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Colocation

Kapitel 23 online (09.12.2010)
von

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Ein neuer Start

So, hallo erstmal.

Das hier ist meine allererste FF und ich sage gleich am Anfang, die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene auch kein Geld damit ;)

Das ist nur aus Spaß und meiner Lust endlich mal was zu schreiben entstanden. Hier noch ein großes Dankeschön an Lykharia die für mich den Betaleser gemacht hat. Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß mit dem leider viel zu kurz geratenen Prolog ^-^

Und Arigato, dass ihr euch hierherverirrt habt und es lest.
 

"Mum, tut mir leid, aber ich halte es einfach nicht mehr aus."

Mit schwacher Stimme drehte sich die Mutter zu ihrem Sohn um. Ein leises Seufzer verließ dessen Lippen und er griff nach seiner Tasche, welche er sich auch schon auf eine Schulter legte. Die Frau schluckte leicht. Er würde sie verlassen. Er würde sie allein lassen. Wie sollte sie nur ohne ihn klarkommen? So lange kümmerte sie sich nun schon um ihn und nun ging er einfach. Gut. Man musste seine Kinder irgendwann ziehen lassen, aber hatte es denn so früh sein müssen? Warum? Hatte sie etwas falsch gemacht? Diese Fragen ließen sie einfach nicht mehr los.

"Bist du sicher? Ich werde sehr einsam sein ohne dich, mein Sohn.", flüstert sie ihm geradezu ins Ohr, als er sie in die Arme schließt und fest drückt. "Wirst du überhaupt klarkommen?"

Er ließ sie los, sah sie aufmunternd an und lächelte, auch wenn ihm gerade gar nicht danach zumute war. Nein. Er war sich nicht sicher und er wusste, dass seine Mutter ersteinmal lange nicht klar kommen würde und sicher verzweifeln würde. Er war schließlich fast immer bei ihr gewesen, hatte ihr geholfen und sie aufgebaut. Er hatte ein seltsames Gefühl, aber Etwas sagte ihm, dass es die richtige Entscheidung war.

"Ich ruf dich an, okay?", erwiedert er und drückt die kleine Frau nocheinmal zum Abschied auf ungewisse Zeit. Einmal atmet er noch tief durch, ehe er auf die Tür zutritt und die Klinke herunterdrückt. Über seine Schulter blickt er nocheinmal zu seiner Mutter und wieder plagt ihn das schlechte Gewissen, vielleicht einen großen Fehler zu begehen. Was, wenn ihr etwas zustieß? Sie war jetzt ganz allein und niemand würde sie Willkommen heißen, wenn sie Abends nach Hause kam. Und die Tränen, die sie in den Augen hatte machten es nicht gerade besser für ihn. Aber er konnte und wollte jetzt auch keinen Rückzieher mehr machen. Hier wollte er auch nicht bleiben. Die letzte Zeit waren die Hölle für ihn gewesen und nun war er froh, wenn er ein neues Leben beginnen konnte, sonst würde er hier wohl zerbrechen. Er hoffte nur, dass seine Mutter ihn verstehen würde. Die Frau wischte sich kurz mit ihrem Handrücken über die feuchten Augen, ehe sie eine Hand hebt, sachte einen Wink andeutet.

"Ich hoffe du wirst es besser haben. Melde dich bitte." Ein leichtes Nicken seitens ihres Sohnes und sie wusste, dass er sein Versprechen halten würde. Er würde sie schon nicht enttäuschen. Die Menschen hier konnten ihn nicht verstehen, deswegen musste er gehen. In ihren Augen war das einfach nicht fair. Warum nahm man ihr das Kind weg? Die Tür flog wie ein Zeitlupe zu. Die Schritte klangen schon gar nicht mehr. Langsam, langsam.... BAM!
 

"Uahh~" Ruckartig schlug ich die Augen auf. Ich blinzelte, sah mich verschlafen um. Wo war ich denn hier? Erst langsam kehrten meine Erinnerungen zurück und ließen mich aufseufzen. Na bravo. Ich hatte den Schritt wirklich gewagt. Mit einer Hand rieb ich mir meine Augen. Ich musste eingeschlafen sein. Kein guter Ort, wie ich fand. Aber was jetzt? Wie lange hatte ich geschlafen? Hoffentlich nicht so lange, wie ich befürchtete. Ich sah auf meine Armbanduhr, konnte dadurch allerdings nur entnervt aufseufzen. Sie war stehen geblieben, ganz eindeutig. Laut ihr war es ein Uhr und das konnte nun wirklich nicht sein. So lange konnte ich einfach nicht geschlafen haben. Also kramte ich in meiner Hosentasche herum, bis ich schließlich das fand wonach ich gesucht hatte; mein Handy. Aha. Das war doch mal eine annehmbare Uhrzeit. Vier Uhr. Um zwei war ich in den Zug eingestiegen. Also musste ich wohl langsam da sein. Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Meinen Kopf lehnte ich an die Scheibe, beobachtete vorbeiziehnde Bäume, Dörfer und auch die ein oder andere Weide. Warum hatte ich nur das Gefühl hier nicht hin zu gehören? Ich gehörte zu meiner Mutter und nicht in eine so große Stadt wie Tokyo. Welcher Teufel hatte mich nur geritten gerade dorthin zu fahren? Ich wusste es einfach nicht. Also seufze ich nur erneut, was die Frau, die mir gegenüber sitzt die Stirn runzeln lässt. Auf ihre Frage, ob es mir gut ginge, nickte ich lediglich, ich seie nur müde und sie beließ es dabei, wofür ich ihr sehr dankbar war. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt fuhr der Zug endlich am Bahnhof von Tokyo ein. Ich stand mitten in einer riesigen Halle, ließ sogar meine Tasche auf den Boden fallen. Oh Kami. Das war ja riesig! Wie sollte ich denn jemals hier herausfinden? Das konnte doch nicht wahr sein. Ich hatte noch nie in meinem Leben einen so riesigen Bahnhof gesehen, da war ich mir sicher. Meine Mutter würde ausflippen, wenn sie das sehen könnte. Andererseits. Wie war schon oft in Tokyo gewesen, wie sie mir erzählt hatte. Aber den Gedanken schiebe ich beiseite. Es war Zeit ein neues Leben zu beginnen.

"Na dann... Tokyo, ich komme." Ein wenig unsicher war ich schon, ich hoffte nur, dass man mir das nicht allzusehr ansah. Kami steh mir bei. Um mir selbst ein wenig mehr Mut zu machen atmete ich einmal tief durch. Ohne weiter zu zögern, bevor ich es mir noch anders überlegte, griff ich nach meiner Tasche, die immernoch einsam auf dem Boden herumlag. Ich warf sie mir wieder über die Schulter. Sonderlich viel hatte ich nicht mitgenommen. Den Großteil des Kleiderschrankes hatte ich zu Hause gelassen. Ich wusste ja nicht, wie schnell ich noch wiederkommen würde. Vielleicht hatte ich ja auch schon bald die Hosen voll und würde zurück nach Hause eilen. Bei meinem mangelden Selbstvertrauen würde es mich jedenfalls nicht wundern. Ich hatte nur das Nötigste eingepackt. Neue Klamotten konnte ich mir ja immernoch kaufen. Also fasste ich mir endlich ein Herz und schritt gen Ausgang. Jedenfalls hoffte ich, dass es sich dabei um den Ausgang handelte. Und tatsächlich. Ich hatte Glück. Ich trat in das Großstadtleben Tokyos. Dann konnte der Spaß ja beginnen!

Eine seltsame WG

So. Da wäre es auch schon. Das erste Kapitel =D

Diesmal hatte ich leider keinen Betaleser, deswegen wundert euch nicht, falls ihr Fehler finden solltet. Naja, könntet ihr mir die dann mitteilen? ^^" Arigatou.

Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß mit dem ersten Kapitel =D Kommentare und Kritik sind gern gesehen. Natürlich dürft ihr auch sagen, was euch gefällt xD

Genug der Vorrede~
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Schon eine Weile ging ich einfach ziellos durch die Stadt. Mir taten schon gewaltig die Füße weh. Hin und wieder konnte ich eine Familie sehen, die sich lächelnd unterhielt und ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Das erinnerte mich ja schon fast an die Zeit, mit meiner Familie, wo wir vielmehr noch eine Familie waren. Mein Vater war leider viel zu früh gestorben und hatte mich und meine Mutter allein gelassen. Aber daran hatten wir nichts ändern können und hatten mehr oder weniger gelernt damit zu leben. Darüber hinweggekommen war meine Mutter nie, sie hatte sich immer sehr an mich geklammert. Vielleicht hätte ich sie doch nicht allein lassen sollen? Wieder seufzte ich. Nein. Es war richtig so gewesen, sie hatte es selbst gesagt, auch wenn es ihr sichtlich schwer gefallen war mich gehen zu lassen. Ich musste endlich lernen auf eigenen Beinen zu stehen, ein wenig früh vielleicht, aber für mich genau der richtige Moment. Viel länger hätte ich es da auch nicht ausgehalten.

So sog ich die kalte Abendluft ein. Ich hatte noch keinen Platz zum nächtigen gefunden und ich war auch nicht gerade erpicht darauf eine Nacht im Freien zu verbringen. Geld für ein Hotelzimmer hatte ich allemal, aber ersteinmal ein Hotel in dieser riesigen Stadt zu finden, war schon schwer. Manche würden mich jetzt sicher deswegen auslachen, aber was konnte ich denn daran ändern, dass ich in einem winzigen Ort aufgewachsen war? Gar nichts. Ich würde auch sicher bald wieder in die Schule gehen müssen. Allein der Gedanke daran, lässt mich erschauern. Egal in welche Schule ich bisher gegangen war, gute Erfahrungen hatte ich wegen meines Aussehens eigentlich nie gemacht. Ich würde es trotzdem irgendwie schaffen, bevor meine Mutter sich noch zu viele Sogen machen musste. Langsam trugen mich meine Schritte in einen Park, ohne dass ich es wirklich mitbekam. Dort ließ ich mich auf die erstbeste Bank nieder, in der Hoffnung nicht irgendeinem Obdachlosen den Schlafplatz weggenommern zu haben. Auf irgendwelchen Streit hatte ich im Moment nämlich wirklich keine Lust, zumal ich nicht wüsste, was ich sagen sollte. Also lehnte ich mich zurück, die Tasche neben mir auf die Bank legend. Trotzdem hielt ich sie fest. Man konnte ja nie wissen... Ich hing weiter meinen Gedanken nach, bis mir plötzlich etwas ins Gesicht flog und ich somit komplett im Dunkeln saß... und das mochte ich gar nicht!

"Uahhh! Licht an!", forderte ich ohne Erfolg. Kennt ihr das, wenn ihr glaubt, dass die ganze Welt etwas gegen euch hat? Genauso fühlte ich mich gerade...Ich griff mit einer Hand nach dem störenden Papier in meinem Gesicht, um im nächsten Moment festzustellen, dass es sich dabei um eine Zeitung handelte. Leicht verzog ich das Gesicht und starrte das Ding in meiner Hand böswillig an. "Was sollte das, hä?!" Kaum hatte ich diese Worte gesprochen, legte ich mir auch schon meine freie Hand auf die Stirn. War ich denn jetzt vollkommen verrückt geworden? Ich hatte mich gerade mit einer Zeitung unterhalten, nein. Ich hatte eine Zeitung angeschrien?! Jetzt war ich wirklich reif für das Irrenhaus. Ich seufzte nocheinmal und lehnte mich zurück, wobei ich erneut einen Blick auf die Zeitung warf. Da ich ja eh nichts zu tun hatte, konnte ich auch gleich mal einen Blick darauf werfen, oder nicht? Ich nickte in mich hinein und zog meine Beine auf die Bank, sodass ich im Schneidersitz saß und die Zeitung auf meinen Beinen ausbreiten konnte. Zuerst besah ich das Datum und musste feststellen, dass die Zeitung schon eine Woche alt war. Naja. Wirklich neu waren diese Neuigkeiten dann ja sicher nicht. Nur kurz ließ ich meinen Blick über die Schlagzeile gleiten, laß irgendwelche Artikel, die mich auch so nicht interessierten und blätterte geradezu lustlos um. Plötzlich allerdings kam mir eine Idee. Ich könnte doch auch gleich mal nach einer Wohnung Ausschau halten. Gedacht - Getan. Schon blätterte ich zu den Wohnungsanzeigen und hatte ein wenig Mühe sie überhaupt zu finden. Als ich dann allerdings die Preise sah, fielen mir fast die Augen aus. Bitte?! Das war doch vollkommen Wucher! Wie sollte das denn ein Schüler bezahlen? Das war doch vollkommen unmöglich. Jaja. Ich musste mir ja auch unbedingt Tokyo aussuchen! Warum denn ausgerechnet Tokyo?! Japan hat ja sonst keine Städte. Ich musste mir ja gleich die Größte aussuchen. Naja. Ändern konnte ich es jetz auch nicht mehr. Aber was sollte ich machen? Eine Wohnung konnte ich mir unmöglich leisten. Für mich gab es eigentlich nur eine Option.
 

"Eine WG...", sagte ich mehr zu mir selbst. Mit wem sollte ich mich denn auch unterhalten? Hier war schließlich keine Menschenseele. Aber wie sollte ich mich denn in eine WG einfinden, wo ich doch gar keine Ahnung hatte wie man eine fand. Ich kannte hier niemanden und somit auch keinen, der jemanden für eine WG suchte. Außerdem war ich nicht gerade scharf darauf mit anderen Menschen, fremden Menschen, zusammenzuziehen. Da kam ich mir doch sicher eh wieder wie das fünfte Rad am Wagen vor und würde mir unsicher sein und mich nicht trauen, irgendetwas zu sagen. Aber ich würde in dieser Hinsischt wohl über meinen Schatten springen müssen, ob es mir nun gefiel, oder nicht. Überhaupt. Wie machte man soetwas eigentlich? Es würde ja wohl kaum etwas in der Richtung in der Zeitung stehen. Wie, um mich selbst zu bestätigen, sah ich in die Zeitung und zum zweiten Mal an diesem Abend währen mir fast die Augen aus dem Schädel gekullert. Ich konnte nicht glauben, was ich da las! Das konnte doch nicht wahr sein! War Kami mir etwa doch hold? Hatte ich endlich einmal Glück im Leben? Ich konnte es kaum glauben. Aber die Anzeige ließ mich schon stutzen und nachdenken, ob ich mich darauf überhaupt einlassen würde. Ich runzelte die Stirn und las es gleich ein drittes Mal. Möglicherweise hatte ich mich auch verlesen?
 

,Suchen kranken Mitbewohner!

Alle, die ein wenig verrückt sind, passen perfekt zu uns

Ob männlich oder weiblich - egal! Hauptsache krank genug,

um es mit uns auszuhalten!

Zu melden unter der Telefonnummer/und oder unter der Adresse.......'
 

Ich las die Anzeige noch einige Male und stellte fest, dass das tatsächlich dort stand. Die suchten kranke Mitglieder? Wie verrückt war das denn? So eine Anzeige hatte er auf jeden Fall noch nie in seinem Leben gesehen. Das war doch vollkommen verrückt, genauso wie es die Bewohner dieser Wohngemeinschaft waren. Ich las sie nocheinmal. Die ein wenig verrückt sind? War ich das nicht? Laut meinen ehemaligen Klassenkameraden war ich das jedenfalls, was mein Aussehen betraf. Und wenn diese WG wirklich so... seltsam war, wie ich es vermutete, würde ich dort vielleicht so aktzeptiert werden, wie ich bin? Ein wenig Hoffnung konnte ich mir ja auch machen, oder? Bevor ich da hinging, würde ich aber lieber anrufen, ich wollte ja nicht ins Abendessen oder so hineinplatzen! Das wäre einfach viel zu unhöflich und das konnte ich selbst nicht aktzeptieren. Es war einfach nicht meine Art mich dermaßen daneben zu benehmen. Also kramte ich in meiner Hosentasche nach meinem Handy und wurde auch sehr bald fündig. Zu meinem Glück ließ der Akku mich nicht im Stich. Vielleicht würde es heute ja doch noch ein guter Tag werden? Auch wenn er fast rum war. Ich betrachtete eine Weile schweigend die angegebene Telefonnummer. Ich traute mich irgendwie nicht so recht, einfach da anzurufen. Vielleicht störte ich gerade? Es konnte ja sein, dass auch niemand zu Hause war. Was, wenn ich gerade jemanden aufweckte? Ich schüttelte hastig den Kopf. Nein. Genug jetzt. So verunsicherte ich mich nur selbst und das hatte ich doch eigentlich vermeiden wollen. So schluckte ich schwer und begann zittrig die Telefonnummer zu tippen. Eine Weile starrte ich einfach nur auf den Display des Handys, traute mich nicht auf den grünen Knopf zu drücken. Na los! Sei kein Weichei, ermahnte ich mich selbst und schlug geradezu auf den Knopf. Im nächsten Moment hätte ich mich dafür auch schon erschlagen können. Ohnein! Was jetzt? Sollte ich einfach wieder auflegen? Nein! Das wäre doch mindestens genauso unhöflich, wie, als wenn ich einfach dort vorbeischauen würde. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und legte mein Handy an mein Ohr, wartend. Meine Hände zitterten, als ich es duten hörte. Ich musste nicht lange warten, da wurde auch schon abgehoben und eine tiefe Stimme meldete sich zu Wort...
 

"Moshi moshi!"

Schweigen. Ich bekam kein Wort raus.

"Ehhr...Moshi moshi?", fragte die Stimme nun schon etwas verwunderter.

Los sag endlich was! Tu was, bevor er wieder auflegt! Mach endlich!

"...ist da jemand dran?!"

Aus dem Hintergrund erhallten schon Rufe, wer denn am Apparat sei und ich konnte genau vor mir sehen, wie der Kerl, der für mich noch kein Gesicht hatte mit den Schultern zuckte. Ich schluckte all meine Ängste runter und nahm all meinen Mut zusammen, um dann zum Sprechen anzusetzen.

"Ähh...Moshi mo-"

Im nächsten Moment wurde mir das Wort durch einen lauten Schrei im Telefon abgeschnitten. Ich schloss eines meiner Ohren. Au. Da hatte aber jemand ein ganz schön starkes Organ.

"Ruki! Halt endlich die Fresse! Siehst du nicht, dass ich telefoniere?!"

Ich blinzelte leicht. Sollte ich jetzt etwas sagen? Wie es schien hatte der Herr am Telefon komplett vergessen mir etwas zu sagen, denn ich hörte ihn noch einige Dinge schreien und das andere Geschrei, des Ruki genannten, hörte auch nicht auf, bis ich etwas hörte, das wie das Zuschlagen einer Tür klang. Und ich konnte eine dritte fremde Stimme, die ebenfalls männlich war hören.

"Was ist denn hier los? Ruki schrei doch nicht so rum...!"

Und schon erstarb das Geschrei. Irgendwie hatte ich gerade die Angst, die ich vor diesem Anruf hatte vergessen, zu sehr musste ich mich zusammenreißen nicht loszulachen, durch dieses Kindergartentheater am anderen Ende der Leitung. Doch die Angst kam bald wieder, als sich die Stimme wieder an mich wandte.

"Ähm...Gomen? Noch dran?"

"H-hai!"

"Wer ist denn da?"

Ohnein! Ich hatte tatsächlich vergessen mich vorzustellen! Ohnein. Ohnein. Das machte bestimmt keinen guten Eindruck. Aber ich beschloss zu retten, was zu retten war. Jetzt bloß nicht wieder schweigen!

"T-takashima K-kouyou desu...", stellte ich mich zögerlich vor und wusste, dass der Kerl am Ende der Leitung sicher keine Ahnung hatte, wer ich war und was ich eigentlich von ihm wollte, wenn ich schon um diese Uhrzeit bei ihm anrief.

"Oi! Mit wem willst du denn sprechen?!"

Dachte er etwa ich seie ein Kumpel von einem seiner Mitbewohner? Schien wohl so. In einer Wohngemeinschaft war das ja auch nicht ausgeschlossen. Trotzdem war mir das gerade mehr als nur unangenehm.

"Äh...eigentlich mit niemand bestimmten. I-ich habe die Anzeige in der Zeitung von... letzter Woche gelesen und äh... ja... ich wollte fragen, ob-"

"Ob du einziehen kannst?", beendete die Stimme in meinem Ohr meinen Satz, woraufhin ich nickte, was er natürlich nicht sehen konnte, sodass ich noch schnell antwortete.

"Ähh...Hai, genau das wollte ich!"

"Na dann."

Ich konnte das Grinsen geradezu vor mir sehen. Seine Stimmung hatte sich ganz schön geändert. Er wirkte ziemlich glücklich.

"...ist...ähm... denn überhaupt noch Platz?"

"Ein Zimmer ist noch frei."

Kami sei Dank! Ich hatte nicht zu spät angerufen. Das wäre noch eine meiner Sorgen gewesen, wenn das Zimmer schon belegt wäre. Nein. Das wäre wirklich mein Ende gewesen. Das wäre der Todesstoß.

"W-wann würde es Ihnen denn passen, wenn ich vorbeikäme?"

Das ich gerade auf der Straße saß, verschwieg ich dabei lieber. Ich wollte keine Almosen und vorallem nicht zur Last fallen.

"Ano... wenn du willst sofort und sag 'Du' zu mir, sonst komm ich mir alt vor..."

Ein Lachen und sofort wurde ich ein wenig sicherer. Ich verlor ein wenig von meiner Angst, wofür ich dankbar war.

"Ano...arigatou... i-ich komme dann im Laufe des Abends."

Schließlich musste ich ersteinmal hinfinden und darin sah ich irgendwie ein ziemliches Problem...

"Na dann, ich freu mich. Bis nachher."

"H-hai...!"
 

Und schon war nurnoch ein Tuten zu hören. Ich konnte nicht anders als über beide Ohren zu strahlen. Ich drückte auf den roten Knopf und lehnte mich zurück, wobei ich meinen Hinterkopf auf der Banklehne aufbrachte. Ich hatte es wirklich geschafft! Wenn ich jetzt nurnoch die Bewohner der WG überzeugen konnte mich aufzunehmen, war der Grunstein für mein Leben in Tokyo gelegt. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Aber ich verkniff es mir jetzt einfach laut loszubrüllen und meinem Glück Luft zu machen. Denn das musste nun wirklich nicht sein. Darauf konnte ich von mir selbst aus schon verzichten. Ich nahm meine Tasche wieder zur Hand. Ich war doch recht zuversichtlich. Die Stimme des Mannes hatte nett geklungen. Also waren es schoneinmal mindestens drei Mitbewohner, wenn ich einziehen durfte. Das klang doch schon nach einer Menge Spaß, sofern sie mich aktzeptierten. Da war ich mich noch nicht so ganz sicher. Herrje. Da war sie wieder; die Unsicherheit. Hoffentlich würde ich nicht zu sehr wie ein Weichei dastehen. Reiß dich zusammen Uruha, ermahnte ich mich selbst. Wenn ich es jemals schaffen wollte aktzeptiert zu werden, dann musste ich mich durchsetzen, das war mir bewusst. Aber dazu fehlte mir momentan einfach der Mut und das Selbstvertrauen. Allerdings würde ich das schon irgendwann hinbekommen, hoffte ich jedenfalls. Ersteinmal würde ich mich auf die Suche nach der Wohnung machen. Sonst würde ich bis Morgen noch nicht da sein. Gerade, als ich nach der Zeitung greifen will, muss ich feststellen, dass diese nicht mehr da ist, wo ich sie eben hingeleg hatte. Panisch sprang ich auf, sah mich nach allen Seiten um. Dann folgte ein Luftstoß, der meine Haare in mein Gesicht wehte und schon sah ich sie fliegen - die Zeitung, die mir vielleicht sogar ein zu Hause verschaffte. Ich durfte sie nicht entschwischen lassen! Sonst würde ich niemals hinfinden. So schnell ich mit meinem Gepäck konnte rannte ich der Zeitung nach. Das war wirklich mein Glück! Das, war mein Glück! Warum immer ich? Ich konnte es nicht fassen. Wie lange ich der Zeitung hinterherlief weiß ich nicht mehr. Ich weiß nurnoch, dass ich danach mehr als nur außer Puste war. Die Hälfte des Papieres hatte sich im Wind verlfüchtigt, aber ich hatte wenigstens ein wenig Schwein, denn der Teil mit der Anzeige war noch vorhanden gewesen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich den Namen des Mannes gar nicht kannte, der an das Telefon gegangen war. Na prima. Wieder etwas wichtiges vergessen. Jetzt wussten sie wie ich hieß, aber ich hatte keine Ahnung. Außer einer von ihnen hieß Ruki, wie ich es mir aus dem Geschrei erschloss, aber was solte mir das weiterhelfen? Schließlich hatte ich nicht mit diesem telefoniert, sondern mit irgendjemand Unbekanntes. Aber so leicht wollte ich mich nicht mehr unterkriegen lassen. Also würde ich einfach hingehen und sagen, wer ich war und was ich wollte. Ich riss die Anzeige aus der Zeitung und betrachtete nachdenklich die Adresse. Na, da würde ich mich wohl durchfragen müssen. Das war auch nicht gerade meine Stärke, auf andere Leute zugehen. Allein bei dem Gedanken daran grauste es mich innerlich und meine Nackenhaare stellten sich auf. Ja. Ich hatte wirklich ein Problem. Ich seufzte kurz auf. Nun musste ich zum erneuten Male über meinen Schatten springen. Ich hoffte nur, dass das nicht zur Gewohnheit werden würde. Das wäre ganz und gar nicht in meinem Sinne. Kami steh mir bei, dass ich die richtigen Leute frage.
 

Sofort auf den ersten ging ich zu. Einen älteren Herren mit Stock. Ich betete nur, dass er mich mit diesem nicht gleich schlagen würde. Vorsichtig fragte ich ihn, ob er wüsste wie ich zur besagten Adresse käme. Daraufhin hielt er sich eine Hand an sein Ohr und sah mich mit fragendem Blick an.

"Hähh?!" Scheinbar war der Greis nicht mehr ganz auf der Höhe und schon ein wenig sehr schwerhörig. Also wiederholte ich meine Frage noch dreimal, bis er endlich begriffen hatte, was ich eigentlich von ihm wollte und er sah mich ein wenig verständnislos an. Dann schüttelte er den Kopf, zuckte mit den Schultern und schreitete von Dannen. Ich stand ein wenig da, wie bestellt und nicht abgeholt. Schon sank mir mein Herz wieder in die Hose. Mir verging alle Lust darauf weiter zu fragen. Aber was blieb mir denn schon anderes übrig? Allein würde ich die Adresse niemals finden. Also musste ich mich auf die Hilfe irgendwelcher Fremden verlassen, von denen ich immer wieder hoffte, dass sie mich nicht gleich zusammenschlugen. Ja, ich war wirklich sehr optimistisch. Aber wärd ihr das, wenn ihr ganz allein in einer fremden Stadt wärd und euch nicht die Bohne auskennt? Ich jedenfalls nicht. Naja. Vielleicht kneife ich auch einfach viel zu früh, aber das ist nunmal meine Art. Nach etwa einer halben Stunde sinnlosens Herumfragen, hatte ich dann endlich jemanden erwischt, der mir helfen konnte. Ich dankte Kami im Stillen und lächelte die Frau, die wohl mitte dreißig war, freundlich an. Diese deutete in eine Richtung.

"Es ist gar nicht weit. Du folgst einfach dieser Straße, gehst dann links rein und dort ist die Straße die du suchst." Gut erzogen wie ich bin, verbeugte ich mich dankbar vor der Frau, die ein Schmunzeln für mich übrig hatte und mir noch viel Glück wünschte. Ich dankte ihr und verabschiedete mich, ehe ich mich auf den Weg machte. Das schien wirklich nicht allzu weit zu sein. Darüber war ich sehr erleichtert. Auf einen langen Fußweg hatte ich keine Lust. Also schlenderte ich mit recht guter Laune besagte Straße entlang und versuchte gar nicht daran zu denken, was für Gestalten jetzt womöglich unterwegs seien könnten. Damit würde ich mich nur unnötig nervös machen und das war bei jemandem wir mir nicht gerade gut. Deswegen konzentrierte ich mich krampfhaft auf die Worte, die ich am Besten sagen würde, damit sie mir nicht gleich wieder die Tür vor der Nase zuschlagen würden. Als ich schließlich in der richten Straße angekommen war, machte ich ersteinmal eine Pause und blieb einfach stehen, während ich meinen Blick schweifen ließ. Hier waren einige Wohnungen. Die Häuser sahen nicht gerade wie Neubauten aus und es war auch nicht unbedingt die Art von Gegend, in der ein Mensch wie ich gerne wohnen würde. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen, also würde ich mich auch mit so einer Umgebung zufrieden geben, wenn es denn unbedingt sein musste. Und da das ja wohl der Fall war... Good luck, Uruha. Das konnte ich allemal gebrauchen. Schließlich trat ich an den Häusereingang und stand gleich vor dem nächsten Problem.... wo klingeln? Das war ein Haus in dem drei Familien lebten. Ich besah mir die Schilder näher und konnte auf einem eindeutig die Aufschrift "WG" lesen. Darunter waren noch vier Namen gekrakelt, die ich beim besten Willen im Dunkeln nicht entziffern konnte. Und im Hellen sicher auch nicht. Aber das schien wohl das Richtige zu sein. Immerhin etwas. Ich war schon gespannt auf die seltsamen Leute, die wohl hier wohnten. Ich hob meine rechte Hand und drückte mit meinem rechten Zeigefinger gegegen die Klingel und wartete. Zu meiner großen Überraschung, geschah nichts. Gar nichts. Das Haus explodierte nicht, aber geöffnet wurde mir auch nicht. Jetzt kam ich mir wirklich wie der letzte Baka vor. Was sollte ich denn machen? Eifnach umdrehen und gehen? Ich musste schon sagen, dass ich das ganze ziemlich unhöflich fand. Man ging doch nicht einfach weg, wenn man wusste, dass noch Besuch oder so kommen würde. Langsam fragte ich mich wirklich, WAS für Menschen hier lebten. Mit einem Seufzer wandte ich mich ab, doch in den Moment hörte ich ein seltsames Geräusch, welches wohl von der Tür ausging. Vorsichtig drückte ich dagegen und die Tür schwang aus ihren Angeln. Na dann. Ich war drin. Jetzt musste ich in den ersten Stock, da hatten die wohl ziemlich seltsamen Menschen ihre Wohnung. Der Weg nach Oben kam mir fast schon unendlich vor. Es war nicht weit, aber jede Stufe ließ mich schlucken und hoffen, dass dort oben keine Monster waren. Ohman. Was ich schon für kranke Vorstellungen von meinen eventuellen Mitbewohnern oder Mitbewohnerinnen hatte. Ich sollte meine Einstellung vielleich tmal überdenken? Schließlich brachte ich die letzte Stufe hinter mich und stand vor der Haustür, die im selben Moment aufging.
 

"Ich hab keinen Bock auf die Scheiße! Kuso! Lasst mich in Ruhe! Mir doch egal, ob der heute oder in drei Jahren kommt! Ich mach mich vom Acker!" Sofort schlug mir eine laute Stimme entgegen und im nächsten Moment sah ich ihn. Den wohl seltsamsten Kerl, der mir in meinem ganzen Leben unter die Augen gekommen war. Er trug eine schwarze Jacke, die er nicht zugemacht hatte. Doch an dieser waren reichlich Nieten befästigt. Seine Hose war durchlöchert und er trug karrierte Chucks. In schwarz und rot. Was war denn das für einer. Der sah ja aus wie ein Punk. Doch wenn mich nicht schon allein das Outfit erschreckt hätte, dann tat das Band, das er sich über die Nase gebunden hatte sein Übriges. Warum trug er denn einen Stofffetzen über seinem Gesicht? Hatte er etwa eine so hässliche Nase? Das konnte ich mir gar nicht wirklich vorstellen. Die Haare waren strohblond. Er hatte sie sich wohl gefärbt und reichlich mit Haargel in Form gebracht. Es war nur ein Moment. Er schritt an mir vorbei und sah aus den Augenwinkeln zu mir. Ich zuckte kurz zusammen, als ich den kühlen Blick erwiederte, der gleichzeitig einen seltsamen Ausdruck hatte. Das darauffolgende Grinsen ließ mir zusätzlich ein wenig mulmig werden. Eines wusste ich jetzt schon mit Sicherheit zu sagen: Der Kerl war mir unheimlich. Wenn der auch in der WG wohnte, dann... Gute Nacht! Doch lange konnte ich nicht darüber nachdenken, da im nächsten Moment ein schwarzhaariger Mann, vielleicht zwanzig Jahre alt, wie ich ihn schätzte, aus der Tür gestapft kam. Er hatte zwei Piercings an der rechten Unterlippe. Irgendwie machte er auf mich einen ganz sympathischen Eindruck. Und die Stimme verriet mir es mir gleich. Mit ihm hatte ich telefoniert.

"Verdammt, Reita! Komm gefälligst zurück!" Doch auf diesen Ausruf bekam er nur ein "Leck mich!" als Antwort. Er seufzte und legte sich eine Hand an die Stirn. Ich, durch die ganze Situation ein klein wenig überfordert, stand einfach nur da wie angewurzelt und bekam kein Wort raus. Was war denn das gerade für ein Auftritt gewesen. Dieser Reita, wie ihn der Schwarzhaarige genannt hatte, war mit ganz schön Ach und Krach verschwunden. Und was der für Wörter in den Mund genommen hatte. Daran würde ich ja nichteinmal im Traum denken. Soetwas sprach ich nicht aus. Das war ja einfach nur... Ich fand nichteinmal ein Wort dafür! Allerdings war der Schwarzhaarige wohl nicht ganz so unaufmerksam, wie ich in dem Moment, denn er bemerkte mich eigentlich recht schnell. Ein wenig zu schnell, ich hätte gerne noch ein paar Löcher in die Luft gestarrt.

"Ähm... kann ich dir helfen?" Er schien wohl zu wissen, dass ich derjenige gewesen war, der gerade geklingelt hatte. Ich erwachte aus meiner Starre und blickte den Schwarzhaarigen erst sichtlich überfordert an, ehe ich mich auch schon so schnell es ging vor ihm verbeugte.

"Ano.. wir haben telefoniert. Takashima Kouyou, desu.", stellte ich mich erneut vor. Ich fand es so persönlicher und wusste einfach nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Auf meine Vorstellung hin, nickte der Schwarzhaarige und machte eine umschweifende Bewegung, mit der er mir wohl bedeuten wollte, in die Wohnung einzutreten. Sein Blick fiel auf die Tasche, die ich auch noch einfach fallen gelassen hatte. Sofort hatte ich jene wieder in der Hand, doch er schritt mit einem Grinsen auf mich zu und nahm sie mir ab.

"Du scheinst dir ja sehr sicher zu sein, dass du das Zimmer bekommst.", meinte er neckend und sofort lief ich rot an. Ohnein. Das hinterließ sicher einen falschen Eindruck. Sofort schüttelte ich heftig den Kopf.

"Iie! I-ich hab nur kein Dach über dem Kopf und...naja..." Meine beiden Zeigefinger tippten sacht aufeinander. Diese Situation war mir gerade mehr als nur peinlich. Ich wollte am Liebsten im Boden versinken, aber das ging ja leider nicht. Das war mit Abstand der peinlichste Moment des Tages. Noch schlimmer, als von einem Greis stehen gelassen zu werden, den man einfach nur nach dem Weg hatte fragen wollen. Der Schwarzhaarige allerdings schien verstanden zu haben. Mit meiner Tasche machte er sich einfach auf den Weg in die Wohnung.

"Naja, komm ersteinmal rein, Kouyou." Zuerst reagierte ich gar nicht. Man nannte mich selten so. In der Schule hieß es Takashima-san und zu Hause Uruha. Erst nach einigen Momenten realisierte ich, dass ich gerade angesprochen wurde und der verwirrte Blick des Schwarzhaarigen ließ mir das Herz wieder in die Hose rutschen. "Ähm... Uruha. Bitte... einfach nur Uruha, hai?", fragte ich ihn vorsichtig und zu meiner eigenen Erleichterung nickte er lächelnd. Dann verschwand er hinter der Tür und ich ging ihm zögerlich nach. Die Tür schloss der Schwarzhaarige und ich entledigte mich ersteinmal meiner Schuhe und meiner Jacke. Die Tasche stellte der Schwarzhaarige einfach ab und sagte, ich könne sie ersteinmal dort stehen lassen. Dankbar nickte ich und folgte dem Schwarzhaarigen zögerlich durch die Wohnung.
 

Schließlich kamen wir wohl im Wohnraum an. Dort saß ein ziemlich kleiner Kerl auf dem Sofa und starrte wie gebannt auf den Bildschmirm eines Fernsehgerätes. Ich folgte seinem Blick neugierig und fragte mich, was er wohl schaute. Im nächsten Moment schnellte meine Braue hinauf. Ich kannte die Sendund nicht und sie erschien mir reichlich seltsam. Als der blonde Zwerg dann in Gelächter ausbrach, war ich vollkommen verwirrt, traute mich aber nicht so recht irgendetwas zu sagen. Der Schwarzhaarige schien ebenso verwirrt zu sein wie ich, nur bekam er im Gegensatz zu mir wenigstens den Mund auf.

"Ruki! Mach die Glotze aus, wir haben Besuch!", mahnte er den Zwerg, den er Ruki genannt hatte. Dann war das wohl der Schreihals vom Telefon. Ich musste unweigerlich lächeln. Irgendwie hatte ich mir den ja doch ein wenig anders vorgestellt ... größer. Erst jetzt fiel mir auf, dass Ruki und der Schwarzhaarige geschminkt waren. Zwar nicht so wie ich, aber dennoch. Die Augen waren unverkennbar bearbeitet worden. Und schon fühlte ich mich nicht mehr ganz so unwohl. Bisher hatte auch keiner einen komischen Kommentar über mein Aussehen abgelassen. Hier schien das wohl eher schon fast normal oder so zu sein. Der Knirps, der wohl etwa so alt war wie ich, blickte auf.

"Huh? Was interessiert mich das? Sonst muss ich doch auch nicht -" Im nächsten Moment schien ich ihm wohl aufzufallen. Und gleich deutete er mit dem Finger auf mich, was mir schon irgendwo unangenehm war. Das gehörte sich schließlich nicht. Aber er schien wohl genauso wenig Manieren zu haben wie dieser komische Schreihals als dem Treppenhaus. Reita, oder so hatte der Schwarzhaarige ihn genannt. Und langsam wurde mir bewusst, dass ich immernochnicht wusste, wie er hieß. Mit fragendem Blick sah ich nun zu dem Schwarzhaarigen, wurde aber gleich von Ruki aus meinen Gedanken gerissen.

"Wer is'n das?", fragte der Blondschopf sichtlich interessiert, sodass ich schmunzeln musste. Irgendwie war der ja doch ganz okay. Er schien wenigstens ein wenig Interesse an mir zu zeigen, was ich so gar nicht gewohnt war. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass er irgendwie abfällig von mir dachte oder so. Nein. Er behandelte mich, als wäre ich ein richtiger Mensch und das freute mich.

"Das is' Uruha. Der wird vielleicht bald hier einzieh'n.", erklärte der Schwarzhaarige und ich nickte dem kleinen Blondschopf zu. Dieser sprang sofort vom Sofa auf, was mich kurz zusammenzucken ließ. Mit so einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Über das ganze Gesicht grinsend stellte sich Ruki direkt vor mich, sah mich prüfend an und ging dann um mich rum, um mich von allen Seiten zu besehen. Irgendwie gefiel mir das nicht, ich schwieg aber. Hinter meinem Rücken nickte Ruki, was ich nicht sehen konnte.

"Mein ja hat er, er ist lustig." Nani?! Wie sollte ich denn das verstehen. Mit fragendem Blick, sah ich über meine Schulter zu Ruki. Dieser grinste mich an und der Schwarzhaarige richtete das Wort an mich.

"Ehm... er ist seltsam. Mach dir nichts draus." Zur Antwort nickte ich sacht. An den müsste ich mich wohl ersteinmal gewöhnen, wenn das mit dem Einzug klappen sollte. Aber irgendwie war ich nurnoch halb so nervös wie vorher. Diese Menschen waren zwar sehr sehr sehr seltsam, aber mir irgendwie sympathisch. Hieß das, dass ich auch verrückt war? Sicher war ich mir nicht und auf eine Antwort auf diese Frage war ich auch nicht gerade scharf, wenn ich ehrlich war. Ich fragte mich, ob die beiden wohl die einzigen Bewohner waren. Dieser Punk schien auch dazu zu gehören, aber eine Stimme vom Telefon hatte ich hier bisher noch nicht einordnen können. Also ging ich von noch jemadem aus und dieser jemand war männlich. Also eine WG, die nur aus Kerlen bestand. Da sprach ja auch eigentlich nichts gegen und ich störte mich auch nicht sonderlich daran.

"Achja. Ich bin übrigens Aoi.", stellte sich der Schwarzhaarige vor und wendete sich auch schon einer Tür zu. Ich vermutete mal, dass sie in einen anderen Raum führte. Einfallsreich nicht? Innerlich lachte ich über mich selbst. Eine Tür hatte ja nuneinmal die Angewohnheit in irgendwelche Räume zu führen, also warum sollte es dann dieses Mal anders sein? Es konnte ja gar nicht anders sein, also sollte ich den Schwachsinn darüber nachzudenken endlich lassen. Gedacht - Getan. Also sah ich zu Ruki, der schon wieder vollkommen in Bewegung war und noch vor Aoi durch die Tür rannte. Dieser sah erst ein wenig verdutzt drein, seufzte dann. Scheinbar hatte der Zwerg jetzt das gemacht, was eigentlich hatte er tun wollen. Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Aber so, dass es niemand bemerkte. Ich wollte ja nicht unhöflich erscheinen.

"Kahaaaaaaaai!", konnte ich es aus dem Raum rufen hören. "Kahaaaaaaaaaaaaaaai!", rief Ruki erneut. Dann begann es zu scheppern, als würde jemand mit irgendwelchem Besteck hantieren. Also war das dahinter die Küche? Und dort war ein gewisser Kai? Hm. Das war dann wohl der Letzte Mitbewohner. Noch mehr würde ich wohl nicht ertragen. Derweil bot Aoi mir an mich zu setzen und ich nahm dankbar an. Ich ließ mich auf das Sofa sinken und lehnte mich zurück. Der Schwarzhaarige nahm auf einem Sessel platz und sah unentwegt zur Küche, wo ich gerade eine andere Stimme vernehmen konnte. Diese ordnete ich als die dritte Telefonstimme ein.
 

"Was gibt's denn, dass du so schreist?" Es war eine ruhige und angenehme Stimme, die auf mich gleich einen sympathischen Eindruck machte. Ich war schon irgendwie gespannt auf diese Person. Im nächsten Moment konnte man schon wieder Ruki geradezu brüllen hören: "Er ist da! Der Neue ist da, Kai! Komm! Den musst du dir ansehen!" Bitte?! War ich etwa ein Tier in einem Käfig oder so? Aber da Aoi mir schon gesagt hatte, dass das bei dem Blondschopf wohl normal war so zu reden und da ich annahm, dass er es auch nicht böse meinte, sah ich einfach mal darüber hinweg. Im nächsten Moment tauchte Ruki auch schon wieder in der Tür auf. Allerdings war er nicht allein. Seine Hand umfasste das Handgelenk eines Braunhaarigen, der größer war als der Blonde, was meines Erachtens nach auch nicht gerade schwer war. Der Brünette trug eine weiße Schürze. Er hatte wohl gerade gekocht oder so. Weswegen sollte er das Ding denn auch sonst tragen? Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Er kam nun auf mich zu und stellte sich direkt vor mich. Und schon war Ruki da und nickte mit verschränkten Armen auf mich.

"Siehst du?! Der isses! Uruha heißt er.", sagte Ruki und wirkte sichtlich stolz darüber etwas zu wissen, was der Braunhaarige nicht wusste, dieser stieß Ruki kurz mit seinem Ellebogen in die Seite, woraufhin dieser aufquietschte und sich neben mir niederließ und irgendetwas grummelte, was ich nicht verstehen konnte. Aber scheinbar hatte der Andere den Zwerg gut unter Kontrolle. Der Kleine war ein richtiger Flummi und wohl hyperaktiv. Na, den will ich nicht sehen, wenn der zu viel Zucker bekommt. Aber darum kümmerte ich mich nicht mehr, als der Braunhaarige das Wort an mich richtete. Ich vermutete, dass er Kai hieß, da Ruki diesen Namen die ganze Zeit gequäkt hatte, als er hinter der Tür verschwunden war.

"Freut mich Uruha. Yutaka Uke, desu." Ich sah ihn ein wenig verwundert an. Hatte ich mich gerade verhört? Oder hatte er wirklich das gesagt, das er gerade gesagt hatte? Er kratzte sich am Hinterkopf, als er mein Zögern bemerkte. "Eeetoo....Einfach Kai.", fügte er dann hinzu und ich nickte leicht lächelnd.

"Ich bin Uruha, wie du sicher mitbekommen hast." Aber falls er es nicht gehört haben sollte, wusste er es jetzt und Kai nickte ebenfalls. Der schien wohl noch der Normalste hier zu sein. Er drehte sich zu Aoi um, der mittlerweile gelangweilt aus dem Fenster starrte.
 

"Wo ist eigentlich Reita?", fragte der Braunhaarige.

Reita? War das der komische Kerl aus dem Treppenhaus? Wenn ich mich richtig erinnerte hatte Aoi ihm mit dem Namen nachgeschrien. Er schien ein ziemlich unangenehmer Kerl zu sein, jedenfalls für jemanden wie mich. Ich hatte ja jetzt schon das Gefühl, dass ihm mein Gesicht nicht passte. Bei dem Gedanken an sein seltsames Grinsen lief es mir eiskalt den Rücken runter. Aber wenn ich hier einziehen sollte, musste ich wohl lernen mit ihm auszukommen, zumal die anderen ja ganz in Ordnung waren. Auch wenn sie mir irgendwie komisch vorkamen. Da wo ich herkam lief eben alles anders ab.

"Der ist abgehauen.", konnte ich Ruki fröhlich tröten hören und fragte mich im gleichen Moment, ob sie sich denn keine Sorgen um ihren Mitbewohner machten. Ihm konnte doch schließlich etwas zustoßen oder so. Andererseits, einem Punk wie dem, ging sicher jeder aus dem Weg. Dem würde schon nichts passieren, außer dass er irgendwelche Kumpels traf und sich die Kante gab. Zutrauen würde ich es ihm jedenfalls, das musste ich zugeben. Aber da ich nicht unhöflich erscheinen wollte, indem ich gleich etwas Abfälliges über einen der Mitbewohner verlauten ließ, behielt ich meine Gedanken für mich, vielleicht auch besser so.

"Was? Das glaub ich jetzt nicht..." Kai schien fassungslos. War es etwa sonst nicht Reitas Art? Nein. Es war ganz bestimmt Reitas Art, so wie ich ihn bis jetzt einschätzen konnte. "Das Essen ist gleich fertig!" Und schon musste ich mir ein Seufzen verkneifen. Jetzt störte ich ja doch noch beim Essen. Das war mir nun wirklich unangenehm. Außerdem fand ich es seltsam, dass das Kais einzige Sorge zu sein schien. Ich wollte den Braunhaarigen danach fragen, aber dieser war schon wieder Richtung Küche verschwunden, nachdem er sich noch kurz an Aoi gewandt hatte und irgendetwas gesagt hatte, was ich nicht verstehen konnte.

"Naja. Dann isst du eben seine Portion, Uruha.", meine Aoi matt und grinste mich an. Sofort schüttelte ich den Kopf und hob abwehrend die Hände. Bitte nicht. Wenn er später am Abend nach Hause kam und sein Essen nicht vorfand. Nein. Ich hatte keine Lust auf Streit, schon gar nicht mit einem Punk. Das wollte ich beim besten Willen nicht. Also musste ich mir das irgendwie verkneifen und ablehnen, auch wenn das widerrum ein wenig unhöflich war.

"N-nein. Ich will hier niemandem Etwas wegessen...!", sagte ich schnell. Hoffentlich würden sie das nicht als Beleidigung auffassen, denn eigentlich gefiel mir der Gedanke, vielleicht bald hier zu wohnen sehr gut. Auch wenn diese Gegend und einer der Mitbewohner nicht mein Geschmack war. Aoi musterte mich mit einem undefinierbaren Blick und schon dachte ich verloren zu haben, ehe er dann mit den Schultern zuckte.

"Wir haben sicher genug. Ansonsten hat Reita Pech ge-"

"Wer zuerst kommt malt zuerst!", unterbrach Ruki den Schwarzhaarigen und sprang auf. Langsam fragte ich mich wirklich wie alt Ruki eigentlich war. Er benahm sich wie ein Kleinkind, aber irgendwie fand ich das amüsant. Ich konnte nicht anders, als zu grinsen über dieses Verhalten. Dies blieb dem Zwerg allerdings nicht verborgen und er grinste zurück. Dann hastete er auch schon wieder Richtung Küche, scheinbar wollte er seinen Ausruf in die Tat umsetzen und gleich anfangen zu essen. Ich sah ihm ein wenig verdutzt hinterher. Eine Weile herrschte Stille und ich fragte mich, ob Kai vielleicht von Ruki erschlagen wurde oder so...
 

"Sei ehrlich... gefällt es dir hier?", wandte sich Aoi in dem Moment der Ruhe an mich. Ich sah perplex zu ihm, schwieg allerdings. Ich senkte meinen Blick und drückte meine beiden Zeigefinger aufeinander. Das war wirklich eine schwere Frage und ich sollte sie ehrlich beantworten. Ich wusste nicht genau, was der Schwarzhaarige hören wollte. Das machte mich irgendwie ein wenig unsicher.

"Ano...schon.", brachte ich schließlich hervor und wagte einen Blick nach oben. Dort sah ich verdutzt in Aois grinsende Gesicht. Eto, hatte ich was Falsches gesagt? Scheinbar nicht, sonst würde er nicht so grinsen. Aber irgendwie wusste ich nicht genau, was ich nun davon halten sollte. Sollte ich es jetzt positiv oder negativ aufnehmen? Ich entschied mich für positiv und erwiederte das Grinsen mit einem schwachen Lächeln.

"Wirklich? Du bist der Erste, der sich nicht von Ruki hat vergraulen lassen.", erwiederte er und stand auf. Ich sah ihn ein wenig verwundert an.

"Ano... wo willst du denn hin?" Er ging zur Tür, das konnte ich ganz genau erkennen. Wollte er mich jetzt etwa hier sitzen lassen und abhauen? Nein. Das konnte er mir nicht antun? Wie sollte ich mich denn verhalten wenn Kai oder Ruki aus der Küche kamen und nach ihm fragten? 'Ano, der ist gegangen?!'. Oh Kami. Bitte erspar mir das. Ich kann da sehr gut drauf verzichten.

"Ich hole dein Zeug.", erwiederte Aoi wie selbstverständlich und als er meinen zweifelnden Blick bemerkte, begann er wieder zu grinsen. "Dir gefällt es doch hier, oder? Na dann, willkommen bei der krankesten WG Tokyos!" Nani?! Wie jetzt?! Ich konnte hier einziehen? Eifnach so? Weil Ruki ja gesagt hatte und Aoi wohl nichts dagegen einzuwenden hatte? Moment mal. Sie lebten doch zu viert hier, da konnte er das doch nicht einfach über die Köpfe der anderen Beiden hinweg entscheiden, oder etwa doch? Hatte er etwa so viel zu sagen? Das konnte ich mir nicht vorstellen, aber eigentlich sollte mich bei diesen Leuten schon gar nichts mehr wundern.

"A-aber... sind die anderen denn überhaupt einverstanden?", fragte ich und ich hoffte, dass man mir meine Unsicherheit nicht so unbedingt anmerkte. Das wäre wirklich ein wenig zu viel des Guten. Ich hob meine Hand und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich hatte kein Gel in den längeren Haaren, nein. Sie fielen mir meistens langweilig auf die Schultern, aber naja. Man lebt halt, ne? Aois Grinsen wurde nur noch breiter bei meiner Frage und langsam bekam ich das Gefühl, er mache sich lustig über mich.

"Natürlich. Naja. Nur ob Reita was dagegen hat...?! Keine Ahnung. Aber er wäre eh überstimmt. Also steht deinem Einzug nichts im Weg." Ich sah ihn fassungslos an. Echt? Ich konnte wirklich einziehen? Kai hatte nichts dagegen? Vielleicht war es darum gegangen, als er noch etwas zu Aoi gesagt hatte? Das konnte natürlich sein, aber ich zügelte meine Neugierde und fragte nicht danach. Stattdessen machte ich meiner Freude Luft, naja mehr oder weniger. Ich stand auf. Hastig verbeugte ich mich vor Aoi.

"Arigatou!" Ich konnte es kaum fassen. Ich hatte ein Dach über dem Kopf, endlich! Der Tag war wirklich seltsam gewesen. Heute morgen hatte ich mich von meiner Mutter verabschiedet, war mit dem Zug in eine fremde Stadt gefahren, hatte mich dort gehörigig verlaufen. Und nur weil ich in diesen Park gegangen war und mich dazu herabgelassen hatte, eine Zeitung zu lesen, die bereits eine Woche alt war, nur dadurch war ich hier gelandet. Ich konnte diese Reihe von Zufällen kaum fassen. Aber das nannte man dann wohl Schwein gehabt, denn vom Schicksal hielt ich nicht sonderlich viel, noch nicht. Denn es würde mich nicht wundern, wenn diese seltsamen Leute mich komplett umkrämpeln würden. Aoi kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter.

"Du brauchst nicht so... höflich sein. Sei einfach du selbst. Mecker auch, wenn dir was nicht passt.", meinte er noch an mich gerichtet und ging dann in den Flur, um meine Tasche zu hören. Ich sah auf und sah ihm mit einem Lächeln nach. Einfach ich selbst sein? Ich durfte sagen was ich dachte, ohne gleich rausgeschmissen zu werden, oder wie? Ich konnte es nicht glauben. Aoi verlangte von mir ich selbst zu sein. Jetzt wusste ich schon eins... ich mochte den Schwarzhaarigen.

"Hai!", sagte ich noch zu mir selbst, ehe ich wieder sichtlich zusammenzuckte.
 

"Ruki! Warte! Das ist doch noch roh!", konnte ich Kai erschrocken rufen hören. Darauf folgte ein leutes Poltern.

"Gyahahahahaha." Lachte Ruki ihn aus, oder lachte er über irgendetwas? Ich war nicht sicher. Aber neugierig war ich schon. Ich konnte ja mal einen Blick hinein werfen? Vorsichtig machte ich einen Schritt nach dem anderen, direkt auf die Tür zu. Gerade als ich meine Hand auf den Türgriff legte, konnte ich wieder Kai hören.

"Jetzt reichts! Finger weg, oder ich leg sie dir auf die Herdplatte!" Aua, dachte ich mir nur. Würde Ruki sich davon einschüchtern lassen? Daraufhin konnte ich nur ein kleinlautes Gemurmel hören, ehe ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Sofort zuckte ich zusammen und fuhr herum. Aoi! Ich hatte das Gefühl mir würde das Herz stehen bleiben. Gerade kam ich mir vor wie ein Kind, das bei einem Streich erwischt wurde, oder gerade etwas Schlimmes angestellt hatte.

"Ich lass dein Zeug ersteinmal hier stehen.", meinte dieser und deutete mit einem Daumen hinter sich, wo ich meine Tasche auf dem Boden entdecken konnte. Ich nickte matt, ehe ich mich wieder zur Tür drehte. Irgendwie kam da doch wieder die Höflichkeit in mir hoch. "Ano, darf ich?"

"Willst du jetzt etwa immer fragen, bevor du etwas tust? Du wohnst jetzt hier!" Aoi lachte und ich konnte nicht anders als zu schmunzeln. Das fasste ich jetzt einfach mal als ein 'Ja' auf und ich drückte die Türklinge herunter, um in die Küche einzutreten.

Dort stand Kai einen Kochlöffeln in der Hand, den er drohend erhoben hatte. Ein kauernder Ruki saß unterm Tisch...unterm Tisch?! Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich dieses Bild sah.

"Gyahahaha! Kai ist böse!", lachte Ruki vergnügt und schien wohl keinerlei Angst davor zu haben, dass ihm das Holz womöglich gleich um die Ohren flog. Ich wusste nicht ob ich lachen oder seufzen sollte. Aoi hatte sich wohl schon entschieden und brach in Gelächter aus.

"Was treibt ihr denn da?", brachte er zwischendrin mit großer Mühe hervor und Kai sah ein wenig verwundert drein. Dann allerdings schlug er mit dem Holzlöffel in die Handfläche seiner freien Hand.

"Aoi! Hör sofort auf zu lachen, oder du bist der Erste!" Sofort verstummte Aoi und hielt sich eine Hand vor den Mund, damit man nicht sah, dass er sich innerlich kaputtlachte. Mit einem Seufzen ließ der Braunhaarige den Löffel wieder sinken und Ruki kugelte sich schon unter dem Küchentisch vor lachen. Ob es ihm wirklich gut ging? Sicher war ich mir da langsam nicht mehr. Dem durfte man auf keinen Fall Zucker geben. Sonst musste man sich im Keller verstecken, da war ich mir jedenfalls sicher. Kai erbarmte sich dazu, sich zu bücken und Ruki an einem Arm unter dem Tisch hervorzuziehen.

"Krieg dich ein...", meinte er leise und tatsächlich. Der Blonde riss sich zusammen und nach fast einer Minute lag er geplättet auf dem Boden. Beide Hände auf den Bauch gelegt.

"Wahh. Ich hab Bauchschmerzen vom Lachen!", verkündete er mit einem Grinsen. Ich, Kai und Aoi sahen ihn einfach nur von oben herab an und ich wusste nicht sorecht, was ich jetzt tun sollte und betrachtete stattdessen irgendwelche belanglosen Dinge. Wirklich, ein interessanter Lichtschalter. Haltet ihr mich jetzt für verrückt? Die scheinen echt abzufärben.

"Selbst Schuld.", meinte Aoi dann plötzlich und streckte dem am Bodenliegendem die Zunge raus. Dieser verzog das Gesicht und erwiederte diese Geste. Kai und ich seufzten fast zeitgleich auf. Der Braunhaarige griff dann nach den Händen, die Ruki nun von sich streckte. Mit dieser Geste wollte er wohl ausdrücken, dass ihm jemand beim Aufstehen helfen sollte. Mit einem Ruck stand Ruki wieder auf den Beinen und war damit beschäftigt mit Aoi zu rangeln. Echt, wie die Kleinkinder. Nun war es der Braunhaarige, der sich an mich wandte.

"Das Essen ist gleich fertig. Kannst du mir beim Decken helfen, Uruha?", fragte er mich. Ich nickte rasch und ließ mir von Kai zeigen, wo ich was finden konnte und begann dann auch schon bester Laune den Tisch zu decken. Das hatte ich zu Hause auch immer gemacht, dalso hatte ich kein Problem damit. Als ich fertig war, stemmte ich meine Hände in die Hüften und nickte zufrieden.

"Ruki! Aoi! Ihr könnt euch später weiterprügeln.", sagte Kai dann plötzlich und ich horchte auf. "Ruki, du bringst jetzt den Müll runter!" Darauf folgte nur ein missmutiger Laut.

"Ich kann aber nicht. Ich ... ano... hab mir den Fuß angeknackt!", rief der Blondschopf aus und begann dann auch schon demonstrativ auf einem Bein zu hüpfen und sich den, in der Luft schwebenden Fuß zu halten. "Guck! Tut total weh!" Das glaubte Kai dem doch nicht, oder? Andererseits. So wie der die ganze Zeit durch die Gegend hüpfte, war es doch kein Wunder, wenn er sich irgendwann verletzte. Doch der Braunhaarige glaubte ihm kein Wort.

"Wenn du es nicht machst, gibts für dich kein Abendessen." Er zuckte mit den Schultern und griff nach dem Müllsack, den er zuvor aus der Tonne geholt hatte. Sofort war Ruki hellhörig geworden und schnappte Kai den Sack weg.

"Ich mach ja schon!" Er klammerte den Sack fest, als hätte er Angst davor, dass jemand ihn stehlen könnte. Genau, einen Müllsack. Nun war es Kai der grinste.

"Und dein Fuß?" Ertappt zuckte Ruki zusammen und schien über eine Lösung geradezu zu brüten. Das jedenfalls verriet sein Gesichtsausdruck. Plötzlich schien ihm dann doch noch eine Idee gekommen zu sein und er begann auf und ab zu hüpfen.

"Ein Wunder! Ich bin geheilt!" Und schon rannte er aus der Küche, ließ dabei die Tür offen stehen, sodass wir noch sehen konnten, wie er über meine Tasche stolperte und mehr mit den Armen rudernd zur Tür flog, als ging. Ich konnte mir ein Grinsen nun wirklich nicht mehr verkneifen. Der Anblick war einfach viel zu köstlich, als das man ihn ignorieren konnte.

Nach wenigen Minuten kam Ruki dann wieder zurück und wir aßen zu Abend. Ich hatte zwar immernoch ein schlechtes Gewissen einfach mitzuessen (obwohl ich jetzt hier wohnte) und womöglich Reita seine Portion vor der Nase wegzuschnappen, aber die anderen drei hatten einfach mit dem Kopf geschüttelt und mir gesagt, es seie in Ordnung, also gab ich mich damit zufrieden und genoss das Essen. Kai war wirklich ein guter Koch. So überlebten die anderen wohl. Naja. Wer weiß? Vielleicht konnten sie alle kochen? Ohje. Bei Ruki konnte ich mir das nicht so recht vorstellen. Und bei Aoi baute ich da auch auf Tiefkühlpizza...
 

Schließlich war das Geschirr in die Spühlmaschine eingeräumt. Ich hatte darauf bestanden diese Arbeit zu erledigen. Dann hatte Aoi verkündet, dass sie mich jetzt in mein Zimmer führen würden. Ich nickte daraufhin nur und merkte erst jetzt, dass die Küche zwei Türen hatte. Eine die ins Wohnzimmer führte und eine in den Flur. Durch diese gingen die Drei dann und ich folgte ihnen. Kai hatte zuvor meine Tasche aus dem Wohnzimmer gehieft und trug sie nun. Der Flur war einfach und schlicht gehalten. Trotzdem war die Wohnung irgendwie größer, als man es erwarten würde. Ruki hüpfte vorran, blieb dann an einem Zimmer kurz stehen und deutete drauf.

"Da wohn ich!", verkündete er. Ich folgte seinem Blick und besah mir die Tür näher. Es war eigentlich nichts auffälliges dararn, bis auf das Türschild auf dem groß und breit 'Ruki' stand. Ich wäre nie von allein drauf gekommen, dass es sich dabei um Rukis Zimmer handelte, haha. Das Zimmer gegenüber gehörte Kai, wie er mir sagte. Das Zimmer am Ende des Ganges gehörte Aoi und auf meine Frage, was sich hinter der Tür gegenüber verbarg, musste ich feststellen, dass es sich um das Badezimmer handelte. Gut. Und wo war das freie Zimmer? Und wo schlief Reita? Diese Frage sollte mir bald beantwortet werden, als Aoi dann umdrehte und die Richtung, aus der er gekommen war wieder zurückging. Ohne Umschweife folgten die anderen beiden ihm. Ich nur mit einigem Zögern. Ich war mir nicht ganz sicher, was ich nun davon halten sollte. Und plötzlich blieb mir der Mund offen stehen. Es gab hier doch tastächlich eine Wendeltreppe in der Wohnung! Und wie führte wohl in eine Art zweites Stockwerk. Ich deutete mit einer Hand sacht auf die Treppe.

"Ano... was ist denn da oben?", fragte ich vorsichtig und ahnte schon, dass es nichts Gutes sein konnte. Diese Vermutung wurde zu meinem Leidwesen auch noch bewahrheitet.

"Da oben wohnt Reita... und da ist auch dein Zimmer.", meinte Kai mit einem Lächeln. Na super. Warum Reita? Der war mir irgendwie unheimlich und ich hatte wirklich das Gefühl, er konnte mich nicht leiden. Gut. So voreilige Schlüsse zu ziehen, wenn man sich nur einmal kurz gesehen hatte, war nicht nett. Aber ich konnte doch nichts dagegen unternehmen. Aoi schien meine Unsicherheit zu bemerken, sodass er mir sacht eine Hand auf die Schulter legt.

"Er wird dich schon nicht fressen." Oh Kami, hoffentlich nicht. Ich war nicht gerade erpicht darauf als Abendessen eines Punkes zu enden. Okay. Das war jetzt wirklich ein wenig übertrieben. "H-haii~" So wirklich sicher war ich mir trotzdem nicht und ich fürchtete schon, dass man mir das ansah.

"Wenn was ist, kannst du zu mir kommen. Wo mein Zimmer ist, weißt du ja jetzt.", fügte Aoi hinzu und ich nickte leicht und rang mich zu einem Lächeln durch.

"Hai, arigatou." Und schon gingen wir die knarzende Treppe hoch. Die hatte wohl eindeutig schon schönere Tage gesehen.
 

Oben angekommen kamen wir in einen kleinen Flur. Ein kleines Badezimmer war auch hier. Und ein seltsames Poster an einer der Türen, verriet mir dass es sich dabei um Reitas Zimmer handeln musste. Ein seltsamer Kerl, mit Haaren, die zu einem Iro hochgegelt waren, starrte einen geradezu an. Näher wollte ich scheues Reh auch gar nicht hinsehen, sondern konzentrierte mich stattdessen darauf die anderen Türen zu beäugen. Die beiden Räume standen leer, wobei einer wohl als Abstellkammer diente. Allerlei Kram baute sich dort auf und es gab noch eine Schiebetür. Aoi erklärte mir, dass es dortlang zum Balkon ging. Okay, dachte ich mir. Da blieb ja nurnoch eine Tür übrig. Die direkt gegenüber von Reitas Zimmer. Womit hatte ich das denn nur verdient?

Als die Tür aufging schlug mir ein seltsamer Geruch entgegen und Kai war der Erste, der in das Zimmer trat und ersteinmal das Fenster öffnete, um frische Luft reinzulassen. Ich wundete mich schon. In dem Zimmer stand sogar ein Bett und ein Schrank war auch vorhanden. Ein alter Schreibtisch wurde in eine Ecke gequetscht und damit war das Zimmer auch schon voll. Also war die Wohnung doch nicht allzu groß. Es waren ziemlich kleine Zimmer. Aber das reichte mir auch aus.

Noch bevor die anderen Drei etwas sagen konnte, hatte ich mich auch schon vor ihnen verbeugt.

"Arigatou, dass ihr mich aufnehmt. Auf gutes Zusammenleben." Das hatte ich irgendwie schon die ganze Zeit loswerden wollen und jetzt erschien es mir ein guter Moment. Kai lächelte, hielt mir meine Tasche hin, die ich auch gleich annahm und erwiederte die Verbeugung.

"Auf gutes Zusammenleben, Uruha.", meinte er und ich konnte nicht anders als zu lächeln. Aoi dagegen verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf.

"Wird schon schief gehen.", meinte er grinsend und zog somit meinen Blick auf sich. Ich lächelte trotzdem noch. Aoi schien nicht so viel von dem Verbeugen zu halten und ich nahm es ihm auch nicht übel. Es war eben seine seltsame Art. Ruki dagegen schien immernoch hellwach zu sein und er sprintete an mir vorbei und sprang geradezu auf das Bett.

"Hals- und Beinbruch!" Na bitte nicht!, dachte ich mir nur, grinste dem Zwerg aber entgegen und ließ mich neben ihm auf das Bett fallen. Dort angekommen, gab ich ihm einen sachten Klapps auf den Hinterkopf.

"Ja, für dich vielleicht." Kami, hatte ich das gerade wirklich so direkt gesagt? Ich ließ meine Hand sachte sinken und Ruki blickte mich sichtlich verwirrt an. Ich hatte ihm gerade auf den Hinterkopf geschlagen. Damit hatte sowohl er als auch die anderen beiden nicht gerechnet. Allerdings begannen alle drei dann zu lachen und ich konnte nicht anders als mit zu lachen. Ruki erhob sich wieder von meinem Bett und ging wieder zu den anderen, die gerade das Zimmer verließen.

"Ruh' dich erstmal aus. Die erste Nacht ist immer die Schlimmste.", meinte Aoi grinsend und ich dankte ihm im Stillen für diese... aufbauenden Worte. Das war wirklich fantastisch. Hoffentlich würde sich das nicht bewahrheiten. Ich war nämlich hundemüde.

"O yasumi nasai [Gute Nacht.]", sagte Kai lächelnd und ich nickte. "O yasmi nasai." Ruki quäkte noch irgendetwas, das mich Schmunzeln ließ und schon konnte ich ihn die Treppe herunterpoltern hören. Der war wirklich... aktiv. Ich konnte es immer wieder anmerken. Die anderen nickten mir nocheinmal zu, dann zogen sie sich auch schon wieder zurück, um schlafen zu gehen. Der einzige, der dies nicht tat, war wohl Reita.

Ich saß immernoch auf dem Bett, ehe ich mir dann mein Shirt über den Kopf zog und es einfach auf den Boden fallen ließ. Dann ließ ich mich zurück in die Kissen sinken. Was für ein Tag! Heute morgen hätte ich nicht gedacht, dass ich heute Abend ein neues zu Hause haben würde. Ach du Schande! Ich hatte meiner Mutter doch versprochen sie noch anzurufen! Sofort kramte ich nach meinem Handy, fand dieses auch schnell. Sollte ich wirklich um diese Uhrzeit noch anrufen? Das war meiner Mutter sicher lieber, als wenn ich mich nicht meldete. Also hatte ich schnell im Telefonbuch die Telefonnummer, meines ehemaligen zu Hauses rausgesucht, auf den grünen Knopf gedrückt und mich vom Bett erhoben. Es wurde allmälich kalt hier drin, also schloss ich das Fenster wieder. Dann setzte ich mich zurück aufs Bett. In dem Moment hob meine Mutter ab. Sie wirkte ein wenig verschlafen. Oje. ich hatte sie aufgeweckt.
 

"Moshi Moshi?"

"Mum? Uruha, desu!"

"Oh Uruha! Wie ist es dir ergangen? Ist alles in Ordnung?", spurdelte mir sofort ihre Stimme entgegen und ich lächelte matt.

"Hai, alles in Ordnung. Gomen, ich habe dich geweckt, oder?"

Ich ließ mich wieder zurück in die Kissen sinken und betrachtete die Decke, während meine Mutter antwortete.

"Das ist nicht schlimm. O Kami, bin ich froh deine Stimme zu hören."

Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Ja. Das war meine Mutter.

"Ich wollte eigentlich anrufen... naja. Ich hab ein Dach über dem Kopf."

Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, denn ich konnte ihren verwunderten Gesichtsausdruck genau vor mir sehen.

"Wirklich?! Das ist ja wunderbar!"

"Hai. Ich bin in eine WG gezogen..."

Nun schwieg sie. Ich überlegte schon, ob ich sie fragen sollte, ob alles in Ordnung seie, als se auch schon wieder das Wort an mich richtete.

"Und? Kommst...kommst du gut mit deinen Mitbewohnern aus?"

Das hatte ich mir schon gedacht. Sie sorgte sich.

"Hai, Mum. Alles in bester Ordnung."

"Da bin ich aber froh, Uruha."

Ich lächelte.

"Du, Mum? Es ist spät und ich bin müde. Du musst morgen sicher arbeiten. Wir können ein andermal telefonieren, hai?"

"Oh natürlich. Schlaf nur, du hattest sicher einen anstrengenden Tag?!"

"Hai, o yasumi nasai."

"O yasumi nasai."
 

Ich drückte auf den roten Knopf und schloss meine Augen. Allerdings dauerte das nicht lange an. Ich schlug sie wieder auf. Ich musste mich richtig umziehen. In dieser Hose wollte ich nicht schlafen. Nach etwa drei Minuten war ich komplett umgezogen, hatte meine Haare gekemmt und lag nun unter der Bettdecke, meinen Blick schweigend nach oben gerichtet. Aoi hatte doch recht gehabt. Die erste Nacht ist die Schlimmste. Ich war hundemüde, tat aber kein Auge zu.

Wie lange ich wach lag, weiß ich nicht mehr, aber irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein...

Ein Punk namens Reita

Soo~ das zweite Kapitel war schneller geschrieben, als ich es erwartet hätte. Aber natürlich bin ich selbst glücklich drüber °0° nich falsch verstehen.

Dummerweise musste ich Einiges verändern, sodass der eigentliche Inhalt dieses Kapitels erst in den folgenden Kapiteln passieren wird >o<" Deswegen ist dieses Kapi auch ein wenig kürzer geworden, als eigendlich geplant.

Naja oO" Ich hoff es gefällt euch trotzdem und so ne. Wie beim letzten Kapi, hatte leider keinen Betaleser...strotzt also nur so vor Fehlern >-< Würd mich freuen, wenn ihr mir bescheid sagt, wenn ihr einen findet o.o wär echt lieb, ne?!

Ansonsten wünsch ich euch viel Spaß =D *abschlurf, auf Meinungen hoff*
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Ruhig schlief ich die Nacht durch. Die Decke hing mir bis zu den Schultern, einer meiner Füße guckte herraus. Dennoch wachte ich nicht auf. Ein seltsamer Traum suchte meinen Schlaf heim, an den ich mich nach dem Aufwachen allerdings nicht mehr erinnern würde. Plötzlich schlug ich die Augen auf. Einige Male blinzelte ich verschlafen. Wo war ich denn hier? Das war eindeutig nicht mein Bett. Mit jedem Lidschlag kamen die Erinnerungen mehr und mehr zurück. Stimmt ja. Ich war in diese WG eingezogen. Das alles war ziemlich schnell und viel zu glatt gegangen. Ich ahnte schon, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich warf einen Blick auf mein Handy. Ich griff danach und sah auf die Uhr. Ich stöhnte leise. Oh nein. Es war gerademal sechs Uhr morgens. Aber warum war ich denn um diese Uhrzeit schon wach? Das passte doch sonst nicht zu mir. Ein nicht gerade leiser knall, ließ mich zusammenzucken. Was war denn das? Ich schlug die Decke beiseite und schwang meine Beine herum, sodass meine Füße auf dem Boden aufkamen. Vorsichtig tappte ich zu meiner Zimmertür und öffnete diese einen Spalt breit, um hindurch zu lugen. Das Licht im Flur war angeschaltet und mitten in diesem stand er - der Punk von gestern. Ich schluckte leicht. War er etwa erst jetzt wieder nach Hause gekommen? Die ganze Nacht weg? Unter der Woche? Das war für mich unbegreiflich. Ich musste mir noch eine Schule suchen. Ich wollte ja schließlich nicht zu viel verpassen. Jaja, ich bin ganz brav und so. Den Alkoholgeruch konnte ich bis hierher riechen und ich rümpfte die Nase. So einen Gestank konnte ich nicht austehen. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel dieser Reita getrunken hatte. Gerade wollte ich meine Tür wieder schließen - ich war nicht gerade erpicht darauf, dass er mich bemerkte - als ich ein leises Raunen vernahm und somit meinen Blick wieder auf den Anderen warf. Er starrte direkt zu mir herüber, dass mir ganz schön unwohl in meiner Haut wurde. Ich schluckte leicht. Er hatte mich bemerkt. So war das eigentlich nicht geplant gewesen. Herrje. Was sagte ich denn jetzt? 'Hi, ich bin Uruha und wohn jetzt auch hier.' Nein. Das konnte ich einfach nicht sagen.

"Was suchst du hier in meinem Bereich, Barbie?!" Mir klappte die Kinnlade runter. Nani? Hatte er mich gerade wirklich Barbie genannt? Ich konnte es kaum fassen, so eine Unverschämtheit! Er sah aus aus wie ein Punk, aber hielt ich ihm das vor? Ich konnte nichts dafür, dass ich mehr nach meiner Mutter kam, aber Barbie? Nein. So hatte mich bisher noch nie jemand genannt. Ich verzog leicht das Gesicht, was dem Punk nicht entging.

"Was glotzt'n so?! Beantworte lieber meine Frage, solange du's noch kann's!" Sollte das jetzt eine Drohung sein? Sein Blick verriet mir, dass er es ernst meinte, also beschloss ich lieber zu antworten, bevor ich seine Faust noch in meinem Gesicht wiederfinden würde. Ich war nämlich nicht gerade scharf drauf mich von ihm verprügeln zu lassen.
 

"Ano. Ich... wohne hier....", murmelte ich ihm leise entgegen und ich konnte sehen, wie sich eine seiner Brauen hob. Dann, oh Kami bitte nicht, kam er direkt auf meine Tür zu. Warum immer ich? Was hatte ich denn getan, um so dermaßen estraft zu werden? Ich hatte in dieser Hinsicht keine Ahnung. Reita kam schon schnell bei mir an. Dort hob er einen Arm an und platzierte ihn am Türrahmen. Aus seinen dunklen Augen herraus sah er mich direkt mit seinem seltsamen Blick an. Ich konnte nicht abstreiten, dass er mir irgendwie unheimlich war. Vielleicht lag es auch an diesem komischen Nasenband? Das war gut möglich, aber zugeben würde ich es nicht.

"Verstehe, dann bist du wohl.... der Neue?" Sein Blick war mir ganz schön unangenehm und standhalten konnte ich ihm auch nicht. Also senkte ich den Blick. Ich konnte ihm aus welchem Grund auch immer nicht in die Augen sehen. Was sollte das? Ich wusste es nicht. Ihm blieb das nicht verborgen, weswegen sich ein breites Grinsen auf seinen Zügen ausbreitete. Ich nickte kaum merklich.

"Hai. Ich bin... vor ein paar Stunden eingezogen.", gab ich kleinlaut zurück. Ohman. Warum ließ ich mich nur von ihm einschüchtern? So bedrohlich sah er auch nicht aus. Aber er stank. Ich hasste den Geruch von Alkohol. Vorallem so früh am Morgen konnte ich mir etwas Besseres vorstellen. Ein leises Lachen kam nun von diesem komischen Kerl und ich blickte auf.

"Haha, das passt zu Aoi. Sich 'ne Barbie in's Haus zu holen." Wie bitte?! Also langsam riss auch mein Geduldfaden. Ich war müde und der Kerl beleidigte mich einfach! Ich konnte es nicht fassen. Der hatte wohl noch nie etwas von Manieren gehört. Mit wütendem Gesicht sah ich auf, dem Grinsendem direkt ins Gesicht. Aber ich schien ihn wohl nicht einzuschüchtern - im Gegenteil. Sein Grinsen wurde immer breiter und ich immer nervöser.

"Magst den Spitznamen, den ich dir verpasst hab' wohl nich', was Barbie?!" Das letzte Wort betonte er ganz schön und ich verschränkte meine Arme knapp unterhalb meiner Brust. Ich hatte mir zwar schon am Anfang vorgenommen, dass ich versuchen werde mit ihm auszukommen, aber das war echt zu viel. Selbst für einen Menschen wie mich. Trotzdem. Ich schaffte es einfach nicht den Mund aufzumachen. Er schüchterte mich einfach viel zu sehr ein. Aber ich konnte und wollte das einfach nicht auf mir sitzen lassen.

"G-genau. Ich habe auch einen Namen, oder wie würde es dir gefallen, wenn ich dir einen blöden Spitznamen verpassen würde?!" Ich traute mich aber nicht so recht aufzusehen. Dennoch rang ich mich dazu durch und sah in ein grinsendes, halbverdecktes Gesicht. So recht wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Aber den Eindruck ihm Eins ausgewischt zu haben, hatte ich nicht. Und dieser Eindruck bewahrheitete sich auch und er kam mir mit seinem Gesicht noch ein wenig näher, sodass ich meinen Kopf zurückziehen musste, damit ich den, nach Alkohol stinkendem Atem nicht zu stark ertragen musste. Oh kami! Um sechs Uhr Morgens kann ich mir wirklich Schöneres vorstellen.
 

"An was für einen Spitznamen hättest du denn gedacht, Barbie?", hauchte er mir entgegen und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wollte er mich provozieren? Oder legte er es darauf an von mir provoziert zu werden? Diese Situation war ganz und gar nicht nach meinem Geschmack, aber was tun? Und vorallem. Langsam fragte ich mich wirklich was er mit dieser Frage eigentlich bezweckte? Dass ich nicht antwortete und wohl ziemlich lange über seiner Frage zu brüten schien, entging Reita zu meinem Leidwesen ganz und gar nicht. Er streckte seine freie Hand aus und führte sie unter mein Kinn. Jenes hob er leicht an, sodass ich ihn gezwungenermaßen ansehen musste. Ich versuchte seinem Blick so gut es ging standzuhalten, musste dabei aber einen ziemlich kläglichen Eindruck machen...

"Hab' ich dir die Sprache verschlagen?", flüsterte er mir entgegen. Oh hilfe! Kann nicht jetzt ganz plötzlich jemand kommen? Ich will hier we~g! Dieser Kerl war einfach...! Ich fand nichteinmal Worte, um das zu beschreiben, was ich bei ihm empfand!

"Ano...nun... Nein.", versuchte ich ein wenig gefasster vorzubringen und meine Unsicherheit ein wenig zu überspielen. Doch diese blieb vor ihm nicht gerade verborgen. Er sah es einfach. Oder war es so offensichtlich? Das konnte ich mir nicht so recht vorstellen. Dass er mit seinem Gesicht meinem immer näher kam, verbesserte die Situation nicht gerade. Immer näher kam er mir, sodass ich seinen Atem schon auf meinem Gesicht spüren konnte. Mir lief erneut ein Schauer über den Rücken.

"Das freut mich aber...Barbie..." Ich kniff nun meine Augen zusammen. Allerdings rang ich mich dazu durch den Mund zu öffnen. "I-ich habe auch einen Namen!" Im nächsten Moment bereute ich diese Worte auch schon wieder, als ich seine Lippen auf meiner linken Wange spürte. Es war kein Kuss oder so. Er war meinem Gesicht nur so nahe, dass sie sacht über meine Haut strichen, als er sprach.

"Achja?" Meine Augen hielt ich weiterhin geschlossen, traute mich gar nicht recht sie zu öffnen. Nochimmer hielt er mit einer Hand mein Kinn, die andere ruhte am Türramen. Und immernoch schlug mir der Alkoholgestank entgegen. Echt eklig! Fand ich jedenfalls. Sollte ja auch Leute geben, denen das nichts ausmachte, aber ich gehörte eindeutig nicht dazu! Ich verzog leicht mein Gesicht und meine Mundwinkel zogen sich nach unten.

"Hai! Ich...heiße Uruha!" Naja. Jedenfalls nannte man mich so. Ich mochte es nicht mit Kouyou angesprochen zu werden und wie es schien hatten in dieser WG einige so ihre Spitznamen. Kai zum Beispiel. Aber darum ging es ja jetzt gar nicht. Ich öffnete zögerlich eines meiner Augen, um in sein nochimmer von einem Grinsen heimgesuchtes Gesicht sehen.

"Uruha, hai?" Er verzog kurz nachdenklich das Gesicht. "Nein. Da gefällt mir Barbie besser." Und schon grinste Reita mich wieder an. Ich konnte nicht glauben, was ich da eigentlich zu Ohren bekam! Ich konnte spüren und auch aus den Augenwinkeln sehen, wie Reita sich lagnsam von meiner Wange zurückzog und ich atmete auch schon innerlich erleichtert aus. Doch dann sog ich die Luft auch schon scharf wieder ein, als er sich stattdessen direkt meinen Lippen näherte. Oh Kami! Wenn nicht bald ein Wunder geschehen würde, würde ich noch durchdrehen! Er wollte mich doch nicht etwa...?! Nein! Sofort kniff ich wieder meine Augen zusammen! Hilfe!
 

"Was soll das werden, Reita?!" Sofort ließ der Angesprochene von meinem Kinn ab und drehte seinen Kopf über seine Schulter zu dem Schwarzhaarigen, der mit verschränkten Armen hinter ihm stand. Ich war noch nie in meinem Leben so froh gewesen ihn zu sehen. Erleichtert stieß ich die Luft aus meinen Lungen und sogleich entspannten sich meine Schultern. Er war wirklich genau im richtigen Moment gekommen. Arigatou!

"Aoi...", hauchte ich erleichtert. Dankbar sah ich ihn an und er erwiederte meinen Blick nur kurz. Er trug lediglich eine schwarze Jogginghose, war wohl gerade aufgestanden. Aber was veranlasste ihn dazu so früh am Morgen hier herauf zu kommen? Sein Zimmer war schließlich unten und ohne Grund kam er sicher nicht hierher. Ich nahm einfach mal an, dass vielleicht das Bad unten besetzt war und er deshalb nach oben kam. Das erschien mir jedenfalls als logisch. Trotzdem. Jetzt dankte ich Kami, dass er hier war. Reita blieb trotzdem regungslos im Türramen stehen und blickte Aoi mit gehobener Braue an, als wäre das gerade die dämlichste Frage gewesen, die er jemals in seinem Leben gehört hatte.

"Wonach sieht's denn aus?", fragte er anstatt zu antworten. Oh bitte, hau ab Reita! Bitte lass mich in Frieden. Er war mir nicht nur unheimlich, sondern auch noch unsympathisch dabei. Er war einfach zu krass drauf. Soetwas kannte ich gar nicht und wollte es auch gar nicht kennenlernen. Von ihm würde ich meiner Mutter besser nichts erzählen, das würde sie nicht verkraften. Entweder sie würde darauf bestehen, dass ich sogleich ausziehe, oder sie würde sich Reita persöhnlich vorknöpfen. Beide Optionen sagten mir nicht gerade zu, wenn ihr versteht. Es ist peinlich, wenn die Mutter einem immer helfen muss und ausziehen wollte ich gar nicht. Allein Reita zu Trotz. Wenn er mich vergraulen wollte, würde ihm das nicht so schnell gelingen.

"Das muss ich dir nicht sagen, du wirst es ja wohl selbst genau wissen.", meinte Aoi allerdings nur kühl und machte noch einen Schritt auf Reita und mich zu. Jetzt hoffte ich nur, dass Aoi mich schnell hier wegbringen würde. Auf den Schreck brauchte ich erstmal einen Kaffee oder so. Irgendwas um mich abzulenken. Und zu meiner Erleichterung griff der Schwarzhaarige nach der Schulter meines Gegenübers und zog ihn mit sanfter Gewalt zurück. Dennoch konnte ich spüren wie bestimmt er das tat, sein Gesichtsausdruck verriet es. Mit ihm war gerade sicher nicht gut Kirschen essen und ich war sichtlich froh, dass er nicht sauer auf mich war...
 

"Eh du Spaßbremse! Was soll das, hä?!" Man konnte sehen wie gereizt Reita über das Auftauchen Aois war und das es ihm alles andere als in den Kram passte. Ich wollte gar nicht wissen, was er noch gemacht hätte, wenn Aoi nicht aufgetaucht wäre. Dieser mahnte Reita bloß mit einem Blick und ließ ihn wieder los.

"Geh ins Bett und penn deinen Rausch aus.", war alles was der Schwarzhaarige dazu zu sagen hatte und ging einfach an dem Punk vorbei. Ich konnte Reita geradezu mit den Zähnen knirschen hören.

"Ach, leck mich doch!" Und schon verschwand er hinter seiner Zimmertür. Diese knallte, als sie wieder zuschlug und wäre das Poster nicht so gut befästigt, wäre es sicher zu Boden gesegelt. Nicht, dass ich etwas dagegen einzuwenden hätte... Nein. Ich fand das Teil schrecklich. Ich würde mich sicher noch das ein oder andere mal zu Tode erschrecken, wenn ich es im Dunkeln sah. Nun stand Aoi direkt vor mir und musterte mich mit einer Falte auf seiner Stirn.

"Alles klar, Ruha?", fragte er mich. Ruha?! Hm. Eigentlich hatte ich ja nichts dagegen. Besser als Barbie war es allemal und ich hatte jetzt auch Besseres zu tun, als mich über soetwas aufzuregen. Mehr als ein Nicken brachte ich zuerst nicht zustande, ehe ich heftig den Kopf schüttelte, um diese Situation ersteinmal aus meinen Gedanken zu vertreiben.

"Ja. Geht schon..." Ich hielt einen Moment inne. Ich strich mir eine Strähne hinter mein Ohr und blickte erst dann wieder zu Aoi. "Du? Ist es möglich, dass ... ich... naja..." Beschämt sah ich zu Boden. Ich wusste auch nicht, was ich eigentlich hatte. Warum sprach ich meine Frage nicht einfach aus? Der Schwarzhaarige hatte ja auch gesagt ich solle einfach ich selbst sein und daran wollte ich mich nun auch halten. Also, go Uruha! Fight! Ein fragender Blick seitens Aoi traf mich und er legte seinen Kopf in die Schräge.

"...dass du?!" Er wusste wohl beim besten Willen nicht, worauf ich eigentlich hinauswollte und es wunderte mich wirklich nicht. Ich drückte mich ja auch nicht gerade klar aus, das merkte ich schon.

"Naja... kann ich vielleicht einen Kaffee oder so haben?" Ich sah zu Boden und erwartete schon sowas wie 'Wenn du einen willst, mach dir einen', oder 'Andre Sorgen hast du auch nicht, was?!' Ich hatte mich wirklich auf fast alles vorbereitet, nur nicht auf diese Art von Zustimmung. Der Schwarzhaarige begann zu grinsen und konnte sich wohl nur geradeso ein Kichern verkneifen. Stattdessen nickte er.

"Sicher. Kai ist in der Küche, der tut dir sicher den Gefallen." Ich blickte auf und lächelte matt. "Okay." Gerade wollte ich ihn fragen, ob er mich begleiten wollte, als Aoi mich auch schon unterbrach. "Ich geh' dann mal duschen." Also war meine Vermutung richtig. Das Bad unten war belegt, wohl von dem Flummi. Ähh... Ruki. Also nickte ich nur und machte mich dann schon auf den Weg nach Unten. Dass ich nicht angezogen war und auch meine Haare nicht gekämmt hatte, ignorierte ich gekonnt und ging stattdessen die knarzende Treppe runter.
 

Es dauerte nicht lange und ich war unten angekommen. Aus der Küche konnte ich bereits einige Geräusche vernehmen und vorsichtig ging ich den Flur entlang. Aus dem Bad konnte ich das Rauschen von Wasser hören, Ruki duschte scheinbar. Ohja. Das konnte ich sicher auch gebrauchen. Eine schöne Dusche. Ich würde sicher auch bald eines der Bäder blockieren. Vorsichtig tappte ich dann auf die Küchentür zu. Zuerst spielte ich mit dem Gedanken anzuklopfen, aber dann würde ich mich selbst endgültig für verrückt erklären. Man klopfte doch nicht in seinem zu Hause an der Küchentür! Das hatte ich, als ich bei meiner Mutter gewohnt hatte schließlich auch nicht gemacht. Warum also jetzt damit anfangen? Vorsichtig drückte ich nun die Türklinke herunter.

"Uhm...Kai?", fragte ich und steckte meinen Kopf durch den Spalt. Der Braunhaarige stand bereits komplett angezogen, zusätzlich die Schürze, die ich gestern schon an ihm gesehen hatte, in der Küche und drehte einige Toastscheiben in einer Pfanne um. Eindeutig French Toast. Die hatte ich erst einmal gegessen und das war auch schon länger her. Es roch gut hier, das konnte ich nicht abstreiten. Von Kais Kochkünsten hatte ich ja bereits gestern einen kleinen Vorgeschmack bekommen und ich war einfach nur begeistert. Kai drehte seinen Kopf zur Tür und lächelte mich an. Erst jetzt bemerkte ich die Grübchen, die er dabei hatte. Ich konnte gar nicht anders, als das Lächeln zu erwiedern.

"Ohayo Uruha.", grüßte er mich und ich trat schließlich gänzlich ein. "Ohayo~" Neugierig wie ich war, tappst ich dann geradezu hinter ihn und stielte ihm über die Schulter, um einen besseren Blick in die Pfanne zu erhaschen.

"Das riecht gut.", stellte ich nocheinmal fest. Kai konnte darüber nur schmunzeln. Aber etwas Anderes wunderte mich viel mehr. Er war eindeutig schon im Bad gewesen. Er stand ja schon komplett angezogen am Herd. Um wie viel Uhr war er denn aufgestanden? Es wunderte mich, dass alle so früh auf waren. Naja. Vielleicht war das ja auch nur, weil ich jetzt neu eingezogen war? Möglich. Aber warum sollte man schon wegen mir so ein Trara machen? Deswegen wunderte ich mich einfach mal ein wenig vor mich hin.

"Sag mal...stehst du immer so früh auf, Kai?" Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. Kai schien daraufhin erst ein wenig verwundert zu sein, drehte auch seinen Kopf in meine Richtung, ehe er sachte nickte.

"Ja. Die anderen sollen ja was in den Magen bekommen, wenn sie aus den Federn steigen." Oh Kami. Das war wirklich nett. Er bekochte seine Mitbewohner. Und das jeden Morgen? Er stand jeden Tag um weiß Kami wie viel Uhr auf und stellte sich in die Küche? Dafür konnte ich ihn nur bewundern. Die anderen waren ihm hoffentlich dankbar dafür, was er tat. Ohne ihn wären die sicher schon verhungert.

"Das ist echt...wow...", brachte ich lediglich hervor und Kai legte seinen Kopf mit fragendem Blick in die Schräge. Aber ich winkte lediglich ab und lächelte den Braunhaarigen an. "Ich finde es toll, dass du das machst." Ich hoffte nur, er wusste wie ich das jetzt meinte.

"Arigatou.", erwiederte er grinsend und widmete sich wieder dem Kochen. Ich beschloss ihn nicht weiter zu stören. Ich wollte ja auch eigentlich etwas hier in der Küche. "Ano...Kai?!" Ich wollte ihn eigentlich nicht stören, aber das musste jetzt sein.

"Hai?" Ein Grinsen lag auf seinen Lippen und er konzentrierte sich voll und ganz auf das Vorbereiten des Frühstücks. Ich trat nun neben ihn und beugte mich ein wenig zur Seite, damit ich ihm besser ins Gesicht sehen konnte.

"Kannst du mir die Kaffeemaschine erklären?" Ich kratzte mich leicht am Hinterkopf. Mit dem Gerät, das sie hier hatten kannte ich mich nicht aus und ich wollte es nicht versehentlich kaputt machen. Als Einzugsgeschenk schrottete ich gleich mal die Kaffeemaschine. Nee Uruha. Das wäre wirklich nicht so gut.

"Etoo~ einen Moment, hai?!" Ich nickte leicht und setzte mich dann an den Küchentisch. "Klar." Ich wollte ja widerum auch nicht dran schuld sein, wenn ihm das Essen anbrannte. Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und fuhr mir durch das etwa schulterlange Haar.
 

Aus dem Flur konnte ich plötzlich ziemlich... nass klingende Schritte vernehmen. Sie wurden immer lauter und schließlich kam auch eine Stimme dazu.

"Gyahhh~ Sabu-chaaaaaa~n", konnte ich Ruki fröhlich quieken hören. Und schon kam in mir die zweite Frage auf. Wer zum Teufel war denn Sabu-chan? Diese Frage sollte sich allerdings schon bald erübrigen. Denn die Tür schwang geradezu auf und ein kleiner Hund kam in die Küche gehetzt. Sofort versuchte sich dieser unter dem Tisch zu verkriechen und ich hob nur verwundert eine Braue. Okee~ Jetzt stand ich auf dem Schlauch. War der Hund gestern schon da gewesen? Nein. Das hätte ich bemerkt. Dann hob ich den Blick und mir klappte die Kinnlade runter. Da stand Ruki. Nur mit einem Handtuch um seine Hüfte bekleidet und mit plitschnassen Haaren. Er hatte es wohl nichteinmal für nötig empfunden sich vernüftig abzutrocknen, geschweige denn anzuziehen. Den Blonden störte das allerdings nicht im Geringsten.

Erst ein dumpfes Geräusch brachte mich dazu, meinen Blick von dem halbnackten Zwerg abzuwenden. Kai hatte seinen Wender fallen gelassen und starrte den Blonden nur fassungslos an. Seine Augen waren geweitet und auch sein Mund stand ein wenig offen. Doch dieser Moment dauerte nicht lange an, denn sofort begann der Braunhaarige den Kopf zu schütteln.

"Ruki, verdammt! Trockne dich gefälligst ab und zieh dich an, bevor du in die Küche kommst.", sagte Kai und blickte demonstrativ auf den Hund unterm Tisch, der ein fröhliches Bellen verlauten ließ. Das erntete seitens Kai allerdings nur ein Heben seiner Augenbraue. Ich fand den Hund irgendwie... seltsam. Es wunderte mich nicht, dass er Ruki gehörte. Okay. Das war jetzt gemein gewesen, aber meiner Meinung nach nur die ... Wahrheit. Ich warf einen Blick auf Kai, der wohl Mühe hatte sich zu beherrschen. Eine Hand lag auf seiner Stirn und Ruki blickte ein wenig fassungslos drein.

"Warum denn? Seh ich so schlimm aus?" Er lachte und drehte sich zur Show nocheinmal um sich selbst, versuchte dabei seinen Rücken zu sehen. Der Braunhaarige bückte sich nun und griff nach dem Wender, den er eben hatte fallen lassen und blickte nur von unten her zu Ruki.

"Daum geht es nicht. Du erkältest dich noch." Da musste ich Kai allerdings Recht geben, weswegen ich zustimmend nickte. Ein leiser Seufzer überkam den Blonden und er verschränkte seine Arme knapp unterhalb seiner Brust. Schommelnd schob er seine Unterlippe vor. Er schien wohl keine Lust darauf zu haben sich vernüftig anzuziehen. Doch Kai ließ sich davon nicht beirren.

"Jetzt!", meinte er bestimmt und schon ein wenig gefasster als zuvor. Daraufhin warf Ruki seinen Kopf auf die Seite. "Hmpf!" Dennoch drehte er sich um und stapfte aus dem Raum. "Sabu-chan!", rief er noch. Der Hund bellte nocheinmal, als wolle er damit ausdrücken, dass er verstanden hatte und sprang auch schon unter dem Tisch hervor, seinem Herrchen nach. Eine Weile blickte ich schweigend zur Tür, ehe ich ein "Uahhh!" seitens des Braunhaarigen vernehmen konnte. Sofort richtete ich meinen Kopf in seine Richtung.

Kai versuchte gerade das Frühstück zu retten. Durch Rukis Aktion hatte er seine Aufmerksamkeit auf jenen gelenkt, anstatt auf das Essen aufzupassen und nun hatte er Mühe damit es vor dem Verbrennen zu retten. Ich konnte nicht anders als darüber zu schmunzeln. Es sah auch einfach zu komisch aus, wie Kai von A nach B hetzte und ein Toast nach dem anderen aus der Pfanne fischte.

Nach etwa zwei Minuten hatte Kai sich dann beruhigt und den Großteil des Essens geschickt gerettet. Er schwor mir bei Kami, dass er Ruki das Verbrannte vorsetzen würde, da er ja auch die Schuld an seinem Missgeschick hatte. Ich nickte lediglich und musste breit grinsen. Da war ich ja schon auf den Gesichtsausdruck des Blonden gespannt. Die Kaffeemaschine brodelte bereits vor sich hin und ich freute mich schon richtig auf meinen ersten Kaffee in dieser Wohnung. Meine zweite Begegnung mit Reita hatte ich schon mehr oder weniger vergessen. Ich versuchte jedenfalls nicht die ganze Zeit daran zu denken.
 

"So besser?" Nach etwa fünf Minuten kam Ruki wieder in die Küche getrabt, Sabu-chan auf dem Arm haltend. Der Hund wedelte bester Laune mit seinem Schwanz und blickte sich neugierig auf der neuen Höhe um. Ruki dagegen hatte sich komplett angezogen. Ein weißer Pulli und eine einfache schwarze Hose. Kai nickte lächelnd. Die Haare des Blonden waren allerdings noch nass. Er dachte wohl nicht daran sie zu föhnen. Gut. In der Wohnung war das auch okay. Wenn er sich erkältete war er meiner Meinung nach nun selbst Schuld. Der Braunhaarige hatte ihn ja auch gewarnt. Durch die Zustimmung wieder seiner guten Laune hergestellt, tappste Ruki gleich auf den Tisch zu, wo er sich neben Kai niederließ. Sogleich zupfte er diesem am Ärmel seines braunen Pullovers.

"Duu? Ich hab Hunger~", quängelte Ruki und sah Kai mit seinem besten Dackelblick an, den er auf Lager hatte. Der Braunhaarige grinste sachte und stand auf. Er wandte sich an mich.

"Reita ist schlafen, nicht? Und Aoi unter der Dusche?" Als ich bejahend nickte, wandte er sich dem Teller zu, auf dem er den French Toast verteilt hatte. Der Gedanke an Reita, ließ mich erschauern und die Begegnung von eben kam wieder in mir hoch. Wäh. Allein dieser Alkoholgeruch. Aber etwas Anderes beschäftigte mich viel viel mehr. Hätte er mich geküsst, wenn Aoi nicht aufgetaucht wäre? Eine meiner Hände führte ich nun zu meinen Lippen und lief feuerrot an. Quatsch bestimmt nicht! Das wäre doch viel zu krass. Soetwas würde ich nichteinmal diesem ... Punk zutrauen! Ruki blickte mich prüfend an.

"Uru? Du bist ganz rot im Gesicht, geht's dir nicht gut?", fragte der Blonde mich mit kindlicher Neugierde und beugte sich sogar über den Tisch, mich prüfend musternd. Ich schreckte aus meinen Gedanken auf, starrte den Knirps erst fassunglos an, ehe ich hastig den Kopf schüttelte.

"B-bin ich gar nicht!", streitete ich ab und Ruki begann lediglich zu gackern. Lachte er mich etwa gerade aus? Ja~ sah ganz so aus. Na super. Jetzt lachte mich auch noch ein abgebrochener Meter aus. Und wie hatte er mich gerade genannt? Uru? Halloho? Ein Spitzname für meinen Spitznamen? Das war echt... woah. Beschämt senkte ich den Blick. Das kam mir gerade ganz schön bekannt vor. Den Gedanken vertrieb ich.

"Dohoch! Bist du wohl! Fast wie eine Tomate!", lachte der Blondschopf stattdessen und zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich, als wollte er seine Geste noch ein wenig verdeutlichen.

"Lass ihn doch, Ruki.", meinte Kai und stellte den Teller auf dem Tisch ab. Sofort wollte Ruki mit einem seiner Griffel nach einem Teil des Inhaltes greifen, als die Hand von Kai schon geschickt darauf schlug. Ruki zog seine Flosse zurück

"Ayaaah! Das tat weh!", beschwerte er sich gleich lauthals und sah den Braunhaarigen vorwurfsvoll an. Dieser lächelte lediglich und sah zur Küchentür. Scheinbar wartete er auf Etwas. Ich besah in mit fragendem Blick.

"Naja. Fangen wir an. Aoi wird sich schon noch zu uns gesellen.", sagte Kai dann und klatschte in die Hände.

Und tatsächlich. Nach einigen Minuten stieß auch der Schwarzhaarige zu uns. Ruki lag bereits mehr auf seinem Stuhl, als er eigentlich saß. Eine seiner Hände hatte er sich auf den Bauch gelegt.

"Uahh...Kaii~ ich bin voll.", verkündete er und hob demonstrativ eine Faust in die Luft. Ich konnte nicht anders als zu grinsen und ließ es mir weiterhin schmecken.
 

Nachdem ich frisch geduscht aus dem Badezimmer des oberen Bereiches kam, ging ich zielstrebig in mein Zimmer. Ich wollte Reita wenn möglich nicht über den Weg laufen. Ein Handtuch hing über meine Schultern und meine Haare waren noch ein wenig feucht. Ich hatte mich wohl doch ein wenig zu sehr beeilt. Im Zimmer angekommen, stellte ich mich ersteinmal vor den Spiegel und schminkte mich, so wie jeden Morgen. Ja, ungeschminkt wollte ich einfach nich rumlaufen. Warum? Frag nicht, ich weiß es selbst nicht so genau. Ich denke einfach mal, dass ich damit besser aussehe, oder so.

Nachdem ich meine Morgentoilette vollständig erledigt hatte, setzte ich mich wieder auf mein Bett und... langweilte mich. Was sollte ich denn jetzt auch machen? Doch eine Idee hatte ich in dieser Hinsicht dann doch recht schnell. Ich musste ja noch auspacken! Kaum war dieser Gedanke gefasst, hiefte ich auch schon die Tasche neben meinem Bett auf jenes und öffnete den Reisverschluss. Da konnte der Spaß ja beginnen. Dabei bemerkte ich nicht, dass ich meine Tür hatte einen Spalt breit offen stehen lassen und das ich gerade von einem dunklen Augenpaar beobachtet wurde, bemerkte ich genauso wenig. Manchmal war ich wirklich unaufmerksam.

Gemächlich und irgendeine Melodie vor mich hinsummend verstaute ich meine mitgebrachten Klamotten im Schrank. Ganz unten in der Tasche lag mein Laptop. Den hatte ich ja vollkommen vergessen! Naja. Ich hatte gestern auch Besseres zu tun, als an sowas zu denken. Ich legte ihn einfach aufs Bett und betrachtete ihn nachdenklich. Gerade spielte ich mit dem Gedanken einfach einmal anzuschalten und zu schauen, ob eine gewisse Person vielleicht on war, als mir dann endlich bewussrt wurde, dass man mich beobachtete.

Mein Blick wanderte zur Tür und im nächsten Moment war ich auch schon geradezu erstarrt. Ich weiß, es gehört sich nicht jemanden so anzustarren, aber tat er nicht das Gleiche? Und als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen trat Reita auch noch ungefragt ein. Langsam glaubte ich wirklich, dass er überhaupt keine Manieren gelernt hatte. War er etwa auf der Straße aufgewachsen? Kami, darauf will ich keine Antwort haben.

"Was willst du?", fragte ich mutig. Ja, sowas war für jemanden wie mich sehr mutig. Einfach so eine direkte Frage zu stellen. Und dann auch noch an so jemanden wie ihn. Er war mir selbst im Hellen nicht ganz geheuer, auch wenn er ein wenig verschlafen aussah. Trotzdem hatte er dieses komische Band auf der Nase. Nahm er das etwa nie ab? Nichtmal beim Duschen? Uahhh~ wieder eine Frage auf die ich doch lieber keine Antwort haben will!

Ein Grinsen erschien auf Reitas Gesichtszügen und schon wünschte ich mir nicht gefragt zu haben...Was wollte er denn? Mich vergraulen? Arigatou, aber ich verzichte. So leicht würde er mich wirklich nicht zum Ausziehen bewegen. Ich blieb einfach sitzen und starrte ihm trotzig entgegen und er schien sich innerlich darüber kaputt zu lachen. Na toll. Das mit dem bedrohlich wirken, muss ich nochmal üben.

"Sperr mal deine Lauscher auf, Barbie.", meinte mein Gegenüber gelassen und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. Wie auf Kommando schaute ich zu ihm auf und er hatte meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Warum interessierte es mich eigentlich so, was er zu sagen hatte? Ich konnte doch froh sein, wenn er mich endlich in Ruhe ließ. Trotzdem sagte ich nichts, sondern sah einfach nur zu ihm auf, während er einen Fuß vor den Anderen setzte und somit näher auf mich zuschritt.

Ohnein! Kam jetzt etwa die Fortsetzung von heute Morgen? Gut, Morgen war es immernoch aber trotzdem. Ein seltsames Gefühl kam in mir auf und mich übermannte der Wunsch jetzt einfach wegzulaufen. Doch das wollte und sollte ich mir auch endlich mal abgewöhnen! Ich war doch kein Baby mehr! Als Reita dann nach schier endlosen Sekunden endlich vor mir ankam, beugte er sich ein wenig zu mir runter. Seine Hände zog er zusätzlich aus seinen Hosentaschen und streckte seine Arme nach Vorn, um sich auf meinem Bett abzustützen.
 

Ich kniff nun wieder meine Augen zusammen und rückte instinktiv ein wenig zurück. Irgendetwas sagte mir, dass ich lieber Abstand von ihm gewinnen sollte. Das allerdings hinderte ihn nicht mich nun mit einer Hand am Kragen zu packen. Sofort riss ich meine Augen wieder auf und starrte ihn entgeistert an. Was sollte denn das nun wieder werden? Wollte er ... zuschlagen?! Oh Kami, bitte nicht! Gerade fragte ich mich, was schlimmer für mich sein würde... Wenn er mich küsste oder verprügelte. Beides klang für mich nicht sonderlich gut.

"Hier oben bin ich der Chef, klar?!" Noch ließ er mich nicht los - er schien gar nicht daran zu denken seinen Griff zu lockern. Stattdessen überbrückte er die Entfernung, die er zuvor zwischen uns aufgebaut hatte, indem er nun eines seiner Beine noch auf meinem Bett ablegte und sich ein wenig weiter über mich beugte. Mann. Warum ließ ich mich nur so leicht von ihm einschüchtern? Seine Worte hatten es nicht gerade besser gemacht, aber ich beschloss mich endlich einmal zu wehren. Trotzdem bekam ich keinen Ton raus. Super gemacht, Uruha. So wird er dich nie für voll nehmen.

"Das nehm' ich mal als ja." Nun beugte er sich wieder über mich, kam mit seinem Gesicht meinem immer näher. Nun ergriff mich wirklich Panik. Aoi würde wohl kaum nocheinmal zufällig hier oben vorbeischauen. Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen, das wäre viel zu absurd. Und Ruki würde wohl kaum eine Hilfe sein. Hoffentlich würde Kai... ganz rein zufällig herkommen. Wenn der Schwarzhaarige käme, wäre ich auch vollends zufrieden. Er schien Reita wenigstens ein kleines bisschen im Griff zu haben.

Er näherte sich mir unaufhaltsam und ich hatte schon mit meinem Leben abgeschlossen. Der Kerl da würde mir meinen ersten Kuss stehlen, wenn das so weiterging und für so einen... wie ihn hatte ich ihn sicher nicht aufgehoben. Der sollte gefälligst seine Griffel von mir lassen.

"L-lass mich... oder... ich schreie...!", drohte ich ihm, doch dafür hatte er nur ein leises Lachen übrig. Jenes ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Der war wirklich ein unangenehmer Kerl. Mit so einem würde ich am Liebsten nichts zu tun haben, aber das konnte ich mir wohl abschminken, wenn es so weiterging.

"Ach tatsächlich? Glaubst du etwa, dass würde mich von meinem Vorhaben abbringen?" Wie, um es mir zu demonstrieren, strich er mir mit einer Hand eine Strähne aus dem Gesicht und näherte sich wieder unaufhaltsam meinem Gesicht. Allmälich bekam ich wirklich Panik. Ich wusste, dass er sich durch einen Schrei meinerseits wohl kaum abreschecken lassen würde. Mit aller Kraft begann ich nun zu strampeln.

"Nimm deine Hände weg!" Ja, nichteinmal Wörter wie 'Griffel' oder 'Pfoten' nahm ich in den Mund. Ich war wirklich eine Spur zu gut erzogen, wie mir gerade klar wurde. Reita schien meinen Ausruf nicht im geringsten ernst zu nehmen, wäre ja auch zu schön gewesen.

"Sonst was?", fragte er auch noch rotzfrech und grinste mich an, hielt allerdings in seiner Bewegung Inne. Diese Frage ließ mich stutzen und ich musste wirklich überlegen. Allerdings musste ich mir schon bald eingestehen, dass ich darauf keine Antwort wusste. Was sollte ich denn darauf schon erwiedern? Das mit dem Schreien würde nicht hinhauen und mehr Möglichkeiten sah ich auch nicht. Streng dein Hirn an, Uruha! Mach schon! Sag was! Irgendwas!

"Sonst beiß ich dir in die Nase!", rief ich dann aus, ohne groß nachzudenken. Zuerst sah mein Gegenüber mich verwundert an, ehe er in Gelächter ausbrach und ich ziemlich rot um die Nase wurde. Was denn? Was hatte ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht. Nun ließ der Punk von mir ab, was mich erleichtert aufseufzen ließ. Hatte ich mich jetzt erfolgreich gegen ihn gewehrt? Meine Zweifel hatte ich ja schon daran und diese waren mit Sicherheit auch berechtigt.

"...ist das dein Ernst, Barbie?!", fragte der Punk und hob sacht eine Augenbraue, während er mich prüfend musterte. Tja. Das konnte schon schwer werden ihm in die Nase zu beißen, allein wegen der Tatsache, dass er dieses bescheuerte Nasenband trug. Ja. Ich konnte das Ding aus einem mir unerklärlichen Grund nicht ausstehen. Vielleicht weil es einen Teil seines Gesichts verdeckte und ich mir kein richtiges Bild von meinem Mitbewohner machen konnte? Gut möglich, aber ... darum ging es doch jetzt gar nicht!
 

"H-hai!", erwiederte ich dennoch. Vor ihm wollte ich mir einfach keine Blöße geben, auch wenn ich das wohl schon längst getan hatte. Diesen Gedanken ignorierte ich so gut wie es ging und konzentrierte mich stattdessen darauf, Reita so düster anzusehen, wie ich es nur konnte.

Meine Aussage ließ ihn einfach nur grinsen. Er zog sich nun komplett von meinem Bett zurück und ließ mich sichtlich erleichtert zurück - ich lag mehr als ich saß. Eine Hand stemmte Reita sich nun in die Hüfte und musterte mich mit einem Blick, der mir total unheimlich und zuwider war.

"Das glaubst du doch selbst nicht." Nun war ich es, der eine Augenbraue sacht anhob. "Willst du es etwa darauf anlegen?" Oh verdammt. Jetzt hatte ich ihn unnötigerweise auch noch provoziert. Uruha, du Depp! Musste das jetzt sein? Ich sag nie wieder meine Meinung! Am Besten, wenn ich mir meine Zunge rausschneiden ließ. Dann konnte ich mich wenigstens nicht mehr verplappern und würde hoffentlich nicht mehr in solche Situationen mit einem Punk geraten, von dem ich nochimmer nicht wusste, wie ich meinen negativen Eindruck verbergen konnte. Ich konnte die Verwunderung in seinem Blick sehen. Scheinbar überraschte ihn diese Aussage mindestens so sehr, wie mich selbst. Super. Da hatte ich mich ja volle Kanne in die....- ich würde das Wort nichteinmal denken - geritten!

Reita fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare. Ein seltsames Grinsen war nun auf seinen Zügen zu erkennen, während er wohl überlegte, wie er seine Gedanken am besten ausdrücken konnte. Oder überlegte er nur nach der besten Möglichkeit mich zu erniedriegen? Beides hielt ich für möglich. Konnte ja auch genausogut eine Mischung aus Beidem sein. Bitte nicht.

"Du bettelst ja geradezu danach.", erwiederte mein Gegenüber und machte sich wieder daran sich über mich beugen zu wollen, was ich mir jedenfalls aus seiner Geste erschloss, mit der er sich dem Bett näherte und wieder eines seiner Beine auf der Decke plazierte. Sofort klingelten alle meine Alarmglocken den obersten Notstand aus. Ich sprang so schnell ich konnte auf und rettete mich vom Bett auf den Boden, wo ich nun mit gekreuzten Armen dastand. Ja, ich geb's zu. Es sah ein wenig aus wie eine Abwehrhaltung, was es wohl auch war, naja. Momentan hatte ich andere Sorgen.

"U-unsinn!" Meine Verteidigungsversuche stießen bei diesem Punk allerdings nur auf taube Ohren, was mich auch nicht gerade wunderte. Reita schien die Ruhe selbst zu sein. Fast schon wie in Zeitlupe erhob er sich wieder von meinem Bett und tappste mit einem seltsamen Blick auf mich zu. Hier gab es nicht gerade gute Fluchtmöglichkeiten - gar nicht gut für ein Fluchttier aus Überzeugung, so wie ich eines war. Wahh. Jetzt brauchte ich wirklich noch ein Wunder. Das wäre dann das Zweite für heute. Ich beanspruchte meinen Schutzengel wirklich ein wenig zu sehr und meine Glücksträhne schien auch allmälich nachzulassen.

Ich wich einfach weiter zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Ahaha. Eine bessere Position gabs doch gar nicht. Links von mir stand das Bett, rechts der Schreibtisch. Nach hinten konnte ich auch schlecht ausweichen und von Vorne kam grad ein Irrer auf mich zu. Mein Leben konnte echt nicht besser laufen.

Reita war schneller bei mir angekommen, als es mir lieb war, aber bei der Größe dieses Zimmers, sollte mich das eigentlich nicht wundern, oder?!

Ich kniff meine Augen zusammen, da ich das kranke Grinsen meines Gegenüber nicht aushielt und auch dessen Blick konnte ich nicht standhalten. Ich warf meinen Kopf zusätzlich auf die Seite, was er allerdings durch einen Griff unter mein Kinn und eine sachte Bewegung mit seiner Hand wieder rückgängig machte. Immer fester kniff ich meine Augen zusammen und schloss schon mit meinem Leben ab, als ich Reitas Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.
 

Etwas allerdings ließ den Punk zögern. Was war das für ein Geräusch gewesen? Ich erschloss mir einfach mal, dass es sich dabei um die Türklingel handelte. Achso. Da war wohl jemand an der Tür... Um diese Uhrzeit! Es war doch sicher nichteinmal sieben Uhr. Gut. Das vielleicht schon, aber um diese Uhrzeit zu klingeln, stieß wirklich an meine Tolleranzgrenze. Soetwas wie Höflichkeiten schienen hier in Tokyo wohl keinen zu interessieren. Herrje, wo war ich nur hingeraten?

Das kümmerte mich aber eine Sekunde später schon nicht mehr, als ich bemerkte, dass Reitas Interesse an der Klingel nicht mal halb so groß war, wie das, was er gerade wieder mit mir verband. Und ich hatte mich schon in Sicherheit gewogen! Ein Riesenfehler, wie sich gerade mal wieder herausstellte! Wähh... Warum immer ich? Immer auf die Kleinen! Naja~ das würde sich dann wohl eher auf Ruki beziehen. Dann halt immer auf die Femininen! Aber erfreuen konnte ich mich daran nicht gerade - wäre auch zu schön gewesen.

Nun konnte ich schon die Wärme seiner Lippen spüren, auch wenn sie noch nicht die meinen berührten. Es konnte sich nurnoch um Augenblicke handeln und dann...

