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Death or Glory

Mirror of Souls I
von

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(Aki)

>>Sieh nie in den Spiegel wenn du Angst vor der Wahrheit hast. Denn er zeigt dein wahres Ich. Und in jeder Glasscherbe wirst du all deine Sehnsüchte, was du hasst und was du liebst, sehen können«
 

All diese Gedanken und Fragen auf die ich irgendwie keine Antwort fand...

Ich hatte keine Lust mehr sie zu suchen. Ich wollte mein sogenanntes Leben genießen so weit es ging.
 

Der Hauch der Vergänglichkeit, Gott ist mein Licht.

Ich gehörte dem Herr im Himmel. Doch warum habt ihr mir nicht den Namen Leila gegeben? Nacht, Dunkelheit...Gelebt habe ich fast allein. Gott ist mein Licht.

Was rede ich?
 

Tausendschön fällt der weiße Schnee des Vergessens auf mich herab.

Vom Mond wird der Wald vor mir schwach beleuchtet. Dort trafen wir uns das erste Mal. Erinnerst du dich?
 

Getauft wie jeder von uns. Abelina Kyra. Was für ein seltsamer Name...

Ist das Schicksal? Doch ich habe meinen Glauben verloren.

Jetzt bin ich gefallen.
 

Neue Hoffnungen fangen wie tausende Morgendämmerungen an zu brennen. Die Kämpfe der beiden Seiten verstärken sich.

Was macht das eigentlich für einen Sinn?

Hoffnung...
 

Die kraftschenkende Nacht, welche du so verabscheust, ich habe sie lieben gelernt.

Dein Name passt zu dir...mein Wunsch...

Evelyn Leila...

Ferne Erinnerungen (Mia)

Dem Gedanken des ewigen Schlafes verfallen schloss ich meine Augen...

Nach einer scheinbar halben Ewigkeit lauschte ich den Klängen meiner Umgebung.

Es waren nicht die Geräusche des Waldes oder die Kälte der Nacht, die mich aus meiner Gedankenlosigkeit rissen, sondern das Aufprallen metallischer Gegenstände aufeinander und das leichte Beben der Erde weckten meine Aufmerksamkeit.

Zögernd öffnete ich die Augen wieder. Was auch immer es war, es näherte sich rasend schnell.

Da ich keine Kraft mehr hatte um mich zu bewegen, blieb ich einfach liegen und lauschte dem Geschehen. Es war, als würde der weiche Boden des Waldes eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte über Sieg und Niederlage, über Leben und Tod. Ohne den Grund dafür zu wissen, griff ich nach meinem Kruzifix und klammerte mich förmlich an die kette die um meinen Hals hing.

Im selben Moment kam etwas aus den umliegenden Büschen hervor. Durch den hellen Vollmond an diesem Tag, der die ganze Waldlichtung in seinen sanften Schein hüllte, konnte ich schnell erkennen, dass es sich um ein Mädchen handelte. Sie trug einen schwarzen Umhang der es mir unmöglich machte sie näher zu betrachten.

Äußerlich hätte ich sie auf siebzehn Menschenjahre geschätzt. Mehr Zeit hatte ich nicht um sie zu beobachten da sie mich schnell entdeckte während sie sich nach ihren Verfolgern umsah. Erstaunt sah sie mich an und gerade als sie etwas zu mir sagen wollte, wurde sie im Moment der Unachtsamkeit von einer schattenhaften Gestalt überrumpelt.

Langsam begann alles zu verschwimmen und ich spürte wie die Ohnmacht Besitz von mir ergriff. am Rande bekam ich noch mit wie das Mädchen unsanft zu Boden gepresst wurde und sich fünf weitere Personen um sie versammelten.

Doch nicht nur sie wurde umzingelt, auch um mich herum standen plötzlich dunkel-gekleidete Gestalten die sich alle als Männer erwiesen

Als einer der Männer nach mir griff brach mein Bewusstsein ganz.
 

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Mir war, als würde ich im Nichts schweben. Alles um mich herum war schwarz und kalt. Eigentlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, schon mit dem erlösenden Tod vereint zu sein, doch musste ich diesen wieder verwerfen als ich meinen schmerzenden Körper spürte. Kraft diesen zu bewegen hatte ich aber noch nicht. Eine mir unbekannte Stimme rief mir etwas zu, was ich anfangs nicht verstand. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte in das Gesicht des Mädchen, welches ich vorhin gesehen hatte.

„Hey! Nicht wieder einschlafen!!“ hörte ich sie rufen. Aus irgendeinem Grund hörte ich auf sie, obwohl ich mich nach Schlaf sehnte. Vorsichtig hob ich den Kopf um mich umzusehen. Zu meinem Erstaunen waren wir beide in einer kleinen Zelle in einer Art Kellergewölbe eingesperrt in die durch ein schmales Fenster das Mondlicht eindrang. Ich lag auf der einzigen Pritsche. Das Mädchen hockte direkt neben mir.

“Wo...“ Ich brauchte nicht weiterzusprechen, da sie meine Frage schon kannte. „ Wir befinden uns im bekannten ’Zwinger von Nezmerize’, der Hochburg der Vampire, wie du bestimmt weißt?“ Ich nickte zögernd. „Aber wieso sind wir...“ Ehe ich den Satz beenden konnte, überkam mich ein leichter Hustenschauer.

„Mir wird Verrat an Antharame, der Kaiserin, und Sharhodon, dem Hoherichter, somit an der ganzen Vampirsippe vorgeworfen. Das Urteil ist die Todesstrafe.“ Erklärte sie. Mir gefiel ihr Blick nicht, er drückte Geborgenheit und Sympathie aus, die ich auf keinen Fall mehr verspüren wollte.

Die Sprache der sie sich bediente lies mich erschrecken. War sie nicht auch ein Vampir und dann benutze sie das Wort Vampirsippe? „Und du bist wegen deiner Herkunft hier...“ Dabei fiel ihr Blick auf meine Flügel. Mit einem Ruck stand sie auf und schaute in Richtung Gittertür, während sie weitersprach. „Kannst du aufstehen?“

Selbst das Kopfschütteln war schon unangenehm für mich, geschweige dann gehen. Von weitem hörten wir Stimmen und hallende Schritte, die sich schnell zu näheren schienen. “Mist!“ hörte ich sie leise fluchen. Nachdenklich schaute mich der Vampir an „Ich habe keine Wahl...“ Sagte sie schließlich und packte meinen Arm. Durchdringlich sah sie mich an. Erst als ihre Eckzähne vorblitzen, begriff ich was sie vorhatte. „W...Warte!!“ Brachte ich stockend hervor. Vorsichtig strich sie mir die Haare vom Nacken. „Lauf nicht vor dem Leben davon!“

Mit diesen Worten bohrte sie sanft ihre spitzen Zähne in meinem Hals. „Ah!“ Ich spürte einen unangenehmen Schmerz, dann verblasste alles um mich herum. Vorsichtig legte sie mich wieder auf die Pritsche. Derweil hatten die Wächter die Zelle erreicht, schwer bewaffnet. „Drück mir im Schlaf die Daumen!“ Sagte sie mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Bevor ich das Bewusstsein verlor, sah ich wie ein erbitterter Kampf zwischen ihr und den Wächtern ausbrach, dann umfing wieder die vertraute Dunkelheit.
 

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Ich spürte, wie ein warmer Luftzug über mein Gesicht glitt. Vorsichtig öffnete ich die Augen, jedoch konnte ich nicht viel erkennen. Langsam wurden die Umrisse meiner Umgebung schärfer. Verdutzt schaute ich mich um. Dieses Mal erwachte ich in einem Zimmer und lag in einem weichen Bett. Viel konnte ich dennoch nicht erkennen, da es noch Nacht war und alles in einem sanften Schwarz gehüllt war.

Suchend schaute ich mich nach einem Fenster oder etwas Ähnlichem um. Das Fenster war schnell gefunden, was mich aber verwunderte war, dass das Mädchen, der Vampir, vor dem Fenster stand.

Nachdenklich schaute sie in die Ferne, die sich hinter dem Fenster verbarg. Was mich daran erstaunte war nicht ihre Anwesenheit, sondern dass sie vor der geschlossenen Fensterseite stand und nicht vor der Geöffneten. Vorsichtig stützt eich mich auf vom Bett und betrachte sie näher. Ihr blondes, schulterlanges Haar wehte sanft, wenn der Wind durch das Fenster in das Zimmer eintrat. Sie trug ein schwarzes, knielanges Kleid, welches auf interessante Art und Weise mit Nieten, Schnallen und Spitze verziert war.

Das Erschreckende an ihr war nicht ihr Stil sondern die vielen Verbände, die sie trug. Ich selbst hatte nur zwei Verbände, einem am Hals und einem rechten Arm. Ehe ich sie genauer betrachten konnte , schreckte sie auf und sah vom Fenster direkt zu mir. Ohne jegliches Zögern kam sie auf mich zu. Misstrauisch schaute ich sie an, doch ihr ruhiger Blick wandelte sich nicht.

„Sorry! Hab ich dich geweckt? Ist dir kalt?“ Ihre stimme hatte auf mich eine angenehme Wirkung, durch die meine Nervosität verschwand. „Nein... Eigentlich nicht.“ Aus einem mir unbekannten Grund wich ich ihrem forschenden Blicken aus, was ihr natürlich nicht entging. „Bist du Engel oder Teufel? Deine schwarzen Flügel lassen mich zu keinem Schluss kommen...“

Mit dieser Frage zwang sie mich förmlich in ihre eisblauen Augen zu schauen. “Das... Ich würde alles dafür geben, diese Frage beantworten zu können! Aber...“ Innerlich zerriss es mich bei dieser Antwort. Schell wendete ich Blick von ihr ab. Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Dann lass es uns herausfinden!“ Erstaunt über diese Antwort blickte ich wieder auf. „Wir sitzen im selben Boot!“ Der Blick des blonden Vampirs verfinsterte sich. „Verraten von denen, denen wir vertrauten! Verfolgt von den denen, die wir Familie nennen! Verachtet von denen, denen wir unser Leben gewidmet haben! Was außer Hass und Einsamkeit ist da noch geblieben?!“ Während sie diese Sätze sagte, schien ihre Stimme zu beben.

Ich weiss nicht ob es aus Wut oder Trauer war, aber was auch immer es war, es klang verzweifelt. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, doch es kam kein einziger Ton heraus. Ohne auf meine Antwort zu warten, reichte sie mir ihre Hand.

„Wie heißt du?“ Jetzt war wieder ihr angenehmes Lächeln zu sehen. „Abelina... Abelina Kyra.“ antwortete ich genauso zögernd wie ich ihr die Hand reichte, die sie gleich ergriff. Allein durch die Berührung verlor ich meine letzten Hemmungen. „Ich heiße übrigens Evelyn Leila. Und wo wir gerade bei Namen sind... Darf ich dich Lin nennen? Ich mag lange Namen nicht wirklich.“ Ich nickte zustimmend. „Gern, aber nur wenn ich dich Eve nennen darf!!“ Jetzt war sie es, die verdutzt aussah. „Wenn du willst...“

Engelssünde und Gottesverrat (Aki)

Eve sollte ich also heißen. Bitte, etwas Abwechslung konnte nicht schaden. Über die Frage grübelnd, wie lange man mich schon nicht mehr bei meinem Namen genannt hatte, ging ich in die Küche und kochte Tee. Das Mädchen mit den rabenschwarzen Haaren folgte mir. “Eve, wo bin ich hier? Ist das deine Wohnung?“ fragte sie. Ich nickte. Dann nahm ich den Wasserkocher und goss den Tee auf. Ich Hatte schon lange keinen Besuch mehr gehabt. „Ja, das hier ist meine Wohnung. Du kannst für eine Weile hier bleiben, falls du magst. Jedenfalls dürftest du hier sicherer sein als wo anders!“, antwortete ich und reichte ihr die Tasse. Lin schnupperte.

„Der riecht aber verdammt lecker!“ sagte sie überrascht. Ich musste grinsen. „Trink ihn! Er schmeckt noch besser als er riecht.“ Doch sie blickte die dampfende Flüssigkeit misstrauisch an. „Keine Sorge, ich habe keinen Grund dich zu vergiften.“, beruhigte ich sie lachend, nahm ihre Tasse und trank einen Schluck. Dann gab ich sie ihr wieder. “Siehst du? Ich lebe noch.“

~

Nach einer Weile, sie hatte den fast auf einen Zug gelehrt, kam mir der Gedanke, wie komisch die Situation doch gerade war. Ich, als Vampir, saß gemeinsam mit ihr, einem Engel, in meiner Wohnung und trank Tee. Es war tatsächlich richtig komisch, wenn man die Umstände in dieser Zeit kannte. Abelina’s feuerrote Haare kamen in dem Vollmondlicht gut zur Geltung, ihre grünen Augen erzählten von einem ehemaligen goldenem Glanz, welcher schon vor langer Zeit erloschen sein musste. Sie trug ein schwarzes knielanges Kleid, welches mit weißer Spitze verziert war. Weiße Bänder schlangen sich leicht um ihre Hüfte und das silberne Kruzifix schimmerte leicht im hellen Mondschein. Doch das merkwürdige an ihr waren die schwarzen Flügel...

Sie musste wohl gemerkt haben, dass ich ihre Flügel genauer betrachtete, denn sie zog sie ein Stück ein. Ihr Blick wisch dem meinem aus.

„Ich hasse sie.“ Sagte sie leise. Meinte sie ihre Flügel? Ich wusste nicht warum, aber ich fand sie wunderschön, doch Fragen stellte ich keine. Ich wartet einfach.

„Eve, was ist mit Nezmerize geschehen? Was hast du mit den Wächtern gemacht?“

„Sagen wir es so: Ich habe die Liste meiner Verbrechen ein wenig erweitert.“, sagte ich und lächelte bitter. „Hast du sie getötet?“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein. Hatte meine Waffe mit den Silberkugeln nicht dabei.“ Meiner Stimmenlange nach erkannte sie den Ernst, mit dem ich an die Sache ging. „Also hättest du es getan?“ Mein Blick wurde kalt. Und ob ich es getan hätte! Nichts hätte mich zögern lassen diese Mistkerle umzulegen. „Ja.“

Abelina schwieg. Ich wusste nicht wieso, aber bekam plötzlich Lust Musik zu hören. Also legte ich eine Cd mit ordentlichen Death Metal in dem Player. Die Musik hallte in meinem Kopf wieder, sog alle meine Gedanken auf und ließ neue entstehen. Was war eigentlich so verscheiden an Menschen und Vampiren außer dem Blut?

Gibt es überhaupt andere Unterschiede? Auch Vampire können Liebe empfinden, hören die Musik der Menschen und essen alles. Die Einzigen Unterschiede sind die des Bluttrinkens, die UV-Licht Empfindlichkeit und das Verhältnis zu Gott. Wie viele Menschen gab es eigentlich damals, welche auch die WAHRE Geschichte der Vampire kannten? War sie überhaupt bekannt?

„Meine Flügel... Weißt du warum sie schwarz sind? Bevor ich überhaupt ein gefallener Engel wurde, waren sie schon schwarz. Aus Gründen, die mir verschwiegen wurden, wurde ich ausgestoßen. Auf einmal war ich hier. Und auch hier verachten. Keiner kann mir Aufschluss darüber geben, wo ich hingehöre... Ich weiß nicht wohin, hab keine Ahnung was meine Existenz noch für einen Sinn hat. Eigentlich ist es Engeln strengstens verboten, Nachts rauszugehen. Ich hatte mich schon immer gefragt warum, schließlich dürfen es die Menschen auch. Und da ich nichts mehr zu verlieren hatte, hab ich gestern einfach gewagt nachts in den Menschenpark zu gehen. Jedoch wurde ich nach gewisser Zeit so müde, dass ich einfach auf dem Waldboden vor Erschöpfung und Kälte einschlief. Den Rest der Geschichte kennst du ja bereits... Aber du scheinst auch als Zwischenweltlerin zu leben, gehörst auch nirgendwo mehr dazu...“

Ich lächelte. So war das also. Auch sie war aus dem gleichen Grund hier wie ich. Vielleicht gäbe es doch noch Hoffnung eine Rebellion zu starten.

„Jep, ich bin auch eine Ausgestoßene. Es gibt noch viele andere von uns, Lin. Wir müssen sie nur finden! Wir sind bestimmt nicht die Einzigen, welche abgeschoben wurden, weil sie den Oberen zu Trotzig wurden oder sind. Die Zwei Mächte haben ihr Volk nicht mehr unter Kontrolle. Bei jedem kleinen Verbrechen wird plötzlich die Todesstrafe angesetzt, ganze Familien werden ins Exil geschickt. ... Und euer Gott ist auch nicht mehr was er mal war! Mich würde es nicht wundern, wenn er bereits Verhandlungen mit Antharame und Sharhodon eingeht. Sind ja eh ‚alte Bekannt’ von ihm!“ Während ich erzählte, hatte ich gemerkt, wie Lins Augen mit jedem meiner Sätze immer größer wurden. „Was ist?“, fragte ich sie verwundert.

„W.. Wie meinst du ‚alte Bekannte’?“ Ich blickte sie verdutzt an, dann fiel es mir wieder ein. Die Engel wussten ja gar nichts von dieser Geschichte! „Weißt du woher die Vampire einst herkommen?“ Lin schüttelte stumm den Kopf. „Erzählst du es mir?“ Natürlich würde ich das tun. Sie sollte die Wahrheit ruhig erfahren können, schließlich hatte sie nichts mehr zu verlieren.

„Einst waren die Vampire auch Engel, Geschöpfe Göttes. Doch durch Sünden, welche sie begangen hatten, wollte Gott sie trafen. Er wollte sie jedoch nicht gleich als nutzlose Engel ins Exil schicken. Nein, er hatte eine durchaus vorzüglichere Idee. Die zu bestrafenden Engel sollten von seinem heiligen Blut trinken. Dann sollten sie zur Erde ziehen, als sogenannte Vampire. Diese Vampire sollten kranken Menschen helfen. Kannst du dir denken wie?“ fragte ich Lin. Sie zögerte einen Moment, doch dann antwortete sie: „Durch das Trinken ihres Blutes?“ Ich lächelte. „Bingo. Doch nicht nur des Blutes wegen, sondern der Krankheit welche in ihm währte. Sie sollten den Menschen also förmlich die Krankheit aus dem Körper saugen. Als die Engel von ihrer Bestimmung erfuhren, waren sie natürlich geschockt. So etwas hätten sie von Gott nicht erwartet! Aber sie nahmen ihr Schicksal an. Lange Zeit über klappte es sogar, doch plötzlich gab es ein großes Engels, nein Vampirsterben. Der Herr hatte wohl vergessen zu erwähnen, dass die entfernte Krankheit auf den Vampir übertragen wird, welcher sie aussaugt. Und das waren nicht gerade wenige und harmlose Krankheiten, welche sich mit der Zeit indem ehemaligen Engelskörper ansammelten. Zwar gab Gott ihnen später eine Art Schutz dagegen, jedoch hatte er es für richtig gehalten, es so auszurichten, dass wenn das Blut der Vampire in jeglicher Hinsicht mit Silber in Verbindung kommt, sie über kurz oder lang im schlimmsten Fall sterben würden. Außerdem durften sie nur bei Nacht ihre Stätte verlassen.

Mit der Zeit wurden die Menschen undankbar und fingen sogar an Jagt auf uns zu machen. Dutzende wurden getötet, doch Gott half trotz der Gebete und dem Flehen seiner Untertanen nicht. Von den Menschen wurden sie nun verachtet und von Gott fühlten sie sich verraten. Also fingen sie an, selbstständig zu werden. Sie gaben schließlich den Grund Angst vor ihnen zu haben: Seit dem saugen sie das Blut der Menschen, weil sie es BRAUCHEN. Sie waren unabhängig geworden. Manche richteten ganze Gemetzel an. Sie pflanzten sich untereinander fort und bemerkten, dass durch regelmäßigen Blutaustausch zwischen Mensch und Vampir der Mensch auch zum Blutsauger wurde.

Mit der Zeit kamen die zwei ersterschaffenen Vampire, die Brüder Abel und Kain, an die Macht und wurden zu Kaiser und Hoherichter, doch durch einen Streit kamen beide um. Jetzt herrschen Antharame, die Kaisern, und Sharhodon, der Hoherichter. Sie waren ehemals Erzengel, die sich entschlossen im Sinne Gottes die Geschehnisse dort ‚unten’ zu lenken. Sie sind unsere Ranghöchsten und der Adel der ‚Ranghöchsten’.“

Ich machte eine Pause. Das musste Lin erst mal alles sacken lassen. Außerdem merkte ich plötzlich, wie schrecklich trocken mein Hals wurde.

Verrat an der Freiheit (Mia)

Nachdenklich schaue ich durch mein Fenster in die kalte Schwärze. Heute ist genauso eine Nacht, wie bei unserem ersten Treffen vor über einem dreiviertel Jahr. Mittlerweile haben sich viele Freunde, Eve`s Rebellion angeschlossen und kämpfen gemeinsam mit uns gegen die Ungerechtigkeit. Mein Blick wandert durch meine Wohnung, meine erste eigene Wohnung.

`Wir sind uns echt ähnlich! Sogar die Wohnungen sind identisch.`

Bei dem Gedanken muss ich grinsen.

„Engel und Vampire...“, murmele ich vor mich hin.

Ohne Vorwarnung springt die Tür auf und knallt unsanft gegen die angrenzende Wand. Aus meinen Erinnerungen gerissen, blicke ich erschrocken auf und starre in die Richtung zur demolierten Tür. Schweratmend steht Viet im Türrahmen.

Sein langes schwarzes Haar ist, anders als sonst, zersaust und voll mit Blättern und kleinen Zweigen. Auch seine Kleidung scheint nicht verschont geworden zu sein, sie ist an einigen Stellen dreckig und zerrissen. Ehe ich eine Frage stellen kann, kommt er auf mich zugelaufen.

„Wir müssen hier weg!!“

Verwirrt starre ich ihn an, frage aber nicht weiter nach was passiert ist.

