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Green Eyes

Eine One Shot-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Edit vom 06.04.2023:

LittleMissMalfoy hat diesen OS vertont. Wenn ihr euch die Geschichte also anhören möchtet: Ihr findet sie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=1IRmJ09f2qs Komplett anzeigen

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Omen

Leise und unbemerkt von den Gästen der drei Besen hatte sich die Dunkelheit über das kleine Dorf gelegt. Dichte Regenwolken verbargen das Licht der Sterne und auch die schmale Mondsichel warf nur schwaches Licht auf die ausgestorbenen Straßen. Die Schüler des ganz in der Nähe gelegenen Internats hatten sich bereits in die Betten zurückgezogen und auch die meisten Bewohner von Hogsmeade schliefen bereits.

In dem beliebtesten Gasthaus des Dorfes, den drei Besen waren nur noch drei Personen anwesend. Madam Rosmerta, die hübsche Besitzerin, zählte müde und gelangweilt die Einnahmen des Tages und hoffte darauf, dass die beiden jungen Männer, die sich noch in dem Lokal befanden und an einem Tisch neben einem der kleinen, runden Fenster saßen, sich bald verabschiedeten, damit sie den Laden schließen konnte. Bis zur Sperrstunde hatte sie jedoch noch etwas Zeit und sie würde keine zahlenden Gäste hinauswerfen.
 

Lucius Malfoy strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht, während er den jungen Zaubertrankmeister fixierte. Zusammen gaben sie einen sehr seltsamen Anblick ab. Der stets perfekte Malfoy, der großen Wert auf Kleidung, Aussehen und Wirkung der selbigen legte und Severus Snape, dessen Haare stets fettig wirkten und der Roben bevorzugte, die ihn wie eine überdimensionale Fledermaus erscheinen ließen. So unterschiedlich sie auch auf den Beobachter wirken mochten, die Beiden trafen sich regelmäßig an diesem Ort, tranken Butterbier und besprachen Dinge aus dem täglichen Leben. Während Malfoy sich über seine Mutter ausließ und über seinen strengen, aber zur Zeit an einer harmlosen Erkältung leidenden, Vater berichtete Severus von den Schülern, den anderen Lehrern und den Schwierigkeiten, die er in seinem neuen Beruf zu bewältigen hatte.
 

Gerade als Lucius die Lippen an den Rand des Glases setzte um den letzten Schluck des noch dampfenden Biers zu trinken und Severus schon die Hand gehoben hatte, um eine weitere Runde zu bestellen, durchbrach ein schauriger Laut die Stille des Abends.

"Was war das?"

Verwirrt blickte der Malfoyerbe zu seinem Freund.

"Ich weiß nicht."

Severus sah sich im Raum um, als erwartete er die Ursache für das Geräusch irgendwo im Schankraum ausmachen zu können. Doch außer einer erstaunten Madam Rosmerta und einigen bereits auf den Tischen stehenden Stühlen fiel ihm nichts auf.

Ein weiterer Laut ertönte, fügte sich in eine schaurige Melodie und lies den Anwesenden kalte Schauer über den Rücken laufen.

"D-Das ist ein Lied."

Lucius lauschte einen Augenblick, musste dann aber seinem Freund recht geben.

"Ich glaube es kommt von draußen", murmelte er und drückte seine Nase gegen die beschlagenen Fensterscheiben. Erfolglos. Die Dunkelheit verschluckte sämtliche Umrisse außerhalb der rauchigen Kneipe.
 

Inzwischen hatte der Rhythmus sich erhöht. Immer mehr unverständliche Worte schallten, einer Arie in einer Oper gleich, durch die Nacht. Der Atem aller Anwesenden stockte, als die Tonhöhe anzusteigen begann.
 

Plötzlich klirrte es. Madam Rosmerta hatte ein Glas fallen lassen.

"D-Das ist sie", hauchte sie atemlos, "Oh Merlin, das ist sie." Das Gesicht der Frau war binnen Sekunden aschfahl geworden. Hatte sie einen Geist gesehen?

"Wer ist das?" Lucius Stimme klang ungewöhnlich rau in seinen Ohren. Severus dagegen schwieg nach wie vor dazu. Seinem Gesicht war keine Regung anzusehen. Vermutlich versuchte er einzelne Worte des seltsamen Textes zu verstehen.

"Ihr Gesang gilt euch! Oh weh euch. Heute Nacht wird Jemand sterben!" Zitternd und verwirrt ließ sich die Frau auf einen der wenigen Stühle fallen, der noch nicht auf die Tische gehoben wurden war.

"Was meinen sie? Wieso sollten wir sterben. Also wirklich, das ist doch lächerlich!"

Lucius schnaubte abwertend und musterte seinen Freund: "Du glaubst diesen Mist doch nicht etwa, oder Severus? Uns geht es gut, wir sitzen in einer Kneipe, wieso sollten wir sterben? Das ist doch albern."

"Aber Lucius-" Ein Blick des Blonden brachte Severus wieder zum Schweigen. Er wusste, dass jedes falsche Wort im Moment auf taube Ohren traf, vor allem, weil er selbst nicht wirklich an die Spinnereien einer Kneipenbedienung glauben wollte.

"Das ist eine Frau aus dem Feenreich ", hauchte diese gerade tonlos und starrte zu Boden. Doch das beeindruckte Lucius nicht. Er schnaubte wütend und lauschte einen Moment. "Hören sie, es ist vorbei. Das war gar nichts! Vielleicht eine dumme Hexe die glaubt in ihrem nächsten Leben eine Opernsängerin zu werden, aber mit Sicherheit keine Banshee. Die kommen hier gar nicht vor und selbst wenn- Wieso sollte einer von uns sterben?! Das ist nichts weiter als ein dummer Scherz und glauben sie mir, das wird ein Nachspiel ha-"
 

Ein zaghaftes Klopfen unterbrach die Schimpftierade des Blonden.

"Was war das?" zischte er. Offensichtlich stand er kurz vor der Explosion.

Ein weiteres Klopfen ertönte. Dieses Mal gefolgt von einem unheimlichen Scharren.

Schweigend erhob sich Severus, trat zum Fenster und ließ eine pechschwarze Eule rein.

Der Vogel ließ sich mitten auf dem Tisch nieder und schuhte düster, als er Severus den Brief präsentierte, der mit einer schwarzen Schleife an seinem Bein befestigt war.

Auf edlem Pergament prangte das Siegel der Familie Malfoy.

"Ich denke der ist für dich", flüsterte Zaubertrankmeister und reichte seinem Freund mit zitternden Finger den Brief. Die schrille Stimme der Kellnerin, die ihm verkündete, sie habe es ja gewusst und es habe begonnen, ignorierte er.

"Lucius?"

Wie versteinert hatte Malfoy den Brief angestarrt und keinen Finger gerührt um seinem Freund das Schreiben abzunehmen. Der vermeintliche Scherz begann ihm Angst zu machen.

"M-Mach du ihn auf", flüsterte er kaum hörbar und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. "Bitte, Severus."
 

Der Angesprochene nickte knapp und löste vorsichtig das knallrote Siegel. Sein erster Eindruck war positiv. Der Brief war absolut korrekt gefaltet und auch wenn die Schrift auf einen Schreiber verwies, der in großer Eile gewesen war, er hatte sich nicht eine Nachlässigkeit erlaubt. Einige Schnörkel waren unregelmäßiger als andere, doch es gab weder Tintenkleckse noch Eselsohren und auch die Tinte war an keiner Stelle verwischt.
 

"Severus!" Ein Flüstern erinnerte ihn an seine Aufgabe und er begann - geübt durch zahllose Hausaufgaben - die einzelnen Wörter zu entziffern. Das Lucius ihn dabei unsicher und sichtlich angespannt beobachtete, ignorierte er so gut es ging. Er schluckte nervös, während er nach den richtigen Worten suchte.

"Es tut mir Leid." Severus war nie gut in so was gewesen und auch jetzt wusste er nicht, was er sagen sollte. Seufzend blickte er zu seinem Freund und fuhr fort. "Lucius, dein Vater ist tot. Anscheinend gab es eine Fehldiagnose. Die Erkältung entpuppte sich als Drachenpocken."

Im Schein der Kerzen wirkte Lucius leichenblass. Er bemerkte es nicht einmal, als Madam Rosmerta ihm ein Glas Feuerwhisky auf den Tisch stellte und wortlos wieder hinter ihrer Theke verschwand.
 

Wieder legte sich das Schweigen über die drei Besen, hüllte das Gasthaus ein und half den Anwesenden zu verstehen was soeben geschehen war.
 

Ende

Beginn

Der Saal wurde von einigen cremefarbenen Kerzen erleuchtet, die knapp unterhalb der Decke in der Luft schwebten. In schwarz gekleidete Gestalten strömten in den Saal, alle samt bemüht einen Platz möglichst nahe an dem düsteren Thron aus schwarzem Mamor zu bekommen, auf dem ein grünes Samtkissen auf seinen Herrn zu warten schien. Leise Stimmen zischten einander Bemerkungen unterschiedlicher Wichtigkeit zu. Nur eine kleine Gruppe, nahe dem Eingang schwieg verängstigt.

"Das sind also die Rekruten." Cygnus Black musterte die blassen Nasen der jungen Männer und schüttelte verächtlich den Kopf.

"Die werden nie zu guten Todessern", schnaubte er, "Sieh nur, wie sie zittern. Ein Haufen Angsthasen!"

Er lächelte gehässig, doch der aufmerksame Beobachter konnte eben jene Angst in seinen blauen Augen leuchten sehen, über die er sich so eben noch selbst amüsiert hatte. Nach Monaten der Vorschläge und der Überredungskunst hatte der Dunkle Lord seinen Anhängern endlich nachgegeben, und befohlen, ihm jeweils den ältesten Sohn als künftigen Diener und Todesser zu präsentieren. Während die anderen Mitglieder seines Beraterstabes gejubelt hatten, war für Cygnus eine Welt zusammengebrochen.

Er hatte doch gar keinen Sohn. Nur zwei Töchter, die zwar sehr schön anzusehen waren, aber eben nicht einmal im entferntesten männlich. Lange hatte er überlegt, wie er seinem Herrn und Meister diese Situation erklären sollte, doch er hatte es einfach nicht übers Herz gebracht ihm die beschämenden Umstände nahe zu bringen.

Stattdessen hatte er- auch auf Anraten seiner Frau Druella - seine älteste Tochter mitgebracht. Bellatrix, sein Augenstern, stand bei weitem nicht so schüchtern wie die jungen Männer, neben ihrem Vater und musterte jeden Anwesenden genau. Das schwarze Kleid fügte sich hervorragend in das Bild aus schwarzen Kutten, dass die anderen Todesser erzeugten.

Trotzdem hatte Cygnus angst davor, wie der Lord darauf reagieren würde.
 

Ein Gong ertönte. Nun war es zu spät den Rückzug anzutreten.

Er war erschienen. Cygnus versuchte nicht zu zittern, als die schlanke Gestalt auf dem schwarzen Thron ausmachte. Der Dunkle Lord konnte Angst förmlich riechen.

Beinahe wie in Zeitlupe schoben sich die neuen Rekruten in Richtung Thron, wurden vorgestellt, begutachtet und vom Lord persönlich mit dem Mal gesegnet.

Cygnus schluckte.

Noch zwei junge Männer standen zwischen ihm und dem Unausweichlichem. Er hatte versucht Bellatrix auf dieses Treffen vorzubereiten, doch sie hatte ihm nicht zugehört - wollte keinen Rat von ihrem alten Herrn. Vielleicht würde er heute sterben. Sicher sogar.

Der junge Mann vor ihm trat vor den Thron, verneigte sich zitternd unter dem Blick seines künftigen Meisters und als die schneidende Stimme des Herrn es verlangte, entblößte er den nackten Arm. Ein Schrei und der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft.
 

Cygnus erinnerte sich noch gut daran, wie er das Mal erhalten hatte. Es hatte gebrannt wie hundert Messerspitzen und war erst nach drei langen Wochen endlich einiger maßen verheilt.

War er selbstsüchtig, dass er seiner Tochter dieses Schicksal zumutete?

Das er dem jungen, hübschen Ding Aufgaben zugestehen sollte, wie das Ausradieren der verfluchten Muggel?

Cygnus Gewissen meldete sich immer stärker, doch plötzlich war der Weg vor den Thron frei.
 

Jeder Schritt schien ihm, als ginge er zu seiner Hinrichtung. Dennoch setzte er einen Fuß vor den anderen und verneigte sich tief, während seine Tochter sich zu einem leichten Knicks herab ließ.

"Cygnus? Sagte ich dir nicht, du sollst deinen Sohn herbringen, damit er Teil dieser Gemeinschaft wird? Was ist das?"

Rote Augen funkelten wütend und dem Todesser verschlug es die Sprache.

"I-Ich-", stotterte er. Alle Worte, die er sich vorher überlegt hatte - Alle Ansätze waren vergessen.

Die Stille im Saal schien beinahe greifbar, doch plötzlich ertönte ein leises Hüsteln.

"Mein Lord, wenn ihr erlaubt, würde ich die Frage gerne für meinen Vater beantworten."

Cygnus zitterte noch immer, doch die rot glühenden Augen wandten sich einem neuen Opfer zu. - Bellatrix.
 

"Mein Vater grämte sich sehr, dass er nicht im Stande war euch einen würdigen Diener zu präsentieren, doch nun wo ich die Rekruten gesehen habe, wage ich zu behaupten, dass ich ein besserer Todesser wäre, als dieses ganze Pack zusammen!"

Bellatrix hatte den Kopf erhoben und stand kerzengerade. Genauso, wie ihre Mutter es ihr für Treffen mit unwichtigen Persönlichkeiten beigebracht hatte.

Cygnus schluckte. Das würde der Lord ihr nicht durchgehen lassen. Die Todesser im Raum tuschelten bereits. Er würde-

"RUHE!"
 

Die Stimme des Lords ließ jedes Gespräch augenblicklich verstummen. Er lächelte böse, als er Bellatrix fixierte.

"Du hast Mut und du behauptest eine ganze Menge für ein Mädchen. Dennoch habe ich keine Verwendung für dich. Ich suche Männer die zu kämpfen verstehen und niemanden, der mir meinen Tee serviert."

Cygnus sah, wie seine Tochter die Lippen aufeinander presste. Für gewöhnlich hieß das, dass sie zu Widersprechen gedachte. Vielleicht ein tödlicher Fehler.

"Ich habe nicht vor euch Tee zu servieren, wie eine billige Hauselfe. Wenn ihr es mich versuchen lasst, kann ich jeden eurer Rekruten in einem Duell besiegen. Schließlich bin ich nicht irgendein Mädchen. Ich bin eine Black."

Sichtlich überrascht stutzte der Lord, nickte dann aber.

"Nun gut. Wie du willst. Es könnte unterhaltsam sein zu sehen wie du scheiterst. Wenn du das Duell gewinnst, werde ich dich nicht nur aufnehmen. Ich werde dich persönlich die verbotenen Flüche lehren. Aber solltest du verlieren, bezahlt dein Vater es mit dem Leben und du mit deiner vorwitzigen Zunge!"

Während seiner Ansage hatte der Lord sich erhoben und seine Rekruten genau gemustert. Anscheinend hatte er seinen Kämpfer bereits gewählt, denn er zerrte einen großen, blassen, jungen Mann auf die Beine.

"Kämpfe!" erklang der gezischte Befehl.

Der Todesser nickte eilig, zückte seinen Zauberstab und begann einen schwierigen und langen Angriffszauber zu sprechen.

"Stupor!"

Das rote Licht zerschnitt die Luft, traf den, noch immer an dem Spruch arbeitenden Jungen und fegte ihn gegen die nächste Wand. Cygnus starrte mit großen Augen zu seiner Tochter, die nicht sonderlich beeindruckt ihren Zauberstab im Ärmel ihres Kleides verschwinden ließ.

