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Wolfsmond

Adieneira-Saga II
von

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Runenträger

Titel: Feuermond

Teil: 21/ ~ 5o - 6o

Autor: Wolfsorceress aka Lady Silverwolf

Anime: Beyblade

Warning: OOC, Shounen-ai

Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

„…“ reden

//…// denken
 

~~~~~~~
 

Ja, ich weiß, ich habe euch lange warten lassen und das tut mir auch furchtbar leid. u__ù Sorry. Aber ich hab auch meine Gründe dafür(neben dem Grund, dass mich meine Muse verlassen hat und ich dementsprechend diese letzten Monate nicht wirklich irgendetwas geschrieben habe... Außerdem ist/war mein PC am Arsch. Oò)
 

Mit diesem Kapitel hatte ich teilweise ziemlich Probleme, vor allem, es vollzukriegen. Darum sind auch 2 ziemlich sinnlose Szenen drin, aber die sind ehrlich gesagt meine Lieblingsszenen hier und haben auch am meisten Spaß gemacht zu schreiben(vor allem die Hiromi-Szene. ^^''' Ich liebe dieses Mädel einfach.)

Und die anderen...naja... >__>
 

BTW, was haltet ihr von Ozuma x Mariam? ^^'''
 

Außerdem hab ich ein klitzekleines Problem. ^^''' Ich hab die Übersicht verloren, welche der Kommentare ich bereits beantwortet habe und welche nicht. Dass ich nicht geantwortet habe, liegt halt daran. >__> Sorry!
 

~~~~~~~
 

Runenträger
 

Kein Mitglied von Nachsturm war wirklich begeistert, als Kai und die anderen mit ihrer ‚Jagdbeute’ zurück ins Dorf kamen. Vielmehr gab es nicht einen, der kein langes Gesicht zog, als sein Blick auf die noch immer bewusstlose Gestalt fiel, die auf der behelfsmäßigen Trage ruhte.

Kai konnte es ihnen nicht verübeln. Er hätte an ihrer Stelle auch nicht anders reagiert. War Yuriy doch ihr größter Feind, weil der zukünftige Anführer des Volkes, das bei Màns Kindern so verhasst war.

Er war eher verwundert, dass niemand lautstark Protest erhob, als sie kamen und auch, dass Ozumas Erklärung von allen nur mit einem zustimmenden Murmeln quittiert wurde. Andereseits war diese Reaktion etwas, was er hätte erwarten sollen, nachdem er gesehen hatte, wie widerspruchslos Dunga und Rick geholfen hatten, den Prinzen zu tragen.

Trotzdem konnte er die zornigen, hasserfüllten Blicke der Klanleute auf dem Thissalier ruhen sehen.

Konnte er es ihnen verübeln?

Konnte er ihnen sagen, sie durften es nicht?
 

Wollte er es überhaupt? Sie waren Màn Suatha, es war ihr Recht, ihre Pflicht, die Thissalier zu hassen. Und damit, und insbesondere auch ihren Prinzen. Kai bezweiflete, dass es irgendwem Leid tun würde, wenn Yuriy die schwere Verletzung nicht überleben würde. Ob irgendwer einen zweiten Gedanken daran verschwenden würde.

Er fragte sich, ob es ihm Leid tun würde. Und er entschied sich dafür, dass er nicht wollte, dass es ihm Leid tat. Was ging ihn Thissalias Prinz an? Selbst bei allem, was er fühlte, bei allem, was geschehen war, auch im Steinkreis… Was ging ihn der Prinz an, der sein Feind war?

Es waren keine drei Tage vergangen, seit sie den Prinzen gefunden hatten. Sie hatten die Jagd auf der Stelle abgebrochen, ihre Sachen zusammengesucht und sich auf direktem Weg zurück ins Dorf begeben. Der Zustand des Prinzen hatte sich nicht verändert. Yusuf zufolge war das nicht unbedingt eine schlechte Sache. Zeigte es doch, dass der Rothaarige dem Tod nicht näher kam.

Aber ob das wirklich so gut war?
 

Der Thissalier würde noch Streit verursachen, darüber waren sich Ozuma und Kai im Klaren. Die Suatha würden es für das Erste dulden, einen Feind im Dorf zu haben, da er ein Gast war. Aber so wie Kai sich die Sache ausrechnete, würde der Prinz den Winter über bei ihnen bleiben müssen.

Er war nicht ein Mal zur Besinnung gekommen, Yusuf zufolge würde dies auch noch einige Zeit so bleiben. Keine Aussicht darauf, dass er sich wie durch ein Wunder erholte. Selbst wenn er nicht in dieser schlechten Verfassung gewesen wäre, hätte er kaum eine Chance gehabt, den Nachtgesang vor dem Frühling zu verlassen.

Denn während ihres Rittes ins Dorf zurück hatte es begonnen zu schneien.

Sanfte, fedrige Flocken segelten vom Himmel herab, schneeweiß und dick. Sie legten sich wie eine kuschelige Decke über den Boden. Doch Kai wusste, dass der Schein trügte. Der Schnee war nicht warm und kuschelig. Wer sich hineinlegte und schlief, würde nicht mehr aufwachen.

Er bedeckte das Land so schnell, dass sie schon gegen Mittag durch eine tiefe Schneedecke stapften, während am Morgen der Himmel noch klar und wolkenlos gewesen war. Ohne Zweifel würden am nächsten Tag die Pässe in den Süden zugeschneit sein und es gab kein Durchkommen in das Herz von Thissalia.
 

Darum hatte Ozuma auch entschieden, keinen Boten nach Rhiawen zu schicken oder nur der Jagdgesellschaft hinterher, um den Thissaliern zu sagen, dass ihr Prinz immer noch lebte und sich stur wie ein Esel an sein Leben klammerte. Anscheinend wollte er nicht so schnell sterben. Kai vermutete, dass es pure Willenskraft war, dass die Rotgeflügelte den Thissalier noch nicht geholt hatte.

Bei ihrer Ankunft hatten sie sich sofort um den Prinzen gekümmert. Igraine selbst hatte die Sache in die Hand genommen und Dunga und Rick, die sich um die Trage mit dem Rothaarigen gekümmert hatten, eilig ins Haus und in die Heilerquartiere geführt.

Ozuma und Kai sahen ihnen kurz nach, ließen ihre Blicke über die ärgerlichen Suatha, die ihre Ankunft beobachtet hatten, schweifen und schauten sich kurz an. Sie wussten, dass ihnen ein harter und sehr schwieriger Winter bevor stand. In nicht nur einer Hinsicht.
 


 


 

In der großen Halle roch es nach gebratenem Fleisch, Suppe, Blut und arbeitenden Menschen. Kai genoss die wohlige Wärme, die das große Feuer verbreitete und die Kälte aus seinem Körper vertrieb. Gemeinsam mit Ozuma holte er sich einen Napf mit Suppe und ein Stück Fleisch, ehe sie sich in eine Ecke setzten, wo sie ungestört waren.

Nicht nur zum Essen. Sie hatten einige Probleme zu bereden, um die sie sich kümmern mussten, solange sie Zeit hatten. Jetzt, nachdem die Ponys versorgt waren, ihre Beute bearbeitet wurde, niemand mehr zu aufgebracht über ihr ‚Mitbringsel’ war und noch keine neue Arbeit anstand, hatten sie Zeit.

„Was meinst du, wie oft wir jemanden davon abbringen müssen, ihn umzubringen, wo wir ihn schon durchgebracht haben?“, wollte Ozuma beinahe amüsiert wissen und biss von einem Stück Brot ab.

„Du meinst, falls wir ihn durchbringen?“

„Aye. Falls.“
 

Kai hatte das Gefühl, dass sein Blutsbruder die ganze Sache auf einmal ungeheuer lustig fand. Und wenn er genauer darüber nachdachte, dann war sie das vielleicht auch. Wäre doch Ironie des Schicksals, wenn der Prinz diesen Anschlag überleben würde, nur um mit einem verärgerten Nachtsturmkrieger in Streit zu geraten und dabei erschlagen zu werden.

Wäre schade um den Krieger… Darauf, Gäste zu verletzen, stand die Acht.

Er lachte auf, fasste sich aber schnell wieder und zwang sich dazu, ernst zu bleiben. Ozuma hatte diese Frage nicht als Scherz gestellt, sondern weil er es wirklich wissen wollte.

„Hm… Kommt darauf an, wie sich unser Gast verhält.“

„Du meinst diese Arroganz, die sie an den Tag legen?“

Er musste nicht nachfragen, wer mit ‚sie’ gemeint war. „Aye. Genau die.“

„Mir schien er vernünftig zu sein.“ Der Grünäugige starrte sinnend das Fleisch an, das er in den Händen hielt. „Du weißt, bei Gotheir. Ohne ihm und Charya wäre es zu einem blutigen…Wasauchimmer gekommen. Zu Toten.“
 

Kai gab ein zustimmendes Geräusch von sich. Wenn er es sich genau überlegte, dann hatte Ozuma natürlich Recht. Hieß das, dass sie sich keine Sorgen darüber machen mussten, ob der Prinz nun von sich einen Kampf provozierte?

Dass der Prinz sich zurückhalten würde?

Aber wie weit würde diese Zurückhaltung gehen?

Weit genug, dass er den Winter überlebte und schließlich nach Rhiawen zurückkehren würde?

Und wie lange würden die Suatha einen Thissalier unter sich dulden ohne einem Kampf?

„Weißt du, was wir vergessen haben?“ Ozumas Stimme schreckte ihn auf.

„Hm?“

„Dass er unter uns leben wird. Mit uns. Entweder, wir machen uns jetzt zu viele Sorgen oder er wird den Winter tatsächlich nicht überleben. Aber ich werde keinen meiner Leute mit der Acht behängen, nur weil er…einen Thissalier getötet hat.“

„Aber es ist das Gesetz.“ Sie wussten beide, dass an diesem Gesetz nicht zu rütteln war. Es war uralt, es war heilig, es war. Wer das Gastrecht nicht ehrte, war Abschaum.
 

„Aye. Aye, ich weiß und da liegt das Problem.“ Ozuma sah ihn an. „Ich will keinen meiner Leute verbannen müssen, nur weil ein Thissalier…“ Er ballte die Hand zur Faust.

Kai seufzte. Er verstand den anderen nur zu gut. Auch er hatte nicht das Bedürfnis irgendwen aus seinem Klan aufgrund eines Feindes zu verlieren. „Wir werd…“

„Ozuma! Kai!“ Yusufs Stimme riss sie aus dem Gespräch. Der Junge war in die Halle gestürtzt gekommen und sah aufgeregt drein. Sein Gesicht war mit Blut verschmiert – wohl Yuriys – und die Kleidung noch immer schmutzig. Anscheinend war er noch nicht dazu gekommen, sich umzuziehen. Igraine musste ihn als Hilfe dabehalten haben.

„Igraine sagt, ihr sollt schnell kommen. Sie und Charya haben etwas entdeckt.“ Er wedelte mit den Armen und wirkte noch aufgeregter.

Die beiden Thane warfen sich beunruhigte Blicke zu, stellten ihr Essen beiseite und erhoben sich hastig. Die in der Halle anwesenden Suatha sahen ihnen nach, als sie dem Jungen rasch folgten.
 

Yusuf führte sie in den Bereich des Hauses, wo die Kranken und Verletzten untergebracht waren, die Domäne der Druiden. Die Leute kamen selten hierher, es sei denn, sie gehörten in die drei genannten Kategorien oder sie kannten jemanden davon.

Man kam durch einen unauffälligen Felsbogen hinein, doch in den Stein waren Runen eingeritzt. Kai wusste nicht, was sie bedeuteten – nur die Druiden und die Legendenhüter hatten das Wissen über jene geheimnisvollen Symbole – doch selbst er konnte die magische Macht, die von ihnen ausging, spüren.

Jedes Mal, wenn er durch den Torbogen trat, durchlief ein unangenehmes Kribbeln seinen Körper. Er wusste, dass es den meisten Leuten nicht andes ging. Nur jene, die vollkommen blind und taub gegenüber Suatha-Magie waren, spürten nichts.

Charya hatte ihm erklärt, dass diese Runen dazu dienten, böse Geister fernzuhalten sowie die Heilerunterkünfte vor magischen Attacken von außerhalb zu schützen. Kai wusste nicht, wozu das gut sein sollte, denn Magie wurde längst nicht mehr auf diese Weise genutzt. Aber diese Schutzrunen waren so alt wie die Suatha selbst und vor tausend Jahren mochte es angebracht gewesen sein, sich so zu schützen.
 

Die Heilerunterkünfte erstreckten sich in einigen nah beieinander liegenden Zimmern, die durch mehrere verwinkelte Gänge miteinander verbunden waren. Man erreichte sie nur durch jene eine Tür.

Die Wände waren bedeckt von Kohlezeichnungen, deren Sinn Kai nicht verstand. Eiserne Fackelhalter waren in regelmäßigen Abständen in den Mauern eingelassen und die Fackeln darin spendeten genug Licht, dass es taghell erschien, obwohl es keine Fenster nach außen gab, da die Zimmer im Herzen des Hauses lagen.

Es roch nach Kräutern und Medizin, gleichzeitig aber auch nach purer Magie. Nirgends im Haus oder der Umgebung wurde so oft gezaubert wie hier unten. Es war nun einmal das Reich der Druiden und die Druiden waren die Magier der Suatha.

Man hatte den Prinzen in einer kleinen Kammer untergebracht, die nur eine aus dem Stein herausgehauene Liege sowie einen grob zusammengezimmerten Tisch enthielt. Auf dem Boden stand eine Kohleschüssel, die genug Wärme spendete und Fackeln an den Wänden erhellten den Raum.

Igraine saß neben dem Thissalier auf einem niedrigen Schemel und hatte sich über die Wunde gebeugt, Charya kauerte nahe der Kohleschüssel am Boden und rührte in einem Napf.
 

Der Prinz selbst war bleich wie der Tod und das rot des Blutes, das seinen Körper befleckte, bildete einen starken Kontrast dazu. Igraine hatte ihn bis auf die Hose entkleidet und sein Gesicht war angespannt. Seine muskulöse Brust hob und senkte sich im Rhythmus seines hastigen, aber flachen Atems.

„Nun?“, fragte Ozuma, als die drei eintraten. „Was ist? Und wie geht es unserem…Gast hier?“

Kai bemerkte das kurze Zögern, ehe der Grünäugige das Wort ‚Gast’ aussprach.

„Nun…“, begann Igraine und drehte sich zu ihnen um. „Es steht nicht sonderlich gut um ihn. Ich kann nur hoffen, dass er es schafft, aber er scheint sehr stark zu sein.“ In der Hand hielt sie eine Nadel. Sie warf einen kurzen Blick auf den bewusstlosen Prinzen, dann zuckte sie die Schultern. „Ich vermute schon, dass er es schafft. Wenn nicht…“

„…dann haben wir nicht sonderlich viel verloren.“, beendete Kai den Satz. Seine Stimme war kühl. Er löste seinen Blick vom Gesicht des Prinzen, wo er geruht hatte, seit sie die Kammer betreten hatten. Er bemerkte, dass Charya ihn ansah, konnte aber den Ausdruck in ihren Augen nicht deuten.

Ozuma blickte ihn kurz an und wandte sich dann wieder Igraine zu. „Das ist wahr. Nun? Yusuf sagte, ihr habt etwas entdeckt?“
 

„Entdeckt… So kann man das nennen.“, murmelte die Druidin und drehte sich zu ihrem Patienten um.

„Er trägt eine Rune.“, sagte sie.

Charyas Kleider raschelten, als sie sich erhob.

„Wie bitte?“, entfuhr es Ozuma zweifelnd und er blickte von einer zur anderen. Weder er noch Kai verstanden, was die Druidin damit meinte. Sie wussten nur, dass es eine große Bedeutung haben würde…

Igraine nickte. „Die Narben.“ Sie nickte in die Richtung der Brust des Prinzen.

Kai blinzelte, als er dem Blick folgte. Warum war ihm das nicht eher aufgefallen? Der Körper des Rothaarigen war entstellt von Narben, die sich kreuz und quer über seinen Oberkörper zogen. Wo er die wohl alle her hatte…? Eine Schlacht, ein Kampf stand außer Frage. Es waren andere Narben.

„Aye?“, hakte Ozuma nach, ungeduldig, weil er Igraine jedes Wort aus der Nase ziehen musste und Charya nicht einen Ton sagte.

„Einige von ihnen bilden eine Rune.“
 

„So?“ Die Blutsbrüder warfen sich einen kurzen Blick zu. War das ernst zu nehmen? Hatten sie sich auf einen weiteren Wink der Götter einzustellen?

„Zufall?“, fragte Kai.

„Nein. Unmöglich.“ Igraine hielt die flache Hand kurz über die Brust des Prinzen, berührte sie aber nicht. „Ich kann die Magie spüren. Sie ist jedoch sehr schwach.“

„Es kann niemals Zufall sein.“, mischte sich Charya leise ein und ihre Stimme klang ruhig. Sie bückte sich und fuhr mit dem Finger durch die Asche am Rande der Kohlenschüssel.

„Schaut.“, sagte sie, trat neben den Prinzen und fuhr mit dem schwarzen Finger über seine Brust, hinterließ rußige Striemen. Nahezu fasziniert beobachtete Kai die ruhigen Bewegungen seiner Mutter, bis sie zurücktrat.

„Oh.“, machte Yusuf leise, erstaunt. Er als Druide nach der Ersten Weihe konnte natürlich Runen lesen.

Ozuma und Kai jedoch starrten unwissend auf die schwarzen Linien, die zu einem eckigen Symbol verschmolzen waren. Zwei Dreiecke, die sich an der Spitze berüherten.
 

„Was…bedeutet sie?“, fragte Ozuma schließlich.

„Das ist Daeg.“, sagte Igraine. „Sie steht für das Licht.“

„Licht?“ Kai war verwirrt. Was sollte Licht mit dem Prinzen zu tun haben? Den Thissaliern? Den Suatha?

„Aye. Das Licht des Tages.“ Igraine nickte. „Das ist eine Auslegung dieser Rune. Es gibt noch eine zweite, sehr alte und nahezu vergessene Bedeutung.“

„Und die wäre?“, wollte Ozuma wissen, in der Ahnung, dass sie mit der Aufregung der beiden Frauen zu tun hatte. Kai warf Yusuf einen kurzen Blick zu, doch der schien ebenfalls keine Ahnung zu haben. Entweder er hatte diese Sache wieder vergessen oder niemand hatte ihm davon erzählt.

„König.“, antwortete Igraine. „Diese Rune trug der König.“

Die bedeutungsschwere Stille in dem Raum wurde nur vom Knistern des Feuers unterbrochen. Sie machte Kai das Atmen schwer und es war, als flatterte es vor seinen Augen.

„Und…das bedeutet?“, fragte Yusuf und seine Stimme war klein und nahezu ausdruckslos.

