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Weil ich dich liebe....

...und du mich willst [Kai x Alicia]
von

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One-Night-Stand

Weil ich dich liebe...

...und du mich willst
 

Hey!^^
 

Bevor ich hier viel zu viel schreibe,

wünsche ich euch einfach

VIEL SPASS!!!!^^ *freu*
 


 

Kapitel 1: One-Night-Stand
 

Laute Musik drang aus den Boxen und der Zigarettenqualm lag in Schwaden in dem überfüllten Pub. Von allen Seiten kamen Stimmen, Lachen und Menschen, die ihn immer wieder aus Versehen anrempelten und sich an ihm vorbei drängten. Männer in schicken Designerhemden, Frauen in knapper und meist tief dekolletierter Kleidung, die ihre Reize dem anderen Geschlecht nur zu gerne präsentierten.
 

Lässig hielt er in seiner Hand eine halbvolle Bierflasche und hörte seinem Freund zu, der gerade von seinem letzten Abenteuer berichtete. Sein Blick glitt über eine Frau, die sich neben der Gruppe von Männern angeregt mit ihrer Freundin unterhielt. Immer wieder warf die Brünette einen Blick auf ihn und schenkte ihm ein eindeutiges Lächeln, welches er erwiderte. Ja, diese Frauen hier waren willig und es wäre kein Problem, eine von ihnen mit nach Hause zu nehmen.
 

Aber wollte er es überhaupt? Hatte er nicht langsam genug von diesen Abenteuern? Sie waren aufregend aber das Gefühl der Befriedigung war zu schnell wieder vorbei. Lange hatte er keine Beziehung mehr gehabt. Zu lange hatte er sich vor der Liebe gefürchtet.
 

Er verdrängte den Gedanken und nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier. Vielleicht sollte er gerade deswegen eine dieser Frauen ansprechen? Vielleicht würde er wenigstens für einen kurzen Moment diese Sehnsucht vergessen können…

Er starrte ins Nichts und lächelte traurig. Er wusste, dass dies nur ein kurzes Vergnügen heißen würde – mehr nicht. War es das wert?
 

„…hatte eine Wahnsinns-Figur! Heidi Klum ist nichts dagegen, das könnt ihr mir glauben“, hörte er die Stimme seines Freundes. Er versuchte nicht weiter, dem Gespräch zu folgen; es war sowieso belanglos. Außerdem interessierte ihn das Liebesleben der anderen nicht im Mindesten. Erst einmal müsste er sein eigenes wieder in den Griff bekommen.
 

Sein Blick schweifte durch den Raum und taxierte die Möglichkeiten, die ein gutaussehender Single-Mann wie er hier hatte. Überall standen bezaubernde und nicht mit ihren Reizen geizende junge Frauen herum, die genau dasselbe taten, wie er selbst: Abchecken, wie die Chancen standen, nicht alleine nach Hause gehen zu müssen.
 

Er musste unbewusst grinsen. Wie durchsichtig waren doch der Verstand und der Trieb des Menschen ausgebildet. Wie leicht waren sie zu durchschauen, wenn es um das andere Geschlecht ging. Er kannte die Frauen gut. Sie hatten diesen gewissen Blick drauf, wenn sie sich für einen Mann interessierten. Genau dieser Blick war es, den er gerade in den Augen der Brünetten gesehen hatte. Körpersprache war eine Sprache, die er beherrschte. Er wusste genau, wann eine Frau etwas von ihm wollte, und andersherum wusste er, wie er seine Körpersprache einsetzten musste, um zu bekommen, wonach er verlangte. Er sah gut aus und wusste es auch. Jeder Blick, jede Geste hatte er in den Jahren perfektionieren können. Ja, er kannte die Frauen!
 

Wieder drängte sich jemand an ihn vorbei, doch diesmal fuhr ihm ein Duft in die Nase, der mehr als anziehend auf ihn wirkte. Er hob erstaunt die Augenbrauen, als er spürte, wie eine Hand über sein Gesäß glitt. Das war mit Sicherheit kein Versehen gewesen!
 

Er drehte seinen Kopf und blickte über die Menschen, die neben ihm standen. Seine Augen suchten die Person, die ihn so unsittlich aber sehr erotisch berührt hatte. Er sah blaues, mittellanges Haar.
 

Seine Augen formten sich zu Schlitzen. War sie es gewesen?
 

Die Antwort auf diese ungestellte Frage erhielt er, als diese Frau sich zu ihm umdrehte und ihm direkt in die Augen sah. Sie lächelte, zwinkerte, dann drehte sie sich um und ging weiter durch die vielen Menschen und verschwand unter ihnen.
 

Er versuchte, sie unter den vielen Leuten wieder zu finden. Irgendetwas an ihr hatte ihn fasziniert. Suchend blickte er sich um und stellte sich auf die Zehenspitzen, dann sah er ihre Gestalt am anderen Ende der Bar. Sie lächelte den Barkeeper an, der ihr ein Glas Rotwein gab, dann blickte sie ihn direkt an. Er fühlte sich ertappt, fast entblößt. Diese Frau war sicher nicht die Erste, die ihn so direkt ansah, doch irgendwas war anders als bei anderen Frauen.
 

„Bin gleich wieder da“, sagte er zu seinen Freunden und ging, ohne den Blick von ihr zu wenden, auf sie zu. Je näher er kam, desto mehr sah er von ihr. Die kurzen blauen Haare fielen ihr teilweise ins Gesicht und verdeckten nichts von ihrem verführerisches Dekolletee. Ihre langen Beine, die in einem engen, knielangen Rock und hohen Stiefeln steckten, hatte sie übereinander geschlagen. Offen sah sie ihn an.
 

„Hi“, sagte er, stellte sich neben sie und betrachtete sie einen Moment.
 

„Hi“, erwiderte sie. Ihr Blick verwirrte ihn. Er konnte ihn nicht deuten. Ihre lila Augen ruhten auf ihm, ohne ihre Absichten zu verraten.
 

„Ich habe dich noch nie hier gesehen“, sagte er und lächelte sie an.
 

„Das mag daran liegen, dass ich noch niemals hier war“, erwiderte sie lächelnd.
 

„Und? Gefällt es dir hier?“ Warum tat er sich so schwer, ein Gespräch mit ihr in Gang zu bringen?
 

„Ja, es ist… ganz nett“, sagte sie und zog die schön geschwungenen Augenbraue ein wenig hoch.
 

Etwas unsicher spielten seine Finger mit dem Etikett der Bierflasche herum und er überlegte, was er sagen konnte. Er wusste nicht wieso, aber diese Frau machte ihn nervös. Es war etwas in ihrem Blick, was ihn verunsicherte.

„Ich heiße…“, setzte er an, doch sie legte die schlanken Finger auf seinen Mund und schüttelte den Kopf.
 

„Namen sind unwichtig“, sagte sie, dann zog sie ihre Hand langsam von seinen Lippen weg, ihm unentwegt in die Augen sehend. „Du weißt, dass wir uns niemals wiedersehen.“
 

Er konnte nichts sagen. Ihr Blick hielt ihn gefangen. Er roch ihr Parfum, spürte noch ihre weichen Finger auf seinen Lippen und fühlte, wie ihre Nähe ihn um den Verstand brachte.

„Was meinst du?“, brachte er schließlich heiser hervor.
 

„Ich habe dich beobachtet“, sagte sie ruhig mit einem Lächeln. „Ich weiß, was du willst, was du suchst.“
 

Er lachte nervös. „Ach ja? Was will ich denn?“ Fragend sah er sie an.
 

Ihr Lächeln wurde breiter und verführerischer. „Mich.“
 

Erstaunt sah er sie an. So direkt war noch keine Frau zu ihm gewesen, doch das, was sie sagte, entsprach der Wahrheit. Er lehnte sich vor und sah ihr tief in die Augen.

„Und? Bekomme ich, was ich will?“
 

„Die Frage ist: Bekomme ich, was ich will“, sagte sie selbstbewusst und lehnte sich zurück. Mit klopfendem Herzen bemerkte er, wie sie die Haare mit einer fließenden Bewegung nach hinten strich und ein verführerisches Lächeln aufsetzte.
 

„Was willst du?“, fragte er leise.
 

„Eine Nacht ohne Fragen.“
 

Er lächelte. Wenn das alles war…

„Die kann ich dir bieten.“
 

Einen langen Moment sah sie ihn einfach nur an. Ihre Miene war unbewegt, zeigte keine Gefühlsregung. Nichts deutete darauf hin, was sie als nächstes tun würde.

„Gut“, sagte sie schließlich knapp. Sie nahm ihr Weinglas in die Hand und nahm einen Schluck, dann stand sie auf und ging zum Ausgang. Verblüfft sah er ihr nach. Er warf einen Blick zu seinen Freunden, dann auf die Tür, die sich hinter ihr schloss und ging ihr nach.
 

„Hey, warte!“, sagte er und schloss zu ihr auf.
 

„Warum sollte ich warten?“, lächelte sie. „Ich weiß doch, dass du mir nachkommst.“
 

Erstaunt grinste er sie an. Sie war wirklich anders als die anderen Frauen. „Du bist ganz schön von dir überzeugt“, stellte er fest.
 

Wieder warf sie ihm einen undefinierbaren Blick zu, legte eine Hand in seinen Nacken und küsste ihn.
 

Sein Herz vergas zu schlagen als ihre Lippen die seinen berührten. Er spürte ihre Zunge, wie sie sanft an seine stupste, schmeckte den Wein, den sie gerade noch getrunken hatte.

Noch bevor seine Hände nach ihr greifen konnten, um sie enger an sich zu ziehen, beendete sie den Kuss, indem sie mit ihrer Zunge über seine Lippen strich.

„Ich bin nicht von mir überzeugt, ich weiß nur, was du willst“, flüsterte sie und blickte ihm tief in die Augen. Dann drehte sie sich um und ging weiter.
 

Völlig verwirrt stand er da, spürte immer noch ihre Lippen auf den eigenen. Als er sich wieder gefangen hatte, ging er ihr eilig hinterher. Es war ihm egal, dass seine Freunde wahrscheinlich auf ihn warteten. Es war ihm egal, dass er seine Rechnung noch nicht bezahlt hatte. Und es war ihm egal, dass er nicht wusste, was ihn erwartete. Er wusste nur, dass er ihr folgen musste.
 

„Wo gehen wir hin?“, fragte er, als sie in eine Straße einbog.
 

„Keine Fragen“, sagte sie ruhig und warf ihm einen Blick zu, der ihn die nächste Frage, die er schon auf den Lippen trug, vergessen ließ. Schweigend folgte er ihr.
 

Zwei weitere Straßen später betrat sie ein Hotel. Er staunte, denn dies war nicht gerade eine billige Absteige. Immer noch schweigend folgte er ihr in den Fahrstuhl, der sich mit einem leisen Klingeln schloss. Nachdem sie auf einen Knopf gedrückt hatte, drehte sie sich zu ihm um und lächelte ihn verführerisch an. Mit zwei Schritten war er bei ihr und zog sie in seine Arme. Diesmal war es seine Zunge, die um Einlass in ihren Mund bat und seine Hände fühlten ihre verführerischen Formen unter dem dünnen Top.
 

Er versank in diesem Kuss, ließ sich in ihm fallen. Er vergaß alles, was um ihn herum geschah. Alles, was er spürte, war ihre Zunge, ihre weichen Lippen, ihre Hände, die sanft über seinen Körper glitten und er spürte sein Herz, wie es wild in seiner Brust schlug.
 

Mit einem Klingeln öffneten sich die Türen des Fahrstuhls und sie löste sich lächelnd von ihm.

„Komm“, sagte sie leise und nahm seine Hand. Dann ging sie mit ihm den Gang entlang und blieb schließlich vor einer Tür stehen, auf der in goldenen Lettern 701 stand. Sie öffnete die Tür mit ihrer Schlüsselkarte und betrat den Raum. Verwundert folgte er ihr in die große Suite.
 

Sie legte ihre Handtasche auf das Sofa und deutete auf die Bar. „Schenke uns doch ein Glas Wein ein. Ich bin gleich wieder da“, sagte sie und verschwand im Bad.
 

Sich umsehend folgte er ihren Anweisungen und öffnete eine Flasche Rotwein, die dort auf der Bar stand.

„Wohnst du hier?“, rief er als er einschenkte.
 

„Du weißt doch: keine Fragen!“, hörte er sie aus dem Bad und er musste unwillkürlich grinsen. Ja, das war die Bedingung gewesen.
 

Er nahm die beiden Gläser und stellte sie auf dem gläsernen Tisch vor dem Sofa ab. Dann setzte er sich und sah sich um. Dieser Raum sah aus, als wenn jemand hier wirklich wohnen würde. Es war kein typisches Hotelzimmer. Zwar waren keine persönlichen Gegenstände da, aber dennoch erinnerte dieser Raum ihn eher an ein Appartement, als an eine Hotelsuite.
 

Als er ein Geräusch hörte, drehte er sich um. Sie hatte ihre hohen Stiefel ausgezogen und stand mit verschränkten Armen lächelnd in der Tür stehen und ihn beobachten. Dann ging sie auf ihn zu, setzte sich neben ihn und griff nach dem Glas.

„Auf heute Nacht“, sagte sie leise und sah ihn auffordernd an.
 

„Auf heute Nacht“, erwiderte er und stieß mit seinem Glas an das ihre. Ohne, dass sich ihre Blicke voneinander trennten, nahmen sie einen Schluck. Dann stellte sie ihr Glas wieder zurück auf den Tisch und nahm ihm das seine aus der Hand. Seine Hände streckten sich nach ihr aus und zogen sie an sich. Wieder verschlug es ihm den Atem, als sie sich küssten.
 

Seine Sinne waren alleine auf die Frau in seinen Armen ausgerichtet, als sie begann, sein Hemd langsam aufzuknöpfen und die Haut, die darunter zum Vorschein kam, leicht zu streicheln. Noch niemals wollte er eine Frau mehr, als in diesem Augenblick. Seine Hände glitten über ihren Körper, fuhren zart über die Rundungen ihrer Brust und ihrer schlanken Taille. Ihre Haare kitzelten seine Haut, als sie ihm das Hemd von den Schultern zog und seinen Hals küsste. Sein Herz raste; sein Atem ging schnell.
 

Er öffnete die Augen, als sie von ihm abließ und aufstand. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen und sagte: „Komm!“
 

Schweigend folgte er ihr in den nächsten Raum, in dem ein großes Bett stand. Er zog sie in die Arme und küsste sie wieder leidenschaftlich. Seine Finger umschlossen den Saum ihres Oberteiles und zogen es hoch über ihren Kopf. Bewundernd glitten seine Blicke über ihre zarte, leicht gebräunte Haut, über den weinroten Spitzen-BH, über den flachen Bauch.
 

Lächelnd sah sie ihn an. „Dir gefällt, was du siehst“, stellte sie fest. Er konnte nur nicken. Dann gab sie ihm einen leichten Schubs, so dass er auf dem Bett landete. Fasziniert beobachtete er, wie sie langsam den Reißverschluss ihres Rockes öffnete und das Kleidungsstück schließlich auf den Boden fiel. Seine Herz machte einen Aussetzer, als er sie so sah: der passende weinrote String und halterlose Strümpfe, die sich eng an ihre schlanken, wohlgeformten Oberschenkel schmiegten. Er spürte, wie die Erregung ihn alleine bei dem Anblick fast übermannte.
 

„Sag’ mir, was du willst“, forderte sie ihn auf, als sie sich ihm langsam näherte.
 

„Dich“, sagte er heiser und sah sie mit hungrigem Blick an.
 

Ein wissendes Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht. Wie eine Katze kletterte sie auf das Bett und beugte sich über ihn. „Ich weiß“, flüsterte sie und hauchte einen Kuss auf seine Lippen.
 

Er schloss die Augen und versuchte, sein Herz zu beruhigen, was aber ein unmögliches Unterfangen wurde, als er ihre Finger spürte, die sich an seiner Hose zu schaffen machten. Die Beule, die sich dort abzeichnete, sagte alles. Er keuchte auf, als sie ihn endlich befreite und sie, wie unbeabsichtigt, über sein Glied strich. Seine Hände griffen nach ihr und er drehte sich, sodass sie unter ihm lag. Hungrig fuhren seine Lippen über ihren Körper, gefolgt von seinen Händen. Er strich den Träger ihres BHs hinunter und küsste die schmalen Schultern. Sein Daumen strich über ihre Brustwarze, die hart unter dem Spitzenstoff zu fühlen war. Nach zwei Handgriffen hatte er sie endlich von diesem lästigen Stück Stoff befreit. Seine Lippen umspielten ihre Brust, die sich schnell hob und senkte.
 

Langsam wanderte er tiefer. Er wusste, dass er sie verwöhnen musste, dass er nicht zu schnell zu viel verlangen durfte, denn ansonsten würde es für sie ein kurzes Vergnügen werden, zu sehr war seine Erregung schon gewachsen. Seine Hände strichen über ihre Taille, seine Zunge tauchte in ihren Bauchnabel. Er spürte, wie ihre Erregung ebenfalls stieg, wie sie ihren Körper seinen Zärtlichkeiten entgegenstreckte.
 

Seine Finger glitten leicht über ihre noch bedeckte Scham, worauf hin sie leise stöhnte. Mit einem Lächeln ließ er seine Hand weiter hinunterfahren, umfasste den Saum des Strumpfes und rollte diesen langsam ihren Schenkel hinab. Zärtlich küsste er die weiche Haut, die darunter zum Vorschein kam. Lächelnd hob sie ihr Bein an, damit er den Strumpf ausziehen konnte. Leicht glitten seine Finger dann wieder hinauf, strichen über die Innenseite ihrer Schenkel, was sie dazu brachte, tief einzuatmen und genüsslich die Augen zu schließen.
 

„Dreh’ dich um“, forderte er dann und deutete ihr, dass sie sich auf den Bauch legen sollte. Sie hob verwundert lächelnd ihre Augenbraue, tat jedoch dann, wie ihr geheißen.

Zart strich er über ihren nackten Rücken, umspielte mit seinen Fingern ihre Wirbelsäule, dabei immer weiter hinunterfahrend. Leicht strich er über die runden, strammen Pobacken und strich über das Stückchen Stoff, der dort noch die Haut bedeckte. Zufrieden hörte er ein leises Seufzen von ihr.
 

Langsam strich er von ihren schlanken Fesseln hinauf zu ihrer Kniekehle, um dann weiter zu dem Ende des Strumpfes zu gleiten. Dann strich er auch diesen Hauch von Nichts von ihrem Bein.

Er rückte wieder etwas höher und küsste ihr Schulterblatt, mit der anderen Hand umfasste er ihre Pobacke.
 

„Sag’ mir, was du willst“, sagte er leise und zeichnete mit seiner Zunge eine feuchte Spur auf ihrem Rücken.
 

„Ich will, dass du mich ganz ausziehst“, erwiderte sie und er stellte fest, wie ihre Stimme leicht zitterte.
 

Er musste grinsen. Obwohl er sie am Liebsten sofort genommen hätte, zwang er sich zur Ruhe. Diese Frau war etwas Besonderes und sie verdiente etwas Besonderes.

„Geduld“, ermahnte er sie leise und strich die Haare aus ihrem Nacken. Zart strich er über ihre weiche Haut und bemerkte, wie seinen Berührungen eine Gänsehaut folgte.
 

Er ließ sich Zeit, bis seine Finger endlich den Saum ihres Slips umspielten, darunter glitten und er die Spitze langsam hinunterzog. Sie drehte sich in seinen Armen und suchte seine Lippen. Als sie ihr Gesäß ein wenig anhob, befreite er sie von dem letzten Stückchen Stoff. Dann umschlang er sie mit seinen Armen und forderte ihre Zunge zum Spiel heraus.
 

Mit einem leisen Stöhnen legte er sich auf sie, doch er versuchte zu ignorieren, dass sie ihre Schenkel öffnete. Noch war er nicht fertig mit ihr. Sie hatte dieses Spiel begonnen – er setzte es fort.
 

Es war schwer, ihr zu widerstehen, doch sein Mund arbeitete sich ihren Körper hinunter. Sie legte den Kopf zurück und schloss die Augen, als sein Mund ihre Brustwarze umschloss und er mit seiner Zunge darüber fuhr. Ihre Haut an der seinen zu spüren, ihren Duft so unverfälscht einzuatmen und ihre Hände auf seinem Rücken, die ihn sanft streichelten, brachten ihn fast um den Verstand.
 

Immer tiefer glitten seine Lippen und er hörte sie immer schneller atmen. Seine Finger strichen über ihre Schenkel hinauf zu ihrer Körpermitte, die heiß und feucht war. Als er sie berührte, seufzte sie auf. Sanft strich er mit den Fingern über ihre Knospe, kurz darauf folgte seine Zunge.
 

Sie stöhnte auf und ihre Hände vergruben sich in der Bettdecke, als sie ihn spürte. Automatisch öffneten sich ihre Schenkel noch weiter, gaben ihm Raum, sie noch mehr zu verwöhnen.
 

Er spürte, wie sie mit ihrer Beherrschung kämpfte, wie sehr es ihr gefiel, was er mit ihr machte. Sanft ließ er seine Zunge kreisen, schmeckte sie, roch sie. Sein Glied pulsierte jetzt fast schmerzhaft und er wusste, er würde seine Selbstbeherrschung sehr bald verlieren.
 

Als sich ihre Hände in seinem Haar vergruben und ihn schmerzhaft daran zogen, sah er lächelnd auf. Er wusste, dass sie kurz vor dem Höhepunkt war, doch noch sollte sie diese Erlösung nicht finden.
 

„Sag’ mir, was du willst“, flüsterte er.
 

Sie öffnete ihre Augen und sah ihn an. Erregung lag in dem Grün hinter den langen, dunklen Wimpern. „Dich“, sagte sie mit heiserer Stimme.
 

Das war es, was er hören wollte. Er beugte sich über sie, nahm ihren Mund in Besitz und schob eine Hand unter ihren Po. Dann drang er in sie ein, mit einem einzigen, kraftvollen Stoß, der sie beide aufstöhnen ließ.
 

Er musste seine ganze Beherrschung mobilisieren, um nicht schon jetzt zu kommen. Noch nie hatte ihn eine Frau so erregt; noch nie hatte eine Frau ihn so willenlos gemacht.
 

Nachdem er sich nach einigen Atemzügen wieder etwas beruhigt hatte, begann er, sich in ihr zu bewegen, erst langsam, dann immer schneller. Ihr Duft, ihr Geschmack, ihre Haut an der seinen und ihr Stöhnen, welches immer lauter und leidenschaftlicher wurde, brachten ihn um seinen Verstand. Er vergaß, wo er sich befand, vergaß die Umstände, unter denen er ihr begegnet war, vergaß, dass er noch nicht einmal ihren Namen wusste. Er ließ sich in ihr fallen, vergaß sich selbst.
 

Er stemmte sich hoch, schloss die Augen und drang immer wieder kraftvoll in sie ein. Als sie laut aufstöhnte, ihre Fingernägel in seinen Rücken bohrte und sie sich pulsierend um ihn schloss, durchfuhr ihn ein Schauern und er gab sich seinem Höhepunkt hin.
 

Erschöpft, ausgelaugt und befriedigt sank er auf sie nieder. Ihre Arme umfingen ihn wie ein sicherer Halt in stürmischer See. Ihre schweißnassen Körper klebten zusammen, erhitzt von der Erregung.
 

Minutenlang lagen sie so da, noch miteinander vereint. Sein Kopf ruhte auf ihrer Brust und er hörte, wie sich ihr Herz langsam beruhigte und auch ihre Atmung sich verlangsamte. Schließlich hob er seinen Kopf und strich ihr lächelnd eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht.

„Wer bist du?“, flüsterte er.
 

Ihre Antwort war ein Lächeln und ihr Zeigefinger, der sich sanft auf seine Lippen legte.

„Keine Fragen“, sagte sie leise.
 

„Keine Fragen“, wiederholte er und lächelte sie zärtlich an. Dann küsste er sie sanft und glitt aus ihr heraus. Er schloss sie in die Arme und zog die Decke über sie beide.
 

Schweigend lag sie mit ihrem Rücken an seiner Brust und strich über seinen Arm, der sie fest umschlossen hielt. Als ihre Berührungen schließlich aufhörten und er ihren regelmäßigen Atem hörte, lächelte er. Zärtlich küsste er ihre nackte Schulter und zog sie noch dichter an sich. Dann schlief auch er ein…
 


 

Die Sonne blendete ihn in den Augen, als er sie blinzelnd öffnete. Sein Blick fiel auf helle Gardinen und schwere, geöffnete Vorhänge eines großen Fensters. Daneben stand ein beigefarbender Sessel mit einem weinroten Kissen darauf.
 

Es dauerte einen Moment, bevor er wusste, wo er war. Sein Kopf fuhr herum und seine Augen blickten auf den kalten, leeren Platz neben ihm. Er setzte sich auf und sah sich um. Dort, wo gestern noch ihre Kleidung wahllos auf dem Boden verstreut war, lag nichts mehr. Seine Hose hing über einen Stuhl, darüber sein Hemd.
 

„Was…?“ Er schlug die Decke zurück und stand auf. Schnell zog er seine Shorts über und betrat den Wohnraum der Suite. Nichts, niemand.

„Wo bist du?“, fragte er leise und öffnete die Tür zum Bad. Es war dunkel und leer.
 

Verwirrt fuhr er durch sein Haar. Wo war sie? Er hatte das doch nicht nur geträumt?! Nirgendwo war ein Anzeichen, dass diese Frau, deren Namen er noch immer nicht kannte, jemals hier in diesem Raum gewesen war.
 

Leise seufzte er auf und betrat das Bad. Er drückte auf den Lichtschalter, beugte sich über das Waschbecken und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Als er nach einem Handtuch griff, um sich abzutrocknen, sah er in den Spiegel und erstarrte.
 

Keine Fragen…

Es war wunderschön. Du weißt, dass wir uns niemals wiedersehen.
 

stand dort mit Lippenstift an das Glas des Spiegels geschrieben. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Doch sie hatte Recht: er hatte es gewusst – von Anfang an. Es war ein Spiel, dessen Regeln sie bestimmt hatte und er hatte sich darauf eingelassen. Doch es war ein Spiel mit dem Feuer gewesen, an dem er sich verbrannt hatte und dessen Narbe niemals verblassen würde…
 


 


 

Danke fürs Lesen...

ich hoffe es hat euch gefallen!^^
 

lg eure _aliz_

Ich bereue nichts....

Weil ich dich liebe...

... und du mich willst
 

Vielen Dank für euere Kommis!

Freut mich das die FF gelesen wird :-)

lg _aliz_
 


 

Kapitel 2: Ich bereue nichts…
 


 

Nachdenklich war ihr Blick auf die Wolken gerichtet, die sich unter ihr wie eine Schneelandschaft auftürmten. Das Dröhnen der Triebwerke hallte in ihren Ohren wider und leise Musik erklang aus den Boxen. Es war Tschaikowskys „Schwanensee“, doch heute hatte diese Melodie nicht die beruhigende Wirkung auf sie, wie sonst.
 

„Miss Williams, möchten Sie noch ein Kaffee?“
 

Sie blickte auf, direkt in das freundlich lächelnde Gesicht des Stewards, den sie jetzt schon seit Jahren kannte.

„Ja gerne, Paul. Danke.“ Sie erwiderte das Lächeln, dann seufzte sie und versuchte, sich wieder auf die Unterlagen zu konzentrieren, die vor ihr auf dem Tisch lagen. Müde fuhr sie über ihr Gesicht. Sie hatte nur ein paar Stunden geschlafen.
 

Sie stand auf und ging zu der beengten Toilette des Jets. Kaltes Wasser floss über ihre Hände. Sie schloss die Augen und befeuchtete ihren Nacken. Als sie die Lider wieder öffnete, sah sie direkt in den Spiegel. Eine Frau, Ende Zwanzig, blaues mittellanges Haar, hübsch, mit lila Augen blickte ihr entgegen. Alicia Williams, Tochter des Hoteliers Harry Williams.
 

„Was hast du nur gemacht?“, flüsterte sie leise und seufzte. Die letzte Nacht war ein Fehler gewesen. Es war nicht ihre Art, wildfremde Männer mit zu nehmen und mit ihnen eine Nacht zu verbringen. Das war eine Seite gewesen, die sie an sich nicht kannte; eine Seite, die sie selber überrascht hatte und die unberechenbar war.
 

Erschöpft ging sie zu ihrem Platz und sah wieder aus dem Fenster. Ihre Gedanken glitten zurück zu der letzten Nacht. Es war schön gewesen. Wunderschön. Sie hatte sich das erste Mal seit langer Zeit, einem anderen Menschen anvertraut; sich ihm bedingungslos hingegeben. Einem Menschen, den sie nicht kannte, dessen Namen sie noch nicht einmal wusste. Einem Menschen, den sie nie wieder sehen würde…
 

Ja, die letzte Nacht war ein Fehler gewesen, dennoch bereute sie nichts.

Sie schloss die Augen und fühlte wieder seine Berührungen auf ihrem Körper, seine Küsse, roch sein Aftershave und hörte seine sanfte Stimme.
 

„Was wünschen Sie zum Lunch, Miss Williams?“
 

Der Steward riss sie aus ihren Gedanken.

„Nichts, danke Paul“, sagte sie schnell und blätterte in ihren Unterlagen. Sie ignorierte den besorgten Blick des Mannes und nahm einen Schluck des Kaffees, der frisch gebrüht vor ihr stand und herrlich duftete. Dann atmete sie tief durch und begann wieder, die Verträge durchzugehen, die vor ihr lagen und auf ihre Unterschrift warteten.
 

~*~
 

„Kai, was zum Teufel ist los mit dir?“
 

Der Angesprochene schrak auf und sah sein Gegenüber etwas verwirrt an. Als wenn er aus einem Traum erwacht war, blinzelte er und fand sich in dem Lager des Restaurants wieder, in dem er arbeitete. Ein blonder Mann sah ihn fragend an und hielt ihm einen Karton entgegen.
 

„Wenn du mir den Wein nicht gleich abnimmst, lass ich ihn fallen und ich kann mir nicht vorstellen, dass Brian damit einverstanden wäre.“
 

Schnell griff er nach dem Karton und stellte ihn zu den anderen. Nachdenklich fuhr er durch seine dunklen Haare und strich sich über die Augen.

„Hast du sie gesehen, Mike?“, fragte er leise.
 

„Was? Wen?“ Verdutzt sah ihn der blonde, sportlich gebaute Mann an, der die nächste Kiste hochhob.
 

„Sie“, sagte der Mann italienischer Herkunft und nahm die Last entgegen.
 

„Die Kleine, mit der du gestern plötzlich verschwunden bist?“ Ein Grinsen zeichnete sich auf dem markanten Gesicht ab. „Ja, Kai, ich habe sie gesehen. Sie war heiß!“
 

Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen, als seine Gedanken zu der vergangenen Nacht zurück glitten. Heiß war gar kein Ausdruck! Noch nie war ihm so eine Frau begegnet. Sie hatte ihn verzaubert…
 

„Wann siehst du sie wieder?“, riss ihn die Stimme seines Freundes aus den Gedanken.
 

„Wenn ich das wüsste“, sagte Kai leise und zuckte mit den Schultern.
 

Mike setzte sich auf einen Hocker und holte ein Päckchen Zigaretten aus seiner Hosentasche. Er nahm sich eine heraus und bot Kai auch eine an. Obwohl dieser sich das Rauchen vor ein paar Monaten abgewöhnt hatte, nahm er eine.

„Was weißt du von ihr?“, fragte er.
 

„Nichts!“, erklärte Kai und entzündete den Tabak. Heiß füllten sich seine Lungen mit dem blauen Dunst und er spürte, wie er sich entspannte.
 

„Nichts?“
 

„Nichts. Noch nicht einmal ihren Namen.“ Die Glut der Zigarette glühte wieder auf und lässig schnippte er die Asche auf den Boden, als er den Rauch ausblies.
 

„Wow, die Kleine scheint dir ja echt den Kopf verdreht zu haben, was?“ Grinsend betrachtete ihn Mike. „Erzähl doch mal!“
 

„Es gibt nichts zu erzählen!“, schnaubte Kai und warf die halbe, noch glimmende Zigarette auf dem Boden und trat sie aus. Normalerweise berichteten sich die Freunde in allen Einzelheiten von ihren Abenteuern, aber von dieser Nacht wollte er nichts preisgeben.
 

Du weißt, dass wir uns niemals wiedersehen…
 

Ja, er wusste es. Sie würde niemals wieder in diesen Pub kommen. Und gerade deswegen wollte er diese eine Nacht, die er mit ihr erleben durfte, wie einen Schatz hüten. Kein Mike oder jemand anderer sollte sich an dieser Nacht aufheizen. Sie war zu wertvoll. Sie war das einzige, was er von ihr hatte.
 

Er schüttelte den Kopf über sich selber. Was war nur los mit ihm? Er trauerte doch sonst einer Frau nicht so nach?
 

„Also irgendwie glaube ich dir nicht, dass du nichts zu erzählen hast, Kumpel“, grinste Mike ihn an, doch Kai war froh, als dieser nicht weiter nachhakte.
 

Er ging die Treppe hinauf in das noch geschlossene Restaurant und schloss hinter Mike die Tür zum Lager sorgfältig ab. Dann begann er, den Tresen vorzubereiten und die Gläser zu spülen, die noch vom letzten Abend stammten.
 

Kai versuchte, die Gedanken an diese blauhaarige Schönheit zu verdrängen, doch immer wieder schlich sie sich in seinen Kopf. Noch immer konnte er ihren Duft an seiner Haut riechen, obwohl er, nachdem er am frühen Morgen in seiner Wohnung angekommen war, geduscht hatte. Er hatte versucht, noch zu schlafen, doch er hatte nicht gekonnt. Immer wieder hatte er in seinen Gedanken die Nacht Revue passieren lassen und hatte gewünscht, sie immer noch in seinen Armen zu spüren. Doch als er müde und erschöpft irgendwann gegen Mittag aufgestanden war, fühlte er sich alleine und ausgebrannt.
 

Nun hoffte er, dass er die Schicht in dem Restaurant möglichst schnell hinter sich bringen würde…
 

~*~
 

Mit quietschenden Reifen kam der Jet zum Stehen und kurz darauf betrat Alicia amerikanischen Boden. Eine Limousine wartete bereits auf sie, um sie zum Hause ihres Vaters zu bringen.
 

Er würde zufrieden mit ihr sein. Wie immer hatte sie in seinem Sinne gehandelt und die Verträge zu seinen Gunsten ausgehandelt. Er wusste, dass er sich auf seine Tochter verlassen konnte.
 

Alicia legte ihre Handtasche auf den Sessel in der großen Eingangshalle und ging direkt zu dem Büro ihres Vaters. Der grauhaarige Mann blickte auf, als er die schlanke, blauhaarige Frau sah.

„Ah, da bist du ja wieder.“ Er stand auf und begrüßte seine Tochter mit einer Umarmung. „Wie ist es gelaufen?“
 

„Du kennst mich, Dad“, lächelte Alicia und ließ sich in den ledernen Sessel vor dem Schreibtisch ihres Vaters fallen. „Alles unter Dach und Fach. Die Umbauarbeiten können nächsten Monat beginnen.“
 

„Das ist meine Tochter!“ Lachend klatschte der stämmige Mann in die Hände und lehnte sich vor der jungen Frau an den Schreibtisch. Etwas skeptisch sah er sie an. „Du siehst müde aus, Kind.“
 

„Das bin ich, Dad“, sagte Alicia und befreite ihre Haare von einer Spange, die sie damit geschäftsmäßig hochgesteckt hatte.
 

„Ruh’ dich aus, Alli. Ich werde Betty sagen, dass sie dir ein heißes Bad einlassen soll“, sagte der ältere Mann in einem väterlichen Ton. Alicia nickte müde und stand auf. Als sie die Tür öffnete, sagte er mit einem Lächeln: „Ich bin stolz auf dich, Alli.“
 

Alicia erwiderte müde das Lächeln, dann ging sie langsam die gewundene Treppe hoch zu ihren Räumen. Sie trat durch die Terrassentür auf den großen Balkon und blickte auf das Meer.

„Ob du immer noch stolz auf mich wärst, wenn du wüsstest, was in der letzten Nacht geschehen ist?“, flüsterte sie leise und schloss die Augen. Warum fühlte sie sich jetzt so alleine? Sie war hier bei ihrer Familie, hatte ihren Job so gut erledigt, wie sie es hätte tun können und trotzdem fühlte sie sich leer.

Sie legte die Arme um ihren schmalen Körper und versuchte so, sich selber etwas Trost und Wärme zu spenden. Trost und Wärme, die sie in der letzen Nacht von diesem fremden Mann erfahren hatte…
 


 


 


 

Bitte um Kommis ^^

Verblassende Erinnerungen

Weil ich dich Liebe...

... und du mich willst
 


 

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Sie versuchte, ihre Gedanken wieder von diesem Mann abzubringen. Es war eine einmalige Sache gewesen; sie würden sich niemals wieder sehen. Außerdem hatte er sie sicher schon vergessen. Für ihn war es eine Nacht gewesen. Eine Nacht, ohne die Hoffnung oder den Wunsch auf mehr. Sie sollte es ebenso sehen. Sie sollte es als das sehen, als das sie es geplant hatte: eine wundervolle Nacht voller Leidenschaft. Eine Nacht ohne Verpflichtungen. Eine Nacht, in der sie einmal nicht Alicia Williams war. Eine Nacht ohne Fragen…

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Kapitel 3: Verblassende Erinnerung
 


 

Wochen waren vergangen seit der Nacht mit der unbekannten Schönheit.
 

Kai drehte sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit. Er versuchte zu schlafen, doch der fremde Raum und der fremde Körper neben ihm ließen ihn nicht zur Ruhe kommen.

Er hörte das regelmäßige Atmen der Frau, die ihren Arm Besitz ergreifend um seine Brust gelegt hatte und ihm mit dieser so unschuldigen Geste die Luft zum Atmen raubte. Er fühlte sich eingeengt, eingesperrt.
 

Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, stahl er sich aus ihrer Umarmung, was sie mit einem missmutigen Seufzen quittierte und sich auf die andere Seite rollte, und setzte sich auf die Bettkante. Für einen Moment vergrub er das Gesicht in seine Hände und wünschte, er wäre nicht mit ihr hier her gegangen. Es war nur Sex gewesen. Genau diese Art von Sex, der in ihm ein leeres, unangenehmes Gefühl hinterließ, sobald er vorbei war. Nichts band ihn an diese Frau. Er wusste nichts von ihr, was von Belang war. Er wusste, dass sie Sally hieß, 23 Jahre alt war und Geschichte studierte. Aber was sie bewegte, was sie interessierte oder sie erfreute, wusste er nicht. Soweit waren sie nicht gekommen – und es interessierte ihn auch nicht. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass es eine Nacht werden würde, mehr nicht. Sie hatte seinen Hunger für den Moment gestillt, ebenso wie er den ihren. Aber die Befriedigung dieses Hungers hatte nur zu einem schlechten Nachgeschmack geführt.
 

Er stand auf und zog sich leise an. Er musste raus, weg von hier. Das alles schien ihn zu erdrücken.
 

Leise schloss er die Tür hinter sich und er war sicher, dass Sally nicht traurig wäre, wenn sie am nächsten Morgen alleine aufwachen würde. Sie war, was diese Nacht anging, seiner Meinung gewesen, das wusste er, obwohl sie es nicht ausgesprochen hatten. Für diese Frau war es nichts ungewöhnliches, einen Mann für eine Nacht zu haben.
 

Während er die angenehm kühle Sommerluft dieser Nacht einatmete, gingen seine Gedanken ungewollt wieder zurück zu der Nacht, die er mit ihr verbracht hatte, dieser geheimnisvollen blauhaarigen Frau, deren Namen er noch nicht einmal wusste…
 

Er konnte es nicht verstehen. Normalerweise vergaß er die Frauen schnell wieder. Er war sicher, dass Sally bald nur noch eine der vielen Eroberungen auf seiner Liste war, mehr nicht. Doch sie, die Unbekannte, hatte ihn fasziniert, auch wenn auch sie langsam, sehr langsam, in seiner Erinnerung verblasste. Aber sie war anders gewesen. Er hatte sich an ihr verbrannt.
 

Zwei Tage nach dieser Nacht war er zu dem Hotel gegangen, in das sie ihn geführt hatte. Es war nicht geplant gewesen; seine Beine hatten ihn irgendwie dort hin gebracht. Bei Tageslicht hatte das ganze Gebäude noch pompöser gewirkt mit den marmornen Säulen, den vergoldeten Statuen und den großen Sträußen exotischer Blumen, die zwischen teuren, ledernen Sesseln in großen, reich verzierten Vasen standen.

Der Mann am Empfang, gekleidet in einem vornehmen Frack und zurück gegeelten Haaren, hatte ihn von oben herab angesehen, als er ihn bemerkt hatte. Die abgetragene Jeans, die verschlissene Lederjacke und die nicht gerade auf Hochglanz polierten Schuhe missfielen ihm anscheinend. Kai hatte seine Blicke jedoch ignoriert. Er hatte es schon öfter erlebt, dass andere Leute sich für etwas Besseres hielten als sie eigentlich waren. Durch seinen Beruf hatte er ständig mit solchen Menschen zu tun. Dennoch hatte er etwas zögerlich vor dem Empfangstresen gestanden. Er hatte keinen Namen, nur die Zimmernummer.
 

„Ich würde gerne zu der Dame von Zimmer 701“, hatte er gesagt, worauf der Portier erstaunt die Augenbraue gehoben hatte.
 

„Es tut mir Leid, Sir, eine solche Zimmernummer existiert in unserem Hause nicht. Kann es vielleicht sein, dass Sie sich mit dem Hotel vertan haben?“, hatte der Mann gefragt und ihn erneut arrogant von oben bis unten gemustert.
 

„Nein, ich bin mir ganz sicher, dass es Nummer 701 war. Es ist eine blauhaarige, sehr attraktive Frau Ende Zwanzig“, hatte Kai sie notdürftig beschrieben.
 

„Wie gesagt… Sir, eine solche Zimmernummer gibt es bei uns nicht. Und ihre Beschreibung trifft auf viele unserer Gäste zu. Wenn Sie mir keinen Namen nennen können, kann ich Ihnen nicht helfen.“ Der Portier hatte einen Ausdruck auf dem Gesicht, aus dem Kai hatte erkennen können, dass er von ihm keine Hilfe erwarten konnte, sie zu finden. So hatte er sich umgedreht und war gegangen.
 

Später hatte er sich über das Hotel bei einem seiner Gäste erkundigt, der ihm gesagt hatte, dass die höchste Zimmernummer in dem Hotel die 612 war, die teuerste Suite in dem Gebäude.
 

Jetzt, als er auf dem Weg nach Hause war, versuchte er, sich wieder zu erinnern. Er war sich sicher, dass es die 701 gewesen war. Und diese Suite, in der er die Nacht mit ihr verbracht hatte, war anders gewesen. Er konnte sich erinnern, dass ihm die ganze Räumlichkeit privater vorgekommen war, als es in Hotels üblich war.
 