"Ich würde sagen, ich habe gewonnen mein Lord. Er war so versessen darauf euch zu beeindrucken, dass er vergessen hat, dass Effektivität die beste Möglichkeit ist, im Gedächtnis seines Herrn zu bleiben."

Der dunkle Lord lachte gehässig, während er den Zauberstab hob.

"Heute ist der Beginn einer neuen Ära. Begrüßt die erste Frau in unseren Reihen - Bellatrix - und verabschiedet euch von dem Abfall dort drüben!"

Ein grüner Lichtstrahl schoss auf den ohnmächtigen Rekruten zu, doch Cygnus bemerkte es nicht.

Er hatte eine neue Ära begründet und Bellatrix Leben würde heute neu beginnen.
 

Ende

Rot-Grün-Kariert (Teil 1)

"Halt endlich den Mund!"

Sirius Black stand, das Gesicht rot vor Zorn, mitten in der weihnachtlich dekorierten Winkelgasse. Einzelne Schneeflocken hatten sich in seinen Haaren verfangen und sein Atem hinterließ kleine Rauchwolken in der Luft. Auf Grund seines Ausbruchs hatten sich diverse Hexen und Zauberer von den bunt blitzenden Schaufenstern abgewandt und starrten ihn verwirrt und neugierig an. Anderen Leuten wäre die Situation sicher peinlich gewesen und auch Sirius hätte sich eigentlich nicht so benommen, doch im Augenblick war ihm alles egal. Vor ihm hatte sich sein ehemaliges Lieblingsopfer Snivellus aufgebaut. Ganz in schwarz gekleidet, mit fettigen Haaren im Gesicht und seiner viel zu langen Nase wirkte er noch genau so wie er letztes Jahr bei ihrem Abschluss ausgesehen hatte. Die ganze Situation erinnerte Sirius stark an Hogwarts. Dabei gab es einen nicht ganz unwesentlichen Unterschied.

Snivellus wollte sich einfach nicht einschüchtern lassen. Er war nicht wie früher eilig verschwunden als er Sirius erkannt hatte. Im Gegenteil. Mitten auf der Straße hatte er sich aufgebaut, Beleidigungen gezischt und Sirius zusätzlich provoziert.

Und nun war es geschehen.

Wutentbrannt starrten sie sich an, bereit sich auf einander zu stürzen, wie zwei Hähne beim - glücklicher Weise in England illegalen - Hahnenkampf.

"Black!" Snape sprach diesen Namen aus, als würde er von einem besonders widerlichen Tier reden: "Ich sage was ich will!"

"Ach ja? Seit wann kannst du mehr als drei Worte stottern?"

Der Streit drohte weiter zu eskalieren und lockte zunehmend mehr Zuschauer an.

"Ich bin nicht du, weißt du? Ich kann mich artikulieren."

Das Knurren das Sirius entwich, erinnerte an einen großen Hund, der bereit war, sich und sein Revier zu verteidigen, wenn der Angreifer nicht sofort zum Rückzug blies.
 

Irgendwo im Hintergrund sagen einige Kinder die erste Strophe von "Silent night" doch das Lied verpuffte ebenso wie die hämischen Kommentare der gaffenden Menge ungehört.

Langsam erinnerte sich Sirius allerdings, weshalb er eigentlich in die Winkelgasse gekommen war. Er hatte Weihnachtsgeschenke kauen wollen, für seine Freunde und nicht vorgehabt den Clown für einen Haufen gaffender Hexen und Zauberer zu spielen. Kein Wunder wenn man bedachte, dass niemand gerne den Clown spielte.

Besonders nicht, wenn es der heilige Abend war, an dem man provoziert wurde. Er beschloss Snapes Schwall von Beleidigungen zu unterbrechen:

"Snape?!"

"- ignoranter Dickschädel!"

Ein wenig verwundert, stoppte der ehemalige Slytherin und schien erst jetzt die Menschenmenge zu entdecken, die ihn interessiert beobachtete. Es war deutlich sichtbar, dass er sich nicht sehr wohl fühlte.

Vermutlich fühlte er sich wieder wie ein Schüler, der in der großen Halle bloßgestellt worden war.

Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte Sirius so etwas wie Mitleid mit dem Slytherin, dessen Nase plötzlich so interessiert an dem Schaufenster von Twillfitt und Tatting klebte.

"Es ist Weihnachten, wir sollten nicht streiten. Zumindest heute nicht", flüsterte Sirius die entscheidenden Worte. Zwar war ihm ein vorübergehender Waffenstillstand nicht gerade Recht, aber sein Gewissen meldete sich gerade an Feiertagen immer besonders stark.

Er hatte das Nicken der 'Fledermaus' kaum wahrnehmen können, doch Sirius war sicher eines gesehen zu haben. Außerdem registrierte er, dass das Publikum allmählich das Interesse an ihnen zu verlieren schien. Kein Wunder, immerhin hatten sie die Beleidigungen eingestellt. Dafür drohte die Stille, die sich nun ausbreitete, langsam peinlich zu werden.

"Und ähm- Was hast du noch vor?"

Es interessierte Sirius nicht besonders und eigentlich stellte er die Frage nur um das Gespräch irgendwie wieder in Gang zu bringen, aber Snape hatte offensichtlich beschlossen, es ihm schwer zu machen. Er zuckte einfach mit den Schultern, während er tat, als wäre er ernst zunehmend an den bunt gemusterten Schals im Schaufenster interessiert.

"Oh, toll." Es fiel Sirius schwer darauf zu antworten und so starrte er lieber ebenfalls schweigend auf die farbenfrohen Kleidungsstücke.
 

"Black?"

Sirius bemerkte erst, dass die "Fledermaus" ihn angesprochen hatte, als dieser ihn vorsichtig antippte. Schnell und leicht, so als würde es ihn verbrennen Sirius länger zu berühren als notwendig.

"Ich fragte, wohin du jetzt gehst."

"Zu Lily und James. Sie haben mich eingeladen."

Warum er die Frage überhaupt beantwortet hatte, konnte Sirius nicht sagen. Vielleicht war er die Streiterei auch einfach Leid.

"Oh- Bestell Lil- Evans einen Gruß."

Severus Gesicht wirkte, als habe er in eine Zitrone gebissen.

"Eigentlich heißt sie inzwischen Potter. James hat sie-"

Ein Blick in das Gesicht des Slytherin ließ ihn wieder in den Laden starren und schweigen.
 

"Ich ähm- Ich wohne jetzt in der Noturngasse. Sie kann- Nein, vergiss es." Der klägliche Versuch das Gespräch weiter zu führen, drohte wieder zu scheitern. Sirius hatte sich selten so hilflos gefühlt und tat in Folge dessen etwas, was er freiwillig nie getan hätte:

"Willst du einen Kaffee trinken?" fragte er leise.

"N-Nein. Ich muss noch arbeiten. Tut mir Leid. Ich komme eh schon zu spät."

Der Slytherin machte auf dem Absatz kehrt und lief die Straße hinunter, um zwischen den Leuten zu verschwinden, die ihre letzten Weihnachtseinkäufe tätigten. Sirius blieb alleine zurück und noch eine ganze Weile schwirrte ihm ein einzelner Gedanke im Kopf herum: 'Er arbeitet an Weihnachten?'
 

Der Morgen des 25'ten war kalt und immer noch fielen weiße Flocken zu Boden. Kinder hätten sich wohl über die weiße Pracht gefreut doch in der Nokturngasse sah die Welt anders aus. Die Menschen, die den Tag damit verbrachten auf der Straße herum zu lungern, hatten Angst zu erfrieren, wenn sie irgendwo stehen blieben und auch in Severus kleinem Zimmer war es kälter als ihm lieb war. Der Raum war über und über mit Büchern gefüllt, ganz so, wie er es zu Hause in "Spinners End" mit seinem Zimmer getan hatte, bevor er ausgezogen war um Abstand zwischen sich und seinen Vater zu bringen.

Seufzend versuchte Severus den kleinen Ofen dazu zu bringen mehr Wärme abzustrahlen, doch er musste schnell aufgeben.

Feiertage waren ihm einfach zu wider. Heute konnte er sich nicht durch die Arbeit ablenken. Er konnte lernen und versuchen so die Zeit und die Kälte zu vergessen, doch das war einfach nicht das selbe. Immer wieder dachte er an sein Treffen mit seinem Erzfeind vom Vortag zurück. Blacks plötzlicher Umschwung hatte ihn überrascht. Früher hatte er den Gryffindor bewundert, doch nach der Geschichte mit der heulenden Hütte hatte er sich vorgenommen dem anderen nicht mehr zu trauen und nun-

Severus seufzte ein weiteres Mal, als ihn ein Klopfen aus seinen Gedanken riss.

Neugierig trat er zum Fenster und ließ die ihm völlig unbekannte Schleiereule in das kleine Zimmer.

Der große Vogel blickte ihn neugierig aus gelben Augen an, pickte an einem Teller herum, auf dem die schäbigen Reste von Severus Abendessen lagen und schuhte leise, als der Magier nach dem Päckchen griff, welches der Vogel gebracht hatte. Es stand kein Absender darauf und auch sonst verriet die braune Schachtel nichts von dem möglichen Inhalt.

Neugierig geworden, wer ihm etwas schicken würde, öffnete er die Verpackung, griff nach der Karte und stutzte:
 

'Fröhliche Weihnachten.

Vielleicht kommen wir ja im nächsten Jahr zu unserem Kaffee.

S.B.'
 

Mit großen Augen zog er das Geschenk aus dem Papier und erkannte einen Schal. - Rot-grün-kariert.

Silvester (Teil 2)

Einige Tage waren vergangen, seit Severus den Schal bekommen hatte. Weihnachten war vorüber und all seine Kollegen redeten nur noch von Silvesterparties und ähnlichen Ereignissen, mit denen sie das neue Jahr begrüßen wollten. Severus interessierten diese Vorhaben nicht sonderlich. Erstens war er ohnehin nicht eingeladen und zweitens kreisten seine Gedanken immer noch um den karierten Schal, den er von Sirius bekommen hatte.
 

Er hatte Tage lang gegrübelt wieso ihm der Gryffindor dieses Geschenk - das zugegebener Maßen warm und weich war und sogar Lucius ein leises: "Der war sicher teuer", entlockt hatte - überhaupt gemacht hatte. Er hatte diesen Schal nicht verdient. Immerhin hatte er ihn beschimpft und wenn er ehrlich war, wollte er das bunte Ding auch gar nicht haben, oder vielleicht doch?

Wenn er ihn nicht haben wollte - Wieso trug er ihn dann?

Ein weiteres Mal versuchte er sich einzureden, dass er das Kleidungsstück nur deshalb verwendete, weil er keinen andern mehr hatte, seit sein alter Slytherinschal im letzten Schuljahr einem "Incendio" zum Opfer gefallen war, an dem Black auch wieder nicht ganz unschuldig gewesen war.
 

Unsicher und wie so oft in Gedanken machte sich Severus auf den Weg durch die stark verschneite Winkelgasse. Es war schon spät und die wenigen Hexen und Zauberer die noch unterwegs waren, hatten bereits das eine oder andere Glas Elfenwein getrunken um das neue Jahr zu begrüßen. Sie torkelten, jauchzten und riefen ihm seltsame Grüße zu, was Severus gar nicht gefiel. Wenn er die ganzen angetrunkenen Menschen sah, musste er an seinen Vater denken, der gerade in diesem Augenblick alleine, besoffen und vermutlich ohne einen Sickel in der Tasche in seinem Haus in Spinners End saß und darüber brütete, woher er die nächste Flasche Muggelalkohol nehmen konnte, ohne dafür bezahlen zu müssen.

Eine leichte Übelkeit erfasste den Slytherin, als er an einer Wohnung vorüber lief, aus deren Fenstern die lautstarke Musik der „Hobgoblin“ einer zur Zeit sehr populären Popband, deren Frontmann Stubby Boardman, ein ziemlich gut aussehender Magier war, der schon mehrere Preise für das charmanteste Lächeln der Hexenwoche gewonnen hatte, durch die Nacht schallte. Auch der Gedanke an das Feuerwerk, erzeugt von Hunderten von Zauberstäben auf einmal heiterte ihn nicht auf. Er mochte den Lärm beinahe noch weniger als die alkoholisierten Magier und Hexen, die in dieser Nacht unterwegs waren.
 

Plötzlich spürte er eine Berührung an seiner Schulter und stoppte. Halb besorgt, halb wütend, dass es ein Fremder wagte ihn an zu fassen wirbelte er herum.

Seine Gedanken kreisten nur noch um einen Punkt:

'Bitte nicht noch ein besoffener-'

"Black?"

Als Severus den Anderen erkannte, machte er große Augen. Ausgerechnet der Grund für seine ganzen Grübeleien hatte ihn mitten in der Winkelgasse entdeckt.

"Was tust du hier?"

Es war ihm ein wenig peinlich mit dem Schal gesehen zu werden, den Black - sein Erzfeind und Hassobjekt Nummer Eins - ihm zugeschickt hatte, so dass er versuchte das Gespräch möglichst sofort abzulenken.

"Ich feiere Neujahr, wie jeder hier. Das heißt, jeder außer dir."

Noch bevor Severus protestieren konnte, wurde ihm ein bunt glänzendes Hütchen auf den Kopf gedrückt.

"Jetzt schau nicht so griesgrämig und mach schon mit!"

Der Dunkelhaarige kam näher und schlagartig verstand Severus wieso Black so gute Laune hatte. Er hatte getrunken. Der verlockende und gleichzeitig widerliche Geruch von Butterbier und Feuerwhisky erfüllte kurz die Luft. Doch noch bevor Severus etwas erwidern konnte, wurde er einfach von dem Anderen in Richtung 'tropfender Kessel' mitgezogen.
 

"Wo sind deine Freunde?" flüsterte der Slytherin zwischen dem dritten und dem vierten Bier, dass er stehend, am Tresen der völlig überfüllten Bar getrunken hatte. Er hatte es nicht geschafft sich aus dem Griff des angetrunkenen Gryffindor zu befreien und zu guter Letzt beschlossen, dass er Blacks ungewohnte Gastfreundschaft auch ausnutzen konnte. Schließlich hatte er so eben unter begeisterten Rufen der Gäste eine komplette Lokalrunde geschmissen. Da machten seine drei Biere auch nichts mehr aus.

Sirius lachte leise, bevor er zu einer Antwort ansetzte:

"James und Lily wollten alleine feiern, Remus ist bei seinen Eltern und Peter habe ich nicht erreichen können, als ich vorhin dort war. Aber was soll's? Wir amüsieren uns auch so!"

Severus nickte, hatte allerdings das Gefühl, dass Sirius sich nur so lange amüsieren würde, wie er völlig betrunken in dieser Bar saß. Spätestens morgen früh würde ihm jede Minute Leid tun, die er mit ihm im tropfenden Kessel verbracht hatte.
 

"Noch zehn Minuten bis Mitternacht!" unterbrach der Schrei des Wirts die fröhliche Partystimmung. Frisch verliebte Paare kuschelten sich noch stärker aneinander, Freunde bestellten teures Nesselwein zum Anstoßen und Sirius grinste noch breiter.

"Der Schal hat dir anscheinend gefallen", stellte er trotz seines Zustands fest und brachte Severus in ernsthafte Verlegenheit.

Wie sollte er reagieren? Abstreiten konnte er es schlecht.

"Oh ähm- Ja, er ist... weich."

"Ja weich und sehr passend. Er ist grün."

"Kariert", verbesserte Severus automatisch und nahm noch einen Schluck von dem spendierten Getränk.

"Grüner ging es nicht", erklärte Sirius fachmännisch.

"Du hättest mir nichts schenken müssen." entgegnete der Slytherin leise.

"Ich wollte aber-"

Einen Moment lang schob Severus es auf den Alkohol, dass er solche Worte aus Blacks Mund zu hören glaubte. Er wusste nicht, ob er die Antwort wirklich hören wollte, aber er beschloss trotzdem zu fragen:

"Wieso?"

