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L'Etat, c'est moi!

TalaxKai - eine etwas andere Zeitreise...
von

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Abschied...

Hallo! ^^
 

Ok, hier ist der Prolog. Ich muss chon gleich vorwarnen: Er ist sehr kurz, er ist sehr unverständlich. Und genau so soll er auch sein! ^o^ *muahaha*

Also nich' wundern, is schon Absicht so. *lol*

Also, wie gesagt: Jeder der das hier liest, darf einen Wunsch (oder auch mehrere) abgeben, welches Pairing er/sie am liebsten sehen würde. Es kann alles sein, auch vollkommen abgedrehtes. ^^" Ich bin nämlich noch sehr unentschieden. Auch wenn ich sagen muss dass es zurzeit in Richtung TalaxKai tendiert. Aber das heißt nichts. Kann sich noch ändern und natürlich können auch noch mehr Pairings hinzukommen...

Gut, genug gelabert. Film...äh...Text ab!
 

Melou XXX
 

Prolog
 

Salzige Luft weht ihr vom Meer her in das blasse Gesicht. Sie erzittert und zieht den Umhang enger um sich. Es hilft nicht, die beißende Luft findet dennoch hinein.

Mit der rechten Hand streicht sie sich eine verwirrte Strähne weg und bemerkt, dass ihre Wangen nass sind. Hat sie geweint? Oder regnet es, ohne dass sie etwas davon merkt?

Ist es schon so weit mit ihr gekommen? Kann sie nicht mehr fühlen?

Nein, sie hat ihre Gefühle verschlossen. Ihr Herz bei ihm gelassen. Sie muss alles hinter sich lassen, auch wenn es schwer fällt. Aber sie hat gelernt, damit umzugehen. Mit Enttäuschung, Heimweh…

Wehmütig schaut sie auf den Hafen von Brest. Es ist dunkel, aber die großen, weißen Segel des Schiffes sind genau zu erkennen. Es versetzt ihr einen Stich. Mit diesem Schiff wird sie ihr Zuhause verlassen.

„Mademoiselle?“

Sie dreht sich nicht um. Sie weiß, wem diese Stimme gehört. Sie hat sie in letzter Zeit etwas zu häufig gehört, für ihren Geschmack.

„Seid ihr soweit?“

Sie seufzt auf. „So weit, wie ich es je sein werde, Kardinal.“ Er lächelt hinter ihr, sie spürt seinen stechenden Blick im Nacken. „Lasst mir noch ein wenig Zeit, Exzellenz. Ich will meinem Zuhause auf Wiedersehen sagen.“

Tief atmet sie die Luft ein, spürt den kalten Wind auf ihrem Gesicht. So kann es nur hier sein. Wie wird sie je woanders überleben?

„Natürlich, Hoheit. Aber bedenkt, Frankreich wird nicht mehr lange eure Heimat sein…“

Mit diesen Worten entfernt sich der Geistliche einige Schritte, wirft ihr aber immer weiter prüfende Blicke zu. Ein Lächeln, jedoch nicht von freundlicher Natur, zeichnet sich auf seinen schmalen Lippen ab. Dann hebt er eine Hand zum abgemachten Zeichen…
 

*~+-+~*
 

Boah, das war jetzt wirklich kurz...^^" Naja...ich beeil mich mit dem ersten Kapitel, das wird hoffentlich länger. Wie auch immer, ich hoffe das bisschen hat euch gefallen und ihr bleibt dran. Schließlich hat die FF ja noch nicht mal richtig angefangen...^.~

Hinterlasst bitte ein Kommentar, Kritik is erwünscht!

Man liest sich!!

1. Unwetter

Hi! ^^
 

Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte unheimlich Stress, trotz Ferien. Ich hoffe die nächsten Kapitel bekomm ich schneller aufs Blatt.

Ach, und vielen Dank für den Kommi! ^-^

Ich hoffe man liest sich!
 

Eure Melou xxx
 

Kapitel 1: Unwetter
 

Seufzend hing Oliver den Hörer wieder auf die Gabel. Eine verirrte Strähne seines grünen Haares wurde schnell wieder hinters Ohr geklemmt, dann ging er aus dem Salon.

Es war eine Schnapsidee gewesen, eine gottverdammte Schnapsidee! Alle hatten ihm zugestimmt und ihm gesagt, wie toll es doch wäre, aber am Ende blieb die Drecksarbeit natürlich an ihm hängen. Seine feinen Teamkameraden hatten sich auf eigenartige Weise verdünnisiert und tauchten erst dann wieder auf, wenn sowieso schon alles erledigt war.

Der Franzose war ich sicher, er würde in den nächsten Tagen komplett die Nerven verlieren. Eigentlich konnte es gar nicht schlimmer kommen. Es war der absolute Höllentag gewesen. Aber er hatte sich das alles selbst eingebrockt, als er gemeint hatte, die zwei Wochen sturmfrei bei sich zu Hause zu nutzen und sämtliche Freunde und „Kollegen“ zu sich einzuladen. Theoretisch hätten sich alle nach der letzten Weltmeisterschaft blenden verstehen sollen. Schließlich hatten sie alle zusammengearbeitet um Boris das Handwerk zu legen. Doch diese Tatsache schien sich auf seltsame Weise aus dem Gedächtnis der meisten gelöscht zu haben. Wie hätte er ahnen sollen, dass es manche Personen unter ihnen gab, auf die er ständig ein Auge werfen musste, damit sie sich nicht gegenseitig umbrachten? Er hatte sich ja schon fast gedacht, dass Tala und Garland nicht die besten Freunde werden würden, aber sie waren doch alle zivilisierte Menschen. Deswegen hatte er ja das ehemalige Team der BEGA ebenfalls eingeladen, Brooklyn ausgenommen. Der war sowieso nicht auffindbar. Aber gegen die anderen vier Mitglieder des Teams war ja nichts einzuwenden. Die Blitzkrieg Boys waren da aber anscheinend anderer Meinung. Denn die Feindschaft zu Garland hatte sich sofort auf das gesamte Team übertragen.

„Zivilisiert…“, murmelte Oliver ärgerlich und schüttelte den Kopf. Das konnte ja noch heiter werden. Er atmete tief durch, dann betrat er das Wohnzimmer.

Alle schienen sich beruhigt zu haben. Im Raum herrschte eine verdächtig ruhige Stimmung.

Links am Wohnzimmertisch saßen die White Tiger X, zusammen mit Robert und Kenny, und spielten ein chinesisches Kartenspiel. Oliver selbst hatte die überaus komplizierten Regeln dieses Spiels nie verstanden und auch sein Teamkamerad schien seine Probleme zu haben. Mariah hatte wohl Mitleid gehabt und saß nun neben Robert und half ihm so gut es ging.

Emily unterhielt sich angeregt mit Johnny und Michael über ihre neusten Erkenntnisse auf dem Gebiet von Computerviren und rechts, in der hintersten Ecke, saßen Kai und Tala und spielten Schach. Was, wenn Oliver es sich eingestand, ein äußerst seltsames Bild abgab, da keiner der beiden in den nächsten Minuten einen Zug machte, sondern das Spielfeld zu hypnotisieren schien.

Auf der großen Sitzlandschaft saßen die restlichen Blader und guckten in die Röhre. Wenigstens etwas Ruhe gönnten sie ihm.

Oliver sah auf die Uhr. Es war noch eine gute Stunde, bis sie zum Abendessen in die Stadt gehen würden, also konnte er sich ein wenig entspannen. Er setzte sich auf einen freien Platz auf der Couch und lehnte sich zurück. Im Fernsehen lief irgendein alter Degen-Film, dem niemand wirklich zu folgen schien.

„Was ist das?“ fragte er an Max gewandt, der neben ihm saß.

Dieser zuckte nur mit den Schultern.

„Weiß nicht genau. Sieht aus wie Die drei Musketiere oder so was…“

„Hm.“

Solche Filme waren zwar nicht wirklich nach Olivers Geschmack, aber er hatte auch keine Lust noch mal was anderes zu tun. Also blieb er einfach sitzen und sah zu, wie irgendwelche Schauspieler in Capes sich gegenseitig aufspießten.
 

Der restliche Abend und glücklicherweise aus das Essen in einem von Olivers Restaurants war ohne Zwischenfälle abgelaufen. Was wahrscheinlich auch an den getrennten Tischen gelegen hatte, er wollte sich da nicht unbedingt festlegen.

Sie waren gerade auf dem Weg nach Hause, durch einen der Parks der Stadt Paris. Es war ein milder Abend, aber langsam kam etwas frischer Wind auf. Die Blätter der alten Eichen am Wegrand raschelten. Manche lösten sich von den Zweigen und flogen über sie hinweg. Es war harmonisch, still,…

Aber Oliver hatte sich mal wieder zu früh gefreut. Gerade als er merkte, wie der Himmel sich langsam verdunkelte, und ein Gewitter auf sie zukam, war etwas weiter abseits der Gruppe ein Unwetter anderer Art ausgebrochen. Mal wieder. Wie immer ignorierten die anderen gekonnt, was sich abspielte und liefen weiter. Etwas, was Oliver, wenn er im Nachhinein daran dachte, auch besser getan hätte. Aber sein Verantwortungsgefühl als Gastgeber ließ ihn auf die Streitenden zugehen. Es handelte sich natürlich um die gleichen, wie all die Male davor. Tala und Garland funkelten sich mordlustig an. Neben ihnen standen, gleichgültig dreinblickend, Emily und Kai. So wie Oliver es mitbekommen hatte, waren Emily und Garland, nachdem sie das Restaurant verlassen hatten, in ein Gespräch über die neusten Angriffstechniken vertieft gewesen. Und wo Tala war, war normalerweise auch Kai nicht weit und umgekehrt. Der Rest der Blitzkrieg Boys hatte sich wohl unauffällig verkrümelt, um den Streitereien mal ausnahmsweise aus dem Weg zu gehen. Sonst standen sie ja eigentlich geschlossen hinter ihrem Leader.

„Was ist denn jetzt wieder passiert?“ fragte Oliver entnervt und schaffte es nicht, wie üblich, sein Missfallen zu verbergen.

„Das Übliche“, antwortete Emily und lächelte ihn mitleidig an.

Oliver holte tief Luft und ging auf die beiden sich immer noch anfunkelnden Blader zu, die ihn jedoch gekonnt ignorierten.

„Also jetzt reicht’s mir langsam“, rief er schließlich aus und Tala und Garland sahen ihn verwirrt an. Auch wenn es nicht wirklich geschrieen war, Oliver hatte seine Stimme noch nie gegen irgendjemanden erhoben. „Reißt euch doch endlich mal zusammen!“

„Sag das dem da“, murrte Tala und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wieso mir?“ Der ehemalige Blader der BEGA sah den Russen abfällig an. „Du benimmst dich hier doch wie ein Kleinkind.“

„Ich sage es euch beiden“, sagte Oliver, bevor Tala etwas erwidern konnte. „Mir ist es scheißegal, wirklich SCHEIßEGAL, wer angefangen hat! Ihr werdet das gefälligst beenden, oder ich setze euch vor die Tür.“

„Mir doch egal“, kam es zeitgleich von beiden und Oliver vergrub das Gesicht in seinen Händen. Womit hatte er das nur verdient?
 

Allmählich begann es zu tröpfeln und die restlichen Blader, die vorgegangen waren, sahen fast alle skeptisch nach oben.

„Na toll“, sagte Johnny missmutig. „Jetzt fängt es auch noch an zu regnen.“

„Vielleicht sollten wir uns irgendwo unterstellen“, schlug Mariah vor. „Da hinten ist ein Pavillon.“

Ihr Vorschlag wurde mit großer Begeisterung angenommen und als schließlich jeder einen Platz im Trockenen gefunden hatte, der Pavillon war größer, als er aussah, begann es auch schon aus Kübeln zu gießen.

„Gerade noch rechtzeitig“, grinste Tyson und ließ sich auf den Boden sinken, die Beine ausstreckend. „Was ist denn los Max?“

Der blonde Amerikaner sah sich fragend um.

„Ich weiß nicht genau. Aber ich hab das gefühlt es fehlt etwas.“

„Alle, die nicht da sind, bitte die Hand heben“, rief Johnny lachend aus und kassierte dafür ein Schlag auf den Hinterkopf von seinem Teamcaptain. „Ist ja gut, war ja nur ein Scherz.“

Aber Robert achtete schon nicht mehr auf den Schotten, sondern sah sich nun ebenfalls um. „Max hat Recht, irgendjemand fehlt doch.“

„Tala und Kai fehlen“, kam es dann auf einmal von Bryan.

„Emily auch“, meinte Michael, als er die Orangehaarige nirgendwo erblickte.

„Garland ist auch nicht da.“ Ming Ming sah allerdings nicht so aus, als ob ihr das etwas ausmachen würde. Sie strahlte bis über beide Ohren. Aber das tat sie eigentlich immer.

„Hm… sonst noch wer?“ fragte Robert schließlich in die Runde, doch alle schüttelten den Kopf. „Gut. Wer geht sie suchen?“

Natürlich war es augenblicklich so still wie auf einem Friedhof.

„Warum geht Oliver sie nicht suchen?“ schlug Enrico vor und alle stimmten ihm zu. Oliver war eine gute Wahl. Oliver würde das sicherlich machen.

„Gute Idee“, nickte Johnny grinsend.

Dann erhob Ray plötzlich leise die Stimme. „Ähm, Leute, ich will euch ja nicht enttäuschen… aber wo ist Oliver?“

Allen entgleisten die Gesichtszüge. „Was? Oliver auch?“
 

„Super… jetzt regnet es“, stellte Emily fest und zog sich die Kapuze ihre Jacke über den Kopf. Das half leider nicht viel. Der Wind ließ den Regen seitlich gegen sie peitschen.

Oliver wischte sich die dicken Tropfen aus dem Gesicht.

„Stellen wir uns irgendwo unter“, rief er den anderen zu.

„Und wo?“ kam es genervt von Kai. „Siehst du hier irgendwas, was nicht vor Nässe trieft?“

Der Franzose überlegte kurz. Er kannte sich in diesem Park gut aus. Und wenn er sich recht erinnerte, war in der Nähe ein kleines Amphitheater.

„Mir nach“, wies er die vier anderen dann an und lief schnurstracks über die Wiese. Nach einer Weile tauchten dann, wie erhofft, die ersten steinernen Sitzreihen des Theaters auf. Sie sprangen schnell, und glücklicherweise ohne auszurutschen, die vielen Steinstufen hinunter und fangen einen Torbogen, unter dem es trockener war als auf offener Grasfläche. Zwar wurden ihre Füße immer noch durchnässt, aber damit fanden sie sich ab.

„Und was jetzt?“

Emilys Frage wurde von einem ohrenbetäubenden Donner verschluckt und die Amerikanerin zuckte zusammen. Gerade wollte sie noch einmal den Mund öffnen, als ein weiteres, ebenso lautes Grollen dem ersten folgte. Diesmal zuckten sie alle zusammen. Der mittlerweile schwarze Himmel wurden für einen kurzen Moment von einem gleißenden Blitz erhellte. Unmittelbar danach donnert es wieder. Ein weiterer Blitz zuckte über ihnen und sie hatten das Gefühl, dass der nächste verdammt nah sein würde. Sie konnten die Spannung fast spüren. Und sie lagen richtig. Es gab einen lauten Knall, als die geballte elektrische Ladung die Bühne des Amphitheaters traf. Sie traten zeitgleich einen Schritt zurück und stolperten entweder über ihre eigenen, oder die Füße eines anderen. Als sie zu Boden gingen, fielen ihre Blades auf ihren diversen Taschen und rollten über den Kies, bis sie dicht beieinander lagen. Die fünf Blader hatten kaum Zeit, sich zu wundern. Die Bitchips fingen erst an, leicht zu glühen, bevor sie auf einmal so hell aufleuchteten, dass sie ihre Besitzer geblendet wurden und ihre Augen schließen mussten. Sie fühlten nur noch ein kurzes Ziehen an den Füßen, dann wurde es um sie herum schwarz…

2. Ein Schock nach dem anderen...

Hallo! ^^
 

Erstmal Danke für die lieben Kommis. Und wies aussieht wird das wohl doch eine TalaxKai-FF. Wahrscheinlich kupple ich auch noch Emily mit Oliver, mal sehen. ^^ Das steht aber noch in den Sternen. *lol*

Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber bei den ganzen sch*** Klausuren bin ich einfach nicht zum Schreiben gekommen. ^^" Tut mir wirklich leid, ich hoffe es wird in nächster Zeit besser.

Viel Spaß beim Lesen! Für die, die nicht so viel über Ludwig XIV. und andere historische, in dieser FF wichtige, Infos weiß, ich lade demnächst ein paar Hintergrundinformationen bei den Charas hoch. (Nebenbei: sorry, dass die Bilder so scheiße sind, aber ich hatte noch keine Zeit nach guten zu suchen...)

Bitte hinterlasst wieder nen Kommi! ^^ (Nochmal danke an shibui und lunalinn!)
 

Bussi, Melou xxx
 


 

Kapitel 2: Ein Schock nach dem anderen…
 

Langsam schlug Tala die Augen auf. Irgendetwas drückte ihm unangenehm gegen den Rücken. Helles Licht blendete ihn und er kniff seine Lider schnell wieder zusammen. Er stützte die Arme an seinen Seiten ab und setzte sich auf. Seine Hände fassten in Gras, wenn ihn nicht alles täuschte. Mit einem Schlag war er hellwach und riss die Augen auf. Wo zum Teufel war er gelandet? Schnell sah er sich um. Er saß unter einem großen Baum, dessen Wurzeln ihn so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatten. Doch der Rothaarige konnte sich keinen Reim darauf bilden. Was war eigentlich passiert? Er versuchte angestrengt, sich zu erinnern. Sie waren in Frankreich gewesen. Paris. Bei dem komischen Franzosen. Sie hatten in einem Restaurant gegessen und auf dem Rückweg…

Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Das Gewitter! Und das Amphitheater. Warum war er nicht dort? Und wieso war es helllichter Tag und nicht mitten in der Nacht?

Wankend stand Tala auf, als er plötzlich ein leises Rascheln hörte. Er drehte sich um und entdeckte Oliver, ein paar Meter entfernt im Gras liegend. Der grünhaarige Franzose war gerade dabei, sich aufzusetzen. Stöhnend rieb er sich die Schläfen und sah sich dann verwundert um. Er erblickte Tala unweit neben sich selbst. Der Russe sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an, der jedoch nichts Gutes verhieß. Olivers Gliedmaßen waren versteift und ihm tat alles weh, deshalb konnte er sich nur langsam erheben. Kurz wurde ihm schwarz vor Augen, da sein Kreislauf sich noch nicht richtig angekurbelt hatte.

Er rieb sich schnell über die Augen, dann wurde sein Blickfeld wieder klarer.

„Wo sind die anderen?“ fragte er Tala, als er sicher auf beiden Beinen stehen konnte.

Der Rothaarige deutete mit einem Kopfnicken hinter sich, wo Kai, Emily und Garland in einem kleinen Umkreis um den großen Baum herum lagen.

„Aber wo sind wir?“ kam es dann von Tala und Oliver sah ihn verwundert an.

„Wieso?“

Tala verdrehte genervt die Augen. „Hast du dich schon mal umgesehen?“

Der Franzose schüttelte verwundert den Kopf. Warum auch? Sie waren in einem Park in Paris, hatten sich vor einem Gewitter gerettet und…

Oliver hielt verwundert inne. Sein Blick schweifte nach oben an den Himmel. Es waren nur vereinzelte, schneeweiße Wolken zu sehen und die Sonne warf ihre Strahlen hinunter auf die grünen Baumkronen und die Wiese, auf der sie standen. Irgendetwas passte hier nicht ins Bild. Und nun leuchtete Oliver auch ein, was es war.

Wo war der Park? Wo war das Amphitheater? Und wo zum Teufel war der Eiffelturm?

Das hier war ganz sicher nicht Paris, soviel konnte der Grünhaarige sagen. Aber warum es nicht mehr gewitterte, sondern plötzlich helllichter Tag und eitel Sonnenschein war, das wusste er nicht.

„Wie kommen wir hier her?“ stieß er schließlich hervor und sah Tala an. Der Russe bedachte ihn nur mit einem kühlen Blick.

„Seh ich so aus, als ob ich’s weiß?“

Oliver zuckte zusammen. „Entschuldigung. War nur eine Frage.“

„Ja, eine ziemlich dumme“, war der Kommentar des Rothaarigen und Oliver wandte sich seufzend ab.

„Vielleicht sollten wir erst einmal die anderen wecken“, schlug er versöhnlich vor und ging ein paar Schritte auf Emily zu. Er rief ihren Namen, währenddessen rüttelte Tala an Kais Schulter.

Als alle wenige Minuten später, teilweise mit üblen Kopfschmerzen, mehr oder weniger auf den Beinen waren und Oliver ihnen ihre Situation erklärt hatte, standen sie in einem Kreis und versuchten, einen Ausweg zu finden.

„Ich würde ja zuerst einmal nach einer Straße Ausschau halten“, meinte Emily nach einer Weile. „Wenn wir Glück haben treffen wir auf jemanden, der uns helfen kann, oder zumindest weiß, wo wir hier sind.“

„Ein guter Vorschlag“, sagte Oliver. „Was meint ihr?“

Garland nickte zustimmend, von Tala und Kai kam nur ein einstimmiges Murren, mit dem sie wohl ihren Zuspruch Ausdruck verleihen wollten. Gedanklich schüttelte Oliver den Kopf. Warum musste so was aber auch immer ihm passieren…
 

Die fünf Beyblader waren bestimmt eine Stunde unter der gleißenden Sonne in eine Richtung -Oliver glaubte, es handelte sich um Norden- gelaufen und waren schon kurz vorm Umdrehen, als Emil plötzlich einen fröhlich Ausruf von sich gab.

„Schrei leiser, mir brummt der Schädel“, knurrte Kai und kniff die Augen leicht zusammen. Emily lächelte ihn entschuldigend an, deutete dann aber auf eine Straße, oder vielmehr einen Weg, der sich durch den Wald zog, in dem sie sich seit etwa einer halben Stunde befanden.

Tala schnaubte. „Das nennst du eine Straße? Hier ist wahrscheinlich in hundert Jahren keiner mehr lang gekommen.“

„Besser als nicht“, rechtfertigte die Amerikanerin ihre Entdeckung und sah dann verwundert zu Garland, der sich neben den Weg gekniet hatte. „Was machst du da?“

Der Grauhaarige fuhr mit den Fingern etwas entlang, das wie Reifenspuren aussah.

„Hier ist bestimmt etwas lang gekommen. Aber die Spuren sehen nicht so aus, als ob sie von Autos stammen.“

Er richtete sich wieder auf und klopfte sich die verstaubte Hand an seiner Hose ab.

„Vielleicht Fahrräder?“ kam es vorsichtig von Oliver, der nun auch ein genaueres Auge auf die besagten Abdrücke warf, die sich auf dem sandigen Weg abzeichneten.

„Für mich sehen die Spuren eher nach irgendwelchen Karren aus“, sagte Emily und rückte sich ihre Brille zurecht. „Oder Kutschen.“

„Na super.“ Tala verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt sind wir wahrscheinlich irgendwo in der Pampa gelandet.“

„Nicht so laut“, zischte Kai wütend und funkelte den Russen an.

Dieser hob abwehrend die Hände. „Verzeihung, Herr Hiwatari, ich habe den bedauerlichen Zustand ihres Köpfchens wohl vergessen.“ Aber der andere sah ihn weiter aus fast glühenden Augen heraus an, womit er dem Rothaarigen mehr als deutlich machte, dass er nicht zu Scherzen aufgelegt. Tala verstummte erstaunlich schnell und ließ seine Hände wieder in die Seitentaschen seiner Hose verschwinden.

Bevor jemand noch etwas von sich geben konnte, wurden sie auf ein Geräusch aufmerksam, das langsam aber stetig lauter wurde. Verwundert sahen sie nach links, wo nach kurzer Zeit auch schon die Urheber auftauchten.

„Da hast du deine Kutschen“, sagte Kai in einer einigermaßen verständlichen Lautstärke, aber Emily reagierte trotzdem nicht.

Sie sah, wie die anderen drei, wie gebannt auf die zwei Kutschen, die nun vielleicht noch fünfzig Meter von ihnen entfernt waren. Soweit die Orangehaarige es erkennen konnte, wurden die Kutschen von jeweils zwei Pferden gezogen. Außerdem sahen sie sehr alt aus. Jedoch nicht durch die Beschaffenheit, sondern einfach wenn man vom Stil ausging. Solche Fahrwerke hatte sie das letzte Mal in einem Museum gesehen, in dem die verschiedenen Fortbewegungsmöglichkeiten des Menschen aufgeführt worden waren. Aber diese Kutschen hier sahen so aus, als wären sie noch sehr intakt.

Die Fünf waren vollkommen außer Stande, sich zu bewegen, als plötzlich die erste der beiden Kutschen abrupt neben ihnen zum Stehen kam. Der Kutscher hatte die langen und, wie man bemerken musste, vielen Zügel angezogen. Sie hätten sich wahrscheinlich über seinen Gesichtsausdruck gewundert, wenn sie nicht so gebannt auf seine Kleidung gestarrt hätten. Die kniehohen, schwarzen Stiefel waren noch das, was am wenigsten heraus stach. Auch die weiße Hose war nicht weiter auffällig. Aber die nachtblaue Jacke, die mit goldener Kordel und gleichfarbigen Knöpfen besetzt war, war alles andere als zeitgemäß. Aus den breiten Ärmeln kam weiße Spitze zum Vorschein, die Hände waren behandschuht und der Kragen war hochgeschlossen. Das weiße Hemd, das der Kutscher wohl unter der Jacke trug, ging, aufwendig mit einer breiten Schleife zusammengebunden, bis unter sein Kinn und bedeckte den gesamten Hals.

Die Kutsche selbst war ebenso untypisch, wie der Mann, der sie fuhr. Die Räder waren schmal und hatten bestimmt einen Durchmesser von einem Meter. Sie waren, wie die ganze Kutsche, auf weiß lackiertem Holz. Die recht groß wirkende Kabine war hatte drei kleine Fenster und eine schmale Tür, und war von außen mit goldenen Verzierungen verschönert. Man konnte nicht erkennen, was im Innern war, da die Fenster von innen von dunkelroten Vorhängen verhangen waren.

Langsam eisten sie ihren Blick von der ersten Kutsche los und wandten ihn der zweiten zu, die ein exaktes Duplikat der ersten war. Dann nahmen sie plötzlich ein klickendes Geräusch war, begleitet von einem lang gezogenen Knarren. Die Tür der ersten Kutsche hatte sich geöffnet.

Der Kutscher sprang eilends von seinem Sitz und klappte zwei kleine Stufen hervor, die unter dem Rumpf befestigt waren. Er stellte sich extrem steif hin, nickte kurz mit dem Kopf und nahm dann wieder auf dem Kutschbock Platz. In der Kabine war es fast stockdunkel, durch die Vorhänge vor den Fenstern, aber das weniger Licht, was nun durch die geöffnete Tür hinein fiel, zeigte einen kleinen Teil der Innenausstattung, die ebenfalls weinrot gehalten war. Den Umrissen nach, befanden sich zwei Personen darin. Und eine rührte sich nun.

Zuerst sahen sie nur einen schmalen, zierlichen Schuh aus cremefarbener Seide, der auf die erste Stufe trat. Der Blick der Fünf wanderte gleichzeitig langsam nach oben. Die Person blieb auf der zweiten Stufe stehen. Es handelte sich um eine junge Frau, vielleicht auch noch eine Jungendliche. Sie trug ein hellblaues Kleid mit einem runden Ausschnitt und Dreiviertel-Ärmeln, die trichterförmig endeten und mit Spitze und Rüschen verziert waren. Obenrum lag es sehr eng an und komplimentierte eine sehr schmale Taille. Dort befand sich eine Naht und der Rock des Kleides fiel weit ausladend um die Füße der Frau.

Sie hatte ein hübsches Gesicht mit ebenmäßigen Zügen, eine blasse Haut und die fast schwarzen Haare waren hochgesteckt.

Sie musterte sie mit einem verwunderten Blick, ebenso wie die Beyblader sie. Dann erhob sie ihre Stimme.

„Was machen fünf seltsame Gestalten wie ihr in einem so verlassenen Landstrich?“

Oliver schluckte. Selten hatte er einen Menschen so sprechen hören. Ihre Stimme klang so gehoben und ihre Worte waren gut gewählt gewesen. Er merkte, dass sie anderen keine Anstalten machten, etwas zu erwidern. Also blieb das mal wieder an ihm hängen.

„Das wissen wir selbst nicht so genau“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Wir waren mit unseren Freunden in Paris, als wir in ein Gewitter geraten sind. Und plötzlich waren wir hier.“

Die junge Frau sah ihn verwirrt an und Oliver konnte ihr Verhalten gut nachvollziehen. Wenn er so etwas von jemandem gehört hätte, hätte er denjenigen wahrscheinlich auch für bescheuert erklärt. Nur fragte er sich nun wirklich, wo sie gelandet waren. Waren sie an eine Liebhaberin der barocken Zeit geraten, weil sie sich so kleidete?

„Habt ihr gehört, Hoheit?“ kam es dann von der jungen Frau und sie neigte sich leicht zurück. Anscheinend waren ihre Worte an die andere Person in der Kutsche gerichtet. Sie vernahmen ein paar leise Worte, konnten sie aber nicht verstehen.

„Meine Herrin möchte wissen, woher ihr kommt, da ihr die Art eurer Kleidung nicht bekannt ist. Auch würde sie sich für eure Namen interessieren.“

Oliver räusperte sich nervös. Wie schon vorher konnte er wohl keine Hilfe von seinen Freunden erwarten. Die hatten anscheinend ihre Zunge verschluckt.

„Mein Name ist Oliver de Demondes“, stellte er sich vor und wollte gerade fortfahren, als die junge Frau in dem hellblauen Kleid ihn unterbrach.

„De Demondes, sagtet ihr?“ Oliver nickte. „Ich dachte der Graf hätte seinen Sitz in Marseille.“

Der Franzose stutzte. Graf? Marseille? Seine Familie war adelig, das wusste er gut. Auch war ihm bekannt, dass sie ihren Ursprung in Marseille, im Süden Frankreichs, hatten. Aber das war doch schon seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr so. Moment, konnte das heißen, dass…?

„Verzeihen sie“, sagte Oliver höflich. „Aber könnten sie mir sagen, welches Jahr wir haben?“

Erst schien die Frau skeptisch, aber dann antwortete sie doch. „Es ist das 33. Herrschaftsjahr unseres Königs“, sagte sie. „1676.“
 


 

*+*+*+*+*+*+*
 

Tja, das Kapitel is leider nicht so lange geworden wie geplant. ^^" Aber es musste einfach an der Stelle aufhören.

Ach ja, ich wäre echt dankbar, wenn mir jemand helfen könnte, Garlands Haarfarbe zu defnieren... Die Farbe kann ich einfach nich deuten... X__x"

Hoffe, man liest sich!!

3. Glück im Unglück

Hi! ^^
 

So, jetzt ganz schnell, ohne Umschweife, zum neuen Kappi. Ist leider immer noch nicht so lang, aber es war gerade ne passende Stelle zum Aufhören und es ist schon spät. Außerdem schreib ich morgen Mathe-Klausur....<.<"

Danke an lunalinn und shibui für die Kommis! *knuddel* Hoffe es gefällt euch weiterhin! Viel Spaß beim Lesen!
 

Melou xxx
 

Kapitel 3: Glück im Unglück
 

1676… Diese Jahreszahl hallte noch lange in ihren Köpfen hin und her, bis sie endlich den Weg in ihre Denkströme fand.

„WAS?!“ riefen sie alle gleichzeitig auf und die junge Frau zuckte ein wenig zurück.

„1676?“ hakte Emily noch einmal nach. „Wie sind im 17. Jahrhundert?“

Die Frau nickte unsicher. „Natürlich.“ Sie schien sich wieder etwas zu fangen. „Geht es ihnen gut?“

Darauf wussten die Fünf wirklich keine Antwort. Aber wenigstens wussten sie jetzt, warum sie auf keine Autos getroffen waren. Oliver nickte etwas benommen, um der jungen Französin –denn das war sie offensichtlich- wenigstens eine einigermaßen verständlich Antwort zu geben.

„Seid ihr da sicher, Monsieur de Demondes? Ihr und eure Gefährten wirkt äußerst bestürzt. Dürfte ich den Grund erfragen?“

Oliver strich sich fahrig die Haare aus dem Gesicht. „Nun ja. Ich denke, das ist etwas schwer zu erklären. Und ihr würdet es ohnehin nicht glauben können.“

Die Französin öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als erneut die Stimme aus dem Inneren der Kutsche erklang. Wieder nur ein Flüstern, so dass sie erneut nicht verstanden, was gesagt wurde. Hoffentlich würde die junge Frau es ihnen sagen. Diese verlagerte ich Gewicht zurück in die Mitte und wandte ihre Aufmerksamkeit den fünf Beybladern zu.

„Meine Herrin bittet euch, ihr den Grund zu nennen. Ihr habt ihr Interesse geweckt. Auch würde sie gerne wissen, wer eure Begleiter sind und woher sie kommen.“

„Nun gut“, gab Oliver sich geschlagen und hoffte, dass es hier in der Nähe keine Scheiterhaufen mehr gab. „Es klingt wirklich nicht sehr logisch und wir wissen selbst noch nicht, wie das passieren konnte. Aber es hat den Anschein, dass wir beim gestrigen Gewitter 330 Jahre in die Vergangenheit gereist sind. Wir kommen aus dem Jahr 2007.“

Die junge Französin verlor zum ersten Mal seit ihrem Auftreten ihre selbstsichere Haltung. Sie starrte Oliver vollkommen fassungslos an und dieser spürte auch die Blicke seiner Freunde auf sich. Sie fragten sich bestimmt, warum zur Hölle er so dumm gewesen war, diese Sache auszuplaudern. Sie würden bestimmt für Verrückte erklärt und in einen Irrenhaus gesteckt werden.

„Aus der Zukunft?“ fragte die Frau fassungslos, machte aber den Eindruck, als würde sie sich langsam wieder fangen. „Kommen daher diese Kostümierungen?“

„Das sind keine Kostümierungen“, stieß Tala plötzlich aus. „So laufen alle da rum!“

Oliver sah ihn entgeistert an. Warum musste er denn unbedingt aus der Haut fahren? Natürlich sahen sie für jemanden aus dem 17. Jahrhundert aus wie irgendwelche Clowns. Das war doch verständlich, aber er musste es natürlich persönlich nehmen. Es hatte doch gut angefangen, sie hätten Hilfe bekommen können. Jetzt hatten sie es sich verbockt.

Plötzlich drang aus der Kabine der Kutsche ein glockenhelles Lachen. Nur kurz, aber es reichte, um die Französin sich umdrehen zu lassen. Sie lauschte kurz den leisen Worten, dann schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht und sie drehte sich zu Tala um.

„Ich muss mich entschuldigen, Monsieur. Es stand mir nicht zu. Meine Herrin findet eure Kleidung äußerst geschmackvoll und abwechslungsreich.“

Tala murrte nur etwas und schien nicht wirklich zufrieden mit dieser Entschuldigung. Oliver musste ein Lachen unterdrücken, dann fiel ihm etwas ein.

„Verzeiht, jetzt habe ich ganz vergessen, meine Begleiter vorzustellen“, sagte er und deutete als erstes auf Tala. „Tala Ivanow, aus Russland. Das daneben ist Kai Hiwatari. Er ist in Russland geboren, aber in Japan aufgewachsen.“ Seine Hand wanderte weiter zu Garland. „Das ist Garland Makwana aus Indien. Und das hier ist Emily Brooks. Sie kommt aus Amerika.“

Die junge Französin neigte anmutig den Kopf und lächelte sie an. „Es freut mich, ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin Anais Joséphine de Loiret.“

Oliver deutete ebenfalls eine leichte Verbeugung an, schließlich wollte er sich so höflich wie möglich verhalten. Die anderen waren wohl noch immer etwas verkrampft.

„Anais?“ ertönte auf einmal wieder die leise Stimme aus dem Inneren der Kutsche. „Ich möchte mit ihnen sprechen.“

„Seid ihr sicher, Hoheit?“ fragte die junge Französin nach und schien überrascht.

„Natürlich“, gab die Person, die hundertprozentig ebenfalls weiblich war, von sich und Anais stieg die letzte Stufe der kleinen Treppe hinunter und stellte sich neben die Kutsche. Sie hob ihre linke Hand, die sofort von einer anderen, noch zarteren, ergriffen wurde. Langsam, Oliver kam es wie in Zeitlupe vor, verließ die zweite Person, Anais’ Herrin, die Kabine. Der weite Saum eines prunkvollen, cremefarbenen Kleides fiel um ihre Füße, die grazil die Stufen hinuntergingen und letztendlich sicher auf dem Boden zum Stehen kamen. Es fiel den Beybladern sofort auf, dass die junge Frau, die nun vor ihnen stand und ihr Blicke auf sich zog, eine hochgestellte Adelige sein musste. Allein die prunkvolle Robe zeigte es genau. Der Rock war mit vielen goldenen Fäden bestickt, die ein schönes Muster ergaben. Das Bustier zierte in der Mitte ein breiter, weißer Streifen, der bis zur Taille hin spitz zulief und ebenfalls bestickt war. Die Ärmel glichen denen von Anais, nur das die Rüschen sie noch voluminöser aussehen ließen und an den Schultern waren sie gepufft. Der Ausschnitt war nicht rund, sondern eckig, aber ebenso tief.