"REIREI! EINER DEINER ABNORMEN FREUNDE IST HIER!"

Sofort schlug ich die Augen auf und Reita erstarrte in seinem Vorhaben. Ich konnte geradezu sehen wie einer seiner Adern zu pochen begann. Ich fragte mich gerade, worüber er sich mehr aufregte. Über die Tatsache, dass er erneut in seinem Vorhaben mich zu küssen unterbrochen wurde, oder weil Ruki ihn gerade 'ReiRei' genannt hatte. Wahrscheinlich fand er beides gleich schlimm.

"Dem kleinen Scheißer polier ich die Fresse....!", konnte ich Reita fluchen hören und er wandte sich von mir ab, stapfte geradezu zur Tür und ich rutschte die Wand entlang zu Boden. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich momentan versuchte ich zu verdauen, was gerade geschehen war. Hätte Ruki nicht wie ein Wildschwein herumgebrüllt, hätte Reita mich geküsst! Mich! Sofort schoss mir das Blut in den Kopf und ich schüttelte selben so heftig es nur ging.

"Unsinn!" Der wollte mich sicher nur auf den Arm nehmen. Er meinte es sicher nicht ernst. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Er hatte sicher nur bemerkt, dass es leicht war mich auf irgendeine Weise zu reizen und zu verunsichern. Und Kami. Das war ihm wirklich hervorragend gelungen. Ich würde mich wohl für den Rest des Tages einsperren, damit er mir nicht zu Nahe kommen konnte! Ich würde mich wohl mit Aoi zusammensetzen und mit ihm darüber reden. Ich konnte mir nicht helfen, aber der Schwarzhaarige hatte schon jetzt mein Vertrauen gewonnen und nahm für mich jetzt schon eine wichtige Rolle ein.

Fast soetwas wie ein großer Bruder... Herrje! Das würde ich ihm lieber nicht auf die Nase binden, ehe er sich noch dazu verpflichtet fühlte mir zuzuhören und für mich da zu sein. Das konnte und wollte ich nicht von dem Schwarzhaarigen verlangen. Das gehörte sich nicht und war in meinen Augen dreist und unverschämt. Da ich so ein Verhalten bei mir selbst erst recht nicht billigen konnte, schloss ich das gleich aus!

Langsam kämpfte ich mich wieder auf die Beine. Ich würde mal nachsehen gehen, was Reita von Ruki übrig gelassen hatte. Armer Blondschopf. Ob noch alles dran war? Das wollte ich doch hoffen. Naja. Sicher war Kai zur Stelle gewesen, um Reita von seinen Mordgelüsten abzubringen, hoffte ich jedenfalls.

Mit einem mulmigen Gefühl schritt ich dann durch die offene Tür, diese leise hinter mir schließend. Nur mit viel Mut brachte ich die Stufen der Treppe hinter mich und auch durch die Küche schlich ich mehr. Wovor hatte ich eigentlich Angst? Abgesehen mal davon, dass Reita über mich herfiel? Eigentlich keine Sorgen sonst. In die Schule würde ich ja erst in zwei Wochen oder so gehen. Gut. Eine Woche. Zu viel wollte ich ja auch nicht verpassen. Und da kam der Musterschüler wieder in mir hoch.

Ich ging einfach durch die Küche durch, konnte dort nämlich keinen meiner Mitbewohner entdecken. Wo steckten die denn alle? Diese Frage würde sich wohl bald beantworten. Ich öffnete die Tür zum Wohnraum. Dort saß Aoi sichtlich gelangweilt auf dem Sofa und zappte wahllos durch die Fernsehprogramme. Sogar ein sachter Gähner kam nach kurzer Zeit von ihm und ich sah mich weiter um. Von Kai, Ruki oder Reita war nirgendwo etwas zu sehen, sodass mein Kopf unweigerlich in die Schräge glitt.

Der Schwarzhaarige bemerkte wohl, dass ich etwas suchte oder mich auf jeden Fall ganz schön zu wundern schien. Er hob sacht eine Braue und wandte sich dann schließlich doch an mich, sodass ich kurz zusammenzuckte.

"Suchst du was Bestimmtes?", fragte er mich einfach geradeheraus. Seine direkte Art wunderte mich schon ein wenig, ließ mich allerdings schmunzeln. Sachte winkte ich ab und tat desinteressiert, sodass ich mich auch neben ihm auf das Sofa fallen ließ.

"Lebt Ruki noch?" Aus den Augenwinkeln sah ich in Aois grinsendes Gesicht. Er legte seine Arme nun auf der Lehne des Sofas ab und hob sachte seine Schultern an. Dann drehte er seinen Kopf in meine Richtung und nickte mir aufmunternd zu.

"Wenn Kai rechtzeitig dazugestoßen ist... dann ja." Irgendwie machten es seine Worte nicht gerade besser für mich. Ich hob zweifelnd eine Braue, woraufhin Aoi lachte. Er schien zu begreifen, dass mich seine Worte nicht wirklich beruhigten. Also gab er mir einen sachten Klapps auf die Schulter.

"Geh nur.", meinte er schmunzelnd, woraufhin ich sofort wieder aufsprang. Sachte nickte ich dem Schwarzhaarigen noch zu, ehe ich zielstrebig Richtung Wohnungstür verschwand.
 

Dort konnte ich Reita allerdings nicht mehr sehen. Nicht, dass das schlimm war. Ich war froh ihn endlich... los zu wein. Auf eine erneute Begegnung war ich verständlicherweise nicht gerade erpicht. Da konnte ich mich schon noch ein wenig länger gedulden, wenn man es so nehmen wollte. Die Tür war auch wieder geschlossen und ein sichtlich beleidigter Ruki wurde gerade von Kai beschwazt.

"Reg dich doch nicht so auf, das will er doch...!", versuchte der Braunhaarige den Kleinsten ein wenig in seiner Laune umzustimmen. Allerdings gelang ihm dies nur mit mäßigem Erfolg. Sachte glitt mein Kopf nun wieder schief. Das wurde echt noch zur Angewohnheit! Kai bemerkte mich recht schnell und sah mich mit einem fragendem Blick an.

"Alles okay?", fragte ich und deutete mit einem Nicken auf Ruki, der mittlerweile seine Arme knapp unterhalb seiner Brust verschränkt hielt und eine sichtliche Schnute zog. Er war auf jeden Fall beleidigt und wohl auch ein wenig in seinem Stolz verletzt. Wirklich gekränkt zu haben, schien Reita ihn allerdings nicht und Ruki sah auch nicht so aus, als wäre ihm Etwas gebrochen worden. Kami sei Dank und ich hatte schon das Schlimmste befürchtet. Naja. Ich wohnte nichteinmal vierundzwanzig Stunden hier. Das war wohl noch zu früh, um mir ein Bild von den Umständen in dieser WG machen zu können. Ich sollte lieber keine voreiligen Schlüsse mehr ziehen. Ein sachtes Nicken des Braunhaarigen, ließ mich erleichtert aufatmen.

"Ja, soweit schon." Ich wusste, dass er auf Rukis Laune anspielte und dann stapfte der Zwerg auch schon los, direkt an mir vorbei. Von dem Hund konnte ich Weit und Breit nichts erkennen. Wahrscheinlich war er in dem Zimmer des Blonden oder so, konnte mir eigentlich auch egal sein. Der Hund kam mir irgendwie seltsam vor. Das konnte allerdings auch daran liegen, dass Ruki ihn erzogen hatte. Doch so eine Unverschämtheit wollte ich eigentlich gar nicht denken. Dann war der Hund eben seltsam, na und? Ich sollte das nicht gleich auf den Besitzer schließen. Der Braunhaarige kratzte sich nun am Kopf. "Eeetooo..." Ihn schien das Verhalten des Beleidigten wohl auch ein wenig zu wundern. Na, wenigstens war ich da nicht der Einzigste.

"Ich werd ihm mal nachgehen... und versuchen mit ihm zu reden.", meinte Kai an mich gerichtet und schlenderte an mir vorbei. Ich bewunderte seine Geduld wirklich. Ich hätte schon längst aufgegeben bei dem Blondschopf, glaube ich. Aber trotzdem war Kai der Einzige der Ruki überhaupt einigermaßen im Griff hatte. Ich fragte mich warum das so war. Aber irgendwann würde ich schon dahinterkommen, auch wenn ich mich fragte, ob ich das überhaupt wissen wollte. Bei dem Gedanken hob ich selbst eine Augenbraue. Was dachte ich denn da für einen Käse?

Ich wollte doch schon längst Etwas ganz Anderes erledigen! Schnell huschte ich also durch das Wohnzimmer, wo Aoi den Fernseher bereits ausgeschaltet hatte und sich stattdessen quer auf das Sofa gelegt hatte. Ich konnte nicht anders, als zu schmunzeln. Mein Weg führte mich wieder in die Küche, wo ich einen Blick auf die Uhr warf. Nein. Unmöglich. Um diese Uhrzeit konnte ich mein Vorhaben unmöglich in die Tat umsetzen. Er würde mich umbringen, wenn ich jetzt anrief! So eine Unhöflichkeit war man von jemandem wie mir auch nicht gewohnt. Also beschloss ich bis zum Mittag damit zu warten.

Bester Freund

Arigatou ersteinmal für die lieben Kommis ^.^ich hab mich total gefreut. Ich hätte nie gedacht, dass euch mein Schreibstil gefällt o_O" Ich dachte immer ich übertreibe~

Ano, dann noch ein ganz spezielles Dankeschön an Lykharia, die mir Yune gespielt hat ^.~ und gleich vorweg: Ja. Die Nicknames stammen nicht von mir. Yunes Name ist der Name eines Animes und Cassis ist ja ein Lied von GazettE. Das waren mehr spontane Einfälle - ich wollte es aber trotzdem gesagt haben. Ansonsten viel Spaß

Mero~
 

PS: Noch Danke an X-DaN-DaN-X für die Hilfe beim Wörterzählen ;)
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Seit etwa einer Stunde lag ich einfach nur auf meinem Bett. Ich vertrieb mir die Zeit mit Nachdenken. Hatte ich die richtige Entscheidung mit meinem Auszug von daheim getroffen? War es doch nicht zu übereilt gewesen? Würde ich mich hier je einfinden können? Und vorallem: Was sollte ich von Reita halten? Wollte er mich vergraulen, oder meinte er es ernst? Ich wusste nicht genau, was mir lieber wäre und wollte darüber auch gar nicht mehr allzu lange grübeln. Es würde mir ja doch nur Kopfschmerzen oder Ähnliches bereiten. Irgendwann muss ich dann eingeschlafen sein, denn als ich aufschreckte und auf die Uhr blickte, erschrak ich doch ganz schön. Es war bereits Nachmittag! Verdammt! Dabei hatte ich mich doch bei ihm melden wollen! Und das schon vor Stunden. Das musste ich schnell nachholen, sonst würde er sich noch Sorgen machen, falls eine gewisse Bitte nicht erfüllt worden war.

Ich sah zu meinem Laptop, der nochimmer am Kopfende meines Bettes lag. Ohne groß zu überlegen, griff ich danach und schaltete ihn auch gleich ein. Wenn ich Glück hatte, war er on. Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Er konnte mich immer aufmuntern. Hoffentlich war er wirklich on. Meine Gedanken schweiften ein wenig ab, zu unserem letzten Treffen. Yune... Ich hatte ihm noch gesagt, dass alles in Ordnung war und jetzt das. Jetzt war ich in Tokyo, war vor meinen Problemen weggelaufen. Ich meldete mich gleich bei meinem MSN-Messenger an. Viele Leute hatte ich nicht gerade in meiner Liste, aber denjenigen, den ich suchte, fand ich dort auf der Online-Anzeige. Und schon wieder musste ich lächeln, als ich das Gesprächsfenster öffnete.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Erwischt! =P
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Ach? Meldest du dich auch mal wieder?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hatte ein wenig Stress die letzten Tage
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

So?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja~ hat meine Mum es dir nicht gesagt? O_O
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Was gesagt? O______o *verwirrt desu*
 

Er wusste es nicht? Dann hatte meine Mutter ihm nicht von meinem Auszug erzählt? Dabei hatte sie es mir doch versprochen! Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, warum sie nichts gesagt hatte. War sie etwa nicht darüber hinweg, dass ich ausgezogen war? Zuzutrauen wäre es ihr, sie hatte schom immer so sehr geklammert. Seit Vaters Tod war es sogar noch schlimmer geworden. Bestimmt war Yune jetzt unendlich sauer auf mich, weil ich mich gestern einfach nicht bei ihm gemeldet hate. Deswegen hatte er wohl auch so reagiert. Oh Kami. Warum hatte meine Mutter denn nichts gesagt? Hatte sie es vergessen oder so? Mit einer Hand fuhr ich mir durch die zerzausten Haare. Am Besten, wenn ich ihm gleich bescheid sagen würde, bevor er noch ganz böse auf mich war. Er würde es ja eh rauskriegen und geheimhalten wollte ich es vor ihm auch gar nicht. Deswegen lagen meine Finger schon bald wieder auf der Tastatur.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich wohn doch gar nich mehr bei ihr O_o
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

hatte sie eigentlich gebeten~ es dir zu sagen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Bitte?!
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Und wo wohnst du jetzt?!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ano...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...in Tokyo
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

in...in TOKYO?!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai >.<
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

In ner WG
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Gestern Abend eingezogen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Und warum hast du mir nicht früher was erzählt? Immerhin sind wir Freunde
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ano~ du weißt ja, ich hatte so meine Probleme ...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

... habs nicht mehr ausgehalten
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

War ne ganz schöne Kurzschlussreaktion
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Mhm...
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Und? Sind deine Mitbewohner wenigstens nett?
 

Gute Frage. Waren sie das? Er schien ja schon ziemlich geschockt darüber zu sein, dass ich jetzt in dieser Großstadt lebte. Es war ja sonst auch eher nicht so mein Ding. Aber wie sollte ich jetzt auf seine Frage antworten? Ich war mir nicht sicher, weswegen ich mir auch ein wenig Zeit mit der Antwort ließ. Aoi und Kai mochte ich schon, das konnte ich nicht abstreiten. Ruki war sicher auch in Ordnung, aber ich konnte mir nicht helfen. Irgendwie war er mir dann doch ein klein wenig zu aufgedreht. Ich würde mich wohl noch an ihn gewöhnen müssen. Aber wie würde Yune reagieren, wenn ich ihm von Reita erzählte? Sicher war ich mir da nicht. Er schaffte es nämlich immer wieder mich mit seinen Reaktionen zu überraschen. Zögerlich war ich schon. Vielleicht würde er mich auch nicht verstehen, wenn ich zu viel erzählte? Nein. Nicht Yune. Er verstand mich.

Ohne weiter groß darüber nachzudenken konzentrierte ich mich auf den Jungen, der jetzt vielleicht ganz gespannt an seinem PC saß und auf meine Antwort wartete.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Naja~ deffiniere nett O_o also
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...zwei find ich nett, bei einem weiß ich nicht genau, was ich von ihm halten soll...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...und der Letzte, ano...
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Und der Letzte...?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...lach jetzt bloß nicht >_>
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Er..ist mir unheimlich
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Nani?! O__o
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Er ist ein Punk - sieht jedenfalls so aus
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber wenn es nur das wäre...
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Punk? Ich hasse Punks >___>
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Damit könnte ich noch leben...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Mein Stil ist ja auch ein wenig...~ ano
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Das ist was anderes
 

Wie war das denn anders? Ein ungewöhnlicher Stil und... naja. Reita war schon eine Sache für sich. Und vielleicht hatte Yune ja auch Recht, wenn er meinte, dass das was Anderes war? Immerhin konnte man da schon einige Unterschiede feststellen. Aber ihn nur wegen seines Äußeren zu beurteilen war nicht fair und unhöflich noch dazu. Doch ich hatte ja auch schon seinen Charakter kennengelernt. Und das, was ich kannte machte mich nicht gerade glücklich. Er war mir einfach unheimlich mit seiner Art. Soetwas kannte ich einfach nicht. Und wollte es eigentlich auch gar nicht kennenlernen. Das war ja mehr unfreiwillig gewesen. Ob er mich jetzt endlich in Ruhe lassen würde? Irgendwie hatte ich da so meine Zweifel. Auf mich machte er nicht den Eindruck als würde er es dabei belassen. Er bekam sicher immer das, was er wollte. Allein bei dem Gedanken daran, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Inwiefern?
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Punks saufen sich die Birne weg und lehnen das komplette System ab... Du bist einfach nur...nun ja... feminin. Da ist nichts schlimmes dran
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja...er säuft - so wie der gerochen hat [bäh >_>] ... findest du nicht? ._. Du bist irgendwie der Einzige, der mich versteht
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Wozu hat man denn Freunde
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm. Aber dieser Punk ist mir nicht nur wegen seines Auftretens unheimlich >~<
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Ach?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Heute Morgen~ ich hätte mich am Liebsten in Luft aufgelöst >.<
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Hat er dir was angetan? Dich bedroht?
 

Bei seiner Diffinition konnte ich nicht anders, als zu lächeln. Ja. Das sah er ähnlich wie ich. Ich verstand nicht, wie man sich nur dermaßen betrinken konnte. Und das auch noch so oft! Ab und zu mal etwas zu trinken, fand ich ja in Ordnung. Das verbot ja niemand. Aber Reita übertrieb es, da war ich mir sicher. Er schien der Typ dafür zu sein, einfach mal zu trinken, um des Trinkens Willen. Ob er nun Durst hatte oder nicht. Herrje. Jetzt urteilte ich schon wieder so vorschnell. Aber konnte man es mir bei meinen Erfahrungen mit diesem Punk verdenken? Trotzdem machte es mich glücklich, dass er mich wohl verstand. Er war wirklich der Einzigste, das hatte ich ganz ernst gemeint.

Ich stutzte kurz und las die letzte Frage ein paar mal. Eigentlich war das schon schwer zu beantworten. Etwas angetan hatte er mich ja nicht direkt. Seine Lippen hatten nur kurz meine Haut gestreift. Nicht, dass es mir nicht unangenehm gewesen wäre! Das darf man jetzt bloß nicht falsch verstehen! Ich wollte mich keinesfalls von ihm küssen lassen! Und bedroht hatte er mich schon. Ganz am Anfang. Es sei denn ich hatte es nur fälschlicherweise als Drohung interpretiert. Aber das war meiner Meinung nach schon ganz eindeutig gewesen. Deswegen dachte ich auch nicht weiter darüber nach, sondern schrieb die Gedanken einfach nieder.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Angetan nicht direkt, aber ich fürchte er wollte... Bedroht? Ja, find ich schon.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber nicht mit einem Messer oder so
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Wie darf ich das jetzt verstehen?!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ano >.< Ich glaub er wollte mich küssen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Nani?!
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Dieser Pisser...
 

Im Gegensatz zu mir schien Yune keine Probleme damit zu haben solche Beleidigungen zu schreiben. Aber trotzdem kam ich sehr gut mit ihm aus. Er hörte sich meine Probleme an und war für mich da. Deswegen konnte ich bei ihm auch über seine Wortwahl, die er manchmal hatte, hinwegesehen. Ich sagte schon gar nichts mehr dazu. Es schien ihn wohl ziemlich zu überraschen, was Reita wohl hatte mit mir machen wollen. Ich konnte das ja verstehen, aber seine Reaktion verwunderte mich schon. Naja. Aber ich sollte ihn wohl ein wenig beruhigen. Es ging mir ja noch gut. Es war ja nicht so, dass er mich umbringen wollte oder so etwas. Nein. Ich hatte nur ein wenig Angst vor dem, was vielleicht noch kommen könnte. Es war trotzdem genausogut möglich, dass ich mich einfach nur in etwas hineinverannte. Es konnte ja auch sein, dass er mich nur auf den Arm nahm und sehen wollte, was ich so aushielt. Oder etwas in der Art. Das kam ja schon fast an Wunschdenken herran! Lass das, Uruha! Denk nicht so viel nach, sonst glaubt er noch, dass du nicht mehr mit ihm reden willst.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Beim ersten Mal hat mir Aoi aus der Patsche geholfen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Aoi?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber nichtmal eine Stunde später hat er es wieder versucht
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Einer meiner Mitbewohner - er ist nett ^___^
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Hm
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich werd einfach versuchen Reita [dem Punk] aus dem Weg zu gehen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wenn er mich nur vergraulen will, lass ich das nicht so leicht mit mir machen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich bin ja mehr oder weniger in seinen Bereich eingedrungen >.<
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wir teilen uns den oberen Teil der Wohnung
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

ah
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja >-< ist mir zwar nicht so ganz recht, aber damit werd ich wohl leben müssen - hier in Tokyo ist eine Wohnung viel zu teuer
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Warum tauschst du nicht so, dass wer anders sich mit dem Pisser rumschlagen muss?
 

Irgendwie schien Yunes Laune umgeschlagen zu haben. Er gab nur so seltsam knapp angebundene Antworten. Was steckte nur dahinter? War er etwa doch sauer auf mich, weil ich ihn nicht vorher eingeweiht hatte? Ich hatte vielleicht wirklich übereilt gehandelt. Dabei wollte ich doch gar nicht, dass er böse wurde. Nicht er. Mit einem Seufzer fuhr ich mir durch meine Haare. Warum zum Teufel musste auch immer alles so kompliziert sein? Dann allerdings las ich mir seine neueste Nachricht durch. Eigentlich war das eine sehr gute Frage, wie ich zugeben musste. Warum fragte ich nicht einfach? Nach kurzem Überlegen hatte ich darauf schon die Antwort und es wunderte mich selbst nicht, dass ich so feige war. Aber das wäre einfach nicht meine Art. Einfach so dreist zu fragen, ob ich nicht mit irgendjemandem tauschen konnte. Ich war geradeerst eingezogen und sollte schon meckern? Nein. Auch wenn Aoi gesagt hatte, ich solle Etwas sagen, wenn ich unzufrieden war, dennoch. So direkt unzufrieden war ich nicht. Ich musste nur lernen irgendwie mit Reita auszukommen und ihm nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. Ich konnte den Anderen nicht solche Umstände machen. Das würde ich mit mir selbst nicht vereinbaren können. Ummöglich!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du kennst mich doch .__. wo sie mich schon aufgenommen haben, kann ich doch nicht so unverschämt danach fragen >.<
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Aber der Arsch will dir an die Wäsche O__ó
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Es sei denn du willst das
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Nani?! O_o für wen hälst du mich?!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich hab ja schon fast Angst vor ihm >.<
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich bin froh, wenn der mich in Ruhe lässt
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Also! Dann trau dich zu fragen ob wer mit dir tauscht!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich weiß nicht so recht ._. Ich glaub dafür bin ich zu feige
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Dann schau wie du mit dem Arsch fertig wirst
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hast du keine Idee? >.<
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Den würde es nichtmal kümmern, wenn ich schreie
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Der soll es bloß wagen dir nochmal zu nahe zu kommen. Und ich schwöre bei Kami dass ich ihn aufschlitze wie 'ne Weihnachtsgans!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Naja. Grad ist er mit seinen Freunden unterwegs
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich bin erstmal sicher hier
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Gut so
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hoffentlich kommt der nicht betrunken nach Hause >.< Körperlich bin ich dem sicher unterlegen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Ja, beruhig mich nur -___-''
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Gomen ^____^''
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

-.-
 

Konnte schon sein, dass Reita mir an die Wäsche wollte. Aber war es wirklich so extrem? Vielleicht wollte er mich ja wirklich nur testen?! Möglich war das immerhin auch und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mich wirklich mochte. So behandelte man doch niemanden, für den man etwas übrig hatte! Das konnte ich mir nun wirklich nicht vorstellen, weswegen ich schon fast davon überzeugt war, dass er mich einfach nur vergraulen wollte und, dass er mich nicht ausstehen konnte. Jedenfalls klang das in meinen Ohren ziemlich plausibel. Yune schien das wohl ein wenig anders zu sehen. Und Sorgen bereiten wollte ich ihm wirklich nicht. Manchmal tippte ich wirklich zu schnell, anstatt vorher gründlich darüber nachzudenken. Manchmal traute ich es ihm zu, dass er vielleicht am nächsten Tag vor der Tür stehen und mich mitschleifen würde. Gut. Das würde wohl nicht passieren, ich hatte ihm ja nichteinmal gesagt, wo in Tokyo ich nun meinen Wohnsitz hatte. Und ich glaubte auch nicht, dass ihn das gerade sonderlich interessierte.

Ich konnte es ihm ja auch nicht verübeln. Aber ich konnte doch nicht einfach lügen und sagen, dass ich schon mit Reita fertig werden würde. Er war sicher stärker als ich... schwer war das ja auch nicht gerade. Ich war eben ziemlich feminin und Muskeln hatte ich nicht. Wie, um es mir selbst zu demonstrieren legte ich eine meiner Hände auf meinen Oberarm. Nur Pudding. Nichts von Muskeln zu fühlen. Gegen diesen Punk reichte das nie im Leben aus. Trotzdem. Irgendwie würde ich schon eine Art Kompromiss finden. Ich hoffte nur, dass Reita mich bis dahin in Ruhe ließ. Mir musste irgendwie eine Lösung einfallen, aber dafür brauchte ich ein wenig mehr Zeit. Außerdem war da ja noch Aoi...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber ich denk mal, dass Ruki oder so mich schreien hören würde
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aoi hat Reita ja glaub ich ein bisschen im Griff
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Na immerhin...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm ._. ich glaub das was mir grad im Kopf rumschwirrt, schreib ich lieber nicht
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Würd dich sicher nur beunruhigen >.<
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Jetzt wo du es angedeutet hast kannst du es mir auch gleich sagen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Naja. Fragt sich nur, ob er im angetrunken Zustand noch auf ihn hören würde
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Wenn nicht soll der Typ eben die ganze WG auf den Pisser hetzen. Hauptsache der lässt dich in Ruhe
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich würd ja sagen ich weiß mich zu wehren, aber das wäre gelogen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Ja...leider...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber an sich ist es okay hier - gibt eigentlich nur zwei Sachen, die ich vermisse
 

Hoffentlich konnte ich ihn wenigstens ein bisschen damit beruhigen, auch wenn ich daran irgendwie zweifelte. Ich würde mich davon auch nicht gerade beruhigen lassen und meine letzte Bemerkung diesbezüglich hatte sicher ihr Übriges getan. Warum musste ich auch immer den Mund soweit aufmachen? Ich wollte doch gar nicht, dass Yune sich um mich Sorgen machte, auch wenn mich das irgendwie schmeichelte, da ich ihn wirklich gut leiden konnte. Er war immerhin mein bester Freund, da zählte es für mich schon Einiges, wenn er sich darum kümmerte, was mit mir war.

Aber trotzdem log ich nicht, wenn ich sagte ich würde gewisse Dinge vermissen. Naja. Eigentlich waren es ja sogar mehr als zwei. Diese Dinge fehlten mir wirklich sehr. Vielleicht war es ja doch ein Fehler einfach wegzugehen? Ich hätte doch sicher noch ein wenig länger durchgehalten. Ich hätte es einfach versuchen müssen, aber ich war einfach vor meinen Problemen davongelaufen. Wie erbärmlich. Ein mattes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Ich sollte wirklich nicht so schnell den Kopf einziehen, aber es war einfach eine Kurzschlussreaktion gewesen und schon im Zug hatte ich mich gefragt, ob meine Entscheidung gut gewesen war.

Mittlerweile dachte ich das schon, aber ich machte mir Vowürfe Yune nichts erzählt zu haben. Solang hätte ich mich ja noch gedulden können. Außerdem wäre es durch meine Mutter auch so sehr unpersöhnlich gewesen und das hätte er in den falschen Hals kriegen können, das würde ich auch nicht wollen. Trotzdem. Ich konzentrierte mich nun wieder wirklich auf das Gespräch, welches ich gerade mit Yune führte. Ich sollte mir nicht zu viel Zeit mit meinen Antworten lassen, sonst dachte er noch ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Naja drei
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Und die wären?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Meine Mum, meine Klamotten
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und dich
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Na da hoffe ich aber, dass es die Klamotten waren die du erst nicht dazu gezählt hast xD
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Natürlich O_O
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Glaubst du etwa ich stelle meine Klamotten über dich?
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Nein...na ja... also ich hoffe doch!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Mach dir da mal keine Sorgen ^___^ Du bleibst mein bester Freund
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Auch wenn ich zwei meiner Mitbewohner ziemlich sympathisch finde
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Ah...
 

Ich konnte nicht anders als zu grinsen, bei dem was er da schrieb. Er hoffte es? Sollte das etwa heißen, dass er mir das zutraute? So wichtig waren mir sie nun auch wieder nicht. Kleidung konnte man ersetzen. Einen guten Freund dagegen nicht. Soetwas wäre auch gar nicht meine Art. Lieber würde ich den gesamten Inhalt meines Kleiderschrankes verbrennen, als Yune als Freund verlieren zu wollen. Also wirklich. Dass er mir das zuzutrauen schien, verletzte mich ein wenig, auch wenn ich eher gespielt beleidigt war. Ich konnte ihm das einfach nicht übel nehmen. Dennoch. Er hatte doch so viele Freunde. Was kümmerte ihn dann ich? An mir war wirklich nichts Besonderes, mal abgesehen von meinem gewöhnungsbedürftigen Kleidungsstil. Es wunderte mich auch so schon, dass er mich einfach so aktzeptierte, wie ich war und mich nicht abstoßend fand, oder sonstiges. Er ließ keine komischen Kommentare darüber ab, fand es sogar in Ordnung. Das hatte er eben selbst geschrieben!

Hm. Seltsam. Er distanzierte sich gerade ganz schön und wirklich zu interessieren schien es ihn auch nicht gerade, dass ich mich mit Kai und Aoi gut verstand. Mein Kopf glitt in die Schräge. Den Gedanken fand ich seltsam und absurd zugleich. War er etwa eifersüchtig?! Auf meine neuen Mitbewohner? Weil sie jetzt mehr Zeit mit mir verbringen würden, als er es konnte? Weil ich sagte, dass ich sie mochte? Herrje. Das wäre ja... unglaublich! Trotzdem sollte ich bei Yune lieber keine voreiligen Schlüsse ziehen. Das wäre einfach nicht fair und das wollte ich auch gar nicht. Der Gedanke allerdings klang in meinen Ohren auch einfach zu schön um wahr zu sein. Jemand sollte wegen mir eifersüchtig sein? Dazu hatte er doch gar keinen Grund und das sollte er auch wissen. Er würde mein bester Freund bleiben, egal ob es nun Aoi gab oder nicht. Ich verglich die Beiden ja auch gar nicht miteinander, dazu hatte ich auch so kein Recht. Yune würde mir immer das Gleiche bedeuten, da war ich sicher.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...aber mit dir können sie nicht mithalten =P
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Will ich auch hoffen xD
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Bist du etwa eifersüchtig? xD
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Wie kommstn' darauf?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm... deine komische Reaktion - schon als ich Reita erwähnt hab ist mir das aufgefallen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Ich...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai?
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

...also... ich mag den Idioten eben nicht...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du hast aber eben genauso reagiert, wie bei ihm =P *grins*
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Bild dir bloß nichts drauf ein xD
 

Also hatte ich doch Recht gehabt mit meiner Vermutung? Ich konnte es kaum glauben. Wieder fuhr ich mir durch meine Haare, wieder lächelnd. Er wusste gar nicht, dass mich das glücklich machte. Das hieß doch, dass ich ihm nicht vollkommen egal war. Ich fand es auch irgendwie lustig, dass er eifersüchtig war. Eigentlich müsste er doch wissen, dass er mein bester Freund war, egal ob ich noch andere Leute kannte, oder eben nicht. Dass er so reagierte, hätte ich nichteinmal im Traum gedacht. Aber trotzdem. Er musse wissen, dass er keinen Grund hatte. Sonst würde er sich vielleicht nur von mir distanzieren und das wollte ich unter allen Umständen vermeiden, wo ich doch so an ihm hing.

Und darauf einbilden tat ich mir erst recht nichts. Er hatte viele Freunde und vielleicht war es ja auch normal bei ihm, wenn er so reagierte? Und überhaupt. Was sollte ich mir denn schon einbilden? Woran dachte Yune denn bitte? Ich hob sacht eine Braue, da ich mir auf seinen letzten Satz keinen Reim machen konnte. Naja. Vielleicht musste man ihn auch nicht immer verstehen, war ja auch gut möglich. So tat ich den Gedanken ab und machte mich daran eine Antwort zu tippen.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Mach ich schon nicht .__.
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

xD
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

>_> Du hast ja genügend Freunde =P
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Aber keinen mag ich so sehr wie dich <3
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

O__O
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du machst mich ganz verlegen >.<
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

=P
 

Den Satz las ich gleich ganz oft hintereinander. Mir klappte wortwörtlich die Kinnlade runter. Man hatte mir ja fast schon eine Kiefersperre verpasst. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich dort las. Er mochte keinen seiner Freunde so sehr wie mich? Das machte mich wirklich verlegen. Das hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten. Ich dachte, dass ich für ihn eher soetwas wie ein 'Bekannter' oder so war. Ich kannte auch keinen seiner Freunde näher, nur aus der Schule und so. Er hatte mich ihnen nie wirklich vorgestellt. Auch wenn es mich gewundert hatte, hatte ich es aktzeptiert.

Wieder schlich sich ein absurder Gedanke in meinen Kopf. Wollte er mich etwa nicht teilen? Wollte er mich für sich ganz allein? Das ist Schwachsinn Uruha, sagte ich mir gleich selbst. Soetwas war unsinnig. Er sieht in dir sicher genau das Gleiche, wie das, was du in ihm siehst! Einen guten Freund, nichts weiter. Und so war es auch. Auch wenn ich für ihn auch der beste Freund war, den er hatte, hieß das noch lange nicht, dass es noch tiefer ging. Ich fand diese Verbindung schon erstaunlich.

Ich kratzte mich sacht am Hinterkopf und senkte meinen Blick. Jetzt wurde ich schon am Laptop verlegen. Herrje. Allmälich musste ich wirklich an mir arbeiten, sonst würde ich sicher noch gehörige Probleme bekommen, ich sah es schon kommen. Plötzlich kam mir Etwas in den Sinn. Wir redeten die ganze Zeit nur über mich! Nein. Das konnte ich nicht aktzeptieren. Wie unhöflich!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ahh >-< ich bin so unhöflich
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich hab dich gar nicht gefragt, wie es dir geht
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Man lebt...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Was ist denn los?
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Och... Das übliche... Schule und so... und jetzt bist du auch noch in Tokyo... und das ohne mich!
 

Bitte? Wie sollte er denn auch mit mir hier sein? Ich war ja ganz überstürtzt aufgebrochen, aber dass das dermaßen sein Befinden beeinflusste, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ob ich ihn einfach danach fragen sollte? Nein. Das gehörte sich nicht. Trotzdem. Jetzt war ich neugierig geworden. Aber angenommen ich hätte noch die Zeit gehabt ihn zu fragen... getan hätte ich es ja doch nicht. Das hätte ich mich auf keinen Fall getraut! Ich hätte mich wohl nur verabschiedet und wäre dann hergekommen, wenn er mich nicht aufgehalten hätte. Aber da das nicht der Fall war, da er gerade erst eben von meinem überstürzten Umzug erfahren hatte, war das auch nicht verwunderlich. Ich fragte mich, ob er mich wohl aufgehalten hätte. Oder hätte er mich ziehen lassen? Ich wusste es nicht, beschloss aber ihn nicht darauf anzusprechen. Ich wollte nicht so aufdringlich erscheinen. Vielleicht würde ich bei einer passenden Gelegenheit nocheinmal darauf zurückkommen? Ich wusste es nicht genau, schloss diesen Gedanken ab. So wichtig war das im Moment auch nicht für mich.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich hätte mich eh nicht getraut dich zu fragen, ob du mitkommst
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Das hätte ich nicht von dir verlangen können
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Nur weil ich nicht zurechtkomm
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Warum? Ich wäre mitgekommen!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ehrlich?
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Klar! Ich lass dich doch nicht hängen
 

Sichtlich überrascht starrte ich auf den Bildschirm. Nani? Er hätte mich begleitet? Wenn ich ihn gefrag hätte?! Ich konnte es kaum glauben. Zuerst dachte ich, dass ich mich vielleicht verlesen hatte, aber es stand ganz deutlich dort geschrieben! Ich staunte nicht schlecht. Dennoch konnte ich nicht anders, als mich um ein klein wenig besser zu fühlen. Ich freute mich richtig, aber ich bereute es nicht, ihn nicht gefragt zu haben. Er sollte nicht wegen mir seine Heimat verlassen. Damit hätte ich eh nur schlecht auskommen können. Natürlich hätte ich mich darüber gefreut, wenn Yune mitgekommen wäre, aber wenn es nur wegen mir war, war mir dann doch herzlich unwohl dabei. Das ist ja fast schon zu viel des Guten. Nein. Es war zu viel des Guten. Ja. Ich bin schon bescheiden und will bloß keine Hilfe haben, weil ich immer Angst davor habe die Schuld, die somit auf mir liegt nicht ausgleichen zu können, oder den Leuten nicht gerecht zu werden.

Ich weiß auch nicht woher ich diese Einstellung habe, aber naja. So war ich nunmal. Ich fühlte mich besser und das verdankte ich nur ihm. Die Sache mit Reita hatte ich in dem Moment einfach vergessen. Es war angenehm einfach so mit ihm zu schreiben, ohne wirkliche Sorgen zu haben. Schade, dass wir uns die nächste Zeit nicht mehr sehen würden. So schnell würde ich sicher nicht in meine Heimatstadt zurückkehren, da war ich mir sicher.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Das muntert mich irgendwie richtig auf ^___^
 

Und das war auch die Wahrheit. Mit einem sachten Lächeln auf den Lippen wog ich meinen Kopf von einer Seite auf die Andere, bis mich ein lautes Knallen, welches wohl von der Haustür kam, aus meinen Gedanken schrecken ließ. Sofort spitzte ich meine Ohren und konnte dann noch zwei weitere Male eine Tür schlagen hören. Ich hatte eine ganz üble Vorahnung, dass es die beiden Küchentüren gewesen waren, die da so unanchstam geschlossen wurden. Und sicher kam ein gewisser Jemand gerade die knarzende Treppe hinauf. Und ich konnte es riechen. Oh Kami. Das stank ja grausam nach Alkohol! Also bewahrheitete sich meine Befürchtung und Reita war wieder da. Ich glaubte zu wissen, dass er im Flur stand. Ich konnte kein Schlagen von irgendeiner Tür hören, also verharrte er wohl gerade. Hoffentlich hatte er mich vergessen und würde einfach in seinem Zimmer verschwinden, sodass ich meine Ruhe hatte! Ich wollte einfach nichts mit ihm zu tun haben. Ich musste da ja schon immer Angst haben, dass er über mich herfiel. Dieser Gedanke passte mir ganz und gar nicht.

Ich lauschte angespannt auf das Zuschlagen einer Tür, aber das blieb aus. Damit Yune sich aber nicht noch Sorgen machte, weil ich immernochnicht geantwortet hatte, tippte ich schnell einige Sätze. Damit würde ich ihn sicher nur beunruhigen, aber ich konnte einfach nicht anders, als ihm die Wahrheit zu sagen. So war ich nunmal und das störte mich teilweise selbst an mir. Ich war ein total schlechter Lügner. Ich konnte mich auch nicht daran erinnern jemals wirklich gelogen zu haben. Sachte schüttelte ich den Kopf. Darum ging es doch jetzt gar nicht.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Iie >___< Bitte nicht >_>
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Reita ist wieder da
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

ich riech die Fahne bis hierher
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Schließ die Tür ab O.o
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich hab keinen Schlüssel
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

wenn ich still bin, bemerkt er mich vielleicht nicht
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Suuuper
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Sicher doch o.ô
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Meine Tür ist zu. Vielleicht hat er zu viel getrunken und hat mich vergessen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Hoffen wirs...
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

...für ihn
 

Sacht glitt meine Augenbraue in die Höhe. Wieso denn für Reita? Also. Das begriff ich nun wirklich nicht. Ich dachte er macht sich Sorgen um mich? Wie sollte ich denn das wieder verstehen? Manchmal blickte ich bei Yune einfach nicht durch. So beschloss ich einfach mal danach zu fragen. Er würde mich schon nicht umbringen - jedenfalls hoffte ich das. Durch den Laptop wäre dies wohl kaum möglich.

Dennoch beunruhigte mich eine vollkommen andere Sache im Moment mehr. Reita schien wohl immernoch einfach im Flur herumzustehen. Oder war er etwa eingeschlafen? Mir fehlte eindeutig der Mut, um einfach mal nachzusehen. Ich war doch nicht lebensmüde! Einfach nachzusehen! Quatsch. Dann würde er mich doch erst Recht bemerken.

Aufmerksam auf jedes Geräusch achtend, wendete ich meinen Blick von der Tür dann wieder auf den Bildschirm meines Laptops, wo ich einfach mal die Frage eintippte, die mich eben noch beschäftigt hatte. Vielleicht gab es darauf ja doch eine ganz plausible Erklärung? Konnte ja auch sein, dass ich ihn einfach nur missverstand. Das kam ja schon das ein- oder andere Mal vor. Manchmal war ich einfach begriffsstutzig, wie mir gerade wieder bewusst wurde.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Was soll das denn heißen? >.< Ich hoffe es für mich
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Wie gesagt der lebt nicht mehr lange wenn er dir nochmal was antut
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Er hat mich ja nicht geküsst - jedenfalls nicht richtig
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Aber er wollte es
 

Gerade vergaß ich das Problem namens Reita, das wohl nochimmer einfach im Flur herumstand und konzentrierte mich auf mein Gespräch mit Yune. Ja. Das stimmte eschon. Er wollte es und das gefiel mir ganz und gar nicht. Er kannte mich doch gar nicht! Warum also wollte er das gleich am Anfang machen?! Er sah mir nicht nach dem Typ aus, der an Liebe auf den ersten Blick oder so dachte. Ich glaubte ja nichteinmal, dass er etwas für mich übrig hatte. Nein. Ich war fest davon überzeugt, dass er mich loswerden wolle. Wenn er mich wirklich mögen würde, würde er mich sicher nicht 'Barbie' nennen. Jedenfalls konnte ich mir das nicht vorstellen.

Als dann plötzlich die Tür aufflog, zuckte ich sichtlich zusammen. Das war wieder ein Schreck mehr für diesen Tag. Sofort war meine Aufmerksamkeit wieder auf die Tür gerichtet, wo Reita mich einfach nur ansah. Er stand nur in der Tür und setzte nun sein Grinsen auf, das ich so an ihm hasste, da ich es einfach nicht einordnen konnte. Ich konnte es nicht deuten und das beunruhigte mich ganz schön. Er hatte seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Zugern würde ich jetzt auf Yunes Worte antworten, aber momentan schlug mir mein Herz bis zum Hals, da ich schon ahnte, dass gleich eine Fortsetzung von heute Morgen kam, auf die ich nicht gerade scharf war. Ich schluckte. Reita entging meine Unsicherheit leider nicht, weswegen er mit einem Grinsen nun die letzten Schritte, die uns noch voneinander trennten überbrückte. Dabei hielt er den Blick ununterbrochen auf mich gerichtet.

"Warum denn so nervös, Barbie?" Der fragte mich allen Ernstes nach dem Warum? Hatte er das von heute etwa schon wieder vergessen? Wenn er so voll war, wie er roch, dann war das durchaus möglich. Trotzdem konnte ich nicht anders, als sitzend auf meinem Bett zurückzurutschen, als er sich am Bettende ungefragt niederließ, ohne sein Augenmerk woanders hinzulenken. Dass er mich so anstarrte, war mir auf jeden Fall unangenehm. Aber was sollte ich schon dagegen tun? Dennoch hatte ich mir vorgenommen mich zu wehren. "Das bin ich gar nicht!"

"Ach wirklich nicht?" Er grinste mich schon wieder an, sodass ich schluckte. Eigentlich war das gerade mal wieder nur ein Bluff ihm gegenüber gewesen. Ich war schon nervös, dennoch würde ich das nicht so eifnach zugeben. Das war es doch sicher was er von mir wollte. Aus den Augenwinkeln nahm ich ein Blinken war. Yune hatte wieder Etwas geschrieben. Kein Wunder. Eigentlich antwortete ich ihm immer sofort, aber jetzt war leider kein guter Zeitpunkt dafür. Ich musste Reita unbedingt im Auge behalten. Ich versuchte jede Bewegung von ihm zu sehen und entsprechend darauf zu reagieren, aber er rührte sich nicht.

"Sag bloß, du hast Angst vor mir?" Ich konnte die Belustigung in seiner Stimme ganz genau hören und das ärgerte mich schon. Also so ängstlich war ich nun auch wieder nicht! Denke ich... Aber so offensichtlich konnte das doch gar nicht sein, oder? Warum machte ich mir eigentlich einen Kopf darum? Ich musste sehen, wie ich ihn wieder so schnell wie möglich los wurde...
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Uruha?
 

"Iie. Hab ich nicht.", erwiederte ich dann mit so ruhiger Stimme, wie ich nur konnte. Mal wieder gelang es mir nicht es überzeugend genug rüberzubringen, was Reitas Grinsen mir deutlich verriet. Nun bewegte er sich, allerdings so unerwartet schnell, dass ich gar nicht darauf reagieren konnte. Ich kniff lediglich aus einem Reflex meine Augen zu. Als ich mich wieder traute sie zu öffnen, fand ich mich in einer Haltung auf dem Bett wieder, aus der ich am Liebsten gleich wieder aufgesprungen wäre:

Ich lag auf dem Bett. Meine Handgelenke wurden von Reita über meinem Kopf festgehalten, sodass ich meine Hände nicht benutzen konnte und er hatte sich über mich gebeugt! Hilfe! Ich will hier weg! Nun schluckte ich wieder und blickte ihm finster entgegen. Wirklich wütend war ich nicht, nein. Eher verängstigt, aber das wollte ich ihm nicht zeigen. Das wäre einfach zu viel. Selbst für mich. Nun konnte ich seine Alkoholfahne mehr als deutlich riechen und konnte nicht anders, als das Gesicht zu verziehen.

"Du bist betrunken.", stellte ich trocken fest und sah ihn ernst an. Ich hatte eindeutig etwas gegen Leute, die sich einfach betranken. Außerdem wurden viele Menschen dadurch aggressiv und vergaßen Dinge, von denen es vielleicht besser war sie nicht zu vergessen. Aber was, wenn Reita auch aggressiv war, wenn er getrunken hatte? Das wäre nicht gerade gut für mich. Das wäre ganz und gar nicht gut! "Geh lieber schlafen. Sonst... sonst machst du vielleicht was, das du später bereust." Ich versuchte mich irgendwie aus der Affäre zu ziehen. Leider schien es nicht zu funktionieren, da Reita nur wieder so undeffinierbar grinste, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte. Ich konnte mich ihm nicht entgegenstellen. Ich war eindeutig schwächer. Das merkte ich, wo ich gerade versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Reita kümmerte sich nicht weiter darum, sondern näherte sich stattdessen mit seinem Gesicht meinem.

"Hehe~ du hast wirklich Angst vor mir." Ich warf meinen Kopf auf die Seite. Ich würde es nicht zulassen, dass er mich küsste. Nein. Ich musste einen Weg finden, um mich gegen ihn zu wehren und ich musste meine Unsicherheit verbergen. Wenn er eine Schwäche bei mir bemerkte, nutzte er sie gleich aus, das hatte ich schon bemerkt. Also sei stark Uruha! Wehr dich! Leichter gedacht als getan, wie es sich herausstellte.

Als Reita bemerkte, dass ich meinen Kopf auf die Seite warf, grinste er nur noch mehr. Er schien sich nicht weiter daran zu stören. Im nächsten Moment konnte ich seine Lippen auch schon an meinem Hals wahrnehmen und vor Schreck, gab ich einen Laut von mir. "Ahh~" Und schon kniff ich meine Augen wieder zusammen und wehrte mich verzweifelt gegen ihn, was im Nachhhinein nichts brachte, außer dass er seinen Griff nurnoch mehr festigte, sodass es schon ein wenig weh tat.

Er schien wohl seinen Spaß zu haben, während er meinen Hals bearbeitete. Ich konnte nur mit Mühe die aufsteigenden Tränen der Verzweilfung zurückhalten. Ich hatte nicht die geringste Chance gegen ihn. Egal wie sehr ich auch zappelte, er schien es nichteinmal zu bemerken. Er nahm wirklich keinerlei Notiz davon, ob mir sein Verhalten und sein Tun passte oder nicht. Kami. Kann mir denn nicht irgendjemand helfen?

Nun löste sich Reita von meinem Hals und betrachtete mich. Das konnte ich deutlich erkennen, da ich mich dazu durchrang meine Augen wieder einen Spalt breit zu öffnen. Wieder grinste mein Gegenüber mich nur an. Dann öffnete er auch schon den Mund und setzte zum Sprechen an: "Na? Gefällt's dir?" Ich sah ihn nun fassungslos an. Nani?! Ich hatte mich gewehrt wie verrückt und da sollte es mir gefallen haben? Sofort schüttelte ich den Kopf.

"Iie! Lass mich in Ruhe! Bitte!" Jetzt bat ich ihn schon. Wenn das nicht funktionierte war ich mit meinem Latein entgültig am Ende.
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Bist du noch da?
 

Wieder leuchtete es auf. Yune hatte erneut Etwas geschrieben, aber selbst wenn ich wollte, ich konnte ihm gerade nicht antworten. Er wunderte sich sicher schon, warum ich nicht antwortete. Es würde mich nicht wundern, wenn er sich gerade Sorgen machte, da es einfach nicht meine Art war nicht zu antworten, oder kein Lebenszeichen von mir zu geben. Reita schenkte dem Laptop gerade keinerlei Beachtung. Stattdessen begann er auf meine Worte hin zu lachen, sodass ich mir ziemlich lächerlich vorkam. Nichteinmal einer Bitte wollte er Folge leisten?

"Ich hab doch noch gar nicht angefangen.", murmelte er nur, dann beugte er sich wieder vor. Ich wäre fast aus dem Bett gesprungen - wenn er mich nicht festgehalten hätte - als er nun mit der Zunge über meine Haut fuhr.

Allmälich reichte es mir. Diese Hilflosigkeit ihm gegenüber konnte ich nicht länger aktzeptieren. Ich wehrte mich mit aller Kraft, hatte allerdings widerum keinerlei Erfolg.

"Lass mich! Nimm deine Hände weg, Reita!" Wenn schreien nicht half, hatte ich wirklich keine Idee mehr. Ich bezweifelte aber, laut genug gerufen zu haben, dass Aoi oder einer der Anderen mich hätte hören können. Kurz unterbrach Reita sogar sein Tun, um mir zu antworten.

"Warum sollte ich?" Und schon vergrub er sein Gesicht schon wieder an meinem Hals, um weiterzumachen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich war mit meinem Latein am Ende. Was sollte ich denn noch tun, damit er ging und mich in Ruhe ließ.

Ich wusste nicht, wie lange ich einfach nur hilflos dalag, während Reita meinen Hals bearbeitete, aber plötzlich und recht unerwartete löste er sich dann von mir und ließ sogar meine Handgelenke wieder los. Er schwang sich wieder auf die Beine und deutete mit einem sachten Nicken auf den Laptop.

"Ich würd mal antworten." Dann drehte er sich um. Während er Richtung Tür ging, konnte ich ihn etwas wie "Ich ratz gleich weg...", murmeln hören und er verschwand kurz danach auch schon aus meinem Zimmer, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Ich lag noch einen Moment einfach nur geschockt, wie zur Salzsäule erstarrt da. Er hatte tatsächlich aufgehört! Seinen Worten zufolgen wohl wegen seiner Müdigkeit. Allmälich richtete ich mich auf. Erst dann fiel mein Blick wieder auf den Laptop, der vollkommen unberührt auf meiner Decke lag. Ich krabbelte mehr auf allen Vieren zu dem Gerät hin, setzte mich in den Schneidersitz und zog ihn mir auf die Beine. Meine Hände zitterten, als ich das Fenster mit dem Gespräch wieder öffnete. Gerade kam wieder eine neue Nachricht rein.
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Redest du nicht mehr mit mir?
 

Schon war ich wieder ein wenig beruhigter. Ich hatte das Gefühl für heute meine Ruhe zu haben. Außerdem war Yune da und würde sicher verstehen, dass ich nicht anworten konnte. Damit er sich allerdings nicht noch mehr Gedanken wegen mir machen musste, beschloss ich ihm so schnell es ging zu antworten. Ich zitterte nochimmer ein wenig und der Schock saß mir in den Gliedern. Ich tippte lediglich mit einer Hand. Die andere fuhr meinen Hals auf und ab. Ich konnte nochimmer nicht ganz fassen, was gerade geschehen war. Am Liebsten würde ich es vergessen. Ich würde sofort wieder ausziehen, wenn ich nicht wüsste, dass ich endlich lernen musste stark zu sein. Ich konnte doch nicht ewig davonlaufen. Ich nahm meine Hand wieder runter. Ich würde dieses Ereignis ersteinmal verdrengen und es auch vor Aoi und den Anderen verschweigen. Ich konnte und wollte sie nicht mit meinen Problemen belasten.

Vielleicht würde ich ihnen irgendwann davon erzählen, aber auch nur vielleicht.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Bin da!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Doch natürlich
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

?
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Was war los?
 

War ja klar, dass diese Frage kommen würde. Wo ich ihn schon so lange warten ließ, wollte er natürlich wissen warum ich nicht geantwortet hatte. Jetzt blieb für mich nurnoch die Frage offen, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte. Hinterher würde er wirklich noch vor der Tür auftauchen, Reita einige Dinge an den Kopf werfen und mich dann zurück nach Hause schleifen. Zuzutrauen wäre es ihm. Er schaffte es schließlich immer wieder mich in irgendeiner Weise zu überraschen. Aber lügen? Das konnte ich auch nicht, nichteinmal im Chat. Und meinen besten Freund konnte ich doch erst recht nicht belügen. Also würde ich wohl versuchen es ihm schonend beizubringen. Dass, was Reita da mit mir gemacht hatte, ging mir gehörig gegen den Strich. Ich wusste selbst, dass ich endlich lernen musste mich zu wehren, aber es viel mir irgendwie so schwer. Ich hatte immer Angst davor meinen Gegenüber zu verletzen. Ich war wohl einfach zu sensibel für diese Welt. Darum machte es Reita wohl auch so einen Spaß mich zu erniedrigen. Ich war ja nochimmer fest davon überzeugt, dass er es darauf anlegte. Dass er Gefühle für mich haben könnte, daran dachte ich gar nicht. Nein. Das wäre einfach zu absurd. Deswegen machte ich mir darum auch gar keine Gedanken, sondern antwortete Yune lieber auf seine Frage, wenn auch widerwillig.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ach...ano...
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Hai..?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Sagen wir mal... Reita hat mich doch bemerkt
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Gnn
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Dieser Arsch
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Mir ist nichts passiert
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Jedenfalls nicht viel
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Was soll das jetzt wieder heißen?!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich... ano ... lebe noch
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Das merke ich
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich hoffe der kommt nicht wieder >.<
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Auf eine Forsetzung bin ich nicht scharf
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Der kann was erleben!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Es ist alles okay
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich muss mir nur gleich...
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

du musst dir nur gleich...?
 

Ich hatte einfach mal beschlossen ihm die Wahrheit zu sagen. Besser so, als wenn er es irgendwann zufällig erfahren würde. Da sagte ich es ihm lieber gleich, auch wenn ich die Beführchtung hatte, dass es ihn nicht gerade beruhigen würde, wenn er es erfuhr. Nein. Eher im Gegenteil. Er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass es mir unendlich schwer fiel mich gegen irgendjemanden vernünftig zu wehren. Doch das wollte ich schon bald ändern. Ich nahm es mir vor. Ich würde lernen mich zu wehren und dann würde Reita mich hoffentlich in Ruhe lassen. So sehr in Gedanken versunken, merkte ich gar nicht so richtig, was ich da eigentlich schrieb.

Oh verdammt. Ich las meinen letzten Satz nocheinmal durch. Jetzt hatte ich doch mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte. Gut gemacht, Uruha. Damit wirst du ihn sicher vollkommen beruhigen...! Ich hatte mich verplappert! Ohnein. Jetzt würde ich ihm noch mehr Sorgen bereiten, als auch schon vorher. Und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich ihn beruhigen sollte, ich wusste ja nichteinmal, wie ich mich selbst unter Kontrolle halten sollte.

Die Situation eben war für mich schon der höchste Notstand gewesen. Und den Widerstand aufgeben sollte ich nicht. Nein. Ich musste diesem Punk zeigen, dass ich mich auch wehren konnte. Nur das stellte sich als sehr viel schwerer heraus, als ich es befürchtet hatte. Trotzdem. Ich musste lernen ohne Yune auszukommen. Er konnte nicht ewig auf mich aufpassen, das wusste ich. Ich wollte das auch nicht. Er sollte sich nicht zu sehr für mich verantwortlich fühlen, das wollte ich nicht. Es wäre mir zu unangenehm.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...meinen Hals waschen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Nani?! O______________O
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Dieser...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wenn das nicht schon schlimm genug wäre... ich hab mich nichtmal richtig gewehrt ._.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Mehr als ein wenig bluffen kann ich nicht
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Jaaah...weißt du Uruha, dass beruhigt ungemein -.-
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

._. Ich muss dich echt enttäuschen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du denkst jetzt sicher sonst was von mir, wo ich nichtmal versucht hab zuzuschlagen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

...
 

Wo ich diesen Satz schon angefangen hatte, konnte ich schlecht wieder aufhören. Und irgendetwas ausdenken wollte ich mir auch nicht. Yune zu belügen wäre einfach zu viel. Das konnte ich nicht. Schließlich war er auch immer ehrlich zu mir, davon war ich jedenfalls felsenfest überzeugt. Trotzdem. Ich hatte mich wirklich kaum gewehrt, kam mir jedenfalls so vor. Reita war einfach zu stark für mich. Yune musste total enttäuscht von mir sein.

Mehr als bluffen brachte ich nicht zustande und ließ mich auch noch dermaßen von einem meiner Mitbewohner verunsichern und einschüchtern. Ich war echt jämmerlich. Da würde es mich nicht wundern, wenn er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, enttäuscht war er auf jeden Fall, das glaubte ich jedenfalls. Ein leiser Seufzer verlässt meine Lippen, während ich mir erneut mit einer Hand über meinen Hals fuhr. Waschen würde ich ihn. Ich kam mir irgendwie dreckig vor, keine Ahnung warum. Darüber wollte ich am Liebsten auch gar nicht mehr nachdenken. Ich wollte mit Reita nichts zu tun haben. Er jagte mir ganz schöne Angst ein, weil ich nie wusste, was als nächstes passieren würde. Und ich hasste es so verunsichert zu sein, auch wenn das öfter vorkam, als es mir lieb war...

Doch diesen Gedanken verdrängte ich. Es machte keinen Sinn im Selbstmitleid zu versinken oder einfach die ganze Zeit deprimiert zu sein. Ich konzentrierte mich stattdessen darauf, ob Yune noch etwas zu seinem '...' hinzuzufügen hatte. Ich hoffte es jedenfalls.
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

nein...
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

ich kenn dich doch...
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Aber es ärgert mich
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Also das was dieser Typ da abzieht
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Vielleicht will er mich wirklich nur vergraulen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich glaub nicht, dass er mich mag... bei dem Spitznamen
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Ach Spitznamen vergibt der auch noch? So ein Arsch...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Der dämlichste meines Lebens
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Du Uruha? Tut mir Leid aber ich muss los... Hab mich mit Ikue verabredet... Wir reden später weiter, hai?
 

"Barbie.", murmelte ich leise in mich hinein. Wie kam er eigentlich auf so einen Spitznamen? Das war wirklich der Dämlichste meines Lebens und ich hatte schon so Einiges zu hören bekommen. Aber mich überraschte schon Yunes Wortwahl. Solche Beleidungen einem Fremden gegenüber war ich von ihm gar nicht gewohnt. Er schien Reita wirklich nicht zu mögen. Gut. Ich konnte auch nicht behaupten ihn sonderlich sympathisch zu finden. Es gab eigentlich nichts, was ich an ihm mochte. Naja. Ich wollte auch gar nicht darüber nachdenken, ob es eventuell etwas geben könnte.

Nein. Hinterher find ich noch an ihn trotz seines Verhaltens sympathisch zu finden und das wollte ich einfach nicht. Er schien mich ja auch nicht für voll zu nehmen. Ich hatte ja auch das Gefühl, dass er mich nichteinmal wirklich aktzeptierte und das verletzte mich am Meisten. Er kannte mich doch gar nicht! Wie konnte man dann nur schon gleich feststellen, dass man jemanden nicht mochte? Ich hatte ja anfangs versucht mit ihm auszukommen, aber seine Dreistigkeit sich mir auf diese Weise zu nähern, missfiel mir ganz schön und deswegen konnte ich schon von mir behaupten ihn nicht austehen zu können.

Ich respektierte ihn, aber warum konnte er das nicht auch bei mir? Oder war das etwa seine Art das zu zeigen? Die letzte Nachricht von Yune riss mich aus meinen Gedanken und ich seufzte ein wenig traurig auf. Er musste schon wieder gehen? Schade. Jetzt wo wir uns ersteinmal nicht mehr sehen würden, war das wirklich blöd. Zumal ich jetzt einen Freund gebrauchen konnte, aber ich würde ihn nicht aufhalten. Ich konnte es auch gar nicht.

Also rang ich mich zum Lächen durch und tippte noch eine Antwort darauf.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Sicher. Ich will dich nicht aufhalten
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Machs gut^___^
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Du auch ^___________^
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Baibai~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Baibai
 

Wieder seufzte ich leise. Und weg war er. Jetzt gab es für mich auch keinen Grund mehr noch on zu bleiben. Also schaltete ich den guten alten Laptop aus, klappte ihn zu und verstaute ihn unter dem Bett. Auf jenes legte ich mich dann, streckte alle Viere von mir und begnügte mich damit die Decke eifnach nur anzustarren. Wirklich spannend... und so faszinierend. Ich starrte ja geradezu da hoch, als hätte ich noch nie soetwas Spannendes gesehen, dabei war es alles andere als unterhaltsam.

Ich richtete mich auf. In dem Moment klopfte es an meiner Tür. Ich wunderte mich schon ein wenig. Reita würde es wohl nicht sein, der klopfte nicht an. Jedenfalls hatte er es heute nicht getan und es schien wohl auch nicht seine Art zu sein es zu tun. Also würde es wohl irgendjemand anderes sein.

"Ano... Hai?!"

"Ich bin's.", konnte ich Kais Stimme auf der anderen Seite der Tür hören und schon sprang ich auf von meinem Bett. Ich tappste Richtung Tür und öffnete diese auch. Dort lächelte mir der Braunhaarige auch schon entgegen.

"Kommst du mit? Ruki und ich wollen in die Innenstadt. Wir dachten uns, dass wir sie dir zeigen wollen...~", erklärte er den Grund seines Erscheinens. "Natürlich nur, wenn du Lust hast."

Ich sah ihn überrascht an. Ein Stadtbummel? In Tokyo? Mit Kai und Ruki?! Sofort strahlte ich Kai an und nickte hektisch.

"Hai! Natürlich habe ich Lust!" Und schon sprintete ich wieder in das Zimmer, um dort in den mitgenommenen Klamotten zu wühlen. So wollte ich nun auch wieder nicht vor die Tür gehen.

Nochimmer lächelnd blickte der Braunhaarige dann zu Ruki, der gerade neben ihm aufgetaucht war und einfach ungefragt ins Zimmer kam.

"Beeil dich Uru!", quäkte er lachend und ich nickte lächelnd. Der Schock von eben war schon so gut wie vergessen. Nachdem ich mich nach fünfzehn geschlagenen Minuten endlich für etwas entschieden hatte und auch angezogen war, konnte es losgehen.

Mein erster Besuch in der Großstadt Tokyo! Ich war schon ganz aufgeregt!

Neue Schule, alte Probleme

So da isses nun. Das neue Kapitel.

Ich muss ehrlich sagen. Wirklich Spaß dran hatte ich nicht. Es ist auch leider ein wenig kurz geworden, Gomen.

Danke an Lykharia dafür, dass sie mir wieder Yune geschrieben hat <3. In dem Sinne wollte ich noch fragen, ob vielleicht einer von euch Yunes wirklichen Namen kennt? o_O" Ich würde mich freuen, wenn mir den jemand sagen könnte. Wenn nicht werd ich damit leben müssen xD

Aber genug vom Gelaber - Viel Spaß!
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Die Zeit verging wie im Flug. Nun wohnte ich schon seit einer ganzen Woche in dieser WG, wo wohl niemand wirklich normal war. Alles Freaks, aber ich mochte sie irgendwie. Und nicht zuletzt deswegen, dass sie mich einfach so aktzeptierten wie ich war.

Bei meiner Besichtigungstour mit Ruki und Kai hatten sie mir auch ihre Schule gezeigt. Auf diese würde ich ab Morgen auch gehen. Mir war schon ein wenig mulmig, als ich erfuhr, dass auch Reita diese Schule besuchte. Er schien allerdings nur dann zu gehen, wenn er wirklich Lust hatte und diese schien er ... nie oder äußerst selten zu haben. Die ganze Zeit über hatte ich ihn gemieden und es kam auch zu keinem Zwischenfall mehr. Ein Glück! Für mich jedenfalls. Und wenn Reita wieder versucht hatte sich mir zu nähern, war glücklicherweise immer einer unserer Mitbewohner in der Nähe gewesen, um ihn von seinem Verhalten abzubringen.

Ansonsten gab es eigentlich keine besonderen Ereignisse. Ich hatte mich mit Aoi näher angefreundet und sah in ihm tatsächlich etwas wie einen Bruder. Irgendwie jedenfalls. Ich half Kai im Haushalt. Ich hatte meinen Mund gar nicht mehr zubekommen, als er mir sagte, dass er es sonst allein machte. Ruki konnte er nur ab und an mal dazu bringen den Müll runter zu bringen und Aoi räumte selten mal die Spühlmaschine ein oder aus. Ansonsten lag alles an dem Braunhaarigen. Kurzerhand hatte ich beschlossen ihm etwas unter die Arme zu greifen. Er war doch nicht das Hausmütterchen! Irgendwann würde ich mal ein ernstes Wort mit Aoi und Ruki reden. Reita ging ich ja aus dem Weg...
 

Es war später Nachmittag. Ich saß auf dem Sofa. Zusammen mit Ruki sah ich mir irgendeine Dokumentation über Insekten in Afrika an. Sehr spannend, musste ich schon sagen. Ich konnte die Ironie in meinen Gedanken kaum verbergen. Der kleine Blondschopf neben mir griff schon nach der Fernbediehung und zappte jetzt sicher schon zum fünften Mal durch alle vorhandenen Kanäle, ohne irgendetwas zu finden, das ihn interessieren könnte. Ich zog meine Beine nun an, sodass meine Füße auf dem Sofa Platz fanden und schlang meine Arme um die Beine. Gelangweilt legte ich meinen Kopf auf meinen Knien ab und starrte gedankenverloren durch den Raum.

Erst ein Schnippsen und Rukis Hand vor meiner Nase mit einem "Erde an Uru! Bitte melden!" ließen mich aufhorchen.

Ich blinzelte einige Male. Ruki musste mich wohl schon ein paar Mal gerufen haben, denn er sah ziemlich beleidigt aus und sah mich prüfend an. Dabei hob er sacht eine Braue und es sah aus, als würde sein Hirn gerade Hochhleistungen bringen. So wirklich vorstellen konnte ich mir allerdings nicht, worüber er sich da seine Gedanken machte. Es war für mich auch so schon schwer ihn irgendwie einzuschätzen.

"Ano... Was ist?" Und an seinen Gesichtszügen konnte ich ablesen, dass er gerade ziemlich eingeschnappt war. Ich brachte nur ein müdes Lächeln zu stande. Ich musste wohl irgendetwas wichtiges verpasst haben. Ruki verschränkte demonstrativ seine Arme vor seiner Brust und zog einen Schmollmund. Ehhh~ herrje. War er jetzt etwa sauer auf mich? Naja. Bis jetzt hatte ich schon mitbekommen, dass das bei Ruki nicht viel hieß. Langsam glaubte ich echt, dass er ein Aufmerksamkeitsdefizit hatte.

Ich konnte den Kleinen aufseufzen hören, ehe er aufsprang und seine Hände in die schmale Hüfte stemmte. "Hast du mir etwa wirklich nicht zugehört?!" Auf mein verlegenes Kopfschütteln hin, seufzte Ruki nur und schnippte mir frech gegen die Stirn. Ich sah ihn einfach nur perplex an.

"Hey~" Nun lachte der Kleine wieder und deutete mit einem Nicken auf den Fernseher. "Ich hab dich gefragt, ob du mit mir ein Rennen machst..." Ein... Rennen?! Er meinte wohl irgendeine Spielkonsole. Naja. Warum eigentlich nicht? Also lächelte ich meinen Gegenüber an und bejahte dessen Frage.

"Er macht dich fertig.", hörten wir dann Aoi lachend sagen und ich drehte mich gen Küchentür, wo er am Türramen gelent dastand - seine Arme verschränkt haltend. Daraufhin gackerte der Blonde und schaltete das Spiel auch schon ein. Ich zuckte lediglich mit den Schultern und bekam dann von Ruki auch schon einen Kontroler in die Hand gedrückt.
 

Wie Aoi es mir vorraus gesagt hatte, hatte ich alle sieben Rennen, zu denen Ruki mich gebracht hatte, verloren. Aber das machte mir nichts. Es war schon etwas später. Ich lag auf meinem Bett. Ich hatte keine Lust mehr noch on zu gehen, auch wenn ich mich gerne noch mit Yune unterhalten hätte. Mein Kopf dröhnte allerdings noch von dem Spiel, da würde mir der Laptop zusätzlich sicher nicht sonderlich gut tun. Ich hatte nicht die Befürchtung, dass Reita plötzlich reinplatzen könnte. Er hatte allen klar gemacht, dass er bei einem Kumpel sein würde und wir ihn dort finden könnten. Also war ich ersteinmal sicher. Ich dachte noch eine Weile über die momentane Situation nach. Ich hatte bisher fast täglich mit meiner Mutter telefoniert, weil sie mich öfters angerufen hatte. Ich griff nun nach meinem Handy und begann eine SMS zu schreiben. Anrufen wollte ich um diese Uhrzeit nicht mehr. Vielleicht würde ich Yune dadurch ja nur aufwecken und das wäre mir selbst unangenehm. Okay. SMS war nicht viel besser, aber auf die konnte er einfach nicht antworten oder so. Wie dem auch sei. Darum machte ich mir nicht weiter einen Kopf, sondern konzentrierte mich auf das Eintippen der Nachricht:
 

'Hey, YunYun.

Gomen, wenn ich dich jetzt geweckt oder so, wollte aber nicht mehr so spät anrufen.

Falls du noch wach bist, kannst du ja zurückrufen... würd gern mal wieder deine Stimme hören.

Aber nur wenn du möchtest, natürlich.

Gruß Uruha'
 

Nicht sonderlich einfallsreich, dessen war ich mir bewusst. Aber wo morgen mein erster Schultag war, wäre es sicher beruhigend nocheinmal mit meinem besten Freund zu telefonieren. Ich bestätigte das Senden und legte mein Handy dann auf den kleinen Nachtschrank der neben meinem Bett stand und rollte mich dann auf den Rücken, um wie schon so oft meine Zimmerdecke anzustarren. Ich wartete geradezu auf ein Klingen von meinem Handy, lauschte wirklich auf jedes Geräusch, auch wenn ich bezweifelte, dass Yune mich noch zurückrufen würde. Er hatte ja auch morgen Schule, sofern er nicht krank war oder so. Nun bereute ich es schon wieder ihn einfach dreisterweise gestört zu haben. Ein Seufzer ging über meine Lippen. Immer wieder zweifelte ich an meinen eigenen Entscheidungen. Das war wirklich gut für mein Selbstvertrauen. Ich schloss schon meine Augen und konnte ein leises Gähnen nicht unterdrücken. Ich streckte mich genüsslich und wäre sicher auch gleich eigneschlafen, als mich das Klingeln meines Handys hochschnellen ließ. Nani?! Er rief doch an? Mit einem Lächeln griff ich dann auch schon nach dem klingelnden Ding und drückte auf den grünen Hörer. Auf den Display, wer mich wohl anrufen könnte, schaute ich gar nicht erst.
 

"Moshi Moshi", meldete ich mich gleich zu Wort, ohne, dass mein Lächeln verschwand. Ich freute mich schon darauf seine Stimme zu hören.

"Kou?"

"Hai."

"Ich wollte mich nur melden...wegen deiner SMS..."

Das dachte ich mir schon. Ich hielt mir mein Handy ans Ohr, während ich mich zurück auf die Kissen lehnte. Ich war zwar hundemüde, aber trotzdem gut gelaunt.

"Das ist lieb von dir. Hab ich dich auch nicht gestört?"

Unangenehm wäre das nämlich auf jeden Fall. Das wäre für mich einfach zu schrecklich. Aber, wenn er schon zurückrief...

"Nein. Du störst mich doch nie. Aber ist alles in Ordnung?"

"Hai, wollte nur mal wieder deine Stimme hören."

"Gut. Wie läufts so? Gehst du schon wieder zur Schule?"

Bei dem Thema musste ich mir einen Seufzer verkneifen. Schule. Ich ging zwar gern hin und lernte auch immer, war eigentlich kein schlechter Schüler, aber trotzdem gab es dabei einige Dinge, die ich lieber mied...

"Mehr oder weniger. Morgen ist mein erster Tag und ich hab ein wenig Bammel davor."

"Ach das wird schon! Und wenn die ein Problem mit dir haben haben die auch bald eins mit mir."

"Trotzdem. Du kennst mich doch. Ich bin einfach viel zu ängstlich."

Ein leiser Seufzer verließ meine Lippen und ich schloss meine Augen. ich war wirklich viel zu leicht einzuschüchtern und ängstlich. Ich musste wirklich lernen mich zu wehren, sonst würde ich noch ganz schöne Schwierigkeiten bekommen. Es war ja nicht so, dass ich nicht schon einmal vorgekommen wäre, aber daran wollte ich im Moment auch gar nicht denken.

"Und genau das musst du ändern! Ich meine ich kann nicht auf dich aufpassen wenn du in Tokyo bist!"

"Ich muss auch lernen auf mich selbst aufzupassen."

"Mhm. Aber das kannst du nicht, wenn du von vornherein abblockst! Du musst eben ein wenig aus dir herauskommen."

"Du hast ja Recht. Wenigstens muss ich nicht ganz allein gehen."

Yune stutze, das konnte ich an seiner Pause bemerken. Hatte ich was Falsches gesagt? Wirklich vorstellen konnte ich mir das ja nicht.

"Und wie darf ich das verstehen?"

"Naja. Ruki, Kai und..." Ich legte bewusst eine kurze Pause ein. Ich war nicht sicher, ob ich ihn wirklich erwähnen sollte, aber nun war es eindeutig zu spät, also fuhr ich fort. "... Reita gehen auch auf diese Schule."

"Achso."

Erneut konnte ich mir einen Seufzer nicht verkneifen. Seine Stimme zu hören verursachte schon ein wenig Heimweh, er war schließlich mein bester Freund und wir sahen uns eigentlich fast jeden Tag, aber jetzt? Jetzt war es das erste Mal seit über einer Woche, dass ich seine Stimme höre.

"Weißt du was?"

"Mh?"

"Ich vermiss dich ganz schön."

Am anderen Ende der Leitung konnte ich Yune lachen hören, sodass ich meine Augen wieder aufschlug. Was war denn daran so lustig?

"Ich dich auch Kou!"

"Schade, dass wir uns jetzt nicht mehr sehen können", murmelte ich leise. Ich fand es wirklich schade. Ich hatte niemanden mehr, der so für mich da war und dem ich mich anvertrauen konnte. Bei Aoi oder Kai traute ich mich noch nicht so recht den Mund aufzumachen.

"Ich komm dich besuchen!", erwiederte Yune direkt, sodass ich stutzte. Das kam ja jetzt fast wie aus der Pistole geschossen. Nun hatte er mich doch tatsächlich neugierig gemacht. Ich freute mich ja jetzt schon. Aber wann plante er denn zu kommen?

"Nani? Und wann?"

"Wann immer du willst. Von mir aus jetzt gleich."
 

"J-jetzt?! Und... Schule?"

"Pff, ist doch egal. Wenn ich ein zwei Wochen fehle... merkt doch eh keiner."

"Ich will aber nicht, dass du meinetewegen in Schwierigkeiten kommst, YunYun."

"Ich komme nicht in Schwierigkeiten, du kennst mich doch."

"Aber das sind doch ein paar Stunden Zugfahrt. So spontan fährt doch sicher kein Zug. Und wenn du kämst, wär ich doch eh schon am schlafen."

Jetzt musste ich ihn irgendwie davon abbringen einfach spontan herzukommen. Was würden denn meine Mitbewohner sagen? Ich konnte doch nicht einfach so Besuch bekommen, der auch noch über Nacht blieb! Das würde ich doch ersteinmal mit ihnen besprechen müssen!

"Dann wecke ich dich oder übernachte vor eurer Haustüre."

"Eh?" Ich begann unwillkührlich zu lachen. Das war einfach seine Art. Er heiterte mich himmer wieder auf. "Das wäre irgendwie typisch."

Nun konnte ich auch Yune lachen hören und ein Lächeln blieb auf meinen Lippen zurück. Ich mochte ihn wirklich sehr. Er war immer für mich da.

"Okay dann komme ich jetzt."

"Ich seh aber schrecklich aus!", sagte ich und spielte geschockt. Er konnte jetzt nicht einfach hier aufkreuzen.

"Wenn das deine einzigste Sorge ist!"

Und wieder drang sein Lachen an meine Ohren, während ich meine Augen langsam erneut schloss. Ich lächelte die ganze Zeit über.

"Ich will eben nicht aussehen wie ein Monster, wenn du kommst.", meinte ich gespielt empört. Das wollte ich wirklich nicht. Aber er schien den Plan jetzt sofort zu kommen glücklicherweise verworfen zu haben...

"Soll ich mich jetzt geehrt fühlen?", fragte Yune mich amüsiert.

"Denk doch was du willst."

"Also ich pack dann schnell ein paar Sachen und geh zum Bahnhof. Bis später!"

"Warte! Ich hab eine andere Idee! Dann kann ich das noch mit meinen Mitbewohnern klären!"

Das stimmte allemal. Da kam mir langsam eine Idee. Wie wäre es denn, wenn er über das Wochenende kam? Das wäre sicher gut. Da konnten die Anderen wohl auch nichts dagegen haben.

"Hm?"

"Wie wäre es denn, wenn du übers Wochenende kommst?"

"Auch okay." Wieder konnte ich ihn lachen hören, sodass ich lächeln musste. "Hauptsache ich bekomme dich mal wieder zu Gesicht."

"Ich freu mich schon.", meinte ich gähnend.

"Ich mich auch." Er legte eine kurze Pause ein, die ich geduldig abwartete. "Hörst dich ja ganz schön müde an. Dann lass ich dich mal schlafen und melde mich später wieder."

"Hai, schon. Daisuki, YunYun. Schlaf gut.", sagte ich noch lächelnd an ihn gerichtet.

"Daisuki Kou und gute Nacht."

"Nacht."

Dann legte er auf und auch ich legte mein Handy beiseite. Dann raffte ich mich vom Bett auf, begann mich umzuziehen. Dabei blickte ich immer mal wieder aus dem Fenster, wo mittlerweile alles düster war. Doch Tokyo schlief nie. Einige Lichter konnte ich in der Ferne blinken sehen. Doch darum kümmerte ich mich nicht, sondern ließ einfach die Rolladen herunter. Nach wenigen Momenten hatte ich mich dann auch noch komplett zum Schlafengehen angezogen und schlug die Decke beiseite, um besser drunterschlüpfen zu können. Ich legte mich hin, deckte mich bis zum Kinn zu. Meine Augen fielen mir recht schnell zu und ich glitt in einen traumlosen Schlaf.
 

"...-stehen!" Ich gab einen müden und verschlafenen Laut von mir, ehe ich mich auf die Seite drehte. Ich wollte den Weckrufen nicht nachgeben. Doch mein persönlicher Wecker gab keine Ruhe.

"Uru-chan! Aufstehen! Los, raus aus den Federn!", quäkte Ruki und zog mir letztendlich die Decke weg. Sofort zog ich meine Beine enger an meinen Körper - fast wie eine Embryo-Haltung. Wieder gab ich nur einen Laut von mir, hielt meine Augen weiterhin geschlossen. Dann spürte ich allerdings wie die Matratze ein wenig nachgab. Folglich musste gerade jemand auf meinem Bett sein, aber daran störte ich mich nicht. Ich wollte noch schlafen. Schon beugte der Zwerg sich über mich und piekte mich mit einem Finger in die Seite. "Aufsteheeeeeeee~n!" Er wollte einfach nicht locker lassen und durch das Pieken schlug ich sofort die Augen auf, begleitet von einem Quieken meinerseits.

Ich setzte mich ruckartig auf und knallte mit meinem Kopf gegen den des Blondschopfes. Sofort wanderten unsere Hände je an die gestoßene Stelle und uns entfuhr gleichzeitig ein deutliches "Aua~"

Ruki ließ seine Hände sinken und ich tat es ihm gleich. Einen Moment sahen wir uns nur schweigend an, dann begann der Blondschopf zu lachen. Zuerst sah ich ihn einfach nur verdutzt an, begann dann allerdings wieder zu lächeln. So wollte ich am Liebsten nicht mehr geweckt werden. So einen Schreck wollte ich nicht jeden Morgen erleben. Schon sprang Ruki wieder auf und begann dann an meinem Arm zu ziehen.

"Los Uru, aufstehen! Wir müssen bald los!" Ich sah ihn mit fragendem Blick an. "Los?"

"Na in die Schule du Läuchte!", meinte Ruki grinsend und erst jetzt fiel mir auf, dass Ruki schon vollständig angezogen durch die Gegend turnte. Ich sah ihn ein wenig verdutzt an, ehe ich mir langsam durch die Haare fuhr. Ich sah den Blonden nochimmer ein wenig verschlafen an und murmelte ihm entgegen: "Wann müssen wir los?"

"In einer halben Stunde fährt der Bus, also in zwanzig Minuten.", meinte Ruki wie selbstverständlich und zuckte sachte mit den Schultern. Sofort war ich hellwach und sah ihn einfach nur ungläubig an. Nani?! Ich hatte zwanzig Minuten für meine komplette Morgentoilette?! Das reichte doch nie im Leben. Im nächsten Moment war ich auch schon auf den Beinen, begann hektisch in meinem Schrank zu wühlen. Dort kramte ich wahllos irgendwelches Zeugs raus, schmiss eine Hose aufs Bett, ein farblich passendes Oberteil, ein paar Socken und alles andere was ich noch anziehen wollte. Dann griff ich auch schon die rausgeworfenen Klamotten, klemmte sie mir unter den Arm und hastete aus meinem Zimmer, direkt ins Bad, weches glücklicherweise frei war.

In diesen zwanzig Minuten hatte ich es tatsächlich geschafft mich anzuziehen, mich zu schminken und meine Haare zu stylen. Obwohl das übertrieben war. Ich hatte sie lediglich gekämmt. Für mehr war einfach keine Zeit, das Schminken hatte einfach zu viel in Anspruch genommen. Nun klopfte es an der Badezimmertür.

"Uru, mach Hinne! Sonst verpassen wir noch den Bu~s!" Er hämmerte mit einer Faust auch noch zusätzlich gegen die Tür, sodass ich mit den Augen rollte. "Ja ja, ich komme ja schon!" In dem Moment riss ich die Tür auf und Ruki zog seine Hand nicht zurück - im Gegenteil. Er griff nach meinem Handgelenk und zerrte mich auch schon Richtung Treppe. "Hopphopphopp - Kai wartet sicher schon unten!" Oje. Hoffentlich würden wir keinen Abflug die Treppe runter machen. Und zu meiner großen Verwunderung blieb dies wirklich aus. Ruki schleifte mich noch durch die Küche, wo ich Aoi zuwinkte, der noch mit seinem Frühstück beschäftigt war. Ob der Schwarzhaarige meine Geste erwiederte, konnte ich nicht sehen, da der Zwerg mich auch schon durch die Tür geschleift hatte. Meine Tasche stand im Flur. Der Braunhaarige hatte mir schon gestern erklärt, was ich brauchen würde und wir hatten sie zusammen gepackt, daraufhin gleich an die Tür gestellt.

Kai nickte mir lächelnd zu und ich erwiederte die Geste, ehe ich nach meiner Tasche griff, nachdem ich mich von dem Blondschopf gelöst hatte. Zusammen gingen wir nun durch das Treppenhaus. Ich konnte Reita nicht entdecken. Nicht, dass mich diese Tatsache stören würde, aber... ging er denn heute nicht in die Schule? Kai hatte schon angedeutet, dass er dies selten tat, also gab ich mich mit einem Schulternzucken zufrieden und beschloss die anderen nicht nach ihm zu fragen. Wir kamen gerade rechtzeitig an der Bushaltestelle an, die etwa sieben Minuten Fußweg von unserer Wohnung entfernt war. Wir stiegen in den Bus, belegten gleich den Vierersitz. Ich saß neben Kai, Ruki gegenüber. Der Platz neben dem Zwerg wurde die ganze Fahrt über nicht belegt, da er - dreist wie er war - einfach seine Tasche darauf platziert hatte. Ich hatte das Gefühl die ganze Zeit komisch gemustert zu werden...
 

Den letzten Fußweg bis zu dem tristen Schulgebäude nahm ich kaum wahr. Ich sah stumm auf meine Füße. Und auf die Nachfragen von Ruki und Kai, ob es mir gut ginge, nickte ich nur stumm. Ein seltames Gefühl übermannte mich. Was es wahr? Angst vielleicht. Unwissenheit über das, was nun auf mich zukam? Ich war ganz klamm, wollte nicht zu meinen neuen Klassenkameraden, wollte nicht deren Blicke auf mir spüren - nein. Nicht schon wieder. Aber ich würde wohl nicht drum herum kommen. Also auf in den Kampf. Am Ende eines schlicht gehaltenen Ganges, trennte sich Kai von uns. Er war schließlich auch in einer der oberen Klassenstufen, wo er doch zwei Jahre älter als der Zwerg und ich war.

Ruki führte mich direkt ins Klassenzimmer. Etwas zögerlich stand ich noch vor der Tür, wollte eigentlich gar nicht reingehen. Aber ich musste ja in die Schule, wollte auch gewissermaßen. Nur auf Mitschüler konnte ich verzichten. Oder sie auf mich - je nach dem, wie man es betrachtete. Diesen Gedanken schob ich beiseite, als Ruki mich an der Schulter antippte und mir einen fragenden Blick zuwarf. Ich schüttelte nur lächelnd den Kopf, woraufhin Ruki mich skeptisch musterte, es aber dabei belies, wofür ich ihm sehr dankbar war. Dann öffnete er die Tür. Es waren wohl noch nicht alle Schüler da, da die Klasse noch ziemlich leer war.

Schon konnte ich die neugierigen Blicke auf mir spüren und einige beugten sich zu ihren Banknachbarn und begannen zu tuscheln. Meinen Blick richtete ich auf meine Füße, die ich im Moment unglaublich interessant fand.

Ruki griff nach meinem Unterarm, als er merkte, dass ich mich von allein wohl ersteinmal nicht wieder vom Fleck bewegen würde und zog mich hinter sich her. Ich wehrte mich gar nicht. Er ließ sich wohl auf seinen Platz fallen und deutete neben sich, als wolle er mir sagen 'Setz dich, da is noch frei'. Ich leistete seiner Geste Folge und ließ mich auf den Stuhl neben dem Blondschopf fallen. Ich war froh darüber nicht allein an einer Bank sitzen zu müssen, oder womöglich noch neben einem Fremden zu sitzen. Das wäre echt... zu schrecklich für mich. Ich starrte nun stumm auf die Tischplatte. Der Blondschopf neben mir runzelte über mein Verhalten nur die Stirn. Als er mich ansprach reagierte ich nicht und so lehnte er sich ein wenig schmollend zurück und verschränkte seine Arme knapp unterhalb seiner Brust.
 

Erst als der Lehrer das Klassenzimmer betrat und auch die restlichen Schüler eingetreten waren und mich ausgiebig gemustert hatten, hob ich meinen Blick.

"Ohayo!", meinte der Herr mittleren Alters bestimmt an uns gerichtet. Nachdem das allmorgendliche Ritual vollzogen wurde, sah der Sensei zu mir und nickte mir zu, gab mir mit einer Geste unmissverständlich zu verstehen, dass ich nach Vorne treten sollte. Ich schluchte sacht, erhob mich dann allerdings dennoch zögerlich. Ich wollte ja nicht gleich von Anfang an als soetwas wie ein Rebell oder so dastehen, weil ich der Aufforderung eines Lehrers nicht nachkam. Mit weichen Knien stellte ich mich dann neben den Sensei, hatte nun alle Blicke wieder auf mich gezogen. Hilfe. Ich hasste solche Situationen wirklich. Ich wollte weder auffallen, noch im Mittelpunkt stehen. Ich war eher von der Sorte Mensch, die sich stillschweigend in eine Ecke verkrochen.

"Dann stell dich mal deinen Mitschülern vor.", meinte der Mann mit einem Lächeln an mich gerichtet, welches ich mit einem Nicken erwiederte. Mit den Lehrern kam ich immer sehr gut aus. Ich wusste auch nicht so recht warum, aber es war nuneinmal so. Da sah das mit meinen Mitschülern leider ein wenig anders aus. Aber daran wollte ich gar nicht denken, also vertief die Gedanken nicht, Uruha! Innerlich zwang ich mich nun mein Lächeln aufrecht zu erhalten und verbeugte mich vor der Klasse, die wohl ab sofort meine Mitschüler waren, mit denen ich lernen musste auszukommen. Oder, die lernen mussten mit mir auszukommen.

"Ohayo, Takashima Kouyou, desu.", stellte ich mich vor. Ein Raunen ging durch die Klasse. Wieder tuschelten einige Schüler miteinander, aber ich hörte so gut es ging weg. Ich wollte gar nicht wissen, über was sie da redeten. Der Lehrer nickte sachte und bat mich, mich doch bitte wieder hinzusetzen. Er ahnte gar nicht, wie gern ich dieser Bitte nachging.

Als ich wieder neben dem Blondschopf saß, sah er mich ein wenig verwundert an. Gerade beugte er sich ein wenig zu mir herüber, um mir etwas ins Ohr zu flüstern, als er von der tiefen stimme des Lehrers unterbrochen wurde. "Matsumoto! Denk gar nicht mal dran!" Schon zuckte Ruki zusammen und setzte sich wieder richtig auf seinen Platz, nicht ohne dem Sensei noch einen beleidigten Blick zuzuwerfen, sodass sie Klasse anfing zu lachen.

Ich nahm mal an, dass er hier soetwas wie der Klassenclown war. Naja. Ich brachte lediglich ein müdes Lächeln zustande und Ruki streckte dem, sich gerade umdrehenden Mann, die Zunge raus und schnitt dabei eine Grimasse.

Dem folgenden Unterricht folgte ich aufmerksam, so wie ich es immer tat. Und wie immer, traute ich mich nicht mich zu melden, gab nur Antwort, wenn ich gefragt wurde und versuchte die Blicke, die nochimmer auf mir hafteten krampfhaft zu ignorieren. Mein feminines Auftreten eckte nuneinmal an. Dabei hatte ich gehofft, dass es hier anders war, schließlich schminkten meine Mitbewohner sich auch. Gut. Wirklich miteinander vergleichen konnte man das ja auch wieder nicht, aber trotzdem. Wenigstens tuschelten sie nur und warfen mir komische Blicke zu. Solange ich nicht mitbekam, was sie da hinter meinem Rücken redeten, war es in Ordnung. Worte, die man nicht hört, können einen schließlich nicht verletzen. Sollten sie doch reden. Aber dies sollten sie so tun, dass ich es nicht hören konnte.
 

Schon bald klingelte es - die Stunde war beendet. Ich drehte mich zu Ruki um, hielt dabei meinen Kopf schief gelegt. Sofort öffnete ich meinen Mund, um eine Frage auszusprechen, die mich schon die ganze Zeit im Unterricht beschhäftigt hatte: "Matsumoto?"

"Hai. Ruki ist nur mein Spitzname.", erklärte mir der Blondschopf und lehnte sich zurück. Ich sah ihn interessiert an. "Und wie ist dein richtiger Name?" Ich war froh, dass ich wenigstens mit einem meiner Klassenkameraden sprechen konnte, ohne Angst vor blöden Kommentaren oder so haben zu müssen. Ruki war zwar ein Fall für sich, was seine Ausdrucksweise betraf und er sagte oft Dinge, von denen ich nicht wusste, wie ich sie nun interpretieren sollte, aber ansonsten fand ich ihn sympathisch. Er war jemand, der es immer schaffte Stimmung zu verbreiten. Woran das wohl lag. Vielleicht an seinem kindlichen Verhalten? Ich wusste es nicht so genau.

Der Zwerg neben mir sah mich ein wenig verwundert an. "Matsumoto Takanori.", murmelte er dann und zuckte sachte mit den Schultern. Ich blickte zu ihm. Dass er sich bei dem Namen einen Spitznamen zulegte, wunderte mich nicht. Er brauchte etwas, was man schnell und mit Nachdruck rufen konnte. Ein sachtes Lächeln umspielte meine Lippen, sodass der Blondschopf mich mit gehobener Braue ansah. "Is' was?", fragte er und ich schüttelte nur den Kopf.

"He, Neuer!" Ich drehte meinen Kopf gleich zur Seite, natürlich fühlte ich mich sofort angesprochen. Wer war denn hier außer mir sonst noch neu? Mit fragendem Blick sah ich ihn das Gesicht eines meiner Mitschüler, der mich überlegen angrinste.

"Bist du sicher, dass du keine 'Neue' bist?!" Einige Jungs hinter ihm begannen lauthals zu lachen. Nani?! Ich hatte es ja geahnt. Jetzt fing das schon wieder an. Es mochte an sicih ganz harmlos klingen, was er da sagte, aber irgendwie war es doch verletztend. Er kannte mich doch gar nicht. Doch ehe ich etwas sagen konnte, war der Zwerg neben mir auch schon von seinem Platz aufgesprungen.

"Und bist du dir sicher, dass du dein Hirn noch nicht verloren hast?!" Mit finsterem Blick sah der Andere Ruki dann an, doch dieser schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. "Gomen, ich vergaß. Wie kann man auch etwas verlieren, was man nie hatte?!" Nun war die Geduld des Mitschülers am Ende. Er konnte sich wohl vor seinen Kumpels nicht so demütigen lassen. Schon gar nicht von einem Zwerg. Herrje. Ruki. Bring dich doch nicht wegen solchen Kleinigkeiten in Schwierigkeiten, bat ich im Stillen, brachte aber immernoch kein Wort raus, sondern blickte nur stumm auf die Tischplatte.

"Du kleiner Zwerg...! Willst du, dass ich dir die Fresse poliere?!" Wie zur Demonstration knackte der Andere mit seinen Fingerknöcheln, was den Blondschopf kalt zu lassen schien. Er verschränkte nur mit gehobenen Augenbrauen die Arme vor der Brust und streckte seinem Gegenüber erneut die Zunge raus.

"Willst du einen Schulverweis riskieren?" Wie es aussah hatte mein neuer Mitschüler schon einigen Dreck am Stecken, sonst würde Ruki wohl kaum soetwas ansprechen. Naja. Andererseits. Ich wusste ja noch nicht wie an dieser Schule solche Dinge gehandhabt wurden. Zu meiner Verwunderung ließ der Andere mit einem Schnauben von dem Zwerg ab und ging zurück zu seinem Platz. Seine Freunde waren ihm schnell gefolgt und nun unterhielten sie sich miteinander.

Ich beugte mich ein wenig zu dem Zwerg neben mir und brachte nur ein leises "Arigatou." heraus. Der Blondschopf winkte allerdings nur ab. Es schien für ihn wohl selbstverständlich zu sein, dass er mir einfach half. Ich lächelte ihn an, was er erwiederte.
 

Nach einer weiteren Schulstunde war dann endlich Pause. Zusammen mit Ruki mache ich mich auf den Weg zum Schulhof. Dort brauchten wir nicht lange nach Kai zu suchen. Dort berichtete der Kleine direkt von der Situation in der Klasse, wo er - wie er gesagt hatte - den anderen 'total fertig gemacht hatte'. Der Braunhaarige fragte mich daraufhin, ob alles in Ordnung sei und ich nickte lediglich sacht darauf.

Ruki fuhr unbeeirrt fort. Ich senkte kurz meine Lider, ehe ich tief durchatmete und mich an den Braunhaarigen wandte.

"Kai? Wo sind die Toiletten?", fragte ich ihn leise und er deutete in eine Richtung. Ich bedankte mich kurz und trottete auch schon los. Ich brauchte ein wenig Zeit für mich. Ich musste unbedingt nachdenken. Yune hatte recht, ich musste mehr aus mir herraus gehen, damit meine Klassenkameraden mich aktzeptierten. Aber wie sollte ich das anstellen. Ich sehnte das Wochenende herbei. Dummerweise war heute erst Mittwoch. Ich würde noch ein paar Tage ohne ihn aushalten müssen. Und ich glaubte auch nicht wirklich, dass er eine wirkliche Lösung für mein Problem wusste.

Ich öffnete die Tür und trat ein. Ich machte mir nicht die Mühe mich großartig umzusehen. Wie sollte es auf einem Jungenklo auch schon aussehen? Ich stellte mich vor eines der Waschbecken und starrte eine Weile lang einfach nur in jenes hinein. Als ob es sehr spannend wäre. Ich seufzte leise, ehe ich meinen Blick hob und in den Spiegel sah. Ich sah schweigend hinein, mit ausdruckslosem Gesicht. Und wieder machte sich eine Frage in mir breit...

"Doshite?" Warum? Warum immer ich? Warum war ich so anders? Warum konnte ich nicht so aktzeptiert werden, wie ich war? Was war denn so schlimm an mir? Ich seufzte. Die Menschen waren schon seltsame Wesen. Alles, was sie nicht kannten, wurde misstrauisch betrachtet und am besten gar nicht erst erforscht. Nein. Lieber wurde es vernichtet, anstatt man sich die Mühe machte dieses Etwas kennenzulernen. In meinem Fall war es nicht anders. Ich war nicht so wie sie, also gehörte ich nicht dazu. Was für eine engstirnige Einstellung. Wieder sah ich auf das Waschbecken. Ein paar Jungs gingen rein, andere kamen wieder raus. Keiner von ihnen beachtete mich großartig. Naja. Wenigstens machten sie sich nicht über mich lustig oder so. Da hatte ich immerhin ein bisschen Glück gehabt. Ein seltsames Gefühl der Leere machte scih nun in mir breit. Was war nur los mit mir? Ich kam mir vor wie ein hilfloses kleines Kind. Warum war das so? Ach, Uruha, mach dir doch nichts vor. Du weißt es ganz genau. Hai. Ich fühlte mich einsam. Meine Mutter war nicht mehr da, Yune war nicht mehr da. Aoi, Kai und Ruki mochte ich zwar, aber sie konnten meine Familie und meinen besten Freund nicht ersetzen. Es wäre auch falsch so zu denken. Also schüttelte ich den Kopf. Wieder verließen einige meiner Mitschüler die Toilette und nun war ich allein. Ich konnte jedenfalls keine Stimmen mehr hören. Es konnte mir ja egal sein.

Also wagte ich erneut einen Blick in den Spiegel. Doch was ich nun sah, ließ mich vor Schreck meine Augen weit aufreißen...!
 

Erschrocken blickte ich in das Spiegelbild. Dort sah ich nicht nur mein Gesicht. Doch das Andere, war bei Weitem nicht unbekannt. Ich fuhr herum und blickte sofort in ein dunkles Augenpaar, begleitet von einem Grinsen. Kami! Ich glaube ich habe mich noch nie so sehr erschreckt. Nun machte er einen Schritt auf mich zu.

"Warum denn so nachdenklich?", fragte er mich mit seiner tiefen Stimme und allmälich kehrte in meinem Kopf wieder Ruhe ein und ich begrub all meine Fragen für einen Moment. Nun. Wehr dich Uruha! Ich hatte mir vorgenommen mich erst recht gegen ihn zu behaupten, damit er mich in Ruhe ließ. Bis jetzt hatte noch keiner meiner Versuche etwas bewirkt, aber ans Aufgeben dachte ich nicht. Nein. Dieses Mal nicht.

"Warum nicht?", stellte ich also eine Gegenfrage, da ich einfach keine Antwort auf die seine fand. Eigentlich war es ja auch eine gute Frage gewesen. Warum war er eigentlich so nachdenklich? Je länger ich darüber nachdachte, desto bewusster wurde mir, dass ich selbst keine Antwort wusste. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, auch wenn er es sicher doch bemerkt. Sachte schüttelte ich den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben.

Wieder machte er einen Schritt auf mich zu. Ich konnte schlecht nach Hinten ausweichen, da ich bereits an das Waschbecken stieß. Trotzdem versuchte ich mir von meiner Unsicherheit nichts anmerken zu lassen. Nochimmer lag ein Grinsen auf den Zügen meines Gegenüber.

"Soll mich das jetzt beeindrucken, Barbie?", fragte er und ich hob sacht eine Braue. Warum sollte ich ihn beeindrucken wollen? Ne, halt. Das war ja ein Widerspruch in sich. Natürlich wollte ich ihn beeindrucken, damit er endlich merkte, dass ich mir nicht alles gefallen ließ. Ich wollte mich ändern. Nun musste ich auf mich selbst aufpassen. Ich schluckte sachte und sah meinen Gegenüber durchdringlich an. Ich erwiederte nichts auf seine Frage. Nun stand er mir direkt gegenüber. Oh Kami! Nein. Nicht schon wieder! Der nutzte wirklich jede Gelegenheit!

Ich konnte bereits wieder seine Hand an meinem Kinn spüren und nun wurde ich langsam sauer. Ja, auch ich kann sauer werden, kaum zu glauben, ich weiß. Aber langsam platzte mir endgültig der Kragen. Er kam mit seinem Gesicht dem meinen nun immer näher. Und ich rührte mich einfach nicht. Ich sagte auch kein Wort, war geradezu erstarrt. Ich befand mich fast schon in einer anderen Welt, blickte starr geradeaus, in die dunklen Augen, die mein Gesicht fixierten. Ich bewegte mich nicht. Nur ein Lidschlag meinerseits verriet, dass ich lebte, keine Puppe war. Er kam meinen Lippen immer näher und näher, unaufhaltsam...
 

Klatsch!

Ich starrte meinen Gegenüber an, der nun wieder einen Schritt von mir entfernt stand. Ich sah aus den Augenwinkeln auf meine rechte Hand, die ich erhoben hatte, dann wieder zu ihm. Ein roter Schimmer war auf seiner Wange zu erkennen. Ich... hatte ihn geschlagen?! Ihm... eine Ohrfeige verpasst?! Ich blinzelte einige Male, mein Atem ging ein wenig schneller als es normal wäre.

Er sah mich einfach nur fassungslos an, war nicht minder überrascht als ich selbst. Doch er gewann seine Fassung schneller zurück, als es mir vergönnt war. Er legte seinen linken Handrücken auf die gerötete Stelle, wieder konnte ich dieses Grinsen auf seinem Gesicht erkennen.

"Nicht schlecht, Barbie. Du kannst dich ja doch wehren.", meinte er lediglich und ich erwachte aus meiner Starre. Sollte das jetzt etwa ein Kompliment sein?

"Was erwartest du?! Wir sind in der Schule!", gab ich trocken von mir und ließ meine rechte Hand sinken. Mein Gegenüber hatte dafür nur ein müdes Lachen übrig. "Soll das heißen, woanders hättest du dich nicht gewehrt?!"

"Iie! Aber wie kommst du dazu, mich nichtmal in der Schule in Ruhe zu lassen, Reita?!" Naja. Eigentlich konnte ich mir da schon ein paar Dinge ausmalen. Wenn er wirklich ein Punk war, lehnte er ja so oder so das ganze System ab. Da würde es ihn wohl eher wenig interessieren, ob er sich Ärger einhandelte oder nicht.

"Tse. Die Schule geht mir am Arsch vorbei." Hatte ich es mir doch gedacht. Ich machte meinen Mund auf, um Etwas zu erwiedern, als auch schon die Toilettentür aufschwang und Kai und Ruki eintraten. Ruki sprang sogleich auf mich zu und zog an meinem Arm. Ich bedachte ihn mit einem fragendem Blick, woraufhin er grinsend ein "Wir dachten schon, du seist ins Klo gefallen." zum Besten gab. Stimmt ja. Ich war ziemlich lange weg gewesen. Ich hatte die Beiden schlichtweg vergessen. Ich hätte gar nicht herkommen sollen. Andererseits. Ich hatte es endlich geschafft mich richtig gegen Reita zu wehren. Er hatte danach auch keinen weiteren Versuch gestartet mir irgendwie zu nahe zu kommen. Gut. Eine wirkliche Möglichkeit hatte er ja auch nicht gehabt, da die Anderen aufgetaucht waren.

"Heute doch mal in der Schule, Reita?", fragte der Braunhaarige den Punk. Dieser zuckte nur kurz mit den Schultern. "Kann dir doch scheißegal sein, Kai.", knurrte er lediglich und schritt dann an seinem Gesprächspartner vorbei, durch die Toilettentür und verschwand irgendwo auf dem Schulhof. Ich sah ihm nur kurz nach. Kai hatte nur sachte mit den Schultern gezuckt auf die Worte von Reita und wendete sich nun wieder an Ruki und mich.

"Es klingelt glei-" Und schon ertönte die schrille Klingel, die uns unmissverständlich klarmachte, dass wir wieder in unsere Klassen zu gehen und zu Pauken hatten. Kurz sahen wir drei uns an, dann trabte der Blondschopf auch schon vorraus. Dann kam Kai und ich bildete das Schlusslicht. Ich machte mir noch einige Gedanken um mein ebiges Verhalten.
 

Der Rest des Schultages verlief eigentlich ganz ruhig. Die 'netten' Bemerkungen meiner Mitschüler bezüglich meines Aussehens und meiner Verschlossenheit überhörte ich einfach und beschäftigte mich mit meinen Gedanken. Dennoch schaffte ich es nebenbei dem Unterricht zu folgen und konnte jede Frage, die mir gestellt wurde korreckt beantworten. Oft wurde ich auch nicht gefragt, weil ich einfach unscheinbar hinten neben Ruki saß. Mein Aussehen war zwar schon eine Sache für sich, aber da der Rest der Klasse sich ziemlich laut und auffällig verhielt, ging ich quasi unter.

Die Busfahrt zurück verlief ohne Komplikationen und ich hatte meine Ruhe, wofür ich meinen Mitbewohnern dankbar war. Zwar versuchte Ruki ab und an mal mich irgendwie anzusprechen, wurde aber immer wieder von Kai gebeten mich einfach ein wenig für mich zu lassen und ich war froh darüber. Der Kleine nickte zwar widerwillig, kam Kais Bitte dennoch nach.

Zu Hause wartete bereits Aoi auf uns, der Sushi bestellt hatte. Er erhielt ersteinmal eine Standpauke von Kai, weil das rausgeschmissenes Geld wäre und der Braunhaarige doch hätte kochen können. Darauf entgegnete der Schwarzhaarige, dass er aber eben Hunger gehabt hätte und nicht noch hätte warten können, bis wir zurück waren und dann noch mehr hätte warten müssen bis Kai gekocht hatte. Diese Diskussion verfolgte ich mit einem Grinsen und Ruki disskutierte gleich mit, wobei er eigentlich nur immer wieder blöde Bemerkungen abgab.

Von Reita konnte ich keine Spur entdecken, was mich schon ein wenig wunderte. Im Bus hatte ich ihn auch nicht entdecken können... seltsam.

Ein Kinobesuch und seine Folgen

Diesmal fällt die Vorrede ein wenig länger aus, gomen! >.<

Aber ich möchte ersteinmal ein paar Dinge loswerden...

1. Wenn ich mich bei jemandem melden soll, wenn ein neues Kapi kommt, einfach bescheid sagen ;) Ich beiße nicht und mach es gern.

2. Würde mich echt super dolle über Kommentare freuen, möchte ja wissen, was ihr gut findet und was eher schlecht, damit ich mich verbessern kann.

3. Hoffe die FF ist nicht langweilig oder die Handlung zieht sich nicht allzu sehr in die Länge, wenn euch sowas auffällt, sagt mir bescheid! >.<

Ansonsten viel Spaß noch mit dem Kapitel - ist leider auch kürzer geworden, als ich es gehofft hatte xD~
 

*~*~*~*~*~*~*~*

Es dämmerte allmälich. Der Tag neigte sich seinem Ende zu und überall waren Menschen, die Arm in Arm oder einfach nur glücklich lächelnd nebeneinander hergingen. Die Innenstadt war belebt und Kinder waren kaum noch welche zu sehen. Die meisten schliefen wohl schon. Schließlich war Morgen auch wieder ein Tag und man musste in die Schule gehen. Nur eine kleine Gruppe von fünf jungen Männern, unter denen auch ich mich befand, dachten gar nicht an das Schlafen gehen. Naja. Außer mir vielleicht. Meine Mitbewohner und ich standen vor einem großen Gebäude.

Mulmig war mir schon irgendwie zumute. Das war nicht gerade einer dieser Situationen, die mir sonderlich zusagen würden. Ich seufzte leise. Aber nun war es zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Der Zwerg würde mich umbringen. So standen wir also nun alle fünf vor dem großen Gebäude und ich betrachtete nochimmer mit einem seltsamen Gefühl im Bauch das Plakat.

Aoi widmete sich derweil seiner Lieblingsbeschäftigung: Ruki durch den Kakao ziehen und dann Kloppen. Wirklich schlugen sie sich nicht. Nein. Sie rangelten nur wie kleine Kinder herum. Und das auch noch auf offener Straße. Kami. Ich kenn die gar nicht. Als wär ich auch so schon nicht auffällig genug mit meiner femininen Art. Ich sah zu Kai, der versuchte die Streithähne dazu zu bringen aufzuhören. Schließlich griff er Ruki an seiner Schulter und zog ihn sanft, aber bestimmt zurück. Schmollend sah dieser dann aus seinen Glubschaugen zu dem Braunhaarigen. Doch Kai hatte nur einen mahnenden Blick für ihn übrig. Reita war eigentlich der Einzigste, der einfach nur rumstand und ... nichts tat. Seine Arme hatte er verschrenkt und er starrte geradezu Löcher in die Luft. Aber eins fand ich seltsam. Seitdem ich ihm eine Ohrfeige verpasst hab, hat er mich in Ruhe gelassen. Ich runzelte die Stirn. Also, nicht, dass mich das jetzt stören würde, aber das wunderte mich ganz schön. Doch dann kehrten meine Gedanken zu meiner eigentlichen Schwierigkeit zurück, als Ruki begann zu quäken, er wolle endlich rein.

Manno, ich will nicht. Tja. Ändern kann man nichts dran, bist auch selbst Schuld Uruha. Hast dich ja überreden lassen, mehr oder weniger jedenfalls. Wenn ich nur daran dachte...
 

=-=-=-=-=Rückblende=-=-=-=-=
 

"Och kommt schoo~n."

Genervtes Schweigen.

"Besonders du, Uru-chaaaa~n. Sei kein Frosch!"

Ich konnte nicht anders als einfach nur aufzuseufzen. Langsam ging mir dieses Gebettel wirklich auf die Nerven. Warum eigentlich immer ich? Kai hatte schon lange nachgegeben. Aoi schien von dieser Idee begeistert zu sein und Reita hatte nur teilnahmslos mit seinen Schultern gezuckt. Nur ich bockte rum, weil ich einfach nicht wollte. Kein Wunder, dass Ruki das ärgerte. Ich ließ mich nämlich eigentlich sonst recht schnell zu etwas überreden. Ich schlug meine Beine übereinander. Man ey. Ich hab eben einfach keinen Bock da drauf. Ging das nicht in seinen blonden Schädel? Auch wenn ich gerade so dachte, sonst benutzte ich nicht solche Wörter. Aber in dieser WG sind Ausdrücke, Beleidungen und solche Vormulierungen nichts ungewöhnliches. Da schaute man sich schon unbewusst das ein oder andere ab. Ach Kami noch eins. Kann nicht endlich Wochende sein? Apropos... ich hatte diese klitzekleine Sache noch gar nicht erwähnt.

"Uru-chan, ignorieren ist fiee~s!", quengelte der Blondschopf und verschränkte seine Arme knapp unterhalb seiner Brust. Ich hab eben keine Lust darauf und zum Weiterdiskutieren erst recht nicht. "Und das wo ich dir heute geholfen hab, du bist mir was schuldig!" Manno. Das war fies. Er hatte ja Recht. Er hatte mir geholfen und nun bockte ich und weigerte mich ihm mal einen Gefallen zu tun. Vielleicht sollte ich ja doch zustimmen? Entschieden schüttelte ich den Kopf. Jetzt bloß nicht weich werden. Er will dir nur ein schlechtes Gewissen einreden. Blöd nur, dass das dem Winzling auch noch gelang.

Schmollend sah der Blondschopf nun von Kai zu Aoi und dann schließlich auch zu Reita. Er zog eine Schnute und schob seine Unterlippe ein wenig vor. "Sagt ihr doch auch mal was!", verlangte er geradezu. Er musste seinen Willen wohl immer kriegen, was?! Entnervt legte ich mir eine Hand an die Stirn. Langsam bekam ich Kopfschmerzen. Schon seit einer halben Stunde jammerte, bettelte, quengelte und quietschte unser hyperaktiver Mitbewohner rum. Nun war er es der rumbockte, da die anderen keinerlei Anstalten machten seinem Aufruf folge zu leisten. Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln. Nun plusterte der Zwerg seine Wangen auf und verschränkte seine Arme.

"Ich halt jetzt so lang die Luft an, bis ihr mitkommt!", versicherte er uns. Ich allerdings zog nur beide Augenbrauen in die Höhe. Wollte er etwa damit sein Ziel erreichen? Das klappte doch eh nicht. Der Einzige, der darauf vielleicht anspringen würde, wäre Kai meines Erachtens nach und der hatte schon lange zugestimmt. Reita war es egal, es freute ihn viel mehr, dass der Zwerg endlich sein Mundwerk hielt. Aoi hingegen grinste nur vor sich hin. Er schien diese Situation mal wieder ganz lustig zu finden. Haha. Warum konnte ich dann nicht darüber lachen? Ich wollte nicht, dass der Zwerg wegen mir sauer war. Also erbarmte ich mich und taperte langsam auf ihn zu.

Zuerst hatte mich mir überlegt, ob ich ihm vielleicht einfach auf die Wangen schlagen sollte, damit er die Luft unweigerlich ausstoßen musste, aber das empfand ich dann doch als ein wenig zu grob. Reichte ja schon, dass er schmollte. Da brauchte er auch nicht noch sauer auf mich zu sein. So streckte ich also meine rechte Hand aus und piekte ihn mit meinem Zeigefinger in die Seite.

Und ich erlangte den gewünschten Effeckt. Ruki quiekte auf und atmete folglich wieder ein. Ich streckte ihm die Zunge raus. "Jetzt hast du doch geatmet."

"Also musst du auch mitkommen.", kam es dann wie aus der Pistole geschossen von meinem Gegenüber, sodass ich doch stutzen musste. Häh?! Hatte ich jetzt grad mal wieder irgendwas Wichtiges verpasst? Wäre ja nicht das erste Mal... Und bei diesen Leuten war wirklich alles möglich. "Nani?", stoß ich also aus und sah Ruki reichlich verwundert an.
 

"Ich hab doch gesagt. Ich halte solange die Luft an, bis ihr alle mitkommt!" Ich nickte, verstand allerdings nochimmer nicht worauf er jetzt eigentlich hinauswollte. "Und du hast dafür gesorgt, dass ich atme, also musst du jetzt mitkommen!" Kurz musste ich über seine Worte nachdenken, ehe ich meinen Kopf müde seufzend hängen ließ, wobei ein imaginärer Drop über meinem Kopf erschien. Wollte der mir etwa wirklich weißmachen, dass ich, nur weil ich dafür gesorgt hatte, dass er atmete und somit seine 'Abmachung' brach, mitgehen musste? Herrje. Irgendwo war das ja logisch, aber nein! Uruha, aus! Denk gar nicht dran. Du wirst das nicht mitmachen! Nein, nein, nein! Naja, vielleicht würde es auch gar nicht so schlimm werden? Ach du Schande, wurde ich jetzt schon shizo oder so? Sah ja ganz danach aus.

Ruki derweil begann rumzuhüpfen. "Also ist es abgemacht!" Ich besah den Zwerg vor mir eine Weile, ehe ich sachte meine Hand hob. "Einspruch!"

"Abgelehnt!", meinte Ruki dann mit einem fiesen Grinsen, woraufhin ich hilfesuchend zu Aoi sah. Dieser erwiederte meinen Blick, doch sein Grinsen sagte mir, dass es für mich nichts Gutes bedeuten konnte.

"Du wirst es überleben, Ruha.", meinte er schulternzuckend. Gomen, ich vergaß. Er war ja diesmal auf Rukis Seite, weil er von der Idee des Blonden so begeistert gewesen war. Na klasse. Mein Blick wanderte zu Kai, der nur entschuldigend lächelte. Achja. Er hatte ja schon zugestimmt und wenn er sich jetzt auf meine Seite schlug, würde Ruki vor Ärger sicher explodieren. Na lecker. Ich werde es nicht wegmachen. Da blieb ja nurnoch eine Option. Aus den Augenwinkeln sah ich zu Reita, der nochimmer teilnamslos rumstand. Als er meinen Blick nach kurzer Zeit allerdings bemerkte, musterte er mich kurz, ehe er zu grinsen begann.