Sirius schien zu überlegen, lächelte dann aber:

"Niemand sollte an Weihnachten arbeiten."
 

Der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf und griff erneut zum Glas, als der Countdown begann.

Zehn...

Severus überlegte krampfhaft, was er sagen sollte.

Neun...

Severus war noch immer keine Idee gekommen.

Acht...

Severus warf einen schüchternen Blick auf sein Glas. Vielleicht könnte er sich dahinter verstecken?

Sieben...

Sirius Glas knallte dumpf auf den Tresen zurück.

Sechs...

Graue Augen fixierten ihn.

Fünf...

Noch immer starrte Black ihn an und Severus begann sich unbehaglich zu fühlen.

Vier...

Die erwartungsvolle Vorfreude der anderen Gäste war beinahe schon spürbar.

Drei...

Irrte er sich oder war Black ein wenig näher gerutscht?

Zwei...

Vereinzelte Funken sprühten aus den Zauberstäben einiger voreiliger Gäste.

Eins...

Die Menge begann zu Jubeln und dachte gar nicht daran wieder aufzuhören, so dass die Null im allgemeinen Lärm unter zu gehen drohte.
 

Küsse wurden ausgetauscht, Freunde stießen auf das neue Jahr an, Funken sprühten, knallende Scherzartikel wurden ausgepackt und Glückwünsche durch den Raum geschrien. Innerhalb von Sekunden hatte sich der Lärmpegel verdreifacht, doch Severus bekam davon schon nichts mehr mit.
 

Pünktlich zum "Null" des Barmannes hatte Black sich endgültig zu ihm hinüber gelehnt und ihm einen Kuss auf die Lippen gedrückt.
 

Ende

Schnee

Über Nacht war er gekommen und hatte ganz ohne Vorankündigung die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei einfach eingehüllt. Nun lag er als dicke, weiße Decke auf Dächern, Mauervorsprüngen und Fensterbrettern. Der See war völlig steif gefroren und selbst die peitschende Weide ächzte unter dem zusätzlichen Gewicht des Schnees. Der Winter war mit all seinen Vor- und Nachteilen völlig unerwartet hereingebrochen.
 

Mit sehnsüchtigen Augen hatten die Schüler der unteren Jahrgänge wieder und wieder aus den Fenstern der Klassenräume gestarrt und damit nicht nur Professor McGonagall und Professor Flitwick in den Wahnsinn getrieben, sondern selbst Professor Binns einen Kommentar entlockt. Einzig Professor Snape war von der weißen Ablenkung verschont geblieben, da die Kerker keine Fenster besaßen, durch welche die Schüler hätten starren können.
 

Die Älteren unter ihnen waren jedoch bei weitem weniger euphorisch.

"Mir ist kalt", jammerte Blaise Zabini, während er um eine weitere Ecke bog. Um seine Feststellung zu untermauern rubbelte er sich halbherzig die Oberarme und schaute unglücklich. Obwohl er seine dicke Winterrobe trug, zitterte er seit den frühen Morgenstunden vor sich her und hatte nicht Mal nach der dritten Tasse Tee damit aufhören können.

"Kein Wunder, diese verdammten Kerker sind schlimmer als ein Kühlraum. Wenn das so weiter geht, werden wir noch erfrieren."

Pansy Parkinson knotete sich gerade zum sechsten Mal den grün-weiß-gestreiften Schal mit dem großen Slytherinwappen um den Hals, stets bemüht ihre kinn-langen, braunen Haare nicht einzuklemmen und ja keine freie Stelle zu vergessen.

"Weißt du Pansy, er würde wärmer halten, würdest du ihn Mal länger als zwei Minuten tragen", murmelte Blaise und schüttelte den Kopf, als die Brünette ein weiteres Mal an dem längeren Ende des Schals zog.

"Er sitzt einfach nicht richtig", grummelte sie, "So ist es kein Wunder, dass ich hier noch erfriere."

Sie erntete ein Augenrollen von ihrem Begleiter und seufzte: "Wieso muss es im Winter auch so kalt sein?"

"Weißt du, ich glaube das liegt an einem einzigen Fakt..."

Blaise war inzwischen in der Eingangshalle angekommen und machte eine ausladende Bewegung in Richtung des offenen Eingangsportals. "Es ist Winter", verkündete er fachmännisch.

"Das sehe ich."

Pansy schnaubte und steckte vorsichtig ihre Nase aus der Tür, nur um sie einen Sekundenbruchteil darauf zitternd zurück in die zumindest mäßig warme Eingangshalle zu ziehen.

"Weißt du was ich nicht verstehe?" fragte sie, während sie sich die Hände rieb um sie wieder aufzuwärmen.

"Wieso Draco dich nicht sofort heiratet?" Der Slytherin lächelte böse, bezahlte die Frechheit allerdings augenblicklich mit einem leisen Schmerzenslaut. Pansy hatte ihm den Ellenbogen in die Rippen gestoßen.

"Das auch", gestand sie seufzend, "aber eigentlich rede ich von den Kleinen da draußen. Sie rennen stundenlang durch den Schnee und ihnen wird einfach nicht kalt. Dabei tragen die Mädchen kaum dickere Sachen als ich."

Alleine der Gedanke brachte das Mädchen wieder zum Zittern.

"Weißt du, ich glaube die Lösung liegt im Rennen. Würdest du rennen, wäre dir sicher auch wärmer", murmelte Blaise nachdenklich. Ohne ihm zu antworten steckte Pansy ein weiteres Mal den Kopf aus der Tür, in das bunte Schneetreiben.

"Meinst du wirklich?" fragte sie leise.

Die Kinder, die gerade vorüber liefen, sahen wirklich nicht so aus, als würden sie in irgendeiner Form frieren. Im Gegenteil. Einige schienen richtig gehend vor Wärme zu glühen.

'Vielleicht hat Blaise ja recht', dachte sie, während sie nach der kalten, weißen Masse griff, die auf einem der Mauersteine gelegen hatte. So langsam kam ihr eine Idee, wie sie sich aufwärmen konnte.
 

"Wäre wohl log-" Noch bevor Blaise den Satz beenden konnte, sah er den Schneeball auf sich zu rasen, der promt gegen seine Schulter klatschte, ohne das er dagegen etwas hätte tun können. Völlig verblüfft starrte er sie an.

"Pansy?"

Eine skeptisch erhobene Augenbraue brachte das Mädchen dazu, endgültig durch die Tür nach draußen zu schlüpfen. Sie schaute unschuldig und hob die Hände.

"Was denn?" flötete sie und nahm die Beine in die Hand, denn der Slytherin hatte die Verfolgung bereits aufgenommen.

In einer halsbrecherischen Jagd über Stock und Stein, rannten sie über das Gelände. Mitten hindurch durch die wohl organisierte Schneeballschlacht der zweiten Jahrgänge von Gryffindor und Ravenclaw.

Mit vollem Tempo kämpften sie sich durch die Reihen - wenn gleich nicht ohne diverse Schneekugeln ab zu bekommen. Sie rannten um Hagrids Hütte herum, prallten beinahe gegen die laut lachenden Weasley-Zwillinge und liefen dann in Richtung See und stoppten erst, als ihnen entgültig die Luft ausging.

"Weißt du was?" japste Pansy, während sie einige Hufflepuffs beobachtete, die gerade die den Brustbereich eines Schneemanns auf seinen Unterleib zu heben versuchten, was aber irgendwie nicht richtig gelingen wollte.

"Nein", kam die reichlich knappe Antwort ihres Hauskameraden. Grummelnd versuchte Blaise seine Haare von den Überresten der Schneeballschlacht zu befreien, die sich hartnäckig überall an ihm abgsetzt hatten und nun langsam zu kaltem, unangenehmen Wasser zerschmolzen.

"Vielleicht ist der Winter doch nicht so schlecht, wie ich immer gedacht habe." Das Mädchen lachte, bevor sie den Kopf schüttelte um ihren Freund mit einem Zauber zu trocknen. Erfrieren lassen konnte sie ihn ja schlecht.

Schließlich konnte sie nicht ahnen, wann ihr wieder kalt werden würde.
 

Draco Malfoy sah kopfschüttelnd aus einem der Fenster der wundervoll, warmen Bibliothek hinaus auf die im Schnee herum tollenden Schüler. Einige Sekunden lang glaubte er Pansy zu erkennen, doch er verwarf den Gedanken daran schnell wieder.

Schließlich wusste er, dass es kaum eine größere Frostbeule gab als sie. Abgesehen vielleicht von Blaise Zabini.

Er seufzte genervt und wandte sich wieder seinem Buch über "Vampirismus" zu.

"Wie kann man nur so kindisch sein?" fragte er seine ständigen Begleiter Crabbe und Goyle ohne den Blick von den Seiten zu nehmen und bemerkte nicht wie die beiden mit sehnsüchtigen Blicken nach draußen starrten. Wie gerne hätten sie in diesem Moment einen Schneeengel in dem wundervollen Weiß hinterlassen.
 

Ende

Augenblicke

Es gibt Momente im Leben, da scheint die Zeit still zu stehen. Minuten werden zu Stunden und Sekunden zu Minuten. Alles scheint sich in die Länge zu ziehen, wie ein alter Kaugummi. Man weiß nicht wann wieder so ein Moment auf einen zu kommt. Es kann ganz plötzlich geschehen, ohne jede Vorwarnung oder man wartet ewig auf diesen Augenblick und nichts geschieht.

Für Lucius Malfoy war gerade ein solcher Moment. Auch er hatte ihn nicht erwartet, war blind in die Situation hinein gerutscht und nun stand er mitten in der Bibliothek von Hogwarts, hinter einem besonders großen, dunklen Eichenregal, in dem die Bücher zum Thema Verteidigung gegen die dunklen Künste lagerten und war in diesem Augenblick gefangen, der gerade dabei war sich zur Ewigkeit auszudehnen. Er konnte die Risse in dem dick verstaubten, lilafarbenen Teppich erkennen, dessen Muster ihm noch nie zuvor aufgefallen war. Auch roch er plötzlich die alten, vergilbten Bücher, die in den Regalen auf einen weiteren Leser warteten, der unachtsam an den Seiten ziehen und ein weiteres Strichmännchen auf das stark beanspruchte Papier kitzeln würde, so wie Generationen vor ihm und vermutlich auch noch nach ihm.

In der Luft hing das leise Gemurmel der anderen Schüler, die er von seinem Standort zwischen den Regalen nicht sehen konnte. Allerdings legte er darauf auch keinen großen Wert. Der einzige Mensch, der ihn interessierte, stand, den Rücken gegen das Regal mit den dicken Wälzern gelehnt, direkt vor ihm. Der leichte Geruch nach Sandelholz, der von ihr ausging, mischte sich mit dem der alten Bücher, ergab eine neue, unbekannte Note, die ihren ganz eigenen Reiz auf ihn ausübte.

Durch eines der großen Fenster fiel grelles Sonnenlicht, das sich in ihrem Haar verfing und ein eigentümliches Glänzen erzeugte, das ihn an ein Meer aus Gold erinnerte. Blaue Augen fixierten ihn mit einem unbestimmbarem Blick, sahen aber eilig weg, als er sie näher mustern wollte. Narcissas Haare fielen ihr ins Gesicht und sie wirkte entspannter, als sie sonst in der Gegenwart ihrer Hauskameraden war.

All diese Erkenntnisse prasselten gleichzeitig auf ihn ein, drohten sein Gehirn zu überlasten und fügten sich ganz plötzlich zu einem nahe zu perfekten Ganzen.

Als er sich nach vorne beugte, spürte er sowohl das Kratzen des Baumwollstoffes seines Hemds am Hals als auch die feine Seide ihres Halstuchs, das eigentlich an dieser Schule nicht erlaubt war, aber von dem Mädchen dennoch getragen wurde. Einer Black konnte und durfte man in ihren Augen nichts verbieten.

Eine ungewohnte Wärme breitete sich aus, brachte ihn zum Schwitzen und ließ ihn an den Winter denken, der gerade im Begriff war dem Frühling zu weichen. Vor dem Fenster schmolzen gerade die letzten Schneewehen und die ersten Frühlingsblumen steckten verschlafen ihre Köpfe aus dem Boden.
 

"Lucius?" Ihre Stimme brachte ihn zurück und ließ ihn stocken. Wieder versuchte er Blickkontakt herzustellen, doch das Mädchen blickte zu Boden. Sie schwieg. Es war kein unangenehmes Schweigen, mehr eines das auf einem stillen Einverständnis aufbaute. Ob sie die Welt gerade genauso wahrnahm wie er? Lucius wusste es nicht und eigentlich wollte er es gar nicht wissen.

Er wollte den Augenblick auskosten, ohne ein störendes Wort.

Madam Pince, die Bibliothekarin, lief an ihnen vorbei, ohne den beiden Slytherin einen Blick zu schenken. Für sie waren nur die Bücher von Bedeutung, so schien es Lucius, sonst nichts. Ein beinahe trauriges Leben in einer eigenen Welt, zu der kein Mensch den Schlüssel zu besitzen schien. Kaum war sie hinter den Regalen verschwunden, beugte er sich wieder vor. Er konnte die Sonne auf seinem linken Arm spüren, als er sich an dem hohen Regal hinter dem Mädchen abstützte, um das Gleichgewicht zu halten. Unter seinen Fingern spürte er das raue Holz des Regals. Wie viele Schüler wohl vor ihm über die Oberfläche gestrichen hatten? Wenn er nicht vorsichtig war, würde ein Splitter den Augenblick zunichte machen. Narcissa würde sich schrecklich aufregen und er würde ewig an einem schmerzenden Finger leiden. Keine sonderlich ansprechende Alternative für ihn. Der Geruch von Sandelholz überlagerte den der Bücher inzwischen deutlich und vereinnahmte seine Sinne zunehmend stärker. Seine Kleidung raschelte leise als er sich bewegte. Die Haare fielen ihm ein wenig störend ins Gesicht und verschleierten die Umgebung. Plötzlich schien alles hinter einem goldenen Vorhang zu verschwinden, was sich ihm eben noch in das Gedächtnis eingebrannt hatte. Wortlos strich er ihn zurück, wollte den Anblick vor sich nicht aufgeben, der ihn so sehr an einen Engel erinnerte. Wenn er ganz still war, konnte er Narcissas Atem hören. Langsam und gleichmäßig. Beinahe einschläfernd. Ein eigenwilliger Rhythmus.

Staubteilchen tanzten um sie her, setzten sich auf sein Hemd und ihre Bluse, fielen fast wie Regen auf die dicken Bücher, stoben von dort wieder auf und tanzten einen weiteren ihrer eigentümlichen Tänze in der lichtdurchtränkten Luft.
 

Er näherte sich noch ein wenig. Nun konnte er die einzelnen Haare in ihrer ordentlich gestalteten Frisur erkennen. Jedes schien einen anderen Goldton sein eigen zu nennen. Völlig unterschiedlich und doch ergaben sie ein großes, strahlendes, wunderschönes Ganzes. Er schluckte leise, als er bemerkte, dass er sie angestarrt hatte. Wie unhöflich. Hoffentlich nahm sie ihm das nicht übel. Das Mädchen konnte – das hatte er schon bemerkt - ausgesprochen nachtragend sein.

Trotzdem ließ er seine Gedanken weiter schweifen, spürte ihre Wärme und auch wenn er sich lieber nicht zu sehr darauf konzentrieren wollte, konnte er ihren Körper durch die Stoffbahnen spüren.

Ein Atemzug folgte dem anderen, schien plötzlich drückend zu werden, forderte ihn auf den Augenblick gehen zu lassen. Weiter zu machen und Neues zu entdecken. Die Forderung zu Handeln wurde lauter und lauter. Selbst die tanzenden Staubteilchen schienen plötzlich nur noch diese Botschaft zu kennen und so beschloss Lucius dem allgemeinen Zwang nachzugeben.
 

