werden. Ungewollt stolperte sie einen Schritte nach vorn, als der Geist des Pharaos aus ihr herausgezerrt und ins Millenniumspuzzle geschleuderte wurde.

Auch Yugi konnte nicht umhin, einen Schritt nach vorn zu stolpern, als der Prinzessin dasselbe widerfuhr. Zu seiner Überraschung übernahm sofort der Pharao die Kontrolle, was ihn kurzzeitig tatsächlich ungemein ärgerte.

Doch als durch den Schwung, den sowohl Kiara als auch er hatten, die beiden mit den Köpfen zusammenstießen, grinste er bei dem Gedanken daran, dass er nicht derjenige war, der sich die Beule eingefangen hatte.

„Autsch!“, war das einzige, was Yami und Kiara hervorbrachten, bevor sie zurückstolperten und zu Boden fielen.

Mit ausgebreiteten Armen und schmerzverzerrtem Gesicht lagen sie da und starrten an die Decke. Dann richteten sie sich ächzend auf und rieben sich wie abgesprochen die Stirn an der Stelle, so wie zusammengestoßen waren.

Kiara warf dem Pharao einen bösen Blick zu, den er mürrisch erwiderte.

„Kannst du nicht aufpassen?“, fauchten sie gleichzeitig.

„Pass du doch auf!“, riefen sie schlagartig im Chor.

Shondra schlug die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen, während die beiden sich rasch auf die Beine kämpften und bedrohlich aufeinander zugingen. „Und hör gefälligst damit auf, mir alles nachzuplappern!“, fauchten sie gleichzeitig, was Kiara an den Rand des Wahnsinns brachte.

„Sehr schön, jetzt weiß ich, was ich nicht vermisst habe.“, brummte sie und wandte sich ab.

Yami blickte ihr grinsend nach.

„Hey, Pharao!“, rief Yugi, der neben ihm erschien und ihn ein wenig ärgerlich anstarrte. „Schön, dass du wieder da bist, aber … musst du dich gleich wieder vordrängeln?“

Ein wenig verlegen kratzte er sich am Kopf und zog sich dann in das Puzzle zurück. Im selben Moment erschien die Prinzessin und reckte sich genüsslich. „So stell ich mir das vor! Kein Labyrinth, ein gigantisches Badezimmer und ein wunderschönes weiches Bett! So gehört sich das!“

Kiara grinste ihr zu. „Mit anderen Worten: Schön, wieder Zuhause zu sein.“ „Du sagst es!“

„Na ja … so ganz Zuhause seid ihr noch nicht.“, bemerkte Shondra, die aus ihrer Hosentasche eine kleine Glasphiole hervorzog. „Kommt mit!“, wies sie die kleine Gruppe an, die der Bitte nachkam und ihr hinaus folgte.

Vor dem Haus stellten sie sich wie gewohnt im Kreis auf und fassten sich an den Händen.

„Also dann … ihr kennt das Spiel ja!“

Kiara wandte sich ihr noch einmal zu. „Danke.“, war das Einzige, was sie hervorbringen konnte. Für mehr Worte war ihre Kehle zu sehr zugeschnürt.

Shondra schüttelte den Kopf. „Nicht doch, Kiara! Wenn einer zu danken hat, dann sind wir das! Ohne deinen Schutzschild und die Ägyptischen Götter hätten wir das Höllenheer wahrscheinlich nie besiegt.“ „Haben wir gern gemacht.“

Shondra zwinkerte ihr noch einmal zu. „Und ich hoffe sehr, dass, wenn wir uns das nächste Mal treffen, es wirklich nur zum Tee ist und nicht, weil ihr mal wieder irgendwelchen Mist gebaut habt.“, lachte sie und schleuderte die Phiole zu Boden.

Wie auch beim letzten Mal schoss eine gigantische Lichtsäule in die Höhe, in deren Mitte Kiara, Yugi und ihre Freunde gefangen waren.

Kiaras Haaren peitschten in dem aufkommenden Wind hin und her und ganz langsam stiegen sie in die Höhe.

