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Let us walk to Paradise 2

Fortsetzung von Teil 1
von

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Homeless

Let us walk to Paradise 2
 

Pairing: PhillippXFabian

Ort: Frankreich; Wald von Orléans; Paris; Deutschland

Zeit: 1670

Autor: Heidrun Wittich

Kapitelanzahl: 8

`gedacht´

“gesagt”

//eventuelle Erklärungen bzw. Kommentare meinerseits//
 

1.Kapitel: Homeless
 

Hallo.^^ Hier die seid langem versprochene Fortsetzung.^^ Es wird ein Adult Kapitel geben, jedoch gibt es für alle unter 18 eine entschärfte und somit auch kürzere Version. Viel Spaß beim lesen.

Eure Lost_Time
 

„Ah~“

Ein unterdrücktes Stöhnen entrann einer Jungenkehle. Kurze Zeit später folgte ein genüssliches Stöhnen von einer etwas mehr männlich klingenden Stimme.

Es war ein schöner Spätsommertag und die Sonne schien warm vom Himmel herab.

Auf einer kleinen Waldlichtung, auf der viele verschiedene Blumen wuchsen, keuchte ein blondhaariger Junge erschöpft auf. Er drehte den Kopf. Neben ihn lag ein braunhaariger Junge, welcher ebenfalls leise keuchte. Dieser sah ihn glücklich an und lächelte sanft.

Fabian lächelte zurück und drehte seinen Kopf zum Himmel. Dieser war wolkenlos und die Sonne schien sich mit ihnen zu freuen.

Endlich waren er und Phillipp vereint. Ihnen war damals die Flucht geglückt und sein Vater hatte sie nie wieder zu fassen bekommen. Vier Jahre waren seid her vergangen und aus Phillipp war bereits ein junger Mann geworden. Jedes mal auf ’s neue war Fabian von dessen Körper fasziniert und seine Hände schienen von Phillipps Oberkörper immer magisch angezogen zu werden.

Der Blonde setzte sich auf und richtete seine Kleidung, die etwas unordentlich war. Dann stand er mit schwankenden Beinen auf, er war noch immer etwas benommen und übermannt von seinen Gefühlen. Er taumelte leicht zurück und lehnte sich an einen der nahe stehenden Bäume.

Phillipp stand ebenfalls auf und ging zu dem Jüngeren, hob dessen Kinn sanft an und sah ihm tief in die blau-grauen Augen.

„Du bist so schön.“, flüsterte er dem nun rot werdenden Jungen ins Ohr.

Noch bevor Fabian auf diese Aussage antworten konnte, versiegelten Phillipps Lippen seinen Mund. Genüsslich schloss Fabian seine Augen und ließ sich in den Strudel der Gefühle, der in ihm hochschoss, fallen.

Erst nach ein paar Minuten löste der Braunhaarige den Kuss und langsam öffnete Fabian wieder seine Augen.

„Du aber auch Phil.“, hauchte der Blonde.

Phillipp lächelte ihn lieb aus seinen braun-grünen Augen an.

Schnell fasste sich der Blonde wieder und sah sich um.

„Wo sind wir eigentlich? Und wo sollen wir heute Nacht schlafen?“, fragte er den Älteren.

„Wir dürften im Wald von Orléans sein.“, meinte Phillipp, „Und wo wir schlafen können. Keine Ahnung vielleicht hier auf der Lichtung.“

Der Vorschlag des Älteren missfiel Fabian sehr und so drehte er dem Älteren den Rücken zu. Er ging in den Wald hinein, dicht hinter ihm Phillipp, um nach einer anderen Möglichkeit der Nächtigung zu suchen.

Nach kurzer Zeit sah er einen Waldsitz, wo einige Leibeigene im Winter etwas Wild für den Herren schossen. Er sah freudestrahlend zu Phillipp.

„Schon gut du hast gewonnen. Hast ja recht, das sieht wesentlich gemütlicher aus.“, gestand sich der Ältere ein.

Er streichelte dem Jüngeren anerkennend über den Rücken, dieser lief freudig in den Unterschlupf und sah sich neugierig um. Auch Phillipp sah sich gespannt um. Es war nicht groß, aber es bietete Schutz vor der Witterung, denn zum Teil regnete es nun auch schon mal in der Nacht.

„Wir sollten ein bisschen Holz holen, um ein Feuer zu machen an dem wir uns in der Nacht wärmen können.“, schlug Phillipp vor.

„Ich brauch kein Feuer. Ich brauch nur dich, du wärmst mich genauso wie ein Feuer.“, kicherte Fabian leise.

Der Braunhaarige strich ihm durchs Haar: „Alles klar, Kleiner. Ich bin trotzdem noch für ein Feuer. Nur so zur Sicherheit.“

Mit einem breiten Lächeln ging der Braunhaarige, gefolgt von Fabian, in der näheren Umgebung nach trockenen Holz suchen. Während er sich auf der linken Seite nach brauchbaren Holz umsah ging Fabian auf die rechte Seite.

Auf Fabians Seite lagen viele kleine Zweige, die er aufsammelte, schon nach wenigen Minuten hatte er seinen ganzen Arm voller Äste und ging zurück.

Er legte den Stapel vor dem Unterschlupf ab und sah sich nach Phillipp um. Wo konnte sein Liebster nur solange stecken? Hoffentlich war er nicht zu tief in den Wald gegangen.

Sorgenvoll ging Fabian in die Richtung, in die vorher Phillipp gegangen war. Er brauchte eine Weile bis er den Älteren fand. Er stand bei einem Baum, nahe einer kleinen Straße, die zum nächsten Dorf führte, hielt ein Blattpapier in der Hand und starrte wie gebannt darauf.

„Was ist los? Was ist das?“, fragte er ihn und lief auf ihn zu.

„Nichts.“, sagte Phillipp schnell und versteckte das Blatt hinter seinem Rücken.

Als Fabian dann noch näher zu ihm kam, sah Fabian wie er das Blatt hinter seinem Rücken zerknüllte und in einen Strauch warf.

„Es ist wirklich nichts, geht wohl um ein verlorenes Tier.“, meinte der Braunhaarige und legte seinen Arm um Fabians Schulter.

Der Blonde starrte zurück zu dem Busch, in dem das Papier lag. Er nahm sich vor, sich dieses Papier unter irgendeinen Vorwand anzusehen, ohne Phillipps Wissen. Aber erst mal ging er mit Phillipp zurück zu ihrem Nachtlager.

„From Yesterday“

2.Kapitel: „From Yesterday“
 

Es geht weiter, aber eine kleine Änderung gibt es. Es wird kein Adult Kapitel geben, weil ich es irgendwie nich hinbekommen werd. ^^* Ach ja der Kapiteltitel ist von 30 seconds to Mars. Viel Spaß. ^^
 

Fabian starrte in das rot-orange Feuer und stocherte mit einem Stock drin herum, sodass einige Funken umher flogen und erloschen während sie auf den Boden landeten.

Es war Nacht geworden und kälter. Die Nacht war sternenklar und ein Vollmond erhellte den Himmel und die Erde.

Hier und da war ein Rascheln im nahliegenden Gebüsch zu vernehmen oder man hörte das Knistern des Feuers, aber der Rest des Waldes lag im tiefen Schlummer.

Phillipp hatte sich neben Fabian zur Ruhe gebettet und der Blonde wartete nun einige Minuten um auf Nummer sicher zu gehen, dass der Ältere auch wirklich schlief.

Erst dann wagte er sich vom Nachtplatz weg. Durch den hell scheinenden Mond war es für Fabian ein Kinderspiel die Stelle zu finden wo Phillipp vorher gestanden hatte.

Angst vor wilden Tieren hatte er nicht mehr, schließlich waren sie schon seit vier Jahren unterwegs gewesen. Die meiste Zeit davon hatten sie dabei in Wäldern und Feldern verbracht und hatten sich dort im Sommer bis Spätherbst gut ernähren können. Nur im Winter und im frühen Frühjahr waren sie zu einigen Dörfern gegangen um dort geschützter zu sein. Oft hatten sie bei Bäckern und anderen Handelsleuten ausgeholfen und sich somit ihr essen verdient. Meist waren sie auch an einigen Orten länger geblieben, doch irgendwie zog es sie immer weiter in der Welt umher.

Endlich hatte Fabian den Strauch gefunden und was für ein Glück er doch hatte, der Wind hatte das Blattpapier noch nicht davon geweht. Vorsichtig faltete er es auseinander. Dann ging er, um das sich darauf befinde Bild besser sehen zu können, auf die kleine Landstraße, die den Wald kreuzte und vom Mondlicht hell beschienen wurde. Seine Augen brauchten nicht lange um einen Jungen auf den Bild zu erkennen.

`Von wegen verlorenes Tier.´, dachte Fabian und war erschüttert, dass sein Liebster ihn so belogen hatte.

Dann las er langsam die oben aufgedruckten Buchstaben.

Lesen, das hatte ihm Phillipp beigebracht, auf die Frage woher er dies konnte hatte Phillipp nur geantwortet, dass sein Vater ein Gelehrter am Hofe eines Herzogs gewesen war. Fabian wollte ihn damals noch fragen, warum er dann wie ein Bauernjunge durch die Gegend streifte, doch Phillipp hatte es gekonnt geschafft, dieser Frage aus dem Weg zu gehen.

Auf den Papier stand, dass der Sohn des Königs vermisst wurde. Fabian betrachtete das Papier, sehr neu schien es nicht zu sein, es war schon ziemlich vergilbt. Dann richtete sein Blick sich wieder auf das Bild des Jungen. Er war sich sicher irgendwo hatte er diesen Jungen schon mal gesehen, die Frage war nur: Wo?

Er überlegte weiter, doch er kam nicht drauf. Er stopfte das Papier in seine kleine Hosentasche und ging dann zurück.

Phillipp schlief immer noch und hatte von Fabians Ausflug nichts mitbekommen. Schnell löschte Fabian, in dem er Sand drauf tat, das Feuer und bettete sich dann neben seinen Liebsten.

Am Morgen wurde Fabian durch die warmen Sonnenstrahlen, die auf sein Gesicht fielen wach. Er gähnte und streckte sich herzhaft ihr entgegen. Als er sich umsah bemerkte er das Phillipp nicht mehr bei ihm war.

`Wahrscheinlich sucht er uns was zu essen.´, dachte sich Fabian, schließlich tat das der Braunhaarige fast jeden morgen für sie beide.

Nachdem der Blonde die Sachen etwas zusammen geräumt hatte, fiel es ihm wieder ein, der Zettel.

Er holte ihn aus seiner Tasche heraus und betrachtete das Bild nun bei Tageslicht und dann schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Der Junge auf dem Bild sah zwar jung aus, aber er hatte unglaubliche Ähnlichkeit mit seinem Phil. Sollte er etwa?

Fabian schüttelte energisch den Kopf. Das konnte unmöglich sein und doch war die Ähnlichkeit verblüffend.

Er wollte das Bild grade zerreißen, als Philipp hinter ihm völlig außer Atem auftauchte.

„Wieso bist du so außer Puste?“, fragte er ihn verwirrt.

„Ach... es... ist... nichts.“, keuchte Phillipp, „Wir müssen jetzt los, schnapp dir die Sachen.“

„Wieso denn? Warum so eilig? Wir haben doch unendlich viel Zeit.“, sagte der Jüngere, der noch nicht in der richtigen Verfassung war um aufzubrechen.

„Frag nicht nun mach einfach.“, meinte der Braunhaarige nur und sah dann den Zettel in der Hand.

„Was hast du da?“, fragte er nach.

„Ach nur das... ähm Blatt was du gestern weg geworfen hast. Der Junge hat ziemlich viel Ähnlichkeit mit dir.“

Fabian sah zu Boden, er wusste Phil könnte nun etwas sauer werden, aber er konnte ihn einfach nicht belügen.

Phillipp schien es die Sprache verschlagen zu haben. Er starrte Fabian und den Zettel eine Weile schweigend an, erst durch lautes Pferdegetrappel wurde er aus seiner Starre gerissen.

„Ist nicht wichtig, wir müssen los. Nun komm.“, forderte er den Jüngeren erneut auf und schnappte sich ihre Sachen.

Dann nahm er Fabians Hand und versuchte ihn mit sich zu ziehen. Doch er hatte wieder einmal Fabians Dickschädel vergessen. Dieser stemmte sich gegen das Gezerre von seinen Liebsten.

„Was ist denn bloß los, dass sind doch nur irgendwelche Reiter.“

„Nein, es sind nicht irgendwelche.“, sagte Phillipp.

„Was sind es denn für welche?“

„Fabi, bitte, ich erklär dir das alles später.“

„Nein, dass sagst du immer, ich will es jetzt wissen oder ich bleibe hier.“, quengelte Fabian und ließ sich dann auch prompt auf den weichen Waldboden fallen.

