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Im Schatten des Mondes

Abgebrochen
von

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Ungewöhnliche Begegnung

Dunkle Wolken bedeckten den Himmel, in der Ferne war schon das erste Donnergrollen zu hören. Der Wind peitschte durch die dichten Baumkronen und nicht selten war das reißen abbrechender Äste zu vernehmen.

Sie wusste, sie sollte nicht hier sein, doch das war ihr egal. Sollte sie doch ein Ast erschlagen, oder ein Blitz sie treffen! Wen kümmerte das schon? Niemanden. Wütend blieb sie bei diesem Gedanken stehen, ballte die Hände zu Fäusten. Genau, wen kümmerte es überhaupt, was aus ihr wurde?! Die Leute aus ihrem Dorf vielleicht? Ganz bestimmt nicht. Denen wäre es doch nur Recht, wenn sie sterben würde! Doch würde sie es ihnen zeigen! Die konnten doch sehen, wo sie blieben! Immerhin waren die mittlerweile viel mehr auf sie angewiesen, als es auch nur einer der Dorfbewohner jemals hätte zugegeben wollen! In deren Augen war sie doch nur ein Monster, dass wegen einiger nützlicher Eigenschaften geduldet wurde! Nun, dann sollten die doch einfach mal sehen, wie sie ohne diese “nützlichen Eigenschaften” von ihr auskommen würden. Schließlich war sie es doch, die wusste, wann es Zeit wurde die Felder zu bestellen! Alle richteten sich da nach ihr! Leider wurde diese wichtige Funktion ihrerseits von den Dorfbewohnern gerne so lange “vergessen”, bis es wieder ans Felder bestellen ging. Bis dahin war sie dann nichts weiter als ein Klotz am Bein! Kurz entwich ihr ein leises Knurren, ehe sie sich wieder zusammenriss, stolz ihren langen, geflochtenen, schwarzen Zopf über die Schulter zurückwarf und weiterstapfte. Sie würde doch jetzt nicht die Kontrolle über sich verlieren, auch, wenn sie hier niemand sehen konnte. Mühsam hielt sie die aufkommenden Tränen zurück. Sie hatte ihr gesamtes Leben in dem Dorf verbracht, dass sie nun hinter sich ließ. Selbst ihre Mutter war dort geboren worden, aufgewachsen und gestorben und ihr Vater… nun, über den wusste sie nichts. Ihre Mutter war eine Ehebrecherin gewesen, oder zumindest hatte man ihr das erzählt, früher, als sie noch nicht wie eine Aussätzige behandelt worden war. Damals hatte ihr Haar noch nicht seine jetzt typische leuchtende blau-schwarze Färbung gehabt und auch ihr seltsames Talent war noch nicht entdeckt worden. Ihre verfluchte Begabung, zu spüren, wenn etwas im Umbruch war, oder wenn etwas wichtiges bald geschehen würde. Sie war knapp zehn Jahre alt gewesen, als sie das erste Mal gewusst hatte, dass ein Youkai ihr Dorf angreifen würde, noch ehe dieser auch nur die ersten Felder erreicht hatte. Damals hatte man ihr Verehrung und Bewunderung entgegengebracht, doch als sich ihre Vorahnungen häuften, da hatten sich diese Gefühle in Angst und schließlich in Hass verwandelt.

Ein Klos bildete sich in ihrem Hals, als sie daran dachte, wie sich heute morgen wieder das halbe Dorf um sie versammelt hatte, nur, um sie mit allem zu bewerfen, was ihnen in die Hand kam. Die andere Hälfte der Dorfbewohner hatte dabei zugesehen und gelacht. Niemand hatte daran gedacht, ihr zu helfen, absolut niemand!

In diesem Augenblick blieb die schwarzhaarige wie angewurzelt stehen, während sich etwas in ihrer Umgebung zu verändern schien. Ein, nein zwei Youkai waren in ihre Richtung unterwegs, dass wusste sie einfach. Es durfte nicht mehr allzu lange dauern, bis sie hier ankommen würden…. Was sollte sie jetzt tun? Eigentlich hatte sie es nicht darauf angelegt, so schnell zu sterben…. Sollte sie weglaufen? Würde das überhaupt etwas nützen? Diese Dämonen waren doch um so viel schneller als sie.

Wie um diese Vermutung zu bestätigen brach nun eine Art riesige Katze aus dem Gebüsch neben ihr. Kurz musste sie hart schlucken. Dieser Katzenyoukai war wirklich sehr groß… von der Schulterhöhe schien sie eher mit einem Pferd vergleichbar zu sein…. In diesem Augenblick wurde ihre Aufmerksamkeit von der rötlichen Flüssigkeit, welche dem fremden Youkai über die Seite lief, erregt. Jemand schien es tatsächlich geschafft zu haben, dieses riesige Geschöpf verletzt zu haben. Vielleicht war das der zweite Youkai? Sie wusste es nicht, doch wer immer es auch gewesen sein mochte, sie hoffte, dass er, sie oder ihretwegen auch es bald hier auftauchen würde, denn nun wandte sich dieses Untier vor ihr zu ihr um und bleckte angriffslustig die Zähne.

Dann ging alles ganz schnell. Eine Art grünliches Licht zuckte durch die Luft, dann brach der Körper des Nekoyoukai’s* leblos zusammen. Erneut musste die schwarzhaarige hart schlucken, ehe ihre dunklen Pupillen über den massigen Körper vor ihr wanderten. Vielleicht hätte sie sich doch nicht wünschen sollen, derjenige, der diesen Dämon besiegen konnte, möge bald auftauchen….

Die ersten Regentropfen fielen auf den Boden, als sie den Blick wieder hob und den zweiten Youkai erblickte. Der Wind spielte mit seinem schneeweißen, langen Haar und der Blick seiner eiskalten bernsteinfarbenen Augen schien sie regelrecht zu durchbohren.

Davon unbeeindruckt blickte sie ihm entgegen. Immerhin war sie es gewohnt, kalt angesehen zu werden, auch, wenn noch nie mit einer solchen Intensität. Plötzlich interessiert begann sie ihren Gegenüber zu mustern. Sie hatte bisher nur von Dämonen in menschlicher Gestalt gehört, diese aber selbst noch nie gesehen. Der blaue, abnehmende Sichelmond auf der Stirn des Dämons und die beiden Magentafarbenen Streifen auf jeder seiner Wangen erregten nur kurz ihre Aufmerksamkeit, ehe ihr das scheinbar flauschige Fell über der linken Schulter des Fremden auffiel. Kurz runzelte sie nachdenklich die Stirn. War es normal, dass Youkai so etwas trugen, oder hatte es vielleicht irgendeine Bedeutung?

“Dein Name, Hanyou?”

Die kalte Stimme riss sie unsanft aus ihren Gedanken und es dauerte eine Weile, ehe sie bemerkte, dass der weißhaarige Youkai offensichtlich sie angesprochen hatte. Verwirrt blickte sie in die kalten Augen ihres Gegenübers. Was hatte er gesagt? Hanyou? Hatte er damit tatsächlich sie gemeint? Immerhin sah er sie direkt an, aber sie war doch keine Hanyou! Sie war ein Mensch!

“Dein Name.”, dieses Mal klang ein bedrohlicher Unterton in seiner Stimme mit, was sie dazu veranlasste, trotz aller Zweifel zu antworten.

“Akiko.”

Mit einem weiteren, seltsamen Blick in ihre Richtung wandte sich der weißhaarige Youkai um und war mit einem einzigen Satz verschwunden.
 

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*Nekoyoukai= Katzendämon

So, der Prolog ist hier zu Ende. Ich hoff, es hat euch bis hierher gefallen^^ Würd mich wirklich über eure Rückmeldungen freuen.

Wer mir n Kommi dalässt kriegt ne ENS, wenn ich’s erste Kap on stelle^^

Bye,

_Corchen_

Dämonenblut

Nur das gleichmäßige rauschen des Regens und entferntes Donnergrollen war in der kleinen, einsamen Hütte zu hören, in welcher Akiko Schutz gesucht hatte. Die Schwarzhaarige hatte sich notdürftig in eine grobe Decke gewickelt, welche sie aus einer anderen Hütte ihres früheren Heimatdorfes gestohlen hatte. Ihre triefend nasse Kleidung hatte sie zum Trocknen auf einen der niedrigen Dachbalken gehängt. Kurz seufzte Akiko entnervt auf, während sie ihren Kopf gegen die Rückwand der Holzhütte sinken ließ. Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, bis sie diesen Schutz vor dem strömenden Regen gefunden hatte und als sie dann endlich hier angekommen war, hatte sie natürlich feststellen müssen, dass Wasser in ihren Beutel gekommen war, ihre mitgenommenen Lebensmittel verdorben hatte. Jetzt knurrte ihr der Magen, sie fror und zu allem Unglück gab es in dieser verdammten Hütte keinen einzigen Scheit Feuerholz.

Kurz lachte sie freudlos auf. Wenn der Rest ihrer “Flucht” aus ihrem alten Dorf genauso verlief wie der erste halbe Tag, dann sollte sie sich vielleicht ernsthaft überlegen, zurückzukehren. Sogleich verscheuchte sie diesen Gedanken wieder. Immerhin hätte es schlimmer kommen können. Sie hätte ihr Leben verlieren können, als dieser übergroße Katzenyoukai aufgetaucht war, hätte dieser fremde Weißhaarige sie nicht gerettet. Dennoch war Akiko sich nicht ganz im Klaren darüber, ob sie diese Begegnung mit dem Fremden als “gut” oder “schlecht” einzuordnen hatte. Einerseits hatte er ihr das Leben gerettet, aber andererseits…. Er hatte sie “Hanyou” genannt, und doch war sie keiner. Ihre Mutter war zwar eine Ehebrecherin, aber mit einem Youkai hätte sie sich nie eingelassen, da war sie sich sicher. Immerhin hätte das irgendjemand aus dem Dorf einfach erfahren müssen und dann wäre sie selbst noch als Säugling getötet worden, wie es wahrscheinlich mit allen Hanyous geschah. Nein, dieser Weißhaarige musste sich geirrt haben. Immerhin hätte sie es sicher bemerkt, wenn Dämonenblut in ihren Adern flösse, denn dann wäre sie zumindest stärker als andere Menschen und das war sie ganz gewiss nicht! Dabei musste sie sich allerdings auch eingestehen, dass sie sich nie mit anderen Menschen gemessen hatte und ein wenig seltsam war ihre eigene “Gabe” ja auch…. Was, wenn dieser Youkai Recht hatte…? Was, wenn…?

,Nein!’, entschieden unterbrach Akiko ihre eigenen Gedanken. So weit kam es auch noch, dass ihr irgend so ein dahergelaufener Inuyoukai sagte, sie sei eine Hanyou und sie dann auch noch ernsthaft auf den Gedanken kam, ihm zu glauben! So etwas würde sie niemals zulassen, denn immerhin wollte sie nicht wie ihre Mutter enden, deren naiver Ruf sich zu ihren Lebzeiten über mehr als nur ein Dorf ausgebreitet hatte. Nein, sie würde niemals den Fehler begehen, zuzulassen, dass irgendwelche dahergelaufenen Kerle ihr Leben mit nur einem einzigen Wort so beeinflussen konnten!

Das Knurren ihres eigenen Magens unterbrach sie in ihren Gedanken. Kurz seufzte die Schwarzhaarige auf. Sie hatte seit heute morgen nichts mehr gegessen und ihre gesamten Vorräte waren durch den Regen unbrauchbar… nicht unbedingt eine gute Grundlage um neu anzufangen. Hoffentlich fand sie morgen ein Dorf, dass bereit war, sie aufzunehmen. Hoffentlich….
 

Akiko wusste nicht, ob es ihr leerer Magen oder die Sonne war, die sie am nächsten Morgen weckte. Kurz streckte sie sich, ehe sie aufstand und sich kurz leicht orientierungslos umsah. Nur langsam kam die Erinnerung an den vorangegangenen Tag wieder zurück und sogleich wurde sie sich ihrer eigenen, ziemlich ausweglos erscheinenden Situation mit aller Macht bewusst. Sie musste so schnell wie möglich etwas zu Essen finden, wollte sie nicht schon bald verhungert sein. Leider hatte sie nicht die Geringste Ahnung, wo genau man essbare Wurzeln und Pilze fand, immerhin hatte ihr nie jemand so etwas gezeigt. Bisher hatte sie immer nur auf den Feldern mitgeholfen und dadurch ihre Nahrung verdient, aber nun und vor allem hier konnte sie das natürlich nicht mehr machen.

Also musste sie einfach hoffen, bald auf ein Dorf zu stoßen und je eher sie aufbrach, desto eher würde sie auch in einer Menschensiedlung ankommen können. Mit diesen Gedanken ließ sie die Decke, in der sie sich bisher eingewickelt hatte, zu Boden gleiten und griff nach ihrer mittlerweile getrockneten Kleidung, um diese hastig überzustreifen. Anschließend griff sie nach ihrem Beutel, packte ihre Decke ein, wobei sie noch gleich die schimmelnden Lebensmittel aussortierte und anschließend einfach die Hütte verließ. Je eher sie losging, desto besser! Immerhin würde sie große Probleme bekommen, wenn sie auch heute kein Dorf fand!

Keine halbe Stunde später stieß sie auch schon auf die ersten Felder. Leicht entnervt hielt Akiko Augenblicke inne, ehe sie einfach weiter ging. Hieß das etwa, sie hätte sich gestern nur noch eine halbe Stunde durch den Regen schlagen müssen, um ein anständiges Bett und vielleicht sogar eine warme Mahlzeit zu bekommen?! Nein, so viel Pech konnte sie doch einfach gar nicht haben! Langsam schritt sie an den Feldern entlang, während sich in ihrem Innern mehr und mehr Wut auf sich selbst breitmachte. Warum nur hatte sie sich gestern von dem schlechten Wetter so einschüchtern lassen?! Hätte sie nicht einmal ihren Verstand benutzen können? Dann wäre ihr nämlich wieder eingefallen, dass hier ein Dorf war, hier, keine halbe Tagesreise von ihrem alten entfernt!

In diesem Augenblick kamen die ersten schäbigen Hütten in Sicht. Kurz zog Akiko die Stirn kraus. Sie konnte hier weit und breit keinen einzigen Bauern sehen. Was war hier los? Selbst auf den Feldern war niemand gewesen. Kümmerten die Leute sich hier etwa weder um die Ernte noch darum, wer oder was auf ihr Dorf zukam? Denn immerhin hätte ein Dieb, der zufällig an diesen, im Augenblick verlassenen, Hütten vorbeikam leichtes Spiel. Aber eigentlich ging sie das nichts an. Schulterzuckend wandte sie sich daher anderen Dingen zu, während sie die ersten Häuser des Dorfes passierte. Sie musste irgendjemanden finden, der dazu bereit war, ihr Unterkunft zu gewähren. Immerhin hatte sie kein Geld dabei, hatte noch nie welches besessen. Vielleicht könnte sie irgendwo anbieten, im Haushalt etwas zu helfen? Oder sie suchte einen Tempel und fragte dort an? In Tempeln gab es meistens Arbeit und barmherzige Menschen, die bereit waren, einer Fremden Unterschlupf zu gewähren. Fragte sich nur noch, ob es in diesem Dorf überhaupt einen gab…? Schnell verdrängte sie diesen Gedanken wieder. Es wäre besser für sie selbst, wenigstens einmal positiv zu denken.

Mit diesem Tadel an sich selbst richtete sie den Blick stets stur geradeaus, bis sie genau das erblickte, was sie gesucht hatte: einen Tempel. Obwohl dieser Anblick sie eigentlich hätte freuen müssen, machte sich nur eine große, allumfassende Resignation in ihr breit. Vor dem vergleichsweise kleinen, aber gut gepflegtem Holzgebäude hatte sich eine große Menschenmenge gebildet, die wild durcheinander redete. Es schien fast so, als hätte sich dort das gesamte Dorf versammelt. Akiko wunderte sich schon, wieso sie den Lärm all dieser Leute nicht schon viel früher vernommen hatte. Nun, wahrscheinlich war sie einfach zu tief in Gedanken versunken gewesen.

Zweifelnd blieb sie stehen. Die Dorfbewohner sahen nicht gerade so aus, als hätten sie sich aus einem freudigen Grund hier versammelt, im Gegenteil. Irgendetwas schien diese Menschen furchtbar aufzuregen, sie redeten wild und ungehalten in kleinen Gruppen und nicht bei wenigen sah es so aus, als würden sie sich ernsthaft wegen etwas streiten. Was war hier nur los? Nun, was auch immer es war, es ließ ihre Chancen, hier einen freundlichen Gastgeber zu finden, gleich Null stehen. Ein Teil von ihr wollte schon aufgeben, einfach umdrehen und aus diesem Dorf verschwinden, doch ihr Verstand hielt sie zurück. Sie hatte weder Vorräte noch eine Ahnung, wie man außerhalb eines Dorfes überlebte. Sie konnte sich weder verteidigen, noch Nahrung besorgen. Wenn sie hier keine Hilfe fand, konnte sie praktisch gleich mit dem Leben abschließen - oder in ihr Dorf zurückgehen, doch das kam für sie selbst niemals in Frage.

“Wer bist du?”, fragte eine freundliche Stimme in diesem Augenblick neben ihr. Leicht erschrocken drehte Akiko sich um. Neben ihr stand ein etwa 10-jähriges Mädchen in der Kleidung einer Tempeldienerin. “Ich heiße übrigens Yuri.”

“Mein Name ist Akiko.”, stellte auch die schwarzhaarige sich nach kurzem Zögern vor. “Eigentlich suche ich einen Ort, wo ich vorerst bleiben könnte. Natürlich würde ich auch arbeiten. Weist du vielleicht, wo ich hingehen könnte?”, mit diesen Worten lies sie ihren Blick einmal zweifelnd über den aufgebrachten Menschenhaufen vor ihr schweifen. Wenigstens dieses Mädchen schien freundlich zu sein.

“Natürlich.”, erwiderte Yuri auch prompt lächelnd. “Aber lass uns erstmal in den Schrein gehen, bis sich die Dorfbewohner beruhigt haben. Dann können wir ja gucken, was es für dich gibt.” Mit diesen Worten ergriff das Kind scheinbar ohne Scheu Akikos Hand und zog sie mit sich. Gleichermaßen neugierig wie verwundert ließ sie es einfach geschehen und beobachtete einfach nur, wie Yuri scheinbar zielsicher die aufgebrachten Menschen umging, ehe sie sie um den Tempel herumführte, bis sie vor einem gut verborgenen Hintereingang stehen blieb.

“Eigentlich hat der Houshi-sama mir ja verboten, ständig den Eingang hier zu benutzen”, plapperte die Kleine fröhlich, “aber es ist halt immer noch besser, als sich an all diesen Leuten vorbei zu schieben.” Mit diesen Worten betrat sie das Haus und Akiko folgte ihr einfach. Die fröhliche Offenheit des Mädchens verwunderte sie, denn immerhin war es Jahre her, dass jemand einigermaßen normal mit ihr gesprochen hatte. Dennoch hatte sie die Frage, die ihr auf der Zunge brannte, bisher zurückgehalten. Als die Tür jedoch wieder hinter ihnen verschlossen war, ließ sie ihrer Neugier freien Lauf.

“Warum sind die Dorfbewohner denn so aufgebracht?”, wollte sie neugierig wissen, während sie sich kurz in dem Raum umsah, in dem sie nun standen. Offensichtlich handelte es sich dabei um eine Art Lager, denn in dem stickigem Zimmer standen zahlreiche Regale die mit seltsamen Gefäßen geradezu überfüllt waren.

“Das liegt nur an dem seltsamen Schwert, dass hier im Tempel versiegelt ist.”, klärte Yuri sie noch immer freundlich auf, während sie zu der Tür ging, die den Raum mit dem Rest des Hauses verbinden musste. “Jedes Jahr um diese Zeit pulsiert es ganz merkwürdig und strahlt Youki aus, weist du? Houshi-sama hat gesagt, dass das Schwert nach seinem Meister ruft, aber der ist schon lange tot. Trotzdem bleibt der Houshi-sama meist im Tempel, wenn das Schwert wieder so komisch ist, aber heute Nacht haben sich in der Nähe des Dorfes ein paar stärkere Youkai aufgehalten, deswegen ist er jetzt losgegangen, um zu gucken, ob sie noch in der Nähe sind. Und jetzt haben die Dorfbewohner Angst, der Dämon, dem dieses seltsame Schwert gehört, könne es ausnutzen das der Houshi-sama nicht da ist und sich seine Waffe zurückholen.”

In diesem Augenblick betraten sie einen etwas größeren Raum mit einem Fenster, der offensichtlich das Herzstück des Tempels darstellte.

“Das ist übrigens das Dämonenschwert.”, mit diesen Worten deutete Yuri auf die Mitte des Zimmers, wo umgeben von Weihrauchstäbchen und Bannzetteln eine kunstvoll gefertigte Waffe auf einer Art Sockel ruhte.

Leicht verwundert musterte Akiko das Schwert. Von dem, was Yuri bisher erzählt hatte, hätte sie eigentlich eine Art übergroße Klinge erwartet, die kein Mensch tragen konnte und daher allen Angst einjagte, doch das Schwert, was auf diesem Sockel ruhte, sah federleicht aus. Die Klinge der Waffe war lang und dünn und die schwarze Schwertscheide, in der sie ruhte, war kunstvoll mit einem leicht silbernen Drachenmuster versehen worden. Alles in allem sah die Waffe nicht so aus, als würde sie im Kampf lange halten, sie ähnelte eher einem Schmuckstück.

In diesem Augenblick pulsierte die Klinge. Nur ein einziges Mal und dennoch hatte Akiko plötzlich das Gefühl, eine eiskalte Hand würde sich um ihr Herz legen. Das Schwert… es hatte nach ihr gerufen. Ganz deutlich hatte sie die Energie der Klinge wahrgenommen, die einladend ihren Geist gestreift hatte. Diese Berührung hatte nicht im Geringsten bedrohlich gewirkt, nein, sie war eher angenehm gewesen, fast so, als hätte ihr vorher etwas gefehlt, was sie nun gefunden hatte….

Schnell verscheuchte sie diesen Gedanken wieder. Das war unmöglich! Und außerdem: Genau wegen solcher Dinge war sie in ihrem alten Dorf geächtet und verhasst gewesen. Wenn sie nun auch hier damit begann, sich seltsam zu benehmen, würde sie wahrscheinlich keine weitere Stunde im Dorf verweilen dürfen.

“Was ist?”

Irritiert wandte Akiko ihren Blick Yuri zu, die sie prüfend betrachtete. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie das seltsame Schwert die ganze Zeit über angestarrt haben musste.

“Ähm, nichts.”, meinte sie daher schnell, etwas zu schnell, “Ich habe mir ein Dämonenschwert immer nur etwas… bedrohlicher vorgestellt.”

Kurz nickte Yuri verstehend, ehe sie sich einem anderen Thema zuwandte. “Du hast doch sicher Hunger, nicht? Warte hier, ich bringe dir etwas zu essen. Dann kannst du mir auch erzählen, wo du herkommst.”, mit diesen Worten war das Mädchen schon aus dem Raum verschwunden, noch bevor Akiko Einsprüche erheben konnte.

Kurz musste sie hart schlucken. Sie wollte nicht allein in diesem Raum bleiben, nicht, wenn dieses Schwert auch hier war. Die Versuchung, die Waffe einfach zu ergreifen und für sich zu beanspruchen war einfach zu groß. Selbst jetzt kribbelte es ihr schon in den Fingern, obwohl Yuri erst vor Sekunden das Zimmer verlassen hatte.

Zweifelnd ließ Akiko ihren Blick über die die Schwertscheide schweifen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass von diesem Schwert keinerlei Gefahr für sie ausging und ihr Gefühl hatte sie noch nie getäuscht. Außerdem musste sie die Waffe nicht einmal anfassen, wenn sie nicht wollte. Mit diesem Vorsatz trat sie näher an das Schwert heran und musterte die Klinge prüfend. Kurz verlangte die feine, silberne Verzierung der Scheide ihre volle Aufmerksamkeit, ehe ihr das kleine, kaum sichtbare Zeichen auf dem Schwertgriff auffiel. Überrascht hielt sie inne. Auf dem teilweise mit schwarzem Stoff umwickelten Griff prangte das Schriftzeichen für “Herz” an der einzigen Stelle, wo es nicht von den dunklen Leinen hätte verborgen werden können. Wieso stand “Herz” auf dem Schwert, auf einer Waffe, die so offensichtlich zum Töten geschaffen wurde? Bedeutete das irgendetwas? Und wenn ja, was?

In diesem Augenblick verriet ihr ein kribbeln im Nacken, dass Yuri zurückkam. Schnell trat sie einen Schritt von der Waffe zurück und richtete sich auf. Keinen Augenblick zu früh, denn schon schob das fröhliche, schwarzhaarige Mädchen die Tür auf, durch die sie eben verschwunden war. In ihrer Hand hielt sie ein kleines Tablett mit Reis, Brot, einem Fisch und einem prallen Wasserschlauch. Akiko musste sich zusammenreißen, um nicht gierig auf das Essen zu starren. Es war zwar nur ein karges Mahl, aber im Vergleich zu dem, was sie normalerweise aß, war es schon sehr viel. Außerdem hatte sie Hunger.

Lächelnd kam Yuri auf sie zu, ehe sie ihr bedeutete sich hinzusetzen und das kleine Tablett vor ihr abstellte.

“Iss ruhig.”, bot sie ihr scheinbar freimütig an und dass ließ Akiko sich gewiss nicht zweimal sagen.
 

Keine viertel Stunde später war das Tablett leer gegessen und Akiko satt. Zufrieden lehnte sich die Schwarzhaarige leicht zurück. Eigentlich könnte sie jetzt rundum zufrieden sein, wäre da nicht der ständige Drang in ihr, sich dieses seltsame Dämonenschwert zu nehmen….

“Hat es dir geschmeckt?”, lenkte Yuri sie in diesem Augenblick mit ihrer naiven Frage ab und als Akiko wahrheitsgemäß bejahte strahlte die Kleine nur so vor Freude. Das Kind schien sich schon mit wenig zufrieden zu geben, so zumindest kam es Akiko vor und wahrscheinlich war Yuri ihr genau deshalb so sympathisch. Es gab nicht viele Menschen, die mit dem zufrieden waren, was sie hatten.

“Sag mal Yuri, wie ist der Tempel hier überhaupt an ein Dämonenschwert gekommen?”, die Frage kam ihr so unvermittelt in den Sinn, dass sie gar nicht wirklich realisierte, sie laut ausgesprochen zu haben. Erst als das junge Mädchen immer noch lächelnd zum Erzählen ansetzte, wurde ihr ihre Unkontrolliertheit bewusst. Was war denn auf einmal mit ihr los? Seit wann behandelte sie Fremde so vertraulich, selbst, wenn diese sehr sympathisch waren? Das passte doch gar nicht zu ihr! Lag das vielleicht auch an diesem seltsamen Schwert? Noch immer spürte sie eine Sehnsucht danach in sich, gleich einem unangenehmen Zug im Herzen, doch sie vermochte sich zu kontrollieren. Noch.

“Das ist eine komische Geschichte, weist du? Ich glaube es ist 19 Sommer her, dass in unser Dorf plötzlich ein seltsamer Mann stolperte. Houshi-sama hat mir erzählt, dass er das Schwert bei sich hatte. Auf jeden Fall soll er noch zur Mitte des Dorfplatzes gestolpert sein, ehe er einfach tot umfiel. Houshi-sama hat gemeint, er müsse wohl den früheren Besitzer des Schwertes irgendwie getötet haben und dafür von dem toten Youkai mit einem Fluch belegt worden sein. Seine Wunden sollen nämlich noch nach seinem Tod so lange geblutet haben, bis Houshi-sama ihn gesegnet hatte.”, erklärte die Kleine theatralisch.

“Ach so.”, murmelte Akiko leise, wobei sie versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie wusste nicht wirklich, was sie erwartet hatte, aber eine so undetaillierte und mehr oder weniger langweilige Geschichte hatte sie nicht erwartet. Sie wusste, wie der Fluch eines Youkais aussah und sich auswirkte, hatte es schon häufig selbst gesehen. Immerhin gab es in ihrem früheren Dorf keinen Tempel, ja nicht einmal einen Priester geschweige denn eine Miko und so mussten sich die einfachen Bauern so gegen Youkai aller Art zur Wehr setzen. Es passierte nicht selten, dass ein oder zwei Männer im Kampf mit einem solchen Dämon starben oder den Folgen erlagen.

In diesem Augenblick hielt Akiko inne, während sich ihre Nackenhaare sträubten. Der Lärm, der die ganze Zeit über vor dem Tempel geherrscht hatte, war mit einem Mal verschwunden.

“Der Houshi-sama wird zurückgekehrt sein.”, meinte Yuri in diesem Augenblick fröhlich und lief zur Vordertür. Sie wusste nicht warum, aber am liebsten hätte sie das Mädchen gepackt oder einfach anders aufgehalten die Tür zu öffnen. Doch ihr Körper regte sich nicht. Sie wusste, dass Yuri Recht damit hatte, dass der Houshi zurückgekehrt war. Sie konnte es einfach spüren. Genauso wie sie gestern Abend diese beiden Youkai gespürt hatte, doch nun war es anders. Sie fühlte die starke, reinigende Kraft des Ankömmlings und genau das jagte ihr kalte Schauer über den Rücken. Sie war noch nie einem Geistlichen begegnet. Fühlte jeder Mensch sich so, wenn sie in die Nähe eines heiligen Menschen kamen? Aber wie konnte Yuri sich dann bloß über die Ankunft des Houshis so freuen? Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit, während sie langsam aufstand. Das Dämonenschwert pochte auf einmal heftig, der Zug an ihrem Herzen wurde stärker. Akiko hatte keinen Zweifel daran, dass die Waffe gezogen werden wollte, kämpfen wollte. Doch sie konnte sich beherrschen. Ihre Mutter hatte sie gelehrt, dass dämonische Dinge oft versuchten einen auf irgendeine Art in ihre Fallen zu locken. Sie würde nicht auf das scheinbar dringliche Rufen des Schwertes eingehen.

In diesem Augenblick wurde die Tür des kleinen Tempels brutal aufgerissen. Akiko konnte sehen, wie Yuri überrascht auf ihren Hintern fiel, als ein schwer atmender Mönch auf der Schwelle erschien. Schweiß rann dem Geistlichen über die Stirn. Offensichtlich hatte sich der ca. 40-jährige, kahlköpfige Mann sehr beeilt, hierher zu kommen. Warum? Und wieso schlich sich bei dem Anblick eines heftig atmenden Mönches Schadenfreude in ihre Gedanken?

In diesem Augenblick fixierte der Houshi sie mit durchdringenden, dunklen Augen während er Yuri barsch befahl zur Seite zu gehen. Als das Mädchen verwirrt der Anweisung des Geistlichen folgte, holte eben dieser zwei Bannzettel aus seiner Kleidung hervor.

“Stirb, Youkai!”, schrie der Mönch aufgebracht und noch ehe Akiko reagieren konnte, klebten die Bannzettel auch schon auf ihrem schäbigen Kimono. Sekundenbruchteile lang geschah nichts, doch dann schoss brennender Schmerz durch ihren Körper. Instinktiv schrie sie auf, während ihre Beine unter ihr wegknickten. Kurze Zeit später fand sie selbst sich schon auf dem Boden zusammengekauert wieder, während schreckliche Krämpfe ihren Körper schüttelten. Sie fühlte, wie irgendetwas in ihrem Körper zurückgedrängt, ja, fast zerstört wurde. Unfähig zu denken bäumte sich ihr Innerstes gegen diese Zerstörung in sich auf und noch ehe Akiko es sich versah, wurde ihr plötzlich ganz warm und der Schmerz verschwand.

Eine Sekunde verstrich, dann eine Andere, doch das Brennen in ihren Gliedern kehrte nicht zurück. Wie betäubt hob die schwarzhaarige ihren Blick, nur um den dunklen Augen des Houshis zu begegnen, die sie hasserfüllt anstarrten. Erneut griff der Mönch in seine Kleidung, doch dieses Mal holte er eine Gebetskette hervor. Kurz starrte Akiko ihn fassungslos an. Versuchte er etwa, sie zu läutern? Aber man konnte keine Menschen läutern! Augenblicklich kamen ihr die Worte des weißhaarigen Youkai in den Sinn. “Hanyou”, so hatte er sie genannt, “Hanyou.”. Gleich Hohn schoss ihr dieses eine, einfache Wort durch den Kopf, immer und immer wieder. Sie war unfähig an etwas anderes zu denken, während sie wie gebannt dabei zusah, wie der Mönch vor ihr seine Gebetskette erhob. Sie spürte, dass sie einen weiteren Läuterungsversuch seinerseits nicht überleben würde, es gar nicht konnte. Sie wollte nicht sterben… und das Dämonenschwert rief erneut.

Das, was danach geschah, nahm Akiko nur noch durch eine Art gleichgültigen Schleier wahr. Sie sah, wie sie selbst den Priester zurückstieß, aufsprang und mit zwei Schritten bei der dämonischen Klinge mit dem Zeichen für Herz an dem Griff angekommen war. Sie spürte die Energie, die durch ihren Arm schoss, als sie das Schwert aus seiner Scheide riss, sah das Entsetzen in den Augen des Priesters, als er von einer dunklen Energie zurückgeschleudert wurde, von ihrer Energie….

Sie musste wohl kurzzeitig abwesend gewesen sein, denn das nächste was sie wahrnahm war das Schluchzen eines kleinen Mädchens. Verwirrt blinzelte Akiko einmal, zweimal, ehe sich ihre Sicht wieder klärte. Sie stand noch immer im Tempel, das Dämonenschwert in der erhobenen Hand. Vor ihr lag der Houshi, der sie angegriffen hatte, mit mehr als einer Wunde am Körper. Es war praktisch ein Wunder, dass er noch lebte, wenn sie sich die Blutlache ansah, in der er lag. Zwischen ihr und dem Mönch kniete Yuri. Verzweifelt hatte sich das kleine Mädchen schützend über den halbtoten Mönch gelegt und sah sie nun aus unglaublich traurigen Augen an.

“Bitte…”, hauchte sie mit belegter Stimme. “Bitte…”

Verwundert sah Akiko sie einen Augenblick lang an. Worum bat die Kleine denn? Was hatte sie denn getan? Noch einmal ließ die Schwarzhaarige ihren Blick die Szene schweifen, ehe die Erkenntnis sie gleich einen Schwalls kalten Wassers traf.

Langsam glitt ihr das Dämonenschwert aus den Fingern. Sie konnte ein protestierendes Pochen in der Klinge wahrnehmen, doch sie war unfähig, darauf zu reagieren.

“Es tut mir leid.”, wollte sie sagen, doch es kam kein Ton über ihre Lippen. Mit einem Mal wollte sie nur noch eins: weg. Fort von hier. Fort von dem, was sie getan hatte, fort von diesem verfluchten Schwert und fort von den verzweifelten Tränen eines kleinen Mädchens. Noch ehe sie sich wirklich bewusst wurde was sie tat, hatte Akiko sich umgewandt und rannte. Die Menschenmenge vor dem Tempel teilte sich prompt um ihr Platz zu machen, als sie aus der Tür stürzte, doch sie achtete nicht darauf. Sie achtete auch nicht auf den Zug in ihrem Herzen, der ihr sagte, sie solle dieses verdammte Schwert mitnehmen. Sie wollte einfach nur noch weg, deswegen rannte sie. Selbst nachdem die letzten Felder des Dorfes hinter ihr waren hielt sie nicht an. Erst nachdem sie in der Dunkelheit eines dichten Waldes angekommen waren, verlangsamten sich ihre Schritte. Tränen brannten ihr in den Augen und als sie in die Wipfel der Bäume blicken wollte, da wurde alles schwarz um sie.
 

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Und wie hat’s euch gefallen?

Würd mich wie immer über Kommies freun. Wer mir eins dalässt kriegt wieder ne ENS, wenn ich’s nächste Kap hochlade^^

Bye,

_Corchen_

Schattenschwert

Zielstrebig schritt der großgewachsene, weißhaarige Youkai durch den Wald. Die beiden magentafarbenen Streifen auf je einer Wange und seine kalten, katzenartigen goldenen Augen verliehen ihm ein bedrohliches Aussehen, welches weder von seinen dämonischen, spitz zulaufenden Ohren noch von seiner Kleidung gemildert wurde. Er trug eine schwarze, typisch japanische Rüstung samt dornenbesetztem, linken Schulterschutz. Über seiner rechten Schulter trug er ein flauschig anmutendes, schneeweißes Fell und an seiner Hüfte waren zwei Schwerter befestigt. Auf seiner Stirn prangte ein blauer Halbmond.

Sesshoumaru hatte bereits vor einigen Stunden eine interessante Energie wahrgenommen. Sein Instinkt sagte ihm, dass dieses Youki von der Hanyou stammte, die er am Vorabend gesehen hatte. Zu der Zeit war ihre Energie allerdings um einiges schwächer gewesen und eine Hanyou war normalerweise nicht dazu in der Lage, Teile ihrer Aura zu verbergen. Aber woher war dann dieses viele Youki gekommen, dass er gespürt hatte? Nun, wie diese Hanyou es auch geschafft hatte, es war Wert, herausgefunden zu werden.

Also ging er weiter, immer in die Richtung, aus der er zuletzt dieses ungewöhnliche Youki wahrgenommen hatte und schon bald nahm er den Geruch der schwarzhaarigen wahr. Als er kurz darauf zwischen zwei Bäumen hindurch trat sah er sie schließlich. Die Hanyou lag bewusstlos am Boden. Kurz verzog er angewidert die Nase. Sie stank abscheulich nach Mensch, aber schließlich stammte die Hälfte ihres Blutes von so einem schwächlichen Wesen. Sich selbst überwindend trat er näher, doch irgendwie musste die Hanyou ihn gespürt haben, denn plötzlich begann sie unruhig zu werden und undeutlich vor sich hin zu murmeln. Selbst Sesshoumaru mit seinen guten Ohren hatte Probleme damit, sie zu verstehen. Nur zwei Worte waren klar zu verstehen, die Schwarzhaarige wiederholte sie immer wieder. “Das Schwert.”
 

Es war bereits dunkel, als Akiko erwachte. Die Spitzen von Gras kitzelten leicht ihr Gesicht und verrieten die Wiese, auf der sie liegen musste. In ihrer Nähe konnte sie zwei undeutliche Stimmen vernehmen. Wo war sie hier? Das letzte, woran sie sich erinnern konnte, war, dass sie aus dem Dorf gerannt war, wo sie beinahe jemanden getötet hatte…. Als die Erinnerung zurückkehrte kroch Angst in Akikos Glieder. Sie hatte fast jemanden getötet, ohne es selbst zu wollen, ohne sich zurückhalten zu können. Sie könnte wetten, dass dies mit diesem seltsamen Dämonenschwert zusammenhing. Es musste die Kontrolle über sie gewonnen haben, ja, ganz bestimmt! Nur deswegen war sie plötzlich so… so komisch gewesen. Aber warum hatte der Priester sie dann Youkai genannt, genauso, wie der andere Dämon sie als Hanyou bezeichnet hatte? Zu beiden Zeitpunkten hatte sie das Schwert noch nicht einmal angerührt…. Egal. So lange sie dieses verfluchte Schwert nicht bei sich hatte, würde sie garantiert nicht mehr zu einer willenlosen Marionette der Waffe werden!

In diesem Augenblick blies ihr jemand oder besser gesagt etwas, seinen warmen Atem ins Gesicht. Wie zu Eis erstarrt blieb Akiko liegen, als sie das Grummeln eines großen Tieres vernahm. Selbst ihre Gedanken schienen einzufrieren, während sich ein ungutes Gefühl in ihr breit machte. Es gab nicht viele Tiere, die ein solches Geräusch machen konnten. Und leider waren alle, die ihr im Augenblick einfielen, nicht gerade harmlos.

“Ist sie schon wach, Ah-Uhn?”, erklang in diesem Augenblicke eine freundliche Kinderstimme und der warme Atem verschwand aus ihrem Gesicht, während ihr ein erneutes Grummeln des Tieres verriet, dass es sich fortbewegte. Als Akiko kurz darauf eine kleine Hand auf ihrer Stirn fühlte, öffnete sie unwillkürlich ihre Augen. Sogleich wurde die Hand weggenommen und stattdessen schob sich nun das Gesicht eines ca. 8-jährigen, schwarzhaarigen Mädchens in ihr Blickfeld. Unwillkürlich fühlte sie sich an Yuri erinnert.

“Hallo, ich bin Rin.”, stellte sich die Kleine glücklich lächelnd vor. “Und wie heißt du?”

“Akiko.”, murmelte sie leicht irritiert, ehe sie sich vorsichtig aufsetzte und sich umsah. Keine fünf Meter von ihr entfernt prasselte ein kleines Lagerfeuer und verbreitete das einzige Licht in dieser mondlosen Nacht. Neben dem kleinen Feuer saß ein seltsamer, grüner Gnom, der sie aus großen, gelben Augen missbilligend betrachtete. ,Ein Youkai.’, kam es ihr in den Sinn, ehe sie sich wieder dem kleinen Mädchen zuwandte, welches neben ihr kniete. ,Was macht ein Youkai bei einem Menschenmädchen?’

In diesem Augenblick spürte Akiko erneut, wie ihr warmer Atem in den Nacken geblasen wurde. Neugierig sah sie sich um, nur, um mit einem erschrockenen Aufschrei aufzuspringen. Hinter ihr stand ein Wesen, dessen zwei Köpfe auf der gleichen Höhe waren wie ihrer, nun, da sie stand. Als der grün geschuppte Drache seine beiden Mäuler für einen seltsamen, undefinierbaren Laut öffnete, kamen dolchartige Fangzähne zum Vorschein.

“Das ist Ah-Uhn.”, stellte Rin den großen Youkai in diesem Augenblick vor und noch ehe die schwarzhaarige es verhindern konnte, war die Kleine zu ihm gerannt. Überrascht konnte Akiko nur zusehen, wie sich die beiden Köpfe des Drachen zu dem Mädchen hinabbeugten. Noch immer fröhlich lächelnd streichelte die Kleine einmal über beide Köpfe, ehe sie sich ihr zuwandte. “Ah-Uhn ist ganz lieb.”, erklärte sie aufrichtig.

“Aha…”, erwiderte Akiko nicht ganz überzeugt aber dennoch schien von diesem seltsamen Drachen keinerlei Gefahr auszugehen. Wenn sie zusah, wie die beiden Köpfe Rin jetzt anstupsten, um gestreichelt zu werden, hätte sie ihn glatt als niedlich bezeichnet.

“Sag mal, wie bin ich eigentlich her gekommen?” Endlich kam die schwarzhaarige dazu, diese Frage zu stellen.

“Wir haben dich bewusstlos im Wald gefunden.”, klärte die Kleine sie prompt auf, als wäre es das natürlichste der Welt. “Sesshoumaru-sama hat sogar dein Schwert geholt.”

“Mein Schwert?”, fragte Akiko irritiert, ehe sie Rins Blick folgte, der daraufhin zu ihrer Hüfte wanderte. Tatsächlich hatte jemand dort an ihrer Kleidung ein Schwert befestigt. Aber nicht irgendein Schwert sondern…. Erschrocken fuhr sie zusammen, als sie das Zeichen für Herz an dem Schwertgriff wahrnahm. Gleich Hohn pulsierte die Klinge einmal, als wolle sie auch ganz sicher gehen, dass Akiko sie erkannte. Aus purem Instinkt heraus wollte sie das Dämonenschwert ergreifen und wegwerfen, ganz weit weg, doch kurz bevor ihre Hand den Schwertgriff berührte, stoppte sie. Wenn sie die Waffe jetzt berührte, könnte sie wieder die Kontrolle verlieren und das wäre gefährlich für Rin. Selbst wenn sie nicht übernommen wurde, so konnte sie das Schwert nicht einfach in der Gegend herumliegen lassen. Wer wusste schon, wer es dann finden würde.

Kurz sah sie sich um. Hatte Rin nicht erzählt, ein gewisser Sesshoumaru hätte das Schwert geholt? Dann konnte der die Waffe gewiss gefahrlos anfassen, warum auch immer. Jedenfalls würde sie ihn suchen gehen und ihm dieser verfluchte Schwert in die Hand drücken. Immerhin hatte er es geholt, folglich konnte er es auch wieder wegbringen.

Mit diesem Gedanken wandte sie sich wieder an Rin.

“Könntest du mir beschreiben, wie dieser Sesshoumaru aussieht?”, fragte sie möglichst freundlich und bemüht, ihre innere Unruhe nicht durchscheinen zu lassen. Außer ihr, dem Mädchen, dem Drachen und dem grünen Gnom war niemand auf der kleinen Lichtung und Akiko bezweifelte stark, dass ausgerechnet letzterer Sesshoumaru heißen sollte.

“Sesshoumaru-sama ist der stärkste Youkai, den es gibt!”, begann Rin in diesem Augenblick strahlend, während Akiko sich innerlich die Hand vor die Stirn schlug. Also würde sie einem Youkai dieses Schwert andrehen müssen. Sie konnte sich wirklich besseres vorstellen.

“Er hat ganz lange, weiße Haare und trägt ein ganz flauschiges Fell über der Schulter.”, fuhr das Mädchen unterdessen fort.

“Danke, auch dafür, dass ihr mich mitgenommen habt. Ich werde nun gehen. Lebe wohl.”, meinte Akiko ruhig und plötzlich zeichnete sich Enttäuschung auf Rins Zügen ab. Ohne darauf zu achten wandte die Schwarzhaarige sich um und ging davon. Sie wusste, dass es unvernünftig war, jetzt zu gehen. Immerhin war es Nacht und ohne den Schutz einer Gruppe sehr gefährlich im Wald. Aber im Augenblick interessierte sie das wenig. Das wichtigste für sie war jetzt nur, diesen Sesshoumaru zu finden und ihm das Schwert anzudrehen.

Kaum hatte sie die kleine Lichtung verlassen blieb sie stehen und schloss kurz die Augen. Das war ein Vorteil ihres ungewöhnlichen Talents. Sie konnte nicht nur Veränderungen in ihrer Umgebung spüren, ihr fiel es auch außerordentlich leicht Personen zu finden, auf die sie sich konzentrierte. Sie musste sich dann nur auf ihr Gefühl verlassen und eben dieses sagte ihr gerade, dass dieser Sesshoumaru gar nicht mal allzu weit entfernt war. Zu Fuß würde sie in keinen zehn Minuten bei ihm sein. Also ging sie los. Obwohl es stockfinster war, stolperte sie kaum. Aber eigentlich war das auch nicht verwunderlich. Sie war schon immer viel geschickter in manchen Dingen gewesen als Andere. Außerdem hatte sie keine Probleme damit, sich selbst im Dunkeln zurechtzufinden. Das lag nicht daran, dass sie bessere Augen als andere gehabt hätte, sie hatte ganz gewöhnliche Augen, nein, sie wusste einfach instinktiv, wann sie über eine Wurzel zu steigen hatte oder wann der Weg eine unerwartete Kurve machte.

Kurze Zeit später kam sie daher unter einem Baum an, auf dessen Ast ein Youkai mit silbrig weißem, langem Haar saß. Es war zu dunkel, als das Akiko mehr erkannt hätte als diese Haare und kurz darauf zwei Raubtierhafte, goldene Augen welche problemlos die Dunkelheit durchdrangen. Akiko war sich ziemlich sicher, dass es sich bei dem Unbekannten um Sesshoumaru handelte. Sie wusste einfach, dass dem so war. Wortlos griff sie zu dem Schwert an ihrer Seite, achtete sorgsam darauf, es nur an der Scheide zu berühren und löste es von ihrer Kleidung. Kurz betrachtete sie die Waffe prüfend, ehe sie mit einem kurzen Blick in Sesshoumaru’s Richtung das Schwert an den Baum lehnte, auf dem er saß. Akiko hätte wetten können, dass die Klinge protestierend kurz aufglimmte, als sie die Schwertscheide endgültig losließ. In diesem Moment schlich sich so etwas wie Triumph auf ihre Züge. Diese dämonische Waffe hatte keinerlei Macht über sie! Mit diesem Gedanken wandte sie sich um und ging einfach an dem Baum vorbei. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass der Dämon sich des Schwertes annehmen würde. Immerhin war es ein Dämonenschwert, oder? Und selbst wenn er es nicht tat: es ging sie nichts mehr an. Aus irgendeinem Grund hatte dieser Youkai ihr das Schwert gegeben, während sie bewusstlos war und nun hatte sie es ihm halt zurückgebracht. Für sie war die Sache damit erledigt, aber anscheinend war der Dämon da anderer Meinung.

“An deiner Stelle würde ich das nicht tun.”

Unsanft durchbrach die kalte Stimme Sesshoumaru’s die Stille des nächtlichen Waldes. Irgendwann hatte Akiko diese Stimme schon einmal gehört, wusste im Augenblick nur nicht mehr, wann genau das war. Dennoch blieb sie stehen und drehte sich halb zu dem Weißhaarigen herum.

“Und warum nicht?”, verlangte sie äußerlich ruhig zu wissen.

“Es würde dich töten.”

Wie zur Bestätigung seiner Worte nahm sie plötzlich einen leichten Zug an ihrem Herzen wahr.

“Pah, ich werde mich doch nicht von so einem Schwert unterkriegen lassen!” Akiko wusste nicht, wieso sie das sagte und ausgerechnet noch zu dem weißhaarigen Inuyoukai. Sich innerlich über sich selbst wundernd drehte die schwarzhaarige sich um und schritt davon, den zunehmend unangenehmen Zug an ihrem Herzen ignorierend.

Schweigend blickte Sesshoumaru ihr hinterher. Spürte die Hanyou etwa nicht die starke Verbindung zwischen ihr und dem Schwert? Selbst für ihn war dieses Band deutlich wahrnehmbar. Nun, eigentlich konnte ihm das auch egal sein. Wenn diese halbe Youkai unbedingt sterben wollte, dann würde er sie nicht aufhalten. Mit diesem Gedanken stand er auf und sprang von seinem Ast um sich wieder auf den Weg zu seinen Begleitern zu machen. In der Nähe waren einige niedere Youkai, die ein kleines Menschenmädchen wie Rin als leichte Beute ansehen könnten.
 

Akiko blieb erst stehen, als sie eine zunehmende Schwere in ihren Gliedern spürte. Erschöpft ließ sie sich gegen einen der umstehenden Bäume sinken. Der dumpfe Zug an ihrem Herzen war mittlerweile zu einem stechenden Schmerzen angewachsen, der ihr fast den Atem nahm. Aber eben nur fast. Dennoch stand die Schwarzhaarige nun vor einem starken, inneren Konflikt. Sie könnte jetzt weiter gehen und damit eventuell dem Einfluss dieses verdammten Dämonenschwertes entkommen. Allerdings könnte sie genau das auch töten. Dieser Gedanke kam ihr mittlerweile gar nicht mehr so abwegig vor. Natürlich könnte sie auch umdrehen und sich praktisch geschlagen geben, aber dagegen sträubte sich noch immer ihr Innerstes. Sie hatte von Klein auf gelernt, dass alles dämonische schlecht war. Da konnte sie ja jetzt schlecht einer Waffe eines Youkai nachgeben, oder? Dennoch bestand weiterhin die Gefahr, dass die Warnung des weißhaarigen Youkai wahr gewesen war und es sie wirklich umbrachte, wenn sie sich zu weit von dem Schwert entfernte….

In diesem Augenblick riss eine bedrohliche Vorahnung sie aus ihren Gedanken. Kurz schloss sie die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Ungefähr zwei Wurmyoukai kamen durch das Unterholz auf sie zu gekrochen. Sie waren zwar noch etwas von ihr entfernt aber würden sie trotzdem in gut 20 Minuten eingeholt haben.

Überrascht riss Akiko die Augen auf und sprang hoch. Was sollte sie tun, wenn die beiden Dämonen sie eingeholt hatten? Sie hatte weder eine Waffe noch sonst etwas, womit sie sich verteidigen konnte! Und schon zum zweiten Mal war sie viel langsamer als die Youkai, die auf dem Weg zu ihr waren!

Unbewusst stolperte sie einen Schritt zurück und der Zug an ihrem Herzen wurde noch stärker. Überrascht konnte sie nicht anders, als noch einen weiteren Schritt zurückzuweichen, einen Schritt zu viel, wie Akiko kurz darauf feststellen musste.

Urplötzlich hatte sie das Gefühl, als legte sich eine eiskalte Hand viel zu fest um ihr Herz. Erschrocken schnappte sie nach Luft, als ihre Beine einfach unter ihr wegknickten. Das Blut rauschte ihr durch die Ohren und das einzige, was sie noch spürte war ihr Herz, dass fast trotzig in ihrer Brust schlug. Sekundenlang schien für Akiko die Zeit stillzustehen, doch dann spürte sie fast so etwas wie einen zweiten Puls in einiger Entfernung, der im Gleichtakt mit dem ihren Schlug.

,Das Schwert.’, kam es ihr in den Sinn. Es rief nach ihr. Noch immer. Doch langsam spürte sie, wie das gleichmäßige pulsieren des Schwertes schneller wurde, genauso wie ihr Herzschlag. Gleichzeitig nahm der Zug an ihrem Herzen weiter zu, soweit dies überhaupt noch möglich war und plötzlich spürte Akiko, wie sich etwas veränderte. Irrte sie sich, oder…? Bewegte sich das Schwert etwa auf sie zu? Aber ein Schwert konnte so etwas doch gar nicht, ob es nun dämonischen Ursprungs war oder nicht! Und dennoch musste sie zugeben, dass der Griff der eiskalten Hand um ihr Herz sich langsam lockerte, sie wieder freier atmen konnte.

Was sie aber noch nicht konnte, war sich bewegen und gerade in diesem Augenblick verriet ihr ein lautes knacken im Unterholz, dass die beiden Wurmyoukai schon bei ihr waren. Gequält schloss sie die Augen. Was sollte sie jetzt tun? Sie wusste instinktiv, dass sie sich wahrscheinlich nicht würde bewegen können, ehe dieses verdammte Dämonenschwert bei ihr war. Und sobald es bei ihr angekommen sein würde, würden die beiden Youkai schon viel zu nahe sein, als das sie auch nur an Flucht würde denken können. Sie hatte also die Wahl: Entweder sie gab dieser verdammten Waffe nach, oder sie starb. Beide Möglichkeiten waren nicht unbedingt verlockend, zumindest nicht in ihren Augen.

Wie aufs Stichwort verschwand die kalte Hand um ihr Herz und sie konnte sich wieder rühren. Irritiert hob sie den Kopf, als das Dämonenschwert vor ihr leise klappernd zu Boden viel. Ein leichter, pechschwarzer Schimmer hatte sich um die Klinge gelegt. Wie von selbst wanderte ihr Blick zu dem Schriftzeichen auf dem Schwertgriff. Es glänzte silbrig, ganz anders, als der Rest der Waffe.

Direkt hinter sich hörte Akiko den triumphierenden Schrei der beiden Wurmyoukai, die ihre baldige Mahlzeit als sicher erachteten. Ohne sich zu rühren sah die schwarzhaarige weiterhin starr auf den Griff der Waffe. Sie wollte nicht sterben. Noch nicht. Und da war ihre Entscheidung gefallen.