„Nichts.“, murmelte Kai. Auch seine Stimme klang leise, nichts, was er beabsichtigt hatte. Er räusperte sich und sprach weiter, lauter und klarer diesmal. „Die Màn Suatha haben keinen König. Seit vielen Generationen nicht mehr. Und dies wird auch so bleiben.“
 

„Das ist wahr.“, murmelte Ozuma und blickte von Igraine zu Charya.

Die Druidin nickte. „Aye. Die Màn Suatha haben weder einen König, noch brauchen sie einen.“ Sie blickte von einem zum anderen. „Aber die Thissalier haben einen. Und die Schicksalssprüche haben uns einen Prinzen versprochen.“

„Es gibt einen Unterschied zwischen einem König und einem Prinzen.“, protestierte Ozuma und Kai fragte sich, ob sie sich weigerten, etwas zu akzeptieren, was wichtig für ihre Zukunft war. Ob sie etwas Bedeutendes ignorierten. Ob sie die Wahrheit verneinten.

Wenn die Götter ihnen diese Rune sandten, auf der Brust eines Thissaliers – war es an ihnen, das zu ignorieren? Oder hatten sie recht damit, denn… ein Prinz war nun einmal kein König? Und die Schicksalssprüche hatten von einem ‚Roten Prinzen’ gesprochen, nicht von einem König, der stolz und stark in ihr Dorf marschieren würde.

„In alter Zeit“, begann Charya leise. „gab es Könige und Prinzen. Aber…diese Begriffe waren vermischt. Ein Prinz war ein König so wie ein König ein Prinz war.“

„Also…sind die beiden Begriffe gleichwertig?“
 

„Aye. Ein Mann kann sowohl ein roter Prinz als auch ein roter König sein.“ Sie blickte zur Seite in das Gesicht des Thissaliers. „Ich bezweifle, dass es ein Zufall ist, dass wir ihn gefunden haben. Dass diese Narben für uns enthüllt wurden.“

„Also…ist er der ‚Rote Prinz’, den die Schicksalssprüche ansprachen?“, fragte Kai. Er wollte sicher sein. Er wollte wissen, ob es wirklich war. Ob das Schicksal der Suatha so eng mit dem Schicksal dieses jungen Thissaliers verbunden waren.

„So scheint es.“, bemerkte Igraine leise. Wieder legte sich jene Stille über die Kammer, die Kai schon vorher das Atem erschwert hatte.

Konnte es wirklich sein?

War es wirklich so, dass die Màn Suatha eine jahrtausende alte Fehde und jenen fressenden Hass begraben mussten?

War es so, dass sie nicht nur eine Schlacht Seite an Seite mit den Thissaliern schlagen mussten, sondern mehr, einen ganzen Krieg?

Einen Krieg gegen Feinde, die nicht aus dem Norden kamen, sondern aus dem Osten?

Was war im Osten außer dem Meer?
 

„Nun.“ Ozumas spröde Stimme durchbrach sie. „Ich weiß nicht, ob ich froh darüber sein soll oder nicht, dass wir jetzt einen weiteren Teil der Sprüche gelüftet haben. Auf jeden Fall müssen wir das in unsere Überlegungen miteinbeziehen.“

Er wandte sich der Tür zu. „Kai?“

Der Rotäugige drehte sich zu ihm um. „Ich komme.“ Er wollte sich in Bewegung setzten, als eine weitere Stimme ihn aufhielt.

„Kai?“

„Màthair?”

Charyas rote Augen schienen ihn zu durchbohren. „Kann ich nachher ebenfalls mit dir sprechen, mein Sohn?“

„Aye, Màthair.“ Er war verwirrt über ihre Förmlichkeit. Dann nickte er ihr zu, warf einen kurzen Blick auf das angespannte Gesicht des Prinzen auf der Liege und folgte seinem Blutsbruder nach draußen.
 


 


 

Der Wind war kalt und schneidend und bließ Hiromi den Schnee ins Gesicht. Sie blinzelte, um die Flocken aus den Augen zu bekommen und atmete heftig die kalte Luft ein. Kleine Wölkchen tanzten vor ihrem Gesicht, als sie wieder ausatmete.

Sie war sich sicher, ihre Nase war rot und ihre Lippen blau. Ihre Finger waren klamm und steif, trotz der dicken Handschuhe. Es war einfach zu kalt jetzt. Sie wusste es und darum war sie nahe daran, sich in die molligwarmen Häuser zurückzuziehen.

Der Wetterumschwung war plötzlich und heftig gewesen. Aber dennoch zu erwarten. Schon vor der Jagd hatten die Druiden gewarnt, dass sie sich beeilen mussten. Hiromi wusste, dass Ozuma und Kai sich wegen diesem Winter Sorgen machten. Bereits seit dem Tag, an dem festgestanden hatte, dass sie nach Rhiawen ziehen und dann neben dem Nebelblutkriegern kämpfen würden. Dieser Krieg hatte Zeit gekostet. Zu viel und zu wertvolle Zeit, die eigentlich dafür verwendet wurde, sich auf den Winter vorzubereiten.
 

Sie seufzte und senkte ihr Krummschwert. Es war nicht leicht, mitten in diesem Schneetreiben eine so schwere Waffe zu schwingen. Sie fragte sich, warum sie es überhaupt machte. Es war nicht so, dass sie es nötig hätte zu üben.

Vorsichtich und langsam löste sie die erstarrten Finger ihrer rechten Hand vom Heft der Klinge und führte sie zum Mund, um darauf zu pusten. Die Wärme ihres Atems drang durch den dicken Wollstoff der Handschuhe und vertrieb die Kälte für einen Moment. Es hielt nicht lange. Auch nicht bei ihrer linken Hand, aber es verschaffte eine kurzzeitige Erleichterung.

Dann packte sie das Schwert wieder mit beiden Händen und stellte sich in Positur. „Ist dir nicht kalt?“ Die hohe Kinderstimme schreckte sie aus der Konzentration.

Sie drehte sich um und bemerkte Daichi, der einige Meter von ihr entfernt stand und eine Kiste in den Händen hielt. Er blickte sie mit einem so unschuldigen Ausdruck im Gesicht an, dass sie sich sicher war, er meinte das nicht so, wie es sich anhörte.
 

Trotzdem sagte sie ruhig: „Doch. Was glaubst du denn?“

„Du siehst auch aus wie dieses halb gerupfte Huhn, dass ich mal in einem Teich eingefroren gesehen habe.“

Sie blinzelte. Was hatte er da gerade gesagt?! Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie war erwachsen. Sie war eine Schwertheilige. Sie war die Erste Schwertheilige Feuermonds. Sie stand weit über solchen Spötteleien. Sie hatte es nicht nötig, sich von einem kleinen Kind wie Daichi es war beleidigen zu lassen. Zudem einem Kind, das es genau darauf absah.

„Das ist Training.“, sagte sie so würdevoll wie möglich. „Es stählt den Körper und den Geist. Ich bin Kriegerin. Du bist nur ein kleines Kind, das vor ein paar Wochen zum ersten Mal eine richtige Waffe in der Hand hatte. Wovon hast du schon eine Ahnung?“ Sie wusste, sie plapperte dummes Zeug. Darum drehte sie sich weg und beschloss, mit der Übung aufzuhören. Sie schob das Schwert in die Scheide auf ihrem Rücken zurück.
 

Daichi stand noch immer an derselben Stelle, als sie sich wieder umdrehte. Sie wollte gerade fragen, ob er nichts zu tun hatte, als er den Mund öffnete und meinte: „Du siehst trotzdem aus wie ein gerupftes Huhn.“

„Du…! Kleine Ratte!“, brüllte sie und rannte hinter ihm her.

Daichi hatte längst die Flucht ergriffen, als er ihren plötzlich finsteren Gesichtsausdruck bemerkt hatte, und war schon fast hinter der nächsten Hausecke verschwunden. Wenn sie sich jetzt nicht beeilte, würde sie ihn nicht mehr so bald zu Gesicht bekommen. Zu allem Überfluss stolperte sie über die Kiste, die er hatte fallen lassen.

„Bleib stehen, du verdammte Ratte!“
 


 


 

„Ozuma? Wie kann das sein?“ Kai lehnte sich mit einem Seufzen an die Wand. Er fühlte sich mit einem Mal vollkommen ausgelaugt.

Was, wenn Igraine und Charya recht hatten wegen dieser Rune?

Sie hatten die Krankenquartiere verlassen und befanden sich nun in einem der Gänge, die kaum genutzt wurden. Nur hin und wieder kam jemand vorbei um nach den Fackeln zu sehen. Ozuma warf ihm über die Schulter einen kurzen Blick zu. Doch er sagte nichts.

„Dass die Götter über einen Thissalier gesprochen haben können?“

„Ich…weiß nicht.“ Ozumas gesamte Gestalt schien zusammenzusacken. Auch er schien müde zu sein, genauso ausgelaugt wie Kai sich fühlte. „Ich weiß im Moment gar nichts mehr.“ Er ließ sich neben Kai an der Wand zu Boden gleiten. Der Rotäugige blickte auf ihn hinab.

„Das ist alles…so kompliziert.“ Der Nachtsturmthan raufte sich die Haare. „Wo sind die guten alten Zeiten geblieben, als alles noch einfach war? Als das Leben noch aus jagen und kämpfen, essen und schlafen, lachen und singen bestand? Als wir uns noch keine Sorgen um die Zukunft machen mussten und wir uns nur Gedanken über die Gegenwart gemacht haben? Als andere Leute die Pflichten der Thane hatten und wir nur dumme, kleine Jungen waren? Wo sind diese wahrlich guten Zeiten geblieben?“
 

Kai lachte leise, rau, und tätschelte seinem Blutsbruder den Kopf. „Dort, wo wir unsere Kindheit gelassen haben.“

Ozuma sah zu ihm auf. Seine Augenbrauen waren bedrückt zusammengezogen, sein Blick ernst. Er seufzte. „Da hast du wohl recht. Wir sind jetzt keine Kinder mehr, was?“

„Nein. Schon lange nicht mehr.“ Kai richtete den Blick an die gegenüberliegende Wand.

„Trotzdem, verdammt! Hatte Mawrigh solche Probleme wie wir?“, beschwerte sich Ozuma. „Nein. Er hat die Thissalier kaum getroffen. Und bei ihm gab es auch keine Sprüche.“ Leise vor sich hin murmelnd stand er wieder auf und klopfte sich nicht vorhandenen Staub von den Kleidern. „Die Zeiten waren ruhig damals.“

Kai verschränkte die Arme. „Die Zeiten ändern sich.“

Ozuma blickte ihn an.

„Sagt meine Mutter ständig.“

„Sie ist Legendenhüterin. Sie sollte es wissen.“ Sie schweigen einen Moment.

Dann fragte Kai: „Was sollen wir dem Klan sagen?“

„Über den Prinzen, die Rune und die Schicksalssprüche?“
 

„Aye.“

„Ich weiß nicht.“

„Ich sage, wir schweigen darüber.“

Überrascht blickte Ozuma ihn an. „Warum?“

„Weil…es schwer für sie wird zu akzeptieren, dass unsere Götter über unsere Feinde sprachen. Als Schutzherren.“

„Sie wussten es aber.“

„Nein.“ Kai besann sich, als er merkte, dass Ozumass Gedanken längst weitergewandert waren. „Was?“

„Dass wir mit den Thissaliern arbeiten müssen. Nicht nur für jene eine Schlacht auf der Ebene. Sondern für einen Krieg. Die Sprüche haben auch das gesagt.“

Der Rotäugige nickte langsam und wechselte dann abrupt wieder das Thema. „Wieviele der Sprüche sprechen über ihn?“ Schweigen brach aus, als sie in Gedanken die Weissagungen durchgingen.

„Drei.“, meinte Ozuma schließlich. „Drei Stück und jetzt liegen sie sehr klar vor uns.“

Er stieß sich von der Wand ab und ging hin und her, während er die entsprechenden Sprüche laut vorsagte:
 

Roter Prinz aus Eis,

Warte, deine Zeit kommt.

Vaters Thron ist bald verwaist,

Vor Alban Eiler im nächsten Jahr.

Aber sei nicht zu grausam,

Nicht zu kalt.

Phönix’ Feuer wärmt dein Herz,

Lass es geschehen.
 

Roter Prinz, traue

Deinen hohen Gästen,

doch achte

auf die Lügner unter ihnen.

Deiner Freundschaft sind nur

Jene wert, die glauben

An die Zukunft im Glück.
 

Du, Greif,

folge deinem Herzen,

Bleibe treu!

Dem Roten Prinzen

Und dann

Deinem Volk im

Mond des Feuers.
 

„Sein Vater wird ermordet werden, wahrscheinlich ehe er nach Rhiawen zurückkehrt.“, begann Kai mit der Deutung.

„Vor Alban Eiler, aye.“

„Außerdem hat er Gäste?“

„Die Sheyai und Shinazuki. Sie waren auch bei Gotheir dabei, erinnerst du dich?“

Kai nickte. „Scheinbar gibt es Verräter unter ihnen…“

„Das soll uns nicht stören.“

„Der Dritte ist anders. Er spricht nicht den Prinzen an, sondern einen ‚Greif’.“ Der Rotäugige blickte seinen Blutsbruder an.

Doch der schüttelte den Kopf. „Das bin nicht ich. Es hat scheinbar nichts mit dem Klanzeichen zu tun.“

Kai nickte. Solange sie nicht wussten, wer der Greif war, würde der Spruch keine Bedeutung haben. Dieser Greif – wer immer das auch war – würde schon die richtige Wahl treffen. Zumindest hoffte er das.
 

Ozumas Gedannken schweiften derweil in eine andere Richtung. „Kai, weißt du, was es bedeutet, dass Yuriy der ‚Rote Prinz’ ist?“

Der Angesprochene warf ihm einen scharfen Blick zu. Was meinte er? Sie hatten doch gerade darüber gesprochen…

„Ich meine, nicht für den Klan, nicht für uns, die Suatha, sondern für dich persönlich.“

Er zog eine Augenbraue hoch. Das war etwas, woran er nicht unbedingt dennken wollte. Es gab Dinge, über die schwieg man lieber. Doch Ozuma schien diese Sache nicht auf sich beruhen lassen zu wollen. Und er kannte Kai zu gut…

Er packte Kai an den Schultern und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu blicken. „Phönix’ Feuer wärmt dein Herz, Lass es geschehen.“, zitierte er unbarmherzig. „Kai. Du hast selbst gesagt, du bist der Phönix. Und wir wissen beide, inwiefern es gemeint ist. Oder sein könnte. Und…ich habe nicht vergessen, was du mir im Steinkreis gesagt hast.“

Kai schlug mit der Faust gegen die Wand. Schmerz explodierte in seiner Hand. „Verdammt! Ich habe nicht darum gebeten!“

„Niemand macht dir einen Vorwurf. Zumindest ich nicht.“
 

„Aber andere werden es tun und…“

„…du machst dir auch welche?“

„Aye. Aye! Bei der Rotgeflügelten, wir hätten ihn liegen lassen sollen. Gast oder kein Gast.“

„Rede so nicht. Du kennst ihn noch nicht einmal.“

„Und ich weiß nicht, ob ich ihn überhaupt kennenlernen will. Und die Götter sagen, ich werde eine Bindung mit ihm haben und…“

„Aber du weißt nicht welche.“ Auch wenn sie von einer besonderen, ganz bestimmten Bindung ausgegangen waren, Ozuma hatte recht. Bindungen gab es auf verschiedene Arten und Weisen. Hatten er und Ozuma nicht auch eine? Waren sie nicht Blutsbrüder?

„Nein. Noch nicht. Aber ein wird es sein und wir werden ja früh genug herausfinden, welche es ist, aye?“

Kai stieß ein trockenes Lachen aus. „Aye.“

„Du…“
 

„Kai?“ Mariams Stimme ließ die beiden herumfahren. Sie stand einige Meter von ihnen entfernt und stützte die Fäuste in die Hüften.

„Hn?“, entfuhr es dem Angesprochenen.

Sie wieß mit dem Kopf den Gang in hinunter. „Deine Mutter möchte mir dir sprechen.“

„Hn.“

„Wir sprechen uns noch mal, Kai.“ Dieser nickte und setzte sich in Bewegung, um Charya zu suchen.

Ozuma blickte Mariam an. Er wusste, er konnte ihr trauen – waren sie nicht Freunde von Kindesbeinen an? – trotzdem gab es Dinge, die sie noch nicht wissen sollte. Und die sie nichts angingen.

„Mariam?“

Sie hatte sich schon zum Gehen gewandt. „Was?”

„Was hast du gehört?”

„Wie bitte?!“ Sie runzelte die Stirn, nicht gerade erfreut über seinen Satz. Über sein Misstrauen. Am liebsten hätte er sich geohrfeigt. Das hätte er auch anders fragen können. Aber jetzt war es schon passiert. Es hatte keinen Sinn über vergossene Milch zu weinen.
 

„Bin ich jetzt schon zu unzuverlässig, dass du mir nicht mal traust, über Dinge zu schweigen, über die man schweigen soll?“, schnappte sie.

Ozuma blinzelte. War das nur er oder war sie tatsächlich etwas leicht zu reizen heute? „Tut mir Leid.“

„Ach ja? Jetzt auf einmal, wenn…“

„Mariam, bitte. Ich hätte das anders ausdrücken sollen, aber das ist nur eine Sache, die Kai angeht.“

„Jaja, ich weiß schon, Kai hier, Kai da.“ Sie breitete die Hände aus und zuckte mit den Schultern, sah zur Seite.

„Mariam, du…!“ Der Grünäugige unterbrach sich. Er war jetzt wirklich nicht in der Stimmung für einen Streit. „Er ist mein Blutsbruder, Mariam.“

„Ach ja? Als ob ich das nicht wissen würde.“

Warum musste sie immer nur so…schwierig sein? „Mariam… Bist du etwa…eifersüchtig?“ Er fragte sich, wo er diese Klarsicht plötzlich herhatte. Eigentlich war er nicht der Typ um auf solche Dinge einzugehen oder sie überhaupt zu bemerken.
 

Mariams Kopf fuhr herum. „Nein! Was denkst du?“

Er seufzte und fuhr sich durch das Gesicht. Er war müde, hungrig und besorgt. Er war zwar der Than und hatte über den Klan zu wachen, aber durfte er nicht auch mal einen schlechten Tag haben? Vor allem, nach dem, was geschehen war? Und darum hatte er auf keinen Fall vor, mit ihr zu streiten. Streits mit Mariam waren anstrengend. „Gar nichts. Im Moment ist alles zu viel für mich. Also?“

Sie schien besänftigt. „Nicht viel.”, meinte sie und zuckte die Schultern. „Aber… was hat Kai mit dem Thissalier zu tun? Was für eine…Bindung?“

//Du hast nicht viel gehört, aber das war schon zu viel, meine Liebe.// „Nichts, was dich angehen sollte. Und nichts, was er wünscht.“

Sie schwieg, schien nachzudenken. „Also schön. Ich frage nich weiter. Du kennst mich, ich tratsche nicht herum. Das hätte ich auch ohne deine Worte nicht gemacht.“ In den letzten Satz legte sie besonderen Nachdruck.