Verwirrt fuhr er durch sein Haar und sah in den Himmel, an dem die Sterne langsam verblassten. Warum ließ ihm diese Frau keine Ruhe? Und wie konnte er sie finden? Hier in London brauchte man nicht nach jemanden zu suchen, von dem man nichts wusste. Wenn er ihr nicht zufällig wieder begegnen würde, wäre es hoffnungslos. Und an Zufälle glaubte Kai Hiwatari schon lange nicht mehr. Ebenso wenig wie an Schicksal. Das Leben hatte ihn gelehrt, nur an sich selber zu glauben.
 

~*~
 

Am anderen Ende der Welt zog Alicia gerade ihre dünne Jacke über die helle Bluse, nahm ihre Handtasche und lief dann die große Treppe hinunter. In der Eingangshalle wartete bereits ihr Vater auf sie, der seinem Assistenten noch letzte Anweisungen gab. Liebevoll lächelte er seine Tochter an.

„Alicia!“ Er begrüßte sie mit einem Kuss auf die Stirn und sah sie prüfend an. „Ich erwarte von dir, dass du unsere Familie gut vertreten wirst.“
 

„Natürlich, Dad. Du weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst“, lächelte die junge Frau, dann wandte sie sich an den Mann neben ihm. „Hallo Stefano. Schön, Sie wiederzusehen.“
 

„Miss Williams, Sie sehen wundervoll aus. Es wird mir eine Freude und eine Ehre sein, Sie begleiten zu dürfen.“ Der Mann, Anfang dreißig, violette Haare, gut aussehend und mit stechend violetten Augen, nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf.
 

Alicia lächelte höflich. Sie wusste, dass der Assistent ihres Vaters Interesse an ihr hatte. Nur wusste sie noch nicht, ob sein Interesse wirklich ihr galt oder dem Reichtum ihres Vaters.
 

Stefano Albano hatte in seinem Leben bereits viel erreicht. Er hatte nach seinem Studium eine steile Karriere in der Dynastie der Williams begonnen und war nun der Assistent des reichen, weltweit bekannten Hoteliers. Alicia schätzte ihn jedoch nicht so ein, dass er sich damit bereits zufrieden geben würde. Er respektierte sie als die rechte Hand ihres Vaters, die noch immer mehr Einfluss auf Verträge, Verhandlungen oder Gespräche hatte als er selbst, doch sie ahnte, dass es genau dieser Job war, den Stefano haben wollte.
 

„Ich bin sicher, dass wir mit den Verhandlungen gut vorankommen werden“, sagte sie und wandte sich wieder an ihren Vater. „Ich werde dich anrufen, sobald ich angekommen bin.“
 

„Ja, mach das, mein Kind. Aber ich brauche mir ja keine Sorgen zu machen, denn Stefano wird ein Auge auf dich halten“, lächelte er und zwinkerte ihr zu. Innerlich seufzte Alicia auf. Sie wusste, dass ihr Vater einer Verbindung zu Stefano nicht abgeneigt wäre. Sie war seine einzige Tochter und er wollte sie und sein Geschäft in guten Händen wissen, wenn er einmal nicht mehr war. Stefano war für ihn in jeglicher Hinsicht der perfekte Kandidat für seine Tochter. Er kam aus gutem Hause, hatte sein Studium mit Bravour abgeschlossen, ebenso wie sie selber, und er war intelligent und geschäftstüchtig genug, um die Angelegenheiten der Firma in dem Sinne der Familie bestens zu erledigen.

Alicia jedoch war nicht sicher, ob ihre Wahl jemals auf diesen Mann fallen würde. Sicher, er war nett, überaus höflich und rücksichtsvoll, sah umwerfend gut aus und war sehr charmant. Er würde ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen. Doch sie wusste nicht, ob er sie liebte. Und ihre Gefühle für ihn zeigten ihr immer wieder aufs Neue, dass er für sie nie mehr sein würde als der Assistent ihres Vaters.
 

Sie setzte sich in die Limousine, die sie und Stefano zum Flughafen bringen sollte. Ihre Reise würde sie nach London bringen. In die Stadt, in der sie ihn getroffen hatte…
 

Sie schloss für einen Moment die Augen. Die Erinnerung an diesen unbekannten Mann verblasste zwar langsam, dennoch tauchte er immer wieder in ihren Träumen auf. Immer wieder fühlte sie seine Hände auf ihrem Körper, wie er sie zärtlich streichelte, küsste, verwöhnte.
 

Schon so lange hatte sie sich nicht mehr so fallen lassen können, hatte sich so geborgen gefühlt, wenn ein Mann sie in den Armen gehalten hatte. Hatte sie sich bei einem Mann überhaupt schon einmal so geborgen gefühlt?
 

„…bin sicher, dass wir den Kunden dazu bringen können, in Williams-Hotels vertrauen zu können... Alicia?“
 

Erschrocken sah sie auf und blickte in das fragende Gesicht des Mannes neben ihr.

„Ja, da bin ich auch sicher“, sagte sie schnell und strich eine Strähne ihrer blauen Haare, die sich aus der Frisur befreit hatte, hinter das Ohr.
 

„Ist alles in Ordnung?“ Etwas besorgt sah Stefano sie an.
 

„Natürlich. Ich war nur kurz in Gedanken“, erklärte Alicia und lächelte ihn freundlich an.
 

„Sie sollten mal daran denken, etwas kürzer zu treten. Sie machen so viel für ihren Vater. Sie sollten aufpassen, dass Ihr Leben dabei nicht zu kurz kommt.“ Die violetten Augen des Mannes ruhten wohlwollend auf ihr und er lächelte sie freundlich an. „Lassen Sie mich Ihnen ein wenig helfen. Das ist mein Job.“
 

Alicia lächelte höflich. „Das ist sehr freundlich von Ihnen, Stefano. Aber es geht mir gut. Die Angelegenheiten meiner Familie sind für mich mehr als ein Job. Ich weiß, dass mein Vater auf mich zählt.“
 

„Wann sind Sie das letzte Mal ausgegangen? Ohne geschäftlichen Hintergrund, meine ich. Sie müssen auch mal abschalten.“ Er lehnte sich zurück und richtete sein Jackett. „Ich werde dafür sorgen, dass Sie in London etwas Zeit für sich haben. Vielleicht können wir zwei ja mal zusammen Essen gehen?“ Er warf ihr einen unmissverständlichen Blick zu.
 

Alicia senkte ihre Augen. Sie hatte damit gerechnet, dass Stefano sie früher oder später um ein Date bitten würde. Sie lächelte etwas zögerlich. „Ja, das wäre sicher sehr nett.“ Dann sah sie wieder aus dem Fenster. Ihr Vater würde sich über ihre Entscheidung freuen.
 

London… Vor Wochen war sie dort gewesen. Vor Wochen hatte sie ihn dort getroffen und war mit ihm für diese eine Nacht zusammen gewesen…
 

Sie versuchte, ihre Gedanken wieder von diesem Mann abzubringen. Es war eine einmalige Sache gewesen; sie würden sich niemals wieder sehen. Außerdem hatte er sie sicher schon vergessen. Für ihn war es eine Nacht gewesen. Eine Nacht, ohne die Hoffnung oder den Wunsch auf mehr. Sie sollte es ebenso sehen. Sie sollte es als das sehen, als das sie es geplant hatte: eine wundervolle Nacht voller Leidenschaft. Eine Nacht ohne Verpflichtungen. Eine Nacht, in der sie einmal nicht Alicia Williams war. Eine Nacht ohne Fragen…
 


 

Ich hoffe es hat euch gefallen! *smile*
 

Freue mich auf Kommis!^^
 

lg _aliz_

Der Sinn des Lebens

Weil ich dich Liebe...

.... und du mich willst
 


 

Vielen Dank an alle Kommischreiber!^^ *sich freu*
 

@ -stelae_lux-: Ich hoffe du hast deinen Lateinklasur hinter dir gebracht

und Sie ist gut gelaufen!^^
 


 

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Sie versuchte, ihre Gedanken wieder von diesem Mann abzubringen. Es war eine einmalige Sache gewesen; sie würden sich niemals wieder sehen. Außerdem hatte er sie sicher schon vergessen. Für ihn war es eine Nacht gewesen. Eine Nacht, ohne die Hoffnung oder den Wunsch auf mehr. Sie sollte es ebenso sehen. Sie sollte es als das sehen, als das sie es geplant hatte: eine wundervolle Nacht voller Leidenschaft. Eine Nacht ohne Verpflichtungen. Eine Nacht, in der sie einmal nicht Alicia Williams war. Eine Nacht ohne Fragen…

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Kapitel 4: Der Sinn des Lebens
 


 

„Ich brauch dich morgen. Peter ist ausgefallen. Kommst du?“ Fragend sah dunkelhaarige, Mitte Vierziger Kai an.
 

Kai seufzte. Morgen wäre sein einziger freier Tag dieser Woche. Doch dann nickte er.

„Okay, Brian. Ich bin dabei.“
 

„Danke Kai. Das ist wirklich ein großer Auftrag und ich brauche gute Leute dort“, lächelte Brian erleichtert und ging zurück in die Küche, um die Vorbereitungen für das Abendgeschäft zu überwachen.
 

Kai fluchte innerlich. Immer wieder musste er für jemanden einspringen. Das Geld konnte er zwar gut gebrauchen, doch eigentlich hatte er vorgehabt… ja, was eigentlich? Familie hatte er keine und seine Freunde arbeiteten auch. Stupide vor dem Fernseher zu sitzen war nichts für ihn und mit Büchern konnte er auch nichts anfangen. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn er arbeiten würde. So würde er wenigstens nicht in die Versuchung kommen, durch die Clubs zu ziehen und sich zu betrinken.
 

Einen Augenblick starrte er auf die Flaschen, die er in das Regal sortieren sollte und fragte sich, welchen Sinn sein Leben hatte. Bis jetzt war er zufrieden gewesen, so wie es lief. Er traf sich mit Freunden, feierte und lernte ab und zu eine Frau kennen, mit der er seinen Spaß haben konnte. Doch seit ein paar Wochen war das alles anders. Er fragte sich langsam, wie lange er noch so weitermachen konnte – oder wollte. Da er niemals eine richtige Familie gehabt hatte, wusste er nichts davon, wie es war, eine solche zu haben. Er hatte niemals in den 29 Jahren seines Lebens daran gedacht zu heiraten oder Kinder in die Welt zu setzen, sesshaft zu werden. Er war ein Mann, der seine Freiheit brauchte und liebte. Er wollte nicht in einer einengenden Beziehung leben, die bald von Automatismus und Routine beherrscht wurde. Er hatte Angst davor, sich darin zu verlieren.
 

Doch nun war alles anders. Er hatte sich verändert und er fragte sich, wann das geschehen war. Immer öfter dachte er darüber nach, wie schön es wäre, immer mit derselben Frau einzuschlafen, mit ihr aufzuwachen und vielleicht sogar eine Familie zu gründen.

Unverstehend über sich selber schüttelte er den Kopf und griff nach den Wodkaflaschen, die er dann in das Regal stellte.
 

Kai schüttelte diese verwirrenden Gedanken von sich ab und versuchte, sich auf wesentlichere Dinge zu konzentrieren. Dieser große Auftrag, den Brian so gut wie möglich über die Bühne bringen wollte, würde bedeuten, dass er einer Menge langweiligen und vornehmen Leuten Drinks servieren sollte, aber immerhin war die Bezahlung gut. Er hatte schon öfter bei solchen Dinner Parties gearbeitet und er wusste, was ihn erwartete. Wahrscheinlich würde er wieder von ältlichen, überstylten und reichen Frauen angesprochen werden, die in ihm nur ein Spielzeug sahen. Das war schon mehr als einmal vorgekommen. Diese Frauen der High Society waren so gelangweilt, dass sie dachten, ein gut aussehender Barkeeper würde ein wenig Leben in ihren öden, vornehmen und versteiften Alltag bringen. Doch das war nichts für ihn. Einmal hatte er es gemacht. Einmal war er mitgegangen mit einer vornehmen Lady. Er hatte schnell gemerkt, dass nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Mann langweilig sein musste. Als er sich dann am frühen Morgen verabschiedet hatte, hatte sie ihm eine hundert Pfund Note zugesteckt. Niemals zuvor war er sich so schäbig vorgekommen.
 

Jetzt flirtete er nur noch mit diesen Frauen. Hier und da steckten sie ihm ein sattes Trinkgeld zu, doch mitgehen tat er nicht mehr. Er war keiner, der sich für Sex bezahlen ließ.

Er seufzte, dann begrüßte er professionell die ersten Gäste, die das Restaurant betraten. Sein Gesicht zeigt das übliche, freundlich-kesse Grinsen, welches jeder an ihm mochte. Doch es war nur Fassade. In Wirklichkeit war ihm nicht zum Grinsen zumute. Am liebsten hätte er laut aufgeseufzt und sich in seine Phantasien geflüchtet. Und in dieser Phantasie gab es eine Frau, die dort immer wieder auftauchte.
 

Er fragte sich, wo der alte Kai war, der keine Gelegenheit ungenutzt gelassen hatte; der immer auf der Suche nach der nächsten Party war; der niemals eine schöne Frau alleine nach Hause gehen ließ. Dieser neue Kai machte ihm Angst. Er kannte ihn nicht; kannte sich selber nicht mehr…
 

~*~
 

Am späten Nachmittag landete der Privatjet auf dem Flughafen Heathrow und wie immer wartete bereits eine Limousine auf die Tochter von Harry Williams und ihre Begleitung. Zügig fuhr der Mercedes durch den Londoner Verkehr und hielt schließlich vor dem Hotel, welches als erstes der Hotelkette in London angehört hatte. Es war das Regent Williams in Hampstead, einer sehr vornehmen und reichen Gegend Londons. Hier stieg Alicia immer ab, wenn sie in England war. Hier wartete die Familiensuite auf sie, die die Nummer 701 trug. Sie war mehrmals im Jahr hier, immer wenn sie geschäftliche Termine für die Familie wahrnehmen musste. In wenigen Monaten würde hier das vierte Williams-Hotel eröffnen und ihr Vater hatte ihr wie immer den Auftrag gegeben, die Umbau- und Renovierungsmaßnahmen zu überwachen, damit es eines der besten Adressen Londons werden würde.
 

Reiche, Berühmte und Schöne stiegen in den Williams-Hotels ab. Rockstars, Schauspieler, Politiker und Blaublütige. Die Diskretion und der Luxus machte die Hotelkette zu einer der begehrtesten weltweit. In allen Metropolen waren die Häuser mit dem Namen Williams zu finden, und von Jahr zu Jahr wurden es mehr. Dies war auch Alicia zu verdanken, die ihr Leben dafür geopfert hatte, ihrem Vater zu helfen. Sie hatte immer in dem Sinn ihres Vaters gehandelt und hatte ihr Leben darauf ausgerichtet, für ihn und das Imperium da zu sein. Ihre eigentlichen Pläne, Kunst und Kunsthistorik zu studieren, hatte sie für das Familienunternehmen aufgegeben und stattdessen Betriebswirtschaft und Management belegt.
 

Es gab Momente, in denen sich Alicia wünschte, nicht die Tochter eines Hotelmoguls zu sein. Sie liebte ihren Vater sehr, doch sie sehnte sich nach einem einfachen Leben. Sie hatte viel geopfert: ihr Privatleben, ihre Leidenschaft, ihre Interessen und ihre Freunde. Und immer öfter fragte sie sich, ob es das wert war…
 

„Wir treffen uns mit Mr. Jackson um sieben im Riz“, sagte Stefano und sah auf seine teure Armbanduhr als sie den Fahrstuhl betraten. „Ruhen Sie sich noch etwas aus, Alicia. Ich hole Sie um halb sieben ab.“
 

Alicia lächelte als Antwort. Sie war müde und erschöpft. Wie gerne würde sie heute Abend nichts geschäftliches mehr machen. Sie wünschte, sie könnte einfach nur durch London spazieren, wie sie es schon seit Jahren nicht mehr gekonnt hatte. Sie hatte in Cambridge studiert und, wenn der Lehrplan es zuließ, ab und zu für ein Wochenende London besucht. Damals hatte sie noch die Zeit und Muße, einfach durch den Hyde Park spazieren zu gehen. Heute füllten Termine ihren Tag und sie war froh, wenn sie ein paar Minuten Zeit hatte, sich in ihre Träume zu flüchten.
 

„Sie sehen müde aus“, stellte Stefano fest und wieder sah er sie besorgt an.
 

„Mir geht es gut“, sagte Alicia wie immer professionell und legte ihr übliches Lächeln auf die Lippen. „Wenn das Hotel eröffnet ist, werde ich ein paar Tage Urlaub machen.“
 

„Das ist eine gute Idee, Alicia“, nickte Stefano. „Wie mir Ihr Vater berichtete, haben sie sich im letzten Jahr noch nicht einmal die Zeit genommen, in Aspen Ski zu fahren.“
 

Die Blauhaarige nickte lächelnd. „Das ist wahr“, gab sie zu. „Ich war in Paris zu der Zeit. Es ging um wichtige Verhandlungen.“
 

Stefano umfasste ihre Hand. „Bitte versprechen Sie mir, dass Sie mich Ihnen helfen lassen.“ Er grinste. „Ansonsten denkt Ihr Vater noch, ich sei überflüssig und feuert mich.“
 

Alicia lachte leise. „Keine Sorge, Stefano. Er mag Sie viel zu gerne, als dass er Sie entlassen würde. Außerdem weiß er, was Sie alles für ihn tun.“
 

Der Fahrstuhl hielt an und die Türen öffneten sich mit einem leisen Klingeln. Stefano stieg aus und drehte sich um.

„Ich werde um halb sieben bei Ihnen sein.“
 

Alicia nickte, dann schlossen sich die Türen und der Fahrstuhl setzte sich erneut in Bewegung. Ein Stockwerk höher trat auch sie aus der Kabine und ging zu ihrer Suite. Hier auf dieser Etage waren einige Wäscheräume und sonstige Örtlichkeiten, doch kein anderes Gästezimmer. Offiziell gab es die 701 nicht in diesem Hotel. Diese Suite, die größte in dem ganzen Hause, war nur Familienmitgliedern vorbehalten. Harry Wiliam war zwar ein geschäftstüchtiger Mann, doch auch er wollte sich selbst und seiner Familie einen gewissen Luxus gönnen, die über eine gewöhnliche Hotelsuite hinausging. Und so war in jedem ersten William-Hotel jeder Stadt eine Familiensuite eingeplant worden, zu der kein Gast Zutritt hatte.
 

In den letzten Jahren hatte jedoch fast ausschließlich Alicia von diesem Luxus gebrauch nehmen können, denn seit dem dritten Herzinfarkt ihres Vaters hatte sie dafür gesorgt, dass sie den Großteil des Geschäftes übernahm, was die Reisen und Vertragsverhandlungen vor Ort angingen. Sie wollte nicht auch noch ihren Vater verlieren.
 

Alicia betrat die Suite, zog ihre Schuhe und die Jacke aus und befreite ihre Haare von der Klammer. Dann legte sie sich erschöpft auf das große Bett. Ihr Blick glitt durch den Raum. Die Bilder an den Wänden waren kostbare Originale von nicht unbekannten Malern und sie wünschte, sie hätte die Chance gehabt, selber solche Meisterwerke erschaffen zu können.
 

Ihre Hände glitten über den feinen Stoff der Bettdecke und ein seltsames Gefühl beschlich sie. Die letzte Nacht in diesem Bett war mit dem unbekannten Mann gewesen…
 

Noch immer konnte sie nicht begreifen, wie sie einen wildfremden Mann mit in dieses Zimmer hatte nehmen können. Ihr Liebesleben war in den letzten Monaten so gut wie nicht existent gewesen, seit sie die Beziehung zu Jeff Rogers gelöst hatte. Sie hatte Jeff wirklich geliebt, doch irgendwann hatte sie gemerkt, dass er nur auf ihr Geld aus war. War sie deswegen so misstrauisch Stefano gegenüber? Hatte sie nur Angst, wieder so verletzt zu werden?
 

Sie drehte sich auf die Seite und wieder kamen die Bilder dieser einen Nacht in ihr hoch, die sie versucht hatte, in den letzten Wochen zu verdrängen. Doch als sie die Augen schloss, war ihr, als wenn sein Aftershave noch immer in der Luft hing.
 

Dieser Mann hatte nicht gewusst, wer sie wirklich war. Er hatte sie begleitet, weil er diese Nacht ebenso wollte, wie sie selber. Er hatte nicht gewusst, dass sie Erbin einer Hotelkette und damit von vielen Millionen Dollar war. Er hatte sie in diesem Pub getroffen, welches normalerweise nicht zu den Etablissements gehörte, die sie sonst besuchte.
 

Alicia war froh, dass sie es bis jetzt immer geschafft hatte, nicht das Objekt der Begierde für die Presse zu sein, wie es zum Beispiel Paris Hilton war, ebenfalls eine Hotelerbin. Aber sie hatte auch niemals die Ambitionen gehabt, sich vor der Welt so lächerlich zu machen wie Paris. Sie war ihr einmal begegnet, doch schnell hatte sie bemerkt, wie naiv, oberflächlich und einfach dieses reiche, verwöhnte Mädchen war. Sie hatte weder eine gute Ausbildung genossen, noch das Taktgefühl gelernt, welches ein Mensch in ihrer Position haben sollte. Zum Glück hatte ihr Vater darauf bestanden, dass seine einzige Tochter einen guten Universitätsabschluss erhielt und hatte sie gelehrt, auch einfache Dinge zu schätzen.
 

Seit ihre Mutter vor vierzehn Jahren gestorben war, hatte sich Harry Williams besonders liebevoll um seine einzige Tochter gekümmert. Alicia war dankbar, dass er sie solange wie möglich von dem Trubel der Öffentlichkeit ferngehalten hatte. Die Privatsphäre der Williams war immer das Hauptanliegen des Familienoberhauptes gewesen. Und so wurde Alicia nur von den Menschen erkannt, die sich entweder in der Branche sehr gut auskannten oder denen sie bereits auf irgendwelchen Anlässen vorgestellt worden war. Sie mied Events wie Premieren, Verleihungen oder Galaabende, wo die Presse vertreten war, so gut es ging. Sicher wurde sie hier oder da auf irgendeinem roten Teppich fotografiert oder interviewt, doch das Interesse an ihr war, dank ihrer bis jetzt eher zurückhaltenden Lebensweise ohne Skandale, eher gering. Zu schlecht standen die Chancen, dass sie irgendetwas machte oder sagte, was eine Schlagzeile wert wäre. Und das würde sie auch beibehalten.
 

Alicia atmete tief durch und schloss die Augen. Sie war müde. Müde von ihrem Leben, in dem es nur um das Geschäft ging. Die Frage, was ihr Leben für einen Sinn hatte, ging ihr durch den Kopf, doch sie fand keine Antwort darauf.
 

Langsam entspannte sich ihr Körper und sie fiel in einen tiefen Schlaf. Nicht lange, und sie begann zu träumen. Sie träumte von einer Nacht, die bereits Wochen zurücklag. Einer Nacht ohne Fragen…
 


 


 

Ich hoffe es hat euch gefallen!^^
 

Würde mich über Kommis freuen!^^
 

lg _aliz_

Vorbereitungen einer Dinner Party

Hey!^^
 

danke für die Kommis!^^
 

freue mich voll das Ihr die FF mögt
 

hier nun ein neues Kappi :-)
 


 


 

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Alicia atmete tief durch und schloss die Augen. Sie war müde. Müde von ihrem Leben, in dem es nur um das Geschäft ging. Die Frage, was ihr Leben für einen Sinn hatte, ging ihr durch den Kopf, doch sie fand keine Antwort darauf.
 

Langsam entspannte sich ihr Körper und sie fiel in einen tiefen Schlaf. Nicht lange, und sie begann zu träumen. Sie träumte von einer Nacht, die bereits Wochen zurücklag. Einer Nacht ohne Fragen…

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Kapitel 5: Vorbereitung der Dinner Party
 


 

Schon früh war Alicia am nächsten Morgen wieder auf den Beinen. Das Geschäftsessen am Abend war gelaufen, wie jedes andere Geschäftsessen auch. Es wurden eine Menge Höflichkeiten ausgetauscht, Smalltalk abgehalten und kurz vor dem Dessert kam es dann zum eigentlichen Thema.
 

Alicia hatte versucht, Stefano das Gespräch zu überlassen, so gut es ging. Sie war froh, dass er die Stricke bei diesem Treffen an sich gerissen hatte, denn sie war noch immer müde und erschöpft. Der Jetlag und der Stress der vergangenen Monate waren langsam zuviel für sie. Außerdem wollte sie selber sehen, wie er sich gegenüber einem so wichtigen Geschäftspartner verhielt. Sie hatte ein- oder zweimal Hilfestellung leisten müssen, aber im Grunde hatte er das Gespräch souverän gemeistert. Vielleicht würde sie sich in der Zukunft doch etwas mehr aus dem Geschäft heraushalten können.
 

Nach dem Essen hatte Stefano sie Gentlemen-like zu ihrem Zimmer gebracht und sich höflich von ihr verabschiedet. Alicia hatte das Gefühl gehabt, dass er noch etwas sagen wollte, doch sie hatte ihm schnell eine gute Nacht gewünscht und war in ihre Suite gegangen. Sie war noch nicht so weit, um mit ihm etwas Privates auszutauschen.
 

Als sie dann im Bett gelegen hatte, hatte sie nicht schlafen können. Wieder hatten sie die Erinnerungen wach gehalten. Immer, wenn sie die Augen geschlossen hatte, war das Gesicht des unbekannten Mannes vor ihrem inneren Auge aufgetaucht. In diesem Zimmer, in diesem Bett, kam es ihr so vor, als wenn diese Nacht nicht schon Wochen zurückliegen würde. Es war, als wenn es erst gestern gewesen wäre…
 

Nun richtete sie sich ihre Frisur und versuchte, die blauen Haare zu einem Zopf zu binden. Sie liebte es, ihre Haare offen zu tragen, doch für das Geschäft war es seriöser, wenn sie sie hochsteckte.
 

Ein langer, anstrengender Tag stand ihr bevor. Sie würde mit Stefano die Räumlichkeiten des nächsten Williams-Hotels begutachten, ein altes, renovierungsbedürftiges Gebäude in Holborn, ganz in der Nähe des Britischen Museums. Bis jetzt war sie nur einmal dort gewesen und hatte die wundervolle Architektur des alten Gemäuers bestaunt. Ihr Vater und sie selber würden dafür sorgen, dass dieses Haus den Glanz der alten Zeiten wieder erleben konnte.
 

Doch bis es soweit war, musste sie mit den Architekten und den Inneneinrichtern alles besprechen, was in den nächsten Wochen geschehen würde. Am Abend dann war sie auf eine Dinner Party ihres Vertragspartners eingeladen, wo sie leider auf jeden Fall auftauchen musste. Sie war froh, dass Stefano sie begleiten würde, denn die meisten Menschen auf diesen Parties waren mehr als langweilig. Schon jetzt freute sie sich darauf, wieder in ihr Bett fallen zu können. Sie würde dort auftauchen, wie immer ein paar Höflichkeiten und eine Menge Smalltalk austauschen und dann so schnell wie möglich wieder verschwinden.
 

Während sie noch das letzte Mal ihr Make-up überprüfte, klopfte es an der Tür. Sie nahm ihre Tasche und öffnete. Stefano stand lächelnd davor.

„Guten Morgen, Alicia“, lächelte er charmant und senkte ein wenig seinen Kopf. „Sie sehen wundervoll aus.“
 

„Danke“, lächelte Alicia zurück und schloss die Tür hinter sich. Dann ging sie mit Stefano hinunter in das Restaurant, um beim Frühstück die letzten Details des Tages zu besprechen.
 

~*~
 

Kai öffnete verschlafen ein Auge und schielte zum Wecker. Es war bereits Mittag. Langsam sollte er aufstehen, damit er nicht zu spät zur Arbeit kommen würde. Für diese Dinner Party waren noch einige Vorbereitungen zu machen. Wahrscheinlich rotierte Brian schon seit Stunden in der Küche des Restaurants herum und machte alle Mitarbeiter verrückt. Er benahm sich immer so, wenn sie ein großes Catering hatten, aber solche Parties waren gut fürs Geschäft.
 

Er setzte sich auf die Bettkante und fuhr sich müde durchs Haar. Dann suchte er in einem Haufen von Kleidung ein Handtuch heraus und ging in das kleine Bad.
 

Wenig später stand er in fertiger Montur vor dem Spiegel und trug etwas Aftershave auf. Das weiße Hemd saß locker um seinen gut gebauten Körper. Nachdenklich griff er zu dem alten Bild, welches seine Eltern während ihrer Hochzeitsreise in Frankreich zeigten. Das Glas hatte einen Sprung und er wollte schon lange einen neuen Rahmen dafür kaufen. Doch irgendwie hatte er es nie geschafft.
 

Fast zärtlich strich sein Finger über das Gesicht seiner Mutter. Sie war wunderschön gewesen und er konnte seinem Vater nicht verdenken, dass er für sie alles aufgegeben hatte und ihr gefolgt war. Das, was seine Eltern erlebt hatten, war echte, tiefe Liebe gewesen. Ob er auch eines Tages so lieben könnte? Ob er überhaupt in der Lage war, so eine Liebe zu empfinden?
 

Seufzend stellte er den Bilderrahmen wieder zurück auf die Kommode und rückte ihn pingelig zurecht. Dann sah er sich in seiner unordentlichen Einzimmerwohnung um und suchte nach der Fliege, die er heute Abend tragen musste. Schließlich fand er sie unter einem Haufen Jeans und T-Shirts. Er sollte mal wieder zum Waschsalon gehen.
 

Als er das Restaurant betrat, bereute er, dass er diesen Job heute Abend angenommen hatte. Wie er erwartet hatte, war sein Chef hektisch und genervt und scheuchte seine Mitarbeiter herum. Zum Glück wusste er, dass Brian ihn ziemlich in Ruhe lassen würde, denn er war der beste Barkeeper in dem Restaurant und wusste, wie man sich auf so eine Dinner Party vorbereiten musste.

Er suchte die Spirituosen, Wein- und Champagnerkisten zusammen und räumte alles in den Kleinlaster. Mike half ihm dabei, froh, für einen Moment aus Brians Fängen zu kommen.
 

Als sie fertig waren, kramte Mike seine Zigaretten aus der Tasche und bot Kai eine an. Dieser griff zu und zündete sich diese mit einem Streichholz an.
 

„Hast du gehört, wen Armano letzte Nacht mit nach Hause genommen hat?“, fragte Mike und blies den Rauch aus seinen Lungen.
 

„Nein, wen?“, fragte Kai lustlos.
 

„Juliette“, sagte Mike grinsend.
 

„Die Französin? Wie hat Armano das geschafft?“, fragte Kai erstaunt.
 

„Keine Ahnung. Aber nach den Wochen des Angrabens war er endlich erfolgreich. Die kleine ist schon heiß!“ Ein breites Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht des Mannes ab.
 

„Ja, ist sie wohl“, nickte Kai und rief sich ein Bild der jungen Frau ins Gedächtnis. Jeder von ihnen hatte es bei ihr versucht, auch er. Doch jetzt verstand er gar nicht mehr, was so besonders an Juliette war. Sie war hübsch, keine Frage. Aber sie war auch nur eine Frau, die mit den Männern spielte. Sie würde in ein paar Monaten wieder in Paris sein und alle, auch Armano, vergessen haben. Eigentlich war er froh, dass er es bei ihr nicht geschafft hatte. Sie wäre auch nur eine weitere Kerbe in seinem Leben gewesen und davon hatte er bereits genug.
 

Wieder einmal kam die Sehnsucht in ihm hoch, endlich eine feste Beziehung zu haben. Das Bild von seinen Eltern kam ihn wieder in den Sinn. Sie waren glücklich gewesen mit dem jeweils anderen. Ihnen hatte es gereicht, zusammen zu sein. Sie hatten sich wirklich geliebt…
 

Nachdenklich starrte er auf die Glut seiner Zigarette, von der er keinen weiteren Zug genommen hatte. Langsam zerfiel der Tabak in Asche, die auf die Steinplatten im Hof des Restaurants fiel.

Warum fühlte er sich so leer?
 

„Hey, von einer Pause hat keiner was gesagt!“ Kai sah auf, als Brian sie verärgert ansah. „Wenn ihr hier fertig seid, kommt rein. Ich habe noch genug für euch zu tun.“ Mit einem letzten, warnenden Blick rauschte der Besitzer des Nobelrestaurants wieder hinein.
 

Mike sah Kai grinsend an, nahm noch einen letzten Zug seiner Zigarette und folgte seinem Chef in das Restaurant. Kai seufzte, schnippte den Zigarettenstummel über den Zaun und blickte in den Himmel. Mit den Händen in den Hosentaschen beobachtete er ein Flugzeug, wie es in tausenden von Metern Höhe seinen Kondensstreifen an dem blauen Himmel hinterließ. Er fragte sich, was diese Leute bewog, die in dem Flugzeug waren. War es geschäftlich? Oder flogen sie in den Urlaub? Oder folgten sie ebenso ihrer großen Liebe wie einst sein Vater?
 

~*~
 

Alicia warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Sie wusste, dass sie in ihrer Stellung als Vertretung ihres Vaters einen seriösen aber auch bezaubernden Eindruck auf dieser Dinner Party hinterlassen musste. Das schwarze, lange Kleid lag eng an ihrem schlanken Körper. Vorne war es hochgeschlossen, doch hinten gab es einen großzügigen, jedoch noch akzeptablen Ausschnitt; der Stoff über ihren schmalen Schultern wurde mit Bändern gehalten, die den Rücken hinunter immer lockerer lagen. Die schlanken, leicht gebräunten Arme waren nackt, nur um ihr rechtes Handgelenk lag ein Perlenkettchen, welches sie vor zwei Jahren von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte. Dazu trug sie die dazugehörigen Ohrringe. Ihr Make-up war betont, jedoch nicht zu dick aufgetragen. Ein dunkler Lidschatten hob die violetten Augen und die langen Wimpern noch mehr hervor. Die Haare hatte sie hochgesteckt, aber es fielen einzelne Strähnchen heraus. Die zierlichen Füße steckten in hochhackigen Sandalen, deren Riemchen fein verziert waren.
 

Alles in allem konnte man für dieses Outfit einen Mittelklassewagen bekommen, doch sie achtete bei der Auswahl ihrer Garderobe immer darauf, dass es nicht so teuer wirkte, wie es in Wirklichkeit war. Da sie über die Mittel verfügte, trug sie, zumindest bei solchen Anlässen, nur Designerkleindung, wie auch dieses Kleid, welches von Valentinos neuster Kollektion stammte. Wenn sie allerdings sie selbst sein konnte, bevorzugte sie einfache Jeans und T-Shirts. Doch diesen Luxus konnte sie sich nur selten gönnen.
 

Sie strich mit dem zartrosafarbenen Lippenstift über ihre vollen Lippen und spritzte sich ein wenig Parfum an Hals und Handgelenk. Dann sah sie auf die Uhr. Es war bereits kurz vor sieben. Bald würden sie in dem Anwesen ihres Geschäftspartners erwartet werden, welches ganz in der Nähe ebenfalls in Hampstead lag. Eine Limousine würde für sie bereitstehen.
 

Ein leises Klopfen an der Tür sagte ihr, dass Stefano da war, um sie abzuholen. Sie griff nach ihrer Handtasche und ihrer Stola und öffnete die Tür. Stefano stand da und lächelte sie bewundernd an.

„Alicia, ich bin sprachlos. Sie sind wunderschön“, sagte er leise und sein Blick glitt bewundernd über ihre Gestalt.
 

Alicia war solche Komplimente gewöhnt und maß ihnen nicht viel Beachtung bei. „Vielen Dank, Stefano. Sie sehen auch sehr gut aus“, sagte sie und nickte ihm lächelnd zu.

Ja, er sah wirklich sehr gut aus. Der schwarze Smoking betonte seine schlanke, sportliche Figur und seine violetten Augen leuchteten aus dem gebräunten Gesicht mit den ebenmäßigen, markanten Gesichtszügen.
 

„Sie werden die bezauberndste Frau des Abends sein.“ Er verbeugte sich und bot ihr dann den Arm um sie zu dem Fahrstuhl zu geleiten.
 

Während die Limousine sich durch den Feierabendverkehr der Straßen schlängelte, blickte Alicia hinaus. Langsam wurde es dunkel und die Schaufenster der Geschäfte waren bereits beleuchtet. Sie sah Menschen dort auf der Straße, die ein solch anderes Leben hatten als sie selber. Sie lebten so wundervoll normal.
 

Alicia atmete tief ein und unterdrückte das Neidgefühl, welches sie für diese Personen empfand. Sie hatte nun einmal dieses Leben, und es gab sicher viele Menschen, die neidisch auf sie waren. Sie hatte schließlich fast alles, was man mit Geld kaufen konnte. Sie hatte einen wundervollen Vater und musste keine Angst vor dem nächsten Tag haben, was Nahrung, Unterkunft oder Existenz anging. Sie sollte sich nicht beschweren, sondern dankbar sein für das, was sie hatte. Die Williams unterstützte weltweit arme Familien und versuchten, ihr Leben erträglicher und besser zu machen. Sie finanzierten mehrere Schulen und Kinderheime in den Ländern der dritten Welt. Es war ein Geschenk, dass sie anderen Menschen helfen konnte. Und dennoch wünschte sie sich ein einfaches Leben…
 

„Ich hoffe, Sie werden sich heute Nacht gut amüsieren, Alicia. Ich wünschte, ich würde Sie wieder einmal lächeln sehen“, sagte Stefano und warf ihr einen Blick zu.
 

Alicia lächelte. „Aber ich lächle doch, Stefano.“
 

„Ja, aber dieses Lächeln ist dennoch traurig. Ihre Augen lächeln nicht mit“, sagte er leise und griff nach ihrer Hand. „Ich wünschte, ich könnte Sie zum Lächeln bringen. Zu einem ehrlichen, aufrichtigen Lächeln.“
 

Alicia senkte den Blick. Am Liebsten hätte sie ihm ihre Hand entzogen, doch sie dachte daran, wie glücklich ihr Vater über diese Verbindung wäre. Vielleicht sollte sie den Annäherungsversuchen dieses Mannes nachgeben. Vielleicht sollte sie ihn heiraten und mit ihm eine Familie gründen. Sie sehnte sich danach, eine Familie und Kinder zu haben. Aber konnte sie es, wenn sie ihn nicht wirklich liebte?
 

„Lassen Sie mich dieses Hotel eröffnen, dann werde ich ein paar Wochen Urlaub machen und mich entspannen. Sicher kann ich danach auch wieder lächeln. Ich bin einfach nur müde“, erklärte sie und zog ihre Hand langsam aus der seinen.
 

„Natürlich“, erwiderte Stefano, dann stoppte die Limousine und jemand öffnete die Tür.
 

„Miss“, sagte der Mann in dem vornehmen Frack und reichte ihr eine Hand.
 

„Danke.“ Alicia nahm die Hand dankbar an, die ihr aus dem Wagen half, dann strich sie über ihr Kleid, um nicht vorhandene Falten zu glätten. Stefano bot ihr galant den Arm und sie gingen zu dem großen, vornehmen Haus, aus dem bereits Stimmen und leise klassische Musik zu hören waren.
 

Alicia atmete tief ein. Nur ein paar Stunden, sagte sie sich selbst, dann kann ich wieder gehen. Leise seufzend fand sie sich mit dem Gedanken ab, dass sie für die nächsten Stunden in einer Menge von vornehmen, arroganten und langweiligen Menschen einfach nur überleben musste.
 


 

Danke fürs lesen^^
 

würde mich über einen Kommi freuen :-)
 

lg _aliz_

Die Dinner-Party

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

Vielen Dank für eurere Kommis^^
 


 

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Alicia atmete tief ein. Nur ein paar Stunden, sagte sie sich selbst, dann kann ich wieder gehen. Leise seufzend fand sie sich mit dem Gedanken ab, dass sie für die nächsten Stunden in einer Menge von vornehmen, arroganten und langweiligen Menschen einfach nur überleben musste.

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Kapitel 6: Die Dinner-Party
 


 

Kai war bereits seit zwei Stunden in dieser Prachtvilla und räumte noch die letzten Flaschen Champagner in die Kühlung. Langsam trafen die ersten geladenen Gäste ein und bedienten sich an dem großzügigen Buffet, welches mit Hummerschwänzen, Lachsröllchen, edlen Käsesorten, Kaviar und sonstigen teuren Leckereien bestückt war. Für dieses Catering hatte der Auftraggeber und Besitzer dieses Hauses so einiges springen lassen.
 

Während Kai wieder Champanger-Tulpen mit dem edlen Getränk füllte, glitt sein Blick über die Gäste. Sie waren genau so, wie er erwartet hatte: reich, arrogant und gelangweilt. Die Männer trugen Smokings und die Frauen führten ihre Juwelen zur Schau. Das Durchschnittsalter lag bei mindestens fünfzig Jahren.
 

Er seufzte innerlich auf, als er eine dieser überstylten, älteren Frauen auf sich zukommen sah. Sie hatte diesen gewissen Blick drauf.

„Guten Abend, junger Mann. Ist es möglich, einen Manhattan zu bekommen?“, lächelte sie und ließ ihren Blick über die gut gebaute Brust Kais gleiten.
 

„Natürlich, Madam“, lächelte er freundlich und mixte diesen Standardcocktail zusammen. Nachdem er noch eine Physalis-Frucht an den Rand gehängt hatte, überreichte er ihr lächelnd das Glas.
 

„Danke schön. Ich hoffe, er schmeckt so gut, wie er aussieht“, sagte die Frau, die ihre Blütezeit schon seit einigen Jahren hinter sich hatte und zwinkerte ihm aufreizend zu.
 

„Das hoffe ich sehr“, lächelte Kai unbeeindruckt. Er kannte diese Art von Frauen. Sie ging mit dem Cocktail in der Hand an einer Gruppe von Männern vorbei, darunter mit Sicherheit Ehemann, zwinkerte ihm noch einmal über die Schulter zu und wandte sich dann an die anderen vornehmen Ladies. Er war sicher, dass er ein Teil des Gespräches werden würde. Und er war sich auch sicher, dass diese Frau ihn noch häufiger an der Bar besuchen würde.
 

Fast unmerklich schüttelte er den Kopf, ignorierte das anzügliche Grinsen seines Barkeeper-Kollegen und wünschte wieder einmal, er hätte diesen Job abgelehnt. Dann wandte er sich an einem Mann, der einen Whiskey von ihm haben wollte.
 

~*~
 

Alicia betrat an Stephans Arm die vornehme Villa ihres Geschäftspartners. Als sie in die großzügige Empfangshalle gingen, kam ihnen Mr. Alec Jackson bereits freudestrahlend entgegen.

