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Truth or Dare?

KaixTala BryanxTala
von

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Eine unangemessene Vorstellung

Hallo an alle! ^^
 

Willkommen bei meiner neuen FF, Truth or Dare. In der Zusammenfassung steht ja ungefähr worum es geht und ich weiß, es hört sich tierisch nach Mainstream an und ziemlich ausgelutsch, ABER! ^.^ Anders hätte ich es nicht zusammenfassen können, ohne wichtige Details zu verraten. Aber lest einfach dieses Kapitel. Ich denke, das sollte einen guten Vorgeschmack geben.

Wie auch immer, die Idee zu dieser FF ist relativ "jung", erst zwei bis drei Wochen alt. Das heißt, das Ende ist noch offen und wie gesagt, ich weiß noch nicht, welches der beiden Pairings es letztendlich wird. Vielleicht auch keines... Ich bin offen für jede Art von Anregung.

Gut, genug geredet, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und bitte darum, ein Kommentar dazulassen. ^-^
 

Melou xxx
 


 

Truth or Dare
 

Kapitel 1: Eine unangemessene Vorstellung
 

Es herrschte ausgelassenes Treiben in der Präsidentensuite des Baltschug Kempinski Hotels, das direkt am roten Platz in Moskau gelegen war und durch deren Fenster man einen atemberaubenden Blick über die nächtlichen Lichter der Hauptstadt hatte. Doch obwohl die Aussicht so wundervoll war, schenkte keiner der feiernden Teenager den hohen Panorama-Fenstern auch nur die kleinste Beachtung.

All ihre Aufmerksamkeit lag auf einem von ihnen, der auf dem niedrigen Wohnzimmertisch stand und nun schon zum bestimmt zehnten Mal eine detaillierte Erzählung des Finalkampfes darbot. Und obwohl jeder einzelne von ihnen dabei gewesen war, waren sie dennoch nicht müde, weiter zuzuhören.

„Er dachte er hat mich in die Enge getrieben, aber nicht mit mir“, fuhr der Junge mit dem Baseball-Cap lebhaft fort, nicht an Gesten sparend. „Ihr hättet sehen sollen, wie ich ihm das dämliche Grinsen aus dem Gesicht gewischt habe! Ich wusste, dass er nur geblufft hat. Niemand kann es mit meinem Dragoon aufnehmen!“

„Natürlich nicht, Tyson.“ Ray musste ein Lachen unterdrücken. Tyson war wohl das ideale Beispiel dafür, wie schnell ein Sieg einer Person zu Kopf steigen konnte. „Aber du musst zugeben, zwischendurch sah es ganz schön eng für dich aus.“

Doch Tyson winkte nur ab. „Das sah nur so aus, Ray. Ich wollte, dass er sich auf die sichere Seite wähnt.“

Fast alle brachen bei dieser Aussage in dröhnendes Lachen aus und der neue Weltmeister verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und schmollte. Als jedoch plötzlich eine Tür laut zuschlug, hielten alle inne und sahen sich überrascht um.

Kai war auf den Balkon getreten und hatte die Schiebetür aus Glas wohl mit ordentlichem Schwung geschlossen.

„Was hat ihn denn jetzt gestochen?“ wunderte sich Tyson, aber die anderen konnten nur mit den Schultern zucken.

„Er ist den ganzen Abend schon so drauf“, meinte Michael und alle Augen lagen auf dem Captain der All Starz. „Ich hätte gedacht der Sieg würde selbst seine Laune ein wenig bessern.“

Tyson grinste schief. „Klar, aber wir reden hier immerhin über Kai. Wenn der auftaut friert die Hölle zu.“

Wieder gab es Gelächter. Ihre Laune ließen sich die Teams nicht trüben. Nur Ray sah fragend zu Kai, der mit dem Rücken zu ihnen stand. Der Schwarzhaarige hätte sich wirklich gewundert, wenn Kai sich wegen ihrem Sieg plötzlich um 180 Grad gedreht hätte, nicht nur das. Es hätte ihn sogar ziemlich aus der Bahn geworfen. Aber der Chinese hatte sich erhofft, dass der Blauhaarige etwas mehr zu ihnen aufwärmen würde.

Ray seufzte. Sie hatten ihm nach seinem Verrat so viel Vertrauen entgegen gebracht, ihm gezeigt, dass sie für ihn da waren und ihn akzeptierten, aber etwas, und Ray konnte nicht sagen, was es war, stand wie eine Mauer zwischen ihnen. Vielleicht sollte er einfach mal mit dem Halbrussen reden.
 

Seine Arme ruhten auf dem von Eis bedeckten Geländer. Sein Blick schweifte über Russlands leuchtende Metropole. Über den Roten Platz, den Kreml, das Biovolt Stadium, in dem sie noch vor wenigen Stunden erbittert gekämpft hatten. Aber seine Augen verweilten auf keinem der Gebäude lange genug, um ihre Wichtigkeit anzuerkennen.

Seine Aufmerksamkeit lag am Horizont, am anderen Ende von Moskau, auf einem dunklen Fleck, wo nichts zu erkennen war. Aber er wusste genau, was sich dort befand und jeder Gedanke daran ließ ihn innerlich erschaudern.

Er bemerkte nicht, dass jemand neben ihn trat und erst als dieser sich räusperte, erwachte er aus seiner Trance. Kai sah zur Seite und erblickte Ray, der neben ihm stand und ihn aufmunternd anlächelte.

Desinteressiert sah Kai wieder in die Nacht hinaus und das Lächeln wich von Rays Gesicht. Er hatte nicht erwartet, dass Kai sofort Smalltalk mit ihm anfangen würde, aber eine Reaktion wäre angebracht gewesen. Er räusperte sich und richtete dann ebenfalls seinen Blick auf die Stadt vor ihnen.

„Moskau sieht toll aus bei Nacht, oder?“ begann er die Stille zu brechen. „Auch wenn es nicht vergleichbar ist mit Las Vegas.“ Kai gab keine Antwort und der Schwarzhaarige seufzte auf. Anscheinend würde das hier ein Monolog werden. „Unglaublich, wie weit wir gekommen sind. Dabei sah es am Anfang so aus, als würden wir es nicht weit schaffen. Aber wir haben zusammen gehalten und die White Tigers geschlagen. Die All Starz, die Majestics. Und jetzt sogar die Demolition Boys. Wir sind Weltmeister geworden. Das war unser Ziel. Und auch deins, oder?“

Als Antwort kam noch nicht einmal das für Kai so typische „Hn“. Obwohl er offensichtlich ignoriert wurde, redete Ray weiter. Er war schon immer ein wenig stur gewesen.

„Kai, auch wenn du dein Match verloren hast, das Team hat gewonnen. Darüber brauchst du nicht sauer sein.“

„Das bin ich nicht.“

Ray dachte zuerst, dass er sich verhört hatte, aber Kai hatte doch tatsächlich die Stimme erhoben.

„Spencer hat fair gewonnen.“

Der Chinese stutzte. „Und warum meidest du dann alle? Wir wollen unseren Sieg feiern.“

Ein abfälliges Lächeln stahl sich auf Kais Lippen. „Ach ja? Tyson sollte eher an die nächste Meisterschaft denken. Oder er wird den Titel nicht lange halten.“

„Da hast du wahrscheinlich recht“, gab Ray zu. „Aber das Finale war doch erst heute. Er hat gewonnen und das sollte er genießen, oder nicht? Also komm. Gehen wir rein zu den anderen.“

„Hn“, machte Kai nur, doch zu Rays Überraschung drehte er sich um und betrat das Innere der Suite.

Ray folgte ihm, zufrieden dass er Kai wenigstens ein wenig überzeugt hatte. Aber nur ein paar Sekunden später bereute er es, Kai nicht in Ruhe auf dem Balkon gelassen zu haben.

Sie kamen gerade rechtzeitig hinein, um zu sehen, wie Tyson eine ziemlich geschmacklose Wiedergabe des Finales zum Besten gab, indem er den Verlierer auf sehr lächerliche Weise nachmachte.

Er stand immer noch auf dem Tisch und hatte sich ein weißes Tischtuch übergeworfen, das wohl Talas weiße Kleidung darstellen sollte. Die Blader um ihn herum grölten laut über Tysons Imitation und dieser setzte noch einen oben drauf, zupfte sich zwei Strähnen ins Gesicht, schmiss seine Kappe durch den halben Raum und verwuschelte seine Haare, das sie zu allen Seiten abstanden.

„Ich bin Tala. Ich dachte ich kann bladen, aber mein Wölfchen eignet sich doch nur als Fußabtreter.“ Tyson stoppte und wischte sich Lachtränen aus den Augen.

Ray hielt Tysons Getue zwar für etwas übertrieben, aber es sah einfach zu komisch aus und er erwischte sich dabei, wie er ein Grinsen unterdrücken musste. Aber dann fiel sein Blick zufällig auf Kai, der neben ihm stand und sein Herz blieb fast stehen. Dass Kai so ein Verhalten nicht gut fand, war ihm klar, aber der Blauhaarige bebte und seine roten Augen glühten, als würde das Höllenfeuer in ihnen lodern.

„Es reicht, Tyson“, zischte der Captain der Bladebreakers, doch dieser nahm ihn gar nicht wahr und fuhr munter fort.

„Jetzt hab ich verloren und muss in die Abtei um Meister Boris die Schuhe zu lecken.“

Kais Hände ballten sich zu Fäusten und er trat einen Schritt nach vorne. „Tyson! Es reicht!“

Der Japaner hatte ihn endlich bemerkt und zog verwundert die Augenbrauen hoch, als er Kai ansah. Doch dann blitzten seine Augen wieder auf und sein Grinsen kehrte zurück.

„In der Abtei gibt es eben nur Versager. Und ich bin der größte von ihnen, deshalb bin ich auch der-“

Seine Worte wurden von Kai abgeschnitten, der ohne Vorwarnung nach vorne gesprungen war. Tyson fiel rückwärts vom Tisch und landete auf dem Boden. Er keuchte auf, als Kai ihn mit dem rechten Arm an seinem Hals auf den Boden pinnte. Die Umherstehenden waren starr vor Schock. Es war so schnell passiert, dass sie den Bewegungen noch nicht einmal hatten folgen können.

„Ich sagte, es reicht!“, zischte Kai, aber laut genug, dass jeder im Raum seine Worte verstand.

Tyson wand sich unbehaglich unter seinem Captain und versuchte, den Arm von seiner Kehle zu schieben, der ihm langsam aber sicher die Luft abschnürte. „Kai, ich krieg keine Luft“, röchelte der Weltmeister, doch Kais Augen schimmerten immer noch gnadenlos.

„Noch ein abfälliges Wort Tyson, und du wirst es bereuen.“

Damit stand der Halbrusse auf und Tyson holte hustend wieder Luft. Er rappelte sich auf und sah Kai vorwurfsvoll an.

„Bist du durchgedreht?! Das war doch nur Spaß!“

Kais Augen verengten sich. „Über so was macht man keine Witze.“

Die Situation war ernst und jeder merkte die Anspannung in der Luft nur allzu deutlich. Nur verstehen taten sie es nicht.

„Tyson hat es nicht ernst gemeint, Kai“, versuchte Max seinen besten Freund zu verteidigen. „Er hat es doch nur gespielt.“

„Genau“, schaltete sich Michael ein. „Warum reagierst du so gereizt?“

„Voll übertrieben“, kommentierte Tyson weiter. „Außerdem. Sie haben verloren und wahrscheinlich bekommen sie von Boris das, was sie verdienen.“

Sofort als Boris’ Name über seine Lippen gekommen war, war Kai merklich zusammengezuckt. Etwas, was sehr ungewöhnlich für ihren Teamcaptain war, der normale nicht den kleinsten Teil seiner Gefühle preisgab. Aber jetzt konnten sie beinahe zuschauen, wie der Blauhaarige um einige Nuancen blasser wurde und das warf sie ziemlich aus der Bahn. Tyson jedoch bemerkte Kais Gemütswandel nicht.

„Ich mein, die haben versucht uns umzubringen!“ brauste Dragoons Besitzer auf und deutete dabei mit wildem Gestikulieren auf Ray. „Ray ist doch das beste Beispiel. Man muss sich nur ansehen was dieser Psychopath mit ihm gemacht hat. Das sind alles Psychopathen. Besonders dieser Tala. Der Schlimmste von allen.“

„Rede nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast.“ Mittlerweile hatte jeder außen Tyson mitbekommen, dass Kai hart an der Grenze war. Zwar wirkte er äußerlich ruhig, aber wie seine geballten Fäuste bebten und die sichtbaren Muskeln an seinen Armen zuckten, verhieß nichts Gutes.

„Ich hab keine Ahnung?“ Auch der dunkelhaarige Japaner war inzwischen äußerst wütend, was man ihm im Gegensatz zu Kai allerdings ansah. „Ich glaube ich war es, der das schwierigste Match der Meisterschaft gewonnen hat. Ich war in diesem Eisberg gefangen! Warum zum Teufel kümmern dich diese Psychos überhaupt?!“

„Weil sie mein Team sind, verdammt!“

Urplötzlich herrschte eine Totenstille im Raum und man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können. Kais Fassade war gebröckelt, das merkte er leider zu spät. Es war ihm etwas herausgerutscht, was er niemals hätte aussprechen sollen. Einmal hatte er nicht nachgedacht, bevor er den Mund aufgemacht hatte, und dann so etwas. Er raufte sich zusammen, setzte seine Maske wieder auf und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Raum.

Jeder Blader sah auf Tyson, der wie versteinert dastand und sich dann auf einmal auf eines der Sofas fallen ließ.

„Sein Team, hm?“ sagte er fast zu sich selbst. „Man hätte meinen können, wir wären das eigentlich.“

Max setzte sich neben seinen besten Freund und legte ihm die Hand auf die Schulter. Kais Worte hatten ihn ebenfalls getroffen.

„Vielleicht ist ihm das nur so rausgerutscht“, versuchte er die Stimmung zu bessern.

Tyson schnaubte. „Natürlich ist ihm das rausgerutscht. Das sollte wahrscheinlich sein kleines Geheimnis bleiben und irgendwann wäre er dann wieder zu den ach so tollen Demolition Boys. Versteh nur nicht warum.“

„Das kannst du Kai nicht einfach so unterstellen“, meldete sich Ray beschwichtigend zu Wort. Der Chinese hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah den Japaner aus seinen bernsteinfarbenen Augen an. „Du hast ihn provoziert, so was zu sagen. Du hättest aufhören sollen, als er dich dazu aufgefordert hat.“

„Willst du sagen, es war meine Schuld?!“

Ach ja, Tyson und seine Fähigkeit, Fehler einzugestehen.

„Ich sage nur, dass du zu weit gegangen bist. Es war offensichtlich, dass er nicht gut fand, was du gemacht hast. Meiner Meinung nach war es auch mehr als geschmacklos.“

„Alle haben gelacht“, verteidigte sich Tyson.“

„Ich weiß. Ich ja auch. Aber es war trotzdem nicht in Ordnung, über Tala herzuziehen und sich über ihn lustig zu machen. Er ist ein weltklasse Blader und das Match hätte auch genauso gut für ihn ausgehen können. Es ist gut, dass du gewonnen hast und das hast du auch verdient, aber das heißt nicht, dass die Demolition Boys schlechte Blader sind. Im Gegenteil. Und das weißt du so gut wie ich. Wir wissen aber sonst nichts über sie, also sollten wir keine Vermutungen aufstellen.“

„Ich hab auch das Gefühl, dass wir über Kai nichts wissen“, meinte Lee, der sich neben seinen ehemaligen Teamkollegen gestellt hatte.

Tyson seufzte auf und suchte dann den Raum nach seiner Baseballcap ab, die er kurz zuvor in die Menge geschmissen hatte. Emily reichte ihm diese leicht lächelnd und Tyson nahm sie dankend entgegen, setzte sie auf ihren Platz und band sich dann seine Haare im Nacken zusammen.

„Nach dieser Sache am Baikalsee dachte ich, ihn besser zu kennen und zu verstehen. Aber irgendwie merke ich jetzt erst wirklich, wie wenig wir von ihm wissen“, sagte Max nachdenklich. „Was wissen wir schon über seine Vergangenheit, außer dass Voltaire sein Großvater ist und er eine gewisse Zeit in der Abtei verbracht hat? Nichts.“

„Vielleicht sollte wir mit ihm reden“, schlug Ray vor und die restlichen Bladebreakers stimmten zu.

„Aber wahrscheinlich ist er schon längst über alle Berge“, gab Kenny zu bedenken, als er sich Dizzy unter den Arm klemmte. „Und ich weiß nicht ob es eine so gute Idee wäre, nachts durch Moskau zu irren.“

„Du kannst ja hier bleiben, Kenny“, sagte Tyson und stand auf. „Aber ich will verdammt noch mal wissen, was los ist. Und zwar von Kai persönlich.“

„Wir kommen auch mit“, kam es von Lee, der auf sich und Michael deutete. „Sicher ist sicher. Wer weiß, ob wir ihn suchen müssen.“

„Gut“, meinte Ray und warf sich eine Jacke über. „Aber ich glaube, ich weiß, wo er sein könnte…“
 


 

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Ok. Das war das erste Kapitel und ich hoffe es hat euch gefallen und ihr seid auch beim nächsten wieder dabei. Ich hoffe die Charas sind einigermaßen in Character, ich versuche sie so getreu wie möglich darzustellen. Aber es gibt ja auch künstlerische Freiheit...*muahahaha*

Mehr als nur ein Spiel

Hallo miteinander! ^^
 

Hab mich extra mit dem neuen Kapitel beeilt, weil ich so schnell Kommis von euch bekommen habe.

Vornweg sag ich erstmal, dass ihr mich nicht nach einer ENS fragen müsst, betreffend wann es weitergeht, etc. Jeder der ein Kommis hinterlässt, bekommt auch automatisch eine Mitteilung, wenn ein neues Update ansteht.

Aber jetzt zu euren Kommis:
 

@ Minerva-moon: Zu der Sache mit Tyson sag ich weiter unten gleich nochmal was. ^^" Freut mich, dass es die gefallen hat. Danke für deine, aber wie gesagt, das Ende steht noch in der Sternen...
 

@ laola: War das schnell genug? *g* Hoffe du bleibst auch weiter so enthusiastisch dabei. ^-^
 

@ moaboa: Hier ist mehr. ^^ Und kleb bitte nicht fest, wäre wahrscheinlich ein wenig unpraktisch. Ok, Mehrheit ist bisher wie du für Kai und Tala. Was habt ihr gegen Bryan??? *bryan knuddel* Der ist doch so knuffig (wenn er dich nicht gerade umbringt...^^")
 

@ x_heartShot_x: Erstmal: Toller Name! ^^ Ich wünschte ich würde auf sowas kommen. Hat sowas dramatisches... ^^" Nyo, danke für dein Kommi, ich hoffe du bleibst mir auch weiterhin erhalten.
 

@ shibui: Wie gesagt, zu Tyson komm ich gleich. ^^" Hoffe du bist nicht allzu sauer, nachdem ich alles erklärt habe. Freut mich natürlich, dass du nicht gleich weggeklickt hast...<.< Ja, Tala als Uke ist ein wenig ungewöhnlich, ich weiß. Aber ich hatte keine Lust mehr auf diesen Mainstream-Tala. Macho, Draufgänger etc. deshalb hab ich gedacht, ich drehe den Spieß mal um. Hoffe dir gefällt dieses Kapitel besser als das vorige.
 

@ all: Um eins mal schnell klarzustellen: Ich hasse Tyson nicht! Ich mag ihn sogar recht gerne. Und ich weiß, obwohl er manchmal (ok...oft) ziemlich hitzköpfig ist würde er nicht so über irgendjemanden herziehen. Aber einer musste Kai einfach zum ausrasten bringen. Per Auswahlverfahren ist dann eben Tyson das schwarze Schaf des Kapitels geworden, aber auch nur, weil die anderen noch weniger Sinn gemacht hätten. Ich hoffe ihr seid mir nicht böse, ich verspreche, das hier wird keine Ich-ziehe-Tyson-in-den-Dreck-FF oder ähnliches. Hoffentlich merkt man das auch schon in diesem Kapitel, dass ich mir für Tyson eine schon etwas ernstere Rolle gedacht habe. Hoffe, dass ist jetzt geklärt. ^^
 

Ok, das war jetzt genug Gelaber von mir. Viel Spaß bei Kapitel 2!!!
 

Melou xxx
 


 


 

Kapitel 2: Mehr als nur ein Spiel
 

Er konnte nicht sagen, was ihn geritten hatte. Es war länger her, dass er die Kontrolle so verloren hatte und es war nichts, was er gerne tat. Keiner wusste über seine Gefühlswelt bescheid und das war auch gut so.

Seine Füße trugen ihn automatisch durch die leergefegten Straßen. Es war schon nach Mitternacht. Eine Zeit, zu der man normalerweise besser nicht in Moskau unterwegs war, besonders allein. Aber alle zwielichtigen Gestalten, die seinen Weg kreuzten, wussten es besser, als ihn zu belästigen und setzten ihren Weg mit einem großen Bogen um den Blauhaarigen fort. Auch die Kälte, die die meisten Bewohner der Stadt in ihren Häusern hielt, erreichte nachts ungeahnte Ausmaße. Aber er war sie gewohnt und obwohl er nur eine dünne Jacke trug, fror er nicht. Er fror nie. Die Kälte war etwas, was er willkommen hieß. Sie beruhigte ihn. Und das Eis und der Schnee erinnerten ihn immer wieder an ihn.

Er seufzte lautlos auf, als er vor dem hohen Eisengitter stehen blieb. Die Finger seiner rechten Hand strichen abwesend über die mit Eis verkrusteten Stäbe, den Blick starr auf das dunkle Gebäude am anderen Ende des schneebedeckten Hofes gerichtet, auf dem einige Fußspuren zu sehen waren, da es in den letzten zwei Tagen nicht geschneit hatte. Eigentlich ungewöhnlich für diese Jahreszeit.

Die Abtei war finster und totenstill. Zwei Dinge, mit denen er den Ort seiner Kindheit immer in Verbindung setzen konnte. Und trotz des ganzen Leidens und des Schmerzes kehrte er wieder und wieder zurück. Wie die Motte vom Licht wurde er von dieser Dunkelheit angezogen. Doch das Wissen, daran zu verbrennen, nahm er in Kauf, nur um die unbeschreibliche Schönheit für kurze Zeit sehen zu können.

„Was machst du hier?“

Die eisblauen Augen bohrten sich gnadenlos in seine, so kalt wie die Luft um sie herum. Er lachte trocken. Als er das letzte Mal seinen Blick aufgefangen hatte, hatte er beinahe geglüht. Wie schnell sich doch alles veränderte.

„Du solltest nicht hier sein, Kai.“

Der Blauhaarige nickte, erwiderte aber nicht mehr.

„Warum bist du es dann?“

Kai seufzte auf, diesmal deutlich hörbar. „Ich weiß es nicht, Tala.“

Nun war es an Tala zu seufzen, als er näher an das verschlossene Tor herantrat und ebenfalls eine Hand hob.

„Das macht dann zwei von uns…“
 

„Verdammt, warum ist es immer so verdammt kalt in Russland?“ Tyson rieb seine Hände, trotz Handschuhe, wie wild aneinander und seine Zähne klapperten deutlich wahrnehmbar vor sich hin.

„Das ist die Lage“, erklärte Lee sachlich. „Nah an der Arktis, ziemlich flach…“

Dragoons Besitzer sah ihn schief von der Seite an. „Darauf wollte ich eigentlich keine Antwort.“

„Dann frag nicht“, erwiderte der Captain der White Tigers gelassen. „Ist es noch weit, Ray?“

Der Schwarzhaarige studierte eine Karte in seinen Händen. „Nicht mehr weit, würde ich sagen. Noch diese Straße entlang und dann an einer Kreuzung links abbiegen. Vielleicht fünf Minuten.“

„Das wird auch langsam Zeit“, kommentierte Tyson. „Noch viel länger und ich friere fest.“

Die anderen vier verdrehten nur die Augen. Sicher, es war verdammt kalt, aber das wussten sie auch ohne dass Tyson sie immer wieder daran erinnerte. Schweigend liefen sie weiter. Die Stille wurde nur ab und zu von einem Niesen unterbrochen; anscheinend hatte Max sich ordentlich erkältet. Michael hatte Mitleid und reichte dem Blonden ein Taschentuch, welches dieser dankend annahm und sich daraufhin erstmal die rote Nase putzte. Damit für die nächste Zeit beschäftigt, bemerkte er nicht, dass Ray und Lee vor ihnen stehen geblieben waren und rannte in ersteren hinein.

„Sorry Ray, was-“, fing der Amerikaner an, doch der Chinese brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Er und Lee spähten vorsichtig um die Ecke und Michael, Tyson und Max taten es ihnen nach kurzer Überlegung gleich.

Max’ Augen brauchten eine Weile, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, aber als er die beiden Silhouetten etwa 50 Meter von ihnen entfernt stehen sah, schnappte er beinahe nach Luft.

„Ist das da Tala?!“
 

Kai sah auf den Boden, seine Stirn berührte das kalte Gitter. Als eine warme Hand seine eigene berührte, brauchte er nicht einmal aufzuschauen, um zu wissen, dass Tala sie umschlossen hatte. Er brauchte den Kopf auch nicht wieder anzuheben, als warmer Atem seine Wange streifte, um zu sehen, dass Talas Stirn genau an derselben Stelle wie seine ruhte. Mit nur den Eisenstäben zwischen ihnen. Trotzdem waren sie nicht in der Lage, diese Distanz zu überwinden. Einmal hatten sie es geschafft, vielleicht auch ein zweites Mal. Aber…

„Noch mal schaffe ich das nicht“, flüsterte Tala und sprach damit Kais Gedanken aus. „Du kannst nicht einfach zurückkommen, als wenn nichts passiert wäre. Als ob immer noch alles ist wie vorher. Das ist es nämlich nicht.“

„Ich weiß“, erwiderte Kai. „Aber ich wollte mich davon überzeugen, dass es dir gut geht.“

Tala lächelte matt. „Boris hat uns noch nicht umgebracht. Aber er überlegt wahrscheinlich gerade, wie er das auf die schmerzhafteste Weise tun kann.“

Der Blauhaarige schluckte. „Ich-“

„Vergiss es, Kai“, unterbrach der Rothaarige ihn und trat einen Schritt zurück. Er ließ seine erhobene Hand an seine fallen und senkte den Blick.

Kai sah auf, die Finger vom Kontakt mit dem gefrorenen Eisen schon fast taub.

„Wie schon gesagt“, fuhr Tala fort. „Du hast hier nichts mehr zu suchen.“ Er wich noch ein paar weitere Schritte zurück, als eine weitere Person hinter ihm auftauchte.
 

Ihnen blieb die Luft weg, als Tala seine Stirn an Kais lehnte. Das war nicht, wie sich eigentliche Feinde verhielten. Es war weit davon entfernt. Sie sahen, dass sich die Lippen der beiden bewegten, aber sie waren zu weit weg, um etwas zu verstehen. Vermutlich redeten die Russen sowieso in ihrer Muttersprache miteinander. Was sie allerdings am meisten aus der Fassung brachte, war diese offensichtliche Vertrautheit zwischen Kai und Tala, die ihnen vorher nicht aufgefallen war.