Zögerlich schloss er den letzten Abstand zwischen ihnen und legte seine Lippen auf die des Mädchens. Er wusste, egal wie wundervoll der Augenblick auch war, man konnte die Zeit nicht anhalten und auch der schönste Moment musste irgendwann vergehen. Das einzige was man tun konnte, war ihn möglichst genau aus zu kosten, um aus einem flüchtigen Augenblick eine Erinnerung zu machen, die vielleicht einmal ausgesprochen wertvoll sein konnte.
 

Ende

Eine Box voll ...

"Was ist denn das?"

Neugierig zeigte Ron Weasley auf einen bunten Karton, der auf einem Fensterbrett in einem besonders belebten Gang, nicht weit von den Unterrichtsräumen für Verwandlungen stand.

"Der gehört sicher Jemandem", mischte sich augenblicklich Hermine ein, die ihre Nase bis eben in einem dünnen Notizbuch gehabt hatte.

Mit einem leisen 'Plopp' schloss sie das Heft und schaute sich neugierig um.

"Hallo?!" Rief sie laut den Gang hinab, so dass sofort diverse Köpfe zu ihr herumwirbelten. "Vermisst hier Jemand einen gelb-blau- gepunkteten Karton?" Die Hexe deutete auf den Fund, doch niemand antwortete auf ihre Frage. Mehrere Minuten vergingen, in denen Hermine ihre Anfrage mehrfach wiederholte. Doch keiner der Schüler meldete sich auf ihre Rufe hin.
 

"Vielleicht sollten wir rein schauen", schlug Ron gelangweilt vor, als die Anfrage zum vierten Mal unbeantwortet geblieben war.

"Was?! Aber das können wir doch nicht machen. Vielleicht ist etwas persönliches darin."

"Eben darum ja", murrte Ron genervt und griff nach dem Karton um ihn zu schütteln.

"Ronald Weasley! Es könnte kaputt gehen!" Hermine wollte nach der Box greifen, doch ihr Freund hielt sie in die Luft, so dass sie sie nicht erreichen konnte.

"Es ist ziemlich leicht", stellte er fest und amüsierte sich sichtlich über Hermines Versuche den Gegenstand zu erreichen. "Sag Mal, wenn sich niemand meldet, dann können wir es doch behalten, oder? Ich meine, wer es findet-"

"Dem gehört es." Ron spürte, wie ihm der Karton plötzlich aus den Fingern glitt. Hermines Gesicht - in der Bewegung erstarrt - ließ ihn nichts Gutes ahnen, als er sich auf dem Absatz umdrehte, um in das Gesicht von Gregory Goyle zu schauen, der den kostbaren Fund so eben an den Wortführer, Draco, das Frettchen, Malfoy,weiter reichte.
 

"Danke", sagte dieser mit einem fiesen Grinsen und prüfte skeptisch das Gewicht des bunten Gegenstandes.

"Malfoy! Gib das sofort zurück! Das gehört dir nicht!" Hermine hatte die Hände in die Hüften gestemmt, wie Ron es sonst nur von seiner Mutter kannte. Offensichtlich wollte sie das Fundstück nicht kampflos aufgeben.

"Dir aber auch nicht, Schlammblut."

Draco schnaubte abfällig, als Gregory sich zwischen ihn und Ron schob, der kaum hatte er das Schimpfwort gehört, versuchte auf ihn los zu gehen.

"So berechenbar", murmelte der Blonde und wollte seinen Weg fortsetzen. Das Hermine inzwischen ihren Zauberstab gezückt hatte, hatte er nicht bemerkt, so dass ihn der Zauber völlig unvorbereitet traf. Draco stolperte und landete mit einem Schmerzenslaut auf dem dunklen Steinboden. Aus den Augenwinkeln konnte er Hermines Schuhe erkennen, die in sein Blickfeld traten und dicht vor ihm zum Stehen kamen,

"Die nehme ich", verkündete die Hexe und griff nach der inzwischen leicht verbeulten Schachtel. Irgendwo hinter sich konnte Draco Ron jubeln hören, als das Mädchen den Rückzug antrat. Aber er wollte sich noch nicht geschlagen geben. Noch hatte er ein As im Ärmel. Zielsicher schloss sich seine Hand um das Bein seiner Gegnerin, die promt ebenfalls Bekanntschaft mit dem Boden machte.

"Das war wohl nichts." höhnte Draco, als sich seine Finger wieder um das zerknautschte Objekt schlossen. "Goyle, wir gehen!"
 

Mit stolz erhobenen Haupt machte er einige Schritte den Gang hinunter, aber noch bevor sein Handlanger zu ihm aufschließen konnte, wurde ihm das Paket ein weiteres Mal entrissen.

"He!" wütend wollte er das Objekt seinem Gegner ein weiteres Mal entreißen, doch plötzlich stutzte er. Vor ihm stand gar nicht Granger.

Große Augen glubschten ihn unschuldig an, doch Dracos Blick klebte an einer Kette aus alten Korken, die der Störenfried, ein blondes Mädchen, um den Hals trug.

"Du hast es gefunden", flüsterte eine verträumte Stimme. Eine Feststellung, keine Frage.

"Ähm, scheint so." Unter dem seltsamen Blick fühlte er sich zunehmend unwohl. Das Mädchen, offensichtlich eine Ravenclaw, war - da war sich Draco sicher - völlig verrückt. An ihren Füßen hatte sie bunt-gestreifte Socken, die eindeutig nicht zusammen gehörten. von Schuhen keine Spur. In ihren Haaren steckte ein länglicher Stab und an den Ohren hatte sie etwas, was ihn verdächtig an die Art von Gemüse erinnerte, dass ihm seine Mutter auf den Teller zu legen pflegte, nur damit er es heimlich auf dem seines Vaters abladen konnte, sobald dessen Gesicht hinter dem aktuellen Tagespropheten verschwunden war.

"Ich hatte gehofft, dass ich sie wieder finde", murmelte die Ravenclaw, während sie das Paket kräftig schüttelte.

"Hallo Luna." Unbemerkt waren auch Ron und Hermine näher gekommen.

"Was ist denn das für ein Paket? Hat es dir dein Vater geschickt?" fragte Ron neugierig, während seine Freundin nur die Augen verdrehte. Von Luna Lovegood erwartete Hermine einfach keine sinnvolle Antwort.

Aber Luna wusste wie immer zu überraschen:

"Nein." Kurz und präzise kam das Wort über die Lippen des Mädchens und auch die fragenden Blicke der Anwesenden brachten sie nicht dazu das Ganze weiter auszuführen.

"Was ähm- Was ist denn da drin?" wollte der Gryffindor, trotz eines bösen Blickes von Hermine, wissen.

"In dieser Box?"

Luna legte den Kopf schief und klimperte dabei leise mit ihren Kronkorkenketten.

"Ja, in dieser Box" bestätigte Draco die Aussage, noch bevor er richtig darüber nachgedacht hatte. Jetzt wollte er auch wissen, was ein Freak wie 'Loony' in einer bunt-gepunkteten Kiste im Gang vergaß.

"Du musst es nicht sagen, wenn du nicht magst." widersprach Hermine den Jungs augenblicklich und lächelte verständnisvoll.

"Nun, wenn es euch so sehr interessiert, verrate ich es euch. Aber es ist geheim."

Die Blonde sah sich verschwörerisch nach allen Seiten um und winkte die Anderen näher heran. Dann lächelte sie unergründlich und erklärte:

"Macht sie ruhig auf."

Seufzend griff Hermine nach der bunten Box. Sie war inzwischen derart zerquetscht, dass der Deckel sich kaum abnehmen lassen wollte. Nach einigen Versuchen hob sie ihn aber trotzdem von dem unteren Teil des Kartons und starrte hinein.

"Aber Luna", flüsterte sie, "hier ist ja gar nichts drin."

Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Blonde ein wenig enttäuscht. Doch als sie das Wort ergriff, war davon schon nichts mehr zu erkennen:

"Die Nargel lieber bunte Kisten. Aber anscheinend wollten sie hier kein Nest bauen."

Luna zuckte mit den Schultern, was ein weiteres Klimpern erzeugte und hüpfte fröhlich von dannen. Die Box voller Nargel war für sie schon vergessen. Zurück blieben zwei entgeisterte Gryffindor und ein wütender Slytherin, der sich ernst zunehmend zu fragen begann, was wohl ein Nargel sein könnte.
 

Ende

Halloween

Es war ein kühler Herbstnachmittag in der britischen Grafschaft Derbyshire, nahe des Ortes Chesterfield. Das Waldstück, über dem eine alte Burg thronte, war bereits bunt verfärbt und das herabgefallene Laub bedeckte die Wege und Pfade, die sich unregelmäßig durch den Wald schlängelten. Ein einsamer Wanderer erklomm langsam aber stetig den Weg in Richtung Burg. Er hielt in regelmäßigen Abständen an und blickte in das Tal hinab, als würde er auf etwas warten.

"Lucius! Warte doch!" Eine bittende Stimme schallte durch den Wald und schlagartig war auch der letzte Vogel verstummt.

Narcissa Black lief, so schnell sie es sich mit ihrem langen Kleid zutraute, den Weg hinauf, japste ein wenig und kam schließlich neben dem Gerufenen zu stehen. "Willst du mir nicht endlich erklären, was wir hier wollen? Mutter wird ausrasten, wenn sie bemerkt, dass ich nicht mehr auf der Halloweenparty bin."

Ihr blonder Begleiter strich sich eine Haarsträne aus dem Gesicht, bevor er ihr für den weiteren Aufstieg den Arm anbot.

"Eben darum sind wir hier", begann er die Erklärung, "Es ist Halloween."

Das Mädchen schaute verwirrt, während sie langsam einen Schritt vor den Anderen setzte. Sie war weniger für eine Wandeung, als für eine Party gekleidet, was man besonders gut an ihren hohen Schuhen erkennen konnte, mit denen sie mühsam versuchte den Weg in einer einigermaßen brauchbaren Zeit zurück zu legen. Ihr langes Kleid verfing sich mehr als einmal in Ästen und Zweigen, die auf den Weg ragten und der untere Saum war von dem feuchten Waldboden bereits grau-braun eingefärbt.

"Das verstehe ich nicht", murrte sie leise und verlieh ihrer Aussage durch den passenden Gesichtsausdruck Nachdruck. "Ich dachte du freust dich auf Halloween und dann holst du mich von unserer Party weg um mit mir per Postschlüssel in diese Einöde zu reisen. Was hast du vor? Mir kannst du es doch verraten." Bittende blaue Augen musterten den jungen Mann, welcher ihr mit einem Seufzen nachgab.

"Nach gut ich erkläre es dir, aber du darfst nicht lachen."

Inzwischen waren sie am Burgtor angekommen und Lucius stoppte wieder, dieses Mal um die Atmosphäre der Burg in sich aufzunehmen. Dennoch entging ihm das zaghafte Nicken seiner Begleitung nicht.

"Das hier ist Bolsover Castle", begann er die Erklärung, "Ich habe lange nach einem Ort wie diesem gesucht, meine Liebe."

"Wie? Du willst in diese Ruine einziehen?!"

Narcissa starrte ihn entsetzt an. Sie wollte nicht in einem alten, kühlen, miefigen Gebäude leben, dass mitten in einem unheimlichen Wald lag und weit und breit nicht die geringste Verbindung zur Stadt, mit all ihren Geschäften und Ablenkungen bot.

"Nein, will ich nicht", widersprach er ihr lächelnd. Ihr Gesichtsausdruck war wirklich zu komisch gewesen. "Es ist Halloween", begann er einen neuen Erklärungsansatz, "Da sollte man sich eigentlich gruseln, nicht wahr?"

Ein wenig zaghaft stimmte das Mädchen ihm zu. Eigentlich mochte sie den Gruselaspekt dieses Festes nicht besonders.

Lucius zückte seinen Zauberstab, um das große Burgtor aufzusperren, setzte dann aber seine Erklärung fort. "Die Plastevampirzähne und die Gummiknochen, die deine Eltern im Haus verteilt haben, sind beim besten Willen nicht sehr gruselig. Das hier aber schon. Siehst du, die Sonne geht schon unter. Gleich ist es dunkel und wir sind hier allein in einem Spukschloss."

Er hatte die letzten Worte nur noch gehaucht, doch Narcissa hatte ihn mehr als nur genau verstanden.

"S-Spukschloss? Lucius, wenn du Geister sehen wolltest, wieso sind wir dann nicht nach Hogwarts gereist. Die Geister sind wenigstens nett." Die Spukschlossansprache hatte ihr sichtlich Angst gemacht und sie lehnte sich etwas mehr an ihren Begleiter, der sie mit sanfter Gewalt in den Burghof schob.

"Die Frage hast du eigentlich schon selbst beantwortet", versicherte er leise, "Die Geister in Hogwarts sind nett. Du weißt, wie sie reagieren werden. Das ist doch nicht gruselig. Hier dagegen gibt es einen ganzen Haufen seltsamer Erscheinungen." Seine Augen trahlten unternehmungslustig und Narcissa ahnte, sie würde ihn nicht umstimmen können. Ängstlich und mehr als bemüht, Lucius nicht aus den Augen zu lassen, sah sie sich im Burghof um. Die hohen Wehrgänge wirkten schützend und bedrohlich zu gleich und Narcissa fühlte sich kurz in eine andere Zeit versetzt. Eine Zeit voller Koboldkriege und mangelnder Hygiene.

Angewidert verzog sie das Gesicht zu einem stummen Protest.

"Riechst du das?" ,murmelte sie leise und Lucius schnüffelte überrascht.

"Das riecht wie Entenbraten", stellte er fachmännisch fest.

"Entenbraten?" Narcissa konnte ein Lachen nicht verkneifen. "Die Küche hier steht bestimmt schon hundert Jahre still. Wer sollte hier einen Entenbraten zubereiten?"

"Nun, vielleicht die da?"

Narcissa sah in die Richtung, in die Lucius gezeigt hatte und erblickte eine junge Frau, die sich ängstlich umsehend in Richtung eines der Eingänge rannte. In den Armen ein in Lumpen gehülltes Bündel.

"Komm! Das schauen wir uns an!"

Das Mädchen konnte nicht einmal mehr protestieren, da wurde sie auch schon von Lucius zu der Tür gezerrt, hinter der das junge Mädchen so eben verschwunden war. Er öffnete die Tür mit einem weiteren Zauber, die knarrend nachgab und den Blick auf die völlig verängstigte Frau freigab, die so eben die Ofentür geöffnet hatte.

Obwohl der Ofen gewiss nicht mehr genutzt wurde, brannte ein helles Feuer darin. Narcissa konnte die abgestrahlte Wärme bis zur Tür spüren. Die Fremde starrte ihnen mit vor Angst verzerrtem Blick entgegen, so als wäre sie gerade von Jemandem ertappt wurden.

"Wir tun ihnen nichts", versuchte Lucius die Frau zu beruhigen, doch diese reagierte gar nicht. In panischer Angst warf sie das Bündel, das sie bis eben noch an ihre Brust gedrückt hatte in die Flammen.

Ein entsetzlicher Schrei eines Säuglings erklang und jagte Narcissa kalte Schauer über den Rücken. Automatisch klammerte sie sich an ihren Begleiter, der beinahe genauso geschockt wie sie auf den Ofen starrte. Die fremde Frau war, kaum das der Schrei verklungen war, verschwunden ebenso wie die zerstörerischen Flammen.
 

Es dauerte eine Weile bevor sich die Beiden blass und verunsichert ansahen. Narcissa zitterte immer noch. Diese Erscheinung hatte sie wirklich geschockt.

"L-Lucius? Können wir bitte gehen?" bat sie.

Der Blonde nickte nur und zog sie langsam aus der alten Küche hinaus in den Hof.