Ohne groß nachzudenken, renne ich in das kleine Schlafzimmer. Dort angekommen suche ich in den Schubladen meines Nachtschrankes nach einigen, wichtigen Dingen. Unsanft schmeiße ich einen Briefumschlag, meine Kreuzkette, eine Pistole und den silbernen Dolch, sowie eine Geldbörse und den kleinen Teddybär von Mina, einem kleinen Vampirmädchen, aufs Bett. Aus meinem Schrank suche ich mir meinen schwarzen Samtmantel, welcher mit weißen Bändern verziert ist, einen schwarzen Gürtel mit zwei kleinen Taschen und einen dunkelblauen Rucksack. Schnell lege ich den Gürtel um und lasse den Dolch und die Pistole in die speziell gefertigten Taschen einrasten, ziehe den Umhang über und stopfe den Rest in den Rucksack. An der geschroteten Tür wartet der schwarzhaarige mit den blauen Augen schon ungeduldig, von einem Bein aufs anderer tretend.

„Ich erklär dir alles wenn wir hier raus sind!“

Ich nicke zustimmend, während ich noch schnell meine Stiefel anziehe, bevor wir in Eile die Wohnung verlassen. Traurig blicke ich zurück, als wir zur Treppe rennen.

„Meine erste Wohnung...“, murmele ich.

„Du bekommst eine Neue!“

Ohne sich umzudrehen, scheint Viet genau zu verstehen, was ich sage und denke.

„Was ist überhaupt los?!“

Das ist die Frage die mir natürlich am misten auf der Zunge brennt. In der zweiten Etage angekommen, bleibt der durchaus attraktive Vampir stehen.

Während er ein Klopfzeichen an die Tür hämmert, dreht sich Viet mit verbittertem Blick zu mir.

„Wir wurden verraten!“

Entsetzt starre ich ihn an.

„Eve schickt mich, um dich und die Anderen zu warnen und von hier wegzubringen! Du sollst vorerst wieder bei ihr wohnen, bis sich die Sache geklärt und die Lage etwas beruhigt hat.“

Nachdem er das gesagt hat, dreht er sich wieder zur Tür, welche gerade aufgeschlossen wird. Entsetzt schaue ich auf den Boden und meine Gedanken überschlagen sich, als ich den rot-schwarz verfärbten Abtreter vor der Wohnung entdecke. In diesem Moment öffnet sich ruckartig die schmale Eingangstür der Wohnung.

„Pass auf!!!“

Geistesgegenwärtig greife ich mir Viets Arm und ziehe ihn weg, ehe der Pfeil ihn ins Herz trifft. Sein Arm wird jedoch leicht verletzt, als der Pfeil ihn streift. Erschrocken schreit er leise auf während wir unsanft auf dem Boden landen. Sofort springt Viet wieder auf und greift nach seinem Schwert, dass an seinem Gürtel befestigt ist. Genauso schnell wie er, greife auch ich zu meiner Waffe und ziele auf die Tür. Zu unserem Erstaunen ist niemand zu sehen.

„Wir sind zu spät...“, zischt der junge Vampir.

Langsam stehe ich wieder auf.

„Was machen wir jetzt?“

Ohne meinen Blick von der Tür zu wenden, bewege ich mich langsam auf Viet zu. Viet hingegen steht wie an gewurzelt da und antwortet nicht.

„Hey Viet! Was ist los?“

Weiterhin nähere ich mich dem Vampir, welcher um die einundzwanzig Jahre alt ist. Immer noch keine Antwort. Unsicher folge ich seinem Blick und erstarre mitten in der Bewegung. Mit einem kurzen Blick in die Wohnung wird einem sofort das Ausmaß des Kampfes klar, der hier anscheinend bis vor kurzem herrschte, klar. Überall sind Risse in den Tapeten, die Einrichtung ist fast komplett zerstört und Blutspuren sind überall sichtbar.

„Wir müssen rein und diejenigen bestrafen, welche das hier angerichtet haben...“

Leise treten wir in die Wohnung ein, nachdem Viet sein Zeichen gegeben hatte.

Erst jetzt bemerke ich den starken Geruch des Blutes und des Todes, welcher in der ganzen Wohnung ausgebreitet zu sein scheint. Aufmerksam beobachte ich die Umgebung, während Viet genaustes auf die Geräusche achtet. Bis jetzt ist uns noch nichts anderes Auffälliges über den Weg gelaufen oder in die Augen gefallen. Beim Anblick der zwei Leichen unserer Freunde schüttelt es mich heftig durch. Auf grausame Art und Weise wurde ihnen das Leben genommen.

Ein schlimmer Gedanke keimte in mir auf.

„Meinst du, sie haben Etienne...“, ich wagte nicht, den Rest des Satzes auszusprechen.

Plötzlich schrecken wir beide auf. Was war das gerade für ein Geräusch gewesen? Hektisch renne ich zum Kinderzimmer und reiße die Tür auf.

Ich vernahm ein leises Wimmern. Suchend blickte ich mich um. Auch Viet hatte nun das Zimmer ereicht und deutete auf den Teppich der im Zimmer ausgebreitet ist. Ruckartig reißt er ihn weg und deckt damit eine Art Falltür auf. Vorsichtig öffne ich sie und ein leiser Aufschrei ist zu hören.

„Etienne?“

Nach wenigen Sekunden offenbart sich eine kleine, wimmernde Gestalt. Erleichtert atmen ich und Viet auf. Der kleine braunhaarige Junge bricht in Tränen aus und rennt mir in die Arme. Bevor wir fragen können was passiert ist, stürmen drei in grün-schwarz gekleidete Männer in den Raum und umzingeln uns. Schützend stellt sich Viet vor uns und seine Augen funkeln die Wächter böse an. Die auftretenden Schritte werden nur durch das auf den Boden tropfende Blut, welches an den Waffen der Wächter klebt, begleitet.

Ohne Vorwarnung stürzt Viet auf die Wächter zu.

„Lin! Nimm den Zwerg und verschwinde von hier!“

Besorgt und wiederstrebend schaue ich ihn an.

„LIN!!“

Einer der Wächter stürmt auf mich zu. Ruckartig ziehe ich meine Waffe und ziele direkt auf sein Herz. Leider trifft die Kugel nur seinen linken Arm, da er blitzschnell ausgewichen ist. Er kommt immer näher. Als er einen halben Meter vor mir ist, gebe ich einen zweiten Schuss ab. Der sitzt. Zwar nur zehn Zentimeter neben seinem Herzen, jedoch immer noch lebensgefährlich. Dringt die Kugel in seinen Körper. Mit einem schmerzerfüllten Schrei bricht der Wächter zusammen. Der kleine Junge steht wie traumatisiert da.

Ohne noch einmal zu zögern, nehme ich ihn auf den Arm und renne zur Tür.

„Wir warten draußen auf dich Viet!“

So schnell wie möglich verlasse ich die Wohnung und renne die Treppenstufen des Hauses herab. Etienne beginnt zu zittern.

„Keine Angst, wir haben es gleich geschafft!“

Mit diesen nicht allzu aufmunternd klingenden Worten, versuche ich ihn zu beruhigen.

„Mama...und Papa… », versucht der kleine Junge mit den haselnussbraunen Augen einen Satz zu beginnen, doch er bricht ab. So recht weiß ich nicht, was ich daraufhin sagen soll. Kurz überlege ich.

„Ich weiß... jetzt haben sie endlich ihre Ruhe gefunden, in dieser unbarmherzigen und kalten Welt... “

Etwas Besseres fällt mir nicht ein. Endlich erreichen wir den Ausgang. In Eile schlage ich die Tür auf und renne, durch den kleinen Garten, der Straße entgegen, welche einige Meter von unserem Haus entfernt sind. Aus der Nähe sehe ich schon die hell leuchtenden Straßenlaternen. Jedoch sollte ich ihnen nicht zu nah kommen, denn aus dem Nichts taucht ein weiterer, vierter, Wächter auf und greift uns an. Beim Ausweichen fällt mir Etienne von meinen Schultern und landet unsanft auf der Erde. Ich hingegen kontere panisch und mehr schlecht als recht, die Attacken des Wächters mit meinem kleinen Dolch. Eine simple Stolperfalle bringt mich zum Fall. Hektisch blicke ich mich nach meinem Dolch um und entdecke ihn, einige Meter von mir, im Boden steckend. Schnell greife ich nach meiner Waffe und ziele, in einem Moment der Unachtsamkeit des Wächters, auf sein Herz und drücke ab. Erschrocken blickt er mich an, dann beginnt er zu lachen.

„Das war wohl nichts!“

Die Kugel hatte sich im Gehäuse verhakt und löste keinen Schuss mehr aus.

„Das war’s für dich!!“

Ein schmutziges Grinsen gleitet über sein Gesicht und offenbart seine Eckzähne. Auch ich muss grinsen. Erstaunt und verwirrt schaut er mich an, das Grinsen weicht langsam wieder aus seinem Gesicht.

„Lin!!“

Etienne schreit auf, als der Schuss durch die Nacht hallt. Der Junge rennt zu mir, vorbei an dem toten Körper des Wächters.

„Danke!“

Immer noch grinse ich.

„Das war ganz schön knapp.“, antwortet Eve, die einige Meter von uns entfernt steht. Ich nicke nur stumm.

„Wo ist Viet?!“

Ihre Frage erinnert mich an das vorher Geschehene. Erschrocken blicke ich zu unserem Wohnhaus. Eve versteht sofort die Situation.

„Du passt auf Etienne auf! Ich werde Viet holen. In welchem Stock ist er?“

Ich nicke wieder gehorsam.

„Er ist im zweiten Stock. Hast du noch Munition? Meine ist alle...“

Eve wühlt in ihrer Gürteltasche, und holt ein kleines blaues Täschchen hervor und wirft es mir zu. Dann rennt sie sofort los. Doch ehe sie das Haus erreicht, ertönt eine Explosion aus der zweiten Etage. Geschockt starren wir auf das Haus. Das dort ausgebrochene Feuer hindert Eve jedoch nicht im geringsten daran, Viet zu helfen. Wenige Sekunden später ist sie in dem Haus verschwunden.

Vorsichtig krieche ich zum nächsten Baum um mich aufzurichten. Bei meinem Aufprall vorhin, muss ich mir wohl den Knöchel verstaucht haben. Etienne hilft mir beim Aufstehen.

„So! Wir müssen hier weg!“

Der Kleine schaut traumatisiert zum brennenden Haus. Ruhig lege ich ihm meine Hand auf die Schulter.

„Lass sie schlafen. Sie haben es verdient.“

Tränen laufen über sein Gesicht, welche er sich gleich wieder wegwischt. Nach einem kurzen Moment des Schweigens und der Regungslosigkeit nickt er still.

„Ihr...ihr geht nirgendwo hin!!“

Erschrocken drehen wir uns um und sehen die auf uns gerichtete Pistole des Wächters. Anscheinend war er doch nicht tot gewesen.

Der abgegebene Schuss dröhnte in meinen Ohren.

Feuersturm (Aki)

Die tosenden Flammen und der beißende Qualm machen es mir kaum möglich, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Also renne ich unbestimmt, und somit auch etwas leichtsinnig, in die Richtung in der ich Viet vermute. Es ist eindeutig zu erkennen, dass der Brandherd im zweiten Stockwerk liegt. Denn hier haben sich die Flammen bereits durch sämtliches Material gefressen und greifen nun auf die anderen Stockwerke über. Aber wo ist bloß Viet?

Ich habe bereits alles bis zum dritten Stockwerk durchkämmt. Doch nirgends konnte ich Viet finden. Ich spüre nicht nur einen einzigen Hauch seiner Existenz oder Anwesenheit. Ob er etwa schon flüchten konnte? Nein, dann wäre er mir irgendwie entgegengekommen. Und außerdem, wäre er draußen auf Lin und Etienne gestoßen und hätte erfahren, dass ich in dem Haus noch nach ihm suche, dann würde er definitiv wieder zurückkehren um mich hier rauszuholen.

Er ist eines der stützenden Mitglieder unserer Organisation. Wenn ihm nicht viele Vertrauen schenken, und er auch oft ziemlich leichtsinnig ist, so ist er einer der Zuverlässigsten.

Langsam fällt mir das Atmen nun wirklich schwer. Inzwischen bin ich im letzten Stockwerk angekommen und noch immer habe ich nicht mal eine Spur von Viet gefunden.

`Ich muss hier raus`, dachte ich.

Aber nicht mal ein Vampir kann in diesem Rauch und Qualm lange überleben. Ich schrei innerlich um Verzeihung, dann nehme ich die Feuertreppe welche zum Dach führt.

~

Ein eisiger Hauch durchweht meine Haare als ich auf dem Dach ankomme.

Einen anderen Weg sollte es jetzt nicht mehr für mich geben. Ich muss springen.

Mit rasendem Herzen stelle ich mich auf das Geländer und blickte nach unten.

Zwar habe ich schon oft solche Situationen erlebt, trotzdem kann ich mich einfach nicht daran gewöhnen.

Plötzlich scheint mein Herz stehen zu bleiben.

Wer stand dort unten? Zwei Personen, von der eine ein paar Köpfe kleiner ist als die Andere, kauern am Boden während eine Dritte- welche ich als einen uniformierten Mann ausmache- vor ihnen steht und sie zu bedrohen scheint.

Als ich die zwei kauernden Personen erkenne, stoße ich einen stummen Schrei aus. Lin und Etienne sind von einem Soldaten der »Roxas« in eine Falle gelockt worden und waren nun seiner Waffe ausgesetzt. Sein Gesicht kann ich nicht erkennen, der schwarze Rauch nimmt mir immer mehr die Sich.

Augenblicklich wird mir wieder klar, wo ich mich befinde und was ich tun muss. In der Hoffnung, den Sprung einigermaßen ohne Knochenbrüche zu überstehen, nehme ich meine Waffe aus der Gürteltasche, werfe einen Blick auf das Magazin- welches noch voll geladen ist- und bereite mich seelisch auf den Sprung vor. Meine Beine werden schwer und just in diesem Moment bereue ich es mal wieder meine schweren Stiefel angezogen zu haben. Aber nun ist es eh zu spät. Ich schlucke schwer.

Hoffentlich lassen mich meine Instinkte jetzt nicht im Stich...

Dann halte ich die Luft an, klemme mir meine Waffe zwischen die Zähne, schließe meine Augen und springe.

Wenn ein Engel mit Blut befleckt wird (Mia)

Unerwarteter Weise höre ich einen dumpfen Aufschlag. Vorsichtig blicke ich auf. Neben mir liegt der, so hoffte ich jedenfalls, bewusstlose Etienne. Ein schlag in die Magenkuhle hatte den Kleinen außer Gefecht gesetzt. Unauffällig suche ich die vergangene Lärmquelle, kann sie jedoch nicht ausmachen.

So langsam wird mein Kopf schwer und ich lege ihn wieder auf den harten Boden. Automatisch suchen meine Augen schon bestimmt zum zehnten Mal das brennende Haus ab, um vielleicht doch noch einen Schatten, der Eve gehören könnte, ausfindig zu machen. Doch diese Hoffnung bleibt unerfüllt, es ist niemand zu sehen.

Betrübt senke ich den Blick. Der Wächter scheint schwer mit einem Telefonat beschäftigt zu sein. Vorsichtig taste ich die Streifschusswunde an meinem Bauch ab. Mittlerweile spüre ich den Schmerz nicht mehr ganz so sehr wie am Anfang, aufstehen kann ich trotzdem nicht. Innerlich werde ich langsam panisch.

`Eve kann diesmal nicht helfen, Etienne schon gar nicht...`

Unverhoffter weise entdecke ich meinen Dolch wenige Meter von mir entfernt liegend. Nach kurzem Überlegen zucke ich plötzlich zusammen und wälze mich auf dem Boden. Verwundert und zugleich erfreut blickt der Wächter mich an.

Was er nicht gemerkt zu haben scheint ist, dass ich mich bei dem kleinen Schauspiel meinen Dolch geschnappt habe.

Wieder ruhig daliegend, warte ich nun darauf, dass er sein Gespräch beendet.

Dies geschieht schneller las ich erwartet habe. Ehe ich mich versehe, hat er schon den Kragen meines Mantels gepackt, um nachzusehen ob ich noch lebe.

Noch bevor er reagieren kann steche ich zu.

Den Erfolg den ich mir davon versprach, bleibt jedoch aus.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht zieht er den Dolch mitsamt meiner Hand aus seinem Bauch. Geschockt blicke ich auf meine blutverschmierte Hand.

Dieser Anblick versetzt mich in eine Art Trance und ich bin unfähig auf das zu reagieren, was der Wächter zu mir sagt. Ein harter Schlag ins Gesicht und der darauf folgende Aufprall auf den Boden, reißen mich wieder aus meinem Gedankenstrudel. Verwirrt blicke ich den Wächter an und reibe mir mit dem Handrücken die schmerzende Wange. Als ich merke, dass ich das ganze Blut auf meiner Wange verschmiere, ziehe ich die Hand sofort wieder weg.

Dann blicke ich wieder in das Gesicht des Wächters, welches vor Zorn und Hass rot angelaufen zu sein scheint.

„Das war’s für dich, Engel!“, lauten seine hassversprühenden Worte. Auch mir schießen genau diese Worte durch den Kopf als er zum wiederholten mal die Waffe auf mich richtet. Der Blutverlust macht sich bei mir bemerkbar als alles um mich herum langsam verschwimmt.

Ein Schuss reißt mich aus meiner halben Ohnmacht und mein Herz rast wie wild.

Ohne jegliches Gefühl im Gesicht starrt mich der Wächter an, dann spuckt er plötzlich Blut bevor er dann schließlich umkippt.

Direkt hinter ihm taucht eine schweratmende Eve auf. Ohne zu zögern läuft sie in schnellen Schritten auf mich zu, bleibt wenige Zentimeter vor mir stehen und gibt mir eine halbstarke Ohrfeige. Erstaunt und stumm blicke ich sie an. Die Wut steht ihr ins Gesicht geschrieben.

„Du blöde Kuh!!“ Sie schnaubt förmlich.

„Du kannst doch nicht einfach mit einem Messer auf jemanden einstechen und dann beim Anblick von Blut halb ohnmächtig werden!! Ich kann dich bestimmt nicht immer retten!!“

Abrupt starre ich auf meine blutgetränkten Hände.

„Aber...Ich...“

Mir steigen die Tränen in die Augen.

„Ich habe... ich habe doch noch nie...“

Nur stockend bringe ich einen abgebrochenen Satz zustande. Eve kniet sich vor mir auf den Boden und schließt mich in ihre Arme.

„Dummchen! Ich weiß. Ich weiß doch! Aber das darf nicht noch mal passieren.“

Leise wimmere ich ein `ja` .

Plötzlich schrecke ich auf.

„Was ist mit Etienne?!“, frage ich und blicke mich hastig um.

„Keine Sorge. Er schläft hinter diesem Busch dort. Der Wächter war blind vor Wut, so dass er nicht mitbekommen hat wie ich Etienne weggezogen habe.“

Eve legt ihren typisch hämischen Blick auf. Doppeldeutig erleichtert atme ich auf und muss irgendwie grinsen.
 


 

„Ich geh ihn holen.“

Ich nicke nur zustimmend. Während Eve an der Leiche des Wächters vorbeigeht, wirft sie einen prüfenden Blick auf diesen, bevor sie zu dem Jungen geht. Relativ schnell kommt sie, mit dem Kleinen im Schlepptau, zurück. Mein Blick schweift an den Beiden vorbei.

„Ist Viet...“

Eve dreht sich um und betrachtet das vollständig in Flammen stehende Haus, welches schon zur Hälfte eingestürzt war.

„Sie haben ihn nicht gefasst. Hoffe ich.... Jedenfalls konnte ich ihn nicht finden, weder als Leiche, noch lebend...“

Ein wenig beruhigt mich die Antwort, wenn auch nicht gerade stark.

Eve wendet ihren Blick wieder zu mir.

„Wir müssen hier weg. Wer weiß wer hier jetzt noch alles gleich auftaucht.“

Ohne nachzudenken stehe ich auf, doch meine Beine klappen wieder zusammen.

Erschrocken zucke ich zusammen, da ich nun auch plötzlich wieder den vollen Schmerz, welcher von meiner Wunde im Bauch ausgeht, spüre. Durch die plötzliche Bewegung scheint auch die Blutung wieder angefangen zu haben.

„H..hey! Was ist los?!“

Eve schaut mich mindestens genauso besorgt an wie Etienne.

„Alles okay... Guckt nicht so! Ich denke mal, es ist nur der Blutverlust...“

Skeptisch schaut mich meine beste Freundin an, aber ich winke ihren Blick nur ab.

„Ich bin okay! – aber aufstehen geht nicht...“

Den letzten Satz fügte ich nur kleinlaut bei.

„Was jetzt?“

Nachdenklich schweift Eve`s Blick durch die Umgebung, dann Blick sie auf ihr Armband. "Wie wärs damit? Reeq hat seinen Sender doch immer dabei!" Ich nicke erleichert über diesen simplen Einfall.
 

********************
 

Hektische schritte hallen durch die Stille der Gänge. Missmutig schweift mein Blick in die Richtung des Lärms.

„So langsam werde ich ungeduldig...wo bleibt sie nur?!“

Die hallenden Schritte stammen von einem Mädchen, dass drei Räume weiter von hieraus gesehen, Unterricht hat und mit dir durchaus gut bekannt ist. Mit einem flüchtigen Nicken grüßt sie mich im Vorbeigehen, um dann doch vor dem falschen Raum stehen zu bleiben.

„Caro?“

Hektisch blickt sie mich, mit der Hand schon an der Türklinke, an.

„Du hast einen Raum weiter!“

Erschrocken lässt sie die Klinke los und rennt zur nächsten Tür.

„Haben Sie vielen Dank!“

Genervt starre ich ihr nach.

`Siezt mich nicht immer, ihr Deppen!`, denke ich zum wiederholten Mal in letzter Zeit.

Ein zweites Mal hallen Schritte durch den Flur. Wieder blicke ich auf.

Diesmal ist es die Richtige.

„Sorry!!!! Der Kopierer hat nicht funktioniert und ich musste alles von Hand abschreiben“, sagt Eve keuchend und blickt scheut mich an.

„Schon gut. Was steht an?“

Eve blättert durch die vielen Stundenpläne und zieht zwei spezielle aus dem Stapel heraus.

„Also...-“, ein Strahlen geht ihr übers Gesicht.

„Wir haben jetzt eine Freistunde, ich sogar zwei!“

Skeptisch werfe ich auch einen Blick auf den Zettel.

„Von wegen! Ach nee, du hast recht! Das ist fies>.< ...“

Empört schlage ich irgendeine Richtung ein und gehe einfach drauf los.

„Hey! Wo willst du hin?!“

Ohne mich umzudrehen, antworte ich auf ihre Frage.