„Ah, Miss Williams! Welche Ehre, dass Sie mein bescheidenes Haus mit ihrem Licht erstrahlen lassen!“
 

Alicia atmete tief ein. Sie hasste solche Floskeln. Sie wusste, dass dieser Abend alleine dazu diente, mögliche Geschäfte einzuläuten und Verbindungen zu knüpfen. Sie wünschte schon jetzt, sie könnte wieder zurück in ihre Hotelsuite. Dennoch lächelte sie freundlich und erwiderte: „Sie haben ein prachtvolles Haus, Mr. Jackson. Es ist mir eine Freude, dass Sie mich eingeladen haben.“
 

„Kommen Sie rein und bedienen Sie sich an dem reichlichen Buffet. Es sind nur Kleinigkeiten. Möchten Sie ein Glas Champagner?“ Ohne auf eine Antwort von seinen beiden Gäste zu warten, winkte er eine attraktive, dunkelhaarige Kellnerin herbei, die mit einem Tablett Champagnergläser durch die Halle ging. Er nahm zwei Gläser und reichte sie Alicia und Stephan. „Ich hoffe, dass Sie einen amüsanten Abend verleben werden, meine Liebe.“ Dann wandte er sich an Stephan. „Mr. Albano, ich habe noch einmal über Ihren Vorschlag nachgedacht und bin zu der Entscheidung gekommen, dass Sie Recht haben. Darf ich Ihnen beiden ein paar Herren vorstellen, die vielleicht etwas zu den Renovierungsmaßnahmen beitragen können?“
 

„Sehr gerne“, lächelte Stephan und verbeugte sich höflich vor Alicia, um ihr den Vortritt zu lassen.
 

Alicia sah sich in den Räumlichkeiten um, die sie betrat. Es war ein großer Saal, an dem prachtvolle Gemälde an den Wänden hingen und edle Statuen in den Ecken standen. Ein großer Kronleuchter hing von der Decke. Genauso hatte sie sich das Zuhause von Alec Jackson vorgestellt: der Reichtum protzte von jeder Ecke und seinen Gästen wurde vermittelt, welch einen guten Geschmack er hatte. Allerdings ahnte Alicia, dass eher der Innenarchitekt den „guten“ Geschmack bewiesen hatte. Sie selber mochte solch prunkvolle Gegenstände nicht. Sie liebte die einfachen Dinge, denn erst die verwandelten ein Haus in ein Zuhause.
 

Während die Männer über geschäftliche Dinge sprachen, ließ sie ihren Blick über die anderen Gäste streifen. Das eine oder andere Gesicht kannte sie bereits von anderen Parties und sie konnte nicht behaupten, dass einer dieser Menschen einen tieferen Eindruck bei ihr hinterlassen hatte.
 

„Bitte entschuldigen Sie mich für einen Moment“, sagte sie freundlich lächelnd und ging mit ihrem Champagnerglas zu einem Gemälde. Es war ein Monet-Original. Sicher hatte Jackson dieses Bild nicht aus Geschmack sondern nur als Wertanlage gekauft. Alicia würde sich nicht wundern, wenn er dieses Bild noch niemals genauer betrachtet hatte. Dabei war es wunderschön… Diese dezenten Farben, dieser Pinselstrich und die naturgetreue wie auch verträumte Wiedergabe des Ortes waren typisch für den berühmten Künstler. Alicia verfolgte mit ihren Augen die kleinen, für einen Laien kaum wahrnehmbaren Details und lächelte dabei. Sie liebte die Kunst Monets. In ihren Räumen hing ebenfalls ein Original von ihm und sie konnte Stunden damit zubringen, es einfach nur zu betrachten.
 

Sie sah zu der Gruppe Männer, die sich noch immer angeregt unterhielten. Jetzt war sie sehr froh darüber, dass ihr Vater darauf bestanden hatte, dass Stephan sie begleitete. Er konnte sich nun beweisen und diese langweiligen Konversationen halten. Sie würde erst wieder eingreifen, wenn es darum ging, Verträge zu unterschreiben.

Einen Moment betrachtete sie den jungen Amerikaner. Er hielt die Zügel fest in der Hand und brachte den Männern um sich herum eine Vielzahl von Vorschlägen, die er mit ihr ausgearbeitet hatte. Mit seinem feinen Sinn für das Geschäft und seinem Charme würde er sie schnell überzeugt haben.
 

Sie seufzte und sah sich etwas verloren um. Sie hatte keine Lust, sich an den Gesprächen der gelangweilten Ehefrauen dieser Männer zu beteiligen. Wie gerne wäre sie einfach gegangen, doch das war unmöglich. Noch waren nicht alle Gäste da und es hätte kein gutes Licht auf ihre Familie geworfen, wenn sie sich so schnell wieder verabschiedet hätte.
 

Sie nahm noch einen Schluck Champagner und verzog fast unmerklich das Gesicht. Sie mochte dieses Getränk nicht all zu gerne. Viel lieber hätte sie jetzt ein Glas Rotwein. Sie wettete, dass Alec Jackson eine ganze Kiste an kostbarem Rotwein für diese Party geordert hatte.

Alicia ging zu dem Buffet und nahm sich ein Käsestückchen. Zu mehr hatte sie keinen Appetit. Sie aß nicht gerne auf solchen Dinner Parties.
 

„Alicia!“
 

Die Angesprochene drehte sich um, als sie ihren Namen hörte. Margret Jackson, die Gastgeberin, kam strahlend und mit geöffneten Armen auf sie zu und hauchte ihr drei Küsschen auf die Wangen. Obwohl die Frauen sich erst einmal gesehen hatten, benahm sich die Dame so, als wenn sie beste Freundinnen wären. Wie Alicia dieses Getue hasste! Nichts daran war ehrlich. Alles war oberflächlich und scheinheilig.

„Margret“, lächelte sie dennoch höflich und tat so, als wenn sie sich freute. „Eine wundervolle Party haben Sie hier ausgerichtet.“
 

„Ach das!“ Mrs. Jackson machte eine abfällige Handbewegung. Sie tat so, als wenn das alles nichts wäre, doch Alicia wusste genau, dass diese Frau mit Sicherheit die letzten Wochen rund um die Uhr mit der Ausrichtung dieser Feier beschäftigt gewesen war. Margret wusste, wie auch Alicia, dass die Familie Williams noch mehr Geld und Einfluss hatte, als sie selber, und wollte diese Chance nutzen, sich damit zu brüsten, die Tochter des Hotelmoguls in ihrem Hause bewirtschaftet zu haben.

„Ich hörte, die Verträge sind unterschrieben?“
 

„Ja, in wenigen Tagen wird die Renovierung und der Umbau beginnen“, erwiderte Alicia.
 

„Das freut mich sehr zu hören. Aber lassen Sie uns nicht über so langweilige Geschäfte unterhalten. Ich möchte Ihnen gerne ein paar Freundinnen vorstellen“, plapperte die Frau und führte sie zu einer Gruppe von veralteten, aufgetakelten Frauen, die Alicia mit freundlichem Lächeln betrachteten. Alicia lächelte nur müde. Sie wusste, dass diese Frauen alles geben würden, um noch mal in ihrem Alter sein zu dürfen. Der Neid sprang ihnen aus den Augen.
 

Höflich, wie sie es von ihren Eltern gelernt hatte, betrieb sie ein wenig Konversation mit den Damen, doch als ihr Champagnerglas ausgetrunken war, nutzte sie die Gelegenheit zur Flucht.

„Entschuldigen Sie mich für einen Moment. Ich hole mir an der Bar ein neues Getränk“, erklärte sie höflich und ging eilig zu dem großen Tresen, der am anderen Ende des Saales aufgebaut worden war.
 

„Was darf es sein, Miss?“, fragte sie der Barkeeper und Alicia schreckte auf. Sie kannte diese Stimme. Sie blickte hoch, direkt in die rubinroten Augen des Mannes, der vor ihr stand – und erstarrte.
 


 

Ich hoffe es hat euch gefallen^^
 

würde mich über Kommis freuen...
 

lg _aliz_

Wiedersehen

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

Vielen Dank für die Kommis!^^
 

lg _aliz_
 


 


 

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„Was darf es sein, Miss?“, fragte sie der Barkeeper und Alicia schreckte auf. Sie kannte diese Stimme. Sie blickte hoch, direkt in die rubinroten Augen des Mannes, der vor ihr stand – und erstarrte.

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Kapitel 7: Wiedersehen
 


 

Kai polierte jetzt zum dritten Male dasselbe Glas, nur um so zu tun, als wenn er beschäftigt wäre. Er wollte diesen feinen Damen hier nicht den Eindruck vermitteln, dass sie sich mit ihm unterhalten könnten. Als er aus den Augenwinkeln jemanden näher kommen sah, legte er Tuch und Glas beiseite und legte sein übliches, einstudiertes Lächeln auf die Lippen. Dann fragte er seinen Standardsatz: „Was darf es sein, Miss?“
 

Erst dann erkannte er sie…
 

Sein Herz setzte einen Moment aus und er glaubte, seine Augen würden ihm einen Streich spielen. Sie sah ihn erstaunt und fast erschrocken an mit den unglaublich violetten Augen, die ihn vom ersten Moment an fasziniert hatten. Dass sie ihn ebenso erkannt hatte, stand außer Frage. Ihr Blick hielt den seinen Gefangen und ihre sinnlichen Lippen waren vor Verwunderung und Überraschung leicht geöffnet.
 

„Du bist es, nicht wahr?“, fragte Kai und ein Lächeln überflog sein Gesicht.
 

„Ja, ich bin es“, sagte Alicia atmete tief durch. Sie hätte mit allem gerechnet – nur nicht damit, ihn, diesen Mann, mit dem sie die wundervollste Nacht seit langer Zeit verbracht hatte, hier und heute wiederzusehen. Sie hatte gedacht, dass sie ihn niemals wieder sehen würde.
 

Kai konnte sie nur ansehen. Sein Blick glitt über ihr schönes, ebenmäßiges Gesicht mit der pfirsichweichen Haut, den schlanken Hals hinunter, dann wieder hinauf zu ihren sinnlichen Lippen, von denen er wusste, dass sie weich und samtig waren, und zurück zu ihren Augen, den violettetesten Augen, in die er jemals hineinblicken durfte. Die langen Wimpern flatterten für einen Moment, als sie realisierte, wer vor ihr stand. Sie war wunderschön. Der fließende Stoff des schwarzen Kleides umschmeichelte ihre Figur und ihre Finger klammerten sich um das Champagnerglas in ihrer Hand.
 

Alicia versuchte, ihren Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie atmete tief ein und bemühte sich, den Mann vor ihr nicht mit dem Mann zu verbinden, mit dem sie diese eine Nacht verbracht hatte. Doch sie konnte es nicht. Das weiße Hemd lag eng an seinem gut gebauten, gebräunten Körper, eine Schürze war um seine Hüften gebunden. Aber seine Augen mit diesem tiefen, warmen Rubin waren dieselben, die sie in dieser Nacht so hungrig angesehen hatten. Nun stand darin dasselbe Erstaunen, wie in den ihren.
 

„Alicia, da sind Sie ja.“
 

Alicia schreckt auf, als sie ihren Namen hörte. Sie riss sich von dem Mann los, der ihr immer noch schweigend und überrascht gegenüber stand, und drehte sich zu Stephan um, der sie liebevoll anlächelte.

„Ja, ich bin hier“, sagte sie und lächelte nervös.
 

„Ist Ihnen nicht gut?“ Besorgt sah Stephan sie an und griff nach ihren Händen.
 

„Nein, es geht mir gut.“ Alicia lächelte und hoffte, er würde es ihr glauben. „Ich bin wohl nur etwas erschöpft.“
 

„Sie sollten etwas Essen. Der Hummer ist ausgezeichnet“, sagte Stephan und trat noch einen Schritt näher. „Wollen Sie sich setzten?“
 

„Nein, danke. Es geht mir wirklich gut. Ich denke, ich sollte ein Glas Wasser trinken“, erklärte sie beruhigend und bemühte sich darum, Stephan nicht spüren zu lassen, wie es in ihrem Inneren brodelte. Sie atmete tief durch und widerstand dem Drang, zu diesem Barkeeper zu sehen, er ihr Herz schneller schlagen ließ.
 

„Natürlich“, sagte Stephan und sah den jungen Mann hinter der Bar an. „Geben Sie der Dame bitte ein Glas Wasser“, forderte er ihn auf.
 

Kai erwachte wie aus einem Traum, als der gut aussehende Mann ihn ansprach. „Ja, natürlich. Sofort“, sagte er schnell und schenkte ein Glas des französischen Tafelwassers ein. Dann sah er Alicia an und reichte es ihr. „Bitte, Madam.“
 

„Ich danke Ihnen“, sagte Alicia leise, vermied es ihn anzusehen und griff nach dem Glas. Für einen Bruchteil einer Sekunde berührten sich ihre Hände. Ihre Augen trafen die seinen und wieder konnten sie den Blick nicht davon losreißen.
 

„Kommen Sie, Alicia. Setzten Sie sich“, sagte Stephan und führte sie ein paar Schritte weg.
 

„Es geht mir wirklich gut“, lächelte Alicia ihn an. Sie hatte ihre Selbstbeherrschung wieder erlangt. Sie nahm ein Schluck des Wassers und sah ihn dann fragend an. „Wie liefen die Gespräche bis jetzt? Haben die Herren Ihre Vorschläge angenommen?“
 

Einen Moment ruhte der besorgte Blick des Mannes auf der jungen Frau vor ihm. Sie wirkte blass. „Ja, sie sind begeistert. Ich denke, dass die kommenden Gespräche wegen der Renovierungen gut verlaufen werden.“
 

Alicia lächelte tapfer. „Das freut mich. Mein Vater wird begeistert sein.“ Sie atmete tief durch. „Erzählen Sie mir, was Sie besprochen haben.“
 

Während Stephan ihr die einzelnen Themen erläuterte, glitt ihr Blick unauffällig wieder zurück zu der Bar, an der er, der fremde Mann, immer noch stand und sie beobachtete. Wieder fesselte er ihren Blick und Stephans Worte rückten in den Hintergrund.
 

„…und so denke ich, dass wir die Verträge bald unterzeichnen können“, endete Stephan und holte Alicia somit aus einer anderen Welt wieder zurück in die Realität.
 

„Das sind gute Neuigkeiten“, lächelte sie, dann blickte sie sich um. Sie musste fort von hier. „Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment, ich werde mich ein wenig frisch machen“, sagte sie und wandte sich von ihm ab. Sie konnte es nicht ertragen, noch mehr von den geschäftlichen Dingen zu hören. Sie konnte es nicht ertragen, sich auf Stephan Albano konzentrieren zu müssen. Sie konnte es nicht ertragen, dass er hinter der Bar stand und sie mit diesem fragenden Blick betrachtete.
 

Sie strebte auf den Ausgang des Saales zu, als sie sich noch einmal umdrehte und zurücksah. Noch immer sah er sie an. Sein Gesicht spiegelte dasselbe Unverständnis, dieselbe Freude und dieselbe Unsicherheit wieder, die sie auch spürte.

Sie senkte ihren Blick und ging hinaus.
 

~*~
 

Kai glaubte immer noch zu träumen. War sie es wirklich? Diese Frau, die ihn vom ersten Moment an verzaubert hatte? Diese Frau, an der er sich in dieser einen Nacht verbrannt hatte, so dass die Narben auf seinem Herzen noch immer fühlbar waren?
 

Sie war unbeschreiblich schön. Ihre schlanke, hoch gewachsene Gestalt, ihr makelloses Gesicht, die blauen Haare, ihr Körper, der nur danach schrie, geliebt und verwöhnt zu werden…
 

Kurz, bevor sie den Saal verließ, blickte sie sich noch einmal um und er konnte sehen, dass sie genauso verwirrt war, wie er selber. Er hätte nicht geglaubt, dass er sie noch einmal wiedersehen würde. War das Zufall? Aber konnte ein Zufall seinem Herzen einen solchen Streich spielen?
 

Er blinzelte, als sie verschwand. Leicht schüttelte er den Kopf und versuchte, sein Herz zu beruhigen. Wieder sah er auf, zu der Stelle, an der sie gerade noch für einen Moment gestanden hatte, bevor sie den Saal verlassen hatte.
 

„Ein Stephani, bitte.“ Die Stimme des Mannes riss ihn aus seinen Gedanken.
 

Verwirrt sah er den älteren Herren an. „Natürlich, Sir. Mein Kollege wird Ihnen gerne ein Stephani servieren“, sagte Kai und wies auf Simon, der neben ihm stand und einen Cocktail mixte. Verwundert sah dieser ihn an. „Ich muss schnell eine Kiste Champagner holen“, entschuldigte er sich und verließ die Bar.
 

Simons Blick fiel auf die Kühlung, in der noch mindestens zehn Flaschen Champagner standen. Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, doch dann lächelte er den Herren höflich an und gab ihm seinen Stephani.
 


 


 

Ich hoffe es hat euch gefallen^^
 

Würde dich über einen kommi freuen....
 

lg _aliz_

Wie ein Magnet

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 

Hey!^^
 

ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich mich sooo lange nicht mehr gerührt habe! Leider habe ich jetzt fast 1 Monat kein Internet mehr gehabt...

aber jetzt gibts es ein neues Kappi!^^
 

lg _aliz_
 

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Simons Blick fiel auf die Kühlung, in der noch mindestens zehn Flaschen Champagner standen. Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, doch dann lächelte er den Herren höflich an und gab ihm seinen Stephani.

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Kapitel 8: Wie ein Magnet
 


 

Alicia brauchte frische Luft. Sie hatte das Gefühl, als wenn ihr der benötigte Sauerstoff zum Atmen verwehrt wurde.

Sie öffnete eine Tür und ging durch die Bibliothek zu der Terrasse. Tief ein- und ausatmend entspannte sie sich langsam wieder. Die Luft war noch immer sehr mild, auch wenn der Sommer sich langsam verabschiedete. Dennoch fröstelte sie etwas. Sie blickte auf ihre Hände, die leicht zitterten.
 

„Alli, was ist los mit dir?“, fragte sie sich selber und legte ihre Hand an die Stirn. Sie war verwirrt, überrumpelt. Sie hatte nicht geglaubt, dass sie ihn jemals wiedersehen würde. „Niemand darf jemals davon erfahren“, sagte sie sich und versuchte sich zusammenzureißen. Wenn dieser Mann, Barkeeper, erfahren würde, wer sie war, könnte es sein, dass er dies zu seinem Vorteil ausspielen würde. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was ihr Vater sagen würde, wenn er von dieser Nacht erfuhr.
 

Sie kannte diesen Mann nicht, wusste nichts von ihm. Sie wusste nicht, ob er einer der Sorte Männer war, die alles versuchen würden, den größtmöglichen Gewinn für sich herauszuholen und sie, als Millionenschwere Hotelerbin, musste dies bedenken.
 

Aber würde er es tun…?
 

Alicias Herz beruhigte sich langsam und sie legte ihre Arme um ihren Körper um sich warm zu halten. Egal, was dieser Mann sagen würde, sie würde es leugnen!
 

Plötzlich beschleunigte sich ihr Puls wieder. Ihre Atmung wurde schneller und eine Gänsehaut zeichnete sich auf ihrem Nacken ab. Sie drehte sich um und sah ihn an.
 

~*~
 

Kai suchte das Foyer mit seinen Augen nach ihr ab. Sie musste doch hier irgendwo sein?!
 

Er sah eine offene Tür und ging hinein, als er sich sicher war, dass er nicht beobachtet wurde. Sicher war es nicht erwünscht, dass das Catering-Personal hier hineinging. Es war ein großer Raum, in dem dicke Bücher in den Regalen standen. Anscheinend die Bibliothek des Hauses. Allerdings fragte er sich, ob die Besitzer, das Ehepaar Peterson, jemals eines dieser Bücher gelesen hatten. Von seinen Beobachtungen her hatte er nicht den Eindruck, als wenn sie viel auf Literatur geben würden.
 

Ein sanfter Lufthauch strich über sein Gesicht und er sah, dass die Tür der Terrasse offen stand. Und dort, vom Mond beschienen, konnte er die schlanke Gestalt von ihr sehen: Alicia.
 

Leise ging er dorthin und betrachtete sie. Sie schien in Gedanken zu sein und er fragte sich, ob es dabei um ihn ging. Genauso wie er selber hatte sie anscheinend nicht damit gerechnet, dass sie ihm noch einmal begegnen würde.
 

Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Sie starrte in die Dunkelheit und ihre Hände legten sich, als wenn sie sich vor irgendetwas schützen wollte, um ihre Arme. Sie war wunderschön. Der tiefe Rückenausschnitt ihres Kleides zeigte ihre schmalen Schultern und den graden Rücken mit der weichen Haut. Kai konnte sich noch zu gut daran erinnern, wie sie dort, an genau dieser Stelle gerochen hatte, wie gut sich ihre Haut an seinen Lippen angefühlt hatte…
 

Er trat näher und war nun an der Tür angekommen. Keine Sekunde ließ er sie aus den Augen.

Ihre Haare glänzten in dem Mondlicht silbern.

Für einen Moment frischte der Wind auf und brachte ihm ihren Duft entgegen. Es war dasselbe Parfum, welches sie auch damals aufgetragen hatte. Es war blumig, frisch und gemischt mit ihrem eigenen Duft, war es das Verführerischste, was er jemals gerochen hatte.
 

Er sah, dass sie sich versteifte und ihre schlanken Finger sich in ihre Oberarme krallten. Dann drehte sie sich um.
 

~*~
 

Da stand er. Genauso, wie sie es unbewusst erhofft, nie erwartet und doch befürchtet hatte. Er machte nichts, außer, sie anzusehen. Sie spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht, auf ihren Lippen, in ihren Augen.
 

„Ich hätte nicht geglaubt, dass ich dich noch einmal wiedersehen würde“, hörte Alicia sich leise sagen und zuckte bei dem heiseren Klang ihrer eigenen Stimme zusammen.
 

Kai lächelte fasziniert. „Ich habe es gehofft“, flüsterte er.
 

Schweigend kam er noch näher, betrachtete sie in dem hellen Mondlicht. Alicia verfolgte ihn mit ihren Blicken. Ihr Herz trommelte gegen ihre Brust. Nichts hätte sie auf diesen Moment vorbereiten können. Sie spürte seine Nähe, seine Körperwärme.
 

„Ich war dort. Im Hotel. Aber man wollte mir keine Auskunft über dich geben“, sagte Kai leise.
 

Erstaunt sah Alicia ihn an. „Du warst im Hotel?“ Sie blickte ihm in die Augen, die bei diesem Licht fast schwarz wirkten. „Wieso?“, flüsterte sie.
 

„Ich wollte dich wiedersehen.“ Ein Grübchen zeigte sich, als er leicht lächelte.
 

„Warum? Warum wolltest du mich wiedersehen?“ Alicia blickte ihn verwirrt an.
 

Kai lächelte. Er beobachtete fasziniert, wie sich eine kleine Falte zwischen ihren Augen bildete, als sie ihm diese Frage stellte.

„Ich weiß es nicht“, flüsterte er. „Die Nacht mit dir war wunderschön. Ich wollte dich wiedersehen.“
 

Alicia atmete tief ein und ging einen Schritt zurück. Er war viel zu nah! Doch ihr Rücken stieß an die Balustrade der Terrasse und verhinderten somit, dass sie noch mehr zurückweichen konnte.

„Ja, es war wunderschön.“ Ihre Stimme war so leise, dass sie der Windhauch in die Nacht hinaus wehte. Doch Kai hatte sie gehört.
 

„Dein Name ist Alicia?“ Fragend sah er sie an.
 

Alicia strich sich nervös eine dünne Haarsträhne hinters Ohr, die der laue Wind aus ihrer Frisur gelöst hatte.

„Weißt du nicht mehr? Keine Fragen!“, lächelte sie nervös.
 

„Ja, richtig“, erwidert Kai das Lächeln. Er stellt sich neben sie, ohne die Entfernung zwischen ihnen zu verkürzen. „Mein Name ist Kai.“ Genau betrachtet er ihre Reaktion.
 

Alicias Blick war gesenkt; sie traute sich nicht, in seine Augen zu blicken; hatte Angst, sich darin zu verlieren.

Sie nickte mit dem Kopf in die Richtung, in der die Dinner Party im Hause abgehalten wurde. „Du arbeitest hier?“
 

Kai nickte, sein Blick ruhte noch immer auf ihrem Gesicht. Ihr Profil war hinreißend schön. Die gerade Nase, die hohen Wangenknochen, die vollen, sinnlichen Lippen und die langen, dunklen Wimpern. „Ja, so ist es. Und du bist hier offensichtlich ein Gast, nicht wahr?“
 

Alicia warf einen kurzen Blick auf ihn und nickte. Sie wollte nichts sagen. Nichts, was auf ihre wahre Identität hinweisen würde. Einerseits geschah dies aus Angst, andererseits wollte sie in seinen Augen die bleiben, die er kennengelernt hatte.
 

Kai verstand, dass sie nichts sagen wollte. Er wusste zwar nicht, was sie zurückhielt, aber er fühlte, dass sie nicht bereit war, ihm etwas von sich preiszugeben. Doch im Moment war das nicht wichtig. Wichtig war alleine nur, dass er sie wieder gesehen hatte.
 

„Ich arbeite im „La Brasca““, erklärte er leise. „Es ist ein Restaurant in Euston. Vielleicht hast du ja mal Lust, dort Essen zu gehen?!“ Seine Stimme klang hoffungsvoll. Er wollte nicht riskieren, dass er sie wieder aus den Augen verlor.
 

Alicia blickte auf und sah ihn an. Sie sah in seine rubinroten, warmen Augen, sah in sein männlich markantes Gesicht und ein undefinierbares Gefühl durchfuhr sie.

„Ich denke nicht, dass es gut wäre, wenn ich dorthin kommen würde“, flüsterte sie.
 

„Wieso?“ Kai musste diese Frage nicht stellen, sie war ihm ins Gesicht geschrieben. Er konnte verstehen, dass sie ihn hier, vor diesen ganzen vornehmen Menschen, nicht ansprechen wollte, aber warum wollte sie ihn nicht fernab von diesem Haus, von dieser Party, treffen?
 

Alicia straffte ihre Schultern und biss sich auf die Unterlippe. Dann blickte sie ihn mit einem traurigen Ausdruck an. „Es wäre falsch“, sagte sie. „Wir beide wussten, dass es nur diese eine Nacht gab. Ich habe mich damit zufrieden gegeben und du auch. Keiner von uns hatte erwartet, jemals wieder von dem anderen zu hören. Es war eine einmalige Nacht.“
 

Kai blickte sie schweigend an. Ihre Miene hatte sich verändert. Gerade noch wirkte sie auf ihn verletzlich wie ein kleines Kind, jetzt war sie die erwachsene, selbstbewusste Frau, die ihm damals ihre Spielregeln beigebracht hatte.
 

„Warum sollte es einmalig sein, wenn es so wunderschön war?“, fragte Kai und drehte sich nun ganz zu ihr. „Ich möchte dich doch nur kennenlernen!“
 

Alicia seufzte. „Glaube mir, das möchtest du nicht. Ich bin nicht die, die ich in dieser Nacht war.“
 

Kai trat einen Schritt näher. Ihr Duft fuhr in seine Nase und machte ihn fast willenlos. „Wieso nicht?“, fragte er. „Diese Frau damals war wundervoll. Sie war meine Lehrerin und meine Schülerin.“ Er streckte seine Hand aus und berührte sanft ihren Arm. „Gib mir eine Chance. Lass mich dich kennenlernen“, bat er leise.
 

Wieder schreckte Alicia zurück. Nein, sie konnte ihn nicht an sich heranlassen. Sie konnte nicht zulassen, dass er erfuhr, dass sie wirklich diejenige war, die er damals kennengelernt hatte. Ihr Leben war eine einzige Theaterbühne. Zu selten konnte sie die sein, die sie wirklich war. Bei ihm hatte sie es gekonnt. Er wusste nichts von ihr; wusste nicht, dass sie wohlhabend und prominent in gewissen Kreisen war; er wusste nicht, was für ein Leben sie führte, wie unglücklich sie im Grunde ihres Herzens war.
 

Sie wollte sich abwenden und zurück in die sichere Gesellschaft dieser langweiligen Menschen gehen, um unter ihnen den Schutz zu finden, den sie vor ihm brauchte. Dieser Mann, obwohl er nur ihren Namen wusste, kannte sie von all den Leuten hier als einziger. Kein anderer wusste, wie sie wirklich war, noch nicht einmal Stephan Albano, dem Assistenten ihres Vaters, dem sie das erste Mal vor zwei Jahren vorgestellt worden war. Doch sie konnte nicht gehen. Diese Augen hielten ihren Blick gefangen.
 

Kai beobachtete jede ihrer Bewegungen. Er spürte, dass sie gehen wollte, doch irgendetwas hielt sie zurück.

Er war von ihren Augen gefangen und musste sich zwingen, seinen Blick weiter gleiten zu lassen. Er wollte sich jedes kleine Detail ihres Gesichtes merken. Die schön geschwungenen Augenbrauen, die gerade Nase, diese vollen, weichen Lippen. Er wünschte, er könnte sie noch einmal küssen; könnte sie noch einmal schmecken. Das Bedürfnis, ihren Mund auf dem seinen zu spüren, wurde unmenschlich groß und so machte er noch einen weiteren kleinen Schritt auf sie zu. Er fühlte ihre Körperwärme und merkte, dass sie fast unmerklich zitterte.
 

Alicia bebte innerlich. Dieser Mann wirkte so anziehend auf sie wie ein Magnet. Sie sah seine roten Augen, die von langen, dunklen Wimpern eingerahmt wurden. Er war frisch rasiert und sie roch sein Aftershave, dasselbe, welches er auch damals benutzt hatte. Erinnerungen wurden in ihr wach. Erinnerungen von dieser einen, so besonderen Nacht. Sie fühlte seinen warmen Atem an ihrer Haut und konnte seine Hände spüren, die über ihren Körper glitten, obwohl er sie nicht berührte.
 

Kai versuchte sein Herz zu beruhigen, was ihm mehr als schwer fiel, als er wieder in diese Augen sah. Er hörte nicht die gedämpfte Musik, die belanglosen Gespräche, die innen gehalten wurden. Er scherte sich auch nicht darum, dass Simon gerade alleine die Drinks machen musste und Brian ihn vielleicht schon verärgert suchte. Das alles war ihm egal. Er sah nur ihr Gesicht vor sich, sah nur ihre Lippen, wie diese sich leicht öffneten, wie sie verführerisch glänzten. Er beugte seinen Kopf vor. Sein Blick wechselte von ihren Augen zu ihren Lippen und zurück, um herauszufinden, wie sie reagieren würde, wenn er sie jetzt küsste.
 

Alicia hielt den Atem an. Sie wollte weglaufen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Ihr Herz schlug schnell – viel zu schnell. Immer näher kam sein Mund dem ihren. Ihr Verstand stritt sich mit ihrem Herzen, wollte wieder die Oberhand gewinnen, doch sie konnte nicht denken. Alles, was sie wollte, war, ihn zu spüren. Auch, wenn sie genau wusste, dass dies ein Fehler war. Dieser Mann machte sie schwach und willenlos. Er rührte Emotionen in ihr auf, die sie noch nie zuvor gefühlt hatte.
 

Und so tat sie das Einzige, zu dem sie in der Lage war. Sie schloss die Augen und erwartete seine Lippen auf den ihren.
 


 

Vielen Dank fürs lesen
 

ich hoffe es hat euch gefallen!^^
 

Würde mich über einen Kommi freuen!
 

lg _aliz_

Ein Kuss

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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Alicia hielt den Atem an. Sie wollte weglaufen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Ihr Herz schlug schnell – viel zu schnell. Immer näher kam sein Mund dem ihren. Ihr Verstand stritt sich mit ihrem Herzen, wollte wieder die Oberhand gewinnen, doch sie konnte nicht denken. Alles, was sie wollte, war, ihn zu spüren. Auch, wenn sie genau wusste, dass dies ein Fehler war. Dieser Mann machte sie schwach und willenlos. Er rührte Emotionen in ihr auf, die sie noch nie zuvor gefühlt hatte.
 

Und so tat sie das Einzige, zu dem sie in der Lage war. Sie schloss die Augen und erwartete seine Lippen auf den ihren…

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Kapitel 9: Ein Kuss
 

Alicia erschauderte, als sie Kais Lippen auf den ihren spürte, so sanft wie ein Sommerwind.

Sie fühlte seinen warmen Atem, spürte seine unmittelbare Nähe. Sein Gesicht war so nah. Die wenige Luft zwischen ihnen schien zu vibrieren.
 

Kais Herz raste, als er ihre weichen Lippen berührte. Ganz zart strich er mit seinem Mund über die vollen Lippen Alicias. Seine Nase berührte ihre Haut und er roch ihren Duft. Er öffnete die Augen und sah sie an.
 

Einen Augenblick glaubte Alicia, ihre Beine würden ihr den Dienst versagen. Alles um sie herum nahm sie nicht mehr wahr. Sie zitterte, doch nicht vor Kälte. All ihre Sinne waren auf diesen Augenblick ausgerichtet. All ihr Begehren lag in diesem Mann.

Als sie ihre Augen öffnete, sah sie in die seinen, die dunkel, warm und mysteriös wirkten.
 

Eine kleine Ewigkeit standen sie sich gegenüber. Nur ihre Lippen berührten sich sanft und vorsichtig. Keiner der beiden wagte, diesen Kuss zu vertiefen, doch dann hob Kai seine Hand und strich zart über ihre Wange. Er küsste ihre Oberlippe, saugte leicht daran und Alicia schloss erneut die Augen und drohte, in diesem Kuss zu versinken, noch bevor er angefangen hatte.
 

„Alicia?“ Eine Stimme hallte durch die Bibliothek. „Alicia, sind Sie hier?“
 

Heftig atmend löste Alicia sich von Kai und trat einen Schritt zurück. Schockiert sah sie ihn an. Erst jetzt wurde ihr klar, was beinahe zwischen ihnen geschehen wäre.
 

„Alicia, da sind Sie ja.“ Stephan kam auf die Terrasse und blickte die junge Frau besorgt an. Dann fiel sein Blick auf Kai. „Was ist hier los?“, fragte er misstrauisch. Er sah, dass Alicia aufgewühlt und verstört war. Beschützend legte er einen Arm um die schmalen Schultern der Frau. „Ist alles in Ordnung?“ Er sah zu Kai und seine Miene verdüsterte sich. „Hat er…“
 

„Nein!“, sagte Alicia schnell, fast zu schnell, und sah Stephan geschockt an. „Nein! Wie kommen Sie darauf? Es ist… es ging mir nicht so gut. Der Barkeeper war so freundlich, mich an die frische Luft zu bringen“, rechtfertigte sie die Situation. Ihr Blick wanderte zu Kai, der noch immer unbeweglich da stand. Seine Miene wirkte jetzt verschlossen und ganz anders, als noch vor wenigen Sekunden. Entschuldigend sah sie ihn an, dann senkte sie ihren Blick.
 

„Soll ich Sie nach Hause bringen, Alicia? Sie sollten sich ausruhen.“ Stephan sah sie besorgt an und verstärkte den Griff in ihrem Rücken, als wenn er Angst hatte, dass ihre Beine versagen würden. Er spürte, dass sie am ganzen Leibe zitterte.
 

„Ja, das wäre wohl das Beste“, sagte Alicia leise und ließ sich von Stephan in das Haus führen. Als sie durch die Terrassentür gingen, sah sie sich noch einmal um. „Danke“, sagte sie leise zu Kai, dann warf sie ihm einen Blick zu. Ein Blick, der alles sagte. Ein Blick, der unmissverständlich war und nur eines bedeutete: Lebe wohl!
 

~*~
 

Kai stand da und blickte ihr nach. Was konnte er tun, um sie aufzuhalten? Was konnte er sagen? Er wusste die Antwort: Nichts! Es blieb ihm nichts übrig, als ihr untätig nachzusehen.
 

Als die schwere Eichentür der Bibliothek zu schlug und er alleine auf der Terrasse zurückblieb, löste er sich aus seiner Starre. Er fuhr mit seinen Händen durch die Haare und schloss die Augen.
 

Das, was er für unmöglich gehalten hatte, war eingetroffen. Er hatte sie wieder gesehen, hatte die Chance gehabt, ihr noch einmal nahe zu sein. Und nun war sie weg. Er hatte sie ein zweites Mal gehen lassen müssen…
 

Er atmete tief ein und legte den Kopf in den Nacken. Der fast volle Mond lachte ihm entgegen, als wollte er ihn verhöhnen. Er spürte den auffrischenden Wind, der die restlichen, feinen Duftnoten ihres Geruchs in die Welt hinaus sandte. Er fühlte sich alleine. Er fühlte sich so alleine, wie er sich noch niemals gefühlt hatte.
 

~*~
 

Alicia ließ sich in die Limousine helfen und sah Stephan dann schwach lächelnd an. „Sie sollten hier bleiben, Stephan. Dieser Auftrag ist zu wichtig, als dass wir uns erlauben könnten, beide von dieser Party fernzubleiben.“
 

„Alicia, ich kann sie unmöglich in diesem Zustand alleine zum Hotel fahren lassen“, sagte Stephan entschieden, doch Alicia schüttelte den Kopf.
 

„Es geht mir schon viel besser. Ich werde mich gleich hinlegen, das verspreche ich. Mr. Colburn wird sicher gut auf mich aufpassen“, sagte sie lächelnd und deutete auf den Chauffeur.
 

„Natürlich, Miss Williams. Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Albano, ich werde dafür sorgen, dass Miss Williams gut im Hotel ankommt“, beruhigte der ältere Mann in der Uniform eines Chauffeurs den jungen Mann.
 

„Und Sie sind sicher, dass ich keinen Arzt verständigen soll?“ Stephan griff nach Alicias Hand.
 

„Ja, ganz sicher. Mir war nur ein wenig schwindelig. Gewiss kommt das noch von dem Jetlag. Machen Sie sich keine Sorgen, morgen werde ich wieder fit sein.“
 

Stephan überlegte einen Moment, dann nickte er. „Nun gut. Aber falls Sie sich schlechter fühlen, rufen Sie mich gleich an!“
 

„Natürlich werde ich das tun, Stephan. Und nun gehen Sie wieder in das Haus und kümmern sich um das Geschäft. Morgen beim Frühstück will ich alles darüber erfahren.“ Tapfer lächelte Alicia, dann entzog sie ihm seine Hand und deutete dem Chauffeur, die Tür zu schließen.
 

Nachdenklich blickte Stephan der Limousine nach. Er war besorgt um die Erbin der Williams-Hotels. Er fühlte, wie diese junge, hübsche und intelligente Frau für ihn immer mehr wurde, als nur die Tochter seines Arbeitgebers. Er wusste, dass Harry Willimas nicht abgeneigt wäre, wenn er mit Alicia zusammen kommen würde. Und sein Herz sagte ihm, dass es auch ihm nicht gleichgültig war.
 

Seit zwei Jahren kannte er sie nun. Doch in diesen zwei Jahren hatte er sie, wenn überhaupt, immer nur flüchtig oder auf Besprechungen gesehen, meist mit ihrem Vater zusammen. Er hatte Respekt vor ihr, denn sie hatte nicht nur einen exzellenten Geschmack, sondern auch einen sehr scharfen Verstand und einen übersprühenden Charme, von ihrem Aussehen ganz zu schweigen. Stephan wusste, dass diese Frau, wenn er es nur ein wenig geschickt anstellte, perfekt an seine Seite passen würde.
 

Jetzt waren sie ja für noch mindestens zwei oder drei Wochen gemeinsam hier in London. Vielleicht würde er es in dieser Zeit schaffen, sie für sich zu gewinnen.

Sein Herz schlug schneller bei dem Gedanken. Er spürte, wie er sich immer mehr in Alicia Williams verliebte…
 


 


 


 

Ich hoffe es hat euch gefallen!^^

und Ihr hinterlasst mir einen Kommi *smile*
 

lg eure

_aliz_

Unvollständig

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

Kapitel 10: Unvollständig
 


 

Langsam ging Kai wieder zurück zu der Bar, an der Simon noch immer alleine stand und ihm böse anfunkelte.

„Wo zum Teufel warst du?“, zischte er wütend. „Brian ist schon auf der Suche nach dir.“
 

„Ich hatte etwas zu erledigen“, sagte Kai betrübt und fuhr sich durch das Haar, welches jetzt lockerer um seinen Kopf fiel.
 

„Ich hoffe, du hast für Brian eine bessere Ausrede auf Lager. Er ist fuchsteufelswild!“, warnte sein Kollege.
 

„Lass Brian mal meine Sorge sein.“ Kai legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid, dass ich dich habe hängen lassen, aber es war wirklich wichtig.“
 

Simon grinste. „Ist schon klar, Alter. Ich weiß ja, dass dir die Frauen wichtiger sind als dein Job. Aber ich würde dich vermissen, wenn du wegen so einer Sache rausfliegst.“
 

„Ich fliege schon nicht raus“, lächelte Kai selbstsicher, „dazu bin ich für Brian viel zu wertvoll. Er weiß, was er an mir hat.“
 

„Du kennst den Chef. Wenn der mal richtig in Rage ist…“
 

„Ich krieg das schon hin!“, zwinkerte Kai, dann wandte er sich an den älteren Mann, um ihm zum mindestens vierten Male einen Whiskey on the Rocks zu servieren.
 

„Ah, da sind Sie ja wieder!“
 

Kai sah sich um, als er diese Stimme hörte. Er stöhnte innerlich auf. Es war die Dame, die offensichtlich ein Auge auf ihn geworfen hatte.

„Darf ich Ihnen noch einen Manhattan servieren, Madam?“, fragte er höflich und hoffte, dass das alles war, was sie von ihm wollte.
 

„Das wäre entzückend!“, lächelte sie und versuchte, dabei so verführerisch wie möglich zu wirken.
 

Kai nickte lächelnd den Kopf und machte sich daran, den Cocktail zu mixen. Er spürte ihre Blicke auf seinem Körper – und es widerte ihn an.
 

Die Dame beugte sich etwas vor und raunte: „Sind Ihre Talente auch in anderen Gebieten so… viel versprechend?“ Ihr Blick sagte alles.
 

„Es tut mir sehr Leid, Madam. Ich bin nur ein Barkeeper“, sagte er lächelnd, machte ihr damit jedoch unverständlich klar, dass er kein Interesse auf mehr hatte. Wie könnte er auch anders – jetzt, nachdem er sie wieder gesehen hatte…
 

„Das ist aber sehr schade.“ Die Dame wirkte enttäuscht. „Aber falls Sie es sich noch mal anders überlegen sollten, rufen Sie mich an!“ Mit einem Zwinkern schob sie ihm eine Visitenkarte zu.
 

Kai nahm diese und starrte einen Moment darauf. Dann sah er sie an, lächelte zögerlich und steckte die Karte ein.

Zufrieden verzog sich der Lippenstiftrote Mund der Frau zu einem Lächeln und nach einem letzten Blick auf seinen Körper ging sie mit dem Cocktail zurück.
 

„Habe ich das gerade richtig mitbekommen? Du hast diese Frau abgewiesen?“, flüsterte Simon ihm erstaunt zu.
 

„Glaubst du wirklich, ich würde mit ihr schlafen?“, schnaubte Kai verächtlich.
 