Als der Rothaarige plötzlich zurücktrat, zuckten die Fünf fast zusammen. Weitere Worte wurden offensichtlich gewechselt, dann betrat eine weitere Person die Bildfläche und Ray versteifte sich augenblicklich. Die vielen Bandagen unter den ganzen Schichten von Kleidung waren nur eine Erinnerung an das Grauen des Vortages…
 

Bryans graue Augen lagen auf dem blauhaarigen Halbrussen. Es war schwer zu sagen, ob sie puren Hass, oder bloß Abscheu widerspiegelten. Bryans Gefühlslage war immer schon schwer zu deuten gewesen.

„Was machst du hier, Hiwatari?“

Doch nur Abscheu. Aber Kai reagierte nicht auf den Blader mit den lavenderfarbenen Haaren. Seine vollkommene Aufmerksamkeit lag auf Tala, dessen Blick wieder seine gewohnte Kälte angenommen hatte.

„Das ist mehr als ein Spiel, Kai.“ Seine Stimme war frei von jeglicher Emotion. „Und es läuft nun mal nicht so, wie wir es gerne hätten.“ Der Rothaarige drehte sich um. "Geh einfach, Kai", sagte Tala kalt, als er sich zum Gehen abwandte. "Geh wie du es immer tust."

Damit machte er sich auf den Weg zurück über der verschneiten Hof. Bryan stand noch einen Moment da, dann folgte er seinem Captain ohne ein weiteres Wort an den Blauhaarigen zu richten, der die Hände in seine Hosentaschen gleiten ließ und seinen ehemaligen Teamkollegen nachsah, bis sie im Innern der Abtei verschwunden waren, die sie nicht mehr so schnell verlassen würden. Er machte sich Sorgen, um sie alle, auch wenn er das niemals vor ihnen zugegeben hätte. Ohnehin, viel gebracht hätte es nicht. Er hatte seine Chance vertan.

Noch kurz verweilte sein Blick auf dem Gebäude, das er mal sein Zuhause genannt hatte, dann drehte er sich um und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Seltsamerweise mit einer plötzlichen und ungewohnten Schwere, die er noch nie gespürt hatte, wenn er der Abtei den Rücken gekehrt hatte. Er hätte eigentlich froh sein sollen, diesem Ort endlich den Rücken zukehren zu können. Aber er wusste, dieses Gefühl galt nicht der Abtei, sondern viel mehr seinem alten Team, dass er laut seiner eigenen Aussage ja immer noch als sein Team sah.

Seine Gedanken kamen zu einem plötzlich Ende, als er beinahe in eine kleine Gruppe hineinlief, die um die Ecke im Schnee gekauert hatte und seine Augen verengten sich, nachdem er erkannt hatte, wen er da fast umgerannt hatte.

Die restlichen Bladebreakers plus Michael und Lee hatten Kai so konzentriert beobachtet, dass sie –peinlicherweise- vergessen hatten zu bemerken, dass er direkt auf sie zukam, bis es schließlich zu spät war.

Gleichzeitig standen sie auf und fielen dabei fast übereinander, während Kai sie äußerst missgelaunt betrachtet hatte.

„Warum spioniert ihr mir nach?“ fragte er mit einem drohenden Unterton.

„Wir haben nicht-…“ begann Max mit einem unschuldigen Grinsen, aber Tyson schnitt ihm das Wort ab.

„Was ist los, Kai?“

Der Halbrusse schnaufte nur. „Nichts.“ Dann ging er an dem Japaner vorbei, der ihn erst noch aufhalten wollte, sich aber dann doch dagegen entschied.

„Irgendwas ist da doch im Busch“, murmelte der Dunkelhaarige vor sich hin und sah seinem Teamcaptain hinterher, bis dieser in der Dunkelheit verschwunden war.

„Und wir können nur hoffen, dass er uns sagt, was es ist“, fügte Max hinzu und die anderen nickten bekräftigend.

Tyson schob sich seine Kappe tiefer ins Gesicht. „Gehen wir zurück. Mit etwas Glück hat er morgen bessere Laune.“

„Tyson, vielleicht solltest du-“

„Natürlich werde ich mich entschuldigen, Max“, rief Japaner dazwischen. „War ne dumme Aktion, schon klar. Weiß nicht, was mich da geritten hat.“

„Na, wenigstens bist du schnell wieder zur Vernunft gekommen“, meinte Michael und klopfte dem Kleineren aufmunternd auf die Schulter.

„Genau“, stimmte Ray zu. „Wir müssen Kai nur öfters daran erinnern, dass er uns vertrauen kann.“

Tyson holte tief Luft und sah an den schwarzen Himmel. Eine einzelne Schneeflocke fiel auf sein Gesicht. „Ich hatte gedacht, dass er das weiß. Wir vertrauen ihm schließlich auch…“
 

Abwesend streckte er die rechte Hand aus und fing das kleine Eiskristall mit seiner offenen Handfläche auf. Nachdenklich sah er zu, wie der Schnee auf seinem Handschuh schmolz und einen kleinen, nassen Fleck zurückließ.

„Es fängt wieder an zu schneien“, murmelte er vor sich hin und verfolgte mit dem Blick, wie weitere weiße Flocken vom Himmel auf den Innenhof fielen.

„Sollte Boris gefallen“, hörte er eine Stimme neben sich sagen. „Verwischt die Spuren.“

Tala lachte trocken. „Als ob irgendjemand nach Spuren suchen würde.“ Er ließ seinen Arm sinken und vergrub die Hände in seinen Taschen. „Noch ein paar Tage, dann erwähnt uns keiner mehr. Und in ein paar Wochen hat uns jeder vergessen.“

„Sollte uns eigentlich Angst machen, oder?“

„Sollte es“, erwiderte der Rothaarige. „Aber seit wann hast du vor etwas Angst, Bryan?“

Der Ältere lächelte leicht. Es eher ein Zucken der Mundwinkel, was man bei dem Lavenderhaarigen allerdings schon fast als Lächeln interpretieren konnte.

„Ich habe keine Angst. Was mit mir passiert, ist mir egal. Ich habe verloren, also ist eine Strafe wohl verdient.“

Er machte eine Pause und es kam Tala so vor, als ob Bryan zögerte. Verwundert sah er zu dem anderen, dessen Augen auf den Schnee vor seinen Füßen gerichtet waren.

„Aber Spencer hat Hiwatari geschlagen. Er hat keine Bestrafung verdient. Ian genauso wenig. Er hat nicht einmal im Finale gebladet.“

„Ich hab auch verloren.“

„Das ist was anderes“, sagte Bryan sofort. „Du konntest nichts dafür, Tal.“

Der Rothaarige schüttelte den Kopf. „Das spielt keine Rolle. Du weißt doch, Boris macht keine Fehler. Und wir sind ein Team. Wir hätten entweder alle gewonnen, oder verloren. Wir haben eben nicht gewonnen, also…“ Er ließ das Ende des Satzes offen und schluckte den Klos in seinem Hals runter. „Gehen wir rein. Eigentlich dürften wir gar nicht hier sein. Boris wird an die Decke gehen.“

„Als ob das noch eine Rolle spielt“, sagte Bryan, folgte dem anderen, der schon vorgegangen war, aber trotzdem.
 

Als sie in die Suite zurückkamen, sahen die anderen Teams, die sich derweil am Wohnzimmertisch niedergelassen hatten, verwundert auf.

„Habt ihr Kai nicht gefunden?“ fragte Mariah und blickte zwischen ihrem Bruder und Ray hin und her.

Diese zogen ebenso fragend die Augenbrauen hoch.

„Ist er nicht zurück?“ war Michaels Gegenfrage, auf die einstimmiges Kopfschütteln die Antwort war.

„Komisch“, sinnierte Tyson. „Er ist doch vor uns losgegangen…“

„Also habt ihr ihn gesehen?“ schlussfolgerte Emily und ihr Captain nickte.

„Ja. Aber er ist alleine in Richtung Hotel weggegangen, deshalb haben wir angenommen, dass er schon hier ist.“

Eine nachdenkliche Stimme entstand, bevor Tyson sich den Reisverschluss seiner Jacke energisch wieder hochzog.

„Dann ist er noch da draußen und wir suchen ihn einfach wieder.“

Der Japaner wollte gerade rückwärts wieder zur Tür hinausgehen, doch Max hielt ihn zurück.

„Kai kommt schon klar. Wenn er Ruhe will, will er eben Ruhe“, sagte der Blonde. „Er kennt sich zum Glück hier aus.“

„Genau“, lächelte Ray. „Und wenn wir morgen alle aufstehen, sitzt er munter in der Küche und regt sich auf, dass wir ausgeschlafen haben.“ Er klatschte in die Hände. „Ich weiß nicht, wie es bei euch aussieht, aber ich hau mich jetzt aufs Ohr.“

Sein Vorhaben erntete stille Zustimmung und wenige Minuten später war in der Präsidentensuite absolute Ruhe eingekehrt.
 

Starr und ohne Worte saßen sie in dem karg eingerichteten Raum, auf jeweils eines der vier Betten verteilt, mit dem Rücken an der kalten Steinwand und die Beine angezogen.

Sie sahen nur vor sich hin, ohne auch nur das kleinste Detail zu registrieren.

Die einzelne Glühbirne, die von der Decke gebaumelt und ihnen sonst als Lichtquelle gedient hatte, lag zersplittert auf dem Boden, in der Mitte des Raumes.

Auch wenn es in seinen Augen mehr als erbärmlich war, so hätte Tala alles gegeben, um mit dieser Glühbirne tauschen zu können; die hatte es wenigstens schon hinter sich, kurz und schmerzlos.

Aber vielleicht war das auch egoistisch. Er machte sich viel mehr Sorgen um sein Team. Auch wenn er es Bryan anders gesagt hatte, eigentlich lag die Schuld nur auf ihm selbst. Als Captain hätte er das letzte und wichtigste Match für sich entscheiden sollen. Um die anderen vor genau dem zu bewahren, was sie jetzt vor sich hatten.

Talas Augen wandten sich Ian zu. Dem kleinsten und jüngsten von ihnen war die Anspannung deutlich anzusehen. Er wäre nicht soweit gegangen, es Angst zu nennen. Sie hatte gelernt, diese zu verbergen, sollten sie dieses Gefühl in den seltensten Situationen einmal empfinden. Aber der Lilahaarige knetete nervös seine Hände, die Augen starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet.

Spencer wirkte ruhig, aber nur für jemanden, der ihn nicht kannte. Tala erfasste sofort die fast schon verkrampft aufrechte Körperhaltung des blonden Riesen, die aufgrund seiner sonst fast gleichgültigen Art extrem ins Auge stach.

Er sah nach links. Selbst in den Augen seiner beiden anderen Teamkollegen hätte Bryan vollkommen ruhig ausgesehen, aber Tala wusste, welche für Bryan so ungewöhnlich Emotion sich in seinen grauen Augen zeigte. Sorge. Und das schockte Tala mehr als alles, was er je erlebt hatte. Bryan war stark. Er hatte keine Schwächen, er kannte keine Angst. Der Lavenderhaarige war für die Außenwelt nicht umsonst der Gefühlloseste von ihnen allen. Das hieß aber nicht, dass Bryan keine Gefühle empfand. Er hatte nur ein besonderes Talent, diese zu verstecken. Vor allem. Dass der Falke nicht die Kraft aufbringen konnte, um die Sorge zu verbergen, war ein sehr schlechtes Zeichen.

Kaum hatte Tala diesen Gedanken zu Ende geführt, öffnete sich die Tür ohne Vorwarnung und das Quietschen der rostigen Angeln schnitt durch die Stille.

Die schweren Schritte, die Tala unter Tausenden hätte heraushören können, hallten durch den Raum, als er ihr Zimmer betrat und seinen Blick über die vier Jugendlichen schweifen ließ.

Boris Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln.

„Ich hoffe ihr seid bereit für einen kleinen Ausflug.“ Dann drehte er sich um.

Wortlos standen sie auf und folgten dem lilahaarigen Mann hinaus auf den Flur.

Tala sah noch einmal zurück, als sie sich immer weiter von ihrem Zimmer entfernten und zum ersten Mal wurde sein Herz schwerer bei dem Gedanken, dass er es nicht so schnell wieder sehen würde…

Drückende Stille

Huhu ihr Süßen! ^^
 

Sorry, dass das Update so lange gedaurt hat, aber ich hatte so viel Stress wie im Leben noch nicht. Ich habs nicht mal an den PC geschafft. So viele Klausuren und Referate, Hausarbeiten und der ganze Müll. Deshalb ist das neue Kapitel auch nicht so lang. Ich hoffe trotzdem, dass ihr mir dafür verzeiht. Ich verspreche, es ist relativ ereignisreich. Zumindest kommt die FF langsam in den Gang. ^-^

Gut, wie immer schnell die Antworten auf eure Kommis (für die ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken möchte. ^^)
 

@ x_heartShot_x: Ja, die Stelle am Zaun hat mir auch besonders Spaß gemacht. Kann man sich so schön bildlich vorstellen. Obwohl ich hoffe, dass es nicht zu kitschig war oder so. Ich verabscheue übertriebene Romantik. ^^" Also, bitte Warnung bei Rüschenalarm, ok?? ^-~ Obs Kai/Tala wird, wird sich herausstellen, ich weiß es selber noch nicht.
 

@ laola: *taschentuch reicht* Nüsch weinen. So schlimm isses doch noch gar nicht. ^^; Bei dem was ich noch plane schenke ich die am besten ein Jahresabo Kleenex-Packungen...>.>
 

@ Minerva-moon: Hui, langes Kommi. ^-^ Ich liebe lange Kommis. ^o^ Da gibts so viel zu lesen und es kommt mir so vor, als ob sich jemand wirklich Gedanken macht. Aber wer sagt denn, dass da nicht schon was ist zwischen Bryan und Tala? Und ist überhaupt was, oder war jemals was, zwischen Kai und Tala? ^.~ Da solltest du dich auf die nächsten Kapitel hoffentlich freuen. Voller Wirrwarr...*muahaha* Und danke für das Kompliment wg. meinem Schreibsti. Ich tu mein bestes. ^^"
 

@ moaboa: In deinem Fall wäre wohl eher ein Abo Lösungsmittel angebracht oder? Tu dir nicht weh beim Kleben. ^^;
 

@ LindenRathan: Herzlich Willkommen! ^^ Freut mich, dass du hergefunden hast. Die ENS kommen zu jedem, der ein Kommi hinterlässt, also keine Sorge.
 

So, aber jetzt auf zum neuen Kapitel. Viel Spaß damit. ^o^
 

Melou xxx
 


 

Kapitel 3: Drückende Stille
 

Gut gelaunt betrat Ray das Schlafzimmer, ging zielstrebig zum Fenster und zog die dunkelroten Vorhänge mit einem Ruck auseinander. Während er mit den Griffen hantierte, um etwas frische Luft ins Zimmer zu bekommen, begannen die ersten Bettdecken zu rascheln. Ein dunkelblauer Haarschopf, Tyson, drückte sich tiefer in die Kissen und murmelte etwas vor sich hin.

„Wie war das, Tyson?“ fragte Ray. Die eiskalte Morgenluft strömte an ihm vorbei. Es roch nach frisch gefallenem Schnee.

Tyson hob seinen Kopf leicht an. „Wie kannst du morgens schon so gut gelaunt sein? Das ist krank…“

Der Chinese zuckte nur mit den Schultern und ging dann zurück zur Tür. „Du solltest lieber aufstehen. Und weck Max und Kenny auch gleich. Kai sitzt übrigens schon in der Küche.“

Sofort war Tyson hellwach und schlug die Bettdecke zur Seite. Kurz hielt er inne, dann griff er wieder nach der Decke und verschwand darunter. „Kalt…“, hörte Ray ihn sich beklagen und musste sich ein Lachen verkneifen. Gut, das alles wieder so war, wie es sein sollte.

Als er in die Wohnküche der geräumigen Suite trat, saß Kai immer noch so regungslos wie vor wenigen Minuten am Tisch, eine inzwischen kalt gewordene Tasse schwarzen Kaffee vor sich, die er anscheinend immer noch nicht angerührt hatte. Und genau so wie vor wenigen Minuten sah er ausdruckslos auf das Titelblatt einer russischen Zeitung. Vielleicht hatte er die kyrillischen Buchstaben wirklich gelesen, aber mittlerweile schienen seine Gedanken woanders.

Gut, korrigierte sich Ray, vielleicht war doch nicht alles so, wie es sein sollte. Zögerlich setzte er sich Kai gegenüber an den Küchentisch und griff nach der Tasse mit grünem Tee, die er sich gemacht hatte, bevor er den Rest des Teams wecken gegangen war.

Er nahm einen Schluck, die bernsteinfarbenen Augen weiter auf den Halbrussen gerichtet, der so wirkte, als wäre er mit offenen Augen eingeschlafen. Oder zu Stein erstarrt. Was an für sich ja nichts Ungewöhnliches für den Blauhaarigen war. Im Gegenteil. Kai war für seine Körperbeherrschung sehr wohl bekannt. Es war viel mehr die Art, wie sein Captain da vor sich hin starrte. Als wäre er mit den Gedanken ganz woanders. Normalerweise war Kai so konzentriert. Er war kein Tagträumer.

Eine Tür schlug zu und Ray sah zur Seite. Kenny, mit Tyson und Max im Schlepptau, schlurfte auf dicken Socken über die schwarz-weißen Kacheln direkt zur Kaffeemaschine und begann, daran zu hantieren, während sich die anderen beiden nur müde auf die Küchenstühle fallen ließen.

Tyson gähnte herzhaft und angelte sich dann einen beachtlichen Stapel der Pfannkuchen, die der Zimmerservice vor einer guten Stunde gebracht hatte, zusammen mit einer weiteren Auswahl von Frühstücksgerichten.

Max hingegen verschränkte die Arme auf dem Tisch und bettete seinen Kopf darauf, offensichtlich darauf bedacht, weiterzuschlafen.

Als Kai ruckartig aufstand, ruckte Ray unmerklich zusammen und folgte dem Halbrussen mit seinem Blick, wie er die Zeitung auf dem Tresen ablegte und den kalten Kaffee in den Ausguss goss.

Es klopfte an der Tür und Max hob langsam den Kopf, lächelte Emily, die soeben eingetreten war, kurz an, dann schlief er seelenruhig weiter.

Die Amerikanerin warf ein knappes „Morgen“ in die Runde. Antwort bekam sie nur von Ray und Kenny, aber es schien sie nicht weiter zu stören.

„Guten Morgen, Emily“, sagte der Chinese. „Gibt’s was Neues?“ Auf diese Frage hatte er eigentlich die typische Antwort erwartet: Nichts.

Aber Emily schob sich ihre Brille zurecht und räusperte sich. „Na ja. Es gibt wohl wirklich was Neues“, antwortete. „Ich komme gerade von Judy. Sie ist heute Morgen mit Mr. Dickenson und ein paar BBA-Angestellten bei der Biovolt-Corp. gewesen.“

Ray wurde hellhörig. „Und?“ fragte er nach.

Die Orangehaarige räusperte sich ein weiteres Mal. „Deswegen bin ich eigentlich hier. Judy fand es wichtig, dass alle informiert werden. Voltaire war nicht auffindbar und auch die Abtei ist vollkommen leer geräumt.“

Ein lautes Klirren ließ alle Anwesenden zusammenzucken und sie drehten sich verwundert um.

Kai sah Emily mit geweiteten Augen an und man hätte ihn den Schock nicht angesehen, hätte er nicht die Tasse, die er in der Hand gehalten hatte, zu Boden fallen lassen, wodurch sie in ihre Einzelteile zerlegt worden war.

„Sag das noch mal“, forderte er Emily eindringlich auf. Die Scherben zu seinen Füßen schien er nicht zu bemerken.

Die Amerikanerin wirkte plötzlich ein wenig eingeschüchtert. „Voltaire ist nicht mehr in Moskau. Und die Abtei ist leer.“

Im nächsten Moment war der Blauhaarige auch schon an ihnen vorbei gestürmt. Im Vorbeigehen hatte er sich seine Jacke geangelt und nun starrten ihm sein Team und Emily fragend hinterher.

„Ähm… Vielleicht sollten wir…“, begann Emily, doch Tyson unterbrach sie.

„Schon dabei!“

Hastig schob er sich den letzten Bissen seines Frühstücks in den Mund und stolperte zur Tür, während er versuchte, gleichzeitig in seine Schuhe und Jacke zu kommen. Auch Max war aus seinem Dämmerschlaf aufgewacht und suchte verzweifelt unter dem Tisch nach seinem eigenen Tretwerk. Ray schloss gerade den Reisverschluss seiner Jacke und Kenny hatte sich Dizzy unter den Arm geklemmt. Schneller als man gucken konnte waren die Blader fertig und machten sich, geführt von Emily, auf den Weg nach unten in die Lobby, wo laut der Amerikanerin Mr. Dickenson mit einem Wagen der BBA wartete, um sich die Lage genauer anzusehen.

„Er dachte, dass ihr vielleicht mitkommen wollt“, erklärte Emily, als sie im Aufzug waren. „Die anderen Teams schlafen noch. Bisher konnte ich noch keinen aus dem Bett schleifen. Aber interessieren wird es sie wahrscheinlich nicht sehr.“ Sie machte eine kurze Pause und sah auf die aufblinkenden Nummern, die zeigten, dass sie beinahe im Erdgeschoss waren. „Ich frage mich nur, was Kai eben gestochen hat.“

Ray und Tyson wechselten einen kurzen Blick.

„Nun ja“, erwiderte der Japaner zögerlich. „Sicher sind wir uns nicht, aber als wir Kai gestern vor der Abtei gesehen haben und dann noch zwei der Demolition Boys aufgetaucht sind, haben wir uns schon gedacht, dass da was nicht stimmt.“

Emily zog die Augenbrauen verwundert hoch. „Er war bei der Abtei? Seltsam.“

Bevor noch etwas Weiteres erwidert werden konnte, öffneten sich die Fahrstuhltüren und sie betraten die Lobby.

„Morgen, Mum“, rief Max sofort seiner Mutter entgegen, die am Eingang des Hotels zusammen mit Mr. Dickenson und einem Mann, den sie nicht kannten, wartete.

„Guten Morgen, Max“, sagte sie und lächelte, aber es wirkte sehr erzwungen. Ein paar feine Sorgenfalten waren auf ihrer Stirn.

Mr. Dickenson und der andere Mann murmelten eine Begrüßung, als sie bei ihnen ankamen und Judy deutete auf den Unbekannten.

„Das ist Michail Tarrasow, von der russischen Zentrale der BBA.“

Tarrasow nickte mit dem Kopf, dann wandte er sich Judy zu und sprach mit einem leicht russischen Akzent. „Wie ich es Mr. Dickenson bereits gesagt habe, die Kinder, die im Innenhof waren, sind bei der örtlichen Jugendbehörde fürs erste untergebracht. Ich werde mich dort hinbegeben und die Personalien überprüfen und vergleichen, sobald das Team etwas in den Archiven gefunden hat.“

„Machen Sie das, Michail“, sagte Judy. „Und informieren Sie uns bitte, falls es Neuigkeiten gibt.“

Damit verließ der Mann das Hotel und die Bladebreakers und Emily sagen Judy und Mr. Dickenson fragend an.

„Was ist denn passiert?“ fragte Max seine Mutter.

Diese seufzte auf. „Wir haben heute Morgen die Mitteilung bekommen, dass mehrere Dutzend Kinder und Jugendliche sich auf dem Gelände der Abtei aufgehalten haben. Die örtliche Polizei hat das selbstverständlich sofort überprüft und festgestellt, dass das Gebäude verschlossen und verlassen ist und hat daraufhin auch die BBA informiert. Die Kinder wurden dort wohl zurückgelassen. Ein Einsatzteam ist gerade dabei, die Abtei zu durchkämmen. Und wir wollten uns jetzt auch auf den Weg machen. Also los“, wies sie die Blader an. „Kai wartet schon im Auto.“
 

Die kurze Autofahrt verlief schweigend und Kai war dankbar für die Ruhe. In seinem Kopf entstand ein weiterer Gedanke, den er versuchte zu verdrängen, aber letztendlich vermischte er sich nur mit dem Rest und heraus kam ein einziger großer Klumpen, den er nicht mehr entwirren konnte, der dafür aber umso schwerer seinen Geist zu belasten schien. Während er versuchte, sich abzulenken, indem er die vorbeifahrenden Autos oder wenigen Fußgänger zählte, erschienen immer wieder die unterschiedlichsten Szenarien vor seinem geistigen Auge und jedes brachte einen erneuten Krampf seines Inneren hervor.

Als der Van hielt und sich die Türen öffneten blieb er wie angewurzelt sitzen.

„Hey Kai!“

Langsam drehte er seinen Kopf zur Seite und sah Tyson neben dem Wagen stehend, eine Hand auf dem Griff der Schiebetür, die Augen fast ein wenig besorgt auf ihn gerichtet.

„Kommst du?“

Schnell hatte sich der Blauhaarige gesammelt, zumindest äußerlich und ging ohne ein Wort an den Japaner zu richten an diesem vorbei. Der Schnee knirschte unter seinen Schuhen und er sah auf zu dem dunklen Gebäude, das sich vor dem grauen, wolkenverhangenen Himmel abzeichnete und eine sofortige innere Kälte in ihm auslöste. Ein Schauer lief über seinen Rücken, obwohl, oder vielleicht auch gerade weil, die Abtei nicht wie sonst nur von außen so ruhig aussah. Kai hatte auch das Gefühl, dass es in den düsteren Gängen des früheren Klosters nun so ausgestorben war, wie auch die Fassade wirkte. Aber die Ruhe, die offensichtlich so plötzlich über diesen Ort gekommen war, gefiel ihm nicht. Und erst recht nicht, wenn, wie er mitbekommen hatte, von seinem Großvater, Boris und den Demolition Boys jegliche Spur fehlte…
 

Seine Hand tastete über den kalten Stein. Mit jeder Bewegung schmerzte seine Schulter mehr und er biss die Zähne zusammen, um das kontinuierliche Stechen zu unterdrücken. Trotz der Kälte rann kalter Schweiß seine Stirn hinunter und bündelte sich an seinem Kinn zu einzelnen Tropfen, die hinunterfielen und kaum hörbar auf dem Boden aufschlugen. Das taube Gefühl in seinen Armen ignorierte er und fokussierte seine ganzen Sinne so gut er konnte. Als seine Finger plötzlich an etwas stießen, zuckte er zuerst zurück, dann atmete er erleichtert die stickige und modrig riechende Luft ein und streckte sie noch ein weiteres kleines Stück, um die andere, beinahe erschreckend kalte Hand zu umschließen. Für wenige Sekunden hielt er die Luft an, doch dann schlossen sich die dünnen Finger langsam und auch sehr schwach um die seinen.

„Bist du ok?“ fragte er mit heiserer Stimme und sein Halt kratzte unangenehm.

„Geht schon“, kam die gewisperte Antwort. „Wie geht’s deiner Schulter?“

Wie aufs Stichwort setzte ein stechender Schmerz ein und er hisste kurz auf. Er schluckte einmal und versuchte so unbekümmert wie möglich zu antworten.