„Wohin wohl? Nach oben in den Park! Ich für meinen Teil brauche ab und zu mal echtes Licht!!!“

Erstaunt blickt sie mir hinterher.

„Was soll das heißen?!“

Das Grinsen kann ich mir nicht verkneifen.

„Genau das, du flugunfähiger Flughund!“

Aus Sicherheitsgründen renne ich los, da ich schon schnelle Schritte hinter mir vernehme. Meine Wunde vom Angriff ist mittlerweile nach einer Woche guter Pflege so gut wie verheilt, nur von Viet ist noch keine Spur... Nicht lange kann ich mich diesem Gedanken hingeben, da ich etwas lautes hinter mir vernehme.

„Das gibt Rache, du Monsterflattervieh!!!!“

Der Freedome (Aki)

Nachdem wir den Ort des brennenden Hauses verlassen hatten, wurden wir von Reeq’s Einheit aufgegabelt und zurück zum Freedome gebracht.

Er ist das Hauptquartier der Rebellen und gleichzeitig einer der sichersten Flüchtlingsorte für verfolgte und gejagte Vampire, die nicht mehr den Hoherichter und der Kaiserin gehorchen. Neuerdings ist er sogar auch Zuflucht für Engel, die Gott nicht mehr vertrauen. Die einzigen dieser Art sind Reeq und Abelina, unsere gefallenen Engel.

Der Freedome ist gleichzeitig unsere Heimstätte seit unserem Beistritt als Rebellen. Nur zu besonderen Anlässen oder Missionen bekommen wir zeitweise Wohnungen außerhalb, wie Abelina, die die Aufgabe der Überwachung von Etienne’s Familie hatte.

Unter anderem gibt es hier auch eine Schule mit Internat für die Kinder der Flüchtlinge und die jüngeren Rebellen.

Lin und ich lernen und lehren hier gleichzeitig. Es bringt zwar auch viel Stress mit sich, jedoch macht es auch viel Spaß den Kleineren vom dem man weiß. dass es wichtig ist.

Der Freedome ist eine uralte Festung- und Burganlage, welche sich auf einer Insel befindet. Für Außenstehende ist die Insel nur sehr schwer zu erreichen. Starke und lebensgefährliche Strömungen machen die sichere Überfahrt unmöglich, wenn man die ungefährlichen Stellen nicht kennt.

Allein der Teil des Freedome, der sich über der Erde befindet, ist so groß wie ein Dorf. Doch der gewaltigere Teil befindet sich unter der Erde, der zugleich das Herzstück des Freedome ist. Während im dem Teil über der Erde viele Rebellen und Flüchtlinge leben, schneiden die ehemaligen Kerkergänge wie Schlangen einen Weg durch die ewige Nacht der unteren Welt. Sie führen zu Klassenräumen, Speisehallen, Räumlichkeiten für Besprechungen sowie Planungen, Verpflegungslagern, Waffenkammern, Kerkern und zu weiteren Wohnungen sowie Geheimgängen, die durch die ganze Insel verlaufen. Zu guter letzt befindet sich hier die Großküche, die alle Im Freedome versorgt.

Ich selber wohne mit Lin wieder in einer Wohnung im Südflügel. Zwar sind die Rolos tagsüber bis auf Hälfte runtergezogen, durch meine Lichtempfindlichkeit, doch das stört meine Zimmergenossin nicht.

Dank der Medizin, die unsere Forscher und Wissenschaftler entdeckt haben, ist es einigen von uns Vampiren möglich auch zur Tageszeit das Haus zu verlassen, Leider ist sie noch nicht vollständig ausgereift und hat auch ihre Grenzen...

Vor fast Fünfzig Jahren wurde der Freedome zum ersten Mal als Fluchtlager genutzt. Seitdem hat sich daraus der Rebellenstützpunkt entwickelt.

Ich bin hierher gekommen als ich als Sünder bezeichnet und verbannt wurde von Gott samt meiner Familie. Ich weiß nicht mehr was damals passierte... Das einzige was ich noch weiß ist, dass mir einer Mann von diesem Ort erzählte.

Mir ging es sehr schlecht doch ich entschied nach diesem Ort zu suchen, fand ich aber nicht und brach irgendwann im Wald zusammen. Als ich wieder aufwachte, fand ich mich in den Armen Lilith’s, unserer engelhaften Anführerin wieder, die mich dann wohl mehr oder weniger adoptierte und im Freedome aufnahm.

Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr glücklich nicht mehr allein sein zu müssen. Ich lebe nun mit Vampiren und Engeln zusammen, die das selbe Ziel vor Augen haben. Wir streben es sogar an mit Menschen in Kontakt zu treten und diesen zu halten.

Mit der Zeit wurde ich von den anderen als Truppenführerin benannt. Dadurch wurde mir eine wichtige Rolle zugeschrieben und ich erfülle sie so gut ich nur kann.

Ewig gedenke dir (Aki)

Ich renne Lin hinterher und verpasse ihr einen leichten Klaps auf den Rücken.

„Hey, denk dran, dass ich Sonnenlicht neuerdings auch vertragen kann. Vor mir kannst du nicht Flüchten!!“, sage ich und wir lachen beide los. Dann steigen wir die alten, steinernen Treppen hinauf, treten vor das schmiedeeiserne Tor und verfassen den Südflügel, unter dem das Tunnelsystem der Schule in dem wir uns gerade noch befanden.

Draußen strahlt uns die Sonne warm entgegen. Ich verengere meine Augen zu kleinen Schlitzen. An das helle Tageslicht muss ich mich noch gewöhnen. Trotzdem genieße ich es in der warmen Flut der Sonne zu stehen und spüre das Prickeln in meinem ganzen Körper.

„Schön, oder?“, sagt Lin leise, während ein sanfter Wind durch die Baumkronen weht.

„Ja~ Es ist toll. Ich frage mich, wie wir überhaupt ohne Licht leben können bzw. müssen... Durch die Sonne sieht alles so lebendig aus, so farbenfroh und echt!“, antworte ich leicht schwärmend.

„Hast du den Park schon mal bei Tageslicht gesehen?

Ich schüttle den Kopf. Prompt nimmt Lin meine Hand und zieht mich mit. Wie immer versuche ich mir jedes Detail, welches sich zu dem Anblick von Nachts unterscheidet, in mich förmlich aufzusaugen.

Es ist Frühling und ich bewundere die Blüten der Kirschbäume. Ein paar Minuten später kommen wir zu dem Eingangstor des Parks. Eigentlich ist es gar kein richtiger Park mehr, es gleich eher einem angelegten Wald, der sich auf der ganzen Insel ausbreitet.

Ruhig gehen wir den weichen, vom Klang der Vögel erfüllten Waldweg entlang. Links und rechts von uns blühen Moose und kleine Waldpflanzen.

Plötzlich entdecke ich etwas wieder, dass mir fast das Herz stehen bleibt. Es ist zwar durch Efeu verwuchert und selbst etwas von der Zeit gekennzeichnet, aber ich erkenne es wieder. Vor vielen Jahren hatte ich es das letzte mal gesehen...

Eine unsterbliche Rose ist in die Rinde der Eiche geritzt. Um die Rose herum verlieren sich fremdartige Zeichen und über der Rose ist, wie eine Krone, ein halbmondförmiges Zeichnen geritzt.

Alles in mir rast. Mein Atem geht flach und kurz.

Es ist, als ob ich dieses Zeichen vor langer Zeit aus meinem Gedächtnis aus irgendeinem Grund verbannt hätte. Und nun kehrt es flashbackartig zurück.

„Lin?“

„Ja? Was ist überhaupt los?!“, fragt sie, durch mein abruptes Stehen bleiben, leicht irritiert.

Meine Umgebung verschwindet für den Bruchteil einer Sekunde, dann schaue ich Abelina mit festen Blick an. „Ich muss dir unbedingt was zeigen!“

Mit diesen Worten nehme ich sie bei der Hand und renne los. Nicht entlang des vorhandenen Weges, sondern mitten durch den Wald. Mein Herz rast wie wild. Plötzlich kommt mir wieder eine Erinnerung hoch. Wie konnte ich das nur vergessen?!

Für Lin muss es aussehen, als ob wir querfeldein durch dem Wald irren. Aber ich weiß genau, wo ich lang muss.

„E~Eve... Wo willst du denn hin?! Hier ist doch gar kein Weg!“, bringt meine Freundin verwirrt und außer Atem hervor.

„Zur Gedenkstätte meiner Eltern! Und vieler anderer Opfer...“ Das letztere füge ich fast schon kleinlaut hinzu. Ich renne rücksichtslos im glichen Tempo weiter.

Ich weiß, dass Lin jetzt mehr als verwirrt ist. Ich habe ihr nie wirklich etwas von meiner Familie erzählt. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob sie tot sind oder im Verborgenen leben... Jedoch tendiere ich mehr zu dem ersten Verdacht.

Ich war gerade mal sieben Jahre alt, als meine Familie des Hochverrats angeklagt wurde. Doch statt ins Exil verbannt zu werden, wurde uns eine Art „höhere Bestimmung“ zugesprochen. Ich erinnere nicht einmal richtig an die Umstände unserer Bestrafung, nur noch an die verschlingende Dunkelheit, das Tropfen SEINES Blutes und die Schreie mit dem dazu gehörenden Schmerzen...

Ich erinnere mich noch, wie darum gefehlt wurde Kinder von solcher Strafe zu verschonen, doch die, die uns zum Richtplatz brachten, kannten das Wort Gnade nicht.

Plötzlich merke ich, dass mir meine Erinnerungen bruchstückweise wie in einem Film vor den Augen ablaufen. Ich erinnere mich Details, die ich damals nur unbewusst aufgenommen hatte. Zum Beispiel, dass die schneeweißen Flügel meines Vaters sich immer mehr in Schwarze wandelten. Sie verwesten.

Wir sind fasst da, somit verlangsame ich mein Tempo ein wenig, spreche jedoch immer noch nicht.

„Seit wann hast du deine Eltern nicht mehr gesehen?“

Ich schüttle den Kopf, da ich nicht darüber reden will.

Mein Tempo steigt wieder an. Ich frage mich, wie das Grabmal jetzt wohl aussieht.

„EVE! Pass auf!!“ Lin’s Ruf höre ich zu spät. Ich rutsche das plötzlich steile Gefälle herab, sehe wie der Boden direkt vor abrupt endet und spüre die Wassermengen, die mich verschlingen.

Jetzt spüre ich die unersättliche Kälte des Waldsees. Ich versuche nach oben zu schwimmen, doch eine unsichtbare Kraft zieht meinen Ganzen Körper in die Tiefe. Immer mehr fühle ich, wie das kalte Wasser von mir Besitz ergreift und mich seltsame Strömungen noch unten zeihen.

Unerwarteter Weise sehe ich etwas. Ein großer Fels scheint mitten im See zu stehen. Doch dass, was mir das Herz am meisten in die Magenkuhle rutschen lässt, ist das steinerne Kreuz. Irgendwie stolz thront es dort auf dem Felsen und ich erkenne es sofort wieder.

Das Grabmal meiner Familie, fast genauso wie es plötzlich wieder in meiner Erinnerung habe. Zwar sind inzwischen Wasserpflanzen dort drüber gewachsen, aber im Großen und Ganzen ist es genauso wie damals.

Ich sehe etwas im schwachen Licht, welches von der Oberfläche noch sanft ins Wasser scheint, aufblitzen und schwimme näher an das Kreuz heran. Dort hängt eine silberne Halskette mit einem außergewöhnlichen Anhänger. Er hat die Art eines Traumfängers. Erst jetzt fällt mir auf, dass er trotz des Wasser keinen Schäden genommen hat. Vor lauter Träumerei fällt mir auf, wie schnell mir gerade die Luft ausgeht. Schnell und zugleich vorsichtig nehme ich ihn in die Hand, um ihn in meiner Tasche zu verstauen. Ruckartig kehrt eine weitere Erinnerung zurück, die ich aber auf Grund des Sauerstoffmangels ignoriere.

Mit einem kräftigen Tritt stoße ich mich vom Boden ab, um der Strömung trotzen zu können. Langsam beginnt sich alles zu drehen. Endlich ist die Wasseroberfläche greifbar nah.

Nach Rache durstende Jäger (Mia)

Immer schneller steigen Luftblasen aus dem Wasser auf, bis auf einmal ein Schatten zu sehen ist.

“Komm nicht hoch!!“ schreie ich so laut ich nur kann, doch Evelyn scheint mich nicht zu hören. Wenige Sekunden später taucht sie auf und rangt krampfhaft nach Luft. Krampfhaft versuche ich mich aus dem festen Griff, der hinter mir stehenden Person zu befreuen, jedoch ohne Erfolg.

Im nächsten Moment höre ich nur noch den unverhofften Schuss durch die Landschaft hallen. Eve und ich schauen geschockt in die Richtung, aus der der Schuss kam.

„Ha! Damit habe ich meine Schwester getoppt!!“ Ein Mädchen mit etwas über die Schultern langes Haar und kastanienbraunen Augen grinst hämisch in unsere Richtung.

„Das war nicht übel, Gina! Aber an Cassie kommste noch lange nich ran!“ Der junge Mann hinter mir fängt leise an zu lachen. Während dessen blicke ich besorgt zu meiner Freundin, die im Wasser eine dünne Blutspur hinterlässt. Eve schwimmt mit schmerzverzehrten Gesicht zum nahegelegenden Ufer.

Dort angekommen steigt sie aus dem Wasser und hält sich den stark blutenden Arm. Ihrem Blick nach hat sie die Situation noch nicht realisiert. Mittlerweile starre ich auf den Boden und überlege wie wir uns aus dieser Lage befreien können...

„Was machen wir jetzt mit den beiden?“, fragend sieht der blonde Mann die angehende Vampirjägerin an.

„...Weiß nich. Lass sie uns hier töten und irgendwo vergraben, wo sie höchsten noch von den Wölfen gefunden werden können.“, antwortet die Gefragte kühl, fast schon desinteressiert. Geschockt blicke ich wieder auf, dann kommt mir die rettende Idee. „Wie damals...“ denke ich mir.

Schlagartig breite ich meine pechschwarzen Flügel aus. Der von meiner Erscheinung erschrockene junge Mann lässt mich schlagartig los.

Mit voller Wucht trete ich ihm gegen sein Schienenbein, worauf ein schmerzerfüllter Schrei seinerseits erklingt und er auf den Boden sackt. Ich greife mir den nächstbesten großen Stein um den Mann bewusstlos zu schlagen. Ehe ich zuschlagen kann höre ich einen leisen Schrei. Mein Blick wandert blitzschnell zu Eve. Die Jägerin hält bedrohlich ihre silberne Pistole an Evelyns Kopf.

„Na, na, na! Lass schön den Stein fallen oder ich werde deine Freundin löchern wie eine Schweizer Käse!“

Ihrem Blick sind jegliche Kindlichkeit und Naivität entwichen. Mit einem verachtendem Grinsen deutet sie auf meinen Vampir. Der von mir niedergeschlagene Jäger steht wieder auf und wühlt in seiner Tasche, aus der er dann silberne Handschellen holt. Wütend starre ich die sogenannte Gina stumm an und bleibe ruhig stehen, während er mir die Handschellen anlegt. Währenddessen betrachte ich Eve näher. Sie atmet schwer und scheint durch das Gift der vermeintlichen Silberkugel geschwächt zu sein, auch der hohe Blutverlust scheint ihr zu schaffen zu machen.

„Was mach ich jetzt?!“

Bei diesem Gedanken fällt mir auf die Schnelle nur eines ein: der Anhänger von Viet. Unauffällig werfe ich einen Blick auf den als Anhänger getarnten Sender, welcher an meinem Armband hängt.

In Gedanken versunken blickt die angehende Vampirjägerin abwechselnd zu mir und zu Eve. Dann sagt sie schließlich an ihren Bruder gewannt:

„Keith! Den verfluchten Engel nehmen wir mit und zeigen ihn Cassie, der Vampir bleibt hier. Groß bewegen kann sie sich eh nicht.“

Erschrocken über diese Aussage beschließe ich, einen letzten Fluchtversuch zu starten, da die Jägerin mittlerweile weit genug von Eve entfernt ist. Ohne Vorwarnung renne ich los, direkt auf Evelyn zu. Dabei ziehe ich die Flügel ein um zu ihnen zu zeigen, dass ich nicht weg fliegen will.

Ehe sie mich eingeholt haben, habe ich meine Freundin und schließe sie in die Arme. Dann lasse ich unauffällig den Anhänger mit dem Sender fallen und flüstere Evelyn zu:

„Spiel mit! Tu so, als ob du das Bewusstsein verlierst!“

Wie auf Knopfdruck beginnt sie zu schwanken und lässt die Augen zu fallen.

Zur selben Zeit drücke ich auf den Auslöser des Signals.

„Reeq, seht zu dass ihr uns hier aus der Patsche holt!“, schaffe ich noch zu sagen bevor die Beiden uns erreicht haben.

Ruckartig werde ich weggezogen und Eve fällt zu Boden.

Gina hält ihre Waffe direkt auf den Vampir.

„Wenn du sie erschießt, halte ich meine Flügel im Verborgenen! Dann glaubt euch keiner, dass ich ein Engel bin! Jedenfalls wird es eine Weile dauern, bis ihr es mir nachweisen könntet!“

Erstaunt und gleichzeitig verärgert blickt mich der Mann an, das Mädchen hingegen fängt an zu grinsen.

„Wie du willst! Ich lasse sie leben, in dem Zustand wird sie wie gesagt eh nicht weit kommen.“

Erleichtert atme ich auf. Jetzt muss nur noch Reeq mit ein paar Leuten aus seiner Truppe das Signal bemerken, und uns retten kommen...

„Nun denn , schwarzer, verräterischer Engel! Breite deine Schwingen als Gegenleistung aus!“

Der Forderung ausgesetzt folge ich ihrem Befehl.

„Keith!“

Das schwarzhaarige Mädchen gibt ihrem Bruder ein für mich nicht deutbares Zeichen. Ehe ich überhaupt darüber nachdenken kann, werde ich grob in irgendeine eine Richtung geschuppt. Ohne ein Grund zu haben rennen die beiden fast schon los und ziehen mich hinterher. Ein echt misses Gefühl wie ein reudiger Hund behandelt zu werden. Ein Gefühl, dass ich nur all zugut kenne...

Schneller als mir lieb ist entfernen wir uns von Eve.

Dunkelrote Benommenheit (Aki)

Gezwungen meine Augen geschlossen zu halten, muss ich in jedem Detail mit anhören, wie meine Freundin verschleppt wird. Ich kralle meine Finger fest in den Erdboden um die Beherrschung nicht zu verlieren und los zu stürmen.

Bald verhallen die Schritte der Drei und nichts ist mehr zu hören, bis auf die natürlichen und friedfertigen Geräusche des Waldes.

Langsam öffne ich die Augen und sofort werde ich mir meines starken Blutverlustes bewusst. Mein Blick ist verschwommen und ein Gefühl von Schwindel beschleicht meinen Körper.

So richtig bewusst, was ich jetzt tun soll, ist mir nicht. Der Gedanke daran, nichts gegen Abelinas Entführung unternehmen zu können, da ich auf Hilfe angewiesen bin, macht mich wütend.

Plötzlich spüre ich wieder den surrenden Schmerz, der sich von der Schusswunde aus im ganzen Körper verbreitet.

Außerdem scheint mein Arm taub zu werden und es fühlt sich an, als würden sich sämtliche Adern meines Körpers zusammenziehen und gleich darauf zerbersten. Durch die hervorgerufene Lähmung kann ich mich kaum bewegen, mein Blick wechselt unkontrolliert zwischen scharf und verschwommen. Auch mein sonst so filigranes Gehör arbeitet nicht so wie es das normalerweise tut.

„Scheiße! Verdammte Silbermunition!!!“, fluche ich.

Doch das wird mir auch nicht helfen, wenn nicht augenblicklich Hilfe aus dem Freedome kommt.

Das Warten kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit.

Kurz habe ich die Einbildung, im grellen Tageslicht eine menschliche Gestalt wahrzunehmen . Dann verschwimmt wieder alles.

„...lyn? Evelyn, bist du hier irgendwo? Abelina? Ist hier jemand?“, ruft eine Stimme, welche einem Mann angehört.

Beschämend schwach bringe ich ein paar Wortfetzen heraus.

„Ich bin hier...“, tönt es dumpf aus meinem Mund.

Endlich höre ich feste Schritte auf dem Waldboden und spüre kurz danach die Anwesenheit der Person.

„Evelyn! Scheiße, haben sie dich mit Silber getroffen?! Wo ist Abelina?!“, sagt er, während er sich ein Stück seines Ärmels abreißt und mich notdürftig verarztet. Ich schreie kurz auf, als er mir die Kugel aus dem Fleisch zieht. „Du bist ja klitschnass! Was zum Henker habt ihr hier gemacht?!“

Inzwischen weiß ich, wer der Mann ist. Es ist Reeq Joaquin, den Truppenführer einer weiteren Einheit, ein Mitstreiter von uns und zu dem ein Engel auf Flucht.

„Hinterhalt...Die Schweine haben sie entführt...“, bringe ich schwer atmend heraus während er meine Wunde verbindet.

„Shit...Eve, du hast verdammt starken Blutverlust...“, stellt er schockiert fest.

Einen Kommentar dazu spar ich mir.

„Bring mich zum Freedome, ich muss wohl oder übel nachtanken um Lin zu retten...“, sage ich ächzend und gleichzeitig entschlossen.

Ich versuche mich aufzurichten, was ein absolut lächerlicher Versuch ist.

Reeq drückt mich zurück auf den Boden.

„Du spinnst wohl! Wenn wir jetzt noch erst bis zum Freedome zurück laufen, ist dein Tod so sicher wie das Amen in der Kirche!“, fährt er mich an.

Stattdessen schiebt er seine Unterarme vorsichtig unter meinen Rücken und hebt mich von der Erde hoch.

„Idiot! Ich brauche mindestens zwei Transfusionen reines Engelsblut um den Scheiß hier vollständig zu überstehen!“, gebe ich entnervt zurück und wunder mich gleichzeitig, dass ich scheinbar genügend Kraft zum Streiten habe.

Etwas grober legt er mich auf seine Knie und schaut mich an.

An seinem Rücken erkenne ich schneeweiße Flügel.

Ein Engel, der auf der Flucht, aber noch nicht gefallen ist...