„Ich habe erwartet, dass du dir ein saftiges Trinkgeld erflirtest.“ Simon sah ihn skeptisch an. „Was ist los mit dir?“
 

„Ich habe keine Lust mehr, mich auf irgendeine Art und Weise zu verkaufen“, murmelte Kai und nahm eine Champagnerflasche aus der Kühlung. „Die Zeiten sind ein für alle Male vorbei!“
 

Während er den Korken des edlen Getränkes aus dem Flaschenhals zog, tauchte vor seinem inneren Auge wieder ihr Gesicht auf. Noch immer war ihre Nähe so präsent. Noch immer roch er ihren verführerischen Duft…

„Diese Zeiten sind vorbei“, flüsterte er leise und versuchte, diese Erinnerung an sie in sein Herz einzuschließen, ganz tief, dort, wo sie niemand herausreißen konnte.
 

~*~
 

Alicia starrte gedankenverloren aus dem Fenster der fahrenden Limousine. Eine Traurigkeit hatte sie erfasst, die sie sich nicht erklären konnte.

Sie sah die Lichter, die Häuser und Geschäfte, die Autos und Passanten an der Limousine vorbeirauschen, doch sie bemerkte sie nicht. Ihre Gedanken waren bei ihm. Kai… Ein wundervoller Name.
 

Sie seufzte und registrierte, dass sie schon fast am Hotel angekommen war. Sie sah den besorgten Blick ihres Chauffeurs in dem Rückspiegel.

„Geht es Ihnen wirklich gut, Miss Williams?“
 

Alicia lächelte. „Ja, Toni, es geht mir gut.“
 

„Ich fahre Ihre Familie jetzt schon so lange, wenn sie in London ist. Ich glaube, ich habe Sie noch niemals so traurig gesehen.“ Der Mann hielt vor einer Ampel und drehte sich zu ihr um. „Miss Williams, ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie eines Tages glücklich sind.“
 

Alicia lächelte nachdenklich. „Wissen Sie, Toni, ich denke, an das Glück, welches Sie und Josie haben, werde ich nie herankommen. Aber ich danke Ihnen.“
 

Toni Colburn drehte sich wieder um und lenkte die Limousine in die Straße, in der sich das Williams Hotel befand. Nachdem er geparkt hatte, stieg er aus und öffnete für Alicia die Tür. Fast liebevoll lächelte er sie an.

„Ich kenne Sie schon so lange, Miss Alicia. Und so lange habe ich Sie nicht mehr lächeln sehen. Ich glaube, Sie waren noch ein Kind, als ich es das letzte Mal sah.“
 

„Vielleicht werde ich eines Tages wieder lächeln können, Toni. Drücken Sie mir die Daumen.“ Sie umfasste seine Hand. „Danke“, sagte sie leise, dann betrat sie das Hotel.
 

Erschöpft kam sie wenig später in ihrer Suite an und ging, ohne das Licht anzuschalten, zum Fenster. Sie öffnete die Terrassentür und trat auf die großzügig angelegte Dachterrasse in die frische Abendluft hinaus.

Tief ein- und ausatmend beruhigte sie sich langsam wieder. Ihre Stola hing ihr locker um den Rücken und bot ihr vor dem frischen Wind nur wenig Schutz, doch es war ihr egal, dass sie zu frieren begann.
 

Sie sah die Lichter Londons und sie sah den fast vollen Mond am Himmel, doch sie nahm das alles kaum wahr. Langsam schloss sie die Augen und dachte einen Moment darüber nach, was geschehen wäre, wenn Stephan sie nicht gestört hätte. Sie hätten sich geküsst… Sie hätten sich geküsst, obwohl sie es eigentlich gar nicht gewollt hatte. Aber hatte sie es wirklich nicht gewollt? Hatte ihr Herz nicht in dem Moment laut danach geschrieen?
 

Sie fuhr sich müde übers Gesicht.

Doch, sie hatte es gewollt. Sie wollte seine Lippen spüren, seine Nähe, seine Wärme. Er hatte sie angezogen wie das Licht die Motte. Und genauso hätte sie sich an ihm verbrannt.
 

Ihre Gefühle waren entzwei gerissen. Einerseits war sie dankbar, dass Stephan sie unterbrochen hatte, andererseits wollte sie nichts sehnlicher, als in den Armen dieses Mannes zu liegen.
 

Und nun fühlte sie dieselbe Leere in sich, die sie seit dieser Nacht vor einigen Wochen immer wieder in sich fühlte. Sie fühlte sich einsam, verlassen und unvollständig. Sie spürte, dass etwas fehlte; etwas, was sie nur bei ihm, Kai, finden konnte…

Hoffnungslos

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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Und nun fühlte sie dieselbe Leere in sich, die sie seit dieser Nacht vor einigen Wochen immer wieder in sich fühlte. Sie fühlte sich einsam, verlassen und unvollständig. Sie spürte, dass etwas fehlte; etwas, was sie nur bei ihm, Kai, finden konnte…

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Kapitel 11: Hoffnungslos?
 


 

Und Sie sind wirklich sicher, dass Sie bei der Besprechung dabei sein möchten, Alicia?“ Stephano sah die junge Frau, die ihm gegenüber am Frühstückstisch saß, skeptisch an.
 

Alicia nickte entschieden. „Ja, das bin ich, Stephano. Es geht mir gut, wirklich“, lächelte sie und nahm einen Schluck des Orangensaftes.
 

„Aber nur, weil Sie darauf bestehen“, gab Stephano sich geschlagen und nahm noch etwas von dem Rührei. Prüfend blickte er auf ihren Teller. „Sie müssen mehr essen, Alicia.“
 

Die junge Frau versuchte ruhig zu bleiben. „Ich esse zum Frühstück nie besonders viel. Ich habe so früh noch keinen Appetit“, erklärte sie und schob ihren unberührten Teller zur Seite. Das einzige, was sie gegessen hatte, war ein wenig Obstsalat gewesen, von dem der Rest noch in dem Schälchen war.
 

Stephano tupfte seinen Mund mit einer Serviette ab und lehnte sich dann zurück. „Was halten Sie davon, wenn wir heute Abend auswärts essen? Nur Sie und ich?“ Erwartungsvoll sah er sie an.
 

„Ja, warum nicht?“, erwiderte Alicia und lächelte etwas gequält. Sie mochte den jungen, attraktiven Mann, dennoch hatte sie sich darauf gefreut, einen Abend nur für sich sein zu können. Da sie ihn jedoch nicht vor den Kopf stoßen wollte, tröstete sich mit dem Gedanken, den nächsten Tag alleine verbringen zu können. Doch um sicher zu gehen, fragte sie noch mal nach: „Das Meeting morgen mit den Architekten schaffen Sie alleine? Sind Sie gut vorbereitet?“
 

„Natürlich bin ich das, Alicia, und das wissen Sie auch“, lächelte Stephano. Er griff nach ihrer Hand. „Ich möchte einfach, dass Sie mir ein wenig vertrauen.“
 

Wieder einmal musste sie damit kämpfen, ihre Hand nicht sofort wegzuziehen. „Ich vertraue Ihnen, Stephano.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich denke, ich werde morgen ein wenig spazieren gehen oder mich mit alten Freunden treffen.“
 

„Ja, das ist eine sehr gute Idee. Genießen sie Ihren freien Tag und erholen Sie sich.“ Wieder legte sich der besorgte Ausdruck auf das Gesicht des Mannes. „Sie sehen blass und erschöpft aus.“
 

„Danke“, lachte Alicia. „Das ist es, was eine Frau hören möchte.“
 

„Alicia.“ Stephano umfasste ihre Hand ein wenig fester und zwang sie damit, ihn anzusehen. „Sie wissen, dass ich mich um Sie sorge. Sie arbeiten zu viel und haben zu wenig Zeit für sich selbst. Ich möchte nicht, dass Sie ihr eigenes Leben vergessen.“
 

Alicia wurde ernst. Sie sah die ehrliche Besorgnis in den blauen Augen ihres Gegenübers.

„Es geht mir gut, Stephano.“ Sie befreite ihre Hand aus der seinen und nahm ihre Kaffeetasse. Mit einem stummen Seufzen sah sie aus dem Fenster. Der August in London war dieses Jahr herrlich warm und sonnig. Sie hätte viel darum gegeben, heute einfach in einem Park spazieren gehen zu können und an nichts anderes zu denken, als an sich selber. Doch sie wusste, dass es nicht so einfach war. Sie hatte Verantwortung. Und diese Verantwortung und die Loyalität ihres Vaters gegenüber waren wichtiger, als ihre eigenen Bedürfnisse.
 

Außerdem hoffte sie, dass die Arbeit sie ablenken würden von den Geschehnissen des letzten Abends. Noch immer sah sie das Gesicht des Mannes vor sich, der ihr zum zweiten Male die Sinne geraubt hatte. Noch immer konnte sie seinen Duft riechen und noch immer spürte sie seine unmittelbare Nähe. Doch noch immer wusste sie, dass die Schwärmerei für diesen Unbekannten, von dem sie lediglich wusste, wie er hieß und was er machte, hoffnungslos, sinnlos, töricht und völlig kindisch war. Jedoch wollte ihr Herz sich mit diesen logischen Erklärungen nicht zufrieden geben…
 

~*~
 

Erst gegen Mittag, wie fast jeden Tag, stand Kai unausgeschlafen aus dem Bett auf und ging langsam in sein kleines Bad. Müde sah er in den Spiegel. Die Haare lagen lockig und wirr um seinen Kopf und die Bartstoppeln machten ein kratzendes Geräusch, als er sich über das Kinn fuhr.
 

Er wandte seinen Blick von dem Spiegelbild ab und starrte ins Waschbecken. Er hatte in dieser Nacht kaum Schlaf finden können. Erst gegen drei Uhr morgens war er in seinem kleinen Ein-Zimmer-Appartement angekommen und hatte dann noch lange wach gelegen. Immer, wenn er die Augen geschlossen hatte, war das Gesicht dieser Frau, Alicia, wieder aufgetaucht. Noch immer wusste er genau, wie sie gerochen hatte und wie gut sie sich angefühlt hatte. Er hätte sie fast geküsst… Fast hätte er sie in seinen Armen gespürt…
 

„Mann, hör’ auf zu träumen!“, schimpfte er mit sich selber. Er wusste, dass das alles sinnlos war. Diese Frau war anscheinend sehr reich und bewegte sich nur in der obersten Gesellschaft. Sie würde sicher kein Interesse an einem Barkeeper wie ihm haben. Außerdem würde er sie wahrscheinlich nie wieder sehen.
 

Er ging in seine Dusche und ließ das warme Wasser über den Kopf fließen. Langsam entspannte er sich und die Müdigkeit fiel von ihm ab. Er nahm sich vor, diese Frau ein und für alle Male zu vergessen. Es war hoffnungslos, weiterhin an sie zu denken. Vielleicht würde er heute Abend nach seiner Schicht noch bei Maggie vorbeigehen. Maggie war immer gut darin, ihn von seinen Problemen abzulenken.
 

Nachdem er seinen schlanken und gut gebauten Körper abgetrocknet und eine Jeans und ein Hemd angezogen hatte, ging er ans Fenster und blickte hinaus. Es war ein wirklich traumhaftes Wetter. Dieser Sommer in London war außergewöhnlich trocken und sonnig. In wenigen Stunden sollte er schon wieder in dem Restaurant sein und hinter der Bar stehen. Wann war er das letzte Mal einfach nur spazieren gegangen? Er hatte keine Ahnung.
 

Kai konnte sich erinnern, dass seine Eltern mit ihm oft spazieren gegangen sind, so oft es ihre wenige freie Zeit zuließ. Vor allem seine Mutter hatte ihn meistens in einen Park geführt und mit ihm die Enten gefüttert. Er konnte nicht älter als drei oder vier gewesen sein… Merkwürdig, dass er sich überhaupt noch daran erinnern konnte.
 

Das Klingeln seines Telefons riss ihn aus den Gedanken.

Telefonate

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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Kai konnte sich erinnern, dass seine Eltern mit ihm oft spazieren gegangen sind, so oft es ihre wenige freie Zeit zuließ. Vor allem seine Mutter hatte ihn meistens in einen Park geführt und mit ihm die Enten gefüttert. Er konnte nicht älter als drei oder vier gewesen sein… Merkwürdig, dass er sich überhaupt noch daran erinnern konnte.
 

Das Klingeln seines Telefons riss ihn aus den Gedanken.

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Kapitel 12: Telefonate
 


 

„Hallo?“
 

„Hey Kai, ich bin's, Mike“, erklang die Stimme des Freundes am anderen Ende der Leitung.
 

„Hey Mike! Was geht?“ Kai blickte wieder hinunter auf die Straße und beobachtete die Passanten.
 

„Heute Abend nach der Schicht gehen wir noch zu Paolo rüber. Er macht ne Party. Bist du dabei?“
 

Kai fuhr sich durch seine noch feuchten Locken und setzte sich auf sein Bett. „Klar bin ich dabei. Was denkst du?“
 

Mike zögerte einen Moment. „Du warst in den letzten Wochen irgendwie anders. Ich wollte nur sicher gehen, dass der Herzensbrecher Kai Hiwatari noch unter uns weilt.“
 

Kai konnte das Grinsen aus Mikes Stimme heraushören. „Keine Sorge, ich bin noch da und es wird Zeit, dass ich mal wieder ein Herz erobere“, lächelte er und schnupperte an den Socken, die er gestern bereits getragen hatte. Er verzog das Gesicht und schmiss die Socken in die Ecke des Zimmers, zu den restlichen Kleidungsstücken, die schon länger keine Waschmaschine mehr von innen gesehen hatten. „Kommt Maggie auch?“, fragte er.
 

„Klar, als wenn die sich ne Party entgehen lassen würde. Okay, dann sehen wir uns später.“
 

„Bis später, Mike“, sagte Kai und beendete das Gespräch. Dann begann er, die schmutzige Wäsche aus dem Kleiderhaufen herauszusammeln und machte sich auf, zum Waschcenter zu gehen.
 

~*~
 

Das Treffen mit den Innenarchitekten lief nach Plan. Alicia begutachtete mit fachmännischem Blick die Muster, die ihr diese präsentierten und machte hier und da noch Verbesserungsvorschläge. Sie wusste, was ihr Vater für das neue Williams-Hotel wollte: Luxus, der nicht offensichtlich war. Es wurden nur feinste Materialien verwertet, doch diese sollten nicht jedem an ein Preisschild erinnern. Dezent, bescheiden und dennoch luxuriös – das war das Motto der Hotelkette.
 

Am späten Nachmittag war das Meeting vorbei und sie fuhr mit Stephano wieder zurück zum Regent Williams, um sich für das Dinner umzuziehen.

Als sie fertig war, blickte sie auf die Uhr. Sie hatte noch etwas Zeit, bevor Stephano sie abholen würde. Ihre Augen wanderten zu dem schönen, historischen Sekretär. Sie überbrückte die wenigen Meter und streckte ein wenig zögerlich ihre Hand aus. Dann öffnete sie eine Schublade und holte einen Skizzenblock heraus. Ihre Finger strichen über das raue, feste Papier. Noch nicht ein Blatt war benutzt worden. Die Lust, etwas zu malen, stieg, doch irgendwas hielt sie zurück. So legte sie ihn wieder zurück und betrat mit einem Seufzen die Dachterrasse.
 

Sie streckte mit einem traurigen Lächeln ihr Gesicht der Sonne entgegen. Die Sonnenstrahlen liebkosten ihre Haut und Alicia spürte die angenehme Wärme. Für einen kurzen Augenblick schien sich sogar ihr Herz ein wenig zu erwärmen.
 

Das Klingeln ihres Telefons riss sie aus ihrem gedankenlosen Zustand. Sie sah auf das Display und lächelte, als sie das Gespräch entgegennahm.

„Hi Dad“, sagte sie.
 

„Alli, es ist schön, deine Stimme zu hören“, sagte der ältere Mann. „Wie geht es dir, Kind?“
 

„Es geht mir gut. Die Dinge laufen alle planmäßig. Das Treffen mit den Innenarchitekten und Dekorateuren…“
 

„Alli“, unterbrach ihr Vater sie. „Ich habe nicht angerufen, um nach den Geschäften zu fragen. Ich wollte wissen, wie es dir geht.“
 

Alicia lächelte. Ihr Vater machte sich zu viele Gedanken um sie. „Dad, es geht mir gut. Mach dir keine Sorgen um mich.“
 

„Was für ein Vater wäre ich, wenn ich mich nicht um meine einzige Tochter sorgen würde.“ Alicia hörte das Lächeln aus der Stimme ihres Vaters, doch dann wurde er ernst. „Ich wünschte, ich könnte dich ein wenig entlasten. Ich weiß, was du alles für unser Familiengeschäft tust. Ich sorge mich darum, dass du dein Leben dabei vergisst.“
 

„Dad…“
 

„Alli, das ist mein Ernst. Du weißt, wie sehr deine Mutter und ich uns gewünscht haben, dass du im Leben glücklich wirst. Ich möchte, dass du Stephano mehr anvertraust. Du arbeitest einfach zu viel.“ Die Stimme des Mannes wurde leiser und nahm einen traurigen Ton an. „Ich wollte niemals, dass du das Malen aufgibst. Ich wünschte, ich hätte nicht diese verfluchten Herzattacken gehabt und könnte mich selber um diese Dinge kümmern.“
 

„Dad, ich mach das doch gerne, das weißt du. Ich bin für die Familie da – für dich. Morgen werde ich den ganzen Tag nichts machen, außer spazieren zu gehen und das schöne Wetter hier in London zu genießen. Und wenn dieses Hotel eröffnet ist, dann fahren wir gemeinsam irgendwo hin, okay? Nur wir zwei. Das haben wir schon viel zu lange nicht mehr gemacht“, sagte Alicia aufmunternd. Sie wollte nicht, dass ihr Vater sich um sie sorgte. Er sollte nicht wissen, wie angespannt sie in Wirklichkeit war. Es würde ihn traurig und unglücklich machen.
 

„Das werden wir tun, Alli. Du weißt, dass ich dich liebe, nicht wahr?“
 

„Natürlich weiß ich das. Und ich liebe dich auch, Dad.“ Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufschauen. „Das ist sicher Stephano. Wir sind zum Dinner verabredet.“
 

„Das ist gut, mein Kind. Du weißt, dass ich große Stücke auf diesen Mann halte.“
 

Alicia seufzte lautlos. „Ja, das weiß ich. Aber bitte setze mich nicht unter Druck. Ich bin noch nicht so weit“, flüsterte sie.
 

„Lass dir Zeit bei deinen Entscheidungen, Kind. Aber ich denke, dass er dir ein guter Mann sein würde“, hörte sie die warme Stimme ihres Vaters.
 

„Ich ruf dich wieder an“, sagte Alicia und beendete das Gespräch. Dann öffnete sie die Tür uns lächelte Stephano freundlich an.
 

~*~
 

„Was halten Sie von italienischer Küche?“ Fragend sah Stephano sie an, als er neben ihr in der Limousine Platz nahm.
 

„Ja, warum nicht?“, lächelte Alicia und der Wagen setzte sich in Bewegung.
 

Unterwegs verwickelte Stephano sie in ein Gespräch über die geschäftlichen Angelegenheiten, doch schließlich kam er auf ein anderes Thema zu sprechen.

„Ich weiß, dass dieses Thema schmerzlich für Sie ist, aber ich muss Ihnen einfach sagen, dass Sie ein Ebenbild Ihrer Mutter sind, auch, wenn ich sie nur von Fotographien kenne.“
 

Ein trauriges Lächeln huschte über die feinen Gesichtszüge der jungen Frau. „Das sagt mein Vater auch immer. Ich vermisse sie sehr.“
 

„Sie sollten meine Mutter kennen lernen. Sie würde Sie lieben. Sie ist eine sehr… nun ja, aufgeweckte Frau. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich einmal zu dem Haus meiner Eltern in New York besuchen würden.“
 

Alicia bemerkte den Blick, den Stephano ihr zuwarf. Etwas zögerlich antwortete sie: „Ja, vielleicht eines Tages.“ Dann blickte sie aus dem Fenster, als die Limousine anhielt. Sie sah das Restaurant, in das er sie ausführen wollte. Es war ein edles Sterne-Restaurant mit großen Fenstern, dezenter Innenbeleuchtung und einer schön bepflanzten, etwas abgeschirmten Terrasse, auf der wärmende Gaslichter entzündet worden waren. Der geschwungene Schriftzug über dem Eingang fiel ihr ins Auge: La Brasca…
 

Plötzlich begann ihr Herz zu rasen.
 


 


 

FERTIG.....

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schreibt mir doch nen kommi *smile*
 

lg eure _aliz_

La Brasca...

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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Sie sah das Restaurant, in das er sie ausführen wollte. Es war ein edles Sterne-Restaurant mit großen Fenstern, dezenter Innenbeleuchtung und einer schön bepflanzten, etwas abgeschirmten Terrasse, auf der wärmende Gaslichter entzündet worden waren. Der geschwungene Schriftzug über dem Eingang fiel ihr ins Auge: La Brasca…
 

Plötzlich begann ihr Herz zu rasen.

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Kapitel 13: La Brasca
 


 

„Hey, Hiwatari!“
 

Kai blickte auf, als er seinen Namen hörte. Sein Chef kam auf ihn zu. Wie immer hatte er einen Anzug an, damit er, wenn er von Tisch zu Tisch ging, bei den Gästen den richtigen Eindruck hinterließ.

Der Halbitaliener seufzte auf. Noch immer ließ Brian ihn spüren, dass er wegen seines Verschwindens auf der Dinner Party sauer auf ihn war, doch Kai wusste ebenso wie Brian, dass es schwer war, so einen guten Barkeeper zu finden, der die Gäste, bevorzugt die weiblichen, immer bei Laune hielt.
 

„Ja, Brian?“ Er schmiss das Poliertuch über die Schulter und sah seinen Chef an.
 

„Hast du schon die Weinflaschen in die Regale sortiert?“
 

„Natürlich, Brian.“ Kai versuchte ruhig zu bleiben. Er wusste, dass der Engländer, dessen Großmutter ebenfalls aus Italien stammte, ihn nur provozieren wollte.
 

„Und die Bestellung für morgen?“
 

„Ist ebenfalls gemacht, Chef.“
 

Brian Salucci warf noch einen prüfenden Blick auf seinen Angestellten, dann ging er wieder zurück in die Küche, um an den Köchen seine schlechte Laune auszulassen.
 

Kai atmete erleichtert aus und machte sich daran, die polierten Gläser wieder in die Regale zu sortieren. Jetzt waren alle Aufgaben, die noch mit dem gestrigen Abend zusammen hingen, gemacht. Und dennoch ging sein Denken und sein Fühlen noch immer um genau diesen Abend…
 

Gedankenverloren erinnerte er sich noch einmal an den Augenblick, in dem er ihr, Alicia, so nahe gewesen war. Er hätte nur zugreifen müssen und sie hätte in seinen Armen gelegen…
 

Er schloss die Augen und schüttelte seinen Kopf. Er sollte nicht so einen Unsinn denken. Diese Frau war endgültig Geschichte! Jetzt war er wieder der alte Kai und nach der Schicht, auf der Party, würde er es auch allen zeigen!
 

„Kai, einen Martini für Tisch fünf, bitte.“
 

Der Angesprochene blickte auf, als seine Kollegin ihn aus seinen Gedanken riss.

„Ja, kommt sofort“, sagte er schnell, goss das Getränk in das Glas, tat einen Eiswürfel hinein und hänge eine hauchdünne Zitronenscheibe an den Rand. „Hier, bitte.“
 

„Danke, Darling.“ Cassandra, die hübsche Brünette lächelte ihn an, nahm den Drink und ging zum gefragten Tisch.
 

Kai seufzte. Es würde ein anstrengender Abend werden. Der Laden war so gut wie ausreserviert. Aber das würde ihn zumindest davon abhalten, an den vergangenen Abend zurück zu denken…
 

Er schnappte sich den Schlüssel für das Lager und sagte Mike, dass er noch mehr Grappa besorgen würde.
 

~*~
 

„Alicia? Kommen Sie?“ Nachdenklich sah Stephano die blonde Frau an, die wie gebannt auf das Restaurant blickte. Er hatte ihr die Tür geöffnet und wartete darauf, dass sie seine Hand als Hilfe nehmen würde.
 

„Ja… sicher“, sagte Alicia schnell und betrat mit wackeligen Beinen die Straße vor dem Restaurant. La Brasca… Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. War es nicht das Restaurant, in dem…er arbeitete? Sie war sich dessen ganz sicher. Und sie war sich ebenso sicher, dass sie dort nicht hinein wollte. Was wäre, wenn er auch dort wäre? Was wäre, wenn sie sich heute schon wieder sehen würden?
 

„Ist alles in Ordnung, Alicia?“ Stephano sah sie nachdenklich an.
 

Alicia nickte, dann ließ sie sich von ihrer Begleitung zu dem Restaurant führen.

„Wollen wir wirklich italienisch Essen?“, fragte sie plötzlich und stoppte. „Wieso nicht französisch?“
 

Stephano lächelte sie an und tat, als wäre sie ein kleines Kind, das nicht wusste, was es wollte. „Alicia, ein Tisch ist für uns reserviert. Dies ist ein sehr gutes italienisches Restaurant. Na, kommen Sie. Ich glaube nicht, dass Sie es bereuen werden.“ Sanft zog er sie weiter.
 

In Alicias Kopf formte sich während der nächsten Meter ein Szenario nach dem anderen. Was wäre, wenn Kai da wäre? Wenn er sie sehen und erkennen würde? Wenn er versuchen würde, mit ihr ins Gespräch zu kommen?
 

Der Geruch von verschiedenen Gewürzen, Speisen und Menschen, sowie eine Geräuschkulisse aus Musik, Unterhaltung und das Klappern von Besteck auf Porzellan, schlug ihnen entgegen, als sie das Restaurant betraten.
 

„Guten Abend, Sir. Kann ich Ihnen helfen?“, sprach sie ein Kellner an
 

„Ja, Albano ist mein Name. Ich habe einen Tisch für zwei Personen reserviert.“
 

„Ah, ja. Bitte folgen Sie mir, Mr. Albano.“ Der Kellner ging voran und Stephano übte einen leichten Druck in Alicias Rücken aus, damit sie dem Mann folgte.
 

Alicia sah sich unauffällig aber aufmerksam um. Ihr erster Blick hatte der Bar gegolten, doch dort stand ein anderer Barkeeper.

Erleichterung machte sich in ihr breit. Doch zuvor war es eine Spur von Bedauern gewesen, die sie verspürt hatte. Doch wieder siegte die Vernunft in ihr.
 

Vielleicht habe ich Glück und er ist heute nicht hier?, fragte sie sich, blickte sich jedoch weiterhin aufmerksam um. Aber sie konnte kein bekanntes Gesicht ausmachen.

Etwas beruhigt setzte sie sich an den Tisch, der einen schönen Ausblick auf die beleuchtete Terrasse hatte. Man konnte von ihrem Platz allerdings ebenfalls gut auf die Bar sehen. Immer wieder glitt ihr Blick dahin, in Furcht, und vielleicht auch Hoffnung, dass Kai dort noch auftauchen würde.
 

Sie schüttelte leicht den Kopf und vertiefte sich schließlich in die Speisekarte, die der Kellner ihr entgegen hielt. Die Gerichte klangen hervorragend, doch wie so oft in der letzten Zeit hatte sie keinen Appetit. Sie wünschte, sie könnte einfach nur etwas von der Antipasti nehmen und sonst nichts weiter, doch sie ahnte, dass sie damit wieder eine Diskussion mit Stephano hervorrufen würde. Wann hatte er eigentlich angefangen, für sie die Verantwortung zu übernehmen? Und vor allem: wann hatte sie begonnen, dieses zuzulassen?
 

Dennoch hatte sie keine Lust auf eine weitere Diskussion, dass sie zu wenig aß und entschied sich für einen Salat mit verschiedenen Käsespezialitäten und in Olivenöl eingelegte Tomaten.
 

„Wein?“ Stephano sah sie fragend an.
 

„Gerne“, erwiderte Alicia lächelnd und nickte dem Kellner zu, der ihnen von dem italienischen Wein einschenkte. Gedankenverloren nahm sie das Glas in die Hand und schwenkte den Wein darin, der leichte Schlieren an dem Glas hinterließ.
 

„Wollen wir anstoßen?“, fragte Stephano sie, als der Kellner ihren Tisch verließ.
 

„Ja, gerne“, sagte Alicia und hob das Glas. „Auf dieses Projekt.“
 

Stephano lächelte und betrachtete für einen Moment ihr Gesicht, welches in dem Schein der Kerzen wunderschön war.

„Auf Sie, Alicia. Ohne Sie würde es dieses Projekt gar nicht geben“, sagte er leise.
 

„Dann müssen wir auch auf Sie trinken, Stephano, denn Sie helfen mir wirklich sehr“, lächelte sie freundlich.
 

Stephano beugte sich ein wenig vor und stieß mit seinem Glas an das ihre. „Auf uns“, flüsterte er. „Ich würde mich wirklich freuen, wenn wir uns ein wenig näher kennen lernen würden.“ Er griff nach ihrer Hand. „Du bist mir ein wertvoller Bestandteil meines Lebens geworden, Alicia. Nicht nur bei dieser Arbeit.“
 

Alicia erwiderte für einen Moment seinen Blick und sie musste sich eingestehen, dass sie diesen Mann wirklich mochte. Er sah gut aus, war intelligent, er war rücksichtsvoll und ein Gentleman. Nichts sprach dagegen, dass sie zulassen würde, ihn wirklich näher kennen zu lernen…
 

Leicht lächelnd senkte sie den Blick, dann nahm sie einen Schluck des Weines. Sie wusste, dass wenn sie nur ein Signal in seine Richtung geben würde, sie mit diesem Mann eine Zukunft haben könnte, von der sie schon lange träumte. Aber sie wusste ebenso, dass etwas fehlte. Etwas, woran sie noch immer glaubte und worauf sie immer noch hoffte. Liebe.
 

Vielen Dank fürs Lesen...
 

Schreibt mir doch nen Kommi ^^
 

lg eure _aliz_

Flucht

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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Leicht lächelnd senkte sie den Blick, dann nahm sie einen Schluck des Weines. Sie wusste, dass wenn sie nur ein Signal in seine Richtung geben würde, sie mit diesem Mann eine Zukunft haben könnte, von der sie schon lange träumte. Aber sie wusste ebenso, dass etwas fehlte. Etwas, woran sie noch immer glaubte und worauf sie immer noch hoffte. Liebe.

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Kapitel 14: Flucht
 


 

Kai stieg mit drei Flaschen Grappa die Treppe zum Restaurant wieder hoch. Er fühlte sich müde und erschlagen, doch immer noch hielt er an dem Vorhaben fest, nach der Schicht auf diese Party zu gehen, um der Welt, und nicht zuletzt sich selber, zu beweisen, dass er noch immer der Alte war.
 

Er ging zu seinem Kollegen wieder an die Bar und stellte die Flaschen in das Regal. Die italienische Musik, die dezent im Hintergrund lief, wurde fast gänzlich von dem Stimmengewirr um ihn herum übertönt. Die Kellner liefen hektisch durch die Gegend und die Flammen der Herde in der Küche schickten verschiedene Gerüche der Speisen in das Restaurant, die gerade zubereitet wurden.
 

„Zwei Merlot“, sagte John, sein Kollege zu ihm, der gerade damit beschäftigt war, Biere zu zapfen.
 

„Alles klar“, sagte Kai und entkorkte die gefragte Flasche. Er stellte die Gläser auf ein Tablett, dann blieben seine Augen an einem Punkt haften und er verharrte in der Bewegung.
 

Er glaubte für einen Moment, er würde Träumen. War sie es wirklich? Alles andere blendete er aus. Seine Konzentration war alleine auf diesen einen Punkt gerichtet, dort am Fenster.

Dann war Kai ganz sicher, dass sie es war – Alicia. Nur sie konnte einen Raum mit so vielen Menschen in ein solches Licht setzten. Nur sie konnte alleine durch ihre Erscheinung alles zu einer solchen Unwichtigkeit reduzieren, dass man alles um sich herum nicht mehr wahrnahm. Sie war es!
 

„Einen Sambucca und einen Grappa.“ Kai hörte die Stimme seines Kollegen, konnte darauf jedoch nicht reagieren. Sein Herz schlug schnell und er sah nur, wie diese Frau sich bewegte, lächelte, lebte…

„Kai!“
 

„Ja, kommt sofort!“, sagte der Angesprochene sofort und befüllte die passenden Gläser mit den gefragten Getränken. Als Alicia plötzlich aufstand und in seine Richtung ging, drehte er sich weg, aus Angst, dass sie ihn sehen würde. Er wollte nicht, dass sie wusste, dass er hier war. Noch nicht. Er wollte sie einfach in Ruhe beobachten können.
 

Langsam drehte er sich wieder um und fing ihren Anblick mit seinen Augen ein. Das lange schwarze Kleid lag eng an ihrem schlanken Körper. Es war elegant, jedoch nicht zu edel für dieses Restaurant.
 

Unauffällig sah er ihr nach, wie sie hinter der Tür verschwand, die zu den Toiletten führte.

Schnell stellte er die Getränke auf das Tablett und drehte sich zu seinem Kollegen.

„Bin gleich wieder da“, sagte er leise, dann ging er ihr nach.
 

~*~
 

Alicia stand vor dem Spiegel und wusch sich die Hände. Prüfend sah sie in ihr eigenes Spiegelbild. Sie sah darin eine einsame Frau, die ihr Leben nur noch roboterhaft lebte. Das Grün ihrer Augen schien leer zu sein, gänzlich ohne Wärme und ohne Lachen.
 

„Vielleicht sollte ich es darauf ankommen lassen?“, fragte sie sich selber und hoffte, dass die Frau in dem Spiegel ihr einen Rat geben würde.
 

Sie seufzte leise. Sie wusste, dass ihr Herz nach jemanden schrie, der sie liebte und den sie lieben konnte. Vielleicht würde sie ja lernen, ihn zu lieben?
 

Alicia atmete tief durch, dann straffte sie ihre Schultern, fuhr über ihr Kleid und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Allerdings wusste sie, dass es kein ehrliches Lächeln war. Alles war nur Fassade. Ebenso wie ihr ganzes Leben.
 

Sie verließ die Räume und betrat wieder den Gang, der zurück zu dem Restaurant führte, als sie einen Mann an der Wand lehnen sah. Als sie ihn erkannte, setzte ihr Herz aus. Kai!
 

Kai richtete sich auf, als sie sie aus der Damentoilette kam und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Alicia bewegte sich nicht, schien wie angewachsen an diesem Punkt zu sein. Er ging auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen.

„Glaubst du an Schicksal, Alicia?“, fragte er leise und sah ihr dabei in die Augen. „Ich habe bis heute nicht daran geglaubt. Aber jetzt tue ich es.“ Seine Worte waren fast geflüstert, doch Alicia verstand sie. Jedes einzelne.
 

„Ich glaube an Schicksal“, gab sie ebenso leise zurück. Ihr Blick glitt zu seinen Augen und wurde von ihnen gefesselt.
 

Kai lächelte leicht, dann hob er seine Hand und strich mit seinen Fingern sanft über ihre Wange. Seine Augen rissen sich von den ihren los und glitten zu ihren vollen, glänzenden Lippen, die leicht geöffnet waren. Dann sah er sie wieder an und er sah in ihrem Blick, dass sie es ebenso wollte, wie er.
 

Mit einem Mal konnten diese Menschen nichts weiter tun, als zu fühlen, und als ihre Lippen sich berührten, war es, als wenn um sie herum nichts mehr existierte. Es gab nur noch sie, sonst nichts.
 

Kai legte eine Hand in ihren Nacken und zog sie noch dichter an sich. Seine Zunge strich über ihre Lippen und ließ sich dann von der ihren zu einem Spiel herausfordern, welches er nur zu gerne einging. Er schmeckte den Wein, den sie eben noch getrunken hatte, roch ihr Parfum, welches sich mit dem Geruch ihrer Haut vermischt hatte. Er fühlte ihre Nähe, spürte ihren Herzschlag, der ebenso schnell war, wie sein eigener.
 

Alicia lehnte sich in seine Berührung und vergas für einen kurzen Moment die Welt um sich herum. Sie dachte nicht mehr an den Mann, der an dem Tisch auf sie und ein Zeichen von ihr wartete. Sie dachte nicht mehr daran, dass sie die Tochter eines Millionärs war. Es war ihr egal, was dieser Mensch, der sie gerade küsste, für ein Mann war. Sie konnte nur noch fühlen. Seine Nähe. Seine Wärme. Seine Lippen.
 

Doch mit einem Male waren die Dämonen ihres Lebens wieder da. Sie erschrak über sich selber, über das, was sie da gerade tat. Sie verdrängte das Begehren ihres Herzen und ließ zu, dass der Verstand wieder die Kontrolle über sie übernahm.
 

„Nein“, flüsterte sie und zog sich ein wenig zurück. „Nein!“
 

Unverstehend sah Kai sie an. „Wieso, Alicia? Sag’ mir, was nicht richtig ist“, flüsterte Kai verzweifelt, doch er ahnte, dass diese Frau einfach nur Angst davor hatte, sich in ihren Gefühlen zu verlieren.
 

„Es geht nicht. Es geht einfach nicht“, sagte Alicia leise und zog sich gänzlich von ihm zurück. „Es tut mir leid.“ Noch einmal sah sie ihm tief in die Augen, dann rannte sie an ihm vorbei. Die Tür, die zu dem Restaurant führte, fiel mit einem leisen Knirschen hinter ihr ins Schloss.
 

Zurück blieb Kai, der nicht verstand, warum er diese Frau immer wieder verlor…
 


 


 


 


 

so dass war es mal wieder... ^^
 

lg
 

eure
 

_aliz_

Zwiespalt

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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„Es geht nicht. Es geht einfach nicht“, sagte Alicia leise und zog sich gänzlich von ihm zurück. „Es tut mir leid.“ Noch einmal sah sie ihm tief in die Augen, dann rannte sie an ihm vorbei. Die Tür, die zu dem Restaurant führte, fiel mit einem leisen Knirschen hinter ihr ins Schloss.
 

Zurück blieb Kai, der nicht verstand, warum er diese Frau immer wieder verlor…

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Kapitel 15: Zwiespalt
 


 

Völlig verstört kam Alicia wieder an dem Tisch an, wo sie beunruhigt von Stephano empfangen wurde.

„Alicia, was ist passiert? Sie sind blass“, stellte der Mann fest und betrachtete die aufgelöste Frau.
 

„Es… mir ist nicht gut“, sagte Alicia. Ihr Blick glitt zu der Tür, durch die Kai gerade trat und sie ansah. Sie konnte seinem Blick nicht standhalten. Sie sah die stumme Frage darin und konnte sich nicht überwinden, diese zu beantworten.

„Bitte bring mich nach Hause“, sagte sie leise zu Stephano und sah ihn bittend an.
 

„Natürlich“, sagte dieser sofort und legte eine Fünfzig-Pfund-Note auf den Tisch. Dann nahm er Alicias Arm und führte sie hinaus.
 

Alicia zitterte am ganzen Körper. Sie war total durcheinander und wusste nicht, was sie denken sollte. Als Stephano die Tür öffnete, sah sie sich noch einmal um. Noch immer stand Kai da, bewegungslos, und blickte ihr mit diesem unglaublich traurigen Ausdruck in den Augen an.
 

Alicia senkte den Blick, denn sie konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen. Sie fühlte sich entzwei gerissen. Ein Teil wollte dieses Restaurant, und damit seine Nähe, so schnell wie möglich verlassen, ein anderer Teil wollte nichts sehnlicher, als in seine Arme zu flüchten. Doch wieder nahm die Vernunft und die Unsicherheit die Kontrolle über sie und bekam nur am Rande mit, wie Stephano ihr in die Limousine half und diese kurz darauf losfuhr.
 

~*~
 

Kai blickte noch einen Moment auf die Tür, die sich hinter ihr und diesen Mann, der sie auch schon auf der Dinnerparty begleitet hatte, schloss.
 

Glaubst du an Schicksal, Alicia?, hatte er sie gefragt. Ich habe bis heute nicht daran geglaubt. Aber jetzt tue ich es. Es entsprach der Wahrheit. Was sonst, außer Schicksal, sollte es sein, dass sie sich hier und jetzt wieder zufällig begegnet waren? Er glaubte nicht daran, dass dieses Restaurant ihre Wahl gewesen war. Sie war zu überrascht gewesen, ihn hier zu sehen.
 

Kai atmete tief durch und langsam drangen die Geräusche und die Hektik des Restaurants und seiner Kollegen wieder zu ihm durch. Er ging zurück zur Bar und ignorierte den fragenden Blick seines Kollegen. Wie automatisiert schenkte er die bestellten Getränke aus, doch mit seinen Gedanken war er immer noch bei ihr.
 

Noch immer konnte er ihre Lippen auf den Seinen fühlen; noch immer ihre Nähe und Wärme spüren; noch immer fühlte er ihre weiche Haut unter seinen Händen.
 

„Hey Kai, heute Abend lassen wir es so richtig krachen, oder?“ John grinste seinen Kollegen an. Er wusste, dass Kai, was Parties anging, so richtig Gas geben konnte und es immer lustig war mit ihm. Meistens dauerte es nicht lange und er hatte schon eine Frau um den Finger gewickelt.
 

„Ja, sicher“, erwiderte Kai geistesabwesend. Er blickte auf seine Hände und strich mit den Fingern über die Handfläche. Noch vor wenigen Minuten hatten diese Hände sie berührt, sie gestreichelt. Und sie hatte es zugelassen, bis irgendetwas, von dem er keine Ahnung hatte, sie davon abgehalten hatte, es fortzusetzen. Wusste sie nicht, dass sie mehr für ihn war, als all die Anderen? Wusste sie denn nicht, dass sie für ihn etwas Besonderes war? Ahnte sie denn wirklich nicht, dass sie etwas in ihm berührt hatte, was noch keine andere Frau in ihm berühren konnte?
 

Kai schüttelte über sich selber den Kopf und er fragte sich, wieso er solche Gedanken und Gefühle für diese Frau hatte; wollte sie ignorieren, sie für nicht wirklich deklarieren, doch er konnte nicht. Er wusste, dass Alicia diese eine Frau war, die sein Innerstes berührt hatte: sein Herz.
 

~*~
 

„Alicia, ich denke, du solltest morgen einen Arzt aufsuchen.“ Stephano sah die verstörte Frau besorgt an. „Ich mache mir ernsthaft Sorgen um dich.“
 

Alicia hatte die Augen geschlossen und versuchte, die Gefühle zu ignorieren, die sie durchströmten. Sie versuchte, nicht mehr an den Blick zu denken, den Kai ihr beim Verlassen des Restaurants zugeworfen hatte, doch sie konnte es nicht. Zu intensiv waren die Gefühle gewesen, die sie bei dem Kuss gefühlt hatte. Noch immer schlug ihr Herz alleine bei dem Gedanken daran schneller.
 

„Ich schlafe in letzter Zeit nicht besonders. Sicher liegt es nur daran“, versuchte sie zu erklären, doch Stephano sah sie nur skeptisch an.
 

„Ich bitte dich darum, dass du dich morgen richtig ausspannst. Erhole dich, so gut es geht. Mach dir keine Gedanken um die Verträge und verlass dich ganz auf mich. Einverstanden?“
 

Alicia konnte nur nicken, doch sie zwang sich zu einem Lächeln.
 