Wie von selbst griff ihre Hand nach der Waffe, zog die Klinge aus ihrer Hülle. Im gleichen Augenblick erhob sie sich, wirbelte noch in der selben Bewegung herum. Eine fremdartige Energie schien vom Schwert her ihren Arm hinauf zu kriechen, als sie die beiden Wurmyoukai direkt vor sich erblickte. Im gleichen Moment nahm der schwarze Glanz um die Waffe zu, wurde dunkler, größer, bis sich die dunkle Energie wie von selbst mit dem plötzlich aufkommenden, starken Wind zu vermischen schien, von ihm in Richtung der beiden Angreifer regelrecht weggerissen wurde. Überrascht sah Akiko zu, wie sich die pechschwarze Energie im Wind zu Klingen formte, ehe sie auf die beiden Youkai traf.

Die lauten, unmenschlichen Schreie, die daraufhin die kurzzeitig eingetretene Stille regelrecht zerrissen, sollte Akiko noch lange in Erinnerung behalten. Vor ihren Augen lösten sich ihre Angreifer regelrecht in einem dunklen Licht auf, ehe sie leblos zu Boden sackten. Erst dann hörte die schwarze Energie auf, sich weiter auszubreiten. Fassungslos blickte die schwarzhaarige auf das Schwert in ihrer Hand, welches noch immer in einem abnehmendem, dunklen Licht glimmte. Erst als die unheimliche Energie nahezu verschwunden war, konnte Akiko das Wort erkennen, die finsterer als alles andere auf der Klinge, kurz unter dem Griff, prangten.

“Schattenschwert…”, murmelte sie wie zu sich selbst und in diesem Augenblick verschwand die dunkle Energie um das Schwert und mit ihr auch das Wort. Und dennoch hatte genau das sich nun in Akikos Gedächtnis eingebrannt. Sie wusste, dass diese Waffe ihr da gerade eben ihren Namen verraten hatte. Schattenschwert.
 

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Akiko hat jetzt also über so einiges nachzudenken. Immerhin hat sie noch immer, oder eher schon wieder, ein Dämonenschwert, dass ihr hartnäckig folgt. Natürlich ist da auch noch dieser gewisse Youkai, der bald erfahren muss, dass auch Akiko sehr hartnäckig sein kannXD

Wer so lieb ist und mir n Kommi hinterlässt kriegt wieder ne ENS, wenn’s nächste Kap on kommt^^

Bye,

_Corchen_

Zukunftspläne

Nachdenklich folgte Akiko dem leisen Plätschern eines Baches. Im Kopf ging sie dabei immer wieder die letzten Ereignisse durch. Obwohl die beiden Wurmyoukai sie angegriffen hatten, hatte sie die beiden im Gegenzug nicht unbedingt töten wollen. Verletzen, ja, vertreiben, noch besser, aber nicht töten. Daran war nur dieses verdammte Dämonenschwert schuld, dessen war sie sich sicher. Und dennoch trug sie die Waffe nun an ihrer Hüfte, denn unbewaffnet wollte sie auf keinen Fall durch die Gegend irren, oder zumindest redete sie sich das selbst ein. In Wahrheit fürchtete sie sich. Sie fürchtete sich, erneut diesen Zug am Herzen zu spüren und vielleicht sogar durch ihn zu sterben. Außerdem fürchtete sie sich davor, dass jemand das Schwert fand, wenn sie es erneut zurückließ. Nein, so etwas konnte sie wirklich nicht verantworten.

In diesem Augenblick kam sie an einem kleinen, vom Mondlicht beschienenem Bach an. Sofort beugte sie sich hinunter, um ihre Hände und ihr Gesicht im fröhlich gluckerndem Wasser zu waschen. Sie hatte zwar weder Blut an den Händen noch sonst irgendetwas, was auf das zurückliegende Ereignis hingewiesen hätte und doch fühlte sie sich schmutzig. Wäre der Bach größer gewesen, sie wäre versucht gewesen, einfach hineinzuspringen. So musste Akiko sich aber damit begnügen, nach der kurzen Wäsche noch ein zwei Schlucke zu trinken, um sich dann einfach auf den Hintern fallen zu lassen. Erst jetzt machte sich die Müdigkeit in ihren Gliedern bemerkbar. Urplötzlich hatte die Schwarzhaarige Mühe, ihre Augen noch länger offen zu halten. Kurz blickte sie sich um. Irrte sie sich oder kündigte die leichte Rotfärbung des Himmels im Osten schon die Dämmerung an? War sie wirklich so lange unterwegs gewesen?

Mühsam stemmte sie sich hoch. Sie konnte jetzt schlecht eine Rast einlegen. Immerhin konnte hier im Wald wer weis was lauern. Aber in ein Menschendorf konnte sie im Augenblick auch nicht, immerhin war da noch diese verfluchte, dämonische Waffe, die sich scheinbar nur allzu gern selbstständig machte. Was sollte sie jetzt machen? Plötzlich kam ihr der weißhaarige Youkai mit dem kalten Blick in den Sinn. Er hatte sie gewarnt, dass sie sich nicht allzu weit von dem Schwert entfernen sollte. Außerdem hatte er scheinbar keine Probleme mit der Waffe gehabt. Lag das daran, dass er ein Youkai war und sie nicht? Oder war da etwas anderes…? Vielleicht eine Art Trick? Etwas, dass sie selbst erlernen könnte? Wenn dem so war, dann würde sie es auch lernen. Aber dafür brauchte sie einen Lehrer. Wieder kam ihr der weißhaarige Youkai in den Sinn. Ob er sich bereit erklären würde…? Nun, es war nicht so, als wenn sie vorhatte, ihm eine Wahl zu lassen. Was, außer ihr Leben, hatte sie schon zu verlieren? Wenn dieser Sesshoumaru ihr nicht half, würde sie sowieso bald sterben, dessen war sie sich nur allzu deutlich bewusst. Und damit war Akikos Entscheidung gefallen.

Unbewusst hatte sie sich während ihrer Überlegungen vor einen Baum gesetzt und sich an den dicken Stamm gelehnt. Sie hatte ihren letzten Gedanken kaum zu Ende gedacht, da fielen ihr auch schon die Augen zu. Sie hatte weder den Willen noch die Kraft, um sie wieder zu öffnen. Und so driftete ihr Geist zunehmend ab, bis sie endlich einschlief, während die ersten schwachen Sonnenstrahlen die Morgendämmerung ankündigten.
 

Glücklich lächelnd schmiegte sich ein ca. 6-jähriges Mädchen an seine Mutter, deren noch junges Gesicht bereits von Sorgenfalten gezeichnet war.

“Mama?”, nuschelte die Kleine in diesem Augenblick schläfrig.

“Was ist, Akiko?”, fragte die ältere Frau liebevoll.

“Wann kommt Papa wieder?”

Sofort verschwand der liebevolle Ausdruck aus den Augen der Frau und ihre dunklen Pupillen wurden seltsam glanzlos, unnatürlich trüb.

“Papa kommt nicht wieder, Kleine.”

“Aber warum denn nicht?”

“Weil er weg ist.”

“Wo ist Papa denn?”

Schweigen. Neugierig versuchte das Kind in die Augen seiner Mutter zu blicken, doch ihr suchender Blick wurde nicht erwidert. Die dunklen Pupillen der älteren Frau waren trüb und leer, vollkommen leer. Und alles um sie herum wurde schwarz…
 

Mit einem unterdrückten Schrei schreckte Akiko auf. Einige Augenblicke lang konnte sie nichts anderes tun als mit weit aufgerissenen Augen da zu sitzen, dann beruhigte sich ihre Atmung langsam wieder und sie lies sich mit einem Aufseufzer gegen den Baum hinter ihr sinken. Sie hatte schon lange nicht mehr von ihrer Mutter geträumt. Warum ausgerechnet heute?

Langsam wanderte ihr Blick zum Himmel. Die Sonne stand bereits hoch. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie so lange geschlafen hatte. Aber wahrscheinlich war sie nur aufgewacht, weil ihr Magen knurrte, denn sie war immer noch müde. Trotzdem stand sie langsam auf und streckte sich gähnend. Wenn sie diesen weißhaarigen Youkai noch wieder finden wollte, dann sollte sie nicht allzu lange mit dem Aufbruch warten. Etwas zu Essen konnte sie sich noch auf dem Weg besorgen, hoffte sie zumindest.
 

“Ist meine Enkeltochter noch immer verschwunden?”

Mit trüben Augen blickte der ältere Mann auf einen der Bauern, die ihm gegenüber saßen.

“Es tut uns Leid, Isamu-san, aber wir konnten sie nirgends finden….”

“Pah, ihr habt nur nicht richtig gesucht!”, schimpfte der alte Mann, dessen graues Haar noch von einigen schwarzen Strähnen durchzogen wurde.

“Wir haben Akiko-san wirklich überall gesucht!”, beteuerte der Bauer in diesem Augenblick. “Sie muss einem wilden Tier oder sonst was zum Opfer gefallen sein!”

“Als ob meine Enkelin einem einfachen Tier zum Opfer fallen könnte!”, spie der alte Mann regelrecht aus. “Ich will, dass ihr sie findet! Sofort! Und wenn ihr dafür weitere Hilfskräfte anheuern müsst!”

“Natürlich, Dorfältester . Ihr müsst Euch keine Sorgen machen.” Mit diesen Worten standen der Bauer, der gesprochen hatte, sowie seine Begleiter auf und verließen hastig die große Hütte.

Lange sah der alte Mann ihnen nach.

“Ich habe deine Mutter verloren”, hauchte er leise, fast lautlos, als die Dorfbewohner das Haus schon längst verlassen hatten, “dich werde ich nicht auch noch verlieren, Akiko.”
 

Innerlich fluchend schlug sich eben diese zur gleichen Zeit durch dichtes Unterholz. Hätte sie nicht jemand vorwarnen können, dass dieser weißhaarige Youkai und seine Begleiter es manchmal vorzogen, fliegend zu reisen?! Bis vor kurzem hatte sie noch bequem über den Trampelpfad laufen können, den dieser zweiköpfige Drache durch den Wald gebahnt hatte, hatte sogar einige Pilze und Beeren am Wegesrand gefunden, aber jetzt war das leider nicht mehr möglich. Dabei fragte sie sich schon, wie dieses übergroße, grüne Vieh überhaupt fliegen konnte. Immerhin hatte es ja nicht einmal Flügel! Aber egal wie es das machte, wenigstens benutzte es dabei eine deutliche Menge Youki und legte damit eine perfekte Spur für ihre ungewöhnlichen Sinne. Deswegen konnte sie auch spüren, dass die Gruppe um den weißhaarigen Youkai wohl gerade eine Pause einlegte, denn das Youki des Drachen bewegte sich nicht mehr.

,Kein Wunder.’, ging es Akiko leicht zynisch durch den Kopf. Immerhin würde zumindest Rin regelmäßig Nahrung samt Wasser benötigen und, soweit sie das durch das Blätterdach der Bäume über ihr erkennen konnte, stand die Sonne nun schon im Zenit. Kurz hielt die schwarzhaarige inne, um sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn zu wischen.

Es war Hochsommer. Im Dorf würden jetzt bestimmt wieder alle dabei helfen, die Felder ausreichend zu bewässern. Schnell verscheuchte sie diesen Gedanken wieder. Bekam sie jetzt etwa schon so etwas wie Heimweh? Niemals! Es ging ihr weitaus besser, seit sie das Dorf hinter sich gelassen hatte! Immerhin wurde sie nun nicht mehr ständig verhöhnt! Alle anderen Aspekte ihrer momentanen Situation verdrängte sie in diesem Augenblick völlig, während sie damit begann sich wieder durch das Unterholz zu schlagen. Soweit sie das beurteilen konnte, würde sie die Gruppe des weißhaarigen Youkai in ungefähr zwei Stunden erreichen, vorausgesetzt natürlich, dass sie weiterhin so langsam blieb und das die anderen derweil nicht weiter reisten. Frustriert hielt Akiko inne. Wie groß war wohl die Chance, dass eine Gruppe, unter anderem bestehend aus drei Youkai, zwei Stunden lang Mittagspause machen würden?! Sie musste sich eindeutig etwas mehr beeilen! Aber wie sollte sie das bei diesem ganzen Gestrüpp schaffen…? Unbewusst wanderte ihr Blick zu dem Schwert an ihrer Seite, während sich ein gemeines Grinsen auf ihr Gesicht schlich. Ob es einem Dämonenschwert gefiel, wenn man mit ihm auf Unterholz einschlug? Bestimmt nicht. Aber sie konnte es ja immer noch ausprobieren.

Mit diesem Gedanken legte sie ihre Hand an den Schwertgriff und zog die Waffe, die protestierend zu pulsieren schien. Dies vollkommen ignorierend ließ Akiko die Klinge auf einen Ast direkt vor sich niedersausen, was dem Schert jedoch noch weniger zu gefallen schien. Kurz bevor es mit dem Ast in Berührung kam bildete sich eine schwarze Energie um die Waffe, welche urplötzlich voranraste, den Ast vor sich zerriss, genauso wie zehn Meter des Unterholzes, das direkt vor Akiko gewesen war. Kurz zuckte die Schwarzhaarige erschrocken zusammen, tat dann jedoch den Eigenwillen ihrer Waffe mit einem Schulterzucken ab. Immerhin war hier niemand, den sie hätte verletzen können. Und so kam sie wenigstens leichter und vor allem schneller voran. Also ging sie innerlich zufrieden mit sich weiter, bis der Wald sich gut eine Wegstunde später vor ihr zu lichten begann. Keine Viertelstunde danach konnte Akiko schon Rins Lachen vernehmen. Also hatte sie es tatsächlich geschafft, die Anderen irgendwie einzuholen. Aufseufzend steckte die Schwarzhaarige ihr Schwert in die Scheide, ehe sie begann, sich auf Sesshoumaru zu konzentrieren. Kurz schloss sie konzentriert die Augen, nur um sie im nächsten Augenblick wieder erstaunt aufzureißen und herumzufahren.

Schwarz traf auf Gold, als sich ihr Blick mit dem von Sesshoumaru kreuzte. Akiko musste bei dem eisigen Blick der Augen ihres Gegenübers hart schlucken. Gestern war ihr dieser gefährliche Ausdruck in den Pupillen des Youkais noch gar nicht aufgefallen….

“Was willst du hier?”, fragte der Weißhaarige in diesem Augenblick in einem Tonfall, der den meisten Menschen das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen, doch Akiko brachte er nur dazu, stolz den Rücken durchzustrecken und ihren Gegenüber fest anzusehen.

“Du hast mir dieses Schwert gegeben. Warum?”, wollte sie wissen.

“Ohne es wärst du schon Gestern gestorben.”, erwiderte Sesshoumaru kalt. Insgeheim wunderte Akiko sich darüber, dass er überhaupt antwortete.

“Warum?”, beharrte sie weiter auf ihrer Frage.

Schweigen.

Kalt blickte der Youkai sie an und sie starrte ebenso kalt zurück.

Akiko kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, in der sie sich einfach gegenüberstanden und finster ansahen. Sie wusste, der Weißhaarige würde ihr nicht mehr antworten und daher ergriff sie wieder das Wort.

“Du hast mir vielleicht das Leben gerettet”, setzte sie in einem anklagendem Tonfall an, “aber vielleicht ist es auch nur deine Schuld, dass ich jetzt dieses Verfluchte Schwert am Hals habe.”

Schweigen. Nichts in der Mimik ihres Gegenübers veränderte sich und so beschloss Akiko, noch einen draufzusetzen.

“Woher soll ich wissen, dass du nicht lügst?”

Die Augen des Weißhaarigen verengten sich um gut einen Millimeter und das war die einzige Vorwarnung, die Akiko bekam. Nur ein schnelles Einknicken ihrer Beine rettete ihren Hals davor von dem grünen, peitschenartigem Leuchten durchtrennt zu werden.

“He, was sollte das?!”, ereiferte sie sich erschrocken, während ihre Hand sich fast instinktiv um den Schwertgriff an ihrer Seite legte und die Waffe zog. Als der Youkai zum zweiten Mal seine grüne, irgendwie ätzend erscheinende Peitsche auf sie niedersausen lies, riss Akiko sogleich ihr Schwert hoch, um welches sich die mittlerweile fast vertraute, schwarze Energie bildete, die den Angriff abfing. Die Schwarzhaarige war sich nicht einmal sicher, ob das grüne Leuchten das Metall ihres Schwertes erreicht hatte.

Erstaunt sah sie zu Sesshoumaru, der sie ihrerseits gleichgültig zu mustern schien. In der nächsten Sekunde stand er mit einem Mal direkt vor ihr. Akiko hatte weder Zeit ihr Schwert zu heben noch sonst etwas zu tun, als der Weißhaarige sie plötzlich unsanft an der Kehle packte und hochhob.

“Du hast verloren, Hanyou.”, stellte der Youkai kalt fest, während Akiko darum kämpfte, halbwegs atmen zu können.

“Das war unfair!”, röchelte sie mit einem Unterton von Hysterie in der Stimme. Der Kerl würde sie töten, würde sie ihm nicht bald ein gutes Gegenargument bieten. Leider fiel ihr im Augenblick nichts ein, außer…. Hatte der Youkai nicht die Rüstung eines Kriegers getragen? War er also einer? Und ging Kriegern denn nichts über ihren Stolz?

“Das war unfair.”, röchelte sie erneut. “Ich kann weder kämpfen noch mit einem Dämonenschwert umgehen! Hätte ich Übung und einen Lehrer wäre das hier ganz anders ausgegangen!” Eine kurze Pause trat ein, die Akiko brauchte um kurz nach Luft zu schnappen. “Und außerdem bin ich keine Hanyou!!!

Sekundenlang schien Sesshoumaru gar nicht reagieren zu wollen, dann spürte sie plötzlich, wie sich die Hand um ihren Hals löste. Die Schwarzhaarige hatte jedoch keine Zeit, um sich lange darüber zu freuen, denn im nächsten Augenblick spürte sie schon, wie sie durch die Luft flog, nur, um hart mit dem Rücken gegen einen Baumstamm zu prallen. Kurzzeitig blieb Akiko schier die Luft weg und die Welt begann vor ihren Augen zu flimmern, dann zog sie zwischen zusammengebissenen Zähnen Luft ein und die Schmerzen in ihrer Lunge ließen nach. Ein weiteres Mal atmete sie tief ein und das Flimmern vor ihren Augen wurde schwächer. Beim dritten Atemzug verschwand es völlig.

Langsam hob Akiko den Blick. Aus irgendeinem Grund hatte Sesshoumaru ihr den Rücken zugewandt.

“Du wirst dein Können beweisen müssen, Hanyou.”, sprach der Youkai kalt. “Bald. Solltest du dich jedoch als Ballast erweisen…” Der Weißhaarige musste gar nicht weiterreden und das tat er auch nicht. Stattdessen ging er einfach.

Unsicher blickte Akiko ihm nach. Irrte sie sich oder hatte der andere es gerade geschafft, eine Morddrohung und die Erlaubnis, ihn begleiten zu dürfen, in einen Satz zu packen? Was sollte sie jetzt tun? Eigentlich war sie ja zu dem Youkai gegangen, damit er ihr den Umgang mit ihrem Schwert beibrachte, doch jetzt…. Er hätte sie eben beinahe umgebracht und das mehr oder weniger grundlos. Jetzt könnte sie noch umkehren. Andererseits… was konnte sie sonst tun? Wohin könnte sie gehen?

Und damit war ihre Entscheidung gefallen. Angestrengt raffte sie sich hoch und folgte dem weißhaarigen Youkai.
 

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So, hier ist das Kap auch schon zu Ende^^

Wer so lieb ist und mir n Kommi hinterlässt kriegt wieder ne ENS, wenn ich’s nächste Kap hochladeXD

Bye,

_Corchen_

Traum oder Zukunft?

“Akiko-san!”, fröhlich lächelnd lief das kleine, schwarzhaarige Mädchen auf sie zu, als sie im Lager des weißhaarigen Youkai angekommen war.

“Rin-chan. Ich bin froh, dich wieder zu sehen.”, Akiko schaffte es nicht, in ihre Stimme echte Begeisterung zu legen. Immerhin wäre sie vorhin fast gestorben. Bei diesem Gedanken warf sie einen finsteren Blick in Sesshoumaru’s Richtung. Dieser Youkai war wirklich gemein gefährlich. Es war ihr ein einziges Rätsel, wie ein kleines Mädchen wie Rin es bei einem solchen Dämon aushalten konnte.

“Bleibst du jetzt bei uns?”, fragte eben dieses Mädchen gerade strahlend, während es strahlend vor ihr stehen blieb.

“Ähm…”, nachdenklich blickte Akiko in die großen, braunen Augen Rins, die sie fragend ansahen. Was sollte sie bitteschön auf eine solche Frage antworten? Immerhin wusste sie selbst nicht genau, wie dieser weißhaarige Youkai seine “Zusage“ gemeint hatte. “Vorerst.”, antwortete sie daher leicht ausweichend, doch Rin schien damit vollauf zufrieden zu sein. Glücklich warf sich die Kleine gegen Akikos Beine, nur um diese mit ihren kurzen Armen regelrecht zu umschlingen.

Mit geweiteten Augen starrte die Schwarzhaarige das Mädchen an. Was sollte das nun? Sie war solche plötzlichen, überschwänglichen Freundschaftsbekundungen einfach nicht gewohnt.

“Ist schon gut Rin…”, setzte sie daher leicht verwirrt an, wobei sie versuchte, das kleine Mädchen von ihren Beinen zu lösen. “Ich freue mich ja auch, dich wieder zu sehen…”

“Ich mach dir jetzt einen Blumenstrauß!”, beschloss Rin gerade in diesem Augenblick und löste die Umarmung um Akikos Beine, ehe sie wegrannte. Die Schwarzhaarige wollte gerade erleichtert aufseufzen, als sie ein weiteres Mal von unten angesprochen wurde.

“Was willst du hier, Menschenweib?!”, erschrocken zuckte Akiko zusammen, ehe sie ihren Blick der leicht quakenden Stimme zuwandte. Direkt neben ihr stand der froschähnliche, kleine Youkai mit dem für ihn fiel zu großen Stab, den sie letztens schon gesehen hatte.

“Was ich hier will…?”, setzte sie leicht säuselnd an. Irgendwie hatte sie nicht das Gefühl, dass sie gut mit den Youkai der Gruppe zurechtkommen würde. Immerhin hatte der eine sie schon fast getötet und der Andere schien sofort zu Beschimpfungen übergehen zu wollen. Leider lag es ihr nicht im Blut, so etwas einfach über sich ergehen zu lassen, zumal dieser kleine Gnom nicht wirklich Respekteinflößend wirkte.

“Wenn du mir deinen Namen nennst, Kleiner, werde ich vielleicht sogar in Erwägung ziehen, dir zu antworten.”, flötete sie daher überzogen freundlich. Akiko konnte praktisch zusehen, wie der kleine Youkai daraufhin unter seiner grünen Haut rot anlief. Die dabei entstehende Farbe ließ den Kleineren geradezu lächerlich aussehen.

“Wie kannst du es nur wagen, mich, den treuen Diener Sesshoumaru-sama’s so zu betiteln, Menschenweib?!”, regte der froschähnliche Youkai sich auch sogleich auf.

“Nenn mich noch einmal Menschenweib und du wirst es bereuen!”, drohte Akiko, langsam die Geduld verlierend.

“Menschenweib!”, spie der grüne Youkai ihr daraufhin fast trotzig ins Gesicht. Kurze Zeit geschah gar nichts, dann griff die Schwarzhaarige urplötzlich nach dem Kragen des Kleineren und hob ihn so hoch, dass er direkt in ihre bedrohlich funkelnden Augen sehen konnte.

“Hör mir jetzt genau zu, Kleiner.”, setzte sie zischend an. “Die beiden letzten Youkai deiner Kragenweite, die es gewagt haben mich anzugreifen, sehen sich nun die Radieschen in vielen Einzelteilen von unten an. Mein Name ist Akiko und nicht Menschenweib! Ich hoffe für dich, dass du dir das merken kannst.”, mit diesen Worten holte sie aus und warf den grünen Youkai gegen den nächstbesten Baum.

“Gut, das wir das jetzt geklärt haben.”, fügte sie noch deutlich hinzu, während der grüne Youkai sich wieder aufrappelte, nur, um eiligst zu Sesshoumaru zu rennen, der sich etwas abseits auf einen Baum gesetzt hatte. Kurz seufzte Akiko entnervt auf. Sie hatte gerade wohl etwas heftig reagiert, aber sie hatte heute wirklich keine Nerven mehr. Dementsprechend schlecht gelaunt schlenderte sie zu einem nahe stehendem Baum hinüber, setzte sich hin und lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm. Kurz schloss sie die Augen. Ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, sich Sesshoumaru und seiner Gruppe anzuschließen? Sie war noch keine halbe Stunde hier und doch zweifelte sie schon an ihrer Entscheidung. Dieser kleine Grüne Youkai, der sich im Augenblick lautstark bei seinem Herrn über ihr Benehmen beschwerte, war mehr als nur nervig und Rin schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, sie mit ihrer Freundlichkeit zu erdrücken. Normalerweise hatte sie ja nichts gegen jemanden, der Freundlich zu ihr war, doch in ihrer momentanen Laune wollte sie nur noch eins: In Ruhe gelassen werden.

Ein vom Gras gedämpftes, eigentlich lautes Geräusch ließ sie ihre Augen wieder öffnen. Der große, zweiköpfige Drache der Gruppe hatte sich neben ihr niedergelassen. Kurz betrachtete Akiko den Drachen misstrauisch, ehe sie den Blick wieder abwandte. Ein leises Rascheln verriet ihr, dass Ah-Uhn seine beiden Köpfe in diesem Augenblick auf dem Boden ablegte und ein schneller Blick bestätigte ihren Verdacht. Der Drache hatte doch tatsächlich die Absicht, hier und jetzt zu schlafen! Mitten am Tag! Kurz überlegte sie, ob sie etwas tun sollte, doch dann verwarf sie diesen Gedanken gleich wieder. Irgendwie fühlte sie sich plötzlich wohl in der Nähe dieses großen Geschöpfes. Immerhin war es scheinbar der einzige Ruhepol in der Nähe und das war es, was Akiko im Augenblick brauchte: Ruhe. Als sie die tiefer werdenden Atemzüge Ah-Uhns vernahm, schloss auch sie mit einem Seufzer die Augen und glitt unwillentlich in einen dösenden Zustand ab, zwischen Schlaf und Realität.
 

Nachdenklich wog der schwarz gewandete Mann das Gold in seiner Hand.

“Ihr wollt also, dass ich Eure Enkelin finde…?”, fragte er mit tiefer Stimme.

“Ja.”, die Antwort des grauhaarigen Mannes ihm gegenüber kam schnell.

“…. Nun gut, dann sagt mir, wie ich sie erkennen kann, Isamu-san.”, geschickt steckte der schwarz Gekleidete das Gold in sein Gewandt, ehe er seine dunklen Augen fragend auf die Trüben des älteren Mannes richtete.

“Ihr Name ist Akiko.”, begann Isamu daraufhin fast ungeduldig, “Sie hat bläulich schimmerndes, schwarzes Haar und ebenso schwarze Augen. Du wirst sie an ihrer ungewöhnlichen Aura erkennen können. Obwohl sie ein Mensch ist, verströmt ihre Aura Youki.”

“Youki?”, irritiert blickte der schwarz Gekleidete zu dem alten Mann. “Verzeiht meine Frage, aber wie ist dies möglich?”

“Das hat dich nicht zu interessieren!”, erwiderte der Grauhaarige scharf. “Bring mir einfach meine Enkelin zurück und ich werde dir genug Geld geben, als dass du dich und deine Männer damit zwei Monate lang ernähren kannst.”

Kurzzeitig trat Stille ein, ehe sich der jüngere Mann tief verbeugte.

“Ich werde Akiko-san zu Euch zurückbringen, Herr. Meine Männer sind die Besten.”, versprach er.

“Wäre es anders, hätte ich euch auch nicht angeheuert.”, erwiderte Isamu kühl. “Du kannst jetzt gehen.”

“Jawohl.”, kurz verbeugte der schwarz gekleidete Mann sich, dann stand er auf und verließ eiligst die Hütte. Erst als er diese verlassen hatte, wagte er, sich leicht zu entspannen. Dieser alte Mann war ihm aus irgendeinem Grund unheimlich. Immerhin wollte dieser Isamu, dass er und seine Gruppe ihm seine Enkelin gesund wieder zurückbrachte. Normalerweise heuerte kein Großvater eine zwanzig Mann starke Gruppe von Söldnern an, um eine junge Frau zu finden. Deswegen hatte er auch die ganze Zeit darauf gewartet, dass ihm der Alte den Haken an der Sache erklärte, oder ihn zumindest unwillentlich verriet. Aber nichts davon war geschehen. Dennoch war irgendetwas an der Sache faul, dessen war er sich sicher. Wie sonst könnte er sich eine solche Bezahlung erklären?

Kurz zuckte der schwarz Gekleidete mit den Schultern. Was auch immer die Suche nach dieser Akiko so unglaublich schwierig machen sollte, er und seine Männer würden es aus dem Weg räumen.
 

Akiko stand in einem langen Gang, der nur von Dämmrigem Licht erhellt wurde. Kurz sah sie sich um. In der einen Richtung des Ganges wurde es heller, sie konnte den Ausgang fast schon sehen. In der anderen Richtung wurde es dunkler, fast schon schwarz. Ohne das sie es selbst wollte, setzte sich ihr Körper in Bewegung, setzte einen Fuß vor den Anderen, immer auf die Dunkelheit zu. Unbewusst fragte sie sich, warum sie nicht anhielt und umdrehte, doch sie konnte sich selbst nicht antworten. Langsam wurde das Licht um sie herum schwächer, während sie auf die Dunkelheit zuging, bis es schließlich ganz erlosch. Erst jetzt hatte Akiko sich wieder unter Kontrolle. Schnell drehte sie sich um, um den Gang wieder zurückzulaufen, doch eben dieser war nun verschwunden. Sowohl vor als auch hinter ihr herrschte absolute Schwärze. Kurz hielt Akiko inne, ehe sie begann zu laufen. Sie wusste, dass sie eigentlich das Licht am anderen Ende des Ganges noch hätte sehen müssen. Warum war es nicht mehr da? Sie wollte dorthin, heraus aus dieser Finsternis. Es dauerte eine Weile, bis ihr auffiel, dass sie weder ihren eigenen Atem noch ihre hastigen Schritte hören konnte. Um sie herum herrschte vollkommene Stille.

Erschrocken blieb Akiko stehen, ehe sie sich erneut umsah. So sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte nichts sehen. Wo war sie hier? War das ein Alptraum? Aber warum wirkte dann alles so verdammt Real?

In diesem Augenblick durchbrach ein Geräusch die Stille. Es war das Geräusch, das ein Wassertropfen verursachte, wenn er in eine Pfütze troff.

Sofort wirbelte Akiko herum und spähte angestrengt in die Richtung, aus der sie das Geräusch vernommen hatte. Irrte sie sich, oder war es in dieser Richtung etwas heller? Sofort lief sie los, nur, um kurze Zeit später in einem nahezu leeren, dunklen Zimmer zu stehen. Kurz sah sie sich um. Direkt hinter ihr war eine Wand. Vorhin war sie noch nicht da gewesen. Wie kam sie jetzt da hin? Doch aus irgendeinem Grund kam diese Frage Akiko seltsam unwichtig vor. Fast gleichgültig drehte sie sich wieder um und schritt langsam zu dem Spiegel, der in einer Ecke des Zimmers stand. Direkt vor ihm blieb sie stehen und betrachtete ihr Spiegelbild mit neugierigen Augen. Ebenso neugierige, pechschwarze Augen blickten zurück. Akiko wusste, dass die Person, die der Spiegel zeigte, sie selbst war, doch die Andere sah auf seltsame Art anders aus als sie selbst. Der auffallenste Unterschied dabei war wohl ihre Kleidung und ihre Frisur. Die Frau im Spiegel trug ihre pechschwarzen Haare offen, während Akiko sie noch immer zu einem Zopf geflochten trug. Außerdem trug die Andere einen blutroten Kimono mit einem ungewöhnlichen, schwarzen Muster darauf und einem dunkelgrünen Obi, während Akiko den gewöhnlichen, nicht einmal allzu guten Kimono einer Bäuerin trug. Doch all das registrierte Akiko nur am Rande. Fiel auffälliger fand sie den Eindruck, den ihr scheinbares Spiegelbild Erweckte. Die Andere wirkte irgendwie stark und entschlossen, viel stärker und entschlossener als sie selbst.

“Du hast nicht mehr viel Zeit.”, flüsterte in diesem Augenblick eine dunkle, rauchige Stimme hinter ihr. Akiko wollte sich umdrehen, um den Sprecher zu sehen, doch sie konnte sich nicht rühren. Unverwandt starrte sie auf den Spiegel. Sie konnte nur ihr Spiegelbild darin erkennen, obwohl sie wusste, dass der Sprecher direkt hinter ihr stehen musste.

“Du solltest dich beeilen, Akiko.”, flüsterte die Stimme erneut. Gleichzeitig hob ihr Spiegelbild einen Arm. Erst jetzt konnte Akiko sehen, dass dieses ein Schwert in der Hand hielt, ihr Schwert. Und an der Klinge klebte Blut.
 

“Akiko-san, Akiko-san!”

Mühsam öffnete sie die Augen.

“Akiko-san, du hast geschlafen. Die Sonne ist schon fast untergegangen.”

Erst jetzt erkannte sie Rins Stimme. Das kleine Mädchen hatte sich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck über sie gebeugt.

“Was ist denn, Rin-chan?”, murmelte die Schwarzhaarige leicht abwesend. Ihr Kopf fühlte sich an, als hätte jemand mit einem großen Hammer darauf geschlagen. Wurde sie vielleicht krank? Das würde dann auch ihren seltsamen, fiel zu real wirkenden Traum erklären.

“Es gibt Abendbrot! Ich habe mit Jaken-sama Fische gefangen!”, verkündete die Kleine stolz, ehe sie Akiko einen Spieß mit einem gebratenem Fisch in die Hand drückte.

“Danke.”, erwiderte die Schwarzhaarige schon fast automatisch, während sie sich im Innern fragte, wer Jaken sein könnte. Eigentlich kam dafür nur dieser kleine, grüne Youkai in Frage. Aber warum sollte Rin ihn mit “-sama” ansprechen? Nun, im Augenblick war das auch egal.

Den Spieß mit dem Fisch immer noch in der Hand haltend stand Akiko langsam auf und sah sich um. Rin hatte Recht, die Sonne stand schon tief und würde wahrscheinlich in weniger als einer Stunde gänzlich hinter dem Horizont verschwunden sein. Hatte sie wirklich so lange geschlafen? Es war ihr selbst viel kürzer vorgekommen. Schulterzuckend verdrängte sie diesen Gedanken wieder, wobei ihr Blick auf das kleine Lagerfeuer fiel, vor welchem dieser Jaken saß, zu dem Rin in diesem Augenblick wieder hinüber lief. Wenn Akiko es genau nahm, dann hatte sie im Moment nicht die Geringste Lust, zu den beiden hinüberzugehen, aber sie war ja schon bei ihrer Ankunft nicht besonders freundlich zu den beiden gewesen. Außerdem brauchte sie jetzt etwas, dass sie von ihrem seltsamen Traum ablenkte. Innerlich aufseufzend ging Akiko daher zu dem Feuer hinüber und setzte sich neben die nun über beide Ohren strahlende Rin.

“Sagt mal, wie ist es so, ständig umherzureisen?”, fragte die Schwarzhaarige, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Die goldenen Augen, die sie dabei kurz musterten, bemerkte sie nicht.

Sesshoumaru hatte die plötzlich unterschwellig spürbare Dämonenaura wahrgenommen, die Akiko während ihres “Schlafes” umgeben hatte. Und erneut war diese Aura fiel zu stark für eine gewöhnliche Hanyou gewesen. Selbst bei einer Youkai hätte eine solche Ausstrahlung auf viel Macht hingewiesen und dennoch wusste Sesshoumaru, dass zumindest Teilweise Menschenblut in Akikos Adern floss. Ihr Geruch verriet sie. Wieso also hatte sie eine solch starke Aura, die nur manchmal spürbar wurde? Kein Hanyou hatte die Fähigkeit, seine Aura zu unterdrücken, doch er hatte ja schon vor einiger Zeit festgestellt, dass diese Akiko anders war. Nur sich selbst gegenüber gab er zu, dass diese Hanyou es endgültig geschafft hatte, seine Neugier zu wecken. Immerhin schien sie sich selbst ihrer Fähigkeiten nicht unbedingt bewusst zu sein.
 

Laut erklang das Geräusch auf den Boden hämmernder Hufe in der Dämmerung. Die zwanzig Mann starke Söldnergruppe ritt zielstrebig in die Richtung, die ihnen der Priester wies, der sie begleitete.

“Dieses Mädchen ist kein Mensch, sage ich Euch!”, keuchte eben dieser gerade, während er einen kurzen Seitenblick auf den Anführer der Bande neben sich wagte. Der Mann war pechschwarz gekleidet und ein Tuch verdeckte seinen Mund und seine Nase.

“Das ist nicht von Belang.”, erwiderte der schwarz Gekleidete mit gleichgültiger Stimme. “Es ist unser Auftrag sie zu ihrem Großvater zu bringen und das werden wir auch tun, was immer sie auch sein mag. Verzeiht meine Unverschämtheit, aber das dürfte auch in Eurem Interesse liegen, nicht wahr, Houshi-sama? Immerhin hat diese Akiko Euch in Eurem eigenen Tempel mit einem Dämonenschwert angegriffen.”

“In der Tat, das hat sie…”, presste der Priester zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. “Es ist ein Wunder, dass weder ich noch Yuri, mein Hausmädchen, verletzt worden sind.”

Kurzzeitig trat Schweigen ein, in der nur das regelmäßige Trommeln der Pferdehufe auf dem Weg zu vernehmen war.

“Wie lange wird es dauern, bis wir sie eingeholt haben, Houshi-sama?”, fragte der schwarz gekleidete Anführer der Söldnerbande nach einer Weile.

“Bei dieser Geschwindigkeit dürften wir bis Sonnenaufgang bei ihr sein.”, setzte der Mönch zögernd an und fuhr dann fort: “Allerdings ist sie nicht alleine. Ich kann in ihrer Nähe weitere Dämonenauren spüren.”

In diesem Augenblick hob der schwarz Gekleidete eine Hand und brachte sein Pferd zum Stehen. Seine Gefolgsleute taten es ihm nach.

“Wir machen eine Rast!”, verkündete er ohne zu Zögern. “Baut das Lager für die Nacht auf!”

Nachdem er diesen Befehl gegeben hatte, schwang er sich von seinem Pferd, genauso wie der Priester, der nun direkt neben ihn trat.

“Was tut ihr da?!”, fragte er zischend. “Wir könnten sie noch bis zum nächsten Sonnenaufgang eingeholt haben!”

“Das würde zu lange dauern.”, erwiderte der Anführer der Söldner ruhig. “Wenn wir jetzt durchreiten würden, würden wir mehr tun, als nur die Pferde zu Schanden zu reiten.”
 

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Und, wie hat’s euch gefallen? Ich hoff, ich hab die Stelle mit Akikos “Traum” gut hinbekommen *hoff*

An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal für die lange Wartezeit entschuldigen. *verbeug* Jetzt sind aber eigentlich alle Arbeiten mehr oder weniger durch, deswegen hoff ich, dass ich ab jetzt wieder öfter was on stellen kann.

Wer so lieb ist und mir n Kommi hinterlässt, kriegt wieder ne ENS, wenn ich das nächste Kap on stelle^^

Bye,

_Corchen_

Training auf Dämonenart

Die Sonne hatte den Horizont noch nicht ganz überschritten, als sie aufbrachen. Akiko, die noch verschlafene Rin und der schlafende Jaken flogen auf Ah-Uhns Rücken hinter Sesshoumaru her, der natürlich nicht erklärt hatte, warum sie schon so früh aufbrachen. Doch das interessierte Akiko im Augenblick nicht sonderlich. Sie war viel zu sehr von der Landschaft abgelenkt, die sich unter ihr erstreckte. Überall wo sie hinblickte war ein schieres Meer aus Bäumen, das lediglich von einigen kleinen Lichtungen durchbrochen wurde. Nur in der Ferne konnte sie etwas ausmachen, dass wie ein Waldrand aussah, hinter dem ein kleines Dorf lag. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete die Schwarzhaarige die kleinen Hütten. Ob das ihr Heimatdorf war? Sie konnte es beim besten Willen nicht erkennen. Nun, prinzipiell gesehen war das eigentlich auch egal. Solange sie nicht mehr in die Nähe ihres alten Dorfes kommen musste, war alles gut. Da war es eigentlich unwichtig, wenn sie es zufällig noch einmal sah, vor allem, wenn man bedachte, dass Sesshoumaru eine ganz andere Richtung einschlug. Mit diesem Gedanken wandte Akiko sich wieder von dem Anblick der dicht gebauten Hütten ab um nach vorne zu spähen. Wohin sie wohl unterwegs waren? Ob der weißhaarige Dämon vor ihnen ein Ziel hatte? Wenn ja, dann hatte sie davon bisher noch nichts bemerkt. Aber was wusste sie schon über das Verhalten und die Gedankengänge von Dämonen? Ziemlich wenig, wie sie sich selbst immer wieder in Erinnerung rief. Kurz wanderte ihr Blick zu dem noch schlafenden Jaken, während sie überlegte, ob sie ihn nach dem Ziel ihrer Reise fragen sollte. Immerhin bezweifelte sie, dass Rin es wusste und Sesshoumaru fragen wollte sie auch nicht. Dafür war die Erinnerung daran, wie er sie gewürgt hatte, noch viel zu frisch. Dennoch verwarf sie auch den Gedanken daran, den kleinen Youkai zu fragen, schnell wieder. Selbst wenn er die Antwort wüsste, dann würde er wahrscheinlich jedem eher antworten als ihr. Seufzend wandte sie den Blick wieder ab, während ihre Gedanken langsam zu ihrem Traum von gestern Abend wanderten. Eben dieser war ihr für einen Traum viel zu Real, viel zu wirklich vorgekommen. Und außerdem verblasste die Erinnerung daran nicht im Geringsten, wie es bei einem Traum normalerweise mit der Zeit geschah. Ganz im Gegenteil. War Akiko ihr “Traum”, oder was auch immer es gewesen sein mochte, am Anfang noch leicht unwirklich erschienen, so wurde die Erinnerung daran nun immer schärfer. Und je mehr sie sich bemühte, eben diese Erinnerung aus ihren Gedanken zu verscheuchen, desto stärker drängte sie sich in diese hinein.

“Akiko-san, ist diese Wolke nicht schön?”

Überrascht blickte Akiko zu Rin, die mit großen, braunen Augen den Himmel betrachtete. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie das Kind wieder richtig wach geworden war. Innerlich achselzuckend folgte sie dennoch dem Blick des schwarzhaarigen Mädchens, wobei sie eine Wolke erblickte, die einen mit viel Fantasie an eine Blume erinnern konnte.

“Ja, sie ist wirklich schön.”, stimmte die Schwarzhaarige der Jüngeren ohne groß zu überlegen zu. “Sag mal, Rin”, setzte sie in der daraufhin entstehenden Pause an, “weißt du, wohin Sesshoumaru will?”

“Hm…”, kurz schien das kleine Mädchen angestrengt zu überlegen, ehe es antwortete. “Ich glaube, dass wir auf der Suche nach einem Naraku sind. Zumindest sagt Jaken-sama das immer.”

“Ach so.”, antwortete Akiko in einem verstehenden Tonfall, ehe sie sich wieder abwandte. Wer zum Teufel war Naraku? Und warum war Sesshoumaru auf der Suche nach ihm? Nun, eigentlich ging sie das herzlich wenig an. Immerhin wusste sie nicht einmal, wer oder was dieser Naraku war. Wenigstens war ihr jetzt klar, dass sie in nächster Zeit niemanden aus der Gruppe nach ihrem Ziel fragen musste. Immerhin hatten sie ja kein bestimmtes Ziel, wenn sie jemanden suchten. Kurz schweifte ihr Blick zu Jaken, der immer noch tief und fest schlief. Kurz fragte Akiko sich, wie der kleine Youkai immer noch schlafen konnte, ehe sie ihren Blick wieder auf die Landschaft unter ihr lenkte. Angestrengt kniff sie die Augen zusammen, als sie kurz vor sich eine Schneise im Wald erblickte, die auf einen Weg hindeutete. Irrte sie sich oder waren auf eben diesem Weg wirklich ein gutes Dutzend Reiter zu sehen?
 

“Und wenn ich es Euch doch sage! Die Dämonenauren von dieser Akiko und ihren Begleitern bewegen sich schon seit einiger Zeit auf uns zu!”, ereiferte sich der Mönch gerade, während er einem schwarz gewandeten Mann fest in die Augen blickte.

“Wenn Eure Worte wahr sind, Houshi-sama, dann erklärt mir doch einmal, warum wir sie noch nicht sehen. Immerhin sollen sie, Euren Worten nach, nicht einmal mehr 50 Meter von uns entfernt sein und ich sehe sie immer noch nicht.”, mit diesen Worten spähte der Anführer der Söldner demonstrativ in die Richtung, die der Mönch ihm noch zehn Minuten zuvor gewiesen hatte. “Mir scheint, Euer Gespür lässt nach, Houshi-sama. Sollte ich meine Männer umsonst seit Stunden auf derselben Stelle verharren lassen haben, so werdet Ihr dies bereuen!”

Kurz schnaubte der Mönch verächtlich, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Jedoch blieb ihm bereits das erste Wort im Hals stecken, als er seinen Blick zufällig gen Himmel richtete. Mit offenem Mund starrte er durch die Schneise der Baumkronen nach oben, unfähig, ein Wort hervorzubringen.

“Was ist los, Houshi-sama? Hat es Euch die Sprache verschlagen?”, fragte der schwarz gewandete leicht höhnisch, doch sein Gegenüber reagierte nicht im Geringsten auf die Provokation. Stattdessen starrte er noch immer scheinbar sprachlos in den Himmel. Kurz runzelte der Anführer der Söldner verärgert die Stirn, ehe er dem Blick des Mönchs folgte. Auch seine Augen weiteten sich ungläubig, als er die ungewöhnliche Gruppe erblickte, die über den Himmel flog. Fast sofort fiel sein Blick auf den zweiköpfigen Drachen, der einige Personen zu tragen schien. Angestrengt kniff er die Augen zusammen, um mehr Einzelheiten erkennen zu können. Die junge, schwarzhaarige Frau auf dem Drachen… passte sie nicht haargenau auf die Beschreibung, die der alte Mann ihm gegeben hatte? Also hatte dieser verdammte Mönch doch Recht gehabt, als er behauptet hatte, dass Akiko und ihre Begleiter in ihre Richtung unterwegs waren! Mühsam riss er seinen Blick von der über den Himmel fliegenden Gruppe ab, um sich wieder seinen Männern zuzuwenden.

Auf die Pferde! Sofort!”, brüllte er laut. “Wir brechen auf! Sofort!” Nachdem er diese Anweisung gegeben hatte, lief er selbst schnell zu seinem Pferd und schwang sich auf dessen Rücken. Kurz ließ er seinen Blick über seine Untergebenen schweifen. Als er sich sicher war, dass alle, selbst der Mönch, aufgestiegen waren, wandte er sein Pferd ab und trat ihm unsanft in die Flanken.

“Mir nach!”, wies er laut an, als sich sein Tier unter ihm aufbäumte, nur, um sogleich davon zu preschen. Kurz darauf verriet der anbrechende Lärm hinter ihm dem Anführer der Söldner, dass seine Männer ihm folgten. Ein leises Lächeln schlich sich auf seine Züge, während er den Blick erneut gen Himmel richtete. Ob es nun Zufall oder nur Glück war, dass die Gruppe der Dämonen parallel zum Weg flog, es verschaffte ihnen einen eindeutigen Vorteil.
 

Mit nachdenklicher Miene musterte Akiko die Gruppe der Männer in Rüstung unter ihnen, die beschlossen zu haben schien, ihnen zu folgen. Was wollten diese Krieger von ihnen? Sie war sich sicher, dass sie keinen von ihnen je gesehen hatte, denn immerhin kannte sie keine Soldaten. Kurz warf sie einen Blick nach vorne. Kannte Sesshoumaru diese Krieger vielleicht? Wenn dem so war, dann hatte der Inuyoukai ein großes Talent darin, andere zu ignorieren, denn er würdigte die Gruppe von Reitern unter ihnen keines einzigen Blickes. Erneut musterte Akiko die Gruppe unter sich, wobei ihr zum ersten Mal ein Reiter ziemlich am Ende der Gruppe auffiel, der die typische Priesterkleidung trug. Nachdenklich legte die schwarzhaarige ihren Kopf schief. Obwohl sie das Gesicht des Reiters auf diese Entfernung nicht genau erkennen konnte, kam er ihr doch irgendwie bekannt vor. Sie konnte im Augenblick nur noch nicht zuordnen, woher sie ihn kannte, oder wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Kurz dachte sie ernsthaft über dieses Thema nach, ehe sie es wieder aus ihren Gedanken verbannte. So lange sie das Gesicht des anderen nicht genau sehen konnte, würde ihr sowieso nicht mehr einfallen, wer er war. Und sie bezweifelte ernsthaft, dass die Reiter unter ihr noch lange mit Ah-Uhns geschweige denn mit Sesshoumarus Tempo mithalten konnten. Infolge dessen würde sie auch das Gesicht dieses Mönches nicht sehen wenn sie landeten und das hieß, dass sie ihn sowieso nicht würde zuordnen können. Wieso sollte sie also über etwas Rätseln, das sie sowieso nicht würde lösen können? Trotz dieser Überlegungen betrachtete Akiko die Reiter weiterhin, als würden sie allein durch ihren Blick erfahren können, was diese von ihnen wollten. Gut eine halbe Stunde später betrachtete die Schwarzhaarige die Gruppe von Reitern immer noch, als diese ihre Geschwindigkeit langsam verringerten und zunehmend zurückblieben. Eine weitere halbe Stunde später waren sie gar nicht mehr zu sehen.

Seufzend wandte Akiko sich wieder ab, ehe sie mit ihrem Blick den Sonnenstand suchte. Es war schon fast Mittag. Wann würde dieser Sesshoumaru endlich auf die Idee kommen, dass eine Rast angesagt war? Selbst Jaken war mittlerweile aufgewacht und versuchte lautstark mit Rin darüber zu streiten, dass das Mädchen ihn nicht geweckt hatte. Sein Versuch schien allerdings ziemlich hoffnungslos zu sein, da Rin sich ein Mal für ihr so genanntes “Fehlverhalten” entschuldigte und danach begann, über Blumen zu reden. Kurze Zeit versuchte Jaken noch, Rin dafür zu beschuldigen, dass er so lange geschlafen hatte, doch dann gab er scheinbar auf. Scheinbar.

“He, Menschenweib, wie konntest du es wagen, mich, den treuen Diener meines Herrn, einfach so im Unwissenden über unseren Aufbruch zu lassen?!”

Entnervt wandte Akiko ihr Augenmerk auf den kleinen, grünen Youkai, der direkt hinter ihr auf Ah-Uhns Rücken saß. Hatte nicht eben noch Rin an dieser Stelle gesessen? Aber anscheinend hatte Jaken sie verdrängt, denn das Mädchen saß nun dort, wo der kleine Dämon noch vor nicht allzu langer Zeit geschlafen hatte.

“Hätte dein Herr es für nötig empfunden, dich über unseren Aufbruch zu informieren, wärst du gewiss geweckt worden.”, erwiderte Akiko ruhig.

“Wie kannst du es wagen, Menschenweib?!”, ereiferte sich der kleine Dämon sogleich. Offensichtlich hatte die Schwarzhaarige einen wunden Punkt getroffen.

“Mein Name ist Akiko und nicht Menschenweib, du kleiner Gnom!” Langsam wurde auch Akiko wütend. Was bildete es sich dieser Zwerg ein, sie ständig zu beleidigen?!

Menschenweib.”, provozierte Jaken einfach weiter, nicht bemerkend, wie Rin hinter ihm unbewusst etwas weiter zurückrutschte.

Blitzschnell schnellte Akikos Hand vor und packte den grünen Youkai schon zum zweiten Mal seit sie sich der Gruppe angeschlossen hatte am Kragen. Doch statt ihn wie noch am Tag zuvor einfach wegzuschleudern streckte die Schwarzhaarige nun ihren Arm mit dem zappelnden Jaken einfach zur Seite aus, bis der grüne Dämon nichts als die ungefähr zehn Meter weit entfernten Baumkronen unter sich sah.

“Lass mich sofort los, Menschenweib!”, schrie Jaken mit einem Mal panisch, während er wie wild zappelte.

“Würde ich mich jetzt angesprochen fühlen”, setzte Akiko in diesem Augenblick säuselnd an, “wärst du jetzt schon tot, Zwerg. Aber an deiner Stelle würde ich trotzdem nicht so zappeln, sonst könnte das Menschenweib auf die Idee kommen, dass du zu schwer für sie bist.”

Augenblicklich erstarrte Jaken in seiner Bewegung und begnügte sich damit, Akiko mit seinen großen, gelben Augen wütend anzustarren.

“Wie ist mein Name?”, fragte die Schwarzhaarige noch immer in einem säuselndem Tonfall.

“Akiko… -san”, presste der grüne Youkai zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, doch im Augenblick genügte das der Schwarzhaarigen völlig. Ohne Jaken einen weiteren Blickes zu würdigen ließ sie den kleinen Dämon wieder hinter sich auf Ah-Uhns Rücken fallen, ehe sie sich abwandte. Sie konnte nur hoffen, dass Jaken seine Lektion langsam aber sicher lernte.
 