Phillipp seufzte und versuchte trotzdem weiter den Kleinen von der Stelle zu bekommen. Doch bei einem weiteren Versuch verlor er das Gleichgewicht und stürzte schmerzhaft zu Boden. Erschrocken über dies sprang Fabian auf und beugte sich über Phillipp.

„Ist alles in Ordnung? Hast du dir weh getan?“, fragte er fürsorglich.

Phillipp fing an sich auf zu rappeln. Er wollte grade etwas sagen, als Fabian etwas Spitzes im Rücken fühlte.

„Hände hoch, langsam aufstehen. Auf den Befehl des Königs Ludwig XIV. sind sie verhaftet wegen Entführung des Prinzen Phillipp I.“

Eine donnernde Männerstimme brach auf Fabian ein. Dieser erstarrte und sah Phillipp an.

Langsam und immer noch mit dem Blick auf Phil gerichtet stand er gehorsam auf. Dann stürmten zwei Leibeigene des Königs von ihren Pferden und halfen Phillipp auf die Beine.

„Geht es Ihnen gut, Herr Prinz? Hat er Ihnen viel angetan?“, fragte der Eine der Phillipps Sachen vom Staub befreite.

„Ihr Vater wird hoch erfreut sein, sie nach diesen langen vier Jahren endlich wieder zu sehen.“, sagte ein anderer, welcher Phillipp zu einem Pferd brachte und ihm auf dieses half.

Fabian wusste nicht was er sagen, geschweige denn denken sollte. Ein dritter Leibeigener des Königs stellte sich vor ihm und verbannt seine Hände fest mit einem Strick.

Mit einem festem Ziehen wurde er zum Bewegen gezwungen. Während Phillipp auf den Pferd mit den beiden ersten Wachen des Königs ritt, musste Fabian neben den Pferden der zwei anderen gehen.

“Love will keep us alive“

3.Kapitel: “Love will keep us alive“
 

Hallo hier ist wieder eure Lost_Time und schon geht es weiter mit LUWTP2 ^^“ Ganz schön lange Abkürzung. Der Titel ist von dem Song der Scorpions. Viel Spaß bei lesen.

PS: Der König hatte wirklich ein Kind, na ja zwei Kinder die Philippe hießen. Einer davon war uneheliche und dieser hier war sein eheliches Kind: Philippe Charles, duc d'Anjou (1668–1671). Ich war total überrascht, dass hab ich nämlich vorher nicht gewusst. ^^“
 

Es waren mehrere Tage die sie gingen, bis Fabian sah wohin sie eigentlich unterwegs waren. Sie waren auf den Weg nach Paris wo sich der König wohl für einige Zeit grade aufzuhalten schien. Er hatte mehrere Schlösser im Land und wechselte diese im Wochentakt, so munkelten jedenfalls die Untertanen. Fabian hatte von diesen Gerüchten viel gehört, schon damals als er noch bei seinen Eltern lebte. Seine Mutter hatte oft mit Nachbarinnen da drüber getratscht. Er selbst hatte nie viel davon gehalten und es war ihm im Endeffekt auch egal gewesen.

Fabian wurde aus seinen Gedanken gerissen, da die Pferde vor ihm plötzlich anhielten und er somit auch zum anhalten gezwungen wurde.

Er sah sich um. Hinter und neben ihn erstreckte sich ganz Paris in all seiner Pracht. Dann sah er nach vorne. Die Torwächter hatten den Zug angehalten da sie nach der Identität fragten. Als man ihnen diese nannte ließen sie sie weiterziehen in den Hof.

Der Blonde war überrascht. So viele vornehm gekleidete Menschen hatte er noch nie zuvor gesehen. Sie alle liefen, so fand er jedenfalls, ziemlich affig umher. Sie hatten übertriebene Gesten und die Frauen schienen sich vor allem zu ekeln.

Als sie jedoch Phillipp erblickten brach ein reges Treiben aus. Viele verbeugten sich tief vor Phillipp und die Damen machten einen tiefen Knicks.

Als sie jedoch Fabian sahen, merkte er, dass sein Ruf als „Entführer des Prinzen“ schon bis hier her gedrungen war. Angewidert drehten sie ihre Gesichter ab, die Frauen tuschelten leise hinter ihrem Fächer den ihnen nebenstehenden etwas zu, mit einem abfälligen Blick auf ihn gerichtet.

Fabian seufzte leise und senkte den Kopf, so mies hatte er sich noch nie gefüllt. Wie ein Haufen Dreck.

Dann blieben sie wieder stehen. Fabian sah auf, vor ihm baute sich das riesige Königsschloss auf, zwei Steintreppen auf jeder Seite führten zu einem Balkon ähnlichem Gebilde hoch. Dort erschien plötzlich mit einem langen Umhang und einer großen Krone der König.

„König Ludwig XIV.“, flüstert Fabian, dann wurde er mit Gewalt von den Wachen in die Knie gezwungen.

Phillipp wurde indessen hoch zu seinem Vater gebracht, dieser begrüßte seinen verlorenen Sohn mit einer feierlichen, für Fabian an einigen Stellen nicht verständlichen Festrede. Der König benutzte Worte, die Fabian vorher noch nie gehört hatte.

Als die Stimme des Königs erstarb, traute sich Fabian endlich einmal wieder aufzusehen. Dabei traf ihn der verachtende und vernichtende Blick des Königs.

Der Blonde schluckte schwer. Was würde ihn jetzt erwarten? Würde Phillipp ihn retten?

„Du bist also der Entführer meines geliebten Sohnes Prinz Phillipp I.? Und du dachtest du kannst mit ihm so einfach verschwinden? Lächerlich.“, lachte der König auf.

Sein umstehendes Gefolge tat es ihm gleich, bis er sie mit einer ernsten Miene und einer klaren Handbewegung zum Schweigen anhielt.

„Was glaubst du wer du bist? Du Witzfigur! Du bist nichts, ein Niemand und ich werde dafür sorgen, dass du meinen Sohn nie wieder zu nahe kommen wirst. Nehmt ihn fest und bringt ihn in den Kerker.“, befahl der König.

„Aber Herr Vater, bitte, es ist nicht so wie sie denken, Fabian hat mir nichts getan, ich...“

„Schweig Phillipp, du bist erschöpft und du stehst immer noch unter Schock, vier Jahre lang hatte er dich in seiner Gewalt und hat dich manipuliert. Bringt den Prinzen in seine Gemächer. Und ihr“, sagte der König und sah zu den Bediensteten hinunter, „ihr bereitet die Hochzeit des Prinzen mit der Prinzessin Leila vor.“

„Aber Vater ich…“, versuchte es Phillipp erneut.

Doch er musste sich der ernsten Miene und der klaren Handbewegung seines Vaters beugen. Er verbeugte sich kurz vor seinem Vater und schenkte Fabian einen kurzen liebevollen Blick bevor er ging.

Wenige Minuten später wurden Fabian Eisenketten um Hände und Füße gelegt und dann wurde er in eine Zelle ins Verließ gebracht.

Die letzten Worte des Königs hatten den Blonden verschreckt. Phillipp sollte ein Mädchen heiraten, eine Prinzessin? Sicher sie würde besser zu ihm passen. Was hatte sich Fabian nur gedacht. Ein Prinz und er, das war verboten und unmöglich somit.

„Na? Wegen was sitzt du ein?“, fragte eine Stimme aus der Zelle nebenan.

Fabian schreckte zusammen und drehte den Kopf zu der Stimme hin. Das spärliche Licht machte es schwer etwas, geschweige denn jemanden zu erkennen. Erst als er näher zu den Gitterstäben kam erkannte er einen jungen Mann mit hellgrünen Augen und dunkelbraunen Haaren.

Fabian war sich nicht sicher, aber irgendwo hatte er dieses Gesicht schon mal gesehen. Doch wer war sein Zellennachbar?

„Ich sitze wegen angeblicher Prinzenentführung.“, meinte Fabian leise.

„Was? Solche schwerwiegenden Sachen hätte ich dir nie zu getraut Fabian, aber was heißt angebliche?“

Der Blonde war geschockt. Woher kannte der Andere seinen Namen?

„Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?“

„Ja, etwas. Bitte hilf mir etwas und sage mir wer du bist und woher du mich kennst.“

„Du hast mich schon so schnell vergessen? Mich deinen besten Freund von damals? Ich bin es Leoncé.“, erklärte er.

„Leoncé!“, rief Fabian freudig aus.

Er war überrascht seinen alten besten Freund wieder gefunden zu haben und dann noch in solch einer Situation.

„Weswegen hat man dich eingesperrt?“, fragte er den Älteren voller Neugier.

„Wegen wiederholtem Diebstahl. Ich sag dir es ist gar nicht so einfach hier Arbeit zu finden und ehrliches Geld zu verdienen. Deswegen musste ich oft stehlen um etwas zu essen zu haben. Leider haben sie mich jetzt zum dritten Mal erwischt und mir sollen nun die Hände abgeschlagen werden.“, sagte der Braunhaarige und strich sich sanft über beide Hände, als würde er Abschied von ihnen nehmen wollen.

„Oh Leoncé.“, seufzte Fabian.

So etwas hatte niemand verdient und sein Freund war in einer Notlage gewesen. Nein so etwas fand Fabian mehr als ungerecht. Wie sollte sein Freund denn sonst sich etwas zu essen verdienen? Wer wollte einen, als Krüppel gekennzeichneten Dieb eine Arbeit geben?

Niemand.

Doch im gleichen Moment machte sich Fabian auch um sein Schicksal ernste Gedanken, wenn wegen so einem leichten Verbrechen gleich der Körper verstümmelt wurde, was würde dann einem wie ihm blühen?

„Du Leoncé, was glaubst du werden sie mit mir machen?“, fragte er ängstlich.

„Ich weiß es nicht genau, bis jetzt hat noch keiner den Prinzen entführt oder einen anderen aus dem Königshaus. Wie hast den Prinzen eigentlich entführt?“

„Ich hab ihn nicht entführt, er tauchte eines Tages auf unserem Hof auf, ich wusste bis vor kurzem ja noch nicht mal, dass er ein Prinz ist, und dann haben wir uns ineinander verliebt und sind dann von meinen Vater abgehauen.“

„Wieso?“

„Weil mein Vater mich schlecht behandelt hat und meine Mutter tötete, auch wenn es öffentlich etwas anderes gewesen sein soll.“

„Also, dass deine Eltern noch nie die Besten waren hab ich schon damals mitbekommen, aber das hört sich ja schlimm an.“, meinte Leoncé und grinste dann im nächsten Moment, „Also hast du den Prinzen nicht entführt, sondern verführt.“

Er kicherte leise.

Fabian war gar nicht nach Lachen zu mute.

„Das ist nicht witzig.“, grummelte er, „Meinst du ich krieg eine Verhandlung?“

Der Braunhaarige lachte laut auf, sodass sein Lachen durch das Verließ schallte.

„Niemand bekommt eine Verhandlung.“, sagte er dann ernst.

„Aber der König hat doch immer gesagt…“

„Der König sagt alles, um sein Volk ruhig zu halten, aber halten muss er gar nichts. Er ist der König.“

„Aber wie soll ich sonst erklären können, dass ich nichts getan habe?“

„Na ja, wenn der Prinz dich wirklich liebt, dann muss er eine Begnadigung für dich erwirken, ansonsten kannst du es vergessen.“, erklärte der Ältere sachlich.

Fabian wollte noch etwas sagen, doch dann hörte er, wie eine Eisentür aufgemacht wurde und wenige Minuten später einer der Wärter ihm eine Schale mit Wasser und dazu einen Kanten hartes Brot in die Zelle schob.

Das Brot war so hart, dass Fabian Angst bekam sich die Zähne an diesem auszubeißen. Doch er hatte unglaublichen Hunger und so blieb ihm nichts anderes übrig, als das Brot langsam aufzuessen. Nach dem letzten Bissen trank er gierig das Wasser in der Schale, auch wenn dieses nicht mehr allzu frisch schmeckte.

Die Nacht war über Paris herein gebrochen und der helle Mond schien durch die kleinen Verließfenster in die Zelle hinein und spendete etwas Licht.

Fabian lag zusammen gekauert in einer Ecke seiner Zelle auf etwas Stroh und starrte auf den Boden. Er malte sich aus, was wohl alles mit ihm gemacht werden würde und ob er jemals hier wieder lebend rauskommen würde. Er fragte sich auch, ob er Phillipp je wieder sehen würde und ob dieser eine Begnadigung erwirken konnte. All die Fragen quälten ihn bis die Müdigkeit schließlich über seinen Körper siegte und er in einen Traumlosen Schlaf fiel.

Laute Trommeln und Fanfaren weckten ihn am Morgen. Er wusste nicht wie spät es war, aber er vermutete, dass es schon lange Vormittag war, denn die Sonne stand hoch am Himmel und schien sogar bis ins Verließ. Er ging zu seinem Fenster um sehen zu können was draußen geschah. Die Straße war bunt geschmückt mit Blumen und Bändern. Überall standen Leute, auch wenn er von einigen grade mal die Füße sehen konnte. Dann hörte er Schritte, die sehr nah an seiner Zelle waren.