„Merk ich kaum.“

Er vernahm ein leises, kraftloses Lachen. „Du musst nicht mehr den Starken spielen, Bryan. Das ist jetzt auch egal.“

„Du glaubst also, dass ich nur so tue?“

„Nein“, kam die sofortige Antwort. „Ich glaube nicht mehr viel. Trotzdem guter Versuch, mich abzulenken.“

Bryan sah ertappt zur Seite, obwohl es der andere nicht sah. Von allein schloss sich seine Hand noch fester und er musste schlucken.

„Irgendwann wirst du loslassen müssen.“
 

Der Weg vom Tor zum Eingang der Abtei kam Kai länger vor als jemals zuvor. Auch der Wind schien um einiges kälter und beißender. Hinter den Fenstern war es beinahe schwarz. Es überraschte ihn fast, dass sich die erste große Flügeltür ohne weiteres öffnen ließ, aber wenn er weiter darüber nachdachte, war das dank der Anwesenheit der BBA ja nur logisch. Dennoch war ihm nicht wohl bei der Sache. Sein Team im Nacken, sowie Mr. Dickenson und Max’ Mutter waren seiner Meinung nach keine Vorraussetzungen, die er für eine freie Erkundung des Ortes seiner Vergangenheit ausgesucht hätte, wenn er die Wahl gehabt hätte. Er hatte vorgehabt, der Abtei für immer den Rücken zuzukehren. Beide Male, die er zurückgekehrt und wieder gegangen war, hatte er sich das vorgenommen. Und jetzt ergab es für ihn einfach keinen Sinn mehr. Der Grund, warum er sich nicht von seiner Vergangenheit lösen könnte, hatte dieses Gebäude verlassen. Doch trotzdem stand er hier. ‚Mit dem falschen Team…’

Er ließ dem Gedanken keine Zeit, sich einzubrennen, denn nach der Stille des langen Ganges holte ihn die kalte Luft des Innenhofes wieder auf den Boden der Tatsachen. Und seine Begleiter wohl ebenfalls. Anders, als sie gedacht hatten.

„Was ist das?“

Kai identifizierte das als Rays Stimme. Er schloss die Augen und neigte den Kopf. Seine Füße trugen ihn von selbst den Weg entlang, bis er in der Mitte stehen blieb und seine Lider nach oben flatterten. Aus den Augenwinkeln heraus sah er nach rechts auf die bröckelnden Steine und die teilweise zerfallenen Kreuze.

„Ein Friedhof.“

Gebrochene Versprechen

Huhu!!! ^^
 

Ich weiß, ich bin eine ätzend lahme Schnecke, aber ich habe eine gute Entschuldigung: Mathe-Klausur. Ich glaube, das sagt schon alles. Ich hab gebüffelt wie ne Blöde, meine Bemühungen wurden mit einer mehr als guten Note belohnt und ich bin glücklich. ^^ Fürs erste.

Wäre da nicht der schleichende Verdacht, dass sich die Charas langsam aber sicher selbstständig machen...<.< Lästig, wirklich. Ich geb mein bestes, aber ich habe das Gefühl Bryan mutiert zu nem Weichei. Dabei liebe ich ihn als gefühlskalten Massenmörder. v.v Traurig aber wahr. Aber das wird schon. Hoffentlich. Er ist einfach unter emotionalem Stress... ^^;

Wie auch immer, wenn es zu sehr ins OC abdriftet, sagt mir bescheid, kay? Ich bin immer noch unsicher, welche Art von Beziehungen sich so entwickeln werden bzw. welche Art es überhaupt momentan ist. Und besonders die zwischen Tala und Bryan macht mir zurzeit Probleme. Aber genug mit dem Rumgelabere.

Dieses Kapitel ist nicht eines meiner Favoriten, aber nötig. Das musste da rein und ich dachte mir: Let's get it over with. ^^

Wie immer noch schnell zu euren Kommis:
 

@ x_heartShot_x: Ich hoffe doch mal, dass es interessant wird. Nicht dass ich bald ne Klage am Hals habe. "Langweilen mit Todesfolge"...
 

@ Minerva-moon: Ich liebe deine Kommis. Ich LIEBE sie. ^_______^ Sie sind so lang. Sieht immer so bedeutend aus, weißt du...*lol* Bin froh dass wenigstens Kai IC ist. Schwein gehabt. Dachte schon, ich verunstalte ihn wie Bryan. Von Tala gabs ja noch nicht so viel. Kommt aber noch.

Ob ich Kai jedoch mit Ray verkupple ist fraglich. Nicht gegen das Pairing. ich mag es, wenns gut geschrieben ist. Aber es gibt einfach zu viel davon. Deshalb wohl eher nicht.

Hach ja, der Friedhof. Der wird dieses Kapitel nochmal schön in Szene gesetzt. ^.~
 

@ laola: Das mit den Demo Boys kommt definitiv nächstes Kapitel. Dieses hier ist quasi die Vorbereitung auf das Aufeinandertreffen. ^-^ Hoffe du bleibst weiter am Ball.
 

@ moaboa: Gut, mit Gefühlsbeschreibungen hab ich immer so meine Probleme. Besonders bei sowas wie Kai, der ja gewöhnlich nicht wirklich darüber spricht. Hat mich viel Bestechung gekostet, etwas Einblick zu bekommen...
 

@ LindenRathan: Habs mir zu Herzen genommen. ^^ Ich hoffe jetzt ist es übersichtlicher. ^-^ Wo die Demos sind hat jetzt schon einen langsamen Anfang. Nächstes Kapitel dann endlich mehr. Bisher wurde ja nur "vorbereitet". Ob Kai bei ihnen bleibt ist die Frage. Ich weiß es selbst noch nicht. ^^"
 

So, genug geschwafelt. Viel Spaß beim neuen Kapitel!!!
 

Melou xxx
 

Kapitel 4: Gebrochene Versprechen
 

Ihm war kalt. Die Ärmel seiner viel zu großen Jacke bedeckten zwar seine Finger, aber die eisige Luft zog durch jede Öffnung und brachte ihn zum Zittern. Er spürte wie die Nässe des Schnees langsam durch seine zu dünnen Schuhe sickerte und rieb sich kurz über die laufende Nase.

Ihm gefiel es an diesem Ort nicht. Noch weniger, er machte ihm Angst. So viel Angst hatte er erst einmal in seinem kurzen Leben gehabt.

Deswegen war er wie die Nächte davor nach draußen geschlichen, um wenigstens so tun zu können, als ob er auf einem großen, weiten Feld durch den Schnee lief. Diese Vorstellung gefiel ihm eigentlich ganz gut.

Nur diese Nacht war er nicht allein. Einige Meter von sich entfernt entdeckte er jemanden auf einem der seltsam geformten Steine sitzen. Beinahe lautlos ging er näher heran und erkannt den Jungen, den er am Vortag auf einem der Gänge gesehen hatte. Seinen Namen kannte er nicht, aber es war unmöglich ihn zu verwechseln. Diese feuerroten Haare im Kontrast zu den eisblauen Augen und der fast weißen Haut… Er hätte ihn für einen Engel halten können, hätte der Junge nicht so traurig ausgesehen.

Also ging er auf ihn. Seine Mutter hatte ihm immer gesagt, dass man traurige Leute aufheitern sollte, wenn man denn konnte.

Als er vor dem rothaarigen Jungen zum Stehen kam, wanderte dessen Blick langsam vom bedeckten Himmel zu ihm. Er wurde nervös. Solche Blicke war er nicht gewöhnt. Dieser war so nichts sagend und gleichzeitig auffordernd. Fast unhöflich.

„Hallo“, sagte er vorsichtig und seine Stimme klang so unsicher, wie er war. Entgegen seiner Hoffnungen erwiderte der andere nicht, also redete er weiter. „Ich bin Bryan. Und du?“

Der Junge sah ihn abschätzend an. Etwas, was Bryan nur von Erwachsenen kannte, oder generell Leuten, die älter waren als er. Aber der Rothaarige war sogar kleiner als er selbst. Vielleicht fünf. Sein Blick wirkte unpassend. Zu erwachsen eben. Zu bitter.

„Tala“, antwortete der Junge schließlich nach einer langen Schweigephase, in der er höchstwahrscheinlich anstrengend nachgedacht hatte.

Bryan lächelte. „Was machst du hier draußen?“

„Nichts“, erwiderte Tala einsilbig.

Er stutzte. „Aber du musst doch irgendwas machen. Und wenn du nur hier sitzt. Warum schläfst du nicht?“

„Warum tust du’s nicht?“

Daraufhin zog Bryan verwundert die Augenbrauen hoch. „Ähm… Naja. Ich konnte nicht schlafen, weißt du. Und mir gefällt es draußen.“ Er machte eine Pause, aber der andere sagte nichts. „Und du?“

Tala sah wieder an den Himmel. „Ich schlafe fast nie.“

„Warum?“ Bryan wusste, dass er nicht so neugierig sein sollte, das hätte seiner Mamma nicht gefallen, aber er mochte Tala. Obwohl er ihn eigentlich nicht kannte.

Wieder kam dieser abschätzende Blick, der ihn verfolgte während er sich neben Tala auf den Stein setzte und dann auch zum Himmel sah.

Tala schien zu zögern und als Bryan zu ihm blickte, sah er, dass der Jüngere etwas beschämt auf den Boden sah.

„Ich habe Angst im Dunkeln. Allein“, sagte er kaum hörbar.

„Ich auch“, gab Bryan zu. „Früher hat meine Mamma auf mich aufgepasst, bis ich eingeschlafen war.“

Der Rothaarige sah zu ihm. „Wo ist sie jetzt?“

Er lächelte tapfer und deutete dann auf einen der Steine mehrere Meter von ihnen entfernt. „Da vorne. Und deine?“

Talas Blick verschleierte sich. „Ich weiß nicht. Auf mich hat noch nie jemand aufgepasst.“

„Dann mach ich das jetzt.“

Verwunderte blaue Augen sahen ihn an, aber Bryan blieb standhaft.

„Ich pass auf dich auf, wenn du schläfst. Dann kann keiner kommen und dich holen. Versprochen...“
 

Seine Lider öffneten sich flatternd. In seinem Kopf drehte sich alles, aber seine Sinne waren auf einmal messerscharf, als er merkte, dass die Hand, die er zuvor gehalten hatte, verschwunden war. Manisch tastete er umher, aber es bestand kein Zweifel. Er war allein.

Verdammt! Er war eingeschlafen. Und währenddessen hatten sie Tala…

Bryan schlug hart mit der Faust auf den Boden. Sein Körper schrie fast vor Schmerzen aber er registrierte sie kaum. Panik überkam ihn. Panik und Angst, wie er sie noch nie in seinem Leben verspürt hatte. Und Schuld. Er hatte sein Versprechen gebrochen. Das Versprechen, das er über zehn Jahre gehalten hatte. Ein Moment der Unachtsamkeit, der Schwäche, und Tala war verschwunden.

„Scheiße…“ Er lehnte seinen Kopf zurück und sah an die Decke, die er in der Dunkelheit allerdings nur erahnen konnte. Sie hätte zwei Meter über dem Boden sein können, oder auch zwanzig. Er hätte den Unterschied nicht bemerkt.

„Nein…“ Die Faust traf den Boden ein weiteres Mal. Viele Male folgten. „Nein, nein, nein!“

Jetzt bemerkte er den Schmerz in seiner Hand. Es lief etwas Flüssiges an ihr hinunter. Blut, ohne Zweifel. Nur der Anfang des Vergießens. Das erste war sein Tun. Das letzte wird es auch sein. Egal wie. Egal, wie alles andere.

‚Bitte, sei am Leben…’
 

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Kai war sich den schockierten Blicken der anderen bewusst. Er konnte verstehen, dass es für Außenstehende ein Horror-Erlebnis sein musste. Zu gerne hätte er gewusst, wie die Reaktionen ausfallen würden, sollte er ihnen erzählen, dass das sein Lieblingsplatz in der Abtei gewesen war. Gedanklich schüttelte er jedoch sofort den Kopf. Er würde darüber nicht reden. Schon gar nicht mit ihnen.

Die Hände in seine Taschen schiebend ging er weiter und betrat das Hauptgebäude der Abtei. Die Schritte hinter ihm blendete er aus. Er war in einer Trance, sah wie durch einen Tunnel, als er einen Gang entlang lief, einige Male abbog, eine schmale Treppe hinunter stieg und nach einem weiteren Fußmarsch durch mehrere dunkle, unterirdische Flure vor einer von mehrere Türen stehen blieb. Kai versuchte die Kontrolle zu bewahren, aber dennoch konnte er es nicht verhindern, dass seine Hände leicht zitterten, als er die Türklinke ergriff…
 

Die rostigen Scharniere quietschen, als er die von der Kälte angelaufene Metalltür öffnete. Von innen kam nur ein schwacher Lichtschimmer über die Schwelle.

Er atmete einmal tief durch und betrat dann das kleine Zimmer. Das wenige Licht kam, wie er sofort feststellte, von einer einzelnen Glühbirne, die an einigen Drähten und Kabeln von der Decke hing. Die Wände und der Boden waren aus Stein. Es gab kein Fenster. Die Ausstattung war minimal, aber trotzdem schien der Raum bis zum Bersten voll gestellt. Die rechte und die linke Wand säumten jeweils zwei wackelig aussehend Metallbetten und je eine morsche Holztruhe, die wohl als Schrank dienen sollte. Geradeaus, wo eigentlich ein Fenster hingehört hätte, seiner Meinung nach, stand ein fünftes Bett. Und darauf saß jemand. Mit dem Rücken zur Wand, die Beine an den kleinen und dünnen Körper gezogen, denn soviel konnte er selbst von hier aus erkennen. Der andere war kleiner als er. Ob er auch jünger war, wusste er nicht.

Die blauen Augen, die so hell in dem düsteren Raum schimmerten, lagen auf ihm, aber der Junge gab keinen Ton von sich.

Unsicher sah er sich um. Die Bewohner der anderen Betten waren wohl nicht anwesend. Oder dieses Zimmer war mit Ausnahme des Kleineren unbewohnt. Er umklammerte seinen Rucksack fester und ging dann zaghaft auf das Bett zu, das hinten links an der Wand stand und legte sein weniges Gepäck darauf ab. Der andere Junge sagte nichts, also nahm er an, dass diese Schlafgelegenheit wohl nicht besetzt war.

Er kletterte darauf und die Matratze beulte sich quietschend unter ihm ein. Schon allein das Sitzen war unangenehm.

Die Stille gefiel ihm nicht. Generell fand er diesen Ort zu still. Und zu dunkel. Er mochte die Dunkelheit einfach nicht. Sie erinnerte ihn an Dinge, vor denen er Angst hatte.

Er sah auf und bemerkte, dass ihn der andere mit seinen auffälligen Augen musterte. Noch nie hatte er eine solche Farbe gesehen. Er kannte sehr dunkle Augen, braune Augen, graue Augen, grüne Augen und alle anderen Farben die man sich nur denken konnte. Aber etwas war anders. Vielleicht lag es daran, dass sie keine Rührung zeigten. Der Junge hätte auch ein Roboter sein können. Aber Maschinen hatten nicht so schöne, blasse Haut oder diese kirschroten Haare.

Er wollte etwas sagen, aber er wusste nicht was.

„Bleibst du hier?“

Die Stimme des Jungen ließ ihn zusammenzucken. Sie war leise, aber unheimlich klar.

„Ich denke schon“, antwortete er. „Mein Großvater hat gesagt, dass ich hier rein gehen soll.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich bin übrigens Kai. Und wie heißt du?“

„Tala“, war die kurze Antwort.

Kai nickte. „Und wie alt bist du? Ich bin diesen Sommer fünf geworden.“

„Ich auch.“

Die kurzen Beine auf dem Bett ausstreckend lächelte Kai ihn an. „Komischer Zufall. Wie lange wohnst du denn schon hier?“

Bei dieser Frage schien Tala lange überlegen zu müssen. Seine Stirn runzelte sich und seine Augen waren auf den Boden gerichtet. „Ich weiß nicht“, sagte er schließlich.

„Ich erst seit heute“, erzählte Kai weiter. „Großvater passt auf mich auf, weil Mama und Papa zu tun haben. Aber sie kommen bald wieder und holen mich ab. Sind deine Mama und dein Papa auch arbeiten?“

Tala schüttelte den Kopf.

„Was machen sie dann?“

Der Rothaarige zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht.“

„Wer passt dann auf dich auf?“ löcherte Kai weiter.

Er wurde von verwunderten Augen angesehen. „Wieso?“

„Irgendjemand muss doch auf dich aufpassen, oder? Das ist so. Auf mich passen Mama und Papa auf. Nur dass sie jetzt nicht da sind.“

„Aha.“ Tala nickte verstehend. „Aber wenn sie nicht da sind, können sie doch nicht auf dich aufpassen.“

„Stimmt“, musste Kai zugeben. „Aber weißt du was? Solange sie nicht da sind, passt du auf mich auf. Und ich auf dich. Also gegenseitig. Ja?“

Der Kleinere nickte und sah dann verwundert auf die Hand, die Kai ausstreckte.

„Versprochen?“ fragte er nach.

Ein kleines Lächeln zog an Talas Mundwinkeln und er ergriff die etwas größere Hand zaghaft. „Versprochen…“
 

„Kai? Kai!“

Seine Hand, die das Bettgestell umklammert gehalten hatte, schnellte an seine Seite zurück, als er herumwirbelte und Tyson vor sich stehen sah.

„Alles okay? Du sahst ziemlich abwesend aus…“

„Hn“, war wie so oft der einzige Kommentar, bevor er sich abwandte und versuchte, seine Fassung wiederzuerlangen, was sich angesichts der aktuellen Situation als schwierig herausstellte. Er war im Moment einfach nur froh, dass er mit dem Rücken zu allen stand. Das alles wühlte ihn mehr auf, als er angenommen hatte. Dieses schleichende Schuldgefühl, das ihn schon seit einigen Tagen begleitete, wurde immer größer und drohte ihn gänzlich zu erdrücken. Kai merkte nicht, wie sein Team den Raum verlies, um ihm seine Ruhe zu lassen.

Draußen auf dem Gang teilten die Bladebreakers jedoch einige besorgte Blicke.

„Also“, begann Tyson schließlich. „Ich wusste ja, dass die Abtei echt gruselig ist, aber das hätte ich nicht erwartet. Ein Friedhof? Zellen? Also nicht Zellen, aber ich bitte euch, so was sind doch keine Zimmer…“

„Meine Gedanken“, bestätigte Ray. „Und es scheint Kai auch aufzuwühlen. Er scheint schon die ganze Zeit nicht bei sich zu sein. Meint ihr, es ist wegen…“

Er ließ das Satzende offen, aber die anderen wusste schon, worauf der Chinese hinauswollte.

Max zuckte mit den Schultern. „Ich kann es mir nicht vorstellen. Aber wer weiß. Kai erzählt ja nie was. Dabei würde es mich wirklich interessieren. Vor allem nach seinen Worten von gestern.“

Tyson schluckte hörbar. „Ich dachte, wir tun ihm einen Gefallen, ihn hier rauszuholen. Aber er scheint das hier ja zu vermissen.“

„Das glaub ich nicht“, widersprach Max. „Er hat schließlich von den Demolition Boys geredet. Nicht von der Abtei. Wenn, dann vermisst er das Team. Vielleicht-“

Weitere Worte wurden von hektischen Schritten unterbrochen und Judy kam heftig atmend vor ihnen zum Stehen und legte kurz die Hand auf ihre bebende Brust. Sie holte einige Male tief Luft bevor sie reden konnte.

„Wir haben eine Spur“, sagte sie atemlos. „Es wurde ein Hubschrauber gesichtet. Außerhalb von Moskau.“

„Meinst du, dass sie da sind, Mum?“ fragte Max nach.

Sie lächelte schwach. „Ich hoffe. Das ist unsere einzige Spur, oder?“

„Eine Spur?“

Sie wirbelten herum. Kai stand, wieder so kalt und unnahbar wie am Morgen, im Türrahmen und hatte eine Augenbraue nach oben gezogen.

Judy nickte. „Ein Hubschrauber wurde vor kurzem gesichtet. Etwa eine halbe Fahrstunde außerhalb. Wir haben schon die Geländewagen vorfahren lassen, um die Gegend abzusuchen, sowie einen Heli.“

Kais Gesichtsausdruck blieb gleichgültig und neutral und Ray wusste nicht, ob er sich das eigenartige Schimmern in seinen roten Augen nur eingebildet hatte.

„Dann sollten wir uns beeilen“, sagte er und ging an ihnen vorbei. „Boris ist nicht für Verzögerungen bekannt.“
 

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Ein klickendes Geräusch riss ihn aus seinem Schlaf. Oder Ohnmacht. Bryan erinnerte sich nicht. Sein rechter Arm war mittlerweile vollkommen taub. Die Nerven waren wohl durch die Verletzung nach und nach abgeklemmt worden. Auch egal. Wozu brauchte er seinen Arm jetzt noch.

Ein greller Lichtstrahl, der durch die nun geöffnete Tür auf sein Gesicht fiel, unterbrach seine Gedanken. Bryan kniff die Augen zusammen und blinzelte. Er machte insgesamt drei Umrisse aus. Und er war sich sicher, wer einer davon war.

„Noch bei Bewusstsein, Bryan?“

Allein beim Klang dieser Stimme zog sich alles in seinem Körper vor purem Hass und Abscheu zusammen.

„Wo ist er?“

Boris lachte kalt auf. „Keine Sorge. Ihm geht es besser als dir.“

Bryans Augen gewöhnten sich nach Stunden in der Dunkelheit langsam ans Licht und er sah, dass Boris auf ihn zukam und sich vor ihn kniete, jedoch genügend Abstand haltend, dass Bryan ihn nicht berühren konnte.

„Weißt du, Bryan. Ich habe mich immer gefragt, was in deinem Kopf vorgeht. Und ich werde nicht schlauer, egal wie viel Zeit vergeht. Du hast nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als ich deine Mutter erschossen habe. All die Jahre hast du nicht einmal ein Zeichen von Schwäche oder Angst gezeigt. Und jetzt sitzt du hier, schlotterst von Kopf bis Fuß wie ein kleines Kind im Dunkeln, nur weil dein ach so wichtiger Teamcaptain plötzlich nicht mehr da ist.“ Boris lachte ein weiteres Mal. „Die Frage ist ganz einfach. Warum? Versteh mich nicht falsch, Bryan. Ich weiß, wie besonders Tala ist. Aber ich habe nie verstanden, wie er dich dazu gebracht hat, willig zu sein, alles für ihn zu tun.“ Er richtete sich auf und sah ihn überlegen an. „Und jetzt wirst du sterben, weil er versagt hat. Seltsam, wie die Dinge so verlaufen, nicht wahr?“

Damit gab er den zwei anderen Anwesenden, irgendwelchen Wachen, das Zeichen, Bryan von seinen Ketten zu befreien. Dieser musste ein Aufkeuchen unterdrücken, als sie an seinem fast leblosen Arm zogen und er fühlte, wie sich das Schultergelenk weiter auskugelte. Er stand nur wackelig auf den Beinen, aber sein Stolz ließ es nicht zu, selbst in den letzten Minuten seines Daseins Boris gegenüber Schwäche zu zeigen. Diesen einen Triumph würde er ihm nicht lassen…

Grauenvolle Entdeckungen

Aloha! ^^
 

Boah, ich bin geschafft. Den ganzen Tag hab ich hierdran gesessen. Aber endlich! Dieses Kapitel war echt anstrengend. Das nächste sollte ein Klacks dagegen werden. Vielleicht schaffe ich Kapitel 6 sogar noch kommende Woche, bevor die ganze Klausurenhölle weitergeht...

Und noch ne gute Neuigkeit: Ich habe endlich den Plot gefunden!!! *muahahaha* *plot an sich drückt* Und ich werde ihn nicht mehr loslassen. Jetzt sollte es auch etwas flüssiger gehen. ^^;

Ach ja, hasst mich bitte nicht dafür, was ich ein paar Charas in diesem Kapitel angetan habe. Aber was hätte ich tun sollen? Mit Samthandschuhe sind die nicht angefasst worden. ^^" Aber ihr werdets ja dann sehen. Jetzt wie immer zu den Kommentaren (für die ich mich wie immer bedanke! Ihr seid super und ohne euch würde das Schreiben nur halb so viel Spaß machen ^^):
 

@ x_heartShot_x: Du bist wie immer die Erste. ^^ Bin mal gespannt obs dieses Mal auch so ist. Und danke für das Kompliment für meinen Schreibstil. I'm flattered. ^-^ Was mit Bryan passiert, sowie dem Rest der Demos, kannst du gleich lesen. ^.~
 

@ LindenRathan: Wie gesagt, was mit Bryan ist klärt sich am Ende dieses Kapitels auf. Sowie alles andere auch. Also nicht alles, aber einiges. ^^"
 

@ Minerva-moon: Ich kann dir nur immer wieder sagen, wie ich deine Kommis liebe. Und sie werden immer länger!!! *________*

Es wird dich sehr (seeeeeeeehhhhhhr) freuen zu hören, dass ich momentan selbst mehr in Richtung kai tendiere, aber wie sagt man doch: Noch ist nicht aller tage Abend. Soll heißen, dass es momentan so ist, sich bei meiner Wechsellaune aber auch noch mehrere Male ändern kann. Der Friedhof wird hier nochmal kurz erwähnt, dann bekommt er ne kleine Pause. ^^ Gut, dass du alles interessant findest, ich hoffe die Spannung bleibt erhalten. Ich tu mein bestes. Dieses Kapitel ist auch, extra für dich, etwas länger, aber ich gucke mal, ob ich die nächsten noch mehr stretchen kann. ^-^ Promise!
 

@ moaboa: Bryan und sterben? Wer weiß...*muahaha* ^o^ Wirst du schon lesen...
 

@ laola: Freut mich, dass die Flashbacks so gut angekommen sind. Waren ziemlich schwer. Bryan als Kind, das ist so was wie ein vegetarischer Tiger. ^^" Seltsam. Hatte damit meine Probleme. Aber wies aussieht hat es sich ja gelohnt. Hoffe dir gefällt dieses Kapitel auch.
 

Dann wünsch ich euch allen viel Spaß beim Lesen!!!
 

Muchos Besos, Melou xxx
 


 


 


 

Kapitel 5: Grauenvolle Entdeckungen
 

Himmel und Erde waren kaum voneinander zu unterscheiden. Die weite Landschaft war voll und ganz vom nächtlichen Schnee mit einer neuen, noch weißeren Pulverschicht bedeckt worden und undurchdringliche, graue und weiße Wolken verwehrten den Blick auf das sonst eigentlich strahlend blaue Firmament.

Es war beinahe unnatürlich still. Kein Wind wehte, was für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich war; kein Lüftchen, das durch die kahlen Äste der Bäume und Sträucher fuhr und sie damit zum Rascheln brachte.

Unberührte Natur. Die Menschen, die versucht hatten, sie zu bändigen, hatten schon vor langem aufgegeben und das einzige zurückgebliebene Zeichen ihrer Bemühungen war bis auf die Grundfesten verfallen.

Die fast kümmerlichen Überreste einer Mauer lagen verstreut und vom Schnee bedeckt vereinzelt im Schnee; nur ein paar Abschnitte zeigten ihren ursprünglichen Zweck.

