Red Eyes von Alkayrah (~Nr.1- the night of moonset) ================================================================================ Kapitel 5: Kälteschlinger ------------------------- „Ich sehe nichts! Nicht einmal den Boden unter meinen Füßen!“ „Ach, glaubst du etwa, ich würde mehr sehen? Trottel... Reiß dich zusammen und such weiter!“ Idoras fluchte. „Wenn du so schrecklich viel siehst, dann sag mir doch mal, warum wir noch Niemanden gefunden haben!“ „Halt den Rand, Grünschnabel! Du weckst ja sogar Tote mit deinem Genörgel...“ „Ja, beschwöre sie doch herauf! Als ob mir die letzten drei,vier, fünf Tage nicht gereicht hätten. Immer diese ekelhaften Viecher vor den Augen... Und ihre schwarzen, verwesten Hüllen, welche sich 'Körper' schimpfen. Und diese Augen...so kalt. Und die triefenden Zähne! Da riecht ja meine Hara-batchiá im Grabe bess-“ Halon drückte Idoras seine Hand auf dessen vorlautes Mundwerk. „Horch! Hast du das auch gehört?“ „Mhwaf?“ Idoras verschränkte die Arme vor der Brust und sah seinen Gefährten bockig, wie ein kleines Kind an, welcher immer noch seine Hand auf seinen Mund drückte. „Na dieses Husten. Da hustet jemand.“ „Ihw hwöhre nifts.“ „Na doch,doch. Es ist ganz nah.“ Halon ging weiter und spähte aufmerksam in die Dunkelheit, welche die Beiden Soldaten, wie ein Meer umgab. Irgendetwas hatte sich unter dem Bodenkriecher bewegt, da war er sich sicher. Wenn es ein Überlebender war, hatten sie Glück gehabt. Sollte es jedoch ein verwundeter,zorniger Zyráght sein, wären sie des Todes geweiht. Idoras seufzte schwer. Das Schlachtfeld war über und über mit Leichen und Kadavern bedeckt. Wie ein hügeliger Teppich lagen sie dort, erzählten ihre eigenen Geschichten über den Kampf, welcher vor fünf Tagen begonnen, zur gestrigen Abendstund geendet und sie ihr Leben gekostet hatte. Der Geruch der Toten drehte Idoras den Magen um, sodass er ins Straucheln geriet und stolperte. Halon ging aufmerksam weiter, sich auf das Geräusch konzentrierend. Das Husten kam von einer Anhöhe,welche kaum erkennbar, von ein Paar Büschen abgeschirmt wurde. Vorsichtig schlich Halon näher,den Bogen kampfbereit in der einen Hand,drei Pfeile ,angelegt in der anderen. Auf diesem Nebelfeld war nichts zu hören. Weder das Kreischen der Berá-morida-ren, welche ihr Appetit nach totem Fleisch, über jedes Schlachtfeld zu locken schien, noch ging der Wind. Halon schritt zwischen den Toten Körpern umher. Unter seinen Schritten knackten Knochen oder gab lebloses Fleisch auf blubbernd und zu den Seiten seine Flüssigkeit heraus pressend, nach. Idoras schritt langsam hinter Halon her, beobachtete sein Umfeld und versuchte sich verzweifelt ein geraumes Bild seiner Umgebung zu schaffen. Ein leiser Fluch glitt über seine Lippen. Da half nichts. In diesem verdammtem Nebel konnten seine Augen nichts ausmachen. Er lag einfach da. Wie eine dicke, leicht durchscheinende Suppe. Der Bodenkriecher ließ sich eben so wenig von normalen Augen ergründen, wie er durch normalen Wege hätte entstanden seien können. Eine Gänsehaut von eiskalter Natur, schlich sich über Idoras Rücken. Stückchen für Stückchen, sich an dessen Nerven labend und seinen Mut trinkend. Der junge Soldat fühlte sich mehr als unwohl. Nicht nur dass es hier von Wesen,welche aus der Selben Dunkelheit, wie der Bodenkriecher, geboren wurden wimmelte, man sich ständig beobachtet fühlte und einem das Herz stehen blieb, sobald sich etwas regte,nein. Das Schlimmste, was dieser Nebel einem bieten konnte, war diese Eises Kälte, welche sich ihren Weg durch Fleisch und Knochen bahnte und das Herz in seinem grausamem Griff zu zerquetschen schien. Idoras wurde unsanft aus seinen Gedanken herraus gerissen, als Halons Schrei über das gesamte Schlachtfeld hallte und die Ruhe wie ein eisernes Schwert zerschnitt. Idoras hielt kurz die Luft inne, starte nach vorne und riss die Augen geschockt auf bevor es ihn wie einen Blitz durchfuhr und er gerade Wegs auf Halon zustürmte. Knochen knackten unter seinen Füßen und totes Gewebe gab, unter seinem Gewicht, aufstöhnend nach. Sein Schwert gezückt und auf alles vorbereitet stürmte der junge Mann gerade Wegs in den Neben hinein, welcher bedrohlich vor ihm lag. Mit stolpernden Füßen und einem nach vorne überkippendem Oberkörper kam Idoras neben Halon zum stehen. Halon blickte stur und ungläubig in Richtung einer Erhöhung. Der Nebel verschlang den Körper, dessen Umrisse kaum als die Seinigen, zu erkennen waren. Die Beiden Freunde kniffen angestrengt die Augen zusammen und spähten durch die Dunkelheit. Minuten der bedrängenden Stille breiteten sich aus und der Bodenkriecher wartete. Wartete durstig auf den, welchem zuerst die Nerven durchgehen würden. Idoras Herz setzte einen Moment aus, als Halons Freudenjauchzer erklang und er seinen Kamerad auf den kleinen zusammen gerollten Haufen zurennen sah. Halon warf sich vor der Gestalt auf den Boden, packte sie und hievte sie stöhnend in die Höhe. Ein Husten erklang wehklagend von dem jungem Mann, dessen Lederharnisch zerfetzt, das ausdruckslose Gesicht vernarbt und die Wunden mit Kursten übersät waren. „Salvon...“ Entgeistert und sich an eine Halluzination des Bodenkriechers krallend, liefen Idoras stille Tränen der Freude an seinen Wangen herunter. Vor Glücksgefühlen endlich jemanden gefunden zu haben und fast schreien wollend, torkelte er immer noch benommen zu seinem Kommandanten, griff ihm unter die Seite und stütze dessen ausgelaugten und sichtlich erschöpften Körper. Dieser Kampf hatte seine Spuren nur all zu deutlich auf der Hülle dieser guten Seele hinterlassen. Die Beine waren träge,wenn nicht sogar gebrochen. Der Linke Arm baumelte komplett verdreht herab, während dem anderem bereits die Knochen zu entspringen drohten. Halon griff unter Salvons anderen Arm und stütze ihn, bevor seinem Freund die Beine einzuknicken drohten. „Ist ja gut alter Freund, wir bringen dich ins Lager. Dort kann sich dann Calemas um dich kümmern. Es wird dir bald wieder besser gehen, dass verspreche ich.“ Halons beruhigende, leise Stimme ließ Salvon verstummen, welcher unter einem Hustenanfall,schmerzhaft versuchte einen Satz zu Stande zu bringen. Die Drei Gefährten begannen den Rückweg. Sie hatten ihren Auftrag erfüllt. Sie würden einen Überlebenden wieder bringen...wenigstens diesen Einen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)