Die Sonne hatte den Zenit noch nicht lange überschritten, als Sesshoumaru in der Nähe eines kleinen Weilers landete und Ah-Uhn samt seinen Reitern ihm folgten. Kaum hatten die Füße des zweiköpfigen Reitdrachens den Boden berührt, sprang Akiko auch schon von dessen Rücken und streckte ihre vom Sitzen steifen Glieder. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihr, dass weder Rin noch Jaken im Gegensatz zu ihr ein Problem damit zu haben schienen, den halben Tag auf Ah-Uhns Rücken zu verbringen. Während das kleine Mädchen ohne große Umschweife zum Teich rannte um Fische zu fangen machte Jaken sich mit einigem Grummeln daran, Feuerholz zu sammeln und beiden konnte man nicht das Geringste bisschen an Steifheit ansehen, dass Akiko im Moment in ihren Gliedern spürte. Langsam sah die Schwarzhaarige sich um. Sesshoumaru hatte sich bereits auf einen nahe stehenden Baum gesetzt und auch Ah-Uhn war gerade dabei, sich in den Schatten eines Baumes zu legen. Insgesamt konnte man sagen, dass Akiko die einzige war, die im Augenblick nicht wusste, was sie tun sollte. Erneut sah die schwarzhaarige sich um. Nicht nur, dass sie nicht wusste, was zu tun war, es hatte nicht einmal den Anschein, als würde irgendjemand ihre Hilfe benötigen. Selbst Rin stellte sich unglaublich geschickt beim Fangen der Fische an. Sie selbst würde das kleine Mädchen im Augenblick bestimmt nur unnötig ablenken. Mit einem Mal kam Akiko sich unglaublich überflüssig vor. Was tat sie überhaupt bei Sesshoumaru und seiner Gruppe? Natürlich, sie wollte den Umgang mit diesem verfluchten Dämonenschwert erlernen, aber weiter? Wahrscheinlich war sie nur eine unnötige Belastung für die anderen. Aber warum hatte Sesshoumaru ihr dann gestattet, mit ihnen zu reisen? Immerhin musste der weißhaarige Youkai doch einen Grund für seine Entscheidung gesehen haben? Oder war es einfach nur aus einer Laune heraus geschehen? Wie dem auch war, wenn man sie hier im Moment nicht gebrauchte, dann konnte sie genauso gut etwas trainieren gehen. Mit diesem Gedanken entfernte sie sich vom Lager, wanderte zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch, bis sie sicher war, dass sie selbst nicht mehr zu sehen war. Erst dann zog sie ihr Schwert, das aus irgendeinem Grund freudig in ihrer Hand zu pulsieren schien. Düster starrte Akiko die Klinge an. Warum nur hatte dieses verdammte Schwert beschlossen, sich an sie zu binden? Hatte dieses Teil sie nicht vorher einfach um Erlaubnis bitten können? Dann hätte sie das Problem mit dieser dämonischen Klinge jetzt nicht. Wütend ließ sie die Waffe auf einen nahen Ast niedersausen, der einfach durchschnitten wurde. Kurzzeitig irritiert hielt Akiko inne. Sie hatte so gut wie keinen Widerstand gespürt, als das Schwert den Ast durchtrennt hatte und dabei war er recht dick gewesen. Sie wusste zwar nicht, wie das bei gewöhnlichen Schwertern war, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass jedes Schwert einen dicken Ast so leicht durchtrennt hätte, als bestünde er aus nichts als Luft. Prüfend wog sie das Schwert in der Hand. Wenn die Waffe schon Holz so mühelos durchschneiden konnte, wie war es dann erst in einem echten Kampf…? Unwillkürlich kam Übelkeit bei diesem Gedanken in ihr hoch. Sie hatte zwar schon getötet, so war es nicht, aber das waren eben nur Wurmyoukai gewesen und außerdem hatte sie diese nicht unbedingt umbringen wollen. Was war aber, wenn sie einmal zu einem wirklichen Kampf herausgefordert werden sollte, wenn sie um ihr Leben kämpfen musste…? Wäre sie dann in der Lage, sich wirklich zu verteidigen, auch auf die Gefahr hin, dass sie andere damit verletzte, wenn nicht gar tötete? Mit neu gewonnener Abscheu betrachtete sie die Waffe in ihrer Hand. Konnte dieses verdammte Schwert nicht einfach stumpfer sein? Dann müsste sie sich nicht mehr so viele Sorgen machen! Wütend ließ sie die Klinge auf einen Ast niedersausen, der ebenso mühelos durchtrennt wurde wie der erste.

“Verdammt!”, zischte die schwarzhaarige mit unterdrücktem Zorn. Sie wollte sich gerade dem dritten Ast zuwenden, als eine leichte Vorahnung sie dazu brachte herumzufahren und ihr Schwert hochzureißen.

Stahl knirschte auf Stahl, als die beiden Klingen aufeinander trafen. Mit vor Schock geweiteten Augen starrte Akiko in die kalten, goldenen Iriden ihres Gegenübers.

“Es wird dir nichts nützen, wenn du sinnlos auf Äste einschlägst, Hanyou.”, meinte Sesshoumaru in diesem Augenblick kühl. Sofort verengten sich die Augen der Schwarzhaarigen zu Schlitzen.

“Und was soll ich Eurer Meinung nach sonst machen… Youkai?” Das letzte Wort spie sie aus wie eine Beleidigung. Sie konnte es einfach nicht glauben! In letzter Zeit schienen fast alle, denen sie begegnete, eine andere Bezeichnung für sie zu finden. Der Mönch, der über ihr Schwert gewacht hatte, hatte sie Youkai genannt, Jaken nannte sie Menschenweib und Sesshoumaru sprach sie nur mit Hanyou an. Konnte sich etwa keiner merken, dass sie Akiko hieß? Einfach nur Akiko? Das war doch bestimmt nicht so schwer! Mal ganz davon abgesehen, dass sie weder Youkai noch Hanyou, sondern ein Mensch war!

Sesshoumarus Augen verengten sich leicht, während Akiko ihn wütend anstarrte. Diese Hanyou war wirklich ungewöhnlich. Sie akzeptierte nicht einmal das Dämonenblut in ihr sondern belog sich selbst indem sie behauptete, sie sei ein Mensch. Warum? Wenn dann behaupteten Hanyou normalerweise, dass sie Youkai waren. Ihm war noch nie einer begegnet, der als Mensch durchgehen wollte, selbst wenn dessen Youki kaum zu spüren war. Warum also bestand die Andere so unbedingt darauf, ein Mensch zu sein? Oder wusste sie es vielleicht einfach nicht besser? Mit diesem Gedanken erhöhte der Youkai den Druck auf die Klinge, stieß die Schwarzhaarige so zurück.

Als Akiko spürte, wie sie langsam aber sicher zurückgedrängt wurde, machte sie schnell einen Sprung zur Seite um nicht in Gefahr zu laufen, mit dem Rücken gegen einen der umstehenden Bäume gedrückt zu werden. Prüfend betrachtete sie Sesshoumaru. Was sollte das hier werden? Irgendeine Art von Training? Aber bei welchem Training “überfiel” der Lehrer den Schüler im wahrsten Sinne des Wortes mitten im Wald?

Sie hatte keine Zeit, länger über das Thema nachzudenken, denn schon setzte der Weißhaarige ihr nach und nur ein schneller Sprung zurück rettete Akiko davor, von dem herabsausenden Schwert getroffen zu werden. Die Schwarzhaarige spürte noch den Luftzug der Klinge direkt vor ihrem Gesicht, während sie zurückstolperte. Geschockt weiteten sich ihre Augen, als sie gewahr wurde, wie knapp ihr Ausweichmanöver dieses Mal gewesen war. Doch Sesshoumaru ließ ihr dennoch keine Atempause. Sofort setzte der weißhaarige Dämon nach und Akiko konnte kaum etwas anderes tun als ständig zur Seite zu springen oder im letzten Augenblick den ankommenden Schwerthieb zu parieren, auch, wenn die Schwarzhaarige das dumpfe Gefühl hatte, dass ihr Gegner ein Großteil seines Könnens und seiner Kraft noch zurückhielt. Dennoch wurde Akikos Atmung mit der Zeit zunehmend schwerer und ihre Bewegungen träger. Immer häufiger konnte sie es nur noch pures Glück nennen, dass sie den Angriffen des Weißhaarigen entging. Aber einfach aufgeben oder um eine Pause bitten wollte sie auch nicht. Das ließ ihr Stolz nicht zu. Außerdem war sie sich mittlerweile sicher, dass Sesshoumaru das hier nur als Training und nicht als Kampf ansah, denn noch hatte der Youkai keine der wahrscheinlich riesigen Lücken in ihrer Verteidigung ausgenutzt.

In diesem Augenblick sprang Sesshoumaru erneut auf mit erhobener Klinge auf sie zu. Als er direkt vor ihr war ließ der Weißhaarige sein Schwert auf ihre Ungeschützte Seite niedersausen. Einer plötzlichen Eingebung gleich ließ Akiko ein Bein unter ihr Wegknicken, während sie das Andere zur Seite rutschen ließ, sich so unter dem Schlag wegduckte, um nun ihrerseits mit ihrer Waffe auf die Beine des Youkais zu zielen. Kurz bevor ihr Schlag den Anderen traf schnellte Sesshoumaru in die Höhe, sprang einfach über ihr Schwert hinweg um ihr anschließend seine Waffe an den Hals zu halten.

“Du hast verloren.”, meinte der Inuyoukai kühl, während Akiko noch in ihrer Bewegung erstarrte, als sie das kalte Metall an ihrer Kehle spürte.

Prüfend betrachtete Sesshoumaru die Schwarzhaarige. In ihrem letzten Versuch einen Treffer zu landen hatte etwas gelegen, was man eventuell als Können auslegen konnte. Hinzu kam noch das überdurchschnittliche Durchhaltevermögen, dass diese Hanyou an den Tag gelegt hatte. Selbst eine Youkai, die noch nie gekämpft hatte, hätte wahrscheinlich kaum so lange durchhalten können. Immerhin hatte sich der Sonnenstand seit dem Beginn ihres Kampfes merklich verändert.

Wortlos nahm er daher die Klinge von Akikos Kehle und machte sich auf den Rückweg zum Lager.

“Wir brechen in zwei Stunden auf.”, meinte er noch kühl, ehe er zwischen den Bäumen verschwand.

Kurze Zeit starrte Akiko wortlos auf die Stelle, wo sie den Weißhaarigen zuletzt gesehen hatte, ehe sie sich einfach auf den Rücken fallen ließ und mit einem tiefen Aufseufzer ausatmete. Wer hätte auch schon ahnen können, dass Training so anstrengend war, überlegte sie, während sie die Baumkronen betrachtete. Ihre Glieder fühlten sich wie pures Blei an. Wie schaffte Sesshoumaru es nur, dass man ihm selbst nach stundenlangem Training keinerlei Erschöpfung ansah? Lag das vielleicht daran, dass er ein Youkai war und sie ein Mensch? Immerhin hatten Dämonen generell viel mehr Kraft und Ausdauer als Menschen, obwohl er sie ja immer Hanyou nannte…. Schnell verdrängte sie diesen Gedanken wieder. Sie war ein Mensch und damit war das Thema durch! Immerhin war ihre Mutter eine ganz gewöhnliche Menschenfrau gewesen und ihr Vater wahrscheinlich ein Feigling, der es sich nicht getraut hatte, zu seinen Taten zu stehen, aber immer noch ein Mensch! Obwohl ihre Mutter ja nie über ihn gesprochen hatte…. Entschlossen setzte die Schwarzhaarige sich auf. Die Erschöpfung vernebelte ihr anscheinend das Gehirn, wenn sie schon auf solche absurde Gedanken kam. Anstatt hier sinnlos herumzuliegen sollte sie sich lieber auf die Suche nach etwas essbarem machen, bevor sie aufbrachen! Mit diesem Gedanken zwang sie sich selbst aufzustehen, während sie ihr Schwert zurück in seine Scheide gleiten ließ.
 

“Es ist bald soweit, nicht wahr, Herr?”, die Frage des noch jung wirkenden Dämons klang seltsam ernst für sein Alter.

“Ja, Akio, es sind nicht mal mehr zwei Monate.”, erwiderte der grauhaarige Youkai, dessen Augen bereits von einem milchigen Schleier überzogen waren. Der Dämon war blind.

“Und wenn die Erbin bis dahin nicht kommt, um ihr Recht einzufordern?”, fragte der jüngere, schwarzhaarige Dämon weiter.

“Dann wird Kenta-sama ihren Platz einnehmen und das Erbe ihres Vaters antreten.”, antwortete der alte Youkai ruhig.

“Und dann?”, wollte der Andere weiter wissen, doch nichts als Schweigen antwortete ihm.
 

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So, hier ist das Kap auch schon zu Ende. Ich hoff, es hat euch gefallen und ihr lasst mir ein Kommi da^^ *lieb guck*

Wer so lieb ist und mir eins da lässt kriegt wieder ne ENS, wenn’s nächste Kap on kommt XD

Bye,

_Corchen_

Entführt

Müde blickte Akiko zum bewölkten Nachthimmel auf. Bisher hatte sie nicht gewusst wie schmerzhaft Muskelkater sein konnte. Nun, jetzt wusste sie es. Ihr gesamter Körper fühlte sich zerschlagen an und sie bezweifelte ernsthaft, dass sie am morgigen Tag noch mit der Gruppe würde Schritt halten können, wo sie doch jetzt schon jeden einzelnen ihrer Muskel spürte. Kurz seufzte sie tief. Fast sofort nachdem Sesshoumaru ihr unfreiwilliges Training für beendet erklärt hatte waren sie aufgebrochen und den Rest des Tages ohne eine einzige Pause weitergewandert. Ob der Weißhaarige das absichtlich gemacht hatte? Er musste doch bemerkt haben, wie fertig sie nach dem Training gewesen war! Und das er sie mit den anderen direkt danach zu so einem Gewaltmarsch gezwungen hatte…. Selbst Rin und Jaken, die schon länger mit dem Youkai reisten, hatten sich nach einer Weile von Ah-Uhn tragen lassen. Sie wäre ja hinter den beiden auf den Reitdrachen gestiegen, hätte ihr verdammter Stolz es ihr nicht untersagt. Langsam schloss Akiko die Augen. Sie konnte nur hoffen, dass sie am nächsten Tag nicht so früh aufbrechen würden…. Noch so einen tag wie den heutigen würde sie kaum aushalten, ohne ihren Stolz besten Gewissens zur Hölle zu schicken und sich ebenfalls tragen zu lassen. Aber ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr sowieso, dass sie morgen wahrscheinlich nicht würde laufen müssen. Vielleicht würden sie ja wieder fliegen…? Ja, das wäre gar nicht mal so schlecht…. Und mit diesem Gedanken glitt sie in einen tiefen Schlaf.
 

Akiko schlug ihre Augen auf. Um sie herum war es dunkel, nur der Mond erhellte den ansonsten pechschwarzen Nachthimmel. Irritiert setzte sich die Schwarzhaarige auf. Sie wusste, sie konnte noch nicht lange geschlafen haben und dennoch war sie nicht mehr müde. Sie fühlte sich seltsam… ja, fast schwerelos. Wo war ihr Muskelkater geblieben? Das Brennen in ihren Beinen, dass sie noch Augenblicke zuvor dazu gezwungen hatte, sich einfach fallen zu lassen? Es war fort…. Nicht, dass sie es vermisste, aber es war dennoch ungewöhnlich. Nachdenklich sah sie sich um. Es war leise. Zu leise, wie sie fand. Außerdem konnte sie das Feuer, das Jaken entzündet hatte, gar nicht mehr sehen. War es etwa ausgegangen? Vorsichtig stand sie auf, während ein ungutes Gefühl ihren Rücken hinauf kroch. Irgendetwas stimmte hier nicht, dass konnte sie ganz genau spüren. Mit einem neu gewonnen Instinkt wollte Akiko nach ihrem Schwert greifen, doch ihre Hand griff ins Leere. Ihre Waffe war verschwunden. Aber das war doch gar nicht möglich! Sie hatte das Schwert doch bis eben noch sicher an ihrer Kleidung befestigt gehabt! Wie hatte es jemand stehlen können, ohne, dass sie es bemerkt hatte?! Sie war doch normalerweise nicht so unaufmerksam! Sie wusste, wenn ihr jemand etwas stehlen wollte!

“Hallo…?”, rief sie mit leicht unsicherer Stimme. “Ist hier jemand…?”

Nur Stille antwortete ihr. Mit einem leichten Anflug von Panik blickte Akiko sich um. Sie wusste, dass hier noch jemand war. Sie wusste es einfach. Nur wo? Und wer?

“Hallo?”, rief sie erneut. Sekundenlang hielt die Schwarzhaarige lauschend inne. Irrte sie sich, oder hatte sie da eben ein Geräusch gehört? Sofort fuhr sie herum und lief auf das Geräusch los. Warum war es nur so dunkel? Sie konnte gar nichts sehen. Wenn der Boden nicht so eben gewesen wäre, wäre sie garantiert schon längst gestolpert. ,Moment mal, ebener Boden?’, schoss es ihr sogleich durch den Kopf. Sie war doch noch bis vor kurzem auf einer kleinen Lichtung in einem großen Wald gewesen! Und in einem Wald war der Boden niemals ebenerdig, ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie normalerweise schon längst gegen einen Baum hätte laufen müssen. Also hatte sie jetzt den eindeutigen Beweis, dass etwas nicht in Ordnung war. Doch wie war das Möglich? Unbewusst blieb sie bei diesem Gedanken stehen und das war der Augenblick, in dem der Boden unter ihren Füßen wegbrach und sie in bodenlose Schwärze fiel.
 

Erschrocken fuhr Akiko hoch. Ihr Atem ging keuchend und ihr Herz schlug wild in ihrer Brust, als wäre sie viel zu lange gerannt. Hastig sah sie sich um. Die ersten trägen Sonnenstrahlen erhellten den östlichen Horizont, warfen ihr trübes Licht durch die milchige Wolkendecke des Himmels. Sie war sich sicher, dass es noch heute regnen würde. Kurz wanderte ihr Blick weiter zu Ah-Uhn, an dessen Seite gelehnt Rin und Jaken schliefen. Neben den dreien glühten noch die letzten Reste des Lagerfeuers. Sesshoumaru konnte sie nirgends entdecken. Wohin der Inuyoukai wohl immer ging? Ihrer Meinung nach war es ziemlich ungewöhnlich, dass der Weißhaarige seine schlafenden Begleiter einfach so mitten in einem Wald zurückließ. Nun gut, Jaken und Ah-Uhn waren beide Youkai, aber trotzdem…. Sie konnte sich weder vorstellen, dass der kleine, krötenähnliche Jaken kämpfen konnte noch, dass dieser gutmütige Reitdrache sich im Notfall verteidigen könnte. Und Rin wirkte auf sämtliche Raubtiere und Youkai in diesem Wald unter Garantie wie ein Magnet. Immerhin war sie für andere eine leichte Beute. Aber wenn man es so sah…. Warum waren sie eigentlich noch nicht angegriffen worden? Seit sie bei der Gruppe war, hatte sie noch keinen einzigen, fremden Youkai in ihrer direkten Umgebung bemerkt und dabei wimmelte es in den Wäldern zurzeit nur so von diesen Viechern…. Nun, warum die Dämonen sie auch mieden, sie sollte eigentlich froh darüber sein. So hatte sie selbst ein Problem weniger, um dass sie sich würde Sorgen machen müssen. Langsam stand sie auf, wobei ihre Hand unwillkürlich zu ihrem Schwert wanderte, wie, als ob sie prüfen müsse, ob es noch da sei. Über sich selbst verwirrt hielt Akiko einen Augenblick inne, ehe sie die Sache Schulterzuckend abtat. Es wäre auch nur zu seltsam gewesen, wenn ihr bizarrer Traum ohne Nachwirkungen geblieben wäre. Denn dass es ein Traum war, wusste sie jetzt. Was sonst hätte es denn ansonsten sein können? Obwohl es natürlich ein ungewöhnlicher Alptraum gewesen war….

Von einer plötzlichen, inneren Unruhe erfasst beschloss die Schwarzhaarige, sich einmal die Umgebung anzusehen. Sie wusste, dass das eigentlich völliger Unsinn war. Immerhin zweifelte sie nicht im Geringsten daran, dass sie schon bald weiterreisen würden und daher würde sie diesen Ort hier sowieso nie wieder sehen. Trotzdem ging sie los und entfernte sie sich immer weiter vom Lager, bis sie auf einen kleinen Wildpfad traf, dem sie auch sogleich schulterzuckend folgte. Sie mochte es, durch den Wald zu spazieren, hatte es schon immer gemocht. Sie liebte es einfach, dem Rauschen der Baumkronen im Wind zu lauschen oder dem zwitschern der Vögel, während sie nahezu lautlos einen Fuß vor den anderen setzte. Normalerweise wurde sie durch diese Geräusch sowie des Schattenmuster, dass die durch die Bäume gebrochenen Sonnenstrahlen auf den Boden zeichneten, immer ruhig, egal, was passiert war. Doch heute war es irgendwie anders. Ihre innere Unruhe wollte einfach nicht verfliegen, egal, wie lange sie dem verschlungenem Wildpfad folgte. Zugegebenermaßen herrschte im Morgendlichen Wald ein ziemlich bedrohlich wirkendes Zwielicht, aber normalerweise störte sie sich nicht an solchen Nebensächlichkeiten.

In diesem Augenblick lichteten sich die Bäume vor ihr und gaben den Blick auf einen kleinen Weiler frei. Instinktiv schritt Akiko sofort zu dem ruhigen Gewässer und kniete sich an dessen Rand nieder.
 

“Wie weit sind sie noch entfernt, Houshi-sama?” Die Frage klang leise und drohend.

“Nicht mehr weit. Noch ungefähr zehn Minuten und wir sind bei dieser Youkai angelangt, Söldner.”, die Antwort klang nicht minder genervt, auch, wenn ihr der aggressive Unterton fehlte. Noch vor Sonnenaufgang hatte der Anführer der Söldner seine Männer und den Mönch aufsitzen lassen, um die Gesuchte möglichst bald eingeholt zu haben. Das alleine wäre ja nicht schlimm gewesen, wenn sie gestern Abend nicht noch bis zur schieren Erschöpfung weiter geritten wären. Kurz warf der Priester dem schwarz gewandeten Anführer der Söldner neben sich einen kurzen Blick zu. Noch vor einigen Tagen hatte er diesen Mann für einen etwas fehlgeleiteten aber dennoch zuverlässigen Krieger gehalten. Langsam begann sich dieses Bild zu ändern. Seit sie dieses schwarzhaarige Youkaiweib gesehen hatten verhielt sich der schwarz Gekleidete mehr und mehr wie ein ungeduldiges Kleinkind, dem man sein Spielzeug direkt vor der Nase weggeschnappt hatte. Von wegen, er wolle nicht riskieren, die Pferde zu Schanden zu reiten! Einige der schwächeren Tiere konnten sich dank des schnellen Tempos, dass sie gestern hatten halten mussten, kaum noch auf den Beinen halten. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen, dass sie diese Youkai bald gefunden haben würden und er ohne Gewissensbisse diese Söldnergruppe hinter sich lassen konnte.
 

Akiko betrachtete ihr Spiegelbild derweil im Wasser, ehe sie entschlossen nach ihrem langen, mittlerweile ziemlich unordentlich wirkendem Zopf griff und diesen vorsichtig öffnete. Warum nur hatte sie nicht daran gedacht, einen Kamm mitzunehmen? Hatte sie vielleicht angenommen, ihre Frisur würde ewig halten? Nun, eigentlich war das jetzt auch egal. Vorsichtig fuhr sie sich mit den Händen durch die Haare, während sie versuchte, kleinere Knoten zu entfernen. Als sie damit fertig war, schöpfte sie mit beiden Händen Wasser, um sich das Gesicht zu waschen. In den letzten Tagen hatte sie wirklich wenig Zeit gehabt, um auf ihre Hygiene zu achten…. Und genau danach sah sie auch aus. Ihr Gesicht war dreckig, obwohl es jetzt, da sie es mit Wasser abgewaschen hatte, natürlich etwas besser war und ihre Kleidung von dem Schlafen auf nackter Erde zerknautscht und voller Flecken. So langsam aber sicher sollte sie wieder anfangen, etwas mehr auf ihr Aussehen zu achten. Mit diesem Gedanken stand sie auf und blickte sich suchend um. Ein Bad wäre jetzt wirklich nicht schlecht. Sie hatte bestimmt noch etwas Zeit, bevor sie ins Lager zurückkehren musste und außerdem….

Ein warnendes Gefühl ließ sie herumfahren. Sie spürte, dass sie nicht mehr alleine war oder zumindest nicht mehr lange alleine sein würde. Langsam legte sie die Hand an ihr Schwert, während sie bedauernd feststellte, dass sie nun nicht mehr Baden konnte. In diesem Moment kündigte das Geräusch brechender Äste die Ankunft einer Gruppe von Reitern an. Kurz zögerte sie. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sie zufällig mitten in einem riesigen Wald, abseits aller Wege auf eine große Gruppe von Reitern stieß? Sie musste nicht lange überlegen, ehe sie feststellte, dass so etwas eigentlich so gut wie unmöglich war. Was sollte sie jetzt tun? Bleiben und abwarten, was die Anderen von ihr wollten oder so schnell wie möglich zu Jaken, Ah-Uhn und Rin zurückkehren? Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte Akiko noch, ehe sie sich umwandte und davonrannte. Sie wusste zwar nicht, was diese Reiter von ihr wollen könnten oder ob sie überhaupt nach ihr gesucht hatten, aber eins wusste sie genau: Es war nie gut, alleine ungefähr zwanzig wahrscheinlich bewaffneten Männern gegenüberzustehen. Besonders, wenn man eine Frau war. Also rannte sie. Plötzlich einsetzender Lärm hinter ihr verriet ihr, dass die Fremden ihr folgten. Also hatte sie Recht gehabt. Es war kein Zufall, dass die Anderen in ihre Richtung unterwegs gewesen waren. Aber wenn sie auf der Suche nach ihr gewesen waren, wie hatten sie sie dann gefunden? Mit diesem Gedanken beschleunigte Akiko ihr Tempo noch einmal. Sie wusste, sie konnte niemals so schnell laufen wie ein Pferd, aber im dichten Wald hatte sie gegenüber diesen großen Tieren einen eindeutigen Vorteil. Sie könnte es also noch zu den anderen schaffen, wenn sie sich beeilte. Sekundenbruchteile hielt sie bei diesem Gedanken inne. Wenn sie zu den Ah-Uhn, Jaken und Rin lief, dann würde sie ihre Verfolger zwangsläufig auch zu den dreien führen. Wenn Sesshoumaru bei der Gruppe wäre, wäre das ja nicht so schlimm, aber wenn er nicht da war… dann würde sie Rin und auch die anderen beiden in große Gefahr bringen. Folglich musste sie versuchen zu dem weißhaarigen Youkai zu kommen, auch, wenn dieser über ein solches Verhalten sicherlich nicht erfreut sein würde…. Nun, das war jetzt egal. Sie hatte keine Wahl. Kurz konzentrierte sie sich auf Sesshoumaru. Auf sein Aussehen, auf sein Verhalten, auf seine gesamte Art und gerade als sie dachte, seinen Aufenthaltsort spüren zu können, da wurde ihre Konzentration durch etwas gestört, dass sich plötzlich an ihre Schulter heftete. Irritiert blickte sie auf diese, nur, um einen Bannzettel zu erblicken. Fast hätte sie aufgelacht. Hielt sie denn mittlerweile jeder für eine Youkai oder eine Hanyou? Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als so etwas wie Blitze begannen um den Zettel zu zucken und sie kurz darauf ein ihr unbekannter Schmerz durchzuckte. Erschrocken zog sie Luft durch ihre Zähne ein, während ihre Beine einfach unter ihr wegsackten. Was war das? Wieso fühlte sie sich mit einem Mal so schwach? Erneut fiel ihr Blick auf den Bannzettel, der in einer Art heiligen Macht schimmerte. Wieso tat es mit einem Mal so weh?

In diesem Augenblick spürte sie, wie sich ein weiterer dieser Zettel an ihren Rücken heftete und als sie eine erneute Welle des Schmerzes durchzuckte schien etwas in ihrem Innersten aufzubegehren. Kurzzeitig verkrampften sich Akikos Glieder, dann brach der Schmerz, den die Bannzettel verursacht hatten, mit einem Mal ab. Und als Akiko ihren Blick kurz über ihre Schulter schweifen ließ sah sie dort nichts als ein kleines Häufchen Asche. Aber darüber konnte sie jetzt nicht nachdenken. Entschlossen sprang sie auf und rannte weiter, doch dieses Mal kam sie nicht weit. Erneut hefteten sich Bannzettel auf ihren Rücken. Die Schwarzhaarige zählte in Gedanken fünf, ehe sie erneut Schmerz durchzuckte, sie in die Knie zwang.

“Verdammt!”, zischte sie wütend, sich selbst über den plötzlich knurrenden Unterton in ihrer Stimme wundernd. “Verdammt!”, stieß sie erneut hervor, während sie versuchte sich schwankend aufzurichten und dieses Mal war ihre Stimme endgültig zu einem bedrohlichen Knurren geworden.

In diesem Augenblick brachen um sie herum Reiter aus dem Wald hervor, umzingelten sie, doch sie starrte nur den schwarz Gewandeten an, der mit einem Mal direkt vor ihr war. Wieso wusste sie plötzlich, dass er der Anführer der Bande war?

“Ihr hattet Recht, Houshi-sama. Sie ist tatsächlich ein Dämonenweib.”, meinte der Fremde kühl, während er sie wie ein Stück Vieh musterte und wahrscheinlich war es genau dieser Augenblick, in dem Akikos Verstand für einen Moment ausrastete. Sie konnte nichts anderes tun als mit seltsamer Teilnahmslosigkeit zuzusehen, wie sie selbst ihr Schwert ergriff und die freudig pulsierende Klinge vor sich hielt. Sie spürte, wie erneut etwas in ihrem Innersten zu erwachen schien, als die Bannzettel auf ihrem Rücken sich zischend auflösten und als sich eine dunkle Energie um ihr Schwert zu sammeln schien.

“Sterbt.”, hörte sie sich selbst sagen und wenn sie noch die Kontrolle über ihren Körper gehabt hätte, ihr wäre bei diesem kalten Ton unwillkürlich ein Schauer über den Rücken gelaufen. Danach ging alles ganz schnell. Zwei der Söldner standen plötzlich mit Fesseln hinter ihr, als ihr Körper wie von einer fremden Macht geleitet herumwirbelte und den beiden mit einem einzigen Schlag die Köpfe abschlug. Mit einem großen Satz war sie bei einem weiteren Reiter, rammte ihm ihr Schwert durch die Brust. Noch in der Bewegung fuhr sie herum, als sie plötzlich weitere Bannzettel trafen. Einer davon heftete sich genau auf ihre Stirn. Seltsam unbeteiligt spürte Akiko, wie ihrer Hand das Schwert entglitt und wie sich erneut Schmerz in ihrem Körper breitmachte. Und genauso teilnahmslos spürte sie, wie ihrer Kehle ein erschrockener Schrei entwich, ehe sie Dunkelheit umfing.
 

In einem anderen Teil des Waldes hielt Sesshoumaru mitten in der Bewegung inne. Irrte er sich, oder hatte er gerade Akikos Dämonenaura aufflackern gespürt? Es war zwar nur ein kurzer Augenblick gewesen, aber dennoch war es unverkennbar die Aura der Schwarzhaarigen gewesen. Kurz zog er prüfend Luft durch die Nase ein, sortierte in Sekundenbruchteilen die verschiedenen Gerüche. Soweit er das beurteilen konnte waren Rin, Jaken und Ah-Uhn noch im Lager und allein. Akiko schien sich etwas von den anderen entfernt zu haben. Bei ihr waren anscheinend einige andere Menschen und er konnte Blut riechen, Menschenblut, aber nicht genug, als dass alle der Fremden tot sein könnten. Langsam drehte er um und machte sich ruhig auf den Weg zurück zum Lager. Es interessierte ihn eigentlich nicht, was mit der Schwarzhaarigen war, aber er war sich dennoch nicht sicher, ob sie gegen all diese Menschen würde bestehen und sie von den anderen würde fernhalten können. Normalerweise wären sie zwar für eine Hanyou ihrer Stärke kein Problem gewesen, allerdings akzeptierte sie den dämonischen Teil ihrer selbst nicht und das könnte zu einem Problem werden.
 

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So, hier ist das Kap zu Ende. Ich weis, es ist recht kurz… *seufz*

Ich hoff, es hat euch trotzdem gefallen^^ Wer so lieb ist und mir n Kommi hinterlässt kriegt wieder ne ENS, wenn’s nächste Kap on kommt^^

Bye,

_Corchen_

Dämonenerbe

Es war das undeutliche Geräusch wütender Stimmen, dass Akiko wieder erwachen ließ. Jemand hatte sie gefesselt und an eine Wand gelehnt. Langsam wurde der Schwarzhaarigen wieder bewusst, was vorgefallen war und augenblicklich riss sie ihre Augen auf. Sie hockte in einem recht großen Raum und durch drei Fenster hinter ihr fiel abendliches Licht auf den mit Reismatten ausgelegten Boden vor ihr. ,Abendliches Licht…’, überlegte sie. Sie war am Morgen gefangen genommen worden und das hieß, dass sie fast den ganzen Tag hindurch ohnmächtig gewesen sein musste! Einen ganzen Tag lang! Wie war das möglich? Sie hatte doch keinen Schlag auf den Kopf bekommen oder ähnliches. Aber sie hatte etwas anderes an die Stirn bekommen und zwar einen Bannzettel. Erschöpft lehnte sie sich an die Wand hinter ihr, während sie eine Erkenntnis zu überkommen drohte. Nur Youkai konnten durch Bannzettel verletzt werden, aber… ,Halt!’, sofort unterbrach sie sich selbst in ihren eigenen Gedankengängen, ehe sie sich stattdessen versuchte auf die nun wieder ansetzenden Stimmen zu konzentrieren.

“Ihr solltet sie gefangen nehmen und sie nicht mit dutzenden von Bannzetteln bekleben!”, herrschte die Stimme eines alten Mannes in diesem Augenblick. Akiko war sich sicher, dass sie ihn irgendwoher kannte. Zumindest seine Stimme kam ihr seltsam bekannt vor…. Hatte nicht der Dorfälteste genauso geklungen? Aber dann müsste sie selbst ja jetzt wieder in ihrem früheren Heimatdorf sein und das war ihrer Meinung nach kaum möglich. Wieso hätten diese Reiter sie zurückbringen sollen? Das ergab doch keinen Sinn, zumal sie drei der Fremden Männer getötet hatte. Bei dem Gedanken an all das Blut, das sie vergossen hatte, musste sie hart schlucken. Sie hatte schon wieder die Kontrolle über sich verloren und dieses Mal… dieses Mal war nicht einmal dieses verfluchte Dämonenschwert daran Schuld gewesen. Sie hatte sich einfach nicht mehr unter Kontrolle gehabt und das nur wegen diesen Bannzetteln, die irgendetwas in ihr ausgelöst hatten…. Sofort unterbrach sie sich in ihren eigenen Gedanken, die eindeutig wieder in die falsche Richtung gingen. Sie sollte sich jetzt lieber auf ihre momentane Situation konzentrieren, anstatt über Dinge nachzudenken, deren Lösung ihr nur noch mehr Kopfzerbrechen bereiten würde.

“Sie tötete drei meiner Männer und wahrlich, sie hätte noch mehr getötet, wenn wir dieses Dämonenweib nicht gestoppt hätten! Ihr hattet niemals etwas davon erwähnt, dass dieses Weib so gefährlich ist! Ich verlange den vollen Lohn für mich und meine Männer und noch einen Aufschlag für die Toten!”, herrschte die zweite Stimme in diesem Augenblick laut und fuhr dann wieder etwas leiser, dafür aber viel bedrohlicher, fort: “Wenn ihr mir nicht gebt, was ich verlange, Isamu-sama, dann werde ich mich gezwungen sehen, andere Maßnahmen zu ergreifen…”

Irrte sie sich oder gehörte diese andere Stimme dem schwarz gekleideten Krieger, der sie wie ein Stück Vieh gemustert hatte? Augenblicklich kam Wut in ihr auf. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr, sie war in ihr altes Dorf zurückgebracht worden. Der Name, mit dem dieser Söldner den anderen angesprochen hatte, war der Beweis gewesen. Aber warum hatte man sie wieder hier haben wollen? Hatten diese dummen Bauern etwa vergessen, wann die Zeit zum aussäen richtig war und brauchten nun ihre Hilfe? Unbewusst bildete sich ein leises Knurren in ihrer Kehle, während die beiden Männer nebenan langsam aber sicher zu einem Ergebnis ihres Streites zu kommen schienen, denn sie sprachen viel leiser als zuvor.

Kurz blickte Akiko sich um. Wo war ihr Schwert? Sie wollte nicht hier bleiben. Sie wollte weg, zurück zu der ungewöhnlichen Gruppe, der sie sich erst vor kurzem angeschlossen hatte. Sekundenbruchteile hielt sie inne, während ihre Gedanken rasten. Die anderen mussten mittlerweile bemerkt haben, dass sie verschwunden war. Ob sie nach ihr suchen würden? Vielleicht…. In diesem Augenblick kam ihr wieder Sesshoumarus abweisende Art in den Sinn. ,Vielleicht aber auch nicht…’, verbesserte sie sich selbst in Gedanken. Sie zweifelte nicht im Geringsten daran, dass sie dem Weißhaarigen im Grunde genommen völlig egal war. Hinzu kam noch, dass sie ohne ein einziges Wort verschwunden war. Also, welchen Grund hätte der Andere, nach ihr zu suchen? Vermutlich nahm er einfach an, dass sie abgehauen wäre. Und selbst wenn er wüsste, dass sie nicht freiwillig gegangen war, sah sie keinen Grund, warum ihn das zu kümmern hätte. Folglich musste sie aus eigener Kraft weg kommen.

Das Geräusch einer sich schließenden Tür verriet ihr in diesem Augenblick, dass der Söldner anscheinend gegangen war, denn nun wurde die Tür zu dem Zimmer, in dem sie saß, geöffnet und der Dorfälteste trat ein. Sogleich hefteten sich seine fast blinden Augen auf sie. Unwillkürlich lief Akiko bei diesem Blick ein kalter Schauer über den Rücken. Sie hatte den älteren Mann noch nie gemocht.

“Wie geht es dir, Akiko?”, fragte der Mann, durch dessen schwarzes Haar sich vereinzelte, graue Strähnen zogen, in diesem Augenblick leise.

Sie antwortete ihm mit einem verächtlichem Schnauben.

“Wo ist mein Schwert?”

“Mir scheint die letzten Tage haben ein Feuer in dir geweckt, Akiko? Dürfte ich fragen, was dir passiert ist?”, fragte der ältere einfach, ihre Frage übergehend.

“WO IST MEIN SCHWERT?”, wollte die Schwarzhaarige erneut wissen, ehe sie probeweise an ihren Fesseln zog. Sie waren fest.

Und endlich ging der Alte auf ihre Frage ein.

“Die Dämonenklinge ist im anderen Raum. Wie hast du das Schwert gefunden?”

“Ich war es nicht, die das Schwert fand, das Schwert fand mich. Und jetzt lasst mich gehen!”, knurrte Akiko wütend.

“So, so…. Das Schwert fand also dich…. So etwas hätte ich diesem verfluchten Youkai gar nicht zugetraut, dass er der Waffe eine so starke Bindung zu dir gegeben hat….”, murmelte der Alte wie zu sich selbst.

Prüfend starrte Akiko den Anderen an. Isamu hatte seine Gedanken nie ganz beieinander gehabt aber jetzt schien er noch verwirrter, als sie ihn in Erinnerung hatte.

“Lasst mich gehen!”, verlangte sie erneut, im Inneren hoffend, dass ihre Stimme ihn wieder in die Realität zurückrufen würde, doch er schien ihre Worte nicht einmal wahrgenommen zu haben. Auf sein Gesicht trat ein ganz abwesender Ausdruck, während er weiter sprach.

“Ja, dieser verfluchte Youkai…. Aber du kommst ganz nach deiner Mutter, Akiko, weist du das? Dabei habe ich immer gehofft, du würdest noch zu einem Ebenbild deiner Großmutter heranwachsen… aber das Dämonenblut ist scheinbar zu stark…. Warum musste deine verfluchte Mutter auch nur dem Beispiel ihrer Mutter folgen…?”

“Was redet ihr da, Isamu-sama?” Entweder der Alte war jetzt vollkommen verrückt oder er redete von Dingen, die sie selbst nicht verstand. Warum redete der Ältere jetzt dauernd von Youkai, Dämonenblut und ihrer Mutter und Großmutter? Was sollte das?

“Du weist es also noch nicht?”, fragte der ältere in diesem Augenblick wieder mit fester Stimme und endlich hatte Akiko das Gefühl, er hätte seine Verwirrtheit für einen Augenblick abgelegt.

“Was weis ich noch nicht?”

“Das du kein Mensch bist.”

Überrascht hielt Akiko inne, ehe ihrer Kehle ein leichtes Kichern entrann.

“Ihr wisst gar nicht, wie oft ich in letzter Zeit als Hanyou oder Youkai beschimpft wurde, Isamu-sama. Aber meine Mutter, Eure Tochter, die ihr später verstoßen habt, war ein Mensch, denn sonst hätte sie nicht im Dorf leben dürfen. Und auch ich hätte es nicht gedurft, hätte ich kein Menschenblut in mir.”

“Du weist es also nicht.”, stellte ihr Gegenüber in diesem Augenblick trocken fest.

“Dann erklärt es mir.”, verlangte die Schwarzhaarige in diesem Augenblick wieder todernst. Vielleicht würde der Andere ihr ja sagen, wer nun ihr wirklicher Vater war. Sie gab es normalerweise nur ungern zu, aber es interessierte sie in manchen Augenblicklich tatsächlich, wer er gewesen war.

“Ich werde dir die Geschichte erzählen, doch du darfst mich nicht unterbrechen. Alles begann damit, dass ich deine Großmutter heiratete.”

“Was hat meine Großmutter mit all dem zu tun?”, viel Akiko ihm sogleich ins Wort.

“Das wirst du noch sehen, ungezogene Göre!”, zischte der Andere in diesem Augenblick wütend, ehe er fortfuhr, als sei nichts geschehen.

“Deine Großmutter kam aus einem anderen Dorf und ich sage dir, sie war wirklich wunderschön ich liebte sie von ganzem Herzen. Nun, wie dem auch sei, wir wahren noch kein Jahr verheiratet, da kam ein verletzter Krieger mit einem seltsamen Zeichen im Gesicht in unser Dorf und deine Großmutter bestand darauf, ihn zu versorgen. Blind vor Liebe gestattete ich es ihr. Zwei Wochen vergingen und der Fremde war wie durch ein Wunder schon fast vollständig genesen, als eine Gruppe von Wanderpriestern in unser Dorf kam. Der Anführer erkannte den fremden Krieger sofort als Dämon und da er noch zu schwach für einen richtigen Kampf war, starb er. Damals habe ich mir noch nichts dabei gedacht, als deine Großmutter für ihn hunderte von Tränen vergoss und als sich zwei Monate später zeigte, dass sie ein Kind unter dem Herzen trug, da habe ich mich auf unser erster Kind gefreut. Doch als das Mädchen, deine Mutter, dann auf der Welt war…. Schon als Säugling hatte sie spitze Ohren und dämonische Zeichnungen auf dem Arm! Ich stellte meine damalige Gemahlin auch sogleich zur Rede und diese Hure gestand mir unter Tränen, sich dem Dämon hingegeben zu haben, doch nur ein einziges Mal, wie sie es beteuerte. Auf ihr Flehen hin ließ ich dem Kind sein Leben, doch seine Mutter wurde aus dem Dorf verstoßen. Man fand ihre Leiche keinen Monat später….”

Kurzzeitig breitete sich Schweigen aus, in dem Akiko still auf den Boden vor sich starrte. Also war ihre Mutter eine Hanyou gewesen…. Wieso hatte sie es nie bemerkt? Wieso hatte man es ihr nicht einfach gesagt?! Sie wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, doch da sprach Isamu bereits weiter.

“Als deine Mutter schließlich erwachsen wurde, verblassten die Dämonischen Zeichen an ihr mehr und mehr. Sie hätte wie eine normale Frau in unserem Dorf leben können! Sie fand sogar einen Mann, der bereit war, sie zu heiraten! Doch als sie nur sieben Monate nach der Hochzeit ihr erstes und einziges Kind, dich, gebar, da war klar, dass auch sie untreu gewesen sein musste. Also verstieß sie ihr eigener Mann, doch ich sorgte dafür, dass sie weiterhin im Dorf leben durfte, denn ich hatte noch die Hoffnung, dass sie sich wenigstens einen Menschen als Vater ihres ersten Kindes auserkoren habe, denn menschlich sahst und siehst du noch heute aus. Aber deine Mutter sprach nie über deinen Vater und ich hatte mich schon damit abgefunden, seine Identität nie ergründen zu können, als er eines Tages höchstpersönlich in unser Dorf spazieren kam!

Du magst zwar schon Dämonen gesehen haben, doch einen solchen hast du gewiss noch nie gesehen! Sein Haar war Pechschwarz, sogar noch schwärzer als das deine und es ging ihm fast bis zu den Kniekehlen. Und er war blass, man hätte meinen können, seine Haut bestünde aus frisch gefallenem Schnee. Aber seine Augen waren noch schlimmer. Der äußere Rand seiner Pupillen war schwarz und zur Pupille hin wurden sie hellgrün. Ich werde seinen Anblick wohl nie vergessen können…. Jedenfalls kam er am helllichten Tag in unser Dorf und natürlich kam jeder auf die Straße gerannt, um ihn sehen zu können, so auch deine Mutter, die dich damals noch im Arm trug. Ich konnte nicht glauben, was sie tat, als sie den Dämon erblickte. Kannst du dir vorstellen, dass sie zu ihm rannte? Einfach so und ohne nach Rechts oder Links zu sehen? Diese Hure ist ihm wortwörtlich in die Arme gefallen und dieser verdammte Youkai hat es gewagt, ihr noch über die Haare zu streichen und ihr Worte ins Ohr zu flüstern. Und das vor dem gesamten Dorf! Anschließend hat er dir noch einmal über den Kopf gestreichelt und sich nach deinem Namen erkundigt, ehe er sich zu mir umwandte. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits Dorfältester und aus irgendeinem Grund schien er das zu wissen. Jedenfalls sagte er, er würde bald wiederkommen und seine Gefährtin und sein Kind mitnehmen. “Aber ich warne dich, Mensch.”, hat er noch gesagt, “sollte einer von beiden vor meiner Wiederkehr etwas zustoßen, so wird mein Fluch dich erblinden lassen, vorausgesetzt, du tatest alles, um sie zu schützen. Solltest irgendjemand meiner Gefährtin oder meinem Kind absichtlich etwas antun, so wird er und alle, die nichts dagegen taten, sterben. Sollte beiden etwas zustoßen, so werde ich dieses Dorf persönlich dem Erdboden gleich machen.” Mit diesen Worten verschwand er und kehrte niemals zurück. Sechs Jahre später erfuhren wir von einem Dämon, der auf die Beschreibung deines Vaters passte und der, den Berichten zufolge, in einem nahen Dorf gestorben sei. Zwei Wochen später nahm deine Mutter sich das Leben und ich…. Nun, ich tat ihr nichts an, oder? Und der Fluch eines Dämons wird auch schwächer, wenn der Youkai, der ihn aussprach, tot ist. Dennoch bin ich seit diesem Tage fast blind.”

Schweigen breitete sich aus, nachdem der ältere Mann geendet hatte.

“Und warum…”, setzte Akiko schließlich mit leicht gebrochener Stimme an, “warum habt ihr mich zurückholen lassen…?”

“Hast du mir eben nicht zugehört? Ich bin nahezu erblindet, weil deine Mutter starb. Wer sagt mir, dass der Fluch des Dämons nicht noch immer auf mir lastet und dass ich nicht auch sterbe, wenn dich das Zeitliche segnet?”

Ungläubig blickte Akiko den alten Mann an. Ihr Kopf war wie leergefegt. Zu viel war in der letzten halben Stunde geschehen, zu viel hatte sie erfahren, als das sie nun noch einen klaren Gedanken würde fassen können. Und nun wollte der Andere sie nicht einmal mehr gehen lassen? Auf die Gefahr hin, dass ein eventueller Fluch noch auf ihm lasten könne?

“Ihr seid bereits älter als die meisten Leute des Dorfes, Isamu-sama und ich sterbe nicht so leicht. Lasst mich gehen.”

“Oh, aber ich habe vor, noch viel älter zu werden, Enkelin meiner verstorbenen Frau. Und ob du leicht stirbst oder nicht… nun, ich werde nicht derjenige sein, der das überprüft.”

Bei den Worten des Anderen legte sich ein Schatten über Akikos Gesicht. Also hatte der Alte tatsächlich vor, sie für den Rest seines Lebens einzusperren. Aber das wollte sie nicht. Sie wollte hier raus. Sie war schon einmal aus diesem Dorf geflohen. Wer sagte, dass sie es nicht noch ein zweites Mal schaffte? Und außerdem… wie sollte dieser alte Mann sie schon aufhalten können? Der Rest des Dorfes würde ihm gewiss nicht dabei helfen, sie festzuhalten. Nach der Erzählung des Anderen wusste jeder über das Dämonenblut bescheid, welches anscheinend durch ihre Adern floss. Und niemand wollte eine wütende Dämonin in seiner Nähe haben.

“Lasst mich gehen!”, verlangte sie erneut mit einem drohenden Unterton in der Stimme.

Plötzlich fing Isamu an zu kichern.

“Du bist meine Lebensgarantie, kleine Akiko. Ich werde meine Lebensgarantie doch nicht einfach so davonlaufen lassen.”, gluckste der alte Mann scheinbar amüsiert, wobei er aufstand und Anstalten machte den Raum zu verlassen. Wütend starrte die Schwarzhaarige ihm hinterher, wobei sie erneut an ihren Fesseln zerrte. Das gab es doch nicht! Wieso war dieses verdammt gute Seil nur so fest um ihre Hände geschlungen? So würde sie es doch niemals aufbekommen! Kurz schloss sie die Augen. Jeder beschimpfte sie als Youkai oder Hanyou. Bisher hatte sie dies nicht wirklich beachtet, hatte es nicht beachten wollen, doch nun hatte dieser alte Mann ihr erzählt, dass ihr Vater ein Youkai und ihre Mutter eine Hanyou gewesen waren. Ihrer Meinung nach hatte Isamu keinen Grund zum Lügen und so hatte sie keine andere Wahl als die Wahrheit zu akzeptieren. Aber wenn sie nun eine… ja… was war sie dann eigentlich? Eine Hanyou? Ja, eigentlich schon…. Also war sie selbst eine Hanyou, deren menschlicher Anteil nicht ganz die Hälfte ihres Blutes ausmachte. Gut, damit konnte sie leben, wenn es denn unbedingt sein musste. Aber wenn sie schon eine Hanyou war, dann musste sie doch auch über Dämonenkräfte verfügen, oder? Und diese Dämonenkräfte waren es, die ihr helfen konnten, hier weg zu kommen. Also horchte sie in sich selbst hinein. Irgendwo musste dieses Youki doch sein und so suchte sie in sich selbst danach.

Sie wusste nicht mehr, wie viel Zeit vergangen war, als sie die Energie spürte. Doch irgendetwas an dieser Energie verstörte sie zutiefst. Es war nicht die Tatsache, dass sie sie mit einem Mal überdeutlich zu spüren schien, nein, es war vielmehr der Umstand, dass diese Energie nur teilweise in ihr selbst lag. Ein anderer, sehr großer Teil von der für sie plötzlich spürbaren Energie war um sie herum. Überrascht riss sie die Augen auf. Der Raum lag unverändert vor ihr und doch nahm sie noch immer das wahr, wovon sie wusste, dass es ihr helfen konnte. Angestrengt spähte sie um sich, fast hoffend, dass sie irgendetwas sehen könnte, dass einfach ungewöhnlich war, dass ihr plötzliches Gefühl würde beschreiben könnte. Doch da war nichts. Vor und unter ihr lagen immer noch die Reismatten, die auch den Rest des Bodens bedeckten. Das dunkle Holz der Wände schloss den Raum noch immer sicher ab und noch immer fiel das mittlerweile deutlich schwächer gewordene Licht der Abendsonne durch die drei Fenster hinter ihr. ,Das Licht…’, ging es ihr durch den Kopf. Irrte sie sich oder spürte sie diese seltsame Energie um sie herum im Licht viel schwächer als im Schatten? Mit neu gewonnener Neugierde sah sie sich um. Wenn sie es sich recht bedachte, dann lag fast das gesamte Zimmer im Schatten und wenn die Theorie, die sich langsam aber sicher in ihrem Kopf bildete, der Wahrheit entsprach, dann konnte das nur von ihrem Vorteil sein. Erneut schloss sie die Augen und erneut konzentrierte sie sich auf die Energie um sie herum. Wie konnte sie sich diese zu nutzen machen? Und wie konnte sie diese dazu nutzen, ihre Fesseln loszuwerden? Innerlich aufseufzend stellte sie fest, dass sie von so etwas keine Ahnung hatte. Aber welche Chance hatte sie schon, von hier wieder fort zu kommen, wenn sie es nicht wenigstens versuchte? Also begann sie mit ihren Experimenten. Zuerst stellte sie sich vor, dass sie sich die Energie einfach griff, doch jedes Mal, wenn sie glaubte, sie erreicht zu haben, stob sie auseinander, wie Blätter, die vom Wind davon geweht wurden. Und in der Zwischenzeit wurde es draußen dunkel.

Nachdem Akiko festgestellt hatte, dass es nichts nützte, wenn sie einfach nach der Energie griff, hielt sie kurz inne. Sie wusste, sie machte etwas grundlegend falsch. Nun, wenn sie die Energie um sich herum nicht fassen konnte, wieso versuchte sie dann nicht einfach, sie zu sich selbst zu ziehen? Stellte sich nur noch die Frage, wie das gehen sollte…. Und so experimentierte die Schwarzhaarige weiter, nicht wissend, dass man ihre Aura während ihrer Versuche nur allzu deutlich wahrnehmen konnte.

Selbst als sie das langsam einsetzende Prasseln des Regens auf dem Dach der Hütte, in der sie hockte, vernahm, hielt sie nicht inne.
 

Zur gleichen Zeit schritt ein Weißhaariger, hoch gewachsener Youkai durch den, in der Nähe des Dorfes lichten, Wald. Auch er vernahm das leise aber stetige Prasseln des Regens auf dem Blätterdach der Bäume, doch es interessierte ihn nicht weiter. Selbst als sich die ersten Blätter unter der Last des Wassers bogen und die ersten Regentropfen auf den Inuyoukai fielen, verzog dieser nicht die kleinste Miene. Erst als der Weißhaarige am Waldrand angekommen war, von dem aus er die Häuser des Dorfes, in welchem er deutlich Akikos an- und abschwellende Aura wahrnahm, hielt er inne. Sesshoumaru wusste selbst nicht, warum er der Fährte der Schwarzhaarigen und ihrer Entführer gefolgt war, nachdem er Jaken und Rin angewiesen hatte, in einer nahen Höhle Schutz zu suchen. Wahrscheinlich störte ihn einfach nur die Tatsache, dass diese jämmerlichen Menschen es gewagt hatten, jemanden aus seiner Begleitung anzugreifen. Nun, jetzt würden diese schwächlichen Kreaturen nicht mehr die Chance dazu haben, wieder auch nur einen Fuß in die Nähe seiner Gruppe zu setzen, denn immerhin waren sie alle tot. Nicht, dass er sich die Mühe gemacht hätte, sie wirklich zu verfolgen. Sie waren ihm praktisch entgegen geritten und hatten auch noch die Frechheit gehabt, von ihm zu verlangen, aus ihrem Weg zu treten. Also hatte er sie getötet. Und obwohl er diese Menschen damit praktisch für ihre Torheit, jemanden aus seiner Gruppe anzugreifen, bestraft hatte, war er Akikos Geruch noch bis zu diesem Menschendorf vor ihm gefolgt. Aber er hatte eindeutig nicht vor, auch nur einen Fuß in dieses Dorf zu setzten. Selbst jetzt, da er noch recht weit von der größeren Hüttenansammlung entfernt war, konnte er nur allzu deutlich den Gestank des Dorfes wahrnehmen. Der Geruch menschlicher Exkremente, eine leichte Ahnung von der Fäulnis des Holzes mancher Hütten, der Gestank einiger eitrigen Verletzungen der Dorfbewohner und der typische, wenn auch schwache Geruch von Krankheit lag nur allzu deutlich über diesen ärmlichen Hütten. Also lehnte Sesshoumaru sich einfach gegen einen Baum und schloss scheinbar entspannt die Augen. Wenn er die dauernde Veränderung in Akikos Aura richtig deutete, dann würde es sowieso nicht mehr lange dauern, bis die Schwarzhaarige dieses Dorf verließ.
 