Oliver versuchte gerade, im Kopf auszurechnen, was so ein Kleid wohl für ein Vermögen kosten würde, da fiel sein Blick auf die prächtige Halskette aus feinen Diamanten. Zweifelsohne eine sehr wichtige Frau, trotz ihres jungen Alters. Ihr Gesicht ließ sogar annehmen, dass sie in ihrem Alter würde sein können.

Oliver kannte sich gut mit der Geschichte Frankreichs aus, deswegen konnte er genau sagen, dass sie sehr untypisch war für das damalige Schönheitsbild. Sie hatte weder die blasse Haut, noch die aquiline Nase. Im Gegenteil. Ihre Haut war sonnengebräunt und ihre Stupsnase und vollen Lippen verliehen ihr ein Aussehen, das nach Olivers Bild nicht ins Französische passte. Auch die vielen Sommersprossen in ihrem Gesicht stachen ins Auge, ebenso wie die stahlblauen Augen, die ihn ein wenig an Talas erinnerten, nur das sie sanfter und freundlicher blickten. Ihre Haare hatten einen ungewöhnlichen roten Ton, der Oliver an die Farbe von Kupfer oder herbstlichen Blättern erinnerte. Diese verdrehten sich zu Korkenzieherlocken, die gebändigt wurden, indem sie jemand streng nach oben gesteckt hatte. Nur vereinzelte Strähnen fielen heraus und auf ihre schmalen Schultern.

In ihrer rechten Hand hielt sie einen vergoldeten Fächer, mit dem sie sich stetig etwas Luft zufächerte. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

„Ich freue mich, eure Bekanntschaft zu machen, Zeitreisende“, sagte sie und sah kurz in die Runde. „Mein Name ist Camée Hélène de Bourbon-Mancini. Meine Hofdame Anais hat sich ja bereits vorgestellt.“

Oliver riss überrascht die Augen auf. Eine Bourbonin? Er sah kurz zu Kai, Tala, Emily und Garland, aber diese schienen dem Namen keine Bedeutung zu schenken. Aber dem Franzosen leuchtete es nun ein. Deswegen hatte Anais sie mit Hoheit angesprochen.

„Bourbon?“ entfloh es ihm unbewusst und Camée lachte auf.

„Kennt man diesen Namen denn überhaupt in… wie viele waren es? Dreihundert Jahre?“

Oliver nickte hastig. „Natürlich. Dürfte ich fragen, in welcher Verbindung ihr zu dem König steht?“

Die anderen spitzten die Ohren. Wieso jetzt König?

Angesprochene lächelte sanft. „Natürlich dürft ihr. Aber wenn ihr erlaubt, so möchte ich euch die Antwort nicht auf offener Straße geben. Ich würde euch gerne einladen, mit mir zu kommen. Es gibt so vieles, was ich gerne fragen würde.“

Oliver sah unsicher zu den anderen. Emily nickte eifrig, Garland wirkte eher skeptisch und Tala und Kai schien es egal zu sein. Das war mal wieder typisch. Also blieb die Entscheidung an ihm hängen. Wenn er genau darüber nachdachte, so sprach eigentlich nichts dagegen, das Angebot anzunehmen. Es würde ihnen nicht viel bringen, weiter im Wald festzusitzen. Und, das wusste er aus Erfahrung, sollte man ein Angebot einer solchen Person nie ausschlagen, sonst machte man sich womöglich noch Feinde.

„Es wäre uns eine Ehre“, antwortete er deshalb und Camée zeigte mit einem breiten Lächeln ihre strahlend weißen Zähne.

„Sehr gut“, sagte sie und wandte sich dann Anais zu. „Bring sie bitte zur zweiten Kutsche, Anais.“ Dann stieg sie wieder in die Kabine und setzte sich.

„Folgt mir“, forderte Anais die Fünf auf. Der Fahrer der hinteren Kutsche war schon aufgesprungen und hatte die Tür für sie geöffnet.

„Warum fahrt ihr mit zwei Kutschen?“ fragte Oliver Anais, die neben ihm lief.

„Es ist ein Geschenk des Herzogs von Orléans“, erklärte die Französin. „Ihre Hoheit hat die letzten drei Wochen bei ihm verbracht.“

Emily schien plötzlich ziemlich aufgekratzt zu sein und kletterte als erstes freudestrahlend in die Kutsche. Tala und Kai folgten ihr wortlos, nur Garland beäugte das altmodische Fortbewegungsmittel noch ein wenig misstrauisch. Letztendlich schien er von der Stabilität überzeugt und setzte sich ebenfalls. Oliver drehte sich noch einmal zu Anais um.

„Vielen Dank für eure Hilfe“, sagte er lächelnd.

„Dankt nicht mir“, erwiderte die junge Hofdame. „Ihr habt außerordentliches Glück, auf die Prinzessin getroffen zu sein.“

Dann raffte sie den Rock ihres Kleides und lief zurück nach vorne, wo die erste Kutsche bereits auf sie wartete. Oliver sah ihr noch kurz nach, dann ging er die zwei Treppenstufen hinauf und setzte sich neben Garland. Kai ihm gegenüber rieb sich die Schläfen. Er saß zwischen Emily und Tala, welcher teilnahmslos den kleinen Vorhang zurückhielt und aus dem Fenster sah. Die Amerikanerin hatte ihre Hände in ihrer Hose verkrampft und wippte hin und her.

„Ist alles ok mit dir, Emily?“ fragte der Franzose deswegen etwas besorgt, als sich die Kutsche ruckelnd in Bewegung setzte.

Die Angesprochene grinste verlegen. „Mir geht’s prima, aber ich bin tierisch aufgeregt.“ Oliver stutzte. So kannte er Emily ja gar nicht. Diese schien seine Gedanken zu erahnen und plapperte weiter. „Stellt euch doch mal vor, was uns passiert ist! Ich weiß noch nicht genau wie, aber irgendwie sind wir wirklich in der Vergangenheit gelandet. Das ist doch der Wahnsinn!“

„Wer weiß, ob das wirklich so stimmt“, kam es von Garland und Emily sah ihn skeptisch an.

„Was hast du denn bitteschön dann für eine Erklärung, wie wir ins Jahr 1676 gekommen sind?“

Der Grauhaarige zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist das Alles nur eine riesige Farce.“

„Das ist doch Schwachsinn.“ Die Orangehaarige schüttelte energisch den Kopf. „Natürlich klingt es unlogisch, und ich werde das Ganze erstmal analysieren müssen“, sie rückte sich ihre Brille zurecht, „aber es spricht soviel dafür. Die Kutschen, die Kleider und habt ihr auf die Art geachtet, wie sie reden? Wie in dem Film den wir heute gesehen haben.“

„Ach der“, erinnerte sich Oliver. „Irgendwie schon ein blöder Zufall oder?“

Garland verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin trotzdem noch nicht überzeugt. Vielleicht haben wir uns auch nur den Kopf heftig gestoßen und phantasieren vor uns hin.“

Emily winkte ab. „Ach quatsch.“ Dann wandte sie sich Oliver zu. „Mir fällt gerade wieder etwas ein: Warum hast du nach dem König gefragt?“

Jetzt schienen auch die beiden Russen aufmerksam zu werden, denn Tala sah nicht mehr aus dem Fenster, sondern zu dem Franzosen und Kai hatte die Hände von seinen Schläfen genommen.

„Ist euch ihr Nachname nicht aufgefallen?“ stellte dieser eine verwunderte Gegenfrage.

„Er klang sehr französisch“, meinte Tala. „Aber das war dann auch schon alles.“

Oliver seufzte auf und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ihr Nachname war Bourbon-Mancini“, rief er den anderen ins Gedächtnis. „Was das Mancini bedeutet, weiß ich nicht genau. Aber Bourbon…“ Er hielt kurz inne. „Sagen wir mal so: Die Bourbonen waren in Frankreich das, was in England die Windsors sind.“

„Also die Königsfamilie“, schlussfolgerte Kai und der Grünhaarige nickte.

„Genau“, sagte er. „Das heißt, wenn sie diesen Namen trägt, muss sie auf irgendeine Weise mit dem König verwandt sein. Das ist doch unglaublich, oder? Eine Verwandte des Sonnenkönigs…“

Garland räusperte sich. „Das ist ja alles schön und gut. Aber ich würde trotzdem gerne wissen, wo wir sind und wo wir hinfahren.“

Oliver überlegte kurz. „Also in Paris sind wir auf keinen Fall. Aber Anais sagte, dass sie beim Herzog von Orléans waren. Von daher würde ich sagen, wir sind irgendwo an der Loire. Wo genau weiß ich nicht.“

„Na ja“, grinste Emily. „Das werden wir ja dann sehen…“
 

+-+-+-+-+-+-+
 

So, hab Garland jetzt einfach mal zum Inder gemacht, dann haben wir schön Multi-Kulti. ^^" Außerdem is mir nichts besseres eingefallen. *lol*

Ach ja, die Hintergrundinfos sind jetzt hochgeladen und wie immer, alle Fragen einfach an mich, ok?

Man liest sich!!

4. Des Königs liebster Bastard

HI! ^^
 

So, hab mich diesmal etwas beeilt und bis in die Puppen geschrieben, damit ich das neue Kapitel fertig bekomme. Ist diesmal auch glücklicherweise etwas länger geworden. Leider ist die Handlung immer noch nicht so spannend, aber ich muss ja auch erstmal alles passend einführen etc. Genau ist es mit meinem Pairing. Ich mag es nicht, wenn sowas von null auf 100 geht, deshalb wird es sich wahrscheinlich von Kapitel zu Kapitel steigern. ^-^
 

@ shibui: Deine Frage wird in diesem Kapitel beantwortet. ^^ Aber du liegst mit deiner Vermutung richtig. War aber auch sehr offensichtlich. Auch wenn es super wäre, Camée ist leider keine historische Figur, sondern vollkommen frei von mir erfunden. ^^" Und ich hoffe auch, dass Tala und Kai in den nächsten Kapiteln etwas aktiver werden.
 

So, jetzt ohne weitere Umschweife: Viel Spaß beim Lesen!!
 

Bussi, Melou xxx
 


 

Kapitel 4: Des Königs liebster Bastard
 

Sie konnten nicht sagen, wie lange sie schon in der Kutsche saßen. Das unaufhörliche Geruckel ließ es ihnen endlos vorkommen.

Olivers Hinterteil war mehr als nur wund gesessen. Wenn sie wieder zurück sein würden, würde er erst einmal vor jedem Auto oder Bus auf die Knie fallen und die Technik preisen. Das war ja nicht zum Aushalten. Zudem ratterte alles um sie herum. Er bemitleidete Kai, auch wenn dieser es nicht hören wollte, wegen seiner Kopfschmerzen. Die wurden bestimmt nicht besser.

„Alles ok?“ fragte er, einfach der Höflichkeit wegen. Der Halbrusse sah wirklich angeschlagen aus.

„Geht schon“, antwortete Kai gepresst und strich sich kurz über die Augen. „Würde nur ne Menge für ne Schmerztablette geben…“

Tala sah seinen Teamkollegen belustigt an. „Von den Quacksalbern dieser Zeit würde ich mir an deiner Stelle nichts andrehen lassen.“

Der Blauhaarige schnaubte und schloss die Augen, was wohl ein Zeichen war, dass er jede weitere Störung mit dem Tod bestrafen würde. Oliver räusperte sich, wusste aber dann doch nicht genau, was er eigentlich hatte sagen wollen. Wahrscheinlich wollte er nur die Geräusche der Kutsche übertönen.

Emily hatte die ganze Zeit aus dem Fenster gesehen, mit einem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht. Man konnte fast sehen, wie sich die Zahnräder hinter ihrer Stirn drehten. Plötzlich schien sie so etwas wie einen Geistesblitz zu haben.

„Sagt mal“, begann sie und die anderen erwachten aus ihrer Starre. Kai hob eine Augenbraue als Zeichen, dass er zuhörte. „Habt ihr eure Beyblades bei euch?“

Die vier Jungs langten in ihre diversen Taschen und fischten ihre jeweiligen Kreisel heraus.

„Natürlich“, antwortete Garland. „Ich hätte es gemerkt, wenn Apollon gefehlt hätte. Warum fragst du?“

„Na ja“, meinte Emily und schob sich ihre Brille wieder gerade, die bei dem Gewackel der Kutsche verrutscht war. „Als der Blitz im Atrium eingeschlagen ist, da sind unsere Blades aus der Tasche gefallen und haben geleuchtet. Warum haben wir sie dann auf einmal wieder? Rein logisch gesehen müssten sie doch immer noch in Paris sein, oder?“

Da konnten ihr die anderen nur zustimmen. Nachdenklich sahen sie auf die Blades in ihrer Hand.

„Als sie aufgeleuchtet haben“, durchbrach schließlich Tala die Stille, „meint ihr, sie haben uns irgendwie hierher befördert?“ Mit gerunzelter Stirn sah er auf Wolborg. Der Bitchip glänzte im Licht, das durch die geöffneten Vorhände fiel.

„Möglich wäre es.“ Oliver sah zu Emily. „Was sagst du dazu?“

Die Amerikanerin tippte sich kurz gegen das Kinn. „Also rein wissenschaftlich müsste ich das natürlich erst überprüfen. Aber es könnte sein, dass unsere Bitbeasts durch die elektrische Spannung in der Luft aktiviert wurden und ein Loch in die Zeit gerissen haben. Wenn ihr versteht, was ich meine.“

„Loch in die Zeit?“ hakte Garland skeptisch nach und steckte Apollon wieder in seine Hosentasche.

„Ich weiß nicht, wie ich es anders nennen soll“, rechtfertigte sich die Orangehaarige. „Ich kann es mir nur so erklären.“

Eine nachdenkliche Pause entstand. Jeder ließ sich Emilys Worte mehrere Male durch den Kopf gehen. So unlogisch es ihnen auch schien, es machte Sinn. Zumindest ein wenig. Außer der Amerikanerin hatte keiner von ihnen sehr viel Ahnung von Technik und Wissenschaft. Ihre Theorie klang da eigentlich sehr einleuchtend.

Die Kutsche ruckelte weiter. Eine halbe Ewigkeit später, stieß Emily plötzlich einen kurzen, spitzen Schrei aus und deutete aus dem Fenster. Die anderen folgten ihrem Blick und ohne Ausnahme fiel ihnen der Unterkiefer herunter.

Der Wald hatte sich gelichtet und gab nun den Blick auf ein riesiges Schloss frei, dass sich am Horizont erhob. Das weiße Gemäuer und dunkelblaue Dach mit den vielen Türmen und Rundbögen erkannte Oliver sofort.

„Chambord“, wisperte er überrascht.

„Was?“ Tala hatte sich zu ihm gedreht.

Der Franzose nickte zu dem Renaissance-Schloss. „Das ist das Château Chambord. Das größte Château der Loire-Region.“

Langsam kamen sie näher und die Räder der Kutsche gruben sich tief in den kiesigen Weg, als sie auf eine Art Allee bogen und nun frontal auf das Schloss zufuhren.

„Gigantisch“, murmelte Emily beeindruckt und eine gewisse Vorfreude zeigte sich auf ihrem Gesicht. „In so einem Schloss würde ich auch gerne wohnen.“

„Ach ja?“ Garland zog verwundert die Augenbrauen hoch.

Die Amerikanerin zuckte grinsend mit den Schultern. „Tja, ob ihr es glaubt oder nicht, aber jedes Mädchen würde gerne eine Prinzessin sein.“

Diese Aussage kassierte einige überraschte und ungläubige Blicke seitens ihrer männlichen Kollegen, aber Emily störte sich nicht daran. Vielmehr interessierte sie das große Château, durch dessen Tor sie nun fuhren. Aber bis zur Haupttür waren es trotzdem noch gute 100 Meter.

„Ein paar Hintergrundinfos dazu?“ fragte Tala Oliver plötzlich und musterte das weiße Gemäuer kritisch.

Der Franzose räusperte sich. „Also, Chambord wurde so weit ich weiß 1519 von dem französischen König Franz I. erbaut. Also in der Renaissance. Nach 25 Jahren war der Bau beendet. Es war eigentlich nur ein Jagdschloss und die meiste Zeit unbewohnt. Und in dem Schloss gibt es eine berühmte Wendeltreppe, von Leonardo da Vinci entworfen. Es heißt, zwei Menschen können die Treppe hinauf bzw. hinunter gehen, ohne sich zu begegnen.“

„Wie geht das denn?“ Kai hatte eine Augenbraue in die Höhe geschoben und runzelte die Stirn leicht.

„Ich weiß nicht“, gab Oliver zu. „Ich war noch nie dort. Aber jetzt können wir es wohl ausprobieren.“

Mit einem kurzen Ruck kam die Kutsche zum Stehen und die Fünf atmeten alle erleichtert auf. Ihnen war nun ein wenig flau im Magen und obwohl sie den ganzen Tag nichts zu sich genommen hatten, wurde ihnen bei dem Gedanken an etwas Essbares äußerst unwohl.

Es verging etwas Zeit, bevor die Tür von ihrer Kabine geöffnet wurde und Oliver musste, als er nach draußen kletterte, dem Drang widerstehen, auf die Knie zu fallen und den Boden zu küssen. Er sah, dass auch die anderen noch etwas wackelige Beine hatten, auch wenn sie ihr möglichstes taten, es zu verbergen. Ihm huschte ein Schmunzeln übers Gesicht, als er die frische Luft tief einatmete und die Fassade des Châteaus hinaufblickte. Es war einfach ein atemberaubender Anblick.

Die Eingangstür war bereits geöffnet, also nahm er an, dass Anais und die Prinzessin bereits hineingegangen waren. Zwei Bedienstete brachten gerade das Gepäck durch einen kleinen Nebeneingang. Ein weiterer, wahrscheinlich der Kammerdiener, trat nun auf sie zu. Der eigenartige Blick, mit dem er sie bedachte, entging ihnen natürlich nicht. Aber sie wunderten sich auch nicht darüber.

„Wenn die Herren mir folgen würden?“ Er deutete eine Verbeugung an, wies mit seiner Hand auf den Eingang und ging gemächlich vor. Die Beyblader trotteten hinterher. Kutschenfahrten und Zeitreisen sollten nicht auf einen Tag gelegt werden, da waren sie sich alle einig. Das schlug nämlich unglaublich auf den Kreislauf.

Der Kammerdiener führte sie, zu Olivers Verwunderung, durch den Haupteingang ins Innere. Verwundert stellte er fest, dass es keinesfalls stickig war. Auch war alles sehr geschmackvoll eingerichtet und ganz und gar nicht wie andere Schlösser, die er schon besichtigt hatte. Die Böden waren aus hellem Stein, der auf Hochglanz poliert war. An der Decke hing ein großer, gläserner Kronleuchter und an den Wänden hingen geschmackvolle Bilder. Sie gingen eine breite Marmortreppe empor in den ersten Stock. Als Olivers Blick auf das Gemälde fiel, das am Ende der Treppe auf sie wartete, blieb ihm die Spucke weg. Mit offenem Mund blieb er davor stehen. Erst als Tala ihn unsanft an der Jacke zog, erwachte er aus seiner Starre und schloss wieder zu den anderen auf.

„Das war ein Portrait des Sonnenkönigs“, sagte er zu sich selbst. Nur Emily schenkte seinen Worten Beachtung.

„Ich hab’s gemerkt“, flüsterte sie ihm zu. „Wo meinst du bringt der uns hin?“

„Ich hoffe mal zur Prinzessin“, antwortete der Franzose. „Oder wenigstens zu Anais.“

Im ersten Stock waren die Böden aus dunklem Holz. Ein wertvoller Teppichläufer führte den Flur entlang. Links waren hohen Fenster, durch die man Wälder und den Garten sehen konnte. Rechts waren in einigen Abständen Türen in den Holzvertäfelten Wänden, dazwischen waren weitere Gemälde, größtenteils Landschaften. Am Ende des Flures blieben sie vor einer Flügeltür stehen. Der Kammerdiener drehte sich zu ihnen um.

„Bitte warten sie einen Augenblick.“

Dann klopfte er an die Tür und trat ein, die Klinke hinter sich wieder zuziehend.

Sie warteten nur kurz, dann kam der Kammerdiener wieder raus.

„Ihre Hoheit ist bereit, sie zu empfangen“, sprach er förmlich und deutete ihnen mit einer Armbewegung an, hineinzugehen. Hinter ihnen schloss er die Tür wieder und ließ sie allein.

Sie sahen sich etwas in dem geräumigen Zimmer um, das wahrscheinlich so etwas wie ein Wohnzimmer oder Salon war. Wie der Rest des Schlosses war es sehr stil- und geschmackvoll eingerichtet, mit wertvollen Perserteppichen auf den Böden und dunklen Kiefermöbeln. Gegenüber von den Fenstern waren hohe Bücherregale und in der Mitte stand ein niedriger Tisch, um den einige gepolsterte Sessel standen. Auf einem saß die Prinzessin. Camée hatte die schlanken Finger auf ihrem Schoß gefaltet. Ihre Haltung war aufrecht und ihre blauen Augen ruhten auf den Bladern. Sie lächelte sie sanft an.

„Setzt euch doch“, sagte sie und deutete auf die restlichen Sessel.

Zögernd kamen sie ihrer Bitte nach und stellten erleichtert fest, dass es deutlich bequemer als in der Kutsche war. Kurz herrschte eine peinliche Stille, über die Anais, die hinter der Prinzessin stand, schmunzelte.

Camée drehte sich zu ihr. „Könntest du etwas zu trinken holen, Anais? Vielleicht heiße Schokolade?“

„Natürlich.“ Anais nickte und verließ den Raum durch eine andere Tür.

Oliver sah ihr kurz nach, dann fiel sein Blick wieder auf die Prinzessin.

„Also“, begann sie. „Ihr hattet, wenn ich mich recht erinnere, eine Frage gestellt?“

Der Grünhaarige nickte und die Prinzessin strich sich eine Haarsträhne von der Schulter.

„Es ist ganz einfach. Der König ist mein Vater.“

Vollkommen synchron klappte ausnahmslos allen der Unterkiefer auf die Brust.

Oliver schnappte ein paar Mal nach Luft, bevor er einen Satz zustande brachte.

„Euer Vater? Aber…“ Er ging schnell alle Jahreszahlen im Kopf durch und stutzte. „Verzeihung, aber dürfte ich fragen, wie alt ihr seid?“

Die Prinzessin nickte. „Selbstverständlich dürft ihr. Ich bin siebzehn.“

„Aha“, sagte der Franzose. „Also seid ihr 1660 geboren? Ich will nicht unhöflich sein, aber hat der König nicht erst ein Jahr später geheiratet?“

Sie schlug den Blick nieder und strich sich ein weiteres Mal die Haare nach hinten, anscheinend eine Angewohnheit.

„Das ist richtig.“ Ein nervöses Lächeln umspielte ihre Lippen. „Aber die Königin ist auch nicht meine Mutter. Meine Mutter heißt Maria Mancini.“

Jetzt verstanden sie langsam. Aber Oliver war immer noch etwas verwirrt.

„Könntet ihr das vielleicht etwas genauer erklären? Ich verstehe nicht ganz, warum ihr dennoch den Namen Bourbon tragt.“

Camée sah wieder auf. Die Nervosität war ihr, falls sie sie hatte, nicht anzusehen. Auch schien ihr das Thema nicht unangenehm zu sein.

„Das ist ganz einfach“, antwortete sie. „Meine Eltern lernten sich einige Jahre vor der Verlobung meines Vaters kennen. Allerdings wurde die Ehe ihnen verwährt. Als meine Mutter dennoch schwanger wurde, schickte sie ihr Onkel zurück nach Italien. Da sie aber mit einem unehelichen Kind nicht gut verheiratet werden konnte, brachten mich meine Großeltern mit drei Jahren zurück nach Frankreich und gaben mich in die Obhut meines Vaters. Entgegen ihrer Erwartungen, widmete er sich voll und ganz meiner Erziehung und wir führen eine sehr enge Beziehung. Deswegen war es ihm auch wichtig, dass ich als sein Kind legitimiert werde.“

„Was bedeutet legitimiert?“ stellte Garland eine Zwischenfrage.

Die Prinzessin räusperte sich. „Nun ja. Wie ihr wahrscheinlich wisst, hat der König mehrere uneheliche Kinder. Bei Hofe bezeichnet man sie unschicklicherweise als Bastarde. Sie erhalten zwar adelige Titel, allerdings wird ihnen der Name der Bourbonen nicht anerkannt. Bis mein Vater das Gesetz geändert hat.“

„Jetzt verstehe ich“, grinste Oliver und Camée lachte.

„Dann bin ich beruhigt. Habt ihr sonst noch Fragen?“

„Ich hätte eine“, meldete sich Tala plötzlich zu Wort. „Wenn du die Tochter des Königs bist, warum sitzt du dann nicht bei ihm in Paris?“

„Tala“, zischte der Franzose ihm geschockt zu. „So kannst du doch nicht mit ihr reden!“

„Wieso?“

Die Prinzessin unterbrach den kurzen Wortwechsel. „Das ist in Ordnung. Duzt man sich in eurer Zeit immer?“ Sie schien interessiert.

„Ähm…“ Oliver war überrascht, wie locker sie mit Talas offensichtlichem Manierbruch umging. „Nun ja. Eigentlich schon. Außer Erwachsene.“

„Sehr interessant“, sagte sie und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ihr seid alle noch keine Erwachsenen, oder? Dann machen wir es auch so. Und um auf ihre… deine Frage zu antworten: Ich verstehe mich nicht sonderlich gut mit meiner Stiefmutter.“

„Und warum?“ stellte der Rothaarige eine weitere Frage.

„Sie kann mich nicht leiden. Sie sieht mich als eine Art Bedrohung. Weil ich vor ihr da war. Also hat mir mein Vater dieses Schloss überlassen und es für mich möbliert.“

„Klingt logisch“, kam es von Emily.

Bevor noch weiteres gesagt werden konnte, öffnete sich die Tür und Anais kam mit einem Tablett voller dampfender Tassen ins Zimmer gelaufen. Sie stellte es auf den Tisch und reichte jedem eine Tasse. Der Inhalt war hundertprozentig heiße Schokolade. Der Geruch war sehr intensiv und Oliver wusste, dass es dieses Getränk im damaligen Frankreich sehr in Mode war. Er nahm einen Schluck. Es schmeckte sehr stark nach Mocca und es war so heiß, dass er sich fast die Zunge verbrannte. Emily schien begeistert davon zu sein, denn sie hatte ihre Tasse in wenigen Zügen geleert. Tala, Kai und Garland hingegen beschnupperten das braune Gebräu noch etwas skeptisch.

„Nun gut“, sagte Camée und stellte ihre heiße Schokolade zur Seite. „Wenn eure Fragen beantwortet sind, dann würde ich gerne ein paar stellen. Also… was frage ich am besten zuerst?“ Sie überlegte kurz. „Wie weit seid ihr in der Entwicklung? Ist Frankreich noch eine Monarchie? Was ist in der Zwischenzeit Bedeutendes passiert?“

„Ähm“, begann Oliver unsicher. „Ich weiß nicht genau, was ich erzählen kann. Nicht, dass sich die Zukunft ändert oder so…“

Die Prinzessin sah ihn enttäuscht an und der Grünhaarige kratzte sich am Hinterkopf.

„Spießer“, kam es von Tala. „Also. Der Mensch fährt, taucht, fliegt, war im Weltall und auf dem Mond. Wir haben zwei Weltkriege hinter uns und Frankreich ist, wie die meisten Länder der Welt, eine Republik.“

Als er geendet hatte, war Camée ein wenig blass um die Nase. Oliver rechnete schon mit einem Nervenzusammenbruch und hätte Tala wahrscheinlich ordentlich den Kopf gewaschen, wenn er sich nicht sich wäre, dass der Rothaarige ihm als Gegenleistung seinen abreißen würde.

„Das hört sich sehr aufregend an“, sagte die Prinzessin irgendwann, auch wenn sie anscheinend immer noch etwas neben sich stand. „Eine Republik? Das habe ich mir schon fast gedacht. Auf Dauer konnte dieses System ja nicht gut gehen…“ Sie holte einmal tief Luft und strich sich das Kleid glatt. Dann fiel ihr Blick auf die Kleidung der Blader. „Aber nun sollten wir uns um eure Garderobe kümmern. Versteht mich nicht falsch, ich halte sie für sehr ausgefallen, aber ihr würdet hier nur auffallen.“

Auch wenn es ihnen nicht wirklich gefiel, so mussten sie ihr doch zustimmen. Die seltsamen Blicke des Kammerdieners waren ihnen schon genug gewesen.

„Gut“, sagte Camée schließlich. „Anais? Ich denke, wir sollten noch genug Kleidung hier haben, oder? Wenn du sie in eigene Räume bringen würdest, damit sie sich umziehen können? Ich werde mich kurz zurückziehen.“

Damit stand sie auf, nickte ihnen noch einmal zu und verließ dann doch etwas hektisch den Raum. Die Tatsache, dass die Königsfamilie abgesetzt werden würde, machte ihr wohl mehr zu schaffen, als sie es sich anmerken lassen wollte.

Anais bat sie, ihr zu folgen und so wanderten sie noch mal eine Weile durch die Gänge des Châteaus. Sie ließ sie in einem Raum allein, der ähnlich eingerichtet war wie Camées Salon. Emily nahm sie mit in ein Nebenzimmer.

Kurz darauf kamen zwei Diener und trugen zwei schwere Truhen herein, verneigten sich mehrere Male und verschwanden wieder. Oliver trat an eine der der großen Kisten heran und öffnete sie. Darin befanden sich, ordentlich sortiert, Schuhe, Hosen, Strümpfe, Hemden und Jacken. Natürlich alles im Barock-Stil.

Tala nahm eines der Hemden heraus und zupfte angewidert an dem Rüschenkragen.

„Das ist ja ekelhaft“, sagte. „Wie können die so was nur anziehen?“

„Tja“, meinte Kai und beäugte die Sachen misstrauisch. „Ich schätze, wir müssen uns wohl oder übel anpassen, wenn wir nicht von der Inquisition erwischt werden wollen.“

Garland warf einen Blick in die zweite Truhe, in der das Gleiche zu finden war wie in der ersten. Die vier brauchten eine Weile, bis sie etwas Passendes und einigermaßen schlichtes gefunden hatten. Schlicht, das hieß keine übertriebenen Stickereien, Schleifchen oder Spitze. Obwohl sie um die Rüschenärmel und –Kragen nicht herumkamen.

„Kniestrümpfe.“ Tala schüttelte den Kopf. „Warum müssen es Kniestrümpfe sein?“

„Jetzt hör auf dich zu beschweren“, wies Kai den Russen zurecht. „So schlimm siehst du doch gar nicht aus.“ Das musste der Blauhaarige zugeben. Von ihnen allen sah Tala, aus irgendeinem undenklichen Grund, am wenigsten lächerlich aus. Komischerweise passten das weiße Hemd, die schwarze, knielange Hose und die hellblaue Jacke gut zu ihm. Die Jacke war an den Rändern mit silbernen Fäden verziert, aber war sonst nicht sehr kitschig und übertrieben.

Der Rothaarige sah ihn mürrisch an. „Das soll wohl ein Scherz sein. Außerdem zieh ich nicht diese Schuhe an.“ Er deutete auf das Tretwerk aus Seide, mit den leichten Absätzen. „Ich bin doch keine Frau.“

„Das tragen hier alle“, erklärte Oliver. „Du kannst dich also nicht blamieren.“

„Das sagst du so einfach“, schnaubte Tala. „Blöde Franzosen.“

Trotz seines ganzen Gemeckers gab der Russe am Ende doch nach. Nachdem sie alle gekleidet waren, warteten sie auf Emily und Anais.

Sie trugen, mit Ausnahme von Oliver, alle schwarze Hosen. Der Franzose hatte zu einer vanillefarbenen gegriffen, die er zu einem weißen Hemd mit gigantischer Schleife am Kragen, einer schwarzen Weste und einer ebenfalls vanillefarbenen Jacke trug.

Garland hatte das Gleiche an, nur war seine Hose schwarz und die Jacke dunkelgrün.

Kai glitzerte, zu seinem Leidwesen, neben Tala noch am meisten. Seine weiß-silberne Jacke war mit seltsamen Pailletten bestickt, die bei jeder Bewegung funkelten. Glücklicherweise hatten sich seine Kopfschmerzen verflüchtigt.

Nach einer halben Ewigkeit kamen endlich Anais und Emily. Die Amerikanerin in Kleidung zu sehen, die mal nicht sportlich war, war erstmal ein halber Schock. Ihre schmale Figur zierte ein für diese Zeit typisches Kleid, ähnlich dem von Anais. Nur war es mintgrün und der Rock war aufwendig gerafft, was den Saum noch weiter ausfallen ließ. Die Orangehaarige schien sich deutlich wohler zu fühlen als ihre Kollegen, bei deren Anblick sie sich erstmal auf die Zunge beißen musste, um nicht loszulachen. Obwohl es ihnen Klasse verlieh, das stand außer Zweifel. Sie mussten sich nur alle erstmal dran gewöhnen.

5. Weitere Unterredungen

Hi! ^^
 

Hab mich wieder beeilt, deshalb auch nur wenige Worte. Ist nämlich schon spät und morgen ist bedauerlicherweise wieder Schule... <.< *kotz*

Danke für die Kommis an shibui und lunalinn! ^^ Ihr zwei seid die besten!!

Dieses Kapitel ist leider immer noch nicht so lang, aber diesmal liegt es einfach an Zeitmangel. Ab morgen hab ich nämlich gar keine Zeit mehr für fast die ganze Woche und ich wollte euch nicht zu lange aufm Trockenen sitzen lassen. Also hoffe ich, dass ihr mir nicht böse seid. ^^" Aber Tala und Kai werden glücklicherweise etwas gesprächiger. Auch wenn Garland irgendwie seine Zunge verschluckt hat...<.<" Aber auch egal...^^;;

Viel Spaß beim Lesen!!
 

Bussi, Melou xxx
 


 

Kapitel 5: Weitere Unterredungen
 

Anais hatte sie wortlos in einen weiteren Salon geführt und sie dann, mit der Begründung nach der königlichen Hoheit sehen zu wollen, allein gelassen.

Tala, Kai, Oliver und Garland hatten sich auf ein paar gepolsterten Stühlen niedergelassen, aber Emily stand immer noch etwas verloren im Raum herum.

„Warum setzt du dich nicht?“ fragte Oliver sie nach ein paar Minuten und die Amerikanerin grinste etwas peinlich berührt.

„Ich will es lieber nicht riskieren“, sagte sie und die anderen schenkten ihr verwunderte Blicke.

„Warum das denn? Die Stühle sind in Ordnung“, meinte Garland und lehnte sich demonstrativ etwas nach hinten.

„Das glaub ich dir gerne“, erwiderte Emily. „Aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe mich hinzusetzen. Geschweige denn aufzustehen.“

Dadurch verstanden die anderen auch noch nicht mehr. Die Orangehaarige seufzte kurz auf und sah dann zu Oliver. „Was weißt du über die damalige Damenmode?“

Der Franzose runzelte kurz die Stirn. „Nicht viel. Aber was hat das denn jetzt mit Hinsetzen zu tun?“

Emily war die Sache wohl sichtlich unangenehm, denn sie sah kurz zur Seite, mit einem sichtbaren Rotschimmer auf der Nase. Sie räusperte sich nervös.

„Sagen wir mal so“, begann sie drucksend und fuhr dann etwas leiser fort, dass die anderen sie kaum verstanden. „Anais hat mich zugeschnürt…“

„Zuge-…“ Erst wolle Oliver noch nachfragen, was genau die Amerikanerin damit meinte, dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er musste sich zusammenreißen, um ein Grinsen zu unterdrücken. „Sie hat dich also geschnürt?“

Emily nickte steif, immer noch leicht rosa angehaucht. „Hat sie. Und ich fühl mich gerade nicht sehr beweglich.“

Tala stand auf. Seinem Blick nach zu urteilen fand er das alles sehr amüsant. „Sie hat dich also echt in ein Korsett gesteckt?“ Er machte einen Schritt auf die Orangehaarige zu. Das Grinsen auf seinem Gesicht verhieß nichts Gutes. „Lass mal sehen.“

Emily machte einen Satz zurück. Ihre Gesichtsfarbe konnte nun schon mit einem Feuermelder konkurrieren. „Du spinnst wohl“, schrie sie den Rothaarigen an, dann zwang sie sich selbst allerdings dazu, ruhig zu bleiben und strich sich kurz über den Rock.

„Außerdem nennt man es zu dieser Zeit noch Mieder.“

„Ist doch alles das Gleiche.“ Tala zuckte mit den Schultern und ließ sich wieder auf seinen Platz fallen.

„Ist es sehr unbequem?“ fragte Oliver mit einem besorgten Blick nach, aber Emily schüttelte den Kopf.