Etwas verdutzt starre ich ihn an.

Als ich merke, dass er seinen Oberkörper zu mir herunter beugt ahne ich, was er vor hat. Schlagartig, und mit Schmerz verbunden, wende ich mein Gesicht von seinem Hals ab. Sein angenehmer Geruch schleicht schon in meine Nase.

„Oh nein, vergiss es! DAS werde ich ganz sicher nicht tun!!“, gebe ich entschlossen von mir.

„Eve! Verdammt noch mal, schnall es endlich! Dir bleibt keine andere Wahl!!“, sagt er, halb wütend, halb verzweifelt.

„Aber ich-„

Das ist anscheinend zu viel für Reeq.

Urplötzlich spüre ich seine Lippen auf den meinen. Mein Herz bleibt vor Schreck fast stehen, trotzdem schließe ich die Augen.

Doch der Schmerz lässt mich in die Realität zurück kehren. Mein Vampirinstinkt wird geweckt.

„Das hättest du nicht tun dürfen...“, sage ich leise und sinke langsam an seinem Hals herab.

„Es tut mir leid...“, flüstert er.

Meine weißen Eckzähne blitzen hervor und bohren sich in das zarte Fleisch.

Warmes, heiliges und unberührtes Blut rinnt meine Kehle herunter und erfüllt meinen ganzen Körper mit einem angenehmen Prickeln. Fast beschämt und mit einem schlechtem Gewissen stelle ich fest, dass diese Blut das Köstlichste ist, welches ich seit langem getrunken hab. Ob es tatsächlich daran liegt, dass es von einem Engel stammt?

Langsam wandert mein Blick zu seinen Flügeln. Als ich sehe wie sie langsam ergrauen, will ich sofort von ihm ablassen. Doch er nimmt meine Hand.

„Das lässt sich jetzt eh nicht mehr ändern. Früher oder später wird das eh passieren. Besser so, als anders...“, sagt er leise, aber mit fester Stimme.

„Warum müsst ihr Männer bloß immer so stur sein?“

Meine schlagartige Begierde nach seinem Blut jagt mir selbst etwas Angst ein, doch ich kann nicht wiederstehen.
 

Kurze Zeit später rennen wir durch den Wald, auf der Suche nach Abelina und ihren Entführern. Nach einer geraumen Weile Ausdauerlaufs hören wir Stimmen.

Anriss (Aki)

„Und keine Tricks, verstanden?“, höre ich die Kopfgeldjägerin Gina sprechen. Meine Sinne sind fast wieder so geschärft, wie vor der Schussverletzung.

Wir halten uns im Verborgenen des Gebüschs.

Gina hat Lin bei den Haaren gepackt und sich vor ihr aufgebäumt.

Ich will schon aus dem Hinterhalt stürzen, doch Reeq hält mich zurück.

„Was soll denn das?!“, flüstere ich aufgebracht.

Er wühlt in seinen Taschen und holt zwei Waffen raus die er mir reicht.

Grinsend nehme ich sie an.

„Oh, vielen Dank der Herr, sehr aufmerksam!“

Wir warten noch ein paar Sekunden um den richtigen Moment abzupassen.

Als der scheinbar richtige Moment zum Angriff gekommen ist, stürzen wir aus dem Dickicht.

Gina und Keith starren uns verdutzt und irritiert an.

„So- und jetzt hoch mit den Händen, sonst knallt`s gewaltig. Und ich warne euch, diese zwei Babys hier sind verdammt scharf geladen!“

Tatsächlich gehorchen die Beiden.

Gina legt ihre Waffe auf den Boden und stellt sich neben ihren Bruder, dessen Augen uns hasserfüllt anfunkeln.

Lin richtet sich auf und kommt zu uns gelaufen. Wie eingefroren stehen Reeq, Lin und ich vor den Kopfgeldjägern.

„Warum tut ihr das?“, schallt meine Stimme durch die angespannte Atmosphäre.

„Was? Das Jagen von Bestien wie euch?“, faucht Gina zurück.

Knall. Eine Kugel landet nur knapp neben ihrem Fuß.

„Vorsicht mit der Wortwahl, das nächste Mal könnte ich treffen.“, gebe ich kalt zurück.

„Unsere kleinste Schwester wurde von einem Euresgleichen missbraucht und blutleer, grausam verstümmelt von uns aufgefunden. Sie war gerade mal neun!“, sagt Keith ruhig. Doch am Zittern seiner Stimme erkenne ich, wie sehr er versucht sich zu beherrschen.

„Unsere Eltern wurden ebenfalls von Vampiren brutal ermordet! Seitdem haben wir uns der Vampirjagd verschrieben, denn ihr Blutsauger seid alle gleich!“ ,keift Gina. Sie ist nicht ganz so beherrscht wie ihr Bruder.

Plötzlich bemerke ich, wie Lin mich grob am Ärmel zupft.

Sie deutet auf Keith. Doch zu spät:

Seine Armbrust hat bereits einen Pfeil abgefeuert.

Lin wird fast getroffen, kann zuvor zwar ausweichen, lässt aber ihre Waffe versehentlich fallen.

Gina nutzt das aus, zückt eine schwere Pistole und zielt damit auf meine Freundin.

„Untersteh dich!“, brülle ich, während sich Reeq auf Keith stürzt und versucht ihn unschädlich zu machen. Ein Schuss ertönt. Ich höre Lin laut aufschreien.

Sofort eile ich zu ihr. Die Kugel hat sie in die rechte Schulter getroffen.

Innerlich fluche ich laut auf.

Während ich Lin in den Armen halte, liefert sich Reeq einen gefährlichen Nahkampf mit Ginas Bruder.

„Eve! Pass auf! Hinter dir!“, versucht mich Abelina zu warnen.

Blitzschnell ziehe ich meine Waffe und ziele auf die Schützin.

Kurz, nur eine Millisekunde bevor ich den Abzug betätigen kann, stellt sich eine große Person mit langen schwarzen Haaren zwischen mich und Gina, die Waffe gegen mich gerichtet.

Seine Augen funkeln golden und sein Blick heftet an mir wie ein teuflischer Schatten.

„Na, na Eve, das lass man schön bleiben. Oder willst du tatsächlich auf mich schießen?“

Meine Lippen beben, während meine Augen mich zu trügen scheinen wollen.

„Viet?! Was soll das? Was tust du da?“

Splitternde Seele (Mia)

„Wonach sieht es denn aus?“ bringt Viet kühl heraus.

Eve steht wie angewurzelt da, die Waffe immer noch auf ihn gerichtet.

„Das ist ein Scherz!! Das kann nicht sein...“, stottert sie.

Durch den Schock lässt sie die Waffe fallen.

Ich weiß nicht ob ich Wut oder Zweifel empfinden soll. Es ist, als würde uns die Realität einen Streich spielen. Jedenfalls fühlt es sich so an.

Ein dumpfes Geräusch lässt mich aus dem Schockzustand aufschrecken und reißt mich aus dem Gefühlschaos.

Schnell blicke ich zu Reeq, der den Zweikampf für sich entscheiden konnte und Keith, welcher nun bewusstlos ist, gegen den Baum lehnt.

„Ich hoffe du weißt, was das für dich bedeutet?!“, fragt Reeq ruhig, während er sich aufrichtet.

Viet`s Antwort darauf ist ein kühles Lächeln.

„Dann ist es nicht mehr zu ändern!“

Entschlossen greift er zu seinem Schwert, welches um seine Hüfte hängt.

Evelyn ist aus ihrer Art Traum noch immer nicht „erwacht“ und starrt Reeq verängstigt an.

„Das kannst du nicht... Er hat bestimmt eine Erklärung dafür Reeq!!“

Doch Reeq`s Blick bleibt auf der Gestalt des Verräters haften.

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht Eve!“

Weder meine beste Freundin noch ich, finden eine Antwort auf diese Frage. Aber wahrscheinlich ist es eher so, dass wir, ohne es selbst zu wissen, die grauenvolle Wahrheit verdrängen.

Viet lacht leise auf.

„So naiv hätte ich dich gar nicht eingeschätzt, meine kleine Eve! Ich hatte dich für cleverer gehalten. Ich meine, es müsste doch eigentlich schon negativ auffallen, wenn jemand sagt, es habe einen Verrat gegeben, und dann derjenige plötzlich verschwindet. Wirklich, ich hätte nicht gedacht, dass du so gutgläubig bist.“

Wütend funkeln Reeq`s Augen Viet an bevor er zum Schlag ausholt.

Gelangweilt gähnt unser verräterischer Freund und weicht der Attacke aus.

Hämisch grinsend steht Gina, die vor Schreck hingefallen war, wieder auf.

„Das sieht man selten! Monster verraten sich gegenseitig.“

Reeq achtet nicht weiter auf ihre Worte und vertieft sich in einen weiteren Kampf.

Erbost über ihre hämischen Worte erhebe ich mich, leicht schwankend.

In meinem Kopf fängt sich alles an zu drehen.

Genervt greife ich nach der auf dem Boden liegenden Waffe und ziele auf Gina.

Die Vampirjägerin reagiert sofort und hält ihre Waffe in meine Richtung.

Der folgende Schusswechsel zwischen uns bringt Eve zurück in die Realität.

Verwirrt blickt sie sich um, als hätte sie durch den Schock das eben Passierte vergessen, oder anders gesagt, verdrängt.

Nun erhebt sich auch „mein“ Vampir.

Gina scheint das zu stören, denn ohne zu zögern wendet sie die Waffe sofort gegen Evelyn.

Schnell springe ich meine Freundein an, reiße sie um und somit aus der Schusslinie. Eve fällt nach hinten auf den Boden und ich auf sie.

Der Schuss hat eine Streifwunde auf meiner Wange hinterlassen, aus der Blut auf Eve`s Gesicht tropft. Erschrocken blickt sie mich an.

„Na, wieder gefasst?“, frage ich sie sanft grinsend und schnipse ihr gegen die Stirn.

Vorsichtig erhebe ich mich, um meine Schulter so gut es geht zu schonen. Die Waffe halte ich fest in meiner Hand. Wütend schaue ich mich nach Gina um.

Ehe ich sie sehe, höre ich ein bedrohliches Klicken hinter mir.

„Sayonara!“

Den Schmerz erwartend kneife ich die Augen zusammen.

Während ich meine Augen geschlossen halte, höre ich einen schmerzerfüllten Aufschrei seitens Gina.

Verwirrt öffne ich meine Augen wieder und sehe nur noch wie die Jägerin zu Boden geht. Mein Blick wandert weiter zu Eve, deren eisblaue Augen vor Zorn förmlich glühen. Mit dem Anblick atme ich erleichtert aus.

„Scheint, als ob unser Team wieder vollständig ist!“, kommt es plötzlich von Reeq. Beleidigt steckt ihm Evelyn die Zuge raus, auch Viet scheint für einen Moment verwirrt und abgelenkt.

Ohne auch nur noch einen Gedanken darüber zu verschwenden, was passiert wenn ich treffe, ziele ich auf Viet und drücke ab. Zu spät bekommt er meinen Angriff mit und sieht mir direkt in die Augen.

Die von mir abgefeuerte Kugel bohrt sich in seinen Oberschenkel.

Sein Gesicht verzerrt sich zu einer Grimasse des Schmerzes, den ihm die Silberkugel bereitet und er sackt auf den Boden.

Meine Freundin wendet den Blick ab, während sie am ganzen Körper zittert.

Doch mein Blick bleibt auf ihm heften.

„Eve, das war`s noch lange nicht!“, spreche ich mit bebender Stimme.

Plötzlich ist ein leises Stöhnen zu hören, dann ein wütendes Schnauben.

„Keith!“, kreischt Gina erleichtert.

„Mist!“

Reeq steht genau zwischen Keith und Viet.

Unbedacht renne ich los und rufe:

„Eve! Du knöpfst dir die Kleine vor!“

Verdutzt sieht sie mir nach, nickt dann aber.

`Ich will es ihr nicht schwerer machen, als es ohnehin schon für sie ist, doch gegen diesen Keith habe ich keine Chance. Gegen Viet eigentlich auch nicht, aber die Wunde scheint ihm ganz schön zu schaffen zu machen`

Gefasst laufe ich direkt auf Viet zu. Die starken Schmerzen in meiner Schulter versuche ich bestmöglichst zu ignorieren.

„Lin, meinst du wirklich dass du...“

Flüchtig werfe ich Reeq einen alles sagenden Blick zu, während ich mich auf den kommenden Kampf vorbereite.
 

Es scheint schon eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit ich Viet angeschossen habe. Alle darauf folgenden Schüsse haben ihr Ziel nur knapp verfehlt, doch ich feure weiterhin auf meinen alten Freund.

Ohne Vorwarnung zieht er plötzlich selber eine Schusswaffe und hält sie in meine Richtung. Blitzschnell weiche ich aus. Viet hält kurz inne und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Auch ich bin mittlerweile kurz davor, meine Grenzen zu erreichen. Flüchtig werfe ich einen Blick zu den Anderen.

Während sich Eve und Gina wild durch die Gegend jagen, bewegen sich Reeq und Keith kaum von der Stelle. Bei den beiden Männern scheint es eher um eine Art Kräftemessen zu gehen.

Beruhigt widme ich mich wieder meinem Kampf.

Viet steht immer noch wie angewurzelt da. Ich atme einmal tief ein, dann ziele ich wieder auf Viet. Ohne darauf zu warten, ob ich schieße rennt er los, querfeldein.

Da er aber am Bein schwer verletzt ist, ist das Ganze eher ein lächerlicher Versuch. Schnell habe ich ihn wieder eingeholt.

Nicht weit von mir entfernt höre ich meine Freundin wütend auffluchen, es ist jedoch kein schmerzerfülltes Schreien, sondern eher ein wütendes Kreischen, dass man nicht allzu oft von ihr hört. Innerlich muss ich fast lachen.

In den umliegenden Gebüschen raschelt es, was ich ignoriere, Viet aber ablenkt.

Zügig feure ich drei Schüsse ab.

In dem Moment springt Gina hämisch grinsend ungefähr einen Meter neben Viet aus dem Gebüsch, unseren Kampf missachtend.

Ohne jeglichen Skrupel zieht er das Mädchen an sich, welches ihn verwirrt anstarrt.

Ehe sie noch ein Wort sagen kann, haben sie die drei Kugeln im Rücken durchbohrt. Wenige Augenblicke später sackt sie in Viet`s Armen zusammen.

Keinen Ton gibt sie mehr von sich, und plötzlich steht Keith hinter mir.

Mir stockt der Atem, da mich die Situation von einer Sekunde zur nächsten überfordert.

Bevor ich in irgendeiner Art reagieren kann, packt mich der Bruder der Nachwuchsjägerin am Arm und schleudert mich zu Boden.

Leise schreie ich beim Aufprall auf.

Unter überdimensional starken Schmerzen richte ich aber trotzdem gleich wieder auf.

Mein Blick trifft den Keith`s. Kalte, hasserfüllte Augenstarren auf mich herab.

Zeitgleich läuft mir ein eiskalter Schauder über den Rücken.

„Du kaltblütige Mörderin...“, spricht er mit zitternder Stimme.

Erst starre ich ihn an, dann gleitet mein Blick zu dem sich in der eigenen Blutlache krümmendem Mädchen.

„Nein, das...“, weiter komme ich nicht.

Grob packt mich Keith am Kragen und zieht mich auf die Beine.

„Was? Das wolltest du nicht? Verarsch mich nicht!!“

Er drückt seine Hände näher an meine Kehle und schnürt mir damit die Luft ab.

Ich verenge den Griff um meine Waffe und hebe sie langsam an. Trotz der Gefahr zögere ich.

„Was ist?“

Keith verengt seine Augen zu Schlitzen.

„Warum richtest du Waffe nicht gleich auf mich und erschießt mich? Ich bin doch genauso wertlos für euch, und auf eurer Meuchelmordliste kommt es doch bestimmt nicht auf einen mehr an! Nicht wahr, ihr gottverlassenen, blutrünstigen Ausgeburten der Hölle?!“, schreit er plötzlich.

„Urgh!“

Ich bekomme kaum noch Luft. Zusätzlich schnürt mir der immer stärker werdende Schmerz die Kehle zu.

„Lin!!“, höre ich die mir so bekannte Stimme rufen.

Es ist Eve.

Langsam vernebelt sich mein Blick und ich schließe kurz die Augen.

Als meine Freundin zu mir stürmen will wird sie nach hinten gerissen. Erstaunt blickt sie dem Engel hinterher der an ihr vorbei rennt. Der Jäger hat nicht viel Zeit um zu reagieren, und lässt mich los, damit er sich verteidigen kann.

Nach Luft schnappend falle ich auf die Knie.

Evelyn reagiert sofort und kommt schnell zu mir gerannt.

„Alles in Ordnung?“, fragt sie mich in einem extrem besorgtem Tonfall.

Ich nicke zwar schwach, aber deutlich.

Erschöpft lehne ich mich gegen ihre Schulter.

„G..Gina...“, bringe ich heiser hervor.

Erst jetzt scheint ihr der starke, in der Luft liegende Geruch aufzufallen und erblickt die sich kaum noch bewegende Vampirjägerin.

„Was ist passiert?“

Ihr stockt der Atem.

„Ich habe...“, mein Blick wandert zum Boden.

Evelyn versteht nicht, was ich ihr damit versuche anzudeuten.

„Sie war es, dein kleiner unschuldiger, geliebter Engel!“

Erschrocken sehen wir beide in das Gesicht der vor uns stehenden Person.

„Viet...“, flüstert Eve fast unhörbar.

Anders als wie vor kurzer Zeit, blickt sie ihn zornig an.

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Nicht einmal weinen kann ich vor Erschöpfung, geschweige denn aufstehen.

Eve`s Freund kommt immer näher auf uns zu. Ich spüre, wie sich ihre Umarmung schützend verstärkt.

„Komm nicht näher!“, spricht sie mit ruhiger, aber ernster Stimme.

Viet`s Augen weiten sich.

„Du willst mir immer noch Vorschriften machen?“

Sie schüttelt heftig den Kopf und ich kann fast spüren wie ihr Herz und ihr Puls rasen.

„Ich will dir nicht weh tun, aber wenn du es darauf anlegst, werde ich schießen!“

Nun zittert ihre Stimme, doch beim Sprechen hebt sie zielsicher ihre Waffe.

Innerlich zerreißt es mich fast da ich weiß, wie viel Schmerz und Überwindung sie dieser Schritt kostet.

Erstaunt blickt sie der Vampir an.

„So ist das.“

Sein Gesicht verfinstert sich.

Währendessen wird Reeq zu Boden geschleudert und Keith rennt augenblicklich zu seiner kleinen Schwester. Vorsichtig nimmt er sie in die Arme.

„Gina! Gina!!“

Seine verzweifelten Rufe bewirken rein gar nichts.

„Schwesterchen, komm schon!“

Das junge Mädchen zuckt kurz zusammen, dann öffnet sie ihre Augen langsam.

„Schwesterchen!!“

Erleichtert lässt er seinen Kopf auf ihren sinken, um seine Tränen zu verbergen.

Leicht abwesend blickt sie ihren Bruder an, den sie erst nach kurzer Zeit erkennt.

„Keith, ich...“ Mit diesen Worten spuckt sie Blut. Mindestens eine der Kugeln hat ihre Lunge getroffen. Mein Herz schnürt sich erneut zusammen.

„Ssh! Wir bringen dich zu einem Arzt, dann wird alles gut!“

Ihm laufen stumme Tränen über die Wange.

Schwach lächelnd schüttelt Gina den Kopf, dann wird ihr Gesichtsausdruck ernst.

„Keith...E..er war`s!“

Mit stark zitternder, blutverschmierter Hand zeigt das tödlich getroffene Mädchen auf Viet, der mittlerweile ein wenig Abstand von uns genommen hat.

Zornig blickt der Vampirjäger den Vampir an, was diesen jedoch nicht weiter stört, da Viet seinen Blick immer noch auf Eve fixiert hat.

„Wie du meinst!“, sagt er schließlich.

Evelyn hält seinem Blick tapfer stand, obwohl ich den in ihr herrschenden Schmerz immer mehr spüre.

Entschlossen, meiner Freundin beizustehen, richte ich mich wieder langsam auf.

Die kleine Pause, die mir meine beiden Mitstreiter verschafft haben, hat mich wieder ein wenig zu Kräften kommen lassen. Eve versucht mich wieder auf den Boden zu drücken, doch ich schüttle nur den Kopf.

„Schon gut.“

Nicht gerade begeistert sieht sie mich an.

„Bist du sicher?“

Als Antwort gebe ich ihr ein breites Grinsen und zwinkere ihr zu.

„Klar!“

Auch das überzeugt sie nicht, aber sie akzeptiert es. Worüber ich sehr dankbar bin, da ich nicht mehr beschützt werden will, sondern eine Stütze sein will!

Ein Hustenschauer lässt mich und Evelyn erschaudern, fast gleichzeitig schauen wir in Ginas Richtung. Sie sagt irgendetwas zu ihrem Bruder, dann sinkt die zarte, auf Keith`s platzierte Hand zu Boden.

Geschockt starrt er auf seine, dem ewigem Schlaf verfallenen Schwester an.

Tränen fließen zu Hunderten sein blasses Gesicht herunter und ein verzweifelter Schrei entgleitet seinem Mund.

Das erinnert mich nur zu sehr an ein Ereignis an dem ich auch mit Schuld trug. Es ist kein schlechtes Gewissen das mich prägt, sondern der stechende Schmerz in meinem Kopf und meiner Seele.

In dieser Verzweiflung stürme ich unkoordiniert auf Viet, meinen Mittäter zu und attackier diesen. Nicht einer meiner Angriffe zeigt eine Wirkung, und das, obwohl er durch seine Verletzung so gut wie kampfunfähig sein müsste. Das macht mich nur noch wütender.

Trotzdem gebe ich mich fürs erste geschlagen und ziehe mich zurück.

Viet jedoch kann keine Pause einlegen, da ihn nun Eve stark angreift und den ein oder anderen Treffer landet. Doch auch sie kommt an ihre Grenzen und muss ein Verschnaufpause einlegen.

Somit springt sie von Viet weg und lehnt sich kurz an einen Baum.

Was sie jedoch nicht gemerkt hat ist, das ihr der Verräter unmittelbar im Sprung gefolgt ist und nun direkt hinter ihr steht. Sein Gesichtsausdruck ist nicht zu interpretieren.