Irgendwo unter dem Mantel verborgen lagen Teile einer ehemals prachtvollen Flügeltür, die durch die Nässe und Kälte jedoch mittlerweile vermodert und zersplittert war.

Sie passte einmal in die Öffnung des Bauwerks, was inzwischen nur noch eine Ruine war. Mit viel Fantasie konnte man die Glocken im Kirchturm, der der einzige intakte Teil war, zur allwöchentlichen Sonntagsmesse läuten hören.

Es waren Spuren im Schnee. Fußspuren eines Kindes, das so groß nicht sein konnte. Die über den Hof und zwischen den Mauerteilen hindurch führten. Sie waren von roten Flecken umgeben.

Dann hallte ein Schuss durch die Stille.
 


 

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Tysons Augen glitten ruhelos hin und her. Sein Blick fiel auf den Boden des großen Geländewagens, in dem sie saßen; auf die weiße Landschaft, durch die sie seit einer halben Ewigkeit fuhren; auf die anderen Mitglieder des Teams, die anscheinend in ganz eigene Gedanken versunken waren; und auf seinen Teamcaptain, der, seit sie die Abtei verlassen hatten, einen beunruhigenden Ausdruck im Gesicht hatte.

Er wusste nicht genau, wie er Kai zu deuten hatte. Der Blauhaarige war so etwas wie ein undurchdringliches Labyrinth, ein unlesbares Buch, ein Siegel ohne Schlüssel. Tyson seufzte innerlich auf.

Auch nach diesem Jahr war er aus Kai nicht schlauer geworden. Dabei hatte er so viel in diese Freundschaft investiert, wie in keine davor. Aber ob er es Freundschaft nennen konnte, da war er sich plötzlich nicht mehr so sicher.

Sie hatten als Rivalen angefangen. Tyson erinnerte sich noch genau an seine erste Begegnung mit Kai. Welchen Respekt er gegenüber dem anderen empfunden hatte, wie beeindruckt er gewesen war. Und wie sehr es ihn angestachelt hatte, besser zu werden. So gut wie der Blauhaarige. Als er ihn schließlich besiegt hatte, war der Stolz so groß gewesen und von da an hatte er um die Anerkennung gekämpft, die ihm seiner Meinung nach gebührte. Nach und nach erst war ihm klar geworden, wie sehr er Kai doch noch unterlegen war. Und dass dieser eine Sieg wenig in dessen Augen bedeutete. Tyson hatte sich davon nicht entmutigen lassen. Er hatte noch mehr gekämpft als davor. Und als sie es zur Weltmeisterschaft geschafft hatten, war er sich Kais Anerkennung und Freundschaft fast sicher gewesen. Doch dann war dessen Verrat gekommen und nicht nur ihm, ihnen allen, war bewusst geworden, wie wenig sie über ihren Captain eigentlich gewusst hatten. Aber Tyson hatte nicht aufgegeben und dann, am Baikalsee, als sich das Blatt endlich wieder zum Guten gewendet hatte, Kai wieder zu ihnen zurückgekehrt und sie die Weltmeisterschaft gewonnen hatten, da hatte er geglaubt, zu dem Blauhaarigen durchgedrungen zu sein. Der letzte Tag hatte alles in kleinste Teile zerfetzt.

Vielleicht hatte er etwas übersehen. Etwas, das mehr über Kai verriet, da er es selber nicht tat.

„Weil sie mein Team sind, verdammt!“ hallten Kais Worte ihn seinen Ohren und er verspürte einen Stich. Ob Kai das je über sie gesagt hätte? Schließlich war er nur auf Mr. Dickensons Wunsch bei ihnen. Was also, wenn sich der Blauhaarige umentscheiden würde?

Tyson kaute nervös auf seiner Unterlippe. So weit hatte er noch gar nicht gedacht. Und die Frage brannte in ihm. Er wusste, dass er sie stellen musste.

„Kai?“ begann er vorsichtig.

Der Halbrusse sah seinerseits starr aus dem Fenster. „Hn.“

Tyson wusste nicht, ob Kai ihn damit aufforderte, weiter zu reden oder ob es bedeutete, dass er jedes weitere Wort bereuen würde. Er hoffte einfach auf ersteres.

„Verlässt du die Bladebreakers?“

Die Blicke der anderen lagen sofort überrascht auf ihm. Kai hingegen war nicht so plötzlich in seinem Tun. Langsam, fast in Zeitlupe, wandte er seinen Kopf Tyson zu und hob kaum merklich die linke Augenbraue.

„Habe ich das gesagt?“

Tyson stutzte kurz. „Äh… Nein?“

Damit sah Kai wieder aus dem Fenster. „Dann erübrigt sich die Frage.“ Die Unterhaltung war für ihn beendet und Tyson wurde eindeutig leichter ums Herz. Das nicht auszumachende Zögern in Kais Antwort hatte er nicht bemerkt.

Dessen Blick lag nun wieder auf einem unbestimmten draußen. Die Landschaft raste an ihnen vorbei, aber er schenkte ihr keine Beachtung. Tysons Frage war überraschend gewesen und beinahe wäre er nicht in der Lage gewesen, sie so zu beantworten, wie er es dann doch getan hatte. Er hatte nicht gesagt, dass er das Team verlassen würde. Aber er hatte mit dem Gedanken gespielt.

Er hielt es für besser, eigene Wege zu gehen. Nicht, weil er zu den Demolition Boys zurückkehren wollte, oder eher konnte, da ihm klar war, dass er seine Chance vertan hatte. Sondern weil er den Bladebreakers nichts mehr vormachen wollte. Er fühlte sich ihnen nicht zugehörig und er würde es auch nie tun. Egal wie sehr sie oder auch er sich Mühe gaben. Er passte nicht in ihre Welt. Sie würden seine nie verstehen. Und eigentlich wollte er auch nicht, dass sie es taten. Dieser Platz war schon eingenommen worden.

Und was immer jetzt passieren würde, es würde nichts an dieser Tatsache ändern.

Deswegen festigte sich nun sein Beschluss, ohne Ankündigung von der Bildfläche zu verschwinden, sobald alles vorbei war. Auch wenn er, und das musste er sich selbst eingestehen, wahrlich Angst hatte, wie es enden würde.

Plötzlich erregte etwas seine Aufmerksamkeit und seine Sinne waren mit einem Mal bis aufs Maximum geschärft.

„Halten sie an.“

Der Fahrer sah ihn verwirrt durch den Rückspiegel an, ebenso wie alle andere. „Wie bitte?“

Kai verlor die Geduld. „Halten sie den gottverdammten Wagen an!“

Daraufhin zuckte der Fahrer zusammen und trat augenblicklich auf die Bremse. Es quietschte und während der Wagen noch ein paar Meter weiter schlidderte, hatte Kai die Tür schon aufgerissen und war aus dem Fahrzeug gesprungen.

Seine Teamkollegen und Judy starrten ihm nur mit offenen Augen hinterher und reagierten erst, als der Wagen sich nicht mehr bewegte.

Sie versuchten, Kai so schnell wie möglich zu folgen, was sich aber als schwerer herausstellte, als angenommen. In ihren dicken Jacken und den gefütterten Stiefeln waren sie nicht so mobil wie sonst und der Schnee war hoch und rutschig. Als sie sahen, dass Kai stehen geblieben war, wollten sie erst aufatmen, aber dann blieb ihnen vor Schock die Luft weg.

In dem eigentlich blütenweißen Schnee lag eine Gestalt. Kai kniete daneben und hatte augenscheinlich gerade den Puls gefühlt, was auch bitter nötig war, denn um die Person herum hatte sich eine dunkelrote Lache gebildet.

Max schnappte plötzlich nach Luft. „Ian…“

Der kleine Russe war bewusstlos. Woher all das Blut kam, konnte man aufgrund der dunklen Kleidung nicht erkennen.

Kai erhob sich und drehte sich zu ihnen um. „Kümmert euch um ihn.“ Dann lief er los und folgte, wie sie jetzt erst entdeckten, einer roten Spur im Schnee.

Erst da dämmerte es ihnen. Wo kam Ian her? Und was zur Hölle hatte ihn so zugerichtet?

Judy griff nach ihrem Walkie-Talkie. Ihre Stimme zitterte leicht als sie alle anderen Suchtrupps informierte und sie war ungewöhnlich blass geworden.

Dennoch war sie die erste, die handelte und sich neben Ian kniete. Ihre zuckenden Hände betasteten den Oberkörper des Russen, bis sie schließlich die Verletzung fand, die all das Blut verursacht hatte.

„Max, lauf zum Wagen und hole mir den Erste Hilfe-Kasten. Es kann noch dauern, bis der Hubschrauber kommt. Beeil dich.“

Der Blonde nickte steif und lief den Weg, den sie gekommen war, zurück, auch wenn seine Bewegungen unkoordiniert und ungeschickt wirkten.

Dann wandte sie sich dem Rest der Bladebreakers zu. „Geht Kai hinterher. Wer weiß, auf was er stößt.“
 

Kai indes rannte durch den Schnee, der seine Geschwindigkeit trotz seiner Höhe nicht beeinträchtigte. Hin und wieder suchten seine Augen die Umgebung ab, aber er musste sich auf die wenigen roten Tropfen im Schnee konzentrieren, um nicht vom Weg abzukommen. Ian war nicht sehr zielstrebig in eine Richtung gelaufen, aber wer konnte es ihm verübeln. Kai war momentan einfach nur froh, dass er den Lilahaarigen entdeckt hatte. Wer weiß, wie lange sie sonst noch gesucht hätte.

Gleichzeitig mit dieser Erleichterung breitete sich aber auch Angst wieder aus. Er wusste nicht, was Ian fehlte. Der Puls war zwar da gewesen, aber nur schwach und er hatte viel Blut verloren. Und wenn er der einzige war, der entkommen war, was war dann den anderen passiert?

Seine Schritte beschleunigten sich weiter, getrieben von der geballten Kraft seiner aufkommenden Gefühle. Er durfte nicht zu spät kommen.

Der Wald, durch den er gelaufen war, begann langsam, sich zu lichten, da erspähte er am Horizont einige dünne Rauchschwaden.

Seine Kehle schnürte sich zu und er hoffte, dass es nicht das war, wonach es für ihn aussah. Das unangenehme Ziehen in seiner Brust ignorierend lief er weiter und endlich ließ er die letzten Bäume hinter sich. Vor ihm breitete sich die weite Landschaft auf und sofort entdeckte er, wohin ihn Ians Fußspuren führten.

Eine Ruine. Und es machte Sinn, dass Boris sich genau diesen Ort ausgesucht hatte, dachte Kai sich, als er zwischen den herumliegenden Steinbrocken hindurch rannte und letztendlich auf einen Innenhof gelangte.

Er blieb stehen und sein Herzschlag verlangsamte sich wieder. Suchend sah er sich um.

Der Hof war größtenteils vom Schnee geräumt worden, warum auch immer. Es waren keine Reifenspuren, noch sonst irgendwelche Zeichen von Leben zu sehen, außer den paar Tropfen Blut, die Ian hinterlassen hatte, als er von hier geflohen war.

Aber wo waren die anderen? Wo war Tala?

Seine Augen wanderten nach rechts und links, ohne Ergebnis, also beschloss er, sich die Ruine genauer anzusehen.

Es war einmal eine Kirche gewesen, zweifellos. Vielleicht der einzige Überrest eines im Krieg zerstörten Dorfes. Nur der Turm sah noch einigermaßen stabil aus. Keine Türen blockierten den Eingang. Stattdessen hatte sich die Natur auch im Innern ausgebreitet.

Es lag Schnee auf den zersplitternden Marien- und Christusabbildungen. Steinbänke waren nur noch in geringer Anzahl vorhanden und der früher wahrscheinlich einmal prachtvoll geschmückte Altar war nicht mehr als ein großer, grauer Quader. Und zu genau diesem führten die Abdrücke im Schnee.

Kai ging daneben in die Knie und betrachtete den Altar akribisch. Er klopfte mit der Faust dagegen. Es klang zu hohl für einen normalen Block aus Stein, also lehnte er sich mit aller Kraft dagegen und ein kratzendes Geräusch zeigte ihm, dass er richtig vermutet hatte. Nach kurzer Zeit hatte er den Altar weit genug verschoben, um eine Treppe zu entdecken, die anscheinend in die unterirdischen Teile der Kirche führte, obwohl er sicher war, dass dieser erst gebaut worden war, seit es kein Gotteshaus mehr war.

Er zögerte keinen Moment und setzte den ersten Fuß auf die vereisten Stufen, die hinunter in die Dunkelheit führten.
 

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Mit wässrigen Augen stand Max neben seiner Mutter, die noch immer neben Ian am Boden kniete. In seinen bebenden Händen hielte er einen roten Kasten mit einem weißen Kreuz. Um seine Mutter herum lagen diverse Instrumente.

Sie hatte eine spezielle Decke über Ian ausgebreitet und eine weitere zusammengefaltet, um seinen Kopf darauf zu betten. Es sah fast so aus, als würde er friedliche schlafen. Aber Max wusste es besser. Seine Mutter wusste sehr gut, wie man Erste Hilfe leistete, aber nun war sie erschöpft und er setzte sich neben sie in den Schnee.

„Alles okay, Mum?“ fragte er sie, obwohl er selbst noch immer mit Schock und Tränen kämpfte, die schon eine Weile versuchten, an die Oberfläche zu kommen. Und er sah, dass es seiner Mutter ähnlich ging.

Judy wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und holte stockend Luft. Dann nickte sie steif. „Ja, Maxie. Jetzt geht es.“ Sie versuchte zu lächelnd, scheiterte und legte dann einen Arm um ihn.

„Was ist mit Ian? Er wird doch nicht… Oder doch?“

Sie schüttelte den Kopf und ihre Mundwinkel zuckten etwas in die Höhe, näher kam sie an ein Lächeln nicht heran. „Nein, er wird es schaffen. Ich kann es nicht mit Genauigkeit sagen, aber ich vermute, dass er so viel Blut verloren hat, weil eine Arterie getroffen wurde.“ Die blonde Frau schluckte. „Es sind zum Glück keine lebensgefährlichen Verletzungen. Trotzdem…“, sie sah auf ihre Uhr, „der Heli sollte besser bald kommen.“

Max nickte erleichtert. Zwar war der kleine Russe ihr Feind gewesen und hatte sich ihnen gegenüber mehr als unfreundlich verhalten, aber so ein Schicksal hätte er dem Lilahaarigen niemals gewünscht. Er schauderte bei dem Gedanken, wer dem Kleinen das angetan hatte. Und das ‚Wie’ wollte er gar nicht erst wissen.
 

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Trotz seiner Geschicklichkeit und Sicherheit musste Kai aufpassen, nicht auf den spiegelglatten, gefrorenen Stufen auszurutschen. Je weiter er in die Tiefe stieg, desto kälter wurde es und sein Atem begann kleine Wolken hervorzubringen. Als er am Ende der Treppe angekommen war, war das Licht, das vom Eingang kam, kaum noch auszumachen. Wie hatte Ian es geschafft hier allein herauszukommen, noch dazu verletzt?

Seine Frage wurde wenigen Sekunden später beantwortet, als er fast über etwas am Boden fiel. Gerade noch rechtzeitig gewann er sein Gleichgewicht zurück und stand wieder sicher auf beiden Beinen. Sich wundernd, worüber er beinahe gefallen wäre, beugte er sich nach unten um das am Boden liegende Etwas genauer zu inspizieren.

Doch sofort schreckte er wieder hoch. Schnell hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und das, was er am Boden sah, versetzte selbst ihn in eine unangenehme Gefühlslage.

„Spencer“, wisperte er durch seine Zähne und hockte sich neben den blonden Riesen, der bewusstlos am Boden lag. Sein rechts Bein war vom Knie abwärts in eine unnatürlich Richtung gedreht und ein Teil seiner Kleidung war zerfetzt und voller dunkler Flecken. In seiner rechten Hand hielt der Blonde eine Eisenkette.

Da dämmerte Kai es. Spencer und Ian hatten versucht zu fliehen. Der Blonde hatte erst sich selbst und dann den kleineren von den Ketten befreit und auf ihrem Weg nach oben waren sie wahrscheinlich gesehen worden. Ian hatte es geradeso geschafft, aber Spencer war wahrscheinlich auf der Treppe ausgerutscht und hatte sich dabei das Bein gebrochen. Das erklärte aber nicht die anderen Verletzungen.

Der Blauhaarige konnte nicht sagen, was für Wunden es waren, dafür war es selbst für ihn zu dunkel, aber der Puls des anderen war stetig, also waren sie nicht lebensgefährlich.

„Kai? Kai!“

Er hörte Rays Stimme von oben. Sie waren ihm wahrscheinlich gefolgt und hatten nun die Öffnung unter dem Altar entdeckt. Er wollte sie nicht in diese Sache mit reinziehen, aber hier ging es nicht um ihn. Spencer brauchte Hilfe und er musste Bryan und vor allem Tala suchen gehen. Und wer konnte schon sagen, wie lange er brauchen würde, um die beiden zu finden.

„Hier unten!“ rief er nach oben. „Beeilt euch! Und vorsichtig auf den Stufen.“

Es dauerte nicht lange, da kamen Tyson und Ray die Treppe hinunter. Anscheinend hatten sie den Altar noch weiter zur Seite geschoben, den nun konnte man etwas mehr erkennen als vorher. Als Kai wieder zu Spencer sah, wünschte er sich jedoch, die beiden hätten den Steinquader so gelassen, wie er war.

An der Stelle, wo eigentlich sein rechtes Augen sitzen hätte sein sollen, war eine klaffende, blutende Öffnung. Kai stellten sich die Nackenhaare auf. Eine für Boris typische Strafe für Ausbrecher. In der Abtei hatte es ein paar Kinder mit Augenklappe gegeben. Irgendwann hatte Boris diese Bestrafung jedoch aufgegeben und niemand hatte mehr versucht zu entkommen. Der Innenhof war sowieso schon überfüllt von Kreuzen gewesen.

Er vernahm einen erstickten Aufschrei seitens Tyson. Ray stand nur da und sah mit ihm ins Gesicht geschriebenem Schock auf Spencer.

Kai schluckte und musste sich bemühen, die Fassung wiederzuerlangen.

„Das ist die einzige ernsthafte Verletzung. Hat ihn wahrscheinlich auch für ne Weile ausgeschaltet. Sein rechtes Bein ist gebrochen. Ansonsten fehlt ihm nicht viel.“ Dann fiel ihm auf, dass jemand fehlte. „Wo sind Kenny und Max?“

Ray war kreidebleich und seine Stimme zitterte, aber er bemühte sich augenscheinlich, sich schnellst möglich zu sammeln. „Max und Judy sind bei Ian. Kenny ist draußen, für den Fall dass ein Suchtrupp kommt.“

Kai nickte. Wenigstens hatten sie mitgedacht. „Einer von euch bleibt hier bei Spencer. Der andere kommt mit.“

„Ich bleibe hier“, sagte Ray und setzte sich neben den bewusstlosen Blonden auf den Boden, sein Blick immer wieder zum fehlenden Auge schweifend.

„Tyson. Los.“

Der Japaner zuckte leicht zusammen. Er war etwas gelblich-grün um die Nase, aber wenigstens kam er ohne Widerworte mit.
 

Der Gang war lang, aber wenigstens hingen nach mehreren Metern die ersten Licht spendenden Glühbirnen von der Decke. Sie erleuchteten die kahlen Steinwände des unterirdischen Flures.

Nach wenigen Minuten tauchten die ersten Türen auf. Jeder Raum dahinter stellte sich als vollkommen leer heraus; sie waren wohl nie benutzt worden. Kai wunderte es nicht. Die Türen waren nur aus dünnem Holz, was in Boris’ Augen wahrscheinlich zu unsicher gewesen war. Schließlich war Spencer in der Lage gewesen, die Eisenketten von irgendwelchen Wänden zu reißen, auch wenn es ihn wohl einige Kraft gekostet hatte.

Tyson hinter ihm gab keinen Laut von sich. Das war wohl eine Premiere. Er blieb stehen und der Dunkelblauhaarige rannte fast in ihn hinein.

Vor ihnen lag eine Metalltür. Ohne Türgriff. Links an der Wand waren einige Knöpfe.

Ohne weiter nachzudenken zog Kai sein Blade und startete Dranzer. Es gab einen Krachen, eine Rauchwolke und mehrere Funken und schon glitt die Tür zur Seite. Er befestigte Dranzer wieder an seinem Gürtel und setzte seinen Weg fort.

„Wohin führt der Weg?“ meldete sich Tyson plötzlich zu Wort und schloss zu ihm auf.

„Ich weiß nicht“, antwortete Kai wahrheitsgemäß. „Ich war noch nie hier.“

Der Japaner nickte und sah dann auf den Boden. Plötzlich schnellte ein Arm vor seine Brust und Tyson schreckte zurück. Fragend sah er zu Kai, doch der Halbrusse hatte seine roten Augen auf etwas vor ihnen gerichtet. Er folgte dessen Blick und erschauderte.

Über den Boden zog sich eine schimmernde, sehr frisch aussehende Blutspur, die zu einer weiteren Metalltür führte. Sie stand halb offen und ein seltsames, grünliches Licht kam aus dem Raum. Von der Klinke tropfte eine rote Substanz.

Kai zögerte nicht lange und betrat, das Blut vermeidend, den Raum. Tyson konnte nur dastehen und voller Schock und Horror vor sich hin starren.
 

Kai war wie erstarrt. Oder eher wie gefesselt von dem Anblick der sich ihm bot. Er hätte sogar vergessen können zu atmen.

Das hier war wahrscheinlich der Forschungsraum gewesen. Teure und kompliziert aussehende Gerätschaften säumten die Wände. Tonnenweise Kabel liefen über den Boden in die Mitte des Raumes, wo eine einzige, gläserne Säule stand. Sie war mit einer grünen Flüssigkeit gefüllt, die das das gleichfarbige Licht erzeugte, da die Säule von unten beleuchtet war. Und in dieser Flüssigkeit schwebte Tala.

Denn schweben tat er wahrscheinlich. Nur mit einer langen, weißen Hose bekleidet wirkte er so, als würde er friedlich schlafen. Das einzige, was anderes verheißen ließ, war eine Sauerstoffmaske, die über seinem Mund lag.

In diesen Bann gezogen merkte Kai gar nicht, wie er ein paar Schritte nach vorne tat. Der Rothaarige war einfach makellos. Und Kai war so unendlich dankbar, dass nicht die kleinste Verletzungen auf diesem perfektionierten Körper war. Im Gegensatz zu Spencer und Ian schien Tala fast ein gutes Los gezogen zu haben.

Seine feuerroten Haare wirkten, als würde der Wind mit ihnen spielen und gedankenverloren streckte Kai die Hand aus und legte sie auf das Glas.

„Er ist wunderschön, oder?“

Fast wäre Kai zusammengezuckt. Aber er kannte diese Stimme. Er ließ die Hand fallen und drehte sich um.

Bryan saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt da. Auf seinem Gesicht lag ein für ihn untypischer, seliger Ausdruck, während seine grauen Augen auf Tala lagen. Aber der Schein trog, wie Kai sofort erkannte.

Kleine Schweißperlen waren auf Stirn des Lavendelhaarigen, dessen Haut noch blasser war als sonst. Seine Augen waren unnatürlich glasig. Die rechte Hand hatte der Russe auf seinen Bauch gedrückt und Kai weitete die Augen in Schock.

Blut quoll von unter der Hand hervor und hatte schon das weiße Shirt rote verfärbt. Um Bryan herum war eine große Pfütze.

„Bryan, was-“, begann er, doch der andere unterbrach ihn.

„Mir geht’s bestens, Hiwatari“, winkte Bryan ab, doch seine Stimme war brüchig und stockend. „Ich spür’s kaum noch.“

„Wir müssen dich hier wegbringen“, beharrte Kai. „Und Tala auch.“

Der Lavendelhaarige lachte trocken aus, was jedoch in ein Husten ausartete. Blut floss seinen Mundwinkel herab und alarmierte Kai, sich zu beeilen.

„Lass gut sein, Hiwatari. Was kümmert’s dich.“

Kai ignorierte ihn und eilte zu ihm. „Kannst du aufstehen?“

Ein weiteres Lachen. „Für wen hältst du mich, Hiwatari? Den unverwundbaren Achilles? Lass uns einfach allein. In ein paar Minuten fliegt eh alles in die Luft.“

Der Blauhaarige riss die Augen auf. „Was?!“

„Hast mich schon gehört. Was Boris tut, das tut er richtig.“

„Scheiße!“ rief Kai aus. „Tyson! TYSON!“

Draußen im Gang regte sich der Japaner endlich und stürzte kreidebleich hinein. Bei Talas Anblick stutzte er, als er dann jedoch Kai und den am Boden sitzenden Bryan entdeckte, war die Verwirrung verschwunden.

„Hilf mir, ihn auf die Beine zu bringen“, wies der Blauhaarige Tyson an. „Gleich fliegt uns hier alles um die Ohren.“

Egal welchen Schock oder welche Panik Tyson in diesem Moment verspürte, er verbarg sie gekonnt und eilte Kai zu Hilfe. Schnell hatten sie Bryan auf gerichtet, der sich, wahrscheinlich aufgrund seines Zustands, glücklicherweise nicht wehrte. Er war wackelig, aber wenigstens stand er.

„Bring ihn so schnell wie möglich nach draußen, dann hilfst du Ray mit Spencer“, erklärte Kai. „Mit etwas Glück ist schon Hilfe da.“

„Was ist mit dir?“ fragte Tyson und drehte sich im Türrahmen noch mal herum.

„Geh!“ trieb ihn der Halbrusse sofort zur Eile an. „Ich komme mit Tala nach.“

Zum Glück genügte das dem Japaner und schon waren er und Bryan verschwunden, obwohl letzterer eine blutige Spur hinter sich ließ.

Kai indes eilte zu den vielen Gerätschaften, die, zu seinem Glück, denen der Abtei sehr ähnelten. Deswegen fand er schnell was er suchte und nach ein paar Tastenkombinationen und umgelegten Schaltern, gab die Säule ein zischendes Geräusch von sich. Die grüne Flüssigkeit floss ab und die Glaswand fuhr nach unten. Tala fiel, doch Kai war gerade rechtzeitig da, um den Rothaarigen aufzufangen und auf die Arme zu nehmen. Danach zögerte er nicht lange.
 

Er konnte nicht einschätzen, wie lange er bis zur Treppe gebraucht hatte, als er sie, so schnell er mit Tala im Arm und dem Eis unter den Füßen konnte, hinauf rannte. Oben wartete Ray, immer noch bleich im Gesicht, auf ihn.

Nebeneinander rannten sie aus der Ruine, wo außerhalb Tyson und Kenny warteten, die neben dem bewusstlosen Spencer und dem gerade noch wachen Bryan saßen. Und gerade als sie die vier erreicht hatte, gab es hinter ihnen eine gewaltige Explosion.

Zeitgleich schmissen sie sich flach auf den Boden, Kai sich schützend über Tala beugend. Er spürte die heiße Luft und roch den Qualm und wenig später hörte er auch endlich die lauten Rotorenblätter eines Helikopters.
 


