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Spektral

Seto vs. Bakura vs. Kisara
von

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Erwachen

Vorwort:

Schon wieder eine YGO FF?!

Ja, auch ich konnte mich nicht beherrschen, aber ich kann alle beruhigen, es wird hoffentlich nur bei dieser recht Ungewöhnlichen bleiben.

Derzeit stehe ich nicht auf Shonen-Ai, also fragt nicht und interpretiert sonst was hinein, es gibt auch Rarepairings, die eine angenehme Abwechslung sind.

Wer dieses nicht mag, muss es nicht lesen, niemand wird dazu gezwungen (außer die Freischalter, ihr tut mir leid ;_;).
 

Nun denn, viel Spaß beim Lesen ^_^
 

*Kapitel 1*
 

Hart schlug der Wind gegen das Fenster, welches aus alten Holz und rostigen Nägeln noch gehalten wurde. Wie eine scharfe Klinge schnitt der kalte Luftzug in sein Gesicht, doch störte es den Hellhaarigen nicht.

Vielmehr quälten Bakura andere Dinge als diese banalen Launen der Natur.
 

Es war Winter geworden und dementsprechend waren die Temperaturen gefallen. Die Menschen in der Großstadt von Domino hatten wichtigeres zu tun wie Einzukaufen und ihre Zimmer gemäß des europäischen Brauches zu dekorieren. Niemand würde den ehemaligen Dieb aus Ägypten vermissen oder an ihn auch nur einen Gedanken verschwenden.
 

Aber wer sagte, dass er diese Einsamkeit nicht genoss?

Er war es durchaus gewohnt alleine zu sein, mittlerweile verabscheute er die Menschen, die noch auf diesem Planeten umher krauchten.

Verdorben waren sie alle, furchtlos und weiter auf dem Selbstzerstörungskurs, die reine Selbstvernichtung.

Auch das sollte Bakura recht sein, denn so würde er weniger Arbeit haben nur gab es da eine Person, die ihn von allem abhielt.
 

Vor 3000 Jahren, nachdem sich alle Ereignisse überschlagen hatten, verfiel er in die Dunkelheit und nährte somit den Hass auf die Menschen.

So ungemütlich es auch war, so schier auch die Qual seine Seele zerfraß, so sehr sehnte er sich wieder zu Leben und seinen letzten Willen zu vollstrecken.
 

Seine Finger krallten sich in das morsche Holz am Boden, ehe er sich erhob und seinen müden Körper streckte.

Wann hatte er eigentlich das letzte Mal etwas gegessen?

Wann war das letzte Mal, dass er geduscht und sich die Haare gekämmt hatte?

Verdammt lange her, denn hätte ihn jemand so gesehen, wären viele nur schreiend davon gelaufen.
 

Sein müder Blick streifte durch die alte Hütte, blieb an der immer wieder ran schlagenden Tür hängen, auf welche er dann auch zuschritt.

Leicht keuchend drückte er sie in das ungnädige Wetter und stürzte hinaus, verfiel weiter der winterlichen Depression und ging dann weiter, Richtung Stadt.

All der warme Glanz, der fröhliche Lärm und das Weihnachtsgedudel kotzten ihn an, eigentlich zog ihn nichts dorthin, niemals würde er freiwillig dort hingehen.
 

Aber es gab da eine Person, die nach all den Jahren noch auf seiner Liste stand.

Auch wenn Bakura nicht lebendig sein sollte, hier würde er noch seine letzte Tat vollbringen.

Seinen letzten Willen…
 

~Szenenwechsel~
 

Temperamentvoll wie immer blitzten ihre sehr hellen Augen auf.

Endlich hatte sie es geschafft sich ihren Traumjob zu ergattern.

Na ja, was hieß Traumjob, wenn sie bei dem gefürchtesten Mann ganz Dominos arbeiten würde?

Mal ehrlich, wer wollte freiwillig bei Seto Kaiba arbeiten und dann auch noch seinen Zorn, Wut und allgemeinen Stimmungsschwankungen ertragen?

Nur eine Frau, die unbedingt Sekretärin werden wollte: Kisara Kiori.
 

Kaum hatte sie das Vorstellungsgespräch überlebt, durfte sie beim Hausdrachen persönlich aufkreuzen.

Aber das war doch eine der wenigen Herausforderungen des Lebens.

Ein kurzer Blick in den Spiegel und die letzte Falte im Rock wurde glatt gestrichen.

Die Haarsträhne des langen hellblauen Haares musste hinter das Ohr, dann war auch sie fertig für ihren Auftritt.
 

Mit Stil und Eleganz betrat sie das Hauptbüro des Herrn Kaibas, der mit seinem Drehsessel zum Fenster gewand war.

Man sollte erwähnen, dass Kaiba im Allgemeinen keine Frauen ausstehen konnte, er war (leider) der Meinung, dass manchmal Männer die stärkeren waren, um seine Firma nach außen zu präsentieren.
 

Dieses eine Mal sollte er irren.

Und bis dahin würde er seine Gedanken an die Ägyptensache mit Atemu und Co gerne verdrängen.
 

„Fräulein Kiori nehme ich an… Glückwunsch zu ihrem neuen Job! Doch seien sie sich gewiss, dass dies noch lange keine Garantie ist, dass sie hier auch lange Arbeiten werden! Denn niemand…!“
 

Kaiba nahm sich etwas zurück, schließlich wollte er nun auch nicht gänzlich als der Teufel persönlich wirken und außerdem sollte die Frau auch erstmal zeigen was sie konnte.
 

„Beweisen sie mir, was sie können, Fräulein Kiori, dann werden wir weiter sehen.“, korrigierte er sich.
 

Noch immer blickte er sie nicht an und nippte an seinem Kaffee.

Nicht mal zu Wort ließ er sie kommen, aber so war Seto Kaiba eben.

Vorherrschend und unverbesserlich.

Und wie es ihm schien, mochte ihn der Kaffee heute nicht, denn er schmeckte furchtbar und war viel zu sehr mit Zucker verunstaltet.
 

„Fräulein, sie könnten mir doch bitte gleich mal einen Kaffee servieren, der besser als dieser hier schmeckt.“, meinte er grinsend.
 

Schon hatte er seine erste Prüfung, die er ihr auferlegen würde.

Ohne weitere Worte ging se auf dessen Schreibtisch zu, sagte dann zum ersten Mal etwas, seit sie in diesem Raum war.
 

„Gewiss, Herr Kaiba!“, flink griff sie nach der abgestellten Tasse und verließ den Raum mit einem Nicken und einer Verbeugung.
 

Jedoch kam sie nicht sehr weit, denn wurde sie von Seto aufgehalten.
 

„Ihr Name ist Kisara Kiori?“, fragte der Brünette nach, nachdem er in den Unterlagen der Frau geblättert hatte.
 

Der Vorname alleine machte ihn stutzig, aber als er das Foto sah, wurde er gänzlich still.
 

„Ja, das ist mein Name, Herr Kaiba.“, antwortete sie ruhig und doch verwundert.
 

Endlich drehte sich Seto mit seinem Stuhl herum, musterte sie mit seinem Pokerface.

Wenn er es gerade nicht besser wüsste, dann wäre er der Meinung, dass diese junge Frau die Kisara aus der Vergangenheit war.

Seine blauen Saphire sahen direkt in ihre hellen Augen.

Aber blieb sie unbeeindruckt stehen, als würde sie ihn schon lange kennen.
 

„Kisara…“, begann er leise und in einem ungewöhnlich sanften Tonfall, „Bist du die Kisara, die ich kenne?“
 

Wenn schon Atemu, Isis und all die anderen wieder geboren wurden, dann musste sie doch auch etwas über die Vergangenheit wissen.

Allerdings machte sie nicht den Eindruck etwas zu wissen, denn sonst hätte sie es durch eine auffallende Geste ihm deutlich gemacht.
 

Seufzend kehrte er ihr den Rücken und sah wieder nach draußen.

Ehe sie reagieren konnte, fiel er ihr quasi ins Wort.
 

„Entschuldigung, Fräulein Kiori, aber ich scheine sie verwechselt zu haben, vergessen sie, was ich sagte.“
 

Für ihn war es peinlich, für sie war es pure Verwunderung.

Niemals hätte sie eine solche Reaktion von ihm erwartet.

Und schon gar nicht, dass sie sich womöglich kannten.
 

„Kein Problem, ich koche ihren Kaffee und nehme dann ihre Aufträge entgegen.“
 

Schon war sie verschwunden und schloss leise die Tür hinter sich.

Doch mit dem Schließen verschwanden nicht ihre Gedanken.

Was hatte er gemeint?

Mit wem verwechselte er sie?

Und er hatte sie für kurze Zeit mit dem Vornamen angesprochen, was war mit dem Mann aus Eis passiert?

Irgendwie beschäftigte sie dies alles sehr und fast schon im Unterbewusstsein versuchte sie ihren Kaffee zu kochen, achtete aber wenig darauf, dass dieser auch gelang.

Beim Zucker jedoch fiel es ihr wieder ein.
 

Nun etwas unsicher betrat sie wieder den Raum und ging auf den Schreibtisch zu.

Seto saß ihr zugewandt und musterte sie erneut.

Sein Gefühl sagte ihr, dass sie es war, womöglich aber ohne Erinnerungen.
 

„Danke.“
 

Seine Finger umschlossen den Griff der leicht warmen Tasse, aber sei Blick wich nicht von ihr.

Sichtlich beobachtet wich sie einen minimalen Schritt zurück.

Seto Kaiba war seltsamer als man in der Öffentlichkeit hörte.
 

„Herr Kaiba, habt ihr Aufträge, die ich erledigen soll, oder Gespräche verwalten, was immer ihr wünscht….?“
 

Es kam keine Reaktion seinerseits.

Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun, versuchte sich dies äußerlich nicht anmerken zu lassen.

Vielleicht war dies auch ein Test, den er ihr auferlegte.

Also schön ruhig bleiben und geduldig sein.
 

„Herr Kaiba!“, wiederholte sie und blickte ihn ernst an.
 

„Verzeihung, ja, ich habe ihnen Liste mit zu erledigen Dingen erstellt, bitte arbeiten sie diese ab, bis 16 Uhr, dann kümmern sie sich bitte um die ersten 12 Ordner der Kategorie B und wenn dann noch etwas anliegt, sage ich ihnen bescheid. Ach ja, ich bin für absolut niemanden erreichbar. Niemanden!“
 

Da hatte sie den Beweis, dass Kaiba der Kaiba war, den sie kannte.

Lächelnd verbeugte sie sich und versícherte ihm, dass sie all das Aufgetragene erledigen würde.
 

Alsdann verließ sie den Raum und ging in ihr neues Büro und ließ sich auf dem Stuhl nieder.

Ein neuer Lebensabschnitt begann für sie hier, doch würde etwas viel Gravierendes passieren, von dem sie natürlich nichts wusste.