Er sah Stiefel die zu den Wachen des Königs gehörten und dann ganz andere Schuhe, die er den Bediensteten zuordnete.

Dann nach einer Weile sah er ein goldenes Paar Schuhe und einem langen, roten Umhang, der leicht angehoben wurde von zwei dahinter gehenden Bediensteten.

`Der König! ´, schoss es ihm durch den Kopf.

Vielleicht würde auch sein geliebter Phillipp gleich kommen. Fabian streckte sich um mehr sehen zu können, als nur die Beine. Und tatsächlich es gelang ihm die Köpfe, wenn auch nur halb, sehen zu können

Dann sah er ihn. Seinen Phillipp und neben ihm eine Frau mit langem blondem Haar und rosafarbenden Kleid, die von Phillipp an der einen Hand geführt wurde.

Ob das die Prinzessin war? Diese Prinzessin Leila?

Fabian war es egal. Er wollte Phillipp. Um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen schrie er seinen Namen laut, in der Hoffnung, dass er es trotz des Lärms hören würde.

Und als ob der liebe Gott grade in diesem Moment eine ruhige Minute hatte, blieben Phillipps Füße neben seinem Zellenfenster stehen. Schnell hockte sich der Prinz hin und zum ersten Mal sah Fabian ihn mit Krone und in seiner ganzen Pracht als Prinz.

„Phillipp.“, hauchte er und streckte eine Hand durch die Gitter zu ihm.

Phillipp nahm sie in seine Hand und beugte sich so weit es die Gitterstäbe zu ließen zu Fabian herunter.

„Mein liebster Fabian.“, sagte der Braunhaarige und in seinen Augen sammelten sich Tränen.

Sie beide sahen sich Minuten lang in die Augen, keiner der beiden brauchte etwas zusagen, der Blick des jeweils anderen sagte mehr als tausend Worte.

„Geliebter. Was habt ihr? Weswegen beugt ihr euch zu einem Gefangenem?“, unterbrach eine weibliche Stimme diesen, für Fabian, wertvollen Augenblick.

Phillipp sah auf zu der Prinzessin.

„Das ist meine Angelegenheit und nicht eure.“, sagte er wütend und wollte sich dann wieder Fabian widmen.

Doch plötzlich wurde Phillipp grob vom Fenster weggezogen von seinem Vater, wie Fabian an den Schuhen erkennen konnte.

„Was soll das, Sohn? Willst du, dass das ganze Volk mitbekommt, dass du dich mit deinem Entführer unterhältst, willst du unsere Familie in den Schmutz ziehen?“, sagte sein Vater leise.

Fabian konnte die Worte nur verstehen, weil beide recht nah an seinem Fenster standen und somit konnte er dem Gespräch weiter lauschen.

„Vater, ich will nicht, dass er verurteilt wird, er hat mir nichts getan, ich liebe ihn.“

Fabian spürte, dass sich der König sehr beherrschen musste nicht vor dem gesamten Volk auszurasten, denn er holte in kurzer Zeit ziemlich schnell laut Luft.

„Hör auf diesen Unsinn zu reden, zwei Jungs die sich lieben, so was gibt es nicht und so etwas wird es niemals geben. Es darf nicht sein sonst muss ich meinen eigenen Sohn töten.“

„Aber Vater ich…“

„Kein aber, lass die Zeremonie weiter gehen das Volk wartet seid vier Jahren auf die Hochzeit.“

„Ich will aber heute noch nicht heiraten und schon gar nicht Prinzessin Leila. Bitte liebster Vater.“

„Gut, wie du willst dann heirate halt morgen, dann werden wir heute uns eine Hinrichtung als Vorfeier gönnen.“, sagte der König leise zu Phillipp und drehte sich dann zum Volk.

„Liebes Volk, ich habe eben mit dem Prinzen gesprochen, er kann es einfach nicht ertragen heute zu heiraten, wenn ihm sein Entführer dabei zu sieht, somit werden wir uns eine Hinrichtung heute ansehen. Wachen! Bringt mir den Henker und ihr…“, sagte er und winkte zwei Andere herbei, „ihr bringt den Entführer des Prinzen, er soll für immer aus dem Blickfeld des Prinzens verschwinden damit dieser endlich zur Ruhe kommen kann.“

Das Volk jubelte laut, doch Fabian riss die Augen weit auf. Dieser Befehl hatte ihn total geschockt.

„Phillipp!“, rief er flehend.

Phillipp sah genauso verzweifelt zu ihm und packte seinen Vater beim Arm.

„Bitte, oh liebster, allerliebster Vater, tut mir diesen Schmerz nicht an, lasst ihn am Leben. Ich flehe euch an.“

Doch der König ging ohne ein weiteres Wort. Phillipp eilte ihn schnellen Schrittes nach.

Fabian ließ sich auf den kalten Steinboden fallen und vergrub sein Gesicht in seine Hände. Sollte das sein Leben schon gewesen sein?
 

Die Sonne schien hell und liebevoll als Fabian zum Henker geführt wurde. Seine Hände und Füße waren wieder mit Eisenketten gefesselt worden.

Immer noch schmückten Blumen die Straßen. Er sah zu seinem Liebsten, der grade von seinem Vater etwas zu geflüstert bekam, was ihn wohl sehr ins Überlegen brachte.

Währenddessen wurde Fabians Kopf vom Henker persönlich auf den Holzblock platziert.

Leise Tränen rannen über sein Gesicht. Verzweifelt blickte er zu Phillipp, der immer noch angestrengt nachdachte.

Dann sah er wie der König ein Zeichen gab, dass der Henker anfangen konnte.

Fabian schloss die Augen, war angespannt. Was würde wohl nachdem Tod kommen?

Runaway

4.Kapitel: Runaway
 

Nach langem geht’s auch hier mal weiter -.- Sorry. Ich hab einfach zu viele FF Ideen und zu wenig Zeit. Die Kapitel werden auch recht kurz jetzt, aber die Story liegt zu lange, ich hab vergessen was ich alles schreiben wollte. Verzeiht. >.<
 

„HALT EIN HENKER!“, hörte er plötzlich Phillipps Stimme.

Das Volk hielt den Atem an und Fabians Körper sackte etwas zusammen, da die Anspannung, welche sich aufgebaut hatte, nach ließ.

„Ich werde Prinzessin Leila heiraten. Morgen früh wird die Hochzeit statt finden. Doch im Gegenzug dazu Vater.“

Er blickte den König an, wie Fabian sehen konnte, da er die Augen wieder geöffnet hatte.

„Müsst ihr Fabian am Leben lassen.“

Phillipps Körper bebte, sein Blick war zornig und verzweifelt zugleich. Doch der König nickte zustimmend.

„In Ordnung. Gut holt den Dieb, dann soll ihm der Prozess gemacht werden.“

`Nein! Leoncé´, dachte Fabian.

Wegen ihm musste nun sein Freund hinhalten. Der Blonde verlor den Kampf gegen seine Tränen, die kühlend über seine heißen Wangen liefen.

Er wurde wieder kräftig hoch gezogen und zur Seite des Schaupodestes gezogen.
 

Wenige Zeit später, führte man Leoncé vor.

Als er an Fabian vorbei ging lächelte er ihn sanft an.

„Danke Fabi“, sagte er offen und nett.

Fabian runzelte die Stirn.

Wieso sagte er danke? Und wieso klang da keine Ironie mit?

Er verstand den Brünetten nicht. Für das konnte man einem doch nicht dankbar sein!

Ihm sollten die Hände abgeschlagen werden!

Der Blonde sah dem Dunkelbraunen nach. Grade wurde die Anklageschrift verlesen und Leoncés Hände auf den Holzblock gelegt.

Fabian glaubte zu träumen, als er für den Bruchteil einer Sekunde ein Grinsen auf Leoncés Lippen sah.

Doch genauso schnell wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden.

Nun schien er sich zu konzentrieren, der Henker spielte mit einer seiner Hände an der Klinge der Axt herum. Er schien sich zu freuen, endlich mit seinem Arbeitswerkzeug etwas tun zu können, nachdem ihm der erste Kandidat so einfach entrissen worden war. Das Volk sah auch recht zufrieden aus.
 

Widerwärtig fand Fabian, er hatte noch die brutalen Strafen gemocht und zu Schauprozessen musste er immer von seinen Eltern hingeschleift werden.

„Damit du keine Dummheiten machst“ hatte seine Vater immer gesagt, während einer seine Hände, Zunge, Beine oder gar seinen Kopf verlor.

Es war einfach nur unerträglich. Wie konnte man sich nur an den Schmerzen oder gar an dem Tod eines anderen laben? Es waren Menschen. Klar hatten sie verbrechen begangen und natürlich verdienten sie Strafe. Aber hatten nicht auch sie noch eine Würde?

Musste man sie ein Stück Vieh zur Schlachtbank führen und dann vor den Augen von Schaulustigen demütigen?

Fabian war sich sicher, dass sie sich anders Verhalten würden, wenn sie dort oben knien würden. Ja, das Volk fand solche Dinge nur so lange lustig, wie es selbst davon nicht betroffen war.
 

„Nun was hat der Angeklagte zu sagen?“

„Ich bin unschuldig, mein König.“

„Lüge er nicht so scheinheilig. Man hat ihn erwischt auf frischer Tat. Henker, ab mit dem Händen.“

Die Worte rissen Fabian aus seiner Gedankenwelt. Sei Blick glitt hinauf zu Phillipp, der ihn kurz ansah. Ob er mitbekommen hatte, dass Leoncé ein Freund von ihm war? Wahrscheinlich nicht… oder? Aber Phil würde sicher nicht noch einmal einen Freispruch erwirken können, schon gar nicht, wenn man ihn dabei wirklich gesehen hatte.
 

Doch noch bevor der Henker seines Amtes walten konnte, sprang Leoncé auf, riss das Seil, welches seine Hände gefesselt hatte entzwei und rempelte den Henker an. Dieser kam ins Wanken, ließ die Axt fallen und stürzte in die umher stehende Menschenmenge hinein.

Diese wich zurück, denn der Henker war ein maskierter und verpönter Mann. Doch durch den Sturz rutschte ihm die Maske vom Gesicht und sein Antlitz wurde für die umstehenden Menschen sichtbar.

Ein Aufkreischen durchzog die Straßen von Paris. Voller Entsetzen richteten sich der König und seine Hofschar auf.

„Unerhört“, raunten einige von ihnen.

Der brünette Gefangene ließ keine Zeit verstreichen. Er nutzte den allgemeinen Aufruhr und rannte vom Podest.

Ehe sich Fabian es registrieren konnte, wurde seine Hand ergriffen und die Wachen um ihn in die Menge hinein gestoßen.

`Woher nimmt Leo nur ganze Kraft´, fragte sich Fabian in Gedanken, während er von diesem mit gezogen wurde.

Kurze Zeit später wurde er bäuchlings über einen Pferderücken gelegt und in Bewegung gesetzt wurde. Das Kopfsteinpflaster, auf welches er blickte, begann zu verschwimmen durch die Geschwindigkeit, die das Pferd aufwies.

„Haltet die Flüchtlinge!“

Die Rufe der Wachen schienen sehr fern zu sein. Doch die lauten Knalle von den Musketen waren trotzdem beunruhigend laut und klangen näher, als sie eigentlich waren.

„Was hast du vor, Leoncé?“

Der Blonde versuchte seinen Kopf zu heben und seinen Freund aus Kindertagen erblicken zu können. Doch das Geruckel des Pferdes und seine Angst, vor dem Runterfallen, machte es ihm unmöglich. Sein Freund gab auch keine Antwort von sich, so musste Fabian wohl oder übel warten, bis sie halten würden.
 

Nach gefühlten Stunden kam das Pferd zum Stillstand. Sein schwerer Atem durchbrach die Stille und ließ sogar das Zwitschern der Vögel verstummen. Der Blonde hatte gesehen, wie sich der Boden verändert hatte. Irgendwann waren die Kopfsteinpflaster einem Sandweg gewichen und anschließend hatte dieser Gras platz gemacht.

Fabian spürte wie sein Leoncé abstieg und seine Hände an Fabians Taille legte. Dann wurde der Blonde hinab gezogen. Ihm war nicht wohl im Magen. Die Liegeposition war nicht sehr bequem gewesen.

„Was soll das Leoncé? Bist du von Sinnen? Du kannst doch nicht einfach fliehen!“, begann er nach einiger Zeit, als sich die Übelkeit gelegt hatte.