"Hast du etwa Angst, Barbie?" Sofort schürzte ich die Lippen. Hatte ich mich gerade verhört? Oder machte sich der Punk etwa über mich lustig - Mal wieder?! Das war doch kaum zu glauben. Gehässig grinste er mich an und sah daraufhin zu Ruki, der mich jetzt ebenfalls mit großen Augen ansah. Ich schüttelte entschieden den Kopf - Lüge des Tages!

"Iie! Ich hab einfach keine Lust!", versuchte ich mich irgendwie rauszuwinden. Gut okay. Ich hatte die Hosen voll, aber das musste ich denen ja nicht gleich auf die Nase binden, schon gar nicht Reita! Doch nun viel Aoi mir entgültig in den Rücken. Er kam auf mich zu und piekte mir mit einem Finger in die Wange. Dann beugte er sich an mein Ohr.

"Sei kein Spielverderber, Ruha.", säuselte er, woraufhin ich nur seufzte. Warum hatte sich denn nur die ganze Welt gegen mich verschworen. Der Schwarzhaarige drehte sich derweil zu Ruki um, der nochimmer darauf bestand diese blöde Sache durchzuziehen. Ich sollte kein Spielverderber sein? Noch ein paar Minuten überlegte ich hin und her und starpazierte die Geduld des kleinen blonden Zwerges damit mehr, als er es gewohnt war. Er beschäftigte sich nun schon wieder damit mit dem Ältesten zu rangeln. Schließlich seufzte ich zum x-ten mal an diesem Tag und räusperte mich, wodurch ich die Aufmerksamkeit meiner Mitbewohner auf mich lenkte.

"Meinetwegen, dann geh ich eben mit ins Kino und schau mir diesen blöden Horrorfilm an...", murmelte ich schließlich murrend und ziemlich widerwillig. Aber ich wollte wirklich kein Spielverderber sein. Keine Sekunde später klebte mir ein fröhlich quiekender Ruki am Hals.
 

=-=-=-=-=Rückblende Ende=-=-=-=-=
 

Und nun stand ich hier, das flaue Gefühl in meiner Magengegend ließ nicht gerade nach, als ich mir das Plakat des Filmes noch näher besah. Echt gruselig. Es war aber nur ein Film. Immer wieder redete ich mir das ein. Trotzdem. Wie kam Ruki eigentlich auf die Idee unter der Woche ins Kino zu gehen? Und dann auch noch Abends? Herrje. Wenn wir morgen mal nicht verschlafen. Super. Das hinterlässt sicher einen prima Eindruck, wenn ich gleich an meinem zweiten Schultag zu spät komme. Aber den Gedanken verdrängte ich und stellte mich stattdessen vor das nächste Problem: Der Horrorfilm.

Ich gebs zu. Ich bin ein Angsthase. Ja... von solchen Filmen bekomme ich durch meine übermäßige Phantasie Wahnvorstellungen und Alpträume, sofern ich es schaffe einzuschlafen. Dann sehe ich überall Schatten eines Mörders und so. Ich bin viel zu schreckhaft und so. Das weiß ich selbst. Deshalb kann ich mir schon lange keine Vorträge mehr darüber anhören. Das ist mir dann doch wieder zu blöde.

Derweil zog Ruki den braunhaarigen, immerfröhlichen und ein wenig überführsorglichen Kai in die Kinovorhalle. Reita ging ihnen stumm hinterher. Nur Aoi besah mich skeptisch, da ich keine Anstalten machte mich zu rühren. Freiwillig würde ich das Kino wohl nicht betreten. Kurz gluckste der Schwarzhaarige belustigt auf, ehe er sich dann wieder zu mir begab, nach einem meiner Handgelenke griff und mich hinter sich herschleifte. Ich murrte nur leise vor mich hin. Ich will immernochnicht! Ruki quäkte derweil, was für einen Spaß sie doch haben würden! Spaß? Hallo?! Wie sollte man denn bitte bei einem Horrorfilm Spaß haben? Ich musste doch aufpassen, dass ich nicht den Saal zusammenschrie, wenn grad eine Leiche oder so ins Bild kam. Ohnein. Nicht schon wieder...

Nun standen wir bei der Kasse, Ruki bezahlte. Wo er schon die Idee hatte, so meinte er, da würde er auch mal in seine Tasche langen. Es würde ja nicht angehen, dass wir jetzt auch noch Geld ausgaben. In dem Sinne war ich dem Zwerg dann doch schon dankbar, da ich nicht unbedingt viel Geld von meiner Mutter überwiesen bekam. Gut. Es reichte und ich wollte mich auch nicht beschweren, aber für solche Freizeitaktivitäten war es da sicher nicht gedacht. Trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen mich bei dem Blondschopf zu bedanken. Doch dieser winkte nur ab.

Doch schon eine Sekunde später blas er verständnislos seine Wangen auf und stemmte seine Hände in die Hüfte, als die Frau am Schalter ihm sagte, dass der Film erst ab sechzehn sei und deswegen nicht für ihn geeignet. Patzig wollte Ruki gerade losbrüllen, bekam dann allerdings von Kai eine Hand auf den Mund gelegt. Der Braunhaarige hatte hinter ihm gestanden und zog ihn nun hinter sich.

"Etoo~ er ist sechszehn.", meinte er an die Frau gerichtet, die nochimmer ziemlich skeptisch dreinblickte. Doch Ruki schien dafür schon eine Lösung zu haben und begann in seiner Hosentasche zu kramen, was von mir, Aoi und Reita mit hochgezogener Braue betrachtet wurde. Derweil versuchte Kai der Verkäuferin klarzumachen, dass der kleine Blondschopf wirklich schon alt genug war, um sich diesen Film anzuschauen.

Schließlich zog Ruki das Gesuchte heraus. Es stellte sich als ein Ausweis heraus. Natürlich. Nun würde die Frau ihm glauben müssen. Mit einem überlegenen Grinsen hielt er seinen Personalausweis direkt unter die Nase der Schalterfrau. Diese ließ ihren Blick kurz darüber schweifen und seufzte dann ergeben. Sie schien wohl auch schon von dem Energiebündel genervt zu sein. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Herrje. Das war jetzt gemein gewesen. Schnell verdrängte ich den Gedanken. Dieses Problem hatten wir nun hinter uns gebracht und ich schritt meinem Untergang schluckend entgegen. Vielleicht sollte ich meine Mutter vorher nocheinmal anrufen? Mist, ging nicht. Ich hatte mein Handy zu Hause gelassen, damit es nicht zufällig während der Vorstellung zu klingeln begann und ich einem Herzinfakt erlag, so schreckhaft wie ich sein konnte.
 

Der Zwerg wollte noch Popcorn besorgen. Jedem eine kleine Tüte, obwohl ich jetzt schon wusste, dass mir bei diesem Film so schlecht würde, dass ich eh nichts anrühren konnte. Aber ich wollte nicht unhöflich sein und bestand darauf mein Popcorn selbst zu bezahlen. Ich wollte nicht, dass einer der anderen Geld für mich rausschmiss und das auch noch unnötig. Erst dann kam der Blondschopf auf uns zu und teilte die Karten aus. Ich betrachtete die Karte nur kurz. Musste wohl ein Sitz in der Mitte sein. Und dann auch noch recht weit hinten im Kinos. Prima. Eigentlich ein hervorragender Platz, aber ich wollte den Film gar nicht anschauen. Kami. Warum hab ich mich nur überreden lassen? Mir schlotterten ja jetzt schon die Knie. Der Film war ab sechszehn. Ich will wieder fünzehn sein! Aber das konnte ich mir getrost abschminken, schließlich dauerte es nicht mehr lange und ich würde meinen siebzehnten feiern. Ob das ohne Yune sein würde? Ich schüttelte rasch den Kopf. Achwas! Sicher würde Yune zu mir kommen oder ich würde nach Hause fahren für die Zeit. Also tat ich diesen Gedanken ab, da ein rumhüpfender Ruki in der Schlange langsam die Geduld verlor.

"Kuso! Ich hab keine Lust mehr zu warten!", quengelte er. Wer hätte denn auch erwartet, dass wir so lange in der Schlange standen, um uns Knabberzeug zu kaufen? Ich jedenfalls nicht. Vom ewigen herumstehen taten mir auch schon langsma die Füße weh. Trotzdem. Über die Verzögerung konnte ich ja eigentlich ganz froh sein, also beschwerte ich mich nicht, sondern sah mich schweigend um. Dann allerdings blickte ich wieder zu dem Zwerg, als dieser seinen Kopf hielt und ein gequetschtes "Itaii~" hervorbrachte. Aoi hatte ihm mal locker eine Kopfnuss verpasst. Eingeschnappt verschränkte der Blonde nun wieder seine Arme knapp unterhalb seiner Brust und blaß seine Wangen auf. Bis wir dran waren, war er still, was mich dann doch wunderte.

Umso fröhlicher war er, als er fünf Popcorn bestellte, zusätzlich Getränke und noch ein paar Süßigkeiten hier und ein Eis da. Ich gab ihm das Geld für meine Portion sogleich in die Hand, als er eine frei hatte, sodass er mich etwas verdutzt ansah.

"Das mit dem Bezahlen hast du ernst gemeint?", fragte er und sah mich mit Glubschaugen ungläubig an. Das war irgendwie süß. Er schaute mich gerade an, wie ein kleiner Hund. Kawaii. Aber der Gedanke wurde mir sogleich wieder abgeschnitten, als Kai mir auf die Schulter tippte und sagte, dass sie sich nun beeilen müssten, da die Werbung in ihrem Kino sicher schon angefangen hatte. Schon raste Ruki an mir vorbei - Richtung Kino 3, in dem unser Film laufen würde. Ich seufzte und schlurfte ihm hinterher. Einen Seitenblick warf ich allerdings noch auf Reita, der immernoch recht teilnamslos wirkte. Als er meinen Blick allerdings bemerkte, drehte er seinen Kopf in meine Richtung und grinste mich schon wieder keck an. Ein stummer Seufzer entwich ihr. Na bravo. Wenigstens hat einer seinen Spaß.
 

Und Kai hatte Recht. Als wir den abgedunkelten Saal betraten lief bereits ein Werbespott von irgendeinem Eis oder so. Darauf achtete ich gerade weniger. Eher, dass ich nicht gleich den Boden küsste. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich über nicht vorhandene Dinge stolper. Wir brauchten nicht lange, um unsere Sitze zufinden. Über die Verteilung allerdings war ich nicht gerade glücklich. Von uns aus gesehen saß Aoi ganz rechts. Neben ihm der Zappelphillipp mit den blonden Haaren, der bereits jetzt schon von dem Film schwärmte, obwohl er ihn noch nichteinmal gesehen hatte. Neben ihm war Kai, neben dem wiederrum Reita saß und dann... kam ich. Ja, ne. Is jetzt doof. Ich sitz neben Reita. Warum neben ihm? Da wär mir ja sogar der Quälgeist lieber gewesen. Allerdings war der Platz links von mir leer. Immerhin. Dann musste ich wenigstens nicht noch neben einem, mir Unbekannten sitzen.

Doch ich versuchte meinen Mitbewohner neben mir einfach zu ignorieren und warf mir lieber lustlos etwas Popcorn in den Mund. Hoffentlich musste ich mich von diesem Gruselfilm nicht übergeben. Wenn da zu viel Blut und so spritzte, oder Untote mit ausgerenkten Armen herumliefen, würde das aber schwer werden. Ich atmete tief durch und überlegte mir schon, wie ich den blonden Zwerg am Besten umbringen konnte, wenn der Film so schrecklich wurde, wie ich es auch schon befürchtete.

Es liefen noch einige Werbespots, die ich im Moment irgendiwie ziemlich interessant fand. Hoffentlich kamen noch ein paar. Ich wollte den Film nicht sehen! Gerade lachte ich mich selbst aus. Ich war wirklich pingelig. Kami, krieg dich ein Uruha. Das ist nur ein Film. Jaja...'nur'. Ich schüttelte den Kopf. Ich sollte nicht darüber nachdenken. Es würde schon schiefgehen, und wie...

Ich stöhnte leise auf, als die Werbung schließlich zuende war und noch ein Verweis kam. Von wegen man dürfe nicht mitfilmen, etc und dass dies bestraft würde. Ich lehnte mich mit meinem Rücken etwas stärker gegen den weichen Sitz und konnte nicht meckern. Ganz schön bequem. Ich warf einen Blick zur Seite und ich schnaubte leise, als ich sah, dass Reita seine Füße auf der Lehne des Vordersitzes plaziert hatte. Zwar saß dort niemand, aber das war doch einfach nur unerhört. Sowas machte man nicht. Also beugte ich mich vor und drückte seine Füße weg.

"Lass das!", meinte ich streng und er sah mich erst etwas verdutzt an, grinste dennoch und zuckte sachte mit den Schultern. Doch seine Füße blieben tatsächlich unten. Ich konnte nicht anders, als mich zu wundern. Als er jedoch meinen Blick nicht erwiederte, sondern nur nach Vorne sah, fiel mir auch wieder ein, wo ich eigentlich war. Also setzte ich mich wieder richtig hin und blickte auf die Leinwand.
 

Es war ein seltsamer Film und ich versuchte auch gar nicht die Handlung zu verstehen. Bei jeder unangenehmen Szene schloss ich die Augen und versuchte die Schreie der Schauspieler zu ignorieren. Immer wieder war das gackernde Lachen von Ruki zu hören, welches dann immer wieder erstickt wurde. Wahrscheinlich versuchte Kai den Kleinsten zum Schweigen zu bringen, was sich als ziemlich schwer herrausstellte, da er immer wieder unverhofft loslachte. Das Grinsen Aois konnte ich mir genau vorstellen. Ich warf einen unauffälligen Blick zur Seite auf Reita. Diesem schien der Film auch nicht sonderlich viel auszumachen. Er saß zurückgelehnt da und sah vielleicht sogar ein wenig gelangweilt auf die Leinwand. War ich etwa der Einzige hier, der den Film nicht gerade belustigend fand? Es sah ja ganz danach aus. Na super. Neben mir saß ein älterer Herr mit Glatze und langem vollen Bart. Er lächelte. Ich fragte mich, was er denn bitte in diesem Film suchte?! Irgendwie war er mir ja doch unheimlich, weswegen ich schnell wegsah und versuchte nicht ganz so arg zusammen zu zucken, wenn gerade eine menschengroße Killerratte ins Bild kam.

Kami, wenn ich das überlebe ... ich schwöre es, dann lasse ich mich nie wieder zu so etwas überreden! Ich wünschte nur, dass der Film endlich enden würde, aber wann würde das denn sein? Das konnte sicher noch dauern.

Nun kam wieder eines dieser riesigen Viecher ins Bild - ich würde ab heute sicher panische Angst vor Ratten haben - und ein Mädchen weiter vorne kreischte auf, die Ratte hatte irgendetwas blutrotes zwischen ihren Zähnen. Ich zuckte sichtlich zusammen, klammerte mich instinktiv, geradezu Schutz suchend an Etwas. Es fühlte sich an wie... eine Hand? Ich blinzelte einmal, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Als ob der Film nicht auch so schon schlimm genug gewesen wäre. Ich drehte meinen Kopf ein wenig zur Seite und sah, dass es Reitas Hand war, die ich gerade ergriffen hatte. Achja, er saß ja neben mir. Nun drehte mein Sitznachbar seinen Kopf in meine Richtung. Ich konnte die Verwunderung ganz deutlich sehen, doch dann schlug es auch schon um...
 

"Sag bloß der Film jagt dir Angst ein, Barbie?", flüsterte er in mein Ohr, nachdem er sich in meine Richtung gelehnt hatte. Ich mochte es ganz und gar nicht, wenn er mir so auf die Pelle rückte. Aber was sollte ich machen? Rummeckern? Im Kino? Nein. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass man uns noch rausschmiss. Ich schluckte. Abstreiten konnte ich es ja schlecht, es war mehr als offensichtlich. Wollte er es nur aus meinem Mund hören, damit er sich besser über mich lustigmachen konnte? Zuzutrauen wäre es ihm ja. Irgendwie konnte mich nichts mehr in dieser Hinsicht bei ihm überraschen. Oder sollte ich sagen 'Och ne, wollt nur mal merken, ob du's merkst'. Auf keinen Fall! Sonst würde der sich sicher noch irgendwas blödes einbilden. Ich sah kurz auf den Kinoboden, den ich nur erahnen konnte. Es war wirklich verdammt dunkel. "Und wenn schon.", murmelte ich daher zurück und er löste sich von mir. Ich sah gar nicht erst in sein Gesicht, doch ich konnte sein Grinsen geradezu spüren. Er lehnte sich zurück und seine Aufmerksamkeit galt wieder dem Film.

Erst jetzt zog ich meine Hand langsam wieder zurück. Doch dann wurde sie aufgehalten. Verwundert sah ich zu Reita. Er hielt meine Hand! Aber... so richtig! Als würden wir Händchen halten oder so! Meine Augen weiteten sich etwas und ich sah mit fragendem Blick in sein Gesicht, doch er lächelte nur sacht, sodass mir fast die Augen aus dem Kopf fielen. Das... das war doch...! Wollte er mich jetzt veralbern? Nein. Wenn er mich veralberte, dann grinste er mich immer so blöd an. Aber dieses Lächeln... Wollte er mir etwa helfen? Damit ich keine Angst haben musste? Das war irgendwie nett. Also nicht nett nett, aber irgendwie doch nett von ihm. Was dachte ich da eigentlich für einen Unsinn?! Naja, das war ja jetzt auch egal. Nur langsam umschloss ich mit meiner Hand seine und wollte gar nicht mehr zu ihm sehen, er sah ja eh schon auf die Leinwand. Und ich wollte nicht in sein Grinsen sehen, da ich den Druck erwiederte. Aber wenn ich hingesehen hätte, wüsste ich, dass er gar nicht grinste, sondern den Film einfach nur weiter anschaute.
 

So verging auch dieser schreckliche Streifen und ich zuckte lediglich bei den ekligen und gruseligen Szenen zusammen, verstärkte meinen Griff um Reitas Hand und irgendwie kamen solche Szenen ziemlich oft vor. Irgendwer da oben musste mich hassen! Kai und Aoi hatten es wohl geschafft Ruki zum Schweigen zu bringen, da sein Lachen nicht mehr den ganzen Saal erschütterte. Ich sah nun zu meiner Linken. Dort saß nochimmer dieser alte Mann. Er lächelte vor sich hin und schien seine Umgebung irgendwie nicht wirklich wahrzunehmen. Auch so, sah er eher aus wie ein glatzköpfiger Weihnachtsmann. Ich schmunzelte leicht und schließlich war es Kai, der sich als erster erhob und sich genüsslich streckte. Kurz darauf tat der Älteste von uns es ihm gleich.

"Ghaa~h" Er grinste. "War der Film nicht entspannend?" Ich sah ihn nur entgeistert an. Ehh, nein. Konnte ich nicht gerade von mir behaupten. Mich hatte er eher verschreckt und ich war sicher heute Nacht nicht schlafen zu können. Und das wo morgen Schule sein würde! Iie! Warum immer ich? Was hatte ich denn verbrochen, um so gestraft zu werden? Ich wusste es nicht.

Jetzt fiel mir allerdings wieder ein, dass ich nochimmer Reitas Hand hielt. Und solange es noch dunkel war, sollte ich lieber loslassen. Die Anderen würden sich sonst was denken und die Lampen gingen langsam an. Schnell entzog ich meine Hand aus der meines Sitznachbarn. Dieser schien sich davon nicht stören zu lassen und ich legte nun beide Hände in meinen Schoß, senkte meinen Kopf ein wenig und atmete tief durch. Über dieses Verhalten meines Mitbewohners musste ich mir doch keine ernsthaften Sorgen machen, oder? Seit wann war Reita denn bitte nett zu mir? Also so, dass ich es auch als 'nett' empfand?! Ich wusste ja nicht, ob er diese blöden Annäherungen als 'nett' empfand. Darüber wollte ich auch gar nicht weiter nachdenken. Als ich dann eine Hand auf meiner Schulter spürte, schreckte ich auf und sah direkt in Aois Gesicht.

"Alles fit bei dir?", fragte er und legte seinen Kopf in die Schräge. Ich rang mich zu einem Lächeln durch und nickte. "Hai, alles klar." Ich stand nun als Letzter von uns Fünf auch endlich wieder auf meinen Füßen. Nun quäkte der Blondschopf auf.

"Uru! Du hast ja kaum Popcorn gegessen!", stellte er fest und machte riesiege Augen. "Kannst es haben.", nuschelte ich. Ich hatte jetzt keine Lust noch was zu Essen. Ich wollte nach Hause. Schlafen würde ich wohl wirklich nicht können, auch wenn ich hundemüde war.

Das lies Ruki sich nicht zweimal sagen und begann schon zu Essen. Langsam verließen wir den Saal und der Schwarzhaarige ging vorraus zu seinem Auto. Ja, Aoi hatte schon einen Führerschein. Nun durften wir uns wieder reinsetzen. Reita saß Vorne bei Aoi, so wie auf der Hinfahrt auch schon. Ruki wollte unbedingt in die Mitte. Kai saß hinter Reita und ich hinter Aoi. Ich sah eher unbeteiligt aus dem Fenster und lauschte dem Gespräch von dem Schwarzhaarigen Kai und dem Zwerg nur nebenbei. Wie immer schwieg der Punk und stierte einfach nur ausdruckslos aus dem Fenster. Ich sah immer mal wieder verstohlen zu ihm herüber, dann warf ich einen Blick auf meine Hand, die er bis vor wenigen Minuten noch gehalten hatte. Hatte er mich nur wieder auf den Arm nehmen wollen, oder war das wirklich eine nett gemeinte Geste gewesen? Irgendwie wusste ich wirklich nicht, was ich davon halten sollte.
 

Vielleicht sollte ich es allmälich ansprechen? Schließlich wollte Yune schon bald kommen. Eventuell schon Morgen und ich wollte ja auch, dass meine Mitbewohner bescheid wussten. Es konnte ja auch sein, dass sie etwas dagegen hatten, auch wenn ich mir das nicht so richtig vorstellen konnte.

"Ano... Leute?" Sofort hatte sich die Aufmerksamkeit aller auf mich gerichtet. Nur Reita sah noch aus dem Fenster, aber ich glaubte auch, dass er mir trotzdem zuhören würde. Das Schweigen interpretierte ich mal so, dass ich fortfahren sollte.

"Habt... ihr was dagegen, wenn ich über das Wochenende Besuch bekomme?", fragte ich leise und sah dann neben mich, wo Ruki zu mir sah und anfing zu grinsen. Kai schüttelte gleich sachte den Kopf. Gerade hielt Aoi vor einer roten Ampel und drehte sich mit interessiertem Blick zu uns um und beugte sich an seinem Sitz vorbei.

"Na?! Wer soll den kommen, Ruha?" Ich hatte mir schon gedacht, dass diese Frage kommen würde, es machte mir auch nichts aus sie zu beantworten, schließlich würden sie es so oder so erfahren. "Yune." Und nun war es der Zwerg, der sich wieder zu Wort meldete. Die bisherige Fahrt über war er auffalend still gewesen. "Wer is'n das?!" Und nun lächelte ich.

"Mein bester Freund.", erklärte ich. "Er wollte mich besuchen und da wollte ich fragen, ob ihr was dagegen habt...?!" Alle drei schüttelten synchron den Kopf und ich musste wieder lächeln. Das fand ich wirklich verständnisvoll von ihnen, besonders als Kai "Ihr habt euch sicher eine Menge zu erzählen. Klar, kann er kommen." sagte. Ich sah ihn dankbar an und er lächelte nur auf seine typische Weise. Dann allerdings sah ich zu Reita, der sich zu meiner Frage noch nicht geäußert hatte.

Er würde doch eigentlich mit entscheiden müssen, schließlich würde Yune dann wohl mit oben schlafen und da Reita und ich uns das 'Reich' teilten...

"Ano... Reita?" Er sah nicht zu mir, sondern blickte weiter aus dem Fenster. Kurz brummte er, um mir zu verstehen zu geben, dass er hörte. "Hast du was dagegen?"

Er drehte seinen Kopf leicht und blickte dann aus den Augenwinkeln zu mir. "Mir doch egal." Sollte ich das jetzt als 'ja' nehmen? Ich beschloss es einfach mal so aufzufassen.

"Grün.", knurrte Reita und jetzt schreckte Aoi auf und setzte sich wieder richtig hin, ehe er auf das Gaspedal trat.
 

Zu Hause angekommen wünschten uns Ruki, Aoi und Kai noch eine gute Nacht, dann gingen Reita und ich auch schon nach oben, wo ich zuallererst einmal im Bad verschwand und dort auch die nächste viertelstunde nicht rauskam. Dann husche ich ebenfalls in mein Zimmer. So schnell hatte ich den Weg wohl noch nie zurückgelegt. Ich zog mir ein weites graues T-Shirt an und trug nocheine schlabbrige kurze Hose, die nichteinmal bis zu meinen Knien reichte. Ja. Das reichte doch, um Schlafen zu gehen. Da brauchte ich ja nichts teures oder so. Mit dem Gedanken schlug ich meine Bettdecke beiseite und legte mich hin.

Ich schloss meine Augen und im nächsten Moment tauchten schon wieder diese Bilder aus dem Film vor meinem inneren Auge auf und ich setzte mich auf. Also nee. So ging das nicht. Ich hatte schon geahnt, dass ich nicht einschlafen konnte. Ich warf ruckartig einen Blick in eine Zimmerecke. Hatte sich da gerade was bewegt? Kami, warum hab ich mich nur zu diesem Film überreden lassen? Ich zog meine Beine nun an und krallte mich geradezu in die Ecke, den Blick starr auf den nichtvorhandenen Schatten gerichtet. Jetzt wurde ich ja schon fast paranoid! Aber so ging es mir immer nur nach Horrorfilmen, glaubte ich jedenfalls. Was sollte ich denn machen? Ich hatte ja viel zu viel Angst davor überhaupt die Augen zu schließen. Zu Hause würde ich wohl meine Mutter rufen und sie würde dann zusammen mit mir wach bleiben, oder einfach bei mir schlafen. Bei dem Gedanken musste ich lächeln. Trotzdem. Ich hatte nichtmal eine Nachttischlampe und ganz im Dunkeln hielt ich es nicht aus.

Ob Aoi so gütig sein würde, mich bei sich schlafen zu lassen? Fragen kostete nichts und bei dem Schwarzhaarigen würde ich mich das am ehesten trauen. Herrje. Warum war Yune noch nicht hier? Ich griff nach meinem Handy und sah dadurch auf die Uhr. Ohnein. Schon Mitternacht. Ich stieg aus dem Bett. Ich wollte einfach nicht allein sein. Ich benahm mich gerade wirklich wie ein großes Baby. Aber ich hatte nunmal Angst verdammt.

Also schlich ich aus dem Zimmer, das Licht im Flur ließ ich aus, ich konnte den blöden Schalter nicht finden. Trotzdem schaffte ich es mich bis zu der Treppe vorzutasten. Doch als ich meinen Fuß auf die erste Stufe setzte und diese zu knarzen begann, erschlotterte mein ganzer Körper.

Nein! Nie im Leben! Da ging ich im Dunkeln nicht runter. Das Knarzen war mir vorher nie so... bedrohlich vorgekommen. Ganz toll, Uruha. Du kannst dem Club der Deppen beitreten. Warum nicht gleich dem, der Weicheier!? Das war nur ein Film! Sowas ist nicht real! Das haben sich irgendwelche kranken Leute ausgedacht! So große Ratten gibt es gar nicht, die würden doch auffallen. Doch so mehr ich versuchte mir meine eigene Angst auszureden, umso größer schien diese zu werden. Ich wollte nicht allein im Dunkeln rumhocken. Aber die Treppe traute ich mich auch nicht runter. Was sollte ich denn jetzt machen? Eigentlich blieb mir ja nur eine einzige Option übrig, wenn ich nicht zurück in mein Zimmer und auch nicht die Treppe herunter wollte...
 

Nun schluckte ich und sah auf die Tür, die meinem eigenen Zimmer direkt gegenüberlag. Dort stierte mich schon dieses Poster an. Selbst im Dunkeln konnte ich es erkennen! Oder es war einfach nur Einbildung, so wie Vieles im Moment. Sollte ich wirklich? Man. Warum musste ich auch unbedingt mit Reita hier oben sein? Ich seufzte leise. Mir blieb keine Wahl.

Vielleicht würde er mich ja auch nicht auslachen, sondern Verständnis zeigen? Bei dem Gedanken hätte ich fast losgelacht. Ne, ist klar. Als ob der sich so plötzlich ändern würde. Aber heute im Kino war er ja auch irgendwie nett gewesen. Ich tappste also auf seine Tür zu. Dort klopfte ich vorsichtig an.

"Reita? Bist du noch wach?", fragte ich leise gegen das Holz. Ich wartete eine Weile und ich hörte nichts, bis auf das Pochen meines Herzens und ab an ein scharrendes Geräusch, welches ich mir hoffentlich nur einbildete.

Dann ging auch schon die Tür auf und ein Reita, der sich durch die zerzausten Haare fuhr und am Türramen lehnte sah mit fragendem Blick auf mich. Er trug lediglich eine weite dunkle Hose. Welche Farbe sie hatte konnte ich nicht erkennen, das interessierte mich auch nicht. Vielmehr wunderte es mich, dass er nochimmer dieses dämliche Band auf der Nase trug.

"Was'n?", fragte er mich nun und beäugte mich mit einem seltsamen Blick. Schon sah ich zu Boden und tippte meine Zeigefinger aufeinander, was ihn nur eine Braue heben ließ. "Ano...~" Ich kam mir gerade wirklich seltendämlich vor. Als ob er sich dazu bereit erklären würde bei mir zu bleiben! Wollte ich das überhaupt? Nein. Eigentlich nicht, oder doch? Er konnte ja vielleicht auch ganz nett sein. Das hatte er ja im Kino auch schon bewiesen. Ich würde jetzt viel lieber zu Aoi gehen. Der Schwarzhaarige war nunmal sowas wie ein großer Bruder, den ich vorher nicht gehabt hatte. Aber was sollte ich denn jetzt sagen?

Ich konnte Reitas Blick geradezu auf mir ruhen spüren. Los mach den Mund auf! Kein Wunder, dass der dich so komisch anstiert. Du klopfst um Mitternacht an seine Tür und sagts nichtmal was. Nun verschränkte er seine Arme, abwartend.

"...ich ... kann nicht schlafen...", murmelte ich, sodass ich fast schon bezweifelte, dass er mich überhaupt hören konnte. Eine Weile schien Reita nach den richtigen Worten zu suchen oder so, denn er sagte nichts. Natürlich konnte es auch sein, dass er sich gerade einem Lachkrampf entzog. Besser, wenn ich mich jetzt wieder verzog. Gerade wollte ich mich schon seufzend auf dem Absatz umdrehen, als die Stimme meines Mitbewohners an mein Ohr drang.

"Hm. Hol dir'n Kissen." Ich sah auf und sah ihn verwundert aber auch verblüfft an. "Nani?" Er grinste nun schon wieder. Dann löste er die Verschränkung seiner Arme auch schon wieder und streckte einen nach mir aus. Ich zuckte schon zusammen, aber er schnippte mir nur gegen die Stirn.

"Hol 'n Kissen. Du kann's bei mir pennen. Ich hab' kein' Bock drauf, dass du hier die ganze Zeit rumtrampelst oder alle zwei Minuten an meiner Tür steh's..." Bitte? Soll das heißen ich bin laut gewesen? Er hatte mich gehört. Das konnte ich mir irgendwie nicht so recht vorstellen. Aber ich wollte auch nicht wiedersprechen. Aber... ich durfte wirklich bei ihm schlafen? So ganz ohne Hintergedanken? Nun runzelte ich die Stirn, was Reita selbst im Dunkel nicht entging.

"Ich werd schon nich' über dich herfall'n. Ich will pennen.", meinte er und grinste lediglich.
 

Ich griff nach meinem Kopfkissen. So langsam verwunderte mich mein Mitbewohner immer mehr. Aber egal. Ich umklammerte das Kissen und tappte wieder leise durch den Flur. Wahh. Hier war es am Unheimlichsten. Aber zum Glück waren es nur wenige Schritte bis zu Reitas Zimmer.

Die Tür stand einen Spalt breit auf und ich öffnete die Tür einfach mal. Reita konnte ich nicht entdecken. Hä? Wo war der denn jetzt schon wieder abgeblieben? Oder war er etwa mit den Schatten verschmolzen oder war ich plötzlich blind geworden? Irgendwie beides unwahrscheinlich.

Ich hätte fast aufgeschrieen, als ich plötzlich zwei Hände an meiner Hüfte spürte. Sofort fuhr ich entsetzt herum und sah in Reitas Gesicht. Er grinste mal wieder bis über beide Ohren. Okay, jetzt machte er sich über mich lustig! Nun ähnelte ich mehr Ruki, da ich meine Wangen beleidigt aufpustete.

"Was bis' du auch so schreckhaft, Barbie?!" Er kratzte sich am Kopf und ging einfach auf sein Bett zu, auf welchem er sich niederließ und schließlich lang legte. Ich stand ein wenig unsicher im Raum herum, wollte die Einrichtung gar nicht näher betrachten. Ich sah eh überall blutrünstige Riesenratten. Brr~ Ich glaub ab jetzt hab ich Angst vor denen. Ob es in diesem Zimmer Ratten gab? Darüber wollte ich gar nicht nachdenken und eine Antwort erst recht nicht haben.

Ein wenig unsicher folgte ich ihm und stand nun nochimmer unsicher neben seinem Bett. Ich konnte seine Blicke spüren. "Willst du im stehen, pennen?" Sowas in der Art hatte ich mir schon gedacht. Reita nahm nuneinmal kein Blatt vor den Mund. Dass er mit dieser direkten Art auch Menschen verletzen konnte, merkte er wohl nicht so wirklich. Ich schüttelte sachte den Kopf und er grinste lediglich darauf. Also ließ ich mich auf das Bett nieder, verharrte dann allerding schon wieder in meinen Bewegungen. Ich traute mich irgendwie nicht so recht mich neben ihn zu legen. Was, wenn er doch irgendwelche Hintergedanken hatte? Irgendwo blieb ja doch eine geiwsse Angst zurück und ich war schon von Natur aus zu unsicher für diese Welt.

Aber ich war müde und wollte schlafen. Also musste ich wohl oder übel über meinen Schatten springen. Trotzdem. Ich hoffte nur Reita würde mir das nicht Ewig vorhalten oder darauf herumhacken, dass ich in seinem Bett geschlafen hatte, während er auch drin war. Manno. Reita hatte seine Arme von sich gestreckt. Ich runzelte sachte die Stirn. Wie sollte ich mich denn da hinlegen? So blieb mir ja keine andere Wahl, als meinen Kopf auf einem seiner Arme zu platzieren. Ich seufzte stumm. Na prima. Bevor ich mir noch irgendein Kommentar von meinem Mitbewohner anhören musste, legte ich mich einfach hin, meinen Kopf auf Reitas Unterarm, ich drehte ihm den Rücken zu.
 

"Was soll'n das werden?", fragte nun eine Stimme neben mir und ich erkannte sie sofort als die von Reita. Konnte er mich nicht schlafen lassen? Scheinbar nicht. Ich gab einen fragenden Laut von mir.

"So reicht die Decke nich', du muss scho' näher rück'n, oder du penn's so." Das wurde ja immer besser. Ich wusste, dass er Recht hatte. Ich lag am Rand des Bettes und die Decke war nicht für zwei Leute ausgelegt, wenn ich also nicht erfrieren wollte...

Was hatte ich denn verbrochen? Reita war mir mit seinem Verhalten immernoch unheimlich. Ich hatte sogar ein bisschen Angst vor ihm. Doch seit ich ihm eine Ohrfeige verpasst hatte, hatte er nicht mehr versucht mich zu küssen. Das wunderte mich schon gehörig. Irgendetwas hatte der doch vor. Aber egal. Ich war müde und wollte einfach nur schlafen.

Das Zimmer war vollkommen dunkel und ich sah mich so gut es ging um. Eine Gänsehaut jagte mir über den Rücken, als ich mir schon wieder einen, sich bewegenden Schatten einbildete. Ganz ruhig, Uruha. Nach einer kurzen Pause, in der sich Reitas Blick auf meinem Rücken einbrannte, drehte ich mich dann doch um und rückte widerwillig ein wenig näher an ihn heran.

Nun lag mein Kopf auf seinem Oberarm. So nah wollte ich eigentlich gar nicht, aber wenigstens musste ich nicht frieren. Gerade zog mein Mitbewohner die Decke ein wenig höher, sodass sie mir bis an die Schultern reichte, ich hatte schon längst meine Augen geschlossen und wartete ja geradezu darauf, dass er irgendetwas Krummes machte, damit ich einen Grund hatte aufzuspringen. Aber das blieb aus und irgendwann war Reita eingeschlafen. Jedenfalls ließ seine ruhige Atmung darauf schließen. Ich schmunzelte sacht. Ich konnte ihn mir schlafend gar nicht vorstellen.

Es war zu dunkel, um irgendetwas erkennen zu können, aber egal. Ich sollte auch versuchen ein wenig zu schlafen, morgen musste ich schließlich wieder in die Schule und wenn ich da nicht direkt einschlafen wollte, musste ich wenigstens ein wenig Schlaf finden.

Ich zog meine Beine ein wenig an und schloss die Augen. So langsam gewöhnte ich mich daran, dass Reita neben mir lag und sein Arm war als Kissen gar nicht mal so unbequem, wie ich mir selbst eingestehen musste. Irgendwann war ich dann eingeschlafen...
 

Ich wurde durch die Sonnenstrahlen wach, die durch die nicht heruntergelassenen Rollos hereinkamen und mir selbst durch die geschlossenen Augen Kopfschmerzen bereiteten. Ich murrte leise. Warum war es denn so hell? Ich ließ die Rolladen immer runter! Verschlafen blinzelte ich und konnte mir ein sachtes Gähnen nicht verkneifen. Zuerst sah ich nur alles verschwommen, ehe mir fast die Augen aus dem Schädel fielen. Meine Augen mussten gerade so groß wie Fahrradreifen oder so sein. Wieso zum Teufel lag Reita neben mir?! Und warum... ich stutzte, lag ich so nah an ihm? Mit jedem Lidschlag kehrten meine Erinnerungen mehr und mehr zurück. Ich hatte trotz des Filmes recht gut geschlafen und das verdankte ich meinem Mitbewohner, jedenfalls irgendwie oder so. Ich sog die Luft scharf ein. Jetzt bloß leise sein. Ich wollte nicht dabei sein, wenn mein Mitbewohner aufwachte.

Vorsichtig schlug ich die Decke beiseite und sah in Reitas Gesicht. Er hatte seine Augen geschlossen und sein Mund stand einen Spalt breit offen, während er ruhig ein und ausatmete. So sah er ja ganz friedlich aus und niemand, der einem mit einem fiesen Grinsen auf die Pelle rückte. Ich musste unwillkührlich lächeln. Wenn er seine fiese Art nicht immer an mir auslassen würde, könnte ich ihn vielleicht noch sympathisch finden, aber da er eben seine Art auch an mir auslies, fiel es mir schwer ihm nicht einfach an den Kopf zu werfen, wie ätzend ich das fand.

So leise wie es nur möglich war stieg ich aus dem Bett und deckte den Schlafenden zu. Auf seinem Nachtisch konnte ich hinter reichlich Flaschen eine Uhr erkennen. Ich schob das Glas beiseite und seufzte. Noch etwa eine Stunde, bis wir losmussten. Zum Glück fing heute der Unterricht ein wenig später für uns an, sonst hätten wir wohl total verpennt. Kai war sicher schon in der Schule und Ruki wuselte mit Sabu-chan herum, jedenfalls konnte ich mir das sehr gut vorstellen.

Aber was war mit Reita?! Herrje! Ach du Schande! Er hatte verschlafen, zum Teufel! Sofort drehte ich mich um und hastete zurück zum Bett, doch noch bevor meine Hand Reita erreicht hatte, hielt ich inne. Sollte ich ihn wirklich wecken? Ich wusste nicht, wie er sich kurz nach dem Aufstehen benahm. Vielleicht war er eine wilde Bestie oder so? Wahh... Allein bei dem Gedanken würde ich am Liebsten weglaufen. Okay, jetzt redest du dir irgendwelchen Unsinn ein. Ich streckte also vorsichtig meine Hand aus und legte sie an Reitas Schulter. Sachte begann ich daran zu rütteln.

"He, Aufstehen!", nuschelte ich dabei und rieb mir mit meiner freien Hand eines meiner Augen. Ich war selbst noch halb am Schlafen, auch wenn ich mich eben so sehr erschreckt hatte, jetzt kehrte die Müdigkeit in meine Glieder zurück. Ein wenig zuckten Reitas Lider und er gab ein murrendes Geräusch von sich, sodass ich lächelte. Doch dieses verging mir schon, als ich seine Worte hörte.

"Ich hab' keinen Bock aufzustehen, verdammt. Ich will pennen!" Dass er selbst im Halbschlaf so daherredete...
 

Es dauerte sicher fünf Minuten bis ich Reita dazu bringen konnte überhaupt die Augen zu öffnen. Verschlafen blinzelte er mir entgegen und sah ein klein bisschen verpeilt aus, sodass ich mich beherrschen musste, damit ich ihn nicht dämlich angrinste.

Er dagegen fixierte mich mit einem 'Was-machst-denn-du-hier-Blick'. Doch gerade als ich den Mund öffnen wollte, schien er sich zu erinnern und legte sich eine Hand an die Stirn. "Boah... Warum weckst du mich, Barbie?!", fragte er und klang schon ein wenig genervt. Ich stemmte meine Hände in die Hüften.

"Du hast verschlafen! Du bist auf jeden Fall schonmal zu spät in der Schule!" Er sah mich mit einem undeffinierbaren Blick an und grabschte nach dem Funkwecker. Stöhend ließ er sich zurück in die Kissen fallen. "Ey... ich hab keinen Bock. Ich bleib hier und mach blau.", meinte er trocken und ich hob sacht eine Augenbraue.

"Eh?" Auf meinen fragenden Blick hin sah er mich an und schien wohl kurz zu überlegen. Wollte er es sich anders überlegen? Doch seine folgenden Worte gaben mir das Gefühl, dass er mich für blöd hielt. "Blau machen heißt, dass man -"

"Ich weiß was es heißt!", gab ich zur Antwort und musterte ihn. Daraufhin sah er mich ein wenig verdutzt an. "Warum has' du dann so blöd geguckt?!"

"Weil ich es einfach nur unfassbar finde, dass du einfach mal so die Schule schwänzt." Er verzog keine Miene und richtete seinen Oberkörper auf, sodass die Decke bis in seinen Schoß fiel.

"Is' doch nix dabei, mach ich ständig." Entrüstet schürzte ich die Lippen und sah ihn vorwurfsvoll an. "Das ist doch jetzt nicht dein Ernst oder?!"

"Doch.", erwiederte er und legte seinen Kopf leicht schief. Ich stierte eine Weile sprachlos zu ihm, ehe ich mich auf dem Absatz umdrehte.

"Naja. Ich geh dann mal, mich für die Schule fertig machen." Ein leises Raunen seitens Reita, verriet mir, dass er verstanden hatte und ich schloss die Tür leise hinter mir, da ich sicher war, dass er wieder Schlafen gehen würde.

"URU-CHAA~N! BIST DU WAHAAAAAA~CHH?!", quäkte Ruki durch die ganze Wohnung, als ich mich gerade ins Badezimmer begeben wollte. Ich zuckte kurz zusammen und rief lediglich ein "Hai" hinunter, woraufhin ich es Poltern hörte und keine Minute später Ruki im oberen Flur aufgetaucht war. Er war schon komplett angezogen. Er trug einen weißen Pullover mit der roten Aufschrift ' It's only Rock'n'Roll ', dazu eine schwarze Hose. Er war auch schwarz um seine Augen geschminkt und nun sah er mich mit schiefgelegtem Kopf an. "Was denn? Du bist noch nich' fertig, Uru-chan?! Beeil dich, der Bus wartet nicht auf uns..."

"Leider...", murmelte ich nur und schon hastete der Blondschopf die Treppe wieder herunter. Ergeben seufzte ich und verschwand dann doch noch nicht im Bad, sondern stattete meinem Zimmer, vorallem meinem Kleiderschrank noch einen kleinen Besuch ab. Ich suchte mir irgendwelche mitgebrachten Klamotten aus, ehe ich im Badezimmer verschwand, um mich auf meinen zweiten Schultag an dieser Schule, wo ich mich nicht wirklich willkommen fühlte, vorzubereiten.

Yunes Aufenthalt I

Heyho zum neuen Kapitel.

Es wird dazu noch ein zweiter Teil folgen ;)

Alles in ein Kapitel zu tun, wäre zu lang und aufwendig geworden. Außerdem hättet ihr sicher noch eine Woche oder so warten müssen. Aber so ist es dann auch oke, ne? xD Danke an Pulcinella für die Hilfe °_°/

Aber genug der Vorrede, wünsch euch viel Spaß =D
 

Achja. Hab übrigens eine zweite FF hochgeladen, würde mich freuen, wenn der ein oder andere mal vorbeischaut ^.^
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Ungeduldig schritt ich in der Wohnung auf und ab. Reita, Ruki und Kai folgten mir mit ihren Blicken. Ich wartete und zwar ziemlich ungeduldig. Hab ich schon erwähnt, dass ich manchmal ziemlich ungeduldig sein kann? Naja. Jedenfalls war ich genau das und es regte mich einfach auf. Der Schwarzhaarige hatte doch noch große Töne gespuckt und mir gesagt, dass er mich zum Bahnhof begleiten würde, nein, dass er mich fahren würde. Wenn mein baldiger Besuch Gepäck dabei hatte - was ich stark annahm - brauchte er es nicht durch die Gegend zu schleppen, so wie ich das hatte machen müssen. Der Bahnhof war zwar nicht weit von hier entfernt, aber mit dem Auto ließ sich einfach viel besser Gepäck verladen, außerdem war es bequemer. Nochimmer schritt ich auf und ab, irgendetwas vor mich hinmurmelnd.

"Uruha, setz dich doch hin. Aoi kommt sicher jeden Moment...", versuchte Kai mich zu beruhigen. Doch ich brummte daraufhin nur missmutig und ließ mich neben ihm auf das Sofa sinken. Ich konnte mir vorstellen, dass mein herumgetigere, den anderen gehörig auf den Zeiger ging. Aber es würde sicher nicht mehr lange dauern und der Zug würde in Tokyo einfahren. Und dann würde er vielleicht gar nicht da sein. Tolle Begrüßung, echt. Erst fragen, ob er kommt und dann selbst nicht aufkreuzen. Also nein. Das konnte ich einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Ruki beschäftigte sich mit Sabu-chan. Der Hund wedelte fröhlich mit seinem Schwanz und bellte aufgeregt, als der Knirps einen feuerroten Ball hob. Doch noch ehe er den Ball werfen konnte und wahrscheinlich irgendetwas zu Bruch gehen konnte, wendete Kai sich an den Blondschopf.

"Ruki! Nicht in der Wohnung! Hinterher geht noch was kaputt!", warf er in strengen Ton ein und der Angesprochene schob beleidigt seine Unterlippe vor, ehe er seinen Kopf in den Nacken warf und aus dem Zimmer stolzierte, von einem bellenden Hund begleitet.

Ich seufzte nur wieder und wartete nochimmer auf den ältesten meiner Mitbewohner. Wenn Aoi nicht in den nächsten fünf Minuten hier aufkreuzen würde, dann würde ich mich allein auf den Weg machen. Ich wollte einfach nicht, dass Yune zu lange warten musste, nein. Ich wollte, dass er gar nicht warten musste. Vielleicht war der Zug sogar schon da? Allein bei dem Gedanken schüttelte ich den Kopf. Man. Ich wollte ihn richtig begrüßen und das war echt nichts. Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe auf und schlug eines meiner Beine über das Andere. Reita saß nochimmer, ohne überhaupt ein Wort gesagt zu haben da und stierte vor sich hin. War er überhaupt noch wach? Oder schlief er mit offenen Augen? Meine Neugierde darüber siegte und ich erhob mich. Langsam tappste ich, unter dem fragenden Blick von Kai auf meinen anderen Mitbewohner zu. Dort angekommen streckte ich eine meiner Hände aus und begann vor Reitas Nase herumzuwedeln. Natürlich trug er auch jetzt dieses Band auf seinem Gesicht. Ich konnte einfach nicht begreifen, warum er das Ding überhaupt trug.

"Was soll der Mist?", hörte ich Reitas Stimme fragen und er blinzelte nur leicht. Ich runzelte die Stirn und nahm meine Hand wieder zurück, um diese und meine andere nun an meinen Hüften zu verstauen.

"Ich dachte schon, du wärst eingeschlafen.", meinte ich darauf lediglich, erntete ein leises Brummen von Reita und sah Richtung Haustür, da ich glaubte zu hören, wie jemand einen Schlüssel in das Schloss steckte. Und tatsächlich. Nur wenige Augenblicke später trat Aoi in die Wohnung, mit einem schwarzen Rucksack beladen. Er sah ganz schön... geschafft aus und auch ein wenig genervt. Er murmelte unverständliches Zeugs vor sich her, sodass ich es mir zweimal überlegte, bis ich in den Flur ging, um ihn zu begrüßen.

"Ano, Aoi?" Er sah auf, griff sich sogleich mit einer Hand an seinen Hinterkopf und begann sich an diesem zu kratzen. "Gomen, Ruha. Hatte noch Stress mit einem der Professoren.", versuchte er sich erklären, doch ich winkte leicht ab. Da konnte er doch auch nichts für. Trotzdem. Ich wollte nun so schnell es ging zum Bahnhof, damit Yune nicht wirklich noch auf mich warten musste. Und dass, wo er extra den Weg bis nach Tokyo machte, nur um mich zu besuchen. Kurz wartete ich noch. Doch als Aoi dann an mir vorbeischreiten wollte, legte ich ihm sacht eine Hand auf seine Schulter, sodass er stehen blieb.

"... wollten wir nicht noch zum Bahnhof?" Und genau das schien der Schwarzhaarige nun auch zu verstehen. Er sah mich ein wenig entgeistert an und sein Blick sagte ganz deutlich: 'Was sollen wir denn da?! Hab ich was verpasst?'. Ich seufzte kurz. "Ano... Meinen besten Freund, abholen?", fragte ich daher unsicher. Konnte ja auch sein, dass mein Mitbewohner keinen Bock darauf hatte für mich den Chauffeur zu spielen. Verübeln könnte ich es ihm ja nicht. Er kam gerade von der Uni und sollte mich dann noch durch Tokyo gurken? Herrje. Was verlangte ich da eigentlich von ihm? Nagut. Er hatte es mir angeboten, aber ich hätte nicht einfach so bedenkenlos zustimmen sollen.

"Achja!" Aoi schlug sich mit der flachen Hand gegen seine Stirn und lächelte mich dann an, sodass ich gar nicht anders konnte als das Lächeln zu erwiedern. "Klar machen wir das, also auf auf!" Er machte auf dem Absatz kehrt und öffnete schon wieder die Haustüre. Ich dagegen drehte mich nocheinmal Richtung Wohnzimmer, in dem wohl Kai und Reita immernoch... herumsaßen?! Einen Augenblick hielt ich inne. "Jungs! Wir fahren dann mal zum Bahnhof! Ihr wisst schon, Yune abholen, ne?!", rief ich ihnen zu und konnte nur ein Gemurmel verstehen, was wohl so viel hieß wie 'Okay' oder so. Also folgte ich meinem ältesten Mitbewohner in den Flur.
 

Am Bahnhof mussten Aoi und ich dann tatsächlich sogar noch warten. Das hätte ich wirklich nicht erwartet. Ich hätte mit allem gerechnet. Dass Yune hatte zu lange warten müssen und wieder zurückgefahren sei, dass er seit Stunden hier stand, dass er es einfach vergessen hatte, oder das er auf irgendeiner Bank saß und schlief. Aber nichts dergleichen war der Fall. Nein. Jetzt waren es mein schwarzhaariger Mitbewohner und ich, die warteten. Das tat mir für Aoi leid. Ich hatte kein Problem damit, aber er war sicher müde von der Uni. Ein leiser Seufzer meinerseits ließ ihn aufsehen.

"Stimmt was nicht?", fragte er mich und legte seinen Kopf in die Schräge, während er mich mit einem 'Ehh?-Blick' musterte. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und sah mit einem entschuldigenden Lächeln zu ihm. "Sumimasen, dass du jetzt hier mit mir rumwarten musst, du bist doch sicher müde...?" Aoi grinste nun breit, was mich ein wenig irritierte, sodass ich die Stirn runzelte.

"Macht nichts. Schlafen kann ich später auch noch." Ich nickte stumm. Na prima Uruha. Jetzt beraubst du ihn auch noch seiner Nachruhe. Es war zwar erst früher Abend, aber es ging jetzt ums Prinzip! Zusammen warteten wir dann auf den Zug, in dem dann hoffentlich mein bester Freund sitzen würde, um mich besuchen zu kommen. War ja nicht so, dass wir uns unendlich lange nicht gesehen hätten, aber ich vermisste ihn schon. Er war ja nicht nur mein bester, sondern irgendwie auch mein einzigerr Freund.
 

Nach etwa zwanzig Minuten trudelte dann auch endlich der so ersehnte Zug ein. Ich schob mich durch das Gedränge, Aoi hatte gesagt er würde in der Halle warten, ich hatte lediglich genickt. Hier würden wir uns wohl eh nur aus den Augen verlieren, das hätte ich schon kommen sehen. Ich sah mich um. Geradezu hektisch. Ich wollte ihn nicht übersehen. Irgendwo hier musste er sein. Er war einer der Passagiere, die ausstiegen, da war ich mir sicher. Ich hatte doch noch mit ihm telefoniert, kurz nach der Schule.

Wo steckte er nur? Hatte er es sich nun etwa doch anders überlegt? Wirklich vorstellen konnte ich mir das nicht. Wenn ihm etwas dazwischen gekommen wäre, hätte er sich gemeldet, so wie er es immer tat. War ihm etwa was zugestoßen? Quatsch! Ich sollte nicht gleich den Teufel an die Wand malen, nur weil ich ihn in einem Haufen von Menschen nicht sofort entdecken konnte. Angetrengt ließ ich meinen Blick weiterhin schweifen. So leicht wollte ich die Hoffnung dann doch nicht aufgeben! Er war sicher hier! Irgendwo...

"Kou?!", hörte ich jemanden meinen Namen brüllen und zuckte kaum merklich zusammen. Im nächsten Moment fuhr ich auch schon herum und erblickte blond gefärbtes, etwas längeres Haar und ein lächelndes Gesicht. Einige Male blinzelte ich unglaubwürdig in das Gesicht meines besten Freundes. Als ich mich nach einiger Zeit immernoch nicht rührte, verzog jener leicht das Gesicht.

"Sag mal... erkennst du mich nicht?", fragte er ein wenig eingeschnappt und verschränkte seine Arme. Natürlich wusste ich, dass er es nicht ernst meinte, wenn er so schmollend schaute und sofort lächelte ich. "Doch. Natürlich erkenne ich dich, YunYun." Nun lächelte er auch wieder. "Dann will ich aber auch begrüßt werden."

Ich lachte leise. Er brachte mich immer irgendwie dazu fröhlich zu sein. Also ging ich auf ihn zu und umarmte ihn. Freundschaftlich versteht sich. Er erwiederte die Umarmung, so wie immer eigentlich. Schließlich löste ich mich von ihm. "Wollen wir dann los?", fragte ich ihn und er runzelte die Stirn, während sein Kopf in die Schräge glitt. "Seit wann hast du es denn bitte so eilig, Kou?"

"Naja, Aoi wartet...~", gab ich leise von mir und konnte den prüfenden Blick Yunes geradezu auf mir spüren. "Er fährt uns und dein Gepäck zur Wohnung.", hing ich rasch nach, bevor er wieder einen Grund hatte eifersüchtig zu werden. Warum wurde er das eigentlich? Wir waren schließlich nur Freunde. Obwohl 'nur ein Freund' hieß bei mir schon eine Menge. Ergeben nickte mein bester Freund nun und wir begannen uns zwischen fremden Leuten hindurchzuquetschen, um zu Aoi zu gelangen, der sicher schon ungeduldig wartete. Wenn er uns schon fuhr, wollte ich ihn auch nicht zu lange auf die Folter spannen.

Als endlose Minuten vergangen waren in denen wir uns zwischen unbekannten Leuten hindurchgeschlängelt hatten, erreichten wir schwer atmend Aoi, der an einer Wand gelehnt auf uns wartete. Bei unserem Anblick begann er zu grinsen, sodass ich nur eine Hand in die Hüfte stemmte und ihm einen beleidigten Blick zuwarf. Daraufhin musste sich mein Mitbewohner das Lachen sichtlich verkneifen und sah daher angestrengt auf Yune, der dem ganzen bisher schweigend beiwohnte.

Der Schwarzhaarige machte nun einen Schritt auf meinen besten Freund zu und grinste ihn freundlich an. "Yune, ne?! Ich bin Aoi.", stellte er sich selbst vor und nickt, um seine eigenen Worte zu bestätigen. Irgendwie kam mir Yunes Blick auch ein wenig komisch vor, den er Aoi nun zuwarf, als dieser sich ein wenig zu mir beugte und mir etwas zuflüsterte, woraufhin ich nickte. Er hatte mich lediglich gefragt, ob ich den anderen bescheid gesagt hatte, dass wir wieder gegangen waren. Dies wurde von dem Blonden wohl ein wenig falsch aufgenommen. Sein Blick sprach geradezu aus, dass Aoi ihm von Sekunde zu Sekunde unsympathischer wurde. Das war wirklich ein grandioser Start. Ich nickte dennoch dem Schwarzhaarigen zu, da ich diese Frage nicht unbeantwortet lassen wollte. Dieser bemerkte den Blick Yunes allerdings auch wieder schnell, war ja auch kaum zu übersehen, so wie er Aoi anstierte. Sacht zog der Älteste seine Augenbraue in die Höhe. Er schien geradezu zu spüren, dass Yune ihn aus einem, ihm unerdenklichen Grund nicht ausstehen konnte.

"Eetoo~ ... Wir fahren würd ich sagen, ne?", war Aois Versuch die Spannung seitens Yune zu lösen. Doch das gelang ihm nichteinmal ansatzweise. Yune stierte ihn nochimmer mit einem seltsamen Blick an, bis ich mich dazu erbarmte ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. "Kommst du?", flüsterte ich ihm leise zu und er kehrte wohl wieder zu mir zurück. Hmpf. Hatte er mich etwa vergessen? So verdutzt wie er mich gerade ansah, konnte man das glatt annehmen. Nun war ich an der Reihe eingeschnappt zu sein.
 

Im Auto herrschte betretenes Schweigen. Aoi saß am Steuer und ging wahllos alle Radiosender durch, die das Autoradio hergab. Fast wie mit dem Fernseher. Irgendwie konnte sich keiner meiner Mitbewohner für irgendein Programm entscheiden. Ich schmunzelte sacht darüber und lehnte mich etwas mehr gegen den Rücksitz. Nun saß ich hinten bei Yune, da ich ihn nicht ganz allein hatte sitzen lassen wollen. Er mochte Aoi nicht sonderlich, das hatte sowohl dieser als auch ich schon längst bemerkt.

Aus den Augenwinkeln sah ich zu dem Blonden, der scheinbar lustlos aus dem Fenster saß. Ich war nicht sicher, was ich nun sagen sollte, aber diese Stille schien mich geradezu zu erdrücken. Und das, obwohl das Autoradio doch lief. Ich knabberte auf meiner Unterlippe herum und drehte meinen Kopf nun doch zu Yune.

"Ano, YunYun? Ist alles okay?", fragte ich vorsichtig und er schien mich wieder warhzunehmen. Yune drehte sich zu mir um und nickte, schenkte mir ein Lächeln. Trotzdem war ich mir nicht sicher, ob ich ihm das so einfach glauben sollte. Natürlich unterstellte ich ihm nicht das er log, keinesfalls. Sein Verhalten kam mir nur seltsam vor. Liegt bestimmt an der großen Stadt, redete ich mir ein. Tokyo hatte mich ja im ersten Moment auch schlicht gesagt; erschlagen. Also beruhigte ich mich mit dem Gedanken und gab ein leises "Gut." von mir, ehe ich mich selbst auch damit beschäftigte aus dem Fenster zu sehen.

Lange dauerte die Fahrt nicht und der Schwarzhaarige parkte vor dem Wohnhaus, in dem ich mit ihm und den Anderen lebte. Ein wenig verwundert sah Yune sich das Gebäude näher an. Ja, war nicht gerade vom feinsten, aber man konnte drin leben, auch wenn es anfangs nicht so wirkte. Ich griff also nach Yunes Handgelenk und schliff ihn geradezu hinein. Er schien wohl ein wenig irritiert darüber, dass ich wirklich dort drin wohnte. Aoi war bereits vorrausgegangen, hatte sich Yunes Tasche auf die Schulter gehieft. Dadurch stieg dessen Sympathie für den Schwarzhaarigen wohl dennoch nicht an, denn er stierte ihn schon wieder so komisch an. Ich würde meinen besten Freund nachher mal darauf ansprechen, wenn wir unter uns waren.
 

Oben in der Wohnung angekommen wurden wir ersteinmal von einem kleffenden Chihuahua begrüßt, der später dann in Rukis Zimmer gesperrt wurde. Direkt wurde Yune in den Wohnbereich geführt, die Tasche einfach achtlos im Flur abgestellt und nun saßen wir da: Yune, Kai und ich auf dem Sofa, Aoi auf dem Sessel und Ruki rannte noch durch das Zimmer, um eine gewisse letzte Person zu holen, die sich wohl - laut dem Braunhaarigen - nach oben verzogen hatte.

Yune saß schweigend neben mir, auf meiner anderen Seite Kai, der meinem besten Freund hin und wieder einen neugierigen Blick zugeworfen hatte. Sie hatten sich noch nicht vorgestellt, da sie das lieber alle zusammen erledigen wollten, also sollte auch Reita uns mit seiner Anwesenheit beglücken. Naja, beglücken? Wie dem auch sei. Ein genervter Laut war aus der Küche zu vernehmen und ihm nächsten Moment kam ein Ruki, der sich den Kopf hielt aus der Küche. Dem hatte wohl jemand eine Kopfnuss verpasst und ich glaubte auch zu wissen, wer dies 'angerichtet' hatte. Und meine Vermutung bestätigte sich, als Reita, eine Hand zur Faust geballt - jene hatte er sogar noch angehoben - hinter dem Zwerg auftauchte. Der kleine Blondschopf gab nur ein leises "Itaii~, Baka!" von sich, ehe er auf das Sofa zusprang und sich einfach mal, frech wie er war auf die Lehne setzte. Reita derweil ließ seinen Blick gelangweilt schweifen. Auch als dieser letztendlich an Yune hängen blieb, war in seinem Gesicht keine Regung zu sehen.

Mein bester Freund erwiederte den Blick nicht, da dieser an dem Kleinsten im Bunde hängen geblieben war. Noch ehe er überhaupt daran denken konnte etwas zu sagen, erhob Kai sich, sodass er alle Blicke - mal abgesehen von Reitas - auf sich zog. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, doch der Braunhaarige kümmerte sich nicht weiter darum, sondern wandte sich an Yune.

"Also, dann heiße ich dich mal Willkommen, Yune-kun.", begann Kai und strahlte ihn mit seinem typischen Grinsen an. "Ich bin Kai." Vorstellen gehörte ja auch dazu. Da hier scheinbar jeder seinen Namen wusste, nickte Yune lediglich, brauchte sich dann ja wohl nicht mehr vorzustellen, wäre ja überflüssig gewesen. Ich sah zu ihm. Nur kurz erwiederte er meinen Blick, lächelte dann. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er das jetzt nur mir zuliebe gemacht hatte. Er schien selbst Kai nicht sonderlich nett zu finden. Ich konnte mir das irgendwie nicht erklären. Was war nur auf einmal in ihin gefahren?

"Nenn' mich Ruki!", brachte der blonde Zwerg hervor und streckte beide Arme, die Hände zu Fäusten geballt in die Höhe. Er verkündete seinen Namen geradeso, als hätten wir alle darauf gewartet, dass er ihn endlich ausspuckte. Fast zeitgleich glitten alle Augenbrauen nach oben. Ist klar. Nun fand ich Ruki langsam ebenfalls unheimlich. Diese ständige gute Laune konnte es doch gar nicht geben. Gut. Da war Kai auch nicht besser. Dieser wendete sich nun zum zweiten Mal an unseren Besuch. Mit einer umschweifenden Geste, deutete er auf Reita.

"Und das ist Reita." Er schien genau zu wissen, dass jener sich nicht vorstellen würde, wenn man ihn nicht mit einer Pistole bedrohte und gleichzeitig dazu zwang. Yune sah zu Reita, sein Blick war ziemlich kühl wie mir auffiel. Oha. Da hatte ich ja unsere MSN-Gespräche zu dem heiklen 'Reita-Thema' ganz außer Acht gelassen. Ich hätte wissen müssen, dass es in diesem Bezug noch Probleme geben würde. Aber daran hatte ich mal wieder ein klein wenig zu spät gedacht.
 

Reitas Blick traf den Yunes. Mindestens genauso kühl, wie er ihn empfing, gab er ihn wieder zurück. Ich konnte die Spannung zwischen den beiden geradezu spüren. Ich war allerdings der Einzige, der das bemerkte. Ruki und Aoi rangelten bereits wieder lautstark miteinander und Kai versuchte die beiden Streithähne zu beruhigen, sie hatten doch Besuch und sollten sich wenigstens ein wenig zusammenreißen. Daraus wurde allerdings nicht, keiner der beiden machte Antsalten aufzuhören. Ich sah wieder von Reita zu Yune und mir wurde richtig unangenehm in meiner Haut. Hoffentlich würde das nicht ausarten. Yune machte sich nichteinmal die Mühe Reita richtig zu begrüßen, sondern nahm eine meiner Hände in seine. Ich sah etwas verwundert zu ihm hinüber, doch sein Blick war starr auf Reitas Gesicht gerichtet. Was bitte sollte das denn werden? Ano, musste ich das jetzt verstehen? Mein Blick wanderte auf meine Hand, ehe sie wieder zu dem Gesicht meines besten Freundes wanderte. Dort verweilte er auch nicht lange, ich sah zu Reita. In dessen Gesicht war keine Regung zu sehen. Wie hätte ich auch denken können, dass es ihn irgendwie überraschen würde, dass Yune meine Hand hielt?! Warum interessierte mich das eigentlich?! Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Quatsch. Du bist müde, Uruha! Das ist alles.

Also raffte ich mich auf. Ich konnte diese elendige Spannung nicht länger ertragen. Ich streckte mich und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Die eine wurde nochimmer von Yune gehalten, der mich nun ein wenig irritiert musterte, als seie er erst geradeeben in diese Wohnung zurückgekehrt und habe mich noch gar nicht richtig warhgenommen. Doch ich ging gar nicht weiter auf ihn ein, sondern sah zu Aoi, der gerade versuchte sich einen wütenden Zwerg vom Hals zu halten. "Yune und ich gehen dann mal nach Oben.", nuschelte ich nüchtern. Ich hielt die Spannung zwischen ihm und Reita einfach nicht aus. Ich hatte keine Lust darauf, dass es jetzt schon zu größeren Problemen kam. Yune war gekommen um mich zu besuchen und nicht, um sich mit einem meiner Mitbewohner in die Haare zu kriegen. Darauf konnte ich auch selbst sehr gerne verzichten. Also konnten wir das auch gleich ein wenig entschärfen. Ich würde versuchen die beiden ein wenig voneinander fern zu halten. Ich machte mir nur Sorgen um Yune. Ich wusste ja nicht genau, wie Reita manchmal drauf sein konnte, vorallem wenn er jemanden nicht mag. Ich glaubte zwar auch nicht, dass er mich sonderlich mochte, dennoch trat er mir einigermaßen neutral gegenüber - wenn man von den anfänglichen Kleinigkeiten absah. Nochimmer hatte ich meinen anderen Mitbewohner nichts davon erzählt. Ich hatte es auch nicht vor. Ich wollte sie nicht beunruhigen. So schleifte ich Yune bestimmt hinter mir her, direkt in die Küche. Dort ließ ich ihm nichteinmal mehr Zeit sich umzusehen, sondern stapfte gleich in den Flur weiter, die Treppe hoch, direkt in mein Zimmer. Erst dort ließ ich ihn los, um mich müde auf das Bett sinken zu lassen. Den ganzen Weg über hatte mein bester Freund mir fragende Blicke zugeworfen, das hatte ich schon mitgekriegt. Wir schwiegen uns jetzt an. Wirklich angenehm war es mir nicht, aber was sollte ich denn sagen? Irgendwas musste her. Ich konnte ihn während seines Aufenthaltes hier ja schlecht die ganze Zeit anschweigen!
 

Yune stand ein wenig unsicher in meinem Zimmer und ließ seinen Blick unauffällig gleiten. Trotzdem entging mir das nicht und ich deutete mit einer stummen Geste an, dass er sich setzen sollte. Dies tat er dann auch, sah allerdings dennoch aus den Augenwinkeln zu mir.

"Was war das grade?", fragte ich ihn mit einem Anflug von Neugierde in der Stimme. Soetwas hätte ich von ihm nicht unbedingt erwartet, jemand Fremdes derart 'nett' anzustarren. Also drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und musterte ihn sichtlich interessetiert. Er ließ jedoch seinen Kopf in die Schräge gleiten. Er hatte seinen 'Muss-ich-wissen-was-du-meinst-Blick' aufgesetzt, sodass ich nicht umher kam und schmunzelte. Verständnislos über diese Geste hob er eine Braue. "Ich meine das unten. Du hast ihn so ... böse angestarrt.", erklärte ich ihm. Das wunderte mich wirklich. Reita war mir ja nicht mehr auf so unangenehme Weise zu nah gekommen, wie ich meinem blonden Kumpel auch schon klar gemacht hatte. Dass ich bei ihm im Bett geschlafen hatte und ihm dabei gezwungenermaßen auf die Pelle gerückt war, behielt ich lieber für mich, bevor noch was Schlimmes passierte. Yunes ohnehin schon verständnisloser Blick wurde noch stärker.

"Der Kerl will dir an die Wäsch! Da baut sich keinerlei Sympathie auf!", versuchte er sich zu verteidigen und sah mich ernst an. Ein leiser Seufzer entfloh mir und ich versuchte ihn anzulächeln, was mir mehr schlecht, als Recht gelang. "Hai, aber ich mag solche Situationen nicht." Das müsste er eigentlich wissen. Wenn er mich so gut kannte, wie ich das immer dachte, dann wusste er das. Ich wurde dann immer nervös, unsicher und hatte keinen Peil, was ich jetzt machen sollte. Das eben war eher eine Außnahme gewesen, da mein bester Freund meine Hand gehalten hatte. Ich wollte nicht, dass das wirklich noch in einer Prügelei endete. Ich hatte keine Lust meinen Besuch schon am ersten Abend zu verarzten. Nein, sicher nicht. Am Besten gar nicht!

"Ich weiß.", murmelte Yune und seufzte ergeben. Nun verschränkte ich meine Arme und nickte bekräftigend. "Also!" Ein sachtes Lächeln erschien auf seinen Zügen. Im nächsten Moment warf er sich geradzu auf mich. Da ich mit so einer Aktion nicht gerechnet hatte, fiel ich plump gesagt; einfach um und er beugte sich breit grinsend über mich. Wäre er jetzt Reita, hätte ich Angst. Aber bei Yune musste ich mir keine Sorgen machen. Also streckte ich ihm noch frech die Zunge raus. Daraufhin piekte er mich mit einem Finger in die Seite.

"Womit hab ich das denn jetzt verdient?" Ich hob lediglich meine Schultern an, zuckte allerdings unter seinem Finger zusammen. Ich war ziemlich kitzelig und Yune wusste das. Mir war klar, was jetzt kommen würde. Ich schluckte. "D-das tust du nicht...!"

"Ach?!" Wieder grinste er und meine Augen weiteten sich entsetzt. Ohnein! Im nächsten Moment wurde ich das Opfer einer Kitzelfolter alá Yune. Unter meinem Lachen strampelte ich und versuchte mich irgendwie zu entziehen, was mir allerdings nicht gelang. Hilfe! Ich würde noch ersticken. Aber Yune zeigte kein Erbarmen. Nein. Er setzte sogar noch eins drauf.

"Ich höre sofort auf, wenn du pfeifst!", versicherte er mir. Na bravo! Habt ihr schonmal versucht, während ihr lacht zu pfeifen? Das ist für mich und viele andere Menschen unmöglich! Ich hatte es ja schon ein paar mal versucht, aber bisher hatte ich solange leiden müssen, bis ich gar nicht mehr lachen konnte und Yune die Lust verlor mich zu quälen. Itai, das klang hart. Naja, jedenfalls wollte ich dass er aufhörte. Und zwar sofort! Zwischen meinem Lachen hindurch, versuchte ich verzweifelt meine Lippen zu spitzen und einen Pfeifton von mir zu geben, allerdings wie immer ohne irgendetwas damit zu erreichen. Verdammt! Das klappte doch nie im Leben!

"...Gn~ade...!", flehte ich geradezu, ohne dabei aufzuhören zu lachen. Doch Yune kannte kein Erbarmen, lachte selbst ein wenig. Das nannte ich mal eine nette Begrüßung. Ich hatte an Reden gedacht, aber das war nicht das, was ich mir erhofft hatte. Nein. Ganz und gar nicht. Ich brachte nun kein Wort mehr hervor, sondern lachte einfach nur vor mich hin. Mein Bauch tat schon weh, aber was sollte ich denn machen? Er kniete über mir und ich konnte mich winden wie ich wollte, ich schaffte es nicht ihm zu entkommen.
 

Einen Spalt breit öffnete sich die Tür, was unter meinem ... Gequieke allerdings nicht zu hören war. Yune würde mich wohl so schnell nicht mehr aus dieser Folter entlassen. Ich hatte schon Lachtränen in den Augen. Diese Tatsache vollkommen ignorierend, begann der Blonde wieder damit meine Seiten zu kitzeln. Ich quiekte kurz auf und wandt mich wieder. "Aufhöö-!"

"Was'n das für'n Kindergarten hier?!" Yune und ich schreckten fast gleichzeitig auf, schlagartig war mir das Lachen vergangen. Nochimmer kniete mein Kumpel über mir, drehte seinen Kopf lediglich ein wenig. Ich starrte einfach nur fassungslos zur Tür, in der Reita stand. Er hatte seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Was machte der denn bitte in meinem Zimmer? Ich war sicher, dass ich die Tür hinter mir geschlossen hatte! War er etwa wirklich ohne anzuklopfen reingekommen?! Ich brachte keinen Ton raus, sondern starrte einfach zu meinem Mitbewohner. Yune allerdings hatte seine Fassung schneller zurückgewonnen, rührte sich trotzdem nicht vom Fleck, blieb weiter über mich gebeut - ich fragte mich derweil warum - und stierte wieder mit diesem kalten Blick zu dem Punk.

"Würde mich eher interessieren, was du in seinem Zimmer zu suchen hast...!", meinte er nur und dieser Tonfall in seiner Stimme ließ mich leicht zusammenzucken. So kannte ich ihn gar nicht. Irgendwie ein wenig bedrohlich. Gut, ich ließ mich leicht einschüchtern und das Gemecker eines Kleinkindes konnte auf mich unter Umständen bedrohlich wirken. ... besser, wenn ich das nicht laut aussprechen würde. Ich hob vorsichtig eine Hand und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, ich versuchte meinen Blick von Reita abzuwenden und sah stattdessen zu Yune auf. Dieser schien mich im Moment irgendwie vollkommen zu ignorieren. Das passte mir nun wiederum ebenfalls nicht in den Kram. Aber was sollte ich schon machen? Wenn ich jetzt Partei ergreifen würde, könnte er das in den falschen Hals kriegen und denken, dass ich Reita mögen würde. Ich hasste ihn zwar auch nicht in dem Sinne - ich könnte nie einen Menschen hassen - doch etwas für ihn übrig haben, konnte ich auch nicht. Er war mir egal und ein klein wenig unheimlich. Nicht mehr und nicht weniger.

"Ihr habt so einen Scheißlärm gemacht. Das is mir auf die Nerven gegangen und ich wollt euch zum Schweigen bringen.", meinte er trocken und ich schluckte. Ohman. Das konnte man jetzt auch anders verstehen. 'Zum schweigen bringen'. Wollte er uns etwa umbringen? Nein, lieber nicht. Darauf konnte ich wirklich sehr gern verzichten. Ich wollte nochmal was von meinem Leben haben und es nicht so einfach wegwerfen, wenn das möglich war. Doch diesen Gedanken schob ich beiseite, als Yune sich letztendlich doch von mir runter bewegte und stattdessen auf Reita zuging. Das wiederum musste ich verhindern. Ich hatte keine Lust darauf, dass sie sich in meinem Zimmer die Köpfe zu Brei schlugen. So wie die sich gegenseitig anstierten, würden sie genau das nämlich gleich machen. Nene. Nicht mit mir. Ich würde nicht zulassen, dass mein bester Freund so unvorsichtig mit seiner Gesundheit umging. Ja, ich war komplett gegen Gewalt und der Auffassung, dass Reita stärker war. Ich wollte Yune nicht im Krankenhaus besuchen müssen.

Schnell war ich auf den Beinen und packte Yune am Arm. Dies wurde stumm von Reita mitverfolgt. Er stand weiterhin mit finsterem Gesicht - also wie immer - da. Nur das blöde Grinsen hatte er nicht im Gesicht. Er hatte ja auch nicht wieder einen seiner blöden Sprüche abgelassen. Also machte ich mir deswegen keine sonderlich großen Sorgen. Mein Gast sah mich ein wenig irritiert an.

"Lass gut sein, okay? Mir zuliebe?" Ich wusste, dass das ziehen würde. Bisher hatte das immer geklappt. Ich betete zu Kami, dass es auch dieses Mal so sein würde. Ich hatte schon ein wenig Angst um Yune. Ich sah ihn geradezu flehend an, sodass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als mit einem leisen Grummeln zuzustimmen. Derweil rang ich mich zu einem sachten Lächeln durch, welches gleich wieder verschwand, als ich zu meinem Mitbewohner sah.

"Tut mir leid, wenn wir zu laut waren. Wir sind jetzt leiser.", meinte ich an ihn gerichtet und Reita verließ - irgendetwas brummend - das Zimmer, die Tür hinter sich schließend. Ich seufzte erleichtert auf, was Yune allerdings dummerweise in den falschen Hals bekam. "Was sollte das? Sag bloß, du magst ihn doch?" Ich schüttelte hastig den Kopf.

"Ich wollte nur keinen Streit. Müsst euch ja nicht in meinem Zimmer an die Gürgeln gehen." Noch ehe er etwas sagen konnte, fügte ich ein "Müsst ihr überhaupt nicht machen!" hinzu und der Blonde seufzte nur leise auf. So war ich nunmal. Langsam durfte ihn das also nicht mehr wundern. Mit einem leichten Lächeln strich er mir dann über den Kopf. Hey! Meine Haare! Ich verzog das Gesicht und ließ mich wieder auf das Bett sinken. Ich schmollte.

Lachend setzte sich Yune neben mich. "Herrje. Du gehst heute doch eh nicht mehr raus. Und so kann nur ich dich dann sehen." Wieder strich er mir über den Kopf, sodass ich meine Haare wirklich in die Tonne kloppen konnte. Herrje, Uruha, ermante ich mich. Achte auf deine Wortwahl! Ich sah aus den Augenwinkeln zu Yune und ein Schmunzeln machte sich in meinen Mundwinkeln bemerkbar, ehe ich mich streckte.
 

"Bist du nicht müde von der Fahrt?", fragte ich dann. Ja. Passt eigentlich nicht zum Thema, aber Yune würde mich dafür schon nicht umbringen ... hoffte ich doch mal. Auch wenn ich nicht im Zug gesessen hatte machte sich bei mir die Müdigkeit bereits bemerkbar. Nachdem der Blonde leicht genickt hatte, ließ ich mich mit einem Seufzer zurückfallen und streckte meine Arme von meinem Körper weg. "Müü~de." Ich gähnte hinter hervorgehaltener Hand. Ich wollte nurnoch schlafen. Diese ganze Lacherei zehrte ganz schön an meinen Kräften. Yune sah lächelnd zu mir, was ich durch meine geschlossenen Augen jedoch nicht mitbekam. Nachdem ich einige Minuten schweigend herumgelegen hatte und drohte einzuschlafen, kämpfte ich meinen Oberkörper in eine aufgerichtete Lage und stand auf. Ich schwankte Richtung Tür und nuschelte Yune etwas wie 'Ich geh grad ins Bad' zu. Ich verschwand im Badezimmer und ließ meinen Besuch für die nächste Viertelstunde allein in meinem Zimmer zurück.

Als ich wiederkam hatte er sich bereits vollkommen umgezogen. Statt der Jeans nurnoch ein paar Boxershorts und ein schlabberiges graues T-Shirt mit einem nichtmehr zu entziffernden Schriftzeichen unter welchem ein Bärchenkopf prankte, statt seines Hemdes. Ein ganz lustiger Anblick, zumal das Bärchen meinen Blick sogleich auf sich zog. Ich verkniff mir allerdings ein Grinsen. Seine Tasche stand auch schon neben meinem Bett. Er war sie wohl holen gegangen. Ich hatte mir keine Sachen mitgenommen, also würde ich mich hier umziehen müssen. Damit hatte ich kein Problem. Warum sollte ich mich auch vor meinem besten Freund schämen? Da wäre ich ein wenig zu pingelig. In der Schule zog man sich ja mit noch mehr Leuten gleichzeitig um, also würde ich hier mal kein Theater machen. Ich öffnete die Knöpfe meiner weißen Bluse und warf diese achtlos in eine Ecke, wo ich meine Schmutzwäsche stapelte. Ich musste mir noch eine Wäschetonne besorgen. Im Halbschlaf entledigte ich mich meines Gürtels und die dunkle Jeans glitt an meinen Beinen zu Boden. Gähnend begab ich mich zu meinem Schrank und kramte dort nach einem T-Shirt, das ich nurnoch zum Schlafen anzog. Bald wurde ich fündig. Ein hellviolettes T-Shirt mit einem seltsamen schwarzen Muster. Es war schon ziemlich verwaschen und wies bereits ein kleines Loch an der Nat der rechten Schulter auf, aber zum schlafen war es noch gut. Ich zog es mir über den Kopf.

Danach tappte ich auch schon zurück zum Bett, wo ich gleich unter die Decke schlüpfte. Während meines ganzen Herumwuselns im Zimmer hatte Yune einfach nur dagestanden und mich dabei beobachtet, oder einfach wahllos im Zimmer herumgeguckt. Nun setzte er sich ebenfalls aufs Bett, hielt allerdings noch einen Moment inne, um sich nocheinmal ausgiebig zu strecken.

Kurz darauf begab er sich ebenfalls unter die Decke. Wir hatten früher schon oft in einem Bett geschlafen. Und das Sofa im Wohnzimmer wollte ich ihm einfach nicht zumuten. Ich wusste nicht genau um wie viel Uhr Kai Samstag Morgens aufstehen würde. Nicht, dass er Yune noch versehentlich aufwecken würde. Da konnte er gleich bei mir schlafen, das machte mir nichts aus. Ich rollte mich noch einmal von einer Seite auf die Andere, um diese Prozedur dann nocheinmal durchzuführen, bis ich endlich einigermaßen bequem lag und meine Augen entgültig schloss.
 

Leise klopfte es an der Tür. "Uruha? Yune? Seid ihr wach?!", fragte leise die Stimme von Kai gegen das Holz. Müde blinzelte ich und gähnte. Ich bejahte Kais Frage und weckte daraufhin Yune. Ich wusste, dass der Braunhaarige wohl gerade das Frühstück vorbereitet hatte und uns zum Essen rief. Er war immer ganz vorsichtig, wenn er jemanden weckte und platzte nicht einfach ohne anzuklopfen ins Zimmer, wie ein gewisser anderer jemand! Nachdem ich mir notdürftig die Haare gerichtet und mir eine Hose angezogen hatte, tappste ich auch schon aus dem Zimmer, dicht gefolgt von meinem Wochenendbesuch. Ich war noch ein wenig verschlafen und torkelte mehr durch die Gegend.

Trotzdem schaffte ich es irgendwie unbeschadet in die Küche, wo alle anderen bereits saßen. Naja. Alle mit Außnahme von Reita. Aoi war bereits vollkommen fertig, also auch mit stylen und so. Er meinte nuschelnd, dass er noch etwas vorhatte. Was genau das war, konnte ich mir zwar nicht vorstellen, aber ich würde ihn auch nicht danach fragen, ging mich ja auch nichts an. Kai hatte ein paar Stäbchen in der Hand und deutete mit diesen an den Tisch, um uns zu verdeutlichen, dass wir uns setzen könnten. Ich setzte mich gegenüber von Ruki, der noch in einem dunkelblauen Pyjama steckte. Er rieb sich müde die Augen und sein blondes Haar stand ihm wirr von seinem Kopf ab. Kai hatte ihn wohl auch geradeerst aus den Federn gehölt. Irgendwie war das ein ganz niedlicher Anblick, wie der gähnende Zwerg seine Augen rieb und verzweifelt versuchte richtig wach zu werden. Auch der Braunhaarige betrachtete dieses Treiben mit einem Lächeln. Derweil hatte sich Yune neben mich gesetzt. Aoi klopfte Ruki ein wenig auf die Schulter, um ihm - wie er sagte - beim Aufwachen zu helfen. Viel brachte das nicht, nur dass Rukis Laune in den Keller sank.

Wo blieb denn Reita? Eigentlich konnten wir auch einfach ohne ihn anfangen, aber da irgendwie keiner Anstalten machte das zu tun - und ich schon aus Überzeugung nicht als Erster zu essen begann - saßen wir alle da und schwiegen uns an. Ungeduldig biss ich auf meiner Unterlippe herum. Ruki schlief auf seinem Stuhl fast wieder ein, allerdings nur fast, da Aoi ihn daran hinderte. Kai und Yune saßen einfach nur da und regten sich nicht.

Als dann endlich mal die Tür aufging und Reita - wie fast jeden Morgen - nur in einer dunklen Hose bekleidet, ebenso 'zierte' das Nasenband sein Gesicht, in die Küche kam ruhten sofort alle Blicke auf ihm. Fahrig strich sich der Schwarzblonde durch die Haare. Er sah aus als hätte er gestern noch kräftig einen gehoben. Er schien wohl einen Kater zu haben. Seine Hand ruhte auf seiner Stirn und er fluchte unablässig vor sich hin. Er setzte sich auf den Platz neben Ruki, nochimmer leise murmelnd. Nun saßen wir also wie folgt: Yune neben mir, ich wiederum neben Kai. Uns gegenüber dann Aoi, Ruki und Reita, dessen Gefluche wohl nie ein Ende finden würde. Er schien ziemlich schlecht drauf zu sein. Ich hatte aus den Augenwinkeln ganz genau sehen können, wie mein Gast auf Reitas scheinbaren Kater nur hämisch gegrinst hatte. Die beiden konnten sich wirklich nicht riechen. Sie mochten sich ganz und gar nicht. Diese Tatsache machte mir sorgen, da ich ein wenig Angst um Yune hatte. Wer wusste denn schon, wie Reita drauf war, wenn er mal die Kontrolle verlor? Ich wollte es gar nicht wissen.

Nun konnten wir also endlich frühstücken. Heute war Kai wohl nicht dazu gekommen irgendetwas großartiges vorzubereiten, Cornflakes. Naja. Auch mal eine nette Sache. Ich wollte mich nicht beschweren. Ruki war der Erste, der sich trotz schlaftrunkenheit die Cornflakespackung krallte und großzügig in seine Schüssel kippte. Daraufhin reichte er sie nüchtern dem Schwarzhaarigen. Komischerweise protestierte Reita nicht. Er schien gar nicht bemerkt zu haben, dass das Frühstück schon begonnen hatte. Er war viel mehr damit beschäftigt seine Flüche von sich zu geben.

Nachdem Aoi seine Schüssel gefüllt hatte, bekam Kai die Packung in die Hand gedrückt, danach hielt der Braunhaarige sie mir vor die Nase, womit ich nun gedankenverloren dabei war Cornflakes in meine Schüssel zu schütten. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl an diesem Morgen, als würde noch etwas passieren, was mir so ganz und gar nicht in den Kram passen würde. Einen Gähner unterdrückend reichte ich Yune die Packung. Die Milch hatte gerade Kai, also würde ich mich kurz gedulden müssen. Warum auch nicht? Da konnte ich versuchen ein wenig wacher zu werden an diesem Samstagmorgen.

Als ich einen Seitenblick auf Yune warf stutzte ich. Warum grinste er denn? Warum grinste er, während er zu Reita schaute? Warum grinste er, während er zu Reita schaute und ihm die Cornflakespackung reichte? Guten Morgen! Hatte ich mal wieder irgendwas verpasst?! Waren die beiden jetzt irgendwie miteinander befreundet? Ich konnte mir das nicht vorstellen, zumal Yune mir ja gesagt hatte, dass er Reita - lieb ausgedrückt - nicht leiden konnte.

Mit einem misstrauischen Blick nahm der Schwarzblonde die Packung entgegen und ich ahnte Schlimmes. Mein Mitbewohner warf einen Blick in die Schachtel und mit einem Mal verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck und seine Augen waren nicht mehr als kleine, wütend funkelnde Schlitze. Dann feuerte er die Packung mit viel Schwung in Yunes Gesicht.
 

"Fick dich! Steck dir die Scheißpackung sonst wo hin!", schrie er im nächsten Moment. Oha. Reita hatte wirklich schlechte Laune. Die Nachwirkungen des Alkohols stimmten ihn dabei wohl nicht gerade milde. Yune hatte da wohl die Schachtel geleert und sich einen Spaß mit dem Schwarzblonden erlaubt, um ihn ein wenig - plump gesagt - zu verarschen. Das hatte ganz hervorragend geklappt, mit dem Nachteil, dass Reita nun stinksauer war und vielleicht sogar die Küche auseinandernahm. Oder Schlimmeres. Ich musste diese Situation irgendwie 'retten'. Ich konnte mir vorstellen, dass mein Mitbewohner hungrig war. Er wollte sich sein Frühstück gönnen, doch leider war die Packung leer. Da Reita auch so schon leicht zu reizen war, hatte das wohl das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich erhob mich und hob beschwichtigend meine Hände.

"Ano... Reita, beruhig dich... Du... ano... kannst meine Cornflakes haben..." Ich hatte keine Lust auf Streit am frühen Morgen. Mit einem gezwungenen Lächeln schob ich meine Schüssel in die Richtung meines Mitbwohners, unter einem argwöhnischen Blick von Yune. Doch damit konnte ich ihn nicht milde stimmen, leider. Nein. Reita schien nurnoch wütender zu werden.

"Fresse Barbie! Wer will schon deine verdammten Cornfalkes essen?!" Nun war ich doch ein klein wenig empört. Mit einer leichten Handbewegung verdeutlichte ich meinem Gast allerdings, dass ich das selbst klären wollte. Da sollte Yune sich nicht einmischen. Ich fühlte mich ein wenig verletzt. Da wollte man mal nett zu ihm sein und dann das ...! Reita war wohl sowas wie die Unhöflichkeit in Person! Ich stemmte mir eine Hand in die Hüfte und stierte Reita an, der meinen Blick - sichtlich wütend - erwiederte.

"Aber... ano... ich dachte du hättest Hunger!", versuchte ich mich irgendwie gegen diese harten Worte zu verteidigen. Was war denn auch so schlecht an meinen Cornflakes? Ich hatte doch noch nicht mal Milch drüber geschüttet! Was hatte der Kerl da eigentlich für ein Problem!

"Es geht gar nicht um den verfickten Hunger, sonder darum, dass dieser scheiß Ornament-Sockenträger sich herausnimmt mir meine Cornflakes wegzufressen!" Also dafür hatte ich wirklich kein Verständnis. Allein in dem Ton, in dem er da gerade mit mir redete...! Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Was hatte ich ihm denn getan? Wie konnte man seine Wut nur an anderen einfach so auslassen? Ich begriff es nicht, wollte es auch irgendwo gar nicht begreifen.

"Was soll den an meinen Cornflakes so schlecht sein? Die sind doch aus der gleichen Packung!" Irgendwie ging mein Versuch meinen Mitbewohner irgendwie zu beruhigen verdammt nach hinten los. Ich machte ihn eher noch wütender, schien ihn mit meinen Worten irgendwie zu provozieren. Herrje! Das war doch gar nicht meine Absicht gewesen. Wie so vieles. Aber darüber jetzt nachzudenken war denkbar ungünstig, sodass ich mich zusammenriss, um Reitas nächsten Wutausbruch zuzuhören. Kami! Hatte der ein Organ! Wie laut konnte man eigentlich schreien?

"Sagte ich nicht, Fresse Barbie?!", fuhr mich der Schwarzblonde lediglich an, um sich dann an Yune zu wenden, der ihn böse anfunkelte. Ohnein. Das ließ ich nicht auf mir sitzen! Gerade machte ich den Mund auf, um mich zu verteidigen, als Yune mir zuvorkam. Meine anderen Mitbewohner wohnten diesem 'Schauspiel' schweigend bei. Durch Reitas hohe Lautstärke war selbst Ruki nun hellwach. Keiner traute sich so recht Etwas gegen ihn zu sagen, oder sie waren einfach nur zu erschrocken dazu. Naja. Abgesehen von Yune.

"Was fällt dir eigentlich ein, Kou so anzufahren, häh?! Du... Punk!" Yune wusste, wie sehr ich es hasste, wenn er Schimpfwörte benutzte, sowie Reita sie in fast jeden Satz einbaute. Hatte er deswegen nocheinmal über seinen Satz nachgedacht? Schien so. Langsam hatte ich keine Lust mehr. Ich wollte lernen auf mich selbst aufzupassen und trotzdem hatte ich es nötig, mich von meinem besten Freund verteidigen zu lassen. So würde ich es nie lernen. Doch momentan war mir die Lust darauf vergangen. Ich war beleidigt und verletzt. Nun war Reita bei mir unten durch. Ich konnte ihn nicht ausstehen - es war amtlich. Er war der allererste Mensch, den ich nicht leiden konnte. Da mochte ich ja sogar noch meine Klassenkameraden mehr als ihn und das sollte schonmal was heißen.

Reita, von Yunes 'Schimpfwort' sehr unbeeindruckt, hielt sich nun wieder mit einer Hand die Stirn. Durch das Gebrüll hatten sich wohl seine Kopfschmerzen zu Wort gemeldet. Mit einem leisen Rumpeln, welches von dem Stuhl, auf dem der Schwarzblonde eben noch gesessen hatte ausging, erhob er sich. Er ging einfach an dem Tisch vorbei, direkt auf die Tür zu, die in den Flur führte. Gerade als er seine Hand an die Türklinke lehnte, drehte er seinen Kopf nocheinmal zu Yune. Wenn sein Blick hätte töten können, wäre Yune augenblicklich leblos von seinem Stuhl gefallen.

"Geh sterben, Pissnelke!", knurrte Reita noch und verschwand dann aus der Küche. Er ließ uns alle ein wenig verdutzt zurück. Irgendwie wollte es gar nicht zu Reita passen so schnell einen Abgang zu machen.

"Haha, hat wohl Kopfschmerzen! Kommt davon, wenn man so viel säuft.", bemerkte Aoi, der sich nun ebenfalls erhob. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass er während des Gebrülles seine Schüssel gelehrt hatte. "So Leute, lass euch dann mal allein, ne?! Komm gegen Abend wieder... oder auch nicht, ne? Wir seh'n uns dann." Und schon marschierte er davon. Nach wenigen Momenten hörten wir die Wohnungstür zufliegen. Ehh, hai. Ein... ganz normaler Morgen in einer kranken WG...

Yunes Aufenthalt II

x_X ich habs geschafft! Es ist fertig. Hat auch lange genug gedauert, ne?

Jedenfalls. Ich würd mich sehr über Kommis freuen. Ich muss wissen, was euch gefällt und was nicht, sonst kann ich mich nicht verbessern. Und wenn ich weiß, dass vielen Leuten meine Geschichte gefällt, spornt mich das zusätzlich an und macht mir selbst mehr Spaß ;)

Jedenfalls ist mit dem Ende dieses Kapitels ein Abschnitt der Geschichte beendet, aber was genau das bedeutet, verrate ich nicht. Ich würde mich halt über Kommis freuen, ne? =D

Ich wünsch euch viel Spaß mit dem Kapitel.

Matane~
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Bis zum Nachmittag verlief eigentlich alles ruhig. Ich hatte mich mit Yune von den anderen abgekapselt und wir schlenderten jetzt einfach mal durch die tokyoter Innenstadt. Sonst hatten wir auch nichts zu tun. Um zu verhindern, dass Yune sich großartig über diesen... blöden Reita aufregte, hatte ich ihn freiwillig gezwungen mitzukommen.

Also machten wir uns einen schönen Tag. Das 'Reita-Thema' wurde nicht einmal mehr angeschnitten. Jedenfalls bis jetzt.

"Sag mal, Kou." Ich sah über den Rand meiner Teetasse hinweg. Wir hatten uns gerade in irgendein Café gesetzt. Da ich nichts sagte, fuhr der Blonde einfach fort.

"Warum hast du das gemacht?" Ein wenig stutzig über die Frage, legte ich meinen Kopf schief. "Was meinst du?"

"Na heute morgen." Ich runzelte die Stirn. Jetzt kam es also. Das 'Reita-Thema'. Mir war klar, dass es irgendwann kommen würde. Ich hatte nur gehofft, dass sich das noch ein wenig in die Länge ziehen würde. Darauf musste ich dann wohl verzichten. Jetzt herrschte Erklärungsnot. Es fällt mir manchmal schwer meine Gedanken und Beweggründe in Worte zu fassen, so auch dieses Mal.

"Ano. Ich wollte nur vermeiden, dass er dir an die Gurgel geht.", nuschelte ich in die Tasse hinein und nahm einen Schluck. Mein Gegenüber schien damit nicht zufrieden zu sein. "Ich meine eher die Sache mit den Cornflakes."

"Ich dachte es ging ihm darum, deswegen hab ich ihm meine angeboten, damit er sich wieder beruhigt." Ich verstand irgendwie Yunes Problem nicht. War er etwa sauer, weil ich Reita meine Cornflakes - die er eh nicht genommen hatte - angeboten hatte, damit er keinen Ausraster kriegt? Also bitte. Wie kindisch war das denn? Yune musterte mich eine Weile, ehe er wohl einsah, dass dieses Handeln Reita gegenüber von meiner Seite aus nichts zu bedeuten hatte und nickte schließlich leicht. Ich hoffte nur, dass mein Gast dieses 'Reita-Thema' nicht mehr allzu oft ansprechen würde. Das verdarb mir nämlich auch die Laune. Ein wenig abwesend nahm ich einen weiteren Schluck von meinem Tee. Ich hatte Yune schon fast vergessen und hing wohl lieber meinen Gedanken nach.

"Kou!" Ich zuckte zusammen und sah sichtlich irritiert zu Yune. "Hai?!"

"Hast du mir überhaupt zugehört?" Beschämt sah ich auf meinen Schoß, ehe ich mich dazu durchrang meinen Kopf zu schütteln. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er was gesagt hatte. Peinlich! Ich sollte wirklich aufmerksamer sein, wo er mich schon einlud. "Gomen nasai..." Yune lächelte allerdings, wodurch ich erleichtert ausatmete.

"Schon gut. Ich hab gefragt, ob du ein Stück Kuchen möchtest?" Gerade als ich antworten wollte, öffnete sich die Tür erneut und jemand - mir ganz und gar nicht unbekanntes - trat in das Café. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus und ich hob eine Hand an, winkte den beiden Neuankömmlingen zu. "Kai, Ruki! Hier drüben!"

Es wunderte mich irgendwie nicht, dass die beiden zusammen hergekommen waren. Sie schienen sich ziemlich gut zu verstehen. Kai kümmerte sich sehr um den blonden Zwerg und dieser hing ganz schön an Kai. Das hatte ich in der Zeit, in der ich nun schon mit ihnen zusammenwohnte ganz deutlich bemerkt. Yune war nicht halb so erfreut die beiden zu sehen, wie ich. Aber das störte mich in dem Moment einfach mal nicht. Nachdem die beiden mich bemerkt hatten, kamen sie auch schon auf unseren Tisch zu. Ruki grinste bis über beide Ohren.
 

"Habt ihr zwei ein Date?", fragte er dann rotzfrech, wie er war. Sichtlich irritiert blicke ich zu dem Knirps. Doch Yune grinst nur scheinheilig, ehe er abwinkt.

"Nein.", antwortet er statt mir, da ich nochimmer perplex Löcher in die Luft starre. Ich konnte immernoch nicht glauben, was Ruki da gerade gefragt hatte. Hallo?! Konnte man icht auch einfach nur als ganz normale Freunde unterwegs sein? Scheinbar nicht. Aber wenn das nicht so war, warum waren dann Kai und der Zwerg allein und vorallem zusammen unterwegs. Argwöhnisch zog ich eine Braue in die Höhe. Kurz darauf bildete sich auch schon ein Grinsen auf meinen Lippen.

"Und ihr?", fragte ich - ich meinte das nur als Scherz, doch als Kai verlegen zur Seite sah, stutze ich doch. Irrte ich mich oder wurde er rot? Ein wenig irritiert sah ich zu Ruki, der nun über beide Ohren grinste. Allein dieses Gesicht sagte mir, dass es so war. Nicht wirklich oder? Die beiden hatten ein Date?! Im nächsten Moment klappte meine Kinnlade ein wenig nach unten.

Derweil hakte sich der Blondschopf bei Kai ein. "Hast du was dagegen, Uru-chan?!", trötete er fröhlich und der Braunhaarige schaute sich noch immer ohne ein wirklichies Ziel um. War ihm das etwa unangenehm? Hehe. Das war ja schon irgendwie niedlich. Yune schien nicht minder überrascht zu sein als ich. Er kratzte sich leicht am Hinterkopf, um sich dann einfach seiner Tasse zu widmen. Aber jetzt wollte ich es genau wissen. Vielleicht war das gar nicht ihr erstes Date? Aber es war doch auch einfach nur dreist nach soetwas zu fragen! Also das konnte ich unmöglich bringen. Jedenfalls nicht so direkt.

Mit einem Nicken deute ich also an, dass die beiden sich doch zu uns setzen könnten. Ich weiß, dass mein Gast eventuell etwas dagegen haben könnte, aber das war mir natürlich erst eingefallen, als ich bereits angeboten hatten. Jetzt auch egal. Yune würde schon nicht allzu böse werden. Wir hatten ja schließlich fast den ganzen Tag zusammen verbracht. Zuerst wollte der Braunhaarige widersprechen, doch Ruki hatte sich bereits auf einen der Stühle gepflanzt und Kai mit sich gerissen. Dann beugte er sich an dessen Ohr und flüsterte ihm etwas zu, was ich nicht verstehen konnte. Doch Kai seufzte nur ergeben und nickte schließlich, ließ sich auf den letzten freien Platz an dem kleinen Tisch fallen. Schon begannen wir vier uns zu unterhalten und Yune taute ein wenig auf, was mich ein wenig erleichterte. Irrte ich mich, oder war er nicht mehr ganz so abweisend zu Ruki und Kai, seitdem er wusste, dass die beiden wohl ein Date hatten? Ach was. Das bildete ich mir sicher ein. Irgendwann allerdings wurde eine Frage in das Café gestellt, die uns alle schweigen ließ. "Seid ihr eigentlich zusammen?" hatte Yune etwa vor einer halben Minute wissen wollen und wir anderen Drei sahen ihn etwas perplex an. Da sprach er das aus, was ich wissen wollte. Aber dass er einfach so unverblühmt nachfragte, überraschte mich schon. Doch die beiden Angesprochenen fassten sich schnell und auch ich schaute neugierig drein. Ich konnte nicht abstreiten, dass es mich interessierte. Nach einigen Momenten des angestarrt werdens sah Kai auf die Tischplatte und Ruki musste wohl um Fassung ringen, damit er nicht irgendeine Bombe platzen ließ. Sichtlich unsicher sah er dann zu Kai und zupfte an dem Ärmel seines Pullovers. Ich legte meinen Kopf schief. Zögerte der Kleine etwa, weil er Kai nicht in Verlegenheit bringen wollte? Oder bildete ich mir das gerade ein? Dieses Bild war einfach nur herrlich. Warum hatte ich keine Kamera dabei?

Mit einem leichten Lächeln konnte ich dann sehen, wie der Braunhaarige nickte und der Blonde daraufhin ein "Hai, sind wir." erwiederte. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und nun siegte die Neugierde über die Vernunft. "Und wie lange schon?" Soetwas fand ich immer total toll. Ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass sie schon so lange zusammenwaren, Ruki war ja sogar noch jünger als ich. Nun sah der Braunhaarige wieder auf und lächelte.

"Eto... etwa zwei Jahre." Meine Augen weiteten sich. "Nani?!" Zwei Jahre?! Mal nachrechnen. Ruki war sechszehn - also schon seit er vierzehn war? Kai war zwar Jahre älter als wir und auch ziemlich erwachsen. Die beiden als Paar klang ja schon ein wenig absurd. Irgendwie war ich gerade total geschockt! Okay, vielleicht reagierte ich auch über, aber ich hatte jetzt mit soetwas wie 'zwei Wochen' oder so gerechnet, aber zwei Jahre?! Nein! Also das merkte man ihnen so gar nicht an. Sie verstanden sich ziemlich gut - sie turtelten nur nicht vor uns herum. Gut. Kai war auch nicht der Typ für soetwas, glaube ich zumindestens. Das musste ich jetzt ersteinmal verdauen...
 

"Nein! Es muss viel sein, sonst macht das doch gar keinen Sinn!"

"Red keinen Müll, das brennt doch total! Ne~ mit weniger ist es viel besser!"

"Halt den Mund Aoi! Viel und damit bastaaaaa~!"

"Seid beide still!"

Aoi und Ruki zuckten sichtlich zusammen und drehten sich synchron zu mir um. Das war ja eigentlich nicht meine Art einfach so laut zu werden, aber diese Diskussion ging mir derbst au den Geist. Wir saßen in der Küche. Lediglich Reita war mal wieder nicht anwesend. Er saß selten mit mir und den anderen zusammen. Langsam verstand ich das. Diese ewigen Kabbeleien von Aoi und ruki waren verdammt nervig und kraftraubend. Wie konnte Kai nur so viel Geduld haben?! Meine Geduld war mit dem Thema 'Viel oder wenig Kohlensäure - Was ist besser in der Cola?' vorbei gewesen. Und Yune schien sich auch schon ziemlich zusammen zu reißen. Er konnte als Gast ja nicht einfach rummotzen. Das kam nicht gut. Reita wäre sicher an die Decke gegangen, wenn er anwesend wäre. Er hätte rumgebrüllt und niemanden hätte es interessiert. Wenn er sich aufregte, war ich in unserer Wohngemeinschaft der einzige, der ihm überhaupt noch zuhörte. Doch - sich von meinen Worten nicht weiter beeindrucken lassend - disskutierten der Schwarz- und der Blondhaarige lautstark weiter über Cola. Das kranke war ja noch... wir hatten nichtmal welche da! Kami! Wie kamen die dann auf das Thema?! Das wollte ich mir nicht mehr antun. Ich stand auf und stapfte aus der Küche; Kai und Yune zurücklassend. Die beiden hatten begonnen sich ein wenig zu unterhalten. Sollten sie doch! Ich brauchte jetzt ersteinmal meine Ruhe!

Schlecht gelaunt stapfte ich also die immernoch knarrende Treppe rauf. Dagegen sollten wir endlich mal was tun! Ich ging in mein Zimmer und wollte mich gerade auf mein Bett schmeißen, als ich inne hielt. Nanu?! Warum war denn mein Laptop an? Sofort verflog meine schlechte Laune und ich starrte das Wunder der Technik vor mir misstrauisch an.

"Ich hab dich ausgeschaltet." Ich hatte ihn zwar - nachdem wir aus dem Café zurückgekommen waren - angeschaltet, aber ich hatte ihn nach kurzem E-Mail Check ausgeschaltet und zugeklappt. Auf dem Bett war er liegen geblieben, das wusste ich. Aber er sollte doch aus sein! Da stimmte doch was nicht. Ich tappte auf mein Bett zu und betrachtete den Bildschirm. Selbst wenn ich ihn nicht ausgeschaltet hätte - der Bildschirmschoner hätte doch an sein müssen. Irgendetwas stank hier ganz gewaltig und es war nicht mein Zimmer. Das Fenster stand nämlich zum Lüften schon den ganzen Mittag offen. Apropos. Ich beschloss es ersteinmal wieder zuzumachen. Nachdem auch das erledigt war, setzte ich mich auf meine Bettkante, um dann den Laptop auf meinen Schoß zu ziehen.

"Warum bist du dann an?", fragte ich ihn. Ja. Ich unterhielt mich gerade mit meinem Laptop. Ich glaub in dem Tee war irgendwas drin... Aber das war jetzt auch egal. Doch je länger ich den Bildschirm anstarrte, desto mehr schien eine Antwort als 'weil ich angeschaltet wurde' auszufallen. Ich legte meinen Kopf in den Nacken. Ich sollte lieber nicht so viel Nachdenken. Diesmal schaltete ich den Computer aus. Und er war aus, das wusste ich - nachdem ich mich fünf Mal danach erkundigt hatte. Ein Risiko wollte ich ja nicht eingehen. Ich verstaute ihn unter meinem Bett und machte mich dann ersteinmal richtig breit. Die Augen schloss ich, einen Unterarm auf meine Stirn ablegend. Bis hier oben hin war die Diskussion zu hören. Wenn ich mich konzentrierte konnte ich sicher etwas verstehen.

"Itaiiiiiiiiii~! Ruki! Sag mal spinnst du?! Was beißt du mich?!"

"Du bist ein Baka! Viel Kohlensäure ist viel besser! Und jetzt geb's endlich zu!"

"Nein! Viel Kohlsenäure is gar nicht besser!"

"Doch!"

"Nein!"

"Doch!"

"Doch!"

"Nein!"

"Hah!"

"Wahh...! Aoi, das war fies!"

Danach hörte ich einfach nicht mehr hin. Das wollte ich mir nicht länger antun, sonst bekam ich sicher noch Kopfschmerzen. Meine Augen hielt ich weiterhin geschlossen. Vielleicht sollte ich schlafen? Auch in voller Montur. Ich hatte jetzt eh keine Lust mich umzuziehen. Das Geschrei von Ruki und Aoi hatte mittlerweile nachgelassen - ein Glück. Hingehört hatte ich zwar schon nicht mehr, aber die Stimmen waren noch zu hören gewesen. Ohne mich weiter damit zu beschäftigen, seufzte ich einmal. Hatte ich vielleicht überreagiert?!
 

Darüber jedoch konnte ich mir keine Gedanken mehr machen. Ich spürte nämlich wie sich die Matraze ein wenig unter zusätzlichem Gewicht verbog und sich jemand über mich beugte, konnte ich erahnen. Sofort schlug ich meine Augen auf und starrte direkt in Reitas Gesicht. Er hatte sich tatsälich über mich gebeugt. Je ein Bein hatte er auf einer Seite plaziert und sich über meinen Körper gebeugt. Unsere Gesichter waren sich gefährlich nahe, ich konnte mittlerweile schon seinen Atem auf meiner Haut spüren.

"Wie kommst du hier rein?!", fragte ich ihn gleich. Meine Laune war nicht gerade die Beste, vielleicht traute ich mich deshalb mehr. Im ersten Moment sah mich mein Mitbewohner etwas verwundert an, doch die Antwort, die ich von ihm bekam, ließ meine Laune gen Keller sinken - wenn sie nicht schon längst dort angekommen war.

"Durch die Tür?!" Seinen Kopf legte er in die Schräge, um diesen dann wieder etwas sinken zu lassen. Erst jetzt sagte mein Bewusstsein mir, dass es besser wäre, sich mal zu wehren. Gedacht - Getan. Schon legte ich meine Hände auf seine Brust und drückte ihn bestimmt von mir. Doch leider dachte er gar nicht daran dieser unmissverständlichen Geste nachzukommen. Mit seinen Händen umfasste er kurzerhand meine Handgelenke und pinnte mir meine Hände über meinem Kopf in das Kissen. Natürlich stemmte ich mich dagegen, aber wie ich es mir schon gedacht hatte, war er mir im punkto körperlicher Stärke überlegen. So ein Mist aber auch. Ich murrte leise. "Lass los, Reita!"

"Was denn so zickig, Barbie? Hast ne Scheiß-Laune, eh?!"

Ach?! War ihm das auch aufgefallen? Super. Dafür verlieh ich ihm am besten gleich mal den Nobelpreis oder so. Er war jetzt echt der Letzte, den ich gebrauchen konnte. Am Besten war es ja, wenn sie mich alle mal in Ruhe lassen würden! Aber nein. Uruha hier, Uruha da. Das kotzte mich momentan echt an. Ich wusste aber auch nicht was ich wollte. Erst war ich total deprimiert, weil niemand etwas mit mir zu tun haben wollte und nun wo ich endlich Freunde hatte, schienen mich diese auch noch an den Rand meiner Nervensgrenze zu bringen. War das denn überhaupt normal? Keine Ahnung - war mir momentan auch ganz schön schnuppe.

Reita jedoch störte meine Laune wenig, er grinste mich nur wieder auf diese Weise an, die ich gar nicht ausstehen konnte, weil sie mir irgendwie - ja - unheimlich war. Ich zog meine Augenbrauen gefährlich dicht zusammen. "Was gibt es da zu grinsen?"

"Ich find dein Verhalten einfach zum schießen...", erwiederte der Schwarzblonde lediglich und überwand dann den letzten Abstand zwischen ihm und mir, indem er seine Lippen zum zweiten Mal an meinem Hals plazierte. Sofort zuckte ich zusammen. Warum eigentlich immer ich? Konnte der sich nicht jemand anderen zum Abschlabbern suchen? Wir wohnten hier schließlich zu fünft. Warum pickte er sich dann mich raus? Er hatte vier Mitbewohner. Okay. Kai und Ruki waren zusammen, abe er machte auf mich nicht den Eindruck, als ob ihn das stören würde. Halt! Augenblick! Was dachte ich hier eigentlich? Ich sollte eher sehen, wie ich hier wieder herauskomme, statt Reitas Psyche zu analysieren. Das konnte ich mir eh sparen.

Ich wusste, dass ich bei Reita mit bitten nicht weiterkommen würde, Gewalt würde auch nichts bringen, er war viel stärker als ich. Tja. Was blieb da noch übrig? Mal ganz abgesehen von Mitmachen - was ich ganz und gar nicht vorhatte! Eher würde ich aus dem Fenster springen oder sonst etwas in der Art. Ich schweifte schon wieder mit meinen Gedanken ab! Ich sollte endlich aufhören innere Monologe zu führen, wenn ich in so einer verdammten Situation war! Ich sog die Luft scharf durch meine Nase ein, als der Schwarzblonde sich seinen Weg nun meinen Hals hinaufarbeitete, bis hin zu meinem Kinn. Jetzt musste eine Idee her und zwar schnell! Eigentlich glaubte ich nicht an Wunder, aber wenn jetzt mal eben eines vorbeischneeien würde, wäre ich dem sicher nicht abgeneigt. Nein, ganz und gar nicht. Kami-sama! Nun ließ mein Mitbewohner von mir ab und hob seinen Kopf ein wenig an.

"Du wehrst dich ja gar nicht.", stellte er trocken fest, aber nicht minder belustigt. Ich sah ihn schockiert an. Wie bitte?! Wie sollte ich mich auch wehren, wenn er mir meine Hände vorsorglich genommen hatte?! Er wollte sicher nicht noch eine Ohrfeige riskieren. Wenn ich nur daran zurückdachte. Am Liebsten würde ich das gleich nochmal wiederholen, ging aber schlecht. Ich sah nur mit einem Blick zu ihm auf, den er wohl nicht so recht diffinieren konnte, denn er erwiederte ihn mit einem fragenden.

"Was soll das denn wieder heißen?!", fragte ich ihn gereizt. Er schaffte es wirklich immer mich irgendwie auf die Palme zu bringen. Das war echt schon unglaublich, geradezu erstaunlich, wie er das immer wieder fertig brachte. Da ertrug ich lieber Aois und Rukis Zickereien, als ihn. Ja. Man konnte wirklich sagen, dass ich ihn nicht ausstehen konnte. Nun schlich sich wieder dieses Grinsen auf seine Lippen. Sachte hob er seine Schultern an, um diese dann wieder kraftlos zu senken. "Naja. Du kreischst nicht rum, du zappelst nicht - 'nicht wehren' halt." Ich schnaubte leise. Für wie blöd hielt er mich eigentlich?! Natürlich wusste ich, was er damit sagen wollte!

Reita küsste sich ein zweites Mal meinen Hals hinauf. Wenn ich nicht wüsste, dass er mich nur ärgern wollte, würde ich mir Sorgen machen. Ich kniff meine Augen zusammen. "Nh! Hör auf!"

"Warum?", haucht er gegen meine Wange, sodass ich eines meiner Augen öffnete. Das war mit Abstand die dümmste Frage, die ich heute gehört hatte. Gut. Auf dumme Fragen, würde ich auch dumm antworten. Eine andere Sprache verstand mein Mitbewohner ja auch nicht. "Weil ich das gesagt hab." Kurz schien der Schwarzblonde tatsächlich Inne zu halten, ohne das sein Grinsen wich. "Lass mich nachdenken..." Ich zog meine Augenbrauen zusammen. "Eh - Nein?!" Eine seiner Hände wanderte meine rechte Seite hinab. Er schien sich wohl zu denken, wenn ich mich schon nicht wehrte, dass er machen konnte was er wollte. Oder so ähnlich. Aber nicht mit mir. Ich begann unter ihm zu zappeln. "Aahh~! Lass mich endlich los!"