Langsam aber sicher verließ Akiko die Geduld. All ihre bisherigen Versuche, sich die Energie um sie herum irgendwie eigen zu machen waren kläglich gescheitert. Dieses Mal reagierte die Energie nicht einmal im Geringsten, wenn sie diese dazu bringen wollte, zu ihr zu kommen.

Seufzend öffnete sie ihre Augen wieder. Wieso konnte nicht einmal irgendetwas auf Anhieb klappen? Nur ein einziges Mal? Irgendwie schien das Schicksal es wirklich nicht gut mit ihr zu meinen. In diesem Augenblick setzte im Nebenraum ein deutliches Schnarchen an. Also war der alte Mann endlich eingeschlafen. Wütend starrte Akiko zu ihren Fußfesseln. Wenn diese wenigstens nicht da gewesen wären… dann hätte sie jetzt in das Nebenzimmer schleichen können und sich ihr Schwert holen können… und damit wären dann die anderen Fesseln kein Problem mehr gewesen. Wütend zerrte sie wieder an den Seilen, die um ihre Hände und Fußgelenke geschlungen waren. Sie hasste es, hier so hilflos hocken zu müssen. Sie hasste es, gerade erfahren zu haben, dass sie wirklich über Dämonenkräfte verfügte, aber unfähig war diese zu nutzen. Und noch mehr hasste sie diese verdammten Fesseln, die sie an nahezu jeder Bewegung hinderten! Unbewusst entrann ihrer Kehle ein leises Knurren, während sie weiter mit aller Kraft an den Seilen um ihren Händen und Füßen zerrte. Den leichten, warmen Wind, der dabei plötzlich durch ihr Haar fuhr, beachtete sie nicht im Geringsten, wenn sie ihn in ihrer aufkommenden Wut überhaupt noch bemerkte. Akiko wusste nicht, wie lange sie die Seile schon bearbeitete, als ein verräterisches Reißen ihren baldigen Erfolg ankündigte. Keine Minute später lagen die Seile, die um ihre Hände geschlungen gewesen waren, zerrissen vor ihr. Irritiert betrachtete die Schwarzhaarige die dicken Stricke Sekundenlang, ehe sie sich ohne größere Umschweife ihren Füßen zuwandte, ihre fesseln dort ebenfalls löste und anschließend aufsprang, um in sich in das Nebenzimmer zu schleichen. Isamu lag in einer Ecke des Raumes auf einem Futon* und schnarchte laut. Ihr Schwert lehnte an der gegenüberliegenden Seite des Raumes, in der Nähe der Tür, die hinausführte. Kurz schüttelte Akiko über die Naivität des Alten den Kopf. Jeder Dieb, der zufällig durch dieses Dorf kam, musste dieses Haus nicht einmal betreten, um das Schwert stehlen zu können. Aber das war nicht ihre Sache, nicht mehr. Schnell ergriff sie ihre Waffe, ehe sie dir Tür aufriss, auf die Straße stürmte. Sekundenbruchteile hielt sie inne, um sich zu orientieren, ehe sie losrannte. Sie war kaum drei Schritte weit gekommen, als sie wie angewurzelt stehen blieb und sich umdrehte. Irrte sie sich, oder spürte sie wirklich, dass Sesshoumaru in der Nähe des Dorfes war? War der Weißhaarige ihr etwa gefolgt? Aber warum…? Und wenn er ihr schon gefolgt war, warum kam er dann nicht auch ins Dorf? Sie verstand dieses Youkai einfach nicht, aber dennoch durchströmte sie ein plötzliches Glücksgefühl, als sie erneut loslief, nur dieses Mal in die Richtung, in der sie den Youkai wahrzunehmen glaubte. Sie wusste selbst nicht genau, wieso sie sich so darüber freute, den Anderen in ihrer Nähe zu wissen. Wahrscheinlich war es einfach die Tatsache, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl hatte, dass sich irgendjemand wirklich um sie kümmerte, auch, wenn das wahrscheinlich ein Trugschluss war.
 

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*Futon: Japanische Schlafmatte
 

So, jetzt kann sich aber niemand mehr über die Wartezeit beschwerenXD Um so mehr tut es mir leid, schon wieder die nächste längere Wartezeit ankündigen zu müssen. Ich fahre nämlich bald in Urlaub (nach Japan!!!*freu*) und werde dann ne Weile nicht ins I-net können.

Wer aber trotzdem so lieb ist und mir n Kommi hinterlässt kriegt wieder ne ENS, wenn’s nächste Kap on kommt^^

Bye,

_Corchen_

Regen

Leicht außer Atem kam Akiko am Fuße eines Hügels, der sich am Rande des Dorfes erhob, an. Sie spürte den Regen, der unablässig auf sie niederprasselte, kaum noch. Dafür waren ihre Kleider bereits viel zu durchweicht und auch ihr Haar troff bereits vor Nässe. Ein paar Strähnen klebten ihr im Gesicht, doch sie beachtete sie kaum. Sie spürte Sesshoumarus Präsenz noch immer. Also war es vorhin keine Einbildung gewesen, als sie den Dämon schon beim Verlassen der Hütte, in der sie festgehalten worden war, wahrgenommen hatte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, während sie nach Sekundenlangem wieder zu Luft Kommens den Hügel hinauf hastete. Zum ersten Mal seit Langem hatte sie nicht mehr das Gefühl, völlig allein zu sein, denn so abweisend der Dämon sich ihr gegenüber auch geben mochte, er war gekommen. Auch wenn er das Dorf nicht betreten hatte, so war er ihr doch bis zu dessen Rand gefolgt. Auch wenn er sie nicht befreit hatte, so hatte er doch wenigstens auf sie gewartet. Und das war mehr, als irgendjemand sonst jemals für sie getan hatte.

In diesem Augenblick kam sie auf dem Gipfel des Hügels an. Suchend blickte sie sich um und kurze Zeit später sah sie auch den weißhaarigen Dämon, der sie seinerseits kühl musterte. Das Haar des Youkais war genauso wie das ihrige durchnässt und dennoch hatte es nicht seinen typischen, silbrigen Glanz eingebüßt. Kurz wunderte die Schwarzhaarige sich, dass Sesshoumaru sich keinen vor dem Regen geschützten Platz ausgesucht hatte, um auf sie zu warten, aber sogleich schüttelte sie über sich selbst verwundert innerlich den Kopf. Selbst wenn der Dämon es gewollt hätte, so hätte er hier gewiss keinen geschützten Ort gefunden.

“Ich… ich danke Euch…”, sprach Akiko daher hastig nach Luft schnappend. Sie war so schnell sie konnte durch das gesamte Dorf gerannt, obwohl sie es nicht gewohnt war, so lange so schnell zu laufen und das machte sich nun nur allzu deutlich bemerkbar. Sie war sich jedoch nicht bewusst gewesen, dass ihre Erschöpfung so leicht sichtbar war, denn Sesshoumaru musterte sie erneut leicht kritisch, ehe er sich einfach umwandte und mit einem “Wir gehen.” verschwand.

Schnell machte sich die Schwarzhaarige daran, ihm zu folgen, ihre zunehmend schweren Glieder so gut es ging ignorierend.
 

Keine Stunde später hockte Akiko in einer von einem warmen Feuer erhellten Höhle. Nicht weit von ihr entfernt schliefen Rin und Jaken friedlich an Ah-Uhn gekuschelt, doch während der Drache durch ihre und Sesshoumarus Ankunft erwacht war, hatten die beiden sich keinen Zentimeter gerührt, als sie die Höhle betreten hatten. Akiko sollte es nur Recht sein. So hatte sie wenigstens Zeit, in Ruhe nachzudenken, während ihre steifen und kalten Glieder sich langsam durch das Feuer aufwärmten. Aus dem Augenwinkel schielte sie zu Sesshoumaru. Der Youkai war auch von oben bis unten durchnässt. Machte ihm das nichts aus oder wieso hockte er sonst so gleichgültig an die Höhlenwand nahe des Ausganges gelehnt? Konnten Youkai nicht auch krank werden? Nun, sie zumindest konnte sehr gut an irgendetwas erkranken, auch, wenn es bei ihr meist mehr als nur ein bisschen Unterkühlung brauchte, um das erste Fieber auszulösen. Der Youkai war da wahrscheinlich noch unempfindlicher als sie selbst. Kurz schloss sie die Augen, um dem stetigen prasseln des Regens vor dem Höhleneingang zu lauschen, ehe sie sich einem Instinkt folgend erhob und zu dem Weißhaarigen Dämon hinüber schritt, um sich neben ihm wieder auf den Boden sinken zu lassen. Schweigen breitete sich aus und einige Zeit lang war nichts als dem stetigem Rauschen des Regens zu vernehmen, ehe Sesshoumaru plötzlich das Wort ergriff.

“Was willst du?” Die Stimme des Weißhaarigen war kühl wie immer und als Akiko ihm einen kurzen Seitenblick zuwarf stellte sie fest, dass er die Augen geschlossen hatte. Wie also hatte er sie wahrgenommen? Sie war leise gewesen, als sie zu ihm hinüber gekommen war, da war sie sich ziemlich sicher. Aber das war jetzt auch egal. Seine Frage war nun wichtiger, denn wenn sie ehrlich war, dann hatte sie keine Ahnung, warum sie einfach zu ihm hinübergegangen war. Es war einfach eine Art Reflexhandlung gewesen, als sie ihn so abseits hatte sitzen sehen. Sie hatte nicht im Geringsten darüber nachgedacht, was sie tat, denn sonst hätte sie sich nie freiwillig in die Nähe dieses ziemlich gefährlichen und scheinbar auch unberechenbaren Dämons gesetzt.

“Wie kontrolliert man Youki?”, stellte sie daher die erste Frage, die ihr in den Sinn kam. Es stimmte. Als sie in der Hütte des Mannes ihrer Großmutter gefesselt gesessen hatte und verzweifelt versucht hatte, sich ihre Dämonenenergie zunutze zu machen, da hatte es nicht funktioniert. Und als sie dann dazu übergegangen war, in blinder Wut an ihren Fesseln zu zerren, da waren diese plötzlich gerissen, obwohl sie eigentlich nicht stark genug war, um so etwas zu vollbringen. Es musste also irgendeinen Trick geben, den sie noch nicht kannte. Aber Sesshoumaru musste ihn kennen, denn sie hatte schließlich gesehen, wie er seine Energie in einem Kampf verwendet hatte. Und dennoch schwieg der Inuyoukai. Also sprach Akiko weiter.

“Ich habe versucht, dieses so genannte Youki in mir zu finden, doch es war so wenig, wisst Ihr? Und ich konnte sie nicht benutzen. Ich konnte machen was ich wollte, aber diese verdammte Energie hat fast immer das genaue Gegenteil davon getan, was ich wollte.”

Jetzt sah der Weißhaarige sie doch an. Kalt bohrte sein Blick sich in den Ihren und kurz musste Akiko hart schlucken. Hatte sie etwas Falsches gesagt?

“Was ist Youki deiner Meinung nach?”, fragte Sesshoumaru plötzlich, als die Schwarzhaarige schon fast geglaubt hatte, die Anspannung nicht mehr aushalten zu können. Irritiert betrachtete sie den Youkai neben sich. Was sollte diese Frage? Sie konnte keinen Sinn in ihr erkennen, aber vielleicht wollte Sesshoumaru ja auf etwas völlig anderes hinaus.

“Nun, Youki ist eine den Dämonen gegebene Energie, die sie im Kampf verwenden können.”, antwortete Akiko daher.

“Falsch.”, erwiderte der Weißhaarige prompt und wandte seinen Blick wieder ab.

Irritiert musterte die Schwarzhaarige den Anderen. Wieso hatte sie nur das unbestimmte Gefühl, dass Sesshoumaru leicht enttäuscht von ihr war? Und wieso kümmerte sie es, was der Andere von ihr denken könnte? Aber eigentlich war das jetzt nicht wichtig. Entschlossen drängte sie alle Gedanken, die mit dem Youkai an sich zu tun hatten in den Hintergrund. Es war viel wichtiger, was er gerade gesagt hatte. Bisher hatte sie immer angenommen, dass Youki so etwas wie die heiligen Kräfte eines Priesters war, außer natürlich, dass beide Energien völlig gegensätzlich waren. Aber dennoch waren beide Dinge eine Energie, die man zum Kampf verwendete, oder? Schließlich definierte sich die Stärke eines Dämons danach, über wie viel Youki er verfügte, oder zumindest hatten ihr das alle gesagt. Aber wenn dem nicht so war…

“Was ist Youki dann?”, sprach sie ihren letzten Gedanken laut aus.

Kurz trat Schweigen ein, ehe Sesshoumaru antwortete.

“Es ist die Lebensenergie eines Dämons. Es ist ein Teil von dir, der überall in deinem Körper vorhanden ist, genauso, wie Blut.”

Langsam lehnte Akiko ihren Kopf gegen die Höhlenwand, wobei ihr Blick ins Nichts ging. Youki war Lebensenergie? Und wenn man davon keine mehr hatte, dann starb man doch, oder etwa nicht? Aber wieso benutzten Youkai diese Energie dann in Kämpfen? War das nicht viel zu gefährlich? Und wenn es überall in einem vorhanden war, hatte es dann überhaupt einen Ursprung? Wie konnte man es eigentlich kontrollieren, wenn es doch ein unwiderruflicher Teil in einem selbst war? Dass es möglich war, Youki zu kontrollieren, wusste sie ja bereits. Aber wie erkannte man, wie viel der Energie man verwenden konnte, wann die Grenze erreicht war? Fast war sie versucht, Sesshoumaru erneut zu fragen, doch sie schwieg. Es wunderte sie sowieso, dass der Dämon sich vorhin dazu herabgelassen hatte, zu antworten. Außerdem wollte sie ihm ihre Unwissenheit nicht direkt unter die Nase reiben, auch, wenn er wahrscheinlich über ein solches Verhalten nicht erstaunt wäre.

Langsam wanderte ihr Blick durch die Höhle, ehe er an dem schwächer werdendem Feuer hängen blieb. Wie von selbst schlang sie die Arme um sich, während sie halbherzig dem eintönigem Rauschen des Regens lauschte. Sie wusste nicht, wie lange sie schon in dieser Pose verbracht hatte, als ihre Augenlieder schwer wurden. Müdigkeit kroch in ihre Glieder und Akiko hatte nichts dagegen, sich von ihr übermannen zu lassen. Für den Bruchteil einer Sekunde völlig sorglos schloss sie ihre Augen und keine Minute später war sie bereits eingeschlafen. Sie spürte nicht mehr, wie ihr sich entspannender Körper leicht zur Seite rutschte, ehe er an etwas oder besser gesagt: an jemanden gelehnt zum Stillstand kam.
 

Es regnete noch immer, als ein milchiges Licht den beginnenden Morgen in Akikos früherem Dorf ankündigte. Normalerweise erwachten um diese Zeit die ersten Menschen und begannen träge damit, die Arbeit für den Tag aufzunehmen, doch nicht so heute. Schon vor geraumer Zeit hatten sich sämtliche Dorfbewohner vor der Hütte des Dorfvorstehers versammelt und der Grund dafür stand in Form eines hoch gewachsenen, blass-lila haarigen Dämons genau in der Mitte der Menschentraube. Und obwohl der Youkai das Objekt der Aufmerksamkeit sämtlicher Menschen des Dorfes war, traute sich niemand näher als fünf Meter an ihn heran. Niemand, außer dem nahezu blinden Dorfvorsteher selbst.

“Was willst du hier, Dämon?”, wollte der alte Mann in diesem Augenblick wissen und seine noch feste Stimme durchschnitt die angespannte Stille wie Butter.

“Wo ist sie?”, die Stimme des Youkai war ruhig, doch in seinen braun/rötlichen Augen lag ein Ausdruck, den jeden davor gewarnt hätte, sich mit ihm anzulegen. Aber natürlich sahen Isamus trüben Augen das nicht.

“Ich weis nicht, von wem du redest, Dämon. Verschwinde sofort aus diesem Dorf!”, verlangte der alte Mann nachdrücklich. Sekundenbruchteile später zuckte er erschrocken zusammen, denn der Dämon, dessen Haar zu einem lockeren Zopf zusammengefasst war, stand mit einem Mal direkt vor ihm.

“Ich werde deinem Gedächtnis wohl auf die Sprünge helfen müssen, Mensch. Ihr Vater hatte lange, schwarze Haare und war so blass, als dass man hätte meinen können, dass er noch nie einen Sonnenstrahl an seine eitle Haut gelassen hätte.”, sprach er ruhig.

“Ich weis immer noch nicht, von wem du redest, Dämon.”, erwiderte Isamu nach kurzem Zögern.

“Lügner!”, zischte der Youkai nun wütend und deutete mit einer scheinbar nebensächlichen Armbewegung auf einen der Umstehenden Dorfbewohner. Sekundenbruchteile später zerriss ein Schrei die plötzlich eingetretene Stille und der Dämon lies seinen Arm wieder sinken. Der Dorfbewohner sackte tot in sich zusammen. Fast gleichzeitig drängte sich eine Frau hastig durch die geschockt schweigende Menschenmenge, ehe sie schluchzend neben dem Toten zu Boden sank, wobei sie immer wieder seinen Namen schrie. Kurzzeitig musterte der Youkai die Frau. Sie war schwanger und so wie es aussah hatte er gerade den Vater ihres Kindes getötet. Nun, es war nicht seine Sache, was aus den Überlebenden dieses Tages wurde.

Mit diesem Gedanken wandte er sich wieder dem alten Dorfvorsteher zu.

“Ich weis, wann du lügst, alter Mann. Sage mir, wo sie ist, sonst wird dich nichts zwischen Himmel und Hölle noch retten können.”, drohte er nun.

Schnaubend richtete Isamu seinen trüben Blick auf den Youkai.

“Und was tut ihr, wenn ihr Akiko gefunden habt?”, wollte er wütend wissen. “Tötet ihr sie? Nun, in diesem Fall könnt ihr mich auch jetzt gleich umbringen, denn wenn sie stirb, werde auch ich es tun. Ich bin mit einem Fluch belegt!”

“Soll ich diesen Fluch für dich brechen, alter Mann?”, säuselte der Dämon sogleich mit plötzlich liebenswerter Stimme. “Dann sag mir, wo diese Mischlingsbrut ist.”

“D… das könnt ihr? Ja, bitte, tut das! Akiko hat das Dorf erst in der Nacht verlassen. Sie kann noch nicht weit gekommen sein. Jemand hat gesehen, wie sie in westlicher Richtung davonlief.”, gab der Dorfvorsteher sofort Auskunft.

“Siehst du, Mensch, dass war doch gar nicht so schwer.”, lobte der Youkai den Alten wie ein kleines Kind, ehe er sich leicht Vorbeugte und dem Anderen einmal auf die Stirn tippte. Fast sofort konnte man sehen, wie sich der Schleier über den Augen des Menschen hob. Scheinbar überrascht blickte Isamu auf seine Hände, wobei sich ein strahlendes Lächeln auf seine Züge schlich. Langsam hob er den Blick und strahlte seinen Gegenüber mit vor Freude strahlenden Iriden an.

“I… ich kann wieder sehen! Ich danke Euch, He…”, er kam nie dazu, seinen Satz zu beenden. Scheinbar gleichgültig senkte der Youkai seine Hand wieder, während der Körper des alten Mannes leblos zu Boden sank. Seine gebrochenen Augen blickten gen Himmel, während ihm sein noch immer lächelndes Gesicht zur Totenmaske erstarrt war.

“Ich kann solch vermessenen Menschen wirklich nicht ausstehen.”, seufzte der Dämon theatralisch, ehe er sich zu dem Rest der Menschenmenge umdrehte. Als er einen Schritt nach vorne tat, beeilten sich sämtliche Dorfbewohner, aus seinem Weg zu gelangen, bildeten dabei unwillentlich eine Gasse, auf die der Dämon nun ruhig zuschritt. Schweigend ließen die Menschen ihn passieren, erst, als er dabei war das Dorf zu verlassen, wurde er aufgehalten.

Die Frau, die im Dorf neben dem Toten zusammengesackt war, kam nun hinter ihm hergelaufen, ein großes Jagdmesser in der Hand haltend. Der Dämon fragte sich ernsthaft, wie sie so schnell an diese Waffe hatte gelangen können. War etwa ein Metzger oder Jäger unter den Umstehenden gewesen, der der verzweifelten Frau hatte helfen wollen? Nun, Hilfe sah allerdings anders aus.

“Ihr habt meinen Mann getötet!”, schrie sie hasserfüllt und hob das Messer wie zum Zustechen. Sie sollte nie bei dem Dämon ankommen. Eine schnelle Bewegung, ein dunkles Licht war alles, was zu sehen war, bevor die Frau wie von Geisterhand zurückgeworfen wurde.

“Wenn du ihn wirklich rächen willst, dann komm wieder, wenn du dich bewegen kannst.”, meinte der Youkai ruhig, wobei er auf den bereits dicken Bauch der Frau deutete. Noch in der gleichen Bewegung wandte er sich um und ging weiter, ehe er aus dem Blickfeld der Menschenfrau verschwand.
 

Es war der Geruch gebratener Früchte, der Akiko am nächsten Morgen weckte. Gähnend räkelte sie sich, ehe sie kurz zusammenzuckte. Würde sie sich denn nie an den mittlerweile fast ständig gegenwärtigen Muskelkater gewöhnen? Mit diesem Gedanken drehte sie sich auf ihre andere Seite und wollte schon trotz des guten Geruches in der Höhle weiterschlafen, als ihr jemand seinen warmen Atem in den Nacken blies.

“Ja, ja, Sesshoumaru, ich komm ja gleich…”, nuschelte sie noch verschlafen, ehe sie erschrocken ihre Augen aufriss. Sesshoumaru? War sie gestern etwa neben dem Youkai eingeschlafen? Aber wer war es dann, an den sie sich gerade lehnte? Und wer hatte ihr eben den Atmen in den Nacken geblasen? Egal wer es gewesen war, derjenige stupste ihr nun auch noch entschlossen gegen den Hinterkopf und damit war die Möglichkeit, dass es sich dabei um Sesshoumaru handelte, so gut wie ausgeschlossen. Erleichtert stieß die Schwarzhaarige ihren Atem, den sie unwillentlich angehalten hatte, wieder aus. Wenigstens etwas. In diesem Sinne erleichtert wandte sie sich um, nur, um direkt in ein grün geschupptes Gesicht mit freundlichen, katzenartigen Augen zu blicken.

Erschrocken schreiend fuhr sie hoch und das grün geschuppte Ding tat es ihr gleich, durch ihren unerwarteten Schrei offensichtlich erschreckt. Erst, als sie ein paar Schritte zurückgewichen war, erkannte Akiko ihren Fehler. Das “grüne Ding”, dass sich beim näheren Betrachten als zweiköpfiger Drache herausstellte, war ihr nämlich alles andere als unbekannt.

“Erschreck mich doch nicht so, Ah-Uhn.”, murmelte sie seufzend, ehe sie wieder zu dem gutmütigem Reittier hinüber schritt und ihm einmal über jeden seiner Köpfe streichelte. Immerhin hatte der Drache sie die Nacht über anscheinend gewärmt, auch, wenn sie sich fragte, wie sie zu ihm hingekommen war. Aber über dieses Thema wollte Akiko eigentlich nicht nachdenken, denn es gab ihrer Meinung nach nur eine erklärbare Lösung für dieses Problem, denn sie wusste immerhin, dass sie neben Sesshoumaru eingeschlafen war.

“Akiko-san, was ist los? Du hast geschrieen.”, urplötzlich stand eine besorgt wirkende Rin neben ihr.

“Nichts.”, murmelte die Schwarzhaarige noch immer leicht fahrig, ehe sie sich kurz umsah. Das Feuer in der Mitte der Höhle, dass in der Nacht wahrscheinlich irgendwann noch einmal ausgegangen war, war wieder entzündet worden und einige Pilze und Früchte waren auf Stöcken darüber gesteckt worden. Weitere, noch nicht geröstete Pilze und Früchte lagen samt Stöcken neben dem Feuer. Kurz wunderte Akiko sich, wer das alles gesammelt hatte, denn draußen regnete es immer noch, doch ein schneller Blick auf den pitschnassen Jaken machte jede Frage unnötig. Sesshoumaru saß noch immer an genau der gleichen Stelle, wie auch am gestrigen Abend und blickte scheinbar unbeteiligt zum Höhlenausgang.

“Wo warst du eigentlich, Akiko-san?”, wollte Rin in diesem Augenblick wissen. “Ich habe mir ganz dolle Sorgen um dich gemacht.”

“Ich? Hm, ich war bei… bei einem Bekannten, weist du? Aber jetzt bin ich ja wieder da.”, beruhigte die Schwarzhaarige das Kind sofort.

“Ach so. Hast du Hunger? Jaken-sama hat ganz viele Früchte und Pilze gesammelt!”, schlug die Kleine in diesem Augenblick vor und Akiko hatte nichts dagegen, als sie von der Jüngeren zum Feuer gezogen wurde. Wenn sie ehrlich war, dann hatte sie tatsächlich eine ganze Weile nichts mehr gegessen. Jakens wütendes Grummeln, als beide sich einen Pilz auf einen Stock steckten um diesen über das Feuer zu halten, ignorierte sie dabei völlig.
 

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Und, wie hat euch das Kap gefallen? *neugierig sei*

Wer wieder so lieb ist und mir n Kommi da lässt bekommt wieder ne ENS, wenn ich das nächste Kapitel on stelle^^

Bye,

_Corchen_

Schwach

Das stetige, einschläfernde Geräusch des fallenden Regens und das leise Prasseln des Feuers waren die einzigen Geräusche, die in der kleinen Höhle zu hören war. Rin und Jaken hockten dösend neben dem bereits schlafenden Ah-Uhn, während Akiko unruhig in der Höhle auf und ab schritt. Sesshoumaru saß noch immer dort, wo er schon am Morgen gesessen hatte und schien sich weder an Jakens unregelmäßigem Schnarchen noch an Akikos hastigen Schritten zu stören.

Es wunderte die Schwarzhaarige sowieso, wie der Youkai stundenlang in ein und derselben Position verharren konnte, ohne steife Glieder zu bekommen. Fraglich war auch, wie er es schaffte, die ganze Zeit lang so ruhig zu bleiben. Schon vor einer guten Stunde hatte sich eine dunkle Vorahnung gleich einem bedrohlichen Schleier über ihre Gedanken gelegt, doch das Problem war, dass sie diese nicht richtig zu fassen vermochte. Normalerweise konnte sie ungefähr absehen, was es war, dass sie ein solch schlechtes Gefühl haben ließ und wann es wahrscheinlich geschehen würde. Doch nicht so heute. Heute erschien ihr alles seltsam verschleiert und undeutlich, fast so, als hätte sich ein Nebel über das, was sie so unruhig werden ließ, gelegt. Sie konnte es sich einfach nicht erklären und das machte die Schwarzhaarige nur noch unruhiger.

Leicht frustriert blieb Akiko in diesem Moment am Höhleneingang stehen und blickte hinaus, in die durch Regenschleier verschwommen wirkende Umgebung. Die Höhle lag am Fuße eines Berghanges, der Boden vor dem Eingang bestand fast nur aus Geröll und Gestein, bevor in ungefähr zwanzig Meter Entfernung die ersten Bäume eines Waldes zu erkennen waren. Alles in allem war die Umgebung bestimmt nicht Ungewöhnlich. Also, was war es, das sie dieses unbestimmte Gefühl haben ließ? Und warum nur konnte sie es nicht näher bestimmen? Was war mit ihr los? Nervös biss sie sich auf die Lippe. Warum machte sie sich eigentlich Sorgen? Sie war nicht die Einzige hier, die ein gutes Gespür besaß. Zumindest Sesshoumaru würde bemerken, wenn sich jemand der Höhle näherte, oder…? Immerhin besaß der Dämon gewiss feine Sinne, feinere Sinne, als sie jemals besitzen würde. Das Sesshoumaru trotzdem so ruhig blieb, konnte doch nur heißen, dass keine Gefahr drohte, oder? Aber warum hatte sie dann so ein schlechtes Gefühl?

Erneut begann sie damit, in der Höhle auf und ab zu gehen. Drei große Schritte, dann war sie am Feuer angekommen, drei weitere, dieses Mal etwas leisere Schritte um Rin und die anderen nicht aufzuwecken, dann wieder drei Schritte bis zum Ausgang, wo sie erneut verharrte. Noch immer hatte sich ihre Vorahnung nicht geklärt.

Kurzzeitig überlegte sie ernsthaft, ob sie in den Regen hinaus gehen sollte, um sich von ihrem Gespür dorthin leiten zu lassen, wo wahrscheinlich der Ursprung ihres schlechten Gefühls zu finden war, doch ihr Körper weigerte sich standhaft, auch nur einen Schritt aus der plötzlich sicherer wirkenden Höhle zu tun. Schnell ließ sie ihren Blick über die Landschaft schweifen, wobei auch Sesshoumaru unwillentlich in ihr Blickfeld geriet. Der Dämon beobachtete sie scheinbar desinteressiert aus emotionslosen Augen.

Sofort fuhr ihr Kopf gereizt zu ihm herum. War sie jetzt schon zu so etwas wie einem Anschauungsobjekt geworden?! Zumindest würde das diesen Blick erklären.

“Was ist, Youkai?!”, fuhr sie ihn in diesem Augenblick aus Nervosität unwillentlich scharf an. Noch im gleichen Moment bereute sie ihre Worte wieder. Was konnte Sesshoumaru denn für ihr schlechtes Gefühl? Würde sie selbst nicht auch jemanden anstarren, wenn derjenige sinnlos in einer Höhle hin- und herhasten würde?

Sie wollte schon zu einer Entschuldigung ansetzten, doch sie kam nicht mehr dazu, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Eine Art grünes Leuchten war das Einzige, was sie sah, bevor sie sich mit schmerzenden Gliedern an einer Höhlenwand wieder fand.

Mit leicht geweiteten Augen blickte sie zu dem Weißhaarigen Youkai, der sich scheinbar keinen Zentimeter von der Stelle bewegt hatte, nur mit der Ausnahme, dass er nun mit undefinierbarem Ausdruck in den Regen schaute. Kurz musterte sie den Anderen misstrauisch, während sie sich vorsichtig wieder aufrichtete. Sicher, sie hatte ihn grundlos angefahren, aber musste er gleich so überreagieren?

“Du solltest auf deine Worte achten, Hanyou.”, meinte der Weißhaarige in eben diesem Augenblick kühl.

“Und Ihr solltet Euer Temperament im Zaum behalten, Youkai.”, erwiderte sie giftig, während sie sich leicht streckte, wie, um zu kontrollieren, dass auch nichts gebrochen war. Kurz verzog sie schmerzhaft ihr Gesicht. Sie würde es nicht wundern, wenn in ein paar Stunden einige blaue Flecke ihren Körper zieren würden. Mit diesem Gedanken fiel ihr Blick wieder auf den Weißhaarigen Dämonen, der sie nun wieder aus leicht verengten Augen betrachtete.
 

Sie war ungewöhnlich, dass war gar keine Frage, denn das hatte Sesshoumaru schon gewusst, als sie ihn bei ihrer zweiten wirklichen Begegnung im Wald einfach so hatte aufspüren können. Sie besaß außerordentliche Fähigkeiten für eine Hanyou, die selbst denen einer vollblütigen Dämonin gleichkamen. Und außerdem war sie die Erste, abgesehen von seinen Eltern natürlich, die es wagte, ihm einen Ratschlag geben zu wollen. Und noch dazu einen solch irrsinnigen, während sie ihn im gleichen Atemzug als Youkai betitelte. Selbst jetzt sah sie ihn noch mit wütend funkelnden Augen an.

Kurzzeitig fragte Sesshoumaru sich ernsthaft, warum er sie nicht für ihre Unverschämtheit hier und jetzt tötete. Schließlich war sie es gewesen, die ihn darum gebeten hatte, sich seiner Gruppe anschließen zu dürfen. Allerdings schien sie das bereits vergessen zu haben, genauso, wie sie vergessen zu haben schien, dass ihr Leben einzig und allein ihm gehörte, da er es schon gerettet hatte, als er sich aus irgendwelchen Gründen dazu entschlossen hatte, ihr das Dämonenschwert zu holen. War sich die Hanyou überhaupt der Tatsache bewusst, dass sie ihm seit dem verpflichtet war? Nun, scheinbar nicht. Allerdings war das auch unwichtig. Immerhin hatte er selbst nicht im Geringsten vor, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen.

Mit diesem Gedanken wandte er sein Augenmerk wieder auf den Ausgang der Höhle, wobei er prüfend die Luft durch die Nase einzog. Fast wäre er versucht gewesen, seinem aufkommenden Ärger Luft zu machen, doch er blieb stattdessen nur regungslos sitzen. Der Regen verwischte einen Großteil der Gerüche, die er normalerweise wahrgenommen hätte. So würde er erst vergleichsweise spät wahrnehmen können, wenn sich ihnen jemand näherte. Er hasste es, wenn seine Sinne derart eingeschränkt waren.

“Ich werde einen kurzen Spaziergang machen.”, kündigte Akiko in diesem Augenblick plötzlich an, wobei sie die Unsicherheit in ihrer Stimme erfolglos zu überspielen versuchte. Sekundenbruchteile ließ Sesshoumaru seinen Blick zu ihr hinüberflackern, ehe er sich wieder äußerlich gleichgültig dem Regen zuwandte. Ihm war der angespannte Ausdruck auf dem Gesicht der Hanyou nicht entgangen. Was war mit ihr los? Kurz dachte der Youkai ernsthaft über diese Frage nach, ehe er beschloss, dass es ihm egal sein konnte, was mit der Schwarzhaarigen war. Was interessierten ihn schon die Probleme einer Hanyou, die nicht mal dazu in der Lage war, sich gegen ein gutes Dutzend einfacher, menschlicher Söldner zu behaupten?

In diesem Augenblick spürte er, dass die Augen eben dieser Hanyou nun schon fast fragend zu ihm wanderten. Warum suchte sie nun anscheinend seine Zustimmung zu ihrem Vorhaben, wenn sie sich noch keine Minute zuvor mit ihm hatte anlegen wollen? Regungslos blieb er sitzen, während er beschloss, dass auch das ihm eigentlich egal sein konnte.
 

Akiko schluckte derweil ihre aufkommende Panik hinunter, ehe sie zögerlich aus der schützenden Höhle schritt und langsam auf den Waldrand zuging. Wieso hatte sie gerade ihre Zunge nicht einfach im Zaum halten können?! Nun, es stimmte schon, sie war wirklich neugierig darauf, was es war, dass sie eine solch verschwommene Vorahnung haben ließ, aber wahrscheinlich hätte es auch ausgereicht, in der Höhle zu warten, bis der- oder dasjenige einfach zu ihr gekommen wäre…. Also, warum ging sie selbst dann los, begab sich leichtfertig in Gefahr? Ihr Verhalten war wirklich mehr als nur unvernünftig, für einen Außenstehenden hätte es so aussehen können, als bringe sie sich gerne in Lebensgefahr. Am Besten wäre es wahrscheinlich, wenn sie einfach umdrehen und sofort zu den Anderen zurückgehen würde um sich bei Sesshoumaru für ihren Ausraster von vorhin entschuldigen zu können….

Innerlich schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Warum wollte sie sich bei dem Youkai entschuldigen? Etwa, weil er sie aus niederen Gründen einfach gegen eine Wand geschleudert hatte? Nein, in der Beziehung waren sie wirklich mehr als nur quitt. Also, warum wollte sie sich bei ihm entschuldigen? Und warum hatte sie eben gehofft, dass er ihr sagte, sie solle nicht rausgehen, ja, hoffte immer noch, dass er sie aufhalten würde? Nur, weil er ein einziges Mal nett zu ihr gewesen war? Weil er ihr bis zum Dorf gefolgt war, als sie entführt worden war?

,Er ist ein Dämon.’, rief sie sich selbst entschlossen in Erinnerung. ,Was kann man schon von einem Dämonen erwarten…? Sie sind kaltherzige Mörder, die sich nur um sich selbst und nicht um Andere kümmern!’ Ja, dieses Bild passte Perfekt zu einem typischen Youkai, wäre da nicht die leise Stimme in ihrem Kopf gewesen, die ihr schon fast boshaft zuflüsterte, dass auch sie zu einem großen Teil das Blut eines Dämons in sich trug. Und dass sie keine kaltherzige Mörderin war wusste sie oder zumindest hoffte sie, es wissen zu können. Denn auch sie hatte bereits Menschen getötet, auch, wenn es in Notwehr geschehen war….

Schnell schüttelte sie diese Gedanken ab, während sie die ersten Bäume passierte. Wenn sie jetzt schon anfing an sich selbst zu zweifeln, würde sie dann irgendjemandem die Chance geben, es nicht zu tun? Außerdem herrschte im Wald bereits ein bedrohlich wirkendes Zwielicht und Akiko musste sich nun konzentrieren, um ihren Weg durch das Unterholz zu finden, während sie immer bemüht war sich zu merken, in welcher Richtung die Höhle lag. Schließlich hatte sie noch vor, diesen Abend dorthin zurückzukehren.

Dennoch folgte sie eine gute halbe Stunde ihren Sinnen, ehe sie zögerlich innehielt und sich kurz umsah. Inzwischen war es zwischen den mittlerweile dichter stehenden Bäumen völlig finster. Sie sollte wohl besser umkehren, wenn sie den Weg zurück noch finden wollte… außerdem wimmelte es nachts in einem Wald wie diesem normalerweise nur so vor niederen Dämonen, die sich nach einer scheinbar einfachen Beute sehnten. Wenn sie so darüber nachdachte, dann war es sowieso verwunderlich, warum sie bisher noch auf keinen Youkai getroffen war. Außerdem ließ sie sich von ihren Sinnen nun schon seit geraumer Zeit in eine bestimmte Richtung führen, ohne, dass ihre Vorahnung genauere Gestalt angenommen hätte. Einzig und allein das Gefühl der Gefahr hatte sich verstärkt. Kurz lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken, während sie fast instinktiv eine Hand an ihren Schwertgriff legte. Wenn ihr Gefühl sie nicht trog, dann könnte es sich wirklich bald als Fehler herausstellen, dass sie sich so weit von den Anderen entfernt hatte….

Mit diesem Gedanken drehte die Schwarzhaarige sich um und machte sich schneller als zuvor auf den Rückweg, doch sie kam nicht sehr weit. Keine fünf Minuten nachdem sie umgekehrt war veranlassten sie ihre sich warnend aufstellenden Nackenhaaren dazu, wie angewurzelt stehen zu bleiben. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass jemand direkt hinter ihr stand. Gleichzeitig wusste sie auch, dass derjenige hinter ihr genau die Person war, die ihre schlechte Vorahnung heraufbeschworen hatte.

“Wer bist du?” Warum nur fühlte sich ihr Mund auf einmal so trocken an? War sie nicht auf der Suche nach demjenigen gewesen, der es schaffte, ihr normalerweise sicheres Gefühl zu verschleiern?

“Du hast mich also bemerkt. Das gelingt wahrlich nicht vielen, Mischlingsbrut.”, antwortete ihr in diesem Moment eine tiefe Stimme.

Sofort verengten Akikos Augen sich zu Schlitzen, während sie eine Hand an ihr Schwert legte. Überrascht stellte sie fest, dass es unter ihren Fingern leicht pulsierte, ganz so, als wolle es gezogen werden.

“Wer bist du, Youkai?”, fragte sie erneut und dieses Mal klang ihre Stimme schon etwas sicherer als zuvor. Irgendwie erinnerte sie die Art, wie der Fremde sie als Mischlingsbrut bezeichnet hatte daran, wie Sesshoumaru sie immer Hanyou nannte. Es gab nur einen einzigen Unterschied: der Fremde legte es darauf an sie zu provozieren. Sesshoumaru hatte das nie getan, auch, wenn es manchmal so anmutete, als wolle er ihre Selbstbeherrschung bis zum Äußersten treiben.

In diesem Moment seufzte der Dämon hinter ihr theatralisch auf.

“Eine solch menschliche Frage kann man wirklich nur stellen, wenn man unter ihnen aufgewachsen ist, findest du nicht, Mischlingsbrut?”

Wütend presste Akiko ihre Zähne aufeinander, doch bevor sie etwas erwidern konnte, sprach der Fremde Dämon bereits weiter.

“Aber da du scheinbar menschliche Verhaltensweisen übernommen hast, werde ich mich dazu herablassen, dir zu antworten. Man nennt mich Kenta. Und soweit ich weis taufte deine Mutter dich auf den Namen Akiko, oder irre ich mich da etwa, Akiko-san?”

“Woher kennst du meinen Namen?”, fragte sie überrascht, wobei sie sich noch in der gleichen Bewegung umwandte. Nur Sekundenbruchteile später wurde ihr Blick von dem eines hochgewachsenen Youkais mit einer Augenfarbe, die irgendwo zwischen Braun und Rot lag, erwidert. Kurz musterte Akiko ihren Gegenüber. Das blass-lila Haar des Anderen war zu einem losen Zopf zusammengefasst und ging im bis kurz über die Schultern. Er trug wahrscheinlich kostbare, braune Kleidung, deren Verzierungen unter einer ebenfalls kunstvoll gefertigten Rüstung verschwanden. Der Brustpanzer war von der gleichen Farbe wie die Kleidung und ging ihm fast bis unter die Achseln. Außerdem konnte sie unter seinen Ärmeln so etwas wie schwarze Armschoner ausmachen.

“Wieso sollte ich deinen Namen nicht kennen, Mischlingsbrut?”, fragte der Andere in diesem Augenblick leicht lächelnd.

Wütend verdunkelten sich Akikos Augen bei diesem Anblick.

“Was willst du von mir, Dämon?”, fragte sie bedrohlich leise, während sich der Griff um ihr Schwert nur noch verstärkte. Auch das Pulsieren der Klinge wurde nun drängender, fast so, als wolle sie Blut sehen. Normalerweise wäre die Schwarzhaarige bei dem alleinigen Gedanken an so etwas erschaudert, doch heute nahm sie es lediglich zur Kenntnis. Es gab wichtigeres, womit sie sich beschäftigen musste.

“Kannst du dir das nicht denken, Mischlingsbrut?”, fragte der Andere leicht theatralisch. “Wärst du doch nur noch eine Weile länger in deinem Menschendorf geblieben, dann hätte ich dich problemlos leben lassen können. Doch nun…”

Langsam hob ihr Gegenüber eine Hand und deutete damit in ihre Richtung. Sekundenlang regte sich niemand, selbst das Prasseln des noch immer fallenden Regens schien kurzzeitig leiser zu werden, ehe Akiko spürte, wie sich etwas Bedrohliches um die Hand ihres Gegenübers herum sammelte. Ohne zu zögern riss sie ihr Schwert aus der Scheide und das keine Sekunde zu früh.

Sie konnte spüren, wie Energie aus der Hand des Fremden schoss, auf die Energie traf, die ihre Waffe mit einem Mal aussendete. Erschrocken keuchte sie auf, als sie trotz dem plötzlich aufgeflammten Bannkreis ihres Schwertes einige Zentimeter weit zurückgedrückt wurde.

Wer war dieser Kenta, dass er scheinbar ohne jegliche Anstrengung eine solche Kraft entfalten konnte? Sie erinnerte sich nur noch zu gut daran, wie stark die Energie des Schwertes in ihrer Hand war, hatte eben noch gespürt, wie diese aufgeflammt war. Wie hatte sie dennoch zurückgedrückt werden können?

“Wieso willst du mich töten?” Akiko schaffte es mehr schlecht als Recht, ihre aufkommende Unsicherheit aus ihrer Stimme zu verbannen, während sie den Anderen musterte, der seine Hand bereits wieder gesenkt hatte.

“Du weist es wirklich nicht, oder, Mischlingsbrut? Ich will das Erbe deines Vaters.”, erwiderte er dieses Mal ernst.

“Das Erbe meines Vaters…?”, wiederholte Akiko leicht ungläubig, ehe sie mit aufkommender Wut fortfuhr: “Ich habe nicht die Geringste Ahnung, wovon die redest, Dämon. Ich habe meinen Vater nicht gekannt.”

“Du brauchst auch gar nicht zu wissen, wovon ich rede.” Das zynische lächeln war auf die Züge ihres Gegenübers zurückgekehrt. “Du wirst sowieso sterben. Also, wieso sollte ich den Gewissen dann noch unnötig damit belasten, dass du dein Erbe niemals wirst antreten können?”

Mit diesen Worten machte der Fremde einen Satz auf sie zu, während er noch im Sprung sein Schwert zog. Instinktiv riss Akiko ihre Klinge hoch, parierte so den Schlag des Youkais, dessen Lippen immer noch dieses verfluchte Lächeln zierte. Sekundenbruchteile starrten sie sich gegenseitig in die Augen, ehe ihr Gegner sich wieder vom Boden abstieß, über sie hinweg sprang. Sofort wirbelte Akiko herum, doch sie war zu langsam. Die Klinge ihres Gegners traf sie am linken Arm, hinterließ eine längliche Wunde. Von dem plötzlichen Schmerz überrascht konnte Akiko einen kurzen, schmerzvollen Aufschrei nicht mehr unterdrücken, ehe sie instinktiv einen Schritt zurückwich.

“Das soll schon alles gewesen sein, Mischlingsbrut? Du enttäuschst mich. Von der Tochter deines Vaters hätte ich wahrlich mehr erwartet.”, seufzte der Gegenüber scheinbar traurig, doch seine noch immer lächelnden Mundwinkel strafften seine Worte lügen.

“Ich bin nicht mein Vater.”, zischte derweil Akiko wütend. Dieser Kenta wollte sie nur wegen ihrer Abstammung töten? Nur, weil sie zufällig einen Dämonen als Vater gehabt hatte, dessen er scheinbar antreten wollte? Sie wusste nicht einmal, was für ein Erbe das war, was der Andere scheinbar so sehr begehrte! Also, wieso wollte er mit ihr darum kämpfen?! Sie hatte schließlich nie vorgehabt, so wie ihr Vater zu werden, wie auch immer er gewesen sein mochte.

Das Pulsieren der Klinge in ihrer rechten Hand nahm zu, während ihrer Kehle unwillentlich ein Knurren entrann.

“Habe ich dich jetzt wütend gemacht, Mischlingsbrut?”, fragte der Andere scheinbar belustigt und dieses Mal war es Akiko, die mit einem Sprung auf ihn zuschnellte.
 

Prüfend zog Sesshoumaru die Luft ein, ehe er aus der Höhle hinaus in den stetig fallenden Regen schritt. Er konnte das erhöhte Youki Akikos genauso wie die Energie eines ihm fremden Dämons spüren. Eigentlich könnte es ihm egal sein, dass die Schwarzhaarige offensichtlich kämpfte. Also, warum ging er dann nun hinter ihr her? Nur, weil er wusste, dass sie wahrscheinlich verlieren würde? Gewiss, von dem Youki beider Kontrahenten ausgehend konnte man absehen, dass ihr Gegner prinzipiell nur unwesentlich stärker als sie wäre, wüsste er nicht, dass die Schwarzhaarige eine ziemlich schlechte Kämpferin war. Sie wusste ihre Kraft immerhin weder zu Kontrollieren noch gezielt einzusetzen. Und beides war nötig, wenn sie gegen einen scheinbar stärkeren Gegner würde bestehen wollen.
 

Das Geräusch sich kreuzender Klingen schallte weit durch den abendlichen Wald. Immer wieder entstanden plötzliche Windböen, beutelten das Haar beider kämpfender, wenn die Energien beider Dämonenschwerter aufeinander trafen. Das Lächeln auf Kentas wirkte mittlerweile eingefroren, während er schlag um schlag parierte, immer auf der Suche nach einem Fehler der Anderen. Ein schmaler Blutfaden lief seine Wange hinunter, dort, wo das Schwert der Schwarzhaarigen ihn gestreift hatte. Doch seiner Gegenüber ging es alles Andere als besser.

Ihr linker Arm hing scheinbar nutzlos an ihrer Seite herab, der Stoff ihres Kimonos war an dieser Stelle schon dunkel vor Blut. Viele weitere kleinere und größere Kratzer zierten ihr Gesicht, ihre Hände und Arme, während in ihren dunklen Augen noch immer ein pechschwarzes Feuer zu brennen schien. Kenta konnte spüren, dass seine Gegenüber ihre Grenze schon fast erreicht hatte. Sie würde nicht mehr lange durchhalten, obwohl es ihn sowieso wunderte, wie sie so lange gegen ihn hatte bestehen können. Nun, wahrscheinlich war das Blut ihres Vaters doch nicht ganz so schwach in ihren Venen, wie er es bisher angenommen hatte. Dennoch war sie keine Kämpferin, so wie er es gewesen war. Ihre Schläge waren unpräzise, spiegelten die Wut wieder, die in ihrem Inneren herrschte. Kein erfahrener Kämpfer ließ sich seine Gefühle in einem Duell anmerken, gab so seinem Gegner einen eindeutigen Vorteil.

Mit diesem Gedanken duckte er sich unter ihrem nächsten Schlag weg, statt ihn zu parieren und schlug mit seinem Schwert zu. Seine Klinge hätte ihren Oberschenkel durchbohrt, wäre sie nicht geistesgegenwärtig zurückgesprungen. Dennoch lief nun Blut ihr Bein hinab, verriet, dass sie seinem Schlag nicht ganz hatte ausweichen können.
 

Angestrengt fixierte Akiko ihren Gegner, während sie ihr Gewicht auf ihr linkes Bein verlagerte. Sie wusste, dass ihr Rechtes sie jetzt wahrscheinlich nicht mehr würde tragen können. Angestrengt umklammerte sie ihr Schwert, während sie spürte, wie sich um ihre Klinge zum sie wusste nicht wie vielten Male in diesem Kampf eine pechschwarze Energie sammelte. Prompt hob sie den Arm so, dass die Spitze des Schwertes auf ihren Gegenüber deutete, wobei sie überrascht feststellte, dass ihr selbst diese einfache Bewegung scheinbar unendlich viel Kraft abverlangte. Die wusste, sie würde sich nicht mehr allzu lange halten können.

In diesem Moment löste sich die Energie von ihrem Schwert und schoss auf ihren Gegenüber zu, der dieser mit einer fließenden Bewegung auswich. Doch statt auf einen Baum zu treffen und diesen zu zertrümmern schoss die Schockwelle ihres Schwertes nun auf jemanden zu, der urplötzlich hinter Kenta aufgetaucht war. Kurz kniff Akiko die Augen zusammen, um genaueres sehen zu können. Der Neuankömmling hatte langes, weißes Haar, das selbst im Dunkeln des Waldes zu leuchten schien. ,Sesshoumaru!’, schoss es ihr augenblicklich durch den Kopf.

Sie wollte einen warnenden Schrei ausstoßen, doch noch bevor der erste Ton über ihre Lippen kam gaben ihre Beine unter ihr nach. Als ihr Körper auf dem Boden aufschlug war ihr Geist bereits in einer tiefen Ohnmacht gefangen.
 

Leicht überrascht blickte Kenta derweil zu dem weißhaarigen Inuyoukai, der Akikos Energie ohne Probleme ausgewichen war. Misstrauisch verengten sich seine bräunlichen Augen. Wer war dieser Hundedämon, der nun zu der Schwarzhaarigen schritt, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen? Er war sich sicher, ihn bereits irgendwo einmal gesehen zu haben, doch er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann oder wo das gewesen war.

In diesem Augenblick war der Weißhaarige vor bei der Schwarzhaarigen angekommen und blickte aus scheinbar emotionslosen Augen auf sie herab.

“Verschwinde.”, meinte er kalt und Kenta zweifelte nicht im Geringsten daran, wem diese Anweisung galt.

“Ich wusste gar nicht, dass diese Mischlingsbrut einen Wachhund hat.”, erwiderte er leicht zynisch. Erschrocken zuckte er zusammen, als direkt nach seinen Worten ein Teil des Youkis des Weißhaarigen aufflammte. Der Blick eiskalter, goldener Pupillen schien sich direkt in seine Augen zu bohren, als der Inuyoukai sich ihm zuwandte.

Instinktiv trat Kenta einen Schritt zurück. Er konnte es nicht mit einem solchen Gegner aufnehmen, nicht jetzt, nachdem er bereits einen Teil seiner Energie darauf verwendet hatte, mit dieser Mischlingsbrut fertig zu werden, auch, wenn sie keine sonderliche Herausforderung dargestellt hatte. Er hatte sich einfach zu viel Zeit mit ihr gelassen. Bei diesem Gedanken schweifte sein Blick kurz über den am Boden liegenden Körper der Schwarzhaarigen. Sie hatte ungewöhnlich lange durchgehalten. Sie könnte einmal eine ausgezeichnete Kämpferin werden, vorausgesetzt natürlich, dass sie einen guten Lehrmeister fand und lange trainierte. Sie würde nie in zwei Monaten soweit sein, gegen ihn bestehen zu können. Folglich musste er sich nun auch nicht die Mühe machen, sich noch mit diesem weißhaarigen Inuyoukai auseinanderzusetzen, wenn sie sowieso keine wirkliche Gefahr für seine Pläne darstellte.

“Diese Mischlingsbrut ist schwach.”, stellte er daher ruhig fest. “Sie ist es nicht Wert, dass ich sie töte.” Mit diesen Worten wandte er sich ab und verschwand schnell im Wald, bevor der Inuyoukai noch auf die Idee kommen konnte, ihn für seine Unverschämtheit töten zu wollen.
 

Kurz blickte Sesshoumaru dem Fremden hinterher, ehe er sich wieder der Ohnmächtigen Akiko zuwandte. Wenn er diesen lilahaarigen Dämonen noch einmal treffen sollte, würde er ihn töten, doch nicht so heute. Er konnte das viele Blut, das die Schwarzhaarige während des Kampfes verloren hatte, riechen. Es war zuviel Blut. Selbst ein Dämon konnte daran sterben, wenn er zuviel der Lebensspendenden Flüssigkeit verlor. Mit diesem Gedanken hob er die Schwarzhaarige hoch und machte sich auf den Rückweg zur Höhle.
 

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So, hier ist das Kap zu Ende.

Dieses Mal ist es auch etwas länger geworden, als normalerweise^^ *stolz sei*

Würd mich wie immer über Kommis freuen^^ Wer mir eins dalässt bekommt übrigens wieder ne ENS, wenn ich das nachfolgende Kapitel hochlade^^

Bye,

_Corchen_

Miko und Dämonin

Schweigend blickte Akiko sich um. Wo war sie hier? Die Blätter der noch jungen Bäume um sie herum brachen des warme Licht der hoch stehenden Sonne, malten ein Netz aus Licht und Schatten auf den moosigen Boden.

An was für einem Ort war sie und wie war sie hergekommen? Sie wusste es nicht mehr. Aber wenn sie hier einfach stehen blieb, würde sie das auch nicht weiter bringen. Also ging Akiko los, wobei der weiche Waldboden das Geräusch ihrer Schritte fast vollständig verschluckte. Sie war noch nicht lange gegangen, da tauchte mit einem Mal eine Person vor ihr auf.