„Doch kann ich, siehst du doch. Aber ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen.“

„Was? Wie meinst du das?“

„So, wie ich es sage. Dank der Aufruhr um dich und dem Prinzen, konnte ich in der Zelle in aller Ruhe die Fesseln anritzen, weil keiner mehr Wache gestanden hat. Somit konnte ich sie leichter sprengen. Ohne dich hätte ich meine Hände verloren. Was kann ich dir zum Dank geben dafür?“

„Bring mich zurück, Leo.“

Der Brünette lachte amüsiert auf und tätschelte den Hals des Pferdes, welches völlig erschöpft seine Nüstern aufblähte und sich nur langsam erholte.

„Zurück kriegen mich keine zehn Pferde. Ich werde woanders neu anfangen und vorerst bleib ich hier im Wald. Komm mit.“

„Aber… aber Leo.“

„Nun komm schon Fabi. Sei kein Angsthase. Du hast dich doch Jahrelang mit dem Prinzen herum getrieben. Erzähl mir mal was ihr so getrieben habt.“

Der Ältere drehte sich halb um, zu dem immer noch starr stehenden Jüngeren.

Leoncé drückte dann seinen Kopf kurz an den Hals der Pferdes, anschließend nahm er dessen Sattel und Zaunzeug ab, um beides anschließend achtlos in einen Busch zu werfen.

Dann klopfte er dem Tier sachte auf den Hintern und sprach: „Danke vielmals. Du bist jetzt ein freies Pferd.“

Als ob es ihn verstanden hätte, schritt es von dannen, während Leoncé in die andere Richtung in den Wald verschwand. Not gedrungen folgte Fabian ihm.

„Love is war“

5.Kapitel: „Love is war“
 

Sie gingen recht lange durch den Wald. Fabian fragte sich mittlerweile ernsthaft wohin der Andere wollte. Hatte er überhaupt einen Plan? Natürlich mussten sie sich verstecken, sie konnte nicht im vorderen Teil des Waldes bleiben. Dennoch waren sie nach Fabians Meinung tief genug im Wald. Praktisch irgendwo im Nirgendwo.

Aber Leoncé schien dies noch nicht zu reichen, denn er machte keinen Anstalten stehen zu bleiben. Während der ganzen Zeit hatte sie kein Wort miteinander gesprochen.

Der Brünette schritt voran, als wenn er einen Weg hätte und sah sich ab und an Bäume an.

Fabian war während dessen immer hinter ihm hergegangen.

„Ich will nicht mehr. Lass uns hier bleiben, es wird bald dunkel. Lass uns ein Nachtlager aufbauen, Leo.“

„Gleich“, sagte dieser ohne sich um zu drehen und strich erneut über die Rinde eines Baumes.

„Wir sind gleich da.“

„Wo? Leoncé wir sind hier mitten im Nirgendwo. Wir haben kein Dach übern Kopf, kein Feuer zum Wärmen, kein Essen, geschweige denn etwas zu trinken.“

Ihm wurde es nun wirklich zu viel, wie konnte der Andere nur mit soviel Gelassenheit hier umher schlendern und dann Worte von sich geben, als wüsste er wo sie waren.

Beleidigt drehte er den Kopf zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. Er ging eine ganze Weile so weiter Leoncé mehr der weniger hinterher, als plötzlich gegen diesen stieß und zu Boden ging.

„Kannst du nicht sagen, dass du stehen bleibst?“, fachte Fabian zornig.

„Kannst du mal aufhören zu meckern? Außerdem ist es deine Schuld wieso schaust du auch nicht auf den Weg.“

Leoncé drehte sich um zu ihm und lächelte leicht.

„Damals warst du immer so schüchtern und jetzt bist du zickig und störrisch. Du hast dich echt verändert Fabi. Ach und das hier ist unser neuer Unterschlupf. Ich denke er wird dir schon behagen.“

Fabian rappelte sich geplättet wieder auf und blickte an Leoncé vorbei. Hinter diesem stand eine kleine, zweigeschossige, recht ramponierte Holzhütte. Durch den leichten Nebel, der vom Boden her aufstieg und die schwachen verfärbten Sonnenstrahlen, da diese am Untergehen war, wirkte die Hütte gruselig, fand der Blonde.

„Wusstest du, dass die hier steht?“

„Na klar. Du musst wissen, als meine Eltern mit mir hier her zogen, lebten wir in einem kleinen Vorort von Paris, außerhalb der Stadtmauern. Ich hatte mich dann oft mit meinen Vater gestritten und bin dann öfters in die Wälder abgehauen und fand irgendwann, diesen netten Ort. Hab mir dann sämtliche Wege von den Straßen bis hierher an den Bäumen markiert.“

„Ach deswegen hast du die immer angefasst.“

Langsam dämmerte es Fabian.

„Genau, so nun lass uns reingehen, es wird schnell dunkel hier.“

„Wie geht es deinen Eltern eigentlich? Wussten sie von deiner Gefangennahme?“

„Keine Ahnung. Hab sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht mal ob sie noch leben, schließlich sind in den zwei Jahren so einige Krankheiten durch die Lande gezogen.“

Die Tür öffnete sich mit einem lauten Knarren. Der Raum, der sich dahinter versteckte war recht groß. Der zentrale Punkt war ein mittelgroßer Kamin. Auf der einen Hälfte des Raumes gab es eine Art Wohnraum, mit einem Tisch und zwei Stühlen, sowie einer Holzbank an der Wand gegenüber dem Kamin.

Die andere Hälfte war mit einer Küche bestückt. Ein Herd mit zwei Herdplatten, welcher durch Holz und Feuer unter diesen betrieben wurde und ein paar Schränken hier und da, deren zusammengestellt eine Art Arbeitsplatte bildeten.

Fabian war beeindruckt, stellte jedoch fest, dass die Möbel sehr alt waren, auf ihnen lag Staub und in die Luft war erfüllt von modrigem Geruch. Zwischen Kamin und Küche stand ein Holztrog, der als Badewanne zu dienen hatte.

Und es ging noch eine schmale Treppe am Rande des Raumes nach oben. Diese hatte aber, nach der Meinung des Jüngeren auch schon bessere Tage gesehen.

Er runzelte die Stirn als Leoncé begann diese empor zu steigen. Unter jeder seiner Bewegungen ächzte die Treppe mehr, als würde sie jeden Moment in sich zusammen fallen. Doch das tat sie nicht.

„Komm Fabi~“, rief Leoncé und guckte ihn von der oberen Öffnung aus an.

„Keine Angst, die sieht zwar nicht so aus, aber sie hält.“

Zögernd und auf allen vieren kletterte Fabian herauf und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, als er endlich sicher oben ankam.

Als er oben umsah, bemerkte er in dem spärlichen Licht, welches die letzten Sonnenstrahlen spendeten, dass es ein großer Raum war, durch dessen Mitte der Schacht des Kamins untern ging. Da dieser Raum unter dem Dach lag, hatte er auch Dachschrägen, wodurch erdrückend klein wirkte.

„Hübsch nicht?“, fragte Leoncé und machte dann eine triumphierende Geste zu dem, für normale Verhältnisse, recht großen Dachfenstern.

„Man spart viele Kerzen ein, durch diese großen Fenster, da sie lange Sonnenlicht reinlassen. Schlafen tun wir übrigens da drüber. Ist nicht allzu luxuriös, aber besser als nichts.“

Mit einem Kopfnicken deutete er auf zwei weiße Haufen. Wobei die Farbe weiß, dafür eine zu große Beschönigung gewesen wäre. Es waren eher hellbraune, mit Flicken zusammengehaltene Stoffe.

„Was ist das?“

Fabians Augenbraue zog sich fragwürdig nach oben.

„Das sind die ‚Matratzen’ bestehend aus Stroh. Die Laken habe ich aus verschiedenen Sachen zusammengenäht, die hier damals noch herum lagen, als ich die Hütte entdeckte.“

„Und wieso zwei?“

„Na ja, ich habe schon immer in einem großen Bett schlafen wollen, aber für dich teile ich es gerne in zwei kleine auf.“

„Das ist nett, Leo… ich danke dir… wirklich“, versicherte der Blonde und strich müde über die Augen.

„Hast du Hunger?“

„Nein, ehrlich gesagt, bin ich viel zu erschöpft vom Laufen, als das ich noch Hunger verspüren könnte.“

„Das trifft sich gut, denn ich habe hier leider nichts zu essen. Ich muss morgen erst was suchen. Aber ich kann dir noch Wasser holen und erwärmen, dann kannst du wenigstens baden.“

Fabian nickte matt lächelnd und sah zu wie Leoncé wieder, unter geräuschvollen ächzen der Treppe, hinunter ging.

Mit einem tiefen Seufzer ließ er sich auf sein Bett sinken, nachdem er den einen Haufen vom anderen weggezogen hatte. Langsam ließ er sich in das, trotz Laken, piekende Stroh sinken. Es knisterte eine ganze Weile an seinem Ohr, während die Halme unter ihm seinem Körpergewicht nachgaben.

Vor seinem geistigen Auge ließ er den Tag noch einmal Revue passieren und es erfüllte ihn mit Angst, vor allem aber mit Traurigkeit.

Seinetwegen musste Phillipp morgen diese Prinzessin Leila heiraten. Vielleicht hatte Leoncé recht, es gab eh kein zurück mehr. Er musste den Prinzen, seinen Phil, vergessen und genauso wie Leo versuchen an einem anderen Ort noch mal neu anzufangen. Schließlich war er ja begnadigt und an sich frei.

Der Blonde spürte wie sein Körper nun nach Schlaf kämpfte und so gab er seinem Körper nach, schloss die Augen und schlief ein.

Das Letzte, was er noch spürte, war etwas Kühles an seiner Wange.

`Ein Windhauch.´

Sein letzter Gedanke an diesem Abend.
 

Die Tage im Wald vergingen und Fabian hatte versucht Phillipp zu vergessen, doch es hatte nicht klappt. Ganz im Gegenteil, er vermisste den brünetten Prinzen sehnsüchtig.

Ob sie noch nach ihm und Leoncé suchten? Ob Phil glücklich mit dieser Leila war? Oder ob er ihn vermisste? Oder hatte er ihn schon vergessen?

Jeden Tag auf’s neue fragte er sich dies und bekam einfach keine Antwort darauf. Das Zusammenleben mit Leo war zuerst sehr ablenkend gewesen. Sie hatte sich lange nicht mehr gesehen und sich dem entsprechend viel zu erzählen. Allerdings waren auch die besten Gesprächsthemen einmal abgehandelt.

Zu dem kam ihm Leoncé immer näher. Körperlich verstand sich. Erst waren es immer nur flüchtige Berührungen gewesen, wie Handberührungen, wenn sie nach dem gleichen Dingen griffen. Doch mehr und mehr wurden die Gesten und Worte seitens Leo immer eindeutiger.

Es folgten Küsse und Streicheleinheiten, die Fabian jedoch jedes Mal abwürgte. Darauf kochte in Leoncé immer wieder Wut auf und sie stritten.

Sowie jetzt auch. Leoncé hatte ihn nach dem Frühstück mal wieder geküsst, angewidert hatte sich Fabian abgewandt.

„Was soll das Fabi?“

„Leo, ich sage es dir zum tausendsten Mal. Ich küsse nur denjenigen, den ich liebe und ich liebe dich nicht.“

„Du liebst diesen scheiß Prinzen immer noch? Vergiss ihn. Er ist mit der Prinzessin verheiratet und glücklich. Er hat dich sicher schon vergessen, also fang endlich was Neues an, mit mir.“

„Nein, nein, nein. Phil hat mich sicher nicht vergessen und er ist ganz sicher nicht glücklich mit ihr, dass weiß ich ganz genau.“

„Woher?“, fragte Leoncé mit lauter werdender Stimme.

„Ich weiß es einfach.“

„Erzähl keinen Mist. Lass dich mal auf was Neues ein. Sei ein Mann!“

„Ich bin ein Mann. Aber ich lass mich nicht so leicht verunsichern! Und schon gar nicht verführen!“, schrie Fabian ihn an.

Plötzlich spürte er einen Schlag ins Gesicht. Sein Auge hatte die Information, dass Leoncés Faust auf ihn zu eilte, zu langsam an sein Gehirn weiter geleitet. Benommen taumelte Fabian etwas zurück und hielt sich die Nase, aus welcher begonnen hatte Blut zu fließen.

Doch der Blonde hatte keine Zeit sich darüber weiter Gedanken zu machen, denn Leoncé schien noch nicht fertig zu sein mit ihm.

Nur knapp wich er einem erneuten Schlag aus, welcher wieder auf seine Nase gerichtet war.

„LEO!“

Doch es brachte nichts. Der Brünette schien wie von Sinnen und trat Fabian in den Magen, woraufhin er zusammengekrümmt auf den Boden sank. Ein erneuter Tritt schlug in seine Seite ein. Ihm war schlecht, vor Schmerz und er traute sich nicht fort zu bewegen. Sein Kopf hatte begonnen de Körper so zu legen, dass die wichtigsten Regionen geschützt waren. Doch wie lange konnte er der blinden Wut seines Freundes noch Standhalten?