Er dachte allerdings gar nicht daran. Stattdessen näherte er sich mit meinem Gesicht dem meinen. Ich wusste genau, was er vorhatte. Er durfte mich nicht küssen! Ohnein! Nicht er! Ich warf meinen Kopf auf die Seite. Warum konnte er mich nicht endlich in Ruhe lassen? Ich wollte das einfach nicht! Warum konnte er das nicht einfach so aktzeptieren? Er wollte mich nur vergraulen, mich fertig machen. Sonst würde er doch respektieren, dass ich das nicht wollte.
 

"Was soll das werden du Punk?!" Unter der lauten Stimme zuckte ich gleich nocheinmal zusammen. Meinen Kopf drehte ich nun Richtung Tür und war mehr als nur erleichtert Yune dort im Türramen stehen zu sehen. Sein Gesicht war entsetzt, doch dabei blieb es nicht lange. Er knurrte leise und funkelte Reita wütend an. Danach schritt er entschlossen auf mein Bett zu und packte meinen Mitbewohner am Arm. "Verschwinde, bevor ich mich vergesse!"

Für diese Drohung hatte Reita nur ein heiseres Lachen übrig. "Und wenn ich das nicht tue?"

"Dann wirst du den morgigen Tag nicht mehr erleben." Kurz funkelten sich beide Kontrahenten an. Reita stieg von mir runter und ich atmete erleichtert aus. Ein Glück. Und schon wieder hatte mich jemand gerettet. Gut. Reita würde es sicher eher als 'stören' bezeichnen, aber so war es mir doch ganz Recht. Dann allerdings wurde mir die Spannung der Situation bewusst. Die beiden standen sich mittlerweile gegenüber und blizten sich gegenseitig herausfordernd an. Ich stand im Mittelpunkt der Krise, soviel verstand ich, aber ich begriff die Krise nicht so ganz. Okay. Nocheinmal langsam. Yune war sauer, wegen dem Zeug, was Reita mit mir abzog - konnte ich gut verstehen, mir ging es nicht anders. Und Reita konnte Yune nicht ausstehen, weil tja... gut. Reita brauchte keinen Grund, um jemanden nicht zu mögen. Da würden mir sicher viel zu viele Dinge eifnallen, warum der Schwarzblonde meinen Gast nicht mögen könnte. Deswegen dachte ich einfach nicht mehr weiter darüber nach, sondern erhob mich ebenfalls von meinem Bett.

Sofort gesellte ich mich zu Yune und beugte mich an sein Ohr. "Lass gut sein, okay? Mit mir ist alles in Ordnung."

"Alles in Ordnung, huh? Das sah für mich aber nicht so aus.", zischte er zurück und man konnte den Ärger, der in seiner Stimme mitschwang geradezu greifen. "Hai, aber ich hab keine Lust auf Streit... ich bin müde." Irgendwie musste ich ihn beruhigen, damit sie sich nicht prügelten. Reita sah nämlich so aus, als wäre er dem nicht gerade abgeneigt. Nur... wie bekam ich ihn aus meinem Zimmer raus? Ich konnte es ja ganz einfach mit bitten versuchen?! Haha. Wie absurd.

"Ano... Reita...?" Er schielte zu mir und ich wusste, dass ich seine Aufmerksamkeit hatte, auch wenn man es ihm nicht wirklich anmerkte. "Geh bitte. Es ist spät und...-" Weiter kam ich nicht. Da stapfte Reita auch schon auf Yune zu, stieß ihn grob beiseite und knallte die Zimmertür hinter sich zu, nachdem er über die Schwelle getreten war. Ein wenig irritiert war ich darüber schon. Ich hatte nicht erwartet, dass er wirklich gehen würde. Aber das sollte mir nur recht sein.

Vorsichtig wagte ich einen Blick auf Yune, der nochimmer spürbar verstimmt auf die Tür blickte, hinter der der Schwarzblonde eben verschwunden war. Doch mein Gast sah dann mit einem undeffinierbaren Blick zu mir, der eindeutig sagte 'Was sollte der Scheiß gerade?!' Ich schluckte und fasste vorsichtig den Arm meines besten Freundes. "YunYun?"

"Hm?!", machte er lediglich und ließ seinen Blick dann rastlos schweifen. "Sollen... wir schlafen gehen? Oder möchtest du noch irgendwas machen? Morgen fährst du ja leider schon wieder..." Bei meinem letzten Satz war ich mit jedem Wort immer leiser geworden. Schade eigentlich. Morgen würde er wieder weg sein und dann musste ich mit Aoi, Kai und Ruki vorlieb nehmen. Nicht, dass ich die drei nicht mochte - nein. Sie konnten nur meinen besten Freund nicht ersätzen, das wäre viel zu viel verlangt. Eine unangenehme Stille machte sich zwischen uns breit. "Kou."

Ich schreckte auf. "Hai?!", brachte ich hastig hervor und sah ihn mit fragendem Blick an. Was hatte er nur? Er war so ernst. Das kannte ich nicht wirklich von ihm. Machte er sich etwa Sorgen? Das war lieb von ihm, aber ich wollte das nicht. Ich kam schon klar - irgendwie. "Was empfindest du für ihn?"
 

Bei seiner Frage öffnete sich mein Mund einen Spalt breit, ich brachte allerdings keinen Ton herraus, sodass ich unbeabsichtigt einen Fisch immitierte.

"F-für wen?", brachte ich dann nach endlosen Sekunden doch hervor, unter einem skeptischen Blick Yunes. Dieser lenkte dann seine Schritte auf mein Bett zu und ließ sich auf dessen Kante fallen, ließ mich dabei nicht aus den Augen. "Stell dich nicht dumm. Den Punk mein ich."

"Reita?!" Nun fiel ich aus allen Wolken. Was sollte ich denn schon für ihn empfinden? Ich hatte Angst vor ihm, aber ich war sicher, dass das nicht das war, was mein Gast meinte. Mir war durchaus bewusst worauf er hinauswollte. Doch das war vollkommen absurd!

"Mir egal, wie er heißt.", stellt Yune während meines erneuten inneren Monologes gleich mal klar und stiert mich fordernd an. Ich wusste, dass er keine Ruhe geben würde, bis er nicht eine vernünftige Antwort auf seine Frage hatte. Ich seufzte leise und ließ mich dann neben meinem besten Freund auf das Bett sinken. Meinen Kopf lehnte ich an seine Schulter und schloss meine Augen. "Nicht das, was du denkst.", flüsterte ich ihm leise entgegen.

"Ach? Was denk ich denn?" Warum konnte er das Thema denn nicht einfach ruhen lassen? Wollte er denn unbedingt Gewissheit haben? Kami. Ich konnte ihn ja verstehen, aber vertraute er mir so wenig?

"Dich mag ich viel lieber als ihn." Ich schmiegte meinen Kopf ein wenig näher an seine Schulter und zog meine Beine ebenfalls auf die Matraze. Dass Yune zu mir sah und lächelte, konnte ich nicht sehen. "Das will ich auch hoffen." Daraufhin konnte ich nur lächeln. Yune legte einen Arm um mich und ich seufzte leise. "Also. Willst du nun schlafen gehen, oder noch was machen?"

"Bist du denn müde, Kou?" Ich überlegte nicht lange, sondern nickte nur wahrheitsgemäß. Ich log nie. Und meinen Gast würde ich erst recht nicht belügen. Das konnte ich einfach nicht. Das war schließlich nicht meine Art. Er drückte mich kurz, sodass ich meine Augen wieder aufschlug und zu ihm sah. "Dann schlafen wir."

Ich nicke einfach erneut und raffe mich auf. Vorher wollte ich noch ins Bad. Ich tappte auch gleich aus der Tür in den dunklen Flur. Mit einer Hand suchte ich nach dem Lichschalter. Gerade als ich diesen gefunden hatte, spürte ich eine Hand an meiner. Sofort entzog ich meine. Im nächsten Moment ging das Licht an und ein gewisser Jemand stand mir gegenüber, bedachte mich mit einem recht kühlen Blick. Ich schluckte leicht. Warum musste ich auch immer so ein Pech haben? Konnte Reita nicht einfach schlafen gehen? Nein. Er lungerte im Flur rum.

"...ist was?", fragte ich nach einer kurzen Schweigepause. Mein Mitbewohner sah mich einfach nur an, mit einem seltsamen Blick. Nichteinmal sein Grinsen war noch zu sehen, gar nichts. Er schien ganz schön in Gedanken vertieft zu sein. Nocheinmal sah er mir kurz in die Augen, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und in sein Zimmer marschierte. Die Tür war er geräuschvoll in die Angel, sodass ein nicht gerade leiser Knall entstand. Verdattert starrte ich auf das unheimliche Poster an der Tür, bis ich mich dazu durchrang den Kopf zu schütteln. Was war denn das für ein Auftritt gewesen? Ich wurde aus ihm einfach nicht schlau. Am meisten irritierte mich dabei aber, dass er nichts gesagt hatte. Er schien ganz schön nachdenklich zu sein.

Doch weiter konnte ich mich nicht damit beschäftigen, sondern machte mich wieder auf den Weg zu meinem eigentlichen Ziel: Dem Badezimmer.
 

"In zwei Stunden müssen wir los.", erklärte Aoi. Ich nickte nur leicht bedröppelt. Nurnoch zwei Stunden? Dann würde Yune weg sein? Ich seufzte und lehnte mich an die Lehne des Stuhles. In der Küche roch es nach Essen. Kai war wieder vollkommen in seinem Element. Von Ruki, Reita und Yune war nichts zu sehen. Yune wollte schoneinmal sein Zeug packen, Ruki turnte draußen mit Sabu-chan herum und wo Reita steckte wusste wie immer niemand. Zu interessieren schien es auch keinen - mich selbst eingeschlossen. Trotzdem musste ich zugeben, dass mich sein gestriges Verhalten im Flur wunderte. Irgendetwas hatte ganz offensichtlich nicht gestimmt. Aber ich wusste einfach nicht was.

"Aoi? Kannst du mir einen Gefallen tun?", brach Kai dann die Stille und sah über seine Schulter hinweg zu uns zwein am Tisch herüber. Aoi schaute auf und gab nur einen fragenden Laut von sich. "Gehst du Ruki holen? Das Essen ist gleich fertig."

"Geh doch selbst.", murrte der Schwarzhaarige zurück. Kai grinste daraufhin nur. "Dann brennt das Essen an, weil ihr zu doof seid, um es richtig zu machen. Los jetzt! Oder für dich gibt es keinen Nachtisch."

Der Älteste rollte mit den Augen und schaubte lediglich. "Ich bin nicht der Zwerg, bei mir klappt das nicht!", versicherte er dann und nickte noch bekräftigend dazu. "Wenn du meinst. Dann essen wir den Pudding allein."

"Pudding, ne!?" Ein wenig entgeistert blickte Aoi einige Momente drein, ehe er aufstand und sich zur Tür Richtung Wohnzimmer begab. "Schon gut, schon gut, nerv mich nicht." Danach schwang die Tür hinter ihm zu. Ich hatte dafür ein belustigtes Lachen übrig. "Aoi mag Pudding, hm?"

Kai lachte ebenfalls. "Hai. Ich hab für Ruki und Aoi so meine Tricks, damit sie das machen, was ich von ihnen verlange." Er drehte sich wieder seinem Gericht zu und vertiefte sich gerade wieder in seine Arbeit, als meine Stimme ihn aufhorchen ließ. "Auch für Reita?"

"Wie kommst du grade auf Reita?", fragte er mich und konnte die Neugierde in seiner Stimme nicht verbergen. Ja, gut. Was sagte ich jetzt? Dass Reita sich seltsam mir gegenüber verhielt? Sollte ich ihm sagen, was er mit mir 'anstellte'? Nein. Lieber nicht. Sie sollten sich keine Sorgen machen. Ich kam schon irgendwie klar.

"Naja... er ist halt öfter komisch drauf, da wäre es schon praktisch, wenn man ihn ein wenig... ano... 'kontrollieren' könnte?!" Daraufhin lachte Kai wieder. "Sicher wäre es das, damit könnte man viel Streit vermeiden, aber bei ihm bin ich überfragt."

Ich nickte leicht und betrachtete nachdenklich die Teetasse auf dem Tisch vor mir.

Aoi kehrte nach zehn Minuten mit Ruki im Schlepptau zurück, Yune hatte sich in der Zwischenzeit ebenfalls zu uns gesellt und Reita weigerte sich aus seinem Zimmer zu kommen, wie Kai mir verriet. Er hatte ihn zum Essen holen wollen, doch der Schwarzblonde hatte die Tür nicht geöffnet, sondern nur 'Verpiss dich' gerufen. Das hatte ich auch bis unten in die Küche hören können. Er war wirklich ein sehr unangenehmer Mensch, wie ich fand. Man konnte auch höflicher sagen, dass man auf das gemeinsame Essen verzichten würde. Aber ändern konnte man daran ja auch nicht. Als wir alle gegessen hatten, war eine halbe Stunde vergangen. Nun waren nichteinmal mir einandhalb Stunden übrig, in der Yune hier war.
 

"Kann ich mit dir reden, Kou? Allein..." Ich sah Yune ein wenig verwundert an, stimmte allerdings dennoch zu. Zusammen gingen wir dann wieder in mein Zimmer. Schweigend saßen wir uns gegenüber auf meinem Bett. Unsicher sah ich ihn an. Was könnte er nur wollen? Eine Antwort darauf würde ich sicher bekommen, hoffte ich jedenfalls. "Ich wollte dich etwas fragen."

"Nur zu." Yune sah mir in die Augen. Was hatte er nur? Er war auf einmal so ernst. Das passte mal so gar nicht. War er vielleicht irgendwie sauer auf mich? Warum denn? Ich hoffte nur nichts falsch gemacht zu haben. Ich wollte meine Freundschaft mit ihm aufrecht erhalten, auch wenn wir jetzt so weit auseinander wohnten. "Soll ich hier bleiben?"

Irritiert sah ich ihn ein, meine Kinnlade klappte herunter. "Nein!" Er zog seine Augenbrauen zusammen und besah mich mit einem skeptischen Blick. Ich hatte wohl ein wenig zu schnell geantwortet. "Ich meine... nein. Ich komme schon klar. Es ist wirklich alles okay. Ich werde den anderen sicher von der Sache mit Reita erzählen. Du musst dir keine Sorgen machen, wirklich nicht. Ich will nur nicht, dass du meinetwegen von zu Hause wegziehst und deine ganzen Freunde zurücklässt." Ich hatte zwar eigentlich nicht vor gehabt Aoi und den Anderen von meinem kleinen... Problem mit Reita zu erzählen, aber ich wollte Yune beruhigen. Irgendwann würden meine Mitbewohner es ja auch rausbekommen. Ich würde es wohl nurnoch ein klein wenig vor mir herschieben. "Aber-" Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. "Kein aber. Du fährst nach Hause.", meinte ich lächelnd.

Kurz senkte er seine Augenlider und schien nachzudenken, ehe ihm dann ein Seufzer entfuhr. Eine seiner Hände packte mein Handgelenk und entfernte die Hand, samt Finger von seinem Gesicht. "Also gut. Aber meld dich, wenn irgendetwas ist, hai?"

"Hai, promise!" Nun rang sich auch Yune zu einem Lächeln durch. Er hielt mir den kleinen Finger seinen rechten Hand entgegen. Ich tat es ihm gleich, hob meine rechte Hand und verharkte meinen kleinen Finger mit seinem. Damit war es beschlossen. Ich würde mich melden, wenn es Probleme gab, auch wenn es nicht meine Art war. Ich wollte mein Versprechen gegenüber meines besten Freundes nuneinmal halten, da gab es keinen Weg dran vorbei.

Noch eine Weile sprachen wir über belanglose Dinge, bis es an der Tür klopfte. "Herein.", rief ich und drehte meinen Kopf. Aois schwarzes Schopf lugte nun durch den Türspalt. "Eto... wir sollten langsam losfahren. Sonst verpassen wir den Zug, der wartet nämlich nicht auf uns, ne?"
 

"Mach's gut, Yune-kun.", meinte Kai lächelnd und reichte Yune die Hand, welcher sie annahm und kurz drückte. "Du auch, Kai."

"Komm uns bald mal wieder besuchen, key?!", quäkte der kleine Blondschopf, der nun nach Kais freier Hand griff. Daraufhin nickte Yune mit einem Lächeln. "Werde ich sicher."

"Stell nichts Dummes an, ne?!" Aoi klopfte ihm auf die Schulter und zwinkerte. Ein wenig verwundert sah Yune ihn an. "Nani?" Doch Aoi winkte nur ab und sah dann zu mir. Ich stand dumm in der Gegend rum und betrachtete meine - ach so interessanten - Füße. Ich konnte Abschiede einfach nicht ausstehen. Auch wenn es kein Abschied für immer war. Kai nickte wohl in meine Richtung, denn Yune und er tauschten kurz Blicke aus, ehe mein bester Freund zu mir kam. Eine Hand legte er mir ans Kinn und hob meinen Kopf an. Ich zuckte erschrocken zusammen und sah in sein Gesicht. "Du wolltest, dass ich fahre, jetzt schieb nicht so eine Trauermiene, sonst überleg ich es mir nochmal."

"H-hai, gut." Ich rang mich zu einem Lächeln durch und umarmte ihn dann freundschaftlich. "Ich werde dich vermissen, YunYun." Wie sollte ich meinen besten Freund auch nicht vermissen?

"Ich dich auch, Kou." Die Lautsprecher knackten kurz, doch Yune und ich lösten unsere Umarmung noch nicht. Wie immer verstand man nur den Anfang und das Ende, das Wichtige in der Mitte war nicht zu verstehen gewesen, jedenfalls für mich nicht. Doch unser Braunschopf schien sich wenigstens zusammenreimen zu können, was los war, denn er meldete sich zu Wort. "Der Zug fährt gleich ein."

"Schooooooon?!", fragte Ruki und sah zu seinem Koi. Dieser nickte. "Hai. Yune muss gleich los." Der Knirps legte seinen Kopf schief, als würde er über die Bedeutung dieser Worte ersteinmal nachdenken müssen. Dann kam ein betretenes 'oh' von ihm und er sah auf seine Füße.

"Es ist ja kein Abschied für immer, ne?", mischte sich dann wieder der Älteste von uns ein. "Oder habt ihr das vergessen, Jungs?" Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Natürlich hatte Aoi recht, aber ich hasste es nuneinmal sehr Abschied nehmen zu müssen. Auch wenn ich wusste, dass es nur auf kurze Zeit war, kam es mir vor als würde ich diese Person niemals wiedersehen. Und dieses Mal war dieses Gefühl besonders stark. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Ich konnte es mir nicht erklären. Aber ich verdrängte diese komische Vorahnung -?- und sah zu meinem besten Freund, der immernoch seine Arme um mich gelegt hatte. "Pass auf dich auf."

"Natürlich. Das sollte ich eher zu dir sagen, findest du nicht?" Daraufhin konnte ich nur lächeln. In dem Moment fuhr der Zug ein und wehte unser aller Haare in eine Richtung. Mit Mühe konnte ich sie mir wieder einigermaßen richten und Yune löste unsere Umarmung. Jetzt hieß es wohl doch Abschied nehmen. Und ich wusste nicht für wie lange.

Von Aoi bekam Yune dann seine Tasche gereicht und nun wurde nurnoch darauf gewartet, dass die Gäste, die im Zug gewesen waren, aussteigen konnten. Erst danach war es günstig einzusteigen. Niemand verlor ein Wort, während wir warteten. Als dann das Einsteigen ungefährlich erschien, drehte Yune sich nocheinmal kurz zu uns um.

"Dann... byebye. Ich meld mich bei dir, wenn ich angekommen bin, Kou. Also sei da." Ich nickte und zwang mich zu lächeln. Ich wusste genau, dass er meinen Laptop meinte. Ich würde notfalls die ganze Nacht online bleiben, auch wenn morgen wieder die Schule anfangen würde. Das war mir in dem Fall mal ganz egal. Ich wollte nur sichergehen, dass Yune heil zu Hause ankommen würde. Mein Gefühl sagte mir nämlich, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber ich redete mir selbst Ruhe zu. Es würde schon werden. Ich sollte nicht den Teufel an die Wand malen. "Hai." Mehr brachte ich nicht mehr raus. Jetzt musste ich mich echt zusammenreißen, damit ich nicht losheulte. Ja. Ich war manchmal sehr sentimental. "Ittekimasu![Auf wiedersehen]", konnten wir ihn noch rufen hören. Die Tür schloss sich hinter Yune, nachdem ihm noch einige Gäste gefolgt waren. Der Zug fuhr an, wurde immer schneller und dann... Dann war er weg. Ich sah noch eine Zeit lang einfach nur an die Stelle, an der der Zug aus meinem Blickfeld verschwunden war. "Itterasshai[Antwort auf 'Ittekimasu']", flüsterte ich erst jetzt selbst zu mir. Ich zuckte leicht zusammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich drehte meinen Kopf auf die Seite und sah in Aois - aufmunternd lächelndes - Gesicht. "Wollen wir los?"

Ich nickte und drehte mich dann zu Kai und Ruki. Nochimmer hielt der Blonde die Hand des anderen. Der Braunhaarige legte seinen Kopf schief, als ich nocheinmal, dem längst davongefahrenen, Zug nachblickte.

"Ihm wird nichts passieren.", versicherte er mir und ich nickte. "Hai, ich weiß. Lasst uns fahren."

.:Ňo_Fuŧũré:.

So, da wäre nun das 8. Kapitel.

Damit ging es ganz schön schnell xD" Aber nur dank Lykharia, der ich nun dafür danken möchte, dass sie mir Yune und .:Ňo_Fuŧũré:. in den MSN-Gesprächen gemiemt hat =D

Außerdem danke ich meiner Halbbeta pulcinella fürs Helfen xD

Naja o,o würd mich halt über Kommis und so freuen, wie immer, ne?! Ansonsten viel Spaß °_°
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Die Rückfahrt verlief ohne irgendwelche besonderen Vorkommnisse. Zu Hause angekommen verschanzte ich mich gleich in meinem Zimmer. Auch als Kai nach einer halben Stunde an meine Tür klopfte, weigerte ich mich jemanden reinzulassen.

"Uruha?", fragte der Braunhaarige leise gegen die Tür. "Ist alles in Ordnung? Möchtest du etwas Essen?" Ich schüttelte provisorisch den Kopf, was mein Mitbewohner eh nicht sehen konnte. Also beschloss ich zu antworten - ich konnte meine schlechte Laune ja nicht einfach an Kai auslassen. "Ja, alles in Ordnung und nein danke, ich hab keinen Hunger."

"Okay. Wenn was ist...."

"...dann kann ich zu dir kommen, danke Kai." Ich hatte ihm den Satz abgewürgt und ich konnte seine Verwunderung bildlich vor mir sehen, wusste aber, dass er wohl im nächsten Moment schon wieder lächelte. "Gut." Dann hatte er sich wohl umgedreht und war wieder Richtung Küche verschwunden, um wenigstens unseren anderen Mitbewohnern etwas zu Essen zu machen, da war ich mir sicher. Das war eben seine Art. Er war ganz schön fürsorglich. Deswegen wollte ich ihm auch ein wenig zur Hand gehen.

Aber den Gedanken schob ich beiseite und hing stattdessen meinen Sorgen nach. Hoffentlich würde Yune wirklich heil ankommen. Augenblick. Yune?! In Windeseile setzte ich mich auf und ruppte meinen Laptop vom Nachttisch. Dieser hatte wohl noch nie so lange gebraucht um hochzufahren. Als das dann endlich doch geschafft war, zog mein MSN direkt meine Aufmerksamkeit auf sich, doch leider war Yune nicht online. Okay. Er saß sicher noch im Zug. Also nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Ich konnte mir ja ersteinmal irgendwie die Zeit vertreiben, bis er online kam. Ich nickte, um mich selbst zu bestätigen.

Aus meiner Tasche fischte ich mir wahllos ein Buch und vertiefte mach nach einger Zeit auch schon darin. Dennoch ließ ein leises Geräusch und ein penetrantes Blinken mich bald schon über den Rand meines Buches hinweg auf den Bildschirm starren. Sofort breitete sich ein Lächeln auf meinen Zügen aus, als ich sah, was dieses nervige Geblinke ausmachte.
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Kou?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai!

Bist du gut angekommen?
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Sicher^^
 

Ein Glück. Ich war ehrlich erleichtert. Ich atmete glücklich aus. Da war ja meine komische Vorahnung ganz umsonst gewesen. Ich sollte wohl nicht so viele Horrorfilme gucken. Okay. Ich schaute nur Horrorfilme, wenn ich gezwungen wurde. Und schon kam die Erinnerung an meinen letzten Kinobesuch wieder in mir hoch. Reita hatte meine Hand gehalten! Hastig schüttelte ich den Kopf. Das war jetzt nicht so wichtig, ich konzentrierte mich besser auf Yune, bevor er noch dachte ich wollte nicht mehr mit ihm reden - was natürlich vollkommen absurd war. Das Lächeln wollte gar nicht mehr aus meinem Gesicht weichen, wie mir schien. Solang es nicht solch gigantische Ausmaße wie bei Kai annahm, ging das sicher in Ordnung.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Da bin ich aber erleichtert
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Ich bin nur ein bisschen müde, aber sonst...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich hatte so ein komisches Gefühl
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Mh? Komisches Gefühl?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja, weiß auch nicht. Als ob irgendwas Schlimmes passieren würde, wenn ich dich gehen lasse

aber es ist ja alles in Ordnung ^___^
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Ja. Und ich komm dich hoffentlich bald wieder besuchen...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Natürlich kommst du das

Aber bleib du bloß nicht zu lange auf, wenn du jetzt schon müde bist. Ich will dich nicht aufhalten
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

Hai... Ich meld mich demnächst nochmal, versprochen!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Gut - o yasumi nasai, YunYun
 

[¿»...KimiGaNozomiEien...«?] sagt:

O Yasumi nasai, Kou
 

Damit klickte ich das Gesprächs-Fenster von Yune weg. Nun fühlte ich mich richtig glücklich. Es ging ihm gut - das war die Hauptsache. Für mich jedenfalls. Gedankenverloren strich ich mir eine störende Strähne aus den Augen und wollte den Laptop schon wieder herunterfahren, als eine Meldung von meinem Messenger mich stutzen ließ. Eh? Jemand hatte mich seiner Konktaktliste hinzugefügt? Wie denn das? Okay. Ich weiß wie das geht, aber woher hatte der denn bitte meine E-Mail Adresse? Trotzdem. Meine Neugierde besiegte das Misstrauen und ich bestätigte die Anfrage, fügte die fremde Adresse ebenfalls meiner Liste hinzu. Doch noch bevor der oder die Fremde mir etwas schreiben konnte, stellte ich gleich zwei Fragen auf einmal. Bei mir kam es nuneinmal sonst nie vor, dass ich einfach mal so geaddet wurde. Irgendwie war ich total aufgeregt. Okay, Uruha. Langsam wirst du dir selbst unheimlich. Aber den Gedanken schiebe ich beiseite und warte eher gespannt auf eine Antwort seiner- oder ihrerseits.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wer bist du? Und woher hast du meine Adresse?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Deine Adresse...mh... sagen wir mal... Zufall~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...wie soll ich das denn jetzt verstehen?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

So wie ich es gesagt habe
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...okay...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann kommen wir auch gleich zur nächsten Frage... Wie ist dein Name?
 

Ich hatte mich ganz schön gewundert. Dieser Typ - ich nahm jetzt mal ganz einfach an, dass er männlich war - warf mir jetzt schon Rätsel auf. Komisch. Warum wollte er mir denn nicht sagen, wie er hieß? Naja. Sollte ja Leute geben, die so drauf waren. Sein Chatname klang ja ganz danach, dass er sehr optmitisch veranlagt war. Ohman. Ich sollte in meinen Gedanken den Sarkasmus lieber weglassen. Aber dass er mich trotzdem nach meinem Namen fragte, ohne sich vorher selbst vozustellen, war schon ein wenig dreist. Trotzdem konnte ich nicht umher, als zu schmunzeln. Gut. Dann würde ich mich mal darauf einlassen.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Kouyou, aber alle nennen mich Uruha
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Okay dann nenn' ich dich auch Uruha ^___^
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Äh, wenn du meinst...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Und? Wie geht's dir so?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ehrlich?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Sicher
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Nicht so besonders
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Warum das? Gibts Probleme?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Kann man so sagen - heute ist ein Freund wieder nach Hause gefahren, er war zu Besuch da
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wohnt er denn so weit weg?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai

Mit dem Zug braucht man über zwei Stunden
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Oh... Mh. Aber er kommt dich doch sicher bald wieder besuchen, oder?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Jedenfalls hoffen wir das ^___^
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Na also^^ Dann ist es doch nur halb so schlimm
 

Leicht zuckten meine Mundwinkel wieder nach oben. Er sah alles wohl doch positiver, als ich es am Anfang angenommen hatte. Irgendwie überraschte es mich ja doch. Er sah das ja ganz schön locker. Mein Kopf glitt in die Schräge. Irgendwie wusste ich nicht so ganz, was ich von ihm halten sollte. Unsympathisch war er mir ja nicht unbedingt. Eigentlich hatte er ja irgendwo sogar recht. Eigentlich war es ja nur halb so schlimm, aber es gab da so eine kleine Sache, die mich einfach nicht losließ...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Eigentlich schon...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Und wo ist dann das Problem?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich vermisse ihn jetzt schon
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Achso
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich werds aushalten müssen

Aber gibt es eigentlich einen Grund, warum du mich in deine Kontaktliste aufgenommen hast, obwohl du mich nicht kennst? Wer auch immer du bist
 

Ich konnte nämlich nicht abstreiten, dass mich das interessierte. Man machte das ja nicht 'einfach so mal'. Jedenfalls konnte ich mir das nicht vorstellen. Zumal es mir immernoch schleierhaft war, wie er überhaupt an meine Adresse gekommen war. Ich hatte sie nirgendwo eingetragen, soweit ich mich erinnerte. Und ich glaubte auch nicht, dass Yune sie irgendwie weitergegeben hätte, sonst hätte 1. der 'Unbekannte' sicher erwähnt, woher er sie hatte, 2. Yune mir sicher etwas davon gesagt oder mich ersteinmal gefragt, ob das in Ordnung ginge. Außerdem hatte ich keinen Kontakt zu den anderen Freunden von Yune. Sie mochten mich nicht, das wusste ich. Aber ich schweifte schon wieder mit meinen Gedanken ab. Ungeduldig starrte ich auf den Bildschirm. "Mach schon...", nuschelte ich leise zu mir. Warum spannte er mich so auf die Folter?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Mh ich weiß nicht... Ich hatte Lust auf eine... sagen wir neue... Bekanntschaft
 

Und schon wieder begann ich zu lächeln. Das war der Grund? Irgendwie war das ja... angenehm? Ja. Könnte man sagen. Das gab es ja nicht oft, dass jemand etwas mit mir zu tun haben wollte. Irgendwie fand ich ihn - ich nahm immernoch an, dass es sich um einen Jungen handelte, warum weiß ich nicht - ja ziemlich sympathisch. Seine Art gefiel mir. Oje. Jetzt schwärmte ich schon von jemandem rum, den ich nichteinmal eine halbe Stunde kannte. Von dem ich weder Name noch Geschlecht wusste. Ganz toll Uruha. Aber egal. Die nächsten Worte tippte ich einfach, ohne großartig über vielleicht aufkommende Folgen nachzudenken.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Irgendwie bist du lustig ^___^ Bitte nicht falsch verstehen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ich nehme das dann mal als Kompliment und bedanke mich artig: Arigatou ^^
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Bitte. Aber eins wundert mich dann doch...

...Warum willst du mir deinen Namen nicht verraten?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nunja... Namen irritieren nur... Sie sind nicht wichtig und lenken nur von der eigentlichen Person ab...
 

Irrte ich mich, oder widersprach er sich gerade selbst? Eine meiner Augenbrauen hob sich kaum merklich. Na warte. Jetzt eng ich dich ein! Haha. Ja, im Chat war ich irgendwie anders, als im normalen Leben. Nicht ganz so zurückgezogen, weil ich die stechenden Blicke nicht auf mir spürte und weil ich wusste, dass mich dieser Unbekannte nicht wegen meines Aussehens verurteilen konnte, da er eben nicht wusste, wie ich aussehe. Ich wollte mal ein wenig aus mir herauskommen, weswegen mir die nächste Frage auch nicht schwer fiel. Hätte ich ihm gegenüber gestanden, hätte das ganze sicher anders ausgesehen, aber da dies nicht der Fall war, sollte ich auch nicht darüber nachdenken.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Findest du? Und warum wolltest du dann wissen wie ich heiße? =P
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Och erwischt xD Okay... weil ich wissen wollte, ob du es mir sagst. Ob du mir vertraust. Und du hast mich ehrlich gesagt überrascht. Immerhin kennst du mich gar nicht ^^
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

O_o soll ich das jetzt positiv oder negativ aufnehmen?

Also, dass ich dir das einfach gesagt habe
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Positiv^^ Man trifft selten so aufegschlossene Menschen
 

Ich blinzelte überrascht den Bildschirm an. "Ist nicht wahr...", murmelte ich mir selbst zu. Ich und aufgeschlossen? Der Witz des Tages. Ich verkroch mich doch eher, als dass ich einfach auf andere zuging und eben aufgeschlossen mit ihnen sprach. Mein Kopf glitt in die Schräge. Den sollte mal einer verstehen. Aber vielleicht meinte er das anders, als ich es annahm?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich? Aufgeschlossen? Hab ich gar nicht gemerkt
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ach? Und wie nennst du es denn dann, wenn du irgendnem Fremden verrätst wie du heißt, ohne dass er dir seinen Namen sagt? Also das ist definitiv aufgeschlossen. Und auch naiv, aber irgendwie niedlich^^
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...niedlich? O_o
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

ja... hat irgendwie was kindliches
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Das schmeichelt mir jetzt total

Mit fast 17 als kindlich bezeichnet zu werden ._."
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wieso? Ist doch süß <3 Besser als so möchtegern reif
 

Bei seiner ... Definition starrte ich ungläubig auf den Bildschirm. Irgendwo hatte er ja recht, oder? Aber dieses letzte Wort in dieser Nachricht hatte sich dermaßen in meinem Kopf eingebrannt, dass ich es einfach nocheinmal hingeschrieben hatte. Ich konnte irgendwie nicht glauben, dass mir ein Wildfremder soetwas schrieb.

Doch dann legte ich mir eine Hand an die Stirn. Also. Kindlich? Da wusste ich doch echt nicht, wie ich das auffassen sollte. Ein wenig frustriert tippte ich eine Antwort ein, doch das, was zurückkam, ließ mich stocken. Meine Augen weiteten sich ein wenig und ich spürte wie sich eine gewisse Hitze in meinem Gesicht ausbreitete. Nani?! Süß?! Er fand mich süß?!

Doch nun holte ich mich selbst auf den Boden der Tatsachen zurück. Uruha, du bist gerade wegen deinem... Computer rot geworden?! Weil dir irgendsoein Kerl -?- gesagt hat, dass du dich niedlich oder süß benimmst? Wahrscheinlich will er dich nur ein wenig auf den Arm nehmen. Aber irgendwie konnte oder wollte ich das nicht glauben. Also legte ich meine Finger zurück auf die Tastatur.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Irgendwie bist du total anders...

...sonst sagt man mir immer wie erwachsen ich doch wäre
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Was denkst du denn? Fühlst du dich denn 'erwachsen'?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Was heißt es denn überhaupt erwachsen zu sein?

Also wirklich erwachsen fühle ich mich nicht, glaube ich. Ich kann ja nichtmal auf mich aufpassen.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Erwachsen ist man, wenn man mit der Kindheit abgeschlossen hat, wenn man sich dem 'Ernst des Lebens' stellt. Das sagen auf jedenfall immer alle. Aber ich glaube nicht das da was dran ist. Es muss jeder selbst entscheiden wann er erwachsen ist...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Fühlst du dich 'erwachsen'?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nein. Ich bin weder ein 'Kind' noch ein 'Erwachsener' . Ich bin einfach ich selbst. Ich lasse mich nicht in irgendein Schema quetschen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich glaub das würde ich mich gar nicht trauen. Ich füge mich lieber, weiß auch nicht so genau warum.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Das geht vielen so. Aber ich fühle mich lieber... frei... ungebunden... Das ist schwer zu beschreiben...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Soetwas finde ich bewundernswert, solange man nicht den Respekt vor Anderen verliert
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ja... Respekt... Das ist immer so eine Sache. Es kommt immer darauf an wem gegenüber man Respekt zeigt
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hast du Respekt vor Leuten, die du nicht kennst?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Solange diese Leute vor mir Respekt haben. Es ist eben wie dieses alte Sprichwort sagt 'wie du es in den Wald rufst so schallt es wieder heraus' . Wenn mich jemand so akzeptiert wie ich bin, dann respektiere ich diesen menschen. Aber auch wenn nicht glaube ich, dass jeder Mensch eine gewisse Würde hat. Oder hatte...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm. Ich glaube ich kenne jemanden, der mich nicht respektiert. Gut, viele respektieren mich nicht, aber ich glaube wirklich, dass er etwas gegen mich hat.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ach?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja, ich weiß nicht was ich von ihm halten soll. Ich möchte nicht so schnell sagen, dass ich jemanden nicht leiden kann
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Gegen Antipathie kann man nichts machen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Schon, aber er hat sich von Anfang an komisch mir gegenüber benommen. Ich glaub sogar er versucht mich zu vergraulen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Mh... Vielleicht will er nur testen wie weit er gehen kann
 

Eh? Darüber hatte ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht. Aber warum sollte er wissen wollen, wie weit er bei mir gehen konnte? Ich hatte ihm doch wohl mehr als deutlich gemacht, dass ich das ganz und gar nicht mochte. Ich hatte ihm immer wieder gesagt, dass er es lassen sollte, hatte ihm sogar eine Ohrfeige verpasst. Sollte das nicht als Grenze genügen? Scheinbar nicht. Oder Reita wollte mich wirklich nur vergraulen, mich einschüchtern, damit ich mich so schnell wie möglich wieder verzog. Ein stummer Seufzer geht über meine Lippen. Irgendwie konnte ich nicht so ganz begreifen, warum mein Mitbewohner seine Grenzen auf so eine Art und Weise finden wollte.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Indem er mir Angst einjagt? Dafür habe ich wirklich kein Verständis. Sich mir derart zu nähern. Ich sage ihm immer wieder, dass er es lassen soll, aber er reagiert nicht darauf
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Mh... Dann hat er wohl nie gelernt, dass es gilt gewisse Grenzen einzuhalten... oder er hat besonderes Interesse an dir
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...besonderes Interesse?
 

Wie... sollte ich das nun verstehen? Ich wusste wohl ganz genau worauf er hinauswollte, aber wahrhaben, das wollte ich es nicht. Dieser Gedanke erschien mir einfach viel zu absurd, als das da etwas dran sein könnte. Reita und ein besonderes Interesse an mir? An Uruha? Dem schüchternen Mauerblümchen, das von allen gemobbt wird? Nein. Also das war doch einfach nur Schwachsinnig. Oder meinte mein Chatpartner das anders, als ich es annahm? Um dies herauszufinden, würde ich wohl einfach nachfragen müssen.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Jap
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wie meinst du das?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nun ja... Ich würde noch nicht so weit gehen, dass er dich liebt, aber ich denke du hast sein Interesse geweckt. Du bist etwas... mh... sagen wir so... das er haben will. Aber so genau kann ich das nicht sagen. Immerhin kenne ich ihn ja nicht...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Meinst du? Ich weiß nicht. Ich glaube eher er macht sich über meine Unsicherheit lustig
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Das glaube ich nicht... Sonst würde er dich wohl eher vor allen Leuten bloß stellen... Oder macht er das?! O__o
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Nein, bis jetzt nicht. Der öffentlichste Ort war wohl das Jungenklo unserer Schule u.u
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Na also... Also wie ich das verstanden hab' startet er des öfteren Annäherungsversuche... Vielleicht, kann er seine Gefühle einfach nicht ausdrücken? Mh ich weiß auch nicht ich bin immerhin kein Psychologe xD
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber mich ungefragt ... naja... abzuschlabbern, ist okay? ._. Er denkt glaube ich gar nicht daran, wie ich mich dabei fühle
 

Nein. Daran dachte er ganz bestimmt nicht. Nicht Reita. Er machte auf mich einen rücksichtslosen Eindruck. Ich war zwar nicht die Sorte Mensch, die andere einfach verurteilte, aber hatte Reita das nicht eindeutig bewiesen, indem er sich trotzdem immernoch so an mich - ja - ranschmiss? Also wirklich. Nein. Aber irgendwie, naja. Vielleicht hatte er ja Recht? Nein. Auch wenn mir dieser Unbekannte sympathisch war, ja sehr so gar, sollte ich nicht so weit gehen ihm alles einfach abzukaufen. Doch meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als seine Antwort in meinem Fenster erschien.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Natürlich ist das nicht okay. Aber ich erschließe mir einfach mal, dass er keine Erfahrung mit sowas hat, zumal ihr ja beide männlich seid...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Kann schon sein, aber die habe ich ja auch nicht. Ich vermeide es mit ihm allein zu sein - ich glaube ich hab Angst vor ihm ._.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Angst? Das ist weniger gut... Und es gibt keine Möglichkeit ihm auszuweichen?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wie denn? Wir wohnen zusammen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ouh...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja und unseren anderen Mitbewohnern will ich das lieber vermeiden. Ich bin erst hier eingezogen und will keine Probleme machen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Aber wenn dich das so sehr trifft würde ich das dann doch mal deinen Mitbewohnern erklären... Und vielleicht auch nochmal mit deinem 'Problemchen' reden... oder es zumindestens versuchen
 

Mit Reita reden? Würde er mir denn überhaupt zuhören? Ich wusste es nicht so recht. Eigentlich konnte ich mir das nicht vorstellen. Er war nicht gerade der Zuhörer-Typ. Man konnte ja schon froh sein, wenn man überhaupt eine Konversation mit ihm zustande brachte. Aber wenn ich versuchen würde mit ihm zu reden - so wie ich immer nach Worten suchte - würde er mir die Tür doch gleich wieder vor der Nase zuschlagen. Das würde ich ihm zutrauen. Ich war unsicher. Oder wollte ich nur einfach nicht mit ihm reden, gerade weil ich Angst vor ihm hatte? Ich wollte ungern mit ihm allein sein. Ja. Ich war ein kleiner Feigling. Ich hatte Angst davor, dass er noch weiter gehen würde, als einfach nur zu versuchen mich zu küssen. Unentschlossen wog ich meinen Kopf von einer Seite auf die Andere. Sollte ich mit ihm reden, oder nicht?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich weiß nicht so recht. Ich will allein damit klarkommen. Ich kann mich doch nicht ewig hinter anderen verstecken
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Das nicht, aber man kann auch nicht immer alles alleine machen. Manchmal braucht man fremde Hilfe. Aber es schadet sicher nichts, wenn du ersteinmal mit diesem Typen drüber redest
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ob er mir überhaupt zuhören wird? Wenn dann will ich allein mit ihm reden - aber ich will nicht mit ihm allein sein. Man, ich bin echt erbärmlich ._. ich trau mich einfach nicht. Dabei ist er in dem Zimmer mir gegenüber
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann steh auf und geh klopfen... Ich bin mir sicher, dass er dir zuhören wird
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Meinst du ich sollte das machen?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Sicher. Besser als sich den Kopf zu zerbrechen wie man ihm ausweichen könnte
 

Ich nickte, als wolle ich seine Antwort noch bestätigen. Er hatte Recht. Ich sollte endlich aus meinem Schneckenhaus herauskommen und mich trauen mit ihm zu reden. Zur Not würde ich eben losschreien, Kai war ja allemal noch unten. Er war nämlich der Einzige - abgesehen von mir - der jedem Bescheid gab, wenn er rausgehen wollte. Die Anderen gingen einfach. Aber, dass man sich vielleicht Sorgen um sie machen könnte, nein, daran dachten die drei Herren nicht. Egal. Ich hatte bereits meine Füße über den Laptop geschwungen, sodass diese den Boden berührte. Ich gab noch schnell zwei Sätze ein, dann stand ich auf und lenkte meine Schritte auf meine Tür zu. Diese öffnete ich entschlossen. "Und jetzt reden wir Klartext."
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du hast Recht. Ich geh jetzt einfach hin!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Genau^__^
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Bin dann mal eben abwesend - ein Gespräch führen
 

Im Flur angekommen taperte ich, immer langsamer werdend. Mit jedem Schritt wurde meine Entschlossenheit weiter angekratzt. Und wenn ich ihn aufweckte? Reita war sicher nicht gut darauf zu sprechen, wenn man ihn weckte, während er seinen Rausch ausschlief. Nein. Ganz sicher nicht. Trotzdem! Mein Herz sollte mir nicht immer gleich in die Hose rutschen, nur weil ich ein wenig unsicher wurde. Auch dieses gruselige Poster würde mich nicht davon abhalten zu klopfen, denke ich jedenfalls. Fast eine Minute stand ich mit gehobener Hand vor der Tür, starrte das Poster - welches ich in der Dunkelheit glücklicherweise nicht richtig sehen konnte - an. Dann allerdings zwang ich mich dazu sachte gegen das Holz der Tür zu schlagen.

"Reita? Bist du da?", fragte ich gerademal laut genug, dass meine Stimme bis in das Zimmer reichen konnte. Im nächsten Moment, zuckte ich erschrocken zusammen, als ich ein lautes Fluchen vernahm. Eines wusste ich nun: Reita war da und er war wach! Ich schluckte leicht. Und er schien schlecht gelaunt zu sein. Ich hörte noch einiges lautes Gepolter und das Fluchen meines Mitbewohner wurde allmälich leiser, bis ich ein "Kuso!", dann ein Klirren und schließlich ein dumpfes Geräusch an der Tür warnehmen konnte. Vor Schreck war ich einen Schritt zurückgewichen. Was zum Teufel machte er denn da drin?! Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen. Da stand es, mein 'Problemchen' - eine Hand lag auf seiner Stirn und das ließ bei mir nur einen Gedanken zu. Dieses Geräusch vorhin. War er mit dem Kopf gegen die Tür...?! Verkneif dir ein Grinsen, Uruha...!, mahnte ich mich. Es gehörte sich nicht andere Leute einfach auszulachen. Nun beäugte mich Reita mit seinen dunklen Augen.

"Was is?", fragte er ein wenig verpeilt und musterte mich eingehend. Es war ja schließlich nicht üblich, dass ich mitten in der Nacht vor seiner Tür stand. Okay. Das war diese Woche schoneinmal vorgekommen, aber dieses Mal hatte ich in seinen Augen sicher gar keinen Grund hier zu sein. Ich sah auf meine Füße. Los! Ich musste jetzt unbedingt etwas sagen! Ich war doch schließlich gekommen, um mit Reita zu reden! Also sollte ich das jetzt auch machen! Entschlossen sah ich dann in das Gesicht meines Mitbewohners.

"Reita ich muss mit dir reden!", meinte ich mit fester Stimme, sodass es mich selbst schon fast überraschte. Ich konnte sehen wie er argwönisch eine Braue hob. "Ach?!"

"Ja! Und zwar über das, was du mit mir machst, wenn wir allein sind." Und schon wieder geriet mein Selbstbewusstsein ins Schwanken. Was würde er denn jetzt sagen? Würde er mich auslachen? Zuzutrauen wäre es ihm jedenfalls allemal. Angespannt wartete ich also auf eine Antwort seinerseits. Irgendwie schien ihn dieses Thema zu überraschen oder so, denn weder grinste er - noch machte er irgendwelche Anstalten etwas zu sagen. Erst dann nickte er. Wie jetzt? Wollte er, dass ich einfach fortfuhr? Bitte! Das konnte er haben. Ich stemmte eine meiner Hände in meine Hüften. "Ich wollte fragen, warum du das überhaupt machst."

Nochimmer schwieg der Schwarzblonde, sodass mir langsam unwohl in meiner Haut wurde. Ich verharkte meine Finger nun ineinander und trat unruhig von einem Fuß auf den Anderen, meinen Blick hatte ich ebenfalls wieder irgendwo, nur nicht bei Reita. Ich weiß man sollte Leute anschauen, wenn man mit ihnen spricht, aber bei meinem Mitbewohner war das manchmal gar nicht so einfach, wenn ihr versteht. Der hatte echt Blicke drauf, da wunderte man sich, warum man überhaupt noch lebte.

"Kannst du dir das nicht denken...?", kam nun die leise gestellte Frage von Reita, sodass ich meinen Kopf augenblicklich in seine Richtung drehte. "Eh?"

Doch er lächelte mich auf eine komische Art und Weise an, ehe er die Tür einfach wieder schloss.
 

Ich stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Ohne mich zu rühren, verharrte ich sicher noch eine ganze weitere Minute. Wartete ich etwa darauf, dass er die Tür vielleicht doch nocheinmal öffnete? Möglich, aber ich glaubte das nicht. Ich wusste wohl nur nicht, was ich nun davon halten sollte. Allmälich allerdings erwachte ich aus meiner Starre und ließ meinen Kopf hängen.

Ich war genauso schlau wie vorher - beziehungsweise nicht schlau. Aber egal. Vielleicht würde ich irgendwann eine Antwort darauf finden? Möglich war es ja. Mit diesem Gedanken machte ich auf dem Absatz kehrt und machte mich auf den Weg zurück in mein Zimmer. Sollte ich meiner neuen Bekannschaft davon erzählen? Naja. Ich würde es einfach mal machen. Er schien irgendwie immer einen guten Ratschlag parat zu haben.

Als ich mich endlich wieder in meinem Zimmer befand, ließ ich mich auf meinem Bett nieder und zog in einem den Laptop zu mir herüber. Ich blinzelte leicht, als ich bemerkte, dass .:Ňo_Fuŧũré:. noch etwas geschrieben hatte. Nanu? Hatte er mir etwa Glück gewünscht oder so? Ich würde es nicht herausbekommen, wenn ich nicht nachschauen würde. Also klickte ich auf den blinkenden Balken, um die Nachricht lesen zu können.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ich muss dann mal weg, man sieht sich ciao~
 

Er war also weg. Nagut. Es würde sich sicher nocheinmal eine Gelegenheit ergeben mit ihm zu chatten. Dann konnte ich ihm ja auch von dem setlsamen Gespräch mit Reita in Kenntniss setzen. Ob er mir einen Ratschlag geben konnte? Ich war mir nicht sicher, aber das würde sich sicher noch ergeben. Mit diesem Gedanken schaltete ich meinen Laptop aus.

Willkommen - auf Wolke 7

Hier wäre dann das nächste Kapitel. Es ist viel kürzer als ich gehofft hatte. Aber mehr schaffe ich leider vor meinem Urlaub heute nicht. Mein Vater ist in etwa einer Stunde da um mich abzuholen. Dann wird min. 12 Tage nichts kommen, wahrscheinlich sogar länger, da ich mich direkt nach dem Urlaub wohl nich ans Schreiben mach xD" *ersma pennen geht*

Anmerkung gleich jetzt schon ... Atashi ist japanisch und heißt 'Das Ich', falls sich jemand wundern sollte xD

Mou, viel Spaß, danke für die kommis und an die Leute die geholfen haben, etc blabla xD"""

Mata ne~

Eine nachher im Urlaub seiende Mero
 

PS.: Würd mich auch wie immer über KOmmis freun xD auch wenn icih ers später danke sagen kann
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Die nächsten Wochen waren für mich einfach schön, jedenfalls besser als die Letzten. In der Schule hatte ich eigentlich meine Ruhe - was mich selbst wunderte. Vielleicht schreckte der Kleine die anderen doch ein wenig ab, denn irgendwie fand der Blondschopf immer wieder einen Weg seine Klassenkameraden bloß zu stellen. Das fand ich auf eine gewisse Weise amüsant, zumal die Vorstellung, dass Ruki mein Bodyguard war, einfach nur zu absurd auf mich wirkte. In der Zwischenzeit hatte ich mich mit diesem geheimnissvollen Jungen angefreundet, der mir allerdings immernoch nicht seinen Namen verraten hatte. Egal wie oft ich ihn gefragt hatte, eine Antwort hatte ich nie bekommen. Ich wusste gar nicht, wie ich ihn nennen sollte und das passte mir nicht in den Kram. In letzter Zeit beschlich mich auch noch immer wieder dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Nochimmer hatte ich diese seltsame Vorahnung. Achwas. Es war doch alles in Ordnung. Endlich konnte ich mal sagen, dass mein Leben in Ordnung war. Die Vorfälle zwischen Reita und mir waren auch seltener geworden. Eigentlich war es nur einmal zu einem Treffen allein gekommen und da hatte Reita nichteinmal 'anfangen' können, da Kai zum Essen gerufen hatte. Manchmal fragte ich mich, wie ein einzelner Mensch in diesem Bezug nur so viel Glück haben konnte. Immer bevor der Schwarzblonde mich küssen konnte, funkte irgendwas dazwischen - Kami, ich danke dir im Stillen.
 

Nun saß ich wieder auf meinem Bett, den Laptop angeschaltet. In letzter Zeit verschanzte ich mich öfter in mein Zimmer, immer in der Hoffnung, dass zwei gewisse Personen vielleicht online sein könnten. Yune war nur selten da und wenn, dann redeten wir auch nicht lange. Er schien wohl sehr beschäftigt zu sein. Ich nahm es ihm nicht übel. Ich wusste, dass er es nicht mit Absicht machte. Um so mehr freute ich mich allerdings jedesmal, wenn der, dessen Name ich heute endlich rauskriegen musste, online kam. Und ich hatte auch heute wieder Glück. Doch es nagte sehr an mir ihn nie persönlich ansprechen zu können. Ich war die Sorte Mensch, die mit einem Namen sehr viel anfing. Ich ordnete diese Wörter Gesichtern zu und suchte nach passender Aussprache. Namen hatten für mich eine große Bedeutung, auch wenn ich nicht so recht sagen konnte warum. Ich warf den Gedanken fort, konzentrierte mich lieber darauf, endlich einen gewissen Namen in Erfahrung zu bringen.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du! Jetzt sag mir doch endlich wie du heißt ;__;
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ist dir das so wichtig?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Irgendwie schon. Ich will dich irgendwie ansprechen können, dein Nick ist dafür nicht gut geeignet.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann nenn mich Atashi
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber das ist doch gar nicht dein Name...?
 

Warum wollte er dann, dass ich ihn so nenne? Hm. Vielleicht mochte er seinen Namen nicht und wollte deshalb nicht so genannt werden? Oder es war sein Spitzname oder so? Konnte alles sein. Aber gut. Meinetwegen. Dann würde ich ihn eben Atashi nennen. Besser, als sein Nick. Der war mir da irgendwie zu unpersönlich, weil er auf mich negativ rüberkam. Ich wollte lieber etwas haben, was ich positiv aussprechen konnte. Keine Zukunft, würde dann einfach viel zu ironisch klingen, auch wenn es auf Englisch ausgesprochen wurde. Doch diesen Gedanken schiebe ich einfach beiseite und widme mich meinem 'Gespräch'.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ich weiß
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Gibt es irgendeinen Grund, warum du ihn mir nicht sagen willst? Vertraust du mir nicht?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ich bin immer noch der Meinung das Namen nicht wichtig sind... Und Atashi reicht doch zum ansprechen oder?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich merk schon, rumquängeln lässt dich kalt.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Eiskalt, jap~ Aber erzähl mal lieber wies dir geht
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm. Ganz gut...

Aber weißt du was?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Mh?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Erzähl mir doch mal was über dich. Wir reden immer nur über mich...
 

Das wurde mir langsam nämlich unangenehm. Ich hatte das Gefühl immer nur von mir zu sprechen, ihm irgendwas zu erzählen. Hatte das Gefühl ihn einfach zu langweilen, sodass er sich irgendwann von mir abwenden würde. Und das wollte ich auf gar keinen Fall. Er hatte sich jetzt schon zu einem Freund für mich entwickelt und das machte mich glücklich. Ich vertraute ihm - warum auch immer. Ich konnte ihm alles sagen, er half mir bei meinem 'Problemchen' und durch seine Ratschläge war es tatsächlich besser geworden. Nun wollte ich aber auch mal was über ihn wissen. Ich wusste nichteinmal seinen Namen und er wusste schon fast alles über mich, das fand ich nicht gerecht. Ich wollte ihn näher kennenlernen. Freunde vertraute man doch alles an, oder nicht? Andererseits. Woher wollte ich denn wissen, dass ich auch ein Freund für ihn war? Egal. Wie sollte er mich denn sonst ertragen können? Ich schob den Gedanken beiseite und antwortete stattdessen auf die Nachricht, die schon seit etwa zwanzig Sekunden penetrant blinkte.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

So? Was soll ich dir denn erzählen?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Erzähl mir einfach was über dich. Was du magst und was nicht... keine Ahnung, was dir so einfällt.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Was ich mag? Schöne Männer... Was ich nicht mag... Wenn es eben diesen schlecht geht~
 

Mir klappte die Kinnlade runter. Bitte was?! Ich blinzelte ein ums andere mal, las die Nachricht immer wieder durch. Meinte er das etwa ernst? So richtig vorstellen konnte ich mir das ja nicht. Aber wie sollte es denn sonst gemeint sein? Darauf wusste ich auch keine Antwort. Da ich aber irgendwie genauso wenig wusste, was ich schreiben sollte, beschloss ich meinee Verblüfftheit einfach in ein Wort zu fassen.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Eh?!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Überrascht?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ano... war das eine Anspielung?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Schon möglich~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Irgendwie weiß ich nicht was ich sagen soll
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann lass es doch einfach xD

Ich hab dich auch stumm gern^^
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Mou~ hör auf. Du machst mich ganz verlegen >.<
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

So?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai, irgendwie schon.
 

Dass ich auf seine Worte hin leicht rot geworden war, würde ich ihm nicht sagen. Nein. Das war mir dann doch zu unangenehm. Aber mein Herz machte einen Hüpfer. Er mochte mich! Ich konnte gar nicht sagen wie sehr ich mich über diese Nachricht freute. Dann sah er in mir wohl auch einen Freund. Das Lächeln, welches nun auf meinen Lippen lag, wollte gar nicht mehr weichen. Ich freute mich wie ein kleines Mädchen, dem man endlich das ersehnte Pony schenkte. Naja. Aber dieses Kompliment machte mich auch ein wenig verlegen, schließlich passierte mir das sonst nie.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wieso das? Ist es dir unangenehm?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Auf gewisse Weise schon. Sonst muss ich mir immer anhören wie ... naja blöde Sprüche und so, aber... Komplimente? Ne, eigentlich nicht. Man könnte sagen du verwirrst mich.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Oh solange ich dich nur verwirre...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du verwirrst mich und das macht mich verlegen.

Ich rede wirres Zeug, oder?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ein wenig schon, aber ich denke ich verstehe was du mir sagen willst
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ach? Und was?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Das du es nicht gewohnt bist Komplimente zu bekommen. Oder um es salopp zu sagen angemacht zu werden^^
 

Ja. Das traf eigentlich genau das, was ich zu sagen versuchte. Gewohnt war noch weit untertrieben. Das war wohl das erste Mal! Aber egal. Ich freute mich trotzdem darüber. Dennoch klappte mir bei seinem zweiten Satz die Kinnlade runter. Bitte?! Wie sollte ich denn das verstehen? Sollte das etwa heißen, dass er versuchte mich anzumachen? Der flirtete mit mir?! Meine Augen wurden immer größer und größer, sodass ich allmälich Angst hatte, dass sie mir aus dem Kopf fallen könnten, was auch mal wieder ein absurder Gedanke meinerseits war. Aber, schloss ich da nicht voreilige Schlüsse? Vielleicht war das auch gar nicht so gemeint, wie ich das auffasste. Also würde ich einfach mal nachfragen. Er würde mich deswegen schon nicht umbringen, wollte ich doch stark hoffen.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...angemacht? o.O
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Jap^^ Oder wie würdest du das nennen?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Moment. Bevor ich jetzt voreilige Schlüsse ziehe oder so... Soll das heißen du machst mich grad an? Oo
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ja das soll es heißen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ano...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Mh?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Jetzt bin ich wirklich sprachlos
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

xD
 

Was war denn daran so lustig? Ich bließ beleidigt meine Wangen auf. Das war doch wohl...! Aber naja. Vielleicht war das ja wirklich sehr amüsant in seinen Augen. Ändern konnte ich ja doch nichts daran. Diese Information musste ich ersteinmal verdauen. Schon komisch, dass er mich so anbaggerte - ?! Wie absurd der Gedanke doch in meinen Ohren klang - nachdem er durch 'Zufall' meine Adresse herausbekommen hatte. Hatte er das etwa von Anfang an wollen? Mich aufziehen? Oder eben...anmachen?! Ich wusste nicht so recht, was ich nun denken sollte. Ich weiß in dieser Hinsicht bin ich sehr misstrauisch und male gleich den Teufel an die Wand, wenn mich etwas verwirrt oder ich mit ausgesprochenen Worten nichts anfangen kann, so wie bei Reita. Auf dessen Antwort ich mir bis jetzt immernoch keinen Reim machen konnte. Was meinte er damit?! 'Kannst du dir das nicht denken...?' Nein. Konnte ich mir nicht. Das verwirrte mich total. Aber wenn es nun so war, wie Atashi vermutete? Das konnte ja sein. Nein. Das war einfach zu unreitalike. Ein Seufzer entweicht mir, während meine Finger blind über die Tastatur wandern. Im nächsten Moment halte ich inne. Das konnte ich doch nicht so einfach fragen. Schnell hing ich noch etwas dran, ehe ich auch schon abschickte und mir im nächsten Augenblick wünschte, dass ich es nie getan hätte.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Mou. War das von Anfang an dein Plan?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Mein Plan?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Mich anzubaggern

Ah gomen >-<

Du musst nicht antworten.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wenn es dich beruhigt: Nein. Ich kannte dich schließlich nicht. Wie hätte ich das da von anfang an planen können, wo ich doch nicht wusste ob ich dich mag oder nicht?!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Okay ^___^

Also magst du mich?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Klar. Man muss dich einfach gern haben <3
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hör ich zum ersten Mal, trotzdem danke ^___^
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Echt? Zum ersten Mal?
 

Ich nickte - was er natürlich nicht sehen konnte. Mir hatte man noch nie gesagt, dass man mich einfach gern haben musste. Yune sagte mir zwar oft, dass er mich mochte und auch Aoi und die anderen - Reita natürlich Außnahme - hatten mir mal gesagt, dass sie mich gern hatten, aber soetwas hatte ich noch nie gehört. Dass es gar nicht anders möglich war? Dass es unausweichlich war, mich zu mögen? Nein. Da musste ich passen. Trotzdem schmeichelte es mir auf eine gewisse Art und Weise. Es gab mir das Gefühl nicht vollkommen ausgeschlossen zu werden und dafür war ich unsagbar dankbar. Und es bedeutete mir komischerweise viel, dass er es geschrieben hatte und ich hatte es irgendwie im Gefühl... er meinte es ernst. Oder ich war einfach zu naiv um daran zu zweifeln - wie auch immer.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Sagen wirs so... ich hab nicht viele Freunde, die meisten können mich - lieb gesagt - nicht leiden.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nicht leiden?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Kann ich mir gar nicht vorstellen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Doch, weil ich anders bin.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Mh... Die Menschen haben schon immer das gefürchtet was anders ist...traurig aber wahr...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Mir wird immer gesagt, wie schwul ich doch aussähe
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Stört dich das?
 

Kurz musste ich über diese Frage nachdenken. Hm. Eigentlich hatten die ja recht. Ich schminkte mich, war auch so ziemlich feminin veranlagt. Ich war ein Weichei und verkroch mich gern hinter anderen. Aber sie sprachen das alles so negativ auf, als seie meine ganze Person schlecht. Sie versuchten nichteinmal mich kennen zu lernen, geschweigedenn mich zu verstehen. Boah. Ich schlug mir mit einer Hand gegen die Stirn. Ich sollte aufhören solche Gedanken zu haben. Sie machten mich bloß traurig und hielten mir vor Augen, dass es kaum Menschen gab, die mich so aktzeptierten, wie ich war.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich streite es ja nicht ab, aber es tut weh, dass sie das so negativ aussprechen...
 

Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Schonmal dran gedacht... dich zu wehren? Also nicht unbedingt mit Fäusten, Worte reichen völlig...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Schon oft. Aber ich packs einfach nicht. Ich will nicht, dass sie handgreiflich werden... ist schon ein paar Mal vorgekommen.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wie gerne würde ich dir helfen... Nur leider weiß ich nicht wie...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Achwas. Du weißt gar nicht wie viel es mir bedeutet, dass du mich magst ^___^
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Und du weißt gar nicht wie viel es mir bedeutet, dass du exestierst
 

Wieder spürte ich, dass mir die Röte ins Gesicht stieg. Soetwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt, oder geschrieben. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich schluckte schwer. Was sollte ich denn darauf antworten? Ich war einfach nur baff. Vorsichtig strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und zögerte immernoch mit einer Antwort. Aber wenn ich jetzt nichts schreiben würde, würde er das vielleicht falsch auffassen und ich würde ihn damit womöglich verletzen? Nein. Das wollte ich auf keinen Fall, also verfasste ich eine höchst 'intelligente' Antwort auf sein Kompliment hin.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...wow...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wow?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich wusste nicht, dass ich dir so wichtig bin, obwohl du mich nichteinmal kennst.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Natürlich kenne ich dich.... also mittlerweile... Nur weil ich nicht weiß wie du aussiehst heißt das nicht das du mir fremd bist
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Schon, aber ich weiß fast gar nichts über dich. Dabei würde ich so gern mehr wissen.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann frag doch einfach
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Okay. Ewig kann ich die Frage ja doch nicht für mich behalten.
 

Diese eine Frage beschäftigte mich nach einer Weile. Ich wollte diesen Charakter einem Gesicht hinzufügen können. Ich wollte mir ein genaueres Bild von diesem geheimnisvollen Atashi machen können. Ich wollte einfach mehr erfahren, um mir etwas auf ihn einbilden zu können, wie er außerhalb des Chats war. Kurzum: Ich wollte ihn treffen.

Gegen eine freundschlaftliche Begegnung war doch nichts einzuwenden, oder? Aber wenn er nicht wollte, würde ich das aktzeptieren müssen, ob es mir nun gefiel oder nicht. Zu etwas zwingen wollte ich ihn schließlich nicht. Da ich nun davon angefangen hatte, würde ich die Frage auch aussprechen. Früher oder später wäre dies eh passiert - Später war zwar wahrscheinlicher, aber naja~
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Welche Frage?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Können wir uns nicht mal sehen? Ich mein so richtig? Ich würde gern mal deine Stimme hören.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ouh...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Also, wenn du nicht magst, ist es okay, ich will dich zu nichts zwingen.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nein, nein schon okay... Wann und Wo?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wohnen wir überhaupt in der gleichen Stadt?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Kommt drauf an... Wenn du in Tokyo wohnst dann ja
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja, tu ich ^___^
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Na dann
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm. Wie wäre es dieses Wochenende? Wenn du nichts vor hast natürlich...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wochende ist gut... Samstag?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hai, Samstag. Und wo genau?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wie wärs mit dem Odaiba-Kaihin Park?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ano. Meinetwegen ^____^

Gegen Nachmittag? So um... 15 Uhr?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Okay
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Naja ich muss dann wieder. Möchte Kai heute beim Kochen helfen ^.~ man sieht sich Samstag nehm ich an? BaiBai
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

BaiBai
 

Ich war richtig glücklich, als er meinem Vorschlag zusagte. Ich klatschte einmal in die Hände. Wunderbar! Dass das ganze wohl noch Probleme aufwerfen konnte, wie z.B. wie er ihn erkennen, was er anziehen und ob er überhaupt kommen sollte, ließ ich einmal ganz außer Acht.

"Uruha?!", hörte ich dann Kais Stimme. Ich zuckte kurz zusammen und sah zu meiner Tür. "Hai?!"

"Ich wäre dann soweit. Wenn du noch möchtest, können wir anfangen!", verkündete mir der Braunhaarige und ich verabschiedete mich schnell von Atashi. Ich wollte mein Versprechen halten, außerdem freute ich mich darauf Kai helfen zu können. Vielleicht würde ich was von ihm lernen können? Ich konnte nämlich nicht sonderlich gut kochen...

Recht schnell war ich in der Küche angekommen und wurde dort von einem über beide Ohren grinsenden Kai bereits empfangen. Ich erwiederte sein Lächeln und nickte nocheinmal leicht, als er mich fragte, ob es nun losgehen könnte. "Womit soll ich anfangen?", fragte ich gleich voller Elan und sah Kai auffordernd an. Mir war klar, dass ich keine herrausragend schwere Arbeit bekommen würde, aber wenigstens sagen zu können, dass ich geholfen hatte, machte mir eine Freude. "Eto... würdest du das Gemüse schneiden?"

"Klar.", sagte ich direkt und setzte mich gleich mit Messer, Brettchen und einer Schüssel voller Paprika, Zwiebeln, Lauch und etlichem anderen Zeugs an den Tisch. Ich beschloss die Zwiebeln ersteinmal außen vor zu lassen. Ich wollte nicht direkt in Tränen ausbrechen, war nicht so toll. Also griff ich einfach nach der Paprika und schnitt sie in der Mitte durch. Kai schritt derweil summend in der Küche auf und ab. Zuerst schaute ich ihm belustigt dabei zu, da er eine orangene Schürze mit der roten Aufschrift 'Cook is fun' trug. Er wedelte mit einem Holzlöffel herum und verbot Ruki, der gerade versuchte durch einen Türspalt zu schauen, um herauszufinden was es heute wohl Leckeres geben wird, zu spannen. Mit einem entrüsteten 'phü' wandte der Zwerg sich wieder ab und verzog sich wohl auf die Couch, da wenige Augenblicke die Geräusche des Fernsehers an meine Ohren drangen.

Meine Gedanken allerdings schweifen wieder zu dem Gespräch ab, welches ich eben mit Atashi geführt hatte. Hin und wieder seufzte ich beim Maltretieren des Gemüses auf. Und das entging dem Braunhaarigen nicht, denn er warf mir immer wieder fragende Blicke zu. Sonst saß ich ja auch nicht rum, starrte Löcher in die Luft und seufzte vor mich hin. Ne. Irgendwas stimmte nicht mit mir und das merkte nicht nur ich, sondern auch Kai, der nach etwa zehn Minuten ungeduldig einen Topf auf den Herd knallte und sich zu mir umdrehte.

"Okay! Jetzt rück es raus! Was ist mit dir los, Uruha?"

Ich zuckte sichtlich zusammen, ehe ich Kai irritiert blinzelnd ansah. "W-was soll sein? Stimmt was nicht?"

"Das könnte ich dich fragen. Du seufzst die ganze Zeit rum und starrst Löcher in die Luft.", meinte er lächelnd und kam auf den Tisch zu. Dort ließ er sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen, während ich nachdenklich die Zwiebeln musterte. "Wirklich?"

"Hai." Schon komisch. Ich hatte das gar nicht bemerkt. Ich seufzte. Das war ja mal wieder typisch. Ich bekam nichtmal die Dinge mit, die mich selbst betrafen. Ich musste mich unbedingt irgendwie ändern. Was fand Atashi nur an mir? Er hatte mir gesagt, dass er mich mochte und so. Aber ich war doch total verpeilt - irgendwie jedenfalls. Ohja, Uruha. Bau dein Selbstbewusstein weiter so schön auf und du hockst morgen bei einem Psychologen, dem du deine Lebensgeschichte erzählst und der dich mit Sätzen wie 'Und wie fühlen Sie sich dabei?' quält. Ein erneuter Seufzer. Nette Vorstellung.
 

"Du machst es schon wieder.", stellte Kai nüchtern fest, aber belustigt sah er trotzdem irgendwie aus. Ich sah auf und lächelte schwach. Na super. Ich seufzte die ganze Zeit vor mich hin und egal, mit welchen Gedanken ich auch anfing, früher oder später dachte ich an Atashi. Das war doch alles andere als normal, oder? Ob ich mit Kai darüber reden könnte? Abwesend nickte ich und hing weiter meinen Gedanken nach, die schon wieder von Atashi eingenommen wurden. Wie er wohl in Wirklichkeit war? Würde er mich auch noch mögen, wenn er wusste wie ich mich eigentlich gab, wenn er sah, wie ich mich verhielt? Bestimmt würde er das. Irgendwie schien er für alles verständnis zu haben. Ich bemerkte gar nicht wie verträumt ich gerade schauen musste und das Kai mich anlächelte bekam ich auch nur am Rande mit, dachte mir allerdings auch nichts weiter dabei.

"An wen denkst du?", fragte er plötzlich leise. Ich bekam die Frage nur halb mit. "Atashi.", nuschelte ich leise und zuckte zusammen, als Kai mich ungläubig ansah.

"Uruha... bist du etwa verliebt?!" Ich schrak aus meinen Gedanken und sah den Brünetten entsetzt an. Was?! Ich?! Verliebt?! In wen de-? Okay. Das wäre jetzt offensichtlich. Unsicher sah ich meinen Gegenüber an und lachte nervös. "W-wie kommst du darauf?"

"Naja. Du seufzt die ganze Zeit vor dich hin und starrst verträumt rum...", erwiederte Kai zögerlich, als wolle er mich damit nicht aufregen. Ich sah ihn ein wenig überrascht an. Echt? Träumte ich wirklich so rum? Warum sollte der Braunhaarige denn lügen? Es musste ja wohl so sein. Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe. "Woran erkennt man, denn das man verliebt ist?"

"Soll das heißen, du bist es?!" Er schien schon sehr erstaunt zu sein und ich hob ratlos meine Schultern. "Weiß ich ja nicht... Los... sag schon!" Unsicher sah mir Kai entgegen, als wüsste er nicht, was er mir nun sagen sollte, oder wie er es erklären sollte. Ich legte meinen Kopf schief und tippte mir mit einem Zeigefinger an die Wange. "Wie ist es denn bei Ruki und dir?"

"Eto... Naja. Als ich mich in ihn verliebt hatte, da hatte ich das Bedürfnis immer bei ihm zu sein, auf ihn aufzupassen und am liebsten gar nicht mehr loszulassen." Er machte eine kurze Pause und ich sah ihn schon geradezu gespannt an. "Ich musste ständig an ihn denken und hab mir Sorgen gemacht."

"Warum das denn?", fragte ich neugierig wie ich bin. Warum sollte er sich denn Sorgen um den Knirps machen? Gut, er war vielleicht ein bisschen übermütig, aber so extrem war es ja auch nicht. "Das sagt er dir besser selbst. Ich... weiß nicht, ob ich das sollte."

Daraufhin stimmte ich lediglich zu. War wohl irgendetwas Persönliches oder Ernstes. Da würde ich mir noch zweimal überlegen, ob ich Ruki darauf ansprechen sollte. "Jedenfalls, hatte ich auch immer Herzklopfen, wenn er irgendetwas Nettes zu mir gesagt hat... sowas in der Art jedenfalls.", beendete der Braunhaarige seine Erklärung und ich nickte schließlich. Jetzt konnte ich es mir auch nicht mehr ausreden. Ich glaube ich hatte mich verliebt! Super, in jemandem von dem ich nichteinmal wusste, wie er aussieht! Aber gerade das machte es doch besonders, oder nicht? Konnte man sich denn in den Charakter eines Menschen verlieben? Scheinbar schon, denn mir war es ja gerade passiert...

"Kai..." Er sah mich mit fragendem Blick an. "... ich glaub ich bin verliebt."

"Echt?!" Ein wenig perplex starrte er mich an, sodass ich die Stirn runzelte. "Du hast mich doch gefragt, ob ich es bin!"

"Naja, hätte nicht gedacht, dass es wirklich so ist.", gab er grinsend zu und kratzte sich am Hinterkopf. Dafür hatte ich ein müdes Lächeln übrig. Naja. Jetzt hatte ich meine Erkenntis. Wie sollte ich mich am Samstag nur verhalten?
 

Den Rest des Essens bereiteten wir kommentarlos zu. Wir riefen die anderen zum Essen und sogar Reita kam direkt. Schon komisch, aber ich machte mir keine Gedanken darum. Nur eines machte mich stutzig und zwar das Aoi nicht anwesend war. Auf meine Frage hin, ob irgendjemand wusste wo er war, hatten die anderen Drei nur die Köpfe geschüttelt oder mit den Schultern gezuckt. Schon komisch. Der Schwarzhaarige verschwand immer mal wieder und niemand wusste, wo er hingegangen war. Allmälich machte ich mir Sorgen. Ich und Ruki übernahmen den Abwasch, wobei der Kleinere von Kai dazu verdonnert wurde, weil dieser noch im Wohnzimmer staubsaugte. Reita saß schweigend am Küchentisch und plätterte in irgendeinem Magazin. Ich reichte Ruki eine nasse Tasse, die dieser unelegant nahm, sodass ich geradeso noch verhindern konnte, dass diese zerbrach, indem ich sie mit meiner Hand abfing. Ruki begann daraufhin zu lachen und ich runzelte darüber die Stirn.

Irgendwann, ich weiß gar nicht mehr so genau warum, schlenderte ich Richtung Wohnzimmertür - Kai war bereits wiedergekommen und unterhielt sich mit dem blonden Zwerg- und wollte sie gerade öffnen, als diese auch schon aufsprang und einen braunhaarigen Jungen, der wohl ungefähr so alt war wie Kai, offenbarte. Dieser knallte die Tür geradezu hinter sich zu.

"Aoiiiiii~!", rief der Junge, nein er quiekte es mehr. Er sah sich ein wenig in der Küche um. Ich sah ihn verwirrt an. Die anderen Drei schienen eher überrascht zu sein. naja. Reita hatte nichteinmal von seinem Magazin aufgesehen. Nach kurzem Umsehen scheint der Fremde nicht das zu entdecken, was er zu suchen schien und stemmte seine Hände in die Hüften. "Kein Aoi.", stellte er trocken fest, wobei sein Blick auf mich fiel. Ein wenig unsicher lächelte ich ihn an.

"Oiii~! Ein neues Gesicht! Wer bist'n du?", plapperte er einfach drauf los und erinnerte mich gerade irgendwie ein klein bisschen an Ruki. Viel größer war er ja auch nicht. "Ano... Uruha."

"Hallo, Uruha!" Noch ehe ich etwas erwiedern konnte, sprang mich der Kleinere auch schon an. Ich gab einen erstickten Laut von mir und fand mich dann rücklinks auf dem Küchenboden wieder. Was war denn das gerade gewesen? Ich sah ungläubig auf den mir Unbekannten, der es sich gerade auf meinem Becken gemütlich machte. "Ich bin Hiroto!", meinte er grinsend und sah zu mir runter. Ich lächelte nervös.

"Freut mich sehr, aber könntest du bitte von mir runter gehen?", fragte ich ein wenig unsicher und fragte mich im gleichen Moment, warum der mich überhaupt so angesprungen hatte. Mir war es unbegreiflich, schließlich kannten wir uns gar nicht. Doch der gewünschte Effeckt blieb aus und Hiroto sah mich ein wenig geschockt an. "Soll das heißen ich bin schwer?!"

Ich blinzelte ein wenig verwirrt zu dem Kleineren auf und schüttelte den Kopf. "Nicht doch, aber..."
 

"Soll das heißen ich bin hässlich?! Willst du das sagen?!" Wie kam er denn auf diesen Quatsch? Jetzt hatte ich aber Erklärungsnot. "Ano... du bist bezaubernd." In dem Moment flog die Tür ein zweites Mal auf und Aoi starrte ungläubig zu Hiroto und mir hinunter. Er hatte meine Worte noch gehört, da er ein leises "Bezaubernd?!", vor sich hin nuschelte. Hiroto drehte sich um und sah den Schwarzhaarigen aus großen Augen an. "Aoi-chan!", stieß er glücklich hervor und sprang auf, um dem Schwarzhaarigen um den Hals zu falllen. Aoi schloss seine Arme um den Kleineren und drückte ihn an sich. Ich lag nochimmer ein wenig perplex auf dem Küchenboden. Aoi sah zu mir herunter. "Bezaubernd?", hakte er nocheinmal nach und hob leicht eine Braue.

"Ano... das...", begann ich doch Aoi schüttelte nur grinsend den Kopf und drückte Hiroto einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich streckte und Reita gegenüber an den Tisch pflanzte. Hiroto dackelte ihm fröhlich hinterher, um sich dann neben ihm auf den Stuhl setzte. Derweil kam unser kleiner blonder Zwerg zu mir getrabt und half mir beim Aufstehen. Ich bedankte mich leise. Kurz herrschte Stille in der Küche, ehe ein schrilles Kingeln uns alle zusammenfahren ließ.

"Das Telefon klingelt.", stellte Hiroto matt fest und zupfte an Aois Ärmel rum. Dieser lächelte ihn leicht an, machte alleridngs keine Anstalten aufzustehen. "Ich geh nich ran, Kai is dem Telefon am nächsten, ne?!" Ich runzelte leicht die Stirn und Kai hob auch schon ab. "Moshi moshi?"

Kurz sagte Kai nichts, nickte nur leicht und hielt mir den Höhrer hin. "Ist für dich."

Ich legte meinen Kopf leicht schief und nahm das Telefon entgegen. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl bei der Sache. Wer sollte mich denn schon anrufen?

Schock

Nach endloser Wartezeit ist es endlich da!

Und es ist...länger °_° Endlich mal ein Kapi, dass es wieder so weit geschafft hat =D

Ich danke mal wieder allen, die mir geholfen haben und besonders für eure lieben Kommis =3 Ihr seid klasse.

Und natürlich bin ich erleichtert, dass ihr so ne Geduld hattet und mich niemand unter Druck gesetzt hat Q_Q Fast das ganze Kapi neu zu schreiben war echt hart~

Nja <3 würd mich über Kommis freuen, besonders, das dieses Kapitel für die weitere Geschichte sehr wichtig ist =D *schonmal in Deckung geh* xD

Mata ne~
 

*~*~*~*~*~*~*~*
 

"Moshi moshi? Uruha desu."

"Kou? Yune hier."

"Oi, YunYun! Naa~ wie gehts dir?"

"Eto..." Irgendwie merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Yune wirkte so komisch. Er war bedrückt und es schien ihm schwer zu fallen nicht gleich mit irgendetwas herauszuplatzen. Ich kannte ihn gut, immerhin war er mein bester Freund...

"Was ist los? Dich beschäftigt doch etwas..." Ich konnte ihn leise seufzen hören.

"Dir kann ich nichts vormachen. Eto... es geht... um..."

"Hai? Sag schon~"

"Es geht um deine Mum." Ich setzte ein fragendes Gesicht auf. Die anderen in der Küche hatten sich bereits wieder mit sich selbst beschäftigt, schließlich war es nicht gerade höflich anderen beim Telefonat zuzuhören. Kai wuselte wieder durch den Raum, Ruki und Hiroto unterhielten sich angeregt miteinander. Aoi starrte verträumt in der Gegend rum und Reita hatte seine Aufmerksamkeit immernoch auf seine Zeitschrift gerichtet, sodass ich mich vollkommen auf Yunes Stimme konzentrieren konnte.

"Was ist mit ihr?" Yune legte eine Schweigepause ein, dass mir fast schlecht wurde. Auf einmal hatte ich eine furchtbare Angst. War ihr etwas zugestoßen? Mist! Yune, sag endlich was! Und als hätte er mein Flehen gehört, setzte er wieder zum Sprechen an.

"Sie... sie hatte einen Unfall." In dem Moment zuckte ich leicht zusammen.

"Was?! Wie geht es ihr?" Meine Stimme überschlug sich beinahe und ich könnte schwören Yune sei am anderen Ende der Leitung zusammengezuckt.

"Nicht sonderlich gut... Sie..."

"Sag schon!", flehte ich und meine Hände begannen zu zittern.

"...sie liegt im Koma." In dem Moment setzte mein Herzschlag aus. Was?! Meine Mutter... lag im Koma? Sie hatte einen Unfall? Und ich war nicht bei ihr?

"...."

"Kouyou?!"

"....hai...? ... Wie ist ihr Zustand?"

"Ich fürchte nicht so gut. Die Ärzte können noch nichts Genaues sagen."

"Verstehe... ich komme sofort!"

"Nani?! Aber-!"

"Nichts aber. Schule ist jetzt nicht so wichtig!" Ich wusste, dass er darauf ansprechen wollte. "Ich kann mich eh nicht konzentrieren, wenn ich weiß wie es meiner Mutter geht. Ich will sofort zu ihr."

"Okay. Ich hol dich dann vom Bahnhof ab."

"Du, YunYun?" Ich schluckte leicht. Mittlerweile kämpfte ich schon mit den Tränen - bin halt ein sensibler Mensch. Aber das hatte mich gerade wirklich geschockt. Meine Mutter war ein sehr wichtiger Mensch für mich und nun wusste man nichteinmal ob sie wieder aufwachte? Das war wirklich zu viel für mich.

"Hai?"

"...ich hab Angst." Und wie ich die hatte. Was, wenn meine Mutter nicht mehr aufwachte? Wenn sie ging, wo sollte ich denn dann hin? Hier bleiben konnte ich dann auch nicht mehr. Wahrscheinlich würde man mich für ein Jahr in ein Heim stecken. Aber das war nichteinmal das Schlimmste. Würde sie wirklich sterben?!

"Brauchst du nicht, alles wird gut."

"Aber-"

"Versprochen. Beruhig dich erstmal, Kou. Wir sehen uns dann."

"Hai... in Ordnung." Und damit legte ich auch einfach auf ohne mich zu verabschieden. Mit leerem Blick sah ich einfach nur geradeaus, bemerkte dabei nicht wie mir der Höhrer aus der Hand rutschte und mit einem knackenden Geräusch auf dem Küchenboden aufkam.
 

Sofort hatten sich die Blicke meiner Mitbewohner, inklusive Hirotos auf mich gelegt. Das eben noch fröhliche Gespräch erstarb, Kai blieb wie angewurzelt stehen und sogar Reita sah von seiner Zeitschrift auf. Aoi stand auf und kam mit gerunzelter Stirn auf mich zu. Ebenso wie Kai, der sichtlich besorgt war. Doch irgendwie nahm ich das ganze nur am Rande war. Hiroto legte lediglich den Kopf schief und Ruki wunderte sich gehörig, während Reita eine Braue hob und aussah, als wüsste er nicht ob er sich nun wieder zu seiner Zeitschrift zuwenden, oder einen blöden Kommentar ablassen sollte.

Vorsichtig legte Aoi mir eine Hand auf die Schulter. "Was ist los, Ruha?", fragte er leise, als Kai neben ihn trat, mich besorgt musternd.

"Was hat Yune-kun gesagt?", war Kais Frage und ich sah langsam von ihm zu dem Schwarzhaarigen und wieder zurück. Dann füllten sich meine Augen mit Tränen und ich fiel Aoi ungehalten in die Arme.

"Meine Mutter!", brachte ich unter Schluchzen hervor. Aoi hatte mit so einer Reaktion von mir wohl nicht gerechnet, da er ganz schön ins Wanken geriet, als ich ihn so anfiel. Die Augen des Braunhaarigen weiteten sich und er setzte bereits zum Sprechen an, als er jäh unterbrochen wurde.

"WAAAAAAAAAAAS?! Deine Mutter ist tot, Uru-chan?", drang Rukis Stimme zu mir durch. Er war auch schon aufgestanden und stand neben Hiroto, der immernoch ein bisschen betröppelt auf seinem Platz saß. Reita erhob sich ebenfalls, wurde nur kurz von Kai betrachtet. Dieser folgte ihm kurz mit seinen Blicken, bis dieser hinter der Tür verschwand und einfach die Küche verließ. Der Braunhaarige runzelte die Stirn, wendete sich dann allerdings wieder mir zu. Ich war vollkommen aufgelöst.

"Nein! Sie liegt im Koma!", platzte es dann plötzlich aus mir herraus und ich begann hemmungslos zu schluchzen.

"Na dann.", murmelte Ruki noch. Doch auch er meinte das eher, um mich aufzuheitern, denn unter dem mahnenden Blick Kais wurde er immer kleiner und trabte dann brav zu mir um mich leicht anzutippen. Ich sah zu ihm und er blickte mich schuldbewusst an. "Gomen ne, Uru-chan. War nicht so gemeint..."

"Ich weiß.", gab ich tränenerstickt zurück, während Aoi sich leicht hin und herwiegte. Kai seufzte leise, sodass sich meine Aufmerksamkeit auf ihn richtete. "Ich mach dir mal 'nen Tee, damit du dich beruhigen kannst."

"Arigatou." Doch er winkte nur ab und machte sich bereits an die Arbeit, wobei Hiroto ihm zur Hand ging. Er wusste wohl nicht was er sagen sollte und wollte sich irgendwie beschäftigen, oder aber eine kleine Unterhaltung mit Kai führen, wie mir schien. Aber egal. Für mich gab es nun Wichtigeres. Dass Reita verschwunden war, bemerkte ich gar nicht.
 

Kaum hatte ich die dampfende Teetasse in der Hand und saß auf einem Stuhl, da fiel es mir wieder ein. Ich schreckte auf, was die anderen vier Anwesenden zum Aufzucken brachte.

"Scheiße, Ruha. Erschreck uns nicht so!", meinte Aoi und ich legte meinen Kopf leicht in die Schräge. "Ich muss weg."

"Häh?" Ich stellte die Tasse auf dem Tisch ab und erhob mich. "Ich muss zum Bahnhof, direkt zu meiner Mutter fahren!" Das hatte ich durch den Schock schon wieder vollkommen vergessen. Sie brauchte mich jetzt und ich wollte endlich zu ihr. Nun war mir die Schule mal gleichgültig. Naund? Ob ich nun ein paar Tage fehlte oder nicht, würde schon nicht weiter auffallen und wenn doch - Pech. Gerade, als ich dann auf die Tür zuhechten wollte, wurde ich von Kai am Arm festgehalten. "Du kannst das jetzt nicht einfach überstürzen! Es fahren sicher keine Züge mehr in deine Heimatstadt, Uruha! Denk doch mal nach! Wenn du jetzt einfach Hals über Kopf losstürmst, hilft das deiner Mutter auch nicht."

Oha. Das hatte gesessen. Ich sah zu Boden und wieder stiegen mir Tränen in die Augen, dennoch nickte ich ergeben und ließ mich zurück zu meinem Platz dirrigieren. Dort nahm ich mit zitternden Händen die Teetasse und trank ersteinmal einen Schluck. Kai hatte recht. Ich muste mich ersteinmal beruhigen. Wenn ich jetzt losfuhr, machte es das nicht besser. Ich würde Morgen fahren. Das sollte dann wohl auch noch ausreichen, hoffte ich jedenfalls. Welcher Tag war heute eigentlich? Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren, jedenfalls kam es mir so vor. "Ich und Pon besorgen dir dann 'ne Zugkarte, ne?"

Ich sah auf. Dann nickte ich ergeben. Ich hatte keine Lust auf eine Diskussion, vielmehr war ich dankbar dafür, dass sie mir helfen wollten. Irgendwie hatte ich es dann doch noch geschafft bei Yune anzurufen - okay. Aoi hatte angerufen und meinem besten Freund gesagt, dass ich erst morgen kommen würde, da es mir nicht gut ginge und so weiter. Yune hatte sich wohl verständnisvoll geäußert und verkündet, dass er mich morgen dann am Bahnhof abholen würde und das er hoffte, dass es mir bis dahin besser ging.
 

Als ich dann letztendlich nach ein paar Minuten meinen Tee ausgetrunken hatte, stand ich auf unter den fragenden Blicken der Anderen. "Ich werd mich ein bisschen hinlegen.", meinte ich lächelnd. Nachdem die anderen mir zugenickt hatten und ich von Hiroto noch etwas wie 'Kopf hoch - alles wird gut' gesagt bekam, verschwand ich aus der Küche. Ich flog geradezu die Treppen bis zu meinem Zimmer nach oben und machte die Tür leise hinter mir zu. Geradeso konnte ich noch verhindern, dass ich einfach an dieser zu Boden sank und machte mir noch die Mühe auf mein Bett zuzustarksen und mich dann mit einem Schluchzen darauf fallen zu lassen. Ich hatte vor den anderen nicht mehr weinen wollen. Aber ich wollte das auch nicht die ganze Zeit zurückhalten. Man sagte doch, dass es einem danach besser ging, oder etwa nicht? Ob das bei mir so sein würde, wusste ich noch nicht, aber ich hoffte, dass es funktionieren würde.
 

Den Rest des Tages hatte ich mich zurückgezogen. Zum Glück kam auch niemand, um nach mir zu sehen. Sie hatten wohl alle verstanden, dass ich jetzt ein bisschen allein sein wollte. Irgendwann war ich dann wohl eingeschlafen, denn als ich das nächste Mal die Augen aufschlug wurde es langsam hell. Ich rieb mir die geröteten Augen. Meine Güte! Ich hatte vielleicht Kopfschmerzen. Das kam sicher von vielen Weinen. Sofort seufzte ich wieder. Ich musste so schnell wie möglich zu meiner Mutter. Da heute Freitag war, würde ich in der Schule etwas verpassen, aber das ging schon in Ordnung. Augenblick mal... Freitag?! Das heißt ja, dass morgen mein Treffen mit Atashi wäre! Das würde ich wohl verpassen, denn ich wollte so schnell wie möglich zu meiner Mutter, sie ging mir im Moment vor. Doch einfach nicht auftauchen konnte ich ja auch nicht, schließlich hatte ich ja nach einem Treffen gedrängt. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Ruki, Aoi und Reita schliefen sicher noch. Kai war wohl auch erst aufgestanden, es war ja noch sehr früh, erst kurz nach sechs Uhr morgens. Ich kämpfte mich aus meinem Bett. Gestern hatte ich mir nichteinmal mehr die Mühe gemacht mich umzuziehen, wie ich gerade feststellte. Ich steckte immernoch in meiner Jeans und wie mein Gesicht aussah, wollte ich irgendwie gar nicht wissen. Irgendwie immernoch hundemüde und kaputt, tappte ich die lautstarken Treppen hinunter. Ich brauchte ersteinmal was zu Trinken.
 

Und im Bezug auf Kai hatte ich recht. Als ich leise die Küchentür öffnete, saß er bereits am Tisch, eine Tasse Kaffee in der Hand, leicht über eine Zeitung gebeugt, in welcher er abwesend laß. Ebenso leise wie ich sie öffnete, schloss ich die Tür dann auch wieder hinter mir und tappte langsam auf meinen Mitbewohner zu. Stumm ließ ich mich ihm gegenüber auf den Stuhl sinken. Durch dessen Geräusche blickte der Braunhaarige auf und sah mich lächelnd an. "Ohayo, Uruha."

"Ohayo.", gab ich ein wenig abwesend von mir und stützte mein Gesicht in meine Handfläche. Den Kopf legte der andere nun schief. "Geht es dir denn besser?"

"Nicht wirklich." Ich konnte ihn leise seufzen hören und dann knarrte schon der Stuhl und Kai erhob sich. "Ich nehme an, du gehst heute nicht in die Schule...?"

"Iie. Ich kann mich eh nicht konzentrieren.", erwiederte ich leise und erntete ein verständnisvolles Nicken. "Dein Zug fährt heute Mittag."

Ich sah auf. Sie hatten sich also wirklich noch darum gekümmert. Ich nickte leicht, stand dann allerdings auf und marschierte zum Kühlschrank. Dort zog ich eine Flasche Apfelsaft hervor, griff blind in einen der Schränke - nachdem ich den geöffnet hatte natürlich - und fischte ein Glas aus diesem. Den Saft buchsierte ich in das Glas, dann zurück in den Kühlschrank und mich plus Glas zurück zum Tisch, wo ich mich auf den gleichen Stuhl setzte, auf dem ich eben schon Platz genommen hatte. Ich setzte an und trank ersteinmal ein paar Schluck.
 

"Kai? Ich glaub ich hab ein Problem, mal fernab, von meiner Mutter.", platzte es plötzlich aus mir heraus. Ich weiß auch nicht. Aber irgendwie wusste ich, dass Kai dieses Gespräch für sich behalten und mir helfen würde. Der Braunhaarige hob seinen Kopf ein wenig an und legte diesen kurz darauf auch schon mit fragendem Blick in die Schräge. "Worum geht es?"

"Naja~ ich hab dir ja mehr oder weniger von Atashi erzählt...", begann ich ein wenig unsicher. Wahrscheinlich würde ich Kai mit diesem Thema eh nur nerven, aber ich brauchte einen Rat, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ein Nicken konnte ich von Kai erkennen, nahm dies als Geste fortzufahren. "Und. Ich hab mich mit ihm verabredet."

Kais Augen weiteten sich ein wenig. Dennoch blieb er stumm. Er wollte mich wohl nicht unterbrechen, damit ich es mir am Ende nicht doch noch anders überlegte, wäre ja auch nicht das erste Mal gewesen. "Ano...für Morgen. Aber ich will unbedingt zu meiner Mutter und ich weiß nicht...naja. Ich will schon hin, aber meine Mutter ist wichtiger. Also was ich sagen will-"

"Ich versteh schon." Kai sah mich lächelnd an. "Du weißt nicht, wie du ihm erklären sollst, dass das Treffen ausfallen muss, auch wenn du gerne hingehen würdest."

Wie benebelt nickte ich lediglich, ehe ich leise aufseufzte. Ich hatte momentan echt kein Glück mehr. Die letzte Zeit war wohl zu viel Glück gewesen, als ich es verdient hatte oder so - keine Ahnung. Zögerlich sah ich meinen Gegenüber dann wieder an. "Und... ano... kannst du mir helfen?"

Irgendwie war es mir ja schon unangenehm ihn noch danach zu fragen, schließlich konnte es genauso gut sein, dass er gar keine Lust dazu hatte sich meine Jammereien anzuhören. Nachdenklich runzelte der Ältere allmälich die Stirn. Er dachte ernsthaft über eine Lösung nach? Ich konnte nicht vermeiden, dass meine Aufregung stieg. Ein wenig ungeduldig, tippe ich mit einem Fuß auf den Boden auf. Doch selbst davon ließ sich unser Sonnenschein nicht aus der Ruhe bringen und grübelte weiterhin stumm vor sich hin. Nach endlosen Sekunden begann der Gute dann wieder zu lächeln, sodass ich nicht anders konnte, als mich ein wenig über den Tisch zu beugen und ihn neugierig zu betrachten. "Es ist am Besten, wenn du einfach die Wahrheit sagst. Entschuldige dich und sage, dass dir etwas sehr Wichtiges dazwischen gekommen ist, und dass du das Treffen gerne verschieben würdest. Ihn anzulügen macht es nicht besser, Uruha."

Ich nickte leicht. Darauf hätte ich natürlich auch kommen können, dennoch musste ich seufzen. "Glaubst du, er wird es mir übel nehmen?"

"Nein. Er wird es sicher verstehen und wenn nicht, ist er es nicht wert, dass du dir so einen Kopf machst." Tolle Aufmunterung. Aber Recht hatte er doch, oder etwa nicht? Nur, wollte ich das? Wenn er es nicht verstand, dann musste ich das aktzeptieren. Ich bedankte mich leise für den Rat und trank meinen Saft aus. Nachdem ich auch das erledigt hatte, ging ich nach oben, geradewegs zurück in mein Zimmer, wo ich mir gleich meinen Laptop krallte. Ich nahm nicht an, dass Atashi online war, aber eine Nachricht hinterlassen konnte ich ihm. Ich würde mich wahrscheinlich tausend Mal bei ihm entschuldigen und ihn anflehen mir nicht böse zu sein. Zusätzlich noch allen anderen Kram, der mir einfallen würde. Umso überraschter war ich, als ich ihn unter der Anzeige derer fand, die gerade online waren.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

So früh schon online?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ja, bei mir sind ein paar Kurse ausgefallen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm. Morgen ist Samstag, hai?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Hai
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ano... wegen dem Treffen. Ich werd wohl nicht kommen können, tut mir leid.
 

Und wie leid es mir tat. Ich würde ihn nicht sehen können, dabei hatte ich mich so gefreut. Ich wusste nämlich beim besten Willen nicht, wie ich ihn mir vorstellen sollte. Nur eines wusste ich endlich - dank Kai - dass ich ihn liebte. Kami. Das klang vielleicht kitschig, aber es war halt die Wahrheit. Aber noch konnte ich es Atashi nicht sagen. Viellelicht würde ich es ihm auch nie sagen. Ich war so ein Feigling, dass ich mir das durchaus zutraute. Ich schluckte leicht. Wie er wohl auf meine Absage reagieren würde? Ich hoffte nur, dass er nicht wütend werden würde und mir wirklich sagen, dass er nichts mehr von mir wissen wollte. Hai, ich übertreibe maßlos, aber die Angst war trotzdem da. Und schon begann es wieder zu blinken, den Ton hatte ich - warum auch immer - ausgestellt.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wieso? O__o
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wegen meiner Mutter. Ich muss heute Nachmittag nach Hause fahren.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Mh achso...

Und was ist mit jetzt?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Jetzt?! Und Schule? - Okay ich gehe heute nicht, wegen der Fahrt und so...
 

Bitte? Musste er nicht in die Schule? Das glaubte ich ihm nicht. Niemals. Und er sollte nicht für mich schwänzen! Ich mein, wir konnten das doch auch nachholen, wenn ich wieder da war! Allzu lang würde ich wohl auch nicht bei meiner Mutter bleiben, da ich mir auch nicht leisten konnte, zu lange etwas in der Schule zu verpassen. Ich würde mich über das Befinden von meiner Mutter erkunden, eine Zeit lang im Krankenhaus verbringen und dann wieder hierher zurückfahren. Aber so dachte sich das Atashi wohl nicht. Wollte er sich ernsthaft jetzt mit mir treffen?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann ist ja alles klar
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und du? Ich mein, ich will nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst.
 

Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Achwas, das passt schon
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Sicher?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ja. Außerdem bist du viel wichtiger, als sowieso total langweiliger Unterricht
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ano, okay, aber nur wenn das wirklich in Ordnung geht. ^___^"
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Zum letzten Mal: Das ist okay. Schule hin oder her, hauptsache ich kann dich sehen <3
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und woran werde ich dich erkennen?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Du brauchst mich nicht erkennen. Ich werde dich erkennen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber wie? Du weißt doch gar nicht wie ich aussehe...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Lass das mal meine Sorge sein
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Okay... dann... bis gleich?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Hai, bis gleich Hime [jap.: Prinzessin]
 

Ein wenig irritiert sah ich auf das letzte Wort der Nachricht. Hime? Wollte er mich auf den Arm nehmen, oder war das wirklich sein Ernst? Und war das jetzt nett gemeint, oder wollte er mich aufziehen? Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass er es negativ gemeint hatte, schließlich war er immer nett zu mir. Oje, ich begann schon wieder zu schwärmen. Das sollte ich wirklich lassen. Ich strich mir eine Strähne hinters Ohr und starrte auf den Bildschirm, während ich weitertippte.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

....Hime? O__o"
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Jap, passt irgendwie zu dir
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ano, ich nehm das jetzt mal als Kompliment ^___^"
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Solltest du auch
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Dann bis gleich ^__^
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Hai~
 

Mit rasendem Herzen fuhr ich den Laptop wieder runter und stand zittrig von meinem Bett auf. Hatte ich etwa geradezu zugestimmt mich jetzt gleich und sofort mit Atashi zu treffen?! Japp, genau das ist der Fall. Atmen nicht vergessen, Uruha - Du musst atmen! Kommando aktzeptiert, Atmung stabil. Ich schluckte einmal schwer und sah dann auf meinen Kleiderschrank, dann an mir herunter. Tja. In den Klamotten in denen ich geschlafen hatte, würde ich sicher nicht mehr vor die Tür gehen, soviel stand schoneinmal fest. Aber was sollte ich anziehen? Schwer, schwer. Doch diese Hürde wollte ich allein meistern. Und ich musste mich beeilen! Ich musste es schließlich schaffen mich mit ihm zu treffen, bevor mein Zug kam und wie ich das schaffen sollte, war mir ein Rätsel, da ich irgendwie immer unmenschlich lange zum Anziehen brauchte, wenn es schnell gehen musste.

Als ich mich dann endlich für ein paar Kleidungstücke entschieden hatte - eine einfache weiße Bluse und Jeans, ja ich bin sehr originell - verschwand ich im Badezimmer, um ersteinmal zu duschen. Die anderen waren auch schon wach, das konnte ich an der überaus lauten Konversation von Ruki und Aoi feststellen, zwischendrin ein genervtes Fluchen von Reita. An den Krach, den die verantstalteten hatte ich mich bereits gewöhnt, weswegen ich mich schon gar nicht mehr darüber wunderte. Nachdem ich dann fertig war mit der Morgentoilette, trabte ich die Stufen hinunter, ein bisschen besser gelaunt als vorher, auch wenn mich die Sorgen um meine Mutter immernoch auffraßen. Es war schon seltsam. Irgendwie war ich traurig und glücklich gleichzeitig - ohman. Ob das überhaupt geht?
 

Ich marschierte - nachdem ich die Küche durchquert und mich bei allen, außer Reita; der war schon wieder nicht anwesend; verabschiedet hatte - direkt auf die Wohnungstür zu. Gerade als ich die Klinke herunterdrücken wollte, klingelte es. Na, das nenn ich mal Timing. Ohne weiter zu zögern öffnete ich die Tür und sie offenbarte mir... - ja... wen eigentlich? Also gesehen hatte ich ihn noch nie. Groß, schwarze Haare, ebenso dunkle Augen. Er musterte mich kurz.

"Ist Reita da?", fragte er dann mit tiefer Stimme und ich vergaß glatt zu antworten und sah ihn weiterhin sehr intelligent an. Daraufhin wanderte eine seiner Brauen in die Höhe. "Also?!"

Ich schüttelte schnell den Kopf. "Nein, tut mir leid. Wenn... du mich jetzt entschuldigst... ich muss weg, hab' noch was vor.", sprudelte es aus mir herraus. Ich musste mich wirklich beeilen. Er sah mich mit neutralem Gesichtsausdruck an. "Ich weiß. Ich auch. Man sieht sich."

Ich erstarrte kurz, blickte ihn total bedeppert an, da drehte er sich auch schon um und verschwand die Treppen hinunter. Erst nach etwa zwanzig Sekunden, regte ich mich, schüttelte leicht den Kopf und machte mich selbst auf den Weg, um nicht vollkommen zu spät zu kommen. Was zum Teufel? Woher hatte dieser komische Kerl das eigentlich gewusst?! Auch egal! Ich hatte jetzt Wichtigeres zu tun! Ich hastete durch die Straßen, direkt auf den Park zu. Hoffentlich würde er nicht auf mich warten, das wäre mir wirklich viel zu unangenehm...
 

Abgehetzt kam ich schließlich am vereinbarten Treffpunkt an. Ich strich mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, während ich ungeduldig auf meine Füße sah. Irgendwie überkam mich das beklemmende Gefühl, dass er schon gegangen war, weil er das Warten leid war. Ich schluckte leicht. Nur innerlich konnte ich natürlich hoffen, dass Atashi noch nicht da war, oder insgeheim irgendwo hier herumstand. Vielleicht hatte er mich ja auch nur auf den Arm genommen und würde gar nicht kommen? Entschieden schüttelte ich den Kopf. Quatsch. Er würde schon kommen, mach dich nicht verrückt Uruha. Unsicher starrte ich auf den Boden zu meinen Füßen. Ich stand vielleicht fünf Minuten da, als sich plötzlich zwei Hände auf meine Augen legten, sodass ich heftig zusammenzuckte vor Schreck. "Ah!"

Ich wollte schon herumfahren, um erkennen zu können, wer mich da gerade fast zu Tode erschreckt hätte, als auch schon diese tiefe Stimme, die mir aus unerfindlichem Grund so bekannt vorkam, an mein Ohr drang. "Shh... Dreh dich nicht um Hime. Ich bin's."

Mein Herz begann schneller zu schlagen. Doch warum sollte ich mich nicht umdrehen? Ich konnte es einfach nicht begreifen. Ich schluckte schwer. "Atashi?"

"Hai." Er war es wirklich! Warum auch immer - ich leistete seiner Bitte folge und rührte mich nicht. Auch nicht, als seine Hände sich letztendlich von meinen Augen lösten und ich geradeaus in den Park sah. Atashi schwieg, sodass ich nach einigen Sekunden glaubte, dass er mich einfach hatte stehen lassen. Gerade, als ich mich darüber erkundigen wollte, indem ich mich umdrehe, hatte ich auch schon Stoff vor den Augen, der mir meine Sicht nahm. Und was sollte das jetzt? Wirklich einen Reim drauf machen konnte ich mir ja nicht, aber eine andere Wahl, als ruhig stehen bleiben hatte ich auch nicht. Er machte an meinem Hinterkopf einen leichten Knoten in das Band, sodass es mir allerdings nicht von den Augen rutschen konnte. Ich vertraute ihm, auch wenn ich ihn noch nie gesehen hatte. Ich konnte leise Schritte hören, er ging wohl um mich herum und stand vor mir. Mein Puls beschleunigte sich nocheinmal. Wenn ich die Binde jetzt herunterreißen würde, konnte ich ihn sehen. Meine Arme fühlten sich nur zu schwer an, fast wie Blei. Ich schaffte es nicht sie anzuheben. Irgendetwas hielt mich davon ab. Ich gab keinen Laut von mir, als ich zwei Hände an meinen Wangen spüren konnte. Stattdessen schloss ich unter dem Stoff meine Augen. Ich spürte Atem auf meiner Haut, die Hände an meinen Wangen und die Wärme, die von Atashis Körper ausging. Also noch schneller konnte mein Herz nicht schlagen. So aufgeregt bin ich wohl in meinem ganzen Leben noch nie gewesen. Wie nah war er mir denn? Ich konnte ihn gegen meine Haut atmen fühlen. Kami! Was sollte das werden? Der Drang mich zu wehren blieb aus. Eine Stimme in mir sagte, dass ich ihn einfach machen lassen sollte, dass es nicht Falsch war, was er tat, dass ich mich fallen lassen konnte, ohne mir später Sorgen machen zu müssen. Da ich beschlossen hatte einmal auf diese Stimme in mir zu hören, entspannte ich mich auch ein wenig.
 

Und dann geschah es. Ich konnte etwas Weiches auf meinen Lippen spüren. Lippen, die sich sanft gegen meine bewegten. Kami, ich will sterben! Ich glaubte gar nicht was hier geschah, das musste doch ein Traum sein! Er küsste mich nicht wirklich, oder? Doch. Es konnte kein Traum sein, sonst wäre der Morgen nicht so schrecklich gewesen, ich wäre schon lange aufgewacht. Es konnte also nur echt sein! Ein seltsames Kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus. Erst jetzt bewegten sich meine Lippen zögerlich gegen die meines Gegenübers. Das Kribbeln wurde nurnoch stärker und ich fühlte mich unbeschreiblich. Aber so schnell dieses Gefühl gekommen war, war es auch wieder verschwunden, als Atashi seine Lippen von meinen löste, die Hände von meinen Wangen nahm und leise zu mir sprach. "Ich muss jetzt los."

Mehr nicht und ich konnte seine Schritte hören. Irgendetwas in mir schrie danach das Band von meinen Augen zu reißen und ihm nachzusehen, doch mein Kopf sagte mir, dass ich es nicht tun sollte. Irgendwie glaubte ich, dass Atashi das nicht gutheißen würde und das brachte mich dazu noch fast eine Minute regungslos dazustehen. Wie gesagt, ich wollte einmal auf meine innere Stimme hören und das hatte ich getan. Jetzt würde mein Kopf wohl wieder die Entscheidungen für mich treffen. Die flüchtige Berührung an meinen Lippen konnte ich nochimmer wahrnehmen. Mit zitternden Händen entfernte ich schließlich das Band von meinen Augen, hielt es in einer Hand fest. Zwei Finger der anderen fuhren über meine Lippen. Ich konnte es immernoch nicht so richtig fassen. Er hatte mich geküsst. Atashi hatte mich wirklih geküsst! Mein Herz machte einige Freudensprünge und unweigerlich schlich sich ein dämliches Lächeln auf mein Gesicht. Doch dieses blieb nicht lange bestehen. Ich musste so schnell es ging zurück! Es dauerte sicher nicht mehr lange, bis mein Zug kam und ich zu meiner Mutter fuhr!
 

"Ich lass dich nicht allein fahren, Ruha. Wenn du einen Nervenzusammenbruch bekommst, oder so, sollst du nicht allein sein, ne?" Ich nickte leicht. Wir saßen nun schon seit einer halben Stunde am Küchentisch, sogar Reita war dabei - allerdings grummelig wie immer. Kai nickte bestätigend auf Aois Worte, der neben mir saß und mich mit gerunzelter Stirn musterte. Ruki und Kai saßen uns gegenüber und der WG-Muffel stand mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt und schien nur halbherzig zuzuhören. "Ich könnte Uru-chan doch begleiten!"

"Nein, Ruki. Du musst in die Schule, genauso wie ich auch.", erwiederte Kai. Sie würden, um mich zu begleiten wohl kaum Beurlaubung kriegen und ich verlangte nicht von ihnen, dass sie für mich schwänzten. Ich würde wohl alleine fahren, auch wenn mir der Gedanke nicht behagte. Zum Ende der Zugfahr würde ich sicher die Nerven verlieren, ich kannte mich doch und die anderen kannten mich ebenso. Jetzt war nur die Frage, ob das gerade gut oder schlecht war. Darum konnte ich mir allerdings keine weiteren Gedanken machen, da Aoi neben mir seufzte. "Und ich bekomm bei der Arbeit nich' frei, außerdem steht einiges in der Uni an..."

Ich lächelte zögerlich und hob abwehrend meine Hände. "Ich fahre auch allein, das ist kein Problem, ehrlich ich-"

"Nichts da, Uruha. Du kannst nicht allein fahren.", widersprach mir Kai und sah mich mit strengen Blick an. Man, da kann man ja gar nichts drauf erwiedern. Ich nickte ergeben. "Aber wer könnte dich begleiten...?"

Der Braunhaarige warf einen flüchtigen Blick durch die Küche, ehe Aoi laut in die Hände klatschte und somit alle Anwesenden zum Zusammenzucken brachte. Sogar Reita sah den Schwarzhaarigen mit finsterem Blick an, hatte sich wohl auch erschrocken. Dieser allerdings grinste nur ein wenig und sah Reita mit einem leichten Schmollmund an. "Duuu~? Reii~ta?"
 

Kami, mit dem Tonfall konnte das ja nichts werden. Angepisst knurrte Angesprochener auf. Doch auch davon ließ sich der Älteste nicht verschrecken, sondern stand auf, latschte zu Reita hin und legte ihm schließlich seine Hände auf die Schultern. "Wie wäre es wenn du ihn begleitest? Dir geht die Schule doch eh am Allerwertesten vorbei, da du eh immer schwänzt, kannst du dich auch mal nützlich machen."

Sofort glitt eine von den Augenbrauen des Punks in die Höhe und mir klappte die Kinnlade runter. Waa~s? Reita sollte mich begleiten? Der würde doch am Ende noch im Zug über mich herfallen! Wie konnte Aoi nur- Achja richtig. Die anderen wussten nicht von meinem 'Reita-Problem' und ich hatte auch nicht vor es ihnen in der nächsten Zeit zu erzählen, zumal ich jetzt auch andere Sorgen hatte. Ein wenig irritiert schien Reita allerdings auch über diese Worte zu sein, hatte er etwa erwartet, dass ich mich gleich bei Ruki, Aoi oder Kai ausweinen würde? Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen jedenfalls schon. "Wa-?! Warum sollte ich das n tun, Spielverderber?!"

"Weil du seit er hier ist, nicht gerade nett zu ihm warst. Tu ihm auch mal 'nen Gefallen, Reita, vielleicht wird er dich dann mögen, ne?" Sollte das etwa eine Art von Bestechung sein? Ich war mir sicher, dass das bei Reita nicht ziehen würde. Wahrscheinlich würde er Aoi - in drei, zwei, eins - anschreien. "Meinetwegen."

Eh? Kein Geschrei. Ich sah reichlich verwundert zwischen dem Ältesten und dem Schwarzblonden hin und her. Er würde mich begleiten? Einfach so? Nein. Der hatte doch sicher noch irgendeinen Hintergedanken! Doch wenn ich jetzt so einfach widersprechen würde, würde es auffallen und cih würde mich womöglich erklären müssen und danach stand mir ganz sicher nicht der Sinn. Also hieß es Augen zu und durch! Aoi drehte sich zu mir, fragte ob es okay wäre, wenn der Nasenbandträger mich begleitete und ich nickte lediglich. Zu mehr war ich irgendwie nicht mehr imstande. "Und wann fährt der Zug?"

"Heut Nachmittag.", erwiederte Ruki und schaukelte bereits mit seinem Stuhl hin und her, was von Kai mit einem warnenden Blick gestraft wurde, sodass der Blondshopf nach einigem Hin und Her Ruhe mit dem Stuhl gab und leise grummelt und etwas beleidigt den Kopf in seine Handflächen stützte.

"...Nachmittag, eh? Okay.", nuschelte Reita, stieß sich von der Wand ab und verschwand aus der Küche. Na das konnte ja noch was werden...
 

"Du musst anrufen, versprich es, Uru-chaaaaaaaaa~n! Du musst es versprechen!", forderte Klein-Ruki halb quengelnd und mich halb erdrückend. Ich rang mich zu einem Lächeln durch und tätschelte ihm den Rücken, während Reita genervt mit den Augen rollte. Hai, ich konnte mich nur von dem Blonden verabschieden. Aoi war auf der Arbeit und Kai hatte heute noch länger Schule, somit war nur unser Flummi mit zum Bahnhof gekommen. "Hai, versprochen. Ich halt dich auf dem Laufenden."

"Na dann ist ja gut!", grinste Ruki und ließ mich endlich los, begann schon heftig zu winken. Mit leiser, brummiger Stimme, machte der Schwarzblonde uns darauf aufmerksam, dass der Zug gerade einfuhr. Ruki begann heftig zu winken, als wir in den Zug stiegen. Ich zerrte meinen Koffer hinter mir her. Der Punk hatte sich eine Stofftasche um die Schulter geschwungen und war wohl ziemlich froh darüber, dass Ruki nicht mitfuhr und er ein paar Tage Ruhe vor dem Energiebündel hatte. Ich jedoch nahm mir noch die Zeit lächelnd zurückzuwinken. Das war richtig... putzig wie der Kleine da auf und ab hüpfte. Die Zugtüren schlossen sich und Ruki musste einen Schritt zurückgehen, winkte allerdings immernoch und schon fuhr der Zug an.
 