„Ja. Ja, ich weiß.“ Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. „Ich kenne dich doch.“
 

„Aber…was hat der Thissalier mit den Sprüchen zu tun?“

//Sie hat wohl doch etwas mehr gehört…// „Er…ist gemeint.“ Es hatte keinen Sinn zu lügen oder ihr etwas zu verschweigen. Mariam war zu klug, um bei letzerem nicht zwei und zwei zusammenzuzählen und er weigerte sich, seine Freundin anzulügen. Vor allem, da das Wissen bei ihr in guten Händen war.

Mariam schwieg. Entsetzt, geschockt, verwunder, überrascht? Er konnte es nicht sagen, denn ihr Gesicht nahezu ausdruckslos. Nur die Augen waren groß und dunkel, umrahmt von diesen langen, geschwungenen Wimpern, die er schon immer so faszinierend gefunden hatte…

„Das ist erstaunlich.“, meinte sie schließlich und drehte sich weg. „Ich hätte nie gedacht, das…“

„Denkst du, einer von uns?“

„He, fühl dich hier nicht gleich angegriffen. Ich hab nur laut gedacht.“

„Tut mir Leid.“

„Du bist heute nur etwas überreizt, was?“
 

„So kann man das nennen.“ Ozuma blickte den Gang hinunter. „Ich bin müde, habe Hunger und meine Muskeln tun mir weh.“

„Och, das tut mir jetzt aber Leid.“ Ihre so wunderschöne Stimme klang belustigt, sogar leicht spöttisch. Sie lachte, rau und kehlig und schlag einen Arm um seine Schultern. Ihr Körper war warm und weich gegen seinen.

Er wollte sie von sich schieben. „Lass das. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung für Scherze.“

Ein raues Lachen folgte. „Ich auch nicht.“ Ihre Stimme war kehlig und dunkel und ihn überlief ein Schauer.

Sie setzte sich in Bewegung, ließ ihn aber nicht los, so dass er ihr folgen musste, wenn er nicht einfach mitgeschleift werden wollte. Dass sie das konnte, daran hatte er keinen Zweifel. Aber als sie leise mit rauchiger, kehliger Stimme zu singen anfing, hatte er auch keine Einwende mehr dagegen.
 

~~~~~~~
 

Nun... Ich denke, das nächste Kapitel kommt früher. (Will ich auch so machen...) Ich hab jetzt Semesterferien(nur noch die Hausarbeit, an der ich jetzt eigentlich sitzen sollte, statt das Kapitel zu schreiben. *hust*) und ich will mich während diesen freien Wochen auf Feuermond konzentrieren, soll heißen, ich arbeite vorrangig hierran. ^^
 

Ich will allerdings noch eine Naruto-FF anfangen... >__> (Ja, ich weiß, ich sollte erst die angefangenen FFs abschließen, aber irgendwie muss ich meine derzeitige Naruto-Sucht ausleben, ne?) Mein Problem dabei ist allerdings, ich hab 4 sehr reizvolle Ideen... Wer an einer Naruto-FF von mir Interesse hat, der sage mir Bescheid und ich schicke ihm Kurzbeschreibungen, welche er denn am liebsten lesen würde... ^-^ *bis jetzt nur 1 Stimme hab*
 

Also, bis zum nächsten Mal

Sorca~

Die gebrochene Klinge

Titel: Feuermond

Teil: 22/ ~ 5o - 6o

Autor: Wolfsorceress

Anime: Beyblade

Warning: OOC, Shounen-ai

Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

„…“ reden

//…// denken
 

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Soooo... Ein neues Kapitel. :D

Totaler Krampf, das fertig zu schreiben und manche Stellen sind...nun ja. *seufz*

Aber gut, ich wollte euch nicht noch länger warten lassen, außerdem war's dann doch okay.

Tut mir leid, dass so wenig Kai und/oder Yuriy in dem Kapitel ist, aber die sind erst übernächstes Kapitel wieder dran. ^^" Aber ich denke, die nächsten Kapitel kommen schneller, weil ich mir nämlich vorgenommen hab, jede Woche mindestens einen Abend an der Fic zu schreiben. :D Bis jetzt hat das auch gut geklappt.

In diesem Kapitel gibt's zwei neue Charas und ich werd die Ereignisse noch einmal erklären... So.
 

~~~~~~~
 

Die gebrochene Klinge
 

Kai fand Charya in einem der Gänge, die zur großen Halle führten. Sie hatte auf ihn gewartet, merkte er, als sie sich von der Wand löste, an der sie gelehnt hatte. Ihre Schritte waren beinahe lautlos, als sie auf ihn zutrat.

Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Kai? Alles in Ordnung mit dir?“

Kai zuckte zusammen. „Was sollte mit mir nicht in Ordnung sein? Mir geht es gut.“

Sie zog eine Augenbraue hoch und glaubte ihm nicht. Er konnte es von ihrem Gesicht ablesen, das von den Fakeln beleuchtet wurde und halb im Schatten lag. Warum kannte sie ihn auch so gut? Aber sie war seine Mutter, was erwartete er?

„Ich mache mir Sorgen.“, erklärte sie und blickte ihn ernst an. Und er wusste genau, worüber sie sich Sorgen machte. Aber er wollte darüber nicht sprechen. Ozuma hatte ihm bereits dieses Gespräch aufgezwungen, worüber er nicht gerade begeistert war. Jetzt kam auch noch sie?! Hatten sich hier etwa alle gegen ihn verschworen?!
 

Wenn Hiromi auch noch damit kommen würde, würde es allem die Krone aufsetzen. Aber Hiromi würde er leicht ausweichen oder sie einfach stehen lassen können. Bei seiner Mutter sah die Sache anders aus. Weil sie eben… seine Mutter war. Charya von Feuermond.

Die stolze Frau, die das Erbe des alten, einst toten Clans mit Würde und Stärke getragen hatte, bis ihr Sohn und andere Leute alt genug und bereit dafür waren, ihr dabei zu helfen. Sie würde ihn nicht ohne ein Wort gehen lassen.

Doch er war – und vor allem im Moment – viel zu einsilbig, um große Worte darüber zu verlieren. Er entzog sich seiner Mutter, indem er einen Schritt zurücktrat und die Arme vor der Brust verschränkte, sagte aber nichts.

Sie blickte ihn für einen Moment mit einem unleserlichen Ausdruck im Gesicht an und seufzte dann auf eine Art, die Kai beinahe dazu gebracht hatte, umzudrehen und wie ein bockiges Kind den Gang hinunterzulaufen. Aber er war kein bockiges Kind. Er war Than. Than von Feuermond und ein Than musste sich dererlei Dingen stellen, wenn er ernst genommen werden wollte.

Charya bemerkte seine ablehnende Haltung, die deutlicher nicht sein konnte, natürlich und zog sich zurück, nicht physisch, nur im geistigen Sinne. „Kai, du…“, begann sie beruhigend, doch er hielt es nicht länger aus.
 

„Was soll das alles?“, unterbrach er sie grob, wohl wissend, dass dies eigentlich nicht angebracht war. Nicht seiner Mutter gegenüber, vor allem nicht ihr. „Warum reden alle auf mich ein, als sei ich der einzige, der Probleme machen könnte? Ich weiß ganz gut, was ich tun soll und was nicht und ich bin immer noch Than von Feuermond, aye? Warum behandeln mich alle wie ein Kind? Als könnte ich nicht selbst entscheiden, was gut oder schlecht für den Klan und die Stuatha ist? Ich bin nicht dumm und auch nicht verantwortungslos und ich werde sicher nichts tun, was dem Klan schaden sollte! Warum also tun alle so, als würde ich…“

„Kai!“ Ihre Stimme war nicht laut, aber scharf und hatte eine Tonlage, die selbst die stärksten Männer erbleichen ließ. Kai verstummte. Sie blickte ihn an und ihre roten Augen funkelten. Aber nicht wütend, sondern – voller Liebe? „Ich weiß das. Ich bin nicht hier, um dir ins Gewissen zu reden, dass eine Verbindung zu einem Thissalier-“

Erneut unterbach er sie. „Ich habe keine Verbindung zu einem Thissalier und schon gar nicht zu dem da!“ Mit einer heftigen Bewegung deutete er in die Richtung, in der sich die Heilerquartiere befanden.
 

„Ich weiß. Aber du wirst eine haben.“ Sie hob die Hand, als er erneut zum Sprechen anhob. „Wir alle werden eine haben. Auf die eine oder andere Art und Weise, denn er befindet sich hier bei uns und er wird den Winter hier verbringen, wenn er nicht vorher seinen Verletzungen erliegt.“ Sie warf einen besorgten Blick den Gang hinunter. „Was durchaus sein könnte, woran ich aber nicht glaube.“

Er zog eine Augenbraue hoch, ging aber nicht darauf ein. Darüber wollte er nicht nachdenken, ob der Thissalier krepierte oder nicht. Denn ein Teil seines Verstandes sagte ihm, dass es besser und praktischer wäre, wenn der Prinz einfach starb. Dann würde ihm selbst einiges erspart bleiben. Aber etwas anderes wehrte sich wild gegen diesen Gedanken und darüber wollte Kai nicht nachdenken.

„Worüber ich mir Sorgen mache, bist du, Kai. Du bist im Moment ziemlich durcheinander und…“

„Ich bin nicht…“

„Kai, bitte. Widersprich mir nicht. Ich bin deine Mutter und ich kenne dich besser als jeder andere, sogar besser als du dich selbst.“ Ihr Ton duldete keinen Widerspruch und er wusste sowieso, dass sie recht hatte. Er war durcheinander. Und das alles war die Schuld ihres… ‚Gastes’.
 

„Wenn du jemanden brauchst, der dir zuhört, ich bin immer für dich da.“, unterbrach sie mit sanfter Stimme seine Gedanken. Einen Moment blickte er sie schweigend an. Sie sollte eigentlich wissen, dass er nicht herumrannte und mit anderen Leuten – selbst wenn diese ‚anderen Leute’ seine Mutter oder Ozuma oder Hiromi waren – über seine Gefühle und Gedanken sprach.

Trotzdem war sie hier und sagte ihm das. Obwohl er es wusste, dass sie da war. Und obwohl er dieses Angebot nie annehmen würde. Trotzdem fühlte er sich besser, nachdem sie es ihm gesagt hatte. Nachdem sie ihm gezeigt hatte, dass sie für ihn da war.

Ganz egal, was geschah.

Ganz egal, wie es ihm ging.

Ganz egal, ob er mit einem Thissalier in Beziehung treten würde, wie die Götter es versporchen hatten.
 

Wie konnte sie so gelassen sein bei dieser Tatsache? War nicht sie es, die am meisten von ihnen unter diesem Volk gelitten hatte? Die ihre Familie, ihre Unschuld, ihren Körper, nahezu alles verloren hatte an es? Es gab Dinge, die er an ihr nie verstanden hatte. Diese Haltung, diese Stärke, diese Güte waren eines davon. Es machte sie… unantastbar. Heilig fast.

„Das…weiß ich.“

„Gut.“ Sie lächelte. „Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Es wird kommen, wie es kommen wird und es gibt nichts, was du oder ich oder irgendwer anderes dagegen tun können. Vor allem nicht jetzt, wo wir noch nicht einmal genau wissen, ob er überhaupt überlebt.“

Er stimmte ihr nicht zu. Er wiedersprach ihr jedoch auch nicht. Er schwieg.
 


 


 

Der Wind war beißend scharf und trieb den Schnee vor sich her, so dass Mystel kaum die Hand vor den Augen sehen konnte. Er hatte sich unter einen Felsvorsprung zurückgezogen, doch er wusste, dass er hier nicht mehr lange bleiben konnte. Bald würde der Schnee, der sich über ihm auftürmte, ins Rutschen geraten und ihn unter sich begraben.

Beißende Kälte fraß sich durch seine Kleidung und bis auf seine Knochen. Seine Hände und Füße waren bereits taub, genau wie sein Gesicht. Er wusste, dass er nicht mehr länger hier draußen bleiben konnte, sonst würde ihm etwas erfrieren und das konnte nicht einmal er heilen.

Er seufzte und zupfte an seinem weiten, eigentlich warmen Umhang, so dass er das Kleidungstück noch etwas enger um ihn schlingen konnte um vielleicht noch ein bisschen mehr Wärme zu behalten. Würfeltänzer bewegte sich unruhig und bohrte seine kleinen Krallen durch das Hemd in seinen Bauch.

Das war nicht der übliche Platz des kleinen Drachen, doch in diesem Sturm konnte er dem Tier nicht zumuten, auf seinem Rucksack zu sitzen. Selbst ein Wesen, das innerlich brannte, kühlte in dieser Eiseskälte aus, von der es hieß, dass sie einem das Blut in den Adern gefrieren konnte.
 

Mystel wusste nicht, ob das stimmte, aber er hatte nicht vor, das mit sich geschehen zu lassen. Er würde hier leben herauskommen, selbst wenn seine Kleidung nicht helfen würde. Es gab immer noch ein paar andere Tricks…

Sein Atem gefror zu weißen Wolken, kaum dass er aus seinem Mund austrat, und er zupfte den Schal höher über seine Nase, ehe er aus dem Windschatten seines Unterschlupfes hervortrat um seinen Weg fortzusetzen. Hinter ihm knirschte der Schnee und kurz darauf gab es dumpfe Geräusche, als sich die weiße Masse über dem Vorsprung löste und den Platz unter sich begrub, wo er eben noch gestanden hatte.

Er gestattete sich ein Grinsen, froh, dass er sich noch auf seine Kräfte verlassen konnte, selbst in dieser eisgen Hölle, die sich Nachtgesangberge nannte. Diese Suatha mussten tatsächlich Feuer in den Adern haben, um hier zu überlegen, oder Eis. Die Norag weiter im Norden mussten gänzlich daraus bestehen; soweit er gehört hatte, wurde es dort noch kälter, auch wenn man die Höhe zusammen mit dem Nachtgesang verließ.

Selbst die Nachtgesangebene, wo der Reitende Klan lebte, lag höher als die windgepeitschten, kälteklirrenden Tundren der Norag. Doch Mystel konnte sich die Kälte dort nicht einmal vorstellen und er wollte es auch nicht. Dies hier reichte ihm völlig; diese eisigen Schwerter, die bist auf seine Knochen schnitten, dieser heulende Sturm, der an seiner Kleidung zerrte, dieser tiefe Schnee, in den er manchmal bis zu den Knien oder tiefer einsank, wenn er nicht aufpasste und seine Füße falsch setzte.
 

Er zog eine Hand unter den Umhang und tätschelte Würfeltänzers Kopf. Der Drache drückte sich ärgerlich noch enger an seinen Körper. „Sind wir noch weit weg?“, wollte Mystel wissen und sah sich um.

Viel konnte er jedoch nicht erkennen, nur die schattenhaften, verwischen Silhouetten von Bäumen und Gesträuch und hier und da einen Blick auf die Felswände um ihn herum. Hier musste es irgendwo sein. Seine Herrin hatte ihn hergeschickt und sie lag niemals falsch. Auch Würfeltänzer wurde selten in die Irre geführt und sein eigener Orientierungssinn war ebenfalls nicht der schlechteste. Sie mussten ihr Ziel bald erreicht haben.

Der Junge wartete schon, auch wenn er noch nicht wusste, dass er überhaupt wartete. Oder auf wen. Beinahe tat er Mystel leid, doch er war wichtig für ihre zukünftigen Pläne und ohne ihn würde es weitaus schwieriger, wenn nicht gänzlich unmöglich sein, sie zu verwirklichen.

Seine Herrin hatte ihn gewarnt, dass er nichts vermasseln durfte. Aber Mystel hatte keine Bedenken. Der Junge hatte nichts zu verlieren, denn man hatte ihm bereits alles genommen, was man ihm nehmen konnte außer das pure Leben. Und auch das war nicht mehr viel wert; es war ein Wunder, dass es überhaupt noch da war.
 

Zumindest hoffte Mystel es, denn er war ihre größte Chance. Eine weitere Person aufzutreiben, auf die alle Kriterien passten würde zu schwer und langwierig sein und alle ihre Pläne umwerfen. Außerdem war seine Herrin nicht da und er hatte kaum Möglichkeiten sie zu erreichen.

Allein konnte er jedoch niemanden finden, denn seine Kräfte waren niemals groß genug und selbst zusammen mit Würfeltänzers Hilfe würde er nicht weit kommen auf der Suche. Und durch Herumirren und die Leute anschauen würde er einfach nichts finden. Den Jungen zu verlieren würde bedeuten, monatelange Planung in den Sand zu setzen. Und das konnte Mystel sich nicht leisten.

Oder – doch, Mystel schon. Eigentlich gingen ihn all die Streits und Fehden, der Hass zwischen den Klanen und den Thissaliern, die Thronräuber und der König nichts an. Weder er und jemand, den er mochte und schon gar nicht seine Herrin hatten irgendwelche Beziehungen hierher.

Wer es sich nicht leisten konnte, waren all diese Leute hier. Die Thissalier, die Màn Suatha, die Shinazuki, die Sheyai und all die anderen dazwischen. Auch nicht die Thyrmiser. Alles hing von diesem einen Plan ab, den Mystel auszuführen hatte und er hoffte, dass es bald ein unklarer Faktor aus dem Weg geräumt war: der Junge, von dem sie so viel abhängig gemacht hatten und von dem sie nicht einmal sicher sein konnten, dass er noch lebte.
 

Aber dieser Plan hatte so viele Unklarheiten und Dinge, die er spontan an Ort und Stelle entscheiden mussten. So viele Dinge, die schief gehen konnten. Und es war doch das einzige, was ihnen geblieben war, nachdem sie alles verworfen hatten, was keine Chance auf ein Ergebnis hatte. Es war nicht viel geblieben. Nur dieser eine unausgegorene Plan. Seine Herrin hatte alles getan, den Plan so sicher wie möglich zu machen.

Mystel war schon extrem geholfen, wenn er den Jungen lebendig auffinden würde und nicht seine gefrorene Leiche, mit einem Lächeln auf den Lippen, weil die Kälte ihren Preis gefordert hatte. Und danach…

Danach würde er dem nächsten Than einen Besuch abstatten. Dunkeljagd war es und Dunkeljagd war der Klan des Jungen. Und Dunkeljagd würde über den nächsten Schritt entscheiden.

Der Junge mit dem Drachen hoffte inständig, dass die Thane der Suatha wirklich solch kluge Männer waren, wie man sagte. Und dass die Männer und Frauen an ihren Seiten so weise und intelligent waren, wie man sagte.
 