Nicht allzu lange, signalisierte ihm sein Körper. Er musste hier weg, so schnell es ging.

Sein Magen hatte sich nun langsam erholt und sendete keine Schmerzsignale mehr an seinen Kopf. Leoncé schien nun auch von ihm abgelassen haben.

Vorsichtig richtete er sich auf und blickte in die geschockten Augen seines ehemaligen Freund aus Kindertagen.

„Fabi… ich… es tut mir Leid… Ich wollte nicht.“

Was der Brünette ihm versuchte zu sagen, war Fabian egal. Sein Überlebensinstinkt hatte eingesetzt und der Befehl seines Instinkts, stoppte jeden Befehl seines Kopfes.

Lauf!

Seine Füße kamen der Aufforderung nach und stürmten hinaus zu Tür. Hinaus in den Wald. Sie sprangen über Baumwurzeln, Geäst und wichen sämtlichen Hindernissen aus.

Leoncés Stimme verblasste schnell im Hintergrund und Fabia war sich nicht sicher, jemals so schnell beim Laufen gewesen zu sein.

Seine Lunge schmerzte, doch konnte den Laufdrang der Beine nicht bremsen.

Dann hörte er ein Krachen. Seine Beine schmerzten. Er stolperte und überschlug sich und landete dann mit einem dumpfen Aufschlag, den seine Arme nur wenig Abfangen konnten, unsanft in einem Strauch.

Dann herrschte Stille.

Und es wurde Dunkel um ihn. Sehr Dunkel.

Silence

6.Kapitel: Silence
 

Das Erste was er wahrnahm waren unglaubliche Schmerzen, die sein Kopf empfing, jedoch war dieser noch zu benommen, um sie einer Körperregion zu zuordnen. Seine Augen fühlten sich schwer an und wollten sich einfach nicht öffnen lassen. Fabian gab es schließlich auf sie mit Gewalt zu öffnen und versuchte erst mal seine anderen Sinne wieder aktiv werden zu lassen. Vielleicht konnte er ja so raus bekommen wo er war und was passiert war.

Er versuchte sich daran zu erinnern was geschehen war.

Langsam kam es wieder zurück. Er war vor Leoncé weggelaufen und dann hatte es auf einmal ein Krachen… nein, nein eher einen Knall gegeben. Dann fiel ihm nur noch ein, dass seine Beine schmerzten und er hin fiel.

Endlich hatte es sein Kopf geschafft, die Schmerzsignale zu ordnen. Der stärkste Schmerz, verbunden mit einem Brennen ging von seinem Bein aus. Das Rechte vermutete er. Das Linke hingegen tat zwar auch weh, brannte aber nicht so nervig, wie das Andere.

Ein paar weitere Schmerzen hatte sein Kopf an den Armen und am Rücken lokalisiert, sowie Schmerzen an der Schläfe.

Nun wollte er sich auf seine Umgebung näher konzentrieren, sofern es seine Kopfschmerzen zuließen.

Die Vögel zwitscherten, es musste also Tag sein. Aber die gefiederten Tiere waren sehr leise zu hören. Er musste also in einem Raum sein, der durch Fenstern, Türen und Wänden von der Außenwelt abgetrennt war. Ansonsten herrschte im Raum anscheinend Stille. Wahrscheinlich war er alleine.

Nein, das war er nicht! Beinahe hätte er es nicht registriert, denn der Atem war so leise gewesen die ganze Zeit, dass man ihn überhört hätte, hätte sich nicht eben in diesem Moment, ein Seufzer in die Luft erhoben.

Also war noch jemand hier.

`Leoncé?´

Hatte er ihn doch noch bekommen? Das konnte sich der Blonde kaum vorstellen. Er war doch so schnell gelaufen.

Vorsichtig schickte er einen Befehl in seine rechte Hand, die von allen Körpergliedern noch am wenigsten Schmerzgefühl sendete. Diese folgte und strich sanft über den Untergrund auf dem er lag.

Er war weich, fast samtartig. Es war definitiv kein Heu Bett, wie in der Waldhütte von Leoncé. Dann schien er noch woanders zu sein. Außerdem war er zugedeckt mit einer weichen Decke.

Seine Nase konnte ihm leider keine weiteren Informationen, über seinen derzeitigen Aufenthaltsort verraten, denn es roch… eigentlich nach nichts. Die Luft war klar. Seine Augen wollten sich immer noch nicht öffnen, sodass er gezwungen war, weiter zu ruhen und mit seinem Tast-, Geruchs- und Gehörsinn alle wichtigen Informationen aufzusaugen.
 

Es vergingen Minuten oder Stunden? Fabian hatte erst gar nicht angefangen ein Zeitgefühl zu entwickeln. Er wusste nur durch die Vögel, dass es immer noch Tag sein musste.

In der ganzen Zeit, die er so da lag, hatte er nur mitbekommen, wie die Person im Raum aufgestanden war, hin und her gelaufen war und sich wieder niedergelassen hatte.

Dann ging eine Tür auf und eine Männerstimme, die er nicht kannte, fragte: „Schon eine Reaktion?“

Die Person, die sich bei ihm aufgehalten hatte, erwiderte daraufhin: „Nein, Sir. Leider nicht.“

Diese Stimme kam ihm bekannt vor. Sehr bekannt sogar. Aber man hatte seine vorherige Handbewegung wohl nicht bemerkt. Fabian spürte wie einer der Beiden seine Decke am Fußende hochschlug. Ein Schmerz jagte sein rechtes Bein hinauf und sein Mund begann sich zu öffnen doch es huschte nur ein leises Stöhnen heraus. Die Personen im Raum schienen hellhörig geworden zu sein, wie er an der nachfolgenden Unterhaltung feststellen konnte.

„Doktor… er hat den Mund geöffnet. Er hat reagiert!“

Der eine Mann war also ein Arzt. Aber wieso war er hier? War er etwa verletzt? Fabians Herz begann zu rasen und alles in ihm schrie danach die Augen aufzumachen um zu sehen, was geschehen war.

Endlich gaben seinen Augen dem Zwang nach und öffneten sich. Die plötzliche Helligkeit blendete ihn und er blinzelte kräftig, wobei sich einige Tränen ansammelten und lösten, um an seiner Wange hinunter zu rinnen.

„Fabi~!“

Der Angesprochene drehte den Kopf zur Seite und erkannte die bekannte Stimme nun. Es war Phillipp!

„Phil. Wie? Was ist passiert? Wo bin ich? Wie kam ich hier her und argh-“

Fabian hatte sich während des Fragenstellens ruckartig aufgesetzt, was sogleich mit Schmerzen bestraft wurde. Der Blonde sah hinab zu seinen Beinen, die dick einbandagiert waren.

„Beruhigen Sie sich. Es ist alles nur halb so schlimm wie es aussieht mein Herr.“

Der Doktor, ein weißhaariger Mann, drückte ihn zurück in die Kissen. Er befand sich in einen prächtig geschmückten Raum. Besonders hochwertig eingerichtet. Er musste im Palast sein. Das Himmelbett war wundervoll, er hatte noch nie etwas Weicheres gehabt.

„Also was ist passiert?“

„Nun ja.“

Phillipp kratzte sich am Kopf, er schien zu überlegen, wie er es Fabian nun am besten sagte.

„Ich werde Sie alleine lassen eure Hoheit. Der junge Herr darf nicht aufstehen, seine Beine müssen noch geschont werden.“

Der Doktor verbeugte sich vor Phillipp, welcher leicht nickte und ihn somit ziehen ließ. Die Tür fiel mit einem leisen Klacken ins Schloss und wieder war es still im Raum, denn Phillipp schien immer noch zu überlegen, wie er das Geschehen erklären konnte.

Doch viel interessanter für Fabian war etwas ganz anderes, weswegen er die Frage nicht länger zurückhalten konnte und sie hastig seinen Mund verließ.

„Hast du sie geheiratet?“

Es bedurfte nicht der Frage, wen Fabian mit ‚sie‘ meinte, nein es war deutlich, dass er dabei die Prinzessin meinte. Ein stummes Nicken von Phillipp diente als Antwort, doch glücklich sah der Prinz damit nicht aus. Es verstrichen wieder Minuten, in denen die Beiden sich anschwiegen. Es war merkwürdig fand Fabian, diese Stille fühlte sich komisch an, sie schien zum einen sehr bedrückend, zum anderen aber auch angenehm, sodass er sich selbst nicht traute sie zu durchbrechen, aus Angst den Groll von Phillipp auf sich zu ziehen.

„Es tut mir Leid Fabian, aber ich musste sie zur Frau nehmen. Nur so konnte ich dafür sorgen, dass man nicht mehr nach dir suchte und dir nach deinem Leben trachtete.“

Phillipp hatte sich aufgesetzt, während er sprach um Fabian anzusehen. Sein Blick machte deutlich, dass ihm diese Entscheidung sichtlich gegen den Strich gegangen war und er gleichzeitig erleichtert war, dass es Fabian wieder gut ging, denn etwas anderes schien den Brünetten noch zu quälen. Fabian legte eine Hand auf Phillipps Knie, strich sanft drüber und lächelte ihn schwach an, eher er zu sprechen begann.

„Schon okay Phil. Ich bin dir nicht böse. Als Prinz hat man Verpflichtungen, denen man nachkommen muss. Ich bin dir dankbar für alles was du für mich getan hast und gerade tust. Ich hab schon viel zu viel von dir verlangt, habe ich das Gefühl.“

Im selben Atemzug fragte er sich, wer hier grade seinen Mund benutzte und sprach. Es fühlte sich so erwachsen an, oder kam es ihm nur so vor? Die Schmerzen rückten in den Hintergrund, solange er lag war es angenehmer geworden. Nur die Kopfschmerzen waren weiterhin vorhanden, doch mit der Zeit konnte er sie ignorieren, wodurch sie zu verblassen schienen.

Fabian sah seinen Liebsten verwirrt an, als dieser das Gesicht in den Händen vergrub und sich ein Schluchzer unter dieser Haltung hervor mogelte. Dann durchfuhr ein Zittern den Körper des Prinzen, seine Atmung wurde ungleichmäßiger, wirkte hektisch, wenn nicht sogar hysterisch und das Schluchzen wurde lauter.

„Phil? Phil? Was ist denn los?“

Es kam keine Antwort, sodass erneut Zeit verstrich, in welcher Fabian und er sich anschwiegen.
 

Der Blonde hatte seine Hand wieder auf Phillipps Bein gelegt und ihn beruhigend dort gestreichelt, was nur langsam zum gewünschten Erfolg führte. Langsam aber sicher versiegten die Tränen des Prinzen, sein Atem wurde wieder gleichmäßiger und ruhiger. Am liebsten hätte sich der Jüngere aufgesetzt und ihn in den Arm genommen, doch durch die vorangegangen Erfahrung ließ er es bleiben.

„Phil…“, versuchte es Fabian erneut.

Ein Klopfen unterbrach ihn jedoch sogleich wieder und Phillipp wischte sich hektisch mit einem Tuch über das Gesicht. Man sah, dass sein Gesicht gerötet war, ob man ihn darauf ansprechen würde?

Fabian sah nun zur Tür herüber, welche sich öffnete und eine blonde junge Frau trat ein. Prinzessin Leila.

„Was willst du?“, fragte Phillipp sichtlich verärgert und barsch.

Die Prinzessin schien sich daran jedoch nicht allzu sehr zu stören, oder sie verdeckte es geschickt hinter einer Maske, denn in ihrem Gesicht war diesbezüglich keine Reaktion zu erkennen und sie lächelte beide liebevoll an.

„Mein liebster Gemahl, euer Herr Vater wünscht euch zu sehen.“

„Sag ihm ich werde später kommen.“

„Nein, Ihr versteht mich falsch. Er wünscht eure Anwesenheit jetzt unverzüglich. Sofort.“

Das letzte Wort verlieh der Aussage noch mehr Unterdruck, als es nötig gewesen wäre. Der Prinz verzog genervt das Gesicht und blickte ihn entschuldigend an.

„Schon okay. Geh schon. Ich bin eh ein wenig müde und werde jetzt etwas schlafen“, versicherte er ihm.

„Ist gut. Ich komme so schnell wieder, wie ich kann.“

Phillipp erhob sich, wenn auch nur widerwillig von Fabians Seite und schritt durch den Raum. An der Tür hörte er noch, wie der Brünette jemanden rau anfuhr, dass niemand Fremdes dieses Zimmer zu betreten hatte, ehe sich die Tür wieder schloss.

Sein Blick richtete sich an die Decke des Himmelbettes und er schloss die Augen, um sich dem Land der Träume wieder hinzugeben. Erst jetzt bemerkte er, wie viel Kraft das wachbleiben gekostet hatte und wie gut es sich anfühlte die Augen geschlossen zu haben und in eine andere Welt zu fliehen. Ein erneutes Klacken sorgte aber dafür, dass seine Augen sich wieder öffneten. Prinzessin Leila war wieder eingetreten und schritt auf ihn zu. Ihr Gesicht war ohne jegliches Lächeln und wirkte wie die Fratze einer verbitterten alten Frau. Herablassend blickte sie auf ihn herunter, als sei er nicht mehr als ein kleines Häufchen Dreck, welches ein Diener vergessen hatte aus dem Palast zu entfernen. Es dauerte eine Weile, ehe sie die Stimme erhob und ein arrogantes Lächeln ihre Lippen zierte.

„Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Das du hier einfach so wieder in das Leben des Prinzen stürzt?“

„Ich bin sein Freund, ich…“

„Du bist ein Entführer und auch ein Zauberer. Gib es doch endlich zu! Du hast seinen Verstand vernebelt mit Magie. Ein Prinz wie Philipp würde sich niemals in einen Mann verlieben!“

Ihre Stimme wurde schriller, als sie sprach und den Zeigefinger auf ihn richtete.

„Ich bin kein Zauberer. Ich kann nicht zaubern! Etwas wie Magie gibt es nicht.“

`Und wenn doch, würde ich dich als allererstes in eine Gans verwandeln und schlachten lassen´, dachte Fabian verbittert und erschrak im gleichen Moment selbst vor seinen Gedanken.

Die Prinzessin schüttelte leicht den Kopf, wandte sich von ihm ab und rieb sich die Schläfe, als wäre sie sich der Absurdität ihrer eigenen Behauptungen nun bewusst geworden. Dann wandte sie sich ihm wieder zu, in ihren Blick war die blanke Wut zu erkennen.

„Hör zu, noch stehst du unter dem Schutz des Prinzen, weil dieser sein Gewissen bereinigen will und auch ich werde dich hier solange dulden, bis du wieder laufen kannst, um meine Schuld gegenüber dir zu begleichen. Doch…“, sagte sie und griff zu einem Beutel, welcher an ihrem teurem Kleid hing.

„…sobald du wieder laufen kannst, verschwindest du gefälligst aus unserem Leben. Der Prinz wird in einigen Wochen zum König gekrönt und ich werde dann Königin von Frankreich und das will ich bei Gott nochmal ohne deine Anwesenheit. Du lenkst ihn von seinen Aufgaben und Verpflichtungen ab. Du schadest damit dem ganzen Königreich und allen Untertanen, die in ihm Leben. Hier…“

Sie warf ihm den Beutel auf das Bett. Durch den Aufprall rutschte der Inhalt nach vorne und spähte durch die Öffnung des Beutels hindurch. Es waren Goldmünzen.

„… sobald du Laufen kannst, nimmst du das Gold und verschwindest aus diesem Palast, ohne dem Prinzen auch nur ein Wort zu sagen von alldem hier. Er weiß nicht was gut für ihn ist. Doch da du dich ja als sein Freund bezeichnest, solltest du wissen, was gut für ihn ist und in dem Punkt sollten wir ja einigermaßen konform gehen. Zu Prinz Philipp gehört eine Prinzessin, wie ich es bin. Nicht du! Verstanden?“

Zögernd nickte Fabian, immer noch fassungslos über das Angebot, welches ihm die zukünftige Königin ihm da grade unterbreitet hatte.

„Sehr schön, dann haben wir ja alles geklärt.“

Ein sanftes Lächeln stahl sich wieder auf ihre Lippen, als sie zur Tür ging.

„Unsere Abmachung gilt damit. Ich wünsche dir eine schnelle Genesung.“

Die Blonde öffnete die Tür und verschwand. Zurück blieb ein verblüffter Fabian, der nun nicht recht wusste, was er von all dem halten sollte.

Was war denn nur passiert? Warum war er verletzt? Und was für Schulden hatte die Prinzessin bei ihm wieder gut zu machen?

An schlafen war nicht mehr zu denken, stattdessen starrte er in den leeren Raum und versuchte sich einen Reim auf all dies zu machen und eine logische Erklärung zu finden. Das Gold ließ er achtlos auf seinem Bett liegen.

No way out?

7.Kapitel: No way out?
 

Die Tage verstrichen nur so. Es kam ihm vor, als würde sich die Welt seit der Unterhaltung mit Prinzessin Leila schneller drehen, als wäre sie eine Hexe, deren Worte ein Zauberspruch waren, um die Zeit schneller vergehen zu lassen. Das war alles Quatsch. Doch es kam Fabian nun einmal so vor. Seine Genesung ging auch gut voran. Auch wenn er immer noch nicht erfahren hatte, was eigentlich passiert war. Phillipp hatte er nun immer seltener bei sich gesehen, denn immer wenn dieser wieder zu ihm kam, wurde er wenige Minuten später wieder weg beordert. Es hing sicher mit der baldigen Krönung zum König zusammen, mutmaßte Fabian. Der Blonde selbst hatte somit noch nicht ergründen können, was eigentlich passiert war und jedes Mal, wenn Fabian zur Frage ansetzte, wurde Phillipp herausbeordert und schien darüber mittlerweile nicht mehr böse zu sein. Er wirkte sogar regelrecht erleichtert.

Das Gold der Prinzessin lag unter seinem Kopfkissen. Schließlich hatten sie eine Abmachung. Verschwinde sobald du gehen kannst ohne ein Wort. Zuerst hatte er sich vorgenommen Phillipp alles zu erzählen. Doch mittlerweile war er sich nicht mehr so sicher, ob es vielleicht nicht wirklich das Beste war zu verschwinden. Der Brünette schien froh, wenn er gehen konnte, kaum kam die Sprache auf die Verletzungen.
 

Als zwei Wochen rum waren, gestattete ihm der Arzt sich aus dem Bett bewegen zu können. Die Bandagen waren abgewickelt worden und Fabian hatte eine genähte Wunde an seiner rechten Wade ausfindig gemacht, welche sehr gut verheilt war bisher und es wohl nur eine Narbe, als Erinnerung geben würde.

Als eine weitere Woche später der Arzt die Fäden zog, nahm sich Fabian ein Herz und fragte ihn: „Was ist passiert mit mir? Wieso habe ich eine Wunde an der Wade?“

Der Doktor hielt bei seiner Tätigkeit inne und blickte ihn an, als würde er abwägen inwieweit er mit Fabian sprechen konnte, oder durfte. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab er sich dann aber einen Ruck.

„Ihr wurdet angeschossen.“

„Was? Von wem? Wieso?“

„Darüber kann ich euch keine Auskunft geben“, meinte er und zog den letzten Faden.

Er musterte die Haut noch einmal, um sich zu vergewissern, dass beim endfernen die Wunde nicht wieder aufgerissen worden war. Er nahm erneut Verbandszeug und umwickelte das Bein.

„Wieso nicht?“, fragte Fabian und blieb somit hartnäckig.

„Weil ich es nicht kann, mein Herr.“

„Lüge. Sagen Sie mir was sie wissen. Ich flehe Sie an.“

Für einen kurzen Moment sah Fabian, wie es in dem Gesicht des Arztes arbeitete und für den Bruchteil einer Sekunde ging er auch davon aus, dass dieser ihm endlich antworten und reinen Wein einschenken würde. Doch da hatte er sich getäuscht, denn der Ältere schüttelte nur wieder den Kopf.

„Wieso tun Sie mir das an? Wieso darf ich nicht erfahren, was geschehen ist?“

„Ich darf es nicht. Es ist der Befehl des Prinzen persönlich, der mich zum Schweigen verpflichtet. Jeder der ein Wort über das Geschehene verliert, außer der Prinz selber, wird mit dem Tode bestraft. Selbst die zukünftige Königin muss sich daran halten.“

„Was? Nein, das kann nicht sein. So etwas würde Phillipp nie verlangen. Ich kenne ihn, er ist nicht so.“

„Ich habe bereits zu viel gesagt, ich muss gehen. Bewegen Sie sich und belasten Sie das Bein, damit sich die Muskeln wieder aufbauen. In zwei Tagen sind Sie genesen.“

Der Doktor packte seine Sachen zusammen und nahm seine Tasche, um dann das Zimmer seines Patienten zu verlassen. Dieser wirkte vollkommen geistesabwesend. Er konnte nicht glauben, was der Andere ihm grade gesagt hatte.

Phillipp sollte so etwas Eiskaltes und Grausames angeordnet haben? Deswegen hatte die Prinzessin auch nichts Konkretes gesagt zu ihm, sie war an das Schweigen gebunden, wie alle anderen im Schloss. Der Einzige, der darüber reden durfte, war Phillipp selbst, welcher aber einfach nicht reden wollte oder konnte. Letzteres vermutete Fabian eher, die Frage war nur. Wieso konnte er nicht darüber reden? Es war doch zum verrückt werden.

Unruhig stand er auf und wanderte durch das Zimmer, wie schon so oft die letzten Tage, um nachzudenken.
 

Fabian hatte Phillipp die letzten zwei Tage nicht mehr gesehen. Wie er von einigen Dienern, welche sich um sein Wohlergehen kümmern sollten, erfahren hatte, war die Krönung nur noch wenige Tage entfernt. Wahrscheinlich stand sein Liebster unter enormen Druck und Stress und hatte sich deshalb nicht mehr blicken lassen.

Es war bereits später Nachmittag und der Blonde saß auf seinem Bett und ließ die Beine baumeln, als die Tür zu seinem Zimmer aufging.

Er hatte gehofft es sei Phillipp, der endlich wieder Zeit gefunden hatte für ihn, doch wie er zu seinem großen Unmut feststellen musste, war es Prinzessin Leila.

„Eure Hoheit“, sagte er nur und starrte wieder auf seine Füße, als sie sich neben ihm aufbaute.

„Du weißt warum ich hier bin?“, fragte sie spitz.

„Nein… nicht wirklich.“

`Aber ich ahne es´, dachte er bei sich und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

„Nun, dann werde ich deinem Erinnerungsvermögen mal auf die Sprünge helfen. Du kannst wieder gehen, hat mir der Hof Arzt versichert. Also, nimm das Gold, welches ich dir gab und pack dich!“

Fabian presste die Zähne aufeinander, es hätte ihn auch sichtlich gewundert, wenn Prinzessin Leila es vergessen hätte. Ihre Abmachung, das Gold. Doch er hatte gehofft, dass sie nicht so schnell etwas über seinen Gesundheitszustand erfahren würde, aber dafür hatte sie als zukünftige Königin zu viel Einfluss am Hofe.

„Morgen gehe ich.“

Die Prinzessin kicherte hell auf, es verklang jedoch genauso schnell wie es gekommen war und der Raum schien kälter zu werden.

„Nein. Du gehst heute. Heute Nacht. Und es wird dich keiner sehen, keiner hören und vor allem keiner vermissen“, brachte sie kalt hervor.

„Verschwinde heute Nacht mit dem Gold. Oder ich hol es mir zurück und lasse dich verschwinden.“

Der Blonde schluckte und blickte ernst zu ihr auf. Ihr Blick verriet ihm, dass sie ihre Worte tot ernst meinte. Widerworte oder gar Argumente waren zweck- und wertlos.

„Okay. Ich werde heute Nacht gehen. Ihr habt mein Wort.“

Die schöne Prinzessin schien dadurch sichtlich besänftigt worden zu sein, denn sie erwiderte nur: „Das ist schön. Dann auf nimmer wiedersehen.“

Schon rauschte sie in ihrem pompösen Kleid davon, sodass ihn die erdrückende Stille erneut umarmte und an sich zog.

In wenigen Stunden musste er als gehen, in eine ungewisse Zukunft.
 

Die Eule an seinem Fenster schaute ihn interessiert an, als er sich seine Schuhe anzog und das Goldsäckchen unter dem Kissen hervorangelte.

„Es ist also an der Zeit Au revoir zu sagen“, flüsterte er, als würde er sich von jemand verabschieden wollen.

Doch hier war niemand, außer ihm selbst. Im Prinzip konnte man sagen er verabschiedete sich von einem Leben mit Phillipp. Vorsichtig öffnete er die Tür und schaute den Flur entlang. Niemand war zu sehen und niemand zu hören. Er schloss die Tür hinter sich und bog rechts ab. Er hatte den letzten Diener gefragt, wie man hier heraus kam. Stirnrunzelnd hatte dieser ihm den Weg erklärt und Fabian hatte ihm daraufhin versichert, dies nur gefragt zu haben, um einen Sparziergang am nächsten Tag unternehmen zu können.

Er hatte die Hälfte des Flures erreicht, als er Schritte vernahm, die näher zu kommen schienen. Dann tauchten wie aus dem Nichts die Umrisse einer Person auf. Dort vorne mussten sich zwei Korridore kreuzen, sonst hätte die Person nicht so schnell vor ihm auftauchen können. Hatte sie ihn schon gesehen?

So schnell er konnte versuchte er sich hinter einer Nische mit Vorhang zu verstecken und hielt den Atem an, als sich die Person seiner Nische näherte. In seinem Kopf hallte die Stimme der Prinzessin und deren Worte zu ihm wieder, ‚Und es wird dich keiner sehen, keiner hören‘.