Nachdenklich sah ich aus dem Fenster. Ich nahm die Umgebung, die an uns vorbeirrauschte kaum war. Was würde wohl sein, wenn ich ankam? Würde meine Mutter wieder gesund werden? Jetzt, da es still war und ich genügend Zeit zum Nachdenken hatte, tat ich dies auch und die Ängste, sowie Zweifel kamen langsam wieder angekrochen. Irgendwie war mir kalt, obwohl ich einen Pullover trug. Mein ständiges Aufseufzen ging Reita auf den Geist, das bemerkte ich allerdings nicht. Jedenfalls nicht bis...

"Boah, Barbie! Wenn du schon die Klappe hälst, hör auf mit deinem Rumgeseufze, das geht mir auf den Sack!", fuhr er mich an und ich zuckte zusammen, sah zu meinem Gegenüber. Hai, ich hatte mich nicht neben ihn gesetzt. Ich sah ihn recht ausdruckslos an, wie mir schien, da er leicht verdutzt aus der Wäsche guckte. "Hm?" Ich war ganz schön verpeilt, da ich unerwartet aus meinen Gedanken gerissen wurde.

"Ich hab gesagt du soll's aufhören so bekloppt rumzuseufzen.", wiederholte Reita angepisst und verschränkte seine Arme, während er sich damit beschäftigte mich böse anzustieren. Ich senkte leicht meinen Blick, sah schon bald wieder aus dem Fenster. "Gomen, aber ich mach mir halt Sorgen."

"Wegen deiner Alten?" Nette Beschreibung. Aber dennoch nickte ich wie benommen. "Hai."

"So schlimm wirds schon nich' sein~" Mein Kopf ruckte in seine Richtung. Bitte was?! Nicht so schlimm? Hallo?! Das sollte nicht schlimm sein? Gerade, als ich daraufhin was erwiedern wollte, fiel mir ein, dass Reita gar nicht wusste, was mit meiner Mutter ist. Soweit ich das von Kai mitbekommen hatte, war er noch aus der Küche gegangen, bevor ich offenbart hatte, was mit meiner Mutter nicht stimmte. Ich seufzte leise und sah ihn kurz an, wich seinem Blick schnell wieder aus. "Doch ist es. Sie liegt im Koma."

Auf diese Worte hin schwieg Reita. Also entweder fiel ihm keine dämliche Erwiderung ein, oder er wusste wirklich nicht genau, was er sagen sollte und er schiweg, um mich nicht noch mehr durcheinander zu bringen. Klar doch. Ich hielt Ersteres für wahrscheinlicher, auch wenn das meinem Mitbewohner gegenüber nicht gerade fair war. Die restliche Fahrt verbrachten wir schweigend, was wohl hauptsächlich daran lag, dass ich einnickte.

"Eh! Barbie, wach auf! Wir sind gleich da!", brummte Reita mir zu und weckte mich somit nicht gerade angenehm. Ich gähnte und rieb mir müde die Augen. "Hm?"

"Wir sind da!" Der Punk rollte mit den Augen und stand bereits auf. Die Tasche krallte er sich von seinem benachbarten Sitz. "Jetzt steh endlich auf. Du wolltest doch unbedingt herfahren."

Ich raffte mich müde auf, griff blind nach meinem Koffer und sah zu Reita. "Ich bin ja schon wach."

Und schon hielt der Zug an und ich wollte so schnell es geht wieder aus diesem Ding raus. Wahrscheinlich würde Yune am Bahnhof stehen und auf mich warten. Und dann würden wir so schnell es ging zu meiner Mutter fahren! Ich hatte noch meinen alten Hausschlüssel und Reita und ich würden sicher bei mir zu Hause unterkommen. Moment halt. Wir beide? Allein in einem Haus? Würde das überhaupt gut gehen? Eh, hai. Ich musste mich zu wehren wissen!
 

Und ich sollte Recht behalten. Kaum waren wir aus dem Zug gestiegen und die Menschenmasse hatte sich wenigstens ein bisschen aufgelöst, konnte ich meinen besten Freund etwas abseits ausmachen. Ohne Rücksicht rannte ich dann los - ich hatte Glück, dass mein Koffer Rollen hatte - und fiel Yune um den Hals. Inzwischen hatte ich wieder angefangen zu weinen. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie ließ ich meine Verzweiflung einfach raus. "Yune!"

"Hey! Ruha...shhh..." Er legte seine Arme um mich und strich mir beruhigend über den Rücken. Ein kleines Lächeln hatte sich auf seinen Zügen ausgebreitet, welches sich allerdings auch nicht lange halten konnte. "Beruhig dich. Alles wird gut..."

Ich nickte leicht, ließ mich aber trotzdem weiter von ihm trösten. Nur langsam trabte Reita an und irgendwie wirkte er noch schlechter gelaunt, als vorher. Er funkelte Yune an und Yune funkelte - nachdem der erste Schreck über Reitas Anwesenheit verflogen war - düster zurück.

"Was willst du denn hier, du Punk?!" Oha. Der klang alles andere als begeistert. Ich hatte mir soetwas schon gedacht.

"Sieht man das nicht? Ich begleite Uruha.", blaffte Reita zurück und ich seufzte stumm auf. "Yune, Reita, bitte hört auf. Ich will jetzt ins Krankenhaus."

"Gleich, Kou. Warum hast du ihn mitgebracht?" Yune sah mich ernst an und sein Blick allein ließ keine Lügen zu. Okay. Belogen hätte ich ihn auch so nicht, doch irgendwie wirkte er ein bisschen verärgert. Er konnte meinen Mitbewohner halt nicht ausstehen. "Naja. Aoi und die anderen wollten mich nicht allein fahren lassen. reita war der Einzige, der ... Zeit hatte, könnte man sagen."

Auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er musste ebenso zur Schule wie die anderen auch. Aber er wäre wohl auch so nicht hingegangen, wie Aoi gesagt hatte. Von daher. Es überraschte mich zwar, dass er so einfach zugestimmt hatte und ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet - dass er mir im Zug zu nahe kommen könnte - doch nichts war passiert, außer dass er den ein oder anderen blöden Spruch abgelassen hatte. "Aha."

Der klang sehr begeistert. Dazu hatte Reita nichts hinzuzufügen. "Dann lasst uns fahren.", murrte Yune leise und schon machten wir uns auf den Weg. Mit der Bahn, das war echt die schlimmste Bahnfahrt meines Lebens. Ich war ungeduldig und wollte unbedingt zu meiner Mutter. Die Fahrt schien sich einfach nur in die Länge zu ziehen. Bei jedem Stopp seufzte ich genervt auf.
 

Und es dauerte weitere zwanzig Minuten, bis wir der Frau an der Rezeption klargemacht hatten, was wir wollten, beziehungsweise zu wem wir wollten. Nun stand ich vor der Zimmertür, hinter der meine Mutter lag. Reita und Yune würden draußen warten und ich hoffte inständig, dass sie sich nicht die Köpfe einschlagen würden. Ich öffnete schluckend die Tür, verschwand dahinter - natürlich hatte ich vorher angeklopft, ich weiß was sich gehört - und schloss sie lautlos hinter mir. Ich konnte das Piepen einiger Geräte hören. Wohl die Maschinen, die meine Mutter am leben hielten. Irgendwie wurde mir schlecht. Dieser weiße Raum, das stetige Piepen in meinem Kopf. Mir wurde schwindelig. Ich wollte einfach nur hier raus, aber ich konnte sie doch nicht so zurücklassen! Ich musste bei ihr bleiben, wo ich sie schon einmal verlassen hatte, konnte ich das nicht auch noch ein zweites Mal tun. Nein. Niemals. Ich musste jetzt für sie da sein, so wie sie immer für mich dagewesen ist. Mit zitternden Beinen tappte ich auf das Bett zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie ein Einzelzimmer hatte. Sie fühlte sich sicher einsam, ohne jemanden zum Reden. Die Schwestern kamen nur, um die Geräte und ihren Zustand zu kontrollieren. "Mum..."

Ich erhielt keine Antwort. Aus irgendeinem bescheuerten Grund begann ich zu lächeln. Sicher. Sie redete nicht mit mir. Sie war sicher böse auf mich, weil ich mich so lange nicht hatte blicken lassen. Ich konnte ihr das nicht übel nehmen. Mit schuldbewusster Miene ließ ich mich auf dem Bettrand nieder und legte eine meiner Hände auf ihre. Sie zuckte nichteinmal mit der Wimper. "Komm schon Mum. Es tut mir leid, dass ich mich nicht so oft gemeldet habe, wie es dir lieb gewesen wäre. Das ist aber kein Grund mich so gemein zu ignorieren, meinst du nicht auch...?"

Ich musste schwer schlucken. Eine Träne rann mir über die Wange. Es folgte eine weitere, ehe sie wie Sturzbäche aus meinen Augen brachen. Ich hob meine freie Hand an mein Gesicht. Hemmungslos begann ich zu schluchzen. "Komm schon... du bist doch meine Mutter! Wenn du mich ignorierst, weine ich! Siehst du das nicht?"

Aus verschleiertem Blick sah ich in ihr Gesicht. Sie sah aus als würde sie schlafen. "Hey..... hör auf mich zu ignorieren... ich mach das doch auch nicht mit dir...."

Warum antwortete sie nicht? Ich war einfach nur verzweifelt. Schlimmer konnte es doch kaum noch werden. Ich schluchzte einmal zu laut auf, denn im nächsten Moment klopfte es leise an die Zimmertür, sodass ich aufschreckte. "Kou? Alles okay?"

"H-hai! Lass mich bitte mit ihr allein!", meinte ich rasch, als sich die Tür einen Spalt breit öffnest. Ich konnte einen zustimmenden Laut seitens Yune vernehmen und er schloss die Tür wieder hinter sich. Ich wendete mich wieder der kleinen Frau zu. Behutsam nahm ich meine Hand von ihrer und strich ihr über die Wange. "Weißt du? Ich bleibe jetzt zu Hause, für ein paar Tage. Dann... räum ich auf, damit alles sauber ist, wenn du wiederkommst." Ich lachte leise. "Es soll ja nicht dreckig sein, wenn du wiederkommst. Und dann lachen wir wieder, so wie früher, hai?"

Wieder erhielt ich keine Antwort. Meine Verzweiflung stieg an. Sie hörte mir nicht zu! Zumindestens antwortete sie nicht. War es ihr denn egal, wenn ich weinte? War es ihr egal, wenn ihr einziger Sohn traurig war? Sie hatte mich doch gar nicht gehen lassen wollen und jetzt wo ich zurück war, sprach sie nicht mir mir. Warum tat sie das? Warum tat sie mir so weh? Wusste sie nicht, dass es mich verletzte, wenn sie einfach weiterschlief und sich nicht um mich scherte? Unaufhörlich liefen mir die Tränen über die Wangen. "Bitte wach auf... Ich mach auch alles was du willst."

Doch auch das Flehen wollte nicht helfen. Ich schluchzte Auf und warf mich schon fast auf ihre Brust. Ich kreuzte meine Arme und bettete meinen Kopf auf jene. Ohne Rücksicht auf Verluste schluchzte ich mir meine Verzweiflung von der Seele.
 

Ich weiß nicht mehr wie lange ich geweint hatte, doch irgendwann legte mir jemand behutsam eine Hand auf die Schulter. Ich schreckte mit verheultem Gesicht hoch und sah einer Schwester in die Augen, die micht mitleidig betrachtete. "Tut mir leid. Die Besuchszeit ist um. Kommen Sie doch morgen wieder. Ein wenig Schlaf wird Ihnen sicher gut tun..."

Ich sah sie ein wenig erstaunt an. "Was? Aber ich muss doch-"

"Wir kümmern ums um sie. Keine Sorge. Schlafen Sie sich ersteinmal aus. Es muss Ihnen doch fürchterlich gehen."

Wie recht sie doch hatte. Also erhob ich mich schwerfällig, wischte mir nocheinmal über meine Augen und tappte dann an der Krankenschwester vorbei, einen leises 'Auf Wiedersehen' murmelnd. Und mir wurde erst jetzt klar, wie kratzig meine Stimme vom ganzen Schluchzen geworden war. Meine Augen waren ebenfalls angeschwollen und Kopfschmerzen hatte ich auch. Aber das war mir alles egal. Ich konnte nur beten, dass meine Mutter wieder gesund würde, dass sie mich nicht mehr ignorierte und dass ich beruhigt zurückfahren konnte. Als ich die Tür öffnete war der Gang leer. Nanu? Wo waren die beiden denn abgeblieben. Gerade als ich mich das fragte bog Reita auch schon um die Ecke. Ich fragte nicht wo er gewesen war und er sagte auch nichts. Er hatte nur zuerst ein wenig perplex in mein Gesicht gesehen. Hai. Ich war richtig verheult und hatte sicher auch rotunterlaufene Augen. "Gehen wir?"

"Hai.", flüsterte ich leise als Antwort. Dennoch hielt ich Inne, als ich mich gerade in Bewegung setzen wollte. "Wo ist Yune?"

"Die Pissnelke is' schonmal raus... irgendwas mit seinem Handy." Kurz sah ich Reita an, nickte dann und schlurfte Richtung Ausgang. Mein Mitbewohner folgte mir schweigend. Als ich schließlich dieses triste weiße Gebäude hinter mir gelassen hatte und die Krankenhaustür sich hinter mir schloss, atmete ich tief durch. Ich fühlte mich schon ein wenig befreiter. Diese weißen Räume engten mich so ein. Ich konnte die Stimme von Yune hören. Er telefonierte wohl. Ich drehte meinen Kopf nach rechts, wo er an die Wand gelehnt dastand - telefonierend.

"Hai." Mit wem telefonierte er wohl?

"Hm? Beim Krankenhaus." Er fuhr sich durch die Haare. "Iie, hab ich noch nicht." Eh? Was hatte er noch nicht? Reita stand nun neben mir, steckte die Hände in seine Hosentaschen.

"Ich weiß. Ich werd die Bombe bald platzen lassen. Jetzt ist er besonders verletzlich." Verletzlich? Bitte? Wovon sprach er denn da? Oder vielmehr von wem?

"Ja. Du weißt doch, dass ich ihn nicht leiden kann und nur so tu, als ob ich sein Freund bin." Nein... er konnte doch nicht wirklich von mir reden? Soetwas machte Yune nicht! Er war nicht so ein.... Arschloch.

"Eh? Quatsch! Seh ich so aus, als würde ich mich freiwillig mit ihm abgeben?" Er verzog leicht sein Gesicht und ballte seine freie Hand zur Faust.

".... Eben.... Was? ... Hm, ja.... Natürlich ist das der Grund warum ich nie mit ihm angetanzt kam...." Genervt verdrehte Yune seine Augen und trommelte genervt mit der Hand gegen die Wand.

"Hai, ihr hättet eure Klappen nicht halten können ... Neee~ natürlich mag ich ihn nicht! Red keinen Scheiß!" Allmälich wurde der Telefonierende ungeduldig.

"Hai hai, nerv nicht. Ich such mir nen günstigen Moment auf, um Kouyou zu sagen, dass ich ihn noch nie ausstehen konnte... Schnauze, ich regel das allein!" Er legte auf.

Gegen jede Vernunft

Viel zu sagen hab ich nicht °.°"

Außer ein herzliches Danke an die Kommischreiber <3 und Gomen, dass ich es nicht geschafft hab mich bei allen persönlich zu bedanken °__°"

Auch an die Favonehmer ein danke =3 und natürlich ein riesiges an alle, die mich irgendwie bei diesem Kapitel unterstützt und mir geholfen haben <3 Viel Spaß.
 

*~*~*~*~*~*
 

Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Nein, vielmehr wollte ich es nicht. Immer wieder hallten die Worte dumpf in meinem Kopf wieder und ich schaffte es nicht einmal mich vom Fleck zu rühren, geschweige denn irgendetwas zu sagen.

"Was für 'ne dreckige kleine Pissnelke.", konnte ich Reita neben mir leise sagen hören, doch es kam mir so weit weg vor, dass ich genau hinhören musste. Aber auch darauf schien ich nichts erwidern zu wollen, mir wollten nicht die richten Worte einfallen. Ich starrte einfach nur auf meinen besten Freund, der gar nicht mein bester Freund war. Wie in Zeitlupe schien Yune sein Handy in seine Hosentasche zu stecken. Noch viel langsamer hob er seinen Kopf an. Als sich unsere Blicke trafen, konnte ich die Überraschung und auch die Verwunderung genau in seinem Blick erkennen. Doch ob es dabei blieb, wusste ich nicht, da ich auf dem Absatz kehrt machte und einfach los lief. Ich wollte nur noch weg. Ich wollte nicht sehen wie er zu grinsen begann. Ich wollte nicht die Worte hören, die mir bewahrheiten würden, dass der einzige Freund, den ich jemals hatte mich hintergangen hatte. Ich wollte mich jetzt erst recht nur noch verkriechen. Warum musste ich auch jetzt dahinter kommen? Warum musste ich es jetzt erfahren? Jetzt, wo ich mich einsamer fühlte, denn je?! Jetzt, wo ich jemanden brauchte. Jetzt, wo ich nicht einmal mehr den kleinsten Halt hatte, an den ich mich klammern konnte? Als ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, schluchzte ich leise auf, ohne überhaupt auf den Weg zu achten. Ich rempelte Leute an, alte Frauen wendeten sich meckernd in meine Richtung, doch ich lief weiter, wollte weg. Egal wohin. Nur weg. Weit weg. Ich hetzte durch die Straßen, bemerkte gar nicht wirklich wo ich lang lief. Erst als ich ein lautes Hupen hörte, zuckte ich zusammen, kam wieder zu mir. Ganz langsam drehte ich meinen Kopf auf die Seite, ehe ich meine Augen weit auf riss. Ein hupender Autofahrer kam mit seinem Auto direkt auf mich zu. Doch statt zur Seite zu springen blieb ich starr stehen. In diesem Moment schien mich geradezu ein Blitz zu durchzucken. Mir wurde schwindelig und ich begann mich nach dem 'Warum' zu fragen. Ich hörte die Geräusche nicht mehr, sah ins Leere. Warum musste ich leiden? Warum hatte Yune das getan? Warum hatte ich es nicht schon früher bemerkt? Warum war meiner Mutter das alles passiert? Und warum fragte ich mich das alles? War es im Nachhinein nicht egal? Lief nicht alles darauf hinaus? Darauf, am Abgrund zu stehen, nicht mehr aufstehen zu können, den Tod zu erleben? Warum dann arbeitete man auf so vieles hin? Warum bereitete man dem nicht einfach ein Ende, wenn es doch eh keine Zukunft gab? Warum? Ich konnte es mir nicht beantworten, doch mich sollte es nicht kümmern. Ich war mir sicher, es hinter mir zu haben. Das Auto war pechschwarz - war das Ironie? Sollte mir das Auto verdeutlichen, wie es bald sein würde? Dunkel? Unendlich tief? Unergründlich? War es nicht irgendwo auch egal? Egal...
 

Dann spürte ich einen Ruck. Mit einem Mal wurde alle Luft aus meinen Lungen gepresst, sodass ich nicht einmal mehr aufkeuchen konnte. Mich überkam das Gefühl, als würde ich fallen. Tief, tiefer, immer weiter. Aufprall. Das Gefühl, als hätte ich einen Sprung hinter mir und würde nun auf allen Vieren landen überkam mich und alles um mich herum wurde schwarz. Das Schwindelgefühl blieb weiterhin bestehen, aber es war mehr diese Dunkelheit, die mich irritierte.

"Bist du verrückt geworden?!" Die Stimme riss mich aus meinen wirren Gedanken. Hieß das... ich war nicht tot? Ich öffnete meine Augen, fühlte mich von dem Licht geblendet. Doch gleichzeitig war ich so überrascht, dass ich unbewusst einen Fisch nachmachte, indem sich mein Mund öffnete und wortlos wieder schloss. Was? Wie war er denn hierher gekommen? War er mir etwa gefolgt? Ich senkte meinen Kopf unter seinem Blick, sah auf die Arme, die sich um meine Hüfte geschlungen hatten. Er hatte mich gerettet, das wurde mir jetzt bewusst. Trotzdem brachte ich kein Wort heraus. "Alles in Ordnung?"

Ich fuhr herum. Als erstes fiel mein Blick auf das schwarze Auto, dem ich nur dank meines Retters entgehen konnte. Dann erst auf den - in einen Anzug gekleideten - jungen Mann, der auf mich zu kam, mit einer tiefen Falte im Gesicht.

"Er ist nicht verletzt." Ich schielte aus den Augenwinkeln zu meinem Retter hoch. Ja, dank dir. Ansonsten wäre ich jetzt wohl... nicht ganz so wohlauf, auch wenn meine Knie ganz schön zitterten. "Ein Glück! Als er auf einmal auf der Straße stand, ist mir fast das Herz stehen geblieben..." Und mir erst... Noch einmal verbeugte sich der Autofahrer, entschuldigte sich für den Unfall und verabschiedete sich rasch, er habe noch etwas zu erledigen - wovon ich ihn sicher nicht abhalten würde. Er verschwand aus meinem Blickfeld. Noch immer hielt er mich fest, irgendwie auch ganz gut so, meine Beine würden wohl sicher nachgeben. "Warum hast du das gemacht?"

"Was?", gab ich leise krächzend zurück und blickte ihm verwirrt ins Gesicht. "Hast du keine Augen im Kopf? Was rennst du einfach vor ein Auto?!"

"I-ich weiß nicht... Ich hab nicht gesehen,... dass rot war, ich..." Doch er schüttelte nur den Kopf, ließ mich letztendlich los. Ich wankte zwar gefährlich, konnte mich dennoch gerade so halten. "Mach's nächste Mal die Augen auf, Barbie."

"Hai." Ich sah verstohlen zu ihm. Irgendwie wusste ich nicht genau was ich sagen sollte. Aber er hatte mir doch mehr oder weniger das Leben gerettet, oder mich vor schlimmeren Verletzungen bewahrt. Da sollte ich mich schon bedanken. Er bemerkte, dass ich ihn ansah, sah aus seinen dunklen Augen zu mir, hob argwöhnisch eine Braue, ganz so, als wolle er fragen 'Was?!'. Ich schluckte leicht, beschloss allerdings, mich zusammen zu reißen. "Arigatou."

"Hä?!" Ich blinzelte. Verstand er nicht, dass ich mich für die Rettung bedanken wollte? "Naja, du hast mich gerettet, dafür wollte ich mich bedanken. Aber nach der Sache mit Yune ... da -"

"Der Pissnelke hab ich eine über gezogen." Mir klappte die Kinnlade runter. Reita hatte Yune geschlagen? Ich wollte irgendwie gar nicht mehr an ihn denken. Sofort sah ich wieder zu Boden. "Was denn? Der hat's verdient.", fügte Reita derweil unbeeindruckt hinzu und ich nahm am Rande wahr, wie er mit den Schultern zuckte. Daraufhin erwiderte ich nichts, blieb eine Weile einfach nur stehen, während er mit verschränkten Armen den Kopf in den Nacken legte und gen Himmel sah. "Sieht nach Pisswetter aus."

Nur langsam hob ich meinen Kopf, um festzustellen, dass der Schwarzblonde recht hatte. Es sah wirklich nach... Regen aus. "L-lass uns zu mir gehen... b-bevor wir uns noch erkälten."

Mein Mitbewohner zuckte lediglich mit den Schultern und schon begann es zu schütten, wie auf Knopfdruck. Ich konnte Reita leise fluchen hören, doch damit wollte ich mich nicht beschäftigen und verdrängte den Gedanken, dass dieses Wetter meinem Gemütszustand mehr entsprach, als es mir lieb war und ging direkt in die Richtung, in der das Haus stand, in dem ich früher mit meiner Mutter gelebt hatte.
 

Es dauerte nur wenige Minuten und trotzdem waren wir bis auf die Haut durchgeweicht, das hatte mir gerade noch gefehlt. Zittrig schloss ich die Tür auf. Ich ließ Reita eintreten und er streifte sich - höflicher weise - die nassen Schuhe ab und schälte sich aus der Jacke. Die Jacke hing er sogar an den vorgesehenen Haken und ich tat es ihm gleich. Derweil vertiefte ich mich wieder in meine Gedanken. Doch die wurden mir bald zu viel und ich wendete mich Reita zu. Ich musste mich davon so gut ablenken, wie es ging. Die Tasche ließ Reita einfach achtlos auf den Boden fallen. Meinen Koffer hatte ich im Krankenhaus vergessen. Ich seufzte leise. War ja typisch. Zum Glück hatte ich nicht alle Klamotten mitgenommen, als ich gegangen war. Wenigstens etwas. Doch meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sich der Schwarzblonde sein Oberteil über den Kopf zog. Ich sah ihn ein wenig irritiert an. Irrte ich mich, oder zog er sich gerade im Flur aus? Schnell sah ich weg, wollte ihn nicht so direkt anstarren, das war unhöflich. "I-ich zieh mich eben um...- fühl... d-dich wie zu Hause."

Schnell verschwand ich die Treppen hinauf. Und hätte ich mich noch einmal umgedreht, hätte ich gewusst, dass Reita angefangen hatte zu grinsen. Ich schloss meine Zimmertür hinter mir und atmete erst einmal durch. Warum mir das so unangenehm war, dass Reita sich im Flur auszog, war mir selbst schleierhaft, aber ich wollte mich jetzt auf andere Dinge konzentrieren. Schnell zog ich mir meinen pitschnassen Pullover über den Kopf, legte ihn über den Stuhl, damit er trocknen konnte und die Hose folgte. Nachdem ich mich schließlich wieder mit trockenen Sachen versehen hatte, machte ich mich auf den Weg nach unten, um nach meinem Gast - konnte man Gast sagen? - zu sehen. Und Reita konnte es mal wieder nicht lassen mich in unangenehme Situationen zu bringen. Er stand in einer schwarzen Stoffhose an der Wand gelehnt da - und das war's. Kein T-Shirt oder so etwas in Sicht. Freie Sicht auf seinen muskolösen Oberkörper. Ich blieb noch auf der letzten Stufe stehen und sah ihn mit einem undefinierbarem Blick an. Was sollte das? Der andere hob den Blick, sah mich kurz an, ehe er wieder zu grinsen begann. "Angucken, ja - Anfassen, nein."

Wie so oft klappte mir die Kinnlade herunter. Wieso sollte ich...?! Doch darüber wollte ich nicht mehr nachdenken, sondern wandte meinen Blick demonstrativ zur Seite, ignorierte dabei, dass sich meine Wangen rosa färbten. So ein...!
 

"Ich hab Hunger." Eh? Ich sah wieder zu ihm. Mein Blick musste Bände sprechen, denn er sah mich ein wenig genervt an. "Boah! Barbie! Schwing deinen Arsch in die Küche, ich will was zum Spachteln!"

"...Und warum sollte ich?" Okay, er war mein Gast, aber ich hatte ihm gesagt, er solle sich wie zu Hause fühlen und er machte auf mich eh nicht den Eindruck, als würde er Probleme damit haben, anderer Leute Küchen zu benutzen. "Weil das Frauenarbeit ist."

Bitte was?! Ich verzog leicht das Gesicht, gab mich allerdings geschlagen. Es machte keinen Sinn mit Reita zu diskutieren, da er sich gar nicht auf eine ernste Konversation einlassen würde. Breit grinsend folgte er mir in die Küche. Dort öffnete ich seufzend einen der Schränke. Jedoch fand ich nicht gerade viel Essbares. Eigentlich nur Instant-Nudeln. Dann würde der Schwarzblonde eben damit Vorlieb nehmen müssen, ob es ihm passte oder nicht. Ich richtete mich wieder auf. Kurz hielt ich ihm die Schachtel unter die Nase, sodass er schauen konnte, was er gleich in seinem Magen haben würde. Danach kramte ich auch schon nach dem Wasserkocher, fand ihn glücklicherweise, füllte ihn - und dann hieß es erst einmal warten. "Fertigfutter?"

"Wir haben nichts anderes.", meinte ich leise und hing bereits wieder meinen Gedanken nach. Wie sollte es denn jetzt weitergehen? Ich wusste, dass ich nicht allzu lange hier bleiben konnte, aber ich wollte meine Mutter nicht allein lassen. Ein wenig konnte ich doch noch bleiben. Mein Mitbewohner konnte ja wieder nach Hause fahren, ich würde ihn nicht hier halten. Ich brauchte eh Zeit zum Nachdenken, da käme mir die Ruhe doch gerade recht, nicht wahr? "Ja ja~."

Das überhörte ich jetzt einfach mal. Der Höflichste war er wirklich nicht, aber allmählich gewöhnte ich mich ja doch dran. Als dann das Wasser kochte, bat ich Reita sich zu setzen, was dieser sogar tat. Ich goss das Wasser in den Becher und kramte bereits nach Stäbchen. Die waren schließlich auch gefunden und ich ging mit beidem zum Tisch, um es Reita vor die Nase zu stellen. Jetzt bediente ich ihn auch schon, ohne dass er etwas dazu sagen musste. Doch diese Erkenntnis ließ mich nur leise seufzen. Ich hatte andere Probleme. Also ließ ich mich ihm gegenüber nieder, während er ungeduldig mit seinen Fingern auf die Tischplatte trommelte. Man musste eben drei Minuten warten, daran war nichts zu ändern. Dennoch wunderte ich mich, dass ich nicht weinte. Ich hatte meinen besten Freund verloren, erfahren, dass er mich die ganze Zeit über nur angelogen hatte und... es machte mir nichts aus? Nein. Ich glaube ein großer Teil in mir, hat es nur noch nicht akzeptiert, noch nicht verstanden. Vielleicht wollte ich es auch nicht? Doch. Ich musste loslassen, auch wenn es seltsam war, den letzten Halt zu verlieren. Wieder zuckte ich leicht zusammen, als Reita laut fluchte. "Barbie! Wie lange denn noch?!"

"Eine Minute weniger, als vorher.", meinte ich leise und erhaschte seinen giftigen Blick. "Verarsch mich nicht!"

Das würde mir nie einfallen. "Es dauert noch. Du wirst dich schon gedulden müssen."

"Da hab ich aber keinen Bock drauf!" Wieder seufzte ich leise. Und das war seine einzige Sorge? Quälend langsam erhob ich mich und blickte kurz auf Reita, der gerade versuchte die Instant-Nudeln mit seinem Blick auf zu spießen und einen stummen Krieg mit ihnen führte.

"Ich geh ins Wohnzimmer.", nuschelte ich ihm lediglich leise zu und verschwand dann auch schon. Ich hatte keine Lust auf so eine sinnlose Unterhaltung, zumal es mir eh suspekt vor kam, dass ich mit Reita so 'normal' reden konnte, ohne dass er mir auf die Pelle rückte. Kannte er etwa seine Grenzen und wusste, wie schlecht es mir ging? Sollte er am Ende dann wirklich so rücksichtsvoll sein? Der Gedanke kam mir irgendwie noch suspekter vor, weswegen ich ihn auch gleich wieder abschüttelte. Egal. Mit halb geschlossenen Augen ließ ich mich dann einfach auf das Sofa sinken und seufzte auf.
 

Meine Augen schlossen sich schon wie von allein. Meine Gedanken schweiften ab, fernab von dem ganzen Chaos hier. Fernab von der Tatsache, dass meine Mutter vielleicht nie wieder aufwachen würde. Fernab von Yunes Verrat. Nein. Nicht ganz. Ich erinnerte mich plötzlich wieder so gut daran. Wie wir Freunde geworden waren. Tss. Freunde. Er hatte mich belogen und doch war es eine schöne Erinnerung für mich... endlich jemand, der mich zu akzeptiert zu haben schien...
 

=*=*=*Flashback*=*=*=
 

Schon den ganzen Schultag hatte ich vor mich hingeschwiegen. Die Stichelleien und Beleidigungen ignorierte ich wie immer so gut wie es ging. Zu meinem Pech allerdings sah man mir den Schmerz immer an, ebenso wie es mich verletzte, wie die anderen mit mir umgingen. Dazu kam dann noch, dass ich mich nie wehrte. Ich war das perfekte Opfer. Ich gab auch nie einem Lehrer Bescheid, auch wenn diese mich dann und wann mal ansprachen und mir sagten, dass ich, wenn ich Probleme hatte, immer zu ihnen kommen könnte. Ich hatte lediglich genickt. Wirklich zu ihnen gehen würde ich nicht. Ich wollte weiteren Ärger nur vermeiden.

In der Pause hatte ich mich wieder zurückgezogen, so wie ich es immer tat. Ich stand unter einem der wenigen Bäume. Eigentlich ein sehr beliebter Platz, doch da es draußen in Strömen regnete, war niemand in der Nähe. So konnte ich diesen Platz auch einmal genießen. Das Blätterdach schützte allerdings nicht sonderlich gut vor dem Regen, weswegen ich schon bald nass wurde. Doch das kümmerte mich nicht. Vielleicht hatte ich Glück und würde mir eine dicke Erkältung einfangen. Dann bräuchte ich ersteinmal nicht in die Schule zu gehen. Ja, das wäre was. Jeder Schultag war eine Qual für mich. Ich blickte auf meine Füße und hing meinen Gedanken nach. Ich spürte das regelmäßige Klopfen des Regens auf meinem Kopf. Dann allerdings stutzte ich - es hatte aufgehört. Ich blickte auf, sah direkt in dieses Gesicht.

"Du wirst ganz nass." Da stand er, hielt mir seinen Regenschirm über den Kopf, sodass er selbst ein kleines bisschen nass wurde. Konnte es ihm nicht egal sein, ob ich nass wurde? Ich war hier schließlich allen egal, außer wenn es darum ging mich fertig zu machen. Irgendwie bekam ich kein Wort raus und sah zur Seite. Dies schien den anderen irgendwie zu amüsieren. "Hast du etwa deine Zunge verschluckt?"

"Iie.", war meine leise Antwort. Ich konnte sehen, dass der Junge schmunzelte. Doch irgendwie war es anders als sonst. Es war nicht höhnisch. Er machte auf mich nicht den Eindruck, dass er sich über mich lustig machen wollte. Ich blinzelte leicht über diese Tatsache, wollte dennoch nicht weiter darauf eingehen. "Warum stehst du hier eigentlich ganz allein im Regen?"

Der legte es doch tatsächlich darauf an ein Gespräch mit mir anzufangen, oder? Naja. Ich wollte mal nicht so sein. "Weil ich die Ruhe genießen wollte."

Die Ruhe vor den Sticheleien, Beleidigungen und blöden Blicken. Ich konnte sehen, dass der Junge nickte. "Und wovor?"

"Vor den anderen.", war die leise genuschelte Antwort und ich sah ihn an. Was sollte ich auch lügen? Es war ein offenes Geheimnis, dass ich an der Schule keine Freunde hatte, dass ich überhaupt keine Freunde hatte. Einen kurzen Moment sah er mich an, ehe er auf eine seltsam ehrliche Art und Weise zu lächeln begann. "Ich versteh gar nicht, warum sie immer so zu dir sind."

Darauf sagte ich nichts, blickte nur stur zur Seite. Er verstand es nicht? Und was sollte mir das jetzt sagen? "Ich find dich ganz nett."

Ungläubig sah ich ihn nun an. Wie bitte? "Nani?"

"Ich find dich sympathisch." Nochimmer schien ich nicht begriffen zu haben, denn er widerholte seinen Satz noch ganze drei Mal, ehe ich ein wenig verlegen auf meine Füße sah. "W-wirklich?"

"Ja." Irgendwie war das ein komisches Gefühl. Wir kannten uns gar nicht und er mochte mich irgendwie? Er hatte nichts gegen mich, weil ich anders war? Das war... toll. "Arigatou."

Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Weiterhin hielt er den Schirm über mich. Seine freie Hand streckte er mir nun entgegen. "Ich bin Yune."

Kurz betrachtete ich die Hand, ehe ich in seine Augen sah, wieder anfing zu lächeln und dann ein wenig zögerlich seine Hand ergriff. "Uruha."

"Ich weiß."
 

Aus dieser unscheinbaren Begegnung im Regen wurden wir schließlich Freunde. Yune war wirklich mein erster und bester Freund. Er verstand sich wunderbar mit meiner Mutter und wir trafen uns fast täglich. Es hatte mich ein wenig gewundert, dass er mich nie seinen anderen Freunden vorstellte, doch eigentlich war das auch ganz gut so. Wer wusste schon, wie die so drauf waren? Ich war eh zu zurückhaltend, um mich großartig mit anderen zu unterhalten. Immer wenn es regnete und ich Leute sah, die zu zweit unter einem Schirm standen, musste ich an den Anfang unserer Freundschaft zurückdenken...
 

=*=*=*Flashback Ende*=*=*=
 

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sich meine Augen mit Tränen gefüllt hatten. Sie liefen mir über die Wangen und erst, als sie auf meinen Handrücken tropften, hatte ich sie registriert. Doch ich kümmerte mich nicht weiter darum. Diese schöne Erinnerung war nur eine von vielen, doch diese hatte sich besonders in mein Hirn gebrannt, weil ich mein Glück, endlich jemanden gefunden zu haben, der mit mir befreundet sein wollte, obwohl ich so anders war, nicht hatte fassen können. Meine Beine zog ich nun an und schlang meine Arme darum, um meinen Kopf schließlich auf meine Knie zu betten. Alles Lüge! Yune!

"W-warum?!" Warum hatte er mich damals nicht einfach in Ruhe lassen können? Warum hatte er so getan, als sei er mein Freund? Warum musste er mich so verletzen? Ich wusste kaum noch was ich denken oder fühlen sollte. Sollte ich Enttäuscht sein? Enttäuscht darüber, wie er nur zu so etwas fähig war? Oder sollte ich wütend sein? Wütend auf meine Dummheit ihm einfach so vertraut zu haben? Ich wusste es nicht. Hemmungslos schluchzte ich auf. Warum musste das nur alles auf einmal passieren? Warum hatte ich es erfahren müssen, als ich auch so schon verletzt genug war? Was hatte es überhaupt noch für einen Sinn?! Ich sollte einfach -

"Bist du schon wieder am heulen, Barbie?!" Ich schreckte auf und sah direkt in Reitas - nicht ganz so - amüsiertes Gesicht. Sein Grinsen war nicht schadenfroh, aber ich konnte den Ausdruck nicht so recht deuten. War er etwa schon fertig mit Essen? Musste wohl so sein. Ungefragt ließ er sich neben mir nieder, verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und ich konnte seinen Blick deutlich in meinem Nacken spüren. "L-lass mich doch... kann dir doch egal sein."

Ich wischte mir hastig über das Gesicht, doch der Tränenfluss wollte nicht aufhören. Frustriert darüber schluchzte ich wieder. Dabei hatte ich doch beschlossen vor Reita stark zu sein, damit er meine Schwäche nicht mehr ausnutzen konnte. Das ging jetzt aber dann mal gründlich in die Hose. Ruckartig hoben und senkten sich meine Schultern, ich konnte einfach nicht aufhören. Desto mehr ich es versuchte, umso schlimmer schien es auch noch zu werden.

Ich zuckte zusammen, als Reita seine Arme um mich schlang und mich an sich drückte. Meine Augen weiteten sich und für eine Schrecksekunde vergaß ich zu atmen. Mein Herz schlug mir nun wieder bis zum Hals. Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass er mich mal umarmen würde. Und war es ganz ohne Hintergedanken, wollte er mich trösten? Ich wollte es glauben. Ich hoffte es. Denn auf diese Annäherungen konnte ich verzichten, als hätte ich nicht schon genug mit meinem Gefühlschaos zu kämpfen. Mit einer Hand streichelte er mir leicht über den Rücken, woraufhin ich meine Augen langsam schloss. Noch immer schluchzte ich leise, fühlte mich aber irgendwie besser - es tat gut getröstet zu werden. Mein Gesicht versteckte ich an seiner Schulter. Ich konnte es kaum glauben. Reita tröstete mich? Das kam mir so absurd vor...
 

... und ich hätte es besser wissen müssen. Schon nach kurzer Zeit fanden sich seine Lippen an meinem Hals ein. Also langsam glaubte ich doch nicht, dass er mich trösten wollte. Doch ich schaffte es nicht mich zu wehren. So schlimm war es auch gar nicht. Es half mir irgendwie auf andere Gedanken zu kommen. Immer weiter verdrängte ich meine Probleme, konzentrierte mich auf die Frage, warum der Schwarzblonde das alles tat, warum ich ihm nicht einfach egal war. Warum er ohne zu nörgeln mitgefahren war, warum er sich jetzt um mich kümmerte. Ich traute mich nicht mein Gesicht von seiner Schulter zu nehmen. Auch nicht, als er weitere kleine Küsse auf meinen Hals verteilte. Die Umarmung wurde noch ein wenig fester, sodass ich glaubte, dass wir uns nicht noch näher kommen konnten. Meine Hände legte ich auf seinen Rücken, da ich nicht so richtig wusste wohin mit ihnen. Irgendwann dann lösten sich seine Lippen von mir und ich war auf eine gewisse Weise erleichtert, andererseits irritiert. Und ich ahnte Schlimmes, bezüglich dessen, was jetzt wohl noch kommen würde. Ich spürte wie er die Umarmung ein wenig löste, ein Arm verschwand um meinen Körper und er hob mein Kinn ein wenig an, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen. Er blickte mir tief in die Augen und irgendwie schaffte ich es nicht, weg zu sehen. Ich glaubte zu wissen, was jetzt kam, da sich sein Gesicht dem meinen immer weiter näherte. Und das was ich ahnte, sollte wohl Wirklichkeit werden. Ein wenig unsanft legte er seine Lippen auf meine. Klasse, Uruha. Das ist neuer Rekord. Jetzt wurdest du an einem Tag von zwei verschiedenen Kerlen geküsst. In den einen hast du dich verknallt und vor dem anderen hast du fast schon Angst, klasse Kombination. Wie weit wollte es Kami noch mit mir treiben? Doch eine Sache wunderte mich. Ich fand es in keiner Weise schlimm. Es war etwas anderes als bei Atashi, dennoch hatte ich nicht den Wunsch Reita von mir zu stoßen. Ich war vielleicht sogar ein bisschen dankbar für die Nähe, die er mir gab. Er gab mir das Gefühl, nicht ganz so abartig zu sein, wie ich allmählich glaubte, dass ich es war. Yune hatte sich von mir abgewandt, doch Reita nicht. Yune hatte mich verraten, Reita nicht. Okay, das konnte man nicht vergleichen, aber ich suchte selbst krampfhaft nach einer Erklärung für meine Gefühle. Fordernd drückten sich seine Lippen gegen meine und erst jetzt reagierte ich wirklich und hielt meine dagegen. Mein ganzer Körper spannte sich an und meinen Herzschlag hatte ich schon vor einigen Sekunden ignoriert. Mit nun geschlossenen Augen versuchte ich meine wirren Gedanken zu verdrängen. Konnte ich wirklich so verzweifelt sein, dass ich mich jemandem hingab, von dem ich mich fernhalten wollte? Als Reita bemerkte, dass ich den Kuss erwiderte, konnte ich spüren, dass er schon wieder siegessicher zu grinsen begonnen hatte und schlang seine Arme nun wieder ein wenig fester um mich. Fordernd strich seine Zunge über meine Unterlippe. Ich wusste, was er wollte, doch sollte ich diesen Schritt wirklich wagen? Würde ich es nicht bereuen? Bereute ich nicht jetzt schon? War ich mir nicht sicher, dass ich mich morgen am Liebsten dafür auf den Mond schießen würde? Doch was kümmerte mich morgen? Wer wusste denn schon, ob ich morgen überhaupt noch einmal aufwachen würde?
 

Ich öffnete dennoch zögerlich meine Lippen einen Spalt breit und schon drang eine vorwitzige Zunge in meine Mundhöhle ein, erforschte diese ausgiebig. Ich hatte nicht einmal die Kraft mich zu wehren. Oder war das nur eine Ausrede, warum ich es nicht tat? Wollte ich es am Ende nicht? Nein. Eigentlich wollte ich das Ganze nicht! Wie konnte ich mich hier auf dem Sofa meiner Mutter von meinem Mitbewohner küssen lassen, während sie im Koma lag, mit dem Leben kämpfte und mein angeblich bester Freund mich hintergangen und verletzt hatte? Ich wusste, dass das, was ich hier tat falsch war. Es konnte nicht richtig sein, aber ich hatte nicht die Kraft mich zu wehren. Meine Vernunft sagte mir, dass ich endlich aufhören sollte, aber ich konnte es einfach nicht. Ich wollte ja auf sie hören, doch es gelang mir nicht. Eine Weile lang ließ ich ihn einfach machen. Großartig wehren konnte ich mich nicht, mein Widerstand war komplett verschwunden.

Reitas Hand wanderte unter mein Oberteil. Okay. Langsam wurde mir doch mulmig. Besser, wenn ich mich jetzt aus seinem Griff befreite. Aber wie sollte ich das anstellen? Er war doch stärker als ich und er machte auf mich nicht den Eindruck, als würde er mich so schnell - und vor allem freiwillig - wieder loslassen. Ne, eher im Gegenteil. Außerdem kam ich gegen ihn nicht an. Doch einen Versuch wollte ich starten. Ich wollte mir später nicht zu viele Vorwürfe machen müssen. Meine Hände legte ich auf seine Schultern und wollte ihn von mir weg drücken. Doch noch ehe ich diesen Plan ausführen konnte, zuckte ich zusammen. Ein schrilles Geräusch ließ uns auseinander fahren. Er hatte zuerst seine Fassung wiedergewonnen und rollte genervt mit den Augen. "Bestimmt so'n notgeiler Sack, der uns bespannt hat und jetzt mitmachen will..."

Ich brauchte kurz, bis ich seine Worte dem Geräusch zuordnen konnte. Telefon! Hastig schlüpfte ich aus Reitas Griff. Dieser war sichtlich angepisst davon, dass das Telefon unseren 'Spaß' unterbrochen hatte und lehnte sich genervt zurück, die Arme verschränkend. Ich wollte gar nicht wissen, wie weit er es noch getrieben hätte. Okay, Uruha. Falsche Wortwahl. Wie weit er noch gegangen wäre, klang viel weniger zweideutig. Mein Herz schlug mir immer noch bis zum Hals, von der Röte in meinem Gesicht mal ganz zu schweigen. Mit zitternden Händen hob ich ab. Natürlich fragte ich mich, wer hier wohl anrief. Dennoch: Perfektes Timing.
 

"Moshi moshi?"

"Ruha?"

"...Aoi?! W-was gibts denn?"

"Eto~ ich wollt fragen, wie's dir jetzt so geht - warst schon im Krankenhaus, ne?"

"...hai... Wie es mir geht? Ano... naja..."

"..Ah...versteh' schon. Kai hat nur gesagt, ich soll anrufen und so, ne?! Hoff' dir geht's bald wieder besser~ Sag mal... wann wolltest' denn wieder hier vorbei schneien mit unserem Punk?"

"Ano... ich weiß nicht genau..."

"Hrm. Naja, okay. Richt' Yune schöne Grüße aus, ne?!"
 

Ich ließ den Höhrer sinken. Ich sollte ihn grüßen? Wie sollte ich das bitte anstellen? Ich war wie gelähmt, hatte komplett vergessen, dass Aoi noch am Ende der Leitung war und gerade sicherlich verwirrt, weil ich nicht mehr antwortete. Ich konnte hören, dass er etwas sagte, doch die einzelnen Worte verstand ich nicht.

"Y-yune..." Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, erhob sich Reita auch schon von der Couch und trat einfach auf mich zu, nahm mir den Höhrer aus der Hand und legte ihn an sein Ohr.

"Wer's da?" Ungeduldig trommelte er auf dem kleinen Tischchen herum. Aus den Augenwinkeln sah er zu mir, doch ich konnte seinem Blick nicht standhalten und sah weiterhin auf meine Füße. Meine Gedanken waren ganz weit weg. Wie sollte ich denn jetzt klarkommen? Ich hatte meinen besten Freund verloren. Wie würde ich mich verhalten, wenn ich ihn noch einmal sah? "Boah! Ne, is alles okay bei ihm, Spielverderber. Mach kein Theater.... Woher soll ich denn wissen, was er hat?!"

Sichtlich genervt führte Reita das Gespräch noch ein bisschen weiter. Dann allerdings nahm er kurz den Höhrer von seinem Gesicht. "Wie lang bleiben wir'n noch?"

Ich antwortete nicht. Reitas Augen verengten sich zu Schlitzen. Er hasste es mindestens genauso sehr ignoriert zu werden wie Ruki. "Wir kommen übermorgen wieder."

Das hatte er jetzt einfach beschlossen und ich widersprach ihm auch nicht. Vielleicht war es auch besser, wenn ich ersteinmal ein wenig Abstand zu Yune aufbaute, von daher...

Das weitere Gespräch von Aoi und Reita bekam ich nicht mit, aber irgendwann musste der Schwarzblonde aufgelegt und sich zu mir umgedreht haben, da ich irgendwann seinen stechenden Blick fühlen konnte. Unsicher hob ich den Kopf und blickte ihm in die Augen.

"Was war eben?!", fragte er und sein Ton ließ keine Lügen zu. "I-ich weiß nicht... Er hat etwas über Yune gesagt und da... da..."

"Da hast du die Nerven verloren.", beendete er meinen Satz, doch auf diesen erwiderte ich nichts. Widersprechen war bei ihm doch auch so sinnlos. Dass ich nicht antwortete, quittierte Reita mit einem leisen Schnaufen. Doch auch das beeindruckte mich nicht. Auf einmal war ich müde. Ich wollte einfach nurnoch schlafen, um vor diesem Albtraum von Tag zu flüchten. "Ich geh schlafen."

"Ach?! Und wo soll ich pennen?" Kurz sah ich ihn verblüfft an, ehe ich überlegte. Stimmte schon. Wo sollte er schlafen? "Geh in mein Zimmer. Ich schlaf bei meiner Mutter."
 

Das waren die letzten Worte, die ich an diesem Tag an Reita gerichtet hatte, denn ich hatte mich - ohne ihm eine gute Nacht zu wünschen - in das Zimmer meiner Mutter verzogen. Dort sah ich mich ein wenig - fast wie in Trance - um. Auf einmal kam ich mir wieder vor, als wäre ich sieben. Wieder hatte ich das Gefühl mitten in der Nacht ängstlich aufgewacht zu sein, weil ein Albtraum mich quälte und die Monster unter meinem Bett und in meinem Schrank mich nicht in Ruhe ließen. Mit nackten Füßen war ich durch den Flur gehastet, da die Dunkelheit mir unheimlich war. Mit einem Stofftier im Arm hatte ich dann die Tür zu Mutters Schlafzimmer geöffnet. Meistens war sie noch wach gewesen, hatte etwas gelesen. Lächelnd hatte sie dann immer wieder über ihr Buch gesehen.

"Hattest du einen Albtraum?", flüsterte ich leise. Hai. Genau das hatte sie immer zu mir gesagt. Daraufhin hatte ich schüchtern genickt und war direkt auf ihr Bett zugegangen, war hinaufgeklettert, zu ihr gekrabbelt und hatte mich von ihr umarmen lassen. Sie hatte vorher ihr Buch zugeklappt und auf den Nachttisch gelegt. "Darf ich bei dir schlafen?"

War jeden Abend die Frage gewesen, auf die sie lächelnd genickt hatte. Ich war mit unter ihre Decke geschlüpft und sie hatte mir durch das Haar gestrichen, mir eine Geschichte erzählt, als Vater noch bei uns gewesen war. Aber dass ich keinen Vater hatte, hatte mich nicht gestört, ich hatte meine Mutter. Das reichte mir. Ich war bei ihr gut aufgehoben gewesen, war schnell eingeschlafen und schlief bis zum Morgen durch. Wenn ich aufgewacht war, hatte sie immer mit einem Frühstück und einem Lächeln auf mich gewartet.

Doch heute war sie nicht da. Sie laß kein Buch, sie lächelte nicht oder nahm mich in den Arm. Sie war im Krankenhaus und ich war hier. Vielleicht würde ich nie wieder bei ihr schlafen können. Okay. Aus dem Alter war ich raus, aber ich vermisste es. Besonders jetzt, wo mir klar wurde, dass es vielleicht nie wieder so sein würde. Wie hieß es noch? Man lernt erst etwas richtig zu schätzen, zu vermissen, wenn man es fast oder ganz verloren hat? Allmälich wurde mir klar, dass da doch mehr dran war, als ich immer angenommen hatte. Doch nun wünschte ich mir, es nicht auf so schmerzhafte Art und Weise erfahren zu haben. Ich sah in den großen Spiegel, der an einer Schranktür befestigt war, sah in mein blasses Gesicht. "Mum..."

Wieder liefen mir Tränen über die Wangen und ich sah weg. Ich konnte mir nicht selbst beim Heulen zuschauen, damit mir klargemacht wurde, wie schwach ich war. Ich zog mir einfach mein T-Shirt über den Kopf, dann folgte die Hose schon schnell. Ich faltete die Sachen sorgsam und legte sie auf den kleinen Nachttisch, schließlich hasste meine Mutter Unordnung.

Ich tappte leise zurück zum Schrank, vermied jeglichen Blickkontakt mit dem Spiegel. Ich öffnete eine der Türen, die leise knarrte. Hatte der Schrank schon immer solche Geräusche von sich gegeben, oder erst seid meine Mutter weg war? Ich wusste es nicht, nicht mehr. Ich zog eines von den T-Shirts meiner Mutter raus. Sie würde mir schon nicht böse sein. Es war blau. Sie liebte blau. Deswegen waren auch viele ihrer Kleidungsstücke in dieser Farbe. Ich zog es mir über. Es war ein bisschen zu kurz, aber das kümmerte mich nicht. Es hielt mich warm. Es gab mir wenigstens ein bisschen das Gefühl, dass sie bei mir war. Ich schloss die Schranktür wieder, begab mich zum Bett. Ich schluckte den schweren Kloß in meinem Hals hinunter. Nachdem ich die Bettdecke beiseite geschlagen hatte, legte ich mich hin. Ich schloss meine Augen, zog die Decke bis zu meinem Kinn rauf. "O yasumi nasai, Mum..."

Von Schmerzen und der Sorge der Freunde

Heyho,

nach viel zu langer Wartezeit melde ich mich auch mal wieder zurück >.<

ich hoffe ihr nehmt es mir nicht allzu übel, dass ich euch so lange hab warten lassen.

Ein riesiges Danke mal wieder an alle die gefavt, ein Kommi hinterlassen und mir geholfen haben. Ihr seid alle klasse Q^Q

Ohne euch, wär die ff schon lange wieder Gedankensondermüll!

Ich wünsche euch mit dem Kapitel viel Spaß. Und ich hoffe, dass ich es dieses mal schaffe Oneshots und das nächste Kapitel unter einen Hut zu bringen >o<

lG Mero
 

*~*~*~*~*~*~*
 

Der nächste Morgen war für mich der reinste Horror. Ich schlug meine Augen auf und direkt begrüßten mich starke Kopfschmerzen. Ich hielt alles für einen schrecklichen Albtraum, aber das war nicht so. Ich lag in dem Bett meiner Mutter. Es konnte also kein Traum gewesen sein. Ich seufzte leise. Wie sollte es weitergehen? Morgen würde ich wieder nach Tokyo fahren, das hatte Reita ja einfach mal beschlossen und wenn er etwas sagte, machte er das auch. Er würde mich mitschleifen, das würde jedenfalls zu ihm passen. Auf eine Moralpredigt unserer Mitbewohner war er sicher nicht scharf. Gequält schälte ich mich aus der Bettdecke, stand schließlich ganz auf und tappte auf nackten Füßen am Schrank vorbei, warf einen scheuen Blick in den Spiegel. In dem Moment erschreckte ich wirklich vor mir selbst. Ich war blass, meine Augen waren gerötet und ich sah mehr tot als lebendig aus. Mit einer Hand fuhr ich meine Wange entlang. Ich glaub so schrecklich hatte ich noch nie ausgesehen. Aber... war das nicht eigentlich auch egal? Ich hatte größere Probleme als mein Aussehen. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, als ich daran dachte. Heute würde ich den ganzen Tag im Krankenhaus verbringen, das hatte ich schon beschlossen. Noch länger Rumstehen und in den Spiegel starren würde mir auch nicht helfen. Ich sah auf den Fußboden. Ich war schon immer der Mensch dafür gewesen im Selbstmitleid zu versinken und jetzt war ich schon wieder kurz davor.

„Wird ja auch mal Zeit, dass du endlich aufwachst." Ich schreckte auf, sah Reita hinter mir im Spiegel stehen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht sich anzuziehen, sondern stand in seinen Shorts rum. Diese Tatsache ignorierte ich mal, konzentrierte mich mehr auf den Schreck, den er mir eingejagt hatte und auf die Frage, wie er hier rein gekommen war. Doch ich schaffte es nicht einmal meine Frage auszusprechen, da er mich geschickt abwürgte.

„Du sieh's aus wie 'ne Wasserleiche, Barbie.", meinte er wie immer sehr sensibel und ich verzog kaum merklich das Gesicht. Danke, dass er mich daran erinnerte. „Danke für das Kompliment."

Meine Stimme war so leise und kratzig gewesen, dass er mich gar nicht verstanden hatte, vielleicht auch besser so. Woher ich wusste, dass er nicht wusste, was ich gesagt habe? Er runzelte die Stirn, sah kurz überlegend in mein Spiegelbild, wollte schon zum Sprechen ansetzen, doch dieses Mal fuhr ich ihm dazwischen. „Ich will ins Krankenhaus."
 

Zuerst sah Reita mich ein wenig verständnislos an, gab dann einen genervten Seufzer von sich. Keine Stunde später waren wir beide fertig angezogen, ich hatte ein Frühstück heruntergewürgt, während mein Mitbewohner mit Appetit gegessen hatte. Und nun gingen wir beide schweigend nebeneinander her. Richtig sprechen konnte ich sicher nicht. Mein Hals fühlte sich geschwollen an und ich war sicher heiser zu sein, auch wenn ich mir nicht erklären konnte, warum das so war. Je näher wir dem Krankenhaus kamen, umso nervöser wurde ich. Ich bemerkte kaum, wie meine Schritte immer schneller und schneller wurden. Jedenfalls nicht, bis Reita plötzlich unwillig aufknurrte und mir auf seine freundliche Art und Weise mitteilte, dass ich nicht so schnell machen sollte. Ich sah ihn kurz an, seufzte dann, um kurz zu nicken und langsamer zu gehen.

Nach schier endlosem Gehen kamen wir dann doch beim Krankenhaus an. Nun saß ich auf einem Hocker neben dem Bett, in dem meine Mutter lag, noch immer ihre Augen geschlossen haltend. Dieses Mal weinte ich nicht. Ich hatte mich zusammengerissen und blickte stattdessen starr in ihr Gesicht.

„Mum... ich muss morgen wieder weg. Ich weiß nicht, ob ich es vorher noch einmal ins Krankenhaus schaffe.", erklärte ich, senkte betreten meinen Blick. Ich wollte noch nicht zurück nach Tokyo, aber ich wusste, dass es nicht anders ging. Ich war so vernünftig das zu verstehen. Meine Mutter würde auch nicht wollen, dass ich wegen ihr die Schule schwänzte. In dieser Hinsicht war sie dann doch recht streng gewesen - was ich vollkommen in Ordnung fand. Ich seufzte leise. So langsam hatte ich das Gefühl, dass mir alles über den Kopf wachsen würde. Die Probleme mit Reita, die sich momentan irgendwie zu verflüchtigen schienen, die Frau vor mir ihm Koma, Yune. Yune...

Irgendwie... - Ich schüttelte hastig den Kopf. Ich sollte nicht darüber nachdenken. Ich war so schon fertig genug. Wenn mich nun jemand gefragt hätte, wo Reita wäre... ich hätte es nicht gewusst. Kaum, dass wir hier angekommen waren, hatte ich ihn wie Luft behandelt, hatte nur noch meine Mutter im Kopf, so wie jetzt auch. „Bitte ... wach doch auf! Ich will mir nicht so viele Sorgen machen müssen..."

Meine Stimme wurde von Wort zu Wort leiser, sodass das 'bitte' nicht mehr als ein Flüstern war, das sie nicht einmal verstanden hätte, wenn sie neben mir gesessen hätte. Mir war klar, dass sie wohl kaum heute aufwachen würde. Das wäre viel zu absurd. Das sah ich sogar in meiner Verzweiflung ein.
 

Ein leises Klopfen an der Krankenhaustür ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Ich fuhr herum. Ich rechnete irgendwie mit Reita, doch dem war nicht so. Verblüfft starrte ich in das Gesicht des Gastes, den ich nicht erwartet hätte. „Du?!"

„Überrascht mich zu sehen, Kouyou?", fragte sie und schaffte es geradeso sich ein Lächeln aufzuzwingen. Ich konnte nicht anders als leicht zu nicken, drehte meinen Kopf dann wieder zu meiner Mutter, strich ihr mit einer Hand sanft über die blasse Wange. „Ich habe gehört du bist ausgezogen?"

„Ja." Meine Antwort war nur leise. Weiter ging sie auf dieses Thema auch nicht ein und ich glaubte sie kurz nicken zu sehen. Warum wunderte ich mich eigentlich, dass sie hier war? Es war schließlich nur natürlich, dass sie meine Mutter besuchte, schließlich war sie ihre Schwester. Aber darüber konnte ich mir keine Gedanken machen. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. „Ich weiß es ist viel verlangt, aber... würdest du mich mit ihr alleine lassen?"

Geschockt sah ich sie an, doch ihr bittender Ausdruck ließ mich sofort nicken, ich sah beschämt zu Boden, da ich so schnell weich geworden war. „N-natürlich."

Als würde ein Rucksack aus Blei an mir hängen, richtete ich mich schwerfällig von dem Hocker auf, auf den sich dann meine Tante fallen ließ. Ich blickte noch einmal auf sie, biss mir auf die Unterlippe. Dann wandte ich mich endgültig ab und schritt mit zitternden Knien zur Tür, hinter der ich auch verschwand.

Und wenn sich mir nicht die Frage gestellt hatte, wo Reita steckte, so stellte sie sich mir jetzt - die Antwort war gleich mit dabei. Er lehnte an der weißen Wand, die Augen geschlossen, die Arme verschränkt. Seine Haltung sagte eines ganz deutlich aus... ‚Ich wäre lieber irgendwo anders'. Ich konnte ihn irgendwie verstehen. Ich mochte Krankenhäuser auch nicht sonderlich. Aber wer konnte das denn schon von sich behaupten? Ich kannte niemanden. Wir schwiegen uns an. Noch weitere zwanzig Minuten. So lang, bis meine Tante wieder aus dem weißen Raum kam, in den ebenso weißen Flur trat. Sie kam direkt auf mich zu, schloss mich in die Arme. Ich war zwar ein wenig verwundert, erwiderte die Umarmung dennoch. „Es muss schwer für dich sein."

Ich konnte nicht anders, als schwer zu schlucken, kämpfte wieder mit den Tränen. Verständnis, das hatte ich in letzter Zeit wenig bekommen. Bei Reita konnte ich nicht sagen, ob er mich aus Eigennutz tröstete - wenn er mich denn tröstete - oder ob er mir wirklich helfen wollte. Außerdem war meine Tante, mal fernab von meiner Mutter meine einzige Verwandte zu der ich noch Kontakt hatte.
 

Wir führten nur ein kurzes Gespräch, in dem mir meine Tante mitteilte, dass sie und ihr Mann nun wieder hierher kommen wollten, für eine Weile, um auf ihre Schwester - also meine Mutter - aufzupassen. Schließlich würde ich wieder nach Tokyo zurückkehren und die Schule weitermachen. Ich sollte mir keine Sorgen machen, sie würde mich auf dem Laufenden halten. Natürlich glaubte ich ihr das sofort, dankte ich tausendmal dafür. So würde ich mir wenigstens nicht noch mehr Vorwürfe machen. Wenn ich immer wieder das Neueste wusste, würde es mir vielleicht ein wenig besser gehen. Ein klein wenig, vielleicht. Hoffentlich. Ich verbrachte noch den ganzen restlichen Tag im Krankenhaus. Ich redete mit meiner Mutter, auch wenn ich wusste, dass sie mir nicht antworten würde, aber irgendwie … erleichterte es mich? Ein wenig. Stille hätte ich nicht ertragen. Die erste Zeit hatte meine Tante noch dabeigesessen und wir hatten ab und an ein Wort gewechselt, aber meistens hatte ich zu der Schlafenden gesprochen. Reita hatte sich – sehr vornehm ausgedrückt – vom Acker gemacht. Ich konnte allerdings auch nachempfinden, dass er keine Lust hatte den ganzen Tag hier zu verbringen, zumal er meine Mutter nicht gekannt hatte. Ich nahm es ihm also nicht übel. Ich war sogar ein wenig froh darüber, dass er nicht alle paar Minuten reinkommen würde und fragen, wann wir endlich gehen würden.
 

Als allerdings die Sonne schon sehr tief stand, meine Tante schon lange gegangen war – wir hatten vorher noch unsere Nummern ausgetauscht, damit sie mich auch wirklich auf dem Laufenden halten konnte - und ich allein im Zimmer saß, kam irgendwann eine ältere Krankenschwester herein, nachdem sie leise angeklopft hatte. „Verzeihung?“

Ich drehte mich langsam zu ihr, warf ihr einen fragenden Blick zu und sie lächelte mich entschuldigend an. „Die Besuchszeit ist um, ich muss Sie bitten zu gehen.“

„Oh… schon?“, fragte ich mit trauriger Stimme und die Frau nickte lediglich. Ich seufzte einmal leise auf, erhob mich dann. Ein letztes Mal beugte ich mich vor, drückte meiner Mutter einen Kuss auf die Stirn. Dann strich ich ihr noch eine Strähne aus dem Gesicht, lächelte sie an. „Mach’s gut, Mum. Es tut mir leid. Sei stark und … wach bald wieder auf.“

Mit einem dicken Kloß im Hals verließ ich dann das Zimmer, schließlich das ganze Krankenhaus. Ich hatte das Gefühl sie nie wieder sehen zu können. Als würde es das letzte Mal sein. In mir zog sich alles zusammen bei diesem Gedanken. Nein! Ich sollte nicht alles so pessimistisch sehen. Das machte mich nur selbst fertig. Den langen Weg nach Hause legte ich nur sehr langsam zurück, hing meinen nicht gerade fröhlichen Gedanken nach. Morgen würde ich wieder in Tokyo sein. Alles in mir sträubte sich dagegen von hier wegzugehen. Ich wollte hier bleiben, auf meine Mutter aufpassen, aber es war klar, dass das nicht ging. Ich musste in die Schule. Okay. Ich könnte mich auch einfach in Tokyo von der Schule abmelden und hier wieder anmelden, aber das würde nicht viel ändern. Außerdem müsste ich dann Yune jeden Tag über den Weg laufen und das würde ich nicht ertragen können. Ich brauchte erst einmal Abstand von alldem. Na ja. Vielleicht wollte ich auch einfach davonlaufen, genau sagen konnte ich es nicht, es interessierte mich auch nicht.
 

„Ich bin wieder da.“, rief ich leise in den Flur, als ich die Tür öffnete. Auf einmal biss ich mir auf die Lippe. Das Ganze hier kam mir so bekannt vor. Wieder kam ich mir in eine Zeit versetzt vor, die schon lange vorbei war. ‚Ich bin wieder da’, hatte ich immer gerufen, wenn ich von der Schule nach Hause gekommen war. Ich hatte ein gekünsteltes Lächeln aufgesetzt, wollte meiner Mutter nicht mit meinen Problemen belasten, obwohl ich genau wusste, dass sie wusste, was in der Schule abging. Kaum war meine Stimme zu hören gewesen, war sie angewuselt bekommen und hatte mich in ihre Arme geschlossen, mich einmal richtig fest gedrückt und… ‚Willkommen zu Hause’ mit einem strahlenden Lächeln gesagt. Ich konnte gerade noch verhindern, dass mir die Tränen in die Augen schossen, denn sie kam nicht aus der Küche geeilt, um mich zu begrüßen. Stattdessen streckte mein Mitbewohner seinen Kopf aus der Tür, die zum Wohnzimmer führte. „Wird auch Zeit.“

Ja. So war Reita. Bloß nicht zu freundlich. Ich ignorierte ihn einfach, schritt in die Küche. Ich brauchte jetzt einen Tee, um mich zu beruhigen. Aus einem der Schränke hatte ich unseren Wasserkocher gezogen und diesen gerade gefüllt und eingeschaltet, als der Blondschwarze den Raum betrat, seine Arme verschränkte und sich in den Türrahmen lehnte. „Gibt es ’nen Grund, warum du mich ignorierst, Barbie?“

„Tu ich gar nicht.“, antwortete ich mit ruhiger Stimme. Irgendwie fühlte ich mich müde, leer, ausgelaugt. Es kam mir vor, als hätte man mich in Watte gewickelt, denn auch Reitas Stimme schien so weit weg zu sein. Mit meinen Gedanken war ich woanders. Mein Geist war woanders. Sie waren bei meiner Mutter. Allein bei ihr. Ich wusste, dass wir uns für eine längere Zeit nicht sehen würden. Das war nun der zweite Abschied von ihr und … gewissermaßen bereute ich den Ersten. Vielleicht wäre es nie soweit gekommen, wenn ich nicht beschlossen hätte, vor meinen Problemen davonzulaufen. „Ach?!“

Sein ungläubiger Tonfall entging mir nicht, aber was sollte ich schon darauf erwidern? Wenn er mir nicht glaubte, dann glaubte er mir nicht. Ihm konnte man seine Meinung ja auch so nicht wieder streitig machen, also verzichtete ich gleich auf eine Diskussion.

Der Wasserkocher verkündete mir mit seinem unverkennbaren Geräusch, dass das Wasser nun kochte. Ich schaltete das Gerät aus. In dem Moment erklang das Geräusch der Klingel. Ich wunderte mich, wer denn um diese Uhrzeit hier klingeln sollte, begab mich aber, ohne mir weiter Gedanken darüber zu machen, zur Tür. Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend öffnete ich sie einen Spalt breit. „Kou …!“

Ich knallte sie sofort wieder zu, drehte mich um, drückte mit dem Rücken dagegen, als wolle ich verhindern, dass er sie aufstoßen konnte, was bei der Haustür natürlich nicht sonderlich logisch war. Trotzdem gab es mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit, in der Verzweiflung die mich nun übermannte.

„Kou! Bitte mach auf! Ich… - lass uns reden! Ich will dir alles erklären! Bitte!“, hörte ich Yunes Stimme und er klopfte an die Tür. Ich kniff geradezu krampfhaft meine Augen zu, schüttelte heftig den Kopf, konnte die Tränen nicht zurückhalten. Warum? Warum kam er zurück? Warum quälte er mich so? Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Konnte er nicht verstehen, dass er der Letzte war, den ich jetzt noch sehen wollte? „Geh weg! Lass mich in Ruhe!“

Meine Stimme klang leider weniger überzeugend und fest, als ich gehofft hatte. Nein stattdessen zitterte sie und man hörte, dass ich weinte. Na klasse! Jetzt wusste er auch noch, dass ich ihm nachweinte. „Bitte! Es ist … nicht so wie du denkst!“

Diesen Satz wollte ich nicht hören. Ich wollte ihn nicht hören! Ich schluchzte laut auf, drückte mir meine Handflächen an die Ohren und ließ mich an der Tür zu Boden gleiten. Seine Stimme konnte ich noch hören, aber den Sinn der einzelnen Worte konnte ich – Kami sei Dank – nicht verstehen. Fest biss ich mir auf die Unterlippe.
 

Doch dann schlug ich meine Augen wieder auf, aus denen noch immer durchsichtige Tränen flossen. Vielleicht war er ja auch gekommen, um sich zu entschuldigen, um mir zu sagen, dass das nur ein Scherzanruf gewesen sei, dass er mich immer noch mochte, dass er nicht mit mir gespielt hatte. Aber das war Schwachsinn! Ich wollte die Wahrheit nicht akzeptieren, egal wie sehr sie sich in meine Seele brannte. Egal, wie sehr ich sie mir selbst vor Augen hielt. Die guten Erinnerungen, die ich mit Yune verband und auch die schwere Zeit, das alles war doch echt! Nein. Es war alles Lüge. All diese Erinnerungen bauten auf einer dreckigen Lüge auf. Auf einer Lüge, die mich von Innen aus zerfraß. Die schönen Bilder vor meinen Augen verschwammen vor eben diesen, wandelten sich in hässliche Fratzen, die von Lügen und hässlichen Gedanken getränkt waren, mir nie wieder Ruhe lassen würden, die mir noch mehr wehtaten. Es war wie ein grässlicher Albtraum, der zur Wirklichkeit wurde. Doch es war kein Traum. Es war die Realität und ich konnte, vielmehr wollte das einfach nicht akzeptieren. Yune war nicht mein Freund. Er war ein gemeiner Lügner, der nie etwas für mich übrig gehabt hatte, sich nur einen Spaß mit mir erlaubt hatte, mit meinen Gefühlen spielte. In meiner Verzweiflung zog ich meine Beine eng an meinen Körper, schlang meine Arme Halt suchend um diese, versteckte mein Gesicht in meinen Knien, schluchzte zum zweiten Mal auf. Warum hatte Yune mir das angetan? Hasste er mich? Wenn es so war, sollte dieser Hass dann nicht auf Gegenseitigkeit beruhen? Aber war ich zu so etwas überhaupt in der Lage? Zu hassen? Richtigen Hass zu empfinden, war schwer, glaubte ich jedenfalls. Wie fühlte sich Hass eigentlich an? Ich konnte diese Frage beim besten Willen nicht beantworten, doch die hässlichen Gefühle in mir, konnte ich nicht leugnen. War das vielleicht ‚Hass’? Nein. Ich konnte Yune nicht hassen. Wir hatten doch so viel durchgemacht. Zu viel, um es einfach vergessen zu können. Ich war innerlich zerrissen. Ein Teil in mir wollte zu Yune zurück, wollte den Halt, den er mir als Freund gab. Doch die andere Hälfte, die wollte nur noch hassen, sich nicht mehr auf diesen Lügner einlassen, für immer von ihm wegbleiben, um weitere Schmerzen zu vermeiden. Etwas in mir weigerte sich einfach hinzunehmen was passiert war, aufzunehmen, dass Yune nicht mehr für mich da sein würde, sondern ein … Feind war. Jemand, der nur Schmerzen im Herzen und Seele verursachte, der nur Schlechtes brachte. Aber log ich mich damit nicht selbst an? Betrug ich mich letztendlich nicht? Ich wollte nicht wahrhaben was geschah, doch damit machte ich mir nur selbst etwas vor. Schlechte Erfahrungen gehörten zum Leben und dass sie bei mir die Überhand hatten, war nun einmal so…

Irgendwann war es dann komplett still. Mein ungebetener Gast hatte wohl aufgegeben und war wieder abgezogen. Das erleichterte mich schon ein wenig. Ich brauchte jetzt Abstand von ihm, um mir über alles im Klaren zu werden, um mit der Situation besser umgehen zu können. Das Einzige was ich brauchte war… Zeit… Abstand, meine Ruhe.

„Wie lange willst du da noch rum sitzen?“ Reitas Tonfall konnte ich nicht so recht deuten. Ich wischte mir mit meinem Ärmel schnell über meine Augen und richtete mich mit wackeligen Knien auf. Kurz biss ich mir auf meine Unterlippe. Ich wollte nicht, dass irgendjemand etwas von der ganzen Sache hier erfuhr. Naja. Reita wusste jetzt schon bescheid, aber Aoi und die anderen mussten nun einmal nicht alles wissen. Ich wollte mich nicht erklären müssen. An meinem Mitbewohner ging ich einfach vorbei. Als wir allerdings auf gleicher Höhe waren, öffnete ich meinen Mund. „Sag den anderen bitte nichts von der Sache mit Yune…“

Dann war ich auch schon in der Küche verschwunden. Ich hoffte nur, dass er wirklich still sein würde. Ich wollte zuerst selbst damit klar kommen, bevor ich anderen darüber irgendwelche Geschichten erzählte. Hoffentlich begriff er. Wenn nicht, würde ich bald in Erklärungsnot kommen, das ahnte ich schon. Ich machte mir noch den Tee, den ich hatte trinken wollen, begab mich danach schweigend ins Bett. Was mein Mitbewohner den Rest des Tages gemacht hatte, wusste ich nicht.
 

„Ma~n! Barbie, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht ignorieren sollst?!“, drang die genervte Stimme Reitas an mein Ohr. Aber ich blieb stumm, lehnte meinen Kopf an die Scheibe des Fensters. Der Wagon war fast leer. Nur Reita, eine junge Frau mit zwei Kindern, ein älterer Mann und ich saßen in diesem Abteil. Aber das war mir nur recht. So war es nicht so laut und ich konnte besser meinen Gedanken nachhängen und im Selbstmitleid baden. „Heh! Ich rede mit dir!“

Ich sah zu Reita, der mir gegenübersaß, sichtlich schlecht gelaunt war er, weil ich nicht antwortete. Ich schenkte ihm einen undefinierbaren Blick und sah dann wieder aus dem Fenster. Die Landschaft brauste nur so an uns vorbei, stimmte mich traurig. Mit jeder Sekunde entfernte ich mich mehr und mehr von meiner Mutter, dabei hatte ich gar nicht weg gewollt. Doch was sein musste, musste nun einmal sein und ich konnte mich wohl kaum gegen mein Schicksal wehren. Wie von allein schlossen sich meine Augen, als mir von dem schnellen Fahren ein wenig schlecht wurde. Noch eine ganze Weile zeterte Reita genervt vor sich hin, ehe auch er plötzlich schweigsam wurde. Warum wusste ich nicht, ich machte mir auch nicht die Mühe meine Augen zu öffnen und nachzuschauen. Ich wollte lieber warten, bis das Übelkeitsgefühl verschwunden war. Das dauerte dann doch noch seine Zeit, doch auch danach verließ meine Lippen kein Wort. Ich dachte einfach nur nach. Mehr nicht…
 

Am Bahnhof wurden wir dann bereits von Aoi erwartet. Er verstaute meinen Koffer hinten im Kofferraum. Reita pflanzte sich gleich auf den Beifahrersitz, ich machte es mir auf der Rückbank gemütlich und der Älteste setzte sich ans Steuer. Ich sah in seinem Gesicht, dass er sich Sorgen machte. Ich hatte ihn nicht einmal begrüßt, oder dergleichen und das war nun einmal wirklich nicht meine Art. Durch den Rückspiegel konnte ich sehen, dass er die Stirn runzelte. „Und? Wie war es, Ruha?“

Ich reagierte nicht, sah einfach nur schweigend aus dem Fenster. Autos rauschten an uns vorbei und die ersten Regentropfen klatschten auf das Dach. Da Aoi keine Musik angemacht hatte – das Radio war kaputt, wie er Reita theatralisch berichtete – sodass man das Trommeln hören konnte, wenn man es denn darauf anlegte, so wie ich es tat. Mein Schweigen bereitete ihm sicher Bauchschmerzen, aber ich schaffte es einfach nicht zu sagen, dass es mir gut ging, dass alles in Ordnung war, denn das war es einfach nicht. Und erzählen, was mich bedrückte konnte ich ihm auch nicht. Noch nicht. Ich hatte es jedenfalls nicht vor. Und zum Reden zwingen konnte er mich nicht, er konnte es vielleicht versuchen, aber dann würde ich ihn, so wie jetzt auch mit Schweigen beglücken. Auch wenn es mir leid tat. An einer roten Ampel beugte sich Aoi zu Reita. „Sag mal… was ist los mit ihm?“

„Woher soll ich das wissen?“

Die Bitte hatte er nicht vergessen und er würde hoffentlich die Klappe halten. Wenn ich es nicht erzählen wollte, sollte er doch auch ruhig sein. Er musste mir diesen Gefallen einfach tun, auch wenn er nicht verstand, warum ich es für mich behalten wollte. „Du warst doch mit ihm da und nicht ich! Jetzt rück’s schon raus…!“

„Was soll ich rausrücken, wenn ich keine Ahnung hab, du Spaßbremse! Und jetzt müll mich nicht mit deinem Geblubber zu, sonder guck auf die Straße und geb endlich Gas!“ Ich war froh, dass Reita nichts sagte, auch wenn man mir das nicht ansah. Aoi gab sich damit mit einem Schnaufen zufrieden und drückte, wie Reita es verlangt hatte, auf das Gaspedal.
 

„Wann kommen sie denn? Wann kommen sie denn? Kai, Kai, Kai!“ Immer wieder zupfte Ruki an Kais Ärmel. Dieser lächelte ihn nur an, strich ihm kurz über die Wange, ehe er sich wieder auf dem Sofa zurücklehnte. „Sie kommen sicher bald. Aoi ist ja schon einige Zeit weg…“

„Können sie nicht jetzt schon kommen?“ Kaum merklich schüttelte der Braunhaarige den Kopf. „Jetzt hab doch mal ein bisschen Geduld, Ruki.“

„Ich will mich aber nicht gedulden, verdammt!“, nörgelte der Blondschopf. In dem Moment ging die Haustür auf und schwupp – Ruki war auch schon vom Sofa verschwunden, ließ Kai allein zurück.

Ich hatte mich gerade meiner Schuhe entledigt, als mir der kleine Blonde am Hals klebte. „Uru-chan! Und? Wie war’s? Wie geht’s deiner Mutter?“

Ein wenig umständlich befreite ich mich aus der Umklammerung des Kleineren und sah zu Kai, der sich gerade zu uns gesellt hatte und mich freundlich anlächelte. Mein Versuch das Lächeln zu erwidern, versagte kläglich. Ich hatte mich schnell verzogen, wieder ohne ein Wort zu sagen. Ich sperrte mich in meinem Zimmer ein. Einen kurzen Blick warf ich auf den Laptop, spielte mit dem Gedanken online zu gehen und Atashi von meinem Kummer zu erzählen, aber das konnte ich später noch. Außerdem wollte ich ihn nicht noch mehr mit meinen Problemen belasten. Also ließ ich es bleiben, zog mich erst einmal um. Bequemere Sachen und schon fiel mir das Nachdenken ein wenig leichter. Ich legte mich auf meinem Bett lang, verschränkte meine Arme in meinem Nacken und blickte stumm an die Decke. Ich hatte heute noch kein einziges Wort gesprochen. Schon seltsam. Sonst bedankte ich mich immer, begrüßte meine Freunde, aber jetzt strafte ich sie mit Schweigen. Dabei konnten sie doch am Wenigsten etwas für meine Probleme. Ich spielte kurz mit dem Gedanken wieder nach unten zu gehen und ihnen alles zu erzählen, doch ich hielt mich zurück. Zuerst wollte ich mir sicher sein, was genau ich ihnen erzählte. Solange würden sie sich gedulden müssen, so leid es mir auch tat, aber es ging nicht anders. Wenn Reita heute einen schlechten Tag hatte, würden sie es ja eh herausfinden, von daher. Wahrscheinlich würde er es ihnen einfach erzählen. Irgendwie traute ich ihm das zu. Ich wusste nicht, dass die Vier unten in der Küche saßen und über mich redeten…
 

„Irgendetwas stimmt mit ihm nicht, so viel steht fest.“

„Ja, stimmt. Da hast du recht, was könnte Uru-chan nur haben?“

„Ich schätz ma’, dass es mit seiner Mutter zu tun hat.“

„Bist du da von allein drauf gekommen, Spaßbremse, oder hat dir wer geholfen?“

Verächtlich schnaubte Aoi auf den letzten Satz, der von Reita kam und verschränkte seine Arme bockig vor seiner Brust. Von Kai bekam er dafür einen tadelnden Blick, immerhin ging es jetzt um ein ganz anderes Thema. Ruki, der neben ihm saß, nahm einen Schluck von seinem Kakao.

„Irgendwelche Ideen, was wir tun könnten?“, war die leise Frage von Kai, nachdem sie sich eine Weile lang angeschwiegen hatten. „Ich sage, wir gehen in sein Zimmer und zwingen ihn zu reden. Wenn er nicht reden will, bekommt er keinen Nachtisch.“

„Das funktioniert vielleicht bei dir, RuRu, aber ich glaub Ruha würde das kalt lassen.“, vermutete der Älteste Stirn runzelnd. „Dann schlag was Besseres vor!“

„Wie wär’s, wenn wir ihn einfach in Ruhe lassen würden?“ Der Schwarzblonde, der seinen Platz neben dem Ältesten hatte, hatte seine Arme verschränkt, sich auf dem Stuhl zurückgelehnt und wohnte dem Gespräch eigentlich nur halbherzig bei. „Wie wär’s, wenn du die Klappe hältst, wenn du nichts Geistreiches zu sagen hast?!“

„Bah! Ruki halt die Fresse!“, keifte er zurück und der Blonde sprang augenblicklich auf und versteckte sich hinter Kai. Dieser hatte für das kindische Verhalten seiner Mitbewohner nur ein Seufzen übrig. Nicht mal ein so ernstes Thema, ließ sie ernst bleiben. „Beruhigt euch. Denkt dran. Es geht um Uruha. Wir sind seine Freunde und sollten uns um ihn kümmern.“

„Meine Rede!“, erwiderte Aoi und runzelte wieder die Stirn. „Aber wie sollen wir das anstellen? Er will ja nicht reden, ne?“

„Vielleicht sollte einer von uns einfach zu ihm rauf gehen und mit ihm reden.“, schlug Kai vor, Reita schnaubte nur. Ruki und Aoi schienen darüber nachzudenken. „Das funktioniert sicher! Ich bin schon unterwegs!“

Doch noch bevor Ruki gen Tür hasten konnte, hatte Kai ihn am Stoff seines T-Shirts gepackt und sanft auf seinen Stuhl gedrückt. „Ich glaube nicht, dass du gehen solltest.“

„Waaaaaa~s? Warum sollte ich nicht?“ Beleidigt zog der Blonde eine Schnute. Er konnte sich auch gut um seine Freunde kümmern, jawohl! „Weil du nur die Geduld verlieren würdest …“

Mit verzogenem Gesicht präsentierte Ruki Aoi seinen Mittelfinger und starrte bockig auf den Boden. Der Braunhaarige tätschelte ihm kurz den Kopf. „Sei nicht beleidigt. Aber … Aoi hat Recht, Ruki.“

„So wenig vertraust du mir also?“

„Das hat damit nichts zu tun. Aber nimm es uns nicht übel.“

„Mrah. Meinetwegen.“, stimmte Ruki schließlich doch noch zu und schwieg vorerst. Nun mischte sich Reita wieder in das Gespräch ein. „Glaubt ihr echt, dass der einem von euch was erzählen wird?“

„Glaubst du er würde dir irgendwas erzählen, Nasentanga?“, konterte der Älteste und streckte dem Punk die Zunge raus. „Fresse.“

Daraufhin erwiderte Angesprochener nichts mehr. Jedenfalls nicht zu Reita. Stattdessen drehte er seinen Kopf wieder in Kais Richtung. „Also einer von uns beiden, ne?“

„Denke ich auch.“ Der Brünette nickte leicht, schien aber dennoch zu überlegen, legte sich eine Hand an sein Kinn. „Wir müssen wirklich überlegt vorgehen. Wem von uns würde er am ehesten etwas über seine Probleme erzählen?“

„Ihr könnt ja nacheinander hingehen und es ausprobieren.“, warf Ruki in die Runde, erntete ein Kopfschütteln von Kai und Aoi, was ihn die Nase rümpfen lies. „Warum nicht?“

„Weil er sich wundern würde, warum wir alle nacheinander kommen, um mit ihm zu reden. Da wird er erst Recht nichts erzählen.“

Eine kurze Schweigepause trat ein, in der jeder seinen Gedanken nachhing.

„Vielleicht solltet ihr ihn einfach in Ruhe lassen. Wenn er euch etwas erzählen wollte, hätte er’s doch getan.“, konnte man ein leises Murmeln neben Aoi vernehmen.
 

„Seit wann interessiert es dich, wie es Uruha geht, was er denkt oder sonst was, häh?“, wurde der Blondschwarze von Aoi gefragt. „Vorher hattest du ja eher deinen Spaß dran ihm Angst einzujagen. Ich frag mich immer noch warum ich dich habe überhaupt mit ihm mitgehen lassen!“

„Selbst Schuld, Spaßbremse.“, murrte Reita lediglich. „Ich sag bloß, dass es nichts bringt, wenn ihr ihn ausquetschen wollt.“

„Sag das nicht so, Rei. Das klingt voll negativ. Wir machen uns nur Sorgen und wollen ihm helfen..“, nuschelte der Älteste und legte seinen Kopf auf seiner Handfläche ab. „Aber wie stellen wir das nur an?“

Alle drehten ihre Köpfe zu Ruki, zuckten mit den Schultern. Mal abgesehen von Reita, der nur mit den Augen rollte. Momentan erstaunlich schweigsam war dann doch Kai, der weiterhin seinen Gedanken nachhing. Dies bemerkte der kleine Blonde natürlich sofort. „Sag schon, Kai. Hast du eine Idee?“

„Nein … nicht wirklich. Aber ich denke es ist das Beste, wenn einer zu ihm hochgeht. Er soll sich bloß nicht verschanzen und alles in sich hineinfressen. Es reicht, wenn er weiß, dass er immer zu uns kommen kann…“ Ruki und Aoi nickten. „Jedenfalls fürs Erste…“

„Tze. Ich sag, dass es nichts bringen wird.“, gab Reita noch mal seinen Senf dazu.

„Dich hat keiner gefragt.“, meinte Ruki schnippisch. „Was meldest du dich denn, eh? Hat hier einer die Null gewählt?!“

„Scheinbar schon, wenn du dich einmischst, ReiRei!“, zickte der Kleinste in der Runde. Kai stand plötzlich auf. Alle Blicke richteten sich auf ihn. Doch anstatt irgendetwas zu sagen, schlenderte er zum Kühlschrank, zog eine Saftflasche heraus. Dann nahm er sich noch ein Glas, kippte in dieses den Saft. Den stellte er dann zurück in den Kühlschrank und hielt Aoi das Glas hin. „Hier. Geh du zu ihm.“

„Eh? Und warum ich?“, fragte der Schwarzhaarige ein wenig perplex. Eigentlich sollte man ja erwarten, dass Kai hingehen würde, um mit Uruha zu reden, ihn zu beratschlagen, ihm zu helfen. Doch der Braunhaarige lächelte leicht. „Ich pass auf, dass die andren beiden nicht stören. Jetzt geh, bevor Uruha eingeschlafen ist.“

„Aye aye!“ Aoi stand auf, nahm vorher noch das Glas von Kai entgegen und verschwand hinter der Küchentür. Nur noch Ruki musste noch seine Meinung kundtun.

„Ich glaub nicht, dass das klappt… Ich hätte gehen sollen.“
 

Meine Augen hielt ich halb geschlossen, nichts von dem ahnend, was unten in der Küche besprochen wurde. Ich ahnte nicht, dass Reita meiner Bitte doch nachgekommen war. Ich ahnte nicht, dass Ruki jetzt beleidigt in der Küche saß, weil er nicht zu mir sollte. Ich ahnte nicht, dass Kai gerade ein paar Reisbällchen vorbereitete. Ich ahnte nicht, dass Aoi gleich bei mir vor der Tür stehen und klopfen würde. Als allerdings eben erwähntes Klopfen an mein Ohr drang, öffnete ich meine Augen gänzlich, hob meinen Kopf ein wenig an. Ich spielte mit dem Gedanken das Geräusch einfach zu ignorieren, aber das konnte ich nicht machen. Es war eh entweder Aoi oder Kai. Die anderen beiden meiner Mitbewohner klopften nicht, bevor sie das Zimmer betraten. Noch einmal klopfte mein Besucher an, diesmal ein wenig zögerlicher. Ich seufzte innerlich auf. „Ja?“

Ich konnte ihn nicht einfach ignorieren. Das erste Wort für diesen Tag. Meine Gedanken hatte ich ein wenig geordnet, aber noch nicht genug, dass ich mich in der Lage war irgendetwas von meinen Problemen zu erzählen. Ich wusste noch nicht so recht, wie ich mit der Tatsache umgehen sollte, dass Yune ein dreckiger Lügner war und so weiter. Den Gedanken schob ich beiseite, als die Tür leise geöffnet wurde und Aoi eintrat. Er lächelte mich leicht zurückhaltend an, ich setzte mich auf mein Bett, deutete mit einem Nicken an, dass er sich auch setzen sollte. Der Schwarzhaarige zögerte nicht, sondern kam der Geste gleich nach, setzte sich auf die Bettkante, sah mich schweigend an. Ich konnte in seinen Augen geradezu sehen, wie ein kleines Rädchen ratterte und den besten Ansatz für eine ‚Rede’ suchte. „Also… ich … hab mich nicht zufällig hierher verirrt.“

Hätte ich auch nicht gedacht. Auf diesen Satz erwiderte ich nichts. „Und na ja… also…und…“

War es etwa so schwer die richtigen Worte zu finden? Abwartend betrachtete ich meinen Mitbewohner, ließ meinen Kopf kaum merklich in die Schräge gleiten. „Wir dachten uns, dass es das Beste ist, wenn... du…“

Er legte wieder eine kurze Pause ein. Wahrscheinlich würde jetzt etwas kommen wie ‚wenn du uns erzählst was los ist’. Aber das wollte ich nicht. Noch nicht. Und das würde ich Aoi auch sagen. Ich hoffte nur, dass er mir das nicht übel nehmen würde. Aber wie ich meinen Mitbewohner mittlerweile einschätzte, würde er das nicht. Manchmal war er ja doch erwachsen. Wie gesagt … manchmal.

„Argh!“ Ich sah zu dem Kleineren, der sich gerade die Haare raufte. „Jedenfalls! Du sollst wissen, dass du immer zu einem von uns kommen kannst, wenn etwas ist, ne?“

Ich konnte nicht anders. Ich musste einfach lächeln. Aoi blinzelte erst, erwiderte das Lächeln mit einem breiten Grinsen. Er wusste, dass ich verstanden hatte. „Ich weiß zwar nicht, was los ist, aber … das wird wieder. Lass den Kopf nicht hängen. Es geht wieder Bergauf.“

„Danke, Aoi.“ Ich wusste das sehr zu schätzen, aber meine Zuversicht darauf, dass es besser wurde, war denkbar klein. Aber irgendwie wollte ich ja auch an seine Worte glauben. Ich wusste genau, dass die drei – ich schloss Reita mal aus, der war unberechenbar – immer für mich da sein würden, wenn ich Probleme hatte.
 

„…Aoi?“, fragte ich nach einigem Schweigen dann zögerlich. Er sah auf, bewarf mich mit einem fragenden Blick. „… würde es dir etwas ausmachen… mich…“

„…dich was?“, hakte er nach, nachdem ich für einige Sekunden nicht weiter gesprochen hatte. „… mich in den Arm nehmen?“

Irgendwie hatte ich jetzt das Bedürfnis mich richtig trösten zu lassen. Ich wollte wissen, dass ich nicht allein war, dass man sich wirklich um mich kümmern würde. Zuerst sah mich der Schwarzhaarige ein wenig verdutzt an und ich zweifelte schon wieder ein wenig an meiner Frage, als er doch tatsächlich seine Arme um mich legte und mich an sich drückte. Zuerst war ich ein wenig verdattert, dass er scheinbar keine Hemmungen hatte. „Klar kann ich das! Wir sind doch Kumpels, ne?“

„Hmh.“, gab ich nur zustimmend von mir und schloss meine Augen. Und schon wurde mir ein bisschen wärmer, denn ich wusste, dass ich nicht allein war. Mir war klar, dass die anderen für mich da sein würden. Kurz verharrten wir einfach so, ohne ein Wort zu sagen, ehe es ein zweites Mal für diesen Abend an der Tür klopfte. „Herein.“

„Uruha? Aoi?“ Kais Kopf lugte durch die Tür und er begann augenblicklich zu lächeln, als er uns so sah.

„Hm?“, kam es gleichzeitig von uns beiden und Kai kicherte vergnügt. „Ich hab was zu Essen gemacht. Kommt ihr runter?“

Gerade, als ich antworten wollte, fuhr mir Aoi dazwischen. „Ist RuRu da hinter dir?“

„Jaha! Ich bin auch da!“ Ich sah Aoi an. Was sollte das werden? „Komm rein Kai. Ruki geh den Miesepeter holen!“

Verständnislos folgte Ruki Aois Anweisung und brüllte Reitas Namen – wohl bemerkt den verhassten Spitznamen ‚ReiRei’ – und keine Minute später stand Gerufener mit verzogenem Gesicht vor dem Blonden, um ihm die Ohren lang zu ziehen. „Du kleine Kröte, komm her! Es nützt dir nichts, dich in Barbies Zimmer zu verstecken!“

Ruki versuchte derweil tatsächlich bei mir Schutz zu suchen und hastete ins Zimmer, wo Aoi und ich noch auf dem Bett waren, er seine Arme um mich gelegt und Kai saß daneben. Ruki sprang nun auf Kais Schoß und Reita kam vor Wut schnaubend durch den Türrahmen gerauscht. „Boah. Was veranstaltet ihr denn hier?“

„Komm mal her!“, meinte Aoi grinsend. Etwas verdutzt machte der Punk tatsächlich einen Schritt auf uns zu. Kai wusste wohl genau was der Schwarzhaarige vorhatte, denn er begann wieder zu grinsen und auch Ruki hatte es begriffen. Reita und ich waren die Einzigen, die nicht kapierten, was die anderen vorhatten.
 

Kaum, dass Reita nah genug bei uns war, entließ mich Aoi aus der Umarmung, packte sich mit einer Hand Reita, mit der anderen Kai, der wiederum Ruki mit sich zog zu mir, sodass wir uns nun alle irgendwie umarmten. Verzückt quiekend drückte sich Ruki gleich gegen uns alle. „Wir sind die fünf Musketiere!“

„Bah! Zwerg! Halt die Fresse und… Aoi! Lass mich los!“, zeterte Reita, dem die Umarmung wohl komplett gegen den Strich ging. Ich dagegen fand es sogar angenehm. Ruki quietschte eh zufrieden vor sich hin, Kai lächelte glücklich und Aoi lachte sich was weg. Alles in allem eine sehr seltsame Umarmung, von uns fünf. Okay. Wir waren ja auch von Grund auf verschieden, wir durften das. „So Ruha! Und jetzt weißt du, dass wir alle immer für dich da sind. Rei! Wehe du widersprichst!“

„Was wenn, häh?“, fragte der Punk trotzig und ich begann zu kichern. In dem Moment lösten die anderen die Umarmung. „Uruha du…“

„…du lachst ja!“, beendete Ruki Kais Satz. Ich stutzte kurz, blinzelte alle Vier einmal verpeilt an, begann dann wieder zu lächeln und drückte die, die ich in meine Finger bekam an mich. Der Rest – also Ruki und Reita – wurden von den anderen mitgezogen, sodass wir wieder ein wenig seltsam auf meinem Bett rumhangen. Komisch, dass folgender Satz, sogar an Reita gerichtet war. Aber irgendwie… stimmte es ja auch.

„Ja! Weil ihr für mich da seid.“

Gespräche und was sie bewirken

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel :D

Und vielen Dank für die ganzen Kommentare und Favos *__*

Ihr seid echt die Besten Q//Q

Würde mich auch wieder über eure Meinungen zu diesem Kapitel freuen ^^"

lG Mero
 

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{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Na ja und meine Tante will mich jetzt auf dem Laufenden halten
 

Ich saß wieder mal an meinem Laptop, auf meinem Bett. Seitdem ich wieder nach Tokyo zurückgekehrt war, waren zwei Wochen vergangen, in denen ich auch nicht in die Schule gegangen war. Der Grund? Ich hatte mir irgendwie Fieber eingefangen und wurde von den anderen gesund gepflegt. Außerdem war meine seelische Verfassung auch nicht gerade die Beste gewesen. Es war später Nachmittag und bald würde es Zeit für das Abendessen sein. Gerade hatte ich Atashi – mit dem ich nun seit unserem Treffen keinen Kontakt mehr gehabt hatte – alles erzählt. Von der Sache mit meiner Mutter, dem Hinterhalt Yunes… Ich hatte bloß den Kuss mit Reita ausgelassen. Das war etwas, was ich ihm wohl niemals erzählen würde. Dazu war ich zu feige. Im Nachhinein fühlte ich mich schlecht deswegen. Es war nicht richtig gewesen einen so schwachen Moment zu haben, auch wenn ich ihm dankbar war, dass er irgendwie für mich da gewesen war, auch wenn es vielleicht nicht seine Absicht war.

Ich richtete meinen Blick wieder auf den Bildschirm, ich sollte mir ein neues Hintergrundbild machen. Auf dem was ich jetzt hatte, waren Yune und ich zu sehen. Das verletzte mich nur. Schnell hatte ich es gelöscht, sodass nun ein langweiliger, blauer Bildschirm mich anstrahlte. Ich würde schon etwas Neues finden…
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Oh... wow... klingt echt...übel
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ist es auch, mittlerweile geht es mir eigentlich wieder ein wenig besser...

Also ich heul nicht mehr ununterbrochen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Immerhin etwas...

Mou, wenn ich was für dich tun kann sag’s ruhig
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

War schon gut, dass du mir zugehört hast
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Kein Ding~

Für dich jederzeit
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Danke <3

Ich hoffe, ich belaste dich damit nicht
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ach Quatsch.

Du weißt genau, dass du mich nie belasten oder nerven würdest
 

Aber…

Darum ging es doch gar nicht. Ich fühlte mich nicht so richtig gut dabei mich ständig nur bei ihm auszuheulen. Dabei bedeutete er mir doch so viel. Ihn immer als Kummerkasten zu benutzen, war wirklich nicht nett. Ich machte es ja nicht mit Absicht, aber ich hatte das Gefühl, dass er mich verstand, dass er mir zuhörte und mir wirklich helfen wollte. Ich wollte glauben, dass ich ihn nicht nerven oder belasten würde. Aber die Zweifel und Ängste ließen sich nicht so einfach vergessen. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe. Warum war ich eigentlich so schwach? Warum konnte ich meine Probleme denn nicht einfach selbst lösen? Ich wusste es einfach nicht. Ein stummer Seufzer ging mir über die Lippen. Ich sollte nicht so lange nachdenken. Er sollte wissen, wie ich dachte. Oder? Womöglich war es auch besser einfach den Mund darüber zu halten…
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Trotzdem.

Irgendwann geh ich dir bestimmt auf die Nerven.

Ich hab so viele Probleme und komm zu dir und heul mich nur aus
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Red keinen Müll!

Ich freu mich doch wenn du dich mir anvertraust
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber wir reden immer nur über meine Probleme.

Ich fühl mich schlecht dabei
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Warum fühlst du dich schlecht dabei? O__o
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Weil ich mir so schwach vorkomme. .___.

Ich krieg nichts allein auf die Reihe
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Jeder braucht Hilfe, kein Mensch kann alleine leben.

So ist das nun mal~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Trotzdem hab ich das Gefühl zu viel rumzujammern
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Red dir so was nicht ein
 

Ich senkte meinen Blick, als wollte ich seinem ausweichen. Wie lächerlich. Er konnte mich doch gar nicht sehen. Trotzdem. Ich schluckte schwer. Warum kamen mir denn jetzt schon wieder die Tränen? Wegen Yune? Wegen meiner Mutter? Oder, weil er mich verstand? Ich weiß es nicht. Vielleicht auch wegen allem. Aber. Ich wollte doch gar nicht mehr weinen. Ich wollte lernen endlich stark zu sein, aber das war wohl leichter gesagt, als getan. Ich jammerte doch viel zu viel rum. Ich strich mir eine Strähne hinter mein Ohr und widmete mich wieder meiner Tastatur. Dabei schluckte ich immer wieder einmal leicht, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Glücklicherweise gelang mir das auch – Kami hatte wohl vor mir heute ein wenig Glück zu bescheren.

Wenigstens einmal…
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Stimmt es denn nicht?

Ich bin schon wieder kurz vorm heulen ._.

das ist echt bäh
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Jeder würde in so einer Situation ähnlich handeln wie du.

Das ist ganz normal, niemand nimmt sein Schicksal einfach so hin.

Abgesehen davon ist es besser darüber zu reden und Gefühle zu zeigen, als alles in sich hineinzufressen.

Das macht einen nur kaputt
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du bist der Erste, dem ich davon erzählt hab
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann fühle ich mich geehrt, dass du gerade mir so etwas anvertraust, trotzdem wäre es sicher ratsam, mal mit einem deiner Mitbewohner zu reden...

Wie wär’s mit diesem Aoi?
 

Ich sollte Aoi davon erzählen? Ich war mir nicht sicher, ob ich das sollte. Schließlich hatte ich beschlossen erst einmal mit mir selbst ins Reine zu kommen, bevor ich andere noch weiter mit meinen Problemen belastete. Aber bei Atashi konnte ich nicht anders, als es ihm einfach zu erzählen, weil ich – warum auch immer – wusste, dass er mir zuhören würde, für mich da war. Gut. Seit der Umarmung hier auf meinem Bett, wusste ich das auch von meinen Mitbewohnern, aber ich war trotzdem noch ein wenig skeptisch, ob ich es wirklich verantworten sollte, sie mit mir noch weiter zu belasten, wo ich doch schon bei ihnen wohnte. Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe, während meine Fingerkuppen eine Antwort verfassten.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich weiß nicht.

Ich will erst einmal selbst damit fertig werden, bevor ich groß rum erzähle
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ganz wie du meinst~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich möchte niemanden mit meinen Problemen belasten.

Die anderen haben sicher auch genug davon ._.

so wie du bestimmt auch
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Hime~

Ich hab es dir schon einmal gesagt und ich sage es dir wieder: Deine Probleme belasten mich nicht. Wirklich nicht.

Und ich glaube, nein, ich bin mir sicher, dass deine Mitbewohner genauso wie ich denken.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wirklich nicht?

Wenn ich dir irgendwie auf die Nerven gehe, musst du mir das sagen.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Glaub mir, du würdest mir nie auf die Nerven gehen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Egal was ist?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Egal was ist!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wirklich nie?
 

Ich wollte es ihm glauben, unbedingt. Aber warum fragte ich dann nach? Ich wusste es nicht so recht, doch nun war es zu spät um die Nachricht rückgängig zu machen. Leider. Er hatte es mir doch schon bestätigt, warum konnte ich es nicht einfach dabei belassen und mich bedanken? Normalerweise war ich doch auch nicht so misstrauisch, ich war es eigentlich nie gewesen. Warum also auf einmal? Hing das etwa mit Yune zusammen? So sehr konnte mich das doch nicht beeinflusst haben. Stumm seufzte ich, um dann die Antwort zu lesen, die sich mir nun präsentierte.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wirklich nie!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Arigatou
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Du brauchst dich nicht zu bedanken.

Nein du nicht, eher ich: Arigatou
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und ... wofür?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Das wirst du schon noch verstehen,

Früher oder später
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wohl eher später, hm?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Mag sein~
 

Er war ja schon ein, ein wenig suspekter Typ, aber irgendwie hatte ich es ja doch geschafft mich in ihn zu verlieben, ohne dass ich überhaupt wusste wie er aussah. Ich war schon immer ein wenig anders gewesen, aber so etwas hätte ich mir eigentlich nicht zugetraut.

Irgendwie hatte ich das dringende Bedürfnis ihm zu sagen, was er mir bedeutete. Natürlich würde ich ihm nicht schreiben, dass ich ihn liebte, aber… vielleicht etwas ähnliches? Wie von allein glitten meine Fingerkuppen über die Tastatur meines Laptops.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Hm?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich hab dich lieb <3
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ich dich auch <3
 

Mein Herz begann ein wenig schneller zu schlagen und auch ein Lächeln konnte ich mir nun nicht mehr verkneifen. Ob er wusste, wie glücklich mich das machte? Hoffentlich. Denn er war momentan die einzige Person, mit der ich mich traute zu reden – beziehungsweise zu schreiben. Aoi, Kai und Ruki wollte ich noch nicht damit belasten und Reita hatte es ja indirekt schon mitbekommen. Ihn würde ich auch nie um einen Rat bitten, da ich mir fast sicher war, diesen auch so nicht zu erhalten. Da konnte ich mir den Atem also auch von Anfang an gleich sparen.

Wie gerne würde ich wissen, wie Atashi aussieht. In meiner Vorstellung war nichts da. Ich hatte keinerlei Anhaltspunkte wie er aussehen könnte, da er wahrscheinlich eh vollkommen anders war.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Glaubst du, wir sehen uns irgendwann mal wieder?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Sicher, früher als du glaubst
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Bestimmt nicht früher als ich glaube...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wer weiß?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wenn es nach mir ginge, würdest du jetzt hier sein
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Bin ich doch!

Du musst es dir nur fest genug vorstellen
 

Ein paar Mal las ich mir diese Nachricht von ihm durch. Ich sollte es mir einfach vorstellen? Warum auch immer folgte ich dieser Anweisung. So schlossen sich meine Augen ganz langsam. Ich versuchte mir vorzustellen, er wäre hier, hier bei mir. Würde er neben mir sitzen? Würde er mir zuhören, mich verstehen? Ja. Doch… es ging nicht. Ich runzelte die Stirn. Warum konnte ich ihn mir nicht vorstellen? Natürlich. Ich wusste nicht wie er aussah, doch meine Fantasie sollte es mir doch ermöglichen, wenigstens ein Bild von ihm vor meinem inneren Auge erscheinen zu lassen, doch… nichts.

Warum nicht? Meine Zähne gruben sich leicht in meine Unterlippe, während ich ein paar Mal ruhig durchatmete, um es dann ein zweites Mal zu versuchen. Ich wollte mir vorstellen, dass er bei mir war, damit ich wusste, dass ich nicht so allein war. Noch immer ging es nicht. Ein Bild von ihm zu machen schien mir fast unmöglich zu sein. Nach ein paar Anläufen gab ich es auf und tippte eine Antwort in das Schreibfeld, damit er nicht noch dachte, ich wolle nicht mehr mit ihm reden.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Das ist aber so schwer, ich weiß nicht einmal wie du aussiehst
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Möglich
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Gemein ._.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

xD
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du weißt wie ich aussehe, aber ich nicht wie du aussiehst
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

So ist das Leben
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Leider
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nimms nicht so schwer ~

Du siehst mich früher als dir lieb ist, glaub mir
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm, früher als mir lieb ist geht gar nicht, denn dann wüsste ich es schon
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Vielleicht weißt du es ja auch schon?

Vielleicht aber auch nicht.

Und vielleicht will ich dich gerade nur ein wenig an der Nase herumführen~
 

Äh… hä? Ich begriff den Sinn seiner Worte nicht so ganz. Vielleicht wusste ich wie er aussah? Das konnte nicht sein. Oder hatte ich ihn vielleicht schon einmal in der Stadt gesehen, er hatte mich erkannt und mich nur nicht angesprochen? Nein… das erschien mir unlogisch, warum auch immer.

Meiner Meinung nach, wusste ich nicht, wie er aussah. Andernfalls hätte er es mir doch direkt gesagt, nicht wahr?

Aber irgendwie verwirrte mich besonders der letzte Satz. Ich schaute ein bisschen dumm aus der Wäsche, als hätte man mir gerade erzählt, dass es den Weihnachtsmann doch gibt und dass dieser, zu allem Überfluss auch noch Ruki war.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du irritierst mich gerade x.x
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wie gerne würde ich jetzt deinen Gesichtsausdruck sehen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und ich würde dich gern sehen

Also... um zu wissen wie du aussiehst
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ist dir das denn so wichtig?

Immerhin zählen doch die Inneren Werte.

Das Äußere braucht man nur um sich überhaupt kennen zu lernen. Aber das haben wir ja schon hinter uns
 

Ich schüttelte den Kopf, wurde mir erst Sekunden später darüber im Klaren, dass er es nicht sehen konnte. Es war mir wichtig, ja. Aber ich schätzte seine inneren Werte dennoch sehr. Viel mehr, als er glaubte. Und nebenbei wusste er doch auch wie ich aussah. Ich wollte ihn mir einfach vorstellen können, so wie er es eben von mir verlangt hatte. Doch das ging schlecht, wenn ich nicht wusste wie er aussah. Zumal sich meine Fähigkeiten mir einen Menschen, den ich nur vom Charakter her kannte, vorzustellen, sehr in Grenzen.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Darum geht es mir auch nicht.

Aber sollten wir uns mal zufällig begegnen, will ich dich doch wenigstens erkennen können
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ich werde dich erkennen, das reicht völlig
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Na gut

Aber dann musst du auch zu mir kommen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Werde ich, vertrau mir
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du weißt genau, dass ich das tue
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ja, aber ich wollte es noch einmal von dir bestätigt haben
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du bist doof ...

Aber ich mag dich trotzdem
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Da bin ich aber beruhigt
 

Ja. Er war schon irgendwie doof. Aber positiv doof. Ich mochte ihn so wie er war und es ärgerte mich ein bisschen, dass er mich manchmal ärgern wollte. Da war er ein bisschen wie ein kleiner Junge, bekam ich den Eindruck, aber das sollte mich eigentlich auch nicht stören, schließlich hatte ich ihn trotzdem gern. Sehr gern sogar. Aber den Gedanken schiebe ich beiseite, als ich Kai meinen Namen rufen höre.

„Ja?“, antworte ich laut genug, damit er mich unten in der Küche auch hören kann. Mittlerweile hatte ich mir das auch angewöhnt. Einfach zurückbrüllen. In dieser WG war eigentlich jeder zu faul, um aufzustehen, hinzugehen und dann miteinander zu sprechen. Na ja. Wenigstens sprachen wir überhaupt miteinander. „Das Abendessen ist fertig!“

„Ich komme gleich!“ Eigentlich wollte ich gar nicht runtergehen, wollte lieber noch ein bisschen mit Atashi weiter schreiben. Denn wer weiß schon, wann ich das nächste Mal die Chance dazu habe? Ich jedenfalls nicht, sodass ich leise seufzend weitertippe. Ich könnte das Essen heute ja auch einfach ausfallen lassen, oder später allein etwas zu mir nehmen…
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Oh...

Es ist Zeit für's Abendessen...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann guten Appetit und iss was für mich mit
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich will aber nicht.

Ich will lieber hier bleiben
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Geh essen, damit du groß und stark wirst
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich bin groß genug
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Das kann ich noch nicht beurteilen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du... weißt doch wie groß ich bin o.o
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nein, einen Blick in deine Hose konnte ich noch nicht werfen~

Aber das sollte ich bei Gelegenheit mal nach holen
 

Ganze fünf Mal las ich diese Nachricht durch, dann schoss mir das Blut in den Kopf. Ich glaubte gar nicht, was ich dort las. Das konnte er doch unmöglich ernst meinen! Ich wusste gar nicht, dass er so… versaut – konnte man das in dem Fall sagen? – war. Schwer schluckte ich, versuchte die Röte aus meinem Gesicht zu vertreiben, warf einen unauffälligen Blick in meinen Schritt. Das… war einfach nicht sein Ernst! Er wollte mich sicher nur wieder ärgern. Diese ganze Aktion schockte mich regelrecht.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

O______O Bitte, WAS?!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Du hast schon verstanden
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Das... ist doch nicht dein Ernst?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Vielleicht, vielleicht aber auch nicht
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich...

...bin jetzt vollkommen... verwirrt
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Na das tut mir leid xD

Besser wenn ich dich jetzt in Ruhe lass', bevor du noch vergisst ob du Männlein oder Weiblein bist
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Nein. Ich will nicht, dass du mich in Ruhe lässt
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Komplett in Ruhe lassen werde ich dich auch nicht xD~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Okay, dann ist ja gut...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Na ja, ich muss dann auch mal, Hime...

Mata ne~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

BaiBai
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Bai~
 

Nun wo er weg war, konnte ich auch wirklich zum Abendessen gehen. Viel Zeit war ja seitdem Kai mich gerufen hatte nicht vergangen. Ächzend erhob ich mich von meinem Bett. Ein prüfender Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich nicht mehr wie eine überreife Tomate aussah und so blass, wie nach meiner Ankunft in Tokyo war ich auch nicht mehr. So langsam ging es mir wirklich wieder ein bisschen besser. Zwar nicht viel, aber immerhin. An Yune dachte ich nur noch gelegentlich, meine Mutter machte mir da größere Kopfschmerzen, da meine Tante noch nicht angerufen hatte. Während ich die Treppe hinab stieg, machte ich mir Gedanken darüber, warum sie wohl noch nicht angerufen hatte, schlurfte schließlich in die Küche, ohne es wirklich mitzubekommen.

„Uru-chan!“, rief mir ein blonder Zwerg entgegen, der mir dann auch schon am Hals hing. In letzter Zeit umarmte er mich ständig. Das war wohl seine Art zu versuchen mich aufzubauen, weil er wohl nicht so recht wusste, was er sagen sollte. Aber das war für mich auch in Ordnung und ich drückte ihn kurz, befreite mich dann wieder aus der Umarmung, was Ruki einfach hinnahm und sich wieder an den Tisch setzte. Aoi war auch schon da, der mir kurz zuzwinkerte. „Ähm. Uruha? Kannst du mir vielleicht einen Gefallen tun?“

„Sicher.“ Ich legte meinen Kopf schief. „Kannst du Reita holen gehen? Er hat schon heute Mittag nichts gegessen…“

Mit einem Nicken machte ich auf dem Absatz kehrt. Ich war froh darüber, dass sie mich nicht mehr mit Samthandschuhen anfassten. Das war die letzten Tage der Fall gewesen. Sie hatten wohl Angst gehabt mir irgendwie weh zu tun, ob nun Körperlich oder Seelisch. Das fand ich zwar wirklich nett von ihnen, musste dennoch wirklich nicht sein. Wie ein rohes Ei behandelt zu werden war mir einfach unangenehm. Meine Probleme waren allerdings dennoch kein Tabu-Thema geworden. Ich hatte schon bemerkt, dass besonders Aoi versucht hatte irgendwie mit mir in ein Gespräch zu kommen und das Thema anzuschneiden, aber ich hatte jedes Mal abgeblockt. Natürlich machte er sich Sorgen, das hatte er mir auch schon ein paar Mal gesagt. Ich schwieg beharrlich, weiterhin.
 

In meine Gedanken versunken kam ich dann schließlich auch vor Reitas Zimmertür an. Warum ich auf einmal so unschlüssig war, anzuklopfen, wusste ich nicht. Was war denn schon dabei? Nichts.