Sie machten Fehler, oh ja. Aber die waren meistens klein genug, um keine gravierenden Auswirkungen zu haben wie der, den sie demnächst machen konnten. Hier gab es einen, den sie wiedergut machen konnten. Und wenn sie doch in die Richtung gingen, die er fürchtete…

Nun, er hatte seinen Trumpf. Er konnte ihnen einige Dinge erzählen, die alles aus einem anderen Blickwinkel wirken lassen würden. Dann würden sie auf ihn hören. Dann würden sie nicht jenen Fehler machen, den er fürchtete. Und der Junge…

Aber zuerst musste er den Jungen selbst finden und ihn überzeugen. Danach konnte er sich über die anderen Dinge Gedanken machen. Würfeltänzer rührte sich und fauchte leise. Hastig blickte der Blonde sich um und machte sich dann wieder rasch auf den Weg.

Der kleine Drache hatte ja recht. Nicht zu lang hier im Freien herumstehen, auch wenn es unwahrschienlich war, dass sich irgendwelche wilden Tiere hier herumtrieben. Dazu war es eindeutig zu stürmisch. Nur Idioten würden sich bei diesem Wetter hier herumtreiben.
 

Missmutig suchte er mit den Augen die weißen Hänge ab, ließ den Blick über schneeverdeckte Bäume und Büsche wandern und versuchte, etwas mehr in dem Schneegestöber zu erkennen als Silhouetten. Keine Chance.

Er seufzte. „Würfeltänzer, raus da.“ Er zog den kleinen, auf äußerste protestierenden Drachen aus seinem Umhang heraus. „Hör zu, ich hab keine Ahnung, wo die Höhle ist.“

Die Echse zischte beleidigt, wand sich aber aus seinem Griff, um auf den Boden zu plumpsen. Der Schnee trug ihn ohne Probleme, was Mystel erleichterte, denn fliegen konnte er in dem Wetter auf keinen Fall. Würfeltänzer selbst wusste dies auch, denn er hatte die Flügel eng an den geschuppten Körper gepresst.

Er blickte den dick vermummten Jungen missbilligend an, der den Blick mit demselben Ausdruck erwiderte. Warum hatte er den kleinen Dachen mitgenommen, wenn dieser nicht bereit war, seine Aufgabe zu erfüllen? Der konnte es sich wahrlich nicht leisten, so widerspenstig zu sein, auch wenn Mystel die Gesellschaft natürlich genoss.

Die Reise, die er während und für seine Aufgabe zurücklegte, war lang und ziemlich einsam und er genoss Gesellschaft, vor allem wenn er vor dieser keine Geheimnisse zu haben brauchte. Aber kaum jemand sollte und durfte von seinen wahren Zielen erfahren.
 

Seine Herrin hatte ihn ausdrücklich davor gewarnt. Wenn jemand von dem Geheimnis erfuhr, musste er zum Schweigen gebracht werden, denn ein Mitwisser – vor allem einer, der eine andere Meinung hatte – würde das ganze Unternehmen gefähreden.

Lange musste der blonde Junge nicht warten, bis die Echse zu ihrer Entscheidung kam. Sie wandte sich mit einem beleidigten Zischen ab und begann, über den Schnee zu huschen, immer auf der Hut vor dem Wind, der bald von vorn, bald von der Seite, bald von hinten kam und ihnen den Weg erschwerte.

Dennoch war Würfeltänzer fast zu schnell für den Menschen, der sich mühsam seinen Weg durch den Schnee suchen musste. Trotzdem blieben sie zusammen – sie beide wussten, was eine Trennung bedeuten konnte – und bald schon atmete Mystel auf, als er die Felsen vor sich sah, dann die Umrisse des Höhleneingangs, flach, unförmig und unscheinbar, aber da und erkennbar und erhellt von dem fernen Licht eines flackernden Feuers.

Würfeltänzer huschte erleichtert auf den warmen Platz unter Mystels Umhängen zurück, während dieser seinen Weg fortsetzte und vorsichtig in die Höhle kletterte, immer auf der Hut vor einem möglichen Angriff des momentanen Bewohners eben jener. Wer konnte schon wissen, wie der Junge auf eine plötzlich auftauchende Person reagieren würde?

Und Mystel hatte sicher nicht das Bedürfnis, sich mit einem voll ausgebildeten Schwertheiligen anzulegen, auch nicht, wenn dieser ein Ausgestoßener war.
 


 


 

Claude bemerkte die Gestalt, noch ehe sie in die Höhle trat. Es war, als würde eine Alarmglocke in seinem Kopf beginnen zu schrillen, die geschulten Sinne des Schwertheiligen und der zwangsläufig entwickelte Gefahrensinn des Ausgestoßenen schlugen an.

Noch ehe er wirklich begriffen hatte, was los war, schlossen sich seine Finger schon um die alte, abgewetzte Lederscheide des Schwertes, das er momentan sein eigen nannte. Es war alt und schartig, aber er tat alles, um es nutzbar zu halten und dass es nicht zerbrechen würde, wenn es zu einem Kampf kam.

Kurz durchzuckte ihn der Gedanke, dass es gut war, dass das Feuer und die Felsen die Kälte und den Sturm von der Höhle fern hielten und er, wenn es zu einem Kampf kommen würde, woran er kaum zweifelte, hier drinnen kämpfen würde. Bei dieser Kälte, die draußen herrschte, wäre die alte Klinge an einer auch nur halbwegs besseren Waffe wahrscheinlich zersprungen wie Kristall unter einem Stein.

Er zog sie aus der Scheide und tastete nach dem Dolch an seinem Gürtel um sich zu vergewissern, ob er noch immer da war. Leute wie er durften sich keine Fehler erlauben und seien sie noch so klein.

Die Gestalt, die sich zu ihm in die Höhle gesellte, war nicht sonderlich groß, eher im Gegenteil, und in dicke Schichten von Kleidung gehüllt, Pelze und dicke Wolle, so dass man kaum etwas erkennen konnte, nicht einmal, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.
 

Auch das Gesicht war verhüllt von Stoff und er schien einen Rucksack oder eine Tasche bei sich zu haben. Allerdings war diese Aufmachung kein Wunder. Alles andere hätte Claude in Erstaunen versetzt, denn bei diesem Wetter wagte man sich nicht ohne genügend Schutz von einem warmen Feuer weg. Und von dem Unterschlupf weg eigentlich auch nicht, wer auch immer es war, der da so vor ihm stand, musste ganz schön tollkühn sein. Oder verzweifelt.

Claude senkte sein Schwert nicht, auch nicht als die Gestalt beide Hände zur Friedensgeste ausstreckte und zeigte, dass sie keine Waffen trug. „Du kannst das Ding wieder wegstecken, ich haben ich vor, mit dir zu kämpfen, Claude.“

Der erste Gedanke, den der junge Suatha hatte, war, dass sein Gegenüber eindeutig männlich war, darüber hinaus allerdings jung und seine Sprache hatte eine seltsame Klangfärbung, die er nicht zuordnen konnte.

Der zweite, dass er die Waffe für eine ganze Weile nicht senken und sicher nicht wieder zurück in die Scheide stecken würde.

Der dritte, dass es seltsam war, dass der Fremde seinen Namen kannte. Nein, nicht nur seltsam, sondern eher mehr als unwahrscheinlich. Unmöglich. Sein Erstaunen musste sich in seinem Gesicht abzeichnen, denn der Fremde lachte leise und wedelte beruhigend mit den Händen.
 

„Keine Sorge, ich erkläre dir alles, Junge. Aber bitte, ich fühle mich wirklich nicht wohl, wenn jemand – und dann auch noch ein Schwerheiliger – eine Waffe auf mich richtet, also bitte, würdest du es … äh … irgendwo anders hinzeigen als auf mich?“

Claude zögerte. Er hatte keine Ahnung, wer der andere war. Auch, woher dieser so viel über ihn wusste, war ihm unverständlich. Und er befand sich in einer Position, in der Vorsicht besser als alles andere war. Trotzdem senkte er das Schwert, hielt es aber dennoch in der Hand, so dass er es innerhalb eines Augenblickes einsetzen konnte. Er hoffte, dass er diesen Augenblick haben würde.

„Danke.“ Die Erleichterung des Fremden war trotz des seltsamen Akzentes gut aus dem Wort herauszuhören. Verspätet fiel Claude auf, dass er die ganze Zeit auf Suathisch angesprochen worden war. Das erhöhte sein Erstaunen noch weiter, allerdings auch seine Hoffnung, dass er sein Schwert heute Abend nicht gebrauchen musste. Wenigstens nicht gegen diesen komischen Kerl, der sich jetzt langsam aus seiner Kleidung schälte.

Nur wenige Leute, die nicht selbst zu den Klanen gehörten, kannten ihre Sprache. Für die meisten war es eine völlig unnötige Belastung, da man eher selten mit Màn Suatha in Konakt kam und die Sprache selbst nicht leicht zu erlernen war. Selbst wenn jemand den Wunsch äußern würde, die Sprache erlernen zu wollen, würde es wohl niemandem geben, der sie ihm beibringen würde.
 

Die Suatha kapselten sich ab, ließen die anderen Völker nicht an sich heran und blieben für sich. Das war eine Eigenart, die dieses Volk schon immer für sich gehabt hatte. Wahrscheinlich war es auch der Grund, warum sie nach mehreren hundert Jahren noch immer Màn Suatha waren und nicht nur ihre Nachfahren, die eine völlig andere Kultur und Tradition hatten, da ihre eigene sich durch äußere Einflüsse langsam und schleichend verändert hatte.

Claude konnte nie sagen, was denn nun besser war. Er schüttelte den Gedanken ab – dafür war jetzt wirklich keine Zeit – und schob das Schwert in die Scheide zurück, während er seinen Gegenüber genauer musterte.

Der Junge – denn mehr war er tatsächlich nicht – war klein und schlank, beinahe schon schmal, aber mit einer athletischen Figur. Seine Haut war dunkel, tief golden schon und die funkelnden blauen Augen wirkten wie Juwelen, schön und kalt.

Hellgoldene Ponyfransen fielen ihm ins Gesicht und sein Haar stand nach allen Seiten weg, hinten wurde es allerdings länger und war zu einem dicken Zopf gebunden, der ihm fast bis zu den Hüften fiel. Seine Kleidung stellte sich aus einer bunten Mischung verschiedener Kulturen zusammen, Hosen, Wams, Hemd, Beinlinge und dicke Umhänge aus Wolle, Leder und Fell.

Am Gürtel trug er ein kurzes Schwert und einen langen Dolch, allerdings war beides unmöglich zu erreichen gewesen, als er seine Mantelschichten noch getragen hatte. Wie leichtsinnig…
 

Aber auf der anderen Seite war dieser junge Mann sicher nicht nur das, was er zu sein vorgab. Die Aura, die ihn umgab, und die sorglose Unbekümmertheit, mit der er hier stand und sich um seine Kleidung und das Feuer kümmerte, während ein Ausgestoßener mit einem Schwert vor ihm stand, waren nicht normal. Vielleicht hätte Claude das Schwert doch nicht wegpacken sollen…

Aber von dem Fremden ging keinerlei Gefahr aus, im Gegenteil er wirkte freundlich und gar nicht feindselig. Nicht so, wie der Großteil aller anderen Leute, die Claude in den letzten Jahren getroffen hatte.

Er war ein Ausgestoßener und die wurden selten freundlich betrachtet, Verachtung, Abscheu, Hass und Feindseligkeit schlugen ihnen entgegen, wo sie gingen und standen. Er setzte sich auf den Felsbrocken zurück, auf dem er gesessen hatte, ehe sein Besuch so unverhofft aufgetaucht war.

Nur um sofort wieder raufzuspringen und nach seinem Schwert zu greifen, als er das kleine Wesen bemerkte, dass nun auf die Schulter des Blonden kroch und ihn von dort aus aus funkelnden, gefühllosen Augen betrachtete.
 

Karmesinrote und goldene Schuppen glitzerten im Feuerschein und ledrige Flügel breiteten sich langsam aus, als der katzengroße Drache sich streckte. Claude starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an und griff langsam nach dem Heft seines Schwertes, aber der Fremde meinte lakonisch: „Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben.“

Er tätschelte der kleinen Kreatur den Kopf und hob sie von seiner Schulter um sie neben das Feuer zu setzen. „Würfeltänzer hier macht niemandem etwas. Es sei denn natürlich, du reizt ihn.“ Er lächelte, breit, freundlich und einnehmend. „Vertrau mir.“ Und etwas in seiner Stimme, seinem Tonfall ließen Claude tatsächlich glauben, was er hörte.

Der junge Suatha hatte schon viel über Drachen gehört. Monströse Ungeheuer sollten sie sein, die einen Menschen mit einem Bissen verschlingen konnten. Ihre Schuppen sollten beinahe unzerstörbar sein und sie waren deswegen kaum zu töten.

Dieses kleine Wesen sah allerdings ganz anders aus als bedrohlich oder gefährlich und er selbst war sicher zu groß, um mit einem Bissen verspeist werden zu können. Es bewegte sich voller Eleganz und die glitzernden Schuppen und das Feuer boten ein faszinierendes Schauspiel.
 

Claude sank wieder zurück, legte das Schwert allerdings nicht zurück. Oh, die Geschichten der Suatha waren voller Drachen und Ungeheuer und auch voller Monster, die ihre Opfer erst in Sicherheit wiegten, ehe sie zuschlugen. Claude wollte bereit sein, wenn dieser Fremde und sein seltsamer, kleiner, geschuppter Begleiter in diese Kategorie der gefährlichen Kreaturen gehörten. Auch wenn er nicht glaubte, dass sie eine Gefahr für ihn darstellten. Aber er hatte nicht so lange überlebt, weil er der Gutgläubigkeit folgte.

„Mein Name ist Mystel.“, erklärte der Blonde plötzlich. „Und die kleine Nervensäge dort heißt Würfeltänzer.“ Der Drache fauchte und bließ sich auf, als er die Bezeichnung für sich hörte und Claude machte eine mentale Notiz, dass er kein normales Tier war, sondern im Gegenteil, mindestens so intelligent wie ein normaler Mensch.

„Ich heiße Claude.“, antwortete er nach einer kurzen Pause. Sonst sagte er nichts. Keine Eltern, kein Klan, denn das hatte er nicht mehr. Oh, sie lebten noch, die beiden Leute, die ihn gezeugt und großgezogen hatte, aber er war nicht mehr ihr Sohn, denn er war kein Dunkeljagdkrieger mehr. Er war nur noch ein Màn Suatha, klanlos, ausgestoßen. Für ihn gab es kein Zurück mehr in die wohlige Geborgenheit, die der Klan, die Familie ausstrahlte.
 

Und das hatte er – wenn er darüber nachdachte – auch genauso verdient. Mörder hatten keinen Platz im Klan, selbst wenn es ein Unfall gewesen war. Auch wenn ihm das niemand geglaubt hatte. Sonst wäre er jetzt wohl nicht hier, sondern weiter im Nordosten, im Klanhaus von Dunkeljagd, in irgendener Ecke, in die er sich verkriechen und von der aus er zuhören und zusehen konnte.

Er war nie jemand gewesen, der sich sonderlich aktiv beteiligt hatte, er war immer ein Beobachter, Zuhörer gewesen. Aber das war ihm ganz recht so gewesen und jetzt gab es sowieso nicht mehr viele, die mit ihm sprachen.

„Und was treibt dich hierher an diesem windigen Tag?“ Er brauchte eine Weile um zu registrieren, dass Mystel mit ihm sprach. Dann blickte er auf und zuckte die Schultern. Im Grunde war es egal, wo er war. Im Grunde war es egal, was er tat, wenn er nur seinen ehemaligen Klanbrüdern und -schwestern aus dem Weg ging, denn die würden sicher nicht so freundlich und redefreudig sein, wenn sie auf ihn trafen.
 

Bei ihnen würden die Klingen sprechen und dann würden sie ihn töten, denn er würde nicht noch einmal einen Klanbruder töten. Das schlechte Gewissen wegen dieser einen Tat, die er nie hatte begehen wollen, nagte noch immer an ihm wie eine Ratte an einem Stück Käse.

„Was soll einen Ausgestoßenen schon hier tun? Oder woanders?“

„Herumsitzen und vor sich hin grübeln?“, bot Mystel an und grinste, dass die weißen Zähne im Flammenlicht blitzten. Claude hatte noch nie jemanden mit derartig guten Zähnen gesehen.

Er hob halbherzig die Schultern als Antwort und fragte sich, wann er das Reden verlernt hatte. Wahrscheinlich im Laufe dieser langen Winterabende und der beiden einsamen Sommer, die er allein verbracht hatte, nur in Begleitung jener rostigen Klinge, die er jetzt sein eigen nannte und die keinerlei Vergleich war zu dem Katana, das er davor noch getragen hatte, und dem langen, gravierten Schwert aus schwarzgrauem Metall, das in seiner Familie von Vater zu Sohn weitergegeben wurde.

Er fragte sich, wer es wohl nach seines Vaters Tod bekommen würde. Geschwister hatte er keine. Aber das war nicht mehr seine Sache. Nichts, was Dunkeljagd anging, war noch seine Sache.
 

„Sag, wenn ich dir sage, dass Rilenors Tod nicht deine Schuld wäre, würdest du dann aufspringen und versuchen, mich umzubringen?“, wollte Mystel plötzlich wissen und der Drache stieß ein keifendes Fauchen aus, ehe er sich von seinem Platz am Feuer löste um zu dem Blonden zu springen. Er kletterte ihm den Arm hinauf und setzte sich auf seine Schulter, von wo er Claude anfauchte, mit ausgebreiteten Schwingen und aufgestelltem Kamm.

Dieser starrte den Blonden nur an und wusste nicht, ob er schreien oder weinen sollte, wütend oder erleichtert, es glauben ohne als Lüge verwerfen sollte. Also saß er einfach da und rührte sich nicht.

„Hör zu. Es hat keinen Sinn, wenn ich dir alles erzähle und du mir am Ende doch nicht glaubst.“, meinte der Blonde und überkreuzte die Beine, während er nach dem Drachen griff und ihn von der Schulter hob. Er tätschelte dem Tier leicht den Kopf.

„Was? Was willst du erzählen?“, wollte Claude wissen und seine Stimme klang scharf. „Willst du alte Schuld wieder heraufholen? Ich wollte es nicht, aber es ist passiert und ich weiß nicht, was damals in mich gefahren ist! Aber es ist passiert und ich kann es nicht rückgängig machen.“
 

„Ich sagte doch, es ist nicht deine Schuld.“, wiederholte Mystel und seine Stimme klang leise.

Claude fuhr auf. „Wieso solltest ausgerechnet du, ein Fremder, davon Ahnung haben?! Warum weißt du überhaupt davon?“

„Ich weiß einige Dinge und dieses ist zufällig wichtig für mich. Du bist wichtig für mich.“

Der Ausgestoßene wusste nicht, was er davon halten sollte. Er saß da, sein ganzer Körper angespannt, eine Augenbraue verwirrt nach oben gezogen. „Und?“

„Glaubst du mir?“

„Warum sollte ich das tun?“, war die steife Antwort.

„Weil ich mehr weiß als alle anderen?“ Ein Schnauben und Mystel grinste, er hatte den Satz nicht wirklich ernst gemeint. „Erzähl mir davon?“, bat er dann und entlockte dem anderen damit ein erstauntes Geräusch.

