Auferstehung
Alles ist Tod und
Auferstehung.
Verbrennen-
Abschütteln der Asche.
Der Kreislauf ist Wirbel,
Zieht mit bunten Farben
Hinein ins Gewühl.
Und dann-
Auferstehung.
Staub ist Form.
Wir schreiben auf Sand
Herrliche, gleißende Verse.
Ja-
Wir sind Götter
Im Augenblick,
Danach
Gehört uns die Ewigkeit,
Den glühenden Kometen.
Stadt- Land- Fluss
Ein bleiernes Gestirn ruht schwer auf unsren brachen Dächern,
zerfurcht prangt alter Ackerboden in einen Himmel ohne Gott,
das Bellen eines Hundes zerspringt an einer Mauer blechern,
man wünscht sich her, man wünscht sich fort.
In einer namenslosen Straße hat man einst den Tag begraben,
da kämpft ein Schatten lange schon mit dem Begleiter,
und auf den besten Plätzen schauen dicht an dicht die Raben,
sie schütteln, beißen und es geht nicht weiter.
Im Morgengraun entsteigt dem trüben Strom ein saurer Dampf,
schwemmt aus den Gassen alten Unrat für den neuen Dreck,
Vergessen zittert in der rohen Luft, es schellt zum Kampf
und irgendwo verliert sich fern der Weg.
Man legt sich nieder, es kommen bessre Zeiten,
steht auf und wieder stöhnt die Welt nur Leiden,
von diesen Händen fällt nichts Gutes ab.
Und wenn der Blick nach hinten fällt
zerbricht er an dem Los der Welt
und krümmt sich still im Schoß der Stadt.
Das Versprechen
Das Versäumnis der ersten Stunden
Erfüllte die Luft mit den trägen Schwingen bunter Vögel
Gab dem Tau die bittersüße Schwere goldenen Honigs
Und das Licht der Bäume
Brach sich im verlorenen Glanz meiner Augen
O Säumtest du nicht Geliebter Denn wisse
Die Liebe begleitet der Wind Ständig bereit zu stürmen
Unglück
scharren mit den Füßen
wie ein wundes Tier der Himmel leckt
es dämmert – Unglück
bricht herein wie Schatten
in einen langen Tag
binde deine Schuhe
von oben bis unten ansehnlich
schnür den Hals zu – Unglück
nicht vorhergesagt aber
unbekannt verzogen ist keine Ausrede
wir vergraben heute noch
aus den Augen aus dem Sinn
bleibt gelogen – Unglück
braucht seine Zeit
schneller als man denkt
keinem Vergeltung
jedem sein Päckchen
Särge für alle genug
tapfer im Leben das Ende
verrät nicht den Anfang
und der Schluss nicht den Rest
verheißung
die verheißung eines blick
winkels über den rand der ebene hinaus
erfüllte mich mit dem schwärmerischen gedanken
jenseits der grenze seien nicht erneute gitter
stäbe durch den horizont gezogen
als sich mir offenbarte
was die zeichen gesetzt hatten
zersprang auf dem boden der tat
sachen die illusion meiner einbildung
gleich einer feder
im vertrauen auf hoffnung gefangen
hob ich an die stimme den lippen entgegen
stumm blieb in den sand zurückgelegt das werk
zeug meiner trockenen kehle nie mehr gerührt zu werden
Der Hexenkreis
Zeig dich, alter Geist,
steig aus den Nebelgräbern,
wen der Windhund beißt,
soll noch der Henker rädern.
Zünd im Moor die Lichter an,
tanzend raunt die Wasserschlange,
wer Geister nicht erkennen kann,
dem werd angst und bange.
Dreht euch in dem Hexenkreise,
ich beschwör die Geister leise
und die Nacht weicht nimmermehr.
Donnernd sprengt das Meer die Klippen,
die Wogen schlucken Mann und Schiff,
die Meerjungfrau küsst blaue Lippen,
das Boot zerschellt am Felsenriff.
Blase, oh, du Herr der Winde,
unsre Flüche übers Meer,
trage unsre bösen Wünsche
zu dem mächtgen Schattenheer.
Dreht euch in dem Hexenkreise,
ich beschwör die Geister leise
und die Nacht weicht nimmermehr.
Der Werwolf schleicht auf leisen Pfoten,
im Mondlicht schwirren weiße Pferde,
steiget aus der Gruft, ihr Toten,
erhebt euch aus dem Staub der Erde.
Rüstet euch zum Kampf, ihr Schatten,
seid nicht länger Schein des Seins,
Sklaven, greifet zu den Waffen,
jeder einzeln, alle eins.
Dreht euch in dem Hexenkreise,
ich beschwör die Geister leise
und die Nacht weicht nimmermehr.