 

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So, jetzt fängt die eigentlich Story erst richtig an. ^-^ Ich persönlich freu mich schon darauf, das nächste Chapter zu schreiben, weil ich endlich nur einen Handlungsort habe und alle meine Opfer auf einem Haufen. ^^ Macht das Ganze etwas praktischer. ^.~

Hoffe es hat euch trotz allem gefallen. Und tut mir leid wegen Spencers Auge. Aber wie gesagt, wäre seltsam gewesen, wenn alle putzmunter gewesen wären, oder?

Erste Lagebesprechungen

Kia Ora! ^^
 

Wieder einmal: Ich bin eine lahme Ente. Und es tut wir wirklich leid, aber ich stecke bis zum Hals in Klausuren. Deswegen ist das Kapitel auch nicht so lang, aber mehr hab ich zeitlich einfach nicht hinbekommen. Hoffe trotzdem, dass es euch gefällt. Ich verspreche euch, sobald ich unter weniger Stress bin, werden die Kapitel auch länger.

So, wie immer zu den Kommentaren:
 

@ x_heartShot_x: Schon wieder erste. ^^ Versuchst du einen Rekord aufzustellen? Freut mich, dass dir das Kapitel trotz des ganzen Bluts gefallen hat.
 

@ moaboa: Tja, das mit Spencers Auge war etwas, was ich Last Minute noch eingebaut habe. Sonst hätte es ihn zu milde erwischt. Und ich mein, hey! Das war Boris. Und mein Boris ist Sadist... ^.~
 

@ laola: Gut, dass die Rettungsaktion gut angekommen ist. Es war einfach nur tierisch ätzend, sie zu schreiben. So langwierig. Deshalb hab ich am Ende auch geschwächelt. Ich konnt nimma... ^^" Sorry deswegen.
 

@ LindenRathan: Danke fürs Kompliment. Aber schreib doch ein bisschen mehr. So hab ich ja gar nichts zu antworten...>.>
 

@ Minerva-moon: Okay, das mit der Arterie war Schwachsinn. Aber erklären wir es mal so: Judy ist ja keine Fachfrau. ^^" Da kann so ein Missverständnis ja schonmal passieren... *hust* Aber wenigstens hab ich dich mit dem makabren Ausgang nicht abgeschreckt. Warum Kai den Friedhof mochte wird irgendwann noch beantwortet. Muss nur gucken, wo es reinpasst. Ebenso das Schicksal seiner Eltern. Joa, wie schon gesagt, dass das Ende hektisch ist, weiß ich auch. Aber ich hatte keine Lust mehr. War schon spät und ich wollte es endlich posten. Vielleicht überarbeite ich es irgendwann, falls Zeit und Lust.

Ach ja, die Laune ist bisher noch konstant, aber ich hatte neulich ein paar neue Ideen... ^______~
 

Sodala! Jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

Muchos Besos, Melou xxx
 


 


 


 

Kapitel 6: Erste Lagebesprechungen
 

Ray rutschte ungeduldig auf dem Plastikstuhl hin und her und beobachtete, um sich abzulenken, die vielen Weißkittel, die im Sekundenrhythmus an ihm vorbeieilten.

Kenny und Max saßen links neben ihm. Ersterer war immer noch kreidebleich und auch der Amerikaner war von seiner normalen Gesichtsfarbe einiges entfernt. Rechts neben dem Chinesen saß Tyson. Der Japaner sah regungslos auf den grauen Kunststoffboden und hatte schon seit einer halben Ewigkeit keinen Laut von sich gegeben.

Eine Krankenschwester eilte vorbei. Das Quietschen ihrer Schuhe ließ Ray innerlich zusammenzucken und schnell richtete er seinen Blick wieder nach unten, was aber, wie ihm sofort dämmerte, keine bessere Idee gewesen war.

Auf seinen Händen und seinem Mantel waren immer noch die Überreste von Blut. Und der eiserne und bittere Geruch hing ihm fortwährend in der Nase.

Mehr Schritte hasteten an ihm vorbei und Ray blickte wieder auf. Seit einer Stunde warteten sie nun schon auf Neuigkeiten. Sie waren mit einem Rettungshubschrauber im Krankenhaus angekommen und sofort waren sämtliche Ärzte mit den Demolition Boys verschwunden. Das war natürlich verständlich, aber selbst Judy war verschwunden und seitdem nicht mehr aufgetaucht. Ray hatte erwartet, dass Kai augenblicklich protestieren würde, aber seit ihrer Ankunft im Krankenhaus war der Blauhaarige sogar für seine Verhältnisse extrem schweigsam gewesen. Er stand, wie immer, mit dem Rücken an einer Wand und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Die vorderen Strähnen seiner Haare fielen ihm übers Gesicht, deswegen konnte Ray nicht erkennen, in welche Richtung der Halbrusse seinen Blick gerichtet hatte.

Er sah nach links, als er ein Klackern vernahm, das garantiert nicht von den typischen Krankenhauslatschen verursacht wurde.

Judy kam auf sie zugeeilt. Auf ihrem Gesicht war die Anstrengung der letzten Stunden deutlich zu erkennen, aber der Funken Erleichterung ließ auch Ray aufatmen.

„Judy“, rief er und stand auf, womit er auch seine anderen Teamkollegen aus ihrer Starre riss. Kenny fiel fast von seinem Stuhl, während Kai kaum merklich den Kopf anhob.

„Ah, da seid ihr ja“, sagte die blonde Frau und kam vor ihnen zum Stehen. „Ihr wartet bestimmt schon Ewigkeiten.“

„Kein Problem“, winkte Ray ab. „Gibt’s was Neues?“

Judy nickte und sah nun fast noch ein Deut erleichterter aus. „Das gibt es, in der Tat.“ Sie amtete auf und strich sich dabei eine verirrte Haarsträhne nach hinten. „Ian ist gerade aus dem OP gekommen. Sein Zustand ist stabil und er sollte in den nächsten Tagen wieder vollkommen auf den Beinen sein. Spencers Bein wird ein paar Wochen brauchen und sein Auge ist verloren, aber sonst gab es auch da keine Komplikationen. Aber Bryan…“

„Was ist mit ihm?“ schaltete sich Tyson auf einmal ein und Max’ Mutter sah zur Seite.

„Er wird noch operiert. Aber er hat sehr viel Blut verloren und sein Zustand ist sehr kritisch.“

„Mum“, erhob nun auch Max die Stimme. „Woher kamen die Verletzungen? Und was ist mit Tala?“

Judy senkte den Blick. „Es ist am besten, wenn ihr mitkommt. Wir brauchen einen ruhigen Ort zum Reden.“
 

Nachdem Judy sich kurz durchgefragt hatte, führte eine Schwester sie in einen kleinen Konferenzraum und sie setzten sich alle an den Tisch. Mit Ausnahme von Kai, der wie meistens lieber stehen geblieben war, auch wenn es in dieser Situation ein wenig seltsam auf die Bladebreakers wirkte. Aber sie hatten nicht genügend Platz in ihren Köpfen, um sich darum Gedanken zu machen.

„Also Jungs“, begann die blonde Frau. „Ich werde ganz ehrlich mit euch sein. Wie ihr gemerkt habt, sind die Umstände nicht die angenehmsten. Und ich muss euch leider sagen, dass es nicht rosiger wird.“ Sie räusperte sich und sah jeden von ihnen prüfend an, als ob sie ihnen eine Chance gab, aufzustehen und zu gehen, falls sie für das Folgende nicht bereit waren. Aber sie rührten sich keinen Millimeter.

„Gut, dann fange ich mal an“, fuhr sie dann fort. „Ian hat es am leichtesten erwischt. Seine Hauptverletzung war am rechten Arm. Ihm hat eine Kugel im Oberarm gesteckt, die eine Ader getroffen, aber glücklicherweise auch zugehalten hat. Die Kugel wurde entfernt und der Arm nicht dauerhaft beschädigt.“ Sie faltete ihre Hände vor sich auf dem Tisch und knetete sie. Ihr war die Situation offensichtlich auch nicht sehr angenehm. „Spencer hat sich höchstwahrscheinlich bei einem Sturz das Bein gebrochen. Das Auge jedoch, ist mit einem scharfen Gegenstand und wahrscheinlich bei Bewusstsein entfernt worden.“

Ein einstimmiges Hissen ging durch den Raum, als die Bladebreakers einstimmig nach Luft schnappten.

„Bei Bewusstsein?“, japste Max.

Judy nickte kurz, dann sprach sie weiter. „Um zu Bryan zu kommen: Alles, was ich bisher weiß ist, dass es ein Bauchschuss war. Und dieser hätte tödlich enden können. Normalerweise verblutet der Betroffene innerhalb von zwanzig Minuten. Ein paar Minuten später, und die Ärzte hätten nichts mehr tun können. Jetzt stehen die Chancen fünfzig zu fünfzig.“

„Das heißt-“, begann Tyson, doch Kai erhob zum ersten Mal seit einer Stunde die Stimme.

„Wer auch immer den Schuss abgefeuert hat, wollte ihn damit töten.“ Er nickte fast wie zu sich selbst und sprach damit die Vermutung aller aus. „Was ist mit Tala?“

Jetzt fiel den anderen auch auf, dass Judy den Rothaarigen noch mit keinem Wort erwähnt hatte und nun merkten sie auch warum.

„Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen“, antwortete die Blonde. „Die Ärzte tappen im Dunkeln. Eigentlich… fehlt ihm nichts. Aber er liegt in einer Art Koma.“

„Koma?“ Kennys Finger werkelten an seiner Brille, die er ausnahmsweise mal in den Händen hielt. „Aber… wie…“

„Das kann ich nicht beantworten“, sagte Judy. „Rein körperlich geht es ihm gut. Kein einziger Kratzer. Aber er wacht nicht auf.“

„Und was kann man da machen?“ hakte Tyson weiter nach.

„Die Ärzte tun ihr bestes, das kann ich euch versichern. Sie sind die besten des Landes, aber sie können es sich nicht erklären.“

Sie verfielen in Schweigen. Keiner konnte an irgendetwas denken, was in diesem Moment angebracht gewesen wäre, doch als plötzlich die Tür zufiel, zuckten sie alle zusammen und drehten sich fragend um. Kai war nicht mehr im Raum. Tyson machte Anstalten, aufzustehen, doch Judy hielt ihn, zu ihrer Verwunderung, zurück.

„Lass ihn gehen. Ich glaube er braucht etwas Ruhe.“

„Aber wir sind doch ein Team“, protestierte Tyson. Judy jedoch, schüttelte den Kopf und bedachte ihn mit einem verständnisvollen Blick.

„Ich weiß, Tyson. Aber jeder von euch hatte auch ein Leben vor den Bladebreakers. Das darfst du nicht vergessen.“

Damit stand sie auf und ging zur Tür. „Bleibt am besten hier. Ich muss jetzt noch einige Dinge mit der BBA klären. Sobald es etwas Neues gibt, lasse ich euch holen.“ Und zum zweiten Mal fiel die Tür ins Schloss und sie fühlten sich zurückgelassen.
 

Judys Schritte waren schnell, aber beherrscht. Ihre rechte Hand suchte nach dem Communicator in ihrer Jackentasche und sie wurde schnell fündig, zog ihn heraus und las die eingetroffenen Mitteilungen. Sie stieg in den Fahrstuhl und drückte den Knopf für die 2. Etage. Dort angekommen stellte sie fest, dass die Etage glücklicherweise bereits von der BBA geräumt worden war und dass sie sich somit nun relativ frei bewegen konnte. Allerdings wirkten die Gänge, so verlassen wie sie waren, trostlos und kalt und ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Mittlerweile war sie wieder gefasst. Dennoch, trotz ihren diversen Abhärtungen durch ihre jahrelange Arbeit hatten sie die Geschehnisse der vergangenen Tage, ja sogar Wochen, innerliche vollkommen aufgewühlt.

Sie betrat einen Konferenzraum, der deutlich größer war als der, in den sie die Bladebreakers geführt hatte. An dem langen Tisch war Platz für zwanzig Personen und er war etwa zur Hälfte besetzt. In der Mitte war ein Projektor aufgebaut, der ein Bild auf die weiße Leinwand an der Wand warf.

„Judy“, begrüßte Mr.Dickenson und deutete dann auf einen freien Platz zwischen ihm und einem weiteren BBA-Angestellten. „Setzen Sie sich.“

Dankend setzte sie sich auf den Stuhl und richtete dann ihren Blick auf Michail Tarrasow, der am Kopf des Tisches stand und nun begann, mit seinem unverkennbaren Akzent zu sprechen.

„Vielen Dank, dass Sie so schnell erscheinen konnten, aber die Lage ist, wie Sie bald selbst erkennen dürften, sehr ernst. Nach der Entdeckung der verlassenen Balkov-Abtei heute morgen, hat sich der größte Teil unserer Einheiten auf diesen Fall konzentriert. Bislang können wir nur wenige Ergebnisse vorweisen. Allerdings, und das ist etwas Gutes, konnten alle in der Abtei gefundenen Kinder bis auf weiteres sicher untergebracht werden. Von hier an beginnen jedoch die schlechten Nachrichten. Neben der Balkov-Abtei ist auch das Hauptquartier der Biovolt Corp. vollkommen verweist und von jeglichen Autoritäten fehlt jede Spur.“

Das Bild auf dem Projektor wechselte. Es zeigte nun eine aktuelle Fotografie der Demolition Boys während der Weltmeisterschaft.

„Dazu kommt der Zustand des Teams, das unter Mr. Balkovs Obhut war. Sie wurden von Mrs. Tate, sowie einem Team der BBA, vor ca. einer Stunde außerhalb Moskaus gefunden und ihre Verfassung lässt darauf schließen, dass man sie beseitigen wollte. Das Team ist der Beweis, nach dem wir schon lange gesucht haben. Wir erhoffen uns von diesen vier Jugendlichen nach ihrer Genesung Aussagen, die unsere Vermutungen bezüglich der Biovolt Corp. bekräftigen. Zudem haben wir einige Experten, die am Hauptdatenträger der Systeme der Abtei arbeiten, der uns hoffentlich weitere Informationen bringen wird.“

Tarrasow endete und setzte sich auf den Stuhl am Ende des Tisches.

„Sie redeten von der Genesung der vier Jugendlichen, Mr. Tarrasow“, erhob ein weiterer Mann das Wort, den Judy bisher erst wenige Male gesehen hatte. „Gibt es bereits Informationen, wann das der Fall sein wird?“

„Keine genauen“, antwortete Judy an Tarrasows Stelle und alle Blicke richteten sich auf sie. „Sie müssen bedenken, die Vier sind sehr schwer verletzt. Einer befindet sich immer noch in Lebensgefahr.“

Der Mann nickte nachdenklich. „Haben sie denn irgendwelche bestimmte Vorhaben, was die vier betrifft? Was sagen ihre Akten?“

Hier schaltete sich Tarrasow wieder ein. „Die sind unvollständig, wie alle anderen Akten in der Abtei.“

„Gut“, sagte ein Mann, den Judy als einen gewissen Mr. Morten identifizierte. „Dann anders. Was können sie uns über die Jugendlichen sagen?“

Tarrasow stand wieder auf und griff nach einer kleinen Fernbedienung. Er drückte ein paar Knöpfe, dann erschienen vier passähnliche Fotos auf der Leinwand.

„Spencer Glebovich, Ian Patsayev, Bryan Kutznetsov und Tala Ivanow. 17, 13, 16 und 15 Jahre alt. Vermutlich alle Vollwaisen, sicher ist das aufgrund Datenmangels jedoch. Glebovich ist seit seinem achten Lebensjahr in der Abtei, Patsayev seit seinem siebten. Kutznetsovs und Ivanows Akten geben dazu keine Auskunft.“

Ein Nicken ging durch die Runde.

Mr. Morten lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Verzeihen sie die Frage, aber was ist mit dem fünften Mitglied?“

„Kai gehört zur BBA“, antwortete Mr. Dickenson sofort.

„Selbstverständlich“, erwiderte Morten. „Allerdings können sie seine Verbindung zu Biovolt kaum abstreiten. Er dürfte doch auch als Informationsquelle dienen, oder nicht?“

„Das liegt bei ihm“, mischte sich Judy ein. „Sie dürfen nicht vergessen, Gentlemen, dass das immer noch Kinder sind. Es wäre nicht ratsam, sie nach solchen Ereignissen unter psychischen Druck zu stellen.“

„Das hat niemand gesagt, Mrs. Tate“, sagte Tarrasow. „Aber es muss ihnen klar sein, dass sie unsere einzige Zeugen sind, die Biovolt und Balkov so schwer belasten können, dass wir Interpol mit einbeziehen und eine internationale Fahndung aufgeben können. Vorher sind uns die Hände gebunden. Außer natürlich, dass wir auf entsprechende Dateien oder Beweise stoßen.“

„Dann sollten sie das ihre zu ihrer obersten Priorität machen“, lächelte Judy mild und sah dann auf ihre Hände. „Aber ich plädiere dafür, diese Kinder so weit wie möglich aus diesen Angelegenheiten zu lassen. Ich denke, sie haben alle genug durchgemacht.“ Damit erhob sie sich. „Wenn sie mich also entschuldigen würden. Ich habe noch ein paar Dinge betreffend meines Teams zu klären.“
 

Seit Judy den Raum verlassen hatte, hatten sie kein Wort gewechselt. Und es war jedem von ihnen sichtlich unangenehm. Ray räusperte sich mehrere Male, bevor er endlich das Gefühl hatte, dass seine Stimmbänder wieder funktionsfähig waren.

„Und… was sollen wir jetzt machen?“ fragte er in die Runde.

Tyson zuckte mit den Schultern. „Was können wir denn machen außer Warten?“

„Nicht viel“, sagte Max und stützte sein Kinn auf dem Tisch ab. Seine Augen fixierten die Wand ihm gegenüber. „Auf jeden Fall dreh ich gleich durch. Ich hasse diesen Krankenhausgeruch.“

„Ich auch“, erwiderte Ray.

„Ich frag mich, wo Kai hin ist…“ murmelte Tyson und nahm zum hundertsten Mal seine Kappe vom Kopf, nur um sie dann wieder aufzusetzen. „Ich mein, sicher. Er ist bestimmt aufgewühlt. Aber das sind wir auch.“

„Kennst ihn doch“, meinte Max. „Kai teilt seine Gefühle nicht gerne mit anderen.“

„Ich weiß!“ Tyson stöhnte genervt auf. „Aber was sollen wir denn noch machen?! Wir haben ihm unser Vertrauen gegeben, ihn unterstützt, an ihn geglaubt und ihn wieder aufgebaut, als er gegen Spencer verloren hat. Man sollte meinen, dass es langsam in seinen Dickschädel sickert, dass er uns auch vertrauen kann. Dass man das als Team so macht.“ Der Japaner stand ruckartig auf und ging mit schnellen Schritten durchs Zimmer, die Hände in den Hosentaschen. Dann drehte er sich zu ihnen um. „Aber wie er selbst gesagt hat. Wir sind nicht sein Team, oder?“ Er sah zur Seite und die anderen schluckten. „Das sind die anderen.“ Eine weitere Pause folgte, aber keiner sagte etwas. Tyson lachte trocken. „Ist euch… schon mal der Gedanke gekommen, dass Kai uns nicht wegen Black Dranzer verlassen hat?“

Ray biss sich auf die Lippe. Der Gedanke war ihm tatsächlich gekommen. Und zwar relativ häufig in den letzten Stunden. Bevor er jedoch antworten konnte, sprach Tyson weiter.

„Okay, das hat er selber gesagt. Und vielleicht war das auch ein Grund. Aber überlegt mal. Wir sind seit einem Jahr ein Team. Haben zwei Meisterschaften zusammen gewonnen und sind um die halbe Welt geflogen. Und wir wussten nicht mal, dass er aus Russland kommt. Dann ist er für den Bruchteil des Turniers bei den Demolition Boys und schon sind sie sein Team!“

„Tyson“, versuchte Max seinen besten Freund zu beruhigen. „Es ist nicht deine Schuld, dass es so ist. Ich kann nur noch mal sagen, dass wir zu wenig über Kai wissen. Zu wenig über die Demolition Boys. Eigentlich zu wenig über ne ganze Menge.“

„Schon klar“, seufzte der Japaner und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Aber das ist echt frustrierend.“

Ray musste lächeln und öffnete den Mund, um Tyson Recht zu geben, als sich die Tür öffnete. Fast hätte er Kai vermutet, der von seinem ausgiebigen Spaziergang zurückgekommen war, aber es handelte sich um Judy. Sie stand mit einem Lächeln im Türrahmen.

„Ian ist aufgewacht.“
 


 

~+~+~+~+~+~+~+~
 

Tja. Jetzt haben wir einen entlaufenden Kai, einen komatösen Tala, einen halbtoten Bryan, sowie einen aufgewachten Ian. Mal sehen, was das so alles auslöst... ^________^

Von Träumen und Tränen

Aloha! ^^
 

Ich habe meine kleine (wirklich sehr sehr kleine) Pause vom Schulstress am Sonntag genutzt und extra für euch weitergeschrieben. ^^ Auch wenn ich lieben grottenfaul im Bett geblieben wäre. Was bringe ich nicht für Opfer... *lol*

Naja, dieses Kapitel ist nicht sehr ereignisreich, meiner Meinung nach. Aber es ist schon wichtig. Hier müsst ihr zwischen den Zeilen lesen (Zitat von mir: "Aber da ist doch nur weiß."...*hust*).

Wie immer zu euren Fragen, etc.:
 

@ Minerva-moon: Tja, du warst doch die erste, trotz des wieder wunderschön langen Kommis. Mit zwei Meisterschaften sind die in China und in den Staaten gemeint. ^^" Sonst hätte ich Welt- davor geschrieben. Aber sorry, hätte ich vllt deutlicher machen sollen. Du mochtest die Konferenz-Szene? Puh, Glück gehabt, die ist mir nämlich sehr schwer gefallen.

Das mit Reis Gedanken ist einfach zu erklären: Ich versuchen, die Sicht jedes Charas miteinzubringen, weil das für den Aufbau und verlauf der Story sehr wichtig ist. Deswegen ist in diesem Kapitel auch jemand anderes an der Reihe. Nur um Kenny werde ich wahrscheinlich einen Bogen machen...

Was die BBA angeht: Die arbeitet ja mit der Polizei zusammen. Allerdings ist diese ja auch leicht zu bestechen und das wissen sie. Aber Tarrasow arbeitet mit der Polizei. Wird noch deutlicher.

Welche andere Geschichte? Resolutions? L'Etat c'est moi?
 

@ laola: Wieder jemand, der eine andere Meinung hat. Ich weiß, die Konferenzszene war wahrscheinlich etwas trocken, aber es gibt Dinge, die müssen einfach sein. ^^" Mit Kai hast du Mitleid? o.O Och, dem geht es noch vergleichsweise gut...*muahahaha*
 

@ x_heartShot_x: Vielleicht bist du diesmal wieder Erste. ^-^ Was mit Tala ist klärt sich wahrscheinlich erst im nächsten Kapitel. Aber dafür gibts jetzt gleich eine Szene mit ihm. Also im Laufe des Kapitels. ^^;
 

@ LindenRathan: Kann Kai Tala helfen? Die Frage stelle ich mir auch gerade... Nein, Scherz, ich weiß das schon. ^o^ Aber alleinlassen tut er ihn nicht, da hast du Recht. ^^
 

@ moaboa: Zustimmung ist ja auch was gutes. Dann dürften sich deine Anmerkungen und Fragen ja auch bis jetzt geklärt haben. ^-^
 

Okay, also jetzt zu Kapitel 7! ^^ Viel Spaß dabei!
 

Bacino, Melou xxx
 


 


 


 

Kapitel 7: Von Träumen und Tränen
 


 

Es war so grauenvoll klischeehaft. Aber wohin sonst hätte er gehen sollen? Er hatte das Krankenhaus nicht verlassen können. Doch er hatte es nicht mehr ausgehalten.

Kai schluckte. Er spürte das ihm beinahe unbekannte Gefühl eines Brennens in den Augen und sah zum Himmel, der immer noch grau war, ihn aber von seiner Gedankenwelt ablenkte. Es hatte aufgehört zu schneien, aber der Geruch der Flocken lag dauerhaft in der Luft; er gab ihm das Gefühl von Zuhause. Von Erinnerungen. Von längst vergangenen Tagen…

Er schüttelte heftig den Kopf und verbannte aufkommende Bilder aus seinem Kopf. Die Vergangenheit musste ruhen. Er musste sich auf die Gegenwart konzentrieren.

Auf den pulvrigen Schnee unter seinen Füßen. Auf die kalte Mauer, gegen die er sich lehnte. Auf den frischen Wind, der über sein Gesicht streifte. Auf Tala, der irgendwo bewusstlos in diesem Krankenhaus lag.

Und schon war er wieder bei der Vergangenheit. Es war ein Teufelskreis. Immer wieder kehrte er zurück. Physisch und Psychisch. Und immer wieder stieß er an seine emotionalen Grenzen und konnte sie einfach nicht überwinden. Aber was würde das auch bringen. Solche Gefühle waren nichts für ihn. Sie hatten ihm Probleme bereitet und würden es weiter tun, aber seltsamerweise… Seltsamerweise waren sie das einzige, was er nicht loslassen wollte, nicht loslassen konnte.

Diese Gefühle waren es, die nun einen Kloß in seinen Hals legten, den er nicht runterschlucken konnte und der Wasser in seinen Augen aufsteigen ließ. Deswegen war er gerannt. Fast war er aus dem Zimmer geflohen. Kai hatte gespürt, wie alles in ihm hochkam und hatte, so niederschmetternd es auch für seinen Stolz war, das Weite gesucht. Es lag nicht daran, dass er vor den Bladebreakers keine Schwäche hatte zeigen wollen oder können. Sie hatten ihn schon schwach gesehen. Zwar gegen seinen Willen, aber es war passiert und er wusste, dass es in Ordnung gewesen war.

Doch diese Schwäche war etwas anderes. Anders als die Niederlage am Baikalsee, anders als die Niederlage gegen Spencer.

Es war ein Verlust anderer Art. Oder eher die Angst vor dem Verlust.

Kai wusste, dass er dann keine Kraft mehr haben würde.

Die Träne, die er wegwischte, bevor sie seine Wange berühren konnte, sah niemand.

Tala…
 


 

Unsicher betraten sie das Zimmer. Der kleine Lilahaarige lag in seinem Bett und starrte regungslos an die Decke. Tyson hatte einen Frosch im Hals und wollte den Russen adressieren, deshalb räusperte er sich. Bevor er jedoch die Mund aufmachen konnte, lagen Ians Augen auf ihm.

Erst waren sie voller Überraschung, dann Verwirrtheit und dann nur noch Missgunst. Der kleine Russe stieß einen Schwall russischer Wörter aus und Tyson war sich sicher, dass er die Bedeutung gar nicht wissen wollte. Sie waren bestimmt nicht von freundlicher Natur gewesen. Erst überlegte er, ob er sauer sein sollte, aber dann entschied er, dass es schon verständlich war, dass Ian so reagierte. Schließlich waren sich ihre beiden Teams nicht gerade unter freundschaftlichsten Umständen begegnet und auseinander gegangen.

Judy ging an ihm vorbei und stellte sich, auch etwas schützend, vor die Bladebreakers und Tyson war dankbar, dass sie die Situation übernahm.

„Hallo Ian“, begann sie freundlich und lächelte. Ians Blick behielt seinen grimmigen Schimmer, aber wenigstens warf er nicht mehr mit russischen Flüchen um sich, sondern sah Judy an.