„Ich dachte, du weißt davon?“

„Ich will es von dir hören.“ Der Ton war fest, als gäbe es kein überzeugenderes Argument als dieses.
 

Geschlagen hob Claude die Hände. Er wusste, es war närrisch, falsch und blöd, dem Fremden davon zu erzählen. Aber warum nicht? Was hatte er zu verlieren? Dieses Ereignis, von dem sie beide zwei verschiedene Versionen wussten, war das, was ihm alles genommen hatte, was ihm wichtig war – der Klan, die Familie, die Ehre, der Stolz.

„Ich war in der Vorratskammer um das Fleisch aufzuhängen, von der Jagd an dem Tag. Mir war nicht gut – Kopfschmerzen.“ Mystel nickte und grinste, als würde das seine eigene Theorie nur bestärken. Aber wer wusste es besser? Der, der da gewesen war, oder der dahergelaufene Fremde?

„Ich war gerade fertig, als mein Licht verlosch. Die Kammern befinden sich tief unter der Erde, Fenster gibt es nicht – es war stockdunkel, nur vom Flur fiel ein Hauch von Licht in die Kammer, sehen konnte man dennoch nichts. Ich hörte ein Geräusch hinter mir und drehte mich um. Kurz darauf hing er in meinem Schwert. Ich erinnere mich nicht einmal, es gezogen zu haben. Alles ging so plötzlich und ich hatte Blut an den Fingern und dann war auf einmal Licht da und Barthez stand in der Tür und … lächelte…“

Claude verstummte verwirrt. Es war das erste Mal, dass er wirklich daran zurückdachte, darüber sprach. Er hatte es vorher nie gekannt. Zu schmerzlich war die Angelegenheit und er zu bitter. Dazu kam, dass er immer abgelenkt worden war, jedes Mal, wenn er es doch getan hatte…
 

Mystels Grinsen wurde breiter. „Was, wenn ich dir sage, dass Rilenor schon tot war, als dein Schwert ihn traf?“

Claude blickte auf und begann ihm zu glauben. Stück für Stück setzten sich die Puzzleteile zusammen. „Aber… wie…“ Warum jetzt? Warum auf einmal? Es war fast, als hätte sich ein Fluch von ihm gelöst.

„Magie.“, antwortete Mystel.

„Nein.“, widersprach Claude fest. „Kein Druide ist zu so etwas in der Lage und Barthez war sowieso nicht magi…“

„Wer redet von suathischer Magie?“

Es war wie ein eiskaltes Messer, das ihn aufschlitzte. Er blinzelte und schwieg und sagte nichts und fragte sich, warum er diesem Fremden tatsächlich glaubte. Lag es in der Stimme? In der Art, wie er sich hielt, sprach und bewegte? Oder daran, dass er jetzt plötzlich viel klarer sah als die letzten Monate? Oder einfach daran, dass er nach jedem Strohhalm griff, der ihm angeboten wurde und ihn mit eisernem Willen festklammerte?

Er wusste es nicht.
 

„Thissalische Magie war es.“, erklärte Mystel und neigte den Kopf, bot ein Bild voller Unschuld, während er Worte wie Gift sprach. „Was glaubst du, wie die Soldaten sich damals zurecht fanden, als sie Feuermond suchten?“

Als Claude sich nur wenig später in seine alte, abgerissene Decke wickelte und sich neben dem Feuer zusammenrollte, wie es der Blonde auf der anderen Seite tat, fragte er sich, wie viel von dem, was er gehört hatte und glaubte, tatsächlich der Wahrheit entsprach. Warum es niemand gesehen hatte, welche Stücke des Puzzles ihnen gefehlt hatten.

Und er erinnerte sich zurück an den Tag, an dem er den Klan verlassen hatte.
 


 

~~~~~~~Flashback~ ~ ~Anfang~~~~~~~
 

Der Raum war kalt und kahl. Wände, Boden und Decke bestanden aus abweisendem Stein, der schon Moos ansetzte und Flechten erstreckten sich über die Mauer. In den Ecken war es feucht und irgendwo tropfte stetig Wasser auf den Boden. Die Kälte kroch unter seine dünne Kleidung und direkt in seine Knochen, wo sie sich festsetzte.

Der Boden war hart und unbequem, aber Claude rührte sich nicht, suchte keine bequemere Lage, saß einfach nur da, die Hände auf dem Schoß zu Fäusten geballt, bewegungslos. Seine Gedanken schwirrten.

Er dachte zurück an den Tag, die Jagd, das Lachen, das Blut der Tiere, das Fleisch. Eigentlich sollte er jetzt zwischen den anderen in der Haupthalle sitzen, zuhören, lachen, hin und wieder ein Wort einwerfen wie es seine Art war. Aber nach allem was passiert war, konnte er nicht einmal daran denken.

Das war der andere Teil des Tages, man hatte ihn geschickt, das Fleisch in die Vorratskammer zu bringen. Und dort war alles schief gelaufen. Die plötzliche Dunkelheit, als seine Lampe verlosch. Der Schrecken, der Angriff, das Blut, überall auf ihm. Wie es seine Klinge hinterrann, über das Heft und seine Hände.

Seine Kleidung war noch immer befleckt davon. Rilenors gebrochene, tote Augen, Barthez dahinter…
 

Er verstand nicht, was geschehen war. Es war einfach so passiert und er war noch immer verwirrt. Seine Gedanken wollten auch nicht zur Ruhe kommen. Hatte er einen Schock? Aber das konnte nicht sein. Er hatte schon öfter getötet. Es war jedoch das erste Mal, dass es eine Person war, die er kannte – die sein Freund war. Gewesen war.

Dennoch – er behielt leicht einen kühlen Kopf, beobachete alles von außerhalb. Es war, als würde da etwas sein, was seine Gedanken nicht zu Ruhe kommen ließ. Als sie ihn holen kamen, war er noch immer völlig verstört.

Sie bemerkten es nicht einmal oder sagten einfach nichts, führten ihn vor den Klanrat, mit Gesichtern, die in Stein gehauen sein könnten. Er kannte sie beide – Schwertheilige wie er. Sie ließen ihn in der Mitte stehen, behielten ihn aber im Blick, als könnte er losspringen um jemanden zu töten. Warum sollte er das tun? Warum sollte er sich mit noch mehr Blut seines Klans beflecken als sowieso schon an seinen Händen klebte? Er schauderte bei dem Gedanken und senkte den Kopf.

Die Anklage ging wie im Rausch an ihm vorbei, der Than sprach mit harter, kalter Stimme. Wusste er nicht, dass Claude dies niemals absichtlich gemacht hätte? Aber da war Barthez und erzählte und erzählte etwas völlig falsches, während seine Augen zwischen Claude und dem Than hin und her wanderten und bösartig glitzerten.
 

Was war nur in ihn gefahren? Warum sprach er nicht die Wahrheit? Der Angeklagte verstand nichts. Schließlich verstummten die Stimmen um ihn herum und der Than sprach: „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“

Claude öffnete den Mund, doch nur ein trockenes Krächzen ertönte, als er sprechen wollte. Er wollte sagen, was passiert ist, er wollte sich verteidigen, er wollte auf Barthez zeigen und ihnen sagen, dass es eine Lüge war, auch wenn er ihren Sinn nicht verstand. Warum erklärte Barthez nicht, dass alles ein Unfall gewesen war? Er musste es doch wissen, gesehen haben.

Außerdem kannte er Claude, hatte ihn aufgezogen und war ihm ein guter Lehrer gewesen. Warum log er jetzt? Was hatte er davon? Was brachte es dem Klan? Claude versuchte es noch einmal, brach aber nur in einen heftigen Hustenanfall aus.

Es war, als hätte ihm jemand verboten, darüber zu sprechen, seine Version der Ereignisse zu erklären. Aber was gab es da zu sagen? Er hatte Rilenor umgebracht, dessen Leiche nun in einem anderen Raum lag und für die Bestattung vorbereitet wurde.

Und Claude senkte den Kopf und schwieg.

Sie nahmen es als Schuldeingeständnis und niemand fragte mehr. Sein Vater brachte das Katana seines Sohnes, der Blick gebrochen, Enttäuschung sprach aus seiner ganzen Haltung. Es brach Claude das Herz, auch die unterdrückten Schluchzer einer Frau, von denen er wusste, dass es die seiner Mutter waren.

Und das berstende Geräusch, als die Klinge brach, hallte ihm noch Jahre später in den Ohren nach.
 

~~~~~~~Flashback~ ~ ~Ende~~~~~~~
 


 

Die Welt bestand aus Stille und Schnee. Kein Lüftchen regte sich, alles war ruhig und friedlich. Die Sonne schien vom Himmel und entfachte ein wahres Leuchtfeuer auf den glitzernden Eiskristallen. Schweigend stapften zwei vermummte Gestalten hintereinander durch die lautlose Landschaft.

Ein langer blonder Zopf hing dem ersten unter der Mütze hervor über die Brust, von dem zweiten waren nur die ernsten, grauen Augen über dem hochgezogenen Schal zu sehen, und wenige Strähnen struppigen Haares, die unter der Kopfbedeckung hervorsahen.

Claude wusste nicht, warum er dem Blonden folgte. Warum er es wagte, ihm zu trauen. Warum er den Tod herausforderte, indem er zurückging zu den von Palisaden umgebenen Langhäusern seines Klans. Aber hier war er nun, dackelte dem Fremden hinterher wie ein treuer Hund und hoffte darauf, etwas von den Leckerbissen des Tisches abzubekommen. Wie die allerdings aussahen, wusste er nicht.

Er musste sich nicht umsehen um zu wissen, dass sie sich dem Dorf näherten. Die Bäume, die Hügel, selbst die Luft schien vertraut und weckte Sehnsucht in ihm, Sehnsucht nach den alten Tagen, nach Frieden, Wärme und gebackenen Honigkeksen, die es in den Klanhäusern stets im Übermaß gab. Er konnte sie beinahe riechen.

Sie stapften den letzten der Hügel hoch, die das Dorf ringförmig umgaben, und schon erstreckten sich die langen Gebäude unter ihnen, umgeben von einem hohen Zaun spitzer Palisaden.
 

Das Tor war geöffnet und Claude konnte die kreischenden Kinderstimmen, deren Besitzer im Schnee tollten, bis auf den Hügelkamm hören. Dick vermummte Suatha rannten herum, bewarfen sich mit dem weißen Pulver, bauten Figuren, waren einfach nur da und genossen die wenigen freien Stunden, die sie hatten, ehe der nächste Sturm losbrach. Claude kannte das, er hatte seine Winter oft so verbracht, bevor das alles geschehen war.

Er stockte, blieb stehen. Es würde nur noch Augenblicke dauern, bis das friedliche Bild sich in eines des Grauens verwandelte, dann nämlich, wenn man sie entdeckte. Er wusste es – und er wurde nicht enttäuscht. Rufe, Schreie, man deutete mit den Fingern zu ihnen. Er schloss die Augen und fragte sich, was er nur erwartet hatte.

„Warte hier.“, wies Mystel ihn an und Claude rührte sich nicht vom Fleck. Was hätte er tun sollen? Es war erleichternd, nicht näher an das Lager heranzugehen, an die Leute, die ihn sicher erkannt hatten, die einst sein Klan und nun seine Feinde waren.
 

Aber gehen wollte er auch nicht. Er fragte sich, was Mystel mit all dem bezweckte. Es würde sicher nichts bringen, außerdem gab es keine Garantie, dass man ihm glaubte. Wer war er schon? Ein dahergelaufener Junge, der zu viel von ihren Sitten und ihre Sprache konnte. Glaubte er, sich deshalb alles herausnehmen zu dürfen?

Sie würden im Gastrech gewähren, vielleicht sogar, obwohl Claude ihn begleitet hatte – aber er blieb dennoch ein Fremder. Fremde mussten weiterziehen, hatten Rechte, durften aber ihre Pflichten nicht vergessen und vor allem keine Gesetze übertreten. Man würde sie beide töten.

Claude verschränkte nervös die Arme, nur um sie sofort wieder herunter zu nehmen. Warum war er überhaupt hier? Hoffnung war vielleicht doch das letzte, das starb… Auf jeden Fall würde man ihn nicht allzufreundlich begrüßen.

Mystel hinterließ eine Reihe Löcher im tiefen Schnee, wo er seine Füße setzte, und ging geradewegs auf die Leute zu. Sie hatten die Kinder inzwischen zusammengetrieben und hinter die Palisaden geschickt und kurz darauf kam der Than – nein, die Than.
 

Vorletzten Sommer war er gestorben, jener Than, der seine Klinge zerbrochen hatte, jenes Katana, das ihm so viel bedeutet hatte und in dem Augenblick, in dem es brach, gar nichts, im Gegensatz zu dem Schmerz, dass sie alle ihn als Mörder sahen, all die Leute, die er von Geburt an kannte.

Seine Nachfolgerin, Rowena, war eine hochgewachsene, schlanke Frau mit einem Körper wie Stahl und einem kunstfertigen Weg, die Klinge zu führen. Eine Schwerheilige, einige Jahre älter als Claude und er erinnerte sich noch daran, wie sie ihm einige Tricks beigebracht hatte. Er schluckte hart und blinzelte Tränen weg, von denen er dachte, es würde sie nicht mehr geben.

Mystel winkte jetzt, hielt die Arme in der Geste für Frieden und Freundschaft hoch. Was erwartete er, wenn er in Begleitung eines Ausgestoßenen kam? Die feindselige Haltung der Krieger lockerte sich nicht, aber Rowena bedeutete ihnen, sich zurückzuhalten, und trat dem Blonden allein gegenüber. Die Schwerthand lag allerdings auf dem Heft ihrer Waffe, einem langen, edlen Stück mit doppelter Klinge, wie Claude wusste.

Mystel blieb einige Schritte vor ihr stehen und verbeugte sich höflich, wie es angebracht war, sagte etwas, aber Claude konnte nur undeutliches Gemurmel hören, denn der Junge sprach zu leise. Auch Rowenas Antwort konnte er nicht verstehen, ebenso wenig wie den Rest des Gespräches.
 

Aber dafür sah er um so mehr, die plötzlichen heftigen Gesten der Krieger hinter der Than, deren Gesicht, das angespannt und nachdenklich gleichzeitig war und der junge Mann, der nach seinem Bogen griff um zu töten.

Plötzlich geschah alles auf einmal. Der Schnee stob auf wie von einer riesigen Hand geschleudert, der Drache saß auf einmal auf Mystels Arm wie ein Jagdfalke, mit ausbreiteten Schwingen, und fauchte wie verrückt, der Schein der Sonne verstärkte sich und umgab den blonden Jungen mit einem hellen Schein.

„Ich fordere Sioht’len.“, erklärte er laut und seine Stimme trug sogar bis zu dem wartenden Ausgestoßenen auf dem Hügel.

Der gebrüllte Befehl der Than ging unter in lauten protestierenden und wütenden Stimmen. Claude stand da, mit aufgerissenen Augen und Mund und wusste nicht, was er denken, was er tun, was er überhaupt davon halten sollte, zu überrascht war er von der plötzlichen Wendung der Dinge.

Wer war Mystel? Wer war er, dass er es wagen konnte, das sich auf das Recht der Alten Magier zu stützen? Wer war er, dass er sich auf die alte Formel beziehen konnte, die zu den Heiligen Gesetzen gehörten, ebenso wie das Gastrech? Wer war er, dass er den Schutz der Alten Magier und damit einen Schwerheiligen als Leibwächter verlangen konnte?
 

„Ich fordere Sioth’len wie es mein Recht ist als Shiantho, als Alter Magier, im Namen von Morgaine, Màn und der Rotgeflügelten.“, fuhr Mystel fort und sprach uralte Worte. „Im Namen von Jenshaya, der Göttin der Magie. Und ich fordere ihn.“

Er deutete zurück den Hügel hinauf zu dem jungen Mann, der dort oben stand wie vom Blitz getroffen. Auch die anderen Suatha rührten sich nicht. Selbst Würfeltänzer war verstummt, er kletterte jetzt langsam Mystels Arm hoch und setzte sich auf dessen Schulter wie ein zu groß geratener Vogel.

Schließlich brach Rowena den Bann. Sie nickte, nahm Mystels Forderung an – was blieb ihr auch anderes übrig? Sioth’lan war heilig wie das Gastrecht, wenn auch unentlich komplizierter und seit Jahren nicht genutzt.

Als Mystel winkte, begann Claude langsam seinen Abstieg nach unten zu dem Mitgliedern seines ehemaligen Klanes.
 

~~~~~~~
 

Ich hab keine Ahnung, ob ich Claude (oder Mystel) getroffen hab, aber ich hatte nicht viel Infos über sie... Hab mir das aus den Infos zusammengekratzt, die ich hatte und ich hoffe da auf einige Tipps von euch, ja?
 

Nun... Nächstes Kapitel hoffentlich schneller. ^^"

Freu mich auf Kommentare.

Sorca~

PS. Lest meine IY- und Naruto-FFs. :D

Freunde?

Titel: Feuermond

Teil: 23/ ~ 5o - 6o

Autor: Arianrhod-

Anime: Beyblade

Warning: OOC, Shounen-ai

Disclaimer: Die Hauptcharaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
 

„…“ reden

//…// denken
 

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Oh. Mein. Gott.

Ich hab gar nicht gemerkt, dass ich 2oo7 das letzte Kapitel hochgeladen habe. Es kommt mir irgendwie vor wie erst vor ein paar Monaten. O_o;

Ich frage mich, wie viele Leute hier eigentlich noch auf ein Update warten...
 

Irgendwie hab ich den Dreh noch nicht wieder raus - mir erscheinen alle Charaktere in diesem Kapitel verdammt OoC, auch wenn ich die erste Szene mit Mao mag und den 2. Part auch... Dafür ist der Teil mit Takao nicht so das Wahre. :/
 

Egal. Ich will euch nicht weiter aufhalten. Viel Spaß.
 

~~~~~~~
 

Freunde?
 

Mit einem dumpfen Geräusch krachte der hölzerne Schläger gegen den Ball, der daraufhin wieder quer über die Wiese flog, auf der sie spielten. Salima und Mao befanden sich in einem der großen, weitläufigen Parks innerhalb des Blauen Palastes. Er lag etwas abseits von den öfter benutzten Wegen und Orten der Anlage, was den beiden Spielerinnen nur recht war. So wurden sie nicht gestört, auch wenn sie von einem neugierigen Augenpaar vom Rande des Spielfelds beobachtet wurden.

Laetitia, eine der Prinzessinnen, ein siebenjähriges Kind mit hellem Haar und großen, eisblauen Augen, hatte sie irgendwann gefunden und sich still und leise am Rand der Wiese niedergelassen. Hinter ihr im Schatten einer hohen Tanne hatte sich schweigend einer der Männer postiert, die man ‚Königsschwerter‘ nannte, der Leibwächter der Prinzessin.

Mao sah zu, wie Salima dem Ball entgegenhechtete und den eigenen Schläger schwang. Krachend traf sie und die Neko-jin lief über das Feld, um ihrerseits den Ball zurückzuschlagen.
 