Es fällt das Tor zur Finsternis,
die Hölle öffnet ihre Pforten,
im Universum klafft ein Riss,
Flammen schlagen allerorten.
Lodernd geht der Kreis zu Grunde,
heute schlägt die letzte Stunde
und die Nacht wird wüst und leer.
An dich
Du bist die Bürde meiner Tage.
Ich schwanke.
Kein Halt.
Du bist die Bürde die ich trage.
Du bist ein Sommergewitter.
Bringst den köstlichen Regen.
Zerschlägst mir das Dach.
Du bist der vor dem ich zitter.
Du bist eine Schlange.
Du würgst mich
nach deiner Natur.
Ich sterbe schon lange.
Sternenfänger
Schön hätte es sein können
gewiss
Hast du nicht manches Mal
mit Blick zu den Sternen
deine Hoffnung in den Himmel geschleudert
den stummen Boten des Lichts entgegen
die deine Botschaft käme sie jemals an
allenfalls mit erlöschenden Armen empfangen können
aber doch zuversichtlich dass sie sich nicht
im unendlichen Schwarz des Alles verlöre
Welche Ansprüche machst du hier geltend
gut haben wir geträumt
Sternenfänger
jetzt lacht man über uns und vertreibt uns
aus dem Paradies das nie unseres war
The Importance of Punctuality
my glorious principle
my impulse
my substitute for warmth
is punctuality
i'm the glorious society
your heartbeat
your summary of substitutes
you shall not be late
happily looking forward
to expecting you now
Der Strand
was brachte mich an diesen bracken Strand
wo ich zwischen toten Fischen liege
um deren Augen Fliegen krabbeln
versuche nicht die feuchte Luft zu atmen
die schon schwer vom modrigen Geruch
alter Planken und verlassner Netze hängt
nicht Goldstaub find ich hier
es ist mehr Mörtel und Zement worauf ich meine Füße setze
Glasscherben zerschneiden mir die Sohlen
dass in die offnen Wunden der trübe Saft von altem Seetang fließt
nicht einmal der Himmel hat ein schönes Grau
geschweige denn das Meer
wild und tobend wehrt es allem Leben
und spült nur tote Dinge an das Land
so kam auch ich hier an
vielleicht das Lebloseste von allen
Der Fluss
ein seltsamer Fluss bricht über mich herein
im Rauschen des Wassers zerfließen die Stunden
glückliche Zeiten was bedeuten die Tage mir
bin ich doch längst wie Treibholz
etwas zieht mich nach unten
an der Oberfläche bricht sich das Licht
welch Schauspiel wo führt der Weg hin
wenn es Abend wird
Indien
In Wolken giftigen Glitzerstaubs
Indien stehen gebadet deine Füße
in deinem Bauch verschlungen Menschenknäuel
dein Herzschlag mit nervösem Puls
umfließt die Asche deiner Kinder
Blumenkränze aus Gold und Plastik
umrahmen deine bebende Gestalt
Indien unter deinem Duft
aus Gewürzen und Verwesung
breitet sich aus Götterlandschaft
zwischen den Müllbergen
Models
der teure Pelz
die zarte Seide
der edle Kaschmir
umwogen harte Schultern
und sehnige Knöchel
dabei
die Münder leicht gespreizt
den Blick schnurstracks ins Leere
niemand hungert schöner
die Ohren blähen sich im Fön
Geburt
vielleicht hätten wir uns vor
unserer Geburt anders entscheiden sollen
wir wissen doch nicht einmal
werden wir gebraucht
wer hält uns werden wir fallen
in Licht und Luft
die Schritte zurück
sind einsam warum wissen wir nicht was
damals geschah war denn nicht Leben in uns
es hätte auch ganz anders
enden können besser noch oder böser
die Waage ohne Seiten
wer misst uns darin
wer hält uns wenn wir fallen
zu Asche
silber trifft gold
goldene ödnis
was immer du gibst
stößt auf offene arme
die weite
des alls erstreckt sich aus silber
was immer du nimmst
lass uns nicht reden davon
im meer aus silber in der wüste aus gold
ein ertrunkener ein einsamer rufer
silber trifft gold
Heile Welt
da gab es eine Zeit- horch- sie klopft an die Tür schau nur Lichtstrahl
abgeweidete Auen verbrannte Wiesen im Sonnenschein glückliche Kühe sterben schöner
glückliche Menschen können öfter und immer wenn sie wollen raus in die freie Natur
dort finden sie wenn sie die Augen öffnen manch Unterpfand Gottes
und wenn sie Steine werfen treffen sie vielleicht einen Bären oder nur einen Baum
doch auch das ist Anlass zum Jubel schwarz-rot-gold wir werden Weltmeister im Wandern
das können wir gut zurück vom letzten Einkauf Mami hat schwer zu tragen aber
wer könnte es uns verdenken mitgebracht hat sie das Glück von der Straße
im Regal platziert direkt neben dem Sonderangebot stehen Ausländer und winken
unter der Hand sind sie billig und brauchbar hab ich gehört für uns gilt
Blumen pflücken Kränze flechten auf zum Weitwurf weil man nimmt uns die Arbeit weg aber nicht den Wald
Der Richter
Vielleicht hätte aus dir etwas
Großes werden können,
wenn der Verlauf der Sterne
doch anders,
der Wink des Schicksals
doch eindeutiger...