„Nein. Geht schon. Nur ungewohnt.“ Sie räusperte sich ein weiteres Mal. „Ich fühl mich nur etwas eingeschränkt in meiner Bewegungsfreiheit. Ich bewundere die Frauen, die das aushalten, ohne mit der Wimper zu zucken.“

„Bekommen wir auch Mitleid?“ mischte Tala sich ein. „Ich wurde zwar nicht in ein Korsett gesteckt, aber wohl fühle ich mich auch nicht.“

„Weichei“, war Garlands Kommentar und der Russe funkelte ihn daraufhin wütend an.

„Wie war das?“ zischte er und erhob sich mit geballten Fäusten.

„Du hast mich schon verstanden.“ Ein leichtes Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Grauhaarigen, als er, Talas Wut ignorierend, aus dem Fenster sah.

Der Rothaarige war kurz davor, sich auf Garland zu stürzen, aber Kai griff nach seinem Jackenärmel und zog ihn wieder zurück in eine sitzende Position.

„Komm wieder auf den Teppich Tala“, sagte er ruhig und der Angesprochene atmete einmal tief durch. „Sei doch nicht immer so empfindlich.“

„Ich bin nicht empfindlich“, murrte Tala. „Aber diese dämlichen Rüschen kratzen.“

Der Blauhaarige erwiderte nichts, sondern sah seinen Teamkollegen nur weiter an, bis der Russe schließlich seufzte und die Arme vor der Brust verschränkte.

„Ist ja gut, Herr Hiwatari. Ich bin ja schon still.“

Kai lächelte kurz. „Danke. Das wollte ich hören.“

Der Rothaarige hab nur noch ein Schnauben von sich, dann sah er beleidigt zur Seite.

Oliver atmete erleichtert auf. Er war gottfroh, dass Kai eingegriffen hatte. Es hatte ihn schon gewundert, dass Tala und Garland so lange friedlich gewesen waren. Hoffentlich würden sie in der Lage sein, sich zusammenzureißen, sonst würden die kommenden Tage und vielleicht sogar Wochen äußerst unangenehm werden.

„Jetzt wo wir mal allein sind“, sagte der Franzose dann nach einer Weile, „könnten wir mal besprechen, was wir jetzt machen wollen, oder?“

„Ich würde eher sagen, was wir machen können“, meinte Kai.

„Gut. Also, was können wir machen? Wir können schlecht auf ewig und drei Tage hier bleiben. Jemand eine Idee?“

„Ich habe ja schon gesagt“, antwortete Emily, „dass ich mich um unsere Blades kümmere und überprüfe, wie wir überhaupt hierher gekommen sind. Erst wenn wir das wissen, können wir uns um eine Möglichkeit der Rückkehr kümmern.“

„Und was sollen wir bis dahin machen?“ fragte Garland in die Runde und alle zuckten gleichzeitig die Schultern.

„Ich würde sagen, wir bleiben erstmal hier.“ Oliver zupfte seine Weste zurecht. „Die Prinzessin scheint uns aus irgendeinem Grund wohl gesonnen zu sein und hier haben wir wenigstens ein Dach überm Kopf.“

„Ja, aber hier müssen wir so rumlaufen.“ Tala deutete missmutig auf seine Kleidung, bekam von den anderen vier aber nur einen vernichtenden Blick, deswegen schwieg er lieber. Hier war er wohl in Unterzahl. Nicht, dass es ihn störte, sonst tat es ihn das ja auch nicht, aber auch Kai schien plötzlich gegen ihn zu sein. Vielleicht dramatisierte er das Ganze auch wenig. Gut, er fand die Klamotten wirklich furchtbar, aber es gab schlimmeres. Nicht viel, aber es gab bestimmt Dinge, die weitaus unangenehmer waren. Sie fielen ihm nur gerade nicht ein. Daran waren nur die kratzenden Rüschen Schuld…

„Gut“, meinte Oliver. „Dann hätten wir das geklärt. Aber um noch mal etwas deutlich zu machen: Wir dürfen hier niemandem auch nur die kleinste Kleinigkeit über die Zukunft verraten. Das geringste Detail könnte alles verändern. Vergesst das nicht.“
 

Die Tür öffnete sich. Herein trat Anais. Sie sah sehr müde aus, was wahrscheinlich an dem ganzen Hin- und Herlaufen lag.

„Ich werde ihnen jetzt ihre Gemächer zuweisen. Wenn sie mir nun folgen könnten.“ Sie sah schnell zu Kai und Tala. „Sie beide können hier bleiben. Zwei Schlafzimmer befinden sich anschließend zu diesem Raum.“ Dann wandte sie sich Oliver, Emily und Garland zu. „Die restlichen Zimmer befinden sich am anderen Ende des Flurs. Kommen sie, ich führe sie hin.“

Oliver und Garland erhoben sich, schlossen zu Emily und Anais auf und verließen dann das Zimmer. Anais schloss die Tür hinter ihnen.

Kai seufzte auf und rieb sich über die Augen.

„Kopfschmerzen weg?“ fragte Tala zaghaft nach, doch der Blauhaarige nickte.

„Ja. Zum Glück. Dachte, mir platzt der Schädel.“

„Also“, begann der Rothaarige. „Was hältst du hiervon?“

„Wovon?“

Der Russe zuckte mit den Schultern. „Von allem. Die Zeitreise, die Tatsache dass wir erstmal hier festsitzen…“

„Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll“, antwortete der Blauhaarige. „Ich habe noch nicht einmal geglaubt, das Zeitreisen möglich sind und jetzt sitzen wir irgendwo im 17. Jahrhundert fest.“

„Warum eigentlich ausgerechnet diese Zeit?“ fragte Tala aus reiner Neugierde.

„Keine Ahnung.“ Kai sah nachdenklich an die Decke. „Aber besser als das tiefste Mittelalter. Oder die Steinzeit. Da würdest du dich über solche Kleidung noch freuen.“

„Das sagst du“, erwiderte der Rothaarige. „Rüstungen und Felle kratzen bestimmt nicht so ätzend.“

„Nein, aber besonders vorteilhaft würde ich das auch nicht nennen.“

„Ist ja gut, ich hab mich ja schon damit abgefunden“, kam es entrüstet von Tala und er stand auf, wobei er sich demonstrativ im Nacken juckte. „Und dieser dumme Kragen kratzt trotzdem.“
 

Keine halbe Stunde später tauchten Emily, Oliver und Garland wieder auf. Die Amerikanerin positionierte sich vor einem Sessel und ließ sich dann nach hinten fallen. Sie rutschte etwas hin und her und saß dann, wenn auch übertrieben gerade, endlich bequem. Allerdings gab das Mieder bei jeder Bewegung ein Geräusch von sich.

„Dieses Schloss ist einfach der Hammer“, begann die Orangehaarige plötzlich zu schwärmen. „Ich glaube ich hab noch nie ein solches Bett gesehen, wie das, in dem ich heute Nacht schlafe. Aber ich denke, dass die Matratze sehr weich sein wird. Was meint ihr?“

„Glaubst du, darüber habe ich mir Gedanken gemacht? Über Betten und Matratzen?“ entgegnete Kai mit hochgezogenen Augenbrauen und Emily musste dem Drang widerstehen, dem Halbrussen die Zunge rauszustrecken. Als einziges Mädchen hatte sie es wirklich nicht leicht. Vor allem nicht bei all diesen Miesmuffeln. Von den Anwesenden war Oliver der Einzige, der nicht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zog. Sie rückte sich ihre Brille zurecht und sah zu dem Franzosen, der wie in Trance aus dem Fenster blickte, wo man am Horizont die untergehende Sonne sehen konnte. Jetzt waren sie schon einen ganzen Tag hier, aber irgendwie fühlte sie sich ganz wohl, auch wenn das Mieder alle paar Minuten etwas unangenehm zwickte. Dennoch mochte sie ihr Kleid. Es war schon etwas anderes, in so etwas herumzulaufen. Man fühlte sich gleich viel eleganter. Wie eine Prinzessin. Auch wenn leider nicht ganz mit der wirklichen Prinzessin dieses Schlosses mithalten konnte, wie sie fand. Sie war vielleicht nicht das hübscheste Mädchen, aber sie hatte andere Qualitäten, von denen sie ihre Leidensgenossen schon noch überzeugen würde. Spätestens dann, wenn sie einen Weg zurück gefunden hätte.

Emilys Gedankengänge wurden unterbrochen, als es an der Tür klopfte. Ohne eine Antwort abzuwarten, wurde diese geöffnet und herein trat Camée.

Sie lächelte freundlich in die Runde und stellte sich dann vor sie.

„Es tut mir leid, wenn ich vorhin etwas plötzlich den Raum verlassen habe“, sagte sie. „Aber eure Worte haben mich doch etwas getroffen.“

„Ihr müsst euch nicht bei uns entschuldigen“, begann Oliver, aber die Prinzessin bedeutete ihm, still zu sein.

„Wir hatten uns auf das Du geeinigt, nicht wahr?“

„Ähm…ja“, antwortete der Grünhaarige, allerdings kam es ihm plötzlich komisch vor, eine Adelige zu duzen. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wir hätten nicht so mit der Tür ins Haus fallen sollen.“ Dabei warf er Tala einen strengen Blick zu, aber dieser nahm ihn gar nicht wahr.

„Nein, ganz im Gegenteil“, erwiderte Camée und setzte sich auf einen freien Stuhl. Im Gegensatz zu Emily schien sie weitaus geübter darin zu sein. „Ich bin sehr dankbar, dass ihr mir diese Tatsache nicht verschwiegen habt. Ich verstehe, dass ihr mir nicht sehr viel sagen dürft, aber eine Sache muss ich doch wissen.“

Oliver wechselte einen beunruhigten Blick mit den anderen. „Ich weiß nicht…“

„Bitte. Es ist von großer Bedeutung für mich. Ihr sagtet, Frankreich würde eine Republik werden. Wie ist das passiert?“

Der Franzose seufzte auf. „Das können wir nicht sagen, denke ich.“

„Nur wenn du versprichst, es nicht weiterzusagen“, mischte sich Tala unerwartet ein. Camées Blick schnellte zu ihm, genau wie der der anderen. Seit wann interessierten den Rothaarigen diese Sachen? Normalerweise hätte er einfach schweigend in einer Ecke gesessen und so getan, als würde ihn nichts angehen. Kai hatte da eine ungefähre Vorahnung, und diese gefiel ihm gar nicht.

„Ich werde es für mich behalten“, versprach die Bourbonin und erwiderte standhaft den Blick des Rothaarigen. „Ich schwöre, wenn ihr wollt.“

„Nein, das geht schon“, meinte Tala locker und ignorierte grinsend den mahnenden Blick von Oliver. „Es gab eine Revolution.“

„Revolution?“ Schock stand in das Gesicht der Prinzessin geschrieben.

„Toll gemacht, Tala“, murrte Kai dem Russen zu, aber auch er wurde nicht beachtet.

„Was für eine Revolution?“ fragte Camée den Rothaarigen. „Und wann? Passiert meiner Familie etwas? Meinem Vater?“

„Nein, keine Sorge“, winkte Tala ab. „Die Revolution beginnt erst 1789. Aber die Königsfamilie kommt dabei nicht so gut weg. Da sind ne Menge Köpfe gerollt.“

Camée wurde blass und Oliver schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Der Rothaarige besaß aber auch überhaupt kein Taktgefühl.

Die Prinzessin atmete einmal tief durch und sah dann wieder zu Tala. „1789? Also trifft es meinen Vater nicht?“ Der Rothaarige verneinte und sie wirkte sofort erleichterter. „Nun ja. Ich habe mir schon gedacht, dass das Volk sich erheben würde. Aber daran verschwendet natürlich niemand des ersten Standes einen Gedanken.“

„Du hast es dir gedacht?“ fragte Emily verwundert nach.

Camée nickte. „Ja, das habe ich. Schließlich ist es auch in England schon zu einem Bürgerkrieg gekommen. Ich habe darüber gelesen. Sie haben etwas eingeführt, dass sie Parlament nennen, wodurch der König nicht mehr die alleinige Herrschaft hat, sondern das Volk mitentscheidet. Hierzulande hält man es zwar für einen Verrat an der Monarchie, aber ich denke, es ist ein sehr brauchbares System.“

„Das immer noch in unserer Zeit funktioniert“, warf Tala ein.

„Tala!“ stieß Oliver aus und der Rothaarige sah ihn überrascht an. „Kannst du nicht nachdenken, bevor du so etwas ausplauderst?“

„Wieso denn?“ erwiderte Tala. „Ist doch nicht tragisch. Sie hat doch gesagt, sie verrät es keinem.“

„Trotzdem“, beharrte der Franzose.

„Gar nichts trotzdem“, grinste Tala.

Von der Prinzessin kam ein kurzes Lachen. „Ihr seid wirklich sehr unterhaltsam, das muss ich euch sagen. Du warst der Nachkomme der de Demondes’, oder? Oliver?“

„Genau“, bestätigte der Grünhaarige und die rothaarige Prinzessin wandte sich dem Russen zu. „Und du bist Tala, nicht wahr? Aus… Moment… Ich glaube es war Russland?“

„Das war es“, antwortete dieser.

„Kommst du aus St. Petersburg. Oder… Wie war noch gleich der Name?“ Sie schien zu überlegen. „Moskau?“

„Ich komme aus Moskau“, antwortete Tala und Camées Augen leuchteten auf.

„Unglaublich. Ich würde auch so gerne einmal nach Russland. Aber mein Vater lässt mich nicht aus Frankreich hinaus.“

„Warum das denn?“ fragte Emily.

Die Prinzessin lächelte. „Zu gefährlich. Er sagt mir immer, dass er umkommen würde vor Sorge, wenn er mich nicht auf heimischem Boden wissen würde.“

„Er scheint ein guter Vater zu sein.“ Oliver konnte sich das zwar nicht wirklich vorstellen, aber wenn Camée es sagte. Sie kannte ihn schließlich.

„Der beste“, sagte diese und ihr Lächeln wurde breiter. „Aber das liegt auch nur daran, dass ich ihn an meine Mutter erinnere. Zu meinen Halbgeschwistern hat er keine wirkliche Bindung. Auch zu meinem Bruder nicht, obwohl ich denke, als Thronfolger müsste er ihm mehr Aufmerksamkeit entgegen bringen. Louis ist ein so wundervoller Mensch, aber er hat kein Interesse an Politik und das missfällt meinem Vater.“

„Ganz schön unfair, ein Kind so zu bevorzugen“, meinte Emily.

„Ich weiß.“ Camée sah nachdenklich auf ihre Hände. „Deswegen bin ich auch froh, dass ich nicht in Paris bin. Auch wenn ich meinen Vater und Louis sehr vermisse. Aber ohne mich geht es dort etwas ruhiger zu.“

Ein Funken Traurigkeit huschte über ihr Gesicht und Emily konnte nicht anders, als Mitleid und Sympathie für die Bourbonin zu empfinden. Das Leben als uneheliche Tochter des Sonnenkönigs schien nicht so angenehm zu sein, wie sie es sich vorgestellt hätte…

6. Von ersten Annäherungen...

Hey meine Schatzies!! ^^
 

Danke für die lieben Kommis. Freu mich immer so drüber. Und willkommen in der Runde, Caerdin! ^-^ Hoffe dir gefällt es auch weiterhin und die bleibst mir als Leser erhalten.

So, zu diesem Kapitel: Ist leider schooon wieder sehr kurz geworden (kürzer als die anderen...<.<), bitte, enthauptet mich nicht, aber ich habs einfach nicht länger geschafft. Schreib morgen und übermorgen die letzten zwei Klausuren und danach werden die Kapitel länger, versprochen, aber momentan hat das lernen leider noch Vorrang. ^^; Dafür habe ich versucht, noch ein paar kleine Hints einzubauen, die das ganze ein wenig erträglicher machen sollten. Hoffe ich....

Also bitte verzeiht mir, ich machs nicht mit Absicht...^^" *hundeblick aufsetzt*

Hoffentlich gefällt es euch trotzdem und es ist nicht zu überhastet...
 

Bussi, Melou xxx
 


 

Kapitel 6: Von ersten Annäherungen…
 

Sie hatten nicht mehr sehr lange mit Camée geredet, da die lange Reise sich auf beiden Seiten bemerkbar machte. Als die Sonne unterging, zog sich die Prinzessin in ihre Gemächer zurück, erteilte Anais aber noch den Befehl, ihren Gästen das Dîner auf ihr Zimmer zu bringen. Bereits eine halbe Stunde später war der kleine Tisch vor ihnen voller kulinarischer Köstlichkeiten gewesen und da die Übelkeit nach der Kutschfahrt verflogen war und sich der Hunger wieder bemerkbar gemacht hatte, hatten sie zugeschlagen. Nach dem Essen hatten Emily, Oliver und Garland sich zu ihren Räumen aufgemacht und die beiden Russen allein gelassen.

Tala und Kai hatten nur noch ein paar Worte gewechselt, bevor sie in ihre jeweiligen Schlafzimmer gegangen waren. Gerade hatte sich der Blauhaarige auf seinem Bett niedergelassen, um die Matratze auszutesten, als er Talas Stimme aus dem Nebenzimmer vernahm.

„Was ist denn jetzt schon wieder los?“ rief er und wenige Sekunden später erschien Tala im Türrahmen und hielt mit entsetztem Gesichtsausdruck etwas hoch, das stark nach einem Nachthemd aussah.

„Das ist ein Nachthemd“ sagte er angewidert.

Kai seufzte auf. „Das sehe ich auch. Und dein Problem wäre…?“

Der Rothaarige schüttelte verständnislos den Kopf. „Na was wohl? Ich hab mich schon dazu überwunden, in Rüschen herumzulaufen, aber ein Kleid liegt weit über meiner Schmerzgrenze.“

„Dann zieh es doch einfach nicht an. Zwingt dich doch keiner dazu“, schlug Kai vor und setzte sich auf. „Ist doch egal in was du schläfst.“

Tala sah einige Male zwischen Kai und dem Leinenhemd in seiner Hand hin und her, dann verschwand er wieder durch die Tür, welche er offen ließ.

„Tala?“ rief er ein weiteres Mal in den Nebenraum und wieder tauchte der Rothaarige auf. Ungeduldig friemelte er an den Knöpfen seines Hemdes herum und reckte dabei das Kinn nach oben.

„Was denn?“

Kai sah ihn durchdringend an. „Ich weiß genau, was du vorhast.“

Tala änderte seinen Gesichtsausdruck nur minimal und hielt in der Bewegung inne. Jemandem, der den Russen nicht kannte, wäre der Unterschied wahrscheinlich nicht aufgefallen, aber der Blauhaarige wusste, wie er den anderen zu deuten hatte.

„Ich habe gar nichts vor“, sagte Tala ausdruckslos aber Kai entging das verräterische Glitzern in den blauen Augen seines Gegenübers keinesfalls.

„Verkauf mich nicht für blöd, Tala“, erwiderte der Halbrusse. „Du brauchst mir nicht weiszumachen, dass du nur aus Mitgefühl Camée alles erzählt hast, was sie wissen wollte.“

Der Rothaarige grinste. „Du kennst mich doch Kai. Ich will nur helfen.“

„Das glaub ich dir aufs Wort“, erwiderte dieser und seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Murrend verschränkte er die Arme vor der Brust und musterte Tala, der mittlerweile wieder dabei war, sein Hemd aufzuknöpfen, argwöhnisch.

„Ist ja auch egal“, winkte der Russe ab, zog dann jedoch die Augenbrauen hoch. „Aber seit wann interessiert dich das?“

Kai schnaubte. „Es interessiert mich nicht. Aber dir scheint nicht klar zu sein, dass du dir gerade selbst eine Schlinge drehst.“

„Tu ich das?“ fragte Tala aufmüpfig und öffnete den letzten Knopf.

Kais Augen folgten unbewusste der Bewegungen der schlanken Finger des Rothaarigen, als dieser das Hemd von seinen Schultern strich, sich streckte und kurz am Hals kratzte.

Ohne es zu bemerken umschlossen seine Finger seine Unterarme und drückten leicht zu.

„Natürlich“, sagte der Blauhaarige und zwang seinen Blick wieder dazu, in die Augen des Russen zu sehen.

„Und wie? Was mach ich denn?“

Kai seufzte auf. Jetzt stellte der andere sich mal wieder unschuldig. Oder dumm. Vielleicht schloss das eine das andere aber auch nicht aus.

„Du bist nur so offen und freundlich zu der Prinzessin, damit du sie in die Kiste kriegst.“

Tala zog belustigt eine Augenbraue nach oben. „Aber, aber, Kai. Das du mir so was zutraust.“

„Wäre ja nichts neues“, gab der Blauhaarige von sich. „Aber wir sind hier leider nicht im 21. Jahrhundert.“

„Frau ist Frau“, erklärte Tala einfach, aber wenigstens stritt er nichts mehr ab.

Kai verdrehte die Augen. „Könntest du für einen Moment mal aufhören, mit deinem Schwanz zu denken? Vielleicht ist es dir entgangen als du so von ihr gefesselt warst, aber sie ist die Tochter des Königs. Seine Lieblingstochter. Eine Prinzessin.“

Der Rothaarige zuckte mit den Schultern, dann beugte er sich nach unten, um sich Schuhen und Socken zu entledigen. „Na und? Ist doch egal.“

„Ist es nicht“, beharrte Kai. „Der würde dich umbringen lassen, wenn du sie nur anfassen würdest.“

„Als ob er es erfahren würde…“

„Vielleicht nicht. Aber schon mal daran gedacht, dass die Mädchen zu dieser Zeit verheiratet werden? Als Jungfrau in die Ehe gehen?“

Nun war es an Tala, aufzuseufzen. Er schlüpfte aus der knielangen Hose und zupfte kurz am Bund seiner Boxershorts herum. „Bis jetzt hab ich noch jede rumgekriegt, Kai. Prinzessin oder nicht, sie wird mir schon verfallen.“

Er grinste, winkte Kai noch einmal zu und verschwand dann aus dem Raum, die Tür hinter sich schließend.

Der Blauhaarige ließ sich zurück in die weichen Kissen fallen.

‚Wenn das nicht mal nach hinten losgeht…’
 

Am nächsten Tag wurden sie bereits kurz nach Sonnenaufgang von einer ausgesprochen gut gelaunten Anais geweckt. Glücklicherweise hatten sie lange und gut geschlafen.

Allerdings zeigte sich die noch etwas altertümliche Qualität der Matratzen, die so weich gewesen waren, dass ihr Rücken nun ziemlich verspannt war. Nach einem kurzen Frühstück –heiße Schokolade und Obst- wendeten sie sich unterschiedlichen Tätigkeiten zu. Oliver und Garland machten sich auf, um da Vincis Wendeltreppe zu finden und auszuprobieren. Emily hatte sich ihre Beyblades genommen und schien diese zu analysieren. Kai hatte sich dazu entschlossen ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten. Ganz einfach, weil er keine Lust hatte, sich mit Tala in die Haare zu kriegen. Das Verhalten des Rothaarigen machte ihn einfach rasend. Was dieser gerade tat, ging ihm noch viel mehr gegen den Strich. Er begleitete Camée bei einem Spaziergang im Schlosspark. Kai hätte fast aufgelacht. Tala, der langweilige Spaziergänge so sehr hasste wie die fürchterlichen Nachthemden.

Genau das war der Grund, warum der Blauhaarige auch schon den ganzen Morgen ein Gesicht zog, als wäre die Hölle über ihm zusammengebrochen. Weil der Rothaarige einfach nicht auf seinen Ratschlag gehört hatte. Das war der Grund, kein anderer.

„Mach nicht so ein Gesicht.“

Er erwachte aus seiner Trance und sah zu Emily. Die Amerikanerin werkelte an einem der Blades herum, was sich ohne passendes Werkzeug als äußerst schwierig herausstellte.

„Was?“

Sie sah auf. „Du guckst so wie sieben Tage Regenwetter. Ist was passiert?“

Kai schnaubte. Eigentlich würde er nie über so etwas reden, erst recht nicht mit Emily. Aber da sie nun quasi in einem Boot saßen, würde es wohl besser sein, sich nicht aus dem Weg zu gehen, sondern miteinander zu reden.

„Tala ist passiert“, antwortete er schlicht und die Orangehaarige sah ihn verwundert an.

„Habt ihr euch gestritten? Über was?“

Kai verdrehte die Augen. „Er hat ein Auge auf Camée geworfen. Reicht dir das als Antwort?“

Emily nickte verstehend. „Lass mich raten. Er hat ihr zu tief in den Ausschnitt geguckt und du hast ihm davon abgeraten.“

„Genau. Und jetzt geht er mit ihr spazieren, um sie um den Finger zu wickeln. Ich hoffe für ihn, dass sie ihm einen ordentlichen Korb erteilt. Hat er bitter nötig.“

„Da hast du Recht“, stimmte die Amerikanerin ihm zu. „Wäre keine gute Idee, sich mit der Tochter des Sonnenkönigs einzulassen. Da wird er sich die Finger verbrennen. Oder unter der Guillotine landen.“

„Wurde die nicht erst hundert Jahre später entwickelt? Von Ludwig XVI.?“

Emily zuckte mit den Schultern. „Da musst du Oliver fragen. Ich bin in Geschichte leider nicht so gut wie er.“
 

Schon seit einer halben Stunde waren Tala und Camée im Garten unterwegs. Die Prinzessin hatte ihm erklärt, dass die Ländereien um das Schloss alle englisch gestaltet worden waren. Das hieß, dass der Garten so naturgetreu wie möglich gehalten wurde. Zwar mit vielen Rosenbögen und Springbrunnen, aber nicht so streng zurückgestutzt wie es in Frankreich sonst üblich war. Sie hatte ihm viel über Chambord erzählt; wie es gebaut worden war, was besonders an dem Château war und die vielen Jagden, die sie schon miterlebt hatte.

„Also hast du auch schon an solchen Jagden teilgenommen?“ fragte er, als sie gerade um eine Kurve bogen und einen langen Kiesweg zwischen vielen Bäumen entlang gingen.

„Ich hätte gerne“, antwortete die rothaarige Französin. „Aber es ist den Frauen verboten. Nicht schicklich. Nur für die noblen Herren. Dabei reite ich viel besser als sie.“

„Das glaub ich gern“, grinste Tala. „Besonders sportlich sind diese ganzen Adeligen bestimmt nicht.“

Camée nickte. „Da hast du Recht. Aber ich habe nun schon so viel über mich erzählt und noch nichts über dich und deine Freunde erfahren. Du hast doch bestimmt viel spannendere Dinge zu erzählen. Woher kennt ihr euch eigentlich?“

„Wir betreiben alle den gleichen Sport“, erklärte Tala ihr. „Kai und ich kennen und aber schon seit über zehn Jahren.“

„Welchen Sport betreibt ihr? Fechten?“

Der Rothaarige schmunzelte. „Nein. Diese Sportart gibt es jetzt noch gar nicht. Es nennt sich beybladen.“

„Aha.“ Camée schien sehr interessiert. „Und wie genau geht das?“

Tala kratzte sich kurz nachdenklich am Kopf. „Nun ja. Es gibt verschiedene Teams. Also Gruppe aus vier bis fünf Leuten. Und man tritt dann gegeneinander mit seinen Beyblades an. In einem Tableau, meistens. Aber es geht auch im Freien.“

„Wie sieht denn so ein Beyblade aus?“

Der Russe langte in seine Tasche und zog Wolborg hinaus. Er hielt ihn der Prinzessin hin, welche ihn ehrfürchtig in die Hände nahm und hin- und herdrehte.

„Das sieht kompliziert aus“, stellte sie fest. „Aber das ist so etwas wie ein Kreisel oder?“

„Genau“, bestätigte ihr Tala und musterte sie lächelnd.

„Unglaublich. Und er sieht so schön aus. Was ist das für ein Bild da oben?“

Sie gab Tala den Blade zurück, welcher den Bitchip kurz und fast liebevoll betrachtete.

„Das ist Wolborg. Mein Bitbeast. So etwas wie ein Schutzgeist. Er macht das Blade stärker.“

„Faszinierend“, kam es Camée über die Lippen, als Tala Wolborg zurück in seine Tasche steckte. „Und die anderen haben so was auch? Mit Schutzgeistern?“

„Ja, alle unterschiedliche“, antwortete der Rothaarige.

Die Prinzessin strahlte ihn an. „Du musst mir unbedingt zeigen, wie das geht. Würdest du das tun?“

„Natürlich“, sagte Tala und erwiderte ihr Lächeln.

Ihre Augen blitzten freudestrahlend auf, sie zögerte kurz, doch dann warf sie sich ihm um den Hals.
 


 

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Jaja, der gute Tala. Ich hoffe die Charas sind noch nicht zu OoC. Aber ich muss sie doch etwas biegen, sonst passt es nicht. <.<"

Wie versprochen, das nächste Kapitel wird bestimmt länger und vor allem ereignisreicher. Taucht auch noch ein neuer Chara auf. Einer meiner persönlichen Favos. Aber nur einer... *lol*

7. Eine unangenehme Entdeckung

Hey meine Süßen! ^^
 

Sorry, dass es etwas länger gedauert hat, ich war das lange Wochenende am Comer See. ^-^ Supergeil da. Nur leider war mein Computer nicht dabei.

Ich wollte euch nicht noch länger warten lassen, deswegen ist dieses Kapitel wieder nicht so lang. Aber ich hab mir gedacht, da es eigentlich genug Inhalt enthält, sollte es ok sein. Also hoffe ich...^^" Liegt natürlich an euch, das zu beurteilen. *g*

Nochmal vielen lieben Dank an lunalinn, Caerdin und shibui für die Kommis. Ihr seid die Besten!!!! *blumen und pralinen verteil*

Viel Spaß beim Lesen!!!
 

Bussili, Melou xxx
 


 

Kapitel 7: Eine unangenehme Entdeckung
 

Oliver hatte zusammen mit Garland nicht lange nach der berühmten Wendeltreppe da Vincis suchen müssen. Sie hatten sie auch mehrere Male ausprobiert und es stimmte wirklich: Sie waren sich nicht einmal begegnet!

Es lag wahrscheinlich an der Drehachse und den zwei verschiedenen Treppenteilen. Emily musste sich das unbedingt mal ansehen, sie würde das System besser verstehen können.

Nachdem sie zwei oder drei Mal sinnlos rauf und runter gegangen waren, hatten sie das obere Stockwerk verlassen und erkundeten nun das Château.

Nach einem großen Saal, der wohl für Feste und Bälle war, fanden sie eine kleine Steintreppe, die in die Keller führte.

Schon als sie unten ankamen, hörten sie leises Stimmgewirr und wenig später erblickten sie die Küche, in der ein gutes Dutzend Bedienstete herumwerkelte. Überall standen dampfende Töpfe und an einer der Wände waren Haken, an denen bereits gerupfte Hühnchen hangen. Kein sehr schöner Anblick und bevor ihm das Frühstück wieder hochkam, wandte er seinen Blick schnell ab.

In der Mitte der Küche stand Anais, die einer älteren Dame irgendetwas sagte, welche daraufhin nickte und sich wieder an die Arbeit machte. Dann wandte sich Camées Hofdame jemandem zu, der lässig an einem der Tische lehnte und einen Apfel von einer Hand in die andere warf.

Es war ein junger Mann und nur vom Aussehen her, konnte Oliver fast mit Sicherheit sagen, dass er mit Anais verwandt sein musste. Seine Haare waren ebenfalls schwarz und kinnlang. Seine Haut war gebräunt und seine Augen blitzten in einem hellen grün. Die Kleidung, die er trug, war simpel und leger. Eine dunkelbraune Hose, weiße Strümpfe, ein ebenfalls weißes Leinenhemd und darüber eine beige Weste mit goldenen Knöpfen. Er drehte seinen Kopf zu ihnen und lächelte, dann kam er auf sie zu, Anais’ etwas verstimmten Blick im Nacken.

„Bonjour“, sagte er und zeigte seine weißen Zähne. Kurz schüttelte er Oliver und Garland die Hand. „Ich bin Edmond de Loiret. Anais’ Bruder. Ihr seid sicher die Zeitreisenden, oder?“

Die beiden waren von dem direkten und selbstsicheren Auftreten etwas verunsichert, deswegen dauerte es eine Weile, bis Oliver überhaupt Worte fand.

„Sind wir. Aber woher…?“

Edmond grinste. „Woher ich das weiß? Camée hat es mir erzählt.“

„Edmond!“ rief Anais aus und stellte sich neben ihren, hundertprozentig jüngeren, Bruder. „Du sollst die königliche Hoheit nicht so nennen.“

Der Schwarzhaarige bedachte seine Schwester nur mit einem kurzen Seitenblick. „So nenne ich sie seit zehn Jahren. Wie auch immer.“ Er wandte sich wieder den beiden Beybladern zu. „Sie hat es mir gestern Abend erzählt. War vollkommen begeistert von euch. Und jetzt kann ich wenigstens mitreden. Aber sind da nicht noch mehr von euch?“

„Edmond“, rief Anais ein weiteres Mal, diesmal etwas lauter, und sah den jungen Franzosen anklagend an. „Man muss sich ja für dich schämen. Warum bist du eigentlich immer noch hier? Du solltest doch längst in Lyon sein.“

„Sollte ich nicht“, widersprach Edmond und biss ein Stück seines Apfels ab. „Vater hat es auf nächsten Monat verlegt. Er will, dass ich noch eine Weile hier bleibe.“

„Hat er gesagt, warum?“ Man sah der jungen Hofdame an, dass ihr dieses Gespräch nicht viel Spaß machte.

„Hat er nicht.“

Anais seufzte. „Nun gut. Vielleicht kannst du die Gäste der Prinzessin wieder nach oben führen. Oder zeige ihnen die Gärten. Nur bitte, lungere nicht weiter hier herum.“

Sie drehte sich mit wehendem Rock herum und verschwand durch eine Tür am anderen Ende des Raums. Edmond sah ihr kopfschüttelnd hinterher.

„Sie ist eine ätzende Spaßbremse geworden, seit sie Hofdame ist“, erklärte er Garland und Oliver mit einem entschuldigenden Unterton. „Früher war sie nie so. Aber egal. Was wollt ihr sehen? Das Schloss? Die Stallungen? Die Gärten?“

Anscheinend waren sie hier an einen echten Enthusiasten geraten. Anais’ Bruder fiel wirklich aus der typischen Beschreibung eines jungen Adeligen heraus. Adelig mussten die Geschwister zweifelsohne sein. Die elegante Kleidung und dazu noch Anais’ Stellung als Hofdame, es sprach alles dafür. Und Anais wirkte auch genau so, wie sie sich eine französische Adelige vorstellten. Ihr Bruder hingegen, so stellte es sich in den nächsten Minuten heraus, war ein echtes Plappermaul. Zudem redete er ganz und gar untypisch für diese Zeit. Er hatte eine sehr lockere und offene Art.

Ohne eine Antwort abzuwarten, hatte er Oliver und Garland zuerst nach oben und dann durch eine kleine Hintertür nach draußen in den Garten.

„Herrliches Wetter, oder?“ fragte er und die beiden konnten ihm nur Recht geben.

Die Sonne fiel hemmungslos auf sie hinunter, ein frischer Wind wehte und sie konnten die Vögel hören. Ein wahrer Bilderbuchmorgen.
 

Zuerst stand Tala noch etwas überrascht da. Mit so einem Gefühlsausbruch hatte er ehrlich nicht gerechnet. Natürlich, er hatte seinen Charme spielen lassen wie noch niemals zuvor, aber dass er schon so früh eine Reaktion bekommen würde, hatte er nicht erwartet. Bevor er reagieren konnte, hatte Camée sich auch schon wieder von ihm gelöst und sah ihn entschuldigend an.

„Verzeihung“, sagte sie leise. „Ich sollte mich besser beherrschen.“

„Schon okay“, erwiderte Tala locker und lächelte sie munter an. Sie standen nahe beieinander und normalerweise hätte er den ersten Schritt gemacht und sie sofort geküsst. Aber er hatte sich Kais Worte doch etwas zu Herzen genommen. Nur nicht so, wie der Blauhaarige es gerne gehabt hätte.

Der Halbrusse hatte natürlich Recht mit dem, was er sagte. Sie war eine Prinzessin und sie lebte im 17. Jahrhundert. Da gab es andere Sitten. Die normale Masche –nett anlächeln, Komplimente und dann zur Tat schreiten- würde bei ihr also kaum Früchte tragen. Tala wusste, er würde sich mehr bemühen müssen. Er musste sich ihr langsam und elegant annähern, ihr Vertrauen und daraufhin ihr Herz gewinnen. Und wenn sie sich ihren Gefühlen hingeben würde, könnte er zuschlagen. Innerlich grinste Tala. Der Plan war idiotensicher. Auch wenn ihm Camée ein klein wenig leid tat. Er konnte nicht sagen warum, aber die Französin war ihm doch schon ein wenig ans Herz gewachsen. Obwohl er sonst niemanden in seine Nähe ließ. Außer vielleicht Kai. Doch das war etwas anderes.

Er schob seine Gedanken beiseite und sah in Camées Gesicht.

Sie lächelte ihn an. Offen und ehrlich. Es war ein wunderschönes Lächeln, das stand außer Frage. Aber etwas daran gefiel ihm ganz und gar nicht. Was es war, konnte er noch nicht sagen.

Camée öffnete den Mund, aber bevor Worte diesen verließen, schallte ein lauter Ruf über die Wiese. Die Prinzessin blickte zur Seite und das Lächeln auf ihrem Gesicht wandelte sich zu einem Strahlen.