Sie wusste nicht mehr genau, wie sie mit Salima ins Gespräch gekommen war – vor einigen Tagen – und wie sie mit dem Federballspiel hierher gekommen waren – vor einiger Zeit – aber es machte ihr Spaß. Etwas, das sie seit gewisser Zeit vermisst hatte.

Die letzten Tage war es in Rhiawen und vor allem im Palast angespannt gewesen und gleichzeitig schien alles verdeckt unter einem Mantel der Trauer. Mao hatte diese Stimmung innerlich beinahe zerrissen; sie konnte es kaum ertragen. Der Prinz war so viel geschätzter gewesen, als sie es je geglaubt hatte, und doch lag das dumpfe Gefühl von Wut und Hass in der Atmosphäre des Palastes.

Oh ja, Yuriy war beliebt gewesen – aber jeder mächtige Mann hatte Feinde, die ihn verabscheuten. Und das machte sich selbst jetzt noch bemerkbar, einige Tage nach seiner Beerdigung.
 

Mao fühlte es bis auf die Knochen und sie hatte viel getan, um sich davon abzulenken – sie hatte sogar freiwillig diese langweiligen Stickereien in die Hand genommen. Nicht, dass das viel genutzt hatte. Eine langweilige Stickerei blieb eine langweilige Stickerei und ihre Gedanken schweiften ab und beschäftigten sich mit allem, was nur etwas aufregender war, während ihre Hände bewegungslos in ihrem Schoß ruhten.

Dann hatte sie Salima getroffen und versucht, die andere von ihrer Trauer um den Mann, der für sie wie ein Bruder gewesen war, abzulenken. Sie wusste nicht wieso – Mitleid? Das eigene Bedürfnis, sich abzulenken von Dingen, auf die sie noch nicht den Finger legen konnte? Die Neigung, Leuten zu helfen, die Hilfe bedurften? Ein anderer Grund?

Sie konnte es nicht sagen, ebenso wenig warum sie so beunruhigt war von all den Ereignissen, die geschehen waren, seit sie im Blauen Palast weilte. Ereignisse, die sie teilweise nichts angingen, selbst wenn sie Zeugin geworden war, wie an dem Mord an dem Prinzen. Ereignisse, über die sie teilweise nicht einmal nachdenken wollte. Es war so viel und so vielschichtig und kompliziert.

Dazu kam noch, dass sie ständig ein schlechtes Gefühl hatte. Sie wusste, dass es ihre Gabe war und dass diese ihr etwas sagen wollte, aber sie wusste nicht was. Sie hatte überlegt und darüber meditiert und sie hatte gefragt – aber da war nichts und niemand, der ihr Antworten geben konnte auf nur eine einzige ihrer Fragen.
 

So beschloss sie, die Sache vorerst auf sich beruhen zu lassen, zu sehen, was auf sie zukam, und gleichzeitig die Augen weit offen zu halten und für alles bereit zu sein. Es konnte nicht sein, dass es etwas Größeres war – richtig? Ansonsten müsste ihr Gefühl schlimmer sein… Aber trotzdem – solange sie nicht wusste, worum es sich wirklich handelte, konnte sie nicht sicher sein.

Es machte sie nervös und biestig und sie konnte nicht einmal etwas daran ändern. Lai ging ihr aus dem Weg, seit sie ihm in einer Stunde dreimal fast an die Kehle gesprungen war, und selbst Rei hielt sich von ihr fern. Und letzteres war etwas, was sie mehr bedauerte, als sie zugeben wollte. Dennoch brachte sie es nicht über sich, mit ihm darüber zu sprechen.

Das war allein ihre Sache – niemand anderes würde es verstehen, also sollte auch niemand anderes sich damit beschäftigen müssen. Ablenkung war das einzige, was ihr noch blieb. Salima war jedenfalls beinahe begeistert auf Mao und das, was sie anbieten konnte, eingegangen – sie hatte das Selbe gesucht. Sie wusste, dass sie sich nicht über der Trauer vergessen konnte, wie ihr eigener Bruder es tat, sondern dass sie weiterleben musste, auch wenn sie sich lieber in ihrem Bett verkrochen hätte um sich die Seele aus dem Leib zu weinen.
 

Mao würde nicht so weit gehen, sich als Salimas Freundin zu bezeichnen, aber die beiden Mädchen verband etwas, vielleicht nur ein Gefühl. Vielleicht mehr. Wahrscheinlich konnte es Freundschaft werden – sehr wahrscheinlich sogar. Sie brauchten nur noch etwas Zeit zusammen und so, wie es aussah, würden sie das bekommen.

Denn nun jagten sie abwechselnd dem Federball hinterher, der zwischen ihnen hin und her flog. Es war nicht das erste Spiel, mit dem sie sich die Zeit vertrieben. Schließlich landete der Ball in einem Busch und Salima machte sich daran, ihn mit dem Schläger wieder aus dem Geäst zu fischen.

Mao blieb zögernd am Rand der Wiese stehen und blickte sich um. An solchen Pausen bemerkte man doch, dass sie noch keine engen Freundinnen waren. Als der Blick der Neko-jin auf das dritte anwesende Mädchen war, das noch immer im dürren Wintergras hockte, erschrak sie beinahe.

Laetitia machte einen derartigen verlassenen Eindruck, dass sie nicht anders konnte und zu ihr hinüberging. Das Königsschwert bewegte sich, aber anscheinend sah der Mann keine Bedrohung in der Adligen aus Sheyai, denn er rührte sich nicht vom Fleck. Mao plumpste neben dem Kind auf den Boden, ohne sich darum zu kümmern, dass ihre reich bestickten Brokathosen schmutzig wurden.
 

Eine Weile blieb es still, dann fragte die Nejo-jin leise: „Vermisst du deinen Bruder?“

Das Mädchen blickte zu ihr auf, die unschuldigen Augen weit aufgerissen, und Mao brachte ein halbherziges Lächeln zustande, von dem sie wusste, dass es niemals helfen würde. Das Kind blickte wieder auf den Boden und nickte. „Yuriy war immer für mich da.“ Es zog geräuschvoll die Nase hoch. „Mutter sagt, er ist weggegangen und kommt nicht mehr zurück. Sie schließt sich in ihr Zimmer ein und weint die ganze Zeit und Vater brüllt nur noch herum.“ Seine Worte wurden leiser. Dann sah es wieder auf und wollte wissen: „Warum hat Yuriy mich nicht mitgenommen, wenn er weggegangen ist? Will er mich auch nicht mehr dabei haben?“

Mao blinzelte. Dann dämmerte ihr, dass das Mädchen sich schlichtweg einsam fühlte. Vielleicht war sie deshalb hier und schaute sehnsüchtig ihrem und Salimas Spiel zu. „Mutter will mich auch nicht mehr sehen und Vater macht mir Angst. Und meine Schwestern wollen mich sowieso nie dabei haben.“

„Und dein Bruder?“

Sie verzog das Gesicht. „Der ist doof. Der will immer nur kämpfen. Und er sagt, dass Mädchen das nicht tun können.“

Mao lächelte leicht und dachte daran, dass sie selbst hinter ihrem Bruder her gerannt war und gebettelt hatte, auch einmal sein Übungsschwert zu bekommen. Laetitia hatte andere Interessen. „Hast du keine Freundinnen?“

Das Mädchen blickte zur Seite und erwiderte nicht. Ihr Schweigen war Antwort genug. „Yuriy war immer für mich da.“, wiederholte das Mädchen. „Und er ist mir viel lieber als meine Amme. Die sagt immer, ich soll dies tun und das tun und nicht so lange lesen oder in der Bibliothek sein oder die Hunde zufrieden lassen.“
 

Plötzlich schien ihr etwas einzufallen, denn ihr Gesicht hellte sich auf. Sie nestelte an einer der Taschen an ihrem Kleid herum, dann zog sie drei dicke Umschläge aus Pergament daraus hervor. „Ich habe ihm Briefe geschrieben. Als ich Mutter gefragt habe, wem ich sie geben soll, damit sie ankommen, ist sie schon wieder in Tränen ausgebrochen und konnte mir gar nicht antworten. Und Gailanna hat mich ausgelacht und mich ein dummes Huhn genannt…“ Sie hörte sich ratlos an und aufgebracht, als würde der Gedanke daran, ihre Mutter zum Weinen zu bringen, ihr Schmerzen bereiten. Es brach Maos Herz.

„Ich glaube nicht, dass dein Bruder diese Briefe jemals bekommen wird, denn dort, wo er jetzt ist, kannst du ihn nicht erreichen.“ Sie fragte sich, wie man ihr erklären konnte, dass ihr geliebter Bruder tot war und nicht einfach nur verreist. Mao blieb nur eine Möglichkeit, das Mädchen zu trösten. „Wenn du willst, kannst du zu mir kommen, wenn du über etwas reden willst.“, bot sie leise an.

Für einige Zeit blieb es still zwischen ihnen und Mao fragte sich schon, ob sie etwas Falsches gesagt hatte. Dann griff Laetitia hinüber und ließ ihre Finger in Maos gleiten. Die Neko-jin erwiderte den Händedruck, froh, etwas helfen zu können.

Wahrscheinlich wäre es besser, wenn sie etwas völlig anderes tat – wie das Mädchen zu ihrer Amme zurückzubringen, die es sicher schon suchte. Aber dann verwarf sie den Gedanken. Laetitia war sicher nicht in Gefahr – ihr Königsschwert hatte sie nämlich nicht abgehängt; der Krieger würde sicher dafür sorgen, dass sie rechtzeitig wieder zurück war, sicher und gesund.
 

Ein Schatten fiel über sie und die Neko-jin blickte fast erschrocken auf. Aber es war nur Salima. Sie musste schon eine ganze Weile in der Nähe gestanden und zugehört haben. Der Ausdruck in ihrem Gesicht war unleserlich. Jetzt ließ sie sich auf Laetitias anderer Seite niedersinken, den Schläger und den Ball im Schoß.

„Weißt du, Yuriy ist nicht freiwillig weggegangen.“, bemerkte sie leise und strich dem Kind durch das Haar. „Er wäre viel lieber hier geblieben.“

Mao erkannte, dass es ihr schwer fiel, über den Prinzen zu reden – die beiden mussten sich wirklich nahe gestanden haben.

„Yuriy hat dich gern.“, erklärte das Mädchen dann völlig zusammenhangslos und lächelte. „Er sagte, du bist seine zweite Lieblingsschwester.“

Salima erstarrte und für einen Moment sah es so aus, als würde ihre Selbstbeherrschung einfach auseinanderfallen und sie selbst in Tränen ausbrechen. Dann fing sie sich und nickte nur.

Dann runzelte die Prinzessin die Stirn. „Bist du dann auch meine Schwester?“

„Wenn du das willst.“, antwortete die Rothaarige freundlich und warf Mao über den Kopf des nun nachdenkenden Mädchens einen Blick zu, den diese nicht deuten konnte. Sie wusste nur, dass es der anderen nicht Leid tat, dieses Angebot gemacht zu haben. Keine kam dazu, etwas zu sagen, denn jetzt griff Laetitia auch nach Salimas Hand.

„Was haltet ihr davon, wenn wir unser Spiel zu dritt weiterführen?“, wollte die Neko-jin dann wissen und wedelte leicht mit dem Schläger herum. Laetitias Gesicht hellte sich schlagartig auf.
 

Allerdings kamen sie nicht einmal mehr dazu aufzustehen, denn eine matronenhafte Frau näherte sich ihnen. Sie war klein und schwer und ihr eigentlich freundliches Gesicht trug einen ärgerlichen Ausdruck. „Laetitia, du weißt doch, dass du nicht einfach so davonlaufen darfst!“

So, wie die Angesprochene zusammensank, war es der Frau wohl erlaubt, die Prinzessin so anzuherrschen. Wahrscheinlich war sie die Amme. Sie erreichte die Mädchen und baute sich vor ihnen auf, die Hände in die Hüften gestützt. Auf eine gewisse Art war sie eine beeindruckende Gestalt.

Hastig rappelte Mao sich auf und klopfte den Dreck von ihren Hosen. „Ich glaube, sie wollte nur etwas Unterbrechung vom Alltag.“, versuchte sie die Amme zu beschwichtigen, aber die warf ihr nur einen missbilligenden Blick zu. „Ich glaube nicht, dass es Euch ansteht, darüber zu urteilen, meine Dame. Ihr hättet die Prinzessin gleich zu mir schicken oder besser, mich benachrichtigen sollen, als sie hier aufgetaucht ist.“

Auch Salima war aufgestanden, aber sie sagte nichts. Die Amme wandte sich wieder an die Jüngste in der Runde. „Laetitia, ich habe mir Sorgen gemacht. Und jetzt komm, ehe dein Vater oder deine Mutter erfahren, dass du dich vom Unterricht davon gestohlen hast.“ Sie streckte die Hand aus. Zögerlich ergriff das Mädchen sie und ließ sich auf die Beine helfen.

„Ich glaube nicht, dass Ihr Euch Sorgen um sie machen müsst.“, meinte Mao leise und deutete mit dem Daumen auf das Königsschwert. „Der passt schon auf sie auf.“
 

Die Amme warf dem Krieger einen kurzen Blick zu und verzog missmutig das Gesicht. „Ach der…“, schnaufte sie und ihr Griff um Laetitias Hand verstärkte sich. „Ihr solltet Euch nicht damit herumärgern müssen, meine Dame. Tut mir Leid, falls euch die Prinzessin gestört haben sollte.“

Mao wollte einlenken, dass das gar nicht stimmte und Laetitia immer willkommen war, aber die Amme wollte anscheinend nichts davon hören. „Gehabt Euch wohl.“ Die Matrone drehte sich um und marschierte entschlossen davon, das Kind im Schlepptau.

Laetitia drehte sich noch einmal um und winkte. Die zurückbleibenden Mädchen winkten zurück. Mao sah ihr nach, dann rief sie: „Ich habe das vorhin ernst gemeint, ja?!“ Laetitia lächelte, dann verschwand sie mit ihrer Amme und dem Königsschwert hinter ein paar Sträuchern.

Einen Moment war es still zwischen den Zurückbleibenden. „Lass uns … lass uns spazieren gehen.“, schlug Salima dann vor. „Ich möchte nicht mehr spielen.“ Mao nickte. Sie legten ihre Schläger und den Ball auf einer Bank ab, wo irgendein Diener sie sicher finden und aufräumen würde und schlenderten schweigend durch die Gärten.
 

Um sie herum hatten die Gärtner alles gegeben und versucht, um noch ein paar letzte, späte Herbstblüten aus den Pflanzen herauszukitzeln, während anderswo die Bäume bereits kahl und skelettiert waren und der Winter – da war Mao sich sicher – im Nachtgesang und nördlich davon bereits Einzug erhalten hatte. Sie konnte es fast riechen. Wahrscheinlich hatte der Schnee das, was von Yuriys Körper jetzt noch übrig war, mit einer weißen Decke eingehüllt, mit einem in der Sonne funkelten Leichentuch.

Mao schauderte. Nach diesem Gedanken, so wusste sie, konnte sie Schnee nicht mehr mit derselben Unschuld betrachten wie davor. Was mochte er noch alles begraben? Den Verfall und Verwesung der Gesellschaft?

Sie wurde aus ihren philosophischen Gedanken gerissen, als Salima plötzlich zu reden anfing: „Yuriy hasste diese Zeit des Jahres.“

Die Neko-jin drehte den Kopf und blickte ihre neue Freundin auffordernd an. Sie wollte sie nicht zum Reden drängen, aber sie wollte ihr zuhören, wenn die andere darüber sprechen wollte, was sie im Moment so beschäftigte. Ihr selbst hatte es geholfen, damals, als ihre Großmutter gestorben war, jene, die sie als einzige wirklich verstanden hatte. Von ihr hatte sie ihre Gabe geerbt und von ihr hatte sie so vieles erfahren, Geheimnisse und Geschichten und mehr.

„Diese Zeit zwischen Herbst und Winter. Er war immer so ungeduldig und rastlos, bis der erste Schnee fiel. Dann ist immer alle Anspannung von ihm abgefallen. Nie hätte er es zugegeben, aber wir konnten es sehen, Bryan und ich. Er war übellaunig und aggressiv und hat Stunden mit Schwerttraining und in der Bibliothek zugebracht. Und wenn dann der Schnee fiel, war er sofort wieder draußen, wie ein kleines Kind.“ Salima lächelte, verloren in Erinnerungen an Getobe im Schnee, mit zwei wilden Jungen, die doch stets auf sie aufgepasst hatten, lärmenden Schneeballschlachten und weißen Hütten.
 

„Wir waren verrückt.“, erklärte das fuchshaarige Mädchen plötzlich. „Jung und verrückt und naiv und so lebensfroh.“ Sie schluckte und wischte sich ärgerlich eine Träne aus dem Gesicht, die ohne Vorwarnung ihrem Auge entkommen war. „Und jetzt schau uns an.“ In ihrem Blick stand so plötzlich Wut, dass Mao die Luft wegblieb.

Wut auf Yuriy, der sich so einfach hatte töten lassen. Wut auf den Mörder, der die Klinge geführt hatte. Wut auf Sergej und Ivan, weil es ihre Pflicht gewesen war, es zu verhindern. Wut auf Mao, weil sie nur etwas schneller hätte sein müssen um es zu verhindern. Wut auf den König, weil er diesen Mord herausgefordert zu haben schien. Wut auf sich selbst, weil sie nichts hatte tun können.

Und Wut auf ihren Bruder, weil er sich jetzt so gehen ließ, wie er es tat, weil er sich von der Trauer auffressen ließ, obwohl er nicht der einzige war, der verletzt war, weil er nicht für sie da war. Weil er sich nicht trösten ließ. Weil er sich so zurückzog. Weil... Wahrscheinlich fand sie tausend Gründe, auf ihren Bruder zornig zu sein.
 

Mao wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte. Dies war nicht die Reaktion, die sie erwartet hatte, als sie Salima die Möglichkeit zum Reden angeboten hatte. Vielleicht wäre es am besten gewesen, rein gar nichts zu erwarten. Sie kannte das andere Mädchen kaum und Menschen brachten ihre Trauer auf viele verschiedene Weisen zum Ausdruck; die meisten mit Weinen oder verzweifeltem Klagen. Andere, wie Salima, mit Wut und Zorn auf Dinge, die nicht greifbar waren und zu weit entfernt, weswegen man den Zorn auf die Menschen projizierte, die ihn am wenigsten verdient hatten. Für Salima waren dies Bryan und Yuriy und sie selbst.

„Der eine ist tot und der andere könnte es auch gerade sein, so wie er sich verhält! Schließt sich in sein Zimmer ein und kommt nicht mehr raus und wird dort verrecken wie der jämmerliche Hund und Feigling, der er zu sein scheint, der Schwächling! Und ich...!“ Ihre Stimme schnappte über, voll mit Wut und Liebe und völliger Hilflosigkeit. „Und ich kann noch nicht einmal was tun, ich naive Närrin!“

Jetzt liefen ihr mehr Tränen über das Gesicht und sie ließen sich nicht mehr zornig wegwischen, so sehr sie es auch versuchte. Also ließ sie es bleiben und schlang die Arme um ihren schmal erscheinenden Körper, der zu klein und zart und zerbrechlich erschien, viel zu schwach um die Last zu tragen, die man ihm auferlegt hatte.
 