Begegnungen

*Kapitel 2*

Je später es wurde, desto schwerer fiel es Bakura unauffällig sich durch die Stadt zu bewegen.

Sein Körper war stark abgekühlt und leichtes Fieber schüttelte ihn. Allgemein sah er nicht sehr gut aus, blasser als sonst und einfach sehr ungepflegt.

Doch seit wann kam es ihm auf Äußerlichkeiten an? Niemals würde er sich durch so etwas von seinem Vorhaben abbringen lassen.

Er musste zu Kaiba in die Firma, er musste zu ihm und eine letzte Sache klären. Nur deswegen war er noch einmal zurückgekehrt.
 

Als er endlich im Park ankam und das Gebäude schon in Sichtweite war, verschnaufte er erstmal auf einer Bank im Schatten der Laterne. Die Sonne war bereits untergegangen und ihre letzten warmen Strahlen wurden von dicken grauen Wolken erstickt.

Keuchend und sich die Kleidung an den Leib pressend saß er da und sah sich vorsichtig um. Je mehr er sich bewegte, desto schwächer fühlte er sich und strafte sich selbst für seine körperliche Schwäche. Vor seinen Augen wurde es langsam schwarz, noch wehrte er sich dagegen.

Das letzte, was er wahrnahm, waren weiße Flöckchen, die vom Himmel fielen.
 

Nicht sehr weit von ihm entfernt machte sich die ein wenig erschöpfte Kisara auf den Weg nach Hause. Weit hatte sie es nicht, und die U-Bahn ließ sie heute sein, denn unterwegs gab es noch einige Dinge zu erledigen.

Dennoch schlug sie den Weg in den Park ein, als hätte sie etwas dazu bewegt. Als die Schneekristalle vom Himmel rieselten, blieb sie stehen und sah nach oben. Der erste Schnee dieses Winters. Freudig streckte sie ihre Hand aus und ließ ein paar der bizarren Formen auf ihren Handschuh gleiten.

Sie waren wunderschön, jedoch tauten sie auch sehr schnell.
 

Vielleicht etwas enttäuscht über diese Vergänglichkeit ging sie weiter. Eigentlich hatte sie den Park schon durchgequert, als Kisara sich umblickte. Es war etwas seltsam, doch spürte sie etwas, dort hinten auf der Bank.

Neugierig aber trotzdem vorsichtig ging sie dorthin und sah dann eine Person zusammengekauert dort liegen.
 

Ruhig sprach sie denjenigen an und wollte ihn wecken, jedoch kam keine Reaktion. Auch rütteln und anstupsen brachte nicht viel. Seufzend zückte sie ihr Handy um einen Krankenwagen zu rufen, denn der Junge mit den hellen Haaren und viel zu blassen Gesicht sah wirklich sehr mitgenommen aus.

Das Problem: Ihr Akku war leer. Über sich selbst fluchend musste sie sich nun entscheiden.

Nahm sie den Jungen jetzt mit oder überließ sie ihn sich selbst?
 

Seufzend gab sie ihrem Gewissen nach und würde ihn mitnehmen. Schließlich wohnte sie am Parkende, in einem netten kleinem Appartement. Vorsichtig legte sie seine Arme über ihre Schulter und stützte mit ihrer anderen hand den Körper des anderen.

Er war schwer und nur mühsam kam sie voran. Niemand war in der Nähe um zu helfen, auch eine tolle Sache…
 

~Szenenwechsel~
 

Mürrisch packte der junge CEO seinen Mantel und verließ das Gebäude wie immer als Letzter. Niemand außer ihm arbeitete so viel und so spät noch in der Firma. Es war sein ganzer Stolz, sein Lebensinhalt. Nur quälten ihn die Akten nicht am heutigen Abend, sondern andere Gedanken, die der Vergangenheit und Kisara. Sie musste doch die Gleiche aus der Vergangenheit sein, nur warum tauchte sie mit einem Mal auf und nicht vorher? Hätte Atemu von ihr gewusst, nein… eigentlich kannte er sie ja auch nicht. Es war Seth der sie kannte. Damals verband sie etwas. Vielleicht war er auch neidisch auf dieses Verhältnis.
 

Kaiba schüttelte den Kopf und nahm seinen Aktenkoffer, stieg in die Limousine ein, die bereits auf ihn wartete. Es ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Seine Laune verschlechterte sich zusehends und dies konnte nicht einmal die positive Tagesbilanz der Börse verbessern.

Eigentlich wollte er nach der ganzen Sache mit Atemu die geheimnisvolle Vergangenheit abschließen und nun… Es war zum Haare raufen.
 

Mit einem genervten Unterton wies er seinen Fahrer an, nach Hause zu fahren. Wie gut, dass er noch seinen Bruder hatte, der ihn ablenken würde. Es gab nur einen Wirbelwind im Hause der Kaibas, der dies konnte. Mokuba. Und genau dieser freute sich auf seinen Nii-san, denn Weihnachten war ja ein Fest der Liebe, das musste auch der CEO erdulden.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis der Brünette überschwänglich begrüßt wurde. Sein Bruder fiel ihm in die Arme und strahlte nur so vor Glück.

Sanft entgegnete Kaiba diesem kindlichen Lächeln mit seinem wärmsten Lächeln.
 

„Tadaimah, Ototo!“, war seine recht ungewöhnliche Antwort.
 

Man spürte, dass er Ablenkung brauchte. Ohne warten zu müssen bekam er diese auch gleich.
 

„Schau nur, Nii-san! Es schneit, ist das nicht toll?“, strahlte der wuschlige Zwerg immer noch, nicht mal mit dem Gedanken seinen Bruder los zulassen.
 

„Das ist-…toll, ja.“, meinte er etwas matt und nahm seine Klette mit ihn die große Vorhalle des Hauses. Hier drinnen war es wenigstens warm und er konnte sich aus seinen Schichten des Business’ pellen. Handschuhe und Schal wurden von einer Bediensteten abgenommen, ebenso wie der schwere schwarze Mantel.
 

Nun konnte er seinen Bruder wenigstens gescheit in die Arme schließen und sich darüber freuen ihn an seiner Seite zu wissen. Nichts war ihm jemals wichtiger als er. Für ihn würde er alles tun, mehr als für seine Firma.

Und wieso kam ihm wieder diese Frau in den Sinn? Er begann sich dafür zu hassen, drückte etwas unsanft seinen Bruder von sich und ließ ihn im Flur stehen.
 

„Ich bin müde, werde Duschen und dann zu Bett gehen.“
 

Ungläubig sah Mokuba ihm nach und runzelte nur verwundert die Stirn. Was war denn mit dem los? Wobei man sagen musste, dass Kaiba immer ziemlich gestresst war.
 

~Szenenwechsel~
 

Kisara wusste nicht, wie sie es geschafft hatte, aber mit Stolz konnte sie behaupten den jungen Mann zu sich gebracht zu haben. Gut, dass es einen Fahrstuhl gab. Kaum war sie in der Wohnung, hatte sie Bakura auf ihre Couch gelegt und gleich von seinen zerfetzten Klamotten befreit. Nur gut, dass sie auch größere T-Shirts da hatte. Neu eingekleidet und den jungen Mann gut gebettet, machte sie ihm Tee und kühlte dessen Stirn. Er musste Fieber haben.

Sorgsam und scheinbar ohne Angst kümmerte sie sich um ihn, als wäre es ein Bekannter.
 

Unter diesen Berührungen, die Bakura einfach nicht gewohnt war, blinzelte er, wurde von einer Stimme aber gezwungen, liegen zu bleiben und sich zu erholen. Sein Körper sehnte sich nach Erholung, er musste ihm nachgeben. So schloss er wieder die Augen und schlief wieder weiter.

Zwar konnte sie nun den Tee vergessen, aber dann trank sie ihn eben selber. Als die junge Frau ihn grob versorgt hatte, kümmerte sie sich um sich selbst, zog ihren Mantel aus und setzte sich in die offene Küche, von wo aus sie ihn beobachten konnte.

Sein Gesicht war ihr nicht unbekannt, grübelnd hockte sie über ihrem Tee und versuchte dennoch zu Ruhe zu kommen.
 

Heute war scheinbar nicht ihr Tag, es geschahen nur seltsame Dinge. Erst Kaibas Reaktion auf sie, dann der weißhaarige, den sie schon mal gesehen hatte. Unruhig rührte sie im Tee herum und wendete ihre Augen nicht mehr von ihm ab. Das ging soweit, dass sie die zeit vergaß und müde wurde.

Ihr Kopf ruhte auf ihren Handrücken, ab und zu döste sie weg, bis sie gänzlich eingeschlafen war.

Hätte Kisara gewusst, wen sie da auf dem Sofa liegen hätte, wäre ihr Schlaf gewiss nicht ruhig gewesen.

(Un)gebetener Gast

Kurze Wortmeldung ^^°

Erstmal danke, dass wenige Leute sich trauen dies hier zu lesen +fg+ Andererseits möchte ich sagen, dass ich die FF raffen werde und mal schneller zum Punkt komme. Für eine gewisse Dame werde ich ein extra Kapitel machen, damit wir alle glücklich sind XD
 

Seine Träume waren weniger gut, sehr unruhig. Ab und an zuckte er zusammen, keuchte nach Luft, bis er schließlich die Augen aufriss. Um ihn herum war es dunkel und still, fast schon zu still nach seinem Geschmack.

Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und vorsichtig richtete er sich auf. Schnell bemerkte Bakura, dass seine Kleidung gewechselt wurde sowie seine Verpflegung. Sein Kopf fasste die wenigen Fakten zusammen und fasste ein Fazit.

Jemand hatte ihn gefunden und aufgelesen, es wurmte ihn sehr. Der Weißhaarige unterlag, sein Körper hatte schlapp gemacht und er wurde von irgendjemand gefunden.
 

Sein Blick schweifte im Raum umher, hier war er bei jemand gelandet, der auch Geld hatte und zu Leben wusste. Eigentlich rechnete Bakura mit einem jungen Mann, doch staunte er nicht schlecht, als er die junge Frau am Tisch fand.

Es war Ironie des Schicksals, er wurde von Kisara gerettet, die Seth einst beschützte. Nur war es in der Gegenwart Bakuras Ziel ein ähnliches wie damals, nur dass Kisara falsch agierte…

Es passte ihm eindeutig nicht, so schritt er auf sie zu und wollte sie kalt aus dem Schlaf reißen, als sie selber wach wurde und mit ihren hellen Augen seine dunklen fixierte.
 

„Geht es ihnen gut?“, sagte sie ruhig und sanft.
 

Sie reagierte nicht anders, weil sie ihn nicht kannte. Im Grunde dachte sie nie an etwas Böses und handelte dementsprechend. Nicht minder verwirrt sah sie ihn dann nun doch an, als er eine böse Miene zog.
 

„Kisara nehme ich an… Wie es mir scheint, erinnerst du dich nicht an mich mehr, oder?“
 

So, wie die junge Frau ihn ansah, gewiss nicht. Nun war er der Zweite, der in kurzer Zeit sie so ansprach und wie eine Bekannte behandelte.
 