„Edmond!“ rief sie laut aus und reckte ihre Hände in die Luft um den näher kommenden Gestalten zu winken.

Tala sah etwas perplex erst zu ihr und dann zu den herannahenden Personen. Zwei davon waren unverkennbar Oliver und Garland. Die dritte Person musste dieser Edmond sein, der nun mit schnellen Schritten auf Camée zu lief. Sie ging auf ihn zu und fiel ihm in die Arme. Der schwarzhaarige Franzose wirbelte sie einmal im Kreis herum, bevor er sie wieder auf dem Boden absetzte und ihr die sorgfältig frisierten Haare mit einer kurzen Handbewegung durcheinander brachte.

„Na, Mignon?“ (1) grinste er sie an. „Hast du mich vermisst?“

Sie stemmte ihre Hände in die Seiten. „Was, seit gestern? Natürlich.“ Die Prinzessin umarmte ihn ein weiteres Mal, dann nahm sie Edmond bei der Hand und führte ihn zu Tala, welcher den Unbekannten argwöhnisch musterte.

„Ihr möchte dir jemanden vorstellen“, sagte sie zu Edmond und deutete auf den Russen.

„Das ist Tala, einer der Zeitreisenden.“ Sie neigte sich zu ihm. „Er kommt aus Moskau. Tala, das ist Edmond. Er ist der Bruder von Anais.“

„Freut mich“, grinste Edmond und reichte Tala seine Hand, welche dieser nur widerwillig schüttelte. Den Rothaarigen freute es ganz und gar nicht. Camée schien diesen Edmond sehr zu mögen. Vielleicht waren sie nur Freunde, vielleicht aber auch mehr. Aber das Verhältnis der beiden klärte sich schon in Camées nächstem Satz auf.

„Edmond ist mein bester Freund. Wir kennen uns schon seit wir soooo klein sind“, erklärte sie ihnen und strahlte den Schwarzhaarigen an wie die Sonne selbst. „Nicht wahr Edmond?“

„Nur dein bester Freund, Mignon?“ Der Franzose tat empört. „Ich dachte ich wäre dein Vertrauter, dein Beschützer, dein Morgen, dein…“

„Bist du alles“, unterbrach ihn Camée lachend und ergriff seine Hand.

Tala wusste nicht, ob er sich erleichtert fühlen sollte oder nicht. Einerseits hatte die Prinzessin eben gesagt, Edmond wäre nur ein Freund, aber andererseits… Die Blicke, die sie ihm zuwarf, konnte man auch anders deuten. Vielleicht sah er aber auch etwas, was nicht da war. Selbstverständlich sah sie ihn so an. Sie kannten sich anscheinend schon sehr lange und sie vertrauten einander. So wie er und Kai. Nichts weiter. Aus so einer guten Freundschaft konnte keine Liebe werden.

„Also, soll ich euch jetzt die Stallungen zeigen?“ durchbrach Edmond die Gedankengänge des Russen und zog die Aufmerksamkeit der anderen auf sich.

„Gerne“, antwortete Oliver freundlich, aber Tala gefiel die Idee nicht. Warum hatten die drei auftauchen müssen? Jetzt klebte Camée an Edmond wie eine Klette. Augenscheinlich ließ sie für ihn alle Benimmregeln fallen. Noch ein schlechtes Zeichen.

„Wundervoll“, drang die klangvolle Stimme der Französin an seine Ohren. „Dann kann ich euch das Pferd zeigen, dass mir mein Vater geschenkt hat. Kommt.“

Sie und Edmond liefen voraus und die drei Beyblader folgten ihnen, teils gut gelaunt, teils gleichgültig und teils sehr verstimmt.
 

„Schon etwas herausgefunden?“ fragte Kai, der mittlerweile Emily gegenüber am Tisch in der Mitte des Raumes Platz genommen hatte.

„Ich bin mir nicht sicher“, begann die Amerikanerin. „Aber in den Blades scheint überhaupt keine Spannung mehr zu sein. Ich habe zwar nicht die richtigen Geräte, aber soweit ich es erkennen kann, sind die Bitbeasts wie außer Gefecht gesetzt.“

Kai riss die Augen auf. „Du meinst, wir können sie nicht mehr rufen?“

„Ich fürchte nicht“, murmelte die Orangehaarige kleinlaut. „Aber das müssten wir natürlich erst einmal ausprobieren. Ich meine, ob sie den Blade verlassen können.“

„Und was, wenn nicht?“

„Keine Ahnung“, gestand Emily. „Ich hab so was noch nie in diesem Zusammenhang gesehen. Normalerweise macht einem Bitchip hohe elektrische Spannung nichts aus. Man kann ein Bitbeast zwar durch sehr komplizierte, physikalische Vorgänge bannen, aber eigentlich nicht durch Elektrizität. Ich habe das ungute Gefühl, dass das etwas mit der Zeitreise zu tun hat.“

Der Halbrusse nickte. „Und wenn wir das herausfinden, finden wir auch heraus, wie wir hierher gekommen sind?“

„Möglich“, sagte die Amerikanerin. „Das könnte alles zusammen gehören.“

„Aber die Frage, Warum, klärt es wahrscheinlich nicht. Oder meinst du, es ist reiner Zufall, dass wir hier gelandet sind?“

„Ich weiß nicht, was ich denken soll“, antwortete Emily ehrlich. „Auf der einen Seite halte ich es für unwahrscheinlich, dass es einen Grund für unsere Reise geben soll. Aber irgendwie wäre es auch gut zu wissen, wieso, oder? Die Vorstellung, dass wir hier sind, um etwas Bestimmtes zu tun, ist unglaublich interessant...“
 


 

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(1): französisch, bedeutet "niedlich" oder "zart"; oft als Kosename verwendet

8. Geständnisse und die erste Begegnung

Yoho, yoho! ^^ (Piraten haben's gut...*lol*)
 

So, hab mich extra beeilt, nur für euch, weil ihr so schnell wart mit den Kommis. ^-^ Dieses Kapitel ist glücklicherweise etwas länger geworden. Hätte eigentlich noch mehr reingesollt, aber es ist schon spät und ich wollte es hochladen. Nyo, hoffe es is ok so und es sind nicht so viele Rechtschreibfehler drin. Ich hab nicht nochmal drüber gelesen...^^"

Ok, ich muss jetzt mal ab in die Heia, muss morgen meinen Geschi-Kurs mit einem Referat über die Reformation langweilen. <.< Dabei wäre der Absolutismus doch so viel besser gewesen...^.~ *lol*

Also, viel Spaß beim Lesen!!!
 

Bussi, Melou xxx
 


 

Kapitel 8: Geständnisse und die erste Begegnung
 

Ein paar Minuten waren sie durch den Garten gelaufen, als sie an den Stallungen ankamen. Es war ein weißes, einstöckiges Gebäude und wohl noch nicht so alt. Die Fassade war noch strahlend weiß und alles schien sauber und gepflegt. Die hölzerne Flügeltür war geöffnet und von Innen waren das Scharren von Hufen, sowie die Stimmen von Arbeitern zu vernehmen.

Edmond ließ Camée höflich den Vortritt, was die junge Prinzessin mit einem Lächeln und einem Kopfnicken quittierte. Der lange, geraffte Rock ihres azurblauen Kleides zog ein wenig des Heus mit sich, das sie Stallgasse säumte. Drei Arbeiter, mehr waren nicht anwesend, sahen überrascht auf, zogen ihre verschwitzten Mützen vom Kopf und verneigten sich hastig, ihre diversen Gerätschaften wie Heugabel oder Besen fallen lassend. Unter dem Geräusch zuckten die drei Männer sofort zusammen und hoben, sich immer noch verneigend, ihre Arbeitsgeräte wieder auf.

„Verzeihung, königliche Hoheit, ich bin untröstlich“, sagte der Erste, dessen Haut von der Sonne braun und runzlig war. Auf seinem Kopf waren nur noch vereinzelt ein paar weiße Haarbüschel zu erkennen. Nervös knetete er seine Mütze in den sehnigen Händen.

„Seid das nicht Monsieur Maillefert, wir haben euch bei der Arbeit gestört“, erwiderte Camée. „Warum machen sie alle nicht eine kleine Pause? Wir kommen hier zurecht.“

„Wie sie wünschen, königliche Hoheit.“ Monsieur Maillefert nickte noch einige Male mit dem Kopf, bevor er seinen zwei Kollegen mit einer schnellen Handbewegung zu verstehen gab, dass sie sich schnellstmöglich verschwinden sollten. Er verbeugte sich noch einmal tief, dann verließ er ebenfalls den Stall.

„Ein wundervoller Mann“, seufzte die Prinzessin. „Ein wahres Genie im Umgang mit Tieren. Der wildeste Hengst wird bei ihm zum Schmusetier. Aber er ist immer so distanziert. Als ob er Angst vor mir hätte.“

Edmond lachte. „Natürlich, Mignon. Du bist auch so Furcht einflößend.“

„Mach dich nicht lustig über mich, Edmond. Ich meine es ernst.“ Camée blickte ihren besten Freund ernst an, dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck jedoch. „Aber lasst uns nicht so hier herumstehen. Ich wollte euch doch meinen Liebling zeigen.“

Daraufhin ließ sie die Stallgasse entlang und die anderen folgten ihr.

Oliver ließ seinen Blick umherschweifen. Auf den ersten Blick befanden sich hier ungefähr 20 Boxen, einheitlich aus Holz und Eisengittern. Und in ausnahmsloser jeder stand ein Pferd. Verschiedene Farben und wahrscheinlich auch verschiedene Rassen, er war ja kein Experte. Die Tiere spitzten die Ohren, als sie an ihnen vorbeigingen und der Franzose sah nach links. Tala lief neben ihm und der Russe sah alles andere als gut gelaunt aus, aber Oliver kannte den Grund nicht. Am Morgen hatte der Rothaarige noch gewirkt, als könne er kein Wässerchen trüben. Anscheinend schwang seine Laune sehr schnell um.

Camée war am Ende der Gasse vor der letzten Box zum Stehen gekommen und öffnete die Tür mit einigen schnellen Handgriffen. Erst dann fiel Olivers Blick auf das Tier, das sich darin befand, welches sich nun umdrehte und mit zwei Schritten vor der Prinzessin stand.

Es war das absolute Klischee, das nun vor ihnen war. Die bildschöne Tochter des Königs, deren blaues Kleid die herbstroten Locken auf ihren Schultern nur noch hervorhob, neben dem großen, blütenweißen Pferd, das so edel aussah, als hätte es jemand aus einem Märchenbuch genommen. Fehlte nur noch der Ritter in schimmernder Rüstung, dachte Oliver grinsend.

Camée hob die Hand und platzierte diese auf der Stirn des Pferdes.

„Bonjour, mein Hübscher“, sagte sie. Ihre andere Hand strich über den Hals des Tieres, welches ein leises Schnauben von sich gab. Kurz sah sie zu ihren Freunden. „Das ist mein Liebling, Lucien. Papá hat ihn mir zu meinem Geburtstag geschenkt. Ist er nicht wunderschön?“

„Beeindruckend“, pflichtete Garland ihr anerkennend bei. „Welche Rasse?“

„Ein Lipizzaner“, erklärte sie stolz und strich dem Pferd die Mähne aus der Stirn, nur um ihn am Ohrenansatz kraulen zu können. „Papá hat ihn aus Spanien mitgebracht.“

„Sie liebt den Gaul mehr als mich“, sagte Edmond grinsend an die drei Blader gewandt und erntete einen empörten Blick seitens Camée.

„Sag so was nicht. Lucien ist kein Gaul. Wenn du so etwas von dir gibt’s, brauchst du dich nicht wundern, warum ich ihn bevorzuge.“

Sie stellte sich neben den Lipizzaner, legte ihre Hände auf seinen Rücken und stieß sich mit den Füßen vom Boden ab. Sie kam seitlich auf ihrem Pferd zum Sitzen und zupfte sich das Kleid zurecht.

„Also gibst du zu, dass du ihn lieber magst?“ bohrte Edmond weiter, aber Camée sah ihn nicht an.

„Darauf gebe ich dir bestimmt keine Antwort. Und jetzt entschuldigt mich. Ich bin in einer Stunde wieder da.“

Damit setzte sich das weiße Pferd in Bewegung und Oliver schloss die Augen, da er schon deutlich vor sich sah, wie die Prinzessin, bei diesem hohen Tempo und ohne Sattel, auf den Boden segelte. Aber nichts dergleichen passierte. Er hörte das Geklapper der Hufe und wenige Sekunden später war es still.

Edmond seufzte auf, als Camée außer Sichtweite war. „Super. Manchmal kann sie aber auch empfindlich sein. Besonders wenn’s um diesen Gaul geht.“

„Das macht sie öfters?“ fragte Oliver verwundert.

Der Schwarzhaarige nickte. „Tja, ab und zu. Sie hat so ihre Phasen. Es gibt Tage, da redet sie so geschwollen wie ihr Vater. Aber sie hat auch mal so einen Aussetzer wie jetzt, wo sie für Stunden einfach unauffindbar ist.“

„Na super“, gab Tala von sich und ging zum Eingang der Stallungen. „Wie’s aussieht, wird sie bei dem Wetter aber ordentlich nass werden.“

„Wieso nass? Es scheint doch die Sonne“, wunderte sich Oliver.

Der Russe deutete nur nach draußen. „Die Sonne schien. Jetzt sieht es eher nach einem Gewitter aus, also könnten wir vielleicht zurück zum Schloss? Von Gewittern hab ich erstmal genug.“

Ohne auf eine Antwort zu warten ging er hinaus. Oliver, Edmond und Garland folgten ihm, ließen jedoch einigen Abstand zwischen ihnen und dem Rothaarigen.

„Ist er immer so?“ fragte Edmond skeptisch und Oliver nickte seufzend.

„Jap.“

„Scheint ja ein angenehmer Zeitgenosse zu sein“, meinte der Franzose mit vor Ironie triefender Stimme. „Frag mich, was Camée von dem will…“
 

Tala war schlecht gelaunt. Nein, nicht nur das. Er war rasend. Der Tag hatte so gut angefangen! Er war sich Camée so sicher gewesen, wie der Kreml in Moskau stand. Und dann tauchte dieser… dieser Franzose auf und ruinierte seinen ganzen Plan. Mehr als das. Er stellte sich ihm in den Weg und am liebsten hätte er ihn von der nächsten Klippe geschubst.

Er atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Dieser Edmond war laut der Prinzessin nur ihr bester Freund. Aber der Schwarzhaarige schien ihr sehr nahe zu stehen. Und selbst wenn er kein Rivale im eigentlichen Sinne war, so hatten beste Freunde doch die Eigenschaft, Dinge zu sehen, die seine Opfer nicht sahen. Sprich, wenn Edmond merkte, warum er so nett und freundlich zu Camée war, würde er es der Rothaarigen stecken. Und das wäre nicht gut. Ganz und gar nicht gut.

Er sah nach oben, als es leise grollte. Noch ein Gewitter und er würde den Verstand verlieren.

Mittlerweile hatte er einen Seiteneingang des Schlosses erreicht, als die anderen drei endlich zu ihm aufschlossen und hinter ihm das Innere betraten.

Emily und Kai waren da, wo sie sie vermutet hatten. Immer noch in dem kleinen Salon, der vor ihrem Schlafzimmern lag. Die Amerikanerin, vor der ein auseinander gebauter Trygator auf dem Tisch lag, sah auf. Ihre Augen ruhten verwirrt auf Edmond, wie die von Kai, in denen aber eher ein skeptischer Ausdruck herrschte.

„Bonjour, Mademoiselle“, sagte er sofort höflich, ging auf die Orangehaarige zu, ergriff ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss darauf. Die perplexe Emily lief von einer Sekunde auf die andere knallrot an. „Ich bin Edmond.“

„Äh…ähm“, begann die Amerikanerin stotternd. „E-Emily.“

„Sehr erfreut, Emily“, erwiderte der Schwarzhaarige und lächelte charmant. „Engländerin?“

Emily schüttelte den Kopf. „Amerikanerin.“

„Von Übersee. Ich bin begeistert.“ Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit auf Kai, der ihn aus dem Augenwinkel heraus musterte. „Und du bist?“

„Kai“, antwortete der Blauhaarige kurz angebunden und Edmond seufzte innerlich. Noch so ein Sonnenschein… Da schien das Mädchen netter.

„Was ist das?“ fragte er die Amerikanerin und deutete auf Trygators Einzelteile.

„Ein Beyblade“, antwortete Emily, immer noch etwas rosa um die Nase. „Also, ein auseinander geschraubter.“

„Und was ist ein Beyblade?“

Nun war die Orangehaarige etwas ratlos. Wie erklärte man einem Menschen ohne Kenntnisse der modernen Technologie die Komplexität eines Beyblades? Zum Glück übernahm Oliver das für sie.

„Ein Beyblade ist so etwas wie ein Kreisel. Nur weiterentwickelt.“

„Aha.“ Edmond nickte verstehend, blickte aber immer noch leicht verwirrt auf die Teile auf dem Tisch.

„Wo ist Camée?“ fragte Kai plötzlich und richtete diese Frage, zur Verwunderung der anderen, an Tala.

Der Blick, der darauf folgte, sollte den Blauhaarigen wohl durchbohren. „Ausreiten“, antwortete der Russe und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ein Lächeln breitete sich auf Kais Gesicht aus, doch es war leicht erkennbar, dass es nicht von freundlicher Natur war. Ohne ein weiteres Wort ging Tala an ihnen vorbei in sein Zimmer und schlug die Tür so heftig zu, dass die Bilder an der Wand drohten, herunter zu fallen.

Kai zog belustigt die Augenbrauen hoch, nachdem er Talas Reaktion mit Genugtuung beobachtet hatte. Dem Rothaarigen hatten wohl etwas den Plan durchkreuzt. Oder auch jemand. Interessiert beobachtete er Edmond, der seinen Blick immer noch nicht von Emilys Blade losgerissen hatte.

„Wer bist du eigentlich?“ fragte er den Schwarzhaarigen, welcher daraufhin aufsah.

„Ich bin Anais’ Bruder“, erwiderte der Franzose und lächelte. Seine Laune war wohl nicht zu trüben.

„Und weiter?“

Edmond stutzte. „Was weiter?“

Kai strich sich kurz über die Schläfen. „Bist du ein Freund von Camée? Ihr Verlobter?“

Plötzlich lachte der Schwarzhaarige auf. „Ihr Verlobter? Ich doch nicht! Wir sind nur Freunde. Zwar sehr gute, aber nicht mehr.“

Oliver sah ihn schräg von der Seite an. „Also, ehrlich gesagt, ich hab auch gedacht, dass…“

„Dass wir einander versprochen sind? Verliebt sind?“ unterbrach Edmond den Grünhaarigen belustigt. „Nein. Mein Vater würde zwar sehr froh sein, aber niemand ist dem König gut genug für sein Ein und Alles.“

„Aber du wärst nicht abgeneigt?“ schaltete sich Garland nun in die Unterredung ein und sah den Franzosen forschend an, die Stirn in Falten gelegt.

Edmond räusperte sich und kratzte sich, wie es aussah verlegen, am Hinterkopf. Dann strich er sich die Haare aus der Stirn.

„So würde ich das nicht formulieren“, meinte er.

„Und wie dann?“ hakte Kai ab, der sich mit so einer Antwort nicht zufrieden geben wollte.

Der Schwarzhaarige seufzte. „Ich würde sie nie heiraten können oder wollen.“ Er schluckte. „Ich liebe sie zu sehr, als dass ich mich jemals in sie verlieben könnte“, gab er zu.

Emily rückte ihre Brille zurecht und legte ihre Stirn in Falten. „Das verstehe ich jetzt nicht. Wie kann man jemanden lieben, ohne verliebt zu sein?“

„Das ist ganz einfach“, sagte Edmond und lächelte schwach. „Ich weiß alles über sie, sie weiß alles von mir. Wir vertrauen einander und wir kennen uns schon fast ein Leben lang. Sie ist für mich mehr als eine Freundin, mehr als eine Schwester. Ich will diese Art von Beziehung nicht verändern, weil es so gut ist, wie es ist.“
 

Camée liebte den Regen. Er war angenehm kühl auf der Haut und lief ihre Wangen hinunter wie Tränen. Überall roch es so besonders, wie immer, wenn sich der Himmel über ihr ausleerte.

Mittlerweile waren die Zinnen von Chambord nur noch schemenhaft am Horizont zu erkennen.

Sie hatte Lucien gestoppt, welchem das Wetter wohl weniger gefiel als ihr. Er scharrte unruhig mit den Hufen auf der Erde und warf den Kopf mehrmals in die Höhe. Camée versucht, ihn zu beruhigen und strich ihrem Pferd über den Hals.

„Ganz ruhig mein Hübscher“, redete sie ihm zu und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Sei froh, dass wir nicht in Paris sind. Es ist furchtbar dort, wenn es regnet.“

Camée lehnte sich nach vorne und legte ihren Kopf auf Luciens Hals ab. „Hier ist es so viel schöner. Und hier bleibe ich auch. Für immer. Mit Anais und Edmond.“ Sie seufzte auf. „Wer weiß. Vielleicht bleiben Tala und die anderen ja auch hier. Wenn sie nicht mehr zurückkommen. Ich würde mich freuen. Oder ich könnte mit ihnen gehen. Die Zukunft scheint schön zu sein.“ Langsam setzte sich die Prinzessin wieder auf. „Aber ich glaube, das ist keine gute Idee. Ich kann Louis nicht alleine lassen.“

Sie umklammerte die Mähne ihres Pferdes. „Und Papá...“

Plötzlich donnerte es über ihr und Lucien stieg. Reaktionsschnell schlang sie ihre Arme um seinen Hals und hielt sich fest, um nicht herunter zu fallen. Ruckartig kam das weiße Pferd wieder auf dem Boden auf und kurz wurde es vor ihren Augen schwarz. Der Lipizzaner tänzelte unruhig hin und her und seine Ohren drehten sich zu allen Seiten.

„Ist gut, mein Liebling“, flüsterte sie ihm zu, aber lockerte nicht den Griff um seinen Hals. „Es war nur ein Donner.“

Zum Glück war das Gewitter in weiter Ferne, denn ein weiteres Grollen blieb aus. Erst als Lucien wieder still stand, richtete sich Camée wieder auf und atmete tief durch, als sie hinter sich ein Geräusch vernahm und sich umdrehte.

„Ist euch etwas passiert?“
 


 

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Sorry, fieser Cliffhanger, aber es musste sein. ^-^ Konnts mir einfach nicht verkneifen. *höhö*

Ach ja, hab ich ganz vergessen zu erwähnen: Freut mich, dass euch Edmond so gut gefällt. Ich liebe ihn auch. Hoffe das bleibt auch so und sein Charakter geht nicht vor die Hunde oder so...^^;

Besonders gefallen mir ja immer eure ganzen Beziehungstheorien. Ich sag dazu nur so viel: Lasst euch überraschen! *muahahaha* ^o^v Vielleicht seid ihr ja nach diesem Kapitel etwas schlauer...

9. Neue Fragen und Gefühle

Heya meine Batschies! ^^
 

Sorry, dass es so lange gedauert hat...<.< Diesmal hab ich noch nicht mal ne anständige Entschuldigung. ^^; Mir hat einfach der Elan gefehlt, die Inspiration... und ich hab an so ner dämlichen Stelle festgesteckt. Kennt ihr vielleicht. ^^"

Nyo, trotz der Verzögerung find ich das Kapitel ganz ok. Nicht das beste, das ich je geschrieben haben, leider auch nicht das längste, aber es lässt sich hoffentlich lesen.

Ach ja, noch etwas: Schiller tut mir nicht gut. Werdet noch merken, warum... <.<" *schild aufstellt* *sich verdrückt*
 

Schild: Tut mir nicht weh!!! >.< Melou xxx
 


 

Kapitel 9: Neue Fragen und Gefühle
 

Der Regen peitschte hemmungslos gegen die dünnen Fensterscheiben. Tala war nicht aus seinem Zimmer herausgekommen und da niemand Todessehnsucht hatte, blieben sie der Tür fern. Emily hatte Trygator wieder zusammengebaut, weil sie einfach nichts hatte herausfinden können und lag nun schon beinahe in ihrem Stuhl. Bald würden ihr bestimmt die Augen zufallen.

Oliver saß neben der Amerikanerin am Tisch und starrte Löcher in das glänzend polierte Holz vor ihm. Kai, der sich ihm gegenüber befand, schien das gleiche zu versuchen.

Garland lehnte an der Wand neben einem der Fenster und sah gedankenverloren auf die verregnete Landschaft.

Edmond stand mit dem Rücken an eine andere Wand gelehnt und seine Augen waren auf etwas im Raum fixiert, dass nur er sehen konnte. Seit Minuten hatte er sich schon nicht mehr von der Stelle gerührt.

Das Schweigen in dem Zimmer war mittlerweile schon so angespannt, dass man danach hätte greifen können, mit bloßen Händen. Aber niemand wollte die Stille packen und zerreißen. Nur das Prasseln der Tropfen von draußen war zu hören, bis ein weiteres Geräusch ihre Monotonie durchbrach.

Die Tür öffnete sich und hinein kam eine äußerst aufgewühlt wirkende Anais, die den Rock ihres dunkelgrünen Kleids gerafft hatte, um schneller gehen zu können.

„Edmond“, rief sie wütend aus und ihr Bruder schreckte aus seinem tranceartigen Zustand. „Wo ist die Prinzessin?“

„Ausreiten“, antwortete der Schwarzhaarige ruhig und blickte seine Schwester aus verschleierten Augen an.

„Bei diesem Wetter?“ Anais schien entsetzt und trat ärgerlich an Edmond heran. „Warum hast du sie gehen lassen?“

„Warum hätte ich sie stoppen sollen?“ stellte der Franzose sofort die Gegenfrage und zog dabei die Augenbrauen hoch.

Die Ruhe ihres Bruders brachte Anais augenscheinlich zur Weißglut. „Bei dem Wetter holt sie sich da draußen noch den Tod! Was, wenn ihr etwas passiert?“

„Wird es schon nicht.“

Die Hofdame seufzte auf. „Ich verstehe dich nicht Edmond“, sagte sie kopfschüttelnd und ihre Augen forschten in den des Schwarzhaarigen nach irgendetwas Undefinierbarem.

„Begebe dich jetzt bitte nach unten“, fuhr sie weitaus ruhiger fort. „Monsieur Lacroix wartet in der Eingangshalle auf dich. Er wollte sicherstellen, dass du euren Termin nicht wieder versäumst. Absichtlich oder nicht.“

Schlagartig veränderte sich der Ausdruck auf Edmonds sonst so sorglosem und unbekümmertem Gesicht. Der Zug um seine Lippen wurde erstaunlich hart und ernst. Ohne ein weiteres Wort an seine ebenso ernst dreinblickende Schwester zu richten, ging er an ihr vorbei und verließ ohne Abschiedsworte das Zimmer.

Verwundert sahen ihm die vier anwesenden Blader hinterher. Diese Reaktion passte nicht zu Edmond und obwohl sie ihn erst seit heute kannten, konnten sie so viel schon sagen. Und das alles, weil jemand unten auf ihn wartete? Weil er einen Termin hatte?

„Ist alles in Ordnung?“ fragte Oliver verunsichert nach. Er wollte sich in nichts einmischen, dass nur die Familie etwas anging, aber das Verhalten der beiden Geschwister spornte ihn zur Neugier an.

Anais, die gerade den Raum hatte verlassen wollen, hielt kurz inne und drehte sich zu dem Grünhaarigen um.

„Selbstverständlich“, antwortete sie höflich, aber ihre Stimme wirkte seltsam distanziert und abwesend. „Nur eine Routine-Untersuchung des Hausarztes. Es geht eine Krankheit um. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen könntet?“

Die Hofdame neigte anmutig ihren Kopf, raffte ihr Kleid und verließ mit eiligen Schritten den Salon, ließ vier nicht mehr aufgeklärte Jugendliche zurück.

„Eine Krankheit geht um?“ kam es nach einer Weile von Emily, nachdem sie Trygator zur Seite gelegt hatte. „Vielleicht eine Epidemie?“

„Wer weiß“, meinte Oliver. „Könnte auch eine Grippewelle sein. Gab es damals doch auch.“

„Und wenn es was schlimmeres ist?“ stellte Garland eine Vermutung an. „Könnte doch was ansteckendes sein. Eventuell sogar hochgradig. Wie die Pocken.“

Oliver räusperte sich. „Soweit ich weiß, begann die erste tragische Welle der Pocken erst im 18. Jahrhundert.“

„Was ist mit der Pest?“ hakte der Inder weiter nach.

Der Franzose kratzte sich am Hinterkopf. „Ich weiß nicht genau. Aber ich glaube, die Pest war im 14. Jahrhundert in Frankreich. Spätere Epidemien waren so weit ich weiß nur in England. Aber machen wir uns jetzt nicht einen zu großen Kopf? Damals konnte man auch an einer Lungenentzündung sterben und wenn Anais sagt, dass eine Krankheit umgeht, könnte das auch ein einfacher Virus sein. Kein Grund zur Panik.“

„Ich erinnere dich dran, wenn wir alle mit Punkten auf dem Gesicht herumlaufen und kläglich dahinscheiden“, begann Emily die Situation deutlich zu überdramatisieren und erschauderte. „Was, wenn es wirklich die Pocken sind?“

Kai seufzte auf. „Sind es nicht. Glaubst du, Anais hätte ihren Bruder auch nur in Camées Nähe gelassen, wenn Verdacht auf Pocken bestehen würde?“

Das schien der Amerikanerin einzuleuchten und sie beruhigte sich. Dennoch, so richtig wohl schien sie sich auch nicht zu fühlen. Sie räusperte sich.

„Sollten wir nicht mal nach Tala sehen? Es ist verdächtig ruhig da drin.“

Kai winkte ab. „Der kriegt sich schon wieder ein.“

„Wieso ist er eigentlich auf einmal so schlecht gelaunt?“ wunderte sich Oliver und seine Augen sahen forschend in die des Blauhaarigen. Aber er traf nur auf eine Wand, so hart und undurchdringlich wie Granit.

„Ist heute wohl nicht alles nach Plan gelaufen“, war die Antwort, mit der sich die anderen, nach Kais Meinung, abfinden mussten. Der Rothaarige würde sich schon von allein noch früh genug ans Messer liefern, wenn er an seinem Vorhaben festhielt. Ein leicht diabolisch angehauchtes Grinsen stahl sich auf seine Züge. Er war eigentlich nicht sadistisch, aber das Gefühl, im Recht zu sein, war ungemein wohltuend.

„Willst du nicht mit ihm reden?“ schlug Emily vor.

Kai schüttelte den Kopf. „Der kann ruhig noch ein wenig vor sich hin vegetieren.“

Garland lachte kurz trocken auf und lenkte somit die Aufmerksamkeit der anderen Blader auf sich. „Ihr seid echt wie ein altes Ehepaar.“ Kais darauf folgender Blick brachte den Grauhaarigen jedoch schnell wieder zum Verstummen. „Ist gut. Ich sag ja schon nichts mehr.“
 

Mit zitternden Händen strich sich Anais über die feuchten Augen, während sie versucht, konzentriert die Kleider ihrer Herrin herzurichten. Sie musste in Kontrolle bleiben, aber im Moment kam sie sich vor wie ein debiles, hilfloses Mädchen. Es war einfach über sie gekommen. Sonst war sie so beherrscht, so perfekt. Das jetzige Bild passte nicht in das, was sie sich hatte schaffen wollen.

Ihre Familie war hoch angesehen, stand in der Gunst des Königs. Ihr Vater hatte eine glänzende Karriere in der Armee hinter sich, ihre Mutter war eine gebildete Frau aus gutem Hause. Sie und Edmond hatten als die einzigen von ursprünglich fünf Kindern das Säuglingsalter überlebt und mussten nun die Ehre der de Loirets fortführen. Und sie selbst war auf dem besten Weg, denn als Hofdame der Lieblingstochter des Königs war ihr zweifelsohne seine Sympathie gesichert. Die Prinzessin selbst würde früher oder später zu einer einflussreichen und mächtigen Frau heranwachsen und ihr als deren Vertraute war der Aufstieg damit sicher. Alles hätte so gut verlaufen können.

Wenn da nicht Edmond wäre. Edmond, dessen Zukunft so gespickt von Anerkennungen und Auszeichnungen hätte sein sollen, wie das seines Vaters, dessen ganzer Stolz er war. Hatte er doch damals die Hoffnung getragen, vom König erwählt zu werden, seine älteste Tochter zu ehelichen. Aus welchem Grund auch immer, hatte sich Edmond aber nie um etwas bemüht und war wegen seiner anscheinend fehlenden Ambition als Kandidat entfallen. Gestört hatte es ihren Bruder nie. Er brachte weiter nicht viel Elan an den Tag, wenn es um seine militärische Ausbildung ging. Es war, als hätte er es die ganze Zeit gewusst. Oder zumindest geahnt. Tief in sich selbst.

Anais strich sich eine weitere Träne von der Wange, die ihren Weg von ihren Augenwinkel hinunter zum Kinn gesucht hatte. Sie musste ihre Fassung wiedererlangen und so weitermachen, wie bisher. Am Ende war sie als die Erstgeborene die einzige Hoffnung ihrer Familie geblieben.

In diese und jene Gedanken versunken, schreckte sie auf, als sich plötzlich die Tür öffnete und Camée das Zimmer betrat. Sie drehte sich zu der Prinzessin um. Musterte ihre völlig durchnässte Robe, die zerzausten und triefenden Haare und die geröteten Wange. Ob sie jedoch von der Kälte herrührten, wusste sie nicht, konnte sie doch den ungewöhnlichen Ausdruck in den blauen Augen erkennen.

„Da seid ihr ja endlich, Hoheit“, rief sie erleichtert aus und stürzte auf ihre Herrin zu, nahm sie sanft bei der Hand und geleitete sie zu einem Stuhl. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als ich erfuhr, dass ihr bei diesem Wetter ausreiten wart. Geht es euch gut? Ihr glüht ja! Ihr habt doch hoffentlich kein Fieber?“

Die Hofdame wollte Camée die Stirn fühlen, doch diese winkte ab, sah schwer atmend aus dem Fenster, der Blick war verklärt.

„Wenn ich glühe, dann nicht, weil mein Kopf vor Fieber brennt“, brachte sie atemlos hervor und strich sich ein paar Regentropfen aus dem kühlen Gesicht. „Es könnte vielmehr der Funke der Leidenschaft sein, der mein Herz entflammt hat.“

„Ich verstehe nicht ganz“, sagte Anais verwirrt, während sie ihrer Herrin das durchnässte Kleid aufschnürte.

Die Prinzessin holte tief Luft und ein Lächeln legte sich auf ihre Züge. „Weißt du, Anais, die großen Geschichten, die ich gelesen habe, und immer nur für solche gehalten habe… Wie dumm war ich, Anais! Wie einfältig, dass ich glaubte, eine Liebe wie die des Paris und der Helena würde nicht existieren können. Heute wurde ich eines besseren belehrt.“

„Ihr seid ja völlig durcheinander, Hoheit…“

„Nicht durcheinander, Anais. Doch noch immer geblendet. Geblendet von der bloßen Erscheinung eines Mannes, der jeden Gott in den Schatten stellen würde. Und als er zu mir sprach, fühlte ich mich wie auf Wolken.“

Anais löste Camées Haarnadeln und die nassen Locken fielen auf ihre Schultern. „Was ist geschehen? Wen habt ihr getroffen?“

Camée drehte sich um und sah Anais direkt in die Augen. „Ich dachte an so vieles, nicht an die Liebe, doch dann hörte ich seine Stimme, wie er mich nach meinem Wohlbefinden fragte. Er kann nicht wissen, dass er mein Innerstes damit zertrümmert hat. Ich war nicht mehr ich selbst, Anais. Und als er verschwand, hatte ich kein Wort zu ihm gesagt, kenne nun noch nicht einmal seinen Namen. Aber wo ist Edmond? Ich muss ihm davon erzählen!“

„Er hatte einen unaufschiebbaren Termin mit Monsieur Lacroix“, antwortete die Hofdame, während sie Camée aus ihrem Kleid befreite und ihr eine Decke holte.

„Monsieur Lacroix? Der Doktor?“ wunderte sich die Prinzessin und schlang sich die ihr gereichte Decke um den Körper. „Warum? Ist Edmond etwa krank?“

Anais schluckte und ihr Herz verkrampfte sich kurz, bevor sie sich dazu durchringen konnte, zu antworten.

„Es ist nichts, Hoheit. Nur eine kurze Überprüfung seiner Gesundheit, bevor er nächste Woche nach Lyon aufbricht.“

„Dann bin ich beruhigt“, seufzte Camée auf. „Kommt er morgen?“

„Bestimmt, Hoheit.“ Anais lächelte gequält, was die Rothaarige nicht sah, da sie ihren Kopf nun dem Fenster zuwandte. Ihre Gedanken waren, wie die ihren, wohl ganz wo anders…
 

Langsam öffnete Kai die Tür zu Talas Zimmer. Oliver, Emily und Garland waren gegangen und somit hatte er beschlossen, nach dem Wohlbefinden des Russen zu sehen. Er machte sich zwar keine Sorgen, aber er wollte dennoch sicher gehen, dass der Rothaarige nicht blutüberströmt in irgendeiner Ecke lag und es am Ende noch seine Schuld sein würde.