„Ich überlege, deinem Vater über deine Schwächeanfälle in Kenntnis zu setzten. Sicher würde er es nicht gutheißen, wenn du dich dermaßen überarbeitest. Das ist kein Vertrag und kein Hotel der Welt wert“, redete Stephano weiter, doch Alicia wünschte, er würde endlich schweigen. Wie sollte sie ihm erklären, dass es keine Schwächeanfälle waren, die sie belasteten? Wie sollte sie ihm sagen, dass es ihr physisch gut ging, obwohl sie einen ganz anderen Eindruck auf ihn hinterlassen musste? Wie sollte sie ihm beibringen, dass ein anderer Mann es schaffte, sie so weit zu bringen?
 

„Stephano, bitte erzähle meinem Vater nichts davon“, bat sie. „Er hat mit seiner eigenen Gesundheit genug zu tun. Ich möchte ihm nicht auch noch Sorge bereiten.“ Sie sah ihm in die Augen und blickte ihn flehend an.
 

Der Angesprochene schien einen Moment über ihre Worte nachzudenken, dann nickte er. „Einverstanden. Aber nur, wenn du lernst, auf dich aufzupassen. Ich kann nicht länger zusehen, wie du nichts isst, nicht schläfst und dich so überarbeitest.“ Er blickte ihr tief in die Augen und griff nach ihren Händen. „Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen, Alicia. Denke an dich und an deine Zukunft. Lerne, dein Leben wieder zu leben.“
 

Alicia schloss die Augen und nickte. „Das werde ich, Stephano. Ich verspreche es. Morgen fange ich damit an.“ Als sie die Augen wieder öffnete, blickte sie hinaus. Vor ihr lag das lebende und pulsierende London, das niemals schlief, das jeden mit seinem Zauber gefangen hielt. Vor ihr lag ihr Leben, das endlich gelebt werden wollte, das nach Aufmerksamkeit schrie. Und diese Aufmerksamkeit würde es nun bekommen – das schwor sie sich in diesem Augenblick.
 


 


 

So das wars mal wieder
 

ich hoffe euch hat es gefallen
 

_aliz_

Die Party

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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Vor ihr lag das lebende und pulsierende London, das niemals schlief, das jeden mit seinem Zauber gefangen hielt. Vor ihr lag ihr Leben, das endlich gelebt werden wollte, das nach Aufmerksamkeit schrie. Und diese Aufmerksamkeit würde es nun bekommen – das schwor sie sich in diesem Augenblick.

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Kapitel 16: Die Party
 

„Hey Kai! Toll, dass du auch hier bist!“
 

Kai lächelte schwach und prostete mit seiner Bierflasche dem Mann zu, der ihm kameradschaftlich auf die Schulter klopfte. Dann nahm er einen großen Schluck und versuchte die Gefühle zu betäuben, die ihn immer noch im Griff hielten.
 

Er ging durch die Gruppe von ungefähr 30 Menschen und stieß mit diesem und jenem an, doch keinen davon nahm er wirklich wahr. Schließlich kam er zu dem Balkon, auf dem sich die Bierkisten stapelten. Er atmete die kühle Spätsommerluft ein und starrte auf die Straße, die vier Stockwerke unter ihm lag.
 

„Hi Kai.“
 

Kai drehte seinen Kopf und sein Blick glitt über den Körper der Frau, die angelehnt in der offenen Balkontür stand.

„Hi Maggie“, begrüßte er die hübsche, dunkelhaarige Frau.
 

„Ich habe dich lange nicht mehr gesehen“, sagte sie mit leiser Stimme und kam auf ihn zu. Mit einem Seufzen stellte sie sich neben ihn an die Brüstung des Balkons. „Wie geht’s dir?“
 

„Prima“, erwiderte Kai und nahm den letzten Schluck aus der Flasche. Er griff zur Seite, zu einer der Bierkästen und holte sich eine neue, die er geschickt mit einem Feuerzeug öffnete. Wieder trank er einen großen Schluck.
 

Die junge Frau neben ihm verzog ihren sinnlichen Mund. Normalerweise wurde sie nicht so ignoriert, vor allem nicht von diesem Mann.

Lasziv lehnte sie sich an ihn und flüstere ihm ins Ohr: „Warum verschwinden wir nicht von diese Party? Sie ist langweilig. Ich habe nur auf dich gewartet.“
 

Kai drehte seinen Kopf so, dass er sie ansehen konnte. Das Mondlicht funkelte in ihren blauen Augen und auf die Lippenstift roten Lippen zauberte sie ein verführerisches Lächeln. Er betrachtete sie für einen langen Augenblick. Er wusste, mit dieser Frau konnte er alles machen und er wusste, sie würde ihm alles geben. Er kannte sie inzwischen. Diese Affäre zwischen ihnen lief nun schon seit über zwei Jahren. Sie waren niemals ein Paar gewesen, alles beschränkte sich alleine auf Sex. Guten Sex.
 

„Okay, lass uns gehen“, sagte er, setzte die Flasche Bier an die Lippen und leerte sie mit einem Zug fast vollständig. Dann ging er wieder hinein, von Maggie gefolgt, um kurz darauf mit ihr aus der Wohnungstür zu verschwinden.
 

Maggie wollte den Schalter für das Licht im Treppenhaus betätigen, doch Kai hielt ihre Hand fest. Er küsste sie heftig und drängte sie an die kalte Wand des Treppenhauses. Seine Finger glitten ihre Beine, die in einem kurzen Rock steckten, hinauf und verschwanden darunter. Erregt stöhnte er in ihr Ohr, als sie ihren Unterleib an den Seinen rieb.
 

„Da hat es aber jemand gewaltig nötig, was?“, hörte er sie leise sagen und er hörte auch das Lächeln aus den Worten hinaus, welches sie auf den Lippen trug.
 

„Hör’ auf zu quatschen, Maggie. Du weißt, was ich will“, sagte Kai verärgert und schob ihren Rock hoch.
 

Maggie lachte leise. „Ja, mein Lieber, das weiß ich genau. Das ist nicht zu übersehen.“ Sie griff in seine Haare und riss seinen Kopf zurück, so dass er sie ansehen musste. Nur das spärliche Licht, welches von der Straße in das dunkle Treppenhaus fiel, beleuchtete ihr Gesicht. Sie beugte sich vor und küsste ihn erst sanft, dann biss sie ihm in die Unterlippe. Kai schmeckte sein eigenes Blut. „Ich will dich ebenso, Hiwatari“, flüsterte sie. „Aber nicht hier. Nicht so.“ Sie befreite sich von ihm, zog ihren Rock wieder über die Oberschenkel und lächelte ihn verführerisch an. Komm mit. Ich weiß einen Ort.“ Dann ging sie die Treppe hinunter.
 

Kai, strich mit seinem Finger über die blutende Lippe, dann folgte er ihr.
 

~*~
 

Noch immer stand Alicia in ihrer dunklen Suite an der geöffneten Tür zum Balkon und blickte hinauf in den Himmel, an dem einige Sterne zu sehen waren. Der Wind blies kühl über ihre Haut, doch sie nahm es nicht wahr.
 

Sie löste eine Hand von ihrem Oberarm und ihre Finger glitten zu ihren Lippen. Sie schloss die Augen und rief sich noch einmal den Moment ins Gedächtnis, in dem sie sich geküsst hatten. Nicht nur er hatte sie geküsst – sie hatte es ebenso gewollt. Sie hatte es so sehr gewollt, dass sie es nicht hatte verhindern können. Alles, ihr Körper und ihre Seele, hatten in diesem Moment nach ihm geschrieen und sie hatte sich nicht dagegen wehren können.
 

„Was soll ich tun?“, fragte sie leise in den Nachtwind. „Er ist wie ein Dämon, der sich in mein Leben geschlichen hat.“
 

Sie wusste darauf nur eine Antwort: Sie musste sich von ihm befreien. Wochenlang lebte er nun in ihren Gedanken und nun waren sie sich zwei Mal wieder über den Weg gelaufen. Doch anstatt, dass sie ihm zeigte, dass sie kein Interesse daran hatte, diese eine Nacht zu wiederholen, hatte sie ihren Gefühlen für einen Bruchteil einer Sekunde nachgegeben und ihn geküsst.
 

Und es hatte sich so richtig angefühlt… so vollkommen…
 

Alicia seufzte und ging zu ihrem Bett. Noch mit dem Abendkleid auf ihrem Körper legte sie sich unter die Decke und zog die langen, schlanken Beine an die Brust. Sie fror – innerlich. Nichts war mehr da von der Wärme, die sie gefühlt hatte, als er sie in den Armen gehalten hatte. Jetzt fühlte sie sich nur noch einsam, kalt und leer.

Maggie

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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„Ich muss mit ihm abschließen“, sagte sie so leise, dass es kein anderer Mensch hätte hören können. Sie schloss die Augen, aus denen eine Träne entwich und schließlich fiel sie in einen erschöpften Schlaf.

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Kapitel 17: Maggie
 


 

„Oh Kai!“ Maggie stöhnte auf, als Kai sie am Hals küsste und fest über ihren Busen strich. Genüsslich schloss sie die Augen und ließ ihre Hände unter sein Hemd wandern.

Sie hatte ihn in den Garten des Hauses geführt. Hier, hinter einer kleinen Laube, waren sie ungestört vor fremden Blicken.
 

Kai spürte die Wirkung des zu schnell getrunkenen Alkohols, der seine Sinne benebelte. Seine Hände glitten wieder unter den Rock der Frau und strichen über den perfekt geformten Po. Als sie die Beine spreizte und ihm den Raum gab, zwischen sie zu gleiten, stöhnte er auf. Noch war er voll bekleidet und fühlte, wie seine Männlichkeit hart gegen seine Shorts und Jeans stieß.
 

Doch mit einem Male hielt er inne. Er schloss die Augen und erhob sich etwas von ihr.

Nein, das ist nicht richtig, nicht echt, sagte er zu sich selber. Er wusste, dass diese Frau ihm niemals das geben konnte, wonach er in diesem Augenblick verlangte, wonach sein Herz schrie.
 

Er zog sich zurück, setzte sich hin und fuhr mit den Händen durch seine Haare. Dann schüttelte er über sich selber den Kopf.
 

„Kai, was ist los?“ Maggie blickte zu ihm auf, drehte sich zu ihm und wollte ihn wieder zu sich ziehen, doch Kai ignorierte sie. Verwundert setzte sie sich auf und sah ihn an. „Was ist los, Kai?“, wiederholte sie ihre Frage.
 

„Ich weiß es nicht, Maggie“, antwortete er leise, noch immer hielt er seinen Blick gesenkt.
 

„Bin ich nicht mehr gut genug für dich?“ Die Stimme der Frau wurde schrill. Die Verletztheit sprach aus ihr.
 

„Maggie, ich kann es einfach nicht.“ Kai sah sie an. Er schüttelte leicht den Kopf. „Es tut mir leid. Es… es liegt an mir. Ich kann einfach nicht.“
 

„Nein, es liegt an mir“, sagte Maggie in einem schneidenden Ton. „Anscheinend schaffe ich es nicht mehr, dich anzuturnen. Wieso, Kai?“
 

„Maggie, versteh’ doch, ich kann nicht. Und ich will auch nicht.“ Kai sah sie bittend an. „Es hat nichts mit dir zu tun. Ich habe nur keine Lust mehr auf diese Spielchen. Ich habe die Nase voll von diesen Nächten, die niemals etwas bedeuten.“
 

Maggie sah ihn verletzt an. Ihre sinnlichen Lippen waren aufeinander gepresst, so dass sie wie ein dünner Strich wirkten. „Mir hat es was bedeutet, Kai. Jedes verdammte Mal hat mir etwas bedeutet. Ich wusste, dass ich dir egal bin, dass du nur mit mir schlafen wolltest, aber mir hat es mehr bedeutet!“ Ihre Stimme brach und eine Träne, die sich aus den langen Wimpern löste, glitzerte im Mondlicht.
 

Verstört sah Kai die junge, hübsche Frau an. Noch niemals hatte er sie so aufgelöst gesehen.

„Maggie…“
 

„Hör auf mit der Maggie-Scheiße!“, fauchte sie. „Ich wusste, dass ich dich nur auf diese Art und Weise besitzen konnte, dass du zu mehr nicht in der Lage warst. Aber ich habe es in Kauf genommen, damit ich dich wenigstens in diesen Nächten hatte.“ Vorwurfsvoll sah sie ihn an. „Kai, ich habe mich in dich verliebt, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Warst du wirklich so blind und hast es nicht bemerkt?“
 

Erschüttert suchte Kai nach Worten, mit denen er sie trösten und sich und sein Verhalten entschuldigen konnte, doch er fand keine. Er streckte die Hand nach Maggie aus, doch diese schlug ihn weg.

„Lass mich in Ruhe!“, zischte sie und stand auf. Hektisch bemühte sie sich darum, ihre Kleidung wieder in Ordnung zu bringen. Sie atmete tief durch, dann sah sie ihn wieder an. „Es ist vorbei, Kai.“ Ihre Stimme bekam einen traurigen Klang. „Und weißt du was? Ich bin froh, dass es endlich vorbei ist. Ich hätte nicht mehr lange so weitermachen können. In deinen Augen war ich nur die Maggie, mit der du deinen Spaß haben konntest, wenn du ihn wolltest. Und ich wäre über Kurz oder Lang daran kaputt gegangen.“
 

Sie ging einige Schritte, doch dann blieb sie stehen und sagte leise, ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen: „Leb’ wohl, Kai. Ich möchte dich nie wieder sehen.“ Dann ging sie und zurück blieb Kai, der ihr verstört und erschüttert nachsah.
 

Als sie aus seinem Blickfeld verschwand, lehnte er sich zurück und legte sich auf das Gras, seine Hände vor das Gesicht geschlagen. Er fühlte sich mies. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass er für Maggie mehr war, als sie für ihn. Und nun hatte er sie zutiefst verletzt. Und warum? Weil er ein verdammter Egoist war!
 

„Mann, Hiwatari, du bist ein echt widerliches Schwein“, sagte er leise zu sich selbst, doch er wusste, dass er richtig gehandelt hatte. Maggie tat ihm leid. Sehr sogar. Er hatte sie wirklich gemocht, doch er hätte sich niemals auf eine Beziehung mit ihr eingelassen. Das wusste er und sie wusste es ebenso. Doch er wusste ebenfalls, dass es zwischen ihm und Maggie immer so weitergegangen wäre… wäre da nicht Alicia…

Freiheit

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

18. Kapitel: Freiheit
 

Alicia erwachte schon früh am nächsten Morgen. Ihr Tagesrhythmus war normalerweise so eingespielt, dass sie nur selten ausschlafen konnte und der Tag für sie bereits sehr früh begann. Sie blinzelte in den blauen Himmel. Die Sonne war gerade aufgegangen und schien auf die englische Metropole nieder.

Seufzend drehte sie sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Plötzlich hatte sie keine Ahnung, was sie an diesem Tag anfangen sollte, da sie heute nicht den Geschäften nachgehen würde. Zu selten waren ihr freie Tage vergönnt, erst recht, wenn sie nicht in L.A. war.
 

Sie stand auf und stellte fest, dass sie immer noch ihr Abendkleid trug. Nachdem sie, in Gedanken versunken, sich in der letzten Nacht zum Schlafen gelegt hatte, war sie nicht mehr aufgewacht, um sich noch ihr Nachthemd anzuziehen.

Sie betrat das Badezimmer und ließ sich ein Bad ein. Vielleicht würde sie sich dabei ein wenig entspannen, denn obwohl sie die ganze Nacht durchgeschlafen hatte, fühlte sie sich noch immer müde und ausgelaugt. Waren es die Träume gewesen, die ihr den friedlichen und erholsamen Schlaf geraubt hatten? Träume, in denen Stephano, ihr Vater und auch Kai eine Rolle gespielt hatten? Sie hatte sich in der Mitte dieser drei Männer befunden und musste ihre Wahl treffen. Stephano hatte sie angelächelt und war dann zu ihrem Vater gegangen, der vertraut seinen Arm um ihn gelegt hatte. Als sie Kai angesehen hatte, hatte sie in seinem Blick denselben traurigen Ausdruck gesehen, mit dem er sie beim Verlassen des Restaurants betrachtet hatte. Diese unglaublich traurigen Augen…
 

Alicia wischte die Gedanken dieses Traumes beiseite und überprüfte die Temperatur des Wassers. Sie wollte jetzt nicht mehr über einen dieser Männer nachdenken. Dieser Tag war nur für sie – und sie würde ihn nutzen.

Seufzend legte sie sich kurz später zurück in das warme Wasser, was die gewünschte Wirkung nicht verfehlte.
 

Als sie, halb aufgeweicht, später vor dem Spiegel stand und ihre Haare kämmte, beschloss sie, mal wieder in der Oxford Street bummeln zu gehen. Viel zu lange hatte sie sich schon den Vergnügungen eines schönen Shoppingtages nicht mehr hingeben können. Vielleicht würde sie das ja ein wenig ablenken von den verwirrenden Gedanken die sie hatte.
 

~*~
 

Toni begrüßte die junge Frau mit einem Lächeln, als sie der Limousine entgegenkam. Galant öffnete er die Tür und half Alicia auf den Rücksitz.

„Wo darf ich Sie hinfahren, Miss Alicia?“, fragte er höflich.
 

„Ich denke, ich werde mir die Zeit ein wenig mit Shoppen vertreiben“, lächelte die Angesprochene.
 

„Eine gute Idee, Miss“, sagte Toni und nahm hinter dem Lenkrad platz. „Meine Frau sagt immer, dass Einkaufen sie entspannt. Ich dagegen finde es nur fürchterlich anstrengend“, lächelte er.
 

Alicia lachte auf. „Das mag daran liegen, dass Sie ein Mann sind, Toni“, zwinkerte sie. Dann fuhr die Limousine los und Alicia genoss den Ausblick auf die lebenden Straßen Londons.
 

~*~
 

Gedankenverloren sah Stephano aus dem Fenster des zwölfstöckigen Gebäudes. Er machte sich ernsthaft Sorgen um Alicia. Von Tag zu Tag schien sie müder, blasser und trauriger zu werden. Er wünschte, er könnte etwas tun, damit es ihr besser ging.
 

Immerhin wies sie ihn nicht gänzlich zurück, so dass er noch wagte, auf mehr zu hoffen.

Sie war wirklich bezaubernd und er genoss es in ihrer Nähe zu sein. In den letzten Tagen hatte sie ihn immer ein Stückchen näher an sich ran kommen lassen. Hoffentlich würde diese Tendenz so bleiben.
 

Vor wenigen Wochen noch, als er sie nur ab und zu gesehen hatte, hatte sie fröhlicher gewirkt, lebendiger. Nun war sie fast immer in Gedanken versunken und zog sich zurück, sobald sie die Gelegenheit bekam. Was war geschehen? Er konnte sich daran erinnern, dass sie, bevor sie das letzte Mal in London gewesen war, noch eine ganz andere Frau war. Sie war zwar immer beschäftigt gewesen mit den Angelegenheiten ihrer Familie, doch sie hatte sehr viel selbstbewusster gewirkt. Nun, so kam es ihm vor, war sie nur noch ein Schatten ihrerselbst.
 

Leise seufzte er und versuchte sich wieder auf die Unterlagen zu konzentrieren.

Er würde sich darum bemühen, dass sie wieder diese fröhliche, ausgeglichene Frau werden würde, die sie noch vor wenigen Wochen gewesen war. Und vielleicht könnte er sie ja sogar glücklich machen…
 

~*~
 

Kai öffnete blinzelnd die Augen und schielte zu seinem Wecker. Wieder war seine Nacht kurz gewesen. Erst am frühen Morgen war er nach Hause gekommen und hatte noch lange über Maggie und seine Entscheidung, nicht mit ihr zu schlafen, nachdenken müssen. Auch wenn er sich selber nicht mehr erkannte, wusste er dennoch, dass es das einzig Richtige gewesen war, was er hätte tun können. Alles andere hätte er bereut.
 

Seufzend drehte er sich auf die Seite. Er hatte noch keine Lust aufzustehen. In wenigen Stunden würde er wieder arbeiten müssen, doch es war ihm egal, dass dieser sonnige Tag an ihm vorbei strich, ohne dass er ihn nutzen konnte. Was sollte er auch tun? Sich mit Freunden treffen, die ihn fragen würden, wie die letzte Nacht gewesen war? Dazu verspürte er nicht die geringste Lust. Am Liebsten hätte er diese Nacht ungeschehen machen wollen. Es wäre besser gewesen, wenn er Maggie niemals diese Hoffnungen gemacht hätte.
 

Nur eines wollte er nicht ungeschehen machen: den einen Kuss, den er mit Alicia teilen durfte. Diesen Moment wollte er für immer behalten, immer von ihm zehren, wenn dieses Gefühl ihn beschlich, einsam zu sein. So, wie es jetzt der Fall war.
 

Er schloss die Augen und sah wieder ihr Gesicht vor ihm. Diese wunderschönen Augen, die ihn mit derselben Unsicherheit angesehen hatte, die er in dem Moment empfunden hatte. Er wollte sich dieses Gesicht einprägen, damit er es nie wieder vergaß. Diese Erinnerung an sie war das Einzige, was ihm von ihr geblieben war. Und es war wohl auch das Letzte, was er von ihr in sein Herz schließen konnte…
 

~*~
 

Seit Stunden lief Alicia von einer Nobelboutique zur Nächsten, doch die Auslagen interessierten sie nicht wirklich. In Gedanken versunken strich sie über einen Mohairpullover und fühlte die Weichheit dieser Wolle, ohne sie wirklich wahr zu nehmen.
 

„Kann ich Ihnen helfen?“ Eine Verkäuferin sah sie interessiert an.
 

„Nein, danke. Ich sehe mich nur um“, sagte Alicia schnell und zog ihre Hand von dem weichen, flauschigen Material zurück. Sie hasste es, wenn die Verkäufer sich gleich auf sie als Kundin stürzten. Sie war sich sicher, dass sie, wenn sie nicht dieses Kostüm von Chanel angehabt hätte, sie von den Mitarbeitern nur missbilligend beobachtet worden wäre.
 

Sie warf noch einen groben Blick auf die Kleidungsstücke, dann verließ sie mit einem höflichen Lächeln das Geschäft. Als sie wieder in die Sonne trat, sah sie sich um. Ein Geschäft weiter war wieder eine dieser teuren und vornehmen Boutiquen. Genau so ein Geschäft, aus dem sie gerade geflüchtet war. Sie verspürte absolut keine Lust, dort hineinzugehen.
 

Sie sah auf die andere Straßenseite und ihre Augen glitten über die Läden, die dort auf Kundschaft hofften. Bekannte Namen und Labels fielen ihr ins Auge, doch sie beachtete sie nicht weiter. Dann sah sie ein anderes Geschäft, welches in diesem Moment sehr interessant auf sie wirkte. Neugierig geworden, ging sie über die Straße und blickte in das Schaufenster. Dann fasste sie einen Entschluss.
 

Schnell ging sie zu Toni, der mit der Limousine zwei Straßen weiter auf sie wartete.

„Bitte bringen Sie diese Tüten zurück ins Hotel. Ich werde noch ein wenig spazieren gehen“, erklärte sie ihm und reichte ihm ihre bisherigen Einkäufe, die ein kleines Vermögen gekostet hatten.
 

„Sehr wohl, Miss Alicia. Aber Sie rufen mich an, wenn ich Sie abholen soll?“, fragte der Chauffeur ein wenig unsicher.
 

„Nein, Toni, ich denke, ich werde ein Taxi nehmen.“ Sie lächelte den älteren Mann liebevoll an. „Es ist so ein schönes Wetter. Gehen sie nach Hause, nehmen Sie Josie an die Hand und machen mit ihr einen schönen Ausflug. Ich werde Sie heute nicht mehr brauchen.“
 

Toni erwiderte ihr Lächeln. „Alicia, das ist mein Job. Und ich mache ihn gerne, besonders, wenn ich Sie fahren darf. Sind Sie sich sicher, dass sie gut zurück ins Hotel kommen?“
 

„Natürlich, Toni.“ Sie griff nach der Hand des Mannes. „Grüßen Sie Josie von mir und genießen Sie den Tag.“ Sie drehte sich um und ging zurück in Richtung Oxford Street. Lächelnd winkte sie ihm noch einmal zu, dann verschwand sie um die Ecke.
 

Der ältere Mann schüttelte lächelnd den Kopf. Er machte sich Sorgen um diese junge Frau. Er wünschte, dass sie in ihrem Leben endlich glücklich werden würde, denn niemand anderer hatte es so verdient wie sie.
 

Er setzte sich hinter das Steuer und machte sich auf den Weg nach Hause. Er wettete, dass seine Josie sich sehr darüber freuen würde, ihren Mann an diesem Tag zu Hause haben zu können. In Gedanken an Alicia lächelte er noch einmal, dann freute er sich auf diesen unverhofft freien Tag.
 

~*~
 

Alicia betrat den Laden, in dem laute Popmusik gespielt wurde. Lächelnd sah sie sich um. Wie lange war sie nun nicht mehr in so einem Geschäft gewesen? War sie überhaupt schon einmal in so einem Geschäft gewesen?
 

Ihre Hände glitten über die Kleidungsstücke, die in knalligen Farben an den Ständern hingen. Als sie bemerkte, wie sie von einer Kaugummi kauenden Angestellten neugierig beobachtet wurde, griff sie nach einer Jeans und einem Top und ging in die Umkleidekabine.
 

Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Die Jeans saß eng auf ihrer Hüfte und das weiße Top, bedruckt mit einem modernen Motiv, zeigte die Kurven ihrer Brüste und ihrer schlanken Taille und betonten ihren , von der Sonne gebräunten Teint. Sie löste die Spange aus ihren Haaren und ließ ihnen die Freiheit, die sie so selten in der Öffentlichkeit genießen konnte.
 

Lächelnd drehte sie sich vor dem Spiegel und war zufrieden mit der Auswahl. Hieß es nicht so schön „Kleider machen Leute“? In diesem Moment fühlte sie sich so, wie sie aussah: frei und unabhängig. Frei von den Zwängen der High Society und unabhängig von der Pflicht, die sie sonst erfüllen musste.
 

Sie packte ihre Sachen zusammen und ging zur Kasse.

„Entschuldigung, können sie mir die Schilder gleich abschneiden? Ich würde die Sachen gerne anbehalten“, fragte sie eine Angestellte, die in ihrem schwarzen Haar einige pinke Strähnen gefärbt hatte.
 

„Klaro!“, sagte diese und kam mit einer Schere in der Hand zu ihr. Schnell waren die Artikel in die Kasse eingegeben. „39,50“, sagte die Verkäuferin, die ebenfalls schmatzend ihren Kaugummi kaute.
 

Alicia musste Lächeln. Für so wenig Geld hatte sie schon lange nicht mehr eingekauft. Sie gab der jungen Frau ihre goldene American Express, worauf diese sie neugierig musterte.

„Brauchen Sie noch ne Tüte für die Klamotten?“, fragte sie, während das Kreditkartengerät arbeitete und deutete auf die Kleider, die Alicia noch in der Hand hielt.
 

„Ja, das wäre nett“, lächelte die Angesprochene und verstaute Chanel und Co in die knallbunte Tüte dieses Ladens.
 

Gut gelaunt verließ sie einen Moment später das Geschäft. Lange hatte ihr Einkaufen nicht mehr so viel Spaß gemacht.
 

Nach einigen anderen Läden dieser Preisklasse war Alicia mit einer Sonnenbrille, einer Sweatjacke und Sandalen ausgerüstet. Nun kam sie sich endlich wieder vor, wie ein normaler Mensch.

Sie schlenderte zu einem Costa Caffee und holte sich einen Latte Macchiato to go. Mit dem Pappbecher in der Hand bummelte sie weiter, betrachtete die Schaufenster der Läden und genoss einfach, sich diesen Luxus des Normalseins erlauben zu können.
 

Als sie an einer Bushaltestelle vorbei kam, hielt gerade einer der immer seltener werdenden roten Doppeldeckerbusse. Sie lächelte, dann stieg sie hinein, ohne zu wissen, wohin dieser Bus fahren würde. Sie stand am Fenster, die Einkaufstüte zwischen ihren Beinen, hielt sich an der Haltestange fest und betrachtete die Menschen um sich herum. Für sie war es ein ungewohntes Gefühl, ein öffentliches Verkehrsmittel zu benutzen, doch sie genoss es in vollen Zügen. Diese Menschen um sie herum hatten alle ein normales Leben, normale Probleme und Sorgen. Und in diesem Moment war sie eine von ihnen. Diese Leute sahen in ihr keine Millionärenerbin. Sie sah genauso aus, wie einer von ihnen.
 

Sie betrachtete eine farbige Frau, die so aussah, als wenn diese gerade zur Arbeit fuhr. Neben ihr stand ein Mann, der in einer Zeitung vertieft war. Für diese Menschen war es völlig normal, in einem Bus zu fahren. Aber sicher war niemand hier so froh darüber, in diesem Bus zu sein, wie sie es war. Wahrscheinlich hätten diese Menschen sie für verrückt gehalten, wenn sie wüssten, dass sie jetzt, anstatt in diesem vollen Bus, in einer Privatlimousine hätte sitzen können. Doch für Alicia war dies genau die Freiheit, nach der sie sich so lange gesehnt hatte. Diese Menschen hier sahen sie so, wie jeden anderen. Sie war normal gekleidet und normal frisiert. Das einzig unnormale an ihr war das glücklich Lächeln, welches sie auf den Lippen trug – es war unnormal für sie selbst.
 

Noch immer lachte die Sonne und als sie nach kurzer Fahrtzeit sah, dass sie beim Regent’s Park angelangt waren, stieg sie aus. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat sie die schöne Parkanlage. Überall auf den Wiesen lagen Menschen und genossen das herrliche Wetter während ihrer Mittagspause.
 

Sie hielt die Nase in die Sonne und spürte den lauen Wind in ihrem offenen Haar. Tief atmete sie ein und lief einfach weiter, wohin sie ihre Füße trugen…
 


 

Vielen Dank fürs Lesen!^^
 

lg

euere

_aliz_

Entschluss

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

Kapitel 19: Entschluss
 


 

Am Nachmittag kam Kai ins La Brasca und setzte sich an die Bar. Er hatte noch einen Moment Zeit, bevor er sich an die Arbeit machen musste. Mike war ebenfalls da und blickte ihn anzüglich an. „Na, hast du heute Nacht noch deinen Spaß mit Maggie gehabt? Ihr ward ja verdammt schnell verschwunden.“
 

Kai atmete tief durch. „Machst du mir einen Espresso, bitte?“, fragte er seinen Kollegen und Freund ohne auf die Frage einzugehen.
 

„Sicher“, grinste Mike und ließ die Espressomaschine arbeiten. Mit Hochdruck quoll der Espresso in die Tasse und verbreitete einen angenehmen Duft.
 

„Was machst du eigentlich hier? Du hast doch heute frei?“, fragte Kai seinen Freund und nahm den Espresso entgegen.
 

„Ja, habe ich. Aber du weißt doch, dass ich so gerne hier bin“, grinste Mike und verdrehte die Augen. „Nein, sicher nicht. Brian hatte mich gebeten, mit ihm die Inventur zu machen.“

Kai lächelte schwach und war froh, dass es ihn dieses Mal nicht getroffen hatte, auch wenn er wusste, dass Brian ihn damit für die Sache auf der Dinner Party „bestrafen“ wollte.
 

Er blickte aus dem Fenster und dachte wieder an die vergangene Nacht zurück. Es tat ihm immer noch leid, dass er nicht bemerkt hatte, was Maggie für ihn fühlte. Er hatte immer gedacht, dass er für sie ebenso nur eine Bettgeschichte war wie sie für ihn. Aber hätte er etwas geändert, wenn er es gewusst hätte? Wäre er so rücksichtsvoll gewesen, sie nicht weiter zu verletzen? Er war sich nicht sicher. Bis vor ein paar Wochen hätte es ihn wahrscheinlich nicht sehr gestört, aber jetzt war alles anders und der Grund dafür hatte einen Namen.
 

Wie gerne würde er sie, Alicia, noch einmal sehen. Er hatte gespürt, dass sie diesen Kuss ebenso gewollt hatte wie er. Sollte er noch einmal zu dem Hotel gehen? Er wusste zwar nicht ihren Nachnamen, aber vielleicht würde er sie ja noch einmal wieder sehen? Und vielleicht würde er dieses Mal mit ihr sprechen und sie davon überzeugen können, dass er es wert war, ihn kennen zu lernen.
 

Aber war er es überhaupt?
 

Was hatte er schon groß in seinem Leben geschafft? Die Schule hatte er mit Ach und Krach überstanden, was aber wohl eher an der Lustlosigkeit als an seiner Intelligenz lag. Das Leben im Heim war nicht einfach gewesen und er hatte als Teenager die rebellische Phase wohl ein wenig intensiver durchlaufen als andere. Viel zu oft hatte er die Schule geschwänzt und sich lieber mit seinen Freunden auf den Straßen herum getrieben. Die Lehrer hatten ihn schnell als sturköpfigen, schwierigen Fall abgestempelt, bei dem es sich nicht lohnte, Einsatz zu zeigen. Aber das war ihm damals nur recht gewesen.
 

Sobald er die Schule beendet hatte, hatte er sich einen Job gesucht, um endlich aus dieser beklemmenden Atmosphäre des Waisenhauses fliehen zu können. Meistens waren es Aushilfsjobs gewesen, bei denen er das hart verdiente Geld in Parties, Mädchen und Alkohol umsetzte. Mit achtzehn hatte er dann Birmingham den Rücken zu gekehrt und war nach London gekommen. Es war nicht schwer für ihn gewesen, hier Fuß zu fassen. Er war sich für keine Arbeit zu schade und sah gut aus. Eine gefragte Kombination in Pubs und Restaurants.
 

Nun arbeitete er bereits seit fünf Jahren im La Brasca, erst nur als Küchenhilfe, jetzt als der beste Barkeeper. Schnell hatte Brian gemerkt, was für ein Potential in dem jungen Erwachsenen steckte. Er schaffte es, dass die Gäste, unter ihnen viel weibliche Kundschaft, immer wieder das Restaurant besuchten und auch ihm war es zu verdanken, dass die Kritiken und Bewertungen des Lokals immer wieder gut abschnitten.
 

Dennoch hatte Kai eigentlich niemals geplant, sein Leben hier in diesem Nobelrestaurant zu verbringen. Er wollte reisen, Erfahrungen machen. Doch bis jetzt hatten ihm der Auslöser, und vielleicht auch der Mut gefehlt, diesen Schritt zu wagen. Er hatte hier Freunde, einen Job und er fühlte sich im Grunde sehr wohl in London. Diese Stadt lebte. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, immer war etwas los.
 

Gedankenverloren starrte er in seinen Espresso und rührte in der Crema, bis sie sich aufgelöst hatte.
 

Warum hatte er jetzt plötzlich diese Gedanken, doch noch etwas aus seinem Leben zu machen? Er war jahrelang zufrieden gewesen, so, wie es lief. Nun hatte er das Gefühl, dass ein anständiger Beruf, eine feste Beziehung und alles was dazu gehörte, in seinem Leben fehlten.
 

Er schluckte den nur noch lauwarmen Espresso hinunter und begann dann, die Weinbestände der Bar aufzufüllen.
 

~*~
 

Alicia saß auf einer Bank und genoss immer noch das normale Leben um sich herum. Ganz in ihrer Nähe spielten Kinder und sie wünschte, noch einmal so unbeschwert sein zu können. Jetzt, in diesem Moment, fühlte sie sich zwar frei, doch sie wusste genau, dass sie das Korsett aus Pflicht und Verantwortung bald wieder umlegen musste, welches ihr immer mehr die Luft zum Atmen raubte. Aber jetzt wollte sie nicht daran denken.
 

Lächelnd sah sie den Kindern weiterhin bei ihrem Spiel zu und seufzte leise. Ob sie eines Tages auch eine Familie haben würde? Die Zeit raste nur so an ihr vorbei, ihre biologische Uhr und das Verlangen nach einer Familie wurden immer lauter. Doch leider gehörte ja zu dieser Planung auch ein Mann…

Sie hatte mal gedacht, dass Jeff der Vater ihrer Kinder sein würde, jetzt wusste sie es besser. Leider hatte sie erst erfahren, dass dieser Mann nur an ihrem Geld interessiert gewesen war, als es fast schon zu spät war.
 

Noch immer schmerzte der Gedanke an diesen Betrug des Mannes, den sie einmal geliebt hatte, und dieses Risiko würde sie nie wieder eingehen. Sie wollte nicht noch einmal so verletzt werden.

War das der Grund, warum sie Stephano keine Chance gab? Doch er hatte ihr Geld nicht nötig. Seine Familie war wohlhabend und er verdiente als Assistent ihres Vaters sehr gut. Dennoch war da etwas, was sie immer noch davon abhielt, sich mit ihm einzulassen.
 

Und dann war da noch er – Kai.
 

Sie schüttelte ihren Kopf und auf ihrem Gesicht entstand ein trauriger Ausdruck. Bei diesem Mann hatte sie sich so sicher gefühlt, so geborgen. Aber konnte sie wirklich sicher sein, dass er nicht nur an ihrem Geld interessiert war? Er musste wissen, dass sie gut situiert war, schließlich kannte er ihre Suite und er hatte sie auf dieser Dinner Party und in dem nicht gerade günstigen Restaurant gesehen, in dem er arbeitete. Aber ansonsten wusste er nichts von ihr, nur ihren Vornamen. Zumindest hoffte sie das.
 

Sie musste an den vergangenen Abend denken. Sie schloss die Augen und sah ihn plötzlich wieder vor sich stehen, sah, wie er sie angesehen hatte, fühlte, wie er sie berührt hatte, spürte, wie er sie geküsst hatte…
 

Als sie die Augen wieder öffnete, wusste sie, dass dieser Dämon der vergangenen Nacht noch immer präsent war. Sie hatte sich von diesem Mann ein Trugbild erschaffen. Sie war sich sicher, dass er so nicht sein konnte – so gefühlvoll, so rücksichtsvoll, so zärtlich. Er war ein Mann, der bei keiner Frau „Nein“ sagte. Er war ein Mann, der alles mitnahm, was er kriegen konnte. Das wusste sie bereits seit ihrer ersten Begegnung und das war auch der Grund gewesen, warum sie ihn mit in ihre Suite genommen hatte.
 

Und dennoch…
 

Sie hatte sich in seiner Gegenwart so gut gefühlt. So vollkommen. Nichts hatte gefehlt, obwohl sie nichts voneinander wussten.
 

Diese Gefühle, die sie damals gefühlt hatte, durchströmten sie von neuem und sie wusste, dass es nicht nur der Sex gewesen war, der sie miteinander verband. Da war mehr gewesen. Hätte sie ansonsten so auf ihn reagiert, als sie ihn wieder gesehen hatte? Hätte sie ein solches Herzklopfen gehabt, als er sie gestern geküsst hatte?
 

Das Ziehen in ihrem Bauch sagte ihr, dass sie etwas unternehmen musste. So konnte es einfach nicht weiter gehen. Sie konnte nicht mit dem Gedanken leben, dass dieser Mann vielleicht der Mann hätte sein können, der ihr Leben lebenswert machen würde, ohne es heraus zu finden. Sie musste sich davon überzeugen, dass er auch nur einer dieser Männer war, die ihren größtmöglichen Vorteil aus einer Situation ziehen wollten.
 

Sie atmete tief durch, dann stand sie auf, verließ den Park und stoppte ein Taxi.

Anders als geplant

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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Das Ziehen in ihrem Bauch sagte ihr, dass sie etwas unternehmen musste. So konnte es einfach nicht weiter gehen. Sie konnte nicht mit dem Gedanken leben, dass dieser Mann vielleicht der Mann hätte sein können, der ihr Leben lebenswert machen würde, ohne es heraus zu finden. Sie musste sich davon überzeugen, dass er auch nur einer dieser Männer war, die ihren größtmöglichen Vorteil aus einer Situation ziehen wollten.
 

Sie atmete tief durch, dann stand sie auf, verließ den Park und stoppte ein Taxi.

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Kapitel 20: Anders als geplant
 


 

Kai hörte nur mit einem Ohr hin, als Mike ihm von dem gestrigen Abend erzählte. Dieser war fast bis zum Ende auf dieser Party geblieben und berichtete nun ausführlich, wer mit wem angebändelt hatte, und vor allem, mit wem er ein Date für diesen Abend arrangiert hatte.
 

„Natascha!“, sagte Mike verträumt. „Alleine schon der Name…“ Er grinste seinen Freund an. „Du weißt doch, wie oft sie mir einen Korb gegeben hat.“
 

Stumm polierte er die Weingläser, nickte, doch er war mit den Gedanken ganz woanders. Die Stimme seines Freundes geriet immer mehr in den Hintergrund.
 

Hier, vor noch nicht mal 20 Stunden war es geschehen. Sie hatten sich geküsst… Und nun schien alles, der ganze Zauber von diesem einen Moment, wieder verlöscht zu sein. Jetzt war dies wieder das alte Restaurant. Kein Licht schien so hell zu strahlen, wie ihr Anblick es getan hatte. Nichts roch so gut, wie sie gerochen hatte und nichts, noch nicht einmal die schweren, samtenen Vorhänge an den Seiten der Fenster, fühlten sich so gut an unter seinen Händen wie ihre Haut. Nichts konnte diesen Zauber wiederbringen. Keine andere. Nur sie alleine.
 

Kai seufzte und sah auf die Uhr. In einer Stunde würden die ersten Gäste kommen. Dann hieß es wieder, ein Profi zu sein, dem man seine Stimmung nicht anmerkte. Wieder würde er ein künstliches Lächeln auf die Lippen legen, damit die Menschen dachten, er hätte Spaß an seinem Job und an seinem Leben. Dass nichts davon wahr war, wussten sie nicht. Aber wieder würde er den gut gelaunten Barkeeper mimen, würde mit den einsamen Frauen flirten und charmant sein wie immer.

Doch niemals zuvor hatte er diese Fassade mehr gehasst. Er merkte von Minute zu Minute, dass dies nicht der Kai war, der er sein wollte oder der er, wenn er ehrlich zu sich selber war, jemals gewesen war. Er spürte, dass im Grunde seines Herzens ein Kai existierte, den er sein ganzes Leben lang vor der Welt versteckt gehalten hatte. Doch nun kämpfte sich dieser Kai jede Sekunde mehr an die Oberfläche, wollte endlich die Beachtung bekommen, die er verdiente. Und dieser Kai war ein völlig anderer.
 

~*~
 

Unschlüssig stand Alicia auf der Straße und blickte dem Taxi nach, welches wieder davon fuhr. Dann sah sie nach vorne und bemerkte, wie sie leicht zitterte bei dem Anblick des Gebäudes vor ihr. Sie spürte Übelkeit und ihr Herz klopfte schnell. Zu schnell.
 

„Alicia, du kommst mit knallharten Geschäftsmännern klar, die denken, nur weil du eine Frau bist, können sie dich übers Ohr hauen. Du wirst auch dies schaffen!“, sagte sie leise zu sich selber, um sich Mut zu machen. Sie wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab. Nicht, wenn sie endlich wieder in Ruhe leben wollte. Sie musste diese Sache endgültig klären!
 