„Ja, mein Name ist Kisara Kiori, aber ich denke nicht, dass wir uns kennen, oder?“
 

Kaum hatte sie den Satz zu ende gesprochen, als er sie mit seinem Finger an der Stirn berührte und sie augenblicklich still wurde. Bakuaras Macht war noch nicht versiegt, diesen Vorteil würde er auch weiterhin ausnutzen. In wenigen Millisekunden sah sie Szenen an ihren Augen vorbei ziehen.
 

„Erinnerst du dich nicht, was damals war?“, meinte er leise, dennoch mit einem bösen Unterton.
 

Ihm lag es immer noch, der Böse zu sein und sich an allen rächen zu wollen, die ihm damals im Weg standen. Nur hatte Bakura nie begriffen, dass er kontrolliert wurde, dass er besessen war. Wie auch nun, jedoch nicht so intensiv wie einst.
 

Ungläubig schüttelte sie den Kopf, konnte sie mit dem wenigem nicht viel anfangen, war sie nur noch mehr verwirrt. Wer war der junge Mann, der sie hier so verwirrte und ihre Gedanken manipulierte?

Endlich kam sie wieder zu Sinnen und erhob sich, nahm einen Sicherheitsabstand zu ihm ein und sah ihn böse an.
 

„Wer auch immer sie sind, verlassen sie sofort meine Wohnung oder ich rufe die Polizei!“, knurrte sie.
 

Doch Bakura konnte dazu nur Lachen und grinste sie dann teuflisch an: „Egal was du tust, es ist zwecklos, ich bin dir in vielem Überlegen!“, lachte er.
 

Nur dumm, dass sein Körper ihm nicht weiter gehorchen wollte. Murrend musste er sich an der Sofakante abstützen und feststellen, dass ihm schwarz vor Augen wurde.

Noch zögerte Kisara ihm zu helfen, ehe sie den gesunden Menschenverstand über Bord warf und ihn wieder aufs Sofa legte.

So ein Sturkopf! Das musste ja so kommen, bei dem Fieber, dass der andere hatte. Seufzend kniete sie sich neben ihm nieder und deckte ihn wieder zu. Mit der rechten Hand legte sie ein kaltes Tuch auf dessen Stirn, mit der linken griff sie nach dem Haustelefon, um im Notfall die Polizei rufen zu können.
 

Was sie jedoch dazu trieb, ihn nicht sofort raus zuwerfen, konnte sie nicht genau sagen, vielleicht weil er sie dermaßen verwirrt hatte. Seufzend machte sie sich daran, wieder ein wenig Ordnung in den Kopf zu bekommen, doch verwirrte es sie umso mehr. Nur leise konnte sie den anderen hören, wie er wütend brummelte.
 

„Fass mich nicht an!“, zischte er und versuchte sich mit Händen und Füssen zu wehren, was ihm jedoch keinesfalls gelang.
 

Seine Sinne waren wie vernebelt, sein Körper schien ihn absichtlich strafen zu wollen für all das, was er bisher getan hatte.
 

„Und du sei Still… wie wahr noch gleich dein Name?“
 

„Bakura!“, knurrte der Dunkelhäutige und versuchte sich ihr zu entziehen.
 

„Bakura also. Dann, ‚Herr Bakura’, solltest du jetzt ruhig liegen bleiben und dich erholen, ansonsten rufe ich gleich die Polizei und lasse dich wegsperren.“
 

Bakuras Antwort war darauf eigentlich klar, weshalb er wie erwartet knurrte und trotzig die Augen schloss, die ihm eh schon zufielen. Wenn er ganz ehrlich war, so hatte er von Kisara nichts zu befürchten, außer dass sie sich an die Vergangenheit ernsthaft erinnerte und sich seiner Aufgabe in den Weg stellte. Selbst dann, er würde sie bezwingen und seinen Plan weiter verfolgen.

Jedoch nicht heute Nacht, wohl auch nicht morgen. Krankheit und körperliche Schwächen herrschten über den ehemaligen Ringgeist, egal wie viel er fluchte und wetterte, er konnte nichts dagegen unternehmen.
 

Die junge Frau dagegen zog es vor ihren ungebetenen Gast zu beobachten. Wenn Bakura einmal schlief, dann sah er nicht mehr so wütend aus, seine Gesichtszüge hatten sich entspannt und hervor trat etwas mildes, etwas, dass sie bei ihm nicht gleich erwartet hätte. Da Frauen nun mal naiv sind und waren, kümmerte sie sich weiter um ihn, wusch das Tuch immer wieder aus und legte es ihm auf die Stirn zurück.

Morgen müsste sie wohl noch in die Stadt und Medikamente besorgen…

Sie erwischte sich gerade dabei, dass sie etwas Unlogisches tat. Warum sollte sie Bakura helfen, der sie eben noch barsch anfuhr und etwas von Vergangenheit faselte? Außerdem schien er ihr Gedächtnis alleine mit seinem Finger manipuliert zu haben, sie sah Bilder, die sie nicht kannte. Ägypten und Umrisse von jemand ihr bekannten, natürlich auch den jungen Mann vor ihr in einem roten Mantel.
 

Seufzend schüttelte sie den Kopf und verdrängte einmal alles, was hier logisch und unlogisch war. Auch wenn es abermals anderen widerstrebte, sie würde sich jetzt um ihn kümmern, schließlich war sie kein Unmensch. Folglich hätte sie sich auch um Kaiba gekümmert, wobei da eher mit Sicherheitsabstand, der Hausdrache persönlich war sehr gefährlich.

Jedoch ahnte sie nicht einmal, dass Seto im Gegensatz zu Bakura ein Unschuldslamm war.
 

Mit einem leisen Plätschern wrang sie das klamme Tuch aus und legte es ihm fürs vorerst letzte Mal auf seine Stirn. Trotz der Aufregung überkam sie die Müdigkeit, wie eine Welle übermannte es sie. Kaum hatte sie einmal die Augen geschlossen, sah sie bereits Träume an sich vorbei ziehen, es war sehr verlockend ihnen zu erliegen, was Kisara dann auch tat.
 

~
 

Am nächsten Morgen hätte es so schön sein können, jedoch war da ein Wecker, der ungnädig klingelte und somit Kisara aus ihren Träumen riss. Murrend tastete sie nach der nervenden Elektronik und brachte sie zum Schweigen.

Nichtsdestotrotz musste sie feststellen, dass sie die Nacht recht gut geschlafen hatte, es war so schön weich und warm. Man sollte erwähnen, dass sie etwas Weiteres feststellte. Nämlich die Ursache. Nur blöd, dass die Ursache grinsen konnte. Da ging es jemanden wohl sehr gut am Morgen, wenn es mal nicht Bakura war.
 

„Nett, dass du mir heute Nacht Gesellschaft geleistet hast, Kisara.“, grinste er ziemlich breit, es war definitiv kein gutes Grinsen musste sie feststellen.
 

Um es klarzustellen: Halbwegs neben Bakura liegend war Kisara zu Ruhe gekommen. Doch allem Anschein nach, hatte der Halbalbino dies nicht ausgenutzt. Da hatte jemand noch mal Glück gehabt.
 

„Guten Morgen, Herr Bakura!“ brummte sie etwas heiser.
 

Mühsam richtete sie sich auf und sortierte erstmal ihr langes Haar. Sie musste furchtbar aussehen. Typisch Frau, dachte der Ägypter und musste doch leise lachen. Seine Laune kam nicht von irgendwo her, nein. Noch in der Nacht hatte er beschlossen die Sache anders angehen zu lassen, denn wenn er schon mal Kisara traf, dann konnte er sie auch benutzen, auch um seinen leidigen Körper zu pflegen. Wohl oder übel musste er zugeben, dass er auf ihn angewiesen war.
 

Noch ein kleines bisschen verwundert über den friedlichen Gast auf dem Sofa machte sie sich auf in die Küche um Frühstück zu machen, ach ja, Duschen wäre auch eine Idee gewesen. Mehr oder weniger schnell tat sie dies alles, wurde stets von Bakura beobachtet, der einen auf Ferien machte. Seine Rache konnte er morgen immer noch Ausführen…

Ohne groß gefragt zu werden, bekam er ein kleines Frühstück, Obst obendrein und einen Einblick in ihr morgendliches Leben.

Die junge Frau wirkte ein wenig perfektionistisch, schließlich war das Haus ordentlich und sehr gepflegt. Man konnte sich hier fast wohl fühlen, schwirrte es durch seine Gedanken.
 

Als Kisara Duschen ging, ihre Tollkühnheit sollte belohnt werden, sah sich der Dieb von seinem Liegeplatz weiter um. Wertsachen gab es hier einige, allerdings interessierte ihn hiervon nichts sonderlich. Sollte er Kaiba für etwas büßen gelassen haben, könnte er sich noch früh genug Sorgen machen.

Kaum war Kisara fertig und verließ das Bad, fiel ihr skeptischer Blick auf ihn, der nun aufrecht auf der Couch saß und sie auch ansah.
 

„Interessant?“, meinte sie mehr abwegig als es tatsächlich klang.
 

„Immer doch!“, war seine laszive Antwort.
 

Nun bediente er sich endlich des Frühstücks, Essen kannte sein Magen nicht mehr seit Tagen, wurde höchste Zeit ihn wieder zu füllen. Was Bakura ungern zugab war, dass es auch noch gut schmeckte. Um sich verwöhnen zu lassen würde er wohl öfters herkommen, scherzte er innerlich, oh wie würde er gucken, wenn er wüsste, dass damit recht behalten würde. Doch dazu später.

Ihr Blick blieb an ihm kleben, auch als sie endlich Frühstückte. Bald müsste sie bei Kaiba auf der Matte stehen und wieder dessen Anweisungen nachgehen. Bei dem interessanten Besuch verspürte Kisara allerdings wenig Lust, doch die Pflicht rief.
 

„Was wirst du anstellen, wenn ich dich hier alleine lasse?“
 

Sie bekam darauf nur ein Lachen von Bakura. Die Frau war wirklich sehr leichtgläubig. Nahm sie ernsthaft an, er würde hier einen Stein auf dem anderen lassen, wenn er hier bliebe? Würde dann nicht etwas fehlen, Wertsachen oder sonstiges?
 

„Machst du das mit allen, die du aufsammelst? Überlässt du ihnen immer deine Wohnung?“
 

Wo er Recht hatte, hatte er Recht, denn kein normaler Mensch würde Bakura, die Betonung liegt auf Bakura, alleine lassen! Niemand!

Ihr Blick veränderte sich von dem naiven-gutmütigen in eine wahre Eishölle. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, kam prompt eine Antwort.
 

„Dann rate ich dir, liegen zu bleiben, nichts anzufassen und zu warten bis ich wieder da bin.“
 

Mit dem Satz erhob sie sich vom Tisch um sich für die Arbeit zu Recht zu machen. Seitens Bakuras gab keinen Kommentar, wieso auch, diese naive Dummheit bedurfte es keiner weiteren Worte.
 