Shondra sah ihnen mit verschleiertem Blick nach und murmelte „Viel Glück“, bevor sie endgültig verschwanden.
 

Kiara blieb erschöpft liegen, als sie ins weiche Gras fielen und sich Yugi und seine Freunde bereits wieder auf die Beine stemmten.

Kaiba klopfte sich den Dreck von seinen Klamotten und ging ohne ein weiteres Wort. Yugi blickte ihm grinsend nach. „Typisch Kaiba!“

Dann streckte er Kiara seine Hand entgegen, die sie dankbar ergriff. Vorsichtig zog er sie auf die Beine. „Und? Alles klar?“

Kiara blickte ihn unschlüssig an und nickte dann. „Ich denke schon.“

Yugi schob seine Hände in die Hosentaschen, blickte kurz zu Joey hinüber, der den Wink verstand, sich Thea und Tristan schnappte und ein wenig entfernte.

Dann blickte Yugi wieder seine Schwester an. „Ich weiß, was mit dir los ist.“ „Ach ja?“, fragte sie unsicher und heuchelte Interesse an einer Lilie, die sich sanft im Wind bewegte.

„Es war ja kaum zu übersehen.“ „Ich … weiß nicht, was du meinst.“ „Ich denke, das weißt du ganz genau.“ „Komm schon, Yugi, was soll der Unsinn? Er ist ein Geist … er hat vor Tausenden von Jahren gelebt, glaubst du wirklich, ich bin so blöd und …“ „Sag es mir! Sieh mir in die Augen und sag mir ehrlich, dass du dich nicht in den Pharao verliebt hast!“, forderte Yugi sie auf und Kiara zuckte angesichts seines düsteren Blickes unweigerlich zusammen.

Ein paar Sekunden lang zögerte sie, schluckte kaum merklich. Doch schließlich straffte sie sich und blickte ihn fest an. „Das bin ich nicht, Yugi! Ehrlich…“

Yugi hielt den Blickkontakt noch einen Moment lang aufrecht, bis er entschied, dass Kiara die Wahrheit gesagt hatte und ohne ein weiteres Wort ging.

Kiara senkte den Blick und atmete tief durch.

Neben ihr erschien der Pharao, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und Yugi hinterher blickte. „Warum hast du ihn angelogen?“, fragte er, den Blick immer noch auf Yugi gerichtet.

Kiara sah ihn mit tränenverschleierten Augen von der Seite an. „Weil … das etwas ist, dass ich für mich behalten muss.“, antwortete sie mit tränenerstickter Stimme, wandte den Blick ab und folgte ihrem Bruder, während der Pharao ihr besorgt nachblickte.

Schließlich seufzte er.

„Bald, Kiara … bald.“, murmelte er traurig, bevor er im Puzzle verschwand.
 

Ende



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Kommentare zu dieser Fanfic (49)
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Von:  Yatimu
2009-01-18T18:53:25+00:00 18.01.2009 19:53
ahhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!
Wie geil^^
So ein superschönes tolles Ende^^
Dafür hast du wirklich einen Oskar verdient!!!!!!!!!
Eine klasse ff!!!
Dazu kann ich nur sagen :
WEITER SO!!!!!!!
Von:  Yatimu
2009-01-18T18:43:49+00:00 18.01.2009 19:43
Ohhhhhhhh wie süß!
Wie schade das Yami seinen Körper wieder abgeben muss...
Der Kampf war wirklich verdammt spannend...
Und richtig cool geschrieben...
ich meine, ich kenne es ja sowieso von dir, dass du gut schreiben kannst aber DAS...
DAS war ja wohl wirklich der hamma!!!^^
Is mit einem super Actionfilm zu vergleichen!xD...
Und deshalb sag ich:
And the oscar goes tooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo...
PIJARA
*klatsch*
^^
Aba mom...
noch is es ja nicht vorbei^^
Also ich les dann mal weida^^
hehe^^
Von:  VonArrcross
2009-01-18T14:15:23+00:00 18.01.2009 15:15
Muss Kyoo zustimmen. Schön aber traurig.