„Was zur Hölle mache ich hier?“

Tyson zuckte innerlich zusammen. Anscheinend hatte der Russe auch ein gutes Repertoire anderssprachiger Flüche in petto. Die Stimme des Lilahaarigen hatte sogar einen noch schärferen Klang als auf Russisch.

„Nun ja“, sagte Judy. „Die Bladebreakers hier und ich haben dich verletzt gefunden. Die BBA hat veranlasst, dich in dieses Krankenhaus zu bringen, da es mit uns zusammenarbeitet.“

Ians Augen verengten sich. „Wo sind die anderen?“

„Ebenfalls hier“, antwortete Judy sofort.

Ian nickte. „Ich will zu ihnen.“

Max’ Mutter räusperte sich. „Es tut mir leid, aber das ist nicht möglich. Du darfst das Bett nicht verlassen und die anderen Drei sind noch nicht bei Bewusstsein.“

Der Russe richtete sich auf und schlug die Decke beiseite. Er war gerade dabei, seine Beine vom Bett zu schwingen, als Judy ihn an der Schulter festhielt.

„Du musst liegen bleiben“, sagte sie eindringlich. „Du hast eine Operation hinter dir.“

In Ians Augen blitzte es auf. „Scheiß drauf. Ich bleib nicht hier.“ Dann richtete er seinen Blick auf die Bladebreakers. „Und was wollt ihr hier? Reicht es euch nicht, dass ihr uns geschlagen habt?!“

„Jetzt mach mal halblang“, rief Tyson entrüstet. „Wir haben dir und deinem Team geholfen.“

„Schön für euch. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, um eure Hilfe gebeten zu haben. Also steckt euch eure Pseudo-Nächstenliebe an den Hut!“

Damit schlug er Judys Hand von seiner Schulter und sprang vom Bett. Er tat zwei Schritte, bevor ihn ein heftiger Schmerz durchzuckte und er begann zu schwanken. Tyson und Max, die Ian am nächsten standen, machten einen Schritt auf den Lilahaarige zu.

„Lasst mich!“ schrie dieser sie an. Er hatte seine Stimme nicht unter Kontrolle, ebenso wie seine Beine und er knickte ein. Mit der linken Hand drückte er seinen rechten Arm an sich, der dick bandagiert war und unaufhörlich zitterte. „Ich brauche eure scheiß Hilfe nicht! Keiner von uns! Wir haben das immer allein geschafft!“

Judy trat von hinten an ihn heran und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. Ian wehrte sich nicht. Er kämpfte offensichtlich mit seinen Nerven und sich selbst; die Augen starr vor Schmerz, die Zähne zusammengebissen.

„Beruhige dich Ian“, redete Judy auf ihn ein. „Ich verstehe, dass das hier nicht gerade die Umstände sind, in denen du sein willst, aber es ist jetzt so. Die Bladebreakers wollen nur helfen. Und wenn ich das mal so sagen kann, ohne sie wärst weder du noch dein Team hier.“

Der Russe sah, immer noch zitternd, auf den Boden und Tyson wusste nicht, ob er sich irrte, als er glaubte, so etwas wie Bedauern in seinen Augen zu erkennen. Aber immerhin, der Lilahaarige schien sich zu beruhige und ging, mit Judys Hilfe wieder zum Bett zurück und kollabierte erschöpft darauf.

Die Bladebreakers und Judy zogen sich Stühle heran und setzten sich, während Ian stumm auf seiner Unterlippe kaute. Sein rechter Arm schmerzte wohl noch, denn er hielt ihn weiterhin umklammert und an sich gepresst.

Als vollkommene Ruhe eingekehrt war, konnte Tyson endlich das loswerden, was ihm in der Kehle gesteckt hatte, seit er das Krankenzimmer betreten hatte.

„Gut, dass du wieder aufm Damm bist. Wir haben uns echt Sorgen gemacht.“

Ian sah zur Seite. Vielleicht war es ihm gleichgültig, aber vielleicht tat ihm sein Verhalten auch etwas Leid. Tyson hatte den Kleinen von Anfang an für den menschlichsten der Demolition Boys gehalten. Spencer war der schweigsame Riese. Bryan war ein gefühlloser Psychopath. Und Tala hatte einfach etwas Seltsames an sich.

Ian dagegen wirkte eher wie ein wütendes, verbittertes Kind. Und das war er wahrscheinlich auch. Seine Augen wanderten ruhelos durch den Raum. Offensichtlich begutachtete er das Zimmer.

Auch Tyson sah sich kurz um. Der Raum war weder besonders groß, noch besonders klein. Die Wände waren in einem komischen Beige-Ton gestrichen, in einer Ecke stand eine Zierpflanze. Vor dem einen Fenster hingen graue Jalousien und neben Ians Krankenbett, den Stühlen und einem Tisch war der Raum nicht möbliert.

„Was ist mit den anderen?“

Ians Stimme war plötzlich leise und fast unsicher und Judy lächelte mild.

„Spencer liegt ein paar Zimmer weiter. Er ist noch nicht wach, aber das dauert bestimmt nicht mehr lange.“

Ian nickte. „Ihm fehlt ein Auge, oder?“

Ihnen fiel beinahe die Kinnlade herunter und von Kenny kam ein leises Japsen.

„Woher weißt du das?“ fragte Judy, die genauso geschockt war wie die Bladebreakers.

Der Russe zuckte nur mit den Schultern. „Kann’s mir denken. Und Bryan und Tala?“

Die Amerikanerin fing sich wieder, auch wenn sie sich diese Tatsache einprägte.

„Nun ja. Bryan wird noch operiert. Aber…“, sie hielt inne und schluckte, „…aber die Chancen stehen gut. Und Tala muss nur noch aufwachen.“

Sie hatte gelogen. Doch was hätte sie tun sollen? Einen mentalen Schock hätte sie nicht verantworten können und auch wenn Ians Zustand stabil war, Stress war sicherlich nicht gut für ihn.

Der Lilahaarige sah auf und stutzte sichtlich. „Wo ist Hiwatari?“

„Ähm“, Tyson kratzte sich am Kopf. „Der streift wohl irgendwo durch die Gegend. Aber wir sollten ihn vielleicht suchen. Wird ihn bestimmt auch freuen zu hören, dass du wach bist.“

Ian jedoch stieß ein verächtliches Schnaufen aus. „Gebt euch keine Mühe. Der kann sich zum Teufel scheren.“

„Wieso denn das?“ hakte Max nach und die Miene des Russen verdunkelte sich.

„Das fragst du noch?“ Er grummelte etwas auf Russisch und murmelte dann noch etwas, das sehr nach „mieser Verräter“ klang und die Bladebreakers wussten, dass sie dieses Thema besser nicht vertiefen sollten.

Glücklicherweise öffnete sich in diesem Moment die Tür und eine Frau in ihren Mittvierzigern und gekleidet in einen weißen Kittel trat ein.

„Ah, Dr. Eltsov“, kam es von Judy und sie stand auf, um der Ärztin entgegenzugehen. „Gibt es etwas Neues?“

Dr. Eltsov, ihre schwarzen Haare waren teilweise bereits von silbrigen Strähnen durchzogen, lächelte sanft, wobei sich kleine Fältchen um ihre Augen und Mundwinkel zogen. Sie nickte und die Gläser ihrer geschmeidigen Brille spiegelte das Licht wieder.

„Das gibt es, Mrs. Tate“, antwortete sie, russischer Akzent kaum bemerkbar. „Die Kugel ist entfernt und soweit ist alles ohne Komplikationen verlaufen. Natürlich müssen wir weiter beobachten, aber es sieht gut aus. Details kann ich ihnen später erläutern“, fügte sie hinzu, nachdem sie die anwesenden Jugendlichen mit einem Blick bedacht hatte. Dann räusperte sie sich und ging auf Ian zu. Sie sagte ein paar Dinge auf Russisch, er antwortete ebenfalls in seiner Muttersprache und sie machte sich ein paar Notizen auf einem Clipboard.

„Sehr gut“, endete Dr. Eltsov schließlich und nickte zufrieden. Dann wandte sie sich noch einmal an Judy. „Ich halte sie weiterhin auf dem Laufenden.“ Die Amerikanerin nickte dankbar und bevor die Ärztin den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal um. „Ach ja, Mr. Hiwatari hat mich nach Tala Ivanow gefragt. Ich habe ihm das Zimmer gezeigt, in dem der Junge liegt. Ich dachte mir, dass er wohl keinen Schaden anrichten wird, liege ich da richtig?“

Die Verwunderung zeigte sich nicht nur auf Judys Gesicht. „N-natürlich, das ist ihre Entscheidung.“

Damit war Dr. Eltsov im Flur verschwunden und Judy tauschte einen überraschten Blick mit den Bladebreakers. Dabei bemerkten sie nicht, wie sich Ians Gesichtsausdruck gefährlich verdunkelte.
 


 

Kai wusste nicht, was er sich dabei gedacht hatte, diese Ärztin einfach zu fragen. Er hatte sich in diesem Moment einfach nicht richtig unter Kontrolle gehabt. Aber er hatte sich Sorgen gemacht. Er hatte den Rothaarigen einfach wohlauf sehen wollen.

Jetzt, wo er in diesem Zimmer stand, bereute er diese Entscheidung, hergekommen zu sein.

Tala sah nicht wohlauf aus. Er sah auch nicht verletzt oder krank aus. Er sah einfach nur leblos aus.

Kai stand am Fußende des Bettes. Von seinem Standpunkt aus bildeten Talas Haut und die weißen Laken fast eine einheitliche Farbe und die roten Haare stellten einen fast unnatürlich wirkenden Kontrast her.

Sein Blick fiel auf den einsamen Stuhl, der neben dem Bett in dem kaum belichteten Raum stand. Vielleicht war Licht für Komapatienten schädlich, Kai war es egal. Er überlegte, ob er sich setzen sollte, bleiben sollte; an Talas Seite.

Einerseits wollte er diesen Platz besitzen, andererseits… Eigentlich gehörte Bryan dorthin. Bryan, der Tala nie verraten hatte. Bryan, den Boris hatte töten wollen und der nun um sein Leben kämpfte.

Er hatte Angst um den für alle anderen kalt wirkenden Russen, aber er wusste, dass Tala seinen Verlust nicht verkraften würden. Und das war eine Erkenntnis, die alles in seinem Inneren zusammenschnürte.

Ohne weiter nachzudenken ging er um das Bett herum und setzte sich auf den Stuhl, auch wenn ein Teil von ihm einfach nur wegrennen wollte.

Tala sah aus wie eine Statue. Nur das kaum erkennbare Heben und Senken seines Brustkorbes zeigten, dass er nicht…

Kai dachte den Gedanken nicht zu Ende. Tala war hier, er atmete, er war sicher und die Ärzte hier waren die besten in Russland. Es würde wahrscheinlich nur noch wenige Wochen dauern, bis der Rothaarige wieder komplett auf den Beinen war und dann…

Ja. Was kam dann?

Die Wahrheit traf ihn wie ein Amboss auf den Kopf. Er wusste nicht, was dann kam. Zumindest nicht für ihn. Zwar konnte man auch nicht genau sagen, was aus den Demolition Boys werden würde, jetzt, wo die Abtei aufgelöst und Boris verschwunden war, aber die vier würden zusammenhalten. Sie waren ein Team.

Er gehörte zu keinem. Nicht mehr. Die Bladebreakers waren nicht seine Zukunft. Ihm war immer klar gewesen, dass die Zusammenarbeit nie dauerhaft sein könnte.

Doch was er stattdessen wollte, war ihm nicht klar.

Wie von selbst fiel sein Blick auf Tala. Auf das unwirklich ebenmäßige Gesicht, die fast weiße Haut und die langen, schwarzen Wimpern, die die hohen Wangenknochen berührten.

Kais Inneres wurde kalt und warm zugleich. Eigentlich wollte er nichts lieber als die Zeit zurückdrehen, aber der Rothaarige hatte ihm vor einem Tag klar gemacht, dass das nicht möglich war.

Das war wirklich erst einen Tag her? Der Blauhaarige schüttelte ungläubig den Kopf. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. An andere Dinge konnte er sich jedoch erinnern, als wenn sie erst einige Minuten her wären. Und diesmal ließ er die Erinnerungen zu.
 

Er schmiss sich auf den Boden, um dem Schneeball auszuweichen, den Tala nach ihm geworfen hatte.

„Na warte“, rief Kai. „Das bekommst du zurück!“ Damit vergrub er seine behandschuhten Hände in einem Schneehügel und formte so schnell es ihm möglich war eine feste Kugel. Aber auch er verfehlte sein Ziel und nach weiteren Schlagabtauschen ließen sich die beiden Achtjährigen nebeneinander in den Schnee fallen und sahen zum Himmel. Sie schlossen die Augen und stellten sich vor, dass die Sonne schien. Dass sie in einem wunderschönen Garten lagen mit hohen Bäumen, die Schatten spendeten, falls es zu warm in der Sonne wurde.

„Kai?“ hörte er plötzlich Talas Stimme.

„Hm?“

„Meinst du, es ist wahr, was Spencer erzählt hat?“

Er hörte, wie sich der Rothaarige neben ihm bewegte und öffnete die Augen. Tala saß im Schneidersitz da und sah ihn fragend an.

„Was hat er denn gesagt?“ stellte Kai eine Gegenfrage und setzte sich ebenfalls auf.

„Na, dass es Orte gibt an denen es nie schneit. An denen es immer Sommer ist.“

Kai überlegte. Er war sich da selber nicht ganz sicher, aber das durfte er vor Tala natürlich nicht zeigen. Der Rothaarige fragte ihn schließlich immer wegen Dingen, die er selber nicht wusste.

„Natürlich gibt es die“, antwortete er deshalb. „Es gibt auch Orte, an denen geht die Sonne nie unter.“

„Echt?“ Talas Augen leuchteten begeistert auf. „Das muss toll sein. Da möchte ich mal hin.“

„Ich dachte du magst Schnee?“

Der Rothaarige nickte. „Ich liebe Schnee. Aber die ganzen Orte will ich auch mal sehen. Besonders das Meer.“

Kai runzelte fragend die Stirn. „Bleibst du dann da?“

„Nein“, meinte Tala. „Am Ende will ich immer wieder nach Hause zurück. Oder dahin, wo du auch bist. Und Bryan. Und auch Spencer und Ian.“

„Wir können auch alle zusammen weg“, schlug Kai vor. „Wir bereisen die ganze Welt. Und dann müssen wir auch nicht mehr hierher zurück. Weil wir ja alle zusammen sind.“

„Genau.“ Tala strahlte förmlich, dann ließ er sich wieder zurückfallen und sah zum Himmel. Kai tat es ihm gleich. „Du Kai?“

„Ja?“

„Gehen wir auch zum Zuckerhut?“

„Was ist der Zuckerhut?“

Tala lachte auf. „Davon hat einer der Jungen geredet. So heißt ein ganz hoher Berg. Meinst du den kann man essen?“

„Wenn er so heißt. Aber das sehen wir dann bestimmt, oder?“ Er begann, mit der Hand Muster in den Schnee zu malen.

„Aber wenn schon vor uns welche da sind und uns nichts übrig lassen?“

Kai sah zur Seite und sein Blick traf den eisblauen Talas. „Dann such ich dir einen neuen Zuckerhut.“

Auf dem Gesicht des Rothaarigen breitete sich ein Lächeln aus, doch bevor er noch etwas sagen konnte, ertönte eine laute Stimme, die über den ganzen Hof schallte.

Missmutig standen beide auf und schon waren sie wieder auf dem schneebedeckten Hof unter dunkelgrauen Wolken. Kalter Wind fegte ihnen um die Ohren, während sie zurück zum Hauptgebäude gingen. Kai warf noch einen Blick über die Schulter auf die hohen Steinmauern und schwor sich, dass er mit Tala und den anderen eines Tages diese Mauern hinter sich lassen würde…
 

Von was man als Kinder immer hatte träumen können. All das schien nun in so weite Ferne gerückt. Aber konnte er sie aufgeben? Gab es nicht vielleicht doch noch einen seidenen Faden, an der er sich klammern könnte?

Sicher war Kai sich nicht. Hoffnung war für ihn ein fast fremder Begriff. Doch jetzt, wo Tala dort lag, in seiner Reichweite, kam es ihm so vor, als ob auch die alten Träume wieder in seine Nähe gerückt waren.

Es war ihm egal, ob man ihn jetzt sah. Oder vielmehr, er dachte gar nicht soweit. Entschlossen griff er nach Talas Hand und verwob seine Finger mit den eiskalten des Rothaarigen.

„Du schaffst das, Tala“, flüsterte er, obwohl er nicht sicher sein konnte, ob der andere ihn wirklich hörte. „Wir müssen schließlich noch die Welt sehen…“
 


 

Max’ Augen wanderten über die kleinen Plaketten an den Türen, auf der Suche nach der Nummer, die ihm seine Mutter genannt hatte. Sie hatte ihn losgeschickt, Kai zu suchen, da sie es für wichtig hielt, ihn ebenfalls über den Zustand von Ian und nun auch Bryan zu informieren.

Talas Zimmer befand sich im dritten Stock, der fast totenstill war. An einer Rezeption saß nur eine tattrige Krankenschwester, die so vertieft in ihr Klatschblättchen war, dass sie Max noch nicht einmal bemerkte. Ihn störte es nicht, schließlich hatte er die richtige Nummer gerade gefunden.

„379“, sagte er vor sich hin und ergriff gerade die Türklinke, als sein Blick durch das kleine Fenster der Tür fiel.

Im Halbdunkeln entdeckte er Kai, der an Talas Bett saß und scheinbar in Gedanken versunken war. Als sich der Halbrusse plötzlich bewegte, zuckte Max unweigerlich zusammen und seine Augen weiteten sich bei dem Anblick, der sich ihm nun bot.

Kai hatte Talas Hand ergriffen und schien etwas zu ihm zu sagen. Seine Fingerkuppen wanderten stetig über den Handrücken des Rothaarigen. Der Blonde wusste nicht, ob er es sich den kleinen funkelnden Tropfen, der auf das weiße Laken fiel, nur einbildete.
 


 

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Hallo nochmal kurz: Das nächste Kapitel wird wahrscheinlich erst Ende nächster Woche fertig sein, wenn überhaupt. Wie immer, Zeit ist nicht mein Verbündeter, aber ich tu mein bestes, promise! ^^;

Hoffe, dieses Kapitel hat euch gut genug gefallen, um mir zu verzeihen...

Erwachen

Heya! ^^
 

So, da bin ich wieder. Ich weiß, ich wollte eigentlich schon früher weiterschreiben, aber ich bin nicht dazu gekommen. Nebenbei ist in den Ferien absolut jede Idee für das neue Kapitel flöten gegangen. Bis ich die alle wieder hatte...

Es ist leider nicht so lang. Aber es musste an der Stelle einfach aufhören. ^^; Das ist ein tolles Ende. ^-^ Und, wie ich zugeben muss, einer meiner vortrefflicheren Einfälle. *g*

Wie immer schnell zu den Kommentaren vom letzten Mal (6 Stück? Seht ihr auch die steigende Tendenz??? ^.^v):
 

@ Minerva-moon: Ist Kai in Tala verliebt? Oder Tala in Kai? Werden Schweine irgendwann fliegen? Wir wissen es nicht... v.v Aber jetzt Spaß beiseite. Annehmen kann man ja immer. Ob es dann so ist, ist die Frage. *muahaha* Auch auf alle anderen deiner Fragen kann ich nur antworten: Man weiß es nicht. ^^ Also, ihr nicht. Ich schon. Also, hoffe ich. ^^; Diese FF hat den ungewöhnlichen Drang, sich selbstständig machen zu wollen. Ich kämpfe noch dagegen.
 

@ laola: Ja, den letzten Satz mag ich auch. ^^ ist wahrscheinlich der beste Satz des ganzen Kapitels. Was nicht schwer ist, bei dem Kauderwelsch, den ich da zurzeit fabriziere...<.<
 

@ LindenRathan: Deine angesprochenen Punkte werden zu deinem Glück alle in diesem Kapitel aufgeklärt. ^.~ Schätze dich glücklich, passiert nicht oft bei mir. ^^
 

@ x_heartShot_x: Schön und traurig zugleich... Sind das nicht die besten Liebesgeschichten? ú.ù Zeigt Kai seine Gefühle? Also ich persönlich finde ihn in der Hinsicht noch etwas zurückhaltend. ^^" Aber bei meiner Therapie wird das schon werden... (Melou: Und? Wie geht es uns heute? ^.^ Kai: TT__TT Ich will nicht...) *hust*
 

@ moaboa: Das Bild ist toll. ^^ Genial. Passt echt wie die Faust aufs Auge. Hoffe, dieses Kapitel gefällt dir.
 

@ Xenia_Crow: Eine neue Leserin! ^o^ Yay! *konfetti streu* Herzlich willkommen. Freut mich, dass die FF dir gefällt und hoffe, du bleibt mir weiterhin erhalten!
 

So, dann wünsche ich euch allen viel viel Spaß!
 

Pusa, Melou xxx
 


 

Kapitel 8: Erwachen
 

Kai zuckte merklich zusammen, als ein Klopfen an sein Ohr drang. Sofort waren seine Arme verschränkt vor seiner Brust. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür und Max spähte vorsichtig hinein.

Der Amerikaner lächelte leicht. „Ich soll dir sagen, dass Ian wach ist. Und dass Bryans Operation gut verlaufen ist.“

Der Halbrusse, der kurz aufgesehen hatte, als der Blonde gesprochen hatte, senkte seinen Blick wieder.

„Noch was?“

Max stutzte. „Ähm… ja. Eigentlich schon.“

„Und das wäre?“ Kais Stimme klang noch schneidender als sonst und Max fühlte sich nicht sehr wohl in seiner Haut.

„Mr. Dickenson möchte mit uns reden. Mit uns allen.“

Der Blauhaarige nickte und stand auf. Ohne ein Wort oder einen Blick auf den Amerikaner verließ er den Raum. Schnell schloss Max die Tür, noch einen kurzen Blick auf Tala werfend, und folgte seinem Teamcaptain, der schon kurz vorm Fahrstuhl war.

Der leuchtende Pfeil an der Wand signalisierte, dass sie noch eine Weile warten mussten. Schweigen war Max schon immer unangenehm gewesen und ihm fiel kein anderes Gesprächsthema ein.

„Wie geht’s Tala?“ fragte er deswegen und kassierte einen kurzen Seitenblick.

„Die Frage erübrigt sich, denke ich“, antwortete Kai trocken und Max biss sich auf die Lippe.

Okay, es war wahrscheinlich ein wenig taktlos gewesen. Schließlich lag Tala im Koma, aus unerfindlichen Gründen und wachte nicht auf. Und Tala war immerhin… Ja, was war er eigentlich für Kai? Darüber hatte er eigentlich noch gar nicht nachgedacht. Er hatte die Demolition Boys immer als eine Einheit gesehen, auch in Zusammenhang mit Kai. Aber wenn er es jetzt so betrachtete, fand Max, war das ziemlich dämlich. Die vier Jugendlichen waren letztendlich auch irgendwie Menschen. Und Ians Reaktionen nach zu schließen hatte das Team ein enges Verhältnis. Doch wie passte Kai dort hinein?

Mit einem leisen ‚Pling’ öffneten sich die metallenen Türen und die beiden Teamkollegen betraten den Fahrstuhl. Max drückte einen Knopf und unter einem weiteren ‚Pling’ schlossen sich die Türen wieder. Langsam setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung und auch Max’ Gedanken fluteten weiter.

Ian war offensichtlich nicht sehr gut auf Kai anzusprechen. Was verständlich war, schließlich hatte Kai auch die Demolition Boys verraten. Gut, verraten war etwas hart ausgedrückt, aber er hatte sie zumindest verlassen. Das könnte ihn die Sympathiepunkte des kleinen Russen gekostet habe. Was die anderen drei betraf, so konnte er es eigentlich nicht mit Genauigkeit sagen.

Spencer hatte Kai im Finale geschlagen, augenscheinlich mit großer Genugtuung. War das, was vorgefallen war, damit für den blonden Riesen abgeschlossen, oder war er nachtragender Natur?

Bei dem Gedanken an Bryan durchlief ihn ein Schauer. Er machte ihm Angst. Und wie. Und, wenn er genau darüber nachdachte, wollte er gar nicht wissen, was der Lavendelhaarige dachte.

Aber Tala… Der Rothaarige war für ihn ein Rätsel. Ein noch größeres Rätsel war er im Bezug auf Kai. Max durchforstete sein Gedächtnis nach irgendwelchen Hinweisen. Der erste, den er fand, war Tysons kleine Vorstellung vom Vortag.

Kai war offensichtlich nicht sehr begeistert gewesen, aber die Sicherung war ihm erst raus gesprungen, als Tyson Tala ins Lächerliche gezogen hatte. Und dann war da die Szene bei der Abtei…

Waren Kai und Tala Freunde? Es sah danach aus. Kai hatte Talas Hand gehalten. Seine Hand! Der Blauhaarige musste ein enges Verhältnis zu dem Russen haben, denn normalerweise ließ er sich noch nicht mal anfassen.

Ein weiteres ‚Pling’ schnitt Max’ Gedankengänge abrupt ab und die Türen schoben sich wieder auseinander. Kai ging wieder vor, Max eilte ihm hinterher, denn die Schritte des Russen waren lang und schnell. Er würde später etwas in sich gehen und weiter nachdenken. Und, mit einem Seitenblick auf Kai, er kam zu dem Schluss, dass er seine Gedanken besser erst mal für sich behalten sollte. Vielleicht würde er ja auch Gelegenheit haben, Kai selbst zu fragen. Oder Kai würde etwas erzählen. Immerhin waren sie ja auch so etwas Ähnliches wie Freunde.
 

Mr. Dickenson sah müde und gestresst aus, als er in Begleitung von Michail Tarrasow den Konferenzraum betrat, in dem Judy und die Bladebreakers schon auf ihn warteten.

Er ließ sich auf einen der Lehnstühle fallen, legte seinen Hut auf den Tisch vor sich und strich sich mit einem Tuch über die Glatze.

Der BBA-Chef räusperte sich und sah dann jeden der Jugendlichen an, wobei sein Blick länger auf Kai liegen blieb, als auf den anderen.

„Also“, begann der ältere Mann, „es ist folgendes: Ian und Spencer werden vermutlich bald wieder auf den Beinen sein. Die Chancen, dass Bryan vollends genesen wird, sind auch sehr hoch. Allerdings gibt es immer noch keine weiteren Informationen, was Tala betrifft.“

„Immer noch nicht?“ hakte Tyson nach und Mr. Dickenson nickte betroffen.

„Die Ärzte sind ratlos, deswegen hatten wir gehofft, in den Datenbänken von Biovolt etwas zu finden. Einen möglichen Hinweis.“

„Aber sie sind nicht fündig geworden“, schlussfolgerte Ray.