"Weißt du Cissy, wenn ich es mir Recht überlege, sind Plastezähne und Gummiknochen doch sehr Stimmungsvoll", gestand er leise.
 

Ende

Und der Gewinner ist...

"He Snape!"

Severus, der bis eben in einer Ecke des Gemeinschaftsraumes gesessen hatte, zuckte zusammen, als er seinen Namen so laut durch den fast leeren Raum schallen hörte. Der stille Slytherin hatte nicht viele Freunde, da er seit dem ersten Schuljahr das Lieblingsopfer der Herumtreiber, einer Gruppe von Schülern, war, durch welche er ständig in Schwierigkeiten geriet.

"J-Ja?"

Verunsichert sah er auf und stellte sich dem, was kommen würde. Ein schwarz haariger Junge in teurer Kleidung eilte auf ihn zu und ließ sich, als wäre es ganz selbstverständlich auf den Platz neben ihn fallen.

"Du bist Severus Snape?" fragte er noch einmal, während sein Blick ihn von oben bis unten musterte. Besonders bei seinen Haaren verzog sich das hübsche, eben mäßige Gesicht. Severus hatte mit dem Jungen, der wohl in einem der unteren Jahrgänge war, noch nie gesprochen, aber irgendwie kam er ihm bekannt vor. Wahrscheinlich war er reich, verzogen und es war sinnvoll ihm zuzuhören. Er antwortete: "Ja, bin ich."

"Sehr gut." Der Junge schlug gekonnt die Beine übereinander, bevor er erklärte: "Ich habe gehört, du bist die beste Adresse, wenn ich einen Trank will, den man nicht in die Schule schmuggeln kann. Also wirst du mir einen brauen."

Für den Bruchteil einer Sekunde war Severus versucht, dem Jüngeren das arrogante Lächeln aus dem Mund zu schlagen, oder wenigstens abzulehnen, doch seine Erfahrung mit den Slytherin sagte ihm, dass es klüger war mehr als eine Sekunde an den arroganten Jungen zu verschwenden.

"Und für wen soll ich etwas brauen?"

Das Lächeln in dem hochmütigen Gesicht verschwand, so als könnte der Kleine kaum glauben, dass es Jemanden in seinem Haus gab, der ihm nicht sofort die Füße küsste. Er kräuselte die Lippen und ließ sich den Namen förmlich auf der Zunge zergehen.

"Black, Regulus Arcturus Black." Er reckte das Kinn in die Luft, als wollte er noch größer und wichtiger erscheinen. Jetzt wo der Name gefallen war, glaubte Severus einige Ähnlichkeit zwischen dem Kleinen und Sirius Black - seinem ewigen Feind - zu erkennen.

"Und was soll ich Regulus Arcturus Black brauen? Und wieso sollte ich es tun?" Der Gedanke an Sirius brachte ihn dazu noch stärker in Erwägung zu ziehen, einfach abzulehnen. Mit den Blacks wollte er wirklich nichts zu tun haben. Allerdings war selbst dieser Junge ein Black und damit mächtiger, als es sich Severus in seinen kühnsten Träumen ausmalte. Zumindest wenn er dem allgemeinen Gerede glauben schenkte. Obwohl, wenn er den Jungen so betrachtete, glaubte er nicht wirklich an die Gefährlichkeit des Kleinen.

"Ich will einen Trank der dafür sorgt, dass ich das Quidditchspiel gegen Gryffindor gewinne", rückte der Kleine mit der Sprache heraus, kaum das er sich noch einmal vergewissert hatte, dass niemand mithörte. "Ich kann dafür bezahlen."

Eine goldene Galleone blitzte verschwörerisch in der Hand des Jungen und Severus war wirklich für einen Moment sprachlos.

"Wie stellst du dir das vor? Ich kann keinen Trank brauen, den du trinkst und schon sagt der Stadionsprecher: 'Der Gewinner ist Regulus Black.' Das geht einfach nicht. Ich meine- Ich weiß nicht Mal welche Position du spielst. Darfst du überhaupt schon spielen?"

Severus glaubte sich erinnern zu können, dass Erstklässler im Team gar nicht aufgenommen werden durften, doch das Schmollen des Jungen sagte ihm, dass er offensichtlich falsch lag und ihn darüber hinaus in seiner Ehre gekränkt hatte. Severus seufzte leise, als das Donnerwetter los ging.

"Ich bin im vierten Jahrgang und ich bin Sucher von Slytherin du ungebildetes Schl-" Anscheinend wollte Regulus noch immer diesen absurden Trank von ihm und hielt sich aus diesem Grund mit den Beleidigungen zurück. Als hätte er es nicht gewusst, setzte der Kleine wieder an:

"Ich möchte, dass du einen Trank braust, der meine Sehstärke verbessert. Die eines Falken wäre toll. Dann mache ich Potter fertig und wir gewinnen in diesem Jahr die Meisterschaft. Was sagst du?" Scheinheilig lächelnd musterte der Jüngere Severus und dieser seufzte ein weiteres Mal. Dieser Trank war theoretisch sogar machbar.

"Ich habe die Zutaten schon da. Du musst ihn nur brauen. Bitte, es wird sehr nützlich für dich sein. Ich kann dir jeden Wunsch erfüllen." Graue Augen blickten, strotzend vor Selbstsicherheit zu ihm.

Insgeheim jedoch ahnte Severus bereits, dass er keine Wahl hatte. Würde er ablehnen, würde der Kleine ihn für die Niederlage verantwortlich machen, was bedeutete, dass zusätzlich zu den Gryffindor auch die Slytherin sein Leben schwerer machen würden, als es nötig war. Sagte er hingegen zu, konnte er auf die Dankbarkeit eines Blacks zählen. Vielleicht würde der Kleine sogar seinen Bruder dazu bringen ihn in Ruhe zu lassen. Er hatte keine Wahl. Er musste das Angebot einfach annehmen. Die Falle war bereits zugeschnappt und er saß mitten drin.

"Also gut", murrte er, "Aber nur unter einer Bedingung. Du wirst mir den nächsten Monat Gesellschaft leisten."

Der Jüngere schaute verwirrt, schien Severus nicht zu verstehen, schlug aber zuletzt doch ein. Natürlich ahnte er nicht, dass Severus ihn dafür benutzen wollte, um an Kontakte zu den alten, reinblütigen Familien zu kommen. Warum auch? Regulus hatte sicher in seinem ganzen Leben nichts dafür tun müssen, um an Macht und Einfluss zu gelangen. Er war damit geboren wurden. Ein leichtes Lächeln erschien auf Severus Gesicht, als er seinen schweren Kupferkessel auspackte und begann die Zutaten vorzubereiten.
 

Das Spiel war erst kurz geführt wurden, als Regulus Black auf den Schnatz zuraste. Der Trank hatte ihm einen großen Vorsprung verschafft. Siegessicher schloss er die Finger um den goldenen Schnatz und badete in dem Jubel der Zuschauer.

"Und der Gewinner ist Slytherin!" Die Kommentare des Stadionsprechers gingen beinahe in den Rufen der Slytherin unter. Strahlend und von Anhängern umringt genoss Regulus seinen großen Tag. Während er auf ihren Schultern zum Slytheringemeinschaftsraum getragen wurde, warf er Severus einen Blick zu. Er war tatsächlich erschienen und ab morgen würde Regulus seine Schulden bei ihm abbezahlen. Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, innerlich begann er sich bereits zu fragen, ob dieses Opfer den Sieg wirklich wert war. Er würde viel Zeit mit Snape verbringen müssen und sein Ruf war beinahe so schrecklich wie seine Frisur. Vielleicht hätte er lieber ehrlich spielen sollen. Schließlich war er gut. Er hätte gewinnen können und er würde es allen beweisen. Beim nächsten Spiel. Er konnte nicht ahnen, dass der erlogene Sieg der einzige seines Lebens bleiben würde.
 

Ende

Abgründe

Ein schummriges Licht erhellte die düstere Kerkerwand, an der, gefesselt mit schweren Eisenketten, ein menschliches Wesen hing. Es bewegte sich kaum, doch das laute, ungleichmäßige Atmen verriet Regulus, dass es nicht tot war. Der Geruch von Angst lag in der Luft. Nicht das Regulus wirklich wusste, wie Angst roch, aber den Erzählungen seines Vaters nach, war es eben dieser Gestank nach Exkrementen und Schweiß. Am liebsten wäre er sofort umgedreht, doch er ahnte, dass er das nicht machen konnte.

Stolz hatte ihn seine Cousine hier her geführt, hatte ihm etwas Wundervolles versprochen, doch der Junge wusste nicht, ob er es wirklich noch sehen wollte. Ängstlich blickte er sich zu Bellatrix um, in deren dunklen Augen, eine Energie zu sprühen schien, die er noch nie bei ihr gesehen hatte.

"Wollen wir beginnen?" hauchte sie glücklich, während sie den Muggel von oben bis unten betrachtete.

Ihre Stimme triefte vor Hohn, als sie sich an ihr Opfer wendete: "Na, wie ist es in seiner eigenen Scheiße zu stehen? Komm näher Regulus. Sieh dir an wie dieses Schwein sich eingesaut hat. Erbärmlich."

Nur zögernd trat der Junge näher an das unglückliche Geschöpf heran. Irgendwo in seinem Hinterkopf stellte er sich die Frage, was der Muggel, der sicher bereits seit Tagen hier hing und ohne Licht und Nahrung vor sich hin vegetierte, sonst hätte tun sollen, doch er wagte nicht die Frage auszusprechen.

"Es stinkt", murmelte er stattdessen angewidert und entlockte Bellatrix ein wahnsinniges Lachen.

"Ja, das tut es, aber so ist das, wenn man sie sich aufhebt. Frisch sind sie besser. Unverbrauchter. Das wirst du noch lernen."

Regulus nickte. Wollte er das wirklich lernen? Wollte er Menschen derart erniedrigen?

"Das Wichtigste beim Foltern ist", begann seine Cousine gerade, "dem Opfer die Geräte vorher zu zeigen. Die Angst vor dem was kommen wird, wird so unerträglich. Bei jedem Schmerzensschrei wird er ahnen, dass es nur noch besser werden kann!"

Sprühend vor Energie begann sie irgendwelche Dinge zusammen zu suchen. Regulus entsetztes Gesicht hatte sie übersehen. Eigentlich hatte sie ihren Schüler schon ganz vergessen. Foltern war Bellatrix Leidenschaft. Sie konnte Stunden in den düsteren Kerkern verbringen und nahm an, dass es jedem in ihrer Familie genauso gehen müsste, doch Regulus, der stets behütet und umsorgt wurde, war deutlich empfindsamer als seine Cousine. Bereits beim Betreten des Kerkers hatte er eine flaue Übelkeit im Magen gespürt und nun, als er vor dem Opfer stand, seine Angst riechen konnte und das erste Mal in seinem Leben einem Muggel in die Augen sah, begann er sich ernsthaft zu fragen, ob er das Richtige tat.
 

Sirius hatte ihn gefragt mit welchem Recht er über Lebewesen urteile. Hatte ihn so komisch angesehen und langsam fragte sich der Junge ob sein Bruder - der Blutsverräter, der von nichts eine Ahnung hatte - vielleicht sogar Recht gehabt hatte. Vielleicht hätte er doch einen Moment länger zuhören sollen. Hätte ihn den Satz beenden lassen sollen, anstatt an ihm vorbei zu stolzieren und ihm über die Schulter zu zu rufen, dass er ihn nicht in irgendwelchen Gassen abfangen solle. Plötzlich tat es Regulus Leid nicht hingehört zu haben. Doch er wusste, dass es zu spät war. Er würde Sirius nicht finden, selbst wenn er sich, sobald er aus diesem Kerker heraus kam auf die Suche machen würde. Und selbst wenn er ihn ganz wieder erwartend irgendwo in London ausmachen würde - Wieso sollte er ihm zuhören, wo Regulus ihm nicht einmal eine Minute gegeben hatte. Sirius war keine Option mehr. Er wollte und er konnte sich nicht hinter dem Bruder verstecken, den er innerlich so tief verachtete. Während diese Erkenntnis zu ihm durch sickerte, traf ihn bereits die Nächste wie ein Schlag: Er konnte aber auch nicht so werden wie seine Cousine.
 

Zwar hatte er Bellatrix stets geschätzt, doch gerade jetzt, als sie mit einem großen Allzweckmesser vor der Nase des Muggels herum wedelte, war ihm der Glanz in ihren Augen eine Spur zu dunkel. Bellatrix hatte sich verändert und zwar nicht zum Guten. Regulus ahnte, dass es ihr Spaß machte diesen Muggel zu quälen und das sie sich an seinen Schreien erfreute, weil sie ihn leiden lassen wollte - vielleicht für das was die Welt ihr angetan hatte. Was auch immer das auch war, vielleicht auch nur, weil sie völlig verrückt war, aber Regulus wusste, dass er nicht so enden wollte.

Er wollte nicht in irgendwelchen Kerkern stehen und sich über die vergossenen Körperflüssigkeiten eines Menschen freuen, nur um diesen dadurch zu demütigen. Er empfand keinen Spaß dabei, als Bellatrix den wehrlosen Mann mit dem Messer bedrohte, drohend seine Halsschlagader entlang strich und die Spitze vorsichtig über seiner Brust kreisen ließ. Die Angst in den Augen des Mannes brachte ihn höchstens dazu sich seiner Cousine wegen zu schämen, die ihn offensichtlich völlig vergessen hatte. Das hatte er nicht erwartet, als er das dunkle Mal empfangen hatte. Nie hätte er gedacht sich wegen seinen Cousinen schämen zu müssen, die ihn stets so gut behandelt hatten. Kurz erinnerte er sich daran zurück mit ihr und Narcissa Tee getrunken zu haben, als er jünger war. Er erinnerte sich an das Piano, an Feiertage und er spürte, wie ihm wieder übel wurde. Bellatrix hatte Abgründe der menschlichen Seele erreicht, war völlig verrückt geworden. Konnte es wirklich sein, dass ihre Schwester das nicht wusste? Wieso war sie ihr nicht zu Hilfe geeilt, wo es doch offensichtlich war, dass sie einen längeren Aufenthalt auf St. Mungos geschlossener Station benötigte. Hatte sie ihr nicht helfen können? Nein, sie war eine Malfoy. Hätte Narcissa Interesse daran, hätte sie ihrer Schwester St. Mungos kaufen können.
 

Die Schreie des Muggels rissen Regulus aus seinen Gedanken. Bellatrix hatte damit begonnen die Fingernägel ihres Opfers mit einer Zange auszureißen. Beinahe unmenschlich wirkte das Flehen in seinen Ohren, ließ ihn schaudern und der Geruch nach Urin wurde wieder stärker. Regulus spürte, wie sich alles um ihn zu drehen begann.

Er musste hier raus. Sofort!

Ohne ein Wort und ohne einen Blick zurück rannte er zur Treppe. Er fühlte sich verwirrt und ihm war schlecht, schließlich ahnte er bereits, dass diese letzte Erkenntnis nicht nur dem Kerker gegolten hatte.
 

Ende

Auferstehung

Es war eine ruhige Herbstnacht. Das Ministerium für Hexerei und Zauberei, für gewöhnlich ein Ort äußerster Betriebsamkeit, schien verlassen. Die Gänge waren dunkel und nicht eine Menschenseele war in den vielen Büros zu sehen.

Wirklich keine Menschenseele?

Im zweiten Stock, der Abteilung für magische Strafverfolgung, fiel Licht auf den düsteren Gang.

Innen brannten hunderte von Kerzen. Hermine Granger, eine der begabtesten Hexen ihrer Generation, beugte sich über eine weitere Akte und seufzte. Es war kurz vor Mitternacht und die Arbeit wurde einfach nicht weniger. Kurz stockte sie, um sich mit den Fingern die müden Augen zu reiben und leise zu gähnen. Natürlich hätte sie die Arbeit auf den nächsten Tag verschieben und einfach heim gehen können, doch sie tat es nicht. Einmal mehr flüchtete sie sich vor ihren persönlichen Problemen in die Welt der Texte und Bücher.