Fertig gepackt und fertig geschminkt sah sie sich ein letztes Mal in der Wohnung um, nahm ihren Schlüssel und sah zu dem Ägypter.
 

„Ich werde dich einschließen, Essen ist im Kühlschrank, sollte etwas verändert sein, wenn ich zurückkomme, dann lernst du mich richtig kennen!“
 

Das meinte sie sogar ernst und ihr Blick verriet es.

Ohne Umschweife ging sie zur Tür, schenkte dem jungen Mann keine Beachtung mehr und schloss ihn dann ein.

Auf dem Weg zur Arbeit hatte sie natürlich mit ihrem Gewissen zu vereinbaren, was sie genau da gerade für eine Dummheit getan hatte.

Dumm nur, dass sie ihre Entscheidung noch nicht bereute.

Erinner dich

Um zehn Uhr in der Kaiba Corporation hatte der CEO es vorgezogen Kaffee zu trinken, denn in der letzten Nacht war er einfach nicht zur Ruhe gekommen.

Hier und da hing ihm die Vergangenheit, Atemu und all die anderen im Kopf.

Es war zum Verfluchen, zum Ausrasten und einfach wütend werden.

Seine Laune wurde auch nicht besser, als seine Sekretärin den Raum betrat und ihm die aktuellen Daten zu seinem neuesten Projekt brachte.
 

Schweigend sah er sie an und Kisara konnte spüren, dass etwas nicht mit ihm stimmte.

Womöglich hatte es sogar etwas mit ihr zu tun, denn sein Blick wurde nicht besser, als er sie ansah.
 

„Entschuldigen sie die Frage, Herr Kaiba, aber sind sie unzufrieden mit meiner Arbeit?“
 

Damit wagte sie sich in die Höhle des Löwen, kein Angestellter außer Roland durfte sich erlauben nach ihm zu Fragen. Erschreckenderweise antworte er nicht, schüttelte nur mit dem Kopf und sah sie weiter an. Langsam öffnete er den Mund und wollte sie ansprechen, doch es kam Laut heraus. Seto kam sich dabei nicht sehr klug vor, denn er wollte längst vergangene Dinge von ihr wissen, mit denen er eigentlich abgeschlossen hatte. Auch seine Sekretärin stand vor ihm, regte sich nicht und sah ihn ebenfalls an. Eine erschreckende Stille trat ein, sie drückte und war wirklich unangenehm.
 

„Ki-…“
 

Mit jedem Laut, den Seto tat, wurden ihre hellen Augen größer und warteten auf mehr. Was wollte er ihr sagen? Hatte es was mit ihr zu tun? Oder wollte er allgemein mit ihr über was reden? Brainstorming beherrschte den Kopf der jungen Frau.
 

„Kisara, ich…“
 

Wie zur Hilfe kam sie ihm näher, beugte sich schon fast unverschämt dichter zu ihm, gut dass sie alleine waren. Kurz schlossen sich Setos Augen, ehe sie wieder klar wurden und sie mit einem festen Blick ansahen.
 

„Ich danke dir.“
 

Okay, damit hatte sie nicht gerechnet. Seine Aussage war eigentlich recht normal bis auf zwei Worte des Satzes. ‚Danke’ und ‚dir’.

Verwirrt blickte sie ihn an. Was meinte er? Doch nicht etwa das Bringen der Daten? Nein wohl kaum, außerdem hatte er sie geduzt. Seto Kaiba musste definitiv etwas anderes meinen.

Ohne weiter nach zu denken nahm Kisara seine Hand und lächelte sanft.
 

„Was auch immer sie sagen wollen, was auch immer sie genau meinten, ich tat es gerne.“
 

Leicht erschrak er bei der Berührung, ließ seine Hand jedoch da, wo sie war. Die junge Frau wusste wohl instinktiv, dass er mehr meinte als das hier. Erinnerte sie sich wieder?
 

„Kisara, erinnerst du dich? An deine Vergangenheit? Was du früher getan hast?“
 

Sein Blick war erwartend, vielleicht war es hoffnungslos, doch er wollte es wissen, wollte wissen, was sie wusste. Und was sie damals für ihn getan hatte, dass sie früher einander einmal sehr nahe standen. Sich sogar liebten. Leicht drückten ihre Hände seine und fast sah er es als Bestätigung, doch sie lächelte nur matt.
 

„Kaiba-san, ich weiß nicht, was sie genau meinen.“
 

Ihr fiel etwas ein, nämlich die Situation von gestern Abend, als Bakura sie ansprach. Es ging um das alte Ägypten.
 

„Kemet…“
 

Bei diesen Worten sah er sie noch erwartungsvoller an, sie musste es also wissen. Sein kaltes Ich wich seinem menschlichem Wesen und Kisara betrachtete ihn zunächst verwundert, dann zogen einige Bilder in ihren inneren Augen vorbei.

Sie sah Szenen, die aus Kämpfen bestanden, auch sah sie ihn, nur in einer anderen Tracht. Ein Wort kam ihr in den Sinn.
 

„DaiShinkan…Seth.“
 

Ohne dass sie es wollte, liefen kleine Tränen ihr über die Wange. Seto war sich nicht 100 Prozent schlüssig, doch konnte ihre Reaktion nur heißen, dass sie sich erinnerte.

Fast wir starr stand sie vor ihm, drückte die Hand des anderen und je weiter sie mit ihren Gedanken kam, desto mehr sah sie und zitterte leicht.

Daraufhin stand Seto auf und zog sie in seine Arme. Als er selber von der Vergangenheit erfuhr, war er innerlich ebenso geschockt gewesen wie sie es jetzt war, nur drückte sie es anders aus.

Beruhigend strich er ihr über den Rücken, strich ihr langes Haar hinters Ohr und hielt sie einfach fest. Kaiba erlaubte es mittlerweile nur einer Frau ihm so nahe kommen zu dürfen und eben diese lag nun in seinen Armen. Kisara war es damals, die ihn rettete, die ihn vor seinem Tod bewahrte und selbst bis in die Gegenwart treu blieb. Dieser Frau hatte er einiges zu verdanken, gut damals mehr als heute, doch war sie ihm nicht mehr aus den Gedanken gegangen.
 

„Deswegen danke, Kisara, damals konnte ich es dir nicht mehr sagen.“, sagte er leise und streichelte sie weiter.
 

Wortlos nickte sie und genoss für den verbotenen Moment seine starken Arme, die sie wieder erkannte. Die Vergangenheit tat weh, nur erinnerte sie sich an Seth, Bakura kam darin nicht vor, noch nicht. Wohl aus Vorsorge hatte dieser es getan, denn er würde sie noch benutzen für seinen Plan sich an Seto zu rächen.

Vorsichtig löste sie sich von ihm und wischte sich die Tränen von den Wangen. So konnte sie ihm nun auch wieder nicht gegenüber stehen und ihn mit verweinten Augen ansehen, denjenigen, den sie damals über alles liebte. Tat sie es immer noch?
 

„Seto… ich meine Kaiba-san, ich muss noch was tun, die Akten durchseh-…“
 

Ein Finger legte sich auf ihre Lippen. Diese ungewöhnliche Zärtlichkeit empfing sie von ihrem Chef, der sie außergewöhnlich sanft anlächelte.
 

„Zwei Dinge Kisara: Erstens darfst du mich Seto nennen, aber nicht vor den anderen, okay? Zweitens bin ich froh dich wieder zu sehen, jedoch vergiss die Vergangenheit, genieße dein jetziges Leben, denk nicht mehr dran, ja?“
 

Ein letztes Mal nickte sie ihn an und sah in seine himmelsblauen Augen, die so sanft waren, sie wäre beinahe in ihnen ertrunken.
 

„In Ordnung…Seto.“ Meinte sie leicht lächelnd und löste sich gänzlich von ihm.
 

Die Sekretärin würde wieder ihrer Arbeit nachgehen, ohne sich dabei bei Seto nun eine Sonderstellung zu erhoffen, denn schließlich war sie hier zum Arbeiten und Geld verdienen und nicht um privaten Dingen nachzugehen.

Sie lebten nicht mehr in der Vergangenheit, sie lebten im Jetzt, hier galten andere Regeln.
 

~
 

So ging langsam aber doch ein recht ruhiger Tag zur neige und nach Arbeitsschluss machte sie sich auf den Heimweg, erinnerte sich an das, was heute passiert war und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Aber halt! Unten an der Tür fiel es ihr wieder ein, sie wollte einkaufen gehen.

Alsdann kam sie später nach Hause, schloss die Wohnung auf und linste vorsichtig hinein. Ihr Untermieter musste ja irgendwo im Domizil umherschwirren. Leise betrat sie den Flur und sah sich prüfend um. Wo war dieser freche Bengel?

Was ihr noch mehr Angst machte, dass die Wohnung ordentlich aussah. Kisara legte den Schlüssel auf die Kommode und betrat das Wohnzimmer. Auf der Couch lag er nicht, nein, er lag im Sessel und hatte den Fernseher laufen. Kleine Anmerkung: Kura lag auf dem Sessel, sah irgendwelche Berichte und Reportagen über orientalische Länder. Er war eingeschlafen. Na wenn das mal ein nicht zu perfektes Bild abgab. In der Küche stellte sie ihre Einkäufe ab, packte sie aus und legte das Abendbrot beiseite. Ein Blick in den Kühlschrank verriet ihr, dass er nichts angerührt hatte. Was hatte er die ganze Zeit hier nur getan?

Seufzend begann sie ihre Sachen abzulegen, ein Glas Weißwein zu trinken und mit dem Essen anzufangen. Unter den Schnippelgeräuschen wurde er natürlich wach und sah prüfend zu ihr hinüber. Es war ihm egal, ob sie bemerkte, dass er wach war oder nicht, jedenfalls nutze er den Moment um umzuschalten. Irgendwas von dem würde jetzt schon passen und wenn es die Nachrichten waren.

Die hellhaarige Frau war kaum fertig mit dem Essen, da saß sie an ihrem kleinen Bar-Tisch in der Küche und wollte sich einen Teil des Salates in den Mund schieben, da hörte sie ihn kommen. Mit einer Bewegung nach rechts schaltete sie den Herd ein und machte die für ihn gedachte Suppe warm. Wie ein Hund kam er angetapst und setzte sich ihr gegenüber und stibitzte ihr ein paar Happen von ihrem Essen. Erbost knurrte sie ihn an und er erwiderte dies mit einem Grinsen.
 

„Nabend, Kisara. Bekomme ich heute nichts von deiner Gastfreundlichkeit zu spüren?“
 

Leicht kräuselte sich die fein geschwungene Augenbraue der Frau und sie sah ihn an.
 