Sie atmete tief durch, dann ignorierte sie das „Closed“-Schild und öffnete die Tür.
 

~*~
 

„Ich fange dann mal an, den Champagner-Bestand zu zählen“, seufzte Mike und drückte seine Zigarette in dem Aschenbecher auf der Bar aus.
 

„Ja, mach das. Viel Spaß!“, wünschte Kai ihm und wandte sich wieder um, um die polierten Gläser in das Regal einzuräumen. Als er hörte, wie die Tür geöffnet wurde, sagte er: „Entschuldigen Sie, wir haben noch nicht geöffnet.“ Dann drehte er sich um – und sah sie.
 

~*~
 

Alicia stand in der Tür und sah ihn nervös an. Sie strich sich eine der langen Haarsträhnen hinter das Ohr und flüsterte: „Ich weiß, ich…“ Ihre Stimme versagte. Sein Blick ließ sie vergessen, was sie eben noch auf den Lippen hatte.
 

Er sah so gut aus. Das weiße Hemd war halb aufgeknöpft und fiel locker über die Jeans, die er trug. Darunter sah sie ein weißes Unterhemd.
 

Sie schluckte trocken und atmete tief durch, um ihr Herz zu beruhigen.

„Ich wollte dich nicht bei der Arbeit stören“, sagte sie leise.
 

Kai verharrte in der Bewegung als er sie erkannte. „Alicia?“, fragte er und drehte sich langsam zu ihr. Ihr Nicken bestätigte ihm nur das, was er schon wusste. Es hatte zwar einen Bruchteil einer Sekunde gedauert, bis er sie erkannt hatte, aber keine Frau brachte sein Herz so zum Rasen wie sie es tat.
 

Langsam ging er um den Tresen herum auf sie zu. Zwei Meter vor ihr blieb er stehen. Seine Augen wanderten über ihre Gestalt. Sie sah so anders aus als die letzten Male. Nichts war mehr zu sehen von der High-Society-Frau. Diese Frau vor ihm war sportlich und zeitgemäß gekleidet. Die Hüftjeans lag eng an ihrem Körper und das weiße, modern bedruckte Top zeigte ihre weiblichen Formen. Die Haare waren offen – genauso wie in dieser einen Nacht. Sie fielen locker über ihre Schultern. In den Händen, die leicht zu zittern schienen, hielt sie eine Sonnenbrille und eine Einkaufstüte.
 

„Du störst mich nicht“, sagte er leise, dann wies er auf die Bar. „Möchtest du etwas trinken?“
 

Alicia überlegte einen Moment, dann schüttelte sie ihren Kopf „Nein, danke. Ich… ich wollte mit dir sprechen.“
 

Kai legte den Kopf ein wenig schief und betrachtete sie fasziniert weiter. „Worüber?“
 

Alicia fühlte sich unter seinem Blick nackt, hilflos. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, wollte doch nur erreichen, dass er sie in ihren Gedanken und Träumen nicht mehr verfolgte. Aber wie konnte sie das schaffen?
 

Sie schüttelte den Kopf und zwang sich, den Blick von ihm zu lösen. Nervös sah sie auf ihre Hände, die die Griffe der Plastiktüte so fest umschlungen, dass die Knöchel weiß hervortraten. Sie sah ein, dass sie auf diesem Wege ihre Pläne nicht verwirklichen konnte und fühlte, wie der Mut sie verließ.

Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf. „Ich… es tut mir leid. Es war eine dumme Idee, hier her zu kommen. Bitte entschuldige, ich gehe besser“, sagte sie leise und wandte sich um. Doch als sie eine warme Hand an ihrem Oberarm fühlte, die sie zurück hielt, drehte sie sich um. Sie sah in ein Paar robinrote Augen, die soviel Wärme in ihrem Herzen auflodern ließ wie kein Feuer der Welt.
 

„Nein, Alicia. Bitte geh’ nicht.“ Flehend sah Kai sie an. Er konnte sie nicht gehen lassen – nicht wieder. „Bitte warte einen Moment auf mich“, flüsterte er und verstärkte für eine Sekunde den Druck seiner Hand auf ihrem Arm. „Bitte.“
 

Alicia konnte sich nicht von diesen Augen lösen, ihnen nicht widerstehen und war nur zu einem schwachen Nicken in der Lage. „Okay“, sagte sie mit heiserer Stimme.
 

Ein Lächeln überflog Kais Gesicht, dann löste er sich von ihr und ging ein paar Schritte rückwärts, sie immer noch ansehend. Erst kurz vor einer Tür drehte er sich um und verschwand in einen anderen Raum.
 

Alicia schloss die Augen und atmete tief durch. Sie hatte plötzlich keine Ahnung mehr, was sie dazu bewogen hatte, hier her zu kommen und woher sie den Mut genommen hatte, ihm unter die Augen zu treten. Hatte sie es sich wirklich so leicht vorgestellt?
 

Du musst dich von ihm lösen – endgültig!, flüsterte ihr die Vernunft zu.
 

„Ja, das muss ich“, antwortete sie darauf so leise, dass niemand es hätte hören können.
 

~*~
 

Kai rannte in das Lager, so schnell er konnte. Er riss die Tür auf und war mit zwei Schritten bei seinem Freund. Mike sah ihn erstaunt an. So aufgelöst hatte er ihn noch nie gesehen.
 

„Mike, ich habe doch noch was gut bei dir, oder?“
 

„Was ist passiert?“, fragte der Angesprochene verblüfft.
 

„Du musst für mich diese Schicht übernehmen.“ Kai sah ihn bittend an.
 

„Kai, ich bin heute Abend mit Natascha verabredet. Du weißt doch, die kleine rothaarige aus dem Sailors Inn von der ich dir gerade noch erzählt habe. Ich habe wochenlang darum gekämpft, dass sie sich endlich mit mir trifft!“, erklärte Mike.
 

„Bitte!“ Kais Gesichtsausdruck sagte, dass es wirklich wichtig für ihn war.
 

Plötzlich grinste Mike. „Wie heißt die Kleine? Kenn’ ich sie?“
 

Kai fuhr durch die Haare. Wie konnte er seinem Freund begreiflich machen, dass es nicht um irgendeine Frau ging?

„Bitte Mike. Es ist sehr wichtig.“
 

Einen Moment, der Kai wie eine Ewigkeit vorkam, überlegte der Engländer, dann nickte er.

„Okay, Kumpel.“
 

Kai sah ihn erleichtert an. Noch niemals war er seinem Freund so dankbar wie in diesem Augenblick.

„Danke, Mann!“, sagte er leise und umfasste den trainierten Oberarm seines Gegenübers. „Ich schulde dir was.“ Er drehte sich um und wollte gerade gehen, als er sich erneut umwandte. „Mike, brauchst du dein Auto heute?“
 

Der Angesprochene grinste. „Da ich nun ja heute für dich arbeite und nicht mit Natascha ausgehe, wüsste ich nicht, wozu ich es brauchen solle.“ Er fingerte in seiner Hosentasche herum und warf Kai die Schlüssel zu, die dieser geschickt fing.
 

„Danke, Mann. Du bist wirklich ein Freund!“, lächelte Kai, dann verschwand er ebenso schnell wie er gekommen war.
 

Neugierig ging Mike hinterher und schob die Tür zum Restaurant ein wenig auf, so dass er sah, mit wem sein Freund dort stand. Er musste zweimal hinsehen, um diese mysteriöse Schönheit zu erkennen, die Kai vor ein paar Wochen mit nach Hause genommen hatte, aber er war sich ganz sicher, dass sie es war.
 

Mike grinste. Nun konnte er verstehen warum sein Freund so aufgewühlt war.

„Viel Glück, Kumpel“, sagte er leise, dann ging er lächelnd wieder zurück ins Lager.
 

~*~
 

Kai lächelte, als er Alicia etwas verloren im Restaurant stehen sah. Er war glücklich, dass sie noch da war. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie wieder einmal spurlos verschwunden wäre.
 

Alicia stand vor einem Gemälde, welches eine kleine Gasse eines italienischen Dorfes zeigte. Er wusste, dass Brian es vor ein paar Jahren mal von einem unbedeutenden italienischen Künstler erstanden hatte, als er das Land besucht hatte. Sein Chef hatte schon einige Angebote dafür bekommen, doch Brian wollte es nicht hergeben. Zu gut passte dieses Gemälde in die Atmosphäre dieses Restaurants.
 

Anscheinend gefiel es ihr, denn sie betrachtete es aufmerksam. Doch er bemerkte, dass sie noch immer angespannt und nervös war, was sich nicht änderte, als er sich leise räusperte, um sich bemerkbar zu machen.
 

Nervös lächelte Alicia ihm zu und strich sich erneut eine Haarsträhne hinter das Ohr. Verblüfft sah sie Kai an, als er plötzlich ihre Hand nahm und sie zur Tür zog.

„Komm“, sagte er leise.
 

„Wohin?“ Alicia spürte dieses Gefühl, welches sie durchströmte, als er sie so vertraut berührte.
 

„Du wirst es sehen“, lächelte Kai und hielt ihr die Tür auf.
 

„Musst du nicht arbeiten?“ Alicia sah sich nervös um. Nichts lief so, wie sie es geplant hatte. Diese Situation schien ein Eigenleben bekommen zu haben, worüber sie die Kontrolle verlor.
 

„Nein, jetzt nicht mehr.“ Sanft lächelte er sie an und drückte leicht ihre Hand. „Komm“, wiederholte er leise. Dann ließ sie sich von ihm mitziehen.
 

Wie betäubt folgte Alicia dem Mann, der sie immer noch sanft hinter sich herzog. Sie fühlte seine warme Hand, die die ihre umschloss, spürte die Kraft die er besaß. Dennoch war seine Berührung zart und leicht, und wenn sie es wirklich gewollt hätte, hätte sie sich ohne weiteres von ihm losreißen können. Doch sie wollte nicht. Nicht in ihrem Inneren.
 

„Wo gehen wir hin?“, hörte sie sich leise fragen und Kai drehte sich um und sah sie an. Ein leichtes Lächeln lag um seine Lippen.
 

„Das wirst du sehen“, sagte er und sah ihr in die Augen.
 

Sie bogen um eine Ecke und Kai holte einen Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. Dann hielt er vor einem älteren, weißen Nissan und schloss die Beifahrertür auf. Auffordernd blickte er sie an. „Madam“, grinste er und dirigierte sie zu der offenen Tür.
 

Etwas verwirrt blickte Alicia auf den Beifahrersitz. Ihr Herz klopfte schnell. Konnte sie es riskieren, in dieses Auto zu steigen?

Sie sah ihn an, in seine Augen. Und sie sah, wie dort Hoffnung in dem tiefen Braun aufblitzte. Ohne, dass sie es beeinflussen konnte, lächelte sie und setzte sich auf den mit grauem Stoff bezogenen Sitz.
 

Kai jubelte innerlich als Alicia in das Auto stieg. Er schlug die Tür zu und rannte auf die andere Seite, um schließlich neben ihr Platz zu nehmen. Lächelnd sah er sie an als er den Schlüssel in das Zündschloss steckte.

„Magst du Eiscreme?“
 

Verblüfft erwiderte Alicia seinen Blick. „Eiscreme?“
 

Kai grinste, wobei seine weißen Zähne aufblitzten. „Ja, Eiscreme. Es ist Sommer und herrlich warm. An so einem Tag sollte man ein Eis essen gehen.“
 

Alicia schüttelte leicht den Kopf, dann lächelte sie. „Du hast Recht“, sagte sie leise. „Ja, ich mag Eiscreme. Es ist nur schon lange her, dass ich welche aß.“
 

„Ein Grund mehr, dass wir ein Eis essen gehen“, lächelte Kai und drehte den Schlüssel im Zündschloss. Mit einem Ruckeln sprang der Wagen an, dann lenkte Kai ihn in den Verkehr.
 

Alicia versuchte sich innerlich zu beruhigen. Warum lief alles so anders als sie es geplant hatte? Sie hatte ihn aus ihrem Kopf verbannen wollen und nun saß sie hier neben ihm, in einem alten, rostenden Nissan und war im Begriff mit ihm ein Eis zu essen. Wann war sie das letzte Mal zu einem Eis eingeladen worden? Es musste Jahre her sein. Vielleicht zu ihrer Schulzeit?
 

Sie riskierte einen Blick nach rechts. Seine kräftigen Arme zeigten die Muskeln die sich unter der Haut befanden. Die Hände umschlossen das Lenkrad sicher und er schaltete locker in den nächsten Gang. Als sie in sein Gesicht sah, sah sie sein Profil. Die Nase war gerade, auf seinem Kinn und seiner Oberlippe zeigten sich leichte Bartstoppeln. Als sie an einer Ampel halten mussten, drehte er sein Gesicht zu ihr und blickte ihr in die Augen. Sanft lächelte er sie an und Alicia konnte nichts anderes tun, als dieses Lächeln zu erwidern. Die Ampel schaltete auf grün und schweigend fuhren sie weiter.
 

Alicia riss den Blick von ihm los und sah auf die Straße. Der übliche Verkehr verstopfte Londons Fahrwege und sie kamen nur zögerlich vorwärts, doch das störte sie nicht. Sie genoss es, in diesem alten Auto zu sitzen, den rauen Stoff der Bezüge auf ihren Armen zu spüren und den Fahrtwind, der durch die Fenster und das Faltdach kam, welches Kai mittels Knopfdruck geöffnet hatte. Die Sonne schien vom Himmel auf sie herunter und schien Kais Plan nur zu bekräftigen, ein Eis essen zu gehen.
 

Immer wieder riskierte Kai einen Seitenblick auf Alicia. Er bemerkte, wie sie sich langsam entspannte und sich ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte. Offensichtlich genoss sie diese Fahrt mit ihm. Der Fahrtwind spielte mit ihren Haaren und lies immer wieder Strähnen in ihr Gesicht wehen, welche sie mit ihren schlanken Fingern hinter das Ohr zurück schob. Schon jetzt liebte er diese Geste an ihr. Meistens tat sie es, wenn sie nervös war, doch diesmal war dem nicht so und das machte ihn mehr als glücklich.
 

Er fragte sich, was sie dazu bewogen hatte, ihn in dem Restaurant aufzusuchen. Sie wollte mit ihm sprechen…

Kai ahnte, was ihr auf dem Herzen lag, doch so schnell würde er ihr diese Gelegenheit nicht geben. Dies war seine Chance, ihr zu beweisen, dass er anders war als sie vielleicht glaubte; dass er es wert war, kennen gelernt zu werden; dass es schön sein konnte, Zeit mit ihm zu verbringen. Er musste sie davon überzeugen, dass sie ihn wiedersehen wollte.
 

Er richtete seine Konzentration wieder auf die Straße und hielt nach einem Parkplatz Ausschau. Sie hatten ihr Ziel so gut wie erreicht.
 

Alicia blickte sich um als Kai gekonnt rückwärts in eine Parklücke fuhr. Sie kannte diese Gegend nicht, doch sie gefiel ihr. Ein kleiner Park war in der Nähe, eingezäunt mit einem eisernen Zaun, doch gemütliche Parkbänke luden zum Sitzen ein. Tauben flogen in den Bäumen und Kinder spielten auf einem kleinen Spielplatz.
 

Kai zog den Zündschlüssel und sah sie lächelnd an. „Warte einen Moment“, sagte er, dann stieg er aus, ging um das Auto herum und öffnete ihr die Tür.
 

Alicia lachte. „Das ist doch nicht nötig“, sagte sie und schüttelte mit dem Kopf.
 

Kai lächelte sanft. „Doch, das ist es, Alicia.“ Auffordernd hielt er ihr seine Hand entgegen. „Komm.“
 

Alicia blickte von seiner Hand in seine Augen, dann legte sie ihre Hand in die seine und ließ sich von ihm aus dem Auto helfen. Er strich ihr sanft über die Fingerknöchel und zog sie dann weiter. Langsam betraten sie diese kleine Grünanlage und Kai schlug den Weg zu einem kleinen Holzhaus ein, welches in der Nähe des Spielplatzes stand. Schon von weitem sah Alicia, dass es sich um einen kleinen Eisladen handelte, denn kleine Kinder kamen von dort mit einem Becher Eis, welches sie genüsslich aßen.
 

„Ciao, Luca!“, sagte Kai, als sie an den offenen Tresen kamen. Viele verschiedene Sorten Speiseeis wartete in der Kühlung auf die Menschen, die dieses bei den sommerlichen Temperaturen essen wollten.
 

„Ciao, Kai! Come stai?“ Ein etwa sechzigjähriger, grauhaariger Mann kam lächelnd auf sie zu.
 

„Sto molto bene, grazie. Wie geht es dir?“ Kai klopfte dem Mann freundschaftlich auf die Schulter.
 

„Ah, du weißt ja, mir geht es immer gut, wenn ich sehe alte Freunde“, lächelte der Mann und zeigte eine Reihe weißer Zähne. Dann wanderte sein Blick zu Alicia, deren Hand Kai immer noch hielt. „Buongiorno, Signorina. Welch schöner Anblick, der mir verzaubert meinen Tag.“ Galant griff er nach Alicias Hand und hauchte einen Kuss darauf.
 

„Alicia, das ist mein alter Freund Luca. Luca, dass ist Alicia“, er blickte ihr in die Augen, „eine Freundin.“
 

„Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Signorina Alicia.“ Fröhlich zwinkerte er ihr zu, worauf die Angesprochene lächelnd nickte. „Was kann ich gutes tun für euch zwei?“ Fragend sah Luca sie an.
 

Kai wandte sich an Alicia. „Welches ist dein Lieblings-Eis? Tiramisu? Himbeere? Haselnuss? Luca hat fast jede Sorte zu bieten.“
 

„Si, und alles nach altem italienischen Rezept selbst hergestellt. Ich wette, dass Signorina noch nie haben gegessen so ein gutes Eis wie vom alten Luca“, erklärte der ältere Mann.
 

Alicia lächelte etwas verlegen. „Nun ja, als Kind mochte ich immer Schokoladen-Eis am Liebsten“, sagte sie leise.
 

„Ah, Schokolade! Bene“, sagte Luca erfreut und ging wieder hinter den Tresen. Er bückte sich und holte aus dem Kühlschrank ein kleines Gefäß, in dem cremiges, tiefbraunes Eis mit Schokoladenstückchen war. „Wie viele Kugeln Sie möchten haben? Drei? Vier?“ Auffordernd sah er sie an.
 

Alicia lächelte. „Ich denke, eine wird ausreichen. Danke“, sagte sie etwas verlegen, worauf Luca sie enttäuscht ansah.
 

„Luca, gib ihr zwei. Ich weiß, dass sie dein Eis lieben wird“, grinste Kai, worauf er einen verwunderten Blick von Alicia erntete.
 

Lächelnd portionierte der alte Herr zwei Kugeln, die die Ausmaße von vier normalen Kugeln Eis eines anderen Eiscafés gehabt hätten, in einem Becher und überreichte ihn Alicia freudestrahlend.
 

„Grazie“, lächelte sie und versuchte sich ihre Zweifel nicht anmerken zu lassen, dass sie jemals diese Portion in ihrem Leben schaffen würde.
 

Nachdem auch Kai mit einem Eisbecher ausgestattet war, legte dieser eine fünf Pfund Note auf den Tresen.
 

„No, il mio amico! Ich lade euch ein!“, sagte Luca bestimmt und schob das Geld wieder zurück.
 

„Nimm es und kauf deinem Enkelkind etwas davon“, grinste Kai, griff nach Alicias Arm und zog sie weiter.
 

„Ah, du bist ein furbacchione, Kai!“, rief Luca ihnen schmunzelnd hinterher. Kai lachte nur und winkte dem Mann noch einmal zu, dann gingen sie weiter.
 

Alicia betrachtete Kai lächelnd. „Was heißt furbacchione?“, fragte sie, nahm den kleinen Plastiklöffel und stocherte in dem Eis herum.
 

„Schlitzohr“, grinste Kai und sah sie an. „Wahrscheinlich hat er sogar Recht damit.“
 

Alicia lächelte und atmete tief durch. Sie roch die Bäume um sie herum und hörte die Kinder fröhlich spielen.
 

„Wollen wir uns setzten?“ Kai zeigte auf eine der alten Parkbänke.
 

„Gerne“, erwiderte Alicia und setzte sich. Noch immer rührte sie mit dem Löffel in dem Eis herum.
 

„Es wird noch schmelzen, bevor du es probiert hast“, sagte Kai und deutete auf das Eis. „Probiere es. Es ist wirklich gut.“
 

Alicia lächelte leicht, dann probierte sie. Sie war überrascht, wie schokoladig und cremig dieses Eis war. „Hmmm!“
 

Kai grinste. „Wusste ich es doch.“
 

Alicia nahm noch einen Löffel. „Das ist wirklich gut!“
 

„Ich weiß. Luca macht das beste Eis in London.“
 

„Woher kennst du ihn?“, fragte Alicia und blickte zu den Kindern.
 

Kai atmete tief ein, dann sagte er: „Er war einer der Menschen gewesen, die mir damals, als ich mit achtzehn Jahren nach London kam, geholfen hatte, mein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Zwei Monate hatte er mich bei sich wohnen lassen. Seine Frau hat sich um mich gekümmert, als wäre ich ihr Sohn. Ich habe diesen Menschen viel zu verdanken.“
 

Alicia horchte auf. Obwohl sie damals, in dieser Nacht, ausgemacht hatten, sich gegenseitig keine Fragen zu stellen, hatte sie jetzt das Bedürfnis mehr von Kai zu erfahren. Viel mehr.

„Was ist mit deinen Eltern?“ Kais Blick wurde traurig und nun war er es, der in dem Eis herum rührte. Sofort bereute Alicia ihre Frage. Sie streckte ihre Hand aus und berührte sanft seinen Arm. Dies war die erste Berührung, seit dieser Nacht, die von ihr aus kam.

„Es tut mir leid, du musst darauf nicht antworten. Es geht mich nichts an“, sagte sie schnell.
 

Kai drehte seinen Kopf zu ihr. Sein Blick ruhte einen Moment auf ihren Fingern, die seinen Arm noch immer berührten, dann sah er ihr in die Augen.

„Nein, ich möchte es dir erzählen“, sagte er leise. Er fuhr sich durch sein Haar und Alicia konnte sehen, wie schwer es ihm fiel. Dennoch hielt sie ihn nicht zurück, als er zögerlich begann: „Meine Eltern starben bei einem Autounfall vor fast 25 Jahren. Wir waren gerade auf dem Weg zum Kino als ein Lastwagen unser Auto erfasste. Der Fahrer war betrunken.“ Er schluckte, als er nach den passenden Worten suchte. „Meine letzte Erinnerung, die ich an sie habe, ist, wie sie in ihrem Blut lagen. Mein Vater war auf der Stelle tot, meine Mutter drehte sich zu mir und griff nach meiner Hand. Dann starb auch sie.“ Kais Stimme war immer leiser geworden im Laufe dieser erschütternden Erzählung.
 

Alicia bekam eine Gänsehaut. Sie spürte die unendliche Trauer dieses Mannes; spürte, dass er diesen Moment auch nach 25 Jahren noch nicht verarbeitet hatte. Ihre Hand, die noch immer auf seinem Arm ruhte, verstärkte tröstend den Griff.

„Kai, das tut mir so leid“, sagte sie leise. Sie wusste, dass ihre Worte ihn nicht trösten konnten. Nichts konnte seine Eltern wieder lebendig werden lassen – das wusste sie nur zu gut. Auch sie trauerte noch immer um ihre Mutter.
 

Kai schüttelte leicht den Kopf. „Es ist geschehen“, sagte er leise. Dann blickte er sie an. „Aber wir sollten an so einem schönen Tag nicht über solche Dinge sprechen. Was meinst du?“
 

Alicia lächelte etwas hilflos. „Du hast Recht, Kai.“ Sie erwiderte seinen Blick. „An so einem wundervollen Tag sollten wir über etwas Schönes reden.“
 

Auffordernd sah Kai sie an. „Was magst du am Liebsten?“, fragte er.
 

Alicia lachte auf. „Abgesehen von diesem Eis?“, fragte sie und nahm einen weiteren Löffel. Sie blickte sich lächelnd um. „Ich liebe es, im Park oder am Meer spazieren zu gehen. Ich liebe es, Zeit für mich ganz alleine zu haben, meine Gedanken schweifen lassen zu können. Ich liebe meinen Vater und ich liebe es zu malen.“
 

„Was malst du?“ Kai sah sie neugierig an.
 

Etwas verlegen senkte die Amerikanerin den Blick. „Ich male nicht mehr. Mein Beruf und die wenige Zeit lassen es nicht zu.“ Sie seufzte leise. „Ich glaube, ich habe es verlernt zu  malen.“
 

Kai legte den Kopf schief und betrachtete Alicia für einen Moment, wie sie traurig und abwesend in den Himmel blickte. „Nein, ich glaube nicht, dass du das Malen verlernt hast, Alicia“, sagte er leise. „Vielleicht solltest du es einfach mal wieder versuchen?“
 

Sie sah ihn an. Seine Augen waren so unendlich rot und strahlten so viel Wärme aus, dass Alicia diese fast physisch spüren konnte. Sie lächelte schwach. „Ja, vielleicht“, flüsterte sie. Dann riss sie sich von seinen Augen los und sah wieder zu dem Spielplatz. Mit einem leichten Lächeln beobachtete sie die Kinder, die fröhlich miteinander spielten.
 

Kai beobachtete sie noch einen Moment. Das Traurige wollte nicht ganz aus ihren wundervollen, violetten Augen weichen. Sanft umschmeichelte der Wind ihr Gesicht und spielte noch immer mit dem feinen, türkisem Haar. Ihre Gesichtszüge waren so fein, so schön – so perfekt. Auf die sinnlichen Lippen legte sich ein leichtes Lächeln und ihre Augen wurden verträumt. Er folgte ihrem Blick, der noch immer auf den Spielplatz gerichtet war. Es war schön, diese Kinder so ausgelassen und glücklich zu sehen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er schon lange, vielleicht noch nie, Kinder beim Spielen beobachtet hatte. Wehmut machte sich in ihm breit. Er wünschte, ebenso wie die Frau neben ihm, wieder einmal so unbeschwert sein zu können, wie diese Kinder.
 

Schweigend saßen diese beiden jungen Menschen auf der Parkbank und aßen ihr Eis. Sie genossen das helle Lachen der Kinder, die Sonne, die auf sie hinunter schien und die Natur, die sie mit ihren sommerlichen Düften verzauberte. Und sie genossen beide, so nah bei dem Anderen zu sein…

Wolkenbruch

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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Schweigend saßen diese beiden jungen Menschen auf der Parkbank und aßen ihr Eis. Sie genossen das helle Lachen der Kinder, die Sonne, die auf sie hinunter schien und die Natur, die sie mit ihren sommerlichen Düften verzauberte. Und sie genossen beide, so nah bei dem Anderen zu sein…

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Kapitel 22: Wolkenbruch
 


 

Alicia fühlte sich von Minute zu Minute sicherer und wohler an Kais Seite. Sie saßen auf der Parkbank, aßen das beste Eis welches sie in ihrem Leben gegessen hatte und sahen den Kindern beim Spielen zu. Das Schweigen zwischen ihnen war in keiner Weise bedrückend oder unangenehm. Keiner versuchte krampfhaft eine Konversation zu erzwingen, die der andere vielleicht gar nicht führen wollte. Es war so, als wenn sie sich ohne Worte verstehen würden.

Sie fühlte sich gut; wunderbar. Es war fast, als wenn sie in diesem Moment eine ganz andere Frau sein konnte. Eine Frau, die keinerlei Verpflichtungen hatte. Eine Frau, die nicht in einem Korsett der Gesellschaft gefangen war.
 

Immer wieder glitt ihr Blick für einen kurzen Augenblick auf den Mann neben ihr. Er hatte sich bequem zurückgelehnt, das weiße Hemd war bis zur Brust aufgeknöpft, so dass das ebenfalls weiße Unterhemd darunter zum Vorschein kam, die Ärmel waren hoch gekrempelt. Alicia sah seine gebräunte Haut, sah seine gut gebaute Brust unter dem eng anliegenden Hemd. Ein Bein lag mit dem Knöchel lässig auf dem Knie des anderen Beines. Da er mit einer langen Schürze bekleidet hinter der Bar stand, fiel es während der Arbeit wohl nicht auf, dass die Jeans an den Knien bereits durchgescheuert war, so dass die gebräunte Haut dort hindurch blitzte.
 

Alicia musste sich zwingen, ihren Blick wieder von ihm abzuwenden. Sie atmete tief durch und lächelte, als sie das herzhafte und befreiende Lachen eines der Kinder hörte. Wie lange war es her, dass sie so ausgelassen lachen konnte? Es kam ihr vor, als wenn sie damals selber noch ein Kind gewesen war…
 

Kai riskierte einen Blick auf Alicia, als er sie tief durchatmen hörte. Ein Lächeln zierte ihre Lippen und brachte ihre Augen zum Glänzen. Sie saß gerade auf der Bank, ihre langen Beine ausgestreckt, die schlanken Arme neben sich abgestützt. Schon einige Minuten beobachtete sie schweigend die Kinder auf dem Spielplatz. Der Wind, der die Blätter über ihnen zum Rauschen brachte, spielte ebenso mit ihren Haaren und ließ diese immer wieder leicht wehen. Sanft glitten sie dann zurück auf ihren Rücken, umschmeichelten ihren Körper wie reines Gold.
 

Drei Mal hatte er sie vor diesem Treffen gesehen. Drei Mal war sie in wunderschöne Kleider gekleidet gewesen, behängt mit Perlen und funkelnden Diamanten. Doch jetzt, so natürlich, so ungezwungen, war sie einfach wunderschön.
 

Kai wusste nicht, wo Alicia mit ihren Gedanken war, doch er war froh, dass langsam die Anspannung von ihr abfiel. Auch wenn sie sich anfangs in seiner Gegenwart noch unsicher und unwohl gefühlt hatte, hatte er jetzt das Gefühl, dass sie seit langer Zeit das erste Mal wieder zur Ruhe kam. Er hatte keine Ahnung woran das lag, schließlich wusste er noch immer nichts von ihr. Mit Absicht stellte er ihr keine Fragen. Er wollte, dass sie von freien Stücken von sich erzählte. Dass sie seine Frage nach den Dingen, die sie liebte, beantwortet hatte, machte ihn glücklich. Mehr musste er vorerst nicht wissen. Ihr Beruf, ihre Herkunft oder ihr Lebensstil waren in diesem Augenblick nicht wichtig – nur, dass sie hier neben ihm saß war von Bedeutung. Das, und das sie fast glücklich wirkte.
 

„Wie lange arbeitest du schon im La Brasca?“ Alicia sah Kai an. Sie wusste nicht, ob es ihm recht war, etwas von sich preiszugeben, aber sie wollte mehr von diesem Mann wissen.
 

Kai grinste, so dass seine weißen Zähne aufblitzten. „Zu lange“, sagte er. Er beugte sich vor und stützte seine Ellenbogen auf die Knie. „Eigentlich hatte ich andere Pläne für mein Leben. Andere Ziele, die es mir ermöglicht hätten, mehr von der Welt zu sehen.“
 

Alicia sah ihn neugierig an. „Was waren das für Pläne?“
 

„Ich weiß nicht.“ Kai zuckte mit den Schultern. „Ich wollte reisen, Menschen kennen lernen, Erfahrungen sammeln. Doch leider bin ich hier in London hängen geblieben.“ Er seufzte leise. „Ich hoffe nicht, dass ich zu lange gezögert habe.“
 

„Das glaube ich nicht.“ Alicia schüttelte den Kopf. „Ich glaube, du wirst noch viel von der Welt sehen. Du musst dich nur trauen. So schnell darfst du deine Ziele nicht aufgeben.“
 

Kai musterte sie einen Moment nachdenklich. „Was ist mit deinen Zielen, Alicia? Deinen Träumen? Hast du sie dir erfüllen können?“
 

Alicia verzog die Lippen zu einem Lächeln, ohne, dass sie wirklich lächelte. „Nein. Aber bleiben Träume nicht manchmal nur Träume? Vielleicht sollen manche Träume einfach nur geträumt und nicht wahr werden. Und wahrscheinlich gehören meine Träume dazu.“ Sie seufzte leise, als sie ihren Blick auf den Boden richtete.
 

Kai lächelte. „Was sagtest du noch gerade? Du musst dich nur trauen. So schnell darfst du deine Ziele nicht aufgeben. War doch so richtig, oder?“
 

Alicia drehte ihren Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Sie lächelte leicht. „Ja, vielleicht sollte ich auch nicht so schnell aufgeben und meinen Mut wiederfinden, meine Ziele zu verwirklichen.“
 

„Ja, das solltest du tun“, flüsterte Kai. Seine Augen waren gefangen von den ihren und er hatte das Gefühl, jeden Moment in die Tiefen dieser grünen Seen zu ertrinken.
 

Alicia sah nur noch das Rubin seiner Augen und ihr Herz beschleunigte seinen Schlag. Sie pumpte mit einem Male Sauerstoff in ihre Lungen und löste ihren Blickkontakt. Sie ahnte, welche Gefahr von diesen Augen ausging. Und noch war sie nicht bereit, sich dieser Gefahr zu stellen.
 

Als Alicia ihre Augen wieder auf die Umgebung richtete, kam Kai wieder langsam zu sich. Er räusperte sich leicht, dann stand er auf und sah sie auffordernd an. „Wollen wir noch ein wenig spazieren gehen?“
 

Alicia lächelte. „Ja, gerne“, sagte sie, dann folgte sie ihm hinaus aus dem Park.
 

~*~
 

Langsam, während sie die Straße hinunter bummelten, entwickelte sich ein Gespräch zwischen ihnen. Es wurde über nichts Persönliches gesprochen, nichts, was mit dem eigentlichen Leben dieser beiden Menschen zu tun hatte. Sie plauderten über dieses und jenes, betrachteten die bunten Schaufenster und erzählten sich von den Orten, die sie noch sehen wollten. Vor allem Kai achtete genau darauf, dass er Alicia nichts fragte, was für sie unangenehm werden würde. Er wollte nicht riskieren, dass sie sich wieder vor ihm verschloss. Er wusste, dass sie ihm niemals freiwillig etwas aus ihrem Leben anvertrauen würde – zumindest noch nicht. Und er wollte nichts erzwingen. Er wollte einfach nur, dass sie sich in seiner Anwesenheit wohl fühlte und so sein konnte, wie sie wirklich war. Er hatte gesehen, dass sie auf der Dinner Party jemand hatte sein müssen, den es in Wirklichkeit gar nicht gab. Sie hatte allen Menschen dort eine Frau präsentiert, die sie, vielleicht durch ihren Beruf oder ihren Stand, sein musste. Doch diese Frau war eine andere gewesen als die, die jetzt neben ihm lief und die Nase genüsslich der Sonne entgegen streckte.
 

Sie lächelte. Noch niemals hatte er sie so lächeln sehen. Es war frei und ungezwungen. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Gesicht dem Himmel zugewandt. Schweigend lief sie neben ihm her und lächelte einfach nur. Warum sie lächelte, wusste er leider nicht. Aber die Hauptsache war, dass sie überhaupt lächelte.
 

Sein Blick wanderte zu dem Schaufenster eines alten Antiquitätengeschäftes, an dem sie gerade vorbei schlenderten und seine Augen blieben an einem Gegenstand haften, der ihm seltsam bekannt vorkam. Als Alicia ihre Augen wieder öffnete und zu ihm sah, folgte sie seinem Blick. Neugierig versuchte sie auszumachen, was er dort sah.
 

„Diese Kette“, sagte Kai leise und deutete mit dem Finger auf eine Halskette, deren zart rosa gefärbte Steine kunstvoll in bereits leicht angelaufenes Silber eingefasst waren.
 

„Sie ist sehr schön“, nickte Alicia und begutachtete das Schmuckstück. Sie kannte sich mit Schmuck aus und sah, dass die Verarbeitung dieser Kette sauber und formvollendet war. Es schien ein bereits sehr altes Schmuckstück zu sein.
 

„Eine solche Kette gehörte meine Mutter. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Ich war zwar noch ein Kind als sie starb, doch ich weiß noch genau, dass ich damit gerne gespielt habe.“ Kais Gedanken wanderten in die Vergangenheit. Plötzlich sah er das wunderschöne lachende Gesicht seiner Mutter. Sie beugte sich zu ihm hinunter, um ihn auf den Arm zu nehmen. Dann wirbelte sie ihn in der Luft herum und die Kette um ihren Hals, eben so eine Kette, wie sie hier in dem Schaufenster dieses Geschäftes auslag, bewegte sich mit ihr. Er hatte es geliebt, diese rosafarbenen Steine zu betrachten, in denen sich das Sonnenlicht in den schönsten Farben brach.
 

Alicia sah ihn aufmerksam an. Sein Blick war noch immer auf die Kette gerichtet und ein trauriger Ausdruck lag in seinen Augen. Sie streckte die Hand aus und berührte seine Hand.

„Es tut mir leid, Kai“, sagte sie leise.
 

Noch einen Moment verharrte Kai, dann schüttelte er leicht den Kopf und blickte sie an.

„Es ist geschehen und nicht rückgängig zu machen“, flüsterte er. „Ich habe schon lange nicht mehr an sie denken müssen“, erklärte er, fügte jedoch in Gedanken hinzu: bevor ich dich traf.
 

Alicia hatte wieder das Gefühl, in seinen Augen zu versinken, als ein lautes Donnern sie zusammen fahren ließ. Ihr Blick richtete sich in den Himmel, an dem sich dunkle Gewitterwolken vor die Sonne schoben. Innerhalb weniger Momente schien es, als wenn die Welt untergehen würde. Wind frischte auf und die ersten Tropfen fielen vom Himmel.
 

Kai griff Alicias Hand, die noch immer die seine berührte und zog sie weiter. „Komm“, sagte er. „Wir gehen zurück zum Auto bevor es richtig losgeht.“
 

Sie rannten die Straße hinunter zurück zum Park, doch der zuerst nur tröpfelnde Regen verwandelte sich innerhalb von Sekunden in einen Wolkenbruch. Völlig durchnässt suchten sie in einem Eingang eines Hauses Schutz.
 

Kai wischte sich den Regen aus dem Gesicht und sah Alicia an. Er rechnete damit, dass sie verärgert wäre, doch sie lachte ihn einfach nur an. Die türkisen, langen Haare klebten ihr nass am Kopf, ihr weißes Top war durchnässt und der weiße BH den sie trug, schimmerte durch den Stoff hindurch.
 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er sie und sah sie fasziniert an. Regentropfen hingen in ihren langen Wimpern und liefen ihren Hals hinunter.
 

„Ja, es geht mir blendend“, lachte sie und wischte sich über die Stirn. Dann wanderte ihr Blick über seinen Körper. „Du bist nass“, stellte sie fest.
 

Kai lachte. „Du auch!“
 

Alicia lächelte ihn mit funkelnden Augen an, dann nickte sie und trat wieder hinaus in den Regen. Lachend legte sie den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.

„Weißt du, was ich als Kind am Meisten geliebt habe?“, fragte sie laut, um das Trommeln des Regens und das Donnern des Gewitters zu übertönen.
 

Kai grinste. „Im Regen zu spielen?“, stellte er die Gegenfrage und ließ sie nicht für eine Sekunde aus den Augen.
 

Alicia strahlte ihn an, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein. Im Regen zu tanzen.“ Wieder schloss sie die Augen, dann breitete sie die Arme aus und drehte sich.
 

Kais Herz machte bei diesem Anblick einen Sprung. Passanten eilten vorbei, die sich Taschen, Jacken oder sonstiges über den Kopf hielten, damit sie ein wenig Schutz vor dem starken Regen fanden, doch Alicia drehte sich weiterhin, so, als wenn sie nicht einen einzigen Tropfen missen wollte.

Fasziniert betrachtete er sie. Ihre Kleidung war komplett durchnässt und die Haare wirkten viel dunkler. Nass klebten sie an ihrem Körper.
 

Er trat zu ihr hinaus in den Regen und nahm ihre Hand. „Du willst Tanzen?“, fragte er, als sie ihn ansah. „Dann tanz mit mir.“ Sanft zog er sie an sich, legte seine Hand auf ihren Rücken und drehte sich langsam mit ihr.
 

Alicia sah ihn verwundert an. Sie fühlte die Nässe seiner Kleidung und den sanften, warmen Druck, den seine Hand auf ihrem Rücken ausübte. Doch dann überließ sie sich seiner Führung und tanzte mit ihm. Nur ein Wegblinzeln der Regentropfen unterbrach ihren Blickkontakt.
 

Und plötzlich war es so, als würden sie nicht hier im Regen tanzen. Sie spürten nicht mehr die Feuchtigkeit auf ihrer Haut.; sie registrierten nicht die Pfütze, in der sie sich bewegten; merkten nichts von den Menschen um sie herum, die vor dem Regen flüchteten und bekamen nichts von dem Wasser mit, welches von den Autos auf den Gehweg gespritzt wurde. Sie nahmen nur einander wahr – nicht mehr und nicht weniger.
 

Ununterbrochen lief der Regen über die Körper der beiden Menschen, die sich in einer sanften Umarmung hielten. Sie tanzten nicht mehr, sie sahen einander nur an. Sie brauchten in diesem Moment keine Worte. Es war, als wenn ihre Herzen miteinander sprechen würden. Der Regen, die Hektik auf den Straßen, die Kälte, die sie langsam durchdrang – nichts von all dem nahmen sie wahr.
 

Als ein lautes Donnern über ihnen erschallte, zuckte Alicia zusammen. Sie sah in den Himmel und Kai folgte ihrem Blick. Er spürte, wie sie zitterte.

„Komm, wir sollten langsam aus dem Regen raus, ansonsten erkälten wir uns noch“, sagte er leise. Dann nahm er ihre Hand und führte sie weiter zu dem Auto, welches um die Ecke stand. Er schloss die Beifahrertür auf und ließ Alicia einsteigen, bevor er sich neben sie hinter das Steuer setzte. Er wischte sich den Regen aus dem Gesicht und sah sie an.

„Du solltest aus diesen nassen Klamotten raus. Wo soll ich dich hinbringen? In das Hotel?“
 

„Nein!“, sagte Alicia schnell und schüttelte entschlossen den Kopf. „Nicht in das Hotel.“ Sie hatte keine Ahnung, wo sie hinwollte, aber eines wusste sie: sie wollte noch nicht zurück in ihr Leben. Sie wollte die Freiheit dieses Tages noch nicht aufgeben.
 

Kai lächelte. „Alicia, du wirst noch krank wenn du…“
 

„Ist es weit zu dir?“, unterbrach sie ihn und sah ihn schüchtern an. Noch immer glitten Tropfen vom Regen aus ihren Haaren über ihre Haut.
 

Kai blickte sie erstaunt an, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, es ist nicht sehr weit“, sagte er leise. Einen Moment betrachtete er sie schweigend. „Bist du sicher, dass du das willst?“, fragte er und hoffte, dass er diese eine Antwort bekam, die er hören wollte.
 

Alicia sah ihm in die Augen, dann nickte sie. „Ja. Ich bin sicher“, flüsterte sie.
 