„Eve! Hinter dir!!“, schreie ich so laut ich kann.

„Leb wohl, meine geliebte Eve.“

Viet fährt seine dämonischen Klauen aus und holt mit ihnen zum Schlag aus.

Er zielt direkt auf ihr Herz.

Mittlerweile ist Reeq wieder zu sich gekommen und kann der Szenerie nur entsetzt zu schauen.

„Evelyn!!“, schreit er verzweifelt.

Wie in Zeitlupe nähert sich Viet`s Hand immer mehr Eve`s Oberkörper.

Plötzlich wandelt sich ihre geschockte Miene zu einem Gesichtsausdruck den ich bei ihr noch nie gesehen habe: Er verkörpert all die Gefühle; welche sie in der letzten halben Stunde durch lebt hat. Verzweiflung, Trauer, Hass, Angst, Mut, Ungläubigkeit, Mitleid, Schmerz...Liebe?!

Diese eine Millisekunde lässt in Viet`s Gesicht einen unerwarteten, leidenden Ausdruck erkennen.

Dann sehe ich nur noch die Umrisse einer Person, die auf die Beiden zueilt.

Keith!

Ohne einen Laut von sich zu geben, trifft er Viet mit einem Messer in die rechte Seite. Dieser zieht die Hand von Eve weg, die dem ganzen wieder geschockt zusehen muss.

Mit einem lauten Stöhnen zieht sich Viet das Messer sofort wieder raus.

Er dreht sich um und sieht dem Vampirjäger eiskalt in die Augen, bevor er ihm mitten ins Herz sticht.

Mit einem lauten Aufschrei kippt der Mensch um. Sein Blut beginnt den Boden zu bedecken.

Ohne auf den Verräter zu achten, knie ich mich direkt neben Keith und lege seinen Kopf auf meinen Schoß, Eve hingegen fühlt seinen Puls.

„Er lebt noch. Aber sein Herz...

Zögernd öffnet der im Sterben liegende Mann seine Augen und bewegt seine Lippen langsam, um mit ihnen Worte zu bilden.

„Ein Verräter lebt..nie...v...viel länger als...seine Opfer, du...Teufel!“

Mit diesen an Viet gewandten Worten, fallen ihm die Augen zu und sein Herz hört endgültig auf zu schlagen.

Fassungslos starre ich vor mich hin.

„Du Monster! Was hast du mit meinem Viet gemacht?! Du Scheusal!!“, schreit Evelyn aus Leibeskräften.

„Ich war nie der, den du in mir sehen wolltest!!“, gibt er mindestens genauso laut zurück.

Plötzlich schwankt er stark und sinkt auf die Knie.

„Mist!“, flucht der verletzte Vampir.

Auch Reeq ist wieder an unserer Seite und starrt Viet verachtend an.

Auf einmal hören wir ein Rascheln in den Büschen und vier, in schwarz gekleidete, Personen kommen zum Vorschein.

„Pfoten weg von Viet-sama, ihr Unwürdigen!“, ruft eine der Personen.

Aufgrund ihres Dialektes, stelle ich fest, dass es sich um eine asiatische Frau handelt.

„Was zum...“, mehr bringt Reeq nicht hervor.

Ohne Vorwarnung wird mir schwindlig und ich lasse mich wie zuvor auf die Knie fallen.

`Nicht Jetzt!`, schreie ich innerlich.

„Ihr seid spät!“

Viet hat sein hämisches Grinsen wieder gefunden.

Broken (Aki)

Die vier Personen helfen Viet auf die Beine, während mich die Asiatin böse anfunkelt. Ich bin wie erstarrt. Alle Ereignisse und all die Dinge die Viet gesagt hat, all das prasselt auf mich nieder wie Regentropfen, die sich über mich lustig zu scheinen machen.

„Hey du! Hast du das meinem Meister angetan?!“, fragt die junge Frau mit herrischer Stimme.

Immer noch wie eingefroren, schaffe ich es nur, den Kopf zu schütteln.

Die vermeintliche Untergebene Viet`s ballt die Hände zu Fäusten.

„Wag es dir ja nicht, ihn zu verletzen, sonst bringe ich dich um! Ich könnte dich sowieso mit Leichtigkeit fertig machen, aber das ist ja eh nur Energieverschwendung!“, sagt sie überheblich und lacht dabei.

Einer der Männer seufzt merklich auf. Auch Viet scheint leicht genervt zu sein.

„Hime, reiß dich gefälligst zusammen. Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass du nicht so vorlaut sein sollst und andere unterschätzen sollst!“, sagt er, während er sich auf einen weiteren der Männer abstützt.

Auch wenn Viet sich eingemischt hat, so erwidere ich dennoch nichts.

Stattdessen springt Reeq für mich ein.

„Ihr könnt froh sein, dass er noch lebt! Und hör auf, sie voll zu texten, du vorlaute Göre!“, sagt er ruhig, aber bestimmend.

Ein Schuss hallt durch den Wald.

Viet zielt mit der Waffe nur wenige Zentimeter neben Reeq, welcher sich trotzdem nicht von der Stelle gerührt hat.

„Wage es nicht, meine Schülerin zu beleidigen!“, erwidert er ebenso ruhig, aber mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme. Die sogenannte Hime grinst überlegen und arrogant.

Irgendetwas zerrt noch mehr in meiner Brust.

Ist das tatsächlich Eifersucht?

Aber ich...

Ein leises Stöhnen reißt mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt registriere ich, dass Abelina zu Boden gegangen ist. Panisch knie ich mich zu ihr auf den Boden und nehme sie wieder in die Arme. Ihr Puls geht etwas schneller, aber ihr Atem ist noch regelmäßig und normal. Einigermaßen erleichtert atme ich auf.

„Lasst uns verschwinden.“, höre ich Viet sprechen.

Seine Mitstreiter antworten einstimmig, Hime gibt ein leicht jauchzenden Laut von sich.

„Wenn wir uns das nächste Mal sehen, wird nur einer von uns mit dem Leben davon kommen. Bis dahin, lebe wohl, Evelyn Leila.“

Ich blicke auf und sehe, wie die fünf Personen uns den Rücken zuwenden und langsam weggehen.

Ich kann mich nicht rühren, auch Reeq scheint nicht zu wissen, was er tun soll.

Als sie fast hinter den Bäumen verschwunden sind, bringe ich noch wenige Worte raus.

„Viet...ich versteh das nicht...“

Er blickt ein wenig über die Schulter, doch seine Haare verdecken seine Augen.

Mit überraschend sanfter Stimme antwortet er mir.

„Ich bezweifle, dass du es jemals verstehen könntest, selbst wenn du es wolltest.

Ich glaube auch nicht, dass es dort etwas groß zu verstehen gibt. Zerbreche dir nicht den Kopf, das ist Verschwendung.“

„Viet-“

„Vergiss mich!“, sagt er, fast wütend.

Einen Augenblick später ist die Gruppe verschwunden.

Lin hat in der Zwischenzeit scheinbar ihr Bewusstsein verloren.

Noch immer starre ich auf den Punkt, wo ich Viet das letzte Mal sah.

Dann spüre ich Reeq`s Hand, welche sich mit sanftem Druck auf meine Schulter legt.

Und zum ersten Mal an diesem Tag laufen mir heiße Tränen übers Gesicht.
 

Etwa eine Stunde später werden wir von zwei Männern aus Reeq`s Einheit abgeholt.

Reeq hatte mich die ganze Zeit in den Armen gehalten, was mir jedoch erst am Ende aufgefallen war, nachdem ich von den zwei Rebellen aus meinem Gefühlschaos geholt wurde.

„Was ist passiert?“, fragt einer der Beiden, welchen ich nur vom sehen kenne.

Reeq schüttelt den Kopf.

„Erzähl ich euch später, wir müssen jetzt erstmal zum Freedome. Ihr nehmt Abelina, wechselt euch ab. Aber seid vorsichtig, sie ist wurde angeschossen. Ich kümmere mich um Evelyn.“

Die beiden jungen Männer nicken.

Dann hebt der Andere, sein Name ist Vill Anphens, Lin hoch und nimmt sie behutsam auf den Rücken huckepack. Sie ist noch immer bewusstlos.

Reeq kniet sich zu mir herunter und will seinen Arm unter meinen legen, um mich zu stützen.

Ohne es wirklich zu wollen, stoße ich seinen Arm grob weg und versuche mich allein aufzurichten. Jedoch fühlen sich meine Beine jämmerlich wackelig an und ich sacke wieder zusammen.

Reeq lächelt und reicht mir die Hand.

„Na komm, lass dir wenigstens beim Aufstehen helfen.“

Ich weiche seinem besänftigendem Blick aus, nehme aber trotzdem seine Hand und lasse mich hoch ziehen.
 

Auf dem Weg zu Freedome wechseln wir kein Wort miteinander. Auch als wir am großen Haupttor stehen, besteht das Schweigen weiterhin.

Kurz vor dem Hospital, welches sich in einem modernisiertem Fachwerkhaus befindet, kommt uns die Krankenschwester Elena entgegen gerannt.

„Was ist geschehen?!“, fragt sie aufgebracht als sie uns kommen sieht und erkennt, dass wir verletzt sind. Sie winkt sofort zwei Männer aus dem Haus, welche mit einer Trage folgen.

Sie bringen Abelina ins Gebäude.

„ Abelina wurde zwei mal angeschossen, außerdem hat sie noch einige kleinere Verletzungen, sie ist aber definitiv nicht in Lebensgefahr. Evelyn hat eine Silberkugel abbekommen, ich habe ihr mein Blut gegeben, aber du solltest es trotzdem noch mal untersuchen. Sie hat auch noch kleinere, diverse Verletzungen.“, erklärt Reeq schnell.

Als er erwähnt, dass ich sein Blut getrunken habe, verändert sich Elenas Mimik leicht, doch sie sagt nichts.

Dann überlässt er mich der Krankenschwester und verschwindet.

„Reeq! Dich müssen wir auch untersuchen! Hey!!“, ruft Elena ihm hinterher, doch er ist schon lange um die nächste Ecke verschwunden.

„Leichtsinniger Kerl!“, beschwert sie sich mürrisch.

Ich würde gern lächeln, aber es bleibt mir im Hals stecken.

Vill und der andere Gefolgsmann von Reeq sagen noch etwas zu Elena und verschwinden dann in die gleiche Richtung wie Reeq zuvor.

Und ich komme mir plötzlich noch viel mehr allein gelassen vor.

Elena legt mir ihre Hand auf die Schulter.

„Komm mit rein Evelyn. Du bist auch ziemlich mitgenommen. Wir müssen Blut abnehmen und deine Wunden behandeln.“

Ich nicke zaghaft und folge ihr ins Haus.
 

Circa eine Stunde später hat Elena alle Untersuchungen abgeschlossen. Meine Wunden sind ordentlich verbunden und mein Blut hat sich, dank Reeq, zu neunzig Prozent wieder neutralisiert. Trotzdem besteht Elena darauf, mich noch bis zu nächsten Tag im Krankenhaus zu behalten.

„Kann ich zu Lin?“, frage ich sie.

„Natürlich. Ich bring dich in ihr Zimmer.“, antwortet sie freundlich lächelnd.

~

Ich gehe zu Lin und lächle sie an.

„Und, bist du wieder unter uns?“, frage ich.

Lin sitzt in ihrem Krankenbett und lächelt schwach zurück. Auch ihre Behandlungen sind beendet und ihre Wunden versorgt.

„Es könnte besser sein, aber es geht.“, erwidert sie.

Dann blickt sie aus dem Fenster.

„Wie lange war ich bewusstlos?“

Die Dämmerung ist schon lange eingebrochen, die Sonne fast untergegangen.

Hier oben hört man sogar die Möwen, welche unten am Meer kreischen.

„Seid ungefähr vier Stunden. Aber das geht ja noch.“

Ein Klopfen ist zu hören.

Ich drehe mich um und sehe Reeq im Türrahmen stehen.

„Wo warst du denn?“, frage ich überrascht.

„Musste einen Bericht abgeben. Danach wollte ich eigentlich gleich zu euch, aber Elena hat mich sofort ins Untersuchungszimmer gezerrt, kaum das sie mich hat um die Ecke kommen sehen...“, den letzten Satz betont er mit einer leicht bedröppelten Stimme.

Lin schaut mich einem seltsamen Blick an.

„Was ist danach, nachdem ich bewusstlos geworden bin, geschehen? Was ist mit Viet?“

Als ich den Namen höre ist es, als würde mir jemand mit voller Wucht in den Magen treten.

Und endlich wird mir wirklich klar, was geschehen ist. Jetzt wird mir die wahre Bedeutung seiner Worte tausendfach bewusst.

Ich gehe ein paar Schritte rückwärts bis zur Tür.

Dann flüchte ich mich aus Abelina`s Zimmer.

„Evelyn!“, ruft Reeq mir hinterher.

Mein Zimmer liegt zwei Stockwerke über dem von Abelina.

Ich nehme den Treppenaufgang.

Mein Herz rast unheimlich schnell und in mir kochen die Gefühle hoch.

Innerlich schreie ich nach Viet, doch gleichzeitig ist mir klar, dass er nicht mehr zurück kehren wird. Jedenfalls nicht mit friedlichen Absichten.

Ich bin im fünften Stock angelangt und biege nach rechts ab. Seltsamerweise begegne ich keiner einzigen Schwester. Egal.

Dann habe ich endlich mein Krankenzimmer erreicht.

Ich lasse die Tür hinter mir zuknallen und drehe das Schloss zwei mal rum.

Dann lasse ich mich aufs Bett fallen und versenke mein Gesicht im Kopfkissen. Tränen laufen mir in Strömen die Wangen herunter, doch ich bleibe stumm , obwohl ich schreien könnte.

Plötzlich spüre ich etwas Kaltes an meinem Hals.

Dort hängt die Kette, welche ich im See, am Grab meiner Eltern gefunden habe.

Ich habe sie total vergessen. Tatsächlich fällt mir jetzt erst wieder auf, dass vor der Begegnung mit den Vampirjägern und Viet, auch noch anderes geschehen war.

Doch so genau erinnere ich mich nicht mehr.

Viet dominiert in meinen Gedanken.

Ein lautes Klopfen dröhnt an meiner Tür.

„Eve! Mach auf, komm schon!“, höre ich Reeq rufen, während er an der Tür rüttelt.

Eine kleine Auseinandersetzung mit einer weiteren Person folgt.

Dann höre ich Abelina.

„Eve? Hör zu, ich weiß, dass du dich jetzt alles andere als gut fühlst. Mir geht es nicht anders. Aber bitte, lass mich rein. Ich will nicht, dass du jetzt allein bist...“, redet sie sanft auf mich ein. Doch bei mir knallt die Sicherung raus.

„Ihr habt doch keine Ahnung!! Keiner kennt Viet so gut wie ich! Du hast mir anfangs selbst gesagt, dass du ihm nicht zu 100% vertraust, ich habe es dir immer wieder versichert! Und jetzt?! Ihr könnt mich gar nicht verstehen! Lasst mich allein! Bitte...“

Ich weiß, dass diese Worte verletzend sein müssen für Lin, doch ich ignoriere mein schlechtes Gewissen.

Kurzes Schweigen.

„Okay...aber wenn du mich brauchst, ich bin in meinem Zimmer.“

Ich höre wie Reeq etwas zu ihr sagt, kann aber nicht verstehen was.

„Versuch nachher ein wenig zu schlafen Eve...“, sagt er noch besänftigend, dann verstummen die Stimmen auf der anderen Seite der Tür.

Barriere / Mondscheinsonate (Aki)

Inzwischen ist die Nacht über die Insel hereingebrochen.

Ich habe das Gefühl, als würde Viet jeden Moment ins Zimmer stürzen und fragen, was passiert sei. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er von nun an gegen uns kämpft. Und jede Sekunde trifft mich die Erkenntnis von Neuem: Ab heute sind wir Feinde.

Starr blicke ich in den sternenklaren Himmel hinauf.

Es ist fast, als würden mich die abertausenden Sterne beruhigen wollen. Doch das können sie nicht.

Ich wende meinen Blick wieder in mein Zimmer.

Abelina`s und Reeq`s Stimmen sind seit mittlerweile fast drei Stunden verstimmt. Gut so.

Ich will jetzt, wenigstens für diese Nacht, allein sein.

Das erinnert mich an unsere erste Begegnung...
 

Ich ging kurz nach Mitternacht in einen Park, welcher im Norden der kleinen Stadt lag. Tagsüber war er sehr beliebt und gut besucht. Doch in der Nacht wagte sich kaum jemand hierher. Die Gefahr, von blutrünstigen Vampiren angefallen zu werden, war zu dieser Tageszeit am größten.

Gedankenlos streifte ich durch den Park, vorbei an Buchsbäumen und großen Engelsskulpturen.

Der Mond strahlte in dieser Nacht besonders hell vom Himmel, so dass er mir schon fast den Weg leuchtete.

Plötzlich hörte ich ein Rascheln hinter mir.

Sofort zog ich meine Waffe zielte auf den Punkt, von wo ich das Geräusch vernommen hatte.

Ein paar Sekunden verstrichen.

Dann lief ein kleines Tier, ich identifizierte es als Eichhörnchen, über den Weg und verschwand auf dem nächsten Baum.

Erleichtert atmete ich auf und wandte mich wieder um, damit ich meinen Weg fortsetzen konnte.

Und mein Herz sackte mir bis in die Kniekehlen.

Vor mir stand ein ungefähr ein Meter achtzig großer, junger Mann. Er hatte dunkle Haare welche ihm bis zur Schulter reichten und golden funkelnde Augen.

Er sah auffallend gut aus und schien nicht viel älter zu sein als ich es war.

`Shit!! Wie ist der dahin gekommen, ohne dass ich etwas gemerkt habe?! Ein Mensch kann er schon mal nicht sein. Aber Engel dürfen um diese Zeit gar nicht hier sein...Also was-„

Sofort zielte ich mit der Waffe auf ihn.

„Was willst du?!“, fragte ich ihn forsch.

Doch irgendetwas irritierte mich an ihm. Kam er mir bekannt vor?

Er starrte mich an und seine goldenen Augen hypnotisierten mich fast.

„Ich will kein Engel sein...“

„Wie bitte?!“, fragte ich verwirrt und senkte die Waffe unvorsichtig ein paar Zentimeter.

Irgendwie wirkte er ein wenig apathisch. Was war mit ihm passiert?

„Er weiß es...Ich will keine weißen Flügel! Sie tragen die Farbe der Unschuld, während sie morden! Und das in seinem Namen!!“, rief er.

Ich wusste nicht warum, aber ich steckte meine Waffe wieder zurück.

„Wie bekomme ich schwarze Flügel? Sag mir, wie ich es schaffe einer derer zu werden, die sich von den jetzigen Engeln unterscheiden. Gottlos...“

Sein starrer Blick veränderte sich nicht, doch es war die erste und letzte Träne, die ich bis heute habe über Viet`s Wangen habe rinnen sehn.
 

Das laute Zwitschern der Vögel reißt mich aus meinen Erinnerungen. Ich schaue auf die Uhr welche über der Tür hängt.

Es ist kurz vor fünf Uhr am Morgen.

Als ich aus dem Fenster blicke, bricht schon langsam die Dämmerung an.

Am Horizont ist ein hellblauer Streifen zu sehen.

Ich entschließe mich dazu, mir ein wenig die Beine zu vertreten.

Also stehe ich vom Fensterbrett , auf welchem ich die ganze Zeit gesessen hatte, auf und gehe zur Tür.

Langsam öffne ich das Schloss, und drücke leise die Klinke herunter. Ein wenig knarrend ziehe ich sie auf. Ich starre auf den Boden.

Reeq sitzt, mit dem Kopf an den Türrahmen gelehnt, auf dem Boden und scheint zu schlafen.

Vor lauter Schreck knalle ich die Tür sofort wieder zu und rutsche an der Tür runter.

`Das kann doch jetzt nicht sein!`, denke ich verzweifelt.

„Evelyn? Bist du wach?“, fragte mich Reeq, leicht benommen, von der anderen Seite der Tür.

Wäre ja auch abnormal gewesen, wenn er trotz des lauten Türknallens seelenruhig hätte weiter schlafen können.

„Hmmh...“

Ich nehme mir vor, nichts zu sagen.

„Ähm...Eve, ich weiß, du kannst dir jetzt bestimmt keine Predigten anhören...aber...na ja...“

Anscheinend hat er Probleme damit, die richtigen Worte zu finden, um das auszudrücken, was er denkt.

„A-also, wenn du jemanden zum Reden brauchst oder so brauchst, ich bin da! U-und Lin natürlich auch! Also, was ich sagen will ist...mh...tut mir leid, ich rede Mist...“

`Tust du nicht. Idiot.`, denke ich, erwidere aber nichts.

Reeq schweigt kurz, dann seufzt er leise auf. Wieder Schweigen.

Er scheint darüber nachzudenken, was er sagen könnte.

Tatsächlich dauert es eine halbe Stunde, bis es regelrecht aus ihm herausbricht.

„Eve, ich würde dir jetzt echt gerne beistehen, aber obwohl du nur wenige Zentimeter von mir entfernt bist, bist du trotzdem unerreichbar für mich! Du hast Recht, ich weiß nicht wie du dich jetzt fühlst, denn ich stand nicht im selben Verhältnis zu ihm wie du es tatest. Mir ist auch klar, dass ich dich noch gar noch gar nicht richtig kenne, außer von den Versammlungen und so. Trotzdem liegt mir dein Wohlbefinden irgendwie sehr am Herzen. Und wenn ich mir vorstelle, wie dort sitzt und fast zerbrichst, dann würde ich am liebsten-“

Ich unterbreche ihn in seinem Redeschwall.

„Sei still! Sehe ich etwa so sensibel aus, dass jeder denkt, ich würde jeden Augenblick zerbrechen?! Idiot! Versuch nicht, meinen Seelenklempner zu spielen! Ich musste schon oft genug alleine zurecht kommen, da werde ich das doch jetzt wohl auch schaffen!!“

Kurz nachdem ich diese harten Worte gesagt hatte, bereute ich sie schon wieder. Denn mir wird klar, dass sie nicht wahr sind. Ich kann nicht mehr allein sein. Allein würde ich wahnsinnig werden.

Die Eisblume, welche einst mein Herz war, bevor ich Viet, Abelina und die Rebellen kennen lernte, ist geschmolzen und zu einer echten, verletzlichen Blüte geworden.