Tala lag auf seinem Bett und starrte an die Decke, was er anscheinend die ganze letzte Stunde getan zu haben schien.

„Genug geschmollt?“ fragte er den Rothaarigen und setzte sich grinsend an das Fußende des Bettes.

Als Tala nicht antwortete, fuhr der Blauhaarige einfach fort. „Ich weiß nicht, worüber du dich ärgerst. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass du auf Stein beißt.“

Der Russe stützte sich auf seine Ellenbogen und funkelte Kai mürrisch an. „Sei stolz auf dich. Soll ich dir jetzt ne Urkunde oder so verleihen? Außerdem ist es noch lange nicht vorbei.“

„Warum gibst du nicht einfach auf?“, schlug der Halbrusse vor, doch das schien nicht das zu sein, was der Rothaarige hören wollte.

„Wenn ich was will, dann bekomme ich das auch“, erwiderte Tala und verengte seine Augen. „Aber seit wann interessiert dich das eigentlich? Hat dich vorher auch nie gekümmert, wen ich angeschleppt habe.“

Kai wollte gerade den Mund öffnen, um seinem Freund Paroli zu bieten, als er inne hielt. Warum eigentlich? Das war eine gute Frage. Auf die er leider keine sehr gute Antwort wusste.

„Das spielt überhaupt keine Rolle“, wich er aus. „Es geht hier ums Prinzip. Du solltest lernen, mal nicht so egoistisch zu sein und immer nur an dich zu denken. Wenn du dich in Schwierigkeiten hinein manövrierst, dann stecken wir alle auch mit drin.“

Tala grinste. „Na, das sagt der Richtige. Vielleicht solltest du deine Weisheiten erstmal auf dich selbst anwenden, bevor du mich belehren willst.“ Er setzte sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ehrlich Kai, du solltest mal etwas in dich gehen und nicht immer auf mir rumhacken.“

„Bin ich hier derjenige, der die Prinzessin von Frankreich flachlegen will, oder du?“

„Ich“, antwortete Tala ohne mit der Wimper zu zucken. „Aber das würde dir vielleicht auch mal ganz gut tun. Macht locker.“

Damit stand der Rothaarige auf und entledigte sich in Windeseile seines Hemdes. Kais Blick sog sich unbewusst am entblößten Rücken des Russen fest, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Er sah, wie die Muskeln unter der blassen Haut arbeiteten und ein dicker Kloß setzte sich in seinem Hals fest.

Was ist denn jetzt kaputt?, schoss es dem Blauhaarigen durch den Kopf und er stand hastig auf. Diese ganze Zeitreise und die Kopfschmerzen hatten wohl etwas durcheinander gebracht…

10. Engel

Hey ihr Süßen! ^^
 

Vielen vielen Dank für die Kommis. Ihr kennt mich ja, ich freu mich über jeden wie ne Schneekönigin und les ihn mir zehntausend Mal durch...^^"

Ich muss mich mal wieder entschuldigen. Dafür, dass es so lange gedauert hat und dass es diesmal wieder sehr kurz ist. <.<

Ich hatte leider noch an ner anderen Story zu schreiben, die noch länger auf ein neues Kapitel gewartet hat. Eigentlich sollte dieses Kapitel noch mehr beinhalten, aber irgendwie hat mir die Stelle, wo es nun aufhört, so gut gefallen, dass ich das einfach zum Ende machen musste. Das nächste Kapitel könnte auch wieder etwas dauern, aber ich verspreche, es wird länger, ok? Ich muss da nämlich tierisch viel an Handlung reinpacken. Freu mich jetzt schon.... <.<" *hust*

Also, viel Spaß beim Lesen und lasst mir eure Meinung da, ok?
 

ganz viele bisous, Melou xxx
 


 

Kapitel 10: Engel
 

Das Unwetter des Vortages war zwar verklungen, aber der Regen hielt noch immer an und stellte sich dem Vorhaben von Emily in den Weg, die vorgehabt hatte, die Bitbeasts zu testen. Schließlich wollte sie nicht die kostbare Inneneinrichtung beschädigen.

Dennoch wollte sie sich nach einem geeigneten Platz umsehen. Es gab hier bestimmt so etwas wie eine überdachte Terrasse. Nach dem Frühstück hatte sie sich mit Kai verabredet, der sich sehr kooperativ zeigte und wahrscheinlich schnellstmöglich einen Weg zurück in die Zukunft finden wollte. Sie verübelte es ihm nicht. Natürlich, es war schon ein Erlebnis für sich und hatte bestimmt auch seine Reize, aber sie persönlich vermisste das moderne Zeitalter sehr, trotz der wundervollen Kleider, die sie tragen durfte. Dem Halbrussen ging es vielleicht auch nicht anders, besonders jetzt. Die Amerikanerin hatte gemerkt, dass es zwischen ihm und Tala ein wenig kriselte. Dabei hatte sie immer gedacht, die beiden wären so etwas wie unzertrennlich. Für gewöhnlich waren die beiden Russen eine einstimmige Front. Aber sie hatte sich wohl geirrt, denn die beiden hatten schon früh morgens ihre Probleme miteinander.

„Wohin willst du?“

Kai seufzte genervt auf und lockerte den Kragen seines Hemdes ein wenig. „Zum wievielten Mal denn noch? Ich helfe Emily mit den Blades.“

Tala verschränkte die Arme vor der Brust und kippelte missmutig auf seinem Stuhl. „Scheint ja deine neue beste Freundin zu sein. Wusste gar nicht, dass du so ne Schwäche für Bücherwürmer hast.“

„Im Gegensatz zu dir tue ich wenigstens etwas Sinnvolles und versuche uns hier wieder wegzubekommen“, antwortete der Blauhaarige schlagfertig.

„Was?“ Die rechte Augenbraue des Rothaarigen wanderte herausfordernd nach oben. „Den Fortbestand der Menschheit sichern? Russland und Amerika vereinen?“

Kai schüttelte nur den Kopf. „Denk doch was du willst.“ Dann verließ er, ohne sich noch einmal zu dem Russen umzudrehen, den Raum.

Tala wandte seinen Kopf dem Fenster zu und sah hinaus, zuckte kurz und fast unmerklich zusammen, als Kai die Tür hinter sich zuschlug. Sollte der Blauhaarige doch zu dieser dummen Pute gehen und ihn hier sitzen lassen. Ihm ging das doch am Arsch vorbei. Schließlich drehte sich seine Welt um alles andere, aber nicht um den Halbrussen. Gut, das war vielleicht übertrieben, schließlich war Kai sein langjähriger und bester Freund. Aber manchmal würde er ihn am liebsten nehmen und…

„Argh!“ Tala fuhr sich durch die Haare. Er war sauer! Sollte Kai doch machen was er wollte. Ihn kümmerte es nicht, wenn der andere nicht hier war. Er konnte genauso gut zu Camée gehen. Sowieso hatte er sie seit dem vorigen Tag nicht gesehen und das Auftauchen von Edmond schüchterte ihn nicht ein, zumal dieser, laut seinem Wissen, momentan nicht anwesend war.

Also beschloss der Rothaarige, sich ein wenig abzulenken und die Prinzessin aufzusuchen…
 

Stolz postierte sich Emily in der Mitte des langen, überdachten Steinganges, der um einen der Innenhöfe herumführte. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sah ihre männlichen Begleiter zufrieden an.

„Was hab ich euch gesagt?“ Ihr Grinsen wurde breiter. „Ich finde schon eine gute Stelle.“

Oliver, Garland und Kai seufzten synchron auf und resignierten. Es war vollkommen unmöglich, die Amerikanerin von ihrem Gute-Laune-Trip hinunter zu bringen. So viel Optimismus war so früh am Tag einfach unerträglich.

„Jaja, hast du“, winkte Garland ab. „Könntest du uns jetzt bitte mal darüber aufklären, was du eigentlich vorhast?“

Emilys Augen blitzten vielsagend auf. „Alles zu seiner Zeit, mein lieber Garland. Nur nichts überhasten. Jetzt kommt erstmal her.“

Etwas skeptisch gingen die drei auf die Orangehaarige zu. Links neben ihnen prasselte noch immer der Regen in Strömen herunter und der Kies, der den Innenhof bedeckte, schwamm schon fast vor sich hin.

„Eure Blades habt ihr dabei?“ fragte sie nach und die anderen bejahten. „Gut. Die Starter auch?“

„Also mal ernsthaft, Emily“, murrte Kai etwas verstimmt. „Hältst du uns für Anfänger?“

Das Mädchen räusperte sich etwas peinlich berührt. „Nein. Natürlich nicht. Wollte nur vorsichtshalber mal nachfragen. Man kann ja nie wissen…“

Oliver schaltete sich nun auch ein. „Und was sollen wir jetzt machen?“

„Na eure Blades starten“, rief Emily strahlend aus.

Garlands Augenbrauen schossen in die Höhe und er sah die Amerikanerin an, als würde sie eine Schraube locker haben.

„Und warum?“

Die Angesprochene holte nun ihren eigenen Blade heraus und deutete dann auf den Bitchip von Trygator.

„Die Sache ist die“, begann sie. „Ich bin davon überzeugt, dass unsere Bitbeasts mit unserer Zeitreise verknüpft sind. Das habe ich euch ja schon erklärt. Wahrscheinlich haben sie durch die ganze Spannung des Gewitters mit irgendetwas reagiert und uns ins 17. Jahrhundert befördert. Das heißt, wir sollten auf jeden Fall mal ausprobieren, ob alles bei ihnen beim Alten ist, oder ob uns irgendwelche Macken auffallen. Das könnte nämlich mit der Zeitreise zu tun haben. Und wenn wir dann richtig kombinieren und den Fehler oder die Fehler beheben, könnte uns das wieder zurückbringen.“

Die anderen verstanden das selbstverständlich.

„Sollen wir sie alle gleichzeitig starten, oder nacheinander?“ fragte Oliver die Amerikanerin.

„Gleichzeitig, würde ich sagen“, antwortete Emily und alle Anwesenden griffen nach ihren Startern, die sie an ihren Gürteln befestigt hatte. Emily hatte sich, etwas eigenwillig, ebenfalls einen um die Taille gebunden, der Zeckmäßigkeit wegen. Auch wenn es einfach nur bescheuert aussah…

Es tat ein einstimmiges Klicken, als sie die Blades befestigten, dann brachten sie sich in Position.

„Auf drei?“ Oliver sah ihn die Runde. Einstimmiges Nicken. „Ok. DREI!“

Wenigen Millisekunden später kreiselten die vier Blades kontrolliert in ihrer Mitte.

„Irgendwelche Probleme mit der Balance?“ fragte Emily die anderen, doch die verneinten.

„Alles in Ordnung“, erwiderte Oliver. „Aber ich habe das Gefühl, dass Unicolyon etwas schwerfällig ist. Geht euch das auch so?“

„Bei Dranzer ist alles wie immer“, sagte Kai und auch bei Garland und Emily war alles im grünen Bereich.

„Na ja“, Oliver kratzte sich verlegen am Hinterkopf, „vielleicht ist auch nur etwas Staub ins Getriebe gekommen…“

„Ist auch egal. Sollen wir die Bitbeasts rufen?“ Emily sah fragend ihre drei männlichen Kollegen an und Garland nickte.

„Versuchen wir es. Apollon!“

Der Grauhaarige hielt den Atem an, wie er es immer tat, wenn sein Bitbeast kurz davor war, sich aus seinem Blade zu erheben. Es war einfach ein unglaublicher Anblick. Er wartete darauf, dass Apollon seine kraftvolle Gestalt zeigte, aber nichts tat sich. Der Blade rotierte weiter, ohne dass der Bitchip auch nur glühte.

„Er kommt nicht heraus…“

„Das sehen wir selber“, zischte Kai und wandte seine Augen dann seinem Phönix zu.

„Dranzer!“

Doch auch dieser schien seinem Herrn nicht zu gehorchen. Emily und Oliver scheiterten ebenfalls.

„Verdammt“, rief der Franzose frustriert aus. „Das gibt’s doch nicht! Warum passiert nichts? Emily?!“

Die Amerikanerin seufzte und ließ sich im Schneidersitz auf den Boden sinken, ihre Augen lagen auf Trygator.

„Tja, ich habe es schon vermutet“, meinte sie traurig. „Aber ich habe gehofft, dass ich nicht recht habe.“ Die Orangehaarige seufzte auf. „Höchstwahrscheinlich hat sich durch die Zeitreise ein magnetisches Feld aufgebaut, das die Bitbeasts in ihren Bitchips gefangen hält.“

„Und wie kriegen wir sie da wieder raus?“ wollte Kai sofort wissen und Emily zuckte unter seinem harschen Tonfall etwas zusammen.

„Ich weiß es nicht, ok?“ pfefferte sie schließlich zurück. „Ich kann auch nicht alles wissen! Falls ihr es vergessen habt, ich bin auch noch nie vorher in die Vergangenheit gereist!“

Sie schnaufte hörbar und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Alles, was ich sagen kann ist, dass, wenn wir dieses Feld aufheben können, wir wahrscheinlich zurück können…“
 

Tala hatte eine ganze Weile nach der Prinzessin gesucht, und schließlich hatte er die Rothaarige in einem hohen, länglichen Saal gefunden, der wahrscheinlich die Hofkapelle war.

Camée, die in einem weinroten Kleid und einem schwarzen Schleier vorm Gesicht auf den Stufen vor dem kleinen Alter kniete, bot einen schier atemberaubenden Anblick. In der totenstillen Kapelle vernahm die Prinzessin die Schritte des Russen sofort und drehte sich zu ihm um, ihre blauen Augen kaum unter dem Schleier erkennbar. In ihren Fingern hielt sie einen wertvoll aussehenden Rosenkranz aus Gold.

„Bonjour, Tala“, begrüßte sie ihn freundlich und stand auf, wobei sie sich kurz über den Rock strich und ihn glättete.

„Hallo“, erwiderte dieser. „Habe ich dich gestört?“

Camée schüttelte den Kopf. „Nein. Ich war ohnehin fertig.“

„Hast du gebetet?“ fragte der Rothaarige verwundert und die Prinzessin lächelte leicht.

„Ja. Ich gehe jeden Morgen um diese Zeit hierhin.“

„Dann bist du wohl sehr gläubig“, stellte Tala fest und langsam gingen sie den Gang entlang zur Tür.

„Das bin ich“, kam es von der Französin. „So wurde ich erzogen. Der Glauben ist etwas sehr wichtiges. Er gibt mir Kraft. Was ist mit dir?“

Tala sah mit einem plötzlich bitteren Gesichtsausdruck nach vorne. „Ich hab meinen Glauben schon vor langer Zeit verloren.“

Die Prinzessin wirkte geschockt. „Verloren? Warum das?“

„Schwer zu erklären“, meinte der Russe nur und spürte kurze Zeit später eine Hand auf seinem Arm.

Camée war stehen geblieben und hielt ihn zurück. Sie hatte sich auf einer der Bänke der Kapelle niedergelassen und deutete auf den Platz neben sich. „Dann erklär es mir. Ich bin sicher, ich kann es verstehen.“

Tala seufzte. Eigentlich hatte er solche Dinge immer für sich behalten, aber sie hatte ihm schließlich auch alles über sich erzählt, deswegen setzte er sich neben sie.

„Ich hatte keine sehr schöne Kindheit“, sagte er einfach, um komplizierte Details zu vermeiden. „Und eine bis vor kurzem noch weniger schöne Jugend. Meine Eltern waren katholisch, ich wurde getauft… Aber irgendwann habe ich mir gedacht, wenn es wirklich einen Gott gäbe, würde er mich nicht so leiden lassen.“

Darüber schwiegen sie beide eine Weile und Tala erblickte Verständnis in ihren Augen, deren Ähnlichkeit zu den seinen ihm gerade erst auffiel. Nur Verständnis, und kein Mitleid, wie er es verabscheute. Plötzlich hatte er ein schlechtes Gewissen aufgrund seines Vorhabens.

„Und es gibt niemanden“, begann Camée auf einmal, „der die da beigestanden hat?“

Gerade wollte der Rothaarige verneinen, als ihm jemand einfiel. Kai war doch da gewesen. Zumindest einen Teil dieser Zeit, schließlich war er irgendwann abgehauen. Etwas, was ihm der Rothaarige eigentlich nicht nachtragen konnte, auch wenn er unbeschreiblich wütend gewesen war. Ihre Freundschaft hatte eine ganz schöne Achterbahnfahrt hinter sich. Und gerade, als sie sich wieder fast so gut verstanden wie früher, mussten sie sich streiten.

„Eigentlich schon…“, murmelte er abwesend.

„Warum glaubst du dann nicht an Gott?“ fragte sie ihn und Talas Augen musterten sie verwirrt und fragend. Camée lächelte ihn warm an und nahm seine Hand in ihre. „Es muss ihn doch geben, wenn er dir einen Engel geschickt hat.“

11. Regen und Schatten

Hey ihr da! ^^
 

So, diesmal nur ganz ganz kurz. Es ist spät und ich sollte schon längst im Bett sein. Das Kapitel ist wieder nicht so lang, aber bei mir gehen gerade die Ideen flöten. Wenn ihr sie irgendwo rumstreunern seht, bitte einfangen und an mich zurücksenden. ^-^ Danke! Und auch Danke für die lieben Kommis!!! Ohne euch würde das Schreiben nur halb so viel Spaß machen. *kekse an alle verteilt*

Viel Spaß beim Lesen!
 

Knutscha, Melou xxx
 

UPDATE!!! 27.06.: Am 26.06.07 ist mein Neffe zur Welt gekommen! ^^ Und zwar zu der Uhrzeit, zu der ich auch dieses Kapitel hochgeladen habe. Deswegen ist es ihm gewidmet und meiner Schwester, die ihn 9 Monate mit sich rumgeschleppt hat. ^.~
 


 

Kapitel 11: Regen und Schatten
 

Niedergeschlagen ging Emily den Gang entlang, weit hinter ihren Beyblade-Kollegen. Sie wusste nicht warum, aber plötzlich fühlte sich Trygators Abwesenheit an wie ein großes Loch in ihrem Inneren. Vorher war es ihr gar nicht so aufgefallen, was sie eigentlich überraschte. Sie hatte die Anwesenheit ihres Bitbeasts zwar nicht gespürt, aber sich keine weiteren Sorgen gemacht. Dass es auf einmal weg war, war ein Schlag ins Gesicht für die junge Amerikanerin. Schließlich hatte sie es die letzten Jahre immer bei sich gehabt. Den anderen musste es wohl genauso gehen.

Jetzt lag es bei ihr, die Schutzgeister wieder zurück zu holen. Aber wie sollte sie das anstellen? Sie war schlau, zweifellos, kannte sich aus mit dem, was sie tat. Aber das machte sie leider nicht allwissend. Unter den zahlreichen Lehrgängen und Seminaren, die sie besucht hatte, war leider keines dabei gewesen, dass „Wie befreie ich Bitbeasts, wenn sie durch eine Zeitreise gebannt worden sind?“ oder so ähnlich geheißen hatte. Die Zeitreise allein war ja schon skurril genug. Vielleicht war das alles doch nur ein böser, böser Traum? Sie hatte sich bei dem Gewitter vielleicht den Kopf gestoßen und lag nun im Koma…

„Hey, Emily!“ rief Oliver sie plötzlich. Er hatte gemerkt, wie die Orangehaarige immer weiter zurückgefallen war. „Kommst du?“

Der Franzose, Garland und Kai warteten ungeduldig an der Tür, die von den vielen Innenhöfen wieder ins Schloss führte.

„Bin schon da“, antwortete die Amerikanerin und schloss zu ihren Freunden auf.

Freunde. Ja, überlegte sie, langsam konnte sie die anderen schon so nennen. Zuerst hatte sie nur versucht zwangsläufig eine Vertrauensbasis aufzubauen, aber mittlerweile verstanden sie sich eigentlich ziemlich gut. Es hätte sogar fast harmonisch sein können, wenn sich die beiden Russen nicht ständig in die Haare kriegen würden…
 

Perplex starrte Tala die Prinzessin an. Ein Engel? Kai? Das war der schwachsinnigste Vergleich, den ein Mensch überhaupt anstellen konnte. Der Blauhaarige war so viel Engel wie Luzifer persönlich. Aber wenn er mal von dem Bild eines pausbäckigen Kleinkinds mit weißen Flügeln und goldener Harfe abwich, war es gar nicht so grotesk, wie er erst gedacht hatte. Schließlich vertraute er dem Halbrussen und irgendwie wollten beide nur das Beste füreinander und sorgten sich, wenn es dem anderen einmal nicht gut ging. Kai bewahrte ihn davor, Dummheiten zu machen…

„Vielleicht hast du Recht“, murmelte er, mehr zu sich selbst, als zu Camée.

Diese lächelte ihn nur an, während es in Talas Kopf weiter arbeitete.

Kai hatte nicht gewollt, dass er sich in irgendetwas verrannte, aus dem er nicht mehr herauskam. Und er hatte sich gleich angegriffen gefühlt. In seinem verdammten Stolz, der ihm manchmal einfach nur im Weg stand. Vielleicht würde er sich doch keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn er sich entschuldigen würde.

„Du hast dich mit ihm gestritten, oder?“ riss ihn die Prinzessin plötzlich aus seinen Gedanken und er sah sie erstaunt von der Seite an.

„Was? Wer- ich…“

Doch Camée hob die Hand. „Du hast dich mit Kai gestritten, nicht wahr?“

Der Rothaarige legte die Stirn in Falten. „Woher weißt du das?“

Die Französin lachte kurz auf. „Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es eine Eingebung. Schon am Anfang habe ich gedacht, dass ihr beide euch von allen am nächsten steht. Und da ich euch die letzten beiden Tage nicht miteinander gesehen habe, und du etwas bedrückt wirkst, habe ich darauf geschlossen. Es ist doch so?“

Tala fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Eine Außenstehende erkannte die Freundschaft der beiden auf den ersten Blick? War es denn so offensichtlich?

„Ja, wir… Wir hatten eine Auseinandersetzung. Aber wie hast du das gemerkt?“

Die Prinzessin hob die Hände und streifte den schwarzen Schleier nach hinten. Ihre Finger wanderten zu ihrem Hals und begannen mit der delikaten Goldkette zu spielen.

„Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Ebenso wie mein Vater. Du würdest dich wundern, wie schnell er die um sich herum durchschauen kann. Meine Augen sind bei weitem nicht so durchdringend wie seine, aber manchmal sind die Tatsachen schon offenbart und man muss sie gar nicht erst suchen.“

Der Russe konnte nur nicken. Sie hatte ihn und Kai wohl gelesen wie ein offenes Buch. Etwas, was zuvor noch nie jemand geschafft hatte. Schließlich hatten sie beide jahrelang an der Perfektion ihrer Maske aus Emotionslosigkeit gearbeitet. Selbst diejenigen, die sie sehr gut kannten, wussten meistens nicht, was in ihnen vorging.

Wahrscheinlich konnte er sein Vorhaben nun streichen. Camée würde ihn durchschauen, wie sie es anscheinend schon die ganze Zeit tat.

„Ihr solltet euch vertragen“, sagte die Rothaarige und lächelte. „Keine Sache der Welt kann es wert sein, eine Freundschaft zerbrechen zu lassen.“ Dann stand sie auf und zupfte an ihrem Kleid, ehe sie wieder zu Tala blickte. „Und jetzt lass uns Edmond suchen. Er hat mir versprochen, mich heute wieder zu besuchen.“

Der Russe folgte ihr wortlos, auch wenn ihre Worte ihn innerlich sehr aufgewühlt hatten.
 

Die vier Beyblader durchquerten gerade die Eingangshalle –sie waren sich nicht bewusst, dass sie einen riesigen Umweg machten-, als es an der großen Flügeltür klopfte. Kurz, schnell und äußerst energisch. Ein Diener, dessen Aufgabe wohl darin bestand, den ganzen Tag nur neben dem Eingang zu stehen, tat einen Satz und lief mit raschen Schritten zur Tür, wo er einen Hebel umlegte und dann an den schweren Eisenklinken zog. Die rechte Seite öffnete sich mit einem lang gezogenen Quietschen und hinein schnellte eine Person in einem schwarzen Kapuzenumhang. Wie sich nach wenigen Sekunden herausstellte, handelte es sich um niemand anderen als Edmond.

Anais’ Bruder war vollkommen durchnässt und selbst die Kapuze, die er nun hastig von seinem Kopf warf, hatte sein Haar nicht im Geringsten trocken gelassen. Die schwarzen Strähnen klebten an seiner Stirn und seinem Hals und seine Haut war fast weiß. Die leicht bläulichen Lippen zitterten ein wenig, aber als er die vier Zeitreisenden in der Halle stehen sah, verzogen sie sich zu seinem typischen Lächeln.

„Bonjour“, rief er freudig aus und kam auf sie zu, einige Pfützen hinter sich lassend. „Obwohl es bei diesem Wetter eher nicht so heißen sollte. Fürchterlich da draußen. Wie eine zweite Sintflut.“

„Bist du gelaufen?“ fragte Emily den Schwarzhaarigen, doch dieser schüttelte den Kopf. Etwas Regenwasser traf das Gesicht der Amerikanerin.

„Nein. Ich bin geritten. Im Eiltempo. Hab aber trotzdem eine halbe Stunde gebraucht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Kutsche wäre wohl besser gewesen.“

„Zweifellos“, meinte Kai trocken, als er den durchnässten Franzosen betrachtete. Dieser sah so aus, als hätte er sich in voller Montur unter die Dusche gestellt.

Bevor Edmond jedoch etwas darauf erwidern konnte, öffnete sich eine Tür und seine Schwester betrat den Raum.

Edmond wurde sofort einige Zentimeter kleiner, als sich der Blick von Anais von überrascht auf rasend wandelte. Mit einigen schnellen Schritten war sie auf ihn zugekommen und baute sich bedrohlich vor ihm auf.

„Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?!“ rief sie so laut, dass es allen Anwesenden in den Ohren klingelte. „Was suchst du hier?!“

„Ich besuche Camée, was sonst?“ erwiderte ihr Bruder gelassen.

„Edmond, du hättest zu Hause bleiben sollen bei diesem Unwetter. Warum hast du dir keine Kutsche genommen?“

„Das hätte zu lange gedauert“, rechtfertigte sich Edmond. „Außerdem wäre sie bei den aufgeweichten Straßen nur stecken geblieben.“

„Und Vater hat dich reiten lassen?“

Sofort sah der Jüngere der Geschwister zur Seite und Anais seufzte auf, strich sich mit der Hand über die Stirn und bedachte ihren Bruder dann mit einem unglaubwürdigen Blick.

„Sag nicht, du bist einfach so gegangen.“

Doch das Schweigen sprach Bände und die Hofdame sah Edmond enttäuscht an.

„Wie kannst du nur so leichtsinnig sein. Vater wird krank sein vor Sorge…“ Ihre Finger nestelten am Verschluss seines Umhangs und sie löste ihn von seinen Schultern. Das triefende Stück Stoff fiel mit einem klatschend Geräusch zu Boden. „Was hat Monsieur Lacroix gesagt?“

Ihr Bruder sah eisern zur Seite, gab keinen Ton von sich und rührte sich keinen Millimeter.

Anais schien verzweifelt. Und sehr besorgt. „Mach es nicht schlimmer, als es ist, Edmond. Komm, ich lasse dir trockene Kleidung bringen und etwas heiße Brühe.“ Sie nahm Edmond bei den Schultern und wandte sich dann Emily, Garland, Kai und Oliver zu. „Kommt am besten mit. Ihr könnt euer Déjeuner mit uns in der Küche einnehmen.
 

Etwa eine halbe Stunde später saßen sie in der großen Küche. Die Angestellten hatten sich in einen Nebenraum verzogen, um ihnen die Privatsphäre zu lassen. Natürlich auf Anais’ Anweisung hin.

Edmond war inzwischen neu und natürlich trocken eingekleidet und auch seine Haare waren nicht mehr so nass. Jeder von ihnen hatte eine dampfende Schale Gemüsebrühe vor sich, die eigenartig aussah, aber glücklicherweise gut schmeckte. Sie saßen eine Weile schweigend da, bis Anais sich erhob und den Raum verließ, mit der Entschuldigung, noch eine Menge zu tun zu haben. Auch hatte sie erwähnt, einen Boten zu ihrem Vater zu schicken, damit dieser eine Kutsche für seinen Sohn nach Chambord senden würde. Edmonds Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien er sich nicht auf ein Zusammentreffen mit seinem Vater zu freuen.

Er räusperte sich einige Male, nachdem seine Schwester die Küche verlassen hatte und es klang, als habe er einen Frosch im Hals. Mit ein paar Löffeln hatte er seine Portion Suppe geleert und stellte seinen Teller auf einem der Tische ab. Dann nahm er wieder Platz auf seinem Stuhl und räusperte sich ein weiteres Mal. Diesmal klang es schon etwas gereizter.

„Du hast dich wohl etwas erkältet“, kam es von Emily, die neben ihm saß.

Edmond lächelte kurz. „Wahrscheinlich.“

Schweigend aßen die Zeitreisenden auf und stellten ebenfalls ihre Schalen beiseite, als die Stille von einem Husten durchbrochen wurde.

Edmond hielt sich die Hand vor den Mund, sein Körper wurde drei Mal geschüttelt, dann hörte es wieder auf und er schien erleichtert aufzuatmen.

„Das hört sich nicht sehr gut an“, meinte Oliver nur, doch der Schwarzhaarige winkte ab.

„Ach was, geht schon“, sagte er, doch das letzte Wort wurde von einem erneuten Hustanfall verschluckt. Und diesmal hörte er nicht so schnell wieder auf.

Im Gegenteil, mit jedem Husten, der zu hören war, schien es schlimmer zu werden und Edmond schien fast zu ersticken. Seine Augen röteten sich und mit fahrigen Händen griff er nach einer Stoffserviette, die auf dem Tisch neben ihm lag. Er hielt sie über seinen Mund, um den Husten zu dämpfen und Emily war inzwischen aufgestanden. Sie stand neben dem immer wieder erzitternden Franzosen, wollte helfen und wusste doch nicht, was zu tun war.

Doch dann hörte es zum Glück auf und Edmond beruhigte sich, die Serviette noch immer auf seinen Mund gepresst. Er schien nur langsam wieder normal atmen zu können, doch dann schluckte er und ließ das Tuch von seinem Mund gleiten. Emily hielt die Luft an, doch dann hatte der Franzose die Serviette schon weggesteckt.

„Alles in Ordnung?“ fragte Garland nach und Edmond nickte, wieder ein Grinsen im Gesicht.

„Klar. Hab mich wohl an Luft verschluckt.“

Doch Emily, die noch immer neben ihm stand, fand nur langsam wieder zu sich zurück…
 


 

Kurz darauf war Anais erschienen und hatte Edmond in die Gemächer von Camée beordert, wenn auch mit einem äußerst strengen Blick. Die Blader waren in den Salon gegangen, in dem sie sich auch sonst aufgehalten hatte und wenig später war auch Tala zu ihnen gestoßen. Er hatte Kai um ein Wort gebeten und nun waren die beiden in einem angrenzenden Raum. Ob es Kais oder Talas Zimmer war, wussten sie nicht.

Emily war zu in sich gekehrt und Oliver und Garland waren zu beschäftigt damit, sich über das Verhalten der Amerikanerin zu wundern.

„Was ist los?“ brach schließlich Oliver das Schweigen und Emily sah überrascht auf.

„Was soll los sein?“

Garland zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. „Du bist komisch. Was ist passiert?“

Die Orangehaarige seufzte auf. „Ich bin mir nicht sicher. Ich will keine Vermutungen anstellen…“

„Über was denn?“ hakte Oliver nach, der nicht wollte, dass Emily sich rausredete.

Diese zuckte mit den Schultern. „Edmond. Ich…“ Sie hielt kurz inne um Luft zu holen. „Ich glaube, er ist krank.“

Garland runzelte die Stirn. „Das haben wir gemerkt. Kein Wunder, dass er sich bei dem Regen eine deftige Bronchitis eingefangen hat.“

Emily schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht. Er hatte doch gestern diesen Termin bei einem Doktor. Eine Untersuchung oder so…“

„Worauf willst du hinaus, Emily?“ Der grünhaarige Franzose sah sie forschend an.

„Ich stand neben ihm, als er gehustet hat“, begann die Amerikanerin. „Und als er dann die Serviette weggenommen hat, da-… Ich-…“ Sie holte tief Luft. „Es war Blut darauf.“

„Blut?“ wiederholte Garland, seine Augen weiteten sich erschrocken.

Oliver wusste, worauf die Orangehaarige hinauswollte. Eine weit verbreitete Krankheit im Frankreich dieser Zeit.

„Tuberkulose…“

12. Wahrheiten

Hey! ^^
 

Gut, ich krieche im Staub vor euren Füßen. Es tut mir wahnsinnig leid, aber die FF will nicht so wie ich. Sie macht sich selbstständig und ich komm nicht so ganz mit. Hat ne Weile gedauert, bis ich sie wieder in den Griff bekommen habe, aber jetzt sollte sie wieder etwas regelmäßiger upgedatet werden. Nur die Schule könnte mir jetzt in die Quere kommen.

Hoffe, ihr seid nicht zu sauer auf mich. Ich tu mein bestes, versprochen!
 

Melou xxx
 

Kapitel 12: Wahrheiten
 

Kai saß, mit ungeduldiger Miene, auf dem Bett und spielte mit den Knöpfen an seinem Ärmel. Sein Blick war auf Tala gerichtet, der nun schon mehrere Minuten schweigend im Zimmer vor sich hin spazierte und auf den Boden starrte.

„Ich dachte du wolltest mit mir reden“, sagte der Blauhaarige, nachdem der andere sein Schweigen immer noch nicht unterbrechen wollte. „Wäre vielleicht gut, wenn du endlich mal den Mund aufmachst…“

Talas Kopf fuhr in die Höhe, als ob Kai ihn aus den tiefsten Gedanken gerissen hatte. Fragend sah er ihn an.

Kai seufzte. „Spuck’s endlich aus, Tala.“

Der Rothaarige kaute kurz auf seiner Unterlippe herum, sah zur Seite, nach oben und wieder auf seine Füße. Er räusperte sich. Einmal, zweimal. Seine Hand fuhr unruhig durch seine Haare, dann fand sie wie Kai die Knöpfe am Ärmelsaum.

„Nun ja“, begann er, äußerst unsicher. „Ich… ähm…“ Er stockte und sah wieder nach links, um Kais Blicks auszuweichen. „Ich wollte…“ Wieder brach er ab.

„Tala, willst du dass wir Weihnachten noch hier sitzen?“

Der Russe schüttelte entschuldigend den Kopf und holte dann tief Luft. „Ich… Ich wollte mich entschuldigen.“

Kais Augen weiteten sich in Überraschung. Tala entschuldigte sich? Bei ihm? Bevor er etwas erwidern konnte, fuhr der andere fort.

„Tut mir leid, dass ich dich so angeschnauzt habe. Es war eine Schnapsidee zu versuchen, an Camée heranzukommen. Du hattest recht.“

Kai wusste nicht wirklich, was er von dieser Situation halten sollte. Tala stand vor ihm, offensichtlich sehr geknickt, war gerade über einen riesigen Schatten gesprungen, um sich zu entschuldigen, und er verspürte den eigenartigen Drang, aufzustehen und den Rothaarigen zu umarmen. Energisch schüttelte er den Kopf, ohne dass Tala es wahrnahm, und lachte dann trocken.

„Ich hab dir doch gesagt, dass es eine Schnapsidee ist. Jetzt tust du reuevoll, aber das nächste Mal ist es wieder genauso.“

Tala sah ihn einige Momente nur vollkommen fassungslos an, dann zeigte sich die Wut, die er verspürte, auf seinen Zügen.

„Was?!“ rief er wütend aus. „Ich stell mich hier hin und entschuldige mich, und du hast nichts Besseres zu tun, als mich weiter zu beschuldigen!“ Er wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber doch wieder um. Seine eisblauen Augen bohrten sich in Kais.

„Es tat mir aufrichtig leid, dass das zwischen uns gekommen ist. Aber jetzt ist es mir auch egal. Reden wir halt nicht mehr miteinander. An mir wird’s nicht liegen. Gott, ich versteh nicht, warum mir an dir eigentlich immer noch so viel liegt!“

Damit drehte er sich rum und rauschte aus dem Zimmer. Die Tür schlug er laut hinter sich zu und Kai zuckte zusammen. Weniger wegen des Knalls, sondern vielmehr wegen der Worte, die der Rothaarige von sich gegeben hatte. Tala hatte einen Teil seines Stolzes geschluckt, als er sich entschuldigt hatte. Aber er war mal wieder nicht über sich selbst hinweg gekommen…
 

Zwei Tage waren seit ihrem Streit vergangen. Zwei Tage, in denen sie sich noch nicht einmal in die Augen gesehen hatte. Tage, die Tala schmerzlich an die Zeit erinnerten, die er ohne Kai in der Abtei verbracht hatte. Damals hatte er sich niemand anvertraut. Hatte nicht zeigen können, wie sehr er seinen besten Freund vermisst hatte. Da er Kai nicht über den Weg laufen wollte, verbrachte er mehr und mehr Zeit mit Camée, die auf die Gesellschaft von Edmond verzichten musste, aus welchem Grund auch immer. Er konnte nicht sagen wie und warum, aber er hatte angefangen, ihr zu vertrauen. Und sie ihm ebenso. Deshalb hatte Tala ihr von seinem erneuten Streit mit seinem besten Freund erzählt und sie hatte ihn verstanden.