Gerade hatte sie eine besonders interessante Stelle gefunden. Den Finger unter der Zeile mit den altertümlichen Runen begann sie den alten Text vor sich her zu murmeln. Leise, kaum hörbar formten ihre Lippen die Laute, suchten ihre Augen einen Sinn und begann sie gerade zu verstehen, als ein Knall sie plötzlich aufschrecken ließ.

'Was war das?'

Überrascht und ein wenig verängstigt zückte das Mädchen ihren Zauberstab und lugte aus der Bürotür hinaus in den dunklen Gang. Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, dass der Knall aus einer der unteren Etagen gekommen sein musste. Vielleicht ein Versuch der letzten, noch verstreuten Todesser sich des Ministeriums zu bemächtigen? Eigentlich hielt Hermine den Gedanken für unlogisch, aber nachsehen wollte sie dennoch.

Langsam und so leise wie möglich schlich sie durch die Gänge, dabei stets darauf bedacht, eventuell auftretende Abweichungen vom Normalzustand zu bemerken.
 

Gerade, als sie eine Kreuzung erreicht hatte und zu überlegen begann, in welche Richtung sie am Besten gehen sollte, geschah es. Kalte Arme packten sie von hinten und zerrten sie in eines der Büros. "Loslassen! HILFE!"

Obwohl sie ihren Zauberstab nicht bewegen konnte, zappelte sie nach Leibeskräften und versuchte sich dem eisernen Griff zu entwinden.

"Lass mich los!" rief sie ein weiteres Mal. Gleichzeitig versuchte sie den Fuß des Anderen mit ihrem Schuh zu treffen. Doch das war deutlich schwieriger, als es in diversen Muggelfilmen dargestellt wurde. Auch kratzen und beißen war momentan nicht sonderlich hilfreich, so dass Hermine auf die einzige Methode zurückgriff, die ihr zu ihrer Verteidigung noch blieb: Schreien.

"HILFE! ENTFÜHRUNG! FEUER! EINBR-" Ein Zauberstab drückte sich in ihren Nacken und die junge Frau verstummte.

"So ist's gut. Maul halten! Du kommst mir gerade recht", lachte eine hämische Stimme hinter ihr und Hermine musste schlucken.

"W-Was wollen sie?" Sie versuchte ruhig zu klingen, doch sie war es nicht. Der Fremde drückte ihr noch immer seinen Zauberstab in den Nacken.

"Was soll ich schon wollen? Alles was ihr hier an wertvollem Zeug lagert. Und du führst mich hin. Kapiert?"

Dreckige Finger legten sich um ihren Zauberstab und entrissen ihn ihrer Hand.

"Beweg dich!"
 

Hermine fühlte sich nicht wohl, als sie die verbotene Abteilung betrat. Bislang hatte sie es immer erfolgreich vermieden. Zu sehr steckten ihr die Ereignisse die mit diesem Ort im Zusammenhang standen, noch in den Knochen. Doch jetzt mit einem fremden Zauberstab im Rücken und völlig unbewaffnet, hatte sie keine Wahl. Ihr blieb nur zu hoffen, dass der Räuber von etwas derart abgelenkt wurde, dass sie ihm entkommen konnte. Aber im Augenblick war daran nicht zu denken. Sie spürte die warnende Waffe durch ihre Kleidung und den Atem des Fremden auf ihrer Haut.

"H-Hier gibt es nichts, was sie einfach mitnehmen können", flüsterte sie, als sie eine weitere Tür öffnete.

"Bitte- Es ist nur gefährlich. Sie haben doch inzwischen schon so viel." Mit einem Zittern in der Stimme dachte sie an die Abteilungen für Internationale Magische Zusammenarbeit und Magisches Transportwesen, die sie bereits besucht hatten. Der Sack mit dem Diebesgut musste bereits prall gefüllt sein.

"Ist das so?" fragte die gesichtslose Stimme hinter ihr und sie nickte stumm.

"Wenn das so ist", schnurrte der Fremde, "brauche ich dich nicht mehr." Die Drohung in diesem Satz war so greifbar, dass das Mädchen zu zittern begann. Sie ahnte was dieser Satz für sie bedeuten konnte.

"Eigentlich ist es schade um dich, aber ich kann keine Zeugin brauchen", flüsterte er und der Zauberstab in ihrem Nacken verringerte seinen Druck. Hermine stand der kalte Schweiß auf der Stirn, als sie seine nächste Frage vernahm:

"Letzte Worte?"

In ihrer ganzen, gefährlichen Schulzeit hatte sie nie so nah am Tod gestanden wie im Augenblick.

"Bitte..." Ihre letzte Hoffnung, all ihr Überlebenswille, lag in diesem einen Wort. Es war eine Anklage und ein Appell an die Menschlichkeit zu gleich. Hermine wollte nicht sterben. Nicht jetzt, wo der Krieg gewonnen war und ihr Leben gerade begonnen hatte, in geregelten Bahnen zu verlaufen. Ihr war als würde sie die Welt durch Watte hören. Ängstlich schloss sie ihre Augen als der Räuber die magischen Worte wisperte.

"Avada Keda-"

Ein dumpfer Knall. Stille.
 

"B-Bin ich tot?" Die Frage hörte sich seltsam in ihren Ohren an und doch musste sie gefragt werden.

"Tod ist relativ, dass können sie glauben. Aber wenn sie mich fragen, sehen sie noch recht lebendig aus Mi- Hermine?"

Langsam öffnete die Hexe die Augen, doch noch bevor sie realisieren konnte, was so eben geschehen war und woher die unbekannte Stimme kam, wurde sie bereits in eine feste Umarmung gezogen.

"W-Was?"

Gerne hätte sie gewusst, wer sie da umarmte, doch es war ihr unmöglich sich zu lösen, bis die Umarmung langsam nachließ und sie sich wieder zu trennen vermochte. Einen Augenblick lang musterte sie irritiert den jungen Mann mit den schwarzen Haaren, der sie mit einem breiten Grinsen betrachtete.

"W-Wer?"

"Was denn, erkennst du mich nicht?" Graue Augen schauten ein wenig enttäuscht und sein Mund formte etwas, was man als Schmollmund hätte bezeichnen können.

"Tut mir leid", beeilte sie sich zu murmeln, während sie ihren Zauberstab vom Boden sammelte. Neben ihm lag, mit einer großen Beule, der Einbrecher. Anscheinend hatte ihr Retter ihn mit einem starken Zauber gegen eine Wand gehext.

"Es ist lange her", murmelte ihr Retter und schüttelte den Kopf.

"Ich hätte nicht verlangen dürfen, dass du mich erkennst. Immerhin haben wir uns beide sehr verändert. Aber dennoch hatte ich gehofft-“ Er stockte und beschloss sie nicht länger auf die Folter zu spannen.

„Ich bin's, Sirius.“

„Was?“ Neugierig und skeptisch zugleich musterte Hermine ihn ein weiteres Mal. Augen und Haarfarbe stimmte und es hätte gut und gerne Sirius sein können, wenn er nicht deutlich jünger gewirkt hätte, als früher.

„Sirius ist tot“, antwortete sie mit dem einzigen Satz, der ihr logisch erschien. Doch der Pseudo-Sirius schüttelte nur den Kopf.

„Ich sagte doch schon: Der Tod ist relativ. Ich war nie wirklich tot, glaube ich. Das heißt, vielleicht war ich es doch und- Ach, keine Ahnung jedenfalls konnte ich durch den Vorhang sehr genau beobachten, was auf eurer Seite vor sich geht. Du ahnst gar nicht wie viele Typen hier heimlich in der Nase popeln, wenn sie glauben, sie wären alleine im Raum. Ich habe oft versucht den Vorhang zu durchqueren, aber es hat nie funktioniert. Ich habe mir immer nur den Kopf gestoßen. Aber heute, als ich sah, dass vor meinen Augen ein Mord geschehen würde, hat er plötzlich nachgegeben. Zum Glück möchte ich sagen, denn wenn nicht, hätte ich dir kaum helfen können.“

„Aber- Aber das ist vollkommen- Das kann nicht sein.“

Hermine war völlig sprachlos. Jeder Experte, den Harry angeheuert hatte, um sich mit Sirius Ableben zu beschäftigen, hatte ihnen gesagt, dass dieser für immer verloren war. Und nun stand er hier, grinste und war offensichtlich mehr als stolz auf sich, dass er den Einbrecher erwischt hatte.

„Ich verstehe das nicht“, murmelte sie leise und brachte ihn damit endgültig zum Lachen.

„Muss man denn immer alles verstehen?“ fragte er, während er den Einbrecher mit einem Zauber fesselte. „Natürlich würde ich es dir gerne erklären, aber ich bin auch nicht schlauer als du. Ich weiß nur, was ich dir erzählt habe.“

Er zuckte mit den Schultern und schien diese Merkwürdigkeit schon abgehakt zu haben. Doch Hermine war deutlich misstrauischer.

„Woher weiß ich denn, dass du wirklich Sirius bist? Das könnte auch ein gemeiner Trick sein.“

Er seufzte, bevor er zu einer Antwort ansetzte:

„Mein zweiter Vorname ist Orion, Ich mag Quidditch. Snivellus ist eine hässliche Fledermaus und – Ach was soll's?“

Sirius steckte seinen Zauberstab weg und sein Körper begann sich zu verändern. Binnen Sekunden hüpfte ein großer, schwarzer Hund um sie herum, bellte selbstbewusst, wedelte mit der langen Rute und verwandelte sich schließlich in Sirius zurück.

„Oh mein Gott. SIRIUS!“

Mit einem Schrei der Freude stürzte ihm Hermine, die nun endgültig überzeugt war, in die Arme.

„Harry wird sich riesig freuen und Ron und- Oh mein Gott!“

Der Rest ihrer Sätze wurde von einem Schluchzen erstickt. Am Liebsten hätte sie ihn gar nicht mehr losgelassen, doch irgendwann schaffte es Sirius sich zu befreien.

„Vielleicht sollten wir erst Mal frühstücken gehen“, schlug er dem aufgelösten Mädchen vor.

„Es ist sicher besser wenn du mir erst Mal erklärst, was genau geschehen ist, bevor wir Harry überfallen.“

Hermine schniefte noch einmal herzzerreißend und nickte dann: „Ich lade dich ein. Das hast du dir verdient“, flüsterte sie und zog ihn in Richtung Ausgang davon.

Der gefesselte Einbrecher, der noch immer mitten in der Mysteriumsabteilung lag, war längst vergessen.

Zuckerwatte

Die Sonne ging langsam über dem verbotenen Wald auf und leitete stumm einen neuen Tag voller Abenteuer und kleiner Wunder ein. Es war ein schöner Anblick, doch Remus Lupin versetzte es jedes Mal einen Stich, wenn er das kleine Naturwunder länger betrachtete. Dabei war es schwer eben das nicht zu tun. Noch herrschte im Schlafsaal der Jungen eine seltene Stille und nur das leise Schnarchen von Peter Pettigrew, einem seiner besten Freunde, unterbrach die Ruhe und damit auch Remus kreisende Gedanken.

Heute war sein letzter Schultag vor den Ferien, etwas was der Gryffindor mit den braunen Haaren und dem blasen Gesicht nicht wissen wollte, aber trotz allem immer wieder unter die Nase gerieben bekam.
 

Seine Freunde James und Peter freuten sich seit Wochen auf nichts anderes, als den Beginn der „HfZ“ (Hausaufgaben-freien-Zeit). Zwar hatte Remus versucht ihnen zu erklären, dass man auch in den Ferien lernen sollte, denn schließlich lernte man nicht für die Schule, oder Professor McGonagall, wie sie gerne behaupteten, sondern für das eigene Leben, doch James hatte nur ein weiteres Mal die Finger von dem kleinen, goldenen Ball in seiner Hand gelöst, der daraufhin bereitwillig die Flügelchen gestreckt hatte, um in einem atemberaubenden Tempo die Flucht anzutreten. Aber James war schneller. Bevor Remus auch nur blinzeln konnte hatte sich seine Hand erneut um den Schnatz geschlossen.

„Fowl-Spiel“, scherzte der schwarzhaarige Junge mit einem trimupfierenden Grinsen, doch Remus konnte nur den Kopf schütteln. Er verstand nicht, was James damit meinte und noch weniger, was es mit dem lernen zu tun hatte. Allerdings verstand er, dass er bei James verloren hatte.

Vielleicht konnte er ja Peter überzeugen? Dieser klatschte amüsiert, als der Schnatz ein weiteres Mal gefangen wurde, noch bevor er James Hand wirklich verlassen hatte. Er würde Remus also auch nicht zuhören. Unglücklich und sehr geknickt hatte er den Rückzug antreten müssen.
 

Seufzend kuschelte sich Remus tiefer in sein warmes, weiches Kissen und blickte über den See hinweg. Es waren seine letzten Sommerferien. Nächstes Jahr um diese Zeit würde er den Abschluss in der Hand halten und dann- Ja, was dann?

Als „blutrünstige Kreatur“ würde er es schwer haben einen Job zu bekommen, ganz gleich wie gut seine Noten waren und ohne Job bekam er kein Gehalt und ohne das-

Eine kühle, schwere Hand legte sich auf seine Schulter was ihn überrascht zusammen zucken ließ.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht stören“, säuselte es in sein Ohr. Die Art wie das R auf der Zunge Sprechers rollte, ließ Remus zu zwei Ergebnissen kommen. A) Er hatte es mit Sirius Black zu tun und B) Sirius Black war völlig betrunken.

„Morgen Sirius, oder sollte ich noch Abend sagen?“ Es dauerte, bis der Angesprochene den Scherz verstand und leise zu lachen begann. Der Geruch nach Alkohol wehte an Remus empfindlicher Nase vorüber und biss kräftig.

„Vielleicht habe ich etwas übertrieben, aber heute ist Janes Geburtstag und bei Ravenclaw, da steppt der Bär.“ Sirius zappelte herum als würde er tanzen, riss die Hände in die Luft und setzte zu einem Trinklied an, aber Remus hielt ihm energisch den Mund zu.

„Nicht so laut, Tatze, sonst weckst du den ganzen Turm“ mahnte er, doch der Betrunkene hörte nicht auf ihn. Neugierig griff er nach Remus Hand, besah sie sich, als wollte er in ihr die Zukunft vorhersagen, etwas was bei Sirius immer wieder dramatische Folgen hatte, und strich schließlich vorsichtig über die blasse Haut.

„Etwas Spaß würde dir besser stehen als diese Trauermiene.“ Sirius Hand wanderte Remus Arm hinauf, zögerte allerdings kurz an seiner Armbeuge um letztlich auf seiner Schulter zum liegen zu kommen. „Jetzt schau nicht so, ich meine es ernst. Was treibt dich so früh aus dem Bett? Es werden wohl kaum die Abschlusstests sein, oder?“ Er lächelte liebevoll und strich seinem Freund über die Wange.
 

Remus hatte seinen Freund stumm angestarrt. Hatte da jetzt der Alkohol aus ihm gesprochen oder war Sirius am Ende wirklich interessiert? Kurz überlegte er ihn ins Vertrauen zu ziehen, doch er verwarf den Gedanken. Es waren nicht seine Zukunftsängste, über die er reden wollte. Schließlich konnte Sirius, selbst wenn er wollte, nichts ändern und irgendwie schien er auch nicht sonderlich von der Idee begeistert, dass die Ferien beginnen würden. Zwar hatte Sirius nie ein Wort darüber verloren, doch kurz vor den Ferien wirkte er irgendwie immer abwesend und das alleine war eigentlich schon ein Grund die Ferien nicht zu mögen, oder nicht?
 

„Sirius!“ rief Peter freudig, als er seinen Freund am Eingang der Bibliothek ausmachte, doch dieser schien ihn überhaupt nicht zu hören.