Kai nickte schweigend, dann startete er den Wagen und fuhr los.
 

~*~
 

Zehn Minuten später parkte Kai das Auto und zog die Zündschlüssel ab. Die ganze Fahrt über hatten sie geschwiegen. Jetzt sah er sie unsicher an. Er hatte Angst davor, dass sie es sich anders überlegt haben könnte. Er wusste zwar nicht, was passieren würde, aber er wollte nichts riskieren, was sie dazu bewegen könnte, wieder zu gehen. Er wollte einfach nur in ihrer Nähe sein.
 

„Hier wohne ich“, sagte er leise und deutete auf ein hell gestrichenes Haus auf der anderen Straßenseite. Vorsichtig sah er Alicia an und versuchte, in ihrer Mimik zu lesen.
 

Alicia atmete tief durch. Niemals hatte sie gedacht, mit Kai in seine Wohnung zu gehen. Hatte sie nicht geplant mit ihm abzuschließen? Endgültig?!

Den ganzen Weg über hatte sie sich gefragt, warum sie mit ihm hier her fahren wollte. Sie fand keine Erklärung dafür, doch sie wollte es. Sie wollte nichts sehnlicher, als bei ihm zu bleiben. Alles in ihr sträubte sich bei dem Gedanken, wieder in ihre Suite zurückgehen zu müssen. Auch wenn sie jetzt gerade den größten Fehler ihres Lebens beging – sie konnte nicht anders.
 

Sie blickte zu Kai und lächelte ihn schüchtern an. „Vielleicht sollten wir hineingehen?! Ein Handtuch wäre nicht schlecht“, sagte sie leise.
 

Kai nickte nur, dann stieg er aus und Alicia tat es ihm gleich. Der Wolkenbruch hatte sich in einen tröpfelnden Regen abgeschwächt und es war nicht mehr der Rede wert, dass sie noch nasser wurden.
 

Schweigend schloss Kai die Haustür auf und ging langsam die schmale Treppe hinauf in das dritte Stockwerk. Nachdem er die Tür zu seiner Wohnung aufgeschlossen und diese sich mit einem leisen Knartschen geöffnet hatte, ließ er sie hinein. Etwas unsicher blickte Alicia sich um. Das Einzimmer-Appartement war nicht sehr groß aber dafür war die Unordentlichkeit umso größer. Lächelnd sah sie Kleidung, die die wenigen Möbel fast vollständig verdeckten. Ein leerer Pizzakarton lag auf dem Tisch neben einer halbgegessenen Banane.
 

Verlegen kratzte Kai sich am Kopf. „Bitte sieh dich nicht zu genau um. Ich war nicht auf Besuch eingestellt“, grinste er entschuldigend.
 

„Ja, das sehe ich“, lächelte Alicia und trat weiter in den Raum.
 

„Ich hole schnell ein paar Handtücher“, sagte Kai und verschwand im Bad.
 

Lächelnd hörte Alicia, wie er leise vor sich hin fluchte. Wahrscheinlich suchte er gerade nach einem sauberen Handtuch für sie.

Sie trat an die Kommode und sah sich das Bild an, welches dort stand. Ein glücklich lächelndes Paar war dort abgebildet. Der Mann hatte eine große Ähnlichkeit mit Kai und die Frau hatte eine Kette um den Hals, die Alicia dort im Schaufenster gesehen hatte. Kais Eltern…
 

Vorsichtig stellte sie den gesprungenen Rahmen wieder zurück und tat so, als wenn sie ihn nicht gesehen hätte, als Kai wieder das Zimmer betrat. Lächelnd reichte er ihr ein Handtuch.

„Danke“, sagte Alicia und fuhr sich damit über die Haare.
 

Kai kramte in einem Haufen von Kleidung herum und fischte ein Sweatshirt und eine Jogginghose heraus. Dann reichte er ihr dieses.

„Du solltest dich umziehen, sonst wirst du wirklich noch krank“, sagte er leise.
 

Alicia lächelte, dann nickte sie schweigend. Sie ging in das Bad und schloss die Tür hinter sich. Sie stellte fest, dass dies wirklich eine Männerwohnung war. Neben einer geöffneten Zahnpastatube stand eine Dose Rasierschaum und es roch hier stark nach dem Aftershave, welches er benutze.

Sie merkte, wie sie inzwischen vor Kälte zitterte und zog das nasse Top von ihrem Oberkörper. Als sie in das Sweatshirt von ihm schlüpfte, roch sie seinen Duft, der ihr für einen Moment die Sinne raubte. Sie zog den Stoff an ihre Nase und schloss die Augen.
 

„Gott, was mach ich hier nur?“, fragte sie leise und sah etwas hilflos in den Spiegel.
 

~*~
 

Kai nahm schnell eine Handvoll Klamotten und stopfte diese in die Kommode. Er beseitigte den Pizzakarton und die Bananenschale vom Tisch und rückte die Sofakissen zurecht. Etwas gehetzt sah er sich um. Warum musste er auch nur so unordentlich sein? Was sollte Alicia nur von ihm denken?

Nervös fuhr er sich durchs Haar. Als er hörte, wie sich die Tür zum Badezimmer öffnete, nahm er den Wasserkessel zur Hand.
 

Alicia betrat den Raum. Das Sweatshirt hing ihr fast bis zu den Knien und die Ärmel hatte sie etwas hochgekrempelt. Die Hose war ebenfalls zu lang und ihr schlanker Körper schien in diesen Sachen fast zu versinken.
 

Kai, der gerade dabei war, den Wasserkessel zu füllen und ihn dann auf die Herdplatte zu stellen, sah sie lächelnd an. Sie sah so bezaubernd aus…

„Möchtest du einen Tee?“ Fragend sah er sie an.
 

„Ja, gerne“, erwiderte sie, während Kai auf das inzwischen geräumte Sofa deutete. Sie setzte sich und zog die Knie an die Brust. Wärmend schlang sie ihre Arme um die Beine. Langsam spürte sie die Kälte, die durch den Tanz im Regen sich in ihr ausbreitete. Aufmerksam sah sie sich um. Das große Fenster zeigte einen Blick in den noch immer Wolken vergangenen Himmel. Direkt vor dem Fenster stand ein breites, zerwühltes Bett, auf dem Boden lagen noch ein paar getragene Socken. Alicia musste lächeln bei dem Anblick. Sie selber war zwar ordentlich, aber wenn sie mal was liegen ließ, übernahmen es die Angestellten, wieder Ordnung zu schaffen. Sie fragte sich, wie es wohl war, sich selbst um all das kümmern zu müssen.
 

„Hier, aber pass auf, er ist noch sehr heiß.“ Kai reichte ihr einen Becher mit duftendem Tee.
 

„Danke.“ Skeptisch sah sie ihn an. „Du solltest dir auch etwas Trockenes anziehen.“ Noch immer trug er das völlig durchnässte Hemd und Unterhemd und auch die Jeans schien noch zu triefen.
 

„Ja, wäre vielleicht besser“, lächelte Kai und ging zur Kommode. Nach kurzem Wühlen zog er eine trockene Jeans und ein T-Shirt heraus und verschwand dann im Bad.
 

Alicia lehnte sich zurück und atmete tief ein, während sie den heißen Becher in ihren Händen hielt. Es war komisch, aber obwohl sie das erste Mal hier war, fühlte sie sich mehr Zuhause als in der Suite des Hotels, in dem sie nun schon so viele Jahre immer wieder einkehrte. Hier gab es Dinge, die ein Zuhause zu einem Zuhause machten. Egal, ob es diese kleinen Details eines Bildes, des leeren Pizzakartons oder des ungespülten Geschirrs waren. Es war wohnlich und gemütlich – nicht so steril und unpersönlich wie ihre Suite. Selbst ihre Räume in der Villa ihres Vaters schienen nicht so warm und menschlich zu sein, wie dieses unaufgeräumte Appartement. Hier lebte jemand.
 

Sie stand auf und ging zu dem Fenster. Noch immer regnete es und die Autos unten auf der Straße fuhren durch tiefe Pfützen. Passanten liefen eilig mit aufgespannten Regenschirmen über die Straße, um möglichst schnell ihr Ziel zu erreichen. Keiner von ihnen war so verrückt, in diesem Regen zu tanzen. Selbst sie hätte nicht geglaubt, so verrückt sein zu können, doch sie hatte es getan – und es war wundervoll gewesen. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so frei gefühlt wie in diesem Augenblick im Regen.

Gedankenverloren pustete sie in den Tee und nippte vorsichtig daran. Sie bemerkte nicht, wie sie schweigend beobachtet wurde.
 

Kai betrat das Zimmer und zog das T-Shirt zurecht, als er sie dort am Fenster stehen sah. Verträumt lächelnd lehnte er sich an den Türrahmen. Er konnte es nicht beschreiben, aber dieser Anblick machte ihn glücklich. Hier war sie – in seiner Wohnung und sogar in seiner Kleidung. Und das Schönste: sie schien sich wohl zu fühlen.
 

Langsam kam er näher, doch sie schien es nicht zu bemerken. Ihre Haare lagen ihr noch immer feucht auf den Schultern und ihr zierlicher Köper schien in seiner weiten Kleidung zu versinken. Als er sie leise seufzen hörte, räusperte er sich.
 

Alicia erschrak, als sie hinter sich das Räuspern hörte. Sie drehte sich um und sah, dass Kai sie warm anlächelte.

„Du hast eine schöne Wohnung“, sagte sie, um die Stille zwischen ihnen zu unterbrechen.
 

„Na ja, es gibt sicher Schönere. Aber ich bin fast nur zum Schlafen hier und dazu reicht es“, erklärte Kai Schulter zuckend.
 

„Nein, es gefällt mir wirklich. Es ist…“ Alicia suchte nach den richtigen Worten, „gemütlich und sehr individuell eingerichtet.“
 

Kai lachte leise auf. „Zusammengewürfelt trifft es wohl eher.“
 

Alicia stimmte in sein Lachen ein. „Ja, du hast Recht, das trifft es ganz gut.“ Etwas nervös strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die ihr ins Gesicht gefallen war. Unschlüssig, was sie sagen oder tun sollte, blickte sie sich um. „Ich mag dieses Zusammengewürfelte an deiner Wohnung. Es passt irgendwie“, sagte sie leise. Wieder pustete sie in ihren Tee, wobei diese Haarsträhne wieder in ihre Stirn fiel.
 

Lächelnd hob Kai seine Hand und strich sie Alicia aus der Stirn.

„Ich freu mich, dass du heute ins La Brasca gekommen bist, Alicia“, sagte er leise.
 

Alicia hatte das Gefühl, von dieser leichten Berührung zu verglühen. Sie erwiderte seinen Blick und lief wieder in Gefahr, in dem Rubin seiner Augen zu versinken.

„Ich bin auch froh, dass ich es tat“, flüsterte sie.
 

Kai strich noch immer mit dem Daumen über ihre Schläfe und konnte sich nicht von ihrem Blick lösen. Er wünschte, dieser Moment würde niemals vergehen…
 

Alicia durchlief es heiß und kalt. Sie ertrank in seinen Augen und seine Berührungen waren so sanft, so zärtlich…

Sie verschloss ihrem Verstand den Zutritt und ließ nur noch ihren Gefühlen freien Lauf. Sie trat einen kleinen Schritt auf ihn zu, streckte ihm ihren Kopf entgegen und schloss die Augen. Nichts konnte sie davon zurückhalten. Und sie wollte auch nicht, dass irgendetwas sie davon zurückhielt. Dieser Moment sollte so sein. Es musste so sein.
 

Kai spürte ihren Atem auf seiner Haut, sah ihren hungernden Blick und als sie die Augen schloss, jubelte sein Herz auf. Verzaubert sah er sie an, strich noch ein Mal über ihr Gesicht, dann griff seine Hand fester in ihr Haar und zog ihren Kopf noch weiter zu sich. Er beugte sein Gesicht über das Ihre und verschloss ganz sanft ihre Lippen. Dann schloss auch er die Augen und gab sich diesem Augenblick hin…
 


 


 

Ich hoffe es hat euch gefallen!^^
 

lg

eure

_aliz_

Spiegelschrift

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

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Kai spürte ihren Atem auf seiner Haut, sah ihren hungernden Blick und als sie die Augen schloss, jubelte sein Herz auf. Verzaubert sah er sie an, strich noch ein Mal über ihr Gesicht, dann griff seine Hand fester in ihr Haar und zog ihren Kopf noch weiter zu sich. Er beugte sein Gesicht über das Ihre und verschloss ganz sanft ihre Lippen. Dann schloss auch er die Augen und gab sich diesem Augenblick hin…

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Kapitel 22: Spiegelschrift
 

Alicia versank in diesem Kuss, gab sich ihm völlig hin. Seine Lippen waren so weich, so warm… so vertraut.

Ohne, dass sie es beeinflussen konnte, glitt ihre freie Hand über Kais Arm hinauf zu seiner Schulter, strich über seinen Hals, fühlte das nasse Haar und zog ihn noch dichter an sich heran.
 

Kai strich über ihre türkisen Haare und eine Hand wanderte über ihren schmalen Rücken, um sie noch enger an sich zu ziehen, doch der Kuss blieb zurückhaltend und zärtlich. Sanft spielten ihre Zungenspitzen miteinander, strichen über die Lippen des Anderen und trauten sich nicht, den verlangenden Kampf miteinander zu beginnen und damit den Kuss weiter zu vertiefen.
 

Kai bemerkte, dass Alicia noch immer den Becher mit dem heißen Tee in der Hand hielt und sie daran behinderte, ihn so festzuhalten wie er es sich wünschte. Er strich ihr über das Gesicht und trennte seine Lippen von den Ihren. Tief sahen sie einander in die Augen und Kai bemerkte, dass in ihrem Blick keine Angst oder Unsicherheit lag. Sie wollte es ebenso wie er.

Er nahm ihre Tasse und stellte sie auf den Tisch, dann sah er sie wieder an, in der Hoffnung, dort weitermachen zu können, wo sie geendet hatten.
 

Mit einem Schritt war Alicia bei ihm und umfasste mit ihren schmalen Händen sein Gesicht. Dann küsste sie ihn und drängte ihren Körper an seinen. Sofort umschlangen sie seine starken Arme, seine Hände vergruben sich in ihren Haaren und dem Shirt, welches sie trug. Wie eine Ertrinkende klammerte Alicia sich an ihm fest, wollte nicht einen Moment, nicht einen Zentimeter von ihm missen. Sie spürte, wie die Leidenschaft die Kontrolle über sie übernahm – doch sie tat nichts dagegen. Zu wundervoll waren diese Gefühle die sie überfluteten.
 

Sie spürte seine Muskeln unter dem dünnen Shirt, roch den unverfälschten Duft seiner Haut und fühlte seine Hände auf ihrer Haut, wie diese immer wieder Stromstöße durch ihren Körper jagten.
 

Außer Atem trennte sie sich ein wenig von ihm. Als sie ihm in die Augen sah, sah sie dieselbe Leidenschaft dort auflodern, die sie selber fühlte. Einen Moment zögerte sie, biss sich unschlüssig auf die Unterlippe, doch dann tat sie das, was ihr Innerstes von ihr verlangte. Mit einer fließenden Bewegung zog sie das viel zu weite Shirt über ihren Kopf und ließ es unachtsam auf den Boden fallen.
 

Kai sah sie fasziniert an. Die Brust hob und senkte sich in einem schnellen Rhythmus. Der weiße BH gab einen wunderschönen Kontrast zu ihrer gebräunten, glatten Haut, ihre Haare lagen feucht und wild um den Körper.

Er streckte eine Hand aus und berührte ganz sanft ihre Wange, ohne näher zu kommen. Alicia legte ihre Hand auf seine, dann streckte sie die andere nach ihm aus. Nur zu gerne folgte er ihrer Einladung. Er legte einen Arm um ihre Taille und strich mit der anderen zärtlich über ihren Kopf, ihr Gesicht, ihre Schultern und ihre nackten Arme. Dann versanken sie wieder in einem zärtlichen Kuss.
 

Alicias Hände glitten unter Kais Shirt, berührten sanft seine warme Haut und sie wollte mehr davon. Sie gab ihm zu verstehen, dass er dieses Shirt ausziehen sollte und er fügte sich ihr. Schweigend standen sie sich gegenüber, berührten zärtlich den Körper des Anderen. Leicht strichen ihre Finger über seine haarlose, gebräunte und muskulöse Brust, strichen über die Rippen, die sich dort unter der Haut abzeichneten, umrundeten seinen Bauchnabel.
 

Kai schloss die Augen und genoss diese sanften, unschuldigen Berührungen, die seinen ganzen Körper in Flammen zu setzen schienen. Seine Hände glitten über ihren Rücken, wanderten tiefer und strichen leicht über ihren Po.
 

Alicia hob den Kopf, die Augen geschlossen, und küsste ihn erneut. Ihre Zunge drang in seinen Mund und zeigte ihm, was sie wollte. Leise seufzend gab Kai sich diesem Kuss hin. Seine Hände wanderten unter den Bund der Jogginghose die sie trug und zogen diese hinunter. Gleichzeitig knöpfte Alicia seine Jeans auf.
 

Von den Beinkleidern befreit, fielen sie auf das Bett, sich weiterhin küssend. Kai legte sich auf sie und begrub ihren Körper unter dem Seinen. Zärtlich strich er eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und bedeckte ihre Haut mit tausend Küssen.
 

Alicias Augen waren geschlossen und sie gab sich ganz Kais Berührungen hin. Wundervolle Gefühle durchströmten sie und sie spürte, wie sich tief in ihr etwas aufbaute, worüber sie langsam aber sicher die Kontrolle verlor. Lust und Leidenschaft bemächtigten sich ihrer und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte – oder wollte.

Ihre Hände glitten über seinen Rücken und wanderten tiefer. Sie wollte ihn spüren, seine Haut an der Ihren. Ihre Finger krochen unter den Bund seiner Shorts und schoben sie soweit hinunter, wie es ihr möglich war.
 

Kai unterbrach seine Küsse auf ihrem Dekolletee und sah ihr in die Augen. Ein sanftes Lächeln lag auf seinem Mund. Zärtlich küsste er sie, dann löste er sich für die Dauer von ihr, die es ihn kostete, sich von der Boxershorts zu befreien. Er legte die Arme um sie und drehte sich mit ihr, so dass Alicia nun auf ihm lag. Zärtlich fuhren seine Finger über die weiche Haut ihres Rückens und streiften den Verschluss ihres BHs, der kurz darauf auf dem Boden landete.
 

Alicia atmete tief ein, als ihre nackte Brust so dicht an der seinen lag. Sie beugte sich vor und küsste ihn leidenschaftlich. Türkise, kurze immer noch leicht feuchte Haare fielen über ihrer beiden Gesichter. Wieder drehte sich Kai mit ihr und er küsste sanft ihre Brust während er die andere streichelte. Alicia schloss die Augen und streckte ihm ihren Körper entgegen. Sie wollte mehr von seinen Küssen und Berührungen. Viel mehr.
 

Kais Hände wanderten weiter hinunter, strichen an dem Saum ihres Slips entlang. Als Alicia sich aufstützte, half er, sie von dem Kleidungsstück zu befreien. Nun lagen sie beide nackt und verletzlich da, wie sie geschaffen wurden, und erfreuten sich an dem Körper des Anderen.
 

Zärtlich strich Alicia über Kais Gesäß und öffnete ihre Beine, so dass sie ihn noch näher an sich ziehen konnte. Sie spürte seine Erregung in ihrem Schoß und ein leises Stöhnen kam aus ihrer Kehle. Dieses Feuer, welches aus dem Mittelpunkt ihres Körpers zu kommen schien, breitete sich immer mehr aus. Sie wollte Erlösung – Hier und Jetzt.

Sie schloss die Beine um ihn und Kai ging auf ihre Bitte ein. Mit einem Seufzen spürte er, wie sie sich warm und eng um ihn schloss, ihn in Empfang nahm für die Wunder der Liebe.
 

Alicia glaubte zu verglühen, als sie ihn tief in sich spürte. All ihr Sein schien auf diesen einen Moment konzentriert zu sein. Sie fühlte, wie die Welle der Lust sie davon zu spülen drohte und klammerte sich wie eine Ertrinkende an den Mann fest, der sie in seinen Bann gezogen hatte. Keuchend vergrub sie ihre Fingernägel in seinen Rücken, als er sich immer schneller in ihr bewegte. Alles um sie herum schien zu explodieren als der Höhepunkt sie überspülte und Kai ebenfalls mit sich riss in eine andere Sphäre…
 

~*~
 

Schweigend lagen sie eng aneinander geschmiegt in dem Bett und hörten dem Regen zu, der noch immer gegen die Fensterscheibe tropfte.
 

Alicias Kopf lag auf Kais Brust, ihre Augen waren geschlossen. Kai strich immer und immer wieder über ihre Stirn und das seidige Haar. Er lächelte bei dem Anblick der sich ihm bot. Ihre Miene war absolut entspannt und ihre Atmung ging ruhig und regelmäßig. Fast schien es, als würde sie schlafen, doch Kai wusste, dass sie wach war. Das zarte Lächeln auf ihren Lippen verriet sie.
 

„Welches war das schönste Erlebnis in deinem Leben?“, fragte er leise.
 

Kurz öffnete Alicia die Augen und blickte ihn an. „Das schönste Erlebnis?“, wiederholte sie die Frage und dachte dann nach. „Ich war noch ein Kind. Sieben oder acht Jahre alt. Ich war mit meinen Eltern in Florida. Es war Sommer.“ Sie seufzte leise. „Es war der erste Familienurlaub seit Jahren. Immer hatte mein Vater zu tun. Er wollte Sicherheit für seine Familie, meine Mutter und mich. Doch dadurch gab es Zeiten, in denen ich dachte, er hätte uns vergessen.“ Ihre Augen schlossen sich und sie fuhr mit leiser Stimme fort: „Aber dieser Sommer, diese sieben Tage, gehörten nur uns. Es war wundervoll. Wir sind wandern gegangen, reiten, schwimmen…“ Wieder öffnete sie die Augen und starrte auf die Regentropfen, die langsam die Scheibe hinunter krochen. „Es war der letzte gemeinsame Urlaub mit meinen Eltern.“ Ihre Stimme klang traurig.
 

Kai war sich nicht sicher, ob er auf dieses Thema weiter eingehen sollte, und gerade, als er den Mut aufbringen konnte, danach zu fragen, fragte sie: „Was ist mit dir? Was war dein schönstes Erlebnis?“
 

Kai überlegte einen Moment. „In meiner Kindheit hörten die Dinge auf, schön zu sein, als meine Eltern starben. Davor kann ich mich an etwas erinnern, was mich glauben lässt, das es so was wie Familie gibt.“
 

„Was ist es?“ Alicia hatte ihren Kopf gedreht und blickte ihn an.
 

Kai atmete tief durch. „Zum Einschlafen las meine Mutter mit immer etwas vor. Manchmal, wenn mein Vater die Zeit hatte, kam er zu uns. Dann nahmen sie mich in ihre Mitte und mein Dad erzählte mir von der Schönheit Italiens. Er malte mit seinen Worten so deutliche Bilder, dass ich die Orte direkt vor Augen hatte. Meine Mutter nickte immer lächelnd, wenn ich sie fragte, ob Italien wirklich so schön war.“ Er seufzte und sah Alicia an. „Das Traurige ist, das ich bis jetzt noch niemals dort gewesen bin. Ich bin nicht ein Mal in Italien gewesen, um mich selber überzeugen zu können, dass es dort so schön ist.“
 

„Aber das kannst du doch noch“, sagte Alicia und blickte ihn mit ihren violetten Augen verständnisvoll an.
 

Kai schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich den Mut habe, eines Tages dort hin zu fahren“, sagte er leise. „Vielleicht habe ich Angst davor, dass es vielleicht ganz anders ist, als mein Vater erzählt hat.“ Sanft strich er ihr über den Arm. „Aber ich habe noch ein wundervolles Erlebnis gehabt.“
 

„Was war es?“
 

Kai lächelte. Tief sah er ihr in die Augen und strich zärtlich über ihr Gesicht. „Dich in meinen Armen zu spüren.“
 

Alicia suchte nach einem Hinweis, dass Kai ihr nur etwas vormachte, doch alles was sie sah, war Ehrlichkeit in dem Rubin seiner Augen.

Sie seufzte und blickte wieder aus dem Fenster.
 

Kais Gesichtsausdruck wurde traurig. Er hatte geahnt, dass sie nicht bereit war, dies zu hören, auch wenn es der Wahrheit entsprach. Er zwang sich zu einem Lächeln und fragte: „Hast du Hunger?“
 

Alicia erwiderte das Lächeln, dann sagte sie: „Ich habe einen Bärenhunger!“
 

~*~
 

Nur mit Boxershorts bekleidet stand Kai am Herd und gab die Tortellini in das kochende Wasser. Dann fügte er der Sauce noch einen Schuss Sahne hinzu und schmeckte sie mit Gewürzen ab.

Alicia saß auf der Arbeitsplatte und sah ihm lächelnd zu. Kais T-Shirt reichte ihr bis zur Mitte der Oberschenkel und ihre nackten Beine hingen in der Luft. Selten war sie auf diese Art und Weise bekocht worden. Wenn sie es sich genau überlegt, war sie noch niemals auf diese Art und Weise bekocht worden. Wieder mal ein Versäumnis, dessen sie sich jetzt erst bewusst wurde.
 

„Bene!“, sagte Kai zufrieden und tauchte den Löffel wieder in die Sauce. Dann hielt er ihn Alicia entgegen. „Hier, probiere ob sie dir schmeckt. Aber sei vorsichtig, sie ist heiß.“
 

Alicia näherte sich dem Löffel und pustete über die heiße Sauce, dann probierte sie zögerlich. Erstaunt sah sie Kai an. „Sie ist köstlich!“, sagte sie überrascht.
 

Kai grinste. „Ich weiß.“ Er rührte die Sauce noch einmal um, dann nahm er die Salatschüssel und stellte sie auf den Tisch neben den Tellern. Mit einem prüfenden Blick holte er eine Flasche Wein aus dem Regal, öffnete sie und schenkte davon in zwei Gläsern ein. Er überreichte Alicia ein Glas und stellte sich vor ihr, so dass sie auf Augenhöhe waren.

„Auf diesen Tag“, sagte er leise und blickte ihr dabei in die Augen.
 

Alicia lächelte. Sie stieß mit ihrem Glas an das Seine, dann sagte sie ebenso leise: „Auf diesen Tag.“
 

Kai beugte sich vor und berührte sanft mit seinen Lippen die ihren, ohne von dem Wein getrunken zu haben. Mit einem leisen Seufzen legte Alicia die Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss.

Kais Arme umschlangen ihre Taille und er glitt zwischen ihre Beine. Sanft strich er über ihren Rücken und spielte mit ihm als plötzlich neben ihnen etwas zischte.
 

„Verdammt!“, sagte er, löste sich von ihr und stellte die Herdplatte niedriger. Er holte den überschäumenden Topf vom Herd und kippte den Inhalt in ein Sieb.
 

Alicia kicherte. „Ich schätze, das Essen ist fertig.“
 

Kai warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Ja, leider“, murmelte er grinsend. „Setz dich schon mal.“
 

Alicia tat wir ihr geheißen und nahm sein Weinglas und ihr eigenes mit an den Tisch. Dann stellte Kai die Schüssel mit den wunderbar riechenden Tortellini in der Kräuter-Basilikum-Sahne-Sauce auf den Tisch und gab ihr eine Portion auf den Teller.

„Ich hoffe, es schmeckt dir“, sagte er und reichte ihr dann noch die Salatschüssel.
 

Alicia spürte einen Hunger, wie schon seit Monaten nicht mehr. Dies war nicht das langweilige Restaurantessen oder das, ihres Koches, zuhause in Californien. Und vor allem waren dies nicht die wie gewohnt steifen Tischgewohnheiten, die sie sonst kannte. Sie saß hier nur in Slip und T-Shirt und der Mann neben ihr trug sogar nur eine Boxershorts. Allerdings konnte sie nicht behaupten, dass dieser Anblick ihren Appetit milderte.
 

Vorsichtig biss sie in die heißen Tortellini und schloss genüsslich die Augen. „Wundervoll“, sagte sie begeistert. Sie ergriff Kais Hand und drückte diese leicht. „Danke“, flüsterte sie.
 

Anstatt einer Antwort sah Kai sie nur lächelnd an. Er wusste, dass sie nicht nur das Essen meinte. Er konnte es in ihren Augen sehen.

Er beugte sich vor und küsste zärtlich ihre Lippen, dann blickte er ihr tief in die Augen. „Genieße es“, flüsterte er und Alicia wusste, dass er ebenso nicht nur das Essen meinte.
 

Nach dem Essen räumten sie gemeinsam den Tisch ab. Kai wollte Alicia vom Abwaschen abhalten, doch das ließ sie sich nicht nehmen. Und so reichte sie ihm das Geschirr und Besteck, nachdem sie es mit dem heißen Spülwasser abgewaschen hatte, damit er es abtrocknen und wegstellen konnte.
 

Als sie fertig waren und Alicia sich die Hände abtrocknete, sah sie Kai erwartungsvoll an.

„Was machen wir jetzt?“, fragte sie und lehnte sich an die Küchenzeile.
 

Kai lehnte sich zurück gegen die Arbeitsplatte und lächelte. „Ich weiß nicht. Worauf hast du Lust?“
 

Alicia überlegte. Normalerweise war sie froh, wenn sie nach dem Essen ein wenig Zeit für sich hatte, doch heute war alles anders. Sie sah aus dem Fenster. Noch immer regnete es. Sie verspürte keine große Lust, wieder hinaus zu gehen. Am liebsten würde sie nie wieder hinausgehen müssen – doch sie wusste, dass dieser Tag irgendwann vorbei sein würde.
 

Sie atmete tief ein. Noch war dieser Tag nicht zu Ende. Es dämmerte zwar bereits, doch noch war dieser eine so besondere Tag nicht vorbei. Und sie hatte nicht vor, jetzt schon daran zu denken, was morgen sein würde.
 

Ihr Blick glitt zu Kai, der sie abwartend ansah. Sie konnte kaum fassen, dass er wirklich so war, wie er sich gab. Er war lieb, vorsichtig und sehr rücksichtsvoll. Er fragte keine Fragen, die sie nicht beantworten wollte und drängte sie zu nichts. Alles was er tat, war, sie an diesem Tag so glücklich zu machen, wie sie es schon so lange nicht mehr gewesen war. Sie fühlte sich endlich wieder wie eine Frau. Wie eine Frau, die begehrt und geliebt wurde. Geliebt? Nein, dass wohl nicht. Aber war das Begehren nicht ebenso auf ihrer Seite?
 

Kai wartete Alicias Reaktion ab. Er wollte nichts überstürzen und sie zu nichts drängen. Alleine sie sollte entscheiden, was sie als nächstes tun würden.

Sie war wunderschön… Sein Herz klopfte schneller als er sie ansah. Die braungebrannten, langen Beine hatte sie leicht übereinander geschlungen, in den Händen hielt sie immer noch das Geschirrtuch. Die Haare waren vom Regen und ihrem Liebesspiel zerzaust und ungebändigt. Sie sah so natürlich aus. Und so… glücklich. Er wünschte, er müsste sie nie wieder gehen lassen, doch er ahnte, dass ihr beider Leben dies nicht zulassen würde.
 

Alicia fing seinen Blick auf und lächelte ihn an. Ihr gefiel es, wie er sie ansah. Das Begehren lag deutlich in seinen Augen, aber auch Bewunderung und etwas, was sie nicht deuten konnte, lag in ihnen.

Ihr Blick wanderte über sein Gesicht, seine breiten Schultern, seine muskulöse Brust und den trainierten Bauch. Sie wusste, was sie jetzt am liebsten tun würde und sie wusste auch, dass er es war, mit dem sie es tun wollte.

Sie ging auf ihn zu und legte vorsichtig ihre Hände auf seine Brust. Sanft strich sie mit ihrem Zeigefinger über die braungebrannte Haut. Dann beugte sie sich vor und küsste seine Brustwarze, die darauf ebenso reagierte, wie der Rest seines Körpers.
 

Sie hörte Kai aufseufzen, starke Arme griffen nach ihr und zogen sie in eine Umarmung, die sie nur zu gerne erwiderte. Kai strich ihr durch das Haar und hob ihren Kopf, so dass ihre Lippen sich zu einem zärtlichen Kuss wieder fanden. Dann umfasste er ihre Taille und hob sie hoch, so dass Alicia ihre Beine um seine Hüfte schlingen konnte. Sie küssend trug er sie langsam zum Bett auf dem er sie niederlegte und sich dann über sie beugte.

„Alicia“, flüsterte er erregt als er langsam das T-Shirt über ihren Bauch schob.
 

„Nein!“
 

Kai blickte auf und sah sie verwirrt an. Wollte sie doch nicht? Hatte er ihre Signale so missverstehen können? Oder war sie sich doch unsicher und hat ihre Meinung geändert?

Doch in ihrem Blick konnte er keinen Widerstand sehen – nur die Lust, die er selber spürte.
 

„Nein“, wiederholte Alicia leise. „Nenn’ mich nicht Alicia“, flüsterte sie.
 

Fragend sah Kai sie an. „Wieso nicht?“, fragte er und strich ihr sanft eine Strähne ihres Haares aus der Stirn.
 

„Alicia bin ich für die ganze Welt. Für dich will ich jemand Anderer sein.“ Sie sah ihm tief in die Augen.
 

„Wie soll ich dich nennen?“, fragte Kai und küsste ihre Nasenspitze. „Alli?“
 

Sofort schüttelte Alicia den Kopf. „Nein, Alli nennt mich mein Vater.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, dann sagte sie leise: „Victoria. Mein dritter Name lautet Victoria. So nennt mich keiner.“ Bittend sah sie ihn an.
 

Kai lächelte. „Nein, du bist nicht Victoria.“ Er betrachtete sie und überlegte einen Moment. Zart glitten seine Finger über ihr Gesicht, zogen ihre Augenbrauen nach, ihre hohen Wangenknochen, ihre schön geschwungenen Lippen. „Tory. Für mich bist du Tory“, flüsterte er und als Alicia ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte, küsste er sie unendlich zärtlich. „Tory…“
 

Alicia schloss die Augen und ließ zu, dass die Welt um sie herum verschwamm. Alles reduzierte sich zu einer solchen Nichtigkeit, dass sie nur noch ihn, seine Küsse und seine Berührungen wahrnahm. Nur dieser eine Moment zählte, in dem Kai eine Frau namens Tory berührte…
 

~*~
 

Es war bereits spät in der Nacht, als Kai bemerkte, wie sich die Atmung von Alicia, Tory, vertiefte. Zufrieden registrierte er, wie sie sich im Schlaf an ihn schmiegte. Sanft strich er über ihr Haar, woraufhin sie ihre sinnlichen Lippen aufeinander presste. Ihre Finger glitten über seine Brust und zogen ihn noch dichter an sich heran.
 

Kai musste lächeln bei diesem Anblick. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, zog er die Decke ein wenig höher über ihre Schultern, damit sie nicht fror. Dann schlang er den Arm wieder um sie und sog ihren Duft in sich auf. Genüsslich schloss er die Augen, als ihr Geruch in seine Nase stieg. Noch immer konnte er nicht fassen, dass sie jetzt neben ihm lag. Es kam ihn vor wie ein Traum. Doch aus diesem Traum wollte er nie wieder aufwachen, wollte ihn festhalten mit der ganzen Kraft seines Herzens.
 

Er wusste nicht, was der nächste Tag bringen würde, wusste nicht, ob sie sich noch einmal wiedersehen würden, aber er wusste, dass dies der schönste Tag in seinem Leben gewesen war. Diese Stunden mit ihr zu verbringen war etwas Besonderes gewesen. Sie waren ihm kostbar, wie sonst nichts in seinem Leben. Nur die Erinnerungen an seine Eltern hegte er mit derselben Liebe, wie diesen Tag.
 

Liebe… Ja, er war sich sicher, dass er sich in diese Frau verliebt hatte. Noch niemals hatte ihn eine Frau so um den Verstand gebracht; noch niemals hat er diese intensiven Gefühle gefühlt; sich so sehr nach der Nähe eines anderen Menschen gesehnt.

Doch es lag auch an ihr, was nun aus ihnen werden würde. Er wusste nicht, ob sie ebenso fühlte. Er musste sich eingestehen, dass er nichts von ihr wusste. Einzig die Hoffnung blieb ihm, dass sie ihn ebenso wiedersehen wollte und dass sie ihn an ihrem Leben teilhaben lassen würde.
 

Vorsichtig griff er neben sich und angelte einen Stift und ein Stück Papier von dem kleinen Tischchen neben seinem Bett. Schnell kritzelte er etwas darauf und faltete es dann zusammen. Mit einem gekonnten Wurf, warf er den Zettel in die Einkaufstüte von Alicia, die am Ende des Bettes lehnte. Nun konnte er nur hoffen, dass sie dieses Stück Papier finden würde. Wenn ja, lag es an ihr, was sie daraus machen würde.
 

Kai seufzte leise und schloss die Augen. Er spürte die Wärme, die von ihrem Körper ausging und bis zu seinem Herzen ausstrahlte. Sanft zog er sie dichter an sich heran, dann schlief er mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
 

~*~
 

Alicia erwachte früh. Gerade erst ging die Sonne auf. Sie blinzelte in den jungen Morgen und brauchte einen Moment, um zu wissen, wo sie war. Sie hob ihren Blick und sah das schlafende Gesicht Kais. Seine Arme waren um ihren Körper geschlungen, als wenn er Angst hätte, sie könnte verschwinden.
 

Ein Lächeln zauberte sich auf ihre Lippen. Liebevoll betrachtete sie einen Moment den schlafenden Mann neben sich. Er sah friedlich, fast kindlich aus. Die langen, dunklen Wimpern umrahmten die geschlossenen Augen. Auf seinen Wangen und dem Kinn sah sie dunkle Bartstoppeln.
 

Sie seufzte leise. Was würde sie dafür geben, in diesen starken Armen liegen bleiben zu können; einfach ihr Leben auszuschließen, aufzugeben für dieses Einfache und doch so Vollkommene. Doch leider war ihr diese Möglichkeit nicht gegeben. Es wurde Zeit, wieder in ihr altes Leben zurück zu kehren.
 

Vorsichtig befreite sie sich aus Kais Umarmung, darauf bedacht, ihn nicht zu wecken. Sie griff nach ihrer Einkaufstüte, dann schloss sie leise die Tür zum Bad hinter sich. Sie zog ihr feines Kostüm aus der Tasche und sah erstaunt auf den Boden, als ein kleiner Zettel auf ihrem nackten Fuß landete. Skeptisch bückte sie sich und hob ihn auf. Langsam faltete sie ihn auseinander und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus als sie die Zeilen las, die dort standen:
 

Ich weiß nicht, ob du mich wiedersehen willst.

Aber ich wollte dir sagen, dass dieser Tag mit dir etwas ganz

Besonderes für mich war und immer sein wird.
 

Wenn es dir genauso geht, ruf mich bitte an. Ich würde dich

wirklich gerne wiedersehen.
 

Kai
 

Darunter stand eine Telefonnummer.
 

Alicia atmete tief durch, dann steckte sie den Zettel sorgsam in ihre Handtasche und zog sich an. Die Jeans und das Top, beides noch ein wenig Klamm von dem Regen, steckte sie in die Einkaufstüte. Sie bürstete ihr Haar und wusch sich das Gesicht. Als sie in ihrer Handtasche nach einem Kaugummi suchte, da sie keine Zahnbürste bei sich hatte, glitt ihr ein Lippenstift in die Hand.
 

Sie sah auf und blickte in ihr eigenes Spiegelbild. Konnte sie es wagen? Ihr Verstand sagte wie immer Nein, doch ihr Herz schrie danach. Sicher, es war mit einem Risiko verbunden, doch war das Risiko, diese wundervollen Gefühle niemals wieder zu spüren, nicht viel größer?
 

Kurz später betrat sie wieder das Zimmer, in dem Kai immer noch schlafend im Bett lag. Seine Hand lag an der Stelle, an der sie kurz vorher noch gelegen hatte. Die Bettdecke war ihm bis zum Bauch gerutscht und ließ den Blick auf seine Brust frei.

Alicia lehnte sich in den Türrahmen und betrachtete ihn für einen Moment. Niemals hatte sie sich so gefühlt wie mit ihm. Niemals waren ihre Emotionen so berauschend, so bedeutend gewesen, wie in seiner Gegenwart. Und niemals hatte sie sich in den Armen eines Mannes so sehr als Frau gefühlt, wie in den seinen.
 

Leise trat sie an das Bett und beugte sich vor. Leicht berührten ihre Lippen die seinen und sie atmete mit geschlossenen Augen noch einmal seinen Duft ein. Dann nahm sie ihre Tasche und verließ das Appartement.
 

~*~
 

Kai erwachte eine Stunde später. Nur langsam entließ ihn der Schlaf aus seinem Griff. Seine Hand wanderte suchend über das kalte, leere Laken, fand nichts, was an den Körper der Frau erinnerte, mit der er diese Nacht verbracht hatte.

Noch bevor er ein Auge geöffnet hatte, wusste er, dass sie gegangen war – wieder einmal.
 

„Tory“, flüsterte er und er drehte sich auf den Rücken. Dann blickte er schweigend an die Decke und wünschte sich, sie würde jeden Moment aus dem Bad und zurück in seine Arme kommen. Doch er wusste, dass dies nicht passieren würde.
 

Dies alles erinnerte ihn an den Morgen nach der ersten, gemeinsam verbrachten Nacht. Auch damals war sie einfach so verschwunden; ohne ein Wort, ohne ein Lebe Wohl. Doch diesmal schmerzte es ihn um ein vielfaches mehr. Damals wusste er nichts von ihr. Er hatte keine Ahnung gehabt, was für ein Mensch sie war; kannte sie nicht. Auch wenn er jetzt immer noch nicht sehr viel mehr von ihr wusste, wusste er jedoch genau, dass dies die Frau seines Lebens sein könnte, wenn sie es nur zulassen würde. Er hatte einen kleinen Blick in ihre Seele werfen können, hatte sie erlebt, wie sie in Wirklichkeit sein wollte. Vielleicht kannte er sie sogar besser, als die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Er ahnte, dass sie ihm eine Seite offenbart hatte, die nur wenige Menschen zu Gesicht bekamen, und das machte ihn glücklich.
 

Damals, nach ihrer ersten Nacht, hatte sie ihm eine Botschaft hinterlassen…
 

Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und rannte in das kleine Bad. Als er in den Spiegel sah, lächelte er und lehnte sich gegen den Türrahmen. Immer und immer wieder las er die Zeilen, die dort mit Lippenstift auf den Spiegel geschrieben waren:
 

Ich danke dir für diesen unvergesslichen Tag.

Auch für mich war er etwas sehr Besonderes.

Ich werde dich anrufen,
 

Tory

Ein stilles Lächeln

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 


 

+++++++++++++++++++++++

Immer und immer wieder las er die Zeilen, die dort mit Lippenstift auf den Spiegel geschrieben waren:
 

Ich danke dir für diesen unvergesslichen Tag.

Auch für mich war er etwas sehr Besonderes.