Bald wurde sie von heftigen Schluchzern geschüttelt und sank auf dem Boden in sich zusammen, ein kleines Häufchen Elend. Mao hockte sich leise neben sie und legte ihr erst eine tröstende Hand auf die Schulter, ehe sie sie näher zu sich zog und einfach weinen ließ.

Weinen um den Roten Prinzen, Yuriy von Thissalia, der ihr ein zweiter Bruder gewesen war.

Weinen um die verlorene Zukunft, die sie jetzt nicht zu dritt zusammen haben konnten, sie und ihre Brüder.

Weinen um die geraubte Zeit.

Weinen um den richtigen Bruder, der sich in seiner Trauer selbst verlor und für den sie nicht tun konnte, so sehr sie es auch wollte und versuchte.

Salima ließ einfach die Tränen fließen, Tränen über eine Tragödie, von der sie Teil war und die drei Freunde so einfach ereilt hatte, weil einer von ihnen eine zu mächtige, politische Spielfigur gewesen war und jetzt gar nichts mehr.

Und Mao konnte nichts tun als daneben zu sitzen und sie ihm Arm zu halten. Schließlich verebbten die Schluchzer des anderen Mädchens und ein, zwei Minuten später löste sie sich von der Neko-jin um sich zu fangen und die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.

Mao erhob sich und drehte sich weg um der anderen so viel Zeit und Privatsphäre zu lassen wie möglich, ohne einfach davon zu gehen. Als Salima neben sie trat, hatte diese noch rotgeweinte Augen, aber sie wirkte … gelöster.
 

„Danke.“, flüsterte die Fuchshaarige leise.

Mao nahm ihre Hand in die eigene und drückte leicht ihre Finger, antwortete aber nicht darauf. Stattdessen erklärte sie leise: „Du solltest mit deinem Bruder sprechen.“

Salima stieß ein leises Schnaufen aus. „Als ob ich das nicht schon versucht hätte. Vielleicht braucht er einfach mehr Zeit. Er und Yuriy… Sie standen sich wirklich nahe.“

Mao antwortete nicht, aber sie wusste, dass Zeit die Wunden nicht heilen konnte, die Yuriys Tod bei Bryan hinterlassen hatte. Sie konnte es spüren. Aber sie schwieg. Salima würde noch früh genug merken, dass da nicht vieles helfen konnte. Nein, ohne Yuriy konnte Bryan nicht weitermachen, dazu war ihre Freundschaft zu tief gewesen.

Und war das nicht die größte Tragödie von allen?
 


 


 

Brooklyn hielt sich still im Hintergrund. Wahrscheinlich hatten die meisten Leute hier schon wieder vergessen, dass er überhaupt anwesend war. Voltaire nicht. Aber Voltaire hatte ihn auch mitgenommen, ihn statt seines eigenen Sohnes.

Raphael saß in diesem Moment wahrscheinlich in seinen Gemächern und schmollte über diese Tatsache. Brooklyn wollte sich nicht seinen Zorn zuziehen, aber er konnte sich dennoch nicht des Gefühls der Genugtuung, weil Voltaire ihn mitgenommen hatte, erwehren, und auch nicht das des Triumphes über den verhassten Sohn seines Meisters.

Außerdem war das hier ... interessant. Der Raum, in dem sie sich befanden, war groß, aber noch nicht Saal zu nennen. Die Wände waren bedeckt von dicken Gobelinen und die blasse Sonne schien durch die hohen, bunt verglasten Bogenfenster. Eine lange Tafel war in der Mitte aufgestellt und die Stühle, die daran standen, waren gepolstert, ein seltener Luxus in Thissalia.

Männer, die zu den einflussreichsten Personen im Königreich gehörten, saßen um den Tisch herum, andere, darunter auch Brooklyn, waren zu anderem Zweck im Raum – Unterstützung, Beobachtung, Prestige – und standen ruhig hinter ihren jeweiligen Herren und Meistern. Darunter befanden sich drei Fürsten, vier Ritter, dazwischen auch Crain, und Dickenson, der Mann, der auch schon Eskanders Vater beraten hatte.
 

Neben Voltaire befand sich als Vertretung der Magier das Oberhaupt der LesDemondes im Raum, mitgebracht hatte dieser den jungen Olivier, seinen eigenen Erben, nicht einen einfachen Schüler aus dem Volk, wie Brooklyn es war. Aber letzteres hatte sowieso nicht viel zu bedeuten; Brooklyn wusste, dass er der Bessere war.

Und er wusste auch, dass ihm dies trotzdem nicht viel helfen konnte, wenn es um Rang und Stand ging – er war einfach von niederer Geburt. Manchmal wurde sein Abscheu vor ihrem System, vor den Adligen und allem, was dies bedeutete, so groß, dass ihm körperlich übel wurde.

Und er wusste, er durfte das niemandem sagen, denn eines Tages konnte er aus eben diesem Grunde zu einer Gefahr werden. Aber noch war es lange nicht so weit, denn sein aktiver Verstand beschäftigte sich noch mit Magie und all ihren Problemen, die er noch nicht gemeistert hatte.

Im Moment hatte er sowieso andere Ablenkung: die Ratssitzungen, die auf Yuriys Tod folgten und mit den Konsequenzen zurecht kommen mussten. Schon seit Tagen kam dieser Rat regelmäßig zusammen. Der König selbst hatte die Trauerzeit kurz geschnitten und auf zwei Wochen beschränkt. Dabei interessierte ihn herzlich wenig, ob die Leute deswegen tuschelten oder nicht. Denn das taten sie – immerhin ging es hier um Prinz Yuriy, Eskanders eigenen Sohn!
 

Die Trauerzeit nicht den vollen Monat abzuhalten, das war mehr als eine grobe Unhöflichkeit gegenüber dem Toten. Es grenzte schon an Missachtung, vielleicht gar Verachtung. Viele trugen daher weiterhin dunkle, gedeckte Farben, überwiegend Schwarz und Grau, um den Roten Prinzen zu ehren, den man geliebt und geachtet hatte.

Brooklyn wusste natürlich, dass der König und sein Sohn große Differenzen gehabt und sich nur selten im Einverständnis miteinander gefunden hatten. Darum wunderte er sich nur wenig über diese außerplanmäßigen, vorgezogenen Ratssitzungen, selbst wenn ihr Kopf – sowie alle anderen Teilnehmer – eigentlich im stillen Kämmerlein oder auch in der Öffentlichkeit trauern sollte.

Niemand hatte sich darüber beschwert oder gewundert, dass die Friedensverhandlungen zwischen Sheyai und Shinazu schon Tage nach dem Begräbnis wieder aufgenommen worden waren, doch dies war etwas ganz anders. Die beiden Länder hatten im Grunde nichts mit Yuriy zu tun gehabt, auch wenn sie zu seinen Ehren ebenfalls einige Tage Trauer getragen hatten.

Brooklyn hatte gemerkt, dass der Prinz sich den Respekt der hohen Gäste verdient hatte, noch bevor sie zur Jagd aufgebrochen waren. Was eigentlich erstaunlich gewesen war – sie hatten nicht allzu viele Gelegenheiten gehabt, ihn kennen zu lernen, und Yuriy war nicht unbedingt zugänglich. Es brauchte meistens etwas Zeit, ihn kennen und schätzen zu lernen, falls dies überhaupt geschah.

Aber jetzt war sowieso alles vorbei. Für Kennenlernen, Freundschaften und all das und natürlich vor allem für Yuriy. Der Rote Prinz, der Wolf von Thissalia war tot. Für ihn hatte alles geendet. Und dies hier war nur die logische Konsequenz zu seinem Tod.
 

Brooklyn verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein. Die schweren Roben, in die er sich für die Ratssitzungen hatte zwängen müssen, raschelten viel zu laut, aber niemand reagierte darauf.

Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden lag auf Dickenson (der zu alte Berater des Königs), der gerade davon sprach, dass das Ereignis (Yuriys Tod) sie alle in tiefe Trauer gestürzt hatte (wohl eher in den Kampf um die Aufmerksamkeit des Königs und ein kleines Stück des Kuchens, den Yuriy jetzt nicht mehr würde essen können), aber sie nichts überstürzen sollten (was sicher nicht geschehen würde, solange der alte Zausel vor sich hin brabbelte.)

Der junge Magier unterdrückte ein Gähnen. Inzwischen waren die Ratssitzungen nicht mehr halb so spaßig wie zu Beginn, sondern nur noch langweilig. Vielleicht lag es daran, dass inzwischen jeder (außer dem einen oder anderen klugen Mann) im Raum versuchte, sich ein Plätzchen des Vakuums zu sichern, das Yuriy hinterlassen hatte.

Manche waren darin sehr geschickt (wie Voltaire), andere … weniger (wie der Lord von Sowieso). Worüber man sich allerdings einig geworden war, war die Tatsache, dass der zweite (oder jetzt einzige) Sohn des Königs noch zu jung war. Außerdem war er im Gegensatz zu Yuriy nicht von früher Kindheit an darauf vorbereitet worden, eines Tages auf dem Thron Thissalias zu sitzen. Irgendwann würde er alt genug sein, den Platz als Thronfolger einzunehmen, aber jetzt wollten nur wenige Ratsmitglieder ihn in dieser Position sehen. Selbst der König, der die Macht in seiner Familie halten wollte, konnte da nicht viel tun.
 

Insofern hatte Yuriys Tod Eskander härter getroffen, als es auch bei dem Begräbnis noch ausgesehen hatte. Selbst für Brooklyn kam es einer Tragödie nahe, dass der Prinz seinem eigenen Vater nur auf diese Art etwas bedeutet hatte. Vielleicht wollte das Schicksal Eskander so eines auswischen. Es war fast ironisch.

Und es war herzzerreißend, jetzt zuzusehen, wie die Aasgeier sich um Yuriys Erbe stritten, wie Eskander versuchte, es für sich zu behalten, und kaum jemand sich wirklich um den Prinzen kümmerte. Kein Wunder, dass Leute wie Dickenson so bedrückt aussahen. Das ganze Hin und Her in dieser Sache war jedoch schon irgendwie … amüsant. Die Ratsmitglieder benahmen sich teilweise wie Kinder, die sich um ein Spielzeug stritten.

Brooklyn zuckte zusammen, als plötzlich ein lauter Gong ertönte, der durch den Raum vibrierte. Er zeigte das Ende der Ratssitzung an – in weniger als einer Stunde würde es das Abendmahl geben, zu dem man sich ja noch frisch machen musste. Eskander unterbrach das momentane Gespräch (oder besser: den Streit) zwischen zwei Lords und entließ den Rat.
 

Brooklyn wartete, bis Voltaire sich als einer der Letzten erhob, und schloss sich dem hochgewachsenen Magier an, als er lange nach dem König aus der Ratshalle stolzierte. Der Mann schien ihn zu ignorieren, doch als sie weit genug von dem Sitzungssaal entfernt waren, erhob er die Stimme: „Der Prinz hat sich wirklich einen ungünstigen Zeitpunkt zum Sterben ausgesucht.“

Brooklyn hob kurz einen Mundwinkel – Voltaire hatte schon immer einen verdrehten Sinn für Humor gehabt. So wie er selbst. „Wäre Euch der Sommer lieber gewesen?“

Voltaire lachte leise, antwortete jedoch nicht auf die Frage, sondern wurde sofort wieder ernst: „Es wird noch eine Weile dauern, ehe der Rat sich beruhigt.“

Zeit genug, sich in diverse Intrigen zu stürzen? Brooklyn sprach diesen Gedanken nicht aus; Voltaire würde sich schon melden, wenn er etwas für seinen besten Schüler zu tun hatte. „Und nebenher schlagen sich die Shinazu und Sheyai am anderen Ende des Palastes die Köpfe ein. Obwohl es jetzt schon gesitteter zugeht wie noch vor einigen Wochen. Und sowieso denke ich, dass wir bald ein zweites Schlachtfeld an einem Ratstisch haben werden. Eskander sollte einfach Caradok zu seinem Erben ernennen, das würde eine Menge Streit unterbinden.“ Für einen Moment schwieg der Magiermeister und fügte beinahe bedauernd hinzu: „Aber dazu ist er zu schwach.“

Der Unterton in diesem Satz jedoch war pure Verachtung. Voltaire als Oberhaupt eines mächtigen, intriganten Hauses der Magie wies Schwäche so weit von sich wie Arbeit in Kuhställen. Mit seiner Kritik würde er natürlich nicht einmal vor dem König halt machen. Und dieser würde kaum etwas dagegen tun können, selbst wenn Voltaire es ihm direkt ins Gesicht sagen sollte. Dazu hatte der Magier einfach zu viel Macht und das nicht nur politische.
 

Brooklyn schwieg. Darauf gab es nichts zu antworten, weil dies alles war, was dazu zu sagen war. Voltaire bog in einen Seitenflur ein und öffnete fünf Schritte später eine Tapetentür, die kaum jemandem auffallen würde, der den Gang entlangging. Sie führte in ein verschwenderisch eingerichtetes Zimmer, das zur Hälfte Luxus und zur anderen Chaos schrie. Es war einer von Voltaires privaten Räumen.

Wie alle anderen Magier war auch er, auch wenn man es nicht glauben wollte, absolut unordentlich. Zwischen herumliegender Kleidung und dreckigem Geschirr lagen Büschel von Kräutern, teilweise halb abgebrannte Kerzen, Fetische, Amulette, Talismane, edle Steine, dicke, in Leder gebundene, uralte Wälzer, Kreidestücke, Spiegel und andere Dinge, die ein Magier brauchte. Auf den Holzboden waren diverse Symbole gemalt, ganze Bannkreise, die teilweise von Teppichen bedeckt waren.
 

Sobald sich die Tür hinter dem jungen Magier geschlossen hatte, drehte Voltaire sich zu ihm um, das Gesicht ernst und verschlossen. „Brooklyn, ich will, dass du etwas für mich tust.“ Sein Ton ließ vermuten, dass es nicht darum ging, einen Sturm abzulenken, bis die Ernte eingefahren war, oder eine Flutwelle zu brechen, die drohte, einen ganzen Landstrich zu verwüsten.

Dies hier war etwas, was neben Macht und Intelligenz auch noch Subtilität und Kreativität erforderte. Und wahrscheinlich nicht konform mit den Plänen des Königs und anderer mächtiger Männer war.

Brooklyn spürte, wie seine Mundwinkel sich kaum merklich hoben, und er nickte. Dies war eine Chance für ihn. Früher war er einer der besten Schüler an der Hiwatari-Schule gewesen, dann war er zum Genie geworden, zu Voltaires persönlichem Lehrling. Die Tatsache, dass der ältere Mann ihn mit zu den Ratsversammlungen mitnahm, zeigte, dass er noch höher steigen konnte.

Jetzt hatte er die Gelegenheit zu einem von den wenigen Vertrauten des machtvollen Magiers aufzusteigen. So eine Möglichkeit würde er nie wieder haben – und war es nicht das, was er wollte? Und dabei war es ihm völlig egal, was der Magier von ihm verlangen würde.

„Wenn es in meiner Macht steht, dann werde ich tun, was Ihr wollt, Meister Voltaire.“

Voltaires Blick zeigte ihm, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
 


 


 

Takao hatte schlechte Laune. Sein Tag hatte schlecht angefangen – er hatte sich in der Bettdecke verheddert und war mit einer Wucht auf den Boden gekracht, dass er jetzt einen blauen Fleck an einer Stelle hatte, die er niemandem zeigen wollte. Er würde tagelang nicht mehr schmerzlos sitzen können!

Aber statt ihn zu bemitleiden, hatte sein Bruder ihn nur ausgelacht. Und dazu kamen noch andere Dinge, Kleinigkeiten nur – seine Lieblingshose hatte einen Riss (wo auch immer der herkam. Takao hatte ihn sicher nicht da rein gemacht.), jemand hatte seine Waffen verlegt, der Waffenmeister hatte selbst schlechte Laune und die an Takao ausgelassen, als dieser zur täglichen Übungsstunde kam, und diese Liste ging weiter – aber steter Tropfen höhlt den Stein.

Die Laune des jungen Shinazuki war am Tiefpunkt angelangt. Und jetzt hatte noch nicht einmal jemand Zeit für ihn. Hitoshi und ihr Großvater befanden sich mal wieder bei einer der Versammlungen. Max war aus irgendeinem Grund verschwunden und nicht aufzufinden.

Und der Rest – war nicht interessant. Er hatte nicht viel mit den Rittern und ihren Ladys zu tun, die sie herbegleitet hatten und er wollte jetzt nicht damit anfangen. Es gab einen Grund, warum er ihre Gesellschaft in Shinazu nicht gesucht hatte. Und sie hatten sich sicher nicht verändert, nur weil sie sich in einem anderen Land befanden. Er würde darum sicher nicht jetzt damit anfangen, sich bei diesen Leuten einzuschleimen.
 

Unruhig und schlecht gelaunt trieb er sich im Palast herum, bog in Gänge ab, die ihm vorher noch nicht aufgefallen waren, schaute hinter Türen, bei denen er eigentlich nichts zu suchen hatte, legte sich mit drei unverschämten Dienern und einem niederen Lord an, denen er über den Weg lief, ärgerte und streichelte die Palastkatzen, denen er begegnete, abwechselnd, und langweilte sich zu Tode. Nicht einmal die prachtvolle Ausstattung mancher Gänge, durch die er wanderte, oder einiger der Zimmer, in die er hineinging, konnte ihn aus seiner trüben Stimmung reißen. Die ganze Welt hatte sich gegen ihn verschworen, aber er würde sich sicher nicht kleinkriegen lassen!

Wütend trat er gegen eine Säule, erreichte aber nichts weiter, als sich den Zeh anzuschlagen. Fluchend humpelte er weiter und prallte, als er um die Ecke bog, mit jemandem zusammen. „Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?!“, fauchte er ohne sich erst anzusehen, wen er da so unhöflich angerempelt hatte.

„Das kann ich nur zurückgeben.“, knurrte eine raue Stimme und Takao fasste die Person, in die er hineingelaufen war, genauer in den Blick. Es war ein Krieger, vielleicht so alt wie Takao selbst und ein ganzes Stück kleiner. Seine Kleidung und sein dunkles Haar waren dreckig und einer seiner Ärmel mit Blut verschmiert.