Der alte Mann schob seine Brille zurecht. „Leider nein. Ein Großteil der Daten, die wir dort vermutet hatten, sind gelöscht worden, verständlicherweise. Allerdings sind einige wenige Ordner vorhanden. Passwort geschützt.“ Kurz senkte er seinen Blick, dann fixierten seine Augen die von Kai, die schon die ganze Zeit skeptisch auf ihm gelegen hatten. „Wir hatten gehofft, du könntest uns vielleicht weiterhelfen, Kai.“

Der Halbrusse lachte trocken auf. „Glauben sie allen Ernstes, dass ich diese Passworte besitze? Ich war Mitglied des Teams, nichts weiter.“ Er verschränkte die Arme vor seine Brust. „Sie sollten irgendwelche Experten da ransetzen.“

„Es arbeiten bereits zahlreiche Experten an der Entschlüsselung“, meldete sich Tarrasow zu Wort. „Doch jedes unserer Programme greift ins Bodenlose.“

„Da kann ich ihnen auch nicht weiterhelfen“, meinte Kai unbeteiligt.

Doch Mr. Dickenson ließ nicht locker. „Könnte einer der Demolition Boys die Codes besitzen?“

Kai verdrehte die Augen. „Mr. Dickenson, wir waren nur da, um zu trainieren. Wir sind nicht einmal in die Nähe der Computerräume gekommen.“

„Nicht einmal Tala?“

„Tala ist der Teamcaptain“, erwiderte Kai getreu den Fakten. „Abgesehen von dieser Position und der täglichen Absprache mit Boris Balkov hatte er genauso wenig zu melden wie wir.“

Danach herrschte einstimmiges Schweigen. Mehrere Minuten lang hörte man nichts außer dem entfernten Berufsverkehr durch das gekippte Fenster.

„Ich dachte, du warst Captain“, bemerkte Tyson plötzlich und Kai zog die Augenbrauen hoch.

„Was veranlasst dich, so was zu denken?“

Der Japaner zuckte mit den Schultern. „Weil du auch unser Captain bist. Du ordnest dich doch niemandem unter.“

Daraufhin schüttelte Kai nur den Kopf, sagte aber nichts, was einen etwas verärgerten Tyson zur Folge hatte, der weiter geredet hätte, wenn Mr. Dickenson nicht das Wort erhoben hätte.

„Nun ja. Um zum nächsten Punkt zu kommen:“ –ein weiteres Räuspern- „Boris Balkov und Voltaire sind nicht aufzufinden. Die BBA saß ihnen im Nacken und anscheinend haben sie jetzt das Weite gesucht. Zur Sicherheit will die BBA erst einmal hier aktiv bleiben, bis wir neue Hinweise haben.“

„Und das hat mit uns inwieweit zu tun?“ fragte Ray nach, der sich interessiert nach vorne gelehnt hatte.

„Wir haben beschlossen, sofern ihr alle damit einverstanden seid, dass es besser ist, dass ihr noch solange in Moskau bleibt, bis sich die Lage etwas aufgeklärt hat. Wir haben die Hotelsuite auf unbestimmte Zeit gebucht und ich hoffe, dass das für euch kein Problem darstellen wird.“ Keiner legte einen Widerspruch ein. „Und das führt mich nun zum dritten und vorläufig letzten Punkt.“ Er legte eine kurze Pause ein und sah ein weiteres Mal bedächtig in die Runde. „Wie gesagt, Spencer und Ian sind der Genesung nicht fern, aber es gibt keinen Platz, an dem sie bleiben können. Zumindest nicht bisher.“ Sie alle wussten, auf was es hinauslaufen würde, dennoch sprach Mr. Dickenson weiter. „Wir haben in ihren Akten aus der Abtei nichts über Familien gefunden und für eine Pflegefamilie sind sie zu alt. Allerdings brauchen wir sie für weitere Ermittlungen als Zeugen. Ebenso wie Bryan und Tala, sofern er aufwachen sollte. Deshalb haben Judy, Michail und ich uns gedacht, dass sie solang zu euch in die Hotelsuite könnten. Groß genug ist sie ja.“

Stille breitete sich aus. Max’ Mund stand leicht geöffnet, doch als er das bemerkte, schloss er ihn schnell wieder und sah zu seinen Freunden.

Ray schaute verständnisvoll zu Mr. Dickenson und schien kein Problem damit zu haben, dass sie bald mit den Russen einen nicht allzu großen Lebensraum teilen sollten. Vielleicht dachte er aber auch nicht daran, dass Bryan zwangsweise dazugehören würde, sobald er sich ebenfalls erholt hatte.

Kenny sah gefährlich blass aus. Im Gegensatz zu Ray waren ihm die Ereignisse der Weltmeisterschaft sehr präsent. Seine Finger klammerten sich schon fast an seinen Laptop.

Tyson sah, so seltsam es auch klingen mochte, nachdenklich aus. Nicht ängstlich wie Kenny, nicht so offen wie Ray. Er machte sich anscheinend wirkliche Gedanken.

Und Kai… Tja, der saß noch genau so da wie vorher. Aber da war etwas in seinen Augen, was Max nicht zu deuten wusste. Eventuell war es auch nur Einbildung. Der Halbrusse ließ sich jedenfalls nichts anmerken.

In diesem Moment räusperte Judy sich. „Ich werde natürlich ebenfalls bleiben. Die All Starz werden euch noch eine Woche Gesellschaft leisten, dann fliegen sie allerdings zurück in die Staaten. Was meint ihr? Könnte das gut gehen?“

„Ich glaube, das liegt mehr an den Demolition Boys“, sagte Tyson, der die ganze Unterhaltung erstaunlich ruhig gewesen war. „Ich für meinen Teil habe nichts dagegen. Du, Max?“

„Kein Problem, auch von meiner Seite aus“, erwiderte Max, wie sollte es anders sein, lächelnd. „Ray, Kenny?“

Kenny nickte nur starr, Ray sagte, dass er auch einverstanden sei und schon lagen alle Blicke auf Kai. Dieser sah hingegen aus dem Fenster und gab eine Weile kein Wort von sich. Dann stand er plötzlich auf.

„Dann ist es wohl entschieden“, sagte er. „Gibt es sonst noch etwas, Mr. Dickenson?“

Dieser schien etwas überrumpelt. „Äh… nein. Nein, das war es vorläufig.“

Ohne ein Wort des Abschieds drehte sich der Halbrusse nun um und verließ den Raum, sein Team und die drei Erwachsenen verwundert zurücklassend.

Lange Zeit starrten sie nur auf die geschlossene Tür, bis Tyson irgendwann laut aufseufzte.

„Ich werde immer weniger aus ihm schlau“, meinte er frustriert und bettete seinen Kopf aus seinen auf dem Tisch verschränkten Armen.

„Das geht nicht nur dir so“, gab Ray lachend von sich und klopfte Tyson mitfühlend auf die Schulter.

Max jedoch sah noch immer nachdenklich in die Richtung, in die der Blauhaarige verschwunden war und fragte sich, was zur Hölle er übersehen hatte…
 


 

Er schien zu schweben, zu gleiten. Sanft. Federleicht.

Absolute Ruhe, Frieden. Nichts als absolute Schwärze um ihn herum.

War er tot?

Wenn ja, dann war ihm der Tod mehr als nur willkommen.

Aber was war das, was da konstant in seinem Hinterkopf war. Es war nicht schmerzhaft, noch nicht einmal unangenehm. Aber es war da.

Keine Stimmen, kein Geflüster. Eine konstante Präsenz, die vorher nicht da gewesen war und die ganz sicher auch nicht dorthin gehörte.

War das Gott?

Er hatte nie an einen geglaubt. Warum auch. Es hatte nie einen Grund gegeben zu beten. In seinem Leben hatte Religion, hatte der Glaube keinen Platz gehabt.

Sicher war er sich nicht. Vielleicht war es auch Luzifer in Person, der sich bei ihm eingenistet hatte. Da kam ihm passender vor.

Er wollte sich bewegen, aber er hatte keine Kontrolle über seinen Körper. Er sah seinen Körper nicht einmal. Er spürte ihn. Im Gegensatz zu seinen Gedanken, seiner Seele, schwerfällig und müde.

Waren es Stimmen, die er da hörte? Näherte er sich anderen, die das gleiche Schicksal heimgesucht hatte. Nein, es war nur eine Stimme. Und die war plötzlich unangenehm laut in seinen Ohren.

...86395…86396…

Irgendetwas zog unangenehm an seinen Gedanken. Irgendeine unbestimmbare Kraft hielt ihn fest und ließ ihn nicht weiter schweben.

…86397…

Es war zu laut, viel zu laut. Die Stimme dröhnte in seinem Kopf; so sehr, dass es schmerzte.

…86398…

Alles begann sich zu drehen, er wusste nicht mehr, wo oben und unten war. In seinem Kopf pochte es unaufhörlich.

…86399…

Er fiel, wie es ihm vorkam, ins Bodenlose. Es schien kein Ende nehmen zu wollen, bis das Ende auf einmal da war. Er spürte seinen Körper. Er fühlte dessen Taubheit.

…86400…

Seine Finger zuckten. Die Taubheit verschwand, das Bewusstsein kehrte zurück. Die Kontrolle war wieder da.

Er öffnete die Augen.

Totes Eis

Buenos Dias! ^^
 

Ich weiß, ich weiß. Noch langsamer und ich würde rückwärts schreiben. ^^"

Leider läuft es zurzeit nicht so, wie ich will und meine ganze Planung hat sich ein wenig verschoben. Deswegen ist dieses Kapitel auch nur ein Lückenfüller und dementsprechend kurz. Ich hab mich entschieden, etwas rauszunehmen (was, sage ich natürlich nicht) und an einer späteren Stelle einzupflanzen, wo es deutlich besser hinpasst. Hoffe, ihr seid mir nicht böse. ^^;

Ich mag dieses Kapitel persönlich auch gar nicht. Aber naha, bevor ich wie immer über mich selbst meckere, beantworte ich lieber eure Kommentare (die Tendenz ist immer noch steigend! Yay! ^o^):
 

@ laola: Hey, du bringst mich auf eine Idee! ^^ Wer kommt darauf, was es mit dem sogenannten "Code" oder den Zahlen am Ende des letzten Kapitels auf sich hat?
 

@ Xenia_Crow: Tja, ob das mit den Demos und den Bladebreakers gut geht, wirst du ja noch sehen. Aber ich kann dir versichern, reibungslos wird das nicht ablaufen... ^.~
 

@ x_heartShot_x: Das Kapitel wird dir sehr schnell beantworten, wer da aufgewacht ist. ^^ Also keine Sorge, das klärt sich. Und ich weiß, der Cliff war fies...^^"
 

@ moaboa: Nochmal die Frage wegen der WG. ^^" Wie gesagt, wir werden es sehen, du kannst also schon gespannt sein. Oder die auch einfach jedes mögliche Szenario vor Augen führen, dann würde dich natürlich nichts mehr überraschen. Aber das wäre ja langweilig, oder? ^.^
 

@ Kitty-sama: Eine neue Leserin! ^^ Hallo! Lass dir ruhig Zeit mit dem Lesen der Kapitel. Wie du siehst, ich bin nicht die Schnellste...^^" Hoffe, du bleibst trotzdem weiterhin dabei. ^-^
 

@ LindenRathan: Wieder die WG. ABER, gut mitgedacht, hier ist der Gedanke an Kai. ^^ Das wird natürlich ein seeehr wichtiger Punkt sein in den nächsten Kapiteln. Und ist es nicht das, worum es generell so geht in der FF? Du wirst es (hoffentlich...^^;) bald erfahren... SFX: *drumroll*
 

@ Minerva-moon: Schön, dass dir der Einblick in Max Gedanken gefallen hat. Wie ich glaub ich schonmal erwähnt habe, habe ich vor, jeden der Bladebreakers etwas anzuschneiden. (außer Kenny...<.<) Ihr werdet wahrscheinlich auch einen Einblick in die Köpfe der Demos bekommen. Allerdings nicht allen.

Natürlich haben die Zahlen einen tieferen Sinn. v.v Liegt jetzt an dir, das herauszufinden. ^-^ Hach, ich freu mich schon, was da für Vorschläge kommen. *muahaha* Also, hoffe dieses Kapitel gefällt dir!
 

Gut, meine Finger qualmen, jetzt schnell das neue Kapitel und dann falle ich tot um. Kommt davon, wenn man nicht in der Lage ist, etappenweise zu arbeiten... <.<
 

Muchos Besos, Melou xxx
 


 

********************
 


 

Kapitel 9: Totes Eis
 


 

Die Türen des Fahrstuhls hatten sich gerade auseinander geschoben, als sie Judy schon auf sie zueilen sahen. Tyson nahm sie dennoch kaum wahr. Er rieb sich die von Schlafmangel angeschwollenen, geröteten Augen und gähnte herzhaft, bevor er von Max sanft nach vorne geschoben wurde, damit er nicht auf der Stelle einschlief.

„Was ist los, Mum?“ fragte Max seine Mutter, als er sichergestellt hatte, dass Tyson nicht umfiel.

Die blonde Frau kam vor ihnen zum Stehen. Sie sah so aus, als hätte sie in der vergangenen Nacht nicht einmal die Augen geschlossen und fühlte sich wahrscheinlich genauso müde wie sie alle.

Aber bei den Worten, die nun über Judys Lippen kamen, wurden sie schlagartig hellwach.

„Tala ist aufgewacht.“
 

An der Seite der Amerikanerin hasteten sie durch die Gänge in Richtung des Krankenzimmers und Judy erläuterte ihnen im Lauf so gut es ging die Umstände.

„Er ist heute Nacht gegen drei Uhr zu sich gekommen.“ Ihre Stimme war etwas abgehackt und außer Atem. „Rein physisch ist er kerngesund, aber er hat noch kein Wort gesprochen und macht einen sehr abwesenden Eindruck. Die Ärzte vermuten ein Trauma oder ähnliches, aber genaueres dürfte erst durch weitere Untersuchungen klar werden.“

Als sie vor der Tür waren, blieb die Frau ruckartig stehen und sah das Team streng an.

„Egal, was ihr macht, denkt an eines: Er ist gerade aus einem Koma erwacht. Wir wissen nicht, was ihm widerfahren ist und an was er sich davon erinnert. Also verursacht bitte keine Unruhe, keinen Stress. Das kann er momentan am wenigsten gebrauchen.“ Sie holte kurz Luft und sah dann auf ihre Uhr, die halb Acht anzeigte.

„Vielleicht könnt ihr ihn aber auch zum reden bringen. Oder zu einer Reaktion. Sobald er wach ist, wird eine Krankenschwester Ian holen. Er kann eventuell helfen.“

Damit griff sie nach der Türklinke und drückte sie leise herunter.

Tyson, der seine Müdigkeit vollkommen vergessen hatte, erwischte sich dabei, wie er den Atem anhielt, als Max’ Mutter die Tür zu Talas Zimmer öffnete.

Das letzte Mal, dass er dem Rothaarigen gegenüber gestanden hatte, war beim Finale gewesen. Bei einem Match jenseits von Gut und Böse. Was in so kurzer Zeit doch alles passiert war. Jetzt besuchte er den Russen in einem Krankenhaus.

Die Tür war offen, Judy trat zur Seite und ließ sie eintreten. Und Tyson wäre am liebsten rückwärts wieder hinausgegangen.

Er mochte Krankenhäuser nicht, er hatte es noch nie getan. Es hang ein unbestimmter Geruch in der Luft, der ihm den Magen umdrehte und die Atmosphäre war alles andere als angenehm. Und dieser Raum war die geballte Ladung.

Er sah Tala. Sah seine plötzlich so schmal und zierlich wirkende Form unter den weißen Laken des Bettes, die fast die gleiche Farbe wie seine Haut hatten. Sah die Kanüle am rechten Arm, durch die eine farblose Flüssigkeit aus einem Tropf in den Körper des Russen gepumpt wurde. Und er sah die fast unwirklich blauen Augen, die starr an die Decke gerichtet waren.

Langsam trat Tyson näher. Er wusste, die anderen waren ihm im Rücken, taten das gleiche. Und dann, wie in Zeitlupe und fast mechanisch, drehte Tala seinen Kopf und blickte ihn geradeheraus an.

Tyson schluckte. Leer, schoss es ihm durch den Kopf. Talas Blick war leer. Nichts steckte dahinter. Kein Schmerz, keine Angst, keine Verwirrung. Einfach nichts.

Und das machte ihm mehr Angst, als alles, was der Russe ihm zuvor entgegen gebracht hatte. Aber hatte er Angst vor Tala gehabt? Sicher, der Rothaarige war ein Furcht einflößender Gegner gewesen. Doch da war mehr Respekt gewesen vor dem, was er ihm entgegen gebracht hatte. Da hatte in diesen Augen aus Eis ein Feuer gebrannt. Ein Feuer aus Wille und Entschlossenheit; aus Überzeugung.

Jetzt war in diesen Augen nichts mehr. Sie waren leblos. Tot. Totes Eis…

Tyson sah zur Seite, wich diesem Blick aus. Aber das Glück war nicht auf seiner. Oder einfach alles, was er an diesem Tag erblickte, warf ihn aus der Bahn.

Was war mit Kai los? Seine Augen waren auf Tala fixiert, der nun wieder zur Decke sah. Sein Kiefer war angespannt und seine Fäuste geballt.

Wie war das zu deuten?

Weiter gingen Tysons Gedanken nicht. Die Tür des Zimmers öffnete sich und eine Krankenschwester schob einen Rollstuhl herein. Ian, der mit diesen Zuständen augenscheinlich nicht sehr zufrieden war, schluckte jedoch jeden bissigen Kommentar beim Anblick seines Teamleaders herunter. Wortlos schob die Schwester ihn ans Bett und stellte sich dann etwas Abseits, um ihren Patienten genau im Blick zu behalten.

Auf Ians Zügen breitete sich das erste ehrliche Lächeln aus, dass Tyson bei dem kleinen Russen gesehen hatte.

„Hey, Tal.“

Ein wenig schneller als zuvor drehte sich der Kopf des Rothaarigen zu seinem Teammitglied und er zog die Augenbrauen ein wenig zusammen.

„Ian?“ Seine Stimme war leise und wäre es nicht so totenstill im Raum gewesen, man hätte ihn nicht verstanden.

Das Lächeln des Lilahaarigen wurde noch eine Spur breiter. „Hey“, sagte er, sichtlich froh darüber, seinen Teamleader wohlauf zu sehen. Dann fuhr Ian jedoch in Russisch fort und alles weitere, was gesagt wurde, blieb für Tyson unverständlich. Deswegen sah er zu Kai und hoffte, aus dessen Reaktionen schlauer zu werden. Doch der Blauhaarige regte sich nicht. Er sah weiterhin wie erstarrt auf die beiden anderen Russen.
 

„Wie geht’s dir?“ fragte Ian besorgt. Boris’ Worte hallten noch immer in seinen Ohren hin und her.

„Gut, denke ich“, antwortete Tala und stützte sich auf seine Ellenbogen, um sich langsam und vorsichtig aufzurichten. „Was ist passiert?“

Ian räusperte sich und sah auf seine gefalteten Hände. „Spencer und ich haben versucht, zu fliehen, aber wir wurden erwischt. Ich hab es gerade so geschafft, Spence haben sie geschnappt. Ich wollte Hilfe holen und irgendwie ist die BBA auf unsere Fährte gestoßen. Sie haben mich aufgegabelt und dann euch, bevor uns alles um die Ohren geflogen ist.“

Tala runzelte verwirrt die Stirn. „Um die Ohren geflogen…?“

Der kleine Russe nickte steif. „Boris wollte wohl nichts dem Zufall überlassen…“ Er sah auf den Captain, der sich die Schläfen mit den Fingerspitzen rieb und nachzudenken schien. War da eine Lücke in seinem Gedächtnis? Oder brauchte dieses nur eine Weile um sich wieder anzukurbeln?

Langsam fielen die blassen Hände wieder auf das Bettlaken und Tala sah an die gegenüberliegende Wand. Er wirkte neben sich, abwesend.

„Wo sind die anderen?“

Ian zuckte fast zusammen, so plötzlich war diese Frage gekommen.

„Ähm“, begann er und überlegte. „Ich weiß nicht genau-“

„Spencer ist im oberen Stockwerk“, unterbrach ihn auf einmal jemand und Ian sah mit zusammen gekniffenen Augen auf den Urheber. Kai. „Bryan liegt noch auf der Intensivstation.“
 

Tyson überlegte. Hatte er Kai jemals Russisch sprechen hören? Wenn er sich recht erinnert, dann nicht. Es war… seltsam. Seltsam passend.

Der Blauhaarige konnte mehrere Sprachen fließend, das wusste er. Sogar akzentfrei, wie man an seinem einwandfreien Japanisch und Englisch merkte.

Aber Russisch war etwas anderes. War es die erste Sprache gewesen, die er beherrscht hatte? Seine Muttersprache? Es kam Tyson so vor. Es lag eine gewisse Leichtigkeit und Gewohnheit in der Art, wie diese fremdartig klingenden Wörter über Kais Lippen drangen.

Ebenso wie die Gewohnheit, mit der er mit Ian und Tala sprach, beide ansah.

Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Sicher, Kai hatte ihnen versichert, dass er nicht vorhatte, die Bladebreakers zu verlassen. Aber wie sicher konnte er sein, dass Kai seine Meinung nicht plötzlich änderte? Er hatte sie schon einmal verraten. Was hielt ihn davon ab, das nicht auch ein weiteres Mal zu tun?
 


 

Unschlüssig standen sie im Flur. Ein behandelnder Arzt hatte sie darauf hingewiesen, dass Tala unbedingt Ruhe brauchte und sie gebeten, in ein paar Stunden wiederzukommen.

Die Krankenschwester kutschierte Ian in dem Rollstuhl zurück zu seinem Zimmer, obwohl der Lilahaarige vehement dagegen protestiert hatte. Dem Russen gefiel die Trennung von seinen Teamkameraden anscheinend gar nicht.

Tyson wunderte sich ein wenig darüber. Er mochte sein Team auch sehr, aber mal ein paar Tage ohne sie würden ihn nicht umbringen. Zumal er vermutet hatte, dass die Demolition Boys so unterkühlt miteinander umgingen, wie sie auch allen anderen gegenüber traten.

Doch sie konnten wohl nicht ohneeinander. Vielleicht war das auch der Grund für Talas seelenlosen Blick. Vielleicht war er nur mit den anderen drei komplett.

Tyson schmunzelte. Komische Gedanken, die er sich da machte. Aber andererseits würde es bestimmt nicht schaden, mehr über die Demolition Boys nachzudenken. Schließlich würden sie bald eine kleine Wohngemeinschaft bilden, wenn auch mehr oder weniger freiwillig. Und es interessiert ihn, wieso die vier so waren, wie sie es eben waren.

Verbissen und jähzornig, wie Ian, der aber anscheinend ein für seinen kleinen Körper riesiges Herz hatte, das nur für sein Team schlug.

Groß und einschüchternd in Spencers Fall, der ein Auge verloren hatte, weil er dem Zwerg bei der Flucht geholfen hatte.

Bryan kannte er nur als gefühllosen Psychopathen, der Ray beinahe umgebracht hatte, ohne ihn auch nur zu berühren.

Und Tala, der ihm mehr Rätsel aufgab, als alle anderen zusammen. Tala, der in einem unerkenntlichen Bezug zu ihrem eigenen Teamleader stand und zuletzt in einer riesigen Glasröhre gesteckt hatte.

Wie totes Eis, schoss es Tyson noch durch den Kopf, bevor er den restlichen Bladebreakers folgte.

Über den Dächern

Hui, ne ganz schöne Weile her, das letzte Update. Und ich bin ehrlich, meine Schreibblockade ist leider noch nicht weg. Dieses (leider sehr kurze) Kapitel entstand in einem Moment geistiger Erleuchtung und jetzt ist es wieder zappenduster. <.<

Ich kann gar nicht sagen, wie leid mir das tut, aber ändern kann ich es auch nicht. Deshalb hoffe ich, dass euch dieses Kapitel, falls überhaupt noch jemand das hier liest, gefällt.

Wie gesagt, ich geb mir Mühe weiterzuschreiben, aber ich kann nichts versprechen....
 

Melou xxx
 


 


 

Kapitel 10: Über den Dächern
 


 

Mitten in der Nacht hatte er sich aus seinem Zimmer geschlichen. Doch was hieß geschlichen? Er war einfach gegangen. Die zuständige Krankenschwester war über einer vergriffen aussehenden Zeitschrift eingeschlafen und sonst bewegte sich niemand um diese Uhrzeit auf den Gängen.

Erst war er ziellos umhergeirrt. Konnte einfach nicht daliegen und nichts tun. An Schlafen war ohnehin nicht zu denken. Also war er aufgestanden. Einfach, weil es das einzige war, dass er hatte tun können.

Und irgendwann hatten seine Füße ihn hierher geführt. Beinah automatisch. Nur aus den Augenwinkeln heraus hatte er die Hinweisschilder gelesen, aber es hatte gereicht. Er wollte lächeln, doch seine Mundwinkel brachten es noch nicht einmal zu einem Zucken.

Doch als er da so auf das Bett sah, war ein Lächeln sowieso absurd.

Kalt, leblos, nicht tot, aber…

„Knapp“, kam es flüsternd über seine Lippen. „Viel zu knapp.“

Er streckte die Hand aus und berührte vorsichtig den Arm des anderen, zog sie aber schnell wieder zurück. So ungewohnt und gar nicht so, wie er sich erinnerte.

Alles krampfte sich in ihm zusammen, erst nur unangenehm, dann schmerzhaft und er schlang seine Arme fest um seinen bebenden Körper.

Konnte nicht bleiben, konnte sich aber ebenso wenig von der Stelle bewegen. Konnte nicht verstehen, was da gerade passierte.

Er konnte diese aufkeimenden Gefühle nicht einordnen. War es Sorge, oder vielleicht sogar Angst? Nein, so hatte sich noch nie etwas angefühlt. Noch nie hatten Gefühle solche Schmerzen verursacht und noch nie hatten sie sich so richtig angefühlt.

Als er etwas Feuchtes auf seiner Wange spürte und darüber strich, konnte er nur ungläubig auf die eine Träne starren, die aus seinem Augenwinkel geflossen war. Verwirrt sah er auf den schimmernden Tropfen auf seiner Handfläche und dann wieder auf denjenigen, der so leblos im Bett vor ihm lag.

„Scheiße“, brachte er nur noch hervor, ehe er sich am Bett abstützen musste, um nicht den Halt zu verlieren. „Scheiße, Bryan. Warum?“
 


 

Kai schloss die Eisentür hinter sich, die ihn schon wie am Vortag vom Trubel der Krankenhausflure erlöst hatte; nur dass dieser Trubel in der letzten Stunde um einiges angeschwollen war. Man hatte bemerkt, dass ein Patient fehlte.

Und nun stellte das gesamte Personal alles auf den Kopf, um eben diesen zu finden.

Er selbst fand das eher lachhaft. Als ob sich der Gesuchte hinter irgendeinem Regal voller weißer Bettlaken verstecken würde, weil er, wie ein Arzt es ausgedrückt hatte, durch seinen vorigen Komazustand noch in einem Zustand geistiger Verwirrtheit war.

Daraufhin hatte er den unorganisierten Haufen einfach stehen lassen und hatte für seine Erklärung, dass er nur frische Luft schnappen würde, ein paar schräge Blicke geerntet.

Kai schüttelte leicht den Kopf, wobei ihm einige Haarsträhnen in die Stirn fielen, die mit einer beiläufigen Geste wieder an ihren Platz beförderte.