„Guten Abend Bakura, dein Essen ist gleich warm.“
 

Er grinste sie weiter an und hockte sich brav auf seinen Stuhl, schnappte sich Besteck und bekam sogar einen Teller, der mit Suppe gefüllt war. Kein Mahl für einen Mann wie ihn, doch er nahm es ohne Wenn und Aber hin, löffelte still seine Suppe.
 

„Ich habe dir Medikamente mitgebracht, ich zeige dir nachher wie man sie einnimmt.“ Sagte sie ruhig und ging nicht weiter auf ihn ein.
 

Nun kam Bakura gar nicht mehr aus dem Grinsen heraus und musterte sie von oben bis unten. Nichtsdestotrotz löffelte er weiter, mopste sich was von dem Brot und verschlang es leicht gierig.
 

„Dein Make-up ist verwischt.“, bemerkte er scheinbar überflüssig.
 

Ein kalter Blick traf ihn, als sie den Kopf hob. So etwas musste sie nicht gesagt bekommen, dass wusste sie auch selber, außerdem war es minimal. Uninteressiert zuckte sie mit den Schultern und aß einfach weiter.

Weiterhin grinste Bakura und fand sie immer unterhaltsamer. Besser als jeder Fernseher.
 

„Wie wahr dein Tag?“
 

„Das interessiert dich eh nicht, Bakura, also frag mich so was nicht.“, murrte sie leise.
 

„Gehst du morgen wieder so früh?“
 

„…“
 

„Kriege ich morgen zu Mittag was? Heute gab es nichts.“
 

„Ja, vielleicht.“
 

„Kannst du auch mal was mit Fleisch machen? Ein Steak oder so?“
 

„Vielleicht.“
 

„Sag, was ist-…“
 

„Still sag ich!“ Kisara wurde sehr laut, sodass auch für minimale Zeit Bakuras Grinsen nachließ. Seine ewige Fragerei nervte sie gehörig! Und würde er es noch einmal wagen den Mund auf zu machen, dann würde es was setzen.

Bakura schien verstanden zu haben, was sie da in ihren Augen stehen hatte, dass sie überhaupt nicht gut gelaunt war. Doch er grinste wieder.

In aller Ruhe aß sie ihr Abendbrot auf und räumte das Geschirr in die Spüle. Sie würde es nachher in den Geschirrspüler räumen, aber zu allererst wollte sie eines: Duschen.

Kuras Augen folgten ihr, dennoch blieb er auf dem Stuhl hocken, konnte hören, wie sie hinter verschlossener Tür sich entkleidete und unter der Dusche stand. Seine Ohren waren geschärft und lauschten.

Nach einigen Minuten verließ die Herrin des Apartments das Bad und verzog sich in ihr Schlafzimmer. Stets klebten seine Augen an ihr, er fand es einfach nur interessant sie zu beobachten, zumal sie es duldete. Leise trat er an die Tür und sah durch den Türspalt, wie sie sich anzog.

Man müsste meinen, Bakura interessiert sich für keine Frauen, schon gar nicht für solch zarten, fast zerbrechlichen Damen, die ihm damals in der Vergangenheit einiges vermasselt hatten.

Gerade noch rechtzeitig trat er zurück, als sie wieder ins Wohnzimmer gehen wollte. Ihr Blick sagte wieder alles. Ohne weitere Worte nahm sie die Tüte mit den Medikamenten und begann diese auszupacken, hielt ihm drei Packungen vor die Nase. Stillschweigend ließ Bakura sich alles erklären, nickte nicht einmal, sondern grinste sie weiter an. Es war eben typisch Bakura.

Ihre leicht genervten Augen trafen auf seine.
 

„Hast du das verstanden?“
 

„Was habe ich verstanden?“
 

„Das mit den Tabletten…“
 

„Ja habe ich.“
 

„Gut.“
 

„Warum?“, fragte er provozierend nach, Bakura wusste, dass es nicht gut enden würde.
 

„Damit du schneller gesund wirst, ich dich auf die Straße zurückschieben kann und ich ein reines Gewissen habe. Noch Fragen?“
 

„Ja.“
 

„Abgelehnt, ich habe keine Lust eines deiner Spielchen mitzumachen, also geh jetzt wieder auf deine Couch und schlaf.“, knurrte sie.
 

Oho, diese Frau wollte nicht mit ihm spielen, das fand er überaus schade. Mit keinen weiteren Äußerungen ließ er sie ziehen und ins Schlafzimmer verschwinden.

Lass mich nicht alleine

Dieser Zustand zwischen ihnen hielt vier weitere Tage an. Sie kam nach Hause, aß mit ihm still zusammen und ging duschen, anschließend schlafen. Was er die ganze trieb und machte, interessierte sie nicht sehr, viel zu sehr hing ihr das mit Ägypten im Sinn. Bakura beobachtete inzwischen wieder putzmunter und gesund das Geschehen. Merkte sie nicht, dass er wieder gesund war und er sie nun im Prinzip noch ausnutze?

Dieser Sache müsste er auf den Grund gehen, was er eines Nachts beschloss und in das Schlafzimmer der jungen Frau schlich. Selbst hier lebte sie nicht schlecht, hatte ein großes bequemes Bett und einen guten Möbelgeschmack. So leise wie er konnte trat er an ihr Bett und betrachtete die schlafende Kisara. Sie träumte viel von der Vergangenheit, ab und zu sah sie auch Bakura darin vorkommen, doch ergab es kein klares Bild.

Seine Hand berührte ihren Schopf, er schloss die Augen und konnte verfolgen, was sie da träumte. Immer wieder hatte sie diese Szene im Kopf, in welcher Seth angegriffen wurde und sie zuerst nichts tun konnte, als ihr dann die rettende Idee kam, sah sie sein trauriges Gesicht. Leise weinend klammerte Kisara sich in ihre Decke, spürte eine Hand und ergriff diese, als hätte sie Angst und brauchte diesen jemand.

Nicht sehr erfreut darüber, musste er dies geschehen lassen. Auch wenn er versuchte sich zu befreien, sie hielt die Hand nur noch fester.

Gerade wollte er sie mit Gewalt ihr entreißen da hörte er sie flüstern.
 

„Bitte bleib’, ich will nicht alleine sein!“
 

Ernst sah der ehemalige Dieb sie an und seufzte dann, kniete sich neben sie hin und ließ sie seine Hand halten. Dankend lächelte sie im Schlaf und wurde wieder ruhiger, schmiegte sich mehr und mehr heran. Sie wollte nicht mehr alleine sein, so wie sie es immer war. Nicht ohne Grund duldete sie Bakura hier. Und gewiss nicht ohne Grund wollte sie wieder alleine sein.

Die dunklen Augen des Diebes betrachteten die schlafende Kisara, er sah sie lange an, pausenlos und ohne Gedanken. Je länger er sie ansah, desto weniger dachte er daran, warum er eigentlich in die Stadt gekommen war.

Am Ende schlief er neben sie ein und blieb bei ihr, auch als sie ihn wieder losließ, er hielt weiterhin ihre Hand, damit sie nicht alleine war.
 

Was am kommenden Morgen folgte, konnte man sich denken. Lauthals jagte sie ihn aus ihrem Schlafzimmer und wurde Lauter denn je. Es gab seitens Bakura keinen Protest, er hatte nämlich verstanden wie diese Frau tickte. Sie wollte stark sein, es allen zeigen und sich durchschlagen, doch im Grunde war sie alleine und brauchte jemanden, wohl deswegen hatte sie ihn hier aufgenommen, es war wie eine Verzweiflungstat vermischt mit Mitleid.

Fluchend, polternd und so gar nicht freundlich jagte sie ihn vor die Tür und auch nicht weiter, sie forderte nicht einmal, dass er endgültig gehen sollte. Da er wusste was in ihr vorging, nahm er es nicht so schwer, zumal er nun ja wirklich mal gehen könnte, weil er noch was vorhatte, was er dann nach 20 Minuten Nachdenken auch tat.

Seine Beine hatten ihn gerade in die vorletzte Etage getragen, da konnte er deutlich hören, wie Kisara die Tür oben aufschlug. Ihre Schritte halten durch den Flur, sie suchte ihn, was ihn kurze Zeit lächeln ließ. Diese Frau war wirklich erbärmlich, dachte er sich und verließ das Gebäude.
 

Sein Weg führte nun zum eigentlichen Ziel, zur Kaiba Corporation und zu Seto Kaiba. Für den Fall der Fälle hatte sich der ehemalige Dieb ein Küchenmesser eingesteckt, wer wusste schon wann und wo er ein besseres finden würde.

Zufrieden mit sich und der Welt schlenderte er durch den Park und ging seinen lang durchdachten Plan durch. Bakura hatte beschlossen, Kisara erstmal außen vor zulassen, denn sie würde ihn in Schwierigkeiten bringen, wenn nicht gar schlimmer.

Zu sehr wurde er in den letzten Tagen, Stunden, Minuten von ihr beeinflusst, Kura müsste wieder zu klarem Kopf kommen und das ändern.
 

Nicht lange und er war unten beim Pförtner angekommen, der ihn nur widerwillig hineinließ. Alsdann machte sich der Weißhaarige auf den Weg nach oben, sah sich prüfend mehrmals um.

Es war gefährlich für ihn, was ihn nicht abhalten würde. Wenn er fertig mit Kaiba war, dann hatte er seine Aufgabe erfüllt und war es nicht mehr Wert zu Leben. Rache bis zum Tod, Rache für die Vergangenheit.

Da Kisara -Kaibas Sekretärin- nicht da war, hatte er leichtes Spiel in das Büro zu gelangen. Es war noch sehr früh, kaum einer war hier, nur er und Seto.

Mit einem gewaltigen Knall riss er die Tür auf und starrte kalt lachend auf Kaiba, der gerade gekommen sein musste. Sein Koffer lag nicht mal für ein paar Sekunden auf dem Tisch, da wurde dieser schon beiseite geschleudert. An seiner Stelle wurde der Körper Kaibas gedrückt, erschrocken und von der Kraft knapp unterlegen musste Seto dies dulden.
 

„Ich bin wieder da, mein ehemaliger DaiShinkan!“, hauchte er ihm ins Ohr und presste ihn fester auf die Eichenplatte.
 

„Wie ich sehe, bist du weniger entzückt, dass ich dir wieder unter die Augen trete, doch sei froh, es ist das letzte Mal.“
 

Keuchend rang Seto nach Luft, biss die Zähne zusammen und versuchte sich mit all seiner Kraft sich gegen ihn zu wehren. Was Bakura hier wollte, verstand er nicht, was er von ihm wollte, noch weniger.
 

„Verzieh dich, räudiger Dieb! Du hast hier nichts mehr zu suchen, du wurdest in der Vergangenheit vernichtet und dürftest gar nicht existieren!“, fauchte er gemischt mit einem Knurren.
 