Weiteres getrocknetes Blut klebte in seinem Gesicht, obwohl er offensichtlich versucht hatte, es wegzuwischen. Seine Lippe war aufgeplatzt und die Nase geschwollen – er sah aus, als hätte er zu viele Schläge in zu kurzer Zeit abbekommen. In der Hand hielt er ein Schwert in einer dunklen, fleckigen Scheide. „Und lass deinen Zorn nicht an mir aus, Shinazuki.“
 

Takao verengte die Augen. „Das muss ich zurückgeben.“, schnappte er dann und knurrte: „Und etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf! Ich bin der Enkel des Hohen Botschafters Takeru und du bist…“

„…Ivan.“, unterbrach der kleine Krieger ihn ungerührt, als würde der Titel ihn nicht im Geringsten beeindrucken. „Königsschwert.“

Takao wollte ihn gerade anfahren, als ihm der Titel auffiel. Der Knirps war ein Königsschwert?! Er hatte natürlich wie jeder andere auch von den berühmten Leibwächtern der thessalischen Könige gehört. Über sie wurden ebensoviele Geschichten erzählt wie über die allbekannten Schwertheiligen der Màn Suatha. Dies war seine erste Gelegenheit, mit einem Mitglied der berühmten Kriegerkaste ein paar Worte zu wechseln.

Jetzt konnte er zweierlei Dinge tun: erstens, den Zwerg wegen seiner Unverschämtheit anfahren und seine schlechte Laune an dem völlig Unbeteiligten auslassen, oder zweitens: er akzeptierte jetzt, dass sein Tag doch besser wurde, vergaß seinen Ärger und fragte Ivan Löcher in den Bauch. Für einige Momente war er geneigt, die erste Möglichkeit zu wählen – er hatte einfach schlechte Laune, verdammt! Dann gab er sich einen Ruck – er konnte ja nicht den ganzen Tag Trübsal blasen. Und würde es eine bessere Gelegenheit geben als das hier?

„Stimmt es, dass ihr niemals heiratet?“
 

Ivan wankte und starrte ihn an, als könnte er nicht fassen, was er da eben gehört hatte. Dann bohrte er in einem seiner Ohren herum, als wolle er es säubern und stotterte: „W…wie… Was?“

„Ihr Königsschwerter – stimmt es, dass ihr nicht heiratet?“

Ivans Kinnlade klappte nach unten, er blinzelte heftig und antworte nicht.

„Mund zu, sonst zieht’s.“, gab Takao ihm einen guten Ratschlag und dachte, das dieser Gesichtsausdruck all den Ärger des Tages beinahe wert war.

Ivan klappte den Mund zu und öffnete ihn gleich wieder. Aber anscheinend wusste er nicht, was er sagen sollte, denn er wiederholte die Geste erneut. Und dann noch einmal und ein paar weitere Male, so dass er an einen Fisch an Land erinnerte.

Takao grinste breit und stemmte die Hände in die Hüften. „Also? Stimmt es?“

Ivan kam jetzt endlich dazu, eine Antwort zu stottern. „Nur für gebundene Schwerter. Die haben kein Interesse mehr an solchen Dingen. Liegt an der Magie und dem Bund, hieß es.“

„Und du?“ Takao wusste, dass seine Frage absolut unverschämt war – er kannte den anderen gar nicht, es ging ihn nichts an und er verzichtete auch noch auf das förmliche ‚Ihr‘, das dem Krieger eigentlich zustand.
 

Ivan antwortete trotzdem – wahrscheinlich war sein Hirn noch nicht ganz bei dem Themenwechsel hinterhergekommen. „Ich habe keinen Schützling, also ich kann ich heiraten – wenn ich’s tue, krieg ich aber auch keinen mehr.“

„Also bist du, wie sagt man, ungebunden?“ Das Thema war so interessant. Ob Ivan ihm noch mehr Fragen beantworten würde, vielleicht auch dann, wenn er nicht mehr ganz so durcheinander war? Und ob er ihm wohl ein paar Tricks mit dem Schwert zeigen konnte? Dann könnte er Hitoshi bei ihrem nächsten Übungskampf überraschen und vielleicht auch mal ein paar gute Treffer landen?

„Ja, bin ich und ich werd es wohl immer sein.“ Da war ein bitterer Unterton in Ivans Stimme, so klar und deutlich, als hätte er gesagt, dass etwas nicht stimmte. Der junge Shinazuki fragte sich, ob es wohl doch klüger wäre, jetzt einfach den Rückzug anzutreten und das Königsschwert in seinem Leid allein zu lassen.

Doch Ivan schien sich in diesem Moment zu fangen, denn er runzelte die Stirn und wollte dann wissen: „Warum erzähle ich das dir Idiot eigentlich?“

Takao zuckte grinsend die Schultern und antwortete: „Weil ich so lieb gefragt habe?“ Das ‚Idiot‘ ignorierte er jetzt einfach mal – er war schließlich auch nicht das Muster der Höflichkeit gewesen und aus irgendeinem seltsamen Grund störte es ihn nicht sonderlich. Außerdem bekam er diese Beleidigung so oft von seinem Bruder und Max an den Kopf geworfen, dass er sie kaum mehr wahrnahm.

Ivans Antwort war ein kurzes, spöttisches Lachen, dann grinste auch er. „Ja. Klar, du Ausbund an guten Manieren.“
 

„Und das sagst du Knirps mir?“, antwortete Takao stichelnd. „Wer wirft denn hier mit Beleidigungen um sich?“ Irgendwie war dieses Geplänkel lustig.

Ivan schien das nicht zu finden, denn er verschränkte die Arme vor der Brust und erklärte leise und drohend: „Wenn du mich noch einmal so nennst, zerre ich dich auf einen Übungsplatz und zeige dir, was dieser ‚Knirps‘ so alles mit einer Klinge anstellen kann.“ Die Warnung war nicht zu überhören und Takao seufzte beinahe.

Er hätte wissen sollen, dass der Andere so auf dieses Wort reagierte. Er hatte wahrscheinlich im Laufe seiner Jahre oft genug mit seiner Körpergröße aufgezogen worden. Aber Hitoshi warf seinem Bruder nicht unbegründet vor, gedankenlos zu sein und dieser wusste es. Darum beschloss er, Ivan eine Art Friedensangebot zukommen zu lassen, und antwortete: „Wenn du mir ein paar Dinge über die Königsschwerter erzählst, lass ich es bleiben. Und komme freiwillig mit auf den Übungsplatz, vorausgesetzt, du benutzt ein Holzschwert.“

Nach einem Moment Schweigen fügte er noch hinzu: „Und es sollte ein Platz sein, wo nicht zu viele andere Leute herumrennen.“ Denn er war sich völlig im Klaren, dass Ivan ihm weit überlegen war und einen Rest von Würde musste er sich noch wahren können.

Wieder erwischte er das Königsschwert mit seinem plötzlichen Wechsel völlig unvorbereitet und erneut brauchte Ivan ein paar Momente, um sich zu fangen. Dann nickte er, zögernd, als erwarte er, dass Takao ihn gleich an die Kehle springen würde. Dennoch stimmte er zu. „In Ordnung. Ich weiß einen Platz, da können wir hingehen und … ich verprügele dich in einem Kampf, der eigentlich ein Schwertduell sein soll.“
 

~~~~~~~
 

So. Das war's. Ich werd mich anstrengen, was das nächste Kapitel angeht, aber ich werde - wie immer - nichts versprechen. :/ Ich steck momentan nämlich ziemlich in dem Sumpf, der sich YGO-Fandom nennt, und komme nicht mehr heraus. u_u" Außerdem mach ich grad Ausbildung, darum komm ich leider nicht sonderlich oft zum Schreiben. :/
 

BTW - im nächsten Kapitel geht's dann wieder in den Nachtgesang. Wahrscheinlich das Kapitel, auf das sich ein paar Leute freuen, oder? ._.

Yeah...
 

Nuya

Bis dann

Sorca~



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Kommentare zu dieser Fanfic (54)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rabbit
2015-07-25T23:31:20+00:00 26.07.2015 01:31
Oh gosh, ich hab letztens von dieser Fanfic geträumt und habe mich wieder an sie erinnert.
(Tala hatte Griffith's Armor von Berserk an haha)

Schön wenn man ab und zu Beyblade Flashbacks bekommt!

(dieses Kommentar war gerade voll random, aber wollte es einfach nur mal raus lassen XD)
Von:  -Viala-
2013-07-22T20:52:15+00:00 22.07.2013 22:52
Schade, dass es nicht weiter geht... :(

Die Fanfic habe ich schon vor langer Zeit gelesen und sehne mich einfach nach einer Fortsetung des Epos!
Von:  Rabbit
2012-05-30T22:52:40+00:00 31.05.2012 00:52
Yay fertig gelesen. * v * Och wie schade. Drei Chapters und im nächsten kommt erst Kai (und wacher Tala?) vor. T _T

Aber das Kapitel war echt toll! Ich frag mich wieder, wie man nur so toll schreiben kann. Du kannst dir bei den Schreibstil echt derbe selbst auf die eigene Schulter klopfen. /neid/

Frag mich was Brooklyn für einen Auftrag von Voltair bekommen hat... Hmmm. :/
Ich ahne nichts gutes.

Geht denn diese Fanfiction überhaupt noch weiter? ;_; Weil sie ist so schön und toll und awww.
/voll in love/
Von:  Tokiogirl06
2010-11-27T10:05:13+00:00 27.11.2010 11:05
Ganz tolle FF wie der Vorgänger. Schade das bis jetzt nur 3 Kappis on sind. Ich hoffe es kommt bald was neues. lg
Von:  LeilanaSirana
2010-06-18T13:21:55+00:00 18.06.2010 15:21
hey

O__O
hab noch nie so ne coole story gelesen XD
echt geil
vorallem wie viel arbeit dadrin stecken muss
krass *respect*

und den velauf finde ich mehr als klasse
obwohl die stelle mit yuriys tod mich ziemlich getroffen hat V__V
vorallem wie sehr bryan um ihn trauert
echt schrecklich
besonders wenn man als leser weiß, dass er lebt...
bin echt mehr als froh das kai und die anderen ihn mitgenommen haben und ihn auch noch gesund pflegen wollen ^__^

also im allgemeinen gefällt es mir einfach super XD
und fiebere schon dem nächsten kapi entegen =)
bis dann

LG LeilanaSirana
Von:  ivy-chan
2010-03-30T09:08:54+00:00 30.03.2010 11:08
hi^^ danke für die nahricht
ich war auch etwas raus aus der geschichte
werd mich aber bestimmt wieder reinfitzen
und freue mich sehr das es weiter geht^^
mir gefällt das kap sehr
der anfang mit mao und salima war toll wo sie mit der kleine schwester geredet hatten
auch der rest war schön^^
freu mich schon auf die nächsten kapitel
Von: abgemeldet
2010-03-29T16:57:58+00:00 29.03.2010 18:57
So, da geht es doch tatsächlich mal weiter hier ^^.
Ich gebe es zu, ich habe es solange vor mir hergeschoben, weil ich echt so gar nicht mehr in der Story drin bin, weil es eben echt eeewig her ist, dass ich das letzte mal darin gelesen habe.
Ich war ehrlich gesagt richtig baff, dass es weitergeht und habe schon gar nicht mehr damit gerechnet gehabt :D

Beerdigung, momentmal @@.
Ich dachte, Yuriy ist da runtergestürzt und wurde von irgendjemandem aufgelesen... ich frage mich gerade, was genau die da beerdigt haben - oder hab ich da irgendwas nicht mitbekommen xD?
ALso, ich muss mal erwähnen, dass ich es liebe, wie du Mao darstellst - ich merke einmal mehr wieder, wie oft sie in FFs wie eine dämliche aufbrausende Zicke dargestellt wird, was mir immer etwas sauer aufstößt.
Auch die Gefühle sind recht gut beschrieben und dass sie und Salima sich gegenseitig etwas von dem geben können, was sie beide suchen.
Ach Gottchen, die arme Kleine ._.
Kinder sind eben doch am empfindsamsten für die Eindrücke ihrer Umwelt und die Eltern unterschätzen das in so einem Fall meistens und vergraben sich in ihrer eigenen Trauer *seufz*
Auch, wenn ich finde, dass man dem Mädchen trotz ihrer jungen Jahre die Wahrheit sagen sollte. Der Tod gehört nun einmal zum Leben dazu und jeder wird früher oder später einmal damit konfrontiert.
Und ich glaube, der Gedanke daran, dass ihr Bruder sie nicht mehr bei sich haben will, oder nie wieder kommt, aus welchen Gründen auch immer ist glaube ich schmerzhafter als die Gewissheit über seinen Tod :/
Oh Mann, ist diese Amme vielleicht penetrant, ich hasse solche Leute, die nie zuhören, wenn man etwas sagt -.-
Den Absatz mit dem weißen Leichetuch, dem Schnee finde ich unglaublich poetisch, der gefällt mir total gut, da schauerts einen regelrecht >.<.
Richtigen Bruder...? Uhm... Hilf mir nochmal auf de Sprünge, das ist schon so lange her, dass ich das Familienverhältnis, wer mit wem wie verwandt ist, gar nicht mehr im Kopf habe @@
Ah, okay, Bryan, hat sich erledigt xD. Aber waren die jetzt blutsverwandt oder wie @@. Hach, das ist alles so verwirrend...
Ui Brooklyn *__*
Sag mal, kam der im ersten Teil überhaupt vor? Ich hab grad die Charabeschreibung durchgesehen und da isser nich dabei... hach, ich und mein Siebhirn...
Uh und hab ich schonmal erwähnt, dass ich eine ziemliche Schwäche für Olivier habe xD? Ich muss dich aber dazu mal was fragen; Da du Olivier geschrieben hast, habe ich mich damals dazu hinreißen lassen, in meiner eigenen FF auch Olivier zu schreiben, weil ich dachte, das sei der Originalname - jetzt hatte mir aber irgendwann mal jemand gesagt, dass er eigentlich Oribie heißt und Oliver nur irgendein Murks ist - hast du dir diese Namenskonstellation ausgedacht? Falls ja, dann tuts mir leid, ich hab das nicht mit Absicht geklaut, ich dachte, dass er wirklich so heißt >////<.
Hrm, das ist echt traurig, dass sich keiner wirklich um Yuriy selbst kümmert, sondern nur politische Sachen im Vordergrund stehen, was ja wohl auch die Sache mit der verkürzten Trauerzeit beweist... das ist echt bitter v.v
Takao~ xDD Der Absatz fängt ja schonmal genial an XD. Ach, das ist unser Tollpatsch, wie wir ihn kennen und lieben <3

>„Ich habe keinen Schützling, also ich kann ich heiraten
Kleiner Tippfehler, das erste Ich ist zuviel.

>der sich YGO-Fandom nennt
Solange es nicht mehr Naruto ist >.<V, kann ich damit leben.

Also, ich mus sagen, es war wirklich herrlich erfrischend mal wieder was von dir zu lesen, wie gesagt, ich hatte schon gar nicht mehr zu hoffen gewagt ^^.
Hoffentlich dauert das nächste Kapitel nicht mehr solange, jetzt bin ich grad wieder einigermaßen drin in der FF >.<

LG, Katze
Von:  vulkan_chan
2010-03-23T17:11:34+00:00 23.03.2010 18:11
jedes mal, wenn ich etwas von dieser sagas lese (und das ist ja trotz der sehr seltenen updates bei mir häufiger der fall) merke ich, warum ich diese FF am alerliebsten von allen hier auf mexx veröffentlichten habe. es ist einfach toll.
ich habe wirklich selten so viel spaß beim lesen udn fiebere so mit den charakteren mit. (was soll ich sagen? die tatsache, dass es hier endlich weitergehtz hat mich irgendwie dazu animiert mal wieder ien bisschen in feuermond quer zu lesen)

ich mag den ersten teil am liebsten, nicht weil die anderen schlechter sind, sondern, weil ich es einfach beeindrukend finde, wie du es schaffst die trauer die für salima allgegenwärtig ist so absolut klischeefrei darzustellen. das macht zum teil die wahl von maos perspektive udn zum anderen ist es wohl einfach dein talent.
besondes schön fand ich auch den teil über brain, dessen zusammenbruch so selbstverständlich, wie schrecklich ist. maos gedanken, dass er sich davon nciht mehr erholen wird sind mir als leser selbst gekommen, noch bevor sie es formuliert hat, weil diese freundschaft von dir schon im ersten teil der saga sehr deutlich geschildert worden ist.

insgesamt war es sehr ergreifend das zu lesen und irgendwie bedrückend. die atmosphäre hat mich mitgerissen, wenn amnso will.

toll finde ich auch, dass die einzellenne teile, aus dennen deine kapiteln bestehen, in sich immer sehr geschlossen wirken, als hätte man drei kurze kapitel hintereinander zu lesen, wass sehr schön ist, weil die geschichte dadurch trotz der vielen perspektiven nciht auseinanderfällt.

bei brooklin bin ich ein wenig zwiegespalten. einerseits ist er so offensictlich nciht auf der seite der guten, weil er sehr rücksichtslos für seinen vorteil kämpft udn dabei auch kaum gewissensbisse zu ahben scheint (was übrigens wie ich finde sehr gut zu ihm passt) udn andererseits kann man ihn auch verstehen. zumal jemand der sich gegen ein system der diskriminierung auflehnt irgendwie ganz automatisch sympathie erweckt. ich bin sehr gespannt, was für intrigen voltair noch so spinnen wird und irgendwie würde mih auch interesieren, was rafael eigentlich für eine rolle bei dem ganzen hat. das vertrauen seinen vaters ist ihm ja nciht gerade sicher.

tysons part ist insofern interesant, als es die sicht eines ausenstehenden zeigt. er hat mit yuri ncihts zu tun und ist dementsprechend weit entfernt vom geschehen. es ist ein wenig paradox, wei er ian ausfragt, der ganz eindeutig mit dem ereignis zu hadern scheint. (ich mag die geschichte des kleinwüchsigen. er hat so viel charakter in deiner geschichte udn seine verehrung f yuri macht ihn sehr sympatisch.^^)

ah ich rede und rede, ist die begeisterung. ich werde wohl demnächst mal weider von vorne anfangen. ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich diese geschichte schon gelesen habe. ich hffe nur, dass es nicht wieder 3 jahre (!!!!) dauert, bis es weitergeht. ich werde einfach nach sechs monaten wieder anfangen zu nerven, bis es dir zu den ohren herausläuft ^^
udn natürlich bin ich gespant auf den nachtgesang. endlich ein wenig action bei dem hauptpair. wird ja auch echt zeit!
Von:  Vava
2010-03-21T19:49:48+00:00 21.03.2010 20:49
*_____________________*
uhhh endlich ein neues kappi *~*
meine güte hab ich mich gefreut ^^
ich fand es wirklich gut ^^
und ich freu mich schon wieder auf das nächste XDDD
vor allem da es in diesem wieder in den nachtgesang geht *~*
uhhh... ich bin so gespannt ^^
bis denne
murky
Von:  Tokiogirl06
2010-03-21T12:59:39+00:00 21.03.2010 13:59
Ich hab mich so darüber gefreut das ein neues Kapitel da ist, dass ich zum ersten mal einen Kommi schreibe. Ich hab das Kapi regelrecht verschlungen, ich fand es klasse und freu mich Wahnsinnig aufs nächste. mach weiter so.^-^


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