Das wird mir jetzt besonders klar. Warum sage ich so gemeine Dinge, die nochdazu nicht stimmen, zu denen, welche sich um mich sorgen?

Ich blicke an die Decke.

Wie eine Halluzination erscheint mir dort ein Bild von Viet.

Seine Augen haben immer direkt in meine geblickt, während seine Mundwinkel leicht verzogen, so dass man nicht erkannte, ob es ein Ansatz zu einem Lächeln sein sollte.

Ich kann diesen Blick nicht vergessen, denn es war der erste direkte Blick, den mir Viet zugeworfen hatte. In diesem Moment hatten seine Augen so viel ausgesagt.

Das Bild verändert sich.

Jetzt hält er eine Kette, an welcher ein goldenes Kreuz hängt, in der Hand, doch sein Blick bleibt der Gleiche.

Am liebsten würde ich laut seinen Namen rufen, doch etwas hält mich davon ab.

Meine Gedanken wandern wieder zu Reeq, der auf der anderen Seite der Tür sitzt und die ganze Nacht über mich gewacht hat. Mein Kopf senkt sich wieder.

„Reeq?“

„Hm?“

„Was würdest du dann gerne?“, frage ich leise und spüre eine Art Wärme von der Tür ausgehen.

„Dich so lange in die Arme schließen, bis es dir wenigstens ein bisschen besser geht...“

Zum ersten Mal, seit einer mir erscheinenden Ewigkeit, weicht mir ein echtes Lächeln übers Gesicht.

„Danke.“

Ein kurzer Ausflug (Mia)

Ein leises Knacken und das darauf folgende Knarren der Tür sagt mir, dass Eve die Tür anscheinend wieder geöffnet hat.

Vor mich hinstarrend lehne ich an der Querwand des Ganges, welcher neben mir nach rechts, zu Eves Zimmer abgeht. Fast unhörbar seufze ich.

Mein schlechtes Gewissen nagt an mir. Ich hätte gestern nicht gleich nach Viet fragen , sondern lieber warten sollen, bis sie es mir von allein erzählt hätte.

Wieder seufze ich und lehne meinen Kopf an die kühle Wand des Krankenhauses.

Am liebsten würde ich jetzt zu Eve gehen und mich bei ihr zu entschuldigen, doch das ist wohl jetzt ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, da sie gerade dabei ist, in Reeq eine neue Vertrauensperson zu finden.

Ich werde leicht rot im Gesicht und muss grinsen.

`Ja-ja Reeq! Dann gib mal dein Bestes, du „sanfter“ Engel!`

Mein Grinsen wird breiter, doch abrupt erlischt es wieder.

Das Wort Engel im Zusammenhang mit Reeq bringt mich auf einen meiner vielen, verdrängten Gedanken.

„Stimmt ja, da war ja noch was...“, nuschle ich vor mich hin.

Mein Blick wandert betrübt zu Boden.

`Ob wir uns noch mal wieder sehen werden?`

Heftig schüttle ich den Kopf.

„Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt für so was!!!“, sage ich schon fast etwas zu laut und schlage mir sofort die Hände vor den Mund.

Unauffällig werfe ich einen Blick um die Ecke und fange wieder an zu grinsen.

Die Beiden sitzen auf dem Boden und scheinen sich zu unterhalten.

Eve hat dabei ihren Kopf an Reeq`s Schulter, Reeq seinen Arm um Evelyn gelegt.

Ein total niedlicher Anblick.

`Na gut! Wird zeit, dass ich aufhöre mit Trübsal blasen!`

entschlossen gehe ich zu der Treppe, welche am Ende des Ganges liegt und begebe mich auf den Weg ins Erdgeschoss. Dort angekommen statte ich meinem Zimmer einen kurzen Besuch um mich umzuziehen und mir eine Tasche zu greifen.

Nachdem dies getan ist verlasse ich das Zimmer und schließe die Tür leise hinter mir.

Hastig werfe ich noch einen Blick in meine Tasche, um mich zu versichern, dass ich alles dabei habe.

„Geld, Trinken und eine Decke! Mehr brauche ich nicht.“

Leise schleiche ich mich durch die Eingangstür des Hospitals.

`Wenn Elena mich erwischt...`

Bei dem Gedanken läuft mir ein Schauer über den Rücken.

`...dann bringt sie mich um! Und wenn Eve es zu früh merkt ist der Teufel los, dann schmore ich definitiv in der Hölle!!`

Je mehr ich darüber nachdenke, desto schneller gehe ich.

Endlich erreiche ich den Innenhof.

Bis jetzt läuft alles nach Plan.

Ich lege meine Tasche auf den gepflasterten Boden und strecke meine Flügel aus.

Beim Anblick der schwarzen Flügel muss ich wieder an den Engel denken. Er hatte strahlend weiße, anmutig große Flügel.

Deprimiert starre ich in den hellblauen Himmel.

„Wir sind wohl wie Tag und Nacht. Total verschieden und ziehen uns doch so sehr an...“

„Abelina?“

Eine Stimme reißt mich aus den Gedanken und ich blicke erschrocken zu dem, mir gegenüber stehendem Mann. Es ist Vill.

„Ssh!“, symbolisch lege ich meinen Finger auf den Mund.

„Sag den Anderen nichts, das ist eine Geheimmission!“

Mit einem Grinsen auf den Lippen stoße ich mich vom Boden ab und erhebe mich in die Lüfte.

Zurück bleibt ein verdutzter Vill.

`Hoffentlich sagt er den Anderen wirklich nichts!`, denke ich besorgt und schließe kurz die Augen. Doch die Vorfreude ergreift wieder Besitz von mir.

„Wird schon schief gehen!“, sage ich mir und lege ein bisschen an Tempo zu.

Die Aussicht von hier oben ist einfach nur herrlich.

Stückchenweise kann ich den großen Wald überblicken, welcher von einer kleinen Gebirgskette halbmondförmig umschlossen wird. Die Luft, welche der Wind vom Meer aus hierher trägt, ist so rein und frisch, dass man schon allein dadurch das Gefühl hat, unendlich frei zu sein. Ganz anders, als wie in den großen Städten, in denen ich schon mit Eve und den Anderen war.

Suchend blicke ich mich nach einem Landeplatz um.

Ich entdecke eine kleine Waldlichtung, durch die ein kleiner Bach fließt.

„Ha! Perfekt!“, gratuliere ich mir selbst und setze zur Landung an.

Gleich nachdem sich meine Füße wieder auf festem Untergrund befinden, höre ich ein Rascheln im Busch hinter mir. Ein kleines Mädchen mit blondem Haar und haselnussbraunen Augen kommt hervor gesprungen. Vor Schreck vergesse ich, meine Flügel einzuziehen.

Die Kleine steht wie angewurzelt da und starrt meine Flügel an, was mir sofort ein unangenehmes Gefühl verpasst.

Die aufgetretene Stille durchbrechend rennt sie auf mich zu. So schnell, das mir kaum Zeit zum reagieren bleibt. Anders als von mir erwartet, umarmt sie mich.

Erstaunt blicke ich sie an.

„Hast du keine Angst vor mir?!“

Noch viel erstaunter starrt sie mich an.

„Wie könnte ich vor einem Engel Angst haben?!“

„Und was, wenn ich ein Dämon bin, wie es viele von euch nennen? Schau doch, ich habe schließlich schwarze Flügel!“

Heftig schüttelt sie den Kopf.

„Du bist kein Dämon, dafür siehst du viel zu lieb aus. Außerdem hättest du mich dann schon längst gefressen!“

Leise lache ich auf. Das Mädchen ist so naiv, dass es schon fast niedlich ist.

„Wenn du meinst...“

Sanft streichle ich ihr über den Kopf, was sie zu mögen scheint, denn sie schmiegt sich noch mehr an mich.

„Wie heißt du?“, fragt die kleine Blonde und lächelt mich an.

„Abelina, aber belass es lieber bei Lin. Und wer bist du?“

Anscheinend freut sie sich über mein Interesse und greift meinen Arm.

„Ich bin-„

Ehe sie den Satz beenden kann, raschelt es hinter uns.

Diesmal reagiere ich schneller und ziehe meine Flügel ein.

„Michèl!“, ertönt eine wütende Stimme und das Mädchen zuckt zusammen.

Verängstigt blickt sie in die Richtung aus der die Stimmen kommen.

„Ist Michèl deine Name?“, frage ich.

Zaghaft nickt sie.

„Er ist schön.“

„Findest du?“, hakt sie nach, scheint sich jedoch wieder ein wenig zu beruhigen.

Ich nicke nur, was ihr aber als Antwort zu reichen scheint.

„Michèl! Komm sofort her!!“, die laute und durchaus gereizte Jungenstimme kommt immer näher. Hastig packt sie wieder meinen Arm und drückt diesen an sich.

„Was ist los?“

Michèl antwortet nicht.

In diesem Moment springen drei Jungen und zwei Mädchen aus dem Gebüsch hervor.

Erstaunt blickt die Truppe uns an, dann kommt einer der Jungen auf mich zu und reißt mir die Kleine aus dem Arm.

„Was machst du da?! Fräulein Juliet sucht dich schon überall, du Nervensäge!“

Grob zieht er sie hinter sich her.

„Die ist bestimmt wieder zu blöd, um den Weg nach Hause zu finden und hat sich verirrt!“

Eines der Mädchen lacht laut auf, als der Junge über Michèl herzieht. Dieser stehen Tränen in den Augen und sie blickt betreten zu Boden. Ehe die Truppe im Gebüsch verschwindet greife ich ein und befreie das kleine Mädchen aus dem Griff des Jungen und starre wütend in die Runde.

„Ganz schön frech für kleine Rotzgören wie euch!“

Sanft nehme ich Michèl in den Arm und spreche weiter.

„Seit ihr etwa eifersüchtig und zu feige, dass ihr nur in der Gruppe auf ihr rumhacken könnt?“

Ich merke wie mir leicht der Kragen platzt.

„Macht es euch etwa Spaß, die kleinen niedlichen Kinder von Nebenan zu mimen, und hinter dem Rücken der Erwachsenen andere kleine Kinder auszugrenzen und runterzumachen, anstatt mit ihnen gemeinsam zu spielen?!“

Einer der Jungs senkt seinen Kopf, eines der Mädchen schaut Michèl betroffen an.

Ich atme tief durch um mich ein wenig zu beruhigen.

Wie sehr ich es doch hasse! Es ist genauso, wie bei mir damals.

Inzwischen hat sich Michèl wieder gefangen. Vorsichtig setze ich sie wieder ab und sie wischt sich schnell die Tränen ab.

„Spielt doch lieber mit ihr! Je mehr ihr seid, desto mehr Spaß macht es doch auch!“

Mittlerweile kann ich mich zu einem Lächeln durchringen und gehe auf den Jungen zu, welcher vorhin Michèl von mir weg gezogen hat. Als ich meine Hand hebe, zuckt er zusammen.

„Hey! Keine Angst, ich beiße schon nicht!“, sage ich. Lege meine Hand auf seine Schulter und setze ein schiefes Grinsen auf, woraufhin die Kinder anfangen zu lachen.

„Könnt ihr mich zu eurem Dorf führen? Ich würde dort gerne etwas kaufen.“, frage ich lächelnd und der circa vierzehnjährige Junge wird leicht rot und nickt.

„Danke!“

Jetzt kommen auch die anderen Kinder zu uns. Eines der Mädchen holt Michèl in die Gruppe und die Beiden fangen wie wild an zu reden. Auch zwei der Jungen scheinen plötzlich sehr angetan von ihr zu sein. So weiß das arme Mädchen gar nicht, wem sie zuerst antworten soll.

Erleichtert atme ich auf. Das älteste Mädchen und der Junge haben jeweils eine Hand von mir gegriffen und ziehen mich in Richtung Dorf.

In nicht einmal mehr als zehn Minuten sind wir da.

„Wo gehst du hin?“, fragt mich Michèl, als ich mich von der Gruppe verabschiede.

„Ich will schnell was zu Essen kaufen, und dann muss ich ganz schnell wieder nach Hause. Meine Freunde machen sich bestimmt bald Sorgen...“

Durch die Begegnung mit den Kindern hab ich die Zeit total vergessen.

„Das ist aber schade...“, betrübt blicken die Kinder zu Boden.

„Ich kann euch ja demnächst mal wieder besuchen kommen, wenn ihr mögt!“, sage ich, um sie aufzumuntern.

„Au ja!“, rufen alle im Chor und ihre Augen strahlen.

„Und das ihr mir ja gut auf Michèl aufpasst!“, füge ich mahnend hinzu.

„Das machen wir!“, sagt eines der Mädchen und nimmt Michèl symbolisch an der Hand. Diese wird schlagartig rot.

„Und wir werden groß und stark werden und ab jetzt alle ausschimpfen, welche die anderen Kinder ärgern! Wir werden sie so beschützen, wie die Ritter oben auf der großen Burg uns beschützen!“, sagen sie und ihre Augen glühen förmlich auf.

Kurz muss ich wieder über die Naivität und Wandlungsfähigkeit der Kinder lachen, dann verabschiede ich mich von jedem mit einem Drücker und setze dann meinen Weg in die Stadt fort.

Als ich ihnen den Rücken zugekehrt habe seufze ich leise auf und wische mir eine Träne aus dem Auge.

`Wenn es doch damals auch so einfach gewesen wäre...`

Meine Kindheit war so ähnlich abgelaufen, wie die Michèl`s. Nur das es bei mir um einiges länger dauerte, bis die anderen Kinder merkten, dass ich nicht böse war. Und das alles nur dank ihm.

Ich schrecke auf. Schon wieder bin ich mit den Gedanken bei ihm. Das passiert mir in den letzten Wochen öfter, als in den letzten vier Jahren...

Eine leichte Röte ziert mein Gesicht und ich versuche wieder,mich zu beruhigen.

Nach einer Weile Fußmarschs durch die kleine Stadt steigt mir endlich der wohlbekannte und gesuchte Geruch in die Nase und ich bleibe vor dem Geschäft stehen, welches ich gesucht habe.

Dies Verkäuferin, eine junge und mittelständige Asiatin, lächelt mich freundlich an.

„Was darf`s denn sein?“, fragt sie mich.

Ich überfliege das Speisenangebot des kleinen Asiaimbiss` und habe mich schnell entschieden. "Für mich dreimal die Nummer achtzehn."

Nach nicht mal fünfzehn Minuten habe ich eine Tüte mit verführerisch duftendem Essen in der Hand. Zwar ist jetzt die Hälfte meines Gelds weg, aber das stört mich kaum.

Flüchtig werfe ich einen Blick auf die Uhr und fahre zusammen, als ich sehe wie spät es schon ist. Inzwischen ist es schon fast halb zwölf. Wenn ich mich jetzt nicht spute, dann kann ich definitiv mein Testament unterschreiben, sobald ich nach Hause komme.

Sofort renne ich los und erreiche nach zehn Minuten den Wald, querfeldein, bis ich eine Lichtung entdecke, von welcher ich starten kann.

Schnell spanne ich meine Flügel aus und stoße mich vom Boden ab.

`Wenn ich mich beeile, schaffe ich es in einer viertel Stunde!`

Mit diesem Gedanken lege ich wieder an Tempo zu.

Von hier ist der Freedome schon zu sehen.

Und zum wiederholtem Male bewundere ich dieses Bauwerk. Als ich es das erste Mal sah, erinnerte es mich sofort an ein über tausend Jahre altes Benediktinerkloster, welches irgendwo in Frankreich/Europa lag. Der Freedome war von der gleichen Bauart, es ähnelte aber eher einer frühgotischen Burg, welche jedoch genauso stolz in den Himmel ragte, wie der „Mont Saint Michel“.

Nach nicht mal zehn Minuten Flug merke ich, wie mir die Puste ausgeht und kurble mein Tempo zwanghaft ein wenig runter. Ich versuche regelmäßig zu atmen, da sich schon die ersten Seitenstiche bemerkbar machen.

`Mann Lin, du bist echt keine ausdauernde Fliegerin...`, tadle ich mich selber.

Es sind nur noch wenige hundert Meter, bis ich mein Ziel erreiche und ich setze langsam zur

Landung an.

Jedoch habe ich die Rechnung ohne die Spannweite meiner Flügel und das sogenannte Hindernis namens „Ziemlich breiter Baum“ gemacht.

Unerwarteter weise bleibe ich mit dem einen Flügel im Geäst der Kastanie hängen, es reißt mich zurück und ich verliere das Gleichgewicht. Unkontrolliert falle ich, mit dem Essen im Arm, den Baum herunter. Ich bin mir nicht so sicher, ob das auffällig laute und ekelerregende Knacken von den Ästen kommt, die ich unterwegs mitnehme, oder ob es meine Knochen sind, welche gerade eine Rebellion gegen ihre Besitzerin starten und dabei laut zu Bruch gehen.

„Uahh!“, gebe ich noch von mir, bevor ich auf dem harten Boden aufpralle.

„Au...Au!Au!“

Ich richte mich unter leichten Prellungsschmerzen auf und reibe mir mein klagendes Hinterteil. Scheinbar habe ich mir nichts Schlimmeres getan. Erleichtert atme ich auf.

„Aah! Das Essen!!“, stelle ich erschrocken fest und wende mich zu meinem Beutel der etwa einen Meter neben mir auf dem Boden liegt.

Ich öffne eine der Boxen und stelle erleichtert fest, dass der Inhalt zwar nicht mehr in seiner anfänglichen Ordnung, jedoch immer noch essbar ist.

Da um mich herum alles voller Bäume ist entschließe ich mich dazu, das restliche Stück zu Fuß zu gehen.

Kurze Zeit später stehe ich vor dem überdimensional großem, mächtigem Tor des Freedomes.

`Wieder zu Hause!`, denke ich glücklich und öffne den linken Flügel des schmiedeeisernen Tores. Von hier aus erreicht man die Klinik schnell.

Jetzt, da ich da bin, verlangsame ich mein Tempo wieder etwas um wieder zu Atem zu kommen. Doch ehe ich mich wieder regeneriert fühle, höre ich Stimmen die durch den Vorderhof schallen. Ungewollt nähere ich mich dem Geschehen, da es genau aus der Richtung des Krankenhauses kommt. Und ich erkenne die Stimmen leider sehr schnell.

„Habt ihr sie gefunden?!“

Das ist eindeutig Eve`s Stimme.

„Nein, noch nicht...“

Und das muss Reeq sein.

„Das ist total unvernünftig und leichtsinnig!! In ihrem Zustand...“

Definitiv ist das unsere Krankenschwester Elena.

Ich weiß nicht wie ich reagieren soll.

„Zustand? Also heute früh sah sie noch ganz frisch au-“

Ehe Vill den Satz beendet, flucht er laut auf.

„Du hast sie gesehen und sagst uns die ganze Zeit nichts davon?!“

Ihrer Stimmenlage und Vill`s Stöhnen nach zu urteilen, geht Elena ihm gerade an die Gurgel.

Seufzend gehe ich auf die Truppe zu.

„Er kann nichts dafür...“, sage ich mit fester Stimme.

Wasserschlacht (Mia)

Die Anwesenden starren mich erstaunt und überrascht an.

„Lin!!“, kreischt Eve förmlich und die beiden jungen Frauen kommen auf mich zugerannt.

„Wie siehst du denn aus?“, kommt es leicht besorgt von Reeq. Verwundert schaue ich an mir herunter. Meine Sachen sind pottdreckig und an manchen Nähten sind sie gerissen.

„Äh...das ist...weil...“, mir fehlen die Worte.

„Wurdest du angegriffen?“, fragt mich Eve todernst und blickt mir direkt in die Augen, was mich zwingt, die Wahrheit zu sagen.

„Nein. Ich bin in einen Baum geflogen und runtergefallen...“, gebe ich kleinlaut von mir und spüre förmlich, wie mir die Röte ins Gesicht schießt.

Eve starrt mich ungläubig mit großen Augen an.Scheinbar weiß sie nicht, was sie denken und sagen soll. Fast habe ich das Gefühl, dass sie zwischen der Entscheidung schwankt, ob sie lachen oder weiterglotzen soll.

Doch dann reagiert sie doch ganz anders, als ich erwartet habe.

„Zum Glück ist dir nichts Schlimmes passiert!!“, gibt sie knapp von sich und umarmt mich.

„Mach das nie wieder!“

Meine Freundin vergräbt ihr Gesicht in meiner Schulter und zum zweiten Mal an diesem Tag, habe ich ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber.

„Tut mir leid...“, murmle ich.

„Hast du dich beim Aufprall irgendwie verletzt? Wie geht es deiner Schulter?“, fragt mich die junge Krankenschwester und sieht mich besorgt an. Schlagartig lässt mich Eve los und beäugt mich genauso intensiv.

„Nein.“, ich schüttle den Kopf.

„Aber ich bin ein wenig erschöpft, vom Fliegen...Können wir uns irgendwo hinsetzen?“

Elena nickt.

„Am besten ins Krankenzimmer. Ich will dich zur Sicherheit noch mal unter-“

Ehe sie fertig ist mit ihrem Satz, greife ich nach Eve`s und Reeq`s Arm und ziehe sie im Rennen von Vill und Elena weg.

„Hey! Lin! Was-“

Kurze Zeit später erreichen wir die kleine Grünanlage des zweiten Innenhofes und setzen uns auf die erstbeste Bank.

„Lin, was soll das?“, fragt Eve und sieht mich verwirrt an.

„Lasst uns was essen! Ich habe einen Mordskohldampf!!!“, gebe ich, passend mit knurrendem Magen, von mir.

Verlegen räuspere ich mich.

Doch der Ernst auf Eve`s Gesicht verschwindet und sie fängt herzhaft an zu lachen. Auch Reeq kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Mann! Ihr seid fies!“, sage ich beleidigt und strecke den Beiden die Zunge raus, was sie noch mehr zum Lachen bringt.

„Sag mal Lin-“, beginnt Reeq, nachdem er sich einigermaßen von seinem ersten Lachanfall beruhigt hat. Fragend schaue ich ihn an.

„Bist du wirklich in `nen Baum geflogen?“

Ich will gerade zu einer empörten Antwort ansetzen, doch ohne diese abzuwarten fängt er wieder laut an zu lachen. Lachkrampf die Zweite....

Doch das ist er Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Abrupt stehe ich auf und trete ihm auf den Fuß. Das Lachen bleibt ihm augenblicklich im Hals stecken.

„Autsch!“

Ich fange an zu grinsen.