Die Sonne schien hoch am Himmel und einzelne Wolken zogen über sie hinweg. Es wehte eine leichte Brise, die Blätter raschelten.

Tala saß auf einem der gepolsterten Messingstühle im Rosengarten von Chambord. Camée war ihm gegenüber, in einer himmelblauen Robe und sie spielten Karten. Es hatte ihn sehr überrascht, dass sie wusste, wie man Poker spielte. Aber so wie sie ihm erklärt hatte, hieß das Spiel mit den Regeln, die ihn sehr an das Glücksspiel erinnerten, Bouillotte. Der Name war ihm grundsätzlich egal. Es war unterhaltsam, sie saßen im Schatten und konnten ungestört reden.

„Sieht so aus, als hätte ich schon wieder gewonnen“, grinste Tala, nachdem beide ihre Karten auf den Tisch gelegt hatten.

Camée seufzte. „Und ich dachte, langsam hätte ich den Bogen heraus.“

Tala tätschelte aufmunternd ihre Hand. „Du bist einfach nur eine miserable Lügnerin.“

„Wahrscheinlich hast du Recht“, erwiderte die Prinzessin. „Ich lüge niemanden an, den ich gerne mag.“

„Ich nehme das als ein Kompliment.“

Sie lächelte. „Das kannst du, in der Tat.“ Camée nahm die Karten in ihre zarten Hände und begann sie zu mischen, mit großer Geschicklichkeit.

„Irgendwas bedrückt dich“, sagte Tala plötzlich, ohne jeglichen Zusammenhang.

Die Rothaarige hielt in ihrer Bewegung inne und starrte auf den Tisch. „Du hast Recht. Es beschäftigen mich in der Tat mehrere Dinge.“

„Erzählst du mir davon?“

„Warum nicht?“ sagte sie. „Es geht um Edmond. Ich mache mir Sorgen um ihn. Ich weiß nicht, warum er mich nicht mehr besucht und Anais verliert kein Wort über ihn. Und dann ist da noch etwas anderes…“ Sie legte die Karten zur Seite und faltete ihre Hände in ihrem Schoß. Dann sah sie ihm in die Augen und er konnte nicht sagen, ob sie glücklich oder todtraurig war. „Ich fürchte, ich habe mich verliebt.“

Tala fiel fast von seinem Stuhl. Fassungslos sah er in die Augen, die den seinen so ähnlich waren.

„Was?“ fragte er atemlos. „Wann? In wen?“

„Wann? Das kann ich dir beantworten. Erst vor wenigen Tage. Aber wer er war, das weiß ich nicht. Ich sah nur sein Gesicht und hörte seine Stimme.“

„Aber wie kannst du ihn dann lieben? Du kennst ihn doch nicht.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe dennoch das Gefühl, in zu kennen. Auch wenn ich nichts von ihm weiß. Es ist seltsam und nie ist mir etwas Derartiges passiert. Aber es ist so. Ich wünschte nur, ich könnte ihn wieder sehen.“

„Tja“, der Russe zuckte mit den Schultern. „Es heißt, man sieht sich immer zweimal im Leben.“
 

Camée nestelte kurz an der Schleife, die ihren Sonnenhut zusammenhielt, dann hatte sie sich gelöst und die Prinzessin platzierte ihn auf dem Tisch in ihrem Salon. Gerade hatte sie und Tala es sich auf den Sesseln bequem gemacht, als Anais hereingerauscht kam. In ihren Händen hielt sie einen breiten Umschlag.

Sie knickste kurz vor ihrer Herrin, dann reichte sie Camée den Brief.

„Ein Eilschreiben eures Vaters, Hoheit, aus Paris.“

Positiv überrascht nahm Camée das Pergament entgegen und entfaltete es schnell. Ihre Augen huschten über das Blatt, auf dem Tala schwarze, kursive Schrift erkennen konnte. Ab und zu zeigte sich ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht und es hellte sich auf, doch je näher sie dem Ende kam, umso weniger glücklich schien sie. Schließlich ließ sie den Brief sinken und sah schweigend vor sich hin.

„Was schreibt er?“ fragte Tala, als sie Rothaarige mehrere Minuten geschrieben hat.

„Er will, dass ich nach Paris komme“, antwortete Camée abwesend. „Er hat den Kardinal geschickt, um mich mit einer Leibwache abzuholen. Damit ich vor Ende des Monats in Versailles bin.“

„Freust du dich nicht darüber.“

Wie in Trance nickte die Prinzessin. „Doch. Aber mir gefällt das nicht. Er würde den Kardinal nicht ohne Grund schicken. Außerdem, was soll ich in Versailles?“ Sie stand auf und schritt nachdenklich durch den Raum, Anais’ besorgter Blick ruhte auf ihr. „Es muss etwas passiert sein. Oder es wird etwas passieren…“

13. Kardinal Mazarin

Hallo meine Schatzies!
 

Ok. Ich hab mal wieder lange gebraucht und ich entschuldige mich, wie immer. Wird langsam zu ner Gewohnheit, das die Updates so lange dauern. Naja, ich versuch mich zu bessern. ^^" Ehrlich... Ist nur gar nicht so einfach. Die FF macht sich langsam selbstständig. Aber ich bekomme sie wieder in den Griff. Habe jetzt auch endlich ein passendes Ende gefunden. ^-~ Das werde ich natürlich nicht verraten, wo bleibt denn da die Spannung...^.^;

Ach ja, schnell was zum Verlauf: Der Unbekannte wird wahrscheinlich im nächsten, evtl. auch übernächsten (ich leg mich da noch nicht so fest), seine erste wirkliche Erscheinung machen. ^-^ Also freut euch drauf. Edmond hingegen wird erstmal etwas kürzer treten, aber keine Sorge, er wird nicht vergessen.

Was unsere beiden Lieblingsrussen angeht... der Ball gerät ins Rollen. Zwar nur zögerlich (siehe Ende des Kapitels), aber immerhin! ^o^

So, ich weiß, ich texte euch zu, aber ich muss doch noch was loswerden. Demnächst, ich weiß noch nicht genau wann, aber demnächst, werde ich eine weitere FF posten. Voraussichtlicher ist "Truth or Dare" obwohl sich das noch ändern kann. Ausgangspairings sind KaixTala und BryanxTala, doch auch das könnte sich noch ändern. Nichts ist in Stein geschrieben und ich arbeite noch am Plot, aber vielleicht interessiert euch das ja...^^;;

Aber jetzt genug Geschwafel. Ich hoffe das neue Kapitel gefällt euch. ^^
 

Muchos Besos, Melou xxx
 


 

Kapitel 13: Kardinal Mazarin
 

Stumm starrte Kai an die Wand im Salon. Weder rührte er sich, noch sagte er etwas. Man hätte meinen können, er wäre in Gedanken gewesen, die Wahrheit aber war, dass er vollkommen in Trance versunken war und sein Kopf so leer war wie der Bitchip seines Beyblades.

Emily saß ebenfalls auf einem der Sessel. Ihre Nacht war offensichtlich sehr schlaflos gewesen, denn ihre Augen fielen immer wieder zu, ihr Kopf zur Seite und sie schreckte daraufhin hoch, nur damit das Alles wieder von vorne begann.

Oliver und Garland liefen ziellos durch das Zimmer. Ihre Schritte waren die einzigen Geräusche in dem Raum, sonst war es fast unangenehm still. Während der Franzose auf seiner Unterlippe herumkaute und anscheinend vor sich hin grübelte, war Garlands gebräuntes Gesicht unbewegt wie das einer Statue.

Plötzlich seufzte Oliver laut auf und ließ sich auf den Chaiselonge fallen. Emilys Augen flatterten wieder auf, Garland sah ihn gespannt an und Kai war aus seiner Trance gerissen.

„Was machen wir jetzt?“

Emily gähnte, ihre Augen blinzelten müde. „Was meinst du damit?“

„Ich meine, wir müssen uns doch langsam was einfallen lassen“, erklärte der Franzose. „Wie lange sind wir schon weg? Eine Woche? Was denken wohl die anderen in der Gegenwart? Wir müssen schnellstmöglich zurück, oder sie erklären uns womöglich noch für tot.“

„Jetzt übertreib mal nicht“, meinte Kai. „Außerdem haben wir das schon besprochen. Solange wir nicht wissen, was überhaupt passiert ist, können wir nichts an unserer Situation ändern.“

„Sei doch nicht so pessimistisch“, mischte sich Garland ein und bedachte den Halbrussen mit einem vorwurfsvollen Blick. „Wenn wir nur den ganzen Tag herumsitzen und Trübsal blasen wie du, kann ja nichts klappen.“

Der eingebaute Vorwurf blieb nicht unbemerkt und Kais Augen blitzten auf. „Was hast du gesagt?“ Seine Stimme war leise und beherrscht, aber der drohende Unterton war deutlich vernehmbar.

„Du hast mich schon gehört“, erwiderte der Inder und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was hat der Rotschopf gemacht, dass du mit so einer langen Miene herumläufst? Dein Kuscheltier guillotiniert?“

Bei diesem Kommentar sprang Kai auf und die blutroten Augen schienen Funken zu versprühen. „Ich warne dich, Makwana, noch ein Wort und ich-“

Doch er brach ab, als Emily müde einen Arm ausstreckte und den Blauhaarigen am Ärmel wieder auf seinen Platz zog. Ohne Proteste blieb dieser sitzen, aber das wütende Feuer in seinen Augen blieb. Dass Garland diesen Blick erwiderte, war pure Willensstärke.

Oliver seufzte auf. „Benehmt euch doch endlich mal wie zivilisierte Menschen. Hat die letzten Tage doch auch geklappt. Es bringt nichts, wenn wir uns streiten, schließlich müssen wir es noch eine Weile miteinander aushalten.“

Trotzig, und gar nicht zu ihm passend, sah Kai zur Seite. „Sag das Makwana, er kann sein loses Mundwerk nicht halten.“

Der Franzose verdrehte die Augen und diesmal war Garland an der Reihe, den Blauhaarigen wütend anzufunkeln.

„Ich sag es allen. Versucht es wenigstens. Und sag es auch Tala.“

Kai schnaufte und stand deutlich angesäuert auf. „Dem sag ich gar nichts.“ Damit ging er zur Tür, doch gerade, als er die Hand auf die Türklinke legen wollte, wurde diese schon von der anderen Seite herunter gedrückt. Der Halbrusse wich sofort einige schnelle Schritte zurück, als der ihm sehr bekannte Rothaarige durch die Tür ging, ihn kurz überrascht ansah, dann seinen Kopf abwandte und ans andere Ende des Raumes ging, wo er sich an die Wand lehnte und auf den Boden blickte.

Kai sah wieder zur Tür und war überrascht, die Prinzessin eintreten zu sehen. Noch mehr wunderte ihn der Blick, dem sie ihm zuwarf.

„Ich hoffe ich störe euch nicht bei irgendetwas“, sagte sie, nachdem sie an dem Blauhaarigen vorbeigegangen war. „Aber es ist ein dringlicher Anlass, der mich zu euch bringt.“

„Du störst keineswegs“, antwortete Oliver lächelnd und stand auf. „Was gibt es?“

Camée räusperte sich, bevor sie mit einem müden Lächeln begann.

„Ich habe soeben einen Brief aus Versailles bekommen und mein Vater verlangt meine Anwesenheit dort. Er hat bereits eine Eskorte geschickt, sowie den Kardinal, um mich nach Paris zu holen, die in wenigen Tagen eintreffen sollte. Selbstverständlich würde es mich freuen, wenn ihr mich begleiten würdet. Ich schätze eure Gesellschaft sehr und mir ist unwohl bei dem Gedanken, euch hier zurückzulassen.“

Oliver, sowie Emily, klappte sofort die Kinnlade herunter. Paris. Versailles. Der Sonnenkönig. Er musste schlucken. Aber so was konnte er unmöglich ablehnen. Zumal Camée ihnen wirklich ein Hilfe gewesen war. Sie saßen hier fest, warum sollten sie diese Zeit nicht auch nutzen?

„Es wäre uns eine Ehre“, antwortete der Franzose deswegen lächelnd und neigte kurz den Kopf, aus Höflichkeit. „Aber natürlich wollen wir keine Umstände bereiten.“

„Das tut ihr nicht“, sagte die Prinzessin. „Papá hat seine Kutsche mit Eskorte geschickt und ich werde meine eigenen wie immer mit nach Paris nehmen. Es ist genügend Platz. Und in Versailles habe ich meinen eigenen Flügel, weit entfernt von den Räumen meiner Stiefmutter. Da würdet ihr natürlich untergebracht werden. Wenn ihr wollt könnt ihr auch Papá treffen. Er nimmt sich bestimmt Zeit für mich.“

Oliver konnte nur, immer breiter lächelnd, nicken. Der Gedanke, dass er eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Geschichte persönlich treffen würde, vernebelte ihm beinahe die Sinne.

Kai hingegen hatte seine blutroten Augen auf den anderen Russen gerichtet, der immer noch am anderen Ende des Salons stand und nun ebenfalls den Blick hob, um die Augen des Blauhaarigen zu treffen. Für Außenstehende hätte es so gewirkt, als hätten die beiden die Absicht, sich gegenseitig mit ihren Blicken in die Knie zu zwingen. Und genau das hatten sie auch vor. Jedoch, und das überraschte Kai wie nichts anderes, sah Tala nach wenigen Sekunden wieder zur Seite und gab sich damit geschlagen. Kai öffnete den Mund in Erstaunen und war kurz davor seine Verwirrtheit mit einem Ausruf kund zu tun, doch der Rothaarige kam ihm zuvor. Ohne Vorwarnung stieß sich der Russe von der Wand ab und mit ein paar schnellen Schritten war er zu seiner Zimmertür gegangen, hatte sie geöffnet und hinter sich wieder zugeschlagen.

Emily war zusammengezuckt. Oliver und Garland hatten sich überrascht umgedreht und starrten jetzt fragend auf die geschlossene Tür. In ihren Augen hatte Tala neutral gewirkt, vielleicht ein wenig wütend. Aber Kai wusste es besser.

Es war zu seinem Vorteil, dass er den Rothaarigen hatte aufwachsen sehen und jede seiner Launen miterlebt hatte. Das war kein wütender Tala gewesen. Irgendetwas hatte ihn aus der Ruhe gebracht und während er darüber nachdachte, was es wohl gewesen sein konnte, spürte er einen Blick auf sich und wandte sich um.

Ihre eisblauen Augen, die Talas für seinen Geschmack viel zu ähnlich waren, bohrten sich gnadenlos in seine. Camées Blick war seiner Meinung nach zu wissend, als würde sie Dinge verstehen, die er noch nicht einmal entdeckt hatte und obwohl er, wie immer wenn er mit jemandem Augenkontakt hielt, eine Mauer nach der anderen um seine Gedanken und Emotionen baute, beschlich Kai das ungute Gefühl, dass sie diese ohne große Probleme zu Staub zerschmetterte und seine Seele lesen konnte. Und das gefiel ihm gar nicht.

Bevor er jedoch irgendwie reagieren konnte, hatte Emily die Stimme erhoben und Camée entließ Kai aus ihrem fesselnden Blick.

„Du hast von einer Eskorte geredet“, sagte die Amerikanerin. „Ist das so etwas wie eine Leibwache, die für deinen Schutz da ist?“

Die Prinzessin nickte. „So könnte man es nennen, ja. Die Eskorte besteht normalerweise aus ein paar Soldaten, sowie zwei bis drei Musketieren. In diesem Fall wird auch der Kardinal dabei sein.“

„Kardinal Mazarin?“ warf Oliver fragend ein.

„Ich sehe, du bist gut informiert“, lächelte Camée anerkennend und Oliver errötete leicht um die Nase aufgrund des Kompliments. „Ich weiß nicht, was sein plötzliches Interesse an mir geweckt hat, aber lasst euch sagen, schenkt ihm nicht zu viel Beachtung.“

„Warum?“ fragte Garland nach und grinste leicht. „Ist er ein seniler Gottesanbeter?“

„Nein.“ Camées Antwort war sofortig und bestimmt und Garlands Grinsen erstarb augenblicklich. „So sehr ich mir eben jenes auch wünschen würde. Kardinal Mazarin ist ein kalter, berechnender und machthungriger Mensch und ich hasse ihn von ganzen Herzen.“

Oliver schluckte. Wenn dieser Mensch sogar Camée dazu gebracht hatte, ihn abgrundtief zu hassen, dann war er wohl wirklich so, wie sie ihn beschrieben hatte. Dennoch, irgendwo in seinem Kopf klingelte etwas, aber richtig hören konnte er es nicht, also war es besser, nachzufragen.

„Dürfte ich fragen, warum du so eine Abneigung gegen ihn hast?“

Camées Blick wurde ungewohnt finster als sie auf den Boden zu ihren Füßen sah und ihre Hände verkrampften sich in ihrem Rock. Oliver hielt fast die Luft an.

„Er hat Frankreich fast regiert, als Papá noch sehr jung war und die Macht nur widerwillig an ihn abgegeben. Seitdem hat er sein möglichstes getan, um der Familie so gut wie möglich zu schaden. Er hatte großen Einfluss auf die Königinmutter und das auch genutzt. ER war es, der meinen Eltern die Heirat verboten hat. ER hat meine Mutter nach Italien zurückgeschickt und mich hier behalten, damit er sie verheiraten kann. Wegen ihm musste sie mit einem Tyrannen den Bund schließen. Er hat sie unglücklich gemacht und Papá und er hat auch meine Kindheit zur Hölle gemacht. Aber man kann sich Familie leider nicht aussuchen.“

„Familie?“ rief Emily überrascht aus und die Prinzessin nickte bitter.

„Er ist mein Großonkel. Und er hasst mich ebenso sehr wie meine Mutter. Leider setzt mein Vater noch zu viel Vertrauen in ihn. Vor allem weil die Kirche hinter ihm steht.“ Sie seufzte kurz, dann zwang sie sich zu einem Lächeln. „Aber vergessen wir das. In wenigen Tagen dürfte die Eskorte da sein, und dann fahren wie nach Paris und besuchen meinen Papá. Es wird euch dort gefallen, das verspreche ich.“
 

Tala atmete hastig ein und aus, als er sich mit dem Rücken gegen die Tür lehnte und langsam auf den Boden sank. Er winkelte die Beine an und legte seine Arme auf den Knien ab. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet. Von außen sah er fast ruhig aus, aber in seinem Inneren tobte ein Sturm.

Was zur Hölle war da passiert?!

Wieso hatte er Kai nicht standhalten können? Er hatte die volle Absicht gehabt, den Blauhaarigen mit seinen Blicken in Grund und Boden zu malmen. Aber stattdessen hatte er es keine zehn Sekunden gegen ihn ausgehalten.

So etwas war ihm noch nie passiert. Noch nie! Er hatte Boris Blicke jeden Tag in der Abtei ertragen, er hatte sogar das Unmögliche vollbracht und Bryan mit dem Ausdruck in seinen Augen zu Boden schauen lassen. Etwas, was bisher noch niemand geschafft hatte. Normalerweise war er es, der andere dazu veranlasste, fluchtartig den Raum zu verlassen, indem er sie nur auf die richtige Weise ansah.

Aber trotzdem war ihm das gerade passiert. Irgendetwas hatte in seinem Kopf einfach geklickt und ihm das Atmen erschwert. Es konnte nichts mit Kai zu tun haben. Sie beide waren sich ebenbürtig und normalerweise stierten sie sich so lange gegenseitig an, bis sie gleichzeitig zu dem Entschluss kamen, es sein zu lassen, weil sie so noch nie zu einem Ergebnis gekommen waren. Diesen Triumph konnte er dem Halbrussen nicht überlassen! Vor allem nicht jetzt. Nicht jetzt wo… Ja, was eigentlich? Warum machte es ihm gerade jetzt etwas aus, dass der Blauhaarige als Sieger hervorgegangen war. Tala war es gewöhnt, seinen Titel ab und zu an Kai abzutreten und andersherum. An einem Tag gewann er, am anderen Kai, so war es nun mal und das machte ihre Freundschaft so besonders. Zumindest hatte sie es das gemacht. Ob sie sich jetzt noch Freunde nennen konnten war fraglich.

Tala seufzte entnervt auf. Sonst war er derjenige, der über alles erhaben war. Nichts rührte ihn und es gab wenige Menschen, die ihm etwas bedeuteten. Camée hatte sich seltsamerweise schon einen Platz in ihren Reihen ergattert. Und Kai… Tja, Kai war der erste gewesen. Und für lange Zeit auch der einzige, bis Bryan, Spencer und Ian gekommen waren. Aber auch wenn die Freundschaft zu seinen Teamkollegen sehr tief war, Kai und er waren immer eine Einheit gewesen. Sie verstanden einander blind, sie vertrauten einander wie keinem anderen Menschen. Und er wollte nur, dass es wieder so war wie noch vor wenigen Tagen. Er wollte wieder mit dem Blauhaarigen reden können, er wollte seine Gedanken mit ihm teilen, er wollte einfach…

Eigentlich wusste er nicht mehr genau, was er wollte.

Tala schüttelte energisch den Kopf und versuchte, diesen wieder frei zu bekommen. Diese Zeitreise musste ein paar seiner Gehirnzellen durchgeschmort haben, anders konnte er sich diese seltsamen Gedanken nicht erklären. So etwas konnte einfach nicht gesund sein…
 


 

*+*+*+*+*+*
 

So, endlich macht Tala sich auch mal Gedanken. Wurde auch mal Zeit dass dieser verdammte Yaoi-Ball ins Rollen gebracht wird. Roll, du dummes Ding, ROLL!!!

Hähä...^^" ähm ja.

Ich muss sagen, langsam mutiert Kai zur Zicke und ich versuche mein bestes, das zu verhindern. Aber momentan benimmt er sich echt wie ne hypersensible Diva... <.<" Tötet mich nicht, ich versuche ihm das bis zum nächsten Kapitel auszutreiben. ^^;

Ok. Heute bin ich echt gesprächig... Aber ich halt jetzt die Klappe. Versprochen!

Man liest sich!!! (Bitte Kommis hinterlassen...)

14. Der Unbekannte

Hallo! ^^
 

Okay, alle Leser, sofern noch welche da sind, werden mich jetzt wahrscheinlich erschlagen und es tut mir wahnsinnig leid, aber ich habe in einer riesigen KreaTief-Phase gesteckt, aus der ich nur langsam wieder rauskomme.

Deswegen ist das Kapitel jetzt auch nicht sooo toll und sooo lang, aber ich dachte mir: Besser als nüscht! ^^"

Ihr könnt euch übrigens bei Minerva-moon bedanken, dass es jetzt endlich weitergeht. Hätte sie mich nicht wachgerüttelt, würde diese FF verrotten. ^^;

Naja, hoffe, ihr seid mir nicht böse und das neue Kapitel gefällt euch.
 

Bisou, Melou xxx
 


 


 


 

Kapitel 14: Der Unbekannte
 


 

Der Himmel war voller grauer Wolken und es schien schon fast Abend zu sein, obwohl noch nicht einmal der Mittag verstrichen war. Regnen würde es hoffentlich nicht, denn das würde erhebliche Komplikationen hervorrufen.

„Sie sind bestimmt bald da“, meinte Camée zum wiederholten Male und wandte sich, von ihrer Position am Fenster, ihnen zu. Sie lächelte leicht, dann sah sie wieder aus dem Fenster. Ihre zierlichen Hände hielten einen Fächer umklammert und allein an der Festigkeit ihres Griffes konnte man ihre Anspannung erkennen.

„Der vorgesandte Bote ist schließlich schon vor einer ganzen Weile hier angekommen, nicht wahr?“

Sie sah zu Anais, die in gerader Haltung neben der angelehnten Tür stand. „Kannst du bitte nachsehen, ob auch alles in den Kutschen ist? Es würde mir sehr missfallen, wenn einige meiner Sachen vergessen werden würden.“

„Selbstverständlich, Hoheit“, sagte Anais mit einem kurzen Knicks und verließ den Salon mit raschelndem Rock.

Es war offensichtlich, dass Camée nur die Zeit überbrücken wollte. Ihr war die angespannte Stille ebenso unangenehm wie den anderen. Woher diese so plötzlich gekommen, konnte keiner wirklich eindeutig sagen.

Oliver dachte sich, dass sich das eiserne Schweigen zwischen Tala und Kai einfach auf sie übertragen hatte. Das, gepaart mit ihrer eigenen Aufregung hinsichtlich der bevorstehenden Reise –er dachte mit Grauen an die unbequemen Kutschen-, hatte wahrscheinlich für ihren Mangel an Gesprächsstoff gesorgt.

Camée schien allerdings genauso aufgeregt wie sie. Wahrscheinlich freute sie sich auf ihren Vater und Versailles, aber es konnte auch sein, dass ihr das Aufeinandertreffen mit dem Kardinal Bauchschmerzen bescherte. In Olivers Augen war das gut nachvollziehbar, nach dem was die Prinzessin ihnen über ihren Großonkel erzählt hatte.

Camées Haltung war tatsächlich ungewöhnlich verkrampft und steif, trotz des eigentlich bequem aussehenden, dunkelblauen Reisekleids, dessen Rock aufgrund der Kutschen nicht annähernd so ausfallend war wie bei den Kleidern, die sie für gewöhnlich trug. Auch hatte das Kleid lange Ärmel und war relativ hochgeschlossen, mit viel weißer Spitze und Seide. Über einem Stuhl hing ein dazu passender Umhang.

Ihr eigenes Gepäck bezog sich auf nicht viel, allerdings hatte die Prinzessin darauf bestanden, mehrere Truhen mit Kleidung für sie mitzunehmen. Oliver war es sehr unangenehm, weil er der Meinung war, dass sie Camée mehr zur Last fielen, als irgendetwas anderes.

Sein Blick fiel auf Tala, der mit verschränkten Armen schweigend auf einem Stuhl saß und dann auf Kai, der sich in der gleichen Haltung positioniert hatte. Er fragte sich wirklich, was diese beiden geritten hatte, sich so zu zerstreiten, dass sie sich nicht einmal mehr ansahen. Sie waren schon nur fünf Personen, aber selbst diese kleine Gruppe konnte nicht zusammenhalten. Daran musste gearbeitet werden, sonst würden sie am Ende nie wieder in die Zukunft finden.

In diesem Moment zuckte Camée zusammen und trat einen Schritt vom Fenster zurück.

„Sie sind da“, sagte sie nur und schon kam Anais in den Raum geeilt und griff nach dem Umhang.

„Ich werde euren Mantel mit nach unten nehmen“, erklärte sie. „Die Eskorte braucht bestimmt eine kurze Pause. Außerdem müssen die Pferde gewechselt werden.“

Die Prinzessin nickte, dann sah sie zu den Beybladern, die sich gemächlich von ihren Stühlen erhoben und lächelte.

Sie folgten Camée zur Tür, doch dann blieb sie plötzlich stehen.

„Bevor ihr auf den Kardinal trefft“, begann sie mit eindringlicher Stimme, „lasst euch gesagt sein, dass ihr ihm am besten aus dem Weg geht. Ich übernehme jegliche Erklärungen euch betreffend, dann darf er sich keine Fragen erlauben, in Ordnung?“

„Klar“, antwortete Tala kurz angebunden.

Camée nickte zufrieden und setzte ihren Weg fort. Tala folgte ihr und schloss schnell zu ihr auf, die anderen behielten einen kleinen Abstand bei.
 

Als sie die große Treppe betraten, die zur Eingangshalle führte, wurde die große Flügeltür gerade geöffnet und ein Mann in prunkvoller, roter Robe trat ein. Sein graues Haar fiel auf seine Schulter und einen goldenen Rosenkranz, der um seinen Hals lag. Das Gesicht zeigte deutliche Zeichen von Alterung, doch die Augen, die sich nun auf sie richteten, strahlten enormes Wissen und Macht aus.

„Königliche Hoheit“, rief er Camée entgegen, die noch nicht einmal am Fuße der Treppe angekommen war. „Welch Freude euch zu sehen.“

„Bleibt hinter mir“, raunte die Prinzessin ihnen unauffällig zu und alle fünf verlangsamten ihren Schritt. Dann hob sie ihre Stimme. „Exzellenz. Es überrascht mich, dass ihr diesen weiten Weg auf euch genommen habt.“ Mit schnellen aber grazilen Schritten ging sie über den Marmorboden, dem Kardinal entgegen. Formalien wurden zwischen ihnen wohl vergessen, denn jegliche Art von Verneigung oder Handkuss blieb aus.

„Darf ich fragen, welches Anliegen so wichtig ist, dass ihr es persönlich überbringen wolltet?“

Das Aufblitzen in den Augen Kardinal Mazarins sah Tala sogar aus großer Entfernung und der Mann gefiel ihm ganz und gar nicht. Er konnte Camées Misstrauen ihm gegenüber voll und ganz nachvollziehen, besonders, wenn er dessen schmierig schmeichelnde Stimme hörte.

„Ein Anliegen, was euch euer Vater in Versailles erläutern wird. Ich bin nur hier, um sicherzustellen, dass ihr auch wohlbehalten dort ankommt.“ Erst dann schien sein Blick auf die Zeitreisenden zu fallen und er runzelte seine ohnehin faltige Stirn. „Aber dürfte ich mir die Frage erlauben, wer eure Begleiter sind?“

„Das dürfen sie eigentlich nicht“, erwiderte Camée gelassen. Die vorherige Anspannung hatte sich anscheinend vollkommen aufgelöst. „Aber ich antworte euch trotzdem. Das sind Freunde von mir. Sie leisten mir schon seit etwas mehr als einer Woche Gesellschaft und ich habe sie eingeladen, mich nach Paris zu begleiten.“

Der Kardinal beäugte sie noch kurz skeptisch. Tala erwiderte diesen Blick standhaft, ebenso wie die anderen und schließlich wandte der alte Mann seine Aufmerksamkeit der Prinzessin zu.

„Dann erlaubt mir, euch ebenfalls jemanden vorzustellen.“

Talas Augenbrauen zogen sich in die Höhe. Erst jetzt fiel ihm auf, dass schräg hinter Mazarin jemand stand und auch Camée schien überrumpelt, was man merkte, obgleich sie mit dem Rücken zu ihnen stand; sie war sichtlich zusammengezuckt, aus welchem Grund auch immer.

Mazarin deutete mit einer Handbewegung auf den Fremden, der nun aus dem Schatten trat. Der junge Mann, älter als zwanzig konnte er kaum sein, war sehr vornehm gekleidet. Er trug schwarze Reitstiefel mit Sporen, eine weiße Hose und eine dunkelblaue Jacke, die mit vielen goldenen Fäden an Ärmeln und Kragen verziert war. Die vielen Knöpfe waren ebenfalls aus Gold und um seine Taille war ein Gürtel geschnallt, an dem ein Säbel mit ausgefallen verziertem Griff befestigt war. Die Arme hatte er hinter seinem Rücken verschränkt, die Haltung war gerade und aufrecht. Unter der Jacke trug er ein weißes Hemd, dessen Kragen den ganzen Hals verdeckte und einen Kontrast mit seiner gebräunten Haut darstellte. Sein Gesicht passte perfekt ins Bild. Hohe Wangenknochen, ebenmäßige Züge und Augen von scheinbar flüssigem Gold unterstrichen sein aristokratisches Aussehen, was ebenfalls von den weiß-silbrigen Haaren, die wellig auf seine Schultern fielen, unterstützt wurde.

„Das ist der Herzog von Norfolk, königliche Hoheit“, sagte Mazarin zu Camée, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund vollkommen erstarrt war.

Sie fing sich zum Glück relativ schnell und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. „Ich heiße euch in Frankreich willkommen, Herzog“, sagte sie und neigte ihr Haupt.

Der junge Herzog verneigte sich ebenfalls, wenn auch tiefer. „Ich danke euch, Hoheit. Es ist mir eine außerordentliche Freude, endlich eure Bekanntschaft zu machen. Der Kardinal hat viel von euch geredet.“

Camées Lächeln erstarb und sie sah zu ihrem Großonkel. „Hat er das?“ Dann räusperte sie sich. „Gut, ihr seid sicher erschöpft von der langen Reise. Meine Hofdame wird euch gerne behilflich sein, solltet ihr etwas brauchen. Wenn ihr mich dann entschuldigt, ich fühle mich nicht sehr wohl.“

Ohne einen weiteren Blick auf irgendjemanden zu richten, raffte sie ihren Rock und eilte beinahe aus dem Raum, die Tür zum Nebenzimmer offen lassend. Man hörte ihre hastigen Schritte noch eine Weile.

Tala sah verwundert zu dem englischen Herzog, dessen Blick auf die Richtung fixiert war, in der Camée verschwunden war. Okay, da war eindeutig etwas faul und er würde schon aus der Prinzessin herausbekommen, was geschehen war. Also nahm er kurzerhand die Beine in die Hand und folgte ihr.
 

Tala fand Camée mehrere Zimmer weiter, in einem kleinen Salon. Sie saß neben der Tür auf dem Boden, mit dem Rücken zur Wand und hatte die Beine angezogen. Ihr ganzer Körper schien zu beben. Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich dann im Schneidersitz vor sie.

Als sie seine Anwesenheit bemerkte, sah die Prinzessin auf und ihre Augen spiegelten ihre Aufgewühltheit wider.

„Was ist los?“ fragte Tala und Camée richtete ihren Blick schnell wieder auf ihre Hände.

„Nichts“, antwortete sie leise und friemelte an ihrem Kleid herum.

Tala seufzte auf. „Mach mir nichts vor. Das sieht ein Blinder, dass irgendetwas nicht stimmt. Also?“ Er sah sie eindringlich an, sie erwiderte den Blick so gut sie konnte, doch nach kurzer Zeit gab sie auf und holte tief Luft.

„Der…“, sie musste sich räuspern, bevor sie fortfahren konnte, „der Herzog…“

Der Russe zog die Augenbrauen fragend hoch. „Was ist mit dem?“

„Er… er ist“, ein weiteres Mal stockte sie, doch dann schien sie sich zusammen zu reißen. „Er ist der, von dem ich dir erzählt habe.“

Noch immer fiel der Groschen bei Tala nicht. Sie hatte ihm vom Herzog erzählt? Daran konnte er sich gar nicht erinnern. Er kramte weiter in seinem Gedächtnis, und dann erschlug die Antwort ihn beinahe, wie ein Amboss auf seinen Kopf.

„Er ist es, den du beim Ausreiten getroffen hast?!“

Camée nickte und sah dann mit glasigen Augen an die Decke. „Nein… nein, nein, nein“, murmelte sie fortwährend vor sich hin.

„Und warum bis du so aufgelöst?“

Die Prinzessin zuckte mit den Schultern. „Es hat mich einfach überrascht. Ich hätte nie gedacht, dass… Ich weiß nicht. Mein Herz hat auf einmal angefangen immer schneller zu schlagen und ich habe kaum noch Luft bekommen.“

Tala grinste. „Na, dich scheint’s ja heftig erwischt zu haben.“

Sie sah auf und ihre Augen zeugten von Unverständnis. „Bitte? Erwischt?“

„Das sagt man so, wenn eine Person Hals über Kopf in eine andere verliebt ist“, erklärte er, etwas verwundert, dass sie diesen Ausdruck nicht kannte.

„Ach so.“ Kurz schwieg sie nachdenklich. „Und was soll ich jetzt tun?“

Jetzt war es an Tala, unverständlich zu gucken. „Wie, was sollst du tun?“

Camée seufzte auf. „Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten? Was soll ich sagen?“

„Am besten ist es, du verhältst dich ganz normal“, meinte der Rothaarige und stand auf. „Wenn er Interesse an dir hat, wird er es schon zeigen, oder?“

Er hielt ihr seine Hand hin, sie ergriff diese und ließ sich von ihm wieder auf die Beine ziehen.

„Meinst du?“ Camée zupfte ihr Kleid zurecht und strich sich dann die Haare aus dem Gesicht. „Ich verstehe nicht viel von solchen Dingen.“

„Ich auch nicht“, erwiderte Tala schulterzuckend und erntete einen verwirrten Blick seitens der Prinzessin.

„Tatsächlich?“ Doch dann schlich sich ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht, das ihn die Stirn runzeln ließ. Warum war dieser Blick nur wieder so wissend? „Ich dachte, du weißt wie es ist, wenn es einen…“, sie kicherte, „erwischt.“
 

Kai beäugte Tala skeptisch. Der Rothaarige wirkte etwas unruhig, seit er mit Camée zu ihnen zurückgestoßen war.

Die Prinzessin hingegen schien wieder so gelöst wie vorher. Sie wechselte einige schnelle Worte mit dem Kardinal, während Anais noch etwas in die Kutsche lud, vor der ihre Herrin stand. Die rothaarige Französin schien aufgrund ihrer Unterhaltung nicht zu bemerken, wie noch ein weiteres Augenpaar, neben seinem, auf ihr lag.