Überrascht weiteten sich ihre Augen, als sie ihre Mutter erkannte, die in einiger Entfernung hockte und irgendwelche Blumen zu pflücken schien. Irritiert hielt Akiko inne. Seit wann waren denn Blumen auf ihrem Weg? Aber aus irgendeinem Grund war das jetzt auch egal.

“Mama?”, fragend blickte sie die ältere Frau an, die sich im gleichen Moment erhob und lächelnd zu ihr umwandte. Dennoch schwieg sie, während sich ihre dunklen Augen scheinbar leblos auf sie richteten.

Ein kalter Schauer rann Akikos Rücken hinab.

“Mama, was ist los?”

In diesem Moment kam die Frau auf sie zu, während sie die gepflückten Blumen einfach zu Boden fallen ließ. Aus irgendeinem Instinktgeborenen Gefühl heraus wich die Jüngere zur Seite und ihre Mutter lief einfach an ihr vorbei. Verwundert folgte Akiko der Anderen mit ihrem Blick, wobei ihr Augenmerk unweigerlich auf den Schwarzhaarigen Fremden fiel, der, ohne das sie es bemerkt hatte, direkt hinter ihr aufgetaucht war. Ohne zu Zögern warf sich ihre Mutter dem Unbekannten in die Arme und ließ sich scheinbar glücklich von dem Mann durch die Luft wirbeln. Obwohl Akiko angestrengt die Augen zusammenkniff konnte sie das Gesicht des Schwarzhaarigen nicht ausmachen. Es lag trotz des Sonnenlichts die ganze Zeit im Schatten. Dennoch wusste sie aus irgendeinem Grund, dass auch er lächelte, genauso wie ihre Mutter. Außerdem war er ein Dämon. Akiko versuchte nicht einmal mehr nachzuvollziehen, woher diese Erkenntnis plötzlich kam.

Misstrauisch schritt sie auf das scheinbar glückliche Paar zu und wollte schon die Hand nach ihnen ausstrecken, als die beiden Gestalten plötzlich verschwammen, sich scheinbar in Luft auflösten, bis sie völlig verschwunden waren.

“Du bist einfach nicht so viel Wert wie dein Vater.”, erklang mit einem Mal eine Stimme hinter ihr. Sofort wirbelte sie herum und erblickte einen lilahaarigen Dämon mit rötlichen Augen. Irgendwo hatte sie ihn schon einmal gesehen, es war noch nicht allzu lange her und musste wichtig gewesen sein, doch ihr Gedächtnis verweigerte ihr sämtliche näheren Informationen.

Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass es dunkler geworden war. Seit wann war die Dämmerung um sie herum angebrochen? Oder warum sonst sollte die Sonne mit einem Mal untergehen?

“Du bist schwach, kleine Mischlingsbrut.”

Erinnerungsblitze jagten durch ihre Gedanken. Ein Kampf, Schmerz und Blut, so viel Blut…. Der Andere war ihr Gegner gewesen. Dann war Sesshoumaru mit einem Mal dort gewesen und danach… Dunkelheit….

Müsste sie nicht eigentlich tot sein? Und wenn sie tot war, wieso war der Lilahaarige dann hier? Er müsste doch noch am Leben sein, oder?

“Na, hat es dir die Sprache verschlagen?”, fragte ihr Gegenüber in diesem Moment hämisch, ehe er ihr den Rücken zuwandte und einfach davon schritt.

Wütend ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Was fiel dem Anderen ein, ihr einfach so den Rücken zuzukehren?! Was fiel ihm ein, sie so herablassend zu betiteln, wo er sie doch gar nicht kannte, nicht kennen konnte?!

“Was willst du?”, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Mit einer Art von Lächeln drehte der Andere sich um und sah sie an. Einfach nur an.

Langsam verschwamm alles um Akiko herum. Wie erstarrt blieb sie stehen, als langsam eine Art von Dunkelheit auf sie zu kroch, sie völlig umhüllte, ehe sie selbst in eine tiefe Schwärze fiel.
 

Das nächste, was sie spürte, war eine kühle Hand, die sich auf ihre Stirn legte. Das leise Rascheln von Stoff verriet kurz darauf, dass sich jemand in ihrer Nähe erhob.

“Wer ist da…?”, sie war selbst überrascht, als sie ihre eigene, viel zu leise und zu schwache Stimme vernahm. Erst jetzt viel ihr auf, dass sie ihren eigenen Körper kaum spüren konnte.

“Ihr seid aufgewacht, Herrin?”

Erneut das Geräusch von sich bewegendem Stoff, dann kniete jemand neben ihr. Und erneut legte sich eine prüfende Hand auf ihre Stirn.

Angestrengt versuchte Akiko die Augen zu öffnen. Ihre Augenlieder fühlten sich so schwer wie Blei an. Es gelang ihr gerade so, sie so weit auseinander zu zwingen, als das sie einen leicht verschwommenen Blick auf ihre Umgebung erhaschen konnte.

“Wo bin ich hier…?”, hörte sie sich selbst erneut fragen, doch die darauf folgende Antwort hörte sie nicht mehr, denn dann war sie bereits wieder in tiefer Bewusstlosigkeit gefangen.
 

Der Geruch einer warmen Suppe war das, was sie als nächstes aufweckte. Leicht überrascht schlug sie die Augen auf. Sie lag auf dem Rücken und über ihr war eine dunkel wirkende Holzdecke. Irgendwo auf ihrer rechten Seite musste eine Feuerstelle sein, denn sie konnte den schwachen Lichtschein von dort aus dem Augewinkel erkennen. Außerdem kam der Geruch der Suppe von dort.

Wo war sie hier? Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war, dass sie im Kampf mit diesem seltsamen Youkai ohnmächtig geworden war. Warum war sie also nicht tot? Hatte Sesshoumaru sie gerettet oder hatte der Andere sie einfach am Leben gelassen? Beides war ziemlich unwahrscheinlich, wenn sie so darüber nachdachte. Dennoch wollte sie irgendwie von ersterem ausgehen, denn schließlich war der weißhaarige Dämon ihr gefolgt, oder? Es wäre doch nur logisch, wenn er dann nicht einfach zugesehen hätte, wie ein Fremder sie tötete? Dennoch beantwortete das noch nicht die Frage, wo sie hier war geschweige denn wie sie her gekommen war. Selbst wenn Sesshoumaru sie gerettet haben sollte, wieso hätte er sie dann in eine solche, offenbar menschliche Hütte bringen sollen? Denn dass sie in einer Hütte war, konnte Akiko schon am Dach über ihr erkennen und soweit sie das bisher beurteilen konnte schien der Weißhaarige nicht gerade oft eine menschliche Behausung aufzusuchen. Irgendwie passte alles nicht zusammen.

“Oh, Ihr seid wach?”

Langsam wandte sie ihren Kopf bis sie in zwei sanfte, braune Augen einer Miko blickte.

“Habt Ihr Hunger, Herrin?”, fragte die ca. 30-jährige Menschenfrau weiter, während sie sich mit scheinbar musterndem Blick über sie beugte.

Herrin? Irritiert blinzelte Akiko, ehe sie ihren Kopf suchend umwandte. Mit wem sprach die Miko? Die Frau blickte zwar sie selbst an, aber die Andere konnte niemals sie meinen wenn sie ,Herrin’ sagte, oder? Schließlich war sie nur ein einfaches Dorfmädchen, nun, eigentlich nicht einmal das, sie war eine Youkai. Eine Miko würde eine Youkai niemals respektvoll ansprechen, nein, eher im Gegenteil. Kurz runzelte sie ihre Augenbrauen. Warum lebte sie überhaupt noch?

Gut, sie war aus dem Kampf mit diesem lilahaarigem Dämon gerettet worden, dass konnte sie ja noch akzeptieren, aber wenn sie die letzte Zeit ohnmächtig in der Nähe einer Miko verbracht hatte war es wirklich verwunderlich, dass diese sie noch nicht geläutert hatte….

“Eure Begleiter sind außerhalb der Hütte, Herrin. Soll ich sie holen?”, fragte die Priesterin derweil, die ihr Zögern offensichtlich falsch verstanden hatte.

“Nein, nein.”, murmelte Akiko hastig, während sie versuchte ihren Oberkörper aufzurichten. Sie wollte sich gerade hochstemmen, als ein stechender Schmerz ihren linken Arm durchzuckte und sie hätte zurückfallen lassen, wenn die fremde Frau nicht geistesgegenwärtig nach ihr gegriffen hätte.
 

“Ihr solltet es langsamer angehen lassen.”, mit diesen Worten half die Miko ihr, sich endgültig aufzurichten, ehe sie sie wieder losließ und sich selbst wieder aufrecht hinstellte. “Eure Wunden waren schwer.”

“Warum helft Ihr mir?”, die Frage entrann Akikos Lippen, noch ehe sie es verhindern konnte.

Kurz darauf begegnete sie dem überraschten Blick der Miko.

“Ihr seid verwundet, Herrin. Warum hätte ich Euch meine Hilfe verweigern sollen?”

“Weil ich eine Youkai bin.”

“Mhm…”, scheinbar leicht fahrig wandte sich die Priesterin ab, ging zu einem über der Feuerstelle hängendem Topf und griff nach einer Schöpfkelle. Keine fünf Sekunden später kam die Miko schon mit einer Schüssel dampfender Suppe zurück, die sie ihr wortlos reichte. Akiko konnte nicht umhin, den Geruch des Essens einmal tief einzuatmen, ehe sie die tiefe Schale annahm. Seit wann hatte sie nichts mehr zu sich genommen? Sie wusste es nicht, genauso wenig wie sie wusste, wie lange sie ohnmächtig gewesen war. Und dennoch…

“Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet, Miko-sama.”

“Tatsächlich.”, erwiderte die Frau mit dunkelbraunem Haar leicht lächelnd, ehe sie sich neben sie hockte. “Doch esst erst einmal Eure Suppe, Herrin, ich werde es Euch währenddessen erklären.”

Gespielt gehorsam griff Akiko nach dem hölzernem Löffel, der in der Schale lag, und schöpfte sich etwas der warmen Nahrung in den Mund, wobei sie ihre Augen jedoch nicht von der Miko ließ.

“Ihr müsst wirklich hungrig sein. Immerhin habt ihr nichts mehr gegessen, seit ihr vor etwas mehr als einem Tag hergebracht wurdet.”, stellte die Frau noch immer freundlich fest.

Fast hätte Akiko sich an der heißen Suppe verschluckt. Mehr als einen Tag lang war sie ohnmächtig gewesen? War sie wirklich so schwer verletzt worden? Nun, sie hatte im Kampf gewiss viel Blut verloren, aber soweit sie sich erinnern konnte, war sie nicht wirklich kritisch getroffen worden…. Aber was verstand sie schon von so etwas wie einem “kritischem Treffer”? So gut wie gar nichts.

Innerlich schüttelte sie über sich selbst den Kopf, wobei sie ihre Gedanken sammelte. Also, sie war vor einem Tag hergekommen, offensichtlich mit einigen Begleitern. Nur wer waren diese so genannten Begleiter? Sesshoumaru, Rin, Jaken und Ah-Uhn? Hatte sich der Weißhaarige wirklich dazu herabgelassen, wegen ihr eine menschliche Miko aufzusuchen? Was sie indirekt wieder auf ihre erste Frage brachte: Warum hatte die Priesterin ihr geholfen? Und warum war die Andere bis jetzt ihrer Frage ausgewichen?

“Warum habt ihr mich also hier aufgenommen?”, formulierte sie ihre erste Frage erneut in etwas anderen Worten.

Sekundenbruchteile verblasste das Lächeln auf dem Gesicht ihrer Gegenüber, ehe es erneut einsetzte.

“Wie gesagt: Warum sollte ich Jemandem, der Hilfe braucht, diese verweigern?”

Leicht misstrauisch verengten sich Akikos Augen, doch sie zog es vor, zu schweigen. Vorerst. Immerhin gab es im Augenblick nur zwei Möglichkeiten, die das Verhalten der Anderen erklärten. Entweder verschwieg sie ihr etwas oder jemand hatte es fertig gebracht sie zu der wahrscheinlich einzigen Miko zu bringen, die dazu bereit war, eine ihr unbekannte Dämonin zu retten.
 

Freundlich betrachtete die Priesterin die Youkai, doch in ihren Gedanken ging es drunter und drüber. Diese Schwarzhaarige war wirklich ungewöhnlich, dafür, dass sie kein Mensch war, denn immerhin erinnerte ihr Verhalten eher an das einer Sterblichen. Nun, wahrscheinlich war das sowieso nur Maskerade. Vielleicht hatte die Andere ja geübt, wie eine Menschenfrau zu wirken? Sie hatte gehört, dass so etwas schon öfters vorgekommen sein sollte und rein vom Äußerlichen her konnte man diese Youkai ja wirklich für einen Menschen halten. Außerdem: wer wusste schon, wie viel Zeit die Schwarzhaarige darauf hatte verwenden können, zu proben? Youkai konnten tausende von Jahren alt werden. Man durfte und konnte bei ihnen nicht vom Äußeren ausgehen, um ihr Alter zu schätzen.

Kurz rann ihr ein Schauer über den Rücken, als sie sich vorstellte, wie viele Menschenleben sich diese Dämonin schon genommen haben mochte. Es konnten dutzende, wenn nicht gar hunderte gewesen sein. Und sie selbst hatte so einem Monster auch noch das Leben gerettet. Eigentlich hätte sie genau das Gegenteil tun sollen, aber welche Wahl war ihr schon geblieben…? Wenn außer diesem ungewöhnlichen Drachen, dem grünen Gnom und dem vermutlich besessenem Menschenmädchen niemand diese schwer verletzte Youkai zu ihr begleitet hätte, hätte sie diese ohne Probleme samt ihren Begleitern läutern können…. Aber leider standen die Dinge etwas anders. Selbst jetzt konnte sie die Macht des ihr noch unbekannten Dämons spüren, der mit dem Rest der Gruppe gekommen war, bisher jedoch keinen Fuß ins Dorf gesetzt hatte. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht und sie selbst wollte ihm auch keinen Grund geben, das nachzuholen. Seine Aura hing bereits jetzt gleich einem drohendem Schatten über der kleinen Ansammlung von Hütten und Familien, zwischen denen sie lebte.

Aber natürlich konnte sie ihrer Patientin nicht sagen, dass sie sie nur aus Angst vor diesem vierten Dämon gerettet hatte. Youkai hatten bekanntermaßen ein ziemlich aufbrausendes Temperament und sie wollte nicht austesten, wie weit die Schwarzhaarige gehen konnte, wenn sie auf eine solche Art herausgefordert würde…. Und dennoch, es gab etwas, dass sie unbedingt Fragen musste, um das sie unbedingt bitten musste, schon um ihrer eigenen Seelenfrieden Willen.

“Herrin…?”

“Hm?”

Langsam ließ Akiko die mittlerweile leere Suppenschüssel sinken und legte sie neben sich ab. Inzwischen war sie dazu gekommen, ihre Sinne die Umgebung austestend schweifen zu lassen und hatte festgestellt, dass Rin, Jaken und Ah-Uhn sich ganz in der Nähe aufhielten. Selbst Sesshoumaru schien nicht allzu weit entfernt zu sein. Also hatte er sie wirklich gerettet…? Sie wusste selbst, dass ihre Vermutung wahrscheinlich ziemlich unrealistisch war, denn der Weißhaarige hatte schließlich keinen Grund, sich in irgendeiner Weise um sie zu kümmern, aber dennoch ließ der alleinige Gedanke daran unwillentlich so etwas wie ein starkes Glücksgefühl in ihr aufflammen lassen. Es war wirklich mehr als nur seltsam und zudem ziemlich ungewöhnlich.

“Dieses Menschenmädchen, das Euch begleitet… könntet ihr es nicht einfach gehen lassen?”

Überrascht weiteten sich Akikos Augen, als sie die Frage der Miko vernahm.

“Rin… gehen lassen?”, hakte sie verwirrt nach, aus irgendeinem Grund annehmend, sich verhört haben zu müssen.

“Ja, genau! Was nützt Euch schon ein so kleines Mädchen wie sie? Sie ist doch gewiss nur eine Belastung für Euch. Lasst sie doch einfach hier, in diesem Dorf und erlöst sie von dem Bann, der sie an Euch bindet! Ich flehe Euch an, die Kleine hat doch noch ihr ganzes Leben vor sich!”, ereiferte sich die Miko prompt.

“Ich glaube… Ihr versteht nicht, Miko-sama. Rin ist frei. Sie ist nicht besessen oder sonstiges. Sie ist aus freien Stücken in dieser Gruppe.”

Ein freudloses Lachen erfüllte die Hütte, als die Miko kurzzeitig ihre Beherrschung fahren ließ.

“Ich bitte Euch, Youkai, ihr könnt mich dazu zwingen, Euch zu heilen, doch versucht nicht, mich für dumm zu verkaufen! Niemals würde sich ein solch herzensgutes Mädchen Dämonen anschließen. Ich kann ihre gute Seele spüren, Youkai!”, eine kurze Pause trat ein, in der die Priesterin sich kurzzeitig zu sammeln schien, ehe sie fortfuhr, wobei Akiko unweigerlich die steigende, läuternde Macht der Anderen spürte. “Oder soll ich Euch daran erinnern, dass Ihr noch immer verletzt seid? Noch habt ihr nicht Eure volle Macht zurückerlangt. Es würde mir nicht allzu schwer sein, Euch zu läutern…. Und dann wäre das Mädchen ebenfalls frei. Welche Möglichkeit wäre Euch lieber, Dämonin?”

“In der Tat, dies ist eine schwierige Wahl, vor die Ihr mich stellt, Priesterin.”, stellte die so betitelte mit einer maskengleichen Mimik fest, die sie selbst, hätte sie sich sehen können, an den Ausdruck auf dem Gesicht eines ganz bestimmten Dämons erinnert hätte. Dennoch täuschte diese Fassade nur über das aufkommende Gefühlschaos hinweg, dass sich langsam aber sicher in der Schwarzhaarigen bemerkbar machte. Die Miko war also gezwungen worden, sie zu retten? Nun, irgendwie hätte sie das erwarten sollen. Das sollte sie nicht überraschen und hätte die Andere sie nur dafür verurteilt, sie hätte damit ohne weiteres Leben können. Aber wie konnte diese Miko es nur wagen, anzunehmen, dass sie Rin zwingen würde, bei ihr zu bleiben?!

Ein leises Knurren entwich ihrer Kehle, während sich ihre Hände zu Fäusten ballten.

Diese Frau verurteilte sie für etwas, dass sie gar nicht getan hatte! Genauso war es in ihrem alten Dorf gewesen. Sie war immer an allem Schuld gewesen, egal, was auch immer es gewesen sein mochte. Aber hier war es fast noch schlimmer, denn in ihrem früheren Heim hatte man sie immer nur dann beschuldigt, wenn wirklich etwas passiert war.

Hier war allerdings nichts passiert, nicht das Geringste. Ganz im Gegenteil, es war alles so, wie es sein sollte und diese Miko schloss aus irgendeinem Grund falsche Schlüsse, nur, um ihr diese hier vorzuwerfen!

Akiko spürte nicht, wie sich das Youki um sie herum sammelte, wie ein dämonischer Wind um sie herum aufkam. Nur an der Reaktion der Miko, die plötzlich aufsprang und nach einem Bannzettel griff, hätte sie bemerken können, dass etwas nicht stimmte, doch sie achtete nicht im Geringsten darauf.

“Weiche, Dämon!”, schrie die Menschenfrau, während sie den Zettel nach der noch immer sitzenden warf.

Ein leichter, kaum wahrnehmbarer Schmerz war alles, was Akiko spürte, ehe das mit der Macht der Priesterin getränkte Papier zu Staub zerfiel.

“Du solltest deine Macht besser einzuschätzen wissen, Miko.”, hörte sie sich selbst knurren, während sie sich langsam erhob, den Schmerz in ihrem Bein vollkommen ignorierend. Interessiert betrachtete die Schwarzhaarige, wie die Priesterin daraufhin zurückstolperte, nach einem an der Wand liegendem Bogen griff und einen Pfeil an die Sehne legte.

“Ich werde dich läutern!”, schrie sie mit einem leicht hysterischen Unterton in der Stimme, ehe sie zielte, den Pfeil von der Sehne schnellen ließ.

Instinktiv hob Akiko ihren unverletzten Arm, um den herum sich eine dunkle Energie gebildet hatte und pickte den Pfeil noch mitten im Flug aus der Luft. Ein dieses Mal stärkerer Schmerz begleitete das ebenfalls zu Staub Zerfallens auch dieses Angriffs. Irritiert zog die Schwarzhaarige ihren Arm zurück, betrachtete ihre Handfläche. Sie war verbrannt. Aber es war doch nirgendwo Feuer gewesen? Oder war das etwa die Wirkung der heiligen Kraft der Priesterin?

“Du willst mich also wirklich töten?” Das war mehr eine Feststellung als eine Frage und so schwieg die Miko darauf. “Dann sollte ich dir vielleicht zeigen, was passiert, wenn man sich mit einem Gegner übernimmt.”, die Worte kamen aus Akikos Mund, ohne, dass sie es verhindern konnte.

Von da an übernahmen ihre Instinkte vollkommen die Kontrolle über ihren Körper. Augenblicklich wurde die Aura um sie herum dichter, bedrohlicher, während sie ihre noch immer verbrannte Hand hob, mit einem Finger auf ihre Gegenüber deutete.

Noch im gleichen Moment riss die Miko einen schützenden Bannkreis um sich herum hoch, doch sie war zu langsam. Nur ein kleiner Teil des Youkis wurde von der viel zu schwachen Barriere aufgehalten, der Rest durchbrach diese einfach.

Erschrocken schrie die Priesterin auf, als sie von der Energie hart getroffen und zurückgeschleudert wurde. Wahrscheinlich wäre sie gegen die Wand geflogen, hätte zuvor nicht noch etwas anderes in Form der Feuerstelle samt Kochtopf ihrem Weg gestanden. Krachend fiel der große, Eiserne Topf zu Boden, als sie gegen ihn knallte, der Rest der heißen Suppe ergoss sich über das bisher noch brennende Feuer und rettete ihr somit wahrscheinlich das Leben, als sie auf das dampfende aber nasse Holz fiel.

Instinktiv sprang sie auf, nahm dabei so wenig Rücksicht wie möglich auf ihre schmerzenden Glieder und fixierte die Schwarzhaarige Youkai mit ihren Augen. Sie wusste, sie könnte nun tot sein, wenn die Andere es darauf angelegt hätte. Oder wollte diese Dämonin einfach nur mit ihr spielen, ihr zeigen, wie machtlos sie im Grunde genommen war?
 

“Du solltest nicht so schnell eine Anschuldigung parat haben. Es könnte dich einst das Leben kosten, Miko-sama.”, meinte Akiko leise, während sich ihre Sinne langsam wieder klärten. Dennoch kam sie sich noch halbwegs wie in einem Traum vor, während sie sich umwandte und aus der Hütte schritt, eine verwirrte Miko zurücklassend.
 

Langsam wandte Sesshoumaru seinen Blick von der langsam am Horizont verschwindenden Sonne ab, als er den sich nähernden Geruch von Rin und Akiko vernahm. Jaken und Ah-Uhn folgten den beiden in nur kurzem Abstand.

Also hatte sich die Schwarzhaarige bereits so weit von ihren Verletzungen erholt, als das sie wieder auf ihren eigenen Beinen gehen konnte? Kurz verengten sich seine Augen, als er sie sowie Rin in einiger Entfernung das Menschendorf verlassen sah. Anscheinend war diese Youkais sturer, als er bisher angenommen hatte, denn ihr selbst von seinem Standpunkt aus sichtbares Humpeln schien nicht gerade auf eine vorgeschrittene Genesung deuten.

Nun, aber eigentlich war das ihre Sache. Immerhin hatte sie ja auch die Energie dazu aufbringen können, mit der Miko des Dorfes einen offensichtlich leicht ausgearteten Streit zu beginnen. Aber wie gesagt: solange ihr Zustand nicht ihre Weiterreise behinderte, war es ihm eigentlich gleich, wie es ihr ging.

Kurze Zeit später waren Akiko, Rin sowie Jaken und Ah-Uhn, die die beiden vorangehenden ohne Zweifel aufgrund Akikos Humpeln eingeholt hatten, bei ihm angekommen. Wortlos drehte Sesshoumaru sich um, wobei sich eine Art Wolke unter seinen Füßen bildete, ehe er los flog. Sie hatten hier schon genug Zeit verschwendet.

Seine Sinne verrieten ihm kurz darauf, dass die Anderen ihm auf Ah-Uhns Rücken folgten.
 

Prüfend betrachtete Akiko den Weißhaarigen, der vor ihr her flog. Der Youkai hatte nicht ein einziges Wort über den Vorfall verloren, der zu ihrer Verletzung geführt hatte. Warum nicht? Müsste er nicht eigentlich wütend sein, immerhin war sie es gewesen, die sich von der Gruppe entfernt hatte, nur dadurch in Gefahr geraten konnte? Immerhin hatte diese Unvorsichtigkeit ihrerseits dazu geführt, dass der Rest der Gruppe auf sie hatte warten müssen. Außerdem hatte sie so keine Gelegenheit dazu gehabt, sich bei Sesshoumaru für ihre Rettung zu bedanken. Nun, aber vielleicht würde sich diese Gelegenheit ja noch ergeben? Sie würde diese jedenfalls nicht ungenutzt verstreichen lassen, da war sie sich ganz sicher.

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So, hier ist auch das Kap zu Ende^^

Ich hoff, ihr entschuldigt die etwas längere Wartezeit… Im Moment werden bei uns Klausuren geschrieben und da hat man nicht so oft Zeit, sich an den Compi zu setzen^^

Wer trotzdem so lieb ist und mir n Kommi hinterlässt kriegt wieder ne ENS, wenn’s nächste Kap on kommt^^

Bye,

_Corchen_

Wunden lecken

Wütend durchschritt Kenta den Wald. Wieso hatte dieser verdammte Hundedämon genau dann auftauchen müssen, als diese Mischlingsbrut von ihrer Kraft verlassen worden war? Er hätte mit ihr abrechnen können, ein für alle mal, aber nein, sie hatte es ja irgendwie geschafft sich einen Wachhund zu besorgen! Und ab jetzt hatte er keine einzige Gelegenheit mehr, auf die Jagd nach ihr zu gehen. Viel zu viel hing von den nächsten anderthalb Monaten ab, als das er die Zeit mit der Suche nach dieser Mischlingsbrut würde verschwenden können. Wenigstens schien sie keine Ahnung von ihrem Erbe zu haben. Immerhin etwas. Vielleicht waren seine Sorgen deswegen ja unbegründet? Vielleicht würde sie in nächster Zeit ja nicht allzu viel über das in ihr ruhende Blut erfahren? Und wenn sie nichts von ihrem Erbe wusste, konnte sie auch nicht kommen, um es einzufordern. Und schon bald wäre es zu spät dafür.

Wie aus dem Nichts erschien plötzlich eine hohe Felswand vor ihm, die der dichte Wald bisher eifersüchtig hinter großen Baumstämmen und dornigem Gestrüpp verborgen hatte. Ohne zu zögern schritt der lilahaarige Dämon darauf zu, ließ seine Sinne kurz prüfend schweifen ehe er zu einem schlecht einsehbaren Spalt in der Felswand ging.

Vielleicht würde diese Mischlingsbrut ja wirklich nichts von ihrem Erbe erfahren. Vielleicht…. Aber dennoch sollte er dafür Sorge tragen, dass sie gar keine Gelegenheit hatte, über ihren Vater nachzudenken. Ein leichtes Lächeln kräuselte seine Lippen. Ja, er sollte sich wirklich eine Beschäftigung für sie ausdenken… und er wusste schon genau, wer für diese Beschäftigung verantwortlich sein würde.

Die Luft flackerte kaum merklich, als er den Bannkreis durchschritt. Im nächsten Augenblick war Kenta verschwunden.
 

“Mist, verdammter…!”, leise fluchend versuchte Akiko ihren schon fiel zu lange unveränderten Zopf zu lösen. Sie hatte am Morgen beschlossen, dass sie wirklich dringend ein Bad benötigte und war deswegen schon früh zum Fluss gegangen. Eigentlich hätte sie schon fast fertig sein müssen, wären da nicht ihre Haare gewesen, die sich vor lauter Knoten kaum noch aus ihrem geflochtenen Zopf lösen ließen. Zu allem Unglück hatten sich auch noch ein paar kleinere Äste in ihrem Zopf verfangen. Das musste wohl passiert sein, als sie ohnmächtig geworden war…. Dennoch erschwerte es ihr jetzt die Arbeit. Leise schnaubend beschloss die Schwarzhaarige, dass sich die Mühe mit ihrem Zopf eigentlich nicht lohnte oder zumindest im Moment noch nicht. Sie konnte sich schließlich noch später mit ihren Haaren beschäftigen.

Mit diesem Gedanken legte sie ihren Kimono ab, wobei sie feststellte, dass das Kleidungsstück mehr als nur ein wenig Ausbesserungsbedarf hatte. An den Stellen, wo sie bei ihrem Kampf mit diesem aggressivem lilahaarigem verwundet worden war, war der Stoff durchtrennt worden und die Risse sahen nicht so aus, als hätten sie vor, sich nicht noch nachträglich zu vergrößern. Bei dem Ärmel wäre das ja nicht allzu tragisch aber bei dem Riss über ihrem Oberschenkel…. Seufzend legte sie den Kimono zur Seite, neben ihr Schwert, dass sie schon vorher abgelegt hatte, ehe sie in den flachen Fluss watete. Sie wollte sich nichts vormachen. Entweder sie besorgte sich in den nächsten ein, zwei Tagen Flickzeug oder die Risse würden sich so weit vergrößert haben, dass sie einen neuen Kimono brauchte. Das waren keine guten aussichten, denn immerhin hatte sie weder Geld noch eine Ahnung, wann und ob sie in nächster Zeit auf ein Dorf treffen würden, in dem man die benötigten Waren kaufen konnte. Kurz musste sie hart schlucken, als sie sich bewusst wurde, was das bedeutete. Sie würde Sesshoumaru um einen Gefallen bitten müssen, schon wieder. Und das erst so kurz nachdem er ihr das Leben gerettet und sie sogar zu einer Miko gebracht hatte. Das waren eindeutig noch schlechtere Aussichten wie sie fand.

In diesem Augenblick war sie an einer Stelle des Flusses angelangt, wo ihr das Wasser bis zur Hüfte ging. Wie um ihre eigenen Gedanken zum Schweigen zu bringen tauchte Akiko einmal unter, betrachtete fast selbstvergessen den steinigen Boden des klaren Gewässers, wobei sie sich erneut daran machte, ihre Haare zu entknoten. Nahezu widerstandslos glitten ihre Finger durch das pechschwarze Haar, entfernten kleinere Äste und sich langsam lockernde Knoten. Sanft strich die träge Strömung des Gewässers über ihre Haut, lud sie dazu ein, sich treiben zu lassen, ihre Sorgen und Ängste zu vergessen.

Für einen kurzen Moment war Akiko eins mit sich und der Welt. Sie spürte die Energie um sich herum, genauso wie sie das Leben in sich selbst spürte, doch beides schien ihr mit einem Mal seltsam entrückt zu sein. Es war alles scheinbar so weit weg und doch hatte sie nicht das geringste Bedürfnis, danach zu greifen. Doch das alles nahm Akiko nur für einen kurzen Augenblick wahr, dann rissen ihre nach Luft verlangenden Lungen sie wieder zurück in die Wirklichkeit. Tief einatmend tauchte sie wieder auf, strich sich ihr Haar aus dem Gesicht, während sie kurz blinzelte, um das Wasser aus ihren Augen zu vertreiben.

Ein fast verlegen klingendes Räuspern ließ sie herumfahren. Erschrocken ließ sie ihre Beine unter sich wegknicken, bis sie so weit im Wasser verschwunden war, dass nur noch ihr Kopf hervorblickte. Leider wurde ihr erst jetzt bewusst, dass so etwas bei dem klaren Wasser des Flusses kaum von Nutzen sein würde. Unwillkürlich schoss ihr das Blut ins Gesicht.

“Verschwinde!”, fauchte sie den kleinen, unter seiner grünen Haut rot angelaufenen Youkai, der am Flussufer stand, wütend an.

“Wir brechen bald auf. Du solltest dich beeilen.” In diesem Augenblick hätte Akiko Jaken am liebsten etwas möglichst schweres gegen den Kopf geworfen nur leider hatte sie gerade nichts außer den kleinen Kieseln des Flussgrundes zur Hand…. Außerdem würde sie den Anderen geradezu zum Bleiben provozieren, wenn sie jetzt etwas nach ihm warf. Also kontrollierte sie ihren Impuls mühsam und begnügte sich stattdessen damit, Jaken mordlustige Blicke entgegen zuwerfen. Zu ihrer Beruhigung machte sich der kleine Dämon auch ziemlich schnell wieder aus dem Staub, nachdem er seine Botschaft abgeliefert hatte. Wahrscheinlich war ihm das Ganze auch etwas peinlich gewesen. Wenigstens etwas.

Dennoch vergewisserte die Schwarzhaarige sich zunächst gewissenhaft ob nun wirklich niemand mehr in der Nähe war, bevor sie aus dem Wasser watete. Keine zehn Minuten später war sie auch schon wieder auf dem Rückweg zum Lager, wobei sie sich mit einem ziemlich schäbig wirkenden Kamm die Haare von noch übrig gebliebenen Knoten befreite. Immerhin war schon ihr Kimono ziemlich mitgenommen, da konnte sie wenigstens versuchen ihr restliches Aussehen etwas auf Vordermann zu bringen. Sie wollte schließlich nicht wie eine heimatlose, mittellose Frau ohne Familie durch die Gegend irren. Bei diesem Gedanken hielt sie inne. Eine heimat- und mittellose Frau… war es nicht genau das, was sie war? Eine Person, über die man nur hinter vorgehaltener Hand sprach? Jemand, der auf die Gnade und das Mitleid Fremder angewiesen war? Jemand, der man einen mitfühlenden Blick hinterher warf, wenn sie ging? Kurz musste sie hart schlucken. Ja, sie war heimatlos. Ja, sie war mittellos und dennoch konnte sie sich selbst nicht mit diesen abgemagerten Frauen vergleichen, die man manchmal traf. Zumindest war sie nicht allein… oder glaubte es zumindest nicht zu sein. Schließlich waren da noch Rin, Jaken, Ah-Uhn und Sesshoumaru…. Sekundenlang hielt sie inne. Warum war sie eigentlich bei der Gruppe? Warum hatte sie sich ihnen angeschlossen? Die Antwort darauf war einfach: Weil sie geglaubt hatte, der weißhaarige Dämon würde ihr dabei helfen zu lernen, ihre Waffe zu kontrollieren. Aus dem Augenwinkel blickte die Schwarzhaarige zu der eigenwilligen Klinge an ihrer Seite. Seit sie bei der Gruppe war hatte das Schwert zumindest nicht mehr versucht, die Kontrolle über sie zu gewinnen. Immerhin etwas. Selbst bei ihrem Kampf gegen den lilahaarigen hatte es ihr nicht seinen Willen aufgezwungen. Es hatte zwar auch nicht genau das gemacht, was sie wollte, aber wenigstens hatte es sich grob an das gehalten, worum es wirklich gegangen war. Woran das wohl gelegen hatte? Sie wusste es nicht, aber bisher hatte sich ihr Umgang mit dem Schwert nur verbessert, auch, wenn sie den Grund dafür nicht kannte. Also lohnte es sich für sie noch, bei der Gruppe des Weißhaarigen zu bleiben. Sie war keine ziellose dreiviertel Dämonin, die anderen nur deswegen folgte, um nicht allein sein zu müssen! Sie war praktisch in der Lehrzeit, auch, wenn sie nicht wusste, ob es so etwas überhaupt bei Youkai gab. Nun, aber eigentlich war das jetzt auch unwichtig, oder?

Sobald sie wieder bei Kräften war, würde sie Sesshoumaru darum bitten, ihr den Umgang mit dem Schwert beizubringen. Und dann könnte sie versuchen herauszufinden, wer genau ihr Vater gewesen war und was es mit diesem Erbe auf sich hatte, von dem der lilahaarige Dämon geredet hatte. Sie musste nur darauf achten, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, denn zum ersten Mal seit langem hatte sie ein solches.

Als sie beim Lager ankam, waren alle anderen bereits aufbruchsbereit. Rin redete scheinbar angestrengt auf Jaken ein, der ihrem eigenen Blick gewissenhaft auswich. Neben den beiden stand der zweiköpfige Reitdrache, vor dem Sesshoumaru stand und sie aus kühlen, goldenen Augen betrachtete. Kaum war sie an Ah-Uhns Seite angekommen ging der Weißhaarige auch schon los und die anderen drei folgten ihm prompt, als wäre es nur das gewesen, auf das sie gewartet hätten. Seufzend ging auch die Schwarzhaarige weiter, wobei sich langsam wieder ein Humpeln in ihrem Gang bemerkbar machte. Dank ihrer, wie sie mittlerweile wusste, unmenschlichen Selbstheilungskräfte konnte sie ihr verletztes Bein zwar schon wieder belasten, aber längere Strecken zu laufen war da noch etwas anderes….
 


 

Langsam neigte sich die Sonne wieder dem Horizont entgegen. Das warme Licht des Abends spiegelte sich in zwei braunen, abwesend wirkenden Augen einer Miko wieder, die vor ihrer Hütte saß. Die Priesterin trug nur einen recht lockeren Kimono unter dem feste Verbände verborgen waren.

Als diese seltsame Dämonin in ihrer Hütte wütend geworden und sie durch die Gegend geschleudert hatte, hatte sie sich ein paar Prellungen und eine leichte Verbrennung zugezogen, als sie auf die noch dampfende Feuerstelle gefallen war. Die Wunden waren zwar nicht allzu schlimm, dafür aber recht schmerzhaft. In diesem Zustand könnte sie nie ihren normalen Arbeiten nachgehen. Wie sollte sie sich schon um einen verletzten kümmern, wenn sie selbst verwundet war und ihr fast jede Bewegung schmerzte? Dennoch wusste sie, dass sie noch Glück gehabt hatte. Diese schwarzhaarige Youkai hätte sie auch ganz leicht töten können. Sie selbst hatte die Andere immerhin um Längen unterschätzt. Wie hatte ihr das passieren können? In einem Moment hielt sie diese schwarzhaarige noch für eine vergleichsweise schwache Gegnerin und im nächsten wurde sie fast von der Aura der anderen erdrückt. So etwas war ihr noch nie passiert. Bisher hatte sie wenigstens immer wahrnehmen können, wenn ein Youkai in ihrer Nähe seine Aura unterdrückt hatte. Sie hatte zwar nie sagen können, wie viel Youki ihr genau verborgen blieb, aber das es etwas gab, was sie nicht spüren konnte, hatte sie zumindest immer gewusst. Wieso nun nicht? Was war bei der Schwarzhaarigen anders? Und wieso hatte diese Dämonin sie nicht getötet? Sie hätte doch die Gelegenheit dazu gehabt… Oder sah sie in ihr keine Gegnerin, um die man sich Gedanken machen musste?

Sie wusste es nicht, aber eins wusste sie ganz genau: Diese Youkai sollte sie nicht zum letzten Mal gesehen haben. Schließlich war da noch immer dieses junge Menschenmädchen. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Rin freiwillig bei Dämonen blieb. Dafür war das Mädchen viel zu lebendig, viel zu freundlich und zu hilfsbereit. Sie musste der Kleinen helfen, bevor es für sie zu spät für sie sein würde.

In diesem Augenblick schreckte sie aus ihren Gedanken auf, als sie eine Dämonenaura ganz in ihrer Nähe aufflackern spürte. Instinktiv griff sie nach ihrem Bogen und legte einen Pfeil an die Sehne, wobei sie sich langsam erhob.

In diesem Augenblick war der Youkai schon bei ihr. Überrascht hielt die Miko inne. Der Andere sah allerhöchstens aus wie ein Jugendlicher. Seine großen, grauen Augen betrachteten sie neugierig, während sein recht kurzes, ihm verwegen ins Gesicht fallende Haar in der warmen Abendsonne kupfergleich schimmerte. Er trug die gleiche Kleidung, die auch ein ganz normaler Dorfjunge getragen hätte, mit der einzigen Ausnahme, dass die Seine nicht allzu dreckig wirkte. Wahrscheinlich war es sein gesamtes Erscheinungsbild, was die Miko nun hellhörig werden ließ, als der Dämon zum Sprechen ansetzte.

“Ich wurde geschickt um dir ein Angebot zu unterbreiten, menschliche Priesterin.”
 

Mit einem unterdrückten Schmerzenslaut ließ Akiko sich an einem dicken Baumstamm nieder. Sie waren den ganzen Tag fast Pausenlos durchgewandert. Ihr verletztes Bein zitterte vor Anstrengung. Sie wusste nicht, ob sie das noch viel länger durchgehalten hätte. Zu allem Überfluss färbte sich der Stoff ihres ohnehin schon mitgenommenen Kimonos nun an der verwundeten Stelle dunkelrot. Wahrscheinlich war der schützende Schorf dort aufgeplatzt. Fast war sie versucht, nachzusehen, doch ohne sich etwas vom Lager zu entfernen könnte sie das niemals tun. Das Rin anwesend war und sie nun mit sorgenvollem Blick betrachtete hätte sie zwar nicht davon abgehalten, ihren Kimono soweit zu lockern, dass sie sich ihren Oberschenkel angucken konnte, aber die Tatsache, dass sowohl Jaken als auch Sesshoumaru da waren tat es sehr wohl. Kurz warf sie dem weißhaarigen Youkai, der sich am Rande des Lagers aufhielt, einen Blick zu. Sie hatte es den ganzen Tag über vermieden, auch nur in seine Nähe zu kommen. Solange sie ihm nicht zu nahe kam, konnte sie nicht mit ihm sprechen und wenn sie nicht mit ihm sprechen konnte, dann konnte sie ihn auch um keinen Gefallen bitten. Sie wusste, es war kindisch und auch verdammt unvernünftig, denn immerhin brauchte sie mittlerweile einen neuen Kimono, aber ihr Stolz hielt sie dennoch davon ab, um etwas zu bitten.

Sesshoumaru hatte ihr das Leben gerettet, mehr als nur einmal, sie stand ohnehin schon tief in seiner Schuld, aber irgendwie hatte sich in ihrem Kopf der Irrglaube festgesetzt, dass sie ihm nicht verpflichtet war, solange sie ihn um nichts gebeten hatte. Aber wie gesagt: Das war wahrscheinlich nur ein kindischer Irrglaube, nichts weiter. Mit diesem Gedanken wandte sie sich wieder von dem weißhaarigen ab, ehe sie die Augen, in dem Versuch sich zu entspannen, schloss.
 

Prüfend betrachtete Sesshoumaru die Schwarzhaarige. Sie hatte sich kein einziges Mal beschwert, als sie den ganzen Tag unterwegs gewesen waren. Er wusste dabei nicht, was ihn mehr verwunderte: die einfache Tatsache, dass sie geschwiegen hatte oder dass sie überhaupt so lange durchgehalten hatte. Immerhin hatte er ihre Erschöpfung, ihren viel zu schnellen Herzschlag und zuletzt auch das Blut ihrer anscheinend wieder aufgeplatzten Wunde bemerkt. Wahrscheinlich war es letzteres, was ihn dazu bewegt hatte, jetzt schon ein Lager aufschlagen zu lassen, obwohl das Licht des Tages noch lange nicht verblasst war. Kurz wanderte sein Blick zu der Stelle, wo das frische Blut den Stoff von Akikos Kimono dunkelrot färbte. Hatte diese Hanyou nicht vor, sich um ihre Wunde zu kümmern oder war sie zu erschöpft dafür? Sie sollte doch mittlerweile bemerkt haben, dass ihre Verletzungen nicht in der Geschwindigkeit der eines Dämons heilten. Obwohl es mittlerweile gut zwei Tage her war, dass sie verwundet worden war, hatte sich ihr Körper noch nicht ganz von den Strapazen des Kampfes erholt. Das beste Anzeichen dafür war das Blut, das scheinbar noch immer aus der Wunde floss. Kurz verengten sich die Augen des Dämons. Selbst eine Hanyou sollte es mittlerweile geschafft haben, sich lange genug auf ihre eigene Heilung zu konzentrieren, um ihre Wunden wenigstens vorläufig schließen zu können. Oder wusste die Schwarzhaarige nicht, wie sie so etwas tun konnte? Wenn er es sich recht überlegte, dann hatte sie bisher nicht den Anschein erweckt, als könne sie ihre eigene Energie richtig einsetzten geschweige denn kontrollieren.

Eine Weile lang regte der Weißhaarige sich nicht, dann ging er zu der am Boden hockenden Hanyou hinüber.
 

Irritiert schlug Akiko ihre Augen auf, als sie spürte, wie Sesshoumaru sich näherte.

“Komm mit.”, war das Einzige, was der Weißhaarige sagte, ehe er einfach an ihr vorbei schritt, sich von den anderen und dem Lager entfernend. Sekundenbruchteile zögerte die Schwarzhaarige, dann erhob sie sich mit einem leisen Schmerzenslaut und humpelte dem Dämon hinterher. Was könnte er jetzt noch von ihr wollen?
 


 

“Du willst mir ein Angebot unterbreiten, Dämonenjunge?”, misstrauisch betrachtete die Miko ihren Gegenüber, der aus unschuldig wirkenden Augen zurückstarrte.

“Genau!”, erklärte er eifrig. “Ich habe gehört, ihr hättet Ärger mit einer schwarzhaarigen Dämonin gehabt?”

Ein kalter Ausdruck legte sich über das Gesicht der Priesterin.

“Woher weist du das, Youkai?”, fragte sie langsam, wobei sie ihren Bogen spannte, die Spitze des Pfeils auf den Jugendlichen zeigen ließ.

“Ein Dorfbewohner erzählte es mir.”, erklärte der Junge mit kupferfarbenem Haar ohne zu zögern, ignorierte die auf ihn gerichtete Pfeilspitze scheinbar völlig. “Mein Herr liegt auch im Zwist mit dieser Youkai namens Akiko. Er will Euch Hilfe anbieten, falls ihr Euch dazu entscheiden solltet, sie zu jagen.”

“Ich nehme nicht die Hilfe eines Dämons an, Kleiner. Sag das deinem Herrn.”, erwiderte die Miko ruhig.

“Aber das tut ihr doch gerade schon, Priesterin!”, entrüstete sich der jugendliche scheinbar ernsthaft aufgebracht sofort.

“Was?!”, für einen Augenblick irritiert ließ die ca. 30-jährige ihren Bogen sinken.

“Wundert Ihr Euch denn gar nicht darüber, dass ihr plötzlich keinen Schmerz mehr spürt? Das ist meine ganz spezielle Gabe!”, stolz plusterte sich der noch junge Dämon, bevor er mit leuchtenden Augen weiter sprach. “Ich kann den Leuten in meiner Umgebung ihren Schmerz nehmen! Und wenn ihre Wunden nicht tief sind, kann ich sie sogar heilen. Eure Wunden habe ich geheilt!”

Nachdenklich betrachtete die Miko ihren Gegenüber, während sie mit einer Hand prüfend über einen ihrer Verbände fingerte. Es stimmte. Sie spürte keinen Schmerz mehr. Aber das hieß nicht zwangsläufig, dass ihre Wunden auch geheilt waren. Sie wusste, dass sich einige Dämonen darauf verstanden, die Sinne von anderen zu täuschen, sie in ihren Illusionen gefangen zu halten. Unterlag auch sie gerade einer Illusion, einer Täuschung, die sie glauben machen ließ, dass dieser scheinbar junge Dämon vor ihr ein Freund war? Möglich. Aber wenn dem nicht so war, wenn er die Wahrheit sprach….

“Wie heißt du?”, wollte sie äußerlich ruhig wissen.

“Mein Name ist Jiro.”

“Nun gut Jiro, verlasse dieses Dorf und komm nicht vor den ersten Sonnenstrahlen morgen früh wieder. Erst dann werde ich dir nämlich sagen, ob ich das Angebot deines Herrn annehmen werde.”

Mit einer leichten Verbeugung drehte der junge Dämon sich daraufhin um und verschwand.

Kurz blickte die Miko ihm noch hinterher, bevor sie sich in ihre Hütte begab. Wenn es stimmte, was der junge Youkai sagte, dann würden ihre Wunden nicht zu sehen sein, wenn sie gleich nach ihnen sah. Sie konnte nur hoffen, dass der Andere nicht in der Lage wäre, ihre Sinne noch dann zu täuschen, wenn er außerhalb der Dorfgrenze war.
 

“Du weist dein Youki nicht zu kontrollieren?”, das war mehr eine Feststellung als eine Frage, wie Akiko fand. Dennoch nickte sie, während sie den kalten Blick Sesshoumarus erwiderte. Aus irgendeinem Grund machte sie der Ausdruck in seinen goldenen Iriden nervös. Schnell versuchte sie dieses Gefühl wieder abzuschütteln. Sie war jedoch nicht allzu erfolgreich, denn in diesem Augenblick stand der Weißhaarige auch schon direkt vor ihr, legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie nach unten. Da Akiko sowieso noch nicht wieder allzu sicher auf ihren Beinen war knickten diese auch sogleich unter ihr ein und sie fiel mit einem leicht überraschten Aufschrei auf den Hintern. Nur ihr guter Gleichgewichtssinn verhinderte es, dass sie auch noch hintenüber kippte.

Wütend starrte die Schwarzhaarige zu Sesshoumaru, der scheinbar Seelenruhig vor ihr stand.

“Wie wäre es mit einem einfachen: Setz dich?”, giftete sie wütend, machte jedoch nicht allzu viele Anstalten, wieder aufzustehen. Aus der Wunde an ihrem Bein floss immer noch etwas Blut, auch, wenn es mittlerweile wieder weniger geworden war.

“Du solltest lernen, dein Youki zu kontrollieren.” Die Stimme des weißhaarigen Dämons klang ruhig wie immer.

“Ach ja? Und wie genau soll ich das deiner Meinung nach anstellen?”

Kurz verengte Sesshoumaru seine Augen, als er ihrer Anrede gewahr wurde, ging jedoch nicht darauf ein.

“Konzentrier dich.”, war das einzige, was er auf ihre Frage erwiderte. “Und komm erst wieder, wenn deine Wunden nicht mehr bei der geringsten Belastung aufbrechen.” Mit diesen Worten drehte sich der Weißhaarige um und verschwand. Leicht fassungslos blickte Akiko ihm hinterher. Das konnte Sesshoumaru doch unmöglich ernst gemeint haben, oder?
 

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Hier ist das Kap auch schon zu Ende^^

Ich hoff, es hat euch gefallen. Wer so lieb ist und mir n Kommi dalässt kriegt wieder ne ENS, wenn ich’s nächste Kap on stelle^^

Bye,

_Corchen_

Kontrolle

Leicht frustriert spähte Akiko zum Nachthimmel. Das Blut pochte unangenehm in ihrem verletztem Bein und Arm. Nun, da sie sich auf ihre Wunden konzentrierte, schlich sich ein dumpfer Schmerz zielsicher in ihre Gedanken, den sie bisher erfolgreich verdrängt hatte.

“Komm erst wieder, wenn deine Wunden nicht mehr bei der geringsten Belastung aufbrechen.”, genau das hatte Sesshoumaru zu ihr gesagt, bevor er gegangen war. Immer wieder wiederholte sie seine Worte in Gedanken, fast so, als würde sie das zur Lösung ihres Problems führen. Denn eins stand fest: Sie durfte erst wieder zu der Gruppe zurückkehren, wenn ihre Wunden zum Großteil verheilt waren.

Wenn sie nicht davon ausgegangen wäre, dass der weißhaarige Dämon sich leichtere Wege sie loszuwerden hätte ausdenken können, so hätte sie angenommen, dass er sie absichtlich vor eine unlösbare Aufgabe stellte. Dennoch nahm sie an, dass ihr jetzt nur noch ein kleineres Wunder würde helfen können. Schließlich war niemand dazu in der Lage, seine Wunden schneller zu heilen, als es der Körper ohnehin schon tat. Davon war sie fest überzeugt. Ob nun Dämonenblut in einem floss oder nicht war dabei ziemlich gleichgültig, wie sie fand.

Kurz atmete Akiko tief durch, um die in ihr langsam aufkommende Wut etwas zu besänftigen. Was nutzte es schon, wenn sie sich hier in Selbstmitleid und Zorn flüchtete? Die Antwort darauf war leicht: Gar nichts. Ihr blieb also keine andere Möglichkeit übrig, als die von dem Youkai gestellte Aufgabe zu erfüllen, wollte sie nicht alleine weiterreisen. Und dass sie das nicht wollte, wusste sie ganz genau.

Langsam schloss sie ihre Augen. Sie musste sich konzentrieren, wollte sie auch nur die geringste Chance auf Erfolg haben. Leider verhinderte der noch immer brodelnde Zorn in ihr, dass sie ihren Geist völlig leeren konnte. Hätte Sesshoumaru sich nicht genauer ausdrücken können? Sie wusste nicht einmal, was genau sie jetzt zu tun hatte! Das Einzige, was ihr einen Hinweis gab, war die Tatsache, dass er sie kurz darauf angesprochen hatte, ob sie ihr Youki nicht kontrollieren könne. Als ob dieser Youkai nicht selbst wüsste, dass sie ihr gesamtes Leben unter Menschen verbracht, niemals auch nur im Entferntesten daran gedacht hatte, dass sie Youki in sich tragen könnte! Fast wäre sie versucht gewesen, wütend aufzuspringen. Nur der noch immer dumpfe Schmerz in ihrem Bein und ihr Verstand hielten sie von dieser nutzlosen Reaktion ab und ihr Gemüt glättete sich wieder ein wenig. Vielleicht war es ja so Sitte unter Dämonen, nur die Hälfte von dem zu sagen, was man meinte? So etwas war durchaus möglich. Immerhin hatte sie nicht die geringste Ahnung davon, wie man sich bei diesen Wesen verhielt.

Erneut atmete sie tief durch, verscheuchte ihre auf Abwege geratenden Gedanken einfach. Sie durfte sich nicht ablenken lassen, wollte sie rechtzeitig fertig werden. Wahrscheinlich würden die anderen wieder früh am nächsten Tag aufbrechen. Sie zweifelte nicht daran, dass höchstens Rin ein Interesse daran haben könnte, auf sie zu warten. Aber wahrscheinlich würde sich selbst das kleine Mädchen nicht allzu deutlich gegen eine zu frühe Abreise aussprechen, denn wirklich lange kannten sie und die Kleine sich ja noch nicht. Und schon wieder waren ihre Gedanken abgedriftet. Verbissen versuchte Akiko, sich innerlich wieder zu sammeln.

Wann war es ihr zum ersten Mal gelungen, ihre Kräfte eigenständig zu benutzen, ohne, dass dieses komische Dämonenschwert ihr geholfen hatte? Nur ein einziges Mal, soweit sie sich erinnern konnte, nämlich zu dem Zeitpunkt, an dem sie gefesselt in der Hütte des Dorfältesten gesessen hatte. Sie wusste noch genau, wie sie versucht hatte, nach der Energie um sie herum zu greifen als sie dort gewesen war, wie diese ihr jedoch immer wieder entglitten war.