Sicher, hier draußen konnte man gut „Luft schnappen“, aber das war natürlich nicht der wirkliche Grund hinter seinem Tun.

Und er erblickte ihn auch sofort, nachdem er seinen Blick einmal hatte umherschweifen lassen. Ganz vorne an der Brüstung, die Hände im Absperrgitter verhakt, die nackten Füße im Schnee vergraben und den Blick auf das im Licht der aufgehenden Sonne schimmernde Moskau gerichtet.

Kai ging zwar näher, aber er hielt einen gewissen Abstand ein, von dem er wusste, dass der andere ihn als angenehm empfand, bevor er dessen Augen folgte.

Unweit vor ihnen lag der rote Platz, der Kreml hob sich wie immer hervor und wenn man ganz genau hinsah, konnte man auch das Wasser der Moskwa im Zwielicht flimmern sehen.

„Was machst du hier?“

Kai schmunzelte. „Das sollte ich eher dich fragen, Tala. Da drinnen herrschen Zustände wie in einem Tollhaus, weil dich niemand finden kann.“

Daraufhin murmelte der Rothaarige etwas undeutliches, was aber sicher, so wie Kai ihn kannte, eine abfällige Bemerkung gewesen war, dann wurde er jedoch wieder deutlicher.

„Wieso hast du hier nach mir gesucht?“

„Ich hab nicht nach dir gesucht“, antwortete Kai und trat nun an Tala heran, stellte sich neben ihn und musterte ihn mit einem schnellen Seitenblick, dann sah er wieder auf Moskau. Er spürte den skeptischen Blick des anderen auf sich. „Ich wusste, dass du hier bist.“

„Ach?“ Tala klang abfällig. „Wusstest du das? Wie du immer alles besser weißt?“

Kai sah nach links und die eisblauen Augen bohrten sich herausfordernd in seine eigenen. Er schwieg, sagte nichts, hatte das Gefühl, dass Tala noch nicht das gesagt hatte, was ihm auf der Zunge lag, in seinem Hals brannte. Er sah, dass es den Rothaarigen innerlich zusammenkrampfte, aber wie gewöhnlich erlangte er schnell seine Fassung zurück, war wieder kühl, herablassend und, unter der Oberfläche, wahrscheinlich unsagbar wütend.

„Wenn es um dich geht, ja“, antwortete Kai nach kurzem Zögern zu Talas gestellter Frage und beobachtete neugierig, wie es hinter den eisigen Augen wieder anfing zu brennen. Unterdrückt, aber präsent. Sehr sogar.

Tala biss die Zähne zusammen, erwiderte noch einige Momente Kais Blick, dann wandte er sich ab und ging mit zügigen Schritten auf die Tür zu, die zurück ins Krankenhaus führte.

„Du warst bei Bryan, oder?“ Kai stellte es als Frage, aber es war eine Feststellung und Tala blieb sofort wie festgefroren stehen; was bei den eisigen Temperaturen und der dünnen Kleidung noch nicht einmal abwegig gewesen wäre.

„Deswegen bist du hier hoch gekommen“, fuhr er fort, als der Rothaarige nicht antwortete. Kai ging zwei Schritte, dann blieb er wieder stehen und sah auf den Rücken seines ehemaligen Teamcaptains.

„Was ist in der Ruine passiert Tala?“

Der Angesprochene erwiderte nichts, drehte sich nicht um und dann setzte er seinen Weg fort. Nicht viel schneller, aber hastiger, das konnte Kai in seinen Bewegungen erkennen.

„Wieso fühlst du dich schuldig?“

Dann knallte die Tür zu.
 


 

Bryan war aufgewacht. Kurz nachdem Tala wieder aufgetaucht war, einfach so, ohne ein Wort. Und wenig später war auch Kai zu ihnen gestoßen.

Ray fragte sich, ob da eventuell ein Zusammenhang bestand, während er neben seinem Teamleader und Tyson in einem hinteren Teil von Bryans Zimmer stand.

Die Demolition Boys saßen, vollzählig, um das Bett ihres noch immer schwer angeschlagenen Mitglieds und eigentlich hatte Ray erwartet, dass sich Erleichterung oder Freude auf den Gesichtern ihrer Rivalen zeigen würde, aber Fehlanzeige.

Sie hatten noch nicht einmal ein Wort miteinander gewechselt, nur ein paar kurze Blicke ausgetauscht.

Er blickte da echt nicht durch. Wahrscheinlich würde er das auch nie. Gut, er konnte sich nicht vorstellen, dass sich die Demolition Boys freudestrahlend um den Hals fielen, aber nach dem Gespräch mit Ian, wenn man es Gespräch nennen konnte, hatte er den Eindruck bekommen, dass die vier eng zusammenhielten.

Ray sah zu Bryan und sein Innerstes verkrampfte sich kurz. Der Russe hatte seine Spuren hinterlassen, seelisch und körperlich. Er wäre an den Verletzungen nicht gestorben, aber ohne die schnelle ärztliche Hilfe hätten sie ihn hundertprozentig eine Weile lahm gelegt. Und Bryan hatte es offensichtlich genossen. Ray hatte ihn für einen kalten, emotionslosen Psychopaten gehalten und er war nicht wirklich sicher, ob er das nicht immer noch war. Aber so, wie der Russe dalag, fast so weiß wie das Bettlaken, an unzählige Geräte gekabelt und neutralem Ausdruck auf dem Gesicht, sah er fast… menschlich aus. Er wirkte ruhig und gelassen für jemanden, der nur knapp überlebt hatte.

Als Rays scharfer Blick jedoch auf die Hände des Lavendelhaarigen fiel, zuckte er fast zusammen.

Bryan hatte seine Fäuste geballt. So fest, dass die Knochen weiß hervortraten und jeder einzelne Muskel und jede Sehne seines Armes angespannt war.

Und als er zu den anderen sah, stellte er mit Schock fest, dass auch Tala, Ian und Spencer – der mit seiner Augenklappe noch einschüchternder wirkte – bis zum Bersten angespannt waren.

Ray sah zu Kai, dessen Augen leicht verengt auf die Szene vor ihnen blickten und er fühlte sich in seiner Vorahnung bestätigt.

Etwas stank hier gewaltig, und das bis zum Himmel.
 


 


 

+-+-+-+-+-+-+-+
 

Ach ja... etwas Feedback wäre echt lieb von euch. Es würde mich zumindest motivieren. ^^"

Diskussionen

Leute, ihr hat mich echt beflügelt. ^-^ Hätte nicht gedacht, dass so schnell Feedback kommen würde.

Deswegen hab ich mich wirklich hinter dieses Kapitel geklemmt. So ganz zufrieden bin ich damit nicht, weil die Gespräche irgendwie ne andere Richtung geschlagen haben, als ich geplant hatte, aber das passiert mir ja immer.

Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch und ihr hinterlasst mir wieder ein paar Rückmeldungen.
 

Besos, Melou xxx
 


 

Kapitel 11: Diskussionen
 


 

„Also ich weiß ja nicht wie ihr das seht“, meinte Max, als er mittags mit Ray, Tyson und Kenny in der Krankenhauskantine saß, „aber ich glaube, das wird schwerer, als wir gedacht haben.“

„Was?“ fragte Tyson mit halbvollem Mund, schob dann aber seinen Teller beiseite, weil er bemerkte, dass dieses Gespräch eine ernste Wendung nehmen würde.

„Na, das Zusammenleben mit den Demolition Boys“, antwortete der Amerikaner, während er seine Cola hin und her schob und beobachtete, wie die fast schwarze Flüssigkeit gegen den Rand des Glases schwappte. „Ich hab erst gedacht, dass das keine große Sache wird. Aber da bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher.“

„Ich versteh was du meinst“, sagte Ray nachdenklich, nachdem er sich die Worte des Blonden durch den Kopf hatte gehen lassen. „Als wir darüber geredet haben, war die Sache selbstverständlich. Das ist sie jetzt natürlich immer noch, schließlich ist es zu ihrem Schutz. Aber wegen ihrem Zustand habe ich für meinen Teil zumindest nicht wirklich daran gedacht, wie sie gewöhnlich sind.“

„Oder eher wer sie sind“, fügte Tyson hinzu. „Es ist klar, dass Boris und Voltaire die Köpfe hinter Biovolt waren. Aber die Demolition Boys sind ein Teil davon. Ob freiwillig oder Gehirnwäsche, keine Ahnung. Auf jeden Fall sind sie keine angenehmen Zeitgenossen. Sie werden es uns nicht leicht machen, ihnen zu helfen.“

„Ich bezweifle, dass sie unsere Hilfe überhaupt wollen, oder hast du vergessen, was Ian gesagt hat?“ Max sah seinen besten Freund fragend an und der Japaner zuckte mit den Schultern.

„Ich hoffe immer noch, dass sie ihre Meinung ändern. Hat Kai ja auch.“

„Sicher?“

Drei Augenpaare landeten gleichzeitig auf Ray, fragend und auch ein wenig schockiert.

„Kai kommt mir jedenfalls anders vor. Ich weiß nicht genau wie anders. Aber nicht so wie kurz vor dem Finale. Oder kurz danach.“

In Tyson zog es sich schmerzhaft zusammen. Dass Ray das aussprach, was ihm selbst schon so oft durch den Kopf gegangen war, machte diese Gedanken ziemlich real und fest. Es waren nun Tatsachen. Und keine, die ihm gut gefielen.

„Ist mir auch schon aufgefallen“, sagte er deswegen. „Er ist jetzt wieder so wie ganz zu Anfang. Als hätte er vollkommen vergessen, was wir zusammen erlebt haben und was wir durch gestanden haben. Als wäre das nichts wert.“

Kenny legte ihm tröstend eine Hand auf den Unterarm und Tyson lächelte ihn dankbar an.

„Vielleicht“, setzte Max vorsichtig an, „verblasst das letzte Jahr einfach im Vergleich.“

„Vergleich mit was?“ hinterfragte Ray sofort neugierig, doch der Amerikaner hob nur die Schultern an.

„Weiß nicht. Die Sache ist doch einfach die: Wir wissen so gut wie nichts über ihn. Und ich hab mir, wie ihr sicher auch, Gedanken gemacht.“ Er begann, an der heraus quillenden Schaumstoffpolsterung seines Stuhls zu zupfen. „Er hatte ja, wie wir, auch ein Leben vor den Bladebreakers. Und er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir für ihn nur kurzweilige Verbündete sind. Vielleicht, weil er durch seine Vergangenheit woanders hängt, wenn man das so ausdrücken kann.“

„Vielleicht, weil die Vergangenheit mit den Demolition Boys zusammenhängt“, fuhr Ray fort und sah Max dann fragend an. „Darauf wolltest du doch hinaus, oder?“

„Ja, schon irgendwie“, erwiderte der Blonde. „Ist euch das auch schon mal durch den Kopf gegangen?“

„Das tut es seit ein paar Tagen ständig“, gab Tyson zu. „Erst dachte ich, es gehe ihm nur um Black Dranzer. Und dann nur ums Gewinnen. Aber inzwischen… Ich denke manchmal, ich hab ihn begriffen und dann macht er etwas, was ich nicht verstehe. Erst verrät er uns, dann Biovolt und jetzt? Wo steht er? Auf unserer Seite oder irgendwo in der Mitte?“

„Auf Biovolts Seite steht er nicht“, meinte Kenny und schob seine Brille zurecht, die ihm etwas schief auf dem Kopf gehangen hatte. „Ich würde eher die Frage stellen, ob seine Loyalität bei uns liegt oder den Demolition Boys.“

„Tja“, kam es zögerlich von Max, „wenn man nach der Weltmeisterschaft geht, würde ich sagen bei uns, aber erinnert ihr euch noch? ‚Weil sie mein Team sind’? Das schwingt eindeutig in die andere Richtung.“

„Ich würde vorschlagen“, sagte Ray, „dass wir die Zeit, in der die Demolition Boys bei uns sind, auch dazu nutzen sollten, um einen genaueren Blick auf Kai zu werfen. Wer weiß, vielleicht klärt sich das ja von selbst.“
 

Die Stille hing über ihnen wie eine riesige Gewitterwolke und Ian rutschte, immer unruhiger werdend, auf seinem Plastikstuhl hin und her.

Tala saß ihm gegenüber, die Arme fest vor der Brust verschränkte und den Blick starr auf das Bryans Bettlaken gerichtet, der wiederum völlig regungslos an die Decke starrte und, zumindest war das sein Eindruck, noch nicht einmal blinzelte.

Links neben ihm war Spencer, an dessen Schweigsamkeit Ian zwar schon gewöhnt war, aber momentan fühlte sich selbst das seltsam an.

Er hatte das Gefühl, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte, doch er konnte nicht sagen, was genau das war.

Es hatte sie näher zusammengeschweißt, ohne Zweifel; sie konnten nur noch einander vertrauen, sie hatten niemanden außer dem Team und das war jedem von ihnen vollkommen bewusst.

Aber vielleicht war es auch genau dieser Fakt, der dieses Unwohlsein über sie brachte.

Der Fakt, dass sie nichts mehr hatten. Nichts mehr waren.

Ian räusperte sich, bereit, einen Versuch zu starten, doch noch ein Gespräch, oder etwas annäherndes, anzufangen.

„Was jetzt?“

Mehr wollte ihm zu dieser Situation nicht einfallen. Ihn interessierte nicht, was passiert war. Er wollte gar nicht mehr daran denken, aber er musste wissen, was jetzt zu tun war.

Bryan reagierte wie gewöhnlich nicht auf seine Frage. Er rührte sich keinen Millimeter.

Doch auch Tala erwiderte nichts. Er sah nicht einmal auf, was für ihn als Teamleader eigentlich ungewöhnlich war. Normalerweise richteten sich alle Fragen an ihn, da er sie beantwortete. Er entschied, was passierte.

Spencer hatte wohl Verständnis für Ians Frage, aber er wusste keine Antwort. Also zuckte er nur resigniert mit den Schultern und sah weiter stumm vor sich hin.

Ian seufzte auf und begann mit dem Saum seines T-Shirts zu spielen, doch plötzlich spürte er einen Blick auf sich und richtete seine Augen wieder nach vorne.

Tala sah ihn an, fragend und auffordernd zugleich und er verstand; er kannte diesen Blick.

Er stieß Spencer kurz in die Seite, dann sprang er von seinem Stuhl und verließ, gefolgt von dem Blonden, das Zimmer.

Tala atmete tonlos auf, als die Tür ins Schloss fiel und sein Blick traf Bryans.

„Es-“, begann er, doch der andere schnitt ihm augenblicklich das Wort ab.

„Sag nicht, dass es dir Leid tut.“ Die Stimme des Lavendelhaarigen war kratzig und schwach, aber das änderte nichts an der Bestimmtheit seiner Aussage, die keine Widerworte zuließ. „Du kannst nichts hierfür.“

„Ich habe verloren“, sagte der Rothaarige deshalb.

„Das habe ich auch.“

„Aber nicht das entscheidende Match“, beharrte Tala stur. „Ich hätte siegen müssen. Wenn ich das getan hätte, würdest du nicht hier liegen. Streite das nicht ab.“

„Sag mir nicht, was ich zu tun habe“, gab Bryan bissig zurück. „Wenn du das noch einmal sagst, dann schwör ich dir, dreh ich dir den Hals um.“

„Tust du das?“ Die roten Augenbrauen wanderten herausfordernd in die Höhe. „Du kannst dich noch nicht mal aufsetzen.“

„Das wird mich nicht daran hindern.“

Tala wollte etwas zurückpfeffern, doch dann gab er auf und fuhr sich fahrig mit einer Hand durch seine Haare. Jeglicher Ärger wich aus Bryans Augen, als er den anderen so sah und unter Schmerzen und Anstrengung ächzend stützte er sich auf seinen linken Ellenbogen und streckte die Hand aus.

Der Rothaarige zuckte leicht zusammen, als er die kalten Finger an seiner Hand spürte, doch dann ergriff er sie und drückte sie fest.

„Mach dich nicht fertig“, sagte Bryan leise. „Keiner hätte etwas dagegen tun können. Und wir sind ein Team. Nicht du hast verloren, sondern wir alle. Und dafür sind wir auch bestraft worden.“

„Er wird nicht aufhören, Bryan“, erwiderte Tala und klammerte sich noch fester an die Hand des anderen. „Das wird ihm nicht reichen.“

Bryan nickte. „Ich weiß. Aber was spielt das auch für eine Rolle? Wir hatten nie eine Chance. Und das wussten wir immer.“

„Ich will ihm nur nicht allein gegenüberstehen“, meinte sein Teamleader leise und Bryan wusste, dass er diese Verletzlichkeit nur vor ihm zeigte. Weil Tala wusste, dass es in seinen Augen keine Schwäche war. Weil Tala für ihn niemals schwach sein würde.

„Das wirst du nicht. Ich hab’s dir schon mal geschworen und mache es auch wieder. Er wird uns nicht trennen. Weder lebendig…“

Tala nickte. „…noch tot.“
 


 

„Hey Mum“, begrüßte Max freudig und winkte ihr zu, während sich die blonde Frau einen Weg zwischen den Stühlen und Tischen hindurchbahnte und sich dann zu ihnen auf einen freien Platz setzte.

„Hallo“, erwiderte sie lächelnd und in ihrem Blick spiegelte sich Müdigkeit.

Max sprang sofort auf. „Ich hol dir einen Kaffee.“

„Danke“, sagte Judy und rieb sich kurz über die gereizten Augen, bevor sie in die Runde sah.

Ihr Sohn war schnell wieder mit einer dampfenden Tasse zurück, die sie dankbar annahm und in wenigen Schlücken leerte. Sichtlich erleichtert und entspannt schob sie das leere Gefäß daraufhin zur Seite und schon legten sich fragende Blick auf sie.

„Gibt’s was neues?“ fragte Tyson ungeduldig.

Judy schüttelte den Kopf. „Leider nicht, nein. Deswegen wollte ich auch mit euch reden.“

„Geht es um die Demolition Boys?“ Ray setzte sich aufrecht auf seinen Stuhl und drehte sich in Judys Richtung.

„Das tut es“, antwortete diese. „Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, gehen wir davon aus, dass Biovolt diese schweren Verletzungen der vier zu verschulden hat. Und mit Biovolt ist natürlich hauptsächlich Boris Balkov und Voltaire gemeint.“

„Werden sie schon von der Polizei gesucht?“ fragte Max seine Mutter, doch diese verneinte.

„Das ist ja das Problem. Ohne eine ausdrückliche Aussage der Opfer, können wir keinen Such- oder Haftbefehl ausstellen. Weder national noch international. Allerdings haben uns die Ärzte darauf hingewiesen, dass es für eine polizeiliche Befragung noch deutlich zu früh ist. Außerdem bin ich der Ansicht, dass diese ohnehin nicht viele Früchte tragen würde. Mr. Dickenson und ich hoffe daher, dass ihr, sobald ihr das Appartement mit ihnen teilt, versuchen könntet, das herauszufinden. Mit viel Glück werden sie sich euch vielleicht anvertrauen. Oder wenigstens Kai. Viel eher hoffe ich natürlich, dass sie sofort aussagen.“

„Aussagen über was?“ hakte Ray vorsichtig nach, weil er merkte, dass da etwas unter der Oberfläche war.

Judy senkte merklich die Stimme, als sie antwortete.

„Wir haben Verdacht auf Kindesentführung, Gewaltverbrechen und weiteres, dass ich jetzt nicht genau vor euch ausführen will. Wir wussten, dass Biovolt nicht sauber arbeitet, aber die Ausmaße waren uns bis vor kurzem nicht bewusst. Deshalb bitte ich euch: Redet mit ihnen. Zeigt ihnen, dass sie euch vertrauen können. Das fällt ihnen eventuell leichter, als unbekannten Erwachsenen etwas zu erzählen.“

„Das sagt sich so leicht, Mum“, meinte Max. „Klar werden wir es versuchen. Aber wenn wir nicht erfolgreich sind?“

„Dann hoffen wir“, sagte Judy, „dass Kai vermitteln oder etwas Licht ins Dunkel bringen kann.“
 

ACCESS DENIED
 

Wieder verstrichen einige Zehntelsekunden, dann leuchtete der Bildschirm wieder rot auf.
 

ACCESS DENIED
 

Michail Tarrasow fuhr sich müde mit den Händen übers Gesicht und wandte sich dann einem der Computerspezialisten zu, die nun schon seit geraumer Zeit ununterbrochen an Biovolts Festplatte arbeiteten und versuchten, die diversen Passwörter zu knacken.

Bisher ohne Erfolg.

„Wie viele Ziffern haben die Passwörter Ihrer Meinung nach?“

Der Experte zuckte mit den Schultern, ohne seine Augen vom Bildschirm abzuwenden.

„Schwer zu sagen. Wir haben jegliche Kombinationen bis in den 25-stelligen Bereich ausprobiert. Das Programm prüft jetzt alle 25- bis 50-stellige Buchstaben- und Ziffernkombinationen. Aber ich schätze, dass wir noch eine Weile brauchen werden.“

„Und wenn keine Übereinstimmung gefunden wird?“ fragte Tarrasow.

„Es ist natürlich auch wahrscheinlich“, meinte sein Mitarbeiter, „dass die Passwörter weitaus komplexer sind.“

„Komplexer inwiefern?“

„Ein Passwort besteht nicht zwangsläufig nur aus Zahlen und Buchstaben“, erklärte der Experte, während seine Finger über die Tastatur huschten und er anscheinend irgendein Schlupfloch im System suchte. „An bestimmten Stellen können auch Scans mit eingeschlossen sein; Netzhaut, Fingerabdruck, Stimmprobe. Wenn das der Fall ist, stehen unsere Chancen schlecht. Es besteht auch die Möglichkeit, ein Passwort in verschlüsseltem Java-Script zu verfassen. Verschiedene Sprachen, Schriftzeichen, eigentlich ist alles möglich.“

Tarrasow seufzte. „Sie wollen also sagen, ohne einen Hinweis sind unsere Chancen gleich Null?“

„Sie streben gegen Null, ja.“

Der Russe schüttelte den Kopf über die mathematische Ausdrucksweise des Spezialisten, dann drehte er sich um und verließ den Raum.

Er hatte geahnt, dass das kein Spaziergang für sie werden würde, aber Biovolt hatte wirklich mehr als nur sichergestellt, dass keiner jemals auch nur ein Auge auf die Datenbänke werfen würde.

Sie konnten nur darauf hoffen, dass die fünf Jugendlichen mehr wussten, als sie vorgaben.



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Kommentare zu dieser Fanfic (68)
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Von: abgemeldet
2008-12-12T19:46:25+00:00 12.12.2008 20:46
hey
finde dein ff echt klasse und würde mir wünschen das es bald weiter geht;)

lg girl13
Von:  zintia
2008-10-20T21:06:46+00:00 20.10.2008 23:06
Hallo!
Bin Grad auf die ff gestoßen und ich find sie echt Super
als YuKa Fan hoffe ich natürlich das bryan und Tala nur freunde sind sieht nich ganz so aus
Die Demo Boys und die bladebreakers unter einem Dach na das kann ja was werden
ich glaub nich das die so schnell reden werden vielleicht mit Kai aber die sind ja auch nich mehr du gut miteinander
hoffe es geht bald weiter
könntest du mir dann bitte ein ens schreiben

Deine zintia
Von: abgemeldet
2008-08-27T21:27:41+00:00 27.08.2008 23:27
hey ^^

ich bin auf deine ff gestoßen und find sie einfach super ^^

könntest du mir schreiben wenn das nächste kapitel on ist ^^

lg unico
Von:  Minerva_Noctua
2008-08-20T09:56:33+00:00 20.08.2008 11:56
Hello again!

Die Schreibweise ist wie immer flüssig, übersichtlich, korrekt und detailiert.
Die Gespräche sind dir sehr gut gelungen.
Das Herumzupfen und Spielen mit gegenständen, während sie reden ist sehr authentisch.
Die Art, wie die Charaktere miteinander umgehen ist gut und nachvollziehbar.
Die Szene mit Tala und Bryan war schön.

Als KaixTala Fan hoffe ich allerdings immernoch, dass Bryan nicht mehr als ein sehr guter Freund ist. (Sieht wohl schlecht aus was das angeht).

Die Aussichten auf Aufklärung und Lösung sind nicht rosig...
Ich bezweifle stark, dass sie etwas sagen werden.
Es wird schon ein Akt werden die alle unter ein Dach zu bekommen, ganz zu schweigen von den Missverständnissen und Differenzen, die sich da anbahnen.
Das Verhältnis zwischen Kai und Tala wird sich wohl oder übel noch verschlechtern und Kai fertig machen.
Ich könnte mir vorstellen, dass Biovolt sich auch noch an Kai vergehen wird?

Es bleibt auf jeden Fall spannend und ich freue mich sehr auf die Fortsezung!!!

Bye

Minerva


Von:  Minerva_Noctua
2008-08-20T09:26:11+00:00 20.08.2008 11:26
Oh, ich dachte schon du hättest alles abgebrochen...
Freut mich, dass es dich noch gibt^^!

Bye

Minerva
Von:  LindenRathan
2008-08-15T05:20:23+00:00 15.08.2008 07:20
Klasse geschrieben.
Bin gespannt ob die an die Daten rankommen und was das für Daten sind.
Von:  MikaChan88
2008-08-11T20:13:01+00:00 11.08.2008 22:13
total super ^.^
Von:  kuro_Yuri
2008-08-11T15:20:44+00:00 11.08.2008 17:20
das kapitel ist einfach wieder total klasse ^.^ ich hoffe deine kreative phase hält noch lange an XD

die szene wo tala mit bryan redet, hast du total gut hin bekommen.vorallem das tala nur so vertraut mit bryan reden kann, da merkt man das die beiden ein besonderes verhältnis zu einander haben.

also ich glaube das die DB denn bladebreaker entweder gar nicht oder erst viel später mit ihnen über die sache reden werden.und wenn dann eher tala zu kai!
und man darf ja auch icht vergessen das boris und voltaire immer noch auf freiem fuß sind.
aber das werden wir wohl abwarten müssen ^^
glg kuro_yuri
Von: abgemeldet
2008-08-10T17:34:25+00:00 10.08.2008 19:34
Mach weiter mit dem Feedback! Ich will mehr lesen XDD

Ich liebe die Szene zwischen Bryan und Tala~~~
Man kann sie einfach nur lieben!

Moaboa
Von: abgemeldet
2008-08-10T14:17:40+00:00 10.08.2008 16:17
Hey Hey!!! ^^

Also ich fand das Kapi wieder einmal klasse.

Ich fand die Szene zwischen Bryan und Tala total toll.
(Auch wenn ich das Pairing nicht leiden kann.....*KaiTala-Fanfahne schwenk*)
Allgemein finde ich es genial, dass Tala Ian mit einem Blick sagen konnte was er wünscht. ^^

Ich denke nicht, dass die Emos mit max und Co reden.
Allerhöchstens redet Tala mit Kai.
Der Rest der Demos scheint Kai nicht mehr leiden zu können.....

*seufzt*
Ja, ja, das ist gar nicht so leicht.
Die Vier tun mir total leid.
*snief*

Ich bin auf jeden Fall wieder sehr gespannt, wie es weitergeht. ^^
Mach weiter so.
*dir nen Keks dalass*
glg Xen


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