Wäre ja noch schöner, wenn Kura trotzdem weiterleben durfte, allerdings nicht alldem, was passiert war. Seto hasste ihn dafür, was er damals dem Pharao, ihm selber und Kisara angetan hatte. Die Ausgeburten der schwarzen Seele des Diebes waren zu jener Zeit überall, sie durchdrangen Körper von Bekannten, Familie und seelenlosen Dienern.
 

„Ich werde nicht eher gehen, ehe du das erleidest, was hätte schon vor tausenden Jahren hätte passieren sollen!“, zischte er. Sein Unterarm drückte sich gegen die Kehle des CEOs, sein Körper stemmte sich gegen den des anderen und mit der freien Hand griff er nach hinten, zückte das Küchenmesser jener Frau, die damals alles vereitelt hatte.

Wohlig fühlte Kaiba sich hier gewiss nicht, nur wurde ihm immer mehr klar, dass er schnellstmöglich etwas tun sollte, wenn ihm sein Leben lieb war. Die Gegenstände gab es nicht mehr, sie wurden alle nach der Rückkehr verschüttet und somit unerreichbar für die Menschen geworden. Magie und reale Monster gab es minder, ebenso die Mächte des Bösen, welche auf die Sennen Items angewiesen waren.
 

Ein letztes Mal brachte Kaiba seine Kräfte auf, konnte zumindest den Dieb von sich stoßen und sich ein paar Sekunden Luft verschaffen. Wild riss er an seinem Kragen, löste krampfhaft die Krawatte durch ziehen, doch so schnell konnte er sich nicht erholen. Denn Bakura gab natürlich noch nicht auf. Die Jagd ging weiter.
 

„Du bist krank, Bakura! Verschwinde oder du wirst es mit einer ganzen Armada den Kampf aufnehmen müssen, dann wirst eingesperrt und versauerst im Knast!“
 

Darauf hin musste Kura laut lachen. Noch nie hatte er so etwas Hohles gehört. Leere Drohungen brachten Kaiba hier nichts, er würde dadurch nur noch mehr leiden. Grinsend, näherte sich der Weißhaarige wieder dem Brünetten, versuchte ihn zu packen, doch dieser entwischte Richtung Tür. Fast gerettet griffen seine Finger nach dem Telefon, doch jäh wurde seine geglaubte Befreiung gebrochen, als der Dieb das Kabel durchschnitt und sein Gewicht wieder auf den anderen drückte.

Augenblicklich hatte er die Klinge an der Kehle, ein leichter roter Strich bildete sich direkt an der Halsschlagader. Seto brachte nicht mal mehr ein Keuchen hervor, vielmehr waren es gequälte Laute.
 

„Hast du einen letzten Wunsch, DaiShinkan?“, hauchte er breit grinsend dem anderen entgegen.
 

Die Lippen des Brünetten bebten, sie formten Worte: „Du kannst mich mal!“
 

„Wie du wünscht…“

Wiederholung der Vergangenheit

Kisara hatte aufgegeben. Nur zu deutlich konnte sie hören, wie Bakura das Haus verlassen hatte. Verzweifelt und weinend brach sie am Geländer zusammen. Langsam begriff sie, dass sie eindeutig etwas falsch machte. Die junge Frau brauchte Hilfe, sie musste mit jemanden reden, sie brauchte Halt und die Gewissheit gebraucht zu werden.

Nach wenigen stillen Minuten rappelte sie sich auf, begann sich ordentlich zu machen und nahm die wichtigsten Sachen mit. Es war Zeit fürs Büro, zu Arbeiten und dann vielleicht mit Seto zu reden.

Dementsprechend machte sie sich auf den Weg, ging den gleichen Weg wie Bakura, grüßte den Pförtner und stieg in den Fahrstuhl. Auf dem ganzen Weg bis hierher war sie in Gedanken versunken und es dauerte nicht lange, bis sie etwas erkannte.

Aber um es gänzlich zu begreifen, kam sie nicht, denn was sich hier vor den Füssen offenbarte ließ sie erstarren.

Was tat Bakura hier?! Warum bedrohte er Seto...
 

„Aufhören!“
 

Ihre Fäuste ballten sich, ihre Augen blitzten wütend auf. Dass Bakura sie bedrohen könnte, kam ihr nicht in den Sinn, vielmehr zerrte sie tollkühn am Kragen von Bakura, um ihn von Seto runter zubekommen.

Tatsächlich gelang es ihr auch, denn Bakura war wegen ihrem Erscheinen überrascht und passte dementsprechend nicht auf. Ihre langen Finger bohrten sich in seinen Nacken, sie war mehr als enttäuscht von ihm.

Endlich hatte Seto Gelegenheit wieder zu Luft zu kommen und sich gänzlich von ihm zu lösen. Kaibas Blick fiel auf Kisara, in ihm stieg eine Erinnerung auf, diese Szene erinnerte ihn an etwas. Und es gefiel ihm gar nicht.

Er musste doch sie beschützen und nicht umgekehrt, Kisara sollte nicht wieder so enden wie vor 3000 Jahren.
 

„Kisara, geh, es ist zu gefährlich hier!“, brachte er hustend hervor und rappelte sich wieder auf.
 

Doch Bakura war ungestümer, begriff sehr schnell die Situation, die sich ihm nun bot. Seine Hände umschlossen die Handgelenke der jungen Frau, drückten sie an sich. Nun hatte er ein Druckmittel gegen Seto und knurrend bekam er seine Antwort von ihm.
 

„Willst du, dass sich alles von damals wiederholt? Willst du, dass sie wegen dir stirbt, Seth?“, hauchte er in einer Mischung von anrüchig bis krankhaft.
 

In Kisara gingen mehre Dinge vor, ihr alter Beschützerinstinkt erwachte und noch etwas regte sich in ihr, nur bekam sie keine Gelegenheit es gänzlich zu verstehen, denn sie wurde gezwungen still zu sein und mit anzusehen, wie Bakura Seto erpresste.

Natürlich begann sie sich zu wehren, doch als sie die Klinge an ihrem Hals spürte, wurde sie still. Ihr Blick führte zu Seto, der sie ebenfalls ansah. Es trat eine bedrückende Stille zwischen den dreien ein.

Während sich Seto langsam wieder erholte und plante Bakura loszuwerden, hatte letzterer etwas beschlossen. Er nahm das Messer von Kisara weg, strich ihr noch einmal über das helle weiche Haar, ehe er sie fester an den Handgelenken packte und sie in Fahrstuhl sanft aber bestimmt drückte und diesen betätigte.

Sie sollte das nicht mit ansehen, sie sollte diesmal nicht das Opfer sein. Erschrocken rappelte sie sich wieder auf, doch sah Kisara nur noch, wie sich die Tür schloss und ihr letzter Blick fiel auf Kaiba, der ihr kurzes sanftes Lächeln schenkte. Ihr kamen die Tränen, sie schlug schreiend gegen das harte Metall. So sollte das nicht sein! Verzweifelt tat sie es immer wieder ehe sich die Tür endlich wieder öffnete. Der Aufzug hielt ein paar Stockwerke unter der Chefetage. Es dauerte einen Moment, ehe sie wieder aufstand und die Treppen hoch lief, nochmals ließ sie sich nicht in den Fahrstuhl drängen. Keuchend eilte sie die Treppen hoch, jede Stufe nahm ihr mehr und mehr die Kraft. Das Gebäude war einfach zu hoch um einfach von unten nach oben zu gelangen…

Derweil konnte sich Kaiba noch Bakura vom Leibe halten und ihm ausweichen, während er ihn mit Worten versuchte zu beschwichtigen. Der ehemalige Dieb ließ sich nicht abhalten, fuhr unbeirrt fort Seto ermorden zu wollen. Es wurmte ihn zu sehr, dass Seth damals nicht starb und dass er mit seiner weiteren Existenz den Plan Bakuras zunichte machte. Was Bakura immer noch nicht wusste, dass er nach wie vor besessen war, weswegen er nicht einsah, dass sein Handeln völlig irrelevant war.

Und nun hatte er ihn endlich, wo er ihn wollte. In die Ecke gedrängt, das Messer nicht mehr weit vom hellen Fleisch. Alles Reden brachte nicht viel, Seto musste unweigerlich anerkennen, dass er wortwörtlich eingekesselt war.
 

„Diesmal wirst du keinen letzten Wunsch gewährt bekommen, du wirst jetzt verrecken und ich werde endlich meine innere Ruhe finden.“
 

Gefährlich blitze das kalte Metall auf, nur sein Grinsen war kälter. Seto wollte nicht aufgeben, sich wenigstens noch mit Worten zu wehren, denn er kam weder an sein Handy, weder an den Notfallknopf noch an sonstiges heran. Schreien brachte auch nicht sehr fiel, denn in dieser Etage waren nur sein Büro, der Konferenzraum und das Zimmer der Sekretärin. Zusammengefasst: um diese Zeit war niemand da, außer Kisara, die wohl klug genug gewesen war, zwischenzeitlich Hilfe zu holen.

Aber falsch gedacht.
 

„Seth, nein Seto, es freut mich, dich endlich da zu sehen, wo du hin gehörst…“
 

Seto riss wortlos die Augen auf, denn Kura begann mit dem Messer auszuholen und stach zu.

Gerade wollte Bakura freudig Grinsen, als die Klinge sich in den Bauch bohrte, doch fühlte es sich völlig falsch an. Er erschrak fürchterlich, denn er sah in hellblaue Augen.

Kaum das er reagieren konnte, hatte Kisara sich zwischen ihn und Seto geschoben.
 

„Kisara!“
 

Entsetzt ließ Kaiba sie in ihre Arme fallen, Kisara hatte es also wieder getan. Doch diesmal war auch Bakuras Gesicht wie versteinert. Das wollte er gewiss nicht, dieses Mal sollte sie nicht sterben.

Vergessen waren die Zwistigkeiten, er ließ das Messer fallen und sackte auf die Knie. Selbst Kaiba verdrängte, dass Bakura da war und kümmerte sich um die verletzte junge Frau. Dieses Mal wollte Seto sie retten, sie nicht sterben lassen. Bakura beschloss Hilfe zu holen, er war gerade wie ausgewechselt. Während er ins Büro lief und nach einem Telefon suchte, zog Kaiba sein Jackett aus und drückte dieses auf die Wunde, aus der schon Blut trat. Noch war sie bei Bewusstsein, selig lächelte sie ihn an und strich ihm über die Wange.
 

„Alles wird gut…“, flüsterte sie und ihre Hand wurde schwerer, sackte neben den Körper,, dann schloss sie die Augen.
 

Panisch versuchte der CEO sie wieder wachzurütteln, doch sie war bewusstlos. Der ehemalige Dieb kam wieder und blieb neben ihr stehen. Sein Blick war kalt, doch galt dieser Blick nicht ihr, sondern ihm. Bakura müsste es wohl aufgeben, denn egal in welchem Zeitalter sie sich befanden, er wurde immer daran gehindert und immer wieder starb sie dafür.

Wortlos wendete er sich ab, blieb neben der Treppe allerdings stehen, sah mit einem knappen Blick über die Schulter.
 