„Sirius!“ versuchte es nun auch Remus, doch zu spät, der große Junge mit den dunklen Haaren war bereits in der Bibliothek verschwunden gewesen. Peter hatte unglücklich geschmollt, hatte Sirius einen Idioten genannt, der nie Rücksicht nehmen würde und Remus hätte ihm vielleicht Recht gegeben, hätte er nicht gespürt, dass etwas seinen Freund bedrückte.
 

Zuerst hatte er es mit Beobachten versucht, doch Sirius hielt sich konsequent von ihm, James und Peter fern, was es ihm beinahe unmöglich machte etwas herauszubekommen. Als er gemerkt hatte, dass dieser Weg ihn nicht weiter bringen würde, hatte es Remus mit verfolgen versucht, doch er war bei weitem nicht so gut wie James und wurde relativ schnell erwischt. Es war sehr peinlich für ihn, hinter einem Vorhang entdeckt zu werden und so war er wortlos geflüchtet. Ja, Remus war besorgt um seinen Freund, sehr sogar.
 

„Remus? Remus? Träumst du?“ Sirius Hand lag noch immer auf seiner Schulter, während die andere vor seinem Gesicht herum gewirbelt wurde. Besorgt musterte er den völlig abwesenden Jungen.

„Jetzt reicht es aber! Was ist los?“, polterte er lauter als nötig und hörte sofort ein weiteres:

„Psst!“ als Antwort. Remus, noch immer unentschlossen, beschloss den Spieß um zu drehen.

„Die Frage ist: Was ist mit dir los?“ Das Lächeln in Sirius verschwand und sein leicht vernebeltes Gehirn schien eine Antwort in Betracht zu ziehen. Zumindest bewegte er die tonlos Lippen während sein Gesichtsausdruck ständig wechselte.

„Ich will nicht in die Ferien“ gestand er schließlich mit einem Seufzen. „Das heißt- Ich habe nichts gegen die Ferien. Ich will einfach nicht heim.“ Der Größere ließ deprimiert die Schultern hängen und blickte auf den Wald.

„Ich bin Mutters Lügen so Leid und ich mag Regulus arrogantes Grinsen nicht mehr sehen, wenn ich wieder als Schande der Familie beschimpft werde. Was habe ich denn getan, dass so schrecklich ist? Nur weil ich nicht vor Freude springe, sobald ich Malfoys ekelige Visage sehe. Das kann so nicht mehr weiter gehen.“

Remus nickte knapp und plötzlich schienen seine Probleme ihm viel Kleiner. Er wusste, Sirius stand kurz vor dem Rauswurf. Gerne hätte er etwas gesagt, doch er wusste nicht was und Sirius war schneller:

„Und was ist es bei dir?“

„Ich- Naja...“ Er druckste verlegen herum, während er den Boden des Schlafsaals musterte. Sirius Schuhe mussten geputzt werden, stellte er mit einem kritischen Blick fest, doch das ging ihn ja nichts an.

„Ich denke ich will auch nicht heim. Lächerlich, oder? Immerhin lieben mich meine Eltern und sie freuen sich. Aber ich- Ich möchte einfach nicht alleine sein. Ich weiß ich werde euch vermissen.“

De Röte schoss ihm ins Gesicht. Vermutlich würde Sirius ihn auslachen, doch das Lachen blieb aus. Im Gegenteil, sein Freund hatte die Augenbrauen zusammengezogen und schien zu überlegen.

„Ich denke ich werde euch auch vermissen. Dich und James und Peter. Wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich die Ferien bei euch verbringen, aber du weißt, das geht nicht. Ich kann dich nicht einladen und euch kann ich auch nicht die ganze Zeit auf der Tasche liegen. Aber vielleicht-“

„Vielleicht?“ wiederholte Remus als Sirius plötzlich schwieg. Es war nicht seine Art nicht das zu sagen, was er dachte. Und wie erwartet fuhr er nach einer kurzen Pause fort.

„Vielleicht können wir was unternehmen. Nächste Woche, wenn du willst.“

„Nächste Woche? Das klingt toll, aber wieso gerade da?“

Sirius grinste breit: „Jane, die kleine Ravenclaw, hat mir erzählt, es gäbe nächste Woche ein „Volksfest“. Das klang lustig und ich würde es mir gerne ansehen auch wenn Mutter mich wahrscheinlich deshalb umbringen wird.“ Überrascht starrte Remus seinen Freund an. Das war eine Einladung!

„Ich-Ich- würde dich gerne begleiten“, flüsterte er leise. Vielleicht war das Ganze sogar noch mehr. Ein Ausflug, ein Date, Rendevouz, eine Verabredung... In seinen Ohren klingelte es vor Aufregung.

„Dann hole ich dich am Mittwoch ab, gegen drei.“ Sirius machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Bad um den Alkoholgeruch los zu werden. Hoffentlich würde er das Versprechen nicht vergessen. Remus seufzte leise, während er wieder auf den Wald blickte, doch die dunklen Gedanken stellten sich nicht ein. Statt der Angst vor der Zukunft, sah er Sirius und einen großen Berg voll süßer Zuckerwatte.

Eklat

Die Schlacht, die General Weygand die Schlacht von Frankreich nannte, ist vorbei. Ich erwarte, dass jetzt die Schlacht um England beginnen wird. Von ihrem Ausgang hängt der Fortbestand der christlichen Kultur ab“
 

(Rede von Winston S. Churchill am 18.06.1940, Memoiren, Der zweite Weltkrieg, Band II, 1, Stuttgart 1954 S. 272)
 

Es dämmerte bereits in der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei als das Portrait der fetten Dame ein letztes Mal zur Seite klappte um eine Schülerin hereinzulassen. Das dumpfe Geräusch des Rahmens, der wieder gegen den grauen Stein schlug, ließ Minerva McGonagall in ihrem Sessel erschrocken aus dem Schlaf fahren.

„Wo hast du gesteckt?!“ polterte sie, während sie versuchte gleichzeitig ihre Zeitung auf den Tisch, die Brille wieder richtig auf die Nase und ihre Beine auf den Boden zu stellen, was das schlacksige, junge Mädchen mit den schwarzen Haaren ungewohnt hektisch erscheinen ließ.

Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Angesprochene überrascht, dann hob sie den Arm, um Minerva ihren geliebten Silberpfeil zu präsentieren.

„Trainieren!“, verkündete sie selig lächelnd und steuerte den Sessel an, der Minervas am Nächsten war. „Ich habe es hier einfach nicht mehr ausgehalten.“

„Nicht mehr ausgehalten? Nicht mehr ausgehalten?! Rolanda, du weißt ganz genau, dass du nicht da draußen herumfliegen sollst! Die Lehrer haben es verboten! Dir hätte sonst was passieren können!“ Inzwischen hatte sich Minerva zu ihrer ganzen Größe aufgerichtet und wütend die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr Vertrauensschülerabzeichen blitzte im Licht der Kerzen und versprach eine Predigt, die sich gewaschen hatte. „Dir ist klar, dass ich das melden muss?“

Rolanda strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht um ihre wütende Freundin genauer zu betrachten und ein wenig Zeit zu gewinnen. Sie wusste, dass von ihr eine Antwort erwartet wurde, aber sie wusste auch, dass von dieser Antwort abhängen würde, ob sie morgen Kessel putzen musste, oder nicht.

„Minerva, bitte. Ich musste einfach Mal abschalten und du weißt, dass ich das am Besten auf meinem Besen kann. Mir wäre schon nichts passiert.“

„Mir wäre schon nichts passiert“, äffte die Schwarzhaarige die Stimme ihrer Freundin nach und ließ sich mit einem Stöhnen zurück in ihren Sessel fallen. „Manchmal frage ich mich in was für einer Traumwelt du eigentlich lebst? Hast du heute in die Zeitung gesehen?“

Anstatt zu antworten richtete Rolanda ihren Blick zuerst gen Boden und dann auf die zerknitterte Ausgabe des Tagespropheten auf dem Tisch.
 

„Sie haben die Franzosen in Mers-el-Kebir bombardiert?“

„Ja.“

„Dumbledore sammelt immer noch Leute gegen Grindelwald?“

„Ja.“

„Sie werden uns bombardieren, wie Churchill sagt?“

„Vermutlich.“

„Das ist schrecklich.“

„Unbestritten.“

„Minerva?“

„Ja?“

„Könntest du bitte mehr als nur ein Wort sagen?“

„Hmm...“

„Minerva!“

„Schon gut, schon gut.“

„Danke.“
 

Eine Zeit lang herrschte Stille zwischen den Beiden. Rolanda studierte den Tagespropheten und versuchte dabei die durch die Schwarzweißbilder rennenden Soldaten zu ignorieren und Minerva versuchte sie - offensichtlich immer noch nicht versöhnt - in Grund und Boden zu starren, was ihr nicht gelang, da Rolanda den Tagespropheten sehr effektiv als Schutzschild verwendete.
 

Als sie den Tagespropheten schließlich zur Seite legte, griff sie nach ihrem geliebten Besen, um diesen quer über ihren Schoß zu legen, als könnte er sie vor dem schützen, was sie gerade erfahren hatte.
 

„Weißt du was ich nicht verstehe?“ fragte Minerva leise.

„Nein?“

„Die ganze Schule redet von nichts anderem mehr als vom Krieg. Der Tagesprophet wird gelesen wie nie. Wir alle haben Angst vor Grindelwald und du hast nur Augen für den Woollongong Johnny und Faultierrollen!“

„Jimmy, Minerva.“

„Jimmy?“ Für einen Moment schien Minerva verwirrt. „Wer ist Jimmy?“

„Keine Ahnung.“

„Wie, keine Ahnung?“

„Na, keine Ahnung wer dieser Jimmy ist.“

„Wieso erwähnst du ihn dann?“

„Weil es Woollongong Jimmy heißt, nicht Johnny, oder so.“
 

Rolanda lehnte sich zurück. Sie konnte sehen, wie Minerva die Zähne zusammen biss und dabei die Lippen zusammenpresste, bis sie nur noch ein dünner Strich zu sein schienen. Offensichtlich hatte diese Antwort gesessen. Minerva mochte es nicht verbessert zu werden und meist bekam Rolanda nicht einmal die Chance es zu versuchen. Sie vermutete ohnehin insgeheim, dass irgendwo unter Minervas Gryffindorabzeichen ein kleiner Ravenclaw steckte, der immer dann herauskam um um sich zu hacken, wenn ein anderer Gryffindor sich zu nah an sie heranwagte und seine Nase damit in Reichweite brachte.

Sie begann wegen dieses Gedankens zu grinsen und hätte beinahe den Anschluss an die Strafpredigt verloren, die ihre Freundin inzwischen wieder aufgenommen hatte. Zum Glück musste sie nicht wissen, was Minerva genau sagte, es reichte ihr zu wissen, dass sie etwas sagte, denn diese Rede hatte sie mindestens schon vier Mal gehört. In dieser Woche und es war erst Mittwoch.
 

„...dass das kein Spiel ist“, beendete Minerva die Predigt und blickte ihre gedankenverlorene Freundin skeptisch an. „Hast du mir zugehört?“

„Ja?“

„Sicher?“

„Ja.“

„Ganz sicher?“

„Natürlich.“

„Was habe ich gesagt?“

„Das ich aufhören soll zu träumen?“

„Gut geraten.“

„Ich habe nicht geraten.“

„Hast du wohl.“

„Hab ich nicht.“

„Rolanda?“

„Ja?“

„Halt den Mund.“
 

Die Angesprochene schnaubte und verschränkte die Arme über ihrem Besen. Den Mund halten? Das konnte Minerva haben. Sekunden schienen zu Minuten zu werden, während Rolanda Minerva einfach nur anschmollte. Sie musste nichts tun, das wusste sie. Einfach nur dasitzen und schmollen. Der Rest würde von ganz alleine-
 

„Schon gut, es tut mir leid“, unter brach Minerva ihre Gedanken nach knappen fünf Minuten. Ein neuer Rekord.

„Was tut dir leid?“

„Das weißt du genau.“

„Nein, weiß ich nicht. Da habe ich wohl geträumt“, erwiderte Rolanda spitz.

„Gut, dann muss ich mich auch nicht entschuldigen.“

„Minerva!“
 

Die schwarzhaarige Gryffindor lächelte, dieser Punkt ging eindeutig an sie. An anderen Tagen hätte sie sich über den geschenkten Sieg gefreut und auch heute fiel es ihr schwer ihn ihrer Freundin nicht noch ein wenig unter die Nase zu reiben. Schließlich hatte Rolanda eine faire Chance gehabt und sie vermasselt, oder etwa nicht?
 

„Rolanda?“

„Hmm?“

„Bist du sauer?“

„Nein.“

„Du lügst.“

„Tue ich nicht.“

„Tust du wohl.“

„Woher willst du das wissen?“

„Ich kenne dich.“

„Und ich kenne Walburga Black, aber außer der Tatsache, dass sie ein guter Flubberwurm wäre, weiß ich nichts über sie.“

„Rolanda!“

„Was? Ist doch wahr...“

„Ist es nicht. Natürlich ist sie kein guter Flubberwurm. Sie ist viel zu laut dafür.“
 

Rolanda blickte ihre Freundin überrascht an und begann zu lachen.

„Vielleicht hast du recht“, gab sie immer noch kichernd zu und bemühte sich samt Besen in ihrem Sessel sitzen zu bleiben. Minerva grinste, wohl wissend, dass es einen Moment dauern würde, bis ihre Freundin wieder aufmerksam sein würde und beschloss ihren Atem nicht unnütz zu verschwenden.
 

„Weißt du, ich habe nachgedacht“, murmelte sie, nachdem das letzte Lachen verstummt war. Rolanda, wusste nicht wieso aber dieser Satz gefiel ihr nicht. Nicht das Minerva nicht ständig nachdachte, was eigentlich schon unheimlich genug war, aber die Art auf die sie es zur Sprache brachte, bedeutete nichts Gutes. Sie hätte sie vielleicht doch nicht alleine lassen sollen um zum Quidditch zu gehen. Aber nun war der Köder ausgelegt und ihr blieb keine andere Wahl als vorerst anzubeißen. - Ganz toll, dabei mochte sie gar keinen Fisch.

„Worüber?“

„Über die allgemeine Situation.“

„Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“ Jetzt bloß vorsichtig sein. Wenn Minerva so anfing konnte die Idee nur aus dem Teil ihres Kopfes kommen, der keine Ravenclawanwandlungen zeigte. Genau diesen Teil hatte sie bei ihrer Freundin seit sieben Jahren gesucht und ausgerechnet jetzt musste sie ihn finden. - Verdammt.

„Ich denke, ich werde an die Front gehen.“

Für einen Moment dachte Rolanda sie hätte sich verhört: „Du willst was?!“, kreischte sie.

„Gegen Grindelwald kämpfen. Dumbledore sucht immer noch Leute.“

„Dafür bist du viel zu jung!“

„Bin ich nicht.“

„Bist du wohl! Du hast nicht Mal einen Abschluss!“

„Den hatte John Arrington auch nicht, als er letzten Monat gegangen ist um in die Muggelarmee einzutreten.“

„Ja und was hat es ihm gebracht? Er ist tot!“ Rolanda sprang aus ihrem Sessel, wobei ihr Besen scheppernd zu Boden fiel und dort unbemerkt liegen blieb. „Du hast nicht Mal einen Abschluss! Was willst du tun, wenn du überlebst. Falls du überlebst?“

„Was nützt mir ein Abschluss, wenn ich hier sitze und darauf warte, dass Grindelwald hier einmarschiert? Der Entschluss ist getroffen Rolanda, morgen früh rede ich mit Dippet und dann mit Dumbledore!“

„Was?“, schrie die entsetzte Rolanda ihre Freundin an, doch diese war inzwischen ebenfalls aus dem Sessel gesprungen, hatte sich ihre Zeitung gegriffen und marschierte in Richtung Schlafsaal davon. „Bleib gefälligst stehen, wenn ich dich anschreie!“

„Ich denke gar nicht daran“, versicherte Minerva, während sie langsam die Treppe hinauf stieg, „Egal was du sagst, du kannst meinen Entschluss nicht mehr ändern. Ich hatte nur gehofft -“ Die Tür zum Schlafsaal fiel hinter ihr ins Schloss und plötzlich fühlte sich Rolanda sehr verlassen. Gedankenverloren griff sie nach ihrem Besen. Konnte sie das wirklich zulassen? Konnte sie Minerva in ihren Untergang rennen lassen?