Nun, wahrscheinlich lief es jetzt auf etwas ähnliches heraus. Sie benötigte Youki, um ihre Wunden zu heilen, Youki, dass ihr ihr Körper nicht geben wollte oder es vielleicht auch gar nicht konnte. Dann konnte sie nur hoffen, dass ihr dieses Mal gelang, was sich bisher als schier unlösbare Aufgabe dargestellt hatte.

Vorsichtig ließ sie ihre Sinne schweifen. Zuerst nahm sie nichts wahr als das leise Rauschen der Baumkronen im Wind, den Geruch der feuchten Erde unter ihr, das trippeln der kleineren Tiere, die durch die Nacht huschten. Erst nach und nach wurde sie sich den anderen Dingen bewusst. Das fast sanfte Kitzeln des Windes, der auch durch ihr Haar fuhr, die Aura des Schwertes, dass an ihrer Hüfte befestigt war und das leise pulsieren um sie herum, fast so, als horche sie dem Herzschlag eines riesigen Tieres. Die Energie, die sich um ihr herum verbarg, welche nun langsam an die Oberfläche zu kommen, auf sie zuzufließen schien….

Erschrocken riss sie die Augen auf und die Wahrnehmung verschwand wie Wasser, dass durch ihre Finger rann. Ihr Herz raste, während sie so schnell sie konnte auf die Beine kam und sich gleichzeitig hastig umsah. Alles um sie herum sah auf den ersten Blick genauso aus wie vorher. Selbst die Sterne schienen gleich lautlosen Zeugen noch immer mit dem selben Licht auf sie herab.

Erst als ihre Augen sich ein wenig auf die um sie herum herrschende Finsternis einstellten konnte sie die Unterschiede zu vorher ausmachen. Die Stelle, auf der sie gesessen hatte… irrte sie sich oder war das Laub dort etwas mehr verwelkt als in etwas weitere Entfernung? Der junge Baum, der sich direkt hinter ihr befunden hatte, hatte er nicht vorher kräftiger, gesünder gewirkt als jetzt?

Entschlossen schüttelte sie ihren Kopf. Was war nur los mit ihr? Jetzt glaubte sie schon, die Dinge hätten sich verändert, nur, weil ihr seltsam zumute war. Tief sog sie die frische Nachtluft ein. Niemand, nicht einmal Youki, konnten eine andere Macht als die eigene verwenden, darüber sollte sie sich allmählich klar sein. Vielleicht war es ja nur eine einfache… Missinterpretation von ihr, die sie glauben ließ, sie würde allem um sich herum Energie stehlen. Aber war es nicht genau das, worauf sie von Anfang an aus gewesen war? Sie hatte Energie von einer Quelle außerhalb ihres Körpers nehmen wollen, damit sie ihre Wunden heilen konnte. Wieso war sie jetzt so geschockt, nun, da sie dem Angestrebten schon zum Greifen nahe gewesen war? Vielleicht lag es ja daran, dass sie von ihren plötzlichen Empfindungen einfach nur überrumpelt gewesen war?

Tief in Gedanken versunken betrachtete die Schwarzhaarige das Muster aus Schatten, dass von dem schwachen Licht der Sterne und des Mondes auf den Boden gezeichnet wurde. Als sie zuletzt versucht hatte, nach der Energie um sie herum zu greifen, da hatte sie die Stellen, von denen sie sie nehmen konnte, erspürt. Nun schien sie jedoch überall zu sein, fast so, als wäre ihre ganze Umgebung davon durchdrungen. War das schlecht? Wohl kaum. Also musste sie auch keine Angst haben.

Sich so innerlich selbst beruhigend ließ Akiko sich wieder zu Boden sinken und schloss erneut die Augen. Doch anstatt ihre Sinne wieder auf ihre Umgebung zu richten fing sie zuerst damit an, in sich selbst zu gehen. Sie hatte früher, als sie noch klein war, viel meditieren sollen, zumindest hatten ihr das die anderen Dorfbewohner immer gesagt. Sie hatten gemeint, dass würde die Seele mit dem Körper ins Reine bringen und man würde weniger in Gefahr laufen, irgendwann einmal die Beherrschung zu verlieren. Akiko hatte nie meditiert. Sie hatte es einmal probiert und danach nie wieder. Es war einfach viel zu langweilig, viel zu eintönig für ein kleines Kind gewesen, zumal nie jemand sich die Mühe gemacht hatte, bei ihr zu sein, wenn sie es versuchte. Jetzt war sie schon fast daran zu bereuen, dass sie sich damals nicht hatte überwinden können. Es hätte ihr das ganze nun um so vieles einfacher machen können.

In Gedanken seufzte sie leise auf. Es nützte nichts, wenn sie sich etwas bereute, was sie ohnehin nicht mehr ändern konnte. Wie schon zuvor wischte sie ihre Sorgen und Ängste einfach beiseite, während sie anfing sich auf sich selbst zu konzentrieren, auf das Blut, dass durch ihre Adern rauschte, auf das, was sie von einem Menschen unterschied…. Doch so sehr sie sich auch konzentrierte, sie fand nichts in sich selbst, was nicht auch schon vorher da gewesen war. Da war keine Energie, die sie wahrnehmen konnte, nichts, dass sie kontrollieren, nach ihrem Willen formen konnte.

Frustriert schlug sie die Augen auf und blickte zum Sternenhimmel über ihr. Irrte sie sich oder war der Mond schon ein ganzes Stückchen von dem Punkt entfernt, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte? Nein, es bestand kein Zweifel: Sie musste hier schon mehrere Stunden hocken und noch immer hatte sie keine Ahnung, was genau sie tun musste. Sie war keinen einzigen Schritt weiter gekommen.

Wider besseren Wissens schob sie einmal ihren Ärmel prüfend hoch um sich eine ihrer beiden Wunden zu betrachten. Der noch dünne Schorf auf ihrem Oberarm blickte ihr fast verhöhnend entgegen. Wenn schon nicht ihr Gefühl, dann war er der eindeutige Beweis dafür, dass sie hier lediglich ihre Zeit verschwendete. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was genau sie eigentlich tun sollte. Gut, sie brauchte Youki und weiter? Was tat sie, wenn sie es irgendwann mal schaffen sollte, diese Energie in ihr zu wecken? Irgendwie bezweifelte sie, dass es einfach “puff” machen würde und ihre Wunden dann verheilt wären. Bevor sie nicht wusste, wie genau sie alles anstellen konnte, brachte es wirklich nichts, etwas zu versuchen, wovon sie nichts wusste.

Trotzdem schloss sie erneut die Augen, während sie ihren Kimonoärmel wieder losließ. Akiko wusste nicht, warum sie es erneut versuchte. Es würde doch ohnehin nichts nutzen, oder? In sich selbst fand sie die benötigte Energie nicht und außerhalb von ihr… Nun, diese Energie konnte sie nicht kontrollieren. Sie saß in einer Zwickmühle. Egal, was sie nun versuchte, es würde entweder zu gar nichts führen oder gefährlich werden. In diesem Augenblick kam ihr der Kampf mit dem lilahaarigem Youkai in den Sinn. Sie war hilflos gewesen. Sie hatte sich nicht wehren können. Und Sesshoumaru hatte sie gerettet. Sie schuldete ihm wenigstens diesen einen Versuch.

Für einen kurzen Moment war ihr Kopf wie leergefegt und das war der Augenblick, indem Akiko wieder die Energien um sich herum wahrnehmen konnte. Und wieder flossen sie auf sie zu, von einigen Stellen schneller, von anderen langsamer. Dieses Mal unterbrach die Schwarzhaarige den Fluss nicht, spürte einfach nur möglichst unbeteiligt, wie sich die fremden Kräfte mit ihrer eigenen, plötzlich spürbaren Aura verbanden, diese immer größer werden ließ.

Was sollte sie nun tun? Sie wusste es nicht und so regte sie sich nicht, während sie spürte, wie um sie herum ein starker Wind aufkam. Gab es etwa einen Sturm? Verwirrt öffnete sie die Augen, doch aufeinander treffende Windböen verzerrten das Bild ihrer Umgebung. Ein kehliges Knurren erklang ganz in ihrer Nähe und es dauerte eine Weile, ehe Akiko erkannte, dass das unheimliche Geräusch von ihr selbst kam. Erschrocken wollte sie aufspringen, doch ihr Körper bewegte sich nicht. Panik flammte in ihr auf.

Noch immer spürte sie am Rande ihres Bewusstseins die Macht in ihrer Umgebung, die noch immer auf sie zufloss, sich in ihr sammelte. Mit leichtem Schrecken erkannte sie, dass es zuviel Energie war. Ihr Körper konnte das gesamte Youki nicht mehr halten, deswegen dieser starke Wind! Und es sammelte sich noch immer mehr der Macht in ihr, würde sie irgendwann zerreißen, wenn sie es nicht stoppen konnte. Und genau das konnte sie nicht, nicht mehr. Ihr Körper schien sich langsam selbstständig zu machen, wie schon einige Male zuvor wurde ihr eigener Wille in den Hintergrund gedrängt.

Aber sie wollte nicht sterben, noch nicht und ganz bestimmt nicht nur deshalb, weil sie irgendeinem dahergelaufenem Youkai eine Bedingung hatte erfüllen wollen!

Wütend bleckte sie die Zähne. Wenn sie hier sterben sollte, dann wäre das einzig und allein Sesshoumarus Schuld! In diesem Moment war es so, als wäre in ihrem Kopf ein Schalter umgelegt worden. Ihr Geist zog sich endgültig zurück, während ihre Gestalt sich auflöste, zu etwas völlig anderem, größeren wurde, zu etwas, dass Akiko selbst nicht begreifen konnte. Das einzige, was ihr Bewusst wurde, war, dass sie plötzlich keinen Körper mehr sondern etwas anderes hatte, in dem ihr Verstand ruhte. Ihr “Kopf”, wenn man es überhaupt so nennen konnte, war mit einem Mal auf gleicher Höhe mit den Kronen der nahe stehenden Bäume, deren Laub in ihrer Gegenwart langsam welkte, leblos zu Boden fiel. Sie machte einen Schritt nach vorne, wobei sie nur nebenbei registrierte, dass sie auf vier anstatt auf zwei Beinen lief. War das überhaupt wichtig? Mit einem Mal wusste sie es nicht mehr. Was war schon dabei, wenn sie plötzlich auf vier Pfoten lief? Moment mal, Pfoten?!

Irgendetwas in ihr rebellierte bei dem alleinigen Gedanken daran, doch es war zu schwach, um ihre jetzigen Handlungen noch zu beeinflussen. So wurden ihre Schritte schneller und ohne selbst zu wissen warum, lief sie los.
 

Fast interessiert hatte Sesshoumaru zugesehen, wie sich Akikos Körper verwandelte, obwohl das wohl kaum das richtige Wort für die Geschehnisse gewesen war. Ihr Körper hatte sich nicht verwandelt, er hatte sich vielmehr in einer riesigen, schemenhaften Wolfsgestalt aufgelöst, deren Größe fast an die seine heranreichte, wenn er sich in seiner wahren Gestalt befand. Ungewöhnlich war auch, dass alles, was sich in der Nähe dieses Wolfes, der aus nichts als Schatten zu bestehen schien, befand, einfach verrottete. Es war fast so, als ziehe Akiko in dieser Gestalt die gesamte Lebenskraft ihrer Umgebung in sich ein. Selbst er hatte einen kurzen Zug an seinem Youki gespürt, welches er jedoch sogleich wieder unterdrückt, so dem aufsaugen seiner Energie entgegengewirkt hatte.

Nachdenklich betrachtete er nun, wie der riesige Schemen sich in Bewegung setzte, anscheinend loslaufen wollte. Das allein hätte den weißhaarigen Youkai noch nicht gestört, wäre da nicht die einfache Tatsache gewesen, dass Akiko direkt auf Rin, Jaken und Ah-Uhn zuhielt und er konnte sich nur allzu gut vorstellen, was mit Lebewesen geschah, die ihre Energie nicht vor dem Schattenwolfs verbergen konnten. Also sprang auch er los, setzte der im Augenblick riesigen, aus nichts als Dunkelheit bestehenden Youkai nach.
 

Akiko nahm ihre Umgebung gestochen scharf wahr, viel zu scharf, wenn es nach ihr ging. Doch nach ihr ging es im Augenblick nicht. Die Schwarzhaarige hatte schnell festgestellt, dass ihr Wille erschreckend wenig zählte, wenn man bedachte, dass es ihr eigener Körper war, dem sie diesen aufzwingen wollte. Vielleicht hätte sie es sogar geschafft, sich selbst wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen, wenn sie sich nicht so berauscht gefühlt hätte. Pure Kraft pulsierte in ihr, füllte sie aus, ließ sie weiterlaufen, immer weiter. Ihre Sprünge wurden größer.

Sie war stark, sie war frei, nichts konnte sie aufhalten. Mit einem Mal war es egal, dass alles in ihrer Nähe einzugehen schien, es war egal, dass sie nicht mehr Herr ihrer Selbst war, es war egal, dass es sie tief im Innern nach immer mehr Kraft dürstete und ganz bestimmt war es egal, dass irgendetwas in ihr Vorhatte, diese Kraft von lebenden, atmenden Wesen zu nehmen, die sich nicht allzu weit vor ihr aufhalten mussten.
 

“Jaken-sama, wann kommen Akiko-san und Sesshoumaru-sama wieder zurück?”, fragte ein kleines Mädchen mit großen, Hazelnussbraunen Augen unschuldig, während sie dem zweiköpfigem Drachen neben ihr das Kopfgeschirr abnahm.

“Frag nicht immer so nutzlose Dinge, Rin!”, grummelte ein froschähnlicher Youkai als einzige Antwort, ohne seine Augen von den über einem Feuer brutzelnden Pilzen zu nehmen.

In diesem Moment hatte das kleine Mädchen den gutmütigen Drachen vor ihr von seinem Zaumzeug befreit, der sie daraufhin zufrieden grunzend anstupste, ehe er sich einigen Grasbüscheln in der Nähe zuwandte.

“Aber sie sind doch schon so lange weg, Jaken-sama!”, protestierte die Kleine sichtlich empört und richtete ihre trotzig funkelnden Augen auf den kleineren Youkai.

“Pah, es geht dich nicht das geringste an, was mein Meister mit dieser dahergelaufenen Göre macht! Vielleicht setzt er sie ja irgendwo aus, dann wären wir sie endlich los!”, keifte der Grünling wütend.

“Jaken-sama, so etwas sagt man nicht!”, widersprach das Mädchen heftig.

Wahrscheinlich hätte der so angesprochene eine weniger nette Antwort von sich gegeben, wäre die Zankerei der beiden nicht von einem warnendem Knurren des zweiköpfigen Drachen unterbrochen worden.

Irritiert wandten sich zwei Augenpaare zu dem sonst so gutmütigem Youkai, der seinen Blick fest auf einen Punkt in der Ferne fixiert hatte.

“Was ist denn los, Ah-Uhn?” Mit verschiedenen, sich auf ihrem Gesicht widerspiegelnden Emotionen lief Rin zu dem Reittier hinüber und stellte sich direkt neben es, ehe sie in die gleiche Richtung wie es spähte. Kurze Zeit regte sich nichts, dann wurde das Knurren des Drachen tiefer.

Irgendwo in der Nähe des Lagers knickte ein Baum ein, fiel dröhnend zu Boden. Rote Augen glühten in der Nacht, als ein riesiges Schattenartiges Wesen aus dem Wald trat, seine Beute mit gierigem Blick betrachtete.
 

Akiko war an ihrem Ziel angekommen. Sie spürte das Leben, das praktisch nur darauf wartete, von ihr aufgenommen zu werden, direkt vor sich. Sie trat einen Schritt aus dem Wald heraus und das war der Moment, in dem sie eine ihr mittlerweile vertraute Aura in ihrer Nähe aufflammen spürte.

Eine bläuliche Druckwelle schoss auf sie zu, traf sie hart an der Seite und bestünde ihre derzeitige Gestalt aus Fleisch und Knochen, so hätte sie gewiss schwere Verletzungen davon getragen. Da dies allerdings nicht der Fall war, wurde sie nur einige Meter zur Seite gedrückt, während sich ein unangenehmes Prickeln in ihr bemerkbar machte. Ihr Verstand wusste, dass es Sesshoumaru gewesen war, der sie angegriffen hatte. Ihr Verstand wusste, dass sein Angriff gerechtfertigt, wahrscheinlich sogar gut war, denn sonst wären Rin und Jaken jetzt schon tot. Das alles sah sie ein, nur ihr dämonischer Teil tat es nicht. Er spürte nur den Angriff, die eventuelle Gefahr, die von dem Youkai ausging, der sich nun zwischen ihn und seine Beute stellte.

Ein Knurren entwich der Kehle der riesigen, schemenhaften Dämonin. Blutrote Augen bohrten sich in die kalten, goldenen Iriden des Weißhaarigen vor ihr, der nun erneut sein Schwert hob, eine Druckwelle gegen sie schickte.

Akiko wollte dem Angriff ausweichen, zur Seite springen, doch ihr Körper schien da andere Pläne zu haben. Er blieb einfach stehen, wartete den Angriff ab, wohl wissend, dass ihm die Macht des Gegners kaum etwas anhaben konnte. Und so wurde das riesige Wesen schon zum zweiten Mal von der bläulichen Energie erfasst, zurückgedrückt, ehe der Angriff erlosch.
 

Mit kritisch zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete Sesshoumaru die riesige Dämonin vor ihm. Was für eine Macht wohnte ihr inne, dass sie nicht einmal Tokijin verletzen konnte? Prüfend sog er die Luft ein. Eins stand fest: er hatte noch nie jemandem mit vergleichbaren Fähigkeiten gegenübergestanden. Das könnte ganz interessant werden.

Mit diesem Gedanken sprang er empor, während er dieses Mal seine eigene Energie in das Schwert fließen ließ, die darauf folgende Druckwelle so größer, stärker machte. Wieder wich sein Gegner nicht aus, sondern ließ sich einfach von der Energie treffen, ein wenig zurückdrücken. Es gab nur einen Unterschied: diesmal schien die Youkai nicht gewillt zu sein, auf einen weiteren Angriff des Weißhaarigen zu warten. Mit einem Satz stürmte die Schattenwölfin los, wollte sich mit hochgezogenen Lefzen auf ihren Gegner stürzen.

Sie war fast bei ihm angelangt, als erneut ein blaues Licht aufflammte, doch dieses Mal war es anders als zuvor. Dieses Licht war heller, reiner, es war keine Aggressivität in ihm enthalten, sondern lediglich der Wille zu Schützen.

Überrascht kreischte die Dämonin auf, während sich etwas in ihr veränderte. Akiko konnte spüren, wie sich ihre Gestalt wieder verkleinerte, konnte spüren, wie sie sich selbst zu so etwas wie einem festen Körper zusammenzog. Wie schon bei ihrer Verwandlung zuvor, so war sie auch jetzt in einen riesigen, dämonischen Wirbel gehüllt, der ihr jeglichen Blick auf ihre Außenwelt erschwerte.

Aber das war auch nicht schlimm, hatte sie immerhin genug mit sich selbst zu tun. Ihr Körper verkleinerte sich immer weiter, während sich der dämonische Teil ihrer Selbst langsam aber sicher wieder dorthin zurückzog, wo er die meiste Zeit schlief. Sie bekam wieder Arme, Beine, einen menschlich wirkenden Kopf, ein Gesicht… und ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte sie wieder ihre normale Gestalt angenommen.

Augenblicklich verschwand der dämonische Wind um sie herum und mit ihm ging das, was sie hatte aufrecht stehen lassen. Ihre Beine knickten unter ihr ein, während Erschöpfung über sie herein brach. Mit einem Mal wurden ihre Gedanken träge, ihr Blick trüb. Ihre Glieder zitterten. Was hatte sie getan? Was hatte sie nur getan?!

Unwillkürlich richteten sich ihre Augen nach unten. Eher gleichgültig bemerkte sie, dass nur noch Fetzten von ihrem Kimono übrig waren, sie gleich Lumpen ihren Körper kaum genügend verhüllten. Sie sah die Stelle, wo eigentlich die Wunde an ihrem Oberschenkel hätte sein sollen. Sie war verschwunden, doch Akiko fühlte sich zu schwach, zu ausgebrannt, um darüber froh sein zu können.

Sie war bereits ohnmächtig, als ihr Gesicht auf dem Boden aufschlug.

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Ich weiß, dass Kap ist ziemlich kurz^^ Ich werd versuchen, mich zu bessern und bald das nächste Kap on zu stellen! Wer inzwischen so lieb ist und mir n Kommi dalässt, kriegt wieder ne ENS, wenn ich das nächste Kap hochlade^^

Ach ja, ich hab versucht, dass mit Akikos Kräften jetzt so gut wie möglich in diesem Kapitel darzustellen. Ich hoff, es ist mir gelungen rüberzubringen, auf was ihre Kraft nun beruht^^

Bye,

_Corchen_

Allein?

Akiko träumte. Sie wusste, dass sie schlief und dennoch konnte sie nicht aufwachen. Ihr Geist weigerte sich Standhaft dagegen, in die Wirklichkeit zurückzukehren und so war sie in ihrem Traum gefangen.

Verzweifelt blickte sie um sich. Alles, was ihre Augen erblickten, war eine schier allumfassende Schwärze. Sie spürte nichts, außer dem zerrissenen Kimono, der ihr in Fetzen am Körper hing und dem Schwert, das kühl und irgendwie Schutz versprechend in ihrer Hand lag. Vorsichtig blickte sie auf die Klinge, ängstlich, auch sie könne verschwinden, bevor ihre Augen sie erfassen konnten. Aber das tat sie nicht. Sie blieb wo sie war, verschmolz mit der Dunkelheit um sie herum zu einer Einheit. Nur die beiden Schriftzeichen, die den Namen der Waffe bekundeten, leuchteten unheilvoll in der Finsternis.

“Schattenschwert”, es war fast so, als wollte die Klinge sichergehen, dass sich ihr Name in ihr Gedächtnis unwiderruflich einbrannte, obwohl er das doch schon längst getan hatte.

Warum hielt sie das Schwert eigentlich in der Hand? Hier drohte ihr doch keine Gefahr, oder? Unwillkürlich lockerte sie ihren Griff um die Waffe und obwohl sie sich sicher war, nicht gänzlich losgelassen zu haben, fiel die Klinge nun in die Dunkelheit unter ihr. Erschrocken starrte Akiko ihr nach, während ein stetiges Gefühl von Bedrohung in ihr hoch kroch. Sie war allein. Sie hatte keine Waffe. Und sie war in diesem Traum gefangen.

Mit aufkommender Panik sah sie in die Dunkelheit um sich herum, die sich mit einem Mal zu bewegen schien. Atemlos sah sie dabei zu, wie sich vor ihr etwas bildete, wie sich die Schwärze zusammenzog, bis vor ihr etwas Riesiges stand. Sie sah das Wesen nicht, als es sich zu ihr hinunter beugte, doch sie spürte mit jeder Faser ihres Körpers die Macht, die von ihm ausging. Und mit einem Mal durchbrachen Blutrote Augen die Dunkelheit vor ihr…
 

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Akiko in den langsam heller werdenden Morgenhimmel. Das Blut pochte in ihren Adern, rauschte durch ihre Ohren. Nur langsam beruhigte sich ihr hastiger Atem wieder, während sich die Erinnerung an das Geschehene gleich einem unliebsamen Eindringling in ihren Gedanken breit machte. Hastig setzte sie sich auf.

Ihr Körper dankte ihr diese plötzliche Bewegung lediglich mit einem aufkommenden Schwindel, der ihre Sicht kurz verschwimmen ließ. Sekundenbruchteile lang hielt die Schwarzhaarige hockend inne, dann stand sie endgültig auf und sah sich mit einem ziemlich störendem Flimmern vor den Augen um.

Wo waren Jaken, Rin und Ah-Uhn? Wo war Sesshoumaru? Sie wusste, dass sie noch auf der gleichen Lichtung stand, auf der sie irgendwie aufgehalten worden war, bevor sie jemandem, außer irgendwelchen Pflanzen, etwas hatte antun können. Aber wenn sie noch immer auf derselben Lichtung war, wo waren dann die anderen? Waren sie bereits abgereist, hatten sie allein zurückgelassen? Langsam verschwand das Flimmern vor ihren Augen, doch Akiko bemerkte es nicht einmal. War sie nun allein? Sie konnte niemanden in ihrer Umgebung wahrnehmen. Die anderen mussten bereits in der Nacht aufgebrochen sein, sonst hätten ihre Sinne ihr wenigstens ungefähr verraten können, in welche Richtung sie aufgebrochen waren.

Hoffnungslosigkeit machte sich in ihr breit, schwemmte wie eine Welle über sie hinweg. Sie wusste, sie konnte nicht erwarten, dass die anderen noch einmal zu ihr zurückkehren, ihr eine neue Chance geben würden. Warum sollten sie auch? Sie selbst hatte versucht, Rin und Jaken zu töten. Wäre sie nicht von irgendetwas aufgehalten worden, hätte sie selbst die beiden ohne zu zögern getötet.

Ohne es zu wollen fiel ihr Blick auf die Schneise aus vertrockneten, halbtoten Pflanzen, die den Weg kennzeichnete, den sie in dieser seltsamen “Form” gegangen war. Kurz erschauderte sie. Was war nur mit ihr los gewesen? Wieso hatte sie dermaßen die Kontrolle verloren? Sie wusste es nicht, aber sie erinnerte sich noch genau an das berauschende Gefühl, als sie die Energien in ihrer Umgebung wahrgenommen, in sich aufgenommen hatte, bevor sich ihr Verstand endgültig zurückgezogen hatte.

Obwohl der Morgen mild war fröstelte Akiko. Schützend schlang sie die Arme um ihren Körper. Erst jetzt bemerkte sie die länglichen Risse in ihrer Kleidung. Es sah fast so aus, als hätte jemand viel zu großes versucht, ihren schlichten Kimono zu tragen. Jetzt war er endgültig hinüber. Sie brauchte dringend etwas Neues zum anziehen, wollte sie nicht von jedem, den sie traf, als verarmte Hure abgestempelt werden. Wenigstens hatte sie noch ihr Schwert. Mit einem Mal war sie froh über das inzwischen vertraute Gewicht der Waffe an ihrer Seite.

Apropos Waffe… was war es eigentlich, dass sie aufgehalten hatte? Sie konnte sich nur noch daran erinnern, eine heilende Energie gespürt zu haben, ehe sie ohnmächtig wurde. Aber sie kannte nichts, dass so eine Aura hätte erzeugen können…. Kurz schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Warum dachte sie eigentlich über etwas nach, auf das sie sowieso keine Antwort finden würde, wenn es doch viel wichtigere Dinge gab, über die sie sich Gedanken machen musste? Aber bevor sie das tat, sollte sie lieber von hier verschwinden. Die Geschehnisse der vergangenen Nacht hatten gewiss einige Youkai und vielleicht auch menschliche Priester neugierig gemacht und sie wollte bestimmt nicht mehr hier sein, wenn irgendjemand fremdes hier eintraf.

Mit diesem Gedanken wandte sie sich ab, wobei ihr Blick ein unauffälliges Bündel schweifte, das im Gras lag.

Überrascht hielt sie inne. Erneut ließ sie ihre Sinne schweifen. Nein, es war wirklich niemand in der Gegend. Aber woher kam dann das scheinbar größere Stück Stoff, dass dort lag? Sie war sich ziemlich sicher, es nicht zuvor bei Sesshoumarus Gruppe gesehen zu haben und außerdem: Warum hätte der Inuyoukai auch nur irgendetwas für sie zurücklassen sollen?

Neugierig machte sie einen Schritt auf das Bündel zu, ehe sie sich niederkniete um es näher zu betrachten. Nur am Rande nahm sie wahr, dass ihr Bein dabei nicht mehr schmerzte. Ihre Wunden waren verheilt, sie hatte die Bedingung des weißhaarigen Dämons erfüllt. Leider zählte das nun nicht mehr.

Vorsichtig griff sie nach dem braunen Stoff im Gras und hob ihn hoch. Verwundert zog sie die Augenbrauen zusammen. Was war das? Prüfend strich sie mit einer Hand über das scheinbar robuste Material, wobei ihr auffiel, dass das Bündel an einer Seite nicht zusammengenäht war, eine Lücke aufwies. Also stellte dieser braune Stoff eine ungewöhnliche Art von Beutel dar. Leicht misstrauisch griff Akiko nun in diesen hinein und bekam noch mehr Stoff zu fassen, den sie ohne zu zögern aus seinem Schutz herauszog.

Kurz darauf stand sie auf der Lichtung und hielt einen fein gewebten Kimono prüfend ins Licht. Ein kunstvolles, schwarzes Muster zog sich über den roten Stoff und der dunkelgrüne, zugehörige Obi lag aufgewickelt auf dem robusten Beutel. Nachdenklich musterte die Schwarzhaarige das Kleidungsstück. War es nur Zufall oder hatte die Tatsache, dass sie so etwas schon einmal im Traum gesehen hatte, irgendeine Bedeutung? Nun, wahrscheinlich war das unwichtig. Ihr alter Kimono war, vorsichtig ausgedrückt, ziemlich unbrauchbar geworden. Sie brauchte etwas Neues zum anziehen, auch, wenn es etwas war, dass sie auf irgendeiner Wiese gefunden hatte und von dem sie nicht wusste, woher genau es kam. Obwohl… eigentlich konnte es nur Sesshoumaru gewesen sein, der den Kimono für sie da gelassen hatte. Niemand sonst war hier vorbeigekommen, da war sie sich ziemlich sicher, denn sonst wäre sie kaum noch am Leben geschweige denn unverletzt.

Nein, der Inuyoukai war der einzige, der so etwas für sie hatte hier lassen können. Nur warum? Hatte er es getan, weil sie seine eigentliche Bedingung, um bei der Gruppe bleiben zu können, erfüllt hatte? Möglich, wenn auch ziemlich unwahrscheinlich. So etwas würde ja geradezu an einen Ansatz von Freundlichkeit ihr gegenüber grenzen.

Innerlich seufzend verscheuchte sie ihre Gedanken. Das brachte doch alles nichts. Es würde ihr wirklich nichts nützen, den ganzen Tag grübelnd auf dieser Lichtung zu stehen. Sie sollte sich besser einen geschützten Ort suchen, wo sie sich umziehen und ein wenig zurechtmachen konnte.
 

Keine halbe Stunde später betrachtete Akiko ihr Spiegelbild sogar recht zufrieden in einem flachen Teich. Der rote Kimono passte ihr wirklich gut und das schwarze Muster, das einen Drachen darstellte, wie sie bei näherer Betrachtung festgestellt hatte, dämpfte den kräftigen Farbton etwas. Ihr langes Haar hatte sie endlich aus dem langen, geflochtenen Zopf gelöst und es stattdessen zu einem Haarknoten zusammengefasst, so, wie ihn fast jede gewöhnliche Frau trug. Nur das Schwert an ihrer Hüfte störte das sonst fast gewöhnliche Bild, das sie nun bot.

Langsam stand die Schwarzhaarige auf, bevor sie ihren Blick auf ihren alten Kimono richtete, der neben ihr am Ufer lag. Jetzt, wo sie so darüber nachdachte, war er das einzige Verbindungsstück, das ihr noch zu ihrem früheren Leben geblieben war. Er war das einzige, was sie noch aus ihrem alten Dorf besaß. Ohne nachzudenken bückte Akiko sich und hob das Kleidungsstück auf, ließ den rauen Stoff durch ihre Hände gleiten. Sie hatte mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen oder zumindest wollte sie es. Sie würde niemals wieder in ihr altes Dorf zurückkehren, nicht, solange sie es verhindern konnte.

Sie holte weit aus, ehe sie den alten Kimono entschlossen in ein nahes Gebüsch warf, wo sich der ohnehin schon zerrissene Stoff in den Ästen verfing. Ohne einen Blick zurückzuwerfen wandte die Schwarzhaarige sich ab und schritt davon. Sie war jetzt allein, hatte keine Ahnung, was sie tun sollte und ob sie überhaupt noch lange zu leben hatte, aber wenigstens war sie noch frei. Frei zu tun, was sie wollte und frei davon, anderen gefallen zu müssen. Unwillentlich kam ihr ihre Mutter in den Sinn. Sie hatte immer versucht, es allen Recht zu machen und dabei ihre eigenen Wünsche zurückzustellen. Nun, es hatte ihr den Tot gebracht. Sie würde nie so werden wie die ältere es gewesen war, dass hatte sie sich schon vor langer Zeit fest vorgenommen. So wie es aussah, war sie nicht zum Scheitern verurteilt.
 

,Ich mache hier einen schrecklichen Fehler.’, immer wieder wiederholte die braunhaarige Miko diesen Satz im Geiste, als könne das etwas an ihrer jetzigen Situation ändern. Ihre Hand hatte sich schon längst um ihren Langbogen verkrampft und das Gewicht des Köchers auf ihrem Rücken schien sie regelrecht in den Boden drücken, sie am weitergehen hindern zu wollen. Dennoch setzte sie weiterhin einen Fuß vor den anderen, während sie dem jugendlich anmutendem Youkai vor ihr folgte, der versprochen hatte, sie zu dieser gefährlichen, schwarzhaarigen Dämonin zu führen.

Am Morgen hatte sie Jiro bescheid gegeben, dass sie auf sein Angebot eingehen würde. Sie hatte selbstsicher getan, während sie ihn angewiesen hatte, ihr den Weg zu zeigen, doch nun war sie sich ihrer Entscheidung nicht mehr so sicher. Immerhin vertraute sie einem Dämon, um einen anderen töten zu können. Wer sagte, dass der andere sie nicht einfach in irgendeine Falle lockte oder sie töten würde, sobald sie diese schwarzhaarige Youkai aus dem Weg geschafft hatte?

Es kam ihr seltsam vor, dass irgendeines dieser Wesen eine Miko aufsuchte, um ihr eine gemeinsame Jagd vorzuschlagen. Sie wusste, dass sie gelacht hätte, hätte ihr jemand vor einigen Tagen eine solche Geschichte erzählt. Nun, aber vor einigen Tagen hatte sie auch noch nicht das fröhliche Menschenmädchen gesehen, dass diese Dämonen irgendwie dazu gezwungen haben mussten, sie zu begleiten. Ihr wurde bei dem alleinigen Gedanken daran, was das kleine Mädchen wahrscheinlich zu ertragen hatte, übel.

“Wie lange wird es noch dauern, ehe wir sie eingeholt haben?”, betont gleichgültig sprach die Priesterin diese Worte aus, doch das leichte zittern der Hand, in der sie ihren Bogen hielt, verriet sie. Sie war bisher nur ein einziges Mal auf Dämonenjagd gewesen und damals war ihre Lehrmeisterin beim Bannen der Youkai ums Leben gekommen. Seitdem war sie die Miko ihres Dorfes und niemals war es nötig gewesen, sich außerhalb des Dorfes auf die Suche nach solchen Wesen zu machen. Die kleine Hüttensiedlung, in der sie lebte, lag einfach in einem viel zu abgeschiedenem Gebiet, in das sich nicht einmal viele Dämonen verirrten. Nun, aber das würde sie nicht daran hindern, dieses arme Kind zu retten.

“Mit Verlaub, Miko-sama, aber Eure menschlich bedingte Geschwindigkeit kann kaum mit der eines Youkais verglichen werden. Es dürfte noch eine Weile dauern, ehe wir unser Ziel erreicht haben.”, meinte Jiro und warf der Miko einen leicht giftigen Blick zu. Ebenso giftig starrte sie zurück. Nachdem sie zugestimmt hatte, den braunhaarigen zu begleiten hatte dieser jegliche Höflichkeit fahren lassen. Wahrscheinlich war das auch besser so. Wenigstens konnte sie dann ihrer Abneigung ihm gegenüber so auch freien Lauf lassen, ohne irgendwann einmal von ihrem schlechten Gewissen heimgesucht zu werden.
 

Akiko lauschte dem gedämpften Geräusch ihrer eigenen Schritte. Ihre Sinne waren angespannt. Sie war allein. Wenn sie nun angegriffen würde, wäre niemand da, der ihr zu Hilfe kommen könnte. Es gab niemanden, mit dem sie ihre Sorgen, Ängste teilen konnte, niemand, der sie stoppen könnte, wenn sie wieder die Kontrolle verlor. Und es gab niemanden, den sie verletzten konnte, wenn dies geschah. Wenn sie so darüber nachdachte, dann war das ein guter Grund, um sich nicht nach Gesellschaft zu sehnen. Leider schienen ihre Gefühle das anders zu sehen. Sie war noch nicht allzu lange bei Rin, Jaken, Ah-Uhn und Sesshoumaru gewesen und dennoch wünschte sie sich, sie wären nun hier, bei ihr. Sie gefiel ihr nicht besonders, aber sie vermisste die anderen und am allerwenigsten gefiel ihr, dass es ausgerechnet dieser eiskalte, weißhaarige Dämon war, nach dem sie sich scheinbar am meisten sehnte.

Entschlossen verdrängte sie dieses Gefühl. Sie war nicht von irgendeinem Dämonen abhängig! Sie konnte sich alleine durchschlagen, wenn es nötig war! Sie würde nicht mehr das Risiko eingehen, diejenigen zu verletzten, die ihr mittlerweile etwas bedeuteten…. Allerdings bestand diese Gefahr immer, wenn sie sich zu lange an einem Ort aufhalten würde. Folglich musste sie sich entweder an ein Nomadenleben gewöhnen oder sie fand einen Weg, sich selbst aufhalten zu können. Ersteres war nicht allzu erstrebenswert, aber letzteres würde sehr viel Zeit, wenn nicht gar Jahre, in Anspruch nehmen.

Ein lautloser Seufzer entrann ihrer Kehle. Wenn sie nur wüsste, was es war, dass sie gestern Abend aufgehalten hatte! Dann könnte sie sich auf die Suche danach machen und all ihre Probleme hätten sich damit erledigt. Wenn Sesshoumaru nur hier wäre, könnte er ihr sagen, was sie gestoppt hatte….

Wütend über sich selbst blieb sie stehen. Es würde ihr nichts bringen, wenn sie über diesen Dämonen nachdachte. Sie würde ihn sowieso nicht wieder sehen und wenn sie es doch tat, würde er sie wahrscheinlich nicht einmal mehr beachten. Immerhin hatte sie seine Begleiter grundlos angegriffen. Sie hatte die Kontrolle über sich verloren. Es gab keinen einzigen Grund, warum er sich noch darum kümmern sollte, was mit ihr geschah. Er war nicht mehr hier, auch wenn sie sich wünschte, es wäre anders.

Kurz schüttelte sie ihren Kopf. Jetzt dachte sie auch noch, seine Energie in ihrer Nähe wahrnehmen zu können. Das wurde langsam wirklich zu viel. Sie sollte sich besser mit irgendetwas ablenken.

Ganz ihrem eigenen Vorsatz folgend starrte sie nun zu einem Ast über ihr, der sich sanft im schwachen Sommerwind wiegte. Das Gefühl, Sesshoumaru sei in der Nähe, verschwand immer noch nicht. Ganz im Gegenteil, es wurde sogar stärker, fast so, als käme er näher.

Sie brauchte all ihre Konzentration, um weiterhin den Ast anzustarren und um sich nicht in die Richtung umzuwenden, in die ihre Sinne sie leiten wollten. Ihre Nackenhaare sträubten sich warnend, doch sie Akiko weigerte sich noch immer höchst erfolgreich, sich umzuwenden.

“Du bist also schon wach.”, ertönte in diesem Moment eine kalte, ihr höchst bekannte Stimme hinter ihr und die Schwarzhaarige erklärte sich selbst endgültig für verrückt. Leider änderte dass nichts daran, dass sich ihr Herzschlag unwillkürlich beschleunigte sie ihr Augenmerk nun zwangsläufig von dem Ast über ihr abwandte, um sich umwenden zu können.

Keine Sekunde später blickte sie in zwei bernsteinfarbene, eiskalte Augen, bei denen ihr Blick hängen blieb.

Es dauerte eine Weile, ehe sie ihre Sprache wieder fand.

“Was machst du hier?”, wie von selbst kamen diese Worte über ihre Lippen und Akiko hätte sich am liebsten dafür geohrfeigt. Das war wirklich die dümmste Frage, die sie in einer Situation stellen konnte! Es sollte sie nicht wundern, wenn der andere sich doch noch dazu entschied, einfach zu gehen!
 

Leicht kritisch musterte Sesshoumaru die Schwarzhaarige vor ihm. Es war kaum zu glauben, dass vor ihm dieselbe Dämonin stand, die noch in der Nacht zuvor einen halben Wald zerlegt hatte, ohne auch nur das kleinste bisschen Gewalt anzuwenden. Nichts war mehr von ihrer starken Aura geblieben. Wenn er nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wie sie sich in ein riesiges, schattenhaftes, wolfsähnliches Wesen verwandelt hatte, so hätte er ihr es niemals zugetraut. Je länger er sie kannte, desto interessanter schienen ihre Fähigkeiten zu werden. Nur sich selbst gegenüber gab er zu, dass der Ursprung ihrer Macht ihn wirklich interessierte. Deswegen hatte er auch Rin und Jaken zusammen mit Ah-Uhn in einer etwas weiter entfernten Höhle zurückgelassen.

“Komm.”, meinte er ruhig, ehe er sich umwandte, sein Youki sammelte, bis sich eine Art von Wolke unter seinen Füßen bildete. Er spürte, wie Akiko sich ohne größere Fragen direkt neben ihn stellte, als sie vom Boden abhoben. Egal was es war, worauf die Macht der Hanyou beruhte, er hatte es mit Tensaiga, dem heilenden, stumpfen Schwert, aufhalten können. Und allein diese Tatsache war etwas, worüber es sich lohnte, Nachforschungen anzustellen.
 

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Und, wie hat’s euch gefallen? *neugierig sei*

Nya, iwie muss ich zugeben, selbst nicht allzu viel zu dem Kap sagen zu können^^ Wer so lieb ist und mir trotzdem n Kommi dalässt kriegt wieder ne ENS, wenn ich’s nächste Kap on stelle^^

Bye,

_Corchen_

Bokuseno

Neugierig musterte Akiko die Landschaft unter ihr. Wohin flogen sie? Schon seit ihrem Aufbruch brannte ihr diese Frage auf der Zunge, doch noch konnte sich die Schwarzhaarige beherrschen. Warum auch immer Sesshoumaru beschlossen haben mochte zurückzukehren, sie wollte ihm keinen Grund geben, seine Entscheidung wieder rückgängig zu machen. Immerhin wusste sie, dass der Weißhaarige nicht unbedingt ein Freund von irgendwelchen Gesprächen war. Also schwieg sie, während die Landschaft unter ihnen zunehmend hügeliger, zerklüfteter wurde. Sie flogen also ins Landesinnere, denn an den Küsten gab es kaum Berge, dass wusste sie. Doch was war ihr Ziel?
 

“Die Frist ist nahezu verstrichen, Kenta-sama. Die Erbin wird vermutlich nicht mehr rechtzeitig hier eintreffen.”

Zufrieden blickte der lilahaarige Dämon auf die vor ihm knienden Youkai. In der Tat, die Frist war fast verstrichen. Und diese Akiko wusste nicht einmal, dass ihr die Zeit buchstäblich durch die Finger rann.

“Vermutlich würde es keinen Unterschied machen, wenn wir bereits jetzt mit der Vorbereitung zur Ernennung unseres neuen Herrschers beginnen.”, mutmaßte in diesem Augenblick ein Dämon, dessen dunkles Haar zu einem langen Zopf zusammengefasst war. “Selbst wenn die Erbin noch rechtzeitig erschiene, so könnte sie, eine Hanyou, niemals gegen einen vollblütigen Dämonen bestehen.”

Kenta wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzten, als ein anderer der Berater seines Vorgängers ihm ins Wort fiel.

“Wir sollten nichts überstürzen. Noch sind fast zwei Monate Zeit, in denen die Erbin auftauchen könnte. Und wenn sie das tut, dann sollten wir sie nicht damit beleidigt haben, die Vorbereitungen zur Krönung eines anderen bereits getroffen zu haben.”

Kritisch musterte Kenta den ältesten der anwesenden Dämonen. Er war schon immer gegen ihn gewesen. Und obwohl der andere bereits vor Jahren sein Augenlicht verloren hatte, war sein Geist noch immer so wach wie vor einigen Jahrhunderten. Selbst jetzt schien der Blinde ihn mit seinem milchigen Blick durchbohren zu wollen.

“Natürlich.”, lenkte er daher ein, wohl wissend, dass ihm diese Haltung nur noch mehr Ansehen einbringen würde. “Wir sollten die Möglichkeit, dass die Erbin noch kommt, nicht völlig ausschließen. Ich habe bereits einen Krieger ausgesandt, um nach ihr zu suchen.”

“Tatsächlich?”, die Stimme des alten Dämons troff nur so vor misstrauen. “Wenn dem so ist, dann dürftet ihr doch nichts dagegen haben, wenn ich meinen Schüler ausschicke, ebenfalls nach ihr zu suchen?”

“Das wird nicht nötig sein. Ich bin sicher, dass mein Krieger seiner Aufgabe mit aller Hingabe nachkommen wird.”, so langsam aber sicher konnte der lilahaarige seinen Zorn nicht mehr unterdrücken. Das Erste, was er tun würde, wenn er erst einmal zum neuen Anführer des Klans geworden war, wäre diesen alten, blinden Berater in seinen Ruhestand zu verbannen. Er konnte wirklich niemanden gebrauchen, der so penetrant gegen ihn arbeitete.

“Ich vertraue Eurem Wort, doch mein Schüler ist schon lange erpicht darauf, seine Fähigkeiten einmal alleine testen zu dürfen. Ich bestehe darauf, ihn entsenden zu dürfen.”

“Natürlich.”, mit ruhiger Stimme lenkte Kenta ein. Er selbst mochte bereits ein hohes Ansehen bei seinem Klan genießen, doch das des alten Mannes war noch um einiges höher. Als ihr alter Anführer gestorben war, hatten viele sogar verlangt, dass der blinde Dämon seine Position übernehmen solle. Aus irgendeinem Grund hatte dieser damals abgelehnt, hatte behauptet, die Position als Berater sei ihm um einiges Lieber. Das war der einzige Gefallen, den der Alte ihm jemals getan hatte. Dennoch bedeutete das immer noch, dass er selbst mit dem Blinden auf einer Stufe stand, ihm nichts befehlen konnte. Und das war etwas, was von dem anderen im vollsten Maße ausgenutzt wurde.
 

Bäume, Bäume und nochmals Bäume. Innerlich seufzte Akiko auf. Irgendwie schien es fast so, als würde sie seit ihrem Aufbruch aus dem Dorf fast immer durch irgendwelche Wälder laufen. Nun, sie wollte sich nicht beschweren. Wenigstens war sie nicht allein, nicht mehr. Und dennoch… wo waren Rin, Jaken und Ah-Uhn? Hatte Sesshoumaru sie weggebracht? Das wäre durchaus möglich. Schließlich hatte sie selbst die drei angegriffen, sie getötet, wenn sie nicht von irgendetwas aufgehalten worden wäre. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal die Kontrolle verlor? Es war eindeutig sicherer für die anderen, nicht in ihrer Nähe zu sein. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb verletzte sie der Gedanke, dass Sesshoumaru die drei vor ihr in Sicherheit gebracht haben könnte. Immerhin war es der eindeutige Beweis dafür, dass man ihr nicht trauen konnte, dass sie selbst sich nicht mehr trauen konnte. Immerhin war sie scheinbar unfähig, sich selbst zurückzuhalten….

Ein ungutes Gefühl riss sie aus ihren Gedanken. Ihre Nackenhaare stellten sich warnend auf. Irgendetwas stimmte hier nicht, mit diesem Wald stimmte etwas nicht. Von einem Moment auf den anderen setzte sich diese Ahnung unwiderruflich in ihren Gedanken fest. War irgendeine Gefahr in der Nähe? Sie wusste es nicht. Aber was könnte es sonst sein, dass ihre Sinne Alarm schlagen ließ?

Misstrauisch blickte sie sich um. Es war eine Sache zu wissen, dass etwas nicht stimmte, aber eine andere, dieses ungute Gefühl auch begründen zu können. Ersteres ließ einen aufmerksamer werden, letzteres konnte einem das Leben retten.

“Ich habe euch bereits erwarten.”, eine dunkle Stimme hallte durch den Wald. Augenblicklich blieb Akiko stehen, legte eine Hand an den Griff ihres Schwertes.

Wer oder eher: was hatte da gesprochen? Kurz konzentrierte sie sich. Es waren keine Youkai außer Sesshoumaru und ihr in der Nähe, dessen war sie sich sicher. Es dauerte einen Augenblick, ehe sie sich bewusst wurde, dass der weißhaarige Dämon vor ihr scheinbar unbeeindruckt von der Stimme weiterging.

Sekundenbruchteile zögerte die Schwarzhaarige noch, dann folgte sie dem Youkai. Wenn kein Dämon gesprochen haben konnte, wer könnte es dann gewesen sein? Ein Mensch? Wohl kaum. Ein Tier? Noch unwahrscheinlicher. Was es auch gewesen sein mochte, Sesshoumaru hatte sich anscheinend nicht daran gestört. Warum nicht? Hatte er vielleicht mit so etwas gerechnet? Leicht misstrauisch zog sie die Augenbrauen kraus. Hatte die Stimme nicht gesagt, dass sie sie bereits erwartet hatte? Das hieß dann aber, dass der Fremde sie entweder seit einiger Zeit wahrnehmen konnte oder das Sesshoumaru sein Kommen in irgendeiner Weise angekündigt hatte. Letzteres konnte sie sich kaum vorstellen.

In diesem Moment blieb der Weißhaarige vor ihr stehen und Akiko bemerkte es gerade noch rechtzeitig, um nicht in ihn hinein zu laufen.

“Wie ich sehe, hast du jemanden mitgebracht, Sesshoumaru. Doch was ist der Grund eures Besuchs?”, erklang eine Stimme direkt vor dem Inuyoukai.

Überrascht spähte Akiko an dem bisher Vorangegangenem vorbei. Wer hatte da gesprochen? Außer ihnen war niemand hier! Vor ihnen stand lediglich ein alter, knorriger Magnolienbaum, mehr nicht! In diesem Moment hielt sie inne, verengte leicht ihre Augen. Der Baum… mit ein wenig Fantasie konnte man auf einem Teil seiner Rinde gesichtsähnliche Züge ausmachen. Vielleicht ein Baumgeist? Von denen hatte sie schon gehört, doch wusste sie auch, dass sie nur in sehr abgeschiedenen Gebieten, in tiefen Wäldern zu finden waren. Ein Augenblick verstrich, dann hätte sie sich selbst am liebsten gegen den Kopf geschlagen. Wenn das um sie herum kein “tiefer Wald” war, was sollten die vielen Bäume dann sonst darstellen? Sie sollte wirklich darauf achten, ihre Gedanken besser zusammen zu halten.

Ein leicht schabendes Geräusch war zu hören, dann öffneten sich zwei Augen in der Rinde des Baumes, blickten ihnen musternd entgegen.

“Wer ist das?”, die Frage verließ Akikos Lippen, noch ehe sie richtig darüber hatte nachdenken können.

“Bokuseno” Überrascht blickte die Schwarzhaarige zu dem Youkai neben ihr. Hatte er ihr gerade tatsächlich geantwortet? Das wäre mal etwas neues.

“So ist es.”, lenkte der Baumgeist in diesem Augenblick ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn. “Und dein Name ist Akiko.”, und auf ihren verwunderten Blick setzte er noch hinzu: “Du hast einigen meiner Verwandten das Leben gekostet.”

Irritiert musterte die Schwarzhaarige das knorrige Gesicht vor ihr. Sie hatte seinen Verwandten das Leben gekostet? Plötzlich kam ihr das Bild der abgestorbenen Pflanzen, deren Kraft sie gestohlen hatte, wieder in den Sinn. Meinte der Baumgeist vielleicht das damit? Aber wie konnte er davon wissen? Er war wohl kaum selbst dort gewesen.

“Es… tut mir leid.”, entschuldigte sie sich dennoch höflich. Wer wusste schon, wie es um den Gemütszustand eines Baumes bestellt war? Sie wollte jedenfalls nicht austesten, ob ihr Gegenüber vor hatte, sich in irgendeiner Weise an ihr für den Tod seiner Verwandten zu rächen.

Eine kurze Pause trat ein. Scheinbar war das Thema für den Baumgeist mit ihrer Entschuldigung vorläufig abgeschlossen. Irgendwie erleichterte Akiko das. Trotzdem breitete sich die Stille nun unangenehm zwischen ihnen aus, ehe Sesshoumaru sie mit seiner tiefen Stimme durchbrach.

“Als sie sich verwandelte, konnte sie nur von Tensaiga aufgehalten werden.”, erklärte der Weißhaarige kühl.

,Wer ist Tensaiga?’, schoss es Akiko durch den Kopf, doch dieses Mal behielt sie ihre Frage für sich. Aus irgendeinem Grund war sie sich sicher, die Antwort darauf sowieso noch zu erhalten.

“Das gehört zu ihrer Art, Sesshoumaru. Tensaiga ist ein heilendes Schwert. Seine Energie ist anders als die, die eine Youkai für sich nutzbar machen könnte. Sie macht es ihrer Art kurzzeitig unmöglich, noch mehr Leben zu stehlen.”, erklärte der knorrige Baum.

Trotz der Sommerhitze bildete sich langsam aber sicher eine Gänsehaut auf Akikos Armen. Ihr gefiel die Richtung, in die dieses Gespräch ging, ganz und gar nicht.

“Was meinst du mit “meiner Art”?”, fragte sie wider besseren Wissens.

“Du weist es nicht?”, erklang Bokusenos Stimme zum ersten Mal milde überrascht.

Was weis ich nicht?”
 

Nachdenklich musterte Jiro die Schneise aus toten Bäumen vor ihm. War das das Werk der Hanyou? Er wusste gar nicht, dass sie über solche Kräfte verfügte. Kenta-sama hatte nichts dergleichen erwähnt, als er ihn ausgesandt hatte. Vielleicht war seine Idee, diese Miko mitzunehmen, doch gar nicht allzu schlecht gewesen? Immerhin könnte dieses Menschenweib ihm im Notfall etwas Zeit verschaffen.

“Hier müssen mächtige Youkai gewirkt haben…”, murmelte eben diese Menschenfrau hinter ihm mit deutlicher Abscheu in der Stimme. Kurz war Jiro ernsthaft versucht ihr die Wahrheit über das, was hier geschehen war, zu verraten, doch dann verwarf er diesen Gedanken schnell wieder. Die Wahrheit würde diese Miko nur noch mehr verschrecken und er brauchte ihre Hilfe. Er konnte es sich nicht leisten, sie für sein Vorhaben zu verlieren.

“In der Tat.”, stimmte er ihrer Aussage daher zu. “Aber die sind längst wieder weg.” Er zweifelte nicht daran, dass das Menschenweib ihm diese Lüge abkaufen würde. Die letzten hundert Jahre hatten ihn zu einem guten Lügner werden lassen.