- doch das ist mühsam.
Was du verloren hast,
verlorst du.
Was du fallen ließest,
fiel.
Letztlich klagt die Welt um dich
nicht mehr als um verwehtes Laub,
Fußspuren im Sand,
springende Steine im Kiesbett.
Anklagen mag sie dich
und in den Spiegel schaust du nicht mehr,
den Richter fürchtend.
Aufstieg der Menschheit
Im strahlendsten Sonnenaufgang
sank Düsternis herab.
Ich schaute auf den Strang
und blickte in mein Grab.
Tausend alte Geister krochen
aus den Mauern in die Stirn.
Die Fäulnis brannte in den Knochen
und fraß in meinem Hirn.
Vergeltung, Sünde, Rache, Mord
brachten mich an diesen Ort,
draußen warten Henker,
dass mich auf meine letzten Tage,
einmal doch die Reue plage,
allein ich konnt es nicht.
Die Dünen
nun also mein Leben ausgelöscht
und auf verbrannte Erde geworfen
alles was ich spüre ist
der graue Himmel über meinen hohlen Augen
der langsame Verfall meiner starren Glieder
und endlich das Ende des freien Falls
Regen fließt über mich
wäscht Staub und Moder fort
übergegangen in den Kreislauf der Flüsse
steige ich empor nur um wieder zu fallen
damit die Wüste weine um ihre lieb gewonnene Tochter
Nichts zu bereuen
Nichts zu bereuen
ist vielleicht eine Gabe
die wir hätten lernen können
hätten wir uns nur mehr angepasst an
Licht
Luft
Meer
Erde
Dunkelheit
es wäre nützlich gewesen
wir hätten gute Lehrmeister
Fische
Vögel
Insekten
Kinder
die Welt ist voll mit Gutem
so sagten wir uns
und hätten wir je bereut
nichts zu bereuen
würden wir glücklicher sein
im Tod?
mein Weg deine Brücken (Spottgedicht)
der blutrote Vogel weist mir den Weg
über deine Brücken die ich abzureißen
schon lange gewillt bin.
reichlich verschämt lugen mir die Steine
entgegen zwischen Moos gestopften Ritzen lebt
bereits der Salamander.
packen wir es an und lassen die Frösche
ihr Werk tun denn auf deinem werden
sie sich nicht sonnen.
Ikarus & Dädalus
Ikarus
Ich habe meine Flügel verloren
Als ich nach dem Licht strebte
Im Augenblick des höchsten Triumphs
Begann der tiefe Fall
Ach Der Aufprall wurde mir schwer
Weine nicht um mich Geliebter Vater
Deine Tränen füllen nur das Meer
In dem ich versinke
Dädalus
nur ein irrer greis
einsam am strand
den toten sohn suchend
brüllt mit steinen
wirft den namen ins meer
Weltschmerz
Ich langweile mich selbst zu Tode,
die Welt hält nichts mehr bereit für mich,
keine Liebe, keine Mode
und nicht einmal ein neues Gedicht.
Die Augen halb geschlossen
und zum Sterben bereit,
stehn keine Wege offen,
geronnen ist die Zeit.
Wo bleiben nur all die Gelüste,
mir doch fest versprochen,
die schönsten Himmelsdüfte
stinken wie erbrochen.
Wohin führt mich die Straße,
die ich nicht selbst gewählt,
wie sollte ich erreichen,
dass mich kein Sorge quält?
Eure Weisheit schlägt mich nieder,
die ich nie besaß,
warum blüht der Flieder,
wenn sterben muss das Gras?
Zermalmt endlich die Wonne,
zertrümmert sei das Glück,
pechschwarz scheint die Sonne
und Liebe wird zerdrückt.
Hörtet ihr die Kunde
vom Untergang der Welt,
es klingt aus aller Munde:
Die Reiter sind bestellt.
Heut pochen die Wolken ans Firmament,
die Nacht glüht scharlachrot,
das letzte große Feuer brennt-
na, und morgen sind wir dann tot.
Anmerkung:
Ja, ja, damals, die Pubertät eben... Emo pur! *schauder* Aber immer noch nett gereimt.