Mit einem Seufzen erhob sie sich. Es gab nur noch eins, was sie tun konnte. Leise schlich sie sich zu dem Portrait der fetten Dame und schob es zur Seite. Vermutlich würde sie den Rest des Jahres Kessel putzen, aber wenn das Minerva davon abhielt ihren Abschluss zu gefährden, war es das wert. Und so schlich sie langsam durch die dunklen Gänge, auf der Suche nach Professor Dippet.
 

Rolanda hatte am nächsten Morgen gerade begonnen die Bilderrahmen auf dem Gang vor dem Direktorenbüro zu putzen, als Minerva gefolgt von Professor Dumbledore aus Dippets Büro gestürmt kam. Vielleicht hätte sie nicht zu Dippet gehen sollen. Vielleicht wäre es besser gewesen die Dinge laufen zu lassen, dann müsste sie jetzt nicht sämtliche Bilder des Schlosses entstauben - Eine Aufgabe, die sie diverse wichtige Trainingsstunden kosten würde – und Minerva hätte sie nicht so böse angesehen. Sie wusste, dass Rolanda es war, die den Direktor ins Vertrauen gezogen hatte und sie war wütend. Das hatte sie mit nur einem Blick erkennen können und all das nur, damit der alte Mann ihr versprach, dass er nicht zulassen würde, dass Minerva in diesem Krieg kämpfte. Jedenfalls nicht dieses Jahr und nicht ohne einen Abschluss und mit ein wenig Glück, wäre der Krieg bis zu ihrer Abschlussfeier längst vorbei und ihre Freundin würde nicht mehr Leib und Leben riskieren. Egal wie wütend Minerva war, mit der Zeit würde sie verstehen und wenn sie erst einmal verstanden hatte, würde sie ihr verzeihen.
 

Rolanda irrte sich in drei Punkten.

Erstens: Grindelwald wurde nicht schon im nächsten Jahr besiegt.

Zweitens: Der Krieg wurde nicht schon im nächsten Jahr beendet.

und Drittens: Minerva verzieh ihr das Verhalten in dieser Nacht nicht und auch wenn die Beiden auf den ersten Blick Freunde zu sein schienen, irgendetwas war in dieser Nacht zerbrochen und Rolanda konnte es auch in den folgenden Jahrzehnten nicht wieder flicken.
 

Ende

Eulenpost

Als die schwere Eichentür hinter ihr ins Schloss fiel und sie der Geruch von Katze, Ratte und Knuddelmuff einhüllte, verzog sie ihr spitzes Gesicht zu einer angewiderten Fratze. Eilig schob sie die Hand in die Taschen ihres Umhangs und fischte dort, neben ihrem Zauberstab nach einem feinen Seidentaschentuch, das sie sich eilig über Mund und Nase drückte, um den Gestank nach feuchtem Pelz zu überdecken. Beinahe bedauerte sie es, dass sie sich hatte überreden lassen, gerade diesen Laden zu betreten.
 

Mit einer Miene, die deutlich verriet, was sie von einem Ort wie diesem hielt, streifte ihr Blick über die Auslagen im Schaufenster, in dem sich ein paar schmuckbesetzte Schildkröten den Blicken der breiten Öffentlichkeit aussetzten. Irgendwo über ihr krächzten ein paar Raben und etwas, das wie eine besonders räudige Katze aussah, streifte um ihre Beine und hinterließ braune Katzenhaare auf ihrem dunkelgrünen Samtrock. Gerne hätte sie nach dem Wesen getreten, aber ihre gute Erziehung ließ das nicht zu.

Stattdessen ballte sie die Hand zur Faust, ungeachtet der Tatsache, dass ihr weißes Seidentaschentuch unschöne Knicke bekam und blickte sich nach der Verkäuferin um. Als sie niemanden bemerkte, der auf sie zu gestürmt kam, um sie gebührend zu empfangen, wagte sie einen vorsichtigen Schritt in Richtung der Ladentheke, bereute diesen jedoch augenblicklich wieder, als sie sah, dass dort ein großer Karton stand, in dem sich Schnecken tummelten, deren Gehäuse abwechselnd in allen Farben des Regenbogens schimmerten. Angewidert stolperte sie zwei Schritte zurück, nicht ohne der neugierigen Katze dabei doch noch einen Tritt zu versetzen.

Das plötzlich Fauchen des Tieres ließ die Blonde herumwirbeln und ihren Zauberstab aus der Tasche ziehen. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte sie ins Leere, dann spürte sie, wie ihr Zauberstab den Kontakt zu ihren Fingern verlor. Blitzschnell glitt ihr das schlanke Stück Holz aus der Hand und, noch bevor sie auch nur einen Blick auf den Übeltäter werfen konnte, hörte sie ihn bereits schadenfroh krächzen.
 

„Es ist eine Unverschämtheit!“ keifte die Hexe, während der Rabe es sich auf der Vorhangstange gemütlich machte und entschlossen auf dem teuren Stück Holz herumhackte. Von dem Lärm angelockt, kam nun tatsächlich eine rundliche, ältere Frau aus dem Hinterzimmer gestürmt, der vor lauter Schreck die schwarze Hornbrille von der Nase rutschte, als sie die schlanke, großgewachsene Blondine erkannte, die wutentbrannt den Raben auf der Vorhangstange anschrie:

„Bitte verzeihen Sie, Mrs. -“

„Ersparen Sie mir Ihre Floskeln“, erwiderte die Kundin eisig und starrte die Hexe wütend an. „Ich verlange, dass Sie augenblicklich etwas gegen dieses tollwütige Federvieh unternehmen, oder ich werde dafür sorgen, dass dieses Horrorhaus hier morgen schon nicht mehr steht und Ihr Laden nie wieder irgendwo stehen wird!“

„Ja, aber natürlich Mrs.-“

„Ich sagte, Sie sollen etwas unternehmen!“

Schneller als ihre Beine sie richtig tragen konnten, stürmte die rundliche Verkäuferin zurück in den hinteren Teil ihres Ladens, wo sie nach kurzer Zeit wieder erschien, einen mit Spinnenweben besetzen Sauberwisch in den faltigen Händen. Nicht nur, dass die Verkäuferin aussah wie ein Vogelnest, sie stürzte sich auch noch wie eine Furie auf den Raben, der, kaum das er den Besen auf sich zukommen sah, entschied, dass der Stab die Mühe nicht wert war und das gute Stück achtlos fallen ließ, während er sich vor den verschmutzten Borsten in Sicherheit brachte.
 

Die blonde Kundin wischte sich angewidert den Staub von der Schulter, bevor sie sich von der plumpen Verkäuferin den Stab reichen ließ.

„Ich hoffe Ihnen ist bewusst, dass ich nie wieder einen Schritt in diesen Laden machen werde. Hier ist es ja lebensgefährlich!“ verkündete sie eisig, als ihre fein manikürten Finger das geliebte Stück Holz umschlossen. Ihr Sohn würde das verstehen. Vermutlich nicht sofort, aber er würde.

Und so kam es, dass sie, ohne die arme Frau weiter zu beachten, aus dem Laden trat, um Eeylops Eulenkaufhaus einen ungeplanten Besuch abzustatten. Würde ihr Sohn eben eine Eule bekommen, ihr sollte es nur Recht sein.
 

Ende


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen. Abschließend möchte ich euch auf die folgenden Verbände und Organisationen aufmerksam machen:

- Der LSVD ist die wohl namhafteste NGO für nicht-heterosexuelle Menschen in Deutschland. Auf seiner Homepage bietet der LSVD aktuell viele hilfreiche Links zu Unterstützungsmöglichkeiten. (Auch Bezüglich Nothilfe für die Ukraine)

- Die Schwulenberatung Berlin ist eine der wichtigsten NGOs für die Hilfe und Selbsthilfe von LGBT in Berlin. Ihr Unterstützungsprogramm „Queer Refugees“ bietet Hilfe für queere Geflüchtete, die in Berlin ankommen.

- Die EPOA ist ein Zusammenschluss von CSD-Organisator:innen aus Europa, die auch den Euro Pride ausrichten.

Sie alle freuen sich, wenn ihr mal auf ihren Websites vorbeischaut. Und natürlich auch über Unterstützung und/oder Spenden. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  Skeleton
2012-03-20T20:53:37+00:00 20.03.2012 21:53
Im Grunde fand ich die Shonen-Ai FFs mit Snape und Sirius immer kitschig, aber die hier gefällt mir eigentlich ganz gut. Vor allem da du dich ziemlich an die Originalcharakter gehalten hast.
Und um ehrlich zu sein... am meisten mag ich die Tatsache, dass die Geschichte gleich nach dem Kuss endet. Irgendwie hinterlässt es so ein federleichtes Gefühl in der Magengegend ^^
Von:  _Natsumi_Ann_
2011-05-25T07:19:16+00:00 25.05.2011 09:19
kurz und schlicht.
aber ich mag pansy&blaise auch als paar, vllt schreibst du ja mal was intensiveres zu den beiden ^^ <3

Von:  Teilchenzoo
2011-03-09T16:27:53+00:00 09.03.2011 17:27
Das ist ein trauriges Ende.
Ein sehr hoher Preis dafür, die Freundin zu retten.
Ob dippet sie wirklich ohne Abschluss hätte ziehen lassen? Und ob Dumbledore sie überhaupt aufgenommen hätte? Ich bezweifle es. Das macht das Opfer nur umso tragischer.

Und trotzdem verstehe ich, dass Rolanda es erbracht hat.

Und sehr schön geschrieben.

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2011-03-09T16:12:26+00:00 09.03.2011 17:12
Ah gut, der Einbrecher ist gefesselt. Dachte schon, sie lassen ihn einfach so liegen und er kann entkommen.

Wie schön es wäre, wenn deine Idee funtkionieren würde. Es hat mir gar nicht gefallen, dass Sirius so einfach sterben sollte.

Nichts ist OOC, alles ist gut beschrieben.

Einen kommafehler habe ich:
>Zu sehr steckten ihr die Ereignisse die mit diesem Ort im Zusammenhang standen, noch in den Knochen.
Komma weg.

Und einen Rechtschreibfehler:
>Auch kratzen und beißen war momentan nicht sonderlich hilfreich,
Kratzen und Beißen hier bitte groß.

Mehr ist mir nicht aufgefallen.
Sehr schöne Idee.

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2011-03-09T16:03:27+00:00 09.03.2011 17:03
zuerst ein mal einige Orthografie- und Grammatikfehler, die mir aufgefallen sind:
>Bellatrix, sein Augenstern, stand bei weitem nicht so schüchtern wie die jungen Männer, neben ihrem Vater und musterte jeden Anwesenden genau.
Hinter "stand" fehlt ein Komma.

>Trotzdem hatte Cygnus angst davor, wie der Lord darauf reagieren würde.
Angst groß schreiben.

>Es hatte gebrannt wie hundert Messerspitzen und war erst nach drei langen Wochen endlich einiger maßen verheilt.
Einigermaßen.

>"Ich habe nicht vor euch Tee zu servieren, wie eine billige Hauselfe.
Komma weg.

Ansonsten fand ich das Ganze einfach nur herrlich. Bellatrix wie sie leibt und lebt.^^
Am allerbesten fand ich den Einschub "wie ihre Mutter es ihr für Treffen mit unwichtigen Persönlichkeiten beigebracht hatte." Ich hätte mich wegschmeißen können vor Lachen. Soviel Arroganz muss man erst mal haben^^.

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2011-03-09T15:54:14+00:00 09.03.2011 16:54
Ahja, die gute Narcissa. Was wollte sie denn dort erstehen? Welches Haustier kann sich Draco gewünscht haben, dass es nicht in einem der besseren läden gab?

Eine einzige winzige Anmerkung:
>"[...] oder ich werde dafür sorgen, dass dieses Horrorhaus hier morgen schon nicht mehr steht und Ihr Laden nie wieder irgendwo stehen wird!“
Zweimal stehen hintereinander ... vielleicht. " ... nicht mehr steht und es auch nie wieder irgendwo tun wird!".
Wobei das ganze ja noch "verzeihlich" ist, beim Reden können Wiederholungen schon mal auftreten. Aber eigentlich nicht, wenn man sie niederschreibt ;).

Die Beschreibungen sind dir wirklich gut gelungen, und man hat einen sehr guten Eindruck von dem Laden und Narcissas steigernder Empörung bekommen.

Lg neko
Von:  Teilchenzoo
2011-03-09T15:46:39+00:00 09.03.2011 16:46
>Zurück blieben zwei entgeisterte Gryffindor und ein wütender Slytherin, der sich ernst zunehmend zu fragen begann, was wohl ein Nargel sein könnte.
Ernst zunehmend?

Noch ein kleiner Fehler:
>Noch hatte er ein As im Ärmel.
Ass.

Und eine letzte Anmerkung:
>Das Mädchen, offensichtlich eine Ravenclaw, war - da war sich Draco sicher - völlig verrückt.
Wieso ist das nach der vorhergehenden Beschreibung offensichtlich? Vielleicht schreibst du besser so etwas wie "eine Ravenclaw, wie er wusste" oder einfach nur "eine Ravenclaw".

So, das wars aber an Kritik.
Die Charaktere hast du wirklich gut getroffen, speziell Luna. Diese Situation passt einfach zu ihr^^.

lg neko
Von:  Teilchenzoo
2011-03-09T15:39:53+00:00 09.03.2011 16:39
Noch gar kein Kommentar? Wie schade.

Mit gefällt dieser kurze Ausschnitt wirklich sehr, du hast alles wunderbar beschrieben.
Nur eine Anmerkung zu dem Satz:
>Eine ungewohnte Wärme breitete sich aus, brachte ihn zum Schwitzen und ließ ihn an den Winter denken, der gerade im Begriff war dem Frühling zu weichen.
Es wäre besser, würdest du schreiben, dass der Frühling den Winter vertreibt, also so, dass der Frühling im Satz vor dem Winter steht. Sonst ist man erst ziemlich irritiert, wieso er beim Schwitzen an was Kaltes denkt (auch wenn du es anders meinst). Andersrum kommt die Aussage besser rüber.

Außerdem könnte Lucius' Unsicherheit noch mehr ausgestaltet sein. Denn ich glaube doch, dass das neben diesem Augenblick auch einer der Gründe für sein Zögern ist, nicht? Schließlich gerät er ins Schwitzen.

Lg neko

Von:  Teilchenzoo
2011-03-09T15:30:29+00:00 09.03.2011 16:30
Stimmt, der Winter ist nicht so übel, wie immer alle behaupten^^. Erst Recht nicht, wenn man sich bewegt ;).

Schön, die Slytherins mal unbeschwert zu sehen. Schließlich sind sie auch nur Menschen, und nicht diese abgrundtief bösen Wesen, als die sie gerne dargestellt werden. Slytherin ist ja nicht gleich Todesser.

Lg neko
Von:  Mialee
2009-11-18T20:57:09+00:00 18.11.2009 21:57
Hallo... ich schon wieder!^^
Die Idee ist richtig toll und die Charaktere sind gut getroffen. Besonders Luna. Dein Schreibstil gefällt mir, deine Ideen sind kreativ und ich habe kaum Fehler gefunden. Es macht wirklich Spaß, deine OS zu lesen.
Beide Daumen hoch!!!
Greetz Mia


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