Gespielt desinteressiert wandte er sich daher von der Szene ab und ging weiter. Seine Sinne verrieten ihm, dass dieses Halbblut nach ihrem deutlichen Ausbruch eine Weile alleine gewesen sein musste, bevor ein anderer Dämon zu ihr gekommen war. Anscheinend waren sie dann zusammen verschwunden. Aber in welche Richtung? Ihre Spur war seltsam undeutlich, fast so, als wären sie geflogen….

Kurz hielt er inne. Konnte dieses Halbblut nun auch schon fliegen? Kurz überlegte er, bevor er zu dem Schluss kam, dass so etwas kaum wahrscheinlich war. Vielleicht war das die Fähigkeit des anderen Dämons? Das konnte schon eher sein. Aber eigentlich war es egal, wer von den beiden nun fliegen konnte und wer nicht. Tatsache war, dass einer es konnte, die anderen sich also um einiges schneller fortbewegen konnten als sie selbst. Fast wäre ihm ein unterdrückter Fluch entwichen. Er musste sich dringend etwas überlegen, wenn er diese Verfolgungsjagd irgendwann zu einem Ende kommen lassen wollte.
 

“Dein Vater war bis zu seinem Tod Anführer eines kleinen aber dafür sehr talentiertem Klans der Youkai.”, die Stimme des knorrigen Baumes war ruhig, fast gleichgültig, während er dies sagte.

“Welchen Dämonenklan meinst du? Wie ist er gestorben? Warum ist er gestorben? Habe ich noch weitere Verwandten?”, mit einem Mal warf Akiko alle Höflichkeit einfach über Bord. Sie stand hier vor jemandem beziehungsweise vor etwas, dass etwas über ihren Vater wusste. Sie hatte noch nie etwas näheres über ihn in Erfahrung bringen können, selbst ihre Mutter hatte zu diesem Thema immer geschwiegen.

“Das sind viele Fragen, junge Hanyou und ich kann dir nicht einmal die Hälfte davon beantworten. Ich weis so gut wie nichts über den Klan deines Vaters, ich hörte nur Gerüchte. Aber ich kann dir sagen, wie er gestorben ist. Wende dich von hier aus nach Westen. Nach zwei Tagen Fußmarsch wirst du an einen völlig kargen Berg kommen, auf dem mehrere Drachen hausen, gegen die dein Vater einst kämpfte. Dort starb er und dort solltest du hingehen, wenn du mehr über ihn herausfinden willst.”

Urplötzlich kam Misstrauen in der Schwarzhaarigen auf. Wie unwahrscheinlich war es, dass man auf einen Baumgeist traf, den man noch nie gesehen hatte, der aber sofort wusste, von wem man abstammte? Und selbst wenn der andere aus irgendeinem Grund über sie bescheid wüsste, wieso sollte er ihr das verraten? Er schuldete ihr nichts, nein, eher im Gegenteil. Immerhin hatte er behauptet, dass sie Schuld am Tod einiger anderer Bäume, einiger seiner Verwandten, gewesen sei. Für sie hörte sich das nach keinem guten Grund für seine plötzliche Hilfsbereitschaft.

“Woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sprichst?”, fragte sie äußerlich ruhig.

“Das kannst du nicht wissen, kleine Hanyou. Und nichts was ich sage, wird dein Misstrauen schmälern, habe ich recht?”

Unbewusst verstärkte Akiko ihren Griff um ihre Waffe. “Woher willst du wissen, wer ich bin, wer mein Vater war?” Ihre Stimme wurde allmählich schärfer. “Du kennst mich noch nicht einmal! Du hast mich bisher noch nie gesehen! Woher nimmst du dir das Recht, so viel über mich wissen zu wollen?”

“Du bist viel zu misstrauisch, kleine Hanyou. Doch lass mich so viel sagen: die Bäume berichten mir. Und mehr werde ich dir nicht verraten. Du bist zu zänkisch, kleine Hanyou. Du machst mich müde…” Mit einem Mal schlossen sich die Augen auf der Baumrinde und die Gesichtszüge verschwammen, bis nur noch ein ganz gewöhnlicher Baum vor ihnen stand. Einer, an dem Akiko achtlos vorbei geschritten wäre, hätte sie nicht von seiner wahren Gestalt gewusst.
 

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Hier ist das Kap auch schon zu Ende.

Würd mich wie immer sehr über Kommies freun^^ Wer so lieb ist und mir eins da lässt kriegt wieder ne ENS, wenn ich das nachfolgende Kap hochlade=)

Bye,

_Corchen_

Rache

Nachdenklich starrte Akiko in den Nachthimmel. Ihr Vater war also im Kampf gegen Drachen gestorben. Und der Baumgeist hatte ihr gesagt, wo eben diese Drachen zu finden waren. Es war nicht einmal ein allzu weiter Weg bis dorthin. Sie könnte problemlos der Wegbeschreibung des Baumgeistes folgen und so die Mörder ihres Vaters finden. Vielleicht würde sie dann auch endlich mehr über ihn erfahren? Wer er gewesen war, was er getan hatte und wieso er ihre Mutter allein mit einem kleinen Kind in einem Menschendorf zurückgelassen hatte?

Für einen Augenblick lauschte sie der plötzlich drückenden Stille um sich herum, wartete. Sie wartete auf eine Reaktion von sich selbst, als sie begriff, dass sie kurz davor stand, auch noch die letzten Rätsel um ihren Vater zu lösen. Aber in ihr blieb es ebenso still wie in der heran gebrochenen Nacht.

Müsste sie sich nicht eigentlich freuen? Müsste sie nicht aufgeregt sein, unbedingt wissen wollen, wer der Mann gewesen war, dem ihre Mutter sogar in den Tod hatte folgen wollen? Aber sie war es nicht. Jetzt, wo sie eine Möglichkeit hatte, etwas über ihn herauszufinden, machte sich eine seltsame Leere in ihr breit. Und dabei hatte sie immer etwas über ihre wahre Abstammung erfahren wollen. Nun, zumindest hatte sie das noch bis vor einigen Wochen gewollt. Seitdem sie wusste, wer oder besser was ihr Vater gewesen war, war ihr Interesse an ihm ziemlich schnell abgeflaut. Immerhin waren Dämonen blutrünstige Bestien. Unwillentlich wanderte ihr Blick zu dem weißhaarigem Inuyoukai, der sich in einigem Abstand niedergelassen hatte. Nun, nicht alle waren absolut böse. Aber die meisten von ihnen.

Was, wenn ihr Vater auch eine dieser nach Blut und Tod gierenden Youkai gewesen war? Wenn er ihre Mutter nur ausgenutzt hatte? Sie hatte genug Geschichten gehört, um daran glauben zu können. Aber in Geschichten hieß es auch, dass Hanyous widerliche Missgeburten waren. Sie konnte nicht von sich behaupten, eine Missgeburt zu sein und von ihrer Mutter erst recht nicht.

Nachdenklich setzte sie sich auf, legte eine Hand an den Griff ihres Schwertes. Als sie die Waffe zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie sie für durch und durch böse gehalten. Jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher. Was, wenn alles, was sie früher gelernt hatte, falsch war? Hatte sie sich zu sehr die Meinung ihres Großvaters einflößen lassen, der immer behauptet hatte, alles dämonische sei böse und nur die Menschen seien gut? Aber es gab auch schlechte Menschen und manche waren sogar noch schlimmer als viele Youkai. Und wenn sie jetzt nicht ihre Chance nutzte, herauszufinden, wer ihr Vater war, wann würde sie je wieder die Gelegenheit haben, etwas über ihn in Erfahrung zu bringen? Vielleicht niemals.

Soweit sie das beurteilen konnte, musste sie aber etwas über ihre Abstammung erfahren, wollte sie wissen, warum dieser lilahaarige Dämon sie hatte töten wollen. Sie wollte gegen ihn gewappnet sein, falls er wiederkommen sollte. Und selbst, wenn sie bis dahin noch nicht richtig kämpfen konnte, dann wollte sie wenigstens wissen, warum er ihr nach dem Leben trachtete.

“Ich werde zu den Drachen gehen!”, meinte sie plötzlich laut in Sesshoumarus Richtung. Sekundenbruchteile später spürte sie, wie zwei goldgelbe Iriden sich fest auf sie richteten.

Unwillkürlich spannte Akiko sich an, nicht wissend, was sie nun erwarten würde. Seit sie zusammen bei dem Magnolienbaum gewesen waren, hatte der Weißhaarige nicht mehr mit ihr gesprochen. War er wütend, dass sie den Baumgeist mehr oder weniger verscheucht hatte? Oder gefiel ihm ihre Entscheidung vielleicht nicht? Und warum machte sie sich nun Gedanken darüber, ob er mit dem zufrieden war, was sie tat? Konnte es ihr nicht eigentlich egal sein, was er dachte? Sollte es ihr nicht egal sein, was er dachte? Immerhin war er ein Dämon. Gut, sie waren eine Weile lang zusammen gereist, sie hatte sich mittlerweile an seine Gesellschaft gewöhnt, und weiter…? Wäre es wirklich so schlimm, wenn er sich jetzt dazu entscheiden würde, sie nicht zu den Drachen zu begleiten? Wenn sie alleine gehen müsste?

Allein…. Plötzlich machte sich Furcht in ihr breit, überschwemmte all ihre anderen Gedanken wie eine Flutwelle. Er würde sie doch nicht allein gehen lassen, oder? Und wenn er es doch tat und sie zu den Drachen gegangen war, was dann? Wie würde es dann für sie weiter gehen? Sie hätte dann niemanden mehr…. Und das nur wegen einer einzigen, kleinen Entscheidung. Wäre es das Wert? Nein. Konnte sie jetzt noch von ihrem Wort zurücktreten? Noch weniger.

In diesem Moment nickte der Weißhaarige leicht, ehe er seinen Blick wieder abwandte, als sei nichts geschehen.

Auch die Schwarzhaarige wandte sich nun wieder ab, darum bemüht, sich nichts von ihrer Erleichterung anmerken zu lassen. Was war nur los mit ihr? Warum hatte sie Angst davor, Sesshoumarus Begleitung zu verlieren? Sie brauchte ihn nicht! Sie kam auch allein sehr gut zurecht, oder zumindest ging sie davon aus, allein gut zurecht kommen zu können. Sie brauchte keinen Schutz und ganz bestimmt nicht den eines sturen, kaltherzigen Dämons. Oder zumindest versuchte sie sich selbst davon zu überzeugen.
 

Ungeduldig sah Jiro in die Flammen des kleinen Lagerfeuers vor sich. Der Geruch nach gebratenen Pilzen lag über der tanzenden Lichtquelle vor ihm, breitete sich weiter aus, für die guten Nasen irgendwelcher niederen Dämonen gut wahrnehmbar. Er gab sich nicht der Illusion hin, sie würden die Nacht ungestört verbringen können, blieben sie noch länger in der Nähe dieses Geruchs hocken. Aber das war egal. Er brauchte so gut wie keinen Schlaf. Und einige schwache Youkai wären weder für ihn noch für seine Begleiterin ein Problem.

Gleichgültig ließ er seinen Blick über die Umgebung schweifen, ehe er an der braunhaarigen Miko hängen blieb. Sie war es gewesen, die das Lagerfeuer entzündet hatte und natürlich war auch sie auf die glorreiche Idee gekommen, ihr Abendessen braten zu müssen. Und als wenn das noch nicht genug wäre, war er nun dazu verdammt, ihr beim Essen zuzusehen. Er konnte sich wirklich etwas besseres vorstellen. Zum Beispiel diese Hanyou weiterjagen. Aber dieses Menschenweib brauchte natürlich eine Pause. Und erneut fragte er sich selbst, ob er die andere überhaupt benötigte. Leise seufzend schüttelte er seine Gedanken ab. Er hatte ein Ziel. Und das würde er auch weiter verfolgen, ganz egal, was er dafür auf sich nehmen musste. Und sei es auch die Gesellschaft einer uneinsichtigen, geradezu nach Misstrauen stinkender Miko.

Langsam wanderte sein Blick wieder zurück zu dem leise knisterndem Lagerfeuer. Noch immer tanzten die kleinen Feuersäulen nahezu verführerisch in der Dunkelheit, warfen ihren rötlichen Schein auf die Umgebung. Langsam wurden seine Augen glasig, sein Blick immer leerer. Mit einem Mal kam ihm das Flackern der Flammen hypnotisierend vor, fast so, als erzählten sie die Geschichte einer längst vergangenen Zeit. Und mit der Geschichte kamen auch die Bilder wieder, Bilder, die er schon lange verdrängt zu haben glaubte.
 

Die Flammen erhellten den pechschwarzen Nachthimmel. Der kleine Junge meinte, sie tanzen zu sehen. Er mochte Feuer. Es war immer so schön rot, nie wurde es blass. Er hasste blasse Farben. Sie erinnerten ihn immer an die kranken Leute, die sein Vater nicht mehr heilen konnte.

Es dauerte eine Weile, bevor ihn der beißende Gestank dazu brachte, seinen Blick etwas zu senken, zu dem Ursprung des Feuers zu sehen. Im gleichen Augenblick fand er die Flammen nicht mehr schön. Er wusste noch genau, wie seine Mutter in das Haus gegangen war, in das Haus, das nun brannte. Und sie war noch da drinnen!

“Mama!”, schrie der kleine Junge verzweifelt auf, doch bevor er losstürmen konnte legte sich eine Hand auf seine Schulter und hielt ihn fest. Instinktiv schlug er nach der Hand, doch sie blieb einfach da, wo ihr Besitzer sie abgelegt hatte und hinderte ihn nun daran, zu seiner Mutter zu eilen.

“Es war ihre Pflicht.”, hörte er plötzlich eine dunkle Stimme hinter sich. Und als er sich instinktiv umwandte blickte er dem blassen Anführer ihres Klans direkt ins Gesicht. Das Licht der Flammen warf die gleichen Farben auf sein pechschwarzes Haar, wie sie sie schon auf den Himmel geworfen hatten. Und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte der junge Dämon echten Hass in ihm auflodern.

“Jiro-san? Ist mit euch alles in Ordnung?”

Überrascht blickte der Braunhaarige auf. Erst jetzt bemerkte er, dass er seine Hände in den Boden gegraben hatte. Mit einem Ruck zog er sie wieder aus dem kühlen Erdreich, warf den herausgezogenen Dreck auf das kleine Lagerfeuer, erstickte so die Flammen. Fahrig fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, schmeckte Blut. Er musste sie sich wohl aufgebissen haben. Wahrscheinlich hatte die Miko die rote Flüssigkeit bemerkt, ihn deswegen angesprochen. Wie sonst hätte sie sein angespanntes Verhalten bemerken sollen? Sie war ein Mensch. Ihre Augen waren zu schwach, als das sie seine Mimik hätte sehen, geschweige denn entziffern können.

“Was ist los?”, fragte die Priesterin weiter. Nun hatte sich zu der Besorgnis auch Wut in ihren Blick geschlichen.

“Wir brechen auf.”, bestimmte der junge Dämon kühl, stand auf und ging davon. Er hatte sich nicht an dem schwarzhaarigen Youkai für den Tod seiner Mutter rächen können. Nun würde er dies bei seiner Tochter nachholen.
 


 

Noch drang die morgendliche Sonne nur schwach durch den dichten Frühnebel. Doch das machte Akiko nichts aus. Ihre guten, dämonischen Augen gestatteten ihr auch so einen verschwommenen Blick auf ihr Ziel. Staunend betrachtete sie den riesigen Berg vor sich. Ein Riss hatte die gewaltigen Steinmassen von dem in den Wolken verborgenem Gipfel bis kurz über dem Fuß des Berges gespalten. Dichte Wolken quollen aus dem Spalt hervor, ließen ihn wie eine blutende Wunde des Berges erscheinen.

,Oder wie das Maul eines Drachen’, schoss es Akiko unwillkürlich durch den Kopf. Entschlossen drängte sie ihre aufkommende Panik hinunter. Sie selbst hatte diesen Weg gewählt. Es war zu spät, um nun noch umzukehren. Dennoch konnte sie ihren plötzlichen Wunsch, sich umzudrehen und einfach nur zu laufen nicht völlig ignorieren. Ein Umstand, der es ihr nun schwer machte, einen Fuß vor den anderen zu setzten.

Sie war nicht naiv genug, zu glauben, dass ihr Unterfangen nicht gefährlich sei. Im Gegenteil. Sie wusste, dass es ihr Tot sein könnte, mehreren Drachen zu begegnen.

Kurz drehte Akiko sich um, blickte zu dem Weißhaarigem Dämon hinter ihr. Er würde ihr nicht helfen, dessen war sie sich nur zu gut bewusst. Immerhin hatte er es ihr selbst gesagt, während sie am Tag zuvor trainiert hatten. Und er hatte Recht. Das hier war ihr Kampf und nicht seiner. Hätte er sich dagegen entschieden, sie zu diesem Berg der Drachen zu begleiten, sie hätte es hinnehmen müssen. Aber er hatte sie begleitet und sie sogar dazu gebracht, jeden Abend aufs neue zu trainieren. Als Ergebnis davon hatte sie nun zwar immer noch einen ziemlich starken Muskelkater, aber wenigstens behielt sie ihr Schwert nun fester in der Hand als noch wenige Tage zuvor. Und sie wusste, wie man zuschlagen musste, oder zumindest geriet sie nicht mehr in Gefahr, sich bei ihren eigenen Angriffen selbst zu verletzen. Wenn es nach ihr ginge, würde sie dies schon als großen Fortschritt werten. Und dennoch… dennoch gab es eine Frage, die ihr schon seit ihrem Aufbruch vor einigen Tagen keine Ruhe mehr ließ: Warum half Sesshoumaru ihr? Könnte es ihm nicht egal sein, was aus ihr wurde? Als sie sich zum ersten Mal begegneten hatte er ihr das Leben gerettet und sie später sogar in seine “Gefolgschaft”, wenn man ein Menschenkind und zwei niedere Dämonen so nennen konnte, aufgenommen. Warum? Wieso schickte er sie nicht weg, nach allem, was passiert war? Wieso tötete er sie nicht einfach? Es fiele ihm bestimmt nicht sonderlich schwer.

Ein lautes, markerschütterndes Kreischen war es, was sie aus ihren Gedanken riss. Wie von selbst löste sich ihr Blick von Sesshoumaru, ehe sie nach oben schaute, versuchte, durch die noch immer dichte Nebelschicht hindurch zu spähen. Dunkle Schatten schienen nun um die Gipfel des gespaltenen Berges zu kreisen. Von hier unten sahen sie kaum größer aus als Akikos flache Hand. Die Schwarzhaarige hatte noch nie Drachen gesehen. Ihr Dorf hatte immer das Glück gehabt, wenigstens von dieser Dämonenart verschont geblieben zu sein. Dennoch war ihr das aussehen dieser Wesen einst von einem Wanderer beschrieben worden. Und außerdem: Wenn das da oben keine Drachen waren, was sollte es dann sonst sein? Also hatte der alte Baum die Wahrheit gesprochen. Irgendwie hatte sie schon gehofft, seine Worte wären eine einzige Lüge gewesen.

“Ich danke dir.”, murmelte sie leise, an niemanden direkt gerichtet, ehe sie losging, hin zu dem Ort, an dem ihr Vater gestorben war.
 

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Hier möchte ich erst einmal jedem Danken, der sich trotz der langen Wartepause die Zeit genommen hat, dass hier zu lesen^^

Ich hoff, dass Kap hat euch gefallen. Ich werd mir Mühe geben, ab jetzt wieder etwas regelmäßiger weiter zuschreiben, aber Versprechen kann ich leider nichts u.u” Trotzdem würd ich mich wie immer sehr über eure Meinungen freun. Wer so lieb ist und mir was da lässt kriegt wieder ne ENS, wenn ich das nachfolgende Kap on stelle^^

Bye,

_Corchen_

Drachenberg

Nachdenklich betrachtete der junge Dämon die Essensreste neben dem erloschenen Lagerfeuer. Prüfend fuhr er mit seiner blassen Hand durch die mittlerweile erkaltete Asche, selbst nicht ganz sicher, nach welchen Hinweisen er zu suchen hatte. Erst seit kurzem hatte er Jiros Spur aufnehmen können, ganz so, wie es ihm sein blinder Lehrmeister befohlen hatte. Oder zumindest hatte er gedacht, die Spur des noch jugendlichen Youkais aufgenommen zu haben.

Dunkle Haare verdeckten das Gesicht des Fremden, als er sich wieder erhob. Nur seine hellbraunen, schon fast menschlich wirkenden Augen waren unter der matten Schwärze seines Schopfs erkennbar. Hier hatte eindeutig ein Mensch gelagert. Youkai aßen keine Pilze und selbst wenn ganz bestimmt nicht die, die tagelang ohne Nahrung auskommen konnten. Aber wieso hatte ihn Jiros Spur dann hierher geführt? Wieso schien es so, als habe der andere auch hier verweilt? Hier, bei einem Menschen? Was hatte der Unbekannte ihm bieten können, dass er seine Jagd nach der Erbin unterbrochen, einen Rückschlag riskiert hatte?

Er wünschte, er wäre ein besserer Spurenleser. Sein Meister hatte ihn bereits mehrmals auf seine mangelnden Fähigkeiten in diesem Gebiet hingewiesen. Ihm selbst war das immer egal gewesen. Bis jetzt. Aber daran konnte er nun auch nichts mehr ändern. Er musste mit dem auskommen, was er erkennen konnte.

Mit diesem Gedanken erhob er sich wieder. Es brachte nichts, jetzt noch unnötig zu grübeln. Also lief er wieder los, folgte Jiros Spur so gut er konnte.
 

Schützend hob Akiko die Hand über ihre Augen, während sie nach oben spähte. Jetzt, da die Schwarzhaarige den Frühnebel hinter sich gelassen hatte war ihr Mut noch um einiges gesunken. Mittlerweile kreisten mindestens fünf der riesigen, reptilienartigen Wesen um die beiden Gipfel des gespaltenen Berges. Von hier unten aus sahen sie klein aus, fast noch kleiner als Akikos Hand….

Sie wüsste, das würde sich ändern, käme sie nur näher heran. Und die Berggipfel waren außerdem noch so unendlich weit weg…. Es würde eine halbe Ewigkeit dauern, bis sie dort wäre.

,Egal.’, schoss es ihr durch den Kopf. Fast schon trotzig ging sie weiter, setzte einen Fuß vor den anderen, immer darauf bedacht, nicht auf dem losen Geröll auszurutschen. Eine Verletzung, und mochte sie auch nur zu klein sein, wäre bei ihrem Vorhaben fatal. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es leicht war, gegen einen Drachen zu bestehen -vorausgesetzt natürlich, dass sie denjenigen fand, gegen den ihr Vater gekämpft und verloren hatte.

Ein Stein löste sich unter ihren Füßen, rollte den Berg herab. Kurzzeitig folgte sie ihm mit ihrem Blick, wobei ihre Gedanken unwillkürlich zu den weißhaarigem Dämonen wanderten, der dort unten auf sie wartete. Sie verstand, akzeptierte, dass er sie nicht begleitete. Sie wusste, dass sie selbst es wahrscheinlich nicht anders gehalten hätte. Wieso sollte man etwas für einen Mischling riskieren, der einem bisher nur Schwierigkeiten bereitet hat? Vielleicht wollte Sesshoumaru sie sogar loswerden? Sie könnte es ihm nicht verdenken. Aber den Schmerz, der sich bei diesem Gedanken in ihr Herz schlich konnte sie auch nicht ignorieren.

Innerlich aufseufzend wandte sie ihren Blick von der immer lichter werdenden Nebelschicht unter ihr und wandte sich wieder dem Berggipfel zu. Dort war ihr Ziel. Sie sollte nicht zurückblicken, sondern nur nach vorn.
 

Das Blut pochte viel zu laut in seinen Ohren, Er war schon fast da! Die Spur der Erbin war noch frisch. Er hatte sie beinahe eingeholt. Nicht mehr lange und er wäre an seine Ziel angelangt. Kurz sah er sich um, warf der Miko hinter sich einen prüfenden Blick zu. Er wusste nicht, über welche Kräfte diese Mischlingsbrut verfügte, hinter der sie her waren. Die Priesterin könnte sich noch als überaus nützlich erweisen. Einer der Gründe, warum er sie mitgenommen hatte.

Der entfernte Schrei einer riesigen Echse durchbrach seine Gedanken. Sofort ruckte sein Kopf nach oben. Konnte es sein…? Misstrauisch verengten sich seine Augen, während er zu den noch schlecht sichtbaren Gipfeln des Berges über ihm spähte. Soweit er wusste gab es nicht allzu viele Orte, an denen ein solch regelrecht gespaltener Berg stand. Jetzt, wo er darüber nachdachte… die Gegend kam ihm eigentlich bekannt vor. Allerdings musste das nichts heißen, war er schließlich oft als kleines Kind mit seiner Mutter durch die Lande gezogen… und nirgendwo hatte er einen solchen Ort gesehen. Nein, er war sich ganz sicher. Das dort vor ihm war die Heimat der Drachen, der Ort, an dem ihr früherer Anführer unterlegen war. Nur, was wollte seine Tochter jetzt dort? Wollte sie ihn rächen? Das konnte er schon fast nachvollziehen. Und dennoch… er war derjenige, der sie töten würde. Kein Drache würde ihm diese Chance stehlen.

Er erhöhte seine Geschwindigkeit noch ein wenig, darauf bedacht, die Miko hinter ihm nicht endgültig abzuhängen. Es war möglich, dass er die Erbin noch einholte, bevor sie die Drachen erreichte. Die Nistplätze dieser Wesen waren ziemlich hoch. Sie würde lange brauchen, bevor sie den Gipfel erreichte. Das gab ihm Zeit, sie noch abfangen zu können.

Die anscheinend unterdrückte Aura eines weiteren Youkai schob sich kurzzeitig in Jiros Bewusstsein doch er ignorierte diesen neuen Eindruck einfach. Er war nicht wichtig. Oder zumindest erachtete er ihn als unbedeutend, bis Hikari hinter ihm ein warnendes “Stopp!” ausstieß.

Auch die Miko hatte die Dämonenaura bemerkt doch im Gegensatz zu Jiro konnte sie sie zuordnen. Der Dämon, der die Schwarzhaarige damals zu ihr gebracht hatte- er war hier. Warnend kräuselten sich ihre Nackenhärchen. Natürlich war er hier. Wie sollte es auch sonst sein? Es gab für ihn keinen Grund, nicht in der Nähe dieser Dämonin zu sein, hatte er sich schließlich um ihr Überleben gesorgt. Wie hatte sie das nur übersehen können?

“Was?”, wollte Jiro in diesem Moment wissen. Hikari konnte die Ungeduld in der Stimme des scheinbar jüngeren nur allzu gut erkennen.

“Still! In der nähe ist noch ein anderer Dämon.”, erklärte sie mit leicht gepresster Stimme. Ihr war eingefallen, dass manche Dämonen, besonders die in menschlicher Form, äußerst scharfe Sinne besaßen. Und wenn es nach ihr ging, dann wollte sie möglichst lange unentdeckt bleiben. Aber wahrscheinlich war ihre plötzliche Vorsicht unbegründet. Wenn dieser fremde Youkai wirklich so gute Sinne besaß, dann hatte er sie schon längst bemerkt. Und selbst wenn nicht… seine Aura war immer noch in der Richtung spürbar, in die Jiro sie nun führte. Sie musste den anderen warnen, ob sie ihn nun mochte oder nicht. Er würde sie sonst beide ins Verderben stürzen.

“Das weis ich selbst, Menschenweib.”, knurrte eben dieser Youkai für Hikaris Verhältnisse viel zu laut. “Hast du mich nur für diese lächerliche Warnung aufgehalten?”

“Du… Ihr versteht nicht! Diese Aura… der Dämon… ich kenne ihn. Er war es, der diese schwarzhaarige Youkai erst zu mir gebracht hat.”

Irritiert hielt Jiro inne. Aber natürlich! Wieso hatte er nicht schon eher daran gedacht? Er wusste doch, dass die Mischlingsbrut nicht alleine unterwegs war.

“In diesem Fall sollten wir einen Umweg machen.”, schlug er schon fast automatisch vor. Schließlich ging er nicht davon aus, dass dieser fremde Dämon allzu begeistert von seinem Vorhaben war. Eine Verzögerung wollte und konnte er sich nicht erlauben.

Erwartend blickte er die Miko an, doch sie antwortete ihm nicht. Sie sah ihn nicht einmal mehr an, blickte stattdessen direkt an ihm vorbei, zu einem Punkt kurz hinter seinem Rücken. Einem reinen Instinkt folgend drehte er sich langsam um und blickte direkt in zwei bernsteinfarbene, eiskalte Augen.

“Wer bist du?”, die Mimik seines Gegenübers ließ nichts erkennen, während er seine Frage stellte. Es schien fast so, als interessierte den Weißhaarigen die Antwort darauf nicht einmal.

Flüchtig musterte Jiro den Fremden. Seine Rüstung war anscheinend teuer gefertigt worden, genauso wie die Kleidung, die er darunter trug. Auch die beiden Schwerter an seiner Seite schienen nicht gerade billig gewesen zu sein.

“Genau die gleiche Frage könnte ich dir auch stellen.”, konterte der braunhaarige selbstbewusst. Er hatte nicht gespürt, wie sich dieser unbekannte Inuyoukai genähert hatte, aber er hatte ja auch nicht allzu sehr auf ihn geachtet. Das einzige, was zählte, war, dass dieser Youkai nun zwischen ihm und seinem Ziel stand. Er nahm kaum an, dass der Weißhaarige ihn einfach so passieren lassen würde. Dennoch… einen Versuch war es allemal Wert.

“Wir sind sehr beschäftigt. Wenn du uns aus dem Weg gehst, werde ich darüber hinwegsehen, dass du uns aufgehalten hast.”, meinte er übertrieben selbstbewusst. Es war nie schlecht, zu versuchen, Fremde einzuschüchtern.
 

Sesshoumarus Augen verengten sich nur um Millimeter, während er den fast noch jugendlichen Youkai betrachtete. Es war schon Ewigkeiten her, dass ihn jemand so respektlos angesprochen hatte. Wer war der Fremde? Die Aura um ihn herum war nicht gerade allzu stark und doch nahm er es sich heraus, ihn, Sesshoumaru, zu provozieren? Ein leises, grausames Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Das könnte noch interessant werden.
 

Irritiert betrachtete Jiro seinen Gegenüber. Über das Gesicht des Weißhaarigen war eindeutig ein Lächeln gehuscht. Warum lächelte er? Er selbst hatte ihm eben indirekt gedroht! Wenn dann müsste der Fremde misstrauisch, vielleicht auch etwas verunsichert sein. Wie dem auch war, er glaubte kaum, dass er hier ohne einen Kampf vorbeikommen würde. Er sollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen.

“Bleib zurück.”, wies er die Miko hinter sich scharf an, während er an seine Seite griff, zu dem Kurzschwert, dass er immer mit sich trug. Mit einem Ruck zog er die Waffe aus ihrer schützenden Umhüllung, bevor er losstürmte. Kurz bemerkte er verwundert, dass sein Gegenüber nicht nach seinen Waffen griff, doch das sollte ihn eigentlich nicht interessieren. So wäre der Kampf schneller vorbei.

Kurz bevor er beim Weißhaarigen angekommen war, stieß er sich vom Boden ab, sprang hoch, bevor er das Messer wie zum zustechen erhob. Und in diesem Moment zerschnitt ein grünes Licht die Umgebung.
 

Nichts von alledem ahnend kletterte Akiko derweil immer noch den Berg hinauf. An ihren Händen und Füßen waren mittlerweile einige Schürfwunden zu erkennen, verrieten, dass sie einige Stürze nicht hatte vermeiden können. So sehr sie es auch drehen und wenden wollte, sie war einfach nicht zum Bergsteigen geschaffen.

Schwer atmend zog sie sich einen weiteren Felsbrocken empor, in Erwartung, dahinter nur einen weiteren zu erblicken, doch stattdessen blickte sie in Dunkelheit. Irritiert blinzelte sie, einmal, zweimal, bevor sie sich auf den Felsen setzte, den sie kurz zuvor erklommen hatte. Erst jetzt erkannte sie, was dort vor ihr lag: der Spalt, der später den Gipfel des Berges in zwei teilen sollte. Neugierig starrte sie in ihn hinein, während sich trotz der Anstrengung eine Gänsehaut auf ihren Armen bildete. Wieso ergriff langsam aber sicher das seltsame Gefühl von ihr Besitz, dass sie ihr Ziel eigentlich schon erreicht hatte? Sie hatte doch erst die Hälfte der Strecke bis zum Berggipfel zurückgelegt?

Langsam ließ sie ihren Blick nach oben wandern, hin zu den Drachen, die noch immer am Himmel kreisten. Musste eine dieser Flugechsen sie mittlerweile nicht bemerkt haben? Sie hatte sich ja keine allzu große Mühe gemacht, ihre Anwesenheit zu verbergen. Es dauerte eine Weile, ehe sie ihre Augen wieder senken, in die Mitte des Berges hineinspähen konnte. Das Schwert an ihrer Seite pochte auffordernd. Ein gutes oder schlechtes Zeichen? Wahrscheinlich ein schlechtes, denn was konnte einen schon gutes erwarten, wenn ein dämonischer Gegenstand einen in eine dunkle Höhle hineinschickte? Wenn ihre Sinne ihr nicht den gleichen Weg gewiesen hätten, sie wäre auf der Stelle weitergeklettert.

So aber erhob sie sich vorsichtig, bevor sie in den Spalt hineinging, eine Hand auf dem Felsen neben sich ruhen ließ während sie weiter schritt um nicht die Orientierung verlieren zu können. Es dauerte nicht allzu lange, bis sich ihre Augen an die plötzliche Finsternis um sie herum gewöhnt hatten, sie wieder Umrisse erkennen konnte.

Der Boden unter ihr war größtenteils mit Moos bedeckt, erstickte die Geräusche ihrer Schritte und ließ sie dennoch einige Male ins Rutschen kommen. Die Wand unter ihren Fingern war glatt, im Gegensatz zum Boden hatte hier kein Moos Halt finden können. Aus irgendeinem Grund kam ihr das merkwürdig vor. Außerdem fuhren ihre Finger manchmal über nahezu waagerechte Rillen in dem Felsgestein, bevor es wieder unnatürlich glatt wurde. Es schien fast so, als habe sich jemand sehr viel Mühe gegeben, den Felsen abzuschleifen. Aber das war natürlich Unsinn. Wer oder was würde schon auf Gestein mitten in einem Berg Wert legen?

Vor ihr wurde es wieder heller. War sie schon am anderen Ende des Spalts angekommen? Sie wagte es zu bezweifeln. Dennoch ging sie weiter, bis die Wand unter ihren Fingerspitzen einen plötzlichen Schwenk nach Rechts machte. Verwirrt hielt sie inne, dann nahm sie ihren Arm wieder herunter und ließ sich von dem seltsamen Lichtschein den Weg weisen.

In diesem Moment machte sie sich keine Gedanken darüber, wie sie wieder hinausfinden sollte. Es war fast so, als habe etwas von ihr Besitz ergriffen und führte sie nun weiter, ohne, dass ihr Verstand auch nur einen Ton dagegen sagte.

Allmählich wurde mehr und mehr von ihrer Umgebung sichtbar, erhellt nur durch einen dünnen Sonnenstrahl, der durch ein Loch im Fels schräg über ihr viel. Soviel konnte Akiko mittlerweile ausmachen. Sie musste sich wohl in einer Höhle befinden, denn sie konnte weder zu ihrer rechten noch zu ihrer linken Felswände erkennen.

Außerhalb des dünnen Lichtkegels herrschte absolute Dunkelheit… nun, dass stimmte nicht ganz, wie Akiko zugeben musste. Wenn sie nach oben blickte konnte sie weit über sich noch einen schmalen Streifen des Himmels erkennen. Aber er war zu weit weg, als dass sie ihm weiter Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Also ließ sie ihren Blick wieder nach unten wandern, bevor sie ein schabendes Geräusch dazu bewegte, herumzufahren.
 

Blutrote Pupillen leuchteten in der Finsternis hinter ihr. Ohne nachzudenken griff die Schwarzhaarige nach dem Schwert an ihrer Seite, zog allerdings noch nicht blank. Was auch immer dort stand, wo sie den Berg betreten hatte, sie wollte es nicht unnötig provozieren. In diesem Moment hielt Akiko inne. Das fremde Wesen stand genau dort, wo sie eben die Höhle betreten hatte? Dann war es ihr gefolgt! Und nun war ihr zurzeit einziger Ausweg versperrt von einem riesigen etwas, dass sie nicht einmal bemerkt hatte.
 

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Hier ist das Kap auch schon zu Ende^^ Würd mich wie immer über eure Meinung/Kritik/ Verbesserungsvorschläge freuen=)

Wer so lieb ist und mir was dalässt kriegt wieder ne ENS, wenn ich’s nächste Kap on stelle^^

Bye,

_Corchen_

Mehr als nur ein Leben

Das Geräusch brechender Äste übertönte kurzzeitig die übrigen Laute des Waldes. Mühsam richtete Jiro sich auf. Im letzten Augenblick hatte er noch vor dem grünen, peitschenartigen Licht zur Seite weichen, einen direkten Treffer vermeiden können. Dennoch war es unklug gewesen, einfach so loszustürmen. Hätte das nun zerstörte Gebüsch seinen Sturz nicht abgefedert wäre der Kampf schon entschieden gewesen bevor er überhaupt begonnen hatte. So hatte er nur einige Schürfwunden davongetragen, die bereits geheilt waren, bevor er wieder sicher auf den Beinen stand.

Er gab es nur ungern zu aber er hatte seinen Gegner eindeutig unterschätzt. Hätte sich diese Mischlingsbrut nicht einen schwächeren Begleiter auswählen können, der schnell und problemlos zu beseitigen war? Wieso musste es jemand sein, der scheinbar stärker war als er selbst? Das könnte schwierig werden.

“Keine Bewegung!”

Überrascht wandte er seine Augen von dem weißhaarigen Youkai zu der Priesterin. War dieses Weib verrückt geworden? Sie hatte sich hier heraushalten sollen, aber nein, nun stand so da, keine zehn Meter von ihrem Gegner entfernt, mit gespanntem Bogen und wild funkelnden Augen. Was war nur in sie gefahren? Glaubte sie ernsthaft, es mit dem Dämon aufnehmen zu können? Konnte sie in ihrer angeborenen, menschlichen Ignoranz wirklich so dumm sein? Anscheinend, aber wenigstens würde sie ihm so etwas Zeit verschaffen können, denn nun wandte sich der Weißhaarige von ihm ab.

“Verschwinde.”, meinte er mit einer Kälte in der Stimme, die selbst die langjährige Priesterin zum Schaudern brachte. Dass die goldenen Augen des anderen sie dabei so ansahen, als wäre sie eine Ameise, half nicht gerade.

“Nein.”, erwiderte sie dennoch und schob in einer Art verzweifelt trotzigen Geste ihr Kinn vor. Sie wünschte, ihre Stimme hätte sicherer geklungen, denn nun nahm der Weißhaarige es sich heraus, einen Teil seiner Aura nicht mehr zu unterdrücken. In diesem Augenblick war Hikari außerordentlich dankbar für die weiten Hosen ihrer Mikotracht. Sonst hätte jetzt jeder sehen können, wie ihre Beine zitterten. Es war nicht viel, was sie in diesem Moment dazu bewog, nicht davonzulaufen. Immerhin wusste sie, dass sie sich in einem Kampf mit diesem Youkai niemals beweisen könnte- das hatte ihr schon die Begegnung mit seiner schwarzhaarigen Begleiterin klargemacht.

Nur die Tatsache, dass sie sich im Augenblick ein wenig im Vorteil befand- immerhin hatte sie die Waffe in der Hand und nicht er- gab ihr ein wenig Sicherheit.

“Ich werde nicht ohne das Menschenmädchen gehen, Youkai. Lass sie frei!”, warf sie dem anderen ihre Forderung einfach an den Kopf. Hätte ihre Stimme nicht leicht gezittert, sie hätte sogar überzeugend wirken können. Tatsächlich war das Kind einer der Gründe, warum sie nicht einfach floh. Sie konnte kein so kleines und zerbrechliches Wesen bei solch grausamen Youkai lassen, dass verhinderte schon allein ihr Gewissen. Der zweite ihrer Gründe zu bleiben war zumindest für sie eine kleine Überraschung. Sie konnte Jiro nicht allein lassen. Der Dämon war unfreundlich, gab anscheinend nicht so viel auf ihre Rasse aber dennoch spürte sie das zarte, emotionale Band, dass sie zu dem äußerlich jüngeren geknüpft hatte. Sie wollte nicht, dass der andere starb. Nun, aber wenn es darauf ankam, würde sie ihr eigenes Leben nicht für das des Braunhaarigen geben. So tief ging ihre Sympathie für ihn noch lange nicht.
 

Äußerlich ruhig betrachtete Sesshoumaru die Miko, ließ sich seine leichte Verwirrung nicht anmerken. Er konnte die Furcht, die Unsicherheit des Menschenweibs riechen. Glaubte sie wirklich, Rin wäre eine Gefangene? Und selbst wenn, sah sie dann nicht, dass das kleine Mädchen nicht hier war? Also, wieso war sie hier? Das ergab keinen Sinn. Oder verspürte diese Miko einfach nur Todessehnsucht? Irgendwie bezweifelte er, dass die Braunhaarige so wenig Wert auf ihr Leben legte.

In diesem Moment bemerkte er eine Bewegung direkt hinter sich. Der junge Dämon. Er musste sich wieder aufgerappelt haben.
 

***
 

Akiko hatte das Gefühl, dass das Fremde Wesen ihren Herzschlag hören müsse, so laut war er. Sie hatte damit gerechnet, auf einen Drachen zu treffen, aus keinem anderen Grund war sie hier, aber sie hatte erwartet, selbst einen suchen zu müssen. Und nun hatte eine dieser riesigen Echsen sie gefunden und das nicht irgendwo, sondern in einer Höhle mitten im Berg! Das war wirklich eine der schlechtesten Situationen, in die sie hätte geraten können. Nervös stolperte sie einen Schritt zurück. Was sollte sie tun? Fliehen? Allerdings versperrte dieses riesige, geschuppte Wesen den Weg….

In Erinnerung an ihr Training atmete sie tief ein, verdrängte ihre irritierenden Gefühle. War ihre Situation gerade wirklich so schlecht? Natürlich, der Boden war uneben, felsig, aber das war er draußen auch. Es war dunkel, was den Drachen bestimmt noch mehr behinderte als sie selbst. Seitdem sie einmal die Kontrolle über sich verloren hatte, hatte sie ein seltsames Gespür für das entwickelt, was im Schatten lag. Dieses Gefühl ging zwar nicht soweit, als das sie sich in einer dunklen Höhle einfach so hätte zurechtfinden können, aber wenn sie sich auf eine Stelle konzentrierte, dann bekam sie meist einen halbwegs annehmbaren Eindruck von dem Leben dort. Ihr größter Vorteil lag allerdings darin, dass der Drache hier kaum fliegen konnte, so langsamer, schwerfälliger sein würde als normalerweise.

“Ich rieche den Menschen in dir, kleine Dämonin. Was ist das Anliegen, das dich dazu verleitete, hier herzukommen?” Die tiefe Stimme der riesigen Echse hallte in der großen Höhle wider. Durch das schwache Licht, das von oben hereinfiel vermeinte Akiko grünliche Schuppen neben den unheimlichen, blutroten Augen wahrnehmen zu können.

“Ich suche einen Drachen.”, zwang sie sich selbst zu sagen. Es dauerte eine Weile, bis ihr bewusst wurde, wie dumm diese Aussage doch war.

“Nun, du hast einen gefunden.”, bemerkte der andere mit so etwas wie Belustigung in der Stimme.

“Ich suche einen bestimmten Drachen, nämlich den, der meinen Vater ermordet hat.”, erklärte sie instinktiv. Keine Sekunde später fragte sie sich schon, warum sie sich eigentlich rechtfertigte und das auch noch vor einer überdimensionalen Echse. Ihre Furcht war mit einem Mal wie weggeblasen. Wenn das überhaupt möglich war, so vertraute sie bis zu einem gewissen Maß darauf, nicht sofort angegriffen zu werden. Wenn der Drache sie einfach so hätte töten wollen, so hätte er sie doch anfallen können, während sie mit dem Rücken zu ihm gestanden hatte. Oder wollte er sie einfach nur in Sicherheit wiegen, sie unvorsichtig werden lassen?

Das Aufblitzen weißer Zähne in der Dunkelheit riss sie aus ihren Gedanken.

“Das hätte jeder von uns sein können.”, konstatierte der Drache in einer Art von Plauderton. Ein schabendes Geräusch verriet, dass er sich weiter in die Höhle hinein bewegte. “Du musst wissen, Hanyou, das Besucher uns meist eine gute Abwechslung bieten können. Ab und zu brauchen wir etwas, dass unseren Alltag verändert, an dem wir unsere Krallen wetzen können. Es tut mir schon fast leid, dir zu sagen, dass auch du deinen Besuch hier nicht überleben wirst.”

Mit leicht geweiteten Augen musterte die Schwarzhaarige die Riesenechse. Er wollte sie also doch töten? Nein… er wollte sich beschäftigen, er würde sie nicht sofort umbringen. Er wollte zuerst noch mit ihr, mit seiner Beute, spielen. Wahrscheinlich unterschätzte er sie. Immerhin wusste er, dass sie Menschenblut in sich trug. Er würde kaum davon ausgehen, dass sie etwas gegen ihn ausrichten könnte.

Über ihre eigene, plötzliche Gelassenheit überrascht zog Akiko ihr Schwert.

“Ich habe nur noch eine Frage, Drache: Du nimmst meine Aura, meinen Geruch wahr. Ein Youkai, der mit ähnlich gewesen sein musste… wer hat ihn umgebracht?”, fragte sie.

“Junge Hanyou, du stirbst gleich. Wieso sollte ich dich da noch mit einem solchen Wissen belasten?” Kaum hatte der Drache zu Ende gesprochen sah Akiko auch schon eine Stichflamme auf sich zuschießen. Hastig sprang sie zur Seite, entging so nur knapp den Flammen.
 

***
 

Verdammt, sein Gegner war schnell. Das verräterisch klirrende Aufeinandertreffen der Waffen offenbarte, dass der Weißhaarige Jiros Angriff hatte abwehren können. Sekundenbruchteile lang starrte er in die viel zu gleichgültigen Gesichtszüge seines Gegners. Unsicherheit kroch in ihm hoch.

Warum war der andere nur so selbstsicher? Ein leises Zischen drang an sein Ohr. Augenblicklich wurde er zurückgestoßen, dann war der Druck gegen seine Klinge mit einem Mal verschwunden. Überrascht sah Jiro, wie sein Gegner herumwirbelte, etwas in der Luft zertrennte.

“Ein Pfeil.”, kam es ihm augenblicklich in den Sinn. Also stand es zwei gegen einen. Augenblicklich stieß er sich vom Boden ab, stürmte vorwärts. Der ungeschützte Rücken des Weißhaarigen direkt vor ihm. Warnend stellten sich seine Nackenhaare auf, als der andere keinen Versuch unternahm, erneut herumzufahren. Ein Instinkt brachte ihn dazu, die Beine in den Boden zu rammen. Keinen Augenblick zu früh. Eine blaue Druckwelle löste sich aus dem Schwert des Weißhaarigen, raste auf die Miko zu und obwohl diese noch versuchte auszuweichen, wurde sie von dem Angriff erfasst, gegen den nächsten Baum geschleudert. Ein Herzschlag verging, dann ein weiterer. Er hatte noch nie gegen jemanden gekämpft, der eine magische Klinge besaß. Unwichtig.

Erneut lief er los, erhob sein Schwert wie zum Schlag. Sein Angriff wurde abgewehrt, aber er hatte nichts anderes erwartet. Einen Lidschlag lang presste er mit aller Kraft gegen die Klinge seines Gegners, dann ließ er seine Knie unter sich einknicken, wirbelte herum, bevor er auf die Beine des Weißhaarigen zielte. Ein Windstoß war alles, was er spürte, als sein Gegner in die Höhe schnellte. Kurzzeitig fiel sein Blick auf die ohnmächtige Priesterin, dann sah er nach oben. Irrte er sich oder zuckten wirklich bläuliche Blitze um die Waffe des Weißhaarigen?

Augenblicklich war er wieder auf den Beinen, machte einen Satz nach vorne. Die Vegetation hinter ihm fiel dem Angriff des Unbekannten zum Opfer. Auch er wurde von den Ausläufern der Druckwelle erfasst, einige Meter nach vorn geschleudert, bis der Erdboden ihn auf höchst überzeugende Weise bremste. Kurzzeitig orientierungslos stützte der junge Youkai sich mit den Armen ab, bevor er hochsah, direkt in das ohnmächtige Gesicht der Priesterin blickte. Sie war genau dort liegen geblieben, wo sie gegen den Baum geknallt war. Erst jetzt sah er das kleine Blutrinnsal, das den Stamm hinab rann. Deswegen war sie noch nicht aufgestanden. Eine Kopfverletzung konnte für Menschen fatal sein, dass hatte sein Vater ihn einst gelehrt. Die Miko würde ihm in ihrem Zustand nichts mehr nützen. Er könnte sie heilen, gewiss… aber dann müsste er nur noch mehr Energie unnötig verschwenden. Es brachte ihm nichts mehr, die Priesterin noch weiter am Leben zu lassen, im Gegenteil. Je länger er sie hier liegen ließ desto mehr von ihrer Lebensenergie würde verloren gehen. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Es war zwar nicht mehr allzu viel Leben, das in der menschlichen Priesterin verweilte, aber das, was noch da war, konnte sie genauso gut ihm überlassen.

Hastig streckte er die Hand aus, berührte mit zitternden Fingern die Stirn der Ohnmächtigen. Er hatte diese Technik seit einer halben Ewigkeit nicht mehr angewandt, nicht nach dem Tod seiner Mutter. Aber dennoch konnte er sich noch sehr genau an den Tag erinnern, an dem sie ihm von seinen Möglichkeiten erzählt hatte.

“Hör mir jetzt genau zu, Jiro. Was ich dir nun zeige darfst du niemals weitererzählen.” Durchdringend sah sie ihn mit ihren eisblauren Augen aus, in denen ein kaltes Feuer zu brennen schien.

“Ja, Mama.”, erwiderte er eifrig.

“Gut.”, sanft zauste die Dämonin den braunen Haarschopf ihres Sohnes, ehe sie sich umwandte. Auf dem Boden lag ein alter Dämon. Sein graues Haar fiel ihm in Zotteln über die Stirn, nur das schwache heben und senken seiner Brust verriet, dass er noch am Leben war.

“Dein Vater sagte dir bereits, dass du Pflanzen und Tieren ihr Leben entziehen kannst?”

“Ja, Mama.”, neugierig starrte der kleine Junge in das Gesicht des alten Mannes. Er lernte immer gern etwas Neues.

“Du kannst noch viel weiter gehen.”, erklärte die ältere und legte eine Hand schon fast sanft auf die Stirn des Youkais.

Befriedigt spürte Jiro, wie das Leben der Miko in ihn überging. Jeder Youkai seines Stammes besaß in einem gewissen Maß die Fähigkeit, etwas anderem seine Macht zu stehlen. Der einzige Unterschied bestand darin, unter welchen Unständen er es konnte. Der Vater der Mischlingsbrut hatte fast allem, solange es nicht direkt vom Sonnenlicht beschienen wurde, seine Kraft rauben können. Er selbst konnte sie jedem stehlen, den er berührte. Der einzige Haken war nur, dass das stehlen des Lebens eines anderen Dämonen oder auch eines Menschen in seinem Stamm geächtet wurde. Seine Mutter hatte in den Tod gehen müssen, weil sie diese Technik dennoch angewandt hatte. Ihm selbst würde sie den Sieg bringen.
 

Schon fast neugierig betrachtete Sesshoumaru den jungen Dämon. Eigentlich hatte er erwartet, dass der andere wieder aufstehen würde, doch stattdessen blieb er vor der halbtoten Miko sitzen. Trauerte er um das Menschenweib? Schwer vorstellbar. Plante er etwas? Vielleicht. Aber egal, was der Jüngere da gerade tat, er hatte keine Lust, es sich noch länger anzusehen. Er würde dem hier ein für allemal ein Ende setzten. Mit diesem Gedanken hob er Tokijin, lud die Klinge mit Youki auf. Nur Sekundenbruchteile später erhellte eine bläuliche Energiewelle erneut die Umgebung.
 

Zitternd stieß die Miko ihren letzten Atem aus. Der Angriff seines Gegners hatte Jiro schon fast erreicht. Dennoch zeigte er keine Nervosität, als er mit einem Satz zur Seite sprang, so der Druckwelle entging. Der Körper der Priesterin wurde jedoch getroffen, löste sich in dem Angriff buchstäblich auf.
 

***
 

Akiko spürte die Hitze in ihrem Gesicht. Erneut hatte der Drache sie mit seinem Feuer angegriffen und erneut hatte sie nur knapp ausweichen können. Keinen halben Meter vor ihr verkohlten die Pflanzen das bisschen Moos, das sich in diesem Teil der Höhle hatte halten können. Krampfhaft umklammerte sie den Griff ihres Schwertes. Das hier würde, konnte gar nicht gut ausgehen. Sie kam ja nicht einmal an ihren Gegner heran!

“Was ist denn los, kleine Hanyou? Gibst du schon auf?”, gluckste der Drache provozierend. Still sah sie ihm in die blutroten Augen. Sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren, sich nicht reizen lassen.

“Wieso sollte ich? Du bist nicht gerade das, was man eine Herausforderung nennt.”, bluffte sie. Sie musste sich dringend einfallen lassen, wie sie den Kampf hier zu ihren Gunsten entscheiden könnte.

Erneut schoss eine Stichflamme auf sie zu, doch anstatt zur Seite zu weichen machte sie einen Satz nach vorne, duckte sich unter dem Feuer weg. Sie musste endlich an ihren Gegner herankommen. Erneut rasten Flammen auf sie zu. Innerlich verfluchte sie ihren Kimono dafür, so eng zu sein, bevor sie in die Höhe sprang.

Einen Herzschlag später blickte sie direkt in die blutroten Augen des Drachen. Wie erstarrt betrachtete sie die dampfenden Nüstern, die giftgrünen Schuppen ihres Gegners. Sie konnte keinen einzigen Schwachpunkt erkennen. Wie sollte sie gegen so jemanden ankommen? Hatte sie überhaupt eine Chance? All dies passierte in weniger als einem Wimpernschlag und dennoch sammelte sich plötzlich Energie um Akikos Schwert. Die Schwarzhaarige spürte förmlich die dunkle Aura, die sich um die Klinge herum aufbaute.

Instinktiv ließ sie die Waffe herabschnellen, fast so, als wolle sie irgendetwas mitten in der Luft zertrennen. Sie sah nicht, wie sich irgendetwas von dem Schwert löste und dennoch passierte etwas, denn der Drache zuckte urplötzlich zusammen, wich einige Schritte zurück. Eine blutige Wunde zog sich über sein rechtes Auge.
 