Getrennt
von hinten schleicht sich an
Einsamkeit
legt sich über mich
wie ein graues Tuch
das Leben wird zur
Teigtasche gefüllt mit einem Häufchen
Elend
warum vermisse ich dich
weniger seit du fort bist
unter Mamas Rockzipfel
hängt es sich bequemer
auf eigenen Füßen schwanken
ist immer noch besser als
zuschaufeln lassen
in der allergrößten
Not
habe ich vergessen
wie mein Gott heißt
dumm nur
die Axt allein im Walde
ist besser als die Taube auf dem
Zimmermann
Neujahr
Tote Köpfe plappern unendlich leere Blasen in die Luft
Die aufgetürmten Flaschen sprechen eine deutlichere Sprache
Und als fader Rauch ziehn schwankende Gestalten durch die Flure
Beim Frust schlucken brechen sie das Elend auf den teuren Teppich
- das Endstadium erst erreicht dann überwunden das Alte muss raus -
Warum nicht von neuem glauben niemand hindert euch
Am nächsten Tag werdet ihr in Selbstmitleid und Aspirin ersaufen
Und eure guten Vorsätze düngen allenfalls die Topfpflanzen
Nur zum Vergleich:
Dieses Gedicht ist eine Bearbeitung des mittelmäßigen (wenn auch nicht völlig misslungenen) "Sylvester" aus dem Jahre 1999(!) und wurde tatsächlich während einer Sylvesterparty auf die einzige unbedruckte Seite eines Reclamheftes (ne, echt jetzt) geschrieben...
Tote Köpfe plappern unendlich leere Blasen in die Luft
Aber die Flaschen sprechen eine deutlichere Sprache die Asche in den Bechern
Den Frust schlucken das Elend brechen wie Beziehungen
Wie es halt so ist und gut ist und lustig und fröhlich und was weiß wer
Das Alte muss raus
Das Endstadium erst erreicht dann überwunden
Ein Kreis alles schließt sich es geht weiter aber nicht voran
Aber dafür dürft ihr glauben niemand hindert euch
Am Ende doch nur Seifenblasen und Luftschlösser und vom Winde verweht
Wir alle haben Träume
An einen Schüler
Sei freundlich zu den Speichelleckern,
die dir zarte Träume weben,
solang du noch auf ihren Rücken,
zu deinen Wünschen mögest schweben.
Ablasshändler vor den Toren
buhlen um dein Seelenheil,
schütteln ihre Leierkästen,
bringen Affen Tänze bei.
Dralle Dirnen weben Kränze,
setzen Blumen auf dein Haupt,
krönen dich mit goldnem Glitter,
der nach allen Seiten staubt.
Flache Schalen voller Früchte
aus Kakao und Marzipan
bringen dir zwei blasse Knaben,
streun Fingerhut und Enzian.
Wisse drum, dass man beizeiten
den schlechten Meister vom gescheiten
entlarven mag und sinnvoll scheiden
an der Freundlichkeit der Welt.
kopfspiel
schweig ich dann schweb ich
in anderen sphärn
was draußen die welt will
ich muss es nicht hörn
ich weiß nur da drinnen
gehörst du nur mir
es gibt nichts zu fürchten
weil ich nichts verlier
und was ich erträume
ich weiß wird nie wahr
und bald hört es auf
und mein kopf wird so klar
dann wird mir bewusst
die verschwendete zeit
doch kanns mich nicht reuen
und bin gleich bereit
schon wieder zu träumen
vom liebsten so fern -
was draußen die welt will
ich muss es nicht hörn
Kopfspiel für Zocker
Spiel ich, dann schweb ich
in anderen Sphärn,
was draußen die Welt will,
ich muss es nicht hörn.
Und wird mir bewusst
die verschwendete Zeit,
kann’s mich nicht reuen,
und bin gleich bereit
schon wieder zu zocken
ich tu’s halt so gern -
was draußen die Welt will,
es soll mich nicht störn.
Bilanz
Ich ernähre mich
von poliertem Reis und Unschuld
in meinem Schoß
das Geschwür vergangner Tage
aufgegangen wie ein Stern
Mir steht schon Schaum vorm Mund
von all den Lügen
die einstmals sichre Zukunft
scheint mir in ihrer Unerträglichkeit
vertraut
So frage ich
wo ist der Ritter wo die Dornenkrone
schwenkt man die Geißel denn noch nicht genug
bin ich die auf Rosen einst gebettet lag
nicht längst verlorn
im Dickicht meiner Wünsche
abschied, kurz
ich habe nichts mehr zu sagen
seit langem schon
und doch
ich danke euch
aus irgendeinem herzen
warum habt ihr jemals
zugehört auch nach der stille