„Ich habe einen Krankenwagen gerufen, er wird gleich hier sein. Ach ja… Kisaras Leben ist mehr Wert als deines, Kaiba. Und du hast sie nicht verdient, sie ist viel zu wertvoll, also lass die Finger von ihr, sonst wirt du mich ein weiteres Mal sehen.“
 

Auf die wütenden Worte und losen Beschimpfungen reagierte Bakura beim gehen nicht mehr, denn hatte all das gesagt, was von nun an galt und auch das, was er demnächst tun würde.

Epilog

Epilog

Sechs Stunden später im Krankenhaus hatte Kisara das Schlimmste überstanden. Die Blutungen waren gestillt, die Ärzte haben ihren Zustand wieder für gut befunden. Eine Operation war zwar nötig, jedoch dauerte diese nicht sehr lang. Soweit Seto konnte, war er bei ihr und war froh über die Nachricht, dass sie über den Berg war. Leider musste er wieder gehen und der Polizei erklären, was vorgefallen war, außerdem war Bakura noch auf freiem Fuß. Wenn er nur an ihn dachte, wurde er wütend, wenn Seto da mal nicht den Spieß umdrehen würde.

Die Sonne ging wieder unter, als sie erwachte und ihren Körper kaum spürte. Langsam kam sie wieder zu Sinnen und reflektierte bedächtig, was geschehen war. Ihre Lippen formten Worte, die nach Seto klangen. Warum sie das tat, wusste sie nicht, der Raum war dunkel und da hoffte sie, dass Kaiba hier wäre, wohl auf.
 

„Ihm geht es gut.“, hörte sie eine Stimme flüstern.
 

Diese Stimme kam ihr bekannt vor. Vorsichtig tasteten ihre Finger nach der Wärmequelle nahe ihrem Arm. Kisara kannte die Hand, welche sich mit ihrer verschloss, es war genau die gleiche wie in der Nacht, in der sie nicht den Alpträumen ausgeliefert war und jemanden bei sich hatte.
 

„Ich bin froh, dass es dir gut geht, Kisara.“
 

Ihre Augen versuchten seine zu finden, aber es war zu dunkel und sie noch zu schwach. Aber trotz allem lächelte sie leicht.
 

„Danke, Bakura.“
 

Ohne ein weiteres Wort begann er sie zart auf den Wangen zu berühren, se zu streicheln. Soweit sie konnte, schmiegte sich die Sekretärin an seine Hand und schloss leicht die Augen. Warum tat er das? Warum war er auf einmal so freundlich? Wobei, wenn man es genau nahm war er schon immer friedlich zu ihr, hatte ihr nie mutwillig ein Haar gekrümmt, ihm Gesellschaft geleistet… er war da, er war ihrem stillen Wunsch gefolgt.
 

„Bleibst du bei mir?“, fragte sie kaum hörbar den anderen.
 

„Solange ich kann und die Polizei mich nicht findet, ja.“
 

Ihre Hand drückte ein wenig fester die des anderen. Viel lieber hätte sie ihn umarmt, doch so nickte sie nur. Wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätte sie Bakura umarmt, auch wenn er es war, der sie verletzt hatte. Um ehrlich zu sein, es war ihr egal, sie kannte das andere Ich in Bakura, den Mensch in ihm.

Erschöpft ließ ihr Druck an seiner Hand nach, sie war noch sehr erschöpft von der Operation und hatte die Gewissheit, dass es Seto gut ging und dass sie nicht alleine war. Außerdem…

Sie war eingeschlafen.

Auch wenn sie schlief, Bakura blieb bei ihr und beugte sich leicht über sie, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und küsste hauchzart ihre Stirn.
 

Die ganze Nacht über blieb er bei ihr, gar bis zum Morgen als die ersten Schwestern ins Zimmer kamen und ihn entdeckten. Wenig später kam die Polizei und nahm ihn fest, Bakura wehrte sich nicht.

In den nachkommenden Tagen wurde die Anklage gegen Bakura jedoch fallen gelassen, weil Kisara Seto darum gebeten hatte. Dieser verstand es zwar überhaupt nicht, doch wollte er ihr die Bitte erfüllen. Dafür versprach sie, dass Bakura ihm nicht mehr näherte.

Zusatzkapitel

Zusatzkapitel

Für alle, die wissen wollen, wie es weitergeht mit den Beiden. Besonders natürlich für YaKuRaMi, die es brennend interessiert ;)

In der folgenden Woche durfte Kisara wieder nach Hause, sie hatte natürlich von Seto frei bekommen. Die letzten Tage verbrachte sie alleine im Krankenzimmer, selten ließ Seto sich blicken und sah nach ihrem Wohl. Über Bakura sprachen sie allerdings nicht, was für beide auch besser war.

Daheim angekommen sah sie sich um und fand die Wohnung vor, wie sie sie zuletzt verlassen hatte. Seufzend stellte sie die Taschen ab und begann aufzuräumen. Auf der Couch lag noch seine Decke, bedächtig hob sie diese auf und betrachtete sie eine Weile.

Sie dachte nach, wie so oft in den letzten Tagen. Abermals seufzte sie und faltete die Zudecke in Schubfachgröße. Langsam ließ sie sich auf das Sofa sinken und lehnte ihren Kopf auf die Rückenlehne, sah zur weißen Decke. Müde schloss sie die Augen und hatte dann ihn vor ihren Augen, wie er hier lebte und da war. Es hatte sie glücklich gemacht, denn sie war nicht alleine gewesen, nun wollte sie es auch nicht sein. Ihr Wunsch war es, das er jetzt klingeln würde und wieder da wäre, doch dieses Wunschdenken blieb ein Traum.
 

„Bist du einsam?“, hörte sie eine beruhigende Stimme flüstern.
 

Erschaudert schlug sie ihre Augen auf. Ihr Herz raste, denn sie sah keine Decke, sondern in ein paar dunkle Augen, die so weich und warm waren.
 

„Wie bist du hier rein gekommen?“
 

„Du weißt, ich bin ein ehemaliger Dieb, ich kenne viele Tricks um mein Ziel zu erreichen.“, grinste er kurz.
 

Seine Fingerspitzen glitten kurz über ihre Stirn, tippten leicht gegen die Nase, strichen über die Wangen zurück. Sie war so blass wie ein kalter Morgen im Herbst, ihre fein geschwungenen Lippen waren sehr verführerisch.

Und eben diese bildeten nun ein Lächeln.
 

„Spinner…“, war ihre Antwort und ihre Hände fuhren in dessen ebenso hellen Schopf, vergruben sich leicht und zogen seinen Kopf näher zu ihrem.
 

Mit den Armen seitlich gestützt, kam er ihr gerne näher, wendete seinen Blick nicht von ihren hellen Augen ab. Weil es allerdings ein wenig unbequem für beide so wurde, entschloss sich Kisara zu drehen, sodass sie am Ende besser Bakura ansehen konnte. Keiner wollte sich hierbei das Genick brechen.
 

„Warum bin ich ein Spinner? Wenn müsstest du eine sein, denn was du wieder getan hattest-…“
 

Weiter kam er nicht, denn sie hatte ihn mit einfachen Mitteln zum Schweigen gebracht. Zart legten sich ihre Hände an dessen Wangen, fixierten ihn minimal, sodass sie ihm besser das geben konnte, was sie schon seit Tagen tun wollte.

Ohne jeglichen Einspruch begann Bakura diesen Kuss zu erwidern, war es eben das, was er selber so sehr wünschte. Er wollte diese Frau, warum hatte er immer noch nicht ganz verstanden, doch er wollte ihr nahe sein, sie aus ihrer Einsamkeit befreien. Natürlich war sie ihm sehr dankbar dafür, auch hatte sie keine wirkliche Begründung ihn zu wollen, tat es aber.

Sanft löste sie den Kuss, hätte ihn gerne weiter geführt, aber brannte ihr eine Frage auf der Zunge.
 

„Bleibst du?“
 

Egal wie lange, sie würde sich über seine Anwesenheit freuen, ihn auch bekochen und all das.
 

„Solange wie du willst.“
 

Ihre prompte Antwort hätte ‚Ewig’ gelautet, nur hatte sie gerade etwas Besseres im Sinn, nämlich ihn zu küssen. Seine Hände umschlangen ihren zierlichen Körper, drückten ihn leicht an sich und er küsste sie mit jeder Minuten inniger.

Liebevoll verfingen sich ihre Finger in seinem dichten Haar, kraulten ihm den Nacken. Diese Nähe zueinander hatte sie gewollt, genießerisch schnurrte sie fast wie eine Katze gegen seine Lippen. Es fühlte sich so gut an, nie mehr wollte sie dieses Gefühl missen. Ihn übrigens auch nicht mehr.
 

„Bakura, ich mach uns jetzt was zu Essen, ja?“, flüsterte sie ihm leise zu.
 

So wirklich wollte Bakura sie nicht gehen lassen, denn gerade hatte er angefangen es sich mit ihr bequem zu machen. Aber sah er ein, dass sie Hunger hatte und er nebenbei auch. Dennoch begleitete er sie zur Küche, setzte sich an den Tresen und beobachtete sie bei ihren Kochkünsten. Er musste zugeben, dass sie viel konnte und wie das Gemüse schnippelte…die Frau konnte einfach mit dem Messer umgehen, besser als er selber. Da fiel ihm die Sache in der Kaiba Corporation wieder ein und es tat ihm Leid. Inzwischen hatte sich seine Wut auf Seto gelichtet, er hatte nun andere Dinge, auf die er sich konzentrieren wollte.

Keine 20 Minuten später hatte sie ihm einen Teller vor die Nase gestellt, sie wusste, dass er womöglich gerne Fleisch aß, deshalb bekam er ein Steak. Grinsend sah er sie an und musste gestehen, dass es genau das war, was er wollte.

Sie selber ernährte sich typisch Frau, Geflügel und ein kleiner Salat. Zu Trinken gab es Wasser und Cola. Irgendwann würde sie Bakura noch umerziehen, dass er sich ein wenig gesünder ernährte. Bis dahin würde noch einiges passieren.

Zunächst interessierte ihn etwas anderes. Warum hatte sie ihm die Sache mit Seto so einfach verziehen? Außerdem hatte er sie schließlich schwer verletzt. Ruhig musterte er sie, während er sich ab und zu ein Stück Fleisch in den Mund steckte.
 

„Warum bist du mir eigentlich nicht böse? Ich meine, schließlich habe das gleiche wie vor 3000 Jahren getan und du warst trotzdem froh, mich an deinem Krankenbett zu sehen. Das verstehe ich nicht.“
 

Leicht verwirrt sah sie ihn an, wie kam er nun gerade darauf? Doch war es abzusehen, bis er diese Frage stellen würde, vor allen Dingen, wenn sie ihn so behandelte.
 