Der Herzog von Norfolk war gerade auf ein Pferd gestiegen, das unruhig hin und her tänzelte, aber das störte ihn offensichtlich wenig. Seine Körperhaltung war entspannt und sein Blick war mit eigenartigem Ausdruck auf die Prinzessin fixiert. Irgendetwas war da im Busch, dessen war sich Kai absolut sicher. Etwas, worüber Tala augenscheinlich mehr wusste als alle anderen, denn seine Augen glitten immer wieder zwischen Camée und dem Herzog hin und her. Dann lagen die eisblauen Ovale plötzlich auf ihm und er sah schnell zu Seite.

Im nächsten Moment hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt. Warum zum Teufel benahm er sich so? Er hatte so reagiert, als hätte er Tala unerlaubt angestarrt. Schnell weg sehen, bevor man erwischt wird. Wie idiotisch war das? Sollte der Rothaarige doch wissen, dass er ihn musterte. Skeptisch musterte, wohl gemerkt.

Dennoch konnte er sich nicht dazu bringen, wieder aufzusehen. Erst, als er die eisblauen Augen des anderen nicht mehr auf sich spürte, hob er seinen Blick.

Garland, Emily und Oliver stiegen gerade in die zweite Kutsche, mit Anais, die Camée wohl gebeten hatte, ihr und dem Kardinal die erste Kutsche zu überlassen. Und Tala setzte sich gerade in die dritte. Verdammt. Warum war er auch nicht schneller gewesen. Kai wusste nicht, ob er es aushalten würde, den Rothaarigen die ganze Fahrt bis Paris vor der Nase zu haben.

15. Kuss

Hallo,
 

Sorry, aber ich stehe ziemlich unter Zeitdruck, deshalb nur ein paar schnelle Worte. Die Antworten auf die Kommis müssen diesmal leider ausbleiben.

Also, mit diesem Kapitel verabschiede ich diese FF (und mich selbst) in eine wohlverdiente Winterpause. ^^ Auch euch erholsame Ferien, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

Der Titel des Kapitels spricht glaub ich für sich selbst. ^.~
 

Bisous, Melou xxx
 


 

+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+
 


 

Kapitel 15: Kuss
 


 

Seit wie vielen unerträglichen Minuten oder Stunden sie schon in den Kutschen vorwärts tuckerten, konnte Kai nicht mit hundertprozentiger Genauigkeit sagen. Aber es war eindeutig zu lang. Er war nur froh, nicht gefrühstückt zu haben, sonst hätte das nun den Innenraum der Kutsche geschmückt.

Er und Tala hatten sich angeschwiegen und er war sich sicher, dass sie einen neuen Rekord aufgestellt hatten. Sie hatten sich ja schon öfter gestritten, auch wenn das selten jemand mitbekommen hatte, aber noch nie hatte ein Streit solche Ausmaße angenommen. Kai konnte sich nicht erklären, was diesmal anders war als sonst. Vielleicht war es einfach die Tatsache, dass sie in einer anderen Zeit feststeckten, bisher ohne Ahnung, wie sie wieder dort wegkommen sollten. Vielleicht war es aber auch etwas anderes.

Aber eigentlich war es ihm auch egal, was der wirkliche Grund für ihren Streit gewesen war. Er wollte sich endlich wieder mit dem Rothaarigen vertragen und es sollte wieder so sein, wie es immer gewesen war.

Kai räusperte sich, doch Tala sah weiterhin aus dem Kutschenfenster. Also begann er einfach, ohne auf eine Reaktion des Russen zu warten.

„Es tut mir leid“, murmelte er kaum hörbar, doch Talas Augen lagen urplötzlich und überrascht auf ihm.

„Was?“

Kai seufzte auf. „Hast schon verstanden. Es tut mir leid, dass ich deine Entschuldigung nicht angenommen habe. Das war dir gegenüber nicht fair.“ Er strich sich durch die Haare und konnte sich seine aufkommende Nervosität nicht ganz erklären. „Ich war einfach schlecht drauf, wegen allem und hab’s an dir ausgelassen. Prassti.“

Lange sah Tala ihn neutral an, dann zeigte sich ein fast unerkennbares Lächeln.

„Schon okay.“

Jetzt konnte auch Kai nicht anders als erleichtert aufzuatmen. Es fühlte sich an, als wäre eine zentnerschwere Last endlich von ihm abgefallen.

„War gar nicht so schwer, oder?“

Der Blauhaarige erwiderte sein Lächeln. „Njet.“

Langsam erstarb ihr Lächeln und der Blick, den sie wechselten, gewann an unergründlicher Intensität. Sie schwiegen, doch im Vergleich zu vorher, war es angenehm.

„Mnje tibja nichwatala.“
 

In einer weiteren Kutsche wurde ebenfalls geschwiegen. Allerdings nur, bis Emily die Stille durchbrach.

„Weißt du, was der König von Camée möchte, Anais?“

Die Hofdame zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir nicht sicher. Ich kann es mir nur denken.“

„Und was denkst du?“, hakte Garland weiter nach.

„Nun ja“, meinte Anais. „Da er sie extra nach Versailles bestellt wird es etwas wichtiges sein. Ich vermute, dass der König sie bei Hofe offiziell vorstellen will, um nach passenden Kandidaten zu suchen. Vielleicht hat er sogar schon jemanden gefunden.“

„Kandidaten für was?“ wunderte sich Emily, doch dann fiel der Groschen. „Für eine Hochzeit?“

Anais nickte. „Ja. Die Prinzessin ist im besten Alter. Und das Interesse an ihr dürfte sehr hoch sein. Sie ist eine einmalige Partie für jeden Edelmann. Auch wenn ihr das keine Freunde in Versailles macht.“

„Der Konkurrenzkampf, nicht wahr?“ vermutete Oliver und die Französin bestätigte das.

„Natürlich. Das war auch einer der Gründe, warum seine Majestät sie so lange wie möglich von Versailles fernhalten wollte. Ihr müsst wissen, dass nicht nur die Königin ihr schlecht gesonnen war. Die Prinzessin stellt in den Augen von vielen eine Bedrohung da.“

„Wieso eine Bedrohung?“ Emily lehnte sich neugierig nach vorne.

„Aufgrund ihres Einflusses. Die königliche Hoheit ist sehr gebildet, und der König schätzt ihren Rat, wie er den ihrer Mutter geschätzt haben soll. Der Königin und ihren sämtlichen Hofdamen ist sie deshalb ein Dorn im Auge.“

„Sicherlich nicht sehr angenehm“, meinte Oliver.

„Das ist wohl wahr. Aber die Prinzessin hat einen starken Charakter. Noch nie hat sie etwas verunsichert.“
 

Unruhig knetete Camée die Hände im Schoß. Um dem stechenden Blick des Kardinals auszuweichen, hatte sie begonnen, aus dem Fenster zu sehen, was sich als keine sehr viel bessere Variante herausgestellt hatte. Dieser Anblick machte sie nur noch unsicherer, als die gnadenlosen Augen Mazarins.

Warum musste der Herzog auch fast unmittelbar neben der Kutsche reiten? Er hatte die ganze Straße zur Verfügung.

Sie schluckte und langte nach ihrem Fächer, der neben ihr auf den Sitzpolstern lag. Mit einem geschmeidigen Schwung öffnete sie ihn und begann, sich kalte Luft zuzuwedeln, wobei sie darauf achtete, dass der Fächer ihr Gesicht größtenteils verdeckte und sie somit ein wenig vom Kardinal abschirmte. Das schien diesen jedoch nicht abzuhalten, sie weiterhin unverhohlen zu mustern.

„Der Herzog ist vor wenigen Wochen aus England angereist“, begann der Geistliche schließlich und Camée ließ verwundert ihren Fächer sinken. „Zusammen mit einigen anderen Landsmännern, die in Versailles geblieben sind, während er Geschäfte in Marseille und Dijon zu erledigen hatte.“

Die Prinzessin räusperte sich. „Interessant“, sagte sie und versuchte, ihre Stimme dabei so neutral wie möglich klingen zu lassen.

„Interessant ist der Herzog in der Tat. In seinem Alter schon über einem Staat wie Norfolk zu regieren. Zudem hat er eine sehr erfolgreiche Zeit im Militär hinter sich und ist nun auch in der Politik sehr ambitioniert.“

Camée griff wieder nach ihrem Fächer und hob ihn an. „Bei allem Respekt, Exzellenz. Warum erzählt ihr mir das?“

Auf das Gesicht von Kardinal Mazarin schlich sich ein eigenartiges Lächeln.

„Ich dachte, es könnte euch interessieren.“

„Danke, aber das tut es nicht“, erwiderte Camée und verbarg ihr Gesicht erneut. Allerdings geisterten die Worte des Kardinals noch lange in ihrem Kopf umher.
 


 

Als der Abend langsam anbrach, hatten sie Fontainebleau erreicht. Ein kleines Städtchen, das etwa auf halbem Wege nach Paris lag.

Die Kutschen hielten vor einem abgelegenen Gasthof, der etwas gehobener aussah, als die anderen, an denen sie auf ihrem Weg vorbeigekommen war. Der Herzog stieg vom Pferd und ging hinein, während Anais zur Kutsche ihrer Herrin eilte, um ihr hinaus zu helfen. Sie legte der Prinzessin ihren Umhang über und winkte Oliver, Garland und Emily zu sich herüber. Kai und Tala, die erkennbar lockerer wirkten als zu Beginn der Reise, schlossen wortlos zu ihnen auf.

„Worauf warten wir?“ fragte Emily Oliver leise, als weder Anais, noch Camée oder der Kardinal Anstalten machten, den Gasthof zu betreten.

Oliver lehnte sich zu ihr. „Ich glaube, der Gasthof muss erst geräumt werden. Keine zivile Person darf mehr anwesend sein.“

In dem Moment ging die Tür wieder auf und der Herzog verneigte sich kurz vor Camée.

„Das Haus steht zu eurer freien Verfügung, Hoheit. Der Wirt hat mir seine Diskretion versichert“, sagte er und hielt ihr dann seinen angewinkelten Arm hin. „Darf ich bitten?“

Camée neigte ihren Kopf und hakte sich ein. „Danke.“

Gefolgt von Kardinal Mazarin betraten sie das Innere des Hauses und auch Anais und die fünf Beyblader ließen nicht auf sich warten. In der geräumigen und beheizten Stube begrüßte sie ein alter Wirt, der sich fortwährend verneigte und mit einem schmutzigen Taschentuch über die Glatze wischte.

„Königliche Hoheit“, sagte er, wobei er einige Male brauchte, um es ohne Stottern auszusprechen. „C’est un honneur. Welch eine Ehre, euch hier zu haben. Ich habe selbstverständlich alles räumen lassen. Wenn ihr mir erlaubt, euch das beste Zimmer des Hauses zu zeigen? Bitte, bitte, da lang…“ Er redete immer weiter und ging dann die Treppe hoch, immer wieder mit den Armen gestikulierend.

Kardinal Mazarin verließ wortlos die Stube und schloss die Tür zu einem angrenzenden Raum fest hinter sich.

„Armer Kerl“, meinte Emily plötzlich grinsend. „Der war ja ganz fertig mit den Nerven. Ich dachte, er kollabiert gleich an Ort und Stelle.“

Das brachte sogar Anais zum Schmunzeln. „Das ist jedes Mal dasselbe. Wenn wir nach Paris reisen, was nicht so oft vorkommt, halten wir immer hier. Und der arme Monsieur Leclerc gewöhnt sich nicht daran. Ein wirklich netter Mann.“

Sie ging zu dem offenen Kamin und griff nach dem Schürhaken, um das Feuer bei Leben zu halten, dann drehte sie sich wieder zu ihnen um.

„Setzt euch doch. Ich werde kurz in die Küche gehen, um uns ein Dîner zu organisieren. Die Prinzessin dürfte auch gleich kommen.“

Damit verschwand die Französin in einem Nebenraum, bei dem es sich wahrscheinlich um die Küche handelte und die Fünf sahen sich kurz im Raum um.

Für einen ländlichen Gasthof war es sehr sauber und ordentlich. Es waren mehrere Bänke und lange Tische vorhanden, sowie einige Polstermöbel. Von den Deckenbalken hingen getrocknete Kräuter und Messingschüsseln und über dem Kamin thronte –wie hätte es anders sein sollen- der ausgestopfte Kopf eines Hirschs.

„Mehr Klischee geht ja wohl nicht“, meinte Tala und wurde daraufhin von Emily, Oliver und Garland schräg angeguckt. „Was?“ fragte er daraufhin säuerlich.

Oliver zuckte leicht zusammen. „Na ja. Das ist der erste Satz, den du in unserer Anwesenheit gesprochen hast, seit ein paar Tagen.“

„Hn“, gab der Rothaarige, wohl aus Protest, daraufhin von sich. Die anderen, auch Kai, unterdrückten ein Lachen.

„Habt ihr eure Differenzen“, Emily malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, „denn jetzt geklärt?“

Tala und Kai sahen sich kurz an und zuckten dann synchron mit den Schultern.

„Kann man sagen“, sagte Kai dann.

„Wie ein altes Ehepaar“, meinte Garland kopfschüttelnd, doch in Talas Augen blitzte es wütend auf.

„Sag das noch einmal, Makwana, und ich werde-“

Doch der Inder hob nur abwehrend die Hände. „Schon gut, Ivanow. Geh nicht gleich an die Decke. Wie sagt man doch: Good to have you back.“

Der Rothaarige murrte nur etwas Unverständliches auf Russisch, woraufhin Kai die Augenbrauen in die Höhe zog und Oliver lachen musste.

„Meine Rede“, sagte der Franzose und ließ sich dann auf eine der Bänke fallen. „Meine Rede…“
 


 

Etwa eine Stunde später, nach einem Abendessen in äußerst unangenehm unterkühlter Atmosphäre, war der größte Teil der Gesellschaft in die unterschiedlichen Zimmer verschwunden. Anais und Emily teilten sich eins, so wie Garland und Oliver und Tala und Kai.

Schnell war im ganzen Haus Ruhe eingekehrt, nur das Feuer knisterte noch etwas vor sich hin. Ab und zu flogen ein paar kleine Funken in die Luft.

Leise knarrte die Treppe und das lange Schlafgewand raschelte auf den Stufen. Nackte Füße setzten vorsichtig auf dem Holzboden der Stube auf, schmale Hände zogen eine dünne Decke enger um den zierlichen Körper.

Sie stellte sich vor den Kamin. Die letzten Flammen warfen flackernde Schatten auf ihr Gesicht. Sie atmete die verräucherte Luft ein und strich sich dann ihr Haar, das ihr in vielen Locken bis hinab zur Hüfte fiel, aus dem Gesicht. Dabei rutschte die Decke ein wenig zur Seite und legte ihre Schultern frei, aber sie bemerkte es gar nicht.
 

„Kai?“

„Hm?“

„Bist du noch wach?“

Ein Laken raschelte und das alte Holzbett knarrte. „Würde ich sonst antworten?“

„Stimmt…“

Mehr Rascheln. Mehr Knarren. Kurz flackerte es auf, dann war die Kerze als einzige Lichtquelle im Raum wieder entzündet.

Kais rote Augen blinzelte Tala an. Anscheinend war der Blauhaarige kurz vorm Einschlafen gewesen.

„Was ist los?“ fragte der Halbrusse und setzte sich auf. Tala zuckte mit den Schultern, stand dann auf und ließ sich neben Kai auf das Bett fallen, sah weiter an die Wand vor ihm.

„Weiß nicht. Bin ein bisschen durch den Wind, glaub ich.“

Etwas verwundert sah Kai den Rothaarigen an, dann fiel sein Blick ebenfalls an den unsauber verputzten Stein. „Geht mir auch so.“

„Tatsächlich?“

„Mhm.“

„Warum?“

„Weiß nicht.“

Tala lachte kurz und trocken auf. „Schon seltsam. Sonst führen wir nicht so tiefsinnige Gespräche, oder?“
 

Ihre Gedanken waren weit abgedriftet und sie war in eine angenehme Trance übergeglitten, als ein Knarren sie aus ihrer Starre löste und sie heftig zusammenzuckte.

Sie wirbelte herum und zog dabei die Decke wieder enger um sich.

„Verzeihung Hoheit, ich wollte euch nicht erschrecken.“ Der Herzog lächelte entschuldigend und sie öffnete mehrere Male den Mund, bevor sie ihre Stimme wieder fand.

„Entschuldigt euch nicht. Ich dachte nur, dass alle schon schlafen würden.“

„Das dachte ich ebenfalls“, erwiderte der Engländer und ging einen Schritt näher.

Er hatte die dunkelblaue Jacke abgelegt und das weiße Hemd ein wenig aufgeknöpft. Ihr Blick fiel, ohne dass sie es hätte kontrollieren können, auf die von seiner Zeit in der Armee trainierte Brust und sie spürte die Hitze in ihre Wangen steigen. Sie hoffte, dass das im matten Licht des Feuers unentdeckt bleiben würde.

So ein Gefühl war ihr neu. Wann hatte sie schon einmal Kontakt zu Männern gehabt? Außer Edmond natürlich, aber das war etwas anderes. Dieses Kribbeln, diese Aufregung… Sie wusste nicht, wie sie damit umzugehen hatte.

„Dürfte ich euch Gesellschaft leisten, Hoheit?“

Seine Stimme holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück und sie nickte unbeholfen. „Gerne, Herzog, es-“

„Henry“, unterbrach er sie. „Bitte, einfach Henry.“

Sie musste lächeln. „Dann bestehe ich auf Camée.“

„Sehr wohl.“

Er trat neben sie und schweigend sahen sie zu, wie das Feuer langsam abbrannte.

Camée konnte nicht anders, als ihn immer wieder anzusehen. Und als er plötzlich zu ihr sah und sich ihre Blicke trafen, hatte sie das Gefühl, innerlich in tausend Teile zu zerspringen. Diese unendlich vielen Stücke pochten gegen ihre Haut, ihr Atem stockte und Hitze breitete sich aus.

Henry ging einen Schritt auf sie zu, sein Atem streifte ihr Gesicht und die Moral in ihr schrie, dass er viel zu nahe war, aber sie hörte nichts. Nahm nichts wahr, außer der Hand, die sich in ihren Nacken legte. Sie nahm nicht wahr, wie die Decke von ihren Schultern auf den Boden fiel und es war ihr egal, dass sie nun im Nachthemd vor ihm stand. Sie gab sich ganz ihren Gefühlen und Empfindungen hin, als ihre Augenlider zuflatterten und sie wenig später seine warmen Lippen auf ihren spürte…
 

„Was ist das mit dir und Camée?“ fragte Kai plötzlich. „Du hast aufgegeben, aber trotzdem so viel Zeit mit ihr verbracht.“

„Ich weiß auch nicht“, antwortete Tala und zuckte mit den Schultern. „Sie… ist einfach anders, weißt du?“

„Ich hab’s gemerkt“, hab Kai zu. „Ich hab immer das Gefühl, dass sie mich durchschaut. Bis auf den tiefsten Grund meiner Seele. Das konntest sonst nur du.“

Der Rothaarige lächelte leicht. „Jetzt nicht mehr.“ Er machte eine kurze Pause. „Warum ist es nicht mehr wie vorher, Kai?“

Er sah zu dem Blauhaarigen und diese erwiderte den Blick, ohne vorher die Antwort zu kennen. Aber als er so in die blauen Augen des anderen sah, da rührte sich etwas in ihm. Etwas, das er vorher nie bemerkt hatte. Oder auch ignoriert hatte, bewusst oder unbewusst. Tala hatte Recht. Es war anders. Und es ließ sich nicht ändern, nicht von seiner Seite aus. Er hatte es versucht, es hatte nicht geklappt.

Und während Kai sich noch wunderte, wann er und Tala sich so nah gekommen waren, dass sich ihre Gesichter fast berührten, hatte sich seine rechte Hand verselbstständigt und in Talas Nacken gelegt. Und bevor er sich fragen konnte, was er eigentlich tat, hatte er seine Lippen auf die des Rothaarigen gelegt.

16. Versailles

Huhu!
 

Ich weiß, hab mir wieder etwas sehr viel Zeit gelassen...^^" Aber ich musste (mal wieder) ein KreaTief überwinden, dass leider immer noch etwas anhält. Bin mit diesem Kapitel auch alles andere als zufrieden. Aber naja, was solls. Besser als nüscht, oder? ^.^;

Noch kurz zum letzten Kapitel: Hab mir die Kritik zu Herzen genommen und muss eingestehen: Das mit den Sprachen war ne Schnapsidee. Aber wie sagt man: Aus Fehlern lernt man und ich musste eben einmal daneben greifen um zu sehen, dass man es so nicht macht. Ich werde das Kapitel bei Gelegenheit umschreiben, aber ich kann euch eine Entwarnung geben: Inhaltlich habt ihr nichts wichtiges verpasst.

Okay, nun zum neuen Kapitel, dass euch hoffentlich auch trotz meiner Unzufriedenheit gefallen wird.
 

Muchos Besos, Melou xxx
 


 

~+~+~+~+~+~+~+~+~
 


 

Kapitel 16: Versailles
 


 

Plötzlich ließ er von ihr ab und brachte hastig etwas Abstand zwischen sie.

Camée sah verwirrt vor sich hin und hatte immer noch nicht genau realisiert, was eben vorgefallen war. Erst Henrys Stimme riss sie wieder in die Wirklichkeit zurück.

„Verzeiht mir“, brachte er atemlos hervor. „Ich… ich hätte nicht-“

„Nein“, unterbrach die Prinzessin ihn, ohne darüber nachzudenken, weshalb sie ihm überhaupt widersprach. Sie schluckte. Diese Spannung lag immer noch in der Luft und das Kribbeln in ihrem Körper hielt weiter an.

Camées Blick wanderte kurz auf den Boden. Sie fasste Mut.

„Es muss euch nicht leid tun“, sagte sie leise. „Ich… nun ja, ich wollte sagen…“

Sie ließ ihre Worte so in der Luft liegen, konnte an nichts denken, was in diesem Moment als angebracht gegolten hätte.

Henry trat wieder an sie heran und umfasste sanft ihr Kinn, woraufhin sie aufsah und sich langsam in den Augen ihres Gegenübers. Sie schimmerten so lebhaft, waren so tief und unergründlich.

Fast wie hypnotisiert streckte auch Camée im Gegenzug ihre Hand aus und berührte vorsichtig, zaghaft, die Wange des Herzogs. Langsam strichen ihre Fingerspitzen über die gebräunte Haut, streiften das weiße Haar.

Und bevor sie es bemerken konnten, waren ihre Gesichter wieder unmittelbar voreinander.
 

Wenige Sekunden nach dem Kontakt fuhren sie ruckartig und erschrocken auseinander. Wie erstarrt sahen sich die beiden Russen an und konnten nicht glauben, was passiert war.

Tala spürte immer noch den leichten Druck auf seinen Lippen, das federleichte Gefühl, das sich in ihm ausgebreitet hatte, aber in seinem Kopf herrschte ein absolutes Chaos.

Kais Gedanken hatten jedoch nur eine Richtung. Pure Fassungslosigkeit. Darüber, was er gerade getan hatte. Was geschehen war, ohne dass er es geplant hatte. Und wie es aussah, ging es Tala nicht anders.

Der Rothaarige blickte ihn aus aufgerissenen, blauen Augen vollkommen geschockt an und aus welchem Grund auch immer, es verletzte ihn.

Er zuckte fast zusammen, als Tala auf einmal aufsprang und zurück zu seinem Bett ging. Wortlos blies er die Kerze aus und im stockfinsteren Zimmer breitete sich Stille aus.

Aber Kai konnte nicht ruhen. Er hätte diesen… Nein, er wollte das Wort noch nicht einmal denken! Was da geschehen war, es sollte aus seinem Gedächtnis verschwinden, aber er konnte alles, was dabei erzeugt worden war, nicht ignorieren.

Jedoch, und das wurde ihm nun klar, würde sich seine Freundschaft zu Tala für immer verändern. Und das war nicht gut. Das war gar nicht gut…
 


 

„Du, Oliver?“

„Hm?“

Emily lehnte sich näher zu dem Franzosen. „Ich dachte, Kai und Tala hätten sich wieder vertragen.“

Oliver sah von seinem Teller auf und folgte Emilys skeptischem Blick, der auf den Russen lag. Die beiden machten wirklich keinen sehr gut gelaunten Eindruck. Sie waren schweigend herunter gekommen, hatten sich schweigend an den Tisch gesetzt und nun saßen sie schweigend da, ohne sich oder jemand anderen anzusehen.

„Dachte ich auch“, erwiderte er verwundert. „Meinst du, sie haben sich wieder gestritten?“

Emily sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Und wegen was? Wer in welchem Bett schläft? Ich bitte dich, Oliver. So sind die beiden nicht.“

„Ich weiß es nicht. Die beiden sind mir ein Rätsel.“

Von der anderen Seite lehnte sich Garland dazu. „Worüber tuschelt ihr so?“

Die Amerikanerin deutete mit einem Kopfnicken auf die übrigen Mitglieder ihres kleinen Reisetrupps. „Die sehen schon wieder aus, als sei ihnen ne Riesenlaus über die Leber gelaufen. Oder gleich ne ganze Herde.“

„Ich tippe auf die Herde“, meinte Garland, nachdem er ebenfalls einen Blick auf die Russen geworfen hatte. „Das wird langsam zur Gewohnheit.“

„Ich weiß“, seufzte Oliver. „Und es ist echt anstrengend. Ich hab bei den beiden sowieso nie durchgeblickt, aber jetzt verwirrt es mich nur noch.“

Emily nickte bestätigend. „Geht mir auch so. Das ist mehr auf und ab als beim Achterbahn fahren.“

„Stimmt“, pflichtete Garland ihr bei. „Aber reden wir später darüber“, fügte er hinzu, nachdem Anais und Camée aufgestanden waren. „Ich glaube wir brechen auf.“

Die Prinzessin lächelte sie fröhlich an, als sie an ihnen vorbeiging und die drei sahen ihr mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher.

Emily schob sich ihre Brille zurecht. „Na wenigstens eine hat gute Laune.“
 

Der Kardinal war, aufgrund von dringlichen Angelegenheiten, wie Anais gesagt hatte, bereits in den frühen Morgenstunden nach Paris aufgebrochen. Somit leistete die Hofdame nun der Prinzessin in ihrer Kutsche Gesellschaft, was Emily, Garland und Oliver jedoch ganz gelegen kam, da sie nun ihr Gespräch fortsetzen konnten.

„Also“, begann Garland, „was machen wir jetzt mit unsern beiden Russen? So kann das jedenfalls nicht weitergehen.“

„Nicht, wenn wir in absehbarer Zeit wieder nach Hause wollen“, fügte Oliver hinzu. „Wir müssen zusammenarbeiten. Nicht gegeneinander. Vielleicht könnten wir mit ihnen reden? Zwischen ihnen vermitteln?“

„Bist du lebensmüde?“ fragte ihn Emily sofort. „Die töten uns doch, wenn wir uns einmischen.“

„Auch wieder wahr“, gab der Franzose nachdenklich zu. „Aber was sollen wir sonst machen?“

Garland verschränkte die Arme vor der Brust. „Nun ja, wir können nicht viel machen, außer zu warten.“

„Ja, bis wir schwarz werden und uns unsere Freunde für tot erklären“, war Emilys Kommentar und sie sah dabei missmutig zur Seite. „Wir befinden uns hier in einem Dilemma“, erklärte die Amerikanerin. „Und wenn wir nicht bald eine Lösung finden, haben wir ein Problem. Und zwar ein gewaltiges.“
 

Wieder saßen sie sich gegenüber. Wieder schwiegen sie sich an. Und wieder fand Kai keine Worte, diese Stille zu durchbrechen. Es kam ihm vor wie ein Arschtritt vom Schicksal, ein Déjà-vu, das ihm das Leben noch schwerer machen sollte, als es ohnehin schon für ihn war. Irgendjemand da oben hatte wirklich etwas gegen ihn. Zuerst diese verdammte Zeitreise und nun diese… diese Gefühle, die ihn plagten. Ja, plagten. Sie taten nicht mehr und nicht weniger und er wusste nicht einmal, wie er sie zu deuten hatte.

Er wusste nur, dass er sich aus unerfindlichen Gründen Tala gegenüber nicht mehr so verhalten konnte, wie er es immer getan hatte. Warum war eine komplett andere Frage. Aber vielleicht sollte einfach mal nachdenken. Schließlich musste man die Probleme an ihrer Wurzel fassen.

Er vertraute Tala immer noch genauso wie früher. Daran bestand kein Zweifel. Er hätte dem Rothaarigen ohne zu zögern sein Leben in die Hand gegeben. Das war also zweifellos nicht der Grund für sein plötzliches Unbehagen.

An der Situation, in der sie sich befanden, konnte es auch nicht liegen. Sie hatten schon weitaus schlimmeres zusammen durch gestanden. Mit aufgetretenem Stress hatte es nichts zu tun.

Er empfand für Tala immer noch die gleiche tiefe Freundschaft. Das hatte sich nicht geändert. Wie hätte diese Veränderung auch von Statten gehen sollen, ohne dass er es bemerkt hätte? Das war unmöglich. Eigentlich war alles wie immer.

Kai sah auf. Der Rothaarige hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Kopf lehnte an der Innenwand der Kutsche, seine blauen Augen waren gedankenverloren auf die Landschaft gerichtet, die nur langsam an ihnen vorbeizog. Ein paar Sonnenstrahlen, die sich durch das Blätterdach des Waldes, den sie gerade durchfuhren, gekämpft hatten, fielen auf sein Gesicht, seinen Oberkörper; flackerten, zitterten, tanzten.

Er redete sich ein, dass er eben dieses Spiel beobachtete. Nicht die helle Haut betrachtete, nicht den muskulösen Oberkörper, der sich gut sichtbar unter dem weißen, ein wenig aufgeknöpften, Hemd abzeichnete. Und die Wärme, die sich plötzlich in seiner Brust ausbreitete, kam auch nur wegen dem warmen Sommertag… Oder?

Gut, musste Kai sich eingestehen, vielleicht war doch nicht alles wie immer.
 

Scheiße. Das fasste Talas Gemütszustand momentan perfekt zusammen.

Er hatte nicht geschlafen. Wie auch? Seine Gedanken ließen sich nicht auf Knopfdruck abstellen. Bedauerlicherweise. Sie waren ein einziger Knäuel, seit er die Kerze gelöscht und sich wieder hingelegt hatte. Vorher… ja. Am besten ließ es sich so beschreiben: Er war in einer Luftblase gewesen. Nichts gehört, gesehen, gefühlt. Nur noch dunkel konnte er sich an die wenigen Sekunden erinnern, die er bis zu seinem Bett gebraucht hatte.

Aber dann war alles über ihn hereingebrochen. Und wie! Wenn er noch gläubig wäre, hätte er das mit dem Fegefeuer verglichen. Mit der ewigen Verdammnis.

Warum hatte Kai ihn auch-… Nein! Er konnte und wollte dieses Wort nicht denken. Aber mal so neutral wie möglich betrachtet: War Kai das gewesen? Oder sie beide in einem ungünstigen Zusammenspiel? Oder war am Ende er der alleinige Übeltäter gewesen? Er konnte es nicht mehr sagen.

Das einzige, worüber er sich sicher war, war, dass es ihn mehr geschockt hatte, als alles andere, das ihm je widerfahren war. Und wahrscheinlich wäre es am Besten, es einfach zu vergessen. Oder zumindest zu verdrängen. Aber war das möglich?

Talas Blick fiel auf Kai. Die roten Augen geschlossen, die Arme in gewohnter Haltung fest vor der Brust verschränkt. Die feinen Strähnen, die ihm in die Stirn fielen. Die Schatten und Lichtflecke, die sich auf seiner Haut hin- und herbewegten. Die schlanken, fast filigranen Finger, die gelegentlich etwas zuckten. Die fein geschwungenen Lippen, die sich immer wieder leicht verzogen…

Gut, das lief eindeutig in die falsche Richtung. Und wahrscheinlich sollte er dem Ganzen ein Ende setzen, bevor es noch weiter ausartete.

Das Räuspern, zu dem er nun ansetzte, fiel ihm eindeutig zu schwer.

Kais Lider öffneten sich und er sah ihn auf seltsame Art an. Tala konnte nicht ausmachen, was gerade in dem Blauhaarigen vorging. Aber er schob diese Gedanken zur Seite.

Er räusperte sich ein weiteres Mal. „Vergessen wir es.“

„Was?“ Kais Augenbrauen zogen sich zusammen, ganz als verstünde er nicht, was Tala mit ‚es’ meinte.

„Du weißt schon“, antwortete der rothaarige Russe ausweichend. „Vergessen wir es einfach. Es ist nie passiert. Einverstanden?“

Plötzlich wirkte Kai distanziert. Hatte er vielleicht etwas Falsches gesagt? Diesen Fehler zu vergessen müsste doch auch in seinem Interesse liegen.

Okay, diese roten Augen, gepaart mit diesem eigenartigen Blick, waren schlimmer als jedes Fegefeuer. Luzifer hat seinen Meister gefunden, dachte Tala sarkastisch, obwohl ihm eigentlich nicht nach Scherzen zumute war.

„Na gut“, sagte Kai dann auf einmal. „Vergessen wir’s.“

Tala nickte und versuchte sich an einem leichten Lächeln; er scheiterte kläglich und Kai sah zur Seite, aus dem Fenster und ignorierte ihn für den Rest der Fahrt. Tala war plötzlich nicht mehr sicher, ob das Vergessen eine gute Idee gewesen war.
 


 

„Das ist der Wahnsinn!“ Emily drückte ihre Nase am Kutschenfenster platt und sah staunend auf das Schloss, das nun nur noch wenige Meter entfernt war.

Oliver runzelte die Stirn. „Eigentlich sieht es doch aus, wie in unserer Zeit. Es fehlen sogar noch ein paar Anbauten.“

Die Amerikanerin sah ihn abschätzend an. „Na und? Das ist doch was vollkommen anderes. In dieser Zeit, in diesen Kleidern, in dieser Kutsche auf genau dieses Schloss zufahren… das ist einfach etwas Besonderes.“

„Wenn du meinst“, meinte Garland.

„Idioten“, schnaufte Emily und öffnete die Tür der Kutsche, die gerade zum Stehen gekommen war.

Eine warme, strahlende Sonne begrüßte sie und kurz mussten sie die Augen zusammenkneifen.

„Herrliches Wetter, nicht wahr?“ Camée und Anais hatte ihre Kutsche ebenfalls schon verlassen und Erstere hatte die Augen geschlossen und hielt ihr Gesicht in die Sonne.

Die Drei nickte zustimmend und widmeten ihre Aufmerksamkeit erstmal der Umgebung.

Schier unendliche Parkanlagen, schneeweiße Kieswege und ein Schloss, das pompöser nicht sein konnte.

„Meine Räume befinden sich im Westflügel“, sagte Camée plötzlich, während einige Pagen und Kammerdiener sich um Pferde und Gepäck kümmerten. Die Prinzessin ging näher zu ihnen und senkte die Stimme. „Das ist soweit wie möglich von der Königin entfernt.“ Nachdem sie das gesagt hatte, lachte sie glockenhell auf und fächerte sich etwas Luft zu, ganz in der Hofmanier, die sie aus allen möglichen Filmen kannten. Kurz fiel ihr Blick auf den Herzog von Norfolk, der den Pagen anscheinend nicht vollkommen vertraute und sich gerade auf den Weg machte, sein Pferd selbst zu den Stallungen zu bringen. Um die Mundwinkel der Prinzessin zuckte ein seltsames Lächeln. Dann sah sie wieder weg.

„Kommt, es ist alles schon vorbereitet“, rief sie ihnen zu und raffte ihren Rock.

Bevor sie sich in Bewegung setzen konnten, waren Tala und Kai an ihnen vorbei und folgten Camée zu einem der Nebeneingänge.

Emily lachte trocken auf. „Da sind ja unsere Sonnenscheine. Wenn die so weitermachen, stehlen sie der richtigen Sonne noch die Schau.“

Doch Garland sah nur missmutig vor sich hin.

„Lass es, Emily“, sagte der Grauhaarige und ging los. „Sarkasmus passt nicht zu dir.“

Der Amerikanerin klappte fast der Mund auf, dann raffte sie ebenfalls den Rock ihres Kleides und stapfte wütend an Oliver und Garland vorbei.

„Mistkerle“, murmelte sie, laut genug, damit diese es auch genau hörten.

Oliver stöhnte auf. „Super. Es wird echt immer schlimmer…“

17. Anfang und Ende?

Oh mein Gott!!!!!
 

Ich weiß, schlagt mich, tretet mich, ich habe es verdient. ^^"

ich habe vesucht weiter zu schreiben, aber so ahnungslos war ich selten beim Schreiben. Das ist bestimmt die dritte Version dieses Kapitels und alle waren so unterschiedlich. Aber die ersten beiden waren einfach nur eine Zumutung. Sowas passiert, wenn man sich zum Schreiben zwingt, es kommt Schund dabei raus... ù.u

Aber dann, ganz plötzlich, heute Mittag, ist es über mich gekommen. ^^; Auf einmal hat es ZOOM gemacht und ich habe nur noch losgeschrieben.