Ich war gegen aller Erwartung doch sehr erstaunt, als ich lass das die Fanfic nun abgeschlossen ist. Ich finde es ein bisschen schade, aber es wird sicherlich noch andere FFs von dir geben, die genauso gut sein werden. *nick*
Von:  VonArrcross
2009-01-18T14:05:43+00:00 18.01.2009 15:05
Wie bereits gesagt ist das Kapi eher etwas ruhiger als die letzten. Aber dafür nicht minder gut. *kopf schüttel* Ich kann nur weniger dazu sagen. *drob*

PS: Der Auftritt der drei... Der hat durchaus Film niveau. *nick*
Von:  VonArrcross
2009-01-18T14:02:14+00:00 18.01.2009 15:02
*am Boden lieg vor lachen*
Oh man das wird Areslefs wohl noch hundert Jahre lang zu hören bekommen. Weggeschleift von einem Saiyajin und einer kleinen Zauberin (war doch Sun Guku?).

Nein Monakira, dass nennt man nicht "Selbstüberschätzung" sondern "Vorführeffekt". Zumindest sehe ich das so. Aber ich saß in dem Moment auch etwas ratlos vorm Bildschirm. oô

Wie du ja schon sagtest, wird der Kampf schnell vollzogen und nicht noch in die Länge gezogen. Aber dafür, dass er so kurz gefasst war, war er doch sehr detailreich. In meinem Kopf hat sich alle bildlich viel länger abgespielt als es zu lesen war. War also besser als erwartet. Vor allem der verzögerte Auftritt der drei Götter.
Aber bei dir ja nichts neues mehr. *nick*

Nun ja, es ist nur etwas schade, dass Kiara sich von ihrem Yami jetzt "verabschieden" muss. Aber nur deswegen sind sie ja alle in diesen ganzen Schlamassel hineingeraten. Rückzieher gibt es jetzt keinen.
Werd jetzt noch ein Kommi zum vorrigen Kapi schreiben und dann lese ich das letzte Kapitel.
Von:  Kyuuo
2009-01-18T11:32:40+00:00 18.01.2009 12:32
tolles ende
aber traurig
was meint der pharao mit bald
freu mich auf weiter ffs
mfg kyuuo
Von:  Kyuuo
2009-01-18T01:10:31+00:00 18.01.2009 02:10
tolles kapi
der auftritt der götter war super
die zwei tun mir leid, kann yami seinen körper nich behalten
freu mich aufs nächste
mfg kyuuo
ps ich habs doch noch abgewartet^^
Von:  Yatimu
2009-01-17T20:33:48+00:00 17.01.2009 21:33
JA, Leute!
Gebts ihnen!
Attacke!
Auf sie mit Gebrüll!
Oh das nimmt mich wieder mit
...
Das Kapi war eins deiner besten
...
und der Satz
wieviel toter kann er da schon werden?
hat mich wörtlich vom hocker gerissen...
nja nich vom hocker eher vom Sofa^^°
... Einfach klasse!!!
Auf zum letzten Gefecht^^
Von:  Yatimu
2009-01-17T20:24:09+00:00 17.01.2009 21:24
du könntest keine Karten realisieren. Das kann nur ich!“ „Hältst dich wohl für was Besseres.“

...

oder
"Wir haben zu früh Silvester gefeiert"

...
Soooooooooooooooooooooo geil!!!
Du schaffst es echt so eine spannende und aufregende Geschichte zu schreiben.. todernst und immer eine solche Ironie un Witz einzubringen!!!
Das ist ein echtes Tanlent(Das zum schreiben hast du sowieso)
...
Das ende fand ich toll!
Du beendest deine Kapis immer so dass man zum Weiterlesen animiert wird...
hach ja...
ich les dann malweiter bis jetzt is ja nur noch ein Kapi on und dauaruf bin ich jetzt echt scharf^^
Von:  Yatimu
2009-01-17T20:13:22+00:00 17.01.2009 21:13
Das mit dem Saiyajin-Bubi fand ich echt lustig^^
Wie sagt man so schön der Fein meines Feindes ist mein Freund^^
Ich finds toll dass sie jetzt zusammen gegen Monakira und co kämpfen...
Auch wenn das nich immer hält^^


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