„Das hat eigentlich einen einfachen Grund.“ Leicht wurde sie rot, versuchte diese Röte zu verdrängen um ihn anzusehen. „Ich wollte nicht, dass du etwas tust, was ich dir nie verziehen hätte.“
 

„Aber genau das kann ich mir doch nicht verzeihen, dass ich dich verletzt habe! Ich meine, ich…“
 

Still sah sie ihn an und lächelte dann.
 

„Womöglich wie du es bereut hast, mich getroffen zu haben mit dem Messer. Ich habe sehr deutlich gespürt, dass du mich nicht hineinziehen wolltest. Dein Grund der Reue ist der gleiche, warum ich dir verzeihe, verstehst du?“
 

Um es kurz zu sagen: Kisara hatte sich in Bakura verliebt, stellte dies nur kurz vor dem Geschehen fest und entschloss sich abermals für Seto zu opfern, damit Bakura abgehalten wurde, was auch geschah. Es war ein hohes Risiko, doch glaubte sie an den ehemaligen Dieb. In den sechs Tagen hatte sie ihn kennen gelernt, ihn beobachtet und verstand sein Handeln. Kura war durchaus menschlich, an ihm fand sie nichts Bedrohliches. Von Anfang an hatte sie ihm vertraut. Sie war verliebt gewesen und ist es immer noch.

Und wie stand es mit Bakura? War sein Denken ebenfalls so oder doch gänzlich anders? Liebte er sie denn auch oder war sie immer noch Mittel zum Zweck?
 

„Ich verstehe dich und du hast Recht, ich…“
 

Darauf konnte Kisara nur abermals lächeln und stand von ihrem Hocker auf, schloss ohne Worte den anderen in ihre Arme. Anscheinend fiel es schwer, sich auszudrücken, doch solange beide das gleiche wollten, war es in Ordnung. Liebe hatte Bakura nie viel erfahren, auch in der Vergangenheit nicht. Vielleicht wurmte es ihn auch deshalb, dass Seth jemanden an seiner Seite hatte, die sich für ihn opfern würde. Er selber war durchtrieben von schwarzen und bösen Gedanken. Auch jetzt noch, aber er konnte gegen sie ankämpfen und sich wehren.
 

„Kisara, weißt du auch, wer ich damals war?“
 

Darauf nickte sie und sah ihn ein wenig ernst an. Nach und nach hatten sich ihre Bilder der Vergangenheit zusammengefügt und endlich ein klares Bild ergeben. Nichtsdestotrotz hatte sie sich für ihn entschieden, die Vergangenheit war passé, beide lebten im Hier und Jetzt.
 

„Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken gehabt im Krankenhaus, es hat nichts daran geändert, was ich fühle, Bakura.“
 

Nun war es an ihm zu Nicken, was er auch tat. Sanft lächelte er sie an und zog sie wieder in seine Arme, küsste sie kurz. Seine Hände griffen sie leicht an der Hüfte, das Essen konnte ruhig warten. Für ihn war es ein leichtes, die junge Frau auf seinen Schoß zu heben, um sie so näher bei sich zu haben. Elegant strich er ihr Haar zurück, küsste ihre süßen Lippen und strich über ihre Seiten. Nur zu gerne nahm sie sein Angebot an und schmiegte sich an seinen muskulösen Körper. Seine Lippen berührten ihren Hals, leicht neigte sie ihn zur Seite, damit er mehr Spielraum bekam. Immer wieder schnurrte sie leise unter seinen Streicheleinheiten und Liebkosungen auf, dieses Gefühl hatte sie gewollt und das nur von ihm alleine.

Frech wie Bakura war, wollte er nun seine Nachspeise haben und begann ihr die Bluse aufzuknöpfen um auch mehr zu bekommen. Etwas beschämt drückte sie sich an ihn heran und wurde ganz rot.
 

„Was ist los? Willst du nichts?“
 

„Doch ich will schon, nur…du bist der Erste, der mir so nahe kommt, verstehst du?“
 

Wie süß sie doch war“ Kura musst grinsen und knöpfte ihr die Bluse leicht wieder zu.
 

„Kein Problem, wir müssen nichts überstürzen, wir haben dafür Zeit.“, meinte er und lächelte sie an.
 

Ganz ehrlich gesagt hatte sie mit dieser Reaktion nicht gerechnet, vielmehr dass er weitermachte und alles andere, nur nicht das. Aber sie akzeptierte es, schließlich hätten beide wirklich Zeit und außerdem war sie noch nicht 100%ig gesund, ihre Narbe auf dem Bauch war noch nicht ganz verheilt.

Sie blieb auf ihm sitzen und küsste ihn als Dank, ehe beide sich wieder dem Essen widmeten.

Ab und zu sah sie zu ihm herüber und überlegte, ob es wirklich okay für ihr war. Männer waren doch immer so schnell erregt und wenn dann konnte sich nicht so schnell wieder abreagieren und überhaupt…
 

„Du denkst zu viel, Iss lieber!“, lachte Bakura, als hätte er in ihren Augen lesen können, was sie beschäftigte.
 

Kisara war eben noch recht jung und unerfahren, vielleicht mochte er gerade das an ihr, dass sie sich Mühe gab und Gedanken um ihn machte. So hatte er seine Aufmerksamkeit und jemanden, dem er etwas bedeutete. Bakura sah endlich ein, dass er gebraucht wurde, geliebt wurde und vor allen Dingen dass seine jetzige Existenz einen Sinn hatte.

Er schwor sich und ihr, bei ihr zu Bleiben, für sie zu Sorgen und ihr das zu geben, was sie wollte. Ohne Kompromisse würde er genau das Gleiche von ihr bekommen.
 

In den folgenden zwei Jahren geschah so einiges in ihrem Leben. Bakura war zu ihr gezogen und eine Arbeit aufgenommen. Außerdem vergrößerte sich die Personenanzahl um eins, sie war stolze Mutter geworden, hatte eine kleine Tochter namens Kasumi bekommen, welche der Sonnenschein in der kleinen Familie geworden war.

Seto sah diesen Verlauf in ihrem Leben mit Argwohn, schließlich handelte es sich immer noch um Bakura und er schwor ihm, wenn Kisara etwas passieren würde, dass Bakura der Erste wäre, der dafür leiden musste.

Ansonsten verlief das Leben sehr harmonisch und leicht, auf und ab waren genauso normal wie kleine Streitigkeiten zwischen ihnen, wenn es mal um das nächtliche Aufstehen und nach dem Kind sehen ging.

Wie gesagt, ein wirkliches Happy End, oder?



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  Caro-kun
2008-05-08T14:14:33+00:00 08.05.2008 16:14
Mmmmh ... joah ... also meiner Meinung nach passen Kisara und Bakura jetzt nicht so wirklich zusammen, aber im großen und ganzen war die FF doch ziemlich cool ^^. Weiter so ^^
Von: abgemeldet
2007-08-07T22:54:59+00:00 08.08.2007 00:54
Für Kaiba ist es kein Happy End, sondern die Hölle.
Er tut mir leid.
Aber es gibt eben keinen Weg, daß alle glücklich werden ...
Von: abgemeldet
2007-08-07T21:58:46+00:00 07.08.2007 23:58
Was soll ich sagen? Gutes Kapi!
Achte mehr auf Rechtschreibung und Grammatik!
Von: abgemeldet
2007-08-07T21:12:05+00:00 07.08.2007 23:12
Na ja, ich mag es ja nicht, wenn mein Lieblingspairing Kaiba-Kisaara verwässert wird, aber es war trotzdem ein nettes Ende. Wenigstens stirbt sie nicht. ^^
Von: abgemeldet
2007-08-07T20:55:17+00:00 07.08.2007 22:55
Oh, oh! Das wird kritisch! Aber ich finde es gut, wie schnell die Geschichte vorankommt.
Siehst du? Ich wußte doch, daß sie nur einsam ist!
*mir selber auf Schulter klopf*
Erbärmlich? Na, Baku ist ja noch erbärmlicher!
Von: abgemeldet
2007-08-07T20:49:38+00:00 07.08.2007 22:49
Wirklich eine amüsante Beziehung! Mann, hat der es gut!
Den ganzen Tag nichts tun und dann noch Essen gekocht bekommen!
Neid, Neid!
Kisa ist ganz schön doof. *lol* Sie könnte ihn wenigstens abwaschen lassen. So schwach ist er ja auch nicht!
Von: abgemeldet
2007-08-07T20:42:01+00:00 07.08.2007 22:42
"Da Frauen nun mal naiv sind und waren, kümmerte sie sich weiter um ihn, wusch das Tuch immer wieder aus und legte es ihm auf die Stirn zurück."
*lol* Aha, Frauen sind also immer naiv .. XDD
Na ja, vielleicht ist sie ja insgeheim froh, Gesellschaft zu bekommen ...
*g*
Es ist allerdings verwunderlich, daß sie ihn weder nach seinem Namen, noch nach seiner Vergangenheit fragt. Das müßtest du erklären.
Ansonsten finde ich die Aufwach-Szene sehr gut.
Bakura ist schlau; ich würde es auch so machen! Was gibt es schließlich Besseres, als von so einer hübschen und netten Person umsorgt und verköstigt zu werden? Da kann man die Rache getrost aufgeben! *lol*
Ich frage mich nur, wieso sie so viel Geld hat, daß sie sich ein Haus leisten kann? Sie ist doch nur Sekretärin?
Von: abgemeldet
2007-08-07T20:31:06+00:00 07.08.2007 22:31
Gute Idee, Kisa Baku mitnehmen zu lassen. Es wird spannend. Was will er hier? Das hast du gut gemacht, die Geschichte so aufzubauen.
Was ist eigentlich ein CEO?
Von: abgemeldet
2007-08-07T20:26:18+00:00 07.08.2007 22:26
He, die FF kenne ich ja noch gar nicht!
Das muß ich natürlich lesen, schließlich kommt hier meine liebe Kisaara vor! ^^
Aber bitte, Shizu, du mußt noch etwas an der Grammatik feilen!

Von:  Disqua
2007-03-01T12:15:01+00:00 01.03.2007 13:15
*rumhüpfs*
so jetzt gefällt es mir wieder XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
Jaja ich bin da eigen und das weisst du *wegrofl*

Aber, Bakura is soooooooo wai,
Kisa so naiv
und Seto ein Idiot *den immer noch wegkick* *grmlgrml*

Nein ernsthaft, die Ff hat mir im allgemeinen sehr gut gefallen, die Idee ist gar nicht schlecht und auch gut umgesetzt, nur ist Kisaras Handeln am Anfang wirklich sehr unverständlich, und wenn ich Bakura wäre *pfeif* hätte es mich sehr interessiert wieso sie sich vor Seto gestellt hätte, wenn sie diesen nicht liebte, wie damals. Da wäre meine Eifersucht sehr sehr hochgekocht und würde den Idioten immer als Konkurenten sehen. Aber gut, XD egal, ist ja nur meine Sicht *lol*

Danke für das Zusatzkapi, *schnurr*
Lieb dich *plüschts* XD


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