Also sprang ich über meinen Schatten, ballte eine meiner Hände zu einer Faust und schlug sachte gegen die Tür, darauf bedacht das schreckliche Poster – dass Reita meiner Meinung nach endlich einmal abhängen sollte – nicht anzuschauen.

„Ist offen!“, konnte ich Reita rufen hören, der wohl zu faul war, um die Tür selbst zu öffnen. Einmal atmete ich tief durch. Seitdem ich hier bei ihm eine Nacht verbracht habe – man erinnere sich an den Film mit den Menschenfressenden Ratten – hatte ich sein Zimmer nicht mehr betreten. Und eigentlich hatte ich auch nicht vorgehabt es noch einmal zu tun. Na ja…

Also öffnete ich die Zimmertür, trat zögerlich in den abgedunkelten Raum. Mein Mitbewohner hatte die Vorhänge zugezogen. Den Grund konnte ich mir nicht denken. Komischerweise war Reita aber nicht allein.

Er selbst saß an seinem Laptop, doch auf seinem Bett ein schwarzhaariger junger Mann. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Und als der ominöse Kerl seinen Kopf in meine Richtung drehte, wusste ich auch wieder woher. Das war doch der, der zu Reita gewollt hatte, als ich die Verabredung mit Atashi hatte, oder? Ja, natürlich.

„Äh…“
 

Noch während mich der komische Schwarzhaarige ansah, legte ich meinen Kopf schief. Augenblick mal. Auf einmal fiel mir etwas ein. Hatte er nicht gewusst, dass ich verabredet war? Und…

… hatte Atashi nicht gesagt, dass ich vielleicht wüsste wie er aussähe? Dass wir uns früher sehen würden, als es mir lieb sei? Dass er doch bei mir war? War es dann vielleicht möglich, dass dieser Kumpel von Reita…? Vielleicht war er ja Atashi? Möglich war es. Diese Andeutung neulich war doch sehr ausschlaggebend. Warum fiel mir das erst jetzt auf? Aber natürlich bin ich mal wieder zu feige, um nachzufragen. Ich schluckte leicht, zumal die beiden mich nun schon ein wenig seltsam musterten. Ganz frei, als wollten sie Fragen ‚Was willst du eigentlich hier?’

„…das Abendessen ist fertig…“, gab ich an die beiden zurück, auf diese Blicke. Kurz sahen sie sich an, ehe Reita mir wieder den Rücken zuwendete, irgendetwas an seinem Laptop machte und nur ein ‚Wir kommen gleich’ nuschelte, was für mich auch noch heißen sollte ‚Du kannst jetzt gehen’. So gut kannte ich meinen Mitbewohner jedenfalls jetzt, dass ich wusste, wann er wollte, dass ich verschwinde.

Ich verschwand auch tatsächlich wieder aus seinem Zimmer. Mit einem Verdacht. Mit einem Verdacht der mich wohl so schnell nicht wieder loslassen würde. Ich würde schon irgendwann rausbekommen, ob er nun Atashi war oder nicht…

Und… was tat ich, wenn er es war? Schließlich war ich doch in ihn verliebt! Darauf konnte ich mir keine Antwort geben, erntete auf meinen nachdenklichen Gesichtausdruck bei meinen Mitbewohnern in der Küche auch nur fragende und besorgte Blicke. Als ich eben diese bemerkte, versicherte ich ihnen lächelnd, dass bei mir alles in Ordnung war und ich wusste genau, dass sie mir nicht glaubten.
 

Nach etwa fünf Minuten kamen auch Reita und der ominöse Schwarzhaarige in die Küche und wir konnten anfangen. Das Essen nahm ich schweigend an. Hin und wieder warf ich dem, dessen Namen ich dummerweise nicht in Erfahrung bringen konnte, einen Blick zu. Dieser schwieg ebenfalls beharrlich. Unsere drei Knallköpfe konnten es mal wieder nicht lassen sich zu streiten, wobei es heute allerdings doch recht harmlos war und Kai nicht dazwischen gehen musste. Doch gerade dessen Blick bemerkte ich immer wieder. Ich glaubte er zu wissen, dass er sich Sorgen machte und mich am Liebsten direkt angesprochen hätte. Aber bei seinem chaotischen Abendessen war das nicht möglich. Erst recht nicht, als Ruki versehentlich die Teekanne vom Tisch stieß und ein Meer von Grünem Tee und Scherben verursachte. Als erstes wurde Rukis Sabu-chan aus der Küche gejagt, damit sich der arme Hund nicht noch irgendwie die Pfoten verletzte. Dann wurde Ruki das Verbot erteilt aufzustehen und der Braunhaarige kümmerte sich um die Sauerei, während ich es schaffte mich auf mein Zimmer zurückzuziehen, praktisch vor seinen Fragen flüchtete…
 

„Hey, Püppchen! Bist du auf dem Weg zu deinem Puppenhaus?“

Verbissen sah ich aus dem Fenster des Busses. Der Regen klatschte gegen die Scheibe und ließ meine Laune nicht gerade steigen. Warum konnten mich diese Idioten nicht von jetzt an in Ruhe lassen? Ich hatte auch ohne diese ständigen Bemerkungen und Beleidigungen genug Probleme. Das Schlimmste war ja auch noch, dass Ruki krank geworden war und heute nicht zur Schule gehen würde. Aoi war mit ihm heute direkt ins Krankenhaus gefahren. Er hatte sich wohl irgendeinen Grippalen Infekt eingehandelt, aber ich war kein Arzt, konnte es also folglich nicht einschätzen. Ich hoffte nur, dass es dem Blonden bald wieder besser gehen wird…

Doch um auf das Thema zurückzukommen…

Auf dieses Zeug, das sie mir nun wieder an den Kopf warfen, hatte ich einfach keine Lust. Und dass ich nicht antwortete, ärgerte die vier Kerle nur noch mehr.

„Kommst du vom Mond oder so, Püppchen?! Oder warum redest du nicht mit uns? Bist du etwa schüchtern? Komm schon… wir beißen dich schon nicht.“ Bemerkten die etwa nicht, dass ich einfach meine Ruhe haben wollte? Meinen Blick hielt ich fest auf die von Regen benetzte Scheibe gerichtet. Dummerweise war es für mich unmöglich sie zu ignorieren. „Du könntest uns wenigstens antworten. Und wenn du das nicht freiwillig tust, bringen wir dich dazu!“

Ich fragte mich, wie sie das wohl anstellen wollten, aber irgendetwas sagte mir, dass es mir nicht gefallen würde. Einer von ihnen ließ sich nun neben mich fallen, grinste mich dämlich an. Ich drehte meinen Kopf, nachdem ich kurz zu ihm gesehen hatte, wieder Richtung Scheibe. Das ließ er sich nicht gefallen, packte mich grob am Kinn und drehte mein Gesicht zu sich. „Jetzt hör mir mal gut zu… hör auf mich zu ignorieren, du Schwuchtel!“
 

„Boah! Haltet eure Fressen oder ihr bekommt was rein, was euch nicht gefallen wird!“, drang auf einmal eine andere Stimme dazwischen, die mir nur allzu bekannt war. „Was mischst du dich da ein?“

„Ihr geht mir gewaltig auf den Sack mit eurem Gelaber! Verpisst euch!“ Reita blickte ein wenig finster drein. Er saß hinter mir. Deswegen hatte ich ihn zuerst auch nicht bemerkt. Ich entzog mein Gesicht der Hand es einen, der nun ein wenig verdattert dreinblickte. Ich selbst war nicht minder verwundert, als die anderen. Dennoch blieb mir nicht die Zeit mich zu fragen, was das werden sollte, denn die Diskussion ging schon weiter. „Und wenn wir das nicht tun?“

„Auch noch taub?! Ihr bekommt eins in die Fresse, wenn ihr nicht sofort die Fressluke zuschiebt und euch vom Acker macht!“

„Uhh… da haben wir aber Angst, oder Jungs?“ Die anderen lachten. Nur mir war nicht danach zumute und Reita ganz offensichtlich auch nicht, der nun zu schnaufen begann. „Ihr traut euch nur zu viert auf einen, so was nenn ich feige, ihr Hosenscheißer.“

Das schien den Nerv der vier getroffen zu haben und sie wurden für kurze Zeit auffällig still. Der, der sich neben mich gesetzt hatte, erhob sich wieder. „Langweiler.“

Er winkte seinen Kumpels zu und sie verschwanden in den hinteren Teil des Busses. Nachdem ich sie nicht einmal mehr hören konnte, sie zogen lauthals über Reita her, drehte ich mich auf dem Sitz zu eben diesem um. Irgendwie hatte mein Mitbewohner mir ja geholfen, nicht wahr? Und ich hatte Manieren gelernt. „Äh, danke.“

Angesprochener sah auf und für einen kurzen Moment sahen wir uns in die Augen, ehe er mit den Schultern zuckte und seinerseits aus dem Fenster sah. Er steckte sich noch zusätzlich die Stöpsel seines MP3-Players in die Ohren und ich hatte das Gefühl, dass er mich jetzt ignorierte. „…“
 

Also setzte ich mich auch wieder richtig hin, sah nach draußen, wo es noch immer in Strömen regnete. Warum regnete es? Sollte das vielleicht ein Zeichen sein? Ach was. Ich machte mir einfach viel zu viele Gedanken. In ein bisschen Wasser konnte ich doch schlecht so viel hineininterpretieren. Schwachsinn. Vielmehr sollte ich mir Gedanken darüber machen, warum Reita mir überhaupt geholfen hatte. Warum tat er das nur für mich? Ich hatte doch anfangs eher den Eindruck gehabt, dass er mich nicht ausstehen konnte und mich lediglich vergraulen wollte. Doch so im Nachhinein. Er hatte mir dann doch schon einige Male geholfen. Man erinnere sich an die Sache nach dem Kino, dann war er mit mir mitgefahren, ohne zu murren oder sich zu beschweren. Irgendwie hatte er mich ja auch getröstet, als er mich umarmt hatte. Den Kuss danach hätte er sich allerdings auch sparen können. Doch ich war ja selbst Schuld, ich hatte ihn schließlich erwidert. Warum hatte er mich nur geküsst? Nachdenklich schloss ich meine Augen halb. Ob ich Atashi davon hätte erzählen sollen? Nein… lieber nicht.

Und Reita hatte geschwiegen. Weil ich ihn gebeten hatte, nichts zu sagen, nach der Sache mit Yune. Bis heute hatte er es unseren Mitbewohnern nicht erzählt. Ansonsten hätten mich diese bestimmt schon darauf angesprochen, oder anderweitig irgendwelche Andeutungen diesbezüglich gemacht. Ich verstand Reita einfach nicht. Momentan benahm er sich so widersprüchlich zu seinem sonstigen Verhalten, dass ich sogar fast schon soweit ging ihn ‚nett’ zu finden. Das klang in meinen eigenen Ohren so widersprüchlich, dass ich mir unsicher war, was ich denken sollte. War er womöglich doch ganz anders, als ich es bisher immer gedacht hatte? Wirklich vorstellen konnte ich mir das nicht, weswegen ich den Gedanken nach ein paar Sekunden beiseite schob. Eigentlich gab es andere, wichtigere Dinge über die ich mir den Kopf zerbrechen sollte. Oder am Besten ließ ich das ewige Nachdenken einfach sein…

Keine schlechte Idee…
 

In der Pause standen ich und Kai allein auf dem Pausenhof. Ruki war nicht da. In der Klasse hatte ich mir noch ein paar Sprüche mehr anhören müssen, die ich mir lieber nicht noch einmal in Erinnerung rief. Es waren einige sehr unschöne darunter. Nun, da der kleine Blondschopf mich nicht mehr verteidigte, kamen sie wieder. Aber ich wollte mich nicht hinter Ruki verstecken, also hatte ich sie einfach ignoriert. So wie ich es immer tat, oder zumindest versuchte.

„Hoffentlich geht es ihm bald wieder gut. Heute Morgen hatte er noch erhöhte Temperatur…“, meinte Kai und ich nickte. Natürlich machte er sich vielleicht ein bisschen mehr Sorgen um Ruki, als ich es tue. Also sie waren zusammen, das war schon einmal ein Grund, außerdem galt meine größte Sorge meiner Mutter. Bei ihr musste ich ja bangen, dass sie vielleicht nie wieder aufwachte, oder womöglich starb. Bei dem Gedanken lief mir ein unangenehmer Schauer über den Rücken und ich schüttelte mich kurz, was den Braunhaarigen dazu brachte, mich zu fragen, ob alles in Ordnung sei.

„Klar…“, antwortete ich weniger überzeugt, als ich gehofft hatte und erntete einen ungläubigen Blick von Kai. Er glaubte mir nicht. Hätte mich auch gewundert. Irgendwie schien er ein Näschen für die Sorgen anderer zu haben und wusste genau, wenn etwas nicht stimmte. Fast so wie Aoi. Nur irgendwie anders. Ach egal. „Bist du dir wirklich sicher, dass du nicht darüber reden möchtest, Uruha?“

„Ja. Ich… möchte momentan wirklich nicht darüber reden. Sei mir nicht böse…“, gab ich, mit dieser Frage gerechnet habend an ihn zurück. Er sah mich kurz nachdenklich, ein wenig besorgt an, nickte dann aber verständnisvoll. „Okay. Ich bin dir nicht böse.“

„Danke. Und… ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dir Sorgen machst… dass ihr alle euch Sorgen macht.“
 

„Das ist selbstverständlich. Schließlich sind wir Freunde. Und ich kann dir auch im Namen von den anderen sagen, dass du wirklich immer zu uns kommen kannst. … ich weiß ich wiederhole mich…“, hing er noch an und kratzte sich beim letzten Satz leicht verlegen am Hinterkopf, was mich lediglich dazu brachte leicht abzuwinken. „Schon gut, Kai. Ich freue mich darüber.“

Ich wusste, dass sie für mich da waren und dass er es mir hiermit noch einmal bestätigte, machte mich richtig glücklich. Denn es gab mir das Gefühl, nein, das Wissen, dass ich nicht allein war. Es war ein unsagbar angenehmes Gefühl. Freunde zu haben. Zu wissen, dass man trotz der schlechten Zeit nicht allein ist, dass es immer einen oder mehrere Menschen gibt, auf die man bauen konnte. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht so waren wie Yune. Denn… mit ihm wollte ich nichts mehr zu tun haben. Mir war es unbegreiflich wie ein Mensch nur so gemein sein konnte, wie er gewissendlich einen anderen Menschen so sehr verletzen konnte. Er kannte mich gut. Er wusste, wie sehr er mir wehtat. Da waren sie anders. Kai sagte sogar, dass es selbstverständlich sei, wenn man sich Sorgen um andere macht. Lächelnd drehte ich mich zu ihm. Gerade klingelte es und der Braunhaarige machte sich gerade auf den Weg in seine Klasse, als ich ihn noch einmal aufhielt, sodass er sich mit fragendem Blick zu mir drehte.

„Ach ja. Und es ist nicht selbstverständlich…“, lächelte ich ihn an, zwinkerte kurz und verschwand dann, ohne ihn noch einmal zu Wort kommen zu lassen im Schulgebäude. Schließlich wollte ich nicht zu spät zum Unterricht kommen.
 

„Uru-chan!“ Ein Niesen.

„Telefon es ist für…“ Dieses Mal wurde die Stimme des Blonden von einem leisen Hustenanfall unterbrochen. Was ging er auch ans Telefon, wo er erkältet war? „…dich!“

Eigentlich hatte ich ja schon von Anfang an rangehen wollen, aber der Kleine hatte mir den Hörer vor der Nase weggeschnappt, mit der felsenfesten Behauptung, dass es für ihn sei. Dass er sich geirrt hatte, muss ja nicht erwähnt werden. Ich nahm den Hörer entgegen, hielt ihn mir mit fragendem Blick an mein Ohr.
 

„Moshi moshi?“

„Kouyou? Ich bin’s.“, kann ich die Stimme meiner Tante am anderen Ende der Leitung hören.

„Oh! Und? Wie geht es ihr?“

„Es tut mir leid mein Junge.“

Schon stockte mir der Atem. Oh, nein! Bitte! Es musste alles in Ordnung sein. Ihr durfte nichts passiert sein! Nein! Als ich nicht antwortete, nahm sie es wohl als Aufforderung weiter zu sprechen.

„Die Ärzte wissen nicht genau, ob sie aufwachen wird… Ihr Zustand ist unverändert. Ich weiß, dass es sehr schwer für dich ist, aber… es ist nicht besser geworden… ihr Zustand hat sich sogar ein wenig verschlechtert.“

Den Hörer lasse ich daraufhin fallen. Diesen griff Ruki schnell vom Boden. Er bemerkte, dass etwas nicht stimmte und redete nun mit meiner Tante. Seine Worte hörte ich nicht richtig, jedenfalls verstand ich ihren Sinn nicht. Meine Mutter würde vielleicht nicht durchkommen! Das konnte nicht wahr sein! Nein! Nein! Warum musste das meiner Mutter passieren? Warum? Was hatte sie in ihrem Leben denn falsch gemacht? Oder war das die Strafe dafür, dass ich nicht bei ihr geblieben war? War es etwa das? Das wollte ich nicht glauben. Mir stiegen Tränen in die Augen und ich rannte aus dem Raum, die Treppen hinauf, in mein Zimmer. Dies unter einem undeutbaren Blick von Reita, der gerade im Flur stand, die Badezimmertür gerade hinter sich schließend. Ich schloss hinter mir ab und warf mich geradezu auf mein Bett. Ich wollte niemanden sehen! Einfach nur weinen und allein sein! Mutter…!

Krankheit - Vertrauen - Erleichterung

Hier wäre dann das neue Kapitel <33

Sooo, leider ein bisschen spät aber 'Alles Gute nochmal Kouyouu'

Da sie Geburtstag hatte möchte ich ihr dieses Kapitel widmen <33

Für dich :3

Ich hoffe es gefällt euch.

lG Mero
 

*~*~*~*~*~*~*
 

„Ruha! Komm! Mach auf, bitte!“ Aois Stimme drang dumpf an meine Ohren und das Klopfen hallte pochend in meinem Kopf wieder, sodass ich meine Hände fest auf meine Ohren presste, leise aufschluchzte. Ich wollte nicht raus. Ich wollte allein sein! Konnte er das nicht verstehen? Ich wollte Aoi wirklich nichts Böses, aber jetzt ging er mir auf die Nerven. „Lass mich allein! Geh weg!“

Doch auch das half nichts. Wie lange er noch an der Tür stand und meinen Namen rief, immer wieder klopfte und mich bat aufzumachen, damit wir reden konnte, so oft verneinte ich, bis ich irgendwann gar nicht mehr antwortete und er ging. Jedenfalls glaubte ich, dass er ging. Wohin, wusste ich nicht, aber es interessierte mich auch nicht. Stattdessen schluchzte ich immer wieder auf, ließ meinen Gefühlen freien Lauf.

„Warum? Warum? Warum? Warum?“, fragte ich mich laut, während ich mit meinen, zu Fäusten geballten, Händen auf meine Matratze einschlug, den Druck, der sich in der letzten Zeit in mir aufgetan hatte, einfach rauslassend, mich abreagierend, auch wenn ich wusste, dass es mir nicht viel helfen würde. Aber der wundersame Gedanke, dass es vielleicht doch so wahr, ließ mich in eine Illusion fallen, die mich weiter auf die Kissen einschlagen ließ und mir das Gefühl gab, verrückt zu werden…
 

„Beeilt euch! Verdammte, hacke! Ich hab keinen Bock so lang zu warten! Macht endlich, es ist wichtig!“, rief Aoi recht genervt von der Küche aus. Es fehlten nur noch Ruki und Reita. Kai war ja so oder so fast immer in der Küche aufzufinden, deswegen hatte er sich auch diesen Ort aufgesucht. „Beruhig dich, Aoi. Ruki ist krank. Ich hab ihn eben erst ins Bett geschickt.“

„Das ist mir jetzt ganz schön egal, um ehrlich zu sein. Es geht um, Ruha. Ruki kann später schlafen.“ Daraufhin erwiderte der Braunhaarige erst mal nichts, wollte keinen Streit mit dem Älteren riskieren, denn dieser war sichtlich schlecht drauf, was aber wohl mehr an seiner Sorge lag. Und das konnte Kai gut verstehen. „Was ist denn mit Uruha los?“

„Genau das will ich ja herausfinden!“ Kai schwieg auf diese Aussage hin und endlich kam ein Ruki mit leicht glasigem Blick, zerzausten Haaren, in eine Decke gehüllt in die Küche. Sein schmaler Körper steckte in einem hellblauen Pyjama mit Dinosauriern drauf und auf dem Arm hatte er Sabu-chan, während er sich mit der freien Hand über die Augen rieb. „Was brüllst du so rum, Aoi?“

„Ruki! Zieh dir sofort Hausschuhe oder ein paar dicke Socken an!“, mischte sich Kai ein, dem als erstes die nackten Füße des Kleineren aufgefallen waren. Dieser sah ein wenig dumm aus der Wäsche, während der Braunhaarige ihm schon eine Hand auf die Stirn legte und seufzte. „Du hast Fieber.“

„Kai, lass ihn sich doch einfach hinsetzen, dann brauch er auch keine Socken.“, meinte Aoi hastig und Angesprochener bemerkte dessen Anspannung, die er zwar nachempfinden konnte, aber Rukis Gesundheit war ihm wichtig, er war noch vernünftig und war auch um den Blondschopf besorgt. Also hob er den Kleineren einfach hoch, woraufhin dieser erschrocken den Hund fallen lies, der allerdings geschickt auf allen Vieren landete und aus dem Raum rannte, als die Tür sich öffnete und ein angepisster Reita den Raum betrat.
 

Ruki schlang derweil seine Arme um Kais Nacken. Dieser passte auf, dass die Decke, die um den kleinen Körper gewickelt war nicht hinunterfiel und er begab sich mit ihm zum Küchentisch. Er ließ sich auf einem Stuhl nieder, platzierte den Kleineren auf seinem Schoß, der sich auch gleich an den Braunhaarigen schmiegte, müde seine Augen schloss.

„Was soll ich denn nun hier?“, stellte Reita nun in den Raum und Aoi sah ihn an. „Es geht um Ruha und jetzt setz dich hin.“

„Bah… Spielverderber, Spaßbremse… ich hab keinen Bock auf diesen Mist. Die Welt dreht sich nicht nur um Barbie.“

Während sich Reita und Aoi nun wieder in einem sinnlosen Streit verloren, mischte sich Kai, der gerade dabei war sich die Hausschuhe auszuziehen, um diese dann Ruki anzuziehen, damit er keine kalten Füße bekam, wieder in das Gespräch ein. „Benehmt euch nicht wie Kleinkinder und schreit nicht rum, sonst hört Uruha euch noch.“

„Barbie hier, Barbie da. Lassen wir ihn doch, wenn er nicht will.“ Doch weiter wurde er nicht beachtet, denn Aoi begab sich ebenfalls an den Küchentisch, zwang Reita mit seinem Blick geradezu dies auch zu tun, dieser verzog das Gesicht und setzte sich ebenfalls hin. „Okay… weiß einer von euch, warum Uruha sich eingesperrt hat und jetzt nicht mehr rauskommt?“

„Ich hab nichts mitbekommen.“, gab Aoi seufzend von sich und auch Reita zuckte nur mit den Schultern, sodass der Braunhaarige seinen Blick auf den schon wieder fast schlafenden Ruki richtete, der noch immer an ihm lehnte und tippte ihn vorsichtig an, sodass der Kleinste seine Augen schwerfällig öffnete. „Hmmm?“

„Weißt du was, Ruki?“, fragte Kai leise, wartete geduldig, während Aoi fast platzte und Reita nur gelangweilt durch die Küche starrte. Und die Frage, die er stellte, brachte den Schwarzhaarigen dazu mit den Augen zu rollen. „Was wissen?“

„Warum Uruha sich eingesperrt hat…“ Kurz blinzelte der Blonde, schmiegte seinen Kopf an die Brust des Größeren, schien ernsthaft nachzudenken. „Uhm… das Telefon hat geklingelt und es war für Uruha, nicht für mich, schade eigentlich…“

Dass er schon allein im ersten Satz vom eigentlichen Thema abwich, bemerkte er gar nicht und sah Kai verständnislos an, als dieser ihn darauf aufmerksam machte. „Ähh. Also das Telefon hat geklingelt und dann hat er kurz mit der Frau geredet und dann ist er weggerannt. Die Frau war seine Tante oder so, aber sie wollte mir nicht sagen, was los ist…“

Diese zusammen genuschelten Worte, hatte nur Kai verstanden, was dieser daran bemerkte, dass Aoi sich beschwerte, dass er gar nichts verständen hätte und der Braunhaarige, mit unendlicher Geduld alles noch einmal wiederholte, während Ruki es sich auf seinem Schoß gemütlich machte.

„Hmm. Vielleicht ist etwas mit seiner Mutter?“, mutmaßte der Älteste Bewohner und Kai nickte, Reita schwieg dezent. Er hatte einfach keinen Bock sich an dem Gespräch zu beteiligen, was er die anderen Mitglieder der Wohngemeinschaft auch nur zu deutlich spüren ließ. „Das denke ich auch. Wahrscheinlich geht es ihr schlechter…“

„Oder sie hat ins Gras gebissen.“, warf Reita nun doch unsensibel in den Raum, sodass sogar Ruki aufschnaubte. „Du bist echt gemein, ReiRei. Es ist nicht nett so etwas zu sagen. Das bringt bestimmt kein Glück.“

„Hat einer die Null gewählt, oder warum meldest du dich, Erdnuckel?!“ Dieses Mal trat Kai dazwischen und sah Reita ernst an, ungewöhnlich ernst. „Halt dich bitte zurück, Reita. Es geht um ein ernstes Thema.“

„Ja, ja, Mutter Theresa…“, maulte er lediglich zurück, was von einem Augenrollen seitens Aoi begleitet wurde, der sich nun wieder ihrem Thema widmete, dem, wegen welchem sie eigentlich hier zusammen saßen. „Wie auch immer. Wir können Uruha nicht einfach sich selbst überlassen. Ihm geht es schlecht, das steht nicht zur Frage. Es ist nur ein Problem, dass er sich uns nicht anvertrauen will, oder kann. Vor irgendetwas hat er Angst.“
 

„Ich wusste gar nicht, dass du so gut Leute analysieren kannst, Kai.“, meinte Aoi und grinste schwach, was Angesprochener allerdings ein wenig gefasster erwiderte, während er dem aufhustenden Ruki beruhigend über den Rücken strich. „Ich habe nur darüber nachgedacht. Aber er weiß, dass wir für ihn da sind…“

„Gut… wenigstens etwas. Können wir ihn nicht einfach zwingen uns alles zu sagen, damit wir ihm helfen können?“ Missmutig kreuzte Aoi seine Arme auf dem Tisch und legte seinen Kopf auf diese, zu Kai empor schielend, während Reita sich wieder raus hielt und beleidigt war, wegen Kais Anschiss, der eigentlich gar nicht so schlimm war, aber wenn sie seine Meinung nicht hören wollten. Er hatte eh keine Lust sich großartig zu beteiligen, das war offensichtlich. „Kann ich nicht einfach gehen?“

„Nein. Ich denke, dass sollten alle mitbekommen.“ Kai nickte auf Aois Worte hin leicht, konzentrierte sich dann aber auf Ruki, der wieder angefangen hatte zu husten und fuhr ihm mit der Hand wieder besorgt über den Rücken. „Geht’s? Willst du schlafen gehen?“

„Ne… ich will auch mitreden!“, beharrte der Kleinste und setzte sich ein wenig auf, da er ritt links auf Kais Schoß saß und blickte von Reita zu Aoi und wieder zurück, rieb sich über die Augen. „Einer kann ja Wache schieben.“

„Bazillenschleuder, halt die Klappe!“ Dann bekam Reita einen Klaps von Aoi auf den Hinterkopf, sodass er sich diesen hielt und den Schwarzhaarigen wüst beschimpfte, der davon allerdings sehr unbeeindruckt blieb. „Bleiben wir beim Thema. Und Reita… wenn du nichts Konstruktives beizutragen hast, kannst du einfach deine breite Klappe halten und zuhören!“

„Wie war das?!“, gab Reita gereizt zurück und Aoi begann nun doch zu grinsen. Es war so leicht den Schwarzblonden zu reizen. „Breitmaulfrosch! Sei ruhig oder du bekommst einen Maulkorb!“

„Ich geb’ dir gleich Maulkorb!“ Kai massierte sich angestrengt seine Schläfe, auch er schien nun mit seinen Nerven zu kämpfen. So einen Kindergarten konnte man wirklich nur in dieser WG vorfinden. Wenigstens Aoi hatte er ein wenig mehr Vernunft zugetraut, falsch gedacht. Sie reizten sich gegenseitig. „Haltet beide eure Klappe ihr Streithähne!“

„Eh?“ Reita, Aoi und Kai sahen überrascht Ruki an, der sich seinen Kopf hielt. „Ich hab eh schon Kopfschmerzen. Wir sitzen uns gegenüber und sind alle noch nicht taub, wir können auch in normaler Lautstärke streiten!“

„Ich wäre dafür, dass wir zum eigentlichen Thema zurückkommen und weiter überlegen.“, murmelte Kai und der Blondschopf nickte, während er sich verspielt an den Größeren kuschelte. „Mir auch recht.“

„Dann wäre das ja geklärt. Ich fand die Idee mit dem Wache halten gar nicht schlecht.“, überlegte Aoi laut und sah die anderen nachdenklich an, bis sein Blick an Reita hängen blieb, der diesen erst Augenbrauen hebend, dann skeptisch, schließlich die Augen weitend, erwiderte. „Oh nein! Sieh mich nicht so an, du Gesichtsbaracke!“

„Ich werde doch noch schauen dürfen!“, empörte sich der Schwarzhaarige. „Dann glotz woanders hin!“
 

„Tragt eure Hahnenkämpfe wann anders aus!“, mahnte Kai nun und die beiden rissen sich tatsächlich zusammen.

Aoi, weil er sich noch immer Sorgen um Uruha machte und wusste, dass das wichtiger war, als einen Streit mit Reita zu gewinnen.

Reita, weil Aoi sich nicht mehr auf seinen Streit einließ und ihn ignorierte, was ihn zwar ärgerte, woran er aber auch nichts ändern konnte.

Kai derweil seufzte, weil Ruki seine Augen geschlossen hatte. Er sah gar nicht gut aus. Seine Stirn glühte richtig und er begann schon wieder zu husten. Er konnte nun nicht mehr verantworten, dass der Kleine hier herumsaß. Ab ins Bett, darauf bestand er. „Ich bring Ruki jetzt ins Bett.“

„Und ich geh nach oben und setz mich vor Ruhas Zimmertür. Wir lassen ihn nicht allein, auch wenn er momentan seine Ruhe braucht…“, meinte Aoi überzeugt. „Ja… ich denke auch, dass er uns braucht, auch wenn er versucht das nicht zu zeigen. Komm Ruki…“

„Hmm? Was los?“, fragte der Blonde verschlafen rieb sich über die glasigen Augen und Kai schüttelte nur lächelnd den Kopf, kreuzte seine Arme unter Rukis Po und erhob sich mit ihm, hatte kurz Mühe sein Gleichgewicht zu halten. Der Getragene hielt sich an seinem Hals fest und schlang seine Arme um den Steiß des Größeren, während dieser nun wieder sicher stand. „Was has du vor?“

„Ich bring dich jetzt ins Bett und keine Widerrede.“ Dem hatte der Jüngste nichts entgegen zu bringen, sondern brummte lediglich zustimmend. „Ich verpiss mich.“

„Tu das, Reita.“, murrte Aoi noch, stand gleichzeitig mit dem Schwarzblonden auf und sie verließen in gleiche Richtung die Küche, dann die Treppe rauf.
 

„Bist du müde, Ruki?“, fragte Kai leise, während er auf nackten Füßen die Küche als Letzter verließ. Er schaltete das Licht in der Küche aus. Das im Flur hatten Aoi und Reita freundlicherweise schon einmal angelassen. „Hmh…“

„Du kannst gleich schlafen.“, erwiderte Kai lächelnd, lehnte sich mit seinem Rücken gegen Rukis Zimmertür die auch gleich nachgab, da sie nicht richtig geschlossen wurde. „Hmh…“

Ruki war wirklich sehr müde, sonst würde er sicher nicht so einseitig antworten, so quirlig, wie er sonst war. Die Erkältung erledigte ihr Übriges. Darauf bedacht über nichts zu stolpern, suchte sich Kai seinen Weg durch das schon leicht dunkle Zimmer und legte den schlaftrunkenen Jungen auf sein Bett. Die Decke hatte Ruki ja noch um seine Schultern gewickelt, was der Ältere nun lächelnd korrigierte und sie dem Kleineren bis zum Kinn hochzog, sich leicht zu ihm hinunterbeugte. „Möchtest du noch einen Tee?“

Schwerfällig öffneten sich die Augen des Blonden und er sah Kai lange an, ehe er den Kopf schwerfällig schüttelt und nach Kais Arm griff, lediglich den Ärmel seines Pullovers zu Fassen bekam.

„Ich will, dass du bleibst.“, nuschelte er undeutlich, aber der andere verstand ihn und begann sofort zu lächeln, nickte dann. Er entledigte sich seines Pullovers und seiner Jeans, legte beides ordentlich zusammen, was Ruki murren ließ. „Deine Klamotten sind das einzige, Ordentliche hier, lass sie einfach liegen und komm her…“

Fordernd streckte er seine Arme nach dem Braunhaarigen aus, sah ihn bettelnd an und Kai konnte einfach nicht widerstehen. Er ließ sich auf der Bettkante nieder, legte sich vorsichtig neben Ruki in sein Bett, ignorierte es, dass die Tür sich leicht öffnete und Sabu-chan ins Zimmer getapst kam. Eigentlich würde ja der Hund auf dem Bett schlafen, doch da dieses nun von den beiden jungen Männern belegt wurde, gab der Chihuahua sich auch mit dem eigentlichen Schlafplatz – einem Körbchen vor Rukis Heizung – zufrieden.

Der Kleine kuschelte sich direkt an Kai, drängte seinen Kopf an seine Brust und seufzte zufrieden auf, als ihm leicht über den Rücken gestrichen wurde. „Schlaf jetzt, Ruki.“

„Hm.“, machte er nur mehrdeutig und schloss die Augen, um kurz darauf tatsächlich einzuschlafen.
 

„Boah. Du bist echt seltendämlich. Was soll es dir bringen, wenn du die ganze Nacht hier auf dem Flur hockst?! Barbie wird eh nicht rauskommen bis Morgen früh.“, meinte Reita höhnisch an Aoi gerichtet, der sich gerade links neben Uruhas Zimmertür auf den Boden gesetzt hatte und sich nun an die Wand lehnte, während er seinen Mitbewohner böse anstierte. „Ich mach mir – im Gegensatz zu dir – Sorgen um ihn! Er hat es momentan eben nicht leicht…“

„Wenn er nich’ will, wirs’ du auch nichts dran ändern können, Spielverderber.“, gab Angesprochener Augen rollend zurück und kehrte dem Schwarzhaarigen den Rücken zu. „Pf. Du bist nur beleidigt, weil Ruha dich nicht mag.“

„Hä?! Da wüsst’ ich aber was von!“ Er stapfte einfach weiterhin durch den Flur, auf seine Zimmertür zu. „Ne, im Ernst mal. Du könntest ruhig ein bisschen netter zu ihm sein, jetzt wo es ihm so schlecht geht.“

„Leck mich.“ Darauf erwiderte Aoi lediglich ein ‚Hättest du wohl gern’, was der Schwarzblonde glücklicherweise nicht mehr hörte, da er bereits hinter seiner Tür verschwunden war, diese geräuschlos ins Schloss fallen ließ.

Derweil sah der andere sich im dunklen Flur um, schloss die Augen, aber schlafen konnte er nicht. Wie spät es war, konnte er nicht sagen. Auf jeden Fall war er schon müde. Noch einmal kam Reita aus seinem Zimmer, schlurfte – wieder wüst vor sich hinschimpfend – im Badezimmer, was Aoi mit leicht gehobener Braue beobachtete, bis dieser, nach ein paar Minuten wieder herauskam und hinter seiner Zimmertür verschwand.

„Spinner.“
 

„Warum?“, flüsterte ich nun bestimmt schon zum tausendsten Mal leise in mein Kissen und hatte noch immer keine Antwort auf diese Frage gefunden, die ich allmälich verabscheute. Was hatte mein Mutter nur verbrochen? Was hatte ich verbrochen? Warum wurden wir nur so gestraft? Und warum hatte ich nur das Gefühl, dass es nie wieder so werden würde, wie früher? Dass ich nie mehr aus dem Meer der Verzweiflung steigen könnte? Dass ich allein war? Ich war doch nicht allein, das wusste ich. Aoi und Kai hatten es mir versichert und auch Ruki hatte mir mit seiner niedlichen Art klar gemacht, dass er für mich da war, wenn ich Hilfe brauchte. Okay bei Reita war ich mir nicht sicher. Ich verstand so oder so nicht, warum er sich mir gegenüber immer wieder anders verhielt. Manchmal war er wie ausgewechselt, war nett zu mir und ich fand ihn dann auch sympathisch. Aber dann war er schon wieder der gemeine Kerl, der auf mir herumhackte und sich über mich lustig machte.

Vorsichtig hob ich meinen Kopf von meinem Kissen an, sah mich mit roten Augen um. Mein Blick fiel auf meinen Laptop, der am anderen Ende meines Bettes lag, aber irgendetwas in mir sträubte sich dagegen ihn anzuschalten und nachzusehen, ob Atashi vielleicht da wäre, damit ich ihm von meinen Ängsten erzählen konnte. Ich sollte mich nicht immer wieder bei ihm ausheulen. Ich wollte vor ihm nicht so schwach wirken, auch wenn es mich freute, dass er mir immer zuhörte, aber das taten meine Mitbewohner auch. Vielleicht sollte ich ihnen einfach von der Sache mit Yune erzählen? Ja, sobald es Ruki besser ging.

Nein.

Am Besten gleich schon Morgen. Mit einem sachten Nicken war es beschlossen und ich kroch unter die Decke. Mir war nicht danach zumute mich umzuziehen. Dies bereute ich nach ein paar Minuten, da es mehr als nur unbequem war und ich mir die Hose auszog, mich ins Bett kuschelte und mühsam versuchte einzuschlafen, was mir nach gefühlten Stunden auch gelang. Dass meine Mitbewohner vor kurzem noch in der Küche über mich geredet hatten, ahnte ich nicht. Genauso wenig, wie ich wissen konnte, dass Aoi vor meiner Tür saß und sich die Nacht um die Ohren schlug.
 

Müde schlug ich meine Augen auf. Ich hatte geschlafen, aber erholsam war dieser Schlaf nicht gewesen. Von starken Kopfschmerzen heimgesucht, richtete ich mich ächzend auf und legte mir eine Hand an die Stirn. Wie gerötet und geschwollen meine Augen waren, wollte ich gar nicht wissen, aber ich fühlte mich grausam. Als hätte man mich mit einem Lastwagen überrollt.

„Ahr…“ Ich rieb mir über meine Augen, aber auch das wollte nicht gerade helfen, sodass ich leise aufmurrte, mich mühselig aus dem Bett schälend. Auf nackten Füßen stellte ich mich dann doch vor meinen Spiegel und seufzte nur über das blasse Gesicht und die, wie vermutet, geröteten und geschwollenen Augen. Mit kalten Händen tastete ich kurz über meine Wangen, um dann leicht den Kopf zu schütteln. Langsam sollte ich es ja gewöhnt sein, dass ich nach dem Aufstehen aussah, als wäre ich einem Grab entsprungen. Wenigstens ging es mir ansonsten besser. Ich hoffte jedenfalls, dass ich jetzt ein wenig besser damit umgehen konnte.

Ob das die letzte schlechte Nachricht war für die nächste Zeit?

Ich betete darum. Langsam, schlurfend bewegte ich mich auf meine Zimmertür zu. Ich musste mir erst einmal das Gesicht waschen. Und dann würde ich Kai fragen, ob er vielleicht etwas gegen Kopfschmerzen hatte, oder so. Im Laufe des Tages würde ich dann erzählen. Erzählen, was zwischen mir und Yune passiert war. Darüber reden würde mir hoffentlich ein bisschen helfen. Bei Atashi hatte es das. Wie war es denn dann erst, wenn ich die Worte wirklich aussprach?

Es verlangte schon fast höchste Konzentration von mir, um den Schlüssel im Schloss umzudrehen. Als ich es letztendlich geschafft hatte, öffnete ich langsam die Zimmertür.
 

Das Klicken hatte Aoi zusammenfahren lassen. Sofort war er auf die Beine gesprungen und als die Tür aufging, sprang er direkt in mein Blickfeld, doch ich hatte nicht mal Zeit, um irgendwie darauf zu reagieren, denn schon packte er mich am Nacken und zog mich in eine stürmische Umarmung. „Ruha!“

„Hä?“, machte ich nur sehr intelligent, doch der Schwarzhaarige drückte mich nur noch fester, sodass mir fast die Luft wegblieb. „Aoi… was ist denn los?“

„Wir haben uns Sorgen gemacht! Erst sagst du nicht, was los ist und dann sperrst du dich ein!“, sprudelte es aus ihm heraus und ich blinzelte leicht. „H-hast du etwa die ganze Nacht hier gesessen?!“

Als er nickte, weiteten sich meine Augen ungläubig. „Bist du verrückt?!“

„… ein wenig…“ Ich musste leicht lächelnd und erst jetzt ließ er mich langsam wieder los, sah mich lange an, ehe er breit grinste. „Kai! Ruki! Schnell! Bewegt euch hier her!“

Unter dem Geschrei kniff ich meine Augen zusammen, sah Aoi leicht irritiert an. „Wir müssen ihnen doch sagen, dass du jetzt endlich raus gekommen bist.“

„Ja… tut mir leid, dass ich euch Sorgen gemacht habe.“, murmelte ich leise und sah zu Boden. Eine Hand legte sich an mein Kinn und er hob mein Gesicht ein wenig an, lächelte mir zu. „Ach was. Wir verstehen dich ja. Aber versuch uns nicht zu erschrecken…“

„Okay.“, meinte ich und erwiderte sein breites Lächeln. Noch bevor ich irgendetwas anfügen konnte, kam auch schon Ruki die Treppe rauf gerannt und wankte gefährlich auf der letzten Stufe, wurde allerdings im letzten Moment noch von Kai vor dem Fallen gehindert. „Mach langsam, Ruki. Du bist noch nicht gesund…“

„Hm… ja, Mama.“ Daraufhin hob Kai lediglich eine Augenbraue, schüttelte den Kopf und sah zu mir, während Ruki mir nun am Hals hang und mir ins Ohr hustete. „Uru-chan!“

„Ui. Du hörst dich gar nicht gut an…“, murmelte ich dem Kleinen zu, erwiderte die schwache Umarmung, sah zu Kai, der lächelte. „Hm… alles in Ordnung bei dir?“

„Ja… ich denke schon.“, erwiderte ich, während ich versuchte mich aus Rukis Umarmung, was mir auch glücklicherweise gelang.

„Jedenfalls gibt’s Frühstück.“, meinte der Braunhaarige und schon war Aoi die Treppe runter gelaufen. Lachend sahen wir ihm nach, Kai hob den quengelnden Ruki hoch, der zu faul zum Laufen war und wir folgten dem Schwarzhaarigen schließlich.
 

Meine Laune stieg an, vergessen waren die zerzausten Haare und mein momentan schreckliches Aussehen. Hier konnte ich einfach so sein, wie ich es wollte. Als wir in der Küche ankamen, hielt ich allerdings Inne. Dort saß Reita, sich gerade ein Brötchen in den Mund schieben und neben ihm dieser komische Schwarzhaarige. Der hing hier wirklich oft rum. Wahrscheinlich waren die beiden beste Freunde oder so etwas. „Ähm… guten Morgen.“

„Morgen.“, erwiderte der Fremde, Reita schwieg. Was erwartete ich eigentlich? Dass er plötzlich höflich wurde? Das wäre bei diesem Sturkopf viel zu viel verlangt. Vielmehr sah ich immer wieder verstohlen zu diesem anderen Kerl, dessen Name ich noch nicht kannte. Ab und zu erwiderte er meinen Blick, aber ich sah schnell wieder weg. „Was stehst du so rum, Ruha? Komm an den Tisch und iss!“

Ich nickte hastig, lief leicht rosa an, weil ich hier einfach im Raum gestanden hatte, rieb mir noch einmal über die leicht brennenden Augen und ließ mich neben Aoi auf den Stuhl sinken. Schon wurde mir von Aoi ein Brötchen auf den Teller geschmissen und ich machte mich daran es aufzuschneiden. „Tora, reichst du mir bitte die Butter?“

Sofort glitt mein Blick zu Kai, der ganz offensichtlich mit dem Schwarzhaarigen redete, den ich dann auch schon ansah. Tora hieß er also. Ich konzentrierte mich schnell auf mein Brötchen, um Tora nicht so offensichtlich anzustarren. Sonst würde es sicher wieder peinlich werden. Meine Gedanken kreisten dabei immer wieder um Reitas Kumpel. Ich nahm einfach mal an, dass sie befreundet waren. War es wirklich möglich, dass dieser Tora Atashi war? Immerhin hatte er von meiner Verabredung mit ihm gewusst. Und irgendwie erschien mir der Gedanke daran, dass ein Kumpel von Reita Atashi war, auch gar nicht so unlogisch zu sein. Schließlich hatte er meinen Mitbewohner ein bisschen verteidigt und er schien sehr besorgt darum zu sein, wie meine Beziehung zu Reita war. Also… nicht, dass es da eine Beziehung geben würde. Vielleicht redete ich es mir auch einfach nur ein? Andererseits hatte er doch gesagt, dass wir uns eher sehen würden, als ich glaubte? Oh man. Das war alles so verwirrend. Ich versuchte endlich diese wirren Gedanke und Verdachte abzuschütteln, weil mich diese nun auch nicht dazu bringen würden, eine Lösung auf meine eigentlichen Probleme zu finden. Beim nächsten Mal konnte ich ihn ja einfach fragen, ob er mit Reita befreundet war.

Als Aoi und Kai allerdings in ein Gespräch versanken, fiel mir mein Vorsatz von gestern Abend oder Nacht, wie man es sehen wollte, wieder ein und ich tippte Aoi zögerlich an, während ich zu Kai sah. So bekam ich die Aufmerksamkeit von beiden. „Kann ich gleich mal mit euch beiden reden?“

„Uhm… sicher.“, erwiderte der Braunhaarige und der Schwarzhaarige nickte grinsend. Ruki derweil lieferte sich ein kleines Wortgefecht mit Reita, wobei der Kleine unterlag, weil er ständig anfing zu husten, was Reita dazu brachte sich wieder über die ‚Bazillenschleuder’ zu beschweren. Nur Tora hielt den Mund und frühstückte, obwohl er genau zwischen den beiden Streithähnen saß. Irgendwie bewunderte ich das. Ich würde das gar nicht aushalten. Irgendwann fuchtele mir der Älteste vor den Augen rum, sodass ich zusammenzuckte, um ihm dann einen fragenden Blick zu schenken. „Ich hab dich was gefragt.“

„Was denn?“, blinzelte ich, hatte ihn gar nicht gehört. Verlegen sah ich ihn an, sah auf meinen Teller. „Ob du mir die Marmelade gibst?“

„Äh, sicher.“, erwiderte ich schnell und hielt ihm das Glas hin, wobei ich mich fragte, warum er es sich nicht selbst geholt hatte, da er doch direkt neben mir saß und bequem rangekommen wäre. Ich kümmerte mich nicht weiter darum, erklärte es mir damit, dass Aoi einfach faul war. „Kai?“

„Hm?“ Der Braunhaarige drehte seinen Kopf zu dem Kleineren, legte fragend den Kopf in die Schräge. „Ich hab keinen Hunger…“ Ein besorgter Blick. „Bringst du mich wieder ins Bett?“

„Hmh.“, machte er zustimmend und stand auf. Er ging um den Tisch herum zu dem Blonden auf seine Arme, der wieder die Beine um den Steiß des anderen schlang, sich schnurrend an ihn schmiegte. Wie süß. Ich lächelte den beiden nach, während Kai Ruki aus der Küche trug und dann wahrscheinlich in sein Zimmer. „Süß, ne?“

„Ja.“, gab ich lächelnd auf Aois Frage zurück und lächelte ihn an. Der Rest des Frühstücks verlief ohne weitere Vorkommnisse. Irgendwann kam Kai wieder zurück, erklärte sein längeres Fehlen dadurch, dass Ruki ihn nicht hatte gehen lassen wollen, aber jetzt tief und fest schlief. Das war auch richtig so. Sollte er sich nur gesund schlafen…

Irgendwann saßen wir dann nur noch schweigend am Tisch und ich sah von Kai zu Aoi und dann wieder zurück. Die beiden nickten und ich stand auf. Ich beschloss einfach das Wohnzimmer als Ort des Erzählens zu wählen und die beiden anderen schienen nichts dagegen zu haben, denn sie folgten mir einfach.

Dass Reita und Tora uns mit verwirrten Blicken nachsahen, bemerkte ich nicht. Mein Herz begann immer schneller zu schlagen. Irgendwie war ich aufgeregt, auch wenn der Grund für mich selbst schleierhaft war. Ich ließ mich auf dem Sofa nieder, Kai setzt sich neben mich und Aoi machte es sich auf dem Tisch gemütlich, nachdem er einfach Fernbedienung und ein paar Zeitschriften, so wie ein Glas einfach beiseite geschoben hatte. Dies hatte der Braunhaarige skeptisch beobachtet, aber glücklicherweise ging nichts zu Bruch. Das hätte jetzt auch noch gefehlt. „Ähm na ja… was ich euch erzählen will, ist Folgendes…“
 

Mit einem Durchatmen endete ich in meiner Erzählung und fühlte mich wirklich erleichtert. Jetzt war es raus. Die beiden anderen schwiegen. Sie ließen sich mit Sicherheit das Erzählte durch den Kopf gehen. Ich knetete meine Hände in meinem Schoß und wartete. Bestimmt drei Minuten saßen wir einfach nur da und schwiegen uns an, bis Aoi das Wort ergriff. „Das hätte ich nicht von Yune gedacht.“

„Ja… ich auch nicht.“, meinte ich traurig und Kai legte mir eine Hand auf die Schulter, lächelte mich aufmunternd an. „Das wird schon wieder. Wir sind für dich da.“

„Danke.“, erwiderte ich. Wie oft hatten sie mir das jetzt schon gesagt? Ich wusste es nicht mehr, aber immer wieder diese Bestätigung zu hören, tat gut. Sie gab mir die Sicherheit wirklich zu ihnen gehen zu können, wenn wirklich etwas war. Und das war in der letzten Zeit sehr oft der Fall. Wahrscheinlich die schlimmste Zeit meines Lebens, aber die würde schon vorbeigehen. Früher oder Später…

„Warum hast du uns das nicht eigentlich schon früher erzählt?“, fragte der Schwarzhaarige dann plötzlich, stemmte seine Ellebogen auf seine Oberschenkel, legte seinen Kopf in seine Handflächen, während er mich sichtlich neugierig musterte. „Hmm. Ich wollte erst selbst damit klarkommen.“

„’Tschuldige, aber das ist ganz schön in die Hose gegangen, ne…“

„Aoi!“, mischte sich Kai leicht empört an, doch Aoi sah ihn lediglich an, verzog das Gesicht. „Stimmt doch!“

„Streitet euch nicht wegen mir. Irgendwie hat er ja Recht…“, sagte ich, zum Ende hin immer leiser werdend. Beide drehten ihren Kopf zu mir und lächelten mich an und ich konnte nicht anders, als es zu erwidern. „Danke, dass ihr mir zugehört habt…“

„Hör auf dich ständig zu bedanken, wir machen das gern, ne?“ Ich nickte. Danke…
 

„Kai?“ Wir drehten unsere Köpfe Richtung Tür. Dort stand Ruki, sein Kissen auf dem Arm haltend, welches er wie ein Stofftier an sich presste, er trug noch seinen Pyjama. Kai stand auf, lenkte seine Schritte auf den Blonden zu, sah ihn besorgt an. „Was ist denn?“

„Mir ist schlecht…“, jammerte er und sah den Braunhaarigen wehleidig an. Dieser seufzte leise auf und beugte sich leicht vor, seine Lippen auf die Stirn des Kleineren bettend, dabei die Stirn in Falten legend. „Dein Fieber ist wohl gestiegen…“

„Trotzdem ist mir schlecht…“, quengelte er zurück und wieder seufzte der andere. „Warum liegst du nicht im Bett?“

„Na, weil mir eben schlecht ist… und weil ich mich einsam fühle…“ Aus Kulleraugen sah er zu ihm auf und Kai konnte nicht anders, als leicht zu lächeln und ihm den Kopf zu tätscheln. „… dann kuschle doch mit Sabu-chan.“

„Nein… ich will mit dir kuscheln.“ Lächelnd sah ich zu Aoi, der dieses erwiderte. „Schon wieder?“

„Ja! Und du musst mich tragen!“ Sofort glitt die Augenbraue Kais in die Höhe. „Ach? Muss ich das?“

„…bitte?!“ Ohne ein weiteres Wort hatte Kai den Kleinen auf die Arme gehoben. In den letzten Tagen musste er ihn ständig durch die Gegend tragen. Ruki wurde richtig faul! Aber wenn er krank war, umsorgte er ihn gerne.

„Ruki hat ihn irgendwie gut im Griff…“, murmelte ich leise und Aoi warf mir einen ungläubigen Blick zu. „Quatsch!“

„Doch… hast du nicht gesehen, wie er ihn um den kleinen Finger gewickelt hat? Kai kann ihm doch gar nichts abschlagen!“, beharrte ich auf meinen Worten und Aoi runzelte die Stirn, schüttelte wieder den Kopf, ehe er sich von dem Couchtisch erhob und sich streckte. „Na ja. Ich mach mich mal auf den Weg… muss zur Uni. Wir sehen uns, ne?“

Ich nickte leicht und schon verschwand der Schwarzhaarige Richtung Flur. Ich schaltete daraufhin den Fernseher ein und würde dort wohl noch ein paar Stunden verbringen…
 

„Du hast ja schon wieder keine Hausschuhe an!“, tadelte Kai Ruki, den er gerade auf einem Küchenstuhl absetzte. Reita und Tora hatten sich schon wieder verzogen. Ruki wackelte mit den Beinen, sah mit verklärtem Blick zu Kai und nuschelte eine undeutliche Entschuldigung. Ohne weiter darauf einzugehen stellte er ihm einen Tee hin, den der Kleinere auch gleich in die Hand nahm und vorsichtig pustete, damit er sich nicht an dem Getränk verbrennen würde. Das würde ja auch noch fehlen. Kai lehnte sich an den Küchentisch, beobachtete lächelnd, wie der Blonde zögerlich an der Tasse nippte, um dann das Gesicht zu verziehen und sich zu beschweren, dass es heiß wäre. Schweigend wartete Kai ab, bis Ruki den Tee getrunken hatte. „Fertig…“

„Gut…“ Wieder tätschelte der Braunhaarige den Kranken, der ihn nun wieder bettelnd ansah. „Kuscheln?“

„Ja. Jetzt quengle nicht so.“ Er hob Ruki von allein wieder an, der sich sofort glücklich an ihn schmiegte und sich von ihm aus der Küche, direkt in sein Zimmer tragen ließ.

„Ich hab dich lieb, Kai…“

Ein nicht ganz unfallfreier Einkauf zu Zweit

Hier ist das neue Kapitel <3

Endlich mal wieder gebetat (Danke an neoxinnia Q////Q das is so viel Mühe!)

Außerdem möchte ich mich für die Kommis und Favos bedanken >///<

(Ich schaff es leider nicht immer mich persönlich zu bedanken)

Noch was: Ja, ich bin fies >///<"

Mero ♥"
 

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Ein nicht ganz unfallfreier Einkauf zu Zweit
 

Hätte ich geahnt, was an diesem Tag passieren würde, wäre ich gar nicht aus meinem Zimmer gekrochen gekommen, sondern hätte mich eingesperrt, mir ein Buch gegriffen und die Zeit mit Lesen totgeschlagen.

Ruki und Kai waren weg. Irgendwo hingefahren, wohin, habe ich nicht mitbekommen. Ich wusste nur, dass sie weg waren. Nachdem der Blonde wieder gesund gewesen war, hatten sie sich direkt aus dem Staub gemacht, wollten wohl ein bisschen Zeit allein miteinander verbringen. Aoi hatte das begrinst, Reita hatte sich, wie immer, raus gehalten und ich wusste nicht genau, was ich machen sollte. Trotzdem freute ich mich natürlich darüber, dass es unserem blonden Zwerg besser ging, der wieder durch die Wohnung getollt war.
 

Momentan hatte der Schwarzhaarige allerdings viel für die Uni zu tun, sodass ich und Reita für diesen Tag den Haushalt praktisch schmeißen mussten. Ich wollte Aoi das nicht auch noch zumuten.

„Kai hat uns eine Einkaufsliste dagelassen, erledigt ihr das?“, war die Frage des Ältesten, die den ganzen Tag irgendwie seltsam gestalten würde, doch damit rechnete ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, weswegen ich einfach zustimmte, Reitas unwilliges Brummen ignorierend. „Tut mir ja leid, aber die Menge kann ich nicht allein tragen.“

„Ja, ja. Ihr Weiber könnt ja nicht Mal ne Apothekentüte tragen, ohne dass sie euch zu schwer wird.“, beschwerte er sich, woraufhin ich nichts erwiderte. Solche Diskussionen führte ich mit Reita nicht. Mit ihm führte ich am Besten gar keine Diskussionen. Mir wäre es eigentlich wirklich viel lieber, wenn ich allein gehen könnte, aber das ging nicht. Für mich allein wäre es wirklich zu viel, Kai hatte einen Großeinkauf angeordnet. Ich wunderte mich, wie er die Sachen immer schleppen konnte, vielleicht nahm er Ruki mit und zur Belohnung bekam er Schokolade. Jedenfalls war die Vorstellung gar nicht so abwegig, dass es so sein konnte. Während ich mir recht abwesend meine Schuhe zuband, stand Reita schon jetzt ziemlich genervt im Türrahmen und sah mich abwartend, oder abwertend an. „Mach mal hin, Barbie.“

„Ja.“, meinte ich lediglich, verkniff mir noch etwas Weiteres zu sagen, bei ihm sprach man gegen eine Wand. Außerdem wäre es nicht richtig unkontrolliert zu sprechen, im Gegensatz zu ihm, hatte ich ja wohl eine gute Erziehung genossen. Mit dem Einkaufszettel bewaffnet gingen wir die Treppen runter und Reita hatte wieder etwas Neues zum Motzen gefunden: Jemand hatte den Hausflur gewischt und er rutschte alle paar Meter fast aus.

Man konnte sich aber auch anstellen…
 

Der Weg zum Supermarkt verlief seltsamerweise schweigend. Reita hatte seine Hände in seine Taschen gesteckt und ging brummig neben mir her. Ich dagegen hing meinen Gedanken nach. Doch auf einmal…

„Kou!“ Da ich mich bei meinem Namen selbstverständlich angesprochen fühlte, drehte ich mich, fast schon zeitlupenartig, zu der Stimme um, die mir einen bekannten, unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Warum ahnte ich nur, dass ich gar nicht sehen wollte, wer nach mir rief? Und meine Vermutung bestätigte sich, denn hinter mir und Reita stand niemand anderes, als Yune. Mit zwei anderen Jungs, die ich nicht kannte und die mich, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, auch gar nicht interessierten. „Y-yune?“

„Richtig.“, erwiderte er lediglich und ich spürte, dass Reita sich ebenfalls umgedreht hatte und seine absteigende Laune, die man ihm irgendwie ansah, trug dazu bei, dass ich immer nervöser wurde. Eigentlich wollte ich Yune nicht wieder sehen! Es verwirrte mich nur, jetzt, wo ich endlich gedacht hatte, einigermaßen damit klar zu kommen, tauchte er wieder auf und brachte mich mit seiner puren Anwesenheit schon fast zum heulen. „Was machst du hier?“

„Geht dich gar nichts an, du Punk, aber ich besuche einen Freund.“ Es würde in einem Streit, schlimmsten Falls in einer Schlägerei enden, das wusste ich, sodass ich mich schnell umdrehte und weglaufen wollte. Einfach nur weg, ich wollte feige sein, wollte vor meinen Problemen davonlaufen, weil ich einfach nicht mehr anders konnte! Ich würde kaputt gehen, wenn ich mich dieser seelischen Belastung weiter aussetzte. Erschrocken hielt ich an, als ich dazu gezwungen wurde, weil sich eine Hand um mein Handgelenk geschlungen hatte. Direkt drehte ich mich um, um in Yunes Gesicht zu sehen. „Warte! Lass uns reden!“

„Nein!“ Ich riss mich los, presste direkt meine Hände auf meine Ohren. „Ich will deine Lügen nicht hören!“

Nachdem es ein paar Sekunden still gewesen war, traute ich mich auch wieder, die fest aufeinander gepressten Augenlider zögerlich wieder voneinander zu trennen. Das Bild hatte sich nicht viel geändert, nur, dass Reita und Yune sich wütend anstarrten. Dann rannte ich los, einfach zwischen Yune und einem der anderen Jungen hindurch. Wir würden einen Umweg zum Supermarkt machen müssen, ich wollte einfach nur noch weg. Reita folgte mir, aber nicht so schnell und nicht, ohne Yune im Vorbeigehen ‚versehentlich’ anzurempeln. Aber ich rannte, rannte einfach ziellos. Dreimal rechts. Dann hielt ich an, drehte mich um.
 

Gerade kam mein Mitbewohner um die Ecke, sagte nichts, sondern führte mich stumm auf einem ziemlich komplizierten Weg zu unserem angesteuerten Ziel. Der Supermarkt war komischerweise nicht sonderlich voll, sodass wir bequem einkaufen konnten. Während ich den Wagen vor mir her schob und Reita die einzelnen Dinge vorlas, warf er alles ziemlich gefühllos in den Einkaufswagen, war aber wenigstens bei Glas und anderen zerbrechlichen Dingen einigermaßen vorsichtig, sodass glücklicherweise nichts zu Bruch ging. Wenigstens hatte ich so genug Zeit, um über das gerade passierte nachzudenken. Yune hatte mit mir reden sollen und ich begann mich zu fragen, ob ich vielleicht einen Fehler gemacht hatte, als ich ihn so radikal abgewiesen hatte, statt einfach zuzuhören. „Sind wir bald mal durch?“

„Ne… fehlt noch ein bisschen.“, erwiderte ich auf die Frage. Daraufhin meckerte Reita, wie viel Kai denn einkaufen wollte und dass das für fünf Wohngemeinschaften reichen würde! Ich gab ihm im Stillen Recht…

So viel würden wir wahrscheinlich in drei Monaten nicht essen können. Na ja… was soll’s, Kai wusste schon, was er tat, jedenfalls hoffte ich das…

„Hast du eigentlich die Kohle eingesteckt?“, fragte Reita irgendwann und ganz unerwartet, als er sich gerade verschiedene Joghurt-Sorten anschaute, prüfend das Haltbarkeitsdatum betrachtete und ich blickte ein wenig überrascht drein. „Uhm… ich dachte, dass du den Geldbeutel eingesteckt hast…“

„Sehe ich so aus?!“ Nicht wirklich. „Ähm… also…“

„Vergiss es und geh ihn holen!“, ordnete er mir sofort harsch an und zu meinem eigenen Ärger, tat ich es auch noch. Ich trat aus dem Laden, ging aber den direkten Weg nach Hause, weil ich nicht glaubte, dass ich Yune noch einmal über den Weg laufen würde, was ich, glücklicherweise, auch nicht tat…
 

„Aoi?“, fragte ich leise, als ich schließlich angekommen war, die Tür aufschloss und in den kleinen Flur trat. „Hm? Ihr seid schon wieder zurück?“

Der Schwarzhaarige streckte seinen Kopf aus der Küche, klemmte sich wieder ein Reisbällchen zwischen die Zähne und sah ein wenig verwundert aus. „Äh nein. Wir haben das Geld vergessen.“

Ich konnte sehen, dass Aoi grinste, obwohl er den Mund voll hatte und er winkte mich zu sich, weil er so schlecht sprechen konnte. Manchmal fragte ich mich, wie er so viel auf einmal in seinen Mund bekam. Tapsend folgte ich ihm in die Küche. Dort ging er auf einen der Schränke zu, in denen wir das Haushaltsgeld aufbewahrten und er kramte ein wenig darin herum. Derweil sah ich mich um. Die Küche sah aus wie ein Saustall, scheinbar hatte Aoi sein Essen selbst gemacht. Ich verkniff mir einen Kommentar dazu, versank stattdessen wieder in meinen Gedanken, was der Schwarzhaarige sofort bemerkte und mit einem leicht misstrauischen Blick begleitete. Er hatte schließlich eine, hoffentlich, ausreichende Menge in den, ebenfalls dort aufbewahrten, Geldbeutel getan. Er gab ihn mir nicht, sondern deutete mir unmissverständlich an, dass ich mich zu setzen hatte. „Aber…“

„Setzen und dann sagst du mir, was los ist.“ Ich gehorchte. Wenn ich jetzt diskutierte, würde ich noch später wieder im Supermarkt ankommen und mir noch viel mehr Gemecker von Reita anhören müssen, der wahrscheinlich gerade weiterhin das Zeug, dass Kai auf den Zettel geschrieben hatte, in den Einkaufswagen warf. „Also…“

„Hat Reita irgendetwas gemacht?“, fuhr er mir auf einmal dazwischen und ich schüttelte bloß den Kopf. Nein, dieses Mal nicht. Es war ja nicht immer Reitas Schuld, wenn ich ein bisschen durcheinander war. Jedenfalls nicht mehr, seit der Sache mit meinem angeblich besten Freund, wobei ich den Gedanken daran, dass er mich die ganze Zeit lang hintergangen hatte, zur Seite schob. „Ich… Wir… sind auf dem Hinweg Yune und zwei seiner Freunde begegnet…“
 

„Yune?!“, brachte mein schwarzhaariger Mitbewohner ein wenig ungläubig hervor. Ich nickte. Hoffentlich verstand er jetzt, warum ich ein bisschen durch den Wind war. Zögerlich sah ich Aoi an, weil ich bis eben noch auf die Tischplatte gestarrt hatte und knetete meine Hände in meinem Schoß. „Ist etwas passiert…?“

„Ich glaube er wollte mit mir reden, aber seine Lügen… konnte ich mir nicht anhören…“ Aoi nickte verstehend, sah mich fast schon auffordernd an, dass ich mehr sagen sollte. Er schien genau zu wissen, dass ich noch nicht alles gesagt hatte. „Und Reita… na ja… ich bin abgehauen, bevor etwas passieren konnte…“

„Er ist mit dir mitgegangen?“, fragte der Schwarzhaarige sichtlich überrascht und ich nickte leicht, bestätigend. Er schien darüber zwar ein wenig verwundert zu sein, sagte aber auch nicht mehr dazu. Wir würden wohl niemals aus Reita schlau werden. „Hm… ich glaube, ich gehe lieber, sonst dreht Reita noch durch.“

„Ist gut.“ Aoi reichte mir das Geld und ich verabschiedete mich kurz und bewegte mich in den Flur. Hoffentlich war Reitas Laune nicht zu sehr gesunken, denn er schien ja schon den ganzen Tag ein ziemlich genervt zu sein und das konnte nicht positiv für mich sein. Ich zog meine Schuhe an, nachdem ich den Geldbeutel in meine Hosentasche gesteckt hatte und drehte mich noch einmal zu Aoi um, der mittlerweile auch im Flur stand. „Soll ich mitkommen?“

„Nein.“, meinte ich lächelnd. „Musst du nicht. Es ist ja nicht weit bis zum Supermarkt und du hast sicher noch viel für die Uni zu tun.“

„Schon, aber…“ Ich schüttelte den Kopf, lächelte ihn an. Eigentlich hatte ich keine Angst davor, dass ich Yune vielleicht noch einmal über den Weg laufen könnte, schließlich war das doch sehr unwahrscheinlich. Dachte ich… hoffte ich.
 

Ich eilte die Stufen hinunter, auf die Straße. Dort sah ich mich kurz um, das hatte ich mir schon angewöhnt. Dann erst schlug ich wieder den Weg Richtung Supermarkt ein, wo ich mit Sicherheit, nach einem mies gelaunten Reita suchen musste. Dennoch rannte ich nicht. Ob ich nun in fünf oder zehn Minuten da war, machte gerade keinen Unterschied, Reita würde sich ja doch beschweren. Ich hing meinen Gedanken nach, als mich plötzlich jemand am Handgelenk packte und in eine Seitenstraße zog, die Menschenleer war. „Ah!“

Mir wurde von hinten eine Hand auf den Mund gepresst, sodass ich kein Wort hervorbringen könnte. Panik stieg in mir auf und ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Stattdessen schluckte ich hart. Was sollte das Ganze?! Ich versuchte mich umzudrehen, aber mein Angreifer war stärker als ich. Schließlich kniff ich meine Augen zusammen, als ich gegen eine kalte Hauswand gepresst wurde, jemand hielt meine Handgelenke fest, drückte sie gegen den Stein. Gerade, als ich schreien wollte, pressten sich zwei Lippen auf meine. Ich riss meine Augen erschrocken auf, starrte überrumpelt in Yunes Gesicht, der seine Lider aufeinander gelegt hatte und sich nun fordernd an mich drückte, was mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Was sollte das?! Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien und meinen Kopf wegzudrehen, aber es wollte mir einfach nicht gelingen. Das war jetzt schon der dritte Kerl, der mich einfach küsste! Und das in so einem kurzen Zeitraum. Aber eigentlich war das doch gar nicht das momentane Problem, sodass ich mich wieder darauf zu konzentrieren versuchte. Ich erwiderte seinen Kuss nicht. Warum sollte ich auch? Er löste sich wieder von mir, sah mir tief in die Augen und ich fühlte mich unwohl. Was starrte er mich so an? „Kouyou, ich…“

„Ich will nichts hören! Verschon mich damit!“, forderte ich und spürte, wie mir schon wieder Tränen in die Augen schossen. Nicht wegen des Kusses, sondern weil es einfach weh tat ihn zu sehen. Ich war mehr als nur verletzt, immer noch. Und nun war ich noch verwirrter, als vorher. Warum küsste er mich? Ich konnte mir darauf einfach keinen Reim machen. „Hör mir doch zu…“

„Nein! Ich will nicht!“
 

Doch selbst davon lies Yune sich nicht abschrecken, sondern setzte wieder zum Sprechen an. Aber ich wollte einfach nicht hören, was er mir zu sagen hatte und begann zu schreien. Irgendwer würde mich schon hören und dann würde ich endlich loskommen von ihm. Abrupt wurde mein Schrei durch einen erneuten Kuss erstickt und ich drehte angewidert meinen Kopf auf die Seite. „Lass das!“

Er hörte nicht, nahm meine Handgelenke, die sich nun über meinem Kopf befanden in eine Hand, griff mit der anderen unter mein Kinn und zwang meinen Kopf wieder zurück, um erneut einen groben Kuss zu fordern. Er konnte lange darauf warten, dass ich ihn erwiderte, oder genoss. Viel mehr machte sich nun Verzweiflung in mir breit, weil ich es nicht schaffte mich zu wehren.

Mir stiegen Tränen in die Augen. Je mehr ich mich zu wehren versuchte, desto fester wurde sein Griff und auf einmal fühlte ich mich zurückversetzt, als ich in die Wohngemeinschaft eingezogen war, denn da war Reita so zu mir gewesen, nur, dass es eigentlich nie soweit gekommen war. Mittlerweile hatte er sich gebessert, aber das würde mir aus dieser blöden Situation auch nicht raus helfen. „Hrmmm!“

Ich wollte einfach nur, dass er mich losließ! Mittlerweile rannen bereits vereinzelt Tränen über meine Wangen, doch Yune ließ sich nicht stören und zwang seine Zunge zwischen meinen Lippen hindurch, die Hand an meinem Kinn war verschwunden, strich unter mein Oberteil, was alle meine Körperteile in Alarmbereitschaft setzte und ich anfing von seinen Fingern wegzuzucken. Er durfte mich nicht so berühren! Das durfte niemand, außer… Atashi. Was hatte Yune nur vor? Eigentlich konnte ich mir schon denken, was er bezweckte, aber nicht einmal ihm hätte ich so etwas zugetraut! Ich wollte nicht! Er sollte mich gehen lassen! Merkte er nicht, wie sehr er mich damit versetzte und wie viel Angst er mir machte?

Ich schluchzte erstickt in den Kuss, versuchte seiner Zunge mit meiner so gut es ging auszuweichen, aber das klappte nicht. Schließlich begann ich zu treten. Ich wollte weg! Weg von hier! Weg von ihm! Irgendwann musste ich ihn getroffen haben, denn der Griff um meine Handgelenke lockerte sich und der Kuss wurde gelöst, während ich ein Zischen seitens meines ehemals besten Freundes vernehmen konnte. Ich nutzte die Situation gleich und löste mich von ihm, machte ein paar Schritte von ihm weg. Yune hielt sich sein Knie. Ich musste ihm wohl gegen das Schienbein getreten haben. Mir war es egal, ob er mich nun heulen sah. Sein Blick war auf mich gerichtet, er zeigte nicht einmal Reue. „Kou, ich…“
 

Ich drehte mich um und rannte. Meine Knie waren weich und zitterten noch wegen der Angst, die ich eben gehabt hatte, aber ich lief weiter. Ich schluchzte immer wieder auf, heulte mir einfach alles von der Seele und ignorierte die Menschen, die mich komisch ansahen, oder besorgt musterten, während ich in den Supermarkt lief, ungeduldig eine Sekunde warten musste, bis die elektronische Tür für mich öffnete. Ein paar Frauen warfen mir wieder seltsame Blicke zu, die entweder verständnislos oder geschockt waren. Es war wahrscheinlich nicht wirklich alltäglich, wenn ein verheulter Junge in einen Supermarkt gerannt kam und in diesem weiter rannte, fast schon ziellos. Immer wieder blickte ich zwischen den Regalen hindurch. Wo war er? Ich hatte noch nie diesen Drang gehabt. Noch nie wollte ich Reita so sehr sehen, wie gerade jetzt. Das kam mir fast schon komisch vor, aber ich dachte nicht nach, wollte mich nur noch sicher fühlen. Wenn Reita dabei war, traute sich niemand an mich heran. Ich war mir jetzt schon sicher, dass ich die nächsten Tage nicht mehr alleine rausgehen würde. Dieser Schreck saß noch tief in meinen Gliedern. Ich hastete durch den Supermarkt. Wo war er? Er war doch nicht einfach abgehauen? Das würde ich nicht aushalten, allein würde ich mich nicht mehr auf den Rückweg machen. Ich fragte mich gerade so wie so, wie Yune mich gefunden hatte. Er musste uns wohl gefolgt sein und mir dann aufgelauert haben. Dennoch kam in mir die Frage auf, warum er mich nicht schon auf dem Weg zur Wohnung verschleppt hatte. Vielleicht hatte er keine gute Gelegenheit dazu gehabt, oder so. Mir war es eigentlich auch egal, wann er mich überfallen hatte, es zählte nur, dass er es getan hatte und dass mir das nicht passte. Jetzt war mir klar, dass ich ihm nie wieder verzeihen und so sehr vertrauen können würde, wie ich es noch vor einiger Zeit getan hatte. Er war mein bester Freund und nun hatte er alles kaputt gemacht. Aber irgendwo war es doch gut, dass ich es erfahren hatte, so musste ich nicht länger seinen Lügen zuhören, denen ich bedingungslos geglaubt hatte. Mit einem dicken Kloß im Hals hastete ich weiter durch den Laden. Endlich konnte ich den flachen Iro sehen, ein kleines bisschen erleichtert war ich schon, wenn ich ehrlich war. Ich schluckte. „Reita!“
 

„Huh?“ Er drehte sich zu mir um, um dann fast nach hinten umzufallen, als ich mich an ihn drückte. Er strauchelte kurz, sah mich beinah ungläubig an, aber ich vergrub mein Gesicht nur in seinem Oberteil, in das ich mich auch klammerte. Perplex stand mein Mitbewohner da, wusste gar nicht wohin mit seinen Händen, sodass er sie einfach unsicher auf Höhe meiner Schultern hielt. „Was?!“

Ich schluchzte auf, drückte mich weiter schutzsuchend an ihn, wobei ich mich fragte, warum ich mich gerade bei ihm zu verkriechen versuchte, aber das war jetzt egal. Ich fühlte mich ein bisschen sicherer, vielleicht auch deswegen, weil ich wusste, dass Reita Yune ganz und gar nicht ausstehen konnte. Seine Arme hielt er bei sich, was ich zum ersten Mal nicht wirklich gutheißen würde. Ich würde jetzt so etwas wie Trost, wirklich gut gebrauchen können, aber das würde wohl eine Art Wunschtraum bleiben. Das war einfach nicht Reitas Charakter. „Jetzt spuck aus, was los ist!“

Er klang bereits ein wenig gereizt und ich schluckte mein Schluchzen hinunter. Ich musste mich zusammenreißen, um einigermaßen zusammenhängende Sätze formulieren zu können. „Ich… Yune… er hat…“

„Was hat dieser Arsch?“, hakte Reita knurrend nach und ich konnte gar nicht anders, als mich wieder fester an ihn zu drücken und in sein Oberteil zu nuscheln. „Er hat mich in eine Seitenstraße gezerrt und…“

„Was und?!“ Reita war noch genervter, als vorher, weil ich einfach nicht weiter sprach. Glaubte er etwa, dass es mir leicht fiel, das zu erzählen? Ich war selbst noch viel zu geschockt. Fester verhakte ich meine Finger in seiner Kleidung, schluckte noch einmal und mein Mitbewohner erwies sich als geduldiger, als ich erwartet hätte. „Er hat mich…“

„… Was denn?!“ Irrte ich mich, oder klang er ein wenig aggressiv?! Ich heulte einfach weiter gegen sein Oberteil, das mittlerweile sicher schon ein wenig nass war, hielt mich bei ihm fest, während er ungeduldig darauf wartete, dass ich auf seine Frage antwortete und ihm die Informationen gab, die er haben wollte. „Er hat mich geküsst, dreimal.“

Reitas Gesichtsausdruck, nachdem ich hochgesehen hatte, verriet mir, dass er verstanden hatte, was ich gesagt hatte, denn er sah erst ungläubig drein, ehe er sich deutlich verfinsterte, sodass es mir fast schon Angst einjagte. Ich schluckte wieder leicht und konnte ihn aufknurren hören. Aber er sagte nichts dazu und ich beließ es ebenfalls dabei, weil ich nicht scharf darauf war, noch weiter auf dieses Thema einzugehen. Lieber wollte ich das ganze vergessen!
 

„Komm. Lass uns endlich aus diesem Schuppen hier raus.“, brummte der Schwarzblonde und ich nickte nur. Wenigstens hatte er in der Zeit, in der ich weg war, fast alles, was auf Kais Liste stand in den Wagen gepackt, sodass wir nach Reis und Ingwer nichts mehr hinzuzufügen hatte. Also machten wir uns auf den Weg Richtung Kasse, an der wir auch wohl erst einmal anstehen mussten. Ich legte im Vorbeigehen noch eine Tafel Schokolade oben drauf, einfach, weil ich wusste, dass wir keine hatten. Ich hatte Ruki dabei erwischt, wie er heimlich davon genascht hatte, als ich mir spät abends noch etwas zu trinken holen wollte. Er hatte mich daraufhin angefleht, es ja nicht Kai zu sagen und ich hatte ihm den Gefallen getan. „Huh? Wozu Schokolade?“

„Einfach so.“, meinte ich und schmunzelte ein wenig vor mich hin, bei der Erinnerung an den Abend und dass Ruki mir hoch und heilig versprach, ab sofort nicht mehr heimlich Schokolade zu essen, ich sollte ihn bloß nicht verpetzen. Als ob ich das getan hätte…

„Was grinst du so? Willst du etwa, dass die Pissnelke dich noch mal absabbert?“ Diese Frage kam für mich so unerwartet, dass ich Reita anstarrte, als käme er vom Mars oder so. Schnell schüttelte ich den Kopf, sah ihn entrüstet an. Das glaubte er doch selbst nicht! Ihm würde es mit Sicherheit auch nicht gefallen, wenn man so etwas einfach mit ihm machte, aber irrte ich mich, oder klang er ziemlich gereizt? Wenn der Gedanke nicht vollkommen absurd und unlogisch wäre, würde ich denken, dass er eifersüchtig war. Aber da es nun einmal vollkommener Blödsinn war, schüttelte ich noch einmal den Kopf. „Natürlich nicht.“

„Ah.“ Tolle Antwort. Ich machte mich daran die Sachen aus dem Einkaufswagen auf das Fließband zu laden, damit wir heute noch fertig wurden. Wir waren doch recht schnell an die Reihe gekommen, wie mir auffiel. War auch nur gut für uns.
 

„Guten Tag.“, begrüßte mich die freundliche Dame an der Kasse und ich erwiderte ihren Gruß, während Reita nur leise brummte. Ein wenig höflicher könnte er wirklich noch werden. Aber er musste wirklich eine harte Nuss sein, wenn nicht mal Kai ihm bisher hatte Manieren beibringen können. Irgendwann würde er sich ihm und mir aber ergeben müssen. Ich hatte mit dem Braunhaarigen vor einiger Zeit noch über Reitas Manieren gesprochen und ich würde ihn später einfach mal fragen, was er davon halten würde, wenn wir uns miteinander verbünden und aus Reita einen höflichen Menschen machen würden. Wirklich Höflichkeit in Person würde er nie werden, aber wenn er wenigstens ein bisschen netter zu anderen Menschen sein würde, wäre das doch schon einmal ein Anfang. Nachdem mir die Frau den Preis genannt und ich bezahlt hatte, packten wir alles zurück in den Wagen, dann in fünf Taschen, die randvoll und vor allem schwer waren. Das nannte ich einmal Großeinkauf!

„Oh mein Gott…“, murmelte ich leise, als ich mir die Taschen besah und staunte nicht schlecht. „Was?“

„Guck dir doch mal die Taschen an! Die kriegen wir doch nie im Leben bis nach Hause geschleppt!“, meinte ich halb geschockt, doch Reita grinste mich nur fies an. „Weil du ein Weichei bist. Klar kriegen wir das hin.“

Er ging auf die Taschen zu drückte mir zwei verhältnismäßig leichte in die Hand, nahm sich selbst die anderen drei.

„Die sind schwer!“, meinte ich direkt und mein Mitbewohner sah mich an, nahm mir wortlos eine der Taschen aus der Hand und reichte mir eine von seinen. „Wenn du lieber die tragen willst, musst du das nur sagen.“

„Uff!“, war alles was ich herausbrachte, als ich prüfend die Tasche in die Hand nahm. „Haben wir Ziegelsteine gekauft?!“

„Nein, jetzt gib her, bevor du dir noch das Rückrat brichst. Ich hab keinen Bock drauf, dass Aoi mich anmeckert.“ Er tauschte die Taschen wieder aus und ich stapfte ihm nach. Aber ich sah ihm an, dass er die Taschen auch nicht mit Leichtigkeit trug. Das wäre auch zu krass gewesen. Wenn die anderen beiden so schwer waren, wie die Tasche, die ich in der Hand gehalten hatte, dann Prost, Mahlzeit! Er trug zwei in der rechten und eine in der linken Hand, während ich je in einer Hand eine mit mir schleppte. So weit war mir der Weg nach Hause, in die WG noch nie vorgekommen.
 

„Aoi?“, ertönte meine Stimme, als ich schnaufend die Tür aufgeschlossen hatte. Ich wollte nie wieder Treppen steigen! Ich bekam keine Antwort. Mit gerunzelter Stirn legte ich die Taschen ab und zog mir erst einmal die Schuhe aus, wohingegen Reita einfach mit seinen dreckigen Schuhen Richtung Küche latschte. „Reita! Zieh dir doch wenigstens deine Schuhe aus!“

„Nerv mich nicht, ich verzieh mich direkt wieder!“, klärte er mich auf. Sollte das etwa heißen, er würde mir das Einräumen aufhalsen? Na danke. Trotzdem beschwerte ich mich nicht. „Ist Aoi in der Küche?“

„Ne, nur so’n Zettel!“ Reita ging an mir vorbei, hielt es nicht mal für nötig sich von mir zu verabschieden und knallte auch noch die Tür hinter sich zu. Ich hievte die Taschen in die kleine Küche, legte sie einfach auf dem Tisch ab, so wie Reita es auch getan hatte, wie ich feststellen musste und las Aois Zettel.

‚Bin in der Uni, ne? Braucht nicht auf mich zu warten. - Aoi’

Und als ich mir bewusst wurde, dass ich jetzt allein war, kam mir die Situation von heute mit Yune in den Sinn. Automatisch legte ich mir eine Hand auf die Lippen, fuhr mit meinem Zeigefinger prüfend die Konturen von ihnen nach. „Warum hast du das gemacht?“

Zweisamkeit

Endlich fertig >////<

Es tut mir unendlich Leid, dass es so lange gedauert hat!

Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen. Danke für die ganzen Kommentare ;__;
 

WICHTIG

Sagt mir bitte noch einmal alle Bescheid, die eine ENS haben wollen, bei dem neuen Kapitel, ich hab da irgendwie was durcheinander gebracht fürchte ich >///<'
 

Mero
 

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Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster. Es hatte angefangen zu regnen und Reita war immer noch nicht zurück. Mittlerweile war es sogar schon dunkel geworden. Ich war mir nicht sicher, ob ich mir Sorgen machen sollte, schließlich war Reita schon öfter mal über Nacht verschwunden. Aber ich wusste nicht, ob es nicht doch mit Yune zusammenhing, wenn er auf einmal verschwand. Auf meiner Stirn bildeten sich einige Falten und ich fragte mich, warum ich mir Gedanken um Reita machte. Eigentlich hatten wir uns ja nicht sonderlich gut verstanden. Ich ging gedanklich alles durch, was wir schon miteinander erlebt hatten und ich musste gestehen, dass es fast überwiegend negative Aspekte waren, die mein Hirn hervorrief. Ich wusste nicht mehr, wie lange ich nachgedacht hatte, jedenfalls fiel mir irgendwann auf, dass Reita und ich uns mittlerweile schon viel besser verstanden, als noch ganz am Anfang. Er war netter zu mir, zwar immer noch schroff, aber schon netter und er drängte sich mir auch nicht mehr so oft auf und wenn, dann pinnte er mich nur kurz an die Wand, grinste mir lasziv zu, ehe er mich wieder losließ, ohne, dass irgendjemand sich einmischen musste. Das gab mir wieder zu denken.

Mehr ab- als anwesend ging ich durch die Küche, hatte mir einen Lappen geschnappt und machte mich daran die Herdplatte zu säubern. Irgendwie musste ich mir die Zeit ja allein vertreiben. Mein Laptop stand auf dem Tisch und ich sehnte ja fast schon das Geräusch herbei, das mir mitteilen würde, dass Atashi online war. Das war der einzige Grund, warum ich das Gerät überhaupt in die Küche geschleppt hatte. Ich summte leise vor mich hin, während ich den Raum weiter säuberte. Kai würde sich sicher freuen, wenn ihm jemand mal ein wenig Arbeit abnahm, weil sich ja sonst niemand dazu bequemte. Irgendwann klingelte das Telefon und als ich abhob, meldete sich gleich Aoi zu Wort, der zu mir meinte, dass er bei Hiroto übernachten würde und erst am nächsten Tag wieder nach Hause kommen würde. Ich wünschte den beiden viel Spaß, war mir nicht sicher, ob ich die richtige Formulierung gewählt hatte, weil Aoi gelacht und irgendetwas Perverses zu Hiroto gesagt hatte, ehe er aufgelegt hatte. Wenn Reita heute nicht wiederkommen würde, wäre das meine erste Nacht, die ich allein in dieser Wohnung verbringen würde, denn Kai und Ruki würden erst übermorgen wieder zu Hause sein. Ich wusste nicht, ob ich nicht erleichtert sein sollte. Was wohl besser war? Die Nacht allein in der WG verbringen, oder, die Nacht allein mit Reita in der WG verbringen.
 

Da ich mir die Antwort darauf nicht so Recht geben konnte, konzentrierte ich mich weiter auf meine Reinigungsaktion der Küche und wendete mich dem Abwasch zu, weil ich heute nicht mehr den Boden wischen wollte. Das würde mir der Brünette schon verzeihen, hoffte ich. Während ich gerade die letzte Schüssel aus dem Waschbecken zog, glaubte ich ein Schnaufen und ein Poltern gehört zu haben, was eindeutig aus dem Treppenhaus kam. Es musste sehr laut sein, wenn ich es sogar hier hören konnte, doch nachdem ich mich kurz erschreckt hatte, tat ich es einfach als Einbildung ab, ehe auf einmal etwas gegen die Wohnungstür hämmerte. Ich zuckte stark zusammen, ließ den Stöpsel fallen, den ich gerade aus dem Abfluss gerissen hatte und starrte die Küchentür an, die mich ins Wohnzimmer, folglich auch zur Wohnungstür bringen würde. Als dann erneut jemand gegen die Tür schlug, war mir klar, dass ich mich gar nicht vom Fleck bewegt hatte und dies nun letztendlich tun sollte. Ich hob den Stöpsel auf, legte ihn auf die Arbeitsfläche, ehe ich mich langsam, mit zögerlichen Schritten ins Wohnzimmer, ging schließlich in den kleinen Flur und öffnete die Tür. Jemand fiel mir wortwörtlich in die Arme und ich hatte Mühe ihn festzuhalten, weil er in sich zusammensackte. „Reita?!“

Geschockt betrachtete ich den Körper in meinen Armen, an dem ich einige Schrammen und Schnitte zu erkennen glaubte. Ich spürte, wie mein Herz vor Aufregung schneller schlug und schloss hastig die Tür hinter mir und zerrte den regungslosen Körper ins Wohnzimmer, wo ich ihn auf das Sofa legte, mich selbst vor dieses kniend, besorgt. Erst jetzt kam ich dazu meinem Mitbewohner ins Gesicht schauen zu können. Es war an manchen Stellen leicht geschwollen und die Unterlippe war aufgeplatzt. Irgendwie konnte ich ahnen, dass er mindestens ein blaues Auge hatte. Ich traute mich nicht ihm die Nasenbinde abzunehmen, um zu sehen, was sich noch darunter verbarg, weil ich im Gefühl hatte, dass er mich dafür vierteilen würde. Aber ich konnte auch nicht einfach nichts tun.

„Argh!“ Ich sah, dass Reitas Augenlider zuckten und ich richtete mich ein wenig auf, streckte schon eine Hand aus, hielt aber in meiner Bewegung inne, als sich seine Augen tatsächlich öffneten.

„Was ist passiert? Geht’s dir gut? Tut dir irgendwas weh?“ Ich überschüttete ihn mit Fragen und er starrte mich perplex an, als würde er nicht glauben, dass ich wirklich im Raum war und ihn mit einer tiefen Sorgenfalte im Gesicht ansah. „Hab mich geschlagen, ging schon besser, dumme Frage.“

Es schien ihm ja gar nicht mal so schlecht zu gehen, wenn er sich noch so ausdrücken konnte. Ich schmollte und ohne wirklich darüber nachzudenken, boxte ich ihm gegen den Oberarm, sodass er aufzischte und ich meine Augen weit aufriss, ehe ich meine Hand sofort zurückzog. „Tut mir leid!“

„Idiot…“
 

„Bleib liegen.“, meinte ich hastig, bekam von ihm nur ein ‚Ich hab nicht vor weg zu gehen’ zu hören, was mich zuerst schnauben lies, weil er sogar so unverschämt war, wenn ich ihm helfen wollte und tapste schnell in die Küche. Dort nahm ich mir ein sauberes Küchentuch, ein paar Eiswürfel, füllte eine kleine Schüssel mit Wasser und eilte mit meinen Errungenschaften zurück zu dem verletzten Reita. Dieser lag noch genauso auf dem Sofa, wie ich ihn zurückgelassen hatte. Ich hockte mich wieder vor ihn auf den Boden und blinzelte ihn an, ehe ich mit dem Tuch in die Wasserschüssel eintauchte und leicht auswrang bevor ich damit seine Stirn abtupfte und erschrocken zusammenfuhr, als Reita ebenfalls zusammenzuckte und aufjammerte. „Eh! Bist du bekloppt? Das tut weh!“

Ich hätte nie gedacht, dass Reita auf so etwas so empfindlich reagierte. Er war ja ein kleines Weichei. Irgendwie niedlich. Ich lächelte leicht vor mich hin, wies ihn letztendlich an einfach still zu halten und nicht zu jammern, weil er es dann nur noch schlimmer machen würde, worauf er mich schon wieder anbrummte. „Du… Brummbär.“

„Was hast du gesagt, Barbie?!“, fuhr er mich an und wollte sich schon aufrichten, doch ich legte eine Hand an seine Schulter und drückte ihn zurück auf das Sofa, ließ seinen Kopf auf die Lehne sinken. „Reg dich nicht so künstlich auf, Reita…“

„Wer regt sich hier künstlich auf?!“, knurrte er mich an und ich seufzte bloß leise auf und schüttelte den Kopf, während ich weiter vorsichtig sein Gesicht abtupfte. Nachdem ich das erledigt hatte, was sich als schwer herausstellte, da Reita die ganze Zeit zappelte, jammerte und sich beschwerte, dass ich ihm weh tat, atmete ich tief durch, da das schon irgendwie anstrengend gewesen war. Dann besah ich mir sein Gesicht und wie ich es erwartet hatte, war es an einigen Stellen angeschwollen, besonders seine Unterlippe. Kurzerhand nahm ich mir die eben schon geholten Eiswürfel und packte sie auf den Lappen, wickelte alles so, dass das Eis nicht herausfallen würde und legte den Beutel vorsichtig auf Reitas Lippe.

„Das ist kalt!“, beschwerte sich dieser prompt und so langsam wirkte er auf mich wirklich mehr, wie ein trotziges, jammerndes, schmerzempfindliches Kind, das es nicht leiden konnte, wenn man auf seine Schürfwunde pustete und sich ständig beschwerte, wie weh ihm doch alles tat und nicht, wie ein schlechtgelaunter junger Mann, der am liebsten seine Ruhe hatte und alles in den falschen Hals bekam.
 

„Hör auf zu meckern, ich will dir doch nur helfen.“, meinte ich und als ich ihn schmollen sah, musste ich unweigerlich lächeln, denn er war irgendwie putzig, wenn er das machte. Dass meine Gedankengänge vollkommen absurd waren, bemerkte ich darüber hinaus gar nicht, denn bei Reita war es Alltag, dass ich verwirrt war, weil er mich entweder fast auffraß, mich beleidigte, oder eben ein bisschen freundlich zu mir war. Manchmal fragte ich mich, wodurch seine enormen Stimmungsschwankungen ausgelöst wurden. Der war ja noch schlimmer, als die Mädchen an unserer Schule, was ich ihm aber lieber nicht sagen würde. Ich wollte Kai nicht zumuten, dass er meine Reste vom Teppichboden kratzen musste. „War das alles denn jetzt wirklich so schlimm?“

„Ja.“, sagte er prompt, sodass ich schmunzeln musste. Manchmal benahm er sich wirklich wie ein kleiner Junge. „Warte noch mal kurz.“

Er brummte mal wieder einfach nur als Antwort, sodass ich aufstand und mich ins Badezimmer begab, wo ich mir den Erste Hilfe Kasten holte, um dann rasch wieder zurück ins Wohnzimmer zu gehen, damit der eh schon ungeduldige junge Mann, nicht noch die Nerven verlor. Er sah immer noch recht grimmig aus. Ob das nun an den Verletzungen lag oder seine Laune noch weiter gesunken war, wusste ich nicht so recht, aber darüber dachte ich jetzt auch nicht weiter nach, sondern kniete mich vor ihn, griff nach einem seiner Arme. „Was soll das?!“

„Halt einfach still.“, meinte ich und hielt seinen Arm bei mir, ließ ihn aber dann doch wieder los, weil ich sonst nicht den Koffer hätte öffnen können. Dort suchte ich mir dann Pflaster raus. „Barbie! Was zum Teufel soll das?!“

„Gar nichts.“ Ich hatte keine Lust dazu mit einem gereizten Reita zu sprechen. Dann würde er eh nur alles in den falschen Hals bekommen und das war mir zu anstrengend, zumal mich jetzt niemand in meinen Worten bekräftigen konnte, weil Kai, Ruki und Aoi nicht da waren. Ich öffnete die Pflasterpackung, die noch verschlossen war, was mich wiederum ein klein wenig wunderte, schließlich hatte Ruki ständig irgendwelche Kratzer und Schnitte. Wahrscheinlich war das hier bloß eine neue Packung, denn als der Wirbelwind krank gewesen war, hatte er sich nicht ganz so viel verletzen können und war auch mal ein paar Tage ohne irgendwelche Schürfwunden ausgekommen.

Jedenfalls nahm ich mir eines der Pflaster und legte es vorsichtig auf eine von Reitas blutenden Wunden, die glücklicherweise alle nicht allzu groß waren. „Boah! Ich bin doch nicht aus Glas!“

Er hatte auch immer was zu meckern, oder? Langsam ging mir das auf die Nerven, ich versuchte ihm zu helfen und er beklagte sich und tat sonst nichts. Etwas gröber pappte ich das nächste Pflaster auf seien Arm, brachte ihn dadurch zu einem leisen Zischen. „Bist du wahnsinnig?!“

„Sei doch mal still und lass mich machen.“, meinte ich dann, fand mich ziemlich mutig, so mit ihm zu reden, wenn er eh schon schlechte Laune hatte, auch wenn ich ihm immer noch nicht zutraute, dass er mich schlagen würde. Warum, wusste ich selbst nicht so genau. Wieder hörte ich ihn brummen, was mich leicht zum lächeln brachte. Dieses trotzige Kind Verhalten passte eher zu Ruki, aber irgendwie konnte ich mich bei Reita fast schon damit anfreunden.
 

Ich machte auch noch die restlichen Pflaster auf seine Schürfwunden und kleinen Einschnitte, die nicht so böse aussahen. Natürlich protestierte der Ältere noch ein paar Mal. Ein paar Mal konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, wodurch ich unter seiner Zickattacke leiden musste. Ja, er war ein klein bisschen zickig, bekam ich den Eindruck, aber das nahm ich einfach mal hin. Morgen sollte ich ihn besser nicht auf seine Laune ansprechen, das würde sicher nicht gut für mich enden…

„Ich bin ja schon fertig.“, meinte ich leise, als er immer noch sagte, dass es wehtat. Er öffnete seine dunklen Augen, blickte mich an, als wäre ich nicht von dieser Welt, ehe er missmutig brummte und sich aufsetzen wollte, woran ich ihn selbstverständlich hinderte, seine Schultern packte und ihn wieder zurück auf das Sofapolster drückte. „Was zum-?!“

„Und jetzt erzählst du mir, wie es dazu gekommen ist.“, sagte ich zu ihm, sah ihn ernst an und ich konnte den Trotz in seinem Blick genau sehen und er drehte seinen Kopf zur Seite. Irgendwie würde ich ihn schon dazu bringen müssen, mir alles zu erzählen. Nur, wie ich das anstellen sollte, wusste ich noch nicht, machte es mir einfach auf dem Boden vor ihm bequem, weil er das ganze Sofa liegend in Anspruch nahm und ich mich nicht auf einen der Sessel setzen wollte, weil mir das zu weit weg war und er am Ende noch flüchtete. „Reita…“

„Was willst du Barbie?“ Er sah mich weiterhin nicht an, was für mich allerdings kein Grund war, meinen Blick wieder abzuwenden. Ich legte eine Hand auf seinen Oberarm, sodass es ihm nicht weh tat, ich war schließlich nicht so grob, wie er. „Das weißt du ganz genau.“

„Aha?“, machte er und ich übte vorsichtig Druck auf seinen Arm aus und er drehte seinen Kopf dann doch wieder zu mir, sah mich allerdings nicht lange an, sondern kniff seine Lippen so zusammen, dass sie bloß zwei schmale, weiße Striche waren. „Du bist viel zu neugierig!“

Dennoch konnte ich an seiner Stimmlage hören, dass ich gewonnen hatte und er mir – zwar widerwillig – alles erzählen würde. Ich nickte bloß auf diesen Vorwurf hin, blickte ihn relativ gespannt an und er rollte mit den Augen, weil er meine Neugier wohl nicht nachempfinden, geschweige denn verstehen konnte.

„Wo bist du hingegangen, nachdem du von hier weg bist?“, fragte ich einfach, weil er von allein nicht anfangen würde, oder wollte. „Nach draußen…“

Gerade wollte ich etwas dazu sagen, dass ich mir das auch denken könnte und dass er mich doch bitte ein bisschen ernster nehmen sollte, als er auch schon von allein weiter sprach.
 

„Ich wollte mich abreagieren, weil die Pissnelke mich aufgeregt hat. Und als ich ein bisschen unterwegs gewesen bin, bin ich ihr und ihren Milchgesicht Freunden über den Weg gelaufen und da ist mir der Kragen geplatzt.“ Er sah mich nicht an, hielt seinen Blick fast schon stur auf die Decke gerichtet. „Du hast dich mit ihnen geschlagen?“

„Nicht direkt.“ Ich legte meinen Kopf ein wenig in die Schräge und ich glaubte, er wusste genau, dass er das genauer erläutern musste, weil ich bei so etwas manchmal schwer von Begriff war. „Ich hab Pissnelke geprügelt und dann haben sich seine Bodyguards eingemischt…“

„…und du hast verloren.“, beendete ich seinen Satz und er sah mich wütend an. „Stimmt gar nicht! Außerdem waren sie in der Überzahl! Sie haben danach auf dem Boden gelegen und nicht ich!“

„… aber du hast auch Einiges abbekommen.“, erwiderte ich und runzelte wieder die Stirn, woraufhin er ein leises ‚Ts’ ausstieß. „Das ist doch noch gar nichts…“

„Jetzt red es nicht kleiner, als es ist! Du bist verletzt und das hätte nicht sein müssen!“, sagte ich bestimmt. „Ich hasse Gewalt!“

„Was interessiert mich das?!“, knurrte er zurück, konnte wohl nicht begreifen, warum ich mich darüber aufregte, dass er sich geprügelt hatte mit Yune. Schließlich konnte ich Yune nicht mehr ausstehen, nach dem, was er mir angetan hatte. „Natürlich nichts, ich wollte es nur gesagt haben.“

Mein Blick senkte sich und ich unterdrückte ein Aufseufzen, woraufhin ich deutlich erahnen konnte, dass er nun an der Reihe war, die Stirn zu runzeln, weil er nicht begriff, was er falsch gemacht hatte, wenn er seine Gedanken so laut aussprach. Er war einfach ein Gefühlstrampel… aber was sollte ich schon groß daran ändern? „Geh am besten hoch und leg dich ins Bett.“

„Hör auf, mich rumzukommandieren!“, meinte Reita gleich patzig und ich hob meinen Blick, biss mir auf die Unterlippe. „Du bist ein Idiot! Um dich mach ich mir keine Sorgen mehr! Sieh das nächste Mal zu, wie du dir selbst deine Wunden versorgst!“

Damit raffte ich mich auf. Das war jetzt einfach zu viel. Mit ihm konnte man einfach nicht so reden, dass er begriff, was man meinte. Er fühlte sich immer gleich in seiner Persönlichkeit angegriffen, wenn man mal nett zu ihm war. Ich verstand ihn einfach nicht, aber das tat wohl niemand so richtig. Ich fuhr mir durch die Haare, seufzte tonlos auf, weil ich nicht genau wusste, was ich machen sollte. Ich beschloss mich einfach in mein Zimmer zurückzuziehen. Vorher packte ich mir noch meinen Laptop, stellte fest, dass Atashi in der Zwischenzeit nicht online gekommen war, was meine Laune zusätzlich ein bisschen senkte. Doch im Gegensatz zu Reita, ließ ich mir davon nicht so viel anmerken. Schade, dass Aoi nicht da war. Oder Kai. Denn auf einmal hatte ich das große Bedürfnis mit jemandem zu reden, aber ich konnte jetzt keinen von ihnen anrufen. Aoi war bei Hiroto und ich wollte die beiden einfach nicht stören. Und Ruki und Kai, die endlich mal ein bisschen Zeit für sich selbst hatten, auch nicht, zumal ich wahrscheinlich eh nicht richtig mit ihm reden können würde, weil Ruki sich nach ein paar Minuten schon zu langweilen begann und auf seine ganz eigene Art und Weise um Aufmerksamkeit kämpfte.
 

So stapfte ich missmutig aus der Küche, ließ noch einmal meinen Blick durch sie gleiten, war ganz zufrieden mit meiner Leistung. Morgen früh würde ich vielleicht noch den Boden wischen, schaffte es eventuell noch Kai damit zu überraschen, denn er würde erst mittags wieder da sein. Ich ging langsam die Treppe hinauf, öffnete meine Zimmertür, schloss sie wieder hinter mir und legte mich auf mein Bett, klappte den Laptop wieder auf. Natürlich hatte sich in dieser kurzen Zeit nichts verändert, es hätte mich auch gewundert, wenn es so gewesen wäre.

Also stand ich wieder auf und kramte nach meinen Schulbüchern. Irgendetwas musste ich ja machen, um mich zu beschäftigen. Um Reita würde ich mich jetzt nicht mehr kümmern, von dem hatte ich jetzt vorerst genug. Dennoch schaffte ich es nicht mich richtig zu konzentrieren, denn ich begann zu lächeln. Sein Verhalten hatte mir aber am Anfang schon so ziemlich gefallen, auch wenn er später wieder fast in sein altes Muster zurückgefallen war.

„Hm.“ Ich schloss das Buch wieder. So konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich schreckte zusätzlich auf, weil ich Schritte hörte. Scheinbar nahm sich Reita meinen Rat doch zu Herzen, denn kurz darauf hörte ich seine Zimmertür zuknallen. Er knallte seine Tür fast immer, wenn ich nicht irrte und irgendwann hatte man sich gewöhnt. Zurechtgewiesen hatte ich ihn deswegen noch nie, ich fühlte mich nicht im Recht dazu, schließlich war er alt genug und ich konnte ihn nicht erziehen…

Nachdem ich ein paar Minuten meiner Zeit totgeschlagen hatte, ertönte ein altbekanntes Geräusch, das mich freudig zusammen zucken ließ und ich schenkte meinem Laptop all meine Aufmerksamkeit.

Endlich!
 


 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hab die ganze Zeit gehofft, dass du on kommst
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Achja? Was verschafft mir die Ehre?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich brauch doch keinen Grund, um mich auf dich zu freuen...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Natürlich nicht... Aber hätte ja sein können, dass es einen gibt~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Nein, eigentlich nicht. Bin aber froh, dass du da bist, erst recht nach eben.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Eben? Was ist denn passiert?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Na ja. Ich mach’s mal kurz:

Yune hat mich geküsst, als ich Reita das gesagt hab, war er irgendwie komisch und hat sich später einfach verzogen. Er hat sich dann mit Yune und seinen Kumpels angelegt und kam dann verprügelt nach Hause...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

So ein Trottel
 

Ich hatte mir gedacht, dass Atashi mich verstehen würde, schließlich tat er das immer. Natürlich war er ein Trottel, sich einfach so zu prügeln, weil Yune mich geküsst hatte. Natürlich hatte mir das ganze nicht zugesagt, aber etwas dagegen unternehmen konnte ich auch nicht. Ich strich mir wieder ein paar Strähnen aus dem Gesicht, lächelte leicht vor mich hin, konnte meinen beschleunigten Herzschlag nicht unterdrücken, der in letzter Zeit immer heftiger wurde, wenn ich mit ihm schrieb. Ich hatte ihn wirklich gern, glaubte ich. Mittlerweile war ich mir schon sicher, dass Kai mit seiner Vermutung Recht hatte. Aber ich glaubte nicht, dass ich es Atashi irgendwann jemals gestehen konnte. Er würde mich zwar nicht auslachen, aber wahrscheinlich würde er mich nicht verstehen können, schließlich wusste ich nicht wie er aussah. Das würde er sicher dämlich finden, wenn ich dann sagte, dass ich ihn irgendwie lieber hatte, als es sein sollte.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja, auch wenn ich es irgendwie nett fand, dass er sich für mich eingesetzt hat. Aber das hätte er auch ohne Gewalt regeln können
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Doch nicht Reita. Ich meine Yune! Was fällt dem eigentlich ein dich zu küssen?! Was Reita gemacht hat war zwar nicht die feine englische Art, aber durchaus nachvollziehbar und ich hätte sicherlich nicht anders gehandelt.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Oh... ja... ich fand es auch nicht toll, dass er das gemacht hat...
 

:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Hätte mich auch gewundert wenn es dir gefallen hätte...

Nach allem was er dir angetan hat...

Wenn ich den in die Finger bekomme...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich hoffe, du weißt, was ich von Gewalt halte. Ich will dich nicht verarzten müssen, wie Reita
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ach was, diesen Yune mach ich kalt. Nachher können ihn seine gestörten Freunde dann vom Asphalt abkratzen, gleich neben dem überfahrenen Eichhörnchen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber sie sind ja zu dritt auf ihn losgegangen. Er sah richtig schlimm aus, hat mir richtig Leid getan...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Zu dritt? Wie feige...
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja, oder zumindest zu zweit. Wie genau es war, hat Reita mir auch nicht gesagt...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Verständlich
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Er hat sich trotzdem eine Blöße vor mir gegeben, hat sich richtig angestellt, als ich seine Verletzungen gesäubert habe
 

Bei der Erinnerung daran, musste ich sofort wieder lächeln und blickte auf meine Zimmertür, zu welcher gegenüber, direkt Reitas Zimmer war. Er lag wahrscheinlich gerade schnarchend im Bett. Natürlich wusste ich nicht, ob er nun schnarchte, oder nicht, obwohl ich schon einmal bei ihm geschlafen hatte. Doch den Gedanken vertrieb ich wieder. Ich legte mich auf den Bauch, winkelte meine Beine ein wenig an, begann mit ihnen hin und herzuwackeln, während ich gebannt auf den Bildschirm starrte, auf das Chatfenster, das mir mitteilte, dass Atashi gerade eine Nachricht an mich schrieb.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Echt? Kann ich mir nach all dem was du mir erzählt hast irgendwie gar nicht vorstellen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Doch, irgendwie niedlich
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Niedlich....?!
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Find ich schon. Endlich hat er nicht nur diesen blöden Macho raushängen lassen
 

Daraufhin konnte ich ein leises, ein bisschen dämlich klingendes Lachen hören und ich blinzelte verwundert, drehte meinen Kopf wieder zu meiner Tür, runzelte die Stirn. Hatte Reita gerade gelacht, oder hatte ich mir das eingebildet? Und warum ausgerechnet so dümmlich? Ich blinzelte. Vielleicht träumte er irgendetwas Lustiges? Wirklich erklären konnte ich mir das nicht, aber ich beschloss einfach, es zu ignorieren, weil ich viel lieber mit Atashi weiter chatten wollte, als mich weiter damit aufzuhalten.

„Reita benimmt sich seltsam…“, murmelte ich mir dennoch selbst zu und las kurz darauf schon mehr als gebannt, Atashis neue Worte. War es normal, dass ich mich so freute, wenn er mir zurück schrieb?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Stimmt, Macho-Gehabe kann ganz schön nervig sein. Aber ich denke nicht, dass er das macht weil es ihm Spaß macht
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Warum sollte er es denn sonst machen?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Vielleicht fällt es ihm einfach schwer mit Menschen umzugehen? Vielleicht hat er Angst, dass man ihn so, wie er ist, nicht akzeptiert
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm. Kann schon sein. Vielleicht komm ich irgendwann dahinter, mittlerweile ist er ja auch viel netter zu mir... für seine Verhältnisse
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Das hört sich doch schon gut an
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja und ich glaub, ich mag ihn ein bisschen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Oho, ich kriege Konkurrenz
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ach was, ich hab dich immer noch viel lieber als ihn
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Da bin ich ja beruhigt
 

Wie kam er darauf, dass Reita eine Konkurrenz für ihn war? Vielleicht, weil ich so viel über ihn schrieb? Das tat ich nur, weil meine Probleme meist mit ihm zusammen hangen und weil ich mich nicht unbedingt mit Kai oder Aoi darüber unterhalten wollte, mich lieber Atashi anvertraute und er hatte mir ja auch gesagt, dass ich ihn damit nicht belastete und ich konnte nur hoffen, dass er das auch wirklich so meinte und es nicht einfach so gesagt hatte.

Trotzdem musste ich wieder leicht lächeln, weil es ihn schon irgendwie zu freuen schien, dass ich ihn mehr mochte, als Reita.

Er wusste doch gar nicht, wie sehr…
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Niemand kann dir Konkurrenz machen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Scheint so als würdest du mich wirklich gern haben... Das freut mich, ehrlich. Aber ich glaube du magst mich nicht auf die gleiche Weise wie ich dich
 

Ich schluckte augenblicklich. Oh nein! Ahnte er etwas? Ahnte er, was ich für ihn empfand? Oh, bitte nicht! Das wollte ich einfach nicht! Er sollte es nicht merken, bevor ich es ihm sagte!

Hitzig zerbiss ich mir meine Unterlippe. Womöglich malte ich mal wieder bloß den Teufel an die Wand, weil ich direkt etwas dort hinein interpretierte, was nicht da war, sodass ich mit zitternden Händen meine nächste Nachricht verfasste, hoffend, dass ich das jetzt wirklich falsch gedeutet hatte und er sich nichts weiter dabei gedacht hatte, oder sonst etwas in der Art.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...wie meinst du das?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nicht so wichtig...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wie war dein Tag sonst so?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Jetzt lenkst du vom Thema ab.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Durchschaut
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Das war auch offensichtlich.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Schon möglich
 

Ich warf einen Blick auf meinen Wecker.

23:16 Uhr.

Warum war es schon so spät? Ich hasste es. Warum kam Atashi auch immer erst so spät online? Immer dann, wenn ich das Gefühl hatte noch Stunden mit ihm weiter schreiben zu können, kam mir die Uhrzeit dazwischen.

„Man…“, murmelte ich mir selbst leise zu. Manchmal hatte ich Angst, dass er dachte, dass ich bloß schnell weg von ihm wollte. Aber er würde nicht so viel falsch interpretieren, oder? Oder?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja.

Es ist schon spät, ich glaube ich sollte schlafen gehen.

Schreiben wir uns bald wieder?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Natürlich schreiben wir uns wieder. Wann immer du willst
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Das ist schön.

Bis bald und schlaf gut.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Du auch, Hime.
 

Ich fuhr meinen Laptop herunter und schloss das Ding dann auch gleich, stellte es wieder unter mein Bett. Dorthin verfrachtete ich ihn immer, seitdem er auf einmal plötzlich an gewesen war. Ich gähnte kurz, stand auf, weil ich mir doch Gedanken um Reita machte. Sein Lachen eben hatte sich nicht sonderlich gesund angehört, hätte man mich gefragt. Wieder strich ich mir eine störende Strähne aus den Augen, schloss leise meine Zimmertür hinter mir, tapste zu dem gruseligen Poster hin. Warum konnte er das nicht einfach abhängen? Wahrscheinlich, weil es ihm, im Gegensatz zu mir, ziemlich gut gefiel, auch wenn ich nicht verstehen konnte, warum. Wenn ich so darüber nachdachte, verstand ich eigentlich sehr wenig von dem, was er tat, sodass ich wohl einfach nicht darüber nachdenken sollte. Zögerlich hob ich meine Hand, ballte sie zu einer unsicheren faust und schlug einmal mehr oder minder sanft an das Holz.

„Reita…?“, fragte ich leise, laut genug, damit er mich hören konnte, sollte er nicht schon schlafen gegangen sein. Es dauerte ein paar Sekunden, dann öffnete mir der Schwarzblonde die Tür, sah mich an. Er hatte das Pflaster von seiner Wange wieder abgemacht, auch wenn ich nicht ganz nachempfinden konnte, warum. Die andere Wange war noch ein bisschen mehr angeschwollen. „Du solltest da Eis drauf tun.“

Ich deutete mit einem Finger zögerlich auf das geschwollene Fleisch und er zuckte lediglich mit den Schultern. „Ist das der Grund, warum du um die Uhrzeit noch hier auftauchst?“

„Nein. Eigentlich wollte ich nach dir sehen. Da kamen eben so komische Geräusche aus deinem Zimmer…“, meinte ich leise, senkte meinen Blick wieder, weil ich seinem Blick, aus meinem mir nicht zu erklärenden Grund, nicht standhalten konnte. „Hast du dir etwa Sorgen gemacht?“

Sein selbstgefälliger Ton gefiel mir ganz und gar nicht. Ich hasste seine Macho-Art. Warum konnte er sie nicht einfach öfter ablegen? „Ja.“

Mit dieser Antwort schien er nicht gerechnet zu haben, denn er wirkte auf mich, als sei er vollkommen aus dem Konzept geraten. Kurz herrschte eine fast schon peinliche Stille zwischen uns, die innerhalb von einigen Sekundenbruchteilen gebrochen wurde, als er nach mir griff und mich in eine feste Umarmung zog, die mich vor Schreck aufquieken lies. Meine Augen mussten Untertellern gleichen, denn ich riss sie so weit auf, dass es fast schon weh tat, spürte gleichzeitig, wie mein Herzschlag sich beschleunigte. Warum klopfte es so wild? Das tat es doch sonst nur bei Atashi.

Unbewusst hielt ich die Luft an, verkrampfte mich ein wenig.