Und ich bin ganz zufrieden. Besonders mit dem Ende...*muahahaha* ^.~v

Deshalb wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. Es ist diesmal sogar länger geworden als erwartet. Sah anfangs nicht so vielversprechend aus...*hust. >.>
 

Beaucoup de bisous, Melou xxx
 

P.S.: Das ist das erste Mal, dass ich so etwas in der Richtung geschrieben habe...und ich hoffe es ist einigermaßen geworden...ja...*hust* Ähm, ja. Lesen, bitte. ^^"
 


 


 

Kapitel 17: Anfang und Ende?
 


 

„Wow.“ Mehr kam Emily nicht über die Lippen, als sie sich in dem großen Salon umsah, der das Herzstück von Camées Räumen in Versailles bildete. „Das ist wirklich ein Paradies.“

Und das war es auch. Ein Paradies für jedes Mädchen, jede Prinzessin. Tapeten mit Rosen und Blumen aller Art, umrahmt von Gold. Kristallene Kronleuchter, dunkelrote Samtsessel, hohe Spiegel und viele Vasen mit duftenden Sträußen. Ihre vier männlichen Begleiter rümpften ein wenig die Nase, sagten aber nichts.

Camée ging sofort zu einem der Fenster und riss es auf. „Da hinten liegen gleich die Gärten und die Orangerie“, erklärte sie ihnen. „Im Sommer riecht man den Duft bis hier.“

Breit lächelnd drehte sie sich wieder zu ihnen um. „Ich zeige euch alles gerne nachher. Aber zuerst muss ich auf eine Nachricht von Papá warten. Wenn die Angelegenheit wirklich so dringlich ist, wird er mich sicher baldigst sprechen wollen. Das ist doch hoffentlich in Ordnung?“

„Aber natürlich“, antwortete Emily gut gelaunt für alle und ging auf einen der Tische zu, auf dem ein besonders großer und prachtvoller Blumenstrauß stand. Vorsichtig zog sie eine der bunten Blüten hervor und beäugte sie. „Wachsen die alle hier in Versailles?“

Camée nickte. „Die meisten, ja. Papá hat viele Arten pflanzen lassen und wenn ich hier bin, bekomme ich jeden Tag neue Blumen.“ Ihr Lächeln wurde, wenn möglich, noch eine Spur breiter. „Ihr werdet die Gärten lieben, das verspreche ich euch. Die Pavillons, die Springbrunnen, das Labyrinth…“

Die Prinzessin geriet eindeutig ins Schwärmen, ihre Augen leuchteten, ihre Wangen glühten vor Vorfreude. Da klopfte es an die Tür.

„Herein?“ rief Camée und ihre Haltung wurde sofort aufrechter; die Schultern zurück, der Hals gestreckt, das Kinn aufrecht.

Ein kleiner, schon etwas in die Jahre gekommener Kammerdiener betrat den Raum, in gebückter Haltung, gesenktem Blick; sie sahen die schlichte weiße Puderperücke schon zu Boden Fallen.

„Bonjour, königliche Hoheit“, sagte er und machte immer noch keine Anstalten, sich aufrecht hinzustellen. „Seine Majestät le Roi erwünscht eure Anwesenheit beim heutigen déjeuner. Ihr möget euch dafür einkleiden lassen. Er erwartet euch im englischen Garten.“

Camée nickte und ein Lächeln zog an ihren Mundwinkeln. „Richtet ihm aus, dass ich mich beeilen werde.“

Der Kammerdiener verneigte sich noch tiefer und verließ rückwärts den Raum, ebenso schnell, wie er gekommen war.

„Wundervoll“, sinnierte die Rothaarige und klatschte in die Hände. „Anais?“

Es dauerte nicht lange, da betrat die Hofdame mit hochrotem Kopf den kleinen Salon. Sie strich sich einige Strähnen ihres dunklen Haares aus dem Gesicht und zupfte an den Ärmeln ihres Kleides, bevor sie sich ihrer Herrin zuwandte.

„Ja, Hoheit?“ Sie klang außer Atem.

„Sind die Zimmer fertig?“ fragte Camée.

„Natürlich.“ Die Frau nickte eifrig. „Ich habe die Räume neben ihren herrichten lassen, wenn es genehm ist.“

„Perfekt. Dann führe sie dorthin. Ich werde im Ankleidezimmer auf dich warten.“ Sie machte eine Andeutung mit der Hand und die fünf Beyblader erhoben sich, um Anais zu folgen, die bereits wieder das Zimmer verlassen hatte. „Emily“, rief Camée plötzlich und die Amerikanerin drehte sich verwundert um. „Ich möchte, dass du mir noch etwas Gesellschaft leistest, in Ordnung?“

Emily öffnete ein paar Mal den Mund. „Ähm… N-natürlich. Wenn du willst.“

Dann schloss sich die Tür und die Amerikanerin war allein mit Camée. Diese lächelte sie breit an und deutete dann auf einen angrenzenden Raum, dessen Tür leicht angelehnt war.

„Komm, wir wollen ein paar Kleider heraussuchen.“ Sie ging vor und Emily folgte ihr, ein wenig überrumpelt aber nichtsdestotrotz gut gelaunt.
 

„Das sind ja hunderte“, kam Emily aus dem Staunen nicht mehr heraus. Tatsächlich war der Raum, Camées Ankleidezimmer, von oben bis unten voll mit Kleiderständern und Büsten, Schränken und Kisten. Den Mittelpunkt des Raumes bildete ein breiter, gepolsterter Fußschemel, vor dem ein bestimmt zwei Meter hoher Standspiegel, eingefasst in einen Goldrahmen, platziert worden war.

„Ich habe sie nie gezählt“, erwiderte Camée und stellte sich neben Emily. „Aber in Versailles darf man nie ein Kleid zweimal anziehen. Schon seltsam, aber auf Chambord trage ich immer dasselbe. Wenn ich das hier täte, dann wäre ich das Gespött der Leute.“

Sie ging zu einem guten Dutzend Büsten und deutete darauf. „Diese hier sind alle neu. Manche lässt mein Vater anfertigen, manche sind Geschenke und manche schickt mir meine Maman aus Italien.“ Die Prinzessin lächelte selig. „Die trage ich immer am liebsten.“

„Verständlich“, meinte Emily, obwohl ihre Augen noch immer auf die Ansammlungen von Samt, Seide und Brokat gerichtet waren. Wie in Trance strich sie über den Rock einer nachtblauen Robe, in die Kristalle wie so eingenäht waren, dass sie aussah, wie ein Sternenhimmel.

Camée bemerkte die Geste. „Das habe ich letztes Jahr beim Fontänenfest getragen. Es ist wunderschön, aber das unbequemste Kleid, das ich je tragen musste. Es kratzt und scheuert an jeder erdenklichen Stelle.“

„Wirklich? Es sieht immer so bequem aus…“

„Tatsächlich?“ Die Französin stellte sich skeptisch neben Emily. „Ich muss mich oft bemühen, nicht allzu gequält zu schauen.“

Darüber schmunzelte sie. „In unserer Zeit gibt es viele Filme über diese Zeit. Da werden auch solche Kleider getragen, und das immer mit so einer Leichtigkeit.“

„Filme?“

Emily lachte über ihre eigene Vergesslichkeit. „Nun ja, das ist so was wie ein Theater, in dem Schauspieler Stücke aufführen.“

„Ich liebe das Theater“, sagte Camée. „Am liebsten mag ich die antiken Tragödien. Wie die des Narcissus.“

„Ja, die kenne ich auch“, erwiderte Emily.

„Vielleicht gibt es in den nächsten Tagen ja eine Aufführung“, schlug die Prinzessin vor. „Dann können wir sie uns zusammen ansehen und ich gebe dir eins meiner Kleider.“

Emily sah mit offenem Mund zu ihr. „Aber…aber das… Nein, das kann ich nicht annehmen. Ich mache es bestimmt kaputt, oder trete darauf. Und außerdem würde ich darin lächerlich aussehen.“

Camée schüttelte ungläubig den Kopf. „Was erzählst du denn da? Du wirst hinreißend aussehen. Mit der richtigen Farbe, dem richtigen Schnitt…“

Die Amerikanerin schüttelte den Kopf. „Das werde ich nicht. Ich bin nicht umsonst der Bücherwurm mit der dicken Brille.“

Doch die Prinzessin nahm ihre Hand und sah sie an mit einem Blick, mit dem sonst Mütter ihre Töchter belehrten.

„Aber wie kommst du denn darauf? Eine schöne junge Frau muss sich zeigen“, Sie griff nach Emilys Brille und nahm sie ihr ab, „und sich nicht hinter Gläsern oder irgendwelchen Büchern verstecken.“ Camée lächelte, legte das Gestell auf einen kleinen Beistelltisch und nahm Emilys Hand. „Und jetzt suchst du dir ein Kleid aus.“
 


 

Garland streckte sich auf der Chaiselongue aus und sah auf das Fresko an der Wand. Es zeigte irgendwelche wohl genährten Engel auf bonbonfarbenen Wolken, die auf Harfen klimperten und mit ihren viel zu kleinen Flügeln flatterten; er sah schnell wieder nach unten, an die Wand. Gold und weiß, viel besser, wie er fand.

„Ich glaube, wir haben Emily verärgert“, sagte Oliver plötzlich, der sich auf einem Stuhl niedergelassen hatte und den Inder stirnrunzelnd ansah.

„Wie kommst du darauf?“ fragte Garland.

Der Franzose friemelte an den Ärmeln seines Leinenhemdes, nachdenklich. „Sie schien ziemlich sauer vorhin, findest du nicht?“

Der Inder setzte sich auf. „Meinst du? So ist sie doch immer.“

„Eigentlich schon. Aber das liegt vielleicht daran, dass wir nicht sonderlich nett zu ihr sind, oder? Seit wir hier sind zumindest.“

„Tja, ich weiß nicht, wie sie sonst ist“, gab Garland zu. „Ich habe nichts mit ihr zu tun gehabt. Du?“

„Eher nicht“, meinte Oliver. „Deswegen sollten wir jetzt versuchen, uns gut zu verstehen.“

„Hey, ich bin nett zu ihr“, verteidigte sich Garland, doch Oliver schüttelte den Kopf.

„Ich weiß. Bin ich ja auch. Aber ich glaube, dass wir ihr ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Als einziges Mädchen unter uns hat sie es bestimmt nicht leicht.“

„Besonders wenn man die anderen beiden noch dazu nimmt.“

„Und das wird uns auch nicht helfen“, wies der Grünhaarige den anderen zurecht. „Es geht ja nicht nur um Emily, sondern generell. Aber mit Emily sollten wir anfangen. Ihr fehlt vielleicht einfach etwas Unterstützung an der weiblichen Front und wir sollten ihr zeigen, dass wir uns bemühen, sie zu verstehen.“

Garland hob die Augenbrauen an. „Dass du nicht umringt bist von einer Schar Mädchen wie der Italiener…“, murmelte er zu sich selbst. „Frauenversteher…“

Oliver verdrehte die Augen. „Du weißt was ich meine. Immerhin versucht sie, uns hier rauszuholen. Ein Danke an der richtigen Stelle hat schon viel gebracht.“

„Okay“, meinte der Grauhaarige. „An mir soll’s nicht scheitern. Lust den Russen einen Besuch abzustatten und ihnen die gleiche Botschaft zu übermitteln?“

Der Franzose sah auf seine Füße. „Damit würde ich eher bis morgen warten. Du weißt schon, Kraft tanken und so.“

Garland grinste. „Mach dir nicht ins Hemd, Oliver. Wir sehen uns morgen.“ Damit stand er auf und verschwand in seinem Schlafzimmer und Oliver sah verwirrt zum Fenster.

Die Zeit war schnell vergangen. Die Sonne war kurz vorm Untergehen und den ganzen Tag hatten sie in diesem kleinen Salon verbracht. Allerdings nur er und Garland. Emily war bei Camée geblieben. Ob sie diese den ganzen Tag begleitet hatte, wusste er nicht. Und Kai und Tala hatten ihrerseits die letzten Stunden wohl auch unter sich verbracht. Vielleicht hatten sie ihre Differenzen ja bereits wieder geklärt und der Hausfrieden war wieder hergestellt.

Sich streckend stand Oliver auf. Schon verrückt, dass er in diesem Schloss einmal Schlafen gehen würde…
 


 

Camée saß in ihrem Salon, der von mehreren Kerzen erhellt wurde. In den Händen hielt sie ein schmales Buch, in das sie voll und ganz vertieft war. Nur ab und zu glitt ihr Blick zum Fenster, um nachzusehen, wie nah die Sonne dem Horizont schon gekommen war.

Anais saß auf einem Stuhl neben ihr und stickte ein buntes Blumenmuster.

Für Sticken hatte sich die Prinzessin allerdings nie begeistern können; ihr fehlte die Geduld. Außerdem sah sie sich viel lieber die echten Blumen im Garten an, als auf einem Tuch.

Wieder legte sich ihre Aufmerksamkeit auf ihr Buch. Eine Tragödie, ein wundervoll durchdachtes Intrigenspiel im antiken Rom. Eins der vielen Werke, die ihre Mutter ihr geschickt hatte, da ihr Vater nicht viel von ihnen hielt. Sie teilten zwar viel, aber ihre Geschmäcker in Literatur waren so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten.

Es klopfte und Camée sah von ihrem Buch auf, ebenso wie Anais von ihrer Stickerei.

Die Prinzessin sah zu ihrer Hofdame.

„Anais, würdest du bitte dir Tür öffnen?“

Die Frau nickte und erhob sich von ihrem Platz, grazil zur Tür schreitend und sanft an der Klinke ziehend. Dann blickte sie in das Gesicht des Herzogs.

„Guten Abend“, begrüßte dieser sie höflich. „Ich hatte erhofft, trotz dieser späten Stunde noch eine Audienz bei ihrer königlichen Hoheit erhalten zu können.“

Fragend sah Anais zu ihrer Herrin, deren Augen vollkommen auf den Herzog fixiert waren.

„Selbstverständlich“, antwortete Camée der unausgesprochenen Frage ihrer Hofdame. „Ich war ja den ganzen Tag beschäftigt. Kommt herein, Herzog, ich würde mich über eure Gesellschaft freuen.“

Anais öffnete die Tür und der Herzog trat ein.

„Setzte euch doch“, sagte die Prinzessin und deutete auf einen Sessel, der ihr gegenüber stand.

„Vielen Dank“, erwiderte der Engländer und nahm Platz. „Ich hoffe doch, ich störe nicht.“

„Keinesfalls“, lächelte Camée und legte ihr Buch beiseite. „Es ist gut, dass ihr da seid. Ich langweilige mich abends immer noch schrecklich. Es passiert einfach nichts.“

Anais schloss die Tür wieder, blieb aber in stehender Position und betrachtete ihre Herrin jedoch weiterhin mit Argusaugen.

„Was habt ihr den Tag über gemacht? Erzählt mir davon.“

„Nur ein paar Angelegenheiten in der Stadt und ein Treffen mit einigen Ministern. Nichts, was euch interessieren dürfte, Hoheit“, antwortete er.

Camée lächelte, nein, vielmehr strahlte sie. „Das hört sich in der Tat nicht sehr spannend an. Oh, aber gewiss habt ihr von dem geplanten Ball gehört. Schließlich dient er der Willkommensheißung der englischen Delegation.“

Der Herzog nickte. „Das habe ich, ja. Ihr werdet doch hoffentlich auch anwesend sein?“

Die Prinzessin rutschte auf dem Stuhl weiter nach vorne und Anais entging das keinesfalls. Unschlüssig stand sie im Raum und wusste nicht, ob sie einschreiten sollte, denn ob diese Unterhaltung in die angemessene Richtung führte, darüber war sie sich nicht im Klaren.

„Natürlich werde ich da sein. Der König hat mich heute eigens darüber unterrichtet.“

Der englische Adlige legte einen Arm auf dem Tisch ab, die Finger trommelten leise und rhythmisch darauf.

„Dann hoffe ich darauf, dass ihr zumindest einen Tanz frei haben werdet.“

Camées Hand legte sich auf seine, ihre Finger verwoben sich miteinander und bei Anais schrillten mittlerweile alle Alarmglocken. Die Augen der Prinzessin jedoch waren von denen des Herzogs vollkommen gefangen und sie löste den Blick nicht für den Bruchteil einer Sekunde von ihm, nicht einmal als sie ihre Hofdame ansprach.

„Anais, sei doch bitte so gut uns lass uns allein.“

„Hoheit, seid ihr sicher, dass-“

„Natürlich bin ich das, Anais“, unterbrach sie Camée, „würde ich sonst fragen?“

Die schwarzhaarige Frau wusste, es war gegen jede Regel der Etikette, es schickte sich für keine Frau, erst recht nicht für eine Prinzessin, aber sie musste Befehlen Folge leisten. Es gefiel ihr gar nicht, aber sie hoffte auf den gesunden Menschenverstand und die gute Erziehung ihres Schützlings, deswegen verneigte sie sich und verließ, wenn auch mit einem unguten Gefühl, den Salon.
 


 

Schweigend hatten sie dagesessen. Den ganzen langen Tag und Tala wurde es zu viel. Noch eine Minute länger und er könnte seinen Verstand abschreiben, ein für alle Mal. Aber er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Seit ihrem Gespräch in der Kutsche wirkte Kai so seltsam abweisend. Hatte er etwas Falsches gesagt?

Er stand auf und schritt durch den Raum, vollkommen sinn- und ziellos, aber wenigstens beruhigte die Bewegung seine Gedanken und sortierte sie ein wenig. Womit sollte er anfangen? Mit dem Wetter? Er lachte geräuschlos aus. So weit waren sie also inzwischen gekommen. Dass sie mit so banalen Themen ein Gespräch anfangen mussten. Nein, darauf hatte er keine Lust. Soweit würde es nicht kommen. Nicht, wenn er das zu verhindern wusste.

„Was ist los, Kai?“

Der Blauhaarige sah auf, rote Augen trafen auf seine fragenden mit einem neutralen, kalten Ausdruck.

„Wie kommst du darauf, dass etwas los ist?“

Tala verdrehte die Augen. „Jetzt tu nicht so, Kai. Ich bin keiner dieser einfältigen Idioten, denen du etwas vormachen kannst, ohne dass sie es merken.“

„Ach nein?“

Der Rothaarige widerstand der Versuchung, sich die Haare zu raufen und laut aufzuschreien, stattdessen atmete er tief durch und versuchte, sich zu besinnen.

„Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Ich dachte, wir hätten alles geklärt.“

Kai sah zur Seite. „Du hast es geklärt“, murmelte er so undeutlich, dass Tala sich nicht sicher war, ob es überhaupt für seine Ohren bestimmt war.

„Was soll das heißen?“ hakte er deswegen sofort nach, doch der andere schien auf stur zu schalten. „Kai, glaub mir“, begann er erneut, sich zur Ruhe zwingen. „Ich würde mich gerne entschuldigen, aber ich weiß nicht für was.“

„Du?“ Schon lagen die blutroten Augen wieder auf ihm. „Du brauchst dich nicht entschuldigen. Nein. Ist doch alles vergessen.“

Langsam glaubte Tala, dem ganzen auf den Grund zu kommen. Aber es überraschte ihn. Es war sein Vorschlag gewesen, alles zu vergessen, weil er es für den einfachsten Weg hielt. ‚Der einfachste Weg ist nicht immer der richtige’, hallte ihm sein Verstand in den Ohren und er schüttelte den Kopf. Er wollte nicht darüber reden, das wollte er wirklich nicht, aber vielleicht war es notwendig, um ihre beiden Köpfe wieder richtig zu drehen.

„Warum hast du es getan?“

Blaue Augenbrauen zogen sich nach oben. „Warum habe ich was getan?“

Tala knirschte mit den Zähnen. Er wollte es nicht sagen, er wollte diesen Gedanken nicht wieder aufwecken und vor allem wollte er Kai nicht damit verbinden. Aber was blieb ihm anderes übrig?

„Na gut, Kai. Wie du willst.“ Er stand dem Blauhaarigen nun gegenüber und sein Blick war hart wie Granit.

„Warum hast du mich geküsst?“

Tala wusste nicht, ob er sich das nur eingebildet hatte, oder ob Kai wirklich kurz bei den Worten zusammengezuckt war. Vielleicht war er es auch gewesen, der bei seinen eigenen Worten zusammengefahren war.

Plötzlich war Kais Blick nicht mehr so geradeheraus und sicher. Hinter den Augen spielte sich genauso viel Verwirrung ab, wie bei ihm selbst. Er hatte dem Halbrussen eine Frage gestellt, auf die keiner von ihnen die Antwort wirklich wusste.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Kai schließlich und diesmal war sich Tala sicher, dass ein Seufzer dessen Lippen entwichen war. Fahrig strich sich Kai durch die Haare und sah dann auf den Boden, die Fassade schon ihre ersten Risse bekommend.

„Du weißt es nicht“, echote Tala und nickte, sah ebenfalls auf den Boden und dachte nach, bis Kais Stimme ihn aufsehen ließ.

„Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Wirklich keine Ahnung, warum ich das gemacht habe. Vielleicht sollten wir es wirklich vergessen…“

Talas Augen weiteten sich und aus irgendeinem Grund stieg Wut in ihm auf. Vergessen? Nachdem er sich den ganzen Tag deswegen gequält hatte? Erkenntnis fiel auf ihn wie ein Amboss auf seinen Kopf. Er hatte es vergessen wollen, und Kai hatte sich damit gequält. Gab es nicht eine Möglichkeit, wie sie beide ohne Leiden davonkamen?

Er schüttelte vehement den Kopf und sah den anderen fest an.

„Oh nein, Kai. So leicht mache ich dir das jetzt nicht“, sagte er. „Ich weiß auch noch nicht wie, aber wir reden jetzt darüber und wir finden einen Weg aus dieser Scheiße.“

Auf einmal blitzten die roten Augen auf. „Scheiße ist das also für dich, ja? Scheiße! Diese Scheiße, wie du es so treffend bezeichnest, sind meine verdammten Gefühle, die ich auf Gottverdammich nicht verstehe!“

Tala war sich sicher, dass sein Herz aussetzte bei diesem Wutanfall des Blauhaarigen und er konnte nicht sagen warum. Erst, als die Worte langsam zu ihm durchdrangen, begann er sie zu realisieren. Und Kai schien es ähnlich zu gehen.

Kurz sah es so aus, als würde er sich die Hand vor den Mund schlagen wollen, besann sich dann aber eines besseren und sah nur auf den Boden. Diese Sätze waren ihm herausgerutscht. Er hatte sie wahrscheinlich noch nicht einmal selbst verstanden, bis er sie ausgesprochen hatte. Und nun hingen sie in der Luft, so schwer, so angespannt, dass man sie hätte greifen und zerreißen können.

Ja, nach zerreißen war Tala wirklich zumute. Nichts hätte er lieber getan. Diese verfahrene Situation in ihre Einzelteile zu zerlegen.

„Ich sollte gehen“, sagte Kai plötzlich und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen, aber Tala hielt ihn auf, ohne Nachzudenken. Der Halbrusse sah ihn gleichzeitig verwundert und verärgert an und der Rothaarige wusste nicht, was er eigentlich zu dem anderen hatte sagen wollen, warum er ihn nicht einfach gehen ließ.

‚Weil du nicht willst, dass er geht’, sagte er in Gedanken zu sich selbst und langsam schien sein Verstand seine denkende Funktion abzuschalten.

„Ich habe Angst“, entwich es ihm plötzlich und es wurde auf einmal alles so viel klarer. Kai sah ihn aus weit geöffneten Augen an, von diesem spontanen Geständnis genauso überrascht wie er selber. Er seufzte, diesmal deutlich für den anderen hörbar und sah weiter starr nach vorne, an Tala vorbei.

„…Ich auch.“

Der Rothaarige redete weiter, ein Damm schien gebrochen worden zu sein. „Ich weiß nichts über Gefühle. Nichts. Und ich hasse es, dieses Nichtwissen. Ich hasse es, ein Problem nicht lösen zu können.“

Kai glaubte seinen Ohren nicht. Er kannte Tala schon so lange und er kannte ihn gut, aber so offen hatte der Russe selten geredet. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also ließ er den anderen fortfahren.

„Ich habe versucht, wegzulaufen, zu vergessen, aber nichts funktioniert. Nicht der Kuss macht mir Angst. Ich habe Angst…dass ich nicht weglaufen oder vergessen will.“

Kai hielt den Atem an und traf endlich die eisblauen Augen des Rothaarigen, die so schimmerten, wie er es noch nie gesehen hatte. Sein Herzschlag beschleunigte sich und die Haut unter Talas Fingern brannte beinahe.

„Ich…Ich sollte gehen“, brachte er über die Lippen, obwohl er näher kam.

Und wie sie sich so ansahen, kam eine Art Erkenntnis über Tala, dass es Kai genauso ging, wie ihm. Er sah verletzlich aus und er spürte eine Bindung zwischen ihnen, die sich immer mehr verstärkte.

Dann war alles nur noch eine Bewegung. Kai ließ sich auf das Sofa drücken, aufstöhnend, als er Talas Körper auf seinem spürte, aber das hinderte ihn nicht, Tala noch näher an sich zu ziehen. Tala glaubte gar nicht selbst, was er da tat, als er den anderen fiebrig küsste, als ob es etwas wäre, was er schon sein Leben lang hatte tun wollen. Er umfasste Kais Gesicht und ihre Lippen verschmolzen miteinander. Er fühlte dessen Hände auf seinem Rücken, in seinen Haaren.

„Genug“, sagte Kai und ließ Tala sein Hemd öffnen.

Wieder trafen ihre Lippen aufeinander, bis ihre Lungen schmerzten. Sie sahen sich in die Augen, rote Wangen, ihr Atem ging heftig.

„Wir müssen aufhören…“ Kai drückte Tala halbherzig weg, was keinen großen Effekt hatte, da er den anderen mit der nächsten Bewegung schon wieder an sich zog.

„Wenn das jemand herausfindet…“ teilte Tala ihm seine Gedanken mit und hob die Hüfte etwas an, um Kai besseren Zugriff auf seinen Gürtel zu ermöglichen.

„Weißt du überhaupt was du tust?“

„Nein, aber ich will es trotzdem tun.“

Kai stöhnte auf, als ihre nackte Haut aufeinander traf und Tala das letzte Stück Kleidung zu Boden fallen ließ. Der Rothaarige küsste den entblößten Nacken des anderen und spürte ein Bedürfnis, ein Feuer, das unbedingt gestillt werden musste. Ein Bedürfnis so stark, dass es ihn verwirrte und seine Gedanken vernebelte. Es gab nur einen Weg dieses Brennen zu löschen und obwohl sein Verstand dagegen ankämpfte, aus voller Kehle schrie und tobte, drehte er Kai auf seinen Bauch.

Dieser ging automatisch auf die Knie und in seinem Kopf schwirrte und drehte es sich genauso. Er spürte die Lippen des Rothaarigen auf seiner Schulter, in seinem Nacken, auf seinem Rücken und das Drehen wurde noch schneller.

Tala hörte tausend Stimmen in seinen Ohren, doch sie alle verschwanden als Kai aufstöhnte.

Ihre gleichzeitigen Schreie voll Schmerz und Leidenschaft trieb sie immer weiter, immer heftiger, bis über die Kante, als sie zusammen kamen, eingenommen von Bedürfnis und Angst.

Als sie fertig waren liefen lautlose Tränen über Kais Wangen und Tala bemerkte er, dass er ebenfalls weinte, als er sich die Haare aus dem Gesicht strich.

Sie sahen sich nicht an, sie sagten nichts und langsam begann ihre Tat immer tiefer zu ihnen hindurchzusickern.

Diese Gefühle, dieser Genuss war über alles gegangen, was sie je empfunden hatte und Tala versuchte immer noch mit dieser Ekstase fertig zu werden, die durch seinen Körper gelaufen war. Als Kai sprach, war seine Stimme rau und schwach.

„Was haben wir getan?“ Er klang ungläubig, geschockt; alles auf einmal und doch überhaupt gar nichts.



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Kommentare zu dieser Fanfic (79)
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Von:  Minerva_Noctua
2009-09-19T18:58:09+00:00 19.09.2009 20:58
Hallo!

Die Geschichte ist wirklich so toll!
Schreib doch bitte weiter!
Es ist so wahnsinnig schade darum...

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  Shinni-san
2008-05-22T17:19:38+00:00 22.05.2008 19:19
T_T warum hasu die FF abgebrochen *sniff*
ich find die doch so doll und hab die sogar in meinen Favos T______T
bitte schreib weiter *fleh*
Von:  shibui
2008-04-05T07:57:52+00:00 05.04.2008 09:57
wunderschönes Kapitel. gestern Abend hatte ich endlich mal wieder Zeit und hab mich gleich über das Kapitel her gemacht. man, Tala und Kai sind sooo genial. und es war super realistisch und toll beschrieben, wie die beiden aufeinander zugegangen sind. sich selbst mit ihren Gefühlen überrascht haben und dann eben genau diese Gefühle auch im anderen erkannt haben. das war bestimmt nicht leicht zu schreiben, gerade, wenn man bedenkt, wie die beiden so sind und deswegen fand ich es genial, wie es dann so rüberkam. absolut IC und Talas "Ich hab Angst" kam einfach perfekt an der Stelle rüber, obwohl man ja so nen Satz überhaupt nicht von ihm erwartet. bin verdammt gespannt, wie die beiden ihr Tun jetzt verarbeiten. aber wie es dazu gekommen ist, hast du wirklich wunderbar dargestellt^^

was mir noch gut gefallen hat, war das Gespräch zwischen Garland und Oliver. fand ich irgendwie niedlich und das sie sich jetzt Emily gegenüber ein bißchen aufmerksamer benehmen wollen, wird sicher noch interessant. mal sehen, ob es dann zwischen Oliver und Emily noch zu was mehr kommt^^

also, super Kapitel. freu mich aufs nächste, auch wenn meine Kommentare momentan immer etwas später kommen...
lg shibui^^
Von:  Feliks
2008-03-23T22:13:01+00:00 23.03.2008 23:13
;_; Menno. Weil Mexx spinnt, muss ich zwei mal schreiben.
Naja, für die tu ich das mal. ;D

Warum machst du am Anfang sonde Panik?! o.o
Nur zur Info: Das Kapitel war klasse!! :DDDD
(Frohe Ostern! *was zum knabbern dalass* =:3)

Das Kapitel ist supi einfühlsam! Vor allem das Ende! x3

Mit Emily hätte ich gerne getauscht.
(Nur zum KleiderGUCKEN. Zum Tragen ist es wirklich zu unbequem. xD)
Wer will nicht Prinzessin sein als Mädchen? *_*

Zwischen Cameé und dem Herzog wird es ja langsam heiß. xD
Macht die Sache so sehr interessant.
Anais tut mir aber Leid. x'D

Ui, ui, ui .. Tala und Kai.
Das hast du wundertoll geschrieben. ;_;
Besonders, weil bei dir die Gefühle im Vordergrund stehen. ^^
Vor allem die letzten Sätze waren der Hammer! (Nein, was hört sich das serious an: D':)
Man konnte sich das bildlich vorstellen... wie, als wäre es wirklich passiert.
Naja, dass was passiert ist, wird bestimmt noch seeehr große Folgen haben.
Auch find ich es super, dass die "Eisklötze, ect." immer mehr ihre Schwächen zeigen. ^_^ b

Weiter so! Nicht entmutigen lassen! :D

E.g.O ♥
Von:  Feliks
2008-03-23T22:10:56+00:00 23.03.2008 23:10
;_; Menno. Weil Mexx spinnt, muss ich zwei mal schreiben.
Naja, für die tu ich das mal. ;D

Warum machst du am Anfang sonde Panik?! o.o
Nur zur Info: Das Kapitel war klasse!! :DDDD
(Frohe Ostern! *was zum knabbern dalass* =:3)

Das Kapitel ist supi einfühlsam! Vor allem das Ende! x3

Mit Emily hätte ich gerne getauscht.
(Nur zum KleiderGUCKEN. Zum Tragen ist es wirklich zu unbequem. xD)
Wer will nicht Prinzessin sein als Mädchen? *_*

Zwischen Cameé und dem Herzog wird es ja langsam heiß. xD
Macht die Sache so sehr interessant.
Anais tut mir aber Leid. x'D

Ui, ui, ui .. Tala und Kai.
Das hast du wundertoll geschrieben. ;_;
Besonders, weil bei dir die Gefühle im Vordergrund stehen. ^^
Vor allem die letzten Sätze waren der Hammer! (Nein, was hört sich das serious an: D':)
Man konnte sich das bildlich vorstellen... wie, als wäre es wirklich passiert.
Naja, dass was passiert ist, wird bestimmt noch seeehr große Folgen haben.
Auch find ich es super, dass die "Eisklötze, ect." immer mehr ihre Schwächen zeigen. ^_^ b

Weiter so! Nicht entmutigen lassen! :D

E.g.O ♥
Von:  Feliks
2008-03-23T21:58:22+00:00 23.03.2008 22:58
Warum machst du einem am Anfang so eine Panik? :'D
Nur zur Info: Es war toll zu lesen. :DDDD~~~ *dir was zum knabbern da lass* (Frohe Ostern! =x3)

Das Kapitel war toll!! x3 Vor allem das Ende!
Man konnte sich alles so wunderbar vorstellen. *_*
Ich hätte am liebsten kurz mit Emily getauscht, um die Kleider zu sehen. (zum tragen zu unbequem. xD)

Und die Geschichte zwischen Cameé und 'dem Herzog' scheint langsam heiß zu werden. x'D Find' ich aber sehr schön und seeehr interessant. ^^
Anaise tut mir Leid. ^^'

Ui, ui, ui.. Kai und Tala! Diese Scene war (für meinen Geschmack) die nachvollziehbarste des Kapitels. Leidenschaft hat ja immer ihre Nachteile.. Und diese werden, denke ich, seeehr groß.
Eigentlich schade, die beiden sind so süß/knuffig zusammen.(auch, wenn sie's nicht hören wollen!)
Besonders toll finde ich's, dass auch die Schwächen von den beiden "Eisklötzen, ect." gezeigt wird. :D

Weiter so! Nicht entmutigen lassen. ^_^

E.g.O ♥
Von:  MikaChan88
2008-03-09T14:12:39+00:00 09.03.2008 15:12
das kapi is total super.
freu mich schon aufs nächste ^-^

cu,
MikaChan
Von: abgemeldet
2008-03-04T19:50:07+00:00 04.03.2008 20:50
Wenn ich dich schlagen würde, hätte ich Angst, dass du mit dieser Gescichte aufhörst und das wäre fatal!
Ich liebe dieses Kapitel!
Aber wie du dich aus dieser verfahrenen Sache wieder rausholen willst?
Ich hoffe die Musen sind gnädig mit dir, sonst gehe ich nachher noch ein!

Das Kapitel ist gut geschrieben wie immer und die Ereignisse und Personen interessant und brisant.
Die Länge hat erfreut!

Ich finde man kann sich gut vorstellen, was mit Emily passieren wird und was die Jungs dazu sagen könnten*g*
Ich mache mir nur Sorgen, ob sie sich auch ohne ihre Brille zurecht findet!
Oliver und Garland gefallen und ihr Gespräch war ganz nett.
Selbst "belanglose" Dinge kannst du interessant verpacken. Sehr schön^^
Camée traut sich ja was!
Ich hoffe sehr für sie, dass sie ihren Anstand nicht vergisst und das dann mit dem Herzog schlussendlich belohnt wird^^!
Was die zwei hübschen Russen betrifft, nun.
Zu allererst muss erwähnt werden, dass du diese Passage - mit allem drum und dran - hervorragend hinbekommen hast!
Die Gefühle sind gut beschrieben und nachvollziehbar.
Etwas impulsiv finde ich den Übergang von Erkenntnis zu auf-das-Sofa-pressen dann aber schon.
Das ist aber auch die einzige Stelle, wo es happert.
Alles was danach kommt ist einwandfrei.
Die Ekstase und die Verwirrung ist nachvollziehbar.
Gut, zum Schluss liegen die Beiden total fassungslos und von sich selbst befremdet da.
Du hast sie in die Verzweiflung und die totale Verwirrung geschickt.
Wenn das je romantisch werden soll mit den Süßen, dann hast du dir eine interessante Hürde aufgeladen.
Ich platze vor Spannung und Neugierde, was als nächstes passiert!
Und ich schicke dir all meine Musen und besten Wünsche an deine Inspiration, dass es dich bald wieder packen möge und wir hier wieder so ein extraklasses Kapitel zu genießen bekommen!

Merkt man, dass es mir gefallen hat?
...

Nyo, noch am Rande: Was ist eigentlich mit Anais' Bruder passiert?

Bye

Minerva
Von: abgemeldet
2008-03-04T19:46:45+00:00 04.03.2008 20:46
Das kapi war wirklich gut, du hast kais und talas gefühle und ängste sehr gut rüber gebracht! mach weiter so
lg Kei
Von: abgemeldet
2008-03-04T16:23:18+00:00 04.03.2008 17:23
*__* WooW!
Genial! Echt gut gelungen^^

Jetzt ist Emilys Traum endlich in Erfüllung gegangen! Ich frage mich wie die anderen reagieren wird wenn sie sie sieht X3
Und noch die Szene mit unserem Russen! Jetzt habe sie wirklich ein Problem, nur nicht dass sie es getan haben sondern auch wie sie mit dem Gefühlen umgehen sollen...

Moaboa


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