„Tja mein Lieber, Strafe muss sein!“

Ich will mich wieder hinsetzen doch weit komme ich nicht. Reeq hat mich in den Schwitzkasten genommen. Erschrocken quieke ich auf und versuche mich zu befreien. Derweil sitzt Eve seelenruhig und Kaugummiblasen blasend auf der Bank und beobachtet das Geschehen mit einem breitem Grinsen.

„Eve! Hilf mir doch mal!“, ruf ich dem Vampir zu.

Eve reagiert sofort, als hätte sie nur auf einen Aufruf gewartet.

„Eh?! Das ist fies! Zwei gegen einen!“, beschwert sich Reeq und sieht verzweifelt zu Evelyn.

Doch die grinst nur fies.

„Tja, so spielt das Leben, Reeqi-Boy!“

Mit diesen Worten stürzt sie sich auf den Engel, welcher mich gezwungenermaßen loslässt.

Praktischerweise kabbeln sich die Beiden neben dem großen Schlossbrunnen, in dem seeehr große Karpfen schwimmen. In meinen Gedanken lache ich auf höchstem, diabolischem Niveau. Dann ergreife ich meine Chance und gebe den Beiden einen gaaaanz leichten Schubs. Daraufhin ist nur noch ein lautes Platschen zu hören.

Wie begossene Pudel schauen mich die Beiden geschockt an.

Mit einem leisen „Sorry“ beginnt mein Lachkrampf.

Aus dem Augenwinkel beobachtet seh ich, wie Eve und Reeq alles sagende Blicke austauschen. Plötzlich greift sich jeder einen meiner Arme um mich mit ins Wasser zu ziehen.

Platsch!

Mit einem Kreischen meinerseits und einem Abklatschgeräusch von Eve und Reeq`s Seite, lande auch ich im Wasser. Jetzt bin ich es, die ausgelacht wird. Ohne jede Gnade gegenüber irgendwem beginnen wir, uns gegenseitig Vollzuspritzen. Es kommt mir vor, als würden wir uns nur zwanzig Minuten damit beschäftigen, jedoch werden es letztendlich, mit kleinen Verschnaufpausen zwischendurch, tatsächlich zweieinhalb Stunden.

Aber dann beschließen wir doch irgendwann, aus dem Wasser rauszugehen, da es doch ein wenig frisch wird.

„Lin, hast du vorhin nicht was von Essen erzählt?“, fragt Reeq und deutet auf seinen Magen.

„Jep! Ist inzwischen bestimmt schon kalt...aber schmecken tut`s bestimmt noch!!“

Wir setzen uns auf die Bank und ich gebe jedem eine Schachtel und Besteck.

Wie ich erwartet und geplant habe, ist Eve leicht erstaunt als sie das Essen anstarrt.

„Das ist doch...“, fängt sie an.

„Ganz genau! Das ist das erste Essen, was wir gemeinsam gekauft haben, nachdem wir zusammen gezogen sind!“

Ich genieße den Geruch der gebratenen Nudeln, dem gebratenen Fleisch und dem süß-sauer Gemüse, den ich förmlich in mir aufsauge.

„Können wir?“, fragt Reeq, der tatsächlich ziemlichen Hunger zu haben scheint, ungeduldig.

„Klar!“

Sofort fangen wir an zu essen und fast fünfzehn Minuten später sind wir auch schon fertig.

Ein kleiner Schauder läuft mir über den Rücken.

„Ich glaub wir sollten hoch gehen und uns umziehen, es wird zum Abend hin doch ganz schön frisch...“, sagt Reeq und schaut dabei Eve an, welche versucht ihr Zittern zu unterdrücken.

Da auch mir der Vorschlag nur allzu sehr zusagt, stehe ich auf und greife nach meinem Beutel. Nur Eve bewegt sich nicht.

„Eve? Kommst du?“, frage ich sie und reiche ihr die Hand.

Doch zaghaft schüttelt sie den Kopf und schaut mich dann mit großen Augen an.

„Kann ich kurz was loswerden?“, fragt sie mit leicht bebender Stimme.

Bruchstücke der Vergangenheit (Aki)

Lin blickt mich zuerst verwundert an, dann nickt sie und setzt sich wieder hin. Reeq scheint nicht zu wissen was er tun soll und blickt mich etwas ratlos an.

„Du kannst ruhig bleiben, keine Sorge.“, sage ich zu ihm.

Er atmet kaum merklich auf.

„Was willst du sagen?“, fragt mich Lin mit sanfter Stimme während sie meine Hand nimmt. Anscheinend hat sie gemerkt, was für ein Gefühl in meinem Blick lag.

Ich atme noch mal tief ein. Dann fange ich an, mit einer etwas zögerlichen Stimme zu erzählen.

„Erinnerst du dich? Gestern, noch vor deiner Entführung, da bin ich doch in diesen Waldsee gestürzt.“

Lin nickt.

„Kurz davor sind wir an einem Baum stehen geblieben. Dort hatte ich ein altes Familienwappen entdeckt. Es war eine in die Rinde geritzte Rose, um welche sich einige alte Zeichen der Krypteriaschriften befanden. Und über der Rose war, wie eine Krone, ein Halbmondförmiges Zeichen geritzt...“

Ich höre wie Reeq kurz und heftig nach Luft schnappt.

„Sorry...“, entschuldigt er sich. Doch sein Blick hat sich auf eine merkwürdige Art und Weise verändert.

„Es erinnerte mich plötzlich an das alte Wappen meiner Familie und mir kamen rasendschnell Fetzen der Erinnerungen hoch, welche ich scheinbar verdrängt habe. Das war auch der Grund, warum ich dann plötzlich losgerannt bin und dich mitgezogen habe Lin. Während wir quer durch den Wald rannten, habe ich versucht die Erinnerungsfetzen in mir zu sortieren.“

Ich erzähle ihnen von der Kammer, von den Schreien, den verwesenden Flügeln, vom letzten Tag, an dem ich meine Eltern sah. Einfach von allem, was mir wieder eingefallen war.

Dann lege ich eine kleine Pause ein, um kurz zu verschnaufen.

Jetzt kommt das, was mich am meisten beschäftigt. Mein Herz rast wie verrückt und ich versuche schon mal, mir die Worte zurecht zu legen.

Lin und Reeq schauen mich wartend, aber geduldig an.

Es ist das erste Mal, dass ich Lin so detailreich von meiner Vergangenheit erzähle, bei Reeq ist es erst recht so.

Zum wiederholtem Mal hole ich tief Luft.

Dann erzähle ich weiter.

„Als ich in den See stürzte, schien mich plötzlich etwas wie magisch anzuziehen. Also tauchte ich ein wenig tiefer und fand auf dem Grund des Sees ein steinernes Kreuz. Es sah aus wie eine kleine, ehemalige Kriegsgedenkstätte. Auf dem Kreuz waren Hunderte Namen eingraviert, welche ich schnell überflog weil mich das Gefühl nicht losließ, dass ich hier aus irgendeinem Grund schon oft war. Tatsächlich fand ich zwei Namen, die eine gravierende Rolle für mich spielen: Noven Youlfy und Cerecie Leila.“

„Deine Eltern.“, stellt Reeq fest und ich nicke.

„Ich hab dieses Mahnmal oft mit Lilith besucht als ich hier aufgenommen wurde. Am rechten Arm des Kreuzes hing diese Kette.“

Mit diesem Satz nehme ich mir die Kette vom Hals und halte sie hoch, damit Abelina und Reeq sie sich ansehen können. Der Anhänger glitzert in der Abendsonne und die silbernen Federn klimpern im leichten Südwind.

„Diese Kette ist eine Sonderanfertigung. Es gibt sie nur zwei Mal in dieser Art. Das Gegenstück zu meiner hat eine weitere Person. Auch diese Erinnerung habe ich verdrängt. Und auch diese Erinnerung ist am Kreuz wieder zu mir zurück gekehrt. Ich weiß nicht mehr, wann ich die Kette verloren habe, ich weiß nicht wie er jetzt aussieht, ich weiß nicht mal, ob er überhaupt noch lebt oder schon tot ist...“

Reeq berührt mich leicht am Arm.

„Wer?“, fragt er leise.

Lin schaut mich an.

„Mein kleiner Bruder. Er besitzt die zweite dieser Zwillingsketten. Ich gab sie ihm unter dem Versprechen, dass wir uns wiedersehen werden, und uns an diesen Ketten erkennen werden. Seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen. Ich wollte meinen kleinen Bruder immer beschützen. Er war sehr lieb und total anhänglich gewesen. Er war mehr bei mir als bei unserer Mutter. Sie hat immer aus Spaß gesagt, ich könnte glatt seine zweite Mutter sein...Aber Elric hat das immer bestritten und gesagt, ich sei seine große Lieblingsschwester. Dabei hatte er nur eine.“, leise lache ich auf doch gleichzeitig merke ich, wie mir die Tränen in den Augen stehen.

„Dabei wollte ich ihn immer beschützen...ich hatte ihm versprochen, ihn zu suchen!“, sage ich laut und mit bebender Stimme.

Lin nimmt mich in den Arm.

„Eve, du bist großartig und unheimlich mutig. Aber denk daran, dass auch du Gefühle hast und verletzbar bist. Du darfst dir nicht zu viel aufbürden, sonst machst du dich selbst kaputt. Wie werden ihn bestimmt irgendwann finde, vielleicht ist er ja sogar näher als du es dir vorstellen kannst. Ganz sicher, wir finden ihn.“, spricht sie mir zu.

Ich richte mich auf.

„Jaah~ Aber weißt du, es ist diese Unwissenheit, die mir keine Ruhe lässt. Wenn ich wenigstens wüsste ob er noch lebt, oder schon tot ist. Schon das allein, würde meine Seele ein wenig beruhigen.“

Nachdem mir dies aus mir rausgebrochen ist, schweige ich. Jetzt habe ich alles erzählt, was ich weiß. Und ich fühl mich ein klein wenig besser.

Abelina sieht mich lächelnd an.

„Hey, das ist doch total verständlich. Wir werden ihn suchen. Wir können ja auch Lilith fragen, schließlich bist du bei ihr aufgewachsen. In dem alten Archiv finden wir bestimmt etwas über das Familienwappen. Da lässt sich garantiert was machen!“, sagt sie zu mir und drückt meine Hand.

Reeq nickt zustimmend.

„Genau. Und ich helfe mit, wenn du nichts dagegen hast!“

„Hey, dich habe ich von Anfang an mit eingeplant du Gurke!“

Ich lächle kurz, dann wird mein Blick wieder ernst.

„Und wir müssen noch einiges herausfinden, was Viet betrifft. Ich muss wissen, wie lange und seit wann er auf der anderen Seite steht. Wie viele wissen schon davon, dass er uns verraten hat?“, spreche ich mit fester Stimme

Lin schüttelt den kopf.

„Ich hab es bis jetzt noch niemandem erzählt.“

Reeq überlegt kurz.

„Ich musste es Davede berichten, Er hat aber gesagt, wir sollen es erstmal noch für uns behalten, er wird es Lilith berichten. In der nächsten Versammlung soll darüber beraten werden.“, erklärt Reeq.

Ich nicke.

Davede Nellers ist einer der sechs Truppenführer und Reeq`s „Vorgesetzter“. Er ist ein kluger, gebildeter Mann und einer der besten Schützen im Freedome, obwohl er am besten in der Defensive ist.

Jedem Truppenführer unterliegen drei weitere Kommandanten, welche jeweils eine kleine Einsatztruppe von bis zu zwanzig Personen befehligen. Reeq und ich sind zwei von diesen zwölf Unterkommandanten, jedoch bin ich bei einem anderen Truppenführer, Abelina ist in meiner Einsatztruppe. Jede Kampfgruppe hat noch vier Spezialkämpfer(den Kommandanten eingeschlossen), welche noch eine Spezialeinheit bilden. Abelina, ich und zwei weitere, Pixy und Jade, bilden die SE Black Butterfly.

Alle zusammen sind wir die SPFoF, die Special Part Front of Freedome.

Beiläufig blicke ich auf die Uhr und schrecke hoch.

Es ist schon kurz nach zehn und jetzt merke ich auch, wie müde ich bin. Ich wende mich wieder Reeq und Lin zu.

„Sorry, aber ich brauche dringend Schlaf. Ihr könnt ja noch hier bleiben, aber ich muss mich wirklich hinlegen.“

Ich stehe auf und umarme Lin zum „Abschied“.

„Schlaf gut Reeq, wir sehen uns morgen bei der Versammlung.“, sage ich an ihn gewandt.

Zur Antwort nickt er lächelnd.

Ich wende mich um und verlasse den Innenhof.

Mein Weg führt mich zum Hauptportal des Westflügels. Knarrend öffnet sich das schwere Eichentor und ich trete hindurch. Ich laufe durch den gewölbeartigen Gang an dessen Wänden alte Kerzenleuchter befestigt sind, deren Lichter noch von den Elektrischen Lampen an der Decke unterstützt werden.

Nach kurzer Zeit erreiche ich eine steinerne Wendeltreppe welche ich betrete und ins dritte Stockwerk verfolge, Dort angekommen biege ich nach rechts ab. Bald darauf erreiche ich das Zimmer, in welchem Abelina und ich wohnen.

Ohne mich groß umzuziehen lasse ich mich gleich auf mein weiches Bett fallen und schlafe sofort ein.

Ein kleiner Teil der großen Wahrheit (Aki - Reeq)

Evelyn war jetzt seit knapp zehn Minuten verschwunden. Und genauso lange haben wir uns jetzt auch angeschwiegen. Bis Abelina die Stille bricht.

„Reeq, erzähl mir bitte, was nach meinem Zusammenbruch geschehen ist.“, bittet sie mich.

Ohne darüber nachzudenken, beginne ich mit der Schilderung der Ereignisse. Als ich fertig bin sehe ich, wie Lin sich auf die Unterlippe beißt.

„Verdammt...“, murmelt sie mit gequältem Gesichtsausdruck.

Ich versuch mir die Worte im Mund zurecht zu legen um nicht aufdringlich oder zu neugierig zu wirken.

„Ihr Drei standet euch ziemlich nah oder?“, frage ich vorsichtig.

Abelina lächelt schwach.

„Oh ja, das kann man wohl sagen...Obwohl neunundneunzig Prozent der Rebellen, welche ihn kennen, davon überzeugt waren-beziehungweise immer noch sind-, dass Viet zu einem Verrat fähig wäre, so hat er uns doch immer und immer wieder Anlass dazu gegeben, ihm blind zu vertrauen. Er ist ein unglaublich starker Kämpfer und Stratege, all seine Pläne sind bis jetzt immer aufgegangen. Trotz übermäßigem Misstrauens gibt es doch einige, welche ihn gleichzeitig auch bewundern. Man kann ihn auch nicht als Einzelgänger bezeichnen- im Gegenteil, seine Arbeit im Team war hervorragend.

Und doch ließ er so gut wie keinen an sich ran. Ich muss zugeben, dass ich nicht gerade ohne Stolz war, mit ihm so gut befreundet zu sein.

Eve und ich waren die einzigen Personen, mit denen Viet über andere Dinge, als die Rebellion sprach. Wir kannten ihn besser, als alle im Freedome zusammen. Doch Eve ist zweifellos diejenige, welche ihm am besten kennt. Ohne Zweifel wage ich zu behaupten, dass sie ihn bis auf die letzte Faser seines Seins kannte. Auch ohne das sie es mir zu sagen brauchte wusste ich, dass er ihr ausnahmslos alles anvertraute.

Personen, welche die Beiden nicht kannten, konnten es wahrscheinlich nicht sehen. Aber Evelyn Leila und Viet Tye verband etwas, dass ich beim besten Willen nicht so beschreiben kann, wie es wirklich war. Das Vertrauen zwischen den Beiden konnte man fast greifen und fühlen konnte. Es schwappte regelrecht über, so dass man sich in ihrer Anwesenheit so sicher und geschützt fühlte, dass es schon fast ein Wunder war. Trotz unserer Situation, unserer Vergangenheiten und den Aussichten auf das, was noch kommen wird- wir haben gemeinsam so viele schöne Sachen erlebt, bei Viet und Evelyn habe ich mich einfach nur unendlich geborgen gefühlt.

Doch das Gefühl nicht so richtig dazu zu gehören holte mich wieder ein. Oft glaubte ich, ein Störfaktor zu sein, woran auch meine Vergangenheit nicht ganz unschuldig war, wie du dir sicher vorstellen kannst.

In langen Gesprächen hat sie mir mehrmals versichert, dass ich ihr mehr als wichtig bin. Und sie hat nicht gelogen. Das weiß ich, Und dieses Wissen tut mir gut.

Ich habe die Zweifel in mir gehasst und ich hasse sie immer noch.

Eve hat mir einen Platz zum Leben gegeben, auf den ich nicht mehr verzichten kann.

Sie hat mich aus einem Loch geholt, von dem ich dachte, ich würde es nie mehr verlassen können.

Sie hat ihre Hände auf meine gebrochenen Flügel gelegt und ich konnte wieder daran glauben zu fliegen.

Sie zeigte mir, dass es ein langer steiniger Weg werden würde, bis wir unser Ziel erreichen würden.

Und ich nahm die mir gereichte Hand an. Denn mir wurde endlich bewusst, dass es tausendmal besser war, einen harten Weg zu gehen um zum sicheren Ziel zu gelangen, als davon zu laufen und sich selbst aufzugeben.

Ich habe die Menschen, Engel und Vampire hier so sehr in ein Herz geschlossen, von welchem ich dachte, es würde keine Gefühle mehr zustande bringen.

Doch Evelyn ist mir zweifellos das Wichtigste hier.

Als ich bei einem unserer Gespräche wieder habe Zweifel aufkommen lassen, weißt du, was sie da zu mir gesagt hat? Sie hat meine Hand genommen und erst mich, dann den strahlendblauen Himmel angelächelt und gesagt: ^Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir haben jetzt die Chance auf eine bessere Zukunft^

Glaub mir. Diesen Satz werde ich nie vergessen.

Ich weiß, dass ich alle Personen, die in meinem Leben eine Spur hinterlassen haben, in ehren halten werde. Sie haben mich geprägt und zu dem gemacht, was ich heute bin.

Dank dieser Tatsache, bin ich hier.“

Ein Lächeln weicht über meine Lippen.

Abelina hatte sich schon lange nicht mehr so intensiv mit mir unterhalten. Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht mehr, wann das letzte Mal überhaupt war...

„Es ist erstaunlich, wie sehr ihr euch Beide ähnelt.“, merke ich an und muss über ihren leicht verwirrten Gesichtsausdruck schmunzeln.

„Wie meinst du das?“, fragt sie mich.

Weißt du, heute morgen haben wir, also Evelyn und ich, sehr viel geredet. Oder besser gesagt, sie hat mir sehr viel erzählt. Über dich.“

Ich warte ihre Reaktion ab.

„Ü-über mich?!“, fragt Abelina verdattert.

Ich nicke und Lin schweigt kurz.

„Sagst du mir, was sie gesagt hat?“, fragt sie anschließend vorsichtig.

Wieder muss ich lächeln.

„Ich weiß nicht mehr genau, wie wir auf dich gekommen sind, aber glaube mir, die Zweifel die du hast kannst du getrost verwerfen.

So wie ich das verstanden habe, hast du ein weiteres Loch in Evelyn`s Herz geschlossen.

Ich versuche es mal mit ihren Worten wieder zu geben.

Sie hat gesagt, dass du einen der wichtigsten Schlüssel zu ihrer Seele trägst. Das, was sie in den Jahren vor der Aufnahme im Freedome verloren hatte, hat sie durch die Rebellen, Lilith aber vor allem durch dich und Viet wieder gewonnen.

Sie meinte, dass du zu ihr gesagt hast, dass du deine schwarzen Flügel hasst. Aber Evelyn mag sie sehr. Die schwarzen Flügel waren ein Symbol des >nicht mehr< und >noch nicht<, welches sie nie erlebt hat. So weit sie sich erinnern kann, trägt sie die Schwingen der Nacht an ihrem Körper.

Sie hat sich deiner angenommen, um dir zu zeigen, dass diese schwarzen Flügel bei weitem nicht so schlecht sind, für wie du sie hältst.

Doch mit der Zeit warst du es, welche einen heilenden Zauber auf Eve bewirkte.

Erinnerst du dich an die Eisblume, welche einst Eve`s herz war? Sie sagte mir, dass ihr Beide, Viet und du, sie zum Schmelzen gebracht habt. Eve hat außerdem gesagt, dass sie ohne dich etwas vermissen würde.

Du hast ihre fast verlorene Seele restauriert und sie dazu gebracht, dich als Schlüssel zu ihrem Sein zu bezeichnen!

Auch sie hasste ihre Schwingen abgrundtief, bis du zu ihr gesagt hast, das man mit ihnen sehr hoch und weit fliegen kann.

Lin, du und Eve, ihr seid so aneinander gewachsen, dass ihr euch gegenseitig stützt. So wie zwei weit in den Himmel ragende Türme, welche ohneeinander in sich zusammen brechen würden! Mit Viet bildet ihr eine Einigkeit, welche von unglaublicher Stärke zeugte! Viet bildete die Luft um euch, er war nirgendwo und überall.

Aber wenn ihr zusammen wart, brannte ein Feuer der Stärke in euch, welches euch hätte Bäume ausreißen lassen können!

Verstehst du Lin? Du warst die ganze Zeit schon ein fester Bestandteil dieser Verbindung!

Genauso hat Eve es mir erzählt.

Glaubst du mir jetzt, dass du nie ein Störfaktor warst? Ohne dich ist Eve nicht Eve, weil du einen großen Teil ihrer Seele, ihres Charakters und ihres Herzens geschaffen hast!“

Das alles habe ich mit einer Euphorie aus mir rausgelassen, dass es mir selber schon etwas peinlich ist.

Aber das, was die beiden Mädchen und Viet verbindet, gibt es nicht mehr oft in dieser Zeit.

Und doch spüre ich einen Stich in meinem Herzen, der mich verwirrt und irgendwie auch traurig macht.

Ich höre ein leises Schlucken, dann ein Hicken.

„Oh Mann, wenn sie das wirklich so gesagt hat, dann...“, schluchzt Lin.

„Glaub mir, das hat sie.“, werfe ich ein und lege meine Hand auf ihre Schulter.

„Reeq! Seit er verschwunden ist habe ich niemanden mehr kennen gelernt, dem so viel an mir liegt!“

Innerlich bewundere ich die Freundschaft dieser Lebewesen.