„Glaubst du, dass ich das nötig habe?“, fragte mich Reitas raue Stimme auf einmal und jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken, von der ich nicht wusste, ob ich sie nun als gut, oder schlecht empfinden sollte. „Nein. Aber warum hast du dann gefragt?“

„… ich hätte nicht damit gerechnet, dass du ‚Ja’ sagst.“ Er drückte mich ein wenig fester an sich, sodass mir erneut die Luft weg blieb. Warum umarmte er mich? Noch immer blieb ich stehen, die Starre mittlerweile gelöst habend. „… aha. Also wolltest du mich auf den Arm nehmen?“
 

„Verarschen, trifft es eher.“, meinte er und brachte mich damit zu einem Lächeln, weil diese ruppige Art eben ein Teil von ihm war und seine Wortwahl irgendwann eher amüsant war. Ich war schon lange nicht mehr so schockiert davon. Ich glaubte, mich daran gewöhnt zu haben. Sofern man sich an so etwas überhaupt gewöhnen konnte. Er löste seine Umarmung. „Das finde ich nicht nett.“

„Was?“, fragte er, grinste mich keck an, was mich dieses Mal auch zu einem Grinsen animierte. Seit wann verstanden wir uns eigentlich so … gut? Es kam mir nicht so vor, als würde er mich gleich an die nächste Wand pinnen und er hatte mich gegen Yune verteidigt, auch wenn das auf diese Art und Weise sicher nicht notwendig gewesen war. „Dass du mich so reinlegen wolltest.“

„Du verstehst auch gar keinen Spaß.“, beschwerte er sich und ich lachte leise auf, sah in seine tief dunklen Augen und erst jetzt fiel mir richtig auf, wie dunkel sie eigentlich waren. Fast schwarz. Irgendwie schön. Aber darüber wollte ich nicht nachdenken, denn er schnippte mir auch schon gegen die Stirn. „Du bist ganz schön weggetreten.“

„Stimmt gar nicht!“, schmollte ich und verschränkte meine Arme, imitierte damit unbewusst Ruki, was Reita dazu brachte das Gesicht zu verziehen. „Jetzt benimmst du dich schon, wie der Erdnuckel.“

„Wieso?“, fragte ich ihn, sah ihn mit gerunzelter Stirn und gehobener Braue an. „Na darum, eben!“

„Aha.“ Ich sah ihn an, begann dann zu grinsen. „Wer hat sich heute denn, wie ein kleines Kind benommen und gejammert, wie weh ihm doch alles tut?“

„Wie war das?!“, fragte Reita schon deutlich gereizter nach und ich grinste ihn an. Manchmal machte es ja doch Spaß ein bisschen gemein zu sein, schließlich meinte ich es nicht böse. Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, dass ich dabei war, mich zu verändern, wenn auch nur ein kleines bisschen. Dieses kleine bisschen, nannte man dann wohl ‚Selbstvertrauen’. „Du hast mich schon verstanden.“

„…Barbie…“ Sein Blick war mir dann doch unheimlich und ich machte ein paar Schritte rückwärts, rannte schließlich los und musste grinste, weil er auch gegrinst hatte. Vielleicht hatte er jetzt auch Spaß. Meine Schritte trugen mich direkt in mein Zimmer und ich schloss die Tür doch etwas lauter hinter mir, konnte hören und spüren, wie er gegen die Tür schlug, weil ich daran lehnte. „Mach auf, oder ich trete sie ein!“

„Das machst du eh nicht!“, meinte ich neckend und ich konnte hören, wie Reita schnaubte. Scheinbar hatte ich Recht! Mein Grinsen blieb bestehen.
 

Ich wartete einige Zeit, ehe ich die Tür ganz leise öffnete und sehen konnte, dass Reita ihr den Rücken zugekehrt hatte und einen halben Schritt vor ihr stand. Ich dachte nicht nach und irgendwie rastete in mir etwas ein, denn ich machte einen kleinen Sprung und schlang von hinten meine Arme um seinen Hals und drückte ihn lächelnd an mich. „Bist du immer noch verärgert, du Brummbär?“

Ich konnte spüren, wie Reita sich anspannte, wohl auch vor Schreck und weil ich ihn ‚Brummbär’ genannt hatte. Sein Kopf drehte sich leicht und er sah mich aus den Augenwinkeln an, ich hatte mein Kinn auf seiner Schulter abgelegt und blinzelte zu ihm, erwiderte damit seinen Blick. „Was denn?“

„… du umarmst mich gerade, Barbie.“, machte er mich aufmerksam und für einen kurzen Moment blinzelte ich, ehe ich meine Arme ein bisschen fester um den Älteren schlang. „Ja… und?“

„Warum?“, fragte er dann und ich sah ihn kindlich an, stellte mir wirklich selbst die Frage, warum er mich fragte und warum ich ihn umarmte. „Darf man Freunde nicht umarmen?“

„Du siehst mich als Freund?“ Jetzt klang er tatsächlich so ungläubig, dass ich begann zu breiter zu grinsen und ihn kurz durch knuddelte. „Warum auch nicht?“

„Keine Ahnung.“ Ich dachte mir, dass es vielleicht damit zusammenhing, dass er am Anfang alles andere, als nett zu mir gewesen war. „Ich mein, du hast dich so für mich eingesetzt, da kann ich doch gar nicht anders, als meine Meinung über dich ein kleines bisschen zu ändern.“

„Soso.“, machte er und drehte seinen Kopf nach vorne, ließ sich einfach von mir umarmen, was ich irgendwie seltsam fand. Seltsam angenehm. „Außerdem fand ich dein Verhalten heute richtig gut.“

„Dass ich der Pissnelke eine rein gehauen hab?“, erwiderte er fast schon hoffnungsvoll, dass ich seine Prügeleien doch gut zu heißen wusste, doch ich schüttelte den Kopf, lehnte meine Stirn an seine Schulter. „Nein. Dass du dich so angestellt hast, als ich dich versorgt hab.“

„Ich hab mich gar nicht angestellt!“, protestierte er gleich und ich ließ ihn wieder los. „Ja, ja.“

„Eh, nicht loslassen!“ Er packte mich am Arm, zog mich wieder in eine Umarmung, eine nicht ganz so feste, wie eben, aber eine schöne, die ich dieses Mal auch zu erwidern wusste. „Wehe du erzählst das einem…“

Und ich musste lachen.

Special I - Immer nur Uruha

Ich möchte mich wieder für diese lange Pause entschuldigen, aber momentan geht es bei mir mit dem Schreiben generell nicht so gut vorwärts >__<’

Aber wie manche von euch vielleicht schon gemerkt haben, geht es langsam richtig los mit der Story und ich merke ja, dass ihr alle Vermutungen anstellt, wer Atashi ist. Aber noch müsst ihr euch gedulden, sein Geheimnis wird aber noch gelüftet. Ich hoffe nur, dass niemand davon enttäuscht sein wird. Denn dieses Kapitel dreht sich hauptsächlich um Aoi und Hiroto. Ein kleines Special hat sich hier ja geradezu angeboten.

Wer übrigens einen Wunsch für ein Special hat, kann sich gerne bei mir melden und ich versuche es, wenn es passt, umzusetzen <3

Wie immer ein Danke, an alle Kommentarschreiber und denjenigen, die mich unterstützt und mir in den Hintern getreten haben. Ich hoffe, dass dieses Kapitel euch auch gefallen wird.
 

Mero
 

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Special I – Immer nur Uruha
 

„Ich find den Film öde, was meinst du?“, meinte der Kleinere, lehnte sich noch mehr an den Schwarzhaarigen, der hinter ihm saß. Oder lag. Sie hatten sich einen gemütlichen Abend gemacht und Hiroto war wirklich froh, dass Aoi endlich Mal wieder zu ihm gekommen war. In letzter Zeit war das nicht so oft der Fall gewesen, wegen dem neuen Mitbewohner. Wegen Uruha. Und auch wenn Hiroto nichts gegen den anderen hatte, störte es ihn, dass Aoi nicht mehr so viel Zeit für ihn hatte. Das bisschen Freizeit, das ihm durch die Uni noch blieb, war er zu Hause und kümmerte sich um den anderen, anstatt um ihn.

Deswegen waren ihm diese Momente auch so überaus wichtig geworden. Er schmiegte sich noch mehr an Aoi, als dieser seine Arme fester um ihn lege und seinen Kopf an den seinen lehnte. „Hm. Ja. Hast’ Recht. Lass uns was anderes schauen.“

„Hm. Wie wäre es erst einmal mit was zu Essen?“, fragte Hiroto und Aoi gab einen zustimmenden Laut von sich, der Hiroto zeigte, dass sein Freund nichts dagegen einzuwenden hatte. Er rappelte sich ächzend auf und streckte sich erst einmal, während der Actionfilm, den sie sich zuerst hatten ansehen wollen munter weiterlief. Es wurde gerade zehntausend Mal aus einer Waffe geschossen, ohne dass neue Kugeln geladen wurden. Er lachte, als Aoi fragte, ob die Leute da drin wohl zählen könnten, oder ob die unbemerkt die Knarren tauschten.
 

Sie begaben sich in die Küche, wo Hiroto sich etwas Einfallsloses raussuchte – Cornflakes. Er hatte keine Lust dazu irgendetwas zu kochen und um etwas zu bestellen hatten sie beide kein Geld. Hiroto wohnte noch bei seinen Eltern, die heute bloß ausgeflogen waren, um ihm einen Abend mit seinem Freund zu ermöglichen. Oder eher mit einem Freund. Dass er mit Aoi zusammen war, das wussten seine Eltern nicht und sie brauchten es auch gar nicht zu wissen. Sie sahen solche Dinge zwar nicht so eng, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass es sie gar nichts anging. Ein Seufzen ging über seine Lippen.

„Was hast du?“, fragte Aoi ihn und er drehte sich um, während er die Milch aus dem Kühlschrank holte, auf die Arbeitsfläche stellte, sich schließlich an diese lehnend und den Blick senkend. „Ich hab nur grad wieder nachgedacht.“

„Über was denn?“, fragte der Schwarzhaarige. „Wird doch nicht so schlimm sein, dass du gleich Trübsal blasen musst.“

„Doch!“, erwiderte der Kleinere sofort und seufzte dann wieder. Aoi kam zu ihm hin und strich ihm eine Strähne aus den Augen. Er sagte nichts, weil er wusste, dass Hiroto schon noch von allein reden würde. Vielleicht. „Ich hab wieder daran gedacht, wie gern ich damals mit eingezogen wäre.“

Vor knapp über einem Jahr war Aoi bei seinen Eltern ausgezogen, weil sie sich nur gestritten hatten. Dennoch waren seine Eltern so nett gewesen ihrem Sohn einen Teil der Miete für die neue Wohnung zu bezahlen. Da das aber für den Schwarzhaarigen immer noch zu teuer war, hatte er beschlossen die große Wohnung mit anderen Leuten zu teilen und eine Wohngemeinschaft zu gründen.

Er hatte Hiroto gefragt, ob er zu ihm ziehen wollte. Doch Hirotos Eltern hatten es nicht erlaubt, gesagt, er sei noch zu jung, um ohne sie klarzukommen. Hiroto war nicht der Meinung, dass er noch nicht reif dazu war. Er wollte mit Aoi zusammenwohnen. Aber er durfte nicht.
 

„Ach so…“ Aoi gab einen verstehenden Laut von sich und strich ihm über den Kopf. „Du kannst ja nichts dafür, dass deine Eltern es dir nicht erlaubt haben.“

„Ja. Aber selbst, wenn sie es jetzt erlauben würden, könnte ich nicht zu dir ziehen!“, gab der Kleinere zurück und lehnte sich der liebkosenden Hand entgegen. „Huh? Wieso solltest du nicht?“

„Weil du das letzte Zimmer Uruha gegeben hast.“, meinte er trocken, sah den anderen an, in dessen Kopf es jetzt zu rattern begann, ehe er sanft lächelte und den Kleineren küsste. Kurz. Nur ganz kurz. Zu kurz für den Geschmack Hirotos, aber er beschwerte sich trotzdem nicht. „Du bist trotzdem willkommen bei uns. Du kannst mit in mein Zimmer ziehen.“

Hiroto wusste, dass Aoi das größte Zimmer hatte, aber es ging ihm ums Prinzip. Er hatte es ehrlich gesagt nicht so toll gefunden, als Aoi das letzte Zimmer auch noch vermietet hatte. Er wäre gern dort eingezogen und eigentlich hatte er auch noch vorgehabt mit seinen Eltern darüber zu reden zu Freunden zu ziehen, aber irgendwie hatte ihm Uruha da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und doch mochte er den schüchternen Jungen irgendwie. Er hatte was Nettes an sich. Aber er wollte Aoi das nicht sagen. Er wollte nicht sagen, dass er es nicht guthieß, wenn er ein Zimmer in seiner Wohnung vermietete. Ein leises Seufzen ging über seine Lippen, auf die er dann von Aoi auch gleich einen neuen Kuss gesetzt bekam.

„Aber irgendwie konnte ich Uruha nicht mehr wegschicken.“, meinte der andere entschuldigend und irgendwie wollte Hiroto diesen Namen nicht mehr hören. Seit Uruha bei Aoi eingezogen war, redete dieser nur noch von ihm und das nervte den Kleineren nicht nur, es tat ihm auch weh, denn er hatte das Gefühl, dass er jetzt bloß noch an zweiter Stelle stand. Dass Uruha für Aoi jetzt viel spannender war. Aber auch das behielt er für sich, sondern nickte nur auf Aois Worte.
 

„Pon?“ Wie gut es tat, seinen eigenen Namen – oder fast Namen - aus dem Mund des Menschen zu hören, der einem wichtig war. Er hob den Kopf, lächelte den Größeren an, der nun entschuldigend grinste und sich am Hinterkopf kratzte. „Irgendwie habe ich jetzt keinen Hunger mehr.“

Hiroto antwortete darauf gar nicht, sondern warf sich Aoi an den Hals, kuschelte sich wieder an ihn, weil er jetzt das Bedürfnis dazu hatte und Aoi das jetzt gefälligst stillen sollte. Der andere schiene in wenig perplex und kurzzeitig überfordert, ehe er zu kichern begann und seine Arme um Hiroto legte.

Sie standen bestimmt fünf Minuten da und umarmten sich nur, bis ein lauter Schrei und dann der Knall einer Explosion sie auseinander fahren ließ. Sie blinzelten sich irritiert an, ehe sie gleichzeitig zu lachen begann.

„Vielleicht haben wir den Fernseher doch etwas laut gehabt?“, spekulierte Hiroto doch Aoi winkte nur lachend ab und schüttelte mit dem Kopf. „Ach was. Wenn man nichts versteht, macht das schließlich auch keinen Sinn.“

„Aoi. Ich glaub du bist schwerhörig.“ Denn sie hatten den Fernseher wirklich ziemlich laut. Grinsend gab Aoi ein ‚Was?’ von sich, reckte ihm dabei seinen Kopf entgegen und blickte ihn fragend an.

„Ich hab gesagt, du bist schwerhörig!“ Und wieder konterte Aoi mit dieser Frage und Hiroto stemmte seine Hände in seine Hüften.

„Ich liebe dich.“, murmelte er und sofort begann Aoi zu lächeln. „Ich dich auch…“

„Du verstehst mich ja doch!“

„Was?“
 

Sie verbrachten noch einen lustigen Abend miteinander, schauten sich noch einen Horrorfilm an, lachten sich über diese ekligen Gesichter kaputt und als der Held der Geschichte von einem Monster gefressen wurde, konnten sie nur mit den Augen rollen, weil er lebendig wieder herauskam. Und auch wenn sie viel Spaß hatten, konnte Hiroto nicht anders, als fast die ganze Zeit über das nachzudenken, was ihn schon eben so beschäftigt hatte. Die Sache mit Uruha. Denn immer mal wieder begann Aoi mitten drin von ihm zu erzählen und auch, wenn er es nicht breittrat, nervte es ihn gewaltig. Es kotzte ihn geradezu an, dass Aoi so viel von Uruha erzählte, dass er in so kurzer Zeit schon so wichtig war und irgendwie hatte Hiroto das Gefühl vernachlässigt zu werden. Vernachlässigt von seinem eigenen Freund. Und das nur wegen eines Kerls, den er so wenig kannte, erst seit so kurzer Zeit. Es nervte ihn nicht nur. Es tat ihm verdammt weh. Aber er sprach nicht darüber. Er war zwar ein offener Mensch, aber mit Aoi darüber reden wollte er auch nicht. Das ging einfach nicht. Er wollte nicht, dass Aoi ihn deswegen hasste. Man sagt einem seiner Freunde schließlich auch nicht, dass man dessen Kumpel nicht ausstehen kann. Das wird dieser einem nur übel nehmen.

Ein leiser Seufzer entwich dem Kleineren und er schmiegte sich ein bisschen mehr an Aoi. Wie sollte das nur weitergehen? An sich hatte er schließlich nichts gegen Uruha einzuwenden. Uruha hatte überhaupt keine Schuld. Nein. Es war Aois Verhalten, das ihn störte, verletzte und zweifeln ließ, mehr nicht. Natürlich war Uruha der Auslöser für das Ganze aber trotzdem mochte er ihn irgendwie. Er war doch eigentlich ein ganz netter Mensch. Vielleicht eher der Typ, den Aoi brauchte? War er, Hiroto, etwa doch langweilig für ihn geworden? Er konnte es sich überhaupt nicht beantworten. Aber er würde den Teufel tun nachzufragen.
 

Stattdessen blieb er einfach so an seinen Freund gelehnt und schloss für einen Moment die Augen. Auf einmal begann Aoi leise zu lachen und Hiroto sah ihn verwirrt an, runzelte die Stirn, hob eine Braue. „Was hast du?“

Seine Neugierde war nun einmal kaum zu halten und das wollte er jetzt wissen, schließlich lachte Aoi nicht ohne Grund, glaubte er jedenfalls. „Da ist eine Ratte im Film!“

Hiroto drehte seinen Kopf zum Bildschirm, wo tatsächlich gerade eine Ratte gezeigt wurde und er sah wieder zu seinem Freund, konnte sich irgendwie keinen so wirklichen Reim darauf machen. „…und?“

„Uruha hat, seitdem wir im Kino waren, panische Angst vor Ratten.“, gackerte Aoi. „Richtig süß.“

Und das war etwas, was Hiroto wiederum einen Stich versetzte. Aoi redete schon wieder nur von Uruha. Uruha hier Uruha da. Nichts interessierte ihn sonst. Das war einfach nicht fair! Egal, wie sehr er versuchte den anderen auf sich aufmerksam zu machen, nichts klappte und er laberte einfach weiter von Uruha! „Kennst du denn kein anderes Thema mehr?“

Aoi blinzelte ihn irritiert an, weil er so gereizt geklungen hatte. Und das war er auch. Er war gereizt und verletzt. „Was hast du denn, Pon?“

„Du redest immer nur von ihm.“, meinte der Kleinere der beiden, sodass der Schwarzhaarige seine Augenbrauen verwundert aneinander zog. „Wie meinen?“

„Du bist die ganze Zeit von Uruha am faseln und merkst es nicht mal!“ Das war ja noch viel schlimmer! Warum konnte er nicht unbewusst von ihm erzählen? Hm? War er etwa so uninteressant? Passierte etwa so wenig Tolles, wenn sie so zusammen waren? Er verstand Aoi einfach nicht mehr!

„Warum bist du denn so böse?“, fragte er irritiert, konnte sich ganz offensichtlich nicht vorstellen, was sein Freund auf einmal hatte.
 

„Weil es mich ankotzt, dass du nicht mal damit aufhörst!“, meinte der Kleine sofort und stand dann auf, löste sich aus Aois Umarmung, die auch schon ein bisschen lockerer geworden war. Solche Worte war er auch nicht von Hiroto gewöhnt, der nun auf den Fernseher zuschritt und den Fernseher wortlos abschaltete und danach auch den DVD-Player ausschaltete. „Ich geh schlafen, du kannst ja hier bleiben und dir selbst von Uruha die Ohren voll labern…“

„Das mach ich doch gar nicht!“, motzte der Schwarzhaarige, als er dann endlich aus seiner Starre erwacht war. „Doch, machst du wohl und du merkst es nicht mal!“

„Und du merkst gar nicht, wie du laufend andere Kerle anspringst!“ Dass das eigentlich gar nichts mit dem Thema zu tun hatte, war den beiden in ihrem Streit irgendwie egal. Es folgte noch viele unschöne Worte und Anschuldigungen. Unter anderem, dass Aoi Hiroto irgendwann sicher mit Uruha fremdgehen würde, dann noch dass Hiroto Aoi sicher schon betrogen hatte, so offenherzig wie er doch war. Es kam letztendlich so, dass Aoi von Hiroto rausgeschmissen wurde, weil dieser nicht sehen sollte, wenn er anfing zu heulen. Diese schreckliche Situation überforderte ihn ganz einfach und tat ihm weh, schließlich hatte er sich noch nie mit Aoi gestritten. Sobald er die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, warf er sich bäuchlings auf das Sofa und schloss die Augen, um seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
 

Indessen stapfte Aoi nach Hause. Er rauchte richtig vor Wut. Er fand, dass Hiroto nicht so übertreiben sollte. Er hatte schließlich nichts Unrechtes getan, also konnte man ihm doch auch nichts vorwerfen. Er verstand seinen Freund nicht und er fühlte sich im Recht. Da kam wieder seine kindliche Phase herüber, aber das interessierte ihn so sehr, wie der Kaugummi an dem Schuh von irgendeinem Mädchen in den USA. Nämlich gar nicht. Seine Schritte führten ihn schon ganz automatisch zurück nach Hause. Er würde jetzt einen starken Kaffee brauchen. Es hatte auch etwas Gutes. Dann würde er nicht Uruha mit Reita allein lassen, sollte dieser überhaupt nach dem Einkaufen noch geblieben sein. Die Situation in der sie die beiden am Anfang gefunden hatte, hatte ihm nämlich nicht gerade behagt. Zumal er solches Verhalten von Reita nicht gewohnt gewesen war. Er würde immer ein Auge darauf haben, dass Reita Uruha bloß nicht zu Nahe kam und etwas mit ihm tat, was er nicht wollte. Unterwegs zündete er sich eine Zigarette an und versank weiter in Gedanken, dachte daran, wie er Kai bei ihm eingezogen war, wie dann Ruki noch dazukam, schließlich auch, wie er Reita aufgelesen hatte und dann der Anruf mit Uruha. Seine Stimme war ihm irgendwie sympathisch gewesen, weil er so unsicher geklungen hatte. Ganz so, wie Hiroto am Anfang bei ihm.

Er hatte Hiroto so offenherzig gemacht und auf einmal tat es ihm schon ein bisschen leid, dass er ihn so angefahren und ihm diese Worte an den Kopf geworfen hatte, aber er war viel zu kindisch, um sich von selbst zu entschuldigen. Hiroto hatte angefangen, da sollte er sich auch zuerst entschuldigen. Denn wenn er das tat, würde Aoi es ihm gleich tun.
 

Er nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette, warf nur beiläufig einen Blick auf drei Jungs. Einer wurde von den anderen mehr geschliffen, als dass er richtig getragen wurde. Aoi blinzelte. Der Geschliffene sah Yune auffällig ähnlich, aber er tat diesen Gedanken als Irrsinn ab, schließlich lebte der Junge gar nicht hier. Und eigentlich hatte er ja auch gar keinen Grund noch einmal hier aufzutauchen, nach dem, was er angestellt hatte.

Aoi kam perfekt zu Hause an, denn gerade tat er den letzten Zug an seinem Glimmstängel, drückte die Zigarette unbemerkt an der Häuserwand aus und ließ sie dann ‚zufällig’ auf den Boden fallen, während er nach seinem Haustürschlüssel kramte. Und er kramte und kramte, aber irgendwie konnte er ihn nicht finden. Das konnte doch wohl nicht wahr sein? Seine Laune sank rapide in die Tiefe und er legte seine Stirn entnervt an die Haustür, die in dem Moment auch aufging. Nanu? Die war wohl kaputt? Schnell trat der Schwarzhaarige ein, schloss die Tür ordentlich wieder hinter sich, sodass man sie nicht so leicht wieder aufdrücken konnte und schlurfte die Treppen rauf zu ihrer Wohnung. Dort betätigte er einfach die Klingel. Der Gedanke gefiel ihm zwar nicht, aber irgendwie würde er noch mal in der nächsten Zeit zu Hiroto gehen müssen, um sich da seinen Schlüssel abzuholen. Das Ganze war irgendwie ziemlich nervend…

Reita öffnete die Tür und er wirkte erschrocken gut gelaunt. Und das obwohl er über und über mit Pflastern war. „Hast du dich wieder geprügelt, ReiRei?“

„Halt die Fresse, was suchst du überhaupt hier?“ Wie? Der war ja noch verhältnismäßig freundlich. Irgendetwas stimmte da nicht. Er hatte wohl irgendetwas für sich Tolles vollbracht, sonst würde er sich nicht so benehmen. Aoi ahnte schon Schlimmes, schob seinen schmalen Körper an Reitas vorbei, der ihn auch gewähren ließ und stürmte direkt in die Küche, wo er Uruha am Tisch sitzend auffand. „Du lebst ja noch.“
 

Verwundert blickte ich auf, sah Aoi an und runzelte meine Stirn, lächelte leicht und kratzte mich an der Wange. Ich hoffte ich sah nicht so glücklich aus, wie ich war, weil Aoi sonst sicher komische Fragen stellen würde. Irgendwie sah er nämlich ziemlich verwirrt aus. Ob etwas passiert war?

„Äh, ja.“ Warum sollte ich auch nicht? „Ich dachte Reita hätte irgendetwas mit dir angestellt…“

So dermaßen durch den Wind hatte ich ihn noch nie erlebt. Meine Stirn legte sich in Falten und ich ging gar nicht weiter auf das Reita-Thema ein, sondern widmete mich einem anderen. Ich traute mich einfach ihn darauf anzusprechen, weil ich das Gefühl hatte, dass er es mir sagen würde, dass er nicht böse war, wenn ich fragte. „Ist etwas passiert?“

Daraufhin konnte ich schon sein Seufzen hören und irgendwie wirkte er auf mich niedergeschlagen. Er ließ sich auf einem der anderen Stühle sinken, legte seine Hände an seine Stirn, nachdem er seine Arme auf die Tischplatte gebettet hatte. „Aoi…“

„Ich…-“, begann er schließlich, doch noch bevor er weiter sprechen konnte, ging die Küchentür wieder auf und Reita kam rein. Meine Augen richteten sich sofort auf ihn und ich glaubte kurz den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht gesehen zu haben und damit brachte er mich zum Schmunzeln. Zögerlich hob ich meine Stimme, als der Schwarzblonde den Kühlschrank öffnete und dessen Inhalt interessiert begutachtete. „Reita?“

„Huh?“, kam es aus dem Kühlschrank zurück und ich zupfte mir kurz mein Oberteil zurrecht, ehe ich mich traute meine Stimme wieder zu heben. „Ähm, könntest du uns kurz allein lassen?“

Seinen Kopf streckte er wieder hervor und sah mich mehr als nur irritiert an. „Wieso?“

„Ich will mit ihm reden, also…“ Er rollte genervt mit den Augen. „Ja, ja, ich mach mich ja schon vom Acker.“

Damit schlug er den Kühlschrank auch schon wieder zu und schlurfte aus dem Raum, in den Flur, dann wahrscheinlich die Treppe hoch und in sein Zimmer. Aus dem Kühlschrank hatte er nichts mitgenommen.
 

„Uhm…“ Ich sah Aoi an, der seine Haltung einbehalten hatte. Aber er spürte wohl, dass mein Blick auf ihm lag, denn er hob den seinen, sah mir kurz in die Augen, dann wieder auf die Tischplatte. „Ich… hab mich mit Hiroto gestritten.“

„Was?“ Ich blinzelte ihn fassungslos an. Die beiden verstanden sich doch eigentlich so gut, oder? Einen Streit zwischen ihnen konnte ich mir eigentlich überhaupt nicht vorstellen, aber es ging einfach nicht anders. Es musste wohl so sein. Sonst wäre er nicht so niedergeschlagen und sonst würde er auch nicht hier sitzen, sondern bei Hiroto sein. „Und… warum?“

„Es kam eines zum andern. Aber… ich… du warst der Auslöser.“ Meine Augen weiteten sich und ich war einfach nur sprachlos. Warum war ich der Auslöser? Ich konnte es einfach nicht begreifen. Warum? Ich hatte Hiroto schließlich noch nicht so oft gesehen und irgendwie kam mir der Gedanke absurd vor, dass ich der Auslöser für ihren Streit gewesen bin. „Pon hat gemeint, dass ich viel von dir rede. Und das hat ihn wohl gestört… und dann kam es zum Streit.“

Er erzählte mir ein bisschen weiter vom Streit, ließ aber die extremen und zu privaten Dinge aus, wofür ich ihm auch dankbar war, weil alles auf einen Schlag zu erfahren für mich ein bisschen viel auf einmal wäre. Ich hörte ihm zu, unterbrach ihn nicht, bis er letztendlich geendet hatte und ich meine Hände nachdenklich faltete. „Hiroto ist im Recht.“

„Hä?“ Er sah mich verdutzt an, war sich wohl eigentlich sicher gewesen, dass ich auf seiner Seite sein würde. „Du solltest ihm öfter zeigen, was er dir bedeutet. Er denkt wahrscheinlich, dass er uninteressant ist, für dich, oder so.“

„Aber das stimmt doch gar nicht.“, erwiderte Aoi und hob eine Braue. „Ja, das weiß ich ja, aber er nicht.“

„Hm.“, machte er nachdenklich und ich ließ ihm noch ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken. „Also willst du damit sagen, dass ich mich bei ihm entschuldigen muss?“
 

„Genau.“, erwiderte ich auf diese Frage und er ließ seinen Kopf ein bisschen hängen. „Nein.“

„Und warum nicht?“, hakte ich nach, weil ich mir keinen Grund denken konnte, sich nicht zu entschuldigen, es sei denn, Aoi wollte sich nicht mehr mit Hiroto vertragen, aber das konnte ich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen. „Ich kann mich nicht entschuldigen. Das konnte ich noch nie.“

Er steckte wohl noch immer in seiner Trotzphase und konnte keine eigenen Fehler zugeben, was die Situation allerdings nicht unbedingt leichter zu handhaben ließ. Ich runzelte meine Stirn, dachte kurz darüber nach.

„Du musst dich aber entschuldigen, oder ist er dir dafür nicht wichtig genug?“ Diese Frage schien ihn nicht lange zu beschäftigen. „Doch! Natürlich ist er mir wichtig!“

„Also. Dann solltest du über deinen Schatten springen…“ Ein Seufzer ging von Aoi aus und ich war mir schon ziemlich sicher, dass ich ihn mit meinen Worten überzeugt hatte, zumindest teilweise. Er nickte schließlich leicht. „Ich hab eh meinen Schlüssel bei ihm vergessen, da hab ich wenigstens einen Grund zu ihm zu gehen, ne?“

„Hmh.“, mache ich zustimmend. Irgendwie ist Aoi doch ein bisschen stolzer, als ich es bisher gedacht habe. Aber solange er über seinen Schatten sprang, würde alles wieder gut werden, da war ich mir sicher. „Danke.“

Das genuschelte Wort brachte mich zum Lächeln und ich winkte leicht ab. Kai konnte das mit Sicherheit noch viel besser. Er hätte wahrscheinlich nicht mal halb so lang gebraucht wie ich, um Aoi davon zu überzeugen sich bei Hiroto zu entschuldigen. Aber Kai war schließlich noch nicht da. Und würde auch heute nicht mehr kommen. Außerdem war es eh schon recht spät. Ich wusste nicht genau, ob es klug war, wenn Aoi allein noch einmal loszog, aber andererseits würde er sich sonst vielleicht doch nicht entschuldigen. „Ich geh dann.“

Er verschwand aus der Küche und er musste sich wohl ziemlich beeilen, denn als ich mich endlich bewegte und die Tür öffnete, fiel die Haustür gerade ins Schloss.
 

Aoi beeilte sich. Er beeilte sich wirklich. Uruha hatte Recht. Er musste sich bei Hiroto entschuldigen und er hoffte wirklich sehr, dass sein Freund nicht nachtragend war. Denn so einen Streit hatten sie noch nie gehabt, deswegen konnte er das nicht so recht einschätzen. Er rannte wirklich die Straßen entlang, ignorierte die Blicke derer, die noch unterwegs waren und ihn komisch ansahen, weil er sich so hetzte.

Letztendlich kam er dann schwer atmend bei dem Block an, in dem Hiroto wohnte, betätigte keuchen die Klingel. Er stand vor der Tür und Hiroto öffnete ihm auch schließlich, sah ihn an. Seine Augen waren leicht rot und Aoi wunderte sich, dass er überhaupt aufgemacht hatte. Wahrscheinlich wusste er nicht, dass man sehen konnte, dass er geweint hatte. Sofort trat Aoi ein, schlang seine Arme um den Körper des Kleineren, drückte ihn fest an sich. „Es tut mir leid. Du bist doch der wichtigste Mensch in meinem Leben.“

„Aoi…“, flüsterte der Kleinere, während der Größere die Tür schloss, ihn dabei aber nicht los ließ. „Mir tut es auch leid…“

Aoi ließ Hiroto wieder los, sah ihm in die Augen und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. „Ich bin nur so, ich weiß auch nicht. Er erinnert mich ein bisschen an dich, als ich dich kennen gelernt habe…“

Hiroto blinzelte ihn verwirrt an, ehe er seinen Blick leicht senkte. „Ich hatte Angst, dass du dich in ihn verlieben würdest…“

„Dummkopf.“, meine Aoi liebevoll und zog seinen Freund in eine noch festere Umarmung. Und er wusste genau, dass sie noch einen schönen Abend vor sich haben würden.

Wo die Liebe hinfällt

Happy Birthday, Colocation!

Genau heute wird diese Fanfic ein Jahr alt!

Danke, dass ihr mir so lange treu geblieben seit :3~
 

Mero
 

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Bald waren auch Kai und Ruki wieder zurück und irgendwie wirkte der Braunhaarige sehr entspannt, was mich immer wieder schmunzeln ließ, auch weil er des Öfteren verträumt vor sich hinlächelte und Ruki wuselte mehr um ihn herum als sonst. Da hatten sich die beiden wohl noch einmal neu ineinander verliebt. Wie schön.

Aoi hatte Hiroto mal wieder mitgebracht. In letzter Zeit war er öfter hier und ich bemerkte, dass er mir komische Blicke zuwarf. Ob er noch wegen der Sache böse auf mich war? Ich versuchte Aoi ja nicht zu beschlagnahmen, ging ihm ein bisschen aus dem Weg, da ich gar nicht bemerkt hatte, dass er viel von mir erzählte. Nach unserem Gespräch hatte Aoi das Thema ‚Hiroto und Eifersucht’ nicht mehr angeschnitten und ich hoffte, dass die beiden das geklärt hatten. „Uruha?“

„Hm?“, machte ich, drehte meinen Kopf zur Tür, als jemand anklopfte. „Kann ich reinkommen?“

„Ja.“, erwiderte ich nur und ich wusste, dass es Hiroto war, schließlich war ich nicht doof und der Kleinere öffnete die Tür, schloss sie fast lautlos wieder hinter sich. „Ich muss mit dir reden.“

Oh, wohl über ‚die Sache’. Er wusste sicher, dass Aoi mit mir darüber geredet hatte und wenn nicht, sollte ich alles daran setzen, mich nicht zu verplappern. „Okay.“

„Aoi hat mit dir gesprochen, oder?“, fragte Hiroto leise, nachdem er sich gesetzt hatte, als ich ihn darum gebeten hatte. Er saß da, wie ein Häufchen Elend, seinen Kopf gesenkt und die Hände in seinem Schoß gefaltet. Ich beschloss ehrlich zu ihm zu sein.

„Ja… hat er.“, erwiderte ich langsam und er sah aus den Augenwinkeln zu mir. „Hat er dir auch gesagt, was ich zu ihm gesagt habe?“, fragte er weiter, wirkte unsicher und irgendwie tat er mir schon leid.

„Hat er.“ Meinen Kopf legte ich leicht schief, fragte mich, worauf er eigentlich hinauswollte. Denn wirklich denken, konnte ich es mir nicht. „Bist du böse auf mich?“

Blinzelnd sah ich zu ihm hinüber, konnte den Sinn der Frage erst nach einigen Sekunden erfassen.
 

„Bin ich nicht. In der Hinsicht warst du im Recht.“ Hiroto sah mich geradezu ungläubig an. „Du bist auf meiner Seite?“

„Ja. Schließlich war es nicht nett, was Aoi gemacht hat. Ich hoffe, er hat sich bei dir entschuldigt.“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Kleineren, aber er sagte nichts dazu und ich dachte mir lediglich meinen Teil. Man musste es ja auch nicht gleich so übertreiben mit dem Breittreten von Themen, die eigentlich schon abgehakt schienen. „Freunde?“

Ich sah Aois Freund an, begann gleich zu nicken. „Versprechen wir uns nie so dämlich zu werden, wie Ruki und Aoi?“

Wieder nickte ich und grinste, während mir Hiroto seinen kleinen Finger hinhielt, den ich gleich mit meinem verharkte. „Versprochen.“

Kaum, dass wir unsere Finger wieder voneinander gelöst und uns angelächelt hatten, klopfte es erneut an meiner Zimmertür und ich bat auch den nächsten Besucher einfach hinein, denn wir taten hier schließlich nichts Verbotenes. Das wäre einfach zu absurd. Aois schwarzer Wuschelkopf erschien im Türspalt und dann riss er sie auf, sprang geradezu auf das Bett zu und für einen Moment hatte ich Angst er würde sich drauf werfen, doch stattdessen bremste er noch einmal schnell vor Hiroto ab und schlang seine Arme um den Hals seines Freundes, drückte ihn fest an sich. „Ich hab dich gesucht!“

Bellend kam unser WG-Chihuahua in den Raum getapst und ich sah den kleinen Hund verwundert an.

„Ich hab Sabu dich suchen lassen und er hat dich doch tatsächlich gefunden, der kleine Köter.“, meinte Aoi begeistert, während er Hiroto durch knuddelte, der ein bisschen unbeholfen, aber dennoch glücklich erwiderte. Ich kam mir ein bisschen wie ein Spanner vor und beugte mich stattdessen nach unten, um Rukis Hund ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken.
 

Ich hob das bellende Etwas auf meinen Schoß, kraulte den Hund hinter den Ohren und schon verstummte das Bellen und ich hatte die Zunge des Tieres an meiner Hand. Daran würde ich mich einfach nicht gewöhnen können. Gezwungen lächelnd wischte ich es wieder an Sabu ab, der damit scheinbar keine Probleme hatte, sich stattdessen auf meinem Schoß auf den Rücken rollte und treudoof zu mir hochsah.

„…Hundebesitzer ähneln wirklich ihren Tieren…“, murmelte ich leise in mich hinein, sodass Aoi und Hiroto, die sich immer noch umarmten gar nichts davon mitbekamen. Die Tür stand noch offen und ich hob meinen Kopf, als ich wieder Schritte hören konnte, kurz darauf den kleinen Blondschopf entdeckte. „Da steckst du ja, Sabu-chan!“

Der Hund sprang sofort von meinem Schoß und sprang geradezu auf Ruki zu, der schon in die Hocke gegangen war und den kleinen Hund am Kopf streichelte, dann den Blick hob, kurz mich fixierte, um dann zu Aoi und Hiroto auszuweichen.

„Bah! Schweinkram!“ Dummerweise hatte Ruki so laut gerufen, dass Reita seine Zimmertür aufgerissen hatte und seinen Kopf durchstreckte. „Was zum Teufel…?“

Ich richtete meinen Blick auf ihn und er erwiderte diesen. Kurz sahen wir uns an, ehe ich leicht zu lächeln begann und ihm einfach mal zuwinkte. Ich konnte sehen, wie sein Kopf in die Schräge glitt, während er perplex zurückwinkte. „Boah! Uru-chan flirtet mit ReiRei!“

Noch viel lauter ging es wohl kaum und meine Augen richteten sich geschockt auf Ruki, während Reita nur amüsiert vor sich hingrinste. Ich glaubte ihn kurz auch leise glucksen zu hören, aber das hatte ich mir sicher nur eingebildet. Noch bevor ich mich davon überzeugen konnte, war er wieder in seinem Zimmer verschwunden.
 

Nur am Rande bekam ich mit, wie es klingelte, aber ich wusste, dass Kai vor uns allen an der Tür sein würde, weil er als einziges noch unten war. Ruki beschäftigte sich gerade damit Aoi und Hiroto zu ärgern, die versuchten den nervigen Zwerg, wie ich Aoi öfter schimpfen hörte, wieder loszuwerden. Ich dagegen beschäftigte mich wieder mit dem Hund, der einfach keine Aufmerksamkeit bekam, weil Ruki viel zu leicht abzulenken war.

„Reita!“, hörte ich Kais Stimme und schreckte leicht auf. Ein halb gebrülltes ‚Was?’ kam zurück und ich fragte mich, warum Reita nicht einfach runter ging, um mit Kai zu reden. „Besuch für dich!“

„Wer?“, rief der Schwarzblonde zurück, ohne überhaupt seine Tür aufzumachen und ich hatte für dieses Verhalten natürlich überhaupt kein Verständnis. Für Kai schon. Er konnte den Besuch ja nicht einfach in der Tür stehen lassen, um den faulen Mitbewohner irgendwie dazu zu bewegen, sich selbst zur Tür zu begeben. Also stand ich auf, hörte Kai rufen, dass es zwei seiner Freunde wären, worauf Reita wohl gerade antworten wollte, denn als ich die Tür öffnete, riss er gerade den Mund auf, um loszubrüllen.

„Wie wäre es, wenn du einfach runter gehst?“, fragte ich ihn, betrat das Zimmer allerdings nicht. Reita lag mit dem Rücken auf seinem Bett, hatte die Arme verschränkt. Sein Mund schloss sich wieder und er sah mich an. „Wieso sollte ich?“

„Es müssen ja nicht alle euer Gespräch mitbekommen.“, meinte ich und hob eine Braue, als Reita nur gelangweilt mit den Schultern zuckte. „Soll Kai doch hochkommen, wenn er mir was zu sagen hat.“

Warum wunderte ich mich nicht? „…Kai kann ja wohl schlecht den Besuch unten stehen lassen!“

„Kann er schon.“, meinte Reita und wich meinem Blick aus, als ich empört schnaubte. „Beweg dich jetzt runter!“

„Ja, ja.“, murrte er nur und erhob sich geradezu schwerfällig von seiner Matratze. Er schlurfte an mir vorbei, kratzte sich dabei leicht am Nacken und ich verkniff mir ein Grinsen, weil er mir tatsächlich diesen Gefallen tat. Ich machte ihm Platz, damit er vorbei kam, schloss die Tür hinter seinem Rücken wieder und suchte mein Zimmer auf, als ich sah, wie Reita die Treppe runter verschwand.
 

In meinem Zimmer prügelten sich derweil Aoi und Ruki, obwohl man eher sagen konnte, dass sie liebevoll mit ihren Fingern aufeinander einstachen. Hiroto lachte nur amüsiert vor sich hin und ich betrachtete diese Szene einen kurzen Moment, dachte mir nur meinen Teil dazu und setzte mich letztendlich neben Aois Freund. „Was ist es dieses Mal?“

Meine neugierige Frage quittiert Hiroto mit einem Grinsen. Es ist immer wieder amüsant was für Gründe Aoi und Ruki finden, um sich zu streiten. „Ich hab keine Ahnung…“

Manchmal hatten sie auch keinen… Der Grund sich zu kabbeln, war Grund zum kabbeln. Oder so ähnlich. Ich streckte mich leicht, lächelte dann noch einmal Hiroto zu. Doch gerade, als ich meinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, ertönte Kais Stimme, die uns in die Küche bat, weil er vor einiger Zeit begonnen hatte Kuchen zu backen, der jetzt wohl abgekühlt war, sonst würde er uns wohl kaum rufen. Sofort hatte sich Ruki von Aoi gelöst, rieb sich noch im Weglaufen den Oberarm und stolperte die Treppe runter. Es würde mich nicht wundern, würde er sich irgendwann etwas brechen, wenn er herunterfiel. Kurz noch blickte Aoi mich und Hiroto an, ehe er auch schon losging, weil er auch Kuchen wollte, wie er uns breit grinsend mitteilte.

„Kommst du auch mit?“, fragte ich Hiroto, der mich zuerst ein wenig verwundert ansah, dann allerdings nickte und wir gemächlich die Treppe herunter gingen, weil wir es ja nicht nötig hatten zu rennen. Ich wusste genau, dass Kai uns zwei Stücke retten würde.
 

In der Küche angekommen, stutzte ich erst einmal. Der Tisch fast vollkommen besetzt. Aoi und Ruki schaufelten den Kuchen geradezu um die Wette in sich hinein. Reita hatte ganz verzichtet, während Tora, der wohl geklingelt hatte nur gemächlich aß. Und da war noch einer, den ich allerdings nicht kannte.

Er aß, wie es sich für einen Gast gehörte. Es war ein hübscher Junge, das musste ich schon zugeben und irgendwie erinnerte er mich ein bisschen an mich selbst, weil er auch ziemlich androgyn war. Allerdings war sein Grinsen ein ziemlich besonders. Mir fiel kaum ein passender Ausdruck dafür ein, aber irgendwie wirkte er so, als würde er an unanständige Dinge denken.

Da ich allerdings keine voreiligen Schlüsse ziehen wollte, schob ich den Gedanken wieder beiseite, sah stattdessen zu Kai, der mit einem Teller und Kuchen an der Küchenzeile lehnte. Lächelnd blickte er mich an.

„Ihr wollt auch Kuchen?“ Hiroto und ich nickten und Kai deutete auf zwei vorbereitete Teller. Ich lächelte ihn dankbar an, meinte dann an Hiroto, dass er sich noch den letzten freien Stuhl schnappen sollte. Wir hatten nur sechs Stühle und waren zu acht in der Küche, also standen Kai und ich. Mir machte es nichts aus und ich wusste, dass es Kai da nicht anders ging.

Der Junge, den ich nicht kannte, fixierte mich kurz mit seinem Blick, hob dann interessiert seine fein geschwungenen Augenbrauen, ehe er mich von oben bis unten ungeniert betrachtete. Er hatte ein klein wenig was von Reita, als ich ihn kennen lernte, nur wirkte er nicht ganz so fies. Er wirkte eher neugierig. „Hallo.“

„Uhm… hallo.“, erwiderte ich, legte meinen Kopf ein wenig in die Schräge und ich konnte Reita und Tora schnauben hören. „Wie heißt du?“

„Uruha…“, meinte ich, fragte mich, wer der Kerl wohl war. Wahrscheinlich einer von Reitas Freunden, anders konnte ich es mir nicht erklären.
 

„Hübscher Name.“, meinte der Junge grinsend und ich sah ihn verwundert ab, während ich mir etwas von dem Kuchen in den Mund schob, senkte dankend meinen Kopf, weil ich nicht mit vollem Mund reden wollte. Er schien die Geste zu verstehen, denn er winkte leicht ab. Der Junge stand auf, während ich kaute und stellte sich neben mich. Er sah noch einmal an mir hinunter und ich fragte mich tatsächlich warum er das machte. „Du siehst gut aus.“

Ich spürte, wie meine Wangen warm wurden und ich sah ihn vollkommen ungläubig an. So etwas wurde mir eben noch nie gesagt und irgendwie war ich jetzt total verwirrt. „Ich-“

„Saga, lass den Scheiß!“, drang Reitas Stimme an meine Ohren und ich sah zu ihm. Er sah ziemlich miesepetrig aus. „Nimm den endlich an die Leine!“

„Mund zu.“, meinte Tora lediglich und sah ruhig zu mir. Ich wusste noch nicht so richtig, was ich von diesem Kerl halten sollte, aber ich hatte auch nichts gegen ihn. Saga allerdings streckte Reita die Zunge raus. „Lass mich doch, Reita. Ich sag eben, was ich denke.“

Reita schnaubte. Da Kai die Gefahr geradezu witterte, stellte er ein bisschen laut seinen Teller auf die Ablage und fragte überfreundlich, ob jemand Kakao wollte, oder Tee. Alle stimmten zu und nur Hiroto, Ruki und Saga nahmen Kakao, während wir anderen uns mit Tee begnügten. Aois und Rukis Streitereien wurden von allen Anwesenden ignoriert, weil sich die Aufmerksamkeit auf mich und Saga gerichtet hatte, ohne dass ich das überhaupt wollte. Wie ich es hasste, wenn ich im Mittelpunkt stand! „…Saga, oder?“

„Ja. Sag mal…“ Er beugte sich leicht zu mir, sodass ich mit meinem Oberkörper ein bisschen nach hinten beugte. „Ähm…“

„…du wohnst noch nicht so lange hier, oder?“, fragte er dann, mich prüfend anblinzelnd und ich schüttelte hastig den Kopf. Er stellte sich glücklicherweise wirklich wieder richtig hin, sodass ich das selbst auch tun konnte. „Warum fragst du?“

„Weil ich dich noch gar nicht hier gesehen hab. Ich war bis vor kurzem noch in Mie bei meiner Familie.“ Ich nickte verstehend und er grinste mich nur wieder auf diese Art und Weise an, die ich nicht ganz einzuordnen wusste.
 

„Saga, lass Uruha in Ruhe.“, meinte Tora auf einmal und er wirkte ziemlich genervt. Ich fragte mich, warum Tora das machte. Schließlich kannten wir uns gar nicht so wirklich. Eventuell machte er das aber auch wegen Saga? Reitas Blick sagte aber etwas anderes, denn er grinste den Schwarzhaarigen schadenfroh an, funkelte dann zu mir rüber und dieses Mal wusste ich das Lächeln nicht zu erwidern, das er mir schenkte. Ich war unsicher, was ich jetzt eigentlich machen sollte. Saga schnaubte, wendete sich dann mit einem ‚Leck mich doch’ von Tora ab und widmete sich stattdessen lieber mir. Er beugte sich an mein Ohr und ich bekam eine leichte Gänsehaut, weil er so wisperte und es mich kitzelte. „Sag mal… kann ich gleich mal mit dir reden? Unter vier Augen?“

Eine Weile sah ich ihn an, als hätte ich mich verhört und das gewann ihm ein leichtes Lächeln ab, aber an seinen Augen sah ich, dass er es ernst meinte und ich nickte kaum merklich. „Können wir…“

„Gut.“, meinte er leise, ehe er erfreut in die Hände klatschte. „Aber zuerst esse ich meinen Kuchen auf!“

Mit den Worten drehte er sich um und ließ sich auf dem Stuhl nieder, von dem er eben noch aufgestanden war und steckte sich wieder ein Stück Kuchen in den Mund. Ein bisschen baff widmete ich mich auch wieder meinem Stück, während Kai einen Schluck von seinem Tee nahm. Ruki hatte bereits einen braunen Kakaobart, Aoi leckte sich seinen von den Lippen und Hiroto versuchte ihm Kuchen zu klauen, was von dem Schwarzhaarigen erfolgreich verhindert wurde. Saga und Tora unterhielten sich leise, dabei bemerkte ich, wie Tora mir immer wieder Blicke zuwarf. Der Typ war mir nicht geheuer. Es wunderte mich immer noch, dass er wusste, dass ich eine Verabredung mit Atashi gehabt hatte. Immer noch. Und es würde mich wahrscheinlich noch eine Weile länger beschäftigen. „Ich geh schon mal hoch. Ihr könnt nachkommen.“

Reita stand auf und gleich ließ sich Kai auf dem freien Platz nieder, aber hauptsächlich um Ruki daran zu hindern dem armen Hund auch noch Kuchen zu geben. Das würde der nämlich garantiert nicht gut vertragen. Reita ging dicht an mir vorbei, streckte mir frech die Zunge raus, was mich zum Blinzeln brachte und verschwand aus der Küche. Was zum Teufel…?
 

Jetzt stand ich als Einziger hier rum und kam mir dabei schon ein bisschen blöd vor, aber na ja. Was sollte man denn machen? Wir hatten eben nur diesen Tisch und sechs Stühle, also würde ich stehen bleiben. Ich trank meinen Tee und aß meinen Kuchen. Gerade als ich fertig war, hörte ich einen Stuhl rücken und wurde kurz darauf knapp über Bauchhöhe umarmt. Verwundert drehte ich mich um, entdeckte dann Ruki, der sich an mich gehängt hatte. „Hm?“

„Ich wollte dich mal umarmen.“, teilte er mir mit, blinzelte treudoof zu mir hoch und ich lächelte ihn leicht an, schob dann allerdings seine Hände von mir, um das Geschirr ordentlich wegpacken zu können, woraufhin der kleine Wirbelwind es sich bei Kai gemütlich machte, der ihm verträumt durch die Haare strich. Sie waren so süß zusammen. Tora und Saga verließen gerade, sich leise entschuldigend die Küche und Hiroto meinte, dass er jetzt auch nach Hause gehen müsste, was Aoi gar nicht passte. „Kannst du nicht noch bleiben?“

„Nein, geht leider nicht. Ich hab meiner Mutter gesagt, dass ich pünktlich bin.“ So leicht ließ sich der Schwarzhaarige allerdings nicht abschütteln, was mich irgendwie auch gewundert hätte. „Kann ich mitkommen?“

„Hmh.“ Hiroto lächelte verliebt vor sich hin, als Aoi grinsend seine Hand packte und ihn gleich aus der Küche zog. Es erleichterte mich wirklich, dass die beiden jetzt wieder so drauf waren, denn es war mir sehr unangenehm gewesen, der Auslöser für ihren Streit gewesen zu sein. Hätte ich früher gewusst, wie Hiroto empfand, hätte ich Aoi nicht so beansprucht. Ich hatte es ja nicht mit Absicht gemacht. „Ich geh auch hoch.“

„Ist gut.“, kam es von Kai und Ruki gleichzeitig, die daraufhin zu kichern begannen und ich blinzelte kurz, weil sie, seit ich hier wohnte, noch nie gleichzeitig etwas gesagt hatten. Aber eigentlich sollte ich mir darüber vielleicht keine Gedanken machen, sondern verschwand in meinem Zimmer.

Dort musste ich frustriert feststellen, dass Atashi nicht online war. Gelangweilt, weil ich nichts zu tun hatte, rollte ich mich auf den Rücken. Meine Hausaufgaben hatte ich schon erledigt, also gab es nicht mehr viel zu tun und auf den Haushalt hatte ich keine Lust! Ich fragte mich, wie Kai das immer aushielt. Irgendwann war ich ein bisschen eingenickt, weil ich mich so sehr gelangweilt hatte.
 

Jedenfalls solange, bis es an der Tür klopfte und ich mich sofort aufsetzte.

„Ja?“ Zuerst dachte ich, dass es Kai ist, aber als die Tür geöffnet wurde und sich Sagas Kopf durch den Spalt der Tür streckte, blinzelte ich verwirrt. „Hier bin ich.“

„Das… sehe ich.“, erwiderte ich, legte meinen Kopf schief und er schien zu bemerken, dass ich nicht ganz wusste, was er mir sagen wollte. „Ich hab dich doch vorhin gebeten, dass wir alleine reden können.“

Nun klingelte es bei mir und ich gab einen verstehenden Laut von mir, setzte mich vernünftig hin und bat auch Saga mein Bett als Sitzplatz an, den er dankend annahm. Seine Hände faltete er in seinem Schoß und sah kurz auf den Boden, ehe er mich ansah, dieses Mal ohne zu grinsen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich nun wieder vor einem Problem stehen würde. „Du bist mit Reita befreundet, oder?“

„Kann man so sagen.“ Mittlerweile sah ich ihn ja schon als einen Freund an, aber ich wusste nicht genau, wie er dazu stand, denn geäußert hatte er sich nie so wirklich dazu. „Tora kennst du dann folglich auch, nehme ich an.“

Ich nickte sofort bei seinen Worten. ‚Kennen’ war übertrieben, aber ich konnte Name und Gesicht zuordnen und wusste ungefähr, wie er zu Reita stand. Sie waren Freunde, nahm ich an. Denn etwas anderes kam mir auch gar nicht in den Sinn, außer dass sie vielleicht verwandt waren, aber wirklich ähnlich sahen sich die beiden ja auch nicht, sodass ich das auch ausschloss, mich gleichzeitig fragend, warum ich über so etwas nachdachte, während Saga offensichtlich ein ernstes Gespräch mit mir suchte. „Seit ihr zusammen?“

Seine Frage klang so beiläufig, dass ich mich wunderte und vor allem wurde ich knallrot, weil ich solche Fragen halt nicht gewohnt war. Das hieß nicht, dass ich Tora irgendwie toll fand, also ich hatte auch nichts gegen ihn, aber … Ich sollte aufhören mich in meinen eigenen Gedanken zu rechtfertigen.

„Uff… also… wie kommst du darauf?“, fragte ich, vollkommen überfordert mit der Situation. „Er guckt dich immer so anders an, als die anderen. Ganz anders als Reita, oder die anderen hier.“

Meinen Kopf legte ich in die Schräge, sah Saga an. „Echt?“

„Ja. Und hast du nicht gemerkt? Er hat mich angemault, als ich mich eben mit dir unterhalten habe…“, fuhr der andere fort und ich nickte benebelt. Stimmte schon. Tora verhielt sich komisch. Aber irgendwie wäre es mir furchtbar unangenehm, wenn er in mich verliebt war, denn das war es doch, auf das Saga hinauswollte, oder?
 

„Ich glaube, er steht auf dich.“, sprach der Kleinere dann indirekt meinen Gedanken aus und ich wurde leicht rot um die Nase, senkte meinen Blick. Das war wirklich unangenehm. „Bist du verliebt?“

Ich sah Saga an und nickte dann. Er sah einigermaßen geknickt aus. „Aber nicht in Tora.“

Zumindest hoffte ich das. Nicht, dass ich fand, dass Tora schlecht aussah, aber ich liebte nun mal nicht ihn. Es sei denn er war Atashi, dann doch schon irgendwie, oder nicht? Aber ich wusste nicht so genau, ob ich wollte, dass er es war, denn ich hatte schon irgendwie den Eindruck, dass hinter Sagas Frage mehr steckte.

„Du magst ihn, was?“, fragte ich den Jungen. Irgendwie war er mir ja ganz sympathisch. Er war nett, irgendwie. Zwar ein klein wenig seltsam, was alle anderen hier auch waren, aber nett. Wenn wir uns Mühe gaben, konnten wir bestimmt noch gute Freunde werden, dem war ich mir sicher. Nur die Frage, ob Saga das auch wollte. Dieser runzelte die Stirn, sah mich an, als wüsste er nicht, ob er mir das jetzt erzählen sollte. Aber schließlich nickte er doch grinsend. „Mögen ist untertrieben. Ich steh voll auf ihn!“

Bei seinen Worten wurde ich unwillkürlich leicht rot und senkte meinen Blick verlegen. Er konnte darüber sehr offen sprechen, wie ich fand. Er sagte es einfach, ich könnte das wohl nie. „Es ist gut für dich, dass du nicht auf ihn stehst.“

„Wieso?“, fragte ich gleich naiv und er lächelte mich an, tatschte mir auf den Kopf, woraufhin ich ihn nur verwirrt ansah. Ich blickte bei seinen Handlungen und Worten einfach nicht durch. Er war wohl eine sehr komplizierte Persönlichkeit. Oder so unkompliziert, dass ich um viel zu viele Ecken dachte, oder Dinge in seine Handlungen interpretierte, oder zu interpretieren versuchte, die gar nicht da waren. „Na, weil du mit mir als Konkurrenz keine Chance hast.“

„Wirklich?“ Er hatte ja fast schon ein übergesundes Selbstvertrauen, fast so wie Reita. „Klar doch. Du hast zwar gewisse Reize, aber im Gegensatz zu mir, weißt du nicht damit umzugehen!“

„Reize?“ Irgendwie kam ich mir ein bisschen vor, wie ein vollkommen unwissendes Kleinkind. Oder wir sprachen zwei verschiedene Sprachen. Eins von beidem war bestimmt der Fall. „Ja, dein Arsch ist toll und du hast schöne Beine.“

Wieder wurde ich rot, senkte sprachlos den Blick, woraufhin er amüsiert gluckste. Aus den Augenwinkeln sah ich Saga an, der mir ungeniert auf die Beine sah. „Glaub mir, ich kenn mich damit aus!“

„Aber woher willst du wissen, dass ich-?“ Doch noch ehe ich meine Frage beenden konnte, tat er es für mich. „…tolle Beinen und geilen Arsch hast?“
 

Ich nickte nur unsicher, weil ich es irgendwie gruselig fand, dass der andere wohl Gedanken lesen konnte. Wie alt der wohl war? Bestimmt älter als ich, denn er wirkte schon ziemlich erfahren, zumindest auf mich.

„Wie gesagt, ich kenn mich aus. Den Hintern konnte ich ja leider nur kurz anschauen, aber deine Beine sprechen für sich!“, meinte er leichthin und legte mir einen Hand auf den Oberschenkel, woraufhin ich erschrocken zusammenzuckte, sodass er sie auch schnell wieder wegnahm und mich wieder schadenfroh angrinste. Er nutzte meine Schreckhaftigkeit wohl aus. Und wie er es ausnutzte, denn kurz darauf legte er einen Arm um mich.

„Nur nicht so schüchtern, du hast nämlich keinen Grund dazu…“, säuselte er mir zu und ich wich mit meinem Gesicht leicht von seinem zurück. Okay. Saga war wirklich eine Klasse für sich und ich wagte es nicht zu glauben, mich an seine Art gewöhnen zu können, sollte ich mich mit ihm anfreunden können. Wahrscheinlich würde es auch noch ein Welchen dauern, bis wir uns wieder sahen, wenn er erst einmal wieder verschwunden war. Schließlich brachte Reita nur Tora öfter mit nach Hause.

Saga wollte gerade etwas sagen, als meine Zimmertür aufschwang. Wer auch immer das war, hatte keine Manieren, einfach hereinzukommen, ohne anzuklopfen und so überraschte es mich eigentlich auch gar nicht, als ich Reita in meiner Tür stehen sah, Tora ebenso. Beide sahen nicht gerade glücklich aus über das, was sie da sahen. Saga hatte immer noch einen Arm um mich gelegt und eine Hand ausgestreckt, die er ganz offensichtlich hatte an meine Wange legen wollen. Ich dagegen saß überfordert mit der Situation auf meinem Bett, starrte von Reita zu Tora und wieder zurück. Dort blieb dann auch mein Blick. Ich konnte sehen, wie sich die Hände meines Mitbewohners zu Fäusten ballten und diese leicht zitterten. Er sah leicht angesäuert aus.

„Saga, du notgeiles Arschloch, nimm deine Finger von ihm!“, knurrte er gleich ungehalten und Tora, der leicht hinter ihm stand, nickte bestätigend auf die Aussage seines Kumpels, woraufhin Saga unschuldig seine Hände in die Höhe hob.

„Ich hab ihm kein Haar gekrümmt, bin ganz brav…“ Er drehte seinen Kopf zu mir und fixierte mich mit seinem intensiven Blick. „Oder, Uruha?“
 

Sofort lagen alle drei Augenpaare auf mir, was mir relativ unangenehm war, schließlich hasste ich es so oder so, wenn ich im Mittelpunkt stand und jetzt schien von meiner Antwort Sagas Gesundheit abzuhängen, denn Reita sah nicht so aus, als ob er Gnade bei seinem Kumpel zeigen würde. Jedenfalls nahm ich an, dass Saga und Reita irgendwie miteinander befreundet waren, auch wenn gerade diese Vorstellung so lächerlich wirkte, dass ich mir ein Grinsen nur mit Mühe verkneifen konnte.

„Wir haben uns Unterhalten…“, begann ich ruhig und sofort sah ich, wie bei Tora und Reita die Anspannung größer wurde, während Saga neben mir nur zustimmend nickte. Viel mehr konnte er auch nicht tun. „…und na ja…“

„Was?“, brachte Reita ungeduldig hervor und machte ein paar Schritte auf uns zu, packte Saga am Kragen und zog ihn an diesem auf die Beine, sodass Aufgerissener erschrocken nach Luft rang. „Was hast du mit ihm gemacht, hä?!“

„Nichts! Nur das, was er gesagt hat! Wir haben geredet, nichts weiter!“ Reitas dunkle Augen verengten sich zu Schlitzen, während Tora doch recht ruhig dastand. Ich wusste nicht warum genau, aber ich erhob mich, tapste lautlos zu dem Großen hin. „Willst du nichts dagegen tun?“

„Was?“, fragte er mich und sah mir kurz intensiv in die Augen, ehe ich bemerkte, dass sie an mir hinabwanderten, aber das versuchte ich einfach zu ignorieren, auch wenn es schwer war. Denn er versuchte auch nicht so wirklich zu verstecken, dass er mich ansah. Wie Saga. Nur noch unangenehmer. „Willst du Saga nicht helfen?“

„Reita tut ihm nichts.“, meinte er bloß gelassen und ich sah zu den Beiden. Das sah für mich ganz anders aus. „Aber-“
 

„Es wird nichts passieren…“, murmelte er nur und lehnte sich an den Türrahmen. Aber ich glaubte ihm da nicht und ging zurück, legte behutsam eine Hand an Reitas Oberarm, besah sein Profil mit gerunzelter Stirn.

„Er hat wirklich nichts gemacht…“, murmelte ich ihm zu und sein Kopf drehte sich mechanisch zu mir. Einen Augenblick lang sah er mich an, ehe er seufzend Sagas Kragen losließ. „Das will ich für dich hoffen, Saga.“

„Jetzt glaub Uruha doch mal was…“, beschwerte sich der Brünette und fuhr sich einmal durch gleiche Haare, ehe er langsam zu Tora ging zu diesem hinauffunkelte. Doch weiter konnte ich nicht sehen, denn Reita fixierte mich mit seinem Blick.

„Und das sagst du auch nicht nur, damit ich Saga nicht den Hals umdrehe?“, fragte er mit prüfendem Unterton.

„Würdest du mir das denn zutrauen?“, fragte ich ihn, lächelte verschmitzt in mich hinein. „Ja.“

Perplex blinzelte ich ihn an und er schnippte mir bloß brummig, wie eh und je gegen die Stirn, allerdings glaubte ich kurz ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ausmachen zu können. „Na danke…“

„Bitte.“, gab er gespielt süß zurück, was ihm allerdings ganz und gar nicht stand. Saga schob Tora an der Brust aus dem Zimmer. „Verschwindet beide mal, ich war noch nicht fertig mit Reden.“

„Wozu sollen wir dann abhauen?“, konnte ich Tora fragen hören. Er sagte irgendwie nur selten etwas, warum wusste ich nicht, vielleicht war er einfach eher ein stiller Typ. Reita drehte sich zu den beiden und ich legte meinen Kopf schief. „Na, weil ich mit Uruha reden will und nicht mit euch!“

Toras Augen verengten sich zu Schlitzen und ich konnte sehen, dass Saga eingeschnappt war deswegen und ihn einfach rausschupste. Reita allerdings bewegte sich nicht vom Fleck. Seine Haltung verriet eindeutig, dass er etwas sagen wollte wie ‚Ich wohn hier und beweg mich nicht vom Fleck, ätsch!’ Das allerdings zeigte bei Saga keine Wirkung und er stellte sich hinter Reita, um ihn aus dem Raum zu schieben, was dieser durchaus amüsiert auch mit sich machen ließ.

„Aber behalt deine Finger bei dir.“, murmelte er dem Größeren noch zu, bevor Saga die Tür geschlossen hatte. Er klatschte einmal in die Hände, drehte sich dann lächelnd zu mir um.

„Und nun zu uns zwei Hübschen!“
 

Ich ließ mich lächelnd wieder auf mein Bett sinken und Saga setzte sich neben mich. Dieser schien wohl den Verdacht zu haben, dass Reita oder Tora, oder beide, an meiner Zimmertür lauschen könnten, denn er sprach verdächtig leise.

„Hast du jetzt bemerkt, wie Tora reagiert hat?“, fragte er mich fast schon mit einem Vorwurf an den Schwarzhaarigen. Es passte ihm wirklich ganz und gar nicht, wie Tora sich verhielt. „Bist du dir sicher, dass das wegen mir ist?“

„Ja! Immer wenn irgendjemand deinen Namen erwähnt, dann guckt er so!“, bestätigte Saga seinen Verdacht und sah mich an. „Aber du hast natürlich nicht vor, auf ihn einzusteigen, oder?!“

„Nein!“, meinte ich schnell, schüttelte heftig den Kopf. Wie kam er denn auch darauf? „Ich bin schließlich schon verliebt.“

„Echt?“ Schon schien Saga wieder seine Eifersucht vergessen zu haben und sah mich neugierig an. Zu neugierig für meinen Geschmack. Schließlich kannten wir uns noch nicht lange und er wirkte auf mich, als würde er unbedingt jedes Detail wissen. „Hmh.“

„In wen? Kenn ich ihn? Wie lang kennt ihr euch? Liebt er dich auch?“ So viele Fragen auf einmal verwirrten mich sichtlich, sodass ich ihm dankbar war, dass er nichts mehr sagte und mir Zeit gab diese auch zu beantworten. „Ähm…, kennst du nicht, noch nicht so lang und ich glaube nicht.“

„Oh.“, machte er betreten, sah mich kurz an, ehe er seine Arme um mich legte und mich fest an sich drückte. Er war wohl sehr schnell dabei jemanden so zu berühren. Ich brauchte da eigentlich immer was länger, aber als schlimm empfand ich es auch nicht. „Dann sitzen wir ja im selben Boot!“

„Meinst du?“, fragte ich ihn verunsichert und er nickte euphorisch. „Ja. Zuerst dachte ich ja, dass du in Reita verschossen bist, aber den kenne ich ja!“

Ungläubig löste ich mich aus seiner Umarmung und starrte den Brünetten fassungslos an, der meinen Blick unschuldig erwiderte. Er war sich offensichtlich keinerlei Schuld bewusst.

„Ich… in Reita? Wie kommst du denn da drauf?“ Wir waren Freunde. Wenn man das denn überhaupt so nennen konnte, denn ob er mich als Freund sah, das wusste ich gar nicht. „Keine Ahnung. Reita ist irgendwie nett zu dir.“

„Hm.“, machte ich nur und zuckte mit den Schultern. Für seine Verhältnisse und das auch nicht immer, aber mittlerweile war es besser. Vielleicht war es ja auch nur sein Schützerinstinkt gegenüber Yune, der ihn in meine Nähe trieb. Er nutzte ja schließlich jede Gelegenheit um diesen irgendwie eins reinzuwürgen.
 

„Na ja. Aber solange du deine Finger von Tora lässt…“ Er legte sich zurück und starrte an die Decke, ich sah ihn an. „Wann hast du gemerkt, dass du in ihn verliebt bist?“

Er sah mich auf meine Frage hin nachdenklich an, zuckte dann kurz mit den Schultern. „Erst vor kurzem, wir haben uns ja länger nicht gesehen. Ich hab ihn vermisst und irgendwann ist es mir dann aufgefallen.“

„Ach so.“ Ich legte mich auf den Bauch neben ihn und er lächelte zu mir hoch, was ich erwiderte und meinen Kopf leicht in die Schräge gleiten ließ. „Tora ist schwul.“

Diese Offenbahrung trieb mir die Röte ins Gesicht und ich schaute auf meine Hände. Irgendwie passte das gar nicht zu dem Schwarzhaarigen und ich drehte meinen Kopf in seine Richtung, nachdem er mich schon wieder auslachte. Oder ausgluckste. Wie man es nahm. „Passt nicht zu ihm, was?“

„Nicht wirklich…“, gab ich ehrlich zurück und er grinste mich heiter an. „Ich hab es zuerst auch nicht geglaubt…“

Er lachte und ich stimmte nur zögerlich mit ein. Eine Weile lagen wir noch nebeneinander, ehe meine Neugierde siegte. „Woher weißt du das?“

„Hm? Ach. Ich kenn Tora schon lange, damals hatte er einen Freund.“ Ich blinzelte verwundert. „Echt?“

„Ja. Nämlich-“ Doch noch bevor er weiter sprechen konnte flog die Tür wieder auf und Reita betrat den Raum. „Tora und du verpisst euch jetzt.“

„Hä? Wieso das denn?“ Saga richtete sich auf und sah Reita entgegen, der diesen fixierte. „Weil ich meine Ruhe haben will und ihr jetzt nach Hause oder sonst wohin geht, Hauptsache weit weg von mir.“

„Wenn du so weiter machst, hab ich dich irgendwann nicht mehr lieb, Reita.“, drohte Saga mit erhobenem Zeigefinger und Reita meinte nur ironisch, dass ihn das sehr treffen würde. Schnaubend zog Saga mich in eine Umarmung. „Man sieht sich, Schätzchen.“

Verwirrt erwiderte ich die Umarmung unbeholfen und Saga legte mir eine Hand auf den Kopf und zwinkerte mir zu. „Freunde?“

„Äh… ja!“, meinte ich, nachdem ich ihn kurz perplex betrachtet hatte und ein ‚Sehr gut!’ entwich dem Brünetten, der mir noch kurz zuwinkte, Reita durch die Haare wuschelte, womit er nur knapp einem Arschtritt entkam, um sich dann bei Tora einzuhaken, der irritiert zu ihm hinunterblinzelte und die Treppe mit ihm hinunterging. „Bye bye!“
 

„Wichser.“, drückte Reita sich sehr gewählt aus und schlug meine Zimmertür zu. Ich hoffte sie würde mir noch eine Weile erhalten bleiben. Mein Mitbewohner drehte sich zu mir um und ließ sich neben mir nieder.

„Er hat dich wirklich nicht belästigt?“, fragte er und richtete sich blind seine Haare. Heute hatte er sie nur geglättet, sonst hätte er sich wahrscheinlich noch mehr aufgeregt, als eben. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, hat er nicht.“

Lächelnd sah ich ihn an, was ihn wohl ziemlich zu verwirren schien, denn er sah mich an, als käme ich von einem anderen Stern. „Was?!“

„Wie geht’s dir?“, fragte ich ihn und er zog seine Augenbrauen zusammen. „Wie soll es mir schon gehen?“

„Du hast dich erst vor kurzem geprügelt. Wie geht’s den Verletzungen?“, klärte ich ihn auf und jetzt verstand er, gab ein ‚Ah’ zurück. Dann zuckte er mit den Schultern. Sein Gesicht war zum Glück nicht geschwollen. Er hatte nur ein paar noch nicht ganz verheilte Schürfwunden. „Tut nicht mehr weh.“

„Sicher?“, fragte ich ihn halb neckisch, weil er sich ja wirklich angestellt hatte und er brummelte mich an, packte meine Hände und drückte mich nach hinten auf die Matratze. „Unterstellst du mir hier irgendwas?“

So gefährlich, wie er aussehen wollte, nahm ich ihn aber nicht, sondern lachte nur. Ich glaubte, dass er sich mir nicht mehr so dreist nähern würde, außerdem sah er auch nicht so böse aus. Es wirkte eher, als würde er sich ein Grinsen verkneifen. Ich verkniff es mir ihn auszulachen und stemmte mich gespielt gegen seinen Griff.

„Hab ich nicht gesagt.“, meinte ich nur ausweichen und er brummte. Oller Brummbär. Er näherte sich meinem Gesicht gefährlich nah und trotzdem hatte ich keine Angst, dass er mich küssen würde. Ich wusste irgendwie, dass er es nicht machen würde. „Aber gemeint.“

„Vielleicht.“, kicherte ich und er verengte seine hübschen Augen zu Schlitzen.
 

„Guck nicht so, du hast mich am Anfang hier auch nur verarscht.“, meinte ich und schmollte ihn an, woraufhin er seufzte und von mir runter stieg, um sich wieder so hinzusetzen wie eben. Ich richtete mich auf, sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. Ich fragte mich, ob es ihm wohl leid tat, was er mit mir gemacht hatte. Aber selbst wenn es so wahr, sagen tat er nichts, sondern starrte nur auf meine Zimmertür. Ich beschloss ihn in Ruhe nachdenken zu lassen.

„Du bist auffällig still.“, meinte er dann nach ein paar Minuten. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und lächelte leicht. „Ich wollte dich nicht beim Denken stören.“

„Ah.“ Ich nickte leicht. Reita setzte sich an das Kopfende und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Ich sah ihn an. „Reita?“

„Hm?“, machte er, während er meinen Laptop auf den Boden verfrachtete, ohne mich zu fragen, wohl bemerkt.

„Denkst du, wir sind Freunde?“, fragte ich ihn dann unsicher und er legte den Kopf schief, sah mich verständnislos an. „Du hast doch gesagt, dass du mich als Freund siehst, oder?“

„Schon, aber siehst du das denn genauso?“

Bei einer einseitigen Freundschaft käme ich mir nämlich ziemlich blöd vor. Reita sah einigermaßen nachdenklich drein, ehe er mich mit einer Handbewegung zu sich winkte. Naiv, wie ich sein konnte, kam ich dieser auch sofort nach. Er murmelte, dass ich mich umdrehen sollte, was ich auch tat, sodass ich mit dem Rücken zu ihm saß. Er packte mich an den Schultern und zog mich zwischen seine Beine, legte seine Arme freundschaftlich um meinen Bauch. „Wer hat dir gesagt, dass es nicht so ist?“

„Niemand.“, murmelte ich halbwegs nervös, weil er nahe meines Ohres gesprochen hatte. „Ich hab nur überlegt, weil du mir ja nie gesagt hast, dass ich für dich auch ein Freund bin.“
 

„Du bist für mich auch ein Freund.“, meinte er dann sofort und ich begann zu lächeln, drehte meinen Kopf und drückte meine Lippen kurz auf seine Wange, ehe ich mich an ihn anlehnte und meine Augen schloss. Reitas verdatterten, geradezu ungläubigen Gesichtsausdruck sah ich nicht, spürte allerdings, wie seine Arme sich fester um mich legten.

„Freunde.“, murmelte er leise und ich gab einen zustimmenden Laut von mir, als ich meine Augen schloss.

Wir hatten uns beide verändert und ich hoffte sehr, dass dies zum Positiven war. Obwohl er am Anfang so fies zu mir war, waren wir jetzt Freunde. Wir hatten uns weiterentwickelt und ich war schon gespannt auf das, was noch passieren würde. Meine Hoffnung war, dass sich alles zum Guten wenden würde.

Ins Wasser gefallen

Endlich Q__Q

Es tut mir so leid. So lange hat es noch nie gedauert und ich hoffe, dass ich euch nie wieder so lange warten lassen muss.

Das Kapitel ist echt Mist .___.' Ich hoffe ihr seid nicht böse Q///Q'

Aber momentan fällt mir das Schreiben total schwer...

Danke für die ganzen Kommentare für das letzte Kapitel ♥
 

Meroyui

______________________________________
 

Das Gespräch mit Saga lag nun schon ein paar Tage zurück, aber ich dachte immer noch darüber nach. Irgendwie kam mir der Gedanke seltsam vor, dass jemand auf ‚mich stehen’ könnte. Hier war wirklich alles anders und eigentlich gefiel es mir auch. Saga hatte so offen darüber geredet, dass es mir fast peinlich war. Ich kannte so etwas gar nicht.

Nachdem wir miteinander geredet hatten, hatte ich Saga noch einmal beim Spazieren gehen getroffen. Er war auf dem Weg zu Tora gewesen. Um ihn ‚für sich zu gewinnen’, wie er gesagt hatte. Die Worte hatten mich verwundert blinzeln gelassen, auch wenn ich mich wohl eigentlich nicht zu wundern brauchte. Saga hatte mir noch seine Handynummer und MSN-Adresse gegeben. Allerdings stellte sich dann später heraus, dass sein Versuch Tora zu verführen komplett ins Wasser gefallen war, weil Tora mit Reita vollkommen betrunken die Tür geöffnet und ihn dazu animiert hatten alle meine Entchen zu rülpsen. Ich stellte es mir eklig vor, weil ich den Geruch von Alkohol nicht mochte und außerdem war ein Lied rülpsen auch nicht wirklich appetitlich. Allerdings hatte er mir nicht verraten, ob er es gemacht hatte...
 

Mittlerweile war Reita allerdings wieder nüchtern und mit mir und Ruki allein zu Hause. Oder wir würden es auf jeden Fall in naher Zukunft sein, denn gerade machten sich Aoi, Kai und Hiroto fertig, zogen sich ihre Schuhe an. Sie wollten einkaufen fahren. Weil ich mich bereit erklärt hatte auf die Wohnung aufzupassen, Reita keine Lust hatte und Ruki beim Einkaufen einfach nur zu nervig war, blieben wir einfach alle hier. Jedenfalls Ruki und ich. Ob Reita noch abhauen würde, wusste ich nicht, aber das würden wir ja merken, wenn es so weit war. Er war immer für eine Überraschung gut, wie ich mittlerweile schon feststellen konnte.

„Und Ruki, denk dran, dass du Sabu baden musst.“, meinte Kai schließlich ermahnend, der sich gerade in seinen zweiten Schuh zwängte. Ruki verzog das Gesicht, schüttelte den Kopf und drückte sich theatralisch an Kai. „Geh nicht weg.“

„Ruki, wir gehen nur einkaufen. Wir kommen wieder…“ Kai legte eine Kurze Pause ein.

„Jetzt wein doch nicht. Sabus Fell ist total eingesaut, wenn du ihn nicht schnell badest, fängt er an zu stinken.“, meinte Kai und streichelte durch Rukis blonde Haare, der ihn partout nicht loslassen wollte. Seine ganze Haltung strahlte nur einen Satz aus: ‚Bleib hier’.
 

„Der Hund stinkt eh schon.“, konnte ich Reita schnauben hören, wofür ich ihn leicht mit dem Ellbogen in die Seite stieß. Er grummelte. „Ist doch wahr.“

Dazu sagte ich nichts, richtete meinen Blick wieder auf die tragische Abschiedsszene von Kai und Ruki. Oder hauptsächlich Ruki. Denn der weigerte sich immer noch Kai gehen zu lassen. Sonst stellte er sich doch auch nicht so an. Vielleicht hatte er gerade eine Phase, in der er besonders anhänglich war? Sicher war ich mir nicht, aber etwas in der Art würde es wohl sein.

„Ruki, du musst Sabu baden. Ich komm nach dem Einkaufen auch wieder. Angestrengt versuchte Kai den Blondschopf loszuwerden, konnte sich allerdings nicht unbedingt mit Erfolg schmücken. „Sonst bring ich dir keine Schokolade mit.“

Ruki hielt inne, sah Kai an, dachte nach, seufzte dann ergeben.

„Ich finde das zwar gemein, aber gut. Wenn du meinen Zorn auf dich ziehen willst, geh halt ohne mich.“ Trotzig verschränkte er seine Arme vor seiner Brust und Kai lächelte nur milde auf diese Aussage hin, ehe er sich einfach umdrehte und mit den anderen, die schon auf ihn warteten mitging. Als die Tür sich schloss sah Ruki immer noch entrüstet auf den Fleck, an dem eben noch der Braunhaarige gestanden hatte. „…Herzloser!“

Ich wusste darauf irgendwie nichts zu sagen und wollte mich gerade zu Reita drehen, als ich feststellen musste, dass er weg war. Wann hatte der sich denn verzogen? Mitbekommen hatte ich jedenfalls nichts, blinzelte ein wenig irritiert, ehe eine säuselnde Stimme meine Aufmerksamkeit auf mich zog.
 

„Du? Uru-chan?“, fragte Ruki mich und sah mich aus seinen großen, dunklen Augen an, die wohl versuchten irgendwie mein Mitleid zu erregen – was dummerweise auch hervorragend funktionierte – und funkelten mir entgegen. „Was ist?“

„Kannst du mir helfen, Sabu-chan zu baden, bitte? Ich krieg das allein bestimmt nicht hin und außerdem macht das zu zweit auch viel mehr Spaß!“, versicherte er mir und ich legte meinen Kopf ein wenig in die Schräge. „Ich hab noch nie einen Hund gebadet.“

„Es gibt für alles ein erstes Mal!“ Enthusiastisch griff er nach meinem Handgelenk und riss mich mit. Überrumpelt stolperte ich ihm nach. Als er allerdings die Küche ansteuerte und auch dort blieb, war ich ein wenig irritiert. „Und was wollen wir hier?“

„Wir müssen Sabu-chan erst einmal fangen. Er mag es nämlich nicht gebadet zu werden…“ Bitte? Wir mussten den auch noch fangen? Irgendwie ahnte ich, dass das in einer Katastrophe enden würde…

„Sabu-chan… komm her! Ich hab eine Überraschung für dich!“, quiekte Ruki, während er auf dem Küchenboden hockte und darauf wartete, dass der Hund, der im Türrahmen zum Flur stand zu ihm kam.

„Warum gehst du nicht einfach hin und holst ihn?“, war meine überaus intelligente Frage. „Na, weil er dann doch wegläuft. Du weißt gar nicht, wie schnell er ist!“

Nein, wusste ich nicht und ich glaubte es auch gar nicht herausfinden zu wollen. Ich konnte mir durchaus spaßigeres vorstellen, als einen Hund durch die Wohnung zu jagen. Doch dummerweise verlor Ruki schnell die Geduld und sprang auf, um es doch auf die andere Tour zu versuchen. Leider hatte er Recht und der kleine Hund war verdammt flink, schlüpfte zwischen seinen Beinen hindurch und rannte quer durch die Küche. Ich reagierte natürlich nicht rechtzeitig, als ich ihn einfangen wollte und berührte mit meinen Fingerspitzen nur noch das Ende seines Schwanzes. „Mist!“

„Los hinterher!“, quietschte Ruki hinter mir vergnügt und rannte hinter dem kleinen Hund her.
 

Hatte ich mir das jetzt nur eingebildet, oder sah er tatsächlich belustigt aus? Machte es ihm Spaß? Verdutzt folgte ich ihm und das Bild, das sich mir jetzt bot, bestätigte meinen Verdacht, denn der kleine Blondschopf rannte dem Hund hinterher, immer wieder um die Couch herum, dabei lachte er laut und rief immer wieder den Namen des Hundes und das er gefälligst stehen zu bleiben hatte.

„Äh, brauchst du Hilfe?“, fragte ich nach einigen Sekunden, in denen ich mir das Schauspiel nur schweigend angesehen hatte. Ruki sah kurz von seinem Rennen auch und auch Sabu-chan blieb stehen und er sah mich einen Moment lang an, ehe er wieder losrannte. Äh? „Schneid ihm den Weg ab!“

Verwirrt versuchte ich mich auch sofort dem Chihuahua in den Weg zu stellen und gerade, als ich nach ihm schnappen wollte, sprang er wieder zur Seite und schlüpfte unter dem Couchtisch hindurch und rannte in den Flur.

„Da kriegen wir ihn!“, meinte Ruki begeistert und rannte ihm lachend nach. Ich konnte nicht anders, als auch leicht vor mich hinzugrinsen, weil es einfach nur niedlich war, wie leicht man Ruki eine Freude machen konnte. Schnell machte ich mich daran ihm zu folgen. Der Hund stand vor der Haustür, sah uns an.

„Sitz, Sabu-chan… Sitz!“, meinte Ruki und streckte seine Hände vorsichtig nach dem Hund aus, der sich tatsächlich brav auf seinen Hinterläufen niederließ und aus schwarzen Knopfaugen zu uns hochsah. Sein Schwanz bewegte sich ein wenig hin und her. Er war sich scheinbar keiner Schuld bewusst. Schnell hatte der Blondschopf ihn sich gepackt und Sabu begann zu zappeln.

„Halt still! Du wirst jetzt gebadet! Du Stinker!“ Ein siegvolles und stolzes Lachen drang aus seinem Mund und der Hund sah ihn entrüstet an.
 

„Ab ins Badezimmer! Komm, Uru-chan!“ Perplex sah ich Ruki nach, der es nicht mal für nötig hielt, auf mich zu warten, sondern direkt mit dem zappelnden und mittlerweile leisen jammernden Hund ins Badezimmer ging. Fast schon ungläubig blinzelte ich die offene Tür an, legte meinen Kopf ein wenig schief. Irgendwie hatte ich mich an solche Vorfälle in unserer WG immer noch nicht richtig gewöhnt. Das sollte ich vielleicht Mal ändern…

Da ich allerdings kein Unmensch war, wie ich fand, folgte ich dem Kleineren und dem Hund einfach ins Badezimmer. Verdutzt stellte ich fest, dass Ruki die Tür ordentlich hinter sich geschlossen hatte. Sonst ließ er eigentlich gerne Mal Türen offen stehen. Gerade legte ich meine Hand an die Klinke und wollte öffnen, als ein lautes ‚Stop!’ von der anderen Seite mich zusammenzucken und innehalten ließ.

„Äh, was?“, fragte ich dämlich und hörte dann, wie Ruki im Badezimmer rumwerkelte. „Okay, kannst aufmachen.“

„…okay…“, meinte ich lediglich und öffnete die Tür. Ich sah, dass Ruki den Hund festhielt. Jetzt ging mir ein Licht auf. Er hatte nur nicht gewollt, dass Sabu-chan abhaut, wenn ich die Tür öffne. Das Badezimmer strahlte mir wie immer in einem leichten hellgrün Ton entgegen und war ordentlich geputzt – manchmal fragte ich mich, wie Kai immer alles schaffte.

Ich schloss lächelnd die Tür hinter mir und stellte fest, dass Ruki sogar schon Wasser in das Waschbecken eingelassen hatte. Die Badewanne würde sich für den kleinen Hund gar nicht lohnen…

Sabu-chan versuchte sich hinter mir zu verstecken, sodass Ruki und ich leise lachten. Erfreut schlug der Kleine in die Hände.

„Du hast keine Chance, Sabu-chan. Uru-chan ist nämlich auf meiner Seite!“, meinte er schadenfroh und ich blinzelte den Blondschopf einen Moment lang an, ehe ich meinen Kopf in die Schräge gleiten ließ.

„Bin ich das?“ Entrüstet wurde ich von Ruki angestarrt. Trotzig verschränkte er seine Arme und nickte heftig. „Natürlich bist du das!“

„Ach so… Tut mir Leid, Sabu-chan.“, meinte ich leise und blickte zu dem Hund hinunter, der mich verstört anblickte. Er schien wohl nicht ganz zufrieden mit meiner Antwort zu sein. Ruki lachte ihn aus und versuchte den Hund auf den Arm zu nehmen, doch der hüpfte wieder beiseite.

„Reiß dich zusammen! Je schneller wir anfangen, umso schneller haben wir es hinter uns!“, meinte der Kleine überzeugt und irgendwie war ich mir auch ziemlich sicher, dass er Recht hatte, drehte mich leicht zu dem Hund, ehe ich mich dann doch auf dem Wannenrand niederließ.

„… das kann wohl noch dauern…“, murmelte ich mir selbst zu.
 

Und ich sollte Recht behalten, denn es dauerte noch einmal fünfzehn Minuten, bis Ruki Sabu-chan im Badezimmer gefangen hatte. Jetzt schien der Hund wohl bemerkt zu haben, wie ernst das Ganze war, denn es war Ruki sichtlich schwerer gefallen ihn unter Kontrolle zu bekommen. Es war wirklich erstaunlich, wie schnell der kleine Hund war. Es kam mir so vor, als wollte er Ruki noch so lange es geht ärgern, damit wenigstens etwas Positiv daran war und ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

Nun stand ich neben Ruki, der den beleidigten Hund im Waschbecken mit Hundeshampoo einschäumte – was es nicht alles gibt. Allerdings schien der Hund nicht wirklich begeistert davon zu sein, was für Beautyprodukte es für Hunde gab. Fies starrte uns der Chihuahua an und wäre er ein wenig größer, würde ich vielleicht wirklich Angst bekommen, denn er knurrte leise, während Ruki ihm den Schaum aus dem Pelz wusch. Er war ziemlich vorsichtig und sorgfältig, das musste ich ihm lassen, leider würde der Hund dafür wohl noch länger im warmen Wasser leiden müssen.

„Jetzt sei nicht gleich beleidigt, du riechst gleich viel besser als vorher, dann schmust Kai bestimmt auch wieder mit dir.“, versuchte Ruki sein Hündchen wieder dazu zu bringen, ihn gern zu haben, doch der Hund zeigte ihm die kalte Schulter, sofern er das überhaupt konnte. Ruki schien ernsthaft beleidigt zu sein und so kam es, dass Hund und Herrchen sich anschwiegen, sofern sie sonst miteinander redeten, also sich irgendwie miteinander verständigten… oder so.
 

Als sich plötzlich die Badezimmertür öffnete, hatte Ruki Mühe den Hund im Waschbecken festzuhalten und wurde dabei ein kleines bisschen nass wurde und ich meinen Kopf erschrocken umdrehte. Verdutzt blickten Reita und Ruki und ich uns an.

„Was geht denn hier ab?“, fragte Reita und zog seine Augenbrauen dicht zusammen. Er schien mit der Situation wohl ein wenig überfordert zu sein, was ich durchaus nachempfinden konnte, weil wir sicher ein komisches Bild abgaben mit dem Hund im Waschbecken, einem nassen Ruki und ich der irgendwie teilnahmslos auf den hellgrünen Fliesen des Badezimmers stand.

„Wir baden den Hund.“, war meine geistreiche Antwort und Reita blinzelte in Richtung Waschbecken, in dem Sabu-chan immer noch im schaumigen Wasser saß. „Ich will duschen.“

„Dann wartest du eben, bis wir fertig sind!“, meinte Ruki frech und streckte Reita die Zunge raus, woraufhin dieser ihn leicht gereizt ansah und schon eine Hand zur Faust ballte, sie leicht zu einem Schlag anhob, doch ich hielt ihn wieder rechtzeitig am Arm zurück.

„Lass dich doch nicht provozieren…“, versuchte ich ihn zu beruhigen, leider schlug das genau ins Gegenteil um, als Ruki „Genau, du Idiot!“ beisteuerte und Reita damit nur noch wütender machte, sodass ich Mühe hatte ihn einigermaßen festzuhalten. „Bitte.“

Reita sah mich einen Augenblick lang an, ehe er ergeben seufzte und sich brummend auf dem Klodeckel niederließ, seine Arme trotzig verschränkte. Er sah aus, als würde er uns umbringen wollen…

„Wehe ihr beeilt euch nicht.“, knurrte er, sodass Ruki und ich heftig nickten und sich der Blonde wieder Sabu-chan zuwendete, der sich hoffentlich weiterhin benehmen würde. Während der ganzen Zeit kam ich mir von Reita irgendwie beobachtet vor…
 

Irgendwann schien es allerdings dem Chihuahua zu viel zu werden und er begann sich zu schütteln, um das ihm lästige Wasser loszuwerden, sodass Ruki jetzt so richtig nass wurde.

„Ieehk!“, machte er leise, sprang noch einen Schritt zurück und sah geschockt auf sein nasses Zeug, das zwar eben schon nass war, aber jetzt so richtig. „Du Sau!“

Rukis Schimpfen brachte mich zum lachen, weil es einfach urkomisch war, wie er den kleinen Hund böse anstarrte, der ihn unschuldig ansah – das beherrschte dieser Hund wirklich perfekt. Jetzt galt der tödliche Blick des Kleinen mir und ich schluckte leicht. Reita konnte ich im Hintergrund grinsen sehen, aber das schien Ruki nicht zu bemerken. Schade, sonst hätte er sich vielleicht auf ihn gestürzt…

„Du hast dich mit meinem Hund verbündet!“, behauptete er und ich konnte mich vor lachen gar nicht mehr halten, sodass Ruki der Kragen platzte und er zur Badewanne ging, na ja sprang war wohl eine bessere Bezeichnung dafür. Und noch bevor ich etwas dagegen unternehmen konnte, hatte er das Wasser angestellt und dessen Strahl auf mich gerichtet, sodass mich eine kalte Ladung Wasser herzlich in Empfang nahm.

„Bwah!“, machte ich nur geschockt und nun war es Reita der lachte. Ich war mit kalten Wasser über und über, weil Ruki den Wasserstrahl auch nicht mehr von mir nahm. Auf eine kalte Dusche war ich wirklich nicht scharf. Dass wir gerade das Badezimmer unter Wasser setzten, schien niemand so richtig zu bemerken und ich machte ein paar Schritte auf Ruki zu, nahm ihm beim dritten Versuch die Duschkopf weg und richtete sie zitternd auf den vor Lachen schon japsenden Reita. Der war es nun der einen keifenden Laut von sich gab. Ja… das Wasser war wirklich eiskalt. Sein Fluchen brachte Ruki zum lachen und ich bibberte am ganzen Körper.

Als Reita sich schon nach wenigen Sekunden erhob, um mich zu fangen, machte ich einen Sprung zur Seite, in Rukis Richtung, der sich daraufhin retten wollte, weil Reita es auf mich abgesehen hatte, rutschte auf den nassen Fliesen aus und legte sich der Länge nach hin. Reita und ich hielten einen Moment lang inne und starrten Ruki an, der jammernd am Boden lag und sich nur langsam wieder aufrappelte. Jetzt war er auch klitschnass und bibberte. Das schöne Badezimmer stand unter Wasser, aber Reita störte das wohl nicht, denn auf einmal war ich die Brause, aus der immer noch kaltes Wasser schoss los.

„Jetzt kann ich mich an dir rächen, Barbie!“, verkündete er und für einen Moment lang war mir wirklich bang, ehe ich ihn leicht anlächelte. „Uhm… du willst doch nicht, dass ich mich erkälte, oder?“

„Doch.“, meinte er gleich und es kam für mich ein wenig zu schnell, aber das sagte ich ihm nicht. Also machte ich noch ein paar Schritte zurück, bis ich die Tür im Rücken hatte. Doch noch bevor ich mich umdrehen konnte, um aus dem Raum zu fliehen, bekam ich schon die zweite Ladung eiskaltes Wasser ab und quiekte protestierend auf.
 

Während Reita mich folterte, ging Ruki zu Sabu und hob ihn aus dem Waschbecken raus, da der Hund mittlerweile wohl auch fror und nahm das kleine Handtuch, dass er bereitgelegt hatte, setzte den Hund auf dem Klodeckel ab und rubbelte ihm das Wasser aus dem Fell, jedenfalls so gut es ging. Ich wich schließlich dem Wasser aus und Reita ging zur Wanne und schaltete das Wasser ab, weil ihm wohl gerade aufgefallen war, was wir für eine Sauerei veranstalteten.

„Kai bringt uns um…“, murmelte ich leise, während ich meine Arme um meinen zitternden Körper legte. Und sollte er es doch nicht tun, sondern uns nur halb umbringen, würden wir morgen mit einer schönen Erkältung im Bett liegen.

„Pf. Der kann mich mal.“, war alles, was ein nasser Reita dazu sagte und Ruki schmollte leicht. „Mich bringt Kai eh nicht um, ihr habt gelitten.“

„Halt die Fresse, Gnom, schließlich hast du damit angefangen!“ Reita gefiel es wohl wirklich allem und jedem einen Spitznamen zu verpassen. „Nur wegen dir bin ich nass!“

Ich als friedlicher Mensch, wollte nicht, dass die beiden sich streiten, da Ruki bereits zu einer frechen Bemerkung ansetzen wollte, streckte ich meine Arme schlichtend aus und natürlich musste ich auf dem glatten Boden ausrutschen und mich auf meinen Hintern legen. Reita und Ruki lachten sich die Seele aus dem Leib, während ich einen Moment noch verdattert auf dem Boden saß. Zuerst überlegte ich, ob ich beleidigt sein sollte, aber das würde die beiden doch nicht interessieren, so entschloss ich mich selbst mitzulachen. Eigentlich war es ja auch irgendwie komisch, wie wir drei klitschnass im Badezimmer rumhangen, obwohl wir eigentlich nur hatten einen kleinen Chiuhuahua baden wollen.

Irgendwie war es ja in so etwas, wie einer Wasserschlacht geendet.

„Warum lachst du denn mit, Barbie?“, fragte Reita irgendwann grinsend und schadenfroh, aber ich zuckte nur leicht mit den Schultern, während ich immer noch ein wenig kicherte. Das war ja wohl meine Sache, über mich selbst zu lachen. Ich fand, dass man das auch mal können musste. Ich schloss meine Augen einen Moment, ehe ich zu den beiden hochsehe, beginne leicht zu lächeln. Die beiden sahen mich verdattert an und Reita legte eine Hand auf meine Stirn.

„Aber sonst geht’s gut, ja?“, war seine misstrauische Frage und ich nickte leicht.
 

„Wir sind wieder da!“, konnte ich schließlich die Stimme von Aoi hören, dann wie die Tür zuging und Kai, Hiroto und er wohl die Einkäufe in die Küche brachten.

„Kai!“, quiekte Ruki freudig, sprang auf und rannte klatschnass aus dem Badezimmer. Schnell folgte ich ihm. „Warte, Ruki! Du bist total nass!“

Dummerweise kam ich zu spät, denn als ich die Küche betrat hatte Kai angewidert das Gesicht verzogen, weil Ruki so nass war und sich an ihn drückte.

„Ich hab dich so vermisst!“ Diese Worte allerdings stimmten ihn sofort glücklich und er legte seine Arme um den nassen Körper seines Freundes.

„Was ist denn passiert? Bist du in die Wanne gefallen?“, fragte er besorgt, weil Ruki immer noch zitterte.

„Nein, wir haben eine Wasserschlacht gemacht!“, meinte der Kleine und Kai riss entsetzt die Augen auf. „Was?“

„Uru-chan, ReiRei und ich haben eine Wasserschlacht gemacht.“ Er lächelte den anderen an, legte seinen Kopf schief. „Ihr habt doch nicht das Badezimmer unter Wasser gesetzt, oder?“

„Äh… doch.“ Kai seufzte leise. „Trocknet euch und zieht euch frische Sachen ab, sonst erkältet ihr euch und danach macht ihr das Badezimmer sauber…“
 

Leider kam das viel zu spät. Wir hatten alle Anweisungen von Kai so ausgeführt, doch dummerweise lagen wir zwei Tage später alle drei krank im Bett. Angestrengt versuchte Kai, den schon wieder weinerlich gewordenen Ruki zu bändigen, während Aoi sich um mich kümmerte.

Reita verwehrte jegliche Hilfe und so hatten Ruki und ich unsere Krankheit nach vier Tagen wieder einigermaßen los, während Reita noch eine Woche schniefte, ehe er meine Hilfe annahm. So wurde auch er wieder gesund. Trotzdem hatte mir die Wasserschlacht im Nachhinein Spaß gemacht…

Das nächste Mal würden wir aber sicher warmes Wasser nehmen, um erneuten Krankheiten durch kaltes Wasser vorzubeugen. Vielleicht würden Kai und Aoi dann auch mitmachen, wobei ich das momentan noch irgendwie bezweifelte…

Wer ist Atashi? I - Geständnis

Hier habt ihr das nächste Kapitel.

Dazu sag ich einfach mal nichts xD'

Danke für die Kommentare und Favoriten,

Danke an meinen Beta,

Danke an meinen 'Atashi'
 

Meroyui
 

______
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja und weil ich mich wegen dem kalten Wasser erkältet hatte und mich dann noch um Reita kümmern musste, bin ich nicht online gewesen... Bericht Ende
 

Ich war gerade wieder dabei meinen Vormittag damit zu verbringen, mit Atashi zu schreiben. Es war immer schön ihm zu erzählen, was ich so gemacht hatte und ich hatte auch den Eindruck, dass es ihn interessierte. Nur leider hatten wir die letzten Tage kaum oder eher gar nicht schreiben können, weil Reita krank gewesen war.

Jetzt war ich wieder ‚frei’, um meine Zeit Atashi zu widmen. Ich hatte es in diesen wenigen Tagen schon total vermisst mit ihm zu schreiben…
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Also ist dieser Reita mal wieder an allem Schuld, was?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

So nun auch wieder nicht >____<

Ich hab mich ja freiwillig um ihn gekümmert, aber er wäre schneller gesund gewesen, hätte er sich früher darauf eingelassen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

So oder so, wegen ihm musste ich so lange auf mein Prinzesschen warten
 

Hatte er mich etwa auch vermisst? Das wäre fast zu schön, um wahr zu sein. Lächelnd lag ich auf dem Bauch auf meinem Bett und wiegte meinen Kopf hin und her, richtete meinen Blick wieder auf den Bildschirm des Laptops.

Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und schmunzelte Richtung Tür. Ich konnte Ruki bis hier oben singen hören. Das machte er in letzter Zeit oft. Er war wohl ziemlich glücklich. Ich freute mich für ihn, außerdem mochte ich es, wenn er sang…
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ja, stimmt schon. Wird sicher nicht mehr vorkommen
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann bin ich ja beruhigt. Es sei ihm verziehen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und mir auch? ^________^
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Da muss ich noch mal überlegen... hm
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du bist fies >3<
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nein, ich steh nur drauf Leute zu quälen, hrhr
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ist das nicht das Gleiche? .__.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

So gesehen... Nun ja vielleicht schon~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Also u____u
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Du musst auch immer das letzte Wort haben, huh?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Eigentlich nicht...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Okay, dann nicht XD Ich will’s dir Mal glauben
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Yay <3

Heute ist irgendwie ein dummer Tag... der einzige Lichtblick bist du... sonst ist es langweilig...
 

Ich wusste ehrlich nichts mit mir anzufangen. Kai hatte heute genug mit dem Haushalt zu tun, Aoi war nicht da und Ruki klebte an Kai. Reita würde ich nicht fragen, ob er Zeit für mich hatte. Wir waren zwar jetzt schon irgendwie Freunde, aber das hieß ja noch lange nicht, dass er Lust hatte irgendetwas mit mir zu unternehmen, oder? Außerdem wusste ich nicht mal, ob er zu Hause war.

Nachsehen wollte ich jetzt nicht, denn solange Atashi online war, würde mich sicher niemand so schnell aus meinem Zimmer bekommen.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ach ich bin mir sicher, dass heute ein ganz toller Tag wird ;3
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und warum?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nicht so neugierig Prinzesschen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Bin ich aber >__<

Also raus damit!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wart's einfach ab~
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hm und wenn ich es schon jetzt gleich wissen will?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dann ist das wohl dein Problem
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Heute macht es dir wohl besonders Spaß mich zu ärgern...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wie gesagt ich steh drauf andere zu quälen >3

Und du bist eben mein Lieblingsopfer

Kann man nichts machen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ist es positiv oder negativ dein Lieblingsopfer zu sein?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Das liegt wohl im Auge des Betrachters
 

Mich interessierte aber nicht irgendein Betrachter. Ich wollte wissen, was Atashi darüber dachte. Ich seufzte leise und fragte mich, ob er sich wirklich so darüber amüsierte, wenn er mich ärgern konnte. Das war ja fast so, als würde ich mit Reita reden. Natürlich war es absurd, weil beide ansonsten vollkommen unterschiedlich waren.

Außerdem wusste ich ja, dass Atashi nicht Reita war. Das hätte man mir sicher schon irgendwie gesagt. Daran, dass Reita mich vielleicht nur verarschen wollte, dachte ich nicht. So gemein würde ja wohl auch niemand sein.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und in deinen Augen?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

In meinen Augen darfst du dich geehrt fühlen
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du hältst dich wohl für cool, was?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Jupp, so cool, dass es hinter mir schneit
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Dann bleib ich lieber vor dir stehen!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Gut, ich mag’s nicht so von hinten
 

Sofort hob ich leicht eine Augenbraue an. Was? Das war doch nicht mein Atashi oder? Soweit ich mich erinnern konnte, hatte er immer ziemlich anders mit mir geschrieben und so anzüglich geworden war er auch bisher noch nie. Das gab mir ziemlich zu denken und verwirrte mich. Was war denn nur auf einmal mit ihm los?

Ich beschloss ihn einfach mal zu fragen…
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Seit wann bist du denn so pervers?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

In der Paarungszeit legt so manch männliches Wesen ein absurdes Verhalten an den Tag. Das sind die Hormone
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du willst mir weismachen, das liegt am Frühling?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ähm, nun so gesehen... Ja?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und das soll ich glauben? ô__o
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Eigentlich schon, japp
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Hmm... na meinetwegen...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

So ist's fein
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich bin doch kein Hund!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nein, aber auch Prinzesschen muss man erziehen und hin und wieder loben. Sei nur froh, dass ich dir keinen Hundekuchen zur Belohnung gebe
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Frechheit!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ach Schätzchen, ist doch nicht schlimm, solang' du nicht auf Bello hörst und aus der Kloschüssel trinkst
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Man, ich will meinen lieben Atashi wiederhaben...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Na gut, dann will ich mal brav sein
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Gut so... gemein mag ich dich nämlich nicht so
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Das heißt du willst mich nicht lieben, in guten wie in schlechten Zeiten?
 

Lieben? Sofort schoss mir die Röte in den Kopf. Mir war klar, dass das jetzt nur war, um mich zu ärgern und dass man das nur so sagte, aber im ersten Moment hatte er mich schon so ziemlich damit verwirrt. Ich schluckte schwer und brauchte einen kurzen Moment, um meine Fassung zurück zu erlangen.

Am besten nicht zu direkt antworten, sagte ich mir, sonst würde er noch etwas merken und das wollte ich auf keinen Fall.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

...ich mag dich lieb nur lieber...
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Okay, dann bin ich lieb <3
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

<3 gut
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Aber hör mal, Schätzchen, ich muss jetzt los, wir schreiben ein andermal weiter, ja?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

okay, bis dann?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Japp und schönen Tag noch <3
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

dir auch, auf dass er nicht so langweilig wird, wie meiner
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wie gesagt, deiner wird sich sicher noch zum besseren wenden
 

Und weg war er. Ich seufzte leise. Es war schade, dass er schon weg musste. Ich genoss es so mit ihm zu schreiben. Ich war wirklich über beide Ohren verknallt…

Da ich nun eigentlich auch keinen Grund mehr hatte, um am Laptop zu bleiben, fuhr ich ihn herunter und stellte ihn auf seinen Platz auf meinem Nachttisch. Was sollte ich nur mit dem Tag anfangen? Der Mittag zog sich in die Länge, bis…
 

Ungläubig haftete mein Blick auf Reita, der mich ziemlich ernst ansah. Oder versuchte er damit nur seine Anspannung zu verbergen? Ich war mir nicht sicher, aber das verunsicherte mich irgendwie. Ich sollte eigentlich lieber auf seine Frage antworten, statt mir unnütze Gedanken zu machen. Trotzdem schien mein Hirn heute nicht so richtig funktionieren zu wollen – lang vielleicht auch an dem Gespräch mit Atashi.

„Du… willst mit mir Fußball spielen?“, fragte ich noch einmal nach und Reita nickte, wenn auch ein bisschen grimmig. Ich nahm es ihm schon nicht mehr übel, es war einfach seine Art.

„Wie oft noch? Ja! Tora kann nicht und mit Saga, dem Waschweib, spiel ich sicher kein Fußball. Ruki nervt zu viel, Aoi ist eh zu nichts zu gebrauchen und Kai, keine Ahnung.“, murrte Reita auf seine eigene Art sich mit jemandem zu unterhalten und ich legte meinen Kopf schief.

„…wow…“, machte ich leise und trieb Reita damit noch ein kleines bisschen mehr zur Weißglut, weil er so oder so schon ein ungeduldiger Mensch war und ich strapazierte seine Nerven unnötig, indem ich ihm keine gescheite Antwort gab, sondern nur – wie er sicher fand – dummes Zeug von mir gab.

„Kommst du jetzt mit, oder nicht?“ Angespannt hielt Reita den Ball unterm Arm. Sein schwarzes Tanktop ging fast fließend in seine schwarze Hose über. Die beiden wurden nur von einem Nietengürtel getrennt. Ich riss mich vom Anblick des Balles los und nickte schließlich leicht. Reita nickte ebenfalls, aber kurz glaubte ich ihn lächeln zu sehen.

„Aber wehe du fängst an zu heulen, wenn du mal den Ball über kriegst.“ Ich schnaubte leise.
 

Während wir liefen, zupfte ich mir kurz mein lila T-Shirt zu Recht und vergrub meine Hände in den Taschen meiner Jeans.

„Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte ich nach einer Weile des schweigend nebeneinander Herlaufens. Reita drehte seinen Kopf in meine Richtung, legte seinen Kopf ein wenig in die Schräge. „In den Park.“

„Ach so. Darf man da Fußball spielen?“ Ich sah ihn an und ich konnte sehen, wie sich eine seiner Augenbrauen hob. Er blieb sogar einen Moment stehen und ich tat es ihm verwundert gleich.

„Würden wir hingehen, wenn nicht?“, fragte er nach und ich dachte einen Moment lang tatsächlich drüber nach. Zutrauen würde ich es ihm allemal. Ich zuckte also leicht mit den Schultern und ging weiter. Damit reizte ich den Blondierten und er kam mir brummend nach.

„Provozier’ mich nicht, Barbie.“, meinte er. Irgendwie wunderte ich mich gerade, dass es mich gar nicht störte, wenn er mich so nannte. Es war schon seltsam, oder? Diese Gedanken hatte ich mir in letzter Zeit öfter gehabt und ich kam ja doch nur dabei raus, dass ich keine Ahnung hatte, warum es so war, also konnte ich es auch gleich irgendwie abhaken, was ich auch tat.

„Hab ich eigentlich nicht vor.“, erwiderte ich, sah Reita an, der nun an der Reihe war mit den Schultern zu zucken.

Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück und ich ließ meinen Blick schweifen. Eigentlich nichts Interessantes. Leute, Gebäude, Leute, ein Mülleimer, Leute… also alles, wie es normal war. Es dauerte nicht mehr lange bis wir den kleinen Park erreichten.
 

Wir kamen an vielen Leuten vorbei die aus dem Park kamen, oder ebenso in ihn gingen. Ein paar Jugendliche wurden von Reita grüßend zugenickt, aber ich fühlte mich ein bisschen fehl am Platz. Wir hielten uns allerdings nicht lange mit Reitas Bekannten auf, weil diese noch ‚einen Drauf machen’ wollten. Sie luden Reita ein mitzukommen, doch er meinte, dass er jetzt keine Zeit hatte. Irgendwie freute mich das. Schließlich hieß es doch, dass er lieber mit mir Fußball spielte, als mit diesen Kerlen etwas Trinken zu gehen. Aber vielleicht sollte ich in sein Verhalten auch nicht zu viel interpretieren, sonst würde ich noch auf die Schnauze fallen.

Reita führte mich weiter durch den Park und ich lief einfach mal brav neben ihm her, beachtete die Bäume nicht, die gerade voll in Blüte standen. Eigentlich schaute ich mir gerne alles an, was blühte, aber ich wollte Reita nicht aus den Augen verlieren. Ich würde ihm durchaus zutrauen, letztendlich allein zu gehen. Heute war wirklich schönes Wetter, genauso wie es mir gegenüber ja schon angedeutet wurde. Reita schien das gute Wetter auch guter Laune zu stimmen, denn er blaffte mich gar nicht an, als ich einmal stolperte – und zwar über meine eigenen Füße. Er lachte mich auch gar nicht aus. Okay, so höflich zu fragen, ob es mir gut ging, war er noch nicht, aber immerhin war es überhaupt ein Fortschritt gewesen.
 

Irgendwann hielt Reita dann bei einer gewöhnlichen Wiese an. Sie war recht gerade, allerdings nicht so groß. Ich sah ihn an. Sollten wir etwa…?

„Hier?“, fragte ich und er nickte leicht als Antwort. „Hier.“

Ich nickte leicht, ließ mich dann auf der Wiese nieder. Reita ließ den Ball auf den Boden fallen und schmiss seinen Rucksack af die Wiese. Reita setzte sich zu mir und öffnete seinen Rucksack. Dort zog er vier leere und bereits platt getretene Dosen heraus. Er sah mich an und ich sah zurück.

„Wofür sind die?“, fragte ich ihn und Reita hob abschätzig seine Augenbrauen in die Höhe, blickte mich an.

„Hast du dein Hirn zuhause gelassen, Barbie?“, fragte er mich neckend und ich schüttelte den Kopf. Ich verbesserte mich – es war doch kein Fortschritt gewesen. Reita grinste mich an, wie er immer grinste, wenn er sich cool fühlte. Mittlerweile konnte ich ihn, glaube ich zumindest, ganz gut einschätzen. Konnte natürlich auch sein, dass ich einfach an Größenwahn litt, aber irgendwie glaubte ich das ganz gut ausschließen zu können.

„Also, wofür sind die jetzt?“, wiederholte ich meine Frage.

„Daraus machen wir Tore, du Blindgänger.“, meinte Reita gelangweilt und rollte mit den dunklen Augen. Ich schnaubte. Hielt er mich etwa für einen Idioten? So wie er mich gerade ansah, würde ich glatt auf ‚ja’ tippen. Aber ich störte mich nicht weiter daran und gab einen verstehenden Laut von mir.

Reita machte sich gerade daran die Dosen auf den Rasen zu legen und zwei Tore damit zu bilden. Wir hatten vielleicht ein Feld, das gerade mal zehn Meter lang war.

„Ist das nicht ein bisschen klein?“, fragte ich den Schwarzblonden skeptisch, der daraufhin seinen Blick auf mich richtete und die Hände in die Hüfte stemmte. „Wir haben halt nicht mehr Platz, hör auf zu zicken, Diva.“

„Ich zicke nicht, ich hab nur was gefragt.“, erwiderte ich schmollend und Reita lachte mich aus. Ich verstand zwar nicht warum, aber das spielte ja auch keine Rolle. „Was gibt’s denn da zu lachen?“

„Vergiss es.“ Der konnte mich mal! Ich nahm mir vor den Rest des Tages aus Trotz nicht mit ihm zu reden.
 

Er schien gar nicht zu bemerken, dass ich die Klappe hielt und beschäftigte sich fast eine halbe Stunde allein mit dem Fußball, während ich vor mich hinschmollte. Manchmal musste ich das eben auch machen. Bei Reita war ich gerne ausgelassen. Vielleicht lag das auch an diesem einen Tag, an dem ich mich überwunden hatte ihn zu umarmen? Konnte gut sein. Jedenfalls waren wir ja schon so was, wie Freunde.

„Willst du nun Fußball spielen, oder nicht?“, fragte mich mein Mitbewohner schließlich. Er hatte sich den Ball wieder unter den Arm geklemmt und ich blickte auf, sah dann beleidigt auf die Seite. Dass er mit den Augen rollte, konnte ich nicht sehen. Ich bemerkte lediglich, dass er ein paar Schritte auf mich zumachte und sich schließlich vor mich hockte. Dies brachte mich dazu meinen Kopf wieder zu ihm zu drehen. Was sollte das denn? Einen Moment lang sahen wir uns in die Augen, bis ich die Stirn runzelte.