Ich werde dich anrufen,
 

Tory

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Kapitel 26: Ein stilles Lächeln
 


 

Als die Sonne langsam über die Hügel der englischen Landschaft kroch, betrat Alicia das vornehme Foyer des Hotels. Zügig ging sie in die große Halle. Ihre Schritte hallten auf dem steinernen Boden unpassend laut zu dieser frühen Uhrzeit. Alicia bemerkte den neugierigen Blick, den der Nachtportier ihr zuwarf. Zögerlich lächelte sie ihn an und sagte leise: „Guten Morgen, James.“
 

Als sie zu den Fahrstühlen ging, räusperte der Mann sich. „Miss Williams, ich habe hier einige Nachrichten für Sie.“
 

Alicia drehte sich seufzend um und ging wieder zum Empfangstresen zurück. Schweigend nahm sie die Zettel entgegen.

„Mr. Albano hat öfter versucht, Sie zu erreichen. Ich soll Ihnen ausrichten, dass er sich freuen würde, wenn Sie heute mit ihm frühstücken würden.“
 

Alicia nickte. „Danke, James.“ Sie drehte sich wieder um und betrat den Lift. Während der Fahrstuhl in den siebten Stock hinauffuhr, ging sie die Nachrichten durch. Ihr Vater hatte sie versucht zu erreichen, außerdem Sheila, ihre Assistentin in den Staaten und, mehrfach, Stephano.
 

Sie schloss die Augen und lehnte sich an die kühle, steinerne Wand des Lifts. Hoffentlich würde er sie nicht fragen, wo sie gewesen war… Aber warum sollte sie ihm darauf antworten, wenn er es tat? Sie schuldete ihm keinerlei Rechenschaft, schließlich konnte sie tun und lassen was sie wollte. Stephano war nichts mehr als der Assistent ihres Vaters, der ihr zur Hand gehen sollte – auch, wenn er die Hoffnung hatte, dass vielleicht eines Tages doch mehr zwischen ihnen sein würde als nur berufliche Dinge. Doch nach diesen unbeschwerten Stunden mit Kai wusste Alicia, dass dies niemals der Fall sein würde. Dennoch hoffte sie, dass er sie nicht nach dem Tag fragen würde.
 

Kurz später betrat sie ihre Suite, zog sich im Schlafzimmer aus und ging in das Bad. Das warme Wasser, das aus dem Duschkopf über ihren Körper lief, spülte die letzte Müdigkeit hinunter und sie schloss entspannt die Augen. Kais Gesicht erschien vor ihrem inneren Auge. Ob er noch schlief?

Sie bemerkte nicht, wie sich ein unbewusstes Lächeln auf ihre Lippen stahl. Obwohl sie nicht viel Schlaf bekommen hatte, fühlte sie sich so gut wie schon lange nicht mehr. Diese Stunden mit ihm hatten ihr ein anderes Leben gezeigt, in dem sie nicht die Verantwortung tragen musste, die jetzt bald wieder auf ihr lasten würde. Sie hatte mit ihm einfach einen wundervollen Tag verbracht und eine noch wundervollere Nacht.
 

Sie seufzte und schlang ihre Arme um ihren Oberkörper. Das warme Wasser rauschte weiterhin aus der Brause auf ihren Kopf und lief an ihrem Körper hinunter in den Abfluss. Tief atmete sie ein und erinnerte sich für einen Moment an den Zauber der vergangenen Stunden. Alles war so perfekt gewesen. Seine Berührungen, seine Küsse, ihn so nahe zu spüren…
 

Ihr Herz schlug schnell als die Erinnerungen wieder in ihr hoch kamen und ein Kribbeln in ihrem Bauch machte sich breit. In diesem Moment wünschte sie nichts sehnlicher, als wieder zu ihm fahren zu können. Sie wollte sich wieder in seine Arme flüchten, wieder seine zarten Berührungen spüren, bei ihm sein, wenn er aufwachte.
 

Doch als sie ihre Augen öffnete, war sie in ihrer Suite – alleine.
 

Sie drehte das Wasser ab und schlang ein Handtuch um ihren zierlichen Körper. Ratlos sah sie in den Spiegel. Sie hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen würde mit Kai und ihr. Sie wusste, dass es ein Risiko barg, sich weiterhin mit ihm zu treffen. Das Risiko bestand jedoch nicht darin, dass es rauskommen würde oder sie zusammen gesehen werden würden. Nein. Das Risiko bestand darin, dass sie sich in ihn verlieben würde…
 

~*~
 

Kai bemerkte, wie er ständig auf sein Handy starrte. Sehnsüchtig wartete er auf einen Anruf oder wenigstens einer Nachricht von Alicia, doch den ganzen Tag über hörte er nichts von ihr.

Ruhelos hatte er seine Wohnung aufgeräumt, Wäsche gewaschen und das Bad geputzt. Er wollte nicht riskieren, sich vor ihr noch einmal so eine Blöße zu geben. Er wollte, dass sie sich hier in seinem kleinen Appartement wohl fühlte.
 

Aber würde dies überhaupt eintreffen? Würde sie noch einmal zu ihm kommen? Er war sich nicht sicher, auch wenn ihre Nachricht, die er nicht von dem Spiegel abgewischt hatte, ihn dazu verleitete, darauf zu hoffen. Sie wollte ihn wieder sehen! Aber würde sie es auch noch wollen, wenn ihr Alltag, wie auch immer der aussah, sie wieder eingeholt hatte? Er wusste nicht, wie ihr Leben war, welche Menschen sie kannte und wie sie zu diesem Mann stand, mit dem sie bei der Dinner Party und im La Brasca gewesen war.
 

Kai warf ein paar Kleindungsstücke frustriert auf das Bett und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Wenn er nur mehr von ihr wüsste. Wenn er nur wüsste, welchen Stand er in ihrem Leben einnehmen könnte…
 

Am frühen Nachmittag machte er sich schließlich auf den Weg zu seiner Arbeitsstätte. Er hielt es einfach nicht länger in seiner Wohnung aus.

Als er das Restaurant betrat, wurde er mit einem warnenden Blick von Simon empfangen.

„Hey, Kai. Mach dich auf was gefasst, der Chef ist mächtig sauer auf dich“, flüsterte er ihm zu.
 

Kai seufzte auf. Er hatte erwartet, dass Brian nicht erfreut darüber gewesen war, dass er am vorigen Tag die Schicht so einfach an Mike abgetreten hatte. Aber im Grunde war es ihm gleich. Er wusste, dass es sich gelohnt hatte. Alles hätte sich gelohnt für diese wundervollen Stunden mit Alicia – Tory. Sie waren es wert gewesen.

Um das alles schnellstmöglich hinter sich zu bringen, ging er direkt in die große Küche, in der schon zwei Köche und eine Küchenhilfe die Vorbereitungen für den Abend erledigten. Wie immer sah Brian ihnen dabei misstrauisch auf die Finger. Wieder war Kai froh, dass er kein Koch in diesem Restaurant war.
 

„Ah, Mr. Hiwatari erniedrigt sich mal wieder dazu, seine Schicht regulär anzutreten. Welcher Grund wird es heute sein, dass du überstürzt deine Arbeit verlässt?“, fragte der dunkelhaarige Mann wütend und er warf das große Küchenmesser verächtlich auf die Arbeitsplatte. „Oder hast du etwa vor, heute mal zu arbeiten?“ Funkelnde Augen taxierten sein Gegenüber.
 

Kai versuchte ruhig zu bleiben. „Brian, du weißt genau, dass du dich normalerweise auf mich verlassen kannst“, sagte er in ruhigem Ton. „Ich hatte meine Gründe, warum ich gestern nicht arbeiten konnte.“
 

„Und welche Haarfarbe hatte dieser Grund?“, fragte Brian zynisch und legte die Arme übereinander.
 

„Ich glaube nicht, dass dich mein Privatleben etwas angeht, Brian“, sagte Kai. Langsam aber sicher kam Wut in ihm hoch, doch er wusste genau, dass sein Chef sich bald wieder beruhigen würde. „Mike konnte gestern genauso gut arbeiten wie ich. Es war ein Tag wie jeder andere. Wir hatten weder eine große Gesellschaft noch irgendwelche Promis, die wir bedienen mussten, oder?“
 

„Es geht hier ums Prinzip, Kai“, brauste Brian auf. „Glaubst du wirklich, ich hätte es so weit gebracht, wenn mein Personal mir immer so auf der Nase herumtanzen würde? Glaubst du wirklich, ich hätte dieses Restaurant aufbauen können, wenn meine Angestellten alle so eine Einstellung hätten wie du?“
 

Kai schüttelte unmerklich den Kopf. „Natürlich nicht, Brian“, sagte er mit kleinlautem Ton. Er wusste, wie er seinen Chef am Besten wieder zur Ruhe brachte. Im Grunde wusste Brian genau, dass es Kais gutes Recht war, sich einen Tag frei zu nehmen, auch spontan, solang er für die passende Vertretung sorgte, aber er wollte dabei nicht übergangen werden. Brian war die Art Mensch, der über alles die Kontrolle haben wollte – oder zumindest wollte er den Anschein wahren, dass es so war. „Ich verspreche dir, dass es nicht wieder vorkommt.“
 

Brian sah den jungen Mann skeptisch an. „Das will ich auch hoffen, Kai“, sagte er in einem harschen Ton, dann wandte er sich wieder den Rindersteaks zu, die er gerade filetierte.
 

Mauritio, einer der Köche, warf ihm heimlich einen amüsierten Blick zu, den Kai mit einem Zwinkern erwiderte, dann ging er hinaus an den Tresen und begann, die Waren aufzufüllen. Nichts und niemand würde ihm heute die Laune verderben – außer vielleicht der Gedanke, sie niemals wieder zu sehen…
 

~*~
 

Alicia blickte sehnsüchtig aus dem Fenster des 12. Stockwerkes. Sie bekam nur wenig von den Vorschlägen mit, die der Innenarchitekt ihnen präsentierte. Unter ihr rauschte der Verkehr und Menschen, die das schöne Wetter genießen konnten, schlenderten über die Bond Street. Sie wünschte, sie wäre einer von ihnen…
 

Aber leider war sie wieder zurück in ihrem Leben. Stephano hatte sie am Morgen zum Frühstück abgeholt. Er hatte nicht mit einem Wort zu erkennen gegeben, dass er Interesse daran hatte, wo sie die ganze Nacht gewesen war. Seine Konversation war ausschließlich beruflicher Natur gewesen. Nur einmal, zur Begrüßung, hatte er gesagt, dass er hoffte, dass sie einen schönen freien Tag gehabt hatte.
 

Und nun saß sie hier, in einem vollklimatisierten, hypermodern eingerichtetem Büro eines Hochhauses, bei dem sich noch nicht einmal die Fenster öffnen ließen, um die frische spätsommerliche Luft hinein zu lassen.
 

Was Kai wohl gerade tat? Wahrscheinlich musste er wieder in dem Restaurant arbeiten. Sie hoffte nur, dass er wegen des gestrigen Tages keinen Ärger bekommen hatte.

Schon den ganzen Tag hatte sie überlegt, ob sie sich bei ihm melden sollte. Noch immer war sie sich nicht sicher. Der vergangene Tag war wunderschön gewesen, ebenso wie die Nacht. Aber konnte sie es wirklich riskieren? Jetzt, mit Abstand betrachtet, und wieder voll in ihr Leben hineingezogen, war sie sich plötzlich nicht mehr so sicher wie am Morgen, als sie ihm die Nachricht an den Spiegel geschrieben hatte. Aber wenn sie sich vorstellte, ihn nie wieder zu sehen, dann stach etwas schmerzhaft in ihr Herz. Konnte es wirklich sein, dass sie ihn bereits jetzt vermisste? Sie konnte sich doch unmöglich in ihn verliebt haben.
 

Sie starrte auf ihre Hände und versuchte darauf zu hören, was ihr Herz ihr sagen wollte. Ein kribbelndes Gefühl machte sich in ihrem Inneren breit. Tausend Schmetterlinge tanzten durch ihren Bauch, wenn sie sich nur sein Gesicht in Erinnerung rief. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie musste sich zur Ruhe zwingen. Sie registrierte erschrocken, wie sie unbewusst angefangen hatte zu lächeln.
 

Schnell biss sie sich auf die Lippen und sah die beiden Männer an, die mit ihr an dem großen, mahagonifarbenen Konferenztisch saßen. Mr. Harris redete und zeigte immer wieder grässliche Stoffmuster und deutete anschließend auf die Pläne, die vor ihnen ausgebreitet waren. Stephano schien voll konzentriert zu sein und fragte hier und da interessiert nach.

Alicia atmete auf. Keiner von ihnen schien ihre geistige Abwesenheit bemerkt zu haben. Sie atmete noch einmal tief durch, dann versuchte sie ihre Konzentration wieder auf das Gespräch zu lenken.
 

~*~
 

Stephano warf einen flüchtigen Blick auf Alicia, die leise seufzte und deren Augen über die Pläne huschten. Es war, als versuchte sie dem Gespräch mit aller Kraft zu folgen, was ihr aber, zumindest bis jetzt, nicht gelungen war. Er hatte ihre Abwesenheit schon den ganzen Tag bemerkt. Sie schien in einer anderen Welt zu sein.
 

Als er sie am Morgen zum Frühstück abgeholt hatte, hatte ein seltsames Glänzen in ihren Augen gelegen, welches er noch niemals in dem violett gesehen hatte. Sie wirkte wie in einem Traum, blickte oft aus dem Fenster und konnte seinen Gesprächen nur mühsam folgen. Zu gerne wüsste er, was an dem gestrigen Tag geschehen war, denn das etwas geschehen sein musste, war ihm klar. Sie benahm sich absolut nicht normal. Sie war nicht die professionelle Alicia Williams, die sie sonst war.
 

Dennoch hatte er sie nicht danach gefragt. Er wollte nicht indiskret sein, schließlich ging ihn ihr Leben nichts an. Aber er wünschte, sie würde sich von sich aus ihm anvertrauen. Bemerkte sie denn nicht, wie sie mit jedem Tag wichtiger, bedeutender für ihn wurde?
 

Harris zeigte ihnen noch mehr Stoffmuster und Stephano nickte nur. Sie gefielen ihm zwar nicht, und er war davon überzeugt, dass Alicia sie genauso wenig gefielen, doch er erhob keinen Einspruch. Er würde das später klären. Stattdessen beobachtete er unauffällig Alicia, die schon wieder in Gedanken zu sein schien. Ihr Zeigefinger strich über ihre Lippen, worauf sich ein kleines Lächeln darauf bildete. Wieder begannen ihre Augen zu leuchten.
 

Ratlos schüttelte er den Kopf. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, sie sei verliebt. Aber in wen hätte sie sich innerhalb eines Tages verlieben sollen? So gut kannte er sie inzwischen, dass er wusste, dass Alicia, gerade was ihr Privat- und Gefühlsleben angingen, äußerst vorsichtig war. Das wusste er ja selber am Besten aus eigener Erfahrung – leider.
 

~*~
 

„Hey, Kai! Nicht den Martini Rosso, sondern den Martini Extra Dry!“
 

Kai blickte auf, als er die Stimme seiner Kollegin Francine hörte, die ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Verstört sah er auf die Gläser vor sich. „Oh, entschuldige“, murmelte er und nahm ein neues Glas, in das er den trockenen Martini hineingoss.
 

Francine grinste ihn an. „Also irgendwie bist du heute ein bisschen durcheinander, Kai.“ Sie zwinkerte ihm zu, nahm dann das Tablett mit den Getränken und brachte es an den Tisch.
 

Kai seufzte. Durcheinander… ja, so konnte man es auch nennen. Es lag aber wohl daran, dass er überall ihr Gesicht sah und sich nichts mehr wünschte, als dass sie jeden Moment durch diese Tür kommen würde.
 

Unauffällig blickte er auf sein Handy, doch noch immer zeigte das Display ihm, dass er keine neuen Nachrichten oder Anrufe erhalten hatte. Enttäuscht packte er es wieder weg, bevor es noch jemand bemerkte.
 

Sein Herz begann zu rasen, als er sich wieder die vergangene Nacht in Erinnerung rief. Was würde er dafür geben, heute Nacht wieder mit ihr einschlafen zu können?
 

„Eine Flasche von dem 87er Chianti, Kai“, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.
 

Stumm nickte er und stellte die Flasche auf ein Tablett, nachdem er eine Stoffserviette um den Flaschenhals gelegt hatte. Seufzend warf er einen Blick auf die Uhr. Es war erst halb neun. Ein paar Stunden würde er noch arbeiten müssen, doch langsam wurde es ihm fast egal. Mit jeder Minute, die verstrich, wuchs das Gefühl, dass Tory sich nicht mehr melden würde.
 

„Bitte melde dich!“, sagte er so leise, dass seine Stimme in dem Stimmengewirr und der dezenten Hintergrundmusik völlig unterging. „Bitte, Tory. Lass es nicht zu Ende sein!“
 

~*~
 

Alicia lag im Bett, doch schlafen konnte sie nicht. Das Fenster war geöffnet und sie spürte den frischen, kühlen Nachtwind, der über ihre nackten Schultern strich. Ihr Kopf war auf ihrem Arm gebettet und sie starrte in den Himmel, an dem sich kleine und große Wolken abwechselnd vor die Sterne schoben.
 

Sie hatte sich nicht bei ihm gemeldet. Noch immer wusste sie nicht, ob sie es tun sollte. Wenn sie an den vergangenen Tag dachte, erfasste sie eine Sehnsucht, die sie noch niemals zuvor gespürt hatte, doch diese Gefühle machten ihr auch Angst. Sie kannte sie nicht, wusste nicht, wie sie mit ihnen umgehen sollte.
 

Seufzend drehte sie sich auf den Rücken und warf einen Blick auf die leuchtenden Ziffern ihres Weckers. 1:31 Uhr.
 

Nach einem Moment streckte sie ihre Hand aus und griff nach dem Gegenstand, der direkt neben dem Wecker lag. Einen Moment zögerte sie, dann löste sie die Tastatursperre ihres Mobilfunktelefons und öffnete ein Nachrichtenfeld. Sie atmete tief durch, dann schrieb sie: Morgen Abend, 11 Uhr p.m. bei dir. Wenn es dir passt… Alicia
 

Nachdenklich las sie die kurze Nachricht erneut durch. Sie zögerte. Nein, etwas stimmte an dieser Kurzmitteilung nicht. Als sie diese noch einmal durchlas, wusste sie es. Sie löschte den Namen und ersetzte ihn durch denjenigen, den er ihr gegeben hatte: Tory.
 

~*~
 

Noch immer lag Kai wach in seinem Bett und starrte aus dem Fenster. Die Sterne wurden nur durch wenige Wolken verhüllt.

Seit fast zwei Stunden lag er nun jetzt schon wach, müde war er nicht. Seine Kollegen hatten ihn versucht zu überreden, nach der Schicht noch in einen Club zu gehen, doch er hatte abgelehnt. Er konnte die vielen Menschen um sich herum nicht ertragen. Er wollte lieber alleine sein und seinen Gedanken und Erinnerungen nachhängen. Vor allem die Erinnerungen an die letzte Nacht. Nicht mit einer Frau war es bis jetzt so… intensiv gewesen. Keine andere Frau hat sich in seinen Armen so gut angefühlt; so richtig. So, als wenn sie genau dorthin gehören würde.
 

Er drehte sich auf die Seite und drückte seinen Kopf weiter ins Kissen. Mit geschlossenen Augen schnupperte er den Duft von ihr, der noch an dem Bezug haftete. Er roch deutlich ihr dezentes, blumiges Parfum, gemischt mit dem Geruch ihres Körpers. Ein Ziehen in seinem Unterleib zeigte ihm, dass er Tory mehr vermisste, als gut für ihn war.
 

Noch dichter brachte er den Stoff an seine Nase und stellte sich vor, sie jetzt neben sich zu spüren, ihren Herzschlag zu fühlen, ihre Nähe und Wärme.
 

Warum hatte sie sich nicht gemeldet? Hatte er etwas falsch gemacht? Oder hatte sie das Interesse verloren? War etwas Unvorhergesehenes geschehen? Oder war alles vielleicht viel zu schnell gegangen? Vielleicht würde sie sich erst nach mehreren Tagen melden? Oder niemals…
 

Wieder warf er sich auf den Rücken. Diese Frau hatte ihm nicht nur all seine Sinne geraubt – auch sein Herz war in ihrem Besitz...
 

Plötzlich riss ihn ein leises Brummen aus seinen Gedanken, welches aus seiner Jeans kam, die er achtlos über einen Stuhl gelegt hatte. Sofort sprang er aus dem Bett, rief sich jedoch gleich zur Ruhe. Wahrscheinlich war es einer seiner Freunde, die ihm erzählen wollten, welch tolle Party er gerade verpasst hatte. Doch als er die Nachricht öffnete, schlug sein Herz um einiges schneller als normal. Ein Lächeln zeigte sich auf sein Gesicht und erreichte seine Augen, die begannen, glücklich zu glänzen.
 

Er drückte auf eine Taste und ein neues Textfeld öffnete sich. Ich werde hier sein und auf dich warten. Kai
 

Schnell schickte er die Nachricht ab und blickte grinsend in den nächtlichen Himmel. „Morgen, Tory“, flüsterte er leise, „Morgen werde ich dich wieder sehen!“
 


 

Soooooo.....
 

das war das vorletzte Kappi.... :)
 

demnächst dann das Finale... *smile*
 

lg
 

eure

_aliz_

Puzzleteile

Weil ich dich liebe… und du mich willst
 

Soooooo...

ich wünsche euch viel Spaß mit dem letzten Kappi ^^
 

_aliz_
 


 

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Er drückte auf eine Taste und ein neues Textfeld öffnete sich. Ich werde hier sein und auf dich warten. Kai
 

Schnell schickte er die Nachricht ab und blickte grinsend in den nächtlichen Himmel. „Morgen, Tory“, flüsterte er leise, „Morgen werde ich dich wieder sehen!“

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Kapitel 27: Puzzleteile
 


 

Mit ständigem Herzklopfen brachte Alicia den Tag hinter sich. Wieder hatten einige Meetings mit verschiedenen Architekten, Dekorateuren und anderen Menschen auf dem Plan gestanden, die sich nach ihrem Geschmack viel zu sehr, und vor allem unnötig, in die Länge gezogen hatten. Bewusst hielt sie sich aus diesen Gesprächen immer mehr heraus. Einerseits konnte sie sich sowieso nicht wirklich darauf konzentrieren, andererseits war es auch Stephano, der immer mehr die Führung übernahm. Inzwischen war Alicia sehr froh, dass der junge Amerikaner mit nach England gekommen war. Sie merkte, wie ihr diese langwierigen Gespräche immer mehr zusetzten. Ihre Gedanken schweiften ungewollt ab und endeten fast jedes Mal bei Kai. Sie fragte sich, was er tat, wie es ihm ging und ob er auch manchmal an sie dachte.
 

Nach dem Dinner lud Stephano sie noch auf einen Drink in die Hotelbar ein und Alicia stimmte widerwillig zu. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch gut zwei Stunden Zeit hatte, bis sie bei Kai sein wollte. Alleine der Gedanke an das baldige Wiedersehen bescherte ihr eine Gänsehaut. So war es vielleicht sogar gut, dass Stephano ihr noch ein wenig Ablenkung bot, denn ansonsten wäre sie jetzt wahrscheinlich in ihrer Suite und wäre noch nervöser als sowieso schon.

Ihre Ungeduld Stephano gegenüber nicht zu zeigen, war nicht einfach. Um nichts in der Welt wollte sie, dass irgendjemand von ihr und Kai erfuhr. Sie wusste ja selber noch nicht, was daraus werden würde oder wozu sie bereit war. Bis jetzt war alles ohne Verpflichtungen oder Zwänge. Das Einzige, was sie wollte, war, sich noch einmal so geborgen zu fühlen, wie sie sich in seiner Gegenwart gefühlt hatte. In seinen Armen war sie so sicher gewesen. Beschützt von der Welt um sich herum.
 

Abwesend strich sie über ihren Oberarm, in der anderen Hand einen Martini, und starrte auf den Boden. Stephano blickte sie nachdenklich an. Er fragte sich von Minute zu Minute mehr, was Alicia so beschäftigte, doch er fand keine Lösung.
 

Dennoch ging sein Herz auf, als er sie so sah. Sie war so wunderschön! Ihr zierlicher Körper war verhüllt von einem Cocktailkleid, welches sie zum Dinner angezogen hatte. Noch immer sah er in dem Violett ihrer Augen ein Leuchten, welches er nicht deuten konnte. Er wünschte, sie würde ihn an ihrem Leben, an ihren Gedanken, teilhaben lassen. Was würde er dafür geben, Grund für das Leuchten in ihren Augen zu sein…
 

~*~
 

Es war bereits kurz nach zehn, als Alicia Müdigkeit vortäuschte, die sie ganz und gar nicht verspürte. Im Gegenteil. Den ganzen Tag war sie noch nicht so munter gewesen, wie in diesem Augenblick. Dennoch wurde es Zeit, sich langsam von Stephano loszueisen.

„Ich denke, ich sollte schlafen gehen. Es war ein anstrengender Tag“, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
 

Stephano nickte. „Ja, ruhe dich aus, Alicia.“ Er blickte auf die teuere Armbanduhr an seinem Handgelenk. „Ah, bevor ich es vergesse: der Termin morgen um neun Uhr wurde auf elf Uhr verschoben.“ Er lächelte sie sanft an. „Vielleicht möchtest du mal ein wenig länger schlafen? Ich hole dich um halb zehn zum Frühstück ab. Einverstanden?“
 

Alicia nickte. „Ja, sehr gerne“, antwortete sie und ein Kribbeln im Bauch machte sich breit. War das eine unverhoffte Möglichkeit, die ganze Nacht bei Kai zu verbringen?

Schnell, fast zu schnell, stand sie auf und nahm ihre Handtasche. „Ich wünsche dir eine gute Nacht, Stephano.“
 

Stephano erhob sich höflich, dann ruhte sein Blick einen Moment auf ihr. „Das wünsche ich dir auch, Alicia“, sagte er lächelnd.
 

Mit schnellem Schritt ging Alicia durch die Bar und das Foyer des Hotels, dann betrat sie den Lift. Sie bemerkte nicht, wie Stephano ihr nachdenklich hinterher blickte.
 

~*~
 

Nervös sah Kai auf die Uhr. Es war bereits zwanzig vor elf und noch immer waren zwei Tische belegt. Wenn die Leute doch nur endlich gehen würden! Selbst Brian war noch dort und gab Anweisungen, wie die Köche ihre Küche aufzuräumen hatten. Normalerweise ging der Restaurantbesitzer gegen zehn Uhr Abends, da er ja auch in aller Frühe wieder hier war, um die angelieferte Ware in Empfang zu nehmen und selber die Delikatessen, wie Kaviar oder Hummer, auf ihre Qualität zu überprüfen. In diesem Punkt vertraute er keinem anderen, außer sich selbst.
 

„Simon, ich muss gleich los. Schaffst du es alleine, den Tresen soweit fertig zu machen?“, fragte Kai seinen Kollegen leise.
 

Dieser warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Natürlich schaffe ich das. Aber was sagt Brian dazu?“
 

Kai sah sich ungeduldig um. „Der sollte langsam auch endlich gehen, damit ich abhauen kann. Ich habe keine Lust, wieder mit ihm zu diskutieren.“
 

Simon grinste. „Tja, es sieht so aus, als wollte der gute Chef heute mal wieder bis zum Feierabend bleiben.“
 

Seufzend schloss Kai die Augen. Warum ausgerechnet heute? Er konnte Tory doch nicht vor seinem Haus warten lassen! Um zu seiner Wohnung zu kommen, brauchte er zu Fuß eine Viertelstunde. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr.
 

Resigniert presste er die Lippen aufeinander und beeilte sich, die Gläser zu polieren, damit Simon nicht all zu viel alleine machen musste.
 

~*~
 

Mit klopfendem Herzen holte Alicia ihr Puderdöschen aus der Handtasche und überprüfte in dem schummerigen Licht der Straßenbeleuchtung, das auf den Rücksitz des Taxis fiel, noch einmal ihr Make-up. Es war mehr zur Beruhigung ihrer Nerven, denn sie nahm ihre feine, leicht gebräunte Gesichtshaut gar nicht wirklich wahr.
 

Seufzend blickte sie dann aus dem Fenster. In wenigen Minuten würde das Taxi sein Ziel erreicht haben. Sie war froh, dass sie sich die Adresse gemerkt hatte, als sie am Morgen des gestrigen Tages zurück zum Hotel gefahren war.
 

Mit jedem Meter, dem sich das Taxi näherte, wurde ihr Herzschlag schneller. Einerseits konnte sie es kaum erwarten, endlich wieder in seiner Nähe zu sein, andererseits wusste sie nicht recht, wie sie reagieren sollte, wenn er ihr gegenüberstand. Das alles, diese ganze Situation, war neu und ungewohnt für sie. Noch niemals hatte sie sich so gefühlt und noch niemals hatte sie sich aus einem Gebäude geschlichen, um einen Mann zu sehen, mit dem sie eigentlich gar nicht zusammen sein durfte. Sie kam sich fast vor, als sei sie noch eine Schülerin, die sich heimlich aus dem Internat geschlichen hat. Doch irgendwie hatte genau das auch seinen Reiz. Mit Kai war alles anders. Er wusste nicht, wer sie war und was für ein Leben sie führte. Er sah sie nicht mit denselben Augen wie alle anderen. Für ihn war sie einfach nur Alicia. Nein, Tory. Bei ihm durfte sie einfach nur eine Frau sein. Das war ein Luxus, den sie nicht kannte. Immer hatte sie bis jetzt darauf achten müssen, was sie tat oder sagte, damit sie bei den Menschen keinen falschen Eindruck erweckte. Ihr Leben war bis jetzt in festen Bahnen gewesen, streng, diszipliniert und genau durchplant. Und jetzt hatte dieser Mann es scheinbar geschafft, es durch eine einzige Nacht völlig durcheinander zu bringen; in ihr Sehnsüchte zu erwecken, die sie ihr ganzes Leben unterdrückt hatte; ihr das Gefühl von Freiheit schmackhaft zu machen.
 

Doch wie lange würde das anhalten?
 

Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. Wenn es anhalten würde, was würde ihr Umfeld davon sagen? Würde sie überhaupt wollen, dass es herauskam? War dies nicht eine Beziehung, wenn man es überhaupt so nennen durfte, die sie nur für sich alleine auskosten wollte? Sicher wäre ihr Vater nicht begeistert von ihrer Wahl. Alicia wusste genau, welche Art Mann Harry Williams sich für seine Tochter wünschte. Kai hatte weder die passende Familie, Ausbildung oder den richtigen Beruf in seinen Augen.
 

Alicia seufzte leise. War ihr Vater, den sie über alles liebte, wirklich so oberflächlich? Vielleicht schätzte sie ihn ja auch ganz falsch ein…
 

Sie atmete tief durch und blickte auf die Straße. Nein, sie würde sich diesen Abend nicht mit solchen Gedanken verderben. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Egal wie lange sie bei Kai bleiben konnte, jede Sekunde war wertvoll. Irgendwann, da machte sie sich nichts vor, würde sie wieder in ihr altes Leben tauchen. Aber bis dahin würde sie alles auskosten, was sie kriegen konnte. Und dies konnte nur Kai ihr geben.
 

~*~
 

Eilig rannte Kai die letzten Meter bis zu dem Wohnhaus, in dem er wohnte. Zum Glück war Brian dann doch schnell gegangen, so dass er sich unbemerkt von ihm aus dem Staub machen konnte. Simon hatte ihn zum Abschied nur angegrinst und ihm betont viel Spaß gewünscht.
 

Kai grinste. Spaß war nicht der richte Ausdruck für das, was er sich erhoffte. Spaß konnte er mit jeder Frau haben, aber Tory war nicht jede Frau und versprach sehr viel mehr als nur Spaß. Das Einzige, was er wollte, war, sie endlich wieder in den Armen zu spüren.
 

Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er hinauf bis in sein Stockwerk und schloss die Tür auf. Noch im Gehen zog er sein Shirt über den Kopf und ging ins Bad. Er ließ kaltes Wasser in seine Hände laufen und spritzte es sich ins Gesicht und über die Schultern, schließlich wollte er nicht nach den Gerüchen des Restaurants riechen, einer Mischung aus Alkohol, Essen und Zigarren, wenn Tory gleich vor seiner Tür stand.
 

Nachdem er sich gewaschen und umgezogen hatte, sah er sich nervös um. Er war froh, dass er die Unordnung beseitigt hatte, so dass sein kleines Appartement in einem ganz neuen Licht erstrahlte.
 

Schnell räumte er noch seine Arbeitsklamotten weg, dann klingelte es an der Tür. Mit klopfendem Herzen betätigte er den Türöffner.
 

~*~
 

Nervös stand Alicia vor der Tür des Hauses und blickte auf die Klingelknöpfe. Als sie die passende Klingel zu Kais Wohnung gefunden hatte, zögerte sie einen Moment, atmete tief durch, erst dann drückte sie den Knopf. Kurz darauf hörte sie ein Summen und sie drückte die Haustür auf. Langsam ging sie die Treppe hinauf, mit jeder Stufe klopfte ihr Herz schneller und lauter, so dass sie meinte, dass jeder Mensch in diesem Haus es hören müsste.
 

Als sie die letzten Stufen zu seinem Appartement hochstieg, blickte sie auf. Ihr Herz schlug schnell, als sie Kai sah, der sie sanft anlächelte. Sie erwiderte das Lächeln und trat die letzten Stufen hinauf. Dann standen sie schweigend voreinander. Keiner von ihnen fand die richtigen Worte; keiner von ihnen wusste, was sie tun sollten.
 

Dann überwand Kai die Scheu und hob die Hand. Mit den Fingern glitt er zart über ihr Gesicht und Alicia hielt wie elektrisiert den Atem an. Sie schloss die Augen und genoss die sanften Berührungen seiner langen, schlanken Finger auf ihrer Haut. Und dann vergaß sie alles, was sie eben noch beschäftigt hatte. Es war nicht wichtig, was andere dachten. Es war egal, wie lange sie diese Berührungen genießen konnte. Das Einzige was zählte, war, dass sie jetzt und hier bei ihm war.
 

Sie öffnete die Augen, dann strichen ihre Finger über seine Lippen. Sie sah ihm tief in die Augen und als die Beleuchtung des Treppenhauses erlosch, lagen sie sich in den Armen und suchten den Halt und die Wärme, die sie von dem anderen erhofften.
 

~*~
 

Eng aneinander gekuschelt lagen sie sich in den Armen, ihre nackten Körper waren von der dünnen Bettdecke halb bedeckt. Sanft strichen Kais Finger über den schlanken Oberarm Alicias, auf deren Gesicht ein zufriedenes Lächeln lag. Ihre Augen waren geschlossen und sie seufzte leise auf.
 

Kai musste lächeln. Er war glücklich, dass sie jetzt und hier bei ihm war. Hätte ihm jemand dies vor einigen Tagen erzählt, hätte er es nicht geglaubt.

Er blickte auf ihr entspanntes Gesicht und strich zärtlich eine Strähne der türkisen Haare aus ihrer Stirn. „Woran denkst du?“, fragte er leise.
 

Alicia öffnete die Augen und lächelte ihn an. „An nichts. Und genau das ist das Wunderbare daran.“ Sie rekelte sich genüsslich in seinen Armen und rieb ihre Nase an seiner Brust. Tief atmete sie seinen Duft ein. „Normalerweise habe ich immer irgendwelche Gedanken in meinem Kopf. Ich muss überlegen, wen ich treffen muss, was für Besprechungen oder Termine anstehen und so weiter. Doch hier, bei dir, muss ich an all das nicht denken. Hier kann ich einfach nur ich selbst sein.“
 

Kai küsste sie auf die Stirn. „Ja, das sollst du auch, Tory. Bitte sei in meiner Gegenwart niemand anderer als du selbst. Genau diese Tory will ich in meinen Armen spüren – und niemanden sonst. Lass’ Alicia im Hotel, lass’ Alli bei ihrem Vater. Ich will nur Tory.“ Seine Stimme war fast ein Flüstern, doch sie wärmte Alicias Herz und ließ es schneller schlagen. Sie schlug die Augen auf und sah ihn an. Dann näherten sich ihre Lippen den seinen und sie küsste ihn zärtlich. Kai seufzte auf und zog sie dichter an sich heran. Seine Hände wanderten über ihren warmen, zierlichen Körper, strichen über ihren nackten Rücken und kraulten sie zärtlich im Nacken.
 

Für Alicia war all dies so fremd und doch so wundervoll, dass sie von seinen Berührungen nicht genug bekommen konnte. Seine Nähe betörte sie und ließ sie die Alicia vergessen, die sie über zwanzig Jahre gewesen war.
 

Kai drehte sie langsam auf den Rücken und zog eine Spur zärtlicher Küsse über ihr Dekolletee. Er konnte von dieser Frau nicht genug bekommen, war süchtig nach ihr. Er spürte, wie er sich immer mehr in ihr verlor, wie sie immer mehr von seinem Herzen Besitz nahm. Doch gegen diese Sucht wollte er nichts tun, wollte sich ihr ausliefern – vollkommen.
 

Genüsslich streckte Alicia ihm ihren Körper entgegen. Zwar hatte Kai sie gerade erst einen Höhepunkt erleben lassen, der sie in eine nie gekannte Sphäre katapultiert hatte, doch sie spürte die Lust, die sie wieder überkam. Kai schien es ähnlich zu gehen, denn sie fühlte deutlich seine wachsende Männlichkeit an ihrem Bein.

Ein Lächeln glitt auf ihre Lippen. Sie spürte, wie sie Kai den Kopf verdrehte, merkte, wie er ebenso nicht genug von ihr bekommen konnte, wie sie von ihm. Noch war ihr Liebesspiel eher zurückhaltend. Keiner von beiden wollte jetzt schon die Grenze zum Experimentellen überschreiten, doch mit jedem Male wagten sie sich weiter vor. Sie erforschten den Körper des anderen neugierig und mit tausend Zärtlichkeiten, beschenkten ihn mit Liebkosungen, die sie selber auch empfingen. Ihre Körper schienen füreinander geschaffen zu sein.
 

Wie ein Puzzleteil passte der eine zu dem anderen. Sie ergänzten sich vollkommen und gaben dem Anderen genau das, was er brauchte – und bei keinem anderen finden konnte.
 

Während sie sich liebten, sich gegenseitig auf eine Höhe brachten, die sie die Welt um sich herum vergessen ließ, wussten beide das sie sich niemals mehr gehen lassen würden.
 


 


 

ENDE
 


 


 

Ende.... Aus... Finito.... :)
 

So... und wieder ist eine FF beendet.

*freu aber auch traurig bin*
 

Ich möchte mich ganz herzlich bei meinen treuen Lesern
 

-stelae_lux-

Bryan_Chan

therry

und Katia
 

bedanken.
 

Natürlich auch bei meinen anonymen Lesern, die sich eventuell noch dazu durchringen können, noch einen Kommi da zu lassen ^^
 

Ich hab euch alle ganz doll lieb
 

eure

_aliz_



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Von: abgemeldet
2009-01-21T18:05:19+00:00 21.01.2009 19:05
Die Story war einfach genial... *smile*

Das Ende fand ich total süß...
Ich hoffe das es Alicia und Kai gut gehen wird...

Ich hoffe das du weitere solche FF schreibst *gg*
Mach weiter so
Von: abgemeldet
2009-01-15T11:20:48+00:00 15.01.2009 12:20
Ach süß... ^^

wie Puzzelteile... ja ich hoffe ich find mein Puzzelteil auch endlich *smile*

Ich fand das Ende richtig süß...
und ich hoffe ja das Kai und Alicia glücklich werden...

Es war nur etwas schade, dass man nicht mehr Einblicke gekommen hat.
Oder geht es weiter mit ne Fortsetzung *lieb guck*

Naja mach auf jeden Fall weiter so

Katia
Von:  Bryan_Chan
2009-01-07T16:34:43+00:00 07.01.2009 17:34
Moa wie sweet.. die zwei haben ja megamäßigen Liebeskummer ♥ ♥ ♥
wie süüüüüüüß^^
war wieder übelst Geill!!!!
^^
Lg
Bry♥
Von:  Xulina
2009-01-06T19:57:32+00:00 06.01.2009 20:57
Fi-na-le!
Aber trozdem.... V.v
Ich mag die Story und werde sie mit begeisterung zu ende lesen. ^^
- auch wenn dann wohl wirklich Ende ist.....
*seufz*
Okay. Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei. ^^

Ich find das wieder voll niedlich wie die beiden sich anstellen. Kann mir richtig vorstellen die Tory in der Konferenz vor sich hin träumt und blöde angeschaut wird. X3
Auch bei Kai läuft es ja nicht anders.
Bin mal gespannt, wie das gewirr ausgeht, weil die beiden in so unterschiedlichen Schichten leben, wenn ich das so nennen darf. ^^"
Aber stop - wer weiß, was am Ende noch geschieht? Ich nicht. XD

Ich freu mich schon. ^^ö
Von: abgemeldet
2009-01-06T17:37:34+00:00 06.01.2009 18:37
das vorletzte Kappi scho? *drop*
dann is die FF ja scho bald aus... *traurig bin*

Soooooooo aber egal... daran denke ich jetzt erstmal net

Das Kappi war mal wieder super-duper-doll ^^
Armer Kai... musste so lange auf Alicias Nachricht warten...

aber jetzt trifft er sie bald....
freu mich schon aufs nächste und letzte Kappi^^

bin mal gespannt was da noch passieren wird...
i-etwas muss ja sein....
Von: abgemeldet
2009-01-06T17:24:18+00:00 06.01.2009 18:24
Bei so einem Spaß könnte ich mich auch nicht mehr auf meine
Arbeit konzentrieren... da kann ich Alicia voll verstehen....

und der arme Kai muss den ganzen Tag auf eine Nachricht warten...
JJJJAAAAAAAAAAA auch Frauen können spät schreiben und Männer müssen dann leiden...
meiner Ansicht nach hätte Alicia ruhig noch etwas warten gekonnt....
*smile*

Ich freu mich schon aufs FINALE *sing*
Von: abgemeldet
2009-01-06T16:44:15+00:00 06.01.2009 17:44
*spring* *hüpf* *freu*
genial....
bin schon gespannt... wann sie sich wiedersehen....

schreib schnell weiter...

bis dann^^
Von: abgemeldet
2009-01-06T16:43:23+00:00 06.01.2009 17:43
Ich liebe Regen^^
anscheinend genau wie Alicia...

die muss sich vorkommen wie ein kleinkind, wenn sie alles so 'neu' erlebt ...

richtig süß

bin schon gespannt was noch so alles passiert ^^
Von: abgemeldet
2009-01-06T16:41:25+00:00 06.01.2009 17:41
Juhuuuuuuuu....
ich hoffe die beiden lassen sich jetzt nicht mehr los...

bin schon gespannt was noch so alles passieren wird...

schreib schnell weiter :)
Von: abgemeldet
2009-01-06T16:40:36+00:00 06.01.2009 17:40
Einfach klasse Kappi!^^

ich freu mich richtig für die Beiden....

freu mich schon auf die nächsten Kappis :)


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