Ann plötzlich wandern meine Gedanken zu einem Bild von Evelyn und Viet und in meiner Brust fängt es wieder heftig an zu schmerzen.

„Lin, eine Frage habe ich heute noch...“

Sie blickt mich wartend an.

„Hat Evelyn ihn geliebt?“

Schmerzende Liebe (Mia)

Schon lange auf diese Frage gefasst, blicke ich ihn direkt in die Augen. Seinen momentanen Gesichtsausdruck sehe ich nicht das erste Mal. Reeq's blau-grünen Augen scheinen benebelt zu sein von Angst, Traurigkeit uns Schmerz.

Diesen Engel kenne ich nur all zu gut. Er war einst mein Peiniger, nun ist er einer meiner besten Freunde.

Ich lege mir die Worte zurecht um ihn nicht unnötig zu verletzten. Reeq scheint zu wissen, was jetzt kommt, wartet jedoch, ungeduldig, auf meine Antwort. Die zusammengeballten Fäuste des Blauäugigen zittern leicht auf seinen Knien. Ich erlöse ihn aus seiner Qual, indem ich ehrlich antworte.

„Sie empfindet mehr für ihn als Freundschaft. Die beiden ziehen sich an wie Licht und Schatten, sind wie die zwei Seiten einer Medaille. Ihre gemeinsame Vergangenheit hat sie zusammengeschweißt. Es liegt wohl auch einfach daran, dass die beiden alles voneinander wissen. Sie gehören einfach zusammen.

Dennoch...“ Ich lege eine kurze Pause ein. Reeq blickt nicht auf.

„Dennoch kann ich es nicht Liebe nennen!“ Verwirrt sieht er mich an.

„Sie wird ihn nie vergessen und für seine Rückkehr kämpfen. Anfangs war es eher ein Beschützerinstinkt seitens Viet und Geschwisterliebe von Eve, da sie mit ihm und Lilith ihre verlorene Familie ersetzten konnte.

Ihre Gefühle verstärkten sich mit der Zeit, dass merkten auch die Beiden. Doch ich kann es nicht Liebe nennen! Etwas hielt Eve immer zurück was Viet betraf, aber sie hatte nie den Anlass darüber nachzudenken, was es war, denn der gefallene Engel zeigte nur selten seine wahren Gefühle. Nun hat sie allen Grund darüber nachzudenken. Sie ist verwirrt und weiß nicht mehr was sie fühlt.

Ihr Herz ist wie ein Labyrinth. Es gibt nur einen Ausgang, doch Evelyn hat ihren Weg noch nicht gefunden.“

Nachdenklich blickt Reeq in den sternenklaren Nachthimmel.

„Noch kannst du das Schicksal verändern. Du darfst nicht aufgeben, denn auch Viet wird nicht aufgeben! Eve braucht jetzt jemanden, der ihre Seele vorm Zerbrechen rettet. Und das vermag ich leider nicht. Ich kann ihr zuhören, aber ich bin nicht in der Lage ihren Schmerz zu lindern...

Bedräng sie nicht und glaub nicht daran, dass sie vergessen wird. Dennoch kannst du ihr helfen den Schatten von ihrem Herzen zu nehmen.“ Sanft ich meinen alten Bekannten an.

Erleichtert blickt mich Reeq an und beginnt selbst zu sprechen. „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun um sie wieder glücklich zu sehen.“

Erfreut über diese Antwort greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn beim Aufstehen von der Bank hoch.

„Lass uns ein wenig spazieren gehen. Es wird kalt ohne Bewegung.“ Der weiße Engel nickt. Sanft ziehe ich ihn hinter mir her.

„Danke!“ nuschelt Reeq leise. Ich drehe mich nicht um.

„Dafür sind Freunde doch da!“ erwiedere ich überglücklich, da ich mich durch unser Gespräch erleichtert fühle.

„Es ist wie damals.“ Erstaunt blicke ich Reeq an, der nun neben mir steht.

„Was meinst du?“ frage ich neugierig. Der Gefragte lacht.

„Es sind immer die reinen Seelen, die die Anderen um sich versammeln.“ Verwirrt blicke ich bei seinen Worten auf den Boden.

„Damals hats du uns angezogen, als Licht der verdorbenen Welt. Jetzt ist es Eve, die durch ihre Art alle um sich herum sammelt und anzieht.“ Über den Vergleich mit Eve freue ich mich sehr, erröten tue ich jedoch nicht.

„Meinst du wir sehen ihn wieder?“ frage ich vorsichtig und unsicher. Ich habe seit meiner Ankunft auf dem Freedome nicht mehr über diesen Engel gesprochen. Aus Angst, etwas hören zu müssen was ich immer verdrängen wollte um nicht an jedes einzelne Detail erinnern zu müssen. Wenn man es genau nimmt, weiß ich ganz genau wie es Eve mit Viet jetzt geht.

„Du... meinst Renton?“ Ich nicke nur. Sein Handdruck verstärkt sich. „Auf jeden Fall! Wir werden ihn definitiv wiedersehen! Fragt sich nur auf welcher Seite er dann stehen wird...“ Er seufzt merklich auf.

„Du hast recht. Ein Wiedersehen reicht, um ihn zu fragen, warum er das getan hat.“ Mein Blick wird ernst. Der Blauhaarige wuschelt mir durch die Haare.

„Keine Sorge! Wir ändern das Schicksal!“, sagt er grinsend und blickt hoffnungsvoll in den Himmel.

„Hmm...“ Mein Herz schlägt etwas schneller.

„Ha-“ Verdutzt schaue ich Reeq an.

„HATSCHIII!“, niest der Junge laut und ich lache leise auf.

„'Tschuldigung!“ sagt er leicht verlegen.

„Ich glaub, wir sollten langsam zurück gehen. Es ist schon sehr spät.“, erwidere ich grinsend. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mit meinem Verdacht richtig liege. Es ist bereits zwanzig Minuten nach Zwölf. Reeq stimmt mir nickend zu.

„Wir dürfen die Versammlung heute nicht vergessen. Wann war die doch gleich?“

„Um elf Uhr. Und frühstücken müssen wir vorher auch noch...“, seufze ich leicht genervt als ausgewachsener Langschläfer.

„Wenn wir noch länger draußen bleiben, holen wir uns noch den Tod weg. Und das können sich unsere Teams nicht leisten.“, meint Reeq ernst.

Keine viertel Stunde später erreichen wir den Haupteingang des Freedomes. Rasch betreten wir diesen und verabschieden uns mit einer flüchtigen Umarmung.

„Bis später!“

Ich nicke und folge dann der entgegengesetzten Richtung von Reeq. Dann drehe ich mich noch mal um.

„Reeq!“, rufe ich ihm hinterher. Er wendet sich wieder zu mir.

„Hm? Was ist?“

„Lass dich nicht unterkriegen!“, rufe ich und zwinkere ihm zu. Dann gehe ich die Treppe hinauf. Seine Antwort höre ich kaum noch. Plötzlich übermannt mich Müdigkeit. Erschöpft erreiche ich nach vielen Gängen und Treppen mein Zimmer. Leise schließe ich die Tür auf, um Eve nicht zu wecken, die schon in ihrem Bett liegt. Mit einem leisen 'Klick' schließe ich die Tür wieder hinter mir. Hastig ziehe ich mir mein Schlafzeug an und springe förmlich ins Bett. Keine zehn Minuten später bin ich im Land der Träume versunken.
 

Der nächste Morgen erweist sich als weniger schön. Das schrille Piepen des Weckers reißt mich aus meinen vergessenen Träumen. Schweißgebadet liege ich im Bett. Mit Hals- und Kopfschmerzen richte ich mich, auf den Ellenbogen gestützt, auf um den Wecker auszustellen. Gequält halte ich mir den Kopf und blicke mich verschlafen um. Eve liegt nicht in ihrem Bett. Sie scheint schon eine ganze Weile weg zu sein, da sie ihr Bett gemacht hat und ihr Schlafanzug ordentlich auf Eves Kissen liegt.

„Ich hab mir wohl was wegholt...“, stöhne ich genervt. Erst jetzt entdecke ich den Zettel, der auf meinem Nachttisch liegt.
 

Morgen Lin! ^^

Ich bin ziemlich früh aufgewacht und da du noch so schön geschlafen hast, hab ich mir gedacht das auch so zu belassen und den Wecker gestellt.

Denk an die Versammung in der großen Halle um 10.00 Uhr. Bin in der Bibliothek etwas recherchieren, falls du mich suchst. Ansonsten treffen wir uns am besten 9.45 Uhr in der Eingangshalle.

Hab dich ganz~ doll lieb

deine Eve =^~^=
 

Geschockt lese ich den Brief zwei drei mal.

„Um 10.00 Uhr?!“ Hastig werfe ich einen Blick auf die Uhr. Es ist mittlerweile 9.18 Uhr. Ich springe vom Bett auf und renne ins Bad.

„Das schaffe ich doch nie!!“ So schnell es nur geht dusche ich mich und putze mir die Zähne. Im Handtuch renne ich zurück ins Zimmer um mir neue Sachen aus dem Schrank zu nehmen. Meine Wahl fällt auf die Schnelle auf meinen schwarzen Rock mit weiß-roten Kreuzen am Saum und eines meiner weißen Oberteile mit schwarzer Spitze am Dekolleté. Vor dem Spiegel richte ich mir noch schnell die Haare und nebenbei einen Blick auf die Uhr.

9.34 Uhr.

Hastig greife ich mir meinen Wohnungsschlüssel und stürme, nach abschließen der Tür, durch die Gänge des Freedomes. Nach kurzer Zeit verspüre ich verstärktes Kratzen in meinem Hals und werde langsamer um keinen Hustenschauer zu bekommen.

Nicht ganz zehn Minuten später erreiche ich völlig fertig den Treffplatz. Eve und Reeq sind schon da.

„Morgen...!“, bringe ich schweratmend hervor. Eve lächelt mich an und nimmt mich zur Begrüßung in die Arme. Auch Reeq umarmt mich. Erschrocken mustere ich ihn. Er scheint erhöhte Temperatur zu haben und sieht auch ziemlich blass aus.

„Du hast dich wohl doch erkältet...“ stelle ich etwas spät fest. Der Angesprochene winkt nur ab, Eve jedoch nickt.

„Aber du kommst fast an Herr Wasserleiche ran!“ fügt meine Freundin hinzu. Erstaunt knicke ich meinen Kopf zur Seite und schaue sie fragend an. „Schau mal in den Spiegel, Lin! Viel besser siehst du auch nicht aus! Wie lange wart ihr gestern noch draußen?!“

Ich muss kurz überlegen. „Ähm... etwas sehr lange...“

Der Vampir seufzt. „Jetzt haben wir den Salat.“ Eve kommt einen Schritt auf mich zu um meine Temperatur an der Stirn abzuschätzen mit der Hand. „Wenigstens hast du kein Fieber.“ sagt sie erleichtert und blickt dabei Reeq alles sagend an. Dieser guckt darauf hin beledigt weg.

„Wir sollten langsam reingehen. Es sind bestimmt schon fast alle anwesend.“ merkt der Blauhaarige kurz an und geht dann in die Halle. Der blonde Vampir läuft ihm schnell hinterher und schnappt sich seinen Arm.

„Du kannst hier nicht alleine rumlaufen!! Was meinst du, wenn du dich übernimmst und zusammenbrichst?!“ schimpft sie ihn aus.

Reeqs Blässe Haut wird von einem sanften Rot übertönt.

„Siehst du?! Jetzt wirst du auch noch rot!! Nach der Versammlung gehen wir zu Elena und lassen dich untersuchen!“ sagt meine Freundin fest entschlossen. Ich muss über Eves Naivität lachen. Als ob die Röte in der Situation von dem Fieber kommen würde...

„Reeq.“ rufe ich den blassen Engel mit dem roten Schimmer im Gesicht, der sich daraufhin umdreht. „Ich bin übrigens für den jüngeren von euch beiden!“ Verdutzt blicken mich beide an als ich an ihnen vorbei gehe, bis Reeq endlich versteht was ich meine.

„Hey! Woher soll ich denn wissen wer älter ist?!“ gibt er empört von sich. Frech wie nur selten strecke ich ihm meine Zunge raus und lache . Doch diesmal bleibt mir das Lachen im Halse stecken und ich bekomme einen leichten Hustenanfall.

„Und du kommst gleich mit nachher!“ Bei diesem von Eve tot ernst gemeinten Satz verschwinde ich schnell in die Halle.

„Lin!!“ Leicht aufegbracht rennt sie mir hinterher und erwischt mich am Arm. Darauf hin zieht sie mich zu Reeq. Händchen festklammert zeiht sie uns in die Halle.

Die hier Versammelten sind die Mitglieder der SPFoF, der „Special Part Front of Freedome“.



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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von:  Mietzewhite
2008-08-13T14:16:32+00:00 13.08.2008 16:16
kyaaaaa, ein neues kappi, ein neues kappi *_____________*
*freu*
*das natürlich gleich mal lesen musste*
*allerdings auch nicht früher an den pc kam*
bin ja momentan nich zu hause ^^;

aber das kappi war mal wieder total toll *____________*
ich mag das pairing viet x eve immer mehr x333
das ist einfach total klasse
*anschmacht*

nyuuu....es war ja klar, das die beiden krank werden würden...
*gg*
aber reeq hat es ja ziemlich hart getroffen mit dem fieber ^^,
ich bin mir aber sicher, dass die beiden sicher wieder schnell gesund werden x3
*grinsel*
wehe wenn nicht x3

und eve ist ja auch wieder putzmunter
*freu*

ich bin schon gespannt, wies weiter geht x333
*gg*

hab euch sau liiiieb~
ich liebe eure geschichte <3~
Von:  Mietzewhite
2008-06-23T20:36:47+00:00 23.06.2008 22:36
awwwwwwwwwwwww *_________________________*
das kappi ist echt wunderschön...
*irwie total dahin schmelz*

es hat sich zwar total schnell lesen lassen, aber es war einfach nur total schööööööööön x3333
*immer noch schmelz*

und langsam aber immer mehr finde ich, dass viet und eve ein schönes paar abgeben würden..
und sie auch einfach total zusammen gehören x333333
sie sind einfach meine beiden totalen lieblinge..
und die worte von lin haben mich seeehr gerührt...
sie waren einfach voll schön
genauso wie die von reeq...
die gehen auch seeehr nahe ^_______^

das kappi ist einfach seeeeehr schöööööön

und nun bin ich mal auf die antwort der frage gespannt
wobei ich ein 'ja' bevorzugen würde ^_______^

ich freue mich schon sehr auf die nächsten kappis x333
*gg*
Von:  Mietzewhite
2008-06-23T20:24:27+00:00 23.06.2008 22:24
das kappi war jetzt auch ziemlich interessant...
und wieder spannend und zurück geführt, auf das, was vor einigen kapiteln noch von großer bedeutung stand und das finde ich sehr toll ^____^
*gg*

auch wenn die vergangenheit von eve ziemlich traurig zu sein scheint, wurde es mit den bruchstücken doch schon ziemlich anschaulich beschrieben, und das gefällt mir sehr gut ^______^
*smilü*

außerdem kann ich mir auch sehr gut die kette vorstellen, die sieht sicher voll schööön aus *____*
*gg*

ich hoffe natürlich für eve, dass sie schon bald ihren bruder wieder finden wird...
das muss einfach geschehen ><
und bitte auch lebend...
*quengel*

und infos in bezug auf viet sollen erst recht dazu gehören 8>//////<8
ich will endlich wissen, warum er die seite gewechselt hat und ob es wirklich wahrheit ist oder nicht...
und und und ><
neugier pur, sag ich da nur xDD
(das reimt sich *rofl* XDD)

und nun zum vorerst letzten kappi T_T
Von:  Mietzewhite
2008-06-23T20:00:24+00:00 23.06.2008 22:00
alle machen sie sich sorgen xDDD
ney ney ney XDDD
aber so gehörts sich ja XD
*rofl*

das kappi war irwie voll knuffig XDD
*am liebsten mit im wasser rumgetollt hätte*
xDDDDDDD
*lach*

das essen haben sie nachher sicher ziiiiiiemlich genossen x333
muharhar~
aber sowas ist ja auch sau lecker x333
*hrhrhr*

nyuuuu~
jetzt bin ich aba mal gespannt, was eve noch loswerden will..

*extrem gespannt weiterles*
Von:  Mietzewhite
2008-06-23T19:47:07+00:00 23.06.2008 21:47
jaja xD selbst lin ist ne kleine spannerin XDDD
*rofl*
aber es war klar, dass auch sie ganz in der nähe sein würde x333
*gg*

ich war erst übelst verwundert, wo lin jetzt auf einmal hin wollte...
immerhin war sie ja noch nicht gesund und so..
hab schon sonst was befürchtet XDDD
*rofl*

aber wie gut, dass sie nur was leckeres zu essen kaufen wollte x33
*nebenbei reis mit lachs futta*
XDDDDDDDD

aber toll, dass sie bei den kleinen kindern eingegriffen hat..
hätte nicht gedacht, dass sie sich so schnell vertragen und artig sind...
echt überweltigend x3

was mich auch sehr interessiert ist, wer der jenige ist, an den lin immer denkt, der der in ihrer vergangenheit eine große rolle spielte x333
aber ich denke, dass ich das sicher noch erfahren werde, oder x333
*weiterhin sehr gespannt desu*

oiii~ der sturz bei dem bäumen war aber nicht so toll..
aber nyuu..
wie gut, dass ihr sonst nichts weiter passiert ist x3
*gg*
lööööööl und um das essen hätte ich mir an ihrer stelle auch sorgen gemacht XDDDDDDD
*rofl*

yaaay~ bin seeehr gespannt wies weiter geht x3
*gg*
*auch gleich weiter les*
muhar~
Von:  Mietzewhite
2008-06-23T19:06:32+00:00 23.06.2008 21:06
erstmal: mondscheinsonate ist echt ein toller titel x3333
ich liebe dieses werk von beethoven total *________*v

nyuuu...
ich will das auch nicht wahr haben, dass viet von nun an böse sein soll...das geht einfach nicht...
das passt nicht zu ihm 8>//////////<8
*nörgel*

kyaaaaaaaaaaaaaaaaaa
*_____________________*
die erinnerung ist ja total süüüüüüüss
*hier voll rumquietsch*
am liebsten würde ich viet jetzt umknuffen *////////////*
*sabba*
das war echt ne schöne vorstellung, also die szene an sich x3333333
schade, dass die erinnerung nur so kurz war Q____Q

awwww~
wie sweet, reeq hat also die ganze nacht vor eve's tür gewacht...
das ist doch richtig knuffig
*hihi*
und seine wortfindung ist auch sehr gut geworden...
er hat halt genau das richtige in dieser situation gesagt x3333
*gg*

nyuuuuuu...
aber es ist traurig, wie eve sich an den blick von viet erinnert...
das kann ich mir seeehr gut vorstellen...
T________________T
und es macht mich einfach nur traurig, wenn es jetzt nicht mehr so sein soll...
*sniffz*

*zum nächsten kappi hüpfz*
Von:  Mietzewhite
2008-06-23T18:51:46+00:00 23.06.2008 20:51
oh maaaaaaaaaaaan T_______________T
das kappi ist echt derbst traurig...
die arme eve T_________T
*sniffz*

menno >///////////<
warum ist viet nur böse geworden, das ist doch total ungerecht ><
ich versteh das einfach nicht >________<
*weiter sniffz*

ich hoffe, das ändert sich noch wieder Q_______Q

ansonsten kann ich nur sagen, dass das kappi auf jeden fall richtig genial geschrieben wurde ^.^v
man erkennt genaustens, wie sich alle gefühlt haben müssen..
und da ich eh sehr mitfühlend bin, kann ich mich auch seeehr gut in alle hinein versetzen...

ich bin gespannt wie's weiter geht...
aber ich hoffe, es wird langsam wieder positiv 8><8
Von:  -Natsumi-
2008-05-29T17:12:15+00:00 29.05.2008 19:12
jaaaaa~~~~~~~
das war das 1. kapitel was im am tag auf der lbm gelesen habe^^
ich finde es großartig und erwecke immer mehr neugier auf die geschichte *yay* XD
macht weiter so^^

Von:  -Natsumi-
2008-05-29T17:07:01+00:00 29.05.2008 19:07
großartig^^
die sätze,der stil...alles passt perfekt zusammen,
es ist sehr schön geschrieben
und es macht lust auf mehr ^.^
Von:  Mietzewhite
2008-05-25T12:20:45+00:00 25.05.2008 14:20
nyuuuuuuuuuuuuuuuuu???
oh mannnnnnnn T_______________________T
was geht denn da nur mit viet ab???
>////////////////////////////<
das ist gemein Q_________Q
das könnt ihr doch nicht machen..
*sniffz*
ich hoffe, dass er so eine gespaltene persönlichkeit oder so hat...
das wäre toll ...
ich will nämlich nich, dass er rein böse ist 8>////////<8
das ist überhaupt nicht toll ><
neiiiiiiiiiiin T_______________________T

aber die kampfszenen sind auch alle ziiiiiiemlich heftig...
dafür aber auch richtig genial beschrieben, sodass man sich alles auch immer richtig guuuuuuuuuut vorstellen kann x3
das liebe ich echt an eurem schreibstil x3
*grinsel*
echt klasse x333
*gg*
und spannung war wirklich in jeder faser dieses kapitels zu finden, aber das ist ja schon üblich bei euch x333
*hrhr*
*luvluvluv~<3*

aber viet ein verräter?? T___________T
das ist echt das schlimmste überhaupt...
das ist sooooooo gemei~hei~hei~hei~heiiiiiin Q_______Q
*heulz*
hoffentlich wendet sich das noch zum guten..
*ganz dolle hoffz*
*und die hoffnung auch nich aufgeb*

woah....ich hab so derbst gezittert, als da die eine szene zwischen viet und eve war, wo er sie fast getötet hätte..
woah...
hab ich mitgefiebert...
man....sau spannend...einfach alles...
*es immer wieder sagen kann*
*grinsel*

oiiii~ eine asiatische kleine frau??? o_O
was das wohl mit der auf sich hat...
also ich bin jetzt richtig richtig derbst gespannt...
ihr müsst unbedingt gaaaaaaanz schnell weiter abtippen 8>////////<8
*hibbel*
*alles total toll find*

und ich glaube fest an viets gute seite >////<

hab euch lieb, mietze ^.^v


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