„Was soll das?“, fragte ich leise und Reita beugte sich vor, bis zu meinem Ohr, sodass ich leicht erschauderte. Der Kerl war mir ein Rätsel. Was hatte er denn vor? Ich wusste nicht, was ich gerade von der Situation halten sollte, denn auf einmal kam mir alles spanisch vor. Einen Moment lang geschah nichts, ehe Reita mir ins Ohr pustete. Wem von euch noch nie ins Ohr gepustet wurde, der sollte wissen, dass das Gefühl absolut eklig ist. Jedenfalls fand ich das, sodass ich mich leicht schüttelte und ihn wegschubste.

Da Reita nur vor mir gehockt hatte, viel er tatsächlich auf seine vier Buchstaben. Er stützte sich nach hinten ab und grinste mich schadenfroh an.
 

„Jetzt hör auf dich wie eine Prinzessin aufzuführen.“, meinte er ernst, während er wieder aufstand, sodass ich zu ihm hochgucken musste. Ich führte mich doch nicht auf, wie eine Prinzessin! Ich führte mich auf, wie Ruki! Stellte sich nur die Frage, was schlimmer war. Da ich darüber aber eigentlich nicht nachdenken wollte, gab ich mir einen Ruck und erhob mich von der grünen Wiese und sah Reita an.

„Wer zuerst zehn Tore hat, hat gewonnen, alles klar?“, fragte mich der Blondierte und ich nickte leicht. So schwer war das doch auch nicht.

„Sonst noch was?“ Ich sah ihn an. Nicht, dass er noch versteckte Tücken einbaute, denn das traute ich ihm durchaus zu.

„…ich fass dich nicht mit Samthandschuhen an.“ Uh, war da einer ein schlechter Verlierer? Ich musste einen Moment lang schmunzelnd, an den Abend denken, als er verprügelt nach Hause gekommen ist. Ob er sich wohl auch so aufführte, wenn er ein Spiel verlor? Irgendwie hatte ich den Drang es herauszufinden. Vielleicht würde ich ihn ja schlagen? Außenstehende würden mich für diesen Gedanken wohl auslachen – und Reita auch. Denn ich war ja schon ziemlich androgyn und man traute mir nicht unbedingt zu, dass ich so etwas ‚Männliches’ wie Fußballspielen konnte.
 

Das schien Reita wirklich gedacht zu haben, denn als ich schon nach kurzer Zeit ein Tor geschossen hatte, starrte er mich fassungslos an – ja, ich konnte Fußball spielen!

„Barbie…“, meinte er mit offenem Mund und nun konnte ich ihn aufgrund seines herrlichen Blickes auch einmal auslachen. Wurde auch langsam mal Zeit, wie ich fand, aber das sagte ich natürlich nicht. Ich war ja nicht so gemein. Ich kicherte hinter vorgehaltener Hand, während Reita noch immer den Bald hinter seinem Rücken anstarrte.

„…wie hast du das gemacht?“ Er schien es wohl wirklich nicht fassen zu können, dass ich gerade den Ball an ihm vorbeigebracht hatte.

„…ich hab den Ball mit meinem Fuß geschossen?!“, gab ich zurück und legte meinen Kopf amüsiert in die Schräge. Er sah mich an und präsentierte mir dann seinen Mittelfinger, woraufhin ich verwirrt blinzelte, weil er mir den Rücken zudrehte und den Ball holte. Was zum Teufel…?

„Ich werd dich nicht mehr schonen, Barbie…“, knurrte er ungehalten. Hatte er das denn nicht eben schon nicht getan? Na ja. Ich wollte ihm mal seinen Stolz lassen, denn ich schien seinem Ego mit meinem so schnellen Tor wohl einen Kratzer verpasst zu haben. Ich freute mich darüber, wenn ich ehrlich war. Er würde mich wohl nicht mehr unterschätzen. Jedenfalls nicht in Hinsicht Fußball. Oder zumindest hoffte ich das irgendwie.

Reita war kein schlechter Spieler und es war schon anstrengend gegen ihn zu spielen, gleichzeitig hatte ich aber auch so einen Spaß, dass ich die ganze Zeit lächeln musste. Reita dagegen hatte einen ziemlich grimmigen Gesichtsausdruck, während er sich die ganze Zeit auf den schwarz weißen Ball konzentrierte. War ja eigentlich ganz niedlich, wie verbissen er war, aber ich hatte nicht vor ihn gewinnen zu lassen. Ich wollte herausfinden, ob er ein schlechter Verlierer war, oder nicht.
 

Nach einer halben Stunde spaßigem Spiel und häufigen ins Gras Fallens, stand es sechs zu vier für mich und Reita ärgerte sich immer noch grün deswegen.

„Sollen wir eine kurze Pause machen?“, fragte ich ihn schwer atmend, hatte gerade meinen linken Fuß auf den Ball gestemmt und sah Reita an, der nicht minder schwer atmete.

„Vergiss es! Nur Weiber brauchen eine Pause!“, keuchte Reita und ich grinste ihn an. „Wie du meinst.“

Wenn er es unbedingt so wollte, würde ich ihm diesen Wunsch eben erfüllen. Ich versuchte wieder den Ball an ihm vorbei zu bekommen, doch dieses Mal machte er mir einen Strich durch die Rechnung. Er setzte, ohne dass ich es verhindern konnte zum Schuss an. Leider viel zu hoch, sodass der Ball gegen die Äste eines Baumes flog. Wir hatten Glück, dass er nicht hängen blieb, aber so hoch war das Tor eindeutig nicht.

Hasserfüllt starrte Reita den Ball an, der unschuldig auf der Wiese kullerte. Ich verkniff mir jeglichen Kommentar, weil ich meinen Mitbewohner nicht noch weiter verärgern wollte. Es machte ihm wahrscheinlich schon genug zu schaffen, dass ich führte. Ich lief zu dem Ball hin und schoss ihn zu ihm. Wir standen uns wieder gegenüber.

„Ich mach dich fertig, Barbie.“ Ich lächelte freundlich zurück.
 

Es dauerte fast noch eine ganze Stunde, bis wir das Spiel beendeten. Ich hatte gewonnen. Um ehrlich zu sein, war ich selbst überrascht. Ich hatte tatsächlich zehn zu sieben gegen Reita gewonnen. Dieser hing gerade an seiner Wasserflasche und leerte diese grimmig, während ich immer noch auf der Wiese stand und den Ball anstarrte, der vor fast fünf Minuten zwischen den Dosen hindurch gerollt war.

Langsam sickerte der Sieg zu mir durch und ich begann zu strahlen. Lachend ließ sich mich nach hinten zurückfallen und lag mit ausgestreckten Armen und Beinen auf der Wiese. Reita hatte seine Flasche geleert.

„Ja, Barbie. Freu dich nur! Das nächste Mal mach dich platt, darauf kannst du dich verlassen!“ Ich lachte noch lauter und glaubte ihn etwas von ‚Anfängerglück’ und ‚alles nur Glückstreffer’ nuscheln zu hören, aber ich störte mich nicht daran, denn ich war einfach glücklich.

Ein paar Minuten war es still zwischen uns, in denen ich gen Himmel gestarrt und Reita vor sich hingeschmollt hatte.

„… du warst echt nicht schlecht.“, konnte ich ihn dann schließlich sagen hören. Irritiert schaute ich ihn an. „Was?“

„Du hast mich schon verstanden.“, meinte er trocken und sah mich nicht an. Hatte er gerade zugegeben, dass ich gut gespielt hatte? Ich strahlte gleich, setzte mich auf. Ich robbte zu ihm hin, bis ich neben ihm war.

„Ist das dein Ernst?“, fragte ich ihn mit glitzernden Augen. Natürlich konnte Reita sich keinen sarkastischen Kommentar verkneifen. „Nein, mein August.“

Ich kam mir einen Moment lang wohl zu Recht verarscht vor…
 

Den Rest des Mittags verbrachten wir damit uns den Ball noch ein wenig zuzuschießen und die Chips zu essen, die Reita in seinem Rucksack mitgenommen hatte. Wir hatten auch geredet, zwar nicht viel, aber immerhin und wenn dann handelte es meistens davon, dass Reita schwor, nie wieder im Fußball gegen mich zu verlieren. Ich hatte es überaus amüsant gefunden, wofür er mir auch gegen den Oberarm geboxt hatte – ich hatte damit gerechnet, dass er fester schlagen würde, denn wehgetan hatte es nicht.

Als die Sonne langsam unterging beschlossen wir uns auf den Weg nach Hause zu machen. Wir packten alles ein und verließen den Park.

„Weißt du was?“, fragte ich Reita, als wir langsam nebeneinander hergingen. Sein ‚hm’ brachte mich dazu weiter zu sprechen. „Ich muss gerade irgendwie an die Wasserschlacht denken.“

Er sah aus den Augenwinkeln zu mir und schien wohl zu überlegen, ob ich auf irgendetwas hinaus wollen könnte.

„Und? Das ist drei Wochen her.“, gab er unbeeindruckt zurück. Ich nickte. Ja, schon drei Wochen. Schade eigentlich.

„Seitdem haben wir gar keinen Spaß mehr gehabt.“ Er hob leicht eine fein geschwungene Augenbraue, doch ich ließ mich davon nicht stören und fuhr unbeirrt fort. „Was ich damit sagen will ist, dass ich mich freue, dass du mit mir Fußball spielen gegangen bist.“

Reita sah wieder gerade aus und es dauerte fast zwanzig Schritte, bis er leicht mit den Schultern zuckte.

„Warst halt der Einzige, der da war…“, meinte er und ich glaubte einen verlegenen Unterton in seiner Stimme heraushören zu können, von dem ich beschloss, dass ich ihn total schön fand. Ich lächelte ihm leicht zu.

„Trotzdem hat es mich gefreut.“ Er brummte. Oller Brummbär, dachte ich mir nur, während ich mich auf den Wohnblock zu begab, der gerade in unser Blickfeld kam.
 

„Barbie?“, fragte Reita mich, als wir gerade das Treppenhaus betreten hatten. Ich hielt noch vor der ersten Stufe inne und drehte mich leicht zu Reita um, warf ihm einen fragenden Blick zu. „Ja?“

„Kann ich, nachdem wir geduscht haben, mit dir reden?“ Er sah ziemlich ernst aus und schien selbst Zweifel daran zu haben, ob das, was er hier tat wirklich das Richtige war. Seine Haltung irritierte mich ein bisschen und ich hoffte, dass ich ihn gerade falsch einschätzte. Vorsichtig nickte ich.

„Uhm, klar.“, gab ich zurück, ehe ich mich wieder wegdrehte und die Treppen erklomm. Ich wusste nicht, was ich von dieser Bitte halten sollte. Oder eher von der Frage, denn ‚bitte’ gesagt hatte er ja keinesfalls.

Ich schloss die Wohnungstür auf. Im Flur zog ich meine Schuhe aus und begab mich dann ins Wohnzimmer, während ich noch hören konnte, wie Reita die Tür schloss. Ich entdeckte Aoi, der gerade auf dem Sofa saß und das Telefon in der Hand hielt.

„Ja, sag ich – oh, Moment, er ist gerade zurückgekommen.“ Lächelnd sah Aoi mich an und hielt mir das Telefon hin. Das war ja wohl eine Geste, die deutlich genug zeigte, dass es für mich war. Auf meinen Blick hin, formten Aois Lippen lautlos das Wort ‚Tante’. Oder zumindest glaubte ich das anhand seiner Lippenbewegungen ausmachen zu können. Ich nickte und hielt mir das Telefon ans Ohr.
 

„Hallo?“, fragte ich also in den Hörer, ging durch die Küche, durch den Flur, gleich die Treppe nach oben in mein Zimmer. Ich wollte lieber in Ruhe telefonieren, weil ich mir schon denken konnte, dass es sich um etwas mit meiner Mutter handelte. Gerade schämte ich mich, dass ich heute gar nicht darüber nachgedacht hatte, wie schlecht es ihr ging, sondern einfach meinen Spaß gehabt hatte. Schließlich sollte ich eigentlich mehr an sie denken und vor Sorge vergehen, statt im Sonnenschein mit Reita Fußball zu spielen.

„… wie geht es ihr?“, fragte ich meine Tante und ich konnte die Frau am anderen Ende seufzen hören. Kein gutes Zeichen, wie ich fand.

„Unverändert. Die Ärzte können auch immer noch nicht sagen, ob sie überhaupt noch einmal aufwacht.“, erwiderte sie gleich, weil sie wohl zu wissen schien, dass um den heißen Brei herumreden nichts half. Ich seufzte schwer. Ich konnte nicht weinen, nicht jetzt. Denn ich war erleichtert. Sie war zwar nicht aufgewacht, oder so, aber es ging ihr auch nicht schlechter. Ich wollte die Sache nicht pessimistisch sehen, auch wenn es mir von Mal zu Mal nicht gelang.

Meine Tante und ich redeten nicht mehr lange miteinander. Sie klang müde. Wahrscheinlich schlief sie kaum. Ich machte mir auch irgendwie Sorgen um sie, aber ich konnte vorerst nicht mehr kommen, fürchtete ich. Jedenfalls nicht sofort. Statt weiter darüber nachzudenken, beschlossen meine Gedanken wieder zu Reita abzuschweifen. Er wollte mit mir reden. Ich war ziemlich neugierig. Also quälte ich mich vom Bett und ging an meinen Schrank.

Ich suchte mir saubere Sachen aus diesem. Ich wollte unbedingt duschen gehen…
 

Oben in Reitas und meinem Badezimmer, schloss ich erst einmal ab. Irgendwie hatte ich den Drang dazu, ohne wirklich zu wissen, warum eigentlich. Ich zog mich aus, wie man das eben machte, wenn man Duschen gehen wollte. Ich stieg in die Duschkabine, schloss die Augen, als ich das warme Wasser anstellte. Kaum traf mich das warme Wasser auf den Wangen, schluchzte ich unterdrückt auf. Jetzt, wo ich nicht mehr das Gefühl hatte vor meiner Tante stark sein zu müssen, brach es aus mir heraus. Außerdem… machte es mich eben fertig.

Meine Mutter wachte vielleicht nicht mehr auf! Ihr Zustand war unverändert! Meine Gedanken schwenkten im Gegensatz zu eben noch einmal vollkommen um und brachten meinen Geist ziemlich durcheinander. Dieses Rauf und Runter der Gefühle machte mich total kaputt. Ich war ständig erschöpft irgendwie. Warum konnte nicht einfach ein Gefühl aufrecht bleiben? Meine Tränen verschwanden mit dem warmen Wasser im Abfluss. Ich trauerte ihnen irgendwie nicht nach.

Ich duschte zügiger weiter und schäumte meine braunen Haare ein, als Reita gegen die Tür gehämmert und gemeint hatte, dass er auch noch ins Bad wollte. Ich gab einen zustimmenden Laut von mir, wusch dann noch meinen Körper. Ich trocknete meine Haare halbherzig mit einem weißen Handtuch, meinen Körper da schon ein wenig gründlicher und zog mir dann meine Schlafsachen an.

Als ich die Tür zum Badezimmer öffnete, stand Reita schon mit seinem Zeug im Flur. Er musterte mich einen Moment, ehe er an mir vorbei ins Bad ging.

„Wenn ich fertig bin, komm ich in dein Zimmer.“ Dann ging die Tür zu. Er irritierte mich, weil er so ernst war. Das kannte ich kaum von ihm.
 

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend ging ich in mein Zimmer, setzte mich auf die Matratze meines Bettes, alles in der Absicht wirklich auf Reita zu warten. Ich zog meine Beine ein wenig mehr an meinen Körper, legte mein Kinn auf meine Knie. Ich dachte intensiver darüber nach, was Reita mit mir zu bereden haben könnte und ich kam nach drei Minuten zu dem Schluss, dass ich nicht den geringsten Schimmer hatte.

Aber es war sicher etwas Wichtiges, sonst würde er nicht so ernst sein. Ich legte mich auf der Matratze lang und seufzte frustriert auf, weil ich vom Nachdenken Kopfschmerzen bekam. Also würde ich einfach abwarten, bis Reita mir sagte, was er von mir wollte. Es dauerte etwa weitere zehn Minuten, bis meine Zimmertür sich öffnete und ich meinen Blick auf Reita richtete.

Seine Haare waren auch noch ein bisschen feucht und er trug ein T-Shirt mit dem Logo irgendeiner Band, die ich nicht kannte, dazu auch noch eine schwarze Stoffhose. Er setzte sich – ganz nach seiner Art – ungefragt auf mein Bett und sah mich an.
 

Ich richtete mich wieder auf, um ihn besser ansehen zu können.

„Also, was gibt es, was du mit mir bereden willst?“, fragte ich ihn und Reita sah mich einen Moment lang an. Es kam mir vor, als würde es ihm schwer fallen, darüber zu reden, was mich irgendwie verunsicherte.

„Hm. Was hat deine Tante gesagt?“, kam es von ihm und irgendwie wusste ich, dass er mir nur ausweichen wollte und so beschloss ich, ihn einfach machen zu lassen, denn vielleicht rückte er auch später noch mit der Sprache raus.

„Meiner Mutter geht es genauso schlecht, wie vorher.“, erwiderte ich leise, rutschte an das Kopfende meines Bettes, lehnte mich dagegen und betrachtete Reita, der auf seine Knie sah und einen verstehenden Laut von sich gab. Eine Weile war es ziemlich still. Solange, bis ich es nicht mehr aushielt. Ich platzte fast vor Neugierde, was er mir erzählen wollte.

„Übrigens fand ich es nett von dir, dass du letztes Mal mit mir zu meiner Mutter gefahren bist.“, meinte ich, wollte ihn irgendwie zum Reden animieren. Ich sah, wie er seinen blondierten Kopf hob und mich ansah.

„Hm, schon okay.“, erwiderte er dann. So leicht würde er meinen Plan nicht zunichte machen. Erst mit mir reden wollen und sich es dann nicht mal richtig aus der Nase ziehen lassen! „Kann ich dich was fragen?“

„Hm?“, machte er. Das hatte ich mich schon länger gefragt, aber ich hatte nie den Mut gehabt es wirklich auszusprechen, doch jetzt wo wir Freunde waren – oder zumindest etwas in der Art – konnte ich mit solchen Sachen auch zu ihm kommen.
 

„Warum hast du mich geküsst?“ Ich erinnerte mich noch gut daran, wie Aoi uns mit seinem Anruf unterbrochen hatte und ich war ihm immer noch dankbar dafür, weil ich wirklich nicht sagen konnte, wie weit wir noch gegangen wären. Reita schien diese Frage ziemlich zu irritieren und ich sah deutlich, wie er schluckte, weil sein Kehlkopf sich bewegte.

Er atmete tief durch, ehe er sich mehr auf die Matratze zog. Er schob seinen Körper neben meinen, setzte sich neben mich und schwieg kurz. Er schien nachzudenken, also hielt ich den Mund, weil ich seinen inneren Monolog nicht unterbrechen wollte, schließlich wusste ich, wie das war. Kurz teilten sich seine Lippen und ich spitzte gleich die Ohren, doch er schloss sie wieder, ohne etwas zu sagen. Komm schon Reita, dachte ich mir, Sag doch einfach was ist!

„Aus einer Laune heraus.“, sagte er dann und ich verzog leicht das Gesicht. Mit der Antwort war ich nicht zufrieden, irgendwie. Aber was wollte ich denn hören? Keine Ahnung. Ich seufzte leise. „Und ich dachte, du wolltest mich irgendwie trösten, oder so.“

„Das auch. Aus einer Laune dich zu trösten halt.“, murrte er und ich sah ihn lediglich aus den Augenwinkeln an, konnte nicht anders, als leicht zu lächeln. Ich verkniff mir den Kommentar, dass er das auch hätte anders machen können. Ich wollte mich ja nicht zu sehr aufspielen, oder so etwas, wo er es doch wenigstens irgendwie versucht hatte…

„Fandest du es denn sehr schlimm?“, kam dann die Frage von ihm, die mich irgendwie aus der Bahn warf. Mein Blick richtete sich nun direkter auf ihn. Hatte ich es schlimm gefunden? Ich senkte meinen Kopf ein wenig, dachte nach. Im Anbetracht dessen, dass ich eigentlich in Atashi verliebt war, sollte ich es wohl schlimm finden. Letztendlich zuckte ich leicht mit den Schultern. Ich wusste es nicht mehr.
 

Ich spürte auf einmal Reitas Hand unter meinem Kinn und er zog mein Gesicht so, dass wir uns in die Augen gucken konnten. Sofort schlug mein Herz aufgeregt ein wenig schneller. Was hatte er denn nun wieder vor? Ob er wusste, dass er mich schon wieder verwirrte?

„…weißt du es nicht mehr?“ Ich sah ihn an, senkte dann meine Augen. Das war wohl Antwort genug. Es war ja nicht so, dass ich nicht mehr wusste, wie der Kuss gewesen war, aber ich wusste nicht mehr, ob ich ihn als schlimm empfunden hatte. Reita war forsch gewesen und hatte sich nicht darum gekümmert, ob ich geküsst werden wollte, oder nicht, aber irgendwie war doch das genau seine Art gewesen. Gerade wollte ich ihm sagen, dass ich verliebt war und dass ich mir deswegen nicht sicher war und dass es mir eigentlich gar nicht hätte gefallen dürfen. Und dass ich irgendwie auch nicht wusste, was ich davon halten sollte, als ich etwas Warmes auf meinem Mund fühlte.

Ich brauchte wieder ein paar Augenblicke, um zu realisieren, dass es Reitas Lippen waren, die sich auf meine gelegt hatten. Ich verstand nicht, warum er das tat, realisierte kaum, was er da tat. Er küsste mich, oder? Schon wieder. Aber dieses Mal kam es mir irgendwie anders vor. Der Kuss war unsicher. Ich verstand ihn nicht ganz, erwiderte auch nicht. Dazu war ich irgendwie nicht fähig. Außerdem kam ich mir vor, als würde ich Atashi betrügen, wenn ich den Kuss zuließ, auch wenn wir kein Paar waren. Fremdküssen war nicht in Ordnung. Außerdem beschäftigte es mich viel mehr, warum er mich küsste. Wohl kaum, um mir zu zeigen, wie es vorher gewesen war, denn so war es definitiv nicht gewesen. Es musste etwas dahinter stecken.

Wie lange der Kuss genau dauerte, wusste ich später nicht mehr, lange war es sicher nicht, oder doch? Verwirrt öffneten sich meine Augen, als die Wärme seiner Lippen gewichen war und er mich intensiv mit seinen dunklen Augen fixierte. Ich konnte nur unsicher zurückblicken. Und dann sagte er Worte, die vielleicht nicht folgenlos an mir vorübergehen würden und die mir bewusst machten, warum er hatte mit mir reden wollen und auch warum er so ernst gewesen war...

„Ich hab mich in dich verliebt, Barbie.“

Wer ist Atashi? II - Lügen

Nach so langer Zeit melde ich mich endlich wieder mit einem neuen Kapitel zurück. Kann gut sein, dass Einige sehr böse auf mich sind, weil ich so lange nichts hochgeladen habe, aber ich hab lieber einmal in einem halben Jahr ein Kapitel, das Niveau hat, als dass ich jede Woche ein Kack-Kapi hochlade. Außerdem bin ich jetzt in der Oberstufe, da habe ich viel mehr zu tun, als vorher. Und das sind keine Ausreden.

Übrigens habe ich vor Colocation zu überarbeiten. Gleich vorweg: Nein. Ich werde nicht von Vorne anfangen. Lediglich jedes Kapitel einzeln überarbeiten, da es wirklich furchtbar ist, welche geringe Qualität die Kapitel haben. Das mache ich wahrscheinlich noch, bevor ich den dritten Teil von den Kapiteln 'Wer ist Atashi?' schreibe. Das ist mir wirklich wichtig und ich hoffe auf Verständnis. Na ja. Wenn irgendwer überhaupt dieses extrem lange Vorwort liest xD. Danke noch an life_is_melody, die es an einem Tag gebetat hat und natürlich an meinen Atashi abgemeldet.
 

Viel Spaß.
 

Meroyui
 

_____
 

Immer wieder schienen seine Worte in meinem Kopf wiederzuhallen. Ungläubig starrte ich in seine dunklen Augen, in denen ich eine Spur von Unsicherheit zu erkennen glaubte. Konnte das alles wirklich sein? War das irgendwie möglich? Das ging doch nicht. Reita hatte mir gerade seine Gefühle gestanden. Er war in mich verliebt. Es kam mir vor wie ein Traum, es wirkte so unecht. Es kam mir wie ein Albtraum vor. Nicht, dass ich Reita irgendwie nicht mögen würde, aber ich konnte seine Gefühle nicht so einfach erwidern, wo ich doch selbst schon anderweitig verliebt war und ich hatte jetzt schon ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn abweisen musste. Ich wollte seine Gefühle nicht verletzen, wo er doch jetzt den Mut aufgebracht hatte, es mir zu sagen. Ich wusste, wie schwer das war.

„R-reita…“, kam es nur leise von mir und ich hasste mich dafür, dass ich schon wieder mit den Tränen kämpfte. Ich hatte doch gar keinen Grund zu heulen! Immerhin war Reita derjenige, der verletzt werden würde und nicht ich. Aber warum empfand ich nur so viel Reue, dass ich es ihm sagen würde? Ich konnte ihm doch auch nichts vormachen. Unehrlichkeit war doch viel verletzender. Ich wischte mir hastig über die Augen und Reitas Anspannung schien immer greifbarer zu werden.

„I-ich… es tut mir leid, aber…“ Ich versuchte ihn anzusehen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich ihm das irgendwie schuldig war. Ich konnte nicht einfach ignorieren, was er mir da gerade gesagt hatte. Reitas Augen veränderten sich und ich konnte ihren Ausdruck nicht deuten. Ich wusste nur, dass es mich noch unsicherer werden ließ. Dennoch sollte mir wohl nicht in den Sinn kommen, dass es nicht meine Schuld war.

„…ich bin schon in jemand anderen verliebt.“, gab ich schließlich leise zu und ich konnte sehen, dass Reita verletzt war, auch wenn man ihm seine Verletztheit nicht so extrem ansah, wie anderen Menschen. Allein daran, wie er dasaß und seinen Kopf senkte, erkannte ich, wie weh ich ihm damit tat. Für einen kurzen Moment bereute ich sogar ehrlich gewesen zu sein, auch wenn das Quatsch war.
 

Es dauerte gefühlte Stunden, bis Reita sich das erste Mal wieder ein wenig regte. Ich schluckte leicht, als er mich ansah und verzweifelte Entschlossenheit spiegelte sich in seinem Blick wieder. Er streckte seine Arme aus und umarmte mich so heftig, dass ich vor Schreck fast aufschrie. Doch ich versteifte mich nur ein bisschen und drückte meine Hände gegen seine Schultern, versuchte ihn von mir zu schieben. Jetzt wo ich wusste, wie er für mich empfand, da wollte ich nicht mehr, dass er mich berührte. Damit machte er sich immerhin nur selbst fertig.

„Wer ist es?“, fragte er mich geradezu grob und ich fragte mich, warum er das wissen wollte. Wollte er ihm dann etwas antun?

„W-warum?“, gab ich deswegen zurück, anstatt einfach zu sagen, dass er ihn nicht kannte, immerhin war es so. Aber irgendwie wollte ich das nicht sagen. Sonst würde er vielleicht noch auf die Idee kommen ihn kennen lernen zu wollen und ich wusste nicht, wie das ausgehen sollte.

„L-lass mich los, Reita!“ Ich stemmte mich gegen ihn und schaffte es tatsächlich ihn von mir zu schieben, auch wenn das wahrscheinlich nur möglich war, weil er es zuließ. Er sah mich fest an und ich rutschte von ihm weg. Und ich fragte mich, seit wann er wohl schon diese Gefühle für mich hatte. Wie lange hatte ich ihn unbewusst verletzt? Ich hoffte doch, dass es noch nicht lange war. Ein schlechtes Gewissen hatte ich zwar auch so, aber das würde es für uns beide nur schlimmer machen.

„Warum denn? Sonst hat es dich auch nicht gestört, dass ich dich umarme! Außerdem hast du noch nicht auf meine Frage geantwortet.“ Er sprach das mit so einer Gleichgültigkeit, dass ich mich fragte, ob es wirklich Reita war, mit dem ich da sprach. Das konnte doch unmöglich der unverschämte Kerl sein, den ich kennen gelernt hatte?

„…ich weiß nicht, wovon du sprichst…“, meinte ich fast flüsternd und auf einmal begann er zu grinsen.

„Ich habe dich gerade gefragt in wen du verliebt bist.“, wiederholte er und ich senkte meinen Blick ein wenig. Was sollte das denn? Warum war er so versessen darauf zu erfahren, für wen ich die Gefühle hatte, die er für mich hatte.

„Wieso ist das wichtig?“, flüsterte ich, ohne zu wissen, was er von dieser Information hätte.

„Weil ich wissen will, welcher Kerl dir den Kopf verdreht hat.“ Irgendwie wunderte ich mich gar nicht darüber, dass er direkt wusste, dass ich in einen anderen Jungen verliebt war. Ich sah ihn mit leicht geröteten Wangen an und rutschte bis ans Kopfende.

„Und warum willst du es wissen?“, stellte ich ihm die nächste Frage, vielleicht auch einfach, um Zeit zu schinden, damit ich ihm nicht direkt meine Gefühlswelt offenbaren musste. Denn eigentlich ging ihn meine Liebe zu Atashi nichts an, auch wenn wir so etwas wie Freunde waren. Er liebte mich, da war es grausam, ihm so etwas zu erzählen, war jedenfalls meine Ansicht, aber Reita schien ziemlich verbissen zu sein.

„Ich will wissen, was er hat, was ich nicht habe.“ Kurz glaube ich eine kleine Schwäche bei ihm ausmachen zu können und wieder tut er mir leid. Verunsichert betrachte ich den Blondschopf vor mir und senke meinen Blick, denke nach.

„Willst du es denn wirklich so dringend wissen? Es wird nichts an meinen Gefühlen ändern. Und ich will nicht, dass du dich quälst…“, erkläre ich mich. Es ist ja nicht so, dass ich ihm so etwas an sich nicht anvertrauen würde aber die Situation zwischen uns hat sich jetzt ja offensichtlich verändert. Reitas Blick lag auf meinem Gesicht und es schien mir, dass er ganz tief in mich blicken wollte. Irgendwie war mir das im Moment gerade ziemlich unangenehm und ich konnte es mir nicht verkneifen wegzusehen.

„…ich will es wissen…“ Meine Augen senkten sich gleich noch ein wenig mehr. Wenn er so extrem darauf bestand, da konnte ich ihm diesen Wunsch doch eigentlich nicht verwehren, oder? Er wollte es ja scheinbar unbedingt wissen… ganz unbedingt, auch wenn ich momentan nicht verstand, warum es so war.

„Du kennst ihn nicht.“, gab ich ausweichend zurück, es eigentlich nicht preisgeben wollend. Doch in Ruhe lassen, wollte Reita mich auch jetzt nicht.

„Was macht dich da so sicher?“ Er sah mich an und sein Blick bohrte schon wieder so tief, dass ich wegsehen musste.

„Gar nichts…“, gab ich schließlich zu. Atashi hatte nie gesagt, dass er Reita nicht kannte, gleichzeitig hatte er aber auch nie gestanden ihn zu kennen. Ich hatte gar nichts in der Hand, doch was würde es ändern, wenn sie sich kannten?
 

„Also, sag schon… ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen.“ Aus irgendeinem irrelevanten Grund, glaubte ich ihm tatsächlich, dass er mir nichts tun würde. Er liebte mich… Also war es da nicht eigentlich auch logisch, dass er nicht wollte, dass mir etwas passierte? Es war ein seltsamer Gedanke, dass Reita solche Gefühle für mich hatte und irgendwie konnte ich es mir nicht vorstellen. Aber hätte er nicht so ernst geschaut und würde er nicht so reagieren, wie er es gerade tat, hätte ich geglaubt, dass er mich nur auf den Arm nimmt, so wie er es früher getan hatte. Nur auf eine viel gemeinere Weise.

„…er nennt sich Atashi…“, hauchte ich schließlich, weil ich irgendwie nicht laut sprechen konnte, oder wollte. Kurz sah ich, wie die Augen meines Gegenübers sich weiteten, ehe er sich eine Hand über die Augen legte und einen Moment geradezu bewegungslos ausharrte. Nervös rutschte ich auf meiner Matratze herum. Hatte ich etwa etwas Falsches gesagt?

„Ist das dein Ernst, Barbie?“, fragte er regelrecht tonlos und mein Herz schlug schneller vor Aufregung. So hatte ich Reita noch nie gesehen und es beunruhigte mich, wenn ich ehrlich war. Sonst war er stark und ließ sich von nichts unterkriegen, aber dass man seine Gefühle so offen erkennen konnte, hatte ich noch nie erlebt.

„Ist es.“, sagte ich mit fester Stimme. Ich musste einfach dazu stehen, dass ich verliebt war. Außerdem hatte er selbst gefragt.

„Wenn das so ist…“, begann Reita und griff nach meinen Schultern, um mich daraufhin in die Matratze zu pressen. Das kam mir ziemlich bekannt vor… Doch noch bevor ich wirklich richtig realisierte, was er vorhatte, hatte er mich auch schon geküsst. Was tat er denn da? Ich hatte ihm gerade gesagt, dass ich einen anderen liebte! Ich stemmte mich gegen ihn und drehte meinen Kopf auf die Seite, löste so die Verbindung unserer Lippen, die viel zu erzwungen war, um schön zu sein.

„Was soll das?“, richtete ich meine vorwurfsvolle Frage an ihn. Ich konnte nicht verstehen, was er damit bezwecken wollte. So verliebte ich mich ganz sicher nicht in Reita. Er lächelte mich an und irgendwie sah er glücklich aus. Es war mir suspekt. Nein. Er war mir suspekt. Was war denn nur auf einmal in ihn gefahren? Ich begriff nicht, wieso seine Laune mit einem Mal so gestiegen war.

„Barbie…“ Ich horchte auf und sah ihn an. Es war geradezu beängstigend… „Ich … du liebst ihn wirklich?“

Unsicher nickte ich. Wenn er nicht in ein paar Sekunden so sein würde, wie er normalerweise war, dann würde ich sicher weglaufen. So wirkte er noch viel bedrohlicher, als wenn er einen böse anstierte.

„…du…“ Ich konnte sehen und hören, wie er tief Luft holte. Dabei schlossen sich seine Augen, die er beim nächsten Einatmen allerdings schon wieder geöffnet hatte. „… bist mir echt Einer…“

Er strich mir durch die Haare. Erst dann war mir wieder richtig bewusst, dass ich unter ihm lag und er sich noch halb über mich gebeugt hatte. Ich fühlte mich ziemlich unwohl, weil er sich so komisch benahm.

„Ich bin Atashi, Barbie.“
 

Einen Moment lang schien die Zeit still zu stehen. Nein. Sicher blieb sie tatsächlich stehen. Auf einmal kam ich mir vor, wie in einer dieser unrealistischen Film-Szenen. Und ich war der Verarschte bei der ganzen Sache. Jahrelang hatte ich auf meinen Kerl gewartet und mich mit einem Penner auf einer Straßenbank unterhalten. Irgendwann hatte mir der Penner dann gesagt, dass er mit mir zusammen sein wollte und ich hatte ihn abgewiesen, weil ich auf meine Liebe wartete. Ich vertraute mich dem Mann an, mit dem ich mir praktisch die Bank teilte und der behauptete dann stock und steif genau diese Person zu sein, auf die ich schon so lange wartete.

Nur zu dumm, dass das hier kein alberner Film war, in dem es immer bei einem Happy End herauskam. Das hier war die Realität und dass es nicht immer Happy Ends gab, war mir schon klar gewesen, als meine Mutter ins Koma gefallen war. Noch deutlicher war es mir geworden, als ich die ganze Sache mit Yune hatte durchmachen müssen. Und schließlich hatte ich auch schon andere Dinge erlebt, die man nicht gerade unter dem Sammelbegriff ‚Happy End’ zusammenfassen würde. Jedenfalls würde ich denjenigen, der das tun würde, für verrückt erklären.

Reita und Atashi. Ein und dieselbe Person? Ich erinnerte mich spontan an Gespräche zurück. Nein. Das war unmöglich. Allein wie unterschiedlich sie mit mir sprachen, sprach dagegen, dass Reita Atashi, mein Atashi sein konnte. Atashi war immer so zuvorkommend und lieb. Er erkundigte sich nach mir, machte sich ehrlich Sorgen und war immer für mich da.

Reita hingegen war grob und scheinbar auch ziemlich verständnislos, er gab mir Spitznamen, ohne mich zu fragen, ob mir das überhaupt recht war und er hatte mich anfangs sexuell belästigt. Atashi konnte nicht Reita sein. Reita konnte nicht Atashi sein. Unmöglich!
 

„R-red’ keinen Unsinn!“, forderte ich Reita auf. Ich konnte es ihm nicht glauben. Vielleicht behauptete er es nur, in der Hoffnung, dass ich ihm glauben und mich auf ihn einlassen würde? Sollte das sein Plan sein, würde ich das ziemlich schwach finden, denn ich konnte mir nicht vorstellen solche Art von Gefühlen für meinen Mitbewohner zu empfinden. Wir hatten es doch gerade mal geschafft einigermaßen miteinander auszukommen. Wir waren jetzt Freunde geworden. Da konnte ich mich doch nicht einfach so auf eine Beziehung solcher Art einlassen.

Außerdem war es vollkommen unmöglich, dass Reita Atashi war. Das konnte einfach nicht sein. Dazu waren sie viel zu verschieden. Zusätzlich traute ich es nicht einmal Reita zu mich so sehr zu verarschen. Denn das wäre wirklich nicht nett von ihm. Allein der Gedanke daran, dass es vielleicht so sein könnte machte mich ganz krank. Ich musste früher ja schon einiges über mich ergehen lassen, aber das hätte dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt.

„Ich red’ keinen Unsinn.“, kam es ruhig von Reita und er schien sich seiner Sache so dermaßen sicher zu sein, dass ich umso unsicherer wurde. Seine Augen fixierten mich weiterhin und mit jeder Sekunde, die er mich so anstarrte, fühlte ich mich unwohler. Etwas gröber, als man es mir vielleicht zutrauen würde, schob ich den Blondierten von mir weg und setzte mich richtig hin, richtete mir nervös die Haare, um irgendetwas zu Tun zu haben. Nicht unbedingt die beste Methode, aber immer noch besser, als gar keine.

„Warum sollte ich dir glauben, dass du er bist? Das… das ist absolut absurd!“ Niemand konnte sich so verstellen! Reita lächelte leicht und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

„Ist es das, Prinzessin?“, konnte ich ihn leise fragen hören und scheinbar kostete ihn besonders das letzte Wort eine gewisse Überwindung. Ich spürte deutlich, wie sich meine Augen weiteten und alle Farbe wich mir aus dem Gesicht. Und doch. Ich konnte ihm nicht ein Wort glauben. Reita durchbohrte mich mit seinem Blick und als ich nach fast einer Minute immer noch kein Wort herausgebracht hatte, lächelte er.

„Soll das heißen, du glaubst mir?“ Hastig schüttelte ich mit dem Kopf. So einen Unsinn würde ich niemandem glauben! Ich wollte nicht glauben, dass ich so verarscht worden war.

„Ich schwöre es, Barbie!“, kam es von ihm, doch was sollte ich daran schon festmachen können? In meinen Ohren waren es nur leere Worte, um mich doch noch irgendwie herum zu kriegen, aber das würde nicht funktionieren. Ich wollte Reitas Gefühle nicht verletzen, doch wenn er mir so dreiste Lügen auftischte, konnte ich einfach nicht anders.

„Warum sollte ich dir glauben?“ Seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, denn allmählich schien Reita die Geduld zu verlieren, weil er mir wohl unbedingt Glauben machen wollte, er sei meine erste große Liebe. Er musste also wissen, dass ich Atashi noch nicht gesehen hatte. Kurz musste ich schlucken, verdrängte allerdings den Gedanken gleich wieder.

„Dann muss ich es dir halt beweisen!“, knurrte er und erhob sich von meinem Bett, um schnurstracks mit den Worten ‚Schalt den Laptop an!’ in den Flur zu treten und kurz darauf in seinem Zimmer zu verschwinden.
 

„…was?“ Ich war irgendwie viel zu überfordert mit der Situation, um Reitas Anweisungen nicht Folge zu leisten, sodass ich tatsächlich mit leicht zitternden Händen meinen Laptop aufklappte und anschaltete. Genau. Jetzt konnte ich mich vergewissern, dass Reita nicht Atashi war. Ich würde Atashi von der absurden Rederei von Reita erzählen. Und dann würde ich eine Nacht über das Alles schlafen. Morgen würde ich dann mit ihm sprechen und ihn ganz vorsichtig noch einmal zurückweisen. Vielleicht konnten wir ja auch Freunde bleiben. Und dann würde ich Atashi noch sagen, was ich für ihn empfand.

Genau. Und dann würde meine Mutter aus dem Koma aufwachen und mein Leben würde wieder geregelte Formen annehmen. Dann würde ich mich auch endlich mal wieder entspannen können. Das brauchte ich wahrscheinlich auch ziemlich. Kurz dachte ich an heute Mittag zurück.

Hätte ich gewusst, was daraus gefolgt hätte, ich hätte Reita gebeten noch ein wenig länger im Park zu bleiben, oder ich wäre gar nicht erst mitgegangen, oder ich hätte bei seiner Bitte mit mir zu reden ‚nein’ sagen sollen, auch wenn das ziemlich gemein gewesen wäre. Hätte ich nur nicht versucht mich mit Reita anzufreunden, dann wäre es vielleicht niemals so weit gekommen und ich würde Reita – der ganz bestimmt nicht Atashi war – nicht verletzen müssen. Während der Laptop nun meinen Wallpaper anzeigte – ein Foto von mir und meiner Mutter – bemerkte ich, dass meine Hände immer stärker zitterten. Es dauerte gefühlte Stunden, bis endlich der Messenger angezeigt wurde.

„Bitte Atashi…“ Reita durfte einfach nicht die Wahrheit gesagt haben. Angespannt verfolgte ich den Anmeldevorgang und als ich endlich online war, atmete ich tief aus, als ich tatsächlich Atashi in meiner Onlineliste ausmachen konnte. Und er verlor auch nicht eine Sekunde, um mich anzuschreiben.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Gott sein Dank! Ich wusste, du bist on!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Und ich wusste, dass du es bist.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du wirst nicht glauben, was mir gerade passiert ist!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Lass mich raten, Reita hat dir gesagt er sei Atashi?
 

In dem Moment brach irgendwas in mir zusammen. Beinahe war mir so, als könnte ich etwas klirren hören. Das… Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Das war nur ein dummer Witz. Er machte Spaß mit mir, ganz bestimmt. Es durfte einfach nicht wahr sein.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Woher…?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Dreimal darfst du raten. Kleiner Tipp: Es war keine weibliche Intuition
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Aber… das geht doch nicht!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wie du siehst, geht’s schon. Du willst es bloß nicht einsehen.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich kann einfach nicht glauben, dass du mich die ganze Zeit belogen hast!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Na, na, na , Barbie. Belogen klingt gemein. Sagen wir lieber, ich hab das ein oder andere Detail ausgelassen.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ist das nicht dasselbe? Du bist nur ein mieser Lügner! Hat es Spaß gemacht mit meinen Gefühlen zu spielen?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wer hat denn bitte behauptet, dass ich mit deinen Gefühlen gespielt habe? Ich habe einfach keine andere Möglichkeit gesehen.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ach ja? Lieber hintergehst du mich! Es hätte sehr wohl andere Möglichkeiten gegeben! Weißt du überhaupt, wie weh du mir damit tust?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Als hättest du mich sonst an dich rangelassen. Mit meiner Art kommt eben nicht jeder klar und auf diese Weise, durch das Chatten, konnte ich jemand anderes sein. Jemand den du vielleicht mögen würdest.
 

Mit jedem Wort, das er schrieb stieg meine Wut und überlagerte schließlich sogar meine Verletztheit. Wie konnte er solche Dinge sagen? Gerade wirkte es auf mich, als würde er mich als Schuldigen hinstellen, als hätte ich mir das alles selbst zuzuschreiben und dass es doch ganz normal wäre, jemanden, den man angeblich mag, auf so eine Art und Weise zu verarschen. Was ging denn eigentlich in seinem Kopf vor? Und… wollte ich das überhaupt wissen?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich hätte dich nicht an mich herangelassen? Wie denn auch, wenn du mich gleich überfällst. Was erwartest du eigentlich?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nun ich hatte eigentlich Einiges von dir erwartet, aber wie ich einsehen muss hast du mich enttäuscht. Bist du wirklich so oberflächlich, dass du denkst ich hätte das alles nur aus Spaß

gemacht? Für mich war diese zweite Identität Atashi kein Spaß, es war eher… eine Chance.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Ich will davon nichts wissen. Es hätte alles anders laufen könne, aber so bringst du mich bestimmt nicht dazu deine Gefühle zu erwidern! Lass mich einfach in Ruhe.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ich soll dich in Ruhe lassen? Willst du das wirklich? Wer hat dir immer zugehört? Wer war immer für dich da? Das war ich, oder besser gesagt Atashi. Warum kannst du nicht einsehen, dass du dich in mir geirrt hast und ich nicht nur der stets besoffene, pöbelnde Punk bin?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Es geht darum, dass du mir was vorgemacht hast. Denkst du ich kann dir das einfach so verzeihen?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Nun vielleicht kannst du es mir nicht ‚einfach verzeihen’, aber normal verzeihen hoffentlich schon. Willst du etwa alles wegwerfen, nur weil Atashi und ich eine Person sind? Verstehst du mich denn kein bisschen?
 

Ich sollte ihn verstehen? Konnte er mich denn nicht verstehen? Ich glaubte kaum, dass es ihm gefallen würde, wenn er so derartig belogen worden wäre! Sich für jemand anderen auszugeben und sich dann auch noch solche Gefühle aufzubauen und dann zu denken, es würde alles rosig enden. Seine Einstellung bekam ich einfach nicht in meinen Kopf rein. Ich biss mir fest auf meine Unterlippe, damit ich die Tränen zurückhalten konnte. Ich wollte nicht noch mehr wegen diesem Kerl weinen. Das hatte ich doch eigentlich wirklich schon zu Genüge gehabt.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wie soll ich das denn verstehen? Ich kann das nicht einfach vergessen und ich kann auch nicht einfach ignorieren, dass mir das weh tut. Ich hab dir vertraut und dass du mich so belogen hast, ist keine schöne Erfahrung. Ich will einfach nur mit mir allein sein und dass du mich in Ruhe lässt.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Ach komm schon Barbie. In Wirklichkeit geht es dir wenig darum, dass ich dich ‚belogen und betrogen’ habe, sondern eher darum, dass du mich falsch eingeschätzt hast. Du willst dir nicht eingestehen, dass dich deine Menschenkenntnis ab und an im Stich lässt. Und außerdem, Barbie... würdest du wirklich einfach nur allein sein und deine Ruhe haben wollen, hättest du schon längst den PC ausgeschaltet.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Du bist so ein arrogantes Arschloch! Ich glaube ehrlich, dass du an dem Ganzen eine Menge Spaß hattest!
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Also, dass ich ein arrogantes Arschloch bin haben wird doch schon längst geklärt. Daher würde ich vorschlagen wir kommen zum Thema zurück: Denkst du also, dass ich Spaß hatte?! Und was, wenn ich dir sage, dass ich jedes Mal scheiß nervös war, wenn ich dich gesehen habe? Dass ich mit meiner vulgären Art versucht habe meine Unsicherheit zu überspielen? Dass ich mir jedes Mal aufs Neue vorgenommen habe mich zu beherrschen, aber es nie geschafft habe?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Das soll ich dir glauben? Das kann ich einfach nicht! Willst du mich denn nicht ein bisschen verstehen?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wieso sollte ich dich verstehen wollen, wenn du mir nicht glauben willst? Gleiches Recht für Alle.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Wie soll ich das auch glauben? Das ergibt für mich keinen Sinn! Du kannst nicht erwarten, dass ich mich jetzt total freue und dir um den Hals falle. Das kannst du vergessen! Du bringst mich total durcheinander! Gib mir doch einfach Zeit!
 

Die Zeit, die ich brauche, um mit dir abzuschließen, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte nicht vor, mich ihm jemals an den Hals zu schmeißen. Die Gefühle für Atashi würden schon wieder vergehen. Wahrscheinlich wurden sie sogar jetzt gerade schon weniger. Wie sollte es denn auch sonst sein? Immerhin hatte ich gerade erfahren, dass er Reita war. Reita war ein Freund für mich und nun von meiner Bezugsperson und einem Freund gleichzeitig belogen zu werden, das verstörte doch nur. Es würde nicht mehr so werden können, wie früher. Sah er dass denn nicht ein?

Es ging einfach nicht in meinen Kopf. Verzweifelt raufte ich mir die Haare. Sie waren viel zu verschieden. So sehr konnte man sich nicht verstellen. Welche Person war denn nun die Wahrheit?
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Wieso sollte es keinen Sinn ergeben? Schon mal dran gedacht, dass ich einfach überfordert war? Nicht wusste, was ich tun sollte? Ich war noch nie in einer derartigen Situation. Niemand ist perfekt…
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Und glaubst du, das hier überfordert mich nicht? Ich weiß gar nicht mehr, was ich glauben soll! Du und Atashi ihr seid zu verschieden! Irgendwas davon muss gelogen sein. Also bist du ein verdammter Lügner! Es tut weh, dass du mein Vertrauen so missbraucht hast. Du hättest es mir viel früher sagen müssen.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Weder ‚Reita’ noch ‚Atashi’ sind gelogen. Mag sein, dass sie verschieden sind, aber trotzdem bin beides ich. Und ich habe sicher nicht gelogen, ich habe Atashi nur genutzt um dir eine Seite von mir zu zeigen, die ich dir über Reita nicht zeigen konnte. Ich war eben einfach zu feige.
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Das rechtfertigt aber nicht, dass du mich verletzt hast… Kannst du mich nicht einfach in Frieden lassen? Ich kann dir nicht verzeihen und vertrauen schon gar nicht mehr.
 

.:Ňo_Fuŧũré:. sagt:

Es verletzt dich also, dass ich dich mag? Dass ich irgendwie an dich rankommen wollte?
 

{::..Cąşşĩş..::} sagt:

Es verletzt mich, wie du es versucht hast.
 


 

Sofort schaltete ich den Laptop aus, ob er nun Schaden davontragen würde, oder nicht. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Aufgewühlt, weil ich das alles noch nicht wahrhaben konnte, hastete ich zu meiner Zimmertür und sperrte ab, bevor noch irgendjemand auf die Idee kam, hier rein zu kommen und mit mir reden zu wollen. Ich schluchzte leise auf. Wie konnte er mir nur so etwas antun? Ich presste meinen Körper gegen die Tür, als hätte ich Angst, dass jemand die Tür trotz Verrieglung öffnen könnte. Wie sollte ich das alles verarbeiten? Wie sollte ich Reita jemals wieder in die Augen sehen? Er war ein verdammtes Arschloch!

Wie konnte er mich nur von Anfang an so wissentlich verarschen? Er hatte sich in mein Herz geschlichen und jetzt wollte er wohl, dass ich es ihm auch noch schenkte? Er hätte es von Anfang an aufklären wollen, aber dann suchte er sich jetzt so einen Scheiß Moment aus? Deswegen durfte ich ihn bei unserem Treffen nicht sehen! Deswegen hat er mir immer solche Sachen gesagt, deswegen war er so nett zu mir gewesen! Alles nur, damit er seinen Spaß haben konnte. Wie konnte ich nur so blind sein? Erst meine Mutter, dann Yune und jetzt auch noch Reita? Was sollte ich machen? Nur kurz spielte ich mit dem Gedanken auszuziehen, aber wo sollte ich hin? Und sollte ich wirklich vor Reita davonlaufen?

Er wollte in mich verliebt sein? Ich glaubte ihm kein Wort. Und ich würde ihm wohl niemals wieder ein Wort glauben…

„Barbie!“ Ich spürte und hörte das Hämmern von Reitas Faust an meiner Zimmertür. Ich hielt mir die Ohren zu, nur leider konnte ich ihn trotzdem noch hören, egal, wie sehr ich versuchte das Gehämmer zu ignorieren.

„Mach auf!“, forderte er mich auf, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Lass mich allein! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! Ich hasse dich!“

Und dann wurde es still.

Wer ist Atashi? III - ...

Hier wäre dann das erste Kapitel im neuen Jahr.

Ich bin mir unsicher, ob es mir gefallen soll, oder nicht, aber ich warte einfach mal eure Reaktionen ab.

Danke an meine beta life_is_melody, die es mir über das Wochenende gebetat hat.
 

Meroyui
 

_____
 

Wer ist Atashi? III - …
 

Es war so furchtbar still um mich herum, selbst das Ticken der Uhr schien aufgehört zu haben und ich hörte nur ein leises Rauschen in meinen Ohren, welches sich als mein Blut herausstellte, das aufgeregt von meinem Herz durch meinen Körper gepumpt wurde. Mein Körper fühlte sich trotzdem dumpf an. Hatte ich das wirklich gesagt? Ich war nicht sicher, aber ich spürte nur, wie ich mich weiter gegen die Tür drückte, wie sich meine Hände weiter auf meine Ohren pressten, obwohl die Stille nicht auszuhalten war.

„…Barbie…“, konnte ich schließlich leise vom anderen Ende der Tür hören. Langsam ließ ich meine Hände sinken.

„Geh weg.“, versuchte ich möglichst unbrüchig herauszupressen, was mir allerdings kläglich misslang. Konnte er nicht verstehen, dass ich ihn jetzt einfach nicht gebrauchen konnte? Zittrig atmete ich ein und aus, während ich ein kaltes ‚Ganz wie du willst’ hörte. Dann war es wieder still. Für Sekunden, Minuten, vielleicht sogar Stunden. Und ich rührte mich nicht vom Fleck. Und Reita kam auch nicht wieder…
 

Irgendwann schaffte ich es dann aufzustehen. Ich kam mir abwesend vor, als wäre ich gar nicht hier, als würde ich diesen Körper gar nicht steuern. Alles fühlte sich irgendwie dumpf und leer an. Mit einer Hand tastete ich über meine Wangen, aber ich konnte keine Tränen finden. Besser so. Besser nicht zu weinen, wenn man wusste, dass die wichtigste Person zum Ausweinen nicht mehr da ist war. Dass es sie nie so gegeben hatte.

Atashi war nicht echt. Ich lehnte mich an die geschlossene Zimmertür. Er würde mich nie wieder Prinzessin nennen. Meinen Atashi gab es nicht. Ich atmete flach, während ich mir mit einer Hand die Haare raufte. Es war schwer zu akzeptieren. Wie sollte ich ohne Atashi auskommen?

Man könnte jetzt sagen, dass Atashi doch existierte, da es Reita war, aber das war doch nicht das Gleiche, denn er war keine eigenständige Person. Er war nur ein Phantom, das Reita erfunden hatte, um an mich ranzukommen, um meine Verletzlichkeit und mein Vertrauen zu gewinnen. Ich habe ihm alles erzählt. Er weiß einfach alles.
 

Mir wollte einfach nicht in den Kopf, warum er mir nicht schon früher die Wahrheit gesagt hatte. Erst freundete er sich mit mir an. Dann fing er an unauffällig zu flirten, nachdem er mein Vertrauen gewonnen hatte. Kurz darauf traf er sich mit mir und küsste mich. Ich hielt ihn für meine große Liebe, für einen Menschen, bei dem ich mich fallen lassen konnte, aber das war alles eine Lüge.

Ich hatte mich in ein Hirngespinst verliebt. Und dass ich nie mit ihm zusammen sein könnte war ein Schlag. Reita hatte mich die ganze Zeit nur ausgenutzt, genauso wie Yune. Mir erst alles Schöne vorzugaukeln, um mich dann zu verletzen, wenn alles herauskam.

Bei Yune war es schon schlimm, doch bei Reita ist es noch schlimmer, gerade weil er noch mitbekommen hatte, was zwischen Yune und mir passiert war. Ich fühlte einen starken Druck auf meinem Magen.
 

Je mehr ich darüber nachdachte, desto schlechter wurde mir. In mir breitete sich der Drang aus mich zu übergeben, wenn nicht endlich diese Last abfiel. Ich musste einfach darüber reden! Ich wollte das alles loswerden, aber ich würde den Teufel tun und mich irgendwem öffnen. Es würde doch nur wieder das gleiche passieren.

Ich fühlte mich in einem unendlichen Teufelskreis gefangen. Ich baute eine Bindung auf, die nichts als Schein war, dann stieß man mich vor den Kopf und ich musste mich von der Person entfernen, weil ich es sonst nicht auszuhalten glaubte.

Wankend ging ich zu einem Bett, starrte den geschlossenen Laptop an. Ich verspürte den Drang ihn gewaltvoll runter zu schmeißen, aber ich hielt mich zurück. Stattdessen legte ich ihn vorsichtig beiseite, strich mit meiner Hand vorsichtig über die Bettdecke, ehe ich mich auf die Matratze legte und die Augen schloss. Das alles konnte doch nur ein Alptraum sein!

Den Rest des Tages kam ich nicht mehr aus dem Zimmer und reagierte auf keinen meiner Mitbewohner. Reita war der Einzige, der meine Gedanken nicht störte, doch das konnte ich ihm dennoch nicht anrechnen…
 


 

Es war stockfinster draußen, als ich mich von der Matratze erhob. Ich schaltete das Licht an und kniff kurz die Augen zusammen von der plötzlichen Helligkeit geblendet. Meinen Blick richtete ich auf mein Spiegelbild.

Ich hatte schon schlimmer ausgesehen, das bestreite ich. Aber richtig gesund sah ich auch nicht aus. Meine Haut war noch blasser als sonst und ich starrte mich selbst so ausdruckslos an, dass es mich erschreckte. Ich blickte an meinem Körper hinab. Vielleicht war ich wirklich einfach nur total gut dafür geeignet, dass man sich über mich lustig machte? Ich verstand es. An mir war auch gar nichts wirklich Liebenswertes. Reita hatte gesagt er würde mich lieben. Aber warum hatte er mir dann so weh getan? Wie meine Hand meinen Oberkörper abtastete fühlte ich fast gar nicht. Ich wollte weg von hier.

Wahrscheinlich war es überall besser als hier. Wenn ich verschwand würde der Schmerz irgendwann verschwinden. Ich musste nur irgendwohin, wo Reita und Yune mich nicht finden würden. Dann hätte ich Ruhe, dann könnte ich vielleicht allein irgendwo meinen Frieden finden. Ich hatte keine Lust mehr auf diese Strapaze meiner Gefühle. Ich würde noch kaputt gehen.
 

Viel mehr als um meinen Zustand sollte ich mich um meine Mutter sorgen. Aber wie sollte ich hier helfen, wenn ich selbst das Gefühl hatte in einem Loch zu sitzen, aus dem ich mit eigener Kraft so schnell nicht mehr herauskommen würde? Ich wusste es nicht. Stumm richtete ich meinen Blick auf den Kleiderschrank, den ich dann öffnete, meine Kleidung betrachtend. Wie lange? Ich wusste es nicht mehr. War die Zeit nicht unwichtig?

Unter meinem Bett zog ich meine Reisetasche hervor, die ich auf die Matratze stellte. Einfach nur noch weg. Wenn ich ging, ohne ein Wort zu sagen, würde schon niemand bemerken, dass ich weg war. Gerade, als ich die ersten Hosen in meine Tasche gepackt hatte, vibrierte mein Handy auf meinem Nachttisch. Ich zögerte einen Moment, ehe ich danach griff und die Kurzmitteilung, die ich erhalten hatte, öffnete. Sie war von Aoi.
 

‚Mach keinen Blödsinn.’
 

Einen Moment lang starrte ich auf den Text, dann legte ich das Handy wieder weg. Ich machte keinen Blödsinn. Ich war fest in dem Glauben das Richtige zu tun, wenn ich Abstand zu Reita suchte und ihn am besten nie wieder sah. Die Hosen waren nun alle in der Tasche verstaut und diese bot noch reichlich Platz für alles andere, was ich noch in ihr verstauen wollte. Wieder brummte das Mobiltelefon. Warum wusste ich nicht, aber ich griff auch ein zweites Mal danach, um zu lesen, was man mir geschickt hatte. Dieses Mal war es nicht Aoi, der versuchte Kontakt aufzunehmen. Es war Kai.
 

‚Ich mache mir Sorgen, Uruha. Komm runter. Ich warte mit Kakao auf dich.’
 

Nur kurz gab ich mich der Vorstellung hin mit Aoi und Kai in der Küche zu sitzen und ihnen einfach alles zu erzählen, alles was mich belastete, was mir weh tat. Ich wollte erklären, warum ich verschwinden wollte. Aber es ging nicht. Egal wie wenig ich mir vorstellen konnte, dass Aoi und Kai genauso waren wie Reita und Yune, ich wollte dieses Risiko nicht jetzt schon wieder eingehen. Ich wollte nicht noch mehr verletzt werden. Also legte ich auch dieses Mal, ohne weiter zu reagieren mein Handy weg. Ich wollte in Ruhe gelassen werden. Nichts weiter. Ich suchte mir meine Pullover und T-Shirts zusammen. Zum Glück hatte ich nicht so viele Klamotten gekauft, seit ich hier war. Es würde wohl noch alles in die Tasche passen. Notfalls ließ ich die neuen Sachen hier. Dann würde ich nicht so sehr an die Zeit hier erinnert werden, die irgendwie alles in meinem Leben verschlimmert hatte.

Seit ich hier wohnte, hatte ich so viele Verluste erleiden müssen. Meine Mutter lag im Koma, Yune hatte mir eine Freundschaft vorgespielt und jetzt die Sache mit Reita.

Natürlich vergaß ich darüber nicht, was ich dadurch gewonnen hatte. Freundschaft, ich hatte erfahren, wie sich Liebe anfühlte, ich hatte Selbstvertrauen gewonnen und jetzt wohl wieder verloren. Seufzend schüttelte ich den Kopf, während man mich wohl nicht in Ruhe zu lassen gedachte, denn eine dritte SMS ging gerade ein.

Merkten sie nicht, dass ich nicht wollte? Ich griff nach dem Telefon, öffnete die Nachricht. Auch, wenn Kai und Aoi mir bereits etwas geschrieben hatte, hätte ich nicht damit gerechnet, dass Ruki es auch tun würde…
 

‚Hör auf rumzuschmollen, komm raus und lass uns Kakao trinken! Kai hat den extra für dich gemacht. Du darfst auch Sabu auf den Schoß nehmen. Ich hab dich lieb.’
 

Ich schlug die Augen nieder, während ich mich auf die Matratze fallen ließ. Sie machten sich alle Sorgen um mich. Mir wurde glatt ein wenig warm ums Herz, aber ich wusste nicht, ob ich mich ihnen anvertrauen wollte. Ich wusste es wirklich nicht.

Aber ich hatte Angst davor hinunter zu gehen, Kais Kakao zu trinken, von Aoi in den Arm genommen zu werden und mich Rukis großen Augen auszusetzen, während ich einen Hund auf dem Schoß hatte. Sie würden erwarten, dass ich mich erklärte und auch, wenn ich den Drang hatte alles loszuwerden, wusste ich nicht, ob ich es konnte. Mich ihnen allein drein auszusetzen, erschien mir viel zu schwer, um es bewältigen zu können. Ich zog die Nase hoch, ohne dass es nötig gewesen wäre und stand mit einem unguten Gefühl im Bauch auf.

Doch anstatt dem Drängen meiner Freunde nachzugeben, packte ich weiter meine Kleidung in die Tasche. Meine Hygieneutensilien würde ich hier lassen. Ich wollte es nicht riskieren auf dem Weg ins Badezimmer erwischt zu werden.

Morgen würde ich mir einfach alles neu kaufen. Oder zumindest Seife, Zahnbürste und Zahnpasta. Eine Haarspülung konnte auch noch etwas länger warten. Hin und wieder warf ich noch einen Blick auf mein Handy, während mein Kleiderschrank sich weiter leerte.

Es kam keine SMS mehr. Von niemandem. Sie ließen mich.
 


 

Mein Schrank war so gut wie leer und es war irgendwie erleichternd zu wissen, dass ich es bald geschafft hatte. Ich steckte noch meinen Laptop in die Tasche, zusammen mit seinem Ladegerät, mein Handy und meine Brieftasche. Ich sah mich noch einmal in dem kleinen Zimmer um. In der Zeit, in der ich hier war, haben sich nicht viele Dinge hier angesammelt. An meiner Pinnwand hing noch die Eintrittskarte vom Kino und das alles kam mir so weit weg vor. Ich sah Reita vor meinem inneren Auge, wie er meine Hand griff, weil ich mich vor dem Film fürchtete.

Direkt daneben hing das Zugticket. Wieder konnte ich Reita sehen, wie er mich vor dem Auto zurückzog, wie er mich umarmte, wie er mich küsste. Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht darüber nachdenken. Viel eher sah ich nun meine Mutter, im Bett. Ich sah das leere Wohnzimmer, sah alles verlassen. Würde sie jemals zurückkehren? Zu ihr. Ich musste einfach zu ihr.
 

Schnell machte ich die Tasche zu, weil ich auf die Schnelle nichts mehr fand, was ich noch unbedingt mitnehmen wollte. Also schulterte ich meine Tasche und ging langsam auf meine Zimmertür zu. Da mir allerdings wieder einfiel, dass man mir vor dieser schon einmal aufgelauert hatte, legte ich mein Ohr prüfend an das Holz. Ich konnte allerdings nichts hören, sodass ich erleichtert ausamtete. Ich hoffte, dass die anderen sich mittlerweile ins Bett gelegt hatten, denn seit Rukis SMS war schon fast eine halbe Stunde vergangen. Ich wollte gehen, solange es noch richtig dunkel war, sonst würden sie mich nur bemerken.
 

Vorsichtig drehte ich den Schlüssel im Schloss und drückte die Klinke herunter, ehe ich die Tür langsam aufschob. Ich spähte in den Flur. Es war niemand zu sehen. Leise konnte ich Musik aus Reitas Zimmer hören. Er reagierte sich wohl auf seine Weise ab. Trotzdem tat es mir nicht leid. Leise schloss ich die Tür wieder hinter mir, damit niemand Verdacht schöpfte, wenn sie offen war und ging langsam die Treppe hinunter.

Als ich im unteren Flur angekommen war, hielt ich inne. Ich musste durch die Küche, um raus zu kommen. Das hatte ich die ganze Zeit gar nicht bedacht. Jetzt konnte ich wirklich nur hoffen, dass die anderen schon schliefen.

Als ich mich überwand und die Tür öffnete, traten mir schon ein paar Stimmen entgegen und ich hielt sofort Inne, als die Blicke von zwei Personen sich auf mich richteten. Aoi und Kai saßen einander gegenüber und starrten mich an. Ruki war nicht dabei. Wahrscheinlich war er schon schlafen gegangen.
 

„Uruha…“, kam es leise aus Kais Mund und Aoi erhob sich. Das Geräusch des Stuhls tat irgendwie weh in meinen Ohren, weil es mir so unglaublich laut vorkam. Trotzdem schaffte ich es nicht mich irgendwie zu bewegen, denn irgendwie war ich von diesem Anblick total gefesselt.

Aois Arme legten sich um mich und meine Tasche ging dumpf zu Boden. Auch dieses Geräusch schien in meinem Kopf tausendfach wiederzuhallen.

„Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Und Reita benimmt sich auch noch komisch…“ Ich rührte mich nicht. Aoi drückt mich noch weiter an sich und mittlerweile ist auch Kai aufgestanden und seine Frage lässt Aoi zusammenzucken.

„Was willst du mit der Tasche?“ Der Schwarzhaarige ließ mich los und starrte fassungslos auf meine Reisetasche.

„Was hast du vor?“, fragte er mich und ich wich seinem Blick aus, indem ich auf den Boden blickte.

„Setzen wir uns erstmal und trinken den Kakao. Dabei lässt sich viel besser reden.“, meinte Kai mit ruhiger Stimme. Trotzdem sah man ihm an, dass er mit seiner Fassung rang. Es schockte ihn offensichtlich genauso sehr wie Aoi. Er hatte sich nur besser unter Kontrolle.
 

Eigentlich wollte ich nicht, doch Kais Worte ließen in mir irgendwie keinerlei Widerspruch zu. Außerdem hatte ich irgendwie das Gefühl, dass ich ihnen eine Erklärung schuldig war. Zumindest irgendwie. Also setzten wir uns an den Küchentisch. Kai schob mir eine Tasse Kakao hin.

Aber ich trank nicht. Ich fühlte genau, dass die beiden mich ansahen und wohl darauf warteten, dass ich anfangen würde zu reden, aber eigentlich wollte ich nicht den Anfang machen. Es war leichter zu antworten, wenn man gefragt wurde, als einfach anzufangen. Und das schienen die beiden auch zu bemerken.

„Also. Warum hast du eine Tasche mit runter gebracht?“, fragte Kai mich und ich senkte meinen Blick auf die gemusterte Tasse.

„Und… was ist passiert?“, fügte Aoi hinzu. Trotz, dass ich dachte, dass es einfacher würde, bemerkte ich, dass das ganz und gar nicht der Fall war.
 

„Ich…“, fing ich an und ich bemerkte, wie kratzig meine Stimme war. Ich hatte gar nicht so lange geschwiegen und trotzdem kam es mir vor, als wäre es eine Ewigkeit gewesen. Meine beiden Mitbewohner unterbrachen mich nicht. Aber Aoi knetete ganz nervös und Kai nahm einen Schluck von seinem Kakao.

„…wollte weggehen.“, beendete ich schließlich meinen Satz informationsärmer, als ich es eigentlich wollte. Dennoch schien es zu reichen, um die beiden anderen mich ungläubig ansehen zu lassen.

„Warum?“, platzte es unkontrolliert aus Aoi heraus. Er sah mich an, als würde er nicht glauben, was er da gerade gehört hatte und es tat mir leid, ihm so etwas sagen zu müssen.

„Ich… will zu meiner Mutter.“ Das war nicht gelogen. Ich machte mir solche Sorgen und ich wollte sie wiedersehen.

„Und was ist mit der Schule?“ Kai blickte mich an und ich zuckte mit den Schultern. Die war mir gerade ziemlich egal.

„Ich glaube nicht…“, fuhr der Braunhaarige fort, „…dass seine Mutter es begrüßen würde, wenn du ihretwegen einfach nicht zur Schule gehst. Bildung ist sehr wichtig, wenn du später mal was erreichen willst.“

Aber wie sollte ich in einem Moment wie diesem an meine Zukunft denken?
 

„Ich… muss einfach weg von hier.“, versuchte ich zu erklären, ohne ein wirkliches Argument zu bringen und das war wohl auch der Grund, warum die beiden mich einfach nur anstarrten.

„Es kann doch nicht nur an deiner Mutter liegen.“, fand Aoi, legte sein Gesicht auf seiner Handfläche ab, mich genau musternd, als würde er versuchen in mich hineinzublicken, einen Grund für mein Handeln finden wollend.

„Du kannst doch mit uns reden, wenn du ein Problem hast.“ Kai versuchte irgendwie an mich ranzukommen, aber ich konnte noch nicht reden, egal wie sehr mich dieser Druck belastete. Ich wusste, dieser würde sich verringern, wenn ich endlich alles loswurde, aber noch war ich nicht so weit.

„Ich…“ Kai stellte seine Tasse ab, als ich anfing meine Hände zu kneten, ohne dabei meinen angefangenen Satz zu beenden.

„Soll einer von uns gehen?“ Verständnisvoll lächelte er mich an. Doch ich schüttelte nur den Kopf. Darum ging es mir doch gar nicht.

„Es ist wirklich wegen meiner Mutter.“ Sie mussten mir das einfach glauben. Schließlich konnte ich ihnen schlecht einfach erzählen was zwischen Reita und mir passiert war. Das konnte ich niemandem erzählen.

„Dann hättest du dich nicht eingesperrt.“
 

Erschrocken fuhr ich herum und sah direkt in Rukis Gesicht, der mittlerweile im Türrahmen stand. Er sah ehrlich traurig aus.

„Ruki…“ Er setzte Sabu ab, denn er auf dem Arm hielt und ging auf nackten Füßen auf den Tisch zu. Kai beschwerte sich dieses Mal nicht einmal, dass sein Freund keine Hausschuhe trug. Es war einfach nicht angebracht so etwas jetzt zu sagen.

„Du bist zwar immer traurig, weil es deiner Mutter nicht gut geht, aber du hättest dich nicht so lange eingesperrt und wenigstens reagiert.“, meinte er. Er schmollte nicht, wie man es von ihm vielleicht erwartet hätte. Er setzte sich auf einen der freien Stühle.

„Es ist unfair, dass du einfach weggehen wolltest, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Wir sind deine Freunde und uns gefällt es nicht, wenn du einfach gehst!“ Seine dunklen Augen funkelten mich geradezu streng an, sodass mir einfach die Luft wegblieb, ebenso wie Aoi. Kai blickte Ruki lediglich fassungslos an.

„Wir haben dich doch lieb. Magst du uns etwa nicht mehr?“, fragte der Kleinste nun doch ein wenig unsicher. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und starrte auf die Tischdecke, die unter meiner Sicht leicht verschwamm.

„Natürlich mag ich euch noch.“
 

„Warum willst du dann weggehen? Du bist total gemein!“ Ruki blickte mich direkt an und ich schaffte es wirklich nicht seinem Blick standzuhalten, sodass ich ihn senkte.

„Es… es tut mir leid.“, brachte ich nur erstickt heraus und augenblicklich war Rukis Wut verpufft. Ich hörte, wie er aufstand und dann zu mir kam, um mich zu umarmen. So war er etwas größer als ich, da ich noch saß und er stand. Kraftlos ließ ich mich gegen seine schmale Brust sinken und er fuhr mir mit seinen Fingern ein wenig unbeholfen durch die Haare.

„…ich wollte dich nicht traurig machen, Uru.“, nuschelte er reuevoll und ich klammerte mich an sein schwarzes Oberteil.

„Schon in Ordnung.“ Schließlich hatte ich sie ebenso traurig gemacht. Auf diese drei Menschen konnte ich mich wohl einfach verlassen. Sie versuchten nicht mich aufzuhalten. Sie machten sich ehrlich Sorgen und wie dankte ich es ihnen? Ich stellte ihre Freundschaft zu mir in Frage und wollte mich einfach davonmachen. Ich schluchzte leise auf und bemerkte den hilflosen Blick nicht den Ruki Kai zuwarf.

Ebenso wenig drang es zu mir durch, dass der Schwarzhaarige und der Braunhaarige ebenso aufgestanden waren, um bei Rukis Umarmung mitzuwirken

„Es tut mir so leid!“, brach es aus mir heraus und ich beschloss mich einfach fallen und von ihnen trösten zu lassen. Wenigstens einen Moment lang.
 

„Es ist in Ordnung, wenn du nicht darüber reden willst.“ Mittlerweile saßen wir wieder richtig am Küchentisch. Aoi sah mich an. „Aber hau nicht einfach ab, sondern bleib hier. Sonst muss ich dich fest ketten und du weißt, ich würde das machen, ne?“

Ich schaffte ein erschöpftes Lächeln. Vom Weinen hatte ich einen unangenehmen Druck auf den Schläfen und den Nebenhöhlen, aber das war schon okay. Vor mir stand eine dampfende Tasse Tee, die Kai mir gemacht hatte.

„Ich habe eine Idee.“, meinte er beiläufig, während er in seiner Tasse herumrührte. Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet, da er seit der Umarmung geschwiegen hatte.

„Es dauert nicht mehr so lange bis zur Golden Week. Du kannst ja über die Feiertage zu deiner Mutter fahren.“, schlug er vor. Aoi nickte weise.

„Das ist wirklich eine gute Idee.“, kam es von Ruki, „Und wir begleiten dich!“

Unter relativ normalen Umständen hätte ich diesem Vorschlag wohl sofort zugestimmt, aber in meiner momentanen Misere konnte ich das einfach nicht. Die ganze Zeit über würde ich Reita noch über den Weg laufen. In der Schule, zu Hause, einfach überall. Es gab kaum einen Ort, an dem ich vor ihm meine Ruhe hatte. Denn ich untertrieb nicht, wenn ich sagte, dass ich ihn einfach nicht sehen wollte.

Da ich nicht reagierte, machte es die anderen misstrauisch.

„Findest du das nicht gut?“, fragte Kai und legte seinen Kopf schief. Ich sah ihn an, ehe ich lächelnd abwinkte.

„Das ist es nicht. Ich habe nur gerade daran gedacht, dass das noch ganz schön lange ist. Ich würde am liebsten sofort zu ihr.“

„Das verstehe ich ja, aber du darfst die Schule nicht vernachlässigen, ne? Auch wenn es schwer für dich ist.“ Aoi legte eine seiner Hände auf meine. Ich schlug den Blick nieder.

„Damit du auf andere Gedanken kommst, gehen wir zwei die Tage zusammen in die Stadt, was hältst du davon?“ Ich konnte es ihm einfach nicht abschlagen. Er würde nur misstrauisch werden.

„Am besten gehen wir aber alle schlafen. Ruki und Uruha ihr seid doch total müde.“, mischte sich Kai ein. Und tatsächlich stand ich auf, nahm meine Tasche, wünschte alleine eine gute Nacht und ging ins Bett, um zu schlafen. Kai hatte Recht. Ich war müde…
 

Wie ich erwartet hatte, war dies eine grausame Nacht und es folgten Nächte, die mindestens genauso grausam waren. Der Stadtbummel mit Aoi hatte mich nur geringfügig abgelenkt, aber ich tat mein Bestes, nicht die ganze Zeit schlecht drauf zu sein, was mir wohl auch einigermaßen gelang, denn der Ältere hatte mich nicht einmal auf meine Abwesenheit angesprochen.

Zu meinem Bedauern war ich Reita tatsächlich die ganze Zeit über den Weg gelaufen. Allerdings hatte ich wenn dann nur in Gegenwart der anderen und dann auch nur das Nötigste mit ihm gesprochen. Es war fast so, als hätte es unsere Freundschaft nie gegeben. Dennoch. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, war es als würde man mir eine Klinge ins Herz treiben, denn ich musste immer an Atashi denken. Meinen Messenger hatte ich seit diesem Abend nicht mehr gestartet und ich war mir sicher es nie wieder zu tun…

Die Golden Week näherte sich und in drei Tagen würde ich zu meiner Mutter fahren können. Allerdings bahnte sich deswegen noch ein Problem an.
 

„Wir können dich nicht allein fahren lassen. Es war das letzte Mal immerhin die richtige Entscheidung Reita mit dir zu schicken.“, fand Kai. Wir saßen in unserem Wohnzimmer. Alle. Auch wenn Reita eher teilnahmslos schien. Er war seltsam abwesend. Ich saß neben Ruki und Kai, während Aoi auf dem Sessel saß und Reita auf dessen Lehne.

„Ich … kann schon auf mich aufpassen.“, versuchte ich einzuwenden, denn eigentlich wollte ich allein fahren. So konnte ich mich in Ruhe ausheulen, ausruhen und mit der Sache vielleicht auch abschließen, denn ich hatte beschlossen, dass ein Auszug für mich doch nicht in Frage kam. Ich wollte mir die Freundschaft mit Aoi, Kai und Ruki nicht versauen. Sobald ich das mit Reita überwunden hatte und meine Mutter aufgewacht war, würde ich sicher auch wieder glücklich werden können.

Sie und könnte hierher ziehen, ganz in die Nähe. Dann könnte ich sie jeden Tag besuchen kommen. Aber noch waren diese Gedanken bloß Träume, aber ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie irgendwann Wirklichkeit werden konnten.

„Nein. In der Gegend rennt doch dieser Yune rum, ne? Ich werde es nicht zulassen, dass du ihm allein begegnest!“, meinte Aoi fest entschlossen und bekam von Kai und Ruki überzeugte Zustimmung. Reita hielt sich raus.
 

„Ich würde dich furchtbar gern begleiten Ruha…“, fuhr Aoi nun etwas leiser und niedergeschlagener fort, „Aber ich kann leider nicht. Über die Golden Week muss ich viel zu viel für die Uni machen. Ich komm momentan kaum mit.“

Ich nickte verstehend.

„Es muss mich wirklich niemand begleiten.“ Von Kai und Ruki wusste ich, dass sie zu Kais Eltern fuhren. Das war schon lange abgemacht gewesen und nur wegen mir wollte ich auch nicht, dass sie es absagten. Es hatte deswegen eine lange Diskussion gegeben, aber schließlich hatten die beiden nachgegeben. Sie würden übermorgen losfahren und dann erst am Ende der Golden Week wiederkommen. So wie ich.

„Deswegen haben wir uns entschlossen, dass Reita dich begleiten wird.“ Reita und ich zuckten beinah synchron zusammen. Ihm war es wohl genauso unangenehm wie mir. Wir sahen uns nicht an, dennoch wusste ich, dass er das nicht auf sich sitzen lassen würde. Und gerade freute ich mich ein klein wenig darüber.

„Ich fahr bestimmt nicht noch mal dahin! Das könnt ihr vergessen! Warum soll ich sein Babysitter sein?!“ Er verschränkte seine Arme vor der Brust. Es war so surreal. Er und Atashi? Niemals hätte Atashi solche Worte in den Mund genommen. Nicht mein Atashi…

„Jetzt hab dich nicht so, Rei!“
 

„Ich will nicht mit ihm fahren.“ Mit diesen Worten hatte wohl von mir niemand gerechnet, aber ich fand, dass ich auch Mitspracherecht hatte. Außerdem. Was brachte es Abstand von Reita zu suchen und wegzufahren, wenn eben dieser mich begleitete? So konnte das schließlich nichts werden.

„Ruha…“ Ich sah alle ernst an, nur Reita sah weg. Das war mir ganz recht, denn ich wollte und konnte ihm wohl auch noch nicht in die Augen sehen. Ob ich es jemals wieder können würde, vermochte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu sagen.

„Aber… was willst du machen, wenn du Yune begegnest?“, fragte Ruki und ich zuckte nur unschlüssig mit den Schultern. Das konnte ich in diesem Moment auch noch entscheiden. Mit Grauen dachte ich zwar an das letzte Mal zurück, als wir uns gesehen hatten, aber das würde schon werden. Ob ich mich tatsächlich wehren würde, wusste ich nicht. Deutlich hatte ich gemerkt, dass mein Selbstbewusstsein gesunken war, als wäre es Reita gewesen, der mir dieses gegeben hatte. Und nun, wo ich ihn von mir gestoßen hatte, hatte er es mir wieder weggenommen.

„Das ist unverantwortlich. Ihr fahrt zusammen und damit basta!“
 

Es dauerte noch fast zwei Stunden, bis diese Angelegenheit geklärt war. Irgendwann hatte ich mich aus der Diskussion ausgeklinkt, weil ich bemerkt hatte, dass die anderen einfach nicht locker lassen würden. Ich hatte keine Ausdauer was das anbelangte. Immerhin hatte ich auch schon letztes Mal nachgegeben, als sie mir Reita hatten mitschicken wollen.

Diesen hatten sie damit überzeugt zwei Monate keine Miete zahlen zu müssen, wenn er fuhr und ihn raus zu werfen, wenn er es nicht tat. Aber ob es wirklich das war? Ich wusste es nicht, denn schon nach einer Stunde bemerkte ich, dass Reita ziemlich nachdenklich geworden war. Hoffentlich führte der nichts im Schilde.

Noch konnte ich nicht sagen, wie ich die Golden Week überstehen sollte. Ich konnte mich nicht von Reita ablenken. Ich konnte nicht wirklich für mich sein und nachdenken. Doch vor allem konnte ich mich nicht auf die Verarbeitung meines letzten Schocks einstellen. Denn mit Reita zusammen konnte ich mich auf Kummer gefasst machen…

Doch für meine Mutter würde ich das in Kauf nehmen.

Wiedersehen - Oder wie man das nennt

Ich will gar nicht auf das Datum schauen, als es hier das letzte Mal etwas gab. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, ab sofort regelmäßiger hochzuladen, aber daraus ist auch weiterhin nichts geworden.

Leider war ich ziemlich raus aus der Story, weswegen es hier auch so lange nichts gab. Irgendwie fehlte mir die Motivation >o<

Ich hoffe, dass mir das niemand so übel nimmt, die Fanfiktion wird nicht abgebrochen, aber ich kann auch nicht so genau sagen, wann es das nächste Mal wieder etwas gibt :/

Eigentlich war dieses und das nächste Kapitel als Eines geplant, aber jetzt finde ich es doch besser, es in zwei zu teilen.

Und. Ich finde es teilweise wirklich erschreckend, wie manche über Uruha reden, nachdem das ganze Zeug mit Reita passiert ist xD

Ich sag jetzt mal nicht, was meine Meinung dazu ist, aber damit hab ich echt nicht gerechnet!

Danke an meinen Beta life_is_melody :D

Viel Spaß, falls sich überhaupt noch jemand an die vorige Handlung erinnern kann xD
 

Meroyui
 

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Kapitel 23 – Wiedersehen – Oder wie man das nennt
 

Großteils war es dunkel um mich. Bloß hin und wieder konnte ich ein paar Lichtpunkte ausmachen, die mich selbst durch meine geschlossenen Augen noch zu blenden versuchten. Aber nur kurze Zeit, denn schon danach legte sich wieder ein Schatten über mein Gesicht und das Spiel ging von Vorne los.

Zeitgleich hatte ich ein Rauschen in den Ohren, Stimmengewirr, das weit weg klang ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Und das leichte Ruckeln, das hin und wieder meinen Körper zum Schaukeln brachte, tat sein übriges.
 

Wenn man mich so sah, würde man sicher denken ich würde schlafen, aber mein Geist war noch immer hellwach. Nur wollte ich alle um mich herum etwas anderes glauben lassen. Und dazu hatte ich auch einen guten Grund.

Ich war nicht sonderlich erpicht darauf der Person, die mir gegenüber saß in die Augen zu schauen, ja vielleicht sogar noch gezwungen zu werden mich mit ihr zu unterhalten. Eigentlich wollte ich gerade gar nicht hier sein. Ich sollte wirklich aufstehen und mich woanders hinsetzen.

Das würde aber leider seltsam aussehen, wie ich vermutete.
 

Stur die Augen geschlossen haltend konnte ich nur erahnen, dass der Zug in den nächsten Bahnhof einfuhr. Es wurde lauter um mich herum, dann kurz leiser, ehe die Lautstärke wieder zunahm. Passagiere stiegen aus, stiegen ein, niemand kümmerte sich um die anderen Leute. Jemand, der an meinem Platz vorbeiging hörte unverschämt laut Musik, darauf folgten ein paar kleine tratschende Mädchen. Jedenfalls klangen sie so, als wären sie noch nicht allzu alt.

Starkes Rasierwasser, gefolgt von starkem Parfum wehten vorüber, die Gespräche wurden leiser und ich spürte einen Ruck. Wir fuhren wieder.
 

Ein Räuspern mir gegenüber. Dann war es wieder ruhig. Reita schwieg. Genau wie ich. Ob er mir wirklich glaubte, dass ich schlief, wusste ich nicht. Aber er sprach mich nicht an. Also war es mir nur recht, was auch immer er tat.

Meine Haltung war ein wenig ungemütlich, also drehte ich mich leicht in Richtung Fenster. Dabei raschelte meine Kleidung unnatürlich laut in meinen Ohren. Kurz versuchte ein Lichtstrahl mich zu blenden.

Es war schon sehr schwierig sich ein Zucken zu verkneifen, als in unmittelbarer Nähe ein Handy zu klingeln begann. Vor allem, wenn es so laute Gitarrenklänge gemischt mit Bass und Schlagzeug waren, die ohne Vorwarnung losging.
 

Und genauso abrupt, wie das Lied begonnen hatte endete es wieder. Viel lieber hätte ich weiter dem Song gelauscht, statt der Stimme, die sich nun erhob.

„Ja?“, meldete sich Reita. Wahrscheinlich war es Kai, der sich erkundigte, ob alles glatt lief.

„Ist ja auch kein Wunder, ich bin gerade unterwegs.“ Das war bestimmt nicht Kai.

„Doch, hab ich dir gesagt.“ Reita klang ein bisschen genervt.

„Hast du mir eben nicht richtig zugehört…!“ Er rollte gerade bestimmt mit den Augen.

„Bin mit Uruha unterwegs. Seine Mutter besuchen…“ Es war seltsam. Er hatte gar nicht ‚Barbie’ gesagt…

„Ja, ist sie…“ Reita schwieg. Wahrscheinlich redete sein Gesprächspartner etwas länger.

„Ich weiß.“, meinte er plötzlich ziemlich leise. Diesen Satz glaubte ich noch etwa fünfmal von ihm zu hören. Danach war es wieder eine Weile still.

„Hör zu, Tora. Ich weiß, was ich tue!“ Also hatte Tora angerufen. In letzter Zeit war er ziemlich oft bei uns gewesen und hatte dann zusammen mit Reita in dessen Zimmer gesessen. Sie waren dann für Stunden nicht mehr herausgekommen und man sah sie erst wieder, als sie sich voneinander verabschiedeten und Tora nach Hause ging.

Oder aber Reita war stundenlang unauffindbar gewesen. Aoi hatte irgendwann mal erwähnt, dass er dann bei Tora hing. Das hätte er früher auch mal gemacht. Den Grund hätten sie nie erfahren.
 

Aber ich kannte den Grund. Wahrscheinlich hing es immer noch mit seinem Geständnis und unserem Streit zusammen, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass er das ganz gut wegsteckte. Wir sprachen zwar nicht mehr miteinander, aber sonst war Reita wie immer. Ob das auch wirklich seine Gefühle waren, wusste ich nicht, schließlich verstellte ich mich selbst. Ich wollte nicht, dass jemand von den anderen erfuhr, was zwischen uns passiert war.

Einerseits schämte ich mich für meine Naivität, andererseits wusste ich nicht, wie sie reagieren würden. Außerdem wollte ich es am Liebsten nur noch vergessen…
 

„Das ist schon ewig her! Das war was ganz anderes… Außerdem solltest gerade du das wissen! Immerhin warst du da auch dabei…“ Reitas Stimme wurde gegen Ende so leise, dass ich ihn kaum verstand. Als mir dadurch bewusst wurde, wie angestrengt ich ihm lauschte, versuchte ich gleich wieder wegzuhören.

Es war wirklich unangemessen ihm beim Telefonieren zuzuhören. Es ging mich nichts an und es sollte mich auch wirklich nicht angehen. Ich konzentrierte mich auf das Rauschen des Zuges und das Stimmenwirrwarr im Hintergrund. Und so entging mir auch das Ende von Reitas und Toras Telefongespräch.

Und irgendwann war ich dann auch wirklich eingeschlafen. Trotz Gerede, trotz Rauschen, trotz Wackeln und trotz des blendenden Lichts.
 


 


 

Etwas rüttelte mich stark. Mein Körper wurde erschüttert. Wieder und wieder. Es dauerte etwas, bis ich aufwachte. Ich fuhr hoch.

„Was ist los?“, fragte ich reflexartig und sah direkt in Reitas Gesicht. Er sah ernst aus. Auf seiner Schulter trug er seine Reisetasche.

„Wir sind gleich da.“, meinte er nur knapp und ging. Unbewusst schaute ich direkt auf die Digitalanzeige, die den nächsten Halt anzeigte. Tatsächlich.

Ich raffte mich auf, nahm meine Tasche und stellte mich hinter Reita, vor die elektrische Tür. Wir schwiegen. Ein grässliches Schweigen. Eines, das niemand wirklich brechen wollte. Es war wie, wenn man eine Person traf, die man absolut nicht ausstehen konnte. Beide Parteien wollten eigentlich nur verschwinden, aber aus irgendeinem Grund war man gezwungen Zeit miteinander zu verbringen. Wie der Schwiegersohn, der den Schwiegervater nicht mochte und umgekehrt. Aber beide liebten die Tochter und ihr zuliebe versuchten sie wenigstens ihren Hass nicht offensichtlich werden zu lassen. Nur, dass ich Reita nicht wirklich hasste.
 

Klar, ich hatte es ihm an den Kopf geworfen, aber eigentlich war es nicht so gemeint gewesen. Ich war furchtbar enttäuscht und verletzt, aber das reichte nicht ihn zu hassen. Aber es reichte dennoch, nicht in seiner Nähe sein zu wollen. Ich glaubte einfach nicht, dass ich das schon schaffte. Oder… ob ich es überhaupt schaffte.

Der Zug hielt und wir wurden von den anderen aussteigenden Menschen nach draußen geschwemmt. Etwas verloren sah ich mich an dem mir so bekannten Bahnhof um. Es war seltsam plötzlich wieder hier zu sein. Unwirklich. Der letzte Besuch kam mir ewig her vor. Als wäre ich ein anderer Mensch gewesen.

Inzwischen ist so viel passiert. So viel, dass ich lieber nicht erlebt hätte…
 

Neben mir setzte sich der Blonde in Bewegung. Einfach so. Er beachtete nicht, ob ich nun mitging oder nicht. Schien ihn nicht zu kümmern.

Zuerst war mir einfach nur danach ihn gehen zu lassen, meinen eigenen Weg zu gehen und am liebsten ein paar Jahre lang verschollen zu sein. Damit ich mir darüber klar werden konnte, wie es weitergehen sollte mit mir. Mit meinen Gefühlen. Aus Angst Atashi wieder online zu sehen war mein Messenger aus geblieben. Ob Reita noch mal versucht hatte darüber Kontakt aufzunehmen? Ober wohl manchmal hoffnungsvoll vor seinem PC saß? Eine seltsam unwirkliche Vorstellung.

Er musste darüber hinwegkommen. Wir beide mussten das.
 


 

Gegen meinen eigentlichen Willen war ich ihm doch gefolgt. Wir hatten es uns wieder in meinem alten Zuhause gemütlich gemacht. Meine Tante hatte das Haus sauber gehalten. Sie kam einmal die Woche vorbei und kümmerte sich um alles. Für diese Woche würden wir allein hier bleiben. Ich hatte sie gebeten nicht vorbei zu kommen.

Es würde mir einfach zu deutlich zeigen, dass meine Mutter nicht in der Lage war all das zu tun. Wie schon bei meinem letzten Aufenthalt hier, hatte ich mich in das Zimmer meiner Mutter zurückgezogen. Wo Reita war, wusste ich nicht. War aber okay so.

Ich saß auf ihrem Bett, sah an ihre Zimmerdecke, atmete den Geruch von etwas Staub ein. Es roch leblos. Man spürte geradezu, dass lange Zeit in diesem Bett niemand geschlafen hatte. Traurig, wie einsam und verlassen das Haus auf Bewohner zu warten schien. Es war still hier. Man hätte hier eine Stecknadel fallen lassen können und ich war sicher, wenn Reita im Keller wäre, würde er es hören.
 

Kurz fuhr ich noch über die Bettdecke, ehe ich mich erhob und in die Küche ging. Hier war niemand. Ich ging weiter ins Wohnzimmer. Dort saß er. Der Fernseher war aus. Dennoch starrte er ihn an. Er hatte seine Hände locker ineinander verschränkt. Es wirkte fast, als würde er auf etwas warten.

Ich tat so, als würde ich ihn nicht sehen, ging vor ihm vorbei und öffnete das Fenster. Die Luft hier drin war nicht sonderlich gut. Ein wenig Durchzug würde mir gut tun. Ich drehte mich wieder um und verließ den Raum. Es war noch immer still. Reita tat wohl genauso, als wäre ich nicht da, wie ich, als wäre er nicht da.
 

Im Flur stand noch Reitas Tasche. Er hatte sie noch nicht ins Gästezimmer gebracht. Kümmerte mich eigentlich nicht. In der Küche öffnete ich rein aus Gewohnheit den Kühlschrank. Natürlich war er leer. Diese Tatsache machte alles irgendwie nur noch trostloser.

Wir würden Einkaufen gehen müssen. Bald. Am Besten noch heute. Am Besten sofort. Ich schloss die Tür wieder, schlurfte zurück ins Wohnzimmer. Reita saß noch genauso da, wie ich ihn eben zurückgelassen hatte. Fast, als wäre er so etwas wie eine Puppe. Eine lebendige, atmende Puppe, die Gefühle hatte. Die vielleicht mehr Gefühle hatte, wie ich ihm zugetraut hatte.

„Ich geh einkaufen.“, meinte ich einfach, stellte ihn vor vollendete Tatsachen. Weil ich nicht wollte, dass er mitkam. Er schien meine Aussage richtig zu deuten, denn er gab nur ein brummen von sich. Das hatte er nicht verlernt. Nur ganz kurz kroch ein Seufzen in mir auf, aber ich wusste es zu unterdrücken.
 

Jetzt bekam ich wenigstens den Abstand, den ich haben wollte. Und tatsächlich fühlte ich mich viel freier, als ich erwartet hatte, als ich die Haustür hinter mir zuzog, nachdem ich mir meinen Geldbeutel geschnappt hatte. Ich atmete tief aus.

Der Einkauf verlief sehr unspektakulär. Manchmal hatte ich zwar das Gefühl, Yune gesehen zu haben, aber meist waren das nur Hirngespinste. Warum sollte er auch ausgerechnet jetzt rein zufällig hier irgendwo auftauchen? Das hätte doch wirklich etwas von einem schlechten Drama. Dennoch wurde ich das unbehagliche Gefühl nicht los und brachte den Einkauf schneller hinter mich, als geplant. Zwar war die Aussicht darauf, allein mit Reita in einem Haus zu wohnen nicht sonderlich toll, aber immer noch beruhigender, als die, dass mein ehemals bester Freund hier irgendwo herumlungern könnte…

Relativ schwer beladen schleppte ich mich dann auch zurück nach Hause, stellte die beiden vollen Einkaufstüten erstmal ab, um aufsperren zu können. Kaum, dass sie aufgeschwungen war, konnte ich auch schon Stimmen vernehmen. Sofort runzelte ich die Stirn. Ich schleppte die Einkäufe in den Flur, entledigte mich meiner Schule, legte die Hausschlüssel beiseite. Ohne das Zeug in die Küche zu bringen, begab ich mich ins Wohnzimmer, da dort die Stimmen herkamen. Mittlerweile hatte Reita seine Position verändert. Er lag auf dem Sofa und der Fernseher lief. Das erklärte auch die Stimmen. Es war irgendeines dieser Nachmittagsprogramme, die eigentlich niemand wirklich sehen wollte.
 

Ich machte einige Schritt ein den Raum hinein und musste feststellen, dass Reita eingeschlafen war. Einen Moment betrachtete ich sein friedliches Gesicht – oder zumindest das, was man davon sehen konnte – beim Schlafen, bevor ich resignierend seufzte und den Fernseher wieder ausschaltete. Danach verstaute ich unsere Einkäufe.

Vom Hunger getrieben machte ich mir dann noch schnell eine Fertignudelsuppe. Ich hatte nichts Frisches eingekauft, lohnte sich nicht. Ich kochte nicht so gern und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Reita ein super Koch war. Während ich aß, schweiften meine Gedanken wieder ein wenig ab.

Worüber Reita und Tora wohl genau gesprochen hatten? Irgendwie war ich ja schon neugierig, aber das ging mich wirklich nichts an! Außerdem sollte ich aufhören über Reita nachzudenken, denn ich spürte schon wieder diesen leichten Druck auf meinem Herzen, der mir jegliche gute Laune sofort austreiben konnte.

Also zwang ich meine Gedanken geradezu in eine andere Richtung. Ich würde heute noch meine Mutter besuchen. Dabei war es mir egal, ob Reita mitkam oder nicht. Am besten war es sicher, wenn ich mich allein davonstehlen würde, solange er schlief. Dann hatte ich noch ein bisschen meine Ruhe.
 

Da könnte man eigentlich schon denken, dass ich besser gleich allein gefahren wäre, aber das stimmt auch wieder nicht. Ich glaube, wäre ich allein würde ich mit dem Zustand meiner Mutter nicht klarkommen, es gab niemand, der weniger passend für einen Begleiter gewesen wäre, wie Reita. Aber das konnten Aoi und die anderen ja nicht ahnen. Seufzend schob ich die Schüssel von mir. Mir war der Appetit vergangen.

Ich beschloss, dass ich das auch später aufräumen konnte und ging wieder zurück in den Flur, um meinen ebigen Plan in die Tat umzusetzen.
 

Auf dem Weg zum Krankenhaus begegnete ich niemandem, bis auf einer Nachbarin, die sich höflich nach dem Zustand meiner Mutter erkundigte und mir beteuerte, dass ihr das wirklich sehr Leid täte. Außerdem würde sie mir helfen, wenn ich Hilfe brauche. Ich lächelte sie nur an und nickte dankend, wissend, dass ich es nie in Anspruch nehmen würde.

„Ich würde gern meine Mutter besuchen.“, informiere ich die Rezeptionsschwester. Diese fragt mich nach dem Namen meiner Mutter. Nachdem diese Formalien geklärt waren, konnte ich dann auch endlich in dieses fast schon ekelhaft weiße Zimmer eintreten. Es hatte sich nichts verändert seit ich das letzte Mal hier gewesen war.

Das einzige Geräusch war das stetige Piepen irgendwelcher Geräte, die mir verrieten, dass die Frau dort in diesem Bett noch am Leben war, dass in ihr noch ein Herz schlug, dass es noch Hoffnung gab, dass sie irgendwann wieder aufwachen könnte…
 

Schweigend setzte ich mich auf den Hocker neben ihrem Bett. Überhaupt hatte ich schon lange nicht mehr richtig gesprochen. Kaum mehr, als das Nötigste. Ich hatte einfach nicht den Wunsch dazu gehabt. Meine Mitbewohner hatten das alle respektiert, auch wenn sie mir gezeigt hatten, dass sie sich um mich sorgten und dass sie für mich da sein wollten…

Ich beugte mich leicht vor, verschränkte meine Arme auf dem reglosen Körper meiner Mutter und bettete meinen Kopf auf sie, ihr ins Gesicht schauend. Normalerweise würde sie mir jetzt durchs Haar streichen…

In der Vorstellung sie täte eben genau dies, schloss ich meine Augen. Auch, wenn das alles andere als eine schöne Situation war, fühlte ich mich irgendwo tief in mir beruhigt, als würde sie mir sagen, alles wäre in Ordnung, alles würde wieder gut werden.
 

In dieser Haltung musste ich irgendwann eingedöst sein, denn ich erschrak mich fast zu Tode, als mir jemand eine Hand auf die Schulter legte und mich mit meinem Nachnamen ansprach.

„Die Besuchszeit ist um. Ich muss Sie bitten das Zimmer zu verlassen.“ Es war der Arzt meiner Mutter. Ich erkannte ihn wieder. Hastig richtete ich mich auf und rieb mir unauffällig die Augen, als der Arzt kurz einen Blick auf seine Patientin warf.

„Wie geht es ihr?“, fragte ich leise, als ich seinem Blick folgte.

„Leider noch nicht besser, aber glücklicherweise noch auch nicht schlechter. Leider kann ich Ihnen nicht mehr sagen, als beim letzten Mal, als Sie hier waren…“ Ich biss mir leicht auf die Unterlippe. Es von meiner Tante zu hören war schon schlimm, aber wenn es der Arzt so direkt sagte, war es noch viel schlimmer.

„Glauben Sie, sie hat noch eine Chance aufzuwachen?“ Ich spielte nervös mit meinen Fingern.

„Ich weiß es nicht.“ Das zuzugeben fiel ihm sichtlich schwer, aber das würde meine Mutter auch nicht dazu bringen wieder aufzuwachen…
 

Ich fühlte mich noch leerer als zuvor, als ich das Krankenhaus verließ. Vielleicht würde sie nie mehr aufwachen. Wie sollte ich nur ohne meine Mutter klarkommen? Ich war doch noch nicht so weit…

Ich hätte nie von Zuhause weggehen sollen. Dann wäre ihr das vielleicht nie passiert.

Erschaudernd schüttle ich den Kopf. Besser, wenn ich schnell nach Hause ging. Doch noch bevor ich auch nur einen weiteren Schritt tun konnte, stockte mir der Atem. Rechts von mir, nahe vom Parkplatz stand Yune. Er stand da einfach so und sah zu mir herüber. Allerdings sah er nicht so geschockt aus, wie ich mich fühle. Nein, er wirkte eher so, als hätte er nur darauf gewartet, dass ich auftauche.

Er machte ein paar Schritte in meine Richtung, hob unbeholfen seine Arme und seine Lippen formten meinen Namen, aber ich hörte seine Stimme nicht. Gerade hatte ich das Gefühl überhaupt nichts mehr zu hören. Ich spürte irgendwo tief in mir drin ein böses Stechen. Und ohne weiter darüber nachzudenken lief ich los. Gerade wollte ich Yune nicht sehen…

Ich wollte ihn überhaupt nicht mehr sehen! Was tauchte der hier einfach so auf? Wollte er mein Leben noch kaputter machen? Hatte es ihm nicht gereicht mich die ganze Zeit verarscht zu haben?
 

Keuchend hörte ich erst zu Rennen auf, als mich das aufkommende Seitenstechen dazu zwang. Als ich aufblickte, bemerkte ich, dass ich vor unserem Haus stand. Ich war rein instinktiv hierher gelaufen…

Wieder schloss ich die Tür auf, schlug sie laut hinter mir zu. Stille. Beinah beängstigend. Dann erschien Reitas Kopf aus der Küchentür.

„Was knallst du die Tür so?“, blaffte er. Er aß gerade. Ich nahm es zumindest an. Denn er kaute nebenbei noch auf etwas. Angewurzelt stehen bleibend, starrte ich ihn einfach nur an. Das schien ihn doch ziemlich zu wundern und er trat komplett aus der Küche.

„Was ist passiert?“, fragte er nun wesentlich ruhiger. Ich atmete tief durch die Nase ein und drehte ihm den Rücken zu, während ich meine Schuhe auszog.

„Nichts.“, log ich tonlos. Ich konnte ihm nicht davon erzählen. Außerdem war eigentlich auch nichts passiert. Nur weil ich Yune gesehen hatte, musste ich nicht gleich so tun, als sei die Welt untergegangen. Egal, wie sehr mich sein Auftauchen auch beunruhigte.
 

„Ach ja?“, fragte er mit gehobenen Augenbrauen. Ich nickte. Es war noch immer unangenehm irgendwie mit ihm zu sprechen. Stille. Zuerst glaubte ich schon, er sei wieder in die Küche zurückgegangen, doch dann hörte ich ihn ausatmen.

„Wie geht es deiner Mutter?“ Er hatte sich überwunden mir diese Frage zu stellen, dass sah ich ihm an. Vielleicht war es ihm genauso unangenehm, wie mir? Ich sah auf meine Füße, streifte mir meine Schuhe ab und stellte sie ordentlich auf die Seite.

„Uruha.“ Ich wollte ihn ignorieren, leider gelang es nicht.

„Genauso schlecht, wie vorher!“, schrie ich ihn an. Was fragte er auch so blöd? Würde es ihr besser gehen, hätte ich mich sicher anders verhalten!

„Sonst wären wir doch gar nicht hier, oder?!“ Mir stiegen Tränen in die Augen. Ob vor Wut, Trauer oder Verzweiflung, wusste ich nicht. Reita, offenbar überrascht von meinem Gefühlsausbruch machte einen Schritt zurück.

Dieses Verhalten steigerte meine Wut nur noch.

„Wie kannst du nur so eine dumme Frage stellen, ohne rot zu werden? Kannst du nicht denken, du Idiot?!“ Ich tat den Schritt vor, den er zurück gemacht hatte und noch einen Weiteren dazu.

„Was ist denn in dich gefahren?“, fragte er leise, überrascht, überfordert. Was fiel ihm ein überfordert zu sein? Er war mit seiner Situation doch eindeutig besser dran, als ich!

„Was in mich gefahren ist?! Ich will mal sehen, wie du dich in meiner Situation verhalten würdest! Oh, du würdest sicher ganz cool damit umgehen und mich belächeln! Weil du ja so toll und mir überlegen bist!“
 

„Was redest du da überhaupt?“, fragte er nun etwas lauter, doch damit konnte er nicht zu mir durchdringen. Ich war so unendlich wütend. Und so verzweifelt. Warum war er nicht auch verzweifelt?

Der Abstand zwischen uns war kürzer als erwartet und es kam mir fast vor, als wäre ich plötzlich direkt vor ihm aufgetaucht. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und prügelte auf seine Schultern ein, wahrscheinlich mit weniger Kraft als ich wollte, denn Reitas Körper gab nicht nennenswert unter mir nach. Er sah mir geschockt in mein Gesicht, soweit ich es durch den Tränenschleier erkennen konnte.

„Warum kann ich ihr nicht helfen? Egal, was ich mache, alles ist umsonst! Ich bin so nutzlos!“

Bevor ich weiter schreien konnte, hatte Reita mich in die Arme genommen. Fest. Ich war so überrascht, dass ich glatt vergaß zu weinen. Vorsichtig hob ich meine zitternden Arme.

Ich wollte ihn wegstoßen, ehrlich! Doch ich konnte es nicht. Kraftlos sanken sie schlaff und nutzlos an meinem Körper herunter. Ich spürte, wie er mich fest an sich drückte.

„Du bist nicht nutzlos.“, hörte ich seine Stimme nah an meinem Ohr sagen. Ich weinte.
 

In solchen Situationen waren solche Worte das, was man am Meisten brauchte. Und er hatte sie einfach gesagt. Als wäre es ganz selbstverständlich, fast als würde er es wirklich so meinen.

Er hielt mich fest, bis ich mich beruhigt hatte. Und während er mich festhielt hatte ich fast wieder ein warmes Gefühl in der Brust. Fast hätte ich ihm alles verziehen. Einfach, weil er da war. Einfach, weil er es gesagt hatte. Einfach, weil ich mich so allein fühlte und jemanden brauchte, der einfach da war. Egal wie eklig ich zu ihm sein würde. Einfach, so wie Reita es getan hatte. Aber es war zu früh…

Als ich nur noch hin und wieder die Nase leicht hochzog, löste er seine Umklammerung und sah mich an. Er sagte kein Wort. Und ich auch nicht…



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Von:  karasu-romantica
2011-01-07T09:29:05+00:00 07.01.2011 10:29
ein tolles kapitel ... gut und ehrlich geschrieben, aber wie kannst du nur an so einer stelle aufhören?! T_____T
freu mich aufs nächste kapitel~
Von: abgemeldet
2011-01-03T19:20:06+00:00 03.01.2011 20:20
is ja witzig *grins*
eigentlich wollt' ich diese ff erst mal bis zum aktuellen stand durchlesen und dann ein kommi schreiben aber das- das..
*lach*
ich glaub's wirklich kaum, zufälle gibt's *auf meinen username deut*
ok ja, ich werd jetzt mal weiterlesen.. xDDD
Von:  Armaterasu
2010-12-19T16:49:04+00:00 19.12.2010 17:49
Mach dir keine Gedanken, wann du das letzte Kapitel hochgeladen hast, wichtig ist doch nur, dass du weiterschreibst und die story nicht abbrichst, denn ich bin mit sicherheit nicht die einzige, die wissen möchte wie es weitergeht.

es ist kaum zu glauben, dass uruha nun doch mit reita zu seiner mutter fährt, aber ich bin mir sicher, dass es gut so ist, denn jetzt haben die beiden die gelegenheit zu reden und vielleicht kann reita uruha endlich einmal beweisen, dass er es ernst gemeint hatte, dass er sonst keinen weg gesehen hatte um mit uruha in kontakt zu kommen, außer eben durch atashi.

du beschreibst uruha so verdammt gut in dem kapitel, man kann richtig seine verzweiflung spüren, aber auch seine trauer und auch seine angst, als er yune wiedersieht. ihn belastet das verhältnis und der fehlende kontakt zu atashi, auch wenn er es nicht zugeben will, aber es belastet ihn mehr, als er es sich vorstellen kann. wäre atashi noch da bzw würde er in reita endlich atashi sehen, dann würde es uruha vermutlich nicht so schlecht gehen, wie es ihm am ende des kapitels ging, aber ich bin froh, dass reita da war, dass er ihn einfach so in den arm genommen und ihm diese wichtigen worte zugeflüstert hat. uruha ist nicht nutzlos, kein mensch ist das und dass weiß auch reita.

ich bin irgendwie nicht fähig ein langes kommentar zu schreiben, ich muss noch weihnachtsgeschenke einpacken ^^''
ich finds toll, dass du weiter geschrieben hast ♥

Liebe Grüße
amy~
Von:  Sammy5522
2010-12-14T17:32:38+00:00 14.12.2010 18:32
HI!
Bin total begeistert von deiner story!!!!
Freue mich schon rießig wenn es weietr geht!!!!!!!


alles alles liebe

sammy

p.s. bekomme ich eine ens wenn es weiter geht?
will nix verpassen ;)
Von:  Rukii
2010-12-13T16:12:59+00:00 13.12.2010 17:12
ich geb jetz auch mal mein senf zu xD
ich liebe diese FF so!! dein schreibstil gefällt mir total und es kommt auhc alles so super rüber!! :3
nur reita tut mir sooo leid ;__; ich kann ihn total verstehen, dass er "atashi" erfunden hat um ruha näher zu kommen.
und naja ruha versteh ich auch..aber ich finde er übertreibt manchaml ein wenig o.ô
und..ihc hasse yune..x'D bis jetz jedenfalls, wieß ja nich was noch passieren wird

nja trotzdem liebe ich die geschichte und das ende mit der umarmung war sooo zucker!
bin gespannt wies weiter geht!
und...vielleicht gibts ja auch mal ein extra kappi nur mit ruki und kai? irgendwann mal..? *gaaaaaaaaanz lieb schau*
jedenfalls..schreib ganz schnell weiter!!

und ihc möchte eine ens von dir bekommen wenn ein neues kappi on ist :3

gruß..Ruki <3
Von:  Snaked_Lows
2010-12-10T18:34:24+00:00 10.12.2010 19:34
das ende ist so perfekt, dass man gleich selbst weinen will, weil du alles so anschaulich rüber bringst!!!!
ganz große klasse!!!
Von:  Lasagne
2010-12-10T16:50:19+00:00 10.12.2010 17:50
Ich bin ja auch richtig froh, dass du weiter geschrieben hast aber, dass du dann so abgebrochen hast, macht mich wahnsinnig!!!!! @____@
Jetzt will ich nur noch schnell weiter lesen und kann mich auf nix anderes mehr konzentrieren -____-
Von:  Kanoe
2010-12-10T08:07:10+00:00 10.12.2010 09:07
ich bin so froh das du es weiter geschreiben hast
*herzchen mal*
vor allem ist die geschichte immer noch verdammt toll und ich lieb sie immernoch
Von:  Losy
2010-12-09T23:41:07+00:00 10.12.2010 00:41
*o* war das eingebung? dass ich vorgestern erst meine favoliste durchstalke und mir colocation ins auge springt und ich mir denke "mannn, lass es doch da bitte weiter gehen"... ja, ich bin die art leser, die bettel-ens schreibt xD irgendwann hättest du auch eine bekommen. zum glück gehts aber auch so weiter **
egal~

es wäre sooo toll, wenn es regelmäßiger weitergehen würde >_< die story ist dermaßen in meinem kopf, ich musste nicht ein mal ins vorherige kapi gucken. irgendwie ist die... eingebrannt ** (sofern man das negativ auslegen kann mein ich es natürlich positiv^^)

uru tut mir derartig leid eh... der arme :( aber er sollte sich echt nicht solch vorwürfe machen. ist aber eig auch nur menschlich.. gerade in so einer situation. das macht das ganze unheimlich authentisch. irgendwie hab ich das gefühl, dass sein ganzes leben grad voll das wrack ist... das tut weeh T_T
ich glaub ja rei hat es genauso schwer... nagut, nicht genauso, aber auf ne andere art. ergo, rei tut mir auch total leid T_T wie schön dass er uru trost spendet am ende... mit "nur" einer umarmung. NUR? das ist reita der da umarmt man, das ist nicht NUR das ist... VOR ALLEM xD

ich möchte immer noch gerne wissen was mit yune ist... da ist doch noch irgendwas ungeklärt ôo uru sollte ihm wirklich mal zuhören. allerdings kann ich auch super verstehen, dass uru dafür momentan gar nicht belastbar genug ist... gottchen uru tut mir wirklich leid TT ich hoffe er hat nicht mehr all zu lang zu leiden. das hat er net verdient.... er hat ne lebende mutter verdient >< und reita! und reita ihn!

pls pls pls schreib schnell weiter >_< oder relativ schnell... einfach überhaupt, es ist so fesselnd. nicht die klassische spannung, dass man zerreist vor neugierde, sondern einfach... ja... fesselnd ohne ende.
ein wirklich tolles kapi. ich kann daran gar nichts aussetzen, außer, dass es verdammt schnell vorbei war >-< was eher daran liegt, dass es sich verdammt gut lesen lässt... und halt fesselt ... ^^

freue mich wirklich auf mehr~
LG
Von:  life_is_melody
2010-12-09T20:35:51+00:00 09.12.2010 21:35
So~
Ich mag das Kapitel, wie alle vorigen auch. Es sit schön, flüssig, fuffig und niedlich. Mir tut Uruha irgendwie total Leid und Reita auch und Yune ganz besonders (wie könnte es auch ander sein *-* ) Ich finde generell, dass du spuer beschreibst, besonders am Afnag, diese kleinigkeiten mit dem Licht, dem rattern, dem Leute ein und aussteigen. Das fand ich toll und find ich nach wie vor toll.
Zu Reita: Ich finde man kann ihn verstehen, dass er so wenig wie möglich redet, dass ihm das alles nicht passt und er doch so ein guter Freund ist also Uruha so verdammt gerne hat. Ich finde es niedlich, wie er ihn umarmt, wie er ihm sagt, dass Uruha nicht nutzlos ist. Uruha kann ich aber auch verstehen, dass er noch immer total wütend auf Reita ist, dass er sich nicht auf ihn einlassen will und so. Ich find das Kapitel schön und ich freu mich schon auf das nächste, weil ich gespannt bin, was die Tage noch so alles passiert. Und stress dich nur nciht mit dem neuen Kapitel. Die Kapitel werden sowieso nur richtig gut, wenn sie elicht von der Hand gehen und man sich nicht wirklich zum schreiben zwingen muss.

- neo


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