***
 

Das Klirren der Schwerter hallte laut durch den Wald. Jiro spürte noch immer das Leben der Miko, das ihn schneller, stärker werden ließ. Das siegessichere Lächeln schien sich in seinen Zügen festgefroren zu haben, während er immer wieder den weißhaarigen Youkai angriff. Doch obwohl er nun stärker war, wurde jeder seiner Angriffe abgewehrt. Und noch immer war sein Gegner so schrecklich ruhig. Müsste er nicht langsam nervös werden, bemerken, dass etwas nicht stimmte? Oder nahm er ihn trotz allem nicht ernst? Nun, das konnte nur gut für ihn sein.

Erneut trafen sein Kurzschwert und die Klinge des anderen aufeinander. Er würde, musste hier gewinnen, um dieser Mischlingsbrut endlich den Hals umdrehen zu können. Er würde nicht nachgeben!

Mit diesem Gedanken drückte er gegen das Schwert des Weißhaarigen. Er hatte hier schon genug Zeit verschwendet. Kurz hielt er inne, dann sprang er in die Höhe, versuchte über die Deckung des Weißhaarigen zu kommen. Erneut war der andere schneller als er. Er konnte gerade noch sein Schwert herumreißen, die Klinge seines Gegners so davon abhalten, ihn zu treffen. Dennoch wurde er zur Seite geschleudert, schaffte es gerade noch so, wieder auf den Füßen zu landen. Hastig rappelte er sich auf, wollte wieder angreifen, als der durchdringende Schrei eines Drachen seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
 

***
 

Fieberhaft versuche Akiko dem schuppigen Körper der Riesenechse auszuweichen. Irgendwie hatte sie es geschafft einen Glückstreffer zu landen, ihren Gegner auf einem Auge zu blenden. Leider taumelte der andere nun durch die Höhle, sie musste sich mühe geben, nicht von ihm erdrückt zu werden. Plötzlich traf sie etwas hart im Rücken, ließ sie zu Boden stürzen. Aus dem Augenwinkel sah sie wie der Schwanz des Drachen über sie hinwegfegte. Sie hatte nicht aufgepasst. Das war nicht einmal ein richtiger Angriff gewesen.

Wütend über ihre eigene Unaufmerksamkeit wollte sie sich wieder aufrichten, doch in diesem Moment stolperte der Drache erneut zur Seite, nur eine schnelle Drehung zur Seite bewahrte die Schwarzhaarige davor, unter seinen Füßen begraben zu werden. Sekundenbruchteile lang blickte sie erstarrt auf den scheinbar schutzlosen Bauch des Drachen über ihr, dann stieß sie zu. Ein Schwall von Blut kam ihr entgegen, machte sie kurzzeitig blind, während der Schrei des Drachen ihr in den Ohren dröhnte. Der Boden unter ihr vibrierte, als die riesige Echse sich aufbäumte, ehe sie vorwärts stürmte. Erneut spürte Akiko, wie sie von irgendetwas hart getroffen wurde, klammerte sich instinktiv daran. Wie durch einen roten Schleier erkannte sie, dass sie sich irgendwo auf dem Drachen befinden musste, denn ihre gesamte Umgebung bewegte sich. Dann wurde es plötzlich dunkel um sie herum, ein schleifendes Geräusch war zu hören.

Wollte der Drache etwa fliehen? Irgendwie kam Akiko diese Vorstellung absurd vor. Irgendein Gedanke streifte den Rand ihres Bewusstseins, doch noch immer verschleierte der Geruch von Blut ihre Sinne, ließ sie seltsam gleichgültig werden. Kurz rieb sie mit ihrem Gesicht über ihren Ärmel, versuchte so das Blut von ihren Augen zu bekommen. Und obwohl der rötliche Schleier in ihrer Sicht fast augenblicklich verschwand kam ihre Umgebung ihr dennoch plötzlich so unwirklich vor…. Sie musste wohl mehr eingesteckt haben, als sie zunächst angenommen hatte.

In diesem Moment fiel grelles Licht vor ihr durch die Felsen, dann waren sie und der Drache plötzlich in der Luft.
 

***
 

Erstaunt sah Jiro zu dem dunkelgrünen Drachen, der plötzlich aus dem Spalt im Berg hervor geschossen kam. Blut lief seinen Rumpf herab.

Was war passiert? Soweit er wusste gab es keine normale Waffe, die die Schuppen eines solchen Wesens durchbrechen konnte. Nur magische Klingen waren dazu fähig. Könnte es sein…?

Angestrengt kniff er die Augen zusammen. Irrte er sich oder hielt sich dort jemand am Flügelansatz des riesigen Tieres fest? Jemand, mit langem, schwarzen Haar? Konnte es sein…?

Mit einem Schlag waren alle andere Gedanken aus Jiros Kopf wie weggeblasen. Es gab nur noch ihn und sein Ziel. Das Ziel, das sich da gerade verzweifelt an dem Drachen festklammerte. Er würde sie töten. Endlich konnte er Rache nehmen. Er hatte so lange warten müssen…!

Ohne nachzudenken stürmte er los. Er musste diesen Drachen irgendwie einholen, an diese verdammte Mischlingsbrut herankommen. Er lief selbst weiter, als ein blaues Leuchten neben ihm seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Selbst als er von der Druckwelle erfasst wurde wandte er seinen Blick nicht von seinem Ziel ab. Er hatte Jahrelang nur auf diesen Moment gewartet, alles für sein Ziel getan. Er durfte, nein, konnte überhaupt nicht versagen. Und dann wurde alles um ihn herum schwarz….

Emotionslos betrachtete Sesshoumaru die Überreste des jungen Dämons. Es gab keinen Zweifel: Auch er war hinter Akiko her gewesen. Warum? Wieso hatte die Hanyou so viele Feinde, die sie alle nicht einmal zu kennen schien? Mit diesem Gedanken blickte er zu dem grünen Drachen und der Schwarzhaarigen, die sich dessen Flügelansatz klammerte. Zugegebenermaßen hatte er nicht erwartet, dass sie lange gegen eines dieser Wesen bestehen könnte, aber scheinbar hatte sie gerade sogar die Oberhand gewonnen. Nun, dass war durchaus interessant.
 

Ängstlich klammerte Akiko sich an den Drachen. Sie spürte den Wind, der ihre Haare beutelte, die Bewegungen des riesigen Tieres unter sich. Egal wie fiel Angst sie auch vor dem Fallen hatte, lange könnte sie sich nicht mehr halten. Und nun schraubte sich die Flugechse nur höher und immer höher in die Luft.

Sie wollte nicht sterben. Schon fast beruhigend pulsierte das Schwert in ihrer Hand. Nein, sie wollte Leben. Warum? Mit einem Mal kam ihr Sesshoumarus Gesicht in den Sinn. Er war der erste, der sich um sie gekümmert hatte und sei es auch nur auf seine eigene, kalte Art gewesen. Er hatte sie hierher begleitet, hatte ihr ihre Idee nicht ausreden wollen, obwohl er gewusst haben musste, dass es nicht gut ausgehen konnte. Warum? Sie wusste es nicht. Aber aus irgendeinem Grund war das jetzt auch nicht so wichtig. Sie wollte ihn nur noch einmal sehen. Egal was sie tat, wenn sie jetzt hinunterfiel würde sie sterben. Aber wenn sie sich noch länger an den Drachen klammerte…. Sie sah bereits aus dem Augenwinkel ein halbes Dutzend dieser riesigen Wesen, die auf sie zuflogen. Egal was sie tat, ihr Schicksal war besiegelt. Es gab nur einen unterschied: wenn sie fiel… vielleicht, aber nur vielleicht könnte sie dann noch einen Blick auf einen gewissen Dämon erhaschen. Sie wusste, dass diese Hoffnung blanker Unsinn war. Und dennoch… es war die Einzige, die sie hatte.

Schon fast vorsichtig löste sie ihre Finger von dem Drachen. Sie hätte nie herkommen, die Ruhe dieser Wesen nie stören dürfen.

Alles schien langsamer zu werden, als sie spürte, wie sie von dem Flügelansatz des geschuppten Wesens rutschte. Mit einem Mal pulsierte das Schwert in ihrer Hand wieder stärker, wütender. Überrascht weiteten sich Akikos Augen, als ihr Arm mit der Waffe sich wie von selbst bewegte, die Klinge sich in die empfindliche Membran des Drachenflügels bohrte, sie durchtrennte. Es dauerte nur Sekunden, bis das Schwert die empfindliche Haut vollkommen durchtrennt hatte und dann war nur noch Luft unter ihr.

Akiko hörte das verzweifelte kreischen des Drachen, als sie fiel. Auch er würde sterben, diese Wissen war mit einem Mal in ihr. Schade eigentlich, sie hatte dieses riesige Wesen nicht einmal töten wollen. Aber daran konnte sie nun auch nichts mehr ändern.

Der Wind peitschte ihr Haar, während sie fiel, zerrte an ihrer Kleidung. Sie hatte einst gehört, dass das eigene Leben sich noch einmal vor ihren Augen abspielen würde, wenn sie starb. Aber die Bilder kamen nicht. Galt diese Regel etwa nur für Menschen? Gut möglich. Es gab ohnehin nicht allzu viel, an dass sie sich nun erinnern wollte.

Nur….

Schon fast angestrengt spähte sie zu dem rasch näher kommenden Baumkronen. Nirgends konnte sie einen weißen Haarschopf ausmachen. War er vielleicht gar nicht mehr da? War er weggegangen weil er wusste, dass sie hier sterben würde? Vielleicht….

Schon fast traurig schloss sie ihre Augen. Was nützte es jetzt noch, zu hoffen? Sie würde ihn nicht mehr sehen. Wie hatte sie sich nur an eine solch irrsinnige Hoffnung klammern können?

Plötzlich schien ein helles Licht sie zu umgeben. Starb sie nun? Das Leuchten verblasste langsam und mit ihm auch der Wind, der noch vor kurzem an ihr gezerrt hatte. Tief zog sie die Luft ein. Wenn sie tot war, wieso atmete sie dann noch? Wieso spürte sie noch ihren eigenen Herzschlag? Und wieso spürte sie dann noch eine Hand in ihrem Rücken die sie hielt, sie vom weiter fallen bewahrte? Mit einem Mal war sie wieder hellwach, riss ihre Augen auf, nur, um direkt in zwei kalte, bernsteinfarbene Pupillen zu blicken.
 

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Hier ist das Kap auch “schon” zu Ende^^

Ich hoff, es hat euch gefallen.

Wer so lieb ist und mir n Kommi dalässt kriegt wieder ne ENS, wenn ich das nächste Kap hochlade^^

Bye,

_Corchen_

Rückkehr

“Und daher, denke ich, sollten wir zunächst davon absehen, junge Youkai gezielt zum Kampf auszubilden. Das würde höchstens Missbilligung im Klan hervorrufen. Es wäre weitaus klüger…”

Kenta hörte den Ausführungen einer der Berater des früheren Anführers nicht mehr zu. Etwas viel Wichtigeres hatte die Aufmerksamkeit des Lilahaarigen erregt. Die Aura seines jungen Auftragsmörders… sie war verschwunden. Hastig ließ er seinen Blick über die Runde schweifen. Keiner der Umsitzenden verzog eine Miene, gab auch nur im Geringsten zu erkennen, dass er etwas ungewöhnlich bemerkt hätte. Also hatte außer ihm niemand das Verlöschen der Aura wahrgenommen. Natürlich. Wieso auch? Er hatte es auch nur gespürt, weil er seit Tagen penibel darauf achtete, die Präsenz des jungen Dämons zu verfolgen. Immerhin war er es gewesen, der Jiro ausgeschickt hatte, die Mischlingsbrut ihres früheren Anführers zu töten….

Ohne es zu wollen bekamen seine Augen einen leicht glasigen Ausdruck. Wie war der Jüngere gestorben? Hatte er gegen diese schwarzhaarige Hanyou verloren? Gut, sie war stark, dafür, dass Menschenblut durch ihre Adern floss. In einem offenen Kampf hätte sie Jiro gewiss besiegt. Schließlich hatte sie auch mit ihm kurzzeitig mithalten können. Allerdings war Jiro nicht jemand, der offen angriff… oder zumindest war er bisher davon ausgegangen. Dafür war der junge Youkai schon immer viel zu verschlagen gewesen. Oder hatte er sich in ihm getäuscht? Hatte er ihn überschätzt? War er Schuld am Tod des braunhaarigen Youkai? Oder ging er gerade von falschen Tatsachen aus? Er hatte keinen einzigen Beweis dafür, dass die Mischlingsbrut Jiro getötet hatte. Aber wie hätte sein Assassine sonst sterben können? Es gab nicht viele, die den noch jungen Youkai hätten besiegen können. Nur… mit einem Mal kam ihm das Bild des weißhaarigen Youkais in den Sinn, schien sich in seinem inneren Auge festzubrennen. Für ihn wäre es kein Problem gewesen, Jiro zu töten.

Die Augenlieder des Lilahaarigen sackten leicht herab, hätten so jedem genauen Beobachter verraten, dass er sich tief in seinen eigenen Gedanken befand. Doch der einzige Youkai der Runde, der Kentas Verhalten seine volle Aufmerksamkeit schenkte war ein alter, blinder Dämon. Und so konnte der eigentlich Vorsitzende der Ratsversammlung ungestört seinen Gedanken nachgehen.

War es möglich, dass Jiro gegen den weißhaarigen Begleiter der Mischlingsbrut angetreten war? War er so dumm, so unachtsam oder vielleicht sogar so übereifrig gewesen? Und wenn dem so war, hatte er gegen den stärkeren gekämpft nachdem er sich um die Mischlingsbrut gekümmert hatte oder war sie immer noch am Leben? Oder hatten ganz andere Umstände für seinen Tod gesorgt?

Mühsam unterdrückte er die Unruhe, die in ihm hochzusteigen drohte. Was, wenn Jiro vor seinem Tod noch gesprochen hatte? Über das Erbe der schwarzhaarigen Hanyou? Wusste sie um die Frist, die ihr gesetzt war? Wusste sie von dem Klan, dessen Führung eigentlich ihr anvertraut gewesen sein sollte? Er musste es herausfinden.

Mit diesem Gedanken warf er erneut einen kurzen Blick über die Runde. Noch immer sprach einer der Youkai über die Ausbildung junger Dämonen. Ein uninteressantes Thema, wie er fand. Wenn er erst einmal Anführer des Klans war würde sich sowieso alles ändern. Und dennoch… er konnte nun nicht einfach aufstehen, fortgehen, wollte er den Respekt der anderen ihm gegenüber nicht auf die Probe stellen. Es hatte ihn Jahre gekostet sich das Vertrauen der hochrangigen Youkai seines Stammes zu erarbeiten und er war sich nur zu deutlich bewusst, dass ein guter Teil von ihnen kein Problem damit haben würde, ihm dieses Vertrauen wieder abzusprechen. Er konnte es sich nicht leisten, so kurz vor seinem Ziel noch einen Rückschlag einzustecken. Mischlingsbrut hin oder her. Ungeduld hatte ihn nicht in diese hohe Position gebracht. Seit 18 Jahren wartete er schon darauf, den Platz des Vaters der Schwarzhaarigen einnehmen zu können. Die Arbeit von ganzen 18 Jahren… er würde sie nicht wegen ein paar Wochen aufs Spiel setzten.

Der Ausdruck in Kentas Augen wurde wieder wachsamer, durchdringender. Er würde handeln, zweifellos, aber nicht jetzt. Erst wenn diese verdammte Sitzung beendet war, konnte er auf die Suche nach der Schwarzhaarigen gehen.
 

Verwundert starrte Akiko in die kalten Augen ihres Retters, war zu irritiert um die Wärme zu spüren, die sich plötzlich in ihr Herz schlich.

Sie war nicht gestorben. Sie war nicht tot. Immer wieder wiederholte sie diese Sätze in ihren Gedanken, während sich langsam Unglauben in ihr breitmachte. Sesshoumaru hatte sie gerettet. Warum? Konnte es ihm nicht völlig egal sein, was mit ihr passierte. War es ihm nicht völlig egal, was mit ihr passierte?

“Wieso hast du mich aufgefangen?”, entwich es ihren Lippen. Eine der unpassendsten Fragen, die sie hatte stellen können aber irgendwie kümmerte sie das im Moment wenig.

Ruhig erwiderte Sesshoumaru den verwirrten Blick Akikos dunkler Augen. Der Einwand der Hanyou war gar nicht so unbegründet. Warum hatte er sie aufgefangen? Warum hatte er gar nicht erst nachgedacht, war einfach losgesprungen, als er sie hatte fallen sehen? Nun, ihre Fähigkeiten waren nützlich, aber nicht zwangsweise notwendig. Dennoch musste er zugeben, dass ihn ihre Geschichte langsam aber sicher interessierte. Es gab nicht viele Hanyous denen es gelang, gegen einen Drachen zu bestehen.

Das protestierende Knirschen splitternder Baumstämme lenkte ihn kurzzeitig ab. Staub wirbelte auf, machte es so gut wie unmöglich, den auf dem Boden aufschlagenden Drachen zu erkennen. Selbst die Schreie der noch immer um den Berggipfel kreisenden Flugechsen verstummten kurzzeitig, nur, um dann noch lauter als zuvor wieder einzusetzen.

Gleichgültig wanderte der Blick des Weißhaarigen zu den geschuppten Wesen. Einige hatten ihn und Akiko bereits entdeckt, starrten wutentbrannt auf sie herab. Andere schienen den Grund für den Tod ihres Kameraden noch nicht entdeckt zu haben. Aber sie würden ihn spätestens gefunden haben, wenn die übrigen Drachen angriffen… und das konnte nicht mehr lange dauern.

“Ich wollte ihn nicht mal töten…” Leicht verwirrt richtete Sesshoumaru seinen Blick wieder auf die schwarzhaarige Hanyou, doch sie sah nur hinab zu der sich langsam wieder legenden Staubwolke. Bedauern lag in ihren dunklen Augen. Ein ganz und gar menschliches Gefühl.

“Du musst dich entscheiden.”, erklärte der Weißhaarige kühl, sah wieder nach oben zu den Drachen, von denen einige bereits deutlich näher gekommen waren. Wortlos folgte Akiko seinem Blick. Einer der Drachen am Himmel war gewiss derjenige, gegen den ihr Vater gekämpft und verloren hatte. Nur welcher? Und spielte das überhaupt eine Rolle? Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht, herkommen zu wollen? Gewiss, sie hatte mehr über ihre Vergangenheit erfahren wollen, aber zu welchem Preis? Sie wäre beinahe gestorben, eins dieser riesigen Flugwesen war tot und jetzt brachte sie selbst Sesshoumaru allein dadurch in Gefahr, dass sie bei ihm war. Nein, ihr Vater mochte noch so großartig gewesen sein, dass war es einfach nicht Wert. Sie hatte sich viel zu sehr auf die Vergangenheit konzentriert um zu bemerken, dass ihr Herz bereits für jemand ganz anderen als ihre Eltern schlug. Für jemanden, in dessen Armen sie gerade lag.

“Es nützt nichts mehr, hier zubleiben. Sie werden mir nichts verraten.”, Akiko war selbst überrascht darüber, wie gleichgültig ihre Stimme mit einem Mal klang. Ihr ganzes Leben lang hatte sie wissen wollen, wer ihr Vater gewesen war. Und nun gab sie einfach auf? Nun, da sie vielleicht die Möglichkeit hatte, mehr über ihn herauszufinden? Anscheinend. Das einzig seltsame war nur, dass sie keinerlei Bedauern spürte. Ganz im Gegenteil. Sie fühlte sich irgendwie erleichtert.

“Gut.”, stimmte der Weißhaarige ihr zu und im nächsten Augenblick wurde sie wieder von einem hellen Licht umgeben. Geblendet kniff sie die Augen zusammen, so, dass nur noch der aufkommende Wind ihr verriet, dass sie sich fortbewegten.
 

Rasch lief ein scheinbar junger Mann durchs Unterholz. Sein stumpf glänzendes, schwarzes Haar hätte ebenso menschlich wirken können wie seine braunen Augen. Ein Umstand, der ihm schon oft geholfen hatte. Es war viel leichter, sich unbehelligt durch die Lande zu begeben, wenn man unauffällig war. Doch nun war es unbedeutend.

Er hatte sich schon vor einer Weile auf Jiros Spur gesetzt, um ihn noch einzuholen, bevor er die Erbin fand. Allerdings schien er zu spät zu sein- die Aura des jugendlichen Dämons war vor kurzem erloschen. Hatte er gegen die Erbin gekämpft? Er wusste es nicht. Dafür wusste er, in was für ein Gebiet er vor kurzem eingedrungen war. Die noch entfernten Schreie der Drachen konnten nur bedeuten, dass er sich langsam aber sicher den Brutplätzen dieser riesigen Wesen näherte, denn warum sonst sollten so viele von diesen streitbaren Flugechsen an einem Ort sein?

Das Jiro hier her gegangen war konnte nur bedeuten, dass auch die Erbin es getan hatte. Warum? Suchte sie den Drachen, der ihren Vater besiegt hatte? Sorgen machten sich in ihm breit. Die Tochter ihres früheren Anführers war nur eine Hanyou. Egal, wie talentiert sie auch sein mochte, sie käme gewiss nie an die Stärke ihres Vaters heran. Wenn sie es tatsächlich mit einem Drachen aufnehmen, sterben sollte…. Er konnte sich nicht vorstellen, wie sich das auf seinen Klan ausüben würde. Immerhin wäre Kenta dann der einzige mit einem Anspruch auf den Rang ihres Anführers. Er und die Erbin würden sich niemals im direkten Kampf gegenüberstehen, keiner von beiden würde öffentlich für sein Recht kämpfen.

Besorgt zog er seine Augenbrauen zusammen. Ihm war es egal, wer von beiden den Stamm führen würde. Die Erbin oder Kenta- wer konnte schon behaupten, einer sei besser als der andere? Immerhin hatte noch nie jemand die Hanyou gesehen, geschweige denn mit ihr gesprochen. Und dennoch… wenn sie nicht auftauchen, nicht kämpfen würde, würde das seinen Stamm spalten.

Schon jetzt gab es zwei Lager in seiner Heimat. Eins, dass Kenta unterstützte und ein anderes, dass die Ankunft der Erbin herbeisehnte. Wenn einer der beiden sich im offenem Kampf gegen den anderen durchsetzte - gut. Wenn einer öffentlich auf seine Ansprüche verzichtete… nun, ihn sollte es nicht stören. Aber wenn einer gar nicht erst erschien… dann würde dem “Gewinner” auf ewig vorgeworfen werden, sich irgendwelcher unehrenhaften Methoden bedient zu haben, um den Anderen vom Antreten zu hindern. Vielleicht würden sich einige sogar gegen den neuen Anführer auflehnen. Wahrlich keine rosigen Aussichten, wie er fand.

Es war nicht gerade hilfreich, dass auch sein Herr, einer der Raghöchsten Youkai im Klan, sich öffentlich für eine der beiden Seiten entschieden hatte. Er schätzte den alten Dämon sehr, hatte ihm viel zu verdanken, aber dennoch war in ihm in letzter Zeit der Verdacht aufgekommen, dass sein Herr unfähig war, die gesamte Situation in Ruhe zu überdenken. Er konnte nur hoffen, dass der alte keine Fehler machte, bis er wieder da war.

Und so lief der Dämon hastig weiter, bahnte sich seinen Weg durch den dichten Wald ohne darauf zu achten, dass Äste ihm Hände und Gesicht zerkratzen, sich in seiner Kleidung verfingen und abbrachen. Er hielt nur inne, als er eine Art fliegender Lichtkugel über den Baumwipfeln erblickte, dann lief er weiter. Was interessierten ihn schon fremde Youkai, die es offensichtlich eilig hatten? Er war hier, um eine Hanyou zu finden.
 

Gemütlich rupfte das große, geschuppte Wesen einige der wenigen Grasbüschel aus, die die letzten Tage seiner Anwesenheit überlebt hatten. Suchend fuhr einer der beiden Köpfe über den Boden, bevor er sich mit einem leicht unzufriedenem Brummen abwandte, nach oben blickte. Der zweite Kopf folgte bald darauf, als er am Boden keine zufrieden stellenden Grasbüschel mehr fand. Kurze Zeit beäugte er einen tief hängenden Ast des Baumes neben sich misstrauisch, dann streckte sich einer der Hälse und kurze Zeit später war die Kiefer um einige Zweige und Nadeln erleichtert worden. Einige Minuten und viel Grünzeug später ließ der zweiköpfige Drache von dem Baum ab, als seine feinen Ohren sich nähernde Schritte vernahmen.

“Ah-Uhn!”, fröhlich lächelnd lief ein kleines, schwarzhaariges Mädchen auf das geschuppte Wesen zu. In ihrer Hand hielt sie einen Straus von Wildblumen.

“Die hab ich für dich gepflückt!”, verkündete die kleine stolz, als sie vor dem Drachen angekommen war.

Neugierig beugte sich einer der Köpfe herab, schnupperte kurz an dem Straus, bevor er ihn dem Mädchen schon fast vorsichtig aus der Hand zog, ehe er begann, auch ihn zu vertilgen. Währenddessen streckte sich auch der zweite Kopf vor, stupste das Mädchen sanft gegen den Kopf. Noch immer lachend streckte die Kleine die Hand aus, um sie auf die großen Nüstern des Dämons zu legen, doch plötzlich ruckte der Kopf hoch, starrte scheinbar gebannt auf eine Stelle hinter dem Kind.

Verwundert sah das Menschenkind des Drachen einen Augenblick an, ehe auch sie sich umwandte und erneut schlich sich ein strahlendes Lächeln auf sein Gesicht.

“Sesshoumaru-sama, Akiko-san! Ich hab euch schon vermisst!”
 

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So, hier ist das Kap auch schon zu Ende. Tut mir leid, dass es wieder so lang gedauert hat, aber ich steh’ im Augenblick n bissl unter Stress. Ich hoff, dass es euch trotzdem gefallen hat und würd mich wie immer über Rückmeldungen sehr freuen^^

Bye,

_Corchen_

Kein Friede

Führsorglich ließ Akiko ihre Hand auf dem Rücken des kleinen Mädchens neben ihr ruhen. Die Kleine hatte sich vertrauensselig an sie geschmiegt, war kurz darauf sogar eingeschlafen. Wie konnte das Kind in ihrer Nähe nur so ruhig sein? Nachdenklich betrachtete die Schwarzhaarige das friedliche Gesicht Rins. Sie war so unschuldig, so ganz anders als sie selbst. Sie hatte gemordet, hätte selbst das kleine Mädchen getötet, wenn sie nicht aufgehalten worden wäre. Sie war eine Bedrohung, eine Gefahr. So langsam aber sicher verstand sie, warum sie in ihrem alten Dorf immer beschimpft, ausgegrenzt worden war. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. Schon komisch, wenn man plötzlich die Leute verstand, die man früher gehasst hatte. Warum erlaubte Sesshoumaru ihr überhaupt, weiter bei der Gruppe zu bleiben? Als er sie aufgenommen hatte, hatte er ihr gesagt, dass sie ihm nicht zur Last fallen dürfte. Nun, das hatte sie getan. Mehrmals. Und dennoch hatte er sie noch nicht verstoßen. Warum nicht? Sie würde nicht nachfragen. Zu groß war ihre Angst, dass er es sich sonst noch anders überlegen, sie doch noch wegschicken könnte. Nein, dieses Risiko wollte sie auf keinen Fall eingehen. Nicht jetzt, da sie glaubte, ihren Platz endlich gefunden zu haben.

Sie wollte weiter mit dieser seltsamen Gruppe reisen, solange sie konnte. Sie wollte sich das Gezanke des grünen Krötenyoukais anhören, sich um den friedvollen Drachen kümmern und mit Rin toben. Und vor allem… vor allem wollte sie bei ihm sein, bei dem kalten Dämonen, der ihr das Leben gerettet, an den sie ihr Herz verloren hatte. Irgendwie ein friedvoller Gedanke, wie sie fand. Müde lehnte sie ihren Kopf an den alten Baum, zu dessen Wurzeln sie und Rin saßen. Wenn ihr noch vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass sie einmal so enden würde, umgeben von Youkai und einem kleinen Kind, so hätte sie ihn für Verrückt erklärt. Oder für einen unglaublich schlechten Geschichtenerzähler. Langsam wurden ihre Augenlieder schwer. Das Rauschen des Windes in den Ästen weit über ihr schien zu einem Flüstern abzuflauen, ein Flüstern, dass sie irgendwie an ein Schlaflied erinnerte. Ein Schlaflied, das sie noch nie gehört hatte.
 

Als sie wieder die Augen öffnete sah sie sich selbst direkt in die dunklen Pupillen. Es dauerte eine Weile, bis Akiko erkannte, dass sie vor einem Spiegel stand. Neugierig musterte sie ihr regungsloses Ebenbild. Es trug den gleichen, roten Kimono wie sie selbst. Genauso wie sie hatte es das Schwert an der linken Hüftseite befestigt. Es gab nur einen einzigen Unterschied: In den Augen ihres Spiegelbildes glühte ein unheimliches Feuer, dass in ihren fehlte.

Verwirrt hielt Akiko inne. Sie… kannte dieses Bild. Sie hatte diesen Traum schon einmal gehabt. Aufgeregt wirbelte die Schwarzhaarige herum, versuchte, einen Blick auf ihre Umgebung zu erhaschen. Plötzlich wurde es dunkel. Akiko konnte kaum mehr als nur die Umrisse des spärlich eingerichteten Zimmers um sie herum erkennen. Ein Muster dunkler, verzerrter Schatten zeichnete sich auf dem Boden ab. Wie von selbst wanderte Akikos Blick zum Fenster. Nur das spärliche Licht der Sterne erhellte die Nacht. Es war kein Mond zu sehen. Ein leises knarren ließ sie erneut herumfahren. Ein Dämon hatte die Tür des Zimmers aufgeschoben. Seine milchigen, blinden Augen leuchteten erwartungsvoll in der Dunkelheit.

“Es ist soweit, My Lady.”, die alte Stimme zitterte trotz seiner offensichtlichen Aufregung kaum.

Unwillkürlich drückte Akiko ihren Rücken durch, machte sich größer.

“Nein.”, erklärte sie ruhig. “Das hier ist die Angelegenheit meines Vaters, nicht die meine.”

Ihr Gegenüber schwieg.

Aus reinem Instinkt zog sie Schwert samt Scheide aus seiner Befestigung,, hielt beides mit ausgestrecktem Arm vor sich.

“Ich nehme das Erbe nicht an.”, sagte sie ruhig, öffnete die Hand. In dem Augenblick, in dem die Waffe den Boden berührte barst der Spiegel hinter ihr. Überrascht wandte Akiko den Kopf und war mit einem Mal in völlig Finsternis getaucht.

“Hallo?”, irritiert sah Akiko sich um. Was war los? Wo war der Alte hin? Wo war alles hin? Hatte sie etwas falsch gemacht?

Mit einem Mal sah sie in einiger Entfernung ein schwaches Licht aufflammen. Gleichzeitig kam in ihr der seltsame Drang auf, sich umzudrehen, zurückzulaufen, zurück in die Dunkelheit. Sie ignorierte diesen Instinkt geflissentlich. Dennoch waren ihre Schritte nur zögernd, als sie auf die Helligkeit zuging. Irgendetwas in ihr sträubte sich gegen diese Entscheidung, doch was auch immer es war, es hatte keine Macht über sie, nicht mehr.

Als sie Rins helles Kinderlachen vor sich hörte wurde sie schneller, ihre Zweifel verflogen. Das zunächst schwache Licht wurde allmählich heller. Und dann, ganz plötzlich, war sie hindurch.

Akiko fand sich auf einer großen Blumenwiese wieder. Rin saß direkt vor ihr im Gras. Allein. Sie blickte nicht auf, als sie zu ihr trat. Wo waren Jaken, Ah-Uhn und vor allem Sesshoumaru? Normalerweise war die Kleine nie allein.

“Rin, was ist hier los?”, sie wunderte sich selbst darüber, dass ihre Stimme zitterte.

Zunächst schien es ganz so, als wolle das kleine Mädchen nicht antworten. Es kam Akiko wie eine Ewigkeit vor, ehe es den Kopf hob und ihr aus dunklen, leeren Augen entgegenblickte. Aus den Augen ihrer Mutter.
 

Einen unterdrückten Schrei ausstoßend fuhr sie hoch. Ihr Atem ging rasselnd. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn.

Ein unzufriedenes Grummeln ließ ihren Blick nach unten schnellen. Durch ihre hastige Bewegung war die noch immer schlafende Rin von ihrem Schoß gerutscht, rollte sich nun auf dem laubbedeckten Boden ein.

Zwei große, katzenartige Augenpaare musterten sie in der Finsternis. Ah-Uhn war durch sie aufgewacht, hellhörig geworden. Jakens Sinne schienen nicht so gut ausgeprägt zu sein wie die des Drachen, denn sein Schnarchen konnte sie nun nur zu deutlich hören. Und Sesshoumaru…? Es dauerte nicht lang, bis sie den Dämonen erspähte, der auf einem nahen Baum hockte. Er betrachtete sie aus halb geschlossen Augen. Weder Anklage noch Frage stand in seinen goldenen Iriden und dennoch hatte Akiko den Drang, sich zu erklären. Immerhin wollte sie sich nicht völlig blamieren, nicht vor ihm.

“Verzeihung.”, murmelte sie leise, instinktiv. “Es war nur ein Traum.”

,Ja, nur ein Traum’, wiederholte sie in Gedanken, wie, um sich selbst von dieser Tatsache zu überzeugen. Sesshoumarus Augen ruhten weiterhin auf ihr. Wind kam auf, spielte mit seinem silbern glänzendem Haar. Es war das Einzigste, was sich an ihm bewegte. Sesshoumarus Emotionsloser Blick kam ihr plötzlich unglaublich durchdringend vor, fast so, als wolle er in ihr Innerstes sehen. Wie, um sich selbst vor diesem unausgesprochenen Zweifel zu schützen schloss Akiko ihre Augen, tat so, als wolle sie schlafen. Sie bezweifelte, den Weißhaarigen damit wirklich täuschen zu können. Ihr viel zu schnell schlagendes Herz würde sie an seine Sinne verraten. Aber was konnte sie sonst tun, um seinem Blick zu entgehen? Scham kam in ihr auf. Ihr Verhalten war geradezu lächerlich. Sie versuchte um eine Blamage herumzukommen, indem sie sich schlafend stellte und blamierte sich mit dem alleinigen Versuch nur umso mehr. Fast wünschte sie, Sesshoumaru würde sie ansprechen, sie aus dieser Situation erlösen, doch er schwieg. Sehr zu ihrer Verwunderung spürte Akiko kurz darauf, wie der Weißhaarige seinen Blick von ihr nahm. Und obwohl sie damit ihr Ziel eigentlich erreicht hatte dauerte es noch lange, bis sie in einem tiefen, traumlosen Schlaf versank.
 

Das stetige Geräusch herabfallender Tropfen war das Erste, was Akiko am nächsten Morgen vernahm. Ansonsten war nichts zu hören, ganz so, als habe das leise Rauschen sämtliche anderen Geräusche verschlungen.

Etwas Nasses troff ihr auf die Wange. Irritiert öffnete die Schwarzhaarige die Augen, blickte zu dem dichten Blätterdach über ihr, ehe sie eine Hand zu ihrem Gesicht wandern ließ, nahezu vorsichtig über die getroffene Stelle strich. Wasser.

Mit vom Schlaf noch leicht trüben Augen ließ sie ihren Blick weiter nach unten wandern, bis sie den trüben Schleier des Sprühregens erblickte, der sich über das Land gelegt zu haben schien. Verwirrt zog sie die Stirn kraus. Normalerweise spürte sie es, wenn es bald anfangen sollte zu regnen. Warum war ihr gestern nichts aufgefallen? Nun gut, sie hatte mit einem Drachen gekämpft… aber spätestens nachdem sie hier angekommen waren hätte sie etwas bemerken müssen, oder?

Mit leicht steifen Gliedern drückte sie sich hoch, sah sich um. Ah-Uhn döste vom schlechten Wetter scheinbar unbeeindruckt in einiger Entfernung auf einer schon leicht schlammigen Wiese. Die vom Himmel fallenden Regentropfen suchten sich bereits in kleinen Strömen ihren Weg über seinen schuppigen Körper zum Erdboden. Fast hätte Akiko über die Ignoranz des Drachen bezüglich des Wetters den Kopf geschüttelt. Sie hatte noch nie ein Tier gesehen, dem schlechtes Wetter anscheinend völlig gleichgültig war. Andererseits… Ah-Uhn war ein Drache, kein Tier. Und er hatte kein Fell, das sich mit Wasser voll saugen, schwer und kalt werden konnte.

Rin schlief immer noch friedlich auf dem Boden eingerollt, genauso wie Jaken, der es irgendwie schaffte, nicht mehr zu schnarchen. Noch spendete das dichte Blätterdach den beiden Schutz vor der Nässe, doch bald würde sich das ändern. Wie von selbst wanderte ihr Blick zu dem Ast, auf dem sie noch in der Nacht zuvor Sesshoumaru gesehen hatte. Der Inuyoukai war nicht mehr da. Leicht enttäuscht seufzte Akiko auf. Was hätte sie auch anderes erwarten können? Als ob der Weißhaarige jemals mehr als ein paar Stunden an einem Ort verbringen könnte. Er verschwand immer für eine Weile, wenn sie eine längere Rast einlegten. Wenn sie so darüber nachdachte, dann schien sein Verhalten irgendwie rastlos zu sein. Dabei wirkte der Dämon immer wie die Ruhe selbst. Sie verstand ihn einfach nicht. Aber vielleicht waren ja alle Youkai so? Was wusste sie schon?
 

Nachdenklich ließ der äußerlich junge Mann seine Hand auf einem nahen Baumstamm ruhen. Er hatte ihre Spur verloren.

Wütend presste er die Kiefer aufeinander, verfluchte den Regen, der schrecklich gleichgültig auf ihn hernieder prasselte. Es konnte Tage, Wochen dauern, bis er sie wieder fand. Eine Strähne seines stumpfen, schwarzen Haares verdeckte seine braunen, fast menschlichen Augen. Die Zeit lief ihm davon. Er musste sich beeilen, wenn er die Erbin noch rechtzeitig finden wollte.
 

Scheinbar ohne jegliche Eile schritt derweil ein lilahaariger Dämon durch eine finstere Höhle. Kein Lichtstrahl hatte einen Weg so tief in den Berg hinein finden können, nur das fast hypnotisierende Geräusch des Regens wurde von dem dunklen Fels zurückgeworfen, hallte noch immer in der Höhle wieder. Doch auch davon ließ Kenta sich nicht beeindrucken. Jiro hatte versagt. Es hatte ihn nicht gerade viel Mühe gekostet, den Ort zu finden, an dem der Jüngere gestorben war. Immerhin hatte er das Erlöschen seiner Energie gespürt, hatte schon eine Vorstellung davon gehabt, wo es geschehen war.

Er hatte richtig entschieden, als er trotz der Wichtigkeit der nächsten Tage aufgebrochen, hier hergekommen war. Anscheinend hatte die Mischlingsbrut es irgendwie geschafft, zu erfahren, was die Drachen mit dem Tod ihres Vaters zu schaffen gehabt hatten und war hergekommen. Sehr zu seinem Leidwesen hatte sie diese Reise überlebt, sogar eins der riesigen Flugwesen dabei zur Strecke gebracht. Sie war anscheinend besser geworden. Bedauerlich. Aber das würde ihr auch nicht mehr helfen können. Ein in der Dunkelheit unsichtbares, bösartiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Soweit er wusste waren Drachen sehr nachtragend. Wie würde der Mörder Akikos Vaters wohl reagieren, wenn er erfuhr, dass die Brut seines früheren Rivalen quicklebendig durch die Gegend rannte? Er hatte wahrscheinlich bemerkt, dass ein Drachen an diesem Berg umgekommen war. Was würde er tun, wenn er ihm erzählte, dass es die Mischlingsbrut war, die für diesen Tod verantwortlich zu machen war? Wahrlich, es wäre interessant zu erfahren, was dann geschehen würde. Interessant genug, um sich tief in den Berg der Flugechsen vorzuwagen. Interessant genug, um das Risiko einzugehen, den Mörder ihres früheren Anführers über die Geschehnisse zu informieren.

“Was suchst du hier, Dämon?”

Als die tiefe Stimme in der Höhle erklang blieb Kenta sofort stehen. Er hatte nicht bemerkt, dass er nicht mehr alleine war. Das Lächeln um seine Lippen herum verschwand nicht. Er hatte sein Ziel erreicht.
 

Obwohl die dichte Wolkendecke kaum Sonnenlicht auf die Erde hinab ließ vermutete Akiko das es Mittag sein musste, als sie aufbrachen. Sesshoumaru war nur wenige Stunden zuvor wiedergekehrt, hatte sich wortlos zu der kleinen Gruppe gesellt. Nun wanderten sie alle durch den stetigen Regen hinter ihm her. Rin ging dicht neben Akiko her, die ihren Arm auf der Schulter des Mädchens ruhen ließ, ihren langen Ärmel so platzierte, dass er die gröbste Nässe von dem jungen Mädchen fern hielt. Schließlich erkälteten sich Kinder leicht und sie wollte nicht die Verantwortliche dafür sein, wenn Rin krank wurde.

Tage vergingen, ohne, dass sich das Wetter änderte. Mittlerweile nützte es nichts mehr, wenn Akiko versuchte, dass kleine Mädchen mit ihrem Kimonoärmel zu schützen- sie hatte ohnehin schon einen leichten Schnupfen entwickelt. Sie wanderten nun durch flaches Gebiet- ein Umstand, der der Schwarzhaarigen nicht gerade zusagte. Immerhin bedeutete das, dass es so gut wie keine Höhlen gab, die groß genug gewesen wären, einer solchen Gruppe wie der ihren Unterschlupf zu gewähren. Also mussten sie die Nächste häufiger in verlassenen Menschenhütten verbringen, doch diese Pausen währten nicht lange. Akiko hatte das Gefühl, dass weder Sesshoumaru noch Jaken sich mit dem Gedanken anfreunden konnten, in einem Gebäude, das von Menschen errichtet wurde, Schutz zu suchen. Jaken jammerte dann immer über sein schlechtes Schicksal, dass ihn mit Anhängseln wie ihr oder Rin gestraft hatte während Sesshoumaru sich so gut wie nie in einer der Hütten blicken ließ. Er verbrachte die Nächte meist draußen. Eigentlich hätte ihre Neugier Akiko schon lange dazu bewegen müssen, dem Youkai einmal nachzugehen, wenn er jeden Abend aufs neue verschwand, doch ihre immer schlimmer werdende Müdigkeit hielt sie davon ab. Es waren Albträume, die sie jede Nacht aufs Neue heimsuchten. Alpträume, die ihr immer mehr ihres Schlafes stahlen. Alpträume, die sie immer wieder aufs Neue aufschrecken ließen. Und wenn sie dann nach endlich zur Ruhe kam war es meist schon kurz vor Sonnenaufgang. Ein Grund, warum Akiko davon ausging, dass Youkai keine Menschenhütten mochten, war, dass Sesshoumaru jeden Morgen aufs neue den Aufbruch befahl, sobald auch nur die ersten, schwachen Anzeichen des heranbrechenden Tages durch die tief hängende Wolkendecke zu erkennen waren.

Seit dem Kampf gegen den Drachen hatte Akiko keine ruhige Nacht mehr gehabt und mittlerweile zeichneten sich schon dunkle Augenränder auf ihrem Gesicht ab. Hinzu kam noch, dass Sesshoumaru es sich zum Zeitvertreib erkoren zu haben schien, ihr den Schwertkampf beizubringen. Jeden Tag während einer ihrer Pausen musste sie zur Waffe greifen und seine Lektionen über sich ergehen lassen. Sie genoss seine Aufmerksamkeit jedes Mal aufs neue- sie verabscheute Kämpfe mit jedem Mal ein bisschen mehr. Eine Woche verging auf diese Weise, dann eine weitere. Sie war schon kurz davor, die Tage nicht mehr zählen zu wollen, als sich etwas änderte.
 

Müde ließ Akiko ihr Schwert wieder in seine Scheide gleiten. Schon vor Stunden hatte der tagelange Regen endlich aufgehört. Sie war zu erschöpft, um sich darüber zu freuen. Wenigstens konnten ihre Haare nun endlich trocknen. Ein müdes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Erst vorgestern hatte sie das schwarze Pech au ihrem Kopf wieder zu einem langen, geflochtenen Zopf zusammenfassen müssen, wie sie ihn in ihrer früheren Heimat getragen hatte. Das nasse, lange Haar hatte sie einfach viel zu sehr behindert. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass ihr diese Frisur gab, gehasst. Sie hatte sie an alles erinnert, was sie hinter sich gelassen hatte.

“Komm.”, emotionslos wie immer erklang Sesshoumarus Stimme direkt neben ihr. Lächelnd wandte sie ihm ihr Gesicht zu, nickte zustimmend. Nach jedem Training forderte er sie auf, ihm zurück zu den anderen zu folgen. Und obwohl es nur eine kleine, für andere wahrscheinlich unbedeutende Geste war, in ihr löste sie immer wieder ein warmes Gefühl aus. Immerhin zeigte sie, dass sie ihm nicht völlig egal war. Und das war mehr, als sie von dem Inuyoukai hatte erwarten können. Sie war sich dieses Umstandes nur allzu deutlich bewusst und dankbar dafür. Immerhin hatte der Weißhaarige für die meisten anderen Lebewesen nicht mehr als Missachtung übrig. Sie war froh, nicht zu ihnen zu gehören. Aber selbst wenn er sie ignoriert hätte- sie wäre ihm auch weiterhin gefolgt. Schließlich hatte sie sich dafür entschieden. Für eine Reise mit dem gefühlskaltem Dämon und gegen ihre Vergangenheit.

Sie waren kaum losgegangen, als die Wolkendecke an einigen Stellen aufbrach. Nach einer kleinen Ewigkeit fielen wieder Sonnenstrahlen auf das nach ihnen gierende Land. Einer dieser Strahlen fand seinen Weg auf Akikos Gesicht. Innerlich aufseufzend schloss die Schwarzhaarige die Augen, als sie die unverhoffte Wärme auf ihren Wangen spürte. Dann öffnete sie die Augenlieder wieder.

Akiko sah direkt in Kentas unbewegtes Gesicht. Überrascht aufschreiend stolperte sie einige Schritte zurück, dann stand sie plötzlich auf einem Felsen hoch über einem Abhang. Drachen kreisten am Himmel, ihre schrillen Schreie drangen tief in ihr Bewusstsein ein. Ihre Pupillen zogen sich zusammen als sich plötzlich tief unter ihr etwas aus dem Felsen löste. Bronzefarbene Schuppen reflektierten selbst das noch trübe Licht, das sich durch die Wolken kämpfte. Ein riesiger Kopf hob prüfend die Luft, bevor sich auch der Rest des gigantischen Körpers aus seinem Unterschlupf zwängte. Erst als das schlangenähnliche Wesen seine Flügel entfaltete bemerkte Akiko, dass die Schreie über ihr sich verändert hatten. Das war nicht mehr das Kreischen riesiger Flugechsen. Es waren Schmerzensschreie. Menschliche Schmerzensschreie. Die Schreie eines Kindes. Rin.

Panisch fuhr sie herum und fand sich auf einem dunklen, toten Talboden wieder. Vor ihren Füßen lag ein Drache. Seine gebrochenen Augen starrten sie an. Blut durchtränkte den Boden unter seinen beiden Köpfen. Jakens zerbrochener Kopfstab lag nicht weit entfernt auf der toten Erde. Ihn selbst konnte sie nirgends entdecken.

Flammen tauchten den Horizont in ein unheimliches Licht. Große, uralte Bäume säumten das Tal, standen nun in Flammen. Der Wald war noch nicht tot. Aber er würde es bald sein. Das Feuer fraß ihn auf.

Der weiße Körper eines riesigen Dämonenhundes erhob sich über dem Feuermeer. Blut rann durch sein helles Fell. Akiko wollte losstürmen, zu ihm laufen, doch ihre Beine bewegten sich nicht. Sie wollte den Mund öffnen, schreien, doch kein Ton kam über ihre Lippen.

Ein höllischer Schmerz schoss ihr durch den Kopf, vertrieb alle Gedanken. Ängstlich kniff Akiko die Augen zusammen, grub ihre Hände in ihr dunkles Haar. Ihr Körper krümmte sich. Sie konnte das Leid unzähliger Lebewesen um sie herum spüren. Es war ihre Schuld. Es war alles ihre Schuld. Der ganze Schmerz… das ganze Leid… der Tod… alles hatte durch ihr Handeln Einzug erhalten.
 

Akiko spürte die Sonne kaum, die auf ihren Rücken schien. Zusammengekrümmt hockte sie im Schlamm. Ihre Hände hatten sich schon fast schmerzhaft in ihren schwarzen Haarschopf gekrallt.

“Was ist?”

Wie aus weiter Ferne drang diese Frage an ihre Ohren, doch sie war zu schwach, um zu antworten. Es war ihre Schuld. Ihre Schuld. Sie hatte einen schrecklichen Fehler begangen…. oder würde sie ihn noch begehen? Sie wusste es nicht. Ihr Verstand arbeitete träge, war unfähig, die Fragen in ihrem Kopf zu ordnen. Dunkelheit kroch in ihr Bewusstsein. Fas schon erleichtert begrüßte sie die herannahende Ohnmacht, ließ sich von ihrer betrügerischen Ruhe erfüllen. Das letzte, was sie spürte, war ein Arm, der ihren fallenden Körper daran hinderte im Dreck zu landen.
 

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Ich hoff, dass Kap hat euch gefallen. Versuch, mich mit dem nächsten wieder n bissl mehr zu beeilen^^

Bye,

_Corchen_



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Von:  Delta
2009-07-09T13:42:46+00:00 09.07.2009 15:42
Hallo
hab die ff jetzt erst entdeckt und muss sagen das Sie mir sehr gut gefällt. Die Story ist spannend aufgebaut und die Charaktere sind intressant. Seit langem mal wieder eine ff die mich fesselt ^^
Ich bin neugierig wie es mit Akiko weiter geht und vor allem mit ihrer Beziehung zu Sesshoumaru ^^ Also schreib schnell weiter.
lg delta
Von:  Tigerin
2009-06-26T08:01:13+00:00 26.06.2009 10:01
Ohhhh^^ Sehr schön. Ich bin gerade eben erst dazu gekommen, das Kapitel fertig zu lesen.
Akiko scheint also Visionen zu bekommen? Na dann sollte sie sich besser vorbereiten. Das scheint hart zu werden. Allerdings kann man auch falsches Voraussehen... Auf jeden Fall hört es sich spannend an.
Es ist schon ganz schön heftig, dass sie durch diese Albträume nicht mehr zum Schlafen kommt. Klar, dass sie vollkommen k.o. ist. Und dann noch training mit Sess.. das ist auch nicht einfach.
Jedenfalls freue ich mich auf das nächste Kapitel.

LG, Tigerin
Von: abgemeldet
2009-06-20T16:06:34+00:00 20.06.2009 18:06
oha
arme Akiko, die tut mir jetzt mal voll leid...
aber irgendwie bin ich ncoh nicht ganz wach *heute Nacht von england nach Hause gefahren ist und nicht geschlafen hat*
mich hat der Text ein bisschen verwirt, mir dem Personen-wechsel, was jetzt Traum und 'Realität' war, usw...
aber dann hab ich es noch ma gelesen und alles verstanden *gähn*...
meine güte, ich war doch nur 5 tage weg und ich les mir jetzt schon die Augen weg <_<
naja, ich werds schon überleben xD
bis zum nächsten Kapitel
lg
Nabi

Von:  Lilli_chan
2009-06-17T12:53:46+00:00 17.06.2009 14:53
hi! hat mich gefreut, dass dieses ein bisschen länger war als das vorherige! Bin gespannt wie es nun weiter geht, was nun genau mit ihrem Erbe ist und ob sie es antreten wird!!
Mir viel das auch auf, was der user unter mir schrieb. Ich dachte zunächst auch, dass du mit der kursiven Schrift ihren Traum verdeutlichen wolltest, war das nun ein Formatierungsfehler, dass dann der ganze restliche Text so aussah? ^^
Aber man hat dennoch gemerkt gehabt wo der Traum geendet hat, hat einen jetzt nicht so sehr in die Irre geführt.
Also ich bin beim nächsten auch wieder dabei ;)
Von: abgemeldet
2009-06-16T11:30:28+00:00 16.06.2009 13:30
hey.
ein wirklich schönes kapitel.
die arme akiko, sie macht echt einiges durch.
aber ich habe noch eine frage:
ist es beabsichtig, das fast der ganze text in kursiv geschrieben ist? zuerst dachte ich, das ist, weil du ihren traum geschildert hast, aber das zog sich ja bis zum ende hin, gehört das so? ^.^
na ja, aber es bleibt spannend.
und sehr interessant, mal sehen, ob das wirklich in so einem blutbad enden wird.
ich freu mich aufs nächste!
Von:  Somi
2009-06-15T20:49:13+00:00 15.06.2009 22:49
klasse kapi
bin schon gespannt, obdas wirklich passiert
mach schnell weiter
freu mich schon tierisch darauf weiter zu lesen *mega mega freu*
mach weiter so *anfeuer*
bye *knuddel*

Somi
Von:  Tigerin
2009-05-23T23:25:42+00:00 24.05.2009 01:25
Ach ne, das kann doch nicht wahr sein. Der Typ, der von dem "Alten" geschickt worden ist, hätte Akiko bestimmt erzählt, wer sie ist. Er sollte demnächst doch auf irgendwelche andere Youkai achten.
Aber immerhin hat Akiko erkannt, dass sie Sess shr gut leiden kann..^^ Trotzdem wird sie ihre Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen können. Tja. Aber mal schauen, was noch so passiert. Ich freu mich aufs nächste Kap.

LG,
Tigerin
Von: abgemeldet
2009-05-07T21:10:15+00:00 07.05.2009 23:10
Schönes Kapitel, auch wenn es für meinen Geschmack etwas länger sein dürfte. =P
Es ist echt spannend. Und vor allem, dass sie sich jetzt über ihre Gefühle im Klarem ist...toll! =)

Ich freue mich schon aufs Nächste!

Viele, liebe Grüße,
Shioji
Von:  Lilli_chan
2009-05-07T21:08:08+00:00 07.05.2009 23:08
Hi!
hab das Kapitel schon gesehen, bevor du mir ne Pn geschrieben hast ;)
Das Kapi war soweit ganz in Ordnung, bin gespannt wie es weiter geht. Leider ist Sessi ja nicht gaaanz so viel aufgetaucht!
Hoffe das, dass nächste vlt ein bisschen länger ist, aber mach dir keinen Stress wegen den schreiben, ich denke es lässt sich sicherlich besser schreiben wenn man es mit Zeit und ruhe macht.
Also ich freue mich auf ein nächstes Kapitel! ^^
LG Lilli
Von: abgemeldet
2009-05-07T15:13:19+00:00 07.05.2009 17:13
Anscheinend macht Kentra sich ja Sorgen um jiro (zwar mehr über seine Ziele, aber auch über Jiro), dass ist interessant xD
Wie geht das denn jetzt weiter? *das natürlich wissen will*
Wer is n jetzt 'der Alte' und wer der nächste 'Verfolger'? Auf welcher steht der 'Alte nochma? *sich fragt, ob das schon mal irgendwo stand*
naja, bis dann
lg



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