War es vielleicht ein Bediensteter der Prinzessin, welcher nachsehen sollte, ob er sich an die Abmachung hielt?

Die Gestalt kam genau neben ihn zum Stehen. Das durfte doch alles nicht wahr sein, fluchte er innerlich.

Grade wollte er in Gedanken alle Götter der Welt darum bitten, dass die Person endlich weitergehen sollte, da wurde der Vorhang auch schon ruckartig beiseite gezogen und ihm ein kleiner Dolch an den Hals gehalten. Fabian erstarrte sofort. Es war zu dunkel, weswegen er den anderen vor sich nur schwer erkannte. Dieser ließ den Dolch aber bereits wieder verschwinden.

„Fabi?“, flüsterte die Person vor sich, welche er anhand der Stimme nun erkennen konnte.

„Phil? Was machst du denn hier?“

„Dasselbe wollte ich dich grade Fragen.“

Sein Liebster blickte sich verstohlen im Gang um, eher er Fabian an der Schulter packte und ihn zurück in dessen Zimmer zog. Dort verschloss er dir Tür und noch bevor Fabian etwas sagen konnte, legten sich bereits die Lippen des Anderen auf seine. Er hätte Widerstand leisten sollen, doch ein Kuss von Phillipp war schon viel zu lange her, als das er sich dagegen hätte wehren können. Die Gefühle waren einfach zu stark, weswegen er den Kuss sichtlich genoss und es einige Zeit dauerte bis sie sich endlich wieder voneinander lösen konnten.

„Wo warst du die ganzen letzten Tage?“

„Die Krönung nahm viel Zeit in Anspruch und ich… ich fühlte mich nicht so wohl. Wieso bist im Flur unterwegs? Um diese Zeit schläfst du doch sonst tief und fest.“

Fabians Blick sah ihn erstaunt an, während er nebenbei Kerzen entzündete um wenigstens etwas Licht noch zusätzlich zu erhalten.

„Und dass ich um diese Uhrzeit fest schlafe, weißt du woher?“

Phillipp legte die Hand auf den Mund, als er verstand, dass er sich grad selbst verraten hatte. Doch nun war leugnen zwecklos, sodass ihm nur die Wahrheit übrig blieb.

„Da ich dich tagsüber nicht besuchen konnte, kam ich immer nachts.“

„Aha. Na wie schön. Wieso hast du mich nicht geweckt?“

„Ich wollte nicht, dass du deinen Schlaf unterbrichst. Er war wichtig für dich.“

„Erzähl keinen Stuss. Du bist das Wichtigste für mich!“, fauchte er ihn ungewollt herrisch an.

Fabian sackte auf seinem Bett zusammen und blickte zu ihm.

„Ist es wahr?“

„Was? Was ist wahr?“

„Das du Leute mit dem Tode bestrafst, wegen mir?“

Betreten sah der Prinz zu Boden.

„Ich fasse es als ja. Warum? Warum tust du das? So kenne ich dich gar nicht. Wieso darf ich nicht erfahren, was passiert ist?“

„Ich wollte es dir selbst sagen, aber nun weißt du es ja eh. Es tut mir so leid. Ich wollte es nicht, das musst du mir glauben.“

„Moment. Stopp mal! Ich weiß gar nichts. Mit mir spricht keiner drüber, weil du es ihnen verboten hast! Was ist hier los? Wieso war ich angeschossen? Klär mich verdammt noch mal endlich auf! Es ist nicht fair, als einziger nicht zu wissen was geschehen ist.“

„Aber die Zofe von Leila hat es doch dir gegenüber alles ausgeplaudert.“

„Welche Zofe von Leila?“

„Na… na Claudine… die war doch. So eine große, schwarzhaarige, junge Frau.“

Phillipp gestikulierte mit den Händen herum, um die Beschreibung bildlicher wirken zu lassen.

„Die einzigen Frauen, die dieses Zimmer je betreten haben, waren Leila selbst und die Küchenchefin Magdalene. Beide haben kein schwarzes Haar.“

„Aber Leila hat doch gesagt, dass sie sich verplappert hat und Claudine hat es gestanden.“

„Tze. Phillipp, nimm mal die Krone ab. Ich glaub die tut dir nicht gut.“

„Ich will sie doch morgen hinrichten… Claudine.“

„Wag es Phil. Ich schwöre dir ich tu das was Leila verlangt und gehe für immer aus deinem Leben!“, sagte er zornig, biss sich im nächsten Moment aber schon auf die Lippen.

„Was meinst du damit?“

Der Brünette trat näher auf ihn zu. Da hatte er sich wohl auch verplappert, weil er so in Rage war. Fabian seufzte ergebend und zückte den Beutel von Leila, um dann zu einer Erklärung anzusetzen.

Er erzählte ihm alles. Von Leilas Besuch vor drei Wochen und ihrer Abmachung, dass das Gold Bezahlung war für irgendeine Schuld ihrerseits an ihm und er dafür verschwinden sollte. Phillipp wirkte mit jedem Wort fassungsloser und wurde besorgniserregend blass, sodass Fabian ihn irgendwann zu sich auf das Bett zog, da er befürchtete, dass der zukünftige König nicht mehr im Stande war zu stehen.

Nachdem Fabian geendet hatte, herrschte wieder Stille im Raum, bis sein Freund seine Stimme wieder fand.

„Das hat sie von dir verlangt und du wolltest heute Nacht gehen?“

„Ja, weil… nun als der Doktor mir sagte, dass du jeden mit dem Tode bestrafst, der über meine Schusswunde spricht mit mir und weil du so selten kamst, dachte ich, es sei das Beste für alle. Bitte, lass den Doktor aber am Leben. Er hat nichts weiter gesagt. Wirklich!“

Phillipps Hand strich sanft über Fabians und er hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Keine Sorge. Ich lasse ihn nicht töten. Claudine auch nicht, denn mir scheint meine Frau treibt ein übles Spiel mit uns. Doch ich werde ihr schon noch den Wind aus den Segeln nehmen.“

„Wie auch immer du das machen willst. Aber verrate mir endlich was passiert ist, da im Wald. Bitte. Jetzt stört uns keiner.“

Sein Liebster zog hörbar Luft ein, legte die Fingerspitzen aneinander und senkte den Blick.

„Wir hatten an dem Tag eine Jagd angesetzt anlässlich der Hochzeit. Ein nachträgliches Hochzeitsgeschenk. Leila wollte unbedingt auch schießen dürfen und nahm mir mein Gewehr ab. Erzielte jedoch nur die Rinde eines Baumes. Daraufhin wollte ich ihr helfen, damit sie zumindest ein Tier erlegen würde. Wir hörten was Rascheln im Unterholz. Ich stellte mich hinter sie, visierte mit ihr an und drückte mit ihr ab… und traf dich.“

Es kostete ihn Überwindung das aus zusprechen, Fabian spürte es und legte instinktiv seinen Arm um Phillipps Schultern, da dieser bereits wieder mit den Tränen kämpfte.

„Als wir dann hinliefen und sahen, was wir dort ‚erlegt‘ hatten, traf mich fast der Schlag. Leila murmelte etwas von Wegen sie habe mit Schuld daran. Sie war genauso geschockt. Jedoch nur im ersten Moment. Später meinte sie, dass du mich sicher hassen würdest, wenn es dir jemand erzählen würde. Ich wollte nicht, dass du mich hasst, deswegen gab ich dieses Verbot auf. Ich wollte es dir selbst sagen, aber ich wusste nicht wie. Und dann sagte Leila, dass du es schon wüsstest durch Claudine und du sehr sauer auf mich wärst und deswegen… kam ich immer seltener. Ich war froh, wenn ich gehen konnte, wenn du anfingst davon zu sprechen. Denn ich dachte, du wolltest mich anschreien.“

„Phillipp, Phillipp. Ich liebe dich. Selbst wenn, könnte ich dir nie lange böse sein. Aber das war doch nur ein dummer Unfall. Nicht mehr und nicht weniger. Niemand hat daran Schuld mein Schatz und mir geht es doch wieder gut.“

Phillipp nickte leicht und begann sich langsam aber sicher wieder zu fangen.

„Aber du hast Recht, Phil. Leila treibt ein sehr übles Spiel. Sie belog uns Beide. Doch was willst du tun? Sie will mich wegschaffen, wenn ich morgen noch hier bin.“

Der Prinz legte eine Hand an sein Kinn und massiert es leicht, als er nachdachte.

„Geh zum Doktor, er wohnt nahe dem Keller unten links im Schloss. Sag ihm ich schicke dich. Er soll dich bis morgen beherbergen in seinen Räumlichkeiten. Gib ihm dafür das Gold von Leila. Um meine Frau kümmere ich mich dann morgen. Erst muss ich noch zu Claudine in den Kerker.“

Fabian nickte verstehend und genoss den darauf folgenden Kuss von Phillipp, welcher ihn im Anschluss noch ein wenig begleitete, ehe sich ihre Wege trennten.

The future never dies

8. Kapitel: The future never dies
 

Durch Phillipps detaillierte und bildliche Wegbeschreibung hatte er die Räumlichkeiten des Doktors rasch gefunden und hatte an dessen Zimmertür geklopft.

Ein grauhaariger, verschlafen drein blickender Mann hatte ihm geöffnet und ihn von oben bis unten gemustert, als er sein Anliegen vortrug.

Der Ältere hatte sich über sein Kinn, welches einen Vollbart aufwies, gestrichen und ihn mit einem Murren und einer Handbewegung hinein gebeten.

Ein paar Kissen und eine Decke wurden ihm auf dem schon längst ausgedienten und durchgelegenen Sofa bereit gelegt, ehe sich auch der Andere wieder zur Ruhe bettete.

Fabian lag noch eine Weile wach und überlegte, wie Phillipp es wohl anstellen wollte, dass Claudine nicht sterben musste und wie er Leilas Machenschaften aufdecken wollte.

Ging das überhaupt? Was konnte man ihr denn Beweisen? Nichts. Es stand Aussage gegen Aussage und selbst wenn es ihm gelingen würde Leila zu überführen, sie waren immer noch verheiratet und vor allem sollte er doch König werden.

Egal wie sehr er es drehte und wendete, es wollte hinten und vorne nicht zusammen passen, ein schier unlösbares Puzzle tat sich vor ihm auf und irgendwann weigerte sich sein Kopf die Teile zusammen zu legen.
 

Er gab sich der Müdigkeit hin und schlief tief und fest ein, bekam so nichts mit, als der Doktor erneut am frühen Morgen durch ein Klopfen geweckt wurde und er eine Anweisung bekam vom Prinzen persönlich, der dazu noch eine weibliche Person mit in die Tür schob.

Erst das Klappern von Geschirr weckte den jungen Mann und ließ ihn verschlafen die Augen öffnen und sich den Schlafsand aus diesen reiben.

Noch ehe er wusste passierte und wer hier noch außer dem Doktor da war, wurde ihm auch sogleich ein Kuss auf die Lippen gelegt. Na nu? Das war ja mal eine Begrüßung, doch bevor er sich diesem Kuss hingeben wollte oder konnte, fiel ihm auf, dass der Küssende schwarzes Haar trug. Mit einer rückartigen Kopfbewegung nach hinten löste er diesen ungewollten Kuss seinerseits und sah in ein fremdes, lächelndes Frauen Gesicht.

„Guten Morgen“, begrüßte dieses ihn.

„Mo…morgen“, erwiderte er und wischte sich dann hektisch mit einem Ärmel über den Mund.

„Wer bist du?“

„Oh, ach ja stimmt, wir haben uns ja noch nie gesehen. Ich bin Claudine Montine. Die Zofe von Prinzessin Leila und du bist derjenige, der mich vor dem Henker bewahrt hat. Ich weiß gar nicht wie ich dir dafür danken soll.“

Fabian musterte die junge Frau vor sich und in Gedanken kam ihm schon eine Idee, wie sie ihm dafür danken konnte, nämlich einfach nie wieder küssen. Er wollte nur einen Mund auf dem seinigen spüren und der gehörte dem Prinzen persönlich.

„Ist Phil auch hier?“

Der Blonde richtete sich auf dem Sofa weiter auf und sah sich interessiert um, konnte jedoch nicht den Liebsten entdecken und setzte eine etwas enttäuschte Miene auf, welche Claudine nicht entging.

„Nein, er ist nicht hier. Er wollte was erledigen, nachdem er mich hier her gebracht hatte. In Sicherheit, wie er meinte.“

„Was hat er denn vor?“

Fabian wurde bei dieser Frage ein Teller mit Brot mit irgendeinem Aufstrich gereicht und ein Glas Milch dazu, sein Frühstück, über welches er sich nun her machte, während sich Claudine zu ihm auf das Sofa setzte. Sie strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und klemmte sie sich hinter ihr Ohr, nur um dann ihren Blick wieder auf Fabian zu richten.

„Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was Prinz Phillipp vorhat. Ich meine, ich sollte heute hingerichtet werden und bin doch gar nicht mehr da.“

„Phil weiß schon was er tut…“

Hoffte der Blonde zumindest, denn er konnte sich nach wie vor nicht vorstellen, dass Phil das hinbekam, zu Mal seine Beweise ja hier beim Doktor waren.

„Wieso hast du eigentlich gestanden? Also, dass du mir von der Geschichte im Wald erzählt hast?“

Claudine, welche grad wohl selber in Gedanken war, fuhr mit dem Kopf hoch und sah ihn kurz verwirrt an, als hätte sie nicht gehört worum es ging, dann jedoch schien sie sich doch entsinnen zu können.

„Nun… was hatte ich denn für eine Wahl? Das Wort einer einfachen Zofe gegen das einer zukünftigen Königin. Wer glaubst du hat da mehr Glaubwürdigkeit am Hofe? Und durch mein freiwilliges Geständnis habe ich das Unvermeidbare nur beschleunigt.“

„Aber man hätte mich dann doch sicherlich auch gefragt.“

„Das Wort eines Ehemaligen zum Tode verurteilten? Mach dich nicht lächerlich, ohne den Prinzen wärst du schon längst vom Volk gesteinigt worden. Nur die Hand des Prinzen hält dich doch am Leben. Das wissen wir beide.“

Fabian schluckte heftig, noch ehe er von seiner Milch getrunken hatte und stellte das Glas wieder auf den Tisch ab. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, der ihn, metaphorisch gesehen, ins Taumeln brachte und ihn Mühe kostete nicht zu weinen.

„Was passiert mit dir?“

„Keine Ahnung, aber meinen Stand als Zofe werde ich gewiss verlieren und auch so schnell keinen neuen finden. Ich weiß nicht, was mir die Zukunft bringen wird.“

„Könnten Sie sich vorstellen, Madmoiselle Montine, als meine Assistentin zu arbeiten?“

Die tiefe Männerstimme kam überraschend, denn beide hatten den Doktor bereits ausgeblendet und das obwohl er sie doch beherbergte. Verblüfft sah sie den älteren Herrn an und begann nun aber sachte zu nicken.

„Ich habe zumindest keine Angst vor Blut, Doktor. Aber sie sind doch auch hier am Hofe zu Diensten.“

„Nachdem heraus kommt, dass ich zwei ehemalige Todeskandidaten aufgenommen und versteckt habe? Mit Nichten. Man wird mich des Hofes verweisen, aber das ist nicht unbedingt schlimm. Ich würde nach Marseille, meiner Heimat, zurückkehren wollen. Es ist im Süden Frankreichs und ich würde Sie gerne mitnehmen dorthin, wenn Sie möchten. Ich werde Ihnen zwar nicht diesen Luxus bieten können, wie der Königshof, aber Sie wären auch nicht mittellos.“

Auf Claudines Lippen breitete sich ein Lächeln aus und nun nickte sie eifrig.

„Ja… ich meine natürlich würde ich mit Ihnen kommen, Doktor.“

Man merkte, dass sich die Schwarzhaarige sichtlich bemühen musste die Contenance zu behalten und dem Arzt nicht gleich freudestrahlend in die Arme zu springen, was sich definitiv, selbst in Fabians toleranter Sichtweise, nicht für eine Frau ziemte. Zumindest nicht im Beisein einer dritten Person. Allerdings ziemte es sich auch nicht mit einem Mann das Bett zu teilen. Gut, vielleicht sollte er sein Weltbild diesbezüglich noch einmal überarbeiten. Doch dazu hatte er nicht die Zeit, wie er mal wieder feststellen musste, als plötzlich der Doktor etwas hektisch wurde, nachdem er einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte. Er machte deutlich, dass sich Fabian beeilen sollte und, dass sie alle drei jetzt los müssten. Weder Claudine noch Fabian verstanden genau was Sache war, als sie auch schon aus der Tür bugsiert wurden und dem Doktor durch die leeren und totenstillen Gänge des Schlosskellers folgten, nur um dann vor einen massiven Steinwand stehen zu bleiben.

„Und was machen wir jetzt?“, rutschte Fabian voreilig die Frage heraus, als der Ältere an einigen Steinen drückte, als würde er etwas suchen.

Es verstrichen ein oder zwei Minuten, bis der Arzt einen Stein eindrücken konnte und ein Klacken zu hören war, wodurch sich die angeblich so massive Wand auf tat und zur Seite wich, um einen Geheimgang dann preiszugeben.

„Es gibt ihn also wirklich“, flüsterte Claudine neben ihm und schien wie erstarrt vor Ehrfurcht, so dass Fabian sie am Arm packen und mit ziehen musste, damit sie noch in den Geheimgang eintreten konnte, noch bevor sich dieser wieder schloss.

„Wen gibt es wirklich?“, fragte Fabian dann, als sie im Dunklen standen und der Arzt anscheinend versuchte irgendwie Licht zu schaffen.

„Na den geheimen Geheimgang der Königsfamilie. Ich dachte immer es sei nur ein Gerücht. Angeblich soll er bis in den Wald führen…“

„Nicht ganz“, meldete sich ihr neuer Chef zu Wort, welcher es endlich geschafft hatte eine Fackel zu entzünden.

„In Wirklichkeit führt er leider nur bis zum Ende der Stadtmauern, allerdings auf der Südseite. Nun kommt, uns läuft die Zeit davon.“

„Was sollen wir denn da?“, fragte Fabian, folgte aber mit Claudine im Schlepptau dem Mann.

Dieser schien sichtlich genervt von solch einer dummen Frage und ging auf diese nicht weiter ein. Weswegen Fabian etwas frustriert war, ganz gut leiden konnte er den Arzt zumindest nicht, aber das schien ja auf Gegenseitigkeit zu beruhen, mutmaßte er.
 

Nach gefühlten Stunden, in Wahrheit war es grade mal eine halbe Stunde, des Schweigens blieb der Doktor stehen und musterte die Wand vor sich genau, so gut es nun mal ging, bei dem spärlichen Fackellicht, welches so langsam aber sicher sich auch dem Ende zu neigen schien. Bald würde es dunkel sein.

„Was suchen Sie, Doktor?“

Claudine tat damit wohl das einzig Brauchbare, nämlich Hilfe anbieten, damit es weiter voran ging.

„Hier muss irgendeine Art Hebelfunktion geben, die die Wand öffnet und uns ins Freie bringt. Ich weiß nur nicht genau, wie der Hebel aussehen soll. Prinz Phillipp meinte nur: Reiß dem Königsvater die Perücke vom Kopf.“

„Was soll der Spruch denn?“, spottete Claudine und blickte sich um.

Fabian tat es ihr gleich untersuchte die Wand, die aus harten Lehm zu bestehen schien, zumindest lies deren Optik darauf schließen, aber wie er wusste, würde sich diese sicherlich auch zur Seite bewegen.

„Es könnte ja auch wieder ein Stein sein“, warf er ein, eine gute Idee sicherlich, nur gab es ein Problem.

Hier gab es viele Steine und noch nie hatte er einen als Hebel genutzt, ganz zu Schweigen, dass keiner von diesen einem Menschen glich. Dennoch schien Claudine seinen Einwurf zumindest als Möglichkeit in Betracht zu ziehen und begann nun wie wild nach Steinen zu suchen und diese so gut es ging zu bewegen. Vielleicht war das Abstrakt zu sehen, ihre Bemühungen blieben jedoch erfolglos.
 

Es war der Doktor, der nach einiger Zeit ein Oh ausrief und sich dann an die Stirn fasste. Claudine und Fabian sahen sich fragend an und gesellten sich dann zu diesem, denn er war in einen kleinen Gang, wie sie nun sahen, hinein gegangen.

„Was ist Dok?“

„Wir haben an der falschen Stelle gesucht. Hier schaut mal.“

Er beleuchtete die Wand vor sich, welche die Büsten von allen je herrschenden Königen von Frankreich zeigte. Bis hin zu Phillipps Vater. Doch der Doktor blieb ein Abbild vor diesem stehen und griff an die Steinhaare dessen, nur um sie dann hinab ziehen zu können. Was aber nicht ganz leicht war, man hatte diesen Hebel wirklich selten genutzt. Doch wieder war ein Klacken zu hören und die Wand mit den Büsten tat sich auf und helles Tageslicht blendete die Drei.

„Geschafft“, stieß Claudine aus, was alle dachten und gingen hinaus, ehe sich die Mechanik wieder aktivierte und ihre Existenz versteckte.

Nachdem sich ihre Augen an das Helle gewöhnt hatten, erblickten die Drei zwei Pferdekutschen, komplett fertig mit Kutscher und einem unbekannten Wappen auf der Türe und an den Fahnen. Aus einer stieg Phillipp aus.

„Na endlich. Ich hätte auch nicht mehr länger warten können. Claudine?“, fragte er dann aber sichtlich überrascht, aber in seinem Blick lag auch etwas wie Erleichterung.

„Ich nehme sie mit als Assistentin, nach Marseille.“

„Das erfüllt mein Herz mit großer Freude, ich hatte schon ein schlechtes Gewissen die junge Dame zurück zu lassen. Gut Dok. Nehmen Sie die Kutsche dort. Sie wird sie fahren wohin Sie wünschen. Ein Geschenk meiner Verwandten, welche heute an- und abreisen werden. Nun aber los. Die Wachen suchen bereits.“

Der Doktor und Claudine nickten und stiegen in die eine Kutsche. Nachdem der Arzt dem Kutscher den genauen Zielort genannt hatte, preschte diese auch schon los.

Fabian und Phillipp blieb nicht lange Zeit um ihnen nach zu sehen, denn Phillipp zog seinen Liebsten in die andere Kutsche, welche sich nun ebenso rasant in Bewegung setzte.

„Was… ich versteh nicht Phil. Was ist passiert? Wie hast du die Kutschen bekommen? Was ist mit Leila?“

Der Brünette lächelte amüsiert und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen des Blonden, um weitere Fragen zu unterbinden.

„Sei unbesorgt, Leila wird eine Strafe bekommen. Zwar nicht die Gerechte in meinen Augen, aber sie wird eine kriegen. Die Kutschen gehören meinen Verwandten aus Deutschland, welche wegen meiner Krönung angereist waren. Sie und mein Vater hatten schon immer ein angespanntes Verhältnis und heute Morgen sind sie wieder aneinander geraten. Daraufhin haben sie ihre Sache gepackt. Bevor sie jedoch abfuhren konnte ich sie dennoch um diesen Gefallen bitten.“

„Und das haben sie einfach so gemacht oder hast du ihnen einen andere Geschichte aufgetischt.“

„Nein. Sie wissen, dass ich damit der Krönung entkommen will. Aber wie gesagt, sie können meinen Vater eh nicht leiden und sind froh, wenn sie ihm eins auswischen können.“

„Und woher die beiden extra Kutschen? Brauchen sie diese nicht selbst?“

„Ach weißt du. Die Deutschen haben immer was in Reserve…“

„Aha. Und wohin fahren wir nun? Dein Vater wird dich landesweit suchen lassen, so wie damals.“

„Nach Deutschland zu meinen Verwandten.“

„Was? Aber ich dachte die können dich nicht leiden…“

Fabian schien sichtlich irritiert, Phillipp hingegen sichtlich zufrieden.

„Nein, nein. Nur weil sie meinen Vater nicht leiden können, heißt es noch lange nicht, dass sie mich nicht leiden können. Sie werden uns beherbergen.“

„Und dein Vater?“

„Wird mich aus der Chronik wohl löschen. Aber damit kann ich leben. Aber…“

Nun blickte Phillipp ihn doch etwas nervöser an.

„Kannst du damit leben, dass ich von nun an kein Prinz mehr bin?“

Fabian verdrehte die Augen, diese Frage war doch vollkommen bescheuert und überflüssig.

„Ich habe dich damals als Bauernjunge kennen und lieben gelernt. Mir ist es egal ob du einen Titel hast oder nicht. Solange mir allein dein Herz gehört. Komm her du böser Mann…“, meinte Fabian dann leicht lächelnd.

Er zog den Brünetten zu einem Kuss zu sich herunter, während sich die Kutsche mit jedem Hufschlag mehr der deutschen Grenze näherte.
 

~~Ende~~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Diese Nachwortfunktion ist ja schon mal eine coole Sache seitens Animexx. Sehr gut gemacht.
So nach langer, sehr langer Zeit, kann ich sagen: Ich habe sie fertig!
Die FF ist zu Ende. 2007 begonnen und 2013 beendet. Natürlich ist das Ende nicht mehr so wie es zu Anfang gedacht war, aber hey, in Jahren verliert man nun mal gern die Story. Aber ich habe sie beendet und darüber muss ich ehrlich sagen bin ich stolz. Danke an alle Leser, die geduldig gewartet haben. ^^ *alle knuddel* Komplett anzeigen

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